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05/12/2019 Spießbürger Hitler sprach mit Volkes Stimme - Nürnberg - nordbayern.

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Spießbürger Hitler sprach mit Volkes


Stimme
Hermann Glaser analysiert die geistigen Ursprünge der Hetzschri „Mein Kampf“ -
01.06.2014 20:25 Uhr

NÜRNBERG - Soll es von Hitlers „Mein Kampf“ 2015 eine kommentierte


Gesamtausgabe geben? Darüber wird vor allem in Bayern — der Freistaat hat die
Urheberrechte an dem Werk — gestritten. Hermann Glaser, früherer Nürnberger
Kulturreferent und Publizist, ist seit langem ein Gegner eines solchen Vorhabens.
Und begründet auch das in seinem neuen Buch über die Wurzeln von Hitlers
Hetzschri .

Ein Laut-Töner voller Phrasen: Adolf Hitler gri in seinen Reden wie auch in "Mein Kampf" auf
deutsche Traditionen des 19. Jahrhunderts zurück. © dpa

Es ist eine Rückkehr zu seinen Ursprüngen: Immer schon trieb Hermann Glaser die
Frage um, wie es „dazu“ kommen konnte — zu Hitlers Diktatur. Seit Anfang der 1960er
Jahre verö entlichte er ein ums andere Werk zu diesem Thema; bekannt wurde der
heute 85-Jährige 1964 mit seiner Studie über die „Spießer-Ideologie“ der (meisten)
Deutschen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, die Hitler den Weg an die Macht
geebnet und erleichtert habe.

Nun legt Glaser eine Art Bilanz dieser lebenslangen Auseinandersetzung (schon als
Junge erlebte er die „Hitlerei“ in seinem widerständigen Elternhaus mit) vor. In elf
Kapiteln mit langen O-Ton-Auszügen aus „Mein Kampf“ belegt er mit unzähligen
Quellen und Verweisen die Wurzeln der Hitlerschen Gedankenwelt, die dieser in
seinem Bestseller des Dritten Reiches ein ums andere Mal in immer neuen
(Para)Phrasen wiederholte.

Dumpf- und Stumpfheit

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Hitler brauchte da o nur aufzugreifen, was sich an Dumpf- und Stumpfheit, an


nationalem Pathos samt des ausgrenzenden Rassen-Chauvinismus alles schon
angesammelt hatte im Lande der „Dichter und Denker“, das von den Höhen der
Aufklärung allmählich hinabstieg zur Barbarei der Nazis. Und zwar ziemlich exakt so,
wie es der Österreicher Franz Grillparzer den Deutschen bereits im 19. Jahrhundert
prophezeit hatte: von der „Humanität durch Nationalität zur Bestialität“. Detailliert
beschreibt Glaser diese „Mutation des Bildungsbürgers zum Untertan und schließlich
zum ,Volksgenossen‘“.

Hitler sprach, das belegt Glaser erschreckend, „mit Volkes Stimme“ — also so, dass er
auf die Zustimmung einer breiten Mehrheit zählen konnte: Er übernahm all das
national aufgeladene Geschwurbel mit seinen Superlativen, das sich jahrzehntelang
angehäu hatte in unzähligen deutschen Reden und auch in vielen Lesebüchern. Dort
degenerierten zum Beispiel Schillers Ideale mehr und mehr zu Klischees, Phrasen,
Wiederholungen. „Die Wortflut war nicht mehr zu bremsen.“

Rassenwahn aus dem 19. Jahrhundert


Und sie steckte auch schon lange vor Hitler voll von jenem Rassenwahn und
Antisemitismus, den der Nationalsozialismus übernahm, radikalisierte und — vor
allem — in die mörderische Tat umsetzte. Im 19. Jahrhundert schrieb etwa der
nationale Vordenker Johann Gottlieb Fichte über die Juden: „Um uns vor ihnen zu
schützen, dazu sehe ich wieder kein anderes Mittel, als ihnen ihr gelobtes Land zu
erobern und sie alle dahin zu schicken.“ Ähnliche Töne gab es vom „Turnvater“ Jahn
oder den weitgehend stramm deutschen Burschenscha en, die reimten: „Aller Juden
Tod und Verderben, Ihr müsst fliehen oder sterben.“ Das setzt sich fort beim Historiker
Heinrich von Treitschke („Die Juden sind unser Unglück“) bis zum Alldeutschen
Verband, der sehr lange vor dem „Arierparagrafen“ ganz Ähnliches forderte: keinerlei
Ämter für Juden, kein Wahlrecht, aber doppelte Steuern.

Da war der Weg gar nicht so weit bis zum radikalen Antisemitismus des Stürmer,
diesem Nazi-Hetzblatt voller „Perversität, Pornografie und Sadismus“ (Glaser), in dem
unverblümt Mord gefordert wurde: „Die Judenfrage ist noch nicht gelöst. Sie ist auch
dann noch nicht gelöst, wenn einmal der letzte Jude Deutschland verlassen hat. Sie
ist erst dann gelöst, wenn das Weltjudentum vernichtet ist.“

Trübe Suada
Für Glaser war Hitler die „Inkarnation des o in seiner Abgründigkeit nicht erkannten
oder verharmlosten Phänotyps des Kleinbürgers“, der auf ein Volk traf, „das
,verspießert‘ war; ein Verschmelzen war die sozialpsychologische Folge“. Und warum
lehnt der Autor eine kommentierte Ausgabe von „Mein Kampf“ ab? Für ihn wäre das
eine Aufwertung: Einen „Kommentar“ hätten nur respektable Druckwerke verdient.
Hitlers Hetzschri sei aber lediglich „zum einen eine Ansammlung von wüsten
Schimp iraden, zum anderen eine trübe Suada, die ihre Elemente aus dem zerstörten
Geist vorwiegend des 19. Jahrhunderts bezieht“ — was Glaser mit seiner
eindrucksvollen Belesenheit belegt. Daher genügten „Auszüge zur Entlarvung des
Pamphlets“. Diese Entlarvung ist Glaser gelungen.

Hermann Glaser: Adolf Hitlers Hetzschri „Mein Kampf“. Allitera Verlag, 344 Seiten,
19,90 Euro. Am Mittwoch, 4. Juni, diskutiert Glaser um 17.30 Uhr im
Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände mit dem renommierten
Antisemitismus-Experten Wolfgang Benz und Thomas Krüger, dem Leiter der
Bundeszentrale für politische Bildung, über sein Buch und die Frage einer
kommentierten Gesamtausgabe von Hitlers (Mach)Werk.

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