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Führungsorientiertes US-amerikanisches
Management Accounting
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KOSTENRECHNUNGS
PRAXIS RJI
ZEfOOß'T ClJfTllOOI«;
Herausgegeben von:
Führungsorientiertes
US-amerikanisches
Management Accounting
Entwicklung - Aufgabenfelder - Spezifika
GABLER
Die Deutsche Bibliothek ~ CIP-Einheitsautilahme
www.gabler.de
Geleitwort
Während der zurückliegenden Jahre hat sich die Kostenrechnung zu einem werthaI-
tigen Instrument der Unternehmensführung entwickelt. Die Instrumente der Kosten-
rechnung wurden durch Konzepte des Kostencontrollings ergänzt. Aussagensysteme
des Kostenmanagements kamen hinzu, die darauf abzielen, Unternehmenserfolge
durch Strukturveränderungen zu steigern. Das Management großer Gesellschaften
und mittelständischer Unternehmungen kann heute auf einen umfänglichen Vorrat
führungsrelevanter Kostenrechnungsinstrumente zurückgreifen. Dieser Differenzie-
rung der Methoden steht die Anforderung nach Harmonisierung von internem und
externem Rechnungswesen gegenüber. Das Erfordernis einer rentabilitäts- und
wertorientierten Unternehmenssteuerung und die Einflüsse der anglo-amerikanisch
geprägten internationalen Rechnungslegung (US-GMP und lAS) zwingen die auf
den Produkt- und Kapitalmärkten agierenden Unternehmen dazu, Ergebnistranspa-
renz zu schaffen. Daher reicht ein unternehmensintern differenzierendes Deckungs-
beitragsmanagement nicht mehr aus. Ergebniscontroller, die sich auch den Fragen
externer Evaluierer stellen, beginnen damit, die Barrieren zwischen bilanzieller
Rechnungslegung und innerbetrieblicher Kostenrechnung abzubauen. Sie besinnen
sich auf die Vorteile des Einkreissystems, das im anglo-amerikanischen Rech-
nungswesen in Form des General Ledger-Konzeptes zentral verankert ist. Dieses
integrierte Rechnungssystem hat die Ausrichtung der US-amerikanischen Manage-
ment Accounting-Instrumente geprägt. Es erschien daher zweckmäßig, die Entwick-
lungsstufen und die wesentlichen Aufgabenfelder des in den USA sehr weit entwik-
kelten Management Accounting unter dem Blickwinkel der zuvor erwähnten Harmo-
nisierungserfordernisse erneut zu analysieren und zu beurteilen. Dieser Aufgabe hat
sich Dipl.-Kfm. Dr. Bernd Zirkler gestellt. Er hat die einschlägigen Schriften der an-
glo-amerikanischen Fachliteratur sorgfältig ausgewertet und die so gewonnenen Er-
kenntnisse anlässlich eines Studienaufenthaltes an der Harvard Business School der
Harvard University ergänzt. Die Monographie informiert den interessierten Controller
vor allem über schlanke Lösungen zur Plan kostenrechnung, Abweichungsanalyse,
Produktkostenkalkulation und Deckungsbeitragsrechnung (Gewinnschwellenanaly-
se ). Das Rechnen mit entscheidungsrelevanten Kosten- und Ergebnisinformationen
steht dabei durchgängig im Vordergrund.
Vorwort
Die vorliegende Arbeit ist das Produkt meiner Forschungsarbeiten zum theoretischen
US-amerikanischen Management Accounting als Assistent und Doktorand am Lehr-
stuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Rechnungswesen und öffentliche
Betriebe der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sie wurde von der
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät Anfang 2001 als Dissertation
angenommen.
Mein Dank gilt allen, die mich während meiner Promotionsphase mit Rat und Tat
begleitet und unterstützt haben. Dieser gebührt vor allem meinem akademischen
Lehrer Prof. Dr. Wolfgang Männel. Sein Gedanke war es, eine Literaturarbeit zum
klassischen US-amerikanischen Management Accounting zu schreiben. Um die not-
wendige Recherche US-amerikanischer Originalliteratur vorzunehmen, ermöglichte
mir Prof. Männel einen Forschungsaufenthalt an der Harvard Business School der
Harvard University in Boston, USA. Für diese frühzeitige Unterstützung sowie seine
ständige wissenschaftliche Begleitung bin ich ihm zu großem Dank verpflichtet.
Herrn Prof. Dr. Harald Hungenberg danke ich für die Übernahme des Korreferates.
Mein herzlichster Dank gilt schließlich meiner Familie. Die bedingungslose Unterstüt-
zung und Liebe meiner Eltern gaben mir die Motivation und die Kraft für die Promoti-
on. Die vorliegende Arbeit ist in liebevollem Gedenken meinem Vater und in großer
Dankbarkeit meiner Mutter gewidmet.
Dr. Bernd Zirkler
Inhaltsverzeichnis IX
Inhaltsverzeichnis
Einführung ................................................................................................................. 1
I. Anliegen ............................................................................................................... 1
I. Die Wurzeln des Management Accounting bis zum 20. Jahrhundert ................. 34
11. Zwecke der Betriebsabrechnung (Major Purposes of Cost Allocation) ............ 122
VI. Beurteilung der Spezifika der US-amerikanischen Cost Allocation .................. 135
11. Grundannahmen und konzeptionelle Grundlagen der Cost Estimation ........... 139
VI. Beurteilung der Spezifika der US-amerikanischen Cost Estimation ................. 159
Inhaltsverzeichnis XIII
V. Beurteilung der Spezifika des US-amerikanischen Planning and Control ........ 240
IV. Beurteilung der Spezifika des US-amerikanischen Decision Making ............... 278
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1.3: Einordnung des General Ledger in das Accounting System ......... 22
Abbildung 2.5: Vatters Position Budget als Vorstufe des Master Budget.. ............ 53
Abbildung 2.19: Entwicklung des Activity Based Costing in den USA ................... 114
Abbildung 4.4: Gründe für die Präferenz der Account Classification ................... 148
Abbildung 5.2: Herstellungskosten nach HGB, US-GAAP und lAS ..................... 164
Abbildung 5.5: General Ledger Kontenbeziehungen des Job Order Costing ...... 175
Abbildung 6.1: Wesentliche Teilbereiche des Planning and Control ................... 206
Abkürzungsverzeichnis
Einführung
I. Anliegen
1 Die vorliegende Arbeit beschränkt sich auf die Literaturanalyse, d.h. es werden keine empirischen
Untersuchungen über die praktische Übung in US-amerikanischen Firmen durchgeführt.
2 Zur Konzeption des General Ledger vgl. OEHLER, Karsten: Das General Ledger-Konzept in
Rechnungswesen und Controlling - in: Controlling, H. 5, 9. Jg. (1997), S. 356-361.
3 In Deutschland wird das konventionelle Zweikreissystem mittlerweile kritisiert. In der Fachliteratur
findet sich oftmals die Forderung nach einer Reintegration bzw. Konvergenz der Rechenkreise,
vgl. MÄNNEL, Wolfgang: Reorganisation des führungsorientierten Rechnungswesens durch Inte-
gration der Rechenkreise, in: krp, 41 . Jg. (1997), S. 9-19 und die dort angegebene Literatur.
2 Einführung
4 Vgl. BERTSCH, Ludwig H.: Zum Stand des Controlling in den USA, in: MAYER, Elmar - Jürgen
WEBER (Hrsg.): Handbuch Controlling, Stuttgart 1990, S. 655-670 .. Bertsch geht insbesondere auf
das operative und strategische Controlling sowie auf Änderungseinflüsse auf Controlling-Konzept
und -Funktion ein.
Vgl. HERZOG, Ernst: Neuere Entwicklungen der Kostenrechnung in den USA, in: MÄNNEL, Wolf-
gang (Hrsg.): Handbuch Kostenrechnung, Wiesbaden 1992, S. 338-347; vgl. auch HERZOG,
Ernst: Stand und Entwicklungstendenzen des innerbetrieblichen Rechnungswesens in den USA, in:
SCHEER, August-Wilhelm (Hrsg.): Rechnungswesen und EDV, Heidelberg 1989, S. 313-326.
Herzog erörtert namentlich das CAM-I Cost Management System (CMS) Conceptual Design und
seine Implikationen für die weitere Entwicklung des Management Accounting.
Vgl. KILGER, Wolfgang: Flexible Plankostenrechnung und Deckungsbeitragsrechnung, 10. Aufl.
Wiesbaden 1993, insbesondere S. 33-36 und 64-67. Kilger diskutiert zum einen die Entwicklung
des US-amerikanischen Standard Cost Accounting und Direct Costing. Zum anderen werden bei
der Erörterung der theoretischen Grundlagen der Plankostenrechnung sowie der Kostenplanung
und -kontrolle durchgängig Bezüge zu US-amerikanischen Konzepten hergestellt.
Vgl. SCHOENFELD, Hanns-Martin W.: Entwicklung des Management Accounting in den USA, in:
MÄNNEL, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch Kostenrechnung, Wiesbaden 1992, S. 348-359. Schoen-
feld gibt einen knappen Überblick über Begriff, Entwicklung, Konzepte und Zukunftsperspektiven
des Management Accounting.
Vgl. WEBER, Karl: Amerikanische Standardkostenrechnung, Winterthur 1960 und WEBER, Karl:
Amerikanisches Direct Costing, Bem und Stuttgart 1964. Weber behandelt die Entwicklung und
Verfahren der US-amerikanischen Konzepte der Standardkostenrechnung und (in seiner Habilitati-
onsschrift) des Direct Costing. Beide Werke fokussieren insofern auf ausgewählte Aufgabenfelder,
die jedoch mit beeindruckender Akribie analysiert werden.
Einführung 3
Die vorliegende Untersuchung gliedert sich zunächst grob in zwei umfassende Tei-
le, die ihrerseits wiederum in einzelne Kapitel unterteilt sind.
Der erste Teil der Arbeit erörtert bedeutsame Spezifika, Entwicklungslinien und
Grundpositionen des Management Accounting. Damit werden die terminologi-
schen, geschichtlichen und systemkonzeptionellen Grundlagen für die Erörterung
der Aufgabenfelder und des jeweils korrespondierenden methodischen Instrumenta-
riums im zweiten Teil der Arbeit geschaffen. Dort werden die einzelnen Aufgaben-
felder in der Struktur und Bezeichnung aufgegriffen, wie sie sowohl der Aufbau US-
amerikanischer Lehrbücher als auch die Kategorisierung des Methodenpotentials in
den wissenschaftlichen Fachzeitschriften ausweist.
Im folgenden erfolgt ein kurzer Überblick über die Funktion und Grundstruktur der
zwei Kapitel des ersten Teils.
Im ersten Kapitel wird zunächst das Analyseobjekt Management Accounting de-
finiert und eingeordnet. Dazu erfolgt eine Einordnung des Management Accounting
in das übergeordnete Accounting (gesamtes betriebliches Rechnungswesen) sowie
eine Abgrenzung zum Financial Accounting (externes Rechnungswesen) und Cost
Accounting. Hier wird auch eine Erörterung des US-amerikanischen General Ledger
Konzepts und seiner fundamentalen Konsequenzen für das gesamte betriebliche
Rechnungsweseninstrumentarium vorgenommen. Zudem werden wesentliche
grundlegende Fachtermini des Management Accounting erläutert.
Um ein Verständnis für Aufgabenfelder, Methoden und Instrumente des US-
amerikanischen Management Accounting zu schaffen, ist auch eine Auseinander-
setzung mit dessen Entwicklungsgeschichte unabdingbar. Das umfassende zweite
Kapitel befaßt sich daher mit signifikanten Entwicklungsstufen des Management
Accounting in den USA. Die veränderten Anforderungen und die jeweilige Ausrich-
tung des Accounting-Instrumentariums werden für die folgenden Epochen diskutiert:
4 Einführung
Während sich die ersten beiden der genannten Phasen dem sogenannten True
Cost Approach zuordnen lassen (d.h. die Accounting-Philosophie spiegelte die Auf-
fassung wider, es ließen sich für bestimmte Bezugsobjekte willkürfrei die richtigen
bzw. wahren Kosten ermitteln), sind die letzten vier Phasen dem sogenannten Rele-
vant Cost Approach zuzuordnen, d.h. Kosten werden nicht als wahr bzw. unwahr
interpretiert, sondern als entscheidungsrelevant bzw. irrelevant. Die hier nur grob
vorgenommene Zuordnung von Zeitabschnitten zu den einzelnen Phasen soll als
Tendenzbetrachtung interpretiert werden. So ist vor allem die zeitliche Verortung von
True Cost und Relevant Cost Approach durch viele Überschneidungen und Aus-
nahmen geprägt. Ein weiterer Eckpfeiler zu den Grundlagen des führungsorientierten
US-amerikanischen Management Accountings wird mit der Darstellung von vier be-
deutsamen Schulen respektive Denkrichtungen des klassischen Management Ac-
counting aufgestellt. Auswahlkriterium für diese Fachvertreter war deren konsequen-
te Ausrichtung auf Methoden und Instrumente zur Generierung entscheidungsrele-
vanter Kosten-, Erlös- und Ergebnisinformationen. Die signifikanten Grundpositionen
dieser Hochschullehrer werden den einzelnen Entwicklungsphasen zeitlich zugeord-
net. Die Diskussion der entsprechenden Denkhaltungen soll aufzeigen, welchen
Niederschlag die Entwicklungsstufen des Management Accounting mit ihren spezifi-
schen Implikationen in den einschlägigen Lehrbüchern und in der universitären
Lehre über die Zeit gefunden haben.
Einführung 5
In einem weiteren Abschnitt des Kapitels wird die von H. Thomas Johnson und Ro-
bert S. Kaplan so bezeichnete Phase der Relevance Lost dargesteIle. In dieser
Ära, deren Beginn von den Autoren auf den Beginn der BO'er Jahre terminiert wird,
wurde die mangelnde Relevanz des konventionellen US-amerikanischen Manage-
ment Accounting für die Unterstützung der Unternehmensführung aufgrund verän-
derter System- und Umweltbedingungen konstatiert. Die wesentlichen Schwächen
des Accounting-Instrumentariums und die dadurch induzierten Fehlsteuerungen
werden aufgezeigt. Aus den von Johnson und Kaplan abgeleiteten Kritikpunkten lei-
teten führende US-amerikanische Fachvertreter Anforderungen an den Aufbau und
die Funktion des Management Accounting ab, um dem gewandelten unternehmeri-
schen Umwelt Rechnung zu tragen. Die sukzessive Akzeptanz und Umsetzung die-
ses Maßnahmenkataloges wurde unter dem Begriff Relevance Regained (wieder-
erlangte Relevanz) bekannt 10 . Die wesentlichen Aspekte werden in einem eigenen
Abschnitt behandelt.
Zudem können die bereits diskutierten Aussagen zu den von Johnson und Kaplan
geprägten Entwicklungsstufen der Relevance Lost und Relevance Regained in die-
sem Zusammenhang als postklassische Positionen des Management Accounting
eingebucht werden.
Von den vier klassischen Vertretern wird als erstes die Lehre von John Maurice
Clark (University of Chicago) aufgegriffen, der bereits 1923 in seinem berühmten
Werk Studies in the Economics of Overhead Costs das vielfach zitierte Postulat auf-
stellte: "Different Costs for Different Purposes,,11. In einer Zeit, die geprägt war
vom Denken in True Costs, postulierte Clark die strikte Rechnungszweckabhängig-
keit von Wertansätzen in der Kostenrechnung und legte damit den Grundstein für
eine entscheidungsorientierte Kostenrechnung.
Vgl. KAPLAN, Robert S. - H. Thomas JOHNSON: Relevance Lost - The Rise and Fall of Man-
agement Accounting, Boston 1987, insbesondere S. 125-151.
10 Es war vor allem das Werk von JOHNSON, H. Thomas: Relevance Regained, New Yark 1992, das
diese Ära begrifflich wie inhaltlich prägte. Weitere wesentliche Impulse kamen durch die CAM-I
Studie, vgl. BERLINER, Callie - James A. BRIMSON (Hrsg.): Cast Management far Today's Ad-
vanced Manufacturing, Boston 1988.
11 Clark überschrieb mit dieser Aussage ein eigenes Kapitel, in dem er die Rechnungszweck- und
Situationsabhängigkeit relevanter Kosten an hand eines illustrativen Beispiels erörterte, vgl. CLARK,
John Maurice: Studies in the Economics of Overhead Costs, Chicago 1923, S. 175-203.
6 Einführung
Als zweite Schule des führungsorientierten Accounting in den USA wird die Schule
von William Joseph Vatter (University of Chicago) analysiert. Vatters Werke fallen
vor allem durch ihre frühe führungsorientierte Ausrichtung auf. Dabei greift Vatter
den Gedanken Clarks von der Rechnungszweckabhängigkeit der relevanten Kosten
auf. Sein vielbeachtetes, 1950 erschienenes Lehrbuch "Managerial Accounting"
prägte die Bezeichnung der Disziplin überhaupt. Es war das erste US-
amerikanische Textbook, das bereits in seinem Titel die Ausrichtung des Accounting-
Systems auf die Unternehmensführung forderte 12. Vatter legt seinen Ausführungen
konsequent einen Management Viewpoint zugrunde und rechtfertigt dies mit der
Aussage ,,[... ] the fundamental and most important uses of accounting are bound up
with the operations of management,,13.
Als weiterer bemerkenswerter, wenn nicht gar berühmtester Fachvertreter des klassi-
schen amerikanischen Management Accounting wurde Charles T. Horngren (Stan-
ford University, Palo Alto) ausgewählt. Nach seinem MBA-Examen an der HaNard
Business School in Boston, nahm der examinierte Certified Public Accountant
(CPA)14 1952 das Angebot einer DoktorandensteIle an der University of Chicago an.
Dort fand er in William Joseph Vatter (s.o.) schnell einen Mentor, der ihn an das Ge-
biet des führungsorientierten Management Accounting heranführte. Horngren griff
die von Vatter geforderte Managementperspektive auf und leitete mit seinem be-
rühmten Textbook Cost Accounting, a Managerial Emphasis einen Paradigmen-
wechsel in der Accountingliteratur ein. Erstmals 1962 veröffentlicht, verursachte die-
ses Werk "mild Shock Waves .. 15 unter den Accounting Professionals, da es die tradi-
tionelle Gliederung des Cost Accounting völlig reorganisierte. Horngren löste sich
von der dominanten Darstellung des vollkostenorientierten Product Costing, das sich
bis dahin in einer ausführlichen Darstellung verschiedener Methoden der Ko-
16 Vgl. SHILLINGLAW, Gordon: The Concept of Attributable Cost, in HOLZER, Hellfried P.: Man-
agement Accounting: 1980, Urbana 1980, S. 73-85.
17 Vgl. SHILLINGLAW, Gordon: Old Horizons and New Frontiers: The Future of Managerial Account-
ing, in: Management Accounting, (1979), S. 3-18.
8 Einführung
Die folgenden Ausführungen geben einen knappen Überblick über die sechs Kapitel
des zweiten Teils. Nach dem im ersten Teil geschaffenen Grundverständnis erfolgt
im zweiten Teil der Arbeit eine Erörterung der in der Literatur diskutierten Aufgaben-
felder und Rechenzwecke des US-amerikanischen Management Accounting und
des korrespondierenden Instrumentariums. Als Ausgangspunkt werden die Schwer-
punkte US-amerikanischer Standardlehrbücher zum Management Accounting zu-
grundegelegt18 . Diese Kategorisierung spiegelt zugleich die Themenschwerpunkte
der Fachbeiträge in den einschlägigen wissenschaftlichen Accounting Journalen wi-
der19 . Dabei lassen sich Cost AlJocation (Betriebsabrechnung, 3. Kapitel), Cost
Estimation (Kostenplanung, 4. Kapitel), Product Costing (Produktkostenkalkula-
tion, 5. Kapitel), Planning and Control (Operatives Controlling, 6. Kapitel) und De-
cis ion Making (Entscheidungsunterstützung, 7. Kapitel) als typische Termini für die
Aufgabenfelder identifizieren.
Die Diskussion der entsprechenden Konzepte ist dabei immer vom Ziel geleitet, die
Spezifika des US-amerikanischen internen Rechnungswesens zu beleuchten. Da die
Erörterungen aus der Grundperspektive des deutschen Rechnungswesens erfolgen,
liegt den Ausführungen eine vergleichende Betrachtung der deutschen Kosten-,
Erlös- und Ergebnisrechnung und des US-amerikanischen Management Accounting
implizit zugrunde. In ausgewählten Einzelfragen (wie z.B. anläßlich der Erörterung
der jeweiligen Konzepte der Plankostenrechnung) werden zudem explizite Verglei-
che vorgenommen.
In jedem der Kapitel erfolgt zunächst eine Beschreibung der Grundlagen und der
Methodik, welche auf den entsprechenden Rechenzweck angewandt werden. Hier-
bei erfolgt eine Identifikation bedeutsamer Spezifika. Eine würdigende Beurteilung
des gesamten jeweiligen Aufgabenfeldes und des korrespondierenden Methodenpo-
18 Je nach Forschungsschwerpunkt werden die einzelnen Aufgabenfelder von Autor zu Autor unter-
schiedlich differenziert und tief behandelt und gegliedert. Die sehr umfassenden Standardwerke
von Horngren und Foster sowie Rayburn liefern gute Beispiele für eine derartige Klassifizierung.
Vg!. HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cast Accounting: A Managerial Emphasis, 7.
Auf!., Englewood Cliffs 1991, S. VII-XIII oder RAYBURN, Letricia G.: Cost Accounting: Using a
Cost Management Approach, 6. Aufl., Boston, Chicago 1996, S. XVII-XXXI.
19 Vgl. hierzu die Auswertungen ausgewählter wissenschaftlicher Accounting-Journale der Jahre
1926-1983 in KLEMSTINE, Charles F. - Michael W. MAHER: Management Accounting Research:
A Review and Annotated Bibliography, New York 1984.
Einführung 9
tentials erfolgt dann als Zwischenfazit am Ende der einzelnen Kapitel. Teilweise
werden zudem Teilbereiche der einzelnen Aufgabenfelder separat beurteilt (z.B. die
Cost-Volume-Profit Analysis als Bestandteil des Aufgabenfeldes Decision Making),
da die entsprechenden Methoden einen eigenen Komplex darstellen.
Der zweite Teil und damit die gesamte Arbeit schließt mit dem achten Kapitel als
zusammenfassender Darstellung bedeutsamer Spezifika des US-amerikanischen
Management Accounting. Dort werden die wesentlichsten Aspekte, durch die sich
das spezifisch US-amerikanische interne Rechnungswesen auszeichnet, nochmals
im Überblick dargestellt. Ferner wird ein knapper Ausblick gegeben.
Die folgende Abbildung 0.1 zeigt die vorgenommene Klassifizierung im Überblick
und gibt die Zuordnung von bedeutsamen Teilgebieten bzw. kontroversen For-
schungsgebieten (wie beispielsweise die insbesondere in den 60"er Jahren intensiv
geführte Diskussion um das Absorption versus Direct Costing) zu den Aufgabenfel-
dern wider.
10 Einführung
Entwicklungsgeschichte ergibt sich für die vorliegende Arbeit die in Abbildung 0.2
dargestellte konzeptionelle Grundstruktur"
Cooper/Kaplan
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Product Costing (Produktkostenkalkulation)
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(Entscheidungsunterstützung)
Der Begriff des Accounting wird in der US-amerikanischen Fachliteratur als Um-
breila Term 1 bezeichnet, d.h. er umfaßt alle Disziplinen, die sich mit Service Ak-
tivitäten befassen, "... whose function is to provide quantitative information, primarily
financial in nature, about economic entities that is intended to be useful in making
economic decisions ..2 .
Damit stellt Accounting einen Oberbegriff für die Bereiche Auditing (Prüfungswe-
sen), Taxation (Steuerlehre), Financial Accounting bzw. General Accounting (exter-
Vgl. SIEGEL, Joel G. - Jae K. SHIM: Dictionary of Accounting Terms, 2. Aufl. , New York 1995, S.
6.
Vgl. WEIL, Roman L. u.a.: Accounting: The Language of Business, 9. Aufl., Sun Lakes 1994, S. 6.
Systembildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens 13
External Parties
Accounting
T
I Management Accounting I
Management
Vergleicht man amerikanische Lehrbücher zum Accounting als dem gesamten be-
trieblichen Rechnungswesen mit den korrespondierenden deutschen grundlegenden
Fachbüchern, so wirkt ihr Grundaufbau zunächst ähnlich. Analog der Zweiteilung in
externes und internes Rechnungswesen nach der Konzeption des deutschen Zwei-
kreissystems, wird dort Financial Accounting und Management bzw. Managerial
Accounting separat behandelt4 . Das externe und das interne Rechnungswesen
werden als zwei Systeme behandelt, ersteres dient als Informationsinstrument für
unternehmensexterne Adressaten, das heißt als Aufzeichnung der Güter- und Zah-
3 Zu dieser Zuordnung vgl. nochmals SIEGEL, Joel G. - Jae K. SHIM: Dictionary of Accounting
Terms, 2. Aufl. , New York 1995, S. 6. Der eher selten verwendete Begriff General Accounting fin-
det sich beispielsweise bei NEUNER, John J.W. - Edward B. DEAKIN: Cost Accounting: Princi-
pies and Practice, Homewood, 1977, S. 7.
Als typisches Beispiel für diesen Grundaufbau vgl. SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me
GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9. Aufl., Homewood 1986.
14 Systembildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens
WEIL, Roman L. u.a.: Accounting: The Language of Business, 9. Aufl., Sun Lakes 1994, S. 52.
6 Zur kapitalmarktorientierten Ausrichtung des Financial Statement und der Grundkonzeption der
GAAP vgl. HALLER, Axel: Wesentliche Ziele und Merkmale US-amerikanischer Rechnungslegung,
in: BALLWIESER, Wolfgang [Hrsg.]: US-amerikanische Rechnungslegung, 2. Aufl., Stuttgart
1996, S. 1-27, hier S. 4-18.
Systembildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens 15
Generally Accepted Accounting Principles (GAAP) nieder. Zusammen mit Non Pro-
mulgated Generally Accepted Accounting Principles, die aus der praktischen Übung
US-amerikanischer Betriebe abgeleitet werden, stellen diese mehr als nur das funk-
tionale Äquivalent zu den deutschen Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung
dar. Sie repräsentieren vielmehr den Hauptbestandteil der für das US-amerikanische
Financial Statement maßgeblichen materiellen Rechnungslegungsvorschriften 7 .
Die oberste Zielsetzung der US-amerikanischen Rechnungslegung wurde im soge-
nannten Conceptual Framework des FASB manifestiert. Dieses wiederum setzt
sich aus Statements of Financial Accounting Concepts (SFAC) als den obersten Ma-
ximen der GAAP zusammen. Im SFAC No. 1 wird die Funktion der externen Rech-
nungslegung definiert. Dort ist festgehalten, daß das Financial Reporting eine
effiziente Funktionsweise des Kapitalmarktes sicherstellen soll um damit zu einer
effizienten Allokation knapper Ressourcen beizutragen. Um diese Aufgabe zu erfül-
len, wird als Aufgabe des Financial Statements ,,10 provide information that is useful
to make business and economic desisions"s festgehalten. Mit diesem zentralen
Postulat des sogenannten Decision Usefulness Approach ist das Financial
Statement als ein Instrument definiert, das Auskunft über Unternehmensleistung und
-ergebnisse (Enterprise Performance and Earnings) geben und das eine Prognose
über zu erwartende Cash Flows ermöglichen soll. Entsprechend dieser Funktion ge-
hen die Pflichtbestandteile der externen Rechnungslegung in den USA über die
deutschen obligatorischen Komponenten des handelsrechtlichen Jahresabschlusses
deutlich hinaus. Im einzelnen besteht das US-amerikanische Financial Statement
aus:
Zu einer differenzierteren Darstellung der Entstehung, Funktion und des Inhaltes der GAAP vgl.
HALLER, Axel: Die Grundlagen der externen Rechnungslegung in den USA, 1989, S. 55-76.
FASB, SFAC No. 1, Fußnote 18, Abs. 33.
16 System bildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens
9 Vgl. FASS, SFAC No. 6, Abs. 77. Während das Income from Continuing Operations before
Taxes und das Operating Income explizit vom FASB als Zwischensumme angegeben werden, ist
das Finanzergebnis als Differenz der zwei Größen nicht explizit aufgeführt.
10 Vgl. SEC, Regulation S-X, Fußnote 2, Rule 210.5-03. Die Revenues müssen in der genannten
Differenzierung direkt im Income Statement angegeben werden. Demgegenüber dürfen die pro-
duktbezogen differenzierten Cost of Goods Sold auch in den Notes angegeben werden.
11 Diese interne Orientierung des Financial Accounting wird sich in Zukunft eher verstärken als ab-
schwächen. So fordert eine Studie der AICPA von 1994 unter Bezugnahme auf die veränderten
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, wie der Technologisierung und des allgemein verschärften
Wettbewerbs z.B. folgende Informationen:
• high-level operating data and performance measurement that management uses to manage the
business,
Systembildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens 17
on und Kommunikation von Kosten-, Erlös-, Ergebnis- und Finanzdaten zur Planung
und Steuerung von Führungsentscheidungen definiert16 .
Der von Vatter verwendete Terminus Managerial Accounting und der Begriff des
Management Accounting werden in aller Regel synonym verwandt und auch in der
vorliegenden Arbeit so gebraucht. Gelegentlich wird unter Management Accounting
in der Literatur auch das gesamte betriebliche Rechnungswesen verstanden. Dem-
gegenüber bezeichnet der Begriff Managerial Accounting regelmäßig das führungs-
orientierte interne US-amerikanische Rechnungswesen.
Auch der Terminus Cost Accounting wird häufig als Synonym für Management bzw.
Managerial Accounting verwendet. Im engeren Sinne bezeichnet Cost Accounting
allerdings ein stark kostenträgerorientiertes Rechenwerk. Als wesentliche Teilbe-
reiche lassen sich das Standard Costing und das Product Costing für die Preisfin-
dung (Pricing) und für die Bestandsbewertung anführen 17. In diesem gebräuchlichen
letzteren Sinne dient das Cost Accounting als Bindeglied von Management Accoun-
ting und Financial Accounting. Wie Abbildung 1.2 veranschaulicht, entleiht sich das
Cast Accounting das Absorption Costing (Vollkostenkalkulation) aus dem Rechen-
werk des Management Accounting und dient auf der anderen Seite mit den ermittel-
ten vollen Herstellkosten 18 dem Financial Accounting zur Inventory Valuation (Be-
standsbewertung).
Dieses Informationserfordernis des Financial Accounting an das Cost Accounting -
Ermittlung voller Herstellungskosten - prägte damit das Cost Accounting, auch im
weiteren Sinne, als vollkostenorientiertes und kostenträgerorientiertes Rechen-
werk.
Financial Management
Accounting Accounting
21 "After all, the same basic transaction data are used for both purposes, although the data may be
assembled and adjusted in somewhat different ways" BROWN, Victor H.: The tension between
Management Accounting and Financial Reporting, in: Management Accounting, May (1987), S. 39.
22 Die Bezeichnung Tied-in Cost System findet sich auch in dem von Dickey herausgegebenen Ko-
stenrechnungshandbuch. Dort wird aus US-amerikanischer Perspektive eine sehr gute knappe Be-
schreibung des Einkreissystems gegeben. "Accounting costs or tied-in costs are from a cost sys-
tem tied in with regular accounts, which operates as an integral part of the whole system of ac-
counts. [... ] Although some flexibility in the type of the data utilized is provided for in subsidiary led-
gers and papers, a tied-in system must keep accounts in dollar form and follow the same basic
concepts employed in the keeping of financial accounts. A tied-in system has the advantages
of objectivity and internal check required by the formal system of accounts", DICKEY, Robert
[Hrsg.]: Accountants Cost Handbook, 2. Auf!., New York 1960, Hervorhebungen vom Verfasser, S.
228.
23 Vg!. WEIL, Roman L. u.a.: Accounting: The Language of Business, 9. Auf!., Sun Lakes 1994, S.
41.
24 Vg!. dazu KAPLAN, Robert 5.: The Evolution of Management Accounting, in: The Accounting Re-
view, April (1984), S. 390-418; KAPLAN, Robert S. - H. Thomas JOHNSON: Relevance Lost - The
Rise and Fall of Management Accounting, Boston 1987, S. 19-207 und KAPLAN, Robert S. - An-
thony A. ATKINSON: Advanced Management Accounting, 2. Auf!., New Jersey 1989, S. 1-14.
25 "In principle there was no particular reason why the greatly increased demand für published, ob-
jective, audited financial statements [... ] should have had any impact on the development of man-
agement accounting systems. [ ... ] But U.S. companies must have decided, sixty and seventy years
Systembildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens 21
ago, that the benefits of keeping two sets of books [... ] were too costly relative to the benefits. The
high cost of information collection, pracessing, and reporting [... ]Ied companies to attempt to man-
age their internaioperations with the same information used to report to extern al constituencies.
Thus, product costs werde computed based on aggregate, average allocations of manufacturing
overhead, and control procedures used monthly variances computed fram generaliedger financial
accounts.", KAPLAN, Robert S. - Anthony A. ATKINSON: Advanced Management Accounting, 2.
Auf!., New Jersey 1989, S. 9.
26 "Besides being concerned with the traceability of costs, the accountant must recognize the concept
of oppportunity cost. Opportunity cost is the marginal income or contribution that is given up be-
cause one alternative is chosen in preference to another. This concept, which centers on foregone
opportunities instead of cash expenditures, is relevant for those decisions in wh ich a scarce re-
source must be utilized as efficiently as possible", BÖER, Germain: Direct Cost and Contribution
Accounting, New York u.a., 1973, S. 11.
27 Hierauf verweist auch WEBER, Karl: Amerikanisches Direct Costing, Bern und Stuttgart 1964, S.
16.
22 System bildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens
/
Explanatory or
Analytical Schedules
Routine
Managerial
Reports
Special Managerial
Voucher Files Studies for particular
purposes
Deutlich geht aus seiner Systematisierung hervor, daß die Routinerechnungen des
führungsorientierten Management Accounting auf die Werte des General Ledgers,
differenziert geführt in den Nebenbüchern (Subsidiary Ledgers), zurückgreifen.
Demgegenüber bildet eine geordnete Belegablage (Voucher Files) die einzige Basis
für die spezifischen Special Studies, die als kalkulatorische Sonderrechnungen nur
im Einzelfall (Particular Purpose) aufgestellt werden. Abbildung 1.3 veranschaulicht
den deutlich untergeordneten Stellenwert von kalkulatorischen Wertansätzen im US-
amerikanischen Management Accounting.
28 In Anlehnung an VATTER, William J.: Managerial Accounting, New York 1950, S. 108.
Systembildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens 23
führen. Wie aufgezeigt wurde, ist das Rechnen mit kalkulatorischen Kosten dem
Management Accounting grundsätzlich fremd, im General Ledger werden nur zeitli-
che Abgrenzungen, keine sachlichen Überleitungen vorgenommen. Der US-
amerikanische Kostenbegriff ist pagatorischer Natur, kalkulatorische Wertansätze
bleiben einzelfallbezogenen Sonderrechnungen vorbehalten 29 .
Entsprechend dieser pagatorischen Grundausrichtung leiten sich die Grundbegriffe
des Management Accounting von den Expenditures ab. Diese bezeichnen sämtli-
che Abflüsse an Bar- bzw. Buchgeld und entsprechen damit dem deutschen Termi-
nus Auszahlungen exakeo. Eher ungebräuchlich ist der Begriff Disbursement. Eini-
ge wenige Fachbücher des Management Accounting definieren das Disbursement
auf den Zeitpunkt des Güterzugangs (Goods lnflow) und damit des Entstehens der
Verbindlichkeit (Liability). In diesem engen Verständnis entspricht dies dem deut-
schen Fachbegriff Ausgabe. Jedoch überwiegt in der Literatur die synonyme Ver-
wendung von Expenditure und Disbursement.
Die pagatorischen Gegenleistungen für fremd bezogene Einsatzfaktoren als Original
Costs (Anschaffungskosten) und die pagatorischen Herstellungskosten als Manu-
facturing Costs stellen den originären Wertmaßstab für die Bewertung von Vermö-
gensgegenständen dar31 . Fortgeführte, d.h. um Abschreibungen und Zuschreibun-
gen korrigierte Original bzw. Manufacturing Costs bezeichnen im engen Sinn den
Wert von Vermögensgegenständen. In diesem strengen Verständnis wird Cost somit
synonym zu dem Begriff Asset verwendet. Gegenüber der deutschen bilanziellen
Auffassung, nach der ein Vermögensgegenstand durch selbständige Verkehrsfähig-
keit, selbständige Bewertbarkeit und das Vorhandensein eines wirtschaftlichen Wer-
tes konkretisiert wird, definiert sich die Asset Quality (Aktivposteneigenschaft) nach
US-amerikanischem Verständnis durch das Vorliegen von Future Benefits (zukünf-
tigem Nutzenpotential).
29 Vgl. BAUMANN, Karl-Hermann: Das Rechnungswesen als Instrument zur Steuerung und Kontrolle
von US-Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche
Forschung 38. Jg. (1986), S. 425-432, hier S. 431.
30 "Payment of cash for goods or services received [... ]", WEIL, Roman L. u.a.: Accounting: The Lan-
guage of Business, 9. Aufl., Sun Lakes 1994, Hervorhebungen vom Verfasser, S. 36.
31 Zu den Original Costs und Manufacturing Costs vgl. SIEGEL, Joel G. - Jae K. SHIM: Dictionary
of Accounting Terms, 2. Aufl. , New York 1995, S. 253, 291.
24 System bildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens
Im weiten Sinne bezeichnet der amerikanische Begriff Cost den pagatorischen Ko-
stenbegriff deutscher Prägung und wird damit synonym zu Expense verwandt. In
strenger Auslegung können jedoch nur Expenses als Aufwendungen bzw. pagatori-
sche Kosten erfaßt werden. Der Terminus Expense bezeichnet den Verzehr von
Produktionsfaktoren, dem ein betrieblicher Nutzenbeitrag gegenübersteht. Dieser
Nutzenbeitrag wiederum wird entsprechend der US-amerikanischen Pagatorik durch
die Ausrichtung auf die Erzielung zahlungswirksamer Erlöse konkretisiert: "a de-
crease in owners equity caused by using up assets in producing revenue,,32. Demge-
genüber steht der Begriff Loss als der Verzehr von Nutzenpotential ohne betriebli-
chen Nutzenbeitrag, "for which no revenue is obtained". Dieser Begriff ist doppelt
belegt, seine zweite Bedeutung entspricht dem Verlust nach deutschem Verständnis
als Überschuß der Expenses über die Revenues 33 . Damit läßt sich festhalten, daß
der US-amerikanische pagatorische Kostenbegriff Expense sämtliche auf die Lei-
stungserstellung und -verwertung gerichteten periodisierten Auszahlungen erfaßt.
Der erörterte Beziehungszusammenhang zwischen diesen Grundbegriffen des Ac-
counting wird in Abbildung 1.4 dargestellt.
32 WEIL, Roman L. u.a.: Accounting: The Language of Business, 9. Aufl., Sun Lakes 1994, S. 36.
33 Vgl. SIEGEL, Joel G. - Jae K. SHIM: Dictionary of Accounting Terms, 2. Aufl. , New York 1995, S.
246.
Systembildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens 25
Fortgeführte
Anschaffungskosten
(Original Cost) bzw. Zugang an Gütern,
Herstellungskosten Entstehen der
(Manufacturing Cost) Verbindlichkeit =
Ausgabe
Abfluß an I. e. S. bezeichnet der
1<:. ~ Terminus Cost den Wert~ -> - oftmals synonym zu
Barmitteln =
von Vermögens- Expenditure, d. h.
Auszahlung
gegenständen i. d. R. keine
Differenzierung
- wird i. w. S. synonym zwischen
zu Expenses (betrieb- Expenditure und
licher Werteverzehr = Disbursement
Kosten bzw. Auf-
wendungen) verwandt
I
I Verzehr des
JNutzenpotentials
Expired Cost
Expense Loss
Verzehr von
Verzehr von
Produktionsfaktoren
Produktionsfaktoren,
ohne betrieblichen
dem ein betrieblicher
Nutzenbeitrag
Nutzenbeitrag
(for which no revenue
gegenübersteht
I is obtained) =
(to obtain revenue) =
außerordentlicher
I Kosten, Zweckaufwand
Aufwand
~---_ .. ~ .. _- -
Die Aussage "terminology has never been a strong point in accounting practice
or research,,34 trifft besonders auf das theoretische Grundgerüst des US-
amerikanischen Accounting-Instrumentariums zu. Es existieren eine Vielzahl unter-
schiedlicher Definitionen von Accounting Theories 35 , eine allgemein anerkannte
Definition fehlt allerdings bis heute. Dagegen ist das deutsche Schrifttum zu den Bi-
lanztheorien vergleichsweise geschlossener und klarer36 .
Als erste Näherung lassen sich unter einer Accounting Theory alle Forschungs- bzw.
Theorieansätze verstehen, die mit dem Bereich des US-amerikanischen Rech-
nungswesens in Verbindung stehen. Somit können diese Arbeiten sowohl das Ma-
nagement Accounting als auch das Financial Accounting und auch die Disziplin Eco-
nomics (Volkswirtschaftslehre) zum Gegenstand haben. Der weitaus größte Teil der
Forschungsarbeiten bezieht sich jedoch unmittelbar auf das externe US-
amerikanische Rechnungswesen, das Financial Accounting. Oftmals werden die Ba-
sic Theories of Accounting, aufgrund ihres primären Fokus auf unterschiedliche Jah-
resabschlußadressaten, auch als Theorien über die Zielträger des Jahresab-
schlusses bezeichnet und damit ausschließlich dem Financial Accounting zugeord-
nee7 .
Da die theoretischen Anforderungen an das Financial Accounting jedoch die Struktur
des General Ledger als gemeinsame Datengrundlage bzw. Grundrechnung für das
Financial und Management Accounting festlegen, haben diese primär durch das ex-
34 ZEFF, Steven: Comments on Varieties of Accounting Theory, in: Foundations of Accounting The-
ory, hrsg. von STONE, Williard E.. , Gainesville 1971, S. 51. Diese Kritik aus US-amerikanischer
Sicht an der Fachterminologie des Management Accounting findet sich auch in der deutschsprachi-
gen Literatur: "Für die - in der deutschen Literatur weitgehend bestehenden - klaren Begriffsyste-
me scheinen manche amerikanische Autoren überhaupt kein Verständnis zu haben", WEBER,
Karl: Amerikanisches Direct Casting, Bern und Stuttgart 1964, S. 6 f.
35 Hylton bemerkt dazu pointiert: "There are nearly as many definitions of accounting theory as there
are accountants", HYLTON, David: Current Trends in Accounting Theory, in: The Accounting Re-
view (1962), S. 22-27, hier S. 22.
36 Einen guten Überblick über die deutschen Bilanztheorien erhält man bei BAETGE, Jörg: Bilan-
zen, 4. Aufl., Düsseldorf 1996, S. 13-28.
37 Zu dieser Auffassung vgl. beispielsweise COENENBERG, Adolf G.: Jahresabschluß und Jahres-
abschlußanalyse, 16. Aufl., LandsbergILech 1997, S. 742-745.
System bildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens 27
~ /
Basic Theories
of Accounting
Fund Theory
/'
/
---- /
Commander Theory
A. Proprietary Theory
Die Proprietary Theory stellt, wie es ihr Name zum Ausdruck bringt, auf den bzw. die
Eigentümer eines Unternehmens ab und setzt somit Unternehmen gleich Unter-
nehmer. Das Unternehmen wird als Teilmenge des Vermögens des Unternehmers
betrachtet, folglich kommt es darauf an, dem Eigner Informationen über sein Netto-
vermögen und über dessen periodische Veränderung zu liefern. Revenues erhöhen
dieses Nettovermögen, Expenses vermindern es. Da das Accounting dem Unter-
nehmer Informationen über die Rentabilität seines in ein bestimmtes Unternehmen
investierten Kapitals liefern soll, erfüllt es die Funktion einer Segmentberichterstat-
tung. Der Fokus der Proprietary Theory liegt vorrangig auf der Nettovermögensände-
rung zu einem Stichtag. Sie läßt sich insofern als statisch interpretieren 38 . Die cha-
rakteristische Bilanzgleichung der Proprietary Theory lautet wie folge 9 :
38 Vgl. zu dieser Interpretation auch BELKAOUI, Ahmed: Accounting Theory, San Diego u.a., S. 224.
39 Zur Proprietary Theory vgl. die Zusammenfassung bei HALLER, Axel: Die Grundlagen der exter-
nen Rechnungslegung in den USA, 1989, S. 108-112.
System bildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens 29
Merkmale, die auf die Proprietary Theory zurückgeführt werden können. In diesem
Zusammenhang läßt sich insbesondere die Produktkostenkalkulation anführen.
Aufgrund des dominanten General-Ledger-Konzeptes ist das Management Accoun-
ting stark auf die Bestandsbewertung auch der externen Rechnungslegung ausge-
richtet. US-amerikanische Produktkostenkalkulationen spiegeln insofern eine Aus-
richtung an der vermögenswertorientierten Proprietary Theory wider41 .
B. Entity Theory
Im Gegensatz zur Proprietary Theory steht bei der Entity Theory nicht der Eigentü-
mer als Unternehmer im Kern der Betrachtung. Vielmehr stellt sie auf das Objekt
Unternehmen, also auf die juristische Person (Entity) ab42 . Nach dieser Theorie
wird keine Unterscheidung von Eigenkapital- und Fremdkapitalquellen vorgenom-
men, da beide aus Sicht des Unternehmens gleichgestellt sind. Demzufolge lautet
die charakteristische Bilanzgleichung 43 :
c. Fund Theory
Im Gegensatz zu den anderen Basic Theories of Accounting, die auf mehrere Wis-
senschaftler zurückzuführen sind, wurde die Fund Theory (Fonds-Theorie) aus-
schließlich durch Vatter formuliert und geprägt. Vatter war von der Idee geleitet, das
Accounting auf ein objektives Fundament zu stützen. Damit wollte er der Vieldimen-
sionalität von Rechnungszwecken gerecht werden. Vatters Theorie ist ausgespro-
chen vermögensorientiert, demzufolge statisch. Er definiert personenunabhängige
Fonds als Abrechnungseinheiten, die sich aus bestimmten Vermögensgegenständen
und Verpflichtungen zusammensetzen 46 . Das Ziel dieser Abrechnungslogik ist es,
aus diesen Bilanzschichten die jeweils rechnungszweckspezifisch relevanten Infor-
mationen zusammenstellen zu können. In diesem Sinne gleicht die Gesamtheit der
Fonds einer umfassenden Grundrechnung, auf der die rechnungszweckspezifi-
schen Auswertungsrechnungen aufbauen. Die in einem Fonds erfaßten Vermö-
gensgegenstände repräsentieren Nutzungs- bzw. Leistungspotentiale, wohingegen
44 Vgl. LITTLETON, Arthur, Accounting Evolution to 1900, 2. Aufl., New York 1966, S. 192.
45 Vgl. SCHMALEN BACH, Eugen: Dynamische Bilanz, Neuß 1962.
46 Vgl. BELKAOUI, Ahmed: Accounting Theory, San Diego u.a., S. 108.
Systembildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens 31
das Kapital (Eigen- oder Fremdkapital) als Beschränkung dieser Potentiale gesehen
wird. Die charakteristische Bilanzgleichung lautet dementsprechend 47 :
47 Zur Fund Theory vgl. die Zusammenfassung bei HALLER, Axel: Die Grundlagen der externen
Rechnungslegung in den USA, 1989, S. 116-119, vor allem aber das originäre Werk von VATTER,
William J.: The Fund Theory of Accounting and its Implications for Financial Reports, Chicago,
1947.
48 Vgl. HALLER, Axel: Die Grundlagen der externen Rechnungslegung in den USA, 1989, S. 119.
49 "The difficult part of the expense problem lies in the fact that the releases of service may be largely
nonvolitional, uncontrollable or even automatie and the services may be released to channels
other than those that ideally would be chosen for their disposition. The expenditures of service
are not all revenue-producing; some may spill outside the intended trough, VATTER, William J.:
The Fund Theory of Accounting and its Implications for Financial Reports, Chicago, 1947, S. 22 f.
50 ,,[ ... ] services are joint in their ultimate significance; that is services simply do not occur in discrete
bundles that can be kept entirely seperate and traced with precision",VATTER, William J.: The
Fund Theory of Accounting and its Implications for Financial Reports, Chicago, 1947, S. 23.
32 System bildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens
D. Commander Theory
Die Commander Theory wurde von Goldberg 1965 begründet52 . Ihr liegt das Con-
cept of Economic Control zugrunde, was sich am besten mit Konzept der wirt-
schaftlichen Verfügungsgewalt übersetzen läßt. Dieser Ansatz impliziert, daß die
Funktion des gesamten betrieblichen Accounting Systems vorrangig in der Informati-
onsversorgung des Managements begründet liegt53 . Dementsprechend muß das
Accounting System auch die Sichtweise der Commander bzw. Manager widerspie-
geln. Nach Goldberg zeigt die differenzierte Ergebnisrechnung eben auch nur das
Ergebnis, das sich aus der wirtschaftlichen Verfügungsgewalt ergibt. Mit anderen
Worten: nicht betriebszweckbezogene Aufwendungen bzw. Erträge werden aus der
Betrachtung ausgeklammert. Dieses Concept of Economic Control wurde, wie im
folgenden noch zu zeigen sein wird, späteren Arbeiten zum theoretischen Manage-
ment Accounting zugrunde gelegt. Es läßt sich als ein Ansatz klassifizieren, der sich
stark prägend auf das interne US-amerikanische Rechnungswesen auswirkte. In die-
sem Zusammenhang ist insbesondere auf die deutlichen Bezüge zu den Aufgaben-
feldern Planning and Control (operatives Controlling) sowie Decision Making (Ent-
scheidungsunterstützung) hinzuweisen 54 .
Da die Theorie jedoch als Basic Theory of Accounting für das gesamte betriebliche
Rechnungswesen Implikationen aufweist, lassen sich auch Auswirkungen auf das
Financial Accounting feststellen. Im Mittelpunkt steht dabei die Unterstützung des
Decision Usefulness Approach, der besagt, daß das Financial Statement (Jahres-
abschluß) vorrangig über die Effektivität und Effizienz der Unternehmensführung
51 Vg!. VATTER, William J.: The Fund Theory of Accounting and its Implications for Financial Re-
ports, Chicago, 1947, S. 25, siehe auch COENENBERG, Adolf G.: Jahresabschluß und Jahresab-
schlußanalyse, 16. Auf!., Landsberg/Lech 1997, S. 744.
52 Vgl. GOLDBERG, Lois: An Inquiry into the Nature of Accounting, lowa City 1965.
53 Vgl. auch die Zusammenfassung bei HALLER, Axel: Die Grundlagen der externen Rechnungsle-
gung in den USA, 1989, S. 119-121.
54 Vgl. 6. Kapitel, S. 241 und 7. Kapitel, S. 279 f.
System bildende Spezifika des US-amerikanischen Rechnungswesens 33
55 Darüber hinaus wurden Teilbereiche aus dem Gedankengut der Commander Theory in jüngster
Zeit in den USA im Rahmen der sogenannten Positive Accounting Theory, die wiederum auf der
Agency Theory aufbaut, aufgegriffen, vgl. HALLER, Axel: Die Grundlagen der externen Rech-
nungslegung in den USA, 1989, S. 121.
34 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
1 Vgl. PACIOLl, Luca: Abhandlung über die Buchhaltung 1494, nach dem italienischen Original von
1494 ins Deutsche übersetzt von Balduin PENNDORF , Stuttgart 1997, S. 85-157.
2 Zu dieser sehr frühen Entwicklungsstufe des Management Accounting aus amerikanischer Sicht
vgl. GARNER, S. Paul: Has Cost Accounting come of Age?, in: NACA Bulletin, March (1951), S.
287-292, hier S. 287-289; GARNER, S. Paul: Historical Development of Cost Accounting, in: The
Accounting Review, October (1947), S. 385-389 und GARNER, S. Paul: Shades of the Past, in:
The National Public Accountant, November (1974), S. 22-27.
3 Vgl. SOLOMONS, David: The Historical Development of Costing, in: Studies in Costing, London
1952, S. 1-2; vgl. auch HOLZER, Hellfried P. - Hanne NORREKLlT: Stand des Management Ac-
counting in den Vereinigten Staaten, in: Die Wirtschafts prüfung, H. 22, o.Jg. (1991), S. 699-706,
hier S. 699.
4 Eine für die damalige Zeit beachtliche Forderung nach der Abbildung des Ressourcenverzehrs
durch Fertigungsschritte über mehrere Produktionsstufen und nach der Ermittlung von Produktko-
steninformationen findet sich bei BABBAGE, Charles: On the Economy of Machinery and Manu-
factures, London 1832, S. 203 f.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 35
bis etwa 1875 beibehalten wurde, läßt sich somit als eine Phase des Prime Costing
(Einzelkostenrechnung) identifizieren 5 . Jedoch wurde die Vorgehensweise im letzten
Quartal des 19. Jahrhunderts zunehmend kritisiert. Nach Jahren einer weitestgehen-
den Einigkeit über die Methodik des Costing fand nun eine regelrechte Costing Re-
naissance statt. Gründe für diesen Wandel waren die erheblich gestiegene Größe
und auch Komplexität der Unternehmen und die verwaltungstechnischen Probleme,
die damit verbunden waren. Die dadurch notwendige Ausstattung mit personellen
und vor allem maschinellen Ressourcen zwang zu erheblichen Investitionen und der
korrespondierenden Beschaffung von Finanzkapital. Auf diese Weise verschob sich
das Verhältnis von Prime Costs (Einzelkosten) zu Overhead Costs erstmals funda-
mental 6 . Insbesondere die entstehende Eisenbahnindustrie brachte in den USA das
Overhead Problem in den Fokus 7 . Damit verbunden war ein zunehmender Steue-
rungsbedarf. Entscheidungskompetenz und Ausführung wurden voneinander ent-
koppelt. Die Entscheider bzw. Manager benötigten demzufolge Leistungs-, Kosten-,
Erlös- und letztlich Ergebnisinformationen, an hand welcher sie die Effizienz und Ef-
fektivität ihrer Entscheidungen zu messen vermochten.
hielt sich bis etwa 1940, als sich zunehmend die Auffassung festigte, man könne
Kosten nicht mehr als richtig oder falsch klassifizieren, sondern nur als relevant bzw.
irrelevant bezüglich spezifischer Entscheidungssituationen.
In dieser Periode der Costing Renaissance sprach man häufig von einem Ascer-
tainment of Actual Cost (Feststellen von Istkosten). Produktkosteninformationen
wurden regelmäßig in Nachkalkulationen auf einer "rough and ready" Basis ermit-
telt9 . Die verbreitetste Kalkulationsmethode war damals die Percentage on Prime
Cost Method, bei der ein einheitlicher Prozentsatz auf die Summe der Einzelkosten
Anwendung fand, um auf diese Weise sowohl eine Deckung des Overhead als auch
die Erzielung eines angemessenen Gewinnes sicherzustellen 10. Diese Methode er-
achtete man damals als ausreichend, da zum einen dem Gemeinkostenblock auf-
grund seines geringen Anteils an den Gesamtkosten eine relativ geringe Bedeutung
beigemessen wurde. Zum anderen nahmen die nur wenigen verschiedenen Produk-
te die gemeinkostenverursachenden Ressourcen vergleichsweise homogen in An-
spruch. Eine derart grobe Aufteilung erfüllte mithin die Anforderungen, die damals
gemeinhin an True Costs gestellt wurden 11.
A. Scientific Management
Als erste Epoche des True Cast Approach läßt sich das Scientific Management -
gemeinhin übersetzt als wissenschaftliche Betriebsführung - abgrenzen 12. Das
Scientific Management wird insbesondere auf den amerikanischen Maschinenbauin-
genieur Frederick Winslow Taylor zurückgeführt, der bereits 1895 vor der ASME
9 Der Begriff der rough and ready basis findet sich bei CHURCH, Alexander H.: The Meaning of
Commercial Organisation, in : Engineering Magazine, H. 20, December (1900),8.394.
10 Eine Auflistung weiterer Varianten derartiger rough and ready Kalkulationen findet sich bei
SOLO MONS, David: The Historical Development of Costing, in: 8tudies in Costing, London 1952,
8.22.
11 Beispielsweise verwendete die Gießerei 8trieby and Foote 1883 das "Beecher Rule", nach dem
Material- und Fertigungseinzelkosten lediglich verdoppelt wurden, um volle Herstellkosten zu ermit-
teln. Dieses Verfahren beschrieb man als ..wonderfully elose approximation to accuracy", vgl.
ROLAND, Henry: An effective system of finding and keeping shop costs, in: Engineering Magazine,
H. 15, May (1898),8.241.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 37
12 Vgl. die autorisierte Übersetzung der Biographie von Frederick Winslow Taylor, TAYLOR,
Frederick W. - übersetzt von ROESLER, Rudolf: Die Grundsätze wissenschaftlicher
Betriebsführung, München 1922.
13 Vgl. DRURY, Horace B.: Wissenschaftliche Betriebsführung - Eine geschichtliche und kritische
Würdigung des Taylor-Systems, München 1922, S. 30 f.
14 Vgl. KAPLAN, Robert S. - Anthony A. ATKINSON: Advanced Management Accounting, 2. Aufl.,
New Jersey 1989, S. 4.
38 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
den sollten 15. Die akribische Vorgabe von Standardverbräuchen und -zeiten läßt sich
zugleich als erste Entwicklungsstufe des Standard Costing identifizieren. Als erste
Variante fand zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Standard Costing basierend auf
Prime Costs (Planeinzelkostenrechnung 16) Anwendung 17. Istkosten wurden somit
nicht mehr als eine allgemein gültige Entscheidungsgrundlage für betriebliche Ent-
scheidungen akzeptiert. Man suchte nach einem Maßstab, der eine Beurteilung der
angefallenen und abgerechneten Istkosten ermöglichen sollte. Neben der PIanein-
zeikostenrechnung, wie sie aus dem frühen Scientific Management und den Arbeiten
Taylors hervorging, enwickelte sich als Übergangsform vom Actual Costing zum heu-
tigen Standard Costing das Normal Costing, bei dem die Kostenvorgaben aus den
Durchschnitten vergangener Abrechnungsperioden gebildet wurden 18. Diese Ent-
wicklung resultierte aus der zunehmenden Beschäftigung mit der Problematik des
Idle Time Loss (Kosten der ungenutzen Kapazität/Leerkosten). Zunehmend disku-
tierten Fachgelehrte die Frage, ob die Kosten der Idle Capacity Bestandteil der True
Costs seien, oder ob sie nicht von diesen getrennt auszuweisen seien 19. In dieser
Zeit entwickelte sich die Einstellung, daß die mit der ungenügenden Kapazitätsaus-
lastung verbundenen Leerkosten völlig separat von den Bestandskonten der unferti-
15 Vgl. WITTE, Irene M.: Taylor • Gilbreth • Ford: Gegenwartsfragen der amerikanischen und europäi-
schen Arbeitswissenschaft, München und Berlin 1925., S. 31 f.
16 Terminus vom Verfasser.
17 "In this way, the standard material and labor cost of products could be predicted and subsequently
compared with the costs actually incurred", KAPLAN, Robert S. - Anthony A. ATKINSON: Ad-
vanced Management Accounting, 2. Aufl., New Jersey 1989, S. 5.
18 Zu dieser Entwicklungslinie vom Actual Costing über das Normal Costing zum Standard Costing
vgl. SOLOMONS, David: The Historical Development of Costing, in: Studies in Costing, London
1952, S.31-45.
19 Zu dieser Auseinandersetzung mit der Problematik des Idle Time Loss vgl. SOLOMONS, David:
The Historical Development of Costing, in: Studies in Costing, London 1952, S. 27-30. So war es
auch diese Diskussion um die Leerkosten, die Clark zu einer detaillierten Untersuchung insbeson-
dere fixer Gemeinkosten inspirierte, die schließlich zu dem Resultat "different casts far different
purposes" gelangte. "That fact is unused capacity, or capacity of which full advantage is not taken.
"Idle overhead", that great industrial sin, is simply the expense side of this unused capacity "
Our study of averhead cost will be largely a study of unused powers of production", CLARK,
John M.: Studies in the Economics of Overhead Costs, Chicago 1923, Hervorhebungen vom Ver-
fasser. S. 1.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 39
gen und fertigen Erzeugnisse (Work in Process und Finished Goods) verrechnet
werden sollten. Man vertrat die Auffassung, diese Leerkosten müßten auf einem
Konto mit der Bezeichnung Idle Plant Account erfaßt werden, das wiederum zum
Ende der Abrechnungsperiode in die geschlossene Betriebsergebnisrechnung zu
übertragen sei 2o . John Whitmore ging noch weiter und postulierte die Forderung,
daß grundsätzlich alle Kosten, die nicht notwendigerweise für die Produktion in Kauf
genommen werden müßten ("not necessarily incurred for manufacturing"), von den
"wahren Kosten" zu separieren seien 21 . Um die Kosten des Idle Time Loss zu sepa-
rieren, entwickelte man Plankostenrechnungskonzepte (Standard Costing Systems),
in denen Actual und Standard Costs auf Basis der Istbeschäftigung einander gegen-
übergestellt wurden, um so Beschäftigungsabweichungen (Volume Variances) und
Verbrauchsabweichungen (Efficiency-in-use Variances) voneinander getrennt aus-
weisen zu können 22 . Diese Systeme waren im Gegensatz zu ihren Vorgängern nicht
mehr kostenträgerorientiert, sondern kostensteIlenorientiert. Der amerikanische In-
genieur Percy Longmuir erkannte bereits 1902 den Nutzen der Überwachung und
Steuerung der Prozeßwirtschaftlichkeit und forderte die Festlegung von Standardko-
sten als Costs of Functions 23 . So wurden Standard Costs als Kosten einer Ausbrin-
gungseinheit pro KostensteIle definiert, die dann später im System der Solikosten-
rechnung als Basis der Flexible Expenses (Sollkosten) herangezogen werden soll-
ten. Es ist entwicklungsgeschichtlich bemerkenswert, daß die Idee einer flexiblen
Kosten- und auch Ergebnisplanung, die ja auf eine Separierung reiner Volumenef-
20 Zum Idle Plant Account vgl. WEBER, Karl: Amerikanische Standardkostenrechnung, Winterthur
1960, S. 52 und die dort angegebene Literatur.
21 "I would say that true or correct costs does not necessarily include every expense incurred in the
course of producing an article. [... ) If this is established, it establishes the principle that im proper
costs may be seperated and stated under a heading which will distinguish between these and
manufacturing expenses properly and necessarily incurred", WHITMORE, John: Shoe Factory
Cost Accounts, in: Journal of Accountancy, May (1908), S. 955.
22 Vgl. dazu die Beiträge des amerikanischen Ingenieurs LONGMUIR, Percy: Recording and Inter-
preting Foundry Costs, in: Engineering Magacine, September (1902), S. 887 und des englischen
Accountants GARRY, Henry S.: Factory Costs, in The Accountant, July (1903), S. 954-961.
23 Vgl. LONGMUIR, Percy: Recording and Interpreting Foundry Costs, in: Engineering Magazine,
September (1902), S. 887.
40 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
fekte abstellt, in den USA bereits 1903 sehr klar in der Arbeit von Henry Hess vorge-
tragen wurde 24 .
Die Entstehung der Plankostenrechnung in Deutschland ist letztlich auf diese frühen
amerikanischen Ansätze, die von den deutschen Plankostenrechnungspionieren
Hans Georg Plaut und Wolfgang Kilger etwa 50 Jahre später aufgenommen wur-
den, zurückzuführen 25 .
24 Vgl. HESS, Henry: Manufacturing: Capital, Costs, Profits, and Dividends, in: The Engineering Ma-
gacine, Dezember (1903), S. 367 ff.
25 Hans-Georg PLAUT, nach herrschender Meinung Begründer der modernen Plankostenrechnung
in Deutschland, bezieht sich explizit auf das US-amerikanische Schrifttum als Ursprung der Plan-
kostenrechnung: "Die flexible Plankostenrechnung stammt also aus Amerika. Diese Feststellung
erscheint mir wichtig, weil auch die [...] Grenzplankostenrechnung amerikanischen Ursprungs ist
und feststeht, daß sich in Amerika, das uns auf diesem Gebiet jahrelang voraus ist, allmählich die
Entwicklung von der flexiblen zur Grenzplankostenrechnung vollzieht", PLAUT, Hans-Georg: Die
Grenzplankostenrechnung, in: ZfB, 23. Jg. (1953), S. 348.
26 Vgl. SOLOMONS, David: The Historical Development of Costing, in: Studies in Costing, London
1952, S. 24-25 und dort die Bezugnahme auf den Engländer Sir John MANN. Mann plädierte für
eine Aufteilung des Overhead-Blocks in folgende Kategorien: a) Buying Costs, die auf die Cost
of Goods Bought (Materialeinzelkosten) bezogen werden sollten b) Selling Costs, die auf die Um-
sätze bezogen werden sollten c) Production Expenses, die entsprechend der Maschineninan-
spruchnahme, gemessen in Maschinenstunden, abgerechnet werden sollten.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 41
27 Ein Beleg für diese enthusiastische Akzeptanz der Maschinenstundensatzrechnung ist das Zitat von
Crossman 1958: "Perhaps the newest development in the field of management accounting is in the
broad area of machine accounting. [... ] Without question, it seems certain that the accountant has
before him one of the most promising sources of expanded and improved services ot management
which has presented itself since the invention of the typewriter and the adding machine,
CROSSMAN, Paul T.: The Nature of Management Accounting, in: : The Accounting Review, H. 4
(1958), S. 222-227, hier S 226.
28 So verweist Geiser darauf, daß in den USA - ganz im Gegensatz zu den deutschen Verhältnissen -
noch bis Mitte der SO'er Jahre der Einsatz differenzierter Bezugsgrößen als Novität galt. Vgl.
GEISER, Bernd: Prozeßkostenrechnung und Activity Based Costing (ABC), in: HORVATH &
PARTNER GmbH (Hrsg.): Prozeßkostenmanagement, 2. Aufl., München, S. 65-77, hier S. 68.
29 Vgl. WEBER, Karl: Amerikanische Standardkostenrechnung, Winterthur 1960, S. 9.
42 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
Accounting und stellt fest, daß die grundlegende Entwicklung dieses Methodenpo-
tentials bereits 1915 weitgehend abgeschlossen war3D .
Abbildung 2.1 zeigt die Elemente des Scientific Management im Überblick.
..
Costs (Solleinzelkostenrechnung)
..
=1900 =1915
3) John M. Clark: Different Costs for Different Purposes als zeitlich korre-
spondierende Grundposition
Clark lehrte als Professor für Volkswirtschaftslehre an der University of Chicago.
Seine Arbeit beschäftigt sich im Kern mit der Problematik ungenutzter Kapazität, des
Idle Time LOSS 31 . Es geht ihm also um die Wirtschaftlichkeit, mit der die Fixkosten
verursachenden Ressourcen eingesetzt werden. Insofern zielt er erklärtermaßen auf
den wirtschaftlichen Einsatz der Ressourcen, die fixe Gemeinkosten verursachen,
ab 32 .
30 Vgl. GARN ER, Pau!: Historical Development of Cost Accounting, in: The Accounting Review, Oelo-
ber (1947), S. 389.
31 "Unused capacity is its central theme" und "Idie overhead, that great industrial sin", CLARK, John
M.: Studies in the Economics of Overhead Costs, Chicago 1923, S. IX, 1.
32 The whole body of economic thought must become an "economics of overhead costs", implizit
bezieht sich Clark dabei immer auf fixe Gemeinkosten. Dies wird besonders deutlich in der fol-
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 43
Clark beschäftigte sich in diesem Zusammenhang primär mit der Frage, unter weI-
chen Bedingungen und in welchem Umfang Gemeinkosten auf bestimmte Objekte
zugerechnet werden können und konstatiert für die damalige Zeit des True Cost Ap-
proaches bemerkenswert, daß es hierfür keine universell gültige Antwort gäbe33 .
Dies wiederum bringt ihn dazu, Kostenzurechnungsprinzipien zu diskutieren und
eine Kostentypologie aufzustellen. Für die damalige Zeit war dies bemerkenswert
und prägte die US-amerikanische Kostenrechnungsliteratur nachhaltig. Der vielzitier-
te Ausspruch Clarks "different costs for different purposes,,34 wird insofern bei Clark
selbst inhaltlich erst durch seine Zurechnungsprinzipien und die Kostentypologie
ausgefüllt. Dies kann als der wesentliche Beitrag Clarks zur Entwicklung des füh-
rungsorientierten Rechnungswesens in den USA angesehen werden. Abbildung 2.2
zeigt die Kostenzurechnungsprinzipien, Abbildung 2.3 die Kostentypologie mit den
von Clark gebildeten Begriffspaaren auf.
Interessanterweise diskutiert Clark auch die Frage, ob kalkulatorische Kosten für
das betriebsnotwendig gebundene Finanzkapital überhaupt als Kostenelement an-
zusehen sind. Nach herrschender US-amerikanischer Lehre ist dies ja nicht der
Fa1l 35 . Dem Postulat der Entscheidungsrelevanz folgend, befürwortet Clark den Ein-
bezug der kalkulatorischen Kosten in Kostenvergleichsrechnungen, sofern die
Entscheidungen unterschiedliche Kapitalbindungen induzieren.
gen den Aussage, mit der er den Fixkostendegressionseffekt thematisiert: "One of the most im-
portant aspects of overhead costs is the fact that increased output commonly brings increased effi-
ciency or decreased expense per unit", Hervorhebungen vom Verfasser, CLARK, John M.: Stu-
dies in the Economics of Overhead Costs, Chicago 1923, S. IX, 70.
33 "Should we, or should we not count 'overhead costs' in deciding whether a given thing is worth
producing? There is no universal answer: no formula by wh ich all cases can be settled in advance.",
CLARK, John M.: Studies in the Economics of Overhead Costs, Chicago 1923, S. 21.
34 Clark überschrieb sein 9. Kapitel mit dem Untertitel "different costs for different purposes". Dort
wird die Geschichte eines fiktiven Werks geschildert, in dem typische industrielle Kostenzurech-
nungsfragen (z.B. anläßlich eines Verfahrenswechsels) auftreten. Clark illustriert mit diesen Zu-
rechnungsbeispielen die Rechnungszweckabhängigkeit der relevanten Kosten. Vgl. CLARK, John
M.: Studies in the Economics of Overhead Costs, Chicago 1923, S. 175-203.
35 Vgl. WEBER, Karl: Amerikanisches Direct Costing, Bem und Stuttgart 1964, S. 16.
44 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
Kostenzurechnungsprinzipien
~ / ~ ~
Ability to pay Causal responsibility Benefit or use Stimulus to improved utilization
(Tragfähigkeitsprinzip) (Verursachungsprinzip) (Inanspruchnahme) (knappheitsbezogene Lenkprei-
se)
Noch bemerkenswerter ist jedoch, daß Clark im Zusammenhang mit der Angebots-
preiskalkulation feststellt, daß kalkulatorische Zinsen als Gewinnelement angese-
36 Vgl. CLARK, John M.: Studies in the Economics of Overhead Costs, Chicago 1923, S. 31 ff.
37 Vgl. CLARK, John M.: Studies in the Economics of Overhead Costs, Chicago 1923, 46-69.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 45
B. Management Control
Die nächste Entwicklungsstufe des Management Accounting in den USA war eine
Phase, in der die Notwendigkeit aufkam, differenzierende Konzepte und an-
spruchsvolle führungsorientierte Berichtssysteme für die Unternehmensführung zu
entwickeln und sie zu implementieren. Überhaupt kann diese Ära als der Stimulus für
ein ausgebautes internes Rechnungswesen in den USA angesehen werden.
Der Beginn dieser Zeitspanne läßt sich auf die 20'er Jahre festschreiben. Das Jahr-
zehnt nach dem ersten Weltkrieg wird in den USA als the Roaring Twenties be-
zeichnet, was sich wohl am trefflichsten mit "die tosenden zwanziger Jahre" überset-
38 Clark schließt sich damit einer Stellungnahme der Federal Trade Commission an, nach der es
heißt: ,,[ ...] interest is a profit", CLARK, John M.: Studies in the Economics of Overhead Costs,
Chicago 1923, S. 66.
39 Vgl. MÄNNEL, Wolfgang: Zinsen im innerbetrieblichen Rechnungswesen, in: Kostenrechnungs-
praxis (krp), 42. Jg. (1998), H. 2, S. 83-97, insbesondere S. 83-86. Männel fordert die Veranschla-
gung von Eigenkapitalzinsen als steuerpflichtiges Gewinnelement und den Ansatz von Fremd-
kapitalzinsen als pagatorisches Kostenelement.
40 CLARK, John M.: Studies in the Economics of Overhead Costs, Chicago 1923, S. 68.
46 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
41 Vgl. ANGERMANN Erich: Die Vereinigten Staaten von Amerika seit 1917, 8. Aufl., München 1987,
S.84.
42 So führte Henry Ford 1914 das Fließband ein. Femer wurden in diesem Zeitraum fundamentale
Innovationen wie der Elektromotor und neue Verfahren zur Verarbeitung von Aluminium und
neuen Kunststoffen realisiert. Die Automobilindustrie nahm gewaltige Dimensionen an. Vgl.
ANGERMANN Erich: Die Vereinigten Staaten von Amerika seit 1917, 8. Aufl., München 1987, S.
92 f.
43 Vgl. ANGERMANN Erich: Die Vereinigten Staaten von Amerika seit 1917, 8. Aufl., München 1987,
S. 92 f.
44 Vgl. dazu die hervorragende Analyse der Organisation und Führungsinstrumente der DuPont de
Nemours Powder Company bei CHANDLER, Alfred 0.: The Visible Hand - The Managerial Re-
volution in American Business, Cambridge 1977, S. 438-450.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 47
Kriegsende sah sich das Unternehmen in der Situation, zum einen den bedeutend-
sten Absatzmarkt verloren zu haben. Zum anderen konnten aber auch die hohen
Gewinne aus dem Rüstungsgeschäft in neue Produktfelder investiert werden. So
wandelte sich DuPont - bis dahin quasi Einproduktunternehmen - zu einem diversifi-
zierten Konzern. Die Notwendigkeit der Beurteilung der vielfältigen Leistungsfelder
anhand einheitlicher Kennzahlen und eines insgesamt einheitlichen Berichtswe-
sens war die logische Folge und gleichzeitig die Geburt des ROI-Konzeptes 45 .
Die Kennzahl des ROI wurde entsprechend dem heute bekannten und verbreiteten
ROI-Schema weiter in die Kennzahlen Return on Sales oder Operating Ratio (Ge-
winnspanne) und Sales Turnover Ratio (Kapitalumschlag) als Faktoren des ROI
zerlegt. Durch die Zuordnung der einzelnen Vermögens- und Ergebniskonten des
Balance Sheet und Income Statement zu den Komponenten der Kennzahlen konnte
so transparent gemacht werden, in welchem Maße einzelne Aktivitäten in den ein-
zelnen Abteilungen zur Erfüllung der übergeordneten Zielsetzung Maximierung der
Gesamtkapitalrentabilität beitragen. Zwar steht das ROI-Konzept als rentabilitätsbe-
zogener Ansatz auf einer anderen Ebene als das sonstige Methodenpotential des
Management Accounting, das ja überwiegend auf Profitabilität abstellt. Jedoch spie-
gelt sich in diesem Konzept zum einen die zunehmende Ausrichtung auf divisionali-
sierte Unternehmensstrukturen wider. Zum anderen wirkte die Methodik weiterhin als
Motor dieser Organisationsform. Sie prägte insofern im Zuge der weiteren Ent-
wicklung die starke Ausrichtung des Instrumentariums des Management Accounting
auf die Profit-Center-Strukturen in den USA.
Der Durchbruch dieses Instruments läßt sich auf die 20'er Jahre datieren, als Du-
Pont sich vom funktional organisierten und vertikal integrierten Unternehmen zum
multidivisionalen Unternehmen reorganisierte. Ebenso adaptierte General Motors
zur sei ben Zeit die Divisionalisierung als neue Organisationsform - und mit ihr den
Einsatz des ROI-lnstrumentariums 46 . Im Zuge der weiteren Divisionalisierung wurde
45 Vgl. BERTSCH, Ludwig H.: Zum Stand des Controlling in den USA, in: MAYER, Elmar - Jürgen
WEBER (Hrsg.): Handbuch Controlling, Stuttgart 1990, S. 655-670, hier S. 657 f.
46 Der Einzug dieses Instrumentariums in die US-amerikanische Automobilindustrie ist letztlich auf die
enge Verzahnung beider Unternehmen zurückzuführen (DuPont war einer der Hauptaktionäre von
General Motors, zudem wurde Pierre DuPont 1920, nachdem General Motors in finanzielle
48 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
Schwierigkeiten geraten war, Vorsitzender von General Motors), vgl. KAPLAN, Robert S.: The
Evolution of Management Accounting, in: The Accounting Review, April (1984), S. 398.
47 Zu der Entwicklung dieser Multidivisional Structure vgl. CHANDLER, Alfred 0.: The Visible Hand
- The Managerial Revolution in American Business, Cambridge 1977, S. 457-464.
48 Vgl. die betriebswirtschaftliche Analyse der organisatorischen und instrumentellen Konzepte der
Phase des Management Contral bei KAPLAN, Robert S. - H. Thomas JOHNSON: Relevance Lost
- The Rise and Fall of Management Accounting, Boston 1987, S. 93-123.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 49
pliziert eine klare Trennung der General Ledger-Grundrechnung von den entschei-
dungsorientierten Auswertungsrechnungen, die sich für Vatter insbesondere dadurch
konstituieren, daß sie deutlich stärkere zeitliche und sachliche Differenzierungen
vornehmen, als dies im summarischen externen Rechnungswesen der Fall ist52 . Vat-
ters frühe Konzeption der Fund Theory (1947) wurde ja wegen der mangelnden Dif-
ferenzierung der Ergebniskonzeption kritisiert. Später wendete er sich gerade der
ergebnisorientierten Unternehmenssteuerung zu. Insofern griff Vatter eben seine
frühen Ansätze, Trennung von Grund- und Auswertungsrechnung und die Abrech-
nung mithilfe spezifischer Abrechnungseinheiten, wieder auf. Bei diesen handelte es
sich nun für die Zwecke der Ergebnissteuerung um Budgets. In seinem 1969 er-
schienenen Lehrbuch Operating Budgets präsentiert Vatter das Budgeting als
Kerngebiet des Management Accounting 53 . Vatter beschreibt eine einfache Form
der Ergebnisplanung, -kontrolle und -steuerung, die er mit Budgetary Control be-
zeichnet und legt damit den Grundstein für das spätere Ergebniscontrolling (Profit
Budgeting and Control). Bemerkenswert ist hierbei im Gegensatz zur deutschen
Plan kostenrechnung die primäre Ausrichtung auf Erfolge. Man kann insofern von der
Entwicklung einer amerikanischen Planergebnisrechnung sprechen, die dann eben
auch zu einer ergebnisbezogenen Abweichungsanalyse weitergeführt wird 54 . Die Ko-
sten-, Erlös- und Ergebnisplanung erfolgt in der einfachen Struktur des nach dem
Umsatzkostenverfahren aufgebauten Income Statement (vgl. Abbildung 2.4).
52 Vatter nennt die sachliche und zeitliche Differenzierung klar als konstituierende Elemente des
Management Accounting. Zur sachlichen Differenzierung: "Managerial accounting is selective,
rather than summational in character." Zur zeitlichen Differenzierung: "There is still another cha·
racteristic of managerial accounting which distinguishes it from conventional financial reporting.
This is the attention paid to the need for prompt reports [... ]",The Control Function of the Accountant
as an Indispensable Part of Management, in: The Journal of Accountancy, June (1952), S. 705-710,
hier S. 709, 710.
53 "Budgets bring into play practically all the manage rial skills and tools, because budgets are a
systematic approach to planning and control techniques at every level of organization",
VATTER, William J.: Operating Budgets, Belmont 1969, S. V, Hervorhebungen vom Verfasser.
54 Eine eingehende Erörterung des Profit Planning and Control und der Variance Analysis wird im 6.
Kapitel, S. 211 ff. vorgenommen.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 51
Für die Kostenplanung differenziert Vatter - der Lehre Clarks folgend - variable, se-
mifixe und fixe Kosten. Letztere bezeichnet er als Time Costs 56 . Bemerkenswert ist
auch die Auseinandersetzung mit den Methoden der Kostenspaltung, von ihm als
Ways of Studying Cost Behavior bezeichnet. Vatter arbeitet ausschließlich mit Re-
gressionsanalysen (Scatter Diagrams)57, jedoch diskutiert er bei deren Anwendung
verschiedene Bezugsgrößen (Einheiten und Gewicht des Einsatzmaterials, direkte
Arbeitsstunden). Dabei weist er auf die Notwendigkeit differenzierender Bezugsgrö-
ßensysteme hin und hebt vor allem hervor, daß in der Kostenplanung vorzugsweise
inputbezogene Bezugsgrößen Verwendung finden sollen 58 . In den USA kommt
diesem Hinweis vor dem Hintergrund traditionell vergleichsweise undifferenzierter
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CUSTOMER CREDIT
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EXPENSE
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REVENUE
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COLLECTIONS DISBURSEMENTS
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INCOME JI
BUDGET
Abbildung 2.5: Vatters Position Budget als Vorstufe des Master Budget
Im Zusammenhang mit dem Budgeting beschäftigte sich Vatter auch mit führungs-
orientierten Konzepten der Break-Even Analysis, die später als Cost-Volume-Profit
Analysis ("Gewinnschwellenanalyse,,)63 einen zentralen Stellenwert im Aufgabenfeld
Decision Making einnehmen sollten. Er basiert seine Ausführungen auf seinem Bud-
geting Konzept und gelangt so zu anspruchsvollen Deckungspunktanalysen, die
mehrere Fixkostenschichten unterscheiden 64 .
Schließlich läßt sich Vatter als Verfechter des Concept of Controllability65 identifi-
zieren, nach dem die grob abgegrenzten Cast Pools den Verantwortungsbereichen
und letztlich Entscheidern zugeordnet werden, die sie auch zu beeinflussen vermö-
63 Zur Cost-Volume-Profit Analysis, die nicht lediglich als Gewinnschwellenanalyse im deutschen Sin-
ne angesehen werden kann, vgl. 7. Kapitel, S. 245 ff.
64 Vgl. VATTER, William J.: Managerial Accounting, New York 1950, S. 172-187, insbesondere S.
183.
65 Vgl. VATTER, William J.: Managerial Accounting, New York 1950, S. 103, vgl. auch VATTER,
William J.: Operating Budgets, Belmont 1969, S. 42, 73 f.
54 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
gen 66 . Dieser Ansatz ist Bestandteil des in den USA stark dominierenden Responsi-
bility Accounting, nach welchem sämtliche Informationen des führungsorientierten
Rechnungswesens klar auf Verantwortungsbereiche bezogen werden sollen 67 . Inso-
fern können Vatters Arbeiten auch als Motoren dieses zentralen Zurechnungsgrund-
satzes in den USA gewertet werden.
In Vatters Lehrbuch findet sich bereits eine Einteilung, die noch lange Zeit unge-
wöhnlich für den Aufbau der Cost und Management Accounting Text Books sein soll-
te. Sowohl Budgetingkonzepte als auch die Cost-Volume-Profit Analyses fallen unter
den Methodenvorrat, der sich vorrangig mit Kosten-, Erlös- und Ergebnisreagibilitä-
ten auseinandersetzt - Vatters Managerial Accounting präsentiert diese führungs-
orientierten Konzepte bereits in seinem 2. Kapitel unter dem Begriff Budgeting and
Managerial Contro!. Diese Struktur eines Lehrbuches zum Rechnungswesen war
bis dahin ein Novum.
Es kann zusammenfassend festgestellt werden, daß Vatter dem führungsorientierten
Management Accounting, insbesondere dem Decision Making, zu einem besonderen
Stellenwert verholfen hat. Wesentliche Prinzipien und auch Konzepte wurden bereits
in Vatters Arbeiten diskutiert. Abbildung 2.6 zeigt diese zentralen Konzepte und
Grundsätze nochmals im Überblick.
66 ,,[ ... ] the first step in achieving control of costs is to locate the point of decisions where they origi-
nate, to find the manager whose actions will determine the cost.", VATTER, William J.: Ma-
nagerial Accounting, New York 1950, Hervorhebung vom Verfasser, S. 74.
67 Diese Ausrichtung wird auch sehr deutlich in der Forderung: ,,[ ... ] authority should be commensu-
rate with responsibility, VATTER, William J.: Managerial Accounting, New York 1950, Hervorhe-
bung vom Verfasser, S. 99.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 55
Flexible Budgeting
Differenzierendes
Cost - Volume -
internes
Profit Analysis
Rechnungswesen
Decision Making
als zentrales
Aufgabenfeld
Management Viewpoint
of Managerial Accounting
1923 verwirklicht 68 . Gerade die starke und auch frühe Verbreitung des Profit-Center-
Konzeptes hat sich in den USA wesentlich auf den Methodenvorrat des Management
Accounting ausgewirkt. Wie die Ausführungen der folgenden Kapitel noch zeigen
werden, hat die starke Ausrichtung des Rechnungswesens auf Unternehmensbe-
reiche mit eigener Ergebnisverantwortung einzelne Konzepte, wie etwa die Cost-
Volume-Profit Analysis oder auch die grundsätzlich primär ergebnisorientierten Ab-
weichungsanalysen, nachhaltig - hinsichtlich Methodik und auch Stellenwert - ge-
prägt. Insofern ergeben sich aus der Dominanz der Multidivisional Structure Implika-
tionen, die zentrale Spezifika des US-amerikanischen Management Accounting her-
vorgerufen haben 69 .
Es läßt sich festhalten, daß sich bereits mit der frühen Phase des Management
Control bis 1929 das interne Rechnungswesen in den USA klar als eigenständige,
konzeptionell vom externen Rechnungswesen differenzierte, Disziplin etablierte. Die-
se für die Entwicklung des Rechnungswesens sehr bedeutende Epoche wurde
aprupt durch die vom Bärsenkrach des Jahres 1929 eingeleitete Weltwirtschaftskrise
beendefo.
68 Vgl. KAPLAN, Robert S.: The Evolution of Management Accounting, in: The Accounting Review,
April (1984), S. 399, vgl. zur Organisation und den Führungsinstrumenten von General Motors die
bezeichnenderweise mit Perfeeting the Strueture überschriebene Darstellung bei CHANDLER,
Alfred D.: The Visible Hand - The Managerial Revolution in American Business, Cambridge 1977,
S. 457 ff.
69 In der Management Seienee Literatur wird das Konzept der Strategie Business Units (SBU),
das dem Profit-Center Konzept weitestgehend entspricht, sehr positiv hervorgehoben. Zu den
SBU's schreiben Koontz und Weihrich: "These are distinct little businesses set up as units in a lar-
ger company to ensure that a certain product or product line is promoted and handled as though it
were an independent business. One of the earlier users of this organizational device was the Gen-
eral Electric Company, KOONTZ, Harold - Heinz WEIHRICH: Management, 9. Aufl., New York
u.a. 1988, S. 199.
70 Vgl. ANGERMANN Erieh: Die Vereinigten Staaten von Amerika seit 1917, 8. Aufl., München 1987,
S. 123. Die Weltwirtschaftskrise traf die USA verhältnismäßig härter als Deutschland bzw. allge-
mein Europa, weil erstens der Absturz aus größerer Höhe erfolgte und zweitens keine wirklich ver-
gleichbaren Erfahrungen vorausgegangen waren. Dies wirkte sich auch auf die Entwicklung des
Management Accountings aus, die in den nächsten drei Jahrzehnten vergleichsweise langsam vo-
ranschritt.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 57
Functional Decentralization
75 Diese Wende charakterisiert Klemstine wie folgt: ,,[ ...]1960 as a somewhat arbitrary cutoff point.
Not only was there a marked increase in the quantity of management accounting articles, but also
the nature of the literature changed.", KLEMSTINE, Charles F. - Michael W. MAHER: Manage-
ment Accounting Research: A Review and Annotated Bibliography, New York 1984, Hervorhebun-
gen vom Verfasser, S. 12.
76 Diese Kritik wurde in den Ford und Carnegie Reports manifestiert, vgl. GORDON, Robert A. -
James E. HOWELL: Higher Education for Business, New York 1959 und PIERSON, Frank C.: The
Education of American Businessmen, New York 1959.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 59
tiert waren. Stattdessen - so wurde gefordert - sollte sich das Management Accoun-
ting Research um eine normative Sichtweise bemühen und vor allem die Erkennt-
nisse der Disziplinen Volkswirtschaftslehre (Economics), Psychology und Operations
Research integrieren 77 . Dieser Anstoß führte dazu, daß Clarks Forderung nach diffe-
rent costs for different purposes nun erst auf breiter Ebene aufgenommen wurde.
Kosten- (,Erlös- und Ergebnisinformationen) wurden nicht mehr als True Costs,
sondern in Abhängigkeit vom Rechnungszweck, als Relevant Costs betrachtee B•
Dazu nahm man modelltheoretische und verhaltenswissenschaftliche Ansätze aus
den oben genannten Nachbardisziplinen in den Methodenvorrat des theoretischen
Management Accounting mit auf.
Das US-amerikanische Direct Costing geht auf Jonathan Harris zurück, der dieses
Konzept bereits 1934 als Controller der Dewey and Almy Chemical Company, Cam-
bridge, Massachusetts in seinem Unternehmen implementierte. Harris baute damit
auf dem frühen Standard Costing auf, das sich zu dieser Zeit intensiv mit der Frage
der Kosten ungenutzter Kapazität (Idle Time Loss) beschäftigte. Er bezeichnete
sein Konzept treffend als Variable Costing und brachte damit zum Ausdruck, daß
von den Stückerlösen nur die variablen Stückkosten in Abzug gebracht werden, um
so den Stückdeckungsbeitrag (Contribution Margin per Unit) zu ermitteln. Allerdings
konnte sich der Terminus Variable Costing ebenso wenig wie der Ausdruck Variable
77 Diese neue Grundausrichtung läßt sich plastisch belegen anhand einer Studie von MAHER, Mi-
chael W.: The Evolution of Management Accounting Research, in: Management Accounting, May
(1995), S. 72. Die Analyse ausgewählter wissenschaftlicher Management Accounting Fachjournale
der 50' er Jahre und der 70'er Jahre ergab folgendes Ergebnis: Während der Anteil wissenschaft-
lich ausgerichteter Artikel (normative Grundausrichtung und Integration der Erkenntnisse aus
Nachbardisziplinen) in den 50'er Jahren nur 11 % ausmachte, betrug er in den 70'er Jahren 74%.
78 "In short the nature of management accounting research changed dramatically in the 1960·s. Prior
to 1960, the literature was dominated bya search for fundamental concepts and truths. [... ] ac-
countants searched for True Costs (i.e., the one true religion), while in later periods we looked at
accounting in terms of user decision models (Le. pick the religion that works) and the economics
of information", KLEMSTINE, Charles F. - Michael W. MAHER: Management Accounting Re-
search: A Review and Annotated Bibliography, New York 1984, Hervorhebungen vom Verfasser, S.
13.
60 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
Overhead Absorption Costing 79 durchsetzen, stattdessen wird bis heute der inter-
pretationsbedürftigere Begriff Direct Costing verwendet.
79 Den Begriff Variable Overhead Absorption Costing propagierte Weber für den anglo-
amerikanischen Raum, vgl. WEBER, Charles: The Evolution of Direct Casting, Urbana 1966, S. 13.
80 Vgl. HARRIS, Jonathan N.: What did we earn last month?, in: NACA-Bulletin, January (1936), S.
501-527, hier S. 502.
81 Vgl. KILGER, Wolfgang: Flexible Plankostenrechnung und Deckungsbeitragsrechnung, 10. Aufl.
Wiesbaden 1993, S. 64.
82 Vgl. HARRISON, G. Charter: Marginal Balances, in: American Management Association (Hrsg.):
New Approaches to the Sales Problem, New York 1937, S. 4-19.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 51
In die Praxis fand das Direct Costing erst nach dem 2. Weltkrieg breiten Einzug. Die-
se Verbreitung ist in erheblichem Maße durch eine Vielzahl von Veröffentlichungen
der National Association of Accountants (NM) zum Direct Costing in den 50'er und
50'er Jahren gefördert worden und löste eine intensive, teilweise kontrovers geführ-
te, Diskussion aus. 1951 formulierte die NAA eine Definition des Direct Costing,
die bis heute ihre Gültigkeit behalten hat:
83 NEIKIRK, Waldo W.: How Direct Costing can work for Management, in: NACA-Bulletin, January
1951, S. 523-535, hier S. 525, Hervorhebungen vom Verfasser, zitiert nach KILGER, Wolfgang:
Flexible Plankostenrechnung und Deckungsbeitragsrechnung, 10. AufL Wiesbaden 1993, S. 64.
84 Im Gegensatz zum Prime Costing, bei dem nur die Einzelkosten auf die Kostenträger verrechnet
werden.
62 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
85 "It is evidently that unless the combination of price and volume obtainable returns all costs in the
long run, there will be no profits. For this reason all costs are alike in their significance for determi-
ning costs as guides to long range policy", in: NACA-Bulletin (o.V.), January (1951), S. 525.
86 "With your direct costing, how do you develop cost estimates for setting sales prices, and wh at do
you do about realistic inventory valuation?" LONGENECKE, Robert E.: Direct Costing in a Glass
Container Plant, in: NACA-Bulletin, June (1953), S. 1280-1296, hier S. 1295. Die langandauernde
kontroverse Diskussion um diese Fragen beschreibt ANTHONY, Robert N.: The Rebirth of Cost
Accounting, Management Accounting, October (1975), S. 13 ff.
87 So Maurice Moonitz, damaliger Forschungsdirektor der AICPA: "Nothing in the accounting research
bulletins [ ... ] can or should be used to support the use of direct costing in published financial state-
ments"; bezeichnend auch die Stellungnahme gerade des Committee on Cost Accounting Con-
cepts der AAA: "The cost of a manufactured product is the sum of the acquisition costs reasonably
traceable to that product and should include both direct and indirect factors. The omission of
any element of manufacturing cost is not acceptable", MOONITZ, Maurice und Committee on
Cost Accounting Concepts zitiert nach WEBER, Karl: Amerikanisches Direct Costing, Bern und
Stuttgart 1964, Hervorhebung vom Verfasser, S. 102-104. Bezeichnenderweise war gerade Vatter
als Apologet des führungsorientierten internen Rechnungswesens mit Thomas M. Hili in der Kom-
missionsminderheit, die eine Bewertung zu variablen Kosten propagierte.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 63
frühen 60'er Jahren wurde dann eine sehr kontroverse Diskussion um die Richtigkeit
des Absorption Costing Approaches oder des Direct Costing Approaches primär im
Accounting Review, der offiziellen Fachzeitschrift der AAA, geführt (vgl. Abbildung
2.8).
88 HORNGREN, Charles - George H. Sorter: "Direct" Costing for External Reporting, in: The Ac-
counting Review, January (1961), S. 84-93, hier S. 84.
89 HORNGREN, Charles - George H. Sorter: Asset Recognition and Economic Attributes - the
Relevant Costing Approach, in: The Accounting Review, July (1962), S. 391-399, hier S. 397.
90 FESS, Philip E.: The Relevant Costing Concept for Income Measurement - can it be defended?,
in: The Accounting Review, October (1963), S. 723-732, hier S. 732.
91 FERRARA, William L.: Relevant Costing - !wo Points of View, in: The Accounting Review, October
(1963), S. 719-722, hier S. 720.
92 HORNGREN, Charles - George H. Sorter: An Evaluation of some Criticisms of Relevant Costing,
in: The Accounting Review, April (1964), S. 417-420, hier S. 420.
64 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
Allerdings bewegte sich die Diskussion um das Absorption versus Direct Costing
nicht ausschließlich auf zwei polaren Standpunkten. Vielmehr kristallisierten sich die
in Abbildung 2.9 dargestellten vier pragmatischen Grundpositionen heraus.
Lediglich die kompromißlose Anwendung des Direct Costing für sowohl externe als
auch interne Zwecke nach der Direct Costing School konnte sich bis heute nicht
durchsetzen. Alle anderen Grundhaltungen finden auch heute noch mehr oder min-
der Zustimmung. Vertreter einer führungsorientierten Kosten-, Erlös- und Ergebnis-
rechnung folgen häufig der Philosophie der Direct Costing for Internal Use only
93 Vgl. NM-Research Report 37, Current Application of Direct Costing, New York 1961, S. 8 f, zitiert
in Anlehnung an KILGER, Wolfgang: Flexible Plankosten- und Deckungsbeitragsrechnung, 10.
Aufl., Wiesbaden 1993, S. 67.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 65
School. So hatte Harris selbst ja betont, daß das Direct Casting lediglich für interne
Zwecke - also in Sonderrechnungen - genutzt werden solle, während die Inventar-
bewertung davon unberührt dem Absorption Casting Approach folgen könne 94 .
In einer derart konzipierten kombinierten Voll- und Teilkostenrechnung folgt die Ko-
stenstellenrechnung dem Flexible Expense Budgeting (vergleichbar der deutschen
Grenzplankostenrechnung) und die Kostenträgerergebnisrechnung dem Direct Ca-
sting. Demgegenüber steht zum einen die Kostenartenrechnung, welche der funktio-
nalen Aufwandsgliederung des dem Umsatzkostenverfahren folgenden Income Sta-
tement entspricht. Zum anderen umfassen derartige integrierte Financial und Mana-
gement Accounting Konzepte schlanke Kalkulationen, die für das Inventory Valua-
tion volle Herstellungskosten für die Bewertung der Halbfertigfabrikate (Work in Pro-
cess) und Finished Goods (Fertigerzeugnisse) ermitteln.
Die intensive Diskussion um das Direct Costing wurde auch in der deutschen litera-
tur dieser Zeit aufgenommen. Besonders zu erwähnen sind die Beiträge von Bör-
ner95 , Peter Heine 96 und Siegfried Hummel 97 . Gerade die Studie von Hummel zeigt
unter Auswertung der einschlägigen US-amerikanischen Literatur sehr klar auf, daß
der Gewinn beim Direct Costing ausschließlich von der Absatzmenge abhängig ist,
während er bei der Vollkostenrechnung von der Absatz- und auch Produktionsmen-
ge abhängt.
94 Vgl. HARRIS, Jonathan: Our Open Forum, in: NACA-Bulletin, January (1936), S. 755-759.
95 Vgl. BÖRNER, Dietrich: Direct Costing als System der Kostenrechnung, München 1961.
96 Vgl. HEINE, Peter: Direct Costing - eine anglo-amerikanische Teilkostenrechnung, in: ZfhF, 11. Jg.
(1959), S 515-534.
97 Vgl. HUMMEL, Siegfried: Die Auswirkungen von Lagerbestandsveränderungen auf den Perioden-
erfolg - Ein Vergleich der Erfolgskonzeptionen von Vollkostenrechnung und Direct Costing, in:
ZfbF, 21. Jg. (1969), S. 155-180.
66 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
1. Das aR-Instrumentarium wurde in den USA von der Praxis in weitaus stärkerem
Maße aufgenommen als das in Deutschland der Fall war.
98 Das Operations Research hat seinen Ursprung im Großbritannien der späten 30'er Jahre, als ein
Team aus Physikern, Mathematikern und Statistikern mathematische Formeln aufstellten, um die
Ressourcenallokation im Battle of Britain zu verbessern. Vgl. LARNDER, Henry: The Origin of Ope-
rational Research, in: Operations Research, March-April (1984), S. 465-475, der britisch-
englische Begriff Operational Research, der in den USA in den 40'er Jahren unter dem Termi-
nus Operations Research bekannt wurde, ist erstmals 1959 von dem Engländer Stafford Beer de-
tailliert beschrieben worden, vgl. BEER, Stafford: What has Cybernetics to do with Operational Re-
search, Operational Research Quarterly, October (1959), S. 16 ff.
99 Vgl. KLEMSTINE, Charles F. - Michael W. MAHER: Management Accounting Research: A Review
and Annotated Bibliography, New York 1984, S. 13.
100 Vgl. VATTER, William Joseph: The Use of Operations Research in American Companies, in: The
Accounting Review, October (1967), S. 721-730, hier S. 727.
101 Vgl. VATTER, William Joseph: The Use of Operations Research in American Companies, in: The
Accounting Review, October (1967), S. 721-730, hier S. 727.
102 Als zentrale Quelle zum Operations Research in Deutschland gilt das Werk von MÜLLER-
MERBACH, Heiner: Operations Research, Berlin 1969.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 67
Other 46 12,8 25 21
103 Zu dieser deutschen Einordnung des Operations Research als eigenständige wissenschaftliche
Disziplin vgl. MÜLLER-MERBACH, Heiner: Operations Research, Berlin 1969, S. 12 f. Zur engen
Verzahnung von Management Science und Operations Research vgl. MEYER, Manfred: Operati-
ons Research - Systemforschung. Eine Einführung in die praktische Bedeutung, 4. Aufl. Stuttgart
1996, S 5-7.
104 VATTER, William Joseph: The Use of Operations Research in American Companies, in: The Ac-
counting Review, October (1967), S. 727, die Sammelposition Others enthält: Discriminant Analy-
sis, Markov Chains, Exponential Smoothing, Probability Theory, Heuristics.
68 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
und Kaplan einer der Gründe, die zu der folgenden Ära der Relevance Lost führ-
ten 105. Es war jedoch nicht nur der Einfluß des Operations Research, der eine for-
malmathematische Ausrichtung des Management Accounting nach sich zog. Über
dies hinaus wurden - wiederum induziert durch die Ford Foundation und Carnegie
Corporation - viele Modelle der Volkswirtschaftslehre (Economics) in das Ma-
nagement Accounting aufgenommen.
Als signifikante Entwicklungsstufe läßt sich weiter eine Phase der Informationsöko-
nomie abgrenzen. Die im folgenden diskutierten Ansätze stehen auf einer anderen
Ebene des Management Accounting als die kostenrechnerischen Methoden, wie
etwa die Produktkostenkalkulation. Gerade vor dem Hintergrund des amerikanischen
Einkreissystems kommt ihnen jedoch eine besondere Bedeutung zu, da sie sich vor
allem mit der Abwägung von Kosten- und Nutzenwirkungen alternativer Mana-
gement Accounting-Konzepte und deren Implikationen für betriebliche Entschei-
dungsprozesse auseinandersetzen. Bei dem hohen Anteil an Sonderrechnungen, die
das General Ledger-Konzept grundsätzlich hervorruft, sind diese Aspekte im US-
amerikanischen Kontext also von besonderer Relevanz. Aufgrund ihres hohen Ab-
straktionsgrades können diese Ansätze auch als konzeptionelle Basismodelle von
Management Accounting-Systemen eingeordnet werden.
Der Anfang dieser Entwicklungsstufe läßt sich auf den Beginn der 70'er Jahre datie-
ren. Das Management Accounting wurde im Rahmen des sogenannten Informa-tion
Economics Approach als Informationsinstrument zweckpluralistischer Informa-tionen
betrachtet, die zudem auf verschiedene Informationsadressaten mit unterschiedli-
cher Information, Machtposition und Risikopartizipation ausgerichtet wurden.
Auch dieser neue Ansatz hatte einen wesentlichen Einfluß auf den Wandel der Aus-
richtung des Management Accounting von einer deskriptiven hin zu einer normati-
ven Disziplin. Damit kann man ihn als Motor des Relevant Cost Approach be-
zeichnen.
In der Ära des True Cost Approach waren die theoretischen Darstellungen zum Ma-
nagement Accounting auf die Darstellung von Accounting-Konzeptionen gerichtet,
105 Vgl. KAPLAN, Robert S. - H. Thomas JOHNSON: Relevance Lost - The Rise and Fall of Ma-
nagementAccounting, Boston 1987,8.171 f.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 69
die bereits in der Praxis Anwendung fanden. Erklärungsgehalt fand diese Ausrich-
tung in der Analyse von Reaktionen von Individuen innerhalb und außerhalb der Un-
ternehmung auf diese bestehenden Strukturen sowie der Prognose der weiteren
Entwicklung von Struktur und Nutzung des Management Accounting-
Instrumentariums 106 . Im Gegensatz dazu basiert die Informationsäkonomie auf dem
Cost-Benefit Approach (Kosten-Nutzen-Ansatz). Namhafte US-amerikanische
Fachvertreter sahen die Notwendigkeit dieses Ansatzes zwar als gegeben, zweifel-
ten jedoch zunächst an seiner praktischen Durchführbarkeit 107 . Die Befürworter der
im folgenden diskutierten Agency Theory, dem ausgereiftesten Ansatz des Informa-
tion Economics Approaches, halten sie jedoch für geeignet, den Aufbau des Mana-
gement Accounting Systems in Abhängigkeit verschiedener Systembedingungen
auch zukunftsorientiert zu erklären. Sie gehen sogar soweit, sie als die potentielle
Normative Theory of Managerial Accounting zu bezeichnen 108.
106 Diese Ausrichtung deckt sich mit einer Definition einer deskriptiven bzw. positiven Theorie des
Management Accounting von Stanley Baiman: "A positive theory would predict how people would
react to given procedures as weil as predict the form and use of observed procedures", BAIMAN,
Stanley: Agency Theory in Managerial Accounting: A Survey, in: Journal of Accounting Literature,
Spring (1982), S. 154-213, hier S. 157, Hervorhebung vom Verfasser.
107 "Admittedly the measurement of these cost and benefits is an imposing, complex undertaking that
may often be infeasible", HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Mana-
gerial Emphasis, 7. Aufl., New Jersey 1991, S. 7.
108 Vgl. BAIMAN, Stanley: Agency Theory in Managerial Accounting: A Survey, in: Journal of Accoun-
ting Literature, Spring (1982), S. 154-213, hier S. 156-157.
70 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
Motivate Subordi-
Allocation of Risk
nates
Vergütungen auf
Abbildung der Zielerreichungsgrade von
Basis von Mana-
Alternativen Anreizfunktion für gement Accounting
Untergebene Informationen
z.B. Make or Buy Entscheidungen auf z.B. Beurteilung der Leistung von Ko-
Basis des Incremental Costing oder Ab- stenstellenleitern auf Basis des Fixed or
sorption Costing Flexible Budgeting
Der Rechenzweck Problem Solving läßt sich isoliert darstellen und evaluieren. Al-
ternative Management Accounting Instrumente werden auf ihre Eignung zur Fundie-
rung von Führungsentscheidungen untersucht. Beispielsweise können die Grund-
konzeptionen des Absorption Costing und Direct Costing auf ihre Adäquanz zur
Unterstützung von Make or Buy Entscheidungen hin untersucht werden 109.
Demgegenüber sind die Rechenzwecke Motivate Subordinates und Allocation of
Risk unauflösbar miteinander verflochten. Ersterer stellt im Sinne des Responsibility
Accounting direkt auf die Anreizfunktion von Management Accounting Instrumenten
ab, wie etwa die Leistungsbeurteilung dezentralisierter Führungsverantwortung in
Cost Centern nach dem Prinzip der Starren Plankostenrechnung (Static Expense
Budgeting) oder Flexiblen Plankostenrechnung (Flexible Expense Budgeting). Letz-
terer hat zur Aufgabe, die Vergütung der Management Leistungen - somit also das
finanzielle Risiko - leistungsadäquat entsprechend der durch das Management Ac-
counting System abgebildeten Zielerreichungsgrade der Management Leistungen zu
verteilen. Dies wiederum dient als Motivationsmittel - die dadurch erreichten Mana-
109 Das Incremental Costing berücksichtigt bei Entscheidungen zwischen Alternativen nur die alterna-
tivenspezifischen incremental costs - zusätzlich anfallende Kosten.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 71
gement Leistungen ihrerseits wiederum als Basis der Entlohnung. Beide Rechen-
zwecke werden somit unter dem übergeordneten Rechenzweck Performance Eva-
luation zusammengefaßt 110.
b) Syndicate Theory
Dieses einfache Ein-Personen-Konstrukt löste der Multi Person Information Eco-
nomics Approach ab. Die erste hierzu korrespondierende Theorie wird in der litera-
tur als Syndicate Theory bezeichnet 113 • In diesem Kontext leitet man das Problem
110 Zu den Rechenzwecken im Rahmen des Information Economics Approach vgl. BAIMAN, Slanley:
Agency Theory in Managerial Accounting: A Survey, in: Journal of Accounting Literature, Spring
(1982), S. 154-213, hiers. 158 f.
111 Vgl. FEL THAM Gerald A.: The Value of Information, in The Accounting Review, October (1968), S.
684-696.
112 Vgl. FELTHAM Gerald A.: The Value of Information, in The Accounting Review, October (1968), S.
684-696.
113 Vgl. DEMSKI, Joel S.: Uncertainty and Evaluation based on Controllable Performance, in: Journal
of Accounting Research, (Autumn 1976), S. 230-245; DEMSKI Joel S. - Robert J. SWIERINGA: A
72 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
Solving und das Sharing of Risk als Rechenzwecke ab. Da angenommen wird, daß
alle Individuen die gleiche Informationsbasis zur Verfügung haben und die Entschei-
dungen gemeinsam getroffen und umgesetzt werden, kommt der Rechenzweck Mo-
tivate Subordinates hier (noch) nicht in Betracht. Mehrere Individuen wählen also
gemeinsam ein Handlungsprogramm und eine Methode, die sogenannte Sharing
Rule (Teilungsregel), nach der man das gemeinsam erzielte Ergebnis aufteilt.
d) Team Theory
Noch ein weiterer Ansatz innerhalb des Multi Person Information Economics Ap-
proach ist die Team Theory116. Ähnlich der Syndicate Theory schließen sich ver-
schiedene Individuen zu einer Gruppe zusammen, um ein Handlungsprogramm fest-
zulegen und den resultierenden Erfolg untereinander aufzuteilen. Allerdings agieren
im Gegensatz zum Syndicate Modell alle Individuen im Eigeninteresse, d.h. das
Cooperative Formulation of the Audit Choice Problem, in: Accounting Review, (July 1974), S. 506-
513; WILSON, Robert B.: The Theory of Syndicates, in: Econometrie, (January 1968), S. 119-132.
114 Vgl. HAMLEN, Susan S.: A Chance-Constrained Mixed Integer Programming Model for Internal
Control Design, in: Accounting Review, (October 1980), S. 578-593.
115 "With the evaluator's outcome generally dependent upon his as weil as the decision maker's
choice, we have a game situation. Although we do not explore determination of jl (the optimal in-
formation system) and t (the decision maker's decision rule) in a game setting but, for simpli-
city treat t as exogenously given, it should be clear that such an approach would provide a more
thorough analysis of the class of problems we are addressing", DEMSKI, Joel S. - Gerald A.
FEL THAM: Cost Determination: A Conceptual Approach, lowa City 1977.
116 Vgl. Jacob MARSCHAK - Roy RADNER: Economic Theory of Games, Cowles Foundation Mono-
graph 22, New Haven 1972.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 73
Modell arbeitet mit Nutzenfunktionen der einzelnen Individuen, die maximiert wer-
den. Ferner werden nach dieser Theorie die Entscheidungen der einzelnen Individu-
en auf dezentralisierte Informationen gestützt, die jeweils im Eigeninteresse akqui-
riert werden. Das Team als organisatorische Einheit steht nun vor der Aufgabe, je-
weils individuelle Entscheidungsregeln (Individual Decision Rules) zu wählen, um
unter dieser Bedingung dezentralisierter Informationen den Gesamtnutzen des
Teams zu maximieren. Den Rechenzweck Problem Solving kann man nach diesem
Modell ableiten. Demgegenüber findet sich jedoch kein Motivationsaspekt, da für alle
Individuen eine gleiche Präferenzstruktur unterstellt wird. Mit anderen Worten: im
Kontext der Team Theory wird angenommen, daß Informationen ehrlich im Team
verteilt werden, die Rechenzwecke Motivate Subordinates und Sharing of Risk las-
sen sich folglich nicht in dieses Theorem einordnen.
117 Vgl. GROVES, Theodore - Martin LOEB: Incentives and Public Inputs, in: Journal of Public Eco-
nomics, (1975), S. 211-226.
118 Vgl. 1 Kapitel, S. 28 f.
74 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
f) Agency Theory
Den theoretisch fundiertesten und formallogisch ausgereiftesten Ansatz im Rahmen
der Informationsäkonomie stellt die Agency Theory dar. Diese betrachtet die Infor-
mationen des Management Accounting als Basis von Verträgen zwischen Auftrag-
gebern (Principals) und Beauftragten (Agents). Zwischen diesen Gruppen beste-
hen Interessenskonflikte sowie Macht- und Informationsassymmetrien 119. Als Auf-
traggeber lassen sich in Abhängigkeit vom Erklärungsziel Anteilseigner oder Mana-
ger in ihrer Vorgesetztenfunktion definieren. Demgegenüber werden Manager in der
Untergebenenfunktion oder Abteilungsleiter als Agenten definiert12o . Die Agency
Theory konzentriert sich auf optimale Vertragsbeziehungen zwischen den Mitglie-
dern des soziotechnischen Handlungssystems Unternehmen. Als Analyseinstrument
für Management Accounting Systeme hat das Agency Modell zwei Prämissen:
• Die Verträge zwischen den Beteiligten sind eine optimierte Funktion der Infor-
mationen, die das Management Accounting System bereitstellt;
• Die Handlungen der Beteiligten erfolgen auf Basis der so festgelegten Verträge
und der individuellen Informationen, die wiederum zum Teil durch das Ma-
nagement Accounting System festgelegt werden 121.
Die Agency Theory stellt somit ein Modell dar, auf dessen Basis der Gebrauch der
Management Accounting Informationen studiert werden kann.
Im Grundmodell der Agency-Theory delegiert der Auftraggeber an den Agenten die
Verantwortung für die Verwaltung und Leitung eines bestimmten Objektes (z.B. Un-
119 Die Grundüberlegungen der Agency-Theory finden sich erstmals fundiert bei JENSEN, Michael C.
- William H. MECKLlNG: Theory of the Firm: Managerial Behavior, Agency Cost and Ownership
Structure, in: Journal of Financial Economics, (1976), S. 305-360. Einen ausgezeichneten Überblick
über Grundanliegen und Modelle der Agency-Theory gibt ferner BAIMAN, Stanley: Agency Theory
in Managerial Accounting: A Survey, in: Journal of Accounting Literature, Spring (1982), S. 154-213
und BAIMAN, Stanley: Agency Theory in Managerial Accounting: A Second Look, in: Accounting,
Organizations and Society, Band 15, H. 4 (1990), S. 341-371.
120 Vgl. MATTESSICH, Richard: Management Accounting: Past, Present and Future, in: HOLZER,
Peter [Hrsg.]: Management Accounting 1980, Proceedings of the University of IIlinois - Manage-
ment Accounting Symposium, University of lIIinois (1979), S. 209-240, hier S. 227.
121 Vgl. BAIMAN, Stanley: Agency Theory in Managerial Accounting: A Survey, in: Journal of Accoun-
ting Literature, Spring (1982), S. 154-213, hier S. 155.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 75
abgeleiteter Rechen-
Grundansatz Theorie
zweck
Information Evaluator-
• Problem Solving
Decision Maker Theory
Team Theory
• Sharing of Risk
Agency Theory
• Motivate Subordinates
122 Eine der wenigen Ausnahmen ist die empirische Untersuchung von 28 Petroliumherstellern von
ARMOUR, Henry O. - David J. TEECE: Organizationel Structure and Economic Performance: A
Test of the Multidivisional Hypothesis, in: Bell-Journal of Economics, (Spring 1978), S. 106-122.
123 BAIMAN, Stanley: Agency Theory in Managerial Accounting: A Survey, in: Journal of Accounting
Literature, Spring (1982), S. 154-213, hier S. 197.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 77
nierung von Abteilungsleitern (zumindest teilweise) auf der Grundlage der von ihnen
zu verantwortenden Leistungsparameter erfolgt. Die Agency Theory muß somit als
ein wesentlicher Beitrag zur Entwicklung ausgereifter Budgeting-Konzepte und den
korrespondierenden Abweichungsanalysen verstanden werden, die in den USA
einen vergleichsweise hohen Stellenwert einnehmen 124.
Bislang ist der wohl größte effektive Einfluß der Informationsökonomie und insbe-
sondere der Agency Theory auf das Management Accounting in der Hinwendung zu
einer normativen Sichtweise zu sehen. Diese spiegelt sich nicht zuletzt in Horngrens
zentraler Ausrichtung auf den Cost-Benefit Approach wider, den er Ende der lO'er
Jahre in seine Arbeiten integrierte und zum Grundsatz seiner Lehre überhaupt er-
klärte 125. Gerade Horngrens Lehrbuch Cost Accounting: A Managerial Emphasis,
das als eines der bedeutendsten Lehrbücher zum Management Accounting über-
haupt gilt126 , folgt dieser Lehre. Die entsprechenden konzeptionellen Ableitungen
werden weiter unten behandelt 127 .
Kritisch bleibt festzuhalten, daß bislang formulierte Agency-Modelle trotz ihrer teil-
weise mathematisch-technischen Komplexität in ihrem Modellcharakter einfach ge-
blieben sind. Sie beziehen sich bis heute auf organisatorisch höchst einfache Struk-
turen, die der industriellen Wirklichkeit (noch) nicht gerecht werden.
Wenngleich die hier diskutierten informationsökonomischen Ansätze bislang den
komplexen Anforderungen der betrieblichen Wirklichkeit (noch) nicht als Instrumente
dienen können, so erweitern sie doch die traditionelle Perspektive des Management
Accounting. Statt einseitig im Sinne des klassischen Responsibility Accounting
davon auszugehen, daß unternehmenszielkonformes und letztlich ergebnismaximie-
rendes Verhalten sich aus erkannten Abweichungen heraus steuern läßt, werden
124 Vgl. zum Stellenwert und zum Konzept des Budgeting in den USA: 6. Kapitel, S. 206 ff.
125 "This cost-benefit criterion (or philosophy or perspective or attitude) is my basic tenet", vgl.
HORNGREN, Charles T.: Reflections on Accounting Education and Practice, in: The Australian
Accountant, April (1979), S. 158-160, hier S. 58.
126 Die folgende Aussage kann als repräsentativ für das Urteil über Homgrens Lehrbuch angesehen
werden: ,,[ ... ] his textbook titled Cost Accounting: A Managerial Emphasis [ ...] changed the thrust of
the profession forever", WILLIAMS, Kathy: Charles T. Homgren: Management Accounting's Re-
naissance Man, in: Management Accounting, January (1986), S. 23-29, hier S. 23.
127 Vgl S. 85-89 dieses Kapitels.
78 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
Mit Beginn der 80'er Jahre läßt sich eine veränderte Ausrichtung in Forschung und
Lehre des Management Accounting konstatieren. Neuerungen in Organisation und
Prozeßtechnologie, wie das Just in Time Konzept, Total Quality Management, com-
puterunterstützte und automatisierte Design- und Fertigungssysteme (CAD, CAM),
stellen neue Anforderungen an das Management Accounting. Der verschärfte Wett-
bewerb, der insbesondere in High Tech Bereichen stattfindet, entfachte in den USA
eine Diskussion um die Neuausrichtung des Management Accounting, die zu einem
neuen technologieorientierten Ansatz führte: dem Technology Accounting 130.
Die Neuausrichtung des Management Accounting auf moderne Produktionstechno-
logien kommt nach Brimson und Frescoln in vier Hauptaspekten zum Ausdruck 131:
128 Vgl. MATTESSICH, Richard: Management Accounting: Past, Present and Future, in: HOLZER,
Peter [Hrsg.]: Management Accounting 1980, Proceedings of the University of lliinois - Manage-
ment Accounting Symposium, University of Illinois (1979), S. 209-240, hier S. 229.
129 Vgl. MATTESSICH, Richard: Management Accounting: Past, Present and Future, in: HOLZER,
Peter [Hrsg.]: Management Accounting 1980, Proceedings of the University of IIlinois - Manage-
ment Accounting Symposium, University of IIlinois (1979), S. 209-240, hier S. 229.
130 Vgl. zu diesem Ansatz BRIMSON, James A. - Leonard D. FRESCOLN: Technology Accounting:
The Value Added Approach to Capital-Asset Depreciation, in: CIM Review, (Fall 1986), S. 48-62.
131 Vgl. BERLINER, Callie - James A. BRIMSON (Hrsg.): Cost Management for Today's Advanced
Manufacturing, Boston 1988, S. 121.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 79
3. Nutzung dieser Technology Cost Drivers anstatt der üblichen wertmäßigen Be-
zugsgrößen des externen Rechnungswesens für die Betriebsabrechnung und
Produktkostenkalkulation ("using key manufacturing measurements rather than fi-
nancial measurements as the basis for allocating costs U
);
einzubeziehen. Damit stellt der Ansatz zusätzlich zur Amortisation ursprünglich ge-
bundener Kapitalbeträge auf die Schließung inflatorischer Lücken sowie eine Verzin-
sung des eingesetzten Kapitals und schließlich das spezifische Anlagenwagnis ab.
Insofern ist das Technology Accounting bemerkenswert, da es gleich mehrere As-
pekte, die in den USA als allgemein anerkannt galten, in Frage stellt. Ein Rechnen
mit kalkulatorischen Kosten ist der US-amerikanischen Literatur zumindest in der
laufenden Abrechnung grundsätzlich fremd. Kalkulatorische Abschreibungen und
Zinsen werden nach herrschender Meinung nicht angesetzt. Demgegenüber sieht
das Technology Accounting einen Ansatz wiederbeschaffungswertorientierter Ab-
schreibungen und einen Ansatz kalkulatorischer Zinsen und Wagniskosten vor.
Ebenso soll bei Weiternutzung einer bereits voll abgeschriebenen Maschine über
Null hinaus abgeschrieben werden, um so das Kosten- und schließlich auch Preis-
niveau zu verstetigen.
Hierzu muß man kritisch bemerken, daß das Anliegen der Substanzerhaltung und
der damit korrespondierende Ansatz dieser Soll-Mindestgewinne zwar als richtig,
dessen Lösung innerhalb der Kostensphäre jedoch als falsch zu beurteilen ist. Nam-
hafte deutsche Fachvertreter plädieren heute dagegen für den Aufbau einer differen-
zierenden Gewinnkalkulation anstatt dieser Umdefinition von Gewinnen in Kosten 132.
Nach Berliner, Brimson und Frescoln liegt der Schlüssel zum Technology Accounting
darin, Technologiekosten auf Produkte zu verrechnen. Hierzu nehmen sie zunächst
eine Einteilung von Sachanlagen in Kategorien vor133 .
132 Vgl. MÄNNEL, Wolfgang: Integration des Rechnungswesens für ein durchgängiges Ergebnis-
controlling, in: krp, 43. Jg. (1999), S. 11-21, hier S. 13-16; siehe auch SCHNEIDER, Dieter: Rech-
nungszweckwidrige wiederbeschaffungwertorientierte Abschreibungen, in: krp, 42. Jg. (1998), S.
34-36, hier 35-36.
133 Vgl. dazu die differenzierte Zuordnung bei BRIMSON, James A. - Leonard D. FRESCOLN: Tech-
nology Accounting: The Value Added Approach to Capital-Asset Depreciation, in: CIM Review, (Fall
1986), S. 42-62, hier S. 47.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 81
134 In Anlehnung an BERLINER, Callie - James A. BRIMSON [Hrsg.]: Cost Management for Today's
Advanced Manufacturing, Boston 1988, S. 107.
82 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
2) Leistungsorientierte Abschreibung
Innerhalb des Value Added Approach des Technology Accounting wird auf lei-
stungsorientierte Abschreibungsmethoden abgestellt. Im Gegensatz zum tradi-
tionellen Ansatz vor allem linearer (Straight Une) und auch degressiver (Sum-of-the-
Years Digits, Declining Balance) Abschreibungsmethoden soll konsequent auf Basis
von Maschinenstundensätzen (Machine Hours) bzw. Durchsatzmengen (Inventory
Velocity) abgeschrieben werden. Auch hier muß man kritisch anmerken, daß einer
solchen konsequent leistungsorientierten Abschreibung das Grundanliegen des Ein-
kreissystems letztlich entgegensteht. Im Zuge der anzustrebenden Harmonisierung
von internem und externem Rechnungswesen sollten gerade US-amerikanische
Fachvertreter von einem divergenten Abschreibungsansatz absehen. Dies hat im
US-amerikanischen Kontext besondere Gültigkeit, da faktisch unvermeidbare Me-
thodendivergenzen, wie sie in Deutschland aus dem Prinzip der umgekehrten Maß-
geblichkeit der Steuer für die Handelsbilanz resultieren, nicht zu erwarten sind. Die
US-amerikanischen Generally Accepted Accounting Principles schreiben jedoch li-
135 Vgl. zur differenzierten Vorgehensweise BERLINER, Callie - James A. Brimson (Hrsg.): Cost
Management for Today's Advanced Manufacturing, Boston 1988, S. 108-114, insbesondere müs-
sen solche Technologiekosten identifiziert werden, die bei genauem Hinsehen unmittelbaren Pro-
duktbezug aufweisen, wie die Nutzung von CAM-Rechnerkapazität zur Unterstützung produktspezi-
fischer Anlagensteuerungen.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 83
neare bzw. degressive Abschreibungen vor136 , so daß das Anliegen eines transpa-
renten, geschlossenen Ergebniscontrolling diese Erwägungen für eine streng lei-
stungsorientierte Abschreibung überwiegen sollte 137.
136 Zu den extern zulässigen Abschreibungsverfahren in den USA vgl. KIESO, Donal E. - Jerry J.
WEYGANDT: Intermediate Accounting, 9. Aufl., New York u.a. 1998, S. 548-557. In den USA wird
im externen Rechnungswesen in noch stärkerem Maße auf die lineare Abschreibung abgestellt, als
vergleichsweise in Deutschland.
137 Zu den Bestrebungen nach einer Integration der Rechnungskreise vgl. nochmals MÄNNEL, Wolf-
gang: Reorganisation des führungsorientierten Rechnungswesens durch Integration der Rechen-
kreise, in: krp, o. Jg. (1997), S. 9-19 und die dort angegebene Literatur.
138 Vgl. GEISER, Bernd: Prozeßkostenrechnung und Activity Based Costing (ABC), in: HORVATH &
PARTNER GmbH (Hrsg.): Prozeßkostenmanagement, 2. Aufl., München, S. 65-77, hier S. 68 f.
139 Vgl. BERLINER, Callie - James A. BRIMSON (Hrsg.): Cost Management for Today's Advanced
Manufacturing, Boston 1988, S. 118.
84 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
140 Vgl. FOSTER, George - Mahendra GUPTA: Manufacturing Cost Driver Analysis, in: Journal of
Accounting and Economics, H. 12, (1990), S. 309-337. Vgl. auch DOPUCH, Nicholas: A Perspec-
tive on Cost Drivers, in: The Accounting Review, July (1993), S. 615-620. Einen Überblick über Ko-
stentreibersysteme (nicht nur) für die Prozeßkostenrechnung in der deutschen und anglo-
amerikanischen Literatur findet sich bei ZIRKLER, Bernd: Kostentreiberanalysen für die Prozeßko-
stenrechnung, in: Kostenrechnungspraxis (krp), 43. Jg. (1999) H. 6, S. 352-355, hier S. 354 f.
141 VATTER, William J.: Managerial Accounting, New York 1950, S. 105.
142 Vgl. FICKERT, Reiner: Management Accounting - quo vadis?, in: Die Unternehmung, H. 3, o. Jg.
(1993), S. 203-224, hier S. 208.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 85
143 Zur Zusammenarbeit von Vatter und Horngren und zur ersten Auflage von Horngrens Lehrbuch vgl.
WILLIAMS, Kathy: Charles T. Horngren: Management Accounting's Renaissance Man, in: Ma-
nagement Accounting, January (1986), S. 23-29, hier S. 27 f.
144 Bezeichnende Stellungnahmen finden sich bei Williams: "By applying a management perspective
to traditional cost accounting, this acclaimed teacher, author, researcher, communicator, busi-
nessman, leader and humanist changed the course of the profession forever." und ,,[ ... ] one of
the world's most respected and honored accounting educators - one who has made unparal-
86 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
leled contributions to all segments of his profession'", WILLIAMS, Kathy: Charles T. Horngren:
Management Accounting's Renaissance Man, in: Management Accounting, January (1986), Her-
vorhebungen vom Verfasser, S. 23-29, hier S. 23.
145 ,,[ .•. ] Horngren has helped shape management accounting into the profession it is today",
WILLIAMS, Kathy: Charles T. Horngren: Management Accounting's Renaissance Man, in: Ma-
nagement Accounting, January (1986), S. 23-29, hier S. 23.
146 Vgl. 6 Kapitel, S. 206 ff. und 7. Kapitel, S. 245 ff. Insbesondere weist Horngren, Vatters Arbeiten
zum Budgeting folgend, auf die zentrale Bedeutung von Budgets hin, die im Sinne des Responsibili-
ty Accounting für Verantwortungsbereiche "maßgeschneidert'" werden, "The desirability of tailo-
ring a budget to particular managers cannot be overemphasized.'", HORNGREN, Charles T.:
Reflections on Accounting Education and Practice, in: The Australian Accountant, April (1979), S.
158-160, hier S. 160.
147 Horngren bezeichnet den Cost-Benefit Approach als den Grundsatz seiner Lehre: "The cost-
benefit criterion (or philosophy or perspective or attitude) is my basic tenet", HORNGREN, Charles
T.: Reflections on Accounting Education and Practice, in: The Australian Accountant, April (1979),
Hervorhebung vom Verfasser, S. 158-160, hier S. 158. Vgl. auch HORNGREN, Charles T. -
George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 8.
Dort wird der Cost-Benefit Approach allen weiteren konzeptionellen Ausführungen vorangestellt.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 87
zepte des Decision Making und z.T. auch des Planning and Control müssen in die-
sem Kontext häufig als fallweise Sonderrechnungen konzipiert werden. Dies bedeu-
tet einen vergleichsweise deutlich höheren Aufwand für die Informationsbereitstel-
lung, der dem zusätzlichen Informationsnutzen gegenüberzustellen ist.
Eine Implikation des Cost-Benefit Approaches ist Horngrens Forderung nach der
klaren Beachtung der Anreizverträglichkeit betrieblicher Budgeting- und insbeson-
dere Incentivesysteme 148 . Der Stellenwert dieses Aspekts in den USA läßt sich vor
allem anhand der dominanten Profit-Center Organisation erklären. Im Sinne des
Responsibility Accounting sind eben auch die Vergütungen der Bereichsverantwortli-
chen vergleichsweise öfter und vor allem stärker an die Informationen des Rech-
nungswesens gebunden. Die hohe Bedeutung der Anreizverträglichkeit im Zusam-
menhang mit erfolgsabhängigen Entlohnungssystemen spiegelt sich in den USA
letztlich auch in der Höhe der Tätigkeitsvergütungen der Chief Executive Officers
(CEO, vergleichbar mit dem deutschen Vorstandsvorsitzenden) wider. Diese betru-
gen in den USA 1999 etwa das 209 fache der Vergütung eines Fabrikarbeiters.
Demgegenüber werden vergleichbare Führungspositionen in Deutschland "nur" mit
dem 25 fachen eines durchschnittlichen Fabrikarbeiterlohnes entgolten 149.
Die Informationen des Rechnungswesens stellen in den USA aufgrund der gemein-
samen Datenbasis des General Ledger auf ein einheitliches Wertniveau ab. Inso-
fern finden die Wertansätze betrieblicher Budgetingsysteme letztlich ja summarisch
auch im externen Rechnungswesen ihren Niederschlag und sind gleichzeitig als Aus-
fluß des internen Entscheidungsprozesses gegenüber den Bereichsverantwortlichen
- eben aufgrund des klaren einheitlichen Wertniveaus - auch kommunizierbar15o •
148 ..As apart of the cost-benefit assesment !wo major problems should be faced when a system is
chosen: obtaining goal congruence and strengthening incentive.", HORNGREN, Charles T.: Re-
fleetions on Accounting Education and Practice, in: The Australian Accountant, April (1979), S. 158-
160, hier S. 159 ...Courses are concerned with critical behavioral issues such as designing sys-
tems that motivate decisions wh ich are congruent with top management goals.",
HORNGREN, Charles T.: The Accounting Discipline in 1999, in: The Accounting Review, January
(1971), Hervorhebung vom Verfasser, S. 1-11, hier S. 8.
149 Vgl. VORWOLD, Gerhard: Gewinnmanagement in den USA - Beobachtungen aus deutscher
Sicht, in: Der Betrieb, H. 46,52. Jg. (1999), S. 2321-2328, hier S. 2325.
150 Zum einheitlichen Wertniveau des externen und internen Rechnungswesens in den USA vgl.
BAUMANN, Karl-Hermann: Das Rechnungswesen als Instrument zur Steuerung und Kontrolle von
88 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
Als weiterer zentraler Eckpfeiler in Horngrens Lehre kann der Relevant Cost Ap-
proach identifiziert werden. Wie bereits erläutert wurde, kehrte man in den USA ab
den 40'er Jahren mehr und mehr vom True Cost Approach ab und wendete sich
dem Rechnen mit entscheidungsrelevanten Kosten zu. Dieses Thema fand seinen
Höhepunkt in der Diskussion um die richtige Bestandsbewertungskonzeption, die
vorrangig in den frühen 50'er Jahren geführt wurde 151 . Horngren bezeichnete die
Frage nach der anteiligen Aktivierung von Gemeinkosten treffend als Asset versus
Expense Problem 152. In der kontrovers geführten Diskussion um die Richtigkeit vol-
ler oder nur variabler Herstellungskosten für den Wertansatz der Bestände an ferti-
gen und unfertigen Erzeugnissen postulierte Horngren wegweisend 153 :
While conventional costers will say that fixed factory overhead is an asset,
and direct costers will say that it is aperiod cost, the relevant coster will say,
"It depends. "
Während nun die überwiegende Mehrheit der Veröffentlichungen dieser Zeit auf-
grund des dominanten Bestandsbewertungserfordernis des externen Rechnungswe-
sens auf die Produktkalkulation abstellte 154, wendete sich Horngren der Nutzung von
Teilkosteninformationen zu und trat für das Rechnen mit Deckungsbeiträgen, Teil-
kosten und auch Opportunitätskosten - freilich nur in fallweisen Sonderrechnun-
gen - ein. Er differenziert lang- und kurzfristige Entscheidungssituationen und gibt zu
bedenken, daß für letztere eben unter der Prämisse unveränderbarer Kapazität eben
155 Zum Contribution Margin Approach und zum Opportunity Cost Approach sowie zur Erörterung
kurz- und langfristiger Entscheidungsrechnungen vgl. HORNGREN, Charles T.: A Contribution
Margin Approach to the Analysis of Capacity Utilization, in: The Accounting Review, April (1967), S.
254-264.
156 "Empirical behavioral research in budgeting contexts has conclusively demonstrated that reports
showing probabilistic information will generally lead to decisions having higher payoffs than reports
that show only single values. Consequently internal reports are routinely designed to communi-
cate on a probabilistic rather than on a deterministic basis.", HORNGREN, Charles T.: The
Accounting Discipline in 1999, in: The Accounting Review, January (1971), Hervorhebung vom Ver-
fasser, S. 1-11, hier S. 8.
157 Vgl. 7. Kapitel, S. 259 ff.
90 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
Contribution Margin
Approach
Anreizverträg-
lichkeit Simulations-
betrieblicher und
Budgeting- Wahrschein-
und Incentive- lichkeits-
systeme rechnungen
Cost-Benefit Approach
normative Ausrichtung des
Management Accounting
Behavioral Accounting
bleme aufwirft 158 . Bei unveränderbarer Kapazität sind eben primär nur variable Ko-
sten und eventuell Opportunitätskosten der Engpaßinanspruchnahme relevant. Da-
rüber hinaus weist Shillinglaw darauf hin, daß gegebenenfalls auch noch relevante
Fixkosten der Alternativen in den Kalkül einbezogen werden müssen, die in der be-
trachteten kurzen Zeitspanne beeinflußt werden können. Diese bezeichnet er in Ein-
klang mit der sonstigen Literatur als Differential Fixed Costs 159.
Eingehend geht Shillinglaw auf die deutlich schwierigere Frage der Untermauerung
langfristiger Entscheidungen ein, die er wegen der zugrundeliegenden Kapazitäts-
dispositionen als Quantitative Policy Decisions bezeichnet. Für diese Klasse von
Entscheidungen beschreibt er geordnete Kostenzurechnungskriterien, die von ihm
als Concept of Attributable Cost benannt werden.
Shillinglaw leistete einen wertvollen Beitrag zum Decision Making, indem er bereits
1963 die Fragestellung nach der Adäquanz des Voll- oder Teilkostenansatzes, die ja
die wissenschaftliche Literatur dieser Zeit dominierte, in einen vergleichsweise brei-
teren Kontext brachte. Es ist durchaus verständlich, daß sich in den USA die polaren
Positionen der Direct Goster und Absorption Goster herausbildeten, da im General
Ledger-basierten Einkreissystem das Bestandsbewertungserfordernis dominierte
und hier insofern eben auch primär die Frage interessierte, ob den Produkten anteili-
ge Gemeinkosten angelastet werden sollen. Die Frage nach einer differenzierten
Betrachtung des Fixkostenblocks trat dagegen vergleichsweise in den Hinter-
grund. Shillinglaw, der sich primär um die Fundierung der Informationen des internen
führungsorientierten Rechnungswesens bemühte, hob hervor, daß die Unterstützung
langfristiger Entscheidungen eben auch einen Einbezug fixer Kosten entsprechend
ihrer sachlichen und zeitlichen Disponierbarkeit bedingt. Er kritisierte, daß die undif-
ferenzierte Ausrichtung der Direct Goster einen zu großen Teil der Fixkosten in ei-
nem Joint Gost Pool belasse und daß dies letztlich kontraproduktiv für das Decision
158 Zur Differenzierung kurz- und langfristiger Entscheidungen vgl. SHILLINGLAW, Gordon - Kath-
leen Me GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9. Aufl., Homewood 1986, S. 677-693.
159 "For short run problems, the appropriate cost concept is the sum of the marginal costs over the
range of each output differential between the alternatives under review. In practice, this is often ap-
proximated by the summation of average variable cost (assumed to be constant over the af-
fected output range), with differential fixed costs recognized when significant.", SHILLINGLAW,
Gordon: The Concept of Attributable Cost, in: Harvard Business Review, March-April (1963), S. 73-
85. hier S. 73.
92 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
Making sei 16o . Shillinglaw ergänzt das in der Literatur dieser Zeit vorrangig ange-
wandte Concept of Traceability durch das Concept of Divisibility. Ersteres be-
schäftigt sich mit der Zurechenbarkeit von Kosten, was im Sinne des traditionellen
Absorption Costing Approach eben auch Fixkostenproportionalisierung impliziert.
Dagegen betrachtet letzteres den Quantencharakter von Fixkosten (Divisibility be-
deutet Teilbarkeit) in Abhängigkeit differenzierter Betrachtungszeiträume 161.
Auf dieser Basis definiert Shillinglaw sein Zurechnungskonzept, das Concept of At-
tributable Cost162 :
Attributable Cost is the cost per unit that could be avoided, on the average, if
a product or function were discontinued entirely without changing the sup-
porting organization structure.
Man kommt nicht umhin, darin eine starke Nähe zu dem von Paul Riebel geprägten
Identitätsprinzips zu erkennen 163. Unter "unit" versteht Shillinglaw letztlich spezifi-
sche Bezugsobjekte, wie eben Produkte oder Leistungsbereiche, insofern ähnelt
diese relative Kostenzurechnung eben auch dem Riebel'schen Rechnen mit relati-
ven Einzelkosten 164. Da das US-amerikanische General Ledger jedoch nicht die
160 "In the contribution method the danger is in a tendency to permit too many costs to rest in the
joint pool which could and should be allocated to the segments of the business which occasion
them.[ ... ] The real source of the conflict, however, may lie in the failure to recognize more than
two alternatives. [...] some but not all fixed costs should be unitized far quantitative policy de-
cisions", SHILLINGLAW, Gordon: The Concept of Attributable Cost, in: Harvard Business Review,
March-April (1963), S. 73-85, hier S. 75.
161 Vgl. SHILLINGLAW, Gordon: The Concept of Attributable Cost, in: Harvard Business Review,
March-April (1963), S. 73-85, hier S. 75 ff.
162 SHILLINGLAW, Gordon: The Concept of Attributable Cost, in: Harvard Business Review, March-
April (1963), S. 73-85, hier S. 80.
163 "Nach dem Identitätsprinzip können dem Verzehr bzw. der Inanspruchnahme eines Kostengutes
nur dann und nur insoweit Ausgaben eindeutig zugeordnet werden, als sowohl der Verzehr des Ko-
stengutes bzw. seine Inanspruchnahme als auch die Entstehung der Ausgaben bzw. Ausgabenver-
pflichtungen durch dieselbe Entscheidung oder Kette von Entscheidungen und Ausführungsmaß-
nahmen ausgelöst werden", RIEBEL, Paul: Einzelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung, 7. Aufl.,
Wiesbaden 1994, S. 77.
164 Zu den Ansätzen und Entwicklungen des Rechnens mit relativen Einzelkosten (und Deckungsbei-
trägen) vgl. RIEBEL, Paul: Einzelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung, 7. Aufl., Wiesbaden
1994. S. 615-631.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 93
165 Vgl. zum Rechnen mit Divisible und Indivisible Fixed Costs SHILUNGLAW, Gordon: The Concept
of Attributable Cost, in: Harvard Business Review, March-April (1963), S. 73-85, hier S. 81-83.
166 Das Instrumentarium der Fixkostenobligorechnung wurde in Deutschland insbesondere von
Männel im Zusammenhang mit der Wahl zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug diskutiert. Vgl.
MÄNNEL, Wolfgang: Die Wahl zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug, 2. Aufl., Stuttgart 1981,
S.282-290.
167 Die stufenweise Fixkostendeckungsrechnung geht zurück auf MELLEROWICZ, Konrad: Neu-
zeitliche Kalkulationsverfahren, Freiburg i.Br. 1966, S. 154-222.
94 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
Differenzierte Concept
Betrachtung des of
Fixkosten block Divisibility
/-'1
--"
~------- L
----
/
- -"
C~_ _"_"""_~~:ib~
""
Concept of ~\
t
I
I
I
I
Quantitative Policy Decisions
I I
Shillinglaw leistete zudem einen wesentlichen Beitrag zur Etablierung eines füh-
rungsorientierten Management Accounting, indem er Clarks kosten bezogenes
Grundpostulat zum Ansatz "different profits for different purposes" weiterent-
wickelte. Den entsprechenden Kalkül bezeichnete er als Composite Profit Concept,
dem Grundansatz nach eine mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung. Den Aufbau
dieser Rechnung veranschaulicht die Abbildung 2.16.
Um nicht mißverstanden zu werden: das Composite Profit Concept und allgemein
US-amerikanische Deckungsbeitragsrechnungen weisen nur eine bedingte Ähnlich-
keit zur stufenweisen Fixkostendeckungsrechnung deutscher Prägung auf. Beim US-
amerikanischen Profit-Center Konzept finden sich innerhalb der einzelnen Profit-
Center kaum Differenzierungen des Produktspektrums, bereits die Erfassung mehre-
rer Produktarten stellt die Ausnahme dar. Man kann ja gerade für typisch US-
amerikanische Organisationen eine starke Übereinstimmung von Ressourcen-
und Produktspektrum konstatieren.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 95
Sales
- Variable Cost of Goods sold
Controllable
- Variable Divisional Selling and I------------~~[
Administrative Expense - Controllable Profit
Sales Margin Divisional I
Overhead .
Net Profit
Contribution
l
Allocation of Margin
I
Extradivisonal
Expenses I
168 Nach den Ausführungen bei SHILLINGLAW, Gordon: Guides to Internal Profit Measurement, in:
Harvard Business Review, Spring (1957), S. 82-94, hier S. 85-89.
169 Shillinglaw benutzt den Ausdruck Controllability Criterion, vgl. SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen
Me GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9. Aufl., Homewood 1986, S. 754 f.
96 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
das vorrangige Maß für die Beurteilung der Managementleistung darstellt 170. Die
Sales Margin als Überschuß der Erlöse über die variablen Vertriebs- und auch Her-
stellungskosten soll vor allem als Kriterium für kurzfristige Entscheidungen über das
Produktions- und Absatzvolumen, den Produktmix und die Preispolitik herangezogen
werden 171. Auf der anderen Seite dient die Contribution Margin als Maß für den
Erfolgsbeitrag des Profit-Centers, indem von den Divisionserlösen die variablen Ko-
sten und sämtliche Profit-Center-Fixkosten in Abzug gebracht werden. Diese sind
allerdings nur zum Teil vom Profit-Center-Leiter auch beeinflußbar. Nach Shillinglaw
ist diese Größe ein Maß für die Ergebnisentwicklung und auch die Investitionspolitik.
Schließlich wird das Nettoergebnis (Net Profit before Taxes) aufgrund der anteiligen
Verrechnung bereichsübergreifender Fixkosten lediglich als geeignet für die gesamt-
unternehmensbezogene Ergebnissituation angesehen 172. Wesentlich für die Beurtei-
lung aus deutscher Warte ist in diesem Zusammenhang auch das vergleichsweise
materiell unterschiedliche Begriffsverständnis. Reine Übersetzungen würden hier in
die Irre führen. So darf in diesem differenzierenden Konzept die Sales Margin nicht
als Verkaufsüberschuß und die Contribution Margin nicht als produktartbezo-
gener Deckungsbeitrag verstanden werden. Demgegenüber hat der Controllable
Profit im US-amerikanischen Kontext eine besondere Bedeutung, aber aufgrund der
unterschiedlichen Organisationskultur kein echtes deutsches Analogon 173.
Wie sich später zeigen sollte, wurden entsprechende Deckungsbeitragsrechnungen
in den Lehrbüchern zum Management Accounting unter der Bezeichnung Concept of
Controllability mit großer Übereinstimmung aufgenommen. Auch dieser Beitrag darf
aufgrund der Spezifika des US-amerikanischen Management Accounting nicht un-
terschätzt werden. Schließlich ist aufgrund der fehlenden Kostenspaltung und der
170 "For evaluating executive performance, the presumption is in favor of controllable profit",
SHILLINGLAW, Gordon: Guides to Internal Profit Measurement, in: Harvard Business Review,
Spring (1957), S. 82-94, hier S. 88.
171 SHILLINGLAW, Gordon: Guides to Internal Profit Measurement, in: Harvard Business Review,
Spring (1957), S. 82-94, hier S. 87 f.
172 Zu der Eignung der verschiedenen Größen für die angeführten Rechenzwecke vg\. SHILLINGLAW,
Gordon: Guides to Internal Profit Measurement, in: Harvard Business Review, Spring (1957), S.
82-94, hier S. 86 ff.
173 Vg\. zum Ergebniskonzept für Profit-Center Strukturen auch SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen
Me GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9. Auf\., Homewood 1986, S. 761-767.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 97
Johnson und Kaplan diagnostizierten mit ihrem viel beachteten Werk Relevance
Lost - The Rise and Fall of Management Accounting 1987 die mangelnde Aus-
richtung des Management Accounting Instrumentariums auf die Anforderungen der
Unternehmensführung. Sie machen deutlich, daß das Methodenpotential des füh-
rungsorientierten internen Rechnungswesens seiner Bezeichnung als Management
Accounting, die ja die Ausrichtung auf die Belange der Unternehmensführung bein-
haltet, nicht mehr gerecht wurde. Nach Johnson und Kaplan wurden in den 80"er
Jahren in den noch die sei ben Methoden verwendet, die bereits in den 50"er und
50"er Jahren in US-amerikanischen Betrieben implementiert waren 174.
Johnson versteht unter dem Begriff Relevance Lost "the use of accounting informa-
tion to contral operating pracesses,,175. Er kritisiert, daß komplexe Unternehmen mit
vielen Hierarchiestufen ihre operativen Prozesse nicht von der Basis aus steuern,
sondern Top-Down fernsteuern ("by Remote Control,,176).
Im Zentrum der Kritik von Johnson und Kaplan standen dabei vor allem die beiden
im folgenden näher erläuterten Problemfelder.
174 Vgl. KAPLAN, Robert S. - H. Thomas JOHNSON: Relevance Lost - The Rise and Fall of Man-
agement Accounting, Boston 1987, S. 183.
175 JOHNSON, H. Thomas: Relevance Regained, New York 1992, S. 18.
176 JOHNSON, H. Thomas: Relevance Regained, New York 1992, S. 18.
98 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
177 Zu dieser Charakterisierung vgl. HERZOG, Ernst: Stand und Entwicklungstendenzen des innerbe-
trieblichen Rechnungswesens in den USA, in: SCHEER, August-Wilhelm (Hrsg.): Rechnungswe-
sen und EDV, Heidelberg 1989, S. 313-326, hier S. 322.
178 Vgl. KAPLAN, Robert S. - H. Thomas JOHNSON: Relevance Lost - The Rise and Fall of Ma-
nagement Accounting, Boston 1987, S. 184. zu einer differenzierten Darstellung der Methoden der
Betriebsabrechnung vgl. 3. Kapitel. S. 128 ff.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 99
179 Das Machine Hour Rate Costing oder auch Machine Accounting wurde in den USA ja gerade
vergleichsweise früh, nämlich etwa von 1900-1915, als Element des Scientific Management disku-
tiert.
180 Vgl. nochmals GEISER, Bernd: Prozeßkostenrechnung und Activity Based Costing (ABC), in:
HORVÄTH & PARTNER GmbH (Hrsg.): Prozeßkostenmanagement, 2. Aufl., München, S. 65-77,
hier S. 68.
100 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
~
Material Labor Over- Total
,. ,.
3,0837 0,6336
181 In enger Anlehnung an KAPLAN, Robert S. - H. Thornas JOHNSON: Relevance Lost - The Rise
and Fall of Management Accounting, Boston 1987, S. 185, das Beispiel bezieht sich auf die Herstel-
lung eines Valves (Zylinder).
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 101
• es kann keine Aussage über den relativen Anteil einzelner Kostenarten an den
gesamten Produktkosten gemacht werden;
• demzufolge können die Einzel- und Gemeinkostenanteile nicht mehr differen-
ziert ausgewiesen werden;
• es kann keine Differenzierung in fixe und variable Produktkosten vorgenommen
werden;
• demzufoge ist der Aufbau eines Contribution Margin Approach (Deckungsbei-
tragsrechnung) selbst in der einfachen Form des Direct Costing nach dieser
Konzeption nicht möglich;
fachen Form volle Herstellungskosten für die Lagerbestände auf allen Fertigungsstu-
fen ermittelt, um dem Rechenzweck der vollkostenorientierten Bestandsbewertung
gerecht zu werden.
Das Problem der mangelnden Zeitnähe der von den Erfordernissen des externen
Rechnungswesens geprägten und im General Ledger geführten Daten des Mana-
gement Accounting beschrieb Vatter bereits 1950. Er fordert, der Zeitnähe der Füh-
rungsinformationen Priorität vor der Genauigkeit einzuräumen 182:
Johnson und Kaplan zeigen auf, daß die Informationen des Management Accounting
üblicherweise im Monatsturnus aufbereitet werden. Diese monatlichen Ergebnis-
rechnungen und auch Bilanzen führt man zu den in den USA vorgeschriebenen
Quartals- und Jahresabschlüssen fort. Im Bestreben, der Problematik zeitgerech-
ter Informationen Herr zu werden, verwenden US-amerikanische Betriebe erhebliche
Schulungsanstrengungen darauf, schnell verfügbare Monatsabschlüsse zu erstellen.
Allerdings verfügt der diesen Systemen ausgelieferte Controller über keine Möglich-
keit, zu frei wählbaren Zeitpunkten Führungsinformationen in beliebiger Differenzie-
rung zu erhalten. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Die General Ledger-Konten
stellen die Abrechnungsvehikel sowohl des Financial als auch des Management Ac-
counting dar. Informationsbedarfe auch des Management Accounting kann man folg-
lich nur befriedigen, wenn diese Konten abgeschlossen werden. Mit anderen Wor-
ten: die Konzepte waren als kontenmäßige Betriebsabrechnungsverfahren auf
Basis der Daten des externen Rechnungswesens konzipiert.
Die bereits angesprochenen Schulungsmaßnahmen und Anstrengungen des Mana-
gements sind auf den schnellen und flexiblen Kontenabschluß ausgerichtet. Zwar
geht das grundsätzlich auf die Quartalsberichterstattung gerichtete externe Rech-
182 VATTER, William J.: Managerial Accounting, New York 1950, Hervorhebungen vom Verfasser, S.
105.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 103
183 Vgl. KAPLAN, Robert S. - H. Thomas JOHNSON: Relevance Lost - The Rise and Fall of Ma-
nagement Accounting, Boston 1987, S. 194.
184 KAPLAN, Robert S. - H. Thomas JOHNSON: Relevance Lost - The Rise and Fall of Management
Accounting, Boston 1987, S. 195, Hervorhebung vom Verfasser.
185 Vgl. JOHNSON, H. Thomas: Relevance Regained, New York 1992.
104 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
~
Industrial Era Relevance Lost Global Era
(1800-1950) (1950-1980) (1990-)
Rechenzwec
To plan Extent
and Financing Accounting Accounting Accounting
ofCompany
Aus seiner Kritik an den klassischen Berichtssystemen leitet Johnson die folgenden
Forderungen ab 189:
• "all management contral information comes fram below, fram customers and
processes, and it is pravided real time to people who carry out actions [... ],
• everyone in a company understands how to translate information into competitive
actions".
190 Vgl. PAMPEL, Jochen: Konzepte und Instrumente für das ressourcenorientierte Management,
unveröffentlichte Habilitationsschrift, Nürnberg 1998, S. 3.
191 Vgl. WERNERFEL T, Birger: A Resource-based View of the Firm: Ten Years after: in: Strategie
Management Journal, 16. Jg. (1995), S. 171-174.
192 Zitiert nach PAMPEL, Jochen: Konzepte und Instrumente für das ressourcenorientierte Manage-
ment, unveröffentlichte Habilitationsschrift, Nürnberg 1998, S. 23.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 107
• Die Ressource muß innerhalb der Unternehmung wertvoller sein als außerhalb
der Unternehmung ("more valuable within the firm than outside").
193 Vgl. GRANT, Robert M.: The Resource-based Theory of Competitive Advantage: Implications for
Strategy Formulation, in: California Management Review, Spring (1991), S. 114-135, hier S. 115.
194 Als differenzierte Darstellung der Analyse und Bewertung erfolgspotentialgenerierender Ressour-
cen, vgl. PAMPEL, Jochen: Konzepte und Instrumente für das ressourcenorientierte Management,
unveröffentlichte Habilitationsschrift. Nürnberg 1998, S. 37-51.
195 Vgl. PORTER, Michael E.: Towards aDynamie Theory of Strategy, in: Strategie Management
Journal, H.12. (1991), S. 95-117, hierS.108.
196 Vgl. PORTER, Michael E.: Towards a Dynamic Theory of Strategy, in: Strategie Management
Journal, H. 12, (1991), S. 95-117, hier S. 107 f.
108 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
197 "the demand of allocations of nontraceable costs to cost centers likely arose from the financial re-
porting requirement that such costs be included in inventory valuation and thus, be allocated to
products", KAPLAN, Robert S. - H. Thomas JOHNSON: Relevance Lost - The Rise and Fall of
Management Accounting, Boston 1987, S. 232.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 109
198 "Once we recognize that product costing can and should be accomplished independently from pro-
cess control, the need to allocate nontraceable costs to cost centers disappears", KAPLAN, Robert
S. - H. Thomas JOHNSON: Relevance Lost - The Rise and Fall of Management Accounting, Bos-
ton 1987, S. 232.
199 Vgl. nochmals GEISER, Bernd: Prozeßkostenrechnung und Activity Based Costing (ABC), in:
HORVATH & PARTNER GmbH (Hrsg.): Prozeßkostenmanagement, 2. Aufl., München, S. 65-77,
hier S. 68.
200 "That is, for aperiod of interest - which could be hourly for a production center, monthly or
semiannually for a department staffed with knowledge workers", KAPLAN, Robert S. - H. Tho-
110 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
Insofern wurde eben ein typisches US-amerikanisches Spezifikum kritisiert: die ver-
hältnismäßig grobe zeitliche und sachliche Differenzierung des Berichtswesens (lan-
ge Berichtsintervalle, nicht ausgebaute KostensteIlenrechnung und undifferenzierte
Bezugsgrößensysteme ).
Sind jedoch die von Johnson und Kaplan genannten Bedingungen erfüllt, lassen sich
differenzierte Sollkosten (Flexible Expense Budgets) für die einzelnen Cost Center
aufstellen, mit denen man echte Verbrauchsabweichungen ermitteln kann.
mas JOHNSON: Relevance Lost - The Rise and Fall of Management Accounting, Boston 1987, S.
230.
201 KAPLAN, Robert S. - H. Thomas JOHNSON: Relevance Lost - The Rise and Fall of Management
Accounting, Boston 1987, S. 230.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 111
Wertansätze. Kaplan brachte die Kritik mit dem Postulat "one Cast System isn't
enough" auf den Punke02 .
Für den Rechnungszweck des Pricing, also eine sowohl kurzfristig als auch langfri-
stig ausgerichtete Preispolitik, fordern Johnson und Kaplan eine strikte Differenzie-
rung von kurzfristigen Produktkosten (Short Term Product Costs) und langfristigen
Produktkosten (Lang Term Product Costs). Als Voraussetzung dafür muß das Ko-
stenrechnungssystem eine Kostenspaltungsmethode (Method of Determining Cast
Variability) vorsehen 203 . Sodann werden als kurzfristige Produktkosten für Entschei-
dungen bei unveränderbarer Kapazität nur die variablen Kosten definiert204 • Dem-
gegenüber stehen die langfristigen Produktkosten als entscheidungsrelevante Ko-
sten bei veränderbarer Kapazität (Alterable Capacity). Hier fordern Johnson und Ka-
plan zwar grundsätzlich einen Ansatz zu vollen Herstellungskosten, allerdings un-
tersuchen sie den Beziehungszusammenhang von Ressource, Prozeß und Produkt
weitaus eingehender, als dies konventionelle Kalkulationen, die regelmäßig auf
wertmäßigen Bezugsgrößen aufbauen, vorsehen. Sie fordern die Berücksichtigung
differenzierter Bezugsgrößen, um so volle Produktkosten leistungsorientiert zu ermit-
teln und der Kalkulation das Prinzip der anteiligen Inanspruchnahme205 zugrunde zu
legen. Johnson und Kaplan bezeichnen als grundlegende Haupteinflußfaktoren in
diesem Zusammenhang Entscheidungen über Product Output, Product Mix und Pro-
duct Diversitlo6 .
202 Vgl. KAPLAN, Robert S.: One Cost System isn·t enough; in: Harvard Business Review, (1988),
H.1, S. 61-66.
203 Zu den Kostenspaltungsmethoden vgl. 4. Kapitel, S. 143 ff.
204 Vgl. KAPLAN, Robert S. - H. Thomas JOHNSON: Relevance Lost - The Rise and Fall of Ma-
nagement Accounting, Boston 1987, S. 233.
205 Vgl. zur Bezeichnung und zum Inhalt des Prinzips der anteiligen Inanspruchnahme: MÄNNEL,
Wolfgang: Entwicklungsperspektiven der Kostenrechnung, 5. Aufl., Lauf a.d. Pegnitz 1999, S. 146
ff. Bei Schweitzer und Küpper findet sich die Bezeichnung Leistungsentsprechnungsprinzip,
SCHWElTZER, Marcell - Hans-Ulrich KÜPPER: Systeme der Kosten- und Erlösrechnung, 6. Aufl.,
München 1995, S. 91. Im US-Management Accounting entspricht das auf Clark zurückgehende
Prinzip Benefit or Use weitestgehend diesem Ansatz, vgl. CLARK, John M.: Studies in the Eco-
nomics of Overhead Costs, Chicago 1923, S. 31 ff, vgl. dazu auch S. 42-45 dieses Kapitels.
206 "The goal of a good product cost system should be to make more obvious, more transparent, how
costs currently considered to be fixed or sunk actually do vary with decisions made about product
112 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
output, produet mix, and produet diversity", KAPLAN, Robert S. - H. Thomas JOHNSON: Rele-
vanee Lost - The Rise and Fall of Management Aeeounting, Boston 1987, S. 235.
207 Vgl. MILLER, Jeffrey G. - Thomas E. VOLLMANN: The Hidden Faetory, in: Harvard Business
Review, September-Oetaber (1985), S. 142-150.
208 "To see elearly how the hidden faetory ereates overhead eosts, we must identify the basic types of
transaction that are earried out there by the people whose wages and salaries aeeount for the fol-
lawing easts: Logistical transactions, [... ] Balancing transactions, [ ... ] Quality transactions, [ ... ]
Change transactions [... ]", MILLER, Jeffrey. G. - Thomas E. VOLLMANN: The Hidden Faetary,
in: Harvard Business Review, September-Oetaber (1985), S. 142-150, Hervorhebungen vom Ver-
fasser, hier S. 144,146.
209 DRUCKER, Peter F.: Managing for Business Effeetiveness, in: Harvard Business Review, (1963),
H. 3, S. 53-60, hier S. 55.
210 STAU BUS, George. J.: Aetivity Costing and Input-Output Aeeounting, Homewood 1971, S. 1.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 113
211 Vgl. COOPER, Robin - Robert S. KAPLAN: Measure Gosts right: Make the right Decisions. in:
Harvard Business Review, (1988), H. 5, S. 96-103.
212 Vgl. BERLINER, Callie - James A. Brimson (Hrsg.): Gost Management for Today's Advanced
Manufacturing, Boston 1988, insbesondere S. 106-121.
213 Vgl. SHANK, J.K. - V. GOVINDARAJAN: Vorsprung durch strategisches Kostenmanagement,
Landsberg am Lech 1995, S. 37; zu Kostentreiberanalysen vgl. auch ZIRKLER, Bernd: Kostentrei-
beranalysen für die Prozeßkostenrechnung, in: krp, 43. Jg. (1999), H. 6, S. 352-355.
214 In Anlehnung an HEILMANN, Matthias L.: Geschäftsprozess-Gontrolling, Bem u.a. 1996, S. 15-24.
Vergleiche auch dort die Ausführungen zur Entwicklung des Activity-based Costing und Manage-
ment.
114 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
steuern. Vielmehr versteht sich Leistungsmessung heute immer auch als Strategie-
konzept (Strategie Measurement)215.
--------,
Shankl
frühe Miller und
Prozeß- CAM-I Govindarajan
Vollmann
orientierte Cooper/Kaplan
Ansätze
Prozesse bean- Kostentreiber-
z.B. I Value Added
spruchen Res- klassifizieru ng
Drucker (1963) I Approach
und sourcen und und
I (Wertsteige-
verursachen Value-Chain
Staubus (1971) : rungsansatz)
_______ J Kosten Konzept
Mit der Balanced Scorecard wurde dem Management Accounting ein Instrument ge-
liefert, das die Lücke zwischen der kurzfristigen Kosten-, Erlös- und Ergebnisrech-
nung und dem auf die Schaffung langfristiger Wertsteigerung ausgerichteten Share-
holder Value-Ansatz schließt. Mit Hilfe dieses Instrumentariums werden Organisa-
tionen in die Lage versetzt, Strategien klar zu formulieren, zu kommunizieren und
letztendlich in konkrete Aktivitäten umzusetzen.
Das Konzept liefert ein geradezu idealtypisches Beispiel, wie man finanzielle Infor-
mationen und auch Informationen über Kundenzufriedenheit, interne Prozesse, In-
novationen und Lernfähigkeit in einem Management Informationssystem miteinander
systematisch kombinieren kann, um so Ergebnisse der vergangenen Tätigkeit und
Schlüsselfaktoren des künftigen Erfolges verdichtet und integriert aufzuzeigen. Ver-
steht man dieses System nicht primär als Kontrollsystem, sondern als Planungssy-
stem und als Richtungsweiser für die Zielsystemformulierung, so wird deutlich,
daß sein besonderer Wert darin begründet liegt, daß es geradezu dazu zwingt, Ziele
215 KAPLAN, Robert S. - David P. NORTON: The Balanced Scorecard: Translating Strategy into Ac-
tion, Boston 1996, S. 10.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 115
zu formulieren, an hand derer sowohl die kurzfristige finanzielle Entwicklung als auch
die Schaffung von langfristigem wirtschaftlichem Wert gemessen werden kann. Da-
mit vermeidet der Balanced Scorecard Approach eine einseitige Fokussierung auf
periodische monetäre Zielkriterien und verbindet den strategischen Planungsprozeß
mit dem operativen Budgetierungsprozeß, zwei bisher völlig getrennte und weitge-
hend unabhängige Aufgabenfelder. Als Beitrag zur Überwindung der Relevance
Lost, der mangelnden Entscheidungsrelevanz traditioneller Management Accounting
Systeme, werden hier die Problemkreise zeitnaher Informationen (Timeliness) und
der Dominanz des externen Rechnungswesens aufgegriffen.
Zeitgerechte Informationen liefert die Balanced Scorecard durch ein ausbalancier-
tes Verhältnis an kurzfristig-operativen und langfristig-strategischen Zielen so-
wie Früh- und Spätindikatoren.
Die Gefahr einer mangelnden Führungsausrichtung des durch das bilanzielle Rech-
nungswesen dominierten Management Accounting wird durch die ausgewogene Be-
rücksichtigung sowohl externer als auch interner Leistungskriterien und vor allem
durch die Integration monetärer und nichtmonetärer, qualitativer Kenngrößen
gebannt.
Die wesentlichste Neuerung des Konzeptes ist somit insbesondere in der Ausgewo-
genheit (Balance) zwischen den einbezogenen Zielen, Perspektiven und Leistungs-
kriterien zu sehen. Damit werden einseitige Fokussierungen auf Teilaspekte vermie-
den, statt nur Effizienz wird Effektivität und Effizienz sichergestellt.
Allerdings wäre es falsch, die Balanced Scorecard nur als ein Instrument des Per-
formance Measurement innerhalb des Management Accounting zu begreifen. Viel-
mehr handelt es sich darüber hinaus um ein Managementkonzept, das die strategi-
schen Implikationen in die diversen Aufgabenfelder und die korrespondierenden In-
strumente hineinträgt. Auf diese Weise werden die diskutierten Ansätze zur Über-
windung der Relevance Lost (Activity Based Costing, Resource Based View, New
Systems far Product Casting) erst auf das strategische Zielsystem der Unterneh-
mung ausgerichtet.
116 Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting
Die Implementierung einer Balanced Scorecard geht in vier Schritten vor sich, die
gleichzeitig die vier miteinander verknüpften Ziel perspektiven der Balanced Score-
card (vgl. Abbildung 2.20) repräsentieren 216 :
Aus der Unternehmensstrategie und den finanziellen Zielgrößen sind die Kunden-
gruppen und Marktsegmente abzuleiten. Damit geht die Festlegung der konkreten
Funktionalität und die Ausgestaltung der Produkte und Dienstleistungen einher,
die als Spitzenleistungen im Innovationswettbewerb bestehen sollen.
216 KAPLAN, Robert S. - David P. NORTON: The Balanced Scorecard: Translating Strategy into Ac-
tion. Boston 1996, S. 10 ff.
Signifikante Entwicklungsstufen des Management Accounting 117
Financial Perspective
Goals Measures
How 00 c u s t o , / e , .
See Us?
:=00 ::~~s.'" ~What
Growth, Operating
Income by Divison
~----~-------------4
Must We
Excel At?
~
P;~duct
Focus
%ofProducts
eqal. 80 % Sales
/
~----4-----------~
Time to New Product
Market Introduction vs.
Competition
Ausbau der Aufbau- und Ablauforganisation. Damit wird auch der Grundstein für
ein lernendes System und für Wachstum geschaffen.
Die Implementierung, von Kaplan und Norton als Clarification and Translation of
Vision and Strategy bezeichnet217 , bedarf nun noch der Kommunikation und auch
der Verbindung mit strategischen Zielen und Maßgrößen (Communication and
Linking of Strategie Objectives and Measures)218. Dazu schlagen Kaplan und Nor-
ton eine unternehmensweite transparente Darstellung der Unternehmensziele und
der korrespondierenden Maßgrößen vor, die zudem mit verständlichen Kenngrö-
ßen auf operativer Ebene verbunden werden sollen.
217 Vgl. KAPLAN, Robert S. - David P. NORTON: The Balanced Scorecard: Translating Strategy into
Action, Boston 1996, S. 10.
218 Vgl. KAPLAN, Robert S. - David P. NORTON: The Balanced Scorecard: Translating Strategy into
Action, Boston 1996, S. 12.
Betriebsabrechnung (Cost Allocation) 119
Der Ausdruck Cast Assignment dient als Oberbegriff sämtlicher Zuordnungen von
Kosten auf Bezugsobjekte und entspricht damit der Cost Allocation i.w.S. 3 . Unter
Cost Assignment werden die Termini Cost Application, Cost Allocation (i.e.S.) und
Cost Proration subsumiert.
Als Cost Application bezeichnet man die Erfassung von Kosten für Bezugsobjekte
aufgrund einer nachprüfbaren (demonstrable) und unmittelbaren (immediate) Bezie-
hung zwischen beiden 4 . Dies ist zum einen denkbar für Direct bzw. Prime Costs
(Einzelkosten) bezüglich Produkten, KostensteIlen oder Perioden. Zum anderen ist
dies auch für die variablen Kosten in Bezug zu einer bezugsgrößenmäßig konkreti-
sierten Leistung gegeben. Im ersten Fall ist das korrespondierende Zurechnungskri-
terium das Einzelkostenprinzip, im letzteren das Grenzkostenprinzip.
Unter Cost Allocation in einem engeren Sinne versteht man die Zurechnung von
Kosten auf Bezugsobjekte aufgrund einer nachprüfbaren (demonstrable), aber nur
mittelbaren Beziehung zwischen beiden 5 . Als Zurechnungsprinzip kommt hier vor
allem das Prinzip der anteiligen Inanspruchnahme 6 , weniger häufig das Kostentrag-
fähigkeitsprinzip (Ability-to-bear Philosophy) zum Tragen.
Der Terminus Cost Proration schließlich steht für die hilfsweise Zurechnung von
Kosten auf Bezugsobjekte, der keine objektiv nachprüfbare Beziehung (no demon-
Overhead Allocation, in: The Accounting Review, April (1945), S. 163-176, hier S. 164, Hervorhe-
bung vom Verfasser.
4 "The first method - direct application - is used where there is a demonstrable and immediate
relationship between the cost and the thing to which it is assigned. For example, the cost of power
may be assigned by direct application to a department where the power is metered thereto and the
amount consumed is easily determinable with accuracy.", BECKETT, John: A Study of the Princi-
pies of Allocating Costs, in: The Accounting Review, H. 7, (1951), S. 327-333, hier S. 327, Hervor-
hebungen vom Verfasser. Überwiegend bezieht sich der Terminus Cost Application auf die Erfas-
sung von Kostenträgereinzelkosten für Produkte, vgl. HORNGREN, Charles T. - Gary L.
SUNDEM: Introduction to Management Accounting, 8. Aufl., New Jersey 1990, S. 331.
The second method - allocation - applies to those cases where there is a demonstrable relation-
ship between the cost and the thing to which it is being applied but the relationship is not such that
absolute accuracy or rightness is precicely determinable. For example, if power is taken from a cen-
tral drive shaft - as it still is in many old-fashioned shops - by a number of different departments, the
costs must be allocated on so me reasonable basis if they are to be assigned at all. It is clear in
such cases that there exists adefinite and fairly close relationship, but the nature of the relation-
ship is such as to call for more subjective judgement of the cost incidence to be established as a
result of the relationship", BECKETT, John: A Study of the Principles of Allocating Costs, in: The
Accounting Review, H. 7, (1951), S. 327-333, hier S. 327, Hervorhebungen vom Verfasser.
Vgl. zur Bezeichnung und der Ausrichtung nochmals MÄNNEL, Wolfgang: Entwicklungsperspekti-
ven der Kostenrechnung, 5. Aufl., Lauf a.d. Pegnitz 1999, S. 146 ff.
Betriebsabrechnung (Cost Allocation) 121
strable relationship exists) zugrunde gelegt werden kann? Diese Verrechnung an-
hand indirekter, vor allem wertmäßiger Bezugsgrößen kommt dann zum Tragen,
wenn Leistungen im physischen Sinne nicht mehr gemessen werden können (z.B.
Verwendung von Kostenartenbeträgen oder Umsatzbeträgen als indirekte Bezugs-
größen). Das hierzu korrespondierende Zurechnungsprinzip ist klar die Ability-to-
bear Philosophy (Kostentragfähigkeitsprinzip ). Die einzelnen Grundbegriffe der
Cost Allocation und ihre korrespondierenden Zurechnungsprinzipien sind in Abbil-
dung 3.1 dargestellt.
"The third method - proration - pertains to situations in which there is adesire to assign functional
costs yet no demonstrable relations hip exists to rely upon for measurement of the various
shares to be assigned. This is the problem one faces when he tri es to assign the salary of the pro-
duction manager to the various production departments, or, to make it even more difficult, the sa-
lary of the company president to the various productive and sales departments. [... ] The relationship
being somewhat remote, the method of assignmnet becomes arbitrary.", BECKETT, John: A
Study of the Principles of Allocating Costs, in: The Accounting Review, H. 7, (1951), S. 327-333,
hier S. 327, Hervorhebungen vom Verfasser.
122 Betriebsabrechnung (Cost Allocation)
--------
Cost Assignment (Cost
Allocation i.w.S)
Definition
unbestimmt
8 Zu den Major Purposes of Cost Alloeation vgl. HORNGREN, Charles T. - Gary L. SUNDEM:
Introduction to Management Accounting, 8. Aufl., New Jersey 1990, S. 320 und HORNGREN,
Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl., Englewood
Cliffs 1991, S. 458 f. Eine ähnliche Systematik findet sich auch bei MORIARITY, Shane: Some Ra-
tionales for Cost Allocations, in: Joint Cost Allocations, Center for Economic and Management Re-
search [Hrsg.), Norman 1981, S. 8-13, hier S. 8 f.
9 Als Beispiel für diese vorrangige Ausrichtung auf die Produktkostenkalkulation vgl. SHILLINGLAW,
Gordon - Kathleen Me GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9. Aufl., Homewood
1986, S. 652-656. Vgl. auch MORIARITY, Shane: Some Rationales for Cost Allocations, in: Joint
Cost Allocations, Center for Economic and Management Research [Hrsg.), Norman 1981, S. 8-13,
hier S. 8 f.
10 "Often inventory costing purposes dominate by default because they are externally imposed",
HORNGREN, Charles T. - Gary L. SUNDEM: Introduction to Management Accounting, 8. Aufl.,
New Jersey 1990, S. 321, Hervorhebung vom Verfasser.
11 Burrows, der in diesem Zusammenhang eine Literaturanalyse durchgeführt hat, bezeichnet diese
Rückkehr zur vollkostenorientierten Betriebsabrechnung als "return to the older allocations traditi-
on", BURROWS, George H.: Allocations and Common Costs in Long-Run Investing and Pricing
Decisions: An Historical Analysis, in: Abacus, H. 1,30. Jg. (1994), S. 50-64, hier S. 59.
124 Betriebsabrechnung (Cost Allocation)
man in der Literatur auch Systeme, welche fixe und variable Kosten separat ver-
rechnen. Diese erfassen jedoch im letzten Schritt immer volle primäre und sekundä-
re Kostenträgergemeinkosten, die schließlich den Halbfertig- und Fertigerzeugnissen
angelastet werden 12. Die Zwecke der Betriebsabrechnung sind im Überblick in der
Abbildung 3.2 dargestellt.
Resource Allocation
Planning and Control
12 Demgegenüber diskutiert die deutsche Literatur auch teilkostenorientierte Konzepte der Ko-
stenstellenrechnung, was ja auch in Einklang mit der Möglichkeit der externen Bestandsbewer-
tung zu Teilkosten nach § 255, Abs. 2 HGB steht. Vgl. dazu KILGER, Wolfgang: Flexible Planko-
sten- und Deckungsbeitragsrechnung, 10. Aufl., Wiesbaden 1993, S. 297-676.
Betriebsabrechnung (Cost Allocation) 125
13 Vgl. zu dieser Bezeichnung HERZOG, Ernst: Stand und Entwicklungstendenzen des innerbetriebli-
chen Rechnungswesens in den USA, in: SCHEER, August-Wilhelm (Hrsg.): Rechnungswesen
und EDV, Heidelberg 1989, S. 313-326, hier S. 322.
14 Vgl. HORNGREN, Charles T. - Gary L. SUNDEM: Introduction to Management Accounting, 8.
Aufl., New Jersey 1990, S. 321.
15 Shillinglaw und Mc Gahran definieren Service Centers bzw. Departments als Vor- bzw. Hilfskosten-
steIlen wie folgt: ,,[ ... ] an organization unit that provides services or support to other units in the or-
ganization.", SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me GAHRAN: Accounting: A Management Ap-
proach, 9. Aufl., Homewood 1986, S. 652.
16 Vgl. WEIL, Roman L. u.a.: Accounting: The Language of Business, 9. Aufl., Sun Lakes 1994, S. 9.
17 Zur terminologischen Auseinandersetzung mit verschiedenen Typen von Kosteneinflußgrößen vgl.
ZIRKLER, Bernd: Kostentreiberanalysen für die Prozeßkostenrechnung, in: krp, 43. Jg. (1999) H.
6, S. 352-355.
18 "terminology has never been a strong point in accounting practice or research", ZEFF, Steven:
Comments on Varieties of Accounting Theory, in: Foundations of Accounting Theory, hrsg. von
STONE, Williard E., Gainesville 1971, S. 51 und 1. Kapitel, S. 26.
126 Betriebsabrechnung (Cost Allocation)
19 Vgl. MORIARITY, Shane - Carl P. ALLEN: Cost Accounting, New York u.a. 1991, S. 494.
20 HORNGREN, Charles T. - Gary L. SUNDEM: Introduction to Management Accounting, 8. Aufl.,
New Jersey 1990, S. 319.
21 Vgl. HORNGREN, Charles T. - Gary L. SUNDEM: Introduction to Management Accounting, 8.
Aufl., New Jersey 1990, S. 322 f.
22 Diese Verrechnung nach der Dual Method wird auch gefordert bei MORIARITY, Shane - Carl P.
ALLEN: Cost Accounting, New York u.a. 1991, S. 494.
Betriebsabrechnung (Cost Allocation) 127
27 Vgl. tür viele MORIARITY, Shane - Carl P. ALLEN: Cost Accounting, New York u.a. 1991, S. 493-
534.
Betriebsabrechnung (Cost Allocation) 129
A. Grundmethodik
Budgeted Fraction of Capacity available for use x Total Budgeted Fixed Costs
Dieser Ansatz stellt auf die langfristig verfügbare (available for use) Kapazität ab,
nicht auf die tatsächlich in Anspruch genommene. Da es sich hierbei um vorherbe-
stimmte Pauschalbeträge handelt, wird diese Methodik in der Fachliteratur auch als
Predetermined Lump-Sum Approach 30 bezeichnet. Bei dieser Vorgehensweise
handelt es sich um eine Cost Allocation (Le.S.). Als Begründung für das Zugrundele-
gen einer Planbeschäftigung im Sinne einer langfristig verfügbaren Kapazität wird
angeführt, daß diese Methodik die Verrechnung auf bestimmte leistungsempfangen-
de KostensteIlen (User Departments) unabhängig von der Inanspruchnahme der lei-
stenden KostensteIlen durch andere leistungsempfangende KostensteIlen hält. Darin
kommt die starke Orientierung an motivationalen Effekten zum Ausdruck, mit ande-
ren Worten: das Responsibility Accounting wird als Grundprinzip der innerbetrieb-
31 Zur Begründung für das Zugrundelegen der Planbeschäftigung vgl. MORIARITY, Shane - Carl P.
ALLEN: Cost Accounting, New York u.a. 1991, S. 494 f.
32 Mit den Kostenzurechnungsprinzipien setzte sich ja gerade die frühe Arbeit von Clark differenziert
auseinander, vgl. nochmals CLARK, John M.: Studies in the Economics of Overhead Costs, Chi-
cago 1923, S. 31 ff. und 2. Kapitel, S. 42 ff. In den späteren Lehrbüchern findet sich keine differen-
zierte explizite Auseinandersetzung. Vielmehr werden die Prinzipien dort im Zusammenhang mit
der Betriebsabrechnung eher implizit mit erörtert.
33 Vgl. WRIGHT, Howard W.: Allocation of General and Administrative Expenses, in: The Accounting
Review, October (1966), S. 626-633.
34 Vgl. HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7.
Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 460. Auch Moriarity und Allen sprechen von einem Cost-Benefit
Sense, vgl. MORIARITY, Shane - Carl P. ALLEN: Cost Accounting, New York u.a. 1991, S. 494.
Betriebsabrechnung (Cost Allocation) 131
Auch bei der Verrechnung der Fixkosten wird auf budgetierte wertmäßige Bezugs-
größen (Budgeted Allocation Bases) abgestellt, um zu verhindern, daß die Kostenbe-
lastungen der leistungsempfangenden KostensteIlen (User Departments) durch die
effektiven Aktivitäten anderer leistungsempfangender KostensteIlen verzerrt werden.
thod, die in US-amerikanischen Unternehmen bis Mitte der 80'er Jahre zur Anwen-
dung kam 38 .
Die Step-Down-Method verrechnet zunächst die primären Kosten der allgemeinen
HilfskostensteIlen und dann die resultierenden Summen der primären und sekundä-
ren Kosten der bereichsbezogenen HilfskostensteIlen auf EndkostensteIlen. Damit
wird den Leistungsverflechtungen zwischen HilfskostensteIlen grundsätzlich Rech-
nung getragen. Allerdings setzt die Step-Down-Method einen einseitigen Lei-
stungsstrom voraus, wechselseitige Leistungsverflechtungen bleiben also unbe-
rücksichtige 9 • Die Step-Down-Method entspricht somit dem in der deutschen Fachli-
teratur diskutierten Stufenleiterverfahren.
Die Reciprocal Method stellt - wie der Name zum Ausdruck bringt - auf wechselseiti-
ge Leistungsverflechtungen (Mutual SeNices) zwischen VorkostensteIlen ab. In der
Literatur finden sich synonym die auf die wechselseitigen Leistungsströme abstel-
lenden Bezeichnungen Cross-Allocation Method, Double-Distribution Method
und die auf den Verrechnungsalgorithmus abstellenden Bezeichnungen Matrix Allo-
cation Method und Simultaneous-Equations Method 40 . Hierbei wird eine simulta-
ne, den gegenseitigen Leistungsaustausch berücksichtigende, Verrechnung der Ko-
sten innerbetrieblicher Leistungen vorgenommen. Wie die Bezeichnungen Matrix
Allocation Method und Simultaneous-Equations Method zum Ausdruck bringen, er-
faßt diese Methodik die innerbetrieblichen Leistungsverflechtungen durch ein System
linearer Gleichungen, in das die Leistungsvolumina als bekannte Daten und die ge-
suchten Verrechnungspreise als unbekannte Größen eingehen. Das in den deut-
schen Lehrbüchern zur Kostenrechnung regelmäßig diskutierte Iterationsverfahren,
38 Vg!. nochmals KAPLAN, Robert S. - H. Thomas JOHNSON: Relevance Lost - The Rise and Fall
of Management Accounting, Boston 1987, S. 184.
39 "The method for allocating service department costs that starts by allocating one service depart-
menrs costs to production departments and to all other service departments. Then the firm allo-
cates a second service departmenfs costs, including costs allocated from the first, to production
departments and to all other service departments except the first one", WEIL, Roman L. u.a.: Ac-
counting: The Language of Business, 9. Auf!., Sun Lakes 1994, S. 77, Hervorhebung vom Verfas-
ser.
40 Vg!. HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7.
Auf!., Englewood Cliffs 1991, S. 470; MORIARITY, Shane - Carl P. ALLEN: Cost Accounting, New
York u.a. 1991, S. 504.
Betriebsabrechnung (Cost Allocation) 133
USA Deutschland
Direct Anbau-
Einseitige Method verfahren
innerbetriebliche 1------------+---------------1
Leistungsströme Step-Down Stufenleiter-
Method verfahren
Reciprocal Method
42 Vgl. MORIARITY, Shane: Some Rationales for Cost Allocations, in: Joint Cost Allocations, Center
for Economic and Management Research [Hrsg.], Norman 1981, S. 8-13, hier S. 8 f.
43 Zu einer kritischen Darstellung der Kalkulation der Kostenträgergemeinkosten in der deutschen
Literatur vgl. HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL: Kostenrechnung 1, 4. Aufl., Wiesbaden
1986, S. 286 ff.
44 Vgl. zu dieser Konsequenz HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL: Kostenrechnung 1, 4. Aufl.,
Wiesbaden 1986, 8.286.
45 Vgl. 2. Kapitel, S. 61 ff.
46 Siehe hierzu MÄNNEL, Wolfgang: Entwicklungsperspektiven der Kostenrechnung, 5. Aufl., Lauf
a.d. Pegnitz 1999, S. 101 ff.
Betriebsabrechnung (Cost Allocation) 135
hen ist51 . In diesem System wird die KostensteIlenrechnung auch konsequent auf
Teilkostenbasis durchgeführt. Man führt sie zu einer Betriebsergebnisrechnung nach
dem Grundprinzip der stufenweisen Deckungsbeitragsrechnung weiter, in der das
Nettoergebnis schließlich als Summe der Deckungsbeiträge über die Fixkosten ver-
bleibt.
Der Grund für diese Methodendivergenz ist darin zu sehen, daß sich der US-
amerikanische Contribution Margin Approach lediglich im Rahmen von Sonder-
rechnungen, nicht jedoch im System des General Ledger, durchsetzen konnte, da
der dominante Rechenzweck der Bestandsbewertung auf die Ermittlung von Voll-
kosten nach dem Grundprinzip des Absorption Costing abstellt. Dementsprechend
werden im Rahmen der US-amerikanischen Betriebsabrechnung Vollkosten schon
für die Potentiale in den einzelnen KostensteIlen ermittelt, die meistens über wert-
mäßige, seltener über leistungsbezogene Bezugsgrößen vollständig auf die Produkte
verrechnet werden. Diese Grundausrichtung des General Ledger basierten Manage-
ment Accounting auf die Ermittlung voller Produktkosten ergibt erst die Notwendig-
keit, alle Kosten vollständig durch die Produkte zu absorbieren. Aus diesem Ver-
ständnis wird der Begriff des Absorption Casting und die Ausrichtung des US-
amerikanischen Management Accounting auf die Ermittlung vollkostenorientierter
langfristiger Erfolgsniveaus erst wirklich verständlich.
In dem Zusammenhang ist der Verweis in der Literatur auf die Festlegung eines do-
minanten Rechenzwecks (Dominant Criterion bzw. Dominant Purpose 52 ) von zen-
traler Bedeutung. Diesbezüglich gilt, daß die entscheidungsorientierte Forderung
Clarks nach different costs for different purposes 53 durch das dominierende voliko-
stenorientierte externe Rechnungswesen durchbrochen wird. Zwar hebt man in der
Literatur die motivationalen Aspekte und die Ressourcenallokation in der Logik des
Responsibility Accounting hervor, letztlich wird jedoch die Bestandsbewertung zu
vollen Herstellungskosten und die dafür notwendige vollkostenorientierte Betriebsab-
rechnung klar priorisiert.
Schließlich läßt sich konstatieren, daß die US-amerikanische Betriebsabrechnung
vorrangig am Kostentragfähigkeitsprinzip (Ability-to-bear Philosophy of Cost
Allocation) ausgerichtet ist. Diese Grundhaltung, die sich auch deutlich im Absorpti-
on Costing Approach des Product Costing widerspiegelt, macht wiederum sehr klar,
daß das US-amerikanische Management Accounting, aufgrund der engen Verknüp-
fung von internem und externem Rechnungswesen über das General Ledger-
Konzept, primär auf die Ermittlung vollkostenorientierter Erfolgsniveaus im Sinne
von strategischen Erfolgszielen abstellt.
138 "Kostenplanung" (Cost Estimation)
Die relativ einfache Vorgehensweise resultiert wie bereits angemerkt vorrangig da-
raus, daß das undifferenzierte Mengen- und Zeitgerüst eine vom geplanten Umsatz-
volumen ausgehende, nach Bezugsgrößen differenzierende und mithilfe von Ar-
beitsplänen und Stücklisten sowie Produktions- und Kostenfunktionen umgesetzte
zukunftsorientierte Kostenplanung nicht erlauben. Jedoch kann man auch hier wie-
der feststellen, daß die einkreissystematische US-amerikanische Vorgehensweise
gerade durch ihre Praktikabilität besticht und die methodenimmanenten Mängel
3 So werden zwar kostenstellen- und kostenartenbezogen Cost Driver definiert, die Kostensatzer-
mittlung erfolgt jedoch regelmäßig als simple Divisionskalkulation und nicht differenziert an hand
von Produktions-, Verbrauchs- und Kostenfunktionen, vg!. für viele das Beispiel bei WELSCH,
Glenn A. u.a.: Budgeting: Profit Planning and Control, Englewood Cliffs 1988, S. 309 ff.
Vg!. KILGER, Wolfgang: Flexible Plankosten- und Deckungsbeitragsrechnung, 10. Auf!., Wiesba-
den 1993, S. 231-676.
5 "Assumption 1. Cost behavior can adequately be approximated by a linear function within the rele-
vant range. Assumption 2. Variations in the total cost level can be explained by variations in a single
cost driver", HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Empha-
sis, 7. Auf!., Englewood Cliffs 1991, S. 333.
140 "Kostenplanung" (Cost Estimation)
Die Frage nach dem Zurechnungsobjekt ist in der Logik des General Ledger Kon-
zeptes vorrangig auf Sonderrechnungen gerichtet, in denen oftmals die Basis für
Kostenvergleichsrechnungen hergestellt werden. So gibt die Literatur als Beispiel die
Kostenauflösung in fixe und variable Bestandteile für die Kostenkategorie Instandhal-
tung an 8 .
Die Frage nach der Fristigkeit resultiert auch aus der buchtechnischen Orientierung
am General Ledger, nach der man die Kostenreagibilität zumindest entsprechend
der externen Rechnungslegungsintervalle, also dem Jahr und dem Quartal, aber
auch dem Monat, der häufig als Abrechnungsperiode des internen Rechnungswe-
sens angeführt wird, festlegt. Für einen bestimmten Cost Pool werden Plankosten
der Planbeschäftigung (Planned Expenses) ermittelt. Erst der Bezug auf die Istbe-
6 "A cost pool is a grouping of individual costs", HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost
Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 104.
7 "The cost object must be specified, the time span must be specified, and the relevant range for
changes in the cost driver must be specified", HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost
Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 334.
8 Vgl. HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7.
Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 334.
"Kostenplanung" (Cost Estimation) 141
schäftigung führt jedoch zum richtigen Maßstab für die anfallenden Istkosten. Diese
Sollkosten als Plankosten der Istbeschäftigung werden in den USA als Flexible Ex-
penses 9 , Expected Costs 10 oder Current Standard Expenses 11 (im Gegensatz zu
Frozen Standard Expenses) bezeichnet.
Als vergleichsweise bedeutsamste Besonderheit bei der Definition der Cost Pools
läßt sich im US-amerikanischen Kontext die Festlegung der Relevanzzone (Rele-
vant Range) anführen. Interessanterweise findet sich dieses US-amerikanische
Spezifikum praktisch in jedem umfassenden Lehrbuch zum führungsorientierten Ma-
nagement Accounting 12. Auch dies kann man wiederum gut durch das im General
Ledger Konzept nur undifferenziert dokumentierte Mengen- und Zeitgerüst der Lei-
stungsbereiche erklären. Wie noch zu zeigen sein wird, bedient sich das US-
amerikanische Management Accounting zur Kostenspaltung vorrangig der Methode
der Buchtechnik oder den anspruchsvolleren Regressionsanalysen - jedenfalls
handelt es sich um vergangenheitsorientierte Verfahren. Hierbei faßt man regel-
mäßig Kostenarten oder sogar -kategorien zu Cost Pools zusammen, die einer be-
stimmten Bezugsgröße unterliegen. Es leuchtet ein, daß ein Großteil des Kostenvo-
lumens bei dieser Vorgehensweise in einer Mischkostenkategorie erfaßt wird. Da
eine exakte planmäßig-analytische Kostenspaltung jedoch aufgrund der fehlenden
abrechnungstechnischen Voraussetzungen in aller Regel unterbleibt, beziehen sich
die mit dem jeweils bestimmten Cost Driver gemessenen Beschäftigungsänderungen
immer auch auf Fixkostenanteile. Ganz ähnlich wie bei dem deutschen System der
Flexiblen Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis (Variatorenrechnung), das die
Kostenreagibilität mithilfe von Variatoren als groben Kostenveränderungsmaßen ab-
9 Vgl. RAYBURN, Letricia G.: Cast Accounting: Using a Cast Management Approach, 6. Aufl., Bos-
ton, Chicago 1996, S. 299 ff.
10 Vgl. CAMMAN, Eric A., zitiert nach WEBER, Karl: Amerikanische Standardkostenrechnung, Win-
terthur 1960, S. 120.
11 Vgl. HERZOG, Ernst: Stand und Entwicklungstendenzen des innerbetrieblichen Rechnungswesens
in den USA, in: SCHEER, August-Wilhelm (Hrsg.): Rechnungswesen und EDV, Heidelberg 1989,
S. 313-326, hier S. 314.
12 Vgl. insbesondere WELSCH, Glenn A. u.a.: Budgeting: Profit Planning and Control, Englewood
Cliffs 1988, S. 346-353. Vgl. auch RAYBURN, Letricia G.: Cost Accounting: Using a Cost Man-
agement Approach, 6. Aufl., Boston, Chicago 1996, S. 55 ff.
142 "Kostenplanung" (Cast Estimation)
bildet 13 , gilt also auch hier: die für eine bestimmte Beschäftigung ermittelten Kosten-
sätze (bzw. Variatoren) für die Cast Driver gelten streng genommen nur in einem
Punkt - nämlich eben genau für diesen Beschäftigungsgrad. Dies wiederum liegt
daran, daß sich bei Mischkosten mit jeder Beschäftigungsänderung der relative Fix-
kostenanteil ändert. Den daraus resultierenden Ungenauigkeiten bei der Ermittlung
der Sollkosten und letztlich der Verbrauchsabweichungen (Efficiency-in-use Vari-
ances 14) wird eben mit dem Konzept der Relevanzzone Rechnung getragen. Die
Relevant Range gibt eine Beschäftigungsbandbreite an, innerhalb der der Anteil der
Kostenüber- bzw. -unterdeckung aus der Proportionalisierung des Fixkostenanteils
im Verhältnis zum Anteil der echten Verbrauchsabweichung marginal wird 15 . Die
Festlegung dieser Relevant Range hängt also primär von der Fixkostenintensität,
demzufolge stark von der Branche und auch der Unternehmensgröße, letztlich aber
doch vom konkret betrachteten Unternehmen ab.
Das Ergebnis der Cast Estimation ist die Abbildung der Kostenreagibilität (Cost
Behavior)16. Objekt der Cast Estimation kann sowohl das Gesamtunternehmen bzw.
ein Profit Center oder aber auch eine KostensteIle sein. Der erste Fall konstituiert
sich durch die eigene Ergebnisverantwortung des Responsibility Centers Gesamtun-
ternehmen bzw. Profit Center. In diesem Fall mündet die Cast Estimation in den Si-
mulationsrechnungen der Cost Volume Profit Analysis (Gewinnschwellenanaly-
sen)17. Der zweite Fall konstituiert sich nur durch die eigene Kostenverantwortung
der Bereiche. In diesem Fall werden die ermittelten Sollkostenfunktionen (Flexible
Expenses) im Aufgabenfeld Expense Budgeting and Control (Kostencon-
trolling)18 verwandt 19 . In der Regel ist das Kostencontroliing in den USA aufgrund
der vorrangig divisionalisierten Unternehmensstrukturen jedoch direkt in das überge-
ordnete Ergebniscontrolling (Profit Planning and Control) eingebunden. Die Bezie-
hung der Kostenplanung zu anderen Aufgabenfeldern des Management Accounting
zeigt die Abbildung 4.1 auf.
22 Welsch bezeichnet sowohl fixe als auch variable Kosten richtigerweise im strengen US-
amerikanischen Sinne als Expenses, da der Terminus Cost ja im engen Sinn für den Wert von
Vermögensgegenständen steht, vgl. WELSCH, Glenn A. u.a.: Budgeting: Profit Planning and Con-
trol, Englewood Cliffs 1988. S. 343ff. Ansonsten verwendet die Literatur auch in diesem Zusam-
menhang die Begriffe Expenses und Costs weitestgehend synonym. daher wird hier auch bei den
Kostenkategorien der Begriff Cost (i.w.S.) gebraucht.
23 Vgl. WEBER, Karl: Amerikanische Standard kostenrechnung. Winterthur 1960. S. 202.
24 Vgl. VATTER, William J.: Operating Budgets. Belmont 1969. S. 61.
25 Der Charakter dieser Fixkosten als Kapazitätskosten wird von vielen Autoren deutlich hervorge-
hoben. so beispielsweise bei WELSCH, Glenn A. u.a.: Budgeting: Profit Planning and Control.
Englewood Cliffs 1988. S. 345: "Fixed expenses are caused by the holding of assets and the other
factors of production in astate of "readiness to produce"; therefore. they are frequently called ca-
pacity costs .... Hervorhebungen vom Verfasser.
26 VATTER, William J.: Managerial Accounting. New York 1950. S. 118.
"Kostenplanung" (Cost Estimation) 145
Sicht nicht mit der Beschäftigung. In der Literatur bezeichnet man sie daher auch als
Managed bzw. Programmed Fixed Costs 27 .
Mixed Costs bezeichnen analog dem deutschen Terminus Mischkosten ein Kon-
glomerat aus fixen und variablen Fragmenten. Die nach der Kostenreagibilität unter-
schiedenen Kostenkategorien des US-amerikanischen Management Accounting
zeigt Abbildung 4.2 nochmals im Überblick auf.
Total Costs
27 "Diseretionary Fixed Costs (sometimes called Managed or Programmed Costs) are fixed costs
(1) that arise from periodic (usually yearly) budget appropriation decisions that direetly refleet top-
magement policies regarding the desired amounts to be incurred and (2) that do not have a de-
monstrable optimum relationship between inputs (as measured by the costs) and output (as
measured by sales, services, or production).", HORNGREN, Charles T., Sundern, Gary L.: Intro-
duction to Management Accounting, 8. Aufl., New Jersey 1990, S. 251. Zur Bezeichnung Pro-
grammed Costs vgl. auch SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me GAHRAN: Accounting: A Ma-
nagement Approach, 9. Aufl., Homewood 1986, S. 611.
146 "Kostenplanung" (Cost Estimation)
Kostenspaltungsmethoden
(Cost Estimation Approaches)
------~---
~/~/
Routinerechnungen Sonderrechnungen
~~//~
Buchtechnische Mathematisch-statistische Planmäßig-analytische Kostenspaltung
Kostenspaltung Kostenspaltung (Engineering Method)
(Account Classification) (Quantitative Analysis) in den USA von untergeordneter Bedeutung
~~~
~----~
Bei der Account Classification Method, die man oftmals auch als Account Analysis
Method bezeichnee 8 , werden die Kosten entsprechend der Daten des General
Ledgers beurteilt. Die einzelnen Aufwandsarten werden entsprechend der fachmän-
nischen Beurteilung von Managern und Rechnungswesenexperten in die Kategorien
fix, semi-variabel oder variabel eingeteilt. Die Charakterisierung dieses Verfahrens
als einfach und kostengünstig 29 gilt für das US-amerikanische Rechnungswesen in
besonderer Weise, da im Einkreissystem des General Ledger für die Kostenblöcke
zunächst keine weiteren Attribute als die Kostenart festgehalten werden. Aus diesem
Grund wendet man die Methode in den USA vergleichsweise häufig an 30 . Die hohe
Akzeptanz der Methodik, aufgrund der guten Relation von Aufwand zu Nutzen, kann
28 Vgl. WEIL, Roman L. u.a.: Accounting: The Language of Business, 9. Aufl., Sun Lakes 1994, S. 5.
29 Vgl. DEAN, Joel: Managerial Economics, Englewood Cliffs 1964, S. 280.
30 Vgl. KAPLAN, Robert S. - Anthony A. ATKINSON: Advanced Management Accounting, 2. Aufl.,
New Jersey 1989, S. 94, 97; der empirische Nachweis für die starke Akzeptanz und Anwendung
der Account Classification Method in US-amerikanischen Betrieben wird erbracht in MOWEN, Mi-
chael M.: Accounting for Costs as Fixed and Variable, in: NATIONAL ASSOCIATION OF
ACCOUNTANTS [Hrsg.], Montvale 1986; gute Beispiele für typische buchtechnische Solikostener-
mittlungen finden sich bei WELSCH, Glenn A. u.a.: Budgeting: Profit Planning and Control, Engle-
wood Cliffs 1988, S. 51f., 344 f.
"Kostenplanung" (Cost Estimation) 147
somit auch als Ausfluß des Cost-Benefit Approach und letztlich der Informations-
ökonomie angesehen werden. Der Nachteil dieses Verfahrens liegt auf der Hand.
Es handelt sich um eine sehr pauschale, undifferenzierte Vorgehensweise, denn re-
gelmäßig erfolgt weder eine Differenzierung nach Kostenplätzen noch nach ver-
schiedenen Bezugsgrößen.
Die Tatsache, daß das amerikanische Management Accounting typischerweise keine
ausgebaute Kostenstellen- oder gar Kostenplatzrechnung kenne 1 , in Verbindung mit
der Dominanz des externen Rechnungswesens in der Logik des General Ledger
Konzeptes, macht die angeführte Präferenz sehr verständlich. Gerade die für plan-
mäßig-analytische Verfahren notwendige Hinterlegung des Mengen- und Zeitgerüsts
in einer laufenden Grundrechnung ist im amerikanischen Management Accounting -
ganz im Gegensatz zur deutschen Kostenrechnung 32 - nur ansatzweise ausgeprägt.
Vielmehr dominieren hier in der Regel die gesamtunternehmens- und auch sparten-
bezogenen laufenden Abrechnungen des General Ledgers. Der laufenden ein kreis-
systematischen Abrechnung in den USA ist überdies traditionell auch eine differen-
zierende Bezugsgrößensystematik, wie sie die deutsche Kostenrechnungstheorie
vorsieht, weitestgehend fremd. Auch dieser Umstand spricht für eine einfache und
robuste Methodik der Kostenspaltung. Die Gründe für die vergleichsweise hohe Ak-
zeptanz der Buchtechnischen Kostenspaltung in den USA zeigt nochmals die Abbil-
dung 4.4.
31 Vgl. BERTSCH, Ludwig H.: Zum Stand des Controlling in den USA, in: MAYER, Elmar - Jürgen
WEBER (Hrsg.): Handbuch Controlling, Stuttgart 1990, S. 655-670, hier S. 667.
32 Vgl. dazu die Darstellung des differenzierten Aufbaus von Kostenplänen bei KILGER, Wolfgang:
Flexible Plankosten- und Deckungsbeitragsrechnung, 10. Aufl., Wiesbaden 1993, S. 437-569.
148 "Kostenplanung" (Cost Estimation)
General Ledger
statt
/\
Kein laufend
geführtes
Keine
ausgebaute
Traditionell
vergleichs-
Dual Accounting Mengen- und Kostensteilen- weise undif-
System Zeitgerüst rechnung ferenzierte
Bezugsgrößen-
systeme
33 "The advantages of the conference method include the speed at wh ich cost estimates can be de-
veloped, the pooling of knowledge from experts in each functional area and the resulting credibi-
lity of the cost estimates to all personne!.", HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Ac-
counting: A Managerial Emphasis, 7. Auf!., Englewood Cliffs 1991, S. 337.
"Kostenplanung" (Cost Estimation) 149
zogenen Plankosten, die man in den USA als Expense Budgets bezeichnee4 , nach
den Aufwandspositionen des General Ledger differenziert. Der Grundaufbau eines
solchen Expense Budgets wird in der Literatur, analog der Produktselbstkostenkalku-
lation, mit den entsprechenden General Ledger-Aufwandspositionen dargestellt (vgl.
Abbildung 4.5).
34 Vgl. WELSCH, Glenn A. u.a.: Budgeting: Profit Planning and Control, Englewood Cliffs 1988, S. 30
ff.
35 Vgl. WELSCH, Glenn A. u.a.: Budgeting: Profit Planning and Control, Englewood Cliffs 1988, S.
306.
36 "First, he pointed out that the costs and the resulting savings to be shared should not be based, as
they were in those plans, on past experience, but rather on a standard time and output to be de-
termined scientifically through detailed job analyses and time and motion studies of the work in-
volved", CHANDLER, Alfred D.: The Visible Hand - The Managerial Revolution in American Busi-
ness, Cambridge 1977, S. 275; vgl. auch KAPLAN, Robert S. - Anthony A. ATKINSON: Advanced
Management Accounting, 2. Aufl., New Jersey 1989, S.93.
150 "Kostenplanung" (Cost Estimation)
In der US-amerikanischen Fachliteratur findet sich regelmäßig der Hinweis, daß die
Engineering Method sehr aufwendig und kostenintensiv und damit wenig praktikabel
sei 37 • Dies steht im krassen Gegensatz zur deutschen Theorie und Praxis der Ko-
stenspaltung, die die planmäßig-analytische Methode als Basis der modernen
Grenzplankostenrechnung eindeutig favorisiere 8 . Auch dieser Unterschied in der Ak-
zeptanz des Verfahrens läßt sich auf die unterschiedliche Datenbasis zurückführen.
Während die planmäßig-analytische Kostenspaltung deutscher Prägung auf ein im
internen Rechenwerk differenziert geführtes Mengen-, Wert- und Zeitgerüst zurück-
greifen kann, das in Verbindung mit Arbeitsplänen, Stücklisten sowie Produktions-
und Verbrauchsfunktionen eine planmäßig-analytische Kostenspaltung und
-planung erlaubt, ist dies im System des US-amerikanischen General Ledger nicht
gewährleistet. Entsprechende Kalküle müssen daher als fallweise Sonderrechnun-
gen durchgeführt werden. Der Hinweis auf Aufwendigkeit und Kostenintensivität ist
vor diesem Hintergrund richtig und verständlich. Verwendung findet die Methode je-
doch auch in den USA und zwar vorrangig in Unternehmen, die über ausgebaute
Plankostenrechnungskonzepte (Standard Cost Accounting Systems) verfügen,
da dort zumindest die Produktions-, Verbrauchs- und Kostenfunktionen systemtech-
nisch verankert sind 39 .
Die Mathematical, Statistical Analysis findet sich unter analoger Bezeichnung in der
deutschen Fachliteratur4o . Dieses Verfahren basiert, wie auch die Buchtechnik, auf
der Analyse historischer Daten. Es entspricht insofern dem grundsätzlichen Ver-
37 Vgl. beispielsweise DAVIDSON, Sydney u.a.: Managerial Accounting, 3. Aufl., Chicago 1988, s.
253 oder KAPLAN, Robert S. - Anthony A. ATKINSON: Advanced Management Accounting, 2.
Aufl., New Jersey 1989, S. 94.
38 KILGER, Wolfgang: Flexible Plankosten- und Deckungsbeitragsrechnung, 10. Aufl., Wiesbaden
1993, S. 348-359.
39 "Companies with standard cost accounting systems widely use the engineering approach",
RAYBURN, Letricia G.: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl., Boston,
Chicago 1996, S. 64.
40 Vgl. MÄNNEL, Wolfgang: Methoden und Grundprinzipien der Kostenspaltung, in: MÄNNEL, Wolf-
gang [Hrsg.]: Handbuch Kostenrechnung, Wiesbaden 1992, S. 450-452.
"Kostenplanung" (Cast Estimation) 151
General Ledger Konzept zurückführen . Die Daten des General Ledger bieten insbe-
sondere unter Berücksichtigung der US-amerikanischen Quartalsberichterstat-
tung eine hinreichende Basis für eine mathematisch-statistische Kostenspaltung.
Dem Vergangenheitsbezug trägt man Rechnung, indem als Voraussetzung dieser
Methode angeführt wird , daß die Annahme einer zukünftig gleichbleibenden Kosten-
struktur unterstellt werden muß.
Seitenvolumen
50- ,/"
~
45- V
~~
40-/ [t
35- /
i,i
30-/
C Planmäßig-analytische
i-·; Kostenspaltung
• Buchtechnische Kostenspaltung
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20-/ Kostenspaltung
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I,· I~;~
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Horngrenl Foster Kaplanl Atklnson Rayburn
Method, welche man auch als Two-Point Method45 bezeichnet. Bei Anwendung
dieses Verfahrens bildet man einen proportionalen Satz aus dem höchsten und nie-
drigsten Kostenvolumen mit den korrespondierenden Kostentreibern innerhalb der
Relevanzzone (Relevant Range)46. Anspruchsvollere Verfahren werden als einfache
(eine Kosteneinflußgröße) bzw. multiple Regressionsanalysen (mehrere Kosten-
einflußgrößen) durchgeführt, die allerdings methodisch keine Besonderheiten ge-
genüber den korrespondierenden deutschen Ansätzen aufweisen. Daher wird hier
auch auf eine methodische Darstellung verzichtet. Signifikant an den amerikanischen
Darstellungen ist jedoch, daß die US-amerikanische Literatur die Anwendungsbedin-
gungen, insbesondere betriebswirtschaftliche Plausibilität (Economic Plausibility)
und Approximationsvermögen (Goodness of Fit, i.d.R. gemessen als Standard-
abweichung), deutlich eingehender als vergleichsweise die deutsche Literatur be-
schreibt47 . In diesem Sinne kann hier nur nochmals deutlich hervorgehoben werden,
daß der wesentliche Unterschied zwischen den korrespondierenden US-
amerikanischen und deutschen Verfahren in einem unterschiedlichen Stellenwert der
Konzepte liegt.
45 Dieser Begriff findet sich bei RAYBURN, Letricia G.: Cost Accounting: Using a Cost Management
Approach, 6. Aufl., Boston, Chicago 1996, S. 67.
46 Vg!. HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7.
Auf!., Englewood Cliffs 1991, S. 341f. Ein Analogon zur Methode des proportionalen Satzes findet
sich bei WILLIAMS, John H.: A Technique for the Chief Executive, zitiert nach WEBER, Karl:
Amerikanische Standardkostenrechnung, Winterthur 1960, S. 92.
47 KAPLAN, Robert S. - Anthony A. ATKINSON: Advanced Management Accounting, 2. Auf!., New
Jersey 1989, S. 101-111.
154 "Kostenplanung" (Cost Estimation)
Vatter beschreibt das Budget als .,formal plan of all the operations of a business en-
terprise for a future period [... ] on the basis of which projected financial statements
for this period may be prepared, evaluated, and accepted [ ... ]"56. Noch prägnanter
formuliert Horngren "a budget is a quantitative expression of a plan of action and aid
to coordination and implementation,,57. Ähnlich findet sich bei Shillinglaw, "the defi-
nition of a budget may be summarized as a predetermined, detailed plan of action
developed and distributed as a guide to current operations and as a partial basis for
the subsequent evaluation of performance,,58. Dem Expense Budgeting, als Teilbe-
reich des Profit Budgeting, kommt damit die Funktion der kybernetischen Ko-
stensteuerung und -kontrolle zu.
Im 2. Kapitel wurde bereits die enge Verzahnung der Entwicklungsgeschichte des
Standard Costing mit dem Taylorismus des frühen 20. Jahrhundert herausgestellt59 .
Wie ausgeführt, war der Taylorismus der wesentliche Impuls für die Entwicklung des
Standard Costing. Taylors Motivation war vor allem die Findung einer gerechten und
operationalen Basis für eine leistungsadäquate Entlohnung. In den Ergebnissen der
durchgeführten Arbeitszeitstudien beschreibt er die Ermittlung von idealen Lohn-
standards 60 . Nach erfolgreichem Einsatz in der Fertigung wurden diese Lohnstan-
dards auf sämtliche in der Unternehmung repetitiv ablaufenden Prozesse übertra-
gen. Dabei lag der Fokus auf der Ermittlung von Kosten pro Leistungseinheit, um
auf diese Weise die Fertigungseffizienz der stark standardisierten Erzeugnisse
evaluieren zu können. Diese traditionelle Definition der Standard Costs als Kosten
pro Bezugsgrößeneinheit wurde im Expense Budgeting aufgenommen. Horngren
und Foster schreiben zur Differenzierung von Standard und BUdget61 :
Die Ermittlung der Plankostensätze lässt sich als Standard Costing und deren Ver-
bindung mit dem Mengengerüst auf Cost Center Ebene als Expense Budgeting
verstehen. Das Expense Budgeting ist in das gesamtunternehmensbezogene Profit
Budgeting eingebunden. Eine KlarsteIlung wird bereits 1929 von Harrison vorge-
nommen. Im Bestreben, eine einheitliche Bezeichnung für die gesamte Disziplin der
Plankosten rechnung festzulegen, subsumierte er das Standard Costing und Expen-
se Budgeting unter dem Oberbegriff Predictive Accounting (vgl. Abbildung 4.7)62.
I Predictive Accounting I
Der Begriff Standard Costing wird im deutschen Schrifttum häufig mit Standardko-
stenrechnung übersetzt63 , was der Natur dieses Rechenwerks materiell nicht ange-
messen ist64 . Vielmehr werden Standard Costs als angestrebte Kosten beschrieben.
Der Begriff der Plankostenrechnung für das Standard Costing in seinem Bezie-
hungszusammenhang zum Expense Budgeting und der Plankostensätze für Stan-
dard Costs ist daher treffender.
Auch Wolfgang Kilger, der neben Hans Georg Plaut als Pionier und Begründer ger
modernen deutschen Plankostenrechnung gilt, bezieht sich auf die US-
amerikanische Entwicklung der Plankostenrechnung und stellt fest, daß der Begriff
Standard Costs in den USA als Oberbegriff der Plankosten, überwiegend aber als
pro Erzeugniseinheit geplante Herstellkosten gebraucht wird. Da sich die Ent-
wicklung der deutschen Plankostenrechnung in Anlehnung an die US-
amerikanischen Ansätze vollzog, wurde in der einschlägigen deutschen Fachliteratur
zunächst der Begriff Standardkostenrechnung verwendet. Erst als sich die Auffas-
sung etablierte, daß die Plankostenrechnung als Grundlage der gesamtbetrieblichen
Planung dient, setzte sich in Deutschland die Bezeichnung Plankosten durch. Dem-
gegenüber verwendet das US-amerikanische Schrifttum nach wie vor den Terminus
Standard Costs 65 .
Plankosten werden für die Cost Pools Direct Material, Direct Labor und Factory
Overhead Burden ermittelt. Man kann demzufolge festhalten, daß die US-
amerikanische Kostenplanung der typischen Struktur der Kostenkategorien für die
Kalkulation folgt. Überhaupt ist das Standard Costing stark auf eine vergleichbare
(Grundsatz der Comparability) und auch verständliche und kommunizierbare
(Grundsatz der Understandability) Produktkostenkalkulation ausgerichtet. Dies liegt
am dominanten Bestandsbewertungserfordernis des externen Rechnungswesens
und der einheitlichen Datengrundlage des General Ledger.
63 So auch im Titel des Werkes von WEBER, Karl: US-amerikanische Standardkostenrechnung. Win-
terthur 1960. Gleichwohl wird der materielle Inhalt der Konzeption dort sehr klar herausgearbeitet.
64 Auch in der sehr frühen US-amerikanischen Literatur wurde die Bezeichnung Standard kritisiert:
"The use of the word Standard itself is rather unfortunate [.. .]", BALCH, John: Some Aspects of
Standard Costs, in: The Accounting Review, April (1934), S. 29-32, hier S 29.
65 Vgl. KILGER, Wolfgang: Flexible Plankostenrechnung und Deckungsbeitragsrechnung, 10. Aufl.,
Wiwsbaden 1993, S. 28.
"Kostenplanung" (Cost Estimation) 159
Das durchgängige US-Standard Costing kann ferner als Beitrag zu einer schlanken,
transparenteren Erfolgsrechnung angesehen werden. Statt ständiger
Nachkalkulationen und Abweichungsanalysen wird bei der US-amerikanischen
Plankostenrechnung die Abweichungserfassung in aggregierter Form auf
Produktgruppen- oder -spartenebene in der Betriebsergebnisrechnung vorge-
nommen. Zudem fördert das Konzept die Beschleunigung umsatzorientierter
Erfolgsrechnungen, die nun zeitnah auf Basis von Standardkosten vorgenommen
werden können.
Auch bei der US-amerikanischen Kostenplanung entwickelt das General Ledger als
grundsätzlicher Datenlieferant der entsprechenden Verfahren bedeutsame Implika-
tionen.
Hier ist zunächst die prinzipielle Vergangenheitsorientierung der Methoden zu
nennen. Da dem General Ledger ein laufend geführtes Mengen- und Zeitgerüst fehlt,
ist auch der US-amerikanischen Kostenplanung die wirklich zukunftsorientierte Ablei-
tung von Plankostensätzen aus vorausbestimmten Absatz- und Produktionsmengen
unter Zuhilfenahme von Arbeitsplänen und Stücklisten weitestgehend fremd. Zudem
folgt aus dem General Ledger Konzept ja auch eine verhältnismäßig geringe Be-
zugsgrößendifferenzierung, was dazu führt, daß die Reagibilität des Gesamtko-
stenvolumens innerhalb einer definierten Relevanzzone (Relevant Range) durch eine
lineare Funktion in Abhängigkeit von oftmals nur einem Kostentreiber erklärt werden
soll. Die gegenüber der deutschen Kostenplanung vergleichsweise einfache und ro-
buste Methodik ist nicht zuletzt Ausfluß der deutlich geringeren produktions- und
kostentheoretischen Fundierung des US-amerikanischen Management Accoun-
ting. Letztlich erfolgt die Abbildung des Kostenverhaltens insofern deutlich undiffe-
renzierter.
Die grundlegenden konzeptionellen Besonderheiten spiegeln sich in einer gegenüber
dem deutschen Verständnis deutlich unterschiedlichen Akzeptanz der Kostenspal-
tungsmethoden wider. So kommt der buchtechnischen Kostenspaltung (Account
Classification) und den Regressionsanalysen (Mathematical, Statistical Analyses)
in den USA eine weitaus größere Bedeutung zu als dies in Deutschland der Fall ist.
Dies liegt wiederum primär daran, daß das weitgehend fehlende laufende Mengen-
und Zeitgerüst die planmäßig-analytische Methode (Engineering Method) mit einem
160 "Kostenplanung" (Cast Estimation)
\ /
(Account Classification) Statistical Anaysis) (Engineering Method)
Ii
1 ,,[ ... ]the same [Product Costing, d.v.] techniques serve financial accounting as well.",
SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Mc GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9. Aufl.,
Homewood 1986, S. 640, Hervorhebung vom Verfasser.
Vgl. 1. Kapitel, S. 28 f.
"The product cost figure is used as a basis for a reasonable and competitive selling price, for fore-
casting future input and cash flow needs, for internal control, as weil as for valuing inventory at
period end.", WINICUR, Barbara: Cost Accounting Essentials, in: National Public Accountant, H. 4,
(1993), S. 7; "Management sometimes uses these estimates to help it set prices; sometimes it
needs to decide whether to serve particular market segments or how much to spend to promote
product sales in a segment. Providing these estimates is the role of aset of accounting techniques
known as product costing.", SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Mc GAHRAN: Accounting: A
Management Approach, 9. Aufl., Homewood 1986, S. 640.
4 Vgl. HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL: Kostenrechnung 1, 4. Aufl., Wiesbaden 1986, S.
258 f.
In Deutschland wurde die Entwicklung von Produktkostenkalkulationen maßgeblich durch die
Leitsätze für die Preisermittlung auf Grund von Selbstkosten (LSP) geprägt. Ganz anders als
Produktkostenkalkulation (Product Costing) 163
Preispolitik (Pricing)
Zurechenbare Fremdkapitalzinsen
(Acerued Interest)
Zurechenbare Verwaltungskosten
(Administration Costs)
I'
Vertriebskosten (Distribution Costs)
I= Pfliehtbestandteil
I I= Wahlbestandteil
I I= Einbeziehungsverbot
Signifikant ist zum einen, daß bei den US-GAAP keine Bewertungswahlrechte bei
der Herstellungskostenermittlung eXistieren 7 , zum anderen übersteigt der pflichtge-
mäße US-amerikanische Herstellungskostenansatz die handelsbilanzielle Wertober-
grenze noch durch den Einbezug von Fremdkapitalzinsen, die den Produkten ein-
deutig zugerechnet werden können.
Allerdings ist diese Einbeziehung nur bei sogenannten Qualifying Assets vorge-
schrieben, also bei solchen Vermögensgegenständen , deren Versetze n in einen be-
Vgl. ARS No, 43. Im Gegensatz zu ARB No . 43 ist bei den lAS ein Wahlrecht für klar zurechenba-
re Fremdkapitalzinsen (analog § 255 III HGB) vo rgesehen, vgl. lAS 2.
Produktkostenkalkulation (Product Costing) 165
8 Bei Qualifying Assets ist eine Aktivierung von Fremdfinanzierungskosten, die direkt der Anschaf-
fung, Konstruktion oder Herstellung zurechenbar sind, geboten. Von einer Aktivierung kann nur un-
ter der Voraussetzung abgesehen werden, daß die betreffenden Beträge unwesentlich sind oder
nur mit verhältnismäßig großem Aufwand erhoben werden können. Vgl. SFAS 34.8.
9 Vgl. die klare Trennung in Kostenträgerstückrechnung und Kostenträgerzeitrechnung repräsentativ
für die deutsche Fachliteratur bei HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL: Kostenrechnung 1,
4. Aufl.. Wiesbaden 1986. S. 260.
10 .. The term [Product Costing. d.v.] can encompass either a single unit or many. depending on the
eontext. ... Hervorhebung vom Verfasser, SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me GAHRAN: Ac-
counting: A Management Approach. 9. Aufl.. Homewood 1986. S. 640.
11 .. Job order costing can be used to prepare estimates of product costs before production begins (ex
ante) or to assign costs to jobs after productions takes place (ex post)". SHILLINGLAW, Gordon -
Kathleen Me GAHRAN: Accounting: A Management Approach. 9. Aufl.. Homewood 1986. S. 644.
166 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
12 "The praduct costs reported as inventoriable costs to shareholders may differ fram those reported
to tax authorities and may further differ fram those reported to managers for guiding pricing and
product mix decisons", HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Mana-
gerial Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 92.
13 Vgl. KIESO, Donal E. - Jerry J. WEYGANDT: Intermediate Accounting, 9. Aufl., New York u.a.
1998, S. 37, 402 ff.
14 Für Teilkostenkalkulationen hat sich der Begriff Direct Costing in der US-amerikanischen Literatur
weitestgehend durchgesetzt. Einige Autoren kritisieren dies und bezeichnen Teilkostenansätze rich-
tigerweise als Variable Costing, vgl. repräsentativ HORNGREN, Charles T. - George H.
SORTER: "Direct" Costing for External Reporting, in: The Accounting Review, (January 1972), S.
84-93, hier S. 84. Bezeichnenderweise setzt Horngren das Adjektiv Direct in Anführungszeichen.
15 Vgl. KLEMSTINE, Charles F. - Michael W. MAHER: Management Accounting Research: A Review
and Annotated Bibliography, New York 1984, S. 6,13; vgl. 2. Kapitel, S. 61 ff.
Produktkostenkalkulation (Product Costing) 167
16 In die empirische Untersuchung von Klemstine und Maher wurden folgende Fachjournale einbe-
zogen: The Accounting Review, The Journal of Accounting Research; The Journal of Accounting
and Economics; Accounting Research (von 1948-1958); Abacus; Accounting, Organizations and
Society.
17 Es handelt sich hierbei um den Beitrag von SCHLATTER, Charles F.: Fixed Expense, in: The Ac-
counting Review, April (1945), S. 156-163.
18 Vgl. KLEMSTINE, Charles F. - Michael W. MAHER: Management Accounting Research: A Review
and Annotated Bibliography, New York 1984, S. 22.
19 Vgl. ARB 43.
168 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
chend eher dürftig 20 . Es wird jedoch richtigerweise darauf hingewiesen, daß Teilko-
stenkalkulationen (Variable Costing) die unabdingbare Voraussetzung für die An-
wendung der Deckungsbeitragsrechnung (Contribution Margin Approach) dar-
stellen und eben auch nur diese Konzepte ein gebührendes Augenmerk auf die Fix-
kostenobligos richten 21 .
US-amerikanische Produktkostenkalkulation
///r~~
/
/ ~.~ ~~...
20 Vergleiche die nur knappen Ausführungen zum Variable Costing bei HORNGREN, Charles T. -
George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Auf!., Englewood Cliffs 1991, S.
288-291; SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me GAHRAN: Accounting: A Management Ap-
proach, 9. Auf!., Homewood 1986, S. 656-658.
21 "Variable costing is necessary if eontribution margin estimates [... ] are to be prepared. It also calls
attention to fixed eosts by identifying them as separate totals for aperiod of time", Hervorhebungen
vom Verfasser, SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me GAHRAN: Accounting: A Management
Approach, 9. Auf!., Homewood 1986, S. 657.
Produktkostenkalkulation (Product Costing) 169
Das US-amerikanische Job Order Costing, auch als Job Cost System, Work Or-
der System oder Production Order System bezeichnef 2 , stellt vor allem auf in Se-
rien- oder Einzelfertigung arbeitende Mehrproduktbetriebe mit heterogenem Ferti-
gungsprogramm ab und entspricht damit grundsätzlich der methodischen Vorge-
hensweise der deutschen Zuschlagskalkulation 23 . In der Literatur finden sich die in
Abbildung 5.4 dargestellten Identifikationsmerkmale eines Job Order Systems:
Costs are assigned for each completed job, rather than for set time periods
1) Grundmethodik
Das Job Order Costing wird aufgrund der Abrechnungsmodalitäten des General
Ledger, das schließlich auch die Ausgestaltung des Product Costing im internen Ma-
nagement Accounting bestimmt, als kontenmäßige Betriebsbuchhaltung durchge-
führt.
Dabei unterscheidet man vor allem die General Ledger Konten Materials Control
(Aktivkonto Materialbestand), Work-in-Process Control (Aktivkonto Unfertige Erzeug-
nisse), Factory Overhead Control (Gemeinkostenpool als Aktivkonto), Finished
Goods Control (Aktivkonto Fertigerzeugnisse) und Cost of Goods Sold (Kosten konto
Herstellkosten des Absatzes). Außerdem werden für die konkreten Materialeinzelko-
sten aus dem Verbrauch von Rohstoffen (Materials Record), bearbeiteten EinzeIauf-
trägen (Job Cost Records) und fertigen Erzeugnissen (Finished Stock Records) Kon-
ten in der Nebenbuchhaltung als Subsidiary Ledgers geführt25 .
Mit der Erfassung des Materialverbrauchs gemäß Materialentnahmeschein werden
die Materialausgaben von dem Konto Materials Control auf das Konto Work-in-
Process als bilanzieller Aktivtausch gebucht. Handelt es sich bei dem Materialver-
brauch um Gemeinkosten, wie etwa bei einem Verbrauch von Betriebsstoffen oder
dem Einsatz von Hilfsstoffen ("unechte Gemeinkosten") erfolgt die Verbuchung von
dem Konto Materials Control auf das Konto Factory Overhead.
Die Abrechnung der Fertigungskosten nimmt man in der Kontenlogik des US-
amerikanischen General Ledger in zwei Stufen vor. Erstens wird anhand der Infor-
mationen aus der Personalbuchhaltung eine Zuordnung der Fertigungspersonalaus-
gaben (Payroll Liability) zu den Fertigungseinzelkosten (Direct Labor) und Ferti-
gungsgemeinkosten (Indirect Labor) vorgenommen. Die Fertigungseinzelkosten
werden wiederum in einem bilanziellen Aktivtausch auf das Konto Work-in-Process
gebucht. Demgegenüber erfaßt das Konto Factory Overhead Control die Fertigungs-
gemeinkosten. Materiell bedeutet diese sehr undifferenzierte Erfassung von Material-
und Fertigungskosten nichts anderes als die Periodisierung von Material- und
Personalausgaben zur Ermittlung pagatorischer Herstellkosten. Die Verrechnung
der Factory Overhead Costs als kumulierte Material- und Fertigungsgemeinkosten
auf die Produkte erfolgt mit Hilfe des Gemeinkostenzuschlagsatzes (Predetermined
Overhead Rate)26. Traditionell wird der Verrechnung der Kosten der einzelnen End-
kosten stellen (Operating Departments) jeweils eine den Kostenanfall hauptsächlich
27 "The predetermined overhead rate will be stated as some dollar amount per some measure of
activity which should be the principal cost driver.", WINICUR, Barbara: Job Order Costing, in: Na-
tional Public Accountant, H. 5, (1993), S. 7, "Select a cost application base that serves as a com-
mon demoninator for all products", HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accoun-
ting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 103.
28 "Throughout the twentieth century, most manufacturers have tended 10 use broad averages for
applying overhead to products. For example, many companies have used a single plantwide over-
head rate instead of several departmental rates", HORNGREN, Charles T. - George FOSTER:
Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 111.
29 Vgl. S. 194 ff. dieses Kapitels.
30 SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9. Aufl.,
Homewood 1986, S. 648 ff.
31 Vgl. SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9.
Aufl.. Homewood 1986. S. 648.
172 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
32 Vgl. WINICUR, Barbara: Job Order Costing, in: National Public Accountant, H. 5, (1993), S. 7; in
der Literatur eher selten, jedoch bezeichnenderweise in der Logik des Absorption Costing auch
als over- or underabsorbed overhead bezeichnet, vgl. SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me
GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9. Aufl., Homewood 1986. S. 650.
33 Schon zur Zeit des True Cost Approach wurde diese Frage kontrovers diskutiert, vgl. WEBER,
Karl: Amerikanische Standard kostenrechnung, Winterthur 1960, S. 50 ff.
34 Vgl. SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9.
Aufl., Homewood 1986. S. 650.
35 Vgl. HORNGREN, Charles T, - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7.
Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 109. Vgl. auch 3. Kapitel, S. 120 ff.
Produktkostenkalkulation (Product Casting) 173
I/
(Ist) (Ist)
UAOH
I
Accounts Pa~able Work in Pracess Contral Finished doods Contra!
~
VLL
->I MEK
volle
I~üterabgang
Herstellung ost~ n (zu vollen ~
FEK
~
Herstellungs·
Herstellungskoste
~",w," ~
fertigges IIten
f"ierstellungskosten)
Erzeu nisse
remeinkosten (A sets)
(Plan) Endbestand
ljAOH2 Izuschreibung UAOH
/
Payrall Liability ~ Cool 01 Gtd' Sold
FGK Herstellkosten
~Ab~r
Fertigungskosten
FEK Kosten (Cost f
Goods Sold
UAOH1
~~----
40 Unter möglichst weitgehender Verwendung deutscher Fachterminologie erstellt nach den Darstel·
lungen von HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Empha-
sis, 7. Auf/., Englewood Cliffs 1991, S. 96·103 und WINICUR, Barbara: Job Order Costing, in: Na·
tional Public Accountant, H. 5, (1993), S. 7f.
176 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
Das US-amerikanische Process Costing stellt vor allem auf in Massenfertigung ar-
beitende Einproduktbetriebe mit homogenem Fertigungsprogramm ab. Es ent-
spricht damit grundsätzlich der methodischen Vorgehensweise der deutschen Divi-
sionskalkulation 41 . Als Grundprinzip kann, analog der deutschen Methodik, die Tei-
lung der periodischen Gesamtkosten durch die innerhalb dieser Periode insgesamt
ausgebrachte Menge bezeichnet werden 42 .
41 "In a process costing system product costs are obtained by allocating total costs to masses of like
units that usually proceed in continous fashion through aseries of uniform production steps, such
as mixing, cooking, and packaging. Industries that use process costing include chemicals, oil, pa-
per, textiles, plastics, coal mining, glass and silicon wafers", HORNGREN, Charles T. - George
FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 143; vgl.
auch WINICUR, Barbara: Process Costing for Manufactured Goods, in: National Public Accoun-
tant, H. 6, (1993), S. 6-8, hier S. 6.
42 Vgl. zur Grundmethodik des Process Costing SKINNER, Robert C.: Process Costing, in: Abacus,
H. 12, 14. Jg. (1978), S. 160-170.
43 Vgl. HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL: Kostenrechnung 1, 4. Aufl., Wiesbaden 1986, S.
268 ff.
44 Vgl. HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL: Kostenrechnung 1, 4. Aufl., Wiesbaden 1986, S.
270f.
Produktkostenkalkulation (Product Costing) 177
ander betrachtet und abgerechnet, so daß sich über sämtliche Stufen hinweg die
gesamten Stückkosten durch Addition der Stufen kosten ermitteln lassen. Bei letzte-
rer dagegen werden in die Kostenkalkulation einer Stufe neben den direkten Stufen-
kosten auch noch die Kosten der eingesetzten Vorstufenprodukte eingerechnet. Die
gesamten Herstell- bzw. Selbstkosten lassen sich so als durchgewälzte und somit
kumulierte Kosten einer jeden Stufe im Leistungserstellungs- und
-verwertungsprozeß ermitteln 45 .
45 Der wesentliche Vorteil der durchwälzenden gegenüber der addierenden Divisionskalkulation liegt
darin begründet, daß auf jeder Fertigungsstufe direkt sinnvolle Entscheidungen über Eigenfertigung
oder Fremdbezug getroffen werden können, vgl. HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL: Ko-
stenrechnung 1, 4. Aufl., Wiesbaden 1986, S. 271.
46 Vgl. HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7.
Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 145; SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me GAHRAN: Accoun-
ting: A Management Approach, 9. Aufl., Homewood 1986., S. 643f; RAYBURN, Letrieia G.: Cost
Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl., Boston, Chicago 1996, S. 190-254;
SKINNER, Robert C.: Process Costing, in: Abacus, H. 12, 14. Jg. (1978), S. 160-170.
47 "Since overhead and labor frequently occur at about the same time and usually in some consistent
proportion, many manufacturers combine the two into 'conversion costs', the cost of converting di-
rect materials into finihed product.", WINICUR, Barbara: Process Costing for Manufactured Goods,
in: National Public Accountant, H. 6, (1993), S. 6-8, hier S. 6. Vgl. auch WEIL, Roman L. u.a.: Ac-
counting: The Language of Business, 9. Aufl., Sun Lakes 1994, S. 21.
178 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
3. Summarize the total costs to account for, which are the total debits in
Work-in-Process
48 Shillinglaw und Mc Gahran subsumieren unter dem Begriff Conversion Costs "the cost of chan-
ging the form of the materials the company buys and, in many cases, the costs of assembling pur-
chased and manufactured components into finished products", SHILLINGLAW, Gordon - Kath-
leen Me GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9. Aufl., Homewood 1986. S. 642.
49 In diesem Zusammenhang stellen Horngren und Foster fest: "This is the major inventory-costing
problem. The inventory-costing systern must distinguish between the cast of the fully completed
units and the cost of the partially completed units.", HORNGREN, Charles T. - George FOSTER:
Cast Accaunting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl., Englewaod Cliffs 1991, S. 146.
50 Vgl. HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cast Accaunting: A Managerial Emphasis, 7.
Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 146.
Produktkostenkalkulation (Product Casting) 179
51 Vgl. HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL: Kostenrechnung 1,4. Aufl., Wiesbaden 1986, S.
275 ff.
52 In folgenden Standardlehrwerken zum Management Accounting konnte keine der deutschen Äqui-
valenzziffernkalkulation vergleichbare Methodik identifiziert werden: HORNGREN, Charles T. -
George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991;
RAYBURN, Letrieia G.: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl., Boston,
Chicago 1996; SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me GAHRAN: Accounting: A Management Ap-
proach, 9. Aufl., Homewood 1986; dort wird das Process Costing auf lediglich 1 Seite erörtert, S.
643-644; RAYBURN, Letrieia G.: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl.,
Boston, Chicago 1996.
53 Vgl. WINICUR, Barbara: Process Costing for Manufactured Goods, in: National Public Accountant,
H. 6, (1993), S. 6-8, hier S. 6; bei Horngren und Foster wird das Konzept lediglich mit Equivalent
Units bezeichnet; vgl. HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Manage-
rial Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 146 ff; bei Rayburn finden sich die Bezeichnun-
gen Equivalent Finished Units, Equivalent Produetion und Equivalent Full Units); vgl.
RAYBURN, Letrieia G.: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl., Boston,
Chicago 1996, S. 192; vgl. SKINNER, Robert C.: Process Costing, in: Abacus, H. 12, 14. Jg.
(1978), S. 160-170, hier S. 162-164.
54 Vgl. HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7.
Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 147.
180 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
55 Zur KostensteIlenrechnung deutscher Prägung und deren Grundsätzen zur Kostenstellen- und auch
Kostenplatzbildung vgl. HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL: Kostenrechnung 1, 4. Aufl.,
Wiesbaden 1986, S. 190 ff.
56 Zur Charakterisierung des Cost Accounting als vollkostenorientierte und kostenträgerorientiertes
Rechenwerk und zum Beziehungszusammenhang zur Bestandsbewertung (Inventory Valuation)
vgl. 1. Kapitel, S. 18 f.
Produktkostenkalkulation (Product Costing) 181
Kuppelprodukte i.w.S.
Diese übliche Einteilung läßt sich darauf zurückführen, daß auch die Entscheidung
über die Bilanzierung dem Grunde nach aus dem externen Rechnungswesen stär-
ker auf das interne Management Accounting rückwirkt, als dies vergleichsweise im
deutschen Kontext der Fall ist. Die deutsche Kostenrechnung, die traditionell im
Zweikreissystem weitaus stärker unabhängig von den Erfordernissen des externen
Rechnungswesens ausgestaltet wurde, hat insofern auch bezüglich der Kuppelpro-
duktkalkulation einen deutlich geringeren Einfluß durch das externe Rechnungswe-
sen erfahren.
57 Vgl. LONG, Theodore - Walter B. Mc FARLAND - Michael SCHIFF: Cost Accounting, New York
1953. S. 415-433.
182 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
58 Einen guten umfassenden Überblick über die Joint Product Costing Literatur geben MAN ES,
Richard - Choi CHENG: The Marginal Approach to Joint Cost Allocation: Theory and Application,
Sarasota, 1988.
59 Vgl. 2. Kapitel, insbesondere S. 97 ff.
60 "Cost Accounting [ ... ] seemed to be nothing more than an extension of financial accounting with the
ultimative objective being adetermination of the correct cost of goods sold and ending inven-
tory valuations for extemal reports", DOPUCH, Nicolas: Some Perspectives on Cost Allocations,
in: Joint Cost Allocations, Center for Economic and Management Research (Hrsg.), Norman 1981,
S. 1-7, hier S. 1.
Produktkostenkalkulation (Product Costing) 183
den 61 . Die Dominanz des externen Rechnungswesens, auch bei der Kuppelprodukt-
kalkulation, spiegelt sich sehr anschaulich in dem Bestreben der wissenschaftlichen
Fachliteratur wider, ein einheitliches, klar nachvollziehbares Verfahren der Kuppel-
produktkalkulation zu definieren. Ein gutes Beispiel für diese Bemühungen stellt der
Artikel von Billera, Heath und Verrecchia im Journal of Accounting Research, der
offiziellen Fachzeitschrift der Berufsorganisation der Wirtschaftsprüfer in den USA,
American Institute of Certified Public Accountants (AICPA) dar62 . Sehr modelltheore-
tisch und abstrakt mathematisch werden dort vier Eigenschaften für Verfahren der
Gemeinkostenschlüsselungen definiert, die diese Nachvollziehbarkeit sicherstellen
sollen. Im einzelnen sind dies63 :
61 Vgl. KIESO, Donal E. - Jerry J. WEYGANDT: Intermediate Accounting, 9. Aufl., New York u.a.
1998, S. 37, 402 ff.
62 Vgl. BILLERA, Louis J., HEATH, David C., VERRECCHIA, Robert E.: A Unique Procedure for
Allocating Gommon Gosts from a Production Process, in Journal of Accounting Research, H. 1, 19.
Jg. (1981), S. 185-196. Wie bereits der Titel deutlich macht, ist es das Bestreben der Autoren, eine
einheitliche klare Methodik zu definieren. "We show that these four properties imply a unique pro-
cedure for allocating common costs.", ebenda, S. 194.
63 Vgl. BILLERA, Louis J., HEATH, David C., VERRECCHIA, Robert E.: A Unique Procedure for
Allocating Gommon Gosts from a Production Process, in Journal of Accounting Research, H. 1, 19.
Jg. (1981), S. 188-194.
64 Monoton steigend sind die Kostenfunktionen, wenn die partielle Erhöhung der Ausbringung eines
Kuppelproduktes auch eine Erhöhung - zumindest aber keine Verringerung - des Kostenvolumens
nach sich ziehen. Vgl. BILLERA, Louis J., HEATH, David C., VERRECCHIA, Robert E.: A Unique
Procedure for Allocating Gommon Gosts from a Production Process, in Journal of Accounting Re-
search, H. 1, 19. Jg. (1981), S. 188 f.
65 Unter Additivität wird verstanden, daß die Produktkosten als Summe einzelner primärer Kostenar-
ten erklär und addierbar bleiben. Damit wird faktisch eine Verrechnung von Sekundärkosten aus
der Berücksichtigung innerbetrieblicher Leistungsbeziehungen unmöglich gemacht. Vgl. BILLERA,
Louis J., HEATH, David C., VERRECCHIA, Robert E.: A Unique Procedure for Allocating Gom-
mon Gosts from a Production Process, in Journal of Accounting Research, H. 1, 19. Jg. (1981), S.
190-192.
184 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
Diese strengen abstrakten Anforderungen sind zwar geeignet, als Maßstäbe zur Er-
mittlung voller Herstellungskosten für das bilanzielle externe Rechnungswesen zu
dienen. Als grundsätzliche Verfahrensleitlinien für das interne Rechnungswesen
erscheinen sie jedoch - allein schon wegen der fehlenden Differenzierung in Haupt-
und Nebenprodukte - nicht geeignet. Eine von den Erfordernissen des externen
Rechnungswesens losgelöste Diskussion der Kuppelproduktkalkulationen im Rah-
men einzelner interner Rechenzwecke läßt die US-amerikanische Literatur weitge-
hend vermissen, was von Kritikern auch klar gesehen wird 67 .
Als weiterer Rechenzweck der Kuppelproduktkalkulation wird in der US-
amerikanischen Literatur häufig das Erfordernis genannt, innerhalb divisionalisier-
ter Unternehmensstrukturen Bezugsbasen für die Vergütung von Spartenmana-
gern zu ermitteln (Cost of Goods Sold for Divisional Managers Compensation, ver-
gleiche Rechenzweck 3 in Abbildung 5.1 )68. Auf die Notwendigkeit der Anreizverträg-
lichkeit entsprechender Konzepte in den USA ist ja insbesondere durch Horngren
hingewiesen worden 69 . Da hierzu häufig bereichsbezogen die Herstellungskosten
66 Unter Konsistenz versteht man die einheitliche Verrechnung der Kuppelproduktionskosten auf
Basis einer Bezugsgröße. ,,[ ...) it requires that goods which are identical [... ) be assigned identical
per-unit costs on the basis of some common standard, BILLERA, Louis J., HEATH, David C.,
VERRECCHIA, Robert E.: A Unique Procedure for Allocating Common Costs from a Production
Process, in Journal of Accounting Research, H. 1, 19. Jg. (1981), S. 192.
67 "[ ... ) the fundamental question of when firms should want to allocate joint and common costs for
internal purposes still remains relatively unanswered", DOPUCH, Nicolas: Some Perspectives on
Cost Allocations, in: Joint Cost Allocations, Center for Economic and Management Research
(Hrsg.), Norman 1981, S.1-7, hierS. 4.
68 "It is also notorious that companies use joint-cost allocations in evaluation schemes that intend to
determine the efficiencies of divisions (or other profit centers) and their managers", THOMAS, Ar-
thur L.: Goals for Joint-Cost Allocation: An Incompatibility in the Literature, in: Abacus, Vol. 18, No.
2,1982, S. 166-174, hier S. 166.
69 "As apart of the cost-benefit assesment two major problems should be faced when a system is
chosen: obtaining goal congruence and strengthening incentive.", HORNGREN, Charles T.: Re-
flections on Accounting Education and Practice, in: The Australian Accountant, April (1979), S. 158-
160, hier S. 159. "Courses are concerned with critical behavioral issues such as designing sys-
tems that motivate decisions which are congruent with top management goals.",
HORNGREN, Charles T.: The Accounting Discipline in 1999, in: The Accounting Review, January
Produktkostenkalkulation (Product Costing) 185
des Absatzes (Cost of Goods Sold) den Erlösen gegenübergestellt werden, fordert
man auch von Kuppelproduktkalkulationen, daß sie methodisch klar nachprüfbare
Herstellungskosten generieren können. Auch die in den USA oftmals stark divisiona-
lisierten Unternehmensstrukturen, die häufig nach der Logik des Profit Center Kon-
zeptes organisiert sind, prägten also die Ausrichtung der Kuppelproduktkalkulation
auf eine methodisch klare Herstellungskostenermittlung für alle Kuppelprodukte.
Die aufgezeigten Rechenzwecke spiegeln sich wiederum in den einschlägigen
Kalkulationsverfahren wider, die im folgenden behandelt werden.
Kuppelproduk!kalkula!ionen
7~~~
Haup!produk!e Nebenproduk!e
~ (B~
Sales Value
~ M~~:::___
Physical Measures Inven!ory a! Sales Price
76 Hier werden in Anlehnung an Rayburn nur die zwei Verfahren Gross Market Value Method und
Net Market Value Method dargestellt, in der Literatur finden sich noch vielfältige Unterformen, vg!.
HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Auf!.,
Englewood Cliffs 1991, S. 530-534.
77 "Many products cannot be sold at the split-of point; instead, they must be processed further. Be-
cause no market value is available for these products at the split-off point, accountants use the net
market method of joint cost allocation. They estimate the market value by subtracting separable
costs from the products' sales value after further processing", RAYBURN, Letricia G.: Cost Ac-
counting: Using a Cost Management Approach, 6. Auf!., Boston, Chicago 1996, S. 267.
188 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
78 Vgl. AVERY, Harold G.: Accounting for Joint Costs, in: The Accounting Review, April (1951), S.
232-238, hier S. 235 f. In der deutschen Literatur vgl. HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL:
Kostenrechnung 1, 4. Aufl., Wiesbaden 1986, S. 307.
79 Vgl. RAYBURN, Letricia G.: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl., Bos-
ton, Chicago 1996, S. 264.
80 Vgl. zur Heizwertrechnung HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL: Kostenrechnung 1, 4. Aufl.,
Wiesbaden 1986, S. 307.
81 Vgl. RAYBURN, Letricia G.: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl., Bos-
ton, Chicago 1996, S. 264.
Produktkostenkalkulation (Product Costing) 189
82 Vgl. allgemein zur Kalkulation von Nebenprodukten AVERY, Harold G.: Accounting for Joint Costs,
in: The Accounting Review, April (1951), S. 232-238, hier S. 234 f.
83 Vgl. RAYBURN, Letricia G.: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl., Bos-
ton, Chicago 1996, S. 258.
84 Zwar kommt dem Realisationsprinzip in den USA bei weitem nicht die Bedeutung zu, wie dies nach
der vorsichtigen, gläubigerschutzorientierten deutschen Rechnungslegung der Fall ist, das Prinzip
ist jedoch in SFAC 5 geregelt (Realization Principle) und muß bei der Bestandsbewertung (Invento-
ry Valuation) für die Erstellung des externen Abschlusses (Financial Statement) beachtet werden. In
wenigen Ausnahmefällen - wie auch hier - wird jedoch im Einklang mit dem Realisationsprinzip eine
erfolgswirksame Verrechnung von im deutschen Sinne noch nicht realisierten Gewinnen zuge las-
sen.
85 Sehr deutlich wird dies auch in der US-amerikanischen Percentage of Completion Methode für
langfristige Fertigungsaufträge, die Erfolge sukzessive entsprechend dem Leistungsfortschritt aus-
weist, vgl. BISCHOF, Stefan: Anwendbarkeit der Percentage of Completion Methode nach lAS und
US-GAAP im internen Rechnungswesen, in krp, 41. Jg (1997), H. 1, S. 8-15. Ein weiteres Beispiel,
das belegt wie extrem weitgehend die Ergebnisausweisregelungen im US-amerikanischen Kontext
z.T. sind, ist der Ausweis von unrealisierten Erfolgen aus Kursgewinnen bestimmter spekulativ
gehaltener Wertpapiere, der sogenannten Trading Securities, vgl. ARB 43 und SFAS 94.
86 "By-products are usually classified according to their relative importance on the market or the
amount for which they can be sold compared with the principal products", AVERY, Harold G.: Ac-
counting for Joint Costs, in: The Accounting Review, April (1951), S. 232-238, hier S. 233.
190 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
fern ist die Durchbrechung des Realisationsprinzips nur von geringfügiger Natur.
Trotzdem findet sich in der Literatur auch durchaus Kritik an dieser Verrechnung
unrealisierter Erfolge 87 .
Als Vorteil dieser Methodik wird in der Literatur insbesondere angeführt, daß die
Bestände an Nebenprodukten bilanziell zum Zeitpunkt der (Teil-) Fertigstellung zu
einem klaren Wertansatz erfaßt werden können und nicht erst zum Zeitpunkt des
Verkaufs 88 . Gerade darin spiegelt sich wiederum die zentrale Ausrichtung der US-
amerikanischen Produktkalkulationen an der Bestandsbewertung wider, die sich
durch die Dominanz des externen Rechnungswesens in der Logik des General
Ledger Prinzips als Inventory Cost Accounting im internen Rechnungswesen nieder-
schlägt.
Die zweite Variante (Net Market Value of By Products as other Income Method)
verzichtet auf eine Belastung der Nebenprodukte mit anteiligen Gemeinkosten des
Kuppelproduktionsprozesses völlig. Sie soll nur Anwendung finden, wenn der Wert
der Nebenprodukte außerordentlich niedrig ist89 . In diesem Fall werden die Ne-
benprodukte lediglich mit eindeutig zurechenbaren Einzelkosten bilanziert. Die Ko-
sten des Kuppelproduktionsprozesses trägt bei dieser Methode also ausschließlich
das oder die Hauptprodukte. Die periodisch realisierten Deckungsbeiträge aus dem
Verkauf von Nebenprodukten werden als sonstiger Erfolg (Other Income) berück-
sichtigt.
An dieser zuletzt erörterten Methode zur Kalkulation der Kosten von wertmäßig deut-
lich untergeordneten Nebenprodukten zeigt sich die Grundausrichtung des Product
Costing deutlich. Materiell entspricht dieses Verfahren der in der deutschen Fachlite-
87 "Accountants ordinarily criticize carrying inventories at estimated net realizable value. Because in-
come is recognized before sales are made.", HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost
Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 535, Hervorhebung vom
Verfasser.
88 "Also, this method identifies by products at their production rather than waiting until their sale.",
RAYBURN, Letricia G.: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach. 6. Aufl., Boston,
Chicago 1996, S.259.
89 Vgl. RAYBURN, Letricia G.: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl., Bos-
ton, Chicago 1996, S.259.
Produktkostenkalkulation (Product Costing) 191
90 Vgl. zur Restwertmethode HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL: Kostenrechnung 1,4. Aufl.,
Wiesbaden 1986. S. 309-312.
91 Zur Bezeichnung Subtraktionsmethode vgl. HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL: Kosten-
rechnung 1, 4. Aufl.. Wiesbaden 1986, S. 309.
92 Zur Bezeichnung Marktwertgutschriftmethode vgl. COENENBERG, Adolf G.: Kostenrechnung
und Kostenanalyse. 3. Aufl., Landsberg am Lech 1997, 8. 102.
93 RAYBURN, Letricia G.: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl.. Boston,
Chicago 1996,8.259.
94 "A joint cost is the cost of a single process - distillation, for example - that yields multiple products
simultaneously". HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Em-
phasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991,8.527.
192 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
95 "We are faced with the strong possibility that joint-cost allocation methods that are within the core
will generate nonsense profitability evaluations and that those who are supposed to be motivated by
such evaluations will be aware that they are nonsense. [... ]These are generallimitations upon all
joint-cost allocation schemes that ever have been proposed, or ever could be proposed", THOMAS,
Arthur L.: Goals for Joint-Cost Allocation: An Incompatibility in the Literature, in: Abacus, Vol. 18,
No. 2,1982, S. 166-174, hier S. 173-174.
96 Vgl. RAYBURN, Letricia G.: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl., Bos-
ton, Chicago 1996, S. 271.
Produktkostenkalkulation (Product Costing) 193
macht werden, wie der Erlöszuwachs ermittelt werden soll, wenn die Kuppelprodukte
auf den einzelnen Fertigungsstufen noch keine Marktreife erreicht haben.
97 Vgl. RAYBURN, Letricia G.: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl., Bos-
ton, Chicago 1996, S. 131.
194 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
Man kann sagen, daß das Activity Based Costing im Gegensatz zur deutschen Pro-
zeßkostenrechnung "zwei Schritte auf einmal,,98 gemacht hat. Zudem kennt das
Activity Based Costing nicht die bei der Prozeßkostenrechnung getroffene Unter-
scheidung von Teilprozessen und kostensteIlenübergreifenden Hauptprozessen, da
die KostensteIlen sowieso so grob strukturiert sind, daß eine "amerikanische Activity"
eben in aller Regel auch die Grenzen dieses Verantwortungsbereiches nicht über-
schreitet. Zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Activity Based Costing
und Prozeßkostenrechnung vgl. Abbildung 5.9.
98 GEISER, Bernd: Prozeßkostenrechnung und Activity Based Casting (ABC), in: HORVÄTH &
PARTNER GmbH (Hrsg.): Prozeßkostenmanagement, 2. Aufl., München, S. 65-77, hier S. 69. Vgl.
dort (S. 65-77) auch die Ausführungen zum Unterschied von ABC und Prozeßkostenrechnung.
99 "But the connection is rarely made about products and the demands they create for the company
resources whose costs are considered 'fixed''', KAPLAN, Robert S. - Anthony A. ATKINSON: Ad-
vanced Management Accounting, 2. Aufl., New Jersey 1989, S. 192.
100 HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cast Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl.,
Englewood Cliffs 1991, S. 156.
Produktkostenkalkulation (Product Casting) 195
Kosten-
arten
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Kosten- KST
steIlen Materialwirtschaft
GesamtkostEln Gesamtkosten Gesamtkosten
KJf'Elfikaut - KST~wO:a-re-:n-e'-in-ga-n"'g
Teilprozesse
innerhalb
KostensteIlen ·~~ctit;;;;gIIKontrakt
abwickeln
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Hauptprozesse Teile beschaffen Teile beschaffen
bzw. Activities
I
~
Kosten- $ I Bestellung
träger
KST: KostensteIle
PKR: Prozeßkostenrechnung
Bei der Einführung eines Activity Based Casting-Systems geht man nach den fol-
genden Schritten vor102 :
Mit der Zusammenfassung von Tätigkeiten zu Aktivitäten wird der Erfassungs- und
Verrechnungsaufwand, mithin die Komplexität des Kostenrechnungsystems verrin-
gert. Beispielsweise werden einzelne Tätigkeiten, die mit dem Rüsten in Verbindung
stehen (Werkzeugtransport, - justierung, Materialtransport etc.) zur Aktivität "Rüsten"
101 GEISER, Bernd: Prozeßkostenrechnung und Activity Based Costing (ABC), in: HORVÄTH &
PARTNER GmbH (Hrsg.): Prozeßkostenmanagement, 2. Aufi., München, S. 65-77, hier S. 68.
102 Vgi. COOPER, Robin: Activity-Based Costing, in: Handbuch Kostenrechnung, hrsg. von Wolfgang
MÄNNEL, Wiesbaden 1992, S. 360-383, hier S. 380; vgi. auch SHILLINGLAW, Gordon - Kath-
leen Me GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9. Aufi., Homewood 1986, S. 658.
196 Produktkostenkalkulation (Product Casting)
103 Vgl. COOPER, Robin: Activity-Based Costing, in: Handbuch Kostenrechnung, hrsg. von Wolfgang
MÄNNEL, Wiesbaden 1992, S. 360-383, hier S. 380 f.
104 Vgl. 3 Kapitel, S. 124-127.
105 Im letzteren Fall ergänzt das Activity Based Costing ein Direct Costing System, welches die EinzeI-
kosten separat verrechnet. Der Charakter einer leistungsorientierten und insofem strategischen
Vollkostenrechnung wird auch im folgenden Zitat deutlich: ,,[ ... ] activity-based costing, the name
given to product costing systems in which the overhead rates represent the average costs of car-
rying out individual activities rather than the overhead costs of running an operating depart-
ment", SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Mc GAHRAN: Accounting: A Management Approach,
9. Aufl., Homewood 1986, S. 658.
106 Zu Kostentreiberanalysen im deutschen und US-amerikanischen Schrifttum vgl. ZIRKLER, Bernd:
Kostentreiberanalysen für die Prozeßkostenrechnung, in: Kostenrechnungspraxis (krp), 43. Jg.
(1999) H. 6, S. 352-355.
107 Vgl. KAPLAN, Robert S. - H. Thomas JOHNSON: Relevance Lost - The Rise and Fall of Ma-
nagement Accounting, Boston 1987, S. 236.
Produktkostenkalkulation (Product Costing) 197
108 COOPER, Robin: Activity-Based Costing, in: Handbuch Kostenrechnung, hrsg. von Wolfgang
MÄNNEL, Wiesbaden 1992, S. 360-383, hier S. 368 f. In diesem Sinne äußern sich auch Kaplan
und Atkinson: ,,[ ... ] this average cost markup causes serious distortions when estimating produuct
costs", KAPLAN, Roberl S. - Anthony A. ATKINSON: Advanced Management Accounting, 2.
Aufl., NewJersey 1989, S.191.
198 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
P 1 Verbrauch 15 1 1
P 2 Verbrauch 150 3 1
109 In enger Anlehnung an COOPER, Robin: Activity-Based Costing, in: Handbuch Kostenrechnung,
hrsg. von Wolfgang MÄNNEL, Wiesbaden 1992, S. 360-383, hier S. 364.
200 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
P 3 Verbrauch 50 3 1
P 4 Verbrauch 150 3 1
110 In enger Anlehnung an COOPER, Robin: Activity-Based Costing, in: Handbuch Kostenrechnung,
hrsg. von Wolfgang MÄNNEL, Wiesbaden 1992, S. 360-383, hier S. 367.
Produktkostenkalkulation (Product Costing) 201
Als Ausfluß des General Ledger Konzeptes ist die Produktkostenkalkulation des füh-
rungsorientierten Management Accounting vorrangig auf den Rechenzweck der Be-
standsbewertung ausgerichtet. Dies wiederum zeigt sich auch im Rahmen des Activi-
ty Based Costing. Während die deutsche Prozeßkostenrechnung primär als Instru-
ment des prozeß-, aber auch produkt- und ressourcenorientierten Kostenmanage-
ments angesehen wird, dient das Activity Based Costing vorrangig einer verfeiner-
ten, leistungsorientierten Kalkulation der vollen Produktkosten. Damit wird dem
obligatorischen externen Bestandsbewertungserfordernis zu vollen Herstellungsko-
sten Rechnung getragen. Der Schritt von einfachen Three-Account-per-Product-
Systemen zu Activity Based Costing-Produktkalkulationen ist dabei ungleich größer
als von der deutschen konventionellen Zuschlagskalkulation zur Prozeßkostenkalku-
lation.
Man kann weiter festhalten, daß die Fachliteratur zum US-Activity Based Costing
wesentlich stärker auf die direkten Bereiche abstellt, als dies vergleichsweise im
deutschen Schrifttum der Fall ist. Während die Bezugsgrößendifferenzierung in den
direkten Bereichen in Deutschland bereits seit den 60'er Jahren durch die Arbeiten
zur Grenzplankostenrechnung stark ausgeprägt war, brachten erst die Kostentrei-
berdiskussionen im Rahmen des Activity Based Costing eine vergleichbare Lei-
stungsdifferenzierung in den USA auf.
Schließlich läßt sich feststellen, daß die US-Prozeßkostenkalkulation nicht auf ko-
stenstellenübergreifende Hauptprozesse abstellt. Dieser Sachverhalt erklärt sich
sehr einfach dadurch, daß die Verantwortungsbereiche im US-Kontext ohnehin weit-
aus gröber definiert sind als vergleichsweise deutsche KostensteIlen. Mit anderen
Worten: bereits die Definition der Activity Center als Segment des Leistungserstel-
lungsprozesses stellt sicher, daß eine Prozeßabwicklung auf ein komplexes Tätig-
keitsbündel abstellt, welches mit nur einem Kostentreiber gemessen werden kann,
das jedoch die Inanspruchnahme eines größeren Ressourcenkomplexes widerspie-
gelt.
202 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
Yet the making of goods would be impossible without incurring overhead costs
[ ..]. These costs accumulate and must be allocated. Different products require
different quantities of some of these overhead resources.
Hinter dieser Aussage steckt klar die Implikation, daß die Leistungserstellung und
-verwertung zwingend den Einsatz geeigneter Produktionsfaktoren voraussetzt und
daß es demzufolge verursachungsgerecht erscheint, in einem finalen Sinne alle
Kosten - mithin also auch die Gemein- und Fixkosten - gemäß einer zeitlichen bzw.
räumlichen Inanspruchnahme in vollem Umfang auf die Leistungsarten und
-einheiten zu verteilen. Die Diskussion dieses Zurechnungsprinzips, das man im US-
amerikanischen Product Costing als Primärprinzip (Overriding Principle) charakte-
risiert, erfolgt auch in der deutschen Literatur - wenngleich bei weitem kritischer. Dort
spricht man von der finalen Interpretation des Verursachungsprinzips oder dem Fi-
nalprinzip112, des weiteren wird diese Zurechnungslehre auch als Kosteneinwir-
kungsprinzip 113 bezeichnet. Im US-amerikanischen Kontext rührt diese Dominanz
aus der Ausrichtung des vollkostenorientierten Inventory Cost Accounting, des-
sen Hauptzweck wiederum in der Ermittlung voller Produktkosten für die externe
Rechnungslegung begründet liegt. Die gemeinsame Datengrundlage des Financial
und Management Accounting, das General Ledger, schlägt also auch in diesem Zu-
sammenhang auf das interne Rechnungswesen durch.
111 HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl.,
Englewood Cliffs 1991, S. 103, Hervorhebungen vom Verfasser.
112 Vgl. zu einer kritischen Darstellung des Finalprinzips HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL:
Kostenrechnung 1, 4. Auf!., Wiesbaden 1986, S. 55 f.
113 Vg!. KOSIOL, Erich: Kostenrechnung der Unternehmung, 2. Auf!., Wiesbaden 1979, S. 31 f. und
SCHWElTZER, Marcell - Hans-Ulrich KÜPPER: Systeme der Kosten- und Erlösrechnung, 6. Auf!.,
München 1995, S. 87.
Produktkostenkalkulation (Product Costing) 203
Damit in engem Zusammenhang stehen die Auswirkungen der in den USA ver-
gleichsweise nur undifferenziert ausgebauten KostensteIlenrechnung. Während in
Deutschland insbesondere die Pioniere der Plankostenrechnung Wolfgang Kilger
und Hans-Georg Plaut sich schon ab den 50'er Jahren vorrangig um die Beschrei-
bung des Mengen- und Zeitgerüstes des Leistungserstellungsprozesses und des-
sen Verwertung in der planmäßig-analytischen Kostenspaltung bemühten und auch
verdient machten 114, wurde sie zumindest im Großteil der Lehrbücher zum US-
amerikanischen Management Accounting noch nicht vorgenommen. Gerade aus
dieser theoretischen Fundierung ging in Deutschland letztlich die Unterstützung der
Produktkostenkalkulation durch leistungsfähige, zunehmend auch rechnerunterstütz-
te Produktions planungs- und Steuerungssysteme (PPS) hervor. Derartige Kon-
zepte, die immer differenziertere Verfahren der Verrechnungssatzkalkulation hervor-
brachten, waren ausschlaggebend dafür, daß die Entwicklung hin zu leistungsorien-
tierten Kalkulationsverfahren sich in Deutschland weitaus früher vollzog, als es in
den USA (erst) mit der Entwicklung des Activity Based Costing (ABC) geschah 115 •
Letztlich war in den USA gerade die vergleichsweise undifferenzierte Erfassung und
Dokumentation des Mengen- und Zeitgerüstes und die vorwiegende Ausrichtung auf
wertmäßige Bezugsgrößen für den Durchbruch des ABC verantwortlich. In diesem
Sinne läßt es sich auch aus deutscher Sicht gut nachvollziehen, daß bereits die lei-
stungsorientierte Abrechnung der direkten Bereiche in den USA als wesentliche
Neuerung gehandelt wurde 116 . Das Machine Hour Rate Costing (Maschinenstun-
114 Vgl. PLAUT, Hans-Georg: Die Grenzplankostenrechnung, in: ZfB, 23. Jg. (1953), S. 347-363, hier
S. 348ff; vgl. auch KILGER, Wolfgang: Flexible Plankostenrechnung und Deckungsbeitragsrech-
nung, 10. Aufl. Wiesbaden 1993, insbesondere S. 297-676, das in Deutschland als das Standard-
werk zur Plankostenrechnung angesehen werden kann.
115 Vgl. GEISER, Bernd: Prozeßkostenrechnung und Activity Based Costing (ABC), in: HORVATH &
PARTNER GmbH (Hrsg.): Prozeßkostenmanagement, 2. Aufl., München, S. 65-77.vgl. auch 2.
Kapitel, S. 112 f.
116 Robin Cooper, neben Robert S. Kaplan und H. Thomas Johnson einer der maßgeblichen Apologe-
ten des Activity Based Costing beschreibt dieses Konzept in: COOPER, Robin: Activity-Based Co-
sting, in: Handbuch Kostenrechnung, hrsg. von Wolfgang MÄNNEL, Wiesbaden 1992, S. 360-383.
Bezeichnenderweise geht der gesamte Artikel ausnahmslos auf den direkten Fertigungsbereich
ein. Es werden die Mängel traditioneller, volumenorientierter Kostenrechnungssysteme erörtert und
eine Abkehr von wertmäßigen Bezugsgrößen gefordert. Das dort verwendete Rechenbeispiel er-
204 Produktkostenkalkulation (Product Costing)
densatzrechnung) war seinem Wesen nach in den USA zwar schon seit Anfang des
Jahrhunderts beschrieben, fand jedoch noch lange Zeit kaum Anwendung und sein
Stellenwert in der Fachliteratur war von eher untergeordneter Natur. So sind die Aus-
führungen zu den nach verschiedenen Bezugsgrößen differenzierenden Produkt-
kostenkalkulationen in den US-amerikanischen Lehrbüchern immer noch sehr dürf-
tig 117. Stattdessen wird - auch aufgrund des General Ledger Konzeptes - eine kon-
tenmäßige Abrechnung im Rahmen der Produktkostenkalkulation vorgenommen 118.
Man kann in diesem Bereich also abschließend feststellen, daß das Product Costing
stark an der vermögenswertorientierten Proprietary Theory ausgerichtet ist.
Das Aufgabenfeld Planning and Control grenzt sich gegenüber dem Decision Making
durch den Routinecharakter der entsprechenden Erfassung, Verdichtung und Aus-
wertung von Kosten-, Erlös- und Ergebnisdaten ab. Während sich das Decision Ma-
king primär in fallweisen Sonderrechnungen konkretisiert, handelt es sich beim Plan-
ning and Control um laufend organisierte Konzeptionen 1. Demzufolge werden
hierunter auch keine länger- und langfristig ausgerichteten Ansätze, wie etwa die
Investitionsrechnung, subsumiert. Man kann daher beim Planning and Control auch
vom operativen Controlling sprechen.
Das Aufgabenfeld umfaßt vor allem Budgetingkonzepte, die in den USA einen be-
sonderen Stellenwert innehaben. Die entsprechenden Ansätze werden mit der Er-
fassung der zugehörigen Istwerte zu Abweichungsanalysen weiterentwickelt. Daher
gehört auch die Variance Analysis zum Aufgabenfeld Planning and Contro!.
Die Literatur faßt ferner Agency-theoretische Ansätze, als Bestandteil der Informa-
tionsökonomie 2 , unter das Aufgabenfeld Planning and Control 3 , was man als Implika-
tion des Cost-Benefit-Approach werten kann. Da die entsprechenden Modelle je-
doch, wie bereits festgestellt wurde, den komplexen Anforderungen der heutigen
Unternehmensrealität (noch) nicht gerecht werden, kann man sie auch nicht gleich-
rangig mit den Budgetingkonzepten unter das Planning and Control im Sinne eines
laufend geführten Controllings einordnen. Dies ist wohl auch der Grund dafür, daß
bis heute in den einschlägigen Lehrbüchern zwar Bezüge zu den entsprechenden
So bezeichnet bereits Dohr die primäre Aufgabe des Budgetary Contral für das industrielle Rech-
nungswesen wie folgt: "First, it may be regarded as a method of making and preserving an orga-
nized record of business happenings [ooT, DOHR, James l.: Budgetary Control and Standard
Costs in Industrial Accounting, in: The Accounting Review, March (1931), S. 31-33, hier S. 31.
Vgl. 2. Kapitel, S. 74 ff.
Vgl. zu dieser Zuordnung KLEMSTINE, Charles F. - Michael W. MAHER: Management Account-
ing Research: A Review and Annotated Bibliography, New York 1984, S. 157; BRUMMET, R. Lee
u.a.: Human Resource Measurement - AChalienge for Accountants, in: The Accounting Review,
April (1968), S. 217-224.
206 Operatives Controlling (Planning and Control)
Kalkülen hergestellt werden 4 , sie jedoch dort (noch) keinen festen Platz als Konzepte
des Planning and Control einnehmen. Gleichwohl bleibt zu erwarten, daß Principal-
Agent Konzepte mit zunehmender konzeptioneller Ausreifung verstärkt in die US-
amerikanischen Lehrbücher zum Management Accounting mit aufgenommen wer-
den, da ja gerade die typisch US-amerikanischen divisionalisierten Unternehmens-
strukturen dem Grundgedanken der Agency Theory - Kompetenzübertragung an Be-
reichsverantwortliche - in besonderem Maße gerecht werden 5 . Abbildung 6.1 zeigt
die Teilgebiete des Planning and Control im Überblick auf.
. . . . . . . . pla"~;~9lodE""":'
Budgetary Contro"E------7Variance Analysis (Agency Theory)
In den USA gilt also das Budgeting als Kernelement des führungsorientierten Rech-
nungswesens. Wie zu zeigen sein wird, hat dies mehrere Ursachen. Vor allem müs-
sen jedoch zunächst drei Aspekte zur Kenntnis genommen werden.
Erstens werden US-amerikanische Unternehmen aufgrund der vorherrschend divi-
sionalisierten Unternehmensstrukturen häufig nach dem Profit-Center-Konzept ge-
4 Vgl. die knappe Bezugnahme bei RAYBURN, Letricia Gayle: Cost Accounting: Using a Cost
Management Approach, 6. Aufl., Boston, Chicago 1996, S. 580.
,.According to agency theory, principal-agent relationships are found when authority is decentral-
ized. A principal delegates duties to a subordinate, called an agent. Corporate managers represent
principals; segment managers represent agents.", RAYBURN, Letricia Gayle: Cost Accounting:
Using a Cost Management Approach, 6. Aufl., Boston, Chicago 1996, S. 580 ..
Operatives Controlling (Planning and Control) 207
führt. In der Logik des Responsibility Accounting bedeutet das, daß auf der Verant-
wortungsebene Erfolg gesteuert werden muß. Insofern finden sich in US-
amerikanischen Unternehmen regelmäßig umfassende Budgetingkonzepte, die ein
Erfolgsbudget weiter in Kosten- und Erlösbudgets aufspalten. Bei derartigen Kon-
zeptionen wird dann natürlich auch auf der jeweiligen Ebene zumindest quartalswei-
se 6 geplant.
Zweitens führten die divisionalisierten Unternehmensstrukturen in den USA auch
dazu, daß die notwendige Zusammenfassung von Teilbudgets zu umfassenderen
Budgets und schließlich Gesamtbudgets dem Bottom-Up Approach als Planungs-
instrument zu großer Akzeptanz verholfen haben. So belegt eine gemeinsame Stu-
die japanischer und US-amerikanischer Wissenschaftler, daß US-amerikanische
Manager eine partizipative, bottom-up-orientierte Planung gegenüber dem autoritä-
ren top-down Ansatz ihrer japanischen Kollegen klar präferieren 7 . Der Bottom-Up
Ansatz führt im Vergleich mit seinem Gegenstück auf den mittleren und unteren
Ebenen einer Unternehmung zu einer weitaus größeren Akzeptanz der Budgets bei
den Managern und Mitarbeitern und unterstützt auch in diesen Bereichen eine Steu-
erung durch quantitative Planung, Steuerung und Kontrolle im Gegensatz zu einer
Steuerung auf Basis persönlicher Beobachtung und Einschätzung.
Schließlich kann als drittes Argument für die zentrale Stellung des Budgeting inner-
halb des Management Accounting angeführt werden, daß das Controlling in den
USA seinen Ursprung klar im staatlichen Bereich hatte. Der Controller war die Per-
son, die die Überwachung des Staats budgets sowie der Staatsausgaben zu gewähr-
leisten hatte. Auch nach Übertragung der Controllingkonzepte auf privatwirtschaftli-
che Unternehmen und vor allem der Verbindung mit der heranreifenden Disziplin des
Management Accounting blieb der Budgetierungsgedanke ein Kernelement des Con-
trolling 8 . Abbildung 6.2 zeigt die Gründe für die zentrale Stellung des Budgeting im
Management Accounting im Überblick auf.
6 Regelmäßig werden die bereits durch das externe Rechnungswesen auferlegten quartalsweisen
Abrechnungen bis auf den Monat heruntergebrochen.
Vgl. DALEY, lan u.a.: Attitudes toward Financial Control Systems in the United States and Japan,
in: Journal of International Business Studies, Fall 1985, S. 91-106.
8 Zum Ursprung des US-amerikanischen Controlling im staatlichen Bereich vgl. BERTSCH, Ludwig
H.: Zum Stand des Controlling in den USA, in: MAYER, Elmar - Jürgen WEBER (Hrsg.): Hand-
buch Controlling, Stuttgart 1990, S. 655-670, hier S. 657.
208 Operatives Controlling (Planning and Control)
Das Master Budget, das auch als Comprehensive Budgee bezeichnet wird, stellt
eine wesentliche Besonderheit des US-amerikanischen Budgetary Control und letzt-
lich der Abweichungsanalyse dar. Es handelt sich dabei um eine Zusammenfas-
sung der Budgets der einzelnen Funktionsbereiche des Unternehmens. Diese
quantitativen Aktionspläne informieren über prognostizierte Kosten (Expense Bud-
gets), Erlöse (Revenue Budgets) und Ergebnisse (Profit Budgets bzw. Income Bud-
gets 10) sowie auch der Cash Flows 11. Den Aufbau des Master Budgets aus den Ein-
zelbudgets und ihre Beziehungen zueinander verdeutlicht die Abbildung 6.3.
9 Zu beiden Begriffen vgl. HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Manage-
rial Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 171.
10 Während auf der Profit Center Ebene der Terminus Profit Budget Gebrauch findet, wird auf Ge-
samtuntemehmensebene regelmäßig vom Ineome Statement gesprochen, vgl. KAPLAN, Robert
S. - Anthony A. ATKINSON: Advanced Management Accounting, 2. Aufl., New Jersey 1989, S.
327.
11 Vgl. SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9.
Aufl., Homewood 1986, S. 302 f.
Operatives Controlling (Planning and Control) 209
"
I
Sales
Budget
t
r-
Ending-
Inventory
Budget - Production
Budget
I
t t
Factory-
Direct- Direct-
Materials Labor Overhead
Budget Budget Budget
:
t
Cost-of-Goods-Sold
Budget
-
,
Operating
Budget
t
Marketing Expense
:
Budget
\~
Administrative
Expense Budget
\~
Budgeted
Income Statement
t
,
1
Financial Capital Cash Budgeted Budgeted
Capital
Budget Budget
~
Budget
~ Balance r----- Statement of
----- Budgeting
Sheet Cash Flows
i
Abbildung 6.3: Aufbau des Master Budget12
12 In enger Anlehnung an die Darstellung bei HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Ac-
counting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 177.
210 Operatives Controlling (Planning and Control)
Signifikant ist insofern, daß das US-amerikanische Master Budget auch die längerfri-
stige Cash Flow Planung umfaßt. Sie dient zum einen als Ausgangspunkt für die
Investitionsrechnung (Capital Budgeting) und zum anderen, in Verbindung mit der in
den USA als Pflichtbestandteil der externen Rechnungslegung aufzustellenden Kapi-
taiflußrechnung (Cash Flow Statement), als Basis eines geplanten Quartals- und
auch Jahresabschlusses. Das Master Budget führt also hin zu einer PIanerfolgs-
rechnung (Budgeted Income Statement) und zu einer Plan bilanz (Budgeted Balance
Sheet) und stellt somit eine Schnittstelle zum externen Rechnungswesen dar.
Mithin verdeutlicht das Konzept des Master Budget die traditionell starke Verzahnung
von externem und internem Rechnungswesen in den USA.
Vor allem wird hier klar, daß das Controlling in den USA stark von den General Led-
ger-basierten Informationen der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung ausgeht,
die mit entsprechenden Plandaten monatlich verglichen werden können. Signifikant
ist ferner, daß die einzelnen Planabschlüsse der Profit Center zum Master Budget
zusammengefaßt werden. Insofern müssen auch die für die Rechnungslegung not-
wendigen Konsolidierungen im Rahmen der Aufstellung des Master Budget vorge-
nommen werden.
Für die Zwecke des Controlling und für die in Deutschland mittlerweile intensiv ge-
führte Diskussion für eine Harmonisierung des Rechnungswesens durch eine
Wiederannäherung der Rechenkreise 13 ist insofern interessant, daß in den USA
sämtliche Einzelabschlüsse der Profit Center als Planerfolgsrechnung und PIanbi-
lanz vorliegen. Diese Besonderheit des internen Rechnungswesens ist letztlich ins-
besondere vor dem Hintergrund der Quartalsabschlüsse verständlich. Machen doch
diese verhältnismäßig kurzen Berichtsturni eine Nutzung der Informationen des ex-
ternen Rechnungswesens von jeher vergleichsweise brauchbarer. Dies ist unter den
Bedingungen eines deutschen Jahresabschlusses ohne die weiteren, dem Postu-
lat des Decision Usefulness Approach folgenden, Pflichtbestandteile des US-
amerikanischen Abschlusses, so nicht gegeben.
Wie bereits im 2. Kapitel aufgezeigt wurde, läßt sich in den USA eine eigene Ent-
wicklungsgeschichte der Plankostenrechnung schon ab dem Beginn des 20. Jahr-
hunderts identifizieren 14. Führende Fachvertreter propagierten in dieser frühen Ent-
wicklungsphase des True Cost Approaches die Nutzung flexibler Plankosten rech-
nungssysteme, da nur diese auf differenzierende Sollkosten abstellenden Systeme
eine Trennung von beschäftigungsbedingten von anderen Abweichungen, welche
auf (Un-) Wirtschaftlichkeiten zurückzuführen sind, ermöglichen.
Allerdings darf nicht übersehen werden, daß statische Plankostenrechnungskon-
zepte in der anglo-amerikanischen Literatur einen gegenüber dem einschlägigen
deutschen Schrifttum vergleichsweise größeren Stellenwert einnehmen 15. Dies ist
auch durchaus verständlich, da eine saubere Sollkostenermittlung zunächst einer
exakten Kostenspaltung bedarf, die im System des US-amerikanischen General
Ledger einen vergleichsweise höheren verfahrenstechnischen Aufwand auslöst. Die
Idee einer flexiblen Kosten- und auch Ergebnisplanung, die ja auf eine Separierung
reiner Volumeneffekte abstellt, wurde jedoch - wie in Kapitel 2 bereits erörtert - in
den USA bereits 1903 sehr klar in der Arbeit von Henry Hess vorgetragen 16.
17 Vgl. KILGER, Wolfgang: Flexible Plankosten- und Deckungsbeitragsrechnung, 10. Aufl., Wiesba-
den 1993, S. 39-57.
18 Vgl. MAYNARD, Henry W.: The Accounting Technique for Standard Costs, in: NACA Bulletin,
(15.02.1927), Section 1, S. 560.
19 Vgl. WEBER, Karl: Amerikanische Standardkostenrechnung, Winterthur 1960, S. 39.
20 GEISER, Bernd: Prozeßkostenrechnung und Activity Based Costing (ABC), in: HORVÄTH &
PARTNER GmbH (Hrsg.): Prozeßkostenmanagement, 2. Aufl., München 1998, S. 70.
21 "The standard cost of a product may be defined as a schedule of estimated costs wh ich is based
upon definite engineering specifications for quantity standards and forecasts of future market
trend", BLOCKER, John G .. : Budgeting in Relation to Standard Costs, in: The Accounting Review,
June (1936), S. 117-124, hier S. 117.
22 ,,[ ... ] standard costs are generally unit costs whereas budgeted costs are aggregate costs for a
specific volume of profit or aperiod of operation", McFARLAND, Walter B.: The Basic Theory of
Standard Costs, in: The Accounting Review, June (1939), S. 151-158, hier S. 155.
Operatives Controlling (Planning and Contral) 213
Dies wiederum bewirkt, daß die Standard Costs eben auch nicht den eindeutigen
Charakter von nur planmäßig zukunftsorientiert vorherbestimmten Kostensätzen ha-
ben, wie es etwa in der deutschen Plankostenrechnung der Fall ist. Es handelt sich
vielmehr eben auch um Wertansätze für die Kalkulation, die entsprechend dem
Normalisierungsstreben der Kostenrechnung ein gleichmäßiges Kostenniveau si-
cherstellen sollen und die demzufolge um unregelmäßige bzw. außergewöhnliche
Einflüsse bereinigt werden. Bezogen auf diesen Rechenzweck ist der Ausdruck
Standard Cost sehr verständlich. So wird auch erklärlich, warum dieser Terminus
26 Die Literatur, die sich dem True Cost Approach zuordnen läßt, macht dies sehr deutlich. So schreibt
etwa Charles Reitel! 1930: "The underlying principle is to establish a standard cost for our product
that represents the plant activities running at normal volume, with the average rate of pay of each
operation, with standard times for work to be performed and with material costs reflecting definite
yields, and normal price conditions taken over a long time sweep", REITELL, Charles: The
Standard Cost Plan for the Naca Company, zitiert nach WEBER, Karl: Amerikanische Standard-
kostenrechnung, Winterthur 1960, S. 60, Hervorhebungen vom Verfasser.
27 Vgl. 4. Kapitel, S. 149.
Operatives Controlling (Planning and Control) 215
auch heute noch verwandt wird. Die Plankostensätze dienen im General Ledger
Konzept nach wie vor den beiden genannten Rechenzwecken. In diesem Zusam-
menhang läßt sich also feststellen, daß die Phase des True Cost Approach noch klar
auszumachende Implikationen für das gegenwärtige Management Accounting hat.
In US-amerikanischen Textbooks finden sich die oben erörterten Konzepte des Ko-
stencontrollings regelmäßig eingebunden in das Ergebniscontrolling (Profit Budge-
ting and Control)28. Dabei handelt es sich im Kern um eine Ergebnissteuerung durch
die Profit-Center bezogene Budgetierung, die Gegenüberstellung der entsprechen-
den Istwerte und die Analyse der so gewonnenen Abweichungen. Die Abweichungs-
analyse initiiert wiederum (Gegen-) Steuerungsmaßnahmen.
Man kann ganz allgemein sagen, daß in der US-amerikanischen Literatur das Er-
gebniscontrolling von je her einen im Vergleich zur deutschen Lehre höheren Stel-
lenwert hat. Diese Ergebnisfokussierung mag zum einen in der in den USA tradi-
tionell allgemein höheren Wettbewerbsintensität begründet liegen.
Zum anderen muß hier als Komparativ angeführt werden, daß das interne Rech-
nungswesen in Deutschland maßgeblich durch das öffentliche Preisrecht geprägt
wurde. Die Leitsätze für die Preisermittlung auf Grund von Selbstkosten (LSP)29 steil-
ten vorrangig auf eine Kalkulation kostendeckender Preise, also eine kostenorientier-
te Preispolitik, ab und konzentrierten insofern das frühe deutsche akademische In-
teresse hauptsächlich auf die Kostenrechnung.
Wirklich ausschlaggebend für die traditionelle anglo-amerikanische Ausrichtung auf
Erfolge ist jedoch die in den USA unterrepräsentierte KostensteIlenrechnung. Mit
anderen Worten: da die Verantwortungsbereiche aufgrund der divisionalisierten Un-
28 Vgl. für viele den bezeichnenden Abschnitt zur Analysis of Costs and Profits bei RAYBURN,
Letricia Gayle: Cast Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl., Boston, Chicago
1996, S. 774-801. Diese konzeptionelle Einbettung der Kostenplanung in die Ergebnisplanung fin-
det sich auch bereits in der sehr frühen Arbeit von Hess, der seine Überlegungen auf einer klaren
buchtechnischen Kostenspaltung aufbaut und sie schließlich in eine klassische Gewinnschwellen-
analyse überführt, vgl. HESS, Henry: Manufacturing: Capital, Costs, Profits, and Dividends, in: The
Engineering Magacine, Dezember (1903), S. 370-376.
29 Zu den deutschen LSP vergleiche EBISCH, Hellmuth - Joachim GOTTSCHALK: Preise und
Preisprüfungen bei öffentlichen Aufträgen, 6. Aufl., München 1994, insbesondere S. 6-21.
216 Operatives Controlling (Planning and Control)
ternehmensstrukturen in der Regel als Profit Center geführt werden, sind reine Ko-
stenstellen eben verhältnismäßig selten 3o . In der Logik des Responsibility Accounting
bedeutet dies, daß eben auch primär auf Erfolge und erst dann auf deren Kompo-
nenten, nämlich Erlöse und Kosten, abgestellt wird.
Innerhalb der Ergebnisplanung (Profit Planning) unterscheidet man in der anglo-
amerikanischen Literatur statische und flexible Konzepte. Dabei versteht man unter
einem statischen Konzept eine Form der Ergebnisplanung, bei der keine Volumen-
und/oder Kostentreibervariationen berücksichtigt werden 31 . Die bereits für die Plan-
kostenrechnung aufgeworfene These gilt hier analog: statischen Konzepten wird in
den USA ein verhältnismäßig größerer Stellenwert eingeräumt.
Ein anschauliches Beispiel hierfür liefert das weiter unten ausführlich erörterte Level-
Konzept nach Shank und Churchill, in dem im Vorfeld der flexiblen, auf die Berück-
sichtigung von Beschäftigungsschwankungen abstellenden, Konzepte differenzierte
statische Verfahren vorgestellt werden.
Vermutet man in den Abschnitten zum Profit Budgeting and Control der US-
amerikanischen Lehrbücher auch Ausführungen zu differenzierenden Deckungs-
beitragsrechnungen, so wird man weitestgehend enttäusche 2 .
30 Geiser konstatiert, daß in den USA im Vergleich zum deutschsprachigen Raum mit nur sehr weni-
gen KostensteIlen operiert wird. Er zitiert einen US-amerikanischen Praktiker mit den pointierten
Worten: "Beim Überschreiten des Firmentores steht man in der einzigen KostensteIle", GEISER,
Bernd: Prozeßkostenrechnung und Activity Based Costing (ABC), in: HORVÄTH & PARTNER
GmbH (Hrsg.): Prozeßkostenmanagement, 2. Aufl., München 1998, S. 68.
31 "By definition a static budget is not adjusted or altered after it is drawn up, regardless of changes
in volume, cost drivers, or other conditions during the budget period.", HORNGREN, Charles T. -
George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991, S.
213.
32 Vgl. für viele die umfangreichen Ausführungen zum ergebnis bezogenen Budgeting bei
RAYBURN, Letricia Gayle: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl., Bo-
ston, Chicago 1996, S. 293-326 im Gegensatz zu den nur knappen Ausführungen zum Contributi-
on Margin Approach bei RAYBURN, Letricia Gayle: Cost Accounting: Using a Cost Management
Approach, 6. Aufl., Boston, Chicago 1996, S. 582-584. In der deutschen Literatur weist insbesonde-
re Männel auf die Notwendigkeit differenzierender Deckungsbeitragsrechnungen für das Ergebnis-
Operatives Controlling (Planning and Control) 217
Das Konzept bildet somit ab, wie die einzelnen Verkaufsdistrikte mit ihren Segment-
beiträgen zur Deckung der gebietsübergreifenden Fixkosten, den Nontraceable
Gosts, beitragen und überdies (gegebenenfalls) einen Gewinn sicherstellen. Abbil-
controlling hin. Vgl. MÄNNEL, Wolfgang: Thesen zum Ergebniscontrolling, in: Kostenrechnungs-
praxis (krp), 42. Jg. (1998), H. 4, S. 234-238, hier S. 235 ff.
33 Vgl. 4. Kapitel, S. 143 ff.
34 Vgl. 4. Kapitel, S. 146 ff.
35 Vgl. 2. Kapitel, S. 59 ff.
36 Vgl. 7. Kapitel, S. 258 ff.
37 Vgl. RAYBURN, Letricia Gayle: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Auf!.,
Boston, Chicago 1996, S. 583 f.
218 Operatives Controlling (Planning and Control)
dung 6.4 zeigt das vergleichsweise einfache Konzept anhand eines Zahlen beispiels
auf.
38 Entnommen aus RAYBURN, Letricia Gayle: Cost Accounting: Using a Cost Management Ap-
proach, 6. Aufl., Boston, Chicago 1996, S. 583.
Operatives Controlling (Planning and Control) 219
Die Variance Analysis dient innerhalb des Budgetary Control als zentrales Instrument
des operativen Management Accounting. Im Vorfeld der eigentlichen Analyse steht
die Abweichungsermittlung. Die sich daran anschließende Zusammenstellung der
Abweichungen für einen Verantwortungsbereich (Responsibility Center) bezeichnet
man als Performance Report39 .
Im US-amerikanischen Management Accounting ist in diesem Zusammenhang der
Grundsatz des Management by Exception 40 stark verbreitet. Dies kann man maß-
geblich auf den starken Einfluß der wissenschaftlichen Betriebsführung (Scientific
Management) auf die Entwicklung des Management Accounting zu Beginn des 20.
Jahrhunderts zurückführen 41 . Diese frühe Entwicklungsphase, die dem True Cost
Approach zuzuordnen ist, war ja gerade dadurch geprägt, durch die exakte Vorgabe
von Standardverbräuchen und Standardzeiten Referenzprozesse zu definieren. Erst
die signifikante Abweichung von diesen "one best ways to do a specific job" rechtfer-
tigt nach der Auffassung der wissenschaftlichen Betriebsführung eine tiefergehende
Abweichungs- und Ursachenanalyse.
Für die hier zu erörternde Abweichungsanalyse folgt aus diesem Grundsatz kon-
kret, nicht alle Kostenabweichungen auf ihre Ursachen zu untersuchen, sondern sich
auf signifikante Abweichungen zu beschränken 42 . Die einschlägige Literatur setzte
39 Der Performance Report wird von Siegel und Shim wie folgt definiert: "Statement that displays
measurements of actual results of some person or entitiy"s activity over some time period. These
results are ideally compared with budgeted or standard measures obtained under some conditional
assumptions over the same period. [ ... ]", SIEGEL, Joel G. - Jae K. SHIM: Dictionary of Accounting
Terms, 2. Auf!. , New York 1995, S. 303.
40 Shillinglaw und Mc Gahran beschreiben das Grundprinzip des Management by Exception wie folgt:
"The principle of Management by Exception holds that managers should economize their time by
taking control action only in operations in which results depart significantly from established per-
formance standards. Operations in which results are close to performance standards should be left
alone, on the presumption that they are al ready under contro!.", SHILLINGLAW, Gordon - Kath-
leen Mc GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9. Auf!., Homewood 1986, S. 755.
41 Zur frühzeitigen Beachtung und Fokussierung des Management by Exception im Scientific Ma-
nagement als Epoche des True Cost Approaches vg!. 2. Kapitel, S. 39 und nochmals WHITMORE,
JOHN: Shoe Factory Cost Accounts, in: Joumal of Accountancy, May (1908), S. 955 ff.
42 In der modernen entscheidungsorientierten Literatur wird oftmals die Abweichungsermittlung als
Kernelement des Management by Exception angesehen, ,,[ ... ] variances - this focus is a highlight of
220 Operatives Controlling (Planning and Contral)
sich intensiv mit der Auswahl signifikanter Abweichungen auseinander. Von 1961
an wurden Methoden konzipiert, die in diesem Sinne mithilfe von Entscheidungsmo-
dellen die Abweichungsanalyse rationalisieren sollten 43 . Den US-amerikanischen
Entscheidungsmodellen zur Abweichungsanalyse liegt die Hypothese zugrunde, daß
nur bestimmte Kostenabweichungen analytisch eindeutig auf bestimmte Ursachen
zurückgeführt werden können. In dem Fall spricht man von sogenannten Controlla-
ble Variances. Demgegenüber ist eine Uncontrollable Variance (die in der älteren
Literatur oft direkt mit der Beschäftigungsabweichung - Volume Variance - gleichge-
setzt wurde 44 ) einer derartigen Analyse nicht zugänglich. Die entwicklungsgeschicht-
lich originäre Zuordnung des Management by Exception zur Epoche der wissen-
schaftlichen Betriebsführung wird an hand der Tatsache belegt, daß sich gerade die
Unterscheidung in Controllable und Uncontrollable Variances bereits in der frühen
Literatur zum Scientific Management wiederfindet45 .
Werden nun Abweichungen der erfaßten Istkosten, -erlöse und -ergebnisse gegen-
über den Plan- und vor allem Sollwerten als signifikant eingestuft, so geht man in
einem nächsten Schritt den Abweichungsursachen nach. So können Anhaltspunk-
te für Gegensteuerungsmaßnahmen im Interesse einer ergebnisorientierten Unter-
nehmensführung gewonnen werden. Die Variance Analysis läßt sich damit direkt
dem Profit Budgeting and Control zuordnen und wird erst in diesem Kontext weiter
in die Abweichungsanalyse der Revenues und Expenses differenziert46 . Dagegen
stellt die deutsche Fachliteratur die kosten bezogene Abweichungsanalyse vorwie-
gend innerhalb des geschlossenen Konzeptes der Plankostenrechnung dar, die ja
Variance Analysis
Profit Budgeting
Profit Varianees
47 SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A Management Oriented Approach,
in: The Accounting Review, April (1977), S. 950-957, hier S. 954; die Vorgehensweise wird dort
weiter umschrieben mit: ,,[ ...) hold everything constant except one factor to calculate the specific,
separable impact of that factor"; SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A
Management Oriented Approach, in: The Accounting Review, April (1977), S. 950-957.
222 Operatives Controlling (Planning and Contral)
48 Vgl. SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A Management Oriented Ap-
proach, in: The Accounting Review, April (1977), S. 174-177.
49 Dieser Begriff geht zurück auf KILGER, Wolfgang: Flexible Plankosten- und Deckungsbeitrags-
rechnung, 10. Aufl., Wiesbaden 1993, S. 172. Vgl. auch die dort vorgenommene sehr anschauliche
Erörterung der Problematik, S. 172-174.
50 Die Bezeichnung Incidential Variation geht auf Gamman zurück, vgl. CAMMAN, Eric A.: Basic
Standard Gosts, New York 1932, S. 60.
51 Vgl. KILGER, Wolfgang: Flexible Plankosten- und Deckungsbeitragsrechnung, 10. Aufl., Wiesba-
den 1993, S. 174-177.
52 Vgl. CAMMAN, Eric A.: Basic Standard Gosts, New York 1932, Hervorhebung vom Verfasser, S.
59 f.
Operatives Controlling (Planning and Control) 223
System weist zwei grundlegende Nachteile auf, die insbesondere in der deutschen
Literatur später betont wurden 53 :
1. Als rechentechnischer Nachteil wird angeführt, daß die Plankosten für jeden
einzelnen Cost Driver entsprechend den Sollkostenfunktionen aller übrigen Ko-
steneinflußgrößen zu Maßgrößen umgewandelt werden müssen; im Zuge der er-
heblich gestiegenen EDV-gestützten Datenverarbeitungskapazität kann man die-
sen Nachteil jedoch heutzutage vernachlässigen.
2. Es werden für jeden Kostenbestimmungsfaktor zwar die Kostenabweichungen
ermittelt, die nicht angefallen wären, wenn dieser Cost Driver planmäßig gewirkt
hätte, jedoch enthalten diese Abweichungen stets auch Teile, die nicht entstanden
wären, hätten die übrigen Kostenbestimmungsfaktoren planmäßig gewirkt. Derar-
tige, auf Abweichungsinterdependenzen beruhenden, Abweichungen zweiten
Grades bewirken letztlich, daß sich die Gesamtabweichung in diesem System
nicht mehr als Summe der Teilabweichungen ermitteln läßt. Diese Abweichungen
sind in mehreren Teilabweichungen zugleich erfaßt. Eine überschneidungsfreie
Ermittlung von Teilabweichungen kann also mit diesem Verfahren nicht gewähr-
leistet werden.
53 Vgl. KILGER, Wolfgang: Flexible Plankosten- und Deckungsbeitragsrechnung, 10. Aufl., Wiesba-
den 1993, S. 175.
54 Vgl. nochmals KILGER, Wolfgang: Flexible Plankosten- und Deckungsbeitragsrechnung, 10. Aufl.,
Wiesbaden 1993, S. 175.
55 Diese Vorgehensweise findet sich bereits bei MAYNARD, Henry W.: The Accounting Technique for
Standard Costs, in: NACA Bulletin, (15.02.1927), Section 1, S. 550 ff. Vgl. auch die Darstellung bei
KILGER, Wolfgang: Flexible Plankosten- und Deckungsbeitragsrechnung, 10. Aufl., Wiesbaden
1993, S. 176 f.
224 Operatives Controlling (Planning and Contral)
56 SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A Management Oriented Approach,
in: The Accounting Review, April (1977), S. 950-957, hier S. 950.
57 Camman führt bereits 1932 seine Überlegungen zum Standard Casting zu einer ergebnisbezoge-
nen Abweichungsanalyse weiter und fordert überdies, daß diese Analysen in die externe Rech-
nungslegung einbezogen werden sollen: "The analysis of variations in profits should be made
Operatives Controlling (Planning and Contral) 225
Bei der Kosten-, Erlös- und Ergebnisabweichungsermittlung und -analyse steht die
Frage nach dem Differenzierungsgrad dieser Kalküle im Vordergrund. Gerade im
US-amerikanischen Management Accounting hat die "richtige" Relation von Aufwand
und Nutzen der Abweichungsanalysen einen besonderen Stellenwert. Das liegt pri-
mär daran, daß die einschlägigen Verfahren regelmäßig mit Sollkosten und auch
-ergebnissen operieren, deren Ermittlung auf Basis der Informationen des voliko-
stenorientierten General Ledger Konzeptes vergleichsweise größere Probleme berei-
ten als entsprechende Teilkostenrechnungskonzepte deutscher Prägung.
Das Level Konzept von Shank und Churchill stellt einen Ansatz vor, der vier Diffe-
renzierungsebenen von Ergebnisabweichungen unterscheidet, um damit eine Kon-
vention zu schaffen, die übermäßige, nicht mehr entscheidungsrelevante Differenzie-
rungen vermeiden soll59. Ferner wird mit der im Analysepfad festgelegten Ermitt-
lungsreihenfolge gewährleistet, daß die ermittelten Abweichungen sachlich und zeit-
lich vergleichbar sind. Schließlich kann mit diesem Konzept in Abhängigkeit von Be-
triebsgröße und vor allem -komplexität entschieden werden, in welcher Detail-
Iierungsstufe Abweichungen reportiert werden sollen. Diese pragmatischen Differen-
zierungsgrade sehen die Autoren als Beitrag zu einer entscheidungsorientierten Ab-
monthly and should form a regular part of the financial statement'", CAMMAN, Eric A.: Basic Stan-
dard Costs, New York 1932, Hervorhebung vom Verfasser, S. 150.
58 Vgl. SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A Management Oriented Ap-
proach, in: The Accounting Review, April (1977), S. 950-957. Dort finden sich die im Text angege-
benen Definitionen für die einzelnen Abweichungen. Diese Abweichungsanalyse nach Shank und
Churchill kann als repräsentativ angesehen werden. Sie findet sich ex- oder zumindest implizit in
den führenden US-amerikanischen Textbooks wider. Zu einer expliziten Bezugnahme vgl.
HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl.,
Englewood Cliffs 1991, S. 212-219.
59 Die einschlägige Literatur belegt klar, daß die Frage nach dem Detaillierungsgrad bei der US-
amerikanischen Abweichungsermittlung im Vordergrund steht und starken Einfluß auf die (Standar-
disierung der) Konzepte hatte, "How deep an analysis is 'deep enough', and how do we decide how
much detail is 'useful"?", SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A Manage-
ment Oriented Approach, in: The Accounting Review, April (1977), S. 950-957, hier S. 950.
226 Operatives Controlling (Planning and Control)
60 SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A Management Oriented Approach,
in: The Accounting Review, April (1977), S. 950-957, hier S. 950.
61 Die einfache pragmatische Vorgehensweise wird von Shank und Churchill betont, indem sie die
Level 0 Analyse als "most crude form of a profit variance" charakterisieren, SHANK, John, K.: -
Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A Management Oriented Approach, in: The Accounting
Review, April (1977), S. 950-957, hier S. 952.
62 Vgl. Abbildung 6.1
Operatives Controlling (Planning and Control) 227
mittlung von Soll kosten und auch -ergebnissen vorgenommen. Also ermittelt auch
das Level 1 Konzept Abweichungen, in denen Beschäftigungseffekte nicht von Er-
folgsdeterminanten getrennt werden, die einer Beeinflussung durch den Profit-
Center-Leiter unterliegen. Der Unterschied zum Level 0 Konzept liegt insofern ledig-
lich in einem nach einzelnen Ergebniskomponenten, also Erlös- und Kostenarten,
differenzierenden Ausweis des Betriebsergebnisses 63 .
Der wesentliche Vorteil zur Level 0 Analyse besteht in der Möglichkeit, die Plan-Ist-
Ergebnisabweichung differenziert zu ermitteln. Geringe - insofern eben nicht signifi-
kante - Gesamtabweichungen können so möglicherweise als Resultat durchaus er-
heblicher, aber gegenläufiger Einzelabweichungen identifiziert werden. Zur Level 0
und Level 1 Analyse vergleiche Abbildung 6.6.
63 "We will deem as Level 1 an analysis wh ich compares, on as detailed a basis as desired, actual
and expected performance for the various line items in the earnings statement.", SHANK, John, K.:
- Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A Management Oriented Approach, in: The Accounting
Review, April (1977), S. 950-957, hier S. 952.
228 Operatives Controlling (Planning and Control)
Level 0 Analysis $ %
Actual operating income 25.000 9,5
Budgeted operating income 262.000 100.0
------------
Static-budget variance of operating income 237.000
Level 1 Analysis
(1) (2) (3)
(1 ).(2)
Static Static·
Actual (Master) Budget
Results % Budget % Variances
Units sold 10.000 12.000 2.000 U
-------------- .. ------------------ ------------
Revenue (sales) $ 1.850.000 100.0 $ 2.160.000 100.0 $ 310.000 U
Variable costs 1.120.000 60.5 1.188.000 55.0 68.000 F
--------------- ------_..------..--- ------------
Contribution 730.000 39.5 972.000 45.0 242.000 U
margin
Fixed costs 705.000 38.1 710.000 32.9 5.000 F
--------------- ------------------ ------------
Operating income $ 25.000 1.:.1 ~ 262.000 12.1 ~ 237.000 U
$ 237.000 U
64 In enger Anlehnung an die Darstellungen bei SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance
Analysis: A Management Oriented Approach, in: The Accounting Review, April (1977), S. 950-957
und HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7.
Auf!., Englewood Cliffs 1991, S. 213 ff.
Operatives Controlling (Planning and Control) 229
65 "A flexible budget (also called a variable budget is a budget that is adjusted for changes in the
unit level of the cost (or revenue) driver.", HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Ac-
counting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 213.
66 Sehr anschaulich wird das Flexible Budget von Shank und Churchill wie folgt charakterisiert: "This
is simply an intermediate evaluation criterion which specifies what our profit expectations would
have been if we could have predicted precisely what the actual level of activity would be, as though
we had perfect foresight with respect to sales volume and sales mix.", SHANK, John, K.: - Neil C.
CHURCHILL: Variance Analysis: A Management Oriented Approach, in: The Accounting Review,
April (1977), S. 950-957, hier S. 952.
230 Operatives Controlling (Planning and Contral)
Budgeted
AmountPer
Unit Various Levels of Volume (Units Sold)
Units sold 10.000 12.000 14.000
Variable costs:
Direct materials 60 600.000 720.000 840.000
Direct labor 16 160.000 192.000 224.000
Variable factory overhead 12 120.000 144.000 168.000
Fixed costs:
Manufacturin~ 276.000 276.000 276.000
Marketing and 434.000 434.000 434.000
administrative'
67 In enger Anlehnung an die Darstellungen bei SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance
Analysis: A Management Oriented Approach, in: The Accounting Review, April (1977), S. 950-957
und HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7.
Aufl., Englewood Clifts 1991, S. 213ft.
Operatives Controlling (Planning and Control) 231
Die Level 2 Analyse als einfaches flexibles Konzept separiert Volumeneffekte von
anderen Ergebnisabweichungen. Man bezeichnet die entsprechende Volumenab-
weichung als Sales Volume Variance of Operating Income oder auch Sales-Activity-
related Variance 68 . Diese Abweichung kann als Umsatzvolumenabweichung be-
zeichnet werden, darf jedoch nicht mit der Umsatzvolumenabweichung deutscher
Prägung verwechselt werden, da es sich bei letzterer um eine reine Erlösvolumen-
abweichung handelt.
68 SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A Management Oriented Approach,
in: The Accounting Review, April (1977), S. 950-957, hier S. 953. Die Bezeichnung Sales-Activity-
related Variance macht sehr deutlich, daß die Abweichung sowohl reine Volumeneffekte als auch
Sales Mix Effekte umfaßt.
69 Vg!. HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7.
Auf!., Englewood Cliffs 1991, S. 215; Shank und Churchill sprechen in diesem Zusammenhang von
einer .. separation of sales-activity-related variances from cost-price-related variances", SHANK,
John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A Management Oriented Approach, in: The
Accounting Review, April (1977), S. 950-957, hier S. 953.
232 Operatives Controlling (Planning and Control)
Price Variance =
(Actual Unit Price - Budgeted Unit Price) x Actual Quantity of Units.
Level 2 Analysis
(1) (2) (3) (4) (5)
(1 )-(3) (3)-(5)
Flexible- Sales Static
Actual Budget Flexible- Volume (Master)
Results Variances Budget* Variances Budget
Units sold 10.000 10.000 2.000 U 12.000
------------------ -------------- ------------------ -------------... --_.._-------------
Revenue
(sales) $ 1.850.000 $ 50.000 F $1.800.000 $ 360.000 U $ 2.160.000
Variable costs 1.120.000 130.000 U 990.000 198.000 F 1.188.000
------------------ ------------ ------------- ... _--- -------------... ------------------
Contribution
margin 730.000 80.000 U 810.000 162.000 U 972.000
Fixed costs 705.000 5.000 F 710.000 U 710.000
------------------ ------------ ------------------ -------------... ------------------
Operating
income $ 25.000 $ 75.000 U $100.000 $162.000 U $ 262.000
t $ 75.000 U
1 $162.000 U
t
Total flexible-budget variance Total sales volume variance
t $ 237.000 U
* Dollar amounts are computed using the formula for fhe flexible budget: 10.000 units x
$ 180, $ 99, and $ 81, for sales, variable costs, and contribution margin, respectively.
Fixed costs are budgeted at $ 710.000 per month.
70 In enger Anlehnung an die Darstellungen bei SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance
Analysis: A Management Oriented Approach, in: The Accounting Review, April (1977), S. 950-957
und HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7.
Auf!., Englewood Cliffs 1991, S. 213 ff.
71 Vg!. zur Bezeichnung der inputbezogenen Preisabweichungen als Purehase Price Variances
für viele RAYBURN, Letricia Gayle: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6.
234 Operatives Controlling (Planning and Control)
Aufl., Boston, Chicago 1996, S.369 ff. Für die Preisabweichung der Direct Labor Costs wird häufig
auch die Bezeichnung Rate Variance verwendet, vgl. SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me
GAHRAN: Accounting: A Management Approach, 9. Aufl., Homewood 1986, S. 802.
72 Für die Effieieney-in-use Varianee findet sich in der Literatur synonym auch häufig der Ausdruck
Usage Varianee, vgl. WEIL, Roman L. u.a.: Accounting: The Language of Business, 9. Aufl., Sun
Lakes 1994, S. 83.
Operatives Controlling (Planning and Control) 235
. . JI....
Contnbutton
Margin
per Unit Incidential Variation
(Abweichung 2. Ordnung)
Actual
Contribution
Margin
- ;>
Master Budget Flexible Budget Valume
Units Units
Die Leistungsfähigkeit der Level 2 Analyse findet ihre Grenze zum einen in einer
mangelnden Differenzierung nach Kunden- und Marktsegmenten. Zum anderen
abstrahiert die Level 2 Analyse von der Tatsache , daß Erlösabweichungen und Men-
geneffekte über die Preis-Absatz-Funktion miteinander in Beziehung stehen 73 . Die
Literatur vertritt häufig den Standpunkt, daß der Differenzierungsgrad einer Level 2
Analyse zumindest für das gehobene Management ausreichend sei 74 . Letztlich un-
terstreicht dies nochmals die These, daß die ergebnisorientierten , auf Profit-Center
73 "Of course, price and volume are not independent; it is conceivable that more units cDuld have been
sold if price s had been raised less ."', SHANK, John, K ,: - Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis :
A Management Oriented Approach . in : The Accounting Review, April (1977), S. 950-957 , hier S.
952 f.
7~ "In most organizations , top management tends to be satisfied with a Level 2 depth of variance
analys is" , HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis,
7. Aufl, Englewood Cliffs 1991, S. 217 .
236 Operatives Controlling (Planning and Contral)
75 "If the company sold only one product in one size, the sales activity variance [ ... ) would be due en-
tirely to sales volume changes. If, however, more than one product is sold, the difference can be
composed of both overall sales volume changes and change in the mix [... ).",SHANK, John, K.: -
Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A Management Oriented Approach, in: The Accounting
Review, April (1977), S. 950-957, hier S. 953.
76 ,,with this more detailed information, the variance analysis can separate out at level 3 the labor,
material and overhead differences", SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis:
A Management Oriented Approach, in: The Accounting Review, April (1977), S. 950-957, hier S.
954.
77 Vgl. 4. Kapitel, S. 149.
76 Vgl. zum deutschen Herstellkosten-Soll-Ist-Vergleich NUPPENEY, Werner - Alfons RAPS: Pro-
duktkosten-Controlling im System der Grenzplankostenrechnung, in: Kostenrechnungspraxis (krp),
37. Jg. (1993), H. 3, S. 145-155, hier S. 149 ff.
Operatives Controlling (Planning and Control) 237
Somit verbleiben als Verbrauchsabweichungen nur noch die Differenzen der pro-
portionalen Soll- und Istkosten, also der Unterschiedsbetrag zwischen den Flexible
Material und Flexible Labor Expense Budgets und den entsprechenden Actual Ex-
penses, die durch den Bezug auf das gemeinsame Volumen der Istbeschäftigung
(Actual Volume) für die einzelne Produkteinheit angegeben werden können.
79 Zur Efficiency-in-Use Variance und Purehase Price Variance vgl. SHANK, John, K.: - Neil C.
CHURCHILL: Variance Analysis: A Management Oriented Approach, in: The Accounting Review,
April (1977), S. 950-957, hier S. 955.
238 Operatives Controlling (Planning and Control)
Auf der Outputseite nimmt man auf der letzten Ebene der Level Analyse eine weitere
Differenzierung der Sales-Mix-Abweichung nach Produkten und Märkten vor. Zudem
erfaßt man den Einfluß der Marktsituation und -position auf das Ergebnisvolumen 8o .
Der Einfluß der Veränderung des Gesamtmarktes wird mithilfe einer Abweichung
erfaßt, welche die Literatur als Change in Expected Profit due to Market Size Chan-
ge bezeichnet81 . Sie wird wie folgt ermittelt:
80 ,,[ ... ] involves decomposing the sales mix variance by products and evaluating the impact of market
position on sales volume changes", SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A
Management Oriented Approach, in: The Accounting Review, April (1977), S. 950-957, hier, S. 954.
81 Vgl. SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A Management Oriented Ap-
proach, in: The Accounting Review, April (1977), S. 950-957, hier S. 955.
82 Vgl. SHANK, John, K.: - Neil C. CHURCHILL: Variance Analysis: A Management Oriented Ap-
proach, in: The Accounting Review, April (1977), S. 950-957, hier S. 955.
Operatives Controlling (Planning and Control) 239
83 Zum Begriff Purchasing Efficiency vgl. die Fußnote 31 des 14. Kapitels bei WEBER, Karl: Ameri-
kanische Standardkostenrechnung, Winterthur 1960, S. 194.
240 Operatives Controlling (Planning and Contral)
Bei den Konzepten des Planning and Control handelt es sich um laufend organi-
sierte Routinerechnungen.
Da das Aufgabenfeld vor allem auf die ergebnisorientierte Ergebnissteuerung ab-
stellt, vermutet man hierunter insbesondere auch differenzierende Deckungsbei-
tragsrechnungen. Solche Konzepte, die den Kern des deutschen Ergebniscontrol-
lings darstellen 84 , finden sich in der US-amerikanischen Literatur jedoch nur ansatz-
weise. Dies liegt in den organisatorischen (Profit-Center-Konzept) und abrechnungs-
technischen (Vollkosteninformationen des General Ledger) Gegebenheiten des an-
glo-amerikanischen Umfeldes begründet.
Stattdessen nimmt das sogenannte Budgetary Control eine dominante Stellung im
operativen US-amerikanischen Controlling ein, was sich wiederum durch die Domi-
nanz des Profit-Center-Konzeptes und auch durch die vergleichsweise hohe Akzep-
tanz des Bottom-Up Approaches in den USA erklären läßt. Es handelt sich beim
Budgetary Control um ein sehr umfassendes Budgetingkonzept, das der Struktur des
Master Budgets folgt. Dies impliziert wiederum die starke Ergebnisbezogenheit der
Konzeption. Insofern führt es eben auch zu einer Ergebnisabweichungsanalyse wei-
ter. Auf Kostenabweichungen als Unterabweichungen wird erst sekundär eingegan-
gen.
Die Plankostenrechnung US-amerikanischer Prägung (Expense Budgeting) ist also
in das übergeordnete Profit Budgeting eingebunden. Man bezeichnet die Ermittlung
der Plankostensätze als Standard Costing. Diese Kostensätze sind anders zu sehen
als die eindeutig zukunftsbezogenen, planmäßig-analytisch ermittelten Werte der
deutschen Grenzplankostenrechnung. Sie erfüllen im stark kalkulationsorientierten
Management Accounting eine Doppelfunktion. Neben ihrem Charakter als Planko-
stensätze für das Expense Budgeting dienen sie eben auch als Kostenstandards für
die Produktkostenkalkulation.
Die Variatorenrechnung (Variable Percentage Approach) nimmt innerhalb der
anglo-amerikanischen Konzepte der flexiblen Plan kostenrechnung einen vergleichs-
weise hohen Rang ein. Das läßt sich auf den verhältnismäßig großen Aufwand der
84 Vgl. MÄNNEL, Wolfgang: Thesen zum Ergebniscontrolling, in: Kostenrechnungspraxis (krp), 42.
Jg. (1998), H. 4, S. 234-238, hier S. 235 ff.
Operatives Controlling (Planning and Contral) 241
Kostenspaltung auf der Basis von General Ledger Informationen zurückführen. Das
einfache Operieren mit groben Kostenreagibilitätsmaßen entspricht mithin dem von
Horngren geprägten Cost-Benefit Approach als Ausfluß informationsökonomischer
Überlegungen 85 .
Die vergleichsweise in den USA unterrepräsentierte KostensteIlenrechnung er-
klärt das vorrangige Abstellen auf Planergebnisse im Profit-Center Konzept. Hier gilt
analog zum Expense Budgeting, daß statische Konzepte in den USA aufgrund der
grundsätzlichen Vollkostenausrichtung eine verhältnismäßig große Bedeutung ha-
ben. Das sogenannte Flexible Budget of Operating Income dient als Basis für ergeb-
nisbezogene Abweichungsanalysen (Variance Analyses). Diese Konzepte folgen
dem Grundprinzip der kumulativen Abweichungsanalyse. Da nach diesem Ansatz
die Höhe der Einzelabweichungen von der Ermittlungsreihenfolge abhängig ist, stellt
die Problematik von Abweichungsinterdependenzen im US-amerikanischen Kon-
text aufgrund der prinzipiellen Verlängerung der Abweichungskumulation ein beson-
deres Problem dar. Man löst dieses in den USA pragmatisch per Konvention durch
die Anwendung von weitestgehend vereinheitlichten Stufenkonzepten (Multi-
Level Analyses), die eine bestimmte Ermittlungsreihenfolge vorsehen.
Die ermittelten Abweichungen werden in einem sogenannten Performance Report
aufbereitet. Dabei klassifiziert man die Abweichungen gemäß dem Concept of Con-
trollability streng entsprechend ihrer Beeinflußbarkeit durch das Management. Zu-
dem wird als Ausfluß des Responsibility Accounting in den USA besonders auf die
Auswahl signifikanter Abweichungen jenseits gewisser Schwellwerte geachtet. Dies
wiederum ist Ausfluß des Grundsatzes des Management by Exception, welcher
letztlich bereits seit dem frühen Einfluß der wissenschaftlichen Betriebsführung
(Scientific Management) in den USA eine hohe Beachtung und Zustimmung findet.
Man kann abschließend feststellen, daß die entscheidungsorientierten Konzepte des
US-amerikanischen Planning and Contral am ehesten mit der Commander Theory
als Basic Theory of Accounting korrespondieren 86 .
Die Spezifika des US-amerikanischen Planning and Control sind im Überblick noch-
mals in Abbildung 6.10 dargestellt.
//,General Ledg~r,~)
als
(
Informationsbasls<~
. /. / ///7-~~·······
~
Planung des ~ primär ergebnis- r sekundär
vergleichsweise
geringe Bedeutung
·t
Operating Income bezogene Planung kosten bezogene
in der Struktur und Abweichnungs- Planung und von differenzieren-
des Master Budget analyse AbweIchungs- den Deckungsbei-
analyse tragsrechnungen
besondere Proble-
Performance Reports matik von Abwei- einfache
nach dem Concept chungsinter- statische
of Controllability dependenzen Konzepte
(Incidental variatioj
---~C--
hohe Akzeptanz
Standardisierte der Variatoren-
Multi-Level rechnung (Variable
Analysis Percentage
Approach)
amerikanischen General Ledger System nicht laufend, jedoch sind zumindest die
zugrundeliegenden Abrechnungsprozeduren vereinheitlicht.
Gegenstand des Decision Making sind in erster Linie "Gewinnschwellenanalysen",
die in der US-amerikanischen Fachterminologie regelmäßig als Cost-Volume-Profit
Analyses bezeichnet werden 3 . Zum anderen faßt die Literatur unter dieses Aufga-
benfeld noch das US-amerikanische Pendant zum Investitionscontrolling deutscher
Prägung, das Capital Budgeting 4 • Auch spielen seit den 70'er Jahren die verhal-
tenswissenschaftlich geprägten Konzepte der Informationsökonomie (Information
Economics Approach) im US-amerikanischen Kontext eine bedeutende Rolle, wie
die Analyse der Entwicklungsgeschichte des Management Accounting gezeigt hat5 .
Die entsprechenden Konzepte wurden unter der Bezeichnung Behavioral Accoun-
ting bzw. Human Ressource Accounting 6 vorrangig in den 70' er Jahren diskutiert
und nehmen seitdem ihren festen Platz innerhalb des Aufgabenfeldes Decision Ma-
king für das führungsorientierte Management Accounting ein? Typischerweise sind
auch die Kalküle des Behavioral Accounting als fallweise Sonderrechnungen organi-
siert, was die Einordnung in das Aufgabenfeld Decision Making wiederum rechtfer-
tigt. Insbesondere lassen sich die deutlichen Bezüge zu dem von Horngren gepräg-
ten Cost-Benefit Approach auf den Einfluß der Informationsäkonomie zurückfüh-
ren 8 .
Die Literatur subsumiert schließlich noch weitere Ansätze, namentlich das fallweise
Rechnen mit Opportunitätskosten (Opportunity bzw. auch Differential Costing), La-
3 Zur Einordnung der Cost-Volume-Profit Analysis in das Aufgabenfeld Decision Making vgl. BÖER,
Germain: Direct Cost and Contribution Accounting, New York, 1973, S. 116.
4 Das Capital Budgeting stellt in den USA eine eigene Disziplin dar. Es gehört nur in einem sehr
weiten Sinne zum klassischen Management Accounting. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich
jedoch auf das klassische US-amerikanische Management Accounting. Daher wird nicht näher auf
die spezifisch US-amerikanischen Konzepte des Capital Budgeting eingegangen.
Vgl. 2. Kapitel, S. 68 ff.
Die Begriffe werden in der Regel weitestgehend synonym verwandt. In der vorliegenden Arbeit wird
im folgenden nur noch der etwas breitere Begriff Behavioral Accounting verwendet.
7 Zur klaren Forderung nach einem Human Resource Accounting, vgl. BRUMMET, R. Lee u.a.: Hu-
man Resource Measurement - AChalienge for Accountants, in: The Accounting Review, April
(1968), S. 217-224, hier S. 218 ff.
Vgl. 2. Kapitel, S. 85 ff.
Entscheidungsunterstützung (Decision Making) 245
Traditionell waren die Lehrbücher zum Management Accounting in der Phase des
True Cost Approaches vorrangig auf das vollkostenorientierte Product Costing aus-
gerichtet. Horngrens erste Auflage von Cost Accounting, A Managerial Emphasis war
unzweifelhaft ein Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte des theoretischen Ma-
nagement Accounting. Dies lag, wie Horngren in einem Interview selbst hervorhob 12 ,
vorwiegend daran, daß er die Frage nach dem Beziehungszusammenhang von Ko-
sten, Ausbringungs- und Absatzmengen, Sales-Mixes-Variationen und schließlich
der sich daraus ergebenden Ergebnisreagibilität ganz an den Anfang des Lehrbu-
ches, direkt nach den Einführungen zum Wesen und der Bedeutung des Manage-
ment Accounting stellte 13 . Wenngleich Horngren insofern die Bedeutung der Cost-
Volume-Profit Analysis für das US-amerikanische Management Accounting nach-
haltig prägte, so darf nicht übersehen werden, daß dieses auf die Überwachung und
Steuerung der Ergebnisreagibilität abstellende Konzept in den USA entwicklungsge-
schichtlich bereits zu den Ursprüngen der Disziplin in vereinzelten Beiträgen disku-
tiert wurde. Dies wird eindrucksvoll durch viele amerikanische Aufsätze schon zu Be-
ginn des 20. Jahrhunderts belegt 14 .
Die frühe Fokussierung läßt sich maßgeblich auf zwei Aspekte zurückführen. Zum
einen wiesen die USA im internationalen Vergleich bereits damals eine vergleichs-
weise hohe Wettbewerbsintensität auf. Zum anderen befaßte sich in den USA der
Taylorismus, der auch als wissenschaftliche Betriebsführung (Scientific Ma-
nagement) bezeichnet wurde, in organisierter Form (American Society of Mechani-
cal Engineers) mit Produktionsprozessen, Ressourcenverbräuchen, Kosten- und
12 Vgl. Einführung, 11. Aufbau der Arbeit, S. 6 f. und nochmals WILLIAMS, Kathy: Charles T. Horn-
gren: Management Accounting's Renaissance Man, in: Management Accounting, January (1986),
S. 23-29, hier S. 28.
13 Vgl. HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7.
Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 59-89.
14 Vgl. HESS, Henry: Wage-Paying Methods from the Viewpoint of the Employer, in: The Engineering
Magacine, Jg. 27 (1904), S. 172-186; und später WILLIAMS, Joseph H.: A Technique for the Chief
Executive, in: Bulletin of the Taylor Society, New York 1922, S. 47-68, der explizit den Terminus
"Break-even" verwendet. Auf diese frühe Behandlung der Cost-Volume-Profit Analysis in der US-
amerikanischen Literatur weist auch Kilger hin, er gibt an, daß sie in der dortigen Literatur späte-
stens seit 1904 bekannt ist, vgl. KILGER, Wolfgang: Flexible Plankostenrechnung und Deckungs-
beitragsrechnung, 10. Aufl. Wiesbaden 1993, S. 802 und S. 825, Fußnote 97.
Entscheidungsunterstützung (Decision Making) 247
15 Vgl. 2. Kapitel 35 ff. Vgl. als originäre Quelle zu den Prozeßanalysen des Scientific Management
DRURY, Horace B.: Wissenschaftliche Betriebsführung - Eine geschichtliche und kritische Würdi-
gung des Taylor-Systems, München 1922, insbesondere S. 33-35.
16 Vgl. TUCKER, Spencer A.: Break-even-Analyse, Englewood Cliffs 1963, übersetzt von DEYHLE,
Albrecht, München 1966.
248 Entscheidungsunterstützung (Decision Making)
regelmäßig nicht vorgehalten werden, legt doch die Literatur der Praxis nahe, dieses
Verfahren regelmäßig anzuwenden. Das wird am deutlichsten dadurch belegt, daß
die Fachliteratur fordert, ein eigenes Contribution Margin Statement vorzuhalten 17.
Dieses soll über den Deckungsbeitrag pro Stück und den kumulierten periodischen
Deckungsbeitrag hinaus auch die Informationen aus der Cost-Volume-Profit Analy-
sis, wie die Gewinnschwelle, das Cost-Volume-Profit Chart oder auch die noch zu
diskutierende Relative Gewinnchance bzw. das Relative Verlustrisiko (Operating Le-
verage) und die Sicherheitsmarge (Margin of Safety), bereitstellen.
Der Stellenwert der Cost-Volume-Profit Analysis wird deutlich, wenn man sich ver-
gegenwärtigt, daß die modernen Lehrbücher zum Management Accounting Horn-
grens Vorbild gefolgt sind und die entsprechenden Ausführungen in der Regel nach
einem einführenden Kapital als Kern des Management Accounting an den Anfang
der konzeptionellen Ausführungen stellen 18.
Die Gewinnschwellenanalyse wird in der deutschen Literatur sehr häufig als Modell
beschrieben, das in seiner Reinform auf ein Einproduktunternehmen mit einer ein-
zigen Maßgröße für die Beschäftigung ausgerichtet ist. Diese Maßgröße stellt die
Ausbringungsmenge dar. Zudem wird unterstellt, daß die produzierte Menge auch
abgesetzt wird, also kein Lagerauf- oder -abbau erfolgt 19 .
Deutlich expliziter, als dies in der deutschen Fachliteratur der Fall ist, zeigen US-
amerikanische Lehrbücher zum führungsorientierten Management Accounting auf,
daß eine derartige Modellbildung eine starke Vereinfachung darstellt und daß das
17 "A statement showing the contribution margin separately is today an important management tool
used in studying the effect of changes in volume of sales.", NEUNER, John - Edward B. DEAKIN:
Cost Accounting: Principles and Practice, Homewood 1977, S. 547 f.
18 Vgl. für viele SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me GAHRAN: Accounting: A Management Ap-
proach, 9. Aufl., Homewood 1986, als 2. Kapitel des 2. Teils Managerial Accounting, S. 607-639;
KAPLAN, Robert S. - Anthony A. ATKINSON: Advanced Management Accounting, 2. Aufl., Eng-
lewood Cliffs 1989, als 2. Kapitel nach der Einführung, S. 28-61.
19 Vgl. zu diesem deutschen Verständnis des Grundmodells CHMIELEWICZ, Klaus: Gewinnschwel-
lenanalyse (Break-Even-Analyse), in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 3. Jg. (1974), H. 2, S.
49-54, hier S. 49 und insbesondere die frühe originäre Quelle von SCHÄR, Johann F.: Allgemeine
Entscheidungsunterstützung (Decision Making) 249
Handelsbetriebslehre Band 1, Leipzig 1911, insbesondere S. 131-136, der die Gewinnschwelie als
"toten Punkt" bezeichnete.
20 HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial Emphasis, 7. Aufl.,
Englewood Cliffs 1991, S. 60.
21 Bereits in der älteren Fachliteratur werden die Veränderungen von Fixkosten, proportionalen Ko-
sten, Absatz- und Faktorpreisen sowie Sales-Mixes sehr differenziert diskutiert. Beispielsweise wird
bereits dort schon auf folgende Größen eingegangen: price discounts (Erlösschmälerungen), distri-
bution-channel mix (Vertriebswegänderungen), technical progress (neue Technologien), output-per-
man per hour (Effizienzsteigerungen, Lern- und Erfahrungskurveneffekte), marketing expenditures
(erhöhte Werbeausgaben), vgl. DEAN, Joel: Methods and Potentialities of Break-Even Analysis, in:
SOLOMONS, David [Hrsg.]: Studies in Cost Analysis, London 1968, S. 195-229, hier S. 220.
250 Entscheidungsunterstützung (Decision Making)
Die wissenschaftliche Literatur erhebt somit an die industrielle Praxis sehr klar den
Anspruch, Cost-Volume-Profit Analysen an die konkreten Unternehmensbedingun-
gen anzupassen und somit eben auch ein differenziertes System von Kosten-, Erlös-
und letztlich Ergebniseinflußgrößen zugrunde zu legen. Für dieses anspruchsvolle,
jedoch pragmatisch offene Konzept verwendet die Literatur anstatt Cost-Volume-
Profit Analysis (General Case) auch den spezielleren und treffenderen Ausdruck
Cost and Revenues - Cost and Revenue Drivers - Profit Analysis 23 .
Konzeptionell weisen die Darstellungen der US-amerikanischen Cost-Volume-Profit
Analysen in den einschlägigen Lehrbüchern gegenüber den Gewinnschwellenanaly-
sen deutscher Prägung nur eher marginale Unterschiede auf, die im folgenden an-
hand ausgewählter methodischer Spezifika behandelt werden. Die Besonderheiten
sind letztlich alle Ausfluß einer verschärften Fokussierung auf den Beziehungszu-
sammenhang zwischen variablen und fixen Kosten, Produktions- und Ausbrin-
24 ,,[ ... ] problem of sales mix, that is, the volume of each product to be included in the sales total. This
problem can be solved satisfactorily by preparing several analyses and charts, assuming different
sales mixes for each.", NEUNER, John - Edward B. DEAKIN: Cost Accounting: Principles and
Practice, Homewood 1977, S. 540. Der Variation von Sales-Mixes wird durch die simultane Aufstel-
lung mehrerer Gewinnschwellenanalysen mit unterschiedlichen Produktions- und Absatzpro-
grammzusammensetzungen Rechnung getragen.
25 "Cost-Volume-profit relationships are influenced by five factors or a combination of them. These are
the result of changes in (1) selling prices, (2) volume of sales, (3) product mix of the sales, (4) vari-
able costs per unit, and (5) total fixed costs.", NEUNER, John - Edward B. DEAKIN: Cost Account-
ing: Principles and Practice, Homewood 1977, S. 547.
26 Lediglich in älteren US-amerikanischen Textbooks bis etwa zu den 70'er Jahren und in solchen,
die zumindest auch für den britischen Markt bestimmt waren, fand der Begriff Break-Even Analy-
sis öfters Verwendung. In dieser Literatur wird die Konzeption auch mit deutlich stärkerer Konzen-
tration auf die Gewinnschwelle selbst dargestellt, als dies in den späteren Veröffentlichungen (die ja
auch regelmäßig mit "Cost-Volume-Profit Analysis" bezeichnet sind) der Fall ist. Zu dieser Bezeich-
nung und der Ausrichtung vgl. DEAN, Joel: Methods and Potentialities of Break-Even Analysis, in:
SOLOMONS, David [Hrsg.]: Studies in Cost Analysis, London 1968, S. 195-229.
27 Vg!. für viele SCHWElTZER, Marcell - Hans-Ulrich KÜPPER: Systeme der Kosten- und Erlös-
rechnung, 6. Auf!., München 1995, S. 461-469.
28 Neuner und Deakin ordnen die Break-even Analyse als Ausgangspunkt der Cost-Volume-Profit
Analysis ein, d.h. fassen letztere explizit konzeptionell weiter. "A popular starting point in CVP
analysis which has been used for many years is the break-even chart", NEUN ER, John - Edward
B. DEAKIN: Cost Accounting: Principles and Practice, Homewood 1977, S. 538, Hervorhebung
vom Verfasser.
252 Entscheidungsunterstützung (Decision Making)
und der deutschen Gewinnschwellenanalyse wird auch anschaulich durch die zwei
folgenden Aussagen belegt. So schreiben Horngren und Foste~9:
Noch trefflicher machen Kaplan und Atkinson deutlich, daß die Bestimmung der Ge-
winnschwelle bei der Cost-Volume-Profit Analysis eher Nebensache iseo:
Wie bereits angeführt, sind die expliziten konzeptionellen Besonderheiten der Cost-
Volume-Profit Analysis gegenüber seinem deutschen Pendant nur von geringfügiger
Natur. Allerdings sind es gerade sie, welche als Ausfluß der verstärkten Fokussie-
rung der US-amerikanischen Konzeption auf die Ergebnisreagibilität als Resultat der
Veränderung von Kosten, Produktions- und Absatzmengen, Preisen und Sales-
Mixes zu sehen sind. In den wissenschaftlichen Fachjournalen zum Management
Accounting exisitieren schon seit den 60'er Jahren Ansätze, die aus der kritischen
Auseinandersetzung mit dem Grundmodell der Cost-Volume-Profit Analysis resultie-
ren 31 .
Es waren gerade Experten, die an der Schnittstelle von Rechnungswesen und Stati-
stik bzw. Operations Research arbeiteten, die Modelle vorschlugen, welche der Kritik
32 Vgl. SHIH, Wei: A General Decision Model for Cost-Volume-Profit Analysis under Uncertainty, in:
The Accounting Review, October (1979), S. 687-706, insbesondere 689-693. Das Modell be-
schränkt sich nicht nur auf das Zugrundelegen einer Normalverteilung für den Absatz als Modifika-
tion - jedoch stellt dies den wesentlichsten Aspekt des General Stochastic Cost-Volume-Profit Mo-
dels dar.
33 Vgl. 6. Kapitel, S. 206 ff.
254 Entscheidungsunterstützung (Decision Making)
34 Entsprechend werden in der Literatur auch die möglichen Objektbereiehe des Responsibility
Aeeounting definiert. Man unterscheidet Cost Center, Revenue Center, Profit Center und Invest-
ment Center, vgl. HORNGREN, Charles T. - George FOSTER: Cost Accounting: A Managerial
Emphasis, 7. Aufl., Englewood Cliffs 1991, S. 854 f.
35 Vgl. zur Sicherheitsmarge (Margin of Safety) und der Relativen Gewinnchance bzw. dem Relativen
Verlustrisiko (Operating Leverage) SHILLINGLAW, Gordon - Kathleen Me GAHRAN: Accounting:
A Management Approach, 9. Aufl., Homewood 1986, S. 617 ff. Bezeichnenderweise wird die Mar-
gin of Safety von Rayburn als Key Coneept der Cost-Volume-Profit Analysis bezeichnet.
RAYBURN, Letrieia G.: Cost Accounting: Using a Cost Management Approach, 6. Aufl., Boston,
Chicago 1996, S. 440. Vgl. zur Erweiterten Gewinnschwellenanalyse (Hip Roof ProfiWolume Chart)
ANDERSON, Lane K.: Expanded Breakeven Analysis for A Multi-Product Company, Management
Accounting, July (1975), S. 30-32. Der Verweis auf die Margin of Safety und die Erweiterte Ge-
winnsehwellenanalysen als US-amerikanisches Spezifikum findet sich in der deutschen Literatur
auch bei KILGER, Wolfgang: Flexible Plankostenrechnung und Deckungsbeitragsrechnung, 10.
Aufl. Wiesbaden 1993, S. 803 ff.
Entscheidungsunterstützung (Decision Making) 255
i i T
Fokussierung auf die Ergebnisreagibilität
!
I Kostenbudgets
I
•
I Responsibility Accounting
I
•
Divisionalisierte Unternehmensstrukturen
36 "This measure indicates the dollar amount or percentage by which planned sales exceed the
breakeven point", SÖER, Germain: Direct Cost and Contribution Accounting, New York, 1973, S.
112. Die Sicherheitsmarge wird häufig auch als Prozentsatz angegeben, indem die Differenz des
budgetierten Produktions- und Absatzvolumens und der Gewinnschwelle durch das gesamte Ab-
satzvolumen geteilt wird. Die so ausgedrückte Sicherheitsmarge informiert also über den prozen-
tualen Anteil des Absatzes bzw. Umsatzes, der den budgetierten Gewinn sicherstellt. "Margin of
Safety is computed by dividing the difference between the total sales revenue and the break-even
sales point by the total sales. It indicates what portion of the sales are available to create income for
the firm. It also indicates the extent to wh ich sales could decline before the company would be op-
erating at a loss.", NEUNER, John - Edward B. DEAKIN: Cost Accounting: Principles and Practice,
Homewood 1977, S. 548.
Entscheidungsunterstützung (Decision Making) 257
37 Chandler bezeichnet diese frühe Wachstumsphase als Growth by Vertical Integration. Er be-
schreibt in diesem Zusammenhang die Entwicklung ausgewählter Branchen der US-
amerikanischen Industrie während dieses Zeitraumes und analysiert die wesentlichen Merkmale
der Wachstumsepoche, vgl. CHANDLER, Alfred 0.: The Visible Hand - The Managerial Revolution
in American Business, Cambridge 1977, S. 348-376. Ihre größten Ausmaße erreichte diese Wach-
stumsphase in den Roaring Twenties, den tosenden zwanziger Jahren. Diese Epoche hatte aller-
dings mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 zunächst ein abruptes Ende, vgl. ANGERMANN Erich:
Die Vereinigten Staaten von Amerika seit 1917, 8. Aufl., München 1987, S. 84-123.
38 Vgl. zur erweiterten Gewinnschwellenanalyse (Hip Roof ProfiWolume Chart) ANDERSON, Lane
K.: Expanded Breakeven Analysis far A Multi-Product Company, Management Accounting, July
(1975), S. 30-32.
39 Die Literatur diskutiert die Cost-Volume-Profit Analysis häufig als ein noch grobes aber frühzeiti-
ges Instrument der Erfolgsplanung. In diesem Zusammenhang erörtert Dean trefflich: "It [the
cost-volume-profit analysis, d. V.] portrays a family of conjectural income statements for various
outputs.", DEAN, Joel: Methods and Potentialities of Break-Even Analysis, in: SOLOMONS, David
[Hrsg.]: Studies in Cost Analysis, London 1968, S. 195-229, hier S. 196.
258 Entscheidungsunterstützung (Decision Making)
Erstens wird der Bezugspunkt aus dem Nettoergebnis und dem korrespondierenden
Umsatz mit dem Bezugspunkt aus den gesamten fixen Kosten und der Ordinate ver-
bunden. Man erhält so eine Gerade, die als Steigung genau den durchschnittlichen
Deckungsbeitrag aller Produktarten ausweist. Freilich handelt es sich hierbei um
keine realiter existente Größe, die Auskunft über die Ergebnisreagibilität geben kann.
Gleichwohl ist die Gerade geeignet, einen einfachen Überblick über die aggregierte
Erfolgsniveauentwicklung zu geben. Aufgrund der Durchschnittsbildung wird diese
Linie als Central Path bezeichnet.
Gewinn
[$] ,
Optimistic pat~
Kumulierter
Gesamtdek-
kungsbeitrag
aller Produkte
O~----------7'----~~---?~----------+-~--------~~~
Umsatz[$]
------------~~~~~~------~
Als zweites Szenario werden zunächst die Deckungsbeiträge des (bezogen auf den
$ Umsatz) deckungsbeitragsstärksten Produktes und dann die stetig deckungsbei-
tragsschwächeren Produkte abgetragen. Diese methodisch mit einer ABC-Analyse
Entscheidungsunterstützung (Decision Making) 259
den41 . Diese Kalküle bezeichnet die Literatur aufgrund des marginalanalytisch ver-
gleichenden Ansatzes als Comparative Analyis 42 . Auch diese Analysen werden im
Rahmen des Contribution Margin Statements abgebildet, wobei die budgetierte
Grundergebnissituation sukzessive durch eine Veränderung der genannten Parame-
ter variiert wird. Eine solche Simulationsrechnung, die die Ergebniseffekte verschie-
dener Preis- und Mengenkombinationen sowie von Änderungen der proportionalen
und fixen Kosten ausweist, zeigt die Abbildung 7.4.
41 Derartige Simulationsrechnungen finden sich schon in der älteren Literatur, vgl. für viele DEAN,
Joel: Methods and Potentialities of Break-Even Analysis, in: SOLOMONS, David [Hrsg.]: Studies
in Cost Analysis, London 1968, S. 195-229, hier S. 215-219.
42 Vgl. NEUNER, John - Edward B. DEAKIN: Cost Accounting: Principles and Practice, Homewood
1977, S. 550.
Entscheidungsunterstützung (Decisian Making) 261
Ausgangsdaten $ %
Sales valume 8.000.000 100
800.000 units at $ 10
Variable casts 3.200.000 40
800.000 units at $ 4
Contribution margin 4.800.000 60
Fixed casts 3.800.000 47,5
Net Income 1.000.000 12,5
43 Das Beispiel ist entnommen aus NEUNER, John - Edward B. DEAKIN: Cost Accounting: Princi-
pies and Practice, Homewood 1977, S. 553-555.
262 Entscheidungsunterstützung (Decision Making)
Aufgrund der verstärkten Ausrichtung auf die wirklichkeitsnahe Abbildung der Ko-
sten- und Ergebnisreagibilität machen US-amerikanische Cost-Volume-Profit Analy-
sen verständlicherweise nicht bei einer rein deterministischen Szenariotechnik halt,
sondern beziehen regelmäßig auch Risiko- und Unsicherheitsaspekte mit in den
Kalkül ein. Solche Ansätze verbindet man mit Konkurrenzanalysen, die die Verän-
derungen des Absatzvolumens in Abhängigkeit eigener Programm- und Preisent-
scheidungen und alternativer (Re-) Aktionen der Konkurrenz abbilden. Im Kern han-
delt es sich bei den einschlägigen Ansätzen um Erwartungswertansätze (Expected
Value Approaches), bei denen den Handlungsalternativen der Konkurrenz Wahr-
scheinlichkeiten zugeordnet werden. Der alternativenspezifische Erfolg (Condi-
tional Income) ergibt sich dann durch die jeweilige Gewichtung mit diesen Wahr-
scheinlichkeiten. Als grundsätzliches Entscheidungskriterium schlägt die Literatur
vor, die Alternative mit dem höchsten Erwartungswert auszuwählen. Zudem wird auf
das korrespondierende Risiko der Handlungsalternativen hingewiesen. Dieses wie-
derum soll als Differenz aus dem höchsten und niedrigsten alternativenspezifischen
Erfolg der jeweils angenommenen (Re-) Aktion der Konkurrenz einer eigenen Hand-
lungsalternative quantifiziert werden 44 . Zur Vorgehensweise der Cost-Volume-Profit
Analysis unter Berücksichtigung von Unsicherheit und Risiko dient das Zahlenbei-
spiel der Abbildung 7.5.
Die starke Verbreitung dieser spezifischen Simulationsrechnungen in der US-
amerikanischen Literatur läßt sich in erster Linie mit der traditionell hohen Wettbe-
werbsintensität in den USA erklären, die einer auch nach Wahrscheinlichkeiten
differenzierenden Konkurrentenanalyse einen vergleichsweise hohen Stellenwert
zukommen lassen.
44 Zur Auswahl anhand der Erwartungswerte (Expected Values) und zur Quantifizierung des Risikos
vgl. NEUNER, John - Edward B. DEAKIN: Cost Accounting: Principles and Practice, Homewood
1977, S . 555-557.
Entscheidungsunterstützung (Decision Making) 263
Management action
,
Competitors action Increase prices (10 %) No change in prices
45 Das Beispiel ist entnommen aus NEUNER, John - Edward B. DEAKIN: Cost Accounting: Princi-
pies and Practice, Homewood 1977, S. 555 f.
264 Entscheidungsunterstützung (Decision Making)
48 Die stufenweise Fixkostendeckungsrechnung wurde von Mellerowicz bereits 1966 konzipiert und
umfassend erläutert, vgl. MELLEROWICZ, Konrad: Neuzeitliche Kalkulationsverfahren, Freiburg
i.Br. 1966, S. 154-222. Die klare Konzeption wurde in der neueren Kostenrechnungsliteratur prak-
tisch unverändert aufgegriffen, vgl. HUMMEL, Siegfried - Wolfgang MÄNNEL: Kostenrechnung 2,
2. Aufl., Wiesbaden 1981, S. 44-48. Dort wird die stufenweise Fixkostendeckungsrechnung in einer
Entwicklungslinie zwischen dem frühen Direct Costing und der Relativen Einzelkosten- und Dek-
kungsbeitragsrechnung nach Paul Riebel eingeordnet.
49 Vgl. dazu die Auswertungen ausgewählter wissenschaftlicher Accounting-Journale der Jahre 1926-
1983 in KLEMSTINE, Charles F. - Michael W. MAHER: Management Accounting Research: A
Review and Annotated Bibliography, New York 1984, S. 12-24, insbesondere Tabelle 4, S. 18.
Während in diesen Accounting-Journalen von 1956-1960 ein Artikel mit verhaltenswissenschaftli-
chen Aspekten gefunden werden konnte, so betrug die Anzahl von Artikeln mit einer Integration der
266 Entscheidungsunterstützung (Decision Making)
des Management Accounting, welches man fortan als Behavioral Accounting be-
zeichnete. Die Definition des Behavioral Accounting in der einschlägigen Fachlitera-
tur ist regelmäßig sehr prägnant, aber auch pragmatisch offen 50 ;
Behavioral Accounting kann also als Disziplin betrachtet werden, die bei der Konzep-
tionierung und Pflege von Management Accounting Systemen einen Bezug zu den
verschiedenen Faktoren herstellt, welche letztlich das Verhalten der Manager in eine
unternehmenszielkonforme Richtung lenken sollen 52 .
• Möglichkeit,
• Parameter,
• Zufall,
• Unwägbarkeit,
• Unsicherheit,
• Schadens möglichkeit,
• spezifisches Risiko.
Auf den Contigency Approach des Management Accounting treffen mehrere dieser
Bezeichnungen zu. Der Ansatz stellt den Rahmen für die Integration verhaltenswis-
senschaftlicher Ansätze in das Methodenpotential des führungsorientierten Rech-
nungswesens dar. Beim Behavioral Accounting geht es im Kern darum, empirisch
verifizierte menschliche Verhaltensregeln in Abhängigkeit von verschiedenen Sy-
stem-Umwelt-Bedingungen und auch technischen, informatorischen, personellen
und letztlich organisatorischen Prozessen für den Aufbau eines spezifischen Mana-
gementinformationssystems zu nutzen.
Insofern steht der Ausdruck Contingency hier zum einen für Möglichkeit bzw. Zufall
oder auch Unwägbarkeit, d.h. für bestimmte Parametervariationen in der Organisati-
on (Technik, Personal, Einkaufs-, Produktions- und Verwertungsprozesse) und ihrem
relevanten Umfeld (Konkurrenz, Gesellschaft, Zuliefer- und Abnehmerbeziehungen).
Zum anderen bezeichnet Contingency im Kontext des Management Accounting aber
auch Unsicherheit, Schadensmöglichkeit oder spezifisches Risiko. Das bedeutet,
daß bereits der Contingency Approach, der den Rahmen für das eigentliche Metho-
denpotential des Behavioral Accounting darstellt, auf Struktur und Prozeßentschei-
dungen ausgerichtet ist, welche in Anbetracht bestimmter exogener Umfeldbedin-
gungen (z.B. Wettbewerbsintensität einer bestimmten Branche) mit spezifischen
. cognitive make-up' of individuals within the organization and affect their performance",
BELKAOUI, Ahmed: Conceptual Foundations of Management Accounting, Boston 1980, S. 3.
268 Entscheidungsunterstützung (Decision Making)
Chancen aber auch Risiken korrespondieren. Ziel des Contingency Approaches ist
eine perfekte Abstimmung der vom Unternehmen disponierbaren konzeptionellen
Bestimmungsfaktoren des Management Accounting Systems mit den Contingeneies,
also den unternehmensspezifischen System-Umfeld-Bedingungen 53 .
In der anglo-amerikanischen Literatur findet sich eine Vielzahl von Modellen, welche
das theoretische Rahmengerüst des Behavioral Accounting mit ausgewählten Para-
metern abbilden 54 . All diesen Konzepten ist gemeinsam, daß sie ausgewählte exo-
gene Parameter55 mit bestimmten endogenen Bestimmungsfaktoren von Mana-
gement Accounting Systemen in Verbindung bringen. Das Rahmenkonzept (Contin-
gency Framework) von Gordon und Miller setzt die exogenen Parameter (Contingen-
eies) Umwelt (Environment), Organisationsmerkmale (Organizational Attributes) und
Entscheidungsstil des Managements (Managerial Decision-Making Style) mit den
dafür notwendigen Voraussetzungen (Prerequisites) des Managment Accounting
53 "A perfect match between specific contingencies and the various characteristics of accoun-
ting systems is the objectice of the method of theoretical and empirical research generally known
as the contingency approach to the design of accounting systems", BELKAOUI, Ahmed: Be-
havioral Accounting, Westport 1989, S. 1, Hervorhebungen vom Verfasser.
54 Neben dem Modell von Gordon und Miller, auf das hier eingegangen wird, finden sich in der anglo-
amerikanischen Literatur noch viele weitere ähnliche Ansätze. Genannt seien hier das Konzept von
Waterhouse und Tiessen, vgl. WATERHOUSE, John H. - Peter TIESSEN: A Contingency Frame-
work for Management Accounting Systems Research, in: Accounting, Organizations and Society,
August (1978), S. 65-76; das Konzept von Maclntosh und Daft, vgl. MACINTOSH, Norman B. -
Richard L. DAFT: Management Control Systems and Departmental Interdependencies: An Empiri-
cal Study, in: Accounting, Organizations and Society, January (1987), S. 49-61; das Konzept von
Ewusi-Mensah: vgl. EWUSI-MENSAH, Kwaku: The External Environment and its Impact on Ma-
nagement Information Systems, in: Accounting, Organizations and Society, December (1981), S.
301-316.
55 Die in der Literatur als exogene Parameter dargestellten Einflußfaktoren, wie z.B. Wettbewerbsin-
tensität, Art der Zulieferer- bzw. Abnehmerbeziehungen, Organisationsstruktur oder auch Entschei-
dungsstil, können selbstverständlich durch das Unternehmen beeinflußt werden. Allerdings handelt
es sich regelmäßig um strukturelle Parameter, die nur längerfristig strategisch geändert werden
können.
Entscheidungsunterstützung (Decision Making) 269
Systems in Beziehung 56 . Nach Gordon und Miller müssen die exogenen Parameter
hinsichtlich folgender Attribute konkretisiert werden 57 :
1. Umwelt
• Dynamik
• Heterogenität
• Feindlichkeit (Hostility)
2. Organisation
• Dezentralisierung
• Differenzierung
• Integration
• Bürokratie
• Ressourcen
Während die Annahme nahe liegt, die potentielle Anzahl möglicher kombinatori-
scher Systemzustände als Beschreibungen von Management Accounting Syste-
men sei nicht mehr ökonomisch zu interpretieren, so zeigt doch die empirische Arbeit
von Gordon und Miller, daß sich nur eine überschau bare Anzahl von Clustern wirk-
lich bildet59 . Im Ergebnis kristallisierten sich typische Management Accounting Sy-
steme heraus, die nach der Logik des Contingency Approaches als theoretisch ideal-
typische Konzeptionen mit jeweils spezifischen System-Umfeld-Konstellationen kor-
respondieren.
Auf Basis des Contingency Approaches wurden in einer Vielzahl von Anwendungs-
bereichen Implikationen für die Ausgestaltung von Management Accounting Syste-
men formuliert.
59 ,,[ ... ) it seems that environmental, organizational, and decisional style traits are not distributed ran-
domly but actually cluster together to form commonly accruing configurations", GORDON, Law-
rence A. - Danny MILLER: Design of Accounting Information Systems. in: Accounting, Organiza-
tions and Society, June (1976), S. 59-69, hier S. 65.
60 Vgl. GOVINDARAJAN, Vijay - Anil K. GUPTA: Linking Control Systems to Business Unit Strategy:
Impact on Performance, in: Accounting, Organizations and Society, January (1985), S. 51-66.
Entscheidungsunterstützung (Decision Making) 271
61 Vgl. GOVINDARAJAN, Vijay - Anil K. GUPTA: Linking Control Systems to Business Unit Strategy:
Impact on Performance, in: Accounting, Organizations and Society, January (1985), S. 51-66, hier
S. 54. Weitere Studien zu betrieblichen Anreiz- und Kontrollsystemen wurden von Das und noch-
mals Govindarajan durchgeführt. Dort ging es schwerpunktmäßig um den Zusammenhang der Un-
sicherheit der betrieblichen Umweltbedingungen mit dem betriebswirtschaftlich notwendigen Stan-
dardisierungsmaß der Leistungsmessung von Managern, vgl. DAS, Hari.: Organizational and
Decision Characteristics and Personality as Determinants of Control Actions, in: : Accounting, Or-
ganizations and Society, May (1986), S. 215-221; vgl. GOVINDARAJAN, Vijay: Appropriateness of
Accounting Data in Performance Evaluation: An Empirical Examination of Environmental Uncertain-
ty as an Intervening Variable, in: Accounting, Organizations and Society, February (1984), S. 125-
135.
62 Vgl. KHANDWALLA, Pradip N.: The Effects of Different Types of Competition in the Use of
Management Controls, in Journal of Accounting Research, Autumn 1982, S. 275-285.
272 Entscheidungsunterstützung (Decision Making)
Berichtswesen als ökonomisch sinnvoll. Das liegt wiederum daran, daß die Durch-
führung der notwendigen Sonderrechnungen zur Kostenspaltung und differenzieren-
den Sollkostenermittlung erst dann wirklich gerechtfertigt erscheint, wenn die Abtei-
lungsleiter auch wirklich am Budgetierungsprazeß beteiligt sind und sich demzufolge
auch mit dem Budget identifizieren können 65 . Bei den in den USA stark vorherr-
schenden divisionalisierten Unternehmensstrukturen ist dies sehr häufig gegeben.
Zudem schafft ein standardisierter Kontenplan (Chart of Accounts), der auf ei-
nem klar strukturierten General Ledger aufbaut, eine gute Grundlage für die in den
USA typischerweise buchtechnisch organisierte Kostenspaltung.
In engem Zusammenhang mit dem Budgetary Contral stehen auch die Studien zur
sogenannten Practice of Slack. Slack läßt sich allgemein mit Flaute, Stau oder auch
Durchhang übersetzen. Im betriebswirtschaftlichen Sprachgebrauch bezeichnet der
Terminus regelmäßig die nicht wertschöpfend genutzte Kapazität betrieblicher Res-
sourcen, insbesondere des Sachanlagevermögens. Im Kontext des Budgeting wird in
der anglo-amerikanischen Literatur der Begriff Budgetary Slack verwendet. Darun-
ter versteht man eine beabsichtigte Informationsverzerrung im Budgetierungskonzept
durch die bewußte Unterbewertung (mengen- und wertmäßig) von budgetierten Ab-
sätzen und Umsätzen und bewußte Überbewertung von budgetierten Kosten 66 . Der-
artige Verzerrungen des Budgets und die daraus resultierenden Fehlsteuerungen
sind für US-amerikanische Betriebe von besonderer Relevanz, da gerade diese häu-
fig in der Logik des Responsibility Accounting vorwiegend mithilfe von Budgets ge-
steuert werden. Daher wurden die einzelnen Quellen des Budgetary Slack, also in
welche Parameter im Budgetierungsprazeß diese Unter- und Überbewertungen Ein-
gang finden, in der Literatur zum Behavioral Accounting eingehender untersucht. Die
65 ,,[ ... ] those in highly structured organizations tend to perceive themselves as having more influ-
ence, they participate more in budget planning, and they appear to be satisfied with budget-
related activities. Managers in organizations where authority is concentrated are generally held
accountable for fewer financial variables, they experience superior-initiated pressure, they see
budgets as being less useful and limiting their flexibility [ .. .]", BRUNS, William J. - John H.
WATERHOUSE: Budgetary Contral and Organizational Structure", in: Journal of Accounting Re-
search, Autumn (1975), S. 177-203, hier S. 179, Hervorhebungen vom Verfasser.
66 "Budgetary slack is found in the budgetary pracess and refers to the intentional distortion of infor-
mation that results fram an understatement of budgeted sales and an overstatement of budgeted
costs", BELKAOUI, Ahmed: Behavioral Accounting, Westport 1989, S. 41.
274 Entscheidungsunterstützung (Decision Making)
empirische Studie von Schiff und Lewin zeigte u.a. die folgenden Ansatzpunkte
auf 7 :
• Unterbewertung der Ab- und Umsätze,
• Überbewertung des Bedarfes an Fertigungspersonal,
• Fertigungskosten auf Basis von "alten" Standardkostensätzen, die neuere
Verbesserungen der Fertigungstechnologie außer acht lassen,
• Einbezug zusätzlicher "Spezialprojekte".
Die anglo-amerikanische Literatur hält fest, daß es sich beim Budgetary Slack um
ein Phänomen handelt, das anhand einer Vielzahl von Einflüssen unterschiedlicher
organisatorischer Parameter erörtert wird. Dazu gehören insbesondere die Orga-
nisationsstruktur, der Grad der Ziel kongruenz, das Controlling-System und das Ma-
nagerverhalten 68 . Generalisierend stellte man fest, daß Budgetary Slack insbesonde-
re in hoch arbeitsteiligen, automatisierten Unternehmen, die weitestgehend nach
dem Taylor-System organisiert sind, auftritt69 .
Lewin und Schiff verweisen nachdrücklich auf die besondere Relevanz für divisio-
nalisierte Unternehmensstrukturen und halten fest, daß die Abteilungsleiter (Divi-
sional Controller) der einzelnen Sparten als die Hauptmotoren bei der Erzeugung
und Verbreitung des Budgetary Slack angesehen werden können 70 .
3) Data Fixation
Die Literatur diskutiert noch viele weitere Anwendungsfelder des Behavioral Accoun-
tings, bei denen die Beziehungen zwischen exogenen und endogenen Parametern
oftmals unmittelbar einleuchten. Allerdings stellt auch hier erst der Contingency Ap-
proach diese Ursache-Wirkungsbeziehungen auf eine mittlerweile empirisch verifi-
zierte Basis.
67 Vgl. SCHIFF, Michael - Arie Y. LEWIN: Where Traditional Budgeting fails, in: Financial Executive,
May (1968), S. 51-62.
68 Vgl. BELKAOUI, Ahmed: Behavioral Accounting, Westport 1989, S. 51.
69 Zur entwicklungsgeschichtlichen Darstellung des Taylorismus bzw. des Scientific Management
vgl. 2. Kapitel, S. 36 ff.
70 SCHIFF, Michael - Arie Y. LEWIN: Where Traditional Budgeting Fails, in: Financial Executive, May
(1968), S. 51-62, hier S. 62.
Entscheidungsunterstützung (Decision Making) 275
Ein solcher weiterer Anwendungsbereich des Behavioral Accounting ist das soge-
nannte Data Fixation, das sich an die verhaltenswissenschaftliche Lehre von der
Functional Fixation anschließt.
Unter Functional Fixation verstehen Psychologen die Unfähigkeit, einem bestimm-
ten Objekt eine andere Bedeutung bzw. eine andere Verwendung zuzubilligen, als
die, für die es einmal vorgesehen war71 . In Übertragung der verhaltenswissenschaft-
lichen Erkenntnis auf das Feld des Accounting läßt sich das Data Fixation wie folgt
definieren 72:
Auch auf diesem Feld ist die Diskussion gerade in der US-amerikanischen Literatur
höchst verständlich. Wie zum Anfang der Arbeit ausführlich erörtert wurde, ist das
US-amerikanische Management Accounting stark durch eine gemeinsame voliko-
stenorientierte Datengrundlage, das General Ledger, mit dem externen Rech-
nungswesen verbunden 73 .
US-amerikanische Quartals- und Jahresabschlüsse operieren ungleich der deut-
schen Rechnungslegung zwingend mit Vol/kosten, da ihre Bestandsbewertung nach
dem Accrual Principle auf eine Verstetigung des Periodenerfolgsausweises ausge-
richtet ist. Der dominante Rechenzweck dieses Gesamtkonzeptes ist die Bestands-
bewertung der Halbfertig- und Fertigerzeugnisse, weshalb auch oft von einem In-
71 "Psychologists have found that there appears to be functional fixation in most human behavior in
which the person attaches a meaning to a tille or object (e.g., manufacturing cost) and is unable to
see alternative meanings or uses.", IJIRI, Vuji. u.a.: The Effects of Accounting Alternatives on
Management Decicions", in: JAEDICKE, Robert K. u.a.[Hrsg.]: Research in Accounting Measure-
ment, Sarasota 1966, S. 186-199, hier S. 194.
72 "If the outputs from different accounting methods are called by the same name, such as profit,
costs, etc., people who do understand accounting weil tend to neglect the fact that alternative
methods may have been used to prepare the outputs. in such cases, a change in the accounting
process clearly influences the decisions", IJIRI, Vuji. u.a.: The Effects of Accounting Alternatives on
Management Decisions", in: JAEDICKE, Robert. K. u.a.[Hrsg.]: Research in Accounting Measure-
ment, Sarasota 1966, S. 186-199, hier S. 194.
73 Vgl. 1. Kapitel, S. 19 ff.
276 Entscheidungsunterstützung (Decision Making)
ventory Cost Accounting die Rede ise4 . Als sich das Rechnungswesen in den USA
ab den 50'er Jahren immer mehr zu einem Führungsinstrument hin entwickelte75 ,
wurde insbesondere in den 60'er Jahren eine kontroverse Diskussion um die Rich-
tigkeit der Vollkostenrechnung oder der Alternative Teilkostenrechnung geführt76 .
Führende Fachvertreter des Management Accounting erkannten zwar, daß das be-
rümte Postulat Clarks aus dem Jahr 1923, different costs for different purposes77 ,
mehr denn je relevant geworden war, dennoch verblieben die meisten Lehrbücher
stark dem Rechnungszweck einer vollkostenorientierten Kalkulation verhaftet. Da
nun auch die US-amerikanische, vom Einkreissystem geprägte, Fachterminologie
hinsichtlich ihres Differenzierungsgrades nicht an das deutsche Rechnungswesen
heranreicht, das spezifische Termini in jedem der zwei traditionellen Rechenkreise
geprägt hat, sind US-amerikanische Ausdrücke oftmals einseitig belegt, obwohl prin-
zipiell mehrere Varianten als spezifische Ausprägungsformen hierfür in Frage kom-
men 78 .
Beispielsweise ist in vielen Lehrbüchern lediglich von Profit bzw. von Product Cost
die Rede, ohne einen weiteren Hinweis, ob es sich dabei um Brutto- oder Nettoer-
gebnisse bzw. voll- oder teilkostenbezogene Produktkosten handele9 . Nun ist es ge-
rade im US-amerikanischen Bereich in dem Fall traditionellerweise eben so, daß der
Gebrauch dieser Termini zur Folge hat, daß der Begriff Profit als Nettoergebnis und
der Terminus Product Cost als volle Herstellungskosten aufgefaßt wird. Die Aus-
sage des Theorems von der Data Fixation weist auf diese Problematik hin und gibt
zu bedenken, daß gerade dieses Festhalten an konventionellen Definitionen für In-
formationen des Rechnungswesens Fehlentscheidungen bei den Informationsnut-
zern bzw. Entscheidern nach sich zieht.
Das Aufgabenfeld des Behavioral Accounting, das sich mit der Integration verhal-
tenswissenschaftlicher Ansätze in das führungsorientierte Rechnungswesen ausein-
andersetzt, ist an sich im internationalen Vergleich - zumindest in dieser Ausprägung
- eine Besonderheit. Warum sich das Behavioral Accounting gerade in den USA zu
einer eigenen Disziplin entwickelt hat, zeigen die folgenden Argumente auf.
In den USA herrschen divisionalisierte Unternehmensstrukturen vor, die im füh-
rungsorientierten Rechnungswesen das Grundkonzept des Responsibility Accoun-
ting geprägt haben. Im Kern geht es dabei um die Abgrenzung von Verantwortungs-
bereichen und deren Steuerung mithilfe von Kosten-, Erlös- und Ergebnisinformatio-
nen. In diesem Kontext stellt sich nun zum einen die Frage nach optimierten Anreiz-
systemen. Empirische Studien, welche sich mit dem Beziehungszusammenhang
zwischen Strategie, Anreizsystem und Rentabilität der strategischen Geschäftsein-
heiten auseinandersetzen, sind ein Aufgabenfeld des Behavioral Accounting.
Zum anderen erfordert die verstärkte Nutzung von Budgeting Konzepten in den
USA eine Integration verhaltenswissenschaftlicher Ansätze. Dabei unterstützen Stu-
dien des Behavioral Accounting, daß flexible Plankostenrechnungskonzepte vor-
rangig in wettbewerbsintensiven Branchen bei Betrieben mit standardisiertem Be-
richtswesen implementiert werden sollen. Die Entscheidung über Implementierung
und Nutzung dieser Systeme hat in den USA einen grundsätzlich anderen Stellen-
wert, als dies vergleichsweise in Deutschland der Fall ist, da das General Ledger-
basierte amerikanische Berichtswesen grundsätzlich vollkostenorientiert ist. Die für
zum Variable Casting nachgeschoben, vgl. S. 743-773, bis zu diesem Unterkapitel wird jedoch wei-
testgehend implizit immer von Vollkosten ausgegangen.
278 Entscheidungsunterstützung (Decision Making)
Wie die vorstehenden Ausführungen deutlich gemacht haben, verfolgt das Aufga-
benfeld Decision Making vorrangig solche Fragestellungen, die im einkreissystemati-
schen General Ledger Konzept nur durch fallweise organisierte Sonderrechnun-
gen beantwortet werden können. Führungsunterstützung geht also im US-
amerikanischen Management Accounting mit der Zunahme von primär objektbezo-
genen Sonderrechnungen einher.
Dies zeigt sich deutlich an den "Gewinnschwellenanalysen" (Cost-Volume-Profit
Analyses), die schon aufgrund der prinzipiellen Vollkostenorientierung des General
Ledger als Sonderauswertungen zu organisieren sind. Sie haben in den US-
amerikanischen Lehrbüchern einen besonderen Stellenwert, der bereits dadurch be-
Entscheidungsunterstützung (Decision Making) 279
legt wird, daß diese Konzepte, welche sich differenziert mit der Kosten- und Ergeb-
nisreagibilität auseinandersetzen, regelmäßig in den vorderen Abschnitten behandelt
werden. Die starke Verbreitung und die hohe konzeptionelle Ausdifferenzierung, die
sich in methodischen Ausprägungen wie der Sicherheitsmarge (Margin of Safety),
der Relativen Gewinnchance bzw. dem Relativen Verlustrisiko (Operating Leverage)
oder auch der Erweiterten Gewinnschwellenanalyse (Hip Roof ProfiWolume Chart)
widerspiegeln, sind zum einen aus der in den USA traditionell hohen Wettbewerbs-
intensität zu erklären. Diese führte dazu, daß viele US-amerikanische Betriebe sehr
nahe an der Gewinnschwelle operieren mußten und daß sie demzufolge genaue In-
formationen darüber benötigten, welche Erfolgskonsequenzen mit Veränderungen
der Beschäftigung, von variablen und fixen Kosten und Sales-Mix-Variationen ein-
hergingen. Gerade auch die in den USA traditionell hohe Fixkostenintensität wirkt
ja bei sonst gleichen Bedingungen als Hebel auf die Ergebniswirkung der Beschäfti-
gungsvariation. Zum anderen lieferte die sogenannte wissenschaftliche Betriebsfüh-
rung (Scientific Management), oft auch als Taylorismus bezeichnet, bereits zu Be-
ginn des 20. Jahrhunderts mit der differenzierten Analyse von Arbeitsabläufen, Pro-
duktions-, Verbrauchs- und Kostenfunktionen eine gute Basis für das Studium der
Kosten- und Ergebnisreagibilität. Die gegenüber den deutschen Ansätzen weitaus
stärker ausdifferenzierten US-amerikanischen Konzepte bezeichnete man später
folgerichtig auch als Cost and Revenues - Cost and Revenue Drivers - Profit Analy-
sis.
Auch das Behavioral bzw. Human Resource Accounting wird aufgrund des Cha-
rakters der entsprechenden Ansätze als Sonderauswertungen unter das Aufgaben-
feld Decision Making subsumiert. Wie aufgezeigt wurde, befaßt sich dieses verhal-
tenswissenschaftlich orientierte Rechnungswesen vor dem Hintergrund des Respon-
sibility Accounting vorrangig mit betrieblichen Anreizsystemen und in diesem Zu-
sammenhang auch mit Budgetingkonzepten. Die entsprechenden Implikationen sind
von eher abstrakter Natur und stehen daher nicht auf der gleichen Ebene, wie das
deutlich konkretere Instrumentarium der Cost-Volume-Profit Analysis. Immerhin
kommt ihnen in den USA jedoch ein vergleichsweise hoher Stellenwert zu, der be-
wirkt, daß die Instrumente des Management Accounting im Sinne Horngrens immer
auch einem Cost-Benefit Test unterzogen werden müssen.
280 Entscheidungsunterstützung (Decision Making)
Die Konzepte und Methoden sind somit eindeutig der Commander Theory als Basic
Theory of Accounting zuzuordnen Bo .
Die grundsätzliche Ausrichtung des Management Accounting auf das General Led-
ger Konzept, das häufig auch als Tied-in Cost System bezeichnet wird, ist sicher-
lich der bedeutsamste Unterschied zwischen einem anglo-amerikanisch und einem
kontinental-europäisch geprägten System des internen Rechnungswesens. Daraus
resultiert insbesondere eine Einheitlichkeit des Wertniveaus von internem und ex-
ternem Rechnungswesen, welche es ermöglicht, das Zustandekommen des exter-
nen Jahres- und auch Quartalsergebnisses (Net Income or Lass) anhand differenzie-
render Kalküle des internen Rechnungswesens transparent zu machen 1. Insbeson-
dere sind im US-amerikanischen Kontext in diesem Zusammenhang auch keine Ver-
zerrungen durch den Einfluß der Ertragsbesteuerung zu befürchten, da in den USA
kein (umgekehrtes) Maßgeblichkeitsprinzip der Handels- für die Steuerbilanz be-
steht. Zudem zeichnet sich ein geschlossenes und schlankes Ergebniscontrolling
auf Basis des externen Rechnungswesens durch eine Erhöhung der Transparenz
des Gesamtkonzeptes aus. Diese Argumente, welche letztlich dem allgemeinen
Wirtschaftlichkeitsgebot Rechnung tragen, spiegeln sich auch klar in einer veränder-
1 Zur Einheitlichkeit des Wertniveaus vgl. BAUMANN, Karl-Hermann: Das Rechnungswesen als
Instrument zur Steuerung und Kontrolle von US-Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen, in:
Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 38. Jg. (1986), S. 425-432, hier S. 430. Vgl. auch
282 Zusammenfassende Darstellung bedeutsamer Spezifika und Ausblick
MÄNNEL, Wolfgang: Schlanke Konzepte und Methoden der Kostenrechnung, in: Kostenrech-
nungspraxis (krp), 39. Jg. (1995), H. 4, S. 192-197, hier S. 193.
Vgl. HALLER, Axel: Zur Eignung der US-GAAP für Zwecke des internen Rechnungswesens, in:
Controlling, H. 4, 9. Jg. (1997), S. 270-276, hier S. 271. Zur Ausrichtung des internen Rechnungs-
wesens von US-Tochtergesellschaften aus Sicht des Hauses Siemens vgl. auch BAU MANN, Karl-
Hermann: Das Rechnungswesen als Instrument zur Steuerung und Kontrolle von US-
Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliehe Forschung,
38. Jg. (1986), S. 425-432, hier S. 430 ff.
Vgl. MÄNNEL, Wolfgang: Integration des Rechnungswesens für ein durchgängiges Ergebniscon-
trolling, in: Kostenrechnungspraxis (krp), 43. Jg. (1999), H. 1, S. 11-21.
Zusammenfassende Darstellung bedeutsamer Spezifika und Ausblick 283
Auf diese Vorteile der Profit-Center-Bildung verweist MÄNNEL, Wolfgang: Entwicklung der Kosten-
rechnung zum Controlling-Instrument, in: Kostenrechnungspraxis (krp), 32. Jg. (1988), Sonderheft
1, S. 4-18, hier S. 5.
Vgl. zu diesem Charakteristikum 6. Kapitel, S. 207 und nochmals die Studie von DALEY, lan u.a.:
Attitudes toward Financial Control Systems in the United States and Japan, in: Journal of Interna-
tional Business Studies, Fall 1985, S. 91-106.
284 Zusammenfassende Darstellung bedeutsamer Spezifika und Ausblick
Die Geschlossenheit des US-Management Accounting wird durch den Verzicht auf
das Rechnen mit kalkulatorischen Kosten im laufenden Rechenkreis unterstützt.
Überhaupt finden sich in der US-amerikanischen Literatur kaum Hinweise auf An-
derskosten. Die Lehrbücher verweisen lediglich auf Opportunity Costs, die als Zu-
satzkosten jedoch nur in fallweisen Sonderrechnungen Berücksichtigung finden und
insofern eben nicht in die periodische Beriebsergebnisrechnung mit einfließen.
Der US-amerikanische Kostenbegriff ist also pagatorischer Natur, eine Unterschei-
dung von Aufwand und Kosten ist in der laufenden Abrechnung also nicht vorgese-
hen. Die Termini Expenses und Costs werden insofern ja auch regelmäßig weitest-
gehend deckungsgleich gebraucht, wenngleich letzterer im strengen Sinne eigentlich
für den Wertansatz von Vermögensgegenständen und eben nicht deren Verzehr
stehe.
Für deutsche Unternehmen gilt in diesem Zusammenhang, daß man sich im Streben
nach einer Wiederannäherung der Rechenkreise an dieser pagatorischen Ausrich-
tung ein Beispiel nehmen sollte. Zusatzkosten und auch "unechte Zusatzkosten"S
(der Betrag um den die Anderskosten den Wertansatz im externen Rechnungswesen
übersteigen), die ja letztlich vor allem als Innenfinanzierungsbeiträge zur Schließung
inflatorischer Lücken Verwendung finden sollen, sind als Sollmindestgewinne unter
Die beiden nachfolgenden Spezifika lassen sich primär der KostensteIlenebene zu-
ordnen. Die vergleichsweise geringere Anzahl von HilfskostensteIlen und die dem-
entsprechend gröberen Kostenkontrollbereiche haben in den USA zentrale Implika-
tionen für das Methodenpotential des Management Accounting.
stellenrechnung eher kritisch beurteilt 12 , so kann man doch auch durchaus positiv
konstatieren, daß die vergleichsweise gröberen KostensteIlenstrukturen mit nur we-
nigen Cost Pools und die korrespondierenden umfassenderen Kostenkontrollbe-
reiche im Sinne eines schlanken Controlling einen Beitrag zu einem transparenteren
und reaktionsschnellerem Konzept des internen Rechnungswesens darstellen.
12 Zu diesem kritischen Urteil vgl. für viele HERZOG, Ernst: Stand und Entwicklungstendenzen des
innerbetrieblichen Rechnungswesens in den USA, in: SCHEER, August-Wilhelm (Hrsg.): Rech-
nungswesen und EDV, Heidelberg 1989, S. 313-326, hier S. 321 ff.
Zusammenfassende Darstellung bedeutsamer Spezifika und Ausblick 287
13 Dieses anglo-amerikanische Spezifikum wird in der folgenden Aussage deutlich: "Erstellt man da-
gegen eine Fabrik tür ein Erzeugnis, das dann in großen Mengen gefertigt wird, wie es in den
USA oft der Fall ist, wird man hier und da in der Fertigung mit einfachen Abrechnungsmethoden
auskommen", PLAUT, Hans-Georg: Grenzplankosten- und Deckungsbeitragsrechnung als moder-
nes Kostenrechnungssystem (11), in: Kostenrechnungspraxis (krp), 28. Jg. (1984), H. 2, S. 67-72,
hier S. 67, Hervorhebungen vom Verfasser. Vgl. auch 2. Kapitel, S. 36 ff.
288 Zusammenfassende Darstellung bedeutsamer Spezifika und Ausblick
14 Zu der Vorstellung von standardisierten bzw. normalen Gemeinkosten als Folge des Scientific Ma-
nagement vgl. SCHOENFELD, Hanns-Martin W.: Entwicklung des Management Accounting in den
USA, in: MÄNNEL, Wolfgang [Hrsg.]: Handbuch Kostenrechnung, Wiesbaden 1992, S. 348-359,
hier S. 350.
15 Vgl. zu dieser Bezeichnung HERZOG, Ernst: Stand und Entwicklungstendenzen des innerbetriebli-
chen Rechnungswesens in den USA, in: SCHEER, August-Wilhelm (Hrsg.): Rechnungswesen
und EDV, Heidelberg 1989, S. 313-326, hier S. 322. Vgl. auch 3. Kapitel, S. 124 f.
16 Vgl. MÄNNEL, Wolfgang: Ausrichtung von Kostenrechnung, Kostencontrolling und Kostenma-
nagement auf marktorientiert segmentierte Unternehmensstrukturen, in: KostenreChnungspraxis
(krp), 38. Jg. (1994), H. 6, S. 381-385, hier S. 384 f.
Zusammenfassende Darstellung bedeutsamer Spezifika und Ausblick 289
17 Vgl. zur Beschleunigung der Ergebnisermittlung durch den Ansatz von Standarddeckungsbeiträgen
MÄNNEL, Wolfgang: Anpassung der Kostenrechnung an moderne Unternehmensstrukturen, in:
MÄNNEL, Wolfgang [Hrsg.]: Handbuch Kostenrechnung, Wiesbaden 1992, S. 105-137, hier S. 132.
18 Vgl. 6. Kapitel, S. 218 ff.
19 Vgl. MÄNNEL, Wolfgang: Schlanke Konzepte und Methoden der Kostenrechnung, in: Kostenrech-
nungspraxis (krp), 39. Jg. (1995), H. 4, S. 192-197.
290 Zusammenfassende Darstellung bedeutsamer Spezifika und Ausblick
20 Für die direkten Bereiche konstatiert Geiser diesbezüglich: "Im Prinzip wurde für direkte Bereiche
nachgeholt, was in Deutschland lange Tradition hatte", GEISER, Bernd: Prozeßkostenrechnung
und Activity Based Costing (ABC), in: HORVATH & PARTNER GmbH [Hrsg.]: Prozeßkostenma-
nagement, 2. Aufl., München 1998, S. 69.
21 Vgl. 2. Kapitel, S. 90 ff.
22 Vgl. 6. Kapitel, S. 217 ff.
Zusammenfassende Darstellung bedeutsamer Spezifika und Ausblick 291
111. Ausblick
überhaupt kein Verständnis zu haben"', WEBER, Karl: Amerikanisches Direct Costing, Bern und
Stuttgart 1964, S. 6 f.
27 Dies betont auch HALLER, Axel: Zur Eignung der US-GAAP für Zwecke des internen Rechnungs-
wesens, in: Controlling, H. 4, 9. Jg. (1997), S. 270-276, hier S. 270.
28 Diese Ausrichtung auf das General Ledger wird sich durch die vom AICPA geforderte verstärkte
Integration entscheidungsorientierter Informationen über Potentiale, Erfolgsfaktoren, Chancen
und Risiken in die externe US-amerikanische Berichterstattung in Zukunft eher noch verstärken als
abschwächen. Vgl. HALLER, Axel: Zur Eignung der US-GAAP für Zwecke des internen Rech-
nungswesens, in: Controlling, H. 4, 9. Jg. (1997), S. 270-276, hier S. 275.
Zusammenfassende Darstellung bedeutsamer Spezifika und Ausblick 295
starke Ausrichtung
Voll kosten- auf die Produkt- kein laufend
orientierung kostenkalkulation geführtes Mengen-
(Absorption Costing) und Zeitgerüst
traditionelles
Inventory Cost Dominanz der
Ausrichtung auf den Accounting mit buchtechnischen
periodengerechten wenigen Kostenspaltung
Erfolgsausweis Cost Pools (Account Classification)
(Accrual Principle)
Ansatz kalkulato-
rischer Kosten
ausschließlich in
Quartals- Sonderrechnungen
berichterstattu ng
Generili . , kein Ansatz kalkula-
. Ledger
torischer Abschrei-
Konzept bungen und Zinsen
konsequentes Operieren
einheitliches Wertniveau mit Standardkosten
von externem und
internem
Rechnungswesen einheitliche Erfolgs-
rechnung nach dem
Umsatzkostenverfahren
Ergebnisbezogene
keine ausgebaute Budgetingkonzepte
KostensteIlenrechnung und
Abweichungsanalyse
schlanke Ausrichtung
Deckungsbeitrags- auf die
rechnungen Anreizverträglichkeit
Concept of
Controllable Cost
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