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Esoterische Philosophie

Alice Bailey
Djwhal Khul
Band 14
EINE ABHANDLUNG ÜBER DIE SIEBEN
STRAHLEN - Esoterische Psychologie - 1.Teil
EINE ABHANDLUNG ÜBER DIE SIEBEN STRAHLEN - Esoterische
Psychologie – 1.Band

Titel der englischen Originalausgabe:


A TREATISE ON THE SEVEN RAYS

Copyright 1936 by Alice A. Bailey

Erste Auflage: 1936 USA


Zweite Auflage: 1945 USA
Dritte Auflage: 1950 Grossbritannien

Freie Übersetzung von Dr. William Pirig, Colorado Springs, Colorado

Erste Auflage 1956


Zweite Auflage 1976
Dritte Auflage 1986
ISBN 3-87683-904-1 (Taschenbuchausgabe)
ISBN 3-87683-905-x (Leinenausgabe)
Inhalt

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• Vorwort

Erster Teil

• I. Einleitende Bemerkungen

• Die drei leitenden Gesichtspunkte zum Studium der Strahlen

• Leben - Qualität - Erscheinung

• Aufzählung der sieben Strahlen

• Die Rolle des Christentums

II. Beantwortung gewisser Fragen

• Was ist die Seele?

• Was ist der Ursprung, das Ziel, der Zweck und der Plan der Seele?

• Kann die Tatsache der Seele bewiesen werden?

• Welchen Nutzen bringt uns das Wissen über die Sieben Strahlen?

• Was bedeutet Empfindungsfähigkeit, Bewusstsein, Lichtenergie?

III. Zehn grundsätzliche Feststellungen

Zweiter Teil
1. I. Die sieben Baumeister der Schöpfung, die sieben Strahlen
2. Die Strahlen und "Leben - Qualität - Erscheinung"
3. Der gegenwärtige Plan der Strahlen und diejenigen, die ihn ausführen
4. Drei grundlegende Feststellungen
5. Qualität in der Welt der Erscheinungen
6. Eine Analyse der Strahlen und was sie zum Ausdruck bringen

II. Die Strahlen und ihren Beziehungen zu den Naturreichen

• Einleitende Bemerkungen
• Das Mineralreich

• Das Pflanzenreich

• Leben - Strahlung - Magnetismus

• Die fünf Geheimnisse der Naturreiche

• Die Planeten und die Reiche

• Das Tierreich

• Die Beziehungen des Menschen zu den Tieren

• Menschwerdung

• Die fünf Kontaktpunkte

• Entfaltung in zyklischer Folge

• Das Sexualproblem

III. Die Strahlen in ihren Beziehungen zum Menschen

• Einleitende Bemerkungen

• Der Strahl des Sonnensystems

• Der Strahl des Erdplaneten

• Der Strahl des vierten Naturreichs

• Die Rassenstrahlen

• Die Strahlen in ihren zyklischen Manifestationen

• Der abnehmende sechste Strahl

• Der hereinkommende siebte Strahl

• Wie die Strahlengesetze funktionieren

• Die Nationen und die Strahlen

• Die grossen Nationen und ihre Strahlen

• Das jüdische Problem

• Der Strahl des Ego


GEWIDMET
D.M.M.M. ... M.K.A.P. ... E.A.S.L.
Drei Seelen hat der Mensch
Die erste Seele wohnt und wirkt
in allen Zellen und Organen
der körperlichen Form
und ist all das, was tätig ist.
Sie nutzt die Kräfte dieser Erde
und hält den Menschen erdgebunden.
Doch wenn sie Rat und Hilfe braucht,
blickt sie empor zur nächsten Seele
und strebend, wachsend geht sie darin auf.
Die zweite Seele wohnt im Haupt
und nutzt der ersten reiche Früchte;
sie fühlt und denkt und will
und ist all das, was weiss.
Doch sie auch strebet aufwärts
zur letzten Seele hin
und wachsend geht sie darin auf.
Die letzte Seele nutzt die Früchte
der beiden andern Seelen,
besteht in Kraft, gleichviel ob ihr
die beiden andern beistehen oder nicht.
Sie ist des Menschen wahres Selbst,
denn sie ist das, was ist.
Sie zieht die zweite Seele zu sich hin,
wirkt auf sie ein,
so, wie die zweite auf die erste Seele.
Die dritte Seele strebt
zu Gott dem Herrn empor
und wird von ihm umfangen.
Sie zieht den Menschen himmelwärts
ins hehre Vaterhaus
und braucht dann keinen Körper mehr,
denn sie wohnt nun im Licht.
Was tätig ist, was weiss, was ist:
Drei Seelen, doch ein Mensch.
Aus «Tod in der Wüste» von Robert Browning
• Vorwort
Wenn ein Buch geschrieben wird, das von ernsthaften Aspiranten gelesen werden soll,
erhebt sich jedesmal die Frage: welche Instruktionsmethode kann jemanden in kürzester
Zeit schulen? Der Zeitfaktor ist in unseren Tagen wesentlich, will man die
Ausbildungszeit richtig nützen und die gegenwärtige seelische Belastung und innere
Spannung erleichtern. Die vermittelte Lehre soll die geistige Leistungsfähigkeit steigern,
um die notwendige Stabilisierung der Gefühlssphäre zu erreichen, die allein den
einzelnen Aspiranten ohne Verzögerung zu aktivem Dienst befähigt. Man darf nicht
vergessen, dass ein fortgesetztes Studium esoterischer Literatur, das Erfassen der
zeitlosen Weisheit durch Auge und Ohr, die Verantwortlichkeit erhöht oder aber
Gehirnermüdung und psychische Abstumpfung zeitigt, die den Leser gegen die
Unterweisung einnimmt. Nur was im Leben praktisch verwertbar ist, hat einen Sinn und
bleibt lebendig. Wir, die wir Wissen verbreiten, stellen Aufrichtigkeit in den
Vordergrund.
Alle die, denen ich durch diese Bücher näherkomme, mögen wissen, dass ich mich in der
Hauptsache für Gruppenarbeit und Gruppenverständnis einsetze und nicht den Nutzen
des einzelnen Lesers im Auge habe. Durch sorgfältiges Studieren und Lesen kommt eine
Gruppenbeziehung zustande, welche die einzelnen Mitglieder einander näher bringt und
schliesslich alle Teilgruppen zu der grossen Gruppe vereinigt, die im evolutionären Plan
der Meister ihren Platz hat. Wir bauen und planen für die Zukunft der Menschheit, nicht
für den persönlichen Aufstieg eines bestimmten Aspiranten. Die Entwicklung des
Einzelnen ist nicht so wichtig. Für jene von uns, die für die Schulung und Heranbildung
einer Gruppe von Weltdienern verantwortlich sind, - die in Freiheit und dynamischer
Energie im nächsten Zeitalter sich betätigen werden -, ist die Bildung und Entwicklung
einer Schar verpflichteter Aspiranten, die für Zusammenarbeit geschult sind und auf eine
Lehre in gleicher Weise reagieren, von ausschlaggebender Bedeutung. Der Schüler sieht
nur ein winziges Teilstück des Planes, wir aber übersehen die Entwicklung des Planes für
eine ganze Reihe kommender Geschlechter, und wir suchen heute diejenigen, die für die
Arbeit in Gruppenformation geeignet sind. Wir halten Ausschau nach denen, die in den
ereignisreichen Zeiten, die vor uns liegen, eine der tätigen Werkgruppen bilden können,
denn gegen Ende des Wassermannzeitalters werden sich zwei Drittel der Menschheit auf
dem evolutionären Pfade befinden; die Entfaltung des letzten Drittels der Menschen muss
auf später verschoben werden. Wir bilden überall Männer und Frauen heran, die auf den
«Plan» eingestellt sind, auf die Vibration ihrer Gruppen reagieren und somit an den
Zukunftsprojekten intelligent mitarbeiten können. Die Annahme ist völlig verfehlt, dass
der Plan die Schulung von Aspiranten vorsieht, um sie für die Schwingungen eines
Meisters oder der Hierarchie empfänglich zu machen. Wenn es sich ereignet, so ist das
von untergeordneter Bedeutung.
Diese Bücher sind zu dem Zweck geschrieben worden, um Aspiranten für das
Gruppenbewusstsein reif zu machen. Der einzelne muss verstehen, dass er persönlich
nicht zählt, aber die Gruppe als solche zählt ohne Zweifel. Die Lehre wird nicht bloss
deshalb herausgegeben, um den einzelnen zu schulen und ihm eine Chance zu geben. Das
ganze Leben ist voller günstiger Umstände, und es ist ein Beweis für seelisches
Wachstum, wenn jemand diese besonderen Gelegenheiten wahrnimmt.
Die Schule des Lebens genügt vollauf, um ein persönliches Wachstum zu ermöglichen.
In der Vermittlung von Wahrheit soll kein Aufzwängen von Autorität zu finden sein.
Jeder Aspirant muss die Freiheit haben, eine Lehre zu akzeptieren oder sie ungenützt zu
lassen, denn spirituelle Arbeit kann nur aus freier Wahl und durch Selbstbestimmung des
einzelnen Studenten geleistet werden.
In den bereits publizierten Büchern sind drei Lehrthemen behandelt:
Das erste Thema erörtert eine neue Technik körperlicher Kontrolle, die relativ neu ist.
Das zweite hat die Bildung der Neuen Gruppe von Weltdienern zum Gegenstand.
Das dritte Thema gibt allgemeine Umrisse über das magische Schöpfungswerk.
Der erste Lehrgegenstand betrifft das Individuum und seine Entwicklung. Der zweite
behandelt das Wesen und die Ideale der Gruppe, die der einzelne finden kann, sofern er
aus der vermittelten Lehre genügend Nutzen zieht und Selbstkontrolle lernt. Der dritte
gibt (wenn richtig erfasst) Andeutungen über Methoden und Eigenart der Arbeit im
nächsten Zeitalter.
Über diese drei Annäherungen an die Wahrheit sollte man klar nachdenken und
ernsthaft meditieren. Geistiges Verständnis für ihre Bedeutung bringt inneres Erfassen
und vertieft die Auffassung der Gruppe über die Lehrmeinungen, die ich zu geben suche.
Jeder Student, der klar denken kann und die Lehre im täglichen Leben anwendet, liefert
einen wertvollen Beitrag zu dem Kapitel des Gruppenbewusstseins.
Oft spricht ein Aspirant zweifelnd zu sich selbst: «Kann ich denn wirklich von Nutzen
sein? Wie kann ich nur in meinem engen Kreise für die Welt Dienste tun?» Hier ist meine
Antwort: Wer dieses Buch dem Verständnis des Publikums näher bringt und seine
Nutzanwendung vor den Augen der Mitwelt dadurch beweist, dass er sein Leben im
Sinne dieser Lehre lebt, leistet einen wirklichen «Dienst».
Das verlangt notwendigerweise den Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit für die Hilfe an
der Menschheit sowie das Gelöbnis an sein höheres Ich, nach Möglichkeit sein niederes
Selbst im Dienen zu vergessen. Dieser Dienst verlangt Erfüllung, wohin immer das
Schicksal den einzelnen Menschen gestellt haben mag und welche Lebensumstände und
Pflichten immer ihm auch auferlegt wurden. Ich meine hiermit die erneute Anstrengung,
alle Körper zu läutern, um den ganzen niederen Menschen zu einem schlackenlosen
Kanal und Leitungsinstrument für den ungehinderten Durchfluss spiritueller Kraft zu
machen. Ich denke weiter an die erwünschte Haltung eines Aspiranten, nichts für seine
irdische Existenz zu fordern, sondern all seinen Besitz auf den Altar seiner Mitbrüder zu
legen, als Opfergabe und Beitrag im Hilfswerk. Wenn die Leser dieses Buches die
Auswirkungen solch vereinter Anstrengung ermessen könnten, würden wir eine klug
geplante Gruppentätigkeit um uns sehen, die grosse Dinge erreichen würde. So viele
Menschen laufen dieser oder jener Person nach, interessieren sich für dieses oder jenes
Arbeitsgebiet, - und was ist das Resultat? Ohne intelligente Arbeitseinteilung erreichen
sie nichts und eine Gruppenwirkung kommt nicht zustande. Aber das vereinte Bemühen
einer Gruppe würde eine Neugestaltung der ganzen Welt zur Folge haben, die von
Inspiration getragen ist und alle Hindernisse überwindet. Man würde wirkliche Opfer
bringen und persönliche Neigungen und Wünsche hintansetzen, um den Gruppenzielen
zu dienen.
Um das zu erreichen, muss zuerst die Furcht aus dem menschlichen Bewusstsein
ausgemerzt werden. Mit diesem Problem habe ich mich ausführlich in der «Abhandlung
über weisse Magie» befasst und habe gleichzeitig gewisse Regeln und Formeln zur
Bekämpfung gegeben. Wie viele, welche diese Ratschläge lasen, mögen davon profitiert
haben? Sollte nicht jeder dem Weltschrei um Hilfe Gehör schenken, endlich die
Furchtkomplexe ablegen und mit Freude und Mut in die Zukunft blicken?
Alle Bücher, die ich schrieb, hatten einen ganz bestimmten Zweck; auch die Reihenfolge
der Themen war vorbedacht. Eine kurze Aufzählung mag hier von Interesse sein:
Das erste Buch, das erschien, handelte über «Initiation, menschliche und solare
Einweihung». Es war für den Durchschnittsaspiranten bestimmt und sollte ihn zur
Vision einer planvoll organisierten Lehrergruppe führen, die allen Menschen (und damit
auch ihm) ihre hilfreiche Hand leihen; es sollte eine Vorstellung von ihrer Arbeitsweise
und ihren Werkmethoden geben.
Wie diese Lehrer erreicht werden können, deuteten die «Briefe über okkulte Meditation»
an. Ferner wurde darin die Selbstdisziplin erörtert, die unvermeidlich mit dem Betreten
des Pfades verknüpft ist. Beide Bücher waren besonders für Anfänger gedacht.
In eine völlig andere Kategorie gehört die «Abhandlung über kosmisches Feuer». Sie ist
eigentlich als Führer für Eingeweihte bestimmt und soll des Anfängers Auge von sich und
seinem Trachten nach persönlichem Fortschritt ablenken und ihn zu einer
ausgedehnteren Vorstellungswelt und zu einem allumfassenden Ideal hinlenken. Das
Kennzeichen eines Eingeweihten ist fehlendes Interesse für sich selbst, seinen eigenen
Fortschritt und sein persönliches Geschick. Jeder Aspirant, der ein «angenommener
Jünger» werden will, muss die Technik meistern, «uninteressiert» zu sein. Mehr als das,
er muss auch seine Augen von der Gruppe der Helfer und von der Hierarchie
weiterschweifen lassen zu grösseren Horizonten und ausgedehnteren Arbeitsgebieten. In
diesem Buch wurde der grosse Schöpfungsplan, seine Gesetze und die Art seiner
Entfaltung beschrieben, ausserdem das architektonische Werk der Erbauer des
Universums behandelt. Durch alle verwirrenden Einzelheiten hindurch zog sich die Idee
eines grossen Lebewesens, das nach seiner eigenen Psychologie und seinen eigenen Ideen
lebt. Diese Tatsache wurde dem ganzen Lehrgebäude zugrunde gelegt. Es wurde der
Versuch gemacht, in einer Synthese ein Bild des sich entfaltenden Geistes Gottes zu
skizzieren, der seine Pläne durch seine geringeren Geistessöhne zur Ausführung bringt.
In symbolischen und archaischen Worten verhüllt das Buch die Wahrheiten und
Prinzipien, die dem Geheimnis der Schöpfung zugrunde liegen, ein Weltbild, das in seiner
Gänze jenseits der Fassungskraft jedes fortgeschrittenen Studenten liegt. Auf der anderen
Seite enthält das Buch höchst aufschlussreiche Einzelinformationen und soll dazu dienen,
das Licht der Wahrheit weiterzugeben und die Intuition der Leser zu entwickeln.
Das letzte Buch: «Eine Abhandlung über weisse Magie» ist eine Parallele zur
«Abhandlung über kosmisches Feuer»; während das letztgenannte die Psychologie der
Gottheit zum Gegenstand hat, die Gestaltung des Makrokosmos und die Gesetze, durch
die der Sonnenlogos sich manifestiert, behandelt das andere Buch die Psychologie eines
Gottessohnes und das Gestaltungswerk im Mikrokosmos. Es zeigt sein Wirken im grossen
Gesamtwerk auf und gibt im Rahmen dieses Gesamtwerkes eine praktische
Nutzanwendung für das tägliche Leben.
Zu weiteren Büchern: Ich habe A.A.B. auch geholfen, eine Übersetzung der Yoga Sutras
von Patanjali herauszubringen. Dieses Buch ist eine Brücke zu den genannten Büchern;
es will dem Aspiranten die Gesetze zeigen, nach denen er sein inneres Licht entwickeln
und die Kraft der Intuition entfalten kann, um alle Probleme und Lebensphänomene
analysieren zu können. Dieses Buch erhielt den Titel: «Der Yoga Pfad».
Und hier bin ich nun dabei, ein Buch über die «Sieben Strahlen» zu schreiben. Dieses
Thema hat stets das Interesse der Studierenden erweckt, doch war bisher nur wenig
darüber bekannt. Aus der «Geheimlehre» wissen wir, dass diese Strahlen die Bildekräfte
und die Gesamtheit des ganzen manifestierten Universums sind. Ihre Wirkung auf den
Menschen und ihre primäre Qualität und Natur bleiben jedoch ein ungelöstes Rätsel. Ich
bin gezwungen, die «kosmische Note» (wenn ich es so nennen darf) zu vermeiden, denn
meine Erörterungen sollen den ernsthaften Studenten und intelligenten Lesern
praktischen Nutzen bringen. Ich werde daher das Thema völlig im Hinblick auf die
menschliche Familie und auf psychologische Bewertungen behandeln. Solcherart soll die
Grundlage für die «Neue Psychologie» geschaffen werden, die so sehr erwünscht ist; und
so werde ich mich in erster Linie mit der menschlichen Gleichung zu befassen haben. Was
ich zu sagen habe, wird ein erweiterter Kommentar über die Bedeutung jener Worte aus
der Vorrede der «Geheimlehre» sein, die feststellen: «Alle Seelen sind eins mit der All-
Seele».
Wir werden von der ersten Seite des Buches an die Existenz der Seele als gegebene
Tatsache akzeptieren. Wir beabsichtigen nicht, die Argumente für oder gegen die
Hypothese zu erörtern, ob eine universale, kosmische und göttliche Seele oder eine
individuelle Seele existiert oder nicht. Für die Zwecke unserer Diskussion existiert die
Seele als eine unumstrittene Wirklichkeit, als ein fundamentales, erwiesenes Prinzip.
Diejenigen Leser, welche diese Annahme nicht teilen, mögen das Buch von dem
Gesichtspunkt einer vorläufig akzeptierten Hypothese studieren und Analogien und
Merkmale zusammenstellen, die mit der Zeit ihre Arbeitshypothese erhärten könnten.
Für Aspiranten und solche Schüler, die an die Existenz der Seele glauben und diese
Tatsache in ihrem Leben zum Ausdruck bringen, werden die Eröffnungen über die
Gesetze und die Tradition der Seele, über ihre Natur, ihren Ursprung und ihre
Entwicklungsmöglichkeiten zu einem Erlebnis werden, das sich mit wachsender
Erfahrung ständig vertiefen wird.
Die Hinweise und Andeutungen, die ich geben werde, werden ich sage das im voraus - im
Wassermannzeitalter wissenschaftlich bewiesen werden. Die Wissenschaft wird dann
tiefer in das Gebiet der unerforschten Phänomene, die als solche tatsächlich existieren,
eingedrungen sein. Sie wird entdeckt haben (vielleicht ist es bereits geschehen), dass
alles, was massive und solide Materie genannt wird, gar nicht existiert. Sie wird
erkennen, dass es nur eine einzige Substanz gibt, die sich in der Natur in wechselnden
Graden von Dichte und Schwingung manifestiert, die ihrem inneliegenden
Entwicklungsplan folgt und so die Absichten der Gottheit zum Ausdruck bringt.
Wir werden, so weit als möglich, vage Verallgemeinerungen vermeiden, die dem
Akademiker und Kritiker so wenig zusagen und nur den Mystiker befriedigen und
erfreuen. Ich möchte jedoch meine Leser bitten, ihre Meinung und ihr endgültiges Urteil
so lange zurückstellen, bis sie das ganze Bild sehen und seine Umrisse erahnen und bis sie
Einzelheiten studiert haben.
Es wird notwendig sein, das Thema auf eine breite Basis zu stellen und das
Einzelproblem im Rahmen des grossen Ganzen zu sehen. Dies mag uns (im Anfang) als
ein zu weit gespanntes Thema dünken, zu spekulativ und zu nebelhaft und unklar in
seinem Entwurf. Diese Schwierigkeit kann nicht umgangen werden, da - wie es in jeder
wahrhaft okkulten Abhandlung sein muss - die Erörterung einer Einzelfrage vom
allgemein Gültigen her, die Analyse individueller Phänomene vom Kosmischen her
erfolgen muss. Die heutigen Menschen konzentrieren ihr Interesse zu sehr auf persönliche
und individuelle Themen und können daher nicht das gleiche Interesse dem grossen
Ganzen entgegenbringen, in dem sie «leben, weben und sind». Es fehlt ihnen zurzeit (in
der Regel) die abgestimmte innere Gedankenabwicklung und intuitive Wahrnehmung
der Wahrheit, um die Bedeutung symbolischer Worte leicht zu erfassen und hinter der
äusseren Form die subjektive Grundidee zu sehen. Wer sich anstrengt zu verstehen,
kommt immer zu einem Erfolg, und wer den Versuch macht, die Seele in ihrer
kosmischen, universellen, planetarischen und individuellen Spielart ernsthaft zu
erfassen, entwickelt unausbleiblich seinen Denkmechanismus, (wobei die bisher
ruhenden Gehirnzellen belebt werden); und das führt schliesslich zum systematischen
Denken, dessen Folge innere Erleuchtung ist.
Wir werden die Natur des «siebenfachen Universums» und die Beziehung des Menschen
in seiner dreifältigen Natur zu der göttlichen Dreieinigkeit zu studieren haben. Hier ist
eine allgemeine Vorstellung von dem ganzen symbolischen Bild von Wert. Jeder Student,
der das Studium der Strahlen aufnimmt, muss sich ständig vor Augen halten, dass er
selbst - als Einzelwesen - einem dieser Strahlen zugehört. Das hier aufgerollte Problem ist
in der Tat recht schwierig. Sein physischer Körper mag z.B. auf die Qualität eines
gewissen Strahles reagieren, gleichzeitig mag seine Persönlichkeit - als Gesamtheit - in
der Schwingung mit einem anderen Strahl übereinstimmen. Das Ego (oder die Seele)
mag an einen dritten Strahltypus verankert sein und daher auf eine andere Energieart
reagieren. In vielen Fällen spielt auch der monadische Strahl eine Rolle, die ich indessen
nur andeuten, nicht aber erläutern kann. Wie ich schon öfters gesagt habe, kann nur ein
Eingeweihter dritten Grades mit seinem monadischen Strahl, seinem höchsten
Lebensaspekt, in Berührung kommen. Ein einfacher Aspirant kann noch gar nicht
wissen, ob er eine Monade der Kraft, der Liebe oder der aktiven Intelligenz ist.
Zum Abschluss möchte ich um aufrichtige Mitarbeit an dem Thema, das wir hier
erstmals beleuchten, bitten. Diese Veröffentlichung mag für das allgemeine Publikum von
grösserem Wert sein als andere meiner Bücher. Ich werde versuchen, die Abhandlung
über die Seele so kurz wie möglich zu fassen und die abstrakten Wahrheiten so zu
formulieren, dass das allgemeine Publikum mit seinem tiefen Interesse für das
Seelenproblem sich angezogen fühlt und für ein eingehenderes Studium jener Fragen zu
gewinnen ist, die heute für die meisten noch reine Vermutungen sind. Die Tatsache der
Seele wird erst im Wassermannzeitalter bewiesen werden. Dieses Buch ist nur ein
Versuch, diese Beweisführung zu unterstützen, denn in dieser Übergangsperiode fehlt es
sogar an einer entsprechenden Terminologie, die das Verständnis erleichtern würde.
Ich möchte noch hinzufügen, dass die Einstellung des Lesers zu den gegebenen
Aufschlüssen die eines Studenten sein sollte, der nach Wahrheit forscht, die nachgeprüft
werden kann und der Informationen sucht, die im täglichen Leben anwendbar sind und
im Schmelztiegel der Lebenserfahrung erprobt werden können. Um ein Beispiel zu
geben: Wenn es in der Tat sieben Strahlen gibt, die Träger der sieben Arten göttlicher
Energie sind, dann sollte ein Mensch imstande sein, auf der individuellen Bühne, auf der
er seine kleine Rolle spielt, diese Strahlabarten und Energieströme zu erkennen. Wenn
sich die vermittelte Wahrheit hinter Symbolen verbergen muss und nur als Hypothese
angeboten werden kann, so sollte die Wahrheit, denke ich, doch so weit enthüllt werden,
dass sie erkennbar ist und genügend intellektuelle Anziehungskraft besitzt, um weiteres
Forschen zu rechtfertigen. Der Sinnspruch: «Alle Seelen sind eins mit der All-Seele»
enthält gewiss - wie ich glaube eine fundamentale und wesentliche Information; doch
solange nicht die lebendige Beziehung zwischen allen gefühlsbegabten Wesen in der Welt
ersichtlich ist, hat diese Aussage keine Bedeutung. Es ist jedoch eine Tatsache, dass
weltweite, universelle Empfindungsfähigkeit und kollektives Bewusstsein allerorten
vorhanden oder in Entwicklung begriffen ist. Die Welt besitzt manches Wissen, das
letzten Endes aus der gefühlsmässigen Reaktion auf bestehende Bedingungen und
Zustände resultiert und das von Denkern stammt, deren Fassungskraft zwar entwickelt,
aber noch nicht voll entfaltet ist. Es wird vielen Forschern immer klarer, dass all den
verschiedenartigen Erscheinungen eine fundamentale Einheit zu Grunde liegt und dass
unser bewusstes Erfassen insoweit genau, wahr und richtig ist, als wir uns mit dieser
Einheit zu identifizieren vermögen.
Schliesslich bitte ich alle Studierenden: Geht mutig voran! Lasst euch durch nichts, was
euch in der Vergangenheit Sorgen bereitet hat - physische Lässigkeit, psychische
Depression, mangelnde Gefühlskontrolle - abhalten, neuen Fuss zu fassen. Geht mit
Freude und Interesse den so notwendigen Weg geistigen Fortschrittes, der allein euch zu
emsigerem und nützlicherem Dienst befähigt. Dass niemand von euch durch seine
Vergangenheit oder Gegenwart behindert sei, sondern als beobachtender Zuschauer sein
Leben führe, ist das stete und zuversichtliche Gebet eures Lehrers.
Der Tibeter.
Erster Teil
I. Einleitende Bemerkungen
1. Die drei leitenden Gesichtspunkte zum Studium der Strahlen
2. Definition der Worte: Leben-Qualität-Erscheinung
3. Aufzählung der Sieben Strahlen
4. Die Aufgabe des Christentums
«Materie ist das äussere Medium für das Offenbarwerden der Seele auf diesem
Lebensgrund und Seele ist das Instrument auf einer höheren Daseinsebene, damit der
schöpferische Geist sich offenbaren kann. Diese drei bilden eine Dreiheit, die durch die
Energie des Lebens, die sie alle durchdringt, zu einer Einheit verschmolzen ist.»
«Geheimlehre» Band 1, S. 80.
Erstes Kapitel
Einleitende Bemerkungen
I. Die drei leitenden Gesichtspunkte zum Studium der Strahlen.
Das Studium [3] der Strahlen und das wahre und tiefe Erfassen der inneren Bedeutung
dieser Lehre erbringt uns dreierlei:
A. Zeitläufe und Zyklen werden uns in dem Panorama der Geschichte besser
verständlich. Letzten Endes ist Geschichte eine Urkunde über Aufblühen und Entwicklung
des Menschen von seinem Urbeginn als Höhlenmensch, mit seinem Tierbewusstsein, bis
zum Menschen unserer Tage, dessen Bewusstsein weltweit denkend und vergeistigt ist. In
aufsteigender Linie strebt der moderne Mensch dem Stadium eines vollendeten
Gottmenschen zu. Die klar erfassten schöpferischen Grundideen formten das
Menschengeschlecht und bestimmen dessen Schicksal. Vor unseren Augen entrollt sich
ein dramatisches Bild des Fortschrittes jener Seelen, die mit dem Kommen und Gehen
eines Strahles ins Dasein treten oder hinter der Bühne verschwinden. Es wird für uns
ziemlich schwierig sein, die Wirklichkeit in Worte zu kleiden; wir müssen versuchen,
durch die Schicht oberflächlicher Betrachtung zur esoterischen Struktur der Wahrheit
vorzudringen. Strahlen sind in ständiger Bewegung und Zirkulation, sie sind Ausdruck
eines fortschreitenden und zyklischen [4] Geschehens von zunehmender Intensität. In
dem einen Zeitabschnitt sind sie in voller Entfaltung, in einem anderen auf einem
Ruhepunkt; und von der Wirksamkeit eines bestimmten Strahles in einer gewissen
Epoche hängt die Eigenart der Zivilisation ab, ebenso die Art der Erscheinungsformen in
den Naturreichen und der Bewusstseinsgrad in den Menschengeschöpfen, die während
eines solchen Zeitalters ins Formleben treten. Diese in allen vier Naturreichen
verkörperten Lebewesen reagieren jeweils auf die besondere Schwingung, die
Beschaffenheit, die Färbung und Eigenart eines bestimmten Strahles. Jeder tätige Strahl
beeinflusst grundlegend die drei Persönlichkeitskörper des Menschen, sein Einfluss ruft
Veränderungen im Denken und Fühlen hervor und bestimmt die Formgestalt des
physischen Körpers.
Ich bin mir daher voll bewusst, dass meine Absicht, neues Licht auf diese relativ neue
Lehre über die Strahlen zu werfen, das vielgestaltige Thema fürs erste erschweren kann.
Sobald jedoch Experimente in Gang kommen werden und man in den
Forschungsabteilungen der Psychologen und Psychoanalytiker Menschen im Hinblick
auf ihre Strahlenformel untersuchen und dabei die neueren Wissenschaften verständig
und im Rahmen ihrer eigentlichen Aufgaben heranziehen wird, werden wir an Boden
gewinnen und die Lehre über die Strahlen wird eine Bestätigung finden. Ein neuer
Zugang zu alten Wahrheiten und eine neue Art der Menschheitsforschung wird in
Erscheinung treten. Bis dahin wollen wir die Strahlenlehre in ihren klaren, wahren
Prinzipien aufstellen und in Tabellen, Umrissen und Darlegungen das Wesen, den Zweck
und die Auswirkungen der Strahlen beschreiben.
Da die sieben Strahlen zyklisch in Erscheinung treten, also in regelmässiger Reihenfolge
sich manifestieren oder aber unwirksam werden, haben sie im Lauf der Geschichte der
Menschheit ihren Stempel aufgedrückt; sie sind daher der Schlüssel zu einem
wahrheitsnahen, historischen Überblick. Eine solche Übersicht steht noch aus.
B. Das zweite Ergebnis des Strahlenstudiums wird eine Klärung unserer Kenntnisse über
die Natur des Menschen sein. Die moderne experimentelle und akademische Psychologie
hat viele Einzelheiten über [5] die Funktionen des Menschen, über die Natur seiner
Reaktionen, den Umfang seines Denkapparates und die Qualität seines physischen
Mechanismus, über die Art seines Denkens und die vielartigen Komplexe, Psychosen,
Neurosen, Instinkte, Intuitionen und intellektuelle Fixierungen zuammengetragen, die
zweifellos sein Wesen ausmachen. Auch die medizinische Psychologie hat uns viele
Bausteine gegeben, die zeigen, dass der Mensch mittels seiner Ausdrucksorgane nicht
mehr produzieren kann, als es sein Nervensystem, Gehirn und seine endokrinen Drüsen
erlauben. Wir müssen jedoch feststellen, dass manche Theorien, selbst bestbewährte,
unter gewissen Bedingungen zusammenbrechen. Das von der psychologischen Disziplin
bearbeitete Feld ist so gross, der Schulen sind so viele und vielartige und die benützte
Terminologie ist so schwerfällig, dass ich hier keinen Versuch machen kann, sie zu Wort
kommen zu lassen.
Was die Welt der Berufspsychologie alles verdankt, kann kaum abgeschätzt werden.
Doch solange kein Leitmotiv dieses ganze Gedankenfeld durchzieht, wird man über sein
eigenes Gewicht stolpern und Probleme heraufbeschwören (wie es bereits der Fall ist),
die - als Folge der eigenen Methoden - psychische Komplexe und geistige Abnormitäten
auslösen. Die Kenntnisse, die wir heute über die Tätigkeit der Menschen als integrierte
Persönlichkeiten in der physischen Welt besitzen, alles, was man von ihnen unter
gegebenen Bedingungen erwarten kann, klingt vielversprechend und klar, und wir
können die Weite des Verstehens abschätzen, wenn wir unser gegenwärtiges Wissen mit
der Zeit vor 150 Jahren vergleichen. Diese Kenntnisse fussen jedoch grösstenteils auf dem
Studium anormaler Zustände. Man beschränkt sich auf den Formaspekt, was die wahre
wissenschaftliche Methode ist. Aber diese Ergebnisse finden ihre Begrenzung und
Einengung, wenn sie auf letzte Fragen bezogen werden und im Licht übernormaler
Gegebenheiten gewertet werden, die zweifellos existieren. Was ich mit meinem Beitrag zu
dem genannten Thema zu betonen beabsichtige, ist die Herausstellung des
integrierenden Prinzips, das in allen zusammenhängenden (durch Energien
zusammengehaltenen) Formen lebendig [6] ist und ferner die Betonung der Seele oder
des Selbstes (solange wir kein besseres Wort dafür haben). Dieses Prinzip, das in der
Körperlichkeit wohnt und sich durch emotionelle und mentale Äusserungen kundtut,
wird von vielen psychologischen Schulen natürlich anerkannt, doch fristet es das Dasein
einer unbekannten und undefinierbaren Grösse. Man kann seinen Ursprung nicht
entdecken; niemand weiss, was die Seele ist, ob sie eine Einheit ist, die, losgelöst und
getrennt von der Körperstruktur, darin wohnt oder nicht; man bezweifelt, ob die Seele
eine integrierte, krafterfüllte Quintessenz ist, die durch Verschmelzung der Körperzellen
entstand und daher durch den Evolutionsprozess zu einem denkenden, fühlenden Wesen
wurde - oder ob sie lediglich eine Zusammenballung aus Leben und Bewusstsein der
Zellen selbst ist. Das Gesagte ist natürlich eine Verallgemeinerung, die jedoch unseren
Zweck erfüllt und das Thema im allgemeinen trifft. Es wird im Verlauf unserer
Untersuchungen klar werden, dass die Energien, die in der menschlichen Persönlichkeit
stecken und sein Wesen ausmachen, naturgemäss aus drei Gruppen bestehen:
1. Jene Energien, die wir «die geistigen Kräfte im Menschen» nennen. Man beachte hier
die grosse Oberflächlichkeit dieser Worte! Sie sind bedeutungslos und irreführend. Der
«Geist» ist ein einziges Ganzes, in dessen wesenhafter Einheit «Feuerpunkte», «göttliche
Funken» wahrnehmbar sind. Diese spezifischen Einheiten, die innerhalb der einen
grossen fundamentalen Einheit existieren, stehen unter dem Einfluss und der
qualitativen Auswirkung von drei Hauptenergien. Es ist wissenschaftlich vollkommen
richtig und eine spirituelle Tatsache im Naturgeschehen, dass Gott der Dreifältige in
einer Person und der Eine in drei Personen ist. Der Geist im Menschen wurde durch eine
Emanation aus einem dieser drei Hauptströme in ihn verpflanzt, die in ihrer Gesamtheit
einen einzigen Kraftstrom bilden, der von dem Allerhöchsten ausstrahlt.
2. Dieser einzige Kraftstrom teilt sich in drei Hauptströme und bleibt doch ein Strom. Das
ist eine okkulte Tatsache, die es gewiss verdient, dass man sich darin gründlich vertieft.
Diese [7] drei Hauptströme teilen sich ihrerseits in sieben Ströme, die siebenerlei Arten
von Seelen «ins Licht bringen», wie man es nennt. Mit diesen Strömen der sieben
Strahlen haben wir es hier zu tun.
3. Die Energien, in die sich die drei zerteilen und so zu sieben werden, bringen wiederum
die 49 Kategorien von Kraftströmen hervor, die sich in allen Formen der drei Welten und
der vier Naturreiche auswirken. Es existieren daher:
a. drei monadische Energiegruppen, die als Wille, Liebe und Intelligenz Ausdruck der
grossen Einen Einheit sind.
b. sieben Energiegruppen, die als Medium für die drei grösseren Kraftströme dienen, die
Gottes Eigenschaften verkörpern.
c. neunundvierzig Kraftgruppen, die in allen Formen lebendig sind und das Spielfeld für
die Tätigkeit der sieben Gruppen darstellen, die ihrerseits wieder aus den drei
fundamentalen Eigenschaften Gottes resultieren.
Die Differenzierungen, die sich in den Naturreichen manifestieren (sichtbar bekunden),
sind also geheimnisvollerweise im Bereich der Dualität und nicht der Realität
(Wirklichkeit) festzustellen.
Mit diesen sieben Gruppen (oder Seelenenergien) wollen wir uns befassen und mit der
von ihnen erzeugten dreifachen Formstruktur des vierten Naturreiches, durch sie sowohl
die Eigenart ihrer spezifischen Strahlgruppe als auch jene Energie bekunden, die aus
einer der drei Hauptgruppen, - als ihrem Seelenstrahl - stammt. Wir suchen daher, wenn
es möglich ist, die moderne Psychologie mit jenem esoterischen Inhalt zu bereichern und
erweitern, der sich mit der Seele und dem Selbst, der beseelten Wesenheit innerhalb der
Form befasst.
C. Das dritte [8] Ergebnis aus dem Studium dieser Strahlen sollte ein zweifaches sein.
Wir sollen nicht nur die innere Triebkraft der Geschichte verstehen lernen, nicht nur eine
Vorstellung von den göttlichen Eigenschaften gewinnen, die von den drei Gottesaspekten
ausgehen und alles formhafte Sein der physikalischen Ebene bestimmen, sondern wir
sollen eine praktisch-analytische Methode in die Hand bekommen, die uns das rechte
Verstehen unserer selbst, als seelenbegabter Wesen und ein besseres Erfassen unserer
Mitmenschen ermöglicht. Wenn wir z.B. durch diese Studien ausfindig machen, dass die
Tendenz unseres Seelenstrahles die des Willens und der Kraft ist, aber unser
Persönlichkeitsstrahl die Qualität des weihevollen Dienstes hat, dann können wir unsere
eigenen Entwicklungsmöglichkeiten, unsere Fähigkeiten und Begrenzungen klarer
ermessen; wir können mit grösserer Genauigkeit unsere Berufsarbeit und den Dienst an
der Allgemeinheit, unsere Aktiva und Passiva, unseren wahren Wert und unsere Stärke
beurteilen. Wenn wir diesen Aufschluss durch eine Analyse erweitern können, die uns vor
Augen führt, dass der physische Körper in erster Linie auf den Seelenstrahl anspricht,
während unser Gefühlskörper - in dieser Epoche - unter dem Einfluss des
Persönlichkeitsstrahles steht, dann können wir unsere besonderen Probleme klar und
kritisch beurteilen. Wir können dann uns selbst, unsere Kinder, Freunde und Mitarbeiter
besser verstehen. Wir sind dann auch imstande, an dem Plan so mitzuarbeiten, wie es
jeweils seine Erfüllung verlangt.
Es ist herkömmlich, den Ausdruck «Psychologie» als Lehre oder «Wort von der Seele» zu
definieren. Es ist nicht das «Wort», sondern der «Ton» eines bestimmten Strahls, der
eine Wirkung auf die Materie ausübt. Das ist gewiss ein ungewohnter Ausdruck. Doch
wenn man weiss, dass jeder der sieben Strahlen seinen eigenen Ton aussendet und
hierdurch jene Kräfte in Bewegung setzt, die mit ihm harmonisch zusammenwirken
müssen, dann werden die Fragen über des Menschen freien Willen, sein ewiges Geschick
und seine eigene Selbstbestimmung eine Lösung finden. Diese Fragen wollen wir im
Verfolg unserer Darlegungen zu beantworten suchen.
Einzelne [9] Punkte, die ich klarzumachen versuche, werden nicht beweisbar sein und
können auch nicht von meinen Lesern nachgeprüft werden. Solche Aussagen möge man
als Arbeitshypothesen hinnehmen, um das erörterte Thema besser verständlich zu
machen. Andere Punkte können von meinen Lesern vielleicht aus eigener Erfahrung
bestätigt werden, wenn sie deren Wahrheitsgehalt verstandesmässig erfassen oder ein
Gefühl intensiver Überzeugung bekommen, das von ihrem eigenen intuitiv wissenden
Selbst ausgeht. Wie es auch immer sei, so rate ich in jedem Fall langsam und mit Bedacht
zu lesen, und die Gesetze analoger und konformer Phänomene (Gesetze der Ähnlichkeit
und Übereinstimmung) anzuwenden; erforsche dich selbst und deine Brüder; bringe
jedes meiner Worte mit deinem eigenen Wissen über moderne Theorien in Beziehung und
sei dessen eingedenk, dass je wahrer der Mensch ein Seelenleben führt, er umso
bestimmter erfassen wird, was hier mitgeteilt wird.
Beim Studium soll man nicht die Grundtatsache ausser acht lassen, dass jedes okkulte
Thema mit Energien zu tun hat, mit Energiezentren, mit Energien in
Erscheinungsformen und mit strömenden Energien; sie alle werden durch den Gebrauch,
unserer Denkkraft mobilisiert und erfüllen so einen Zweck für uns; sie folgen den
vorgezeichneten Gedankenspuren einer jeden Gruppe von Denkern.
Ich möchte hier daran erinnern, dass es das Feld der Gedanken ist, das eine Spaltung in
selbstsüchtige und aufbauende Kräfte heraufbeschwört. Durch die Kraft der Gedanken
kommen die beiden Gebiete schwarzer und weisser Magie zur Wirkung. Schwarze Magie
als solche existiert nicht; sie tritt erst dann auf, wenn jemand die Welt der Gedanken
erreicht hat. Solange das Räderwerk des Willens und der Gedanken in gleichem Takt
arbeitet und unter geistiger Kontrolle steht und der Geist auf schöpferische Arbeit
eingestellt ist, kann niemand ein Schwarzmagier sein. Es ist oft gesagt worden, dass
Schwarzmagier selten sind. Das ist so wahr wie die Kehrseite, dass auch der
schöpferische Denker, der einer ständigen Willensanspannung fähig ist, selten ist.
Klares Denken ist für solche Themen eine unumgängliche Notwendigkeit. Wenn wir die
Psychologie des Mikrokosmos (des Menschen) zum [10] Gegenstand unserer Studien
machen und seine Strahlenimpulse und Energien verstehen lernen, müssen wir unseren
Weg klar sehen. Wir müssen den Pfad der Selbstlosigkeit beschreiten, der zum
Gruppenbewusstsein führt und nicht in die Fahrbahn des Individualismus abirren, die
am Ende (wenn die geistige Kraft sich festfährt) zur Strasse linker Hand, zur schwarzen
Magie wird.
Jene innerlich starken Seelen, die bewusst und wissend zu den Quellen spiritueller Kraft
vorzudringen vermögen und dort nach ihrer Wahl ihren Bedarf decken, müssen mit
Klugheit vorgehen, so dass eine weise Verteilung dieser Kraft im Rahmen eines
ausgewählten Wirkungskreises mit Gewissheit erfolgen kann. Diejenigen, die sich noch
im Rang von Aspiranten wissen, doch voller Ausdauer dem Ziel zustreben, sollen daran
denken, dass auch sie ihren Teil zu dem Ganzen beisteuern müssen und zwar jedesmal,
wenn sie an die Gruppe denken, wenn sie mit gleichrangigen Kameraden
korrespondieren oder wenn sie meditieren.
Von dem einzelnen Studenten - in seiner kleinen Gruppe - weitet sich der Kreis zu der
zugehörigen Gruppe, die wiederum eine Gruppeneinheit einer grösseren Gruppe ist. Das
ist eine vollkommene Analogie des Weges, den die grossen geistigen Führer zurzeit selbst
verfolgen. Betrachte daher dein ganzes Tun als Gruppenarbeit, die unvermeidlich gute
Wirkungen und Steigerungen der Kraftfülle einer Gruppengedankenform zur Folge hat.
Ein zweiter Punkt, den ich streifen möchte, betrifft die Prüfungen, denen die Aspiranten
und Jünger derzeit ausgesetzt sind. Sie werden weniger daraufhin geprüft, welchen Platz
sie auf dem Evolutionspfad einnehmen, sondern ob sie genügend Kraft besitzen, um
Weltbürger eines höheren Reiches und Hüter jenes Wissens zu sein, das die Welt noch
nicht anerkennt. Soweit nun diese Prüfungen stattfinden und abgeschätzt werden
können, so muss ich, entgegen der herrschenden Meinung, betonen, dass sie nicht deshalb
erfolgen, weil jemand zu irgendeiner Gruppe gehört oder fest entschlossen ist, den
spirituellen Weg zu gehen. Sie werden ins Werk gesetzt, weil des Aspiranten eigener
Sonnenengel dies schon vor der [11] Inkarnation so gefügt hat, weil es also im Beschluss
der Seele lag, dass ein gewisses, noch nicht erreichtes Mass an inneren Wachstum
erworben, ein gewisser Grad der Loslösung vom Verhaftetsein an Formen bewirkt und
eine gewisse Vorbereitungsarbeit geleistet werden sollte, die zur Beendigung des
Formlebens führt. Die Vorstellung, dass erneute Bemühungen, sich dem Ziel spirituellen
Lichtes zu nähern, Schwierigkeiten erzeugen oder Unheil heraufbeschwören würden,
trifft nicht zu. Der Umfang der einem Jünger auferlegten Disziplinierung wird von seiner
Seele festgesetzt und ist ihr schon bekannt, bevor der Jünger einen neuen Körper hat; das
Gesetz bestimmt alle Einzelheiten.
Es ist dieses Problem von Energieeinheiten und deren gegenseitige Beeinflussung, das
unserem Strahlenthema zu Grunde liegt, welches wir zu erforschen suchen. Jede Gruppe
auf Erden stellt einen Kern- und Zentralpunkt für Anziehung und Austausch der sieben
Krafttypen dar, genau so, wie jeder Mensch ein Treffpunkt für die sieben Energietypen
ist, - zwei einflussreiche und fünf schwächere. Jede Gruppe kann daher zu einem
Schöpfungszentrum werden und das zustande bringen, was die vorherrschenden
Energien und zielgerichteten Gedanken der Denker dieser Gruppe zum Ausdruck
bringen. Vom Standpunkt derer, die beobachten und lenken, ist jede Gruppe dabei, im
Sinne gewisser Aufbaugesetze etwas verhältnismässig Greifbares zu schaffen. Das grosse
Werk der Bildekräfte schreitet ohne Unterlass fort. Oft ist das Geschaffene nur ein
Anfang, unzulänglich und ohne rechte Form und rechten Zweck, ohne Gebrauchswert für
Götter und Menschen. Die menschliche Rasse, als Ganzes genommen, tritt jetzt in eine
Epoche ein, in der das Denken eine machtvolle Rolle spielt. Viele Menschen lernen, ihre
Gedanken dauernd und fest im Licht zu halten und sind daher für Ideen empfänglich, die
ihnen bisher unzugänglich waren. Wenn eine Gruppe von Denkern gebildet und in
entsprechender Weise zur Einheit verbunden wird und wenn die Mitglieder (in ihren
persönlichen täglichen Meditationen) sich auf das einstellen, was verständlich und
eingängig ist, können wertvolle Vorstellungen aufgegriffen und grosse Ideen intuitiv
erfasst werden. Die Menschen können sich - als Gruppe - dazu trainieren, diese intuitiv
erfassten Ideen über das, was wahr, schön und Gegenstand des Planes ist, in [12]
wirkliche Existenz zu bringen und so kann eine Welt voller Schönheit entstehen, in der ein
göttliches Prinzip waltet. Überdenkt dies, macht euch aufnahmefähig für solche Ideen,
und geht daran, sie in gedankliche Form zu kleiden und weiterzugeben, so dass auch
andere Menschen sie begreifen können. Solche Arbeit sollen die neuen Gruppen leisten
und die Studenten, die sich diese Idee zu eigen machen können, haben jetzt alle
Möglichkeiten, Pionierarbeit zu leisten.
Fortgeschrittene und ausgeglichene Persönlichkeiten waren stets fähig, intuitiv
Gedanken zu erfassen und die Idee zu verwirklichen. Studentengruppen, die zur gleichen
Zeit meditieren, sollten heute das gleiche versuchen. Das Bestreben, gleichzeitig zu
meditieren, hat weniger den Zeitfaktor im Auge, als ein vereintes Vorhaben und Ziel.
In den Gefilden der Intuition sind heute viele Wunder zu finden, die allen erreichbar sind.
Es ist heute das Vorrecht der menschlichen Familie, mit dieser «Regenwolke wissbarer
Dinge», die der alte Seher Patanjali in seinem vierten Buch erwähnt, in Berührung zu
kommen; die Menschenrasse mit ihren vielen Aspiranten kann heute diese «Regenwolke»
heruntertropfen lassen, so dass das menschliche Gehirn diesen Kontakt wahrnehmen
kann. Bis heute war dies das Vorrecht vereinzelter erleuchteter Seher. Auf diese Weise
wird das neue Zeitalter eingeleitet und neues Wissen der Menschheit vermittelt werden.
Dies lässt sich praktisch verwirklichen, wenn diejenigen, die an dieser Abhandlung über
die sieben Strahlen Interesse finden, sich innerlich darauf einstellen können, klar zu
denken und mit ernsthaftem und erleuchtetem Denken zu versuchen, eine
verhältnismässig neue Seite der Wahrheit zu verstehen.
Wenn ich nun über das Wesen der sieben Strahlen etwas Licht bringe, so halte ich es für
notwendig, alle diejenigen Leser, welche diese Studien aufnehmen wollen, daran zu
erinnern, dass jede Spekulation über die Urquelle dieser Strahlen nutzlos ist, solange
nicht jeder Student in seinem Inneren jenen Resonanzapparat und
Empfangsmechanismus entwickelt hat, der ihm gestattet, einen [13] grösseren
Wellenbereich zu registrieren, als es ihm gegenwärtig möglich ist. Viele sind erst im
Anfangsstadium des Gewahrwerdens eines Ausdrucksgebietes - des seelischen
Bewusstseinsbereiches - von dessen Existenz sie hörten, das aber noch nicht ihr normales
Ausdrucksfeld ist. Viele wissen theoretisch manches darüber, aber sie haben noch keine
Resultate angewandten Wissens zur Hand. Andere wissen um das Wunder des
Bewusstseins und um das Reich der Seele und reagieren gelegentlich auf eine Impression
aus diesem Reich, doch sind sie noch fern von dem, was eigentliches Bewusstsein ist und
sie können sich noch nicht mit der Seele so identifizieren, dass alle anderen
Bewusstseinsgrade abfallen. Das zu erreichen, ist ihr Zweck und Ziel.
Den Entwicklungsgang der Monade (die ein Energieaspekt auf einem der drei
Hauptstrahlen ist) kann man ungefähr in drei Abschnitte teilen, die einen vierten nach
sich ziehen:
1. Das Zustandekommen einer unteren Einheit, der Einheit der Formnatur.
In dieser organischen Bindung ist die Seele so sehr mit dem Wesen der Materie
identifiziert, dass sie keinen Unterschied sieht; sie ist die Form und ist sich ihrer selbst als
Seele nicht bewusst. Dieses Stadium findet seinen Höhepunkt in einem Leben voller
Persönlichkeitsentfaltung, in der die Seele völlig in der Persönlichkeit aufgeht; die
Äusserungen niederen Lebens sind so elementar und so stark, dass eine kraftvolle
Entfaltung in der materiellen Welt die natürliche Folge ist.
2. Im zweiten Abschnitt folgt eine schmerzliche Spaltung des Bewusstseins, die
Erkenntnis eines Zwiespaltes. In diesem Stadium ist sich der Mensch seiner prinzipiellen
Zweiheit deutlich bewusst; er weiss, dass er aus Geist und Materie, aus Leben und Form
besteht und dass er die Seele ist, die sich im Prozess der Manifestierung befindet.
Während dieser Periode, die sich über viele Inkarnationen erstreckt, in welcher der
Mensch auf den Pfad der Jüngerschaft bis zur dritten Einweihung geführt wird,
verlagert sich das Schwerpunktzentrum (wenn ich so sagen darf) mehr und mehr von
der Formseite zur Seite [14] der Seele hin. Die Erkenntnis wächst, dass es eine Realität
gibt, welche diese Zweiheit zusammenfasst und gleichzeitig auch auslöscht.
Die Tatsache verdient hier in Erinnerung gebracht zu werden, dass die Geschichte der
Evolution die Geschichte des Bewusstseins ist mit ihrem Prinzip des zunehmenden
«Bewusstwerdens». Wenn wir mit unseren Hinweisen im Rahmen des vierten
Naturreiches bleiben, so sehen wir, wie im Menschen seit seinem gerade aufflackernden
Interesse für Eigenbewusstsein ständig eine langsame Entwicklung zunehmender
Bewusstseinserweiterung vor sich geht, die einmal bis hinauf zum sogenannten
Bewusstsein des kosmischen Christus führen wird.
3. Nach diesem Dualitätsbewusstsein folgt eine höhere Erkenntnisstufe und in diesem
Endstadium ist das Gefühl, Seele und Körper zu sein, verschwunden. Das Bewusstsein
des Menschen wird eins mit der grossen Lebenseinheit dieses Planeten und des
Sonnensystems. Wenn dieses Wunder sich ereignet, wird ein Seinszustand verspürt, der
mit keinem Wort, keinem Gedanken oder Symbol beschrieben werden kann. Der grosse
jüdische Seher versuchte diese drei Stufen in die folgenden Worte zu kleiden: «ICH BIN -
DAS -, WAS ICH BIN». Mit diesen Worten drückte er kurz und bündig und völlig
zutreffend den Charakter dieser drei Entwicklungsstufen aus, wenn wir nur so weit
wären, um es auch zu erkennen! Die dritte Stufe (soviel man davon verstehen kann)
entzieht sich jeder Beschreibung; in ihr verbirgt sich ein viertes Ereignis, das dann
Wirklichkeit wird, nämlich das Erschauen Gottes; darüber zu spekulieren ist nutzlos.
2. Leben - Qualität - Erscheinung.
Wenn wir uns mit den Strahlen beschäftigen, müssen wir daran denken, dass wir uns mit
dem Sichtbarwerden (der Wesensäusserung) von «Leben» vermittels «geformter
Materie» befassen. Die höchste und letzte Einheit beider kann erst erkannt werden, wenn
diese Doppelbeziehung sich völlig ausgewirkt hat. Die Theorie von dem Einen Leben mag
für uns in der Schwebe bleiben; aber ich befasse mich im Grunde nicht mit Theorie,
sondern mit dem, was man wissen und erkennen könnte, vorausgesetzt, dass der Leser
daraus [15] Nutzen zieht und die erkannte Wahrheit verständnisvoll anwendet. Ich lege
das Schwergewicht auf mögliche Fortentwicklung und auf Ziele, die man erreichen kann.
Man spricht in unseren Tagen gerne über das Eine Leben und macht sich seine
Gedanken, doch vieles bleibt nur Wort und Vermutung, wirkliches Wissen über diese
wesenhafte Einheit bleibt Traum und Einbildung. So oft man einen Gedanken über diese
wesenhafte Einheit in Worte kleidet, erhält sofort die Dualität den Nachdruck und das
Abwägen spiritueller Gegensätze ist allsogleich im Gang. Man nehme z.B. den Satz: «Ich
glaube an das Eine Leben» oder «Für mich gibt es nur eine grosse Wirklichkeit» und
beachte, wie diese Wortprägung eine Dualität enthält. Leben als solches oder seine
erkannte Vollkommenheit kann in Worten nicht erklärt werden. Der Prozess des
«Werdens», der zum «Sein» führt, ist ein kosmisches Ereignis, das alle Formen
einbezieht. Kein Gottessohn ist bisher von diesem, der Veränderung unterworfenen
Prozess ausgenommen. Solange er in einer Erscheinungsform lebt, kann er nicht wissen,
was Leben ist, obwohl er, wenn er gewisse Stufen erklommen hat und auf höheren
Ebenen sich vollbewusst betätigen kann, beginnen mag, von dieser allgewaltigen
Wirklichkeit einen schwachen Schimmer zu erhaschen. Gewisse grosse Eingeweihte
haben in den vergangenen Zeiten als Verkünder von Offenbarungen ihren Jüngern -
Pionieren des Lebens - das Ideal des Einsseins und der Einheit vor Augen geführt. Sie
haben den Blickpunkt der Jünger allmählich von einer Erscheinungsform zu einer
nächsten hingelenkt und ihnen so von einem höheren Gesichtswinkel aus ein neues
Erhaschen der Wahrheit ermöglicht. Die Menschen jedes Zeitalters (und unsere Zeit
macht keine Ausnahme) haben geglaubt, dass ihr Erfassen der Wirklichkeit und ihr
Erahnen der inneren Schönheit grösser war und der Wahrheit näher kam, als es vordem
der Fall war. Die höchstmögliche Erkenntnis dessen, was das Eine Leben genannt wird,
ist das Gewahrwerden (das nur ein hoher Eingeweihter besitzt) des verkörperten Logos,
der Gottheit und sein Einsfühlen mit dem Bewusstsein jenes allmächtigen Schöpfers, der
sich durch die Welt des Sonnensystems offenbart.
Kein Eingeweihter dieses Planeten kann sich jedoch mit dem Bewusstsein jenes
allerhöchsten Wesens verbinden, das da in dem [16] Bhagavad Gita-Epos spricht:
«Nachdem ich das ganze Universum mit einem Bruchteil meines Selbst erfüllt habe,
bleibe ich doch in gleicher Fülle.»
Diese Gedanken seien eurer Beachtung und eurem sorgsamen Überdenken anempfohlen.
Ich bitte euch dringend, auf eine ständige Erweiterung eures Sinnes für bewusste
Wahrnehmung hinzuarbeiten und immer mehr die Fähigkeit zu entwickeln, mit der
kosmischen Wahrheit, Wirklichkeit und Schönheit, von der das Universum Zeugnis
ablegt, in erkennenden Kontakt zu kommen. Gleichzeitig haltet euch von mystischen
Rhapsodien über das Eine Leben fern, die allzuleicht nichts anderes sein mögen als eine
Verneinung allen geistigen Erfassens und ein Schwelgen in sinnlicher Wahrnehmung
eines hochgradig entwickelten Gefühlskörpers.
Alle unsere Überlegungen in dieser Abhandlung von den sieben Strahlen werden sich
daher notgedrungen in der Gedankenwelt abspielen, also im Bewusstseinsbereich der
Dualität. Ich will die Wortwahl auf Dualität abstimmen und ich muss es tun, nicht weil
ich damit die Einheit zu vernachlässigen beabsichtige (diese Einheit hat für mich
Wirklichkeitscharakter und ist mehr als eine blosse Möglichkeit), sondern weil alle
Aspiranten, Jünger und Eingeweihte bis zur dritten Initiation (wie ich bereits erwähnte)
wie ein Pendel sind, das zwischen zwei gegensätzlichen Polen, Geist und Materie,
schwingt. Ich spreche hier nicht von den widerstreitenden Triebkräften der astralen
Gefühlsregion, die nur illusorische Scheinbilder der wahren Gegensatzpaare sind,
sondern von der prinzipiellen Dualität der geoffenbarten Schöpfung. Ich suche praktische
Gesichtspunkte zu betonen, wie sie der Durchschnittsmensch von klarem Verstand
erfassen kann. Alle Studenten, die Aufschluss und rechtes Verstehen der Wahrheit
suchen, müssen die Unterscheidung von spirituellen und mentalen Wahrheiten, auf die so
oft so viel Gewicht gelegt wird, wenn gewisse Aspekte und Wahrheitsprobleme berührt
werden, fallen lassen. In den Gefilden der sogenannten Verstandeskraft wird das grosse
trennende Prinzip gefunden, aber im selben Bereich wird auch das grosse Einswerden
bewirkt. Hierauf treffen die Worte des Eingeweihten Paulus zu, wenn er sagt (Brief [17]
an die Philipper 2, 5): «Lasset jene Gesinnung in euch vorherrschen, wie sie auch in
Christus war» und er fügt an einer anderen Stelle hinzu, «dass Christus in sich aus zwei
Naturen einen neuen Menschen machte». Durch unterscheidendes ursächliches Denken
wird Theorie formuliert, Wahrheit definiert und die Gottheit verstanden. Wenn wir auf
dem Pfad weiter vorgerückt sind, werden wir überall nur Geist gewahren, dann wird der
Ausspruch des grossen Jüngers H.P.B. eine wirkliche Tatsache in unserem Bewusstsein
werden: «Materie ist Geist auf der untersten Stufe seiner zyklischen Betätigung» und
«Geist ist Materie der siebenten Ebene», der höchsten. Bis heute ist diese Definition nur
eine verstandesmässige Phrase, die lediglich eine
Wahrheit ausspricht, die niemand nachprüfen kann. Alles, was existiert ist der Ausdruck
eines geistigen Bewusstseins, das durch seine innewohnenden Lebenskräfte alle
materiellen Formen vergeistigt. Eine Made oder ein Wurm, der sein kleines Leben in
einem Stückchen zerfallender Substanz erfüllt, ist nicht weniger eine Verkörperung
spiritueller Kräfte als ein Eingeweihter, der sein Schicksal in einer Serie von schnell
veränderten menschlichen Formen erfüllt. Alles ist Gottheit in Manifestation; alles ist ein
Ausdruck Gottes und alles ist eine Spielart empfindender Wahrnehmung und einer
Reaktion auf die Umgebung und daher ist alles eine Ausdrucksform von Bewusstsein.
Die sieben Strahlen sind die erste Differenzierung der göttlichen Dreieinigkeit «Geist -
Bewusstsein - Form» und sie stellen die alles umfassende Grundlage für die Schöpfungen
der Gottheit dar. Die Schriften sprechen von der Wechselwirkung und der Beziehung von
Vater - als Geist - und Mutter - als Materie -, die ein drittes zur Folge haben, den Sohn -
als Aspekt des Bewusstseins. Dieser Sohn, Abkömmling der beiden genannten Aspekte,
wird im esoterischen Sinn als «Der Eine, der an dritter Stelle war, aber in Wahrheit der
zweite ist» genannt. Der Grund für diese Ausdrucksweise ist, dass die beiden göttlichen
Aspekte «Geist-Materie» oder «Substanz durchtränkt mit Lebensimpulsen», zuerst
existierten. Erst wenn diese beiden Kraftfelder ihre beiderseitige Einheit erkannten (man
verstehe, dass diese Phrase notgedrungen dunkel ist), trat der Sohn ins Leben. Der
Esoteriker betrachtet jedoch Geist-Materie als die erste Einheit und folgerichtig den Sohn
als den zweiten Faktor.
[18] Dieser Sohn, der identisch mit göttlichem, in Materie inkarniertem Leben und daher
der Erzeuger der vielartigen und endlosen Formen ist, verkörpert göttliche Qualität. Wir
wollen daher - der Klarheit wegen - die Bezeichnungen: Leben - Qualität - Erscheinung
als austauschbar mit der bekannten Dreiheit: Geist - Seele Körper oder: Leben -
Bewusstsein - Form benützen.
Ich werde den Ausdruck LEBEN gebrauchen, wenn ich den Geist, die Energie, den Vater,
den ersten Aspekt der Gottheit und jenes wesenhafte elektrische Kraftfeuer meine, das
alles erschafft, was existiert, das Ursache und Quelle jeglicher Schöpfung ist und diese
Schöpfung erhält.
Ich werde den Ausdruck ERSCHEINUNG gebrauchen, um Materie, Form und sichtbare
Aussenwelt zu bezeichnen; es ist diese illusorische, täuschende greifbare Formwelt, die
durch «Leben» belebt ist. Das ist der dritte Aspekt, die Mutter, überschattet und
befruchtet vom Hl. Geist (oder «Leben») und vereint mit intelligenter Substanz. Leben
und Substanz rufen in ihrer Wechselwirkung Reibungen hervor. Es ist dieses Feuer durch
Reibung, das Formveränderungen und dauernde Umbildungen erzeugt.
Ich werde den Ausdruck QUALITÄT gebrauchen, um den zweiten Aspekt, den Sohn
Gottes, den kosmischen, in eine Form gebundenen Christus anzudeuten, - eine Form, die
aus der Verschmelzung von Geist und Materie resultiert. Diese wechselseitige
Einwirkung ruft jene psychologische Wesenheit hervor, die wir den Christus (den
«Christos») nennen. Dieser kosmische Christus zeigte uns seine Vollendung - soweit sie
die menschliche Familie betrifft - in der Figur des historischen Christus. Dieses kosmische
Wesen kann in allen menschlichen Formen eine Qualität ins Leben rufen, die im
esoterischen Sinne die «Formen auslöschen» und unsere Aufmerksamkeit derart fesseln
kann, dass sie schliesslich zum Hauptfaktor in allem wird, was existiert. Diese Wahrheit
über Leben, Qualität und Form wird uns in dem Bericht über den Christus aus Galiläa
klar und deutlich vor Augen geführt. Er brachte dauernd den Menschen in Erinnerung,
dass er weder derjenige, der er zu sein schien, noch der Vater im Himmel sei; er wird von
denen, [19] die ihn kennen und lieben, immer nur im Sinne von Qualität zitiert. Er stellte
uns anschaulich die Qualität der Liebe Gottes dar und verkörperte in sich selbst nicht nur
das, was er aus der Qualität der sieben Strahlen in sich aufgenommen hatte, sondern
auch - was nur wenige Gottessöhne tun - ein grundlegendes Prinzip aus dem Strahl des
Sonnenlogos, nämlich die Qualität der Liebe. Diese Besonderheit werden wir eingehender
würdigen, wenn wir den zweiten Strahl, den der Liebe und Weisheit, untersuchen.
Die sieben Strahlen sind demnach Verkörperungen von sieben Typen von Kräften, welche
die sieben Qualitäten der Gottheit dokumentieren. Die sieben Qualitäten wirken sich in
siebenfacher Weise an der Materie und an Formen aus, die sich im ganzen Universum
finden und siebenfach ist wiederum ihre Beziehung zueinander.
In dem geschaffenen Universum und dem inkarnierten Menschen sind Leben - Qualität -
Erscheinung in eine Synthese verwirkt, deren Resultat ein siebenfaches ist; siebenerlei
Grundtypen individueller Formen werden auf allen Ebenen und in allen Naturreichen
vorgefunden. Wir dürfen nicht meinen, dass alle Ebenen, die wir von unserem kleinen
Gesichtswinkel aus als bar jeder Form ansehen, wirklich so sind. Unsere sieben Ebenen
sind nur die sieben Unterebenen der kosmisch-physischen Ebene. Wir wollen uns in
diesem Buch weder mit den Ebenen als solchen befassen, - es sei denn in ihrer Beziehung
zur menschlichen Entwicklung, - noch wollen wir den Makrokosmos über die
Lebensphasen des kosmischen Christus studieren. Wir befassen uns ausschliesslich mit
dem Menschen, wie er auf die drei grossen Gruppen von Erscheinungsformen reagiert:
die Formen der niederen Naturreiche, seine Mitmenschen und die hierarchischen Führer
mitsamt der Welt der Seelen. Die Typen der sieben Strahlen müssen völlig vom
menschlichen Gesichtspunkt aus gesehen werden. Diese Abhandlung beabsichtigt daher,
die neue Psychologie vom Menschen auf dem Verständnis von den sieben Energien und
ihren 49 Differenzierungen aufzubauen, - jenen Energien, die den Menschen beleben und
zu dem machen, was er ist. Später werden wir, wenn wir eine genaue Analyse [20] des
Menschen vornehmen, jeden einzelnen Strahlentypus beschreiben und sehen, wie der
Mensch auf die drei grossen Gruppen reagiert.
Die sieben Strahlen sind die sieben Kraftströme, die von der Urenergie ausgingen,
nachdem (im Schoss der Zeit) dieser Wirbel von Energien in Bewegung kam. Geist und
Materie gerieten in einen gegenseitigen Kraftaustausch und so begann sich das
Sonnensystem zu bilden, - ein Prozess, der schliesslich in ein wirkliches Sein führte. Diese
Idee ist uralt und wahr. Wir finden die sieben Äonen oder die sieben Emanationen
(göttliche Kraftströme) und das Leben und Wesen der sieben «Geister vor dem Throne
Gottes» in den Schriften Plato's und aller Eingeweihten wieder, die in alten Zeiten die
fundamentalen Erkenntnisse festgelegt haben, welche die menschliche Denkweise durch
die Zeitalter hindurch beeinflusst und gelenkt haben. Jene grossen Wesen, die innerhalb
des Sonnensystems tätig sind, zogen jene Substanz zu sich heran, deren sie für
Neuschöpfungen bedurften, und pflanzten sie in jene Formen und Erscheinungen ein,
durch welche sie am besten ihren eigenen Qualitäten Ausdruck verleihen konnten.
Innerhalb ihres Einflussbereiches zogen sie alles an sich, was nun «da ist». Dieses
Aggregat qualifizierter Materie stellt ihren Manifestationskörper dar, genau so, wie das
Sonnensystem der Manifestationskörper der Dreieinigkeit ist.
Man kann diese Idee am besten verstehen, wenn man sich klar macht, dass jedes
menschliche Wesen seinerseits eine Ansammlung von Atomen und Zellen ist, die in eine
Form gegossen sind und dass in dieser Form Organe und Zentren für differenzierte
Lebenskräfte eingebaut sind, die durch Rhythmus und Wechselbeziehungen ihre
Funktionen erfüllen; diese Zentren unterliegen wechselnden Einflüssen und erfüllen
verschiedene Zwecke. Diese sinnvoll gebildeten und belebten Formen stellen ein
einheitliches System, ein zentralisiertes Leben von eigener Qualität dar, das sich in
Anpassung an den jeweiligen Evolutionsgrad betätigt und durch seine Strahlung und
Lebenskraft jedes Atom und jede Zelle, jedes Lebewesen innerhalb des unmittelbaren
Einflussbereiches beeindruckt und gleicherweise jeden Menschen beeinflusst, der zu
anderen in Beziehung tritt. Der Mensch ist ein seelisches Wesen, ein Geschöpf, [21] das
sich durch den Einfluss von Strahlen eine Form schuf und diese mit seinen seelischen
Qualitäten imprägnierte und die für die Umwelt - während des Lebens in der Form - eine
charakteristische Erscheinung ist.
Diese Beschreibung gilt auch für die Lebensgeschichte und die besondere
Erscheinungsform der sieben Strahlen. Gott, die Strahlenkräfte, das Fluidum des Lebens
und der Mensch, - sie alle sind psychologische Wesenheiten und Formbildner. Jedes
grosse kosmische Wesen tritt mittels eines Sonnensystems in Erscheinung. Sieben
Lebenseinheiten mit sieben verschiedenen Krafttypen tun sich durch sieben Planeten
kund. Jedes Lebewesen auf den Planeten wiederholt denselben Manifestationsvorgang:
Leben - Qualität - Erscheinung und in seinem zweiten Aspekt, dem der Qualität, tritt es
als individuelle Einheit zutage. Jeder Mensch ist eine Wiederholung des ganzen
Schöpfungsplanes in Kleinformat; er ist auch Geist, Seele, Körper, - Leben, Qualität,
Erscheinung. Er gibt seiner äusseren Erscheinung die Farbe seiner persönlichen Qualität
und belebt sie mit seinen Lebenskräften. Da alle Formgebilde Eigenschaften zum
Ausdruck bringen und da die kleinere Ausdrucksform in der grösseren enthalten ist, so
ist jede Form in der Natur und jeder Mensch mit einem der sieben Strahlenqualitäten
verknüpft, und die Erscheinung seiner sichtbaren Gestalt ist durch die Eigenart des
Strahles bedingt, zu dem er gehört. Sein physiognomisches Bild ist von der
Strahlenqualität jenes spezifischen Schöpfers gekennzeichnet, aus dessen Kraftstrom er
hervorgegangen war, doch wurde es - in geringerem Grad - auch von den anderen sechs
Strahlwesen mitgeformt.
Wir wollen daher - als symbolische Analogie - die Tatsache einer zentralen Gottheit (fern
unserer Welt und jenseits unseres Sonnensystems, doch dieses während des
Evolutionsprozesses im Innersten zusammenhaltend) voraussetzen, die aus eigenem
Entscheid sich in materielle Formen hüllt und ihren Geist in die Materie versenkt. Dieser
schöpferische Prozess beginnt mit der Aussendung eines Wirbels von Kraftströmen und
so sehen wir zur gleichen Zeit «Gott im Inneren» und «Gott in der Höhe» vor uns. Dieser
Wirbel ist der Beginn des Schöpfungswerkes und er wirkt sich durch jenes Medium aus,
das wir Substanz nennen oder (wenn wir den modernen Ausdruck, der heute der beste
ist, heranziehen) [22] durch das Medium des Raumäthers. Die Wechselwirkung von
Leben und Substanz führt zu einer tiefen Verschmelzung beider. Vater und Mutter
werden eins. Diese Vereinigung der beiden Prinzipien hat eine Eigenschaft, eine Qualität
zur Folge. Durch diese Dreiheit von Leben - Qualität - Form schafft der zentrale
Lebensspender etwas Neues: das Bewusstsein, das Reaktionsfähigkeit ermöglicht; den
Grad dieses Bewusstseins können wir nicht ermessen, denn unser derzeitiges
Evolutionsstadium ist dafür noch zu wenig entwickelt.
Wer diese Abhandlung studiert, muss von Anfang an sich mit diesen vier bestimmenden
Faktoren vertraut machen: Leben - Qualität - Erscheinung - und deren Synthese, die wir
Bewusstsein nennen.
Wir sprechen daher stets von dem, was ausserhalb der Erscheinung steht und sich dieser
Erscheinung bewusst ist. Das setzt voraus, dass es sich seiner materiellen Entfaltung und
dem zufolge einer entsprechenden Wesensäusserung bewusst ist und gleicherweise auch
die seelische Entfaltung wahrnimmt. Ohne diese vierfachen Grundsätze kann man an das
Studium der Strahlen nicht herangehen. Wir erleichtern das Thema sehr wesentlich,
wenn wir uns dazu erziehen, uns selbst als ein exaktes (wenn auch im Augenblick noch
unvollkommenes) Produkt und Spiegelbild dieser ersten vier Schöpfungsfaktoren zu
betrachten. Wir sind mit Leben ausgestattete Wesen, die auf der Weltbühne erscheinen,
eine innere Qualität zum Ausdruck bringen und langsam Licht über den ganzen
Werdeprozess und seine treibenden Kräfte bekommen, je mehr sich unser Bewusstsein
vertieft und dem Bewusstsein Gottes nähert.
3. Aufzählung der sieben Strahlen.
Als ein Teilstück des ursprünglichen Schöpfungsplanes suchte der eine Lebensträger eine
Erweiterung seiner selbst und so gingen die sieben Äonen oder Emanationen aus dem
zentralen Wirbel hervor und hinaus in die Welt und wiederholten dergestalt das
Anfangswerk der Schöpfung in allen Einzelheiten. Sie kamen ins geoffenbarte Dasein,
brachten tätiges Leben zum Ausdruck, das mit der Qualität Liebe ausgestattet und durch
eine äussere Erscheinung begrenzt ist. Dann fluteten sie ins zweite Stadium ihrer
Betätigung und wurden zu den sieben Baumeistern, den sieben Quellen des [23] Lebens,
den sieben Rishis der alten Schriften. Sie sind die ursprünglichen seelischen Baumeister
mit der Fähigkeit, Liebe zu betätigen (was die Vorstellung von Zweiheit in sich schliesst,
denn man muss einen Liebenden und Geliebten, einen Wünschenden und ein
Erwünschtes voraussetzen) und aus dem subjektiven Sein ins objektive Werden
vorzudringen. Wir benennen diese sieben Wesen folgendermassen:
1. Der Herr der Kraft oder des Willens. Dieses grosse Lebenszentrum übt Willensenergie
aus, die aus dem Born der Liebe stammt und benutzt Macht und Kraft als Ausdruck
göttlichen Wohlwollens. Er benützt als Manifestationskörper jenen Planeten, als dessen
Ersatz - im esoterischen Sinne - die Sonne betrachtet wird.
2. Der Herr der Liebe und der Weisheit, der Liebe in ihrem reinsten Wesen verkörpert. Er
steht nach Ansicht der Esoteriker dem Herzen des Sonnenlogos ebenso nahe, wie der
geliebte Jünger dem Herzen des Christus aus Galiläa. Dieses Gottwesen träufelt in alle
Formen die Kraft der Liebe ein, die in der mehr materiellen Form des Verlangens oder
Begehrens zutage tritt. Es stellt das Naturprinzip der Anziehung dar und ist Wächter des
Gesetzes der Attraktion, das die Lebensäusserung des reinen Seins ist. Dieser Herr der
Liebe ist die machtvollste Energiequelle im Bund der sieben Strahlen, da er auf
demselben kosmischen Strahl ist wie die solare Gottheit. Er gibt sich in erster Linie durch
den Planeten Jupiter kund, der sein Manifestationskörper ist.
3. Der Herr der aktiven Intelligenz. Sein Arbeitsfeld ist am stärksten mit der Materie
verknüpft und er betätigt sich zusammen mit dem Herrn des zweiten Strahles. Er ist der
verursachende schöpferische Impuls. Der Planet Saturn ist im Sonnensystem sein
Ausdruckskörper und er verschafft der Menschheit mittels der Materie (mit der guten
Eigenschaft, zu verlangsamen und zu hemmen) ein weites Feld für Versuche und
Erfahrungen.
Ich muss hier einstreuen, dass, wenn ich von einer «Person» spreche und das persönliche
Fürwort benutze, man mich [24] nicht anklagen soll, grosse Kraftströme als Personen im
irdischen Sinne hinzustellen. Ich spreche in Ausdrücken, die eine Wesenheit, kosmisches
reines Sein bedeuten und nicht im Sinne menschlicher Persönlichkeiten. Wir entbehren
noch immer rechter Bezeichnungen; da ich hier Leser unterrichte, die rein
verstandesmässig denken und noch keine Intuition haben oder nur gelegentlich einen
Lichtblick bekommen, bin ich gezwungen, in Vergleichen zu sprechen und Wortsymbole
anzuwenden. Ich möchte ferner erwähnen, dass alle meine Feststellungen sich nur auf
unseren Planeten beziehen und so gehalten sind, dass sie von der Menschheit verstanden
werden können, die auf diesem Planeten grosswuchs. Das wissenschaftliche Thema, das
ich behandle, umfasst nur einen Bruchteil der Leistungen dieser Strahlenwesen; sie alle
haben ihr eigenes Wirkungsfeld, entsprechend dem Zweck ihres Daseins und der
Reichweite ihres Einflusses. Da unsere Erde nicht zu den sieben heiligen Planeten zählt
(und keinem der sieben Strahlen als Manifestationsfeld dient), sind die Vorhaben und
Tätigkeiten der Strahlenwesen nur in einem bescheidenen Umfange mit unserer Erde
verknüpft.
4. Der Herr der Harmonie, Schönheit und Kunst. Dieses Wesen beschäftigt sich in der
Hauptsache mit der Schöpfung von Schönheit (als einem Ausdruck der wahren Natur der
Schöpfung) durch das ungehemmte Wechselspiel von Leben und Form, wie es als
Schönheitsideal in der Vorstellung des Sonnenlogos lebt. Durch welchen Planeten sich
dieses grosse Leben manifestiert, wird nicht bekannt gegeben; aber das sei gesagt, dass
sich seine Tätigkeit in Klängen, Farben und in der Sprache der Musik auswirkt - dem
Idealbild folgend - das der ursprünglichen Schönheitsidee entspricht. Dieser vierte Herr
schöpferischer Wesensäusserung wird seine volle Tätigkeit erst in etwa 600 Jahren
aufnehmen, obwohl der erste schwache Schimmer seines Einflusses bereits heute
wahrnehmbar ist; im nächsten Jahrhundert werden wir das Wiedererwachen
schöpferischer Kunst in all ihren Zweigen und Abarten erleben.
5. Der Herr des konkreten Wissens und der Wissenschaft. Dieser [25] ist ein grosses
Wesen, das mit der Gedankenwelt der schöpferischen Gottheit in enger Verbindung steht,
in ähnlicher Weise wie der Herr des zweiten Strahles mit dem Herzen derselben Gottheit
tief verbunden ist. Sein Einfluss ist zurzeit ein starker, doch nicht so machtvoll, als es
später der Fall sein wird. Durch den Einfluss dieses Strahles entwickelt der Mensch
wissenschaftliche Befähigung; es sind erst Anfänge seiner vollen Tätigkeit zu verspüren.
Sein Einfluss nimmt an Stärke zu, während der des sechsten Wesens jetzt verblasst.
6. Der Herr des Idealismus und der Hingabe. Diese Sonnengottheit ist ein markanter und
charakteristischer Ausdruck der Qualität des Sonnenlogos. Man vergesse nicht, dass in
dem Gesamtplan des vollständigen Universums (nicht nur des einen Universums, das wir
kennen) unser Sonnenlogos qualitativ genau so verschieden und ausgeprägt ist, wie es
die Menschensöhne unter sich sind. Die Kräfte dieses und des zweiten Strahles sind eine
getreue und äusserst wichtige Offenbarung der Gottesnatur. Diese Strahlkraft kämpft
zielbewusst für ein Ideal und widmet sich ausschliesslich den Vorhaben des inneren
Lebensimpulses; dies im Verein mit göttlicher Aufrichtigkeit sind die Qualitäten, die den
ganzen Ausdruckskörper dieser Wesenheit beeindrucken. Fortgeschrittene Esoteriker
debattieren darüber, ob der Planet Mars der Manifestationskörper ist oder nicht. Man
denke stets daran, dass nur einige wenige Planeten als Manifestationsformen den
Strahlenwesen dienen. Es gibt zehn «Planeten der Wesensäusserung» (um eine
Redewendung der alten Rishis zu benützen), aber nur sieben Strahlenwesen werden als
Architekten unseres Universums erachtet. Erst in den höheren Einweihungen wird das
Mysterium der Beziehung eines Strahles zu einem Planeten enthüllt. Daher soll derzeit
niemand versuchen, volle Information zu erhalten. Der Einfluss des sechsten Strahles
verschwindet jetzt mehr und mehr.
7. Der Herr der zeremoniellen Ordnung oder Magie kommt jetzt zur Herrschaft und lässt
seinen Druck langsam, aber sicher fühlen. Sein Einfluss auf die physische Ebene [26] ist
ausserordentlich stark, da eine zahlenmässige Beziehung besteht (zum Beispiel) zwischen
dem Herrn des siebten Strahles und der siebten Ebene, der physischen, ebenso wird die
siebte Wurzelrasse eine völlige Harmonie und vollendete Ausdrucksverleihung von
Gesetz und Ordnung erleben. Das Hereinkommen dieses Strahles ist bis zu einem
gewissen Grad für die derzeitige Tendenz in der politischen Welt verantwortlich, die
Gewaltherrschaft eines Diktators oder einer Machtgruppe zu begünstigen.
Es mag hier von Nutzen sein, über die Strahlen in und ausser Tätigkeit eine kurze
Aufstellung zu geben, wobei ich zu beachten bitte, dass diese Angabe nur diese Erde und
ihre Evolutionszyklen betrifft;
Erster Strahl: nicht tätig.
Zweiter Strahl: in Funktion seit 1575 n. Chr.
Dritter Strahl: in Funktion seit 1425 n. Chr.
Vierter Strahl: kommt nach 2025 n. Chr. langsam in Erscheinung.
Fünfter Strahl: in Tätigkeit seit 1775 n. Chr.
Sechster Strahl: verschwindet rasch. Das Nachlassen setzte im Jahre 1625 n. Chr. ein.
Siebter Strahl: trat 1675 n. Chr. in Aktion.
Dies sind natürlich nur kleinere Zyklen innerhalb des Fischezeichens. Vier Strahlen sind
derzeit in Wirksamkeit - der zweite, dritte, fünfte und siebte.
Es erhebt sich hier die Frage: Wie kommt es, dass zur selben Zeit Menschen aller sieben
Strahlen inkarniert sind? Der Grund ist einleuchtend. Der vierte Strahl ist im Kommen
und der sechste im Gehen, wodurch sechs Strahlen eine Gelegenheit haben, ihre Egos
inkarnieren zu lassen. Vom vierten Strahl sind derzeit jedoch nur wenige Egos auf Erden,
während Egos des sechsten Strahles noch in grosser Zahl existieren; es wird noch etwa
200 Jahre dauern, bis alle Egos des sechsten Strahles ihren Inkarnationszyklus beendet
haben. Was die Egos des ersten Strahles anbelangt, so sind keine reinen Typen des ersten
Strahles auf diesem Planeten inkarniert; alle sogenannten Egos des ersten Strahles
befinden sich auf dem [27] ersten Unterstrahl des zweiten Hauptstrahles, der in voller
Tätigkeit ist. Ein echtes Ego des ersten Strahles in Inkarnation wäre heutzutage ein
Unglück. Die Welt besitzt noch nicht die notwendige Intelligenz und Liebe, um den
energiegeladenen Willen eines Egos vom Zerstörerstrahl im Gleichgewicht zu halten.
So wie die menschliche Familie eine Beziehung zum Logos unseres Planeten hat, was man
am besten so ausdrückt, dass wir Menschen sein Herz und Gehirn sind, ebenso bilden
sämtliche analogen Evolutionsprozesse im ganzen Sonnensystem das Herz und Gehirn
des Sonnenlogos. Intelligente Tätigkeit und Liebe sind die leuchtenden Merkmale eines
hochentwickelten Gottessohnes, während die niedere Sphäre - Geschlechtstrieb und
Begierde - den Durchschnittsmenschen und unentwickelten Gottessohn kennzeichnet.
Die sieben Strahlenkräfte, aus dem zentralen Kraftwirbel geboren, mit Leben und
Qualität begabt, setzen sich aus ungezählten Myriaden von Energieeinheiten zusammen,
denen allen die Aspekte des Lebens eingepflanzt und eingeboren sind, die mit Qualität
ausgestattet und imstande sind, nach aussen in Erscheinung zu treten. In den
Lebensbereichen unterhalb des Menschen erzeugt das Zusammenwirken von Leben,
Qualität und Erscheinung bewusste Reaktion auf die Umgebung, wobei wir mit dem
Worte «Umgebung» alle Lebensimpulse, Eigenschaften und Formen meinen, die in den
sieben Strahlen als Synthese aller Emanationen der Gottheit inbegriffen sind. Im
Menschenreich rufen sie bewusste Wahrnehmung und in der Welt des Übermenschen
eine harmonische, alles umfassende Synthese hervor. Alle menschlichen Monaden, die
durch den Willen und Wunsch eines Strahlenherrn ins Dasein kommen, sind ein Teil
seines Manifestationskörpers. Der Anlage nach bringen sie seine Eigenschaften zum
Ausdruck und treten in die Aussenwelt in Anpassung an den jeweils erreichten Grad der
Weltentwicklung. «Wie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt», doch das ist noch nicht
erreicht, sondern eine Möglichkeit, - denn das Ziel der Entwicklung besteht darin, das
Mögliche zur Wirklichkeit zu machen und das Schlummernde wachzurufen. Das ist es
gerade, was vom Esoteriker erwartet wird: die verborgene Qualität aus dem
embryonalen Ruhezustand hervorzuholen.
4. Die Rolle des Christentums.
Ich habe nun [28] die grundlegenden Voraussetzungen festgelegt und dargetan, dass
jegliches Schöpfungsdetail Ausfluss der göttlichen Urnatur ist, die sich durch drei Aspekte
kundtut, die ich (für die Belange dieser Abhandlung in Anlehnung an die moderne
Terminologie) in die Worte: Leben - Qualität - Erscheinung verdichtet habe. Dies sind
nur andere Namen für den Dreieinigkeitsglauben aller grossen Religionen und sind
sinnverwandt mit der christlichen Wortprägung: Vater, Sohn und Heiliger Geist (alte,
vermenschlichte Bezeichnungen!); mit Geist, Seele, Körper - der derzeit bevorzugten
Ausdrucksweise; und mit Leben, Bewusstsein und Form der indischen Philosophie.
Ich möchte hier die Bemerkung einflechten, dass moderne Denker gut daran tun, wenn
sie sich darüber klar werden, dass das Christentum eine überbrückende Religion ist. Dies
kommt für uns in der Tatsache zum Ausdruck, dass der Meister aller Meister in Palästina
inkarnierte, in jenem Stückchen Land, das mitten zwischen Asien und Europa liegt und
an der Eigenart beider Erdteile teil hat. Das Christentum ist die Religion einer
Übergangsperiode, welche die Epoche der selbstbewussten Existenz mit der Epoche einer
gruppenbewussten Welt verbindet. Es wird bis in jenes Zeitalter aktuell bleiben, in dem
jene Denkart vorherrschen wird, die (bei richtiger Anwendung) als Bindeglied zwischen
konkretem und abstraktem Denken (Verstand und Vernunft) dienen wird. Der alte
Kommentar drückt dies folgendermassen aus:
«Wenn die Stunde kommt, in der das Licht der Seele die Antahkarana (die Brücke
zwischen dem Bewusstsein der Persönlichkeit und dem der Seele, A. A. B.) enthüllt, dann
werden die Menschen an ihrem Wissen erkannt werden und ob ihrer ungestillten
Wünsche hoffnungslos sein; sie werden in die Gruppe derer geteilt werden, die ihr
Dharma erkennen, (die alle ihre Verpflichtungen und Verantwortungen erfüllen wollen)
und in jene andere Gruppe, die nur sieht wie das Karma-Gesetz sich auswirkt; und
gerade aus der Art und Beschaffenheit ihrer Bedrängnis werden sie am Ende Licht und
Frieden finden.»
Das Christentum ist im Prinzip eine Religion, die des Menschen [29] Spaltung zum
Gegenstand hat, die ihm seine Zweiheit vor Augen führt und dadurch die Grundlage für
eine spätere Einheit legt. Das [29] ist ein Übergangswerk, das einem dringenden
Bedürfnis dient und der Menschheit gute Dienste geleistet hat; der Zweck und die
Absichten des Christentums waren bestimmt hohe und es hat sein gottgewolltes Werk
erfüllt. Heute ist es im Begriff abgelöst zu werden, doch ist es noch nicht offenbar, welche
neuere Wahrheitsformulierung die christliche ersetzen wird. Langsam strömt mehr Licht
in des Menschen Leben und in diesem Lichtglanz wird er die neue Religion aufbauen und
die alte Wahrheit in neuem Gewande verkünden. Durch zielstrebiges, lichtvolles Denken
wird er in kurzem Aspekte der Gottheit gewahren, die bisher nicht bekannt waren. Ist
dem Leser jemals der Gedanke aufgestiegen, dass tief in der Form vielleicht noch viele
Qualitäten und Eigenschaften Gottes schlummern, die bisher völlig unbekannt blieben, ja
nicht einmal dunkel geahnt wurden? Eigenschaften, die buchstäblich unerhört sind, für
die uns weder Worte noch sonstige angemessene Ausdrucksmittel zur Verfügung stehen?
Das ist der wahre Sachverhalt. So wie die Bezeichnung «Gruppenbewusstsein» für den
primitiven Menschen in grauer Vorzeit nichts anderes bedeutet hätte, als eine Folge von
sinnlosen Buchstaben, so liegen (knapp unter der Oberfläche unserer manifestierten
Welt) göttliche Eigenschaften und Absichten bereit, die dem Bewusstsein der heutigen
Menschheit ebenso fern liegen, wie dem Vorstellungsvermögen der prähistorischen
Menschheit die Idee eines kollektiven Bewusstseins fern lag. Dieser Gedanke soll uns Mut
geben! Die Vergangenheit ist ein Garant für die unbegrenzte Wissenszunahme in der
Zukunft.
II. Beantwortung [31] gewisser Fragen
1. Was ist die Seele und ihr Wesen?
2. Was ist der Ursprung, das Ziel, der Zweck und der Plan der Seele?
3. Kann die Tatsache der Seele bewiesen werden?
4. Welchen Wert hat das Studium der Strahlen?
5. Was bedeutet: Empfindungsvermögen, Bewusstsein oder Gewahrsein, Energie oder
Licht?
Zweites Kapitel
II. Beantwortung gewisser Fragen
Ich deutete an, dass [33] wir in dieser Abhandlung unser Hauptaugenmerk auf den
mittleren der drei Aspekte, auf Qualität richten würden. Was meine ich damit? Wir
müssten uns dann näher ansehen, was sich durch Form kundgibt, was sich hinter der
äusseren Erscheinung verschleiert und verbirgt, die ein Ausdruck von Leben oder Geist
ist und aus der Wechselwirkung zwischen Leben und Materie hervorgeht. Wenn wir diese
Frage auf den Menschen beziehen, der ein Ebenbild der Gottheit ist und an seine Qualität
denken, so besteht die Antwort aus drei Feststellungen:
1. Ein menschliches Wesen ist, wie bereits gesagt, eine verkörperte Lebenseinheit, die
Qualität ausdrückt und diese Qualität bewusst oder dadurch wahrnimmt, dass sie -
während des fortschreitenden evolutionären Prozesses - auf die Wechselwirkung von
Geist und Materie empfindend reagiert.
2. Der Mensch ist eine Synthese (die einzige vollständige Synthese, die ausser der Gottheit
des Makrokosmos existiert) mit genügender Erkenntnis über sich selbst, die es ihm heute
möglich macht, die Reaktionen auf folgende Dinge klar auseinander zu halten:
a) Auf die Dreiheit (wie das Bhagavad Gita-Epos es nennt) des Erkennenden, des
Erkenntnisgebietes und des Erkennens selber.
b) Auf die wachsende Erkenntnis, dass das Erkenntnisgebiet nur eine Fülle von
illusionären Erscheinungen ist und dass Erkennen oder Wissen als solches ein Hindernis
sein kann, wenn es nicht in Weisheit gewandelt wird.
c) Auf das [34] zunehmend vertiefte Verständnis für den einen oder anderen Abschnitt
der Dreiheit als Zeichen einer Steigerung seines Einfühlungsvermögens.
Dieser Fortschritt weckt das Interesse beim Wissenden und führt zu der Annahme, dass
der Wissende die Seele ist, eins mit der Gottheit, unbegrenzt und ewig und - in Zeit und
Raum - der bestimmende Faktor seiner Existenz als Mensch.
3. Die endlose Vielheit der Formen verbirgt ein inneres Prinzip schöpferischer Synthese.
Der Mensch wird einmal dadurch, dass er durch alle Formen der Naturreiche
hindurchgeht, sieben universale Energiebereiche erkennen; wenn sich das ereignen wird,
dann hat er die Welt innerer Einheit betreten und kann bewusst seinen Weg zu dem
Einen antreten. Er wird zwar noch nicht befähigt sein, in das Bewusstsein der grossen
einzigen Einheit einzudringen, aber er kann am Bewusstsein seines eigenen Strahlgottes,
des Schöpfers seines zeitlichen individuellen Daseins teilnehmen.
Diese drei Themen verlangen eine gründliche Untersuchung. Sie mögen sinnbildlich so
gefasst werden:
o Das Eine Leben. Einheit
o o Die drei grossen Strahlen
Sieben
o o o o Die vier kleineren Strahlen
o Die Einheit in allen Formen
Mit dem Einen Leben wollen wir uns hier nicht befassen. Wir nehmen seine Existenz als
eine grundlegende Wahrheit an und erkennen klar, dass wir uns auf dem Rückweg
befinden und zwar von der primitiven Einheit, die sich mit der Form identifiziert, über
verschiedene Entwicklungsstadien, in denen wir bewusst auf göttliche Einwirkungen
reagieren - bis zur schliesslichen Einswerdung mit dem einen Leben. Das formverhaftete
Bewusstsein muss dem Bewusstsein eines Sohnes Gottes Platz machen, der sich durch
eine Form manifestiert, der sich seines geistigen Wesens bewusst ist und Qualitäten
ausstrahlt. Aber auch diesem Stadium folgen schliesslich noch zwei weitere
Entwicklungsphasen:
1. In der einen tritt eine Ahnung auf, was Synthese im Sinne [35] Gottes ist. Unser
körperliches «Wohlbefinden» kann als die unterste Stufe einer solchen Synthese -
innerhalb der materiellen Sphäre - angesehen werden; wenn dies auch keine Synthese im
eigentlichen Sinne ist, so ist es immerhin ein Symbol einer solchen. Zutiefst handelt es
sich bei dieser Synthese um ein Gefühl harmonischer, beseligender Befriedigung, die auf
der Erkenntnis des einen Seins fusst.
2. In der zweiten Phase steigert sich diese Erkenntnis zu einer intensiveren und freieren
Bewusstheit, die einen Einblick in das Dasein Gottes gestattet, an keine Form gebunden,
aber in einem mysteriösen Sinne noch immer qualitätsbewusst ist.
In der Sprache des Mystikers mag dies so gefasst werden:
«Ich wähle einen Körper. Dieser Körper ist lebendig. Ich kenne das Geheimnis seines
Lebens. Daher kenne ich meine Mutter.»
«Ich mache Gebrauch von einem Körper. Dieser Körper ist nicht identisch mit mir. Ich
diene den Belangen der Gruppe und lebe während dieses Dienstes im Innern des Körpers
in Freiheit, als ein Sohn Gottes. Ich kenne mein Selbst.»
«Ich beseele einen Körper. Ich bin sein Leben und in diesem Leben soll ich Leben sehen.
Dieses Leben ist als Liebe bekannt. Ich trage Gottes Liebe in mir. Ich kenne den Vater und
weiss, sein Leben ist Liebe.»
«Ich bin der Körper, in dem Leben aus Liebe ist. Ich bin das Selbst, dessen Eigenschaft
Liebe ist. Ich bin das Leben von Gott selbst. Ich bin der Sohn der Mutter-Vater-
Vereinigung.»
«Hinter diesen drei lebt der unbekannte Gott. Dieser Gott bin ich.»
Wir wollen zur völligen Klarheit kommen, selbst auf Kosten von Wiederholungen. In
dieser Abhandlung werden wir, obwohl wir die Form streifen und ihr Wesen in Betracht
ziehen wollen, das Hauptgewicht auf das Eigenbewusstsein legen, wie es sich als
Empfindungsfähigkeit, als Bewusstwerden von besonderer Art äussert, die wir
«Bewusstseinsqualität» oder angeborene Eigenart des Bewusstseins nennen. Wir
nehmen immer zur Erklärung die Hilfsdreiheiten zur Hand, die indessen nur
beschreibende Wendungen sind, um die Qualität der jeweils erscheinenden Lebensform
zu illustrieren.
Form #Fähigkeit der Veränderung, bewusstes Reagieren auf Strahlung. Materie.
Eigen-Bewusstsein #Empfindungsfähigkeit. Gewahrsein der Wesensgleichheit. Seele.
Leben #Unveränderlichkeit. Ausstrahlung. Ursache. Ursprung. Geist.
Die manifestierte [36] Synthese all dessen nennen wir Gott, den Isolierten, den alles
Durchdringenden, den Losgelösten und Abgesonderten.
Diese genannten abstrakten Wahrheiten sind schwer zu erfassen müssen jedoch hier zum
Verständnis unseres Fundaments Erwähnung finden. Wir könnten uns sonst der Kritik
aussetzen, dass wir die Wirklichkeit vernachlässigen und nur die Verschiedenheit als
Wahrheit gelten lassen.
Wir wollen nun fünf Fragen erörtern, die ich für den Leser ausgewählt und beantwortet
habe.
Erste Frage. Was ist die Seele? Können wir die Seele und ihre Natur definieren?
Ich will hier nur vier Definitionen geben, die dem Verständnis der späteren
Besprechungen dienen sollen.
A. Die Seele kann beschrieben werden als der Sohn des Vaters und der Mutter (das
Produkt aus Geist und Materie) und ist daher das verkörperte Leben Gottes. Sie kommt
ins Dasein, um die Eigenschaft von Gottes Natur, die wesenhafte Liebe ist, offenbar zu
machen. Dieses formgewordene Gottesleben erzieht die Eigenschaften der Liebe in allen
Formbildungen und offenbart zuletzt den Zweck der ganzen Schöpfung. Das ist für die
Durchschnittsmenschheit die einfachste Umschreibung, ausgedrückt in der Sprache der
Mystik, die sich mit dem Wahrheitsgehalt aller Religionen berührt. Sie ist
begreiflicherweise unvollständig, da darin die Wahrheit nicht zum Ausdruck kommt,
dass alles, was für den Menschen Gültigkeit hat, in gleicher Weise auf das Universum
zutrifft. So wie ein menschliches Wesen, das hier auf Erden erscheint, Eigenschaft und
Absicht (in verschiedener Abstufung) verbirgt, ebenso verhüllt die Summe aller Formen
oder Erscheinungen innerhalb des sogenannten Sonnensystems die Qualität und Absicht
der Gottheit. Erst wenn der Mensch sich nicht mehr von den sichtbaren Dingen der Welt
täuschen lässt und sich vom Schleier der Illusion befreit hat, wird er zu einem
Verständnis für die Qualität des göttlichen Bewusstseins und für die Absicht kommen, die
es enthüllt. Der Weg hierzu ist folgender:
a. Er entdeckt seine eigene Seele, die Frucht aus der Vereinigung [37] des Vaters im
Himmel mit der Mutter oder der materiellen Natur. Letztere ist die Persönlichkeit. Wenn
er die Persönlichkeit entdeckt hat, ergründet er auch die Qualität seiner eigenen Seele
und den Zweck, weshalb er «eine Erscheinungsform angenommen hat.»
b. Er findet dann heraus, dass diese Qualität sich in sieben Aspekten oder
grundsätzlichen Verschiedenheiten äussert und dass diese siebenerlei Qualitäten im
esoterischen Sinne alle Formen in allen Naturreichen imprägnieren und somit die
Gesamtheit der Offenbarungen göttlicher Absichten ausmachen. Dieses Aggregat von
sieben Energien übt durch jeden Einzelstrahl verschiedene Wirkungen aus, die in
verschiedenen äusseren Erscheinungen zu Tage treten. Diese Entdeckung kommt ihm
durch die Einsicht, dass seine eigene Seele von einer der sieben Strahlqualitäten
durchtränkt ist, dass er mit einem bestimmten Strahlzweck übereinstimmt - gleichgültig,
welcher Strahl es im einzelnen ist - und dass er eine ganz bestimmte Art göttlicher
Energie zum Ausdruck bringt.
c. Diese Erkenntnis erweitert sich dann zu einem Verständnis für das gesamte Kräftespiel
der sieben Strahlen. Und wenn er sich auf dem Pfad der Einweihungen befindet, erhascht
er einen Blick von der grossen Einheit, von der er bisher weder eine Vorstellung, noch
eine Empfindung hatte.
Nachdem der Mensch sich seiner selbst bewusst wurde, sieht er klar die Beziehungen der
sieben Strahlenergien zueinander; und aus dieser Erkenntnis lernt er die Dreieinigkeit
verstehen, bis er sich in der letzten (fünften) Einweihung bewusst eins weiss mit den
Absichten Gottes, die allen äusseren Erscheinungen und inneren Qualitäten zugrunde
liegen. Ich möchte hinzufügen, dass höhere Einweihungen als die fünfte noch weitere und
tiefere Schöpfungszwecke enträtseln, als solche, die in unserem Sonnensystem ihre
Erfüllung suchen.
Das Vorhaben unseres manifestierten Logos ist nur ein Teil eines grösseren Programms.
Ich möchte auch erwähnen, dass ein Mensch, der durch das vierte Naturreich geht und
sich auf dem Pfad der Evolution und Bewährung befindet, seine individuelle Seele
kennenlernt und einen Einblick in deren Qualität und Zweck bekommt.
Auf dem Pfad [38] der Jüngerschaft und der Einweihung erhascht er mit einem ersten
flüchtigen Blick Qualität und Zweck seines planetarischen Lebenszentrums und er macht
die Feststellung, dass er selbst ein Teil eines solchen Strahlenherrn ist, der sich durch
einen Planeten manifestiert und einen Aspekt göttlicher Absicht und Energien
verkörpert. Nach der dritten Einweihung sieht er von ferne die Qualität und den Zweck
des Sonnensystems; er erkennt, dass das Leben und die Energie seines Strahles nur ein
Bruchteil eines weit grösseren Ganzen sind. Das sind alles Ausdrucksweisen, um die
aufkommenden Qualitäten und verborgenen Absichten der verschieden hohen, grossen
Lebenseinheiten, die alle Erscheinungsformen als Hülle benützen und sie mit bestimmten
Eigenschaften ausstatten, dem Bewusstsein näher zu bringen.
B. Die Seele kann als Prinzip der Intelligenz betrachtet werden, einer Intelligenz, die
durch Denkvermögen und mentale Bewusstheit gekennzeichnet ist; diese beiden letzteren
erweisen sich als das Vermögen zu analysieren, zu kennzeichnen, zu sondern und zu
unterscheiden, zu wählen oder abzulehnen, - mit all den Bedeutungen, welche diese
Worte besitzen. Solange sich ein Mensch mit seiner äusseren Erscheinungsform
identifiziert, rufen diese Betätigungen des mentalen Prinzips die «grosse Ketzerei der
Getrenntheit» hervor. Es ist die äussere Erscheinung, das Formbild, das ihn fasziniert
und völlig irreführt. Er betrachtet sich selbst als Form und von dieser Selbsteinschätzung
als eine materielle Figur und der Identifizierung seines Ich mit seiner äusseren
Erscheinung geht ein unersättliches Verlangen und Begehren aus. Er fühlt sich dann
identisch mit seinem Wunschkörper und dessen guten und schlechten Gelüsten und er
betrachtet sich und seine Stimmungen, Gefühle und Sehnsüchte als eins, gleich ob sie in
die materielle Welt oder nach innen in die Gedankenwelt und das Reich der Seele
gerichtet sind. Er ist völlig zerrissen durch das Gefühl der Dualität. Später identifiziert er
sich mit einem weiteren Körper, dem Verstandeskörper, der Denknatur. Gedanken
packen ihn so sehr, dass er von ihnen beherrscht, bestimmt und beeinflusst wird; und so
kommt zur Welt der materiellen Erscheinungen und zur Welt der grossen Illusion noch
die Welt der Gedankenformen. Der Mensch ist dann in eine dreifache Illusion verstrickt
und er, das bewusste Leben hinter aller Illusion, beginnt die Täuschungsformen in ein
geordnetes Ganzes unterzubringen, um sie besser zu beherrschen.
So tritt die Persönlichkeit der Seele in Erscheinung. Der Mensch [39] steht nun am Rand
des Bewährungspfads. Er beschäftigt sich mit Eigenschaften und Werten, beginnt das
Wesen der Seele zu entdecken und wendet sich von den äusseren Bildern weg und hin zu
den Eigenschaften jenes Wesens, das die Formen schuf. Diese Gleichsetzung innerer
Qualität für die äussere Form wächst ständig während dieser Zeit, bis die Verschmelzung
von Qualität und Erscheinung, von Energie und Energiespender so vollkommen wird,
dass die äussere Erscheinung den wirklichen Tatbestand nicht länger verbergen kann
und die Seele nunmehr die Oberhand gewinnt. Das Bewusstsein weiss sich nun eins mit
sich (oder mit seinem Strahl) und identifiziert sich nicht mehr mit seiner äusseren
Erscheinung.
Später wird dann die Seele von der Monade verdrängt, und die Monade wird dann zum
wahren verkörperten Zweck.
Dieser Werdegang kann in einfachen Symbolen ausgedrückt werden wie folgt: - o o o
oder o o o oder o o o , Zeichen, welche die getrennten drei Aspekte darstellen sollen. Die
Vereinigung der Aspekte: Erscheinung - Qualität - und Zweck oder Leben hat das
Verschwinden der Erscheinung zur Folge und das Resultat ist das Ende der Existenz in
sichtbarer Form. Denkt ernstlich über die folgende einfache Anordnung dieser Zeichen
nach, denn sie schildern euer Leben und euren Fortschritt:
Der unentwickelte Mensch o o o Erscheinung, Qualität, Leben.
Der Jünger o o - oErscheinung-Qualität . . Leben.
Der Eingeweihte o - o o Erscheinung . . Qualität-Leben. Am Ende alle drei - im Kreis der
Unendlichkeit.
Das trifft zu für den Menschen, für Christus während einer Inkarnation; es ist ebenso
wahr in Bezug auf den kosmischen Christus, der eine Inkarnation Gottes im
Sonnensystem ist. Im Sonnensystem geht ein ähnlicher Verschmelzungs- und
Kombinationsprozess vor sich, auch hier treten die getrennten Aspekte während des
Evolutionsgeschehens zueinander in Beziehung, woraus die Synthese von Erscheinung
und Qualität, und später von Qualität und Zweck resultiert. Es mag hier angemerkt
werden, dass die Hierarchie - als [40] Ganzes - durch das Sinnbild o - o o gekennzeichnet
ist. Die Neue Gruppe der Weltdiener durch das Symbol o o - o und die unentwickelte
Masse durch das Zeichen o o o. Man vergesse indessen nicht, dass in allen drei Gruppen,
genau wie in der Natur, Zwischenstationen existieren, also für jene, die sich auf dem
Übergangsweg zu neuem Werk rüsten.
Die Aufgabe all derer, welche diese Abhandlung von den sieben Strahlen studieren,
besteht darin, Qualität und Erscheinung miteinander zu verbinden; man muss daher das
Wesen dieser Qualität kennen, um eine vollkommene Erscheinung zu formen. In den
alten Regeln, die den Mystikern in der atlantischen Periode anhand gegeben wurden,
finden wir folgende Sätze:
«Der Jünger soll das Wesen seines Herrn der Liebe kennen. Siebenfach sind die Aspekte
von Gottes Liebe; siebenfach die Farben des Einen, wenn er sich manifestiert; siebenfach
ist das Werk, siebenfach sind die Energien und siebenfach ist der Weg zurück zum
Zentrum des Friedens. Der Jünger soll leben in Liebe, und lieben im Leben.»
In jenen Vorzeiten trat kein Gedanke über den Zweck ins Denken der Menschen, da die
damalige Rasse mental unentwickelt und eine solche Entwicklung noch nicht beabsichtigt
war. Bei allen Vorbereitungen für Einweihungen wurde das Gewicht auf die Qualität der
Erscheinung gelegt; der höchste Eingeweihte in jener Zeit war bemüht, nur die Qualität
der Gottesliebe zu verkörpern. Der Plan war noch ein grosses Mysterium. Der kosmische
und auch der individuelle Christus wurde erfühlt und erkannt, doch blieb sein Zweck oder
Ziel unbekannt und ward nicht geoffenbart. Der «edle achtfache Pfad» war unbekannt
und nur sieben Stufen wurden erschaut, die in den Tempel führen. Mit dem Erscheinen
der arischen Rasse begann die Enthüllung des Zwecks und Planes. Der Zweck kann nur
dann dunkel empfunden oder geahnt werden, wenn Qualität die Erscheinung zu
beherrschen beginnt und das Bewusstsein den Impuls erhält, sich durch die Form zu
bekunden.
Ich versuche auf verschiedene Art und Weise, mit Hilfe des symbolischen Gehaltes von
Worten die Bedeutung der Seele verständlich zu machen. Die Seele ist also Gottes Sohn,
ein Spross der Vermählung von Geist mit Materie. Die Seele ist ein Ausfluss des
manasischen Prinzips, des Denkvermögens Gottes; Denk- und Erkenntnisvermögen sind
beschreibende Worte, die das kosmische [41] Prinzip der Liebe, durchflutet von
Gedanken, zum Ausdruck bringen, - eine Liebe, die vermittels der Denkkraft
Erscheinungen ins Leben ruft und so zum Schöpfer der vielen Einzelformen und äusseren
Erscheinungen wird. Die Seele bewirkt auch durch die Qualität der Liebe eine
Verschmelzung von Form und Eigenschaft, von Erscheinung und Bewusstheit.
C. Die Seele ist ein Lichtwesen, das durch eine bestimmte Strahlvibration seine Tönung
erhält (Worte haben hier ihre Grenze und können leicht verwirren); sie ist ein Zentrum
schwingender Energie, das im Innern der Form für die Dauer der Wirksamkeit eines
Strahles seinen Wohnsitz hat. Sie gehört zu einer der sieben Gruppen, die aus Millionen
von Einzelwesen bestehen, die in ihrer Gesamtheit das Eine Gottesleben darstellen. Eben
wegen ihrer Art oder Beschaffenheit ist die Seele in dreierlei Hinsicht bewusst: sie ist
gottbewusst, gruppenbewusst und eigenbewusst. Dieses Eigenbewusstsein kommt
während des körperlichen Daseins eines Menschen zum vollen Durchbruch; beim
Gruppenbewusstsein besteht der menschliche Bewusstseinszustand weiter, aber es
kommt dazu ein Gewahrwerden des - schrittweise entfalteten - eigenen Strahlenlebens.
Diese Bewusstheit ist dann die der Liebe, der Qualität und des Geistes in ihren
verschiedenen Wechselbeziehungen; es ist dies noch kein volles Gottesbewusstsein,
sondern nur ein potentielles, das die Seele nach oben und aussen wachsen lässt, sobald
die Phase des Eigenbewusstseins vollendet und Gruppenbewusstsein voll verstanden ist.
Die Seele besitzt daher die folgenden Bewusstseinsbereiche:
o Bewusstsein über Gott und das Sonnensystem. Einheit.
Die Seele ooo - o Bewusstsein über einen der sieben Strahlen, die ein Inbegriff göttlicher
Qualität sind. Gruppen-Bewusstsein.
Der Aspirant o Eigen-Bewusstsein, das Wissen um die äussere Form. Wechselvolles
Form-Leben.
Aspiranten, die ihrem Studium obliegen und sich für ein Leben des Dienens schulen,
mögen den Status erreicht haben, der durch die gezogene Linie markiert ist. Wer sich
dies innerlich vorstellen [42] kann, sollte diese Linie in rapider Bewegung sehen, wie ein
Rad, das sich dreht, - als Symbol des Lebens, das einem schwingenden Rad vergleichbar
ist.
Ich möchte wiederholen:
1. Die Seele ist Gottes Sohn, hervorgegangen aus der Vereinigung von Geist und Materie.
2. Die Seele ist ein Gefäss für bewusste Denkkraft, für das Bewusstsein von Gottes
eigenen Gedanken, wenn man es so ausdrücken will.
3. Die Seele ist eine Energieeinheit, die mit einem der sieben Strahlenwesen
übereinstimmend vibriert und von diesem besonderen Strahl ihr Licht erhält.
Die Persönlichkeit der Seele ist dazu bestimmt, Liebe zu verkörpern, die mit Intelligenz
gepaart ist und jene «anziehenden» Formen zu schaffen, die solche Intelligenz und Liebe
zum Ausdruck bringen können. Die Seele ihrerseits ist dazu bestimmt, Gottes Absicht und
Willen zu erfüllen und diese verständig für das grosse Schöpfungswerk zu benutzen, das
durch die Kraft schöpferischer Liebe hervorgebracht wurde.
Jeder Sohn Gottes kann sprechen: Ich bin geboren aus des Vaters Liebe zur Mutter, aus
dem Verlangen des Lebens nach Form. Ich bringe daher die Liebe und magnetische
Anziehungskraft der Gottesnatur sowie die Empfindungsfähigkeit dieser meiner
formhaften Natur zum Ausdruck; ich bin also das Bewusstsein selber, das um die
Gottheit und Lebenseinheit weiss.
Jede von Intelligenz erfüllte Lebenszelle kann sagen: Ich bin das Produkt eines
intelligenten Willens, wirke durch intelligentes Tätigsein und schaffe eine Welt neuer
Formen, die der Gottheit liebende Absichten offenbaren oder verhüllen.
Jede vibrierende Energieeinheit kann sagen: Ich bin ein Teil aus Gottes ganzer Fülle, die
in siebenfacher Art die Liebe und das Leben der einen grossen Wirklichkeit zum Ausdruck
bringt; ich trage den Stempel einer der sieben Eigenschaften aus dem Born göttlicher
Liebe in mir und bin für die anderen Eigenschaften empfänglich.
Für die Zwecke unserer Abhandlung müssen wir die Tatsache [43] erfassen, dass die
Welt der Erscheinungen ihre Energie aus der Welt der Qualitäten oder Werte erhält (und
danach vibriert) und dass diese letztere Welt wiederum aus der Welt der Absicht und des
Willens mit Energie gespeist wird.
Wie in der «Geheimlehre» und der Abhandlung über «Kosmisches Feuer» ausgeführt
wurde, ruft das elektrische Feuer des Willens und das solare Feuer der Liebe zusammen
mit dem Feuer durch Reibung die ganze Welt geschaffener und schaffender Formen
hervor. Diese Feuerkräfte gehen nach dem Gesetz der magnetischen Anziehung der Liebe
vor, einem zweckbetonten evolutionären Ziel zu, das für uns gegenwärtig unergründlich
ist. Dieser Zweck bleibt deshalb unerforschlich, weil die «Erscheinung» Begrenzungen
aufweist und so viele beseelte Formen noch nicht auf Qualität reagieren. Wenn der
Mensch einmal über die illusorische Natur der Formenwelt und die verborgene
Lebensqualität mehr weiss und erfasst hat, wird der Zweck, der hinter der
Erscheinungen Flucht ruht, klar zu Tage treten. Schwache Anzeichen sind hierfür
vorhanden. Man kann diese wachsende Erkenntnis in der modernen Tendenz sehen, über
Pläne und Modelle, über Grundrisse und Formulierungen zu diskutieren sowie im
Aufspüren historischer Entwicklungen in nationalen- und Rassenfragen, in Forschungen
über den Menschen und seine Seele. Während wir lesen, nachdenken und das Gelesene
mit Bedacht zu erfassen suchen, erscheinen die schwachen Umrisse des Planes; der volle
Plan in seinen wirklichen Ausmassen kann jedoch erst dann erfasst werden, wenn der
Mensch in seinem Bewusstsein alle seine Begrenzungen überschritten hat und befähigt
ist, in das Bewusstsein unter- und übermenschlicher Regionen einzudringen. Der
Gotteswille, der die treibende Kraft hinter den Schöpfungszwecken ist, kann in seiner
Gänze erst dann begriffen werden, wenn der Mensch sogar den Bewusstseinsgrad des
Übermenschen überschritten hat und in das Meer der Gottheit versunken ist.
Wille oder Lebensenergie sind synonyme (sinnverwandte) Worte, sie drücken etwas
Abstraktes aus, das für sich existiert und mit einer wie immer gearteten körperlichen
Erscheinungsform nichts zu tun hat. Der Wille-zum-Sein kommt von ausserhalb des
Sonnensystems. Er ist identisch mit der alles durchdringenden göttlichen Energie, die mit
einem Bruchteil ihrer Energie das Sonnensystem belebt und dennoch ausserhalb dieses
Systems bleibt. Der Plan und der Zweck betreffen diese von dem Urleben ausstrahlenden
Energien und bringen eine Dualität mit sich: - den Willen oder Lebensdrang, und [44]
zweitens die anziehende magnetische Liebe, die das Resultat des Zusammenprallens der
Willensenergie mit der (schon immer) in Schwingung befindlichen Muttersubstanz des
Weltalls ist. Dies ist das Vorstadium, aus dem die Schöpfung von Formen hervorgeht; der
Gotteswille, der seinen Kraftstrom in dem Ozean des Raumes und des Raumäthers (der
Materie) spielen liess, schuf als erste Differenzierung die drei Hauptstrahlen, die in ihrem
wechselseitigen Energieaustausch die vier kleineren Strahlen ins Leben riefen. Auf diese
Weise manifestierten sich die sieben Emanationen, die sieben Kraftfelder und die sieben
Strahlen. Sie sind die sieben Atemzüge des Schöpfers, seine sieben kardinalen Energien;
sie bahnten sich einen Weg aus dem Kraftzentrum, das aus dem Anprall des
Gotteswillens auf die göttliche Substanz zustande kam, und teilten sich in sieben
Kraftströme. Ihr Einflussbereich bestimmte die Ausdehnung und das Tätigkeitsfeld eines
Sonnensystems und «umriss» die Formgrenzen des inkarnierten kosmischen Christus.
Jeder dieser sieben Ströme oder Energieemanationen war mit einer göttlichen
Eigenschaft, einem Aspekt der Liebe imprägniert und sie alle sind für die letzte
Vollendung des verborgenen und geheimgehaltenen Zweckes vonnöten.
Die Gottheit imprägnierte jenen Strom von Energieeinheiten, den wir den ersten Strahl,
den des Willens oder der Macht nennen, mit ihrem Willen, und der Anprall dieses
Strahles auf den Raumäther ist die Garantie dafür, dass in der Zukunft der mysteriöse
Zweck der Schöpfung mit Gewissheit offenbar werden wird. Dieser Strahl ist von einer
solchen dynamischen Wucht, dass er der Zerstörerstrahl genannt wird. Er ist z.Zt. noch
nicht in Funktion. Er wird nicht eher zur vollen Wirkung kommen, als bis die Zeit für die
ungefährdete Enthüllung des Zweckes gekommen ist. Nur wenige Ausläufer seiner
Energie betätigen sich im Reich der Menschen; wie ich bereits erwähnt habe, befindet
sich bis jetzt noch kein echter Menschentypus des ersten Strahles in Inkarnation. Die
Wirkungskraft dieses Strahles ist hauptsächlich im Mineralreich zu finden, Radium birgt
den Schlüssel zu seinem Geheimnis.
Im Pflanzenreich betätigt sich der zweite Strahl in [45] einer eigenartigen Weise, indem
er unter anderem die magnetische Anziehungskraft der Blumen hervorbringt. Das
Mysterium des zweiten Strahles ruht verborgen in dem Duft der Blumen. Duftstoffe und
Radiumemanationen sind verwandte Phänomene; es sind Ausstrahlungen, die auf Grund
der Einwirkung von Strahlen auf verschiedenartig materielle Substanz zutage treten.
Der dritte Strahl steht in seiner Weise dem Tierreich nahe; er bewirkt das kluge
Verhalten, das wir bei Haustieren höherer Ordnung beobachten können. Was wir als
Radioaktivität und Blumenduft im Mineral- und Pflanzenreich antreffen, tritt im
Tierreich als treue Ergebenheit in Erscheinung, die im Zusammenleben des Menschen mit
Haustieren so charakteristisch ist. Menschen, die in ihrem Leben Anhänglichkeit an
Personen zeigen, würden ihre Ergebenheit schneller veredeln und auf die höhere Stufe
der Liebe zu Prinzipien bringen, wenn sie sich klarmachen würden, dass sie nur die
Treue eines Tieres zur Schau tragen.
Die Wunschgedanken der Gottheit kommen in dem zweiten Strahl, - dem der Liebe und
Weisheit -, zum Durchbruch. Verlangen ist ein Wort, das herabgewürdigt wurde zur
Erklärung der Sucht, sich nach materiellen Werten oder Vergnügungen zu sehnen,
welche die Sinne befriedigen. Es wird zur Erklärung jener Umstände herangezogen, die
das niedere Selbst befriedigen; letzten Endes aber ist Verlangen im Kern identisch mit
Liebe. Verlangen ist die Kraft der Anziehung, die Fähigkeit, das, was man liebt, an sich
und in seinen Bann zu ziehen. Verlangen ist das Band, das eint und ist jenes Prinzip
magnetischen Zusammenhaltens, das aller Schöpfung zugrunde liegt und das all die
Formen ins Licht des Daseins ruft, durch die ein Verlangen befriedigt werden kann.
Dieser zweite Strahl ist vorzüglich der Strahl des angewandten Bewusstseins, der all die
vielen Formen schafft und weiterbildet, die sich im ganzen Universum vorfinden. Diese
Formen sind im wesentlichen Instrumente zur Entfaltung von Empfindung und
Bewusstsein; sie sind empfindende Mechanismus, die auf ihre Umgebung [46] reagieren.
Das trifft für alle Formen zu, vom Kristall bis zum Sonnensystem. Sie wurden geschaffen,
um Verlangen zu befriedigen und als Kontaktmittel zu dienen, so dass Befriedigung auf
immer höheren Stufen gesichert ist. In der menschlichen Familie ruft diese gegenseitige
Beziehung von Leben (das Befriedigung erheischt) und Form (dem Schauplatz der
Erfahrungen) ein Bewusstsein wach, das statt zur Sehnsucht nach Formen zur Liebe für
das Ungeformte hinstrebt, sich weise den Erfahrungen anpasst und bemüht, Verlangen
in Liebe umzuwandeln. Daher ist dieser Strahl ganz besonders der Doppelstrahl des
Sonnenlogos selber, ein Strahl, der alle geschaffenen Formen imprägniert, die
Bewusstseinszellen in allen Formen der Naturreiche lenkt und Bewusstseinsvorgänge
überall dort kontrolliert, wo Entwicklung im Gang ist. Er treibt die Lebensimpulse durch
alle Spielarten von Formen in dem sehnsuchtsvollen Drang, ein inneres Verlangen zu
befriedigen, bis ein Zustand von Wonne und Seligkeit erreicht ist. Dieser Drang und
Ansporn im Verein mit der Wechselwirkung der Gegensatzpaare rief die mannigfachen
bewussten Reaktionen auf gesammelte, wechselvolle Erfahrung hervor, die wir in ihren
Hauptstadien als menschliches und tierisches Bewusstsein klassifizieren und mit
ähnlichen Ausdrücken benennen.
Dieser zweite Strahl ist der Strahl der Gottheit selber, der von den charakteristischen
Aspekten des Verlangens oder der Liebe erfüllt ist. Diese Aspekte rufen alle sich
manifestierenden Erscheinungen hervor, - alle Formen, belebt durch die Lebensessenz,
welche die Qualität bestimmt. Der Vater, als Geist oder Leben bezeichnet, tätigt einen
Willensakt, um sein Verlangen zu befriedigen. Die Mutter, als Repräsentantin der
Materie, fühlt sich angezogen von dem Vater und erfüllt sein Verlangen. Ihre
gegenseitigen Beziehungen veranlassen das Schöpfungswerk und so wird der Sohn
geboren. Er trägt als Erbe vom Vater dasselbe Sehnen nach Wünschen und nach Liebe in
sich und von der Mutter die Lust und Vorliebe, aus Geist und Leben Formen zu schaffen.
Dies ist eine symbolische Erklärung der Erschaffung der Formwelten, ein Prozess, der
durch die Gesetze der Evolution ständig weitergeht, um das geistige Verlangen zu
befriedigen. Wir sehen daher in den zwei grossen Strahlen [47] des Willens und der Liebe
die beiden Haupteigenschaften Gottes am Werk, die unsichtbar hinter all den Myriaden
von Formen wirken. Im Lauf von Äonen werden diese beiden Energien in allen
Erscheinungen vorherrschen und die geschaffene Welt auf das Ziel hinlenken, die
göttliche Natur in hellstem Licht zu offenbaren. Das trifft auf Götter wie auf Menschen
zu.
In der gleichen Weise, wie der Vater dem Sohn seine göttlichen Eigenschaften des Willens
und der Liebe vermacht, so beschenkt auch die Mutter den Sohn. Das ursprüngliche
Vater-Mutter-Erbe wird vermehrt, und die mitgegebenen Qualitäten werden durch eine
weitere Eigenschaft verstärkt, die in der Materie selbst ruht, die Qualität oder der Strahl
der aktiven Intelligenz. Diese ist die dritte göttliche Eigenschaft und vervollständigt,
wenn ich so sagen darf, die Ausstattung der Formen, die auf der Lebensbühne
erscheinen; sie macht die ganze Schöpfung empfänglich und geneigt sowohl für ein
verstandesmässiges Erfassen des wahren Zieles - des Verlangens - als auch für die
intelligent angewandte Technik der Formbildung, um Gottes Schöpfungszweck zu
offenbaren. Der Erkennende (der wissende Mensch) ist der Hüter dieser tiefen Weisheit,
die ihn instand setzt, Gott in seinem Plan zu unterstützen und seinem Willen zur vollen
Auswirkung zu verhelfen. Das Feld des Erkennens oder Wissens ist so beschaffen, dass es
auf die langsam hervorbrechende Willensenergie mit seinen Schwingungen intelligent
reagiert. Wissen (Erkennen) selbst kennt seine eigenen Ziele und arbeitet auf diese Ziele
hin durch Experimente, Wahrscheinlichkeitsformeln, Erfahrungen, Aufwerfen von
Fragen und Aufgehen in Einzelheiten, so dass sich schliesslich Endergebnisse zeigen.
Worte, wie sie hier gebraucht werden, sind Symbole für Ganzheitsfragen, die kosmisches
Geschehen in einer kurzen, aber konstruktiven Wortwahl ausdrücken wollen.
So bringen die drei Strahlen des Willens, der Liebe und der Intelligenz die Formwelt
zustande, beschenken sie mit Eigenschaften und stellen durch das Lebensprinzip - das
Band, das sie alle verbindet - ein weiteres Wachsen sicher, bis die Zeit erscheint, da der
Gotteswille sich als Macht erwiesen hat, das Ersehnte an sich gezogen, die Erfahrungen
einer stufenmässig sich steigernden Befriedigung mit Weisheit ausgewertet und den
Gewinn an Erfahrungen für die Schaffung verfeinerter, schönerer und ausdrucksvollerer
Formen nutzbar gemacht hat, die tiefer und vollständiger die Qualität des Lebens
offenbaren.
Jeder der [48] drei Strahlen besitzt in Zeit und Raum eine doppelte Natur, obwohl nur
der zweite Strahl, vom Standpunkt letzter Abstraktion gesehen, wirklich zweifach ist. In
ihrer zeitweiligen Doppelnatur kann man bei allen dreien das Wechselspiel beobachten,
das wir Ursache und Wirkung nennen.
Erster Strahl: Wille, als Kraftstrom betätigt, tritt als Macht in Erscheinung.
Zweiter Strahl: Liebe, bringt in ihrer magnetischen Natur Weisheit hervor.
Dritter Strahl: Intelligenz, gebunden und schlummernd in Substanz, hat Tätigkeit zur
Folge.
Das Resultat aus der Wechselwirkung dieser drei Hauptstrahlen ist in der Tätigkeit der
vier kleineren Strahlen ersichtlich. In der «Geheimlehre» ist die Rede von den Herren des
Wissens und der Liebe, und wir finden dort auch die Herren der «unaufhörlichen
Hingabe» erwähnt. Um die mystische Bedeutung dieser Namen besser zu verstehen, mag
erwähnt werden, dass der beständige dynamische Wille des Logos durch die Herren der
unaufhörlichen Hingabe zum Ausdruck kommt. Mit «Hingabe» ist hier nicht jene
Eigenschaft gemeint, deren ich an früherer Stelle dieses Buches Erwähnung tat; es ist
vielmehr der Wille Gottes gemeint, der dauernd auf ein bestimmtes Ziel gerichtet ist, ein
Wille, wie er sich in dem Herrn des ersten Strahles personifiziert. Die Herren der Liebe
und des Wissens sind die zwei grossen Wesen, welche die Aspekte der zwei grösseren
Strahlen, diejenigen der Liebe-Weisheit und der schöpferischen Intelligenz verkörpern
und beseelen. Die drei Hauptaspekte stellen den Inbegriff aller Erscheinungsformen dar,
sie verleihen alle Qualitäten und sind die Lebensemanationen, die hinter den
substantiellen Manifestationen wirken. Sie haben in der menschlichen Familie ihre
Parallele in der dreigeteilten Struktur des Menschen, in der Persönlichkeit, Seele und
Monade. Die Monade ist treibender Wille oder Zielstrebigkeit, aber ihr Geheimnis wird
erst nach der dritten Einweihung enthüllt. Die Monade ist Leben an sich; sie ist die Kraft,
die den Fortbestand des Seins verewigt, eine Existenz, die in beharrlicher, nie endender
Hingabe (Devotion) das klar erschaute Ziel verfolgt, das sie sich gesteckt hat. Die Seele ist
eine Wesenheit der Liebe und Weisheit und die Persönlichkeit [49] eine Wesenheit des
Wissens und intelligenter Tätigkeit. Die gegebenen Erklärungen gelten für ein bereits
erreichtes Ziel; sie treffen für den gegenwärtigen Entwicklungsstand nicht zu, da wir
noch nicht in einer End- sondern in einer Zwischenperiode leben. Keiner der drei
Kraftpole des Menschen ist heute in voller Entfaltung, sie werden es jedoch alle eines
Tages sein. Kein Mensch betätigt sich schon als vollkommener Meister der Liebe, aber
viele haben das Ideal vor Augen und suchen es immer mehr zu verwirklichen. Bis jetzt ist
noch niemand ein Herr des unaufhörlichen Willens, niemand kann den Plan der Monade
klar erkennen oder das grosse Ziel klar erschauen, dem wir alle zustreben. Eines Tages
wird es jedoch so weit kommen, denn jeder Mensch besteht der Anlage nach aus diesen
drei Kraftpolen, und einstens wird die Erscheinungsform (die wir die Persönlichkeit
nennen), welche die Wahrheit entstellt und uns vorenthält, die Eigenschaften Gottes voll
offenbaren. Wenn diese Zeit da ist, wird der Schöpfungszweck, den alle Kreatur erfahren
möchte, als wache Vision aufflammen. Dann werden wir erfahren, was die Worte
«Wonne und Seligkeit» bedeuten, und wir werden den Bibelspruch begreifen, warum die
Morgensterne zusammen ein Loblied anstimmten. Freude ist der starke Grundakkord
unseres derzeitigen Sonnensystems.
Von den sieben Grundstrahlen verkörpert einer das Prinzip der Harmonie; es ist der
vierte Strahl, der allen Formen das gibt, was Schönheit bewirkt, und er sucht alle
Auswirkungen, die aus der Welt der Ursachen - dem Reich der drei grossen Strahlen -
hervorquellen, in harmonische Ordnung zu bringen. Dieser Strahl der Schönheit, Kunst
und Harmonie ist der Erwecker jener Qualität, die «Organisation durch Form» schafft.
Im Grunde genommen ist er der Strahl mathematischer Exaktheit und nicht, wie manche
denken, der Strahl des Künstlers. Künstler werden unter allen Strahleneinflüssen
angetroffen, genau so, wie der Ingenieur, der Arzt, der Architekt und der Musiker. Ich
möchte dies klarstellen der vielen Missverständnisse wegen, die in Umlauf sind.
Jeder der grossen Strahlen vermittelt der Menschheit auf seine Art eine Wahrheit, die ein
einzigartiger Beitrag ist. Durch ein System, eine Technik, die von der spezifischen
Strahlenqualität überschattet ist, wird der Mensch in einer einzigdastehenden Art und
Weise höherentwickelt. Ich möchte die Abarten dieses Unterrichts [50] von Gruppen kurz
erläutern:
Erster Strahl: obere Klasse: Wissenschaft der Staatsführung und
Verwaltungswissenschaft.
untere Klasse: moderne Diplomatie und Politik.
Zweiter Strahl obere Klasse: Kurse über Initiation, geleitet von den Meistern der
Hierarchie.
untere Klasse: Religion.
Dritter Strahl obere Klasse: Mitteilungs- und Verbindungswesen: Radio, Telefon,
Telegraf und Reisemöglichkeiten.
untere Klasse: Gebrauch und Nutzniessung von Geld und Gold.
Vierter Strahl obere Klasse: Freimaurertätigkeit nach dem Vorbild der Hierarchie, im
Zusammenhang mit dem 2. Strahl.
untere Klasse: architektonische Bauten. Moderne Städteplanung.
Fünfter Strahl obere Klasse: Die Wissenschaft von der Seele. Esoterische Psychologie.
untere Klasse: modernes Erziehungswesen und Geisteswissenschaften.
Sechster Strahl obere Klasse: Das Christentum und seine Abarten. (Beachte die
Beziehung zum 2. Strahl).
untere Klasse: Kirchen und religiöse Organisationen.
Siebenter Strahl obere Klasse: alle Arten weisser Magie.
untere Klasse: Spiritismus und spiritistische «Erscheinungen» (Phänomene).
Der vierte Strahl ist im wesentlichen der Verfeinerer, der Bewirker von Vollendung
innerhalb der Form und der Haupthandhaber der Energien Gottes, der fürwahr den
Tempel des Herrn, in dem das Licht «wohnt», in seiner wahren tatsächlichen
Beschaffenheit sichtbar macht. So wird denn die Shekina, wo Gott in dem verborgenen
Platz des Tempels wohnt, in vollem Strahlenglanz [51] erscheinen. Darauf zielt ja das
Werk der sieben Baumeister ab. Der vierte Strahl betätigt sich in erster Linie auf der
ersten der formlosen Ebenen, (wenn man von unten nach oben zählt), sein wahrer Zweck
kann erst sichtbar werden, wenn die Seele erwacht ist und wenn das Bewusstsein die
Erkenntnisse entsprechend wahrnehmen und festhalten kann. Die Ebenen oder Sphären,
auf denen sich die Strahlen bei ihrer Betätigung manifestieren, werden in
zahlenmässiger Reihenfolge beeinflusst:
Strahl I: Wille oder Macht #Ebene der Gottheit.
Strahl II: Liebe-Weisheit #Ebene der Monade.
Strahl III: Aktive Intelligenz #Ebene des Geistes, Atma.
Strahl IV: Harmonie #Ebene der Intuition.
Strahl V: Konkretes Wissen #Mentale Ebene.
Strahl VI: Devotion, Idealismus #Astrale Ebene.
Strahl VII: Ordnung durch Zeremoniell #Physische Ebene.
Der fünfte Strahl betätigt sich auf der Ebene, die für die Menschheit grösste Bedeutung
hat, nämlich auf der Ebene der Seele und der Ober- und Unterstufe der Denktätigkeit. In
diesem Strahl ist das Prinzip des Wissens verkörpert und wegen dieser Eigenschaft und
der engen Beziehung zum dritten Strahl der aktiven Intelligenz ist er vielleicht der
wesentlichste für den Menschen, ganz besonders in unserer gegenwärtigen Zeit. Dieser
Strahl, der auch in den Tagen von Lemuria aktiv war, bewirkt Individuation
(Menschwerdung als Einzelwesen) und das bedeutet buchstäblich die Verlagerung des
sich entwickelnden göttlichen Lebens auf eine neue, höhere Bewusstseinsebene. Dieses
Emporgehobenwerden in eine höhere Bewusstseins-Sphäre neigt und führt anfangs zu
Trennung und Eigenwillen.
Der fünfte Strahl ist der Schöpfer der Wissenschaft. Wissenschaft auf ihrem höchsten
Gipfel ist derzeit eine seltene Erscheinung. Wenn Wissenschaft die verschiedenen Aspekte
göttlicher Manifestierung, die wir die Welt der Naturphänomene nennen, untersucht, so
liegt etwas Trennendes in ihren Methoden. Doch Wissenschaft als solche ist eigentlich
nicht separatistisch, denn unter den verschiedenen Disziplinen gibt es nur wenig Streit
und unter ihren Vertretern nur wenig Konkurrenzneid. Hierin unterscheiden sich die
Forscher auf wissenschaftlichem Gebiet grundsätzlich von denen im religiösen Bereich.
Der Grund hierfür liegt darin, dass der wahre Wissenschaftler eine ausgeglichene
Persönlichkeit ist und daher auf mentalen Ebenen, nahe der Seele arbeitet. Wenn die
Persönlichkeit im Vordergrund steht, tritt die untere Region des Denkvermögens [52] in
ihre Rechte, wenn jemand jedoch in Nachbarschaft der Seele lebt (wenn solch ein
symbolischer Vergleich passend erscheint), hört alle separatistische Einstellung auf. Der
religiös gesinnte Mensch befindet sich mitten in der astralen Gefühlswelt und wirkt daher
in einer mehr oder weniger separatistischen Art und Weise, was in diesem
Fischezeitalter, das nun zur Neige geht, ausgesprochen der Fall ist. Wenn ich vom
religiösen Menschen spreche, so meine ich den Mystiker und mystischen Seher, der
wonnevolle Visionen gefühlsmässig empfindet. Ich denke hier also nicht an Jünger oder
Eingeweihte, denn diese besitzen ausser der mystischen Schau auch eine geschulte
mentale Fassungskraft.
Der sechste Strahl der Devotion trägt das Prinzip bewussten Erkennens der Wahrheit in
sich. Ich meine hiermit die Fähigkeit, die ideale Wirklichkeit zu sehen, die hinter dem
Formbild verborgen ruht; hierzu ist ein konzentriertes Aufbringen von innerem Sehnen
und kraftvollen Gedanken erforderlich, um eine Ausdrucksform jener geahnten
Wirklichkeit zu schaffen. Viele Formulierungen von Ideen, welche die Menschen tief
beeindruckt und zu Tätigkeiten angespornt haben, sind dem Einfluss dieses Strahles
zuzuschreiben, und er ist verantwortlich, dass so viel Gewicht auf äussere
Erscheinungsformen gelegt wurde, hinter denen, verschleiert und verhüllt, die wahre
Wirklichkeit lebt. Dieser Strahl ist es in erster Linie, der - bei seinem Kommen und Gehen
im zyklischen Geschehen - das Unterscheidungsvermögen für Erscheinung und Qualität
vertieft hat; diese Lektion der Differenzierung zwischen scheinbarer und wirklicher Welt
wird auf der astralen Ebene erteilt. Es ist daher ersichtlich, wie kompliziert dieses Thema
ist und welch' heftige Gefühlsmomente darin verwickelt sind.
Der siebte Strahl der zeremoniellen oder magischen Ordnung besitzt eine seltsame
Eigenschaft, die das hervorstechende Merkmal jenes Wesens ist, das diesen Strahl
beseelt. Es handelt sich um eine Eigenschaft oder ein Prinzip, das die innere Wahrheit mit
der äusseren sichtbaren Form, dem physischen Körper, in Übereinstimmung bringt.
Diese Tätigkeit spielt sich hauptsächlich auf ätherischen Ebenen ab und hierzu wird
physikalische Energie herangezogen und benützt. Das ist echtes magisches Wirken. Ich
möchte hier einflechten, dass wir eine höchst bemerkenswerte Zeitperiode erleben
werden, voller Enthüllungen und Erleuchtungen, wenn der vierte und siebte Strahl
zusammen in Aktion treten werden. Von dieser Zeit sagt der Spruch, dass dann «der
Tempel des Herrn neuen [53] Glanz bekommen wird und die Erbauer sich zusammen
darüber freuen werden.» Das wird - im spirituellen Sinne - der Höhepunkt
freimaurerischer Tätigkeit sein. Das verlorene Wort wird dann wiedergefunden und vor
aller Welt neu ausgesprochen werden, und der Meister wird sich aufmachen und unter
seinen Bauleuten wandeln, in der Fülle des Glanzes und der Glorie, die aus dem Osten
kommt.
Die Vergeistigung von Formen mag als das Hauptprogramm des siebten Strahles
angesehen werden und eben dieses Prinzip der Verschmelzung, der harmonischen
Angleichung und Übereinstimmung wirkt sich auf ätherischem Grund aus, so oft eine
Seele zur Inkarnation kommt und ein Kind auf Erden geboren wird.
D. Die Seele ist das Prinzip der Empfindung, das allen Geschöpfen der Aussenwelt eigen
ist und alle Formen durchdringt und sie macht das Bewusstsein Gottes selber aus.
Solange die Seele in Substanz eingebettet ist, besitzt sie einfach generelle Empfindung;
doch während ihres evolutionären Aufstiegs schafft sie etwas Neues, nämlich die
Eigenschaft und Fähigkeit, auf Vibrationen der Umwelt zu reagieren. Das ist die
Kategorie von Seele, die man in allen niederen Naturreichen findet.
Wenn die Seele zum Empfindungs- und Reaktionsvermögen noch die Fähigkeit des
Eigenbewusstseins, losgelöst vom Einfluss äusserer Faktoren, hinzuerwirbt, dann tritt
jenes Geschöpf zu Tage, das sich als ein Selbst erkennt; wir nennen es ein menschliches
Wesen.
Wenn die Seele ausser den genannten Qualitäten auch noch das Gruppenbewusstsein
entwickelt, dann erkennt sie die Übereinstimmung oder Verbundenheit mit einer Gruppe,
die sich unter einem bestimmten Strahleneinfluss betätigt und damit tritt der Jünger, der
Eingeweihte und der Meister zu Tage.
Wenn die Seele überdies noch das Bewusstsein eines alles umfassenden göttlichen
Zweckes (des «Planes») erlangt, dann haben wir jenen Seins- und Wissenszustand, der
allen Wesen eigen ist, die sich auf dem Pfad der Einweihung befinden; das betrifft die
Rangordnung der höheren Lebenseinheiten, angefangen vom Jünger höheren Grades bis
zum planetarischen Logos selber. Man vergesse jedoch nicht, dass, selbst wenn wir so
viele Unterscheidungen machen und Unterschiede beschreiben, es doch nur die eine Seele
ist, die sich durch Ausdrucksmittel von verschiedener [54] Leistungsfähigkeit, von
abgestufter Verfeinerung und grösserer oder geringerer Begrenzung am Werk zeigt, in
dem gleichen Sinne, wie der Mensch eine einzige Identität ist, die sich einmal durch den
physischen Körper, ein anderes Mal durch den Gefühlskörper und wieder ein anderes
Mal durch den mentalen Körper betätigt, ja sich gelegentlich als das Selbst erkennt, - ein
seltenes und ungewöhnliches Ereignis für die Mehrzahl der heutigen Menschen.
Jede in Manifestation befindliche Form tut zweierlei:
1. Sie eignet sich so viel von der Natur der Weltseele an oder lässt sich von ihr
durchdringen, als es ihre Aufnahmefähigkeit erlaubt. Jedes Atom der Materie, jedes
Molekül einer Zelle hat seine eigene Seele, gradmässig verschieden von einem Tier; und
ein Tier hat wiederum einen anderen Grad von Seele, verschieden z.B. von der eines
Meisters und so geht die Stufenleiter weiter, nach oben und unten.
2. Aus der Wechselwirkung zwischen der Seele im Inneren einerseits und der äusseren
Form andererseits ergeben sich zwei Folgen:
a. Empfindungsfähigkeit und Qualität äussern sich je nach dem Körpertypus und dessen
erreichter Evolutionsstufe.
b. Die alles durchdringende Seele treibt den Körper und seine Ausdrucksmittel zu
Tätigkeiten an und zwingt ihn zum Fortschritt; so tut sich für die Seele ein grosses
Erfahrungsfeld auf und dem Körper wird ein Tor zu den höheren Impulsen der Seele
geöffnet. Hierdurch wird die Schule der Erfahrungen bereichert, und die Seele kann die
Technik, Kontakte zu schaffen, völlig meistern, was ihr angestrebtes Ziel im Rahmen
einer individuellen Form ist.
Von diesem Standpunkt aus gesehen ist die Seele ein Aspekt des Körpers, denn sie lebt in
jedem Einzelatom in den Körpern aller Naturreiche. Die subtile, zusammenhängende
Seele, die aus der Verbindung von Geist und Materie stammt, existiert als Wesenheit
auch unabhängig von der Struktur des Körpers und bildet (wenn vom Zellaggregat
losgelöst, den ätherischen Körper, auch Duplikat oder Gegenstück des physischen
Körpers genannt. Der ätherische Körper ist also die Summe der Atomseelen, die den
physischen Körper ausmachen. Er ist die Form im wahren Umriss; er stellt das Prinzip
der Kohäsion dar, das in jeder Form waltet.
In der Beziehung zum Menschen ist die Seele das manasische [55] Denkprinzip in seinen
zwei Abarten oder anders ausgedrückt: Das Denkvermögen, das sich in zwei Richtungen
betätigt. Wenn der menschliche Körper genügend verfeinert und entwickelt ist, werden
diese beiden Denkweisen wahrgenommen und bilden einen Teil der menschlichen
Fähigkeiten:
1. Das niedere konkrete Denkvermögen, der mentale Körper, die «Chitta» oder der
Gedankenstoff.
2. Das höhere spirituelle oder abstrakte Denkvermögen.
Diese beiden Seelenaspekte, zwei grundlegende Qualitäten der Seele, bringen das
Menschenreich ins Dasein und befähigen den Menschen, sowohl mit den unteren
Naturreichen als auch mit den höheren spirituellen Regionen in Verbindung zu treten.
Der erstgenannte Aspekt, die Qualität der konkreten Denkkraft, besteht der Anlage nach
in jedem Atom und in jeder Form aller Naturreiche. Er ist ein Teil der Eigennatur jedes
Körpers, gehört zu ihm und ist als entwicklungsfähige Anlage in der ganzen Natur
vorgesehen; er ist die Grundlage der Bruderschaft, die Basis für absolute Einheit, für
universellen Zusammenschluss und für den Zusammenhang der ganzen
Gottesschöpfung. Der andere, höhere Aspekt ist das Prinzip des Wissens um das eigene
Selbst; wenn dieses Prinzip zusammen mit dem unteren Aspekt in Aktion tritt, dann
resultiert hieraus das menschliche Eigenbewusstsein. Wenn die Kräfte des unteren
Aspektes die Erscheinungsform in den niederen Naturreichen erfüllt und durchdrungen
haben und wenn sie diese Formen und deren Empfindungsfähigkeit durch ihre
Einwirkung derart verbessert haben, dass grössere Verfeinerung und stärkere
Empfindung die Folge sind, dann wird die Schwingung so wirkungsvoll, dass höhere
Kräfte angezogen werden und eine Verschmelzung, ein Einswerden erfolgt. Dies ist ein
ähnlicher Vorgang wie bei der ersten Vereinigung von Geist und Materie, welche die
Welten ins Dasein rief, nur spielt sich hier die Wiederholung auf einer höheren Stufe ab.
So kommt die menschliche Seele ins Leben und kann ihre lange Laufbahn beginnen. Sie
ist nun ein abgesondertes oder Einzelwesen.
Man gebraucht das Wort «Seele» auch als Zusammenfassung der dreigeteilten Natur
unserer psychischen Konstitution - des vitalen, ätherischen Körpers, des Trägers für
Gefühle und der Gedankenbaustoffe. Doch sobald das menschliche Stadium erreicht ist,
ist sie noch mehr. Dann ist «Seele» eine spirituelle Wesenheit, ein [56] physisches
Geschöpf mit Bewusstsein, ein Gottessohn, der Leben, Qualität und Erscheinung sein
eigen nennt, eine einzigartige Manifestierung - in Zeit und Raum - der drei Abarten der
Seele, wie wir sie gerade skizziert haben:
1. Die Seele aller Atome, aus denen die materielle Erscheinungsform besteht.
2. Die persönliche Seele, jenes subtile Gesamtaggregat, das wir die Persönlichkeit
nennen, die sich aus den relativ immateriellen Körpern - dem ätherischen oder vitalen,
dem astralen oder emotionalen und dem niederen mentalen Apparat zusammensetzt.
Diese drei Träger teilt die Menschheit mit dem Tierreich, soweit Vitalität,
Empfindungsfähigkeit und mögliches Denkvermögen in Frage stehen; mit dem
Pflanzenreich, was Vitalität und Empfindungsfähigkeit anbelangt; und mit dem
Mineralreich, was Vitalität und mögliche Empfindung betrifft.
3. Die Seele ist endlich ein spirituelles Wesen, hervorgegangen aus der Vereinigung von
Leben mit Qualität. Wenn alle drei sogenannten Seelen vereint sind, haben wir einen
Menschen.
So sind denn im Menschen: Leben, Qualität und Erscheinung oder Geist, Seele, Körper
durch das Medium der materiellen Form miteinander vereint und verbunden.
Die wissenschaftliche Aufteilung dieser verschiedenartigen Aspekte hat viel Interesse
erweckt, aber die zu Grunde liegende Synthese wurde übersehen und unbeachtet
gelassen. Gewiss sind alle Formgebilde Differenzierungen der Seele, aber diese Seele ist
eine Weltseele, wenn wir sie im spirituellen Sinne studieren und betrachten. Wenn wir sie
nur von der Formseite aus ansehen, finden wir nichts anderes als Verschiedenartigkeit
und Absonderung. Wenn wir sie jedoch von dem Blickpunkt des Bewusstseins oder
bewussten Reaktionsvermögens untersuchen, dann sehen wir den Hintergrund einer
kosmischen Einheit. Wenn das Stadium des Menschen erreicht ist und wenn sich das
Eigenbewusstsein mit dem Empfindungsvermögen der Formen und mit dem winzigen
Bewusstsein des Atoms verbinden, dann beginnt im Denken die Vorstellung von einer
möglichen inneren Einheit schwach zu dämmern. Wenn das Stadium der Jüngerschaft
erreicht ist, beginnt der Mensch sich als ein fühlendes Teilstück eines fühlenden Ganzen
zu sehen und stellt sich langsam auf Zweck und Absicht dieses Ganzen ein. Er erfasst
nach und nach diesen Zweck, indem er sich bewusst in [57] den Rhythmus des Weltalls
einfügt, von dem er ein winziger Teil ist. Wenn höhere Stufen und höchst verfeinerte
Formen möglich werden, dann taucht der Einzelne im Urgrund unter; der Rhythmus
dieser grossen Allheit zwingt das Individuum zu einheitlicher Teilnahme am
Ganzheitszweck, wobei sein Eigenbewusstsein als Individuum unangetastet bleibt, und
diese Erkenntnis bereichert den eigenen Beitrag, den er nun verständnisvoll und aus
freiem Willen leistet; die Form ist demnach nicht nur ein Teil des Ganzen, (was immer
und unvermeidlich so war, selbst wenn der einzelne es nicht wusste), sondern der
bewusste Denker kennt nun Bewusstseinseinheit und Lebensverbundenheit als Tatsache.
Wir haben daher bei unserem Studium drei Faktoren zu berücksichtigen:
1. Die Synthese des Lebens: Geist.
2. Die Einheit des Bewusstseins: Seele.
3. Die Integration der Formen: Körper.
Diese drei Faktoren sind stets eine Einheit gewesen, der Mensch in seinem begrenzten
Bewusstsein hat es nur nicht gewusst. Diese drei Faktoren klar zu erkennen und sie zur
bestimmenden Grundlage der Lebensführung zu machen, ist für den Menschen das
Hauptziel seiner ganzen Erfahrung auf dem Wege der Entwicklung.
Wir wollen nun - notgedrungen in Symbolen - die Weltseele betrachten, die mit dem
Bewusstsein des Logos identisch ist, der unser Universum schuf. Wir wollen als gegeben
annehmen, dass Gott alle Formen seines Sonnensystems mit Leben durchdringt und dass
er sich über seinen Schaffensprozess, sein Werkprojekt und sein Ziel voll bewusst ist.
Dieses Sonnensystem ist eine sichtbare Schöpfung, aber Gott selbst bleibt transzendent
(jenseitig oder übersinnlich). Er ist immanent (innewohnend) in allen Formen, doch lebt
er selbst fernab und in Zurückgezogenheit. So wie ein denkender, intelligenter Mensch
mit Hilfe seines Körpers wirkt und handelt, doch in erster Linie im mentalen Bewusstsein
oder in der Gefühlswelt lebt, ebenso residiert Gott fern seiner Welt, zurückgezogen in
seiner Geistnatur; die Welt, die er erschaffen und mit seinem Leben durchdrungen hat,
geht ihren Gang weiter, dem Ziel zu, für das sie [58] geschaffen wurde. Im Bereich seines
Schöpfungswerkes finden grössere Seinsbetätigungen statt; hier finden wir die
verschiedenen Stadien des Bewusstseins und Bewusstwerdens sowie alle Grade
gefühlsmässiger Resonanz. Sogar in der Symbolik der menschlichen Form haben wir
Organe für unterschiedliche Wahrnehmung wie: Haare, innere Körperstruktur,
Nervensystem, Gehirn sowie den ganzen Aufnahme-Apparat (der Gefühle und Gedanken
registriert), den wir das menschliche Selbst nennen. In der gleichen Weise tut sich die
Gottheit im Bereich des Sonnensystems durch eine weite Skala von
Bewusstseinssymptomen kund.
Da existiert ein Körperbewusstsein; da vermeldet ein Sinnesapparat die Geschehnisse
der Umwelt; da werden Stimmungen, Eigenschaften, Reaktionen aus der Welt der Ideen
bewusst verarbeitet; da wird auf einem höheren Bewussteinsniveau der Plan und Zweck
der Schöpfung erfasst; und da gibt es ein Bewusstsein, das um das Leben (als Essenz)
weiss.
Es ist interessant, im Zusammenhang mit der Gottheit darauf hinzuweisen, dass die
Sinnesreaktion auf die Umwelt die Grundlage für die gesamten astrologischen
Beziehungen, für die Auswirkungen von Konstellationen im Sonnensystem und für den
Kraftaustausch von Planet zu Planet ist.
Mit Bezug auf den Menschen lässt sich alles folgendermassen zusammenfassen:
Die Formnatur des Menschen reagiert in ihrem Bewusstsein auf Gottes Formnatur. Das
äussere Gewand der Seele (in physischer, vitaler und psychischer Hinsicht) ist ein Teil
von Gottes äusserem Gewand.
Die Seele des Menschen, die sich ihrer selbst bewusst ist, steht in Verbindung mit der
Weltseele. Sie ist ein Wesensteil der Seele des Universums und kann daher die bewusste
Absicht der Gottheit erkennen; sie kann einsichtig und verständnisvoll mit Gottes Willen
zusammenarbeiten und daher am Evolutionsplan mitwirken.
Des Menschen Geist ist eins mit dem Gottesleben und dieser Geist lebt tief verborgen in
seiner Seele, so, wie seine Seele im Körper wohnt.
Dieser Geist wird einstmals mit dem jenseitigen Gott in Verbindung treten und jeder
Gottessohn wird dann seinen Weg zu dieser [59] fernen weltabgewandten Residenz
finden, wo Gott ausserhalb des Sonnensystems lebt.
Mit diesen Worten soll die Idee einer Ordnung, eines Planes, eines universalen
Zusammenhanges zum Ausdruck gebracht sowie dargetan werden, dass jedes Teilstück
in dem Ganzen seinen angestammten Platz hat und jedes Fragment zum gesamten
Kosmos gehört.
Wir wollen nun die zweite Frage beantworten und wollen wieder daran denken, dass wir
nur in symbolischen Worten das Problem angehen können, was Gottes Zwecke dem
Wesen nach sind. Ich schreibe für einfache Aspiranten und kann daher die Tiefe der
Wahrheit solange nicht vermitteln, solange sie nicht einen vollen Seelenkontakt erlangt
haben oder wenigstens einen stärkeren Seelenrapport besitzen als heute. Wer sich jedoch
bemüht, das mit Worten Unerklärbare zu erfassen, ruft ein Herabströmen abstrakten
oder intuitiven Denkvermögens hervor, was wiederum die Gehirnzellen belebt und
entfaltet; dadurch wird die Fähigkeit gesteigert und gefestigt, im «geistigen Sein» zu
stehen; dann wird es möglich sein, das Unbeschreibliche zu erfassen und in seiner
Kraftfülle zu leben.
Zweite Frage: Was ist der Ursprung, das Ziel, der Zweck und der Plan der Seele?
Die sieben Strahlen stellen in ihrer Summe Gottes Bewusstsein, das universale
Denkvermögen dar; man könnte sie als sieben denkbegabte Wesenheiten ansehen, die
den Weltplan Gottes zur Ausführung bringen. Sie verkörpern göttliche Absicht, bringen
die erforderlichen Eigenschaften zur Verwirklichung dieser Absicht zum Ausdruck,
erschaffen die Formen und sind selbst die Ausdrucksformen, durch die Gottes Weltidee
zur Vollendung heranreift. In symbolischer Sprache kann man sie als Gehirn des
himmlischen Menschen bezeichnen. Sie entsprechen den Gehirnventrikeln, den sieben
Hirnzentren im Inneren des Gehirns, den sieben Kraftzentren und den sieben
Hauptdrüsen (des endokrinen Systems), welche die Qualität des physischen Körpers
bestimmen. Sie sind die bewussten Vollstrecker [60] der göttlichen Absicht; sie sind die
sieben Atemzüge, die alle Formen beleben, die von ihnen geschaffen wurden, um den
Weltplan durchzuführen.
Es mag das Verständnis über die Beziehung der sieben Strahlen zur Gottheit erleichtern,
wenn wir uns die Tatsache vor Augen halten, dass der Mensch selbst (als Ebenbild
Gottes) ein siebenfaches Wesen ist, das für sieben Bewusstseinsarten befähigt ist, die den
sieben Prinzipien oder Grundqualitäten entsprechen, die ihn die sieben Ebenen erkennen
lassen, auf denen er bewusst oder unbewusst lebt. Er trägt in allen Stadien seiner
Existenz eine siebenfache Natur in sich, aber sein Ziel ist, sich all dieser Seinszustände
bewusst zu werden, zu lernen, alle Eigenschaften bewusst auszudrücken und sich frei und
ungehindert auf allen Ebenen zu betätigen.
Die sieben Strahlenwesen erkennen - im Gegensatz zum Menschen - in voller Bewusstheit
den Zweck des Weltalls und den Plan, der hier zugrunde liegt. Sie sind in «steter tiefer
Meditation» und haben durch ihr fortgeschrittenes Entwicklungsstadium den Punkt
erreicht, wo sie «sich zur Erfüllung getrieben fühlen». Sie sind sich ihrer selbst voll
bewusst und besitzen Gruppenbewusstsein; sie sind die Gesamtheit oder Summe des
universalen Denkvermögens; sie sind «wach und aktiv». Es ist für uns müssig, über ihr
Ziel und ihren Existenzzweck zu spekulieren, denn was für den Menschen die höchste
Stufe der Vollendung ist, ist für sie die unterste. Diese sieben Strahlen, Atemzüge oder
himmlischen Menschen haben die Aufgabe, in harter Arbeit die Materie für die Absichten
Gottes zu unterjochen; das Ziel ist - so weit es jemand erahnen kann - die materiellen
Formen dem Spiel des Lebensaspektes dienstbar zu machen, um so jene Qualitäten zu
erzeugen, die den Willen Gottes zur Enderfüllung bringen. Sie stellen daher die
Gesamtheit aller Seelen im Sonnensystem dar und ihrer Tätigkeit entspringen alle
Formen; je nach Art und Beschaffenheit der Form ist auch der jeweilige
Bewusstseinsgrad.
Der Aspekt des Lebens oder des Geistes fliesst durch die sieben Strahlen und in zyklischer
Folge durch jedes Naturreich und bringt dadurch alle Bewusstseinsgrade in allen
Schöpfungsbereichen hervor.
Leser, welche diese Abhandlung studieren, müssen die Hypothese [61] gelten lassen, dass
jedes menschliche Wesen durch den Impuls irgend eines Strahles ins äussere Leben
gerufen und von dessen besonderer Qualität durchtränkt wurde; diese Qualität bestimmt
die äussere Erscheinung des Menschen, weist ihm den Weg, den er gehen sollte und
befähigt ihn (bei der dritten Einweihung), den Zweck seines Strahles zu erfassen und
dann dafür mitzuarbeiten. Nach der dritten Einweihung beginnt der Mensch die
gemeinsame Absicht oder Zielsetzung zu verstehen, auf die alle sieben Strahlen
hinarbeiten. Da indes diese Abhandlung für Aspiranten und Jünger, nicht aber für
Eingeweihte des dritten Grades geschrieben ist, hat es wenig Zweck, über dieses Endziel
Worte zu verlieren.
Die Seele des Menschen ist eine Verbindung von materieller Energie, die mit der Qualität
intelligenten Bewusstseins ausgestattet ist, mit geistiger Energie, die ihrerseits ihre
Eigenart durch einen der sieben Strahlen erhält.
So kommt ein Mensch, ein Sohn Gottes ins Leben, verpflanzt in ein Formgehäuse und hält
(wie der alte Kommentar es ausdrückt) mit der einen Hand das Felsgestein materieller
Substanz umklammert, während die andere in einem Meer von Liebe steckt. Eine alte
Schrift drückt dies folgendermassen aus:
«Wenn die rechte Hand des inkarnierten Menschen nach der Blume des Lebens langt und
sie für seine Zwecke pflückt, bleibt seine Linke leer.»
«Wenn die rechte Hand des inkarnierten Menschen nach der goldenen Lotosblume der
Seele langt, senkt sich die Linke hinab, um die Blume des Lebens zu suchen; aber er
begehrt diese letzte nicht aus Eigennutz.»
«Wenn die rechte Hand die goldene Lotosblume fest umfasst hält und die linke Hand die
Blume des Lebens ergreift, entdeckt der Mensch, dass er eine siebenblättrige Pflanze ist,
die auf Erden und auch vor dem Thron Gottes blüht.»
Die Absicht der Gottheit, wie sie dem Schöpfer bekannt ist, bleibt allen, ausser
Eingeweihten hoher Grade, völlig unbekannt. Das Vorhaben eines Strahlenwesens aber
kann erspürt und definiert werden, soweit es natürlich die Grenzen des
Menschenverstandes und unzulängliche Worte zulassen. Die planvolle Tätigkeit eines
jeden Strahles imprägniert jede Form, die sich im Bereich seines manifestierten Körpers
befindet, mit seiner Qualität.
Wir kommen nun zu einer sachlichen Feststellung, die man auf Grund von
Schlussfolgerungen annehmen muss, weil sie nicht beweisbar ist. Alle Strahlenherren
schaffen sich [62] einen (sichtbaren) Manifestationskörper, so dass also sieben Planeten
entstanden. Es sind dies folgende:
Die Sonne (als Deckmantel für Vulkan)
Jupiter
Saturn
Merkur
Venus
Mars und
der Mond.
Die Energien dieser sieben grossen Wesen sind jedoch nicht bloss auf eine planetarische
Tätigkeit beschränkt, ihre Kraftströme schwingen vielmehr durch das ganze
Sonnensystem, genau so, wie die Lebensimpulse des Menschen - seine Lebenskräfte, seine
Wunschtriebe und seine Gedankenenergien - durch seinen Körper strömen, alle Organe
betätigen und ihn befähigen, seine Absicht zu erfüllen, sein Leben zu leben und das Ziel zu
erreichen, dessentwegen er seinen Ausdruckskörper schuf.
Alle sieben Naturreiche reagieren auf die Energiestrahlung irgendeines Strahlenwesens.
Alle sieben Ebenen tun das gleiche; jedes siebenfach ausgestattete Geschöpf schwingt im
Wellenbereich einer der sieben Urenergien aus den ersten Schöpfungstagen, denn die
sieben Strahlen führen jenen Werdeprozess herbei, der allen Formen ihre begrenzte
Einflusszone zuweist. Sie sind die Faktoren, die allen Dingen Mass und Ziel setzen und
wenn ich dies sage, so meine ich damit das Walten von Gesetzen. Gesetz ist der Wille der
sieben Gottheiten, der die Substanz beeindruckt und ausprägt, um durch den
Evolutionsprozess eine bestimmte Absicht zu erreichen.
A. Die Strahlen der drei Aspekte.
Wir wollen nun den Zweck der Strahlen an Hand eines alten Lehrfragmentes illustrieren,
das aus Blättern besteht, die so alt sind, dass die Schrift immer unleserlicher wird. Ich
gebe eine Übersetzung in moderner Sprache, obwohl hierdurch viel verloren geht.
Die erste Absicht der Gottheit
Erster Strahl. Wille oder Kraft.
Hinter [63] der heiligen zentralen Sonne, verborgen in ihren Strahlen, lebt eine Form. Im
Innersten dieser Form glüht ein Kraftfeld, das noch nicht in Schwingung ist, sondern
seinen Glanz als elektrisches Licht aussendet.
Wildlodernd sind seine Strahlen. Es verbrennt alle Formen, lässt aber das innere
Gottesleben unberührt.
Von dem Einen, welcher der Siebenfache ist, ertönt ein Wort. Dieses Wort hallt durch die
feurige Essenz und wenn es in dem Bereich der Menschen ertönt, nimmt es die Form
einer Bekräftigung an, eines verkündeten Machtspruches der Zustimmung. So wird der
lebenden Muttersubstanz der Gedanke des . . . (hier folgt der geheimgehaltene
unaussprechliche Name des Strahles) aufgedrückt.
Lass treibende Kraft, elektrisches Licht die Vergangenheit aufdecken, die gewordene
Form zerstören und das goldene Tor öffnen. Dieses Tor lässt den Weg sehen, der zum
Mittelpunkt führt, wo der Eine seinen Wohnsitz hat, dessen Name im Umkreis unseres
Sonnensystems nicht vernommen werden kann.
Sein blaues Festgewand verhüllt seinen ewigen Entschluss, doch im Sonnenauf- und
-Niedergang wird sein Gestirn rotglühend sichtbar.
Sein Wort ist Macht. Sein Licht elektrisch. Der Blitz ist sein Symbol. Sein Wille ruht
verborgen im Ratschluss seiner Gedanken. Nichts ist offenbar.
Seine Macht wird verspürt. Die Menschensöhne, die seine Macht fühlen, senden in die
äussersten Lichtgrenzen eine Frage:
Wozu diese blinde Gewalt? Warum Tod? Warum dieser Zerfall von Formen? Warum die
Vernichtung der Kraft, die zusammenhält? Warum Tod, oh mächtiger Gottessohn?
Kaum hörbar kommt die Antwort: Ich besitze die Schlüssel zum Leben und Tod. Ich binde
und löse wieder. Ich, der Zerstörer, bin.
Dieser Strahlenherr ist noch nicht in voller Tätigkeit, höchstens, dass er Zerstörung ins
Werk setzt und Zeitzyklen zum Abschluss bringt. Es gibt viel weniger Monaden der
Macht als andere Monaden. Egos (= Seelen) auf diesem Machtstrahl existieren jedoch in
grösserer Zahl. Sie sind durch einen dynamischen Willen gekennzeichnet und ihre Macht
wirkt sich in der menschlichen Familie als zerstörende Kraft aus; aber letzten Endes ist es
ein Zerstörungswerk, das Befreiung bringt. Wenn wir Egos und Persönlichkeiten [64] des
ersten Strahles näher studieren, werden wir sehen, dass sich Tod und Zerstörung durch
ihr Werk zieht und hieraus erklärt sich die scheinbare Grausamkeit und kalte Natur ihrer
Entscheidungen. Formen zählen bei Typen vom ersten Strahl nicht; sie bringen durch
ihre Energie die Form zum Sterben, leiten aber dadurch grosse Perioden von zyklischem
Pralaya ein (Zeiten, in denen alle Formen verschwinden und absorbiert werden, eine
Periode der Verdunkelung oder Untätigkeit). Der erste Strahl ist der Meister des
Todesdramas in allen Naturreichen; er bringt die Zerstörung von Formen, wodurch
Kraft freigesetzt und der «Eintritt ins Licht durch die Pforte des Todes» möglich wird.
Die Absicht des Herrn vom ersten Strahl ist die, sich hinter seine sechs Brüder zu stellen
und wenn diese ihren Zweck erreicht haben, die erbauten Formen dann zu zerstören. Er
führt dies in der Weise durch, dass er seine starke Energie durch ihre Körper schickt, und
ihre vereinten Kräfte führen zur Auflösung; so kehren die Elemente zu dem Kraftzentrum
zurück, aus dem der erste Impuls kam. Es ist daher des ersten Strahles Zweck, Tod zu
bringen. Wir können eine deutlichere Vorstellung von diesem Zweck bekommen, wenn
wir einige Namen erwähnen, welche diesem Strahlenherrn gegeben wurden:
der Todesfürst
der Toröffner
der Formbefreier
der grosse Auflöser
das Feuerelement, das zerschmettert
der Formverhärter
die Kraft, die zuschlägt und sich zurückzieht
der Herr des lodernden Grundes
der Wille, der in den Garten einbricht
der Seelenräuber
der Finger Gottes
der Atem, der versengt
der Blitz, der tötet
der Allerhöchste.
Die Eigenschaften und besonderen Charakterzüge dieses Herrn, der (die Formen) befreit,
mögen aus den folgenden sechs Aphorismen entnommen werden, die, einer alten
Legende zufolge, ihm von seinen sechs Brüdern überbracht wurden, als sie ihn baten,
seine Hand ruhen zu lassen, bis sie ihre eigenen Absichten erreicht hätten:
1. Lass [65] das Verlangen sterben, wenn es sein Werk getan hat. Du bist der Künder der
Erfüllung.
Eigenschaft . . . der klaren Vision.
2. Suche den gütigen Weg auf, oh Herr der Macht. Warte auf deinen Bruder auf dem
Pfad der Liebe. Er baut die Formen, die deiner Kraft widerstehen können.
Eigenschaft . . . der treibenden Kraft.
3. Halte deine Hand zurück, bis die Zeit gekommen ist. Dann schenke die Gabe des Todes,
oh Öffner des Tores.
Eigenschaft . . . des Einschätzens von Zeit.
4. Steh' nicht allein, geselle dich den anderen zu. Du bist ein Einzelner, ein Isolierter.
Komm' zu deinem Recht, zu deinen Angehörigen.
Eigenschaft . . . der Einsamkeit.
5. Zeige, was deine Natur ist, aber lerne dein Erstgeburtsrecht kennen. Hasse nicht die
Bindung, sondern erkenne ihren Plan und Zweck.
Eigenschaft . . . der Absonderung.
6. Du machst das Leben pulsierend und gibst den Rhythmus an. Leben ist die Gesamtheit.
Liebe das Leben in all seinen Formen.
Eigenschaft . . . der Zielstrebigkeit.
Diese sechs oben erwähnten Eigenschaften sind ein Ausdruck der Kraft dieses Strahles,
die sich im vierten Naturreich bemerkbar macht. Er wirkt sich in anderen Naturreichen
verschieden aus, doch wollen wir uns auf seine Beziehungen zur Menschheit
beschränken. Der Zweck und die Haupttätigkeit des ersten Strahles besteht darin, Ende
und Tod allen Formen in allen Naturreichen und auf allen Ebenen zu bringen. Seine
Energien bewirken den Tod einer Ameise sowohl wie das Sterben eines ganzen
Sonnensystems, Auflösung von Organisationen, Religionen, Regierungen, Rassen und
Planeten. Sein Wille oder Zweck erfüllt sich nach dem Gesetz der periodischen
Wiederkehr.
Die zweite Absicht der Gottheit.
Zweiter Strahl. Liebe-Weisheit.
Das Wort geht vom Herzen Gottes aus, vom Urquell der Liebe.
Dieses Wort ist Liebe selbst; göttliches Verlangen kennzeichnet dieses ganze Leben der
Liebe. Innerhalb der menschlichen Hierarchie gewinnt diese Bestätigung immer mehr an
Macht und Bedeutung.
Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott und ist noch bei ihm. In ihm war Licht.
In ihm war Leben. In seinem Licht wandeln wir.
Sein Symbol ist des Donners Rollen, das Wort, das periodisch im [66] Weltgeschehen
vernommen wird.
Einige Namen dieses Strahlenherrn, die seine Absichten andeuten, lauten
folgendermassen:
der Entfalter der Herrlichkeit
der Herr ewiger Liebe
der kosmische Magnet
der Weisheits-Spender
die Strahlenenergie in der Form
der Meister-Architekt
der Verleiher von Namen
der grosse Geometer
der Eine, der die Lebensenergie in Verborgenheit hält
das kosmische Mysterium
der Lichtbringer
der eingeborene Sohn Gottes
der kosmische Christus.
Die Legende erzählt uns, dass die sechs Brüder seine Eigenschaften in den folgenden
Aphorismen zusammenfassten:
1. Sende aus das Wort und verkünde die strahlende Liebe Gottes. Lass alle Menschen
lauschen.
Eigenschaft . . . göttliche Liebe.
2. Lass die Herrlichkeit des Ewigen erglänzen. Lass strahlendes Licht und strahlende
Liebe erscheinen.
Eigenschaft . . . Energie-Strahlung.
3. Ziehe zu dir heran, wonach dich verlangt. Bringe aus dem Dunkel der Zeit den Einen,
den du liebst, heraus in das Licht des Tages. Eigenschaft . . . Anziehungskraft.
4. Wenn Licht und Liebe zutage treten, dann lass durch die Kraft im Innern die
vollkommene Blume erstehen. Sende das Wort aus, das der Form Heilung bringt. Jenes
geheime Wort, das dann geoffenbart werden muss.
Eigenschaft . . . die Macht, zu erlösen.
5. Erlösung, Licht und Liebe bringen mit Gottes magnetischer Kraft Worte der Weisheit
hervor. Sende diese Worte hinaus und führe die Menschensöhne von dem Weg des
Wissens hinan zu dem Pfad des Verstehens.
Eigenschaft . . . Weisheit.
6. So weit [67] die Liebe Gottes reicht im Umkreis des Sonnensystems sind alle Formen,
alle Seelen, alle lebendigen Geschöpfe in ständigem Kreislauf. Möge jeder Gottessohn
diese Weisheit sich zu eigen machen. Enthülle einem jeden die Einheit und Gleichheit aller
Lebewesen.
Eigenschaft . . . Bewusstseinsausdehnung oder allesumfassendes
Zusammengehörigkeitsgefühl.
Die dritte Absicht der Gottheit.
Der dritte Strahl, dessen Periode von sehr langer Dauer ist, betätigt sich seit 1425 n. Chr.
Er übt einen direkten Einfluss auf die fünfte Wurzelrasse, die arische, aus und bekam in
diesem Zusammenhang besondere Kennworte zugelegt, die seine Absicht erklären.
Dritter Strahl. Aktive Intelligenz oder Anpassungsfähigkeit.
Lass den Wächter der Südseite die Bauarbeit fortsetzen. Lass ihn die Kraft daran
wenden, die den glänzenden lebendigen Stein hervorbringt, der mit exakter Genauigkeit
sich in des Tempels Plan einfügt. Lass ihn den Eckstein bearbeiten und ihn weislich in der
Nordseite einfügen, unter den Augen Gottes selber und im harmonischen Verhältnis des
Dreiecks.
Lass den Forscher der Vergangenheit den Gedanken Gottes aufdecken, der tief im
Denken der Kumaras der Liebe verborgen ruht und lass ihn die Agnishvattas, die in der
Halle der Dunkelheit warten, in die Halle des Lichts geleiten. Lass den Hüter der Funken
mit göttlichem Odem auf die Feuerglut atmen und lass ihn alles Verborgene und alles
Unsichtbare zu einem Feuermeer anfachen und so alle Sphären erleuchten, auf denen
Gott wirkt.
Ich möchte die Tatsache betonen, dass ich hier nur gewisse alte Symbole in Worte fassen
kann und damit den Vorgang wiederhole, der von früheren eingeweihten Lehrern
angewandt wurde, nämlich: eine Folge von Worten oder Lauten vorzutragen, die
symbolische Formen erzeugen, die dann ihrerseits zur Übersetzung in Sätze verwandt
werden können. Diese Sätze wiederum müssen auf intuitivem Weg erfasst und für den
jeweiligen Fall angepasst werden; auf diese Weise können sie aufs tätige Leben bezogen
werden. Wenn das nicht berücksichtigt wird, werden diese alten und interessanten Ideen,
die erklärenden Namen und Aphorismen, welche die «Macht der Eigenschaften»
andeuten, völlig wertlos und erhöhen [68] nur die Verantwortung. Die Befähigung, die
offengelegte Bedeutung zu erkennen und sie dann aufs Leben anzuwenden, ist eine echt
esoterische Qualität. Wer diese Zusammenstellungen und Gedankengänge mit Sorgfalt
studiert, wird Andeutungen über seine eigene Strahlensituation, seine Lebenstendenzen
und individuellen Ziele gewinnen; wenn die verschiedenen Angaben über einen
bestimmten Strahl ein intuitives Verständnis beim Studenten wachrufen, so dass er sich
selbst, seine Strahlenenergie und seine verborgene und sehnsüchtig erhoffte spirituelle
Natur darin wiedererkennt, dann können sich diese meine Erläuterungen über
Absichten, Namen und Eigenschaften, als überaus nützlich erweisen.
Einige Namen, die der Herr des dritten Strahles führt, deuten an, wie er seine Kraft
betätigt und welcher Art sein wahres Wesen ist, zum Beispiel:
der Verwalter der Urkunden
der Herr des Erinnerungsschatzes
der Eine, der die niederen vier vereint
der Interpret der sichtbaren Welten
der Herr des Gleichgewichts
der Gottentsprungene, der sondert und scheidet
die differenzierende, wesenhafte Lebensenergie
der Eine, der Beziehungen und Zusammenhänge schafft
das dreiseitige Dreieck
der Lichtbringer für die Lotosblume
der Erbauer des Fundaments
der Vorbote des Lichtes
der Eine, der verhüllt und dennoch enthüllt
der Verteiler von Zeit
der Herr des Raumes
der universale Denker
der dreifache Docht
der grosse Architekt des Universums.
Es gibt noch viele andere Bezeichnungen, welche die Beziehungen zu Licht, Zeit und
Raum, zum manifestierten Logos, zur Materie und der «Kraft, welche die Form erstehen
lässt» andeuten.
Wenn man all diese Namen im Zusammenhang mit der heutigen Kultur und
Wissenschaft überdenkt, so wird die Machtfülle und der Einflussbereich dieses speziellen
Strahles für unsere Tage offensichtlich. Es zeigt sich deutlich, wie seine Energien (welche
die greifbaren, [69] gegenständlichen Welten schufen) das Erscheinen unserer modernen
Zivilisation bewirken, mit ihrem Interesse für materielle Dinge, für Forschungen über
Zeit und Raum und der ganzen geistigen Entwicklung, die der Ruhm und die
Bestimmung unserer jetzigen Rasse ist.
Die Eigenschaften des Herrn dieses Strahles sind in den folgenden Punkten aufgezählt.
Wir müssen uns hierbei vor Augen halten, dass die siebte Eigenschaft eines jeden Strahles
in den sechs anderen Qualitäten nicht eigens angegeben ist, sondern eine
Zusammenfassung in dem Namen des Strahles selbst findet. Die sechs Brüder, Söhne des
einen Vaters, schärften ihm am Tag seiner erneuten Arbeitsaufnahme (den wir den
Schöpfungstag nennen) folgende Vorschriften ein:
1. Erschaffe die zweifache Form und verhülle den Lebenskern. Lass Formen erscheinen,
die Göttlichkeit dartun. Alles trägt Gottes Ursprung.
Eigenschaft . . . Kraft der Manifestierung.
2. Passe die äussere Schale dem inneren Leben an. Lass das Welten-Ei geboren werden.
Lass Zeiten vergehen; dann bring die Seele ins Spiel. Lass innerhalb einer bestimmten
Zeit Leben erscheinen.
Eigenschaft . . . die Kraft der Entwicklung.
3. Lass das Denkvermögen die Herrschaft übernehmen. Lass das klare Licht der
Lebenssonne Gottes Denken enthüllen und bring den Leuchtenden auf den Weg. Dann
führe ihn zu jenem Mittelpunkt, wo im überirdischen Licht alles aufgeht.
Eigenschaft . . . geistige Erleuchtung.
4. Gott und seine Gestalt sind ein Einziges. Offenbare dieses Geheimnis, du
Meisterbildner der Form. Mache die Auffassung von der Zweiheit unwirksam. Gib den
Formen farbigen Ausdruck. Es gibt nur ein Leben; die Harmonie ist vollständig. Mache
es glaubwürdig, dass die zwei (Gott und seine Gestalt) eins sind.
Eigenschaft . . . der Kraft, Einheit auf der physischen Ebene hervorzurufen.
5. Schaffe des Ewigen Gewand; wirke ein Festkleid mit vielen Farben. Dann löse das
Kleid los von dem, was sich hinter dessen vielen Falten verbirgt. Lege die verschleiernden
Hüllen beiseite. Zeige Gott der Welt. Nimm Christus herab vom Kreuz.
Eigenschaft . . . wissenschaftliche Forschung.
6. Lass die beiden Wege sich nähern. Bringe die Paare [70] der Gegensätze ins
Gleichgewicht und zeige den Weg auf, zwischen den beiden. Gott und der Weg und der
Mensch sind eins.
Eigenschaft . . . Ausgeglichenheit.
So wiederholen die drei grossen Strahlen in sich selbst den Vorgang der Schöpfung und
Kraftverteilung, veranlasst durch das machtvolle Gebot des göttlichen Willens; das Werk
der vier kleineren Strahlen (sie werden so genannt, obwohl damit durchaus nicht die
Vorstellung von einer grösseren oder geringeren Bedeutung verbunden ist) besteht in der
Ausarbeitung oder Differenzierung der Lebensqualitäten, wodurch die unendliche Fülle
der Formen erscheinen wird, in denen sich der Lebensimpuls verankern und im Verlauf
der evolutionären Gestaltung all die mannigfaltigen Eigenarten zum Ausdruck bringen
kann.
B. Die vier Strahlen mit besonderen Merkmalen. Die vierte Absicht der Gottheit.
Vierter Strahl. Harmonie, Schönheit, Kunst. Farbe und doch keine Farbe, ist jetzt zu
sehen. Töne und das Eine Lautlose begegnen einander in einem unendlich-fernen
Friedensgefilde. Zeit und das Eine Zeitlose machen die Gedanken der Menschen
unwirksam. Aber es gibt keine Zeit.
Formgebilde existieren dort und doch enthüllt der Seelensinn das, was die Form kaum
verbergen kann: die innere Verbundenheit, das allesumfassende Prisma, jenen Grad von
Einheit, der - wenn er zur gegebenen Zeit erreicht ist - eine weitere Stufe aufzeigt, auf der
alle drei eins sind und nicht nur die beiden allein.
Formgestalt und ihre Seele verschmelzen miteinander. Das innere Auge wacht über den
Verschmelzungsprozess, kennt die gottgegebene Beziehung und erkennt die beiden als
eins. Doch von diesem Blickpunkt grosser Errungenschaften strahlt eine erhabenere
Vision dem inneren Auge auf. Die drei sind eins und nicht nur die zwei. Gehe weiter, o
Pilger, auf deinem Weg!
Wenn der Studierende diese Worte liest, so muss er bedenken, dass der Mensch die
Vorhalle verlassen hat, - sofern er es dem vierten Strahl ermöglicht hatte, an ihm zu
arbeiten, so dass er also auf der vierten oder buddhischen (intuitiven) Ebene wirken kann
und sich nun im Tempel des Ewigen befindet. Er hat ein Mass von Licht gefunden, und in
dieser Lichtfülle sieht er nun «Licht» und erschaut ein grösseres Geheimnis in grösserem
Glanz. Dieses zu finden [71]
gelüstet ihn nun. Er hat sich die Funktion der Dualität nutzbar gemacht und sie
gemeistert und hat gelernt, Seele und Körper in ein einziges Instrument für den Geist zu
einen. Nun ist er auf dem Weg, die grössere Synthese zu vollbringen.
Der Herr des vierten Strahles hat viele Namen, die ein sorgsames Durchdenken
rechtfertigen und besondere Beachtung verdienen. In weniger als 100 Jahren wird die
Kraft dieses Harmoniebringers grösseren Einfluss haben und das durch Saturneinfluss
zerrissene erste Dekanat des Aquarius etwas ausgleichen. Bis dahin wird ein Studium
seiner Namen seine Bemühungen leichter verständlich machen und eine Fülle
konstruktiver Vorstellungen erwecken, die sein Hilfswerk erleichtern werden, wenn er
wieder in aktiver Tätigkeit ist. Er ist jedoch, was die menschliche Familie angeht, mehr
oder weniger in Daueraktion, da eine zahlenmässige Verbindung zwischen dem vierten
Strahl, der vierten schöpferischen Hierarchie - oder den menschlichen Monaden - und
dem vierten Naturreich besteht. Daher ist sein Kraftstrom ohne Unterlass lebendig.
der Wahrnehmer auf dem Weg
das Bindeglied zwischen den Drei und Drei
der göttliche Mittler
die Hand Gottes
der Eine Verborgene
das Samenkorn, das die Blume ist
das Gebirge, auf dessen Gipfel die Form stirbt
das Licht im Licht
der Form-Verbesserer
der Eine, der das Zeichen am Scheideweg anbringt
der Meister
der Resident im Heiligtum
der Geringere als die Drei, der Höchste von den Vier
die Posaune des Herrn.
Diese Wortprägungen für den vierten Strahl sind nicht leicht zu verstehen. Ihr
Verständnis verlangt Übung im intuitiven Erfassen; sie sind in sechs kurzen und
ungewöhnlich knappen Instruktionen [72] zusammengefasst, die, seltsam genug, in der
späteren Schöpfungsperiode, als die vierte schöpferische Hierarchie auf dem Plan
erschien, ausgegeben wurden:
1. Sprich leise das Wort, sprich leise.
Eigenschaft . . . Die Fähigkeit, in die Tiefen der Materie einzudringen.
2. Unterstütze das Verlangen, gib dem Suchenden, was er braucht.
Eigenschaft . . . Der Doppel-Aspekt des Verlangens.
3. Lass den Faden sinken. Öffne den Weg. Vereine den Menschen mit Gott. Erhebe dich.
Eigenschaft . . . die Macht, den Pfad zu enthüllen.
4. Alle Blumen gehören dir. Verankere die Wurzeln im Schlamm, stell' die Blumen in die
Sonne. Prüfe Schlamm und Sonne und Wurzeln und Blumen sind eins.
Eigenschaft . . . das Vermögen, Göttlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Wachstum.
5. Dreh' dich wie ein Rad und kehre zum Anfangspunkt zurück und rotiere abermals.
Kreise um die Himmel herum. Erfahre, dass alle Schöpfung eins ist.
Eigenschaft . . . die Harmonie der Sphären.
6. Gib Farbe dem Ton. Lass die Farben erklingen. Erfinde die Noten und lasse sie in
Schattierungen übergehen, aus denen wieder Töne entstehen. Auf diese Weise sind
Farben und Töne eins.
Eigenschaft . . . die Synthese wahrer Schönheit.
Diese Unterweisung über die verschiedenen Strahlen ist von grösserem Wert, als man es
zurzeit fassen kann. Der beste Weg, um die Bedeutung zu erfassen, ist ein sorgfältiges,
systematisches Studium und eine weise Zurückhaltung vor voreiligen Schlüssen. Ich kann
mich in diesem Frühstadium der Entwicklung noch nicht mit den letzten psychologischen
Konsequenzen für die Menschen befassen. Ich bin dabei, einen allgemeinen Umriss zu
geben, Gesichtspunkte zu erörtern und im Bewusstsein des Lesers einige neue
fundamentale Gedanken und Vorstellungen zu verankern; ich versuche, dieses ungemein
tiefgründige und schwierige Thema in eine solche Form zu kleiden, dass ein neuer
Denkmassstab gewonnen und einige neue Erkenntnisse aufgegriffen und festgehalten
werden können. Diese Erkenntnisse betreffen zurzeit einen kosmischen Werdegang, der
sich nach einem Modellbild vollzieht, und sie werden später zu einem Verständnis der
Rolle führen, die ein Individuum in dieser [73] kosmischen Gemeinschaft spielen kann.
Wir beginnen nach wahrhaft okkulten Methoden stets mit dem grossen Ganzen, dem
Universellen und enden mit dem Speziellen, dem Einzelfall. Alles, was ich über ein
kosmisches Strahlwesen aussage, kann aber in gleicher Weise auch von einem
menschlichen Wesen festgestellt werden; doch darf man nicht vergessen, dass Menschen
von reiner Strahlqualität noch nicht existieren, da es weder die vollkommene
Erscheinungsform und den vollendeten Ausdrucksmechanismus einer Strahlqualität,
noch einen absolut reinen oder unverfälschten Vertreter der menschlichen Familie gibt,
ausser in solch seltenen Fällen, wie dem eines Buddha oder Christus oder (auf anderen
Tätigkeitsbereichen) eines Alexander oder Julius Cäsar. Leonardo da Vinci war eine
ähnliche Erscheinung. Wir haben es bei den Strahlen mit Energie und Bewusstsein zu
tun, und die Strahlen bestimmen die Art der Ausdrucksform; doch wenn die benützte
Materie und das entsprechende Körpergehäuse noch unvollkommen sind, ist eine
beschränkte Kraftausnützung unvermeidlich und der grösste Teil der Energie wird
automatisch «ausgeschaltet». Die Auswirkung einer Strahlkraft in unvollkommenen
Formen oder Aufnahmegeräten muss naturgemäss ein entstelltes, abgeschwächtes und
verfehltes Resultat zeitigen. Hier einen Fall zur Illustrierung. Ich sagte, dass die Energie
des ersten Strahls eine Zerstörung der Formen bewirkt; es muss indessen gesagt werden,
dass ein absoluter Zerstörer völlig unbekannt ist (und das ist ein Glück für die
Menschheit). Man kann es als eine Wohltat ansehen, dass ein Ego vom ersten Strahl
durch die Form und deren Qualität noch so behindert und begrenzt ist, dass ein
regelrechter oder überlegter Gebrauch der Zerstörungskraft völlig ausgeschlossen ist.
Persönlichkeiten vom ersten Strahl bringen, wie bekannt, oft Verderben mit sich, doch ist
die mobilisierte Energie nicht stark genug, um viel Schaden anzurichten. Auf der anderen
Seite ist auch wahre Liebe in unseren Tagen keiner vollen Ausdruckskraft fähig, da die
derzeitige Beschaffenheit der Form ihren Kraftstrom abschwächt. Eine Betrachtung
dieser beiden Fälle wird dem Leser helfen, die Situation zu erfassen. Immerhin ist die Zeit
nahe, die eine vollere Auswirkung der Absicht, der Art oder Qualität eines Strahls
bringen und somit auch eine bessere Ausdrucksform aufweisen wird.
In naher Zukunft werden nämlich gewisse grosse Wesen, welche die Energien des
zweiten, dritten, fünften und siebten Strahles verkörpern, sichtbar hervortreten. Sie
werden Brennpunkte für das Einströmen [74] dieser vier göttlichen Energien sein und
dies wird eine ungeahnte Belebung derjenigen Menschengruppen zur Folge haben, die
mit ihnen harmonieren und auf ihre Energien eingestellt sind. Diese vier Wesen aus einer
höheren Welt werden als Menschen der modernen Zeit auf Erden erscheinen und dürften
gegen Ende dieses Jahrhunderts zu erwarten sein; ihre vereinten Bemühungen werden
mit Bestimmtheit das neue Zeitalter und jene Periode einleiten, die in die Geschichte als
die Ruhmeszeit der fünften Wurzelrasse eingehen wird. Jeder der vier Meister (denn zu
diesen zählen sie) wird ausserdem ein subjektiver Sammelpunkt für den dreifachen
Zustrom von Energien aus dem Gotteszentrum sein, das symbolisch als «das Herz der
Sonne» bezeichnet wird. Denn jeder Strahl ist seinerseits eine Wesenheit in dreifacher
Manifestation, wie es die Gottheit des Sonnensystems selber ist. Ihr hervorragendes
Merkmal wird Liebe sein und durch diese Kraft magnetischer Anziehung werden neue
Menschen geboren werden, die reinere Strahltypen sind und dadurch grössere innere
Ausdruckskraft besitzen. Sehr viel von den zerstörenden Gewalten, die in unseren Tagen
verspürt werden, ist der Tätigkeit eines Jüngers des Logos unseres Planeten
zuzuschreiben, der zum ersten Strahl gehört und sein Arbeitsfeld auf der Astralebene hat.
Seine Aufgabe besteht in der Wegbereitung für die vier hochrangigen Brüder, die ihrem
innersten Wesen nach Aufbauer sind; sie werden ihre Mission dann aufnehmen, wenn
die Formzerstörer ihre Arbeit getan haben.
Ich möchte hier eine Andeutung geben, um gewisse Methoden der Hierarchie dem
Verständnis näher zu bringen. Die Tätigkeit, die man im Westen «das Christusprinzip»
nennt, besteht in der Schaffung von Formen, durch die Qualität und Leben zum Ausdruck
kommen können. Das ist die charakteristische Funktion des zweiten Aspektes der
Gottheit. Formen zu zerstören ist die Aufgabe des Antichrist und das ist im Prinzip das
Werk des ersten [75] Aspektes der Gottheit. Das Werk des Zerstörers ist jedoch nicht
identisch mit Machenschaften der schwarzen Magie. Und wenn die Menschheit in ihrer
Unkenntnis den Antichrist als Ausfluss schwarzer Mächte ansieht, so ist das ein
kardinaler Irrtum. Seine Tätigkeit ist genau so wohltätig, wie die des Aufbauaspekts, nur
bringt die hasserfüllte Einstellung gegen das Sterben der Formen den Menschen dazu,
das Werk des Zerstörers als «schwarz» zu brandmarken, als ob es gegen Gottes Willen,
in umstürzlerischer Tendenz gegen Gottes Programm geschähe. Die Unterminierungen,
die von Vertretern jener rätselhaften Kraft in Szene gesetzt werden, die wir «kosmisches
Übel» nennen, verdienen samt ihrer Gefolgschaft tatsächlich das Attribut «schwarz»;
doch kann dies nicht auf die Betätigung des Antichrist bezogen werden. Ich darf
hinzufügen, dass die schwarzen Kräfte von unten nach oben arbeiten, während die
Zerstörerkräfte zwangsläufig nach unten wirken. Die Symbole für diese beiden
verschiedenen Richtungen oder Methoden sind das Schwert und das Kreuz.
Nach diesen Vorbemerkungen, welche die Grösse unseres Themas dartun, wollen wir
nun dazu übergehen, die restlichen drei Strahlen zu analysieren und zu betrachten.
Die fünfte Absicht der Gottheit.
Fünfter Strahl. Konkretes Wissen oder Wissenschaft.
Die Donnerrollen um des Berges Gipfel; dunkle Wolken verhüllen die Form. Die Nebel,
die aus dem Wassergrund emporsteigen, helfen das Wunderbare . . zu verzerren, das in
der verborgenen Stätte zu finden ist. Die Form ist da. Ihre Note ertönt.
Ein Lichtstrahl erhellt die Form; das Verborgene tritt nun zu Tage. Das Wissen über Gott
und die Art, wie er sich verhüllt, kommt im menschlichen Denken zur Vollendung.
Energien und Kräfte erhalten ihre geheimen Namen, enthüllen ihren inneren Zweck und
alles wird als Rhythmus erkannt und kehrt zu seinem Ursprung zurück. Die grosse
Schriftrolle kann nun gelesen werden. Gottes Absichten und seine Pläne sind festgelegt
und der Mensch kann die Form enträtseln.
Der Plan nimmt Gestalt an. Der Plan ist Form. Sein Zweck ist die Enthüllung der
Gedankenwelt Gottes. Die Vergangenheit offenbart die Form, doch die Gegenwart zeigt
das Einfliessen von Energien an.
Das, was unterwegs ist, erscheint als eine Wolke, welche die Sonne verbirgt. Doch
verborgen hinter dieser Wolke des Innewohnens ist Liebe, auf Erden ist Liebe und im
Himmel ist Liebe und diese, - die Liebe, die alles neu macht - muss von den Menschen
erkannt werden. Das ist die Absicht, die hinter allen Handlungen dieses grossen Herrn
des Wissens steckt.
Bevor ich die Namen dieses grossen Wesens aufzähle, möchte ich [76] klarmachen, dass
der fünfte Strahl eine einzigartige und besondere Machtfülle in Bezug auf das
Menschenreich besitzt. Der Grund hierfür ist, dass seine Haupttätigkeit sich auf der
Ebene des Denkvermögens abspielt und eben auf dieser Ebene finden wir die dreifachen
Aspekte der Denkkraft:
1. Abstraktes oder höheres Denken, die Verkörperung einer höheren Dreiheit.
2. Konkretes oder niederes Denken, den höchsten Aspekt des unteren Selbst.
3. Das Ego oder den solaren Engel, den vollkommenen Sohn des göttlichen Denkprinzips,
der sowohl abstrakte als auch konkrete Intelligenz zum Ausdruck bringt und beide in sich
vereint.
Dieser Strahl hat heute einen grossen Einfluss auf die fünfte Wurzelrasse und die
Überführung des menschlichen Bewusstseins in das fünfte oder spirituelle Naturreich.
Studierende könnten viel profitieren, wenn sie die Aufbaukraft des höheren
Denkvermögens der zerstörenden Kraft des niederen Denkens gegenüberstellen würden.
So wie die Persönlichkeit im Plan Gottes keine andere Funktion zu erfüllen hat, als die
eines Werkzeuges und Ausdrucksmittels für die Seele, ebenso soll das niedere
Denkvermögen eine Schleuse für das ungehemmte Einströmen des höheren Denkens sein.
Dieser fünfte Strahl ist ein Wesen intensivsten spirituellen Lichtes; und auf der fünften
Ebene, die sein besonderer Tätigkeitsbereich ist, symbolisiert er die drei Aspekte in einer
Art und Weise, wie sie von keinem der übrigen Strahlen erreicht wird. Seine Qualität (des
höheren Denkvermögens) macht ihn zu einem unverfälschten Vermittler des göttlichen
Willens. Durch die sieben Gruppen der solaren Engel, die auf den mentalen Ebenen leben
und sich dort betätigen, setzte er sieben korrespondierende Spiegelbilder der sieben
Zentren der Gottheit in wirksame Tätigkeit (so weit unser Planet in Frage kommt), eine
Grosstat, die keiner seiner sechs Brüder vollbracht hat. Diese Angabe mag dem Leser
nicht viel sagen, doch findet dieses unglaubliche Opfer und die damit verbundenen
Anstrengungen nur noch eine Parallele in dem Leben des Buddha und das ist einer der
Gründe, warum sich in der jetzigen fünften Rasse Liebe und Denkkraft schliesslich
einmal gegenseitig offenbaren [77] müssen.
Einige der Namen, die dem Herrn dieses Strahles beigelegt werden, sind folgende:
der Offenbarer der Wahrheit
der grosse Verknüpfer
der göttliche Mittler
der Kristallisator der Formen
der dreifältige Denker
die Wolke auf dem Berggipfel
der Bringer des Kreuzes
das zerteilende Schwert
der Worfler der Spreu
der Fünfte grosse Richter
die Rose Gottes
der Himmlische
das Tor zu Gottes Gedanken
die Energie, die Einweihung bringt
der Herrscher des dritten Himmels
der Wächter des Tores
der Austeiler des Wissens
der Engel mit dem flammenden Schwert
der Verwahrer des Geheimnisses
der Geliebte des Logos
der Bruder vom Sirius
der Meister der Initiatoren.
Der fünfte Strahl hat so viele Namen wegen seines engen Zusammenhanges mit dem
Menschen (seit den Tagen seiner Erschaffung), dass es nicht leicht war, diejenigen
auszuwählen, die den Studierenden am besten instand setzen, sich eine Vorstellung von
der Eigenart des fünften Strahles und seiner Mission zu machen; die Analyse der
folgenden sechs Punkte und die darin zum Ausdruck gebrachten Eigenschaften werden
jedoch die Machtfülle und grosse Bedeutung des Herrn dieses Strahles aufzeigen. Die
folgenden sechs Aphorismen wurden in feierlichem Sprechgesang von seinen sechs
Brüdern zurzeit jenes bedeutsamen Wendepunktes vorgetragen, als die menschliche
Familie durch das Selbstopfer der solaren Engel ins Dasein kam. In esoterischer
Ausdrucksweise heisst das, dass sie [78] «hinab zur Hölle fuhren und ihren Platz in einem
Gefängnis fanden». Das war der Geburtstag der Seelen. Ein neues Naturreich mit neuen
Ausdrucksmechanismen entstand und die drei höchsten Ebenen und die drei untersten
wurden in ein funkensprühendes Austauschverhältnis gebracht.
1. Gott und seine Engel erheben sich nun und halten Ausschau. Lass die Bergspitzen aus
dem dichten feuchten Nebel heraustreten. Lass die Sonne ihre Gipfel bescheinen und lass
sie in Licht gebadet sein. Kommt zum Vorschein.
Eigenschaft . . . das Erscheinen in einer Form und das Verlassen der Form.
2. Gott und seine Engel erheben sich nun und lauschen. Lass ein tiefes Gemurmel sich
erheben und lass den Ruf des sehnsuchtserfüllten Menschen zu ihrem Ohr dringen. Lass
den Menschen aufhorchen. Lass den Menschen rufen. Sprich laut.
Eigenschaft . . . die Kraft, die Stimme des Schweigens vernehmlich zu machen.
3. Gott und seine Engel erheben sich nun und berühren. Bringe heran den Kraftstab.
Strecke ihn aus, hin zu den Menschensöhnen; berühre sie mit Feuer, dann bringe sie
näher. Bringe hervor.
Eigenschaft . . . Veranlassung von Tätigkeit.
4. Gott und seine Engel erheben sich nun und prüfen. Lass alle Erfahrung zu Worte
kommen. Lass alle die Wege und Möglichkeiten erscheinen. Urteile und wäge, zerlege
und zergliedere. Alle Wege sind eins.
Eigenschaft . . . die Offenbarung des Weges.
5. Gott und seine Engel erheben sich nun und nehmen die Dünste wahr, die aus dem
brennenden Grund im Menschenbereich emporsteigen. Lass das Feuer sein Werk
erfüllen. Locke den Menschen in den Feuerofen und lass ihn in dem rosenroten Zentrum
die Natur abwerfen, die ihn zurückhält. Lass das Feuer brennen.
Eigenschaft . . . Läuterung durch Feuer.
6. Gott und seine Engel erheben sich nun und verschmelzen die vielen (Einzelwesen) in
dem Einen. Lass das Schmelzwerk voranschreiten. Lass das, was das Sein aller
verursacht, die Ursache ihres Aufhörens hervorbringen. Lass einen einzigen Tempel nun
erstehen. Lass die krönende Glorie erscheinen. So möge es sein.
Eigenschaft . . . das Aufscheinen des grossen weissen Lichts.
(Die Shekina A. A. B.)
Der Leser wird aus dem Studium dieser Eigenschaften viel praktischen Nutzen ziehen.
Wenn er sich selbst zu einem bestimmten Strahl zugehörig fühlt, werden ihm diese
Eigenschaften einige Merkmale andeuten, nach denen er Ausschau halten mag; und sie
mögen [79] ihm vielleicht einen Wink geben, was er an sich zu arbeiten hat, was er zum
Ausdruck zu bringen und was er zu überwinden hat. Man sollte solche Eigenschaften von
zwei Gesichtspunkten aus studieren: Von dem Blickpunkt des göttlichen Ursprungs und
von der Kehrseite, jener der Form. Dieser Strahl ist z.B. der Offenbarer des
Evolutionsweges und man sollte daran denken, dass dieser fünfte Strahl den Weg zeigt
hinab ins Reich des Todes, in die Inkarnation (da Inkarnation ein dem Tod ähnliches
Gefängnis für die Seele ist); und er zeigt den Weg aufwärts, heraus aus dem Dunkel in
das reine Licht des Gottestages. Ich erwähne dies, da mir sehr daran liegt, dass alle Leser
dieser Abhandlung diese Instruktionen im täglichen Leben zur praktischen Anwendung
bringen sollten. Ich habe keinerlei Interesse, seltsame oder ungewöhnliche Aufschlüsse
über diese Themen bloss zur Befriedigung einer ungesunden Wissbegier zu geben. Wer
sein Gedächtnis mit okkulten Einzelheiten belastet, ohne dabei einen nützlichen Zweck im
Auge zu haben, überanstrengt nur seine Gehirnzellen und nährt bloss selbstgefälligen
Dünkel.
Die sechste Absicht der Gottheit.
Sechster Strahl. Devotion (Hingabe) oder Idealismus.
Dieser Strahl, der jetzt gerade ausser Wirkung kommt, ist von grossem Interesse für uns,
da er unserer westlichen Zivilisation in einem stärkeren Masse als alle die anderen
Strahlen sein Siegel aufgedrückt hat. Er ist für uns ein wohlvertrauter und bestbekannter
Strahl. Das Mantram, das seine Absicht andeutet, klingt anders als die anderen Sprüche
und könnte in folgende Worte gekleidet werden:
Der Kreuzzug setzt sich in Bewegung. Die Streiter marschieren auf ihrem Weg. Sie
zermalmen und zerstören alles, was sich ihnen in den Weg stellt, und alles, was sich auf
dem Weitermarsch gegen sie erhebt, wird unter ihrem Fuss niedergetrampelt. Marsch
ins Licht. Das Werk kommt voran. Die Arbeitsleute wollen Mitleid und Furcht nicht
sehen. Nur die Tat zählt. Die Form hat zu verschwinden, damit der Geist der Liebe zur
Ruhe eingehen kann. Nichts darf den Fortschritt der Arbeiter hemmen, die mit dem Plan
beschäftigt sind. Sie gehen an die ihnen zugewiesene Arbeit mit Triumphgesängen [80]
und frohen Liedern heran. Das Kreuz ist hoch aufgerichtet, die Form ist darangeschlagen
und muss an diesem Kreuz ihr Leben wieder zurückgeben. Jeder baut an einem Kreuz,
das die Kreuzesform bildet. Sie alle steigen ans Kreuz. Durch Kampf, durch Arbeit, durch
Schmerz und mühsame Arbeit wird der Zweck erreicht; also spricht das Symbol. Wenn
der Mensch solchen Zweck auf sich selbst bezieht, so wird er inne, wie ihm hierdurch
innere Befreiung zuteil wird. In der Anwendung anderen Menschen gegenüber brachte
dieser Zweck all die Schlechtigkeiten und Grausamkeiten hervor, von denen die
menschliche Geschichte berichtet. In dem obigen Mantram findet sich der Schlüssel für
die Absicht des sechsten Strahles - soweit sie den Menschen angeht - und ein näheres,
umfassenderes Studium (eine paradoxe Phrase, nicht wahr?) der zugrunde liegenden
Ideen wird etwas mehr über den tieferen Zweck verraten. Die Seele ist der Form und
ihrem Problem gegenüber unbarmherzig und muss es sein. Die Seele kann indes auch
verstehen, dass Schmerzen und Schwierigkeiten in der Welt vonnöten sind, da sie
imstande ist, ihre eigene Entwicklungstechnik mit der Technik, die Gott für seine Welt
heranzieht, auf einen Nenner zu bringen; sie unternimmt indessen nichts, was
möglicherweise Kummer und Sorgen in der Welt verstärken könnte.
Einige der Namen dieses Strahlherrn, der eine wohltätige, wenn auch ziemlich
vehemente Energie besitzt, sind diese:
der Verneiner der Begierde
der Eine, der das Rechte sieht
der Erschauer der Wirklichkeit
der göttliche Räuber
der, der sich dem Leben geweiht hat,
der Hasser der Formen
der Krieger auf dem Marsch
der Schwertträger des Logos
die Stütze der Wahrheit
der Kreuzigende und der Gekreuzigte
der Steinbrecher
der unvergänglich Flammende
der Eine, den nichts umstimmen kann
der unerbittliche Herrscher
der Feldherr auf dem vollkommenen Weg
der Eine, der die Zwölf anführt.
Es ist seltsam genug, dass dieser sechste Strahlherr stets ein geliebtes Rätsel [81] für
seine sechs Brüder war. Das zeigt sich deutlich in den Fragen, die sie an ihn richteten, als
sie sich bei einer besonderen Gelegenheit «unter den Augen des Herrn»
zusammenfanden, um ihre Pläne für eine gemeinsame, gottgefällige, harmonische
Tätigkeit auszutauschen. Sie stellten diese Fragen in einer Stimmung voll himmlischer
Freude und Liebe, doch mit der deutlichen Absicht, mehr Licht auf die ziemlich unklaren
Eigenschaften ihres geliebten Bruders zu werfen:
1. Warum ist die Begierde rot? Warum so rot wie Blut? Sage uns, oh Sohn Gottes, warum
dein Weg von Blut gerötet ist?
Eigenschaft . . . die Macht, Begehren zu töten.
2. Warum wendest du dem Erdball deinen Rücken zu? Ist er zu klein, zu armselig?
Warum soll er wie ein Ball auf einem Spielplatz hin und her geworfen werden?
Eigenschaft . . . das Wegstossen dessen, was unerwünscht ist.
3. Warum das Kreuz von der Erde in den Himmel verpflanzen?
Die Erde kann auch ein Himmel sein. Warum das Kreuz aufrichten, um daran zu
sterben?
Eigenschaft. . . Selbst-Aufopferung.
4. Warum dauernd in Streit sein mit aller Welt? Suchst du nicht Frieden? Warum stehst
du zwischen den Tag- und Nachtkräften? Warum so bewegungslos und still, so
nimmermüde und furchtlos?
Eigenschaft . . . Ausdauer und Furchtlosigkeit.
5. Siehst du nicht in allem Gott, das Leben und die Liebe? Warum
sonderst du dich ab und lässt die zurück, die du liebst und sehr gut kennst?
Eigenschaft . . . die Kraft, sich loszulösen.
6. Kannst du die Wasser der sechsten grossen Sphäre aufhalten? Kannst du gegen die
Flut ankämpfen? Kannst du beide wieder zurückbringen, den Raben und die Taube?
Kannst du, als Fisch, frei schwimmen?
Eigenschaft . . . den Sieg über die Wasser der Gefühlsnatur davontragen.
Das Verschwinden dieses Strahls der Hingabe für ein Ideal und das Einschwingen des
Strahls magischer Ordnung oder Organisation sind grösstenteils für die Eigenart des
Bewusstseins im heutigen Menschen verantwortlich zu machen. Es entspricht dem
innersten Wesen des Menschen, dass er sich (oft bis zum Fanatismus) irgendeinem
Lebensziel widmet oder hingibt. Dieses Ziel mag sein: Jüngerschaft zu erreichen oder
eine Familie aufzuziehen oder Geld zu [82] verdienen oder populär zu werden oder sonst
ein Ziel zu verfolgen, für das er Zeit und Energie opfert. Was immer es auch sein mag,
der Mensch opfert für dieses Ziel all das, was er ist und besitzt. Er ist in seinem Wesen
und von Natur aus bereit, Gesetze und Ordnung zu schaffen, obwohl diese Eigenschaft
erst jetzt sich bemerkbar zu machen beginnt. Der Grund hierfür ist der, dass die
Menschheit endlich dabei ist, sich auf mentale Probleme einzustellen; als Folge davon
sehen wir in der Welt die vielen und mannigfaltigen Versuche, nationale, wirtschaftliche,
soziale und andere Probleme zu lösen, um System und Ordnung zu schaffen und alle
Energien für das grosse Ziel neu zu organisieren, nämlich für das (bisher noch nicht
bewusst erkannte) Ziel, das neue Zeitalter einzuleiten. Doch mit seiner unvollkommenen
Gedankenbeherrschung, in seiner geradezu totalen Unkenntnis der Denkgesetze und
dazu noch ohne die geringsten Kenntnisse über seine eigene Natur, arbeitet der Mensch
wie ein Blinder. Die geahnten Ideale werden vom Verstand noch nicht richtig ausgelegt
und werden auch nicht in der Weise gehandhabt, dass sie allgemeingültige
Brauchbarkeit hätten. Daher die grosse Verwirrung und das chaotische Experimentieren
und daher auch das Aufzwingen persönlicher Autorität, um die Vorstellung, die ein
Einzelmensch über ein Ideal hat, durchzusetzen.
Heutzutage ist eine vernünftige Lehre über die Denkgesetze und Regeln notwendig, nach
denen solche Gedankenformen erschaffen werden können, die imstande sind, die aus dem
universalen Denkbereich kommenden Ideen zu verkörpern. Die Menschen müssen von
ihrem inneren Lebensniveau aus beginnen, eine systematische Ordnung zu schaffen.
Wenn dies verwirklicht ist, wird jede wichtige Gruppe, die sich mit Welt- oder
Regierungsangelegenheiten befasst, auf der Mentalebene von geschulten Denkern
unterstützt werden, um so eine richtige Anwendung und fehlerlose Anpassung an den
Plan zu ermöglichen. Diese Zeit liegt noch in ferner Zukunft und daher existieren hier auf
Erden die Zerrbilder und irrigen Auslegungen des wahren Planes, wie er «im Himmel»
bekannt ist (um einen christlichen Ausdruck zu gebrauchen).
Die Erkenntnis, dass die heutige Welt erleuchtete Denker und [83] subjektive Mitarbeiter
(auf den inneren Ebenen) braucht, hat die grossen Führer der Menschheit veranlasst, die
einströmenden spirituellen Energien so zu steuern, dass die Bildung von esoterischen
Gruppen überall in der Welt zustande kam; auch das massenhafte Erscheinen mystischer
und orientalischer Literatur über Meditation und verwandte Gebiete, die heute die Welt
überflutet, ist hierauf zurückzuführen. Aus demselben Grund bemühe ich mich als ein
Mitarbeiter auf der inneren Seite des Lebens, die neue Psychologie in dieser Abhandlung
zu lehren und so dem Menschen seine innere Ausrüstung zu zeigen und ihm klar zu
machen, dass er wohl ausgestattet ist für die Arbeit, für die er erschaffen wurde und die
er bisher so wenig verstehen konnte. Welch' magisches Werk zu leisten ist, wird ihm die
Kraft und Wirkung des siebten Strahles vor Augen führen, und die nächsten 2500 Jahre
werden so viel Veränderungen bringen und so manche sogenannte «Wunder» bewirken,
dass selbst das äussere Bild der Welt sich von Grund auf ändern wird; Pflanzen und
Tiere werden Änderungen erfahren und höher entwickelt werden, und viele latente
Eigenschaften beider Naturreiche werden zur Entwicklung kommen durch den freieren
Fluss und die klügere Handhabung jener Energien, die alle Formen schaffen und bilden
helfen. Die Welt hat sich in den letzten 500 Jahren in unglaublicher Weise verändert, und
im Lauf der nächsten 250 Jahre werden die Änderungen noch viel rascher vor sich gehen
und tiefgehender sein, da das Anwachsen der Denkkräfte der Menschen immer mehr
beschleunigt wird; dann kommt der Mensch, der Schöpfer, in den Besitz seiner
angestammten Kräfte.
Die siebte Absicht der Gottheit.
Siebenter Strahl. Zeremonialgesetz oder Ordnung durch Magie.
«Lasst uns den Tempel des Herrn erbauen», rief der siebente erlauchte Engel. Dann
schritten sieben mächtige Söhne Gottes mit gemessenem Schritt zu ihren Baustellen im
Norden, Süden, Westen und Osten und nahmen ihre Plätze ein. Also begann die
Errichtung des Bauwerkes. Die Türen waren geschlossen. Das Licht schien matt. Des
Tempels Wände waren nicht sichtbar. Die Sieben waren in Schweigen gehüllt und ihre
Gestalten waren nicht sichtbar. Die Zeit war noch [84] nicht gekommen, da «Licht»
durchbrechen konnte. Das «Wort» konnte noch nicht verkündet werden. Nur zwischen
den sieben grossen Formen ging die Arbeit weiter. Ein stummer Zuruf ging von einem
zum anderen. Des Tempels Pforte war noch immer verschlossen. Mit der Zeit wurden die
Laute des Lebens hörbar. Das Tor ward geöffnet und das Tor ward wieder geschlossen.
Jedesmal wenn es sich auftat, nahm die dynamische Energie im Tempelinneren zu;
jedesmal wurde das Licht intensiver, wenn die Menschensöhne, einer nach dem anderen,
den Tempel betraten; sie schritten von Norden nach Süden, von Westen nach Osten und
fanden im Zentrum des Herzens Licht, fanden Verstehen und die Kraft zur Arbeit. Sie
traten durch die Pforte ein; sie traten vor die Sieben hin; sie lüfteten des Tempels Schleier
und gingen ein ins Leben. Der Tempel nahm an Schönheit zu. Seine Umrisse, seine
Mauern, seine Ausschmückung, seine Höhe und Tiefe und Weite kamen langsam zum
Vorschein, ins Licht. Aus dem Osten kam das Wort: Öffnet allen Menschensöhnen das
Tor, die aus den dunklen Tälern der Erde heraufkommen und nach dem Tempel des
Herrn suchen. Gebt ihnen das Licht. Enthüllt den inneren Schrein und erweitert durch die
Arbeit aller Werkleute des Ewigen die Wände des Tempels und lasst solcherart Licht in
die Welt strahlen. Lasst das schöpferische Wort ertönen und erweckt die Toten zum
Leben.
Also soll der Tempel des Lichts vom Himmel zur Erde gebracht werden. Also sollen seine
Wände auf den grossen Ebenen der Menschenwelt errichtet werden. Also soll das Licht
alle Träume der Menschen offenlegen und mit neuer Nahrung versehen.
Dann soll der Meister im Osten alle Schlafenden erwecken. Dann soll der Hüter im
Westen alle wahren Lichtsucher erproben und prüfen. Dann soll der Hüter im Süden den
Blinden Unterweisung und Hilfe geben. Dann soll das Tor im Norden weit offen bleiben,
denn hier steht der unsichtbare Meister mit entgegengestreckter Hand und verstehendem
Herzen, um die Pilger nach Osten zu führen, von wo das wahre Licht ausstrahlt.
«Warum wird der Tempel geöffnet?» so fragen die grossen Sieben. «Weil das Werk getan
ist; die Arbeiter sind bereit. Gott hat im Licht erschaffen. Nun können auch seine Söhne
schöpferisch sein. Was ist weiter zu tun?»
«Nichts», kam die Antwort zurück von den grossen Sieben.
«Lasst das Werk vorangehen. Lasst nun die Söhne Gottes Schöpfer sein.»
Diese Worte werden von vielen als äusserst bedeutsam empfunden; sie deuten die ferne
Absicht an, (während des kommenden [85] Erdzyklus) dem Menschen die Pforte zum
Tempel des verborgenen Mysteriums weit zu öffnen. Wir werden uns, einer nach dem
anderen, der esoterischen und spirituellen Abart der psychologischen Methode zu
unterziehen haben, die man wissenschaftlich «einen Test für geistige Fähigkeiten» nennt.
Diese Prüfung wird dartun, inwieweit ein Mensch für geistige Arbeit und Anstrengung
brauchbar ist und wird seine Fähigkeit aufzeigen, Gedankenformen zu bilden und mit
Lebenskraft zu erfüllen. Darüber ist in der «Eine Abhandlung über weisse Magie»
Näheres ausgeführt; die innere Beziehung dieses Buches zu dem magischen Werk des
siebten Strahls während seines Tätigkeitszyklus wird immer augenfälliger werden. Die
«Abhandlung über weisse Magie» ist ein Versuch, jene Richtlinien für die Schulung und
wirksame Arbeit zu entwerfen, die es dem Kandidaten der Mysterien ermöglichen,
Eingang zum Tempel zu finden, seinen Platz als schöpferischer Mitarbeiter einzunehmen
und so den Vorsteher des Tempels in seinem magischen Wirken zu unterstützen. Der
Namen sind viele, unter denen dieser Strahlenherr bekannt ist und deren Sinn ist heute
von allergrösster Bedeutung. Das Zukunftswerk kann aus diesen Titeln ersehen werden.
der entschleierte Magier
der Arbeiter im Felde magischer Kunst
der Schöpfer der Form
der Lichtbringer vom zweiten Herrn
der Handhaber des Zauberstabes
der Wächter im Osten
der Hüter der siebten Ebene
der Heraufbeschwörer des Zornes
der Verwahrer des magischen Wortes
der Tempelprotektor
der Stellvertreter Gottes
der Eine, der zum Leben emporhebt
der Todesgott
der Eine, der das heilige Feuer unterhält
die wirbelnde Erdkugel
das Schwert des Einweihers
der göttliche Alchemist
der Erbauer des Vierecks
die Kraft, die Richtung zeigt
der feurige Vereiniger
der Schlüssel zu dem Mysterium
der Ausdruck des Willens
der Offenbarer der Schönheit.
Dieser Strahlherr [86] hat eine eigenartige Macht auf Erden und der physischen Ebene,
auf der Gott sich manifestiert. Es ist daher ersichtlich, wie sehr er für seine Brüder von
Nutzen ist. Er macht ihre Arbeit sichtbar. Er ist in dieser Weltperiode der aktivste aller
Strahlen und ist nie länger als 1500 Jahre ausser Funktion. Er scheint seine Tätigkeit in
einem ziemlich schnell ablaufenden Zyklus aufzunehmen und einzustellen und in dieser
Weltperiode steht er in engster Beziehung zu seinen Brüdern vom zweiten und fünften
Strahl. Er vollführt sein Werk (unter Mitarbeit des zweiten Strahls) durch die Macht der
Gedanken (und arbeitet daher mit dem Herrn des fünften Strahls auf der physischen
Ebene, die sein besonderes Betätigungsfeld ist, zusammen). In einer anderen Weltperiode
mögen seine Beziehungen zu den anderen Strahlenherren eine Änderung erfahren, doch
zu dieser Zeit ist sein Werk leichter verständlich, wenn man weiss, dass er dem
Baumeister des zweiten Strahls hilft und die Energien des Herrn des konkreten Denkens
mit heranzieht. Die folgenden Aphorismen, die seine Eigenschaften aufzeigen, wurden -
esoterisch ausgedrückt - ihm in die Ohren gewispert, als er «den allerhöchsten Platz
verliess und in die siebte Sphäre herabstieg, um dort die zugewiesene Arbeit
auszuführen».
1. Nimm dein Werkzeug mit dir, Bruder des schöpferischen Lichtes. Meissle tief ein.
Schaffe und forme den lebenden Stein. Eigenschaft . . . Kraft zu erschaffen.
2. Wähle deine Arbeitsleute sorgfältig aus. Liebe sie alle. Erlese sechs, die deinen Willen
tun. Bleibe du als der siebente im Osten. Doch rufe die Welt auf, in das Bauwerk
einzutreten, das du erschaffen sollst. Lass alle unter dem Willen Gottes stehen.
Eigenschaft . . . Kraft der Mitarbeit.
3. Nimm deinen Sitz im Zentrum sowohl als im Ostabschnitt. Gehe nicht fort von dort.
Sende deine Kraft aus, dass sie deinen Willen erfülle und ziehe deine Energien wieder zu
dir zurück. [87] Benütze richtig die Kraft des Gedankens. Sitze still.
Eigenschaft . . . Kraft zu denken.
4. Sieh' zu, dass alle Einzelteile ihren Zweck erfüllen. Beim Bauen erstrebe Schönheit,
Bruder. Mache alle Farben leuchtend und klar. Sorge für innere Herrlichkeit. Baue den
Schrein gut. Verwende Sorgfalt.
Eigenschaft . . . Enthüllung der Schönheit Gottes.
5. Gib sorgsam acht auf deine Gedanken. Tritt in Gottes Gedankenwelt ein, so oft du es
willst. Nimm von dort die Kraft, den Plan, die Rolle, die du spielen sollst. Enthülle Gottes
Gedankenwelt.
Eigenschaft . . . Denkkraft.
6. Bleibe im Osten. Die fünf gaben dir ein freundliches Wort. Ich, der sechste rate dir, es
für das Tote zu nutzen. Erwecke das Leblose. Mache die Formen neu. Hüte wohl dieses
Wort. Lass alle Menschen aus eigener Kraft nach diesem Wort suchen.
Eigenschaft . . . Kraft der Neubelebung.
Damit haben wir einen kleinen Einblick in die Arbeit des siebten Strahles getan. Der
Aufschluss musste symbolisch gehalten werden, und es bedarf eines erwachten
esoterischen Sinnes, um die Worte zu verstehen; es ist jetzt noch nicht möglich, alles von
Grund aus zu begreifen.
Die Chohans, die bei der sechsten Initiation tätig sind, haben die Aufgabe, jene
Bewusstseinseinheiten in ihre Obhut zu nehmen, in denen ihre besondere Strahlvibration
und -eigenart vorherrscht. Die enorme Bedeutung dieser Tatsache wird oft übersehen,
selbst wenn Aspiranten für eine Einweihung theoretisch darum wissen. Die Ermittlung
des Strahles des Ego und der Monade ist daher von grosser Bedeutung, - eine Frage, die
nach der dritten Einweihung akut wird. In jedem Lebensbereich gibt es eine Majorität
und eine Minorität. So ist es im Werk des Logos vorgesehen, dass die grössere Zahl von
Menschen am Ende des grösseren (Manvantara) Zyklus ihren Weg zum synthetisch
wirkenden zweiten Strahl finden; die kleinere Anzahl wird ihren Weg zum Kraftstrahl
nehmen. Diese kleinere Gruppe ist für eine wichtige Funktion bestimmt. Sie werden die
Kerngruppe bilden, die (im nächsten Sonnensystem) zur Majorität anwächst, und sie
werden ihre Synthese durch den ersten Strahl finden. Das ist ein grosses Mysterium und
nicht leicht zu [88] fassen. Ein Hinweis für die kommende Lösung liegt in der wahren
Bedeutung der Worte «exoterisch» und «esoterisch».
Man muss die Tatsache voll berücksichtigen, dass in jeder Zeitperiode immer nur fünf
Strahlen dominieren. Alle sind in Manifestation, aber nur fünf sind jeweils am Werk.
Zwischen den Strahlen, die in einem Sonnensystem «dominieren», und solchen, die
innerhalb eines «Evolutionssystems» oder einer kosmischen Kette «vorherrschen», ist ein
Unterschied. Hierüber ist mehr gesagt in der «Abhandlung über kosmisches Feuer». Drei
Strahlen von den sieben schliessen sich zusammen. Einer der drei bewirkt auf der Höhe
der zyklischen Entwicklung die endgültige Synthese. Im ersten Sonnensystem war es der
dritte Strahl, für dieses Sonnensystem ist es der zweite Strahl und im nächsten wird es
der erste Strahl sein, der eine solche Funktion zu erfüllen hat. Zwei Strahlen haben es
besonders mit den Bestrebungen der Menschen zu tun: der erste und zweite. Ein anderer
Strahl ist mit der Evolution der Devas oder Engel verknüpft, das ist der dritte. Alle drei
Strahlen berühren die beiden grossen Pole (der Menschen und Devas), und das erreichte
Ziel am Ende einer kosmischen Epoche zeigt, was der Sonnenlogos vollbracht hat. Das ist
wieder ein Mysterium. Der siebente und erste Strahl sind sehr eng verbündet, wobei der
dritte Strahl als Verbindungsglied dient; diese Beziehung ist in der Formel 1, 3, 7
ausgedrückt. Eine andere enge Verbindung existiert zwischen dem zweiten, vierten und
sechsten Strahl, wobei der fünfte Strahl die besondere Rolle eines zentralen
Erfolgsorganes einnimmt, da er das Heim des Egos oder der Seele ist, das verkörperte
Gedankenfeld, das ersehnte Ziel der vollendeten Persönlichkeit und das Spiegelbild der
dreifältigen Monade in den drei Welten.
Strahl I: Wille, der sich als die Kraft kundtut, den Plan des Logos auszuführen.
Strahl III: Angleichung von Tätigkeit durch Intelligenz. Dieser Strahl war der
herrschende im letzten Sonnensystem, er ist auch das Fundament und die Grundlage
dieses Sonnensystems ist der Kontrolle des Mahachohan unterworfen.
Strahl VII: Ritus durch Zeremonien oder zeremonielle Organisation. Dieser Strahl ist das
Spiegelbild der beiden obigen auf der physischen Ebene und steht gleicherweise im
Zusammenhang mit dem Mahachohan. Er kontrolliert die elementaren Kräfte, die
involutionäre Entwicklung und die Formseite [89] der drei Naturreiche. Er bewahrt das
Geheimnis der irdischen Farben und Töne. Er verkörpert das Gesetz.
Diese Strahlen zusammen umschliessen und verkörpern alles. Sie sind Macht oder Kraft,
Aktivität und das Gesetz in Manifestation.
Strahl II: Der Einigung-bringende Strahl der Liebe und Weisheit, der für dieses
Sonnensystem das Endziel bedeutet, der alles in bestmöglicher Harmonie und enger
Beziehung zueinander hält.
Strahl IV: Der Ausdruck von himmlischer Harmonie, Schönheit, Musik und Eintracht.
Strahl VI: Der Strahl der Devotion, der Hingabe an geistiges Streben, die das persönliche
Selbst für das Wohl der Gesamtheit opfert, um Harmonie und Schönheit zu erreichen, ein
Ziel, das von der Liebe den Antrieb erhält.
Diese beiden Strahlengruppen könnten zueinander in folgende Beziehung gebracht
werden:
Die Strahlen 1, 3, 7 sind die grossen Strahlen, die mit der Form zusammenhängen, mit
dem Evolutionsprozess, mit dem intelligenten Funktionieren des Systems und mit den
Gesetzen, die das Leben in allen Formen aller Naturreiche steuern.
Die Strahlen 2, 4, 6 sind solche, die mit dem inneren Leben zusammenhängen und dieses
Leben durch die Formen entwickeln und erweitern, - die Strahlen der Motive, der
Aspiration und des Opfers. Es sind die Strahlen, bei denen die Entwicklung der Qualität
im Vordergrund steht.
Die Strahlen 1, 3, 7 haben mit konkreten Dingen zu tun, mit der Wirkungsweise von
Materie und Form auf allen Ebenen, von der niedersten bis zur höchsten.
Die Strahlen 2, 4, 6 befassen sich mit abstrakten Dingen, mit der spirituellen
Wesensäusserung durch das Medium der Form.
Der Strahl 5 ist das Bindeglied, das der Intelligenz.
Nun kommt unsere dritte Frage zur Diskussion, sie lautet:
Dritte Frage: Kann die Tatsache der Seele bewiesen werden?
Die akademische Wissenschaft hat die Tatsache der Seele hinreichend widerlegt. Seit
Jahrhunderten verfolgt die Forschung das Ziel, wissenschaftlich [90] den Sitz der Seele
im Körper nachzuweisen. Darauf haben sich die Wissenschaften versteift und das ist der
Hauptfaktor im wissenschaftlichen Denken, im Gegensatz zu der Denkweise des mehr
mystisch eingestellten Forschers.
Alle Forschungen, besonders die der modernen materialistischen Schulen, die den
Mechanismus des menschlichen Körpers schon besser verstehen, gingen darauf aus, die
Seele als einen Aberglauben, als einen Abwehrmechanismus hinzustellen; sie möchten
nachweisen, dass bewusstes Denken mit all den höheren Manifestationen des
menschlichen Geistes (also auch die niederen Wesensäusserungen der Persönlichkeit, das
Ichgefühl und die bewusste Integration) mit dem derzeitigen menschlichen Rüstzeug, mit
dem Gehirn, dem Nerven- und endokrinen System ohne weiteres vollbracht und erklärt
werden kann. Man ist in der Meinung, dass all dies wiederum die Folge einer langen
Evolution und eines Ausleseprozesses sei. Das Wunder des menschlichen Manifestations-
Instrumentes ist göttlich in seiner Vollendung und in seinem Wirkungsbereich. Die
Theorie sagt nun folgendes: Aus einem Urkeim, der sich unter dem Zwang der
Naturgesetze gebildet hatte und den Bedingungen der Umwelt ausgesetzt war, hat sich
durch ständige Anpassung an wechselnde Lebenserfordernisse und durch eine sehr
sorgfältige Auslese der Mensch entwickelt; so kam es, dass er heute einen Mechanismus
besitzt, der auf seine Umgebung, auf Empfindungen und Gedanken reagieren kann. Was
man gemeinhin Seele nennt, sieht man oft als die Folge dieses Ausleseprozesses an, als die
Gesamtheit der Fähigkeiten von Zellen und Zellverbänden zu reagieren und zu
unterscheiden; und dazu kommt das Lebensprinzip. All dies, sagen die Wissenschaften,
ist in der Keimzelle der Eltern enthalten; die Phänomene menschlichen Bewusstseins
können hinreichend aus den Bedingungen der Umwelt sowie aus Vererbung und
Erziehung erklärt werden. Der Mensch ist eine Maschine und selbst wieder ein Teil einer
noch grösseren Maschine, die wir Natur nennen und beide, Mensch und Natur, sind
unabänderlichen Gesetzen unterworfen. Ein freier Wille wird nicht anerkannt, von
gewissen klar definierten Begrenzungen abgesehen, die von einer besonderen Anlage und
von besonderen Umständen abhängen. Es [91] kann keine Unsterblichkeit geben; denn
wenn die Maschine in Stücke bricht und sich in ihre Bestandteile auflöst, dann bleibt
nichts übrig als die Summe von Zellen und Atomen, aus denen sie bestanden hatte. Wenn
das Prinzip der Kohärenz und der Integration (des Zusammenhaltens und der
einheitlichen Zusammenfassung) aufhört zu existieren, dann hört zur selben Zeit das
Produkt - der kohärente Körper - auf zu funktionieren. Bewusstsein und Wahlvermögen,
Erkenntnis und Gemütsbewegung, Gedanke und Temperament, Leben und Liebe,
Charakter und Fähigkeiten - all das verschwindet und was zurückbleibt, sind nur die
Atome, aus denen der Körper bestanden hatte. Auch diese werden dann in alle Winde
zerstreut und zerbröckeln und werden am Ende wieder in das grosse Sammelbecken der
Kräfte und Atome aufgesogen.
Was blieb von all den ungezählten Millionen von Menschen übrig, die auf unserem
Planeten gelebt und geliebt, gelitten und sich gefreut haben, was uns einen Beweis von
ihrer früheren Existenz geben könnte, ganz zu schweigen von ihrem Weiterleben in der
Gegenwart? Ein Häufchen Knochen, ein paar Gebäude und später - Hinweise über ihren
Einfluss in der geschichtlichen Vergangenheit; und aus den geschichtlichen Quellen der
neueren Zeit können wir feststellen, was sie zurückliessen an schönen Denkmälern in der
Literatur, Architektur, Malerei und in all jenen Dokumenten und Gegenständen, die ihr
Denken und geistiges Streben, ihre Visionen und Ideale zum Ausdruck bringen. Auf
diesem Planeten finden wir heute eine Menschheit auf allen Entwicklungsstufen, mit
verschiedenartigen entsprechenden und nicht entsprechenden Ausdrucksmechanismen.
Wir sehen, wie sie alle ohne Ausnahme unter schweren Prüfungen zusammenbrechen
und von Krankheiten behindert werden oder wie Krankheitskeime sich in ihnen
festsetzen; ein vollkommener Körper ist so gut wie unbekannt und jeder hat damit seine
liebe Not. Niemand besitzt einen ungestört arbeitenden Körpermechanismus, sondern
einen solchen, der mit Gewissheit irgendwann einmal zusammenbricht, z.B. infolge eines
unter- oder überentwickelten endokrinen Systems, das in einer der Drüsen eine vererbte
Disposition oder inhärente Rassenschwäche in sich trägt oder das sonstwie im Bauplan
des Körpers versagt, wenn es heisst, den Anforderungen des Tages und der Stunde (in
körperlicher, gefühls- und verstandesmässiger Hinsicht) nachzukommen. Was will das
alles besagen? Hier die Totalität des Zellenlebens; hier das Umgebungsmilieu, in dem der
einzelne Mensch zu leben hat; hier der unpersönliche Lebensodem, der den ganzen
Menschen [92] durchflutet; hier ein unbestimmtes Gefühl für einen Zusammenhang der
Geschöpfe des vierten Naturreiches als eine grosse Gruppe unter sich, hier die Tatsache
eines Selbst, das nur zeitlich und nicht dauernd ist; oder spricht dies alles für ein
unsterbliches Wesen, das in dem Körper wohnt?
Das sind einige der Fragen, die heute gestellt werden; als Quintessenz geht daraus
hervor, dass der Glaube an eine Seele mehr oder weniger eine Sache des Temperamentes
sei, ein Ausdruck des Wünschens und Sehnens vergangener Zeiten, in denen der Mensch
kämpfte, litt und sich sein Leben durch einen Lieblingsgedanken erträglich zu machen
versuchte, einen Gedanken, der sich um ein glückliches unsterbliches Etwas dreht, dessen
Bestimmung es ist, möglicherweise einmal allen Schwierigkeiten körperlicher Existenz
enthoben zu sein. Die Seele (so argumentiert man) kann als eine schöne Vision oder als
eine Halluzination angesehen werden; denn alles, was als Beweis ihrer Existenz dienen
könnte, geht auf Aussagen der vielen Mystiker aller Zeiten zurück, die von Kontakten und
Erlebnissen berichten, die man mit dem Traumleben, mit Gehirnverletzungen oder
Verdrängungsreaktionen erklären kann; wie es auch sei, ihre Erfahrungen fussen auf
keiner sicheren Grundlage. So sprechen die Materialisten und die Verfechter
wissenschaftlich erwiesener Tatsachen. Glaube, mündliche Zeugnisse, Hoffnungen,
seltsame und unerklärliche psychische Phänomene, die massenhaften Meinungen ohne
realen Hintergrund und die Erlebnisse von Leuten, die Geister sehen (was mit grosser
Wahrscheinlichkeit psychopathische Fälle sind) sind nicht ausreichend, um die Tatsache
der Seele zu bestätigen. Die erwähnten Dinge sind nur Bestätigungen der menschlichen
Einbildungskraft und beweisen nur die Fähigkeit, Vorstellungen und Bilder zu erzeugen
und sich selbst aus dem [93] jetzigen schrecklichen Leben in die Phantomwelt einer
möglichen und heiss ersehnten Zukunft zu flüchten, in der getäuschte Hoffnungen ein
Ende haben, in der eine volle Wesensäusserung möglich ist und in der ein jeder eine
visionäre Erbschaft antreten kann, die er sich selbst aus den unerfüllten Hoffnungen und
unausgesprochenen Sehnsüchten seiner tief verborgenen Gedankenwelt gebildet hat. Wir
wissen, dass sich der Glaube an Gott, Himmel und Unsterblichkeit aus der Ehrfurcht der
Vorzeit und aus der Unwissenheit einer von Schrecken geplagten frühen Menschheit
entwickelt hat. Man sah in all den unverständlichen und schreckhaften
Naturerscheinungen die Tätigkeit eines gigantischen Regenten - so, wie der jeweils
erreichte Bewusstseinsgrad ihn ausmalte -, den man günstig stimmen oder erzürnen
konnte, je nachdem wie sich der Mensch benahm. Wie der Mensch sich dieser Gottheit
gegenüber verhielt, so entschied sich sein Geschick, das gut oder böse war, je nach der
Reaktion dieses Gottes auf sein Tun. In dieser Vorstellung finden wir den Ursprung von
Himmel und Hölle der gegenwärtigen religiösen Bekenntnisse. Daraus erwuchs ganz von
selbst die Idee einer fortdauernden Wesenheit, Seele genannt, die sich in einem Himmel
wohlfühlen oder in einer Hölle leiden konnte, gemäss dem Willen Gottes und der
Handlungsweise im irdischen Leben. Mit zunehmendem Empfindungsvermögen, mit der
Verfeinerung seines Körperbaues auf Grund des Gesetzes der Auslese und Anpassung,
mit der Zunahme des Gemeinschaftssinnes und dem Fortschritt im Zusammenleben, mit
der zunehmenden Bereicherung der Geschichte, der Tradition und Künste, die ihre
Rückwirkung nicht verfehlten und die Vorstellung über Gott und die Seele und die Welt
vertiefen halfen, wuchs des Menschen Einsicht in die Wirklichkeit zusehends. Wir stehen
daher heute dem Problem einer Gedankenerbschaft gegenüber, die für eine Welt von
Begriffen, Ideen und Intuitionen, welche sich um immaterielle und unfassbare Dinge
drehen, Zeugnis ablegt und den uralten Glauben an eine Seele und ihre Unsterblichkeit
bejaht, wofür indes eine regelrechte Bestätigung noch aussteht. Demgegenüber steht die
Feststellung der Wissenschaft, dass wir mit Gewissheit nur die sinnlich wahrnehmbaren
Erscheinungen, die Formen und deren Mechanismen mit Reagenzgläsern und
Laboratoriumsapparaten erfassen können und dass wir nur die unterschiedlichen
menschlichen Körper, die «erschreckend wunderbar gebaut sind», wirklich kennen.
Diese menschlichen Körper produzieren auf rätselhafte Art und Weise Gedanken,
Träume und Vorstellungen, die man in den gestalteten Dingen der Vergangenheit, den
Methoden der Gegenwart und den Entwürfen für die Zukunft wiederfindet oder die in
Literatur, Kunst und den Fachgebieten der Wissenschaft ihren Niederschlag finden; sie
spiegeln sich schliesslich im täglichen Leben des Alltagsmenschen wieder, der lebt, liebt,
arbeitet, Erholung geniesst, Kinder grosszieht, isst, Geld verdient und schläft.
[94] Und was kommt nachher? Verschwindet der Mensch in das Nichts oder lebt ein Teil
von ihm (bisher unsichtbar) irgendwo weiter? Überlebt dieser Teil den Körper für eine
gewisse Zeit und muss er dann selber verschwinden oder gibt es da ein Prinzip der
Unsterblichkeit, eine feinstoffliche, unsichtbare Wesenheit, die entweder im Körper oder
ausserhalb desselben existiert und die jenes unsterbliche und unwandelbare Wesen ist, an
das ungezählte Millionen zu allen Zeiten glaubten und darin sie Trost fanden? Ist die
Seele eine Erfindung unserer Einbildungskraft, hat die Wissenschaft wirklich
befriedigend ihre Existenz widerlegt? Ist Bewusstsein eine Funktion des Gehirns und des
damit verbundenen Nervensystems oder sollen wir die Idee eines Residenten akzeptieren,
der in dem Körper wohnt und Bewusstsein besitzt? Kommt unsere Fähigkeit, unsere
Umgebung wahrzunehmen und auf unsere Umwelt zu reagieren, aus unserer
körperlichen Konstitution oder gibt es da eine Wesenheit, die beobachtet und
Massnahmen ergreift? Ist diese Wesenheit etwas anderes als der Körper und von diesem
loslösbar, oder ist sie das Ergebnis des jeweiligen Körpertypus mit seinen vitalen
Funktionen? Bleibt sie bestehen, wenn der Körper stirbt und sich auflöst oder
verschwindet sie mit ihm und geht verloren? Gibt es nichts anderes als Materie oder
Energien in ständiger Bewegung, welche die menschlichen Erscheinungsformen
hervorbringen, die ihrerseits reaktionsfähig sind und die durchströmenden Energien
blind und unbewusst zum Ausdruck bringen, so dass also diese Formen kein individuelles
Dasein besitzen? Oder enthalten alle diese Theorien nur die halbe Wahrheit? Sollen wir
nicht des Menschen Wesen und Sein zu verstehen suchen, indem wir alle Theorien
zusammenfassen und ihre allgemeinen Voraussetzungen gelten lassen? Kann es nicht
sein, dass die Forscher der mechanistischen Richtung recht haben mit ihren
Schlussfolgerungen über den Mechanismus und die Formstruktur (unseres Körpers) und
dass die geistig eingestellten Denker, die eine unsterbliche Wesenheit voraussetzen,
genau so recht haben? Vielleicht fehlt bis jetzt noch ein Bindeglied, das die Kluft zwischen
beiden Richtungen überbrückt. Wäre es nicht möglich, dass wir das Bindeglied ausfindig
machen, das die unfassbare Welt des höheren, wahren Seins mit der sogenannten realen
Welt des formgebundenen Lebens verbindet?
Sobald die Menschheit einmal überzeugt ist, dass Gott und Unsterblichkeit existieren und
wenn sie über das Wesen der Seele [95] und das Reich ihres Wirkens wirklich etwas
wissen wird, dann wird sich ihre Einstellung zum täglichen Leben und seinem
wechselvollen Geschehen so fundamental verändern, dass wir wirklich und wahrhaftig
einen neuen Himmel und eine neue Erde zu gewärtigen haben. Sobald dieser innere
Regent im menschlichen Körper seinem Wesen nach erkannt und anerkannt und die
Tatsache seines göttlichen Fortbestandes erwiesen ist, dann wird auch das göttliche
Gesetz auf Erden zur Herrschaft kommen, - ein Gesetz, das ohne Reibung oder
Revolution zur Anwendung kommen wird. Diese segensreiche Auswirkung wird dadurch
zustande kommen, dass ein allgemeines Gewahrwerden oder Erkennen der Seele alle
Denker zusammenbringen wird; hieraus wird ein Gruppenbewusstsein erstehen und sie
befähigen, den Plan und Zweck zu erkennen, der dem Wirken des Gesetzes zugrunde
liegt.
Wir wollen dies etwas einfacher fassen. Das Neue Testament sagt, dass wir versuchen
sollen, jene Denkart, die Christus besass, auch in uns zu entwickeln. Wir bemühen uns
bereits, diesen Grundsatz Christi wahr zu machen; unser Ziel ist die Entwicklung des
Christusbewusstseins und wir trachten danach, das Gesetz Christi, das Liebe ist, immer
mehr zu verwirklichen. Das wird im Wassermannzeitalter zur Reife kommen, und wir
werden erleben, dass alle Menschen Brüder werden. Nach den Grundsätzen Christi sollen
alle grundlegenden spirituellen Gesetze die Oberhand haben. «Denkart Christi» ist ein
Ausdruck, der das Prinzip göttlicher Liebe, verbunden mit Intelligenz, klarmachen will;
diese Liebe inspiriert die Seele in allen Formen und bringt den Geist zur Herrschaft. Es ist
nicht so einfach, mit Worten das Wesen der Offenbarung zu kennzeichnen, die immer
näher zu uns kommt. Das setzt die Erkenntnis aller Menschen voraus, dass der
«Gedankenstoff» (wie der Inder es nennt), mit dem die menschliche Denkkraft in
ursächlicher Beziehung steht und mit dem die individuellen Mentalkörper ein unteilbares
Ganzes bilden, auch ein Teil der Denkkraft Christi ist, des kosmischen Christus, dessen
beauftragter Vertreter der historische Christus unseres Planeten ist. Wenn der Mensch
durch Meditation und Gruppendienst sich seiner eigenen Denkkräfte, die ihn [96]
beherrschen und erleuchten, bewusst wird, dann wird er darauf kommen, dass er zu
einem Bewusstsein wahren Seins und in einen Wissensbereich gekommen ist, der ihm die
über jeden Zweifel erhabene Tatsache der Seele beweist.
Das Geheimnis der grossen Zeitepochen steht vor der Enthüllung, und durch die
Offenbarung über das Wesen der Seele wird dieses Geheimnis (hinter dem sich das
Wissen der Seele verbirgt) gelüftet werden. Die Schriften der Welt haben stets prophezeit,
dass wir am Ende der Zeiten die Enthüllung des Geheimnisvollen erleben werden und
dass alles, was uns bisher verborgen war, ans helle Tageslicht kommen wird. Wir
wissen, dass unsere jetzige Epoche das Ende des Fischezeitalters bedeutet. Im Lauf der
nächsten 200 Jahre werden wir die Idee des Todes abtun oder vielmehr wir werden
unsere bisherigen Auffassungen über den Tod gänzlich aufgeben, denn die Existenz der
Seele wird als unumstössliche Tatsache erwiesen werden. Man wird erkennen und
wissen, dass die Seele eine Wesenheit ist, die mit ihren treibenden Impulsen und ihrer
geistigen Kraft hinter allen Erscheinungsformen wirkt. In den nächsten Jahrzehnten
werden wir erleben, dass sich gewisse grosse Glaubensmeinungen bestätigen werden.
Das Werk Christi vor 2000 Jahren bestand darin, gewisse grosse Möglichkeiten und das
Vorhandensein grosser Kräfte, die in jedem Menschen schlummern, der Welt
aufzuzeigen. Sein Ausspruch, dass wir alle Söhne Gottes seien und einen einzigen Allvater
haben, wird in naher Zukunft nicht mehr als eine wunderschöne mystische und
symbolische Äusserung angesehen werden, sondern als eine bewiesene wissenschaftliche
Aussage gelten. Unsere universale Bruderschaft und unsere wesensgemässe
Unsterblichkeit werden als Tatsachen der menschlichen Natur bewiesen werden. Wie er
sagte, kam er nicht, um Frieden zu bringen, sondern ein Schwert. Im esoterischen Sinne
war er der «kosmische Zweiteiler». Warum? Weil er bei der Herstellung von Einheit doch
einen Unterschied zwischen Körper und Seele macht. Körper und Seele sind jedoch nur
zwei Teile eines Ganzen, was man nicht vergessen darf. Sobald einmal die Tatsache
bewiesen sein wird, dass es wirklich eine Seele gibt und dass der Körper ihr
Ausdrucksmedium ist, dann wird die Zusammengehörigkeit beider Komponenten als ein
Ganzes restlos erwiesen sein.
Auf welche Weise werden diese Enthüllungen zutage treten? Wir betreten hier den Boden
der Weissagung, den viele mit der [97] Begründung ablehnen, dass nur das von
Bedeutung ist, was unseren spirituellen Bedürfnissen zugute kommt; man macht geltend,
dass, wenn man von der Seele, von Versprechungen, von Hilfe und Enthüllungen spricht,
die erst die Zukunft bringen soll, der Aspirant zu beglückenden Spekulationen und eitlen
Erwartungen ermutigt werde, was die Keime von Gefahren in sich trägt und Untätigkeit
sowie nutzloses Spintisieren zur Folge hat. Doch der Spruch ist richtig, der sagt: «Wenn
die Vision fehlt, kommen die Leute um» (geht die Nation zu Grunde). In den letzten 200
Jahren hat sich so viel ereignet und so vieles ist bereits offenbar geworden, dass wir
sicherlich eine solide Unterlage für alle weiteren Erwartungen haben. Würde z.B. jemand
den Denkern des 16. Jahrhunderts die Entwicklung vorhergesagt haben, die im 19. und
20. Jahrhundert allein auf dem Gebiet der Wissenschaft und Psychologie erfolgen würde,
wie seltsam und unwahrscheinlich hätte dies geklungen; und sicherlich hätte es viel
merkwürdiger angemutet als das, was ich hier prophezeien könnte. Es hat sich doch so
vieles schon bewahrheitet und die Beweise für die Welt des wahren Seins häufen sich so
schnell, dass uns ein neues Ereignis nicht mehr verwundern kann. Die Tatsache der Seele
wird bei der Menschheit auf so vielerlei Wegen Anerkennung finden, und die Details
werden von so vielen Seiten kommen, dass Menschen aller Denkrichtungen befriedigt
sein werden. Ich will nur einige Faktoren anführen. Die Zahl der medial veranlagten
Menschen nimmt in der ganzen Welt ständig zu und die immer grössere
Empfindungsfähigkeit und stärkere Beeindruckbarkeit rufen Freude und Gefahren
hervor. In der ganzen Welt nehmen Aspiranten Kontakte wahr, von denen sie bisher
nichts gewusst haben, beginnen eine Welt zu sehen, die ihnen normalerweise nicht
zugänglich ist und erfahren eine Erweiterung ihres Bewusstseins. Sie erleben Phänomene
- oft astraler, manchmal mentaler und sehr selten egoischer Natur, die ihnen eine neue
Bewusstseinsdimension und einen neuen Seinszustand erschliessen. Diese
Bewusstseinserweiterung zeitigt Folgen in zweierlei Hinsicht; sie ermutigt die
Aspiranten in ihren Bestrebungen und macht gleichzeitig ihren Weg kompliziert. Diese
zunehmende Empfindungsfähigkeit ist überall zu beobachten; daher entwickelt sich der
Spiritualismus und die Wissenschaft von der Psyche so rapid. Hier liegt [98] auch die
Ursache für die starken nervösen Spannungen unter den Menschen und für die immer
häufigeren neurotischen Symptome, welche die Probleme der Psychiater immer
schwieriger machen; aus diesem Boden wachsen neue Nervenkrankheiten und
Geistesstörungen. Diese Sensibilität ist die Rückwirkung des menschlichen
Wahrnehmungsapparates auf die näherkommenden Ereignisse und die ganze
Menschheit kommt dabei in eine eigenartige Verfassung, in der sie fähig wird, das zu
«sehen und zu hören», was bis jetzt verhüllt war.
Das wachsende Verständnis für Farben und die Fähigkeit, Vierteltöne in der Musik zu
hören und auf feinste Nuancen zu reagieren, zeigt deutlich eine Auflösung des Schleiers,
der die Phänomene der äusseren greifbaren Welt von denen des inneren Seins und der
feinstofflichen Welt trennt. Auch die Zunahme der Wahrnehmung ätherischer Dinge und
die wachsende Zahl der Menschen mit hellsichtigen und hellhörigen Eigenschaften
erbringt immer wieder die Bestätigung für die Existenz der Astralebene und des
ätherischen Gegenstücks der physischen Welt. Immer mehr Menschen nehmen diese
subjektive (innere oder feinstoffliche) Welt wahr; sie sehen Gestalten umherwandeln, die
entweder sogenannte «Verstorbene» sind oder solche, die während des Schlafes ihr
Körperkleid abstreiften. Sie nehmen Farben, besondere Farbtönungen und planvoll
gestaltete Lichtbündel wahr, die nicht aus dieser materiellen Welt stammen; sie hören
Laute und Stimmen, die ohne die Stimmbänder unseres physischen Sprachapparates
erzeugt sind und von solchen herrühren, die nicht mehr in einem Körper leben.
Als erster Schritt, der die Tatsache der Seele bestätigen soll, muss ein Weiterleben
erwiesen werden, obwohl damit die Tatsache der Unsterblichkeit nur bedingt bestätigt
wird. Dessen ungeachtet ist es ein Schritt in der rechten Richtung. Dass etwas den Tod
überlebt und dass etwas fortbesteht, nachdem der Körper zerfallen ist, wird 99 immer
wieder erwiesen. Wenn dies nicht die Wahrheit ist, dann sind wir Opfer von
Massenhalluzinationen, und Gehirn und Verstand von Tausenden registrieren falsch und
geben falsche Auskunft, sind krank und abnorm. Es ist schwerer, an solch eine
massenhafte, gigantische Geistesstörung zu glauben, als das Gegenteil, nämlich eine
Bewusstseinserweiterung anzunehmen. Diese Entwicklung in psychischer Richtung
beweist indes noch nicht die Tatsache der Seele; es wird damit zunächst nur der
materialistische Standpunkt erschüttert.
Die erste wirkliche Anerkennung der Seele wird aus Denkerkreisen kommen, und zwar
als Ergebnis von Forschungen und Analysen internationaler Psychologen über das
Wesen des Genies und den Sinn schöpferischen Schaffens.
Vereinzelte Männer und Frauen ragen turmhoch über ihre Mitmenschen empor und
vollbringen überragende Leistungen auf ihrem Fachgebiet; in ihrer Arbeit wirkt mit
Urgewalt der Funke der Göttlichkeit und Unsterblichkeit. Die Leistungen schöpferischer
Künstler, das intuitive Forschen wissenschaftlicher Grössen, die inspirierte Ideenwelt der
Dichter und die Visionen erleuchteter Idealisten müssen ergründet und erklärt werden,
denn man muss den Gesetzen, nach denen solche Männer und Frauen arbeiten und
schaffen, nachgehen. Die Psychologen haben sich zu viel um die abnormen und
subnormalen Störungen, um die pathologischen Denkanomalien und die
Körpermissbildungen von Patienten gekümmert und man hat den Menschen mit
abnormen göttlichen Eigenschaften und jenen Bewusstseinsgraden, die über den
Standard des Durchschnittsmenschen hinausragen, nicht genügend Beachtung
geschenkt. Solche überdurchschnittliche Eigenschaften zeigen sich bei grossen Künstlern,
Musikern, Dramatikern, Schriftstellern und vielen anderen schöpferischen Arbeitern, die
ein Ruhmesblatt der Geschichte sind und im nächsten Jahrhundert werden solche
schöpferische Kräfte in noch grösserer Herrlichkeit hervortreten.
Wenn die Hypothese der Seele akzeptiert ist, wenn die Energie, die durch die Seele
vibriert, als spirituelle Energie erkannt ist und wenn die Kraftzentren und ihre
Funktionen ein Forschungsthema [100] werden, dann werden wir sehr bald mehr
Kenntnisse an Hand haben. Wenn Meditation für Experimente herangezogen wird, um
innerlich erschaute Schönheit in Werke umzusetzen, um erhaschte Ideen und Vorbilder
auf schöpferische Art zu verwerten, dann werden wir imstande sein, das Geniale
auszubilden, und wir werden wissen, wie man Menschen schulen muss, damit sie
schöpferisch arbeiten. Dann wird man viel über die menschlichen Zentren erfahren, in
denen das göttliche Prinzip seinen Sitz hat und von wo aus der «Christus im Innern»
wirken kann. Man kann nicht beim Studium des Selbstbewusstseins und
Unterbewusstseins stehen bleiben, sondern muss die Erforschung des Überbewusstseins
hinzunehmen. Wenn solche Forschungen unvoreingenommen durchgeführt werden,
dann wird die moderne Psychologie schliesslich dazu kommen, die Seele anzuerkennen.
Das Feld, das es zu erforschen gilt, ist so umfangreich, dass ich nur einige mögliche
Unterabteilungen anführen kann:
1. Die Erforschung des Wesens des Genies und dessen zielbewusste und spezialisierte
Ausbildung.
2. Systematische Ausbildung für schöpferische Leistungen und kritische Vergleiche dieser
Schulungsart mit der Vorbereitung zu normaler beruflicher Arbeit. Schöpferisches
Wirken bestätigt die Tatsache der Seele, Berufsausbildung weist auf die besondere Art
der Persönlichkeit hin.
3. Wissenschaftliche Erforschung der höheren Kräfte und Fähigkeiten im Menschen, mit
besonderer Berücksichtigung der Telepathie. Man wird feststellen, dass eine
telepathische Gedankenübertragung von einem Intellekt zum anderen oder von der Seele
zum Intellekt erfolgt, was nicht unbedingt eine Kommunikation und einen Kontakt von
Gehirn zu Gehirn bedeutet. Dies ist eines der aussichtsreichsten Forschungsgebiete,
obwohl es noch viele Schwierigkeiten bietet. Die Existenz der Seele wird als
wissenschaftliche Tatsache durch telepathische Experimente erst nach 1945 erwiesen
werden; dann wird ein Weltereignis stattgefunden haben und eine eigenartige neue
Lehre herauskommen, die das ganze Thema des telepathischen Rapports in ein neues
Licht rücken wird.
4. Die wissenschaftliche Ausbildung hellsehender Menschen und die intelligente
Entfaltung hellseherischer Fähigkeiten durch 101 die Weltintelligenz lässt noch viel zu
wünschen übrig; doch wird auch dies kommen, wenn das Denkvermögen besser
beherrscht und erleuchtet sein wird. Der Mensch muss erst lernen, wie er sein
körperliches Instrument für das Einströmen spiritueller Energie und Anregung
empfänglich macht und dadurch psychische Kräfte mobilisiert; die alte Methode,
regungslos in sitzender Stellung zu verharren, um ein Zentrum zu erwecken, wird als
gefährlich und unnötig abgetan werden.
Von der modernen Psychologie können wir die schrittweise Anerkennung der Tatsache
des niederen Selbstes erwarten. Es bleibe für die Psychologen das Problem übrig, die
Verwandtschaft oder Wesensgleichheit dieses Selbstes mit der Seele zu begreifen.
Die grösste Hilfe wird uns jedoch durch die Wissenschaften zuteil werden. Die
Forschungen über Licht und Strahlung (und im weiteren Verfolg über Lichtpartikel)
werden die Tatsache der Seele beweisen. Durch diese bevorstehende Entwicklung werden
wir imstande sein, mehr zu begreifen und tiefer in Probleme einzudringen, als wir es
heute können. Die Naturwissenschaften haben bereits die Tatsachen anerkannt, dass die
Fauna und Flora unseres Planeten zyklischen Veränderungen unterliegt. Tiere, die man
während vieler Jahrtausende kannte und die in grosser Zahl vorhanden waren, sind nun
ausgestorben; wir rekonstruieren jetzt aus Knochenresten ihre einstige Form. Und so
sind auch Blumen und Bäume, die einstmals die Oberfläche unseres Planeten bedeckten,
verschwunden und nur die fossilen Überreste zeigen uns eine Vegetation an, die ganz
verschieden ist von der Pflanzenwelt, deren wir uns heute erfreuen. Auch der Mensch hat
sich so grundlegend verändert, dass es schwer wird, in den frühen primitiven Rassen der
Vorzeit den homo sapiens wiederzuerkennen. Diese Veränderlichkeit und das
Verschwinden früherer Typen hat ausser vielen anderen Gründen eine prinzipielle
Ursache. Die Qualität des Lichts, die das Wachstum, die Vitalität und Fruchtbarkeit in
den Naturreichen bestimmt, hat sich im Lauf der Zeiten mehrere Male geändert und
dadurch entsprechende Mutationen in der sichtbaren Formenwelt hervorgerufen. Von
einem esoterischen Standpunkt aus gesehen, werden alle Lebensformen [102] auf
unserem Planeten von drei Arten von Lichtsubstanz beeinflusst und z.Zt. macht sich
langsam ein vierter Typ bemerkbar. Diese Lichtarten sind die folgenden:
1. Das Licht der Sonne.
2. Das Licht, das im Planeten selbst steckt; damit ist nicht das reflektierte Licht der Sonne
gemeint, sondern die Strahlung, die der Erde eigen ist.
3. Eine Lichtart, die von der Astralebene einsickert (wenn ich einen solchen Ausdruck
anwenden darf); dies ist ein «astrales Licht», das stetig und immer stärker zu uns
vordringt und sich mit den beiden anderen strahlenden Lichtarten verbindet.
4. Ein Licht, das gerade begonnen hat, sich mit den drei anderen Lichtqualitäten zu
verschmelzen; es kommt aus jenem Zustand der Materie, den wir die mentale Ebene
nennen, - ein Licht, das aus dem Reich der Seelen zurückgestrahlt wird.
Der Lichtstrom wird ständig stärker und zwar seit der Zeit, als der Mensch die
Anwendungsmöglichkeiten der Elektrizität entdeckte; diese Entdeckung war eine direkte
Folge der verstärkten Lichtfülle. Der Gebrauch von Elektrizität auf dem ganzen Planeten
ist eines der Momente, das die neue Zeit einleitet und dazu beitragen wird, die
Gegenwart der Seele zu offenbaren. Diese Lichtzunahme wird bald so stark werden, dass
sie auf physikalische Art dazu beitragen wird, den Schleier zu zerreissen, der die
Astralebene von der physischen Welt trennt; das trennende ätherische Gewebe wird sich
bald auflösen und dadurch wird das Licht der dritten Gruppe viel rapider hereinfluten.
Das Licht der Astralebene (das wie ein Stern schimmert) und das Eigenlicht des Planeten
werden sich enger vermischen und daraus werden sich für die Menschheit und die drei
Naturreiche Folgen ergeben, die nicht hoch genug angeschlagen werden können. Das
menschliche Auge z.B. wird tiefgehend beeinflusst werden und die ätherische Vision, die
heute nur selten anzutreffen ist, wird Allgemeingut sein. Die Skala der infraroten und
ultravioletten Farbtöne wird in unseren Wahrnehmungsbereich [103] kommen, wir
werden das wahrnehmen können, was uns bisher versagt war zu sehen. All das wird die
Plattform erschüttern, auf der die Materialisten stehen und wird den Weg ebnen einmal
dafür, dass die Theorie einer Seele eine annehmbare und vernünftige Hypothese ist und
zum anderen werden weitere Beweise für ihre Existenz ans Tageslicht kommen. Was uns
im esoterischen Sinne not tut, ist «mehr Licht», um die Seele zu «sehen»; dieses Licht
wird uns in Kürze zur Verfügung stehen und wir werden dann den wahren Sinn der
Worte erfassen: «Und in Deinem Licht werden wir Licht sehen.»
Diese Zunahme der Lichtintensität wird bis 2025 n. Chr. anhalten, dann wird eine
Periode folgen, in der die Lichtemanation relativ stabil bleibt, also keine weitere
Verstärkung erfährt. Im zweiten Dekanat des Wassermannzeitalters werden die drei
genannten Gruppen wieder eine Verstärkung erfahren durch das Licht der vierten
Gruppe, das aus dem Reich der Seele einströmt und uns über die Urmasse des
kosmischen «Chitta» (des Denkstoffes) erreicht. Dieses Licht wird die Welt durchfluten.
Zu dieser Zeit aber wird die Seele bereits als Tatsache anerkannt sein und infolge dieser
Anerkennung wird sich unsere gesamte Zivilisation so radikal geändert haben, dass wir
heute nicht einmal mutmassen können, wie diese Zivilisation aussehen wird. Während
der nächsten zehn Jahre wird eine stärkere Vermischung der drei ersten Lichtarten zu
beobachten sein und diejenigen meiner Leser, die ein offenes Auge für diese Dinge haben,
werden mit gespannter Aufmerksamkeit die Geschehnisse dieser Zeit verfolgen. Die
übereinstimmende Meinung in religiösen und spirituellen Kreisen, biblische
Prophezeiungen und die Symbolik der Pyramiden führt viele Studierende zu der
Annahme, dass ein grosses Ereignis und ein unvorhergesehenes spirituelles Erlebnis in
der nahen Zukunft bevorsteht. Eine solche Möglichkeit sollte durchaus als richtig
angenommen werden und man sollte sich hierfür sorgsam vorbereiten. Ich denke dabei
nicht an eine grosse Persönlichkeit, die kommen soll, sondern an einen Prozess in der
Natur, der weitreichende Folgen haben wird. Auch andere Tätigkeitsbereiche werden
ihren Teil beitragen, die Tatsache der Seele zu bestätigen.
So existiert z.B. eine Abart menschlichen Bewusstseins, welche [104] die Psychologen
materialistischer Richtung schon lange stutzig gemacht hat, nämlich die merkwürdige
Fähigkeit der Voraussage, das Vermögen, Ereignisse der nahen oder fernen Zukunft
genau vorauszusehen und vorauszusagen. Eine Art innerer Helfer gab
Warnungszeichen, die immer wieder Menschen vor Tod und Unheil bewahrt haben.
Gestalten näherten sich Freunden und Verwandten von Menschen, die gerade gestorben
waren und von deren Tod noch niemand etwas wusste. Dies hat nichts mit einer
telepathischen Vorankündigung des Ablebens zu tun, sondern es handelt sich um die
sichtbar gewordene äussere Gestalt. Ebenso existiert die Fähigkeit, an Ereignissen
teilzunehmen, die sich weit entfernt abspielen und sich genau an den Platz, die Personen
und Details zurückzuerinnern. Diese parapsychologischen Fähigkeiten und ähnliche
andere Vorausschauungen und Wahrnehmungen des Ungewussten haben schon lange
die Forscher verwundert; sie müssen richtig erklärt werden. Wenn diese Kräfte
systematisch erforscht und glaubwürdige Einzeltatsachen zusammengetragen werden
und wenn sich nachher die Voraussagen bestätigen, dann wird man anfangen
einzusehen, dass sich im Menschen eine Wirkungskraft befindet, die nicht durch Raum
und Zeit begrenzt ist, sondern über das normale menschliche Bewusstsein hinausgeht.
Die derzeitigen Forschungen und Erklärungsversuche sind unvollkommen und werden
nicht allen Tatsachen gerecht. Wenn man das ganze Gebiet aber von dem Standpunkt der
Seele angeht und ihre Allwissenheit und ihr Freisein von unserer Klassifizierung von
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft berücksichtigt, (Zeiten, die sich für die Seele im
Bewusstsein des Ewigen Jetzt verlieren), dann werden wir diese Dinge etwas besser
verstehen. Wenn der wahre «Wohngast» in unserem Körper anerkannt ist und die
Gesetze des Voraussehens ergründet sind und wenn die Fähigkeit der Vorschau
allgemein verbreitet sein wird, dann werden wir genügend Bestätigungen für die
Existenz der Seele haben. Es wird dann völlig unmöglich sein, die tagtäglich
vorkommenden Phänomene anders als durch die Existenz des wahren «Wohngastes» zu
erklären.
Von allen Seiten wird Beweismaterial zusammengetragen werden. Das Sammeln von
überzeugenden Details wird zu einem [105] fruchtbaren Arbeitsfeld werden. Wenn
höhere Menschentypen im Gebrauch von seelischen Kräften und Fähigkeiten geschult
werden und ihr körperliches Instrument vollkommen beherrschen, dann wird das
erbrachte Beweismaterial so erstklassig und wissenschaftlich sein, dass es als genau so
wichtig und berechtigt angesehen werden wird, wie irgend eine Meinung unserer
führenden Forscher auf einem sonstigen Forschungsgebiet. Es wird nicht lange dauern,
bis Forschungen über die Seele ebenso anerkannt und geachtet sein werden wie jedes
andere wissenschaftliche Problem, z.B. die Forschung über die Natur der Atome. Studien
über die Seele und ihre leitenden Gesetze werden bald die Aufmerksamkeit unserer
feinsten Köpfe in Anspruch nehmen. Die neue Psychologie wird schliesslich die Existenz
der Seele beweisen und Hand in Hand damit wird das intuitive und instinktive Eingehen
auf erzieherische, aus der unsichtbaren Welt kommende Seelenimpulse die Existenz einer
spirituellen Wesenheit im Menschen, die allweise, unsterblich, göttlich und schöpferisch
ist, immer stärker und erfolgreicher bestätigen.
Doch dieser Fortgang würde wahrlich ein langsamer sein, würden nicht Jünger und
Eingeweihte nachhelfen, zusammen mit dem Meister P . . ., der sich in Amerika aufhält
und mit seinen Jüngern überall die verschiedenen Schulen für Psychologie inspiriert. Die
Leser brauchen keine Anstrengung zu machen, um seine Identität zu ermitteln. Er wirkt
durch spirituelle Bewegungen und Geistesrichtungen, nicht aber durch private und
einzelne Personen. Seinen Einfluss übt er zum grössten Teil von der mentalen Ebene aus,
durch die Kraft der Gedanken; er ist ziemlich unbekannt und unerkannt, mit Ausnahme
von seinen Mitarbeitern in den verschiedenen Ländern der Welt und den Jüngern auf
dem vierten Strahl, der sein Strahl ist. Was an neueren Gesichtspunkten auf dem Gebiete
der Psychologie zu Tage tritt, ist meistens seinem Einfluss zuzuschreiben; er gibt den
Gedanken der führenden Köpfe von Bewegungen neuen Antrieb. Er beeinflusst sie auf
mentaler Ebene, kommt aber mit diesen Personen in der äusseren Welt nicht zusammen.
Die Not [106] der Zeit ist gross, die Meister sind ausserordentlich aktiv und beschäftigen
sich derzeit ausschliesslich damit, die Welt zu retten. Es bleibt ihnen keine Zeit, sich mit
Einzelpersonen abzugeben, ausgenommen ihre eigenen Gruppen akzeptierter Chelas, die
alle für das Wohl der Welt arbeiten (sonst wären sie ja nicht in der Gruppe eines
Meisters). Die Meister mögen hie und da einmal mit kleineren Gruppen in Kontakt
kommen, deren Mitglieder auf dem Probe- und Bewährungspfad sind, um ihnen eine
Chance und gelegentliche Hinweise zu geben. Jeder Meister schult nur sehr wenige
Kandidaten und zwar solche, die an die Stelle jener Chelas treten sollen, die sich einer
Initiation unterziehen; mit Ausnahme dieser beiden Gruppen unterrichten sie in diesem
Jahrhundert keine Einzelmenschen; sie geben die vielen Aspiranten in die Obhut von
Eingeweihten und Chelas geringerer Grade. Selbst diese ihre ureigene Arbeit und die
Zahl ihrer persönlichen Chelas ist z.Zt. stark reduziert; die Jünger, die in der Welt tätig
sind, sind gebeten worden, sich auf eigene Füsse zu stellen, ihr eigenes Urteil
heranzuziehen und die Meister während dieser äusserst gespannten und kritischen Zeit
nicht dadurch zu überfordern, dass sie deren Aufmerksamkeit unnötig in Anspruch
nehmen. Die entscheidenden Weltfragen sind jetzt von solcher Bedeutung, die Chancen
der Menschheit so gross, und die Meister sind jetzt mit dem Weltgeschehen und mit den
einflussreichen, prominenten Persönlichkeiten so stark beschäftigt, dass persönliche
Instruktionen für Leute ohne Einfluss, solche in den verschiedenen kleinen okkulten
Gruppen und Vereinen, zeitweise eingestellt werden mussten. Die Zeit ist relativ zu kurz,
um gewisse Phasen des Planes, mit dem die grossen Meister betraut sind, auszuarbeiten
und durchzuführen; daher müssen alle treugesinnten Chelas ans Werk gehen und
versuchen, ihre eigenen Probleme selber zu lösen, ohne an des Meisters Türe zu klopfen
und seine kostbare Zeit in Anspruch zu nehmen, die er für wichtigere Dinge braucht. Je
näher ein Jünger seinem Meister steht, umso klarer kann er das verstehen und umso
mehr wird er alles tun, um seine Pflicht zu erfüllen, seine Lektionen zu lernen, der
Menschheit zu dienen und seinem Meister einen Teil der Last abzunehmen.
Die heutige Welt ist voll von Jüngern aller Grade, und ein jeder [107] von ihnen ist, eben
an seinem Platz, imstande, irgend einem Aspiranten zu raten und zu helfen. Es gibt eine
Unmenge von Lehren und Büchern, die allen Suchenden, die sich wirklich nach
spirituellem Wissen sehnen, hilfreiche Dienste leisten. In den letzten 50 Jahren ist viel
Neues gelehrt und viel esoterische Ausbildung in der ganzen Welt erteilt worden, die
allen ernstlichen Interessenten zugänglich ist. Aspiranten haben viel Arbeitsmaterial und
müssen viel Theorie in die Praxis umsetzen; dieser Umstand lässt den Meistern Zeit für
wichtigere Fragen.
Eine interessante Erscheinung, die mithelfen wird, die Tatsache der Seele aufzuzeigen, ist
die Unmenge von Mitteilungen, inspirierten Schriften und telepathischen Diktaten,
welche die Welt heute überschwemmen. Bekanntlich bringt die spiritualistische
Bewegung eine ganze Menge inspirierter und pseudo-inspirierter Literatur heraus, zum
Teil höchst wertvoll und unzweifelhaft die Arbeit hochentwickelter Jünger, zum andern
Teil sehr mittelmässig. Die verschiedenen theosophischen Gesellschaften empfingen
ähnliche Mitteilungen und man kann sie auch in jeder okkulten Gruppe finden. Echte
Mitteilungen haben oft einen grossen spirituellen Wert, enthalten viel Belehrung und sind
für den Aspiranten hilfreich. Studierende der heutigen Zeit sollten daran denken, dass die
Lehre ausschlaggebend ist, und nicht die vermutliche Quelle. Diese Schriften und
Botschaften dürfen einzig und allein nach ihrem inneren Werte beurteilt werden. Diese
Mitteilungen kommen in den meisten Fällen aus der Seelenebene und der Empfänger
oder Mitteiler (der Vermittler oder Schreiber) ist entweder von seiner eigenen Seele
inspiriert oder er entnahm die Gedanken aus dem Gedanken- und Wissensreservoir der
Strahlgruppe, zu der seine Seele gehört. Er stellt sich auf diesen Gedankenspeicher ein
und dann übersetzen sein Verstand und sein Gehirn diese Gedanken in Worte und Sätze.
In einer [108] kleineren Anzahl von Fällen ist derjenige, der ein Diktatschreiben erhält,
mit einem Jünger in telepathischem Rapport, der weiter fortgeschritten ist als er selbst
und hier werden des Schreibers Gedanken von einem Chela der Gruppe beeindruckt.
Dieser Chela, der in einer engeren Beziehung zum Meister steht als der Empfänger,
übermittelt diesem etwas von dem Wissen, das er in des Meisters Aura aufgenommen
hat, in der zu leben er befähigt ist. Der Meister selbst ist hier jedoch gar nicht im Spiel; es
betrifft nur diesen Chela und seinen Aspiranten, den Schreiber. In solchen Fällen wird
der Empfänger von Mitteilungen oft zu der irrigen Annahme verleitet, dass der Meister
selbst ihm diktiert, während er in Wirklichkeit durch einen weiter fortgeschrittenen
Chela den Zugang zu des Meistes Gedankenatmosphäre fand.
Keiner der Meister, welche die sechste Einweihung erlangt haben, (wie der Meister M.
und K. H.) diktieren zurzeit ihren Jüngern. Sie sind zu sehr von Weltproblemen in
Anspruch genommen; sie wachen über die Geschicke der prominenten Persönlichkeiten
in den verschiedenen Nationen und haben daher keine Möglichkeit, einem Jünger mit
einem kleinen Tätigkeitsbereich Dokumente zu diktieren über Themen, über die man
schon ein hinreichendes Wissen besitzt; der Jünger kann daraus schöpfen und ohne Hilfe
allein weiterkommen. Nur zwei Meister benützen telepathische Übermittlungen und
Diktate zur Beeinflussung mehrerer akzeptierter Jünger in dem Bestreben, diese ihre
Jünger, die mitten im Weltwerk stehen, zu grösserer Erfüllung des Planes anzuregen. Sie
geben auf diese Weise einigen wenigen prominenten Denkern der Wissenschaft und
sozialen Wohlfahrt das nötige Wissen an die Hand, damit diese die zur Förderung der
menschlichen Freiheit richtigen Entscheidungen treffen können. Ich kenne jedoch keine
anderen Meister die für diese Generation so vorgehen, denn sie haben ein gut Teil dieser
Arbeit den Eingeweihten und Jüngern übertragen. Die meisten Mitteiler von Botschaften
(an Aspiranten in der äusseren Welt) sind tätige Chelas von akzeptiertem Grad, die in
der Gedankenaura des Meisters und seiner Gruppe leben und sich ständig bemühen, alle
Arten von Menschen in der ganzen Welt und in allen [109] Gruppen zu erreichen. So
erklären sich die Unmengen von Mitteilungen, von inspirierten Artikeln, von
persönlichen Botschaften und Instruktionen.
Wenn man zu dieser Fülle die gleich grosse Flut von Informationen hinzuzählt, die aus
des Übermittlers eigenen Seelenkräften und aus seinem Unterbewusstsein stammen,
dann ist man im Bild, woher die grosse Menge von Artikeln stammt, die heute
veröffentlicht werden. Wir haben allen Grund, für die wachsende innere Bereitschaft und
Empfänglichkeit für Neues dankbar zu sein.
Dass solche Ergüsse von Mitteilungen anfangs oft eine Steigerung des spirituellen Stolzes
und persönlichen Ehrgeizes im Gefolge haben und dass die erhaltenen Instruktionen
dadurch, dass sie stufenweise vom Denkvermögen zum Gehirn und von da in Worte und
Sätze übertragen werden, oft nicht mehr dem Original entsprechen, ist nur zu wahr; und
es ist gleichfalls wahr, dass die Quelle, aus der die Instruktionen stammen, oft
missverstanden wird, ist doch der Mangel an Bescheidenheit und der mangelnde Sinn für
Distanz eine grosse menschliche Schwäche. Doch wie dem auch sei, aus diesem
kraftvollen Zufluss von der inneren Seite des Lebens her kommt neues Wissen, die
Hingabe an den Plan nimmt zu und die Zeichen werden deutlicher, die uns schliesslich die
Gewissheit bringen. Der Mensch wird es wissen, und er wird es bald wissen, dass die
Seele kein Märchen ist, das mit symbolischen Worten eine tiefverankerte Hoffnung
poetisch verklärt; sie ist weder das Produkt eines menschlichen Abwehrmechanismus
noch ein ausgeklügeltes Mittel, um einer harten Gegenwart als Notausgang zu dienen.
Die Welt wird es wissen, dass die Seele eine Wesenheit ist, ein Geschöpf, das für all das
verantwortlich ist, was sich in der Welt der Erscheinungen abspielt.
Wir haben nun noch zwei weitere Fragen zu erörtern, die folgendermassen lauten:
Vierte Frage: Welchen Nutzen bringt uns das Wissen über die sieben Strahlen?
Fünfte Frage: Von welcher Bedeutung sind die markanten Seeleneigenschaften, wie
Empfindungsfähigkeit, Bewusstsein, Erkenntniskraft und Licht?
Die vierte [110] Frage ist von Wichtigkeit, da eine lebendige Nutzanwendung damit
verknüpft ist. Definitionen mögen wohl Befriedigung verschaffen, bedeuten aber noch
lange nicht angewandtes Wissen.
Der Aspirant soll praktische Gesichtspunkte über alles stellen. Die Tage, in denen ein
mystisches und traumverlorenes Bewusstsein vorherrschte, sind sehr bald vorüber;
durch das Verstehen der neuen Psychologie bekommt der Studierende ein
wirklichkeitsnäheres Bild über sich selbst, das ihm gestattet, absolut richtig und
intelligent zu handeln; er wird genau den Weg vor sich sehen, den er gehen muss und er
wird die Kräfte in seinem eigenen Wesen richtig verstehen, so dass er im Kontakt mit
Umweltkräften richtig handeln wird. Aspiranten sollten aus den mitgeteilten Wahrheiten
praktischen Nutzen ziehen und dadurch das Mass ihrer Verantwortung herabmindern.
Wer fundiertes Wissen besitzt und es nicht benützt, setzt sich der Gefahr einer späteren
Bestrafung aus.
Viele Aufschlüsse geben meine früheren Bücher, doch muss man die nötige Angleichung
vornehmen, um sie praktisch nutzbar zu machen. Neue Aufschlüsse bringt der
vorliegende Band; der Studierende muss indes wissen, dass er selbst es ist, der dieses
Lehrmaterial, das ihm zu treuen Händen gegeben wird, angefordert hat. Meine Stellung
zu den Lesern ist nicht die eines Lehrers, der einer Schar wartender Interessenten sein
Lehrsystem aufnötigt. Diese Gruppe gleicht vielmehr einer Schleuse, durch die ein
Ausschnitt der zeitlosen Weisheit einer wartenden Welt näher gebracht wird. Ich
betrachte diese Gruppe nicht als eine Gemeinschaft guter Männer und Frauen, die
zufolge ihrer inneren Entwicklung für besonders würdig erachtet werden, esoterische
und nicht alltägliche Aufklärungen zu erhalten, nur um diese von der übrigen Welt
fernzuhalten. Ich sehe diese Studierenden vielmehr als solche an, die ein aufrichtiges
Interesse für spirituelles Leben haben, die ihre Intelligenz benützen wollen und (mehr
oder weniger) gewillt sind, ihr Leben als Seelen zu führen und von den gegebenen
Informationen so viel in die Tat umzusetzen, als ihr Verständnis ausreicht. Wie viel und
was sie davon sich nutzbar machen, ist ihre eigene Angelegenheit. Der Wert irgendeiner
Gruppe von Aspiranten und Jüngern besteht in folgendem: wenn sie es wollen und ihre
vereinte Sehnsucht stark [111] genug ist, können sie Lehren anziehen oder hervorholen
und ein Zentrum bilden, von wo aus diese Instruktionen weitere Kreise ziehen und die
Gedanken der Menschen umformen, neues Licht über die psychologischen Probleme
werfen und so die Wahrheit (über die Siebengestalten der Vorzeit, die sieben Strahlen, die
man so wenig kennt) verbreiten helfen; daraus könnten sich neue Erkenntnisse ergeben
und eine neue Wissenschaft der Psychologie entwickeln.
Die Fragen, was nun eine Gruppe zu tun hat, die willens ist, nützlich zu sein und die
Vermittlerrolle zu übernehmen, um der Menschheit zu helfen, können so beantwortet
werden: Jeder sollte erstens die empfangenen Lehren nicht für sich, sondern für
erklärten Dienst verwerten. Nicht der eigene Fortschritt und die eigene Entwicklung oder
die eigene Befriedigung über die erhaltenen besonderen und neuen Informationen ist von
Bedeutung, sondern die Weiterentwicklung der Menschheit und die Mehrung geistiger
Erkenntnisse. Der einzelne wird von selbst wachsen, und seine Seele wird immer mehr
von ihrem Instrument Besitz ergreifen, wenn er seine Gedanken und Anstrengungen dem
Gruppendienst widmet und wenn seine Zunge niemanden verletzt, weil er von geistiger
Liebe erfüllt ist.
Zweitens sollte niemand leeren Spekulationen nachhängen, wer wohl der Lehrer sein
mag. Was liegt schon daran? Kann jemand dessen Identität irgendwie feststellen? Und
was kann es nützen, die Behauptung eines Geistesfreundes zu akzeptieren, der angeblich
darüber genau Bescheid weiss, - ganz gleich wer er ist? Niemand kann feststellen,
inwieweit er richtig oder falsch unterrichtet ist und es ist also schade um die Zeit, die
besser für wirkungsvolleren Dienst, für genauere Studien lebenswichtiger Fragen und
für Meditation verwendet werden sollte.
Was gelehrt wird, darauf sollte es ankommen! Die vielen Beleuchtungen der Wahrheit,
die ich vorlege, die sollten zählen; das Mass an Hilfe, das ich geben kann und der geistige
und mentale [112] Ansporn, der von mir ausgeht, - das sind die Gesichtspunkte, die
wirklich Beachtung verdienen. Die Intuition soll ausgebildet werden, um die spirituelle
Wahrheit voll zu erfassen, das soll das Motiv allen Bemühens sein. Die einzige
«Autorität» ist die Lehre und nicht der Lehrer. An dem Felsen der Autorität sind schon
manche Schüler gescheitert. Es gibt nur eine wahre Autorität - das ist des Menschen
unsterbliche Seele, und sie sollte die alleinige Autorität sein, die anerkannt wird.
Der Studierende suche die Lehre richtig zu erfassen, so, wie sie gemeint ist. Manche
Hinweise sind für eine ferne Zukunft bestimmt; die wahre Bedeutung dieser Abhandlung
über die sieben Strahlen wird indes erst gegen Ende dieses Jahrhunderts zu einem
Bestandteil des allgemeinen Wissens werden, es wäre denn, dass die jetzt
hinausgehenden Lehren einen tieferen Eindruck hinterlassen werden, als es die
Hierarchie, welche die Fortgänge beobachtet, jetzt für möglich hält. Ein Teil der
Informationen ist für alle Leser von unmittelbarem Wert. Manche Einzelheiten werden
Probleme der modernen Psychologie erhellen und die vielen Gesichtspunkte der
Wissenschaft über die Seele miteinander verbinden. Jünger «wachsen» in diesen Tagen
dadurch, dass sie das Reservoir finden, das ihrer Seele Nahrung gibt; sie werden
feststellen, dass ihre Stärke aus dem Gruppenunterricht und dem Gruppenbemühen
herkommt. Wir schulen Menschen, damit sie als Seelen leben und nicht sich wie Kinder
benehmen, die in einem Kindergarten gehegt und gepflegt werden müssen, von Regeln
und Vorschriften beschützt. Als Seelen gewinnen alle Menschen ihren Lebensodem aus
dem Meer des Universums und nicht aus einer winzigen kleinen Quelle. Mit ihren kleinen
Gefässen finden sie den Weg zum Ozean der Wasser des Lebens und schöpfen dort, was
sie brauchen. Im Licht der eigenen Intuition und der erleuchteten Denkkraft (die beide
durch Meditation entfaltet und dienstbar gemacht werden) nehmt euch von der Lehre
jenen Teil, der euch zusagt und nützt; und jeder mag diesen Teil so auslegen, wie es der
eigenen Situation und Entwicklungsstufe entspricht.
Die Zeiten des persönlichen Kontaktes, in denen ein einzelner persönliche Beachtung fand
oder Botschaften erhielt, gehören der Vergangenheit an; sie sind schon lange vorüber
und geistern höchstens noch im Tal der Illusion, auf der Astralebene. Dies ist eine [113]
unwillkommene Eröffnung, doch ein wirklicher Jünger wird sie nicht missverstehen Er
weiss aus der Tiefe seiner eigenen Erfahrungen und Prüfungen, dass es nicht anders sein
kann. Es ist die Gruppe der Meister, die Hierarchie als Ganzes und die Wechselwirkung
zwischen ihr und der Menschheit, was von wirklicher Bedeutung ist; es ist die
Jüngergruppe eines Meisters, die zählt sowie deren Beziehungen zu inkarnierten
Probejüngern, die als zusammengehörige Gruppe angesehen werden, ganz gleich wo die
einzelnen über die ganze Welt zerstreut leben mögen; es ist das verfügbare Lehrmaterial
und dessen kollektive Rückwirkung auf die Denker in der Welt, was von vitaler
Bedeutung ist; für uns, die Lehrer, ist die Wechselbeziehung zwischen der inneren
Gruppe von Weltdienern und den wahren Philanthropen in der äusseren Welt von
allerhöchster Wichtigkeit. Es sagt uns ganz und gar nicht zu, der Aspiration eines
Individuums Genüge zu leisten, die vielen Wünsche von Prüflingen zu erfüllen und
spirituellen Ehrgeiz zu nähren. Die Zeiten sind dafür zu ernst und die Krise ist zu akut.
Es kann natürlich nicht in Abrede gestellt werden, dass es Gruppen von Aspiranten gibt,
die bestimmte Instruktionen erhalten und dass Jünger ein regelrechtes Training
mitmachen. Doch darf man nicht übersehen (auch wenn Schwärmer das Gegenteil
behaupten), dass es sich hier nicht um ein Training für Zwecke der Persönlichkeit
handelt, also um Belange des äusseren Lebens; die Probleme von Gesundheit, Finanzen
und Familie werden weder berührt noch überhaupt ins Auge gefasst; auch wird
niemandem Mut gemacht oder die Zeit aufgewendet, um seine unstete Persönlichkeit zu
beruhigen oder das Vertrauen zu stärken. Aspiranten werden in der Technik
unterrichtet, wie sie ihre geistige Entwicklung fördern können; Hinweise zur Korrektur
von verborgenen Faktoren, die an störenden Gefühlssituationen schuld sind, mögen nicht
versagt werden; besondere Meditationsvorschriften mögen gegeben werden, um gewisse
Ergebnisse zu zeitigen; Instruktionen über die Gesetze, die eine Verschmelzung mit der
Seele zum Gegenstand haben, mögen anheimgegeben werden; aber Fragen, welche die
Persönlichkeit zum Gegenstand haben, werden nicht berücksichtigt. Jünger haben ihr
persönliches Leben selbst zu meistern. Die Meister haben unter dem Druck der
schwebenden Weltprobleme selbst für [114] ihre fortgeschrittenen Jünger immer weniger
Zeit. Wie sollte da ein Jünger, der noch gar nicht akzeptiert ist, erwarten, dass ein
Meister für seine unbedeutenden kleinen Affären Zeit fände?
Es werden indes in der Zukunft immer mehr Gruppen auf einer neuen Grundlage
gebildet werden und schon heute sind einige dieser neuen organischen
«Gruppenstrukturen» in Bildung begriffen. Sie befinden sich noch im Versuchsstadium
und mögen sich vielleicht als verfrüht oder sogar unerwünscht herausstellen. Die
Unterweisungen für diese neuen Gruppen, alle Vorschläge, die Trainingsexperimente, die
gemacht werden sollen sowie die erforderlichen technischen Richtlinien werden nicht als
persönliche und private Mitteilung einem einzelnen Mitglied gegeben; all dies ist frei und
offen und kann von jedem Gruppenteilnehmer gelesen, studiert und erwogen werden.
Solche Gruppen gibt es begreiflicherweise erst wenige und die Mitgliederzahl ist noch
sehr bescheiden. Sie haben den Charakter eines ersten Versuches, der zeigen soll, ob es
einmal ratsam oder möglich sein wird, jene Gruppen, die um einen Meister auf der
inneren Ebene geschart sind, in der äusseren Welt auftreten zu lassen. Diese Gruppen auf
der inneren Ebene, die aus akzeptierten Jüngern bestehen, sind hochsensitive
Formationen - jeder einzelne aus diesem um einen Meister gescharten Kreis weiss um
seines Mitbruders geistige Entwicklung. Diese kleinen äusseren Versuche, die Gruppen zu
vervielfachen, stecken noch im Anfangsstadium. Es handelt sich um ein Experiment und
einen Versuch, der fehlschlagen mag. Die Mitglieder dieser ganz kleinen Aussengruppen
(deren Existenz und Mitgliedschaft nur denen bekannt ist, die dazu gehören) müssen sich
einverstanden erklären, als Gruppengemeinschaft unterrichtet und ausgebildet zu
werden und zwar derart, dass jedes Gruppenmitglied von den Fehlschlägen und Erfolgen
aller anderen Gefährten Kenntnis hat. Sie müssen ferner über die Existenz der Gruppe
absolutes Stillschweigen beobachten und wenn sie dieses Schweigen brechen sollten,
müssen sie aus der Gruppe ausscheiden. Das Dasein als Einzelmensch ist in dieser
Gruppe vergessen und geht im Leben der Gruppengemeinschaft auf. Die Mitglieder
erhalten im Gruppenrahmen ihr Training, wobei die ganze Gruppe als Einheit angesehen
wird; der einzelne wird nicht berücksichtigt nur das wechselseitige Wirken und Handeln
der Gruppe und deren Entfaltung wird betont. Nur solche Umstände im Leben eines
einzelnen [115] werden beachtet und abgestellt, die den Aufstieg der Gruppe und ihre
Ausdrucksentfaltung hindern könnten. Nur das Gruppengepräge, die Gruppenqualität
und die Entfaltung als Gruppe zählt beim Lehrkörper, der einzelne wird niemals als
solcher, sondern nur in seiner Beziehung zur Gruppe als wesentlich erachtet. Was ihm
nahegelegt wird, zu tun, ist samt der angewandten Disziplin nur von dem Verlangen
diktiert, das Gruppengleichgewicht zu erhalten und hat nichts mit einem persönlichen
Interesse zu tun. Dieses Experiment soll einen Menschen erproben und seine Eignung
dartun; er wird gleich beim Eintritt in die Gruppe geprüft und erprobt. Wenn er die
Prüfung besteht, wird die Gruppe durch ihn bereichert und erweitert. Wenn er versagt,
so lässt man ihn fallen und jemand anderes tritt an seine Stelle; das gilt für so lange, bis
der Betreffende sich angepasst und vervollkommnet hat. Dann werden aufrichtige und
wahrhaftige Menschen, die unpersönlich und geistig ausgeglichen sind, die sich selbst
hintansetzen und ein liebendes Herz besitzen, in voller Harmonie mit anderen wirken.
Als eine festgeformte Gemeinschaft können sie dann ein Zentrum darstellen, durch das
einer notleidenden und erwartungsvollen Welt spirituelle Kraft übermittelt wird.
Die Bemerkung ist wichtig, dass der Eingeweihte oder Lehrer, der das Training leitet, in
seinem Verhalten absolut neutral und unpersönlich ist; er sieht das Licht der Seele und
deren Zustand und er erkennt auch die Geistesverfassung, aber er schenkt weder den
weltlichen Dingen im Leben eines Aspiranten noch den Fragen, wie dieser seine
Gefühlsnatur und astrale Einstellung ins Gleichgewicht bringen soll, Beachtung.
Aspiranten sollen lernen, wie sie als eigener Meister und Sachkenner ihre irdischen
Angelegenheiten und astrale Überempfindlichkeit in Ordnung bringen. Dies muss im
Licht und der Stärke der eigenen Seele geschehen. Wir, die Lehrer, würden das Gesetz
brechen und den Fortschritt unterbinden, wenn wir andere als natürliche Entwicklungen
gutheissen und erzwingen würden. Wir würden uns auch schuldig machen, die niederen
Kräfte des Lernenden zu überreizen. Wann werden Aspiranten einmal lernen, dass die
Lehrer und älteren Jünger nur auf der mentalen Ebene und an der Seele arbeiten? Wann
werden sie die [116] Tatsache begreifen, dass wir für sie so lange nur wenig tun können,
solange sie nicht gelernt haben, mit der eigenen Seele in Verbindung zu treten und als ein
Mensch dazustehen, der seine Gedankenkräfte im Zaum halten kann? Ich wiederhole
daher: wir interessieren uns nicht für die menschliche Persönlichkeit und deren
belanglose Angelegenheiten. Wir haben weder Zeit noch Neigung, uns um die Art und
Weise des täglichen Lebens von jemand zu kümmern. Warum sollten wir auch? Ist nicht
genug gedruckt und gesagt worden, um die Aufmerksamkeit eines Menschen, der in sich
den Drang zur Weiterentwicklung verspürt, für lange Zeit gefangen zu nehmen? Erst
wenn ein Mensch begonnen hat, das Leben der Seele zu führen, erst wenn sein
Bewusstsein sich aus der Welt der Illusion losgelöst hat, erst dann kann er ein nützliches
Glied der Gemeinschaft werden. Als erste Lektion hat er zu lernen, in Zeit und Raum ein
Gefühl für Werte zu entwickeln, und dann wird er auch wissen, dass wir mit Seelen
zusammenarbeiten und nicht die Persönlichkeit nähren.
Klingt es zu hart, wenn ich das so offen sage? Solltest du, lieber Leser dies bejahen, dann
bekennst du damit, dass du noch etwas egoistisch bist und dass du deine eigene
individuelle Seele zwar liebkosest, sie aber noch nicht erreicht hast; vielleicht hast du
gelegentlich einmal ihre Vibration verspürt, aber das ist alles. Du hast noch kein klares
Bild, was der Welt not tut, denn hättest du es, dann würdest du deinen Ehrgeiz lassen
und dich für solche Arbeit frei machen, wie wir (auf der inneren Seite) sie leisten, ohne an
unser Selbst und seelisches Glück zu denken, ohne eine selbstgestellte Aufgabe zu
wünschen, ohne uns nach glänzenden Zukunftserfolgen zu sehnen und ohne nach einem
herzerwärmenden Kontakt mit Grösseren, Bewusstseinsreiferen sehnend die Hände
auszustrecken. Wenn du das noch nicht fassen kannst, so nimm das als Tatsache hin und
verstehe, dass dich deshalb kein Tadel trifft. Es zeigt dir nur den Platz, auf dem du stehst;
die Illusion der Astralebene hält dich noch in ihrem Bann, die dir einflüstert, deine
persönlichen Neigungen über die Notwendigkeit einer Gruppenarbeit zu stellen. Solange
du auf astralen Gefilden wandelst und dich mit astralem Bewusstsein betätigst, kannst
du noch nicht bewusst in einer der [117] Gruppen eines Meisters, der auf mentalem
Niveau wirkt, Zulass finden. Du hast im jetzigen Zustand noch viel zerstörende Kraft in
dir und bist noch zu sehr an dich selbst verhaftet; du könntest eine Gruppe aus dem
Gleichgewicht bringen und Störungen verursachen; du würdest (durch den starken
Impuls der Gruppe) Dinge in solcher Klarheit sehen, für die dein körperliches Instrument
noch nicht vorbereitet ist und es würde dadurch zerschmettert werden. Du musst erst die
dringende Lektion lernen, deiner eigenen Seele Führung zu akzeptieren und in Harmonie
- und ohne dich selbst in den Vordergrund zu stellen - mit deiner engeren und weiteren
Umgebung auszukommen, in die du hier auf Erden schicksalhaft verwoben bist. Wenn du
dann die Lektion, dich selbst zu vergessen, gelernt hast, wenn du für dein irdisches Ich
keine Wünsche mehr hast, wenn du fest auf eigenen Füssen stehen kannst und Hilfe in
deinem eigenen Seelengrund suchst und wenn Mitarbeit dein Lebensmotiv wurde, dann
magst du so weit sein, dass du von einem Beobachter zu einem Informationsvermittler
vorrücken kannst. Das wird aus diesem Grund möglich sein, weil man dir vertrauen
kann, nur unpersönliche und aufbauende Informationen weiterzugeben, die weder die
Gefühlsnatur anreizen noch das wunscherfüllte Ich befriedigen werden.
Ich möchte hier einen interessanten Hinweis folgen lassen und eine Frage beantworten.
In der «Abhandlung über weisse Magie» zitierte ich die beiden Gruppen der Beobachter
und Vermittler von Botschaften (die dritte Gruppe ist nicht Gegenstand der vorliegenden
Diskussion); die Frage kam auf: wer bildet diese Beobachter und Vermittler aus? Ich
möchte klarmachen, dass sich die Beobachter selbst erziehen; oder präziser ausgedrückt:
die Seele eines jeden schult die Persönlichkeit in genauer Wahrnehmung oder
Beobachtung. Was die Vermittler betrifft, so werden diese langsam und schrittweise von
älteren Jüngern, von der inneren Seite des Lebens aus, unterrichtet. Diese Schulung
erfolgt niemals in der äusseren Welt und es ist auch keine Ausbildung auf dieser Ebene
vorgesehen; ebensowenig sind irgendwelche Jünger, die in der sichtbaren Welt wirken,
mit dem Training von Mitteilergruppen betraut, die später der Hierarchie zu Diensten
sein sollten. Es ist (wie überall im spirituellen Leben) eine Prinzipienfrage, dass der
Jünger sich erst dazu erziehen muss, auf die Ratschläge der eigenen Seele zu lauschen
und dann sich dafür ausbildet, für die innere Gruppe von Helfern empfänglich zu
werden, die ihn dann später, als Resultat seiner eigenen Bemühungen, zum Vermittler
oder Mitarbeiter ausbilden. Das charakteristische Merkmal aller dieser Mittelspersonen
[118] ist geistige Klarheit, wahre, unpersönliche Einstellung, spirituelle Toleranz und
bündige, klare Ausdrucksweise. In dem überreichen Strom von psychischen Schriften, die
sich heute über die Welt ergiessen, befasst sich die Abhandlung eines wahren Vermittlers
mit dem Plan und nicht mit Individuen, mit Prinzipien und nicht mit persönlichen Zielen;
alle Weitergeber von Botschaften sind mentale Typen, Übermittler von Gottes Liebe und
Gruppenbewusstsein. In ihrem Verhalten und Wirken gibt es nichts, was ein
Trennungsgefühl wachruft oder die Feuer von Streitfragen, feindlichem Widerstand oder
Parteigängertum auflodern lässt. Ausser durch Vermittler dürfte eine grosse Menge
inspirierter hochwertiger Schriften und weiser Botschaften aus der Seelenwelt von
Hunderten von Menschen kommen, die bereits Seelenkontakt besitzen; auch aus den
obersten Rängen der astralen Ebene wird viel weihevolle Inspiration einer höheren
Kategorie ausstrahlen, doch all dies hat nichts mit der Gruppe von Vermittlern zu tun,
die sich jetzt bildet. Nur eine Handvoll solcher Personen sind jetzt mit
Vermittlungsarbeiten beschäftigt; es wird noch fünfzehn Jahre dauern, bis mehr
Vermittler zur Verfügung stehen.
Wenden wir uns wieder unseren beiden Fragen zu, besonders der über den Wert des
Strahlenstudiums. Aus den folgenden Gründen hielt ich es für notwendig, darüber zu
schreiben:
1. Die moderne Psychologie befindet sich in einer Sackgasse. Die vielen Unterabteilungen
dieser Disziplin haben alle ihre wertvollen Beiträge geliefert, jede Untergruppe hat einen
anderen Aspekt der Wahrheit aufgezeigt. Aus der Summe der Forschungsergebnisse
bekommen wir eine erstaunliche Kenntnis über den Menschen, seine Instinkte und seinen
tierischen Mechanismus, über seine Reaktionen auf die Umwelt und seinen sensitiven
Aufnahme-Apparat; wir haben vieles über das Unterbewusstsein erfahren, aus dem
uralte Rassensünden und Erinnerungen, unterdrückte Komplexe und latente [119]
Wunschgedanken sowie höher zu bewertende psychische Reaktionen so verheerend ins
Tagesbewusstsein emporquellen. Wir wissen allerhand über den Menschen als
Funktionseinheit, über die Wechselwirkungen zwischen Nervensystem, endokrinem
Drüsensystem und dem Muskelsystem und wie sich daraus seelische Eigenschaften,
Charakterzüge, Persönlichkeit und die Einstellung zur Umwelt erklären. Wir haben
daher über dieses zusammengesetzte Wesen, das wir «Mensch» nennen, viel erfahren,
und der Mensch als seelisches Wesen ist eine genau so erwiesene Tatsache wie der
Mensch als tierisches Lebewesen. Der Mensch als Seele ist jedoch bis heute eine
Spekulation, eine Hoffnung, eine Theorie. Die Tatsache der Seele ist noch nicht erhärtet
und um die Wahrheit ans Licht bringen zu helfen, bringe ich das Thema von den sieben
Strahlen den modernen Denkern zur Kenntnis, auf dass das Licht esoterischen Wissens
sich über die psychologischen Fachgebiete ergiessen möge. Dies mag die Bemühungen,
die Wahrheit zu finden, unterstützen.
2. Wenn sich eine Tatsache den Forschern, die den Menschen Studieren, aufgedrängt hat,
so ist es die Feststellung, dass er ein Doppelwesen ist. Wie die psychologische Doktrin
aufgezeigt hat, steckt in jedem Menschen ein Gefühl der Zweiheit, er hat in einem
mysteriösen Sinne zwei Naturen; diese zwei Naturen sind es, die einen Kampf
miteinander ausfechten, der in den verschiedenen Neurosen und Komplexen zum
Ausdruck kommt, die der Einfühlungskraft geschulter Psychologen viele Rätsel aufgeben,
um da eine rechte Lösung zu finden. Der Eingeweihte Paulus wies darauf hin, wenn er
von dem ewigen Widerstreit sprach, der zwischen der tierisch-fleischlichen und ewig-
himmlischen Natur im Gang ist; und alle Aspiranten, die mit allen Kräften darum
ringen, sich von diesem Widerstreit zu befreien, bezeugen das Gleiche. Paulus sagt, dass
der Sieg durch Christus zu gewinnen sei und im Hinblick auf diese Äusserung gebe ich
einen Hinweis, der zeigt, wie wichtig das Studium der sieben Strahlen ist, nämlich die
Feststellung, dass im esoterischen Sinne die sieben Strahlen die siebenfachen
Ausdrucksformen des kosmischen Christus, der zweiten Person der Dreieinigkeit sind.
Verstörte und verwirrte Menschen strömen zu Tausenden in die verschiedenen Kliniken
für Seelenkunde und tragen mit sich die schwere Last ihrer Doppelnatur; und Tausende
von Therapeuten [120] sind über diese Spaltung vollkommen im Bild und suchen die
getrennten Seelenabschnitte zu vereinen. Wenn das wahre Wesen der sieben Strahlen
erfasst ist und wenn ferner die Wirkungen dieser Strahlen auf die Menschheit als die
siebenerlei Menschentypen erkannt werden, dann kann das Thema von der Dualität des
Menschen mit mehr Verständnis abgehandelt werden. Wir können dann das Wesen der
Kräfte, die sich hinter der Doppelnatur verbergen, besser verstehen. Das wird der echt
esoterische Forschungsweg werden. Die Wissenschaft von den sieben Qualitäten, den
sieben Strahlen und deren Einwirkung auf die Myriaden Formen, die durch sie geformt
und belebt werden, das ist der kommende neue Weg, um die menschliche Familie
richtiger zu schulen und höher zu entwickeln. Die moderne Wissenschaft von der
sichtbaren exoterischen Welt hat über die äusseren Formen, über die materielle Struktur
und deren elektrische Natur viele Kenntnisse gesammelt. Die esoterische Wissenschaft
weiss viel über die Natur der inneren Energien und charakteristischen Qualitäten,
welche den Formen das Gepräge geben. Wenn diese beiden Wissensrichtungen mit
Klugheit kombiniert werden, wird eine wahrere und genauere Psychologie, eine neue
Wissenschaft menschlicher Kultur die Folge sein. Dann wird das Bestreben, die beiden
Naturen, - den Menschen als psychologisches Geschöpf und den Menschen als
einwirkende Seele in eine Einheit zusammenzufassen, rapide Fortschritte machen.
3. Ein Wissen über die Strahlen, über deren Tendenzen und Energien wird den
Wissenschaftlern in den verschiedenen Fächern viele neue Gesichtspunkte bringen. Alle
Forschungsgebiete werden ja selbst von diesem oder jenem Strahl beherrscht; jedes
wissenschaftliche Fach ist buchstäblich das sichtbar gewordene Licht, das ein bestimmter
Strahl auf ein bestimmtes Gebiet göttlicher Manifestation geworfen hat.
Die vier Naturreiche sind Verkörperungen von vier machtvollen Strahlenwesen, welche
die vier kleineren Strahlen repräsentieren. Der Regent des fünften Strahles ist jenes
Wesen, das die Lebensessenz des vierten Naturreiches, des Menschenreiches ist, wobei
dieses «Reich» als ein separater «Organismus» aufzufassen ist, genau so, wie die
menschliche Körpernatur ein Organismus für sich und von [121] seiner Seele loslösbar
ist. Ein anderes Wesen, welches das dritte Reich, das Tierreich beseelt, hat die Vibration
des sechsten Strahles. Das Wesen, das dem ganzen Pflanzenreich seine Lebenskraft gibt,
ist das des vierten Strahls. Wir haben somit:
Menschheit #4. Reich #5. Strahl #konkretes Wissen
Tier #3. Reich #6. Strahl #Hingabe aufwärts u. vorwärts
Pflanze #2. Reich #4. Strahl #Harmonie und Schönheit
Mineral #1. Reich #7. Strahl #Organisation und Ritus.
Diese Aufstellung mag vorläufig nicht viel besagen, doch werden wir später diese
Strahlen etwas ausführlicher behandeln und damit die obigen Feststellungen erweitern.
Ich gebe hier nur einen allgemeinen Umriss. Man kann indessen schon deutlich ermessen,
dass die Erkenntnis und wissenschaftliche Annahme (wenn auch nur hypothetisch) einer
bestimmten Energieart, die ein bestimmtes Naturreich durchdringt und belebt, viel
Aufschluss über die äusseren Formen, die ihren Charakter einer bestimmten Kraft- und
Lebensemanation verdanken, bringen wird.
Da ist z.B. ein ganz bestimmter Grund, warum die meisten wilden und kultivierten
Blumen im Abendland und die Blumen im Herbst die Farben gelb und orange tragen;
dieselbe Ursache liegt hinter der geistigen Fassungskraft der späteren Zweigrassen der
arischen Rasse und deren Hautfarbe während der ganzen arischen Epoche. Es ist der
Einfluss des vierten Strahles der Harmonie und Schönheit und die näherkommende Kraft
des fünften Strahls des Wissens (sinnverwandt mit dem Verschmelzen von Intuition und
Intellekt im hochentwickelten Menschen), die eine ganz klare Wirkung auf das
Pflanzenreich und die menschliche Aura haben. Die Farbe gelb-orange kommt in beiden
Reichen zum Vorschein. Ich erwähne dies als Illustrierung einer nach aussen sichtbar
gewordenen Strahlwirkung und als Hinweis dafür, wie esoterisches Wissen von Nutzen
sein kann, wenn es auf die (esoterischen) Naturwissenschaften angewandt wird.
Der blaue Strahl der Devotion geht nun ins Violette über, in die Farben des Strahls der
Zeremonien. Was will diese Feststellung [122] besagen? Ganz einfach dieses: der grosse
Musiker des Universums ändert die Tonart, er stimmt eine andere Note an, die das Rad
der Entwicklung weiterschwingt; und so erscheint der Strahl der violetten Farbe, dessen
Schwingungston das (grosse) G ist. Diese Strahlen bringen in allen Naturreichen all das
hervor, was auf sie abgestimmt ist: Menschen, Devas höherer und niederer Ordnung,
Elementarwesen erwünschter oder unerwünschter Art, Blumen, Früchte und Pflanzen
besonderer Gattung, Tiere und Formen verschiedenster Art. Das Aufhören der
Wirksamkeit eines Strahls ist das Signal für das völlige Verschwinden spezifischer
Formen oder gewisser Tierarten und es bringt manche Pflanzen zum Aussterben. Dieses
Phänomen hat die heutigen Wissenschaftler oft verwirrt. Das Auftreten und
Verschwinden eines Strahleinflusses geht nur langsam vor sich, wie alle
Entwicklungsvorgänge in der Natur. Gleichzeitig mit der Geburt und dem Aufsteigen
eines neuen Strahles (ein Vorgang, der sich in zyklischer Folge wiederholt) kehrt der
vorherrschende Strahl langsam zu der Quelle zurück, aus der er kam.
In der gegenwärtigen Zeit verlässt uns der sechste Strahl und nimmt alle jene Formen
mit sich, deren Kennzeichen die blaue Farbe ist, alle Leute z.B., die mit Gefühlen der
Devotion (falsch oder richtig angewandt) ihr Herz an einen bestimmten Gegenstand, eine
Person oder Idee hängen. Es werden also jene Personen, die wir Fanatiker nennen, die
mit einseitigem Enthusiasmus auf ein ersehntes Ziel hinarbeiten, verschwinden. Viele
Blumen, die uns heute erfreuen, werden verschwinden, z.B. die blaue Glockenblume, die
Hyazinthe und der Ölbaum; der Saphir wird selten werden und der Türkis wird seine
leuchtende Farbe verlieren. Dagegen werden andere Blumen auftreten, solche, die eine
violette oder Lavendelfarbe oder eine purpurne Tönung haben. Hinter all diesen
Änderungen liegt eine tiefgründige Absicht.
Die äussere Welt mit ihren greifbaren Objekten birgt nur mehr wenige Geheimnisse für
den Menschen von heute; er hat die meisten bereits gefunden. Es sind die mehr subtilen
Dinge der physischen Welt, die ihm noch verschlossen sind und sie sind es, die es nun zu
entdecken gilt. Der Strahl der zeremoniellen Ordnung bringt alles mit sich, um dieses
Wissen zu gewinnen und schliesslich allen zugänglich [123] zu machen, so dass es nicht
mehr im ausschliesslichen Besitz der Weisen und Okkultisten sein wird. Die drei höheren
ätherischen Bereiche mit ihren Bewohnern werden Allgemeingut werden und mit dieser
Entdeckung werden sich weitere Wissensgebiete erschliessen.
Gewisse Ereignisse, die während der nächsten 100 Jahre eintreten werden, lassen sich
z.Zt. vorhersagen.
Erstens, in ungefähr 10 Jahren wird der erste Äther mit allem, was aus dieser Materie
besteht, eine wissenschaftlich anerkannte Tatsache sein; mit Intuition begabte
Wissenschaftler werden die Devas dieser Ebene erstmals wahrnehmen. Menschen, die
unter diesem Strahl zur Inkarnation kommen, werden Augen haben, die ein neues
Sehvermögen besitzen, das ihnen ermöglicht, die purpurnen Devas und die niederen
Devas der Ätherwelt zu erschauen.
Zweitens, wenn der Avatar, den Engel und Menschen erwarten, unter uns auf diesem
physischen Erdengrund erscheinen wird, wird er nicht nur einige der grossen Seelen und
Meister mit sich bringen, er wird auch eine Anzahl von grossen Devas (Engel) um sich
geschart haben, die für die Entwicklung der niederen Devas die gleiche Erziehungsarbeit
durchführen, wie die Meister es für die Menschen tun. Man darf nicht übersehen, dass die
Evolution des Menschen nur eine von vielen ist; die jetzige Zeit ist auch für die Devas eine
Krisenzeit. Sie sind aufgerufen worden, der Menschheit näher zu kommen und - mit ihrer
höheren Vibration und ihrem überlegenen Wissen - ihre Kräfte mit denen der Menschheit
zu vereinen, um so den Fortschritt beider Evolutionen zu fördern. Devas besitzen ein
reiches Wissen über Farben und Töne, und sie haben einen Einfluss auf die ätherischen
Körper von Menschen und von Tieren. Wenn man das, was sie uns geben können, erfasst
haben wird, dann werden körperliche Krankheiten verschwinden und es wird sich das
Hauptinteresse auf diejenigen Gebrechen richten, die den astralen- oder Gefühlskörper
befallen.
Diese violetten Devas der vier Ätherbereiche bilden bekanntlich vier grosse Gruppen mit
sieben Unterabteilungen. Diese vier Gruppen suchen die vier Menschentypen, die jetzt
inkarniert sind, zu beeinflussen; es ist eine unumstössliche Tatsache, dass in der jetzigen
Evolutionsrunde niemals mehr als vier Typen von Menschen in Inkarnation sind. Stets
dominieren vier Strahlen in jeder Periode und einer davon ist stärker als die restlichen
drei. Das will besagen, dass nur vier Strahlen auf diese physische Welt Einfluss haben;
auf [124] der Seelenebene wirken natürlich alle sieben Strahlenarten. Die Zahl vier findet
sich überall, die vier Kasten in Indien haben z.B. hier ihre Wurzel. Die vier Gruppen von
Devas sind eine Schar von Helfern des himmlischen Vaters und es ist ihre besondere
Aufgabe, mit den Menschen in Verbindung zu treten und ihnen ganz bestimmte und
experimentelle Anleitungen zu geben.
Sie werden Instruktionen über die Wirkungen von Farben als Therapie für Krankheiten
geben, besonders über die Anwendung von violettem Licht zur Bekämpfung menschlicher
Leiden und zur Heilung von solchen Krankheiten, die ihre Wurzel im ätherischen Körper
(dem Gegenstück des physischen Körpers) haben.
Sie werden den Menschen lehren, die ätherische Welt zu sehen, und sie werden dies in der
Weise tun, dass sie die menschlich Schwingungsfrequenz durch Übertragung ihrer
eigenen Vibration erhöhen.
Sie werden den materialistischen Denkern beweisen, dass es überbewusste Zustände -
nicht allein übermenschliche - gibt, und sie werden die bisher nicht bekannte Tatsache
beweisen, dass hier auf Erden ausser den Menschen auch noch andere Wesen ihre
Heimat haben.
Sie werden ferner lehren, wie Töne zu produzieren sind, die den Schattierungen von
violett entsprechen; diese fein abgestuften Tonklänge werden den Menschen befähigen,
sich die ätherische Substanz so dienstbar zu machen, wie er heute irdische Materie für
verschiedene Zwecke verwendet.
Sie werden den Menschen instand setzen, die Äthersubstanzen so zu beherrschen, dass
das Gesetz der Schwere für sie eine Wandlung erfährt; die Fortbewegung wird intensiver
und schneller sein, mehr dahingleitend und weniger geräuschvoll, und daher weniger
ermüdend. Durch Beherrschung der ätherischen Bereiche werden die Strapazen
verringert, der Verkehr wird beschleunigt und die Zeit besser ausgenützt. Solange nicht
diese Prophezeiung zum bewussten Erlebnis wird, wird diese Eröffnung dunkel bleiben.
Sie werden ferner den Menschen die richtige Ernährung des Körpers sowie das lehren,
wie man von dem umgebenden Äther die notwendige Nahrung gewinnen kann. Man
wird in Zukunft mehr Gewicht auf einen vollwertigen ätherischen Körper legen als auf
den organischen Körper, denn dieser wird dann automatisch in richtiger [125] Weise
funktionieren.
Sie werden die Menschen in ihrer Gesamtheit, nicht als Einzelindividuen, befähigen, ihr
Bewusstsein so zu erweitern, dass sie auch das Übersinnliche erfassen können. Man halte
sich dabei stets vor Augen, dass dies alles dadurch ermöglicht wird, dass das unsichtbare
Netzgewebe, das die physische Ebene von der astralen trennt, von den Wissenschaftlern
entdeckt und dessen Zweck schliesslich verstanden werden wird. Zugleich mit dieser
Entdeckung wird sich die Fähigkeit einstellen, das astrale Gewebe zu durchdringen und
auf diese Weise eine bewusste Verbindung mit dem Astralkörper des Menschen
herzustellen.
Was wird sich sonst noch ereignen und wie sollen diese Devas erforscht werden?
Während der nächsten 15 Jahre werden die Menschen - oft unbewusst - immer mehr
Aufschlüsse erhalten, die von jenen Devas ausgehen, mit denen sie verbunden sind. Das
wird fürs erste auf telepathischem Weg geschehen. Ärzte bekommen schon heute viele
Aufschlüsse durch gewisse Devas. Es gibt zwei grosse Devas, die zu der grünen Gruppe
auf den mentalen Ebenen gehören, welche diese Unterweisungen fördern; manche Ärzte
erhalten viel innere Hilfe von einem violetten Deva, der auf der atomischen Unterebene
der physischen Ebene tätig ist und von einem Deva der Kausalebene unterstützt wird, der
die Egos der Ärzte beeinflusst. Je mehr die Menschen lernen, diese Devas zu verspüren
und zu erkennen, umso reichere Belehrungen werden sie empfangen. Die Devas belehren
auf dreierlei Art:
a. auf telepathischem Weg durch intuitive Beeindruckung;
b. durch Entfaltung von Farben als äusseres Zeichen der Zustimmung, dass der
eingeschlagene Weg der richtige ist;
c. durch besondere musikalische Töne und Klänge, die in den Ätherwellen Schwingungen
verursachen, die dann ihrerseits Gedankenformen produzieren.
Man wird, wenn einmal eine stärkere Vision aufkommt, mit Erstaunen wahrnehmen,
dass die Ätherregion mehr Substanz und Gehalt besitzt, als man heute annimmt; und je
mehr die Ätherwelt erschaut werden kann, umso mehr wird man finden, dass sie aus
genau derselben Materie besteht wie unsere physische Welt. Wenn daher jemand in
kranken Tagen einen Deva zu Hilfe rufen wird und wenn dieser Deva das pathologische
Gewebe durch eine Tonschwingung [126] zerstören und die verdorbenen Zellen
ausstossen kann und wenn sich dann infolge der Deva-Vibration sichtbar neues
Zellgewebe bildet, dann wird man die Existenz von Devas ganz allgemein zugeben und
ihre Fähigkeiten in Anspruch nehmen.
Mit welchen Mitteln wird man die Anwesenheit eines Deva erkennen, und dessen
Fähigkeiten und Kräfte nützen?
In erster Linie durch eine Verfeinerung des menschlichen Auges, das dann all das sehen
wird, was bis heute nicht wahrnehmbar ist. Es wird sich um einen organischen Umbau
des Auges, nicht um eine besondere Art von Hellsehen handeln.
Dann wird durch ständiges Experimentieren mit Invokationen und deren Anwendung
eine Methode entdeckt werden, wie man Devas herbeirufen kann. Dieses Neuland muss
mit Vorsicht betreten werden, denn es bringt den Ungeschützten Gefahren und Unheil.
Deshalb ist es notwendig, den Beteiligten einzuschärfen, ein makelloses Leben zu führen,
schutzverleihende Invokationen und Mantrams zu erlernen und Schutzmassnahmen zu
ergreifen, wie sie in Kirchen und Logen gebräuchlich sind. Man darf nicht übersehen,
dass es auf anderen Ebenen als unserer physikalischen böse Wesen gibt, die auf ähnliche
Vibrationen reagieren können; es kann sich daher leicht ereignen, dass durch falsches
Intonieren von Anrufen statt des erwarteten Deva ein anderes Wesen herbeigeholt wird,
das Verwüstung und Zerstörung anrichtet. Rituelle Gebräuche verleihen Schutz. Daher
hat Kirchengebet und Logenritus einen Wert und diese Anempfehlung wird in
kommenden Jahren eher vermehrt als vermindert werden. Welche Macht Anrufe in sich
tragen, ist ein Geheimnis, das erst später gelüftet werden wird.
Jeder einzelne Mensch sendet Schwingungen einer ganz bestimmten Frequenz aus. Alle
diejenigen, die mit der Fähigkeit des Hellsehens und Hellhörens begabt sind und damit
arbeiten, machen die Erfahrung, dass die ganze materielle Welt tönt, dass alle Materie
pulsiert und alle Stoffe ihre eigene Farbe haben. Jeder Mensch kann daher dazu gebracht
werden, einen besonderen Ton auszusenden; wenn er diesen Ton in Schwingung hält,
sprüht eine Farbe auf und beide zusammen weisen auf einen Rhythmus hin, der diesem
Menschen eigen ist.
Jeder einzelne Mensch befindet sich auf einem der sieben Strahlen; daher [127] herrscht
eine bestimmte Farbe und ein bestimmter Ton vor; es gibt unendlich viele Abstufungen
und Schattierungen von Farbe und Ton. Jeder Strahl hat seine Unterstrahlen, die er
dirigiert; er selbst ist der synthetische Faktor. Diese sieben Strahlen haben ihr Spiegelbild
in den Spektralfarben. Das sind die roten, gelben, orangefarbenen, grünen und violetten
Strahlen; und der Strahl, der sie alle zusammenfasst, hat die Farbe indigo. Die drei
Hauptstrahlen - rot, blau und gelb - und die vier Unterfarben entsprechen in der
Entwicklung der Monade, der spirituellen Triade und der unteren Vierheit. Der Logos
unseres Sonnensystems ist auf den Aspekt der Liebe, der durch die blaue Farbe
charakterisiert ist, eingestellt. Blau - in der Gesamtheit aller Farben - tritt als Indigo - zu
Tage. Dieses Thema über Strahlen und deren Farben ist für den Anfänger etwas
verwirrend. Ich kann hier nur einige Gedanken andeuten, aber wenn immer mehr
Hinweise dazukommen, wird der behandelte Stoff klarer werden. Der Schlüssel liegt in
der Tatsache, dass Farben eine gleichartige Struktur (wie die Töne) besitzen, wodurch
die nahe Verwandtschaft von Ton und Rhythmus bedingt ist. Wenn z.B. ein Mensch, der
dem roten und gelben Strahl zugehört, wobei die rote Farbe die seines Hauptstrahles ist,
einen anderen trifft, der auf dem blauen und gelben Strahl ist, seine Affinität zu dem
gelben Strahl demnach eine sekundäre ist, so mögen sich die beiden als innerlich
verwandt empfinden. Wenn aber ein Mensch auf dem gelben und blauen Strahl, mit der
Hauptfarbe gelb, einen Bruder trifft, der unter dem gelben und roten Strahl steht, so
werden sie sich sofort erkennen, weil sie beide die gleiche primäre Farbe haben. Wenn
dieser fundamentale Faktor, der eine Verbundenheit oder Absonderung bestimmt, klarer
erfasst wird, werden die sekundären Farben zu beiderseitigem Nutzen der Beteiligten als
Treffpunkt dienen.
Die Farben rot, blau und gelb sind primäre Farben, also nicht umwandelbar; es sind
[128] die Farben der drei grossen Strahlen.
a. Wille oder Macht #rot
b. Liebe-Weisheit #blau
c. aktive Intelligenz #gelb
Dann folgen die Unterstrahlen:
d. orange
e. grün
f. violett
und indigo als Synthese aller.
4. Es hat natürlich für die Menschheit sein Gutes, dass ein Studium der Strahlen eine
Anziehungskraft besitzt. Diese Abhandlung soll die Psychologen zu einem wahren
Verständnis des Menschen anregen und inspirieren. Jeder einzelne Mensch befindet sich
auf einem der sieben Strahlen. Seine Persönlichkeit ist in jedem Leben, in wechselnder
Folge, mit einem der sieben Strahlen verbunden, je nach dem Strahl des Egos oder der
Seele. Nach der dritten Einweihung verlegt der Mensch seine Seele (wenn man solch ein
ungeeignetes Wort gebrauchen darf) auf einen der drei Hauptstrahlen; bis dahin befand
sich sein Ego vielleicht in einer Gruppe auf einem anderen der sieben Strahlen. Nachdem
der Eingeweihte diese hohe Stufe erreicht hat, strebt er nach der wesentlichen Einheit der
Monade. Die Tatsache der Existenz von sieben menschlichen Strahltypen führt zu
weitreichenden Folgerungen, und die Schwierigkeit dieses Themas verwirrt gewiss jeden
Anfänger.
Ein Strahl verleiht durch seine Energie eine charakteristische Körperkonstitution und er
bestimmt die Qualität der astralen Gefühlsnatur; er gibt dem Verstandesapparat seine
Prägung; er reguliert die Verteilung von Energie, denn alle Strahlen haben eine andere
Schwingungsfrequenz und beherrschen ein bestimmtes Körperzentrum (das für jeden
Strahl verschieden ist), durch das die jeweilige Energie verteilt wird. Jeder Strahl wirkt
hauptsächlich durch ein bestimmtes Zentrum und in den restlichen sechs Zentren nur in
einer gewissen Art von Reihenfolge. Ein Strahl beeinflusst massgeblich die Stärken und
Schwächen eines Menschen, da er ihm sowohl Grenzen setzt als auch Fähigkeiten
vermittelt. Er reguliert die Beziehungen zu anderen Menschentypen, und seinem Einfluss
ist es zuzuschreiben, wie ein Mensch auf andere Formen reagiert. Er gibt ihm Eigenart
und Eigenschaften, die Grundstimmung für die drei Ebenen der Persönlichkeit und eine
charakteristische Körperform. Gewisse geistige Einstellungen sind für den einen
Strahlentyp [129] mühelos, für einen anderen schwierig; und deswegen muss die
Persönlichkeit in den verschiedenen Inkarnationen von einem Strahl zum anderen
hinüber wechseln, bis alle Eigenschaften entfaltet und zum Ausdruck gebracht worden
sind. Es ist die Bestimmung gewisser Berufe, durch ihren Strahl auf ihrem
Tätigkeitsgebiet eine Weile festgehalten zu werden, so dass ein bestimmtes Arbeitsfeld für
mehrere Inkarnationen ziemlich gleichbleibt. Ein Herrscher oder Staatsmann z.B. hat
sich die Fähigkeiten für seine Stellung durch eine Reihe von Erfahrungen erworben. Ein
Weltlehrer hat während langer Zeitepochen Lehren gegeben. Ein Welterlöser weiht sich
während vieler Lebenszeiten dem Rettungswerk auf Erden. Wenn ein Mensch zweidrittel
seiner Entwicklung hinter sich hat, dann bekommt sein Seelenstrahl die Oberhand über
den Persönlichkeitsstrahl und bestimmt damit die Berufstätigkeit, nicht im sogenannten
geistigen Sinne, sondern im Hinblick darauf, dass die Persönlichkeit für besondere
berufliche Leistungen fähiger wird.
Ein Wissen über die Strahlen und deren Eigenschaften und Funktionen ist daher für das
Fach der Psychologie von grösster Bedeutung und diese Erkenntnis diktiert diese
Abhandlung.
5. Gruppen, Organisationen, Nationen und Staatenverbände sind alle eine Auswirkung
der Strahlen und ihres magnetisch-energetischen Kräftespieles. Diese Kräfte, die aus dem
Schöpfungszentrum Gottes quellen und «Strahlen» genannt werden, geben, wenn recht
verstanden, einen Begriff davon, was die Eigenarten, Triebkräfte und karmischen
Schicksale der riesigen Menschenmassen im Grunde bedeuten. Die sieben Planeten
unterstehen dem einen oder anderen der sieben Strahlen. Länder (ohne Rücksicht auf
nationale Zugehörigkeit) sind gleichfalls Auswirkungen von Strahlen und deshalb kann
die Bedeutung unseres Themas nicht hoch genug angeschlagen werden.
Fünfte Frage: Was bedeuten die folgenden Worte: Empfindungsfähigkeit, Bewusstsein
oder Gewahrsein, Lichtenergie?
Wir kommen nun zu unserer letzten Frage, und ich will in allgemein gehaltenen Worten -
die notgedrungen durch die Unzulänglichkeit [130] der Sprache eine Grenze haben - die
Bedeutung der markantesten Eigenschaften der Seele umreissen:
a. Empfindung oder Reaktionsvermögen, wodurch eine ständige Wissenserweiterung
möglich wird.
b. Bewusstsein, Gewahrsein der Umgebung und die Entwicklung von entsprechenden
Wahrnehmungsorganen, die eine schrittweise Bewusstseinserweiterung ermöglichen.
c. Licht oder Strahlung, die Folge der Wechselwirkung zwischen Lebensimpuls und
äusseren Bedingungen.
Der erste Punkt ist für diejenigen, die noch nicht im Rang eines Eingeweihten oder eines
angenommenen Jüngers höheren Grades stehen, schwer zu erfassen. Die Seele ist jener
Faktor in der Materie (oder besser gesagt das, was aus dem Kontakt zwischen Geist und
Materie resultiert), der Empfindung und das hervorruft, was wir Bewusstsein - in seinen
vielen Variationen - nennen; sie ist auch jene latente oder innewohnende wesentliche
Qualität, die sich als Licht oder leuchtende Strahlung bemerkbar macht. Sie ist das
«Selbstleuchten aus dem Innern», was für alle Erscheinungsformen charakteristisch ist.
Materie als solche besitzt in ihrem undifferenzierten Urzustand - bevor der schöpferische
Prozess begann - keine Seele und besitzt daher auch keine Empfindungs- und
Strahlfähigkeit. Erst wenn - im Verlauf des schöpferischen und evolutionären Geschehens
- Geist und Materie miteinander in Verbindung kommen und sich vereinigen, kommt die
Seele zum Vorschein und kann sich nun den beiden Aspekten der Gottheit als dritter
Aspekt der Dreieinigkeit zugesellen; diese Trinität ist dann imstande, auf Reize zu
reagieren und magnetisches Licht auszustrahlen. Da wir in dieser Abhandlung unseren
Blickpunkt nur auf die Entwicklung des Menschen gerichtet haben, mag hier festgehalten
werden, dass erst beim Vorherrschen des Seelenaspektes der Resonanzapparat (die
fleischgewordene Form) seine Bestimmung voll erfüllen kann und dass erst dann eine
echte magnetische Strahlung und ein Aussenden von reinem Licht möglich ist. In den
Anfangsstadien der menschlichen Entwicklung war, vom Standpunkt des Bewusstseins
aus gesehen, der Urmensch fast ohne Bewusstsein und nicht fähig, auf etwas bewusst zu
reagieren, genau so, wie Materie im Frühstadium der Schöpfung. Es ist natürlich das
[131] Ziel der Entwicklung, volle Bewusstheit und Erkenntniskraft zu erlangen. Der
unentwickelte Mensch offenbart noch kein Licht (symbolisch gesprochen). Das «Licht im
Kopf» ist noch nicht sichtbar, nur ein hellsehender Untersucher würde einen schwachen
Lichtschimmer, der aus dem Zellsystem des Körpers stammt und das verborgene
Atomleuchten wahrnehmen, das aller Formwelt eigen ist. Mit dem Fortschritt der
Entwicklung werden die meisten Pünktchen des «dunklen Lichtes» stärker leuchtend; das
Licht im Kopfinnern flackert hie und da einmal im Leben des Durchschnittsmenschen auf
und es wird zum leuchtenden Licht, wenn der Mensch den Weg des Jüngers betritt. Wenn
er ein Eingeweihter ist, strahlt das Licht der Atome so gleissend und das Licht im Kopf
wird so intensiv (wobei gleichzeitig alle Kraftzentren des Körpers eine starke Belebung
erfahren), dass der lichtumflutete Körper zum Vorschein kommt. Dieser lichtverklärte
Körper tritt schliesslich nach aussen in Erscheinung und wird weit bedeutsamer als das
körperliche Formgehäuse. Das ist der Lichtkörper, in dem ein wahrer Gottessohn mit
seinem Vollbewusstsein weilt. Nach der dritten Einweihung erhält das zweifache Licht
noch einen stärkeren Akzent und entwickelt einen noch strahlenderen Glanz, da sich die
Energie des reinen Geistes hinzugesellt. Das ist eigentlich keine neue Vereinigung oder
erneute Hinzunahme eines dritten Lichtes, sondern das Licht der Materie und das Licht
der Seele wird durch den ATEM des Geistes zu grösserer Pracht angefacht. Einige
Hinweise über diese Lichtart sind in der «Abhandlung über kosmisches Feuer» zu finden.
Man möge sie studieren und versuchen, die Bedeutung dieses Vorganges zu erfassen.
Wenn man diese Aspekte des Lichts verstehen lernt, bekommt man ein
wirklichkeitsnäheres Bild über das Wesen der «Feuer», wie sie sich im Menschen als
Ausdruck der Gottheit bekunden.
Man darf nicht vergessen, dass die Seele aller Dinge, die anima mundi (Weltseele) sich in
allen vier Naturreichen offenbart und [132] unserem Planeten das Licht gibt, das im
Himmelsraum sein Eigenlicht ist. Das Licht unseres Planeten ist die Gesamtsumme aller
schwachen und undeutlichen Lichtquellen, die sich in allen Atomen strahlender und
vibrierender Materie oder Substanz vorfinden, aus der alle Formen in allen Naturreichen
bestehen. Dazu kommt noch im Planeten genau so, wie in jedem Naturreich der
entsprechende Ätherkörper mit seinen eigenen Zentren strahlender Energie, der mit der
äusseren physischen Form verwoben ist und ihr «Gerüst» bildet. Die ätherischen Körper
der Menschen sind ein Bestandteil des planetarischen Ätherkörpers und zwar dessen
feinster und höchstentwickelter Bestandteil. Im Lauf der Äonen wird das Licht, das aus
unserem Planeten in den Weltraum strahlt, immer intensiver. Damit soll nicht gesagt
sein, dass ein Neptunbewohner unseren Planeten immer stärker und heller leuchten
sieht, obwohl sich dies in seltenen Fällen im Universum ereignet. Es soll vielmehr
besagen, dass jemand mit hellsichtigem, visionärem Blick beim ätherischen Körper des
Planeten eine ständig zunehmende Strahlung und Leuchtkraft wahrnehmen wird, die
umso stärker wird, je mehr das ureigene Licht der Seele auf diesem Planeten an
Strahlkraft zunimmt.
Die Seele ist ihrem innersten Wesen nach Licht, sowohl wörtlich, vom Standpunkt der
Wellenlehre, als auch in philosophischer Hinsicht, wenn man die Seele als den wahren
Nährboden von Wissen ansieht. Die Seele ist auch in symbolischem Sinne Licht, den
Strahlen der Sonne vergleichbar, die mit ihrem Lichtschein das Dunkel erhellt; die Seele
vermittelt über die Gehirnbahnen Offenbarungen; sie ergiesst ihr Licht in die
Gehirnzellen und erhellt so immer mehr den Weg des Menschen. Das Gehirn ist für die
Seele eine Art von Auge, durch das sie in die sichtbare Welt hinausschaut; dieselbe
Funktion hat die Seele der Monade gegenüber, deren Auge sie ist; und in einem
einzigartigen und okkulten Sinn stellt das vierte Naturreich unseres Planeten das Auge
der planetarischen Gottheit dar. Das Gehirn ist die Registrierungszentrale für sieben
Sinne:
1. Gehör
2. Gefühl
3. Gesicht
4. Geschmack
5. Geruch
6. Verstand, als regulärer Sinn
7. Die Intuition als Fähigkeit, Zusammenhänge zu erfassen.
Die sieben [133] Sinne vermitteln und ermöglichen den Kontakt mit der materiellen und
spirituellen Welt. Sie sind in eigenartiger Weise ein physisches Spiegelbild der sieben
Strahlen, sind eng mit ihnen verknüpft und werden von ihnen beherrscht. Die folgende
Tabelle ist aufschlussreich; sie soll dieses zum Ausdruck bringen:
1. Gehör #7. Strahl #Magie #das Schöpfungswort (das Machtwort)
2. Gefühl #1. Strahl #Zerstörer #der Finger Gottes
3. Gesicht #3. Strahl #Vision #das Auge Gottes
4. Geschmack #6. Strahl #Idealismus . das Verlangen der Nationen
5. Geruch #4. Strahl #Kunst #die Schönheit der Offenbarung
6. Verstand #5. Strahl #Denkvermögen #Gottes Wissen
7. Intuition #2. Strahl #Liebe-Weisheit #Gotteserkenntnis.
Durch machtvolle Schöpfungsworte kamen die kosmischen Welten in vorbestimmter
Reihenfolge ins Dasein und der grosse Herr der zeremoniellen Magie bringt die
Schöpfung Gottes zu geordneter Tätigkeit.
Wenn der Finger Gottes sein zielbewusstes und alles erschütterndes Werk aufnimmt,
kommen die Zeitläufe der Formzerstörung, um die Manifestierung Gottes in grösserer
Kraftfülle und Schönheit zu ermöglichen. So führt der Herr der Macht oder des Willens
die Zerstörungsmission durch, bringt damit Schönheit ins Dasein und macht Gottes Wille
und seine wohltätige Absicht aller Welt offenkundig.
Das Auge Gottes lässt sein Licht scheinen über die Bahn der Sonne und der Planeten und
über den Weg des Menschen. Der Herr der Anpassung und des Intellekts bringt mit
klarem Erfassen die Idee und den Plan der Schöpfung in sichtbare Form.
Wenn das «Verlangen aller Nationen», hervorkommen und das Wesen des kosmischen
Christus offenkundig werden soll, dann [134] sollen in einem okkulten Sinne alle
Nationen und alle Kreaturen «einen Geschmack haben» oder teilhaben an dem grossen
Ereignis, und der Herr des Strahls der Devotion und des Idealismus wird sein Werk
erfüllt sehen und «zufriedengestellt» sein.
Auch der Herr des vierten Strahls der Harmonie, Schönheit und Kunst wird sein Teil zu
dem Schöpfungswerk beitragen und wenn wir diese geheimnisvolle Offenbarung, die wir
Schönheit nennen, bis zu ihrer unfasslichen Wurzel verfolgen, finden wir jene subtile
Eigenschaft, für die wir, in der rein körperlichen Auffassung, den «Geruch» als Symbol
nehmen. Das endlose Suchen und das esoterische «Verfolgen der Spur» wird zu einem
Ende kommen. Dieser vierte Strahl ist, vor allen anderen, der Weg des Suchenden, des
Forschenden und der Weg dessen, der Schönheit und innere Anteilnahme ausstrahlt. Die
jüdische Nation steht zu diesem vierten Strahl und der vierten Wurzelrasse in naher
Beziehung und so erklärt sich sowohl ihr hervorragender Platz in der heutigen
Kunstwelt, als auch ihr endloses Wandern und Suchen - ein Sinnbild dieser Rasse.
Wenn das Wissen, das in Gott lebt und sich überall hin verbreitet, (damit ist nicht das
Wissen über Gott oder das Gewahrwerden eines grossen Wesens gemeint, sondern die
Manifestierung göttlicher Allwissenheit durch das Instrument der Menschheit), dann
wird der Herr des konkreten Wissens, der das fünfte oder Denkprinzip verkörpert, dafür
sorgen, dass sein Werk zu einem Abschluss kommt. Er regt den Sinn des
«Gewahrwerdens» in der Menschheit an und nährt den Bewusstseinsaspekt in den
unteren Naturreichen; dadurch erzeugt er eine Reaktion der Materie auf den Geist und
bewirkt, dass die Empfindung oder der verspürte Kontakt erklärt und gedeutet wird.
Intuition ist buchstäblich das synthetische und sofortige Erfassen der Wahrheit, so, wie
sie als Urbild existiert; der Herr des zweiten Strahls wird das ganze evolutionäre
Geschehen dadurch zu einem Abschluss bringen, dass er in der Menschheit jene
vollkommene Einsicht zur Entwicklung bringt, die jeden einzelnen zu einem vollwertigen
und einsichtigen Mitarbeiter des Planes macht.
Ein gründliches Studium der Strahlenkräfte in ihren Beziehungen [135] zu dem
Schöpfungswerk und der Förderung des Planes (soweit dieser uns heute fasslich ist) wird
zeigen, wie eng die Beziehungen des ganzen Aufbau-, Abbau- und Neubauprozesses zu
der Frage der drei Seelenqualitäten - Empfindungsfähigkeit, Bewusstsein und
Erkenntniskraft - sind und wird dartun, wie sehr das Problem des Lichtes (mit dem ich
mich gerade befasst habe) mit unserer Fähigkeit, diese drei Qualitäten zu verstehen und
zu definieren, zusammenhängt.
In der esoterischen Lehre hat «Bewusstsein» mit der Reaktion des Formaspektes in den
drei unteren Naturreichen zu tun und zwar mit der Reaktion
1. auf die Welt lebender, vibrierender und magnetischer Formen, inmitten derer sich jede
einzelne Form befindet. Jede dieser Formen beeinflusst durch ihre Ausstrahlung alle
anderen und je nach der Qualität der Form und dem Grad der Entwicklung ist auch die
Reaktion auf die Umgebung;
2. auf die Welt der inneren Kräfte, die wir die ätherische Welt nennen. Die Formen aller
vier Reiche reagieren darauf in verschiedenem Masse und auf verschiedene Art;
3. auf die Welt der Qualität oder der göttlichen Absichten. Die Formen aller Reiche
reagieren samt und sonders auf das Drängen und Verlangen der Gottheit, das dem
ganzen Evolutionsprozess zugrunde liegt. Dies ist ein magischer Antrieb, der in der
menschlichen Familie mehr oder weniger selbst gelenkt wird; in den anderen
Naturreichen geben sich die Formen diesem Drang blindlings hin und sie reagieren auf
die verschiedenen Impulse, je nachdem wie es ihr Mechanismus für Reizbeantwortung
ermöglicht.
Wenn wir uns mit dem Einströmen mentaler Energie befassen und mit den Kräften, die
von der fünften Ebene des Denkbereiches (vom höheren und niederen Denkvermögen und
von der egoischen mentalen Einheit) ausstrahlen, dann kommen wir eigentlich schon in
den Wirkungsbereich menschlicher Entwicklung und das unbestimmte Wort
«Bewusstsein» kann sehr wohl durch den Ausdruck «bewusstes Erkennen» ersetzt
werden. Der Mensch «gewahrt» in [136] verschiedenem Umfang, aber nur der Mensch
allein ist sich dessen bewusst, dass er «wahrnimmt». Sein Empfangsapparat spricht auf
all die Kontakte an (und wird von ihnen beeinflusst), auf welche die niederen Formen
reagieren, aber er ist sich ausserdem seiner selbst bewusst und sein Empfangsgerät ist
fähig, nicht nur auf Reize von der Aussenwelt zu reagieren, sondern kann sich auch auf
jener Wellenbereich einstellen, der aus seinem Inneren, seinem sogenannten Selbst
kommt; und darüber hinaus ist er empfänglich für Kontakte aus introspektiven Welten
und den Gefilden mystischer Vision, die allen niederen Lebensformen versiegelt sind.
Wenn wir dieses Bild auf ein grösseres Objekt anwenden, mit dem wir uns aber in dieser
Abhandlung nicht beschäftigen wollen, so stellt dieser Planet einen Empfangsapparat für
ein übermenschliches Wesen dar und dieses grosse Wesen reagiert bewusst auf Impulse,
die sowohl vom ganzen Sonnensystem, als auch von Einzelkonstellationen
(Ausdruckszentren grosser Lebewesen) ausstrahlen, mit denen unser Sonnensystem in
Verbindung steht. In gleicher Weise betätigt sich der Sonnenlogos durch das Medium
jenes gigantischen Resonanzapparates, der durch den Einflussbereich eines
Sonnensystems begrenzt ist. Jede Form, von dem winzigen Atom bis zur Riesensonne, ist
die Verkörperung einer Lebenseinheit, die sich vermittels eines besonderen
Reaktionsmechanismus als Bewusstseins-, Gewahrseins- und Empfindungsträger
manifestiert. So tut sich vor uns ein Universum voller lebender Geschöpfe auf, die
untereinander zusammenhängen und aufeinander einwirken; alle besitzen Bewusstsein,
einzelne Eigenbewusstsein, andere Gruppenbewusstsein, aber alle sind im universalen
Denkprinzip verwurzelt, alle besitzen Seelen und alle sind Sprösslinge des göttlichen
Lebens.
Leben, Qualität, Erscheinung bleiben daher die kardinale Dreiergruppe. Erscheinung ist
ein sichtbares Studienobjekt und seit langer Zeit hat man Formen wissenschaftlich
studiert, analysiert und klassifiziert. Jetzt aber richten wir unsere Gedanken auf das
innere Leben und schauen ins Innere der Natur, und damit beginnt eine neue
Zeitenrunde, in der die weite Welt der Qualität und Sinngebung einer ähnlichen
Untersuchung und Klassifizierung unterworfen wird. Hierdurch erhält unser Leben eine
Wertbereicherung und ein vertieftes Verstehen und infolgedessen werden die intuitiven
Fähigkeiten zunehmen und das rein intellektuelle Denken ablösen.
Darf ich an alle wahrhaft Interessierten den Appell richten, [137] mehr in der Welt der
inneren Bedeutung (der sinnvollen Absicht) zu leben und der äusseren, sichtbaren
Schöpfung weniger Beachtung zu schenken? Es ist eine wahrere Welt mit weitaus
weniger Illusionen. Wenn wahres Verstehen entwickelt ist, wenn der Mensch gelernt hat,
von der Oberfläche in die Tiefe zu sehen und wenn echte Vision kultiviert wird, dann wird
die Qualität der Seele in allen Formen sich Bahn brechen und die alleinige Macht des
äusseren Formgefüges wird Schritt um Schritt in den Hintergrund treten. Es ist das
Privileg der Menschheit, diese Welt der inneren Bedeutung zu offenbaren und alle
wirklich esoterischen Studenten sollten Pioniere auf diesem Gebiet werden.
III. Zehn grundsätzliche Feststellungen
1. Es gibt nur [139] eine Lebensquelle.
2. Es gibt sieben Strahlen.
3. Leben - Qualität - Erscheinung sind die Komponenten der Existenz.
4. Die sieben Strahlen sind die sieben schöpferischen Kräfte.
5. Die Strahlen manifestieren sich durch die sieben Planeten.
6. Jeder Mensch ist einem der Strahlen zugeordnet.
7. Es gibt eine Monade, sieben Strahlen und Myriaden von Formen.
8. Die Gesetze der Evolution verkörpern den Lebenszweck der sieben Strahlen.
9. Der Mensch entwickelt sich dadurch, dass er sein wahres Selbst zum Ausdruck bringt
und dieses Selbst erkennt.
10. Die Menschwerdung als Einzelwesen führt schliesslich zur Einweihung.
Drittes Kapitel
Zehn grundsätzliche Feststellungen
Zum Abschluss [141] dieses Abschnitts unserer Abhandlung möchte ich, bevor wir unsere
systematischen Studien über die Strahlen aufnehmen, die fundamentalen Leitsätze
darlegen, auf denen diese ganze Lehre basiert. Diese Thesen sind für mich, einen
bescheidenen Mitarbeiter im Rate der Hierarchie und ebenso für sämtliche Mitglieder
der grossen weissen Loge eine Aufzählung wahrer Tatsachen. Studenten und Suchende
müssen sie als Hypothese akzeptieren:
Nr. 1: Es existiert nur eine einzige Lebensquelle, die sich primär durch sieben
Grundqualitäten oder Aspekte und sekundär durch ungezählte Variationen von Formen
manifestiert.
Nr. 2: Diese sieben ausstrahlenden Qualitäten sind die sieben Strahlen, die sieben
grossen Lebensenergien, die ihr Leben den Formen schenken; sie geben der gestalteten
Welt Sinn und Bedeutung, Gesetze und den Drang nach Entwicklung.
Nr. 3: Alles, was existiert, besteht aus Leben, Qualität und Erscheinung oder Geist, Seele
und Körper. Es sind reine Seinsäusserungen, ausgestattet mit der Fähigkeit für
Wachstum, Tätigkeit, Bekundung von Schönheit und volle Übereinstimmung mit dem
Schöpfungsplan. Dieser Plan ist tief im Bewusstsein der sieben grossen Lebensträger
verankert.
Nr. 4: Diese sieben Lebensspender, deren innere Natur Bewusstheit ist und deren
Ausdrucksmittel Empfindung und besondere Eigenschaften sind, bringen in regulären
Zeitabschnitten die ganze sichtbare Schöpfung hervor; sie arbeiten in grösster Eintracht
und Harmonie zusammen und folgen systematisch und verständnisvoll den Intentionen
des [142] grossen Planes, dessen erkorene Hüter sie sind. Sie sind die sieben Baumeister,
die den leuchtenden Tempel des Ewigen erbauen, geführt und geleitet von den hohen
Gedanken des grossen Weltarchitekten.
Nr. 5: Ein jedes grosse Strahlenwesen gibt seinem Wesen vorwiegend durch einen der
sieben heiligen Planeten Ausdruck, wiewohl die Kraftströme aller sieben durch jeden
einzelnen Planeten - die Erde eingeschlossen - strömen und solcher Art alle Formen mit
Qualitäten ausstatten. Jeder Planet ist ein kleines Abbild des Gesamtgrundrisses und
jeder Planet stimmt mit den Absichten und Zielen des Gesamtplanes überein.
Nr. 6: Die Menschheit, die Gegenstand dieser Abhandlung ist, ist ein Ausfluss der
göttlichen Lebensessenz und jeder Mensch kam durch den einen oder anderen der sieben
Strahlkräfte ins Dasein. Die spezifische Eigenart seiner Seele hängt von der Eigenschaft
desjenigen Strahls ab, der ihm Leben einhauchte und seine äussere Natur wird von jenem
Strahlenleben bestimmt, das - in zyklischem Kommen und Gehen - die jeweiligen
Qualitäten des menschlichen Lebens und der Erscheinungsformen in den Naturreichen
vorschreibt. Die Natur oder Qualität der Seele bleibt während einer ganzen Weltperiode
unverändert; dagegen verändert sich das äussere Leben und die Beschaffenheit ihrer
Erscheinungsform von einem Leben zum andern und dies hängt von den Bedürfnissen
der jeweiligen Zeitepoche und den Bedingungen der Umwelt ab; dieser letztere Faktor
wird durch den oder die Strahlen bestimmt, die gerade zu der Zeit wirksam sind.
Nr. 7: Die Monade ist jene Lebensäusserung, die sich im Einklang mit allen sieben
Lebensströmen betätigt. Eine Monade, sieben Strahlen und Myriaden von Formen, - das
ist das Gerüst des manifestierten Weltalls.
Nr. 8: Die Gesetze, welche die Entstehung von Qualität oder Seele (durch das Mittel
körperlicher Formen) lenken und steuern, sind einfach die mentalen Zielsetzungen und
richtungweisenden Lebenskräfte der Strahlherren, deren Entschluss keine Änderung
erfahren kann, deren Vision vollkommen und deren Gerechtigkeit unübertrefflich ist.
Nr. 9: Die Art oder Methode der Menschheitsentwicklung ist durch die Worte
«Selbstverwirklichung» und Selbsterkennen» gekennzeichnet. Wenn dieser Prozess das
Endziel erreicht hat, ist das voll entfaltete Selbst identisch mit dem Einen Selbst oder
Strahlenleben, und die erworbene [143] «Erkenntnis» gipfelt in der Entdeckung, dass
sich Gott als die Qualität seiner ganzen Schöpfung und als der Lebensodem, der hinter
aller Erscheinung und Qualität pulsiert, offenbart. Die sieben Strahlenleben oder
Seelentypen enthüllen sich dann als Wesensäusserung eines einzigen Lebens und alle
Vielheit verschwindet in der Vision dieses Einen und in dem Einswerden mit IHM.
Nr. 10: Die angewandte Methode, um diese letzte Erkenntnis zu erringen, ist der Weg
schrittweiser Erfahrung; er beginnt mit der Menschwerdung als Einzelwesen und endet
mit Einweihungen; dadurch wird Leben - Qualität - Erscheinung in vollkommenster
Weise verschmolzen und zum Ausdruck gebracht.
Dies ist eine kurze Skizze des Planes. Die Hierarchie der Meister mit ihren sieben
Abteilungen (die mit den sieben Strahlen übereinstimmen) ist der Treuhänder dieses
Planes; ihnen obliegt es, in jedem weiteren Jahrhundert den nächsten Abschnitt des
Planes in Angriff zu nehmen.
Zweiter Teil
1. Die sieben Baumeister der Schöpfung, die sieben Strahlen.
1. Die Strahlen und Leben - Qualität - Erscheinung.
2. Der gegenwärtige Arbeitsplan der Strahlen und seine Werkleute.
3. Drei wichtige Lehrthesen.
4. Qualität in der Welt der Erscheinungen.
5. Eine Analyse- der Strahlen und deren Wesensäusserung.
Erstes Kapitel
Die sieben Baumeister der Schöpfung, die sieben Strahlen
Wir haben [149] hiermit den ersten Abschnitt beendet, der die Bausteine für unsere
weiteren Untersuchungen liefern soll. Bevor wir damit beginnen, möchte ich eine kurze
Auslegung über die Stütztheorie der «Geheimlehre» geben, die man die hylozoistische
Theorie nennt. Diese setzt eine lebende Substanz voraus, die eine grosse Fülle von
reaktionsfähigen Lebenskeimen in sich birgt, die ununterbrochen in Manifestation
kommen, getrieben von dem «Atem des lebendigen Gottes». Zufolge dieser Theorie gibt es
nirgends in dem ganzen Universum eine sogenannte anorganische Substanz. Alle
Formen sind aus mikroskopisch kleinen Lebenszellen erbaut, die in ihrem
Zusammenschluss - gross oder klein - ein lebendes Einzelwesen darstellen. Der Verband
solcher Einzelwesen ist seinerseits wieder ein Teil einer grösseren Lebenseinheit. So ist
die grosse Skala von Lebewesen erklärlich, die sich immer weiter entwickeln und diese
Skala reicht von dem einen Ende des Weges, wo sich das winzige lebende Atom befindet
(mit dem sich die Wissenschaft beschäftigt), hinauf bis zu dem ungeheueren atomischen
Lebensgefüge, das wir ein Sonnensystem nennen.
Das ist eine summarische und unzulängliche Definition des Hylozoismus, ein Versuch,
den Sinn und die Bedeutung dieser Erscheinungswelt mit ihren drei charakteristischen
Zügen: Leben - Qualität und Erscheinung zu erklären. Man soll hinter allen Formen und
Lebenserfahrungen stets den tieferen Sinn suchen und dabei lernen, in die Welt der
inneren Kräfte einzudringen, die für alle Okkultisten die wahre und wirkliche Welt ist.
Wir wollen nun diese drei Begriffe näher betrachten und deren Bedeutung im Hinblick
auf die sieben Strahlen zu erfassen suchen. Die volle Bedeutung des Wortes «Leben» zu
erfassen ist eine beinahe [150] unüberwindliche Schwierigkeit, da kein Mensch das
Wesen des Lebens begreifen kann, solange er noch nicht die dritte Initiation erlangt hat.
Ich wiederhole dies nachdrücklich, um die Zwecklosigkeit aufzuzeigen, hierüber
unproduktive Spekulationen anzustellen. Jünger nach der dritten Initiation, die den Berg
der Verklärung erklommen haben, sind imstande - von diesem hohen Blickpunkt aus
einen ersten Schimmer von dem Strahlenglanz des tiefinneren Energiezentrums (das in
der Geheimlehre die «spirituelle Sonne» genannt wird) zu erhaschen und eine
dämmernde Ahnung von der wirklichen Bedeutung des Wortes «Leben» zu bekommen.
Doch werden sie nicht ihre gewonnene Kenntnis weitergeben und würden auch nicht
wagen, es zu tun. Wollten sie es versuchen, so würden solche Informationen ganz
zwecklos sein, da die Sprache nicht ausreicht, um es zu beschreiben. Leben ist bei weitem
nicht das, was bisherige Vermutungen aussprachen. Energie (im Gegensatz zu Kraft, als
ein Emanationszentrum, das sich in Kräfte differenziert) ist durchaus nicht das, was eine
fruchtlose Phantasie beschrieb. Leben ist eine Synthese allen Geschehens, - eine Aktivität,
die aus vielen Energie-Komponenten besteht; sämtliche Energien der sieben
Sonnensysteme, von denen das unsrige nur eines ist, machen das aus, was wir «Leben»
nennen. Alle diese Energien sind Ausdrucksmittel der Tätigkeit jenes erhabenen Einen,
der in unseren hierarchischen Archiven genannt wird als «Der Eine, über den nichts
gesagt werden darf». Diese siebenfache kosmische Energie, gespeist und vereint aus
Energien der sieben Sonnensysteme (unseres eingeschlossen) strömt durch jedes der
sieben Systeme und trägt auf ihren Schwingungen die Eigenschaften
1. der primären Impulskraft, die eine Tätigkeit hervorruft,
2. des tätigen Impulses, der zu planvollem Aufbau führt,
3. des planvoll wirksamen Impulses, der eine ganz bestimmte Absicht verfolgt.
Ich habe die verschiedenen Impulse in dieser Weise gekennzeichnet, um die Tendenz
aufzuzeigen, die in diesem gegenseitigen Wechselspiel liegt. Dieser dreifache energetische
Impuls, durch die [151] treibende Kraft der sieben grossen Atemzüge oder Strahlen ins
Leben gekommen, begann den Werdeprozess der Welten und trat als Drang zu
Entwicklung zu Tage - zu einer Evolution, in der Aktivität und Organisation zum
Ausdruck kommen und die ohne Abweg oder Abirrung einem gesteckten Ziel zustrebt.
Dieses grosse Ziel in seinem ganzen Umfang ist nur jenem unfassbaren hohen Wesen
bekannt, das sich durch sieben Sonnensysteme bekundet (die ihrerseits Ausdrucksformen
sieben grosser Lebenseinheiten sind) in der gleichen Weise, wie unsere Sonnengottheit
durch die sieben planetarischen Logoi wirkt. Alles das wurde bereits erwähnt und näher
ausgeführt in der «Abhandlung über kosmisches Feuer» und ich beabsichtige hier keine
Erweiterung dieses Themas. Wegen der grossen Bedeutung, die es für die Entwicklung
der Qualität in der menschlichen Familie hat, möchte ich jedoch noch anführen, dass die
sieben schöpferischen Baumeister oder planetarischen Logoi unseres Sonnensystems den
Willen, die Energie und die magnetische Kraft in sich tragen, die aus allen sieben
Sonnensystemen ihnen zuströmt und alle Sphären ihrer Tätigkeit durchpulst. So wurde
durch eine verbündete Arbeitsleistung ein Sonnensystem erschaffen und organisiert,
dessen Energien ständig zirkulieren und dessen hervorquellende Qualitäten ausgeglichen
sind und im ganzen System zutage treten. Alle Teile des Sonnensystems sind voneinander
abhängig, alle Kräfte und Energien sind in ständigem Fluss und Umlauf, sie alle stürmen
in starken Pulsionen dahin und umkreisen in rhythmischem Atem das ganze solare
Uratom; auf diese Weise dringen die Qualitäten des solaren Lebens, das durch die
Bereiche der sieben Strahlen strömt, in jegliches Formgebilde innerhalb des solaren
Wirkungsfeldes ein, so dass alle geschaffenen Formen aufs innigste miteinander
verbunden sind. Dies legt die Tatsache klar, dass jeder der sieben Strahlen oder
schöpferischen Baumeister die Energie, den Willen, die Liebe und die Absicht des solaren
Logos verkörpert, so, wie dieser Logos seinerseits ein Abbild der Energie, des Willens, der
Liebe und der Absicht jenes erhabenen Wesens ist, des «Einen, über den nichts gesagt
werden darf». Daher ist die erste These, die ein Studienbeflissener sich zu eigen machen
sollte, folgende:
1. Jedes Strahlenleben [152] ist das Ausdrucksmittel eines solaren Lebens und demzufolge
ist jeder Planet
1. verknüpft mit jedem anderen Planeten in dem gleichen Sonnensystem;
2. durchflutet von den Energien eines der sieben Sonnensysteme;
3. in Gang gesetzt durch einen dreifachen Strom von Lebenskräften, die herrühren von:
a. anderen Sonnensystemen,
b. unserem eigenen Sonnensystem,
c. dem eigenen planetarischen Logos.
Es ist für einen Durchschnittsdenker kaum möglich, die tiefere Bedeutung dieser
Feststellung zu erfassen, immerhin wird die Behauptung verständlich, dass jeder Planet
ein Kraftzentrum ist, das ständig von Strömen und Energien durchflutet ist und dass
diese Energien erstens aus dem äusseren Kosmos oder Universum kommen, zweitens aus
dem Sonnensystem, von dem unsere Erde ein Teilstück ist (mit unserer Sonne als
Mittelpunkt) und drittens vom planetarischen Logos (oder Lebensträger) unserer Erde.
Ich möchte nun den Unterschied klarstellen, was nach esoterischer Auffassung eine
Konstellation und was ein Sonnensystem ist, selbst auf die Gefahr hin, dass der moderne
Wissenschaftler mir nicht zustimmen mag.
Ein Sonnensystem besteht aus einer Sonne als Zentralpunkt, darum gruppiert eine Reihe
zugehöriger Planeten, die in magnetischer Verbindung gehalten werden und in
vorgeschriebenen Bahnen um die Sonne kreisen.
Eine Konstellation besteht aus zwei oder mehreren Sonnensystemen oder einer Anzahl
von Sonnen mit ihren begleitenden Planeten. Diese Systeme werden durch die machtvolle
Wechselbeziehung der Sonnen als einheitliches Ganzes zusammengehalten; der
magnetische Rapport dieser Sonnen ist so vollkommen ausgeglichen, dass sie - im
okkulten Sinne - «zusammen den Pfad wandeln, jeder im Bereich wechselseitigen
Einflusses». Sie weichen nicht aus ihren eigenen Bahnen, spenden ihren Planeten Kraft
und behalten ohne Änderung ihr Gleichgewicht und Einflussbereich bei. Nur in wenigen
seltenen Fällen wird diese harmonische Ausgeglichenheit gestört, wenn eine zu- oder
abnehmende magnetische Attraktion ihren Wirkungsbereich beeinflusst.
Eine solche Situation resultiert aus dem Gesetz des kosmischen [153] Rhythmus, einem
Geschehen, das für uns derzeit völlig dunkel und unfassbar ist.
Ein Beispiel für einen solchen zu- oder abnehmenden Einfluss oder eine solche Strahlung
(beide Ausdrücke sind in okkulter Sprache synonym) ist die heutige Konstellation der
Zwillinge; einer der beiden Sterne nimmt an Brillanz und Kraft zu, der andere nimmt ab.
Doch dies ist ein Beispiel, das in esoterischer Hinsicht vereinzelt dasteht.
Die Beziehung der Konstellation zu unserem Sonnensystem, das die Grundlage der
astrologischen Forschung ist, werden wir später berühren. Hier möchte ich nur die
zwiefache Tatsache klar machen, dass die sieben Strahlen:
1. Energie-Emanationen der sieben Sonnensysteme sind, die ihrerseits ihren Lebensodem
von dem «Einen, über den nichts gesagt werden darf», erhalten;
2. beeinflusst und astrologisch beherrscht werden von den zwölf Konstellationen, mit
deren Energien unser Sonnensystem (während die Sonne ihren Kurs durch den grossen
Tierkreis nimmt) in Berührung kommt. Diese Periode umfasst die gewaltige Zeitspanne
von etwa 25'000 Jahren, während der kleinere Tierkreis in den 12 Monaten eines Jahres
durchwandert wird.
Dieses Thema ist so kompliziert, dass nur die allgemeinen Umrisse des kosmischen
Systems und die Grundlagen des Evolutionsgesetzes dunkel geahnt und erfasst werden
können. Der Spielraum des Themas ist so enorm weit, dass sich unser konkretes Denken
und vernunftgemässes Erklären in der Vielgestaltigkeit der Probleme wie verloren fühlt.
Doch kann die Intuition, die mit ihrer Erleuchtung und Kraft zur Synthese Licht bringt
(eine Fähigkeit, die Jünger und Eingeweihte kennzeichnet, die sich in systematischer
Schulung befinden) zu einer immer grösser werdenden Bewusstseinsausdehnung [154]
hinführen, die den Intuitiven schliesslich auf den Berggipfel der Verklärung bringt. Von
dieser hohen Warte aus kann ein Jünger für einen kurzen Moment einen visionären Blick
auf das grosse Weltprojekt werfen und darf mit Arjuna die Erfahrung teilen, die in der
Bhagavad Gita so ausgedrückt ist: «er sah alle Formgebilde vereint und geborgen in der
Fülle dieses Gottes aller Götter». Von diesem Berg steigt er dann herunter und seine
Persönlichkeit ist verklärt und von Strahlen umgeben. Warum ist dies so? Weil er nun
weiss, dass Geist eine Tatsache und die Grundlage der Unsterblichkeit ist; er weiss
untrüglich, dass wirklich ein Plan existiert und dass die Liebe Gottes das fundamentale
Gesetz aller Manifestationen und die letzte Ursache des evolutionären Geschehens ist; er
kann sich nunmehr auf die Tatsachen verlassen, dass der Geist, die unmittelbare Liebe
und die Einheitlichkeit des allumfassenden Planes eine sichere Grundlage bilden, auf der
er seine Füsse setzen und einen gesicherten Standpunkt einnehmen kann, um von hier
aus vertrauensvoll seinem sicheren Ziel zuzustreben.
Unsere zweite These lautet somit:
II. Jeder Strahl ist der Empfänger und Treuhänder von Energien, die herstammen von
1. den sieben Sonnensystemen,
2. den zwölf Konstellationen.
Jeder Strahl lässt diese Energien durch seinen Manifestationskörper (Planeten) strömen
und vermittelt sie so dem Planeten selber mit allen Formgebilden, die auf seiner
Oberfläche und in seinem Inneren existieren. Alle differenzierten Formen und Lebewesen
sind daher von kosmischen, solaren und planetarischen Lebensenergien erfüllt und sind
demnach von den Qualitäten der sieben Sonnensysteme und zwölf Konstellationen
durchtränkt. Diese vereinten Energien wirken auf die Substanz ein und erschaffen die
subjektiven (inneren) Formen; und jede subjektive Form bringt eine objektive
(äusserliche), die Erscheinungsform hervor.
Wir können diese Kräfte und Qualitäten nicht im einzelnen untersuchen, besonders nicht
im Hinblick auf einen einzelnen Menschentyp, denn die Massstäbe, die angelegt werden
müssten, sind relativ zu unbedeutend und die Details würden zu verwickelt werden. Wir
können jedoch das Wesen der Qualitäten und Energien [155] einigermassen erfassen,
wenn wir die sieben Strahlenwesen mit ihren sieben psychologischen Typen und die
zwölf schöpferischen Hierarchien studieren, wie sie in der «Geheimlehre» skizziert sind.
Ihre Zahl ist 7+12=19. Wenn man zu diesen 19 Lebensäusserungen die drei grossen
Aspekte der Gottheit hinzuzählt, die wir Gott den Vater, den Lebensspender, und Gott den
Sohn, den Liebenden und Gott den Heiligen Geist, den aktiven göttlichen Denker nennen,
so resultiert die mystische Zahl 22, die (in der esoterischen Lehre) die Zahl des Adepten
genannt wird. Das besagt einfach, dass ein Adept derjenige ist, der die Natur dieser 19
Kräfte begreift, die sich durch die dreifache Manifestation Gottes kundtun und im
menschlichen Bewusstsein sich wiederfinden. Das bedeutet nicht, dass ein Adept diese 19
Energien schon gemeistert hat und sie handhaben kann. Sie können bewusst nur von den
drei Erbauern und Schöpfern manipuliert werden, deren Schöpfung eine Einheit ist; es
sind dies:
1. Das erhabene Wesen, das sich durch sieben Sonnensysteme offenbart. Der Eine, über
den nichts gesagt werden darf.
2. Das grosse Lebenszentrum, das sich durch sieben Planeten kundtut. Die Gottheit
unseres Sonnensystems . . . Gott.
3. Der Lebensträger, der sich durch sieben planetarische Zentren oder Kontinente
manifestiert.
Der planetarische Logos . . . der Alte der Tage.
Die Massnahme des Adepten bestand darin, dass er seine sieben Kraftzentren, die im
ätherischen Körper lokalisiert sind, für die höheren spirituellen Kräfte empfänglich
machte; mit zunehmender Vervollkommnung wird er nach und nach und schrittweise in
der gleichen Weise für die oben angeführten drei Krafttypen empfänglich werden, welche
die Synthese bewirken.
Auf dem Pfad der Jüngerschaft und bis zur dritten Einweihung lernt er, sich auf die
Energie und die spirituelle Absicht des planetarischen Logos einzustellen. Bei der ersten
und zweiten Initiation wurde er durch den Einfluss Christi herangebildet und eingeweiht,
[156] und unter seiner Leitung erfuhr er zwei Erweiterungen des Bewusstseins und
begann seine Vorbereitungen für eine dritte. Wenn er für die dritte gerüstet ist, kommt er
in den Einweihungsbereich des Logos unseres Planeten, und durch die vermittelnde
Massnahme dieses grossen Wesens nimmt er bewusst jene Energie wahr, die von der
Gottheit des Sonnensystems ausgeht. Er beginnt damit zum ersten Mal auf diesen
zweiten Typ dieser dreifältigen Kräftegruppe zu reagieren.
Wenn er die höchste Einweihung erlangt hat, die auf diesem Planeten möglich ist, kommt
er erstmals in Kontakt mit jener Energie, die von dem grossen kosmischen Zentrum
ausstrahlt. Dieses letzte Stadium einer Bewusstseinserweiterung ist in der Tat ein
seltenes Vorkommnis, da nur 111 menschliche Wesen während der Geschichte unseres
Planeten zu diesem Bewusstseinsstatus vorgedrungen sind.
Was hilft diese Information dem Leser oder einem Studierenden? Praktisch genommen
gar nichts, es sei denn, dass die ungeheure Grösse des Planes und die erstaunliche
Reichweite des menschlichen Bewusstseins dadurch klarer wird. Was ein Kontakt mit
jener höchsten Kraftkategorie bedeutet, kann ich nicht sagen. Nur die Logoi der Planeten
wandern in dem Licht dieses erhabenen höchsten Bewusstseins; Christus und sein
grosser Bruder Buddha und ebenso die drei Buddhas der Tätigkeit sind derzeit bestrebt,
dieses grosse Vorrecht zu erlangen. Das ist alles, was ich darüber weiss und ich würde
über dieses Thema auch nicht mehr sagen. Das Wunder aber und die schwindelnde
Grösse des Dramas, das sich im Universum abspielt, ist ein Beweis für seine Wirklichkeit,
und so klein das menschliche Verstehen auch scheinen mag, so ist es doch eine Garantie
für seine innere Gottnatur. Stufe um Stufe kommen wir dem Ziel bewussten und klaren
Erkennens näher. Schritt um Schritt meistern wir die Materie und verbessern wir
unseren Mechanismus für bewusste Wahrnehmungen und Kontakte. Nach und nach
nähern wir uns (und damit meine ich die ganze menschliche Familie) dem «Punkt des
Erkennens» und rüsten uns, den Berg zu erklimmen, von wo aus sich uns die Vision
auftut. Wenn Aspiranten die Wunder dieser Schau ahnen und die Grösse der Belohnung
erfassen würden, die ihrer Anstrengungen wartet, dann würden wir weniger [157]
Misserfolge und mehr Mut haben, grössere und stetigere Leistungen sehen und die Welt
würde schneller vom Licht der Erkenntnis erleuchtet werden.
Die Weite dieser Vision rechtfertigt ein gründliches Studium und sollte den Ehrgeiz
anstacheln, mehr darüber zu wissen. Eine Menge erklärender Worte tut es nicht, es
bedarf einer genauen Registrierung im Gehirn und einer Anpassung des Lehrmaterials
an die Bedürfnisse des einzelnen. Was man Vision nennt, kann man nicht in Besitz
nehmen; sie ist uns immer voraus, wie nahe man ihr auch kommen mag. Aber wenn
auch jemand sein ganzes Leben der kommenden Vision widmen wollte und dabei die
Hilfe für den Mitbruder ausser acht liesse, würde ihm keine wie immer geartete Vision
nützen. Ich versuchte die Grösse des Planes aufzuzeigen und die einzelnen Etappen der
evolutionären Stufenleiter, die vor jedem Aspiranten und jedem Mitglied der Hierarchie
liegen, dem Verständnis näher zu bringen.
1. Die Strahlen und Leben - Qualität - Erscheinung.
Wir kommen nunmehr zu dem Punkt, an dem das Studium der Strahlen uns direkt in das
Gebiet der Psychologie und der verschiedenen psychologischen Einflüsse führt. Die
Manifestationen des zweiten Strahls haben mit dem Qualitätsaspekt zu tun, mit jenen
Faktoren, welche die zahllosen Differenzierungen in der sichtbaren Welt
vorausbestimmen und hervorrufen. Die Qualität, Beschaffenheit oder Eigenart
lebendiger Energie, (das ist unsere unzulängliche Definition des Wortes «Leben») regelt
oder bestimmt die besonderen Merkmale und Kennzeichen, die in allen Formen der vier
Reiche zutage treten; so wird die ätherische Struktur der einzelnen Formen reguliert und
unter der modellierenden Einwirkung der lebendigen Qualität auf eine bestimmte
Substanz und in einem bestimmten Naturreich entsteht die charakteristische
«Erscheinung» [158] mit all ihren besonderen Funktionen und der Fähigkeit, sich zu
entfalten und fortzupflanzen. In meinen früheren Büchern teilte ich die Strahlen in zwei
Gruppen:
1. Gruppe #die Strahlen der Aspekte, die drei Hauptstrahlen.
2. Gruppe #die Strahlen der Attribute, die vier Unterstrahlen.
Die drei grossen Strahlen, welche die Summe der Manifestation Gottes darstellen, sind
die Strahlen der Aspekte und zwar aus zwei Gründen:
Erstens bilden sie in ihrer Gesamtheit die manifestierte Gottheit, sie sind das «Wort», das
Fleisch geworden ist. Sie sind die Ausdrucksmittel der schöpferischen Absicht und sind
die Synthese aus Leben, Qualität und Erscheinung.
Zweitens sind sie in jeder Form in allen Naturreichen wirksam und bestimmen die
allgemeinen Merkmale und Eigenschaften der Energien und Qualitäten in den
verschiedenen Naturreichen; alle differenzierten Formen kommen durch sie ins Dasein,
jedes einzelne Lebewesen kommt durch sie zur Wesensäusserung, und die mannigfaltigen
göttlichen Bildekräfte erfüllen ihre Bestimmung auf der Daseinsebene, die ihnen
zugewiesen wurde.
Die Schöpferkräfte Gottes machen sich durch diese drei Ströme qualitätserfüllter
Lebenskraft elementar fühlbar, und ihre Tätigkeit durchtränkt alle Formen mit jener
evolutionären Eigenschaft, die schliesslich eine jede Form mit der göttlichen Absicht in
Einklang bringt und jene Bewusstseinsart hervorruft, die jede Erscheinungsform
befähigt, auf seine Umgebung zu reagieren und als gemeinschaftlicher Teil des Ganzen zu
dienen. So wird innere Qualität und Ausstrahlung eigener Art möglich. Das Wechselspiel
dieser drei Strahlen bestimmt die äussere Erscheinungsform und zieht diese
Lebenseinheit in ein bestimmtes Naturreich (mit seinen unzähligen Arten); der Prozess
der Differenzierung und Auslese wiederholt sich immer wieder, bis dann die vielen
Verzweigungen in den vier Naturreichen, - die grossen Abteilungen, die Gruppen
innerhalb einer Abteilung, die Familien und Seitenzweige - gebildet sind. Hier tut sich der
Schöpfungsprozess in seiner ganzen wundererfüllten Schönheit, Folgerichtigkeit und
Entfaltung unseren erwachenden Sinnen auf, und wir staunen in innerer Ergriffenheit
[159] und Verwirrung über den grossen Architekten des Universums und seine
schöpferische Meisterschaft.
Wenn wir diese majestätische Schönheit von einem symbolischen Standpunkt aus
betrachten, der unsere Vorstellung vereinfacht (das ist immer bei denen der Fall, die in
Symbolen denken), so könnten wir sagen, dass der erste Strahl die dynamische Idee
Gottes verkörpert; und so beginnt der Allerhöchste sein Schöpfungswerk.
Der zweite Strahl formuliert die ersten Entwürfe des Planes, nach welchem die Form
erbaut und die Idee verwirklicht werden soll; sodann werden (durch die treibende Kraft
dieser grossen zweiten Emanation) die Baupläne in mathematischer Exaktheit,
struktureller Einheit und geometrischer Vollkommenheit ausgearbeitet. Der grosse
Geometer erscheint auf dem Bauplatz und teilt den Bauleuten ihre Arbeit zu. Nach
Vorbild und Anordnung, in rechter Anzahl und Reihenfolge wird dann der Tempel
errichtet, als Ausdruck und Sinnbild der Herrlichkeit des Bauherrn. Der zweite Strahl ist
der Strahl des meisterlichen Bauherrn.
Der dritte Strahl stellt die Gesamtheit aller aktiven Aufbaukräfte dar; nun ordnet der
grosse Architekt mit seinen Bauleuten die Materialien, beginnt das Aufbauwerk und
verwirklicht schliesslich (im Verlauf des evolutionären Zyklus) die Idee und das
Vorhaben Gottes des Vaters, unter der Leitung von Gott dem Sohn. Alle drei sind jedoch
eine Einheit, genau so, wie ein Mensch, der eine Idee empfängt, seinen Verstand und sein
Gehirn anstrengt, [160] um die Idee in sichtbare Form zu bringen und der sich seiner
Hände und natürlichen Kräfte bedient, um seinen Plan zu vollenden. Die Einteilung in
Aspekte und Kraftströme entspricht nicht der Wirklichkeit, sie soll lediglich dem besseren
Verständnis dienen. Wer diese Abhandlung liest und davon einen Nutzen haben will,
muss sich dazu erziehen, immer das Ganze vor Augen zu haben. Die etwas willkürlichen
Tabellen, die Einteilungen in Dreier- und Siebenergruppen und die verschiedenartige
Aufzählung von Kräften, wie sie aus den sieben Konstellationen, zehn Planeten und zwölf
Häusern des Tierkreises emanieren, sollen dem Studierenden nur eine Vorstellung von
einer Welt von Energien geben, in der er seine Rolle zu spielen hat. Vom Standpunkt der
esoterischen Psychologie aus gesehen, gehen alle psychologischen Schulen bei der
Behandlung oder Lenkung des Einzelmenschen einen unrichtigen Weg und zwar aus dem
Grund, weil sie den Menschen nicht als ein zusammengehöriges Ganzes ansehen; der
Durchschnittspsychologe dringt selten - wegen fehlender Kenntnisse und mangels
intuitiver Fähigkeiten - in das Gebiet der wahren Qualität und der Lebensaspekte vor;
man untersucht den Menschen mit mehr oder weniger objektiven Methoden, aber die
wirkliche Ursache der beobachteten Phänomene wird selten gefunden. Man ist immerhin
dabei - und viel brauchbares Forschungsmaterial wurde bereits zusammengetragen - die
bestimmenden Merkmale des Persönlichkeitsstrahles, welche die physischen,
emotionalen und mentalen Qualitäten verursachen, zu studieren und tabellarisch zu
ordnen. Man versteht heute besser als vor 25 Jahren die Körperreaktionen eines
Menschen, die Gewohnheiten seines Gemütslebens und seine normalen und anomalen
Denkprozesse. Doch solange gründliche Kenntnisse über Strahlenqualitäten fehlen, und
solange man den Strahl der Seele nicht bestimmen kann und die Wirkung dieses Strahls
auf die menschliche Persönlichkeit nicht kennt und rubriziert, wird es ein schweres
Problem bleiben, die Besonderheiten von Temperament und die inneren Ursachen der
verschiedenen psychogenen Reaktionen, Komplexe und Hemmungen
auseinanderzuhalten. Wenn z.B. die Psychologen wüssten, dass es die Qualität und
Energie der Seele bestimmt, ob jemand in einem bestimmten Leben als Introvert (nach
innen gerichtet) oder als Extrovert (nach aussen gewendet) funktioniert, dann würden
sie auf einen Ausgleich der Strahlkräfte hinarbeiten, der den Menschen instand setzt, sich
so zu benehmen, dass der Weg in die Aussenwelt offen bleibt und dass gleichzeitig die
Hindernisse, die den Zugang zur Innenwelt versperren, beseitigt werden.
Was ist die wahre Natur eines echten Mystikers oder introvertierten Menschen? Die
Kraft, der Strahl oder die Qualität seiner [161] Seele ist zu stark, als dass sie von seiner
Persönlichkeit gelenkt werden könnte. Dieser Mensch macht daher die Erfahrung, dass
der Zugang zu seinen inneren Welten, denen des Verlangens und der Sehnsucht, der
Gedankenwelt und spiritueller Vision, für ihn der Weg des geringsten Widerstandes ist;
notgedrungenerweise muss die Integration, die Eingliederung und Entfaltung in der
äusseren Welt darunter leiden. «Der magnetische Zug» der Seele macht die
Anziehungskraft der Aussenwelt unwirksam und so wird dieser Mensch zu einem
visionären Mystiker. Ich meine hiermit nicht den praktischen Mystiker, denn dieser ist
auf dem Weg, ein weisser Okkultist zu werden. Es kann aber auch die umgekehrte
Situation bestehen und dann sprechen wir von dem ausgesprochen extrovertierten
Menschen. Der Persönlichkeitsstrahl ist gänzlich auf die Aussenwelt eingestellt, und die
seelische Anziehungskraft ist für eine gewisse Zeit und manchmal für mehrere
Inkarnationen ausgeschaltet. Wenn diese äusseren Umstände und deren
Anziehungskraft zu stark sind und wenn sich alle Qualitäten des Persönlichkeitsstrahls
auf einen Punkt konzentrieren, dann sehen wir entweder die krankhafte Neigung zum
Exhibitionismus im weiteren Sinn oder eine Persönlichkeit von grossem Format, welche
die Eigenschaften des Genies besitzt, das durch harmonische Betätigung der physischen,
emotionalen und mentalen Kräfte schöpferische Möglichkeiten in sich trägt. Eine solche
harmonisch ausgeprägte Natur entfaltet ihre Kräfte und Fähigkeiten im äusseren,
tätigen Leben und ist nicht nach der Welt inneren Seins gerichtet, welche die Welt der
Seele ist. Beide Zustände (Introversion und Extroversion) zeigen den «genialen Menschen
auf dem Weg der Vollendung»; wenn diese Fähigkeiten nur mittelmässig sind, treten
Versager- und Hemmungskomplexe sowie ein starkes Gefühl der Minderwertigkeit zu
Tage, das sich zu einem krankhaften «Zur-Schau-Stellen» steigern kann. Ein Mensch mit
glänzenden und gut ausgebildeten Fähigkeiten ist ein brillanter Arbeiter auf allen
Gebieten menschlichen Strebens und Bemühens. Kommt, was gelegentlich der Fall ist, zu
der extrovertierten Tendenz eine introvertierte hinzu, welche seelisches Wissen und die
Entwicklung der Intuition im Gefolge hat, dann haben wir einen Menschenführer vor
uns, einen Lehrer aus dem Reich der Götter, einen geistigen Machtfaktor. Daher wäre es
für die Psychologen unserer Tage recht gut, wenn sie sich für die Hypothesen der
esoterischen Psychologie (wenn auch nur zeitweilig) interessieren würden; sie könnten
daran Nutzen haben und sie würden in keinem Fall etwas verlieren.
[162] Die vier Strahlen der Attribute, die im dritten Strahl der Aspekte zusammengefasst
sind, bringen die verschiedenen Einzelqualitäten in grösseren Details hervor als die drei
Aspektstrahlen. Zur Klärung unseres Problems könnte man allgemein sagen, dass die
drei Aspektstrahlen - in Beziehung zur Menschheit - sich in der Hauptsache durch die
drei periodischen Vehikel (Bewusstseinsträger) manifestieren;
Strahl I Kraft #Leben #Ideen #die Monade.
Strahl II Liebe-Weisheit #Bewusstsein #Ideale #die Seele.
Strahl III aktive Intelligenz #Erscheinung #Idole #Persönlichkeit.
In zweiter Linie kommen sie in den drei Körpern zum Ausdruck, die des Menschen
Persönlichkeit bilden:
Strahl I Kraft #Ideen #mentaler #Körper #Zweck #Leben
Strahl II Liebe #Ideale #astraler Körper #Qualität.
Strahl III Intelligenz #Idole #Physischer Körper #Form.
Die Strahlen der Attribute manifestieren sich - obwohl sie sich auf allen Ebenen betätigen
und sich auch durch die drei periodischen Träger und die drei Persönlichkeitsaspekte
auswirken hauptsächlich in den vier Naturreichen:
Strahl IV #Harmonie, Konflikt #4. Naturreich, das des Menschen. Ausgeglichenheit
Strahl V #Konkretes Wissen #3. Naturreich, das der Tiere.
Strahl VI #Devotion (Hingabe) #2. Naturreich, das der Pflanzen Strahl VII #zeremonielle
Riten #1. Naturreich, das der Minerale.
Das sind ihre Haupteinflussbereiche in den drei Welten und darüber werden wir später
mehr sagen.
Die vier Attribut-Strahlen haben in Beziehung zum Menschen ein weites Betätigungsfeld
und zwar im Zusammenhang mit seinen vier Persönlichkeitsaspekten, - auch
Vierergruppe genannt. Diese Beziehung ist folgende:
Strahl IV #Harmonie durch Konflikt #der physische Körper.
Strahl V #Konkretes wissen #der ätherische Körper
Strahl VI #Devotion #der astrale Körper.
Strahl VII #Organisation #der mentale Körper.
Ich möchte [163] nochmals betonen, dass die wechselseitige Beziehung und Beeinflussung
in harmonischer Einheit auf allen Ebenen besteht, sowohl in der formlosen Welt als auch
in den Naturreichen und das gleiche gilt für alle Bewusstseinsgrade, wo immer sich im
gesamten erschaffenen Universum Bewusstsein vorfinden mag.
Die sieben Strahlen.
Wir hörten, dass sieben grosse Strahlen im Kosmos existieren. In unserem Sonnensystem
ist nur einer von den sieben am Werk. Die sieben Unterabteilungen machen hier die
«sieben Strahlen» aus, die unser Sonnenlogos weise handhabt und welche die Basis für
endlose Variationen in seinem Weltsystem bilden. Diese sieben Strahlen könnte man als
sieben Kanäle beschreiben, durch die alle Lebensströme seines Sonnensystems
hindurchfliessen, sieben Haupteigenschaften oder Spielarten der Lebensenergie, die nicht
bloss für die Menschheit, sondern gleicherweise für alle sieben Naturreiche zur
Anwendung kommen. Es ist eine Tatsache, dass es im ganzen Sonnensystem nichts gibt,
gleichgültig in welchem Stadium der Entwicklung es sich befinden mag, was nicht zu
einem der sieben Strahlen gehört oder gehört hat.
Die folgende Tabelle soll die verschiedenen Besonderheiten der sieben Strahlen erläutern:
Besondere Eigenart, Methode der Entwicklung, Planet (nach A. Besant), Farbe.
I Wille oder Kraft, Raja Yoga Uranus als Symbol der Sonne, Flamme.
II Weisheit, Gleichgewicht, Intuition, Raja Yoga, Merkur, gelb, rosenfarben.
III Höheres Denkvermögen, Gedankenschärfe, Höhere Mathematik, Philosophie, Venus,
indigo, blau, bronzefarben.
IV Konflikt, Geburt des Horus, Intensiver Kampf, Hatha Yoga, die gefährlichste Methode
für psychisches Wachstum, Saturn, grün.
V Niederes Denkvermögen, Genauigkeit im Handeln, Mond, violett.
VI Devotion, Bhakti Yoga, ein Gegenstand der Hingabe ist notwendig, Mars, rosenrot,
blau.
VII Zeremonielle Ordnung, zeremonielle Gebräuche, Kontrolle über Naturkräfte, Jupiter,
hell, klar, blau.
Es dürfte also verständlich sein, dass jedes einzelne Naturreich das der Elemente, der
Minerale, der Pflanzen, der Tiere und der Menschen - in sieben Urtypen oder primäre
Strahlen eingeteilt ist; da die Menschwerdung als Einzelwesen (der Übergang vom
Tierreich ins Menschenreich) zurzeit nur durch das Zusammenleben mit Menschen
möglich ist, so muss auf der Liste der Tiere, die zu einem bestimmten Strahl gehören, eine
besondere Gattung an der Spitze stehen, die für den menschlichen Einfluss empfänglich
ist, durch den allein eine solche «Menschwerdung» stattfinden kann. Der Elefant, so sagt
man, ist der führende Vertreter der Tiere des zweiten Strahles, die Katze und der Hund
nehmen eine ähnliche Stellung für den vierten und sechsten Strahl ein. Über andere
Tiergattungen wissen wir nichts, mit Ausnahme der Tatsache, dass Tiere des ersten
Strahls nicht mehr auf Erden existieren.
Die Strahlen sind nicht nur als Kanäle, durch die alles Sein flutet, sondern auch als
Einflusskräfte anzusehen, die in einem bestimmten Wechsel an der ganzen Welt arbeiten.
Jeder Strahl hat eine Periode grössten Einflusses, dem alles in hohem Masse unterworfen
ist, nicht [165] nur die Geschöpfe, die von Natur aus zu diesem besonderen Strahl
gehören, sondern auch alle anderen, die mit einem anderen Strahl verbunden sind. Die
lange Einflussperiode eines jeden Strahls ist in sieben Unterabteilungen geteilt. Jeder
Einzelabschnitt erhält sein Hauptmerkmal von der grossen Periode und dieses Merkmal
verstärkt sich erheblich, wenn die eigene Unter-Strahl-Periode dazukommt (so ist z.B.
der Einfluss des sechsten Strahls am stärksten während der Manifestationsperiode des
sechsten Unterstrahles). Wir müssen genau beachten, dass die Bezeichnung
«Unterstrahl» hier nur zum besseren Verständnis einer kürzeren Einflusszeit gebraucht
wird, nicht aber um einen Unterschied in der Natur des Strahls anzuzeigen.
Wir wissen, dass der herrschende Strahl unserer Zeit, dessen Wirkung im Schwinden ist,
der sechste Strahl ist, der Strahl der Hingabe an ein Ideal; er war bereits aktiv, bevor das
Christentum zur Blüte kam. Wir wissen ferner, dass der siebte Unterstrahl seinen
charakteristischen Einfluss bereits vor 95 Jahren (1860) auszuüben begann und diesen
natürlich weiterhin ausübt. Das erste Zeichen des Einflusses des siebten Unterstrahls war
das ökumenische Konzil in Rom (1870), an dem die Unfehlbarkeit des Papstes verkündet
wurde. Etwa zur selben Zeit begann die Oxfordbewegung in England (eine zum
Katholizismus hinstrebende Richtung). Da der Einfluss des siebten Unterstrahls weiter in
Zunahme begriffen ist, sind weitere Anzeichen vorhanden, wie z.B. die Tendenz, Riten zu
begünstigen und die Stellung des Priesters in den verschiedenen Kirchen zu festigen; und
selbst in der römischen Kirche macht sich eine deutliche Verstärkung der priesterlichen
Autorität in allen Fragen des Dogmas und der kirchlichen Praxis bemerkbar. So viel über
den Einfluss dieses Strahls auf religiösem Gebiete; die anderen Auswirkungen werden
später erörtert.
Wir hörten ferner, dass die religiöse Erneuerung unter Wesley und Whitfield in England
unter der Einwirkung des sechsten Unterstrahls stattfand, und ich denke, dass wir
vollauf zu der Schlussfolgerung berechtigt sind, das Auftreten Molinos' und der
Quietisten in Spanien und Zentraleuropa und St. Martins und seiner [166] Schar
spiritueller Philosophen in Frankreich und in anderen Gegenden als einen Ausfluss
derselben Periode anzusehen, in welcher der Strahl der Devotion von dem eigenen
sechsten Unterstrahl verstärkt wurde.
Diese wenigen herausgegriffenen Tatsachen mögen uns den Schluss erlauben, dass die
Zeitspanne, in der jeder Unterstrahl seinen Einfluss geltend macht, zwischen 150 und
200 Jahren liegt.
Wir wissen nicht, wie oft (vielleicht sieben mal?) die Unterstrahlen im Zyklus einer
grossen Strahlperiode nacheinander auftreten. Es muss offenbar mehr als einmal sein,
wenn wir bedenken, dass der grosse sechste Strahl schon vor dem Aufstieg des
Christentums in Funktion war. Man kann auch nicht den Buddhismus, wie man eine
zeitlang glaubte, als den Ausklang der grossen Periode des zweiten Strahls ansehen, da
zwischen dem Auftreten des Buddhismus und des Christentums nur 500 Jahre lagen. Es
ist wahrscheinlicher, dass der Buddhismus unter dem Einfluss des zweiten Unterstrahls
während der grossen Periode des sechsten Strahls entstand. Wenn man den Einfluss der
Unterstrahlen fünf, vier, drei, zwei und eins zurückverfolgt, so kommt man zu der
Vermutung, dass die Periode der Alchemisten und Rosenkreuzer unter dem Einfluss des
fünften Unterstrahls stand, dass die Epoche der Flagellanten und ähnlicher fanatischer
Enthusiasten, die Selbsttorturen und Verstümmelungen praktizierten, von dem vierten
Unterstrahl beherrscht war und dass die Zeit, in welcher die Astrologie überall blühte,
unter dem Zeichen des dritten Unterstrahls stand, während die frühe Epoche der
Gnostiker mit dem zweiten Unterstrahl zusammenhängen mag. Das sind indes nur
Mutmassungen, doch wenn die letzterwähnte Epoche richtig geschätzt ist, dann kann in
den übrigen Fällen keine so grosse Zeitspanne dazwischen liegen, da die Alchemisten,
Flagellanten und Astrologen alle mehr oder weniger im Mittelalter lebten.
Das Auftreten des modernen Spiritualismus steht ohne Zweifel mit dem siebten
Unterstrahl in Zusammenhang und mag eine Vorahnung des kommenden grossen
siebten Strahls sein. Es ist interessant, dass diese Bewegung von einem Geheimbund
ausging, der seit [167] der letzten Periode des siebten Strahls in den Tagen von Atlantis in
der Welt existiert hat.
Jede bedeutende Religion, die aufkommt, steht unter dem Einfluss des einen oder
anderen Strahls, doch soll damit nicht gesagt sein, dass jeder Strahl in seiner
zeitbedingten Folge eine Religion von Weltbedeutung mit sich bringt. Wie wir erfahren
haben, ist die Brahmanenreligion die letzte grosse Religion, die sich unter dem Einfluss
des ersten Strahls entwickelte; wir wissen nicht, welche Religion als Resultat der zweiten
Strahlperiode ins Leben kam; in der dritten, vierten und fünften Strahlepoche könnte
man die chaldäische, ägyptische und zoroastrische Religion - in dieser Reihenfolge - als
Repräsentanten anführen. Das Christentum und wahrscheinlich auch der Buddhismus
sind Auswirkungen des sechsten Strahls. Die Religion Mohammeds, die eine so grosse
Gefolgschaft hat, entstand auch unter dem Einfluss des sechsten Strahls, aber sie ist keine
eigentliche Ursprungsreligion, sondern eine Mischung von Christentum mit einer Zutat
jüdischer Religion.
Man teilt manchmal die Strahlen in drei Klassen ein; der erste Strahl ist eine Klasse für
sich, ebenso der zweite Strahl und die restlichen fünf werden als eine Gruppe
zusammengefasst. Von diesem Gesichtspunkt aus kann man von drei Strahlen sprechen,
die sinnbildlich die verschiedenen Dreieinigkeiten darstellen. In einer anderen
symbolischen Andeutung werden die drei Strahlen als Feuerarten geschildert, um das
Opfer des Altars anzuzünden, - das elektrische Feuer, das solare Feuer und das künstliche
Feuer oder Feuer durch Reibung.
Bevor wir die Tugenden und Untugenden und die besonderen menschlichen Eigenarten
aufzählen, die ein Individuum eines Strahls von dem Individuum eines anderen Strahls
unterscheiden, werden wir gut daran tun, auf den Ursprung der zwei Strahleneinflüsse
hinzuweisen, welche die dominierenden und modifizierenden Faktoren im Charakter
eines jeden Menschen sind, und auch den Planeteneinfluss oder den Strahl der
Persönlichkeit aufzuzeigen, der seinerseits wieder die zwei grossen Strahleneinflüsse- in
jeder Inkarnation - variiert.
[168] Wir sahen, dass die sieben Strahlen sieben Differenzierungen eines einzigen
grossen kosmischen Strahles sind, die unser Sonnenlogos in seiner inneren Seinsnatur
verursachte, bevor er seine Schöpfung begann. Wir wissen daher, dass unser göttlicher
Funke, das göttliche Bewusstseinszentrum in jedem von uns, aus dem höchsten
Schöpfungsprinzip unseres Sonnenlogos stammt; dieses Zentrum trägt daher potentiell
alle Strahlenkräfte in sich. Doch seitdem unser Logos in seiner eigenen inneren Welt
ungezählte Zentren göttlichen Bewusstseins erschaffen hatte, wurde jedes dieser Zentren
mit den besonderen Attributen des einen oder anderen Strahls durchtränkt. Von dem
Moment an, als jedes Zentrum sozusagen eine gewisse Begrenzung erhielt (also durch
einen auch noch so zarten Schleier der Verschiedenheit vom absoluten Bewusstsein des
Logos abgesondert wurde), musste es notgedrungen an dem einen oder dem anderen
Strahl fixiert bleiben; man kann daher sagen, dass der Wesenskern unseres Seins - der
innere Gottesfunke in uns allen - einem der sieben Strahlen angehört und diese
Zugehörigkeit kann man als «primären Strahl» des Menschen bezeichnen.
Der erste grosse «Krafterguss» des Logos durchtränkte die kosmische Substanz mit
Lebenskräften und liess jedes materielle Atom im Machtbereich seines Systems in sieben
verschiedenen Schwingungsfrequenzen vibrieren. Durch den zweiten «Krafterguss»
wurden molekulare Verbindungen geschaffen, welche - auf jeder Ebene die sechs
Unterebenen unterhalb der atomischen bildeten; so kam die Form im Weltall zustande.
Es geschah zu dieser Zeit des zweiten Kraftausströmens, dass ein jedes göttliche
Bewusstseinszentrum einen Lebensfaden in je einem Atom auf den höchsten Unterebenen
der atmischen, buddhischen und manasischen Ebenen verankerte, welche Atome dazu
bestimmt waren, Ausgangspunkt für spätere Formgebilde auf der betreffenden Ebene zu
werden; diese drei Atome bilden die «obere Triade», auf die so oft Bezug genommen
wird. Jedes Atom steht unter dem Einfluss irgend eines Strahls; die atmischen,
buddhischen und manasischen Atome, von denen ich sprach, gehören alle zu demselben
Strahl; doch ist dies nicht unbedingt derselbe Strahl, dem das überschattende
Bewusstseinszentrum angehört. Im Gegenteil, in den meisten Fällen ist der Strahl des
Bewusstseinszentrums und der Strahl der Triade verschieden; einer modifizert den
anderen, der vorerwähnte ist der primäre [169] Strahl (A. Besant nennt ihn den
monadischen Strahl), der andere ist der sekundäre oder individuelle Strahl, so genannt,
weil das manasische Atom der Ausgangspunkt für den späteren Kausalkörper ist, in
welchem das Individuum von einer Inkarnation zur anderen verbleibt. Dieser Körper
wird natürlich nach und nach aus Stoffpartikeln aufgebaut, welche die gleiche Qualität
und Eigenart wie sein Kernatom haben; und wenn dann nach langen Zeitaltern der
Entwicklung dieser Kausalkörper vollendet ist, vereinigt sich mit ihm das überschattende
göttliche Bewusstseinszentrum, das während der langen Zeiträume gleichfalls eine
individuelle Entwicklung durchgemacht hat, das ist der Moment, wo das unsterbliche
individuelle Ego seinen Aufstieg durch das Menschenreich beginnt. Dieser Zeitpunkt
bedeutet den dritten «Kraftzufluss» für jede Seele. Der Einfluss dieses sekundären oder
individuellen Strahles ist der Hauptfaktor in den Frühstadien der Evolution, also für die
Reihe der Elemente, Mineralien, Pflanzen und Tiere; der Einfluss, der am tiefsten
wurzelt, muss natürlich der sein, der das göttliche Bewusstseinszentrum beeindruckt;
wenn daher die oben erwähnte Vereinigung stattfand und der in Bildung begriffene
Mensch zum (menschlichen) Ego wurde, das immer aufs Neue zur Inkarnation kommt,
dann wird der primäre Strahl zur beherrschenden Kraftquelle und bleibt es auch.
Doch ist noch ein weiterer Einfluss zu erwähnen. Das ist der Strahl des Planeten, unter
dessen Einfluss jeder Mensch geboren ist. Man muss natürlich einsehen, dass der
sogenannte Einfluss eines Planeten in Wirklichkeit nichts anderes ist als die Einflusskraft
der Hierarchie, welche diesen Planeten beherrscht. Dieser persönliche Strahl, der ein
Leben lang auf den Menschen einwirkt, ist ein wichtiger Faktor für die
Charakterbildung. Ich sage ein Leben lang, doch können es natürlich mehrere
Inkarnationen sein, wenn die karmischen Umstände es verlangen; der Zeitpunkt der
Geburt wird für jeden Menschen im Einklang mit seinen karmischen Notwendigkeiten
festgesetzt; wir alle haben wahrscheinlich - ganz gleich welcher Strahl unser primärer
oder individueller sein mag - während vieler Lebenszeiten immer wieder unter dem
persönlichen Einfluss aller sieben Strahlen gestanden.
2. Der gegenwärtige Plan der Strahlen und diejenigen, die ihn ausführen.
Das Arbeitsprogramm [170] des ersten und zweiten Strahls besteht in der Hauptsache in
der Verwirklichung des Planes, den Gott für die Idee und Erschaffung unserer Welt
entworfen hat. Es wäre hier die Betrachtung interessant, wie sich dieser Plan derzeit
auswirkt, weil diese beiden Typen von Strahlkräften, nämlich Kraft, Wille und Liebe-
Weisheit, derzeit vorherrschend wirksam sind. Alle anderen Strahlenkräfte - mögen sie
sich objektiv manifestieren oder von innen her betätigen - haben ihre Interessen
zeitweilig untergeordnet und bis zu einem gewissen Grad selbst ihre früheren Pläne
aufgegeben, um den augenblicklichen Erfordernissen in der Welt Rechnung zu tragen. Es
tritt nun ein Plan in Kraft, der die Aufmerksamkeit und loyale Mitarbeit aller
Abteilungen der Weltregierung beansprucht. Bei allen organisatorischen Bestrebungen
und grossen Aufbauplänen müssen gewisse Faktoren vor anderen, gewichtigeren
Faktoren zurücktreten; und das gilt erst recht für die Durchführung des hierarchischen
Planes in diesen Tagen.
Wenn die Lehren dieser Abhandlung den erwünschten Zweck erfüllen sollen, dann sollten
aus dem grossen Programm okkulter Themen und allgemein gültiger Gedankengänge
jene Punkte herausgegriffen werden, die ein sofortiges und zwingendes Interesse
beanspruchen und diese Abhandlung praktisch brauchbar und anwendungsreif machen.
In der «Abhandlung über Weisse Magie» habe ich die ersten Massnahmen skizziert, die
von der Hierarchie getroffen wurden, um den neuen Plan in Gang zu bringen. Dieser
Plan war im ersten Umriss im Jahre 1900 formuliert worden, gelegentlich einer der
grossen Zusammenkünfte der Hierarchie, die alle 25 Jahre stattfinden. Im Jahr 1925, auf
der nächsten grossen Mitarbeiterkonferenz, wurde der neue Plan in grösseren
Einzelheiten diskutiert, [171] gewisse Änderungen (die der Weltkrieg notwendig machte)
wurden erwogen und von den Mitgliedern dieser bedeutenden Ratsversammlung
wurden zwei Beschlüsse gefasst:
Erstens sollte von sämtlichen Mitgliedern der planetarischen Hierarchie für eine
Zeitspanne von mehreren Jahren (bis 1950) eine gemeinsame Anstrengung
unternommen werden, um ganz bestimmte Resultate herbeizuführen. Während dieser
Zeit sollten nämlich die Meister ihre Aufmerksamkeit auf den klaren Versuch richten, das
Bewusstsein der Menschheit zu erweitern und eine Art von Beschleunigungsprozess ins
Werk zu setzen, um den Gedankenhorizont der Menschheit gewaltig zu erweitern und
ihren Glauben, ihre Zuversicht und ihr Wissen zu mehren und zu stärken. Es wurde
beschlossen, gewisse Zweifelsgebiete aufzuklären.
Zweitens wurde der Beschluss gefasst, die älteren Jünger, Aspiranten und Mitarbeiter in
der Welt einander innerlich näher zu bringen. Zu diesem Zweck brachten alle Meister
ihre persönlichen Jünger miteinander in Kontakt und zwar auf subjektive (innerliche),
intuitive und gelegentlich auf telepathische Art und Weise. So kam die Neue Gruppe der
Weltdiener ins Leben.
Aus den früheren sieben Gruppen von Weltdienern, die alle im Sinne der sieben
Hauptkraftströme tätig waren - entsprechend ihrer Strahlenzugehörigkeit - gruppierten
sich nun die Meister, ihre Jünger und Aspiranten in drei Hauptabteilungen, um den
politischen, religiösen und Erziehungsbereichen der menschlichen Evolution besser und
wirksamer nützen zu können.
Zur selben Zeit wurde von ihnen die Zwischengruppe der Weltdiener organisiert, die als
Verbindungsoffiziere, Dolmetscher und Mittler zwischen der Hierarchie (die auf der
inneren Ebene tätig ist) und den Denkern in der Welt dienen und gleichzeitig in jedem
Land und in jeder Gruppe als Vertrauensleute fungieren sollten. So wurden alle Gruppen,
die vom Wunsch zu dienen beseelt waren und die (trotz irriger Mittel und Methoden) für
die Förderung ihrer Mitmenschen tauglich erschienen, in einen Strom spiritueller [172]
Impulse hineingezogen, um ihre Wirksamkeit zu erhöhen. Verhärtete und sektiererische
Vereinigungen würden als Gruppen wohl kaum empfänglich sein, doch wurden unter all
diesen, selbst den zutiefst Abgeschlossenen, einzelne gefunden, die auf den neuen Impuls
ansprachen.
Dieser neue Plan erforderte ganz automatisch eine verstärkte Ausbildung jener Männer
und Frauen, die den Anzeichen nach für innere Einflüsse und intuitive Impressionen
empfänglich waren. Es wurde für richtig befunden, den Entwicklungsprozess zu
forcieren, um die Menschheit sensitiver zu machen und gewisse latente, verborgene
Kräfte zu entfalten; gleichzeitig wurde auch der Versuch gemacht, die weiter
vorangeschrittenen Persönlichkeiten auf einen Grad von Feinfühligkeit und spiritueller
Aufnahmefähigkeit zu bringen, der bisher als das Privileg der wenigen Mystiker und
Intuitiven galt. Dieser Schulungsprozess ist nun seit einigen Jahren in Gang; die
Resultate haben die Erwartungen übertroffen. Der Krieg, der die Welt verwüstete, hat
viel morsche Überbleibsel weggefegt.
Generell gesprochen, zerfällt der Plan, wie ihn die Organisatoren ins Leben riefen, in drei
Abschnitte:
Erstens, der politische Abschnitt.
Das Ziel dieser Planung war die Entwicklung und Schaffung eines internationalen
Bewusstseins. Dieses Bemühen lag auf der Linie der Macht oder des Willens, also der
Regierungen, mit anderen Worten auf der Linie des ersten Strahls. In dieses Vorhaben
wurden Jünger und Aspiranten, die auf organisatorischem Gebiet arbeiten und die
grosse Masse von Idealisten eingeschaltet und auch die Mitarbeiter vom sechsten und
siebten Strahl wurden harmonisch angeglichen. Alle bisherigen Einzelgruppen ordneten
sich also - mit dem gleichen Ziel vor Augen - zu einer einzigen Gruppe. Auch schien es
notwendig, die Zusammenarbeit in wirtschaftlicher Hinsicht zu betonen, als Teil der
Aufgabe, die Nationen einander näher zu bringen, um - ähnlich wie beim Roten Kreuz -
[173] dieselbe geistige Einstellung auch in den Wechselbeziehungen aller Nationen zu
erreichen. Man braucht kaum darauf hinzuweisen, dass hierbei materielle
Schwierigkeiten und Spannungen sowie die Auflösung alter politischer Parteien und
überkommener Handelsbeziehungen eine Rolle spielen. Es erschien notwendig,
überzeugend darzutun, dass ein Geist internationaler Abhängigkeit und
Zusammenarbeit herbeigeführt werden müsse; die Nationen sollten zu der Einsicht
gezwungen werden, dass politische Isolierung, Absonderung und nationaler Egoismus
verschwinden müssen, da eine nationale Einstellung, die sich auf ein Gefühl der
Überlegenheit, auf Klassenhass und rassische Gegensätze gründet, für die wahre und
ungestörte Weiterentwicklung der Menschheit ein Hindernis bedeutet. Die Menschen
müssen lernen, dass das Liebäugeln mit neuen Besitztümern die notwendige Vertiefung
wahrer Beziehungen ausserordentlich erschwert. Es wurden daher Pläne entworfen, um
schrittweise die Verbrüderung der Nationen anzubahnen, die auf gegenseitigem
Bedürfnis, gegenseitigem Verstehen und gegenseitiger Hilfsbereitschaft basiert.
Das Hauptziel war, einen Zustand klaren Denkens herbeizuführen, nicht aber die
Erschaffung einer unmöglichen und mythischen Utopie oder solcher materieller
Bedingungen, die eine Klasse vollständig unter den Machtwillen einer anderen bringt,
wodurch zwangsläufig eine Nivellierung und Gleichschaltung der Lebensbedingungen
erfolgt. Es wurde daher der neuen Gruppe der Weltdiener die Aufgabe übertragen, diese
Prinzipien rechter nationaler Beziehungen, auf denen eine Staatenverbindung sich
aufbaut, zu verkünden und die Führer der verschiedenen Länder dafür zu interessieren;
und diese sollten ihrerseits die Massen Schritt um Schritt dazu bringen, das so leicht
dahingesprochene, aber wenig verstandene Wort von der Bruderschaft der Menschen in
seiner wahren Bedeutung erfassen zu lernen.
Dieses Programm ist vielleicht die schwerste Aufgabe, die sich die Gesellschaft
konstruktiver und systematischer Denker gestellt hat. Rassenhass und nationaler
Ehrgeiz sind so eingewurzelt und [174] die Unwissenheit der Massen ist so gross, dass die
Mitarbeiter für Regierungs- und Machtfragen (die Arbeiter vom ersten Strahl), alles
aufbieten mussten, um das öffentliche Bewusstsein aufzurütteln. Vieles ist bereits
beseitigt worden, aber es muss noch viel mehr verschwinden, bis die Nationen dahin
kommen, dass sie für die neue Vision empfänglich werden und einsehen, dass jeder den
anderen braucht.
Es war interessant zu beobachten, wie die Idee der kontrollierten und wohltätig
angewandten Macht derer, die mit und durch Ideen wirken, sich in den letzten Jahren
durch die Diktatur des Proletariats in der äusseren Welt verwirklicht hat, wofür
Russland ein Beispiel ist. Die Herrschaft und Machtstellung der Aristokratie, der Bürger
und Gebildeten kam zu einem Ende; die Arbeit und der Arbeiter wurden verherrlicht.
Manche guten Elemente wurden (durch Tod oder Exil) aus dem Land getrieben, doch
hinter all den Missgriffen und Grausamkeiten und hinter dem üppigen Materialismus
liegen grosse Ideale: die gleichmässige Versorgung aller, das schöne Ideal eines
gegenseitigen Dienstes und der göttliche Hintergrund aller aufbauenden Arbeit.
In Deutschland trat die Rassenüberlegenheit als Diktatur auf und man versuchte, eine
Rasse zu vergöttern. Kaltblütig und ohne wirkliches Verständnis versuchte eine Rasse
anderen Rassenangehörigen Bedingungen zu diktieren und zwar mehr durch das
Gewicht ihrer Gedanken und Errungenschaften als durch Krieg. Doch das Ideal des
Übermenschen ist ein echtes Ideal das der ganzen Welt vor Augen gehalten werden sollte.
Man hat vergessen, dass der Übermensch das Ziel für uns alle ist und dass Asiaten,
Skandinavier, Juden, Heiden, Amerikaner und Angelsachsen, Afrikaner und alle anderen
Weltrassen Kinder desselben Vaters sind, versorgt von derselben Lebensquelle und
befreit durch dasselbe Christusprinzip. Der Übermensch trat und tritt aus den Reihen
aller Völker in Erscheinung und findet seinen Weg in die Reihen der spirituellen
Hierarchie und der Neuen Gruppe der Weltdiener.
In Amerika herrscht eine Diktatur der Geschäftsorganisationen, [175] die jeden Bereich
des wirtschaftlichen Lebens der Nation zu regulieren und zu kontrollieren trachtet; hier
wird dieses System von den gewiegten Spezialisten des Kongresses bis zu den letzten
Wurzeln der nationalen Existenz verfolgt. Dass Stimmen laut werden, welche dies als
eine Verletzung der Freiheit des Einzelnen ansehen, ist verhältnismässig von geringer
Bedeutung, wenn man die sich abzeichnende Synthese sieht, die darauf abzielt, die
Geldgier und die Ausbeutung vieler durch eine Minderzahl auszurotten. In
Grossbritannien finden wir eine Diktatur des Weltreiches (wenn man einen solch
paradoxen Ausdruck anwenden darf), aber es ist ein Reich der Mittelklassen, welche die
Kontrolle ausüben und die Staatsgeschäfte im Gleichgewicht halten. Auch in Italien, der
Türkei und in anderen Staaten waren grosse Experimente im Gang. Die Urheber dieser
verschiedenen nationalen Bewegungen sind sich oft des Impulses nicht bewusst, der
ihren Tendenzen zugrunde liegt; sie können auch häufig die Ideale, für die sie arbeiten,
nicht definieren, es sei denn, dass menschlicher Ehrgeiz und Machtgelüste ins Feld
geführt werden. Nichtsdestoweniger reagieren sie, ohne es zu wissen, auf die neuen
Ideen, die von den grossen Denkern hinter den Kulissen in ihre Gedankenwelt
eingepflanzt werden. Sie haben Verständnis für das Wohlergehen aller, für die Gleichheit
der Menschen, für die Idee vom Übermenschen, für die Notwendigkeit des Welthandels
und die bessere Verteilung der Erdgüter, doch - und das ist der springende Punkt - da die
innere Einheit der Tendenzen fehlt und da man von der Quelle der grossen Inspirationen
nichts Positives weiss und die Bedeutung der inneren Bruderschaft, welche die
Menschheit zu einer äusseren Bruderschaft hinführen will, noch nicht versteht, werden
diese grossen neuen Prinzipien grösstenteils entstellt, in egoistischer Weise angewendet
und für verschiedene Zwecke missbraucht. Die Flammen des Klassenhasses, der
Rassenfeindschaft und des nationalen Stolzes lodern noch lichterloh.
So sehen die grossen spirituellen Führer die heutige Situation. Was sie beabsichtigen, ist
dies: die Nationen durch die Beauftragten der inneren Gruppe für Regierung und Politik
(mit denen wir uns vorher befasst haben) zu der Einsicht zu bringen, dass alle [176]
Nationen im innersten Wesen eine Einheit sind; dadurch allein kann der Wunsch:
«Friede auf Erden und den Menschen ein guter Wille» gefördert werden, von dem alle
Menschen träumen.
Zweitens, der religiöse Abschnitt.
Das Ziel dieser Abteilung besteht darin, ein universelles Verständnis für das zu bewirken,
was «Wirklichkeit» ist und das Bewusstsein für geistige Dinge zu wecken und zu mehren.
Obwohl religiöse Differenzen am schwersten zu überbrücken oder zu heilen sind, so kann
die Hierarchie auf diesem Arbeitsgebiet wirkliche Erfolge buchen. Es gibt heute viele
Menschen in der Welt, die daran glauben, dass alle Religionen im Grunde verbrüdert
sind. Die unintelligenten Massen haben zwar wenig oder kein Verständnis für spirituelle
Fragen, doch können sie leichter zum Glauben an einen Gott und zu der Idee einer
universalen Religion gebracht werden als zu anderen Ideen. Viele Tausende sind
freimütige Agnostiker oder glauben an gar nichts, weitere Tausende bleiben hartnäckig
unter der Herrschaft theologischer Autorität. Dessenungeachtet trägt ein jeder den Geist
der Liebe keimhaft in sich, der normalerweise niemanden ausschliesst und Intuition
besitzt. Es ist seltsam genug, dass die Millionen von Orientalen, die wie ein Siedekessel
sind, den grossen Führern schwierigere Probleme aufgeben als die Menschen im Westen,
da unter den Asiaten so viel Unwissenheit über den Lauf religiöser Entwicklung herrscht;
das ist dem grossen Bildungsmangel dieser Rasse und der Tatsache zuzuschreiben, dass
sie von religiösen Demagogen, glühenden Propheten und Reaktionären leicht
auszubeuten sind.
Jünger und Mitarbeiter des zweiten Strahls haben nun dieses Problem tatkräftig in die
Hand genommen. Interessant ist die Feststellung, dass der erfolgreiche Abbau alter
Hindernisse und die grosse spirituelle Bereitschaft im Westen hauptsächlich den
Gelehrten zuzuschreiben ist und zwar den Orientalisten in Frankreich, Deutschland und
England. Sie machten die östliche Literatur in [177] ihrer ganzen Tiefe und Schönheit
dem Westen zugänglich und haben damit die spirituellen Wahrheiten aller Zeiten mit der
Wahrheit der christlichen Darstellung zusammengebracht und ihren gleichen
fortschrittlichen Charakter und Wert dargetan. Nun müssen die Massen in Indien, China
und Nordafrika zum inneren Verständnis ihrer eigenen Bekenntnisse erweckt werden
und die Rolle verstehen lernen, die das Christentum in dem grossen Missionsprogramm
zu erfüllen hat. Bestimmte Lehrer des zweiten Strahls in Indien, Japan und Syrien zollen
diesen Fragen besondere Beachtung.
Während der nächsten zehn Jahre wird das Bemühen der Gemeinschaft der Religionen
(die in den äusseren Organisationen sichtbare Form annimmt) intensiver werden. Bald
wird die innere Struktur einer Weltreligion in den Köpfen vieler Tausender so klar und
deutlich erkannt werden, dass noch vor Ablauf dieses Jahrhunderts der äussere Aufbau
unweigerlich in Erscheinung treten wird.
Der innere Aufbau des Weltverbandes der Nationen wird ebenfalls gut organisiert
werden und bis zum Jahr 2025 sichtbare Gestalt annehmen. Das heisst nicht, dass wir
dann bereits eine perfekte Weltreligion und eine komplette Gemeinschaft der Nationen
haben werden. Die Natur arbeitet nicht so schnell; aber der Gedanke und die Idee wird
dann allgemein anerkannt und erwünscht sein und man wird tatkräftig daran arbeiten.
Wenn diese Vorbedingungen erfüllt sind, dann kann in dieser Zeitenrunde nichts mehr
die endgültige Manifestierung in der Aussenwelt verhindern.
Drittens, der wissenschaftliche Abschnitt.
Die hierarchischen Mitarbeiter dieser Abteilung haben sich das klare Ziel gesetzt, das
menschliche Bewusstsein und den Horizont der Menschheit so zu erweitern, dass eine
harmonische Zusammenfassung aller konkreten und abstrakten Dinge stattfinden kann.
Das wird den Menschen den Zugang in ein neues inneres Land öffnen und ihre
Fassungskraft für neue Bewusstseinsgrade erweitern. [178] Diese Entwicklung wird von
Erziehern, Wissenschaftlern und Psychologen in die Wege geleitet werden. Grosse Dinge
stehen bevor, denn die Massnahmen der Arbeiter vom dritten und fünften Strahl waren
noch nie so gut gelenkt und so erfolgreich wie gerade heute. Ich wiederhole, was ich
bereits gesagt habe: die Arbeiter auf allen Strahlen sind organisiert, um eine höchst
bedeutsame Anstrengung zu machen, - ein Bemühen, auf das während der ganzen
christlichen Ära hingearbeitet wurde und für das diese Epoche eine einzige Vorbereitung
war. Die Arbeiter auf dem sechsten und siebten Strahl befassen sich mit
Regierungsfragen und im besonderen mit der Aufgabe, eine neue Synthese
herbeizuführen; solcherart vereinen sich die Kräfte all dieser Mitarbeiter mit der Energie
des ersten Strahles. Die Energien der Aspiranten und Jünger des dritten und fünften
Strahls werden für die Erweiterung des menschlichen Bewusstseins genutzt, um die
verborgenen Wunder des Universums ans Licht und die latenten Kräfte im Menschen
schneller zur Entfaltung zu bringen. Diese neuen Kräfte und Fähigkeiten werden nach
ihrer Erweckung Erweiterungen unserer derzeitigen Sinne sein und dem Menschen ein
Tor in jene Welt öffnen, die hinter dem Schleier liegt, den Unwissenheit und materielle
Bande gespannt haben.
Das Bestreben, nationale Isolierung und separatistische Tendenzen zu brechen ist eine so
harte Arbeit, dass die vereinten Kräfte von drei Arbeitsgruppen benötigt werden, um zu
dem gewünschten Ergebnis zu kommen. Diese Arbeitsgruppen sind folgendermassen
eingeteilt:
1. Für das politische Feld: erster, sechster und siebenter Strahl.
2. Für das religiöse Gebiet: zweiter und vierter Strahl.
3. Für die Erziehungsarbeit: dritter und fünfter Strahl.
Obwohl diese Arbeit in drei Bereichen menschlichen Denkens und Handelns fortgeführt
wird, so darf man doch nicht vergessen, dass es sich um eine einzige Anstrengung
handelt, die auf die Herstellung einer Synthese hinzielt und die einen grossen
vorbereitenden Feldzug in ein Land darstellt, dessen Wunder ich in Einzelheiten nicht
schildern kann. Die Anerkennung dieser Wahrheit hängt vom seelischen Wachstum und
der inneren Erleuchtung ab; dieses Wachstum wird nun beschleunigt und führt uns dazu,
die kommenden Ereignisse leichter zu verstehen. Die Erfahrung lehrt, dass [179]
Offenbarungen selten auf den Wegen kommen, auf denen man sie erwartet. Licht wird
sich über die Menschheit ausgiessen und die menschlichen Lebensbedingungen ändern;
der Mensch wird mit anderen Augen das Weltgeschehen ansehen und ein neues Zeitalter
einleiten, das sich durch Gruppensynthese und Zusammenarbeit sowie durch neue
mentale Kräfte auszeichnen wird. Das wird zu einer Neuorientierung der Denkkräfte
führen, so dass sie sich mit gleicher Leichtigkeit nach zwei Richtungen auswirken
können: in die äussere sichtbare Welt und in die innere Welt, die Welt der Synthese, der
Einheit und des Geistes. Eine neue Haltung dem Leben gegenüber wird sich entwickeln,
die in einem besseren Werturteil zum Ausdruck kommt; das Mysterium «Leben» wird
einen bisher unbekannten Sinn bekommen und die Auslegung dieser neuen Bedeutung
wird unsere tägliche Erfahrung bereichern. Jeder wahre Mitarbeiter setzt alle Kraft
daran, um dieses Ziel zu erreichen.
An früherer Stelle habe ich in dieser Abhandlung auf verschiedene Zweifel hingewiesen,
die im heutigen Menschen lebendig sind; ich möchte hier kurz auf drei Zweifelsfragen
eingehen, nach deren Klärung das Anbrechen des neuen Zeitalters mit seinen neuen
Zivilisationen, Wissenschaften und der neuen Weltreligion beschleunigt werden wird. Es
gibt da drei Probleme, die in den nächsten Jahren sogar bei den konservativsten Denkern
eine verständige Lösung finden werden, die aber von intuitiven und klarsichtigen
Menschen schon lange als gelöst angesehen werden. Diese drei Probleme stellen die drei
Hauptziele in der Wissenschaft, Politik und Religion dar. Nach Lösung dieser Probleme
wird ein rapider Fortschritt in Fragen der Regierung, des Glaubens und des Weiterlebens
nach dem Tod zu verzeichnen sein. Bitte den Unterschied und die Bedeutung der drei
letzten Stichworte zu beachten.
Das Problem der Ideen.
Letzten Endes besteht das Hauptproblem einer Weltregierung in der weisen Benutzung
von Ideen. Die Macht der Sprache ist hier [180] fühlbar, ähnlich wie im Bereich der
Religion und der Erziehung das geschriebene und gedruckte Wort alles bedeutet. In der
Politik werden Massen von ihren Rednern beeinflusst und durch das Radio geschieht dies
heute in stärkerem Mass als je zuvor. Grosse Ideen werden dem Publikum ohne Unterlass
förmlich in die Ohren geschrien - Theorien über Diktatur, Kommunismus, Nazismus,
Faschismus, Marxismus, Nationalismus und über demokratische Ideale. Von dieser oder
jener Gruppe von Denkern werden dem Publikum dauernd Regierungsmethoden
vorgeschlagen, man lässt dem Einzelnen kaum Zeit, etwas klar zu überdenken oder zu
erfassen. Rassische Antipathien werden ausgestreut und jeder kann seine persönlichen
Ansichten und Illusionen anbringen, welche die Gedanken derer, die selbst nicht denken
können, in die Irre führen. Wer eine goldene Zunge hat, wer das Talent besitzt, mit
Worten zu jonglieren und die Übelstände im Volk recht herauszustreichen, der Mann, der
mit Statistiken herumgaukeln kann, der Fanatiker, der für alle sozialen Missstände die
sichere und einzig richtige Abhilfe weiss und der Propagandaredner, der gerne
Rassenhass anfacht, - sie alle haben es leicht, Anhänger zu finden. Solche Personen
können mit Leichtigkeit den ganzen Staat dadurch aus dem Gleichgewicht bringen, dass
sie einer gedankenlosen Gefolgschaft zu vorübergehendem Erfolg und einer gewissen
Machtstellung verhelfen oder sie in die Sackgasse der Geschmähten und Missachteten
treiben.
Durch dieses wechselvolle Spiel von Ideen und durch die grossen Gedanken, die hinter
unserer evolutionären Entwicklung als treibende Kraft wirken, lernt der Mensch denken,
wählen und eine gesicherte Grundlage bilden. Diese Gedanken, die durch die
evolutionäre Entwicklung herangetragen werden, führen langsam aber sicher zu einer
Freiheit des Denkens (nach der alten Methode zu experimentieren, beiseite zu legen und
mit neuer Anstrengung an neue Gesichtspunkte heranzugehen), die den Menschen
befähigen wird, sich getreu an die grossen Gedankenvorbilder zu halten, die dem Gefüge
unserer Welt zugrunde liegen. Die aufmerksamen Denker dieser Zeit werden für diese
Vorbilder dauernd empfänglich gemacht, so dass der Einzelne sie verstehen und aus dem
Dunkel ans Tageslicht bringen kann. So werden die wahren Archetypen (Urbilder)
zugänglich gemacht und erfüllen die Aufgabe, die Menschen [181] zu ihrem
Schicksalsweg hinzuführen, sie zu jenen tieferen Erkenntnissen zu bringen, welche die
einzelnen Rassentypen prägen und ihnen jenes weltweite Einigungsbestreben zu
vermitteln, das in der Bruderschaft der Menschen seinen Höhepunkt findet.
Solcherart spielen Gedanken ihre massgebliche Rolle, und man wird das Problem der
Ideen erst dann besser verstehen, wenn wir unsere trainierten intuitiven Denker um uns
haben werden, die in die Welt der gedanklichen Vorstellungen einzudringen vermögen
und (zum Nutzen ihrer Mitmenschen) die vorgebildeten Ideen aufzeigen können, mit
Hilfe derer die Menschheit fortschreiten kann. Ich bin mir voll bewusst, dass man mich
ob dieser Mitteilungen schelten mag, dass ich romantische Geschichten erzähle und
unmögliche Dinge berichte; die Zeit wird jedoch zeigen, dass meine Vorhersagen auf
Wahrheit beruhen. Der Aufbau dieser Welt erfolgt nach gewissen inneren
Gedankenformen und eben diese Gedankenvorbilder bringen derzeit eine Flut von
Experimenten in Regierungsmethoden bei allen Nationen hervor. Aber niemand wird
heute darin geschult, wie man diese Gedankenformen abfangen und diese Ideen richtig
deuten und erklären kann; hier liegt der Kernpunkt der Schwierigkeiten. Wenn die
Menschheit - später - ihr Problem mit klareren Augen erkennt, dann wird man
Persönlichkeiten, die solche Urbilder wahrnehmen und anderen zur Kenntnis bringen
können, mit grösster Hochachtung begegnen und ihnen ein sorgfältiges Training
ermöglichen. Diese genannten Persönlichkeiten werden Männer und Frauen sein, die
durch den Drang ihres Erkenntnisvermögens ein Erwachen der Intuition erlebten; es
sind Menschen, die ihr Denken ganz dem Wohl der Gruppe unterordnen und die sich von
jedem Ichgefühl so freigemacht haben, dass sie mit ihrer Denkkraft unbehindert die Welt
der Wirklichkeit und inneren Wahrheit erreichen können. Man wird sie nicht im
gewöhnlichen Sinne als «religiös» bezeichnen können, aber es sind Menschen guten
Willens, von hohem geistigem Format, mit guten Kenntnissen und Fähigkeiten
ausgestattet; persönlichen Ehrgeiz und Egoismus kennen sie nicht, dagegen sind sie von
Liebe zur Menschheit und von einem tiefen Verlangen, der Menschheit zu helfen, beseelt.
Einen solchen Menschen nennen wir einen spirituellen Menschen.
Das Problem Gott.
Die Lösung [182] des zweiten Problems wird in der Welt der Religionen erfolgen und
damit wird das menschliche Bewusstsein von einem weiteren Zweifelsbereich befreit
werden. Die Tatsache, dass Gott existiert, wird bewiesen und beglaubigt werden und
damit werden die vielen diesbezüglichen Fragen und Zweifel aufhören. Man wird Gott
nicht mehr als nationalen oder Rassengott betrachten, weder als einen Gott für Christen
noch für Hindus oder Buddhisten. Der wahre Gott wird keine Erdichtung menschlicher
Phantasie oder das Produkt primitiven Bewusstseins sein, sondern eine Gottheit, die
wesenhaftes Leben ist und alle Energien in sich vereint. Diese Gottheit umfasst: die
Energie, die Leben als solches ist, die Energie, die Liebe ist, die Energie, die Intelligenz
und aktive Erfahrung ist und die Energie, welche die Wechselwirkung zwischen
sichtbaren und unsichtbaren Welten verursacht; es ist ein Gott, der ohne Zweifel
transzendent, aber gleichzeitig in aller Gewissheit immanent ist, ein Gott von solch
ungeheurer Grösse, dass IHN die Himmel rühmen; und doch auch wieder so vertraut,
dass das bescheidenste Kind IHN erkennen kann.
Wie ist das möglich? Ich will darauf eine einfache Antwort geben, die trotzdem so
wissenschaftlich und so tiefsinnig ist, dass sie erst dann in ihrer Genauigkeit gewürdigt
werden wird, wenn man sie als Tatsache in einem natürlichen Entwicklungsprozess
erkannt hat. Wenn der Mensch seines Körpers ledig ist, kann er Gott schauen und
erkennen, doch selbst wenn er noch in seinem Körper lebt, kann er Gott mit den Augen
der inneren Vision erschauen. Mit dem physischen Auge kann die Gottheit nicht
wahrgenommen werden, obwohl die Wahrzeichen der Göttlichkeit überall vorhanden
sind. Es gibt ein Auge, das entwickelt und benutzt werden kann und seinen Besitzer
befähigt, Gott auf der inneren Seite des Lebens wirken zu sehen, in seinem eigenen
Bereich und in allen geschaffenen Formen, denn «wenn dein inneres Auge für die geistige
Schau erschlossen ist, wird dein Körper lichterfüllt.» In diesem Licht werden wir LICHT
sehen und somit Gott. Drei Worte drücken Göttlichkeit aus: Elektrizität, Licht und Leben;
ihre harmonische Zusammenfassung ist «Gott». Wenn wir es selbst erfahren haben, dass
diese drei eine Synthese darstellen, dann wissen wir um [183] Gottes Geheimnis. Wir
handhaben heute nur den untersten Aspekt, den wir immer klarer erkennen. Der zweite
Aspekt des Lichts ist gerade dabei, durch richtiges Verstehen elektrischer Phänomene
entdeckt zu werden. Hier liegt der Schlüssel zum neuen Zeitalter, das ein Zeitalter des
Lichtes, der Erleuchtung und Enthüllung sein wird. Die Esoteriker der Welt werden ein
wenig verstehen, was ich hier andeute und in ihren Händen liegt die Ausbildung der
Menschheit, so dass die Menschen dieses wahre Stauen erlernen und das «innere Auge»
benützen können. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Mehrzahl echter
Esoteriker nicht innerhalb der Unmenge von Schulen, die sich selbst esoterisch nennen,
sondern ausserhalb solcher Organisationen zu finden ist.
Das Problem der Unsterblichkeit.
Die dritte Gruppe von Zweifeln, Zweifel an der Tatsache der Unsterblichkeit - wird in
absehbarer Zeit von der Wissenschaft auf Grund wissenschaftlicher Untersuchungen
geklärt werden. Eine gewisse Gruppe von Wissenschaftlern wird die Hypothese der
Unsterblichkeit als Arbeitsbasis akzeptieren, um darauf ihre Forschungen aufzubauen
und sie werden bereit sein, zu lernen und Erfahrungen zu machen und sie werden auch
gewillt und bestrebt sein, aus einer Reihe von Feststellungen Schlüsse zu ziehen und zu
formulieren. Diese Schlüsse werden ihrerseits die Grundlage für eine weitere Hypothese
bilden.
Innerhalb der nächsten Jahre wird die Tatsache des Fortbestehens und der
immerwährenden Existenz aus dem Stadium der Zweifel in das Stadium der Gewissheit
rücken. Das Problem wird dann eine grosse Erweiterung gefunden haben. Die Tatsache,
dass ein Mensch, der seinen physischen Körper verlassen hat, auch weiterhin ein bewusst
lebendes Wesen bleibt, wird nicht länger angezweifelt werden. Man wird den Beweis
haben, dass er sein Dasein in Gefilden jenseits der physischen Welt fortsetzt. Man wird
wissen, dass er weiterlebt, wach und bei vollem Bewusstsein ist. Diese Tatsache wird auf
verschiedene Weise bewiesen werden. Ein neues [184] Sehvermögen des menschlichen
Auges (eine Fähigkeit, die immer vorhanden war, aber nur ganz wenig genutzt wurde)
wird den ätherischen Körper, den Doppelgänger des physischen Körpers, wie er
manchmal genannt wird, sichtbar machen; man wird sehen, dass der Mensch, während
sein toter und zerfallender Körper hier bleibt, diesen ätherischen Körper in einem ganz
bestimmten räumlichen Bereich inne hat. Die ständig wachsende Anzahl jener Menschen,
welche die Fähigkeit haben, das vorerwähnte «Einzelauge», das manchmal auch das
«wiedergeöffnete dritte Auge» genannt wird, zu benützen, wird auch dazu beitragen, die
Wahrheit der Unsterblichkeit zu beweisen, denn diese Personen werden mühelos den
Menschen erkennen, der sowohl seinen ätherischen als auch seinen physischen Körper
abgelegt hat. Schon allein ihre Anzahl, ihr Ansehen und ihre Stellung wird
ausschlaggebend sein, um ihre Feststellungen zu erhärten. Eine Entdeckung auf dem
Gebiet der Photografie, die jetzt studiert wird, wird die Tatsache des Fortlebens weiter
stützen. Schliesslich werden diejenigen, die hinübergingen, dereinst vermittels des Radios
eine Verbindung herstellen, die exakter wissenschaftlicher Untersuchung zugänglich ist.
So wichtig dies alles ist, so werden doch andere Ereignisse, die bald bevorstehen, mehr
dazu beitragen, den Schleier zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Welt zu
zerstören, mehr als irgend eine andere bisherige Aktivität. Hierüber möchte ich nur so
viel sagen, dass eine Erleuchtung im menschlichen Gedankenbereich angebahnt und eine
innere Strahlung offenbar werden wird, die der Menschheit einen ausserordentlich
starken Impuls geben und ein Erwachen bewirken wird, das ganz neuartig ist. Die
menschliche Wahrnehmungs- und Kontaktfähigkeit wird derart gesteigert werden, dass
er imstande sein wird, «durch und durch» zu sehen; das wird ihm das Wesen der vierten
Dimension offenbaren und wird die bis dahin ungesehene subjektive Welt mit der
bekannten Aussenwelt zu einer neuen Welt vereinigen. Der Tod wird seine Schrecken
verlieren und die alte Todesfurcht wird damit verschwinden.
Die Menschen sind durch ihr Verlangen nach mehr Licht so abgelenkt, ihr Bittruf um
Befreiung von der gegenwärtigen Blindheit ist so aufrichtig und ihre Sehnsucht, von dem
umgebenden Chaos erlöst zu werden, so gross, dass sie allzu leicht vergessen, dass auch
auf der inneren Seite des Lebens, von den Hütern des Planes und ihren Helfern, grosse
Anstrengungen gemacht werden, um den [185] Menschen zu helfen. Ihr inneres
Verlangen zu helfen ist lebendiger als je zuvor, da der Mensch immer stärker auf seinem
Recht besteht, zum Licht geführt zu werden. Der einstimmige Wunsch der Menschheit,
vereint mit der hilfsbereiten Hierarchie, muss unweigerlich ungewöhnliche Wirkungen
zeitigen. Der Drang, mehr zu wissen und das Verlangen, andere zu belehren, gehören
gewiss zusammen und sind ein Teil der naturgemässen Bewusstseinsentwicklung. In den
nächsten Jahrzehnten wird ein Ereignis von solch tiefgehenden und weitreichenden
Folgen eintreten, dass man die jetzige Zeit (1935) in der wir leben, wie ein finsteres
Mittelalter ansehen wird. Die Wissenschaft wird in die Gebiete des Unfassbaren tiefer
eindringen und mit Energieträgern und Apparaten arbeiten, die bis heute unbekannt
sind. Mit der Freisetzung der Atomkräfte wird eine revolutionäre Epoche beginnen und
die Wissenschaft wird vieles ausmerzen müssen und viel Neues bringen, wenn sie sich
nun mit Energien und Lebensformen beschäftigt, die bisher völlig unbekannt waren. Die
Spiritualisten werden eine Entdeckung machen, wodurch der Kontakt mit denen, die
ausserhalb des physischen Körpers leben, sehr erleichtert wird; ferner werden Medien
beginnen, für eine Anzahl von Wissenschaftlern sowohl auf der inneren Seite des Lebens
als auch für solche, die noch im physischen Körper leben, als Verbindungsglied zu
funktionieren. Durch wahre esoterische Schulen wird eine Schulungsmethode eingeführt
werden, welche die neuen Kräfte und Fähigkeiten entfaltet, die alten Wahrheiten
bestätigt und das zur Gewissheit macht, was man alle Zeit gehofft und geglaubt hat. Das
inspirierende und okkult wissenschaftliche Wirken der inneren Abteilung für Religion
wird den Menschen neues Wissen und Erkennen vermitteln und wird sie derartig
emporheben, dass die Menschheit auf den Berg der Verklärung geführt werden wird.
Durch das Wirken der inneren Abteilung für Regierung werden die Menschen jene Ideen
verstehen lernen, die notwendig sind, um die Nationen einen Schritt weiter zu
gegenseitiger Hilfsbereitschaft zu bringen.
Ich versuche das angestrebte Ziel der Bruderschaft aufzuzeigen, damit es jeder verstehen
und daran mitarbeiten kann. Die Menschheit ist ausersehen, als eine Kraftzentrale zu
dienen, durch die gewisse Arten von göttlicher Energie zu den verschiedenen
Lebensformen in den unteren Naturreichen strömen können. Dieser Energiestrom [186]
muss richtig verstanden und mit Klugheit weitergeleitet werden, damit
Verfallserscheinungen und todbringende Momente, wie sie heute überall gang und gäbe
sind, verschwinden. Höhere und niedere Lebensformen finden so zu einander, doch wird
dies nur dann möglich sein, wenn der Mensch in sich selbst seine höheren und niederen
Aspekte in Harmonie verbunden hat. Das ist und sollte das Hauptziel aller esoterischen
Erziehung sein. Man erwartet vom Menschen, dass er sich mühelos und frei in beiden
Richtungen betätigt und dass er sich mit dem Gottesleben, das durch übermenschliche
Wesen strömt, ebenso leicht in Verbindung setzt wie mit den Geschöpfen der niederen
Reiche. Das ist das festgesetzte Ziel.
In den nächsten Jahren wird eine intensive Anstrengung seitens der Hierarchie und der
Neuen Gruppe der Weltdiener erfolgen. Dafür ist ein Termin gesetzt und wenn sich diese
Aktion als wirksam erweisen sollte, werden sodann alle Teilnehmer zur Arbeit in
ausgedehnteren Wirkungsbereichen herangezogen werden. Sollten die geistig Gesinnten
und Verstandesmenschen alsdann versagen, den Plan, das Unsichtbare sichtbar zu
machen, zu verwirklichen, dann werden wir eine schwierige Zeit mit verlangsamtem
Fortschritt in Kauf nehmen müssen; es wird indessen nicht zu einem völligen
Zusammenbruch der ganzen Zivilisation kommen, wie es die furchtsamen Krämerseelen
prophezeien. Wir wollen jedoch einem solchen Versagen und einem solchen Rückschlag
keinen Raum geben, denn die Pläne der wachsamen Beobachter auf der inneren Seite
sind mit Sorgfalt und Überlegung ausgearbeitet worden! An alle Jünger und Aspiranten
erging der Ruf, sich für intensive Arbeit zusammenzuschliessen und mit diesem Appell
der grossen Führer möchte auch ich mich befassen. Jeder einzelne wird gebraucht und
soll mit Hoffnung und innerer Gewissheit ans Werk gehen. Die Hierarchie arbeitet mit
grösster Konzentration und macht alle erdenklichen Anstrengungen, um den Plan
erfolgreich zu machen. Die Neue Gruppe der Weltdiener ist dabei, sich enger
zusammenzuschliessen und es wurde sorgfältig geplant, wie sie verfahren sollen.
London, New York und Genf sind drei Zentren ihrer Tätigkeit und in Darjeeling und
Tokio werden neue Kräfte gesammelt.
Ich rufe die [187] Denker der Welt auf, ihren Hang zum Sektenwesen, ihren nationalen
Stolz und ihr Parteigängertum aufzugeben und in ihrer Nation im Geiste der
Brüderlichkeit zu arbeiten; sie sollen ihre Nation als Bestandteil einer grossen
Völkergemeinschaft betrachten, - einer Gemeinschaft, die auf der inneren Seite schon
besteht und nur darauf wartet, dass sie von den Denkern der Welt verwirklicht werde.
Ich ermahne sie, sich für die Sache der Religion einzusetzen und in ihrem eigenen
Bekenntnis, das sie von Geburt aus oder vorzugsweise interessiert, zu wirken, und sie
mögen sich dabei vor Augen halten, dass jede Religion ein Teil der grossen Weltreligion
ist. Sie sollen die Tätigkeiten ihrer Gruppe, Gesellschaft oder Organisation, die ihre Hilfe
in Anspruch nehmen, nur insoweit gelten lassen, als deren Prinzipien und angewandte
Methoden dem allgemeinen Wohl dienen, und zur Verwirklichung der Bruderschaft auf
Erden beitragen.
Ich bitte euch, eure feindlichen Einstellungen und Abneigungen, euren Hass und eure
Rassendifferenzen aufzugeben und statt dessen den Versuch zu machen, im Sinne der
einen Familie, des einen Lebens und der einen Menschheit zu denken. Ich verlange nicht,
dass ihr auf diesen Ruf in einer sentimentalen oder ergebenen Art und Weise reagiert;
ihr sollt aber daran denken, dass Hass und Absonderung die Menschheit in das
gegenwärtige Unglück gestürzt haben. Ich möchte indes hinzufügen, dass es heute in der
Welt eine genügend grosse Anzahl wahrhaft freier Menschen gibt, die in der geistigen
Einstellung ihrer Mitmenschen und in der öffentlichen Meinung einen Wandel
herbeiführen können, wenn sie sich entschlossen für das, was sie wissen und glauben,
auch einsetzen würden.
Ich appelliere an euch, auch Opfer zu bringen und euch selbst, eure Zeit, euer Geld und
eure Interessen einzusetzen, um diese Ideen in eure nähere und weitere Umgebung
hineinzutragen und in eurer eigenen Gruppe zu verbreiten, um auf diese Weise die euch
nahestehenden Mitmenschen aufzuwecken. Ich rufe euch zu gemeinsamer Aktion mit der
Bitte auf, die Idee der Bruderschaft und Einheit der Menschen nachdrücklich zu
vertreten. Ich ersuche euch, eure Mitarbeiter in allen Gruppen ausfindig zu machen und
ihre Arbeitsfreude zu stärken. Ich ermahne euch, Worte des Hasses und der Kritik [188]
nicht über eure Lippen zu bringen, sondern im Sinne der Brüderlichkeit und
Gruppenbeziehungen zu reden. Ich bitte euch, darauf hinzuwirken, dass jeder Tag für
euch zu einem Tag wird, der neue Möglichkeiten mit sich bringt. Stellt wegen der
Dringlichkeit des grossen Werkes, das getan werden muss, eure kleinen Angelegenheiten
und Sorgen, euren Kummer und Argwohn beiseite und kultiviert die Tugenden der
Einheit, der Liebe und der Geisteshaltung, niemanden zu verletzen.
Ich bitte euch ferner, eure Beziehungen zu all den Vereinigungen abzubrechen, die darauf
ausgehen, zu zerstören und über andere herzufallen, gleichgültig, wie aufrichtig ihre
Motive sein mögen. Stellt euch an die Seite derer, die für konstruktive Ziele arbeiten, die
keine andere Gruppe oder Organisation bekämpfen, und die aus ihrem Wörterbuch das
Wort «anti» gestrichen haben. Haltet zu denen, die still und unbeirrt an der neuen
Ordnung mitarbeiten, - einer Ordnung, die sich auf Liebe gründet, die vom Gefühl für
Brüderlichkeit geleitet wird, die weiss, dass wir alle ohne Unterschied der
Rassenzugehörigkeit Kinder des einen Vaters sind und die erkannt hat, dass man die
alten Wege verlassen und neueren Arbeitsmethoden eine Chance geben muss.
Wenn ihr selbst nicht lehren, predigen oder schreiben könnt, gebt eure Gedanken und
euer Geld denen, die es können. Stellt eure freien Stunden und Minuten zur Verfügung,
um anderen die Möglichkeit zu verschaffen, für den Plan zu arbeiten; seid freigebig mit
eurem Geld, damit das Werk all derer, die mit der Neuen Gruppe von Weltdienern
verbunden sind, schneller vorangeht. Zuviel Zeit wird an unwesentliche Objekte
verschwendet. Viele opfern nur wenig oder gar nichts von ihrer Zeit und von ihrem Geld.
Spendet reichlichere Beiträge, mehr als je zuvor und ermöglicht damit die materielle
Vorbedingung für das Werk. Manche geben sogar von dem Wenigen, was sie selber
brauchen und die auf solche Weise freigewordene geistige Kraft ist gross. Alle, die auf der
inneren Seite wirken, nehmen es dankbar auf, wenn jemand seine Habe unter grossen
persönlichen Opfern teilt. Wieder andere geben nur das, was sie sich aus ihrer Fülle
ersparen können und wenn damit keinerlei Opfer verbunden ist; auch diese
Zurückhaltung sollte aufhören. Gebt Geld bis zur äussersten Leistungsgrenze, gebt es mit
Gerechtigkeit [189] und Einsicht, damit das Zeitalter der Liebe und des Lichts früher
anbrechen kann. Ich frage nicht danach, wo oder wem ihr gebt, die Hauptsache ist, dass
ihr es tut; habt ihr nur wenig Zeit oder Geld, so opfert das Wenige, habt ihr viel, dann
gebt viel. Arbeitet und gebt, seid liebevoll und denkt nach, unterstützt jene Gruppen, die
aufbauen und nicht zerstören, die Liebe im Herzen tragen und niemanden angreifen,
welche die Menschenseelen aufrichten und nicht herabwürdigen. Lasst euch nicht von
dem Scheinargument täuschen, dass Zerstörung notwendig sei. Es war dringend
vonnöten, darüber ist kein Zweifel, aber die Zeit der Zerstörung ist praktisch vorbei,
wenn ihr das nur einsehen würdet! Jetzt müssen diejenigen eifrig ans Werk gehen, die
wieder aufbauen wollen.
Eines bitte ich euch über alles zu stellen: Vertieft euren Lebensinhalt! Um eurer
Mitbrüder willen flehe ich euch an: Trachtet den Kontakt mit eurer eigenen Seele zu
festigen, tragt dazu bei, die erwarteten Offenbarungen möglich zu machen, so dass ihr
euch sagen könnt: Ich habe mein möglichstes getan, um Licht einströmen zu lassen und
bin daher berechtigt, an diesem neuen Licht und dem neuen Wissen teilzuhaben; und ich
bin daher auch besser imstande, den irregeführten Suchenden in dieser Zeit den Weg zu
weisen und zu ebnen. Diejenigen die für die kommenden Ereignisse nicht vorbereitet
sind, werden von der hervorquellenden Lichtfülle geblendet werden und über die
unerwarteten Wunder bestürzt sein; sie werden vom Atem des lebendigen Gottes berührt
werden. Auf euch bauen wir, dass ihr sie für diese grosse Zeit bereit macht.
Bevor wir zum nächsten Thema übergehen, möchte ich kurz von den scheinbaren
Widersprüchen sprechen, die in dieser Abhandlung vorkommen. Einmal heisst es, ein
Strahl sei in Manifestation, und ein andermal wird erwähnt, er sei ausser Manifestation.
Es war davon die Rede, dass irgendein Strahl einen besonderen Einfluss auf ein
bestimmtes Naturreich ausübe und woanders wurde gesagt, dass ein anderer Strahl den
Haupteinfluss darstelle. Diese Widersprüche sind aber nur scheinbar und sie haben ihren
Grund in den Gesetzen des zyklischen Geschehens, die man kennen muss. Erst wenn das
Gesetz der periodischen Ordnung erfasst ist (und das wird erst dann möglich sein, wenn
es dem Menschen gelang, die [190] vierte Dimension zu sehen) wird es angängig sein,
Tatsachen zu besprechen, die nicht wie Widersprüche klingen. Hier ist die Erklärung: Zu
einer Zeit ist ein gewisser Strahl in Tätigkeit und übt einen überragenden Einfluss aus
und doch mag zur selben Zeit ein anderer Strahl den grösseren Zyklus regieren, - einen
Zyklus, in dem der vorgenannte Strahl nur vorübergehend wirksam ist. Ein Beispiel: Der
siebte Strahl der zeremoniellen Ordnung beginnt jetzt seine Wirksamkeit, während der
sechste Strahl der Devotion inaktiv wird; dieser sechste Strahl gehört jedoch dem
grösseren Strahlzyklus an, dessen Einfluss erst in 21000 Jahren völlig verschwinden
wird. Aber es kann dieser sechste Strahl auch als der sechste Unterstrahl des vierten
Strahls der Harmonie durch Konflikt angesehen werden, der seit mehreren tausend
Jahren in Aktion ist und für die nächsten 40'000 Jahre wirksam bleiben wird. Und
dennoch ist dieser vierte Strahl hinsichtlich seines kleineren und zyklischen Einflusses
nicht in Manifestation.
Es ist mir ganz klar, dass dieser Aufschluss für Anfänger der okkulten Doktrin höchst
verwirrend ist; nur diejenigen Studenten, die den allgemeinen Aufbau und die
Grundgedanken erfassen können, werden in der Lage sein, aus diesen Instruktionen das
wahre und beabsichtigte Bild zu entwickeln. Wenn der Leser sich in der Unzahl
möglicher Analysen verliert und sich in die vielen komplizierten Einzelheiten einlässt,
wird er kaum die klare Sicht bekommen, die hier beabsichtigt ist. Wenn er die Details
beiseite lässt und sich auf den generellen solaren Plan einstellt, wird er den
Darstellungen besser folgen können. Man möge daher nicht mit Kritik den Ausführungen
folgen, sondern mit der Tendenz, das ganze Bild zu erschauen. Es ist nicht einfach, den
Plan so zu sehen, wie ihn die kosmischen Bauherrn im Kopf haben. Sie arbeiten in
vollkommener Harmonie miteinander und gemäss dem ursprünglichen Plan; und doch
bringt jeder einzelne von ihnen unter grossen eigenen Anstrengungen das Werk mit
Konzentration und nie endender Schaffensfreude voran.
3. Drei grundlegende Feststellungen.
Wir haben [191] die Bedeutung erörtert, die das Werk der sieben schöpferischen
Baumeister hat, die den Aspekt göttlichen Lebens zum Ausdruck bringen und die Welt der
äusseren Erscheinungen, in der sich das Eine Leben manifestiert, mit Qualitäten
ausstatten. Es ist die Qualität in Zeit und Raum, die für die äussere Erscheinung
massgeblich ist. Die beiden ersten grundlegenden Feststellungen lauten:
a. Jedes Strahlleben ist die Wesensäusserung (oder Auswirkung) eines solaren
Lebenszentrums; daher ist jeder einzelne Planet mit jedem anderen verbunden, belebt
durch Energie aus einem der sieben Sonnensysteme und in Gang gebracht durch einen
dreifachen Kraftstrom.
b. Jeder der sieben Strahlen ist ein Empfänger und Verwalter verschiedenartiger
Energien, die aus verschiedenen Quellen stammen.
Hierzu kommt die dritte Feststellung:
c. Die Qualität - in Zeit und Raum - eines Strahles bestimmt die äussere Erscheinung.
Diese drei Thesen umfassen die Quintessenz der Lehre dieses Buchabschnittes. Ich hoffe,
dass es mir gelingt, hier den praktischen Wert dieses ziemlich schwierigen
Lehrgegenstandes klarzumachen. Wenn ihr z.B. die erste These studiert, so erseht ihr,
dass ein Strahl (der Träger einer Lebensenergie) die Wesensäusserung oder der
Ausdruck eines solaren Lebenszentrums ist. Wenn ihr dieses Prinzip ins Persönliche
übertragt und es auf einen einzelnen Menschen anwendet, so wird euch die Tatsache
verständlich, dass jede menschliche Persönlichkeit die Wesensäusserung eines solaren
Engels sein sollte, der demzufolge mit jedem anderen solaren Engel im Reich der Seelen
ursächlich verbunden ist. Ein jeder dieser solaren Engel wird von den Energien belebt,
die von allen sieben Gruppen dieser Engel ausgehen und ebenso steht ein jeder von ihnen
mit dem Planeten, dem Sonnensystem und den Kräften in Verbindung, die [192]
ausserhalb des Sonnensystems existieren. Ist das nicht eine Feststellung von lebensnaher
praktischer Bedeutung? Rechtfertigt dies nicht die Mühe, die Einstellung der
Persönlichkeit dem Lebensproblem gegenüber, näher zu studieren und den jeweiligen
Erfolg des Sonnenengels in Zeit und Raum zu beobachten? Denn was ist denn letzten
Endes die Persönlichkeit? Doch nur das Ergebnis (in Zeit und Raum) des Wirkens des
Sonnenengels, der diese äussere Erscheinungsform aufbaut und mit Qualität versieht.
Hier sehen wir, welchen wissenschaftlichen Wert es hat, Ideale zu ergründen, über
wirksame Kräfte und göttliche Qualitäten nachzudenken und eine verstandesmässige
Untersuchung über die hehren Attribute der grossen Söhne Gottes anzustellen.
Und nun die zweite These. Hier wird festgestellt, dass die sieben Strahlen als Empfänger
und Hüter von Energien aus dem Universum eine grundlegende Idee verkörpern,
nämlich die der gegenseitigen Beziehung, der Verbindung miteinander, der Abhängigkeit
voneinander, der gemeinsamen Verantwortung auf Grund der Zusammenarbeit und die
Idee des DIENENS. Diese Beziehungen bilden, wie wir wohl wissen, das Fundament der
Bruderschaft, ein Prinzip, das der Mensch gerade zu verstehen und zu diskutieren
beginnt. Also ist eines der Hauptprinzipien, welche die Schöpferkräfte des Weltalls
lenken, für das Gedankenleben und die Geisteshaltung des modernen Menschen wirklich
von praktischer Bedeutung.
Die erste Feststellung bezieht sich auf das Ego oder den solaren Engel und dessen
erschaffene Ausdrucksform.
Die zweite These bezieht sich auf die geistige Fassungskraft des «inspirierten» Menschen,
inspiriert aus der Höhe, von seinem solaren Engel.
Die dritte besagt, dass die Qualität es ist, welche die Erscheinung bestimmt. Das Gefühls-
oder Wunschleben der Persönlichkeit erhält hier seine Kontrolle und Lenkung; denn so,
wie die Qualität der Wünsche und Begierden ist, so wird sich auch die Erscheinungsform
allmählich entwickeln.
Der Mensch ist von Natur aus ein eingeborener Gottessohn. Die Qualität des solaren
Engels macht sich jedoch nur langsam im Lauf der evolutionären Zyklen bemerkbar; sie
manifestiert sich derzeit nur schwach und tritt nur gelegentlich zu Tage; obwohl
sämtliche Charaktereigenschaften in jedem Leben Anzeichen göttlicher Qualitäten [193]
aufweisen und zwar entsprechend dem Vermögen des Egos, sein Wesen zu äussern und
die Persönlichkeit zu steuern, so sind diese Qualitäten in den Anfangsstadien infolge der
Wirkung der Materie fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Über diese drei Thesen sollte
man sorgsam nachdenken, ja sogar meditieren, denn so, wie sie die Gesetze erklären, die
dem Werk der sieben schöpferischen Baumeister zu Grunde liegen, zeigen sie gleichzeitig
die Gesetze auf, nach denen nun ein Aspirant an die Arbeit gehen kann.
4. Qualität in der Welt der Erscheinungen.
Wir gehen nun zur Definition des Wortes «Qualität» über, ein Begriff, der den Aspekt des
zweiten Strahls verkörpert. Dieser zweite Aspekt ist der Strahl der Göttlichkeit
schlechthin, der zweite Aspekt göttlicher Manifestierung. Es ist der Christus- oder
Vishnuaspekt, der Aspekt der Gottheit, die mit fühlendem Bewusstsein in der Form lebt.
Wir wollen die Wesensäusserung dieses Aspektes in der Welt der Phänomene betrachten,
also in der Welt der äusseren Erscheinungen und der greifbaren Formen. Die Qualität,
die sich durch den Werdegang der Manifestierung und getrieben von dem Impuls
göttlichen Lebens zum Licht drängt, ist Liebe. Liebe betätigt sich durch das Gesetz der
Anziehung und hat das Ziel, einen endlichen Zusammenschluss aller Bewusstseinsgrade
herbeizuführen. Wir wollen dessen eingedenk bleiben, dass es das Ziel unserer
gegenwärtigen Evolutionsepoche ist, ein bewusstes Gewahrwerden zur Entfaltung zu
bringen. Der ganze Entwicklungsprozess verfolgt dieses Endziel. Qualität ist letzten
Endes nicht mehr und nicht weniger als die Natur oder Art dieses Gewahrwerdens, die
Reaktion auf ein Gefühl oder einen Kontakt sozusagen als Qualität. Durch den allmählich
sich verfeinernden Kontaktmechanismus (der selbst wieder das Ergebnis aktiver Qualität
ist, welche die Lebensäusserungen der Zellkomplexe bestimmt, aus denen eine Form
besteht) erweitern sich die Kontaktbereiche ins Unendliche. Die Reaktion einer lebenden
Wesenheit auf Kontakte wird zunehmend impulsiver, zeigt grösseres Verstehen und wird
immer mehr im Zusammenhang begriffen. Diese Reaktion entwickelt sich in zweierlei
Hinsicht:
1. Sie führt dazu, dass man den Reaktionsapparat richtig verstehen [194] lernt und dass
man den Kontaktmechanismus verständig benutzt.
2. Sie führt ferner dazu, dass man die Reaktion des eigenen Bewusstseins auf ein anderes
Bewusstsein, mit dem man in Kontakt kam, verstehen lernt. Das wird durch den
Reaktionsmechanismus ermöglicht, wobei der Reaktionsapparat eines anderen
Menschen mehr oder weniger entwickelt sein mag als der eigene.
Es ist diese wechselseitige Einwirkung zwischen verschiedenen Bewusstseinsträgern, die
ein Verständnis für Qualität erbringt. Diese Wechselwirkung führt dazu, dass man das
Tun und Treiben eines Menschen sowie den Beweggrund hierfür verstehen lernt. Die
exoterische Wissenschaft ist imstande, den Tätigkeitsantrieb im Menschen zu begreifen
und zu erklären; und die vielen Schulen, die den Menschen denken lehren und durch ihre
Forschungen den menschlichen Wissensbereich erweitern, erstreben das gleiche Ziel.
Dadurch wird auch unsere Fassungskraft gesteigert, um die intensive Tätigkeit in jeder
Form, in jedem Naturreich und in jedem Atom und jeder Zelle in diesen Formen zu
begreifen. Die Wissenschaft hat uns von einem Erfolgsgipfel zum anderen geführt und
heute finden wir uns in einer Welt von Energien. Es wurde uns gelehrt, uns eine Welt
voller vibrierender Kraftzentren vorzustellen, die in ihrer Gesamtheit alle Lebensformen
ausmachen, eine Welt, die unserem erstaunten und verwirrten Verstand eine
planetarische Lebensfülle aufzeigt, welche die Gesamtheit aller bekannten Formen
darstellt. Jede Einzelform ist ein Universum für sich, vom Leben erfüllt, und durchpulst
von der Energie des Schöpfers. Wir benützen das Wort «Energie», um diese Aktivität
auszudrücken, aber darüber hinaus können wir noch nicht gehen. Energie ist Leben und
Energie ist auch Tod. Wir finden Energie in der organischen und unorganischen Welt, -
eine endlose Reihe atomischer Lebensimpulse, die immer wieder in eine Form
eingepflanzt werden und die sich in unaufhörlicher Bewegung befinden. Eine ungeheure
Menge lebendiger Gebilde vereinigt sich zu immer grösseren [195] Formen und auch
diese befinden sich in unaufhörlicher Bewegung. Auch diese grösseren Formen und
Gebilde sind vibrierende Organismen und so enthüllt sich vor dem visionären Auge
nichts anderes als Leben und Aktivität, nichts als Bewegung und Energie. Wir erschauen
einen inneren Zusammenhang, einen Zweck, der eine Ordnung verrät und eine
wachsende Synthese, einen grossen Plan und einen Willen. Die Wissenschaft bekräftigt
dies, denn wissenschaftliche Erkenntnisse sind ein Beweis für das Reaktionsvermögen im
Menschen; der kollektive Reaktionsapparat, den die Menschheit als Ganzes darstellt,
macht es möglich, dass wir auf den Bewusstseinsmechanismus jenes grossen Lebewesens
reagieren können, in dem wir leben und weben und unser Dasein haben, des
planetarischen Logos unserer Erde.
Die esoterischen Wissenschaften führen uns in das Innere der Form oder Formen und
befähigen uns, bis zum Qualitätsaspekt vorzudringen. Studierende würden gut tun,
daran zu denken, dass der Okkultismus sich mit dem Studium von Kräften beschäftigt
und dass sich der Okkultist in Kräftewellen bewegt; diese sind aber auch die Welten der
Qualität und jener qualitätsverleihenden Energien, die sich durch die Welt der
Erscheinungen zu manifestieren suchen. Wenn diese Energien das erreicht haben,
beherrschen sie die Aktivität jeglicher Formen, aus denen die sichtbare Welt besteht. Es
gibt noch andere Energien, die sich hinter den Phänomenen verbergen, die durch die
Tätigkeit der atomischen Struktur hervorgerufen werden; das sind latente und
unsichtbare Energien und oft auch nicht wahrnehmbar; sie wirken subjektiv, von innen.
Die esoterischen Wissenschaften haben das eine Ziel im Auge, nämlich diese Energien
nach und nach ans Tageslicht zu holen, damit der geschulte Okkultist schliesslich in einer
zweifachen und doch vereinten Kräftewelt wirken und zum schöpferischen Willen werden
kann, der die Welt der Erscheinungen und die Sphäre der Qualitäten leitet, vereint und
benutzt. Diese beiden Arten aktiver, schöpferischer Energie müssen unter der Kontrolle
des schöpferischen Willens- oder des Lebensaspektes stehen, so dass sie als Einheit
wirken.
Daher wird der Aspirant angewiesen, nach innen zu schauen, Motive zu studieren und
sich mit den Qualitäten vertraut zu machen, [196] die sich durch den äusseren
Mechanismus in der Aussenwelt manifestieren wollen. Wenn er dies tut, ändert sich für
ihn bald der Charakter der Aussenwelt, und er nimmt immer mehr die Qualitäten wahr,
die hinter den äusseren Formen nach Entfaltung ringen. So erweitert sich der Bereich
seiner bewussten Kontakte, und er schreitet (durch wissenschaftliches Forschen) vom
exoterischen Verstehen der Welt äusserer Erscheinungen hinan zum esoterischen
Erfassen der Welt der Qualitäten. Vergesst darum nie, dass man dieses doppelte
Verstehen nachdrücklich pflegen muss und dass ein Mensch, der «sich selbst erkennt»,
automatisch auch die Qualität kennen lernt, die allen Erscheinungen zu Grunde liegt.
Daher sollt ihr überall nach der Qualität Ausschau halten. Das meinen wir, wenn wir
davon sprechen, dass wir überall Göttlichkeit sehen, den Ton erkennen, den alle
Lebewesen aussenden und das verborgene Motiv hinter der Erscheinungen Flucht
entdecken. Der unerweckte Mensch sieht nur die Form und deren Tätigkeiten und er
«urteilt nach dem Aussehen». Der erwachende Aspirant beginnt, bis zu einem gewissen
Grad die Schönheiten, die sich hinter den Formen verbergen, zu erahnen; der erwachte
Jünger zollt der zum Vorschein kommenden Welt der Qualität seine
Hauptaufmerksamkeit und nimmt immer mehr Farben und neue Tonbereiche wahr; er
spürt und merkt, dass sich innerlich ein neuer Reaktionsapparat entwickelt, der ihn
allmählich befähigt, mit dem Unsichtbaren, Ungreifbaren und Ungeoffenbarten in
Berührung zu kommen. Er verspürt jene inneren Impulse, welche die Qualität des Lebens
regulieren und welche sich ihm langsam und schrittweise entschleiern. Diese innere
Schönheit ist der Grund dafür, dass von den Kirchen auf die Pflege der Tugenden und von
den Okkultisten auf die Verwendung eines Saatgedankens in der Meditation ein so
grosses Gewicht gelegt wird. Diese Saatgedanken und Tugenden erfüllen einen
wertvollen Zweck und sind von aufbauendem Charakter. Auf [197] derselben
fundamentalen Erkenntnis beruht der biblische Ausspruch: «Wie ein Mensch in seinem
Herzen denkt, so ist er». Der Unterschied zwischen einem spirituell eingestellten
Menschen und dem Mann mit weltlichen und materiellen Zielen besteht darin, dass der
eine bestrebt ist, mit dem Qualitätsaspekt des Lebens zu wirken und der andere seine
Aufmerksamkeit nur auf den Aspekt der äusseren Erscheinung konzentriert. Letzterer
mag zwar gewisse Qualitäten heranziehen, wenn er in seiner Art arbeitet, aber es sind
nur jene Qualitäten, die schon während des evolutionären Prozesses entwickelt worden
waren, als die göttliche Lebensenergie in zyklischer Folge durch die vier Naturreiche
pulsierte.
Jedes der Naturreiche hat neben anderen göttlichen Attributen untergeordneter Art eine
markante Qualität entwickelt oder ist noch dabei, es zu tun.
Im Mineralreich kommt die Qualität der Aktivität als Hauptmerkmal zum Ausdruck; wir
finden hier zwei extreme Gegensätze, nämlich die tamasische Qualität, womit die
statische, inaktive, passive Natur der Mineralien gemeint ist und die Qualität der
Radioaktivität, diese wundervolle und göttlich vollendete Wesensäusserung dieses
Naturreiches. Das Endziel für alle mineralischen atomischen Formen ist radioaktive
Qualifikation, die dynamische Kraft, alle Substanzen in der Umgebung ungehindert zu
durchdringen. Das ist für alle mineralischen Formationen eine Art Einweihung oder der
selbstveranlasste Schritt zur Befreiung und die planvolle Ausgestaltung aller Formen
dieses Naturreiches unter dem organisierenden Einfluss des siebten Strahles.
Das Pflanzenreich besitzt die Qualität der Anziehungskraft, die sich in Farben äussert;
die Befreiung oder höchste Ausdrucksform von Aktivität macht sich bei den höher
entwickelten Pflanzen als Wohlgeruch bemerkbar. Diese Duftstoffe hängen mit der
Fortpflanzung zusammen, also mit dem Fortbestand einer bestimmten Pflanzengattung
und dafür benötigen diese Pflanzen den Wind und die Insekten. Das ist nicht bloss die
bildliche Darstellung einer Wahrheit. Das wirkliche Geheimnis des Wohlgeruches, sein
Zweck und seine Bestimmung liegt darin, auf jene Kräfte und Mittel einzuwirken, welche
die Verbreitung und Fortdauer des Pflanzenreiches bewirken. Die «Aspiranten» im
Pflanzenreich und dessen höchstentwickelte Gattungen erstrahlen in Schönheit [198] und
verbreiten Wohlgeruch; sie sind dem unsichtbaren Einfluss jener grossen Bildekräfte
zugänglich, denen es obliegt, Lebensformen zu erschaffen und diese bis zur
höchstmöglichen Vollendung zu bringen. So erklärt sich der Einfluss, den der sechste
Strahl der Devotion auf die Flora dieses Reiches ausübt, und das Wesen dieses Strahls
kommt in folgenden symbolischen Worten zum Ausdruck: «Er hat sein Auge zur Sonne
gerichtet; er wendet die Lebensfülle stets den Strahlen der Wärme zu und bewirkt das
Wunderspiel der Farben und die herrlichen Wohlgerüche».
Das Tierreich trägt als Qualität die Fähigkeit in sich, den Instinkt als Zweck und Ziel zu
entwickeln und dies zeigt sich in seiner höchsten Form - bei den Haustieren - als
Anhänglichkeit an den Menschen. Hinter ihrer äusseren Gestalt verbirgt sich ein
ständiges Bestreben, zu lernen und zu verstehen und folglich die Tendenz, ein
Lebensmilieu zu finden, das ihrem inneren Verlangen entspricht. So wird der Einfluss des
fünften Strahls des konkreten Wissens verständlich, der sich durch die menschliche
Familie auf das dritte Naturreich auswirkt. Der Mensch ist dem Tierreich gegenüber der
ursächliche Faktor, denn ihm ist die Aufgabe übertragen, die Tiere zur Befreiung zu
bringen, - eine Befreiung in das nächsthöhere, vierte Reich, in dem sich die nächste Phase
der Aktivität abspielen wird. Das Pflanzenreich geht einen anderen Weg der Befreiung,
was die evolutionäre Höherentwicklung anbelangt, denn dessen Lebenskräfte gehen in
die sogenannte Deva- oder Engelevolution über. Das ist der Grund, warum Wind und
Insekten als ihre Vermittler dienen, genau so, wie die Menschen und die Kräfte des
Wassers die Initiatoren für die Tierwelt sind. Das Geheimnis, sich von der tierhaften
Natur zu befreien, ist in dem Wort: «wässerige Natur» verborgen; das ist der Aspekt des
Blutes und im Blutvergiessen liegt - esoterisch verstanden - der Schlüssel zur Befreiung
des Tierreiches. Das ist der Grund dafür, dass sich durch das Blutvergiessen, also durch
das Hinmetzeln der tierischen Form von Menschen (wie z.B. im Weltkrieg) gewisse
einleitende [*N1] (oder Einweihende) Prozesse in grossem Massstab entwickeln. Im Krieg
tränkte das Blut von Tausenden die Erde und vom Standpunkt eines sinnvollen Zweckes
wurden gewisse, nur esoterisch [199] verständliche Resultate erreicht. Diese Tatsache ist
für den Menschen schwer verständlich, da sein Bewusstsein mehr auf die Form
eingestellt ist als auf die Lebensqualität. Es ist für ihn schwierig, hinter dem Greuel des
Tiermordes und dem Blutvergiessen zu allen Zeiten, (im menschlichen Erdzeitalter und
vorher) einen göttlichen Zweck zu sehen. Doch durch das «Ausgiessen des Wassers,
dessen Farbe rot ist», kommt am Ende eine Befreiung zustande, die das Tierreich in neue
Stadien von Bewusstsein und Gewahrsein hineinführen wird. Das ganze Problem des
Blutbades, im Tierreich wie im Menschenreich, geht auf die Zeit zurück, als der «Urkrieg
im Himmel» ausgefochten wurde, als Michael und seine Engel gedemütigt wurden und
unser Planetensystem entstand. Solange das menschliche Bewusstsein noch nicht so weit
fortgeschritten ist, dass es durch einen inneren Mechanismus, der in den meisten Fällen
bis jetzt noch nicht entwickelt ist, auf das planetarische Bewusstsein reagieren und «in
die Geheimnisse des Alten der Tage» eindringen kann, werden ihm die Probleme von
Schmerz und Blutvergiessen, von Krieg und aufgezwungenem Leid ein
undurchdringliches Mysterium bleiben. Sie werden jedoch ihre Lösung finden und zwar
erst dann, - und das ist ein Punkt von grösster Wichtigkeit - wenn der Mensch seine
innere Einstellung geändert hat und anstatt ein Tier zu töten, dazu überging, es in seine
Häuslichkeit aufzunehmen und die von ihm entgegengebrachte Liebe zu erwidern. Wenn
einmal das geistige Niveau im Menschen höher entwickelt ist, kann der Mensch durch
eigenen Entscheid und Anwendung rechter Sprache alle Differenzen beilegen; er wird
dann imstande sein, die jetzige Art und Weise tierischer Initiation völlig zu ändern; diese
Änderung bezieht sich sowohl auf das Tierreich als auch auf den animalischen Körper
des Menschen.
Die im vierten Naturreich auftretende Qualität ist jener Aspekt der alles umfassenden
Liebe oder des geistigen Verstehens, den man Intuition nennt. Diese Intuition ist eine
Qualität der mentalen Substanz und des Gedankenstoffes (chitta). Der Mensch soll auch
bestimmungsgemäss einmal radioaktiv werden; der Weihrauch oder Wohlgeruch seines
Lebens muss in die Höhe steigen und so die Aufmerksamkeit [200] der
Einweihungsfaktoren auf sich ziehen, die darauf warten, ihn zu befreien. Diese Faktoren
sind das Feuer und die Mitglieder des fünften Naturreiches. Der bisherige Zweck der
menschlichen Tiernatur muss dem dynamischen Willen der geistigen Wesenheit weichen,
die durch das Feuer des Lebens und das Feuer der Einweihungen von den
Beschränkungen der Form befreit wurde. So vereint er harmonisch in sich selbst alle
Wege, die zur Befreiung und zur Vollendung führen, und er vereint in seinem Leben die
Wünsche und Erwartungen der drei anderen Naturreiche.
Radioaktivität, der Wohlgeruch des Aspiranten, die Hingabe für seine Mitmenschen (das
geistige Gegenstück zu der Aufnahme von Tieren in den häuslichen Kreis) und das
«Vergiessen von Blut» (oder die Aufopferung des Lebens), eine Betätigung auf diesem
Erdenrund (dem Mineralreich) in der gleichen Hingabe und in demselben Gruppengeist,
wie er im Fortpflanzungsleben des Pflanzenreiches zum Ausdruck kommt sowie das
Blutopfer des Tierreiches, - all das bringt den Menschen zum Tor der Einweihung. An der
Einweihungspforte erwartet ihn das Feuer mit seinen läuternden Eigenschaften und so
bereiten ihn Erde, Luft, Feuer und Wasser (die vier Elemente) für die grosse Befreiung
vor und setzen dann jene Qualität frei, die wir Intuition nennen; sie ist das synthetische
und harmonische Erfassen der Wahrheit, die allem Sein zugrunde liegt. Diese Intuition
ist schliesslich und endlich die Reaktion des Mechanismus auf die Anziehungskraft
göttlicher Qualität, die in allen Dingen zum Ausdruck kommt und als Erleuchtung
erfahren wird. In dem Mass, wie sich der Mensch entfaltet und den inneren
Empfangsapparat verfeinert, kommen auch die Qualitäten ans Licht und erscheinen in
all ihrer Herrlichkeit. Selbsttraining führt zur Wahrnehmung der inneren Wirklichkeiten
(ein anderer Ausdruck für göttliche Qualitäten), die sich zu manifestieren suchen. Der
Manifestationsprozess ruft Rückwirkungen am und im erwachenden Bewusstsein des
Menschen hervor.
5. Eine Analyse der Strahlen und dessen, was sie zum Ausdruck bringen.
Es existiert eine immense Fülle interessanter Einzelheiten über die Tätigkeit und Wirkung
der Strahlen in den niederen Naturreichen, doch darüber dürfen keine näheren Angaben
[201] gemacht werden; die folgenden Mitteilungen sind eine Zusammenfassung dessen,
was uns anheimgegeben wurde; sie sind notgedrungen unvollständig und erlauben
Erweiterungen ohne Ende.
Erster Strahl des Willens oder der Macht.
Besondere Tugenden:
Stärke, Mut, Beständigkeit, Wahrhaftigkeit - aus absoluter Furchtlosigkeit entspringend
-, Macht zum Regieren, die Fähigkeit, wichtige Fragen in grosszügiger Denkweise zu
erfassen, Menschen zu behandeln und Verfügungen zu treffen.
Untugenden des Strahls:
Stolz (Dünkel), Ehrgeiz, Eigensinn, Härte, Arroganz, die Neigung, andere zu
beherrschen, Halsstarrigkeit, Zorn.
Tugenden, die erworben werden müssen:
Zarte Gefühle, Demut, Mitgefühl, Toleranz, Geduld.
Dieser Strahl wird Strahl der Kraft genannt und das ist korrekt, doch wenn es sich um
Kraft allein handelte, ohne Weisheit und Liebe, so würde daraus eine zerstörende und
zersetzende Macht werden. Wenn jedoch die drei Qualitäten zusammenwirken, so wird
daraus ein Strahl mit Schöpfer- und Herrschereigenschaften. Die Menschen, die mit
diesem Strahl verknüpft sind, haben eine starke Willenskraft für beides, für gutes und
übles Tun; die gute Seite kommt zum Vorschein, wenn der Wille von Weisheit gelenkt
wird und durch Liebe selbstlos wurde. Der Mann vom ersten Strahl will stets «in den
Vordergrund treten». Er mag ein Verbrecher sein oder der Richter, der ihn verurteilt, in
jedem Fall aber wird er an der Spitze seiner Berufsgruppe marschieren. Er ist der
geborene Führer in jeder beliebigen Laufbahn, ein Mann, dem man vertrauen und auf
den man bauen kann, der den Schwachen in Schutz nimmt und Unterdrückung
niederschlägt, der keine Konsequenzen fürchtet und dem gar nichts daran liegt, was man
über ihn sagt. Andererseits kann ein erster Strahl, der einseitig ist, einen Menschen von
unerbitterlicher Grausamkeit und Härte hervorbringen.
Der Mensch des ersten Strahls hat oft ein tiefes Gefühl und Herzenswärme, doch [202]
zeigt er dies nicht so schnell; er liebt strenge Kontraste und viele Farben, aber er wird
selten ein Künstler sein; er ist entzückt über grosse, orchestrale Effekte und volltönende
Chöre und wenn er vom vierten, sechsten oder siebten Strahl verändert wird, mag er ein
grosser Komponist sein. Unter diesem Strahl gibt es einen Menschentyp, der
unmusikalisch ist und einen weiteren, der für die zarteren Farben farbenblind ist.
Letzterer wird rot und gelb unterscheiden können, aber blau, grün und violett wird er
hoffnungslos verwechseln.
Als Literat wird der Mann des ersten Strahls zu kraftvollen und gedrängten
Darstellungen neigen, aber er wird in seinen Schriften wenig Wert auf Stil und letzte
Politur legen. Als Beispiel solcher Charaktere könnte man Martin Luther, Thomas Carlyle
und Walt Whitman anführen. Was die mögliche Heilkraft eines Menschen vom ersten
Strahl angeht, um Krankheiten anderer zu heilen, so würde die beste Methode die sein,
dass er durch seine Willensstärke Gesundheit und Kraft aus dem kosmischen Lebensquell
schöpft und dann auf den Kranken ausgiesst. Eine solche Therapie setzt natürlich eigene
Kenntnisse über okkulte Heilmethoden voraus.
Die charakteristische Methode, die Eigenart dieses Strahls zu erforschen, würde darin
bestehen, mit blosser Willenskraft die Sache anzugehen. Ein solcher Mensch würde
sozusagen das Himmelreich «mit Gewalt» an sich reissen. Wir wissen, dass der geborene
Menschenführer ganz oder teilweise zu diesem Strahl gehört. Diese Zugehörigkeit macht
ihn zum Oberbefehlshaber, - Napoleon und Lord Kitchener sind hierfür Beispiele.
Napoleon war ein Mann auf dem ersten und vierten Strahl und Kitchener auf dem ersten
und siebten, wobei der siebte Strahl ihm seine erstaunliche Organisationskraft verlieh.
Zweiter Strahl der Liebe-Weisheit.
Besondere Tugenden:
Ruhig und friedlich, kraftvoll, geduldig und ausdauernd, wahrheitsliebend, treu und
zuverlässig, mit Intuition, klarem Verstand und heiterem Temperament ausgestattet.
Untugenden des Strahls:
Vertieft sich zu sehr in Studien, Gefühlskälte, Gleichgültigkeit gegen andere, blickt
verächtlich auf geistige Begrenzungen anderer.
Tugenden, die [203] erworben werden müssen:
Liebe, Mitleid, Selbstlosigkeit, Energie.
Dieser Strahl wird Weisheitsstrahl genannt, da das Verlangen nach unverfälschtem
Wissen und absoluter Wahrheit für ihn charakteristisch ist; wenn der Liebesfunke fehlt,
ist Kälte und Selbstsucht vorhanden und wenn Energie fehlt, ist Inaktivität die Folge.
Wenn beide Komponenten, Kraft und Liebe, zusammen wirken, dann haben wir den
Strahl der Buddhas und aller grossen Menschheitslehrer, - jener Meister, die Weisheit
suchten, um anderen zu helfen und die sich edelmütig dafür einsetzten, die erlangte
Weisheit den Menschen weiterzugeben. Der Student auf diesem Strahl ist mit dem
Erreichten niemals zufrieden; wie gross auch immer sein Wissen sein mag, so richten
sich doch seine Gedanken stets auf das, was er noch nicht weiss, was jenseits dessen liegt,
auf ferne Höhen, die noch niemand erstiegen hat.
Der Mensch des zweiten Strahls besitzt Taktgefühl und Voraussicht; er gibt einen
ausgezeichneten Gesandten ab, einen erstklassigen Dozenten und Rektor einer
Universität; in allen Angelegenheiten, mit denen er zu tun hat, beweist er klare
Urteilskraft und er hat die Fähigkeit, andere mit seinen richtigen Ansichten zu
beeindrucken und sie dahin zu bringen, dass sie die Dinge so sehen wie er. Er wird ein
tüchtiger Geschäftsmann sein, wenn der vierte, fünfte und siebte Strahl ihn ergänzen. Als
Soldat macht er überlegte Pläne und sieht mögliche Ereignisse voraus; er folgt seiner
Intuition, um den besten Weg zu finden, und er wird seine Truppen niemals durch
unbesonnene Befehle in Gefahr bringen. Rasches Handeln und impulsives Vorgehen liegt
ihm nicht. Der Künstler auf diesem Strahl ist bestrebt, vermittels seiner Kunst zu
belehren, und seine Bilder haben einen Sinn. Als Literat wird er gleichfalls lehrreich sein.
Für einen Menschen vom zweiten Strahl, der sich mit Heilen befasst, ist die beste
Methode die, dass er sich sowohl mit dem Temperament des Patienten als auch mit dem
Wesen der Krankheit gründlich vertraut macht, um seine Willenskraft möglichst
vorteilhaft einwirken zu lassen.
Wenn ein solcher Mensch den geistigen Pfad gehen will, dann sollte er die Lehren der
zeitlosen Weisheit genau und ernsthaft [204] studieren und zwar so lange, bis diese
Lehren ihm in Fleisch und Blut übergegangen, also nicht bloss Verstandeswissen sind;
dann wird seine Entwicklung in eine spirituelle Lebensführung einmünden, die Intuition
und wahre Weisheit mit sich bringt.
Der üble Typ des zweiten Strahls geht darauf aus, Wissen nur für sich allein
einzuheimsen und er steht den Bedürfnissen seiner Mitmenschen absolut gleichgültig
gegenüber. Die Vorsicht eines solchen Menschen wird in Argwohn, seine Ruhe in
Herzenskälte und Gefühlslosigkeit ausarten.
Dritter Strahl der höheren Denkkraft.
Besondere Tugenden:
Grosszügige Ansichten über alle abstrakten Fragen, Aufrichtigkeit in seinen Absichten,
klarer Verstand, die Fähigkeit, sich in philosophische Themen zu vertiefen, Geduld,
Vorsicht, das Fehlen jeglicher Tendenz, sich selbst oder andere über Nichtigkeiten
aufzuregen.
Untugenden des Strahls:
Verstandesdünkel, Kälte, Isolierung, Ungenauigkeit in Einzelheiten, Zerstreutheit,
Halsstarrigkeit (Dickköpfigkeit), Selbstsucht, zu viel Kritik an anderen.
Tugenden, die erworben werden müssen:
Mitgefühl, Toleranz, Hingabe, Genauigkeit, Energie und gesunder Menschenverstand.
Das ist der Strahl des abstrakten Denkers, des Philosophen und Metaphysikers, des
Menschen, der sich mit Genuss in den Gefilden höherer Mathematik ergeht, aber
bestimmt einen mehr praktischen Strahl benötigt, um seine Buchkonten richtig zu führen.
Seine Vorstellungskraft ist hoch entwickelt, das heisst, er kann durch die Kraft der
Imagination die Quintessenz einer Wahrheit erfassen; sein Idealismus ist oft stark; er ist
ein Träumer und Theoretiker, aber infolge seines weiten Horizontes und seiner Vorsicht
sieht er [205] jede Seite einer Frage gleich deutlich, was oft seine Entscheidung hemmt.
Er wird ein guter Geschäftsmann sein; als Offizier wird er taktische Probleme an seinem
Schreibtisch ausarbeiten, aber er wird selten Lorbeeren auf dem Schlachtfeld ernten. Als
Künstler hat er keine feine Technik, doch werden seine Themen ideenreich und
interessant sein. Er ist ein Liebhaber von Musik, doch wird er nicht fähig sein zu
komponieren, es sei denn, dass er auch unter dem Einfluss des vierten Strahls steht. In
allen Lebenslagen ist er voller Ideen, aber er ist zu unpraktisch, um sie alle zu
verwirklichen.
Ein bestimmter Menschentyp dieses Strahls ist bis zu einem gewissen Grad
ungezwungen, schlampig, unpünktlich und faul und legt auf sein Äusseres kein Gewicht.
Wenn der fünfte Strahl als zweiter Strahl ihn beeinflusst, dann ändert sich sein
Charakter vollständig. Der dritte und fünfte Strahl vereint schaffen den völlig
ausgeglichenen Historiker, der sein Thema von einem grossen Hintergrund aus sieht und
mit grosser Geduld und Genauigkeit alle Details ausarbeitet und belegt. Dieselbe
Kombination des dritten und fünften Strahls bringt den wahrhaft grossen Mathematiker
hervor, der sich in der schwindelnden Höhe abstrakter Gedanken und Berechnungen
bewegen kann und auch fähig ist, seine Resultate für den praktischen wissenschaftlichen
Gebrauch verwendbar zu machen. Der Literat des dritten Strahles hat oft einen zu
unbestimmten und verwickelten Stil, doch wenn der Einfluss des ersten, vierten, fünften
oder siebten Strahls hinzukommt, ändert sich das Bild; unter dem zusätzlichen Einfluss
des fünften Strahles finden wir einen Meister der Feder.
Wenn ein Mann des dritten Strahls Krankheiten behandeln will, so sollte er Arzneimittel
verordnen, die aus Kräutern und Mineralien hergestellt sind, die zu dem gleichen Strahl
gehören wie der Patient, dem er zu helfen sucht.
Die Methode für jemanden, der ein Typus dieses Strahles und auf der Suche nach dem
geistigen Pfad ist, besteht in tiefem Nachdenken über philosophische und metaphysische
Fragen, bis er die grosse jenseitige Welt als Tatsache erkennt und weiss, welch hohen
Wert es hat, den Weg zu gehen, der dorthin führt.
Vierter Strahl der Harmonie durch Konflikt.
Besondere Tugenden:
Starke Gemütsbewegungen, Mitgefühl, physischer Mut, Freigebigkeit, Hingabe, schnelles
[206] Verstehen und Auffassen.
Untugenden des Strahls:
Egozentrisch, von Sorgen und Ärger geplagt, ungenau, moralisch nicht fest, voller
Leidenschaften, arbeitsscheu und schlapp, extravagant (überspannt).
Tugenden, die erworben werden müssen:
Gemütsheiterkeit, Vertrauen, Selbstbeherrschung, ein geläutertes Leben, Selbstlosigkeit,
Genauigkeit, mentales und moralisches Gleichgewicht.
Diesen Strahl nannte man den «Strahl des Ringens und Kämpfens» weil die Qualitäten
von rajas (Tätigkeit) und tamas (Untätigkeit) so ungewöhnlich gleichmässig verteilt
sind, dass der Mensch dieses Strahls hin- und hergerissen wird, um den Kampf mit
beiden aufzunehmen; wenn das Endresultat befriedigend ist, spricht man von der
«Geburt des Horus», des Christos, der nach den Geburtswehen dauernder Schmerzen
und Leiden das Licht erblickt hat.
Tamas hat mancherlei Untugenden im Gefolge: Hang zu Bequemlichkeit und Vergnügen,
ein Unbehagen, jemandem wehe zu tun, das sich bis zur moralischen Feigheit steigern
kann, Schlappheit, Zauderei, eine Neigung, alles gehen zu lassen, der Ruhe zu pflegen
und nicht an das Morgen zu denken. Rajas bedeutet: ein feuriges Temperament,
Ungeduld, ein ständiger Drang nach Betätigung. Diese zwei Seelen in der Brust eines
Menschen vom vierten Strahl, die schroffe Gegensätze sind, machen sein Leben zu einem
dauernden Kriegszustand, der keine Ruhe aufkommen lässt; die ständige Reibung und
die hierbei gewonnene Erfahrung können vielleicht eine sehr beschleunigte
Weiterentwicklung mit sich bringen, es mag aber auch sein, dass er statt ein Held ebenso
leicht ein Taugenichts wird.
Es ist der Strahl des losstürmenden Kavallerieführers, der leichtsinnig riskiert und sich
wenig darum kümmert, wie das Wagnis für seine Reiter und für ihn selbst endet. Es ist
der Strahl des Mannes, der einen verlorenen Posten führt, denn in Augenblicken der
Erregung ist er wie besessen, irgend etwas zu tun; es ist der Strahl des wilden
Spekulanten und Spielers, voller Begeisterung und Pläne, der schnell von Sorge bedrückt
wird, wenn etwas nicht nach Wunsch geht, doch sich schnell von allen Schlappen und
Missgeschicken wieder erholt.
Ein hervorragendes Charakteristikum dieses Strahls ist Farbe; er beeinflusst Künstler,
die leuchtende Farben lieben, auch wenn ihre zeichnerische Fähigkeit oft mangelhaft ist.
(Georg Frederik Watts war ein Maler des vierten und zweiten Strahls). Der Mensch des
vierten Strahls [207] liebt stets Farben und kann das gewöhnlich auch zeigen. Wenn er
kein Künstler von Beruf ist, so wird sein Farbensinn anders in Erscheinung treten, z.B. in
geschmackvoller Auswahl von Kleidern oder in der Ausschmückung des Heims.
Musiker des vierten Strahls schreiben Kompositionen, die reich an Melodien sind, sie
lieben die melodische Linie. Als Schriftsteller und Dichter haben sie eine brillante
Darstellung, die bildhafte Anschaulichkeit aufweist, aber ungenau ist, voller
Übertreibungen, oft mit einem pessimistischen Einschlag. Als Redner hat der Mensch des
vierten Strahls eine gewählte Sprache und einen Sinn für Humor, aber er pendelt
zwischen sprühender Konversation und düsterem Schweigen, ganz nach seiner
Stimmung und Laune. Er ist eine Persönlichkeit, mit der zu leben eine Freude, aber nicht
immer leicht ist.
Die beste Heilmethode des vierten Strahls ist fachmännische Massage und magnetische
Behandlung.
Der Schulungsweg für Menschen des vierten Strahls besteht in Selbstbeherrschung,
welche die widerstreitenden Naturkräfte ins Gleichgewicht bringt. Die andere
geringerwertige und äusserst gefährliche Methode besteht in Hatha Yoga-Übungen.
Fünfter Strahl der niederen Verstandeskräfte.
Besondere Tugenden:
Genaue, zutreffende Angaben, Gerechtigkeitsgefühl (ohne Gnade), Ausdauer, gesunder
Menschenverstand, Aufrichtigkeit (Rechtschaffenheit), Unabhängigkeit, scharfer
Intellekt.
Untugenden des Strahls:
Unerbittliche Kritik, Engherzigkeit, Anmassung, unversöhnliches Naturell, kein
Mitgefühl und keine Ehrfurcht, Vorurteile.
Tugenden, die erworben werden müssen:
Gefühl für Verehrung, Hingabe, Mitempfinden, Liebe, Weitherzigkeit.
Dies ist der Strahl der Wissenschaft und Forschung. Wer von diesem Strahl [208]
beeinflusst ist, wird einen scharfen Verstand haben, in Einzelheiten sehr genau sein und
unermüdliche Anstrengungen machen, die kleinste Episode auf ihre Wurzel
zurückzuverfolgen und jede Theorie auf ihre Richtigkeit nachzuprüfen. Er wird im
allgemeinen in seinen Feststellungen ausserordentlich wahrheitsliebend sein und eine
Fülle klarer Erklärungen über Tatsachen bringen, doch wird er gelegentlich etwas
pedantisch und ermüdend wirken, da er sich auf wortwörtliche und unwichtige
Einzelheiten versteift. Er wird gewissenhaft und pünktlich sein - in einer
geschäftsmässigen Art - und keine Vergünstigungen und Schmeicheleien lieben.
Es ist der Strahl des grossen Chemikers, des Elektrotechnikers, des erstklassigen
Ingenieurs, des grossen Chirurgen. Als Staatsmann würde der Mann des fünften Strahls
engherzige Gesichtspunkte haben. Er würde aber einen ausgezeichneten Direktor einer
Abteilung für spezielle technische Fragen abgeben; es wäre indes keine Freude, unter ihm
zu arbeiten. Als Soldat wird er sofort sein Interesse auf Artillerie und Ingenieurwesen
richten. Künstler dieses Strahls werden selten angetroffen, ausser wenn der vierte oder
siebte Strahl als sekundärer Strahl mitwirkt; selbst dann werden seine Farben matt,
seine Skulpturen leblos und seine Musik (falls er komponiert) uninteressant sein, obwohl
sie in der Form durchaus korrekt sind. Seine schriftliche oder sprachliche
Ausdrucksweise wird die Klarheit selber sein, aber ohne Leben und Schwung; er wird oft
langatmig sein, da er alles über sein Thema sagen will, was man möglicherweise
vorbringen kann.
Auf dem Gebiet der Medizin ist er der vollendete Chirurg; seine grössten Erfolge wird er
durch Operationen und durch Anwendung von Elektrizität erreichen.
Für den Menschen des fünften Strahls besteht die Methode zum Betreten des Pfades
darin, dass er sich wissenschaftlicher Forschung hingibt, letzte Schlüsse zieht und die
Folgerungen akzeptiert.
Sechster Strahl der Devotion.
Besondere Tugenden:
Hingabe, Aufrichtigkeit, Liebe, Zärtlichkeit, Intuition, Treue, Verehrung.
Untugenden des Strahls:
Selbstische und eifersüchtige Liebe, stützt sich zu sehr auf andere, [209] ist parteiisch,
täuscht sich selbst, hat Vorliebe für Sektenwesen, ist abergläubisch, hat Vorurteile, macht
übereilte Beschlüsse und gerät in heftigen Zorn.
Tugenden, die erworben werden müssen:
Charakterstärke, Opferbereitschaft, Reinheit, Wahrheit, Duldsamkeit, Heiterkeit, inneres
Gleichgewicht und gesunder Menschenverstand.
Dieser Strahl heisst Strahl der Devotion. Wer zu ihm gehört, ist erfüllt von religiösen
Instinkten und Impulsen und in persönlicher Hinsicht äusserst empfindlich; nichts nimmt
er gleichmütig auf. In seinen Augen ist alles entweder vollkommen oder unerträglich;
seine Freunde sind Engel, seine Feinde das gerade Gegenteil; in beiden Fällen erfolgt
seine Stellungnahme nicht auf Grund des wirklichen Verdienstes oder der eigentlichen
Vorzüge, sondern nach der Art und Weise, wie die betreffenden Personen auf ihn wirken
und ob sie mit seinen Lieblingsidolen sympathisieren oder nicht, mag es sich um konkrete
oder abstrakte abgöttische Ideen handeln; sein Hauptkennzeichen ist tiefe Hingabe für
eine Person oder Sache.
Er muss stets einen «persönlichen Gott» haben, eine bildlich vorstellbare Gottheit, die
man verehren kann. Der höchste Typus dieses Strahls ist ein Heiliger, der unterste ein
bigotter und fanatischer Mensch, der typische Märtyrer oder der typische Inquisitor. Alle
religiösen Kriege und Kreuzzüge haben ihre Wurzel im Fanatismus des sechsten Strahls.
Wer zu diesem Strahl gehört, kann eine sanfte Natur haben, aber genau so schnell in Wut
oder zornige Erregung kommen. Er setzt sein Leben ein für den Gegenstand seiner
Verehrung und Zuneigung, würde aber keinen Finger rühren um denen zu helfen, die
ihm nicht sympathisch sind. Als Soldat hasst er den Kampf, doch wenn er aufgepeitscht
wird, kämpft er auf dem Schlachtfeld wie ein Besessener. Er ist niemals ein grosser
Staatsmann oder ein guter Geschäftsmann, aber er könnte einen
wirkungsvollen Prediger oder Redner abgeben.
Der Künstler dieses Strahls würde als Dichter ein Gefühlspoet sein (wie z.B. Lord
Tennyson) und ein Autor religiöser Bücher, entweder in Reim oder Prosa. Sein Herz
hängt an allem Schönen, an [210] Farben und lieblichen Dingen, doch sein schöpferisches
Talent ist nicht gross, ausser wenn er unter dem Einfluss eines der praktischen
Kunststrahlen steht, wie des vierten oder siebten. Seine Musik wird stets nach der
melodiösen Seite hinneigen und man findet ihn oft als Komponisten von Oratorien und
Kirchenmusik.
Die Heilmethode für diesen Strahl würde Glaubenstreue und Gebet sein.
Auf den geistigen Pfad würde er durch Gebet und Meditation kommen und er würde die
Vereinigung mit Gott suchen.
Siebter Strahl der zeremoniellen Ordnung oder Magie.
Besondere Tugenden:
Kraftvolle Stärke, Ausdauer, Mut, Gefälligkeit (Höflichkeit), grösstes Interesse für
Einzelheiten, Selbstvertrauen.
Untugenden des Strahls:
Förmlichkeit, Blindgläubigkeit, Stolz (Standesdünkel), Engherzigkeit, oberflächliches
Urteil, eine zu hohe Meinung von sich selbst.
Tugenden, die erworben werden müssen:
Erkennen der Einheit, Grosszügigkeit, Toleranz, Demut, Güte und Liebe.
Dies ist der zeremonielle Strahl, der die Menschen in Entzücken versetzt, wenn «alles
schicklich und in guter Ordnung geschieht», so, wie es Regel und Brauch vorschreiben. Es
ist der Strahl des Hohepriesters und Hofkämmerers, des Soldaten, der ein geborenes
Organisationsgenie ist, des idealen Intendanturgenerals, der seine Truppen in der
bestmöglichen Weise kleiden und ernähren wird. Es ist der Strahl der vollkommenen
Krankenschwester, die den kleinsten Details Beachtung schenkt, obwohl sie manchmal
allzu geneigt ist, des Patienten persönliche Eigenheiten zu übersehen und sie in der
Mahlmühle eiserner Routine verschwinden zu lassen.
Es ist der Strahl der Form, der Strahl des vollkommenen Bildhauers, der die ideale
Schönheit, die er sieht, in Marmor fasst, der Strahl des Zeichners schöner Gegenstände
und Muster aller Art; [211] aber als Maler würde er keinen Erfolg haben, sofern er nicht
vom vierten Strahl beeinflusst würde. Die Kombination des vierten mit dem siebten
Strahl würde den höchsten Typus eines Künstlers hervorbringen, dessen Gestalten und
Farben unübertrefflich wären. Der Literat des siebten Strahls ist wegen seines
überfeinerten Stils bemerkenswert; er wird mehr Gewicht auf feine Art als auf den Stoff
legen, doch wird er stets in Schrift und Sprache eine flüssige Ausdrucksweise besitzen.
Der Mensch des siebten Strahls ist oft ein Sektierer. Er ist entzückt über festgelegte
Zeremonien und Gebräuche, über Prozessionen und Schaustellungen, über
Truppenparaden und Defilees von Kriegsschiffen, über Stammbäume und
Rangordnungen.
Der unvorteilhafte Typus des siebten Strahls ist abergläubisch, er legt einem bösen
Omen, Träumen, okkulten Praktiken und übersinnlichen Phänomenen grosse Bedeutung
bei. Der gute Typus ist fest entschlossen, das Richtige zu tun und das rechte Wort im
richtigen Augenblick zu sagen; daher hat er grosse gesellschaftliche Erfolge.
Als Heiler von Kranken wird ein Mann des siebten Strahls mit äusserster Genauigkeit die
übliche und anerkannte Krankenbehandlung vornehmen. Wenn er sich in Yogaübungen
trainieren möchte, so kann er dies ohne körperliche Nachteile tun.
Er wird auf den geistigen Pfad kommen, wenn er Gesetze, Riten und Bräuche einhält,
und er kann ohne Schwierigkeit die Hilfe von Elementarwesen anrufen und deren Kräfte
dirigieren.
Manche der gegebenen Bemerkungen mögen den Eindruck erwecken, als wenn die
Eigenarten eines bestimmten Strahls besser zu einem anderen Strahl passen würden.
Das ist in der Tat so. Der einzige Strahl, der eine Sonderstellung für sich einnimmt und
keine nähere Beziehung zu den übrigen hat, ist der vierte. Dies bringt die einzigartige
Bedeutung in Erinnerung, welche die Zahl vier im evolutionären Prozess innehat. Wir
haben vier Wurzelrassen, die vierte Planetenkette, den vierten Planeten in der Reihe, das
vierte Manvantara des Planeten und so fort.
Zwischen dem dritten und fünften Strahl besteht eine enge Verwandtschaft. Um z.B.
Wissen zu erlangen, muss man viele höchst mühsame und umständliche Einzelheiten
sammeln, sei es in der [212] Philosophie, in höherer Mathematik oder im Verfolg
praktischer Wissenschaften.
Die Beziehung zwischen dem zweiten und sechsten Strahl zeigt sich deutlich in dem
intuitiven Erfassen von Wissen, das zueinander gehört und in der psychologischen
Verwandtschaft von Pflichttreue und Loyalität.
Die Fähigkeit zu gebieten und Aufgaben zu meistern, Beständigkeit und Ausdauer, - das
sind die charakteristischen Eigenschaften die dem ersten und siebten Strahl entsprechen.
II. Die Strahlen in ihren Beziehungen zu den Naturreichen
Einleitende Bemerkungen.
1. Das Mineralreich.
2. Das Pflanzenreich.
3. Das Tierreich.
Zweites Kapitel
Die Strahlen in ihren Beziehungen zu den Naturreichen
Einleitende Bemerkungen.
Wenn ich nun daran gehe, die Beziehungen der Strahlen zu den sieben Naturreichen ins
Auge zu fassen, so werde ich die sieben Naturreiche in der Reihenfolge der aufsteigenden
evolutionären Linie untersuchen und sie nicht in der absteigenden Ordnung aufzählen,
wie sie in der involutionären Gruppierung klassifiziert werden können. Diese letztere
Gruppierung bezieht drei Naturreiche ein, die (zufolge der theosophischen Literatur)
nebelhaft, relativ formlos und unmanifestiert sind und fügt dann die vier Naturreiche,
wie sie die moderne Wissenschaft kennt, hinzu. Wir befassen uns nicht mit der
involutionären Entwicklung. (Involution ist das Herabsteigen des Geistes in immer
dichtere Materie). Für das begrenzte Auffassungsvermögen des Durchschnittslesers ist
eine solche absolut unfassbar. Obwohl diese drei Naturreiche der Involution
(zunehmender Einhüllung) existieren und das Wenige, was darüber im Westen bekannt
ist, zu Papier gebracht wurde, so fehlt doch völlig das richtige Verständnis für die
Wahrheiten, die darin zum Ausdruck kommen und das ist kaum zu vermeiden. Um sie zu
verstehen, bedarf es der Fähigkeit, die Vergangenheit «zurückzuholen» und sie als ein
Ganzes zu sehen.
Die Naturreiche, die wir im Zusammenhang mit den Strahlen betrachten wollen, können
unter folgenden Bezeichnungen aufgezählt werden:
1. Das Mineralreich #VII
2. Das Pflanzenreich #VI
3. Das Tierreich #V
4. Das Reich des Menschen #IV
5. Das Reich der Seelen #III
6. Das Reich der planetarischen Existenzen #II
7. Das Reich der solaren Existenzen #I
Diese Naturreiche [216] kann man als Differenzierungen des Einen Lebens auffassen,
und zwar hinsichtlich:
1. ihrer äusseren Erscheinung, ihrer objektiven Manifestierung oder der nach aussen
projizierten Schöpfung des solaren Logos;
2. des Bewusstseins oder der Empfindungsfähigkeit für Qualität mittels ihrer
Erscheinungsform.
Wie man erwarten kann, sind gewisse Strahlen imstande, einem speziellen Naturreich
einen besonderen Stempel aufzudrücken, mehr als die anderen es können. Ihr Einfluss ist
von entscheidender Bedeutung. Der Einfluss der anderen Strahlen fehlt zwar nicht, ist
aber geringfügig. Wir müssen uns stets vor Augen halten, dass infolge der engen
Beziehung, die Kraftströme in unserem Sonnensystem zueinander haben, keine der
sieben potentiell aktiven Energien völlig wirkungslos ist. Alle sind in Funktion und
verleihen Qualität und Antrieb, doch einer von ihnen hat eine wesentlich grössere
Wirkung als die anderen Strahlen.
Die folgende Tabelle zeigt die Hauptwirkungen der sieben Strahlen und den Niederschlag
ihres Einflusses auf die sieben Naturreiche, mit denen wir uns beschäftigen.
Nr. #Naturreich #Strahl #Ausdruck
1. Mineralreich
VII zeremonielle Organisation, Radioaktivität
I Wille oder Kraft, das Urreservoir der Kraft
2. Pflanzenreich
II Liebe-Weisheit Magnetismus
IV Schönheit oder Harmonie, einheitliche Farbe
VI Idealistische Hingabe, Tendenz zur Höherentwicklung
Die Strahlen in ihren Beziehungen zu den Naturreichen [249]
3. Tierreich
III Anpassungsfähigkeit, Instinkt
VI Devotion, Zähmung als Haustier
4. Menschenreich
IV Harmonie durch Konflikt, Sammlung von Erfahrung. Inneres Wachsen
V Konkretes Wissen, Intellekt
5. Das Reich [217] der Egos oder Seelen
V Konkretes Wissen, Persönlichkeit
II Liebe-Weisheit, Intuition
6. Planetenwesen
VI Hingabe an Ideen, der Plan
III Aktive Intelligenz, Schöpferisches Werk
7. Solare Wesen
I Wille oder Kraft, Universales Denkprinzip
VII Zeremonielle Magie, Ritual, das alles zur Einheit zusammenfasst.
Diese Aufstellung zeigt eine interessante Ausnahme, nämlich die, dass das Pflanzenreich
drei Strahlen aufweist, während die anderen Reiche nur zwei haben. Diese drei Strahlen
haben im Pflanzenreich die Symbolik der Farben entfaltet und es zur jetzigen Schönheit
gebracht. Das Pflanzenreich ist in dem allgemeinen Plan des Sonnensystems ein
hervorragender Beitrag unserer Erde. Jeder einzelne Planet steuert zu den
Gesamtleistungen, die aus dem Evolutionsprozess resultieren, seinen einzigartigen und
individuellen Anteil bei; und das Pflanzenreich ist das unvergleichliche Produkt unseres
Planetensystems. Andere Planeten leisten mit andersartigen Formen und Gebilden ihren
besonderen Beitrag. Es ist ohne Belang, sie hier aufzuzählen, da unserer Sprache die
dementsprechenden Ausdrücke fehlen und wenn man etwas nicht verständlich machen
kann, kann der Mensch es nicht bewusst erfassen. Der Beitrag unserer Erde ist also das
Pflanzenreich und zwar aus dem Grunde, weil kein anderes Naturreich so erfolgreich
war, drei Strahlen zu vereinen, zu verschmelzen und zusammenwirken zu lassen; diese
Strahlen sind gleichzeitig jene drei, die eine Hauptgruppe von Kraftströmen darstellen,
nämlich zwei, vier, sechs. Wenn wir zur näheren Untersuchung der Strahlen kommen
und die Wirkungen besprechen werden, welche die Strahlen auf ein besonderes
Naturreich ausüben, werden wir verstehen, warum dieser Umstand eine solch
einzigartige Folge hatte. Der Erfolg ist in der Erzeugung einer einheitlich grünen Farbe
zu sehen, die auf dem ganzen Erdball zu finden ist.
Die Tabelle [218] zeigt ferner, dass das Mineralreich und das der solaren Wesen (das
erste und siebte Reich) mit der Tätigkeit des ersten und siebten Strahls ursächlich
zusammenhängt. Hier besteht auch eine enge zahlenmässige Verkettung. Diese beiden
Reiche befinden sich auf den äussersten Stufen grösster Feinheit und grösster Dichte und
beide Reiche sind ein Schöpfungsprodukt des Willens und des Organisationsvermögens
der solaren Gottheit. Sie verkörpern den Schöpfungsplan in seiner ersten nebelhaften
Konzeption und in seiner endlichen Verwirklichung. Im Fall des siebten, des höchsten
Naturreiches (wenn man von unten nach oben rechnet) herrscht der Aspekt des Willens
vor, während im Fall des Mineralreiches der Organisationsaspekt der bedeutsamste ist.
Das konnte man erwarten, da die Willensenergie die erste Auswirkung schöpferischer
Tätigkeit ist, während der Aspekt der zeremoniellen Organisation die Verdichtung oder
Verwirklichung, der Gegenpol des ersten Schöpfungsimpulses ist, wenn ich es so
formulieren darf. Die anderen Naturreiche stehen, wie unsere Tabelle zeigt, in keiner
solchen Beziehung zueinander.
Wir werden nun gut tun, unsere tabellarische Aufstellung mit der nötigen Sorgfalt zu
untersuchen, um die Wirkung und den Einfluss der sieben Strahlen etwas klarer zu
verstehen.
Solange das Wesen der Atome und ihrer inneren Struktur noch Gegenstand des
Forschens, Spekulierens und Theoretisierens ist, sollte der Leser meine Bemerkungen
über das dichteste Naturreich nur als symbolisch und bildlich zutreffend ansehen, aber
nicht im wörtlichen Sinne aufnehmen. So wie das Zentrum am unteren Ende der
Wirbelsäule als letztes zu voller Wirksamkeit erweckt werden soll, erst dann, wenn das
Kopfzentrum bereits wach und lebendig ist, genau so kann man das unterste aller
Naturreiche erst dann richtig verstehen, wenn alle sieben Reiche im Einklang vibrieren.
Bis dahin wird dieses Reich mit seiner Lebensfülle für alle ein Rätsel bleiben, ausser für
Eingeweihte hohen Grades. Meine Andeutungen können daher vorerst nur das abstrakte
Denken im Leser erwecken und sein Interesse so weit fördern, dass daraus weitere
Analysen [219] und Studien möglich werden. Endgültige Schlüsse kann der Leser jedoch
nicht selbst ziehen, darüber muss er sich klar sein.
Zwei Strahlen sind von fundamentaler Bedeutung; sie ergiessen sich aus Gottes Sein in
die Grundsubstanz unseres Planeten. Aus der Tätigkeit des siebten Strahles resultiert die
irdische Substanz, das feste Material unseres planetarischen Lebens, das in
verschiedenen mineralischen Formen organisiert ist. Diese mineralischen Gebilde
beherbergen ihrerseits jene Lebenselemente, aus denen andere Formen ihre Nahrung
ziehen. Jedes Naturreich hängt nämlich von der Existenz jenes Reiches ab, das ihm
zeitlich im Evolutionszyklus vorausgeht und von dem es seine Lebenskraft holt. Jedes
Naturreich ist ein Kraft- und Lebensborn für das nächstfolgende, das zufolge des
göttlichen Planes in Erscheinung tritt.
Das Pflanzenreich z.B. schöpft seine Lebenskraft aus drei Quellen, der Sonne, dem
Wasser und dem Erdboden. Von den beiden letzten Quellen ist es der mineralische
Gehalt, der für den Aufbau und Wuchs der Pflanzen von wesentlicher Bedeutung ist. Die
wahre Struktur aller Pflanzenformen wird aus Mineralprodukten gebildet. Diese wird
Schritt für Schritt nach dem ätherischen Modell ausgebaut, wobei der ätherische
Lebenswille, Drang oder Impuls die endgültige Form bildet. Es ist die magnetische Kraft
des ätherischen Körpers, welche die Minerale, die für das Formskelett benötigt werden,
zu sich heranzieht.
Dann folgt das Tierreich, das seine Nahrung in der Hauptsache der Sonne, dem Wasser
und dem Pflanzenreich entnimmt. Der für die Knochenbildung benötigte Mineralgehalt
steht hier bereits in einer verfeinerten und höher entwickelten Form zur Verfügung, da
die Mineralien auf dem Umwege über die Pflanzen absorbiert werden. Jedes Naturreich
bringt dem in der Stufenfolge der Entwicklung nächstfolgenden Reich Opfer dar. Das
Gesetz des Opferns bestimmt die Eigenart eines jeden Naturreiches. Daher kann man
[220] jedes Reich als eine Art Laboratorium ansehen, in dem jene Nahrungsstoffe
bereitet werden, die für den Aufbau von ständig verfeinerten Strukturen benötigt
werden. Die Menschenwelt folgt demselben Verfahren und bezieht ihre Lebensnahrung
(vom rein körperlichen Standpunkt) sowohl aus dem Tierreich als auch von der Sonne,
vom Wasser und von der Pflanzenwelt. Als der Mensch am Anfang seiner Entwicklung
stand, war Fleischnahrung für ihn die richtige Kost, sowohl in karmischer Hinsicht als
auch seinem Wesen entsprechend; und für unentwickelte Menschen und vom Standpunkt
der tierischen Körperform ist diese Nahrungsweise noch immer richtig und angemessen.
Dies wirft die prinzipielle Frage der vegetarischen Ernährung auf; ich werde darüber
das Nötige sagen, wenn wir das vierte Naturreich besprechen. Die Situation ist durchaus
nicht so, wie sie oft aufgefasst und von den Denkern der Jetztzeit dargestellt wird; wenn
der Mensch - in einem gewissen Stadium seiner Entwicklung - Fleisch isst, dann setzt er
sich keinem Verschulden aus.
Das Reich der Seelen schöpft seine Nahrung und Lebenskraft aus dem Dasein der
Menschen, der grossen experimentalen Schule. In der Wechselbeziehung und Verkettung,
welche diese vier göttlichen Organismen miteinander verbindet, lebt und bewegt sich die
Welt der Erscheinungsformen und hat ihr Dasein. Es gibt gewisse Organe im
menschlichen Körper, die zu den einzelnen Naturreichen gewisse Parallelen und
Entsprechungen aufweisen. Da sie unser Interesse beanspruchen, mögen sie in folgender
Gegenüberstellung erwähnt werden:
Das Menschenreich: Gehirn, Sprachorgan, die zwei Kopfzentren.
Das Tierreich: Magen, Leber, das Sonnengeflecht.
Das Pflanzenreich: Herz, Lungen, das Herzzentrum, das Kehlzentrum.
Das Mineralreich: Zeugungsorgane, Das Zentrum am Kreuzbein, das Zentrum am Ende
der Wirbelsäule.
Man ersieht hieraus die Beziehung der sieben Zentren des Menschen zu den vier
Naturreichen; und die Symbolik des menschlichen Körpers tritt hier zu Tage. Die sieben
Reiche haben, wenn [221] man sie als Ganzes nimmt, noch weitere Beziehungen:
1. Mineralreich: Zentrum am Ende der Wirbelsäule, Nebennieren
2. Pflanzenreich: Herzzentrum, Thymusdrüse
3. Tierreich: Sonnengeflecht, Bauchspeicheldrüse
4. Reich der Menschen: Kreuzbeinzentrum, Geschlechtsdrüsen
5. Reich der Seelen: Kehlzentrum, Schilddrüse
6. Reich der Planetenwesen: Ajnazentrum, Hirnanhangsdrüse (Hypophyse)
7. Reich der solaren Wesen: Kopfzentrum, Zirbeldrüse (Epiphyse).
Ein Vertiefen in diese Wechselbeziehungen hat einen besonderen Wert, wenn der Student
hört, dass diese Analogien bei der ersten Einweihung erörtert werden. Wenn in den
folgenden Einweihungen das Bewusstsein sich erweitert hat, bekommen sie eine tiefere
Bedeutung.
Man kann den Einfluss der Organisationskraft des siebten Strahls am besten in den
Urstoffen, den Elementen, sehen, die bewundernswerte geometrische, vollkommene
Strukturen aufweisen, wie sie das Mikroskop und die Atomforschung aufdecken. Da diese
Abhandlung für den Leser ohne akademische Fachausbildung bestimmt ist, so genügt es,
wenn ich hier sage, dass das Mineralreich das Resultat eines «Ritus von Rhythmen» ist,
wie alle Urformen es sind, die Modelle für die Myriaden von Strukturen sind, nach denen
die sichtbare Schöpfung hervorgebracht und aufgebaut wurde. In diesem Reich zeigt sich
der systematische Zellenaufbau in seiner vollen Pracht. Hier gibt es kein Formgebilde
und keine zahlenmässige Beziehung, die in diesem Grundstein aller Naturreiche nicht in
winziger Form mit Hilfe okkulter mikroskopischer Vision entdeckt werden könnte. Zwei
Faktoren bestimmen die Strukturen des Mineralreiches:
1. Der grosse siebente Impuls oder der Wille zum Organisieren.
2. Der Drang nach Schöpfung oder der verursachende Rhythmus, der den solaren Logos
dazu brachte, eine Form anzunehmen.
Das Werk des siebten und ersten Strahlherrn ist im Prinzip das Werk eines Architekten
und Magiers; die Welt der Mineralien zeigt ihre Leistungen auf der Höhe der Vollendung.
Dies wird man jedoch in voller Deutlichkeit und magischer Schau erst dann bestätigen
können, wenn das innere Auge visionären Erfassens entwickelt ist und wenn dann die
Formgeheimnisse, die dem Schöpfungswerk der anderen Naturreiche zugrunde liegen,
wirklich [222] bewertet werden können. Die Geheimnisse der Formverwandlung sind die
wirklichen Geheimnisse dieses besonderen Naturreiches und die beiden Worte, die den
Werdegang und das Geheimnis ausdrücken, heissen Verdichtung und Umwandlung.
Jedes Reich hat seine eigenen Kennworte, die in folgende, wenn auch sehr unzulängliche
Bedeutungen übertragen werden können:
Naturreich, Prozess, Geheimnis, Endziel
1. Mineral: Verdichtung, Umwandlung, Strahlung.
2. Pflanze: Formenbildung, Umformung, Magnetisierung.
3. Tier: Bildung einer soliden Form, Überleitung zu Basis für höherer Daseinsform,
Experimente.
4. Mensch: Anpassung, Vorrücken, (Übergang), Verklärung.
5. Seelen: Projektion in die Aussenwelt, Manifestierung, Verwirklichung.
Ein ganz allgemeines Bild der Absicht des Schöpfers tut sich vor uns auf, wenn man diese
summarischen Worte überdenkt. Die Ziele und Entwicklungswege der beiden obersten
Reiche sind so hoch, dass ein Durchschnittsstudent sie nicht zu fassen vermag; sie bilden
gleichfalls zwei Geheimnisse bei den höheren Einweihungen.
Da diese Abhandlung ein praktischer Versuch zur Erläuterung der neuen Psychologie
sein soll, mit dem Ziel, dem Menschen sein Wesen besser verständlich zu machen, so
möchte ich lediglich einige Ideen und Gedanken über die Strahlen in ihren Beziehungen
zu den drei Naturreichen unterhalb des Menschen geben. Es ist jedoch in allen
esoterischen Schriften notwendig, das ganze Bild aufzurollen und die ununterbrochene
Fortdauer des ganzen Evolutionsprozesses aufzuzeigen. Nur wenn der Mensch seine
Position mitten zwischen den drei höheren und den drei unteren Reichen richtig
einschätzt, wird die Rolle ersichtlich, die dem vierten Naturreich in dem ganzen
Schöpfungsplan zugeteilt ist. Ich gab verschiedene Übersichten über Entsprechungen und
Strahleinflüsse, die ein sorgfältiges Studium verdienen. Ich sage dies deshalb, weil der
Mensch sich auf die unvermeidlichen Änderungen einstellen muss, die z.B. durch das
Hereinkommen des siebten Strahls und dessen Einwirkung auf die unteren Naturreiche
eintreten werden.
[223] Wenn dem Menschen keine Aufklärung und Hilfe gegeben wird, so würde er
vielleicht aus sich selbst die erwähnten Ereignisse ermitteln; es würde jedoch zeitraubend
sein und man würde nur in der Rückschau die grossen und allgemeinen Umrisse des
Evolutionsprozesses aus der Masse der verwirrenden Einzelheiten, in der sie sich
verlieren, herausfinden, um sie für die unmittelbare Gegenwart verwerten zu können.
Wenn eine Bereitschaft vorhanden ist, den Wahrheitsberichten, die von Zeit zu Zeit von
den okkulten Zentren der Welt ausgegeben werden, Beachtung zu schenken und gemäss
den vorgeschlagenen Hypothesen zu handeln, dann wird der Mensch seine Fähigkeit, das
Leben als Ganzes zu sehen, steigern und somit imstande sein (kraftvoll und intelligent)
an der Ausarbeitung des Planes mitzuwirken. Ich habe oben vom Entwicklungsprozess,
vom Geheimnis, das diesem Vorgang zu Grunde liegt und vom Endziel gesprochen. Zum
besseren Verständnis will ich nun einen Überblick über jedes einzelne Naturreich geben.
1. Mineralreich.
Einfluss: Der siebte Strahl der Organisation und der erste Strahl der Macht sind hier die
massgeblichen Faktoren.
Resultate: Die Endergebnisse des evolutionären Geschehens sind Strahlung und
Kraftansammlung, letztere von ruhender Art, die allen Gebilden zu Grunde liegt.
Vorgang: Verdichtung.
Geheimnis: Umwandlung. In der Abhandlung über «Kosmisches Feuer» steht die
Definition: «Umwandlung ist der Übergang von einem Seinszustand in einen anderen,
bewirkt durch die Kraft des Feuers.»
Zweck: Die Radioaktivität des Lebens augenfällig darzutun.
Abteilungen: Leicht- und Schwermetalle, Edelmetalle und Edelsteine.
Wirkungsmedium: Feuer. Es ist der Faktor, der für dieses Naturreich den Anstoss zu
einer neuen Stufe gibt.
Innere Wirkkraft: Ton (Schall).
Eigenschaft: Dichtigkeit äussersten Grades, Untätigkeit. Prächtiger Glanz.
Der Leser [224] dieses Buches möge berücksichtigen, dass wir uns beim Studium des
Mineralreiches nicht mit den einzelnen Elementen und Atomen befassen. Sie sind die
Kernsubstanzen, aus denen alle Formen dieses Reiches gebildet sind. Wir beschäftigen
uns vielmehr mit den Mineralien, wie sie in der sichtbaren Welt zutage treten. Wir
betrachten hier die mineralischen Gebilde, die man berühren und sehen kann. Die innere
Konstruktion und die geometrischen Formationen der Minerale sind nicht Gegenstand
unseres Themas. Dieses Buch soll keine wissenschaftliche Abhandlung im üblichen Sinne
sein, sondern eine Studie darüber, wie Qualität und Bewusstsein auf die Ausdrucksform
einwirken. Vieles, ja fast alles, was die Chemie und Mineralogie über dieses Naturreich
festgestellt hat, kann für den alltäglichen Gebrauch als relative Tatsache akzeptiert
werden. Doch zwei Punkte müssen besonders betrachtet werden und diese betreffen:
1. Den Bewusstseinsaspekt des Mineralreiches.
2. Die Umwandlung der Formen, die in diesem Reich durch Feuer bewirkt wird und
schliesslich Strahlung hervorruft.
Die bekannteste Wirkung mineralischer Initiation durch Feuer ist die durch Allotropie
[*N2] hervorgerufene fundamentale Veränderung und Umformung von Kohle in einen
vollkommenen Diamanten. Ein weiteres Beispiel für eine höhere Wertstufe ist die
Strahlung, das Aussenden von Strahlen, wie z.B. beim Radium.
Man muss bedenken, dass während des evolutionären Prozesses das Mineralreich durch
drei Stadien geht, die (so wenig sie anscheinend vom Standpunkt moderner Wissenschaft
aus gesehen zueinander in Beziehung stehen) doch ein inhärenter und wesentlicher Teil
eines ungeheuren inneren Prozesses sind. Diese Stadien des Mineralreiches entsprechen
den Stadien in den anderen Reichen und zwar dem Bewusstsein des Tieres, dem
Eigenbewusstsein des Menschen und dem leuchtenden Gruppenbewusstsein der Seele. Es
gibt noch eine vierte Stufe des Wirkungsvermögens (oder systematischer
Ausdruckskraft) im Mineralreich, aber diese gehört der Zukunft an und entspricht dem
Leben der Monade, wie es im solaren Bewusstsein hoher Eingeweihter zum Ausdruck
kommt.
Die Wissenschaft [225] hat die 98 Elemente entdeckt, und die Liste möglicher Elemente
ist relativ vollständig. Genau so wird die Forschung einmal Tabellen ausarbeiten, die in
progressiver Reihenfolge die drei Stadien im Lebenszyklus jedes Minerals aufzeigen, von
dem statischen Stadium des Minerals (wie z.B. in der Kohle) zu dem des Kristalls, des
Halb- und Ganzedelsteins bis zur radioaktiven
Substanz. Es ist derzeit dem Forscher noch nicht möglich, diese Entwicklung zu
übersehen und die Beziehungen zu verstehen. Die Zyklen, welche diese Stadien umfassen,
sind so unermesslich gross, die Feuereinwirkung im Lauf dieser kolossal langen Perioden
ist so wechselnd und das Erkennen der Zwischenstadien so schwierig, dass alles, was ich
sagen könnte, nur mit einem belustigten Lächeln aufgenommen und für unglaubwürdig
gehalten werden würde. Doch können zwei fundamentale Tatsachen festgehalten
werden:
1. Dass die vielen mineralischen Substanzen in sieben Hauptgruppen zerfallen, die eine
natürliche Parallele zu den sieben Untergruppen der aktiven Strahlen, denen der
Organisation und Macht, sind.
2. Dass nur in jenen Weltzyklen, in denen der siebte Strahl eine besonders starke
Wirkungskraft besitzt, gewisse unsichtbare Veränderungen in diesen sieben Gruppen
stattfinden. Diese Veränderungen im Lauf der mineralischen Entwicklung entsprechen
den sieben Einweihungen des Menschen.
In solchen Perioden ist die Strahlaktivität verstärkt. In unserer Zeit kann man dies in der
Entdeckung radioaktiver Substanzen bestätigt finden; der wiederkommende siebte
Strahl nimmt jetzt von Jahrzehnt zu Jahrzehnt an Wirkungskraft zu. Eine gewisse
Strahltätigkeit ist in jedem Weltzyklus grundsätzlich vorhanden, doch wenn der siebte
Strahl erneut aktiv wird, steigert sich diese Strahlung erheblich und neue Substanzen
kommen zum Vorschein und zu neuer Tätigkeit. Diese verstärkte Durchstrahlung macht
das [226] gesamte Mineralreich mehr radioaktiv als es zuvor war und diese stärkere
Radioaktivität wird dann mit der Zeit zu einer Grundeigenschaft und bleibt so. Wenn der
siebte Strahl seinen Zyklus beendet, dann befällt dieses Reich eine gewisse Untätigkeit;
die existierende Strahlung wird jedoch nicht unterbrochen. Auf diese Weise nimmt im
Lauf der Zeitrunden die Strahlung der Mineralwelt ständig zu und damit ist
notgedrungen eine entsprechende Rückwirkung auf die drei höheren Reiche verknüpft.
Der heutige Mensch kann sich kaum eine Vorstellung davon machen, welche
Auswirkungen diese Strahlung (wegen des hereinkommenden Strahles) haben wird,
nicht nur auf die umgebende Mineralwelt, sondern auch auf die Pflanzenwelt (die in dem
Mineralreich verwurzelt ist) und in einem geringeren Grad auch auf Mensch und Tier.
Die Kraft der einströmenden kosmischen Strahlen hat die leichter erkennbare
Radioaktivität hervorgerufen, mit der sich jetzt die moderne Forschung befasst. Drei
Jünger des siebten Strahls waren es, welche diese Strahlen den Menschen
«interpretierten». Ich denke hier an Pierre und Marie Curie und Andreas Millikan. Da sie
selbst mit dem siebten Strahl verknüpft waren, besassen sie das notwendige psychische
Rüstzeug und Einfühlungsvermögen, so dass sie imstande waren, auf intuitivem Wege
ihre eigene Strahlvibration in dem Mineralreich wiederzuerkennen.
Der siebte Strahl ist der Strahl des organisierten Rituals; seine Qualität als Formbildner
ist wesensgemäss und notwendig. Die Strukturen des Mineralreiches sind ausgesprochen
geometrisch. Der erste Strahl ist der Strahl des dynamischen Willens oder der Kraft und
wenn - symbolisch ausgedrückt - vollkommene Formen und organisierte Gehäuse und
dynamische Energie sich zusammenfinden und vereinen, dann werden wir, wenn der
Punkt tiefster und dichtester Festigkeit erreicht wurde, die volle Auswirkung göttlicher
Denkkraft in sichtbarer Form sehen können und zwar mit einer ausserordentlich
wirksamen Ausstrahlung.
Wenn ich weiter symbolische Worte benütze (was sonst könnte ich tun, wenn ich auf den
Durchschnittsaspiranten mit seiner unvollkommenen Verstandes- und Gehirnfunktion
Rücksicht nehmen muss?) so möchte ich bemerken, dass das Mineralreich den Höhepunkt
eines einzigartigen Kondensationsprozesses darstellt. Diese Verdichtung kam unter der
Einwirkung des Feuers und dem Druck [227] und Drang der «göttlichen Idee» zustande.
Im esoterischen Sinne finden wir in der Mineralwelt den Gottesplan verborgen in der
Geometrie eines Kristalls, und Gottes strahlende Schönheit in dem Farbenspiel eines
Edelsteins. Was Gott in seinem Plan erschaut hat, finden wir hier auf der untersten Stufe
der Schöpfung in Miniatur wieder, unseren Augen sichtbar. Das Ziel der universalen
Grundidee wird uns erkennbar, wenn der Edelstein in seiner Schönheit erstrahlt und
wenn das Radium seine Strahlung aussendet, aufbauend und zerstörend. Wenn ihr die
Geschichte eines Kristalls wirklich verstehen könntet, so würde euch die Herrlichkeit
Gottes aufgehen. Wenn ihr in das Doppelbewusstsein der Anziehung und Abstossung
eines Stückchen Eisens oder Bleies eindringen könntet, würde sich vor euch das ganze
Evolutionspanorama auftun. Wenn ihr die verborgenen Vorgänge studieren könntet, die
das Feuer ins Werk setzt, würdet ihr das Geheimnis der Einweihung finden. An dem Tag,
an dem der erleuchtete Seher die Geschichte des Mineralreiches verstehen kann, wird er
auch den langen Reiseweg eines Diamanten begreifen. Und - analog dieser Erkenntnis -
wird ihm ebenso der lange Weg klar werden, den alle Gottessöhne zu wandern haben, die
von den gleichen Gesetzen geleitet werden und die das gleiche Bewusstsein zur
Entfaltung bringen.
Der siebte Strahl ist aussergewöhnlich machtvoll, wenn er (wie es jetzt der Fall ist) sich
auf der siebten Ebene betätigt; seine Wirkung auf das Mineralreich ist daher besonders
stark. Wenn es wahr ist, dass es nur eine Substanz und einen Geist gibt, wenn «Materie
Geist auf der untersten Stufe seiner zyklischen Aktivität ist» und Geist Materie auf der
höchsten Stufe, dann ist der Strahl der zeremoniellen Ordnung oder des Rituals nichts
anderes als der Gegenpol des ersten Strahls des Willens oder der Macht. Dieselbe Urkraft
kommt hier unter einem anderen Aspekt zur Wirkung. Das besagt demnach:
1. Die Macht oder der Wille Gottes kommt durch die Tätigkeit des siebten Strahls, mit
seiner Tendenz zu organisieren und in ein System zu bringen, zum Ausdruck. Die
geometrische Fähigkeit des universalen Denkers manifestiert sich durch den siebten
Strahl vollendet auf der physischen oder siebten Ebene, der Ebene grösster stofflicher
Verdichtung. Als Hauptauswirkung dessen erstand das Mineralreich. Es ist der Träger
aller [228] jener Kräfte, Chemikalien und Mineralien, die von den sichtbaren Geschöpfen
in den anderen Reichen benötigt werden.
2. Die Mineralwelt ist daher die konkreteste (oder dichteste) Ausdrucksform der
harmonischen Zusammenarbeit von Kraft und Ordnung. Sie stellt das «Fundament» der
planvollen physikalischen Strukturen oder des Universums unseres Planeten dar.
3. Sowohl die rhythmische und rituelle Anpassungsfähigkeit des siebten Strahles als auch
der dynamische Wille des Machtstrahles, also beide vereint sind nötig, um den Plan in
der Fülle zu verwirklichen, wie er Gott in Seinen Gedanken vorschwebt.
Hier sehen wir den Grund, warum in dieser Übergangsperiode der Herr des siebten
Strahls die Zügel in die Hand nimmt und die geordnete Durchführung des Planes
überwacht, um dem Planeten neue Stabilisierung zu bringen und dem näherkommenden
Einfluss des Wassermannzeitalters ein stabiles und erweitertes Arbeitsfeld vorzubereiten.
Hierüber wollen wir später mehr sagen, wenn wir über die Tierkreiszeichen und deren
Beziehungen zu den Strahlen sprechen werden.
Wir wollen nun kurz die beiden nächsten Punkte streifen, - Verdichtung und ihr
verborgenes Geheimnis, Umwandlung. Vom Standpunkt der Materie aus, wie wir sie um
uns sehen, stellt das Mineralreich den dichtesten Ausdruck von Gottes Leben dar, wie es
sich in Substanzen kundtut; und das wesentlichste, so selten verstandene Merkmal
dessen ist die eingekerkerte Kraft oder die unmanifestierte Macht. Wenn wir es
symbolisch ausdrücken, so ist ein Vulkan, der in Tätigkeit ist, eine schwache
Manifestation dieser Kraft. Von dem Standpunkt esoterischer Substanzen sind die vier
Äthermedien viel dichter und wirklich «substantiell». Die moderne Wissenschaft hat dies
auch erkannt, da sie die Hypothese vom Äther aufgestellt hat. Dieses fünfte Reich (in
okkulter Aufzählung von dem Reich der Seelen abwärts) ist ein Spiegelbild dieser vier
Äther und deren Manifestation in stärkster Verdichtung. So wie sie «das Gerüst» oder
die Basis der manifestierten Welt bilden und daher als «wahre Form» zu betrachten sind,
genau so ist das [229] Mineralreich nach dem Gesetz der Analogie das grundlegende
Reich in den drei Welten. Es ist in einem besonderen Sinn «der Niederschlag ätherischer
Substanz» und eine Verdichtung oder ein Sichtbarwerden ätherischer Ebenen. Dieses
Festwerden oder Erstarren, dessen Resultat die Bildung dichter, solider Materie als
Fundament der objektiven Welt ist, ist das sichtbare Ergebnis des Wechselspieles der
Energien und Qualitäten des ersten und siebten Strahls. Durch ihren vereinten Willen
und geordneten Rhythmus haben sie diesen Erdball samt seiner inneren Schmelzmasse
geschaffen.
In einem Zyklus nach dem anderen - während sich das grosse Rad der Evolution dreht -
kommen diese beiden Strahlen in wirksame Tätigkeit und verschwinden wieder; und in
den Zwischenzeiten kommen wieder andere Strahlen ans Ruder und leisten ihren Beitrag
für das grosse Schöpfungswerk. Das Resultat dieses wechselseitigen metaphysischen
Kraftspiels wird am Ende in einer Verwandlung der Erdsubstanz bestehen, die wieder in
jenen Urzustand aufgelöst werden wird, aus dem sie zur sichtbaren Verdichtung
gekommen war. Wiederum fehlen uns die richtigen Fachausdrücke; sie existieren noch
nicht. Ich erwähne dies, um die Schwierigkeiten unseres Themas anzudeuten. Unfassbare
ätherische Substanzen werden zur dichten sicht- und greifbaren Welt komprimiert. Nach
dem evolutionären Plan muss diese objektive (äussere) Welt wieder in den Urzustand
zurückverwandelt werden und all das, was während der Erfahrungsperiode des
geformten Daseins an Ordnung und Rhythmus, an Tendenzen und Qualitäten ins
Bewusstsein der Atome und Elemente eingepflanzt worden war, muss mitgenommen
werden. Diesen Auflösungsprozess sehen wir als Strahlung und im Wirken radioaktiver
Substanzen. Wir sehen hier den Umwandlungsprozess gegenständlich vor uns. Die
treibenden Kräfte dieser Auflösung sind Feuer, intensive Hitze und Druck. Diese drei
Wirkungskräfte haben bereits erfolgreich drei Stufen im Mineralreich zuwege gebracht:
die sogenannten unedlen Metalle, die Edelmetalle (wie Silber, Gold und Platin) und die
Halbedelsteine und Kristalle. Die kostbaren Edelsteine sind eine Synthese aller drei
Gruppen, eine der fundamentalsten Synthesen im ganzen Evolutionsgeschehen. In
diesem Zusammenhang mögen hier einige [230] Übereinstimmungen zwischen dem
Mineralreich und den Zyklen menschlicher Evolution Platz finden:
1. Die unedlen Metalle: physische Ebene. Dichtes Bewusstsein. Die erste Einweihung.
2. Die Edelmetalle: astrale Ebene. Eigenbewusstsein. Die zweite Einweihung.
3. Die Halbedelsteine: mentale Ebene. Strahlendes Bewusstsein. Die dritte Einweihung.
4. Die kostbaren Edelsteine: egoisches Bewusstsein und Vollendung. Die vierte
Einweihung.
Die ähnliche Bedeutung, die Feuer, Hitze und Druck in der evolutionären Entwicklung
des Menschen innehaben, ist ohne weiteres verständlich; ihr Wirken ist eine Parallele zu
ihrer Aktivität im Mineralreich.
Das Mineralreich steht unter dem astrologischen Einfluss des Stierzeichens; zwischen
dem «Auge» im Kopf des Stieres, dem dritten Auge oder dem Lichtzentrum im Kopf und
dem Diamanten besteht eine symbolische Beziehung. Das Bewusstsein Buddha's ist
«Diamantauge» genannt worden.
Wir haben uns mit technischen Fragen beschäftigt, deren Beantwortung in keiner
Beziehung zu der Seelenentwicklung des Menschen zu stehen scheint. Doch wenn man die
Strahlen und deren Beziehung zum Lebensprozess als Ganzes verstehen will, dann muss
sich der Mensch die Tatsache vor Augen halten, dass er nur ein winziges Stäubchen im
grossen Universum ist. Der Mensch ist in allen drei Naturreichen verwurzelt; alle gaben
ihr Teil zu seiner kosmischen Ausstattung; er selbst ist für den unteren Mikrokosmos ein
Makrokosmos; er ist das Bindeglied, das die drei unteren Reiche mit den drei oberen
verbindet. Folgendes möge man sich tief einprägen: Das Kennzeichen geistiger
Entfaltung eines Menschen besteht in seiner Fähigkeit, dass er in sein Bewusstsein nicht
nur die sogenannten geistigen Werte und die Kraft, auf Seelenkontakt zu reagieren,
sondern auch materielle Werte einbeziehen kann. Der geistige [231] Mensch vermag mit
seiner gottgegebenen Ausrüstung auf jene Wirkkräfte zu reagieren, die, vor ihm
verborgen, in der Obhut anderer Emanationen göttlichen Lebens, in den drei unteren
Naturreichen ruhen.
Bei der Dringlichkeit der gegenwärtigen Weltsituation mag man wohl fragen: Was nützt
uns jetzt das Studium der Strahlen und Naturreiche? Welchen Gewinn hat es, über
Themen zu theoretisieren, deren Wahrheitsgehalt ein Durchschnittsleser z.Zt. nicht
fassen kann? Solche Fragen sind überlegt und wertvoll und verdienen eine klare
Antwort. Ich will sie beantworten, indem ich eine andere Frage stelle: Welche Anzeichen
kann jemand, welcher der Menschheit dienen möchte, aufweisen, die erkennen lassen,
dass seine mentale Ausrüstung schon so gut ist, um in dieser gegenwärtigen Krise etwas
Brauchbares zu leisten?
Eine der Hauptaufgaben, die jeder Menschheitslehrer zu erfüllen hat, besteht darin, die
mentale Ausstattung eines zukünftigen Helfers zu verbessern. Diese Absicht wird oft
durch das devote Anerbieten eines noch völlig gefühlsverhafteten Aspiranten
durchkreuzt. Der volle Erfolg des grossen Planes wird oft durch unzeitgemässe und
unrichtig beurteilte Anstrengungen eines ernsthaften Jüngers des grossen Herrn
verzögert. Noch mehr wird der Erfolg beeinträchtigt durch die Persönlichkeitsreaktionen
jener Menschen, die eine esoterische Gruppe leiten. Alle Persönlichkeitsreaktionen
beruhen in den meisten Fällen auf Gefühlswallungen verschiedener Art. Persönlicher
Ehrgeiz, das (manchmal unbewusste) Verlangen, in einer speziellen Gruppe die höchste
Autorität zu sein, Furcht vor fremden Eindringlingen und esoterischen Definitionen
(obwohl sie dieselbe Wahrheit zum Ausdruck bringen), Eifersucht auf andere
Gruppenführer und die nebelhaften und irreführenden Wahrheitsauslegungen - so
ernstgemeint sie sein mögen -, all das sind höchst unerfreuliche Dinge, welche die gute
Sache der Hierarchie schädigen. Und diese Auswüchse sind allerorts zu finden! Der
emotionale Körper, der jederzeit Wünsche und Gefühle hat, ist die Ursache all dieser
Störungen und der andere Grund ist das übertriebene Anhangen an äusseren Dingen
und Formalitäten. Diese Umstände verdunkeln die klare Sicht, die für eine überlegte und
zielbewusste Mitarbeit so nötig ist. Wenn der Denkapparat und die Aufnahmefähigkeit
für Wahrheit verbessert werden kann, dann mag eine richtige Mitarbeit zustande
kommen und dann können, [232] die vielen Einzelgruppen (welche die grosse Gruppe
bilden) wirklich nützlich werden. Dafür also könnte es sich lohnen, Lehrmaterial zu
unterbreiten, das den Studierenden verhilft, ihren mentalen Körper zu verbessern, neue
Stärkung zu erhalten und sich weiter zu entwickeln. Nur wenige Menschen sind
imstande, aus ihrem eigenen Inneren solche Gedanken und Ideen hervorzubringen, die
ihnen den Weg zum Erfassen der Wahrheit öffnen; daher haben wir, die wir für die
Belehrung der Menschheit verantwortlich sind, notgedrungen dafür zu sorgen, dass
solches Wissen zur Verfügung steht. Und bei diesem unserem Lehrwerk denken wir auch
an die kommende Generation von Fragestellern, und wir wissen nur zu gut, dass die
fortschrittliche Lehre von heute und die neuen Gedanken, welche die Pioniere der
Menschheit beeinflussen, in der nachfolgenden Generation das denkende Publikum
inspirieren und in einer späteren Zeit sich zu einem Bekenntnis verdichten werden.
Glaube und Wissen der Esoteriker von heute (ich meine damit die wahren spirituellen
Esoteriker und nicht die sogenannten esoterischen Gruppen) werden dann zu
Glaubensformeln für ihre Nachfolger und wachsen zu religiösen Bekenntnissen und
Organisationen heran.
Das geistige Erfassen der Lehre über die Strahlen sowie das Studium der Strahlen in
bezug auf die Entwicklung der Natur hat einen mentalen und spirituellen Wert, aber
keine praktische Bedeutung für das alltägliche Leben, es sei denn, dass dadurch ein
Aspirant, der noch in der Gefühlssphäre verankert ist, auf die mentale Ebene gebracht
wird und dadurch seine drei Körper in einen harmonischen und stabilen Zustand bringt.
Wir kommen nun zur Besprechung der Strahlen und deren Einfluss auf die Pflanzenwelt.
Es ist für uns schwer zu begreifen, was Bewusstsein und aktives Geschehen im
Mineralreich bedeuten, da dies unserem eigenen Leben so fern liegt. Es ist für uns
wirklich nicht leicht, mit Hilfe unseres erkennenden Bewusstseins die Tatsache zu
begreifen, dass z.B. unsere Nägel, Zähne und Knochen ein «Bewusstsein» und ein
intelligentes Gewahrsein besitzen, das von gleicher Art ist, wenn auch gradmässig
verschieden, wie das des [233] Auges oder eines sensorischen Nerves. Doch das ist so.
Wenn wir die Lebensformen betrachten, die dem lebendigem Gewebe unseres tierischen
Körpers am nächsten stehen, nimmt unser Verständnis für die Ähnlichkeit und gleiche
Struktur Schritt für Schritt zu. Nur wenn wir aus Analogien Schlüsse ziehen, können wir
esoterische Wahrheiten voll erfassen. Es mag uns gewiss ein Licht aufgehen, wenn wir
uns vorstellen, dass es im Kosmos Lebewesen mit weit höherem Bewusstseinsgrad gibt,
die es genau so schwierig finden würden, ihr Bewusstsein in den animalischen Körper
eines Menschen zu verpflanzen, wie es für uns praktisch unmöglich ist, uns in das
Bewusstsein einer eisernen Pflugschar hineinzudenken.
Wir wollen nun einige Ideen und Informationen, die uns an Hand gegeben sind, in eine
Tabelle bringen.
2. Das Pflanzenreich.
Einfluss: Der zweite Strahl der Liebe-Weisheit entwickelt hier eine ausserordentlich
starke Sensibilität. Der vierte Strahl der Harmonie und Schönheit bringt die Harmonie
zuwege, die in diesem Naturreich auf dem ganzen Planeten zu finden ist. Der sechste
Strahl der Devotion (wie er symbolisch in der «Zeitlosen Weisheit» genannt wird): der
«Drang, das Leben der Sonne, dem Lebensspender, zu weihen» oder auch: der «Drang,
das Auge des Herzens zum Herzen der Sonne hinzuwenden.»
Resultate: Diese dokumentieren sich im zweiten Naturreich als magnetische
Anziehungskraft, Wohlgeruch, Farbe und Wachsen zum Licht hin. Diese Stichworte
werden einem ernsten Studium anempfohlen, denn in diesem Naturreich erkennt man
zum ersten Mal deutlich die Grösse, welche die Menschheit zu erwarten hat:
a. magnetische Ausstrahlung. Die Ziele des Mineral- und Pflanzenreiches vereinen sich.
b. Der Duft der Vollendung.
c. Die Pracht der menschlichen Aura. Der strahlende Kausalkörper.
d. Das geistige Streben nach Vervollkommnung, das am Ende zur Inspiration führt.
Vorgang: Genaue [234] Anpassung oder die Fähigkeit, sich nach dem Modell zu
«richten», das in den Äthersphären festgelegt ist und so «unten» das zu produzieren, was
«oben» vorgefunden wird. Das geschieht in diesem Naturreich mit grösserer
Anpassungsfähigkeit als im Mineralreich, wo der Prozess der Verdichtung sich mehr
blindlings vollzieht.
Geheimnis: Umformung. Jene verborgenen alchimistischen Prozesse, welche die Flora
dieses Reiches instandsetzen, ihren Lebensunterhalt der Sonne und dem Erdboden zu
entnehmen und diese Nahrung in Formen und Farben zu «transformieren».
Zweck: Magnetische Anziehung. Jene innere Schönheitsquelle, Lieblichkeit und
Anziehungskraft, die höhere Lebensformen anlockt und die Tiere dazu bringt, Pflanzen
als Nahrung zu wählen, und die dem Menschen Inspiration, Freude und seelische
Befriedigung geben.
Abteilungen: Bäume und Sträucher. Blühende Pflanzen. Gräser und kleinere grüne
Pflanzen, die nicht unter die beiden obigen Kategorien fallen. Eine Gruppe für sich sind
die Wasserpflanzen.
Äusseres Medium: Wasser.
Inneres Medium: Kontakt.
Qualität: Rajas und Aktivität.
Ich beabsichtige nicht, in dieser Abhandlung botanische Tatsachen zu erwähnen, die der
Leser in den akademischen Lehrbüchern unserer Hochschulen finden kann. Es gehört
nicht zu meinen Obliegenheiten, für die Lehren und Feststellungen unserer modernen
Wissenschaft Parallelen heranzuziehen. Ich suche vielmehr die Synthese deutlich zu
machen, die dem Gesamtbild zu Grunde liegt und die ununterbrochene Bewusstseinskette
aufzuzeigen, wie sie der Esoteriker sieht. Wenn man so verfährt, zeigt sich ein Einzelfall
in einer [235] ganz anderen Weise in dem grossen Ganzen verwoben, als wenn man nur
die äussere Form allein studiert. Wir sind in erster Linie an der Welt der Ursachen
interessiert und selbst wenn wir nur das gelten lassen und ins Auge fassen, was wir unter
«Resultate» einordnen, so werden wir deren Bedeutung am ehesten verstehen, wenn wir
sie als Ursachen ansehen, die einen Anstoss gegeben haben. Wenn wir z.B. die Strahlkraft
des Mineralreiches erfasst haben, dann können wir anfangen, die Grundlage der
evolutionären Stufenleiter zu untersuchen und die ersten Schritte zu begreifen, die das
göttliche Leben mittels manifestierter Formen unternommen hat. Wenn ein Student
dieses Buch zu Ende gelesen und die Bedeutung solch' symbolischer Worte wie -
Strahlung, Magnetismus, Experiment, Umwandlung und Verwirklichung -
einigermassen verstanden hat und weiss, dass sie einen Zweck und ein Ziel im Rahmen
eines jeden der fünf Reiche haben, mit denen allein wir uns hier befassen, dann wird die
Tatsache des Bewusstseins erkannt und die Synthese verstanden werden, die sich durch
alles Geschehen hindurchzieht.
a. Leben - Strahlung - Magnetismus.
Wir lernten in der Yoga Sutra von Patanjali: «Durch Meisterung des
zusammenschnürenden Lebens entsteht Strahlung». In diesen Worten finden wir einen
Schlüssel zum Verständnis der Beziehung, die zwischen der Mineralwelt und dem Reich
der Menschen besteht. Mit anderen Worten: wenn der Mensch seine statische
mineralische Natur, die in ihm lebt, bewusst beherrschen lernt, wird er schliesslich
einmal radioaktiv. Dann wird «der Funke zur Flamme». (Patanjali III, 40. «Das Licht
der Seele»). Man kann aus den Sutras viele zutreffende Parallelen entnehmen, besonders
wenn man eine der verschiedenen Fünfergruppen betrachtet, die so häufig
gegenübergestellt werden. Dieses Buch stellt eine Grundlage für Anfangstraining dar. Als
Illustration des Gesagten lese man die Worte im Buch III, 44 nach, und man wird
merken, welches Licht sie auf den evolutionären Zyklus und die symbolische Entwicklung
der fünf Naturreiche werfen:
«Konzentrierte Meditation [236] über die fünf Formen, die jedes Element annimmt,
bringt Meisterschaft über jedes Element. Diese fünf Aspekte sind die grobe Natur, die
elementare Form, die Qualität, die Durchdringungskraft und der fundamentale Zweck.»
Hier finden wir demnach eine Analogie, die der Beachtung wert ist:
1. Die grobe Natur: das Mineralreich.
2. Die elementare Natur: das Pflanzenreich.
3. Die Qualität: das Tierreich.
4. Die Durchdringungskraft: das Menschenreich.
5. Der fundamentale Zweck: das Reich der Seelen.
Man beachte auch die Wechselbeziehung der Ideen, die in den folgenden Worten liegt:
«Durch konzentrierte Meditation über die Beziehungen, die zwischen dem Körper und
der Akasha (der Matrix des Universums) bestehen, wird Aufsteigen aus der Materie der
drei Welten und die Kraft erlangt, im Raum zu wandeln». Der Yogapfad 306.
Hier zeigt sich, wie wertvoll die Lehre dieser Sutra ist, wenn man den
Bewusstseinsaspekt vor Augen hat und sieht, wie die Beziehungen klar werden, die in
einer umfangreicheren Skala als der nur menschlichen bestehen:
1. Der Körper: Mineralreich, das dichte Gefängnis für das innere Leben.
2. Die Akasha: Pflanzenreich Lebensbewusstsein im Prana-Fluidum
3. Das Emporsteigen aus der Materie: Tierreich, das evolutionäre Ziel der Beziehung
zwischen Körper und Akasha.
4. Das Vermögen, im Menschenreich Räume zu wandeln: Das Ziel menschlichen
Bewusstseins durch Erkennen der drei obigen Bewusstseinsarten.
Es sind die [237] inneren Beziehungen und die inneren Strahleinflüsse, welche die
gewünschten äusseren Resultate zeitigen, mit denen ich mich in dieser Abhandlung
beschäftige. Ich versuche das Ziel des sich entwickelnden Bewusstseins klar zu machen.
Die Wissenschaft kann mit Klugheit und Einsicht die Entwicklung der äusseren Formen
verfolgen und behandeln. Ich bin bemüht, eine Grundlage für die kommende
Wissenschaft zu schaffen, deren experimenteller Anfang unsere moderne Psychologie ist;
diese neue Wissenschaft wird sich mit der Entwicklung des Bewusstseins genau so leicht
beschäftigen, wie sich die heutige Wissenschaft mit äusseren Lebensformen befasst. Erst
wenn diese neuere Wissenschaft bis zu der Höhe entwickelt sein wird, auf der sich die
heutige Wissenschaft befindet, wird es möglich sein, die Entwicklung von Leben
vermittels des Bewusstseinszustandes in der Erscheinungsform zu betrachten. Ich habe
hier einen grundlegenden und zusammenfassenden Aufschluss gegeben, den man
überdenken möge. Diejenigen meiner Leser, deren Bewusstsein im Begriff ist, sich aus
dem menschlichen in den egoischen Bezirk zu erweitern, werden meine Gedankengänge
ohne Schwierigkeit verstehen.
Hier mag eine treffende Frage gestellt werden: Welche Umstände bestimmen den Strahl,
der ein einzelnes Reich oder alle Naturreiche beherrschen oder massgeblich beeinflussen
soll? Man muss bedenken, dass jedes Naturreich - als Einheit gesehen - ein Lebewesen ist,
das (von der Formseite aus gesehen) aus der Summe aller Gebilde besteht, die den
Manifestationskörper dieses Reiches ausmachen. Im Grunde genommen ist diese
Anballung selbstveranlasster Einflüsse oder magnetischer Strahlung eines einzelnen
Naturreiches nur ein Ausdruck der charakteristischen Qualität oder Qualitäten dieses
Wesens, - die Aura der Persönlichkeit dieses Lebewesens. Zwei Strahlen beherrschen
jedes Naturreich, mit Ausnahme des Pflanzenreiches, dessen Leben und Eigenart von drei
Strahlen bestimmt wird. Es wird vielleicht gut sein, dieses Problem von dem
Gesichtspunkt der Ähnlichkeitsregel aus zu betrachten und sich klar zu machen, dass
jeder Mensch von zwei Strahlen beherrscht und beeinflusst wird, nämlich vom
Persönlichkeitsstrahl und vom egoischen Strahl. Nach der dritten Einweihung sind im
Jünger drei Strahlen wirksam, denn dann beginnt auch der Strahl der Monade sich
bemerkbar zu machen. Eine analoge Situation finden wir in allen Naturreichen wieder.
Zwei Strahlen sind immer vorhanden, [238] nur das Pflanzenreich steht unter dem
Einfluss von drei Strahlen, da dieses Reich (in seiner eigenen Weise) weiter entwickelt ist
als irgend ein anderes. Als monadischen Strahl im Leben dieses Reiches könnte man die
Wirkungskraft dieses Naturreiches ansehen. Diese ganze Frage darf man nicht vom
menschlichen Bewusstsein aus betrachten und man soll nicht etwa glauben, dass die
evolutionäre und Bewusstseinsentwicklung der Menschheit für die Evolution des
Pflanzenreiches bedeutsam ist. Dieses Reich hat ein ganz anderes Ziel als das grosse
Lebewesen, das im vierten Naturreich verkörpert ist. Nichtsdestoweniger lässt sich aus
drei Haupteinflüssen dreier Logoi, - drei grossen Atemzügen oder drei Strahlvibrationen
- die Lebensqualität und äussere Erscheinung der Pflanzenwelt erklären. Dieses Thema
ist zu verwickelt, um wirklich verstanden zu werden. Daher wird der Leser gut tun,
meine Behauptungen mit Vorbehalt einfach zu akzeptieren und sich vor Augen zu halten,
dass, wenn er einmal ein Mitglied der grossen Schar der Wissenden sein wird, all das,
was ihm heute unverständlich ist, nicht mehr so aussergewöhnlich oder seltsam
erscheinen wird, wenn es im Weltgeschehen seinen richtigen Platz einnimmt.
b. Die fünf Geheimnisse der Naturreiche.
Jedes Naturreich birgt in sich ein Geheimnis. Diese Geheimnisse betreffen die Beziehung
der menschlichen Evolution zu der Gesamtevolution und werden dem Kandidaten
gelegentlich der fünf Einweihungen kundgetan. Diesen Geheimnissen habe ich die
folgenden fünf Bezeichnungen gegeben, womit ich versuche, den alten Namen oder das
Emblem in symbolischer Verkleidung zu interpretieren.
1. Das Mineralreich: Das Geheimnis des Lichtglanzes.
2. Das Pflanzenreich: Das Geheimnis des heiligen Duftes.
3. Das Tierreich: Das Geheimnis der aufspürenden Witterung.
4. Das Menschenreich: Das Geheimnis des Doppelpfades oder des Doppelatems.
5. Das Reich der [239] Seelen: Das Geheimnis der goldenen Lichtrose.
Die Symbole, hinter denen sich diese fünf Geheimnisse verbergen und die dem
Verständnis des Einzuweihenden also übermittelt werden, sind diese:
1. Das Geheimnis des Mineralreiches: Ein blau-weisser Diamant.
2. Das Geheimnis des Pflanzenreiches: Ein Würfel aus Sandelholz im Herzen der
Lotosblume.
3. Das Geheimnis des Tierreiches: Ein Büschel Zypressenzweige ausgebreitet über eine
Graburne.
4. Das Geheimnis des Menschenreiches: Eine geflochtene goldene Schnur mit sieben
Knoten drin.
5. Das Geheimnis des Seelenreiches: Eine geschlossene Lotosknospe mit sieben blauen
Strahlen.
Sei es nun, wie es sei, gewisse Einflüsse der sieben Logoi sind zurzeit in den fünf Reichen
vorherrschend; in vier Fällen sind zwei Strahlen am Werk, im Pflanzenreich drei. Man
darf nicht vergessen, dass diese Strahlen zueinander in Beziehung stehen. Jedes
Naturreich kommt in der grossen wechselseitigen Durchdringung von planetarischen
und solaren Kräften unter den Einfluss eines jeden Strahles, doch sind gewisse Strahlen
ständig vorherrschend, andere dagegen dominieren nur in zyklischer Folge. Die Strahlen
bestimmen die Qualität der Gebilde und Geschöpfe, die ins Dasein kommen sowie deren
zukünftige äussere Erscheinung.
Wenn wir wieder zu den drei Abteilungen des Pflanzenreiches zurückkehren, so mag
weiter gesagt werden:
Strahl VI #bestimmt den Typus, die Familie, die äussere Form, die Lebenskraft, die
Grösse und Art der Bäume unseres Planeten.
Strahl II #ist der wohltätige Einfluss, der in den Getreidearten und Blumen seinen
Ausdruck findet.
Strahl IV #ist die Qualität des Lebensodems, die sich durch jene Gräser und kleinere
Gewächse kundtut, die den «grünen Teppich bilden, auf dem die Engel tanzen».
Ein wichtiges symbolisches Geschehen vollzog sich am Ausgang [240] des
Fischezeitalters, der Einflussperiode des sechsten Strahls. Dies war die weltweite
Verwüstung der Wälder. Überall auf Erden wurden sie den Zwecken des Menschen
geopfert. Auf diese Weise wurden jene pflanzlichen Lebensformen, die für eine höhere
Stufe reif waren, dem Einfluss des Feuers ausgesetzt. Das hauptsächliche
Entwicklungsmedium für dieses Naturreich war bisher Wasser und diese neue
Entwicklung, dieses Zusammenbringen von Wasser und Feuer in diesem Naturreich war
die subjektive Tatsache dafür, dass das Zeitalter des Dampfes anbrach. Die gewaltigen
Waldbrände, die in verschiedenen Regionen der Welt ein solch drohendes Ausmass
angenommen haben, stehen gleichfalls in Beziehung zu dieser «Einweihung durch
Feuer», neu für ein Naturreich, das bisher in seinem Wachstum vom Element des
Wassers gesteuert und gelenkt worden war.
In ähnlicher Weise leitete das Hereinkommen des siebten Strahls ein kolossales Ereignis
im Mineralreich ein. Darauf habe ich in 'Eine Abhandlung über kosmisches Feuer
hingewiesen. Durch die Einwirkung von Schall und Feuer hat auch das Mineralreich eine
Einweihung erlebt; in dem grossen Weltkrieg ging das Mineralreich und die grosse
Wesenheit, die in diesem Reich verkörpert ist, in den Stahlfabriken und anderen
Schmelzwerken, in denen Metalle zu Gebrauchsgegenständen für den Menschen
verarbeitet werden, durch eine grössere Einweihung hindurch.
Dies wurde durch den Persönlichkeitsstrahl der Wesenheit ermöglicht, die sich durch
dieses Naturreich manifestiert, indem sie sich der Feuerweihe hingab. Das ist natürlich
eine symbolische Sprache, - die einzige Möglichkeit, dass irgendein Aspekt dieser
planetarischen Wahrheit vom Menschen erfasst werden kann. Es ist eine interessante,
wenn auch unbedeutende Tatsache, dass bei allen Einweihungen der Naturreiche der
planetarische Logos eines besonderen Strahls als Initiator funktioniert. Dieser Strahl
ändert sich mit wechselnden Zyklen. Bei den grösseren Einweihungen der Jetztzeit, die
z.B. die heutige Menschheit betreffen, amtiert nicht nur der erste Initiator, Christus, nicht
nur der [241] Alte der Tage (die Verkörperung unseres planetarischen Logos) entweder
persönlich oder hinter der Szene, sondern hinter diesen beiden Grossen steht nun der
Herr des fünften Strahls des Wissens und Verstehens.
Ein Punkt, der von Interesse ist, mag hier erwähnt werden. Es ist eine esoterische
Tatsache, dass das Pflanzenreich der Umformer des vitalen Pranafluidums ist und dieses
den anderen Lebensformen auf unserem Planeten übermittelt. Das ist die göttliche und
einzigartige Funktion dieses Reiches. Dieses Pranafluidum, im Zustand des astralen
Lichts, reflektiert die göttliche Akasha. Die zweite Ebene spiegelt sich daher in der
astralen Ebene wieder. Wer die Akasha-Chronik lesen möchte oder darauf ausgeht, auf
der Astralebene ungestraft zu wirken und dort die Spiegelbilder von Ereignissen in dem
astralen Licht so zu studieren, wie sie sich wirklich ereignet haben, muss notgedrungen -
und es gibt da keine Ausnahme - strikter Vegetarier sein. Es ist die alte Lehre aus
Atlantis, auf welcher der Vegetarier fusst und die der Grund ist, dass er auf vegetarischer
Kost besteht; die alte Kunde gibt den Rückhalt und bestätigt die Wahrheit, die dahinter
steht. Es ist der Missachtung dieses weisen Rates zuzuschreiben, dass heutzutage die
astralen und Akasha-Annalen von vielen Hellsehern unrichtig ausgelegt werden; hieraus
ist das undisziplinierte und inkorrekte Lesen der Chronik vergangener Lebenszeiten zu
erklären. Nur wer 10 Jahre strikter Vegetarier war, kann an den «Aspekt der
Aufzeichnungen des astralen Lichts», wie man es nennen könnte, herangehen. Wenn
diese Seher neben einem geläuterten astralen und physischen Körper noch das Licht des
Verstehens und die Erleuchtung konzentrierten Denkens ihr eigen nennen (was sehr
selten der Fall ist), dann werden ihre Auslegungen astraler Phänomene korrekt und
zutreffend sein. Das Band, das sie mit dem Pflanzenreich verbindet, ist dann ein sehr
enges und unlösbares, und diese Bindung oder das Bindeglied wird sie durch das Tor zu
der Szenerie hinführen, die sie zu erforschen suchen. Doch solange nicht das Ziel
vegetarischer Diät mit diesem Dienst verknüpft ist, werden die Argumente für eine solche
Diätform meist nichtig und ohne wirkliche Bedeutung bleiben. Was ein Mensch isst oder
womit er sich kleidet, sieht sich vom Standpunkt ewiger Wahrheiten ganz anders an, als
von dem einseitigen Standpunkt eines Fanatikers. Ich will es nochmals wiederholen, dass
dieses ganze Problem, das Leben (des Pflanzen- oder [242] Tierreiches) für die
Ernährung zu nehmen, weit grösser ist, als wir ahnen und wir sollten diese Frage (nicht
nur im Grad, sondern im Prinzip) von einem anderen Blickpunkt aus ansehen, als wir es
gewohnt sind, wenn wir an die Vernichtung eines menschlichen Lebens denken. Im
Menschen treffen sich die drei Aspekte der Göttlichkeit und niemand sollte in das
Schicksal eines Gottessohnes eingreifen. Wenn es sich um die Naturreiche unterhalb des
Menschen handelt, in denen sich nur zwei Aspekte der Gottheit auswirken, so kann
unsere Stellungnahme eine andere sein; und die sichtbar werdende Wahrheit
unterscheidet sich von der, die kleine Geister glauben.
Die drei Strahlen, die gemeinsam das Pflanzenreich beeinflussen, sind auch drei Strahlen
mit geraden Zahlen zwei, vier, sechs; ihr Einfluss hat in diesem Reich eine vierfache
Vollendung bewirkt, die keine Parallele in einem anderen Naturreich hat. Diesen
Strahlen ist die Auswirkung zuzuschreiben, die man aus folgender Analyse ersehen kann:
Strahl II #Das Resultat dieses Strahleinflusses, der in zyklischer Folge durch dieses Reich
flutet, bestand in dem Hervorbringen der magnetischen Anziehungskraft, welche diesem
Reich eigen ist.
Strahl IV #Dieser Strahl des Kampfes und Konfliktes zielt darauf ab, zwischen Form und
Leben eine Harmonie zu schaffen. Er brachte die Einheitlichkeit und die Harmonie der
Farben in der Natur zuwege. Bei den Worten «Farben im Reich der Natur» denken wir
automatisch an die Pflanzenwelt und ihre vollendete Harmonie.
Strahl VI #Wachsen ins Licht ist die Wirkung dieses Strahls. Hinzu kommt die Tendenz
der Höherentwicklung, die allen Lebensformen eigen ist. Dieser Strahl brachte die
ruhenden Samen, die in dem Mutterboden der Erdkruste eingebettet sind, an die
Oberfläche. Er stellt die Energie dar die nach aussen drängt.
Die vereinte Wirkung dieser drei Strahlen brachte als viertes Ergebnis den Duft der
Blumen hervor, der bei den höheren Arten des Pflanzenreiches zutage tritt. Diese Gerüche
können sowohl Tod als Stärkung bringen, sie können sowohl entzücken als abstossen.
Dieser Duft [243] hat eine magnetische Anziehung und ist ein Teil des würzigen Aromas,
das diesem Naturreich eigen ist und das in der Aura des Planeten wahrgenommen
werden kann, obwohl er als ein Ganzes von der Menschheit nicht verspürt wird. Man
isoliert Duftstoffe. Ein Eingeweihter erkennt jedoch den Geruch eines ganzen
Naturreiches und dies ist für ihn eine wohlbekannte Tatsache.
Für Studierende dürfte es interessant sein, ähnliche Analogien in anderen Naturreichen
aufzuspüren. Doch muss man daran denken, dass das Pflanzenreich den anderen
Reichen esoterisch voraus ist, da drei Strahlen an seiner Vollendung arbeiten. Es mag
nicht unerwähnt bleiben, dass später einmal auch jedes der drei anderen Naturreiche
von drei Strahlen beeinflusst werden wird.
Während der nächsten Unterrasse wird der zweite Strahl beginnen, im Mineralreich
wirksam zu werden.
In der nächsten Wurzelrasse wird der fünfte Strahl beginnen, seine Energie in das
Tierreich einströmen zu lassen, und er wird ganz allmählich die instinktive Denkfähigkeit
der Tiere so weit stimulieren, bis diese die Vibration des Strahls des Intellekts und
Wissens verspüren. Das wird eine systematische Höherentwicklung des tierischen
Gehirns zur Folge haben und wird die Kraft des Sonnengeflechts in das Kopfzentrum
verlegen; die Folge davon wird eine Verschiebung der Polarisation im Bauplan eines
Tieres sein und das wird eine verstärkte Gehirntätigkeit bedeuten.
Am Ende dieser Zeitrunde wird der monadische Strahl der fortgeschrittenen Menschen
so mächtig sein, dass ein deutliches Einströmen des ersten Strahls zu verspüren sein
wird, wodurch der Wille des einzelnen Menschen stärker werden wird. In der
sukzessiven Entwicklung des Willensaspektes im Menschen haben wir die folgenden
Stadien, die psychologisch bedeutsam sind:
1. Instinkt.
2. Gefühlsbetontes sehnendes Verlangen.
3. Intellekt.
4. Gedankliche Konzentration auf ein einziges Ziel.
5. Absicht (Zielsetzung) des Egos.
6. Spiritueller Wille.
7. Göttliche Zielstrebigkeit.
Diese Stadien sind in uns allen latent vorhanden und stehen zu den sieben Prinzipien in
Beziehung, die des Menschen Aufstieg [244] regulieren. Sie werden in einer
fortgeschrittenen Menschheit als «Aspekt der Psyche» erscheinen und sich daher in den
späteren Stadien der Entwicklung des Menschen als psychologische Phänomene äussern.
Diese Stadien sollten die Forscher und Erzieher mehr interessieren und man sollte
danach trachten, sie im Kind und bei Erwachsenen zu entwickeln. Sie stellen heute
markante Entwicklungsstufen aller Jünger und Eingeweihten dar und zeigen den Platz
auf dem Pfad an, an dem der einzelne steht. Daher sind sie von so grosser praktischer
Bedeutung.
Für das Seelenreich wird der vierte Strahl während der nächsten zwei Runden sein Werk
vollenden, doch liegt diese Zeit in so ferner Zukunft, dass wir uns hier damit nicht zu
befassen brauchen.
Was die Funktion des zweiten Strahls der Liebe-Weisheit im Hinblick auf das
Pflanzenreich angeht, so stellt sie - symbolisch gedacht - eine Vollendung dar, die zu den
wesentlichen Errungenschaften dieses Strahls zählt. Wo man hinsieht, gewahrt man
grösste Anziehungskraft im Sinne von Schönheit, Farbe und Form, von Verbreitung und
Wohlgeruch. Hätte der Mensch nur die Augen, um die Wirklichkeit visionär zu
erschauen, dann würde er die Synthese des Lebens in all ihrer Schönheit erfassen
können. Doch da der letzte der fünf Sinne, der Geruchssinn (der als letzter im Menschen
ausgebildet wurde) bis jetzt nur wenig verstanden ist und es noch nicht klar wurde, was
dieser Sinn verbirgt - denn dessen Beziehung zu dem analytischen und diagnostischen
Denkvermögen wird von der Wissenschaft nicht geschätzt -, so bleibt die
«Anziehungskraft» des Pflanzenreiches (im esoterischen Sinne) noch ein unverstandenes
Geheimnis. Diese Anziehungskraft ist das strahlende Gewand des Planeten und wird von
der Sonne geoffenbart; sie ist die erreichte Wesensäusserung des diesem Naturreich
innewohnenden Lebens; sie ist das Ergebnis der Manifestierung von drei tätigen
Aspekten Gottes in diesem «einzigartigen» Sohn der Gottheit, der seine Bestimmung in
der Form und mit Hilfe von Materie erfüllt. Das ganze Problem der magnetischen
Anziehung ist mit dem Problem der Sexualität eng verknüpft. Diejenigen, die erwachte
Vision besitzen, werden neues Licht über Wesen und Funktion der Sexualität bekommen
(die den Wechselbeziehungen von Geschöpfen untereinander und der Bildung neuer
Formen dient), wenn sie - mit okkulter Einstellung - ihr Interesse dem Naturgeschehen
zuwenden, wie die lebentragenden Samen und Keime des Pflanzenreiches sich verbreiten,
welche Bedeutung die wunderbar entwickelten Ameisen und Bienen haben und wie die
ätherischen Bildner, die Elfen [245] und Feen arbeiten, die man später erforschen wird.
Mit diesem Abschnitt einer tieferen esoterischen Wahrheit kann ich mich hier nicht
befassen, da sich hier die Aktivität solarer Wesen unseres Sonnensystems als
Ursachenfaktor verbirgt und darauf können wir nicht eingehen. Es ist nicht möglich,
dieses Thema in einer solchen Weise zu behandeln, dass ein Leser mit
Durchschnittsbildung davon profitieren könnte. Was in dieser Zeit, in der die Welt in Not
ist, nicht unmittelbaren esoterischen Wert hat, muss auf eine spätere Zeit verschoben
werden.
c. Die Planeten und die Reiche.
Im Pflanzenreich herrscht die Venus mit ihrem Einfluss vor, so erstaunlich auch dies
manchen Okkultisten klingen mag. Venus und Jupiter sind die beiden Kraftzentren,
welche diese Formwelt machtvoll beeinflussen.
Es mag interessant sein zu hören, dass alle Planeten eine enge Beziehung zu allen
Naturreichen unterhalten. Doch darf man diese Beziehungen nicht mit den
planetarischen Strahlen verwechseln oder mit der Tatsache, dass einzelne Planeten
«heilige Planeten» sind und andere nicht. Ich gebrauche hier den Ausdruck
«Planeteneinfluss» in demselben Sinne, wie es der Astrologe zu tun gewohnt ist; auch er
hat damit nicht die fundamentalen planetarischen Strahlen im Auge. Die Beziehungen
der Planeten sind in diesem Zyklus folgende:
1. Das Mineralreich: Pluto und Vulkan.
2. Das Pflanzenreich: Venus und Jupiter.
3. Das Tierreich: Mond und Mars.
4. Das Reich der Menschen: Merkur und Saturn.
5. Das Reich der Seelen: Neptun und Uranus.
6. Diese fünf Reiche zusammen die Sonne.
Es sind auch noch andere planetarische Einflüsse wahrzunehmen und gleicherweise
wirken verborgene Kraftströme auf [246] die Lebewesen unseres Planeten ein; doch die
genannten Einflüsse sind die massgebenden, die gemäss dem Plan die gewünschten
Wirkungen in den Naturreichen hervorbringen. Es sind dies zyklische Einflüsse, die in
der jetzigen Zeit dominieren, die sich aber von Zyklus zu Zyklus ändern. Ein Aspirant,
der den Pfad gefunden hat, ist z.B. unter dem starken Einfluss von Merkur und Saturn;
doch wenn er seine Vorbereitungen für die erste Einweihung trifft, so wird er mit Pluto
und Vulkan zu ringen haben; trainiert er sich für die zweite Einweihung, so kommt er
unter den Einfluss von Neptun, wobei Venus und Jupiter um die Vorherrschaft
wetteifern. Die innere Verbindung mit dem Pflanzenreich ist dann stark und daher
nimmt der Jünger häufig «astrale Wohlgerüche» wahr. Bevor die erste Einweihung
stattfindet, muss die statische mineralische Welt in seinem Inneren verschwinden.
Bei der dritten Einweihung kämpfen Mond und Mars um den Aufgangspunkt und hier
liegt des Jüngers Kampffeld. Daher wird der Körper bei der grossen Verklärung
«verklärt», als ein Zeichen sieghaften Triumphes. Bei der vierten Einweihung fungieren
Merkur und Saturn als diejenigen, die einen grossen inneren Wechsel herbeiführen, und
sie bringen den Jünger zu dem Tor, das sich in die Wirklichkeit öffnet. Bei der letzten
Einweihung führt die Aktivität von Uranus und die einströmende Energie von Jupiter zur
letzten Umstellung, deren Folge die endgültige Befreiung ist. Hier sehen wir, wie
umfangreich und kompliziert diese Frage ist.
Ein anderer enormer Einfluss ist im Farbenspiel der Pflanzen zu erkennen, so dass das
Problem der Strahleneinflüsse noch komplizierter wird. Die grüne Grundfarbe zeigt die
Wirkungskraft von Saturn an. Im esoterischen Sinne ist das Pflanzenreich in einem
vorgeschrittenen Stadium eines Jüngers auf dem Pfad und daher sind Saturn und Mars
hier aktiv. Der Einfluss des letztgenannten Planeten tritt bei den Blumen unserer Zeit in
den Farben rot, rosenfarben, gelb und orange in Erscheinung.
Wiederum wird es unsere Leser interessieren, die Beziehungen von Wachstum zum
Idealismus, zur Energie des sechsten Strahls in [247] gedankliche Beziehung zu bringen.
Man kann hieraus entnehmen, welche Rolle der Strahl der Devotion bei dem Drang nach
Entwicklung spielt, nämlich das Hinstreben nach einem idealen Bild, einem göttlichen
Prototyp oder Urbild. Hier wird das Geheimnis dieses Reiches offenbar. Das Geheimnis
verbirgt sich in dem Wort «Umformung», denn der zweite, vierte und sechste Strahl sind
die grossen Umformer. Den Schlüssel zu dem Geheimnis finden wir in den
Assimilationsprozessen und Aufbaukräften, welche die assimilierten Mineralien, die
absorbierte Feuchtigkeit, die Nahrung in der Luft und die Spenden der Insektenwelt in
sichtbare Pflanzenkörper umwandeln, mit den leuchtenden Farben, den magnetischen
Auras und den destillierten Wohlgerüchen dieses Reiches. Die moderne Wissenschaft hat
in dieser Richtung viele Einzelheiten erforscht, doch solange nicht die Tatsache der
Strahleneinflüsse und deren Auswirkungen bekannt und anerkannt ist, wird es dem
Wissenschaftler versagt sein, das wahre Geheimnis der Umformungen zu entdecken, die
an sich bekannt sind.
Wer aufmerksam liest, wird einen Kontaktpunkt oder ein Eingangstor wahrnehmen, das
in den Beziehungen der Strahlen zu den Naturreichen obwaltet: ähnliche Strahlen teilen
ihr Wirkungsfeld mit Reichen, die weit voneinander entfernt sind, und bekommen
dadurch miteinander Kontakt.
Das Menschen- und Pflanzenreich hat z.B. eine gemeinsame Einflusspforte (im
esoterischen Sinne) durch den vierten Strahl, der die Formen in beiden Reichen
beeinflusst. Das Pflanzenreich hat eine Beziehung zum Reich der Seelen durch den
zweiten Strahl. Dieser Strahl beginnt sich nun im Mineralreich bemerkbar zu machen.
Hieraus resultiert das Interesse und die Leichtigkeit, mit welcher der Mensch die
Substanzen und Schätze dieses Reiches sich zu nutze macht, - vielleicht sollte ich sagen,
missbraucht. Es wird nicht lange währen, wie wir sahen, bis der fünfte Strahl sich im
Reich der Tiere fühlbar macht und dann wird eine engere Beziehung zwischen Mensch
und Tier zustande kommen.
Um es nochmals zu sagen: die Strahlen, die in irgend einer Periode [248] in Funktion
sind, schaffen Beziehungen zwischen den verschiedenen Reichen, verstärken das
Kräftespiel untereinander und erhöhen den gegenseitigen Energieaustausch; und damit
bringen sie neue Wirkungen, neue Lebensformen und neue Wunder in den geschaffenen
Welten hervor. Der Mensch neigt zu der Annahme, dass die Strahleneinflüsse, unter
denen er steht (die in seinem Reich vorherrschen) die wichtigsten und stärksten seien.
Doch das ist zurzeit nicht so.
Ein eingehendes Studium und eine massgebliche Analyse der Wirkung und Arbeitsweise
der Strahlen, die mit dem Tierreich in Beziehung stehen, ist nicht möglich. Doch muss
man daran denken, dass die Wurzeln der psychologischen Besonderheiten der Menschen
in dem Tierreich, als einem weiteren Ausdruck Gottes, verborgen liegen. Die Menschheit
ist ein Ausdruck von zwei Seelenaspekten der Tierseele und der göttlichen Seele - und
diese beiden stellen, wenn sie sich im Menschen verbinden und verschmelzen, die
menschliche Seele dar. In dieser Tatsache liegt die Ursache für die besonderen Probleme
der Menschen und eben diese beiden Faktoren verwickeln ihn in den langen Kampf, der
einmal in der Weise ausgehen wird, dass die göttliche Seele befreit wird und zwar durch
die Vergeistigung und Veredlung der Tierseele. In diesen Worten liegt viel Stoff zum
Nachdenken. «Die zwei sollen eins werden.» Dieser Prozess begann im Tierreich und
macht sein «Geheimnis» aus. Daher wird das Wort «Überleitung» in diesem
Zusammenhang gebraucht. «Individuation» - Menschwerdung als Individuum - war das
erste Resultat dieses geheimen Prozesses; dessen letzte Vollendung sind die fünf Stadien
der Einweihungen, die am Ende zur Verklärung und Befreiung führen. Dieser ganze
Entwicklungsprozess stellt eine einzige Enthüllung der Seele Gottes dar, und nur wenn
wir die Menschheit von diesem kosmischen Prozess absondern, finden wir die
Geheimnisse, die Probleme, die Schwierigkeiten und Mysterien unlösbar. Stufe um Stufe
nimmt ein Bewusstsein zu, ein Gewahrsein und eine Empfänglichkeit für Kontakte, die
sich ständig weiter vertiefen und dies betrifft das Bewusstsein von Gott, das
Gewahrwerden des solaren Logos und jene Empfänglichkeit, die ein kosmischer
Gottessohn besitzt.
Die Form, durch die sich das Ewige Leben manifestiert, und der [249] empfindende
Reaktionsapparat, den jenes grosse Bewusstsein benutzt, sind nur von zweitrangiger
Bedeutung, da sie eine Art automatischen Mechanismus darstellen. Es ist aber eben
dieser Mechanismus, mit dem wir uns bisher identifiziert haben; wir haben vollständig
vergessen, dass dieser Mechanismus nur eine Ausdrucksform eines Bewusstseinsaspektes
ist und dass er den jeweiligen Stand der Entwicklung der innewohnenden Wesenheit
anzeigt. Lasst mich wiederholen: Die beiden Faktoren, die bei der Entwicklung der
sichtbaren Formen von grösster Bedeutung sind, sind die Entfaltung des Bewusstseins
und die Manifestierung des Lebens. Wenn man sich darüber klar ist, kann man jedes
kosmische Entwicklungsstadium in einem speziellen Naturreich wiederfinden. Jedes
einzelne Naturreich steigert den Bewusstseinsaspekt zu einer immer höheren
Vollkommenheit und bekundet eine grössere Empfindungs- und Reaktionsfähigkeit auf
äussere und innere Umweltbedingungen als das vorhergehende Naturreich. Jedes Reich
zeigt eine deutlichere Enthüllung der inneren, verborgenen Herrlichkeit. Aber wenn ein
Lebensträger (Mensch, Tier etc.) in einer Form versenkt ist und wenn sich das
Bewusstsein (in Zeit und Raum) mit irgend einer besonderen Form identifiziert, dann ist
es für ihn nicht möglich, seine Göttlichkeit zu erkennen oder diese bewusst zum Ausdruck
zu bringen. Sein Bewusstsein ist nur teilweise entfaltet und umfasst nur eine besondere
Einzelheit, nicht aber das Universale und Gesamte. Je stärker und fester das Bewusstsein
mit dem Formaspekt verhaftet ist, umso stärker ist die untere Stufe der Einheit und
Synthese, aber gleichzeitig ist auch die Dunkelheit grösser und - symbolisch gesprochen -
das Gefängnis fester. So ist das Bewusstsein, wie es in den niedrigeren Naturreichen
unterhalb des Menschen vorherrscht. Je mehr eine Lebenseinheit sich mit «dem einen,
der bewusst ist» identifiziert, umso stärker ist wiederum diese höhere - aber
verschiedenartige - Einheit und Synthese. Von solcher Art ist auch das Bewusstsein der
drei höheren, übermenschlichen Reiche. Die Tragödie des Menschen, sein Problem und
seine Grösse liegt darin, dass er sich mit beiden Aspekten, - sowohl mit der Form als auch
mit dem Leben identifizieren kann; während der Zeit, in der er ein Mitglied der
Menschenfamilie ist, schwankt sein Bewusstsein ständig [250] zwischen diesen
Gegensätzen hin und her. Er kann sich mit den untermenschlichen Formen identifizieren,
was er in den Frühstadien der Entwicklung ständig tut. Er kann aber auch seine
Übereinstimmung mit dem Lebensaspekt erkennen und das geschieht in den Endstadien
der Entfaltung. Doch in den Stadien zwischen diesen beiden Extremen wird er als
Durchschnittsmensch heftig von einer Seite zur anderen geworfen und er selbst ist der
Kampfplatz.
Mit diesem Typus von Bewusstsein, das sich der Gegensatzpaare bewusst ist, hängt das
ganze Problem von Schmerz und Leid zusammen, wie wir es heute verstehen. Das Tier
leidet, aber es fühlt nur körperlichen Schmerz. Wenn der Mensch leidet, so betrifft es
seinen Körper, seine Empfindungen und Gedanken; sein mentales Leiden ist der inneren
Entwicklung von gewissen Merkmalen des niederen Denkvermögens zuzuschreiben - z.B.
Voraussicht und Erwartung, Erinnerung, Phantasie, die Kraft der bildlichen Vorstellung,
Gewissensbisse und der angeborene Drang, nach Göttlichkeit zu streben; all das bringt
ein Gefühl der Vergeblichkeit und des Versagens mit sich. Das Leiden Gottes (worauf die
Schriften in der Welt so oft in geheimnisvoller Weise Bezug nehmen) hat nichts mit
Gefühlswerten zu tun, sondern ist von geistiger und intuitiver Art. Doch auf dieses
unbegreifliche Mysterium brauchen wir nicht näher einzugehen. Die Leiden der
Menschheit sind grösstenteils persönlicher Art; Gottes Leiden sind in erster Linie
unpersönlich und beziehen sich auf seine ganze Welt. Ich habe diese Frage berührt, da ich
ein geschlossenes Bild der fortschreitenden Entfaltung geben wollte, vom ersten Anfang
bis zum Stadium der Empfindungen, von der Empfindung bis zum geistigen Erfassen
und von diesem bis zum «göttlichen Verstehen», wie es in okkulten Worten genannt wird.
Dies sind natürlich Bilder, aber es sind Bilder eines organischen Ganzen. Man bemühe
sich stets im Sinne des grossen Ganzen zu denken und versuche nicht, jede kleine
Einzelheit in dem Gesamtbild unterzubringen; man bedenke dabei, dass das, was ein
Widerspruch zu sein scheint, oft nur ein Bruchteil einer zeitlich bedingten Einzelheit ist,
die der Studierende noch nicht einordnen oder erklären kann.
Das erste schwache Anzeichen von Sorge und Kummer sehen wir im Tierreich auftreten;
die Tiere höherer Gattung und die Haustiere zeigen [251] diese beiden
Erziehungsfaktoren in einer schon deutlicheren Ausbildung. Die Beschäftigung des
Menschen mit den Tieren erbringt ausgezeichnete Resultate, und mit der Zeit wird das
Tor in das Menschenreich wieder geöffnet werden. Ein Teil dieser Beschäftigung hat
bereits die Erwartungen der Grossen Seelen übertroffen und könnte es rechtfertigen,
dass der Plan beschleunigt wird.
Wir wollen nun unsere Gesichtspunkte über dieses Reich und seine Strahlen in eine
ähnliche Tabelle bringen, wie wir es mit den beiden anderen Reichen taten.
3. Das Tierreich
Einflüsse:
Der dritte Strahl der aktiven Intelligenz oder Anpassungsfähigkeit wirkt in diesem
Naturreich sehr stark und wird sich mit der Zeit immer deutlicher bemerkbar machen,
bis er in der Tierwelt jene Reaktion auf das Leben und die Umgebung hervorgebracht
hat, die man am besten als «Zielrichtung der Tierwelt» bezeichnen kann. Wenn dieser
Punkt erreicht ist, kann sich der sechste Strahl der Devotion oder des Idealismus in
seinem zyklischen Erscheinen fühlbar machen und zwar als Drang nach einem Ziel. So
kommt eine Beziehung zum Menschen zustande, wobei letzterer das Werkzeug ist, um
das erwünschte Ziel zu erreichen. Dieses Ziel besteht im Zähmen, Ausbilden und Halten
von Haustieren.
Resultate:
Der dritte Strahl ruft die Entwicklung des Instinkts hervor. Dieser wiederum erschafft
und benützt jenen wunderbaren Reaktionsapparat, den wir Nervensystem, Gehirn und
die fünf Sinne nennen, welch letztere einen Teil dieses Apparates ausmachen und diesen
bilden halfen. So gross wir auch den Unterschied zwischen Mensch und Tier ansehen
mögen, so muss doch gesagt werden dass zwischen diesen beiden eine viel engere
Beziehung besteht, als zwischen Tier und Pflanze. Was den sechsten Strahl anbelangt, so
tritt hier jener mächtige Faktor in Erscheinung, der ein Trainieren und Heimischmachen
der Tiere möglich macht. Dieser Faktor ist im Grunde genommen [252] die Fähigkeit,
anhänglich zu sein, willige Dienste zu tun und von einem Herdentier in eine
Gruppenstellung hineinzuwachsen. Man denke über den Sinn dieser letzten Feststellung
nach, so paradox sie auch klingen mag.
Vorgang:
Der Prozess wird Bildung einer soliden Form genannt. Dieses Reich besitzt als erstes eine
planvolle Ausgestaltung des ätherischen Körpers zu dem, was von den Esoterikern «die
wirklichen Nerven und sensorischen Zentren» genannt wird. Auch Pflanzen haben
Nerven, doch haben sie nicht solch komplizierte Bahnen und Geflechte, wie sie der
Mensch und das Tier besitzen. Diese beiden Reiche haben im allgemeinen dieselbe
Anordnung von Nerven, Kraftzentren und Kanälen, mit einer Wirbelsäule und einem
Gehirn. Diese Organe eines sensitiven Reaktionsapparates sind eigentlich das Resultat
der Verdichtung des subtilen Ätherkörpers.
Geheimnis:
Dieses wird Transfusion - Überleitung - genannt, ein sehr unzulängliches Wort, um das
Anfangsstadium zu kennzeichnen, bei dem sich im Tier solche psychologische Faktoren
vereinigen, die zum Prozess der Menschwerdung führen. Es handelt sich um einen
Prozess, der neues Leben mobilisiert sowie intelligente Eingliederung und psychologische
Entfaltung bewirkt, um eine Krise zu beheben.
Zweck:
Dieser Zweck besteht im Experimentieren. Wir berühren damit ein grosses Geheimnis,
das eine Besonderheit für unseren Planeten ist. In vielen esoterischen Büchern wurde
behauptet und angedeutet, dass dem Logos unseres Planeten ein Fehler, ein
schwerwiegender Irrtum unterlaufen sei, der unseren ganzen Planeten mit all seinen
Geschöpfen betrifft und Ursache unseres Elends, Chaos und Leidens sei. Soll ich sagen,
dass es sich um kein Versehen, sondern einfach um ein grosses Experiment gehandelt hat,
dessen erfolgreicher oder erfolgloser Ausgang noch nicht abgeschätzt werden kann? Was
das Experiment bezwecken soll, kann man vielleicht so erklären: der Logos unseres
Planeten beabsichtigt, einen psychologischen Zustand [253] herbeizuführen, den man am
besten als «Göttliche Klarheit» bezeichnen kann. Die Tätigkeit der Psyche und das Ziel
der wahren Psychologie besteht darin, das klar zu erkennen, so, wie es ist und mit allem,
was damit verbunden ist. Damit ist nicht ein Zustand oder ein äusseres Lebensmilieu
gemeint, sondern das Leben als Urkraft. Dieser Prozess begann im Tierreich und wird im
Menschenreich seine Vollendung finden. Diese beiden Reiche werden in dem alten
Kommentar beschrieben als «die zwei Augen der Gottheit, die im Anfang beide blind
sind, dann aber sehend werden, wobei das rechte Auge klarer sieht, als das linke». Das
erste schwache Anzeichen dieser Tendenz nach Klarheit (Helligkeit) sieht man in der
Fähigkeit der Pflanzen, sich der Sonne zuzuwenden. Eine solche existiert praktisch im
Mineralreich nicht.
Abteilungen:
Erste Klasse; die höheren Tiere und Haustiere, wie der Hund, das Pferd und der Elefant.
Zweite Klasse: die sogenannten wilden Tiere, wie der Löwe, der Tiger und die anderen
fleischfressenden und gefährlichen wilden Tiere. Dritte Klasse: die Unsumme von
unbedeutenden Tieren, die keinem besonderen Zweck oder Nutzen zu dienen scheinen,
wie die vielen harmlosen Kreaturen in unseren Wäldern, Dschungeln und Weiden.
Beispiele hierfür sind im Westen die Kaninchen und andere Nagetiere. Diese
Gruppierung ist nur ganz allgemein gehalten und hat keine wissenschaftliche
Bedeutung; aber sie entspricht der karmischen Dreiteilung und dem allgemeinen
Schema, das für die Lebewesen dieses Reiches gültig ist.
Äussere antreibende Kräfte:
Feuer und Wasser, wildes Verlangen und beginnen des Denkvermögen. Diese Kräfte sind
symbolisch für das Ess- und Trinkvermögen der Tiere.
Innere Kräfte:
Geruch oder Aufspüren der Fährte, - die instinktive Auffindung dessen, was ihnen not tut,
angefangen von der Suche nach Nahrung und der Fähigkeit, diese [254] Nahrung zu
wittern, bis zur Identifizierung des Geruches des geliebten Herrn oder Freundes.
Eigenschaft: Tamas- oder Inaktivität; in diesem Fall handelt es sich aber nicht um die
tamasische Beschaffenheit der Materie, wie sie gewöhnlich verstanden wird, sondern um
die Trägheit des Denkvermögens. Auch die Chitta oder der Gedankenstoff kann sich in
tamasischem Ruhezustand befinden.
Die beiden Probleme, die den Menschen in Beziehung zum Tierreich unmittelbar
angehen, sind:
Das Problem der Beziehungen und der Verantwortlichkeit des Menschen.
Das Problem, wie das Tier in die höhere Stufe vorrücken kann.
A. Die Beziehungen des Menschen zu den Tieren.
Nur wenige Hinweise können hierüber gegeben werden und sie müssen sich im Rahmen
der Strahlen halten, die in beiden Reichen am Werk sind. Die beiden Probleme, besonders
das zweite, sind sehr verwickelt; es würde mehrere Bände füllen, um sie gründlich zu
erläutern. Eine solche erschöpfende Besprechung ist jedoch noch nicht angängig;
ausserdem könnte der Leser sie nicht verstehen.
Der erste Punkt, der im Zusammenhang mit der Verantwortung des Menschen den
Tieren gegenüber betont werden muss ist der, dass die Tierwelt zwei göttliche Aspekte,
zwei göttliche Prinzipien verkörpert und dass zwei Hauptstrahlen diese beiden Aspekte
zum Ausdruck bringen. Diese beiden Aspekte finden sich auch im Menschen vor und eben
durch diese beiden Berührungspunkte, die den Menschen mit den Tieren verbinden, wird
seine Verantwortung und Aufgabe klar; diese beiden Aspekte göttlicher Energie sollen
den Menschen zum Erkennen dessen bringen, was seine Aufgabe ist und wie er sie
vollenden kann. Dieselbe göttliche Aktivität und dieselbe eingeborene Gottesintelligenz
findet sich in den Formaspekten beider Reiche. Beide Eigenschaften sind der Materie an
sich eigen und haften ihr an. Doch der dritte Strahl der göttlichen Intelligenz wirkt auf
das Tierreich viel stärker und mächtiger ein als auf den Menschen. Das ist eine
Mitteilung, die bisher noch nicht bekanntgegeben wurde.
Der zweite [255] Strahl ist natürlich auch wirksam und zwar als Erschaffer von Formen,
als Herdeninstinkt und als Grundursache der sexuellen Beziehungen zwischen den
tierischen Körpern. Derselbe Strahl hat die gleichen Funktionen bei den Menschen und
daher ergeben sich hier zwei Berührungspunkte gleichgerichteter Energien; darin liegt
auch die Gelegenheit zur Verantwortung. Doch im Grunde genommen haben die Tiere,
im Hinblick auf diese beiden Kräfte und Funktionen, dem Menschen mehr zu geben als
der Mensch den Tieren. In der menschlichen Familie sehen wir noch einen anderen
göttlichen Aspekt in Funktion, nämlich den des Willens, der zielbewussten Absicht und
intelligenten Planung. Diese Qualitäten sind dem Menschen angeboren und stellen einen
Aspekt des göttlichen Denkvermögens dar, der in der Regel beim Tier nicht aktiv ist.
Doch wenn das Tierreich mehr und mehr unter den Einfluss des Menschen kommt und
die Tendenz, Tiere heimisch zu machen, gleichmässig anhält, dann werden wir ein gut
Teil eines zweckvollen Planes auftauchen sehen; ein Schritt zu diesem Ziel hin zeigt sich in
der Liebe und Aufmerksamkeit, die ein Tier seinem Herrn schenkt. In diesem Beispiel
kommt die Verantwortung, die der Mensch dem Tiere gegenüber hat, zum Ausdruck. Die
Haustiere müssen dazu erzogen werden, an den Massnahmen des angewandten Willens
teilzuhaben. Dies scheint der Mensch bis jetzt als den Willen des Tieres zu deuten, seinen
Herrn zu lieben, aber das Problem ist tiefer und fundamentaler als die Befriedigung des
menschlichen Verlangens nach Liebe. Das plan- und verständnisvolle Zähmen wilder
Tiere und ihre Anpassung an geordnete Lebensbedingungen bilden einen Teil des
Prozesses, um den Plan Gottes zu vervollständigen und seine Absichten in geordnetem
und harmonischem Vorgehen zu erfüllen. Die Macht der Gedanken wird es mit der Zeit
fertigbringen, dass der Mensch die Kluft, die zwischen ihm und dem Tierreich existiert,
überbrückt; und das muss durch die Macht der Gedanken erfolgen, die das Bewusstsein
des Tieres beherrschen und lenken. Das kann nicht durch erweckte Liebe oder Furcht
oder durch Bestrafung zustande gebracht werden. Es [256] soll vielmehr eine rein
mentale Methode und ein einzigartiger gedanklicher Ansporn sein.
In grauer Vorzeit war die Beziehung der Tiere zum Menschen eine rein körperliche,
nichts weiter. Der Mensch war das Ziel von Beute und Frass in jenen Tagen, in denen der
Tiermensch nur wenig vom Tier getrennt war. Man vergisst so leicht, dass es in der
menschlichen Entwicklung ein Stadium gab, in dem der Tiermensch und die damalige
Tierwelt in engerer Beziehung zueinander lebten als heute. Erst durch die
Menschwerdung als Einzelwesen (Individuation) wurden sie voneinander getrennt.
Diese Menschwerdung als Einzelwesen war indessen anfangs so wenig bemerkbar, dass
der Unterschied zwischen dem (sogenannten) unintelligenten Tier und der
unentwickelten Menschheit kaum wahrnehmbar war. Vieles ist in Nebel aufgegangen,
was im Dunkel und Schweigen jener fernen Urzeit geschah. Die Tierwelt war damals
stärker als der Mensch, der gegenüber den wütenden Angriffen der Tiere hilflos war;
und die Verheerung, die Tiere in der mittleren lemurischen Periode bei den frühen
Tiermenschen anrichteten, war scheusslich und erschreckend. In einer Periode nach der
anderen wurden kleine menschliche Nomadengruppen von den mächtigen Tieren jener
Zeit völlig ausgerottet. Der Instinkt, der dem Tiermenschen eigen war, lehrte ihn, sich
vorzusehen; aber sein Instinkt war wenig verschieden von dem der feindlichen Tierwelt.
Erst als sich nach Tausenden von Jahren die Intelligenz und Schlauheit im Menschen
geltend machten, wuchs die Menschheit über das Tier hinaus und begann nun ihrerseits,
die Tierwelt zu dezimieren. Noch bis vor 200 Jahren war die Zahl der Opfer, welche die
Tierwelt in den Wäldern der westlichen Kontinente, in Afrika, in den unkultivierten
Ländern von Australien und auf den Inseln der tropischen Gewässer unter den Menschen
forderte, Legion. Diese Tatsache wird oft in einem Anflug von sentimentalen Gefühlen
vergessen, aber hier ist die Ursache zu finden, warum der Mensch mit dem Tier grausam
umgeht. Dies ist nichts anderes als ein unentrinnbares Karmageschehen, welches das
Tierreich auf sich nehmen muss. Bevor der Mensch klar entscheiden kann, welcher Art
sein Problem der Verantwortung [257] ist und wie es angegangen und gelöst werden
kann, muss diese Frage von einem umfassenderen Standpunkt aus behandelt werden, als
das heute geschieht und man muss erst die historischen Tatsachen besser verstehen
lernen.
In den Tagen von Atlantis wurde die rein physische Beziehung zu den Tieren durch eine
astrale oder emotionale Komponente gedämpft. Und es kam die Zeit, da einzelne
Tiergattungen in den Kreis menschlichen Lebens hineingezogen, gezähmt und versorgt
wurden; das war der Beginn der Ära der Haustiere. Eine neue Epoche hatte begonnen;
einzelne Tiere gewannen die Zuneigung bestimmter Menschen und so kamen neue
Beziehungen zum dritten Naturreich zustande. Dieser Fortschritt ereignete sich während
eines Zyklus, in dem der zweite und sechste Strahl gleichzeitig wirksam waren und ihre
grossen und kleinen Einflussperioden zusammenfielen. Das ist ein seltenes Ereignis und
wenn es eintritt, suchen die Wächter der Evolution die günstige Konstellation
auszunützen, um grössere Resultate zu erzielen oder neue Schritte einzuleiten, damit der
göttliche Plan schneller entfaltet werde. Um die Furcht gegenüber der Tierwelt zu
bannen, die in der ganzen Menschheit herrschte, brachten die Hüter der Menschheit
Mensch und Tier in eine nähere Verbindung; und da eben ein Zyklus gekommen war, in
dem Liebe und Devotion überallhin ausgegossen wurde - über alle Geschöpfe und in alle
Erscheinungsformen - , wurde ein Grossteil des vorhandenen Furchtkomplexes
ausgeglichen. Seit jener Zeit hat die Zahl der Haustiere ständig zugenommen. Das Band
zwischen diesen beiden Naturreichen ist nun ein zweifaches, - ein körperliches und ein
gefühlsmässiges.
Zu diesen beiden wurde während der letzten 200 Jahre eine dritte Beziehung
hinzugefügt, die über das Denkvermögen zustande kommt. Die Kraft des menschlichen
Geistes wird am Ende der Faktor sein, der alles beherrscht, und durch seine Geisteskraft
wird der Mensch die drei Naturreiche, die unter ihm liegen, sich dienstbar machen. Das
ist bereits beim Mineral- und Pflanzenreich der Fall, [258] und es ging schnell voran. Mit
dem Tierreich ist es noch nicht so weit, doch werden ständig Fortschritte gemacht. Nicht
viel Erfolg wird durch den einschwingenden siebten Strahlzyklus zu verzeichnen sein,
obgleich durch die Einwirkung von Gesetz, Ordnung und Rhythmus, die unseren
Planeten modeln werden und infolge der Organisation, die das Chaos ersetzen wird, jene
Regionen des Planeten ständig kleiner werden, in denen das Tier noch Herrscher ist.
Gewisse Gattungen werden aussterben, wenn man sie nicht in Schongebieten am Leben
erhält.
B. Menschwerdung.
Es ist klar, dass sich die gegenseitige Beziehung zwischen Tier und Mensch dahingehend
auswirken soll, dass Tiere auf eine neue Entwicklungsstufe gebracht werden, die
Individuation, Menschwerdung genannt wird. Dieses Ereignis ist die Endphase der
Transfusion, des Hinübergleitens aus einem Lebensbereich in einen höheren. Das
bedeutet, dass in einer verkörperten Lebenseinheit drei göttliche Aspekte in Erscheinung
treten. Und damit ist ein Gottessohn, ein Träger hingebungsvollen und lenkenden Willens
geboren, und das dritte göttliche Prinzip zweckhafter Energie verschmilzt mit den beiden
anderen und bringt dadurch im tierhaften Geschöpf eine völlige Umgestaltung hervor.
Esoteriker haben schon lange darauf hingewiesen, dass Individuation ein grosses
planetarisches Experiment ist. Damit wurde die frühere, auf dem Mond angewandte
Methode ersetzt, die in einem Drängen und Streben nach vorwärts und aufwärts (beim
Menschen Aspiration genannt) bestand. Der Sinn hiervon ist der: Als der Lebenskeim,
der sich durch das Formdasein emporentwickelt, ein gewisses Stadium von
Empfindungs- und Wahrnehmungsfähigkeit erreicht hatte und der innere Drang nach
Fortschritt genügend stark war, erzwang sich die Lebenskraft selbst den Anschluss an
einen anderen Strom göttlicher Energie, an das Kraftfeld eines anderen grossen Strahls.
Dieses Zusammenwirken von verschiedenen aktiven Kräften brachte ein neues Wesen
hervor. Das ist die Grundwahrheit, die jenen Ideen zugrunde liegt, die man heute unter
den allgemeinen Begriff «Sichtbarwerdende Evolution» einreiht. Diese Methode ist noch
immer in vielen Naturreichen vorherrschend und bestimmte eine lange Zeit das
Auftreten von Menschen auf diesem Planeten. Der Drang zur [259] Entwicklung kommt
aus dem Inneren des Geschöpfes selber und ist die Folge von Wachstum, von Streben
nach Höherem und von Bewusstseinserweiterung.
Die Methode indes, die derzeit gewöhnlich angewandt wird, ist jedoch eine andere und
zwar in der Art eines grossen Experimentes des zweiten Strahls. Das bedingt eine
Aktivität von aussen, von oben, von einer höheren und göttlichen Seite her, wenn solch
relativ belanglose Worte helfen können, den Prozess anzudeuten. Der innere Drang oder
Antrieb kommt in diesem Fall nicht von den beiden niederen Wesensäusserungen her,
aus der seinerzeitigen Verschmelzung zweier göttlicher Energien; es ist vielmehr der
höhere Göttlichkeitsaspekt, der die Initiative ergreift und der durch einen von aussen
kommenden Impuls eine Rückwirkung seitens des verkörperten Lebens verursacht.
Daher hat dieser ganze Vorgang tatsächlich den Charakter einer Initiation.
Die Tiere, die im Begriff sind, zu einem Einzelwesen heranzureifen, sind die heutigen
Haustiere, wie das Pferd, der Hund, der Elefant und die Katze. Diese vier Gruppen sind
zurzeit in dem «Prozess der Überleitung» begriffen, wie es in okkulter Sprache heisst;
einzelweise werden diese Tiere vorbereitet und zu dem Tor jenes eigenartigen
Einweihungsprozesses hingeführt, den wir - in Ermangelung eines besseren Ausdrucks -
Individuation nennen. Sie haben jedoch in ihrer jetzigen Situation so lange zu verbleiben,
bis das Wort ausgesandt wird, dass das Tor durchschritten werden kann, das ihnen den
Zugang öffnet zu dem
« . . . dreifachen Weg, der zu dem Doppelpfad führt; wenn dieser begangen wird, stehen
sie zuletzt vor dem goldenen Tor. Dieses entscheidende Tor leitet sie auf den Pfad,
welcher der einzige und alleinige ist, der sich ins Licht verliert.» #Alter Kommentar.
Es gibt mehrere Faktoren, die für die Individuation bestimmend sind; einige mögen hier
erwähnt werden:
1. Der Widerhall, den die Gedankenwelt des oder der Menschen in der Umgebung des
Tieres bei dessen Instinktnatur auslöst.
2. Die ausstrahlenden guten Gefühle und Einstellungen von [260] seiten der Tierhalter,
zu denen ein Tier sich hingezogen fühlt oder für die es Arbeit leistet.
3. Die zu einem jeweiligen Zeitpunkt aktiven Strahlimpulse.
Diese sind unter anderen:
a. Der Strahl, zu dem das Tier gehört. Elefanten sind auf dem ersten Strahl, Hunde auf
dem zweiten, die Katze ist eine Manifestation des dritten und das Pferd eine des sechsten
Strahls. Tiere, die zu anderen Strahlen gehören, sind noch nicht reif für eine
Individuation. [*N3]
b. Der Strahl der jeweiligen Person oder Personen, in deren Kreis das Tier lebt.
c. Der Strahl oder die Strahlen einer speziellen periodischen Zeitrunde.
Ich könnte Methoden erörtern, welche die Wächter der Rassen und Reiche benützen, um
die «Entwicklung zur höheren Stufe» in die Wege zu leiten; doch welchen Zweck würde
das haben und welchen Nutzen würde eine solche Information bringen? Jeder Strahl
beeindruckt, wenn solch eine Krise der Individuation eintritt, die ihm zugehörigen
Lebenseinheiten in einer Weise, die sich von der Tätigkeit anderer Strahlen
unterscheidet; ein jeder Strahl findet nämlich seinen Zugang hauptsächlich durch eines
der Zentren, die sich in den ätherischen Körpern von Tieren und Menschen befinden.
Man muss wissen, dass im Tierkörper vier Zentren aktiv sind, drei weitere sind
vorhanden, aber noch untätig und ausser Gebrauch. Der Prozess, der sich hier abspielt,
besteht darin, dass jeder Strahl seine Energie in ein Ätherzentrum jenes grossen Wesens
einströmen lässt, dessen Verkörperung ein ganzes Naturreich ist. Dann belebt dieser
Strahl durch dieses energiegeladene Zentrum jedes einzelne Geschöpf, das zum
Individuum werden soll und bringt die erforderliche Umstimmung ervor. Wenn man
später einmal
die Strahlwirkungen (im psychologischen Sinne) besser verstehen und die Zentren, die
auf die Vibration der sieben Strahlen eingestellt sind, genauer erforscht haben wird,
dann wird man darauf kommen, dass man mit Lebensformen und Bewusstseinszentren
durch ein bestimmtes Ätherzentrum, [261] das auf einen zugehörigen Strahl reagiert, in
Kontakt kommen und sie auch wahrnehmen kann. Das trifft für alle Formen in allen
Naturreichen zu. Die Entdeckung einer Vibration, die von einem bestimmten Meister
ausgeht, ist einer der ersten Wege, durch die der Mensch diese Wahrheit kennenlernt;
diese Vibration ruft im Menschen eine Reaktion hervor, auf die er eingeht. Auf diese
Weise kann der einzelne seinen Seelenstrahl und die Strahlgruppe finden, zu der er
gehört. Das ist für den Aspiranten wichtig und sollte sorgfältiger beachtet werden als es
bisher der Fall war, denn der Aspirant kann dadurch die Natur und Qualität seines
Seelentypus feststellen und das Zentrum bestimmen, von dem aus er (okkult gesprochen)
auf den Pfad hinaustreten kann. Er wird ferner die Arbeitsgruppen und Persönlichkeiten,
die ihm nahe stehen, entdecken, denen er dienen muss und die ihm selbst einen Dienst
erweisen können.
Die Beziehungen, die beim Durchschnittsaspiranten zwischen den Strahlen und Zentren
bestehen, kann man so gruppieren:
1. Kopfzentrum: Strahl des Willens oder der Macht, Erster Strahl.
2. Ajnazentrum: Strahl des konkreten Wissens, Fünfter Strahl.
3. Kehlzentrum: Strahl der aktiven Intelligenz, Dritter Strahl.
4. Herzzentrum: Strahl der Liebe-Weisheit, Zweiter Strahl.
5. Sonnengeflecht: Strahl der Devotion, Sechster Strahl.
6. Sakrales Zentrum: Strahl der zeremoniellen Magie, Siebter Strahl.
7. Zentrum am Ende der Wirbelsäule, Strahl der Harmonie, Vierter Strahl.
Diese verschiedenen Strahlen und ihre zugehörigen Zentren verdienen ein eingehendes
Studium. Die Aufstellung ist vollständig und aufschlussreich. So ist z.B. bemerkenswert,
dass derzeit der siebte Strahl das sakrale Zentrum beherrscht und sich von hier aus
betätigt, - jenes Zentrum, welches das Sexualleben und die Erschaffung neuer
Ausdrucksformen steuert. Der siebte Strahl strömt nun seine Energie in dieses Zentrum
hinein, um jene neue Formen zu organisieren und zu erzeugen, die in dem neuen Zyklus
Träger der neuen Lebensenergie sein sollen. (Unter dem «neuen Zyklus» verstehen wir
eine astrologische Konstellation, die durch periodischen Wechsel und zeitbedingte Phasen
auftritt). Daher muss das Sexualleben [262] von diesem Energietypus gesteuert werden,
um die nötigen Umstellungen hervorzurufen. Eine bemerkenswerte Folge dieses
Einflusses (aus der neuen Aktivität des siebten Strahls) ist das erhöhte Interesse und
Verständnis für sexuelle Probleme. Wer die Strahleinflüsse, die in dieser historischen Zeit
wirksam sind, studiert und sie auf bestimmte Strahlen bezieht, wird aus der gegebenen
Tabelle entnehmen, wie richtig und zutreffend sie ist.
Die Beziehungen zwischen Mensch und Tier sind, wie wir gesehen haben, physischer,
emotionaler und - zunehmend - mentaler Art. Jede Menschenrasse, die sich unter
bestimmtem Strahleinfluss entwickelt, ruft ihrerseits Rückwirkungen in den drei unteren
Reichen hervor. Als das grosse Experiment der Individuation in Gang kam, wurden
Energien der Strahlkräfte von den übermenschlichen Reichen in die neue menschliche
Familie konzentriert und damit begann die grosse Mission der Menschheit, die in einer
Weitergabe von zyklisch ausgesandten Strahlkräften besteht. Der sechszackige Stern -
das Symbol des Schöpfungswerkes (als Ganzes gesehen) -, dessen nach unten gerichtetes
Dreieck durch ein nach oben gerichtetes Dreieck im Gleichgewicht gehalten wird, wird
einstmals ein wahreres Bild des vierten Reiches und seiner Funktion als schaffende und
erhaltende Kraftordnung geben.
C. Die fünf Kontaktpunkte.
Es gibt fünf Kontaktpunkte, durch welche die materielle Welt - im okkulten Sinne - in
einen höheren Lebenszustand und zu grösserer innerer Kraft «emporgehoben» werden
kann, den fünf Zentren vergleichbar, die dauernd auf unserem Planeten in Funktion sind
und durch die Leben und Energie zu den Naturreichen strömt. Ich meine hier gewisse
Zentren, die zum Wohl des physischen und materiellen Daseins des Planeten in Tätigkeit
sind. Es gibt ferner, wie ich in dem Thema über die Entwicklung der nächsten drei Jahre
auseinandersetzte, fünf Zentren, durch die eine neue und belebende spirituelle Energie
strömt; diese Zentren sind die planetarischen Analogien zu den fünf Sinnen des
Menschen, sowohl subjektiv als auch [263] objektiv. Die Strahlen strömen aber auch
durch die Menschheit als Ganzes und ebenso durch die fünf Grundrassen (von diesen ist
die gegenwärtige arische Rasse die dritte -, zwei Rassen werden noch folgen). Diese
besondere Eigenschaft der Strahlenenergie regt den Bewusstseinsaspekt an und wird das
Bewusstsein beleben und erwecken, das in allen materiellen Formen verborgen ruht,
sowohl im Menschen, als auch in den drei unteren Reichen. Diese fünf Kontaktpunkte mit
ihren fünf «höhertreibenden» Einflüssen sind folgende, - wenn wir die zwei früheren und
ätherischen Rassen, die nicht im strikten Sinne menschliche waren, fortlassen und mit
der ersten Rasse beginnen, die völlig menschlich war:
1. Die lemurische Rasse: 5. Strahl, die Söhne des Feuers kommen. 2. Die atlantische
Rasse: 6. Strahl, die Herren der Liebe schenken ihre Hingabe.
3. Die arische Rasse: 3. Strahl, die Geistesmenschen betätigen sich.
4. Die kommende Rasse: 4. Strahl, die Lichteinheiten werden erschaut.
5. Die letzte Rasse: 1. Strahl, der Wille der Herren des Opfers erfüllt sich.
Die beiden früheren Rassen werden von dem zweiten, beziehungsweise dem siebten
Strahl gelenkt und geleitet und verkörpern die Aktivität der Formbildner und die
aufbauende Energie der magischen Organisatoren. Man darf beim Studium dieser
grossen Strahlzyklen nicht vergessen, dass es unergründlich lange Zeitperioden waren,
die zwei Wirkungen hinterliessen, die man berücksichtigen muss.
Erstens: Die fünf Strahlenenergien wirkten sich im ganzen Menschenreich aus und
liessen im Lauf der Zeitalter den Menschen vom Tod zum Leben auferstehen; sie holten
ihn aus dem dunklen Gefängnis der Materie an das Licht des Tages. Das sind die fünf
lebenspendenden Kräfte, die des Menschen Bewusstsein in den Himmel erheben und die
Form dazu herrichten, dass sie «zum Traggerüst» wird. Ich weiss keinen besseren
Ausdruck (das englische Wort «understand» gibt eine gewisse Vorstellung, wenn es in
seine beiden Komponenten zerlegt wird: «stand - under», - darunter - stehen, für etwas
ein Traggestell sein).
Zweitens: Diese Strahlenenergien, die in unseren Tagen durch [264] die Menschheit
wirken, erheben (nach vielen Anstrengungen) auch die Reiche unterhalb des Menschen
zum Leben und in ein neues Bewusstseinsstadium. Durch die fünf spirituellen
Kontaktpunkte kommt das Leben in jedem der drei Reiche zur natürlichen Wesensart.
Hierfür «seufzt die ganze Schöpfung und plagt sich in Schmerzen bis zum heutigen Tag».
(Römer VIII, 22). In diesem Prozess liegt das Geheimnis der Auferstehung - im
planetarischen Sinne -, ein Auferstehen, das auch von jedem Individuum, jedem
Gottessohn vollbracht wird, der sein Ziel erreicht. Das ist das tiefe Logengeheimnis, das
Grundmysterium des «erhabenen» oder dritten Grades in der Freimaurerloge. Es wird
manchmal, in okkulter Betrachtung, beschrieben als «die Beziehung des Todes zu den
fünf lebenspendenden Energien, die daran arbeiten, den dritten Tag der Offenbarung zu
beeinflussen». Oder in einer noch tieferen symbolischen Fassung:
«In der Todeskammer macht das blaue Licht des dämmernden Tages die Arbeitsleute
sichtbar, welche die Toten zu erwecken versuchen. Ihre Anstrengungen haben erst dann
Erfolg, wenn sie die fünf grossen Kräfte des Herrn der magischen Kräfte
zusammenwirken lassen. Wenn sie so als eine einzige Kraft wirken, vollbringen sie ihr
Werk in vollkommener Übereinstimmung; sie verschmelzen die Kräfte, die Leben
spenden; die Toten werden erweckt und das Bauen kann beginnen. Der Tempel kann
verklärt und das Wort aus der Kammer verkündet werden, die lebensspendende Kraft
enthält und nicht eine Totenkammer ist. Aus Tod zum Leben, aus Kampf im Dunkel
hinaus ins Licht zum Bauen! Das ist der Plan. So kommen wir ins Leben, das ein
todesähnlicher Zustand ist; wir gehen durch das Tor, dessen beide Säulen ewiglich
dastehen als ein Zeichen von Stärke und göttlicher Wahrheit; so finden wir uns bald in
dem Grab und sterben. So werden wir durch ein Wort Gottes, durch ein fünffaches
Zeichen wieder auferweckt und - indem wir uns erheben - leben wir.»
Dann sagt der alte Kommentar in bezug auf die Menschheit:
«Die Herren des fünften grossen Strahls des Denkens haben uns auf unseren Weg
geschickt. Die Herren des sechsten grossen Strahls zwangen uns, für die gute Sache zu
leiden und sie doch zu lieben und durch unsere tiefe Hingabe zu lernen. Die Herren des
dritten grossen Strahls führen uns durch die Verstandeskräfte auf den Scheiterhaufen, zu
dem Stadium, in dem wir sterben, aber uns wieder erheben. In dem dritten Raum und an
dem dritten dunklen [265] Tag verschwindet der Meister. Er stirbt; er wird nicht mehr
gesehen. Aber die grossen Herren vereinen ihre Kräfte, und in edler Kameradschaft
arbeiten sie daran, die Toten zu erwecken. Nur so kann das Wort gesprochen werden,
das die Toten ins Leben bringt. So wirkt der Mensch für Gott und Gott für den
Menschen.»
D. Entfaltung in zyklischer Folge.
So schreitet das Werk voran. Die Strahlen strömen hinaus in:
1. Einen solaren Zyklus, wie der gegenwärtige einer ist, in dem der zweite Strahl der
Liebe-Weisheit der Hauptstrahl ist und alle anderen Strahlen nur Nebenstrahlen sind.
2. Einen planetarischen Zyklus, wie wir solche gerade in Verbindung mit den Rassen
betrachtet haben, - die fünf genannten Rassen mit ihren fünf massgeblichen Strahlen.
3. Zyklen, die mit den zwölf Zeichen des Tierkreises zusammenhängen. Es sind dies in der
Hauptsache zwei:
a) Zyklen, die eine vollständige, fast 25'000 Jahre währende Zodiakalrunde umfassen.
b) Zyklen, die mit jedem einzelnen der zwölf Zeichen zusammenhängen und ungefähr
2100 Jahre dauern.
4. Zyklen, in denen gewisse Strahlen für eine Periode in Kraft sind, die der Entwicklung
einer Rasse dient, wie die fünf grossen Rasseperioden, die wir erwähnten.
5. Die kleineren Strahlzyklen, wie sie in einem früheren Kapitel beschrieben wurden.
6. Zyklen von Strahltätigkeit, die durch ziffernmässige Übereinstimmung bestimmt
werden.
Der erste Strahl beherrscht z.B. alle Zyklen, die eine Million Jahre, hunderttausend
Jahre, tausend Jahre, hundert Jahre und ein Jahr währen. Der siebte Strahl beherrscht
in ähnlicher Weise Zyklen [266] von siebentausend Jahren und sieben Millionen Jahren.
Das gegenseitige Ineinandergreifen dieser Strahlenzyklen ist so verwickelt und so
kompliziert, dass es nur verwirren würde, wollte ich darüber mehr sagen. Man vergesse
nie, dass alle sieben Strahlen in ständiger und gleichzeitiger Funktion sind, dass jedoch in
zyklischer Zeitenfolge gewisse Strahleneinflüsse und -Kräfte stärker aktiv sind; dies
geschieht in Übereinstimmung mit dem Arbeitsplan der kosmischen Denker, deren
Verkörperung die Strahlen sind. Gewisse spezielle Leistungen und gewisse Resultate
kommen nämlich durch einen bestimmten Strahl stärker zum Vorschein als durch einen
anderen. Solche Einflüsse erreichen alle Formen in allen Naturreichen, sie rufen
spezifische Wirkungen hervor, erzeugen definitive und unterschiedliche Lebensformen,
verwirklichen besondere Typen und bringen Bewusstseinsstufen innerhalb der Formen
ins Leben, die für diese betreffende Periode das Ergebnis des vereinten und verabredeten
Planes der Baumeister sind, die in voller Harmonie miteinander arbeiten, jedoch zeitlich
der einen oder anderen Strahlgruppe den Vorrang geben. Sie leisten Aufbauarbeit; sie
wirken während des ganzen Zyklus; dann treten sie beiseite und ihre Tätigkeit klingt ab,
sie werden «zurück in den Himmel erhoben», bis die Zeit kommt, da ihr Zyklus wieder an
der Reihe ist. Dieser Vorgang geht ununterbrochen weiter, und so, wiederholt sich immer
wieder das Drama von Geburt, Tod und Auferstehung.
In dieser Strahltätigkeit können wir den wahren Sinn des Gesetzes der Wiedergeburt
erkennen, denn es liegt dem Kreislauf von Inkarnation und Reinkarnation zugrunde.
Darüber kann ich hier nur so viel sagen, dass die derzeitigen Ideen und Lehren über die
Wiedergeburt ziemlich kindisch und ungenau sind. Man muss eine ganz andere Stellung
dazu einnehmen und viele Meinungen überholen, um von diesem fundamentalen Gesetz
der Zyklen eine richtige Vorstellung zu bekommen.
Es ist ein Kommen und Gehen in zeitlicher Folge, das sowohl auf die Strahlen wie auf die
Naturreiche und alles, was dazu gehört, bestimmenden Einfluss hat. Diese zyklische
Manifestation bestimmt sogar die Tätigkeit Gottes. Rassen kommen auf die Weltbühne
und verschwinden wieder, um aufs neue zu erscheinen, und so ist es mit allen Wesen, die
in einer Formhülle leben. Wiedergeburt und zyklisches Geschehen liegt hinter allem
sichtbaren Geschehen und hinter allen sichtbaren Formen. Es ist ein Aspekt des
pulsierenden [267] Gotteslebens. Es ist ein Aus- und Einatmen göttlicher Existenz und
Manifestierung. Es ist das Geheimnis, das hinter der Wissenschaft chemischer
Affinitäten, hinter der Doppelnatur der polaren Gegensätze und hinter den
Ehebeziehungen ruht, mag es sich dabei um einen Mann und eine Frau oder um eine
Seele und deren Ausdrucksform, die Persönlichkeit handeln. Es ist die Ursache der
irdischen Sexualbeziehungen, die unter dem grossen Gesetz der Anziehung und
Abstossung stehen. Wenn wir die Erziehungsarbeit eines Naturreiches für ein anderes
und die Beziehung zwischen positiven und negativen Lebensgruppen (wie das vierte
Reich sie zum dritten hat) betrachten, so mag es vielleicht passend erscheinen, kurz das
Sexualthema zu berühren, das so tiefe und weite Beachtung findet und besser verstanden
werden wird, sobald der hereinkommende siebte Strahl seinen Einfluss geltend machen
wird.
Über das Tierreich und seine Strahlen habe ich nicht mehr viel Wissenswertes
hinzuzufügen; wie ich bereits sagte, würde dies keinen Nutzen bringen. Die Aufgabe des
Menschen besteht darin, das Tote oder Schlummernde zum Leben zu erwecken, in der
äusseren Welt Brüderlichkeit zum Ausdruck zu bringen und göttliche Energie der
harrenden Formenwelt zu übermitteln. So wie die Strahlen das ihrige tun, um den
Menschen in eine Form zu bringen, die seine wesentliche und wirkliche ist, ebenso kann
auch der Mensch sein Hilfswerk für das Tierreich und andere Reiche stetig und ohne
Zögern fortsetzen. So wenig auch die Menschheit heute weiss, auf welche Art und warum
es so sein wird, so wird sie bestimmt an dem Aufbauwerk ihren Anteil haben. Das
Schöpfungswerk geht voran und der Plan wird erfüllt. Des Menschen Aufgabe für das
Tierreich besteht darin, den Instinkt so zu steigern, dass die Tiere für eine höhere Stufe
reif werden. Seine Aufgabe für das Pflanzenreich ist die, die Fähigkeit der Pflanze, Düfte
zu produzieren, zu erhöhen und die Welt der Pflanzen dem vielfältigen Bedürfnis der
Menschen und der Tiere anzupassen. Am Mineralreich soll der Mensch mit
alchimistischen und magischen Methoden arbeiten. Mit diesen Methoden der
Stoffumwandlung und den daraus gewonnenen Erkenntnissen kann ich mich aber hier
nicht befassen.
E. Das Sexualproblem.
Ich habe [268] erwähnt, dass der erneut einschwingende siebte Strahl sich durch das
sakrale Zentrum des Planeten betätigt und von hier aus zu dem gleichen Zentrum des
Menschen Zugang findet. Infolgedessen ist es möglich, die voraussichtlichen
Entwicklungen auf jenem Gebiet anzudeuten, das wir die menschliche
Geschlechtsfunktion nennen. Wir werden - als eine Folge dessen - Änderungen in der
Einstellung des Menschen diesem schwierigen Problem gegenüber zu erwarten haben.
Wenn ich über das Sexualthema spreche und so viel erwähne, als heute darüber gesagt
werden kann, so werde ich mich bemühen, meine Gedanken in einfache Worte zu kleiden,
damit ein positiver Gewinn das Ergebnis sei. Eine Note soll angeschlagen werden, die
einen klaren Resonanzton in dem derzeitigen Wirrwarr von Misstönen, widerstreitenden
Ansichten und abwegigen Ideen erwecken soll.
Es ist klar, dass das Thema ein heikles ist. Doch warum ist es so schwierig? Letzten Endes
finden wir, dass diese Schwierigkeit auf den Vorurteilen menschlichen Denkens und auf
seiner anmassenden Meinung beruht, dass sein Gesichtspunkt der richtige sei; da die
Menschen danach leben und handeln, genügt ihnen ihre enge Theorie. Weiter basiert die
Schwierigkeit auf der Tatsache, dass der Geschlechtstrieb einer der fundamentalsten
Urtriebe, einer der körperlichen Instinkte ist und daher in der menschlichen Tiernatur
eine beherrschende Rolle spielt; sie beruht auf dem ausserordentlich intimen Charakter
des Themas, - einer Intimität, die während der Zeiten, in denen der Mensch sich einem
übertriebenen Puritanertum hingab und eine natürliche Funktion zu einem lüsternen
Mysterium herabwürdigte, in ein indezentes Geheimnis verbildet wurde. Die um das
Thema der Geschlechtsbeziehungen geschaffene Geheimniskrämerei machte es zu einem
streng gemiedenen Thema, dessen sich ein anständiger Mensch zu schämen habe, anstatt
die ganze Frage als einen instinktgeleiteten natürlichen Vorgang anzusehen, - ebenso
triebhaft und notwendig wie das Essen und Trinken. Der Geschlechtsverkehr ist indessen
eine Funktion, die noch nicht auf den richtigen Rhythmus im täglichen Leben eingestellt
wurde; er sollte nur dann stattfinden, wenn ein natürliches Bedürfnis und ein
berechtigtes [269] Verlangen besteht. Das unterscheidet die natürliche von der
unnatürlichen Seite und hier liegt der Schlüssel zu dem Problem. Die Schwierigkeit des
Problems liegt aber auch in den weit auseinandergehenden Ansichten. Diese Ansichten
rangieren von zügellosen und ungeregelten Beziehungen bis zur Einehe; die Monogamie
hat der Frau harte Schranken auferlegt und dem Mann ungezählte Freiheiten erlaubt.
Als eine Folge dieser Einstellungen und falschen Ansichten, seien sie gesetzlich oder
ungesetzlich, seien sie eine genommene Freiheit oder auferlegte Unterdrückung, ist
unsere Zivilisation vergiftet worden (wenn ich es so nennen darf). Hier ist die Wurzel der
laxen Moral, die aus gedanklicher Verwirrung stammt, und die Ursache der «Roten
Licht»-Strassen, die nur eine armselige Kompromissangelegenheit mit lasterhaften
Neigungen und unerfüllten Begierden sind; von daher kommen die Ehescheidungen, die
das Familienleben zerstören und mit der Zeit das nationale Leben (das sich aus gesunden
Familien zusammensetzen sollte) untergraben; und hier ist das Tor zu ständig
zunehmenden Krankheiten, die ein Resultat der herrschenden blinden Wahllosigkeit und
des unerlaubten Geschlechtsverkehrs sind. Auch ein psychologischer Faktor tritt hier
zutage, der nicht unbedeutend ist. Das ist die streitbare moralisierende Pose vieler
Menschen, die von ihrer Gruppenposition aus - als Heilungsversuch - ihre eigenen Ideen
und Patentlösungen ihren Mitmenschen aufzwingen wollen.
Hinter all diesen Formen jahrtausendealter falscher Einstellung zum Geschlechtsproblem
liegen zwei Hauptübel oder eigentlich zwei wesentliche Auswirkungen menschlichen
Verhaltens und zwar sowohl in gedanklicher als auch in körperlicher Hinsicht. Diese sind
ein wahres Unglück. Das erste ist das Wuchern von Komplexen, Psychosen, von
Kurzschlüssen in der Bewusstseins- und Gedankensphäre und von seelischen
Hemmungen, welche die Gesundheit und Ruhe von Hunderttausenden so schwer
untergraben haben. Das zweite bedroht die Existenz der Menschheit selber, deren [270]
Grundpfeiler die Familie ist. Das eine Übel hat seelische Verworrenheit und sexuelles
Sichgehenlassen im Gefolge, woraus sich stets (und das war immer so) Übervölkerung
und vermehrter Nachwuchs ergab. Das andere brachte erzwungene Unfruchtbarkeit mit
sich, die sich möglicherweise zu einer Gefahr auswächst, auch wenn sie von den beiden
Übeln in vielen Beziehungen das kleinere ist. Diese Unfruchtbarkeit nimmt ständig zu; sie
führt mit der Zeit zu physischen Zuständen, die unerwünscht sind. Nichtsdestoweniger ist
dieses Übel zurzeit das kleinere von beiden. Zwei Konsequenzen mögen hier Erwähnung
finden. Der erste Übelstand, der Geburtenüberschuss, führt zu einer so ernsten und
gefährlichen wirtschaftlichen Situation, dass sie den Weltfrieden und die Weltsicherheit
gefährdet; der zweite kann zum allmählichen Verschwinden der Menschheit führen,
wenn erzwungene Sterilität zur allgemeinen Praxis wird. Ein solcher Zustand würde
unvermeidlich zur Vorherrschaft der Tierwelt und zu einer immensen Zunahme von
Tieren führen; das würde für uns eine Periode des Rückschritts, nicht des Fortschritts
bedeuten.
Wenn ich über Sexualfragen spreche, muss ich verallgemeinern; Ausnahmen von den
besprochenen Regeln und vorgeschlagenen Einteilungen gibt es natürlich viele. Ich
versuche das Thema vom Blickpunkt des grossen Ganzen zu beleuchten. Daher mache ich
die Bedrohung, die in der heutigen Einstellung gelegen ist, zum Hauptgegenstand und
betone die Notwendigkeit grösseren Verstehens und die Bedeutung, die einer
Neuorientierung von Ideen in dieser vitalen Frage zukommt. Die Einstellung des
gedankenarmen Wilden zum Geschlechtsleben und die Einstellung des denkenden, geistig
orientierten Eingeweihten zum gleichen Thema mag so grundverschieden erscheinen,
dass es offensichtlich keine Berührungspunkte gibt; im Grunde genommen sind aber
diese beiden verschiedenen Einstellungen einander und der Wahrheit näher, als es der
Durchschnittsmensch von heute ist. Der eine wird vom Rhythmus seiner Tiernatur
beherrscht und weiss von der schlimmen Seite und von dem abscheulichen
Geschlechtsverkehr des zivilisierten Menschen so wenig wie ein Tier in freier Wildbahn;
der andere lebt ein Leben in Selbstkontrolle, geleitet von der Kraft des Verstandes und
getrieben von dem Verlangen, der Menschheit wohlzutun. Zwischen [271] diesen beiden
Extremen liegen die vielen Gesichtspunkte, die vielen gegensätzlichen Ideen, die vielen
Gewohnheiten, die vielen Arten von sexuellen Beziehungen (eheliche und aussereheliche),
die vielen Reaktionen, die aus der Tiernatur und dem Unterbewusstsein herrühren, die
vielen ehelichen Formen und die vielen Entstellungen und Missbräuche eines natürlichen
Vorganges, die den modernen Menschen in allen Teilen der Welt kennzeichnen. Alle diese
Dinge sind überdies noch je nach der Zivilisation und den klimatischen Bedingungen
verschieden.
Ist es da nicht begreiflich, dass ich es nicht als meine Aufgabe ansehe, für die Leser dieses
Buches detaillierte Aufschlüsse über Ehegebräuche der Vergangenheit und Gegenwart zu
geben? Es ist nicht meine Aufgabe, die einzelnen Irrtümer, die schlimmen Konsequenzen,
die vielerlei Perversitäten und sadistischen Grausamkeiten aufzurollen, die sich aus dem
Missbrauch eines natürlichen Prozesses entwickelt haben. Ich denke auch nicht daran,
die törichten Missdeutungen des Gesetzes der Anziehung und Abstossung klarzustellen.
Es würde keinem greifbaren Zweck dienen, wenn ich in dieser kurzen Behandlung eines
endlosen Themas die vielen Theorien aufzählen wollte, die der Mensch in seiner Suche
nach einer Lösung formuliert hat. Ihre Zahl ist Legion, und alle haben ein Körnchen
Wahrheit in sich. Die meisten enthüllen nur die tiefe menschliche Unwissenheit, und wer
diese Theorien studieren will, die Zeit dafür und genügend Scharfblick hat, von Urteilen
frei ist und die umfangreiche Literatur erwerben kann, der mag es tun.
Ich kann und will die medizinische und physiologische Seite der Sexualirrungen nicht
berühren, gleich ob es sich um ein Laster aus einem ausserehelichen Verkehr oder aus
einer unglücklichen Ehe handelt. Es dient wohl allen Lesern am meisten, wenn ich jene
Gesetze [272] herauskristallisiere, die des Menschen Leben und im besonderen sein
Sexualleben bestimmen sollten und wenn ich aufzeige - so weit ich kann und darf -
warum und wieso die derzeitigen eigenartigen und ungewöhnlichen Zustände
entstanden sind. Ich mag vielleicht auch gewisse Vorschläge einfügen, deren Befolgung
jene falschen und illusorischen Ansichten verdrängen könnte, welche die Wahrheit
verdunkeln; und ich könnte auf diese Weise den goldenen Lichtfaden finden helfen, der
dem Menschen zur rechten Zeit die Lösung bringt.
Eines will ich sagen, so unerfreulich es auch klingen mag: es gibt noch keine unmittelbare
Lösung des Sexualproblems, dem wir z.Zt. gegenüberstehen. Durch lange Zeitalter haben
die Menschen eine gottgegebene Funktion missbraucht und in falsche Bahnen gelenkt; sie
haben ihr angestammtes Recht entwürdigt; durch laxe Konzessionen und unbeherrschte
Ausschweifungen haben sie eine Ära geistiger und körperlichen Krankheiten
heraufbeschworen, mit all den falschen Einstellungen und Scheinverhältnissen, die erst
in hunderten von Jahren ausgemerzt werden können; sie haben ferner unzählige
menschliche Wesen vorzeitig zur Inkarnation gezwungen, die für diese Inkarnation noch
nicht genügend vorbereitet waren und noch grösserer Pausen zwischen den Lebenszeiten
bedurften, um ihre Erfahrungen zu verarbeiten. Unentwickelte Seelen kommen bald zur
Wiedergeburt, während ältere Seelen längere Zwischenperioden brauchen, um die
Früchte der Erfahrung aufzuspeichern. Diese Seelen sind jedoch der magnetischen
Anziehungskraft derer ausgesetzt, die in der äusseren Welt leben, und eben diese Seelen
sind es, die vorzeitig zur Erde zurückgeholt werden. Alles das unterliegt natürlich dem
Gesetz, aber die unentwickelten Seelen wachsen und entfalten sich nach dem
Gruppengesetz, so, wie die Tiere, während die höher entwickelten Seelen der Anziehung
der menschlichen Familien folgen; und die Vollentwickelten kommen laut dem Gesetz des
Dienstes zur Inkarnation, sie wählen mit Überlegung ihre Eltern, da sie sich ihrer selbst
bewusst sind.
Um klar zu sein und ein schnelleres Nachschlagen zu ermöglichen, will ich meine
Ausführungen in vier Gruppen teilen:
1. Definition [273] über Wesen des Geschlechtstriebes, über Tugenden und Laster.
2. Die Auffassung, die man im neuen Zeitalter über sexuelle Fragen haben wird.
3. Einige Vorschläge für die Gegenwart.
4. Sexualität im Leben des Jüngers.
Ich will mich nicht mit der Geschichte oder mit Einzelheiten der Rassenentwicklung
befassen. Diese Fragen sind notwendigerweise mit dem sexuellen Problem verbunden,
doch sind sie für meine vorliegenden Zwecke zu umfangreich und der Folgerungen sind
zu viele. Wie ich früher bemerkt habe, lasse ich die physiologischen Sexualaspekte
beiseite, desgleichen die Krankheiten, die aus dem Missbrauch der Sexualfunktion
resultieren. Ich will auch auf das Thema der Unfruchtbarkeit nicht eingehen, höchstens
nur so weit, als der moderne Mensch in Frage kommt. Ich kann mich auch nicht mit den
strittigen Ansichten der verschiedenen Geistesrichtungen abgeben, da ich keinen
speziellen Standpunkt berücksichtige, wie z.B. den der Religion, der Moral oder einer
sonstigen Partei. Die ganze Frage ist viel umfangreicher und tiefgründiger, als alle die
religiösen Meinungen und Moralstatuten, die von kleinen Geistern aufgestellt wurden.
Was in einem Land als moralisch gilt oder etwas mit Moral zu tun hat, kann für ein
anderes Land ganz das Gegenteil bedeuten. Was in einem Teil der Welt für gesetzlich
gehalten wird, wird in dem anderen als ungesetzlich angesehen. Was in einem Klima ein
schwieriges Problem ist, hat in einem anderen ein ganz anderes Gesicht. Vielehe,
wahlloser Verkehr und Einehe existierten und existieren in ständigem Auf und Ab
während aller Zeitalter und in allen Teilen der Erde; sie sind heute alle gleichzeitig
anzutreffen. Jede Art von Beziehung war einmal oder ist heute wieder richtig, gesetzlich
und schicklich oder aber unrichtig, ungesetzlich und unpassend. Jede Art und Weise,
Sexualbeziehungen zu interpretieren, war dem Angriff oder der Verteidigung ausgesetzt,
löste tugendhaftes Schaudern oder Scheinargumente aus; jede Methode war üblich und
richtig, je nach der Gegend der Überlieferung, Erziehung und den täglichen
Gewohnheiten. In einem Teil der Erde mag eine Frau mehrere Männer haben; in einem
anderen sind einem Gatten vier Gattinnen erlaubt, wenn er es so will; in dem [274]
Harem der Mohammedaner und dem Hüttendorf der Hottentotten sind solche Tatsachen
allbekannt. Im Westen hat ein Mann gesetzlich eine Frau, aber infolge seiner
verschiedenen «Verhältnisse» und seiner sogenannten «romantischen Abenteuer» hat
mancher in Wirklichkeit so viele wie ein afrikanischer Häuptling; und Frauen sind heute
nicht viel besser.
Ich habe der genannten Zustände Erwähnung getan, nicht um Kritik zu üben, sondern
um von Tatsachen zu sprechen und um dem Durchschnittsleser eine weltweite
Gepflogenheit bewusst zu machen, die wahrscheinlich von seiner mutmasslichen
Vorstellung abweicht. Ich schreibe nicht für Spezialisten, sondern für den intelligenten
Durchschnittsstudenten, dem ein Bild der Zustände, wie sie auf dem weiten Erdenrund
existieren, not tut.
Es ist gewiss eine hehre Grundwahrheit, dass der Mensch mit seinen Gedanken und
Wünschen einer gottgewollten Einehe zustrebt, doch dieses Ideal wurde bisher nicht
überall erreicht. Wenn man diese Feststellung mutig und wahrheitsgemäss aufnimmt, so
wird man zu der Annahme gezwungen, dass der Mann - in allen historischen Zeiten -
niemals monogam war. Die Frau hat sich in der Vergangenheit, mehr als der Mann, an
die Einehe gehalten, doch heute, wo die Wissenschaft moderne Schutzmethoden an Hand
hat, die das Risiko und die Geburtsschmerzen verringern, geschieht das wahrscheinlich
weniger als vordem. Bis heute wird eine Geburt als Schreckmittel und Strafe für
gesetzliche oder ungesetzliche Sexualbeziehungen angesehen. Man lasse den Schauder,
der in diesen Worten lebt, auf sich wirken! Es hat natürlich immer Frauen gegeben, die
dem Gewerbe «zwangloser» Geschlechtsbeziehungen gehuldigt haben, aber ich denke
hier an Hausfrauen.
Wird man mir Glauben schenken, wenn ich sage, dass die sexuelle Frage in der ganzen
Welt so kritisch und ernst ist, dass kein wie immer gearteter Denker eine Lösung sieht
oder nur einen Ausweg aus der gegenwärtigen Sackgasse findet, ganz gleich, welch'
klarer Kopf und gelehrter Mensch er ist? Das Festhalten an alten Gebräuchen und
Methoden, die in der Länge der Zeit Konsequenzen unvermeidlich machen, kann gewiss
den scharfsichtigsten Denker [275] verwirren. Allein die physischen Folgen des
Geschlechtsverkehrs in und ausserhalb der Ehe haben nicht nur die heutige Menschheit
ins Leben gerufen, sondern es traten auch Krankheiten, Geistesstörung, üble
Gewohnheiten und perverse Impulse in Erscheinung, die unsere Krankenhäuser,
Nervenkliniken und Sanatorien, unsere Gefängnisse und Irrenanstalten füllen.
Unsere Jugend, besonders die idealistisch eingestellten und klardenkenden Jungen und
Mädchen, sieht sich einer Situation gegenüber, die ihre besten Bemühungen gefährdet.
Sie wissen nicht, was sie denken oder für richtig halten sollen. Sie haben Einblick in
Familienverhältnisse oder sind selbst Mitglied einer Familie, die durch gesetzliche Ehe
geheiligt ist, und sie sehen (in einem grossen Massstabe) nichts als Unglück, legalisierte
Prostitution, gestörte Gesundheit, unerlaubte Verhältnisse, vernachlässigte und
unerwünschte Kinder, mit all den Reibungen, die eine falsche Gattenwahl und Scheidung
mit sich bringen, und sie finden auf all das keine verständige Antwort. Sie halten
anderswo Umschau, sehen sich das Leben derjenigen an, die keine Eheverantwortung
auf sich nahmen und auch hier finden sie nichts als Unzufriedenheit, sexuellen Verkehr,
von dem niemand etwas weiss oder merkt, körperliche Störungen durch Vereitelung
natürlicher Instinkte» psychische Zustände schlimmster Art, hie und da illegitime Kinder,
sexuelle Perversitäten und eine Zunahme von Homosexualität. Diese Jungen und
Mädchen sind förmlich erdrückt von den verwirrenden Tatsachen und wissen keine
Antwort auf ihre vielen Fragen. Sie wenden sich an Menschen, die etwas von der Welt
kennen, um eine Lösung und Klärung zu erhalten, aber sie bekommen keine klare
Antwort, keine vernünftige Lebensweisheit oder grundsätzliche Unterweisungen, die
Hand und Fuss haben. Man mag ihnen herkömmliche Meinungen vorbringen und ihnen
anraten, Mass zu halten und alles zu vermeiden, was ihre Gesundheit schädigen oder
ihre wirtschaftliche Situation verschlimmern könnte. Man mag ihnen vielleicht auch die
Morallehren der Vergangenheit vor Augen halten und sie vor den Folgen warnen, die
unweigerlich eintreten, wenn jemand die Naturgesetze bricht und seinen Körper durch
ungebändigte [276] Begierden herabwürdigt. Man mag ihnen ferner in preisenden
Worten die Vorzüge eines «einfachen Lebens» geschildert und sogar die Tatsache betont
haben, dass sie Gotteskinder seien. Alles das ist gut und richtig und nützlich. Aber das ist
keine brauchbare Lösung, keine Klärung ihrer Probleme, und somit bleibt ihre
Verwirrung bestehen. Sie mögen sich vielleicht auch an religiös denkende Menschen
wenden und orthodoxe Geistliche aufsuchen. Hier sagt man ihnen, sie sollten gute
Menschen sein; man weist sie auf das Beispiel der Heiligen hin; man überschüttet sie mit
einer Flut von puritanischen Ermahnungen, moralischen Plattheiten und Erklärungen,
die alle nicht befriedigen, da sie meistens auf persönlichem Vorurteil und auf
Voreingenommenheit beruhen. Nur selten hören sie etwas Bestimmtes und wenn, dann
geht es nicht über den fundamentalen Grundsatz des mosaischen Gesetzes hinaus: «Du
sollst nicht . . .». Den jungen Suchern und Fragern unserer Generation sagt die
Feststellung, dass Gott «also und mit diesen Worten» sprach oder dass die Bibel «dieses,
das und jenes» empfiehlt, wenig und beantwortet ihre Wissbegierde nicht, warum das so
ist. Die Hoffnung, einstmals in den Himmel zu kommen, wo Selbstdisziplin,
Selbstkontrolle und sexuelle Abstinenz die verdiente Belohnung finden sollen, scheint in
so weiter Ferne zu liegen, dass sie die Versuchungen der Umwelt und den
naturgegebenen Sexualimpuls nicht unwirksam macht.
Es ist gewiss eine wunderbare Wahrheit, dass viele Menschen den «Versuchungen des
Fleisches» widerstehen. Und es ist eine ebenso bewundernswerte Tatsache, dass es
überall auf der Welt Männer und Frauen gibt, die durch dieses Leben in Reinheit und
Keuschheit gehen. Dass es vorgeschrittene Seelen gibt, die ihre Tiernatur völlig abgetan
haben und deren tägliches Tun und Lassen nur von ihrer höheren Denkkraft geleitet
wird, ist ein Ruhmesblatt der Menschheit. Viele von ihnen, die in einer Welt anderer
Gedanken und Interessen leben, sich natürlich nicht solchen Versuchungen ausgesetzt
wie ihre Mitbrüder, die noch tierische Instinkte in sich fühlen. Und wiederum gibt es
andere Menschen, die bloss deshalb nichts Unrechtes tun, weil sie entweder die
körperlichen Folgen oder die Bestrafungen im Jenseits fürchten. Doch wer von all diesen
[277] Persönlichkeiten, mögen sie noch so gut und heiligmässig sein, kann mit wirklicher
Weisheit und Einsicht über dieses Weltproblem sprechen? Wer von ihnen kann heute den
Ausweg für die Menschheit sehen? Wer von ihnen erkennt die Ursache für all die Not,
Sünde und Schlechtigkeit, die sich infolge der Geschlechtsbeziehungen entwickelt haben?
Wer erfasst die wirkliche Bedeutung des Sexuallebens, die Rolle, die es in dem grossen
Weltenplan spielt und den Grund für die Beziehung zwischen den Geschlechtern? Wer
von all diesen kann mit glaubhafter Vision voraussagen, welches die nächste
Entwicklungsstufe sein wird und welchem Ziel wir zustreben?
1. Definitionen über das Wesen des Geschlechtstriebes, über Tugenden und Laster.
In kosmischer Auslegung ist das Wort «geschlechtliche Beziehungen» eine Beschreibung
der Beziehung, die (während der Zeit der sichtbaren Schöpfung) zwischen Geist und
Materie und zwischen Leben und Form besteht. Im Grunde genommen ist diese
Beziehung eine Auswirkung des Gesetzes der Anziehung, - jenes fundamentalen Gesetzes,
das der ganzen Manifestierung von Leben in äusseren Formen zugrunde liegt und das
alle sichtbaren Gebilde und Geschöpfe ins Leben ruft. Im menschlichen und physischen
Sinn wird das Wort «Sexualbeziehung» gebraucht, um die Zeugungsfunktion eines
Mannes mit einer Frau zu kennzeichnen, deren Folge der Nachwuchs der Gattung homo
sapiens ist. In dem Sinne, wie ein heutiger Durchschnittsmensch in seiner
Gedankenlosigkeit dieses Wort auffasst, bedeutet es die lockende Befriedigung eines
tierischen Impulses, dem um jeden Preis und ohne regulierte Intervalle gefrönt werden
müsse. Das Wesen der Sexualität ist Dualität, die Trennung einer ursprünglichen Einheit
in zwei Aspekte oder Hälften. Diese zwei Teilstücke eines Ganzen nennen wir Geist und
Materie, männlich und weiblich, positiv und negativ; ihrem Wesen nach streben diese
getrennten Aspekte - durch den Prozess der Höherentwicklung - dem Endzustand der
Homosexualität zu, womit nicht das Wort «Homosexualität» gemeint ist, das heute in
[278] unzutreffender Heranziehung für eine widernatürliche Beziehung gebraucht wird.
Letztere wuchert heute zügellos, wenn man das moderne psychische Symptom im Auge
hat. Aber es ist eine grosse Seltenheit, einen Menschen zu finden, der in sich wirklich
beide Geschlechter vereint und der sich - in körperlicher und mentaler Hinsicht- gänzlich
«selbst genügen, selbst erhalten und selbst fortpflanzen kann». Hie und da in allen
Zeitaltern finden wir den wahren doppelgeschlechtigen Typus als Garanten dafür, dass
in ferner Zukunft durch die Evolution der Rassen ein Ziel erreicht werden mag, das die
beiden getrennten Hälften wieder in der ursprünglichen Verbundenheit zeigt. Mit diesem
Hinweis habe ich weder die Lehre von Zwillingsseelen im Sinne, noch denke ich dabei an
eine sonstige Entstellung der Wirklichkeit. Ich meine den göttlichen Hermaphroditen,
den wahren androgynen Typ von Mann-Frau, den Menschen in seiner Vollendung. Diese
Bezeichnung ist heute entstellt, besitzt nicht mehr ihre wahre Bedeutung und bezieht sich
in neun von zehn Fällen (richtiger in 99 von 100 Fällen) auf eine Art mentaler Verirrung,
auf eine verzerrte geistige Einstellung, gefolgt von körperlichen Gepflogenheiten und
Reaktionen, die - als Ding an sich - so sehr der Vergangenheit angehören, dass ihre
uralte Existenz die Idee nicht rechtfertigen kann, dass es sich um eine fortschrittliche
Situation handle. Man kann viel eher von einem Schritt zurück sprechen, von einem
Zurückschwingen in einen uralten Rhythmus und einer Wiederaufnahme sehr alter
Gewohnheiten.
Immer wenn eine Zivilisation zerbröckelt und die alte Ordnung einer neuen Platz machen
muss, finden wir solche krankhafte Verirrungen. Wie erklärt sich das? Der Grund ist der,
dass die neuen Impulse und Kräfte, die sich mit den alten mischen, auf die Menschheit
eine solche Stosswirkung ausüben, dass sie das Verlangen erwecken, ein neues und
unversuchtes Gebiet und alles, was ungewöhnlich ist und vom Althergewohnten
abweicht, kennen zu lernen. Menschen mit schwachem Charakter unterliegen dem
Druck, und jene, die gewagte Experimente riskieren, werden ein Opfer ihrer eigenen
niederen Natur, da sie ihre Versuche in einer ungesetzlichen Richtung anstellen. Diese
neuen Energien bringen nun auf der einen Seite einen ganz klaren Fortschritt und führen
in neue und noch nicht erprobte spirituelle Gebiete, auf der anderen Seite verleiten sie
dazu, physisches Verlangen für Experimente [279] heranzuziehen, was für die
Menschheit nicht der rechte Weg zum Fortschritt ist.
Da die Formwelt auf das zyklische Einströmen höherer Energien reagiert, werden alle
Teile und Aspekte des Formlebens durchpulst und angereizt, und dieser Anreiz zeitigt
gute und schlechte Resultate. Zeitweise werden sich schlimme Symptome bemerkbar
machen, aber auch lautere und gute, die von Dauer sind. Wenn diese Energien
Reaktionen materieller Art hervorrufen und wenn der Mensch sein Hauptinteresse auf
das Materielle hinlenkt, dann bekommt nicht der göttliche Funke, sondern die Formnatur
die Oberhand. Wenn Energie für materielle Zwecke missbraucht wird, - wofür die
Darbietung körperlicher sexueller Beziehungen gegen Bezahlung ein Beispiel ist -, dann
ist eine Katastrophe die Folge. Doch vergesse man nicht, dass wenn sich dieselbe göttliche
Energie z.B. als brüderliche Liebe betätigt, nur Gutes entsteht. Ich möchte meinen
Standpunkt nach zwei Richtungen hin illustrieren, mit Rücksicht auf die gegenwärtigen
sexuellen Orgien und im Hinblick auf das vorhandene grosse Interesse für das Thema.
Wir leben heute in einer historischen Weltperiode, in der drei wichtige Ereignisse
stattfinden, die von den meisten Menschen weder klar erkannt noch bemerkt werden.
Der siebte Strahl des Gesetzes und der Ordnung kommt in Funktion; wir treten in ein
neues Zeichen des Tierkreises ein und drittens steht «Christi Kommen» bevor. Diese drei
grossen Faktoren sind die Hauptursachen für das gegenwärtige revolutionäre und
chaotische Weltgeschehen; sie sind aber auch die Ursache dafür, dass jetzt die Menschen
überall nach geistigen Wahrheiten suchen, wie alle Arbeiter im Weinberg des Herrn
wissen, dass geistige Einsicht und gegenseitiges Verstehen zunimmt, dass die
Wohlfahrtsbewegungen grösser werden und dass das Streben nach Zusammenarbeit, die
religiöse Einheit und die internationalen Beziehungen ständig zunehmen. Energiearten,
die bisher schlummerten, wachsen nun zu mächtigen Kraftströmen an. In den
Anfangsstadien macht sich die Weltreaktion auf materielle Art bemerkbar; in den [280]
Endstadien werden göttliche Eigenschaften zum Vorschein kommen, die das
Zeitgeschehen und die Zivilisation ändern werden. Das Interesse, das man den
sogenannten kosmischen Strahlen entgegenbringt, verrät, dass die Wissenschaft beginnt,
die neu einströmenden Energien des siebten Strahls anzuerkennen. Diese Strahlen, die
durch das sakrale Zentrum des ätherischen Körpers des Planeten eintreten, haben
natürlich eine Rückwirkung auf die sakralen Zentren der Menschen und deswegen ist das
Sexualleben der Menschen eine Zeitlang überreizt und von daher kommt auch das
übergrosse Interesse, das man für sexuelle Probleme hat. Aber ebenso kommt von da
(was man nicht vergessen darf) ein starker Antrieb für die Denkkraft, der am Ende dazu
führen wird, dass der Mensch eine Lösung des sexuellen Problems findet.
Das Nahen des Wassermannzeitalters regt den Menschen auch dazu an, seine Gedanken
auf das Ganze zu richten und nach Vereinigung zu streben. Diese Entwicklung zeigt sich
bereits in der Tendenz, in Geschäftsangelegenheiten, Religion und Politik eine
Einheitlichkeit oder Synthese zu erreichen. Ein innerer Drang treibt zu Vereinheitlichung
und unter anderem kann man zurzeit ein Streben nach besserem religiösen
Einvernehmen und grössere Duldsamkeit beobachten. Andererseits führen diese
Einflüsse, die stark auf die empfänglichen Körper jener Menschen einwirken, die noch
unentwickelt sind und zu überstarken Psychoreaktionen neigen, zu einem krankhaften
Streben, sich auf erlaubte und unerlaubte Art sexuell zu vereinigen; sie verstärken
ausserordentlich das geschlechtliche Triebleben in mancherlei Hinsicht und drängen zu
Beziehungen und Vereinigungen, die ausserhalb der beabsichtigten Entwicklungslinie
liegen und oft gegen alle Naturgesetze verstossen. Energie ist ein unpersönliches Etwas,
das eine zweifache Wirkung auslöst und diese Wirkung ändert sich je nach dem Objekt,
auf das die Energie einwirkt.
Der einschwingende siebte Strahl besitzt die Kraft zu organisieren, die Fähigkeit,
zusammenzufassen und die grossen Paare der Gegensätze zu einer Einheit zu
verschmelzen; solcherart kommen die neuen spirituellen Formen ins Dasein. Doch bringt
dieser Strahl auch jene neuen Formen hervor, die vom geistigen Standpunkt aus als Übel
anzusehen sind, da sie mit Materie zusammenhängen. Dieser [281] grosse Strahlimpuls
ist es, der all das ans Licht des Tages bringen wird, was noch in stoffliche Substanz
gehüllt ist. Dieser Prozess wird den Geist und die verborgene Herrlichkeit offenbaren,
sobald die materielle Form gereinigt und geheiligt wurde. Darauf wies Christus mit
seiner Prophezeiung hin, dass am Ende der Zeit die vorborgenen Dinge offenbar und die
Geheimnisse von den Hausgiebeln verkündet werden würden.
Dieser Offenbarungsprozess, der sowohl die menschliche Familie als auch die ganze
Natur betrifft, wird die Kraft des Denkens entwickeln. Die Fähigkeit scharfsinniger
Unterscheidung wird sich entfalten, die es dem Menschen gestattet, seine Wahl zu treffen
und dadurch ein richtiges Werturteil zu erlangen. Falsche und richtige Massstäbe
werden dem Menschen bewusst werden, und er wird alles das auswählen, was das
Fundament der neuen Ordnung bilden und die neue Rasse mit ihren neuen Gesetzen und
neuen Methoden entwickeln wird. So wird die neue Religion der Liebe und Verbrüderung
eingeführt werden und es wird eine Zeit anbrechen, in welcher der Gruppengeist
vorherrschen und das Gruppenwohl den Vorrang haben wird. Dann werden Uneinigkeit
und Feindschaft dahinschwinden und die Menschheit wird eine wahre Familie werden.
Auch den dritten Faktor haben wir in Betracht zu ziehen, die sogenannte Wiederkunft
Christi. Überall finden wir ein Gefühl der Erwartung; man erhofft ein sichtbares Zeichen
und ein symbolisches Geschehen, das viele Namen hat, gewöhnlich jedoch als Christi
Advent bezeichnet wird. Dieser Advent mag, wie bekannt, ein tatsächliches Auftreten in
einem physischen Körper sein, wie zuvor in Palästina oder aber ein unverkennbares
Überschatten seiner Jünger und Verehrer durch den grossen Herrn des Lebens bedeuten.
Dieser Überschattungsprozess wird bei all denen eine Resonanz auslösen, die in irgend
einer Weise spirituell erwacht sind. Oder drittens: Seine Wiederkunft könnte sich auch
als ungeheurer Zustrom des Christusprinzips, der Lebenskraft und der Liebe Christi
bemerkbar machen, die sich dann durch die menschliche Familie betätigen. Vielleicht
werden alle drei Möglichkeiten gleichzeitig auf unserem Planeten in kürzester Zeit
Wahrheit werden. Doch steht [282] es uns nicht zu, darüber zu sprechen. Unsere Aufgabe
besteht darin, uns und die Welt für diese verschiedenen bedeutsamen Ereignisse
vorzubereiten. Die nahe Zukunft wird weiteres zeigen. Dieser Zustrom des Geistes der
Liebe Christi (möge er von einer sichtbaren Persönlichkeit oder seiner erfühlten und
erkannten Gegenwart ausgehen) wird wiederum zwei Wirkungen auslösen.
Das wird den Menschen, die nicht logisch denken können, seltsam und unerklärlich
erscheinen; sowohl der gute wie der böse Menschentyp wird einen Antrieb erhalten,
sowohl materielles Verlangen wie spirituelles Streben werden erweckt und genährt
werden. Tatsachen bestätigen die Wahrheit des Sprichwortes, dass ein gut gedüngter
Garten und ein sorgsam gepflegtes und bewässertes Grundstück sowohl Unkraut als
auch Blumen hervorbringen. Diese Tatsache beweist zwei Rückwirkungen derselben
Sonne, derselben Wasserquelle, desselben Dungbodens und derselben Obhut und Pflege.
Der Unterschied liegt in dem Samen, den der Boden beherbergt und auf den die
genannten Faktoren einwirken.
Der Zustrom von Liebesenergie wird daher irdische Liebe und irdisches Verlangen und
tierische Lust erwecken; er wird die Habsucht im materiellen Sinne nähren, mit all den
üblen Folgen, welche diese Einstellung nach sich zieht; und das Anwachsen sexueller
Reizsymptome und die vielen Auswirkungen eines falsch gesteuerten Mechanismus, der
auf eine unpersönliche Kraft reagiert, werden nicht zu vermeiden sein. Auf der anderen
Seite wird dieser Zustrom aber auch Bruderliebe, Gruppenbewusstsein und weltweite
Einigung hervorrufen und fördern; eine neue und machtvolle Tendenz, sich
zusammenzuschliessen, alles auf einen Nenner zu bringen und harmonisch zu vereinigen,
wird zutage treten. Alles dies wird der Geist Christi durch das Medium der Menschheit
vollbringen. Die Christusliebe wird ohne Unterlass über die Erde ausgegossen werden,
und dieser Einfluss wird sich während der kommenden Jahrhunderte verstärken, bis wir
am Ende des Wassermannzeitalters, unterstützt durch die Wirksamkeit des siebten
Strahls (der die Gegensatzpaare zu enger Zusammenarbeit bringt) die «Erweckung des
Lazarus von dem Tode» erleben werden; dann wird [283] die Menschheit aus dem Grab
der Materie auferstehen. Die verborgene Göttlichkeit wird offenbar werden. Alle
Erscheinungsformen werden ständig unter den Einfluss des Christusgeistes kommen,
und vollendete Liebe wird überall herrschen.
Diese drei Ursachen sind es, die z.Zt. ein weltweites Interesse für sexuelle Fragen
erwecken, das als natürliche Folge zweierlei mit sich bringt:
Erstens, einen weltweiten Ausbruch vermehrter Sexualbeziehungen, besonders in den
dichtbevölkerten Städten, der jedoch dieses Mal die Bevölkerungsziffer nicht erhöhen
wird. Das ist einmal der modernen Geburtenkontrolle zuzuschreiben, zum anderen spielt
hier die zunehmende Denktätigkeit der Menschheit eine Rolle, die zu Unfruchtbarkeit und
einer Verkleinerung des Familienbestandes führt.
Zweitens ändern sich die gewohnten Vorstellungen und Ansichten über Heirat und
Sexualbeziehungen. Die Ursache dafür ist der Zusammenbruch unserer gegenwärtigen
wirtschaftlichen Situation, ferner das zunehmende Interesse für medizinische Hygiene
(ein Interesse, das bisher nur Spezialisten hatten) und die grössere Kenntnis der
verschiedenen Hochzeitsbräuche der Nationen des Ostens und Westens, was zu vielen
Fragen Anlass gab und nicht zuletzt spielt das Versagen gesetzlicher Massnahmen,
welche die Familien zusammenhalten und die Beziehungen der Menschen untereinander
in befriedigender Weise klären sollten, mit eine Rolle.
Von diesem allgemeinen Interessen- und Diskussionspunkt aus wollen wir nach einer
Lösung und einem Ziel Ausschau halten, das bisher nur in den abstrakten Regionen und
in der Ideenwelt existiert. Selbst die besten Köpfe der Menschheit haben über diese
verborgenen Ideale nur eine unbestimmte und nebelhafte Vorstellung.
Der Kernpunkt der Frage ist eigentlich kein religiöser, ausser wenn man soziale
Beziehungen grundsätzlich als göttliche Beziehungen anerkennt. Die Frage ist jedoch eine
fundamentale, wenn man letzte Schlussfolgerungen zieht; und nach Lösung dieser [284]
Frage werden wir die Gleichheit der Geschlechter verwirklicht sehen, es werden die
Schranken beseitigt werden, die heute zwischen Mann und Frau bestehen, und die
Familieneinheit wird gesichert sein. Dazu gehört auch der Schutz des Kindes, dem all das
gegeben werden sollte, was es für das körperliche Wachstum und für eine richtige
Erziehung braucht, um eine gesunde Entwicklung des Gefühls- und Gedankenlebens
sicher zu stellen; so wird das Kind einmal in der Lage sein, seiner Nation, Zeit und
Gruppe mit besten Kräften zu dienen. Das ist stets ein Ideal gewesen, aber es wurde
bisher nie in einer befriedigenden Weise verwirklicht. Wenn das sexuelle Problem gelöst
ist, werden die Gedanken der Menschen einen Druck los werden, der ein
Hinderungsmoment war und eine Situation schuf, welche die Menschen ungebührlich in
Anspruch nahm; anstatt dessen wird dann ihre Gedankenwelt frei und unbehindert sein,
so dass sie neue Ideen und Gedankengänge aufnehmen können. Wir werden dann die
Entdeckung machen, dass Laster und Tugend nichts zu tun haben mit der Fähigkeit oder
Unfähigkeit des einzelnen, sich nach Gesetzen zu richten, die von Menschen geschaffen
wurden, sondern dass sie aus seiner Haltung sich selbst gegenüber und aus den inneren
Beziehungen zu Gott und den Mitmenschen herstammen. Tugend ist die Manifestierung
des Geistes brüderlicher Zusammenarbeit, bedingt also Selbstlosigkeit, geistiges
Verstehen und völliges Selbstvergessen. Untugend (oder Laster) ist die Kehrseite dieser
Geisteshaltung. Diese beiden Worte bezeichnen im Grunde nichts anderes als
Vollkommenheit und Unvollkommenheit, die Übereinstimmung mit dem von Gott
festgesetzten Richtmass für Brüderlichkeit oder das Unvermögen, diese Norm zu erfüllen.
Normen sind in ständigem Fluss und ändern sich mit der menschlichen Entfaltung zur
Göttlichkeit hin. Sie ändern sich auch entsprechend dem menschlichen Schicksal, das vom
jeweiligen Zeitalter, vom Lebensalter des Menschen, von seinem Wesen und seiner
Umwelt beeinflusst wird. Und sie ändern sich schliesslich je nach der erreichten
Entwicklungsstufe. Die Norm von heute ist nicht die von vor 1000 Jahren und in
weiteren 1000 Jahren wird sich die Norm wiederum wesentlich von der heutigen
unterscheiden.
Aber keine Periode in der Weltgeschichte war so kritisch wie die heutige, denn wir
müssen - abgesehen von der grossen zyklischen Gelegenheit, auf die ich früher hinwies -
die Tatsache berücksichtigen, dass die Menschheit selber etwas Einzigartiges erreicht
hat.
Zum ersten Mal [285] in der Geschichte tritt ein wahres menschliches Wesen auf, ein
Wesen, das seiner inneren Natur nach «Mensch» ist. Die Persönlichkeit hat sich in
harmonischer Fülle entwickelt und funktioniert als geschlossene Einheit, die
Gedankenkräfte und die Gefühlswelt sind sowohl mit dem physischen Körper als auch
mit der Seele vereint und verbunden. Ferner verlagerte sich der Schwerpunkt von der
physischen Seite des Lebens in die Gedankenwelt und immer häufiger sogar in das
geistige Leben. Es besteht also kein wirklicher Grund zur Verzagtheit, wenn meine
Angaben richtig sind. Vielerorts ist heute ein wirkliches «Aufrichten der Herzen zu Gott
hin» zu beobachten, und die Augen richten sich unentwegt auf spirituelle Werte. So
erklärt sich der gegenwärtige Aufruhr.
Ganz abgesehen vom Anbruch des neuen Zeitalters, also vom Einströmen des Geistes
Christi mit seinen umbildenden und erneuernden Kräften, und abgesehen von der
zyklischen Wiederkunft der Energien des siebten Strahls können wir feststellen, dass die
Menschen zum ersten Mal auf die tieferen spirituellen Energien und neuen Möglichkeiten
in einer angemessenen und harmonischen Weise reagieren. Daher nehmen die Probleme
zu und deshalb ist diese Zeit für uns voller günstiger Umstände. Daher sehen wir das
Wunder der Morgendämmerung, deren Lichtschein im Osten zunimmt.
Ich möchte hier das sexuelle Problem noch von einer anderen Seite beleuchten und es als
grundlegendes Symbol kennzeichnen. Bekanntlich ist ein Symbol das äussere, sichtbare
Zeichen einer inneren und geistigen Wirklichkeit. Was ist nun diese innere Wirklichkeit?
In erster Linie ist es die Tatsache, dass ursächliche Wechselbeziehungen existieren. Es ist
die Beziehung, die zwischen den fundamentalen Paaren der Gegensätze (Vater - Mutter,
Geist - Materie, positiv - negativ, Leben und Form) und zwischen den grossen Dualitäten
besteht, die - wenn sie im kosmischen Sinne «zusammengebracht» werden - den
geoffenbarten Sohn Gottes, den kosmischen Christus, das bewusstseinserfüllte,
empfindungsfähige Universum hervorbringen. Das Evangelium ist mit seinem Bericht
ein dramatisches Symbol für diese Beziehung, und der historische Christus ist der Garant
für diese Wahrheit und Wirklichkeit. Christus garantiert uns für die Tatsache, dass es
eine Wirklichkeit gibt, die [286] innere Bedeutung besitzt und dass für alles, was jetzt ist
und jemals sein wird, eine spirituelle Basis existiert. Aus der Beziehung von Licht und
Dunkelheit kommt das Unsichtbare zum Vorschein und wir sind imstande, es zu sehen
und zu erkennen. Christus, als Licht der Welt, offenbarte diese Wirklichkeit. Aus dem
Dunkel der Zeit sprach Gott, und die Vaterschaft der Gottheit wurde offenbar.
Das Drama der Schöpfung und die Geschichte der Offenbarung sind für uns (wenn wir
die Tatsachen nur richtig sehen und mit spiritueller Genauigkeit deuten könnten) in der
Beziehung der beiden Geschlechter und ihrer intimen Verbindung anschaulich
dargestellt. Wenn diese Beziehung aufhört eine rein körperliche zu sein, und zu einer
Vereinigung von zwei getrennten Hälften auf allen drei Ebenen - der physischen,
emotionalen und mentalen - wird, dann werden wir die Lösung des sexuellen Problems
haben, und die Ehebeziehungen werden so sein, wie sie nach göttlicher Absicht
vorgesehen waren. Heutzutage ist diese Beziehung meist nur eine Vermählung zweier
physischer Körper; manchmal vereinigen sich zwei Menschen auch mit ihrer
Gefühlsnatur. Wirklich selten ist eine Ehe, in der auch die Gedanken der beiden Partner
eng verbunden sind. Manchmal ist die Verbindung der physischen Körper so, dass ein
Partner körperlich kalt, uninteressiert und völlig unbeteiligt bleibt, aber sein
Gefühlskörper angezogen wird. Ein anderes Mal ist der mentale und physische Körper in
Funktion, aber der Gefühlskörper ist nicht dabei. Selten, sehr selten finden wir alle drei
Teile der Persönlichkeit beider Partner in innigem Kontakt, in einer harmonisch
abgestimmten Vereinigung. Wenn das der Fall ist, dann haben wir eine wahre
Verbindung, eine wirkliche Ehe, die Verschmelzung zweier Seelen.
In diesem Punkt haben sich gewisse esoterische Schulen sehr geirrt. Es schlich sich in ihre
Lehre die falsche Vorstellung ein, dass eine derartige Ehe für die spirituelle Befreiung
unerlässlich sei und dass, wenn es nicht so weit kommt, die Seele im Gefängnis bleibe.
Man lehrt, dass durch den Eheakt das Einssein mit der Seele [287] zustande käme und
dass ohne eine solche Vereinigung eine spirituelle Erlösung unmöglich sei. Einswerden
mit der Seele ist aber eine innere Erfahrung, die eine Erweiterung des Bewusstseins zur
Folge hat, so dass der oder das Einzelne und Besondere im universalen Ganzen aufgeht.
Der irrigen Auslegung liegt jedoch eine Wahrheit zugrunde.
Wo eine solche wahre Ehe mit ihren idealen sexuellen Beziehungen - auf allen drei
Ebenen - besteht, dort sind die richtigen Bedingungen vorhanden, um Seelen für ihre
Inkarnation das benötigte Formgehäuse bereitzustellen. Gottessöhne werden dann
geeignete Körper finden, um auf Erden zu erscheinen. So wie das Niveau (in
körperlicher, emotioneller und mentaler Hinsicht) des ehelichen Kontaktes ist, (wenn
solch ungewöhnliche Worte hier gebraucht werden können), genau so ist der
Menschentypus, der zur Wiedergeburt angezogen wird. Wenn die Eltern nur physisch
und emotional aufeinander eingestellt sind, so wird des Kindes Natur nicht anders sein.
Das ist die allgemeine Regel, nach der die Durchschnittswelt geboren wird. Heute streben
ungezählte Menschen schneller einem höheren Entwicklungsstadium zu. Daher sind so
viele mit den derzeitigen Ansichten über die Ehe unzufrieden; diese Tatsache wird zu
einer Deklaration über gewisse verborgene Prinzipien führen, welche die Beziehungen
der Geschlechter regeln werden; auf Grund dessen werden Männer und Frauen die
Möglichkeit haben, durch einen schöpferischen Akt Jüngern und Eingeweihten die
Körper zu verschaffen, deren sie bedürfen.
Das Symbol der Sexualbeziehung zeigt uns auch das wahre Wesen der Liebe, die sich
manifestiert. Liebe bedeutet tatsächlich eine Beziehung; man benutzt indes das Wort
«Liebe» (genau so, wie «Sexualität»), gedankenlos und ohne die eigentliche Bedeutung
zu beachten. Im Grunde genommen sind Liebe und Sexualität ein und dasselbe, da beide
den Sinn und die Absicht des Gesetzes der Anziehung zum Ausdruck bringen. Liebe ist
identisch mit Sexualität und Sexualität mit Liebe; denn in diesen beiden Worten ist die
Beziehung, Wechselwirkung und Verbindung zwischen Gott und seinem Universum,
zwischen Mensch und Gott, zwischen einem Menschen und seiner Seele und zwischen
Männern und Frauen untereinander in gleich treffender Weise beschrieben. Die
Betonung liegt [288] auf dem Motiv und der gegenseitigen Beziehung. Aber die
zwingende Folge dieser Beziehung ist ein Schöpfungswerk und das Erscheinen von
Formen, deren sich die Gottheit bedient, um sich selber zu offenbaren und ihre Existenz
zu beweisen. Geist und Materie kamen miteinander in Berührung und so entstand das
Universum. Liebe ist stets produktiv, denn das Gesetz der Anziehung zeitigt reiche
Früchte. Der Mensch kam mit Gott durch dasselbe grosse Gesetz in Berührung und so
wurde der Christus geboren, - der Bürge und Zeuge für die Tatsache, dass auch die
Menschheit göttlicher Abstammung ist. Auch der einzelne Mensch und seine Seele
versuchen zusammen zu kommen, und wenn sich diese Vereinigung vollzogen hat, wird
der Christus in der Grotte des Menschenherzens geboren und gewinnt im täglichen Leben
immer mehr Macht und Einfluss. Der Mensch stirbt daher täglich, damit Christus in all
seiner Herrlichkeit sichtbar werde. Für all diese wunderbaren Geschehnisse ist die
Sexualbeziehung ein lebendiges Symbol.
Und weiter: zwei Mal geht das Schauspiel des grossen Sexualdramas im Menschen in
Szene und spielt sich innerhalb seiner Persönlichkeit ab, ein Prozess, der eine
Vereinigung und ein Ineinanderaufgehen darstellt. Ich möchte hier kurz auf diese beiden
symbolischen Vorkommnisse eingehen, um esoterischen Studenten zu nützen, so dass sie
das grosse Sexualthema in seiner spirituellen Bedeutung erfassen können.
Bekanntlich ist der Mensch eine Manifestation von Energien. Diese Energien spornen den
physischen Körper des Menschen zur Tätigkeit an und zwar mittels gewisser
Kraftzentren im ätherischen Körper.
Diese Zentren kann man für unsere Zwecke in drei Zentren unterhalb und vier oberhalb
des Zwerchfelles einteilen.
I. Unterhalb des Zwerchfelles:
1. Das Zentrum am unteren Ende der Wirbelsäule.
2. Das sakrale Zentrum.
3. Das Sonnengeflecht.
II. Oberhalb des Zwerchfelles:
1. Das Herzzentrum.
2. Das Kehlzentrum.
3. Das Zentrum zwischen den Augenbrauen.
4. Das Kopfzentrum.
Wir wissen, dass [289] zwei Verschmelzungsprozesse stattfinden müssen, und diese
beiden Vereinigungen sind im symbolischen Sinne dem sexuellen Zeugungsvorgang
gleichzusetzen; es sind zwei symbolische Ereignisse, die ein spirituelles Geschehen
äusserlich sichtbar machen und die dem Menschen sein geistiges Ziel und Gottes
erhabene Absicht im Entwicklungsprozess aufzeigen.
Erstens müssen die Energien unterhalb des Zwerchfelles hinaufgehoben und mit denen
oberhalb des Zwerchfelles vereinigt werden. Wie sich dieses vollzieht und welche
Methoden dabei angewandt werden müssen, kann ich hier nicht auseinandersetzen;
lediglich einen Punkt möchte ich behandeln, nämlich das Höherleiten der sakralen
Energie zu dem Kehlzentrum, also die Umwandlung physischer Fortpflanzung in
schöpferische Kraft, wie sie ein Künstler auf irgendeinem Gebiet schöpferischer Tätigkeit
zum Ausdruck bringt. Wenn sich die Energien dieser beiden Zentren vereinigen, werden
wir in unserer Entwicklung das Stadium erreichen, in dem wir imstande sind, Kinder
unserer Kunstfertigkeit und unserer Denkkraft hervorzubringen. Wenn, mit anderen
Worten, eine vollkommene Vereinigung der höheren mit den niederen Energien
stattfindet, dann kommt Schönheit in die Form, ein bestimmter Wahrheitsaspekt findet
seinen entsprechenden äusseren Ausdruck und so wird die Welt bereichert. Wenn diese
Synthese vorhanden ist, beginnt der wahre schaffende Künstler zu wirken. Der Kehlkopf,
das Organ des Wortes, bringt die Lebensfülle zum Ausdruck und offenbart die dahinter
liegende Herrlichkeit und wahre Natur. Das ist eine symbolische Bedeutung der Lehre
von der Verschmelzung der unteren Energien mit den höheren und dafür ist die
physische Geschlechtsbeziehung ein Gleichnis. Die Menschheit ist heute dabei, schnell in
das Stadium schöpferischer Fähigkeiten vorzurücken, da die Höherleitung von Energien
infolge der neuen Impulse Fortschritte macht. In dem Grad, wie der Sinn für innere
Reinheit zunimmt und das Gefühl für Verantwortlichkeit wächst und die Liebe zur
Schönheit, zu Farben und für Ideen immer stärker wird, wird auch die Vereinigung der
unteren Energien mit den höheren schneller zunehmen; infolgedessen wird die
Verschönerung des Tempels des Herrn erstaunlich rasche Fortschritte machen.
Dieser Prozess wird im kommenden Wassermannzeitalter sehr wesentlich gefördert
werden. Die meisten heutigen Menschen betätigen [290] die Kräfte unterhalb des
Zwerchfelles, lenken diese Energien in die Aussenwelt und entwürdigen sie für materielle
Zwecke. In den kommenden Jahrhunderten wird dies anders werden; die Menschen
werden ihre Energien umwandeln und verfeinern, und anfangen oberhalb des
Zwerchfelles zu leben. Sie werden dann die Wirkungskräfte des liebenden Herzens, des
schöpferischen Kehlzentrums und des Willenszentrums im Kopf (das im Sinne göttlicher
Ordnung lenkt und steuert) zum Ausdruck bringen. Auch für diese Beziehung zwischen
den niederen und höheren Kräften ist die irdische Sexualbeziehung ein Symbol.
Ein anderes wunderbares symbolisches Geschehen spielt sich auch im Kopfe ab. In
diesem lebendigen Organismus vollzieht sich das erregende Drama, bei dem sich das rein
menschliche Wesen in die Gottheit versenkt. Der grosse Endakt der mystischen
Vereinigung von Gott und Mensch und von Seele und Persönlichkeit vollzieht sich hier.
Philosophen des Ostens sprechen von zwei grossen Energiezentren im menschlichen
Kopf. Das eine, das Ajnazentrum zwischen den Augenbrauen verschmilzt die fünf
Energiearten, die dorthin gelenkt wurden und vereinigt sich mit ihnen; es sind dies die
Energien der drei Zentren unterhalb des Zwerchfelles, und die des Kehl- und
Herzzentrums. Das andere Zentrum im Kopf wird durch Meditation, Dienst und geistiges
Streben erweckt und durch dieses Zentrum kommt die Seele mit der Persönlichkeit in
Kontakt. Dieses Kopfzentrum ist das Symbol des geistigen oder positiven, männlichen
Prinzips, wogegen das Ajnazentrum das Symbol der Materie oder des negativen,
weiblichen Prinzips ist. Mit diesen beiden Kraftwirbeln stehen zwei Gehirndrüsen in
Zusammenhang, die Hypophyse und Epiphyse. Die Hypophyse (Hirnanhang) ist das
negative, die Epiphyse (Zirbeldrüse) das positive Organ. Diese beiden Organe
entsprechen in einem höheren Sinne den männlichen und weiblichen Zeugungsorganen.
Wenn die Seele im geistigen und emotionalen Leben des Aspiranten kraftvoller wird,
dann strömt sie mit immer grösserer Macht in das Kopfzentrum. Wenn der Mensch an
seiner Persönlichkeit arbeitet, sie läutert und in den Dienst des [291] geistigen Willens
stellt, dann werden die Energien der Körperzentren automatisch in das Ajnazentrum
emporgehoben. Mit der Zeit nimmt die Einflussstärke der beiden Zentren zu, die
Wirkungsbereiche werden immer grösser, bis sie sich mit ihren magnetischen
Schwingungsfeldern berühren; und allsogleich leuchtet das Licht auf. Vater-Geist und
Mutter-Materie vereinigen sich und werden eins, und so wird der Christus geboren.
«Wer nicht wiedergeboren wird, kann das Reich Gottes nicht schauen», sagte Christus.
Das ist die zweite Geburt, und von da an nimmt die Kraft der Vision dauernd zu.
Dies ist wiederum das grosse Drama der sexuellen Beziehung, das sich von neuem im
Menschen abspielt. So erfährt er in seinem persönlichen Leben drei Mal die Bedeutung
der Vereinigung:
1. Im körperlichen Verkehr, also in der Vereinigung mit dem Partner, was zur
Fortpflanzung der Art führt.
2. In der Vereinigung der niederen Energien mit den höheren, was zum schöpferischen
Werk führt.
3. In der Vereinigung der Energien der Persönlichkeit mit denen der Seele im Kopf, was
die Geburt Christi zur Folge hat.
Gross ist des Menschen Herrlichkeit und wunderbar sind die göttlichen Funktionen, die
in ihm verkörpert sind. Im Lauf der Zeit kam der Mensch so weit, dass er die niederen
Energien in die höheren Zentren emporbringen kann, und dieser Übergang verursacht
heute so viel Unausgeglichenheit in der Welt. Viele Menschen haben schöpferische Ideen
im Bereich der Politik, Religion, Wissenschaft und Kunst, und der Einfluss ihrer geistigen
Energie, ihrer Pläne und Ideen macht sich in einem wahren Wettlauf bemerkbar. Solange
noch nicht die Idee, dass alle Menschen Brüder sind, die Menschheit beherrscht, werden
diese Kräfte zu persönlichen Zwecken und zur Befriedigung des Ehrgeizes missbraucht,
und das führt natürlich zu Unheil; und ebenso unheilbringend ist der Missbrauch der
sexuellen [292] Kräfte, wenn also der Mensch diese zu persönlicher Lustbefriedigung
degradiert. Einige wenige Menschen jedoch bringen ihre Energien in ein noch höheres
Zentrum hinauf und übertragen sie in Begriffe der himmlischen Welt. In vielen
Menschenherzen wird heute Christus geboren und immer zahlreicher werden die
Gottessöhne in ihrer wahren Natur erscheinen, um die Führung der Menschheit im neuen
Zeitalter in die Hand zu nehmen.
2. Das Sexualproblem im neuen Zeitalter.
Prophezeiungen sind stets ein Risiko. Eine Vorhersage jedoch, die sich auf die
gegenwärtigen allgemeinen Tendenzen stützt, ist oft möglich.
Während der nächsten 200 Jahre werden die alten Einflüsse, unter denen wir bisher
gelebt haben, langsam aussterben, und die neueren, stärkeren Kräfte werden sich
fühlbar machen. Wie wir wissen, werden drei Faktoren das kommende
Wassermannzeitalter charakterisieren, bedingt durch den Einfluss der drei Planeten,
welche die drei Dekanate dieses Zeichens regieren. Zuerst ist der Saturn tätig, der die
Wege trennt und denen, die davon profitieren können, eine günstige Gelegenheit
verschafft. Dies wird eine Periode sein, in der Disziplin herrschen und die Menschen eine
Wahl treffen werden; durch diese Entscheidungen wird die Menschheit von ihrem
angestammten Recht Gebrauch machen. Dieser Aufstieg wird bereits heute stark
vorempfunden.
Während des zweiten Dekanats wird durch den Einfluss des Merkur Licht einströmen,
und es wird sich mentale und spirituelle Erleuchtung sowie eine richtigere Auslegung der
Lehre der Abgesandten der weissen Loge bemerkbar machen. Im ersten Dekanat wird es
vielen Menschen ermöglicht werden, eine Entscheidung zu treffen und Anstrengungen zu
machen, um die niederen Energien in die höheren Zentren zu verpflanzen und so ihr
Hauptaugenmerk aus der Region unterhalb des Zwerchfelles in diejenige oberhalb des
Zwerchfelles zu verlegen. Im zweiten Dekanat werden diejenigen, die dann so weit sind,
imstande sein, ihre Persönlichkeit mit der Seele zu vereinigen, und es wird in ihrem
Inneren, wie früher [293] angedeutet, das Licht hervorbrechen und der Christus geboren
werden.
Während des dritten Dekanats wird das Gesetz der Bruderschaft in Kraft treten und die
Venus wird durch das Prinzip verstehender Liebe herrschen; die Gruppe und nicht das
Individuum wird wesentliche Bedeutung haben, und Selbstlosigkeit und Zusammenarbeit
aller wird an die Stelle von Absonderung und Konkurrenz treten.
In keinem anderen Lebensbereich werden sich diese kommenden Änderungen so deutlich
bemerkbar machen als in der menschlichen Einstellung zum Geschlechtsleben und in der
Neugestaltung der ehelichen Beziehungen. Diese neue Entwicklung wird Schritt halten
mit der langsam sich entwickelnden Wissenschaft der Psychologie, die nunmehr in ihre
Rechte tritt. Sobald der Mensch seine eigene dreifache Natur verstehen lernt und die
Natur des Bewusstseins sowie die Tiefe des eigenen unterbewussten Lebens besser
erfassen kann, wird die Beziehung des Mannes zur Frau und die Stellungnahme der Frau
zu ihrem Schicksal allmählich und automatisch einen Wandel erfahren. Diese
notwendige Neueinstellung wird nicht das Resultat gesetzlicher Massnahmen sein oder
von Entscheidungen der Volksvertreter beeinflusst werden, die das Gebot der Stunde zu
erfüllen suchen; nein, diese Änderungen werden langsam eintreten als Folge klaren
Denkens und des aufrichtigen Interesses, das die nächsten drei Generationen bekunden
werden . Die junge Generation, die nun zur Inkarnation kommt und diejenige des
nächsten Jahrhunderts werden gut ausgerüstet sein, um das sexuelle Problem zu
meistern, denn sie sehen vieles klarer als die alte Generation und denken tiefer und
umfassender, als es heute der Fall ist. Diese jungen Menschen werden ein grösseres
Gruppenbewusstsein mitbringen und weniger auf ihre Person und ihre eigenen
Interessen eingestellt sein; sie werden sich mehr für neue Ideen als für veraltete
Theologien interessieren; und sie werden weniger Vorurteile haben und toleranter sein
als die Masse der wohlmeinenden Leute von heute. Die Lehre der Psychologie kommt erst
jetzt zur Geltung und man fängt eben erst an, ihre Rolle zu verstehen; in 100 Jahren wird
sie [294] eine dominierende Wissenschaft sein, und die neueren Erziehungssysteme, die
sich auf die wissenschaftliche Psychologie stützen, werden unsere modernen
Erziehungsmethoden völlig verdrängen. In der Zukunft wird man sich hauptsächlich
darum kümmern, den Lebenszweck eines Menschen festzustellen. Diese Feststellung wird
ermöglicht durch ein geistiges Verstehen seines Strahls, durch eine Analyse seiner
Veranlagungen (dafür ist die Berufspsychologie ein schwacher erster Beginn), durch ein
Studium seines Horoskops, durch einen vernünftigen Anfangsunterricht in
Gedankenkontrolle und schliesslich durch eine Schulung des Gedächtnisses, um die
gegebenen Unterweisungen gut zu behalten. Man wird die Methoden sorgsam
auswählen, die eine Integration der Persönlichkeit ermöglichen und die aktiven
Qualitäten steigern und läutern helfen und all dies nur deshalb, um den Menschen
gruppenbewusst und gruppennützlich zu machen. Das ist der Faktor, der von Bedeutung
ist. Harmonische Verbundenheit (Synthese), körperliche Reinheit, das Aufgeben der
egoistischen Einstellung und das Wohl der Gruppe, das werden die fundamentalen
Prinzipien künftiger Erziehung sein. Kontrolle der Gefühlsregungen und richtiges
Denken wird eingeschärft werden, und wenn solches vorhanden ist, wird sich die
Erkenntnis spiritueller Tatsachen ganz von selbst einstellen, und das persönliche Leben
wird sich dann der Gruppe unterordnen. Die Beziehungen des einzelnen zu anderen
werden dann verständnisvoll gelenkt, und das Verhältnis zum anderen Geschlecht wird
nicht nur von Liebe und Verlangen, sondern von der wahren Bedeutung der Ehe
bestimmt werden, die ein Zusammenleben in Ordnung und gegenseitigem Verstehen ist.
Diese Voraussage bezieht sich auf die intelligente Majorität, die von guten Absichten
beseelt ist, deren Normen sich im Lauf der Jahrzehnte so weit entwickelt haben werden,
dass die Träume und Ideale der fortschrittlichen Idealisten von heute erfüllt sein werden.
Es wird natürlich auch dann noch gedankenlose, müssige und törichte Menschen geben,
aber die Evolution geht unaufhaltsam weiter und bringt Ordnung herein.
Welche Gesetze erlassen werden mögen, um der Allgemeinheit für das schwierige
Sexualthema Richtlinien zu geben, kann ich nicht sagen; die kommenden Ehegesetze
vorauszusagen liegt nicht in meiner Absicht; wie die Gesetzgeber der Nationen das
Problem anfassen werden, bleibt abzuwarten. Ich selbst bin nicht auf Spekulation
eingestellt.
Doch kann und will ich hier die grundlegenden Voraussetzungen [295] anführen, die den
besten Überlegungen über Sexualität und Ehe in der Zukunft zu Grunde liegen werden.
Es sind drei Voraussetzungen oder Prinzipien; wenn sie begriffen und erfasst, und in den
Ideengehalt der Zeit einbezogen sein werden, so dass sie die Grundlage aller
anerkannten Massstäbe über harmonische Lebensführung bilden, dann werden die
Einzelheiten, wie, wo und wann alles zum Klappen kommt, sich von selbst einstellen.
1. Wie sich die Geschlechter zueinander und zur Ehe stellen werden, wird als Teil des
Gruppenlebens angesehen werden und zum Dienste des Gruppenwohls gehören; dies
wird nicht durch Gesetze erfolgen, die Eheschliessungen regeln, sondern durch Erziehung
in Gruppenbeziehungen, durch Dienst an der Mitwelt und durch das Gesetz der Liebe
zustande kommen, mit praktischem und nicht bloss sentimentalem Verständnis. Männer
und Frauen werden sich als Zellen eines vitalen Organismus betrachten, und diese
Erkenntnis wird ihr Handeln und ihre Auffassung über die Zukunft bestimmen. Man
wird all das als eine natürliche Tatsache und als eine Folge vergangener
Entwicklungsperiode ansehen und nicht als eine Theorie und eine Hoffnung für später
betrachten, wie das heute der Fall ist. All das, was am besten der Gesamtheit dient und
was notwendig ist, um die Wirksamkeit einer Zelle innerhalb dieses Organismus zu
fördern, - das werden die Gesichtspunkte sein, die zur Debatte stehen. Die Menschen
werden immer mehr in der Welt der Gedanken und des geistigen Verstehens leben und
nicht mehr, wie früher, sich nur dem ungeregelten Verlangen und dem tierischen Instinkt
hingeben; die Liebe des Mannes zur Frau und der Frau zum Mann wird stärker sein als
heute, da diese Liebe nicht bloss von Gefühlsmomenten, sondern auch von Intelligenz
getragen sein wird.
In dem Mass wie der schöpferische Drang aus dem Sakralzentrum nach oben in das
Kehlzentrum gerichtet wird, wird der Mensch auch weniger von seinem physischen
Sexualdruck geplagt werden und sich mehr im Schöpferischen betätigen. Sein physisches
Leben wird sich in normalen Funktionen bewegen, doch muss sich der Mensch vor Augen
halten, dass die Art und Weise, in der er bisher seinen Sexualtrieb befriedigte, abnorm
und undiszipliniert ist und dass wir nunmehr auf dem Weg zu einer weisen
Normalisierung sind. Das Sehnen nach persönlichem Glücksgefühl und nach [296]
Befriedigung eines tierischen Dranges ist als Instinkt nicht falsch, wenn es geregelt und
normal ist, wird aber verheerend und schlecht, wenn es zum Sinnenkitzel
herabgewürdigt wird. Das wird sich später ändern, wenn beide Partner eine
gemeinsame Entscheidung treffen werden. Diese Entscheidung wird einem natürlichen
Bedürfnis entsprechen und sich in einer rechten, passenden und regulierten Art und
Weise auswirken. Heute ist der eine oder andere Partner gewöhnlich ein Opfer, entweder
weil er ungebührlich enthaltsam leben oder sich zu einer unziemlichen Liederlichkeit
hergeben muss.
2. Die zweite Voraussetzung basiert auf der Erreichung einer bestimmten
Entwicklungsstufe; dazu bedarf es einer Persönlichkeit, die völlig auf der Höhe ist. Diese
allgemein gültige Norm mag folgendermassen erklärt werden:
Eine wahre Ehe und rechte Sexualbeziehung sollte eine Vereinigung aller drei Aspekte
der menschlichen Natur sein; alle drei Bewusstseinsbereiche sollten sich gleichzeitig
betätigen - Körper, Gefühl und Intellekt. Ein Gatte und eine Gattin sollten, um wirklich
und glücklich vermählt zu sein, einander in allen drei Bereichen ihrer Natur ergänzen
und alle drei sollten sich gleichzeitig vereinen. Wie selten ist das der Fall und wie selten
findet man dies! Ich brauche hierüber nichts weiter zu sagen, da die Wahrheit für sich
selbst spricht und oft darüber geschrieben wurde. Später - und das liegt noch in ferner
Zukunft - werden Ehen geschlossen werden, die auf der gleichen Entwicklungsstufe der
integrierten Persönlichkeit basieren und nur diejenigen werden sich im heiligen Ritual
der Ehe zusammenfinden, die denselben Grad der Umwandlung der niederen Energien
in die höheren erreicht haben; eine Ehe wird als unerwünscht erachtet werden, wenn sie
aus ungleichen Partnern besteht, wenn also der eine das Leben einer geläuterten
Persönlichkeit oberhalb des Zwerchfelles lebt und der andere nichts weiter ist als ein
intelligentes Tier, das seine Impulse aus den Zentren unterhalb des Zwerchfelles erhält.
Schliesslich werden einige wenige ihren [297] Ehepartner unter denen auswählen, in
denen Christus wiedergeboren wurde und die das Christusleben in die Tat umsetzen.
Doch diese Zeit ist noch fern, nur selten kommen solche Fälle vor.
3. Das dritte Leitmotiv wird in dem Verlangen zum Ausdruck kommen, gut ausgestattete,
wohlgestaltete und gesunde Körper für die inkarnierenden Egos bereit zu stellen. Das ist
heute noch nicht möglich, da die Praxis der körperlichen Vereinigung so ungeordnet ist.
Die meisten heutigen Kinder sind Geschöpfe des Zufalls oder ein unerwünschter
Familienzuwachs. Einige wenige sind natürlich einem inneren Wunsche entsprungen,
doch selbst in solchen Fällen hängt dieser Wunsch meist mit Erbschaftsfragen und
Eigentum, das einen Nachfolger benötigt, mit einem alten Namen, der fortbestehen soll
und mit unbefriedigten ehrgeizigen Plänen zusammen; die Zeit kommt jedoch näher, in
der Geburten beabsichtigt und herbeigesehnt werden und wenn es soweit ist, wird die
Inkarnation von Jüngern und Eingeweihten ermöglicht und beschleunigt werden. Eine
richtige innere Vorbereitung wird jeder sexuellen Befriedigung vorangehen, und Seelen
werden zu ihren Eltern hingezogen werden durch deren Wunsch, durch die Reinheit ihrer
Motive und durch die Kraft, sich auf ihre Aufgabe vorzubereiten.
Wenn diese drei Motive sorgsam überdacht werden und wenn Männer und Frauen ihre
physischen Beziehungen zueinander auf die Verantwortung gegenüber der Gruppe
einstellen, sich gleichzeitig auf allen drei Ebenen vereinigen und den inkarnierenden
Seelen eine günstige Gelegenheit anbieten, dann werden wir in der Tat eine
Wiederherstellung des spirituellen Aspektes der Ehe erleben. Dann wird jene Ära
anbrechen, in welcher der gute Wille das markante Kennzeichen sein wird und
egoistische Absichten und tierische Instinkte verblassen und in den Hintergrund treten
werden.
3. Einige Ratschläge für den gegenwärtigen Zyklus.
Ich habe eine Situation aufgezeigt, die zurzeit vorherrscht, und ein Ideal angedeutet, dass
vor uns liegt, aber noch nicht erfüllbar ist. Das ist an sich wertvoll, aber es lässt in
unseren Gedanken eine Lücke zurück, die ausgefüllt werden muss. Es erhebt sich nun die
Frage, die in folgenden Sätzen formuliert werden kann:
Angenommen, dass [298] meine Darstellung der gegenwärtigen erschreckenden
Zustände zutrifft, angenommen, dass in einer fernen Zukunft eine Annäherung an das
geschilderte Ideal möglich ist, welche Schritte sind denn heute möglich, um schliesslich
die notwendige Umstellung im sexuellen Leben herbeizuführen? Solche Schritte sind ganz
gewiss möglich und meine Antwort lautet folgendermassen:
Wenn gewisse fundamentale Forderungen, vier an der Zahl, der Einsicht des Publikums
zugänglich gemacht und vor Augen gehalten werden, dann wird am Ende die öffentliche
Meinung so weit erzogen werden, dass die notwendigen Massnahmen folgen können.
Der erste Schritt muss jedoch der sein, dass das Publikum erzogen wird und dass es die
vier Grundgesetze verstehen lernt. Jede Verbesserung gegenwärtiger Missstände erfolgt
durch ein Wachstum aus dem Inneren der Menschheit selber und nicht durch den Zwang
eines Gesetzes von aussen her. Das Bewusstsein des Publikums muss daher ständig
weiter ausgebildet werden, denn nur so wird die Grundlage für spätere Verbesserungen
geschaffen.
Ich möchte hier bemerken, dass die drei nächsten Generationen (in die ich die heutigen
Knaben und Mädchen einbeziehe) eine Gruppe von Persönlichkeiten zur Inkarnation
bringen werden, die gut ausgerüstet sein werden, um die Menschheit aus der
gegenwärtigen Sackgasse herauszuführen. Diese Tatsache verdient Beachtung und wird
oft vergessen. Es gibt in jeder Epoche der Menschheitsgeschichte Persönlichkeiten, die
imstande sind, die auftretenden Probleme zu lösen und die gerade deshalb in die Welt
geschickt werden. Dieses Problem der Sexualität ist letzten Endes nur ein zeitweiliges,
auch wenn man das kaum glauben möchte; es entstammt einem Grundfehler; der
Mensch entwürdigte gottgegebene Fähigkeiten zu selbstsüchtiger, körperlicher
Befriedigung, anstatt sie Zwecken zu weihen, die Gott im Auge hat. Er wurde von seiner
animalischen Instinktnatur überwältigt und verlor den Boden unter den Füssen; und nur
ein klares und fehlerfreies geistiges Verstehen dessen, was die wahre Natur seines
Problems bildet, wird stark [299] genug sein, um ihn ins neue Zeitalter und in die Welt
richtiger Motive und rechten Handelns zu geleiten. Der Mensch muss die Tatsache
erfahren und wirklich verstehen, dass nicht die Befriedigung einer Sinnesbegierde der
Hauptzweck der Sexualität ist, sondern vielmehr die Beschaffung von physischen
Körpern, durch die das Lebenselement Ausdruck finden soll. Er muss die symbolische
Bedeutung, die der Sexualbeziehung zu Grunde liegt, verstehen und dadurch die
Reichweite spiritueller Tatsachen erkennen. Das Gesetz der Sexualität ist das Gesetz, das
Leben und Form zueinander in Beziehung bringt, auf dass die Absichten Gottes richtig
verstanden werden. Das ist ein fundamentales Schöpfungsgesetz und es behält seine
Richtigkeit, ganz gleich ob es sich um ein grosses Wesen handelt, das in einem
Sonnensystem verkörpert ist oder um die Geburt eines Tieres oder um das
Heraussprossen einer Pflanze aus einem Samenkorn. «Sexualität» ist das Wort, das
gebraucht wird, um die Beziehung auszudrücken, die einerseits zwischen jener Energie,
die wir «Leben» nennen, und andererseits der ungeheueren Menge von Krafteinheiten
besteht, deren sich diese Energie bedient, um Formen zu bilden. Sexualität umfasst die
Tätigkeit, die erfolgt, wenn die Paare der Gegensätze zusammenkommen; sie werden
dann miteinander eins und bringen eine dritte Existenz hervor. Diese dritte Existenz ist
die Folge der Beziehungen der Paare zueinander; und so kommt ein neues, in Form
gebanntes Wesen ins Leben. Es sind also drei Faktoren, welche die wahre Bedeutung der
Sexualität kennzeichnen: eine Wechselbeziehung, ein Einswerden und eine Geburt.
Unglücklicherweise hat der Mensch die Wahrheit mit Füssen getreten, und so ist die
wirkliche Bedeutung verloren gegangen. Sexualität bedeutet heute für den Mann die
Befriedigung seiner Sinneslust und seines körperlichen Verlangens durch
Herabwürdigung des weiblichen Aspektes für seinen Sexualhunger. Diese eheliche
Verbindung führt nicht zu den Resultaten, die beabsichtigt sind, sondern nur zu einem
momentanen Genuss für Sekunden, und alles beschränkt sich auf die animalische Natur
und Körperlichkeit. Ich verallgemeinere natürlich und erinnere daran, dass es
Ausnahmen bei allen Verallgemeinerungen gibt. Ich möchte noch hinzufügen, dass
niemand denken soll, dass ich den männlichen «Aspekt» für unser gegenwärtiges
Problem verantwortlich mache, wenn ich sagte, dass der Mann die Frau für sein
Vergnügen benützt. Wie sollte ich eine solche [300] Meinung vertreten, da ich ja weiss,
dass jedes menschliche Wesen, in zyklischer Folge, einmal ein Mann und einmal eine
Frau ist und dass die heutigen Männer in früheren Inkarnationen Frauen waren und die
Frauen Männer. Es gibt keine Einteilung in Geschlechter, so weit Seelen in Frage
kommen; getrennte Geschlechter existieren nur im Formleben. Der inkarnierende
spirituelle Mensch nimmt nur für den Prozess der Differenzierung, um Erfahrungen zu
sammeln, einmal einen männlichen Körper und dann einen weiblichen an, um so die
negativen und positiven Seiten des Formlebens abzurunden. Das ganze
Menschengeschlecht ist ohne Ausnahme schuldig, und ein jeder muss sich aktiv beteiligen
und mithelfen, die Zustände zu verbessern und in das gegenwärtige Chaos Ordnung zu
bringen.
Daher lautet die erste These, zu der die Öffentlichkeit erzogen werden muss,
folgendermassen: Alle Seelen erscheinen wiederholt auf Erden und zwar nach dem
Gesetz der Wiedergeburt. Daher ist jede Inkarnation nicht nur eine Wiederholung von
Lebenserfahrungen, sondern auch eine Wiederaufnahme alter Verpflichtungen, die
Wiederherstellung alter Beziehungen, eine günstige Gelegenheit, um alte Schulden
abzutragen, eine Chance für Wiedergutmachung und Fortschritt, ein Erwecken tief
schlummernder Qualitäten, das Wiedererkennen alter Freunde und Feinde, die Lösung
für empörende Ungerechtigkeiten und die Erklärung für all das, was dem Menschen sein
Gepräge gibt und ihn zu dem macht, was er ist. So ist das Gesetz, und es ist nun hohe Zeit,
dass es überall und allgemein anerkannt wird; und wenn es von denkenden Menschen
verstanden wird, dann wird dies viel zur Lösung des Sexual- und Eheproblems beitragen.
Wieso wird das viel helfen? Wenn das Gesetz als leitendes, dem Verstande einleuchtendes
Prinzip angenommen wird, dann werden alle Menschen mit grösserem Bedacht den
Lebenspfad wandeln und mit grösserer Vorsicht ihre Verpflichtungen gegenüber der
Familie und Gruppe erfüllen. Man wird sich völlig klar werden, dass «was immer ein
Mensch säet, das wird er auch ernten» und er wird es hier und jetzt ernten und nicht in
irgend einem mystischen und mythischen Himmel oder einer Hölle; er wird seine
Berichtigungsmassnahmen im täglichen Leben hier auf Erden zu treffen haben, das für
[301] ihn ein hinreichender Himmel und eine noch angemessenere Hölle ist. Diese
Doktrin der Wiedergeburt, ihre wissenschaftliche Anerkennung und Bestätigung
verbreitet sich rasch und wird in den nächsten zehn Jahren viel Beachtung finden.
Die zweite grundlegende Forderung wurde von Christus ausgesprochen, als er uns sagte:
«Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.» Dieser Forderung haben wir bisher nur wenig
Beachtung geschenkt. Wir haben uns selbst geliebt und waren bestrebt, diejenigen ins
Herz zu schliessen, die wir gerne sehen. Doch allen Menschen Liebe zu schenken, weil
unser Nächster wie wir selbst eine Seele ist, mit einem zu innerst vollkommenen Wesen
und mit einer Bestimmung, die keine Begrenzung hat, - das hat man stets als einen
wunderschönen Traum angesehen, der erst in einer so fernen Zukunft und in einem so
erdenfernen Himmel verwirklicht werden wird, dass man heute darüber nicht
nachzudenken braucht. 2000 Jahre sind vergangen, seit das grösste lebende Beispiel
göttlicher Liebe über diese Erde wandelte und uns gebot, einander zu lieben. Und doch
sind wir noch immer dabei, uns zu bekämpfen, zu hassen und unsere Kräfte für
eigensüchtige Zwecke zu missbrauchen und mit unseren Körpern und unseren Passionen
irdische Vergnügen zu suchen; sind doch unsere Lebensneigungen, was die Masse der
Menschen angeht, in der Hauptsache auf Eigennutz eingestellt. Wer hat je darüber
nachgedacht, wie die Welt heute aussehen würde, wenn der Mensch auf Christus gehört
und sich bemüht hätte, sein Gebot zu erfüllen? Wir würden viele Krankheiten ausgerottet
haben (denn die Krankheiten, die durch den Missbrauch der Sexualfunktionen auftreten,
machen einen grossen Prozentsatz unserer Körperkrankheiten aus und verwüsten unsere
moderne Zivilisation), wir würden Kriege unmöglich gemacht haben, wir würden die
Kriminalität auf ein Minimum herabgedrückt haben, und unser modernes Leben wäre
ein leuchtendes Beispiel dafür, wie die Göttlichkeit sich im Menschen manifestiert. Doch
das ist noch nicht der Fall und deshalb haben wir in der Welt die heutigen Zustände.
Aber das neue Gesetz wird und muss verkündet werden; es kann in die Worte
zusammengefasst werden: der Mensch soll sein Leben so einrichten, dass das
Schuldbewusstsein daraus verschwindet. Dann kann aus seinen Gedanken, Handlungen
und Worten kein Übel für die Gruppe erwachsen. Das bedeutet nicht bloss Enthaltung
von Unrecht, Verletzung, Schädigung, kurz von allem Bösen, sondern eine positive
Geisteshaltung und mühevolle Aktivität. Wenn die [302] vorher zitierten Worte Christi
überallhin verbreitet und praktisch verwirklicht würden, könnte Ordnung aus dem
Chaos erwachsen; die Liebe zur Gruppe würde die Selbstsucht verdrängen, religiöse
Eintracht würde an die Stelle fanatischer Intoleranz treten und ein geordnetes Triebleben
würde die Zügellosigkeit beseitigen.
Die beiden Gesetze, die ich bekanntgab, und die beiden Forderungen, die ich aufstellte,
klingen gewiss alltäglich. Aber Gemeinplätze enthalten allgemein gültige und anerkannte
Wahrheiten, und jede Wahrheit ist eine wissenschaftliche Aussage. Wenn diese beiden
Erkenntnisse (das Gesetz der Wiedergeburt und das Gesetz der Liebe) das Leben
beeinflussen und umgestalten würden, dann wäre das die Rettung für die Menschheit
und unsere Zivilisation würde neu erstehen. Sie sind vermutlich zu einfach, um Interesse
und Würdigung zu finden. Die Macht jedoch, die dahinter steht, ist die Macht der Gottheit
selber. Die Anerkennung dieser beiden Gesetze ist nur eine Frage der Zeit, da die
Evolution diese Anerkennung zu einer späteren Zeit erzwingen wird. Es liegt an den
Jüngern und Denkern des gegenwärtigen Zeitalters, dass diese Gesetze eine baldige
Anerkennung finden.
Das dritte Grundgesetz, das unsere modernen Probleme (einschliesslich der sexuellen
Frage) lösen kann, ist eine natürliche Folgerung der beiden anderen. Es ist das Gesetz des
Gruppenlebens. Unsere Gruppenbeziehungen müssen richtig verstanden und anerkannt
werden. Der Mensch muss nicht nur mit liebendem Herzen seine Familien- und
nationalen Verpflichtungen erfüllen, sondern er muss sein Denken auf die ganze
Menschheit ausdehnen und so das Gesetz der Bruderschaft zum Ausdruck bringen.
Brüderlichkeit ist eine Gruppenqualität. Die jungen Menschen, die sich jetzt inkarnieren,
kommen in dieses Leben mit einem weitaus tieferen Verständnis für die Gruppe und mit
einem höher entwickelten Gruppenbewusstsein, als es heute der Fall ist. Sie werden ihre
Probleme, einschliesslich des Sexualproblems, lösen, indem sie sich, wenn schwierige
Situationen auftreten, die Frage vorlegen: Wird meine Handlungsweise dem Wohl der
Gruppe dienlich sein? Wird die Gemeinschaft verletzt werden oder darunter leiden, wenn
ich dieses oder jenes tue? Wird mein Tun der Gruppe nützen und ihr Fortschritt bringen,
wird es die Gruppe enger zusammenschliessen und zur Einheit beitragen? Alle
Handlungsweisen, welche diesen Gruppenanforderungen nicht entsprechen, werden
dann von selbst aufgegeben werden. Wenn es darum geht, Probleme zu entscheiden, wird
der einzelne und seine engere Gruppe langsam lernen, das persönliche [303]
Wohlergehen und die persönliche Freude der grossen Gruppe und ihren Erfordernissen
und Bedürfnissen unterzuordnen. Man kann daraus ersehen, auf welche Weise auch die
Sexualfrage gelöst werden wird. Ein Verstehen des Gesetzes der Wiedergeburt, guter
Wille gegenüber allen Menschen, der sich in der Enthaltung von Schädigung bekundet
und die Sehnsucht nach gutem Willen für die ganze Welt, - das werden die
entscheidenden Faktoren sein, die sich allmählich im Bewusstsein der Menschheit
festsetzen werden, und unsere Zivilisation wird sich mit der Zeit diesen neuen
Umständen anpassen.
Die letzte Forderung, die ich betonen möchte, besagt, dass die Einhaltung dieser drei
Gesetze mit Naturnotwendigkeit ein aufrichtiges Verlangen nach sich ziehen wird, die
jeweiligen Landesgesetze, unter denen ein Mensch ins Leben trat, zu befolgen. Ich weiss
genau, dass die von Menschen erdachten Gesetze unzulänglich sind, man braucht das
kaum zu betonen. Sie mögen den Bedürfnissen nur unzureichend entsprechen und
zeitgebunden sein. Sie mögen eine nur begrenzte Wirkung haben und sich als
verbesserungsbedürftig erweisen, doch schützen sie bis zu einem gewissen Grad die
kleinen und schwachen Leute und werden daher als bindend für jene betrachtet, die sich
bemühen, der Menschheit zu helfen. Diese Gesetze werden geändert werden und zwar in
dem Mass, wie sich die drei grossen Gesetze durchsetzen. Bis dahin (und das wird eine
Weile dauern) wirken sie als Bremse für Zügellosigkeit und Egoismus. Sie mögen auch
Härten mit sich bringen, das kann niemand in Abrede stellen. Doch sind die Nachteile,
die sie mit sich bringen, nicht so schlimm und nachhaltig wie eine Zeit der
Gesetzlosigkeit, die folgen würde, wenn man die Gesetze aufheben wollte. Daher lebt ein
Diener der Menschheit nach den Gesetzen seines Landes, und arbeitet gleichzeitig an der
Ausmerzung von Ungerechtigkeiten, die vielleicht noch bestehen sowie an der
Verbesserung der Gesetzgebung für die Menschen seines Landes.
In der Anerkennung dieser vier Gesetze (der Wiedergeburt, der Liebe, der Gruppe und
des jeweiligen Landes) liegt die Errettung der Menschheit.
4. Die Sexualfrage im Leben des Jüngers.
Ich möchte [304] noch etwas über das Thema der Sexualität im Leben des Jüngers sagen.
In den Köpfen von Aspiranten herrscht viel Verwirrung über diese Sache. Hat doch die
Betonung des Zölibats fast den Charakter einer religiösen Doktrin angenommen. Man
hört oft Menschen, die es an sich gut meinen, denen aber die Logik fehlt, sagen, dass ein
Jünger nicht heiraten könne und dass er in spirituellen Dingen nichts erreicht, wenn er
nicht Junggeselle und enthaltsam bleibt. Diese Theorie hat ihre Wurzel in zwei
Tatsachen:
Erstens gab es im Osten seit jeher eine falsche Einstellung der Frau gegenüber. Zweitens
kam im Westen seit den Tagen Christi die Tendenz auf, ein klösterliches- und
Ordensleben als spirituelles Leben zu betrachten. Diese beiden Einstellungen enthalten
zwei falsche Auffassungen, welche die Ursache so vieler Missverständnisse und Übel
sind. Ein Mann ist nicht wertvoller als eine Frau, und eine Frau ist nicht besser als ein
Mann. Trotzdem halten viele Tausende die Frau für eine Verkörperung der Sünde und
eine Quelle der Versuchung. Gott aber hat seit der Erschaffung des Menschen bestimmt,
dass sich Mann und Frau in ihren gegenseitigen Bedürfnissen beistehen und ergänzen
sollen. Gott hat nicht angeordnet, dass die Männer wie eine Herde zusammen leben
sollen, abgesondert von Frauen oder die Frauen getrennt von den Männern; diese beiden
grossen Isolierungen haben zu viel sexuellem Missbrauch und vielem Leid geführt.
Die Annahme, dass jemand, der ein Jünger sein will, ein eheloses Leben führen und sich
aller natürlichen Funktionen enthalten müsse, ist weder korrekt noch erwünscht. Das
kann leicht bewiesen werden, wenn man zwei Punkte anerkennt:
Erstens, wenn die Gottheit eine unleugbare Tatsache und allmächtig, allgegenwärtig und
allwissend ist und wenn der Mensch ein Wesen göttlichen Ursprungs ist, dann kann es
keinen Zustand geben, in dem die Göttlichkeit nicht die erste Stelle einnähme. Es kann
demnach keinen Bereich menschlicher Tätigkeit geben, in dem nicht ein Mensch im Sinne
Gottes handeln könnte und in welchem 305 nicht alle Funktionen durch das Licht der
reinen Vernunft und der göttlichen Intelligenz erhellt werden könnten. Ich gehe hier nicht
auf das abwegige Scheinargument ein, dass alles, was klar denkende Menschen im
Prinzip als falsch betrachten, als richtig zu stempeln sei, weil dem Menschen Göttlichkeit
eingeboren ist. Das ist nur eine billige Entschuldigung für falsches Tun. Ich spreche von
Sexualbeziehungen rechter Art, die mit dem spirituellen Gesetz und den Landesgesetzen
in Einklang stehen.
Zweitens ist ein Menschenleben nicht vollständig, sondern eingeschränkt, gehemmt und
abnorm, wenn nicht alle Funktionen seiner Natur - der tierischen, menschlichen und
göttlichen - (und alle drei Naturen sind hier in einem Körper) ausgeübt werden. Dass
nicht jeder heutzutage heiraten kann, ist wahr, doch diese Tatsache kann nicht den
wichtigeren Faktor in Abrede stellen, dass Gott den Menschen zur Ehe schuf. Dass nicht
ein jeder heute in einer Position ist, in der er ein normales und vollwertiges Leben führen
kann, ist gleichfalls eine Folge unserer derzeitigen abnormen wirtschaftlichen
Verhältnisse; doch das ändert nichts an der Tatsache, dass dieser Zustand naturwidrig
ist. Ebenso ist es falsch, unnatürlich und unerwünscht, eine erzwungene Ehelosigkeit als
Anzeichen einer tiefen Vergeistigung und als notwendiges Erfordernis für jegliche
esoterische und spirituelle Praxis anzusehen. Für einen Jünger und Eingeweihten gibt es
keine bessere Schulungsstätte als das Familienleben mit seinen zwingenden
Verpflichtungen und vielerlei Umstellungen und Anpassungen, mit der Beanspruchung
von Opfern und Dienstleistungen und den vielerlei Möglichkeiten, alle Register der
menschlichen Natur spielen zu lassen. Kein grösserer Dienst kann der Menschheit
geleistet werden, als den ins Leben tretenden Seelen physische Körper anzubieten und
ihnen Pflege- und Erziehungsmöglichkeiten im Rahmen des häuslichen Herdes zur
Verfügung zu stellen. Die Ehesituation und das ganze Problem des Familienlebens samt
der Aufziehung von Kindern ist verfälscht und unrichtig verstanden worden; es wird
lange dauern, bis Ehe und Kindersegen zum richtigen Sakrament werden, und es wird
eine noch längere Zeit erfordern, bis die Schmerzen und Leiden, die unsere Fehler und
[306] Missbräuche der sexuellen Beziehungen nach sich zogen, verschwunden sind und
bis die gegenwärtige falsche Gedankenrichtung durch die Schönheit und Heiligung der
Ehe als Wegbereitung für inkarnierende Seelen ersetzt werden wird.
Der Jünger und Aspirant auf dem Schulungspfad und der Eingeweihte auf seinem
«erhellten Wege» haben keine bessere Schulungsgrundlage als die ehelichen
Beziehungen, wenn sie richtig genutzt und verstanden werden. Das Familienleben stellt
die Forderung, die tierische Natur in Rhythmus und Zucht zu halten, die Gefühls- und
Instinktnatur auf den Opferaltar emporzuheben und Entsagung zu üben; all das sind
wirkungsvolle Mittel zur Läuterung und Höherentwicklung. Das Zölibat besteht darin,
der höheren Natur den Vorrang vor der niederen zu geben; der geistig eingestellte
Mensch soll von seiner Persönlichkeit und den Lockungen des Fleisches nicht beherrscht
werden. Eine erzwungene Ehelosigkeit und Einschränkung seiner Körperfunktionen hat
manchen Jünger dahin gebracht, seine gottgegebenen Funktionen und Fähigkeiten zu
entwürdigen und zu missbrauchen; und selbst da, wo es diese betrüblichen Zustände
nicht gab und das Leben der Betreffenden gesund, geweiht und ohne Tadel verlief,
wurden viele in unverdientes Leid, in seelische Trübsal und harte Disziplin verwickelt, bis
die aufrührerischen Gedanken und Neigungen gemeistert wurden.
Es ist natürlich richtig, dass manchmal ein Mensch in ein bestimmtes Leben beordert
wird, in dem er sich dem Problem der Ehelosigkeit gegenübergestellt sieht und
gezwungen ist, sich aller körperlichen Beziehungen zu enthalten und ein vollkommen
keusches Leben zu führen, um sich selbst den Beweis zu erbringen, dass er seine tierische
und Instinktnatur bezwingen kann. Aber diese Situation ist gewöhnlich das Resultat von
Masslosigkeit und Zügellosigkeit in einem früheren Leben; das machte harte
Massnahmen und aussergewöhnliche Bedingungen notwendig, um Fehler vergangener
Zeiten auszugleichen und zu berichtigen und um der niederen Natur Zeit zu geben, sich
wieder umzustellen. Ich wiederhole aber, dass das kein Anzeichen einer spirituellen
Entwicklung, sondern das genaue Gegenteil ist. Man beachte bitte, dass ich hier den
besonderen Fall des selbst auferlegten Zölibats im Auge habe und nicht an die weltweiten
Zustände denke, die aus wirtschaftlichen und anderen [307] Gründen Männer und
Frauen zwingen, einem natürlichen und uneingeschränkten Leben zu entsagen.
Das sexuelle Problem muss seine letzte Lösung im Heim und unter normalen
Bedingungen finden; es liegt an den fortgeschrittenen Menschen in der Welt und an den
Jüngern aller Grade, das Problem auf diese Weise zu lösen.
III. Die Strahlen [309] in ihren Beziehungen zum Menschen
Einleitende Bemerkungen.
1. Der Strahl des Sonnensystems.
2. Der Planetenstrahl der Erde.
3. Der Strahl des vierten Naturreiches.
4. Die Strahlen der Rassen.
5. Die Strahlen in ihrem zeitlichen Erscheinen.
6. Die Nationen und ihre Strahlen.
Drittes Kapitel
Die Strahlen in ihren [311] Beziehungen zum Menschen
Einleitende Bemerkungen.
Ich habe im vorhergehenden Abschnitt eines der fundamentalsten Probleme
angeschnitten, dem sich die ganze Menschheit zu dieser Zeit gegenübergestellt sieht. Ich
fügte meine Bemerkungen über das Sexualthema gerade dort ein, da es einen passenden
Abschluss unserer Strahlenstudien in Beziehung zu dem Tierreich bildete. Der Mensch ist
ein tätiges Lebewesen, ein bewusster Gottessohn (eine Seele), der einen tierischen Körper
innehat. Das ist der springende Punkt. Er bildet daher gleichsam ein Verbindungsglied,
und zwar durchaus kein «fehlendes Glied in der Kette». Er vereint in sich die Quintessenz
des ganzen Evolutionsprozesses der vergangenen Zeitalter und gebiert damit einen
neuen Faktor: den Aspekt eines Individuums, das sich selbst erhalten kann und weiss,
wer er ist. Dieser Faktor und dieser Aspekt unterscheiden den Menschen vom Tier. Dieser
Aspekt erweckt im Menschen ein Bewusstsein der Unsterblichkeit, ein Selbsterkennen
und ein Ichgefühl, was ihn wahrlich als Ebenbild Gottes erscheinen lässt. Diese
eingeborene und verborgene Machtfülle befähigt ihn zu leiden, was kein Tier tut, aber sie
verleiht ihm andererseits auch die Fähigkeit, die Früchte dieser Erfahrung als Denk- und
Urteilskraft zu ernten. Die gleiche, noch embryonale Fähigkeit wirkt sich im Tierreich in
den verschiedenen Instinkten aus. Diese besondere Eigenschaft des Menschen ist es, die
ihm die Kraft verleiht, Ideale zu erahnen, Schönheit [312] zu empfinden, mit Gefühl auf
Musik zu reagieren und sich an Farbe und Harmonie zu erfreuen. Dieses göttliche Etwas
ist es, das den Menschen zum verlorenen Sohn macht, der hin- und hergeworfen wird
zwischen Lust an irdischem Dasein, Besitz und Erlebnissen, und der magnetischen
Anziehung jenes Zentrums oder jener Heimat, aus der er stammt.
Der Mensch steht zwischen Himmel und Erde, sein Fuss ist im Schlamm des materiellen
Daseins verankert und sein Kopf im Himmel. Meistens sind seine Augen noch
verschlossen, er sieht die Schönheit der himmlischen Vision nicht; sind sie aber offen,
dann sieht er nur den Schmutz und Schlamm, mit dem seine Füsse bedeckt sind. Richtet
er jedoch seine offenen Augen für einen kurzen Moment nach oben und wird er der Welt
der Wirklichkeit und der spirituellen Werte gewahr, dann beginnt das verwirrende und
unruhige Leben eines Aspiranten.
Die Menschheit ist der Hüter eines verborgenen Mysteriums; die Schwierigkeit liegt in
der Tatsache, dass das, was der Mensch aus sich nicht herausholen kann, für ihn ein
Geheimnis bleibt. Er kennt nicht die Wunder, die er hütet und hegt.
Die Menschheit ist die Schatzkammer Gottes (das ist das grosse Geheimnis der
Freimaurer-Logen), denn nur in dem Reich des Menschen sind, wie Esoteriker schon
lange wissen, die drei göttlichen Qualitäten in voller Blüte und Verbundenheit zu finden.
Gott der Vater hat das Geheimnis des Lebens in den Menschen versenkt, Gott der Sohn
hat die Schätze der Weisheit und Liebe in ihn hineingelegt, und Gott der Heilige Geist hat
das Mysterium der sichtbaren Schöpfung in ihn verpflanzt. Die Menschheit und nur die
Menschheit kann das Wesen der Gottheit und des ewigen Lebens offenbaren. Dem
Menschen wurde das Vorrecht eingeräumt, das Wesen des göttlichen Bewusstseins
aufzuzeigen und vor den Augen der versammelten Söhne Gottes (bei der grossen
Zusammenkunft vor der Auflösung der Welten) das zu enthüllen, was allezeit in Gottes
Gedanken verborgen geruht hat. Daher ergeht an uns heute der ausdrückliche Mahnruf
(mit den Worten des grossen christlichen Lehrers), in uns «den Geist Christi»
wachzurufen. Dieser Geist muss in uns wohnen und [313] sich in der menschlichen
Familie in immer grösserer Fülle offenbaren. Dem Menschen wurde die Mission
übertragen, Materie in den Himmel zu heben und durch bewusste Anwendung der
göttlichen Kräfte die Formseite des Lebens zu verklären.
Das Wunder und das Endziel des Menschenreiches in gebührender Weise zu beschreiben,
geht über meine Kräfte und über die Kräfte eines Meistererzählers, wie gross auch immer
sein Vorstellungsvermögen und seine Empfänglichkeit für die Schönheit der Gotteswelt
sein mag. Göttlichkeit muss man erleben, zum Ausdruck bringen und offenbaren, um sie
ganz zu verstehen. Gott muss im menschlichen Herzen und Hirn geliebt, erkannt und
erschlossen werden, damit der Verstand ihn voll erfassen kann.
Die Hierarchie der Mystiker, der Wissenden und Verehrer Gottes manifestiert heute diese
erschlossene Wahrheit in der Welt der Gedanken und Gefühle. Die Stunde ist nun
gekommen, da diese Wahrheitsoffenbarung zum ersten Mal und im wahren Sinn des
Wortes auch auf dem physischen Erdenrund in einer organisierten Gruppenform zum
Vorschein kommen kann und nicht mehr bloss durch einige wenige inspirierte
Gottessöhne, die sich in der Vergangenheit als Garanten künftiger Möglichkeiten
inkarniert haben. Die Hierarchie der Engel und Heiligen, der Meister, Rishis und
Eingeweihten kann sich nun in sichtbarer Form auf dieser Erde organisieren, denn die
Gruppenidee gewinnt heute rasch an Boden und man versteht die wahre Natur des
Menschen schon besser. Die Kirche Christi, bisher unsichtbar und kämpferisch, kann nun
langsam in Erscheinung treten und zur sichtbaren und triumphierenden werden.
Das ist die grosse Zeit des Wassermannzeitalters; das ist die nächste Offenbarung im
evolutionären Zyklus und die Aufgabe der nahen Zukunft. Während der nächsten 50
Jahre wird sich die wahre Darstellung dieser dreifachen Beziehung (deren Symbol, wie
wir gesehen haben, die physische Sexualfunktion ist) in grossem Massstab im Leben der
modernen Aspiranten abspielen. Wir werden erleben, was symbolisch «die Geburt
Christi» oder die zweite Geburt genannt wird; sie wird sich im Leben vieler Menschen
ereignen, [314] und es wird eine grosse Anzahl geistig Wiedergeborener auf Erden
erscheinen. Es werden diejenigen sein, die bewusst in ihrem Innern die beiden Aspekte
der Seele und des Körpers vereint und damit die «mystische Ehe» vollzogen haben. Alle
diese Geschehnisse im Leben der Einzelnen werden eine entsprechende Gruppentätigkeit
nach sich ziehen, und wir werden erleben, wie in der äusseren Welt «die Körperschaft
Christi» und die Hierarchie in Erscheinung treten werden. Das ist schon heute im Gange,
und alle Weltgeschehnisse, an denen wir teilnehmen, sind nur die Geburtswehen, welche
dieser glorreichen Geburt vorangehen.
Wir befinden uns mitten in diesem Prozess. So sind die Schwierigkeiten und
Seelenkämpfe erklärlich, die heute im Leben eines jeden Jüngers auftreten, der in sich
symbolisch die Aspekte von Vater-Mutter, Geist-Materie verkörpert und nun, nachdem er
das Christuskind während einer trächtigen Zeit mit seinem Blut genährt hat, den
Christus im Tierstall und in der Weltkrippe gebiert. Als Endresultat dieses vielfältigen
Geschehens wird die ganze Gruppe ihr Ziel erreichen, und Christus wird wieder auf
Erden erscheinen, dieses Mal verkörpert in vielen Menschen und nicht, wie damals, nur
in der einen Persönlichkeit. Jedes Mitglied der Gruppe offenbart dann das Wesen Christi,
und alle zusammen bringen den Christus vor die Weltöffentlichkeit und bilden eine
Stromleitung, durch welche die Kraft und das Leben Christi hindurchströmen kann.
Wir schreiten in der Tat und in Wahrheit von einer Herrlichkeit zur anderen. Die
Grosstat der Menschwerdung in vergangenen Zeiten schwindet vor der Erhabenheit der
Einweihung dahin. Der Glanz des langsam aufbrechenden Eigenbewusstseins verblasst
völlig, wenn wir an das Wunder des Gruppenbewusstseins denken; diesen Zustand
ersehnen brennend die besten heutigen Denker und Menschheitsführer. Die hehre Grösse
Gottes ist erst als schwacher Schimmer in der Menschheit wahrnehmbar, doch muss das
matte Licht, das hier flackert, ersetzt werden durch die leuchtende Strahlkraft, die [315]
von einem vollwertigen Gottessohn ausgeht. Es bedarf nur einer kleinen Anstrengung
und der Mobilisierung einer ständig aktiven Kraft, um diejenigen, die jetzt hier in der
äusseren Welt der Erfahrung leben, zu befähigen, das strahlende Licht zu bezeugen und
auf dem Erdenrund eine grosse Lichtzentrale zu errichten, die alle menschlichen
Gedanken erleuchten wird. Es hat stets durch alle Zeitalter hindurch vereinzelte
Lichtträger gegeben. Nun werden wir bald die Gruppenlichtträger sehen. Dann wird für
den Rest der menschlichen Familie (der noch nicht auf den Impuls Christi antwortet) der
weitere Fortschritt zum Probepfad leichter sein. Dieser Fortschritt wird immer noch
langsam sein, und vieles muss noch getan werden; doch wenn alle Aspiranten der Welt
und alle tätigen Jünger ihre persönlichen Interessen zu Gunsten der unmittelbaren
Aufgabe zurückstellen, dann werden wir - bildlich gesprochen - bald die Eröffnung einer
grossen Lichtstation auf Erden erleben und ein Kraftwerk haben, das die Fort- und
Höherentwicklung der Menschheit und die Erweiterung des menschlichen Bewusstseins
beträchtlich beschleunigen wird.
Es gab in esoterischen Kreisen seit langem viel zweck- und sinnloses Gerede über den
Strahl, dem ein Mensch zugehöre. Aus purer Unwissenheit zeigten sich die Leute ganz
aufgeregt, wenn man ihnen ihren Strahl angab oder beschrieb, was sie alles in den
letzten Inkarnationen erlebt haben. Die «neue Strahlenlehre» macht der Astrologie das
Interesse streitig. Wie die Athener rennen die Menschen immer hinter dem Neuen und
Aussergewöhnlichen her und vergessen dabei, dass jede neue Wahrheitsenthüllung und
jede neue Darstellung einer alten Wahrheit die Last vermehrter Verantwortung mit sich
bringt.
Es ist jedoch interessant, Parallelen zu verfolgen; dem aufmerksamen Studenten ist es
sicher nicht entgangen, dass die Lehre von den Strahlen zu einer Zeit erschien, als der
Wissenschaftler die Tatsache verkündete, dass es nichts anderes als nur «Energie» gäbe
und dass alle Formen aus winzigen Energieeinheiten bestünden und [316]
Ausdrucksmittel von Kräften seien. Ein Strahl ist nur ein Name für eine besondere
Kraftart oder Energie, wobei der Schwerpunkt auf der Qualität liegt, die von dieser Kraft
entfaltet wird und nicht auf dem Formaspekt, den der Strahl hervorruft. Das ist eine
richtige Definition eines Strahles.
Die Strahlen in Beziehung zu den Menschenrassen.
Wir sind in früheren Unterweisungen über die zeitlose Weisheit darüber belehrt worden,
dass ein menschliches Wesen einen dreifachen Aspekt von Energie darstellt und dass ein
Mensch im Prinzip eine Dreieinigkeit ist, so, wie die Gottheit. Wir charakterisieren ihn in
wissenschaftlicher Terminologie als die Dreiheit: Monade - Ego - Persönlichkeit. Wir
definieren ihn als Geist Seele - Körper. Ich möchte hier anführen, dass, wenn wir die
menschliche Familie als eine Einheit und als Ganzes betrachten, wir die Entdeckung
machen, dass diese Familie im Wesen eine Monade ist mit sieben egoischen Gruppen, in
denen alle Seelen (inkarniert oder nicht) ihren Platz finden und aus 49 entsprechenden
Rassenabarten besteht, durch die sich die sieben Gruppen von Seelen in zyklischer Folge
manifestieren. Jede Seele wirkt ihr Schicksal in allen Rassen aus, einzelne
Menschentypen überwiegen jedoch in gewissen Rassen. Wo gibt es also einen logischen
Grund für die Bevorzugung einer einzigen Rasse oder gar für Rassenhass? Wenn wir die
Wahrheit erfassen, dass wir alle irgendwann einmal Inkarnationen in jeder Rasse
durchmachen, dann wird es klar, dass es nur eine Menschenart gibt. Dieses Thema mag
verständlicher werden, wenn wir die Beziehung der Strahlen zu den Rassen wie folgt
darstellen:
Strahl #volle Auswirkung #Haupteinfluss
Strahl I: Wille #In der 7. Wurzelrasse #1. und 7. Unterrasse.
Seelen des 1. Strahls #Vollendung des Evolutionsplans.
Strahl II: Liebe-Weisheit #In der 6. Wurzelrasse #2. und 6. Unterrasse.
Seelen des 2. Strahls #Vollkommene Intuition.
Strahl III: Intelligenz #In der 5. Wurzelrasse #3 und 5. Unterrasse.
Seelen des 3. Strahls #Arische Rasse, vollkommen ausgebildeter Intellekt.
Strahl IV: Harmonie #In der 4. [317] Wurzelrasse #4. und 6. Unterrasse.
Seelen des 4. Strahls #Atlantische Rasse, vollkommen ausgebildeter Astralkörper,
vollkommen ausgebildetes Gefühlsleben.
Strahl V. Wissen #In der 3. Wurzelrasse, 5. und 3. Unterrasse.
Seelen des 5. Strahls: Lemurische Rasse, vollkommen ausgebildeter physischer Körper.
Strahl VI. Hingabe #in der 2. Wurzelrasse. 6. und 2. Unterrasse.
Seelen des 6. Strahls.
Strahl VII. Zeremonielle Magie #In der 1. Wurzelrasse, 7. und 1. Unterrasse.
Seelen des 7. Strahls.
Man vergesse nicht, dass diese Aufstellung die grossen Strahlzyklen betrifft und ferner,
dass in jeder Wurzelrasse ein Mischen und Vermischen von Strahlen mit jenem Strahl
vorkommt, den man vielleicht den «konstanten» oder dominierenden Strahl nennen
kann; das ist ein Strahl, der im Vergleich zu anderen Strahlen mit grösserer Häufigkeit
und Stärke kommt und geht. Daher besteht eine enge Beziehung zwischen gewissen
Strahlen und gewissen Rassen samt ihrer Unterrassen, und die vorherrschenden
Strahleinflüsse geben den Rassen ihr Gepräge. Es ist auch von Interesse, diese
Strahleneinflüsse (die ich erwähnte) hinsichtlich ihrer Qualität zu interpretieren und
deren Ziele aufzuzeigen:
Der erste Strahl des Willens führt von der latenten Schöpfungsabsicht in der ersten Rasse
zum erfüllten Evolutionsplan in der siebten Rasse.
Der zweite Strahl der Liebe-Weisheit führt von der Liebe oder dem göttlichen Verlangen,
das sich in der zweiten Rasse zu entwickeln begann, zum vollen intuitiven Verstehen, wie
es die sechste Rasse besitzen wird.
Der dritte Strahl der aktiven Intelligenz begann in der lemurischen oder dritten Rasse
das ruhende mentale Bewusstsein zu wecken und bringt in der fünften oder arischen
Rasse eine Vollendung der intellektuellen Fähigkeiten zuwege.
Der vierte Strahl der Harmonie durch Konflikt führt von der [318] Periode der
furchtbaren Kräfteausgleiche in Atlantis - der vierten Rasse - zu der geheiligten und
freien Hingabe der sechsten kommenden Rasse, die alle Devotion auf ein einziges Ziel
richten wird und wobei zwei Energiearten ihre Vollendung finden werden. Dies wird für
die Monaden der Liebe der Zeitpunkt ihrer Erfüllung bedeuten; sie werden dann den
Höhepunkt der Liebe-Weisheit erreichen. Die letzte, die siebte Rasse ist ausgezeichnet
durch die Vollendung der Monaden des Willens, ähnlich wie die gegenwärtige arische
Rasse dabei ist, die Vollendung der Monaden der Intelligenz zu erreichen. Es lohnt sich
darüber nachzudenken. Es wird eine relative Vollendung sein, da dies erst die vierte
Runde ist, doch gibt es naturgemäss in jeder Runde einen Höhepunkt.
Die vier obengenannten Rassen umfassen die grosse Periode, in der die Kräfte für unsere
Menschheit ins Gleichgewicht kommen. Die Wirkung der drei anderen Strahlen auf die
lemurische Rasse und auf die beiden vorhergehenden körperlosen Rassen braucht uns
hier nicht zu beschäftigen. Die Bewusstseinsart der Lebewesen jener frühen Rassen
einzuschätzen und den Druck oder Zwang zu verstehen, den jene grosse Wesenheit, deren
Verkörperung die gesamte Menschenfamilie ist, auf jene Rassen ausübte, das sind für
den Durchschnittsleser viel zu schwerverständliche Fragen. Er ist in der Hauptsache an
den hier aufgezählten Rassen interessiert, die für ihn eine Zusammenfassung
vergangener und zukünftiger Errungenschaften sind.
Wenn wir uns mit der Menschenfamilie befassen, müssen wir daher bestrebt sein, in
umfassenderen Begriffen zu denken als vom Standpunkt des einzelnen Menschen, wie wir
ihn kennen. Wir müssen die Menschheit als ein geschlossenes Ganzes, als ein
Einzelwesen, als eine grosse Existenz ansehen, die in einer Form lebt. In dieser
vereinheitlichten grossen Lebensform ist jeder Einzelmensch eine Zelle, und die sieben
Rassen stellen sieben grosse Zentren dar; der Schwerpunkt dieser Zentren verlagert sich
in das jeweils nächsthöhere Zentrum, während die unteren abklingen und ihre
Schwingungen einstellen, bis am Ende des Zeitalters alle sieben zusammenarbeiten und
energiegeladen sind. Wir möchten hier die folgenden mutmasslichen Andeutungen geben
(man beachte das gewählte Wort), wie die Rassen und die Zentren im Körper der
Menschheit [319] sich zueinanderstellen:
Rassen #Zentren #Auswirkung
7. (und letzte) Wurzelrasse #Kopfzentrum #Wille, Plan.
6. (nächste) Wurzelrasse #Das Zentrum zwischen den Augenbrauen #Intuitiver
Zusammenschluss (in der Gemeinschaft).
5. gegenwärtige Wurzelrasse #Das Kehlzentrum #schöpferische Kraft, Okkulte
Einstellung.
4. vergangene Wurzelrasse #Das Zentrum des Sonnengeflechts #psychische
Empfänglichkeit, Mystische Haltung.
3. erste menschliche Rasse #das Kreuzbeinzentrum #physische Gestalt,
Generationsfähigkeit.
2. ätherische Rasse #Das Herz- oder vitales Zentrum #Gleichschaltung der Lebenskräfte.
1. Rasse #Das Zentrum am Ende der Wirbelsäule #der Wille zu sein, zu existieren.
Wir wollen uns nur mit vier Rassen beschäftigen (den ersten vier in der obigen Tabelle).
Die drei Rassen, die als erste auftraten, sind für jeden Leser, der kein Eingeweihter ist,
unerklärbar; er würde den Modus ihrer Entwicklung, den Typus ihres Bewusstseins und
ihren Werdegang nicht begreifen. Ich möchte nachdrücklich betonen, dass wir das Bild
als Ganzes und nicht im Hinblick auf einen Einzelmenschen sehen müssen.
Es wird das Verständnis erleichtern, wenn wir die einzelnen Punkte über das
Menschenreich übersichtlich ordnen, wie wir es bereits mit den drei Naturreichen taten,
die unterhalb des Menschen liegen.
Das Menschenreich.
Strahleneinflüsse:
Zwei Strahlen göttlicher Energie sind hier besonders am Werk, [320] um dieses
Naturreich zu entfalten; es sind dies:
1. Der vierte Strahl der Harmonie, Schönheit und Einheit, - Eigenschaften, die sich durch
Konflikte entwickeln.
2. Der fünfte Strahl des konkreten Wissens oder die Macht, Wissen zu erlangen.
Der vierte Strahl ist par excellence der Strahl, der die Menschheit leitet und lenkt. Hier ist
eine Zahlenbeziehung beachtenswert: die vierte schöpferische Hierarchie menschlicher
Monaden, der vierte Strahl in dieser vierten Runde, auf dem vierten Globus, also auf
unserer Erde, - alle diese Faktoren sind ausserordentlich wirksam. Diesen engen
Beziehungen und Wechselwirkungen ist es zuzuschreiben, dass die Menschheit in die
vorderste Linie trat. In anderen Runden war die Menschheit nicht Gegenstand der
vorherrschenden oder wichtigsten Entwicklung. In dieser Runde ist das der Fall. In der
nächsten Runde werden die Seelen auf der Astralebene und das Devareich Gegenstand
einer dominierenden Entwicklung sein. Die Menschheit wandert nun, symbolisch
gesprochen, auf dieser Erde im Licht des Tages, und diese zwei Strahlen sind die
Ursachen dafür, dass der Prozess der menschlichen Evolution in diesem grösseren Zyklus
eingeleitet wurde. Unser Ziel ist der harmonische Zusammenschluss der höheren und
niederen Aspekte oder Prinzipien; das gilt sowohl für den Einzelmenschen wie für die
Gesamtheit. Dies bringt Konflikte und Kämpfe mit sich, aber am Ende wird Schönheit
und schöpferisches Kunstschaffen geboren und alles, was getrennt war, verbindet sich
zur Synthese. Dieses Resultat würde ohne die machtvolle Tätigkeit des fünften Strahls des
konkreten Wissens nicht möglich sein, der - in Verbindung mit dem vierten Strahl - jenes
Ebenbild der Gottheit schuf, das wir «Mensch» nennen.
Der Mensch stellt in seiner inneren Natur eine seltsame Synthese dar, eine
Verschmelzung von Leben, Kraft, harmonischen Absichten und geistiger Tätigkeit. Die
folgenden Punkte sollten wohl beachtet werden, da sie von tiefstem psychologischen
Interesse und grösster Wichtigkeit [321] sind:
Die Strahlen I, IV und V sind die Hauptstrahlen, da sie mit zunehmender Intensität das
gedankliche Leben und den Mentalkörper des Menschen bestimmen.
Die Strahlen II und VI beeinflussen machtvoll das Gefühlsleben und bestimmen den
Typus seines astralen Körpers.
Die Strahlen III und VII beherrschen das vitale physische Leben und den physischen
Körper.
Hier sind, wenn man aufmerksam hinschaut, die Strahlen zusammengefasst, welche die
Wesensglieder der Persönlichkeit beeinflussen und differenzieren; damit treten weitere
Faktoren auf, welche die Psychologen im Lauf der Zeit zu berücksichtigen haben werden.
Man kann somit klar ersehen:
1. dass die menschliche Seele oder das Ego zu einem der sieben Strahlen, also zu einer der
sieben Strahlengruppen gehört.
2. dass die Verstandesnatur (oder der mentale Körper) vom Strahl des Zweckes, vom
Strahl der Harmonie oder Synthese und vom Strahl des Wissens gelenkt wird.
3. Dass die Gefühlsnatur (oder der astrale Körper) unter dem Einfluss der Strahlen der
Liebe-Weisheit und der idealistischen Hingabe steht.
4. Dass das vitale Leben (oder der physische Körper) vom Strahl der in der Materie
ruhenden Intelligenz und vom Strahl der organisierenden Kräfte beherrscht wird.
Im Rahmen dieser Vielfalt von Strahlen und Kräften nehmen der dritte und fünfte Strahl
einen besonderen Platz ein, da sie die grösseren Zyklen eines Individuums überschatten.
Jeder einzelne Mensch wird nicht nur von seinen eigenen Strahlzyklen beherrscht (die
von seinem egoischen Strahl bestimmt werden) und von den kleineren Zyklen, die seine
Persönlichkeit lenken, sondern er kommt auch unter den Einfluss der grossen und kleinen
Zyklen, die im Leben der Menschheit - als Gesamtheit gesehen - eine Rolle spielen.
Resultate.
In dem Wirken der zwei oben genannten Strahlen bringt der vierte Strahl allmählich im
Menschen das Phänomen der Intuition hervor, während der fünfte Strahl für die
Ausbildung des menschlichen Intellektes verantwortlich ist. Hier sehen wir wieder, dass
der [322] Mensch mit der grossen Gabe der Synthese beschenkt wurde und das Privileg
besitzt, Qualitäten zu einem grossen Ganzen zu vereinen; wie früher erwähnt, trägt der
Mensch die Qualitäten dreier Naturreiche in sich.
1. Das Reich der Seelen: #Intuition.
2. Das Menschenreich: #Intellekt.
3. Das Tierreich: #Instinkt.
So erklärt sich sein Problem und seine ruhmvolle Grösse. Wir könnten es auch so
ausdrücken: Durch die Vereinigung der positiven Intuition und des negativen Instinkts
tritt der Intellekt auf, denn der Mensch wiederholt in seinem eigenen Werdegang den
grossen Schöpfungsprozess, wie er sich im Universum abspielt. Das ist der innere
schöpferische Aspekt des Bewusstseins, so, wie die Erschaffung von Formen der äussere
ist.
Vorgang:
Da im menschlichen Körper eine denkende Wesenheit lebt, die von uns «Seele» genannt
wird, wird in der menschlichen Familie bewusste Kontrolle durch Anpassung
zustandegebracht. Alle Formen der drei Reiche unterhalb des Menschen sind gleichfalls
Gegenstand desselben Prozesses, aber hier handelt es sich um die kollektive Anpassung
einer ganzen Gattung an eine Umgebung, während in der Menschheit die Anpassung
eines jeden Einzelnen an seine Umgebung erfolgt. Ein Mensch, der bewusst und mit
Verstand daran arbeitet, sich der gegebenen Situation und den besonderen
Lebensbedingungen anzupassen, ist verhältnismässig selten zu finden. Sich bewusst an
Lebensumstände anzupassen, ist eine Folge der Höherentwicklung. Wir können die
Stufen, die zu dieser Fähigkeit führen, wie folgt aufzählen:
1. Die unterste Stufe ist die unbewusste Umgebungsanpassung jenes Menschentypus, der
im Grunde genommen nur ein Tier ohne Intelligenz ist. Primitive Wilde gehören zu dieser
Kategorie und viele Bauern, die sich nur mit Feldarbeit befassen und keine moderne
Erziehung genossen haben. Der Mensch dieses Stadiums ist nur wenig besser daran als
ein Tier, da er völlig vom Instinkt geleitet wird.
2. Die nächste [323] unbewusste Anpassung an die Umgebung betrifft den Menschen, der
einen schwachen Schimmer gedanklichen Erfassens zu zeigen beginnt. Dies erfolgt zum
Teil instinktiv und beruht auf zunehmender Selbstsucht. Hier ist mehr «Ich»-Bewusstsein
als instinktives Gruppenbewusstsein festzustellen. Man findet dieses keimende
Selbstgefühl z.B. bei primitiven Bewohnern der Armeleuteviertel und beim kleinen
Verbrecher, der genügend instinktbegabt und helle ist, um sich mit seinen Streichen
durchs Leben zu schlagen, schnell zu reagieren und seine manuelle Geschicklichkeit
auszunützen. Dies ist das Stadium der Tierschläue.
3. Es folgt das bewusste und völlig egoistische Anpassen des Einzelnen an die Umgebung.
In diesen Fällen ist der Mensch sich seiner Motive vollbewusst; er denkt sie bewusst
durch und holt dann das Beste aus der Situation heraus. Er zwingt sich dazu, möglichst
harmonisch mit seiner Umgebung auszukommen. Darin liegt gewiss ein gutes Motiv,
aber im Prinzip wird dieser Mensch so stark von dem Verlangen nach allerlei Genuss und
Bequemlichkeit beherrscht, dass er den Biedermann spielt, um überall zu bestehen und
mit jedermann auszukommen.
4. Von diesem Stadium an werden die Unterabteilungen so zahlreich, dass es schwer
fällt, sie zu verfolgen; in dieser gemischten Gesellschaft finden wir puren Egoismus (oft
bis zur x-ten Potenz), ein zunehmendes Verständnis für die Gemeinschaft, die
dämmernde Erkenntnis, dass andere Leute dasselbe Anrecht auf Freude und Harmonie
haben wie wir sowie das ständige Bestreben, den Charakter und die eigene
Lebensführung so anzupassen, dass die rein selbstischen Interessen bei anderen Leuten
keinen fühlbaren Schaden anrichten.
5. Damit kommen wir zu dem wirklich guten Durchschnittsmenschen, der sich ernstlich
bemüht, sich seiner Umgebung und seinen Gruppenbeziehungen und seinen
Verpflichtungen so weit anzupassen, dass man einen Anflug von Liebe feststellen [324]
kann. Ich denke hier nicht an die instinktgeleitete Liebe zur Familie, zu Kindern und
Anverwandten, welche Liebe der Mensch mit den Tieren gemein hat und die oft zerbricht,
wenn diese nächsten Mitmenschen auf ihrem Recht bestehen. Das Band ist nicht stark
genug, um zu halten, und das Motiv ist zu selbstsüchtig, um der Versuchung zu
widerstehen. Ich denke vielmehr an jene motivierte Liebe, welche die Rechte anderer
anerkennt und bewusst danach strebt, sich diesen anerkannten Rechten anzupassen,
dabei aber zähe an den Rechten der eigenen Persönlichkeit festhält.
6. Dann haben wir die Anpassungstätigkeit, wie sie bei den Aspiranten in der Welt
anzutreffen ist, die theoretisch von ihrer Gruppenbeziehung und deren überragender
Bedeutung überzeugt sind; sie wissen darum, dass jedes Individuum seine Talente zur
vollen Blüte bringen muss, um der Allgemeinheit wirklichen Nutzen zu bringen und den
Bedürfnissen der Gruppe in angemessener Weise Genüge zu tun. Im wahren esoterischen
Sinn gibt es kein solches Motiv wie «die Persönlichkeit abzutöten» oder sie derart zu
züchtigen, dass sie ein abgestorbenes, armseliges Wesen wird. Das wahre Motiv besteht
darin, die dreifache niedere Natur, die integrierte «Persönlichkeit» zur höchsten
Entfaltung ihrer - noch schlummernden oder bereits keimenden - Kräfte und Fähigkeiten
zu bringen, damit diese Kräfte und Fähigkeiten der Gemeinschaft zugute kommen und
damit sich der Aspirant in diese Gruppe einordne. Dadurch wird das Gruppenleben
bereichert, die Wirkung der Gruppe erhöht und das Gruppenbewusstsein gestärkt.
Was heute im Leben eines wahren Aspiranten (der seine Verantwortung gegenüber der
Gruppe immer besser erkennt) zu beobachten ist, kann man in gleicher Weise bei
Gruppenverbänden, Organisationen und Nationen feststellen. Daher die vielen
derzeitigen Experimente. Es bahnt sich eine Entwicklung an, welche diese - grossen oder
kleinen - Gruppen zu einer Hausreinigung zwingt, um den Schutt der alten und [325]
überlebten Ideen wegzuräumen; sie müssen sich einer Disziplinierung und Schulung
unterziehen, ohne die ein wirkliches Gruppenleben nicht möglich ist. Wenn dieser
Reinigungsprozess vorüber ist, werden diese Verbände in einem neuen und echten Geist
der Zusammenarbeit, religiöser Verbundenheit und internationaler Einstellung
zueinander finden, was gewiss eine grosse Neuerung sein wird. Dann haben sie der
Allgemeinheit etwas zu geben, was einen dauerhafteren und grösseren Wert besitzt.
Unter all diesen Gruppen, die hart um diese neuen Erkenntnisse und um diesen
Zusammenschluss ringen und die sozusagen «die sechste Anpassungsstufe» darstellen,
gibt es viele, die sich bereits in der nächsten, der siebten Stufe, befinden.
7. Hier passen sich die Menschen völlig den Erfordernissen und Absichten der Gruppe an.
Diejenigen, die in ihrer persönlichen Entwicklung diese Stufe erreicht haben, haben die
Flamme ihrer persönlichen Wünsche gelöscht und konzentrieren ihre geistigen Interessen
auf die Seele und das Reich der Seelen. Ihr Augenmerk gilt überhaupt nicht mehr der
Persönlichkeit, ausser wenn es für die Absichten der Gruppe oder der Seele notwendig ist.
Diese Menschheitsdiener, die seelische Kräfte ausstrahlen und magnetische
Anziehungskraft entfalten, kennen den grossen Plan; sie stellen in jeder Organisation die
neue und langsam anwachsende Gruppe der Weltdiener dar. In ihren Händen liegt die
Errettung der Welt.
8. Die letzte Gruppe in dieser Anpassungsfolge ist die der Eingeweihten, der vollendeten
älteren Brüder und grossen Gefährten. Sie haben sich sowohl ihren Persönlichkeiten als
auch untereinander und den Zuständen in der Welt vollkommen angepasst; aber als
Gruppe lernen sie erst, die Naturkräfte, die Energien der Strahlen und den Einfluss der
Gestirne den Erfordernissen und Bedürfnissen der Welt in praktischer Nutzanwendung
anzupassen. Hier ist das Feld [326] der Erfahrung, das sich für die Jünger der Welt und
die höheren Aspiranten hilfreich erweist und hier, in der Neuen Gruppe der Weltdiener,
geht der Prozess der Anpassung vor sich.
Ich habe mich bemüht, diese Stadien des Anpassungsprozesses im Sinne von
Bewusstseinsstufen zu skizzieren und zwar von einem philosophischen und
psychologischen Gesichtspunkt aus. Man muss berücksichtigen, dass dieser Prozess, der
sich in Bewusstseinsbereichen abspielt, (sicher und unvermeidlich) entsprechende
Änderungen in der Körperstruktur und in der sinnlichen Wahrnehmung mit sich bringt.
Auf diese Veränderungen gehe ich in dieser Abhandlung nicht näher ein; die moderne
Wissenschaft, die ständig in der rechten Richtung weiterforscht, beschreibt sie in
ausgezeichneter Weise. Ich lege Gewicht auf das Bewusstsein als prädisponierenden
Faktor und auf die Entwicklung des Erkenntnissinnes, denn dadurch entsteht ein inneres
Verlangen nach einem besseren geistigen Rüstzeug. Diese Verbesserung des Rüstzeuges,
die infolge des Verlangens des Bewusstseins eintritt, ist seit jeher das Geheimnis des
evolutionären Impulses. Dieses innere Verlangen erweckt die Zentren, und die
erwachenden Zentren beeinflussen die Funktionen des endokrinen Systems, dirigieren
das Nervensystem mit seinen dreifachen Funktionen sowie den Blutstrom. Daher ist die
äussere Form, das körperliche Instrument stets ein Anzeichen für die Entwicklungsstufe,
die ein Mensch in seiner inneren und spirituellen Welt erreicht hat.
Das Geheimnis:
In esoterischer Lehre wird es «Das Geheimnis des Vorrückens» genannt. Ich möchte den
prinzipiellen Gedanken, der diesen Worten zugrunde liegt, dem Verständnis des
Durchschnittsstudenten dadurch näherbringen, indem ich sage, dass wenn ein Mensch
die höher treibende Kraft der Aspiration wirklich versteht, er beginnen kann, das
Geheimnis des Vorrückens sich zunutze zu machen. Studierende müssen die sinnlos und
irrige Idee abtun, dass Aspiration lediglich eine Gefühlspose sei. Das ist nicht der Fall. Es
ist ein systematischer Prozess, der sogar die Evolution lenkt. Wenn ihm [327] freies Spiel
gelassen wird und er sich planmässig vollziehen kann, dann ist er die Methode
schlechthin, wodurch der Aspekt der Materie oder die ganze Persönlichkeit «in den
Himmel gehoben wird».
Die Folgen einer unablässigen Aspiration, der auch rechtes Handeln folgen muss, zeigen
sich in dreierlei Auswirkungen:
1. Eine Reizsteigerung der höheren Atome in den drei Körpern.
2. Als Folge dieser Reizsteigerung eine Beseitigung jener atomischen Substanzen, die den
Aspiranten (im okkulten Sinne) an die Erde fesseln.
3. Eine Zunahme der magnetischen Anziehungskraft der höheren Atome; diese ziehen
Atome mit hoher Vibration an, die dann an die Stelle von Atomen mit niederer
Schwingung treten. Einen Punkt muss ich hier klarstellen, um eine fast überall zu
findende falsche Einstellung zu korrigieren. Reguläre Atome mit hoher Vibration werden
in den oder die Körper eines Menschen durch die geballte Anziehungskraft der schon
vorhandenen Atome hineingezogen, und nicht in erster Linie durch den Willen der Seele,
mit der Einschränkung, dass dieser Wille allerdings auf jene hochgradigen Atome
einwirkt, die bereits in Funktion sind und reagieren. Aspiration ist eine Betätigung im
okkulten und wissenschaftlichen Sinne und sie ist ein Naturantrieb der Substanz selbst.
Dieser Punkt sollte bei der Unterweisung von Gruppen betont werden.
Ein interessantes Gegenstück zu den Phänomenen der Aspiration ist die Fähigkeit, den
Körper in der Luft schweben zu lassen, - heute so oft Gegenstand psychischen Interesses
und parapsychologischer Forschung; diese Levitation hängt von einer erfolgreichen
besonderen Gleichschaltung der Persönlichkeit ab, ermöglicht durch Aspiration und
einen Willensakt. Dies setzt in den drei Körpern einen gewissen Prozentsatz von Atomen
mit entsprechender Vibration und leichtem Gewicht voraus.
Das Geheimnis des «Vorrückens» liegt dem Kastensystem zu Grunde, und «Kaste» ist ein
Symbol für Weiterbringen. Wenn man den ganzen Vorgang analysiert, so gehen die
Seelen von einer Kaste zur nächsten über, indem sie ihre Körper «hinüberbringen».
Der Schlüssel [328] zu diesem Übergang ist in der Tatsache zu finden, dass ein solcher
Akt niemals einen Körper allein betrifft und dass kein «Vorwärts- und
Aufwärtsschreiten» in eine andere Dimension, in einen anderen Bewusstseinszustand
und in eine andere «Kaste» stattfindet, solange nicht eine Gleichschaltung (oder
Koordinierung) zustande kommt (zum Beispiel) zwischen:
a. dem physischen Körper und dem Gefühlskörper.
b. diesen beiden und dem mentalen Körper.
c. diesen dreien und der Seele.
d. diesen vier und der Gruppe der Weltdiener.
Diese vier Gleichschaltungen sind die esoterischen Parallelen, deren entstelltes Symbol
das äussere Kastensystem ist. Man halte das fest, denn das Kastensystem existiert in der
ganzen Welt. Wenn die dritte Gleichschaltung vollkommen durchgeführt ist, und wenn
das Licht der vierten Komponente über dem Licht der drei anderen steht, dann ist das
Ziel der Evolution eines Menschen erreicht. Das bringt uns zu dem nächsten Punkt.
Zweck:
Der Zweck liegt in dem Wort «Verklärung». Das ist das esoterische Ziel, das der
Menschheit gesetzt ist. Das war das wundersame Ereignis, das der grösste aller
Gottessöhne in seinem eigenen Körper der Menschheit sichtbar machte, Christus, den ich
und alle wahren Jünger als den Meister aller Meister ansehe. Was soll ich über dieses
höchste Ereignis sagen, auf das des Menschen ganze Persönlichkeit wartet? Diese dritte
grosse Einweihung bedeutet eine Krise in dem Einweihungsprozess und eine neue
Synthese im spirituellen Leben des Menschen. Bis zur dritten Einweihung war der
Mensch damit beschäftigt, die Seele und den Körper zu einer Einheit zu verschmelzen.
Nach der dritten Einweihung und infolge [329] eines stattgehabten Ereignisses wendet
sich der Mensch einer weiteren Bewusstseinsverschmelzung zu, die er nun zu verarbeiten
hat, nämlich der von Geist - Seele - Körper. Ich spreche von einer Verschmelzung im
Bewusstsein. An sich ist diese Einheit immer da, der Mensch muss sich nur durch den
Entwicklungsprozess dessen bewusst werden, was immer existiert hat.
Abteilungen:
Vom Standpunkt dieser esoterischen Abhandlung aus gesehen existieren fünf
Abteilungen. Sie können hier nur kurz angedeutet werden, da eine nähere Ausführung zu
viel Raum beanspruchen würde.
1. Die Rassenabteilungen. Diese können in zweierlei Hinsicht betrachtet werden:
a. von dem Standpunkt der modernen esoterischen Wissenschaft;
b. von dem Standpunkt der Geheimlehre, mit ihrer siebenfachen Einteilung der
Menschheit und ihren 49 Unterabteilungen.
2. Die Einteilung der Menschheit in sieben Hauptstrahlentypen, die wie folgt angeführt
werden können:
a. Der Krafttypus voller Willensenergie und befähigt, eine leitende Rolle zu spielen.
b. Der Typus, der von Liebe geleitet wird, reich an Liebeskraft und Fähigkeit, durch
Synthese einen Zusammenschluss zu erwirken. c. Der Typus des Tatmenschen, erfüllt von
Tätigkeit, handhabt Energie.
d. Der Künstlertypus, voller Sinn für Schönheit und schöpferische Aspiration.
e. Der Typus des Wissenschaftlers, erfüllt von Ideen über Ursache und Wirkungen. Das
Urbild des Mathematikers.
f. Der Typus des Enthusiasten, voller Ideale.
g. Der Typus des Geschäftsmannes, benützt sein Organisationstalent in täglicher
Routinearbeit.
3. Die zwölf astrologischen Gruppen. Mit diesen werden wir uns befassen, wenn wir die
Strahlen und die Tierkreiszeichen besprechen; wir lassen sie hier beiseite.
4. Die Einteilung der Menschen in drei esoterische Gruppen:
a. Solche, deren «Ich»-Bewusstsein noch nicht erweckt ist. In esoterischer Sprache
werden sie die «verdunkelten Funken» genannt.
b. Solche, die zum [330] wesentlichen Menschentum erwacht sind. Sie werden die
«flackernden Lichter» genannt.
c. Solche, die zur Seelenerkenntnis erwacht sind. Diese werden «die strahlenden Söhne
des Lichts» genannt.
5. Die Einteilung der Menschheit in drei Typen von Aspiranten:
a. Jene, die von den Führern der Menschheit, der Hierarchie, aus der Entfernung
beobachtet werden.
b. Jene, die von der Hierarchie erweckt und angezogen werden.
c. Jene, die vom Standpunkt der Persönlichkeit zu der Welt der Kräfte gehören,
aber erwachte Seelen sind, deren Bewusstsein in dem der Hierarchie aufgeht. Diese
bilden die Neue Gruppe der Weltdiener (NGWD).
Zu diesen letzten drei Gruppen mag die Hierarchie selber hinzugefügt werden. Diese
volle Aufzählung zeigt die Hauptabteilungen, in welche die esoterische Psychologie die
Menschheit einteilt und wenn man sie aufmerksam studiert, wird man finden, wie
vollständig sie ist. Ich empfehle der modernen Psychologie, diese Liste zu analysieren.
Äussere Schulung.
Für den Menschen, dessen Sinne bereits in Funktion sind (in den unteren Reichen
entwickeln sie sich erst langsam), ist die äussere Schule, die ihm Fortschritte ermöglicht,
die Welt der Erfahrung hier auf diesem Erdenrund. Hier lebt er in einem Körper und hier
ist für ihn das rechte Feld für seine Entfaltung; auf dem Weg, sich Gruppenbewusstsein
anzueignen, findet er all die vielen Kontakte, die er braucht, um seine Sinne zu wecken
und sie für die Umwelt empfänglich zu machen. Die ihn umgebende Welt ist ein Teil des
Lebens und der sichtbaren Schöpfung der Gottheit, und [331] sie vermittelt ihm die
Erfahrung über gewisse Aspekte göttlicher Wesensäusserung. Mit Hilfe seiner fünf Sinne
und umgeben von Erde, Luft, Feuer und Wasser macht er sich alle Elemente dienstbar
und arbeitet in und mit der äusseren Welt, die sein tägliches Leben ist.
Innere Schulung.
Hier finden wir das Sinnesorgan des Verstandes tätig, dessen Funktion darin besteht,
alle Einzelheiten zusammenzutragen und als ein Instrument für Entdeckungen zu dienen;
das angestammte menschliche Bewusstsein kommt hierbei zur Entfaltung. Durch seinen
Verstand lernt der Mensch sich zu schützen, seine Interessen wahrzunehmen und seine
Eigenart zu wahren. Durch sein Denkvermögen beginnt er langsam den Sinn zu
entwickeln und zu kultivieren, der Werte beurteilt; hierdurch wird er mit der Zeit
befähigt, den Akzent auf ideale und spirituelle Werte zu legen und nicht mehr auf die
materielle und irdische Welt.
Eigenschaft:
Diese Qualität ist die Entfaltung von Sattva oder Rhythmus im Menschenreich. Dies ist
ein echtes harmonisches Ansprechen auf eine Vibration und führt dazu, dass der Einzelne
im Ganzen aufgeht und jenes «Verstehen» entwickelt, das ihn befähigt, alle Hindernisse
in seinem Bewusstseinsbereich wegzuräumen und (in einfacher und unkomplizierter
Weise) auf alle Situationen und Stadien des inneren Gewahrwerdens rhythmisch und voll
zu reagieren. Man halte sich stets vor Augen, dass das Geheimnis der
Menschheitsqualität (wenn ich eine so schwerfällige Wortprägung benützen darf) darin
liegt, in den menschlichen Bewusstseinsbereich alle anderen Arten von Bewusst- und
Gewahrsein, alle Grade von unbewussten und instinktgeleiteten Empfindungen und alle
Formen des übermenschlichen und göttlichen Seins einzubeziehen. Am Ende der
Entwicklung wird dies durch einen Willensakt möglich sein.
Wir müssen nun beginnen, einen Umriss jener Prinzipien zu geben, welche die Grundlage
für die neue Psychologie sind. Letztere wird [332] im Wassermannzeitalter ihre
Vollendung finden und ihre Brauchbarkeit beweisen. Sie wird dann die grundlegende
und fundamentale Wissenschaft dieses Zeitalters werden, in der gleichen Weise, wie das
Wissen um die elektrische Kraft (die in der Materie ruhende Elektrizität) die
Haupterrungenschaft im Fischezeitalter war. Die Grundlagen unserer Untersuchungen
betreffen die Einflüsse, die einen Menschen zu dem machen, was er ist und die Qualität
seiner Erscheinung bestimmen. Diese ganze Erscheinung muss von dem Gesichtswinkel
der integrierten Persönlichkeit aus studiert werden und nicht allein von der äusseren,
anatomischen, physischen Struktur. Die Einflüsse, die dem Menschen Ziel und Mass
setzen, sind sein eigener Persönlichkeits- und Seelenstrahl; diese modeln ihn und
beeinträchtigen sein Bewusstsein, da sie mittels der bestehenden Energiezellen in sein
Körpergehäuse Eingang finden. Weitere wirksame Faktoren sind die Einflüsse des
Sonnensystems, kosmische Energien und die Umwelt.
Man mag hier die Frage aufwerfen: Was für ein Unterschied besteht zwischen den
Einwirkungen von Strahlen und solchen Einflüssen, die astrologischen Ursprungs sind,
wie z.B. das aufsteigende Zeichen oder die herrschenden Planeten?
Die Energien, die im astrologischen Sinne einen Menschen beeindrucken, stehen in
Zusammenhang mit der Sonne, die ihre scheinbare Bahn durch die Himmelsräume zieht,
entweder im Zyklus von 25'000 Jahren oder von zwölf Monaten. Die Energien der
Strahlen kommen nicht von den zwölf Tierkreiskonstellationen, sondern entstammen
einer Welt des Seins und Bewusstseins, die jenseits unseres Sonnensystems liegt, - aus
den sieben Konstellationen, welche den Manifestationskörper des Einen bilden, über Den
nichts gesagt werden darf. Unser Sonnensystem ist eines dieser sieben Konstellationen;
es ist der Gottheit eigene Welt, über die kein Mensch etwas wissen kann, solange er nicht
durch die grössere Einweihung gegangen ist. Wenn wir später die Sternbilder in ihren
Beziehungen [333] zu den Strahlen studieren, werden wir dies genauer erörtern und die
Idee klarer herausschälen. Hier beschäftigen wir uns mit den Einflüssen der Strahlen
und nicht der Sternbilder.
Was wir beim Studium der Strahlen zuerst erfassen müssen, ist die Tatsache, dass es sehr
viele solche Strahleneinflüsse gibt, die den Menschen erreichen, modeln und «mit Leben
erfüllen» und ihn zu dem komplizierten Geschöpf machen, das er ist. Wir werden gut
daran tun, sie einzeln aufzuzählen und zu beleuchten. Es besteht kein einleuchtender
Grund, deswegen stutzig zu werden. Wenn im Lauf der Zeit das Studium der Strahlen
grösseres Interesse findet, wird man die Beziehungen zum Menschen genauer
analysieren; eine kritische Prüfung von Informationen und Tatsachen wird dann
möglich sein. Später wird man Tabellen aufstellen, um die Strahlenkräfte besser zu
verstehen. Hieraus wird sich eine psychologische Disziplin entwickeln, die zuverlässiger
und genauer sein wird als die heutige spekulative Wissenschaft. Zurzeit beschäftigt sich
die moderne Psychologie mit den mehr augenscheinlichen Aspekten des inkarnierten
Menschen und mit Vermutungen über gewisse innere Möglichkeiten, die diskutiert
werden.
Die Aufzählung der folgenden Strahlen und Einflüsse muss für jeden einzelnen Menschen
als gültig erachtet werden, denn diese Strahlen machen ihn zu dem, was er ist und
bestimmen seine Probleme:
1. Der Strahl unseres Sonnensystems.
2. Der Strahl des planetarischen Logos unseres Planeten.
3. Des Menschenreiches eigener Strahl.
4. Der besondere Rassenstrahl, der die arische Rasse massgeblich beeinflusst.
5. Die Strahlen, die für jeden einzelnen Zyklus massgebend sind.
6. Der nationale Strahl, der auf eine einzelne Nation in besonderer Weise einwirkt.
7. Der Strahl der Seele oder des Egos.
8. Der Strahl der Persönlichkeit.
9. Die Strahlen, die
a. den mentalen,
b. den emotionalen oder astralen und
c. den physischen Körper beherrschen.
Es gibt noch mehr Strahlen, aber die hier erwähnten sind die mächtigsten und
wirksamsten. Wir wollen sie kurz betrachten:
1. Der Strahl des Sonnensystems.
Der beherrschende Strahl, der einen überragenden Einfluss auf unser Sonnensystem
ausübt, ist der grosse kosmische zweite Strahl der Liebe-Weisheit, ein zweifacher Strahl, -
das heisst, ein Strahl, der zwei grosse kosmische Prinzipien und Energien in sich vereint.
Er ist der Strahl, der die «Persönlichkeit» unseres solaren Logos beherrscht (wenn ein
solcher Ausdruck anwendbar ist), und der (wegen seiner zweifachen Struktur) sowohl
den Persönlichkeits- als auch den Seelenstrahl des Logos anzeigt; diese sind in ihm so
ausgeglichen und verwoben, dass man sie vom menschlichen Standpunkt als einen
Hauptstrahl, einen einzigen Strahl ansehen kann. Dieser Hauptstrahl bestimmt sowohl
die Qualitäten als auch die Absichten des Sonnenlogos.
Jede Lebenseinheit und jede erschaffene Form wird von diesem zweiten Strahl
beherrscht. Grundsätzlich ist die Energie der Liebe, die sich durch Weisheit kundtut, die
Linie des geringsten Widerstandes für die Lebewesen unseres Sonnensystems. Dieser
Strahl drückt dem Leben aller Planeten seinen Charakter auf, und die magnetische
Anziehungskraft der Liebe Gottes flutet durch die Weltenschöpfung; die Wirkung dieser
Liebe entwickelt sich im Bewusstsein aller Erscheinungsformen und bestimmt deren Ziel.
Jedes menschliche Wesen, als Einheit gesehen, lebt daher in einem Universum und auf
einem Planeten, der dauernd die Zielscheibe von Gottes Liebe und Verlangen ist und der
dauernd (als eine Folge der Liebe) angezogen wird und selbst Anziehungskraft besitzt.
Dieser Faktor wird nur ungenügend veranschlagt. Lehrer, Eltern und Erzieher würden
gut daran tun, die Machtfülle dieser Strahlenkraft anzuerkennen und dem Gesetz zu
vertrauen, das alle Dinge gut machen wird.
2. Der Strahl des Erdplaneten.
Jeder der [335] sieben heiligen Planeten (zu denen unsere Erde nicht zählt) ist ein
Ausdruck eines der sieben Strahleneinflüsse. Es folgt eine Aufzählung der sieben Planeten
und die genaue Angabe der Strahlen, die an ihnen wirken. Der Studierende muss sich
jedoch drei Dinge vor Augen halten:
1. Dass jeder Planet die Inkarnation eines grossen Lebewesens, einer grossen Wesenheit
oder Existenz ist.
2. Dass jeder Planet, genau wie der Mensch, Ausdruck zweier Strahlenkräfte ist, - solcher
der Persönlichkeit und des Egos.
3. Dass demnach in jedem Planeten zwei Strahlen in einem esoterischen Widerstreit
stehen.
Ich gebe jedoch nur einen der Strahlen an und will nicht eröffnen, welcher der egoische
und welcher der Persönlichkeitsstrahl des betreffenden Logos ist. Eine zu genaue und zu
detaillierte Information ist derzeit für die Menschheit nicht gut, da sie noch zu
selbstsüchtig ist, als dass man ihr solche Aufschlüsse anvertrauen könnte.
Die Planeten und die Strahlen.
Heilige Planeten #Strahl #Nicht heilige Planeten #Strahl
1. Vulkan #1. Strahl. #1. Mars #6. Strahl.
2. Merkur #2. Strahl. #2. Erde #3. Strahl.
3. Venus #5. Strahl. #3. Pluto #1. Strahl.
4. Jupiter #4. Strahl. #4. Der Mond #4. Strahl.
5. Saturn #3. Strahl. #als Deckname für einen verheimlichten Planeten.
6. Neptun #6. Strahl. #5. Die Sonne #2. Strahl.
7. Uranus #7. Strahl. #als Deckname für einen verheimlichten Planeten.
Ich habe hier die grossen Strahlzyklen, nicht die kleinen, im Auge. Zwei Strahlen
manifestieren sich nicht, wie man sieht, durch die nicht-heiligen Planeten, der siebte und
fünfte. Es gibt nur fünf nicht-heilige Planeten. Der Grund, der einen Planeten zu einem
heiligen macht oder nicht, ist eines der Geheimnisse einer grösseren [336] Einweihung
und ich kann das hier nicht weiter erläutern. Es genügt die Angabe, dass es sieben heilige
Planeten gibt, die mit den fünf nicht-heiligen eine Summe von zwölf
Planetenmanifestationen ergeben. Der aufmerksame Leser wird ferner beobachtet
haben, dass gewisse heilige und nicht-heilige Planeten durch gemeinsame Strahlen eine
enge Beziehung zueinander haben. Diese sind:
Strahl I #Vulkan #Pluto.
Strahl II #Jupiter #Die Sonne.
Strahl III #Saturn #Die Erde.
Strahl IV #Merkur #Der Mond.
Strahl VI #Neptun #Mars.
Diese besondere Verkettung wird ein ziemlich neues Gebiet für astrologische
Forschungen darstellen.
Man kann daraus ersehen, wie treffend diese Erde, auf der wir leben, dem
Entwicklungsweg angepasst ist, den die inkarnierenden Gottessöhne zu gehen haben.
Der Mensch kommt - wie alle Lebewesen innerhalb des Einflussbereiches eines
Sonnensystems - durch die Inspiration der Liebe ins Leben, die sich durch Weisheit
bekundet. Liebe ist kein sentimentales Gefühl. Liebe ist das grosse Prinzip der Anziehung,
des Verlangens, des magnetischen Zuges, und dieses Prinzip wirkt sich (innerhalb
unseres Sonnensystems) als Anziehungskraft und als gegenseitige Beeinflussung zweier
gegensätzlicher Kraftfelder aus. Diese Wechselwirkung bringt jeden erwünschten Grad
und Typ von Bewusstseinsentfaltung hervor. Ein bewusstes Ansprechen kam zuerst in
dem Mineralreich zustande, das die stärkste und dichteste Art magnetischer Anziehung
besitzt, die es in der Welt der Materie gibt. Wie dicht auch die Materie dieses Reiches und
wie träge auch ihr Vibrationstyp sein mag, so ist es doch die Manifestation eines
Liebesstromes im ersten Stadium. In dem nächsten Naturreich sieht man ein leichteres
Ansprechen mit stärkerem Wahrnehmungsvermögen und höherer Sensitivität, und hier
kommt das Bewusstsein der Pflanzenwelt zum Vorschein. Auch dieses ist ein Ausfluss der
Liebe. Im Tierreich besteht eine freiere Empfindungsfähigkeit, das Bewusstsein hat eine
grössere Skala von Kontakten, und so tritt instinktgeleitetes Verlangen als erkennbare
Grundeigenschaft auf. Die [337] Instinkte werden mit der Zeit zur treibenden Kraft des
Lebens, doch ist es wiederum nur die Liebe Gottes, die sich hier bekundet. Es ist Liebe
zwischen bewusstem Leben und bewusster Form; es ist die Liebe der gegensätzlichen
Paare, die schliesslich zur Synthese oder Vereinigung führt; es ist die ursächliche
Beziehung zwischen zwei fundamentalen Dualitäten; es handelt sich nicht um eine
Gefühlsangelegenheit, sondern um eine Tatsache in einem grossen Naturgeschehen. Die
Liebeskraft nimmt ständig an Erhabenheit und Intensität zu, bis sie im Menschenreich
ein neues Niveau erreicht. Empfindungsfähigkeit, Feinfühligkeit und emotionelle
Reaktion entwickeln sich zu einer rudimentären menschlichen Verstandeskraft. Das
Bewusstsein zu lieben und geliebt zu werden, andere anzuziehen und selbst angezogen zu
werden, findet durch das Tor des Verstandes Eingang und entwickelt sich zur
menschlichen Bewusstheit. Freude und Schmerz werden zu definitiven Faktoren der
Evolution, und so beginnt die lange Tortur des Menschseins. Liebe tritt dann als nackte
Selbstsucht zutage, doch ist auch ihre künftige Grösse zu verspüren. Liebe und Verlangen,
diese magnetischen Anziehungskräfte ziehen all das zu sich heran, was als notwendig
empfunden wird; doch später tritt eine Änderung ein. Liebe zieht dann all das zu sich
heran, was durch Nachdenken als wünschenswert erachtet wird; und im Lauf der Zeit
verwandelt sich dieses Verlangen in jene Liebe, die erkennt, was die göttliche
immaterielle Erbschaft eines Gottessohnes ist. Man meditiere über diese letzten
Gedankengänge; das wirkliche Erkennen der Liebe als Fühlen, Liebe als Denken und
Liebe als geistiges Verlangen wird des Menschen Problem klären; er wird sich von der
Knechtschaft der niederen Wünsche befreien und in die Unbegrenztheit der Liebe selber
hineinwachsen, in die wahre Freiheit eines Menschen, der alle Dinge sein eigen nennt
und dennoch nichts für sein kleines Ich verlangt.
Die magnetische Zugkraft aller Wunschobjekte wird auf unserem Planeten durch den
Persönlichkeitsstrahl unseres Planetenlogos umgewandelt. Das ist der Strahl der aktiven
Intelligenz und zweckvollen Anpassungskraft. So wie jede Zelle und jedes Atom des
menschlichen Körpers durch den egoischen Strahl und die Strahlen der inneren Körper
beeinflusst und umgestaltet wird, genau so wird jede Zelle und jedes Atom im Körper des
planetarischen Logos durch seinen charakteristischen Strahleneinfluss, in diesem Fall
[338] durch den Persönlichkeitsstrahl des Logos beeinflusst und umgestaltet. In diesem
Wirkungsfaktor liegt ein Schlüssel zum Verständnis des Elends, Ringens und Leidens der
heutigen Welt. Der planetarische Logos unserer Erde erhält natürlich seine Prägung in
erster Linie durch einen kosmischen Strahl, nicht aber durch seinen egoischen Strahl.
Das mag vielleicht mit ein Grund dafür sein, dass unsere Erde nicht zu den sieben
heiligen Planeten gehört. Hierüber brauche ich nichts weiter zu sagen; ich musste jedoch
die Aufmerksamkeit auf diesen wesentlichen und bestimmenden Faktor lenken, denn der
dritte Strahl ist der Persönlichkeitsstrahl unseres planetarischen Logos.
Dieser Strahl bringt das Unterscheidungsvermögen hervor und zwar durch die
Gedankentätigkeit, die ihrerseits die sogenannte Liebesnatur ins Gleichgewicht bringt;
diese Denktätigkeit ist auch die wahre Ursache unseres evolutionären Fortschritts. Das
Leben in den Körperformen schreitet mit Hilfe des Unterscheidungsvermögens und auf
Grund eigener Wahl von einer Erfahrung zur anderen, wodurch sich der Kontaktbereich
ständig erweitert. Dieser Strahl der aktiven Intelligenz ist es, der in der jetzigen Zeit den
Menschen beherrscht. Der Mensch stellt grösstenteils seine Persönlichkeit in den
Mittelpunkt, er ist «egozentrisch» in der Terminologie der Psychologen; diese erkennen
zwar (in den meisten Fällen) das integrierende Prinzip des Ego an, zollen aber noch keine
Beachtung dem überschattenden Ego oder der Seele, höchstens mit dem unbestimmten
Ausdruck «das Überbewusste». Wir sehen daher eine ungeheure Geschäftigkeit in der
Menschheit, und überall zeigt sich das Interesse, alle Arten von Phänomenen kritisch zu
prüfen und klar zu durchdenken. Diese Tendenz wird lebendig bleiben und noch an
Stärke und Intensität zunehmen, bis einmal die arische Rasse in der kommenden
Wurzelrasse, für die wir noch keinen Namen haben, aufgehen wird; wir wissen jedoch
das eine, dass der Intellekt dann Diener der Intuition sein wird. Man meint, dass die
jetzige Tätigkeit des Menschen eine unglaublich rapide und intensive Entwicklung
genommen habe, doch vom Standpunkt der grossen Weltkenner auf der inneren Ebene
ist all dies nur [339] ein verhältnismässig unbedeutender Anfang. Dass unser Leben die
Tendenz eines zunehmenden Tempos angenommen hat, zeigt die Geschichte; wenn man
den Durchschnittsmenschen der Zeit vor 200 Jahren zum Vergleich heranzieht, sieht man
deutlich das veränderte Tempo, die grössere Vielgestaltigkeit des Lebens und die vielen
neuen Interessengebiete. Die letzten 25 Jahre weisen eine enorme Beschleunigung
gegenüber der Situation vor 50 Jahren auf.
Der Grund für die Zunahme der Verstandesarbeit und das schnelle Reagieren und in
Kontaktkommen ist in der inneren Tatsache zu finden, dass die Menschheit dabei ist, mit
grosser Geschwindigkeit die drei Aspekte der menschlichen Natur in jene harmonische
Einheit zu bringen, die wir Persönlichkeit nennen. Menschen werden zunehmend zu
Persönlichkeiten, die ihre physischen, emotionalen und mentalen Aspekte harmonisch
angleichen; daher sind sie stärker befähigt, auf den Strahl der integrierten Persönlichkeit
des Einen, in dem sie leben, weben und sind, zu reagieren.
Wenn wir über des Menschen Lebensproblem sprechen, so könnten wir sagen, dass es
sehr stark von den beiden grossen Einflüssen bestimmt wird, die auf das Menschenreich
einwirken; vom kosmischen Strahl des Sonnensystems, dem Strahl der Liebe-Weisheit
und vom kosmischen Strahl des Planeten, welcher der Persönlichkeitsstrahl des
planetarischen Logos ist, der Strahl der aktiven Intelligenz und Anpassung. Man kann
den Menschen als eine Einheit bewussten Lebens definieren, die durch die umsichtige
Liebe Gottes greifbare Form annahm. Die vielen Erfahrungen, die der Mensch in seinem
Leben sammelt, stellen ihn vor ungezählte Entscheidungen, die sich ständig aus dem
Bereich irdischer Dinge zum Geistigen hin verschieben. Dadurch dass ihn das Leben
seiner Umwelt anzieht oder er von ihr angezogen wird, kommt ihm immer mehr zum
Bewusstsein, dass sich seine Wertmassstäbe ändern, bis er in seiner Entwicklung den
Punkt erreicht hat, wo der Zug und die magnetische Anziehung der inneren Welten und
der unsichtbaren geistigen und spirituellen Wahrheiten zu Faktoren werden, die stärker
sind als die, die ihn bisher angelockt hatten. Dann wird sein Werturteil nicht mehr
beeinflusst von:
1. der Befriedigung [340] seiner tierischen Instinktnatur,
2. den gefühlsbetonten und sentimentalen Gelüsten, wie sie sein astraler Körper fordert,
3. dem Anreiz und den Einflüsterungen der Verstandeskräfte, die intellektuellen
Passionen zu frönen suchen.
Seine Seele zieht ihn nun machtvoll an, und dies ruft eine gewaltige Revolution in seinem
ganzen Leben hervor, - ein wirkliches «Umwenden», was das Wort «Revolution» im
etymologischen Sinne ausdrückt. Diese Revolution ist nun überall im Gang und spielt im
menschlichen Leben eine solche Rolle, dass sie zu einem Hauptfaktor wurde, der in der
modernen Zeit die Durchschlagskraft praktischer Ideen hervorruft. Die Anziehungskraft
der Seele nimmt ständig an Intensität zu, während der Anreiz der Persönlichkeit sich
ständig verringert. All dies kam durch Experimente zustande, die neue Erfahrungen mit
sich bringen, als da sind: klügere Nutzung der Persönlichkeitskräfte, stärkere
Anerkennung wahrer Werte und Qualitäten und das Bemühen, sich mit der Welt
spiritueller Werte und nicht mit materiellen Gütern einszufühlen. Die Welt der Absichten
und Ursachen wird nun seine Welt, die ihm Zufriedenheit beschert, und so werden
schliesslich seine Hauptinteressen, für die er Zeit und Energie aufwendet, von den
wahren geistigen Werten bestimmt und beeinflusst. Er wandelt dann auf dem Pfad der
Erleuchtung. Ich habe versucht, die Wirkungen dieser beiden Hauptstrahlen in
mystischer und philosophischer Hinsicht zu beschreiben; aber all das, was ich hier gesagt
habe, könnte genau so gut auf wissenschaftliche Art und in wissenschaftlichen
Formulierungen ausgedrückt werden, wenn der Mensch nur genügend Verstandeskräfte
besässe, um es zu begreifen! Doch das ist noch nicht der Fall. Alle Strahlenschwingungen,
gleichgültig welcher Art, lassen sich letzten Endes in der konzentrierten Sprache der
Formeln und Symbole darstellen.
Die Wechselwirkung der beiden Strahlen (des Sonnensystems [341] und des Planeten) hat
viele Folgen: Reaktion auf die Umwelt, Empfänglichkeit für die verschiedenen
Strahleneinflüsse, die sich durch die mannigfaltigen Formwelten, die des Menschen
irdische Heimat sind, bekunden, eine ständig zunehmende Fähigkeit, Energien und
Kräfte zu unterscheiden, ein sich langsam entwickelnder Sinn für Werte (der in der
Zukunft Illusion und Verblendung verscheuchen und die Wirklichkeit zeigen wird, wie sie
ist) und endlich eine Abkehr von der kritischen Einstellung, die noch an Objekten der
äusseren Welt, des Gefühlslebens und intellektueller Interessen verhaftet ist. Diese beiden
Strahlen pulsieren durch die ganze Menschheit und wirken gemeinsam auf sie ein.
Es ist für die Meister heute ein sehr schwieriges Problem, dem Menschen überzeugend
klarzumachen, dass die alten Werte, die er bisher als die einzigen anerkannte und die
Dinge, die man sehen und berühren kann, auf ihren Platz im Hintergrund des
menschlichen Bewusstseins verwiesen werden müssen und dass er dafür in Zukunft sein
Hauptaugenmerk auf die immateriellen Wirklichkeiten und auf die Welt der Ideen und
Ursachen richten soll. Wenn der Mensch diese Notwendigkeit erfasst und sein Leben
danach richtet, dann wird die Verblendung, die heute die Welt in Banden hält,
verschwinden. Wenn man dies durchdenkt, wird man erkennen, dass die grosse Krise
von 1914 - 1918 viel nützliche Pionierarbeit geleistet hat; sie erschütterte die Verblendung
materieller Sicherheit, in der sich die Menschen hineingelebt hatten und zerstörte ein gut
Teil ihrer instinktgeleiteten und sinnlichen Selbstsucht. Man beginnt, die Gemeinschaft
als wesentlich anzusehen und hält das Wohlergehen des Einzelnen nur insofern für
beachtenswert, als er ein Bestandteil der Gruppe ist. Diese neue Denkweise wird
keinesfalls die persönliche Initiative und Eigenart schmälern. Es ist nur den
Anfangsschwierigkeiten unserer Experimente und unserer Unerfahrenheit im Gebrauch
der Urteilskraft zuzuschreiben, dass solch arge Fehler unterlaufen. Der Prozess, die
Weltillusion zu vernichten, ist seit Kriegsende in vollem Gang; in jedem Land brechen -
infolge der verschiedenen Prüfungen, denen die Menschen ausgesetzt sind - die
Fundamente der Verblendung zusammen und an ihre Stelle treten höhere Werte: das
Wohl der Gemeinschaft, der Zusammenschluss von Teilgruppen und der Fortschritt aller.
Das Gefühl der Unsicherheit, das ein solch' trübseliges [342] Kennzeichen der
gegenwärtigen Umwälzung ist, hängt sehr deutlich mit der Zerstörung alter
Wertmassstäbe und dem Abbau von Weltverblendung zusammen. Zurzeit tritt ein
ungewöhnliches Bild zutage; die Furcht vor Änderung und Unsicherheit kommt jetzt auf,
weil der Mensch spürt, dass er gegen die Welt des «Hüters der Schwelle» stösst. Diese
Scheinwelt muss gebrochen und zerstört werden, da sie den Weg zu dem Lebensraum
neuer Massstäbe blockiert. Das titanische Gedankenphantom, das seit undenklichen
Zeiten von der menschlichen Habsucht und materiellen Gier erschaffen wurde, ist
ständig der Zerstörung ausgesetzt; die Menschheit ist bereits dabei, sich davon frei zu
machen und dies wird sie auf den Pfad der Jüngerschaft bringen. Ich meine hier nicht die
grosse Befreiung, die am Ende der Zeiten kommen wird, sondern jene Emanzipation, die
sich auf Grund freier Entscheidungen ergibt, die auf weiser Beurteilung basieren, dem
Wohl des Ganzen dienen und von Liebe geleitet sind. Man beachte bitte, dass ich sagte:
«Weise Beurteilung». Weisheit, die von Liebe inspiriert und geleitet ist und die bei der
Lösung von Weltproblemen in einsichtiger Weise herangezogen wird, tut heute sehr not,
wird aber noch nirgends angetroffen, von den wenigen erleuchteten Seelen abgesehen,
die sich ohne Ausnahme in jeder Nation - ich wiederhole: in jeder Nation - finden. Doch
müssen noch viel mehr Menschen Liebe mit Weisheit verbinden und Gruppenaspiration
schätzen lernen, bevor wir die nächste Wahrheit erfahren können, die aus dem Dunkel
auftauchen wird, an dessen Zerstreuung wir erst arbeiten.
3. Der Strahl des vierten Naturreiches.
Wir wollen nun kurz ein nebelhaftes, schwieriges Thema berühren, das in erster Linie
jene Leser interessieren wird, die in ihrer Denkungsart das Gesetz der Analogien (oder
Entsprechungen) heranziehen. Die Esoteriker dürfen nicht vergessen, dass jedes
Naturreich aus einer Vielheit von Lebewesen besteht, die ein Ganzes bilden. Jedes Atom
in jeder Lebensform ist ein lebendes Wesen, und diese Existenzen bilden die Körperzellen
eines grossen [343] Lebewesens - sein Manifestationsinstrument. Jedes Naturreich ist die
Verkörperung eines grossen Wesens. So wie die Myriaden lebendiger Atome die
Ausdrucksform des Menschen darstellen und seine körperliche Erscheinung ausmachen,
genau so verhält es sich mit dem grossen Lebewesen, dessen Körper das vierte
Naturreich ist. Diese äussere Erscheinung erhält - wie jede äussere Form - ihre Qualität
durch einen besonderen Strahltyp sowie durch das Lebensprinzip oder den Geistaspekt.
So ist jede Form aus ungezählten kleinen Lebenspartikeln zusammengesetzt, in denen
eine besondere Strahlqualität überwiegt. Das ist eine wohlbekannte okkulte Tatsache.
Diese von Qualität erfüllten Lebenszellen produzieren eine körperliche Erscheinung und
schaffen durch den Antrieb des Zusammenbauens (der nie fehlt) ein einheitliches Wesen.
Der Strahl, der die Menschheit als Ganzes lenkt und beherrscht, ist der vierte Strahl der
Harmonie durch Konflikt. Symbolisch gesprochen ist der egoische Strahl des Grossen
Lebewesens, dessen Verkörperung die menschliche Familie ist, der vierte Strahl und sein
Persönlichkeitsstrahl ist der fünfte Strahl des Wissens aus scharfsinniger Urteilskraft, -
jener Strahl, der auch Strahl der konkreten Kenntnisse oder der Wissenschaft genannt
wird. Harmonie durch Konflikt und die Fähigkeit, sich Wissen durch Unterscheiden und
Auswählen zu erwerben - das sind die Hauptmerkmale der beiden Strahleinflüsse, die
durch die Menschheit als Ganzes fluten und sie vorwärts, ihrer gottgewollten
Bestimmung zutreiben. Sie sind die massgeblichen Faktoren, auf die ein Mensch sich
verlassen und untrüglich stützen kann. Sie sind die Garanten für den schliesslichen
Erfolg, aber auch die Ursache von Aufruhr und temporärer Spaltung. Harmonie, die sich
in Schönheit und schöpferischen Werken bekundet, wird durch Kampf, Druck und
Spannung erworben. Wissen, das schliesslich in Weisheit übergehen soll, wird nur durch
die Qual erworben, ständig zwischen den Dingen zu wählen und eine Entscheidung zu
fällen. Durch solche Entscheidungen, die des Menschen abwägender Verstand zu treffen
hat, wird am Ende der Sinn für wahre Werte, die Vision des Ideals und die Fähigkeit
geboren, hinter dem störenden Blendwerk die Wirklichkeit zu erkennen.
Studenten der esoterischen Lehre werden selbstverständlich daran [344] denken, dass
der vierte Strahl eine natürliche Beziehung zu dem vierten Naturreich hat und dass
letzteres die unterste Manifestation der vierten schöpferischen Hierarchie ist. Die drei
Hauptresultate aus der Tätigkeit eines grossen Lebewesens sind daher in der folgenden
Vereinheitlichung zu erkennen:
1. Der vierte Strahl, jene Macht oder Lebenskraft, die stets nach Harmonie strebt und
schliesslich Schönheit hervorbringt.
2. Die schöpferische Hierarchie menschlicher Monaden, die (auch wenn sie es noch nicht
erkennen) bereits das Weisheitsstadium erreicht haben; die Monaden sind in der Tat und
in Wahrheit bereits Gottessöhne.
3. Das vierte Naturreich, das Resultat der evolutionären Wirksamkeit genannter
Monaden, die ihrerseits zu dieser Tätigkeit vom vierten Strahl angetrieben werden.
Das ist im Kern die wahre apostolische Nachfolge, denn sie bildet eine dreifache Bahn
gelenkter Energie.
Diese vereinheitlichte Energie brachte auf dem vierten Globus unserer Erdkette die
Menschheit hervor und sie ist auch in der jetzigen Runde die Ursache für die gewaltige
Krise, der die heutige Menschheit gegenübergestellt ist. Der Konfliktaspekt dieses
Prozesses ist auf seiner Höhe angelangt, ja vom Standpunkt der physischen Ebene aus
gesehen hat er sogar schon den Höhepunkt überschritten. Diese Situation eines
dreifachen Einflusses, dem die Gottessöhne entstammen, ist in den markigen Worten des
alten Kommentars zusammengefasst, - markig, wenn wir daran denken, dass sie die
lange Tortur von Prüfungen, denen die Menschheit ausgesetzt ist, erklären und dass sie
aufzeigen, in welcher Weise dem Menschen das Tor ins fünfte Naturreich des spirituellen
Seins geöffnet wird. Sie beschreiben nämlich in sinnvoller Art die Wege, auf denen der
Mensch sein Ziel erreicht:
«Die Heiligen Vier steigen von den Himmelsräumen herab und wagen sich zu der Sphäre
der Erde vor. So überwachen sie von der vierten grossen Ebene den Kampf.»
«Der Herr der Harmonie, der den höchsten Sitz innehat, lässt seine ganze Lebensessenz
und seine ganze Kraft in das Feld des [345] Konflikts einströmen. Er sieht von Anfang an
das Ende voraus. Er gebietet seiner Hand keinen Einhalt, obwohl Schmerz und Qual
tiefgreifend wirken und ein volles Mass erreicht haben. Friede muss das Ziel sein.
Schönheit muss zustande kommen. Daher kann er den Lebensprozess weder aufhalten
noch dessen Fluss hemmen.»
«Die Mittleren Vier, die sich nun von dem früheren Feldzug erholt haben, legen ihre
Rüstung an und halten sich hinter der äusseren Form verborgen. Sie verlassen die vierte
grosse Sphäre der Harmonie und gehen hinüber zu der mentalen Ebene. Hier verstärken
sie den Tempel des Herrn, erhellen ihn mit Licht und Glanz und dann richten sie ihre
Augen auf die Erde.»
«Die Unteren Vier nehmen Form an, in der Mitte zwischen den Geschöpfen, die nicht
Menschen sind und den drei Gruppen von Kreaturen, die unter der Schwelle leben. Sie
suchen zu verbinden und zu vermischen, zu überbrücken und zu verschmelzen. Die
Menschheit lebt nun. Die höheren und die mittleren Vier treffen mit den unteren Vier auf
dem vierten grossen Globus zusammen.»
«Der Kampf ist nun im Gang. Wenn die drei Gruppen der manifestierten Vier einander
im Licht erblicken können und dann ihre Kräfte vereinen, wird das Ziel erreicht sein.»
«Auf dem vierten Globus, auf dem sich der Prozess abspielt und in dem grösseren Zyklus
der vierten Evolutionsstufe wird diese Verschmelzung vollendet sein. Die unteren Vier,
die in den mittleren Vier aufgingen, werden die dreigeteilte Konfliktwelt verlassen und -
noch in der Form - innerhalb der vierten Sphäre ihre Wohnstätte finden, von wo die
höheren vier Herrscher kamen. Also wird die Regierung aufgerichtet, die Herrlichkeit
sichtbar werden; die Herrschaft der (menschlichen) Hierarchie wird verwirklicht
werden.»
«In der vierten Rasse (der atlantischen - A. A. B.) begann der Konflikt und Bewusstsein
wurde geboren. In der fünften Rasse (der arischen - A. A. B.) wird die Krise des Kampfes
deutlich werden und dann werden die unteren Vier und die mittleren Vier beginnen, ihre
Kräfte zu vereinen. In der sechsten Rasse verschwindet der Staub der Schlacht. Die
unteren Vier, die mittleren Vier und die höheren Vier werden im Einklang die Glorie
ihres Herrn, die Schönheit der Liebe Gottes, das Wunder der Bruderschaft des Menschen
besingen. Dies ist ihr Lobgesang.»
Im esoterischen Sinne (und nicht in symbolischer Deutung, denn es besteht ein
Unterschied zwischen diesen beiden Ausdrucksformen, was Studierende beachten sollten)
ist dann Vollendung und Schönheit erreicht, wenn die Kraftbahnen angeglichen sind,
wenn die Energien im freien Spiel aufeinander wirken und wenn zwischen den
verschiedenen Aspekten der Gottheit ein unblockierter Verbindungsweg besteht.
Das ist das [346] Thema der obigen symbolischen alten Wahrheitsformulierung, die den
Charakter einer symbolischen Prophezeiung hat. Dieselbe Idee wurde in einer noch
älteren und bündigeren Feststellung ausgedrückt, die bei der vierten Einweihung
verstanden und in eine mantrische Formel gefasst werden soll:
«Wenn die Kräfte der Vier in dreimaliger Wiederholung zur Vier werden, dann offenbart
sich das Leben des .... in seiner ganzen Schönheit.»
Die Feststellung ist interessant, dass die zahlenmässige Bewertung des englischen Wortes
«four» (vier) im einzelnen dieselbe ist wie die des Wortes «force» (Kraft), wenn man im
letzten Wort den fünften Buchstaben (das e) fortlässt. Es ist die fünfte Energie, welche die
Menschheit aufs Schlachtfeld führt, die Energie des unterscheidenden Verstandes; sobald
diese Energie, wenn die Zeit reif ist, herangezogen, unter Kontrolle gebracht und
umgeformt wird, «bleiben nur die vier (four) und die Kraft (force) ist verschwunden».
Hier sind Einzelheiten der Zahlengruppierung:
FORCE
6 6 9 3 5 (addiert gibt 29... addiert gibt) 11, Zahl des Adepten, der Energie heranzieht.
FOUR
6 6 3 9 . . . 24 . . . 6 Der Schöpfer, der die inneren und äusseren Welten vereint.
Es ist augenfällig, dass FORCE (Kraft) in der ersten Zahlengruppe in Sonderung und
Trennung endet, da fünf die Zahl der Verstandeskräfte und diejenige des Menschen ist.
Die Zahl neun, die Zahl der Einweihung, ist mitten in dem Wort FORCE verborgen,
während die beiden Endzahlen (drei und fünf) Aktivität und Trennungstendenz anzeigen.
In der zweiten Zahlengruppe geht Aktivität (drei) der Zahl der Einweihung (neun)
voraus; letztere stellt den Höhepunkt dar. Aber die Zahl fünf ist ausgelassen! Das will
besagen: der Mensch ist tatsächlich nicht mehr bloss Mensch, der für sich dasteht. Er ist
nun als vollendete Vierzahl gekennzeichnet und besteht aus den «unteren drei der Seele».
Wenn man diese Tatsachen ziemlich vereinfacht, so möge man sich einprägen, dass die
Menschheit (das vierte Naturreich), die ein Ausdruck der vierten schöpferischen
Hierarchie menschlicher Monaden ist, durch Instinkt oder Impuls ständig der Harmonie
zugetrieben wird und daher in erster Linie unter dem Einfluss des vierten Strahls steht
Diese Harmonie [347] wird durch Nutzbarmachung der Energie des fünften Strahls des
Wissens erreicht. Wenn Wissen erworben und angewandt wird, sind Schönheit und
schöpferische Kraft die Folge. Dann wird der Strahl des fünften Herrn aus jenem
Hauptzyklus, der die Menschheit beeinflusst, zurückgezogen werden und Weisheit und
Intuition - die Rückwirkung des buddhischen Prinzips wird das Kennzeichen der
Menschheit sein. In diesem grösseren Zyklus existiert - soweit die Menschheit in Frage
kommt - eine enge Wechselwirkung zwischen den beiden Strahlherren der Harmonie und
des Wissens. Wieder kommt diese zahlenmässige Beziehung (vier und fünf) in der Zahl
neun vor, welche die Zahl der Einweihung ist.
Ein Adept der fünften Einweihung hat vollkommene Harmonie durch rechtes Wissen
erlangt. Das ist bereits bei der vierten Einweihung der Fall, doch muss er diese
Errungenschaft bei der fünften zeigen und beweisen.
Ein genaues Studium der Tabellen wird gezeigt haben, dass so viele und so
verschiedenartige Strahlen existieren, welche die Menschheit beeinflussen; dies macht
das Thema wirklich vielgestaltig und umfangreich. Es gibt zahlreiche Einflüsse, die den
Menschen zu dem machen, was er ist und viele davon sind nur wenig bekannt. In den
Anfangsstadien der Entwicklung ist es für jeden (ausser für einen Eingeweihten) fast
unmöglich, die verschiedenen Phasen auseinanderzuhalten oder selbst die Anzeichen der
Reaktionen wahrzunehmen, die sich bei der (jungen) Menschheit zeigten, als sie zuerst
den Strahlen ausgesetzt war. Doch in den höheren Entwicklungsstadien, wenn sich des
Menschen Körperbau ständig verbessert und ein feinerer Empfangsapparat, ein
plastisch sensitiver Reflektor des inneren Menschen wird, dann wird uns die Erklärung
und Aufteilung der Strahlen leichter. Wir sehen Menschentypen in Erscheinung treten,
die grössere Klarheit in ihren Umrissen zeigen, da die Strahlenqualitäten zu dominieren
beginnen. Der Einfluss der überschattenden Strahlen ist dann deutlicher wahrnehmbar,
die jeweilige Evolutionsstufe besser erkennbar.
Wir wollen nun die Strahlen betrachten, welche die Menschenrassen regieren. Der
Durchschnittsleser wird gut daran tun, sich auf den Standpunkt zu stellen, dass für ihn
die hier gegebenen Informationen [348] über Strahlen, Rassen, Nationen und Zyklen
zum mindesten eine interessante Hypothese sind, die man gedanklich akzeptieren kann,
solange sie nicht widerlegt ist. Dieser (erste) Aufschluss muss für einen
Durchschnittsstudenten begreiflicherweise für mehrere Inkarnationen - eine Hypothese
bleiben. Wenn wir jedoch zu den drei letzten Abschnitten dieses Teils unserer Abhandlung
kommen, mag es dem Leser möglich sein, die Angaben nachzuprüfen, die Strahlentypen
zueinander in Beziehung zu bringen und (durch ein Studium ihrer Kraftfelder) die
Kennzeichen der Strahlkräfte ausfindig zu machen.
Wenn die für den Menschen gültigen Einzelheiten eine Bestätigung finden, wird eine
Grundlage für die Akzeptierung kosmischer, solarer und planetarischer Kenntnisse
geschaffen. Was an kleineren Massstäben für richtig befunden wird, öffnet das Tor zum
Verständnis für Fragen grösseren Kalibers. «Mensch, erkenne dich selbst» ist ein
machtvoller Schlüssel zur Erlangung von Kenntnissen über Gott und sein Wirken.
4. Die Rassenstrahlen.
Der Leser wird sich erinnern, dass drei Strahlen in ihrem okkulten Werk pausieren und
dass vier Strahlen in verschiedener Intensität tätig sind. Wir wollen diese Tatsache kurz
wiederholen, um sie völlig klar zu haben:
Die Strahlen Nr. I, IV und VI sind zurzeit ausser Funktion. Der sechste Strahl begann erst
vor 300 Jahren seinen Einfluss zu vermindern; aber noch heute kann seine Machtfülle,
wenn auch stark geschwächt, wahrgenommen werden.
Die Strahlen Nr. II, III, V und VII sind alle aktiv. Der folgende Aufschluss mag eine
vergleichsweise Vorstellung von den «Strahlenwerten» geben.
Strahl Nr. III war am längsten wirksam; doch im Jahr 1875 erreichte er - im okkulten
Sinne - seine höchste Wirkkraft, er «begann sich umzudrehen und zurückzukehren». Er
hat daher gerade erst begonnen, an Energie abzunehmen. Wenn ein solches Ereignis im
Verein mit einer anderen Energieart stattfindet, so ist die Folge [349] stets eine
Verhärtung, die darauf aus ist «starre Formen zu bilden, die eine baldige Zerstörung
heraufbeschwören». Das führt dazu, dass sich im Gedankenleben Ideen versteifen und
festfahren; es ist klar, dass infolgedessen in den späteren Tätigkeitsstadien eines solchen
Strahls dogmatische, sektiererische und theologische Grundsätze auftreten, die einen
Verfall darstellen und alle die verschiedenen Geistesrichtungen wertlos machen, die
seinerzeit den Standard menschlicher Ideen verkörpert und in ihrer Blütezeit dem
Menschen vollauf genügt und gedient hatten.
Strahl Nr. II hat einen schnell wiederkehrenden Zyklus. Das kommt von seiner
ausserordentlichen Stärke her. Es ist der grosse Strahl unseres Sonnensystems (denn alle
anderen Strahlen sind nur seine Aspekte), der sozusagen niemals ausser Tätigkeit ist.
Nichtsdestoweniger gibt es dauernd Zyklen zu- und abnehmender Stärke; sie kommen
durch das Wechselspiel der Strahlen zustande, die, wie es in den alten Archiven heisst,
«das Eindringen eines der sieben Brüder bewirken, der das Tor verlegt, durch das die
Energien einströmen und die das Verschwinden jenes strahlenden Bruders verursachen,
der seinen Weg geht und hinter sich eine Tür offenhält, durch die ein anderer Bruder
hindurchgehen kann, um die ihm aufgetragene Mission zu erfüllen». Diese symbolische
Sprache ist klar verständlich. Die Zyklen des zweiten Strahls sind voller Energie und
kehren zurzeit in regelmässigem Rhythmus wieder; während der 25'000 Jahre eines
Tierkreiszyklus folgen sie einander in Abständen von 500 Jahren. So begann im Jahre
1825, als 250 Jahre vorüber waren, seine Wirkung nachzulassen. Durch den allmählich
schwindenden Einfluss dieses Strahls trat in der Welt Uneinigkeit auf, als deren Folge die
europäischen Kriege und der grosse Weltkrieg entstanden. Dieser Strahl wird bis 2075
immer schwächer werden. Das bedeutet nicht unbedingt, dass irdische Streitigkeiten
zunehmen müssen und Kriege an der Tagesordnung sein werden. Die Menschen sind
heute viel stärker für Strahleneinflüsse empfänglich; daher ist die Hierarchie mit ihrem
wachsamen Auge [350] imstande, Schäden (durch Anregen der seelischen Kräfte und
dadurch, dass gewisse Nationen auf die innere Führung schneller reagieren) zu
neutralisieren. Das wirft ein interessantes Streiflicht auf die ungeheure Bedeutung,
welche diesen zyklischen Ereignissen zukommen.
Strahl V ist der letzte der Strahlen, der in Tätigkeit kam und ist gerade dabei, zu neuem
kraftvollem Einfluss zu kommen. Er nimmt ständig an Intensität zu, und sein Einfluss
wird die Menschheit in neue Wissensgebiete führen. Seine Energie stürmt zurzeit auf das
Denken der Menschen ein und ruft jenen inneren Antrieb hervor, der dem
wissenschaftlichen Suchen nach Wahrheit auf allen Gebieten zugrunde liegt. Er ist auch
der Strahl, der den Persönlichkeitsaspekt des vierten Naturreiches beherrscht und er ist
ferner einer der Strahlen, der unsere arische Rasse modelt und formt; daher ist seine
gegenwärtige Machtfülle ungemein stark. Diesen Punkt sollte man sorgfältig beachten,
denn er erklärt so vieles, was sich heute in der Welt der Gedanken abspielt.
Strahl Nr. VII ist auch in Manifestation und zwar seit dem Jahr 1675. Hierüber werden
wir Einzelheiten bringen, wenn wir unseren fünften Abschnitt «Die Strahlen in ihren
zyklischen Manifestationen» erörtern werden.
Das wundervolle Wechselspiel der gemischten Energien ist zu dieser Zeit sehr
bemerkenswert, da so viele Strahlen gleichzeitig aktiv sind oder eben erst an
Wirksamkeit verlieren (und daher nicht völlig übergangen werden können). Andere
stehen hinter der Kulisse, jederzeit bereit, zu einem neuen Gastspiel aufzutreten und ihre
Tätigkeit wieder aufzunehmen. Nur ein Strahl ist heute völlig ausser Manifestation und
wirkt hinter der Bühne, das ist der erste Strahl. Erst wenn ein Mensch ins Stadium eines
akzeptierten Jüngers eintritt, macht sich der erste Strahl bemerkbar und kommt zur
Geltung. Seine Kraft nimmt zu, je mehr Boden auf dem Pfad der Jüngerschaft gewonnen
wird. So beginnt auf der inneren Seite des Lebens eine ständig zunehmende
Menschengruppe sich zu bilden, die imstande ist, unter dem Einfluss des ersten Strahls zu
wirken.
Wenn eine [351] genügende Zahl solcher Menschensöhne vorhanden ist, wird ihre
vereinte Aufnahmefähigkeit eine Empfangsanlage bilden, durch die der erste Strahl
einströmen und zur Betätigung kommen kann. Das ist eine der Hauptbemühungen und -
Ziele der Hierarchie. Wenn die Menschheit einmal die Folgen, die auf Strahleneinflüsse
zurückzuführen sind, richtig verstehen wird, dann werden wir auf ein Naturgesetz
stossen, das bisher noch unentdeckt ist. Dieses fragliche Gesetz gehört zu dem Ressort des
Regenten der Erde, des Manu.
Es mag hier die Bemerkung von Interesse sein, dass der Strahl VI den Bewährungspfad
beeinflusst und die Feuer des Idealismus in dem Aspiranten nährt.
Strahl Nr. II beherrscht den Pfad der Jüngerschaft, verwandelt Wissen in Weisheit und
nährt gleichzeitig das Christusleben in jedem Jünger.
Strahl Nr. I regiert den Pfad der Einweihung; er ruft Loslösung von der Formwelt
hervor, zerstört alle Hindernisse und lässt in dem Eingeweihten jenen dynamischen
Willen aufkommen, der ihm ermöglicht, die nötigen Schritte zu tun, um den Initiator zu
erreichen.
Wir wollen hier nochmals beachten, dass die Strahlen in zwei Gruppen geteilt werden:
1. Die Strahlen der Aspekte l., 2., 3. Strahl. Die Hauptstrahlen.
2. Die Strahlen der Attribute 4., 5., 6., 7. Strahl. Die kleineren Strahlen.
Die Unterscheidung dieser beiden Gruppen ist in einigen Weisheitssprüchen des alten
Kommentars klar zusammengefasst:
«Alle sieben Brüder sind Kinder desselben Vaters, aber die älteren drei sind ein Teil von
des Vaters Natur. Die jüngeren vier ähneln der Mutter. Die drei älteren Söhne gehen
hinaus ins Universum der Sterne und repräsentieren dort den Vater. Die vier jüngeren
gehen hinaus ins Universum der Sterne und stellen die Natur der einen zur Schau, die der
Vater liebte.»
Die Aspektstrahlen haben längere Zyklen als die Attribut-Strahlen und sie folgen im
okkulten Sinne einem langsamen Tempo, dessen Wirkung sich steigert und im Lauf der
Zeiten an Intensität [352] ständig zunimmt. Die Attribut-Strahlen haben kürzere Zyklen;
sie bewirken einen gleichmässigen Herzschlag und einen regulären Rhythmus im
Sonnensystem. Die drei Aspektstrahlen kann man als die Träger des Willens und der
Absicht des Logos ansehen, als er in Inkarnation trat. Auch die Attribut-Strahlen können
als Verkörperung der Qualität und Eigenart des (inkarnierenden) Logos betrachtet
werden. Symbolisch gesprochen sind die drei Hauptstrahlen (während ihrer
Manifestierung) das Ausdrucksmittel des egoischen Aspekts des solaren Logos, während
die vier Attribut-Strahlen seinen Persönlichkeitsaspekt verkörpern. Dessenungeachtet
muss man daran festhalten, dass die sieben Strahlen in ihrer Gesamtheit die
Ausdrucksform dessen darstellen, was Gott «ist» und was Ziel und Mass seiner Absichten
sind. Studierende sollten sich diese Hauptpunkte einprägen, wenn sie die Strahlen und
deren zyklischen Einfluss auf die Menschheit studieren. Wenn man berücksichtigt, dass
Gottes Absichten, der Zweck seines Universums und sein Plan besonders dann klar
zutage treten, wenn ein Hauptstrahl in Manifestation ist, dann kann man in der
Entwicklung der Menschheit grosse Ereignisse erwarten. Wenn ein kleinerer Strahl in
Tätigkeit ist, nimmt die psychische Empfänglichkeit zu und das Formleben, das ins
Dasein kommt, wird mehr die göttliche Natur zum Ausdruck bringen als den göttlichen
Plan.
Diese Grundwahrheit kann auch auf die Entwicklung eines Individuums bezogen
werden, denn sie lenkt und bestimmt sein evolutionäres Wachstum entweder vom
Standpunkt der Absicht oder von dem der Qualität. Die Lebenszeiten eines Menschen, die
einem bestimmten Zweck dienen sollen, weisen einen anderen Grundton und Gehalt auf
als solche, welche die Entwicklung von Charakter und Qualität zum Ziel haben. Das ist
ein ausschlaggebender psychologischer Punkt.
Diese eben gemachte Angabe ist eine der bedeutsamsten und wichtigsten Feststellungen,
die in dieser Abhandlung bekannt gegeben wurden; sie verdient sorgfältige Beachtung.
Ihr tieferer Sinn ist natürlich schwer zu erfassen, doch kann ihre allgemeine [353]
Bedeutung vom forschenden Leser erkannt und richtig eingeschätzt werden. Die
Aspektstrahlen fördern vor allem die Verwirklichung des Planes, wogegen die
attributiven Strahlen die göttlichen Qualitäten entfalten helfen. Dieses Prinzip gilt sowohl
für den solaren Logos, als auch für einen Menschen, für den planetarischen Logos
ebenso, wie für die gesamte Menschheit.
Ein Beispiel dieser Wahrheit kann man deutlich sehen, wenn man die arische Rasse und
die zwei Strahlen betrachtet, die ihr Geschick lenken und leiten. Der dritte Strahl der
intelligenten Aktivität oder Anpassungskraft bestimmt den ganzen Lebenslauf der Rasse;
sein Einfluss verwirklicht Gottes Plan, nämlich die endgültige Verschmelzung von Geist
und Materie durch die evolutionäre Entfaltung der menschlichen Seele. Das Resultat
dieser Verschmelzung kann kurz in den drei folgenden Feststellungen zusammengefasst
werden:
1. Ein intensives Interesse an der Seele tritt als Resultat dieser Verschmelzung und
Vermischung auf; dies führt am Ende zu einer Anerkennung der Seele.
2. Ein grösserer Respekt vor der Göttlichkeit der Substanz bricht sich Bahn, unter
Anerkennung der Tatsache, dass Materie das äussere Gewand Gottes ist. Das ist die
Kennmarke der intellektuellen Errungenschaft der arischen Rasse.
3. Gottes Plan, dass die Menschheit auserkoren ist, die materiellen Schätze der
physischen Welt zu meistern und zu nützen, findet in der arischen Rasse einen hohen
Grad von Erfüllung. Die Kontrolle der elektrischen Kräfte dieser Erde ist hierfür ein
hervorragendes Beispiel.
Diese drei wichtigen Fortschritte kennzeichnen die Tätigkeit des dritten Strahls seit der
Zeit, als die arische Rasse aus dem Mutterboden der Menschenstämme auf dem
Erdenrund erschien. Durch die Generationen hindurch entwickelt sich diese Rasse bis zur
Blüte, um dann langsam zu verwelken, wie alle Rassen. Die Seelen, die während der
Entwicklung dieser Rasse ihre Erfahrungen gesammelt haben, gehen dann zu einer
anderen, höheren Rasse über, in diesem Fall zur sechsten Wurzelrasse. Das sind die
wesentlichen Resultate. [354] Es gibt noch viele andere Ergebnisse, die aber weniger
bedeutend sind; sie alle zielen dahin, das erstrebte göttliche Vorhaben für die Menschheit
zu vervollkommnen. Diese Absicht zielt nur auf eine relative Vervollkommnung hin und
nicht auf die letzte Vollendung. Die Rassenvollendung, die als Resultat des dritten und
fünften Strahls auftreten wird, erscheint z.B. vom visionären Erschauen der siebten
Wurzelrasse aus nur als eine teilweise. Doch ist diese partielle Verbesserung ein
ausserordentlicher Fortschritt, verglichen mit den Errungenschaften der vierten
atlantischen Wurzelrasse, die unter dem Einfluss des zweiten und sechsten Strahls stand.
Die Meister, Eingeweihten und Jünger, die während einer Rassenevolution das Ziel
erreichten, das ihre Seelen ihnen gesetzt hatten, sind die Blüte dieser Rasse und die
Gewährsleute für eine solche Vollendung. Der Leser muss sich ins Gedächtnis
zurückrufen, dass das Ziel für einen Adepten sich ständig verschiebt. Die Adepten der
arischen Rasse sind z.B. weiter entwickelt und stehen intellektuell höher als diejenigen,
die während der atlantischen Rasse ihr Ziel erreicht haben. Daher werden mit dem
Ablauf der Jahrhunderte die Anforderungen an einen Jünger der gegenwärtigen Rasse
ständig grösser. Gleichzeitig verbessern sich aber auch die Aktivposten, die ein Aspirant
mitbringt, um die Ziele der Jüngerschaft zu erreichen; auch sein geistiges Rüstzeug wird
immer geeigneter und wirksamer, so dass er der sich bietenden Gelegenheit gewachsen
ist. Bücher, wie «The outer court» und «The Path of Discipleship» («Die äussere Halle»
und «Der Pfad des Schülers») von Dr. Annie Besant, enthalten wohl Anleitungen für den
Bewährungspfad, aber nicht für den Pfad der Jüngerschaft. «Eine Abhandlung über
weisse Magie» gibt denen, die in unseren Tagen sich zu den Jüngern zählen, die nötigen
Einzelhinweise. In diesen drei Büchern findet man die Erfordernisse für diese zwei
Stadien bewusster Höherentwicklung.
Es ist seltsam genug, dass in den Tagen von Lemuria der erste Strahl in Tätigkeit war.
Der Grund war der, dass die Hierarchie des Planeten eine besondere Massnahme oder
Anstrengung unternommen hatte. Mit Hilfe des siebten Strahls ging das erwünschte
[355] Werk voran. Damals, als die menschlichen Wesen zu Individuen wurden, wurde ein
dritter Strahl, nämlich der fünfte, in Aktion gebracht und so kam mit der vereinten
Anstrengung des ersten. siebten und fünften Strahls die grosse Verschmelzung der
höheren und niederen Aspekte der Menschheit zustande. Der zweitrangige Strahleinfluss
der arischen Rasse ist zu dieser Zeit der fünfte Strahl, der die arische und lemurische
Zivilisation zusammenkoppelt, was eine interessante Feststellung sein dürfte. Beide
Zivilisationen sind ausgesprochen materielle Zivilisationen. Die lemurische war deshalb
materiell, weil die Hierarchie ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Entwicklung des
physischen Menschen gerichtet hatte; heute liegt das Gewicht nicht mehr auf der
physischen Entwicklung des Menschen, sondern darauf, dass der Mensch die physischen
Kräfte dieses Planeten meistern soll. Hier ist ein treffendes Beispiel für die Ähnlichkeit
von Strahlkräften:
In den Tagen von Lemuria war die Schulungsmethode zur Erlangung des «Einswerdens»
oder der «Vereinheitlichung» (die einer Einweihung vorauszugehen hatte) das Hatha
Yoga-System, die Erziehungsmethode für den physischen Körper. Diese verschaffte dem
Kandidaten die erforderliche physische Kontrolle - eine Kontrolle, die in der heutigen
Menschenrasse so vervollkommnet ist, dass sie zu einem automatischen Vorgang wurde
und unter die Schwelle des Bewusstseins glitt. Zyklische Phänomene wiederholen sich
immer wieder und so sehen wir, dass unsere heutige arische Rasse einen starken Akzent
auf körperliche Vollendung, auf Sport, Athletik, Tanz und Körperpflege legt. Es ist der
zyklische Effekt derselben Strahlkräfte, die wiederum auf die Menschheit einwirken. Das
Initiationsziel, das der heutigen Zeit gesteckt ist, ist ein geistiges Einswerden.
Dessenungeachtet ruft die physische Reaktion, welche die Strahlkräfte im Körper
hervorrufen, eine höhere Form von Hatha Yoga (oder physische Koordination) hervor.
Diese Punkte werden wir weiter im Auge behalten.
Der zweite und schwächere Einfluss, durch den die arische Rasse sich fortentwickelt, ist
der des fünften Strahls des konkreten Wissens oder der Wissenschaft. Dieser Strahl war,
wie wir gesehen haben, derjenige, der vor Millionen von Jahren die Individuation
zustande gebracht und damit die Menschheit auf den Pfad gesandt [356] hatte, der
zurück zu Gott führt. Und jetzt kommt er wieder zur Macht; obwohl er seit den Tagen von
Lemuria in vielen Zyklen aktiv war, so war sein Einfluss noch niemals so stark und
wirksam wie in der gegenwärtigen Zeit. Daher besitzen die heutigen Menschen eine so
ungewöhnliche Durchschlagskraft; und von daher kommt die Schwierigkeit der
derzeitigen Situation, aber auch die günstige Gelegenheit. Dieser fünfte ist ein Strahl der
Qualität, mit dessen Hilfe Wissen erworben und der Intellekt angeregt wird; der Intellekt
ist ein Instrument von überaus feiner Empfindlichkeit, der erhöhtes Gottesbewusstsein
mit sich bringt.
In den Tagen von Lemuria war die Anregung der Instinktnatur die Hauptwirkung dieses
Strahls. Das Resultat war die Wahrnehmung der Formnatur Gottes. In der atlantischen
Epoche begann durch den Einfluss des zweiten Strahls der Instinkt sich in den Intellekt zu
verwandeln. So wurde jener Aspekt im Menschen entwickelt, den die theosophischen
Bücher kama-manas nennen. Dieser Ausdruck bedeutet einfach eine Mischung von
Verlangen, Gefühl und niederer Verstandeskraft, - eine seltsame Mixtur, die den heutigen
Durchschnittsmenschen charakterisiert und seine komplizierten Probleme verursacht.
Diese Entwicklung bescherte dem Menschen eine neue Art von Bewusstsein. Es wurde
ihm klar bewusst, dass das Universum Gefühle empfindet; er empfand die Liebe Gottes
und verspürte eine innere Annäherung an Gottes Herz.
Unter dem Einfluss des fünften Strahls erwacht der Intellekt heute mit Riesenschritten;
der Instinkt sinkt hinter der Schwelle des Bewusstseins zurück; kama-manas ist nun
nicht mehr das rühmliche Kennzeichen von Weltjüngern. Der Intellekt (der konkrete und
abstrakte, der niedere und höhere) entfaltet sich ständig und dadurch beginnt der Wille,
Zweck und Plan der Gottheit im Denken der Menschen Gestalt anzunehmen. Die
kleineren Auswirkungen dieser Entwicklung sind: Die Fähigkeit, zu organisieren und
individuell bestimmte Ziele zu verfolgen. Menschen in allen Berufen und Positionen
demonstrieren dies heute; sie beweisen die Fähigkeit, den Plan Gottes zu erfüllen und
daran mitzuarbeiten; sie erkennen in grossen Zügen die Absichten Gottes und begreifen
den grossen evolutionären Plan besser als je zuvor. Die Menschen bauen nun für die
Zukunft, denn sie haben einen Blick in die Vergangenheit getan und das geistige
Zukunftsbild erschaut.
Später wird [357] wiederum eine Übergangsperiode kommen, ähnlich der Epoche, in der
kama-manas zur Entwicklung kam; dann wird die ganze Menschenfamilie eine Synthese
von Intellekt und Intuition zum Ausdruck bringen; das wird die Vorbereitung auf das
Endstadium sein, das am Ende der sechsten Wurzelrasse kommen wird. Das wird in zehn
Millionen Jahren der Fall sein. Der Intellekt wird dann unter der Schwelle des
Bewusstseins verschwunden sein, wie vordem der Instinkt, und wird automatisch
arbeiten, wie heute der Instinkt; diese neue Rasse wird intuitiv erkennen. Das bedeutet,
dass sich dann tatsächlich das fünfte Naturreich auf Erden manifestieren und das «Reich
Gottes» (wie die Christen es nennen) bestehen wird. Das wird ein grosses Ereignis
werden, das in seiner Bedeutung dem Advent des vierten Naturreiches ähnlich ist, als der
Mensch auf der Erde erschien. Die nächste (sechste) grosse Rasse wird von dem zweiten
und vierten Strahl beeinflusst werden. Hier tritt eine Beziehung zwischen der vierten
Wurzelrasse (der atlantischen) und der sechsten zutage. In Bewusstseinsstufen
ausgedrückt, kann man die Beziehung als eine Fortentwicklung vom astralen,
emotionalen Sein zum intuitiven, buddhischen Leben beschreiben.
Die letzte (siebte) Rasse wird unter dem Einfluss des ersten, siebten und zweiten Strahls
stehen.
Ich denke, ich habe über dieses schwierige Thema so viel gesagt, wie jemand begreifen
kann. Die Strahlen, welche die Rassen entwickeln, sind in der folgenden Tabelle
zusammengefasst:
Lemurische Rasse #1., 7., 5. Strahl.
Atlantische Rasse #2., 6. Strahl.
Arische Rasse #3., 5. Strahl.
Sechste Rasse #2., 4. Strahl.
Siebte Rasse #1., 7., 2. Strahl.
5. Die Strahlen in ihren zyklischen Manifestationen.
Wir kommen nun zur Besprechung der Strahlkräfte, die zu dieser Zeit vorherrschen; die
folgenden Ausführungen werden daher [358] unser grösstes Interesse beanspruchen. Es
muss vorausgeschickt werden, dass das Hauptproblem von heute in der Tatsache liegt,
dass zwei Strahlen von grosser Intensität zur selben Zeit wirksam sind. Ihre
Auswirkungen sind bisher so ausgeglichen, dass eine Situation vorhanden ist, die in den
alten Archiven mit folgenden Worten beschrieben ist:
«Eine Zeit, in der alles aus seiner Verbindung losgebrochen wird, wenn die Berge, die
bisher beschirmt haben, aus ihrer Höhe herabstürzen und der Menschen Stimmen in dem
Krachen und Donnern dieses Absturzes sich verlieren.» Solche Perioden kommen nur in
seltenen und langen Zwischenräumen und jedesmal, wenn sie erscheinen, leiten sie eine
äusserst bedeutsame Periode göttlicher Aktivität ein; abgelebte Ideen schwinden dahin
und uralte Marksteine werden wiederhergestellt. Der siebte Strahl der zeremoniellen
Ordnung oder des Rituals kommt nun zur Manifestierung. Der sechste Strahl des
Idealismus oder der abstrakten Vision zieht sich langsam zurück. Der siebte Strahl setzt
in die Tat um, was an Idealen während der vergangenen Periode des sechsten Strahls
visionär erschaut wurde. Ein Strahl bereitet den Weg für einen anderen, und der Grund
hierfür ist in dem Plan und den Zielen Gottes gelegen.
Es kommt nicht oft vor, dass zwei Strahlen einander zahlenmässig folgen, wie es jetzt der
Fall ist. Wenn sich dies ereignet, folgen den Ursachen schnell die Wirkungen; dies ist eine
Feststellung, die zu guten Hoffnungen berechtigt.
A. Der abnehmende sechste Strahl.
Der sechste Strahl verfolgt das Ziel, das Denken der Menschen auf ein Ideal hinzulenken,
z.B. auf persönliche Opfer und Dienstleistungen; daher war die mystische Schau das
hervorstechende Kennzeichen dieser Periode, wie das Erscheinen zahlreicher führender
Mystiker im Westen und Osten zeigt. Der siebte Strahl wird mit der Zeit den Magier
hervorbringen. In der jetzigen Epoche wird [359] der Magier in der Hauptsache ein
weisser Magier sein (im Gegensatz zu den Tagen von Atlantis, in denen die eigennützige
oder schwarze Magie vorherrschte). Der weisse Magier zieht die Naturkräfte an sich und
sendet sie jenen Menschen zu, die genügend entwickelt sind und sie überwachen können.
Dies zeigt sich bereits in der Tätigkeit der Wissenschaftler, die am Ausgang des letzten
Jahrhunderts und in diesem Jahrhundert hervortraten. Auch das ist wahr, dass in
diesem materialistischen Zeitalter ein gut Teil ihrer magischen Leistungen in
selbstsüchtige Bahnen gelenkt wurde und dass manche ihrer klugen und grossen
Entdeckungen auf dem Gebiet der Energien heute zu Zwecken missbraucht werden, die
dem Hass und der Eigenliebe Nahrung geben. Aber das schmälert in keiner Weise ihre
wunderbaren Leistungen. Wenn sich das Motiv rein wissenschaftlichen Interesses in
Liebe und Dank für die von Gott gegebenen Offenbarungen verwandelt hat und wenn der
Dienst an der Allgemeinheit die Triebfeder wird, dann werden wir wahre weisse Magie
am Werk sehen. Daher muss der Mystiker erst zum Okkultisten werden, und der
moderne Aspirant muss zu rechten Motiven, zur Gedankenkontrolle und zur Bruderliebe
erzogen werden; und alle diese Fortschritte müssen und werden in einer vorbildlichen
Lebensführung zum Ausdruck kommen. Rechtlichkeit, also die Geisteshaltung,
niemandem ein Unrecht oder Leid zuzufügen, niemanden zu verletzen oder zu
benachteiligen, - das ist in der heutigen Welt die grösste und wirksamste Kraft. Ich
spreche nicht von Mangel an Widerstand, sondern meine jenen positiven Charakterzug,
der nichts Übles ausdenkt. Derjenige, der keine bösen Gedanken hat und niemandem
Schaden zufügt, ist ein Bürger in Gottes Welt.
Die folgenden Gegenüberstellungen zwischen dem sechsten und siebten Strahl sollte man
sich gut einprägen; Studierende sollten die Beziehungen der letzten Vergangenheit zur
unmittelbaren Zukunft erfassen; daraus kann man Gottes Plan und das kommende Heil
der Menschheit erkennen:
a. Der sechste Strahl nährte die Vision.
Der siebte wird das, was geistig erschaut wurde, zur Wirklichkeit machen.
b. Der sechste Strahl brachte als höchsten Typus eines Aspiranten den Mystiker hervor.
Der siebte wird den Magier hervorbringen, der sich auf dem Gebiet der weissen Magie
betätigt.
c. Der sechste [360] Strahl führte als Teilabschnitt des evolutionären Planes zur
Isolierung, zu Nationalismus und Sektierertum. Der Grund hierfür liegt in der selektiven,
wählerischen Natur der Denkkraft mit ihrer Tendenz, zu zerteilen und abzusondern. Der
siebte wird Zusammenschluss und Einheitsschau bringen, da es die Art seiner Energie ist,
Geist und Materie zu verbinden.
d. Der sechste Strahl brachte lose Gruppen von Jüngern ins Leben, die ohne engere
Beziehung zu einander arbeiten und die zu innerer Zwietracht neigen.
Der siebte Strahl wird Gruppen von Eingeweihten heranbilden und in die Welt senden,
die in Übereinstimmung mit dem Plan und in gegenseitigem Einvernehmen arbeiten und
wirken werden.
e. Der sechste Strahl rief im Menschen, der sich bisher als ein ausschliesslich körperhaftes
Wesen eingeschätzt hatte, ein Gefühl für Dualität wach. Die akademisch-materialistisch
eingestellten Psychologen sind Beispiele der alten Richtung. Der siebte Strahl wird das
Gefühl für eine höherwertige Einheit wachrufen: erstens werden die Massen das Gefühl
bekommen, dass sie als Persönlichkeiten eine Gemeinschaft bilden und zweitens werden
die Weltaspiranten verspüren, dass Seele und Körper verschmelzen können.
f. Der sechste Strahl entnahm der Energie des Weltalls jene Teilkraft, die uns als moderne
Elektrizität geläufig ist; sie wurde freigegeben, um den irdischen Bedürfnissen des
Menschen zu dienen.
Der siebte Strahl wird während seiner Periode den Menschen mit jener Kategorie
elektrischer Phänomene vertraut machen, die alle Formen systematisch und harmonisch
angleicht.
g. Der sechste Strahl brachte folgende Wissensgebiete im menschlichen Denkbereich
hervor:
1. Kenntnis des Lichts und der Elektrizität, im physikalischen Sinn.
2. Esoteriker [361] und Spiritualisten lernten die Existenz des Astrallichts kennen.
3. Interesse für Erleuchtung, sowohl in der physischen Welt als auch im Denkbereich.
4. Astrophysik erschien mit ihren neuen astronomischen Entdeckungen.
Der siebte Strahl wird die Theorien der fortschrittlichen Denker in die Praxis neuer
Erziehungssysteme umsetzen. Erziehung und die Förderung erleuchteten Verstehens -
gültig für alle Wissensgebiete - werden schliesslich als zwei gleichwertige Ideale
angesehen werden.
h. Der sechste Strahl lehrte den Sinn und die Bedeutung des Opfers; und die Kreuzigung
war für die Eingeweihten das wichtigste Sinnbild dieser Lehre. Die gleiche Idee fand
unter fortgeschrittenen Menschen in philanthropischen Tendenzen ihren Niederschlag.
Das verschwommene Ideal der gedankenlosen Massen, schlechthin «freundlich zu sein»,
geht auf den gleichen Leitgedanken zurück.
Der siebte Strahl wird den kommenden Eingeweihten bewusst machen, was
Gruppendienst und was Opfer bedeuten. Dies wird das Zeitalter einleiten, das dem
«Dienst für die Sache Gottes» gewidmet ist. Den meisten fortgeschrittenen Denkern wird
im neuen Zeitalter als erstrebenswertes Ziel das vorschweben, dass der einzelne als Teil
der Gruppe für diese und für das Gruppenideal Dienste leistet und Opfer bringt, während
die übrige Menschheit das Leitmotiv «Bruderschaft» auf ihre Fahne schreiben wird.
Diese Gedankengänge haben eine tiefere Bedeutung und ein grösseres Gewicht, als die
Denker von heute ahnen und verstehen können.
i. Der sechste Strahl liess den Geist des Individualismus aufkommen. Gruppen existierten
wohl, aber sie bestanden aus einer Vereinigung einzelner, die sich um einen Führer
scharten. Der siebte Strahl wird den Gruppengeist pflegen; rhythmische Gliederung,
Gruppenziele und gewisse rituelle Gebräuche, - das werden die wesentlichen Merkmale
einer solchen Gruppe sein.
j. Der [362] sechste Strahl machte den Menschen fähig, den historischen Christus
anzuerkennen und die Kirche des christlichen Glaubens aufzubauen, mit der Vision eines
grossen Sohnes der Liebe als Mittelpunkt. Aber dieser Religion haftet extreme Streitlust
und Eigenbrötelei an und sie basiert auf einem Idealismus, der engherzig und voller
Vorurteile war. Der siebte Strahl wird den Menschen instandsetzen, den kosmischen
Christus klar zu erkennen und die Religion der Zukunft zu begründen, nämlich die
wissenschaftliche Religion des Lichts, die es dem Menschen möglich machen wird, das
Gebot des historischen Christus zu erfüllen, «sein Licht scheinen zu lassen.»
k. Der sechste Strahl ist der Schöpfer der grossen idealistischen Religionen, mit ihren
visionären Idealen und auch mit ihren inneren Engherzigkeiten - Engherzigkeiten, die
vonnöten sind, um schwache Seelen zu beschützen.
Der siebte Strahl wird die fortgeschrittenen Seelen von dem Stadium der Kinderstube
befreien und jenes wissenschaftliche Verständnis für Gottes Absichten herbeiführen, das
den Zusammenschluss aller Religionen in eine einzige Weltreligion voranbringen wird.
1. Der Effekt des sechsten Strahls bestand darin, die Instinkte, die nach Trennung und
Separierung drängen, wachzurufen, wie z.B. die Dogmatik der Religion, die Genauigkeit
wissenschaftlicher Feststellungen, die Geistesrichtungen mit ihren doktrinären
Schranken und exklusiven Statuten, und den patriotischen Kult.
Der siebte Strahl wird den Weg bereiten für die Anerkennung von Gesichtspunkten, die
weiter gespannt sind und in der neuen Weltreligion (die den Zusammenschluss betonen,
aber die Gleichförmigkeit zurückweisen wird) ihren Niederschlag finden werden; er wird
jener wissenschaftlichen Technik den Weg bereiten, die das kosmische Licht, das verhüllt
und verborgen hinter jeder Form lebt, sichtbar machen und beweisen wird und endlich
wird er jene internationale Gesinnung hervorrufen, die sich als praktische Bruderschaft
auswirkt und Frieden und guten Willen unter den Nationen vermittelt.
Ich könnte noch mehr solche Gegenüberstellungen aufzählen, aber 363 die vorgebrachten
genügen wohl, um die Schönheit der Vorbereitungen zu zeigen, die der sechste grosse
«Herr des Idealismus» als Wegbereiter des siebten «Herrn der Zeremonien» getroffen
hat.
B. Der hereinkommende siebte Strahl.
Es mag hier angebracht sein, die den Zeremonien und Riten zu Grunde liegende Idee kurz
zu beleuchten. Es herrscht zurzeit so viel Antipathie gegen Zeremonien, und viele gute
und verständige Menschen denken, sie seien aus dem Ritus herausgewachsen und hätten
nichts mehr damit zu tun. Sie brüsten sich, dass sie eine sogenannte «Emanzipation»
erlangt hätten, vergessen aber, dass sie eben durch ihren Individualismus zu dieser
Einstellung gekommen sind und dass eine Gruppentätigkeit ohne irgendwelche rituelle
Formen nicht möglich ist. Ihre Weigerung, an Handlungen teilzunehmen, die für alle
einheitlich sind, ist also kein Zeichen einer emanzipierten Seele.
Auch die Grosse Weisse Bruderschaft hat ihre Rituale, aber diese haben den Zweck,
verschiedene neue Aspekte des Plans sowie die jeweils erforderlichen Massnahmen für
diesen Plan einzuleiten und zu fördern. Wo Rituale im Gebrauch sind, aber deren innere
Bedeutung nicht erkannt und erfasst wird, dort schleicht sich notwendigerweise ein Geist
der Gleichgültigkeit ein, der dieser Bräuche und Zeremonien überdrüssig wird und darin
weder Nutzen noch einen Sinn sieht. Wenn jedoch Riten und planvolle Zeremonien die
Tatsache beweisen, dass sie nur als Hüter von Kräften und Energien dienen, dann
bekommt diese Idee einen positiven Sinn; die Mitarbeit am Plan wird möglich, und das
Ziel eines geheiligten Dienstes wird ersichtlich. Jeglicher geheiligte Dienst ist mit Riten
verknüpft.
Der hereinkommende siebte Strahl wird zu diesem erwünschten Ziel führen, und die
Mystiker, die sich in der Handhabung okkulter Motive und in den Methoden eines
Berufsmagiers ausbilden, werden sich immer verständnisvoller für den Plan einsetzen
können; sie werden an jenen Grundriten teilnehmen, die den Ritualisten befähigen:
a. Die Kräfte [364] des Planeten zum Wohl der Menschheit dienstbar zu machen.
b. Jene Energien auszusenden, die in einem der Naturreiche eine erwünschte und
wohltätige Entwicklungsphase einleiten.
c. Die Energien, die in allen Formen der unteren Naturreiche vorhanden sind, zu
sammeln und neu zu verteilen.
d. Durch die wissenschaftliche Methode der Vereinigung von Seele und Körper
Heilwirkungen zu erzielen.
e. Durch richtiges Verstehen der Lichtenergie Erleuchtung zu bringen.
f. Jenes zukünftige Ritual zu entwickeln, das schliesslich die wahre Bedeutung von
Wasser enthüllen, einen fundamentalen Wandel im Gebrauch des Wassers bringen und
dem Menschen einen freien Zugang zu der Astralebene verschaffen wird. Diese Ebene ist
die Ebene der Gefühlswelt und der Wunschgedanken und ihr Symbol ist Wasser. Das
Wassermannzeitalter wird dem Menschen vor Augen führen (und damit das Werk des
siebten Strahls erleichtern), dass diese Ebene in diesem Entwicklungsstadium seine
natürliche Heimat ist. Die Massen sind heute völlig, ohne sich dessen bewusst zu sein, an
diese Ebene verhaftet. Sie müssen sich ihrer Handlungsweise völlig bewusst werden. Der
Mensch ist nahe dabei, sich mit klaren Sinnen auf der Astralebene zurechtzufinden; diese
neue Entwicklung wird durch wissenschaftliche Riten zustande kommen.
Der sechste Strahl war der Vater der modernen Psychologie, und diese Wissenschaft war
ein Ruhmesblatt dieses Strahls. Der siebte Strahl wird diese junge Wissenschaft zur Reife
bringen. Der Glaube an eine Seele wurde während der Periode des sechsten Strahls
überallhin getragen. Der neueintretende Strahl wird uns Wissen über die Seele bringen.
Hierbei werden die Energien, die während des Wassermannzeitalters freigelassen
werden, mithelfen.
Die neue esoterische Psychologie wird ständig weiter ausgebaut werden. Es ist daher
verständlich, dass die «Abhandlung über Weisse [365] Magie» einen deutlichen
Siebenstrahlcharakter trägt, und auch diese Abhandlung über die sieben Strahlen wurde
in dem Bestreben publiziert, über die neuen spirituellen Kraftströme Klarheit zu schaffen.
Eine der ersten Lektionen, welche die Menschheit durch den machtvollen siebten Strahl
lernen wird, ist die, dass die Seele ihr Instrument, die Persönlichkeit, durch Rituale,
durch Anwendung eines regulären Rhythmus steuert. Es ist der Rhythmus, der das
wahre Wesen eines Rituals ausmacht. Wenn Aspiranten zur Jüngerschaft ihrem Leben
einen Rhythmus auferlegen, dann nennen sie dies Disziplinierung und sie fühlen sich
glücklich dabei. Was Gruppen tun, die sich zur Durchführung irgendeines Rituals oder
einer Zeremonie zusammenfinden (Kirchenritual, Logenritus, der Drill der Armee und
Flotte, Geschäftsorganisationen, der ordnungsgemässe Arbeitsgang in einem Haushalt,
Krankenhaus, Vergnügungslokal usw.) ist von analoger Art. Niemand auf dieser Erde
kann einem Ritus oder einer Zeremonie aus dem Wege gehen; schon der Auf- und
Untergang der Sonne zwingt einen Ritus auf, die Jahre folgen einander in einem
zyklischen Wechsel, die grossen Zentren der Menschheit sind beherrscht von einem
allgewaltigen rhythmischen Tempo. Die ein- und auslaufenden Züge, die Ozeandampfer,
die Postbeförderung, die täglichen Sendungen der Radiostationen, alles dies spannt die
Menschheit in einen Rhythmus, gleichgültig, ob man das weiss oder nicht. Auch die
gegenwärtigen grossen Experimente, die eine nationale Vereinheitlichung und eine
behördliche Kontrolle zum Gegenstand haben, sind ein Ausdruck solcher Rhythmen; jede
Nation ist mit ihren Menschenmassen solchen Rhythmen unterworfen.
Niemand kann dem Zwang eines zeremoniellen Daseins entgehen. Man erkennt dies
unbewusst an und folgt blind diesem Geschehen. Dieser Prozess ist ein Ausfluss des
rhythmischen Atems, dem das Leben selber unterworfen ist. Die Gottheit betätigt sich
durch Rituale und ist an die Zeremonien des Universums gebunden. Die sieben Strahlen
kommen und gehen unter dem rhythmischen und ritualistischen Impuls des Lebens
Gottes. So wird der Tempel des Ewigen durch ein Zeremoniensystem der Erbauer
errichtet. [366] Jedes Naturreich muss ritualistische Erfahrungen sammeln und ist den
Zeremonien zyklischer Weltkräfte unterworfen. Diese Tatsache kann nur ein
Eingeweihter erfassen. Jeder Ameisenhügel und jeder Bienenstock ist gleichfalls unter
dem Antrieb instinktiver Rituale und rhythmischer Impulse erbaut. Man könnte sehr
wohl die Wissenschaft der neuen Psychologie eine Wissenschaft der Rituale und
Rhythmen des Körpers, der Gefühlsnatur und der Denkprozesse nennen. Oder man
könnte sagen, dass sie die Wissenschaft jener Zeremonien sei, die auf den körperlichen
Mechanismus einwirken, durch den die Seele ihre Funktion erfüllt, sei es, dass diese
Zeremonien in der Körperanlage gelegen oder angeboren oder von dem eigenen Selbst,
von Lebensumständen oder der Umgebung auferlegt sind.
Es ist interessant zu sehen, wie der sechste Strahl, der im Menschen das Gefühl für
Absonderung und ausgesprochenen Individualismus hervorrief, den Weg für die
Organisationskraft des siebten Strahls geebnet hat. Es ist fast so (um einen Vergleich zu
gebrauchen), als wenn die Regisseure, welche die Welt für das neue Zeitalter
vorzubereiten und zu reorganisieren hatten, von dem nun abtretenden Strahlherrn für
ihre Aufgabe geschult und vorbereitet worden wären. Heute ist praktisch in jeder
grösseren Nation eine Art von Hausputz im Gang, als Vorbereitung für die kommende
Zeit und ihre Neuerungen. Die leitenden Männer und Diktatoren, welche diese
notwendigen Umstellungen und Anpassungen fördern, sind die Sachkenner, die der
Genius jeder Nation hervorgebracht hat; sie befassen sich mit den ungewöhnlichen
Problemen, von denen sich jede Nation bedrängt fühlt. Sie sind grösstenteils führende
Persönlichkeiten auf dem siebten Strahl, deren Aufgabe es ist, die ganze Welt nach neuen
Gesichtspunkten umzugestalten. Sie sind Kenner, die genau wissen, was sich in die Praxis
umsetzen lässt; sie wurden auf diese Posten berufen, um sich mit den inneren
Angelegenheiten ihres Landes zu befassen und jene Massnahmen zu treffen, die all [367]
das beseitigen sollen, was die Nation daran hindert, als Ganzes zu funktionieren, als ein
Körper, dessen Organe harmonisch zusammenarbeiten. Das Fehlen innerer Harmonie
und Synthese ruft innerpolitische Schwierigkeiten und chaotische Störungen hervor, die
(wenn sie lange anhalten) einer Nation jede Möglichkeit entziehen, ihren Beitrag zu der
Welt der Nationen beizusteuern. Eine Nation, in der Unordnung und Verwirrung
herrscht, läuft Gefahr, dass falsche Persönlichkeiten in den Sattel gehoben und
Wahrheiten verdreht werden. Eine Nation, die verwirrt und uneinig ist, bedroht die
guten internationalen Beziehungen; daher muss eine jede Nation ihr eigenes Haus
säubern und neu einrichten, bevor ein Verband Vereinter Nationen zur wirklichen
Tatsache werden kann.
Die neue Ära ist indessen unterwegs und nichts kann den Beschluss der Sterne ändern,
den die Menschheitsführer kennen und voraussehen. Die neuen Staatslenker, welche die
jetzigen Diktatoren und Machtfaktoren ersetzen werden, übernehmen ihren Posten um
das Jahr 1955; sie werden sich in der Mehrzahl aus Aspiranten und Jüngern des siebten
Strahls rekrutieren. Ihre Fähigkeit, alle diejenigen, welche die richtigen Ideen vertreten,
einander näher zu bringen und zusammenzuschliessen, wird dann in kurzer Zeit die
internationale Verständigung bringen, die so not tut.
Es mag sich beim Lesen die Frage erheben, ob sich eine solche Prophezeiung wirklich
erfüllen wird? Und wenn sie sich nicht erfüllt, würde solch ein Fiasko nicht gegen so
vieles sprechen, was ich gesagt habe und würde es mich nicht als unzuverlässig
hinstellen? Ich will diese Frage beantworten. Diejenigen von uns, die vorhersehen, was
kommen mag und kommen muss, wissen sehr wohl, dass, auch wenn die Erfüllung der
Prophezeiung unausbleiblich ist, der angegebene Zeitfaktor sich verschieben mag. Das
hat seinen Grund darin, dass die Personen, denen eine Aufgabe anheimgegeben wurde,
infolge ihrer Unzulänglichkeit versagen könnten; sie mögen vielleicht nicht in der
richtigen Weise vorgehen oder den rechten Zeitpunkt verpassen. Die Aspiranten und
Jünger des hereinkommenden siebten Strahls mögen Fehler machen und ihre Aufgabe in
einer solchen Weise anpacken, dass ein Verzug die Folge ist. Sie erfassen in grossen
Zügen die Aufgabe, die ihnen von ihrer [368] eigenen Seele übertragen wurde, und
arbeiten unter der Inspiration jener grossen und befreiten Seelen, die wir die Meister der
Weisheit nennen. Doch ist keinerlei Zwang vorgesehen für den, der sich für den Plan
einsetzt, denn niemandem wird eine Dienstleistung aufgezwungen oder vorgeschrieben.
Ein gut Teil des Erfolges, der in den kommenden bedeutungsvollen Jahren zu erwarten
ist, hängt von der Tätigkeit derer ab, die (wenn auch nur oberflächlich) der Neuen
Gruppe der Weltdiener angegliedert sind. Wenn die öffentliche Meinung in den neuen
Idealen erzogen wird, dann wird die Stosskraft dieser neuen Gedanken die Arbeit der
Pioniere des siebten Strahls sehr erleichtern und in manchen Fällen der Weg des
geringsten Widerstandes sein. Ein mögliches Versagen ruht daher auf den Schultern der
Weltaspiranten und leitenden Männer, und das bedeutet nicht, dass die Prophezeiung
ungenau war oder dass die astrologischen Zeichen unrichtig gedeutet wurden. Wie dem
auch sei, das prophezeite Endergebnis ist unvermeidlich, aber der Zeitpunkt hängt von
der fortschrittlichen Menschheit ab. Der zeitliche Spielraum wird nur 100 - 300 Jahre
betragen. Die treibende Kraft, die auf eine Synthese hinarbeitet, ist nun so stark, dass sie
nicht länger aufgehalten werden kann.
Unter dem Einfluss des siebten Strahls wird die Bruderschaft der Freimaurer in ein
neues und ausgesprochen spirituelles Stadium treten und wird beginnen, ihren
ureigensten Funktionen näherzukommen und ihre Bestimmung zu erfüllen, die seit
langer Zeit vorausgesehen wurde. Ein Punkt mag hier von Interesse sein. Während der
Periode, in welcher der sechste Strahl wirksam war, verfiel die Bruderschaft, wie so viele
andere Gruppen und Vereine, einer starren und sektiererischen Denkweise. Sie geriet
auch in die Schlingen des Materialismus und die äusseren Formalitäten sind seit langem
den Logenbrüdern viel wichtiger als die innere spirituelle Bedeutung. Man stellte
Symbole und Allegorien in den Vordergrund, vergass aber völlig, was sie dem
Eingeweihten vermitteln und enthüllen sollten. Das Hauptinteresse der Loge
konzentrierte sich vor allem auf die Amtshandlung und Position des «Ehrwürdigen
Meisters» und nicht auf den Wesenskern der Arbeit im Tempelinnern. Die Loge konnte
bisher nicht als eine Vereinigung angesprochen werden, die ihre volle Funktion erfüllt.
Das muss und wird eine Änderung erfahren und dann wird die innere Stärke und
Wirksamkeit der Logenarbeit und ihrer Zeremonien zutage treten.
Man wird [369] erkennen, dass die wahre Bedeutung der Logenarbeit und der rechte
Gebrauch des «Wortes» in der gleichmässigen Durchführung des Rituals und in der
geheiligten Formalität der zelebrierten Zeremonien liegt. Die kommende Ära, in welcher
Gruppenarbeit und Gruppenstärke sowie organisierte einheitliche Rituale eine Rolle
spielen werden, wird auch das Freimaurertum zutiefst beeindrucken. Die Bedeutung
einer leitenden Persönlichkeit, die im Mittelpunkt des Interesses steht, wird mit dem
Schwinden des Einflusses des sechsten Strahls in den Hintergrund treten und man wird
die wahre geistige Aufgabe und die tiefere Bedeutung einer Loge verstehen lernen.
Die kosmische Hauptfunktion des siebten Strahls besteht in der magischen Leistung,
Geist und Materie zu verbinden, um eine Form zu schaffen, die mit ihrem innewohnenden
Leben die Herrlichkeit Gottes sichtbar macht. Der Leser möge hier pausieren, um jenen
Abschnitt der Abhandlung nochmals zu lesen, in dem ich den Herrn des siebten Strahls,
seinen Namen und seine Absichten beschrieb. Wenn man dies nochmals überdenkt, wird
man finden, dass der verstärkte neue Einfluss unter anderem auch das bewirkt, dass die
Wissenschaft gewisse Auswirkungen und charakteristische Merkmale des stattfindenden
Arbeitsprozesses erkennt. Das haben z.B. die Forschungen der Mineralogen dargetan.
Wie wir in einem früheren Abschnitt des Buches gesehen haben, steht das Mineralreich
unter dem siebten Strahl; es ist dem mächtigen Einfluss dieses hereinkommenden Strahls
zuzuschreiben, dass die Radioaktivität der Materie entdeckt wurde. Die Tätigkeit des
siebten Strahls ruft in dem Mineralreich Strahlung hervor, und man wird diese
Strahlvorgänge (von denen noch viele unentdeckt sind) immer deutlicher bemerken, ihre
Wirkungen verstehen und ihre Stärke erfassen. Einen Punkt hat die Wissenschaft noch
nicht gefunden und das ist die Tatsache, dass die Strahlungen zyklisch auftreten. Der
Einfluss des siebten Strahls ermöglichte es dem Forscher, Radium zu entdecken und
davon Gebrauch zu machen. Radium als solches war stets vorhanden, aber seine
Strahlung war nicht immer intensiv genug, um entdeckt [370] zu werden. Erst der
Einfluss des eintretenden siebten Strahls machte das Auffinden von Radium möglich und
eben derselbe Einfluss wird zur Entdeckung neuer kosmischer Strahlungen führen. Auch
diese sind ständig in unserem Universum aktiv; nun aber benützen sie die Schwingungen
der eintretenden Strahlenergien als Fahrbahn, auf der sie die Reise zu unserem Planeten
antreten können, um hier dann entdeckt zu werden. Es sind schon viele tausend Jahre
her, seitdem kosmische Strahlen, die man jetzt studiert (von Millikan entdeckt), auf
unseren Planeten einwirken; aber damals war der fünfte Strahl, der heute in Tätigkeit
ist, nicht wirksam. Daher konnte die Wissenschaft von ihrer Existenz nichts wissen. In
dem Mass, wie der siebte Strahl an Intensität zunimmt, werden weitere kosmische
Strahlen auf unsere Erde einwirken. Durch ihren Einfluss werden neue Rassentypen
schneller auftreten und vor allem wird der Schleiervorhang, der die sichtbare, materielle
Welt von der unsichtbaren, immateriellen Welt der Astralebene trennt, zerstört werden.
So wie die verschiedenen Kraftzentren des menschlichen Körpers durch eine trennende
Hülle, die man «das ätherische Isolierungsgewebe» nennt, voneinander abgeteilt sind,
um die Kopfzentren vor der astralen Welt zu schützen, genau so existiert zwischen der
physischen und astralen Welt ein solches Schutzgewebe. Dieses wird langsam und sicher
durch kosmische Strahlen, die auf unseren Planeten einwirken, aufgelöst werden. Das
ätherische Gewebe, das zwischen den Zentren der Wirbelsäule ausgespannt ist sowie das
Gewebe auf dem Scheitel (welches das Kopfzentrum beschützt) wird im menschlichen
Mechanismus durch gewisse Kräfte zerstört, die sich in dem geheimnisvollen
sogenannten Kundalinifeuer betätigen. Die kosmischen Strahlen, auf die der moderne
Wissenschaftler gestossen ist, sind Ausflüsse des planetarischen Kundalinifeuers; und die
Wirkung dieser Strahlen auf den Körper des planetarischen Logos - unserer Erde - wird
die gleiche sein wie auf den menschlichen Körper; das ätherische Gewebe, das zwischen
den physischen und astralen Welten ausgespannt ist, geht der Auflösung entgegen und
dieses Ereignis ist es, das alle Sensitiven und Spiritualisten der Welt als bevorstehend
prophezeien.
Viele [371] höchst interessante Dinge sind als Resultat dieser Tätigkeit des siebten Strahls
unterwegs. Obwohl zum Beispiel das Tierreich nur sehr wenig auf diesen Energietypus
anspricht, so werden doch ganz klare Folgen innerhalb der Tierseele auftreten. Das Tor
zur Individuation, zum Übergang in das Reich des Menschen, war seit den Tagen von
Atlantis geschlossen; nun wird es unter dem neuen Einfluss teilweise geöffnet werden, so
dass einige Tiere auf den Seelenanreiz reagieren und entdecken werden, dass ihr
angestammter Platz auf jener Seite des trennenden Tores liegt, die zum Menschenreich
gehört. Ein Teil der Neuorientierung, die durch die Tätigkeit des siebten Strahls zustande
kommt, betrifft die Beziehungen der Menschen zu den Tieren durch Anbahnung eines
besseren und engeren Verhältnisses. Als weitere Wirkung des siebten Strahls wird der
Mensch die Fähigkeit erlangen, die zellulären Substanzen, aus denen die Körper
bestehen, zu verfeinern. Man hat dem tierischen Körper des Menschen in den letzten
hundert Jahren viel wissenschaftliche Aufmerksamkeit gezollt; Medizin und Chirurgie
haben grosse Erfolge zu verzeichnen. Das Körpergerüst des Menschen und die inneren
Systeme (mit all ihren verschiedenen automatischen Funktionen) werden heute besser
verstanden als je zuvor; und das ist die Wirkung der einströmenden Strahlkraft, die
befähigt, beim magischen Wirken Wissen anzuwenden. Wenn dieses Neuwissen mehr auf
die Tierwelt angewendet wird, werden viel neue und interessante Tatsachen ans Licht
kommen; die genauere Erforschung der Unterschiede zwischen dem physischen Körper
des Tieres und des Menschen wird zu einem neuen und sehr fruchtbaren Studiengebiet
werden. Diese Unterschiede liegen grösstenteils in der eigenartigen Betätigung des
Nervensystems; man hat z.B. noch kaum der Tatsache Beachtung geschenkt, dass ein
Tier sein Gehirn tatsächlich in der Gegend des Sonnengeflechts hat, während das
menschliche Gehirn, als dirigierendes Organ, im Kopf lokalisiert ist und sich über das
Rückenmark betätigt. Wenn einmal die Wissenschaftler exakte Kenntnisse darüber
besitzen, warum das Tier sein Gehirn im Kopf nicht so, wie der Mensch benützt, [372]
dann wird man ein grösseres Verständnis für das Gesetz bekommen, das die
Entwicklungszyklen regiert.
Vieles könnte noch Erwähnung finden, aber nur wenig davon würde heute verstanden
werden. Erst wenn die Energien und Begleiterscheinungen des hereinkommenden
Strahls die notwendigen Veränderungen im Nervensystem bewirkt haben, wird es
möglich sein, mehr Aufschlüsse zu geben. Erst müssen jene Gehirnzellen, die selbst im
weit vorangeschrittenen Denker noch schlummern, in wirksame Funktion kommen und
wenn das der Fall ist, dann kann darüber mehr gelehrt und gesagt werden, - aber keinen
Augenblick früher. Es muss noch eine gewisse Zeit verstreichen, bevor sich der
gegenwärtige Mechanismus im Menschen so umgestellt hat, dass er neue und bisher
unbekannte Tatsachen registrieren kann.
Drei letzte Punkte möchte ich noch kurz besprechen. Wie früher. Tabellen gezeigt haben,
besteht zwischen dem ersten Naturreich, dem Mineralreich und dem letzten, dem Reich
der solaren Wesen, das als siebtes und abschliessendes Naturreich auf diesem Planeten
zur Manifestation kommt, ein ganz bestimmter Zusammenhang. Es besteht eine
mysteriöse, ähnlich geartete Empfänglichkeit zwischen dem Reich, das im Rang der
Natur das unterste ist und dem obersten, also zwischen dem Reich der dichtesten
Manifestierung des Lebens Gottes und jenem anderen, das den krönenden und
glorreichen Abschluss darstellt. Diese Empfänglichkeit wird durch die Einwirkung des
siebten Strahls genährt, der jene primären Reaktionen auf organisierte Systeme und
Rituale hervorruft, die am Ende unserer grossen Weltperiode dartun werden, dass unser
ganzes Sonnensystem auf denselben Einfluss des siebten Strahls anspricht. Die Struktur
eines Kristalls, eines Juwels und eines Diamanten, die man heute wegen ihrer schönen
Form- und Linienführung, wegen ihrer Farbe, Strahlkraft und geometrischen
Vollkommenheit bewundert, wird in gleicher Formvollendung auch im ganzen
Universum sichtbar werden. Der grosse Geometer des Weltalls bedient [373] sich dieses
siebten Strahls, um allen Erscheinungsformen, besonders denen der Mineralwelt, sein
Siegel aufzudrücken. Die Bruderschaft der Freimaurer hat dies immer gewusst und hat
diese Erkenntnis symbolisch in den grossen Weltkathedralen verewigt, welche die Pracht
der Mineralwelt verkörpern und charakteristische Denkmäler der Meistererbauer des
Universums sind.
Wenn einstens das grosse Werk beendet ist, werden wir den Tempel Gottes, das
Sonnensystem, innerlich und äusserlich organisiert sehen; seine Höfe und heiligen Plätze
werden dann allen Menschensöhnen zugänglich sein, sie werden freien Zutritt zu allen
Flügeln des Gebäudes haben und es wird keine Begrenzung mehr für ihre Arbeit geben.
Durch die Magie des WORTES, das dann wiedergefunden sein wird, werden sich alle
Tore öffnen und des Menschen Bewusstsein wird für jede göttliche Manifestation
empfänglich sein. Weiter will ich hier nicht gehen; nur das eine möchte ich noch
erwähnen, dass das «Handwerk der Loge» ein Symbol der ritualistischen Organisation
des Universums ist. Hierfür ist das Mineralreich (das dieses Werk ermöglicht und den
geometrischen Plan sichtbar macht) gleichzeitig das Symbol und das Projekt, der Beginn
der Absichten Gottes und auch deren sichtbare Ausdrucksform.
Zweitens erwähnte ich früher, dass der siebte Strahl etwas mit dem Phänomen der
Elektrizität zu tun hat, mit jener Kraft, die das Sonnensystem in harmonischer Ordnung
hält und belebt. Es gibt eine Abart von Elektrizität, die Kohäsion erzeugt und eine andere,
die Licht produziert. Das hat man noch nicht gefunden. In der Geheimlehre von H.P.B.
und in der Abhandlung über kosmisches Feuer ist erwähnt, dass die elektrische Kraft des
Sonnensystems von dreifacher Art ist: Es gibt Feuer durch Reibung, solares Feuer und
elektrisches Feuer, - also die Feuer des Körpers, der Seele und des Geistes. Die
Wissenschaftler verstehen einigermassen was Feuer durch Reibung ist, und wir machen
für unsere irdischen Belange das Feuer, das Wärme spendet, Licht gibt und Bewegung
erzeugt, nutzbar. Das geschieht in der physikalischen Bedeutung der [374] - Worte. Eine
der bevorstehenden Entdeckungen wird die integrierende Kraft der Elektrizität sein, die
in allen Formen Kohäsion erzeugt und die - während des Zyklus manifestierter Existenz -
alle Erscheinungsformen aufrecht erhält. Elektrizität fügt auch die Atome und die
organischen Strukturen innerhalb der Form zusammen und bringt so das Medium
hervor, durch das sich das Lebensprinzip auswirken kann. Forscher arbeiten heute z.B.
an elektrotherapeuthischen Methoden und man studiert die Theorie der elektrischen
Natur des Menschen. Diese Entdeckung kommt immer näher, und in den nächsten
fünfzig Jahren wird auf diesem Gebiet viel gefunden werden. Das viel diskutierte Prinzip
der Koordination (zweckmässiges Zusammenwirken von Einzelfunktionen) hängt letzten
Endes mit der elektrischen Natur des Menschen zusammen, und in dieser fundamentalen
Wahrheit liegt auch die wissenschaftliche Basis jeglicher Meditation. Das «Hereinholen
von Kräften» und «das Anerbieten als Lichtleitung» ist nur eine mystische Umschreibung
eines Naturphänomens, das bisher so wenig verstanden wurde; aber sie birgt den
Schlüssel zu dem zweiten Aspekt der Elektrizität in sich. Darüber wird im
Wassermannzeitalter durch die Wirksamkeit des siebten Strahls mehr bekannt werden.
Eines der frühesten Resultate wird darin bestehen, dass das Verständnis für
Bruderschaft und für deren wissenschaftliche Grundlage zunehmen wird.
Ich erwähnte bereits die Tatsache, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis sich der
Mensch auf der Astralebene und mit astralem Bewusstsein genau so ungehindert
betätigen wird, wie er es heute auf der physischen Ebene tut. Wir legen heute den
Nachdruck auf den vitalen Aspekt des Menschen; man diskutiert das Wesen des
Lebensprinzips und betont allenthalben, wie notwendig eine «vitale» Einstellung sei.
Man spricht von der Notwendigkeit, die menschliche Vitalität und die Vitalität von
Tieren und Pflanzen zu steigern. Welche Bedeutung den Vitalität-spendenden Faktoren:
Nahrung, Sonne und farbigen Strahlen, die heute so intensiv herangezogen werden,
zukommt, sieht man daran, dass ihre Bedeutung von den Ärzten immer stärker erkannt
wird. Selbst die Produzenten von Büchsennahrung legen heutzutage grosses Gewicht
[375] auf Vitamine. Das ist, wenn wir es im esoterischen Sinne verstehen, so zu erklären
dass sich das menschliche Bewusstsein nach den ätherischen Regionen hin verschiebt. Als
Parallele zur Zunahme modernen Wissens über die «Seele als Intellektäusserung» finden
wir ein immer grösseres Verstehen der «Seele als Phänomen des Lebens», obwohl
letzteres bisher das grösste und augenscheinlich unlösbare Mysterium blieb.
Zwei Ereignisse, die dicht aufeinander folgen werden, stehen unmittelbar bevor. Die
Mehrzahl der Menschen ist heute in den niederen Bereichen der Astralebene polarisiert,
hat aber ihr Bewusstsein im physischen Körper. Dieser Unterschied muss genau studiert
werden. Es wird nicht lange dauern, dann werden viele Menschen sich ihres vitalen
ätherischen Körpers bewusst werden und beginnen, in den höheren Bewusstseinsbereich
der Astralebene einzutreten; einige wenige werden ihr Bewusstsein auf der Mentalebene
verankern. Viele Menschen sind heute schon soweit, im Astralkörper voll bewusst zu sein,
und sie sind entweder völlig in der Mentalebene polarisiert oder in der Seele «zentriert».
Das erklärt die Wunder und Nöte der gegenwärtigen Zeit.
Durch das methodische Ritual der Meditation (das ist der wahre Charakter der
Meditation) kann diese neue innere Einstellung schneller zustande kommen. Wenn
Dienstleistung als Ritus systematisch kultiviert wird, kann sie noch weiter gefördert
werden. Das Ritual des Sonnensystems ist das Resultat der Meditation Gottes und das
Werk göttlicher Dienstleistung, die während der ganzen Manifestationsperiode
fortdauert. Die Unterordnung der niederen Lebensäusserungen eines Menschen und das
Ritual der Dienstleistungen für die Gesamtheit bedeutet tatsächlich, dass sich der
Einzelne auf den Rhythmus des Lebens, Herzens und Denkens von Gott selber einstellt.
Wenn solch eine innere Anpassung oder Einstimmung erreicht ist, dann folgt die höhere
spirituelle Entwicklung von selber.
C. Wie die Strahlengesetze funktionieren.
Es gibt gewisse universalgültige Gesetze, die mit dem siebten Strahl zusammenhängen.
Sie dienen dazu, die Demarkationslinien festzulegen, also die Spaltungen zu bestimmen,
die Teilung und Absonderung verursachen und die das manifestierte Leben Gottes
zergliedern in
1. Die siebenfache [376] Konstitution des Sonnensystems.
2. Die zehn Evolutionsprojekte, die das Sonnensystem zur Vollendung bringen sollen.
3. Den inneren Aufbau, auch «Ketten» genannt, der jede planetarische Existenz
kennzeichnet.
4. Die besondere Struktur unseres Erdplaneten mit seinen verschiedenen Naturreichen.
5. Die fundamentalen Besonderheiten der einzelnen Naturreiche mit ihren vielen
Differenzierungen in Klassen, Gruppen, Familien und Abzweigungen; auch die
Regierungsformen und Nationen gehören hierher.
Diese Gesetze der Spaltungen sind zu schwierig, um von jedermann erfasst zu werden.
Sie dirigieren das Leben in den Formen und sind das Ergebnis der vereinten Wirkung
oder vielmehr der gleichzeitigen Auswirkung von drei Gesetzen, die in der «Abhandlung
über kosmisches Feuer» beschrieben sind. Diese sind:
1. Das Gesetz der Synthese. Es bestimmt die Zukunft, bezeugt das Ziel und hat mit dem
Leben oder Geistaspekt zu tun.
2. Das Gesetz der Anziehung. Es bestimmt die Gegenwart und lenkt die jeweilige
Situation der Grundtypen dieses Planeten. Es hat mit dem Bewusstsein oder dem
Seelenaspekt zu tun.
3. Das Gesetz der Wirtschaftlichkeit. Es regelt die Vergangenheit, reguliert die
Bewusstseinsstufen auf dem Planeten und beschäftigt sich mit der Form, dem Aspekt der
Materie.
Wenn diese drei Gesetze zusammenwirken, so rufen sie während dieses besonderen
Zyklus und in unserer gegenwärtigen Rasse eine Kräftemischung hervor, die einen
gewissen Rhythmus auferlegt, bestimmte Energien auslöst und eine Zivilisation
besonderer Art entstehen lässt, welche (im esoterischen Sinne) dem Gesetz der Spaltung
untersteht. Es ist die Denkfähigkeit, die Trennung und Teilung verursacht; es ist die
Denktätigkeit (sowohl göttliche und übermenschliche als auch menschliche), welche die
vielerlei Meinungen und Ideen hervorbringt. Dieser Prozess des Zergliederns und
Aussonderns erreicht in dieser Weltperiode in der arischen, der fünften Rasse, seinen
Höhepunkt. Wir sind heute völlig im Schlepptau des [377] Gesetzes der Spaltungen, -
eines göttlichen Gesetzes, das ein ertragreiches Ziel verfolgt. Das darf man nicht
vergessen.
Die Tätigkeit der drei göttlichen Aspekte rief in den menschlichen Urahnen, in der ersten
nebelhaften Rasse (von der die Wissenschaft nichts weiss) das sogenannte Gesetz des
Eintauchens hervor. Es schuf die mannigfaltigen Veränderungen in der Materie, die den
Lebenskeimen eine schützende Hülle gaben und durch die zu guter Letzt die erste
Manifestierung der auf den Lebenspfad tretenden Gottessöhne zustande kam. Es war
dies keine physische Inkarnation in dem Sinne, wie wir dieses Wort verstehen.
In der nächsten Rasse, über die der Mensch wiederum wenig weiss, rief die
Verschmelzung der drei göttlichen Energien ein zweites Gesetz hervor. Man muss
beobachten, dass ein «Gesetz» nichts anderes ist als eine planmässig fortgesetzte
Einwirkung des Lebensaspektes auf die Muttersubstanz, die Materie. Dieses zweite
Gesetz wird (von denen, die sich mit Gesetzen und Energien befassen) als das Gesetz der
Kapitulation bezeichnet. Der Name will besagen, dass der Drang der Gottessöhne in der
Welt zu erscheinen, sich stärker erwies als die Gegenkräfte der Materie. Nichts konnte
nun verhindern, dass die geistgezeugten Monaden, die inkarnieren wollten, in formhafte
Existenz kamen. Materie kapitulierte vor dem Geist. Das Verlangen und der Wille Gottes
prägten den Formen, die sich schnell gebildet hatten, ihre Zeichen auf. Man muss
berücksichtigen, dass diese Gesetze Namen tragen, die eine Beziehung zur Menschheit
haben. Wenn sie in anderen Naturreichen wirksam sind, so ist ihr Einfluss ein anderer
und sie tragen andere Namen.
In der nächsten, der lemurischen Rasse trat die dreifache Aktivität der Hauptattribute
Gottes in dem Gesetz der Materialisation zutage oder (wie es manchmal genannt wird)
dem Gesetz der verborgenen Strahlung. Dieses Gesetz betrifft das im Menschen
verborgene Licht und die zeitliche und räumliche Hülle für dieses Licht. Sein Zweck ist,
dieses Licht zu verstärken und in eine solche Strahlintensität [378] zu überführen, dass es
der Menschheit einstmals möglich sein wird - als Folge dieser Verstärkung - allen
Geschöpfen Gottes Licht zu spenden. Wenn der Mensch zur Vollendung kommt und das
Dunkel durch Licht besiegt, muss das Licht des Bewusstseins, das in allen Formen lebt,
zur «strahlenden Glorie werden, welche diesen Planeten umstrahlt und auch in die Welt
anderer Planeten hineinströmen als Zeuge der Erhabenheit des . . .» (Der Name kann
nicht genannt werden).
Das vierte Gesetz, das des Menschen Geschick leitet, ist unter dem seltsamen Namen des
Gesetzes der Gezeiten bekannt. Es betrifft das Wunschleben, die Sinneswahrnehmung
und die Gefühlswelt. Das Gesetz ist eng mit der Entwicklung des Bewusstwerdens
verknüpft und ist ein Abschnitt des Gesetzes der Zyklen, das die solare Evolution leitet. Es
ist für den Menschen ein fundamentales Gesetz, das Schutz gewährt und die Entwicklung
fördert. Es kontrolliert das zyklische Leben, die «Ebbe und Flut» aller Seelen, die durch
den grossen Lebensstrom - auf den Wellen des Verlangens zur Inkarnierung kommen. Es
ist eines der Gesetze, von dem der Aspirant zu Beginn seiner Schulung Gebrauch machen
muss. Solange er nicht als Seele leben kann, unberührt von den Unruhen des irdischen
Lebens, frei von Sturm und Drang seiner Gefühlsnatur, kann er keine Einweihung
erlangen. Es war die menschliche Unfähigkeit, ein solches Leben zu führen, die auf Erden
die grossen atlantischen Fluten heraufbeschwor, welche die alte Zivilisation zu Grabe
trug.
Wir kommen nun zu dem Gesetz der Spaltungen; ist doch unsere Rasse der grossen
Ketzerei der Absonderung verfallen! Diese Spaltungen könnten (symbolisch gesprochen)
die Feuer der Zerstörung auflodern lassen und unsere Zivilisation genau so beenden wie
die atlantische, falls nicht die Menschen, die sich ihrer Gottessohnschaft bewusst sind,
jene Brücken bauen und jenes Verstehen entwickeln, das die Macht dieses Gesetzes
ausschaltet, damit das nächste Gesetz inkrafttreten kann, das der Leitstern der
kommenden Rasse ist. Die Arbeit, welche die Weltjünger leisten sollen, gleicht der
Erziehungsarbeit, die jeder als Individuum für seine eigene Entwicklung zu leisten hat:
die Antahkarana zu bilden, welche die [379] Kluft zwischen dem menschlichen und dem
spirituellen Bewusstsein überbrücken wird, und welche die Menschen schliesslich in der
gleichen Weise intuitiv machen wird, wie sie heute intellektbegabt sind.
Das Gesetz der kommenden Rasse in verständlichen Worten zu erläutern ist sehr
schwierig. Um dessen Sinn und Zweck richtig zu charakterisieren kann ich keinen
besseren Namen finden als die Formulierung: Gesetz des liebenden Verstehens. Das ist
eine ziemlich unzulängliche und sentimentale Phrase als Ersatz für die wissenschaftliche
Beschreibung einer kommenden grossen Entwicklung des menschlichen Bewusstseins.
Doch solange diese Entwicklung noch keine vollendete Tatsache ist, haben wir keine
Möglichkeit, um die wahre Bedeutung der dahinter liegenden Idee zum Ausdruck zu
bringen. Die obige Andeutung muss daher genügen.
Wir wollen nun diese Gesetze in zeitlicher Folge anführen, um eine bessere Vorstellung zu
gewinnen, wie sie mit- und untereinander zusammenhängen.
1. Das Gesetz des Eintauchens #erste Rasse.
2. Das Gesetz der Kapitulation #zweite Rasse.
3. Das Gesetz der Materialisation #dritte Rasse.
4. Das Gesetz der Gezeiten #vierte Rasse.
5. Das Gesetz der Spaltungen #fünfte Rasse.
6. Das Gesetz des liebenden Verstehens #sechste Rasse.
Wenn wir diese Gesetze richtig verstehen, können wir einen Einblick in die gegenwärtige
Weltsituation der Nationen gewinnen und wir können den Strahleneinfluss besser
erfassen, der in Verbindung mit diesen Gesetzen die verschiedenen charakteristischen
nationalen Gemeinschaften ins Dasein rief.
6. Die Nationen und die Strahlen.
Der Leser muss in unserer Diskussion über die Strahlen und deren Einfluss auf die
führenden Nationen die Tatsache berücksichtigen, dass alle Nationen grösstenteils unter
dem Gesetz der Spaltungen [380] stehen; indes beginnen in jeder Nation fortgeschrittene
Gruppen auf das Gesetz des liebenden Verstehens zu reagieren, - ein Gesetz, das einstens
die ewige Menschenbruderschaft und die Identität aller Seelen mit der Überseele dartun
wird. Es wird der Menschheit auch die Einheit und Identität mit jenem grossen Leben
zum Bewusstsein bringen, welches das ganze Sonnensystem durchflutet, durchdringt,
belebt und zusammenhält. Dieses grosse Wesen betätigt sich in allen und mittels aller
Planetentypen und deren Naturreiche und wirkt in allen Phänomenen, die (innerhalb
unseres solaren Universums) unter dem Kennwort «Formleben» zusammengefasst
werden können. Dieses Stichwort enthält drei grosse und fundamentale Begriffe: den des
Lebens, der Materie und der Evolution.
Das Gesetz des liebenden Verstehens wird während des Wassermannzeitalters leichter
und schneller wirksam werden. Es wird später den internationalen Geist entwickeln, eine
Weltreligion begründen und die Erkenntnis bringen, dass in dieser Weltperiode
Göttlichkeit hauptsächlich durch die Menschheit zum Ausdruck gebracht wird. Endlich
wird dieses Gesetz das menschliche Bewusstsein von den materiellen Dingen hinweg zu
den mehr seelischen, und mit der Zeit zu den spirituellen hinführen. Die Erkenntnisfolge
dieser Bewusstseinserweiterungen ist (für den fortgeschrittenen Menschen) folgende:
1. Psychische Motive sollen das Leben erfüllen. Der Aspirant muss sich in seinem
Gehirnbewusstsein klar werden, dass mentale und spirituelle Kontrolle ein notwendiger
erster Schritt sind.
2. Geistige Entfaltung muss erfolgen. Die Gedanken müssen überwacht und beherrscht
werden.
3. Die Seele oder das Ego soll das Leben überschatten.
Wenn der Aspirant sich diese drei Erkenntnisse zu eigen gemacht hat, dann hat der
Jünger noch die folgenden zu gewinnen:
4. Die Seele soll das irdische Leben leiten.
5. Der erleuchtete Verstand soll die erhaltenen Aufschlüsse richtig deuten.
6. Psychische Kräfte [381] sollen geweckt und genutzt werden. Der Jünger soll sie für
verständnisvollen Dienst einsetzen.
7. Das irdische Leben soll ein inspiriertes und schöpferisches sein.
Die Entwicklung des Menschheitsbewusstseins folgt jedoch nicht den obigen Stadien und
Stufen. Der Grund hierfür ist der, dass die dynamische Neue Gruppe der Weltdiener das
Nervensystem ihrer Mitmenschen anregt und durch ihre grosse Strahlkraft sensitiver
macht. Die Reihen dieser Gruppen werden von jenen verstärkt, die bereits durch das
Stadium eines Aspiranten und Jüngers hindurch sind oder bald sein werden und somit
für Dienstleistungen herangereift sind. Die psychische Höherentwicklung der Massen
läuft parallel mit der spirituellen Entwicklung der Fortgeschrittenen. Dies kann man
heutzutage überall feststellen; die gewaltige Zunahme der spiritualistischen Bewegung
und das enorme Anwachsen der niederen Seelenkräfte hängt damit zusammen. Die alte
Magie von Atlantis und die niederen Astralkräfte sind durch das grosse Lebensrad, das
sich ständig weiterdreht, wieder über uns gekommen; aber dieses Mal mag etwas Gutes
daraus werden, wenn die Weltjünger und geistigen Menschen mit den günstigen
Umständen, die in ihre Hand gegeben sind, Schritt halten.
Heute kommen viele Hunderte (und in Amerika viele Tausende) unter den Einfluss dieses
Gesetzes des liebenden Verstehens. Viele Menschen in jeder Nation sind innerlich auf eine
weitherzigere brüderliche Note eingestellt; aber die Massen haben dafür bis heute noch
kein Verständnis. Sie müssen stufenweise auf den rechten Weg geführt werden und zwar
derart, dass sie von ihren eigenen Volksgenossen zu einer immer grösseren Einsicht und
zu einem Verstehen dieser Probleme gebracht werden. Jeder, der für den Weltfrieden, für
rechte Beziehungen, Harmonie und Synthese wirkt, sollte daran denken.
A. Die grossen Nationen und ihre Strahlen.
Alle grossen Nationen werden von zwei Strahlen beeinflusst, genau wie der Mensch. Mit
den kleineren Nationen wollen wir uns [382] nicht beschäftigen. Alle Nationen werden
von einem Persönlichkeitsstrahl (wenn wir ihn so nennen können) geleitet, der in dieser
Zeit mit seinem Einfluss weitaus überwiegt und ein beherrschender Faktor ist - und
zweitens von einem Seelenstrahl, den nur die Jünger und Aspiranten der einzelnen
Nationen erfühlen. Dieser Seelenstrahl muss durch die Neue Gruppe der Weltdiener
wachgerufen und zu stärkerer Wirksamkeit gebracht werden, denn dies ist eines ihrer
Hauptziele und Aufgaben. Das darf man nie aus dem Auge verlieren. Vieles könnte man
über den historischen Einfluss der Strahlen während der vergangenen zweitausend
Jahre schreiben und darüber berichten, wie grosse Ereignisse durch den periodischen
Strahleinfluss verändert oder verursacht wurden. Doch dafür habe ich weder Zeit noch
Neigung. So interessant es wäre und so sehr es einen Aufschluss über die
augenblicklichen nationalen Tendenzen und Probleme gäbe, so kann ich hier nur die
Strahlen aufzählen, welche die einzelnen Nationen dirigieren; ich muss es dem Leser
überlassen, in seinen Mussestunden die Wirkung dieser Strahlen festzustellen und deren
Beziehungen zu der gegenwärtigen Weltsituation zu verstehen. Ich möchte hier noch auf
etwas hinweisen, nämlich, dass jene Strahlen, die in dieser Zeit wirksam sind und eine
bestimmte Nation beeinflussen, sehr mächtig sind, sei es im materiellen oder im
egoischen Bereich. Andererseits können Situationen oder Probleme darauf zurückgeführt
werden, dass bestimmte Strahlen, die gewisse Nationen beherrschen, zu dieser Zeit
gerade ausser Funktion sind.
Nation #Persönlichkeitsstrahl #Egoischer Strahl #Motto
Indien: #4. Strahl der Kunst #1. Strahl der Regierung. #»Ich verberge das Licht»
China: #3. Strahl des Intellekts #1 Strahl der Regierung. #»ich zeige den Weg an»
Deutschland: #1. Strahl der Macht #4 Strahl der Kunst #»Ich bewahre»
Frankreich: #3. Strahl des Intellekts #5 Strahl des Wissens #»Ich setze das Licht frei»
Grossbritannien: #1. Strahl der Macht oder Regierung #2. Strahl der Liebe #»Ich diene»
Italien: #4. Strahl der Kunst #6. Strahl des Idealismus #»Ich bahne die Pfade»
U.S.A.: #6. Strahl des Idealismus #2. Strahl der Liebe #»Ich erhelle den Weg»
Russland: #6. Strahl des Idealismus #7. Strahl der Magie und Ordnung #»Ich verbinde
zwei Wege»
Österreich: #5. Strahl des Wissens #4. Strahl der Kunst #»Ich diene dem erhellten Pfad»
Spanien: #7. Strahl der Ordnung #6. Strahl des Idealismus #»Ich zerstreue die Wolken»
Brasilien: #2. Strahl der Liebe #4. Strahl der Kunst #»Ich verberge den Samen»
Wenn man die obigen Angaben einer genauen Analyse unterzieht, wird man ein gewisses
Verständnis für die einzelnen Rassen bekommen. Es besteht z.B. eine natürliche
Beziehung zwischen Deutschland und Grossbritannien zufolge ihrer derzeitigen
Persönlichkeitsstrahlen. Eine andere Beziehung existiert zwischen Frankreich und
Grossbritannien auf Grund ihrer esoterischen nationalen Mottos und auch der beiden
Symbole, die ihnen im esoterischen Sinne zugehören. Das Symbol Frankreichs ist die
dreigeteilte Lilie, die Frankreich vor Jahrhunderten durch höhere Inspiration erwählte,
ein Symbol, das die drei göttlichen Aspekte in Manifestation versinnbildlicht. Das
Gewicht ruht auf dem dritten Aspekt, dem des Intellekts. Das Symbol von
Grossbritannien - gleichfalls aus höherer Warte stammend - sind die drei Federn im
Wappen des Prinzen von Wales. Der sprühende und brillante esprit des Franzosen mit
seinem Hang zur Wissenschaft ist erklärlich, wenn man die gekoppelte Wirkung des
dritten Strahls (der aktiven Intelligenz) mit der des fünften Strahls (des
wissenschaftlichen Verständnisses) bedenkt. Hieraus erklärt sich der erstaunliche
Beitrag an Wissen und Gedanken und die glanzvolle und farbenfrohe Geschichte der
Franzosen. Man möge nicht übersehen, dass der Ruhm des Königreiches, den Frankreich
einstens besass, die Garantie für glorreiche Offenbarungen ist, die im Schosse der
Zukunft ruhen; doch werden die Franzosen diesen Ruhm nicht eher ihr eigen nennen
können, als bis [384] sie aufhören von ihrer wundervollen Vergangenheit zu zehren und
bis sie den Schritt in die Zukunft tun. Erleuchtung, das Ziel aller geistigen Bemühungen,
verlangt Beweise. Wenn die Franzosen ihren Scharfsinn auf die Entdeckung und
Aufhellung geistiger Dinge richten, dann werden sie der Welt neue Offenbarungen
schenken. Wenn Frankreichs Seelenstrahl - der fünfte - Macht über den dritten Strahl
bekommt und wenn dieser fünfte Strahl seine «separatistische» Wirkungsweise in die
«offenbarende» umwandelt, dann wird Frankreich eine neue ruhmvolle Periode erleben.
Die Gedankenwelt wird dann ihr Königreich werden und ihre Seele wird ihre Grösse und
ihr Ruhm sein.
Es ist augenfällig, dass die Fähigkeit zu regieren, die markante und hervorragende
Eigenschaft von Grossbritannien ist. England versteht es, Menschen zu dirigieren. Es ist
verständlich, dass es Englands Aufgabe war, den ersten Versuch eines
Zusammenschlusses verbündeter Nationen zu vollbringen und zu beweisen, dass eine
solche Gemeinschaft möglich ist. Die Vereinigten Staaten von Amerika arbeiten an einem
ähnlichen Problem; sie fassen Angehörige verschiedener Nationen in einen Bundesstaat
mit vielen Unterstaaten (anstatt mit einzelnen Nationalitäten) zusammen. Diese beiden
Regierungen arbeiten so an dem grossen Ziel, diesem Planeten ein System von
Völkergruppierungen zu bescheren, die innerhalb ihrer nationalen Landesgrenzen oder
im Rahmen eines grösseren Reiches ihren Platz haben, deren Horizont aber die
internationale Welt ist, - ein Unternehmen, das für das neue Zeitalter mit seinen neuen
Regierungsmethoden symbolisch ist. Der zweite Strahl der Liebe oder Anziehung lenkt
als Seelenstrahl das Reich der Briten und Amerikaner und ausser dieser Beziehung
besteht noch die andere, dass nämlich das Zeichen der Zwillinge sowohl die Vereinigten
Staaten als auch London regiert. Das gewandte, lebhafte und
intuitive Denken dieser Völker ist eng verknüpft mit dem Aspekt göttlicher Liebe und
Verständigung und daher besitzen sie Anziehungskraft und können Probleme richtig
erklären und lösen.
Es ist eine interessante Feststellung, dass der vierte Strahl der Harmonie und Kunst, der
bald wieder vollaktiv sein wird, eine [385] hervorragende Rolle im Geschick von Indien,
Deutschland, Italien, Österreich und Brasilien spielt und daraus erklären sich die
Änderungen und Unruhen in den Europäischen Staaten. Der sechste Strahl hat grosse
Macht über Russland, die Vereinigten Staaten, Italien und Spanien. Das fanatische
Festhalten an einem Ideal ist die Ursache für die starken Veränderungen in diesen vier
Staaten; in Deutschland und Italien sind ausserdem die harmonischen Kräfte des vierten
Strahls am Werk, wie wir sahen. Daher sehen wir in all diesen Staaten zuerst ein
Niederreissen, eine Zerstörung alter Formen, bevor eine genügende Empfänglichkeit für
den hereinkommenden Strahl möglich ist. Man muss verstehen, dass es mit Nationen
genau so ist wie mit Individuen: die Reaktion auf den stärker werdenden Einfluss des
egoischen Strahls ist stets mit einer Periode verknüpft, in der das Alte zusammenbrechen
muss; aber diese Zerstörung ist nur vorübergehend und bereitet einen neuen Weg.
Indien hält das Licht verborgen. Dieses Licht wird, wenn es über die Welt ausgegossen
und einer ganzen Menschheit erschlossen wird, Harmonie in den Formaspekt bringen,
da alle Dinge dann so gesehen werden, wie sie losgelöst von Verblendung und Illusion
sind; dieses Licht, das Harmonie bringt, wird von Indien selbst sehr schmerzlich benötigt
und wenn es erschienen ist, wird es den ersten Strahl in rechte Funktion bringen, - den
Strahl der Kraft oder der Regierung. Das Licht wird den Willen des Volkes
widerspiegeln. Damit im Zusammenhang stand die politische Tätigkeit
Grossbritanniens; Englands Persönlichkeitsstrahl und Indiens Seelenstrahl sind nämlich
dieselben. Viele Engländer sind innerlich durch vergangene Inkarnationen in
Kameradschaft mit Indien verknüpft. Daher war der Disput zwischen Grossbritannien
und Indien grösstenteils eine Familienangelegenheit, (im tieferen Sinn des Wortes) und
von daher rührt eine gewisse Bitterkeit, - die Bitterkeit eines älteren Bruders, der sieht,
wie der jüngere die Vorrechte des älteren an sich reisst. Heute gehen viele englische
Verwaltungsbeamte - so wenig wie sie sich dessen bewusst sein mögen - in ihr
Heimatland zurück, um dort die Arbeit zu vollenden, die sie in anderen Inkarnationen
begonnen hatten. Wie bekannt, existiert eine enge Beziehung zwischen dem vierten und
zweiten Strahl und dies gibt ein weiteres Verwandtschaftsband zwischen England und
Indien; ihr Schicksal müssen diese beiden Staaten gemeinsam erfüllen.
Die Tendenz Deutschlands, dauerhafte Ordnung zu bekommen, [386] die sich z.B. in dem
vergeblichen Bemühen zeigte, eine Reinheit der Rasse aufrechtzuerhalten - was heute
unmöglich ist -, kam vom Persönlichkeitsstrahl, dem ersten Strahl, während der
Seelenstrahl, der vierte, die Ursache für die Bemühungen war, innerhalb der
Staatsgrenzen alle Elemente (mit Ausnahme der jüdischen Rasse) gleichzuschalten und
harmonisch zu vereinen. Mit dem jüdischen Problem will ich mich später befassen.
Deutschland kann sich nicht selbst helfen. Obwohl der erste Strahl zurzeit nicht in
Manifestation ist (so, wie wir diesen Ausdruck verstehen), so gehörten doch die meisten
führenden Männer, die damals in Deutschland im Sattel sassen, dem ersten Unterstrahl
eines der sieben Strahlen an; daher sind die Deutschen, von einer hohen Warte gesehen,
die Übermittler von Kraft des ersten Strahls. Darin liegt eine Andeutung. Aus diesem
Grund steht Grossbritannien Deutschland näher und versteht die deutsche Psyche besser
als Russland, Italien oder Frankreich. Beide Nationen haben ähnliche Eigenschaften;
England kann jetzt einen Dienst dadurch leisten, dass es eine Vermittlerrolle spielt und
den Weltfrieden fördert; auf diese Weise würde es nach seinem Wahlspruch «Ich dien»
leben.
Ein Vergleich des Idealismus von Russland und den Vereinigten Staaten mag keine
Ähnlichkeit in den Zielen ihres Idealismus entdecken lassen, da der Russe sich durch
seinen Seelenstrahl, den siebten, zu einer erzwungenen Ordnung und einem
zeremoniellen Rhythmus hingedrängt fühlt, was zu einer veredelten Ordnung und zur
Interessengemeinschaft führt. Das Aufzwingen magischen Handelns zeigt gewisse Kräfte
in Russland am Ruder, die eine äusserst sorgsame Handhabung seitens der Bruderschaft
des Lichts verlangen; diese Persönlichkeiten sind nicht ganz auf der weissen Seite, wie
man es nennt, denn sie haben sich der Magie der äusseren Form verschrieben, während
die rein weissen Magier nur den inneren oder Seelenaspekt in ihren Bereich ziehen. Die
sogenannten schwarzen Kräfte sind in Russland auch nicht mehr verbreitet als sonstwo
auf Erden; aber die Art, wie der Russe auf ein aufgezwungenes, starres Regime reagiert,
trägt weit mehr die Eigenart des [387] magischen siebten Strahls in sich, als es z.B. in
Deutschland der Fall war, wo ein nivellierendes System und genormte Lebensregeln
aufgezwungen wurden.
Ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass von den grösseren Staaten nur Brasilien,
Grossbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika unter dem vollen Einfluss des
zweiten Strahls stehen. Wenn wir diese Gruppierung studieren, tritt eine interessante
Tatsache zutage. Grossbritannien hütet den Weisheitsaspekt des zweiten Strahls für die
sogenannte arische Rasse. Die Vereinigten Staaten werden die gleiche Verpflichtung für
die sechste, kommende Zweigrasse erfüllen, welche die Keimzelle ist, aus der sich die
sechste grosse Rasse der Zukunft bilden wird. Brasilien wird der Führer dieser grossen
sechsten Rasse sein. Diese drei Nationen tragen die Anziehungs- und Kohäsionskraft des
zweiten Strahls in sich, und sie werden diesen Aspekt durch Weisheit und eine weise
Regierung, die auf Idealismus und Liebe fusst, dartun. Die Vereinigten Staaten werden
ein Rassengemisch darstellen, in dem das angelsächsische Element vorherrscht. Brasilien
wird später das Beste repräsentieren, was die lateinischen Rassen zu geben haben. Die
Vermischung, von der hier die Rede ist, ist vom Gesichtswinkel der Strahltypen und der
fundamentalen Prinzipien der Entwicklung aus zu betrachten und nicht vom Standpunkt
der Kultur und Zivilisation.
Grossbritannien repräsentiert also den Aspekt der Denkkraft, die in der Intelligenz der
Regierung zum Ausdruck kommt und möglicherweise einmal auf dem Fundament
liebenden Verstehens ruhen wird. Mit letzterem meine ich das Ideal, dem England
zustreben soll; noch ist es keine erfüllte Tatsache. Die Vereinigten Staaten repräsentieren
die intuitiven Fähigkeiten; sie äussern sich als Erkenntniskraft und als Fähigkeit,
Menschen zusammenzubringen und zur Einheit zu verschmelzen. Brasilien (oder wie
dieses Land dann genannt werden wird, da die Zeit seiner Mission erst in Tausenden von
Jahren kommt) wird eine Zivilisation haben, die auf einer höheren Stufe neue Aspekte
aufzeigen wird; sie wird auf der Entfaltung abstrakten Bewusstseins fussen, das eine
Verschmelzung [388] von Intellekt und Intuition ist und den Weisheitsaspekt der Liebe in
seiner Blüte erschliessen wird. Aber die Zeit, in der sich diese grosse Zivilisation
entwickeln wird, liegt noch zu weit in der Ferne, um Vermutungen nachzuhängen.
Es ist für mich in diesen Tagen der Unruhen und Krisen ein zu grosses Risiko, mich über
die zukünftige Entwicklung genauer zu äussern. Das Geschick und die Zukunft der
Nationen liegen in der gegenwärtigen Situation und Aktivität verborgen. Die meisten
Leser dieser Abhandlung sind in ihren Ansichten viel zu national und von der
Überlegenheit der eigenen Nation zu sehr eingenommen, als dass ich mehr tun könnte,
als zu verallgemeinern und die Hauptlinien des Fortschritts anzudeuten. Die Rolle eines
Propheten ist zu gefährlich. Das zukünftige Geschick ruht in den Händen der Völker und
niemand weiss genau, welchen Weg sie einschlagen werden, um ihr Ziel zu erreichen.
Dass es unbedingt erreicht werden wird, steht fest, aber welche Zufälle die Reise bringen
wird, das kann nicht vorausgesehen werden, da Rassenkarma darin verwickelt ist. Die
Zeit ist noch nicht da, dass eine genügende Anzahl von Menschen - gleich welcher Rasse -
das ganze Bild sehen könnte und dass ihnen zugestanden werden kann, die Rolle zu
kennen, die ihre eigene Nation im Bunde der Völker spielen muss. Jede Nation ohne
Ausnahme hat ihre besonderen Vorzüge und Fehler - das ist eine alltägliche Feststellung,
deren Wiederholung nicht viel bedeutet. Gute und schlechte Seiten hängen ab:
1. Vom erreichten Punkt in der Evolution.
2. In welchem Masse noch der Persönlichkeitsstrahl vorherrscht.
3. Auf welche Ziele eine Nation sich einstellt.
Es ist aufschlussreich zu wissen, dass es unter den Nationen solche gibt, die negativ (oder
feminin) und andere, die positiv (oder maskulin) sind. Indien, Frankreich, die
Vereinigten Staaten von Amerika, Russland und Brasilien sind alle feminin, sie
symbolisieren die Rolle der nährenden und pflegenden Mutter. Sie sind feminin in [389]
ihrer Psychologie - intuitiv, mystisch veranlagt, sensitiv, anziehend und voller Charme,
haben Freude an Schaustellungen und bunten Äusserlichkeiten - und haben auch die
Fehler der Weiblichkeit: sie legen z.B. ein zu grosses Gewicht auf die materielle Seite des
Lebens, auf gesellschaftlichen Prunk, auf Besitztümer und auf Geld als Wertsymbol des
äusseren Lebens. Sie pflegen und stärken die Zivilisation und ziehen neue Ideen gross.
China, Deutschland, Grossbritannien und Italien sind maskulin und positiv; sie sind
Denker, interessieren sich für Politik, Regierungsfragen, Normalisierung des Lebens, sie
besitzen Klassenbewusstsein, haben okkulte Neigungen, sind aggressiv, von ihrer eigenen
Grösse überzeugt, lieben Rechtspflege und stellen Volk und Reich über alles. Die
männlichen Staaten denken umfassender und haben einen weiteren Horizont als die
weiblichen. Der Leser möge einige Seiten zurückblättern und die dort gegebene Tabelle
nochmals studieren, um die höher- und geringerwertigen Strahlmanifestationen
abzuwägen, wie sie sich durch die Persönlichkeits - und Seelenstrahlen der einzelnen
Nationen auswirken. Man greife z.B. den egoischen Strahl von Deutschland heraus. Sein
geringerer Aspekt manifestiert sich in der Architektur und Bautätigkeit, was man in dem
neuen und modernen Baustil bestätigt findet. Die höhere Wirkform ist noch nicht
sichtbar, doch eines Tages wird Deutschland der Welt ein tadelloses Modell einer
Regierung präsentieren, das auf hierarchischen Prinzipien aufgebaut ist. Es ist
interessant, dass der egoische Strahl Frankreichs (der fünfte) bereits in seiner höheren
Ausdrucksform offenbar wird. Das wissenschaftliche Interesse für parapsychologische
und psychologische Themen ist eine Folge dieses Strahleneinflusses; obwohl dies erst ein
Anfang ist, so liegt doch die Garantie für zukünftigen Fortschritt darin. Der sechste
Strahl, der den Persönlichkeits- oder Formaspekt der Vereinigten Staaten von Amerika
beherrscht, ist deutlich erkennbar an den vielfachen Religionssystemen und dem Hang
der Nation, idealistische Organisationen ins Leben zu rufen; auch der egoische Strahl,
der zweite, lässt seine Wirkungskraft verspüren, wie das grosse Interesse für die
tatsächliche und wirkliche Existenz von Einweihungen zeigt.
Die Analyse [390] der Strahltugenden und Untugenden, die ich früher in der Mitte des
Buches gab, kann auch auf Nationen und Länder angewendet werden; man kann daraus
entnehmen, wie das Studium der vielen «Siebenerlei» in der Natur, die alle ihren
Ursprung in den originalen siebenfachen Strahlen haben, erstaunlich interessante
Resultate gibt, wenn man das Gesetz der Entsprechungen heranzieht.
Intuitiv erkannte Beziehungen und wesentliche intellektuelle Differenzen sind dem
Einfluss des herrschenden Strahls zuzuschreiben. Spanien, Österreich und Frankreich,
die von dem siebten, fünften und dritten Strahl beeinflusst sind, haben eine enge
Beziehung zueinander; im Mittelalter, als das Geschick dieser drei Nationen eng
miteinander verkettet schien, hat sich dies in sehr bemerkenswerter Weise ausgewirkt.
Auch die neugebildeten Vereinigten Staaten sind zufolge ihres Formaspektes esoterisch
mit Brasilien, Russland und Italien eng verbunden, und das erklärt den Zuzug von
Russen und Italienern nach Amerika (zu Beginn der Kolonisation); daher rührt auch die
Anziehung, die Südamerika auf das Bewusstsein der Amerikaner ausübt, und deshalb
gewinnt das Ideal eines gesamtamerikanischen Kontinents ständig an Boden.
Alle diese Beziehungen sind äussere, da sie Auswirkungen der Persönlichkeitsstrahlen
sind. Wenn man die Länder und ihre Strahlen einer sorgsamen Prüfung unterzieht,
werden noch manche solcher Beziehungen zum Vorschein kommen. Der Strahl der
Anziehung oder Einbeziehung (Strahl II), der Strahl der elektrischen Phänomene, (Strahl
III) und der Strahl des Intellekts (Strahl V) sind derzeit höchst aktiv, da sie alle in
Manifestation sind, und auch der herannahende siebte Strahl bringt langsam und sicher
- trotz des gegenteiligen Anscheines - immer mehr Ordnung und eine hierarchische
Vormachtstellung über den Planeten. Man darf nicht vergessen, dass alle Prozesse in der
Natur ganz richtig in einem langsamen Tempo verlaufen; würde das nicht so sein, dann
würden die Folgen ganz fatale sein. Die Wirkungen dieser Einflüsse treten in folgender
Reihenfolge zu Tage:
1. Ein Ideal wird ahnend empfunden.
2. Eine Theorie wird hierüber formuliert.
3. Die Öffentlichkeit [391] nimmt hierzu Stellung.
4. Die lebensfähige Idee wird mehr und mehr als Vorbild akzeptiert und festgelegt.
5. Für dieses Ideenvorbild wird eine entsprechende äussere Form geschaffen.
6. Dann wird das Leben in der Form wirksam und stabilisiert sich.
Man muss bedenken, dass jeder Strahl eine Idee verkörpert, die als ein «Ideal»
wahrgenommen werden kann. Die Strahlen rufen im Wandel der Zeiten jene Archetypen
(Urbilder) hervor, welche die Erscheinungsformen auf dem Planeten modellieren; so
wird die Wirksamkeit der Evolution von innen heraus gewährleistet. Die dem Menschen
angeborene Tendenz, Archetypen zu bilden, hat die moderne Psychologie bereits richtig
erkannt und man beschreibt und ordnet tabellarisch die Urformen seiner Gefühle und
Gedanken. Die gleichen Gesetze wirken sich überall aus, im Mikrokosmos wie im
Makrokosmos. Jeder Strahl ruft drei energetische Vorbilder hervor, die dem Aspekt der
Materie wie eine Schablone aufgedrückt werden, ob es sich nun um einen Menschen, eine
Nation oder einen Planeten handeln mag:
1. Das emotionale Vorbild. Dieses verkörpert das Höherstreben des Menschen, der Nation
und der Lebewesen des Planeten und stellt die Summe der wunsch- und gefühlsbetonten
Tendenzen dar.
2. Das mentale Vorbild. Dieses taucht später auf und bestimmt die Denkprozesse eines
Menschen, einer Nation und des ganzen Planeten. Mit der Zeit wird es der beherrschende
Faktor für die Persönlichkeit (die das formgebundene Leben ist). Das emotionale und das
mentale Vorbild sind die negative und positive Seite des Persönlichkeitsstrahls.
3. Das Vorbild der Seele. Dieses ist das von Anfang an gesetzte Ziel, Betätigungsfeld oder
Schicksal, das der Sonnenengel das unsterbliche Prinzip - schliesslich erreicht und das er
in einer sehr viel späteren Zeit dem Leben in der äusseren Form aufdrückt. Dieses
seelische Vorbild verdrängt mit der Zeit die beiden anderen Vorbilder und löscht sie am
Ende gänzlich aus.
Ich habe hier wiederum nützliche Hinweise für eigene Studien [392] gegeben, die den
Leser instandsetzen, klarer zu erfassen, was heute in den Nationen vorgeht.
Wenn z.B. der fünfte Strahl der Sonnenengel (der Strahl des Denkvermögens), der
Frankreichs egoischer Strahl ist, sich unter dem Druck und Drang der gegenwärtigen
Weltsituation durchsetzen kann, dann mag Frankreich ausersehen sein, - als Krönung
seines Geschicks - der Welt die Existenz der Seele zu beweisen und zu zeigen, wie die Seele
die Vorherrschaft gewinnt. Mit seinem genialen Intellekt könnte der Franzose das
Vorbild der Seele in verständlichen Worten interpretieren und damit die wahre
Seelenpsychologie ins Leben rufen. Ein anderes Beispiel: das Genie der Deutschen hat
sich oft in der Vergangenheit durch den vierten Strahl, Deutschlands Seelenstrahl,
manifestiert und konnte daher der Welt so viel hervorragende Musik und Philosophie
schenken. Wenn dieser Genius wieder zum Vorschein kommen und wenn das
Bewusstsein der Deutschen vom seelischen Vorbild noch stärker inspiriert werden wird,
dann werden wir die Bedeutung des Übermenschen verstehen lernen. Deutschland fing
die Vision dieses Ideals auf. Die Deutschen interpretieren es noch nicht richtig, aber sie
können uns das Vor- und Sinnbild des Übermenschen bescheren, und das ist ihre
endgültige Aufgabe und Bestimmung.
Wenn Englands Gerechtigkeitsideal (das Vorbild seines Persönlichkeitsstrahls) von dem
egoischen Strahl der Liebe in einen gerechten und verständigen Dienst an der Welt
umgeformt und umgewandelt werden kann, dann könnte England der Welt das Vorbild
einer echten Staatsführung bieten, wie es der latenten Seelenqualität, dem Genie der
Briten entspricht. Wenn der Idealismus der Vereinigten Staaten von Amerika, - der heute
ein Ausdruck der Persönlichkeit und an der ausposaunten Vorstellung, das Grösste und
Beste zu haben, erkennbar ist, - durch das Gesetz der Liebe veredelt wird, dann könnte
das Vorbild, das der Struktur der Vereinigten Staaten zugrunde liegt, in hellen Konturen
aufscheinen; wir würden dann das Vorbild für das zukünftige Licht der ganzen
Menschheit haben anstatt der einzelnen nationalen Lichtstrahlen. So kann der
aufmerksame Leser die Vorbilder herauskristallisieren, die in den Nationen wirksam
sind. Über die Vereinigten Staaten kann man noch anmerken, dass ihr emotionales
Vorbild z.Zt. in Gefühlsseligkeit und persönlichen Wünschen zutage tritt, die aber in
wahre Wohltätigkeit umgewandelt werden [393] können. Das mentale Vorbild der
Vereinigten Staaten zeigt sich in Gestalt von Masseninformationen durch Schulen,
Radios und Zeitungen. Dies kann später in intuitives Erfassen umgewandelt werden. Das
Seelenvorbild kommt in den Vereinigten Staaten heute in der Gewinnsucht und im
Streben nach Besitztümern zum Vorschein, die man durch den Missbrauch des Gesetzes
der Liebe an sich zieht. Das wirkliche Seelenvorbild wird hervortreten, wenn sich die
Vorliebe für materielle Werte in wahre Devotion für höhere Dinge verwandelt hat und
der Erwerb spiritueller Werte den äusseren Gütern vorgezogen wird.
B. Das jüdische Problem.
Ich möchte nun im Zusammenhang mit den Nationen und den Strahlen eine prinzipielle
Situation klarstellen, die teilweise für das (sogenannte) jüdische Problem verantwortlich
ist, - ein Problem, das seit Jahrhunderten existiert und das zurzeit für viele (die
Mitglieder der Hierarchie des Planeten eingeschlossen) eine Angelegenheit tiefster
Besorgnis ist. Wenn dieses Problem gelöst werden kann, wird es zur Wiederherstellung
von Verstehen und Harmonie in der Welt viel beitragen. Es kann ohne die Mithilfe aller
Menschen guten Willens nicht gelöst werden. Von dem, was ich hier sagen will, kann
man nur sehr wenig nachprüfen und beweisen, da der Schlüssel zu diesem Problem weit
zurück im Dunkel der Vergangenheit liegt, in einer astrologischen Periode, in der die
Sonne im Zwillingszeichen stand. Zu jener Zeit wurden die zwei Säulen errichtet, die, wie
alle Freimaurer wissen, zwei grosse Marksteine im Freimaurertum sind. Von daher
stammt der jüdische Einschlag in der Logentätigkeit, obwohl sie eigentlich nicht jüdisch
ist, im heutigen Sinn des Wortes. Wenn diese Dinge so weit zurückliegen, wer sollte dann
nachprüfen können, ob ich alles genau wiedergebe oder ob die Art meiner
Schlussfolgerungen richtig oder falsch ist? Ich bringe nur solche Tatsachen vor, die ich
aus den Aufzeichnungen kenne, zu denen ich Zugang habe, die älter sind als alle
Urkunden, die der Mensch kennt.
Der Persönlichkeitsstrahl der Juden, der Strahl ihrer materiellen Sphäre, ist der dritte
Strahl. Ihr egoischer Strahl ist der erste. Ihr astrologisches Zeichen ist der Steinbock, mit
der Jungfrau als dem aufgehenden Zeichen. Merkur und Jungfrau spielen eine
hervorragende Rolle in ihrem Geschick. Diese Aufschlüsse sollten genügen, um den
fortgeschrittenen Studenten und Astrologen jene wesentlichen Anhaltspunkte zu geben,
die über die seltsame jüdische Geschichte Licht werfen. Die Tendenz der Juden, Kräfte
und Energien zu handhaben und «die Fäden in der Hand zu halten», um das gewünschte
Ziel zu erreichen, rührt aus dem Einfluss des dritten Strahls. Als Rasse sind die Juden
geborene Gesetzgeber, daher besitzen sie die Neigung zu dominieren und zu regieren;
denn der erste Strahl ist ihr egoischer Strahl. In ihrer Geschichte erscheint immer wieder
das Sternbild des Steinbocks und ebenso die Lehre von der jungfräulichen Mutter, die den
Messias gebären soll.
In jeder geschlossenen Gruppe - sowohl im Himmel als auf Erden - ist stets eine Neigung
einzelner Mitglieder vorhanden, zu revoltieren und zu streiken und eine andere Initiative
zu ergreifen als die übrigen Gruppenteilnehmer. Die alten Schriften erzählen in ihrer
allegorischen Sprache, dass zur Zeit, als unser Sonnensystem ins Dasein kam, «Krieg im
Himmel» herrschte; «die Sonne und ihre sieben Brüder» wirkten nicht in wahrer
Einmütigkeit miteinander; daher (und hierin liegt ein besonderer Hinweis) ist unsere
Erde keiner der sieben heiligen Planeten. Wie wir wissen, spricht die alte Legende von
den verlorenen Plejaden und so gibt es viele derartige Geschichten. Ja, auch, im
Beratungssaal des Allerhöchsten herrschte nicht immer Friede und Verstehen; es gab
Zeiten, in denen Krieg und Spaltung auftrat. Manche Geschichte des alten Testaments
macht das zur Genüge klar. Symbolisch gesprochen fielen einige [395] Söhne Gottes ab,
einst angeführt von «Lucifer, dem Sohn des Morgens». Dieser «Fall der Engel» war ein
kolossales Ereignis in der Geschichte dieses Planeten; in der Geschichte des
Sonnensystems war es aber nur ein vorübergehend interessierendes Phänomen, ein
unbedeutender Zwischenfall im Leben der sieben Konstellationen, von denen unser
Sonnensystem nur eines ist. Man halte hier einen Augenblick an und überdenke einmal
diese Feststellung genauer, um ihren Wert und Gehalt zu erfassen. Der Wert und die
Bedeutung von Ereignissen ändert sich je nach dem Standpunkt, von dem aus man sie
betrachtet. Was (vom Gesichtspunkt unserer irdischen Bewusstseinsentwicklung) als ein
Faktor von wesentlicher Bedeutung und von entscheidendem Wert erscheinen mag, kann
(im Hinblick auf das Universum) eine ganz unbedeutende Angelegenheit sein. Die
Angelegenheiten eines Einzelnen mögen für ihn selbst ausserordentlich wichtig sein,
interessieren jedoch die Menschheit als Ganzes nicht. All das hängt von der Bedeutung
und Stellung der Persönlichkeit oder Gruppe ab, welche die Hauptrolle in dem Drama
des Lebens spielt, um die sich alle Ereignisse, seien sie unbedeutend oder wichtig, zyklisch
drehen.
Im Macht- und Lebensbereich des vierten Naturreiches (des Menschenreiches) kam es zu
einer ähnlichen «Anmassung von Unabhängigkeit» und zu jenem «Losreissen», wie es
für die übergeordnete Gruppe bezeichnend war. Damals in den späteren Zeiten von
Lemuria verwickelte sich eine Gruppe von Menschen, vom Standpunkt jener Zeit aus
gesehen Menschen von hoher Entwicklung, da sie unter die damaligen Weltjünger
gezählt wurden - in Streit mit der planetarischen Hierarchie und riss sich los von dem
«Gesetz der Eingeweihten». Es war in einer Zeit, in der das Hauptgewicht der Lehre auf
die materielle Seite des Lebens gelegt wurde und in der sich das Hauptaugenmerk auf
den physischen Körper und dessen Kontrolle konzentrierte. Der alte Kommentar drückt
das, was sich ereignete, in den nachfolgenden Sätzen aus. Wenn man diese rhythmischen
Kadenzen des alten Schriftstücks liest, so [396] sollte man sich dabei vergegenwärtigen,
dass sich diese Aussagen auf jene Gruppe von Jüngern beziehen, welche die ersten
Gründer der gegenwärtigen jüdischen Rasse sind:
«Von der inneren Gruppe, welche die Geschicke der Menschen lenkte, wurde das Gesetz
verkündet: Macht euch innerlich frei! Verzichtet auf die Kraft zu halten, zu gewinnen und
zu erlangen. Die Söhne Gottes, die sich dazu ausbilden, die Welt der Menschen zu
verlassen und ins Licht einzutreten, reisen immer frei und unbeschwert. Sie halten nichts
fest, was sie besitzen. Machet euch frei und gehet durch die Pforte des Friedens!
«Einige der Söhne Gottes, die vor der Pforte warteten, bereit einzutreten, sobald der
Befehl kommen würde, die Schranken beiseite zu rollen, waren beladen mit Schätzen der
Erde. Sie brachten ihre Schätze als Gabe für den Herrn des Lebens, der ja ihrer
Geschenke nicht bedurfte. Sie wollten durch die Pforte eintreten, nicht mit selbstsüchtigen
Absichten, sondern um ihre gesammelten Weltschätze als Geschenk zu überreichen und
so ihre Liebe zu bekunden.
«Wiederum wurde die Weisung erteilt: Lasset alles zurück und gehet durch das Portal,
ohne mit irdischen Gütern beladen zu sein. Sie warteten und besprachen sich. Diejenigen
von ihnen, die innerlich vorbereitet waren, traten ins Licht und gingen ohne Habe durch
die Säulen der Pforte; sie wurden aufgenommen, denn sie trugen nichts mit sich.
«Da sie als zusammengehörige Gruppe reisten und als solche ihre Fortschritte machten
und im Verstehen wuchsen, gehorchten sie dem göttlichen Befehl und machten halt. Hier
warteten sie vor dem Portal des Pfades, beladen mit ihren Schätzen, die sie in tausenden
Zeitenrunden gesammelt hatten. Nichts wollten sie zurücklassen. Sie hatten hart
gearbeitet, um die Reichtümer zu besitzen, die sie mit sich trugen. Sie liebten ihren Gott
und gedachten Ihm die Fülle ihrer Reichtümer, die sie gewonnen hatten, als Gabe
darzubringen. Sie liebten nicht den Zwang und die Unterordnung.
«Wieder ertönte das Wort: Werfet alles zu Boden, was ihr festhaltet und tretet frei und
unbeschwert ein.
«Aber drei empörten sich gegen diesen strengen Befehl. Der Rest gehorchte. Sie gingen
durch das Tor und liessen die drei draussen. Viele gingen in die Gefilde der Freude ein.
Die drei blieben ausserhalb der Pforte und hielten ihre Schätze fest in Händen.»
In dieser alten Beschreibung, die älter ist als alle Schriftstücke der Welt, findet sich das
Geheimnis der Logengeschichte mit der Erzählung von dem Hinmorden des Meisters
durch drei Schüler, die ihm am nächsten standen und bei seinem Tod und Begräbnis
[397] zugegen waren. Freimaurer werden sofort wissen, wer die drei sind, auf die ich
hier Bezug nehme. Diese waren die Gründer der jetzigen jüdischen Rasse. Sie waren drei
fortgeschrittene Jünger, die gegen den Befehl grollten, frei und mit keinerlei Habe
beschwert in die Stätte des Lichtes einzutreten. Sie beabsichtigen ihre Habe festzuhalten
und dem Dienst Gottes zu weihen. Das Motiv, das sie nicht erkannten, war Hang zum
Reichtum und der Wunsch, ihre erworbenen Schätze in sicheren Händen zu halten.
Uralte Tradition, von den Lehrern der Vergangenheit überliefert, sagt uns, dass
«sie ihr Antlitz dem Tor zur Erde zuwandten. Ihre Freunde gingen hinein ins Licht . . . sie
blieben zurück . . . Die Meister kamen zusammen und berieten in geheimer Sitzung über
das Geschick derer, die, nachdem sie die Pforte zum Licht erreicht hatten, die Besitztümer
der Welt mehr liebten als den Dienst am Licht. Wiederum erging das Wort an die drei
Empörer, die noch immer ausserhalb der Pforte warteten:
«Ihr möget halten, was ihr habt und noch mehr zusammenscharren, aber kein Friede soll
euch beschieden sein. Heimset die Früchte des Denkens ein und sucht eure Macht in
grossen Besitztümern, aber eine wahre Heimat sollt ihr nicht haben.
In eurem Innern sollt ihr, da ihr Jünger des Herrn seid, keinen Anteil am Frieden haben,
kein sicheres und zuverlässiges Wissen über das Endergebnis soll euch beschieden sein,
noch sollt ihr die Macht besitzen, eure Besitztümer dauernd zu behalten.
«Stets soll das Wissen um IHN, der über alle wacht, verdunkelt bleiben. Stets sollt ihr den
Zwang verspüren, irdische Güter zu erraffen und anzuhäufen; doch niemals werdet ihr
Gelegenheit haben, euren Besitz dauernd zu erhalten und euch daran zu erfreuen.
Wandert daher weiter, bis die Zeit kommen wird, dass ihr wieder vor den
Eingangspforten zum Licht stehen werdet, dieses Mal mit leeren Händen. Dann tretet
ein, frei und unbeschwert, von den Dienern des Herrn mit Freuden empfangen und
erlebet dann ewigen Frieden.»
Die alte Legende erzählt uns, dass die drei in Sorgen und empört von dannen gingen,
beladen mit ihren Schätzen und dann begann die Geschichte vom wandernden Juden. Es
ist gewiss wert, daran zu erinnern, dass einer der grössten Gottessöhne, der hier auf
Erden wirkte und der in seiner Person den Weg und das vollendete Werk als Prinzip
sichtbar machte, Jesus von Nazareth, ein Jude war.
Er kehrte [398] alle die früheren Irrtümer ins Gegenteil um. Er hatte nicht den
geringsten persönlichen Besitz. Er war der Erste in unserer Menschheit, der die
Vollendung erreicht hatte, und er war ein direkter Nachkomme des ältesten der
ursprünglichen drei Jünger, die im «Drama der Absonderung» die Rolle von Rebellen
spielten. Der Jude ist auf Erden das verkörperte Bild des verlorenen Sohnes. Er ist das
Symbol des Jüngers, der die Lektion rechter und unrechter Werte noch nicht gelernt hat.
Er wurde ein Opfer des Gesetzes vom Licht und zeigte sich unfähig, sich diesem Gesetz zu
fügen. Er sündigte aus freiem Willen und sah mit weitoffenen Augen, was kommen
würde. Daher kennt er, wie kein anderer Rassentyp, die Macht des Gesetzes, da er ewig
dessen Opfer ist.
Er hat das Wesen des Gesetzes von dessen negativer Seite aus verkündet; die
Gesetzgebung von Moses regiert heute den grössten Teil der Erde und doch hat sie
versagt, Gerechtigkeit und Gesetzlichkeit in die Welt zu tragen.
Die andere Gruppe von Jüngern, welche die damalige Auslese der Menschheit
repräsentierten, schritten durch die alten Portale der Einweihung und taten den ersten
grossen Schritt. Sie kamen mit einer unbewussten und dunklen Wiedererinnerung an die
Episode, die sie von ihren drei Gruppenbrüdern trennte, ins Erdenleben zurück. Als sie
wieder auf Erden erschienen waren, sprachen sie über das traurige Ereignis. Das war
ihr Fehler; damit begann die nimmer endende Antipathie und Gegnerschaft, die bis heute
fortbesteht. Diese Jünger sind nun nach langer Pilgerfahrt in den ewigen Frieden
eingegangen, aber die Rückwirkung des Vertrauensbruches, wodurch geheimgehaltene
Einweihungsereignisse aus jenen frühen Tagen aufgedeckt wurden, dauert noch weiter
an.
Es ist seltsam genug, dass diese uralte Rasse, die von den Dreien gegründet wurde, -
jenen Dreien, die ihre Gaben mehr liebten als den Einweihungsschritt, nach dem sie sich
gesehnt hatten, - die Urheber der Freimaurertradition waren. Ihre Geschichte (und die
der nachfolgenden Menschen) ist in diesem dramatischen Ritual enthalten. Als
Belohnung für ihre Aufrichtigkeit - denn sie revoltierten in äusserster Lauterkeit und in
dem Glauben, es besser zu wissen - erhielten sie die Erlaubnis, alljährlich an dem Tag, an
dem sie hätten ins Licht eintreten können, die Geschichte des Strebens nach Licht im Bilde
zu zeigen. Da sie so nahe daran gewesen waren, [399] vom irdischen Tod ins Leben des
Lichts aufzuerstehen, begannen sie die grosse Tradition der Mysterien. Sie wählten den
Tod und töteten den Geist, der «Leben in sich trug und ihnen Anrecht auf Belohnung
gegeben hätte», den Geist, der das Machtwort hätte sprechen können, das die Tore der
Auferstehung weit geöffnet hätte.
Es wurde berichtet, dass diese Drei einen ewigen Schwur taten, zusammenzuhalten und
einander niemals zu verlassen. Sie haben diesen Schwur durch alle Zeitalter hindurch
gehalten; die Folge davon war, dass sie sich von anderen Rassen absonderten und eine
Interessengemeinschaft errichteten, welche die Feindschaft anderer Rassen erweckte.
Seit Jahrtausenden befindet sich der Jude auf der Wanderung. Er hat viel Wundervolles
in der Welt geschaffen und der Menschheit viele ihrer grössten Männer geschenkt;
dennoch hat man ihn gehasst und verfolgt, verraten und gehetzt. Als symbolische Figur
verkörperte er die Geschichte der Menschheit. Die alten Tendenzen der Juden, Werte
gierig zusammenzutragen und nicht loszulassen sowie die Integrität (Unversehrtheit)
ihrer Rasse und Nation zu wahren, sind ihre besonderen Merkmale. Sie können nicht in
anderen Nationen aufgehen und doch ist diese Rasse so ungeheuer alt, dass es keine
Nation in der Welt gibt, die nicht eine Wurzel in ihnen hätte. Diese Gruppe war in den
Tagen von Lemuria so weit vorangeschritten, dass alle ihre erstrangigen Mitglieder auf
dem Pfad der Jüngerschaft standen. Es gibt im Westen keine Geschlechter, die nicht
Abkömmlinge dieser ältesten erwählten Klasse von Menschen wären, mit Ausnahme der
Finnen, Lappen und jener Nationen, die ausgesprochen mongolischer Abstammung sind.
Was heute als jüdisches Blut bezeichnet wird, ist jedoch nicht mehr dasselbe, was es in
früherer Zeit war. Der moderne Jude ist ebenso ein Mischling, wie es die angelsächsische
Rasse ist, er hat nur durch die ihm aufgenötigte Einengung und Absonderung seine
originalen Eigentümlichkeiten stärker bewahrt und unversehrt erhalten.
Eben diese Erkenntnis von der gemeinsamen Abstammung hat [400] die Israeliten in
England dazu verleitet, die Wahrheit in der Weise umzudichten, dass unsere moderne
Geschichte des Westens auf jene Juden zurückzuführen sei, die sich später über die Welt
zerstreuten. Die Abstammungsbeziehungen sind jedoch weit älter und datieren zurück in
eine Zeit, die vor jener Geschichte der Juden liegt, über die uns im alten Testament
berichtet wird. Die ursprünglichen drei Jünger und ihre Sippen waren die Vorfahren von
drei grossen Rassengruppen, die man wie folgt verallgemeinern kann:
1. Die semitische Rasse (oder Rassen) der biblischen und der modernen Zeit; die Araber,
die Afghanen, die Mauren sowie die Abkömmlinge und Zweige dieser Völker,
einschliesslich der modernen Ägypter. Diese stammen alle von dem ältesten der drei
Jünger ab.
2. Die lateinischen Völker und ihre verschiedenen Zweige, die sich über die ganze Welt
erstrecken; und ferner gehören die keltischen Rassen hierher, wo immer sie anzutreffen
sind. Diese stammen von dem zweiten der drei Jünger ab.
3. Die Teutonen, die Skandinavier und die Angelsachsen, die Abkömmlinge des dritten
der drei Jünger sind.
Die obige Zusammenstellung ist eine weitgehende Verallgemeinerung. Die Periode, die in
Frage kommt, ist so gross und die Verzweigungen während der Zeitalter sind so
zahlreich, dass es mir nicht möglich ist, mehr als eine allgemeine Idee zu geben.
Allmählich haben sich die Nachkommen von zweien der drei Jünger zu den Legenden
bekannt, die in den Zeiten von Atlantis verbreitet wurden und haben sich an die Seite
derer gestellt, die gegen die heutigen Juden sind; alles Gefühl für ihren gemeinsamen
Ursprung ging ihnen verloren. Es gibt heute keine reine Rasse auf der Welt, da
Wechselheirat, unerlaubte und wahllose Beziehungen während der letzten Millionen
Jahre so zunahmen, dass kein reiner Stamm mehr existiert. Dazu sind Klima und
Umgebung zwei grundlegende Faktoren, denen ein weit grösserer Einfluss als
irgendeiner [401] aufgezwungenen Absonderung zukommt, - eine dauernde
Wechselheirat zwischen Menschen ein und derselben Rasse ausgenommen. Im Hinblick
auf diesen letzten Faktor ist der Hebräer heute der einzige, der sich ein gewisses Mass
rassischer Unversehrtheit bewahrt hat.
Wenn die Menschheit erwacht, die Tatsache ihres gemeinsamen Ursprungs einsieht und
die drei grossen Stämme unserer modernen Zivilisation anerkennt, dann wird der alte
Judenhass aussterben, und der Jude wird sich mit der übrigen Menschheit solidarisch
fühlen und darin aufgehen. Selbst die orientalischen Rassen, die Überbleibsel der grossen
atlantischen Zivilisation, weisen in ihren Ahnenreihen Spuren von Vorfahren der
modernen Juden und anderer Rassentypen auf, aber sie haben sich nicht so leicht
vermischt und haben daher ihre Eigenheiten besser als die Menschen des Westens
bewahrt.
Wer darüber sorgsam nachdenkt und die Freimaurertradition hinzunimmt, wird ein viel
klareres Bild bekommen. Ethnologen mögen mir nicht recht geben, aber sie können
meine Angaben nicht widerlegen, da die Wurzeln unserer gegenwärtigen
Rassenaufteilung in der Geschichte der Menschheit so weit zurückliegen, dass die
Forscher der Völkerkunde nicht einmal ihre eigenen Argumente glaubhaft machen
können. Sie können für ihre Studien nur die Geschichte der letzten 10'000 Jahre
heranziehen und sich nur mit Wirkungen befassen, welche diese Zeitspanne aufzeigt,
aber sie können nicht die ersten Ursachen ergründen.
7. Der Strahl des Ego.
Für unser Studium über den Strahl des Ego (oder den Strahl der Seele) mögen zunächst
einige Grundsätze erwähnt und in vierzehn Thesen zusammengefasst werden:
1. Jedes menschliche Ego ist mit einem der sieben Strahlen verknüpft.
2. Alle Egos, die [402] mit dem vierten, fünften, sechsten und siebten Strahl
zusammenhängen, müssen sich später, nach der dritten Einweihung, den drei
Hauptstrahlen, welche die monadischen Strahlen sind, zugesellen.
3. Der monadische Strahl eines jeden Ego gehört zu einem der drei Hauptstrahlen; die
Menschensöhne sind entweder Monaden der Kraft, Monaden der Liebe oder Monaden
der Intelligenz.
4. Für unsere besonderen Zwecke beschränken wir unsere Aufmerksamkeit auf die sieben
Seelengruppen, die mit irgend einem der sieben Strahlen (oder göttlichen Energieströme)
verbunden sind.
5. Während des grössten Teiles unserer Inkarnationen, in denen wir Rassen- und
Lebenserfahrungen sammeln, werden wir nacheinander und später gleichzeitig
beherrscht:
a. von unserem physischen Körper, der von jenem Strahl kontrolliert wird, der alle
Atome des Körpers beeinflusst;
b. von unseren Gefühlen und Begierden, die von jenem Strahl beeinflusst und kontrolliert
werden, der alle astralen Atome durchdringt und imprägniert;
c. von der Denksubstanz (oder der mentalen Konstitution) sowie von der besonderen Art
und Eigenschaft jenes Strahls, der die atomische Qualität dieses Körpers bestimmt.
d. Später beginnt, auf der physischen Ebene, der Seelenstrahl sich in diesen drei Körpern
zu betätigen, die, wenn sie als verbundene Einheit funktionieren, die Persönlichkeit
darstellen. Dieser Zusammenschluss bildet die wirkungsvolle Grundlage für eine
Inkarnation und ruft solche Inkarnationen hervor, in denen der Persönlichkeitsstrahl zur
vollen Entfaltung kommen kann. Die drei Körper mit ihrem Eigenleben bilden dann die
drei Aspekte oder Strahlen des niederen Selbst - der Persönlichkeit.
6. Wenn der Persönlichkeitsstrahl stark und dominierend wird und die Strahlen der drei
Körper diesem untergeordnet sind, dann beginnt der grosse Kampf zwischen dem
egoischen oder Seelenstrahl und dem Strahl der Persönlichkeit. Der unterschiedliche
Charakter dieser beiden Strahlen wird jetzt klarer und deutlicher, und dementsprechend
nimmt das [403] Gefühl der Dualität mehr und mehr zu. Die Erfahrungen, die in der
Bhagavad Gita beschrieben sind, werden die Erfahrungen des Jüngers auf dem Pfad;
Arjuna steht «auf dem Kampfplatz von Kurukshetra, in der Mitte des Weges, zwischen
den beiden gegensätzlichen Streitkräften, und der Rauch des Schlachtfeldes nimmt ihm
die klare Sicht.»
7. Schliesslich und endlich wird der Einfluss des Seelenstrahls der massgebliche Faktor,
und die Strahlen der niederen Körper werden zu Unterstrahlen des Seelenstrahles. Dieser
letzte Satz ist von grundlegender Bedeutung, da darin die wahre Beziehung der
Persönlichkeit zum Ego (zur Seele) zum Ausdruck kommt. Der Jünger, der diese
Beziehung versteht und sich danach richtet, ist gerüstet für den Weg, der zur Einweihung
führt.
8. Jede der sieben Seelengruppen ist für einen der sieben Krafttypen empfänglich, und
alle zusammen reagieren auf den Strahl des planetarischen Logos, den dritten Strahl der
aktiven Intelligenz. Alle Seelengruppen befinden sich daher auf einem Unterstrahl dieses
Hauptstrahls. Man darf jedoch nicht vergessen, dass auch der planetarische Logos einem
Strahl untersteht, der ein Unterstrahl des zweiten Strahls der Liebe-Weisheit ist.
Das gibt folgendes
Strahlenschema des planetarischen Logos:
I.
Der Strahl des [404] Sonnensystems, der Strahl der Liebe-Weisheit. «Gott ist Liebe»
II.
Die sieben Strahlen.
1. Wille. 2. Liebe. 3. Intellekt. 4. Harmonie. 5. Wissenschaft. 6. Idealismus. 7. Zeremonielle
Ordnung.
III.
Der planetarische egoische Strahl mit sieben Unterstrahlen.
1. Wille. 2. Liebe. 3. Intellekt. 4. Harmonie. 5. Wissenschaft. 6. Idealismus. 7. Zeremonielle
Ordnung.
IV.
Der Persönlichkeitsstrahl des planetarischen Logos.
Es sei nochmals daran erinnert, dass der planetarische Logos, der sich durch unseren
Erdplaneten betätigt, nicht als einer von denen betrachtet wird, die einen der sieben
heiligen Planeten hervorbringen.
9. Es ist daher Aufgabe eines jeden Aspiranten, zu erkennen und verstehen zu lernen:
a. seinen egoischen Strahl,
b. seinen Persönlichkeitsstrahl,
c. den Strahl, der seine Denkkraft regiert,
d. den Strahl, der seinen astralen Körper lenkt,
e. den Strahl, der seinen physischen Körper beeinflusst.
Wenn er diese fünffachen Erkenntnisse erlangt hat, ist das Delphische Gebot «Kenne Dich
selbst» erfüllt und er kann sich daher einer Einweihung unterziehen.
10. Jeder Mensch steht auch unter dem Einfluss gewisser Gruppenstrahlen, als da sind:
a. Diejenigen [405] des vierten Naturreiches. Die Wirkungen sind verschieden, je
nachdem, ob der Einfluss des Persönlichkeits- oder Seelenstrahles überwiegt.
Das vierte Naturreich hat
1. als seinen egoischen Strahl den vierten Strahl,
2. als seinen Persönlichkeitsstrahl den fünften.
b. Die Strahlen, die z.Zt. Einfluss auf unsere arische Rasse haben, der dritte und fünfte;
sie beeindrucken stark jedes menschliche Wesen.
c. Der Strahl eines Zyklus.
d. Der Strahl einer Nation. Alle diese kontrollieren das Persönlichkeitsleben eines jeden
Menschen. Der egoische Strahl des Individuums und der egoische Strahl des vierten
Naturreiches verdrängen, sobald der Mensch sich dem Pfad der Bewährung und
Jüngerschaft nähert, allmählich den Einfluss der Strahlen, welche die Persönlichkeit
regieren.
11. Der Mensch ist demnach ein Aggregat von Kräften, die ihn periodisch und zusammen
beherrschen; diese Kräfte geben ihm seine Eigenart, bringen seine Qualität hervor und
bestimmen seine «Erscheinung in der Aussenwelt»; - ich benütze diesen letzteren
Ausdruck in seiner okkulten Bedeutung als eine «Projizierung nach aussen». Lange
Zeitalter hindurch modeln ihn diese Kräfte, und was sie aus ihm machen, das ist er.
Wenn er mehr Verständnis bekommt und beginnt, alle diese Einflüsse unterscheiden zu
lernen, dann kommt er zu einem klaren Entschluss, welcher Strahl dominieren soll. Das
geht so lange weiter, bis er sich schliesslich dem Strahl der Seele unterwirft, wobei sich
alle anderen Strahlen diesem Strahl unterordnen und seinem Willen Folge leisten.
12. Wenn wir die Bedeutung des egoischen Strahls erfassen wollen, müssen wir folgendes
verstehen:
a. Das angewandte Verfahren ist das «In-Erscheinungbringen» (nach aussen)
b. Das «Geheimnis» liegt in dem Wort «Manifestation»
c. Der Zweck ist «Bewusstes Erkennen».
Wir müssen ferner die richtunggebenden Einflüsse der Strahlen des fünften Reiches, dem
[406] der Seelen, verstehen. Diese sind:
1. Strahl V #betätigt sich durch das Medium der Persönlichkeit.
2. Strahl II #betätigt sich durch die Intuition.
13. Der Persönlichkeitsstrahl benützt den physischen Körper als sein Hauptarbeitsfeld. Er
bestimmt Richtung und Ziel der Existenz in einem Körper, prägt dessen äussere
Erscheinung und weist die berufliche Beschäftigungsart an. Wenn der
Persönlichkeitsstrahl unter dem Einfluss des egoischen Strahls steht, hat er die Fähigkeit,
Qualitäten auszuwählen und «herauszuholen».
Der egoische Strahl übt eine unmittelbare und klarumrissene Wirkung auf den
Astralkörper aus. Daher befindet sich die Kampfstätte des Lebens stets in den Regionen
der Illusion; je mehr die Seele die uralte Verblendung zerstreut, umso mehr ist der
Aspirant imstande, im Licht zu wandeln.
Der monadische Strahl beeinflusst, sobald die Persönlichkeit eine harmonische Einheit
bildet, den mentalen Körper. Er bringt dem Denkvermögen jene klare geistige Schau, die
bei der vierten Einweihung ihren Höhepunkt findet und den Menschen von den Fesseln
des Formlebens befreit. Zwischen dieser Dreiteilung und den drei Initiationen besteht
eine Ähnlichkeit und eine interessante symbolische Beziehung.
a. Der erste Initiator ist die Seele des Menschen. Sie bringt allmählich die Persönlichkeit
unter ihre Kontrolle.
b. Der zweite Initiator ist Christus.
Er setzt die Macht der Liebe frei.
c. Der letzte Initiator ist der Logos des Planeten. Er erleuchtet das Denken.
14. Sobald eine Gleichschaltung zustande gekommen ist, beginnt der egoische oder
Seelenstrahl auf dem Weg über den Astralkörper seine Tätigkeit fühlbar zu machen. Der
Vorgang ist folgender:
a. Der Strahl wirkt von aussen her auf den Astralkörper.
b. Er regt den Astralkörper von innen an; grösseres Format, intensivere Färbung und
höhere Qualitäten sind die Folgen.
c. Der Strahl bringt den Astralkörper und alle Wesensäusserungen des physischen
Lebens in Schwung und unter Kontrolle.
Die genannten grundsätzlichen Thesen könnte man in die folgenden Feststellungen
zusammenfassen: der Persönlichkeitsstrahl verursacht eine trennende Tendenz, er sucht
jene Seelenpartikel, [407] die sich nach aussen hin als Persönlichkeit dokumentieren, von
der Gruppenseele abzuspalten und schafft damit eine stärkere Fesselung an die
Formseite des Lebens. Der egoische Strahl bringt Gruppenbewusstsein hervor und
Loslösung von äusseren Formen; er führt zur Annäherung an den Lebensaspekt der
Schöpfung und zur Bindung an die innere organische Einheit. Der monadische Strahl hat
eine Wirkung, die erst verstanden werden kann, wenn der Mensch die dritte Initiation
erlangt hat.
ENDE DES ERSTEN BANDES. Der zweite Band behandelt das Thema des egoischen
Strahls und umfasst folgende Abschnitte:
I.#Die Zunahme des seelischen Einflusses.
II.#Die sieben Gesetze der Seele oder des Gruppenlebens.
III.#Die fünf Seelengruppen.
IV.#Richtlinien zur Herbeiführung der Seelenherrschaft.
Einige Tabellen über die Strahlen
Die Strahlen, die in und ausser Manifestation sind.
Erster Strahl: #nicht tätig.
Zweiter Strahl: #in Funktion seit 1575 n. Chr.
Dritter Strahl: #in Funktion seit 1425 n. Chr.
Vierter Strahl: #kommt nach 2025 n. Chr. Langsam in Erscheinung. Fünfter Strahl: #in
Tätigkeit seit 1775 n. Chr.
Sechster Strahl: #verschwindet rasch. Das Nachlassen setzte im Jahre 1625 n. Chr. ein.
Siebter Strahl: #trat 1675 n. Chr. in Aktion.
Die Methoden, welche die Strahlen benützen, um die Wahrheit zu lehren.
Erster Strahl #obere Klasse: #Wissenschaft der Staatsführung und
Verwaltungswissenschaft.
#untere Klasse: #moderne Diplomatie und Politik.
Zweiter Strahl #obere Klasse: #Kurse über Initiation, geleitet von den Meistern der
Hierarchie.
#untere Klasse: #Religion.
Dritter Strahl #obere Klasse: #Mitteilungs- und Verbindungswesen: Radio, Telefon,
Telegraf und Reisemöglichkeiten.
#untere Klasse: Gebrauch und Nutzniessung von Geld und Gold.
Vierter Strahl #obere Klasse: #Freimaurertätigkeit nach dem Vorbild der Hierarchie, im
Zusammenhang mit dem 2. Strahl.
#untere Klasse: architektonische Bauten. Moderne Städteplanung.
Fünfter Strahl #obere Klasse: #Die Wissenschaft von der Seele. Esoterische Psychologie.
#untere Klasse: #modernes Erziehungswesen und Geisteswissenschaften.
Sechster Strahl #obere Klasse: #Das Christentum und seine Abarten. (Beachte die
Beziehung zum 2. Strahl.)
#untere Klasse: Kirchen und religiöse Organisationen.
Siebter Strahl #obere Klasse: #alle [412] Arten weisser Magie.
#untere Klasse: #Spiritismus und spiritistische «Erscheinungen» (Phänomene).
Jüngerschaft in Beziehung zu den Strahlen.
1. Strahl #Kraft #Energie #Tat #Der Okkultist.
2. Strahl #Bewusstsein #Ausdehnung #Einweihung #Der wahre Spiritualist.
3. Strahl #Anpassung #Entwicklung #Evolution #Der Magier.
4. Strahl #Vibration #Widerhall #Ausdrucksform #Der Künstler.
5. Strahl #Gedankenformung #Kenntnisse #Wissenschaft #Der Wissenschaftler.
6. Strahl #Hingabe #Abstraktion #Idealismus #Der Enthusiast.
7. Strahl #Beschwörung #Magie #Ritual #Der Ritualist.
Aus: Initiation, menschliche und solare Einweihung, S. 94.
Die Strahlen in Beziehung zu den vier Naturreichen.
Bemerkung: Viele Aufschlüsse und verschiedene interessante Andeutungen sind an
verschiedenen Stellen zu finden und zwar in «Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer»
und in dem vorliegenden Buch. Ich habe einige zusammengestellt. Die Leser würden gut
tun, sich mit den folgenden Tabellen und Hinweisen vertraut zu machen. A.A.B.
Der Einfluss der Strahlen in zahlenmässiger Reihenfolge.
Das Mineralreich #Strahl 1 und 7.
Das Pflanzenreich #Strahl 2, 4 und 6.
Das Tierreich #Strahl 3 und 6.
Das Reich der Menschen #Strahl 4 und 5.
Das Reich der Seelen #Strahl 5 und 2.
Das Reich der Planetenwesen #Strahl 6 und 3.
Das Reich der solaren Wesen #Strahl 7 und 1.
Was die Strahleneinflüsse zum Ausdruck bringen.
Im Mineralreich #Strahl 7 #Strahlung.
#Strahl 1 #Kraft.
Im Pflanzenreich #Strahl 2 #Magnetismus.
#Strahl 4 #Harmonie der Farben.
#Strahl 6 #Wachstum zum Licht hin.
Im Tierreich #Strahl 3 #Instinkt.
#Strahl 6 #Bereitschaft für häusliche Zähmung.
Im Reich der Menschen #Strahl 4 #Erfahrung.
#Strahl 5 #Intellekt.
Im Reich der Seelen [413]#Strahl 5 #Persönlichkeit.
#Strahl 2 #Intuition.
Im Reich der Planetenwesen #Strahl 6 #Den Plan.
#Strahl 3 #Schöpferisches Werk.
Im Reich der solaren Wesen #Strahl 1 #Den Willen der universellen Denkkraft.
#Strahl 7 #Das Ritual, das alle Energieschwingungen in sich vereint.
Sammlung gewisser Parallelen.
I.
Das Mineralreich #Zeugungsorgane #Das Zentrum am Kreuzbein. Das Zentrum am
Ende der Wirbelsäule.
Das Pflanzenreich #Herz #Das Herzzentrum.
#Lungen #Das Kehlzentrum.
Das Tierreich #Magen #Das Sonnengeflecht.
#Leber
Das Menschenreich #Gehirn #Die zwei Kopfzentren.
#Sprachorgane
II.
Mineralreich #Zentrum am Ende der Wirbelsäule #Nebennieren
Pflanzenreich #Herzzentrum #Thymusdrüse
Tierreich #Sonnengeflecht #Bauchspeicheldrüse
Reich der Menschen #Kreuzbeinzentrum #Geschlechtsdrüsen.
Reich der Seelen #Kehlzentrum #Schilddrüse.
Reich der Planetenwesen #Ajnazentrum #Hirnanhangsdrüse (Hypophyse).
Reich der solaren Wesen #Kopfzentrum #Zirbeldrüse (Epiphyse).
III.
Naturreich #Prozess #Geheimnis #Endziel
Mineral #Verdichtung #Umwandlung #Strahlung.
Pflanze #Formenbildung #Umformung #Magnetisierung.
Tier #Bildung einer soliden Form #Überleitung zu höherer Daseinsform #Basis für
Experimente.
Mensch #Anpassung #Vorrücken (Übergang) #Verklärung. Seelen #Projektion in die
Aussenwelt #Manifestierung #Verwirklichung.
Einige Bemerkungen über die vier Naturreiche.
1.
Das Mineralreich besteht aus drei Hauptgruppen:
a. Unedle Metalle.
b. Edelmetalle.
c. Kristalle und Edelsteine.
Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer, engl. S. 588.
2.
Das Pflanzenreich
a. ist der Übermittler des vitalen Pranafluidums;
b. dient als Brücke [414] zwischen dem sogenannten Bewussten und Unbewussten;
c. steht in einer esoterischen Beziehung zu dem Deva- oder Engelreich.
Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer, engl. S. 564.
3.
Die vier attributiven Strahlen beherrschen die vier Naturreiche: a. Der siebte Strahl lenkt
das Mineralreich.
b. Der sechste Strahl lenkt das Pflanzenreich.
c. Der fünfte Strahl lenkt das Tierreich.
d. Der vierte Strahl lenkt das Reich der Menschen.
Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer, engl. S. 588.
4.
Der vierte Strahl und das vierte Naturreich bilden einen harmonischen Ruhepunkt für die
drei unteren Reiche.
Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer, engl. S. 588.
5.
Der fünfte Strahl hat insofern eine eigenartige Beziehung zum Tierreich, als er der Strahl
ist, der den Übergang des Tierreiches ins Reich des Menschen lenkt.
Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer, engl. S. 590.
6.
Das Menschenreich trägt die Tendenz in sich, die Wunsch- oder Liebesnatur des
planetarischen Logos sichtbar zu machen. Die drei Naturreiche unterhalb des Menschen
suchen die Verstandesnatur des planetarischen Logos offenbar zu machen.
Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer, engl. S. 1043/44.
7.
Das Mineralreich reagiert auf den niedrigsten Energietypus, den untersten Feueraspekt.
Das Pflanzenreich spricht auf jenen Energietypus an, der das Phänomen des Wassers
erzeugt.
Das Tierreich ist für den Energietypus empfänglich, der eine Kombination der
erwähnten beiden Energiearten - Feuer und Wasser - ist.
Das Menschenreich reagiert auf jene Feuerenergie, welche in den drei Welten die höchste
Manifestation von Feuer darstellt.
Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer, engl. S. 1071/72.
8.
Die Strahlungsperiode ist am längsten im Mineralreich, und am kürzesten im
Menschenreich.
Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer, engl. S. 1075.
9.
Das Mineralreich steuert jenes unaufgeschlossene (negative), jedoch lebenswichtige
Etwas bei, das die Essenz des menschlichen Daueratoms ist.
Das Pflanzenreich liefert [415] die negative Energie für das astrale Daueratom des
Menschen.
Das Tierreich steuert jene negative Kraft bei, die, wenn sie mit positiver Energie
aufgefüllt und ergänzt wird, zur mentalen Einheit wird.
Sattva #Rhythmus #Mentaler Körper #Mentale Einheit #Tier.
Rajas #Aktivität #Astraler Körper #Astrales Daueratom. Pflanze.
Tamas #Inaktivität #Physischer Körper #Physisches Daueratom. Mineral.
Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer, engl. S. 1134.
10.
Jedes Naturreich ist gegenüber dem nächst unteren positiv.
Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer, engl. S. 1135.
Der zur Wirkung kommende siebte Strahl in Beziehung zum Tierreich.
1. Das Tierreich bedeutet für den menschlichen Körper das gleiche, was der dichte
physische Körper für die sieben Prinzipien ist.
2. Vor der Überschattung durch den Heiligen Geist ist das Tierreich der Mutteraspekt.
3. Das Tierreich ist die Wiege der Menschwerdung.
4. Seit den Tagen von Atlantis unterliegt das Tierreich dem Gesetz des Karma.
5. Die Haustiere sind das Herzzentrum jener Wesenheit, die das Tierreich beseelt.
6. Das Tierreich reagiert nicht sonderlich auf den siebten Strahl.
7. Der Mensch reagiert jedoch stark. Der siebte Strahl wird aber in beiden Naturreichen
und in deren gegenseitiger Beeinflussung dreierlei bewirken:
a. Er wird den Tierkörper verfeinern.
b. Er wird eine engere Beziehung zwischen Mensch und Tier herbeiführen.
c. Er wird eine grosse Veränderung der gegenwärtigen Tiergattungen verursachen.
Wie sich die Strahlen betätigen.
Es gibt einundzwanzig Betätigungen, die in ihrer Synthese die zweiundzwanzig
Methoden darstellen, und diese sind die Auswirkungen des grossen Gesetzes der
Anziehung.
I. Der Strahl des Willens oder der Kraft.
1. Zerstörung von Formen durch Ausspielen einer Form gegen eine andere. 1.
2. Belebung des Selbstes, des egoischen Prinzips. 2.
3. Spiritueller [416] Impuls oder geistige Energie. 3.
II. Der Strahl der Liebe-Weisheit.
1. Erschaffung von Formen durch Vereinigung von Gruppen. 4.
2. Belebung des Verlangens, des Prinzips der Liebe. 5.
3. Seelen-Impuls oder -Energie. 6.
III. Der Strahl der Aktivität oder Anpassungskraft.
1. Beleben von Formen durch Gruppenwerk. 7.
2. Das Anregen der Formen, des ätherischen oder pranischen Prinzips. 8.
3. Materieller Impuls oder Energie. 9.
IV. Der Strahl der Harmonie oder Vereinigung.
1. Vervollkommnung von Formen durch wechselseitige Beeinflussung. 10.
2. Aneiferung der solaren Engel oder des manasischen Prinzips. 11.
3. Intuitive oder buddhische Energie. 12.
V. Der Strahl des konkreten Wissens.
1. Anpassung der Formen an das Urbild, durch Gruppeneinfluss. 13.
2. Stimulierung des logoischen dichten physischen Körpers, der drei Welten. 14.
3. Mentale Energie oder Impuls, universelles Denkvermögen. 15.
VI. Der Strahl des abstrakten Idealismus oder der Hingabe.
1. Widerspiegelung der Wirklichkeit durch Gruppenwerk. 16.
2. Anspornen des Menschen durch Sehnen und Wünschen. 17.
3. Energie des Verlangens, des Instinktes oder der Aspiration. 18.
VII. Der Strahl der zeremoniellen Ordnung.
1. Vereinigung von Energie und Substanz durch Gruppentätigkeit. 19.
2. Stimulierung ätherischer Formen. 20.
3. Vitale Energie. 21.
Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer, engl. S. 1222
Die sieben Schlüssel zu den Methoden der sieben Strahlen.
Erster Strahl.
«Lass die Kraftströme zusammenfliessen. Lass sie aufsteigen zur hohen Stätte, und von
dieser erhabenen Höhe lass die Seele auf eine zerstörte Welt herabschauen. Dann lass das
Wort hinausgehen: "Ich will weiterbestehen."»
Zweiter Strahl.
«Lass alles Leben zum Zentrum [417] hinströmen und so ins Herz der Gottesliebe
eintreten. Dann möge die Seele, von diesem Platze empfindungsgeschwängerten Lebens
aus, das Bewusstsein Gottes erkennen. Lass das Wort hinaus gehen und durch die Stille
widerhallen: "Nichts existiert ausser MIR."»
Dritter Strahl.
«Lass die Armee des Ewigen, die auf das Wort hört, ihre Tätigkeit einstellen. Lass Wissen
in Weisheit enden. Lass den vibrierenden Punkt zum Ruhepunkt werden und alle Ströme
sich in dem Einen sammeln.
Lass die Seele den Einen in den Vielen erkennen, und lass das Wort hinausgehen in
vollkommenem Verstehen: "Ich bin der Wirkende und das Werk, der Eine der IST."»
Vierter Strahl.
«Lass den äusseren Glanz verschwinden, und die Schönheit des inneren Lichtes soll den
Einen offenbar machen. Lass Missklang den Harmonien weichen, und von dem Zentrum
des verborgenen Lichtes lass die Seele sprechen, lass das Wort ergehen: "Schönheit und
Glorie verhüllen Mich nicht mehr. Ich stehe enthüllt da. Ich bin."»
Fünfter Strahl.
«Lass die drei Arten elektrischer Energie zu dem Platz der Macht aufwärtsströmen. Lass
die Kräfte des Kopfes und Herzens und all der niederen Aspekte sich miteinander
vermischen. Dann lass die Seele auf die innere Welt göttlichen Lichtes Ausschau halten.
Lass das triumphierende Wort hinausgehen: "Ich meisterte Energie, da ich selbst Energie
bin. Der Meister und das Gemeisterte sind ja Eins."»
Sechster Strahl.
«Lass alle Wünsche dahinfahren. Lass Aspiration enden. Das Suchen ist vorüber. Lass
die Seele erkennen, dass sie das Ziel erreicht hat, und aus diesem Zugang zum ewigen
Leben und kosmischen Frieden lass das Wort ertönen: "Ich bin der Sucher und das
Gesuchte. Ich raste."»
Siebter Strahl.
«Lass die Bauleute ihr Werk einstellen. Der Tempel ist vollendet. Lass die Seele ihre
Erbschaft antreten und von dem heiligen Platz aus den Befehl erteilen, alles Werk zu
beenden. Dann in der Stille, die darauf folgt, lass ihn das Wort anstimmen: "Das
Schöpfungswerk ist getan. Ich, der Schöpfer Bin. Nichts anderes bleibt als ICH."»
Hinweise auf Stellen in der Geheimlehre.[418]
Strahl I #Wille oder Kraft.
Planet #Die Sonne als Stellvertreter des verborgenen Planeten Vulkan.
Tag #Sonntag.
Exoterische Farbe #orange. Geheimlehre III, S. 78 (engl.) Esoterische Farbe #rot.
Im Menschen wirkendes Prinzip Prana oder Lebensvitalität.
Göttliches Prinzip #Das eine Leben. Geist. Dies wird nur dann als ein Prinzip angesehen,
wenn unsere sieben Ebenen als die sieben Unterebenen der kosmischen physischen Ebene
aufgefasst werden.
Element #Die Akasha. «Es ist geschrieben».
Wahrnehmungsmedium #Das Kundalini Licht
Sitz im Körper #vitale ätherische Substanzen im Innern der Hirnschale.
Die Ebene des 1. Strahls ist beherrscht #von der logoischen Ebene. Gottes Absicht oder
Wille
Metall #Gold.
Sinn #Ein synthetischer Sinn, der alles in gleicher Weise umfasst.
Im esoterischen Sinn wird diese Kraft als das Lebensprinzip angesehen, das in dem
Herzen seinen Sitz hat.
Strahl II #Liebe Weisheit.
Planet #Jupiter.
Tag #Donnerstag.
Exoterische Farbe #Indigo mit einem Anflug von Purpur.
Esoterische Farbe #Helles Blau. G. L. III, engl. Ausgabe S. 461.
Prinzip im Menschen #Die aurische Hülle.
Göttliches Prinzip #Liebe.
Element #Äther. «Es ist gesagt.» Das Wort.
Organ der Wahrnehmung #Ohren. Sprache. Das Wort.
Sitz im Körper #Herz.
Ebene #Die monadische.
Sinn #Hören.
Im esoterischen Sinn ist diese Kraft das Prinzip des Bewusstseins oder das Seelenprinzip,
das seinen Sitz im Kopf hat.
Strahl III #Aktive Intelligenz oder Anpassungskraft.
Planet #Saturn.[419]
Tag #Samstag.
Exoterische Farbe #schwarz.
Esoterische Farbe #grün.
Prinzip im Menschen #Verstand.
Göttliches Prinzip #Universale Denkkraft.
Element #Feuer. «Feuer durch Reibung.»
Instrument der Wahrnehmung #Nervensystem «Es ist zu Bewusstsein gekommen.»
Sitz im Körper #Zentren aufwärts der Wirbelsäule.
Ebene #Die atmische oder die Ebene des spirituellen Willens.
Sinn #Tastgefühl.
Im esoterischen Sinn ist dieses Prinzip das des schöpferischen Denkvermögens, mit dem
Sitz in der Kehle.
Strahl IV #Intuition, Harmonie, Schönheit, Kunst.
Planet #Merkur.
Tag #Mittwoch.
Exoterische Farbe #cremefarbig.
Esoterische Farbe #gelb.
Prinzip im Menschen #Verstehen. Vision. Spirituelles Erfassen.
Göttliches Prinzip #Buddhi. Intuition. Reine Vernunft.
Element #Luft. «So wird Einheit geschaffen.»
Organ der Wahrnehmung #Augen. Besonders das rechte Auge.
Ebene #Die Buddhische oder Ebene der Intuition.
Sinn #Gesicht.
Im esoterischen Sinne ist dies die reine Vernunft, mit dem Sitz im Ajnazentrum zwischen
den Augen. Sie tritt in Funktion, wenn die Persönlichkeit eine hohe Stufe harmonischer
Angleichung erreicht hat.
Strahl V #konkretes Wissen oder Wissenschaft.
Planet #Venus. Die Herren der Gedankenwelt kamen von der Venus.
Tag #Freitag.
Exoterische Farbe #gelb.
Esoterische Farbe #indigo.
Prinzip im Menschen #Vernunft.
Göttliches Prinzip #Höheres Wissen «Gott sah, dass es gut war.»
Element #Flamme.[420]
Organ der Wahrnehmung #Astraler Körper.
Ebene #Untere Mentalebene.
Sinn #Bewusstsein als Folge von Wissen.
Sitz im Körper #Gehirn.
Im esoterischen Sinn ist dieses Prinzip des Empfindungsvermögens im Sonnengeflecht
lokalisiert.
Strahl VI #Abstrakter Idealismus, Hingabe.
Planet #Mars.
Tag #Dienstag.
Exoterische Farbe #Rot.
Esoterische Farbe #rosafarbig mit Silberton.
Prinzip im Menschen #Kama-Manas. Verlangen.
Göttliches Prinzip #Verlangen nach Formbildung.
Element #Wasser. «Ich sehne mich nach einem Heim.» Organ der Wahrnehmung
#Zunge, Sprachorgane.
Ebene #Astrale oder Gefühlsebene. Wunschebene.
Sinn #Geschmack.
Im esoterischen Sinne ist dieses Prinzip des Verlangens im Sakralzentrum lokalisiert mit
einer Ausstrahlung nach oben in die Kehle.
Strahl VII #Zeremonielle Ordnung oder Magie.
Planet #Der Mond. Ist die Mutter der Form.
Tag #Montag.
Exoterische Farbe #weiss.
Esoterische Farbe #violett.
Prinzip im Menschen #Ätherische Kraft oder Prana.
Göttliches Prinzip #Energie.
Element #Erde. «Ich manifestiere.
Organ der Wahrnehmung #Nase.
Ebene #Physische Ebene, Äther-Niveau.
Sinn #Geruch.
Im esoterischen Sinne ist dieses Prinzip der vitalen oder pranischen Energie im Zentrum
am Ende der Wirbelsäule lokalisiert.
Bemerkung: Esoterisch gesprochen sind die Planeten, die Ausdrucksformen der drei
Hauptstrahlen sind, die folgenden:
Strahl I Uranus.
Strahl II Neptun.[421]
Strahl III Saturn.
Ein Blick hierauf macht klar, warum Saturn immer derjenige ist, der das Gleichgewicht
herbeiführt. In diesem gegenwärtigen Zyklus senden die zwei Strahlen der Kraft und
Liebe ihre Energien zu Vulkan und Jupiter, während Saturn seine Aufmerksamkeit
unserem Planeten, der Erde zuwendet.
Auf diese Weise ergeben sich die zehn Strahlen der Vollendung, die
Manifestationsinstrumente der «unvollkommenen Götter», wie H.P.B. die Logoi der
Planeten nennt. Weitere Aufschlüsse in «Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer». Man
benütze das Inhaltsverzeichnis.
Die Strahlen in Beziehungen zu den Ebenen.
Erster Strahl #Wille, als Kraftstrom betätigt, tritt als Macht in Erscheinung.
Zweiter Strahl #Liebe, bringt in ihrer magnetischen Natur Weisheit hervor.
Dritter Strahl #Intelligenz, gebunden und schlummernd in Substanz, hat Tätigkeit zur
Folge.
Die Strahlen und die Sinne.
1. Gehör #7. Strahl #Magie #das Schöpfungswort (das Machtwort).
2. Gefühl #1. Strahl #Zerstörer #der Finger Gottes.
3. Gesicht #3. Strahl #Vision #das Auge Gottes.
4. Geschrnack #6. Strahl #Idealismus #das Verlangen der Nationen.
5. Geruch #4. Strahl #Kunst #die Schönheit der Offenbarung.
6. Verstand #5. Strahl #Denkvermögen #Gottes Wissen.
7. Intuition #2. Strahl #Liebe-Weisheit #Gotteserkenntnis.
Die Strahlen der Aspekte und Attribute.
Die vier Strahlen der Attribute, die im dritten Strahl der Aspekte zusammengefasst sind,
bringen die verschiedenen Einzelqualitäten in grösseren Details hervor als die drei
Aspektstrahlen. Zur Klärung unseres Problems könnte man allgemein sagen, dass die
drei Aspektstrahlen - in Beziehung zur Menschheit - sich in der Hauptsache durch die
drei periodischen Vehikel (Bewusstseinsträger) manifestieren:
Strahl I #Kraft #Leben #Ideen #die Monade,
Strahl II #Liebe-Weisheit #Bewusstsein #Ideale #die Seele.
Strahl III #aktive Intelligenz #Erscheinung #Idole#Persönlichkeit.
In zweiter Linie kommen [422] sie in den drei Körpern zum Ausdruck, die des Menschen
Persönlichkeit bilden:
Strahl I #Kraft #Ideen#mentaler Körper #Zweck #Leben.
Strahl II #Liebe #Ideale #astraler Körper #Qualität.
Strahl III #Intelligenz #Idole #Physischer Körper #Form.
Die Strahlen der Attribute manifestieren sich - obwohl sie sich auf allen Ebenen betätigen
und sich auch durch die drei periodischen Träger und die drei Persönlichkeitsaspekte
auswirken - hauptsächlich in den vier Naturreichen:
Strahl IV #Harmonie, Konflikt #4. Naturreich #das des Menschen. Ausgeglichenheit
Strahl V #Konkretes Wissen #3. Naturreich #das der Tiere.
Strahl VI #Devotion (Hingabe) #2. Naturreich #das der Pflanzen.
Strahl VII #zeremonielle Riten #1. Naturreich #das der Minerale.
Das sind ihre Haupteinflussbereiche in den drei Welten, und darüber werden wir später
mehr sagen.
Die vier Attribut-Strahlen haben in Beziehung zum Menschen ein weites Betätigungsfeld,
und zwar im Zusammenhang mit seinen vier Persönlichkeitsaspekten, - auch
Vierergruppe genannt. Diese Beziehung ist folgende:
Strahl IV #Harmonie durch Konflikt #der physische Körper
Strahl V #Konkretes Wissen #der ätherische Körper
Strahl VI #Devotion #der astrale Körper
Strahl VII #Organisation #der mentale Körper.
Ich möchte nochmals betonen, dass die wechselseitige Beziehung und Beeinflussung in
harmonischer Einheit auf allen Ebenen besteht, sowohl in der formlosen Welt als auch in
den Naturreichen, und das gleiche gilt für alle Bewusstseinsgrade im gesamten
Universum.
Die Naturreiche.
Nr. Naturreich #Strahl #Ausdruck
1. Mineralreich #VII #zeremonielle Organisation #Radioaktivität
#I Wille oder Kraft #Das Urreservoir der Kraft.
2. Pflanzenreich #II Liebe-Weisheit #Magnetismus#IV Schönheit oder Harmonie
#einheitliche Farbe #VI Idealistische Hingabe #Tendenz zur Höherentwicklung.
3. Tierreich #III Anpassungsfähigkeit #Instinkt #VI #Devotion#Zähmung als Haustier.
4. Menschenreich #IV Harmonie durch Konflikt #Sammlung von Erfahrung. Inneres
Wachsen #V Konkretes Wissen #Intellekt.
5. Das Reich der Egos oder Seelen #V Konkretes Wissen #Persönlichkeit #II Liebe-
Weisheit #Intuition.
6. Planetenwesen #VI Hingabe an Ideen #Der Plan #III Aktive Intelligenz
#Schöpferisches Werk.
7. Solare Wesen [423]#I Wille oder Kraft #Universales Denkprinzip #VII Zeremonielle
Magie #Ritual, das alles zur Einheit zusammenfasst.
Das Mineralreich.
Einfluss #Der siebte Strahl der Organisation und der erste Strahl der Macht sind hier die
massgeblichen Faktoren.
Resultate #Die Endergebnisse des evolutionären Geschehens sind Strahlung und
Kraftansammlung, letztere von ruhender Art, die allen Gebilden zu Grunde liegt.
Vorgang #Verdichtung.
Geheimnis #Umwandlung. In der Abhandlung über «Kosmisches Feuer» steht die
Definition: «Umwandlung ist der Übergang von einem Seinszustand in einen anderen,
bewirkt durch die Kraft des Feuers.»
Zweck #Die Radioaktivität des Lebens zu bekunden.
Abteilungen #Leicht- und Schwermetalle, Edelmetalle und Edelsteine.
Wirkungsmedium #Feuer. Es ist der Faktor, der für dieses Naturreich den Anstoss zu
einer neuen Stufe gibt.
Innere Wirkkraft #Ton (Schall).
Eigenschaft #Dichtigkeit äussersten Grades, Untätigkeit. Prächtiger Glanz.
Das Pflanzenreich.
Einfluss #Der zweite Strahl der Liebe-Weisheit entwickelt hier eine ausserordentlich
starke Sensibilität. Der vierte Strahl der Harmonie und Schönheit bringt die Harmonie
zuwege, die in diesem Naturreich, auf dem ganzen Planeten zu finden ist. Der sechste
Strahl der Devotion (wie er symbolisch in der «Zeitlosen Weisheit» genannt wird): der
«Drang, das Leben der Sonne, dem Lebensspender, zu weihen oder auch: der «Drang,
das Auge des Herzens zum Herzen der Sonne hinzuwenden.»
Resultate #Diese [424] dokumentieren sich in dem zweiten Naturreich als magnetische
Anziehungskraft, Wohlgeruch, Farbe und Wachsen zum Licht hin. Diese Stichworte
werden einem ernsten Studium anempfohlen, denn in diesem Naturreich erkennt man
zum ersten Mal deutlich die Grösse, welche die Menschheit zu erwarten hat:
a. magnetische Ausstrahlung. Die Ziele des Mineral- und Pflanzenreiches vereinen sich.
b. Der Duft der Vollendung.
c. Die Pracht der menschlichen Aura. Der strahlende Kausalkörper.
d. Das geistige Streben nach Vervollkommnung, das am Ende zur Inspiration führt.
Vorgang #Genaue Anpassung oder die Fähigkeit, sich nach dem Modell zu «richten», das
in den Äthersphären festgelegt ist und so «unten» das zu produzieren, was «oben»
vorgefunden wird. Das geschieht in diesem Naturreich mit grösserer
Anpassungsfähigkeit als im Mineralreich, wo der Prozess der Verdichtung sich mehr
blindlings vollzieht.
Geheimnis #Umformung. Jene verborgenen alchimistischen Prozesse, welche die Flora
dieses Reiches instandsetzen, ihren Lebensunterhalt der Sonne und dem Erdboden zu
entnehmen und diese Nahrung in Formen und Farben zu «transformieren».
Zweck #Magnetische Anziehung. Jene innere Schönheitsquelle Lieblichkeit und
Anziehungskraft, die höhere Lebensformen anlockt und die Tiere dazu bringt, Pflanzen
als Nahrung zu wählen, und die dem Menschen Inspiration, Freude und seelische
Befriedigung geben.
Abteilungen #Bäume und Sträucher. Blühende Pflanzen. Gräser und kleinere grüne
Pflanzen, die nicht unter die beiden obigen Kategorien fallen. Eine Gruppe für sich sind
die Wasserpflanzen.
Äusseres Medium #Wasser.
Inneres Medium #Kontakt.
Qualität #Rajas und Aktivität.
Meditation über die Naturreiche.
«Konzentrierte Meditation über die fünf Formen, die jedes Element annimmt, bringt
Meisterschaft über jedes Element. Diese fünf Aspekte sind die grobe Natur, die
elementare Form, die Qualität, die Durchdringungskraft und der fundamentale Zweck.
Hier finden wir demnach eine Analogie, die der Beachtung wert ist:
1. Die grobe Natur #das Mineralreich.
2. Die elementare Natur #das Pflanzenreich.
3. Die Qualität #das Tierreich.
4. Die Durchdringungskraft #das Menschenreich.
5. Der fundamentale Zweck #das Reich der Seelen.
Weitere Beziehungen.
1. Der Körper #Mineralreich #das dichte Gefängnis für das innere Leben.
2. Die Akasha #Pflanzenreich #Lebensbewusstsein im Pranafluidum.
3. Das Emporsteigen aus der Materie #Tierreich #das evolutionäre Ziel der Beziehung
zwischen Körper und Akasha.
4. Das Vermögen, im Raume zu wandeln #Menschenreich #Das Ziel menschlichen
Bewusstseins durch Erkennen der drei obigen Bewusstseinsarten.
Das Tierreich.
Einflüsse #Der dritte Strahl der aktiven Intelligenz oder Anpassungsfähigkeit wirkt in
diesem Naturreich sehr stark und wird sich mit der Zeit immer deutlicher bemerkbar
machen, bis er in der Tierwelt jene Reaktion auf das Leben und die Umgebung
hervorgebracht hat, die man am besten als «Zielrichtung der Tierwelt» bezeichnen kann.
Wenn dieser Punkt erreicht ist, kann sich der sechste Strahl der Devotion oder des
Idealismus in seinem zyklischen Erscheinen fühlbar machen, und zwar als Drang nach
einem Ziel. So kommt [426] eine Beziehung zum Menschen zustande, wobei letzterer das
Werkzeug ist, um das erwünschte Ziel zu erreichen. Dieses Ziel besteht im Zähmen,
Ausbilden und Halten von Haustieren.
Resultate #Der dritte Strahl ruft die Entwicklung des Instinkts hervor. Dieser wiederum
erschafft und benützt jenen wunderbaren Reaktionsapparat, den wir Nervensystem,
Gehirn und die fünf Sinne nennen, welch letztere einen Teil dieses Apparates ausmachen
und diesen bilden halfen. So gross wir auch den Unterschied zwischen Mensch und Tier
ansehen mögen, so muss doch gesagt werden, dass zwischen diesen beiden eine viel
engere Beziehung besteht, als zwischen Tier und Pflanze. Was den sechsten Strahl
anbelangt, so tritt hier jener mächtige Faktor in Erscheinung, der ein Trainieren und
Heimischmachen der Tiere möglich macht. Dieser Faktor ist im Grunde genommen die
Fähigkeit, anhänglich zu sein, willige Dienste zu tun und von einem Herdentier in eine
Gruppenstellung hineinzuwachsen. Man denke über den Sinn dieser letzten Feststellung
nach, so paradox sie auch klingen mag.
Vorgang #Der Prozess wird Bildung einer soliden Form genannt. Dieses Reich besitzt als
erstes eine planvolle Ausgestaltung des ätherischen Körpers zu dem, was von den
Esoterikern «die wirklichen Nerven und sensorischen Zentren» genannt wird. Auch
Pflanzen haben Nerven, doch haben sie nicht solch komplizierte Bahnen und Geflechte,
wie sie der Mensch und das Tier besitzen.
Diese beiden Reiche haben im allgemeinen dieselbe Anordnung von Nerven, Kraftzentren
und Kanälen, mit einer Wirbelsäule und einem Gehirn. Diese Organe eines sensitiven
Reaktionsapparates sind eigentlich das Resultat der Verdichtung des subtilen
Ätherkörpers.
Geheimnis #Dieses wird Transfusion - Überleitung - genannt, ein sehr unzulängliches
Wort, um das Anfangsstadium zu kennzeichnen, bei dem sich im Tier solche
psychologische Faktoren vereinigen, die zum Prozess der Menschwerdung führen. Es
handelt sich um einen Prozess, der neues Leben mobilisiert sowie intelligente
Eingliederung und psychologische Entfaltung bewirkt, um eine Krise zu beheben
Zweck #Dieser Zweck besteht im Experimentieren. Wir berühren damit ein grosses
Geheimnis, das eine Besonderheit für unseren Planeten ist. In vielen esoterischen
Büchern wurde behauptet und angedeutet, dass dem Logos unseres Planeten ein Fehler,
ein schwerwiegende Irrtum unterlaufen sei, der unseren ganzen Planeten mit all seinen
Geschöpfen betrifft und Ursache unseres Elendes, Chaos und Leidens sei. Soll ich sagen,
dass es sich um kein Versehen, sondern einfach um ein grosses Experiment gehandelt hat,
dessen erfolgreicher oder erfolgloser Ausgang noch nicht abgeschätzt werden kann? Was
das Experiment bezwecken soll, kann man vielleicht so erklären: der Logos unseres
Planeten beabsichtigt, einen psychologischen Zustand herbeizuführen, den man am
besten als «Göttliche Klarheit» bezeichnen kann. Die Tätigkeit der Psyche und das Ziel
der wahren Psychologie besteht darin, das klar zu erkennen, so, wie es ist und mit allem,
was damit verbunden ist. Damit ist nicht ein Zustand oder ein äusseres Lebensmilieu
gemeint, sondern das Leben als Urkraft. Dieser Prozess begann im Tierreich und wird im
Menschenreich seine Vollendung finden. Diese beiden Reiche werden in dem alten
Kommentar beschrieben als «die zwei Augen der Gottheit, die im Anfang beide blind
sind, dann aber sehend werden, wobei das rechte Auge klarer sieht, als das linke». Das
erste schwache Anzeichen dieser Tendenz nach Klarheit (Helligkeit) sieht man in der
Fähigkeit der Pflanzen, sich der Sonne zuzuwenden. Eine solche existiert praktisch im
Mineralreich nicht.
Abteilungen #Erste Klasse: die höheren Tiere und Haustiere, wie der Hund, das Pferd
und der Elefant.
Zweite Klasse: die sogenannten wilden Tiere, wie der Löwe, der Tiger und die anderen
fleischfressenden [428] und gefährlichen wilden Tiere.
Dritte Klasse: die Unsummen von unbedeutenden Tieren, die keinem besonderen Zweck
oder Nutzen zu dienen scheinen, wie die vielen harmlosen Kreaturen in unseren Wäldern,
Dschungeln und Weiden. Beispiele hierfür sind im Westen die Kaninchen und andere
Nagetiere. Diese Gruppierung ist nur ganz allgemein gehalten und hat keine
wissenschaftliche Bedeutung; aber sie entspricht der karmischen Dreiteilung und dem
allgemeinen Schema, das für die Lebewesen dieses Reiches gültig ist.
Äussere antreibende Kräfte #Feuer und Wasser, - wildes Verlangen und beginnendes
Denkvermögen. Diese Kräfte sind symbolisch für das Ess- und Trinkvermögen der Tiere.
Innere Kräfte #Geruch oder Aufspüren der Fährte, - die instinktive Auffindung dessen,
was ihnen not tut, angefangen von der Suche nach Nahrung und der Fähigkeit, diese
Nahrung zu wittern, bis zur Identifizierung des Geruches des geliebten Herrn oder
Freundes.
Eigenschaft #Tamas - oder Inaktivität; in diesem Falle handelt es sich aber nicht um die
tamasische Beschaffenheit der Materie, wie sie gewöhnlich verstanden wird, sondern um
die Trägheit des Denkvermögens. Auch die Chitta oder der Gedankenstoff kann sich in
tamasischem Ruhezustand befinden.
Die Beziehungen der Strahlen zu den Zentren.
1. Kopfzentrum #Strahl des Willens oder der Macht #Erster Strahl.
2. Ajnazentrum #Strahl des konkreten Wissens #Fünfter Strahl.
3. Kehlzentrum #Strahl der aktiven Intelligenz #Dritter Strahl.
4. Herzzentrum #Strahl der Liebe-Weisheit #Zweiter Strahl.
5. Sonnengeflecht #Strahl der Devotion #Sechster Strahl.
6. Sakrales Zentrum #Strahl der zeremoniellen Magie #Siebter Strahl.
7. Zentrum am Ende der Wirbelsäule #Strahl der Harmonie #Vierter Strahl.
Die Beziehungen der [429] Strahlen zu den Rassen.
Strahl #volle Auswirkung #Haupteinfluss
Strahl I. Wille. #In der 7. Wurzelrasse. #1. u. 7. Unterrasse.
Seelen des 1. Strahls #Vollendung des Evolutionsplans.
Strahl II. Liebe-Weisheit.#In der 6. Wurzelrasse. #2. u. 6. Unterrasse.
Seelen des 2. Strahls #Vollkommene Intuition.
Strahl III. Intelligenz. #In der 5. Wurzelrasse. 3. u. 5. Unterrasse.
Seelen des 3. Strahls #Arische Rasse. Vollkommen ausgebildeter Intellekt.
Strahl IV. Harmonie. #In der 4. Wurzelrasse. #4. u. 6. Unterrasse.
Seelen des 4. Strahls #Atlantische Rasse. Vollkommen ausgebildeter Astralkörper.
Vollkommen ausgebildetes Gefühlsleben.
Strahl V. Wissen. #In der 3. Wurzelrasse. #5. u. 3. Unterrasse.
Seelen des 5. Strahls #Lemurische Rasse. Vollkommen ausgebildeter physischer Körper.
Strahl VI. Hingabe. #In der 2. Wurzelrasse. #6. u. 2. Unterrasse.
Seelen des 6. Strahls.
Strahl VII. Zeremonielle Magie #In der 1. Wurzelrasse. #7. u. 1. Unterrasse.
Seelen des 7. Strahls.
Die Strahlen, die eine Beziehung zur Menschheit haben.
1. Der Strahl unseres Sonnensystems.
2. Der Strahl des planetarischen Logos unseres Planeten.
3. Des Menschenreiches eigener Strahl.
4. Der besondere Rassenstrahl, der die arische Rasse massgeblich beeinflusst.
5. Die Strahlen, die für jeden einzelnen Zyklus massgebend sind.
6. Der nationale Strahl, der auf eine einzelne Nation in besonderer Weise einwirkt.
7. Der Strahl der Seele oder des Egos.
8. Der Strahl der Persönlichkeit.
9. Die Strahlen, die
a. den mentalen,
b. den emotionalen oder astralen und
c. den physischen Körper beherrschen.
Die Strahlen und die Planeten.
Jeder der [430] sieben heiligen Planeten (zu denen unsere Erde nicht zählt) ist ein
Ausdruck einer der sieben Strahleneinflüsse. Der Studierende muss sich jedoch drei Dinge
vor Augen halten:
1. Dass jeder Planet die Inkarnation eines grossen Lebewesens, einer grossen Wesenheit
oder Existenz ist.
2. Dass jeder Planet, genau wie der Mensch, Ausdruck zweier Strahlkräfte ist, jener der
Persönlichkeit und des Egos.
3. Dass demnach in jedem Planeten zwei Strahlen in einem esoterischen Widerstreit
stehen.
Die Strahlen und die Nationen.
Nation #Persönlichkeitsstrahl #Egoischer Strahl #Motto
Indien #4. Strahl der Kunst #1. Strahl der Regierung #»Ich verberge das Licht.»
China #3. Strahl des Intellekts #1. Strahl der Regierung #»Ich zeige den Weg an.»
Deutschland #1. Strahl der Macht #4. Strahl der Kunst #»Ich bewahre.»
Frankreich #3. Strahl des Intellekts #5. Strahl des Wissens#»Ich setze das Licht frei.»
Grossbritannien #1. Strahl der Macht oder Regierung #2. Strahl der Liebe#»Ich diene.»
Italien #4. Strahl der Kunst #6. Strahl des Idealismus #»Ich bahne die Pfade.»
U S A #6. Strahl des Idealismus #2. Strahl der Liebe #»Ich erhelle den Weg.»
Russland #6. Strahl des Idealismus #7. Strahl der Magie und Ordnung #»Ich verbinde
zwei Wege.»
Österreich #5. Strahl des Wissens #4. Strahl der Kunst #»Ich diene dem erhellten Pfad.»
Spanien #7. Strahl der Ordnung #6. Strahl des Idealismus #»Ich zerstreue die Wolken.»
Brasilien #2. Strahl der Liebe #4. Strahl der Kunst #»Ich verberge den Samen.»

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