Konzentrative
Bewegungstherapie
(K B T)
Wien
22.3.2007
V 76
Einige Arbeitskonzepte:
Therapeutische Wirkweisen
Die durch den therapeutischen Prozess differenzierte Selbst- und Fremdwahrnehmung
ermöglicht ein Vergleichen eigener Einstellungen und eigenen Verhaltens zu verschiedenen
Zeiten, in verschiedenen Situationen, im Umgang mit verschiedenen Bezugsgruppen. Durch
vielschichtiges Erfahren, konkretes Handeln als Mittel schöpferischer Gestaltungsprozesse
und wiederholtes Erinnern (Körpergedächtnis, szenische Erinnerung) kommt es zu einer
Erweiterung, Differenzierung und damit Veränderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung,
des Erlebens und zur Aktivierung von Ressourcen.
Fixierungen im Körperlichen, Emotionalen und Kognitiven werden erfahrbar und damit
bearbeitbar. Dies geschieht durch Auseinandersetzung mit der Körpererfahrung im Hier und
Jetzt und durch verbale Interpretation der aus bewusster und unbewusster Lebensgeschichte
aufgetauchten Inhalte. Sowohl vom Körpererleben, als auch von der verbalen Bearbeitung
ausgehend, wird Behandlung im Sinne einer Änderung von gestörten Verhaltensweisen und
Einstellungen möglich. Die möglich gewordene Neuorganisation von Selbst- und
Fremderleben und deren praktische Erprobung erschließt erweiterte Entscheidungsfähigkeiten
und schafft zusätzliche Handlungskompetenz.
Arbeitsmodell „Gestaltkreis“
Das Modell des Gestaltkreises (V. v. Weizsäcker) sieht hier in der therapeutischen
Beziehung den Patienten im Kontakt mit dem Therapeuten über zwei parallele Subkreisläufe:
Der Therapeut kann durch Prozesse von Wahrnehmen und Bewegungen („sensomotorischer
Kreislauf“) auch im direkten Körperdialog Differenzierungs- und Nachreifungsschritte
anregen. Ebenso wird im verbalen Dialog („kognitiver Kreislauf“: Denken und Sprechen)
spiegelnd, klärend, stützend oder konfrontierend im Sinne einer korrigierenden
Beziehungserfahrung interveniert. Dadurch wird unter Beachtung der Abstinenz, Übertragung
und Gegenübertragung eine verbesserte Interaktion der sinnlich-emotionalen und der
sprachlich-kognitiven Ebene, verbessertes Verstehen von Erleben und Verhalten und
Korrekturen pathologischer Objektbeziehungen möglich.
Um dies zu erzielen, beachtet die Methode auf der Basis ihres theoretischen Hintergrundes die
Zusammenhänge von Biographie (Entwicklung) und Symptom und die Notwendigkeit einer
Durcharbeitung des psychophysischen Materials.
Wirkprinzipien sind insbesondere: Nachreifen der Persönlichkeit im Kognitions-
Symbolisierungs-, Abstrahierungs- und damit Trennungs- und Individuationsprozess.
Korrigierende Erfahrungen im Bereich von Basisdefiziten, Ich-Stärkung aufgrund vertiefter
Wahrnehmung (Selbst- und Fremdwahrnehmung), Aktivierung zur Problembewältigung.
Konzentrative Bewegungstherapie fördert Reifung und Entwicklung durch die unter Punkt
a) - c) genannten Wirkfaktoren. Durch vielschichtiges Erfahren, konkretes Handeln und
wiederholendes Erinnern kommt es zu einer Differenzierung und Erweiterung der Selbst- und
Fremdwahrnehmung sowie des Erlebens und zu einer Aktivierung der Ressourcen.
Dies fördert Gesundheit im Sinne größerer Belastbarkeit und im Sinne tieferer Einsicht in die
individuellen Lebensbezüge und ihrer Veränderbarkeit.
4. Wo sich im mehr verbalen Bereich die Abwehr und der Triebwunsch mehr ich- synton
zeigen, kommt es im mehr nonverbalen oft erstmals zum ich- dystonen Erleben. Dabei
stellt sich im Nonverbalen oft die Trieb- und Affektseite erstmals dar, wo sich im
Verbalen noch die Abwehrseite darstellt.
5. Der nonverbale und insbesondere präverbale Bereich scheint mehr affektiv besetzt,
dem Unbewussten primärprozesshaft näher, unterliegt weniger der Zensur.
Zusammenfassung
„Die Konzentrative Bewegungstherapie ist eine psychotherapeutische Methode für
Einzeltherapie und Gruppentherapie auf der Basis entwicklungspsychologischer Denkmodelle
und tiefenpsychologischer Theorien. Ausgehend von der Theorie, dass sich Wahrnehmung
zusammensetzt aus Sinnesempfindung und Erfahrung, geht die Konzentrative
Bewegungstherapie den Weg der bewussten Körperwahrnehmung im „Hier und Jetzt“ – auf
dem Hintergrund der individuellen Lebens- und Lerngeschichte. Gesunde Anteile und
Störungen werden erlebbar, in ihrer Bedeutung verstehbar und damit der
psychotherapeutischen Bearbeitung zugänglich.
Die therapeutische Arbeit entsteht im Zusammenwirken von Handeln zur körperlichen
Wahrnehmung, Interaktion und Gespräch, in dem das Erlebte ausgesprochen, seine
Bedeutung reflektiert und durch Assoziationen vertieft wird. Durch den konzentrativen
Umgang mit frühen Erfahrungsebenen (einfühlend und handelnd) werden Erinnerungen
belebt, die im körperlichen Ausdruck als Haltung, Bewegung und Verhalten erscheinen, und
die bis in die präverbale Zeit zurückreichen können. Im Umgang mit Objekten (Materialen
und Personen) wird, neben den realen Erfahrungen, ein symbolisierter Bedeutungsgehalt
Literaturauswahl
Einführende Literatur:
Gräff Ch. (2000) Konzentrative Bewegungstherapie in der Praxis (3. Aufl.) Stuttgart.
Hyppokrates
Pokorny V. Hochgerner M. (2001) Konzentrative Bewegungstherapie (2. Aufl.) Wien.
Facultas
Lehrbücher:
Weitere Literatur:
Ludwig S. (2002) Elsa Gindler – von ihrem Leben und Wirken. Hamburg. Christians
Weizsäcker V. v. (1986) Der Gestaltkreis (5. Aufl.) Stuttgart. Thieme
Zeitschrift:
Zum Referenten: