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In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts entstand im damaligen Ostpreußen die Apostolisch-
christliche Gemeinde. Sie geht auf den populären Baptistenprediger Rudolf Stangnowski (1824-1892?)
zurück. Er verstand es offenbar gut, Menschen anzusprechen und zu Bekehrungserfahrungen zu führen. Im
März 1862 berichtete er: "Die Predigt in deutscher Sprache krönte der Herr mit außergewöhnlichen
Erfolgen, besonders in den Kreisen Strasburg und Graudenz, wo es ganz gewöhnlich ist, daß die Leute
während des Predigens weinend, schluchzend und um Gnade schreiend zur Erde fallen und aus den
Versammlungen entfernt werden müssen. Im ganzen durften wir während des Jahres 1861 durch die vom
Herrn Jesu verordnete Taufe 149 begnadigte Sünder aufnehmen. Das ist gewiß vom Herrn geschehen und
ein Wunder vor unsern Augen“ (Lehmann, Geschichte der deutschen Baptisten, Hamburg 1896, S. 272,
zitiert bei: https://www.apostolische-geschichte.de/wiki/index.php?title=Apostolisch-
christliche_Gemeinde).
Johannes Hartlapp schreibt: „Besondere Kennzeichen dieser separaten Gemeinschaft bildeten u.a.
die Heiligung des Sabbats und die Erwartung der Wiederkunft im Jahr 1896, die als ‚Hinwegführung zu dem
Nordpol-Paradiese‘ erwartet wurde.“ (Siebenten-Tags-Adventisten im Nationalsozialismus, S. 44)
Stangnowski – der sich selbst als „Gottes vollkommenstweisen Geist, mächtig ausgerüsteten, alle Irrtümer
mächtig niederschlagenden Mann“ gesehen hatte – starb aber einige Jahre bevor die angekündigte Wende
eingetreten war – irgendwann zwischen 1891 und 1893.
Wir verdanken das Wissen um eine sabbathaltende Gruppe ab der 1840er Jahre im Ort „Auf der
Tesche“ nahe Vohwinkel (heute Wuppertal) dem adventistischen Gemeindeleiter Paul Weinand. In dieser
Gruppe gab es auch eine intensive Naherwartung der Wiederkunft Jesu (Heinz, Johann Heinrich
Lindermann und die pietistisch-freikirchlichen Wurzeln der deutschen Adventisten, Adventecho-Extra, April
2000). In den Einflussbereich dieser Gruppe geriet wahrscheinlich Johann Heinrich Lindermann.
Er war am 20. Februar 1802 im damals von den Franzosen okkupierten Neuss geboren worden.
Seine Familie lebte vom Bandweben, einem Handwerk, bei dem Bänder und Gurte hergestellt wurden.
Schon mehrere Generationen lang hatte die Familie zur Anhängerschaft des Heilers und Mystikers Gerhard
Tersteegen (1697-1769) gehört (Drei Liedtexte von ihm finden sich in unserem neusten adventistischen
Gesangbuch „glauben – hoffen – singen, darunter das legendäre „Ich bete an die Macht der Liebe“.)
Johann ergriff zuerst das Bandweberhandwerk seiner Eltern. Er arbeitete dann als Steindreher, Sandformer
und Schiffer (https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Lindermann). Offenbar hatte er eine gute
Auffassungsgabe und konnte sich schnell in unterschiedlichen Arbeitsfeldern zurechtfinden. In der Zeit von
1843 bis 1846 kam es zu einer Erweckung unter den Ruhrschiffern. Auch Johann wurde davon erfasst. Als
etwa Vierzigjähriger betrat er Neuland. Er ließ sich von der Bergischen Bibelgesellschaft als Kolporteur
anstellen. Anfänglich verkaufte er Bibeln auf Rheindampfschiffen, die Auswanderer nach Nordamerika zu
den niederländischen Hafenstädten brachten. Danach war er für eine kurze Zeit für die Evangelische
Gesellschaft tätig, einen Zweig der Gemeinschaftsbewegung.
Er brauchte nicht erst „dem Volk aufs Maul schauen“ – wie Luther es gesagt hatte – weil er ein
Mann aus dem einfachen Volk war. Durch seinen Mühlheimer Dialekt und sein selbstbewusstes Auftreten
fand er leicht Zugang zu den Menschen im Rheinland. Kein Wunder, dass der Kaufmann Hermann Heinrich
Grafe, der spätere Begründer der Freien evangelischen Gemeinde, auf ihn aufmerksam wurde (Heinz). „Ab
1850 wurde er – eine Singularität in der Geschichte der freikirchlichen Bewegung der Zeit – … als
‚Privatevangelist‘ angestellt…“ (Wiki, Johann Heinrich Lindermann,
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Lindermann). Er war offenbar eine Ausnahmeerscheinung
und bekam deshalb „den roten Teppich ausgerollt“. Schon bald zeigte sich, dass er nicht bereit war, alle an
ihn gerichteten Erwartungen zu erfüllen. Zur Rede gestellt, ließ er seine Kritiker abblitzen. „Carl Brockhaus,
der Schriftführer des Vereins und spätere Führer der deutschen Darbysten, tadelte ihn daraufhin
ungewöhnlich scharf und warf ihm geistlichen Hochmut vor“ (Heinz).
Als fast Fünfzigjähriger ließ er vom Textilfabrikanten Friedrich Arnold Herring taufen – der vom
Baptistenprediger Johann Gerhard Oncken durch Untertauchen getauft worden war. Johann fing selbst an,
Erwachsene zu taufen. Um der ganzen Sache Form und Dauer zu verleihen, gründete er gemeinsam mit
Wilhelm Siepmann beginnend im Dezember 1852 einige „Getaufte Christen-Gemeinden“.
Glaubensbekenntnis und Statut waren kaum unterscheidbar von der von Johann Gerhard Oncken ins
Leben gerufenen Baptistengemeinde in Hamburg. Um den Lebensunterhalt für sich und seine große
Familie – er hatte sieben Kinder – bestreiten zu können, eröffnete er eine kleine Seidenweberei in
Elberfeld. Gemeindemäßig war er nun mit Herring unterwegs, wobei Lindemanns Einfluss wuchs. 1855
räumte Herring das Feld und wanderte nach Amerika aus, wo er sich als Arzt und Botaniker neu erfand.
Im Jahr 1856 wagte sich Johann an eine neue Gemeindegründung – diesmal mit einer stärkeren
Endzeitausrichtung. Mittlerweile hatte er die starke Überzeugung gewonnen, ein irdisches „Königs- und
Friedensreich“ Gottes stünde bevor. Zudem verband er mit dem neuen Gemeindemodell das „Halten aller
Gebote“ – was vermutlich ein versteckter Hinweis auf die Notwendigkeit der Sabbatheiligung war. „Der
Grund, warum er das Sabbatgebot in dem neuen Glaubensbekenntnis von 1856 nicht explizit erwähnte,
mag darin gelegen haben, dass er damit nicht unnötigerweise das Misstrauen der Behörden auf sich ziehen
wollte. Das wäre sicherlich geschehen, hätte er expressis verbis die Sabbatfeier erwähnt, die in den Augen
der Behörden eine nicht akzeptable Sonderlehre darstellte“ (Heinz).
Mit seinen neuen Glaubensschwerpunkten – irdisches Millenium und Sabbat – traf er allerdings
nicht den Geschmack seiner Anhängerschaft, die in der Hochphase etwa 700 Menschen umfasst hatte. Die
meisten kehrten ihm den Rücken. Nur etwa 40-50 Gläubige hielten ihm die Treue. Sie trafen sich in zwei
Gemeinden in Vohwinkel und Mönchengladbach. Etwa zehn Jahre nach seiner Gemeindegründung kamen
1875 der US-amerikanische Missionar John N. Andrews und der Schweizer Prediger Jakob Erzberger nach
Vohwinkel. Die Mehrheit der Gemeindemitglieder schlossen sich daraufhin den Siebenten-Tags-
Adventisten an – auch einige aus seiner Familie. Johann konnte sich nicht zu diesem Schritt durchringen –
offenbar war ihm die Erwartung eines tausendjährigen Friedensreiches auf dieser Erde viel zu wichtig (vgl.
Heinz). Siebenten-Tags-Adventisten glauben ja in dieser Sache entschieden anders. Sie platzieren die
tausendjährige Herrschaft der Gläubigen mit Jesus (Offenbarung 20, 4-5) definitiv nach die Wiederkunft
Jesu. So hatte es William Miller gelehrt.
Während der Pfingstfeiertage vom 27.-29. Mai 1887 war Ellen White in Vohwinkel zu Gast. Nach
ihrer Predigt lud sie die Gottesdienstbesucher dazu ein, zu erzählen, welche Erfahrungen sie mit Gott
gemacht hatten (https://www.wikiwand.com/de/Ellen_Gould_Harmon_White). Ihr Übersetzer war der
31jährige Ludwig Richard Conradi. Es wird berichtet, dass sie in diesen Tagen auch mit dem damals 85
Jahre alten Lindermann gesprochen haben soll
(https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Lindermann). Falls das zutreffend ist, könnte es für den
alten Mann, der danach nur noch fünf Jahre zu leben hatte, ein bedeutender Moment gewesen sein. Kurz
vor seinem 90. Geburtstag starb er vereinsamt in Elberfeld.
Interessanterweise treffen sich in gewisser Weise in der Person von Johann Heinrich Lindermann
vier unterschiedliche Freikirchen, die heute eher neben- als miteinander existieren: Freie evangelische
Gemeinde, Baptisten, Darbysten (Brüdergemeinde) – und Siebenten-Tags-Adventisten. In seiner Person
begegnen uns auch Einflüsse der Mystik des reformierten Pietismus (Gerhard Tersteegen) und der
Gemeinschaftsbewegung. Als ob wir uns näher sind, als wir meinen.
Bruder Andreas Erben (Fortsetzung folgt)
Seit dem 26. Januar 2021 gilt in Thüringen eine Sonderregelung mit Wirkung vom 26.01. bis 14.02. mit
verschärften Regelungen für religiöse und weltanschauliche Veranstaltungen und Zusammenkünfte. So
müssen Veranstaltungen und Zusammenkünfte mit mehr als 10 Personen mindestens zwei Werktage vor
deren Beginn beim zuständigen Gesundheitsamt angezeigt werden, insofern nicht eine „allgemeine
Erlaubnis“ beim Landesverwaltungsamt seitens der Kirchen- oder Freikirchenleitung erwirkt wurde. Das ist
noch nicht durch die Leitung der BMV erfolgt.
Weiterhin müssen folgende Mund-Nasen-Bedeckungen von mindestens 15jährigen Personen während der
ganzen Zeit auch am Platz getragen werden (außer Sprecher):
1.OP-Masken des Typs II oder II R mit CE-Kennzeichnung oder
2.FFP2-Masken ohne Ausatemventil oder
3.FFP3-Masken ohne Ausatemventil oder
4.Mund-Nasen-Bedeckungen gemäß den Standards KN95 und N95 jeweils ohne Ausatemventil