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Ausgabe 01/ 2011

„Geht nicht gibt’s nicht. Wer sagt: „Ich kann nicht“, setzt sich nur selbst Grenzen.
Denke an die Hummel.
Die Hummel hat eine Flügelfläche von 0,7 Quadratzentimeter bei 1,2 Gramm Gewicht.
Nach den bekannten Gesetzen der Aerodynamik ist es unmöglich,
bei diesen Verhältnissen zu fliegen.
Die Hummel weiß das nicht.
Sie fliegt einfach.“
Arthur Lassen

• Kommunalwahl in Hessen am 27. März 2011 - Bewerberinnenanteil leicht gestiegen


• EU Kommissarin Reding mahnt Frauenförderung an
• Bundesarbeitsgericht - Keine Anrechnung der Elternzeit auf die Stufenlaufzeit im TVöD
• Bundesarbeitsgericht - Benachteiligung wegen Schwangerschaft bei Stellenbesetzung
• Zahl der Studienberechtigten 2010 um 1,6 % erhöht
• EU Kommission - Aufdeckung von geschlechterabhängigen Lohnunterschieden
• Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz: Vereinbarung zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern
hilft bei der Bewältigung von Stress am Arbeitsplatz
• Aus den Mitgliedsgewerkschaften und Mitgliedsverbänden - Terminvormerkung – Jahrestagung
der Frauenbeauftragten

Kommunalwahlen in Hessen am 27. März


Bewerberinnenanteil leicht gestiegen

Zu den hessischen Gemeinderatswahlen am 27. März 2011 kandidieren insgesamt rund 46 000
Personen, darunter gut 11 900 Frauen oder 26 Prozent. Im Vergleich zu den Gemeinderatswahlen 2006
stieg damit der Frauenanteil um rund zwei Prozentpunkte. Nach Feststellung des Hessischen
Statistischen Landesamtes haben von den im Landtag vertretenen Parteien die GRÜNEN mit knapp 42
Prozent den höchsten Frauenanteil bei den Kandidaten für die Gemeinderatswahlen.
Überdurchschnittlich viele Frauen treten auch bei der Partei DIE LINKE an: Rund 37 Prozent ihrer
Kandidaten sind weiblichen Geschlechts. Die FDP liegt mit rund 28 Prozent knapp über dem
Durchschnitt, die SPD (24,9 Prozent) knapp darunter. Der Anteil der Bewerberinnen bei der CDU fällt
im Parteienvergleich mit gut 22 Prozent am niedrigsten aus.

Für die Kreistagswahlen am 27. März wurden insgesamt rund 7900 Personen nominiert. Der Anteil der
Kandidaturen von Frauen ist mit rund 28 Prozent geringfügig höher als 2006. Die Partei der BÜNDNIS
90/DIE GRÜNEN führt auch hier mit gut 43 Prozent die Rangliste an. Mit Abstand folgen DIE LINKE (32,2
Prozent), SPD (30,2 Prozent), CDU (25,7 Prozent) und FDP (22,7 Prozent).

Quelle: Pressemeldung 43/201 vom 25. Februar 2011; www.statistik-hessen.de


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EU Kommissarin Reding mahnt Frauenförderung an

EU-Kommissarin Viviane Reding hat vor europäischen Managern am Dienstag in Brüssel erneut
gefordert, den Frauenanteil in Führungsetagen mittels einer Selbstverpflichtung deutlich zu
erhöhen. „Ich möchte eine klare Botschaft an die europäischen Unternehmen richten:
„Frauen bringen Gewinn“, sagte die Justizkommissarin. Mit Nachdruck betonte Reding: „Wir
müssen alle Talente unserer Gesellschaft nutzen, damit die europäische Wirtschaft erfolgreich
ist.“ Dazu gehöre eine gezielte Förderung von Frauen, da deren Potentiale als Führungskräfte
bislang viel zu wenig genutzt würden. In einem Jahr will die Justizkommissarin „das Thema noch
einmal aufgreifen“. Sollte sich dabei herausstellen, dass die Selbstverpflichtung wirkungslos
geblieben sei, werde die Kommission „weitere Maßnahmen auf EU-Ebene ergreifen“, versicherte
Reding. Der neue Bericht über das Geschlechtergleichgewicht in Führungspositionen kommt zum
Ergebnis, dass Frauen im Durchschnitt zwölf Prozent der Vorstandsmitglieder der größten
börsennotierten Unternehmen in der EU und lediglich drei Prozent der Vorstandsvorsitzenden
stellen. Obwohl das Ziel eines ausgewogenen Geschlechterverhältnisses (Anteil jeweils
mindestens 40 Prozent) insgesamt nur langsam erreicht wird, gibt es besonders in den
skandinavischen Ländern große Fortschritte.
Quelle: EU Nachrichten vom 03. März 2011; www.europa.eu

Keine Anrechnung der Elternzeit auf die Stufenlaufzeit im Entgeltsystem des TVöD

Die Vergütung nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) richtet sich nach der
Entgeltgruppe, in die der Arbeitnehmer eingruppiert ist. Innerhalb der Entgeltgruppe bestimmt
sich die Höhe der Vergütung nach der Stufe, der der Arbeitnehmer zugeordnet ist. Der Aufstieg in
die nächsthöhere Stufe setzt eine in § 16 Abs. 3 TVöD (VKA) im einzelnen festgelegte Zeit der
ununterbrochenen Tätigkeit in derselben Entgeltgruppe voraus. Nach § 17 Abs. 3 Satz 1 TVöD
stehen u. a. die Schutzfristen nach dem Mutterschutzgesetz (MuSchG) einer ununterbrochenen
Tätigkeit gleich. Elternzeit wird dagegen bis zu einer Dauer von jeweils fünf Jahren gem. § 17
Abs. 3 Satz 2 TVöD nicht auf die Stufenlaufzeit angerechnet, bei einer längeren Dauer erfolgt nach
§ 17 Abs. 3 Satz 3 TVöD grundsätzlich eine Herabstufung um eine Stufe. Die Hemmung der
Stufenlaufzeit bis zu einer Dauer von jeweils fünf Jahren durch die Inanspruchnahme von
Elternzeit ist mit dem Recht der Europäischen Union und dem Grundgesetz vereinbar und führt
insbesondere nicht zu einer Geschlechtsdiskriminierung.

Die Klägerin war von 2003 bis 2009 in der Kostümabteilung des von der beklagten Stadt
unterhaltenen Theaters tätig und verrichtete Schneiderarbeiten. Vom 28. April 2005 bis zum
29. Februar 2008 nahm sie Elternzeit in Anspruch. Während dieser Elternzeit trat der TVöD am
1. Oktober 2005 in Kraft. Die Klägerin wurde tarifgerecht in die Entgeltgruppe 5 eingruppiert und
in dieser Entgeltgruppe der Stufe 2 zugeordnet. Die Beklagte rechnete die Zeit der Elternzeit nicht
auf die Stufenlaufzeit an. Die Klägerin ist der Auffassung, sie werde dadurch wegen ihres
Geschlechts diskriminiert und begehrt eine Vergütung nach der nächsthöheren Stufe 3 ihrer
Entgeltgruppe. Dies hätte eine um etwa 100,00 Euro brutto höhere monatliche Vergütung zur
Folge.

Die Klage hatte wie in den Vorinstanzen auch vor dem Sechsten Senat des Bundesarbeitsgerichts
keinen Erfolg. Die Klägerin wird durch die Nichtanrechnung der Elternzeit auf die Stufenlaufzeit
des TVöD weder unmittelbar noch mittelbar wegen ihres Geschlechts diskriminiert. Während der
Elternzeit ruht das Arbeitsverhältnis unter Suspendierung der wechselseitigen Hauptpflichten. In
dieser Zeit wird keine Berufserfahrung gewonnen. Der Stufenaufstieg im Entgeltsystem des TVöD
soll aber gerade die durch größere Erfahrung eintretende Verbesserung der Arbeitsleistung
honorieren. Der TVöD stellt damit auf ein objektives Kriterium ab, das keinen Bezug zu einer
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Diskriminierung aufgrund des Geschlechts hat. Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 27. Januar 2011 -
6 AZR 526/09 - Vorinstanz: LAG Baden-Württemberg, Urteil vom 17. Juni 2009 - 12 Sa 8/09 -

Quelle: Pressemeldung 08/2011; www.bundesarbeitgericht.de

Geschlechtsspezifische Benachteiligung wegen Schwangerschaft bei einer


Stellenbesetzung

Bewirbt sich eine schwangere Arbeitnehmerin um eine Stelle und besetzt der Arbeitgeber, dem
die Schwangerschaft bekannt ist, diese Stelle mit einem Mann, so hat die Arbeitnehmerin eine
geschlechtsspezifische Benachteiligung dann glaubhaft gemacht, wenn sie außer der
Schwangerschaft weitere Tatsachen vorträgt, welche eine Benachteiligung wegen ihres
Geschlechts vermuten lassen. An diesen weiteren Tatsachenvortrag sind keine strengen
Anforderungen zu stellen.

Die Klägerin war bei der Beklagten im Bereich „International Marketing“, dem der „Vicepresident“
E. vorstand, als eine von drei Abteilungsleitern beschäftigt. Im September 2005 wurde die Stelle
des E. frei. Die Beklagte besetzte diese mit einem Mann und nicht mit der damals schwangeren
Klägerin. Diese begehrt die Zahlung einer Entschädigung wegen Benachteiligung aufgrund ihres
Geschlechts. Sie habe die Stelle wegen ihrer Schwangerschaft nicht erhalten. Bei der Bekanntgabe
dieser Entscheidung sei sie auf ihre Schwangerschaft angesprochen worden. Die Beklagte
behauptet, für die getroffene Auswahl sprächen sachliche Gründe.

Das Arbeitsgericht hat der Klage stattgegeben. Das Landesarbeitsgericht hatte sie zunächst
abgewiesen. Der Achte Senat des Bundesarbeitsgerichts hatte die Entscheidung des
Landesarbeitsgerichts aufgehoben und die Sache an dieses zurückverwiesen. Er hatte
angenommen, die Klägerin habe Tatsachen vorgetragen, die ihre geschlechtsspezifische
Benachteiligung nach § 611a Abs. 1 BGB (gültig bis 17. August 2006) vermuten lassen könnten. Bei
seiner erneuten Entscheidung hat das Landesarbeitsgericht nach Beweisaufnahme angenommen,
dass auch die weiteren von der Klägerin vorgetragenen Tatsachen keine Vermutung für eine
Benachteiligung wegen ihres Geschlechts bei der Beförderungsentscheidung begründen. Es hat
die Klage wiederum abgewiesen. Auf die Revision der Klägerin hat der Achte Senat des
Bundesarbeitsgerichts die Entscheidung des Landesarbeitsgerichts erneut aufgehoben und die
Sache wieder zur neuen Verhandlung und Entscheidung an das Landesarbeitsgericht
zurückverwiesen, weil dem Landesarbeitsgericht bei der Tatsachenfeststellung und bei der
Verneinung der Vermutung einer Benachteiligung der Klägerin Rechtsfehler unterlaufen sind.

Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 27. Januar 2011 - 8 AZR 483/09 - Vorinstanz:


Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg, Urteil vom 12. Februar 2009 - 2 Sa 2070/08 –

Quelle: Pressemeldung 11/2011; www.bundesarbeitgericht.de

Zahl der Studienberechtigten 2010 um 1,6% gestiegen

Im Jahr 2010 haben rund 456 600 Schülerinnen und Schüler in Deutschland die Hochschul- oder
Fachhochschulreife erworben. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen
Ergebnissen weiter mitteilt, waren das 1,6% mehr als im Vorjahr.

Aufgrund der Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre erwarben in Hamburg im Jahr 2010
zwei Schuljahrgänge die Hochschulreife. Dies führte dort zu einer starken Zunahme der Anzahl der
Studienberechtigten um 57,6%. Im Saarland hingegen ging sie um 32,4% zurück. Dort waren
bereits im Jahr 2009 zwei Schuljahrgänge aufgrund der Verkürzung der Schulzeit aus den
Gymnasien entlassen worden.
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In den Ländern, die keine doppelten Entlassungsjahrgänge in den Jahren 2009 oder 2010 hatten,
verlief die Entwicklung unterschiedlich: Im früheren Bundesgebiet stieg im Jahr 2010 die Zahl der
Absolventen mit Hochschul- oder Fachhochschulreife in allen Ländern. In Schleswig-Holstein war
der Zuwachs mit + 9,4% am höchsten. In den neuen Ländern einschließlich Berlin sank die Zahl der
Studienberechtigten, und zwar um 19,5%. Von der negativen Entwicklung sind Sachsen (– 28,4%)
und Sachsen-Anhalt (– 27,5%) am stärksten betroffen. Ursache hierfür ist die demografische
Entwicklung in Ostdeutschland. Bei dem für die Studienberechtigung relevanten Jahrgang 1991
betrug der Geburtenrückgang in den neuen Ländern 34,9% im Vergleich zum Jahrgang 1990.

Mit einem Anteil von 69,1% erwarb die Mehrheit der Studienberechtigten die allgemeine oder
fachgebundene Hochschulreife (315 300). 141 300 Absolventen und Absolventinnen erlangten die
Fachhochschulreife. Von den Studienberechtigten des Jahres 2010 waren 52,8% Frauen und 47,2%
Männer. Bei den Absolventen mit Fachhochschulreife betrug der Männeranteil 52,0%, bei denen
mit allgemeiner oder fachgebundener Hochschulreife jedoch nur 45,0%.

Absolventen mit Fachhochschul- und Hochschulreife 2010 *)

Veränderung
Land Insgesamt
gegenüber
dem Vorjahr in %
___________
*)
Vorläufige Ergebnisse.
1)
Doppelter Entlassungsjahrgang 2010.
2)
Doppelter Entlassungsjahrgang 2009.
3)
Einschließlich Berlin (West und Ost).
Baden-Württemberg 69 398 5,4
Bayern 60 014 7,5
Berlin 16 823 – 3,4
Brandenburg 12 304 – 20,4
Bremen 3 560 – 0,3
Hamburg 1) 15 437 57,6
Hessen 34 761 5,3
Mecklenburg-Vorpommern 5 561 – 23,0
Niedersachsen 43 580 9,3
Nordrhein-Westfalen 120 910 3,8
Rheinland-Pfalz 22 967 4,9
Saarland 2) 6 152 – 32,4
Sachsen 13 257 – 28,4
Sachsen-Anhalt 7 225 – 27,5
Schleswig-Holstein 15 514 9,4
Thüringen 9 178 – 19,3
Deutschland 456 641 1,6
Früheres Bundesgebiet 392 293 6,2
Neue Länder 3) 64 348 – 19,5
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Weitere Ergebnisse stehen im Internet zur Verfügung; weitere Auskünfte gibt: Hanna Lutsch,
Telefon: +49 611 75 2443, www.destatis.de/kontakt.

Quelle: Pressemeldung des Statistischen Bundesamts, www.destatis.de

Europäische Kommission - Software zur Aufdeckung


von geschlechterabhängigen Lohnunterschieden

Mit ihrer “Strategie zur Gleichstellung von Frauen und Männern 2010-2015” unterstützt die
Kommission Initiativen und spezielle Instrumente zur Verminderung ungerechtfertigter
Unterschiede in den Gehaltszahlungen zwischen Männern und Frauen. So könnten durch ein
Rechenprogramm Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen aufgedeckt werden. Die in DE
angewandte Software, die auf einem 2009 in SE entworfenen Rechenprogramm basiert und auch
in LU Anwendung findet, berechnet, inwieweit Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern
bestehen. Ferner zeigt sie auf, ob diese auf objektive Faktoren wie Bildung oder auf unerklärbare
und somit diskriminierende Faktoren zurückzuführen seien. In letzterem Fall erhielten die
Unternehmen unterstützende Ratschläge, um geeignete Lösungen zur Verringerung der
„Gehaltskluft“ zwischen Männern und Frauen zu finden.
http://www.mega.public.lu/actions_projets/ecart_salaire/

Quelle: Bericht aus Brüssel, Ausgabe 01/2011; www.hmdj.hessen.de

Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz: Vereinbarung zwischen


Arbeitnehmern und Arbeitgebern hilft bei der Bewältigung von Stress am
Arbeitsplatz

In den letzten zehn Jahren ist der arbeitsbedingte Stress in neun Mitgliedstaaten gestiegen und
lediglich in Schweden zurückgegangen. Nach jüngsten Studien dürften 50 % bis 60 % aller
Ausfalltage mit Stress in Verbindung stehen. So sollen sich die stressbedingten Kosten
beispielsweise in Frankreich jährlich auf wenigstens 2 bis 3 Mrd. EUR belaufen. Im Vereinigten
Königreich gehen schätzungsweise 10 Millionen Arbeitstage durch Angststörungen, Stress und
Depression im Zusammenhang mit der Arbeit verloren. Die unmittelbar von Stress am
Arbeitsplatz verursachten Kosten machen nach Schätzungen EU-weit 4 % des BIP aus. Infolge
dieser Entwicklungen schlossen die europäischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretungen
im Jahr 2004 eine Vereinbarung, um ein Minimum an Schutz vor Stress am Arbeitsplatz zu
gewährleisten. Die Europäische Kommission hat eine Bewertung dieser Vereinbarung
veröffentlicht und ist zu dem Schluss gelangt, dass sie sich dort, wo sie durchgeführt wurde,
positiv ausgewirkt hat. So haben die Bemühungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern
insbesondere zu einschlägigen Entwicklungen in 12 Mitgliedstaaten geführt, in denen bis dahin
nur wenig getan worden war. Wenngleich die Vereinbarung nicht in allen Ländern in gleichem
Maße durchgeführt wurde, verfügen heute doch 19 Mitgliedstaaten über Rechtsvorschriften
oder verbindliche Tarifvereinbarungen, die sich mit arbeitsbedingtem Stress oder anderen
potenziellen Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit befassen.
László Andor, EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, stellte den neuen Bericht
vor und erklärte: „Hier wird deutlich, dass eine auf europäischer Ebene getroffene und von den
Arbeitgebern und Arbeitnehmern auf nationaler Ebene durchgeführte Vereinbarung konkret zur
Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Europa führen kann.“ Andor weiter: „Wir wissen, dass
Stress ein strukturelles Problem darstellen kann, das eher mit der Arbeitsorganisation als mit den
einzelnen Arbeitnehmern zu tun hat, so dass die Sozialpartner oft diejenigen sind, die in diesem
Bereich am meisten bewirken können. Ich möchte die Arbeitgeber und Arbeitnehmer auffordern,
ihre konstruktive Arbeit fortzusetzen und sich mit den Mängeln vor allem in den Ländern zu
befassen, in denen gemeinsame Maßnahmen bisher nur in begrenztem Umfang durchgeführt
wurden.“
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Die Vereinbarung der Sozialpartner von 2004, die von allen branchenübergreifenden europäischen
Sozialpartnerorganisationen (BusinessEurope, UEAPME, CEEP und EGB) geschlossen wurde, soll
stärker auf arbeitsbedingten Stress aufmerksam machen und einen Rahmen für entsprechende
Maßnahmen schaffen. Aufgabe der Arbeitgeber ist es, Risikofaktoren für Stress zu erkennen und
dafür zu sorgen, dass Verantwortung und Kompetenzen besser aufeinander abgestimmt werden,
dass die Arbeitnehmer zu Umstrukturierungen und neuen Technologien befragt werden und dass
einzelne Arbeitnehmer und Arbeitsgruppen die erforderliche Unterstützung erhalten.
Die Kommission kommt bei ihrer Bewertung zu dem Schluss, dass die Vereinbarung von 2004
einen sozialen Dialog ausgelöst und in den meisten Ländern zu strukturellen Entwicklungen im
Bereich von berufsbedingtem Stress geführt hat. Regelungen in Bezug auf arbeitsbedingten Stress
wurden auf unterschiedliche Weise in Tarifvereinbarungen oder allgemeinen
Sozialpartnervereinbarungen, in Leitlinien oder Rechtsvorschriften verankert. In vielen Ländern
haben die Sozialpartner die Maßnahmen durch wirksame Sensibilisierungskampagnen und
praktische Angebote wie Instrumente zur Stressbewertung und entsprechende Fortbildungen
ergänzt.
Die Vereinbarung wurde jedoch nicht in der gesamten EU gleichmäßig durchgeführt. Die
Sozialpartner in Malta, Zypern, Polen und Slowenien haben nicht berichtet, wie sie ihren
Verpflichtungen nachgekommen sind, und in Bulgarien, der Tschechischen Republik, Deutschland
und Estland sind die Ergebnisse hinter den Erwartungen zurückgeblieben. In dem Bericht wird
unterstrichen, welche Verbesserungen generell vorgenommen werden müssen.
Die Sozialpartner sind der Auffassung, dass die Arbeitnehmer zwar durchaus in der Lage sind,
kurzfristig hohen Arbeitsdruck zu bewältigen; anhaltende Stresssituationen können jedoch
beträchtlichen Schaden anrichten. Die wichtigsten Stressfaktoren sind Arbeitsanforderungen,
mangelnder Handlungsspielraum, soziale Beziehungen, emotionale Anforderungen, Wertkonflikte
und ethische Konflikte sowie Unsicherheit des Arbeitsplatzes. Im Lauf der Zeit haben diese
Faktoren an Bedeutung zugenommen. So ist beispielsweise der Anteil der Arbeitnehmer, die nach
eigenen Angaben zumindest ein Viertel ihrer Arbeitszeit unter großem Zeitdruck stehen oder einer
hohen Arbeitsgeschwindigkeit ausgesetzt sind, von 50 % im Jahr 1991 auf über 60 % im Jahr 2005
angestiegen und seitdem gleich geblieben.

Hintergrund
Bei einer Anhörung der Sozialpartner im Jahr 2002 hat die Kommission hervorgehoben, dass ein
Minimum an Schutz der Arbeitnehmer vor arbeitsbedingtem Stress auf der Grundlage der
allgemeinen Bestimmungen der EU-Rahmenrichtlinie über Sicherheit und Gesundheitsschutz
(Richtlinie 89/391/EWG) eingeführt werden müsse. Die europäischen Sozialpartner entschieden
sich für eine europäische autonome Rahmenvereinbarung gemäß Artikel 155 des Vertrags von
Lissabon. Solche Vereinbarungen können entweder durch EU-Rechtsvorschriften oder durch
Maßnahmen der nationalen Mitglieder der EU-Sozialpartner entsprechend den Gepflogenheiten
und Verfahren der einzelnen Mitgliedstaaten durchgeführt werden.
Auf EU-Ebene gibt es vier von den Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern geschlossene
Vereinbarungen, nämlich für die Bereiche Telearbeit, Stress am Arbeitsplatz, Gewalt und
Belästigung am Arbeitsplatz sowie integrative Arbeitsmärkte. Die Vereinbarung über Stress am
Arbeitsplatz ist die zweite Vereinbarung dieser Art.

Links zum Thema:


Bericht der Kommission zur Bewertung der Durchführung der europäischen autonomen
Rahmenvereinbarung zu arbeitsbedingtem Stress:
http://ec.europa.eu/social/BlobServlet?docId=6560&langId=en
Durchführung der europäischen autonomen Rahmenvereinbarung zu arbeitsbedingtem Stress:
Bericht der europäischen Sozialpartner:
http://ec.europa.eu/employment_social/dsw/public/displayRecord.do?id=5121&lang=de.
Forum dbb Frauen Hessen Ausgabe 02/2011 7

Zum sozialen Dialog in Europa:


http://ec.europa.eu/social/main.jsp?catId=849&langId=de
Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz,
http://ec.europa.eu/social/main.jsp?catId=148&langId=de
Quelle: www.europa.eu.de; Pressemeldung vom 24. Februar 2011

Aus den Mitgliedsgewerkschaften und Mitgliedsverbänden


Terminvormerkung- Jahrestagung der Frauenbeauftragten

Die komba Gewerkschaft Hessen führt die Jahrestagung der Frauenbeauftragten am


Mittwoch, den 06. April 2011
in der Zeit von 9.30 Uhr bis 14 Uhr im
Planungsverband, Poststraße 16, Frankfurt/Main durch.

Zum Inhalt der Jahrestagung zählen die Themenkomplexe

• Leistungsorientierte Bezahlung -pro und kontra-


• Die Arbeit der Frauenbeauftragten
- Realität und Grenzen der Aufgabenwahrnehmung
- reichen die gesetzlichen Regelungen aus – muss „nachgebessert“ werden?

Die stellvertretende Landesvorsitzende der komba Hessen, Sabine Richard, nimmt Ihre
Teilnahmezusage unter der E-Mail Anschrift sabine.richard@planungsverband.de bis zum 01. April
2011 gerne entgegen.

Im Kostenbeitrag i. H. v. 25,00 € sind kalte und warme Tagungsgetränke sowie Snacks enthalten.
Nach der Veranstaltung wird eine Rechnung übermittelt.

Zur Veranstaltung sind alle hessischen Frauenbeauftragten eingeladen.


Für etwaige Rückfragen steht Ihnen Sabine Richard unter der genannten E-Mail Anschrift zur
Verfügung.

Quelle: komba Hessen

Impressum
dbb Frauenvertretung Hessen Helene-Stöcker-Str. 12, 64 521 Groß-Gerau
Tel.: 0 61 52 / 5 93 99 Fax: 0 61 52 / 9 41 91 20
Internet: www.dbb-frauen-hessen.de
Verantwortlich (V.i.S.d.P.): Ute Wiegand-Fleischhacker
E-Mail: vorsitzende@dbb-frauen-hessen.de

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