Sie sind auf Seite 1von 18

Producers’ Day 2010 Freitag, 12.

November 2010

14th International Short Film Festival Winterthur


Protokoll Symposium ‚Der Kurzfilm im Internet‘
14:00 - 17:45 Symposium ‚Der Kurzfilm im Internet‘ (Spenglerei
Winterthur, Gärtnerstrasse 18, 8400 Winterthur) in d//f/eWie kann ich das
Internet für meinen Kurzfilm nutzen?

Von der Festivaleinreichung über die Promotion bis zum Verkauf: Ohne
Internet geht gar nichts mehr. Vertreter der drei grössten Online-
Einreicheplattformen, Video on Demand-Anbieter und erfahrene
Internetpromoter stellen ihre Verkaufs- und Vermarktungsstrategien vor
und beantworten Fragen:

14:00 – 15:00 Online-Plattformen für Festivaleinreichungen

Laurent Crouzeix (Shortfilmdepot, Clermont-Ferrand), Tilman Scheel


(reelport, Köln) Christian Gaines (Withoutabox, IMDb, Los Angeles)

15:30 - 17:30 Von Video On Demand bis zur kostenlosen


Filmpromotion

Elena Boggio (MEDIA Programme, Brüssel), Frederik Stege (TrustNordisk,


Kopenhagen) Krystian Miruchna (Jakun Media, Hamburg), Patrick Jean
(Regissseur von „Pixels“, Paris), Mélanie Bosshart (Creative Commons
Schweiz, Zürich) Mathias Vettiger (Blogwerk, Zürich)

Moderation: Simon Koenig, SWISS FILMS

Begrüssung und Einführung durch Simon Koenig, Verantwortlicher


des Kurzfilm-Ressort bei SWISS FILMS, Promotionsagentur des
Schweizer Films

Über dieser Veranstaltung steht die Frage „Wie kann ich das Internet für
meinen Kurzfilm nutzen?“ Wir möchten in diesem knapp vierstündigen
Nachmittag einen Einblick geben in die Möglichkeiten, die das Internet
bietet für den Verkauf, die Distribution aber auch Informationen über die
Möglichkeiten der kostenlosen Promotion.

Es ist ein guter Zeitpunkt jetzt über dieses Thema zu sprechen. Das
Internet wird langsam erwachsen. Es ist aus unserem beruflichen und
privaten Alltag nicht mehr wegzudenken. Für Filme und Kurzfilme wird es
jedoch noch sehr unterschiedlich genutzt. Es gab nach der anfänglichen
Euphorie eine gewisse Skepsis – ihr wisst es alle – die berühmte Blase die
Anfang der Nullerjahre geplatzt ist, hat viele ernüchtert zurückgelassen
und die Euphorie über die Möglichkeiten im Internet gedämpft. Jetzt im
Jahr 2010, gibt es doch einige solid funktionierende Unternehmen, die mit
Filmen im Internet ihr Geld verdienen. Wir stehen trotzdem noch nicht
dort, wo wir vor 10 Jahren zu sein gehofft haben. Ich habe eine kleine
unrepräsentative Umfrage gemacht bei Arbeitskollegen und
Festivalmachern, wie das Internet von ihnen genutzt wird um Filme zu
sehen. Das Resultat war ernüchternd, weil über 70 Prozent der Befragten
zuallererst auf Youtube gehen, wenn sie etwas suchen und nicht auf eine
der vielen vielen spezialisierten Seiten. Und bezahlt für einen Film haben
genau zwei der befragten Personen.

Das Ziel des heutigen Nachmittags ist es, den Informationsstand von
ihnen allen zu erhöhen, Vertriebsmöglichkeiten zu diskutieren und damit
auch Entscheidungsgrundlagen zu liefern, wie man das Internet nutzen
kann für den Kurzfilm. Ich bitte sie alle, auch konkrete Fragen zu stellen.

Wir haben dazu 9 internationale Referenten eingeladen, die ihr Know-How


weitergeben, und ihnen in Kurz-Referaten von ungefähr 8 Minuten die
Essenz ihrer Tätigkeit und ein paar konkrete Beispiele mitgeben werden.
Herzliches Dankeschön an dieser Stelle an alle Referenten, die sich die
Zeit genommen haben und für diese Veranstaltung zur Verfügung stehen.
Dank an dieser Stelle auch an FOCAL, der Stiftung Weiterbildung Film und
Audivision, die den Producers Day zusammen mit den Kurzfilmtagen
initiiert hat, sowie an die weiteren Unterstützer Swiss Films, das
Bundesamt für Kultur und MEDIA.

Onlineplattformen für Festivaleinreichungen

Die drei Referenten, die für den ersten Teil eingeladen wurden vertreten
die drei wichtigsten Online-Plattformen für Festival-Einreichungen. Den
dreien ist es gelungen sich zu etablieren. Sie sind aus dem Festival-Circuit
nicht mehr wegzudenken.

Laurent Crouzeix:
www.shortfilmdepot.com
(Originalsprache französisch)

Guten Tag und vielen Dank fürs Kommen. Vielen Dank auch für diese
Einladung und die Organisation dieses Nachmittags. Ich ich im Teams,
welches das Festival Clermont-Ferrand organisiert. Dort programmiere ich
unter anderem den Internationalen Wettbewerb. Zudem arbeite ich für die
Onlineplattform „shortfilmdepot“, wo ich mich um die Beziehung mit den
Festivalveranstaltern kümmere. Ich möchte ihnen nun etwas über unsere
Beweggründe und unser Konzept erzählen. Shortfilmdepot funktioniert
äusserst simpel. Es ist eine Internetseite die den Filmemachern
ermöglicht, ihren Film mit sehr wenig Aufwand an rund 30 Filmfestivals
anzubieten. Die Festivals ihrerseits nutzen die Seite, um mögliche Filme
für ihr Programm auszuwählen. Die Internetseite ist in fünf Sprachen
abrufbar und wurde im Jahr 2004 kreiert. Um unsere Rolle besser
verstehen zu können: Wir sind kein Operator, der sich auf einem Markt
positioniert. Vielmehr übernehmen wir die Rolle eines Vermittlers. Wir
wollen den Kontakt zwischen den Filmemachern und dem Publikum
vereinfachen. Insofern folgen wir auch der Philosophie des Festivals
Clermont-Ferrand. Die Seite bietet keine weiteren Angebote. Es geht
darum, dass Filmemacher ihre Werke auf einfachem Weg den Festivals
und weiteren Abnehmern anbieten können. Ähnlich einer Videothek, wie
sie auch hier in Winterthur, in Brüssel oder in Venedig existiert. Wir haben
heute einen Pool der 21'000 Filme umfasst.

Die Gründung unserer Website ging mit zwei Phänomenen einher. Erstens
wurden an vielen Filmfestivals immer mehr Filme eingereicht (weil sie sich
auch den verschiedenen neuen Video-Formaten öffneten). Zum zweiten
werden die Festivals weltweit immer zahlreicher und stärker
wahrgenommen, auch dank des Internets. Dies führte dazu, die
traditionellen Einreichemöglichkeiten für Filme zu überdenken. Unsere
Plattform bietet den Filmemachern die Möglichkeit, ihre Filme zeit- und
kostensparend zu vertreiben. Es war zudem die Idee, eine Kartographie
der unterschiedlichen Festivals zu erstellen. Für uns ist es zudem wichtig,
den vielen jungen Filmemachern die bei uns ihre Filme reinstellen, einen
ersten Kontaktpunkt mit dem Kreislauf der Festivals zu ermöglichen. Die
zahlreichen Festivals haben zudem ihr unterschiedliches Profil. Es gibt
regionale und Internationale, Openairs und solche die sich dem
traditionelleren Film verschrieben haben. Verschiedene Themen,
unterschiedliche Genres.
Die Nutzung unseres Angebotes ermöglicht den Festivals zudem, Teil
eines grösseren Netzwerks zu sein. Aus diesem Grund machen wir auch
wenig Werbung dafür. Wenn interessierte Festivalorganisatoren an uns
herantreten, versuchen wir zuerst ihren Bedarf und ihre Kapazität zu
evaluieren. Wir schauen wie viele Filme sie zeigen, wie das Festival
funktioniert, wie es organisiert ist. Wir wollen so sehen, ob eine
Zusammenarbeit Sinn macht.
Um ihnen eine Idee der Aktivitäten auf der Seite zu ermöglichen, folgend
einige Zahlen. Die Zahl der teilnehmenden Festivals nimmt konstant zu.
Im Jahr 2009 wurden 15'000 Filme auf die Seite hochgeladen. Insgesamt
ergibt das 69'000 Eingaben an unterschiedlichen Festivals.
Zur Zeit werden 30 Prozent der Filme als Datei auf die Seite
heraufgeladen. Das ist bereits viel. Auf dieser Basis ist es durchaus
möglich, dass nächstes Jahr bereits 60 Prozent aller Filme heraufgeladen
werden.
Neben uns bestehen zahlreiche weitere Angebote in unterschiedlichen
Ländern. Es ist eine Umgebung die rasch wächst, das Internet weitet sich
aus. Wir müssen uns allerdings bewusst sein, dass diese Praktiken noch zu
wenig synchronisiert sind. Es gibt auch nicht nur ein Modell das
funktioniert. Vielmehr existieren unterschiedliche Modelle die bestehen
und sich auch ergänzen.
Tilman Scheel:
www.reelport.com

Dass Laurent vor mir dran gewesen ist, gibt mir die Möglichkeit meine
Präsentation abzukürzen. Wir machen eigentlich genau das Gleiche. Das
heisst, ich unterschreibe alles was Laurent gesagt hat auch für uns und
beschränke mich auf die Sachen die wir ein wenig anders und vielleicht
auch ergänzend dazu machen. Das heisst also auch auf Reelport kann
man seine Metadaten eingeben, kann man seine Filme auf über sechzig
Filmfestivals einreichen. Zu diesen Filmfestivals gehören die Festivals
Oberhausen, Tampere aber auch der Shortfilmcorner in Cannes, der ein
reiner Filmmarkt ist. Aber auch sonst ist alles von Ecuador bis Korea dabei.
Der bisher entscheidende Unterschied zu shortfilmdepot war, dass wir von
Anfang an darauf gesetzt haben, dass keine DVD’s eingesandt werden,
sondern die Filme hochgeladen werden. Wir sind in der Zwischenzeit bei
etwa 7000 bis 8000 Uploads pro Jahr, die zu diesen Festivals eingereicht
werden. Das hat nicht nur den Vorteil, dass die Festivals keine oder viel
weniger DVD bekommen, es hat auch den Vorteil das Programmierer
anderer Festivals auf diesen Pool zugreifen können und diese Filme vorher
sichten können. Wenn der Rechtsinhaber dieser Filme damit
einverstanden ist. Unser Thema ist nicht nur die Einreichung sondern auch
die Onlinesichtung durch die Programmgestalter der Festivals. Das sieht
dann so aus: Die Programmiererin des Kurzfilmfestivals sitzt in Sarajevo,
ein anderer Programmierer sitzt in New York. So können sie diese Filme
online sichten und austauschen statt DVD’s zwischen den Kontinenten hin
und her zu schicken. Das heisst, an diesem Punkt haben wir uns komplett
auf das Onlineabwickeln dieser Geschäfte spezialisiert. Was wir auch
gemacht haben ist nicht nur die Einreichung über unsere Plattform
abzuwickeln, sondern die Technologie die wir für diese Plattform
entwickelt haben, in andere Websites einzubinden. Beispielsweise für den
Shortfilmcorner in Cannes. Diesen Ansatz bauen wir jetzt aus. Ich denke
für uns alle wird die Reise dahingehen einen Kurzfilmpool zu schaffen, in
dem die Kurzfilme die so innerhalb eines Jahres in den Festivalzirkus
einfliessen für die Festivals abrufbar sind, und zwar alle die da sind. Wir
machen das allerdings nicht nur für Kurzfilme. In einigen Wochen machen
wir das für den Langfilmmarkt in Tallin. In Buenos Aires machen wir auch
einen Langfilmmarkt.
Das Ziel ist das Selbe: Den Festivals das Management der DVD’s zu
ersparen und einen weltweiten Zugriff auf ihre Einreichungen zu geben.
Aber eben auch, und das ist uns ganz wichtig, den Filmemachern einen
Service zu geben der es ihnen erlaubt, den Film tatsächlich nur einmal
einzutragen und diesen dann wirklich durch die verschiedenen Festivals
und Märkte laufen zu lassen ohne sich jedes mal neu die Arbeit zu
machen. Und zwar online und digital. Was in unseren Gesprächen mit den
Festivals auch ein immer grösseres Problem ist, ist dass es nicht nur um
Sichtungs-DVD’s geht. Wenn ein Film ausgewählt worden ist, werden auch
die Vorführkopien zum Problem. Da gibt es ja ein unglaubliches
Formatwirrwarr, von Blueray über Beta, Digibeta, 35mm, 16mm und gar
Super8. Es gibt eine irre Anzahl von Formaten und nur eine begrenzte
Kapazität von Festivals diese Formate auch wirklich vorzuführen.
Den DVD-Teil (Vorführkopie) halten wir für erledigt. Es soll in Zukunft aber
auch die Vorführkopie selber digitalisiert werden und den Festivals zur
Verfügung gestellt werden. Wir sind nun Teil einer Interessengemeinschaft
skandinavischer Filmfestival die genau das zum Ziel hat. Das man auch zu
einer Sammelstelle für Vorführkopien wird, die dann in zwei
Standartformate konvertiert werden. Ich denke auch mit den ganzen
Entwicklungen im digitalen Kino geht das gut zusammen. So dass wir in
vielleicht 5 Jahren ein einziges Format haben, ein hochaufgelöstes
Vorführformat und aus diesem dann für die unterschiedlichen
Anwendungen das jeweilige Format entwickeln kann.

Christian Gaines:
www.withoutabox.com
(Originalsprache englisch)

Vielen Dank für die Einladung. Ich gehöre zum Unternehmen


„Withoutabox“. Wir sind ebenfalls eine Festival-Einreiche-Plattform. Wir
sind im Netz seit 2000. Wir starteten unsere ersten Einreichungen im
2002. Wir akzeptieren alle Formen von Filmen im System und stellen
sicher dass Filmfestivals rund um die Welt diese rasch und sicher
empfangen. 2008 wurden wir von IMDB.com gekauft. Wir haben
tatsächlich einen globalen Radius, 45 Prozent aller neuen Filmemacher im
Jahr 2009 waren von ausserhalb der USA, obwohl wir ein US-Unternehmen
sind. Der internationale Part wächst konstant. Denn auch unsere
internationalen Festivals werden ständig mehr. Wir haben nun 900
Festivals im System und 300'000 Filmemacher die das System benützen.
Monatlich werden es 4000-6000 mehr. Die Benutzer können sich
einloggen und nach allen möglichen Festivals suchen. Genre-Festivals,
regionale Festivals. Es soll eine Ressource sein für die Filmemacher, bei
jedem Loggin wird angezeigt welche Festivals anstehen. So können
Filmemacher herausfinden welches Festival für sie das richtige ist und
welches das falsche. Wir haben auch einen sicheren Online-Screener
entwickelt. Festivals können die Filme somit Online ansehen und
runterladen.
Unser System ist äusserst sicher. Wir wollen Teil sein, der gesamten
Workflow-Solution, von Anfang bis Ende. Filmemacher und Festivals
können einen eigenen Zugang und ein Profil erstellen, das sie laufend
ausbauen können.
Festivals die „Withoutabox“ nutzen, tragen einen entsprechenden Link auf
ihrer Website. So können Filmemacher auch durch das surfen in Netz
entdecken, welche Festivals unseren Service nutzen. Für die Filmemacher
bieten wir ausserdem einen breiten Customersupport an.
Wenn ein Filmemacher einen Film erfolgreich bei einem Festival
eingereicht hat, hat er die Möglichkeit ein beglaubigter Nutzer von IMDB
zu werden. Von dem Punkt an, kann der Filmemacher eine eigene IMDB
Page erstellen. Das ist ein grosses Ding und einer der Hauptgründe,
weshalb IMDB „Withoutabox“ gekauft hat.
IMDB hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Die Seite wurde
neu gestaltet und eine Social Community aufgebaut. IMDB Accounts
werden bei Google als einer der ersten Treffer angezeigt. Wenn
Filmschaffende nach ihnen suchen, dann landen sie bei IMDB. Es ist der
Ort wo Leute über sie als Künstler etwas erfahren können..

Diskussionsrunde:
Simon Koenig: Es existieren drei Plattformen, die im Grunde alle das
Gleiche anbieten. Weshalb sind drei unterschiedliche Modelle notwendig?

Tilman Scheel: Zum einen ist es grossartig einen Wettbewerb zu haben.


Denn es pusht jeden von uns, besser zu werden. Zum zweiten betreiben
shortfilmdepot und reelport dasselbe Businessmodell, jenes von
withoutabox ist ein wenig anders. Auch deshalb weil withoutabox eine
Einreichegebühr für die Filme verlangt, die an Festivals weitergereicht
werden. Ich denke das ist Teil der Geschäftsstrategie, während wir hier in
Europa und die hiesigen Festivals dazu tendieren, keine Einreichegebühr
zu verlangen. Das ist somit nicht Teil unseres Geschäftsmodells.

Christian Gaines: Nur um klar zu sein: Wir haben Festivals auf unserer
Seite die eine Einschreibegebühr verlangen, aber auch solche die das
nicht tun. Von den Filmemachern verlangen wir nur dann eine Gebühr,
wenn es das jeweilige Festival auch tut.

Tilman Scheel: Möglicherweise bewegen wir uns alle in die selbe


Richtung, wir kommen bloss von unterschiedlichen Enden. Wir starteten
hier in Europa noch in der Zeit von VHS-Formaten. Mit der Vorstellung von
6’ooo Videokassetten in einem Raum können sie sich das Problem, das
sich gestellt hat, vielleicht etwas visualisieren.

Laurent Crouzeix: Ich denke es gibt viele Ähnlichkeiten. Aber auch ein
paar Unterschiede. Reelport hat beispielsweise mit dem Online-Katalog
eine Besonderheit, die wir nicht machen wollen. Wir wollen neutral sein.
Unsere Rolle ist es einen Raum zu schaffen, wo ein Handel möglich ist.
Dabei wollen wir nicht als aktive Akteure auftreten. Withoutabox war für
uns lange nicht interessant. Schliesslich deckte die Plattform nur den
amerikanischen Markt ab, der fast immer Einreichegebühren verlangt.
Natürlich beeinflusste uns diese Idee auch. Es bestehen viele
Verbindungen und Ähnlichkeiten. Zugleich existieren weltweit mehr als
4'000 Filmfestivals, diese gehören zu unterschiedlichen Welten und
Realitäten. Ich denke deshalb es ist gut dass diese unterschiedlichen
Profile bestehen, wir uns gegenseitig stimulieren und anspornen.

Christian Gaines: Die Vielfalt ist für mich erfreulich. Ich liebe Filme und
je breiter das Angebot ist, umso besser. Ich bin froh, wenn es Leute gibt
und Ideen, die es den Filmemachern erleichtern, ihre Werke zu zeigen.

Gast: Wie sind die Einreichegebühren geregelt?

Tilman Scheel: Wir verlangen 2 Euro Transmission Fee. Das ist noch
immer weniger als ein DVD-Versand kosten würde. Wir verlangen jedoch
keine Submission Fee. Es ist eigentlich eine Art digitaler Briefmarke die
bezahlt werden muss. Wenn man DVD’s brennen und in Umschlägen um
die Welt schicken muss, kommt die einmalige Aufladegebühr bedeutend
günstiger für die Filmemacher.

Laurent Crouzeix: Wir stützen die Tatsache, dass es im Kurfilm deutlich


an Geld fehlt. Deshalb setzen wir uns auch für mehr Unterstützung ein.
Auch viele Kurzfilmfestivals basieren auf Freiwilligenarbeit. Ohne 300
Freiwillige könnten auch wir unser Festival nicht realisieren.
Wir von unserer Seite, wollen nicht grundsätzlich von den DVD’s los
kommen. Aber es ist der Weg wohin sich die Dinge bewegen. Früher
bestand oft die Befürchtung, Filme im Internet würden dann auf Youtube
oder ähnlichen Sites im Internet erscheinen erscheinen und schliesslich
auch dem Filmgeschäft und den Festivals schaden. Ich kenne aber kein
einziges solches Beispiel. Tatsächlich waren wir bisher gratis für die
Filmemacher. Die Struktur wurde durch die Gebühr der Festivals bezahlt.
Wenn wir es gratis halten können machen wir das, aber es bringt viel
Arbeit und Organisation. Es ist möglich, dass wir in Zukunft eine kleine
Gebühr verlangen müssen.

Gast (Laura Zimmermann, ZHDK, Zürcher Hochschule der Künste,


Abteilung Film):
Wie finanzieren sich die beiden Modelle?
Schliesslich müssen auch Löhne bezahlt werden, nicht nur die Strukturen.

Tilman Scheel: Bei uns bezahlen die Filmemacher wie die Festivals. Das
dritte Standbein sind die Filmmärkte die wir organisieren, in Tampere oder
an anderen Orten.

Laurent Crouzeix: Zum einem Teil bezahlen die Festivals den Service,
aber auch über das Festival Clermont-Ferrand wird ein Teil finanziert. Es
ist schwierig aufzuteilen.

Christian Gaines: Wir verlangen eine Gebühr pro Einreichung. Wir haben
sehr viele Einschreibungen, viele Festivals und Filmemacher. Das
funktioniert gut.

Ist der Zugriff weltweit von überall möglich?


Die drei Anwesenden sind sich einig, dass von überall ein Zugriff möglich
ist.

Tilman Scheel: Es hängt tatsächlich von der vorhandenen Technologie


ab, diese ist aber fast überall vorhanden. Notwendig ist in erster Linie eine
gute Internetverbindung mit schnellem Anschluss. Man braucht nicht mal
besondere Computer.

Pause

Von Video On Demand (VOD) bis zur kostenlosen Filmpromotion


Simon Koenig: Als Einstieg zum zweiten Teil spricht Frederik Stege. Er ist
einer der ersten, der mit seinem in Kopenhagen domizilierten World Sales
„Trust Nordisk“ Filmelizenzen an Internet-Anbieter verkauft hat.

Frederik Stege:
www.trustnordisk.com
(übersetzt aus dem englischen)

Vielen Dank für die Einladung. TrustNordisk vertritt die Rechte der
Produzenten – international. Wir verhandeln die Vertragsdinge, wir
sammeln das Geld, wir vertreiben das Material. Wir haben etwa 500 Filme
in unserem Katalog. Darunter auch einen kleinen Teil an Kurzfilmen. Wir
haben ein bisschen Erfahrung mit der digitalen Verbreitung.
Was wir in den letzten Jahren gesehen haben ist, dass es immer
schwieriger wird Filme zu lizenzieren für den internationalen Verkauf und
den Vertrieb. In den letzten Jahren wurde es immer schwieriger die Filme
zu verkaufen. Speziell weil in den lokalen Märkten sowohl die DVD-
Verkäufe, wie auch die TV-Verkäufe abnehmen.
Das ist eine grosse Gefahr für eine Firma wie unsere. Wir haben vor 4
Jahren angefangen den Fokus auf die digitale Verbreitung und VOD zu
richten, weil da der Markt am wachsen ist und wir da in der Zukunft ein
Potential sehen für unsere Firma. Der Vorteil des VOD-Vertriebs ist, dass
man im Vergleich zum Vertrieb von DVD’s, nur eine Datei aushändigt. Wir
haben einen VOD-Katalog mit ganz vielen Titeln. Wenn man so viele Titel
erfolgreich vertreiben will, braucht es einen einfachen Weg, um diese
Filme verbreiten zu können.
Aus unserer Sich, sowie der des Produzenten, sind die Einnahmen aus dem
VOD-Vertrieb viel interessanter, verglichen den DVD-Verkäufen. Der
Betrag, welchen man direkt vom Konsumenten bekommt, ist etwa drei bis
vier Mal höher als der durch den Verkauf von DVD’s. Man bekommt bis zu
70% des Betrags, welcher der Konsument bezahlt. In diesem Sinne ist VOD
ein sehr interessanter Markt.
In den letzten Jahren, in welchen wir mit VOD gearbeitet haben ist der
Erlös gewachsen. Wie ich schon gesagt habe, haben wir nicht so viele
Kurzfilme in unserem Katalog, was es ein bisschen schwierig für mich
macht über Erfahrungen im Bereich der Kurzfilme zu reden. Wir strahlten
Filme in der virtuellen Welt „The Second Life“ aus. Das war sehr
interessant und stiess auf Begeisterung.
Mit dem Film „Denis“, den wir digital verbreiteten, hatten wir auch Glück.
Dieser Film wurde im Youtube-Screeningroom gezeigt. Damit das auch
gesagt ist: mit Filmen auf youtube kann man tatsächlich Geld verdienen.
Youtube hat dieses spezielle Feature, das sich Screening Room nennt. Da
lizenziert man Youtube für eine begrenzte Zeitspanne den Film, und sie
zahlen einem eine Gebühr vorher. Danach zahlen sie einen Betrag der sich
nach der Anzahl Benutzer, die den Film gesehen haben, richtet. Ich bin
gerade heute Morgen nochmals die Anzahl Viewers nachschauen
gegangen. 1,7 Millionen haben den Film angeklickt, möglicherweise haben
nicht alle ihn bis zum Schluss gesehen, dennoch 1,7 Millionen sind doch
eine Menge Leute.
Was unsere Erfahrung mit Kurzfilmen zeigt ist, dass es schwierig ist einen
Kurzfilm einzeln zu verkaufen. Besser funktioniert ein Modell in dem man
bezahlt um Zugriff auf eine Datensammlung zu haben, aber nicht für den
einzelnen Film bezahlt. Das andere Modell ist Werbung am Anfang und am
Ende von VOD-Filmen einzublenden. Der Produzent bekommt dann einen
Teil der Werbeeinnahmen.

Simon Koenig: Unser nächster Referent ist Krystian Miruchna. Seine


Firma heisst Jakun Media und die sind spezialisiert darafu, sogenannten
Content an Internet-Plattformen zu verkaufen zu lizenzieren.

Krystian Miruchna:
www.jakun-media.de

Hallo. Danke, dass ich hier sein kann. Unsere Firma „Jakun Media“ haben
wir 2008 in Hamburg gegründet, inzwischen sind wir komplett nach Berlin
umgezogen. Unser Tätigkeit kann man in zwei Bereiche unterteilen: Für
Portalbetreiber arbeiten wir als Content-Aggregator oder Content-Scout.
Kurz dazu: Wir arbeiten für Firmen wie die Deutsche Telekom oder Vivendi
Mobile Entertainment. Wenn die für ihre Portale gewissen Content
benötigen, kontaktieren sie uns und wir fangen dann an unser Netzwerk
nach geeigneten Filmen kundenspezifisch zu durchforsten. Es kontaktieren
uns zudem ständig neue Plattformen, die auf der Suche nach neuen
Content sind: Featurefilme, Dokumentarfilme, Kurzfilme, kurze Clips oder
auch Musikvideos. Es wird momentan ziemlich viel Content im Internet
benötigt, jeder möchte gerne Bewegtbild-Inhalte haben. Wir gehen auch
mit konkreten Web-Ideen auf klassische Produzenten zu und fragen sie, ob
sie sich vorstellen könnten gewisse Inhalte fürs Web zu produzieren. Diese
Projekte bieten wir dann auch gemeinsam den Internet-Plattformen an.

Neben der Tätigkeit als Content-Scout und -Aggregator arbeiten wir für die
Rechteinhaber und Produzenten als eine Art Distributionsfirma, die sich
ausschließlich auf digitale Plattformen spezialisiert hat. Momentan
arbeiten wir größtenteils mit deutschsprachigen Plattformen zusammen.
Wir besprechen mit den Rechteinhabern, was der beste Verbreitungsweg
für ihren Inhalt sein kann, um die höchsten Erlöse zu erzielen.

Jetzt mal zu den Kurzfilmen. Bei uns ist es so, dass wir selber keine
einzelnen Kurzfilme lizenzieren. Sondern wir arbeiten mit
Kurzfilmvertrieben zusammen, wie z.B. mit der KurzFilmAgentur Hamburg,
wo wir auch als Berater tätig sind. Einzelne Kurzfilme zu lizenzieren ist
sehr unattraktiv für die Plattformen, weil der Aufwand einen Vertrag
aufzusetzen schon alleine sehr gross ist. Da lassen sich die meisten
Portale nicht darauf ein.
Deshalb würde ich empfehlen, dass man sich mit einem einzelnen Kurzfilm
einen geeigneten Vertrieb sucht, der alles abdeckt, TV, Kino und natürlich
die Internetauswertung.

Ein Kurzfilm-Beispiel: „Our Wonderful Nature“, ein 3D Animationsfilm von


Tomer Eshed, lief auf 3min, etwa 30'000 Abrufe, auf Youtube hatte der
Film insgesamt etwa 300'000 Abrufe, und auf anderen Plattform 2000
Abrufe. Bei Kurzfilmen passiert das ganz oft, dass die Filme auf mehrere
Plattformen im Internet verstreut sind, aber dies nicht von einer Firma o.
Produzenten zentral überwacht wurde bzw. überwacht werden kann. Die
Regisseure, Produzenten oder andere Rechteinhaber schicken ihre Filme
zu unzähligen Festivals, einige Festivals bekommen mit den
Einreichungsbedingungen auch die Nutzungsrechte fürs Internet
mitlizenziert. Dies ist aber nicht zu empfehlen. Die Nutzungsrechte sollte
man nur vorsichtig verteilen, sonst passiert es, dass die eigenen Filme im
Internet von verschiedenen Nutzungsrechteinhabern verwertet werden,
aber zum Produzenten am Schluss überhaupt kein Geld fließt.

Es gibt einige Auswertungsformen im Internet: Ich werde einige hier kurz


erläutern:
A-VOD, (Advertised-VOD) =werbefinanziertes VOD. Als Rechteinhaber hat
man die Möglichkeit an den Werbeerlösen der Plattform (Banner, Pre-Rolls)
zu partizipieren. Nur durchs reinstellen auf die Plattform alleine ist es
schwer hohe Erlöse zu generieren. Gezielte Strategien zu fahren, z.B.
Social Marketing könnten die Klickraten und somit die Erlöse erhöhen.

T-VOD (Transactional VOD): der User zahlt eine Gebühr pro Filmabruf .
Uns ist aufgefallen, dass Kurzfilme im S-VOD (Subscription-VOD) ziemlich
gut laufen. Bei Abosystemen kann der User für einen fixen Betrag jeden
Film aus dem Abokatalog anschauen. So wird dem User nicht direkt
bewusst, dass er auch für einen Kurzfilm Geld zahlt. Es stellt sich immer
die Frage: Bin ich bereit für einen einzelnen Kurzfilm 1.90 Euro zu
bezahlen oder nicht.

Simon Koenig: Kannst du noch ein paar konkrete Zahlen nennen und den
anwesenden Filmemachern und Produzenten ein Beispiel geben eines
Kurzfilms, der erfolgreich auf dem Netz verkauft wurde?

Krystian Miruchna: Also über die Erlöse bei Kurzfilmen zu sprechen ist
ziemlich schwer, da wir immer mit Kurzfilm-Paketen handeln.
Man kann grundsätzlich sagen, wenn man für einen Kurzfilm mehrere
Distributionswege angeht, kann man schon einen hohen dreistelligen
Bereich pro Jahr erzielen. Natürlich geht es auch mal in den vierstelligen
Bereich - deutschsprachigen Raum. Es ist sehr sehr schwer, dazu
irgendwie eine pauschale Antwort zu geben. Daher würde ich jedem
Rechteinhaber empfehlen, sich eine kleine Strategie für seinen Kurzfilm zu
überlegen und mit Partner dann zu realisieren.

Simon Koenig: Nun wird uns Elena Bioggo vom Media Programm einen
Überblick geben über die von Media finanzierten Projekte und VOD-
Plattformen, mit einem Ausblick, welche von den bestehenden Modellen
wirklich funktionieren und welche weniger gut.

Elena Boggo: Ich werde etwas über die Entwicklung der Geschichte des
video on demand erzählen. Man sagt Geschichte, aber VOD existiert erst
seit ein paar Jahren. Dann werde ich die Ziele der VOD-Förderung von
Media erläutern. Ich werde auch über die Auswahlkriterien sprechen, wann
ein Projekt gefördert wird. Zum Schluss werde ich ein paar VOD-Beispiele
geben die wir unterstützt haben und vielleicht noch über ein paar
Businessmodelle reden.
Zu Beginn war die Technologie vorhanden, der Markt aber noch sehr
langsam. Dann kam der Druck der Mitgliedstaaten einen VOD-Förderung
einzuführen. Der erste Aufruf für Angebote war im Jahr 2007 unter dem
Media Programm 2007. Die anfänglichen Ergebnisse des VOD-Verkaufes
waren schwach, auch wenn Besucher da waren. Was erreicht wurde, war,
dass es möglich ist VOD-Seiten zu entwickeln zu relativ tiefen Kosten. Aber
es bestanden noch viele Hürden, und viel Knowhow fehlte, weil es doch
ein sehr neues Feld war. Wie zum Beispiel kommt man an die Filmrechte,
oder das juristische Wissen im Kundenmanagement . So haben wir schnell
realisiert, dass ein Erfolgsfaktor ein starkes Businessmodell ist, und der
Inhalt des Filmkatalogs.
Wir haben auch gesehen, dass es für populäre Featurefilme ideal ist, wenn
man IP-TV hat. Für spezialisierten Content wie zum Beispiel
Dokumentarfilme funktioniert es besser via Internet. Eine andere Barriere
war das digitale Rechtsmanagementsystem. Es bestanden technische
Probleme und zudem war es relativ teuer. So war es insgesamt schwierig
und dauerte lange finanziellen Gewinn daraus zu ziehen. Auch das richtige
Publikum zu erreichen, ist oft nicht einfach.
Grundsätzlich existiert kein perfektes Businessmodell. Es hängt immer
davon ab, welchen Inhalt man verkaufen will.
Ich werde ihnen nun etwas über unsere Auswahlkriterien erzählen. Wir
rufen jedes Jahr dazu auf, neue Projekte einzureichen. Der nächste für
VOD-DCD wird im kommenden März sein. Um sich bewerben zu können,
muss man ein berechtigtes Unternehmen aus einem MEDIA-Mitgliedsland
sein.
Der Katalog muss ausserdem Filme beinhalten, die von mindestens fünf
verschiedenen Ländern kommen. Und zudem in fünf EU-Sprachen. Wir
schauen also auf den Katalog, dessen europäische Dimension, das
Businessmodell und auch das Budget und wie realistisch dieses ist, sowie
die Marketingstrategie. Wir berücksichtigen auch innovative
technologische Aspekte. Zudem sind Partnerschaften sehr wichtig. Also
das Networking und Grouping. Auch das angestrebte Publikum wird
angeschaut. Folgend zeige ich ihnen einige Beispiele von laufenden
Projekten, die wir unterstützen.
www.daazo.com ist eine Webplattform, die verschiedene Kurzfilme
beinhaltet, die Auszeichnungen gewonnen haben. Diese arbeiten sehr
stark an ihrer Online-Community. Also Filmemacher können Sie ihre Filme
selbst hochladen. Daazo arbeitet zudem mit Festivals. Online wie offline.
Sie werden auch durch Filmfestivals gesponsert, wie auch durch andere
Unternehmen aus der Privatwirtschaft und Kulturinstitute. Weitere
Einnahmen kommen durch Banner und Werbung. Als nächstes möchte ich
ihnen medgidv (??) vorstellen. Es ist heute die grösste Onlinebibliothek für
klassische Musik und Dokumentationen. Sie haben einen sehr klar
festgelegten Markt. Im Mittelpunkt ihres Businessmodells steht das
Onlinestreaming und die Liveübertragung von Konzerten. Gewöhnlich ist
ihr Angebot gratis und weltweit. Sie haben dabei nur sehr wenig
Konkurrenz. Unter anderem werden sie von Rolex gesponsert.
Ein weiteres Beispiel ist shorts-tv.com. Shorts-TV bietet im Netz Kurzfilme
an. Sie arbeiten aber mit verschiedenen Mobilfunkanbietern zusammen,
damit die Kurzfilme auf dem Handy oder ipod angesehen werden können.
Dafür haben sie spezielle Applikationen entwickelt.

Ich versuche ihnen nun einige Erkenntnisse zu vermitteln, die wir aus den
Beispielen ziehen können. Es gibt kein Businessmodell das für alle
Plattformen funktioniert. Wir haben unterschiedliche VOD-Projekte die wir
in unterschiedlichen Gebieten unterstützen. Es gibt viele
Unterschiedlichkeiten im europäischen VOD-Markt. Oft haben wir eine
gute Auswertung zu Beginn, im Verlauf sinken dann aber die
Verkaufszahlen stark. Modelle die sich also nur durch den Verkauf
finanzieren, funktionieren gewöhnlich nicht. Was funktioniert sind
langfristige Businesspläne, Markenbildung und Marketingstrategien. In
diesem schnelllebigen Markt muss man flexibel sein und rasch reagieren:
Sich dem Publikum auch anpassen. Vital für viele Websites ist es auch, die
eigene Zielgruppe genau zu kennen und mit der Nutzung der Social
Networks auch zu bearbeiten.
In Zukunft wird sich VOD schnell weiterentwickeln und am meisten
Chancen haben jene Unternehmen, die fähig sind flexibel zu reagieren.

Gast (Heinz Dill – Louise Production): Wenn ich einen Kurzfilm habe,
den ich der Welt vorstellen möchte: Welche Plattform soll ich dann
auswählen? Der Gentleman von TrustNordisk sagte, er nehme Kurzfilme
nur in Paketen. Wenn ich also einen Film von zehn beigesteuert habe
bleibt mir ein Zehntel von zwei Dollar, oder wie viel auch immer bezahlt
wurde. Die Hälfte davon geht an irgendwen, also am Ende bleibt nicht viel
übrig. Ich versuch einfach rauszufinden, ob es noch weitere Möglichkeiten
gibt. Vielleicht mit dazoo oder einer anderen Plattform.

Elena Bioggo: Ich kann nicht für dazoo sprechen. Am besten


kontaktieren sie dazoo direkt.

Gast (Susann Wach): Elena Bioggo, Sie sagten, Media sei erfolgreich
darin, in dem VOD-Feld zu ermutigen. In gewisser Hinsicht klingt das für
mich jedoch eher pessimistisch. Es gibt kaum Erlöse aus dem Geschäft,
man muss viel ausprobieren. Vielleicht hat man Glück, vielleicht nicht.
Was bedeutet das für die Zukunft des Support-to-VOD-Programms von
Media? Müssen Sie ihre Ausrichtung ändern.

Elena Bioggo: Im Moment und für die kommenden Jahre fahren wir in der
selben Richtung fort. Änderungen sind möglich, ich kann dazu im Moment
von diesem Standpunkt aus aber nichts sagen.

Laurent Crousieux: Eine Frage von mir zu dieser Exklusivität, respektive


Nicht-Exklusivitäts-Sache. Krystian Miruchna kann diese Frage
möglicherweise beantworten. Er sagte er habe Filme lizenziert, die von
traditionellen World Sales an verschiedene Plattformen verteilt worden
sind. Natürlich sind diese dann nicht mehr exklusiv. Aber vernichtet das
jede Chance für traditionelle Distributionsmöglichkeiten, die Exklusivität
gewähren und so einen Erlös von den TV-Sendern zu erzielen? Oder kann
es sich auch gegenseitig ergänzen?
Krystian Miruchna: Unseren Erfahrungen nach, sollte man insbesondere
Kurzfilme tatsächlich nicht exklusiv an die einzelnen VOD-Plattformen
geben. Da man sich die Erreichbarkeit nicht einschränken lässt. Wenn man
den Film einer Plattform exklusiv gibt, und dieser Film dann irgendwann
nicht mehr beworben wird, verschwindet er natürlich irgendwo in deren
Bibliothek. Deshalb rate ich grundsätzlich, die Kurzfilme nicht exklusiv
herauszugeben. Bei Kurzfilmen haben wir die Erfahrung gemacht, dass es
in der Regel keine Probleme mit den Fernsehsendern gibt, wenn man die
VOD-Rechte raus löst. Natürlich ist das bei Featurefilmen wieder anders.

Kurze Umfrage durch Simon Koenig:


Wer von den Anwesenden hat bereits einmal Geld verdient mit einem
Kurzfilm im Netz? Insgesamt drei.

Simon Koenig: Wir kommen nun zu einer kleinen Verschnaufpause und


zeigen ihnen den Kurzfilm „Pixels“ von Patrick Jean. Ein Film, der
ausschliesslich online promotet und auch von Anfang an in voller Länge im
Netz zu sehen war. Er war innert kürzester Zeit ein Grosserfolg mit
Millionen von Views. Patrick wird im Anschluss kurz erzählen, wie er den
Film im Netz promotet hat.

Patrick Jean:
(Originalsprache französisch)
Wir platzierten den Film am siebten April 2010 auf dailymotion. Wir hatten
die exklusive Chance, dass der Film auf der Startseite von Dailymotion
gezeigt wurde. Das hat uns sehr geholfen. Zum zweiten hat auch die
Nutzung von Facebook die Bekanntheit des Filmes stark gefördert. Die
Leute haben den Film dort ausgetauscht. In kurzer Zeit hatten wir so eine
Million Views. Das hat uns sehr erstaunt. Schliesslich traten die grossen
Produktionsfirmen an uns heran. So konnte unser Anwalt einen Vertrag mit
Columbia abschliessen. Die Erstveröffentlichung im Internet schadete dem
Film im Hinblick auf die Festivals nicht. Er wurde dennoch an zahlreichen
Orten gezeigt. Er wurde an rund 50 verschiedenen Festivals gezeigt. Er
gewann zahlreiche Preise. Ich denke die Geldfrage interessiert hier viele.
Direkt haben wir mit dem Film kaum Geld verdient. Indirekt hingegen
schon. Er hat ein Stück weit mein Leben verändert.
Ob internet zuerst oder Festival zuerst, ich denke das hängt von der Natur
des Films ab. Das muss schliesslich der Produzent entscheiden. Leider
kann ich keinen anderen Tipp geben. Das Internet kann einem ein grosses
Publikum verschaffen, er kann aber auch in dessen Tiefen verschwinden.
Bei einer ähnlichen Produktion würde ich den Film vermutlich wieder ins
Internet stellen.

Simon Koenig: Damit sind wir mitten im Thema. Es gibt eben auch die
Möglichkeit die Filme direkt und gratis aufs Netz zu stellen. Und da kann
man auch unterschiedlich vorgehen. Wir haben eine Juristin hier, Melanie
Bosshart von Creative Commons. Und sie wird ihnen eine kleine
Einführung geben, was es für Möglichkeiten gibt wenn man Filme ins
Internet stellt ohne Geld dafür zu verlangen und wie man die lizensieren
kann.
Melanie Bosshart (Creative Commons):
http://www.creativecommons.ch/

Vielen Dank für die Einladung. Wir nehmen solche Gelegenheiten immer
sehr gerne wahr, um unsere Lizenzen vorzustellen. Ich bin Mitglied im
Team Creative Commons. Das Team CC ist Teil der digitalen Allmend. Die
Digitale Allmend ist ein Schweizer Verein der sich generell für freien
Zugang für Wissen einsetzt und vor ungefähr zwei Jahren den Schweizer
Lead in den Creative Commons Lizenzen übernommen hat. Damit wir alle
vom selben sprechen, schnell einige Grundlagen. Urheberrechtlicher
Schutz geniessen grundsätzlich Werke jeglicher Art, wie beispielsweise
Bilder, Texte, Songs, aber eben auch Kurzfilme. Das Urherberrecht verleiht
dem Urheber ein Monopolrecht. Der Urheber kann somit dritte von der
Nutzung seines Werkes ausschliessen und somit eben auch Geld mit dem
Werk oder dessen Lizenzierung verdienen. Diesem Vorteil des
Urheberrechts stehen aber auch einige Probleme gegenüber. Durch die
gegenwärtige Remixkultur werden immer mehr verschachtelte Inhalte
Gegenstand des Urheberrechts. Die Probleme beginnen somit bereits bei
der Produktion. Was darf ein Urheber eines Werkes als Grundlage nutzen,
wie muss er die Rechte klären, und so weiter. Bei der Distribution über
globale Netzwerke, wie das Internet, können Probleme entstehen. Die
rasante technologische Entwicklung steht einer sehr langsamen
Entwicklung des Urheberrechtes gegenüber. Das führt zu fragwürdigen
Entwicklungen wie Digitalrightmanagementsystemen, sogenannte private
Schutzregime und auch staatliche Schutzverlängerungen. Urheberrecht
kann deshalb für Laien in diesem Gebiet sehr kompliziert sein. Hier greift
Creative Commons. Um klar zu stellen: CC ist kein Ersatz für das
Urheberrecht, es baut auf diesem auf. Es wurde entwickelt von
verschiedenen Wissenschaftlern in den USA. CC ist eine Non-Profit
Organisation in den USA und zugleich ein alternatives Lizenssystem. Es
ersetzt nicht das Copyright, es steht zwischen Copyright und Public
Domain. Das heisst, nicht All-Rights-Reserved aber Some-Rights-Reserved.
Die Vorteile von CC: Es ist global einheitlich, es ist ein einfaches
modulares System und es fördert die Schaffung derivativer Werke. Es ist
jedoch nicht nur für die Hersteller sondern auch für die Nutzer. Denn es
soll so klar kommuniziert werden können, was erlaubt ist und was nicht.
Ziele sind: Es soll Rechtssicherheit geschaffen werden und Klarheit. Es soll
ein weltweit akzeptierter Standard geschaffen werden, der auch von
Gerichten akzeptiert wird. Es gibt bereits einige Gerichtsentscheide,
gestützt auf CC. Unter anderem in Spanien, Holland, Dänemark und den
USA. Diese Gerichte haben unsere Lizenzen als Lizenzverträge akzeptiert.
Und es wird zudem an die nationale Rechtsordnung angepasst, um die
Durchsetzbarkeit optimal zu gewährleisten.
Ich stelle ihnen nun die einzelnen Module vor. CC stellt Lizenzverträge zur
Verfügung. Das sind sechs verschiedene Verträge, die Modular aufgebaut
sind. Es bestehen vier Module. Bei Namensnennungs-Modul darf ein
Nutzer mit meinem Werk alles machen was er will, er muss aber immer
den Namen des Urhebers nennen. Dabei dürfen aber die
Urheberpersönlichkeitsrechte nicht beschnitten werden, es darf also
beispielsweise nicht entstellt werden. Das Modul Non-Commercial
bedeutet, das Werk darf verwendet werden, jedoch nicht zu
kommerziellen Zwecken. Hierbei ist es oft schwierig eine klare Grenze zu
ziehen. Also zu bestimmen wo kommerzielle Nutzung beginnt. Ist also
beispielsweise die Nutzung auf einem Werbefinanzierten Blog bereits
kommerziell oder nicht. No deridative Works bedeutet man darf das Werk
weiterverbreiten aber nicht verändern. Share a like kann man nur
auswählen wenn man nicht das No-deridetive-Works-Element verwendet.
Also share-a-like bedeutet, man darf das Werk verändern, muss es aber
unter derselben Lizenz weiterverbreiten wie das Ursprungswerk. Das gibt
dann durch die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten insgesamt
sechs verschiedene Lizenzen.
Bei Google kann man dann beispielsweise in der erweiterten Suche nach
Lizenzen gesucht werden. Die jeweiligen Filme werden dann entsprechend
signalisiert.
Unsere Lizenzen wurden 2002 lanciert. Bis 2008 wurden bereits 140
Millionen Werke mit CC lizenziert.
Unter anderem wird CC auf Flicker und Restorm verwendet. Seit Obamas
Amtsantritt sind zudem sämtliche öffentlichen Regierungsdokumente CC-
lizenziert. Bildungsmeiden und Universitäten sind ebenfalls sehr
interessiert.

Simon Koenig: Nach diesen juristischen Informationen, spricht nun noch


Matthias Vettiger. Er ist von Blogwerk Zürich und ein Spezialist für Social
Media Marketing. Er wird ihnen ein paar Möglichkeiten aufzeigen, wie man
einen Film im Internet promoten oder Funding betreiben kann. Es geht
dabei stets darum, die Filme nicht hinter eine Paywall zu stellen, sondern
sie eben zugänglich zu machen mit einem Folgeeffekt.

Mathias Vettiger:
www.blogwerk.com
(Originalsprache englisch)

Die Frage, auf die ich eine Antwort finde möchte ist: Was kann ich selber
als Produzent machen, wenn ich einen Kurzfilm gemacht habe und diesen
selber vermarkten möchte. Ich möchte dabei drei Themen vertiefen. Als
erstes Crowdfunding, das in Europa nicht sehr stark genutzt wird,
hingegen in den USA verbreiteter ist. Crowdfunding bedeutet, Leute um
kleine Geldgaben zu bitten, oder auch grössere, um den Film zu
finanzieren. Zum zweiten: Communitybuilding, und als drittes: die
Distribution. Wie kann ich meinen Film streuen, um Geld zu verdienen
oder meine Bekanntheit als Filmemacher zu steigern.
Für Crowdfunding existieren einige Beispiele. „The age of stupid“
beispielsweise ist ein Film, der versucht, Aktionäre zu gewinnen. Sie haben
also im Voraus Aktien ausgegeben in der Höhe von 500 bis 35'000 Dollar
und gaben den Anlegern einen Ertrag zurück, wenn der Film fertig gestellt
worden ist. „The age of stupid“ organisierte zudem sogenannte Indie-
Screenings. Man konnte sich für ein Screening bewerben, sie haben dann
den notwendigen Preis bestimmt, den man ihnen zu bezahlen hatte. Das
mit dem Screening verdiente Geld konnten dann die Veranstalter
behalten. Ein anderes bekanntes Beispiel ist Buy a Credit. Sie haben
ebenfalls einen Film produziert, für diesen konnte man einen Kredit kaufen
um dann im Abspann erwähnt zu werden. Zudem konnte man für 3'000
Dollar einen Eintrag auf IMDB als Mitproduzent erwerben. Dann existieren
verschiedene Plattformen, die dieses Crowdfunding-Ding
institutionalisieren. Es gibt die bekannte Plattform kickstarter.com. Diese
hat über 1'000 erfolgreiche Filmprojekte unterstützt. Filme haben dort
1'000 bis 350'000 Dollar generiert. Das ist kein schlechter Betrag für einen
Film, der nur von Privaten finanziert wird. In Europa startet nun eine
vergleichbare Plattform. Sie versucht Kickstarter nachzuahmen
(startnext.de) und ist noch immer am Anfang. Ich denke jedoch, das
könnte eine interessante Möglichkeit sein, um den eigenen Film zu
finanzieren. Man kann also die Idee präsentieren und dann Menschen
finden, die bereit sind dafür Geld zu geben.
Die Frage ist, wann funktioniert diese Finanzierung? Als erstes muss man
eine spezielle und aussergewöhnliche Idee haben. Wenn die Filmidee nicht
verbreitet wird, dann bekommt man kaum Unterstützung dafür. Zum
zweiten sollte die Community einen Gegenwert erhalten. Der Film „Sierra
Leone Stars“ ist ein Kurzfilm über ein Fussballteam aus Sierra Leone.
Dieses besteht aus Menschen mit Kriegsamputationen. Der Macher nahm
20'000 Dollar ein für sein Filmprojekt. Man konnte für Spenden zwischen 5
und 25'000 Dollar einen Gegenwert erwerben. Für 5 Dollars wird man über
neue Projektentwicklungen informiert. Ab 5'000 Dollar gibt es signierte T-
Shirts, Fussbälle und DVDs. Wenn man wirklich eine Nische und
interessierte Leute findet, dann kann man erfolgreich Crowdfunding
betreiben.
Das zweite ist Communitybuilding. Ich denke es ist wichtig, die
interessierten Leute auch zu involvieren. Das bedeutet, man muss im
Minimum eine Website aufschalten, wo sich die Leute informieren können
über das Projekt. Zum zweiten können Social Media genutzt werden, um
die Idee zu verbreiten. Und auch hier funktioniert es nur mit einer guten
Idee. Es gibt Facebook, Twitter, Youtube. Spannt die interessierten Leute
ein in die Produktion und involviert sie. Es gibt ein Filmprojekt, dass die
Leute sogar für Fragen zum Plot und zu den Charakteren miteinbezog.
Die Frage ist immer auch: Ist überhaupt Geld vorhanden? Als erstes muss
man unterscheiden zwischen einem kurzfristigen Gewinn und einem
langfristigen Gewinn. Man kann sagen, ich will einen Kurzfilm produzieren
und damit sofort Geld verdienen. Auf der anderen Seite kann man es auf
einer längeren Zeitachse betrachten. Einen erfolgreichen Kurzfilm zu
produzieren macht einen auch als Filmemacher bekannter und eröffnet
neue Möglichkeiten. Es gilt auch zu wählen zwischen Reichweite und
Ertrag. Eine Paywall verhindert die Möglichkeit, ein grosses Publikum zu
erreichen weitgehend. Natürlich existieren alternative Modelle. Worüber
wir noch nicht gesprochen haben, ist die Möglichkeit den Film
hochaufgelöst ins Netz zu stellen.

Was beispielsweise der Animationsfilm „Sita sings the Blues“ gemacht hat
ist: Sie hat den Film produziert und auf Youtube gestellt. Sie hat zudem
4999 physikalische Kopien erstellt. Das aber nur auf Grund der
Musiklizenzen. Was sie eigentlich versucht hat, ist ihr Ding zuerst zu den
Leuten zu bringen und erst im Nachhinein Geld daraus zu ziehen. Sie
konnte so ihren Film am Fernsehen zeigen, nachdem er bereits sehr
bekannt war. Jetzt versucht sie durch freiwillige Geldgaben Gewinn zu
erzielen. Sie sagt den Leuten: Wenn euch mein Film gefallen hat, weshalb
spendet ihr nicht etwas? Zudem macht sie Merchandising und kümmert
sich um Sponsoring. Die Produzentin von „Sita sings he Blues“ sagte:
„There is the question of how I'll get money from all this. My personal
experience confirms audiences are generous and want to support artists.
Surely there's a way for this to happen without centrally controlling every
transaction. The old business model of coercion and extortion is failing.
New models are emerging, and I'm happy to be part of that. But we're still
making this up as we go along.“
Dankesehr.

Simon Koenig: Danke für diese detaillierten Ausführungen. Wir kommen


zur Schlussrunde, und meine Frage an alle Referenten: Wann ist Eurer
Meinung nach der richtige Moment den Film gratis ins Internet zu stellen?

Frederik Stege: Nie. Wir diskutieren das täglich. Aber von unserer
Perspektive ist es eine gefährliche Entwicklung, dass alles im Netz gratis
wird. Das kann für Kurzfilme funktionieren, für Langfilme ist es gefährlich.
Wenn wir Filme lizenzieren für jene Dienstleister die das A-VOD
(Advertising-VOD)- Modell anbieten, können wir pro Klick nur sehr wenig
Ertrag generieren. Es hängt vom Anbieter ab, der Durchschnitt liegt aber
wohl bei etwa 2 Dollar pro 1000 Klicks. Manchmal können es vielleicht 20
sein. Aber in jedem Fall muss man enorm viele Klicks generieren, um
wenigstens einen kleinen Erlös zu erhalten. Alle reden über
Gratisangebote weil das die Konsumenten wollen. Wir sehen es in der
Musikindustrie. In Europa und den USA bestehen diese Gratisangebote.
Die Entwicklungen im Filmbusiness gehen in dieselbe Richtung. Die
Rechtsinhaber im Musikbusiness aber, die beginnen unter diesen
Entwicklungen zu leiden.

Krystian Miruchna: Ich glaube auch dass man zwischen Lang- und
Kurzfilm unterscheiden muss. Bei Kurzfilmen - werbefinanzierte Aufteilung:
zuerst zieht der Werbevermarkter seine Prozente ab, dann behält die
Plattformen noch einen Anteil und der Rest der Werbeerlöse bekommt der
Rechteinhaber. Also nehmen wir mal einen Wert von 6 Euro pro tausend
Kontakten. Das bedeutet wenn man eine Million Views hat, sind das etwa
6'000 Euro. Die Plattform muss aber auch eine hundertprozentige
Werbeauslastung haben, damit dieser Wert erreicht werden kann. Es stellt
sich daher immer die Frage: Was möchte ich mit meinem Film im Internet
erreichen. Viel Geld oder viel Aufmerksamkeit? Das muss jeder Produzent
für sich entscheiden. Wenn ich viel Geld mit meinem Kurzfilm verdienen
möchte, dann ist es im Internet zur Zeit noch ziemlich schwer.

Melanie Bosshart: Ich habe mal mit Stefan Kluge von Webfilm Leipzig
gesprochen, die zwei Filme unter Creative Commons lanciert haben. Und
sie haben, wenn ich mich richtig erinnere, durch die Reichweite die sie im
Internet hatten am Schluss 35'000 Euro Crowdfundraising generieren
können. Er sagt das hätten sie ansonsten nie erhalten. Sie hatten auch ein
Angebot von einem Sender, wollten aber ihre Rechte nicht alle exklusiv
abtreten. Das ist natürlich auch eine Einstellungsfrage. Und dann haben
sie noch mit den Folgeaufträgen Geld gemacht.
Simon Koenig: Gibt es Beispiele von Filmen die sich durch ihre
Onlineplatzierung eine Festvalkarriere verbauten?

Frederik Stege: Bei uns läuft es gewönlich ja umgekehrt. Ich sehe aber
durchaus Vorteile in Internet First. Je nach Film. Wir sollten aber nichts
generalisieren. Es gibt so viel Zeugs im Internet. Es ist einfach Projekte zu
finden ,die im Internet Erfolg hatten. Es gibt aber eine riesige Menge die
wir nicht einmal beachten. Deshalb generalisiert nicht auf Grund weniger
Beispiele.

Krystian Miruchna: Um trotzdem etwas positives reinzustreuen. Es gibt


ein Webserien-Internetformat namens „Super Tiger Show“. Ein einfaches
Format über einen Darsteller aus Kreuzberg. Zuerst lieft es auf Youtube
und wurde dann von der Plattform 3min weitergeführt. In Zwischenzeit
läuft das Format auf dem Fersehsender ZDF-Neo. Es geht also auch der
andere Weg.
Gast (Michael Schwarz Kurzfilmagentur): Eine kurze Zwischenfrage.
Es ist ein Irrglaube zu meinen, man könne von Anfang an im Internet mit
Kurzfilmen gross Geld verdienen. Hingegen populär werden kann man, das
ist auch das Entscheidende. Man muss ein Produkt erst mal
massenwirksam machen, dann ist es aber kein knappes Gut mehr und
kann somit nicht mehr viel Geld bringen. Eine Möglichkeit mehr Geld zu
generieren ist meiner Meinung nach, Serien zu produzieren. Das kann man
auf unterschiedliche Weise machen. Man könnte zum Beispiel kurze Serien
zu bestimmten Themen machen, die immer wieder im Netz auftauchen.
Die sollten sich dann darstellen. Dann könnte es irgendwann Leute geben,
die daran Interesse daran entwickeln. Das kann dann wie bei den Filmen
aus Kreuzberg bis ins Fernsehen gehen. Also Stichwort Kurzfilm-Serien
produzieren. Wie es auch bei Featurefilmen immer mehr am kommen ist.

Krystian Miruchna: Wir sind seit 2008 dabei Webserien zu entwickeln


und per Sponsoring zu realisieren. Es ist nicht einfach, die User von
serielle Formate im Netz zu überzeugen. Wir sehen es bei 3min. Es gibt
dort gute Serien, jedoch an die großen Zuschauerzahlen zu kommen ist
aber schwierig.

Das könnte Ihnen auch gefallen