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Vor- und Nachteile digitalen Lernens – die Zukunft ist nicht nur positiv

Wie fast alle neuen Methoden stößt auch der Aspekt des digitalen Lernens auf reichlich Kritik.
Um Ihnen den Überblick zu erleichtern, haben wir die wichtigsten positiven sowie negativen Seiten der
Digitalisierung in der Schule in der folgenden Pro-Contra-Liste für Sie zusammengestellt:

Vorteile

 schnelle und direkte Zusammenarbeit in der gesamten Klasse


 zurückhaltende Schüler bekommen leichter die Möglichkeit, sich am Unterricht zu beteiligen
 individuelle Fortschritte lassen sich besser kontrollieren
 Kinder lernen frühzeitig mit digitalen Medien umzugehen
 digitales Lernen bietet sehr viele verschiedene Anwendungsgebiete, sodass die Lerninhalte nicht nur auf
ein Fach beschränkt sind
 gemeinsames Lernen soll Kindern das Erlebnis des Lernens leichter machen
 interaktive Lernerlebnisse sollen die Motivation verbessern
 der Lehrplan ist sehr viel mehr an die Lebensrealität der Schüler angelehnt, da das Internet aus dem
Alltag nicht wegzudenken ist
Nachteile:
 die Einarbeitung in den Umgang mit digitalen Medien erfordert viel Zeit, welcher für den Unterricht fehlt
 die meisten Lehrer sind technisch (noch) nicht versiert genug, sodass umfassende Schulungen nötig sind
 technische Störungen beeinflussen einen reibungslosen Unterricht
 die Ausstattung eines digitalen Klassenzimmers kostet viel Geld (meist wird dann an anderer unpassender
Stelle das Budget gekürzt)
 Kinder tippen mehr, sodass viele Handschriften leiden
 für die Beteiligung am Unterricht ist Sprache kein zwingendes Mittel mehr, sodass die
Kommunikationsfähigkeit abnehmen kann
 die häufige Nutzung digitaler Inhalte kann zu Suchtproblemen führen
 je nach Anwendung tritt der eigentliche Fachunterricht in den Hintergrund
5 Vorteile des Unterrichts mit digitalen Medien.
Abwechslungsreicher Unterricht und aktivere Mitarbeit – das sind nur zwei
Vorteile, die die Integration von digitalen Medien in den Schulunterricht bieten.
Eine Studie an einer Schule in Nordrhein-Westfalen belegt weitere positive
Auswirkungen.
Digitale Bildung fängt bei der Integration digitaler Medien in den Unterricht an und
endet beim Erwerb von Medienkompetenz. Welche Vorteile der Unterricht mit
digitalen Geräten bietet, zeigen die Ergebnisse einer einjährigen Studie der Lancaster
University an einem Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Dazu wurden interaktive
Whiteboards in den Unterricht implementiert und Lehrkräfte geschult. Die Studie
untersucht, wie Lehrkräfte die Boards nutzen und wie die Technologien Schüler beim
Lernen unterstützen.
1. Schüler gestalten den Unterricht aktiv mit.
Diskussionen im Unterricht entstehen häufiger und sind intensiver. Außerdem steigt
die Beteiligungsrate der Schüler im Unterricht mit digitalen Medien. Daraus
resultierten bessere Bewertungen für die mündliche Mitarbeit.
2. Zunahme des Lern- und Unterrichtstempos.
Die Konzentration der Schüler nimmt beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht zu.
Außerdem führen sie zu größerer Effizienz und leichterem Verständnis.
3. Zeitlich und räumlich unabhängiger Zugriff auf Unterrichtsinhalte.
Schüler können Inhalte, die während des Unterrichts auf einem digitalen Board
erarbeitet wurden, zwecks Wiederholung, Reflektion oder Prüfung im Nachhinein
abrufen.
4. Neue Technologien fördern das Lernen.
Alle beteiligten Jahrgangsstufen reagierten laut leitender Lehrkraft positiv auf die
Implementierung der digitalen Medien in den Unterricht. Sie sind der Meinung, dass
diese sie beim Lernen unterstützt.
5. Abwechslungsreicherer Unterricht.
Unterschiedliche Medien können, auch im schnellen Wechsel, in den Unterricht
integriert werden. Die Lehrkräfte berichteten davon, dass emotionales Lernen dadurch
verstärkt wurde.
 
5 häufige Fehleinschätzungen über digitale Medien in Schule und
Unterricht

Warum kommen digitale Medien nicht häufiger zum


Einsatz?
Oft liegt es mit an den äußeren Gegebenheiten: (Das sind 5 Nachteile)

o fehlende oder instabile Internetverbindungen


o nicht in ausreichendem Maß vorhandene Geräte
o mangelnde Fortbildungsangebote
o Lehrangebote zum Umgang mit digitalen Medien sind während der
Fehleinschätzung 1: Schüler befassen sich ständig mit digitalen
Medien und sind deshalb bestens mit dem Umgang mit den Geräten
und Anwendungen vertraut. Man kann ihnen kaum noch etwas
beibringen

o Fehleinschätzung 2: Der Umgang mit digitalen Medien fällt nicht in


den Aufgabenbereich der Schule
o Fehleinschätzung 3:Die jungen Kolleginnen und Kollegen machen das
schon
o Fehleinschätzung 4: Medienkompetenz = Warnen vor Gefahren im
Umgang mit digitalen Medien
o Fehleinschätzung 5: Ich kenne mich mit digitalen Medien nicht aus
und kann sie deshalb im Unterricht nicht einsetzen

1. Schüler befassen sich ständig mit digitalen Medien und sind deshalb
bestens mit dem Umgang mit den Geräten und Anwendungen vertraut.
Man kann ihnen kaum noch etwas beibringen.

Digitale Medien gehören zur Alltagswirklichkeit von Schülern. Wer sieht, wie
selbstverständlich die Geräte und Anwendungen von ihnen genutzt werden, wie
schnell Schüler allein schon Nachrichten auf ihren Smartphones tippen können
und wie hilflos manche sind, wenn ihnen die Technologien einmal nicht zur
Verfügung stehen, kommt schnell auf den Gedanken, dass der oft als „digital
natives“ bezeichneten Jugend kaum noch etwas beizubringen ist.

Schüler nutzen ihr Smartphone häufig, das bedeutet aber nicht, dass sie durch die
Nutzung automatisch Medienkompetenz erwerben.
Vielmehr entsteht bei manchen Lehrkräften die Sorge, nicht mehr mit den Schülern
mithalten zu können.

Oft handelt es sich jedoch nur um oberflächliches Wissen oder um Kenntnisse,


die sich eher auf spezielle, häufig genutzte Anwendungen beschränken.

So verbringen viele Schüler einen großen Teil ihrer Freizeit mit WhatsApp,
Instagram und YouTube, haben aber Schwierigkeiten, eine Datei an eine E-Mail
anzuhängen. Viele Möglichkeiten, die uns „digital immigrants“ geläufig sind, da wir
sie eben schon länger nutzen, haben für die Schüler kaum eine Bedeutung,
wodurch sie eben auch nicht mit ihnen umgehen können.

Dazu zählen bei vielen Schülern folgende Punkte:

o ein reflektierter Umgang mit digitalen Medien


o der Umgang mit Anwendungen, die sie selten benutzen (z. B.
Textverarbeitungs-, Tabellenkalkulations- und
Präsentationsprogramme)
o komplexe Vorgänge wie Programmieren oder die Funktionsweise von
Algorithmen
o Regeln, die man bei der Nutzung digitaler Medien beachten muss
(Datenschutz, Urheberrecht)
o tiefergehende Recherche sowie die Aus- und Bewertung der
gefundenen Informationen

2. Der Umgang mit digitalen Medien fällt nicht in den Aufgabenbereich der
Schule.

Ständig kommen Forderungen nach neuen Schulfächern auf: Mal soll es gesunde
Ernährung sein, dann Wissen aus dem Bereich der Wirtschaft oder gutes
Benehmen. Sicher wäre vieles davon wünschenswert, nur was soll dafür aus dem
bisherigen Bildungskanon herausfallen?

Die Einbindung der Förderung von Medienkompetenz im Unterricht muss dagegen


nicht anstelle anderer Themengebiete erfolgen. Digitale Medien stellen im Prinzip
eine Ergänzung der bestehenden Unterrichtsmethoden dar.

Mit dieser müssen die Schüler natürlich umzugehen lernen, was nach einer
Einführung, in der grundlegendes Wissen vermittelt wird, kontinuierlich durch eine
reflektierte Nutzung von digitalen Medien in den verschiedenen Fächern
geschehen kann.

Ist die Schulung im Umgang mit digitalen Medien Aufgabe der Schule?
Dazu kommt, dass die gesamte Umwelt der Schüler medial geprägt ist. Um in
dieser Umgebung teilhaben und mündig und selbstbestimmt agieren zu können,
müssen die Schüler einen kompetenten Umgang mit den digitalen Medien lernen.
Dies entspricht auch dem Bildungsauftrag der Schule.

Eltern, die oft auch nicht über entsprechendes Wissen verfügen, können dies
allein nicht leisten. Die Schule kann, wenn sie nicht komplett an der
Lebenswirklichkeit der Schüler vorbei handeln will, keine analoge Insel in einem
digitalen Meer sein – was sie vielerorts ja auch schon längst nicht mehr ist.

3. Die jungen Kolleginnen und Kollegen machen das schon.

Wie die Schüler ist auch die junge Lehrergeneration mit den Möglichkeiten der
digitalen Technik aufgewachsen. Ähnlich wie bei den Schülern kennen sich auch
die angehenden Lehrerinnen und Lehrer meist zwar gut mit den
Anwendungsmöglichkeiten für den privaten Gebrauch aus, weniger aber mit der
Vermittlung, den didaktischen Konzepten oder der rechtlichen Seite von digitalen
Medien in der Schule.

Der Einzug des Digitalen in den Unterricht erfolgt also nicht automatisch. Auch
Lehramtsstudenten müssen erst lernen, wie digitale Medien im Unterricht sinnvoll
eingesetzt werden können und welches Wissen sie ihren Schülern vermitteln
müssen, um diese für den Umgang mit der Technik und den Anwendungen zu
rüsten.

Wie oben erwähnt, sind die Einheiten zur digitalen Bildung an vielen Hochschulen
noch nicht verpflichtend.

Um die breite Masse an angehenden Lehrerinnen und Lehrern mitzunehmen,


müssten die Ausbilderinnen und Ausbilder sie mit didaktischen Konzepten und
Praxisbeispielen versorgen, was im Moment größtenteils noch in keinem
ausreichenden Maß geschieht.

4. Medienkompetenz = Warnen vor Gefahren im Umgang mit digitalen


Medien

Zweifellos ist die Vermittlung von Wissen um die Gefahren, die eine Nutzung von
digitalen und besonders den sozialen Medien mit sich bringen, ein wichtiger Punkt
aus dem Bereich „Medienkompetenz“.

Schüler sollten die Gefahren, die mit einer Nutzung von digitalen Medien
einhergehen kann, kennen. Doch die Geräte und Anwendungen bieten auch viele
positiven Möglichkeiten!
Die Schüler müssen über diese Gefahren und negativen Seiten informiert werden.

Zu diesen gehören u. a.:

o Cybermobbing
o Sexting
o Zugangsmöglichkeit zu nicht jugendfreien Seiten mit
pornographischen, extremistischen oder gewaltverherrlichenden
Darstellungen
o Fake News
o Datenmissbrauch
o Was einmal im Internet veröffentlicht wurde, ist kaum wieder zu
löschen.
o Abo-Fallen und andere Abzocke

Auch wer Datenschutzrichtlinien oder das Urheberrecht nicht beachtet, muss mit
Strafen rechnen.

Doch das Wissen um die Risiken und wie man die Gefahren umgeht, ist nur ein
Teil, der zu einem kompetenten Umgang mit digitalen Medien führt.

Es gibt natürlich auch viele positive und nützliche Aspekte, die es kennenzulernen
gilt und die den Unterricht und das Lernen bereichern können.

5. Ich kenne mich mit digitalen Medien nicht aus und kann sie deshalb im
Unterricht nicht einsetzen.

Wie eine neue Fremdsprache oder ein Musikinstrument zählt auch der Umgang
mit digitalen Medien zu den Dingen, die man auch im Erwachsenenalter noch
lernen kann. Die Frage, die man sich stellen muss, ist: Will ich es lernen?

Da die Pfade auf dem Weg zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht noch längst
nicht so gut erschlossen sind, und wie erwähnt auch das Angebot guter
Fortbildungen vielerorts noch ausbaufähig ist, erfordert die Entscheidung für
digitalen Medieneinsatz einiges:

o Mut, das Risiko einzugehen, dass auch mal was schiefgehen kann
o Zeit, für die Erarbeitung neuer Herangehensweisen und Konzepte
o Spaß am Erproben der neuen Möglichkeiten
o Abschied von dem üblicherweise vorhandenen Wissensvorsprung
gegenüber den Schülern, die im Bereich des Digitalen oft mit
Lösungsvorschlägen bei Problemen aushelfen können
Übung macht den Meister ;-)

Wer die Frage nach dem Wollen, auch in Anbetracht dieser Anforderungen, nicht
bejahen kann, sollte sich nicht dazu zwingen. Die bekannten Unterrichtsmethoden
haben sich ja nicht umsonst lange bewährt. Die Neuen können diese ergänzen
und mehr Vielfalt in die Vermittlungsmöglichkeiten bringen. Man muss sich aber
auf sie einlassen wollen, damit sie ihre Vorteile ausspielen können.

Digitale Medien allein können den Unterricht nicht


verbessern
Auf der anderen Seite gibt es auch Fehleinschätzungen gegenüber dem Einsatz
digitaler Medien im Unterricht, die zu überhöhten Erwartungen führen und
letztendlich enttäuschen müssen:

Digitale Medien verbessern das Lehren und Lernen.

Wer ein Klassenzimmer mit einer  interaktiven Tafel , einer  Dokumentenkamera  und
einem Klassensatz Tablets ausstattet und davon ausgeht, dass dies allein einen
positiven Effekt auf den Unterricht hat, wird sicher enttäuscht werden.

Eine unreflektierte Techniknutzung bringt keine Vorteile. Wie John Hattie aus
seiner vielzitierten Studie schlussfolgert: Auf den Lehrer kommt es an!

Erst in Kombination mit weiteren Faktoren können die Geräte ihr Potential
ausspielen:

o Schulen müssen die technischen und organisatorischen


Anforderungen für einen gelungenen Medieneinsatz erfüllen
o in Bedienung und Einsatzmöglichkeiten geschulte Lehrkräfte
o Bereitschaft der Lehrkräfte, die neuen Möglichkeiten einzusetzen
o ein pädagogisches Konzept zur Mediennutzung
o Wissen, wann der Einsatz sinnvoll ist, d. h. in welchen Bereichen
haben digitale Medien einen Vorteil gegenüber den analogen (z. B.
wenn sich die Schüler mit anderen kommunizieren und vernetzen
möchten oder interaktive Vorgänge sinnvoll sind)? Wo wäre ein
Einsatz eher eine nette Spielerei?

Digitale Medien sind also genauso wenig ein Allheilmittel wie eine Bedrohung. Ihre
Möglichkeiten ersetzen weder Lehrerinnen und Lehrer noch die analogen
Lehrmittel, sondern ergänzen diese. Das Ergebnis: Sie haben eine größere
Auswahl, welche Methode für den gegebenen Zweck am besten geeignet ist.
Um ihr Potential gut ausschöpfen zu können, sind aber auf sie abgestimmte
pädagogische und didaktische Konzepte nötig, die bisher gewohnte Strukturen
durchaus verändern können.

Ein Beispiel ist der Ansatz des Flipped Classrooms: Das Konzept, in der Schule in
neue Themen eingeführt zu werden und diese zuhause durch Übungen zu
festigen, wird umgedreht. Lehrkräfte bereiten Lehrvideos zu neuen Themen vor,
die sich die Schüler zuhause ansehen, um sich einzuarbeiten. In der Schule wird
die Zeit mit den Lehrerinnen und Lehrern genutzt, um das Neue einzuüben, zu
festigen und Fragen zu stellen.

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