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über
den Sprachenstreit
zwischen Bulgarien
und der Republik Nordmazedonien
Diese Ausgabe entstand durch die freiwillige Arbeit des Autorenkollek-
tivs:
Rezensenten:
Prof. Dr. Ana Kotscheva
Doz. Dr. Liljana Wasileva
Redakteur:
Zanko Serafimov
© Wlado Treneski, Dejan Tantschovski, Erlin Ago, Iwan Nikolov,
Ilija Stojanovski, Methodi Iwanov, Rumen Srebranov,
Spas Taschev, Autoren, 2021
© Verlag „Orbel“, 2021
Übersetzung: S.&.A.Takev
ISBN 978-954-496-150-3
Wlado Treneski, Dejan Tantschovski, Erlin Ago,
Iwan Nikolov, Ilija Stojanovski, Methodi Iwanov,
Rumen Srebranov, Spas Taschev
Weißes Buch
über
den Sprachenstreit
zwischen Bulgarien
und der Republik Nordmazedonien
• Оrbel •
Sofia
2021
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG ......................................................................................9
ERSTES KAPITEL
DIE BULGARISCHE SPRACНЕ IN DER VERGANGENHEIT UND
GEGENWART ...................................................................................22
1. Die bulgarische Sprache in der Zeit des Ersten Bulgarischen Reiches
(681-1018) .........................................................................................22
2. Die bulgarische Sprache in der Zeit der byzantinischen Herrschaft
(1018-1185) und des Zweiten Bulgarischen Reiches (1185-1396) ...30
3. Der Zustand der bulgarischen Sprache in der Zeit der osmanischen
Herrschaft ...........................................................................................36
4. Die bulgarische Sprache z.Z. der nationalen Wiedergeburt (18. Jh.-
1878). Die Kodifizierung der modernen bulgarischen Buchsprache durch
Sprecher verschiedener Mundarten ................................................. 39
5. Vernichtung des kulturhistorischen Erbes der bulgarischen Wiederge-
burt durch den Mazedonismus ...........................................................53
ZWEITES KAPITEL
DIE KODIFIZIERUNG DER „MAZEDONISCHEN“ SPRACHE ..61
1. Die Rechtschreibreform in Bulgarien 1945 – ein Angriff der BKP auf
die schriftliche Einheit der bulgarischen Mundarten .........................61
2. Sprachkomissionen in Skopje und die Kodifizierung der neuen „ma-
zedonischen“ Sprache mittels Dekonstruktion der einheitlichen bulga-
rischen Sprache...................................................................................62
3. Das Schicksal derjenigen, die mit der Kodifizierung nicht einverstan-
den waren. ..........................................................................................67
4. Widerstand und Ablehnung der Schriftnorm von Skopje im ägäischen
Mazedonien, Pirin-Mazedonien und Albanien nach 1948 ................73
5. Grundlegende sprachliche Beweise für die Einheit der offiziellen
Sprachnormen in Sofia und Skopje ....................................................82
DRITTES KAPITEL................................................................................
BEISPIELE AUS AKTUELLEN LEHRBÜCHERN UM 2020 UND
DAS AUFZWINGEN DER LÜGE ÜBER DIE HISTORISCHE
5
KONTINUITÄT DER „МАZEDONISCHEN“ SPRACHE. VERGLE-
ICH FALSCHER BEHAUPTUNGEN UND FÄLSCHEN VON ORI-
GINALEN ..........................................................................................86
1. Joakim Kartschovski ......................................................................86
2. Kiril Pejtschinovitsch .....................................................................90
3. Raiko Zhinsifov..............................................................................92
4. Gebrüder Miladinov ...................................................................... 94
5. Grigor Parlitschev ..........................................................................98
6. Teodossi Sinaitski.........................................................................101
7. Partenij Sografski ........................................................................104
8. Kusman Schapkarev .....................................................................106
9. Jordan Hadschikonstantinov–Dschinot ........................................109
10. Die Junge mazedonische Literaturgesellschaft und Zeitschrift „Losa“
(Weinstock).......................................................................................111
VIERTES KAPITEL
DIE HEUTIGE SPRACHLICHE SITUATION IN DER REPUBLIK
NORDMAZEDONIEN ....................................................................114
1. Die Suche nach der Wahrheit und die Lage der Menschenrechte in
der heutigen Republik Nordmazedonien .........................................114
2. Die zeitgenössische Kommunikation im bulgarischen
Sprachraum ......................................................................................130
FAZIT ...............................................................................................137
AUSGEWÄHLTE BIBLIOGRAFIE ...............................................143
ANHANGSVERZEICHNIS ............................................................145
Anhang 1. Das Fälschen literarischer Denkmäler ............................145
Anhang 2. Das Fälschen und Vernichten von Steininschriften ........150
Anhang 3. Sammlungen von Volksweisheiten mazedonischer
Persönlichkeiten ...............................................................................151
Anhang 4. Die Wahrheit über die frühen Mazedonisten .................155
Anhang 5. Offizielle Statistik des Osmanischen Imperiums von 1902
über die Bevölkerung einiger Gebiete, die sich auf dem Territorium der
heutigen Republik Mazedonien befinden.........................................163
6
AN DIE LESER DIESES BUCHES
7
der Völker der Europäischen Union, nämlich gegenseitiger Respekt,
Achtung der objektiven Wahrheit, Achtung der Menschenrechte und
Ehrlichkeit, es unmöglich machen, mit den Verhandlungen über den Bei-
tritt ihres Landes zur Europäischen Union zu beginnen.
Das Hauptthema dieses Weißen Buches ist die Klärung des
Sprachenstreits und der bulgarischen Herkunft der Sprache, die heute in
der Republik Nordmazedonien verwendet wird. Die sprachlichen und
historischen Beweise, die wir liefern, stehen im Mittelpunkt dieser Un-
tersuchungen. Wir glauben, dass diese Studie von entscheidender Be-
deutung sein und dazu beitragen wird, Ihre Meinung zur
bulgarisch-mazedonischen Frage bilden zu können und die Gerechtig-
keit zu verteidigen.
Hochachtungsvoll,
10
Man kann von einer anderen „mazedonischen“ Sprache als poli-
tisches Phänomen sprechen, seit sie 1945 tatsächlich standardisiert
wurde. Zuvor haben einzelne Aktivisten aus Mazedonien, z.B. Dimitria
(Dimitar) Tschupovski (Tschuparov), Georgija (Georgi) Pulevski, Kraste
(Krastju) Misirkov, Stefan Dedov, unter dem Einfluss und in Zusamme-
narbeit mit den serbischen Wissenschaftlern St. Novakowitsch, Al. Be-
litsch, J. Zvijtsch u. a. versucht, ein separates Alphabet zu erstellen oder
sogar die serbischen Buchstaben insgesamt zu übernehmen. Übrigens
sind die sogenannten mazedonischen Auftritte Misirkovs sehr umstritten,
da er sich in seinem Tagebuch von 1916 (das gemeinsam vom mazedo-
nischen Staatsarchiv und vom bulgarischen Staatsarchiv veröffentlicht
wurde) als Bulgare identifiziert. Selbst am Ende seines Lebens war er
Direktor der Schulen in Karlovo und Koprivstitza. Wie der damalige Di-
rektor des mazedonischen Archivs, Prof. Z. Todorovski, feststellt, sollte
die Ethik der historischen Wahrheit in Dokumenten und nicht in Inter-
pretationen gesucht werden.
Es ist interessant, dass die Schreibweise der Vaterlandfront und
die Kodifizierung der Vardar-Norm ungefähr zeitgleich durchgeführt
wurden, was weitere Fragen nach der Absicht ihrer Distanzierung auf-
wirft. Tatsächlich erfüllt die Sprachkommission der Antifaschistischen
Versammlung für die Volksbefreiung Mazedoniens (ASNOM) einen Be-
fehl der neuen politischen Macht unter dem Vorsitz von L. Kolischevski,
welche am 6. Mai 1945 anordnet, welche Buchstaben übernommen wer-
den sollen.
Die Beziehung zwischen den beiden Normen ist eine Beziehung
zwischen zwei Dialekten einer Sprache, d.h. ihre Unterschiede sind le-
xikalisch und phonetisch, aber grammatikalisch stimmen sie fast
vollständig überein. Bis 1944 betrachten alle weltberühmten Slawisten
die Dialekte in Mazedonien als untrennbaren Bestandteil der bulgarisch-
en Sprache. Unter ihnen sind die Russen A. M. Selisttschev, V. Grigoro-
witsch, P. Lavrov, A. I. Sobolevski, V. I. Stschepkin, T. Florinski, P. N.
Miljukov und N. S. Derschavin, die Tschechen V. Vondrak, P. Schafarik
und L. Niederle, die Franzosen A. Mazon, L. Leger und Velon, die De-
utschen B. von Arnim und G. Weigand, die Slowenen W. Oblak und F.
Mikloschitsch, der Pole A. Kalina, der Holländer N. van Viik u.v.a.
11
Es ist kein Zufall, dass nach 1945 die schriftlichen Normen in
Bulgarien und in der heutigen Republik Nordmazedonien in eine Un-
tergruppe der südslawischen Sprachen unterteilt werden. Sogar besteht
hier der Unterschied nicht nur zwischen diesen Sprachen, sondern
überhaupt mit allen übrigen slawischen Sprachen. Die beiden Normen
haben auch heute dieselben Merkmale, die sie stark von den anderen
Sprachen der slawischen Gruppe unterscheiden. Aus diesem Grund leh-
nen moderne Wissenschaftler wie J. Clark, O. Kronsteiner, H. Stamler,
J. Babiniotis und andere die These ab, dass es eine vom bulgarischen
„Mazedonisch“ separate Sprache gibt. Die Anführer der authentischen
mazedonischen Befreiungsbewegung im Exil akzeptieren auch nie die
Trennung der mazedonischen bulgarischen Dialekte in eine eigene
Sprache.
Die Kodierer von Skopje, die sich auf Kr. Misirkov stützen, tref-
fen auf einen Dialekt, den sie für genug weit entfernt von der bulgarisch-
en Literatursprache halten und der die kleinstmögliche Anzahl
gemeinsamer phonetischer und lexikalischer Merkmale enthält. Mit die-
sen Argumenten wurde der zentrale Veles-Dialekt gewählt, mit einem
starken Einfluss des nördlichen Skopje-Dialekts. V. Markowski schreibt
in Veleser Mundart und verteidigt in der ersten Sprachkommission die
Notwendigkeit des Buchstaben Ъ (er wird als bulgarisches Element an-
gesehen, obwohl er Teil des kyrillischen Alphabets ist, von welchem
mazedonische Gelehrte behaupten, mazedonisch zu sein) in seinem
Streit mit Blazhe Koneski, welcher versucht, das gesamte serbische Al-
phabet durchzusetzen. Bereits am 28. Dezember 1944 wird der für seine
proserbischen Ansichten bekannte Philologe Vojislav Ilitsch aus Belgrad
als Angestellter der Sprachkommission entsandt. Er kommt nach Skopje,
um Blazhe Koneski zu unterstützen. Derselbe V. Ilitsch etabliert später
die Terminologie in der mazedonischen Grammatik und bedient sich
dabei vollständig der serbischen.
Dies führt zur Zweiten Kommission vom 15. Februar 1945, die
aus fünf serbischen Agenten besteht: B. Koneski, Vojislav Ilitsch, Lazar
Mojsov (der Freiheitskämpfer für das unabhängige Mazedonien, Zhivko
Ilijev, wurde von ihm persönlich im Jahr 1948 gefoltert), Liljana Tscha-
lowska (Ehefrau von L. Kolischewski) und E. Malinska. Auch die durch
12
B. Koneski vertretenen Thesen der serbischen Ideologen zur
vollständigen Einführung des serbischen Alphabets erzielen keinen
endgültigen Erfolg. Der damalige Ministerpräsident der Volksrepublik
Mazedonien L. Kolischevski war erschrocken über die Einführung des
Buchstaben Ъ und bittet die Belgrader Führung Jugoslawiens, bei der
Lösung dieses Problems behilflich zu sein. Gleichzeitig besteht B. Ko-
neski darauf, die Entscheidung zu verschieben. Es gibt niemanden, der
Einwände erhebt, da er Mitglied von OZNA ist, einem Vorgänger von
UDBA (jugoslawischer Geheimdienst, Anm. d. Übers.).
Mitte März 1945 trifft auf Befehl von Milovan Dschilas, Leiter
von Titos „Agitation und Propaganda“, sein Stellvertreter Radovan Zo-
govitsch in Skopje ein. Seine Hauptaufgabe ist es, die Position von B.
Koneski zu stärken. R. Zogovitsch spielt eine entscheidende Rolle bei
der endgültigen Übernahme des serbischen Alphabets Karadschitza als
mazedonisches Alphabet. Die gesamte Operation zur Aufzwingung des
mazedonischen Alphabets Karadschitza wird von Belgrad unter Führung
von General Alexander Rankovitsch, Mitglied des ZK der JKP, einer der
engsten Mitarbeiter von Tito, Leiter der OZNA und ihres Nachfolgers,
der UDBA, und Blagoje Neschkowitsch, seit dem 9. April 1945 Premi-
erminister Jugoslawiens, durchgeführt.
Am 24. April 1945 werden B. Koneski, V. Markovski und V. Ma-
linska von Milovan Dschilas nach Belgrad gerufen, wo ihnen die ser-
bischen Positionen durch Parteidiktat aufgezwungen werden. An diesem
Treffen mit Dschilas nehmen auch vier serbische Professoren teil: Ra-
domir Aleksitsch, Radoslav Boschkowitsch, Michajlo Stevanowitsch
und Radovan Lalitsch, mit deren Hilfe die Frage des mazedonischen Al-
phabets zugunsten der serbischen Doktrin von Mazedonien und Bulga-
rien endgültig beschlossen wird. Das verfolgte Ziel ist die maximale
Trennung der Mazedonier und der mazedonischen Kodifizierung vom
bulgarischen ethno-linguistischen Kontinuum. Dies führt zu dem Para-
doxon, dass ein Vokal, der nicht ignoriert werden kann, nicht als Buchs-
tabe geschrieben werden soll, sondern als Apostroph. Nach den
Entscheidungen, die in Belgrad von der Dritten Linguistischen Kom-
mission getroffen werden, ist der 3. Mai 1945 das Geburtsdatum der ma-
zedonischen Sprachkodifizierung. Später, nach dem sogenannten
13
„Gesetz über die mazedonische nationale Ehre“, befinden sich die Geg-
ner des serbischen Alphabets und des serbischen Einflusses im
Gefängnis oder im Konzentrationslager, andere sind isoliert.
Skopje bezieht sich heute auf die Behauptung der Existenz get-
rennter kroatischer und serbischer Sprachen und zieht daher die Analogie
zu den bulgarischen und vardarischen Normen. So eine Behauptung ba-
siert nicht auf Kenntnissen der historischen Entwicklung von Sprachen.
In der kroatischen Sprache beispielsweise werden in der Vergangenheit
häufig lokale und unbestimmte gebräuchliche Namen wie Slowinisch,
Slowijenisch, Dalmatinisch, Illyrisch usw. verwendet, die heute als Teil
der kroatischen Sprache wahrgenommen werden. Zu Beginn des 19. Jh.
waren alle Kroaten durch ein gemeinsames Sprach- und Grafiksystem,
unterschiedlich vom Serbischen, vereint. Erst Ende des 19. Jh., nach der
Rechtschreibreform von Wuk Karadschitsch in Serbien, beginnen Ver-
suche der Annäherung der serbischen und kroatischen Sprache, um sie
unter dem gemeinsamen Namen „Serbokroatisch“ zu vereinen. Die
langjährige Tradition der Existenz der kroatischen Literatur ist die Grun-
dlage für die heutige Existenz einer unabhängigen kroatischen Sprache.
Im Gegensatz dazu werden regionale Mundarten in Mazedonien bis
1944 nie als eigenständige Sprache angesehen, weshalb in Skopje der
Faktor „unabhängige mazedonische Literaturtradition“ fehlt. Darüber
hinaus sind die mazedonischen Dialekte selbst sehr unterschiedlich. Der
Nevrokop-Dialekt ist dem Tarnovo-Dialekt viel näher als jeder andere
umgebende oder andere bulgarische Dialekt. Und wir wissen, dass der
Tarnovo-Dialekt die Grundlage der bulgarischen Literatursprache ist,
d.h. der Nevrokop-Dialekt, der von Skopje-Gelehrten als mazedonisch
angesehen wird, ist der bulgarischen Literatursprache viel näher als jeder
andere Dialekt außer dem Tarnovo-Dialekt.
Es kann praktisch aufgrund politischer Interventionen von jedem
Dialekt eine eigene Sprache getrennt werden, und von jeder ethnogra-
fischen (regionalen) Einheit kann ein eigenes Volk getrennt werden. Dies
gilt nicht nur für die Vielfalt der Dialekte und regionalen Einheiten der
bulgarischen Sprache und des bulgarischen Volkes, sondern auch für alle
anderen Sprachen und Völker. So schreibt z.B. eine der symbolischen
Persönlichkeiten des Mazedonismus, G. Pulevski, der sich
14
widersprüchlich äußert, über die Sprache der Mijazen. Die Politik der
Differenzierung getrennter Völker und Sprachen ist nicht nur ein Mer-
kmal des Balkans. Wir werden sie auch in den Bestrebungen der Ko-
mintern nach Trennung von Minderheitensprachen und Völkern sehen,
sowie in Hitlerdeutschlands Plänen zur Abspaltung von der polnischen
Nation und der Bildung einer neuen Gural-Nation und sogar bei den
Überlegungen zur Bildung eines Satellitenstaates Mazedonien ange-
sichts der zögernden Position Bulgariens und der Teilnahme am Bündnis
mit Deutschland. Das politische Engineering bei der Vermehrung von
Nationen und Sprachen, welches den lokalen Separatismus fördert, ist
ein Instrument zur Beseitigung der staatlichen und ethnischen Konsoli-
dierung des Gegners.
Die Kodifizierung der Vardar-Norm ist eine natürliche Fortset-
zung der serbischen Intervention in der mazedonischen Frage mittels
systematischer Förderung der Trennung von Sprache und Nation von
der bulgarischen Sprache und dem bulgarischen Volk. Aufgrund dieser
Intervention entsteht ein Kreis mazedonischer Aktivisten, die in Belgrad
ausgebildet werden und mit lokalen Professoren und Politikern zusam-
menarbeiten - vom Ende des 19. Jh. bis zur Entstehung der mazedoni-
schen Norm. Während der serbischen Besetzung von 1913 bis 1941 wird
systematisch ein Prozess der Serbisierung der Bevölkerung von Vardar-
Mazedonien durchgeführt, der eine Grundlage für die Auferlegung einer
getrennten Kodifizierung und Identität von Sprache und Volk bildet. Mit
der politischen Unterstützung der jugoslawischen politischen und repre-
ssiven Gremien wird die moderne serbische Kodifizierung der mazedo-
nischen Norm durchgeführt. Diese proserbische und antibulgarische
Richtlinie kann eine Vielzahl von Gelehrten schaffen, die sie
unterstützen, indem sie die serbischen Thesen über die sogenannte ma-
zedonische Sprache und Nation wiederholen.
Die Entstehung einer eigenen mazedonischen Identität, die auch
die Sprache einschließt, geschieht nicht über Nacht, wie Premierminister
Z. Zaev und andere Politiker in Skopje behaupten, sowie aber auch bul-
garische Gelehrte und Politiker, denen zufolge es bis 1944 Bulgaren gab,
die danach Mazedonier wurden. Die heutigen Tatsachen sind das Ergeb-
nis systematischer und zielgerichteter Maßnahmen des serbischen
15
Doktrinärs, der nach seinem Plan versucht, nicht nur eine eigene maze-
donische, sondern auch eine Schopen-Nation zu schaffen. Diese Praxis
steht im Einklang mit Russlands Plänen der separaten Bildung einer
Dobrudscha- und thrakischen Nation, und fällt mit den serbischen The-
sen zusammen, die bulgarische Identität zu leugnen und durch neue
Identitäten zu ersetzen, die auf regionalen Formen der bulgarischen
Sprache und des bulgarischen Volkes beruhen. Eine ähnliche Politik be-
ginnt in Belgrad mit lokaler proserbischer, mazedonischer und russischer
Unterstützung (einschließlich des russischen Konsuls in Bitola) ab dem
späten 19. Jh. und führt durch das Königreich SHS (Serben-Kroaten-
Slowenen, Anm. d. Übers.) und Jugoslawien, einschließlich Vardar-Ma-
zedonien, bis zur heutigen Zeit. Es ist kein Zufall, dass die größten
Verteidiger des Mazedonismus nicht alle Mazedonier sind, sondern der
russischen und serbischen Elite einschließlich ihrer Schützlinge in der
Republik Nordmazedonien angehören.
Die Besonderheit dieses Phänomens wird durch die Ansiedlung
serbischer Kolonisten in Vardar-Mazedonien verstärkt, die heute einen
ernsthaften Einfluss auf die Politik (auch im wissenschaftlichen Bereich
und im Journalismus) haben. Die negative russische Haltung gegenüber
Bulgarien ist bereits 1870 bemerkbar, als der russische Diplomat Graf
Ignatiev gegen Art. 10 des Dekrets des Sultans zur Errichtung eines bul-
garischen Exarchats protestiert, welches eine Volksabstimmung zum Bei-
tritt der mazedonischen Diözesen zu diesem vorsieht. Der russische
Antibulgarismus hat seine tiefsten Wurzeln nach dem Berliner Kongress
(1878), mit dessen Entscheidungen die russische Verwaltung drastisch
auf 9 Monate reduziert wird. Später, während der Regierungszeit von St.
Stambolov (1886-1894), beginnt Bulgarien eine unabhängige Politik zu
verfolgen und sich der Einmischung Moskaus in seine inneren Angele-
genheiten zu widersetzen. So kommt es zur Übereinstimmung der ser-
bischen und russischen Interessen an der Zerstörung der Unabhängigkeit
Bulgariens mit der Entstehung des bulgarischen Fürstentums.
Die Identität, die direkt mit der Sprache verbunden ist, wie Pre-
mierminister Z. Zaev feststellt, „wir sind Mazedonier und sprechen die
mazedonische Sprache“, steht in direktem Zusammenhang mit den Pro-
zessen der Verwaltung, der Konsolidierung, des überregionalen Be-
16
wusstseins und der Differenzierung von anderen Ethnien. Von den drei
Teilen Mazedoniens ist in Ägäis- und Vardar-Mazedonien die bulga-
rische Verwaltung am geringsten, obwohl das bulgarische Exarchat
einen großen Teil Mazedoniens besitzt. Andererseits provoziert die an-
haltende serbische Herrschaft von Vardar-Mazedonien die Bildung eines
separaten Bewusstseins, das einen Kompromiss darstellen soll. Das ist
das Ergebnis einer Alternative, denn es zeichnet sich für Belgrad die
Unmöglichkeit ab, die mazedonische Bevölkerung schnell zu serbisie-
ren. Bei der Abspaltung der mazedonischen Identität von der bulgarisch-
en, muss erstere also gegenüber den verbindenden Gemeinsamkeiten
negativ gegenüberstehen und darauf bestehen, dass es ein separates, vom
bulgarischen unterschiedliches Bewusstsein darstellt, welches seine his-
torischen Wurzeln hat und die auf einer Interpretation der gemeinsamen
Vergangenheit beruhen müssen. Diese Herangehensweise ist nicht rein
mazedonisch, sondern wir sehen sie in allen Aussagen serbischer Wis-
senschaftler und Politiker.
So kommen wir zur heutigen Realität, dass einige Mazedonier
sich als separate ethnische Gruppe definieren, die behauptet, eine sepa-
rate Sprache zu sprechen. Die Entstehung einer eigenen Identität und
einer getrennten Kodifizierung erfolgte jedoch keineswegs über Nacht,
sondern es war ein systematischer und schrittweiser Prozess, der das Er-
gebnis mehrerer Faktoren war, von denen der stärkste die konsequente
serbische Politik gegenüber Mazedonien hinsichtlich der Trennung vom
bulgarischen ethno-linguistischen Kontinuum war.
Wie in Jugoslawien zur Zeit Titos, so versucht auch heute die
Republik Nordmazedonien, sich in jeder Hinsicht als Opfer des bulga-
rischen Nationalchauvinismus zu präsentieren, und unberücksichtigt der
historischen, kulturellen und sprachlichen Tatsachen, auf ihrer Identität
zu bestehen, aber nicht nur in der heutigen Zeit, sondern auch in histo-
rischer Hinsicht, die bis ins Mittelalter zurückreicht und vor dem Vertrag
von Prespa sogar bis zur Antike. In Skopje werden die Wurzeln der „ma-
zedonischen“ Sprache im frühen Mittelalter, in der Zeit von Kyrill und
Methodius und noch früher gesucht. Um eine solche Position zu recht-
fertigen, beginnen systematische Fälschungen, Zerstörungen und Feh-
linterpretationen bestehender Quellen.
17
Diese Politik wird auch nach der Abspaltung von Jugoslawien
im Jahr 1991 in der heutigen Republik Nordmazedonien weiter ange-
wendet. Die mazedonische Akademie der Wissenschaften und Künste
(MANU) veröffentlichte sogar eine weitere offizielle Erklärung, in der
sie die These der „räumlichen und zeitlichen Kontinuität der mazedo-
nischen Sprache“ befürwortet, die einen weiteren direkten Eingriff in
das bulgarische kulturhistorische Erbe und in die dialektale Vielfalt der
bulgarischen Sprache darstellt. Diese weit verbreitete Praxis findet ihren
Platz sowohl in akademischen Veröffentlichungen als auch in
Schulbüchern, so dass der jungen Generation nicht nur der Zugang zu
objektiven Informationen verwehrt wird, sondern dass sie durch die Ver-
wendung von Hassreden weiterhin in einem Geist des Widerspruchs in
Bezug auf Bulgarien erzogen wird.
Ein solches Verhalten ist mit den Organisations- und Funktion-
sprinzipien der EU unvereinbar. Es ist eine besorgniserregende Tatsache,
dass der Wunsch einiger Regierungsbeamter in Skopje, mit Bulgarien
zusammenzuarbeiten und die geerbten Probleme zu überwinden, sowohl
von der heutigen vom „Tiefen Staat“ (Hinter den Kulissen der Macht,
Anm. d. Übers.) kontrollierten parlamentarischen Opposition und von
den ihr nahestehenden Medien mit Feindseligkeit aufgenommen wird,
als auch von der innerparteilichen Opposition. Es ist offensichtlich, dass
diese beiden Gruppen von einem Zentrum aus, das eng mit dem alten
jugoslawischen kommunistischen Regime verbunden ist, koordiniert
werden. Diese Abhängigkeit führt zu politischer Instabilität und zeigt,
dass die Republik Nordmazedonien zu diesem Zeitpunkt die grundle-
genden Kriterien von Kopenhagen nicht erfüllt, nämlich die institutio-
nelle Stabilität als Garantie für demokratische und rechtliche Ordnung,
den Schutz der Menschenrechte sowie die Achtung und den Schutz von
Minderheiten und die Möglichkeit, die Verpflichtungen der Mitgliedsch-
aft zu übernehmen, einschließlich der Fähigkeit zur wirksamen Umset-
zung der Regeln, der Standards und Richtlinien, aus denen sich die
EU-Gesetzgebung zusammensetzt („Gemeinschaftlicher Besitzstand“)
sowie die Einhaltung der Ziele der politischen, wirtschaftlichen und
Währungsunion.
Gerade mit dem Prespa-Vertrag versucht die Republik Nordma-
18
zedonien, Bulgarien einen Wortlaut für die Sprache aufzuerlegen, der in
der Erklärung vom 22. Februar 1999 fehlt, die von den damaligen Pre-
mierministern L. Georgievski und I. Kostov unterzeichnet und durch ein
gemeinsames lokales Memorandum vom 22. Januar 2008 bekräftigt
wurde. Nach diesen Dokumenten, die die mazedonische Seite unterze-
ichnet hat und die sie einhalten muss, sind alle Dokumente zwischen
den beiden Ländern gemäß ihrer Verfassung in den Amtssprachen un-
terzeichnet. Das Prespa-Abkommen ist ein Abkommen zwischen der
Republik Nordmazedonien und Griechenland und berührt oder bindet
Bulgarien in keiner Weise. Aus diesem Grund muss die in der Erklärung
von 1999 und im Memorandum von 2008 dargelegte Situation
unverändert bleiben, ohne die offizialisierten Grenzen zu überschreiten.
Der Präsident der Republik Nordmazedonien, Stevo Penda-
rovski, weist darauf hin, dass die mazedonische Kodifizierung aus dem
Jahr 1945 stammt, ohne zu erwähnen, dass diese Kodifizierung auf einer
dialektalen Basis basiert, die sprachlich bulgarisch ist. Wenn in einem
bilateralen Dokument die Kodifizierung einer mazedonischen Norm
berücksichtigt wird, muss die Dialektbasis bestimmt werden. Die Poli-
tiker in Skopje, die sich auf Blazhe Koneskis Thesen stützen, haben je-
doch nicht die Absicht, die linguistischen Fakten zu berücksichtigen,
sondern deren Interpretation. Deshalb ist die in der Erklärung von 1999
dargelegte Situation die äußerste Grenze, bis zu der Bulgarien kompro-
missbereit ist. Nun ist es für die mazedonische Seite an der Zeit, einen
eigenen Kompromiss einzugehen, da sie versucht, ihre Positionen
vollständig durchzusetzen, die eigentlich die der serbischen Ideologen,
Politikern und Gelehrten sind.
In westlichen Gesellschaften ist es verständlich, dass jeder das
Recht auf eine Identität, auf seine eigene Sprache und Geschichte hat.
Dies ist ein Grundrecht. Die Fakten dürfen aber durch falsche Interpre-
tationen nicht verdreht werden. Es ist absurd, endlose Interpretationen
vorzunehmen, denn dies muss dem einzelnen Leser überlassen bleiben.
Außerdem verwendet die heutige breite Zuhörerschaft problemlos Texte
seit der zweiten Hälfte des 19. Jh. bis in die heutige Zeit. Dies gilt nicht
nur für historische, sondern auch für sprachliche Fakten, denn in diesen
Bereichen nehmen Wissenschaftler subjektive Interpretationen vor und
19
geben diese als objektive Wahrheit aus. Diese Fakten sollten natürlich
nicht so aufgeführt sein, dass sie eine bestimmte Meinung suggerieren,
sondern sie sollten so umfassend wie möglich sein und in ihrer
ursprünglichen, unveränderten Form.
Wenn die aufgeführten Probleme im innenpolitischen Leben der
Republik Nordmazedonien nicht rechtzeitig überwunden werden, und
der derzeitige, aus der totalitären Vergangenheit vererbte Umgang mit
jedem, der es gewagt hat, die Fakten der fernen und jüngeren Vergan-
genheit objektiv darzustellen, nicht eingestellt wird, besteht das Risiko,
dass zumindest regional die Einheit der EU, der NATO und ihrer uni-
versellen Werte in Frage gestellt werden. Skopjes Weigerung, mit der
jugoslawischen Abhängigkeit zu brechen, findet Ende 2020 seinen
Höhepunkt, als die Regierung von Z. Zaev und Präsident S. Pendarovski
den Oberst Zoran Sekulovski als nordmazedonischen Militärvertreter
für die NATO vorschlägt. Bei dieser Aktion „ignorierte die mazedo-
nische Seite den Rat bestimmter freundschaftlicher Dienste“, die sich
der Tatsache bewusst waren, dass der mazedonische Oberst enge Kon-
takte zu Serbien hat. Dieses Beispiel zeigt, wie Skopjes alte
Abhängigkeit vom nichtreformierten Belgrad die Koordination und
Konsolidierung der Südflanke der NATO erschwert.
Diese vorliegenden Ausführungen sollen der bulgarischen und
ausländischen Öffentlichkeit, die die bulgarische Sprache nicht kennt,
und der Gesellschaft in der Republik Nordmazedonien, die seit Jahr-
zehnten einem verzerrten Bild ihrer eigenen Sprache ausgesetzt ist, fol-
gendes zeigen:
● die vollständige Fälschung und manipulative Interpretation
von Dokumenten in Skopje, die sich auf die Vergangenheit der
Sprache beziehen, auf der geografischen Region Mazedoniens;
● die systematische Verletzung der Menschenrechte bei der Bil-
dung und Durchsetzung der schriftlichen Norm von Skopje und
der heutigen mazedonischen Identität;
● den aktuellen Stand der Sprachsituation in der Republik Nord-
mazedonien;
● das Anbieten praktischer Lösungen zur Überwindung des
Sprachkonflikts;
20
● eine anschauliche Darstellung der Ähnlichkeiten und Unter-
schiede sowohl innerhalb des Dialektenreichtums den unter-
schiedlichen schriftlichen Normen der bulgarischen Sprache
als auch in Bezug auf andere Sprachen der slawischen Gruppe.
21
I. DIE BULGARISCHE SPRACНЕ IN DER
VERGANGENHEIT UND GEGENWART
Mit der Gründung des bulgarischen Staates auf dieser Seite der
Donau im Jahr 681 und dem Beginn eines beschleunigten Prozesses der
ethnischen Konsolidierung, der alle Bevölkerungsgruppen auf seinem
Territorium umfasst, beginnt die rasche Entwicklung der bulgarischen
Landessprache. Es wird angenommen, dass vor der Aufklärungsarbeit
der Brüder Kyrill und Methodius die bulgarische Sprache nicht in
schriftlicher Form genutzt wurde. Laut dem altbulgarischen Schriftstel-
ler Tschernorisets Chrabar (Ende 9. Jh. – Anfang 10. Jh.) haben die Bul-
garen vor der Annahme des Christentums „mit Zügen und Strichen
gelesen und gedeutet“. Es wird angenommen, dass dies die sogenannten
„Runen“ sind, die an vielen Orten im Nordosten Bulgariens an den Ste-
inmauern von Gebäuden von Pliska, Preslav sowie von der Region der
nördlichen Schwarzmeerküste zu finden sind und mit den Bulgaren in
Verbindung gebracht werden, die nach 680 über die Donau kamen.
Ähnliche „Runen“ wurden auf dem Gebiet der Republik Nordmazedo-
nien gefunden, z.B. in der Gegend von Matka, 17 km von Skopje en-
tfernt, und wurden wahrscheinlich von den Kuber-Bulgaren hinterlassen.
Die historische Kontinuität war so stark, dass der heidnische Stein mit
den „Runen“ in die im 14. Jh. erbaute Kirche „Entschlafung der Hoch-
heiligen Gottesmutter“ eingebaut wurde, die bis heute erhalten geblieben
ist.
Aus verschiedenen Gründen herrscht die Ansicht vor, dass das
erste „slawische“ Alphabet - das glagolitische Alphabet, von Kyrill und
Methodius für die Mährische Mission geschaffen wurde. Eine solche
Ansicht basiert auf der Tatsache, dass 862 eine Delegation Großmähren
verlässt, die durch Bulgarien nach Byzanz gelangt und fordert, dass
christliche Missionare in einer für die Bevölkerung verständlichen
Sprache zum Predigen geschickt werden. Byzanz stimmt zu und
beschließt, die Brüder Kyrill und Methodius zu schicken. Es wird ange-
22
nommen, dass das Alphabet im selben Jahr erstellt wurde, in dem auch
im Frühjahr 863 die Übersetzungen durch die Brüder Kyrill und Met-
hodius erfolgen. Sie gehen zusammen mit ihren Schülern durch Bulga-
rien, kommen nach Großmähren, wohin sie die neuen Schriften und
Bücher mitnehmen.
In der Wissenschaft gibt es jedoch immer noch Kontroversen
darüber, ob das glagolitische Alphabet wirklich für die Bedürfnisse der
mährischen Mission geschaffen wurde oder ob es schon früher entstand.
Gegen die erste These gibt es eine Reihe von Argumenten. Lt. vieler
schriftlicher Quellen, wie z.B. „Die ausführliche Lebensgeschichte von
Konstantin-Kyrill“ und „Die kurze Lebensgeschichte von Konstantin-
Kyrill“, sind die beiden Brüder, obwohl byzantinische Missionare, bul-
garischer Abstammung. Es steht z.B. in „Die kurze Lebensgeschichte
von Konstantin-Kyrill“ geschrieben: „Das Vaterland dieses ehrwürdigen
Vaters Kyrill war die dreiherrliche und große Stadt Thessaloniki, in der
er geboren wurde. Der gebürtige Bulgare wurde von treuen und from-
men Eltern geboren.“
Die Analyse der Fakten rund um die Mährische Mission zeigt,
dass es nicht möglich ist, in einem Zeitraum von einem Jahr ein neues
Alphabet zu erschaffen, Vokabeln zu erstellen, die erforderliche Anzahl
von Schülern zu schulen und einen so komplexen Text wie die Evange-
lien in eine Sprache zu übersetzen, von der wir heute wissen, dass sie
zuvor nicht schriftlich existiert hat. Gleichzeitig gibt es Dokumente wie
„Leben und Heldentaten unseres ehrwürdigen Vaters Kyrill, dem Philo-
sophen“, verfasst von Kliment Ohridski oder einem anderen eng ver-
trauten Studenten, die eine Mission unter den Bulgaren vor ihrer Abreise
nach Großmähren beschreiben. Eine ähnliche Rede finden wir in „Ein
Wort von Kyrill dem Philosophen, wie er die Bulgaren taufte“, in der
berichtet wird, dass Kyrill, der Philosoph selbst von Gott die Worte
hörte: „Kyrill, Kyrill, gehe in das weite Land, in dem sich die Menschen,
die die slawische Sprachen gesprochen haben, selber Bulgaren nannten,
weil der Herr dich erwählt hat, ihnen ein Gesetz zu geben.“
Ähnliche Aussagen über die Mission in Bulgarien vor der
Mährischen Mission finden sich in „Lobrede für Kyrill von Kliment Oh-
ridski“, „Heilige Messe für den Hl. Methodius“ von Konstantin Pre-
23
slavski, „Die umfangreiche Lebensgeschichte des Hl. Kliment“ sowie
in „Die Legende von Mähren“, „Tschechische Legende“, „Italienische
Legende“ und in anderen Quellen, die die Verkündigung des Christen-
tums und die Taufe einiger Bulgaren vor der Abreise der beiden Brüder
nach Großmähren erwähnen. Zum Beispiel wird in der „Mährischen Le-
gende“ berichtet: „Als er ging (Kyrill zusammen mit Methodius, Anm.
d. Verf.), kam er zuerst bei den Bulgaren an, die er mit Gottes Hilfe durch
seine Predigt zum Glauben führte. Von dort aus kam er nach Mähren“.
Die Bedeutung der neuesten Dokumente ist äußerst groß, da sie nicht
von Bulgaren zusammengestellt wurden und es kein „patriotisches“
Motiv für eine nachträgliche Fehlinterpretation der Fakten gibt.
Aus „Wort des Kyrill von Thessaloniki, Slawe und bulgarischer Philosoph“:
„Es kam eine Stimme vom Altar, die sagte „Kyrill, Kyrill, gehe in das weite
Land, in dem sich die Menschen, die die slawische Sprachen gesprochen
haben, selber Bulgaren nannten, weil der Herr dich erwählt hat, ihnen ein
Gesetz zu geben.“ (1856).
25
schreiben, übersetzen, bearbeiten und tauschen Bücher aus, in denen die
Merkmale der damaligen bulgarischen Dialekte auf dem Territorium des
ganzen Landes bestätigt werden. So entsteht die supradialektale altbul-
garische Literatursprache.
Dieser Prozess beeinflusst auch den politischen Namen aller Un-
tertanen des bulgarischen Zares, da der Name „Bulgaren“ allmählich
national wird. Seine Verwendung hat tiefe Traditionen und wird später
in Zeiten verwendet, in denen es keine bulgarische Staatlichkeit gibt. In
diesem betrachteten Zeitraum sind der Wissenschaft keine Quellen be-
kannt, in denen das Vorhandensein oder die Verwendung einer „maze-
donischen“ Sprache erwähnt wird.
Die älteste erhaltene kyrillische Inschrift der Welt befindet sich im bulgarisc-
hen Kreptschanski-Felsenkloster und stammt aus dem Jahr 921.
Es sollte bedacht werden, dass das bulgarische Alphabet (Alpha-
bet und Sprache) aus Bulgarien in andere Länder der slawischen
Sprachgruppe verbreitet wurde. So beschreibt z.B. der russische Histo-
riker Wassilij Tatischtschev (1686-1750) die Ära des bulgarischen Zaren
Simeon (893-927) und der Prinzessin Olga von Kiew (ca. 890-969) wie
folgt: „Der bulgarische Zar Simeon sandte (in Kiewer Rus, Anm. d.
Verf.) Priester, Gelehrte und Bücher in ausreichenden Mengen... Sie
(Prinzessin Olga, Anm. d. Verf.) nahm die Taufe durch die Bulgaren an
und genehmigte die slawischen Kirchenbücher.“ Später, nachdem der
russische Fürst Wladimir das Christentum annahm, bittet er den byzan-
26
tinischen Kaiser und Patriarchen von Konstantinopel um die Aussen-
dung eines Erzbischofs. Bulgarische Missionare werden ebenfalls aus
Byzanz geschickt. Tatischtchev schreibt: „Wladimir bat den Zaren und
den Patriarchen in Konstantinopel, ihm einen Metropoliten zu schicken.
Sie freuten sich sehr und schickten Metropolit Michael, einen sehr ge-
lehrten und frommen Mann, Bulgare, zusammen mit vier Bischöfen und
vielen Hierarchen, Diakonen und Sängern von den Slawen.“ Auf diese
Weise ist es die altbulgarische Sprache und nicht irgendeine nicht exis-
tierende altslawische Sprache, die sich im alten Russland und in den an-
deren slawischen Staaten verbreitet.
Die oben erörterten Dokumente, welche die Durchführung der
Bildungsmission der Brüder Kyrill und Methodius in Bulgarien vor ihrer
Abreise nach Großmähren belegen, passen nicht in das russische Kon-
zept des Panslawismus, das im frühen 19. Jh. geschaffen wurde. Diese
im Wesentlichen hegemoniale Ideologie geht davon aus, dass der einzige
Führer in der „slawischen“ Welt Russland sein sollte, deshalb muss die
Erinnerung an die Rolle Bulgariens bei der Bildung der slawischen Kul-
tur ausgelöscht werden. Aus diesem Grund werden die fraglichen Do-
kumente zu „Legenden“ erklärt und andere gefälscht. Es wird z.B. in
dem Original von „Eine Erzählung über vergangene Jahre“, der ersten
umfassenden schriftlichen Informationsquelle über die Entstehung und
Frühgeschichte Russlands, die der Chronist Nestor im Jahr 1117 verfasst
hat, berichtet, dass Methodius in Großmähren geblieben ist und „Kon-
stantin kehrte zurück, um in Bulgarisch zu lernen (zu lehren)“.
Bei sorgfältiger Analyse des Originals fällt auf, dass an einigen
Stellen versucht wurde, die Wörter „Bulgaren“ und „Bulgarisch“ zu stre-
ichen. Höchstwahrscheinlich geschah dies in der Ära der Politik des Pan-
slawismus. Diese russische Praxis wird jedoch bis heute fortgesetzt. In
der Ausgabe im Jahr 2014 von „Eine Erzählung über vergangene Jahre“,
des Instituts für russische Zivilisation in Moskau, wird dieser Text wie
folgt dargelegt: „Konstantin kehrte zurück, um Bulgaren zu lehren“.
Durch eine solche Fälschung, die „bulgarische Sprache“ durch „bulga-
risches Volk“„ ersetzt, soll das Verständnis gestärkt werden, dass es in
der Zeit von Kyrill und Methodius keine bulgarische Sprache gab, son-
dern eine gemeinsame altslawische, und Konstantin-Kyrill erst nach der
27
mährischen Mission ein bulgarischer Erleuchter geworden ist. Eine sol-
che anhaltende unwissenschaftliche Herangehensweise zeigt die große
zeitgenössische politische Bedeutung der Arbeit der Brüder Kyrill und
Methodius. Die Zerstörung oder Fälschung von Dokumenten ist nur
eines der Extreme, die bei der Verfolgung problematischer politischer
Ziele angewandt werden.
Die zerstörte Inschrift in altbulgarischer Sprache von dem Zaren Joan Wla-
dislav aus dem Jahr 1015, heute aufbewahrt im Städtischen Museum in Bi-
tola. Die Inschrift bestätigt, dass Joan Wladislav ein bulgarischer Zar ist,
dass er bulgarischer Abstammung ist und dass seine Untertanen Bulgaren
sind.
29
diese Festung, von Joan, dem bulgarischen Alleinherrscher gemauert
und gebaut … Diese Festung wurde als Zufluchtsort und zur Lebensret-
tung der Bulgaren gebaut. Es begann der Bau der Festung von Bitola im
Oktober am 20. Tag ... Dieser Alleinherrscher war gebürtiger Bulgare,
Enkel von Nikola und Ripsimia, den Gläubigen, Sohn von Aaron, der
der Bruder von Samuel, dem autokratischen Zaren, ist.“
Das Beispiel mit der Inschrift von Zar Joan Wladislav zeigt, dass
die Behörden in Jugoslawien unter Tito nicht nur nicht zögern, alte bul-
garische Denkmäler zu zerstören, die die bulgarische Vergangenheit der
geografischen Region Mazedoniens bestätigen, sondern auch diejenigen
repressieren, die nicht mit solch einer Politik einverstanden sind.
Interessant ist auch das darauffolgende Schicksal der Steinplatte
aus Bitola. Anfangs wird sie im örtlichen Museum ausgestellt, aber als
dies international bekannt wird und insbesondere nach der Entzifferung
der Inschrift, wird sie im Hof unter der Außentreppe des Museums plat-
ziert. Als bulgarische Wissenschaftler 1968 das Museum besuchen, ge-
lingt es ihnen, eine Kopie der Gedenktafel anzufertigen. Daraufhin wird
der Direktor entlassen und die Inschrift viele Jahre lang im Keller ver-
steckt. Nach dem Zerfall Jugoslawiens wird sie wieder ausgestellt. Im
Jahr 2016 ist es einem Team des bulgarischen nationalen Fernsehens
nicht erlaubt, diese zu filmen. Die Bitola-Inschrift ist heute wieder für
Besucher ausgestellt, jedoch ohne erläuterndem Text. Vor einigen Jahren
druckte das französische Konsulat in Bitola einen Touristenkatalog für
die Stadt, auf dessen Deckblatt ein Foto der Gedenktafel angebracht ist.
Die örtlichen Behörden verursachen einen Skandal und nur wegen des
Wortes „Bulgare“ auf dem Deckblatt wird der Druck des Kataloges ein-
gestellt.
31
Der offizielle Titel des Erzbischofs von Ohrid heißt anfänglich
Erzbischof von ganz Bulgarien (Αρχιεπίσκοπος της πάσης Βουλγαριας)
und ab Mitte des 12. Jahrhunderts Erzbischof von Justinian I. und ganz
Bulgarien. (Αρχιεπίσκοπος της πρωτης ‘Ιουστινιανης και πάσης
Βουλγαριας).
Ohrid liegt im westlichen Teil der geografischen Region Maze-
doniens (und auch im westlichen Teil der heutigen Republik Nordma-
zedonien), was eine Voraussetzung für die führende Rolle dieser Gebiete
bei der Erhaltung der bulgarischen Sprache und Kultur ist. Die bulga-
rische Staatstradition ist dort und in den Nachbarregionen äußerst stark,
und einige der ernsthaftesten Versuche, die bulgarische Staatlichkeit wie-
derherzustellen, werden dort organisiert.
Im Jahr 1040 bricht der Aufstand, angeführt von Peter Deljan,
gegen die byzantinische Herrschaft aus. P. Deljan selbst erklärt sich zum
Nachkommen von Zar Samuel und wird von den Rebellen als bulgari-
scher Zar gekrönt. Der Aufstand hat sich so sehr ausgebreitet, dass die
bulgarischen Rebellen in wenigen Monaten die Kontrolle über Westbul-
garien, Pomoravie, Mazedonien, Thessalien, Epirus und fast dem ge-
samten Gebiet des heutigen Albaniens erlangten. Die Tatsache, dass im
Gebiet der Stadt Drach 40.000 Rebellen sind und es ihnen gelingt, die
Stadt zu befreien, zeigt die Größe des Aufstands. 1041 unterdrückt By-
33
Maß für das Alter Christi. So fand das bulgarische Volk den wahren und
richtigen Weg von skythischer Täuschung zu Christus.“
Wir finden eine ähnliche Aussage bei Dimitar Homatian. In „Die
kurze Lebensgeschichte Kliment Ohridski“ schreibt er: „“ (Kliment,
Anm. d. Verf.) studierte zusammen mit dem göttlichen Naum, Angelarius
und Gorazd fleißig die Heilige Schrift, übersetzt mit göttlicher Hilfe des
örtlichen bulgarischen Dialekts von Kyrill, einem wahren gottweisen
und apostelgleichen Vater, und von Anfang an war er mit Methodius zu-
sammen, dem berühmten Lehrer des moesischen Volkes (des Volkes von
Moesien, dem heutigen Nordbulgarien), der es die Frömmigkeit und den
orthodoxen Glauben lehrte.“. Über die Herkunft von Kliment Ohridski
sagt D. Homatian: „Dieser unser großer Vater (Kliment Ohridski, Anm.
d. Verf.) und Leuchte Bulgariens war ein Nachkomme der europäischen
Moesi, die das Volk gewöhnlich auch als Bulgaren kennen“. D. Homa-
tian verwendet auch den Begriff „Moesische Sprache“ als Synonym für
Bulgarisch.
Theophylact von Ohrid und Dimitar Homatian sind Griechen,
deshalb fehlt ihnen auch ein „patriotisches“ Motiv, das Werk von Kyrill
und Methodius zu bulgarisieren. Sie halten sich an die ursprünglichen
Quellen, die sie verwenden.
Während der byzantinischen Herrschaft wird die altbulgarische
Sprache hauptsächlich zum Schreiben religiöser Werke verwendet. Es
ist keine staatliche Verwaltungssprache mehr und aufgrund ihrer
eingeschränkteren Verwendung und der internen Gesetzmäßigkeiten in
der Entwicklung, die während des Zeitraums beobachtet werden, erge-
ben sich Änderungen in ihrer Struktur.
Das nächste Stadium ihrer historischen Entwicklung ist die mit-
telbulgarische Sprache, in der der reibungslose Übergang vom synthe-
tischen zum analytischen Sprachbau und der Wegfall des Kasussystems
beginnt. Die mittelbulgarische Sprache wird im bulgarischen Staat, der
im Jahr 1185 wiederhergestellt wird, offiziell und auf seinem gesamten
Territorium verwendet.
Im Zweiten Bulgarischen Reich besteht das bulgarische auto-
kephale Erzbistum mit Sitz in Ohrid weiter, das seine Unabhängigkeit
behält, aber den höheren Rang des bulgarischen Patriarchats in der Ha-
34
uptstadt Tarnovo anerkennt. Die Existenz von zwei bulgarischen kir-
chlichen Institutionen in diesem Zeitraum stört in keiner Weise die ge-
istige Einheit des bulgarischen Volkes.
Der größte Teil der heutigen geografischen Region Mazedoniens
ist bis zum Ende des 13. Jh. Teil des Zweiten Bulgarischen Reichs. Im
Jahr 1282 gelingt es Serbien, Nordmazedonien (die heutige Republik
Nordmazedonien) zu erobern. Überall in den Dokumenten erwähnen
serbische Monarchen, dass sie Herrscher über Bulgarien und Bulgaren
sind. Im 14. Jh. gelingt es dem serbischen König Stefan Dusan, die ge-
samte geografische Region Mazedoniens für einen Zeitraum von 25 Jah-
ren zu erobern. Er setzt auch die Praxis fort, sich als „König der Serben
und Bulgaren“ zu betiteln, und die Pec-Patriarchen werden „Väter und
Lehrer der Serben und Bulgaren“ genannt. Im betrachteten Zeitraum,
als Serbien Teile oder die gesamte geografische Region Mazedoniens
35
beherrscht und versucht, sich als ein über mehrere Völker regiertes Reich
zu manifestieren, werden serbische Könige niemals als Herrscher Ma-
zedoniens oder einer mazedonischen Bevölkerung betitelt.
Gegen Ende des Bestehens des Zweiten Bulgarischen Reichs
führt der letzte bulgarische Patriarch Evtimiy Tarnovski (1325-1403) in
der zweiten Hälfte des 14. Jh. eine Rechtschreib- und Sprachreform der
mittelbulgarischen Literatursprache durch. Die Regeln von Evtimiy gel-
ten sowohl für die Übersetzung als auch für die Erstellung neuer Origi-
nalwerke. Die Reform wird zuerst von den Aktivisten der Literarischen
Schule in Tarnovo durchgeführt, aber später überträgt Metropolit Kyprian
das Mittelbulgarische an die Kiewer Rus, wo es endgültig standardisiert
wird. Von dort wird es Dank des Buchdrucks als Anbetungssprache in
den orthodoxen Kirchen in anderen slawischen Ländern verbreitet, wo
es bis heute eine gemeinsame Kirchensprache ist.
Während dieser Zeit sind der Wissenschaft keine historischen
Quellen bekannt, in denen das Vorhandensein oder die Verwendung einer
„mazedonischen“ Sprache erwähnt wird.
36
Stempel des Museums des
Erzbistums Ohrid von
Justiniana Prima und
ganz Bulgarien von 1516.
Im inneren Kreis sind auf
der linken Seite deutlich
die Worte πάσης Βουλγα-
ριας zu lesen – „ganz Bul-
garien“.
In dieser Periode werden auch Übersetzungen einiger Werke der
Erzbischöfe von Ohrid angefertigt. Zum Beispiel enthalten die Ostroger
Bibel (1581) und die Elisabeth-Bibel (1751) Texte von Theophylakt von
Ohrid, der in diesen Ausgaben als „bulgarischer Erzbischof“ bezeichnet
wird.
38
15. bis zum 18. Jahrhundert ist die Zeit des Erscheinens und der En-
twicklung der frühneuzeitlichen bulgarischen Sprache.
40
weinen um unsere verlorenen Bulgaren, die in Niedermoesien sind, also
sind wir verpflichtet, uns für unsere geliebten Bulgarenbrüder zu op-
fern.“
Trotz der unbestreitbaren dialektalen Wechselwirkungen wird
angenommen, dass als Grundlage der neubulgarischen Buchsprache die
Dialekte des zentralen Balkangebirges und die nordöstlichen Dialekte
dienen, während die Dialekte in Mazedonien weiter von der neu gebil-
deten schriftlichen Norm entfernt sind. Ein solches Verständnis ist nur
teilweise korrekt und gilt hauptsächlich für die Formen des maskulinen
Artikels. In grammatikalischer und lexikalischer Hinsicht sind die da-
maligen Volksdialekte und die neubulgarische Literatursprache iden-
tisch.
Aus orthographischer Sicht äußerst wichtig ist die Tatsache, dass
im kyrillischen Alphabet, das in der neubulgarischen Literatursprache
verwendet wird, zwei charakteristische Buchstaben erhalten bleiben: Ѣ
(Jat) und Ѫ (Jus oder „großes Nasal“). Im Neubulgarischen bilden die
verschiedenen Reflexe von Ѣ den sogenannten „Jat-Isoglossen-Gürtel“,
der die modernen bulgarischen Dialekte in zwei Typen unterteilt: west-
liche und östliche Dialekte. Westlich der Jat-Grenze steht anstelle des
altbulgarischen Vokals Ѣ heute fast immer der Laut E, während östlich
davon unter bestimmten Bedingungen – und in einigen Dialekten sogar
in allen Fällen – Ѣ von A gefolgt wird, dem ein weicher Konsonant vo-
rangestellt ist, dargestellt durch das Graphem Я. Das Gebiet der heutigen
Republik Nordmazedonien deckt nur einen Teil der bulgarischen Dia-
lekte westlich der Jat-Grenze ab. Gleichzeitig liegen Teile der geogra-
fischen Region Mazedoniens wie die Regionen Nevrokop (heute die
Region um die Stadt Gotse Deltschev in Bulgarien), Drama, Sjar und
die Regionen östlich von Thessaloniki (heute in Nordgriechenland)
östlich der Jat-Grenze. Ostbulgarische Dialekte haben auch Einfluss in
der Region Berovo und teilweise in der Region Strumica (heute zu Nord-
mazedonien gehörig). Am äußersten südwestlichen Rand des bulgarisch-
en Sprachraums um die Region Korča (heute in Albanien) sind Spuren
der alten breiten Aussprache von Ѣ erhalten geblieben.
Mit der Verwendung des Buchstabens Ѫ werden die bulgarisc-
hen A-, Ъ-, O- und У-Dialekte vereint. Aus diesem Grund wirkt die
41
neubulgarische Buchsprache einend auf die verschiedenen bulgarischen
Dialekte in der geografischen Region Mazedoniens.
Als die Innere Mazedonisch-Adrianopeler Revolutionäre Orga-
nisation 1893 gegründet wurde, waren ihre Dokumentation, Korrespon-
denz und gedruckten Ausgaben in neubulgarischer Literatursprache
verfasst. Heute behaupten Historiker und Politiker in Skopje, dass die
„mazedonische“ Sprache in dieser Zeit existiert habe, doch weil sie nicht
kodifiziert gewesen sei, sei sie nicht schriftlich verwendet worden. Eine
solche Aussage ist unhaltbar. Natürlich existierten die mazedonischen
Dialekte, aber sie wurden von ihren Sprechern als bulgarisch angesehen.
Aufgrund des großen Umfangs der bulgarischen Wiedergebur-
tsliteratur kann der Schluss gezogen werden, dass sich die neubulga-
rische Literatursprache im letzten Jahrzehnt vor der Wiederherstellung
des bulgarischen Staates im Jahr 1878 unter osmanischer Herrschaft im
Wesentlichen „selbstkodifiziert“ hat. Die Bedingungen in Mazedonien
waren zu dieser Zeit genau die gleichen, es gab jedoch keine Versuche,
eine „mazedonische“ Sprache zu etablieren. Von der ersten Hälfte des
19. Jh. bis zum Ende des Zweiten Balkankrieges 1913 in Mazedonien
gab es, obwohl unter osmanischer Herrschaft, ein gut ausgebautes Netz-
werk bulgarischer Schulen, und die Bevölkerung verwendete häufig die
bulgarische Buchsprache.
Nach 1913 wurden in den von Serbien und Griechenland ero-
berten Teilen der geografischen Region Mazedoniens bulgarische Schu-
len verboten und die bulgarische Literatursprache nicht nur nicht
unterrichtet, sondern auch verfolgt. Zwischen den beiden Weltkriegen
wurde die bulgarische Sprache in Jugoslawien ausgelöscht, wobei die
Repressionen in den Regionen entlang der bulgarischen Grenze am
stärksten waren. Der serbische Bildungsminister Svetosar Pribitsch-
ewitsch schlug 1922 vor, die Schüler „in dem Glauben zu bekräftigen,
dass ihre Eltern und ihre Vorfahren nichts mit der Entwicklung und dem
Leben des bulgarischen Volkes zu tun haben“. Dann begann die Suche
und Massenvernichtung von bulgarischen Lehrbüchern und Büchern,
die von der Zeit vor 1913 übrig geblieben waren. Die SchülerInnen in
Mazedonien kannten die serbische Sprache nicht und verstanden die
42
ihnen erteilten Lektionen nicht. Im Jahr 1923 gelang es nur 16 % der in
Skopje eingeschriebenen Schüler, ihren Abschluss zu machen. Serbische
Lehrer greifen häufig zu körperlicher Gewalt gegen sie, was zu einigen
Todesfällen führt. Probulgarische Eltern zögern, ihre Kinder an jugos-
lawische öffentliche Schulen zu schicken, und die Bildungsbehörden
sind nicht in der Lage, die lokale Bevölkerung zu beeinflussen.
Trotz dieser Situation hat IMRO bis zu ihrem Verbot im Jahr
1934 in allen ihren Dokumenten, inkl. der illegalen Korrespondenz, wei-
terhin nur die bulgarische Literatursprache verwendet, was darauf hin-
deutet, dass die Sprache der Bevölkerung nicht fremd ist. Auswanderer
aus Mazedonien in die USA, nach Kanada und in andere Länder ver-
wenden diese Form der neubulgarischen Buchsprache noch zu Beginn
des 21. Jh. zu Zwecken ihrer gedruckten Veröffentlichungen und Kor-
respondenz.
Heute wird in der Republik Nordmazedonien nicht nur die
Zugehörigkeit lokaler Dialekte zur bulgarischen Sprache geleugnet, son-
dern es wird auch behauptet, dass es in Mazedonien nie Bulgaren gege-
ben habe, sondern dass diese ausschließlich zu Propagandazwecken des
1870 gegründeten bulgarischen Exarchats registriert wurden. Es wird
behauptet, dass die in den Dokumenten verwendete Bezeichnung „Bul-
garen“ nicht gleichzusetzen sei mit tatsächlichen Bulgaren, sondern sich
einzig auf Angehörige des bulgarischen Exarchats beziehe. Aus diesem
Grund wird das Ethnonym „Bulgaren“ überall durch „Mazedonier“ er-
setzt.
Eine solche Meinung und die daraus resultierende Praxis des
vollständigen Ersatzes ethnischer Merkmale widersprechen den bekan-
nten Fakten. Der größte Teil der Aktivitäten der bulgarischen Vertreter
der Wiedergeburt aus Mazedonien fand vor 1870 statt. Aus diesem
Grund kann angenommen werden, dass als Folge der bulgarischen Wie-
dergeburt in Mazedonien das bulgarische Exarchat geschaffen wurde
und die entgegengesetzte Aussage eine Propagandalüge ist. Die
Gründung des Exarchats selbst basiert auf der Bitte, die erstmals 1829
von den Fürsten von Skopje an die Hohe Pforte gerichtet wurde, die eine
43
eigene bulgarische Kirche anstrebten. Als das Exarchat gegründet
wurde, trat nur ein Teil Mazedoniens – Veles und ein Teil der Eparchie
Kjustendil – in seine Diözese ein. Doch Artikel 10 des Dekrets des Sul-
tans über die Errichtung des bulgarischen Exarchats erlaubt es, andere
Diözesen als bulgarisch anzuerkennen, sofern mindestens 2/3 der christ-
lichen Bevölkerung dies wünscht. Gemäß diesem Absatz findet im
übrigen Mazedonien eine Volksabstimmung unter der Kontrolle der os-
manischen Behörden und des Ökumenischen Patriarchats statt. So ent-
standen nach der erfolgreichen Durchführung des Referendums die
Diözesen Skopje, Ohrid und Bitola des bulgarischen Exarchats. Dies ist
die erste und einzige Volksabstimmung auf dem Gebiet der heutigen Re-
publik Nordmazedonien bis 1991.*
Die Haltlosigkeit der zeitgenössischen Behauptungen Skopjes
über die Identität zwischen der kirchlich-institutionellen und der eth-
nischen Zugehörigkeit zeigt sich auch darin, dass sich auch Personen
aus anderen religiösen Gruppen als Bulgaren deklarierten. So zum Be-
ispiel Gotze Deltschev, der nicht in eine dem orthodoxen Exarchat
zugehörige, sondern in eine katholisch-unierte Familie hineingeboren
wurde. Die unierte Bewegung in seiner Heimatstadt Kukusch begann
1857 aufgrund des unangemessenen Verhaltens des griechischen Klerus
und seiner Verbrechen. Vor Abschluss der Kirchenunion ersuchten die
Kukuschaner den Papst, sie nicht nur vor den türkischen Behörden und
dem Patriarchat von Konstantinopel zu verteidigen, sondern auch den
Gebrauch der bulgarischen Sprache in Schulen und Kirchen einzuführen
und die Berufung eines unabhängigen bulgarischen Bischofs.
Unabhängig von ihrer katholisch-unierten Vergangenheit erklärten sich
sowohl Gotze Deltschev als auch seine Eltern, Brüder und Schwestern
selbst zu Bulgaren. In Berichten ausländischer Korrespondenten dieser
Zeit wird er als Bulgare bezeichnet. In einem Artikel der New York
* Erst 1991 fand das zweite Referendum auf dem Gebiet der heutigen Republik Nord-
mazedonien statt. Der Wortlaut seiner Frage ist paradox und hat die verschlungenen
Wege in der politischen Entwicklung von Skopje in der Folgezeit lange bestimmt. Mit
FÜR oder GEGEN mussten die Bürger die Frage beantworten: „Sind Sie für einen sou-
veränen und unabhängigen Staat Mazedonien mit dem Recht, in eine künftige Union
der souveränen Staaten Jugoslawiens einzutreten?“
44
Times vom 7. Mai 1903 wird beispielsweise berichtet, „es wurden 60
Bulgaren getötet, darunter auch ihr Anführer Deltschev.“ Diese Fakten
werden ignoriert und heute wird Gotze Deltschev in der Republik Nord-
mazedonien zum „Mazedonier“ erklärt.*
Ein Artikel der New York Times vom 7. Mai 1903. Man liest, dass Gotze Del-
tschev der Anführer einer bulgarischen Truppe war.
45
Autor ist der serbische Politiker Stojan Novakowitsch, der 1888 schrieb:
„Da die bulgarische Idee in Mazedonien bekanntlich tief verwurzelt ist,
denke ich, dass es unmöglich ist, sie völlig zu erschüttern, wenn man ihr
nur die serbische Idee entgegensetzt. Ich fürchte, diese Idee als reines
und bloßes Gegenteil könnte die bulgarische Idee nicht verdrängen, und
aus diesem Grund würde die serbische Idee einen Verbündeten brauc-
hen, der entschieden gegen den Bulgarismus ist und Elemente enthält,
welche das Volk und seine Gefühle anziehen können, und es so vom Bul-
garismus trennen. Ich sehe diesen Verbündeten im Mazedonismus… Da
wir sie nicht serbisieren können, sollten wir zumindest zuerst diese
Bevölkerung vom bulgarischen Volk trennen und die Illusion in ihr er-
zeugen, dass es sich um eine separate Nation handelt. Wenn dies gelingt,
wird diese klein und schwach sein, und wenn sie in Zukunft in die Gren-
zen Serbiens eingeschlossen wird, kann sie leicht serbisiert werden...
Wir sollten dem Bulgarentum nicht das Serbentum gegenüberstellen.
Dies wird nichts bringen. Es wäre besser, es durch „Mazedonismus“ zu
ersetzen.“
Dieses Dokument zeigt, dass der Mazedonismus keine autoch-
thone Idee ist, die ihren Ursprung in Mazedonien hat, sondern von außen
eingeführt wurde. Daher sind seine Träger Menschen mit verwirrter
Ideologie. Es gibt Hinweise darauf, dass einige der in ihrem Namen
veröffentlichten Texte von serbischen Propagandisten in Mazedonien
verfasst wurden. So nahm zum Beispiel Georgi Pulevski 1862 an Ra-
kovskis erster bulgarischer Legion teil, doch 1875 wurde in Belgrad ein
ihm zugeschriebenes Buch gedruckt, in dem geschrieben stand: „Unsere
Heimat heißt Mazedonien und wir heißen Mazedonier.“ Zwei Jahre
später trat G. Pulevski jedoch als bulgarischer Widerstandskämpfer ein
und kämpfte für die Befreiung Bulgariens. Nach der Teilung des Landes
auf dem Berliner Kongress nahm er am Kresna-Razlog-Aufstand teil.
G. Pulevski schrieb sogar ein Gedicht, in dem er die gescheiterte Verei-
nigung Mazedoniens mit Bulgarien und die Trennung der Mazedonier
von ihren bulgarischen Brüdern beklagte. Von vielen seiner Zeitgenos-
sen, die ihn kannten (einschließlich Kusman Schapkarev), wird G. Pu-
levski als „mazedonischer Bulgare aus dem Debar-Dorf Galitschnik“
angesehen.
46
Interessant ist die Geschichte des letzten unveröffentlichten Ma-
nuskripts von G. Pulevski, das in der Nationalbibliothek in Sofia aufbe-
wahrt wird. Es trägt den Titel „Heidentum. Enthält altbulgarische
Sprache und ist dafür geeignet, dass bulgarische und mazedonische
Söhne und Töchter damit lernen können“. Ein unbekannter Täter hat of-
fensichtlich das Wort „bulgarisch“ durchgestrichen und es durch „ma-
zedonisch“ ersetzt und daraus wurde „altmazedonische Sprache“, und
bei dem Wort „bolgarski“ („bulgarische“) hat er die Buchstaben OL dur-
chgestrichen und durch U ersetzt, um „bugarski“ daraus zu machen, wie
es heute gemäß der schriftlichen Skopjoter Norm ist. Aus diesem Do-
kument geht hervor, dass G. Pulevski seine Sprache als bulgarisch bet-
rachtete, doch diese Tatsachen werden in Skopje verschwiegen.
Die Aktivitäten aller oben genannten „frühen Mazedonisten“ fin-
den außerhalb Mazedoniens selbst statt und werden vom serbischen
Staat finanziell unterstützt. In ihrer Biographie gibt es Fakten, die mit
den Bestrebungen der mazedonischen Bevölkerung in dieser Zeit unver-
einbar sind. Zum Beispiel änderte Temko Popov seinen Nachnamen in
Popowitsch. Er ist der Sohn des Verräters von Dimitar Miladinov und
ein Agent der serbischen nationalistischen Gesellschaft „Hl. Sava“, dass
die Serbisierung der Bevölkerung in Mazedonien zum Ziel hat. Kosta
Gruptschev ist ein serbischer und russischer Spion, Angestellter der ser-
bischen Botschaft in Konstantinopel, Lehrer am serbischen Gymnasium
und Leiter einer serbischen Buchhandlung in Konstantinopel, Heraus-
geber der serbischen Zeitung „Zarigradski glasnik“. Zusammen mit
Naum Ewrov versuchen sie, in Sofia eine Gruppe namens „Geheimes
Mazedonisches Komitee“ zu organisieren, um eine separate mazedo-
nische Nation zu propagieren. Nach dem Scheitern dieses Vorhabens ar-
beiteten sie mit der serbischen Regierung in Belgrad zusammen und
gründeten unter Novakowitschs Führung die „Gesellschaft der Serbo-
mazedonier“ mit Sitz in Konstantinopel, die seine geplante „Mazedo-
nische Fibel“ veröffentlichte. Zum Ziel haben sie, die mazedonischen
Bulgaren aus dem bulgarischen Exarchat auszuschließen, einen proser-
bischen Geist und Hass gegenüber den Bulgaren zu wecken, die bulga-
rischen Geistlichen und Lehrer aus Mazedonien zu vertreiben, eine
eigene „mazedonische“ Sprache zu schaffen, alle bulgarischen
47
Ausdrücke aus der gesprochenen Sprache zu entfernen und sie durch
serbische zu ersetzen.
Im Jahr 1889 publizierte St. Novakowitsch eine „Studie“ über
mazedonische Dialekte, die beweisen soll, dass sie der serbischen
Sprache näher stehen. Diese Studie wurde von den bekanntesten Sla-
wisten kritisch aufgenommen. N. S. Derzhavin, der sich lange mit der
mazedonischen Frage und den bulgarisch-serbischen Beziehungen be-
fasst hatte, schreibt Folgendes: „Im Interesse der Vollständigkeit der
vorliegenden Arbeit habe ich die mazedonischen Texte von Novaković
persönlich sorgfältig geprüft und darin ein vollständiges System der bul-
garischen Sprache mit allen phonetischen und morphologischen Mer-
kmalen gefunden, die nur für diese Sprache charakteristisch sind.“
Die bulgarische Bevölkerung in Mazedonien interessierte sich
nicht für die Ideen der frühen Mazedonisten. Prominente
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus Mazedonien wie Kusman
Schapkarev, Atanas Schopov, Hristo Schaldev und andere kritisieren ihre
Aktivitäten scharf. Nach einer kurzen zweijährigen Tätigkeit kündigte
Novakowitsch die Fortsetzung der Idee der Serbisierung der
Bevölkerung in Mazedonien an, indem Lehrbücher direkt auf Serbisch
veröffentlicht werden sollten, aufgrund fehlenden Interesses an jenen
im mazedonischen Dialekt. Diese Idee wurde in der Praxis nach der ser-
bischen Besetzung im Jahr 1913 großflächig umgesetzt, als die neuen
Untertanen des Königreichs zu „südlichen Serben“ erklärt wurden.
1902 wurde der mazedonische Club in Belgrad von den bezahl-
ten serbischen Zöglingen Stefan Dedov und Diamandi Mischajkov
gegründet. Er begann mit der Veröffentlichung der Zeitung „Balkanski
glasnik“, welche die Idee des nationalen Separatismus unter den maze-
donischen Bulgaren förderte – dass sie ein anderes Volk als die Bulgaren
seien, dass sie Opfer ausländischer Propaganda seien (bulgarischer, ser-
bischer, griechischer), dass sie eine separate Sprache sprächen, dass sie
das bulgarische Exarchat aus Mazedonien ausweisen sollten. Im selben
Jahr initiierte Stojan Novakowitsch als Botschafter in St. Petersburg die
Gründung der „slawisch-mazedonischen Gesellschaft für Wissenschaft
und Literatur“. Unter seinen Mitgliedern sind verschiedene ehemalige
Stipendiaten von „Hl. Sava“ und frühe Mazedonisten – Dimitar Tschu-
48
povski, Kraste Misirkov, Stefan Dedov, Diamandi Mischajkov und an-
dere, die von Serbien großzügig gesponsert werden. Der Nachfolger von
Novakovićs Ideen ist der Serbe Jovan Zvijtsch, dem zufolge die maze-
donisch-slawischsprachige Bevölkerung kein entwickeltes
Nationalgefühl hat und je nach Situation dazu neigt, zu Serben oder Bul-
garen zu werden. Er betrachtet Mazedonien und Schopluka als ange-
stammte serbische Länder und die Bulgaren im Osten als Tataren. Diese
Rhetorik wird heute noch von Mazedoniern in der Republik Nordma-
zedonien verwendet.*
Ein weiterer Ideologe des Mazedonismus ist Milutin Garascha-
nin, Premierminister Serbiens, Sohn des serbischen Nationalideologen
Ilija Garaschanin. Er ist der Initiator der serbischen Propaganda in Ma-
zedonien, die sich seiner Meinung nach neben dem Mazedonismus auch
auf die Zusammenarbeit mit den Türken und Griechen gegen den bul-
garischen Geist der Bevölkerung stützen sollte. Seine Mitarbeiter sind
Milosch Milojewitsch, Nikola Paschitsch, Panta Sretschkowitsch, Jovan
Ristitsch, Spiridon Goptschewitsch und andere serbische Chauvinisten,
die an der Verbreitung serbischer Lehrbücher arbeiten und mazedonische
Kinder für das Studium an serbischen Schulen gewinnen möchten, die
dann für Ziele der serbischen Propaganda eingesetzt werden können.
Trotz der gezielten Politik Serbiens, Westbulgaren zu assimilie-
ren, enthüllen die Werke einiger serbischer Chauvinisten manchmal un-
parteiische Konstatierungen. Zum Beispiel schrieb der serbische
Sprachwissenschaftler Aleksandar Belitsch 1913: „Was die Sprache be-
trifft, so ist bekannt, dass Südmazedonien die Wiege der kirchenslawi-
schen Sprache ist, in welcher die ersten Bücher der Heiligen Schrift
während der Zeit der heiligen Brüder Kyrill und Methodius übersetzt
wurden. Diese Sprache bildete zusammen mit der Sprache Ostbulgariens
eine gemeinsame bulgarische Protosprache.“
* In den letzten Jahren wurde in Skopje versucht, den Namen „bugarin“ („Bulgare“)
gemäß der schriftlichen Norm von Skopje, durch „bugar“ zu ersetzen, wobei häufig
„tatar“ hinzugefügt wird. Diese weitere Änderung wird vorgenommen, damit die
beiden Wörter näher klingen und zusätzlich das Gefühl vermitteln, dass die Bulgaren
Tataren sind. Das bulgarischsprachige Ethnonym „bălgarin“ ist das am häufigsten
geänderte Wort auf dem Gebiet der Republik Nordmazedoniens: bălgarin → bolgarin
→ bugarin → bugar.
49
Ein Instrument des Mazedonismus war, in einigen Lebensabsch-
nitten, auch Kraste Misirkov (1874-1926), der zum „Mazedonier des 20.
Jahrhunderts“ erklärt wurde. Er ist ein serbischer Zögling, ein Stipendiat
der Gesellschaft „Hl. Sava“ und von Novakowitsch, der einen großen
Teil der Auflage seines Hauptwerkes „Über die mazedonischen Ange-
legenheiten“ (Original: „За македонцките работи“) – in Russland ver-
fasst und von Russland finanziert – aufkauft. In seinen Ansichten jedoch
unausgewogen, hatte er die meiste Zeit seines Lebens probulgarische
Positionen inne und wirkte aktiv für die bulgarische Idee aus Russland,
Bessarabien und Bulgarien, wobei er die serbische und russische Politik
zur Abspaltung der mazedonischen Bulgaren kritisierte. K. Misirkov war
der erste bulgarische Philologe, der von den serbischen Behörden nicht
behindert wurde und es schaffte, den moravischen Dialekt vor Ort zu
studieren und Quellenmaterial dafür zu sammeln. In seinen philologisch-
en Schlussfolgerungen betrachtet er die Morava-Dialekte in Serbien als
einen westbulgarischen Randdialekt, der an die serbische Sprache
grenzt. Über diese patriotische bulgarische Tätigkeit K. Misirkovs
schweigt man in der Republik Nordmazedonien hartnäckig, als ob es sie
nicht gegeben hätte.
1917 wurde Kraste Misirkov zum Mitglied des bulgarischen
Blocks im Parlament der damals unabhängigen Demokratischen Repub-
lik Moldau gewählt, bekannt als „Sfatul Tsari“ (Rat des Landes*). Im
Fragebogen schrieb K. Misirkov selbst, dass er ein Bulgare aus Maze-
donien sei, der Fraktion der nationalen Minderheiten angehöre und Mitg-
lied der bulgarischen nationalen Partei in Moldau war, die von den
Bulgaren und den Gagausen in Kischinev gewählt wurde. Am Ende des
Fragebogens setzte K. Misirkov eigenhändig seine Unterschrift.
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts fanden die sporadischen An-
sichten von Kraste Misirkov als frühem Mazedonisten in der
Bevölkerung Mazedoniens keine Resonanz. Jahrzehnte später wurde er
von den Mazedonisten wiederentdeckt, die nach der Entscheidung der
Komintern im Jahr 1934, ihre Ideologie zu unterstützen, nach einer his-
torischen Rechtfertigung für ihre Lehre suchten.
Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen klangen die Worte des
50
Von Kraste Misirkov handgeschriebener und unterschriebener Fragebogen,
in seiner Eigenschaft als Abgeordneter im bulgarischen Block in „Sfatul
Tsari“ der unabhängigen Republik Moldau. In dem Dokument bestätigt er,
dass er ein Bulgare aus Mazedonien ist, aus der Fraktion der nationalen
Minderheiten stammt und Mitglied der bulgarischen Nationalpartei in Mol-
dau ist, sowie von den Bulgaren und den Gagausen in Kischinev (1917)
gewählt wurde.
51
russischen Botschafters in Skopje, Sergej Bazdnikin, wie politische Pro-
paganda, als er Anfang Januar 2021 in den Medien verkündete: „Maze-
donisch ist eine separate Sprache. Unsere Nationen (Russisch und
Mazedonisch, Anm. d. Verf.) sind verbunden mit tief verwurzelten his-
torischen Traditionen. Es geht nicht nur um sprachliche, kulturelle und
spirituelle Nähe. Russland hat die Balkanvölker immer in ihrem Kampf
um Selbstbestimmung unterstützt. Konstantin Miladinov und Krste Mi-
sirkov haben hier studiert und gewirkt.“ Die Dokumente zeigen deut-
lich, dass weder K. Miladinov noch K. Misirkov sich als Mazedonier
sahen. Wenn die Worte des russischen Botschafters in Skopje nicht seine
persönliche Position waren, dann weckt die zeitgenössische Beteiligung
Russlands an der Falschdarstellung des Falles K. Miladinov und die ein-
seitige Darstellung von Kr. Misirkov Sorgen hinsichtlich der Prinzipien,
Methoden und Ziele Moskaus auf dem Balkan.
Bis zum Zweiten Weltkrieg fand die Doktrin des Mazedonismus,
zu der auch die Idee der Existenz einer „mazedonischen“ Sprache
gehörte, die sich vom Bulgarischen unterschied, keine Anhänger in Ma-
zedonien, und Serbien behandelte die slawische Bevölkerung offiziell
nicht als mazedonisch, sondern als serbisch.
Keiner der mazedonistischen Schriftsteller hat in dieser Zeit tiefe
Spuren hinterlassen. Sie sind der Mehrheit der Menschen in Mazedonien
unbekannt, ihre Werke stehen isoliert und wurden aus politischen
Gründen in Titos Jugoslawien „wiederentdeckt“ und aus den Archiven
in Belgrad entnommen. Selbst bei dem berühmten ASNOM-Treffen im
August 1944, bei dem die Schaffung eines unabhängigen mazedonischen
Staates beschlossen wurde, erklärten die kommunistischen Führer, sie
seien die Nachfolger des Werks der Ilindentsi und von IMORO, nicht
der frühen Mazedonisten.
Diese Ansicht wird von der offiziellen Wissenschaft in Skopje
übernommen, sodass bei der Entwicklung des Lehrplans für die Schulen
in der Republik Nordmazedonien die mazedonistischen Schriftsteller
aus der Zeit der späten Wiedergeburt praktisch nicht beachtet werden
und gleichzeitig das Werk der bulgarischen Vertreter der Wiedergeburt
aus Mazedonien völlig verfälscht dargestellt wird, indem ihre bulga-
rische Zugehörigkeit geleugnet wird und sie zu „Mazedoniern“ erklärt
werden.
52
Im Betrachtungszeitraum sind der Wissenschaft keine historisch-
en Quellen bekannt, in denen das Vorhandensein oder die Verwendung
einer „mazedonischen“ Sprache erwähnt wird. Erst die sogenannten
„frühen Mazedonisten“ begannen Ende des 19. Jahrhunderts davon zu
sprechen. Davor wurde der Begriff „mazedonische Sprache“ in der Sla-
wistik und der Forschung zu Kyrill und Methodius nicht verwendet. Ein
Beispiel: 1822 veröffentlichte der bekannte serbische Sprachwissen-
schaftler Wuk Karadschitsch in Wien die „Beilage zu den vergleichen-
den Wörterbüchern St. Petersburgs zu allen Sprachen und Dialekten
unter besonderer Berücksichtigung der bulgarischen Sprache“, Sie gilt
als Beginn der wissenschaftlichen Bulgaristik und führt alle slawischen
Sprachen und Dialekte auf, wobei sein Beitrag darin besteht, die ausge-
lassenen Balkansprachen zu vervollständigen, darunter Bulgarisch –
seine Informationen dazu bezog er aus der Region Razlog, Mazedonien.
53
Diese mit einer Inschrift
versehenen Platte wurde
1963 von den jugosla-
wischen Behörden abge-
baut. Aus ihr geht hervor,
dass die Gruft der Kirche
„Hl. Dimitar“ von den
Bulgaren gebaut wurde.
Interessant ist das Schicksal der Inschrift in der Gruft nahe der
Kirche „Hl. Dimitar“ in Skopje, die 1864 angebracht wurde. Ihr Text
lautet: „Diese Gruft wurde mit Spenden der orthodoxen Bulgaren im
Jahre 1864 gebaut, 1. März, Skopje.“
Die Gedenktafel wird 1963 von den jugoslawischen Behörden
entfernt und mit der Vorderseite nach unten auf den Hof geworfen, damit
die Inschrift nicht gelesen werden kann. Sie wird von den Einheimischen
Blagoy (Blazhe) Velinovski und Ivan (Jovan) Stoyanovski im Jahr 2000
gefunden und nach Bulgarien gebracht, wo es im Nationalen Historisch-
en Museum in Sofia aufbewahrt wird. Die beiden Entdecker der Geden-
ktafel werden lange Zeit von den Jugoslawen und dann von den
54
mazedonischen Behörden verfolgt, weil sie offen das bulgarische Na-
tionalbewusstsein demonstrierten.*
Die in der Republik Nordmazedonien durchgeführte Fälschung
der Inschrift der Kirche im Dorf Prilepets in der Nähe der Stadt Prilep
ist äußerst auffällig. Aus der Inschrift geht hervor, dass die Kirche 1908
von der Samardschi-Gilde mit Einverständnis des „bulgarischen Volkes“
erbaut wurde. Die jugoslawischen Behörden haben nicht nur das Wort
„Bulgarisch“ entfernt, sondern auch an seiner Stelle „Mazedonisch“
geschrieben. Diese Fälschung ist mit bloßem Auge sichtbar. Im Dorf
Robovo in der Region Strumiza wurde die Inschrift auf dem Grab des
1911 verstorbenen Priesters Ilija Gabrovaliev teilweise gelöscht.
Grabstein des 1911 verstorbenen Priesters Ilija Gabrovaliev. Die Worte „für
das Bulgarentum“ wurden gestrichen.
Foto der Gedenktafel von 1876 mit einer bulgarischen Inschrift, zerbrochen
und hingeworfen in den Hof der Kirche „Hl. Dimitar“ in Bitola.
56
tola unter der Leitung von Dimitar Robev aus Ohrid und Dr. Konstantin
Mischaikov aus dem Dorf Patele in der Region Lerin in Ägäis-Mazedo-
nien. Die Kirche wurde 1870 erbaut und 1876 geweiht. In der Geden-
ktafel wird Dr. Mischaikov erwähnt, der das Grundstück für ihren Bau
gekauft hat. Im Jahr 2018 wurde in der Kirche „Geburt der Allerheiligst-
en Jungfrau“ in Skopje eine versteckte Tafel mit der Aufschrift gefun-
den: „Haupttür der bulgarischen Volkskirche Geburt der Allerheiligsten
Jungfrau, 20. Juli 1879“.
Nach der Entdeckung verspricht ein Sprecher des mazedonisch-
en Kultusministeriums, dass die Gedenktafel erhalten bleibt und aufbe-
wahrt wird. Bisher gibt es keine Informationen über ihren Aufenthaltsort.
Im Januar 2021 suchten Vertreter des Autorenteams in Skopje nach die-
ser Tafel, konnten sie jedoch nicht finden.
57
Der in der Republik Nordmazedonien zerstörte Grabstein des bekannten
Revolutionärs und Freimaurers Mische Rasvigorov, 1907 gefallen, war in
bulgarischer Sprache.
meinsame Autonomie von Mazedonien und Edirne Thrakien kämpfte.
Dieser Widerspruch geht auch aus dem erhaltenen originalen Grabstein-
58
kreuz mit einer bulgarischen Inschrift hervor, in der die Getöteten als
„M(azedonisch) O(drin) R(evolutionär) Kämpfer“ bezeichnet werden.
Nach der Abspaltung der heutigen Republik Nordmazedonien
von Jugoslawien im Jahr 1991 wurde der ursprüngliche Grabstein mit
der bulgarischen Inschrift des 1907 getöteten bekannten Revolutionärs
und Freimaurers Mische Rasvigorov zerstört.*
Die Werke von den Vertretern der Wiedergeburt, die in der geo-
grafischen Region Mazedoniens geschaffen wurden, unterliegen eben-
falls Fälschungen. So wurde z.B. das Buch der Gebrüder Miladinovi
„Bulgarische Volkslieder“ (1861) Jugoslawien unter Tito unter dem Titel
„Sammlung von Volksliedern“ (1968) neu veröffentlicht. Stefan Verko-
witschs Buch „Volkslieder der mazedonischen Bulgaren“ (1860) in
Skopje wurde mit dem Titel „Mazedonische Volkslieder“ (1961)
veröffentlicht, usw.
Einige tausend Seiten würden nicht ausreichen, um all diese
Fälschungen zu beschreiben. In Kapitel 3 werden nur diejenigen behan-
delt, die im aktuellen Lehrplan der Schule eingebettet sind und wo die
Lügen bei der heranwachsenden Generation in der Republik Nordma-
zedonien verbreitet werden. In den Anhängen zu diesem Buch finden
sich zahlreiche Beispiele für Fälschungen verschiedener Art.
* Die reguläre Freimaurerei gelangte 1880 nach Bulgarien, löste sich jedoch nach 5
Jahren auf, um ihre Einmischung in den politischen Streit zu verhindern. In der fol-
genden Zeit wurden Bulgaren Mitglieder von Freimaurerlogen in Mazedonien.. Wie
Ivan Michailov schreibt, ist es charakteristisch für diese Epoche, dass „Szenen aus der
Französischen Revolution, Episoden aus der Carbonari-Bewegung in Italien, aus den
Kämpfen von Garibaldi und Mazzini oft vor den aufmerksameren Zuhörern wiederholt
wurden“. Es sind die italienischen Garibaldi-Freimaurer, die Vorbild und Inspiration
für die bulgarischen Revolutionäre sind. Die reguläre Freimaurerei in Bulgarien wurde
1917 wiederhergestellt, als das Mitglied des Zentralkomitees der IMRO Alexander
Protogerov der erste Großmeister der Großloge von Bulgarien wurde. Die verfügbaren
Dokumente zeigen, dass zu seinen Hauptaktivitäten der Schutz der Rechte bulgarischer
Minderheiten im Ausland und insbesondere in Mazedonien gehört.
59
Erhaltenes originales Grabsteinkreuz der mazedonisch-edirneischen
Revolutionskämpfer Nikola Karandjulov, Naido Pestaleev und Dimitar
Robev, die 1904 getötet wurden. Es ist mit einer Inschrift in bulgarischer
Sprache, wurde danach zerstört und durch eine Inschrift auf einer Tafel in
„mazedonischer“ Sprache ersetzt.
60
II. DIE KODIFIZIERUNG DER „MAZEDONISCHEN“
SPRACHE
62
deutlich, dass für einen solchen Prozess gezielter politischer Einfluss
eingesetzt wird. Das Ergebnis ist die Bildung der neuen „mazedonischen
Nation“, deren Erschaffung politischer und nicht ethnischer Natur ist.
Um den Aufbau des mazedonischen Selbstbewusstseins voran-
zutreiben, wird derzeit eine neue „mazedonische“ Sprache geschaffen.
Anweisungen dazu kommen aus Moskau, wo der sowjetische Professor
Bernstein am 12. September 1944 einen Bericht schrieb. In ihm heißt
es, dass die geschaffene Situation „eine Lösung für eine Reihe von Auf-
gaben erfordert, von denen die wichtigste die Schaffung einer mazedo-
nischen Literatursprache ist. Die überwiegende Mehrheit der
Mazedonier verwendet Bulgarisch, ein kleiner Teil - Serbisch. Die Er-
bauer der neuen nationalen Kultur auf dem Balkan haben die Aufgabe,
eine neue literarische Sprache zu schaffen.“
Im November 1944 wird in Skopje eine Sprach- und Rechtsch-
reibkommission gebildet, die ein Alphabet und eine Schreibweise der
schriftlichen Norm vorschlug. Die Sprachkommission tagt vom 27. No-
vember bis 4. Dezember 1944 und schlägt vor, die Dialekte aus der Re-
gion Veles, Prilep und Bitola zu übernehmen. Sie erklärt sie zur zentralen
Mundart und zur Grundlage der „mazedonischen“ Sprache. Eines der
Mitglieder der Kommission - Georgi Kiselinov - schlägt vor, für die
„mazedonische“ Sprache nur Buchstaben aus dem bulgarischen Alpha-
bet zu verwenden. Die Schreibweise soll phonetisch sein. Ein anderes
Mitglied der Kommission, der Dichter Wenko Markovski, verwendet in
seinem Poem „Robii“ („Sklavereien“), das in „Slobodna Makedonija“
erschien und im lokalen Dialekt geschrieben ist, ebenfalls das bulga-
rische Alphabet (,,Ъ, Ь, Ю, Я, Ж“).*
Aus einer anderen Aussage von G. Kiselinov geht hervor, dass
der Prozess der Erschaffung der „mazedonischen“ Sprache völlig poli-
tisch ist: „Wenn wir heute einen Dialekt aus unserer Sprache als litera-
rische Sprache nehmen wollen, haben wir nicht die Zeit darauf zu
* Blagoy Konev, in einer serbomanischen Familie geboren, schrieb im Gymnasium
Gedichte auf Serbisch, studierte Medizin und Serbisch an der Universität in Belgrad
und Jura in Sofia, ohne einen der Kurse abschließen zu können. Dies hinderte ihn nicht
daran, ab 1944 an der Standardisierung der neuen Literatursprache teilzunehmen, Rek-
tor der Universität Skopje zu werden und Karriere bei der Mazedonischen Akademie
der Wissenschaften und Künste (MAdWK) zu machen.
63
warten, dass diese Sprache gebildet wird. Wir stehen vor dem Problem
der Schaffung einer literarischen Sprache, aber wir haben nicht die Zeit
und können nicht warten, dass Dichter, Schriftsteller und Journalisten
diese Sprache bilden.“
Die erste Sprachkommission in Skopje und das von ihr am 27. November
1944 angenommene Alphabet. In der vorletzten und letzten Zeile des Alpha-
bets sind die Buchstaben Ъ und ъ ganz rechts zu sehen.
64
Schließlich unterbreitet die Kommission einen konkreten Vor-
schlag für ein Alphabet, einschließlich des Buchstabens Ъ. B. Koneski
lehnt dies erneut ab und kündigt seine Mitgliedschaft in der Kommis-
sion. Er besteht jedoch auf die direkte Verwendung des serbischen Al-
phabets. Auf Drängen von Venko Markovski und anderen wird am Ende
eine Kompromissversion einstimmig angenommen. Im zukünftigen Al-
phabet bleibt der Buchstabe Ъ, der von allen slawischen Sprachen nur
für Bulgarisch charakteristisch ist.
B. Koneski lehnt erneut das von der Sprach- und Rechtschreib-
kommission genehmigte Alphabet ab, und besteht auf die Ernennung
einer zweiten Sprachkommission. Sie tagt im März 1945, wobei poli-
tische Entscheidungen direkt aus Belgrad über Radovan Zagowitsch und
Milovan Djilas kommen. Die Kommission hat die Aufgabe, das ser-
bische Alphabet zu übernehmen. Zu diesem Zweck bittet die jugosla-
wische Regierung Moskau um Unterstützung. Die Entscheidungen der
Zweiten Sprachkommission sorgt bei der Bevölkerung von Vardar-Ma-
zedonien für starke Unzufriedenheit. Dies erfordert die Einberufung
einer dritten Sprachkommission im April 1945 auf Beschluss der Pro-
pagandaabteilung des Zentralkomitees der Jugoslawischen Kommunis-
tischen Partei. Von Skopje werden Mazedonische Sprachaktivisten nach
Belgrad gerufen, um eine Kompromisslösung für das Alphabet zu fin-
den. Die Abstimmung zum Beibehalten oder Entfernen des Buchstabens
Ъ führt zur Stimmengleichheit, eine Beibehaltung wird jedoch weiterhin
abgelehnt. Gleichzeitig werden mehrere serbische Buchstaben angenom-
men.
Am 3. Mai 1945 legt die Dritte Sprachkommission ihre
Vorschläge dem Bildungsministerium vor, das sie genehmigt, und am
selben Tag werden sie in der offiziellen Zeitung „Neues Mazedonien“
veröffentlicht. Am 5. Mai 1945 werden die Vorschläge der Kommission
für das Alphabet, das in der Republik Nordmazedonien noch verwendet
wird, im „Amtsblatt“ in Skopje veröffentlicht.
Die Skopje- und Veles-Dialekte werden deklarativ als Grundlage
der „mazedonischen“ Sprache akzeptiert, wobei jedoch ersterer bevor-
zugt wird, d.h. der periphere nordmazedonische Dialekt. In diesem
Sprachgebiet befindet sich das Verwaltungszentrum Skopje und man
65
übernimmt aufgrund der geografischen Nähe und des seit 1913 politisch-
en Einflusses Serbiens die meisten neuen Wörter aus der serbischen
Sprache.
Bei der Schaffung der „mazedonischen“ Sprache, wird 1945 die
Praxis der Dekonstruktion der neubulgarischen Sprache übernommen,
die im gesamten bulgarischen Gebieten einheitlich ist. Zu diesem Zweck
werden die mazedonischen Dialekte aus dem modernen Bulgarischen
„herausgenommen“. Dies geschieht durch die gleichzeitig
durchgeführten Rechtschreibreform in Bulgarien und Kodifizierung der
„mazedonischen“ Sprache in Jugoslawien zur Zeit Titos. Beides wird
von demselben politischen Zentrum durchgeführt.
Aus den stenografischen Protokollen der Ersten Sprachkommis-
sion geht hervor, dass ihre Mitglieder im lokalen bulgarischen Dialekt
(wobei Ѫ als E und Ѫ als A ausgesprochen werden) miteinander kom-
munizieren und häufig Elemente der literarischen bulgarischen Sprache
verwenden. Das ursprünglich für solche Aufnahmen verwendete Alpha-
bet ist bulgarisch. Unabhängig von der Politik der Entfremdung bleiben
die beiden schriftlichen Normen in Bulgarien und der Republik Nord-
mazedonien mit einer einheitlichen Grammatik. Soweit es Merkmale in
der mazedonischen Literatursprache gibt, die in der literarischen bulga-
rischen Sprache nicht zu finden sind, sind die meisten dieser Unter-
schiede typisch für eine Reihe moderner bulgarischer Dialekte. Aus
diesem Grund wird die Distanz der Skopje-Schriftnorm zum literarisch-
en Bulgarisch hauptsächlich durch die Einfügung von meist serbischen
Fremdwörtern erreicht. Eine solche Politik zielt auf die Annäherung der
Sprachen in Jugoslawien zur Zeit Titos ab.
Ein Versuch einer grammatikalischen Konvergenz mit der ser-
bischen Sprache wird 1946 von Krum Kepeski unternommen, der die
erste „Mazedonische Grammatik“ schreibt. Ausgehend von dem
Verständnis, dass „unsere Sprache ... früher Fälle hatte, aber heute ...
auf dem Weg ist, sie zu verlieren“, versucht der Autor, die Verwendung
einiger archaischer Fallformen zu reaktivieren, um die mazedonische
Literatursprache dem Serbischen anzunähern. Eine solche Regression
der Sprache erweist sich jedoch als erfolglos, und es werden keine wei-
teren Maßnahmen in dieser Richtung ergriffen.
66
Um die Bemühungen zu unterstützen, den Bürgern die kodifi-
zierte mazedonische Sprache aufzuzwingen, verabschieden die
Behörden in der Republik Mazedonien ein spezielles Gesetz zur maze-
donischen Sprache, das zuletzt 2017 aktualisiert wird. Es sieht vor, dass
alle „Texte der Legislative, Exekutive und Judikative, der lokalen Sel-
bstverwaltung, Lehrbücher, Sendungen, Presse, Übersetzungen und an-
dere Texte“, die veröffentlicht werden, in mazedonischer Sprache
Korrektur gelesen werden müssen. Das Korrekturlesen kann von einer
Person durchgeführt werden, die die Prüfung zum Lektor mit einer er-
haltenen Lektorenlizenz bestanden hat ... Eine Lektorenlizenz wird vom
Kultusministerium nach Bestehen der Prüfung ausgestellt“. In der Praxis
besteht die Aufgabe der betreffenden „lizenzierten Lektoren“ darin, eine
Sprachzensur durchzuführen, bei der alle Diskrepanzen mit der kodifi-
zierten mazedonischen Sprache überarbeitet werden. Falls eine solche
Herangehensweise in einigen übersetzten Werken teilweise gerechtfer-
tigt ist, so stellt die Änderung der Texte lokaler Autoren eine Art
Einschränkung ihrer kreativen Freiheit dar und offenbart die Praxis der
vollständigen sprachlichen Kontrolle.
68
(1941-1943) und Lehrer am Knabengymnasium in Skopje (1943-1944).
Als Vorsitzender der örtlichen mazedonischen Gesellschaft erhält er für
seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg eine Medaille mit einem grünen
Band. Seit 1942 ist er Mitglied des Mazedonischen wissenschaftlichen
Instituts. Zu dieser Zeit veröffentlicht er Memoiren über seine Teilnahme
an der Mazedonisch-Edirneischen Widerstandsbewegung, in der er seine
bulgarische ethnische Zugehörigkeit erklärt. Aufgrund seiner bulgarisch-
en Vergangenheit und seiner Haltung gegen die Serbisierung der maze-
donischen Sprachnorm wird er von den neuen jugoslawischen Behörden
in das Zentralgefängnis von Skopje geworfen.
Während des Aufenthalts von G. Kiselinov im Skopje-Gefängnis
wird eine Karikatur gegen ihn in der Zeitschrift „Osten“(„Ochsenstach-
el“) veröffentlicht. Darauf steht er zwischen Kyrill und Methodius und
hält ein offenes Buch, in dem der bulgarische Buchstabe Ъ zu sehen ist.
Bis zu seinem Lebensende im Jahr 1961 darf G. Kiselinov trotz seiner
Ausbildung und der unbestreitbaren Autorität, die er besitzt, keine aka-
demischen Positionen einnehmen.
Ein weiterer Repressierter ist Wenko Markovski, Mitglied der
drei Sprachkommissionen und zählt zu dieser Zeit zu den talentiertesten
Dichtern der Volksrepublik Mazedonien. Obwohl er von 1945 bis 1949
Mitglied des Parlaments („Skupstina“) in Belgrad ist, sowie Mitglied
der Nationalversammlung der Volksrepublik Mazedonien, gerät er
wegen seiner Versuche, den bulgarischen Buchstaben Ъ zu bewahren,
in Ungnade. Im Februar 1956 wird er als Autor des zuvor illegal
veröffentlichten Poems „Zeitgenössische Paradoxien“ in Zagreb aufge-
deckt, für das er verurteilt wird. Das Buch wird vom bekannten maze-
donischen Komponisten Kirill Taschkov ins Kroatische übersetzt, der
seine Ansichten teilt. Während des Gerichtsprozesses in Skopje am 16.
März 1956 erklärt W. Markovski mehrmals, er ist „ein Bulgare aus Ma-
zedonien und als solcher ist er gegen das Regime“. Es ist dokumentiert,
dass der Richter selbst nach diesen Worten ausbricht und sagt: „Ja, es
gibt Bulgaren und Serben in Mazedonien, aber alle schweigen. Was
willst du, worüber rebellierst du?“ Für seine Tätigkeit kommt W. Mar-
kovski in das Konzentrationslager „Goli Otok“, wo er bis 1961 schwere
Zwangsarbeit verrichtet.
69
Der Widerstand einer Reihe von Kulturaktivisten und
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist ebenfalls enorm. So ist z.B.
der erste Chefredakteur der Zeitung „Nova Makedonija“ Wassil Iwa-
novski, obwohl mazedonistischer Auffassung, gegen Lasar Kolischews-
kis proserbische und antibulgarische Politik. Am 1. Dezember 1945
sendet er einen Brief an den bulgarischen Ministerpräsidenten Georgi
Dimitrov und seinen Mitarbeiter Wassil Kolarov, in dem er über die
antibulgarische Politik der jugoslawischen Behörden bei der
Einführung des neuen Alphabets in der neuen Literatursprache
berichtet.* In diesem Dokument äußert sich W. Iwanovski besorgt
über die gewalttätigen Methoden zwecks Schaffung der mazedonischen
Nation, über die Verfolgung von allem Bulgarischen und von
Funktionären, die nicht mit der Serbisierung des öffentlichen
Lebens, der Sprache und der Kultur einverstanden sind. In dem Brief
steht: „…und D. Wlachov und Gen. Apostolski** und der Vorsitzende
* Lasar Kolischewski ist in Mazedonien geboren, aber als Waisenkind erhält er von
den jugoslawischen Behörden ein staatliches Stipendium für ein Ausbildung in Kra-
gujevac, wo er 1935 Mitglied der KPJ wird. Mitte 1941 schickt ihn das Zentralkomitee
der KPJ nach Vardar-Mazedonien, aber die mazedonischen Kommunisten weigern
sich, mit ihm zusammenzuarbeiten und sie schließen die kommunistische Organisation
in Mazedonien der BKP an. Im November 1941 wurde Kolischewski von der bulga-
rischen Regierung gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Im Dezember des
gleichen Jahres schreibt L. Kolischewski in einer Bitte um Begnadigung an Zar Boris
III: „Ich bin Sohn bulgarischer Eltern, ich fühlte und fühle mich als Bulgare, trotz der
schrecklichen Sklaverei - ich habe meine Lebensweise, Sprache und bulgarischen
Bräuche beibehalten.“ Nach dem Zweiten Weltkrieg wird L. Kolischewski einer der
einflussreichsten Menschen in der Sozialistischen Republik Mazedonien und führt
persönlich die antibulgarischen Repressionen an.
** Gen. Michailo Apostolski (in der Zeit von 1941 bis 1944 Michail Apostolov) ist
Major in der königlichen jugoslawischen Armee. Während des nationalsozialistischen
Angriffs auf Jugoslawien im April 1941 wird er gefangen genommen und in ein Lager
gebracht. Am 23. Juni 1941 sendet sein Vater Mite Apostolov eine Anfrage an den bul-
garischen Kriegsminister, Schritte zur Freilassung seines Sohnes zu unternehmen, mit
der Begründung, Michail sei ein Bulgare, der von bulgarischen Eltern in Stip geboren
wurde. Der Antrag wurde am 2. Juli 1941 bewilligt. Im November desselben Jahres
beantragt Michail Apostolov den Beitritt in die bulgarische Armee als Offizier, wenn
er seinen Rang von der jugoslawischen Armee beibehalten kann. Es wird ihm jedoch
ein niedrigerer militärischer Rang angeboten - Kapitän, was er zurückweist. Es gibt
Daten, dass Michail Apostolski Ende 1944 eine probulgarische Aktivität entwickelt.
Die endgültige Brechung erfolgt Anfang 1945.
70
Chento* und W. Markowski haben mich gebeten… Sie darüber zu in-
formieren, was dort passiert. Chento hat mich sogar verpflichtet Ihnen
zu übermitteln, dass „wir in Mazedonien aufgrund einiger verantwor-
tlicher Faktoren unsere Arbeit nicht richtig machen können“. Aufgrund
dieser Position wird W. Iwanovski aus Jugoslawien ausgewiesen.
Eine weitere Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die scharf
gegen die auf dem Gebiet der heutigen Republik Nordmazedonien ver-
folgte Politik reagiert, ist Pavel Schatev. Er ist Justizminister in der er-
sten mazedonischen Regierung (1945) und deren stellvertretender
Ministerpräsident (1946). Im Herbst 1946 schreibt P. Schatev eine
Beschwerde an die bulgarische Botschaft in Belgrad, in der er berichtet,
dass die „mazedonische“ Sprache serbisiert und die bulgarische vertri-
eben wird und auf Eingreifen Bulgariens besteht.
1948 schreiben Pavel Schatev und Panko Braschnarov eine
Ausführung zur Lage in der Volksrepublik Mazedonien. Darin enthüllen
sie das Bild des Terrors und lehnen die Politik der KPJ ab, sich in Skop-
jes innere Angelegenheiten einzumischen und einen extremen serbischen
Nationalismus zu demonstrieren. Als Beispiel weisen sie darauf hin, dass
das Alphabet der „mazedonischen“ Sprache bewusst dem serbischen Al-
phabet Karadschitza nahe kommt und das Vokabular zwangsweise ser-
bisiert wird. In ihrem Brief schreiben sie auch, dass es eine Massenpraxis
ist, „... dass auf alles Bulgarische geschimpft wird, obwohl es eine his-
torische Tatsache ist, dass die Ilindetzi (Teilnehmer am Ilinden-Pre-
obraschenije Aufstand von 1903, Anm. d. Verf.) sich überall als
Menschen mit bulgarischem Bewusstsein fühlten und als solche handel-
ten ... , dass die von Belgrad gesandten Führer alles Bulgarische ver-
nichten, egal mit welchen Mitteln. Diejenigen, die mit der Politik der
KPJ nicht einverstanden sind, gelten als „gewissenlos und bulgarophil“.
* Metodi Andonov - Chento ist der erste Vorsitzende der Volksrepublik Mazedonien
in Tito-Jugoslawien. Obwohl er linke Auffassungen vertritt, arbeitet er mit bulgarischen
Aktivisten in Vardar-Mazedonien zusammen. Nach 1944 lehnt er die antibulgarischen
Repressionen ab, verurteilt sie öffentlich und sendet einen Protest an den Obersten Ge-
richtshof in Skopje. Aufgrund dieser Aktionen muss er Anfang 1946 zurücktreten. Er
wird verhaftet, weil er versuchte, an der Pariser Friedenskonferenz teilzunehmen, um
die Abspaltung der Volksrepublik Mazedonien von Jugoslawien zu fordern. Im No-
vember 1946 wird er vor Gericht gestellt und zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt.
71
Im September 1948 erklärte P. Schatev, er betrachte den Text der
Resolution des 16. Plenums des ZK der Kommunistischen Partei Bul-
gariens als falsch, in der von einer bulgarischen Minderheit in Mazedo-
nien gesprochen wurde, denn „das Volk fühlt sich zum größten Teil als
Bulgaren“.
1949 wurde P. Schatev als Feind Jugoslawiens festgenommen.
Er wurde 11 Monate in Skopje im Gefängnis festgehalten, danach steht
er bis zu seinem noch ungeklärten Tod unter Hausarrest in Bitola. Am
30. Januar 1951 wurde er tot auf der Bitola-Müllkippe gefunden.
Der andere Unterzeichner des Briefes, Panko Braschnarov,
wurde 1950 festgenommen. Man brachte ihn in das Konzentrationslager
Goli Otok, wo er am 13. Juli 1951 starb.
Über das Ausmaß des Terrors während des Berichtszeitraums
auf dem Territorium der heutigen Republik Nordmazedonien berichtet
ein Artikel der mazedonisch-bulgarischen Zeitung „Mazedonische
Tribüne“ vom 13. Oktober 1960, die von den mazedonisch-bulgarischen
Auswanderern nach den Vereinigten Staaten und nach Kanada
veröffentlicht wurde: „Die serbischen Kommunisten töteten kurz nach
der Machtübernahme mehr als 5.000 Zivilisten und Bauern. Die Leute
sagen, dass diese Massaker nach vorbereiteten Listen von Menschen
durchgeführt wurden, die als vorbildliche mazedonische Bulgaren be-
kannt sind und in der Vergangenheit Verdienste um die mazedonische
Befreiungsbewegung hatten. Solche Personen werden meist getötet. Die
serbischen Kommunisten führten auch echte Massaker in der Region
Kumanovo, in Gevgelija, Vranovtsi, Veles, Stip, Gruptschin usw. durch.
Täglich wurden in Gruptschin 30 bis 40 Menschen getötet. Und wie viele
andere wurden vemisst, von denen die serbischen Kommunisten nicht
sagten, sie hätten sie getötet.
Darüber hinaus wurden von September 1944 bis Ende 1945
mehr als 5.500 Menschen in Vardar-Mazedonien zum Tode oder zu le-
benslanger Haft verurteilt. Diese Sträflinge waren hauptsächlich in zwei
Gefängnissen inhaftiert - im großen Idrizovo-Gefängnis und im
Zentralgefängnis in Skopje. Danach kamen allein jedes Jahr 2.000 neue
Sträflinge in das Idrizovo-Gefängnis und Schätzungen zufolge allein in
den letzten 15 Jahren mehr als 30.000 Gefangene. Außer diesen beiden
72
Gefängnissen in Skopje gibt es in allen Städten Mazedoniens
Gefängnisse. Alle Gefängnisse und Konzentrationslager waren mit Ge-
fangenen überfüllt...
Die Zahl der psychisch kranken und körperlich gefolterten Per-
sonen, die mehrere Tage oder Wochen in verschiedenen Gefängnissen
in Mazedonien inhaftiert waren, ist enorm. Es wird gesagt, dass 35 Pro-
zent der Bevölkerung auf diese Weise gefoltert wurden ... Es gibt Ge-
biete, in denen mehr als 60 Prozent der Dorfbevölkerung Gefängnissen
inhaftiert waren.“
* In Bulgarien ist es heute üblich, die Rechtschreibung bei der Übermittlung von Tex-
ten zu aktualisieren, die vor 1945 verfasst wurden. Nach 1945 werden jedoch vonseiten
der mazedonisch-bulgarischen Auswanderung in den USA, Kanada und in anderen
Ländern eine große Menge an Literatur in alter Schreibweise veröffentlicht, da die
Autoren die von 1945 aufgezwungene Schreibweise der Vaterlandfront nicht akzep-
tierten. Aus diesem Grund ist eine solche „Modernisierung“ eindeutig gegen ihren
Willen. In Anbetracht dieser Tatsache werden in der vorliegenden Veröffentlichung
Texte in bulgarischer Literatursprache gemäß der Praxis oder dem Willen des Autors
im Original zitiert, die mit der Schreibweise vor 1945 geschrieben wurden.
73
sache, dass die Sprache der mazedonischen Slawen Bulgarisch ist …
Seit kurzem wird jedoch davon gesprochen, dass eine in „Mazedonisch“
geschriebene Zeitung in Mazedonien erschienen sei. Wir haben ein Mus-
ter dieser Zeitung gesehen und es sorgfältig angeschaut… Aber die
Sprache, in der sie geschrieben ist, ist misslungen... Wenn dies durch
politische Gründe ausgelöst wird, ist das Böse nicht so groß, aber wenn
darauf bestanden wird, zu behaupten, es sei eine „mazedonische“
Sprache, dann haben wir es mit ungebildeten Linguisten zu tun. Vor
allem gibt es keine „mazedonische“ Sprache. Die slawische Philologie
hat durch die Arbeit ihrer besten Vertreter einen mazedonischen Dialekt
der bulgarischen Sprache registriert... Wir stellen fest, dass in der
erwähnten Zeitung „Neues Mazedonien“ sehr viele für unser kyrillisch-
es Alphabet charakteristischen Buchstaben nicht existieren - Ъ, Ь, Ѣ, Й,
Ѫ. Die Buchstaben Я und Й werden durch den serbischen Buchstaben
j ersetzt. Und auch der Dialekt, in dem die Zeitung geschrieben ist, ist
nicht einheitlich. Er ist mit Serbismen vermischt… In einem der Artikel,
dem von Venko Markovski, wird der Einfluss der bulgarischen Litera-
tursprache auf den Aufbau der Phrase deutlich. Die Sprache, in der die
Zeitung „Neues Mazedonien“ geschrieben ist, ist nicht „Mazedonisch“,
sondern eine Mischung aus mehreren mazedonischen Dialekten der bul-
garischen Sprache, vermischt mit Serbismen“.
Als die Informationen über die Massenrepressionen gegen die
Bulgaren in Mazedonien die freie Welt erreichten, wurden die Reaktio-
nen der mazedonisch-bulgarischen Diaspora viel schärfer. So heißt es
z.B. 1948 in dem Aufruf der patriotischen Organisationen Mazedoniens
an die Bevölkerung der Volksrepublik Mazedonien: „Wir glauben fest
daran, dass die Versuche der Serben, euren Nationalstolz durch die
Schaffung einer „mazedonischen“ Sprache zu zerstören, auf euren Gra-
nitwiderstand stoßen und zerbrechen werden. Getreu den Idealen von
Gotse, Dame und Todor wehrt die giftigen Pfeile des Verrats, verkörpert
von Wlachov und Kolischevski, in irgendeiner Weise ab.“
Erklärungen mit diesem Inhalt wurden bis 1991 auf fast allen
Kongressen der patriotischen Organisationen Mazedoniens verabschie-
det. Sogar heute noch verwenden sie in ihren gedruckten
Veröffentlichungen die bulgarische Literatursprache mit ihrer Schreib-
weise vor 1945.
74
Viel komplizierter ist die Situation auf dem Balkan, wo die kom-
munistischen Parteien eine Diktatur errichten. Im Herbst 1945, zu Be-
ginn des Schuljahres, wurden Lehrer der „mazedonischen“ Sprache aus
Jugoslawien in andere Teile der geografischen Region Mazedoniens -
in Albanien, Bulgarien und Griechenland entsandt. Auf diese Weise be-
gann die Aufzwingung der Verwendung der neu geschaffenen schrift-
lichen Norm für 100% der geografischen Region Mazedoniens.
Belgrads fernes Ziel ist die territoriale Angliederung dieser Re-
gionen an Jugoslawien: Pirin-Mazedonien und Ägäisches Mazedonien
sollten Teil der Volksrepublik Mazedonien werden, und der Rest Bulga-
riens und Albanien sollten die nächsten jugoslawischen Republiken sein.
Dies ist die Zeit der größten geopolitischen Offensive des Mazedonis-
mus.
Im Sommer 1946 forderte Stalin bei einem gemeinsamen bulga-
risch-jugoslawischen Treffen in Moskau, dass Bulgarien viel intensiver
das „mazedonische Bewusstsein“ der Bulgaren in der Pirin-Region aus-
bauen solle und erklärte: „Dass es in der Bevölkerung noch kein entwic-
keltes mazedonisches Bewusstsein gibt, bedeutet nichts. In Belarus
hatten wir auch kein solches Bewusstsein, als wir es zur Sowjetrepublik
erklärten. Und dann stellte sich heraus, dass es wirklich ein belarus-
sisches Volk gibt“. Auf die gleiche Weise wurde mit den Entschlüssen
der Komintern im Laufe der Jahre versucht, „Dobrudscha“- und „Thra-
kische“ Nationen und Sprachen zu schaffen (erfolglos), die „molda-
uische“ Sprache (teilweise erfolgreich, heute im Prozess der Rückkehr
zur rumänischen Sprache) u.a. Die JKP kopierte die Erfahrung der Ko-
mintern und schuf eine „montenegrinische“ Nation (erfolgreich), eine
„bosnische“ Nation (teilweise erfolgreich).
Im August 1947 unterzeichnete Georgi Dimitrov das Bled-Ab-
kommen, das praktisch die Möglichkeit für den Beitritt von Pirin-Ma-
zedonien zur damaligen Volksrepublik Mazedonien in Jugoslawien bot.
Die kommunistischen Strukturen vor Ort hielten sich an die Richtlinien
der Komintern und setzten den neuen politischen Kurs gewaltsam durch.
Es gibt eine Vielzahl von Unterlagen, die den Widerstand gegen
das Erlernen der skopischen schriftlichen Norm in den Territorien des
geografischen Gebiets Mazedoniens aufzeigen, die von Jugoslawien an-
75
Aufruf an die versklavte Bevölkerung in Mazedonien, beschlossen auf dem
30. Kongress der Patriotischen Organisationen Mazedoniens im Jahr 1951.
Darin heißt es: „Diese große Schikane wird weder euren Kampfgeist brec-
hen noch das kristallklare Bewusstsein der harten mazedonischen Bulgaren
in euch töten, egal wie sehr es von den Skopje-Lakaien Titos gewünscht wird,
die die beschämende Theorie der „mazedonischen Nation“ und der „Maze-
donischen Sprache“ erfunden haben.
79
Aus diesem Grund hat die albanische Regierung beschlossen,
die Bemühungen der Bevölkerung von Mala Prespa, ihre traditionelle
Sprache und Rechtschreibung beizubehalten, zu unterstützen. Am 1. No-
vember 1955 beauftragte das albanische Bildungsministerium Boris
Male, neue Lehrbücher für örtliche Schulen zu schreiben, wobei ihm
eine Frist bis zum 15. Januar 1956 gesetzt wurde. Der eingeführte Un-
terricht in örtlichem bulgarischen Dialekt, der nach den Regeln der bul-
garischen Rechtschreibung stattand, wurde vom albanischen
Bildungsministerium offiziell genehmigt. 1956 wurden eine Fibel, ein
Mathematiklehrbuch und andere Lehrbücher herausgegeben.
Widerstand gegen den neuen Kurs ist auch bei Flüchtlingen aus
Ägäis-Mazedonien zu beobachten. Am 30. November 1956 machten ei-
nige Mitglieder der Organisation „Ilinden“ unter sowjetischem und ju-
goslawischem Druck einen Vorschlag, die Verwendung der schriftlichen
Skopje-Norm unter den ägäischen Flüchtlingen in Osteuropa wieder-
herzustellen. Die meisten Mitglieder reagieren jedoch nicht. Als repres-
sive Maßnahme wurde die Ilinden-Organisation aufgelöst und das
Problem bei einem Treffen am 4. und 5. August 1957 in der polnischen
Stadt Bardot gelöst. Der neue politische Kurs wurde direkt von Moskau
mit dem anwesenden polnischen Bildungsminister ins Leben gerufen.
Bei diesem Treffen stellten die Vertreter der Gruppe von Atanas Pejkov
klar fest, dass die „mazedonische“ Sprache mit der bulgarischen iden-
tisch ist. Als Kompromisslösung wurde akzeptiert, die Anti-Tito-Propa-
ganda innerhalb der Flüchtlinge aus Ägäis-Mazedonien in Osteuropa zu
beenden, aber die Wiedereinführung der schriftlichen Norm von Skopje
wurde kategorisch abgelehnt. Aus diesem Grund erschienen weiterhin
die gedruckten Ausgaben der von den Flüchtlingen aus Ägäis-Mazedo-
nien in Osteuropa heraugegebenen Zeitungen „Demokritis“ und „Na-
rodna Borba“ („Volkskampf“), die Magazine „Ilinden“ und
„Makedonski Zhivot“ („Mazedonisches Leben“) usw. geschrieben im
örtlichen bulgarischen Regiolekt mit dem bulgarischen Alphabet.
Interessant sind auch die Prozesse in Ägäis Mazedonien nach
dem Fall der Berliner Mauer. 1993 begann eine Gruppe von Einheimi-
schen, einige von ihnen mit bulgarischem Selbstbewusstsein und andere
unter dem starken Einfluss von Skopje, mit der Veröffentlichung der
80
Die Oktoberausgabe 1993 von „Sora“, veröffentlicht in Florina, Griechen-
land, mit dem „mazedonischen“ Alphabet, das die bulgarischen Buchstaben
Й und Ъ sowie die Buchstabenkombinationen ДЖ und ДЗ enthält
81
Zeitung „Sora“ („Morgenröte“). In der Oktoberausgabe 1993 wurde ein
Alphabet mit der Bezeichnung „Mazedonisch“ veröffentlicht, das jedoch
die bulgarischen Buchstaben Й und Ъ sowie die Buchstabenkombina-
tionen ДЖ und ДЗ enthielt. Dies geschieht, damit Beispiele für
Rechtschreibwörter wie бързо (schnell), мъка (Qual), път (Weg), ръка
(Hand), фърлам (werfen), цървен (rot) usw. gegeben werden können,
die nicht der Skopje-Norm entsprechen und nicht mit ihr geschrieben
werden können.
Das veröffentlichte Alphabet sorgte bei der Staatsführung in
Skopje für große Unzufriedenheit, und die Herausgeber der Zeitung wur-
den gezwungen, das Alphabet zu ändern und auf das Konewitza Alpha-
bet umzusteigen.* Um aus dieser Situation herauszukommen, mussten
die Verleger von „Sora“ in der Februarausgabe 1994 eine kurze
„Erklärung“ über das Konewitza Alphabet veröffentlichen und betonten,
dass es „das offizielle mazedonische Alphabet in der Republik Mazedo-
nien“ sei. Das betrachtete Beispiel zeigt die Skopjes Aggressivität bei
seinen Versuchen, die schriftliche Norm von Skopje außerhalb des Ter-
ritoriums der Republik Nordmazedonien durchzusetzen. Die Prozesse
im geografischen Gebiet Mazedoniens nach 1948 zeigen jedoch deut-
lich, dass in 63% dieses Territoriums und bei einem großen Teil der Aus-
wanderer aus dieser Region die Bevölkerung ihre Verwendung ablehnt
und sie nur für die Republik Nordmazedonien offiziell bleibt, wo die
Anzahl ihrer Medien ständig abnimmt.
82
sowie in der Wiederbelebung einiger Archaismen und seltener dialekta-
ler Formen. Das Vokabular ist jedoch größtenteils identisch. Dies
erklärte der berühmte slawische Gelehrte Prof. James F. Clark, der das
1968, also erst 23 Jahre nach der Kodifizierung, in Skopje
veröffentlichte „mazedonisch-bulgarisch“ Wörterbuch als „bulgarisch-
bulgarisch“ Wörterbuch definierte, da offensichtlich der größte Teil des
Inhalts in beiden Spalten des Wörterbuchs übereinstimmte.
Das Hauptmerkmal einer Sprache ist nicht so sehr das Vokabular
(das in kurzer Zeit von vielen Fremdwörtern künstlich beeinflusst wer-
den kann), sondern die Grammatik. Die heutigen Analysen von Bei-
spielen gesprochener und geschriebener Sprache in der Republik
Nordmazedonien zeigen, dass je nach Bildungsstand der Sprecher etwa
5-7% Serbismen und 1-2% andere Fremdwörter verwendet werden. Der
Anteil spezifischer mazedonischer Dialektwörter, die in Bulgarien nicht
in der literarischen oder gesprochenen Sprache verwendet werden,
beträgt etwa 1%. Diese lexikalischen Unterschiede führen jedoch in kei-
ner Weise zur Entstehung und Etablierung einer neuen Sprache.*
Gleichzeitig gibt es in Bezug auf die Grammatik keinen Unter-
schied in der Sprache. Die gemeinsame Grammatik der bulgarischen
und der mazedonischen Norm einerseits und aller anderen slawischen
Sprachen andererseits ist der Hauptunterschied. Er ist der Schlüssel zum
Verständnis der Einheit der Sprache.
Die Existenz der schriftlichen Norm von Skopje ist eine Tat-
sache, die niemand bestreitet. Unabhängig davon, ob die Behörden in
Skopje die bulgarische Position akzeptieren oder nicht, dass die Amts-
sprache in der Republik Nordmazedonien mit der Entwicklung der bul-
garischen Sprache und ihrer Dialekte in Vardar-Mazedonien nach ihrer
* Das gewaltsame Einfügen von Fremdwörtern in die Sprache ist eine der Methoden
für die Teilung und Assimilation von Völkern. So wurden beispielsweise nach 1920
mehr als 23% Russismen in die in der UdSSR gesprochene armenische Sprache eing-
efügt, die von Armeniern im Ausland nicht verwendet werden. Dieser Versuch der lexi-
kalischen Teilung führte jedoch nicht zur Bildung von zwei armenischen Sprachen.
Das Gegenteil ist bei der albanischen Sprache der Fall. Bis 1972 gab es zwei seiner
literarischen Normen, die auf Gega und Toska beruhten. Selbst in Jugoslawien wird
analog zur „mazedonischen“ Sprache versucht, eine „Kosovo-Sprache“ zu schaffen.
Kein ernsthafter Forscher hat jedoch literarische Normen als zwei getrennte Sprachen
betrachtet.
83
Kodifizierung nach 1944 zusammenhängt, wird sie weiterhin eine kon-
stitutionelle politische Realität sein.
Diese Situation ändert nichts an der Tatsache, dass die bulga-
rische Sprache aufgrund der spezifischen historischen Entwicklung
heute plurizentrisch ist - es gibt mehrere etablierte literarische Normen
und mehrere im Entwicklungsprozess. Die bulgarische Palken-Sprache
erschien erstmals, die schließlich 1866 in der Banat-Region im ehema-
ligen Österreich-Ungarn kodifiziert wurde und heute in Rumänien und
Serbien verwendet wird. Etwa 15 Jahre später wurde die bulgarische Li-
teratursprache kodifiziert und 1945 die Skopje-Norm festgeschrieben.
Darüber hinaus wird im heutigen Serbien versucht, die Sprachen „Tor-
laschki“ und „Schopski“ und auf Grundlage der westlichsten bulgarisch-
en Dialekte zu schaffen, sowie in Griechenland die „Sprache der
Pomaken“ auf Grundlage der bulgarischen Dialekte in den südlichen
Rhodopen.
Bei der Klassifizierung der slawischen Sprachen fallen heute die
literarische bulgarische Sprache, die bulgarische Palken-Sprache und
die mazedonische Literatursprache in die östliche Gruppe der
südslawischen Sprachen. Das Beispiel der bulgarischen palkenischen
Sprache zeigt, dass sie trotz ihrer Verschiedenheit von der bulgarischen
literarischen Norm, weiterhin als bulgarisch gilt.
Die kodifizierten dialektalen Besonderheiten der schriftlichen
Norm in der Republik Nordmazedonien sind auch in anderen bulgarisch-
en Dialekten enhalten und daher kein Beweis für die Existenz einer ei-
genen Sprache. Die grammatikalische Struktur der schriftlichen Normen
in Bulgarien und der Republik Nordmazedonien, die das Rückgrat jeder
Sprache bilden, bleibt unverändert. In dieser Hinsicht gibt es keinen sig-
nifikanten Unterschied zwischen den beiden schriftlichen Normen, und
alle folgenden Merkmale sind charakteristisch für das gesamte bulga-
rische Sprachgebiet, das Moesien, Thrakien und Mazedonien umfasst.
Diese typologischen Merkmale der bulgarischen Sprache unter-
scheiden sie von allen anderen slawischen Sprachen, die ein erhaltenes
Kasussystem haben. Die bulgarische Sprache ist die einzige analytische
slawische Sprache. Sie zeichnet sich aus durch:
– den analytischen Charakter des Nominalsystems (Ausdruck von Bez-
84
iehungen durch Präpositionen, z.B. чашата на Петър/die Tasse von
Peter, отидох при Иван/ich ging zu Ivan);
– das Vorhandensein eines Artikels bei den Nomina (z.B. мъжът по-
чива /der Mann ruht sich aus, жените дойдоха /die Frauen sind ge-
kommen, децата играят/die Kinder spielen, червената шапка/der
rote Hut);
– die Möglichkeit der Verwendung eines doppelten Objekts (z. B него
го видяха /sie haben ihn gesehen, на нея ѝ казаха /sie sagten ihr);
– den analytischen Ausdruck von Vergleichs - und Superlativformen von
Substantiven, Verben und Adverbien (по-красив/schöner, най-красив
/am schönsten; по-високо/höher, най-високо/am höchsten; пo
обичам/ich mag mehr, нaй обичам/ich mag am meisten);
– den analytischen Ausdruck des Infinitivs mittels да-Konstruktionen
(трябва да работя/ich muss arbeiten, да изляза/herausgehen);
– das Vorhandensein eines reichen Verbalsystems mit vielen Präterital-
und Futur-Formen; (ходих, ходех, ходил съм, бях ходил…, ще ходя,
ще съм ходил, щях да ходя, щях да съм ходил/ich ging, ich ging, ich
bin gegangen, ich war gegangen..., ich werde gehen, ich werde gegangen
sein, ich würde gehen, ich wäre gegangen);
– den analytischen Ausdruck der Futur-Tempora mit Hilfe von Partikeln
(ще ходя/ich werde gehen, ще работя/ich werde arbeiten);
– das Vorhandensein von Renarrativ-Formen (ходил, щял да ходи/er
ging, er sei gegangen; правил, бил съм правил/ich tat, ich hätte getan).
Die aufgeführten klanglichen, grammatischen und lexikalischen
Phänomene bestätigen erneut die Einheit der bulgarischen Sprache auf
Dialektebene, da in den bulgarischen Dialekten des gesamten bulgari-
schen Sprachgebiets, das Moesien, Thrakien und Mazedonien umfasst,
keine Unterschiede festgestellt werden.
Angesichts dieser sprachlichen Realitäten wird heute in Bulga-
rien offiziell die Position angenommen, dass „die Sprachnorm, die in
der Republik Nordmazedonien zur Verfassungssprache erklärt wurde,
mit der Entwicklung der bulgarischen Sprache und ihrer Dialekte in der
ehemaligen jugoslawischen Republik nach ihrer Kodifizierung nach
1944 zusammenhängt. Kein Dokument/keine Erklärung im Beitrittspro-
zess kann als Anerkennung von bulgarischer Seite verstanden werden,
dass eine sogenannte „mazedonische Sprache“, getrennt von der bul-
garischen, existiert.“
85
III. BEISPIELE AUS AKTUELLEN LEHRBÜCHERN UM 2020
UND DAS AUFZWINGEN DER LÜGE ÜBER DIE
HISTORISCHE KONTINUITÄT DER „МАZEDONISCHEN“
SPRACHE. VERGLEICH FALSCHER BEHAUPTUNGEN UND
FÄLSCHEN VON ORIGINALEN
1. Joakim Kartschovski
Faksimile aus
der Titelseite
von Joakim
Kartschovskis
Buch „Eine
Geschichte
über das Jüng-
ste Gericht und
die Wieder-
kunft Christi“,
„übersetzt in
eine einfache
(volkstümliche)
bulgarische
Sprache“
(1814).
87
Einen ähnlichen Text finden wir in dem Buch von J. Kar-
tschovski „Die Wunder der Allerheiligsten Gottesmutter“ (1817). Darin
erwähnt er, dass es in die „bulgarische Sprache“ übersetzt wurde.
88
Faksimile aus
der Titelseite
von Joakim
Kartschovskis
Buch „Hinder-
nisse nach dem
Tod“ (Оrigi-
nal: „Ми-
тарства“),
„übersetzt aus
dem Sla-
wischen ins
Bulgarische“
(1860).
89
2. Kiril Pejtschinovitsch
90
Faksimile der
Titelseite von
Kiril Pejtschi-
novitschs Buch
„Spiegel“. Er
schreibt, dass es
„für die Bedürf-
nisse und den
Gebrauch der
volkstümlichen
und nichtlit-
erarischen bul-
garischen
Sprache in
Niedermoesien
geschrieben
wurde“ (1816).
91
3. Raiko Zhinsifov
93
Auswanderer lebte er in Russland mitten in der jungen bulgarischen Mig-
rantengeneration in Moskau und veröffentlicht zusammen mit Ljuben
Karavelov, Nescho Bontschev, Konstantin Miladinov, Konstantin Sta-
nischev, Wassil Popowitsch und anderen die Zeitschrift „Brüderliche Ar-
beit“ (Original: „Братски труд“). R. Zhinsifov war in der russischen
Presse journalistisch sehr aktiv, um die lokale Öffentlichkeit mit der Not-
lage des bulgarischen Volkes vertraut zu machen. Er arbeitet auch für die
bulgarischen Zeitungen „Donauer Morgenröte“ (Original: „Зора“), „Ma-
zedonien“, „Freiheit“ (Original: „Свобода“), „Bulgarische Biene“ (Ori-
ginal: „Българска Пчела“), „Jahrhundert“ (Original: „Век“), „Die Zeit“
(Original: „Време“) sowie für die bulgarischen Zeitschriften „Kultur-
haus“ (Original: „Читалище“), „Zeitschrift“ (Original: „Периодическо
списание“), „Bulgarische Bücher“ u.a. In ihnen veröffentlichte er Arti-
kel, Gedichte, Volkslieder und Erzählungen. In all seinen Werken erklärt
sich R. Zhinsifov als Bulgare und nennt seine Sprache Bulgarisch.
Zum Beispiel übersetzte R. Zhinsifov in der neuen bulgarischen
Sammlung von 1863 den alten russischen Text „Wort über das Regiment
von Igor“. Im Vorwort dazu sagt R. Zhinsifov: „Und für unsere
Übersetzung halten wir es für notwendig, Folgendes zu sagen: Als Bul-
garisch zählen wir diese Sprache, die in ganz Mazedonien, Thrakien
und Bulgarien gesprochen wird und zwischen denen es kaum Unter-
schiede gibt… Es gibt keine Mazedonier, keine Thraker als getrennte
Völker, es gibt nur slawische Bulgaren, die an den genannten Orten
leben. Die Namen dieser Orte haben nur einen Platz in der Geographie,
aber nicht in der Nationalität. Kurz gesagt, es gibt ein einziges bulga-
risches Volk und eine bulgarische Sprache, die wie jede andere ähnliche
Sprache in Dialekte unterteilt ist“. Nirgendwo in seinen Werken spricht
R. Zhinsifov von einer „mazedonischen“ Sprache, wie in modernen
Lehrbüchern in Skopje geschrieben steht.
4. Gebrüder Miladinov
95
Nr. 476 der „Konstantinopeler Zeitung“ vom 26. März 1860 schreibt Di-
mitar Miladinov: „Im heiligen Bezirk Ohrid gibt es keine einzige griechi-
sche Familie außer drei oder vier Walachen, und alle anderen sind
Bulgaren… Hier in Struga und innerhalb der gemeinsamen Schule* ler-
nen sie ständig sowohl Griechisch als auch Bulgarisch… Auch in der
griechischen Schule oben, auch dort werden die Schüler von Griechisch
Faksimile der
Titelseite des
Buches „Bulgari-
sche Volkslieder“
der Gebrüder Mi-
ladinov (1861).
* Die gemeinsame Schule war während der bulgarischen Wiedergeburt eine weltliche
Grundschule, in der die Bell-Lancaster-Unterrichtsmethode angewendet wurde. Darin
bilden einige der fortgeschritteneren SchülerInnen einige ihrer Klassenkameraden aus.
96
zu Bulgarisch und von Bulgarisch zu Griechisch unterrichtet, aber sie
haben noch kein Altbulgarisch mit Grammatik…
Und in den Dörfern versucht der Bischof ihnen die Erlaubnis zu
geben, in der bulgarischen Kirche zu singen. Und alle Bulgaren, die
zuhören, sind glücklich, weil sie die bulgarische Sprache verstehen und
manche weinen vor Freude.“
5. Grigor Parlitschev
99
Anfang der Rede
von Grigor Par-
litschev,
veröffentlicht am
6. August 1866
in der in Kon-
stantinopel er-
scheinenden
bulgarischen
Zeitung
„Wremja“ („Die
Zeit“). Die bul-
garische Sprache
des Autors wird
heute den Stu-
denten in der Re-
publik
Nordmazedonien
als „mazedo-
nische Umgan-
gssprache“
vorgestellt.
100
von allen 9526 Wahlberechtigten in Ohrid 9387 für das bulgarische
Exarchat, und nur 139 Personen blieben in der Institution vom Patri-
archat von Konstantinopel.
In seiner 1894 veröffentlichten Autobiographie schreibt Grigor
Parlitschev, dass er sich gegenüber den griechischen Lehrern als Bulgare
bezeichnet habe.
Obwohl Grigor Parlitschev heute in der Republik Nordmazedo-
nien zum „Mazedonier“ erklärt wird, hat er sich nie als solchen deklariert
und seine Muttersprache auch nicht als „Mazedonisch“.
6. Teodossi Sinaitski
101
Faksimile von Seite 8 des Lehrbuchs „Mazedonische Sprache“ für Klasse 8
der Grundschulen in der Republik Nordmazedonien. Sein Werk wird voll-
ständig gefälscht und den Schülern wird die Lüge verbreitet, dass Teodossi
Sinaitski die erste „mazedonische“ Druckerei gegründet habe, die Bücher in
„mazedonischer“ Umgangssprache für „mazedonische“ Leser drucke
(2020).
Faksimile der
Titelseite von
dem von Teo-
dossi Sinaitski
gedrucktem
Buch „Anfän-
gliche Lehre
mit Morgenge-
bet in sla-
wisch-bulgaris
cher und grie-
chischer
Sprache“
(Original:
„Началное
учение с мо-
литви утрен-
ния
славянобъ-
лгарский и
греческия“)
(1838).
102
1841 veröffentlichte T. Sinaitski „Buch zum Erlernen der drei
Sprachen Slawobulgarisch, Griechisch und Karamalisch“ (Türkisch,
Anm. d. Verf., Original: „Книга за научение трих язиков славянобол-
гарский и греческия и карамалицкой“).
Faksimile der Titelseite von Teodossi Sinaitskis Buch „Buch zum Erlernen
der drei Sprachen Slawobulgarisch, Griechisch und Karamalisch“ (Origi-
nal:„Книга за научение трих язиков славяноболгарский и греческия и ка-
рамалицкой“) (1841).
Alle verfügbaren Unterlagen zeigen, dass T. Sinaitski für die bul-
garische Wiedergeburt arbeitete und nie den Namen „Mazedonisch“ ver-
wendete.
7. Partenij Sografski
105
nach der Rolle der Umgangssprachen bei der Bildung der bulgarischen
Literatursprache auf. Er glaubt, dass „um eine gemeinsame Schriftsp-
rache bilden zu können, zunächst alle lokalen Dialekte und Redewen-
dungen unserer Sprache bekanntgemacht werden müssen, auf denen die
gemeinsame Sprache aufgebaut werden soll. Bis dies geschieht, hat nie-
mand das Recht, die gemeinsame Schriftsprache zu verurteilen und auf-
zubauen… Wie bekannt, ist unsere Sprache in zwei Hauptmundarten
unterteilt, von denen einer in Bulgarien und Thrakien und der andere
in Mazedonien gesprochen wird.“ Es ist offensichtlich, dass für Partenij
Sografski die Umgangssprache in der geografischen Region Mazedoni-
ens Bulgarisch ist und nicht, wie heute in der Republik Nordmazedonien
behauptet wird, eine „mazedonische“ Volkssprache.
8. Kusman Schapkarev
106
Was in den aktuellen nordmazedonischen Lehrbüchern über
Kusman Schapkarev geschrieben steht, entspricht nicht der Wahrheit.
1854 eröffnete er eine Privatschule. Er arbeitete als Lehrer für Grie-
chisch und Bulgarisch in Struga (1856-1859), Ohrid (1859-1860), Prilep
(1861-1865, 1872-1873), Kukusch (1865-1872, 1881-1882), Bitola
(1873-1874).
* Ostrumelien ist eine autonome Region mit einem christlichen Gouverneur, das 1878
durch die Entscheidungen des Berliner Kongresses gegründet wurde. 1885 gelang es
ihm, sich mit dem Fürstentum Bulgarien zu vereinen. Das Beispiel von Ostrumelien
ist im politischen Programm der IMORO auch ein Modell für die Autonomie von
Mazedonien und Edirne-Thrakien.
108
9. Jordan Hadschikonstantinov–Dschinot
110
10. Die Junge mazedonische Literaturgesellschaft und Zeitschrift
„Losa“
112
Teil des Artikels der
Jungen mazedonischen
Literaturgesellschaft
„Eine kurze Erklärung“,
veröffentlicht in der Zeit-
schrift „Losa“ (1892).
Er ist in einer Sprache
verfasst, die die Autoren
selbst „Bulgarisch“
nennen, und besagt, dass
es niemals eine separate
mazedonische Sprache
geben kann. Trotz allem
wird heute in der Repub-
lik Nordmazedonien die
bulgarische Sprache der
Zeitschrift „Losa“ zur
„mazedonischen Litera-
tursprache“ erklärt.
Sprache ab. Trotz dieser klaren Position wird heute in Skopje genau das
Gegenteil behauptet und man schreibt der Jungen mazedonischen Lite-
raturgesellschaft Ideen zu, die sie nie hatten.
113
IV. DIE HEUTIGE SPRACHLICHE SITUATION IN DER
REPUBLIK NORDMAZEDONIEN
1. Die Suche nach der Wahrheit und die Lage der Menschenrechte
in der heutigen Republik Nordmazedonien
114
garische Bücher eingeführt hatte. Sie wurde zu 1,6 Jahren Gefängnis
und ihr Vater Todor Manasiev zu 4,6 Jahren Haft verurteilt. 1972 fand
ein Prozess gegen den jugoslawischen Staatsbürger Petar Zakharov statt.
Er wurde zu acht Jahren Gefängnis verurteilt, weil er „die Existenz einer
mazedonischen Nation, Kultur und Sprache in Frage gestellt“ hatte.
1977 fand der Prozess gegen Lasar Krainitschanets und Angel Mitrev
statt. Sie wurden beschuldigt, das Buch „Frühe Erinnerungen“ von Si-
meon Radev,* in bulgarischer Literatursprache geschrieben, und die
Broschüre der bulgarischen Akademie der Wissenschaften „Die Maze-
donische Frage – eine historische und politische Untersuchung“, gelesen
zu haben. Der 82-jährige L. Krainitschanets wurde aufgrund dieser
„Schuld“ zu 5,6 Jahren und A. Mitrev zu 5 Jahren Haft verurteilt.
Auch wenn es sich um einzelne Gerichtsentscheidungen handeln
sollte, wurde auf das 1975 in Bulgarien veröffentlichte Buch „Der Sieg“
von Tsola Dragoycheva in Jugoslawien zur Zeit Titos besonders wütend
reagiert. In ihm werden die Widersprüche zwischen der bulgarischen
und der jugoslawischen kommunistischen Partei bezüglich der mazedo-
nischen Frage in der Zeit von 1943 bis Mitte der 70er Jahre betrachtet.
Auf besonderen Befehl des Sekretärs für innere Angelegenheiten der
Föderation in Belgrad wurde die Einfuhr, das Lesen und die Verbreitung
dieses Buches in Jugoslawien unter Androhung einer dreijährigen
Haftstrafe verboten. In den 80er Jahren gab es noch einen eisernen Vor-
hang zwischen Sofia und Belgrad. Die jugoslawischen Behörden ver-
folgten sogar jeden Versuch, Ausgaben in die bulgarische
Literatursprache zu übertragen.
Diese Politik wurde in den 90er Jahren nach der Abspaltung der
heutigen Republik Nordmazedonien von Jugoslawien fortgesetzt. So
wurde z.B. am 18. März 1992 das Haus von Angel Mitrev in Skopje von
der Polizei durchsucht. Laut einem erstellten Protokoll wurden „Ausga-
ben der Zeitung „Mazedonien“ in bulgarischer Sprache, Ausgaben der
Zeitung „Sora“ in bulgarischer Sprache, ... eine Ausgabe der Zeitung
* Simeon Radev (1879 - 1967) war ein bekannter bulgarischer Revolutionär, Schrift-
steller, Publizist, Diplomat und Historiker, geboren in der Stadt Resen (heute in der
Republik Nordmazedonien). Autor des mehrbändigen Werkes „Die Erbauer des mod-
ernen Bulgariens“ .
115
Bestätigung des Sekretariats für innere Angelegenheiten der Republik Maze-
donien über beschlagnahmte bulgarische Literatur von Angel Mitrev am 18.
März 1992.
116
„Mazedonische Tribüne“, ein Buch „IMRO“ von Ivan Michajlow*
beschlagnahmt“ u.a. In dem Polizeibericht heißt es ausdrücklich: „ZUR
ERINNERUNG: Alle Zeitschriften sind in bulgarischer Sprache ged-
ruckt“.
Angel Mitrev war empört über diese Willkür der Polizei und
legte bei der Regierung von Skopje einen schriftlichen Einspruch gegen
die Beschlagnahmung seiner Bücher und Zeitungen ein. Gemäß der Ent-
scheidung Nr. 28 / 11-409 / 1-92 wurde sein Einspruch mit der
Begründung zurückgewiesen, da „er laut seinen Worten (die Bücher,
Anm. d. Verf.) an seine Freunde verteilen würde“. Der Fall zeigt einer-
seits deutlich, dass der Besitz von Büchern in bulgarischer Literatur-
sprache in der Republik Nordmazedonien weiterhin ein Verbrechen ist,
und andererseits die Angst der Skopje-Behörden, dass sich diese Bücher
innerhalb der Bevölkerung weiter verbreiten könnten.
Die mazedonischen Behörden widmen der Grenzkontrolle be-
sondere Aufmerksamkeit. Falls bulgarische Bücher oder sogar kleine
Texte bei Personen im persönlichen Gepäck gefunden werden, werden
sie beschlagnahmt. Es wurden auch bulgarische Bücher von einigen Au-
toren dieser hier vorliegenden Ausgabe beschlagnahmt.
Die Bürger Albaniens bulgarischer Herkunft haben besonders
große Schwierigkeiten, das Gebiet der heutigen Republik Nordmazedo-
nien zu durchqueren. Obwohl diese Bürger transit unterwegs sind, er-
lauben die mazedonischen Behörden ihnen nicht, Bücher in bulgarischer
Literatursprache für ihre persönlichen Bedürfnisse zu transportieren. So
fand beispielsweise die Polizei am 26. Januar 1996 im Gepäck des al-
banischen Bürgers Andrej Stika aus Tirana beim Überqueren des maze-
* Ivan Michajlow (1896 - 1990) war von 1925 bis zu seiner Auflösung im Jahr 1934
Mitglied des ZK der IMRO. Er unterstützte die Idee eines unabhängigen Mazedoniens.
Nach 1934 lebte er im Exil und führte bis zu seinem Tod einen ständigen Kampf um
den Schutz der Rechte der Bulgaren in Mazedonien. Die von ihm sowie von den von
ihm nach 1945 geführten mazedonischen patriotischen Organisationen in den USA
und Kanada verfassten Dokumente sind eine wertvolle Informationsquelle über den
Kampf und die Repressionen der Bevölkerung in Mazedonien. Den meisten verur-
teilten Bürgern von Tito- Jugoslawien aus der Volksrepublik Mazedonien wurde zum
Vorwurf gemacht, Anhänger von Ivan Michajlow zu sein. Um diese Tatsache zu ver-
tuschen, wird sein Name oft nur als VM - Vancho Michajlow geschrieben.
117
Protokoll über die Beschlagnahme von 2 Kalendern in bulgarischer Sprache
von dem mazedonischen Staatsbürger Dimitar Delevski (1993).
118
donischen Territoriums das Album „Kjustendil und die Befreiungs-
kämpfe Mazedoniens“. Da es unter jedem Foto kurze Beschreibungen
in bulgarischer Sprache gibt, wurde die Ausgabe beschlagnahmt.
Der Fall von Dimitar Delevski aus Skopje ist bezeichnend. Am
26. März 1993 wurden bei einer Grenzkontrolle in Deve Bair zwei Ka-
lender mit der Aufschrift „100 Jahre IMRO“ gefunden und darunter be-
fanden sich ein Foto des ersten Namens und der Satzung dieser
Organisation, nämlich „Bulgarische Mazedonisch-Edirne Revolution-
skomitees“. Das ist das Argument, das im Protokoll zur Konfiszierung
beider Kalender angegeben ist.
Der zusammengeschlagene mazedonische Journalist Stefan
Scharovski informierte am 26. Januar 1996 über die Repressionen gegen
Dimitar Delevski: „Ich möchte auch Dimitar Delevski erwähnen, der
Korrespondent der bulgarischen Zeitung „Mazedonien“ war… Es ist
eine Tatsache, dass es auch ihm unmöglich geworden war, aus Mazedo-
nien zu informieren. Delevski wurde auf die gleiche Weise in Ohrid zu-
sammengeschlagen (wie St. Scharovski, Anm. d. Verf.)“.
Darüber hinaus haben die Sicherheitsdienste in der heutigen Re-
publik Nordmazedonien Listen von Personen erstellt, die die historische
Wahrheit verteidigen. Ihre Bewegungen werden überwacht und ihre
Kontakte kontrolliert. Einige der Autoren dieser Veröffentlichung sind
auch Opfer einer solchen Politik, die ihre Menschenrechte und ihre
Würde einschränkt. So war z.B. Wlado Treneski 1994 Eigentümer des
Radiosenders „As“ („Ich“) in Ohrid. Das Radio sendet Volksmusik nicht
nur aus Mazedonien, sondern auch aus anderen bulgarischen Folklore-
regionen wie Schopluka, Thrakien, den Rhodopen u.a. Da die Zuhörer
durch solche Sendungen selbst zu dem Schluss kamen, dass die bulga-
rische Folklore und die darin verwendete Sprache in ihren verschiedenen
dialektalen Formen einheitlich ist, begannen die mazedonischen Gehe-
imdienste, alle Handlungen von W. Treneski zu überwachen, was aus
seiner Polizeiakte hervorgeht. Es wurden die Werbekunden des Radios
ausfindig gemacht und unter Druck gesetzt, ihre Reklamen einzustellen,
was dazu führte, dass der Radiosender Bankrott ging. Daraufhin wurden
absichtlich Agenten des mazedonischen Geheimdienstes in das Zuhause
W. Treneskis nach Ohrid geschickt, um Informationen zu sammeln. Auf
119
einem seiner Geheimakte beigefügten Dienstzettel von 1998 wurde an-
gegeben, woran sie interessiert waren: „Ich weiß seit einiger Zeit von
seinen Behauptungen, dass er ein mazedonischer Bulgare ist und dass
wir alle Bulgaren sind… Ich bemerkte in seinem Zuhause, dass seine
Tochter einen ins Bulgarische übersetzten Trickfilm sah. Ich fragte ihn
warum und er antwortete ernst, um ihr ihre Muttersprache beizubrin-
gen.“
Es ist offensichtlich, dass für die Geheimdienste der heutigen
Republik Nordmazedonien die Manifestation des bulgarischen Selbstbe-
120
wusstseins und der Wunsch, die literarische bulgarische Sprache zu be-
herrschen, weiterhin ein Verbrechen sind. W. Treneski war wiederholt
Repressionen ausgesetzt, weil er sein bulgarisches Selbstbewusstsein
bewahren und an seine Erben weitergeben wollte. Die letzte Hausdurch-
suchung wurde 2019 von Mitarbeitern des Innenministeriums der Re-
publik Nordmazedonien durchgeführt.
Bestätigung
des öffentlichen
Sicherheits-
dientes des In-
nenministe-
riums der
heutigen Re-
publik Nord-
mazedonien
über den vorü-
bergehenden
Einbehalt des
belgischen
Passes von Al-
exander Stoj-
menov (1996).
121
Besonders brutal ist das Verhalten der Behörden in Skopje
gegenüber mazedonischen politischen Auswanderern, die in EU- oder
amerikanischen Ländern leben und bulgarische Literatur bezüglich der
mazedonischen Frage veröffentlichten. Obwohl die meisten dieser Aus-
wanderer Ausländer sind, wurden sie während ihrer Besuche in ihrer
Heimat überwacht, inhaftiert und ihre ausländischen Ausweispapiere
sogar beschlagnahmt.
Am 17. Mai 1996 beschlagnahmte der öffentliche Sicherheits-
dienst des Innenministeriums der heutigen Republik Nordmazedonien
vorübergehend den belgischen Pass von Alexander Stojmenov, der aus
dem Dorf Veljusa in der Region Strumiza stammt. Einem ähnlichen ar-
roganten Verhalten war Metodi Dimov aus Bitola ausgesetzt, ebenfalls
belgischer Staatsbürger. Beide sind Mitglieder der mazedonisch-patri-
otischen Organisation Todor Alexandrov in Brüssel und helfen beim
Drucken einiger Bücher Ivan Michajlovs, die in bulgarischer Sprache
verfasst sind.
Die Repressionen der Bürger der heutigen Republik Nordma-
zedonien, die Verwandte der mazedonischen politischen Auswanderer
sind, sind äußerst groß. So wurden z.B. Maria Stojmenova und ihr Ehe-
mann Georgi Stojmenov am 6. Oktober 1995 in Skopje festgenommen.
Der Grund für die Verhaftung ist ihre Verwandtschaftsverhältnis zu Ale-
xander Stojmenov. M. Stojmenova ist eine der wenigen mazedonischen
Staatsbürgerinnen, die es gewagt haben, ihre Folterungen während der
Verhaftung vor einem Mitglied des Autorenteams dieser
Veröffentlichung zu beschreiben: „Ich ging zur Toilette und in diesem
Moment kam die Frau (von der Polizei, Anm.d. Verf.) mit mir herein
und während meines intimsten, physiologischen Bedürfnisses stand sie
neben mir“. So beschreibt M. Stojmenova ihre Befragung: „Sie began-
nen mit einer Drohung, die mich wissen ließ, was auch immer ich sage,
und ich muss alles seit der ersten Ankunft von Alexa(nder) Stojmenov
sagen, ich mich daran erinnern soll, wann er kam, mit wem er kam,
warum, welche Grenze er passierte, mit wem er sich traf, worüber er
sprach, wie lange er in Mazedonien blieb, mit wem er telefonierte, wel-
che Ideen er hatte, welchen Zweck er in Mazedonien verfolgte, warum
er zu uns kam, wo er sich in Mazedonien bewegt und wenn ich das nicht
122
sage... ist es aus mit mir... und ich werde 20 Jahre im Gefängnis sein.
Das Verhör begann: Komm schon, sag uns, wann Alexa(nder) Stojmenov
zum ersten Mal nach Skopje kam, welche Leute hat er in Skopje getrof-
fen, was hat er gesagt?... Wohin gehe ich, was arbeite ich,… wie oft war
ich in Bulgarien, was bringe ich von Bulgarien nach Mazedonien mit?“.
Hier sind die Beschreibungen der körperlichen Folterungen
selbst: „Einer der Inspektoren sagte mir: „Nun, wenn du nicht im Gutem
zugeben willst, dass du die Ermordung von Kiro Gligorov begangen
123
hast, wirst du es im Schlechtem tun“ und dass er keine Nerven hat, sich
mit mir weiter zu beschäftigen. Er ging hinaus und kam nach 5 Minuten
mit einem Schlagstock zurück, fing an zu prahlen, schlug zuerst gegen
die Wand, dann gegen den Schreibtisch und schrie mich an: „Siehst du,
was mit dir passieren wird?“. Er begann mich mit seiner Hand gegen
die Wand zu schieben und als ich sie erreichte, stieß er mich mit den
Worten gegen die Wand: „Du bist sehr stark, stärker als die Mauer, mal
sehen, ob du auch stärker als ein Schlagstock bist?“... Das, was mit mir
geschah, wie ich misshandelt und gedemütigt wurde, wurde meinem
Mann auch angetan, mit dem Unterschied, dass er gnadenlos gesch-
lagen wurde… Am sechsten Tag (nach der Verhaftung, Anm. d. Verf.)
brach ich vor Hunger und Schlaflosigkeit zusammen.“
Im Berichtszeitraum wurden zwei politische Parteien auf dem
Gebiet der heutigen Republik Nordmazedonien verboten: Die Partei für
Menschenrechte und die IMRO-Vaterlandspartei. Der Grund dafür ist,
dass sie für die Rechte der Bürger mit bewahrtem bulgarischem Sel-
bstbewusstsein vor Ort kämpfen.
Der Fall von Dimitar Tsarnomarov aus Bitola, Vorsitzender der
IMRO-Vaterlandspartei, ist symptomatisch. Er wurde am 8. März 1995
festgenommen und war länger als drei Tage inhaftiert. Während der Ha-
usdurchsuchung wurden alle Unterlagen der Partei und ihre gesamte Li-
teratur in bulgarischer Sprache beschlagnahmt. Sein Pass wurde
ebenfalls beschlagnahmt. Während seiner Verhaftung wurde er über
seine Kontakte zu verschiedenen öffentlichen Kreisen in Bulgarien be-
fragt. Er wurde mit dem Kolben einer automatischen Waffe auf den Kopf
geschlagen, wodurch er vorübergehend sehgeschädigt wurde. Zur gle-
ichen Zeit und später wurden andere Mitglieder der IMRO-Vaterlan-
dspartei verhaftet. Es wurde z.B. der 25-jährige Trajan Godev am 6.
März 1996 in Strumiza festgenommen. Er wurde unter Bewachung in
sein Heim gebracht, welches durchsucht wurde. Literatur in bulgarischer
Sprache von ihm wurde beschlagnahmt.
Eine ähnliche repressive Praxis in Bezug auf die bulgarische Li-
teratursprache und die Personen mit erhaltenem bulgarischen Selbstbe-
wusstsein ist bis heute zu beobachten. In dem Beschluss des
Grundgerichts vom 30. November 2020 in Strumiza, Republik Nordma-
124
zedonien, wurde festgestellt, dass Alexander Barabanovski, der als
Leibwächter Vize Zaevs (Bruder des derzeitigen Premierministers der
Republik Nordmazedonien, Zoran Zaev) arbeitet, am 21. Oktober 2018
Mitko Georgiev aus Strumiza mit der Faust ins Gesicht und auf das Ohr
125
schlug und folgende beleidigende und drohende Worte an ihn richtete:
„Du bulgarisches A***loch, hör auf, die Zaevs anzugreifen, weil wir
dich sonst erschlagen werden oder wandere aus Mazedonien aus“.
Laut unseren Quellen hat A. Barabanovski bei Besuchen in Stru-
miza auch Z. Zaev bewacht. Bevor er Premierminister wurde, war Z.
Zaev Bürgermeister von Strumiza. Während seines Wahlkampfs 2013
erstellte und befestigte er ein Wahlkampftransparent an der Fassade des
Einkaufszentrums „Global“ auf dem Stadtplatz, das Hassreden enthielt:
„Dies ist Strumiza, nicht Blagoevgrad (die Hauptstadt von Pirin-Maze-
donien in Bulgarien, Anm. d. Verf.).“ Z. Zaev lobte sich für diesen Akt
in seinem Facebook-Profil am 20. März 2013. Diese Beispiele zeigen,
dass selbst die Familie des derzeitigen Premierministers der Republik
129
heit, sondern als soziokulturelle Gruppe betrachtet werden. Die poli-
tische Konsequenz daraus ist, dass die Manifestation eines bulgarischen
Selbstbewusstseins in der Republik Nordmazedonien heute die Gesell-
schaft nicht aus ethnischen Gründen zusätzlich fragmentiert, sondern,
dass die damit verbundenen politischen Spannungen mit der Dekommu-
nisierung und Entjugoslawisierung zusammenhängen.
Angesichts der Sprachsituation in der Republik Nordmazedonien
muss der Fakt berücksichtigt werden, dass die Personen mit erhaltenem
bulgarischen Selbstbewusstsein ihre Sprache weiterhin als Bulgarisch
bezeichnen und diejenigen mit mazedonischem als Mazedonisch. Beide
Gruppen sprechen praktisch dieselbe Sprache, bezeichnen sie jedoch mit
zwei verschiedenen Namen. Basierend auf dem Verständnis, dass das
Recht des Einzelnen auf ethnische Selbstbestimmung grundlegend und
unwiderruflich ist, kann niemand das Recht von Personen einschränken,
die sich heute als ethnische Mazedonier fühlen und ihre Sprache als Ma-
zedonisch bezeichnen. Dieses universelle Menschenrecht muss jedoch
auch für diejenigen Bürger der Republik Nordmazedonien gelten, die
trotz Repressionen weiterhin ihr bulgarisches Selbstbewusstsein bewah-
ren und ihre Sprache Bulgarisch nennen. Darüber hinaus unterscheidet
sich diese Sprache, abgesehen von den bekannten lexikalischen Unter-
schieden, in ihrer Struktur nicht von der Sprache der bulgarischen
Aufklärer aus Mazedonien.
130
atlich gelenkte Kampagne gegen Bulgarien ist im Jahr 1999 die Absetz-
ung des Direktors des internationalen Ohrider Sommerfestivals, Wlado
Treneski, der Teil des Autorenteams dieses Buches ist. Der Angriff gegen
ihn wurde durchgeführt, weil er prominente bulgarische Künstler wie
Walja Balkanska und Teodossi Spasov als Teilnehmer einlud und das
Festival selbst nicht vom damaligen mazedonischen Präsidenten Kiro
Gligorov, sondern vom bulgarischen Vizepräsidenten Todor Kaval-
dschiev eröffnet wurde. Für diese seine Handlungen wurde Wlado Tre-
neski zum „Hauptbulgarisierer der mazedonischen Kultur“ erklärt, und
innerhalb einer Woche veröffentlichten lokale Medien über 100 Artikel
und Karikaturen gegen ihn.
Trotz dieser Politik Skopjes, die kulturelle Zusammenarbeit mit
Bulgarien zu minimieren, wird die Sprache der Republik Nordmazedo-
nien für die in den anderen Republiken des ehemaligen Jugoslawien le-
bende Bevölkerung weiterhin als bulgarisch wahrgenommen. Ein
bezeichnender Fall ist die Nachrichtensendung vom 22. Februar 2019
auf Skopjes Fernsehsender „Kanal 5“ über Ana Barnabitsch, Kind des
serbischen Premierministers. In Serbien wurde diese Sendung als bul-
garisch empfunden, d.h. die Amtssprache der Republik Nordmazedonien
in Serbien wurde trotz der Verwendung verschiedener Schriftformen als
bulgarisch angesehen. Es passiert häufig, dass Bürger der Republik
Nordmazedonien durch Serbien oder andere ehemalige jugoslawische
Republiken reisen und mit Bulgaren verwechselt werden.
Die Sprachwahrnehmung ist im benachbarten Griechenland
ähnlich. Besonders bedeutsam ist der Fall am 15. Juni 2018, als der Ab-
geordnete George Ursuzidis auf der Tribüne des griechischen Parlaments
vor den Bürgern der Republik Nordmazedonien in rein bulgarischer
Sprache sprach, die er für mazedonisch erklärte. In seiner Rede auf Gri-
echisch erklärte J. Ursuzidis: „An die nördlichen Nachbarn möchte ich
eine Botschaft in ihrer Sprache, Südslawisch, übermitteln, wie in der
Vereinbarung klar angegeben.“, dann weiter in literarischer bulgarischer
Sprache: „Liebe Nachbarn, Freunde aus der Republik Nordmazedonien,
wie wir vereinbart haben, ist es an der Zeit, alles, was uns trennt, beiseite
zu legen und nach vorn zu schauen, was gegenseitiges Verständnis, Zu-
sammenarbeit und Liebe sind“.
131
Trotz der Zurückhaltung von Skopje bieten die Entwicklung der
Informationstechnologie, die Globalisierung und die unvermeidlichen
Demokratisierungsprozesse die Möglichkeit eines zunehmend intensi-
veren Dialogs auf beiden Seiten der Grenze zu Bulgarien. Die Bedeu-
tung sozialer Netzwerke, in denen es verschiedene bulgarisch-
mazedonische Diskussionsgruppen und Foren gibt, ist besonders groß.
An diesem Dialog nehmen sowohl Bulgaren aus Bulgarien als auch
Bürger der Republik Nordmazedonien teil, einige mit bewahrtem bul-
garischem Selbstbewusstsein, andere mit mazedonischem.
Als Kommunikationsmittel verwenden die Bürger der Republik
Nordmazedonien in der Regel die schriftliche Norm von Skopje, und
die Bürger von Bulgarien verwenden die literarische bulgarische
Sprache. Die Verwendung der beiden Normen ist kein Hindernis für ihr
gegenseitiges Verstehen.
Interessant ist die Ausdrucksweise der Bürger der Republik
Nordmazedonien mit bulgarischem Selbstbewusstsein in diesen Foren.
Einige von ihnen verwenden die Skopje-Norm, andere schreiben im lo-
kalem mazedonischen Dialekt, unter Nutzung des bulgarischen Alpha-
bets, und andere beherrschen die literarische bulgarische Sprache
teilweise oder vollständig.
Die beobachteten schriftlichen Praktiken zeigen deutlich, dass
der Sprachprozess in der Republik Nordmazedonien nicht abgeflaut ist,
sondern dort derzeit komplizierte Wechselwirkungen stattfinden. Zum
einen kommunizieren die Bürger beider Länder trotz der Versuche, die
schriftlichen Normen in Bulgariens und der Republik Nordmazedoniens
voneinander zu entfernen, ohne Probleme. Zum anderen gibt es einen
Prozess der Annäherung von Sprache und schriftlichen Praktiken zwi-
schen den Bürgern Bulgariens und denen der Republik Nordmazedonien
mit bulgarischem Selbstbewusstsein. Einige dieser Prozesse folgen dem
bereits in Albanien und unter den Auswanderern aus dem ägäischen Ma-
zedonien etablierten Modell, die Serbismen und das serbisierte maze-
donische Alphabet abzulehnen und der bulgarischen Literatursprache
anzunähern, einschließlich der Verwendung des bulgarischen Alphabets.
Um den Einfluss sozialer Netzwerke zu begrenzen, werden of-
fenbar mit Kenntnis der Behörden in Skopje absichtlich erstellte falsche
132
„Dokumente“ verbreitet, die in keinem Archiv oder in wissenschaftlic-
hen Veröffentlichungen zu finden sind, sowie falsche Nachrichten oder
antibulgarischen Manipulationen. So veröffentlichte z.B. am 24. Mai
2020, der in Bulgarien als Tag der Hl. Kirill und Methodius und des bul-
garischen Schrifttums und Kultur gefeiert wird, die mazedonische Pro-
fessorin Elka Jatschewa-Ultschar, in ihrem Facebook-Profil eine
Erklärung, die „jeder Mazedonier wissen sollte!“: „Unten abgebildet ist
die erste Seite des Konikovo-Evangeliums (benannt nach dem Dorf Ko-
nikovo im Ägäischen Mazedonien, das jetzt in Ditiko umbenannt wurde).
Das Konikovo-Evangelium ist das älteste (1852) aller bisher bekannten
Evangelien aus dem Ägäischen Mazedonien, zusammen mit den Evan-
gelien aus Tarlis, Kulaki und Bobobschtitsa, die in zwei Spalten mit grie-
chischen Buchstaben verfasst sind: die linke in griechischer Sprache
133
und die rechte in Mazedonisch, in dem sich die sprachlichen Merkmale
der Region Thessaloniki - Voden widerspiegeln. PS: Die „mazedonisch-
en Poitiker“ haben sich nicht nur von den ägäischen Dialekten, der ma-
zedonischen Minderheit, den mazedonischen Toponymen losgesagt,
sondern mit dem Prespa-Vertrag auch von diesen vier Evangelien, die
für die Geschichte der mazedonischen Sprache, für die Mazedonier und
für Mazedonien von großer Bedeutung sind!“
Was 2020 von der mazedonischen Professorin Elka Jatschewa-
Ultschar geschrieben wurde, ist eine völlige Lüge und ein weiterer Raub
des bulgarischen kulturhistorischen Erbes.
Prof. Elka Jatscheva-Ultschar hat die erste Seite des Konikovo-
Evangeliums nicht veröffentlicht. Der Grund dafür ist, dass auf ihr, ob-
135
dieser Seite besitzt nur er selber. Diese Praxis widerspricht dem Konzept
einer webbasierten Enzyklopädie mit kostenlosem Inhalt, die es jedem,
der Zugang zum Internet hat, ermöglicht, an deren Bearbeitung teilzu-
nehmen. Daher ist es entgegen dem offiziellen Konzept des Makedonis-
mus nicht gestattet, Kopien von Originaldokumenten und anderen
unabhängigen Informationen hochzuladen.
Unabhängig von der Politik der Kontaktenbegrenzung und Kon-
troversen zeigen die Fakten deutlich, dass die Bürger der Republik Nord-
mazedonien die literarische bulgarische Sprache sehr leicht erlernen
können. So haben sich beispielsweise von 1992 bis 2020 5327 Personen
als Studenten, Doktoranden und Auszubildende an bulgarischen Hoch-
schuleinrichtungen eingeschrieben, und die meisten von ihnen gaben
ihre bulgarische ethnische Zugehörigkeit an. Einige von ihnen beginnen
ihr Studium direkt an bulgarischen Universitäten, während andere einen
einmonatigen Kurs absolvieren, in dem sie die Regeln der bulgarischen
Rechtschreibung erlernen. Ein solches Phänomen wäre nicht zu beob-
achten, wenn die Muttersprache der betreffenden Studenten aus der Re-
publik Nordmazedonien nicht bulgarisch wäre.
Es ist auch wichtig, dass vom 1. Januar 2010 bis zum 22. Okto-
ber 2020 77829 Bürger der RS Mazedonien die bulgarische
Staatsbürgerschaft beantragt haben, die alle ihre bulgarische Herkunft
angeben. Davon haben 65675 Personen bereits per Erlass des
Vizepräsidenten der Republik Bulgarien die bulgarische
Staatsbürgerschaft erworben. Alle Unterlagen und Interviews, die
während des Erwerbs der bulgarischen Staatsbürgerschaft durchgeführt
wurden, sind in bulgarischer Sprache und dies ist offensichtlich kein
Problem für die Bürger von Republik Nordmazedonien.
Angesichts der vorgelegten Tatsachen ist es offensichtlich, dass
das Problem der mazedonischen Sprache nicht abgekühlt ist und sich
höchstwahrscheinlich im Falle einer Demokratisierung des Landes ent-
wickeln wird. Wie weit dieser Prozess gehen wird, hängt nur vom Willen
der Bürger der Republik Nordmazedonien ab, zu denen auch diejenigen
mit noch erhaltenem bulgarischen Selbstbewusstsein gehören.
136
FAZIT
137
serbische Doktrin unabhängig vom Regime - königlich oder kommunis-
tisch - großen Eindruck. Dies spiegelt den aktuellen Stand der Lage in
der Republik Nordmazedonien und seine Beziehungen zu seinen Nach-
barn wider. Es ist daher mehr als notwendig, ein umfassendes Konzept
für die bulgarische Diaspora zu entwickeln, das ihre Ziele unabhängig
von den Regierungsformen in Bulgarien nicht ändert. Und es ist not-
wendig, Pragmatismus mit Patriotismus in einem konsolidierenden, kla-
ren, logischen und konkreten Rahmen zu verbinden. In Bezug auf die
Republik Nordmazedonien muss Bulgarien die Konsequenzen der ser-
bischen Doktrin minimieren, nämlich die Trennung und Widersetzung
als Staatspolitik unseres südwestlichen Nachbarn, durch eine stärkere
Zusammenarbeit und Präsenz vor Ort, einschließlich der Schaffung ge-
mischter Einheiten, wie z.B. die Vereinigung bulgarisch-mazedonischer
Gemeinden oder allgemeine Berufsverbände. Um inkonsequente
Maßnahmen vonseiten Bulgariens zu vermeiden, müssen diese im Vor-
aus erörtert und vereinbart werden, damit sie die positivsten Ergebnisse
erzielen.
Eine solche Herangehensweise in der heutigen bulgarischen Po-
litik ist in der bulgarischen Gesellschaft sehr erwünscht. Laut einer Um-
frage von „Alpha Research“ vom Oktober 2020 haben 19% der
bulgarischen Bürger oder jeder fünfte von ihnen erklärt, dass sie Ver-
wandte haben, die aus der geografischen Region Mazedoniens stammen.
Dies bedeutet, dass 1,31 Millionen bulgarische Bürger mit Mazedonien
blutsverwandt sind. Ungefähr gleich oder sogar noch geringer ist die
Anzahl der Personen, die heute als Mazedonier in der Republik Nord-
mazedonien registriert sind.
Diese Daten sind Grund für das anhaltend starke öffentliche In-
teresse in Bulgarien gegenüber Mazedoniens und die damit verbundenen
Probleme, die weder innen- noch außenpolitisch ignoriert werden
dürfen. Heute glauben 45,5% der bulgarischen Bürger, dass Sofia die
Existenz einer separaten mazedonischen Sprache nicht anerkennen sol-
lte. Gleichzeitig sagen 42,4%, dass die Existenz der mazedonischen
Sprache anerkannt werden sollte, jedoch nur, wenn die Republik Nord-
mazedonien erklärt, dass deren Schaffung 1944 auf Basis westbulga-
rischer Dialekte begann. Auch wenn es zu dieser Position einige
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Abweichungen geben sollte, sagen 84% der Bulgaren, dass ein Beginn
der Verhandlungen über die Mitgliedschaft der Republik Nordmazedo-
nien in der EU erst erfolgen kann, wenn Skopje die Praktiken der
Fälschung und Verletzung der Menschenrechte eingestellt hat.
Goran Serafimov, Bürger der Republik Nordmazedonien,
erklärte im Dezember 2020 gegenüber einem Vertreter des Autorenteams
Folgendes: „Auch ich bin ein Bulgare aus Mazedonien und ich sage
öffentlich, wer ich bin und was ich bin ... Aber wenn ich zurückblicke,
passiert uns Bulgaren hier in Mazedonien nichts aus reinem Zufall. Bis-
her hatte ich Glück, dass ich nicht körperlich angegriffen wurde, weil
ich Bulgare bin, außer bei dem Versuch der Gründung des Vereins
„Radko“ im fernen Jahr 2000…. Die Bulgaren in Mazedonien stehen
unter ständigem Druck und er wird immer größer und größer und alle
Bulgaren, die hier leben und diesen Druck und diese Hassreden igno-
rieren, müssen wissen, dass die Dinge immer schlimmer und schlimmer
werden….Wenn ihr denkt, dass das, was die Polizei euch antut, die
örtlichen kriminellen Banden an den Orten, an denen ihr lebt, was sie
euch in Krankenhäusern, Institutionen, Banken, Gerichten, die privaten
Gerichtsvollzieher antun, usw., dass das kein Druck ist, dann denke ich,
dass wir Bulgaren in Mazedonien vorspielen, sehr stark zu sein, und die-
ses unser Verhalten führt zu noch größeren Problemen“.
Anfang März 2021 führte der Nationale Sicherheitsdienst der
Republik Nordmazedonien „informative Gespräche“ mit Goran Serafi-
mov, Esat Amedovski aus Bitola, M. Angeloski aus Resen, Bekir Kad-
rieski aus Struga u.a., insgesamt 36 Personen, über die es Informationen
gibt, dass sie in den letzten Monaten bulgarische Bücher erhalten und
gelesen haben. Sie wurden gefragt, warum sie Literatur in bulgarischer
Sprache lesen, und wurden gewarnt, dies nicht mehr zu tun, da sie sonst
Probleme bekommen würden. Danach wurden sie gefragt, wie sie ihre
ethnische Zugehörigkeit bei der bevorstehenden Volkszählung in der Re-
publik Nordmazedonien angeben würden. Als einige der Befragten an-
tworteten, dass sie sich als Bulgaren fühlen und sich als solche
deklarieren werden, wurden sie davor gewarnt, da die Bulgaren laut den
Agenten des Sicherheitsdienstes „Bestien und Mörder des mazedonisch-
en Volkes sind und ihre Frauen vergewaltigt haben“. Wenn sie sich daher
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als Bulgaren bezeichnen würden, werden sie als Verräter gelten und Pro-
bleme bekommen.
Die antibulgarische Kampagne wird auch erkennbar in den
Massenveröffentlichungen der nordmazedonischen Medien gegen den
Sänger Wassil Garvanliev aus Strumiza, der die Republik Nordmazedo-
nien bei der Eurovision im Jahr 2021 vertreten soll. Er wurde beleidigt,
weil in seinem Videoclip Aufnahmen zu sehen waren, vergleichbar mit
der bulgarischen Flagge. Die Kampagne gegen ihn eskalierte noch mehr,
als W. Garvanliev öffentlich zugab, Bulgare zu sein. Aus diesem Anlass
erklärte Yilmas Dervischi, PR von Wassil Garvanliev, im März 2021:
„Niemand dachte daran, was die Konsequenzen des auf ihn gerichteten
Rachefeldzuges sein würden. Was werden wir mit den 400 Nachrichten
und Drohungen anfangen, die gegen ihn in seinen Profilen eingetroffen
sind? Liest jemand die Kommentare und Belästigungen, die derzeit in
den sozialen Medien laufen? Wird jemand dafür zur Verantwortung ge-
zogen? Was ist, wenn jemand ernsthaft versucht, Wassil Garvanliev
tätlich anzugreifen?“
Aufgrund der hier aufgezeigten Daten kann der Schluss gezogen
werden, dass es heute kaum ein anderes europäisches Land wie die Re-
publik Nordmazedonien gibt, in dem Dokumente vollständig verschwie-
gen oder gefälscht werden und die öffentliche Meinung gegen einen
benachbarten EU-Mitgliedstaat, wie Bulgarien, systematisch manipuliert
wird, um den Versuch zu rechtfertigen, die Identität seiner Bevölkerung
ändern. Der jungen Generation in der Republik Nordmazedonien wird
durch das Bildungssystem jeglicher Zugang zu objektiven Informationen
entzogen, da es ihnen die Fälschungen systematisch einredet.
In Dutzenden von zivilisierten, demokratischen Ländern haben
die Menschen keine Komplexe zu sagen, dass sie eine Sprache, die aus
einem anderen Land und einer anderen Nation stammt, sprechen. In ei-
nigen von ihnen, wie beispielsweise in Österreich, haben sie auch kein
Problem damit, zuzugeben, dass sie ethnisch deutscher Abstammung
sind, obwohl sie aufgrund historischer Umstände jetzt in einem separa-
ten Land leben und sich österreichisch fühlen. Die ganze Welt versteht
diese Realitäten und niemand stellt sie in Frage, aber es erfindet auch
niemand eine Rechtfertigung aus vergangenen Zeiten.
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Еs gibt in Wirklichkeit heute kein objektives Hindernis für Ma-
zedonier, zuzugeben, dass das, was sie sprechen, von der bulgarischen
Sprache abstammt, und ohne sich an Persönlichkeiten, Büchern und Do-
kumenten der bulgarischen Geschichte zu vergreifen, zuzugeben, dass
es mit einer politischen Entscheidung absichtlich von der bulgarischen
Literatursprache losgelöst und entfernt wurde und dass das derzeitige
Bulgarisch trotz der durchgeführten sprachlichen Abspaltung und Ko-
difizierung nur minimale Unterschiede aufweist. Um erst danach zu
wünschen, es zu einer neuen, separaten Sprache zu erklären und für ihre
zukünftige Entwicklung zu arbeiten. Sie haben jedoch nicht den Wunsch
und den Mut, die Realitäten anzuerkennen, weil es äußerst schwierig
und schmerzhaft ist, sich von den Fesseln jahrzehntelanger Täuschung
zu befreien sowie das gesamte soziale Paradigma zu ändern, die gesamte
Grundlage der mazedonischen Identität, die mehreren Generationen au-
ferlegt wurde. Das Problem liegt nicht in der Wahrheit - wir alle wissen,
dass dies der normale Weg jeder Sprache und Nation ist, und wir neigen
dazu, ihn zu verstehen und zu akzeptieren, solange er nicht von
Fälschungen begleitet wird, die darauf abzielen, unser kulturhistorisches
Erbe auszurauben.
Das Problem ist ein moralisches und beruht auf der Tatsache,
dass die Schaffung der mazedonischen Literatursprache, wie oben
erwähnt, nicht evolutionär, sondern durch Lügen und Gewalt erfolgte.
Und wenn dies öffentlich anerkannt wird, haben die gewöhnlichen ma-
zedonischen Bürger das Recht, wütend zu sein, sich betrogen zu fühlen
und diejenigen zur Rechenschaft ziehen zu wollen, die sie über Jahre
hinweg belogen haben. Und genau das ist die Angst der Makedonisten
- dass sie ihr Charisma als loyale Führer ihres Volkes, welches Voraus-
setzung für das politische Herrschaftsrecht ist, verlieren. Und die
möglichen Risiken für die Zukunft einer Identität, die auf unmoralische
Grundlagen und deren Auswirkungen auf die soziale und individuelle
Natur der Mazedonier beruht, werden auch das Gewissen der Fälscher
belasten. Darüber hinaus kann es nicht nur für den Frieden und die Sic-
herheit des westlichen Balkans äußerst gefährlich sein, die jüngeren Ge-
nerationen mit ererbten historischen Fälschungen zu belasten und
feindliche antibulgarische Gefühle anzuregen, um eine projugosla-
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wische/proserbische Identität zu schaffen, sondern auch für die Bez-
iehungen zwischen den europäischen Ländern.
Aus diesem Grund und auf der Grundlage der Kopenhagener
Kriterien muss die Republik Nordmazedonien vor Beginn des Verhan-
dlungsprozesses einen institutionellen Rahmen schaffen und wirksame
rechtliche Mechanismen zum Schutz der persönlichen Freiheit, Sicher-
heit und Menschenrechte der mazedonischen Bürger, die trotz Repre-
ssionen ihr bulgarisches Selbstbewusstsein erhalten haben und sich auch
heute noch als Bulgaren erklären. Die Sprache des Hasses gegenüber
Bulgaren muss sanktioniert und die Verfolgung und die Medienkampag-
nen ihnen gegenüber gestoppt werden.
Es ist von besonderer Wichtigkeit, dass die von der jugoslawi-
schen Wissenschaft durchgeführten Fälschungen und Manipulationen,
die bis heute noch vonseiten der Wissenschaft in Skopje gegenüber dem
bulgarischen kulturhistorischen Erbe in der geografischen Region Ma-
zedoniens vom frühen Mittelalter bis zur Mitte des 20. Jahrhundert an-
halten, öffentlich eingestanden werden. Fälschungen und
offensichtlichen Lügen wurden mit Erlaubnis der kommunistischen Re-
gierung begangen und gewaltsam in das soziokulturelle Leben der ma-
zedonischen Gesellschaft eingeführt, und jeder kleinste Versuch, sich
den historischen Tatsachen zu widersetzen und sie zu verteidigen, stieß
auf grausame Reaktionen des repressiven Apparates der Geheimdienste
von Tito. Es ist nicht hinnehmbar, dass im 21. Jh. diese totalitäre Praxis
von der fortschrittlichsten Gemeinschaft freier demokratischer Nationen,
die die Menschheit je gekannt hat - der Europäischen Union - weiterhin
toleriert wird.
Aufgrund des bestehenden Bedarfs hat das vorliegende Weiße
Buch über den Sprachenstreit zwischen Bulgarien und der Republik
Nordmazedonien seine Mission erfüllt, wenn jeder Politiker, Diplomat,
Journalist oder jede Persönlichkeit des öffentlichen Lebens nach dessen
Kennenlernen seine fundierte Entscheidung aufgrund der vorliegenden
Fakten trifft, und den Weg der Wahrheit, Gerechtigkeit und Achtung der
Menschenrechte als notwendige Voraussetzungen für die künftige Mitg-
liedschaft der Republik Nordmazedonien in der EU unterstützt, um eine
bessere Zukunft für die Balkanregion zu gewährleisten.
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