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Gadis
Dritte
Neu - eröffneten

Sõiſtoriſchen

Bilder Saals

Dritter Theil.
Das iſt :

Kurke, deutliche und unpaſſionirte

Bereibun
g
Der

HISTORIÆ UNIVERSALIS

Enthaltend

Die Geſchichten von der Prdnung Käy.

fers Caroli Magni an / biß auf den

Dodt Kdyſers Ludovici IV .


Bavari.

Alles mit vielen Kupffern ausgezieret

und vorgeſtellet.
Sammt einem vollſtändigen doppelten Indice , der erſte
Rerum & Verborum , der andere Materiarum .
Mit Römiſcher Kanſerl. Majeſtåt allergnädigſten Freyheit
nicht nachzudrucken .

CTürnberg

Verlegts Johann Leptthard Bugget / und Johann


Andreas Seiß / Buchhandlere / 1723.
Erklärung des Kupffer -Tituls :

Er Römiſch Adler trågt ſein Doppeliaupt nun wieder 1,


Der vor in Griechen -Land kaum eins erhalten kunt :
Den Ruhm des anderen erneuert Carljekund ;
Den bringt er Teutſchland zu und an deſſelben Glieder .

Von dar an ſind berühmt vier unterſchiebne Stammen /


So dieſen groſſen Staat geraume Zeit gelenckt /
Und der Unſterblichkeit zum Siegs-Mahl aufgebencke
Die alteWappeniSchild und groſſe Fürſten -Mámen .

Der erſterührteher von CAROL felbft dem Groffen .


Der andreward erzeugt aus tapffrem Sachſen Blur .
Den dritten feuert an der francken Edler Muth.
Aus Schwaben iſt der vierde zu Hohen-Stauff entſproffene

Nach dieſem fand ſich lang kein Haupt zudieſen Wůröen :


Man trug des Reiches Cronvergeblich gleichſaman
An Holland / Spanien / dem reichen Engels -Mann ;
Es wolte niemand ſich die ſchwere Paſtaufbůrden .

Aluch blieb nach folcher Zeit bep einerley Geſchlechte


Der Scepter nicht gar lang : Ein raſfaw kam herbey ;
Baldtratt ein Lügelburg an die Regierungs Reyhi
Bald ſekt ein Båyr: Fürſt ſich im Teutſchen Thron zurechte:

Biß das Durchläuchtigſt Bauß das / Deute noch regierery


Das unſres Teutſchlands Ehr und Hoheit/ Ruhm und macht
Durch ſeinen RUDOLPH hat aufs Neu empor gebracht .
Aufſo vielKindes -Kind die Erone fortgeführer.

Bayertotho
Smaato bibliothek
München
:(0 ):
將 光 將 米米米米米
米米器 將 將 將 將
ciasto.ToC
evouset
*

Hochgeneigter Leſer !

Ir ſtellen demſelben nunmehro


dar die dritte Gallerie oder den

dritten Theil unſers Hiſtoriſchen

Bilder - Saals 7 in ſich haltend

die Geſchichten von Carolo Ma


gno bis auf Kayſer Carolum IV .

Viel und wichtige Urſachen zivar haben ſich

hervor gethan welche uns einrathen wollen , die

Feder hinzulegen , und dieſes Werd incomplet

und unvollkommen zu laſſen ; dann wir treffen

nunmehro mit unſerer Hiſtorie allgemach in dies

jenige Zeiten ein / da es ſehr mißlich und bes

ſchwehrlich fallen will, etwas ausführliches zu

fdyreiben . Dasjenige nur vorzubringen /was

ad guftum & palatum oder beliebig einer Par.

they iſti és fenye nun gleich in der Hiſtoriſchen

Warheit gegründet oder nicht / will eines auf

richtigen Hiſtorici und ehrlichen Mannes

Shum nicht ſeyn ; gebahret auch bey denen Ver

ſtändigen , die die


Sache beſſer wiſſen Gelach

X2 ter
Vorrede.

ter und Verachtung : zu ſchreiben aber , was

dem gemeinen guſtu oderGeſchmack d.i. Belies

ben, nichtconform und gemäß iſt, erwecket bey

denen Unverſtändigen und Paffionirtern , die in

der Welt den gröſten Hauffen machen 1 Daß

und Verfolgung.

In den ziveyen erſten Theilen war hieritifalls

noch leichtlich durchzukomen ; dann ob denen


Sachen, die daſelbſtvorfallen / iſt manmehren .

theils einig /wenigſtens intereſſirt man ſich nicht


gar hefftig oder ſucht einen Antheil darüber;Ob

denen aber , die in dieſen oder folgenden Theil

einlauffen / gehet nach der bekandten groſſen Re

ligons :Diſcrepankifaſt die ganze Welt inPar

tes und Factiones , oder Zuſammenrottirun

gen und Partheilichkeiten . Dann es ſtellet


fich gleich im Anfang unſers dritten Theils und

des neundten Seculidar ,die noch immer anhal

tende Iconomachia und Bilderſtürmerer i ſo

von der H. Lathol


. Kirche als eine große Keßes
rey condemnirt und verdammt/von derRefor,

mirten aber und theils Evangeliſchen , als ein

gar löbliches Werck deprædicirt und geprie

ſen wird. Zu Ausgang erſagten Seculi und

faſt das ganße folgende Zehende hindurch , fal

len
Vorrede.

len ein die unglückſeelige Tempora Ferrea oder

ſo genandte Eiſerne Zeiten / ſo dadurch die üble

Bezeugungen ſo vieler auf einander gefolgter


intrudirter und eingeſchobener böſen Påbſte

beſchåndet worden . Darauf kommen in Secu


lo XI. die greuliche Diſſidia inter Regnum &

Sacerdotium , das iſt/ die hefftige Strittigkeis

ten zwiſchen den Kayſern und Påbſtlichen

Stuhl die biß zu Ende dieſesTheils und usque

ad Tempora, oder biß auf die Zeiten Kayſers

LudoviciBavari ſich hinaus gezogen .Neben dies

fen iſt mit untermiſchet das groſſe Griechiſche


Schiſma , und der Handel mit den Waldenſern .

Indem folgenden Theilwerden wir zu reden


bekommen von dem groſſen fünffzig -jährigen

Schiſmate und Trennungi ſo in der Lateiniſchen

Kirden entſtanden ; von dem Handel der Huſſi

ten ; von denen beruffenen Conciliis , Conſtan .


tienſi & Baſilienſı ; und endlich von der Welt:

beruffenen Religions - Aenderung unter Lu


thero und Calvino ,ſo , wie gemeldt igang Eu

ropam inPartesoder Partheyen /und Factiones


oder Zuſammenrottirungen getrennet hat.

Dieſes alles nun ſeynd lauter Materien 1 úber

denen noch auf den heutigen Tag pro und con


tra
( 3
Vorrede.

tra accerrime , oder ſo wohl fürs als wieder

dieſelbe befftigſt geſtritten wird .


Wann Tacitus ſeine Libros Hiſtoriarum

anfånget ſo machte er fid , gewaltig breit damit ,

umdwill Benevolentiam Lectorum undGunſta

Gewogenheit der Leſer / und eine gute Opinion


undMeynungvon der Indifferens oder Gleicha

gültigkeit / und folglich von der Warheit ſeiner

Hiſtorie fich dadurch concilijren /


wann er ſchreis

bet : Mihi Galba , Otto , Vitellius , nec bene

ficio nec injuria cogniti, d.i. Mir waren der

Kayſer Galba, Otto und Vitelliusweder durch

Wohlthat noch Beteidigung bekandt ; růhmet

daben über die Maiſen raram temporum fuo.

rum felicitatem , ubi ſentire quæ quis voluerit 23

& quæ fenferit dicere licuerit, oder die ſeltene

Glückſeeligkeit ſeiner Zeiten / allivo einem jeden

zu meynen umd zu reden , was er geivout hati

erlaubt gewefen. Das erſte können wir zivar


auch unſers Orts auf feine Weiſe mit allem

Grund ſagen , daß uns nemlich alle die , deren

Geſchichten wir hier beſchreiben , als Leute , die

ſo viel hundert Jahre vor uns geſtorben / und

von deren Poſteritåt faſt mehrentheils nichts

mehr übrig iſt , uns vor unſere Perſon weder


Gus
Vorrede.

; wir leben
Gutes noch Bojes gethan haben
auch in einem ſo glücklichen Seculo , da wir uns /
-

wie etwa die Autores unter dem Tiberio oder

Nerone , von der Tyranney einer paſſionirten

und partheiſchen Obrigkeit nichts zu befürch

ten haben : Gleichwol aber darff man ſich der

Glückſeeligkeit des Taciti , daß man nemlich /

was man wolle frey zu ſentiren und zu meynen /

und was man ſentire frey zu ſchreiben haber


nicht berühmen ; dann die Studia Partium und

Bemühungen der Partheylichkeiten ſeynd auch

über die alte Håndel noch dieſe Stund ſo groß /

daß ein jeder Privatus, in dergleichen Dingen /

als wir unter Hand haben , ſich zum Richter ei

nes Autoris aufivirfft / und je ungelehrter und

unerfahrner er iſt, je hißiger und ſtrengerer Gen

for oder Richter will er ſeyn . Es iſt auch nicht


an dem allein gelegen , daß man in den Sachen

felbſten keinen Anſtoß begehe / ſondern man

muß faſt alle Worte auf die Waag-Scale les

gen: Angeſehen wir in dieſen Fällen ſo zu ſagen ,

nicht allein zuthun mit Fleiſch undBlut / das iſt

mit Leuten unſers gleichen / fondern mit Fürſten

und Gewaltigen : Quorum magno ſe Judice

quisque tuetur, deren jeder ſich mit einem groß

4 ten
Vorrede .

ſen Richter (Staats - Mann ) verſehen hat

Daheró man bey allen Zeiten gewaltig auf ſeis :

ner Hut zu ſtehen hat/damit man nicht incurrire

in das Laſter der Majeſtát :Låſterung / welches :

zu vermeiden / * derEngel Michaël auch gegen ?


dem Satan ſelbſten ſich befliffen hat. * Ep.Jud. !

Was iſt dann ſolcher Geſtalt zu thun ? Die

Hand pon dem Werck abziehen /welches gleicha

wol dem Publico und der lieben Jugend nicht

unnůßlich zu ſeyn bishero erachtetworden /und

um ſeiner eigenen Gemächlichkeit willen der

Welt eine halbe Arbeit darzuſtellen / will auch


weder rühmlich noch verantwortlich ſeyn ! Das

einige Mittel hieraus mit Ehren zu eluctiren

oder daraus zu kommen / und zwiſchen dieſer


Scylla und Charybdi oder Strudel und Wür

bel ohne ſcheitern durchzuſchiffen, beduncet uns


t
zu ſeyn / daß wir / ſo viel möglich / ohne einige

Pallions - Untermiſchung den graden Mittel

Weg (wie wir dann durchgehends zu thun uns

befliſſen ) halten / bloß die Hiſtoriam nach ihrem

Facto und wie ſie geſchehen /ohn unſer Judicium

ob wohl oder übel daran geſchehen / ( als wel

ches ohne dem das Werck eines Epitomatoris

oder der etivas kurt zuſammen ziehet / nichtiſt )


das
Vorrede.

dabey mit anzuhången /proponiren ſolches

Factum zwar / wann die Hiſtorici darinnen

einſtimmig , ſchlechter Dinge, in denen Fällen


aber / da ſie ſelbſten miteinander diſcrepant und

uneinig ,mit Anführungwie es ſowohlvon der

einen als der andern Seite angegeben werder

vorſtellen / und das Urthel hierob dem Lectori

felbſten , es entweder unintereſſirt/ oder nach

der Præoccupation und Vorurtheit , die er mit


der Mutter- Mildy eingeſogen / überlaſſen .

Dann weilen wir bey dieſem Werck nichts an ,

ders zum Anfehen haben / als die Vices und


Stelle eines raiſonnablen Hiſtorici ſu vertret :

ten , ſo hoffen wir durch Referirung der nudæ


Hiſtoriæ und blofen Geſchicht - Erzehlung ſole

chem Muneri ein Genügen gethan zu haben .)

fintemal der Welt an unſerm Judicia wenig ,

denen Liebhabern und Studioſis Hiſtoriæ aber

zeitlich zu wiſſen hoch angelegen / was von einer

Materie ſoivohi pro als contra geſchrieben

worden , damit ſie nicht etwa auf eines einſeiti

gen Hiſtorici ſich verlaſſende / eine Sache vor

eine inconteſtable . und unwiderſprechliche

Warheit ausgeben , die doch ſo vielen Contra

dictionibus und Widerſprechungen unterworf


205 feny
Vorredc.

fen , worüber ſie bey denen Sanioribus und Vera

fåndigern ein Gelachter verurſachen.

Wir haben uns anbey befliffen / wann es

auf die im Römiſchen Reich admitcirte und zus

gelaſſene Religions-Materien ankommt , uns

aller anzüglichen und verhafter Termino

rum , von Keßereyen , Apoftalien und dergleis

chen / zu enthalten : Und gleichwiewirvorſeßlich

und billich alle Cavillos, Scommata und Pasqui

naden oder Låſter -Schrifften / ſo da von dena

Sanazarlo , Mantuano und andern /über ein und

andere Röm .Påbfte gemacht worden , ausges

laffen / als Sachen die in ein Compendium ,alls

wo nicht einmal die Elogia der groſſen Leute ſuf

ficienten und genugſamen Plakhaben ,nicht ger


hören , alſo haben wir auch was wider die Pro

teſtirende Seite ſchimpfflich und verkleinerlichy

von andern aufgezeichnet /prætermitcirt und

vorbey gelaffen /und jeden Theil zu neñen gepflos

gen / mit dem Namen, den ſie ſich ſelbſten zueige

nen /nemlich die Proteſtirend - Luthriſcher mit


1
Namen derEvangeliſchen die Proteſtirends
dem
Calviniſche / mit dem Namen der Reformirten .

Dann auſſer deme/daß unſer vornehmſtes

Albfehen dahin gehet/ obetiva zu erhalten ſtúns


del
Vorrede.

de / daß man in Deutſchland durchgehends / und


bey allen Religionen / das Aug dieſem Werck

vergönnen möchte, ſo iſt uns auch zu Gemüthe


L
geſtiegen /daß nachdem bekandter maſſen in dem

Inſtrumento Pacis, denen Reichs -Abſchieden

und andern Reichs-Fundamental-Gefeßen, die

Anzüglichkeiten in Religions-Sachen fo boch

verbotten , es niemand in der Welt übeler ans

ſtehe / ſolchen Verordnungen zu contraveniren


oder zu widerhandeln , als einem Hiſtorico und

Viro Politico. Man kan es ja nicht ändern /

ſondern muß dem Zelo oder Eiffer und deſſen

Vehemenß auf den Theologiſchen Lathedern /

auf den Sanklen / und in den Scriptis, die von

dannen herflieſſen , ſeinen Curs und Laufflaſſen ;

Daß aber derſelbe fich auch noch långer in die

Hiſtoriſche und Policiſche Scripta mit einmens

gen ſollte, folches will billich bedencklich fallen ;

zumalen da wir ſehen / wie die höchſte Obere

Håupter durch ihre eigene großmüthige Actio

nes uns mit gank andern Exempeln vorgeheni

und ohne Unterſcheid der Religion , gleichfam in

einem Zelt und Lager / vor das gemeine Beſte

neben einander als Brüder wachen : Wie die

} gefamte Chur- FürſtenimoStandedes Reichs/


ohne
Vorrede.

ohne einander der Religion halber ſcheel anzua

ſehen , auf allgemeinen Reichs- und Crayß-Tås

gen , ſich auf das ſchiedlichſte begehen , und ein

hellige Conſilia führen .

Es hat leider die Erfahrung mit unſerm

Schaden genugſam gezeiget7 was vor gefährs.

liche Suites und Folgereyen zu faſt gånßlichen

Ruin unſers Vatterlandes die ehmaligeLebense

Art nach ſid, gezogen / da man / ohne den ane

dern einmalrecht zu kennen / bloß der differen

ten Religion oder unterſchiedenen Glaubens

wegen ihn angefeindet / und vor ihm einen Ab

ſdheu oder wenigſtens eine umbezivinglicheDiffi

denk und Mißtrauen getragen : ob es nun dem

Publico gerathen , auch noch heut zu Tag , da

bekandter maſſen die Wolfahrt des gangen

Vatterlandes allein an der aufrichtigen Zuſam

menſeßung Animorum & Virium oder Gemů

ther und Kräfften hanget / den zarten Gemů


thern der Jugend / vor welche dieſes Werck vors

nemlich deſtinirt und geividmet iſt/ dergleichen


Principia auch in rebus Hiſtoricis & Politicis

einzupregen ? Solches wird verhoffentlich mit

uns auch noch manch anderer Wolgeſinnter /

und die Wolfahrt Teutſchlands Liebender / in


Bes
Vorrede.

Bedencken ziehen , und diß umſo viel mehr , als

bekannt , daßi man gehe auch in ſolchen Dins

3 gen ſo eifrig und hißig alsman wollei die Sa:

che zu åndern , in eines Autoris Machten dans

noch nicht ſtehet / ſondern alles in dem Stand ,

darein die Conjuncturen und läuffte der Zeiten

und die Sanciones Imperii pragmaticæ oder

angenommene und nunmehro gebräuchliche

Reichs - Verordnungen es geſeket 1 gelaſſen

werden muß. Solte man aber vermeinen /


daß bey dieſem Raiſonnement und Schlußs

Rede wir uns etiva irren / und in der Art unſers

Schreibens auzu weit / oder allzu gelind gegan


gen ſeynd / ſo wollen wir Melioramoniti uns

eines beſſern erinnert uns allezeit der Corre.

& tioni Saniorum und Beurtheilung der Vers

ſtändigern gar gerne unterworffen / und was

dißfalls geunbilliget werden könte / pro non

ſcripro, oder als wenn es nicht geſchrieben wors

den , gehalten haben.


Was ſchließlichen den Methodum oder Lehr - Art
und Modum Tractandi bey dieſem Theil anbelanget, ſo
haben wir Ratione deſſelbigen uns denen vorhergångigen
zweyen Theilen allerdings conform bezeigt , und derohal
ben alhier davon weiter nichts anzuführen , auſſer daß wir
dißmal die Periodos , nach denen Dynaſtiis und Herra
ſchafften oder Familiis, welchedie Zeit über die Kayſerliche
Würde
Vorrede.

Würde beſeffen , einzutheilen vor gut befunden . I


dann vorkommet
On dem I. Periodo die Familia Carolingica von Ć :
rolo Magno und deſſen Coronation in Imperatorer
Romanorum , nemlich von Anno 800. an , bis ad Lu
dovicum IV . oder Annum ģ12 .

On dem II. Periodo die Familia Saxonica , oder de


Ottonum , nemlich, von Conrado I. oder Anno 912. an
bis ad Henricum San &tum oder Annum 1024 . $
In dem III. Periodo die Familia Francorum ode
Henricorum , nemlich von Conrado II. Salico oder Annic
1024. an ,bis ad LothariumSaxonem oder Annum 1138
in dem IV . Periodo die Familia Suevica , nemlict
von Conrado III . oder Anno 1138. an , bis ad finem des>
groſſen Inter -Regni, nemlich ad Annum 1273 .
Der V. Periodus, ob er wol von mehr als einer Fa .
milia ift nobilicirt und beadelt oder verherrlichet wors
den , ſo hat er doch ſein vornehmſtes Luſtre und Glang
dadurch bekommen , daß das Glorwürdigſte Erk Haus
Deſterreich in ſelbigem den Eingang und Anfang gemacht,
auch einen groſſen Theil davon ausfüllet.
Von den Autoribus, die als Fontes und Urheber in
Diefer Hiſtorie zu conſideriren und zu betrachten , wie ſie
mehrentheils ſchon ad Marginem jedes Capitels geſeget
alſo achten wir por unndthigallhier viel Weitlauff
tiges zu melden , ſondern vor beſſer , ſolches bis auf die
Vorrede des vierdten Theils , da wir eins vor allemal ex
Profeſſo davon handeln können, zu verſparen .
gm übrigen wünſchen wir , daß der geneigte Leſer
auch an dieſem Theil ſein Contentement, wie er andenen
vorhergångigen zu haben bezeuget , finden , und deſſen , es
1
fepe nun gleich zu ſeiner Information oder Ergókung,
in gutem Wolſtand ſich bedienen moge.
Doc 1

19005
61

Des
Neu -eröffneten Hiſtoriſchen

Bilder - Saals /

Written Bheils

Erſter Periodus

Seit - Begriff
.
Enthaltend die Geſchichten / fo fich von
der Crdnung Caroli Magni an, biß zu dem Tod
Des légten Kanſers der Caroliniſchen Familie und
Stamms Folgers Arnulphi, zuges
tragen .
Das I. Capitel.
Von der Regierung Caroli Magni.

Jr haben den vorhergehenden Theil Vorbei


beſchloſſen mit der Geſchichte von richt.
der Crónung Caroli Magni zum
Römiſchen Kayſer ; Dann es hat
uns dieſer Circumſtanz und Ums
ſtand / welcher in der Hiſtorie unter
dem Namen Translationis Imperii
in Francos oder die Überbringung
des Römiſchen Reichs auf die Francken / ſo ſehr berühmt
iſt/ und den ganzen Statum derſelben åndert / ( indem wir
ins künfftige nichtmehr die Orientaliſchen / ſondern Occi
dentaliſchen und Teutſchen Kayſer zur Direction und
Leitung unſerer Erzehlung gebrauchen werden ) und wel
she
anber eben juſt in den Ausgang des achten Seculi oder
Dritter Theil 2 Jahrs
SErſter Periodus. I. Capitel.

Sec. ix . Jahr:Hunderts eingetroffen /uns allzu important und wichs


tig zu ſeyn beduncket / als daß wir ſolche nicht zu einen For .
mal- Terminum und Abtheilung unſers Wercks / erkiefen
ſolten. Gleichwie aber Carolus Magnus nach dieſer Cros
nung noch eine geraume Zeit regiert7 alſo erfordert nuns
mehro die Ordnung/ daßwir die Beſchreibung ſeiner fers
nern Thaten und Begebenheiten alhier fortſeßen .
Nachdem Carolus Magnus, welcher vorhin / theils
durch ſeine våtterliche Erbſchafft/ theils durch ſeineglücks
liche Waffen / auſſer Africa, Hiſpanien und Britannien /
ſonſt faſt alle Länder, ſo zu dem Occidentaliſchen Reich vor
dieſem gehört / und noch über das auch den groſſen Tra.
& tum und Strich von Teutſchland und Sarmacien / den die
Römer nie occupiren oder einnehmen können / unter ſeiner
Gewalt hatte, von dem Römiſchen Volck, das ſchon vor
geraumer Zeit der Bottmåſſigkeit der Griechiſchen Kay.
ſer fich groſſen Theils entzogen /und långer ohne ein würck,
liches und mächtiges Ober- Haupt nicht ſtehen wollte /
durch Vermittlung des Pabits Leonis, zu einem wah
ren Römiſchen Kayſer war ausgeruffen und erklåret wors
ben ; ſo unterließ er nicht , ſowenig er auch vorher ſich um
dieſe Ehre und Titul beworben noch bekümmert i da es
ihm einmal alſo einmůthiglich angetragen worden , dels
ſelben mit allem Ernſt ſich anzunehmen und zu bedienen :
Und weil er ſich wol die Rechnung machen kunte , da die
Orientaliſchen Kayſer/ ob ſieſchon an ſich ſelbſten in Gtas
lien und zu Rom gar ein Weniges mehr zu ſagen hatten /
gleichwol dieſen Verluſt ihres völligen Rechts /mitgleichs
gültigen Augen nicht anſehen würden ; ſo ſtellte er ſich in
die Poſitur, das ihm neus zugelegte Kånſerliche Prædicat
und Titul nicht allein mit aller Macht zu behaupten / ſons
dern auch die Lånder /ſo vor dieſem zu bem Occidentaliſchen
Sanſerthum gehöret , abſonderlich die Inſul Siciliam , ſo
noch unter der Griechiſchen Kånſer Beheraſchung ſtund/
gar zu acquiriren und zu erlangen.
öfndem er nun mit dieſen Gedancken umgieng / und
die Anſtalten dazu , um ben eingehendem Früb . Jahr die
Expe
Die Regierung Caroli. M. 3

Expedition und Feld - Zug anzutretten / den Winter über


machte / fo kamen bey ihm an die Geſandten der Käyſerin Die Star,
is Irene, ſo dazumal nach ihres Sohns Conftantini IV . Tod feria Ire
is
E zu Conſtantinopel herefchete / und befurchte,Carolus Ma- never.
gnus dårffte ſeine Prætenfiones und Anforderungen noch ſich mit
viel weiter / und gar auf den Orient extendiren oder aus: Carolo
3 Dåhnen / unb / weil er an Macht weit überlegen war / es
ES leichtlich ausführen. Dieſe thaten ihm die Propofition
und Fürtrag: daß die Kanſerin geneigt wäre nicht alleint
r Den Frieden mit ihm zu erneuren , ſondern ſich mit ihm/ der
damals ein Witteverwar / gar in eine Heyrath einzu:
eben
2 laſſen . Carolus , der ſich die Hoffnung machte durch dies
ſen Weeg neben Sicilien / auch das Igange Orientaliſche
Reich ohne Schwerd - Streich zu überkommen / ließ fich
die Offertenund Anbietungen nicht übel gefallen / und
ſchickte ſeme Geſandten ; Joſuam Den BiſchoffvonAmiens,
und den Grafen Helingam , nach Conſtantinopel / um dies
Fes groſſe Werck völlig zum Schluß zu bringen : indeme
fie aber damit umgiengen / ereignete ſich daſelbſtdie groſſe
Revolution und Aufruhr , die wir noch in dem vorher ges
henden Theil beſchrieben 7 in welcher die Kayſerin Irene
von dem Thron verſtoffen / unb Nicephorus darauf erhos
ben worden .
Dieſer / ber ben ſeiner noch nicht recht gegründeten Re- Dergleia
gierung der anwachſenden Macht des Carolieben ſo we chen thut
mig trauete als die
Irene, machte aus derNoth eineTugend aus Kaya
Thickte des Caroli Geſandten mit aller Höflichkeit zuruck/ phorus,
>
und ſelbſt -eigene Geſandten mit /welche Krafft ihrer Voll
machtzu Saaleck an der Saal / das Recht , ſo die Orien
taliſche Kanſer auf das Occidentaliſche Stayſerthum biß- und tritt
. her gehabt / dem Carolo allerdings abtratten / ihn vorei dasOccia
men Römiſchen Kayſer erkannten / und ſich verglichen , daß Reida .
Carolus, was er in Italien / Corſica, Sardinia und andern An, 803.
Inſuln auch ſonſt occupirt und erobert / behalten 1 hins
gegen den Griechen die Stadt Neapolim , die Länder Cae
labriam und Apuliam , fammt der Gnſul Sicilia und etlia
Sen See-Städten von Iſtra und Dalmatia, unbeeinträche
A 2 tigt
$Erſter Periodus. I. Capitel.

Sec. IX. tigt laſſen ſolte. Etliche wollen / die Stadt Venedig reye que
dazumal als ein Untermarck der beeden Reiche geſtellt
Abtheis worden , mit der Condition und Bedingung / daß ſie wie
lungder die Venetianer behaupten / allerdings fren reyn / oder
beeden wie andere vermeinen / von beiden Reichen zugleich de
Reiches pendirenundunterworffen ſeyn ſollte.
Hoheit vor Caro
Auf ſolche Weiſe war die Kayſerliche
lum und ſeine Nachkommen auf das beſte beſtåttiget. Es
kunt aber doch dieſer Vergleich ſo genau nicht gemacht
werden / daß nicht nach der Hand Uneinigkeiten hervor
An. Chr . gequollen wären ; dann indeme nach Verlauff rechs Jah
809. ren die Saracenen ſich an die Inſuln Corſicam und Sara
diniam machten / und die Frankoliſche Beſakungen von
dar vertreiben wollten / Carolus auch ſonſten anderwårtig
wider die Dåhnent occupirt und beſchäfftiget war / ließ der
Der HersHerzog von Benevenit , deme die Stadt und der Herzog
tog von von Venedig auch beyſtunden / fich beduncken / es wäre
Benevent
rebellirt. nun eine Gelegenheit vorhanden / ſich von der Frånckis
fchen Bottmåßigkeit loßzureiſſen : allein Pipinus , Caroli
Magni ålteſter Sohn / den der Vatter bey ſeinen Lebzeiten
ſchon zum König in Italien gemacht / brachte ſie beede /
vermittelſt glücklicher Schlachten / gar bald in Ordnung/
und bekam Venedig felbſten ein/ welches aber hernach
Carolus , ben Erneuerung der Tractáter mit dem Gries
chiſchen Reich / wieder abtratt .
Srieg mit Neben dieſem Krieg hatte Carolusduch etliche Jahr zu et in me
Dennes fechten mitGothofredo und Hemingo , denen Dåhniſchen
marck,
Konigen: Dann dieſer nach der damaligen Wildigkeit ihrer
Nation , kunten keine Ruhe geben ; bald fielen ſie Frießs
land /bald die Dbotritten an, die Carolus an die Gegenden
motel T 1.7
der See geſeket hatte ,wurden aber allzeit ab- und hinter :
TTU
ihrem groſſen Wall / den ſie über die gange Halb - Inſul
von einem Meer zum andern gemacht / zuruck getrieben . Bimo
Ingleichen fiengen auch die Böhmen ſich an zu regen /
Krieg und thaten den Ungarn í welche Carolus vor dreyzehen
mit den Jahren unter ſeine Bottmäßigkeit gebracht/ groſſen übers
Böhmen *
80s . laſtifo / daß ſie auch Caganum den Ungariſchen König vers
trieben :
Die Regierung Caroli M.

296 trieben : allein auch dieſe muſten die Glückſeeligkeit des Ca


úi roliWaffen empfinden/ und nach einer verlohrnen Haupts
Die Schlacht ſich zufrieden geben.
Der Nach dieſen verrichteten groſſen und glücklichen Tha: Teſtament
de ten / nahete endlichdas Ende Caroli auch herben i deshal. Caroli M.
ben er auf die richtige Beſtellung ſeines Hauſes bedacht
0. war / und nachdem er das Teſtament/ welches ep An. 806.
Es gemacht, und in ſelbigem unter ſeine damals lebende Sih
cht ne feine Länder ausgetheilt / ( deſſen ganger Innhalt aus
or einem alten Manuſcript und geſchriebenen Buch /ex Biblio
abytheca Pithæi ans Liecht gekommen ) caflirt und aufgehos
ben / richtete er ein neues auf / in welchem er ſeinem noch
on übrigen einigen Sohn Ludovico , die vållige Lands - Suc
tig ceffion und Nachfolge zueignete / auffer Italien / ſo er ſei
et nem Enenckel/ den jungen Bernhardu, deſſen Vatter Pipi
og nus noch vor dem Kayſer geſtorben war / allignirt und zus
re geeignet. Seinen Schak und Mobilar. Vermogen aber,
El theilte er dergeſtalt aus, daß er zwen Drittel davon den ein
i und zwangig Biſthümern , ſo unter ſeinem Gebiet ſtun
en den / legirt und vermacht mit der Condition ,daß von jedem
ei ſolchem Theil die Metropolitan- und Haupt -Kirchen , ein
a) Drittel / und die andere zipen Drittel die Suffragan- oder
ch unterworffene Kirchen bekommen ſolter. Das dritte
iës Drittel von dem gangen Mobilar- und beweglichen Vers
mogen / verſchaffte eš ſeinen Töchtern und übrigen Kina
dern ,mit dem Onere und Beſchwerden / daß ſie den Dritten
en Theil davon unter die Armen austheilen ſollten. Er ſelbſt
ce ļieß ſeinen Sohn Ludovicum als Auguſtum oder Kayſer
ey proclamiren / beruffte noch unterſchiedliche Concilia, als
se zu Maynk/ Rheimsi Tours, Arras und Chablais ,darinnen
ter er die Diſciplinam Eccleſiaſticam oder Kirchen -Zuchtſtabi
lirte und feſt machte / ſchenckte die Stadt Ulm , ſo zwar das
mal nur noch ein Dorffwar / dem Kloſter Reichenam / und
n/ ward das folgende Jahr von einem Fieber angegriffen
en wozu ſich / da erſolches feiner Gewoonheit nach mit Faſten und deſſen
Sodt.
ery curiren wolte / ein Seitenſtechen ſchlug, ob welchen er nach An . Chr .
er wenig Tagen ſeinen Geiſtranfft und feelig zu Aachen / wel 814
che
6 SErſter Periodus. I. Capitel.

Sec. IX . che Stadt er vor allen andern Städten geliebt / und zur HE
Reſidenz erkieſt / aufgegeben . Seines Alters im zwey
undſiebengigſten / ſeiner Regierung aber, der Frånckiſchen
im ſieben und viertigſten / der Römiſchen im vierzehenden

Deffen Alle Hiſtorici ſind einſtimmig / daß in dieſem Herzn eis


Beſchreis ne rechte Fülle von aller Vollkommenheit gervohnet / alſo
bung.
daß er deßhalben billig vor ein Muſter und Erempel allen
Regenten vorgeſtellet wird / und iſt ſich nicht zu verwuns
dern ,wann ihn GOtt / der ihn mit ſo groſſen Gaben aus:
gerüſtet/ auch zu dem Werckzeug ſeines H. Rathſchluſſes
und zur Wiederaufrichtung der Römiſchen Monarchie in
Occident , erkieſet hat.
Er war von Perſon der anſehnlichſteHerz/der je gefuns
Er iſtſehr den worden / und um einen Kopf länger als gemeine
wost ges manns-Grðſſe / nemlich 7. Schuh lang / baber aber volls
ftalt. kömmlich wol proportionirt und geſtaltet/ von einem Mas
jeſtätiſchen / doch ſehr wohlgebildeten und lieblichen Anges
ſicht, welches die ſchöne graue Haare noch venerabler und
Ehrwürdiger machten . Sein Gang und Gebärden waren
ernſthafft und geregt / ſeineStimme ſtarck / doch nach ſeis
mer
Die Regierung Caroli M. 7

ner Gröſſe des Leibes ! etwas zu klar . Er hatte von Jugeledre.


en gend aufſich der Studien beflieſſen /und darinnen / unter ſei:
en
nem Præceptore dem Alcuino alſo zugenommen , daß er
en nicht allein (welches zur ſelben Zeit gar etwas rares war )
ſehr nett Lateiniſch reden und ſchreiben / ſondern auch das
Griechiſche gar wohl verſtehen kunte: erwar annebenſt in
Theologicis, Mathematicis , Aſtronomicis, Poëticis und
andern Wiſſenſchafften ſtattlich gegründet /maſſen er dann
von allen dieſen ein und andere herrliche Proben gegeben !
Davon abſonderlich noch ſchöne von ihm gemachte Lateis
niſche Verſe übrig ſind. Zur Wohíredenheit hatte er
eine gewaltige Gabe / und befließ ſich vor andern ſeine
Mutter-nemlich die Teutſche Sprach / welche dazumal Ein Biebe
die gemeine Sprach ben Hof war , und deren ſich alle Leutehaberder
von Condition in Franckreich bedienten / zu excoliren Teutſchen
Wör: Sprache
und zu erlernen ; in welchem Abſehen er alle fremde
ter / und ſo gar die Namen der Monate daraus verbann
te / und an deren Stelle die Teutſchen / als Hornung /
Brachmonat/ ac. erfunden haben ſoll. Ber dieſen ſeinen
Studiis und Geſchicklichkeit mangleteer auch nicht an der
Unterweiſung in Adelichen damaligen Exercitien / als Reis
ten / Jagen 7 Springen / Schwimmen / und dergleichen
1 in welchen er ſich immerfort mit groſſem Eyfer zu üben
pflegte / und in ſolchen es allen ſeines gleichen bevor that.
So groß aber dieſe Leibes-Gaben waren / ſo hattenſie
doch ganz keinen Vergleich mit der Gröſſe feiner Ges
i müthss Gaben und Tugenden. In der Gottesfurcht
gieng er allen ſeinenUnterthanen mit dem rühmlichſten
Erempel vor : Er ließ keinen Tag ohne ordentliches Gebet Eſt gotisi
und Gottesdienſt vorbey geheni trug auch keinen Scheu fürchtig.
é feine Demuth gegen Gött offentlich zu bezeugen / in der
+ Kirchen ſich ſelbſten unter den Chor der ſingenden Schüler Stelle
zu ſtellen / undmit eigner Stimme / wie er dann ein guter ſich unter
Muſicus road GOtt zu loben . Er trug vor nichts die Chore
o mehrSorgey als daß inſeinen Königreichen
undLanden , Sulyet.
1 die Kirchen Diener einen exemplariſchen Wandelführeni*
13 alle Kebereyen ausgetilget / die Jugendwohl unterrichtet/
I # 4 und
8 SErſter Periodus. I. Capitel.

Sec. IX . und die Unglaubige bekehrt werden mochten. Zu folchem


Ende verſammlete er eine ziemlich Anzahl National- Syno
dorum oder Geiſtliche Verſammlung in jedweder Land
fchafft/ in welchen die Kirchen - Zucht befeſtigt / und die

MPW

Nidtet Sießereyen , diezu ſeiner Zeit der Elipandus und Felix aufs
cineUni- brachten , unterdrucktwurden : er richtete faſt in allen Klos
verlität zu ſtern eigene Schulen / und zu Paris eine anſehnliche Hos
Paris he:Schul auf/welche nach der Hand zu einer Mutter als
auf.
ler Univerſitäten in Occident worden iſt. Zu Bekehrung
Stifftet
viel Biß: Der Hendniſchen Völcker ſtifftete er eiffBißthümerí wels
thümer che er alle , wie auch die Kloſter , deren er ſo viel geſtifftet
und Kids als Buchſtaben im Alphabet/ mit groſſem und reichlichem
fter.
Einkommen verſehen . Er war auch nicht zu frieden / daß
er dergleichen rühmliche Wercke angeordnet / ſondern
trug noch Sorge i daß dieſelbe gebührend unterhalten
würden / er gab Feinem kein Hißthum , von deſſen Tüchtig
keit und Meriten er nicht verſichert ware / und rahehierins
nen weder Freundſchafft / noch Fürbitt/ noch Perfon an ;
viſitirt bie Die Schulen viſitirte er vielmals ſelbſten / und iſt von ihm
Shulen . Denckwürdig der ſchöne Diſcurs , den er bey einer ſolchen
Viſitation oder Beſuchung gegen die Knaben einsmals
gehala
Die Regierung Caroli M.'

gehalten /da er der gemeinen Leute Kinder , die er deshal:gif febre


ben auf die rechteSeitegeſtellt und ihnen alle Befördes capffer.
rung verſprochen / weit gelehrter und geſchickter befunden /
als die Adelichen. Shme wird auch zugeſchrieben die
Austheilung der Periccoparum , oder der Evangelien und undglüce
Epiſteln / deren man heut zu Fag in der Chriſtlichen Kir: Kriege
chen ſich bedienet / und welche er durch den Paulum Wina
fridum , ſonſt insgemein Paulum Diaconum genannt / der
9 aus des Longobardiſchen Königs Deſiderii Secretario zu
einem Monchen in dem Kloſter Montis Ciffini worden /
et ſoll haben laſſen auszeichnen.
Seiner Pietåt und Frðmmigkeit gleichte feine Tapffers
keit und Militariſche Wiſſenſchafft , welche mit ſolchem
11 Glück vergeſellſchafftet war : daß wo er nur ſeine Waffen
en hinkehrte da folgte überal der Sieg nach , alſo /daßer
Krafft feines Degens / gank Stalien biß auf die Extremi.
täten und åuſſerſten Grenzen des Neapolitaniſchen Kos
3 nigreichs / Friaul ſamt den Infuln Corlica , Sardinia, und
11 was ſonſt an Italien und Hiſpanien liegt / item den meha
ent reſten Theil von Iſtria und Dalmatia , auſſer der See -Ors
18 ten / fo er den Griechen gelaſſen / gang Deutſchland biß an
La AS . die
IO SErfter Periodus. I. Capitel.

Sec. IX . die Weirel / gang Ungarn biß an Bulgarien / und den


Theil von Hiſpanien biß an den Fluß Ebro , unter ſein Ges
biet gebracht. Und wuſte alle dieſe groſſe imd noch meh
rentheils Barbariſche Lånder alſo zu regieren / und theils
durch ſeine Authoritåt/ theils durch die Veſtungen / die er
anlegte / als da war Drefden wider die Böhmen / Naum .
burg wider die Wenden / Hamburg wider die Dåhnen /
und dergleichen / im Zaum zu halten , daß er ſie insgeſamt
wenigſtens ſo viel die Dependeng und Unterthänigkeit bes
trifft7 biß in ſeinen Tod tehauptet / und an ſeinen Sohn
Ludovicum hinterlaſſen.
Steht die So groß ſeineTapfferkeit war / ſo groß war auch ſeine
Gerech : Klugheit und Generolitåt oder Großmuth in Staats,
tigkeit. Sachen / mit welcher er die Juſtiz in ſeinem Reich , die
Furcht bey ſeinen Feinden / den Reſpe &t und Anſehen ber
ſeinen Alirten und Benachbarten / und die Lieb ben
ſeinen Unterthanen zu erhalten wuſte : Er hatte im Ges
brauch vielmals ſelbſt zu Gericht zu fişen / und die Streit,
Sachen in der Kürge zu entſcheiden : Keiner hatte jemal
einen Krieg / Rebellion oder Conſpiration und Meuderer
wider ihn
oderdie Seinige angefangen , der es nicht mit
Schencket höchſtem Schaden und Verluſtbezahlen müſſen. Nichts
der Němi gehet über die Großmüthigkeit / mit welcher er der Römis
Then Kirs (chen Kirchen zu zweyen verſchiedenen malen / erſtlich wis
den den der den Kånig Deſiderium , das andere mal wider die Rða
Exarchat.
miſche Rebeđen / beygeſprungen / deren er auch den gans
ken Exarchat oder Herzogthum undPentapolim , fo ermit
groſſen Speefen dem König Deſiderio abgewonnen / ohne
bas geringſte davon vor ſich zu behalten / (auſſer etwa die
Souverenitåt/ und Eigen -Macht/ ſo er über Rom und
gank Italien hatte, wieder zugeſtellt.
Ift gar Ben dieſen ſeinen ungemeinen Heldens und Regentens
modeft in Tugenden aber / war er doch , welches ſelten beyſammen /
ſeinem in ſeinem Privat- Wandel gang modelt und beſcheiden /
Hauss hielt ſich in Kleidern ſchlecht und Patriotiſch / in ſeinem EF
weſent
ſen geſparſam / und ließ über fünff oder ſechs Speiſen vor
ordinar nicht auf den Tiſch regen ; dochwo es die Ehre er :
forderte / war er prächtig , und gegen die Armen / die Kira
chen
Die Regierung Caroli M.
chen und deren Diener / auch andere gute Freunde / zuma
( en / nachdem er den groſſen Schak in Ungarn erobert /
und ſich damit gewaltig bereichert/ ſehr freygebig; maſſen
er dann auch von ſeinem Schak und Vermogen den Kira
chen und den Armen / wie oben gedacht / verſchafft / und
feinen Kindern nur 3 gelaſſen . Er wendete auch viel
auf herzliche Gebắue ; erbaute bey Mayng eine groſſe
1
Brücke über den Rhein / auffünff hundert Schritt lang
welche aber das Jahr vor ſeinem Tod abgebrandt/ daß
/
kein Stecken davon auſſer dem Waſſer übrig geblieben .
Ongleichen nahm er ſich vorden Rhein und die Donau in Will die.
einander zu leiten /und alſo die Deutſche See mit dem Pon - Donau
to Euxino oder Schwarzen Meer zuvereinbahren /und ließ nur den
einen groffen Graben auf dreyhundert Schuh breit ma Rhein
chen , durch welchen er die Alt-Müht/ ſo in die Donau flieſt/ leiten.
und dieRegniß, ſo in den Maya fällt der ſich dann in den
Rhein ergieſti zuſammen zu führen vermeynte. Es wollte
aber GOtt dieſes Vorhaben nicht fegnen / fondern nach
dem man eine groffe Arbeit umſonſt gethan / muſte man
wegen des üblen Wetters / ſo in felbigem Jahr einfiel i
und bey der Nacht wieder auseinander fchweminte , was
man von Erde ben Tag hatte ausgegraben / wie auch wen
gen einfallender Kranckheiten / und weil die Arbeits - Leute
vorgaben / ſie würden von Geſpenſtern geplagt / wiederum
ablaſſen .
Dieſe hohe Tugenden und Qualitåten mun brachten Wird von
ihm in der ganzen Welt eine folche Hochachtung zu we- Auslån,
/ aß auch die weit entlegenfte Potentaten in Africa dera dera
gen d
und Aſia ihn venerirten / und mit ihren Geſandtſchafften ebreta
und Geſchencken verehrten. Vor andern aber war der
Saraceniſche Califa jú Damaſco / Aaron /ein ſonderbarer
Verehrer des Caroli , und unterhielt ihn ſolang er gelebt
mit allerhand Arten von Freundſchaffts - Bezeugungen /
maſſen er dann ihm einesmals ſeinen eigenen Leib - Eles
phanten geſchickt / als er gehört/ daß Carolus ein ſolches
Thier gern lebendig fehenmochte.
So glückſeelig aber dieſer groſſe Cart im Krieg ung
Staats -Geſchäfften war , ſo wolte doch das Glück in reis
nene
Erſter Periodus I. Capitel.

Sec. IX . nem Haus - Weſen ihm nicht gar zu ſehr günſtig zu ſeyn .
Seine Er hatte vier Weiber gehabt / . Herminegardin , des
Königs Deſiderii Tochter , die er gar zeitlich von ſich ges
Gemah,
linnen , ſtoffen / 2. Hildegardim , eines Alemanniſchen Fürſten
Cochter. 3. Faſtradam , çines Frånckiſchen Grafen Tochter.
Und4.Luitgardim , auch eineSchwäbin oder Alemannes
rin : nebſt dieſen / wie er dann dem Weiber - Volck etwas
alzu ſehr ergeben geweſenz hatte er auch unterſchiedliche
Concubinen / Davon in der Hiſtorie vier mit Namen bes
nanntwerden . Von ſeiner andern Gemahlin Der Hildegar
di, hatte er drey Söhne, Carolum ,Pipinum und Ludovi
Es nahm aber GOtt die zwen erſten / welche was
ckere Herren waren / und groſſe Dinge ſchon im Krieg
ausgerichtet hatten / alſo Hoffnung machten / daß ſie allers
dings in des Herzen Patters Fußſtapffen tretten würden ,
noch in ſeinem Leben hinweg / und ließ ihm allein den drits
ten / Ludovicum , welcher aber bey weiten die Qualitåten
und Gemüths-Gaben ſeiner Brüder nicht an ſich hatte.
ft uns
Ein gleiches Mißvergnügen hatte er auch mit ſeinen
glücklic , Töchtern , deren er mit ſeinenGemahlinen eilff erzeugt /
mit
Dochterne Dann weil er ſich nicht entſchlieſſen konte / dieſelben auszus
beyrathen / vorgebend /er könne ſeine Kinder nicht von ſich
laſſen / ſo ſtellten ſie allerhand loſe Håndel an , ſo ihnen
keinen guten Namen brachten . Abſonderlichiſtin den His
ſtorien berühmtder Streich / Pen die eine von ſeinen Toche
tern, Emmamit Namen /mit ſeinem Secretario dem Egin
hardo begangen / (welches zwar andere nur vor eine Fabel
Die His balten .) Dieſeverliebte ſich in erſagten Menſchen 7 wels
Emmaund cher ſie in Schreiben und andern Wiſſenſchafften zu uns
Eginhard , terrichten beſtellt war / und gab ihm Gelegenheit / zu
Nachts heimlich zu ihr zu kommen . Als aber einsmals
påhrender Zeit / da ſie berſammien waren / ein Schnee
fiel/ und Emma befurcht / daß man des andern Tags
die Manns- Fußſtapffen aus ihrem Zimmer / welches eben
in Hof hineingieng 7 wahrnehmen und ihr heimliche
Handlung dadurch entdecken Dörffte / ſo nahm ſie den
Eginhard auf ihren Rucken / und trug ihn alſó über den
Hor
1

Die Regierung Caroli M. 13

Hof hinüber / gieng hernach in eben den Fußſtapffen / die


ſie gemacht hatte / zuruck i damit man des andern Tags

WHETER MTATEA

gedeticker Polte, es tåre ettvå eine von ihren Mågden ist


der Nacht ins Zimmer gegangen ; zu allem Unglück aber
ſtunde der Herz Vatter , der eben dieſe Nacht nicht wol
ſchlaffen können i am Fenſter í und fahe dieſer Comedie
alſo zu, ohne daß ſie ihn wahrnahmen / ließ auch des ans
dern Tags die Cochter und den Schreiber alſobalden in
Arreſt nehmen / und trug die Sache im geheimen Rath
vor / um zu bedencken /was dieſe Verbrecher , ſo die Kảy,
ſerl. Hoheit aiſogeſchåndet , vor eine Straffe verdienet.
!
Jederman von den Råthen kündigte ihnen einen abſcheus
lichen Todt an ; als ſie aber alſo herum ihre Meynungen
geſagt hatten , gab der Käyſer wider alles Vermuthen den
Ausſchlag / und ſagte : Es ſerje ihm leichter den Eginhar
dum in einenſolchen Stand zu ſehen / daß er ſeiner Toch
ter würdig würdei als ſeine Tochter vor eine Hure zu vers
urtheilen , ließ fie derohalben alle beede wieder loß , machte
den Eginhard zu ſeinem Cangler 1 gab ihm die Emmam
zum Weib /und einigeLåndereñen ein , daß er ihren Stano
davon der Gebühr uach unterhalten kunte. Dieſes iſt der
Egin
14 Erſter Periodus. II . Capitel.

.
Sec. IX . Eginhard , der hernach des Käyſers Leben ſo ſchön befchries
ben , welches Buch noch heut zu Tag vorhanden iſt.
Von ſeinen Concubinen hatteCarolus auch unterſchieds
liche Kinder / an denen er ebenfalls gar wenig Ehr erlebt /
Pipinus abſonderlich war einer darunter / Pipinus genannt / Den
Gibbolus man wegen ſeiner üblen Leibs - Geſtalt 1 Gibboſum den
ein unru. Håckrichten , oder auch Claudum den Hinckenden nannte.
Menſch. Dieſer kunte nie ruhen / ſondern ſtellte immer heimliche
Aufruhren und Rebellionen an , in Meynung ,die chliche
Prinßen zu verbrengen / und die Succeſſion ſich ſelbſt zus
zueignen ; und ob ihnwohl der Herr Vatter etlichmal par
donnirti ſoließ er ſich doch ſolches zu keiner Warnung dies
nen / biß daß endlich der Kayſer den alle Zucht verachtens
den Menſchen beym Kopfnahin / und in ein Kloſter ſteckte.
Diß iſt/waswir vors Notableſte oderMerckwürdigſte
von dieſes groſſen Kånſers Caroli Leben und Thaten zu
erzehlen haben / welcher dann durch ſeine ungemeine Tus
genden meritirt und verdient / daß ihm nicht alein die gans
Be Welt den Namen Magni oder des Groſſen beygelegt,
ſondern auch die Chriſtliche Kirche ihn in die Zahl der Heis
ligen eingeſchrieben , und deſſen Gedächnuß noch heut zu
Tag in Veneration und groffen Ehren hålt.
Das II . Capitel.

Von der Regierung des Kayſers


Ludovici I. Pii.

N der gangen Hiſtorie iſt faſt kein einige Familie


zu finden , die ſo gar bald von den Tugenden und
Ruhm ihres Urhebers abgefallen , als die Familie
des CaroliMagni ; dann ob ſie ſchon das Glückgehabt !
das R miſche Reich bis auf die fünffte, das Königreich
Franckreich aber bis auf das ſiebende Stamm -Glied oder
Geſchlecht bey ihrem Hauß zu erhalten / ſo iſt doch von dies
fen Nachkommen allen /auſſer etwa dem Ludovico Germa
nico und Ludovico II. (welchenoch etwas getaugt) kein
einiger , der nur den Namen eines rechtſchaffenen Regens
ten verdienet / geſchweige/ daß er dem Carolo Magno ſich
gleich
rier
p.us.
0
[/ Ludov otto
en vult Red Solharin
Gallicey gia
en
te.
be
be
Colhari .Carolus
D.Solha
Gallion
ringia
12

e Sudovicus
Ranoldus udovictus Ludovicus
Impera Amuthus Egnerullramo
for . Dux Bav tinus

CaroliusSime
kudovicus Caroſoman
Arnulphus RexSallia . nushex Saly flexRexSal
La Imperalor. lia .
Vindharinglica

( fudovicus Kotharius Carolo Carolus Ludovicus Carolomon


Carolus Sirtinus Carolus manus udovicus
Sermanicus) Y IICrasſus TilBalbus THUS ,
Impera
lor :) ( Rescolha .) RetcichProvin Rexhepita) ( Rexequita Rex Serna
rmgte nich Junior Imperator Imperator
ermarit
a

Bernhar. Solharus Pirinus docu Carolus


dusrex Serman: IlCalvus
Italia Impicra . RexAqui
id ; la

Gallica
The

Popimus Sudonicus
.
Rexhlalia .

Carolus
Magnus
Sec
Pipii
Gibi
ein 1
bige
Mei
Die Regierung Ludovici I. Pii. IS

gleich gemacht hatte. Allermaſſen aber die Hiſtorie die: Genealo.


fer Familie wegen ſo vieler Regenten , unter welche diere a Cato
groſſe Frånckiſche Monarchie nach der Zeit zertheilt wors lingorum ,
Ben / gewaltig in einander laufft / und aus ſolcher / ohne
daß man die eigentliche Genealogie und Geſchlecht-Régis
fter dieſer Herren wiſſe / nicht wol zukommen / ſo wollen
wir gleich hier im Anfang/ wie das abſonderliche hiebeyges
heffte Blat weiſet/ dieſelbe kürzlich vorſtellen.
Der Anfang der Regierungvon Ludovico , ivar nicht Ludovici
unglücklich ; die groſſe Länder i fo er von ſeinem Vatter Regies
Carolo Magno überkommen / waren des Gehorſams ge- anfang
wohnt / und blieben eine Zeitlang in ihren Schrancken ; glücklich.
Der Pabſt Stephanus der Leoni nachgefolget hatte /that
Dem Kanſer die Ehre / und reiſete / um ihm die Müh in
Stalien zu kommen / zu erſparen / ſelbſten in Franckreich
und krónte ihn zu Kheims; die benachtbarten Könige ehrs
ten ihn als den allgemeinen Schuß - Herrn aller Bes
trangten . Die Spanier / ſo von denen Saracenen ges
druckt und vertrieben worden , nahmen bey ihm Zuflucht

LA LON
und baten / daß er ſie in Franckreich wohnen laſſen mochs
te. Heroaldus , der Konig in Dennemarck/ welcher von
ſeines Vorfahren des Königs Gothofredi Söhnen / zima
lich beångſtigt wurde / fuchte und fand bey Ludovico
Schuß und Benſtand / und obwoln nach der Zeit / als
man die Schwachheit von des Kayſers Gemüth etwas
mehr wahrnahm / einige Provinsien ſich das Herk_mah .
men in Rebellion zu verfallen i als da waren / die Sclas
ven , die Vandalen , die Obotriten / die Bretaigner und die
Gaſconier / ſo wurden ſie durch des Ludovici glückliche
Waffen gleichwol bald wieder zum Gehorſam gebracht 1
und Sclaomirus der Dbotriten König , wie auch Lupus
Herzog in Gaſconien ins Elend gejagt. Die Rebellion
ſo Ludwig / ein Herzog in Ungarn / angeſponnen/ machs
te zwar etwas mehrere Mühe ! weil ſich auch einige
Reichs - Stände und abſonderlich der Patriarcha Gra
denſis , ober von Venedig / darein mengten / und hats
te der Käyſer vier Jahr lang damit zu thun / und muſte

auf
16 Erſter Periodus : II. Capitel.

Sec. IX , auf einmal dren Armeen wider die Rebellen in Ungarn


fchicken : leştlich aber ward auch dieſe gebåmpfft / und 1
muſte der Herzog Ludwig zu denen Sorabis der Wenden
fliehen / woſelbſt er von dieſen Barbaris erſchlagen worden .
Noch eine gröſſere Ungelegenheit, nicht zwar des Kriegs
22.00
halber/als welcher bald geåndigt röard / ſondern wegen des
ůblen Erfolgs/ Der hernach daraus entſtanden /machte ihm
Bernhar- Bernhardus ſeines Bruders Sohn , der König in Italia .
dus res Dann dieſer / deme / vermåg Caroli Magni Teſtaments/
bellirt.
das fånigreich in Italia zügekomen / Doch mit dieſer Bes
dingung, daß er unter der Ober :Gewalt ſeines Vettern /
des Kånſers Ludovici ſtehen ſolte , ließ /weil er von dem åla
tern Sohn des Caroli Magni herſtammete, ſich vorſtehen /
thmegebührtevon Rechtswegen das Kapſerthum und die
gange Carolingiſche Succeſſion ehender, als dem Ludovi.
ço , und als er erführ / daß Ludovicus ſeine Lånder unter
ſeine habende drey Söhne alſo ausgetheilt,daß Lotharius
folte Kayſer ſeyn / und ihme Bernhardo ebenfalls zu befehs
len haben / ließ er ſich von einigen böſen Rathgebern / uns
ter welchen viel von des Ludovici vertrauteſten und liebs
ften Dienern wären / aufheken / und trachtete nicht allein
ſich und fein Königreich Italien ſelbſten / der Bottmåßigs
keit des Kayſers zu entziehen ,ſondern ſo gar Franckreich
wegzunehmen. Allein der Käyſer , der eben die Armeer
womit er die Obotritten überwunden / auf den Beinen
hatte / kam ihm zu geſchwind über den Hals / brach mits
ten im Winter über die Alpen in Italienein / jagte die
Befägungen / die Bernhardus auf die Päſſe gelegt hatte i
füruck / und erſchrockte dieſen Herin / der ſich in feiner
Pofitur fand i einem ſo mächtigen Feind zu widerſtehen /
Dergeſtalt / daß er / ohneden Degen zu ziehen , ſich ſeinem
Herin Vettern ergab / welcher ihn und ſeine Mitvers
ſchworne (unter welchendie Fürnehmſten waren der Kans
ferl. Obriſt-Kämmerer Reinhardus, Anſelmus Biſchoff zu
Mayland/ Wolfoldus Biſchoff zu Cremona , und Theo
dolphus Biſchoff zu Orleans ) gefangen nahm / und das
Jahr hernach auf dem Reichs - Tag zu Aachen vor Gec
ticht
Die Regierung Ludovici I. Pii. 17
en richt ftellte. Daſelbſten ward von allen Ständen dem
D Bernhardo und ſeinen Anhängern , als Rebellen und Cri
en minis læfæ Majeſtatis reis oder Majeſtåt: Beleidigern, das
Leben abgeſprochen / Ludovicus aber wolte das Urtheil
38 mildern behiel
/ t die Geiſtliche Adhærenten im Gefängnuß/
es und ließ dem Bernhardo und den übrigen Weltlichen nur Ihm wers
die Augen ausſtechen / und ihn in ein Kloſter ſtoſſen ; man den best
a. gieng aber bey der Blendung mit dem guten Bernhardo ſo halben die
5 grob um / daß er von Schmerßen und Gram Dren Tag ausgeſtos
hernach ſtarb . Dieſe harte Procedur, die Ludovicusmitthen .
erſagtem ſeinem Vettern vorgenommen / brachte ihm einen
it gewaltigen Haß bey vielen rechtſchaffenen Leuten zu wes
n/ gen / welcher nach der Hand noch mit einer Verachtung
Die vergeſellſchafftet ward / indem Ludovicus die Schwacha
wi. heitſeines Gemüths noch mehr zu erkennen gab , ſich den
ter Proceſsund Urtheil réuén, alle ůbrige Complices und Mits
JUS Gehülffen des Bernhardi , die doch an der Rebellion die
eh mehrſte Schuld / und den armen Bernhardum , der an ſich
Telbſt kein incapabler oder unfähigerHerr war /
verführt Ludovicus
els hatten / ohne alle Straffloß ließ/ und
fürallen Stånden / thut dars
llt Feiner an Bernhardo verübten Grauſamkeit halben / wie er über Poe .
104 es ſelbſten ausdeutete, öffentliche Pænitenß und Bußethat.nitent.
ch Wie nun Ludovicus durch ſolch ſeine Conduite oder
Aufführung die Eſtime des Volcks ſchon guten Theils
se en verlohren / alſo gab erderſelben bald daraufdenvålligen
7116 Stoß durch ſeine andere Heyrath / die er7 nach ſeiner
er: Henras
OK ſten Gemahlin Irmingardis Tod/ mit Judith , Des Welpho- thet die
ttel nis , Grafen von Altdorff/ Tochter i derer er mit Bluts: Judith .
inter Freundſchafft verwandt war / vollzog. Es hatte / wie in An , 819.
der Genealogie zu ſehen / Ludovicus von ſeiner erſten Ges
gen /
mer mahlin dren Söhneerzeugt/ Lotharium ,Pipinum und Lu
Tver dovicum , und unter ſelbigen eine folche Diſpoſition und

ar Verordnung gemachtdaß , Lotharius , als der Aelteſte


bas Kayſerthum das
, Königreich Ftalien / und was über
afu
der Loire und der Donau liegt/von Bretaigne an biß an die
heo
Da t Extremitäten undåuſſerſte Grånßen von Feutſchland ;Pi
pinus das übrige Theil von Franckreich ſo Aquitania hieß!
Dritter Theil.
richten B nemlich
18 SErſter Periodus. II. Capitel.

Sec. IX.nemlich was unter der Loire , und Ludovicus Bayertand


haben / dieſe beede lektere aber den Lotharium als ihren
Herz und Souverainen erkennen ſollten ; er raumte ihnen
auch würcklich die Adminiſtration dieſer Lånder ſchon ben
Lebzeiten ein u
/ nd ließ geſchehen / daß Pabſt Paſchalis dem
Lothario die Römiſche Eron immittelſt aufſeßte.
Nachdem er aber zur andern Ehe geſchritten / und die
Judith gehenrathet / auch mit ſolcher einen Sohn Caro
lum mit Namen / erzeuget / lag dieſe Dame/ die der alte
Kayſer unvergleichlich liebte / demſelben in den Ohren /
daß er dieſem ihrem Sohn auch einen Theil am Land zus
eignen ſolte / und brachte ihn dahin / daß er die erſte Diſpo
ſition und Verordnung wieder aufhub7 und eine neue das
hin machte , daß dem Pipino und Ludovico ihre Theil bleis
ben/ des Lotharii ſeiner aber /zwiſchen ihm uno dem Carolo
getheilt werden ſolte. **
Verfall Dieſe Veränderung verurſachte einen gewaltigen Lers
darüber men unter den dreyen Söhnen erſter Ehei als welche der
mit ſeinen Stief-Mutter ohne das feind waren / und nicht vertragen
Sihnen
in Streit. kunten / daß in der Lands - Theilung/ ihr junger Stiefs
Bruder ſo viel als der Aelteſte bekommen ſolte / und weis
len noch darzu kam / daß der alteKayſer durch ſeine irregu
laire Conduite und üble Aufführung diemehreſte von ſeinen
Miniſtris und durch Einführung einer ſchårffern Diſciplin
und Aufſicht als die Geiſtlichkeit damals gewohnet war ,
die Biſchoffe disguſtirt oder beleidigt/ die Stayſerin auch
felbſten die Leute übel tractirte und Fridericum den Biſchoff
von Utrecht / der den Kayſer wegen ſeiner inceſtuvien und
Blutſchånderiſchen Henrath ſcharff zugeredet , in ſeiner
Kirche durch Meuchel-Mörder todt ſchlagen laſſen / im
übrigen einen allzu freyen Wandel führte/ und gar zu groſs
fe Vertraulichkeit pflegete mit dem Oberſten Cämmerer
Bernhardo , darüber ſie in den Argwohn bey auen Leuten
am / als ob ſie ihrem Gemahl nicht getreu wåre / ro nah ,
men die malcontente und ůbelgeſinnte Hofs Leute daher
Gelegenheit / und hekten den Pringen Pipinum auf, daß er
in ſeinem Aquitanien etwas Volck zuſammen brachter und
Den
Die Regierung Ludovici I. Pii . 19
10
en den Herun Vatter damit zwang / daß er den Bernhardum
von Hof ſchaffen / und die Stief-Mutter in ein Kloſter
cen
thun muſte .
en
Als dieſer Anfang dem Pipino alſo leicht gelungen , ließ
er ſich vorſtehen , er wolte durch Hülff der Kayſerin / die er
mit Bedrohungen dahin brachte / daß ſie ihm verſprechen
Die
muſte / den Kanſer darzu zu diſponiren und zu bereden / Teia
nen Herin Vatter dahin bringen , daß er gar völlig die Res
Lle
gierung aufgeben / und ihm Pipino das Kayſerthum ab:
ml tretten ſolte ; wie aber ſolches dem Lothario zum Præjudit
5 und Nachtheil gereichet wåre / ſo kam diefer aus Italia
00 zeitlich herbey / approbirte und billigte zwar / was Pipinus
wegen der Stief-Mutter gethan hatte, hinderte aber / daß
cell dem Herm Vatter ſelbſten weiter nichts Widriges
lo zugez
muthet, ſondern die Sache aufeinem Reichs- Tag zu Nims.
wegen gebracht ward / auf welchem die Stånde ſichdes Solcher
y unſchuldigen Kayſers Ludovici annahmen die Rebellion wird wies
od aufhebten und ihme ſeine liebe Judith aus dem Kloſter der bergen
en wieder zuführten . legt.
Es erſchien auch bey dem folgenden Reichs- Tag zu
els Ingelheim / obgedachter Obriſt-Cåmmerer Bernhardus,
2. und offerirte oder erboht ſich /daß er ſeine und der Kayſerin
en Unſchuld durch einen Zwen : Kampf , nach felbiger Zeit
En Gewonheit / ausführen wolte. Und weil niemand hervor
! tratt,der ſolchen mit ihm zu übernehmen begehrte / purgir
te und machte er ſich mit einem End fren / und warb wiec
of der zu Gnaden angenommen / wie dann auch alle andere)
nd fo zu des Pipini Rebellion und Aufſtand geholffen / wieder
Tick pardonnirt und begnadigetwurden . Dieſer erſte Aufſtand
in aber brachte der Franköſiſchen Nation den irreparabien
edik oder unwiederbringlichen Schaden / daß die gange Marca Die Mar
I4 Hiſpanica, Das iſt das Land von dem Pyrenæſchen Gebürg ca Hiſpai.
ten an /biß an den Fluß Ebro,welcheCarolus Magnus zu feiner nica fåut
by Zeit conquêtirt und erobert hatte , währender innerlicher ab .
he Unruhen /biß auf dieGrafſchafften von Barcellon ,Rullillon ,
5 Cerdagne und dergleichen / ſo nahe an dem Geburg geles
and gen , von Franckreich abfielen / und ſich einen eignen König
Dell
erwahl
20 Erſter Periodus. II . Capitel.

Sec. IX . erwählten / von welchen hernach das Königreich Navarra


und Arragonien aufgekommeit.
Es iſt vor einen Regenten nichts gefährlichers / als
wann die Unterthanen einmal mercken / daß es in ihrer
Macht ſtehe i zu gehorſamen oder nicht / noch vielmehr
aber i wann ſie ihres Herm alzu groſſé Gelindigkeit fens
nen / und ſich die Gedancken von Begnadigungen machen /
es lauffe auch aus / wie es wolle. Dieſes erfuhr der gute
Kayſer Ludovicus zu ſeinem höchſten Schaden : Dann
nachhem er den Bernhardum wieder nach Hof genommen /
und ſich von ſeiner Gemahlin / wie vorhin / regieren ließl
annebenſt ſeinen Sohn Pipinum , der deßhalben von neuen
offentliche Rebellion ánſpann / nicht zähmen kunte /weiln er
alzeit aus dem Gefängnuß / darein er ihn ſette / wieder loß
kam / und endlich die Biſchoffe der Judith faſt durchges
hend féind waren / ſo ſtellten dieſe die Sach mit den dreyen
Die dreij Kayſerlichen Söhnen dahin an, daß ſie dem Kayſer ins
Sohne geſamt den Gehorſam auffagten / und mit einer groſſen
rebellis Armee wider ihn zu Felde zogen . Der Kayſer unterließ
ren. nicht/ gleichfalls eine Arinee auf die Beine zu bringen / und
ſich zur Wehr zu ſtellen / und kamen die beede Arineen näs
he bey Baſel auf dem Feld / welches von dieſer Untreur lo
Die Kinder an ihrem Vatter erwieſen / das Lågen Feld
genennt worden / aneinander. Ehe man aber die Sache
zur Schlacht kommen ließ / verſuchte man die Partheyen
in der Güte. zu vereinigen / und ward inſonderheit Pabſt
Gregorius IV .beruffen / einen Mediatorem abzugeben ; als
lein dieſer / welcher Bem Ludovico , theils wegen ſeiner uns
gebührlichen Heirrath / Deßhalben er ihn zu excommunici
ren und in den Kirchen- Bann zu thun drohete , theils das
rum / Daß dieſer Kanſer ber des Gregorii Wahl ein und
andere Difficultåten gemacht/ ſchon lang feindwar / hielt/
wie einige Hiſtoricimelden / es mehr mit den Söhnen als
mit dem Vatter / und ward der Handel endlich dahin ges
ſpielt/ daß die Sdhne des Vatters gante Armee von ihm
ädſpenſtig machten / und denſelben hiermit nothigten / daß
er in Vertråſtung / er wurde von ſeinen Söhnen als ein
Vats
Die Regierung Ludovici I Pii.

Ti Vatter reſpectịrt und verehret werden / ſich ihnen ergab; An, 855.
die Sache aber ſchlug gank anders und wiederſinnig aus 1 Ludovicus
als
Dann Ludovicusmuſte die Cron vor öffentlichen Reichs: Eronab
muß die .
Tag zu Compiegne , in Gegenwart der Conſtantinopolis legen.
eht
taniſchen Geſandten / die eben damals
Fem zugegen waren /
und vieler Biſchoffe / die doch alle ihre Wolfahrt deni Lu
er
ut dovico zu dancken hatten / ablegen/ und hingegen ein Kleid

en
hes
uter

IN
94

114
RE:
um
MILE
110
e'ld
che
wie die Offentliche Sünder trugenz ( habitum poenitentis )
pe
welches nach ſelbiger Zeit Gewohnheit] man Zeitſeines Les
• ab bens nimmer abthun kunte / anlegen / ſeine Gemahlin von
ſich laſſen , und ausgeſtrecket auf der Erden liegendmit ei
genem Mund bekennen / er ſeye der Regierung nichtwürs
5 bu big. Darauf nahm Lotharius ihn zu ſich in Perwahr!
und ſchleppet ihn als einen Gefangenen überall mit ſich
jell herum . Die Kanſerin aber ward in Stalien nach Derto
nam in ein Kloſter geſchickt.
de Indieſer Gefangenſchafft bracht e ovicus aufdren
Lud
IAS Viertel - Jahr zu / biß daß einigen Stånden des Reichs /
ſonderlich von Teutſchland / Die Ábſcheulichkeit dieſes Vers
04
3 gif fahrens unter Augen ſchlug / uno ſie endlich dem Piping
Jan und Ludovico zuredeten / ſie ſolten trachten den alten Yat:
B3 ter
Erſter Periodus. II. Capitel.

Sec. IX. ter aus den Banden des Lotharii , mit dem ſie ohne i
nicht allzuwolzufrieden waren / wieder loß zu machen.
ergriffen auch Varins und Bernhardus zwen TeutſcheG
fen oder Stadthalter würcklich die Waffen , und drohe
dem Lothario mit Krieg , wofern er den alten Vatter n
wieder auf freyen Fuß ſtellen würde ; dieſer wolte zn
lange nicht daran / und ſetzte ſich zur Gegenwehr , end
aber /da er ſich von ſeinen beeden Brüdern verlaſſen ra
auch einen allgemeinen Abfal per Seinigen befürch
muſte, legte er die Schuld / ſeines biſherigen Verbreche
Kommt auf die Biſchoffe/ und gab den Vatter loß / welcher h
i wieder
zum Reid auf von den Biſchöffen abſolvirt/ von dem gangen R
und ſeinen beeden Söhnen Pipinound Ludovico vor eis

Sein Ges Sayſer wieder erkennet / und ihm ſeine Gemahlin gu


mahlin
wird ihm aus Stalien wieder zugeführet ward.
wieder : Lotharius fuhr zwar in der Rebellion und mit dems
zugeführt. wider ſeinen Vatter noch eine Zeitlang fort; wie er
ſahe , daß des Vatters Parthen je långer je ſtårcker w
legte er die Waffen auch ab / bat den Vatter um Vei
hung/ und erhielt ſolche ohneweitere Straff, als daß
Der Vatter einen Verweiß gab / und ihn in Italien i
te,
Die Regierung Ludovici I. Pii.

af te / mit dem Befehl/ daß er ohne ſeine Special. Erlaubnuß


Et nichtmehr in Franckreich kommen ſolte. Einige von den
W Biſchoffen aber / die dem Ludovicoam meiſten entgegen
en geſtanden wurden
, auf dem Reichs- Tag zu Met / abge: Theodul
cht fett / und Theodulphus der Abbt von Floriac, einer von phus erlöſt
* Den hißigſtenRebellen /zur ewigen Gefängnuß condemnirt,fich durch
Eď als welcher er ſich aber Ďurch den Hymnum : Gloria , Laus aus der
gel & Honor , Tibi fit Rex Chrifte Redemptor, den er in der Gefänge
nuß.

Ech
20

Gefängnuß gedichtet / und als der Stanſer vorbey gieng /


gar annehmlich abgeſungen / bald wieder fren gemacht.
Auf dieſe Artward der Friede auf einige Weiſe wieder
herbey gebracht/ wiewol die Feindſchafft der Sihne wider
Den Vatter nie gar abgethan werden kunte / ſondern bald
tch darauf völlig wieder ausbrach 7 worzu folgende Gelegens
heit den Anlaß gegeben. Es war dieſer Zeit Pipihus des An . 838 .
Eeg Kayſers Ludovici anderer Sohn dem Aquitania zuges
theilt war / mit Tod abgangen / und hattezwey noch junge
W Söhne/ Pipinum und Carolum mit Namen / hinterlaſſen .
9. Wie nun die Kayſerin Judith fahe, daß das Kðnigreich Judith will
m Aquitanien in den Händen zweyer Pupillen ſtund /ſchrieb das Königs
fie bem Lothario zužwann er ſie und ihren Sohn Carolum tanien Bar
zit B4 in ben .
24 £ rſter Periodus. II. Capitel.

Sec. IX . in ſeine Protection und Vormundſchafft nehmen und das


zu helffen wolte/ daß gedachtem Carolo das Königreich
Aquitanien bliebe / welches ſie ihm bey dem Kayſer / deſſen
Herß ſie in Hånden hatte / ausgebetten / ſo ſolte Carolus
nicht allein an des Lotharii Theil ſo viel nicht mehr præten
diren und fordern , ſondern ſie wolte ihm noch dazu etwas
von des Pipini Land abtretten / und ihn ſelbſten ben dem
Kayſer wieder verſöhnen . Lotharius deme keine Ungerecha
tigkeit zu viel war / wann er nur etwas daben gewinnen
kunte i und welcher ohne das ſich mit dem Herm Vatter
aufsneuebrouillirt/weiler/ Lotharius, in Italien dem Rós
miſchen Stuhl ein und anders abgezwacket/ ließ ſich zu dies
fem Vorſchlag gar willig finden / und halff feines Bruders
Söhne , die ſie Geiſtlich machen wolten / ihrer Wåtterlis
chen Erbſchafft allerdings entſegen . Als aber dieſe Zeis
tung vor den dritten Bruder Ludovicum in Teutſchland
kam , verdroß den über die Maſſen / eines Theils, das dem
jungen Pipino wiederfahrende Unrecht 1 andern Theils /
daß der Vatter gang Aquitanien bloß unter Lothario und
Carolo getheilt, und ihir gar kein Æquivalent oder etwas
Gleichgültiges gegeben / griff derohalben aufs Neue zu
Darüber den Waffen / und wolte die Theilung mit Gewalt umſtoß
ſpinnt
fich ein fen . Indem nun Ludovicusdieſes aufgehende Feuer zu
Krieg an.Dåmpffen in ůblem Wetter nach Wornis gegangen war
woſelbſten er einen Reichs- Tag zuſammen beruffen , fiel er
dafelbſt in eine Kranckheit / die von einem Apoftemate und
Geſchwvår herkam / ſchickte ſich derohalben zum Sterben /
ließ ſich den Rhein hinab auf Mayns führen / pardonnirte
Ludovicus allen denen / die ihn jemals beleidiget / und machte ein Tes
macht ein ſtament / daß Carolus, den er am liebſten hatte i gang
Teſtas,
ment. Franckreich biß an die Maaſe / Lotharius der Aelteſte ; die
Lånder von der Maaſe an / biß an das Ende von
un

Teutſchland / ſo weit es gegen Nitternacht liegt , ſamt


Italien und dem Kayſerthum , Ludovicus aber Bayern
oder das mittågige Deutſchland / vom Rhein -Strom an
biß in Ungarn , haben ſolte / die armen Kinder des Pipini
und ſtirbt, wurden gar ausgeſchloſſen . Hierauf giengder Kayſer auf
einer
Die Regierung Ludovici I. Pii.

as einer Inſul nahe bey Mayng , mit Tod ab / und verſchied


Eich mit dieſen Worten : Aus ! aus ! oder wie es andere aus .
Ten ſprechen : Bugs !hug ! wodurch er etwan einig Geſpenſt/
lus ſo ihm vordie Augen gekommen / hinaus ſchaffen wollen .
Seines Alters im vier und rechtigſten / ſeines Reichs aber
eas im ſieben und zwanzigſten Jahr ,da eben ein groſſer Comet
CM am Simmel ſich ſehen laſſen.
edy Es iſt nicht zu laugnen / daß Ludovicus ein Herr von Ludovici
Ten groſſer Frommigkeit und Devotion geweſen / der Fehr fleiß Pii Bes
ter lig gebettet / auch Armen und Kirchen viel Guts gethan / ſchreio
UM deßhalben ihm auch der Name Pii, oder des Frommen ben ,bung.
Dies gelegt worden ; Er hatte auch ſonſten viel gute Tugenden
ers an ſich / war gar gelehrt / leutſelig und beſcheiden , liebtedie
Eli Gerechtigkeit / und gab ſeinen Beamten / wann er ſie an
eis nahm / ernſtliche Ermahnungen /niemand zu kurz zuthun /
InU und was dergleichen mehr war ; weil er aber die Macht
em des Gemüths nichthatte, die an Regenten erfordertwird/
SA bald zu hißig / und bald zu gelind war / auch ſich allzuviel
von ſeiner andern Gemahlin der Judith regieren ließ , ſo
05 verfiel er bey den Seinigen in Verachtung/ die ihm her.
nach die groſſe Widerwårtigkeiten , davon wir oben erzehlta

FU
C/

mu
Pog

Til
des

D!

TER
Bs guzog.
26 Erſter Periodus. III. Capitel.

Sec. IX . zuzog. Erhatteauch auſſer dieſem unterſchiedliche andere


zimlich gefährliche Anſtoſſe: Die Dåhnen oder Nord
Månner hatten ihren König Haroaldum , welcher durch
Vermittelung des Ludovici zum Chriſtlichen Glauben
gebracht worden und ſich tauffen laſſen / aus Haß der
Religion / vertrieben / und Ludovicus war nicht mach ,
tig / ſolchen wieder einzuſeken / ſondern raumet ihm an
Statt ſeines Königreichs i ro er verlohren / Frießland
ein. Eben dieſe Dåhnen oder Nord -Månner fielen auch
in Neuſtria , fo heutzu Tag Normandie heiſt / ein / und
thaten ſehr groſſen Schaden /welches Ludovicus ungeros
chen hingehen ließ . Er ſelbſten kam einsmals auch vor
Hat un, ſeine eigene Perſon in gewaltige Lebens - Gefahr / dann als
glückmit er aus der Kirche über einen hölßernen Gang nach Hauß
einem
Fal. gehen wolte / fiel dieſer Gang / der unten abgefault war /
ein / und wurden auf die zwanzig Perſonen von ſeiner
Suite und Gefolg erſchlagen / oder elendig gequetſchet !
den Käyſer allein aber erhielt GOtt / daß ihm nichts wis
derfuhr / auffer daß er etwas weniges am rechten Ohr
und am rechten Bein beſchadiget warð.

Das III. Tapitel.

Von der Regierung des Kayſers Lo


tharii, und ſeiner Brüder Ludovici
Germanici und Caroli Calvi.
An . 840 . Er Todt des Käyſers Ludovici war gleichfam

Aimon , die Mine / ſo die Hoheit und Macht der ganzen


Carolingiſc hen Familie zerſprenget / dann weiln
Annal.
Fuld. Mar. die dren Brüder / denen die Erbſchafft hinterlaſſen ward /
Scorb . ſich in der Güte Barein nicht vertheilen kunten 7 auch viel
Sigib Kinder hinterlieſſen / die ſich ebenfalls immerfort um die
Gembl. Succeſſion mit einander zanckten / ro entſtunden dieſes
Adelmus,
Annal. gange Seculum und Jahrhundert durch lauter Bella inte
Franc, itina oder einheimiſche Kriege / welche die Macht der
Regino. Frånckiſchen Monarchie alſo ſchwächten , daß ſie zu lekt
gar verfallen muſte.
Den
Regierung Lotharii & c.
Die 27
III. Capitel.

ſem unterſchiedliche andere Den Anfang zu ſothanen Krieg /machte der ungetreue Krieg
Die Dáhnen oder Nord und eigennukige Lotharius : dann als derſelbe in Italia zwiſchert
den dreus
des Heren Vatters Tod vernommen / fuhr er alſobald zu /
aroaldum , welcher durch en Brůs
und occupirte oder nahm nicht allein dasjenige, was ihm dera .
um Chriſtlichen Glauben
Ten laſſen / aus Haß der vermog våtterlichen Teſtaments competirt und zuſtund/
dovicus war nicht måchs ein , ſondern nahm auch ſeinem Bruder Carolo , vor deſſen
Vormund er ſich doch ausgab /gant Franckreich / ſo ihm
ſondern raumet' ihm an
r verlohren / Frieſland Der Herr Vatter zugetheilt /weg/ und ließ ihm nichts als
das Königreich Aquitanien / fo heut zu Tag in den Provin
Nord -Månner fielen aud
gien Guienne und Gaſcogne beſtehet / ia wolte noch darzu
rmandie heiſt / ein / und
haben / daß die beede Brüder in denen Ländern , die er iha
Iches Ludovicus ungeros
Fam einsmals auch vor nen ließ , ihn als ihren Herz und Kfårſer erkennen ſollten .
Wir haben im vorigen Capitel bereits erwehnet / was
bens - Gefahr , dann als
maſſen Ludovicus ſchon ben des Herm Vatters Lebzeiten
Kernen Gang nach Haus
fich wider die projectirte und gemachte Theilung gefekt
er unten abgefault wari
zig Perſonen von ſeiner und nicht zufrieden ſeynwollen daß
/ ihm als dem mittlern
Bruder / bloß das Båyriſche Königreich bleiben ſollte , da
der elendig gequetſchet
hingegen dem jüngſten Bruder Carolo das ganze anſehna
Stt / daß ihm nichts mix
liche Königreich Franckreich zugeeignet worden . Wie nun
Jeniges am rechten Ohr aber Lotharius dem Carolo ſolches Land auch abgenom ,
men / und alſo ihn und Ludovicum auf gleicheWeiſe tra
varb .
Etirt- und hielte/ auch durch Feine Vorſtellung zur Billiga
Feit ſich bequemen wollte / wurden dieſe beede miteinander
itel. s
ſer
s Kay Lo wieder Freunde / und vereinbarten ſich die Ambition und
o v i ci Regierſucht ihres ålteſten Bruders mit den Waffen zu
Der Lud
bezámen / und ihn dadurch zur raiſonablen und rechtmálſia
i Cali vi. gen Theilung zu nöthigen . Zu ſolchem Ende brachten ſie
c fam
d o v i war gleich
h t n eine anſehnliche Armeezuſammen /und zogen darmit wider
nd Macti der ganße
n g e n den Lotharium an /welcher ſeiner Seits ſich auch nicht feig
pr e da n wei n
l
e r l a ſſen finden ließ , ſondern ſeine Ärmee / die er bisher auf den
ft hint ward / Beinen gehabt / und damit den Brüdern das Shrige abs
en
en funt a
t
uch viel
rfor genommen / ihnen entgegen regte. Die Stände des Reichs
8 imme um die
legten ſich zwar ins Mittel / und ſuchten die dren Brüder
er ella nte ichen en ollte
h l a u t B i ! su vergle / weil aber kein Theil nachgeb w , kam an . 841.
o e die Macht der es endlich bey Fontenay, ſo ein Flecken naheben Auxerre,
h Schlacht
zu der blutigen Schlacht / welcheber nahen die gange Force ben Fontao
en / daß ſie zu leßt
der Frånckiſchen Monarchie aufgerieben , dann es blieben nay .
auf
Den
28 SErſter Periodus . III . Capitel.

Sec. IX , auf beeden Seiten auf die hundert tauſend Mann und der
beſte Theilvom Franzöſiſchen und Teutſchen Adel/ todt ;
die Parthey des Lotharii aber ward gånglich geſchlagen
und in die Flucht gebracht. Doch erhohlteſich Lotharius

wieder / unb brachte ſo viel zuſammen / baß er das folgende


Gahr mit einer neuen Armee den Brüdern unter die Aus
gen tretten kunte ; allein das Glück verließ ihn auch difs
mal / und ward er ben Straßburg abermal aufs Haupt
geſchlagen.
Wie nundurch die letteSchlacht des Lotharii Macht
alſo geſchwächt worden , daß er keine Hoffnung mehr hats
te / fich empor zu ſchwingen / ſondern bei Fortſegung des
Kriegs erwarten muſte , daß er gar alles verliehren dörffte,
ſo kroch er zum Creuß / bat um Frieden / und erboth ſich zu
Theilung einerbilligenund gleichen Theilung / den Brüdern anheim
und Veri ſtellend / weil er doch die Dignitatem Imperii und Würde
gleich Des Reichs zu führen håtte / ob ſie deßwegen ihm etwas zum
zwiſchen
den Brûs Voraus zukommen laſſen wolten . Die beede Brüder , die
hierdurch ihren Zweck eşlanget /nahmen den Vortrag wils
dern .
An.842. ligan / und wurden aus der ganzen Frånckiſchen Monar:
chie hundert und zwanßig Herren ernennet / welche ein gleis
che Theilung der Lande machen ſollten / und endlich die
Sache
Die Regierung Lotharii &c. 29

er Sache zu Saalfeld dahin verglichen / daß Lotharius den


t; Kayſerlichen Titul und Italien zum Voraus behalten /
en barneberi aber noch haben ſolte / das Regnum Auſtraliæ ,
das iſt , alles was auf der einen Seiten zwiſchen der Schels
de / der Maaß / der Saone und Rhone , auf der andern
Seiten zwiſchen den Rhein und den Alpen liegt: dem Ca
rolo Polte zugehören, das ganze Franckreich auſſer Aquita- :
nien, dem Ludovico ; der von dieſer Abtheilung her insges
mein Germanicus genannt wird , das ganze Teutſchland
biß an den Rhein -Strom / und noch über dieſem Fluß die
Stádtė Maynk / Spenér und Wdrms , und endlich ſolte
man den Kindern des Pipini ihr alt - våtterliches Reich ,
nemlich das Aquitanien wieder zuſtellen / annebenſt auch
ein fédér in ſeinem Theil vor ſich ſelbſten Herz und Souve
rain ſeyn / ohne einer dem andern zu gehorſameň :
Auf dieſeWeiſewardderFriebe im Reichvor dißmai
wieħer herber) gebråcht / wiervol dås Land an ſich ſelbſten
deſſelben nichtgar lang / vielweniger ruhig, genoſſen : Dann
eines Theils hatten die bertachbarte Barbariſche Völs
cker, da ſie die Zergliederung der Monarchie/ und welcher
Geſtalt dieſelbedurch die einheimiſche Krieg an ihren Kråff
ten geſchwächt worden / wahrgenommen / ſich das Herk
genommen / Daſſelbe an allen Orten zu inſultiren und an
zufällent: Italien wurð von den Africaniſchen Saracenen Einfall
ot
ausgerdubt/ und waren dieſe ſo keck / daß ſieſo gár Rom der Bar:
belagerten ,und als ſie daſelbſtennichts ausrichtenkunten , Bilder
ht Sie Vorſtådte ausplünderten . In Teutſchland fielen die ins Reich.
ats Böhmen / die Wenden und Dbotritten gleichſam Wech.
ſelsweiß ein / und hatte der König Ludovicus Germanicus
tel
Zeit ſeiner genken Regierung/ nichts anders zu thun , als
fu mit ihnen zu fåmpffen worinnen
/ er zwar mehrentheils Dent
m Sieg erhielt: Franckreich ward durch die Einfälle det
de Dáhnen oder Normånner elendiglichzerriſſen / und obwo!
m König Carolus ſie das erſtemal mit einem groſſem Stuck
Die Geld befrieðigte i fo wurden ſie doch hierdurch nur
il angelocket / Seſto sifter wieder zu kommen. Andern
Ers Theils kunten die Brüder auch ſelbſt nicht fühen / fons
eis dern
pie

he
30 Erſter Periodus. III. Capitel.

Sec. IX . dern trachteten immer einander zu bezwacken . Carolus


wolte ſeinem jungen Vettern / dem Pipino , einen guten ci :
Theil von Aquitanien wegnehmen / ward aber von ihm
geſchlagen und glücklich zuruck getrieben . Lotharius bes
ſchuldigte den Carolum , er habe darzu geholffen / daß der
Graf von Ardenner -Wald Gilalbertusihmeſeine Tochter
entführet / undwolte darüber ihm in die Haare/ und hats
Carolus te Ludovicus Germanicus gnug zu thun ,daß er ſie wieder
nimmt zuſammen vertheidigte. Bald darauf fuhrCarolus aber:
Aquita mahl zu / und bekriegte ſeine junge Vettern / Pipinum
nien ein .
und Carolum , die Könige in Aquitania, hatte auch das
Glůck / weil Pipinus durch ſeine laſter den Haß des
Volcks auf ſich geladen / daß er ihrer Meiſter warð / ſie
gefangen bekam / und in Kloſter ſteckte / den Pipinum ju
Šoiffon , den Carolum aber zu Corvey , und brachte damit
gang Aquitaniam unter ſich .
Auf dieſe Weiſegiengen die Sachen durcheinander, der
Ann . 855. biß ad Annam 855.da Kayſer Lotharius, welcher vorher
ſchon ſeinen Sohn Ludovicum zum König in Italien
hatte krånen laſſen / theils aus Verdruß / daß ihm ſeine
groſſe Anſchläge nicht angehen wollen / theils aus Reue

A
B

ſeiner
Die Regierung Lotharii & c. 31

If ſeiner wider ſeinen Vatter und ſeine Brüder begangenen


11 Sünden / der Regierung überdrůßig ward / mit einem
1 Wunder -würdigen Erempel / dergleichen biſher im Rð
miſchen Reich / auſſer Diocletiano und ſeinem Collega
1 dem MaximianoHerculeo , nicht gehört worden / Cron Rayfer
1 und Scepter ablegte / und ſich in das Kloſter Prim , ben Lotharius

Trier gelegen ,begab,in welchem er bald hernach verſchie- Selofter.


den . Seiner Regierung im ſechzehenden Jahr ..
Wie er nunaber dren Söhnehatte / alſo machte er un Theilung
1 ter ihnen eine ſolche Abtheilung / daß Ludovicus der ål- zwiſchen
teſte i das Kånſerthum und Italien ,Lotharius der an ſeinen
dere i den Mitternächtigen Theil Auſtraſiens / was zwi . Söhnet .
fchen der Schelde /der Maaß und dem Rhein liegt, wel
ches hernach von ſeinem Namen / Regnun Lotharingiæ ,
genennet worden / und Carolus der dritte / den Mittågis
gen Theil , nemlich was zwiſchen der Saone, Rhône und
Rhein liegt/ und Regnum Burgundiæ genannt ward / has
ben rolte.
Unter der Regierung des Käyfers Lotharii entſtund in
Peutſchland / und abſonderlich am Rhein - Strom , eine
erſchrockliche Hungers - Noth , alſo daß deßhalben viel

Leute
32 sErſter Periodus. IV . Capitel.

Sec. IX. Leute von dannen hinweg / und an fremde Ort ziehen mus
ften / ber welcher Begebenheit die ſonderbare Vorſorg
Exempel Gottes ſich ſehen laſſen . Dann es melden die Annales Fulo
von Götts denſes oder Fuldiſchen Jahr- Bücher : daß als in ſolcher .
licher Proz Noth ein gewiſſer Mann mit ſeinem Weib und einigem
videnza
Söhnlein in Thüringen ziehen wollen / und unter Wegs
keine Nahrungs-Mittel bekommen können , die beede EL
tern aus Hunger getrieben ; ſchlüßig worden / daß ſie ihe
Kind ſchlachten und verzehren wolten ; wie ſie nun in dem
Wald an dem waren / dem Kind die Kehle abzuſchneiden /
ſo ſchickte GOtt / daß zwey Wolff ein Stuck Wild daher
jagten / daſſelbe nieder riſſen / und todt machten ; ſo bald
der Vatter ſolches wahrnahm ,lieff er dem Wald zu / jags
te die Wiiffe davon / und verſah ſich mit ſo viel Fleiſch
daß er und die Seinige ihre Reiſe vergnüglich damit zu
Ende bringen kunten.

home
Das IV. Capitéli

Von der Regierung des Käyfers Lu:


dovici II. und ſeiner Bruder
und Vettern .

An.855
S war nunmehr óúrch dieſe vielfältige Theiluria
Ibidem .
gen bas Römiſche Reich in ſolche engeSchrancken
L
eingeſchloſſen / daß ihm nichts mehr als Rom und
Italien überblieb / worzu nach der Hand Provence,Dau
phiné und Savoyen noch kamen / fo ber Käyſer Ludovi.
cus II. von ſeinem Bruder Carolo , der ohne Erberi geſtors
en / vor ſeinen Theil ererbt :was åber dem Reich an der
Weitſchafft dißfalls abgieng/ das ward erſekt durch die
Ludovicus Mériten ſeines Oberhaupts / nemlich des Kaiſers Ludovi ,
II. ein
rühmlis ci , welcher in Wärheit alle Qualitäten / ſo von einem Res
sher Her genten erfordertwerben / an ſichhhatte / und allem Anſehen
des arolingiſc en eſchlechts wieder ems
nach / die Glori C G
por gehoben haben würde / wofern nicht die Fata und
Verhängnúſſé des Römiſchen Reichs ein anders mit ſich
gebracht

tin
Die Regierung Ludovici II. & c. 33

te gebracht , und ſeine Brüder und Vettern durch ihre wun


orig Derliche Bezeugungen nicht alles wieder verderbt håtten .
ule Er der Kanſer Ludovicus, wie er ein Herz von grofſemi

Der Verſtand und Tugend war / alſo war er auch mit dem
m Theil, ſo ihm von ſeiner våtterlichen Erbſchafft zugefallen
08
zu frieden / und ſuchte nichts anders / als daß er nur dems
El ſelben wohl vorſtehen , die Kirche wider ihre invaſores und

yang
he gewaltthätige Feinde ſchůßen , und die Saraceniſche Eins
21 falle von Italien abhalten měchte. Dann dieſe Nation
m/ hatte die Zeit her ſo viel Oberhand bekommen / daß nicht

d
ein Jahr vorben gieng/ daß ſie nicht in Italien einbrachen /
D und das Land erſchrocklich verheerten ; wider welche der
2% Kayſer Ludovicus II. die ganze Zeit ſeiner Regierung zu
h! fechten hatte , wiewol er allezeit den Sieg wider ſie davon
ji getragen , alſo, daß zu ſeiner Zeit die Saracenen inGtalien
keinen Fuß Teşen kunten / auſſer einsmals / da er einem ges
fangenen Sultan zuviel geträuet / ihn als einen geheimen
Xath gebraucht / und auf ſein Einrathen einige vornehme
Herrenzu Benevento, die ihmderSultan ſuſpect undvers Wird vor
Dåchtig gemacht, ins Exilium ſchicken wollen , die hernach einem
weil der falſche Sultan des Kayſers Vorhaben ihnen Sultan
entdecket, viel andere Städte zum Aufruhr bewogen / den betrogen.
Sultan frey gemacht und wieder in Africam geführt / auch
D ſich unter ſeine Protection und Schuß begeben ; welches
Haber, ihnen von eben dieſem Sultan gnugſam wieder ein
10 getrånckt worden , von deſſen Tyranney ſie ſich auch an :
Berſt nicht als durch Hülfe der Griechen ( Dann Kårfer
jo Ludovicus wolte ſich dieſer ungetreuen Stådte weiter nit
Dt mehr annehmen ) frey machen können .
DET Auſſer dieſem Fam Ludovicus auch einsmal in nicht ges
DI ringe Gefahr mit Adalgiſo , bem Herßog von Benevent:
vi. Es hatte dieſer Kanſer / nachdem er die Saracenen aus
i Campania, ſo heut zu Tag Terra di Lavoro heiſſet/und Be
001
nevent, wo ſie ſich zu ſeines Vatters Zeit etwas eingeniſtet/
my vertrieben, das Herkogthum BeneventAdalgiſo dem Für:Item
11. ften von Salermo, anvertrauet; Dieſer aber,welcher lieber von dem
ich vor ſich ſelbſten Herz geweſen / als unter einem andern von Benc
cht Dritter Theil. C Herm vent,
34 SErſter Periodus. IV. Capitel.

.
Sec. IX , Heran geſtanden, ließ ſich weiß machen / er würde in mehs
rerer Libertåtund Freyheit leben können / wann er unter
den Griechiſchen Sayſern wäre; machte derohalben mit
ihnen Allianß und Bündnůß / und ergab ſich ihnen mit ale
len übrigen Städten vonTerra diLavoro, Capitanata und
Abruzzo, die ernach ſich zog ; Kanſer Ludovicus aber ließ
ihm ſo lang nicht Plaß ſein boſes Vorhaben völlig auszus
führen , ſondern niarchirte ihm mit einer guten Armee auf
ben Hals / und erſchróckte ihn dergeſtalt / daß er um Gnas
de bitten / und von neuem ſich unter den Kayſerlichen Ges
horſam begeben muſte. Wie aber dieſer boſe Herzſolches
alles aus Zwang und Widerwillen that, alſo ſuchte er alle
Mittel fich deſſen wieder loß zu machen ; Erwieß derohals
ben dem Kayſer alle erſinnliche Submiffion oder Unterthås
nigkeit und berébete ihn endlich/ daß er / weil er meynte, alle
Unruh ſene geſtillet / um das Land zu erleichtern , die Armee
wieder auseinander gehen ließ : Allein / fo bald Adalgiſus
Den Kanſer ohne Volck fahe i reckte er die Klauen wieder
Muß hervor / hielt den Kayſer in engem Arreft oder Gefangens
demſelben ſchafft / und ndthigte ihn / daß er mit einem Eyd ſich ver
einen End ſchwören muſte: Érſtlich, daß er dieſe empfangene Injurien
dworen .

und
Die Regierung Ludovici II. & c. 35
men
und Schimpff nicht råchen / und dann / daß er ſein Lebtag
inter
mi in das Herßogthum Benevent nicht mehr kommen wolte.
it all Der Kårfer ,der ſich in der Fallefahe, kunteſich nichtents
fchütten / einzugehen / was man ihm vorſchrieb /wolte auch ,
ba er wieder in Freyheit war 7 vor fich ſelbſten zwar ſeinen
End nicht brechen ſ doch klagte er dieſe Gewaltthai dem
Påbſtlichen Stuhl. Der Pabſt ruffte hierauf einen Sy
nodum und Geiſtliche Verſammlung zuſammen / in wel
chem einhellig beſchloſſen war , daß Adalgiſus ein Crimen
Open
tafæ Majeftatis oder Lafter der beleidigten Majeftat began
che
alli gen/ und vor einen Feind des Vatterlands zu erklären fenez.
das End aber / das der ihm geſchworen / wåre vor keinen
hab
End zu halten / weiln folches wider die Wolfahrt der Kira
thi
chen und des Reichs ſtritten und dem Kåyſer abgezwuns
gen worden geſtalten dann derſetbe ohne weitern Um :
ung
Elus Tchweiff von fothanem Juramentalſóbalden abſolvirt ward .
His Adalgirus den Verkauff der Sachen vernommen ,
EM
traute er in Beneventnicht länger zu ſubſiſtiren und fich zu
el
Derweilen , ſondern retirirte ſich zu den Saracenen in Cor
ORT
fica, lublintirte auch daſelbſten fo lang / biß er durch den
1. Pabſt mit dem Stanſer wieder ansgefähnt ward .
Šmmittelft als Kanſer Ludovicus alfo in Italien die
Jura des Reichs rühmlich behauptete / führten ſeine Veta
tern / Ludovicus in Teutſchland / und Carolus in Franck
reich , wie auch fein Bruder Lotharius in Lotharingen / ein
gank anders Regiment.
Was Ludovicum Germanicum anbelangt/ fo roar er Ludoviel
die Zeit über nochimmer beſchåfftigt mit den Kriegen
wi- Germanici
der die BarbariſcheVölcker To zwaran ſich ſelbſten feineVerrichs
Unterthanen waren, dasJochaber immerfortvonfichabz tunger.
werffen wolten / und Teutſchland beunruhigten ; daswas
ren Die Böhmen /die Obotrittiſchen Wenben /ſo Das Mecks
lenburger -Land damal bewohnten 1 und die Sorabi oder
Sor - wenden i fo die Lausnik und Marck Brandenburg
befaſſen : Wiber dieſe nun zogLudovicus Germanicus mit
drenen Armeen zu Feld / imo trieb fie alle in die Enge, ehe er
aber gar mit ihnen fertig werden kunte, kamen Geſandtent
mong aus
s l
136 Erſter Periodu . IV . Capite .

Sec. IX . aus Franckreich bey ihm an / die klagten über ſeines Brus
bers CaroliCrudelitätund Tyranney / und baten ihn , er
mochte kommen / und die armen Unterthanen wider dieſen
tyranniſchen Herzn ſecundirenlund ſchüßen / ehe etwan ein
allgemeine Rebellion entſtünder und dardurch dieſes Kos
nigreich vor die ganze Carc liniſcheFami ie verlohren gieng.
Ludovicus ließ ſich durch dieſe Geſandten diſponiren und
Betråget
Carolum dahin bringen / des Franköſiſchen Volcks ſich anzunehmen ,
in Franck und marchirte mit ſeinen dreyen Armeen in Franckreich / es
reid. hatte auch der König Carolus weder Herz noch Macht /
ſich dieſem ſeinem machtigen Bruder zu widerſeßen / ſon
dern retirirte ſich in die entlegenſte und veſte Städte / und
ließ den Ludovicum bald das halbe Königreich einnehmen .
Indem aber des Ludovici Soldaten gar licen jos und alls
zu frey hauſeten/ und abſonderlich viel Kloſter und Kirchen
ausplünderten / war dieſer Herzdenen Franzoſen auch nit
recht/ſondern es ſchrieben die Biſchöffe einen harten Brief
án ihn / in welchem ſie ihm eben ſo groſſer Ungerechtigkeis
ten / als den Carolum felbſten beſchuldigten . Immittelſt
fügte ſichs / daß die SclavoniſcheVölcker in Deutſchland
Car
welchein Mähren / Schleſien und Pohlen wohneten / wies e
der rebellirten ; wie nun Ludovicus ſahe / daß er die Affe
etion
von den Franßoſen verlohren / und in ſeinem eigenen
Hauſe ein weit gefährlicher Feuer aufgieng/ eilte er ſolches
zu löſchen / und zog aus Frauckreich ab / da dann Carolo
3 alles Verlohrne ohne Schwerd - Streich wieðer zufiel.
Das folgende Jahr ward zwiſchen dieſen Brüdern / durch
Vermittelung
der Biſchoffe ein vålliger Friede gemacht
und kamen die beede Brüder Carolus und Ludovicus , wie
auch ihr Vetter Lotharius, auf einer Inſul im Rhein / zus
ſammen / und beredeten ſich einer Brüderlichen Vereinigs
ung und reciproquen allianß oder Gegen - Verbündnůß /
welche das andereJahr darauf zu Coblenk völlig beſchloss
ſen / vom Carolo aber garſchlecht gehalten warð. Nach
bieſer Zeit giengen in Teutſchland continuirlich die Kriege
mit obgedachten Völckern vor / und wurden abſonderlich
die Sclavi unter ihrem Könige Raſtice gedemüthiget / fels
biger
Die Regierung Ludovici II. &c, 37

Tu biger auch endlich gar gefangen bekommen / geblendet, und


et ſein Königreich ſeinem Enenckel dem Suentipoldo , der es
efen .. alzeit bißher mit Ludovico gehalten / eingeraumt/ wjewol
ein derſelbe Den Glauben auch ſchlecht gehalten hat. Ingleis
TO chen gerieth Ludovicus mit ſeinem Sohn Carolomanno
mng in Miß - Verſtändnůß, und beargwohnte denſelben / als ob
und er ihm nach der Eron ſtrebte, welches viel Ungelegenheiten
en verurſachte.
In Franckreich hatte der unruhige Carolus immerfort Verrich.
ht tungan
zu fechten mit den Normannis, welche von Zeit zu Zeit einz des Ros
ONE fielen /wie auch mit den Königen der Landſchafft Bretaigne, nias Ca.
und welche zwar von Rechtswegen ſeine Unterthanen waren / roli in
er die Bottmäßigkeit aber nicht allerdings agnoſciren und Frances
als annehmen wolten / und ward, ein- und andermalvon den reich .
5er Bretaignern ſchåndlich geſchlagen i deßhalben er die an
Anfang
in Bretaigne grångende Landſchafft zur Marggrafſchafft der Berate
it machte und ſolcheeinem Sächſiſchen Herm / Roberto , zu ſchafft An .
E' Lehen verlieh / mit
dem Beding / daß ſelbiger von dar aụs jou.
it die Bretaigner in Zaum halten ſolte / von welchem hernach
07 Die Familia der Capetingorum , ſo nach der Zeit zur Eron An . 861 .
mikoramen / hergeſtammet .
ce Die gröſte Weitlåufftigkeit aber / welche hernach noch Verrichs
en eine gröſſere nach ſich gezogen / entſtunde im Königreich tungen
es. Lotharingen . Daſelbſten hat der König Lotharius ſich des Lo
tharii in
lo verliebt in eine ſo genannte Waldradam , und damit er dies
Lotharins
Gel felbe měchte heyrathen können/ fo machte er Gunthario
gen.
zich dem Erk : Biſchoff zu Cöln weiß / wann er zuwegen bråch .
Sti te / daß er von ſeiner rechten Gemahlin Teutberga geſchie :
pie den würde/ſowolteer alsdann ſeine des Guntharii Schwe:
jus fter heyrathen. Dieſer Prælat, der gern den König zum
niny Schwager gehabthätte / bringt auch den Erk - Biſchoff
$! von Trier auf ſeine Seite / und beruffen dieſe hierauf ein
of Concilium , in welchem die Königin Teutberga unter an
a dern angeklagt und condemnirt ward / daß Lotharius fie
egt wider ſeinen Willen geheyrathet/ und ſie mit ihrem eigenen
lid Bruder Blutſchand begangen ; ward derohalben Lotha.
fels rius von ihr geſchieden / und ihm erlaubt zur andern Ehe zu
ger C 3 ſchrel
38 (Erſter Periodus. IV. Capitel.

Sec. IX . ſchreiten. Als dieſer ſeine Freyheit aut ſolche Weiſe ers
langt / ſekte er ſein Verſprechen auf die Seite 7 ließ des
Heyras
thet die Guntharii Schweſter ſigen / und heirathete ſeine Waldra
Waldra- dam DieverſtoſſeneTeutberga aber appellirte und beruffs
dam. te ſich von dieſem Synodo an den Påbſtlichen Stuhl / und
Ang 862. erhielt / daß der Pabſt Geſandten ſchickte , die in einem ors
dentlichen Synodo die Sache aufs neu unterſuchen ſolten .
Dieſe berufften einen Synodum zu Mek / aufwelchein
zwar der Teutbergæ Unſchuld an Tag Fam / und deßwes
gen der Sentenz und Ausſpruch des vorigen Synodi vers
worffen ward ; weiln aber die Erk- Biſchoffe zu Trier und
zu Cöln darauf beharreten / ſie hätten recht judicirt / auch
nid t achteten , ob ſie ſchon deßhalben vom Pabſt in Bann
gethan wurden /ſo blieb die Sache dermalen noch hangen .
Endlich ſchickte der Pabſt noch einen Legatum Arſenicum ,
in Teutſchland / welcher in einem Synodo die Sache dahin
ausmachte , daß Lotharius die Teutbergam entweder wies
der annehmen , oder doch die Waldradam völlig von ſich
Kommt ſchaffen / oder in dem Bann der Kirchen ſeyn ſolte. Es
darüber
in groſſe ſubmitrifte und unterwarff ſich auch der König Lotharius
Ungeles dieſem Ausſpruch / zwar mit der Proteftaricn und Wider:
genheit. ſprechung , daß er auffer ſolchen geiſtlichen und Gewiſſens:
Sachen / inweltlichen Dingen den Pabſt vor ſeinen Richs
ler nicht erkenne; nahm dieTeutbergam wieder zu ſich und
ſtellte ihr Caution oder Verſicherung durch einen Eyd /
welchen zwolff Ritter vorhin ablegten / daß er ſie nit mehr
beleidigen wolte. Allein es ſtundenichtlang an/da wolte er
der Teutbergæ ,unter dem Prætextunt Vorwand von Ehes
bruch / gar den Kopf abſchlagen laſſen / alſo / daß ſie kaum
ſich mit der Flucht ſalviren kunte. Darauf kam ſie ben
dem Pabft Nicolao mit neuen Klagen wider ihren Herm
ein / reiſete auch deßhalben ſelbſten nach Rom : Lotharius
offerirte und verſprach / gegen dem Pabſt ſich perſönlich
zu entſchuldigen / der Pabſt aber wolt ihn nicht acceptiren
oder annehmen/er håtte dann vorerſt der Teutbergæ Satis
faction gegeben , doch leftlich erlaubte ihm deſſen Succeſſor
und Nachfolger / nach Romzu kommen / dafelbſten ſchwur
Lotha
Die Regierung Lotharii & c. 39

les Lotharius vor dem Pabſt einen Eyd / dergleichen auch ſeine Purgirt
des vornehmſte Herren als Zeugen thaten / und betheuerten / fich mit
Dra. Lotharius habevon dem dato an / da ihm der Pabſt befoh, einem
tuffs lon die Waldradam von ſich zuſchaffen / mit
derſelben keine Ende
und Gemeinſchafft mehr gepflogen / begehre es auch in das
10. Künfftige nicht zu thun / und nahmen ſie alle daraufmit
en.
groffen Verſchwörungen das H.Abendmahl. Wie aber
€1%

very
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JM ,
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710
dieſer Handel an ſich ſehr fuſpect und verdächtig warrio
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folgte die Göttliche Straff auf dem Fuß nach î dann es
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warLotharius kaum hinweg /da ſturb er und alle die Caval
ee
lier diemit ihm geſchworen hatten zu Piacenza an der Peft. An , 868.
ho
Dieſer Tod des Lotharii zog ſehr groſſe Conſequentien
und Folgereyen nach ſich dann weil er ohne Erben vera
Em ſtorben warī ſo machten die benachbarte Kidnige alſobala
1: den einen Anſchlag auf ſeine Succeſſion und Erbſchafft.
FUS Von Rechtsmegen zwar ſtunde folche niemand als Feinem
Cic Bruder dem löblichen Kayſer Ludovico zu / weil dieſer
men
aber weit abweſendi auch in Italien mit dem Saracenia
is. fchen Krieg allzuſehr occupirt und beſchäfftiget / und Lu
LOL dovicus Germanicus in dem Krieg wider die Sclavos vers
- wickelt war , fuhr Carolus der König in Franckreich / Der
aº ſich
40 Krſter Periodus . IV . Capitel.

Sec. IX. fich keiner Ungerechtigkeit nie ſchämte / zu / und nahm das
gange Königreich Lotharingen hinweg. Der Pabſt inter
Carolus
punirte oder ſtellte ſich zwar ins Mittel, und wolte Caro
nimmt
das Ks. lum obligiren und dahin vermogen / daß er das Land dem
nigreich rechten Erben / Kanſer Ludovico abtretten folte ; dieſer
Lotharin, aber ließ ſich des Pabſts Briefe nicht viel anfechten / fons
gen ein . Dern behielt / was er hatte; doch weil er ſich vor ſeinem
Bruder Ludovico Germanico fürchten muſte / ſo zog er
dieſen mit zur Theilung / und verglich ſich mit ihm zu Flas
dersheim in Niederland ( allwo Ludovicus vom Einfall
des Zimmers ben nahe wåre erſchlagen worden) daß ſels
biger Lion und Burgund / auch einen Theil an Frießland
aus der Lotharingiſchen Erbſchafft haben ſolte/ und als der
Kayſer Ludovicus ſich hierüber beſchwerte / griff Carolus
weiter / und nahın ihm ſeine eigene Länder / Provence und
Dauphiné noch darzu hinweg.
Kanſer Der König Ludovicus Germanicus,welcher noch ge:
Ludovicus nugſam raiſonnable und ehrlich war / ließ ſich zwar endlich
II. ſtirbt
An . 875 . vom Pabſt diſponiren / oder bereden / daß er dem Kayſer
das jenige ! was er von dem Lotharingiſchen Königreich
ſeines Theils bekommen / wieder zuſtellte i Carolus aber
blieb bey ſeiner Halsſtarrigkeit/ welche er /weil desKayſers meri
Ludovici Tod bald darauf einfiel / mit einer noch gröſſern s:
Ungerechtigkeit vergeſellſchafftete,
Dann indem Kanſer Ludovicus , welcher lieber der Brů :
derlichen Erbſchafft entrathen /als um ſolche zu occupiren
oder einzunehmen ſeine Armee aus Italien abführen , und
hiemit ſolches Land denen Saraceniſchen Irruptionen und
Einfällen Preiß laſſen wolte / immer damit umgieng / daß
er Lotharingen / darüber er ſich vom Pabſt bereits zum Kó
nig crónen laſſen / in der Güte und durch Negotiation bes
kommen měchte / ſo ſturb er darüber zu Mayland ohne
Männliche Erben ſeiner Regierung im zwanzigſten
Jahr / deme ſein Vetter Ludovicus Germanicus das
Epic

folgende Jahr in jene Welt nachgefolgt.


Es hatte aber dieſer LudovicusGermanicus unter dies
ſer Zeit noch eine gewaltige Anfechtung in ſeinem eigenen
Haus : Dann ſein jüngſter Söhn Carolus, ( der endlich
Kaya
Die Regierung Lotharii &c. 41

das Kayſer worden / und unter dem Namen Caroli Craffi gar Carolus
ter bekande iſt ) hatte eine Meuderer wider Qen Vatter an Craſſus
R10 geſtellt; indem er nun ſolches auszuführen Tag und Nacht wird unfitta
nig.
Dem mit ſeinen Gedancken beſchäfftigt war / kam er darüber
ejer allerdings von Sinnen / und feng ſolcher Geſtalt an zu ras
fon fen / daß ihn ſechs ſtarckeMånner kaum erhalten kunten,
hemen und man alſo glaubte, er wäre würcklich vom böſen Geiſt
je beſeſſen / wie er dann auch vorgab / er habe den Teuffel
la teibhafftig geſehen , und ſelbiger ſey in ihn gefahren ; nach
fall dem er aber wieder zurecht gebracht und currt worden
fel geſtunde er ſein boſes Vorhaben / das ihm dieſe Kranckheit
and zugezogen / von ſelbſten frenwillig / und ermahnte ſeine
Brüder i daß ſie ja nimmermehr zu bergleichen Sünde
lus fich folten verführen laſſen,
HD Wir haben das vorige Capitel beſchloſſen mit einem Frember
notablen Erempel von der gütigen Providenß und Vorſe: Fermeni
ge Fung GOttes/ 'achten
derohaiben nicht undienlich / auch in dender
boſe Geift
dieſem ein Erempel von GOttes wunderbaren Gerichten angeriche
und Verhångnuſſen anzuführen / fo ſich unter der Regie- tet.
rung des KanſersLudovici II. zugetragen / wie uns ſolches
- die Annales Fuldenſes oder Fuldiſchen Chronicken und Sig
25 bertus Gemblacenſis beſchreibenmemlich den ſehr felgamen
Lermen / den
hatte dieſer Menſchen- Feind anfänglich die Leute in den
ü Häuſern mit Poltern und Stein -werffen ſehr beunruhis
en get / hernach unterſchiedlicheSachen entwendet und in
10 andere Häuſer gebracht, alsoann wo es zu finden rene/ ans
gezeiget 7 und alſo die Leute i als ob ſie es geſtohlen hätten ,
18 in Argwohn / die gange Nachbarſchafft aber in Zanck
di und Haß gegen einander gebracht: endlich iſt er auf einen
cs gewiſſen Mann gefallen / Den er allein zu perſeguiren und
te zu verfolgen ſich vorgenommen : Wann derſelbe in ein
ein Haus gieng / ſo ſchlug alsbalden das Feuer alldar aus !
28 gieng er auf das Feld / ſo brandten in der ganzen Revier
und Gegend / wo er war , die Früchte und das Korn hins
e weg ; Wie nun dieſes Manns Gegenwart der Stadt
11 und gangen Land den höchſten Schaden brachte / ſo lieff
1 einsmals das Volck zuſammen / und wolten ihn / als die
ES Urſach
42 Erſter Periodus. IV, Capitel.

Sec. IX. Urſach alles ihres Unheils / und als einen von GOtt Vers
worffenen / kodt ſchlagen ; Der arme Trorff aber erwieſe
ſeine Unſchuld mit der gewöhnlichen Probe ſelbiger Zeit
nemlich / vermittelft Anrührung des glúenden Eiſens ; und

erhielt ſich darðurch bey Leben / erlangte auch , daß die
Geiſtlichkeit ſich ſeiner annahm / und den böſen Geiſt , der
ihn alſo plagte /durch Geiſtliche Mittel zu vertreiben ſich
bemühete / pieſer Verfolger aber wolte ſich an ſolches alles

is

nicht fehren ſondern


, als einsmats die gange Cleriſey in
einer Proceſſion zu dem armen Mann auf das Feld hins
aus gieng / wurff der bore Geiſt mit Steinen unter ſie /
ſchalt auf die Prieſter / ſo dabey waren / und jagte ſie wies
der in die Stadt. Dieſes Weſen trieb er biß in das dritte
Jahr ,ohnedaß man ihn bezahmen kunt / biß daß es endlich
von ſelbſten wieder nachließ.
Unglücks
Šonſten iſt auch vondieſes Kayſers Ludovici II . Res
ſelige
Seiten. gierung denckwürdig/ daß unter derſelben ſo groſſe Peſteny
Theurungen / Hungers: Noth , uno Verderbung i ſo die
Heuſchrecken angerichtet (melche Schwarmweis herum .
geflogen / und in einer Nacht ganke Lånder abgefreſſen )
entſtanden ſene / daß man ſagt, es ſeye in felbigen Zeiten
das dritte Theil der Menſchen darauf gangen .
Das
Die Regierung Caroli Calvie 43

Der Das V. Çapiret.


wieſe
eit / Von der Regierung des Käyfers
UND Caroli Calvi.
die
gr haben von der Perſon und Conduite dieſes
Der
Caroli , der König in Franckreich und des Käyſers
fic G Lotharii, und Ludovici Germanici Bruder ges
iles weſen / in denHiſtorien aber / wegen ſeineskahten Kopffs / An 87%
insgemein unter dem Namen Calvi, befandt iſt/ in den vo- Annal.
rigen Capiteln ſchon ſo vielgeſagt , daß wir nicht nothig sigberts
achten / darvon alhier weiter Wiederhohlung zu thun / Regino,
fondern wird genug ſeyn / wann wir fürßlich anführen ( 1.2. Sigon ,
welcher geſtalt er zum Käyſerthum gekommen und dem de Regn.
leal. An.
felbigen vorgeſtanden .
nal. Fulda
Nachdem Ludovicus II. ohne Männliche Erben vera
Aimon ,
fchieden / waren ſeines Patters zwen Brüder Ludovicus ,contin
Germanicus, König in Teutſchland und Carolus in
Franckreich vorhanden / deme ſeine Erbſchafft zufele Das
Kinſerthum / als welches ſich nicht theilen ließ / gebührte
zwar von Rechts-wegen Ludovico, als dem ålteſten ; allein
Carolus, der ſein Lebtag keine Difficultåt und Schwårig: Carolus
keit gemacht / wann er etwas an ſich bringen kunte , ob es, Calvus
mit Recht oderUnrecht geſchehe, bediente ſich der Gelegens bemådha
heit / da ſein Bruder Ludovicus mit den Sdavoniſchen tiget ſich
in Všickernin Böhmen und Mähren zu thun hatte / und Perthumka
111 weit von Italien wegwar/ undeilteifo bald er den Todt ſerthumga

e/ feines Vettern des Kayſers Ludovici II. erfahren hattel


lies che noch ſein Bruder Ludovicus ſich in Poſitur ſtellen kun
tre té / mit einer kleinen Armee in Italien / kam hierdurch ſeis
nem Bruder vor / obligirte und zwang die Lombarber
ich
und Staliảner / die fich endlich den erften Herin Den liebſten
ſeyn lieffen / und ſich nicht groß / wer das mehreſte Recht
1 zurSucceffion und Erb -Nachfolge habe bekümmerten !
mie Ďaß ſie ihn vor ihren Herz erkannten; nðthigte auch des
It Kånſers hinterlaſſene Wittib , die ſich in ein Cloſter bes
1) geben , daß ſie allen den Schak ihres verſtorbenen Heren
11 ihm aus antworten muſte ; und damit es auch zu Hunt
Deſto
6
44 Erſter Periodus. V. Capitel.

Sec. IX . Deſto beſſern Willen und Affection , auch einigen Schein


Des Rechtens / warum er vor dem ålteren Bruder ſich
des Käyferthums annehme / erlangen möchte / fo præten
dirt und verlangte er nicht in Krafft der Sicceſſion das
Kayſerthum an ſich zu bringen / ſondern raumte dem
Pabſt und Römiſchen Volck ein / daß ſie ſelbſten jemand /
wen ſit wolten / zum Käyſer erwehlen ſolten .
Raumt Dem Pabſt JoanniVIII. der damals regierte / und ein
den Pabft
gewaltiger Politicuswar/ fam dieſes trefflich zu ſtatten /daß
das Redit
ein/ einen auf ſolche Weiſe ihm und dem Påbfti.Stul die Macht
Kápferzu einen Käyſer zu wählen in die Hände geſpielet warð/ und
wahlen. weilen die mehreſte RömiſcheMagnatesvon Carol bereits
mit Geld gewonnen waren , auch ſonſten zu fürchten war /
daß / wann man den Carolum nicht zum Känſer erwählte /
der Grafyon Toſcanella , der ſich auch gewaltig darum bes
wurb / den aber der Pabſt gar nicht leiden kunte /in der
Wahl vordringen dårffte ſo brauchte es nicht vielMüher
daß erſagter Carolusmit Excluſion und Ausſchlieſſung des C
Ludovici Germanici,als Kåyſer proclamiçet und gefrånet
ward; und damit man um ſo viel weniger zweifflen möchtel
daß deſſen Erhebung zum Käyſerthum ! aus einer bloſſen
Wahl und keinem Erbfolg-Recht herrühre / ſo verſamlete
Der Pabſt bald darauf einen Synodum zu Pavia , in welchem
expreſſe und vornemlich declarirt oder fund gemacht wors
den /daß Carolus, den man daſelbſt über diemaſſen heraus:
ſtrich/ und über den Carolum M.erhebte1 ſeiner Tugend
halber / durch die Wahl zum Käyferthum gekommen ſeye i
welche Declaration alle anweſende Biſchoffe und Magna
tes oder vornehmſte Herren unterſchreiben muſten.
Unter währenden dieſen Håndeln hatte auch Ludovicus
Betrügt Germanicus die Zeitung von des Käyſers Ludovici Todt,
den Caro- und welcher geſtalt Carolus ihm in Italien vorgekommen /
loman ,
mum , vernomen ; und weil er ſo geſchwind in Perſohn fich dahin
nicht begeben kunte / ſo ſchickte er ſeinen Sohn Caroloman
num mit einem Theil derArmee in Italien / daß er den En
trepriſen und Unternehmungen des Caroli fich widerſeken
ſolte ; allein dieſer liſtige Herz wuſte dieſen Prinzen mit
guten
us . V. Capitel. Die Regierung Caroli Calvi. 45

Fection , auch einigen Schein guten Worten , Geſchencken und Vertröſtungen / daß er
de dem älteren Bruder ſich Sachen mit ſeinem Bruder
die in der Gütebeylegen /und
erlangen měchte / To præten weiter nichtszu ſeinem Præjudiz oder Nachtheilvornehs
Krafft der Succeſſion dan menwolte alſo zuverblenden, daß derſelbe auf gut Trau:
gen / ſondern raumteden en und Glauben aus Italien unverrichter Dingeabzog/
ein/ daß ſie ſelbſtenjemand und hiermitdem Carolo Plas ließ / ſeine Fidel /wie
oben
beſchrieben / auszuführen .
wehlen ſolten .
der damals regierte/ und ein Dieſer doppelteBetrug ſtieg demKönig Ludovico Ger- Ludovicud
Dieſes trefflich zu ſtatten die manico gehaltigju Gemůthe 1 dag er ſich derohalben vor:Germani cus will
m Påbſti. Stul die mate nahm , folchen auf alle Weiſezu råchen / undmeil er fabes
ſolches
råchen .
dagnates von Carolo beren bie Lombardiſche Stånd ihm ſchon gehuldigt hatten mit
h nſ te n rc ht en r viel zu thun ſeyn würde / ſowolte er ſeineRache in Frances
ic ſo zu fü wa /
nicht zum Käyſer erwählte reich ſelbſten ſuchen . Zu ſolchem Ende gieng er mit einer
ich auch gewaltig darumbe ftarcken Armee über den Rhein / und drang bis mitten in
nicht leiden kynte / in de Franckreich ein / da dann alles ſich vor ſeinen Waffen neis
-rauchte es nichtviel Mühe gen muſte / weil Carolus ſelbſt ſich noch in Italien befand i
Gion und Ausſchlieffungist und mit ſeiner Crónung und Einrichtung der daſelbſtigen
miret nd frón rus der Biſchoff u heims
procla u ge Sachen zu thun hatte . Hincma z R
und machte die Franzöſiſchen
i us h
rthum a einer bloſſen herkt / daß ſie gareulic an Carolo halten / und ſich dem
üh r e e Ludovico opponiren oder entgegen regen ſollten , deſſent
therr / ro verfamilel
Machtaber war ihnen zu groß / und muſte faſt halb Francks
icum rgeben woſelbſten
uuPnadvigaemachtwors
oder zF reich ſich an Ludov e / er mit aller's
en e n onen
tůber Diemaſſ herauss hand militari
ſ c h Executi ſtreng häuſete
t
Endlich kamen die råmtliche Ståndé zuſammen / und
en n icum it ihres
erthum gefomm ſeye/ erfüchte den Ludov , er ſollte doch die Thorhe
h o f fe e c h t g e n
Bif c undMagna n
Jera / und das Un r n
/ das er an ihne bega n / die
arme unſchuldige Unterthanen nicht entgelten laſſen / und
cus en hn dadurch dahin chen eß
hatte auch Ludovi bracht i / daß er ſich erwei li / und
vi c i kr e i c h vi s us Francks
c u
pfers Ludo Sobnti aus Franc abzog .Kaum war Ludo a
en e komme
f t a l i v o r g , reich zuruck / da gab er ſeinen Geiſt auf, und ward begrds Stirbt
darüber.
Carolomannus, Ludovicus und CarolusCraffus im Königs Ao. 876.
nien nachfolgten r
lien / daß er den En . reich Germa / und die Lånde alſo unters
/ was gegen Seine
n en n n n reich nd
Diefe Pring mit liegt / als Båper / Böhme / Mähre / Deſter u
rt selbenesdie
theilen
gu e
t Cårnd- Erbſchafft.
46 Erſter Periodus. V. Capitel.

Sec. IX . Cårndten ; Ludovicus den Mitternachtigen Theils /als


Niederland / Heſſen / Sachſen / Thüringen und die Wené
diſche Lande an der Oſt-See i Carolus Craffus aber / was
gegen Occident liegt / nemlich Schwaben / Elfaß / und eis
nenTheil von Lotharingiſchen Reich bekam .
Ludovi Eswar diqu LudovicusGermanicus unter ſeinen
Brůs
ciGer . dern der Allercapablefte und Tugendhaffteſte , ein ſehr gus
manici, ter Soldat und dabey auch raiſonnable und aufrichtig !
Beſchreis
bung. der ſich mit Unrecht ſo ſehr nicht, als die andern / zuberei
chern geſucht, und würde ihm ſoviel nicht vorzuwerffen ſeyn /
wofern er nicht in den gottloſen Krieg wider ſeinen leiblis
chen Herzn Vatter den Kånſer Ludovicum Pium , fich
verwickelt håtte / wiewoln er dieſen Fehler nachmals auf
alle Weiſe wiederum auszuldſchen geſucht i burch Fundia
rung vieler Klöſter /die er vor dieRuhe der Seelen ſeines
Herm Vatters 1 als von dem er ſagte, daß er ihm offt in
Schlaffvorkáme 1 und ihn darum erſuchte / aufgerichtet.
Carolus Machdem Ludovicus aus Franckreich abgezogen / fand
Calvus
Carolus, der immittelſt ſeiner Gemahlin Bruder Bofonem
Ludovici zum Regenten von Italien geordnet 1 ſich wieder im Land
Gobne . ein ; und weila bald darauf die Zeitung famídaß Ludovi.
cus mit Tod abgangen / prævalisteund bediente er ſich dieſer
Gelegenheit / und hoffte, daß er ben noch unrichtiger Teuta
ſcher Regierung nicht allein den Schaden í den er in
Franckreich erlitten / revangiren und råchen , ſondern ſich
noch von gank Teutſchland Meiſter machen i und ſeines
Bruders Söhne davon vertreiben wolte. In dieſem Abs
fehen fiel er mit funfftig tauſend Mann in dem Lands- Theil
des mittlern Bruders Ludovici ein/ und nahm Aachen hins
weg: Ludovicus der ſich dieſer Macht zu widerſeken nicht
baſtant und gewachſen ſahe/ und von ſeinen Brüdern ſo
geſchwind nicht fecundirt oder unterhalten werden kunter
bat um Frieden. Carolus aber wolte davon nichts höreny
ſondern rucktefort/und kam dem Ludovico bey Andernach
auf den Hals / wordurch ſich derſelbe gezwungen fand ,
daß er / obſchon mit weit geringern Kräften /nachdem er
vorher unter ſeiner Armee ein Faſten angeſtellt / ſich mit
Caro
Die Regierung Caroli Calvi. 47

Carolo in eine Haupts Schlacht einlaſſen muſte / welche


vor Ludovico ſo avantagieus ablieff/daß er mit ſeinem kleis
叫叫

nen Hauffen den Carolum , der gar kein Soldat vár /aufs
Haupt ſchlug / und in die Flucht jagte /und alſo , da ſeine Wird gea
Brüder kurs hernach zu ihm ſtieffen / änderſt nichts zu thun ſchlageň
batte, als die Gratulaciones und Glückwünſchungen von

ihnen einzunehmen , und den Gottl. Benſtand zu preiſen.


fo Die Germaniſche Brüber hatten nach dieſer Schlacht Verliert


mit ihrer Theilung noch ſo viel zu thun / daß ſie die Viétorie den Ans
in gegen Carolum nichtproſequiren und fortfeßen /noch ihn in theil ami
imhne Franckreich verfolgen kunten / ſondern lieffen dieſen Krieg /Lothrine

ber welchem ſie nichts mehr zu befahrenhatten i bangen / Reich .


und veránůgten ſich damit 7 daß ſie ihm den mehreſten

undó Theil von Lotharingen / den Carolus nach des Königs Lo


tharii Tod / mit Unrecht an ſich gezogen/ abnahmen . Der
älteſte Bruder Carolomannus aber /welcher den Verluſt
昭阳

des Käyſerthums / ſo ihm von Rechtswegen gehörte / Tio


gleich - gültig nicht vertragen kunte / ſtellte ſich in Politur,
folches mit den Waffen zu behauptens und gieng mit éis
ner ziemlichen Armeein Stalien :
W
081 Währender dieſer Zeit waren auch die Saracenen in
Stalien eingefallen / und ſtreifften bis an die Vor -Städte
von Rom /woſelbſt ſie mit Nord / Raub und Brand ers
bårmlich haufeten . Dieſe zu vertreiben , erſuchte ber Pabſt
üſtåndig / den Kårſer Carolum , welcher ſich lang verges
bens bitten ließ, endlich aber reſolvirte und entſchloß er ſich
Doch in Italien zu gehen ; bafelbſt legteer aus Hochmuth
Chal und damit er auch Könige unter ſeiner Bottmåßigkeit has
che ben mochte / ſeinem Schwager Bofoni den Königl. Titul
nada ben /und raumte ihm das Land Provence, als ein Kšnigreich
ein / ſchickte auch eine Armée wider Carplomannum , der
TI
von der Seite Deutſchlands einbrach : Bald darauf aber Fliebet
åberfiel ihn eine Furchtrzog diewider Carolomannum ges aus Itas
w ſchickte Armeewieder zuruck / ließ ihn und die Saracenen lien .zue
1 0 inItalien hauſen wie ſie wolten / und eilte über Hals und
7
Kopffi gleichſam als füchtig / wieder nach Franckreich 1
16
worber auch Carolomannus den Fleck gewaltig neben das
Loch
TO
48 SErſter Periodus. V. Capitel.

Sec. IX . Loch geſegt / und an ſtatt / da er von gank Italien ſich ohne
Mühe håtte können Meiſter machen , durch eine Zeitung /
An, 877. als ob Carolus nebſt dem Pabſt mit einer groſſen Armee
wider ihnim Anzug wåren i ſich ſchrecken ließ / und unvers
richteter Dingen aus Gtalien hinaus gieng.
Ihm In der Heim - Reis überfiel den Carolum zu Mantua
wird von ein Fieber,da gab ihm ſein LeibsMedicus Sedechias , ſo ein
einem
Jubert
bergeben .

190
00

Gud / und von der Malcontenten und Mißvergnügtert


hierzu corrumpirt oder beſtochen war / noch darzu ein vers
gifftes Pulver ein , ſo ihm nach eilffTagen das Liecht auss
iBichte/ ſeiner Regierung / der Franzöſiſchen im ſieben und
drenſſigſten / der Römiſchen aber im ðritten Jahr.
Seine Das Portrait oder die Abbildung dieſes Käyſers Ca
Beſchreis roli Calvi , iſt aus dem / was wir bisher von ihm geſchries
bung .
ben / von ſelbſten ſo leichtlich zu machen , daß wir der Mühe
hierinnen gar wol uns entbrechen können u / nd derohalben
nur dieſes noch anzeigen wollen / daß nebſt ſeinen groſſen
Laſtern / er noch dieſe Tugend an ſich gehabt /daß er die ges
lehrte Leute hoch æſtimiret / auch auf ſeine Unkoſten viel
Bücher aus der Arabiſchen Sprach ( in welcher damal
die Erudition und Gelehrſamkeit faſt allein beſtanden )
überſegen laſſen. In
Die Regierung Caroli Calvi. 49
J. Capitel.
on gank Italien ſich ohne In ſeinem Haus-Weſen war er auch ſehr unglücklich /
hen ,durch eine Zeitung er hatte nachſeinererſten GemahlinHermintrudisTod'
mit einer groſſen Arme Richildemdes Grafen Bovini Tochter geheirathet ; unó
chreckenließ7 und unveri ihrem Bruder demBofoni,deskanſersLudoviciII.Tocha
ter zum
Weib gegeben / ſo man in Italiennicht gerne ges
us Carolum
en gieng. zu Mantua Lehen . Von ſeinen Kindern eriebte er auch wenig Freud/Ift un
dedicus Sedechias ,ſoein fein altefter SohnLudovicus, der nach ihm Kayſer ward ,glücklich
hatte den Defest und Mangel / daß er im Reden ſtammle, mit ſeinen
Kindern.
te/deßhalben er insgemein Balbus, oder der Stammler,bes
nahmſetwird ;fein andererSohnCarolus, ein braverHerz
den er ſchon zum König von Aquitanien crónen laſſen / ges
rieth einsmáls zu Nachts/ da er herüm ſchwermete / mit
Albino , einem ſtarcken Fechter und Ringer / in Händel/
melcher ihn , ohne ihn zu kennen , auf die Erde würff und

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Soh Car o hatte

ſt en oſſen Der Vatter wider Willen in ein Kloſter geſteckt / weilen


ß neb ſein gr aber dieſem frechen Jüngling n
daseKloſter-Leben gen ans
nicht
e t en hand Meuderer cklun
if ſei
n o ſ
UnF er vid ſtund / fo iennegner aller / Aufwi und
ch e l li e r t e r o h a lben
» ( in wel dama Re b wi d de n Va t ß m
an / da ih de r
n Carolus , nachdem er ihn offtbegnadigt /und er allezeit wies
ein ande
all beſt ) derum auf ſeine boſe Weege verfallen / endlich die Augen
ga Dritter Tbeil. ausa
1
so Erſter Periodus. VI. Capitel .

Sec.IX , ausſtechen laſſen muſte. Seine Tochter Juditham ,


er vorhin an Edulphum , den Engliſchen König / vert:
rathet i entführte Balduinus , der Grafoder Ober- F .
meiſter von Ardenne ! da ſie als Wittib aus Engelar
Franckreich wieder zuruck reiſete / wiewot die mehr
glaubten , daß ihr Wille mit Darbey geweſen .
Das VI . Capitel.
Von der Regierung des Käyfers
Ludovici III. Balbini .

lidem qui Ach Caroli Calvi Tod /hatte deſſen hinterblieb


fupra, Ludovicus , beïman wegen fr
einiger Sohn
ſtammlenden Rede/ Balbum zunamſete /nicht
Dimacultåt und Schwůrigkeit / dem Vatter in dem
Ludovicus Königreich Franckreich zu ſuccediren und zu folgen -
Balbus Jtalien aber und dem Kayſerthum wolte es ſich ſo in
bat . nicht thun laſſen ; Dann obwol Ludovicus den Pabf
Streit hannem VIII. auf ſeiner Seite hatte , als welcher la
wegenersi
Kapf des hn Ludovicum , als einen andern zum Kayſer haben
thums. te / weil dieſer zu frieden war , daß er nach dem Erer :
feines Vatters , das Reich durch dieWahl und Hand
Pabſts erhalten mochte ; to ſtund ihm hingegen im W
féin Vetter Carol mannus , der als des LudoviciGer
nici ålteſter Sohn /die Succellion und Nachfolge im s
ſerthum von Rechts-und Geburts -wegen behauptete /
folche ſchon widerLudovici Vatter /den Carolum Calls
1)
felbſt mit aller Gewalt prætendirt und gefordert. Es
Carolo te auch Carolo man nus zu ſeinen Adhærent en Lamber t
mannns
bebål t die den Herßog von Spoleto , unð Adelbertum den M
Obers grafen von Toſcana / die das mehreſte in Italien zu ſo
hand. Káttén : Dieſe brachten in kurzeln faſt gank Stalien u
Carolomanni Gehorſam /und obwoln der Pabſt in Fav
und Gunſt - Gewogenheit des Ludovici Balbi fich , it
Progreſſen und Waffen -Glück ſo viel möglich oppon
oder widerfekte / unb ſo gar Lambertum und Adelt
tum excommunicirte und in Bann that / ſo lieſſen
dieſe ſolches gleichwol in wenigſten anfechten / fond
ruct
Die Regierung Ludovici III. Balbi. SI

, ruckten mit der Armee vor Rom ſelbſten / wurden allda


tha Durch ihre Parther , die in der Stadt die ſtårckſte war /
For eingelaſſen i nahmen die Burgerſchafft im Namen Caro- Der
not lonianni in Pflicht / Den Pabſt aber ſelbſten gefangen wor: Pabft
relt über in derStadt eine ſolcheConfuſionund 'unordnung wird ges
entſtund / entweder aus Furcht und Schrecken / oder daß fangen.
der Pabſt die Stadt ins Interdict und Påbftliche Verbot
geiegt í Das alle Altäre mit ſchwarkem Tuch bedeckt, die
3 Liechter in den Kirchen ausgeld fcht / und alle Geiſtliche
Verrichtungen eingeſtellt wurden.
ber Es fand zwareine Zeit hernach Pabſt Johannes Mits
tel fich aus der Gefängnuß zu falviren / retirirte und begab
erim
ſich zum König Ludovico in Franckreich und crónte dens
FT ſelben / wie insgemein geglaubtwird / ( dann etliche neuere
Autores meynen der Pabſt habe ihm nur die Franzöſiſche
Cron aufgeſekto) zum Römiſchen Kayſer / maffen dann
Pilo biefer Urſach halber LudovicusBalbus, imgeachtet er nicht
irobi einen Fuß breit Lands weder zu Kom noch ſonſt in ytalia
jemals poſſidirtund beſeſſen von den mehrejten Scribenten
unter die Zahl der Römiſchen Kayſer gerechnet wird / da
hingegen Carolomannus, der würcklich zu Rom und in
Ga Stalien geherrſchet / von den Pabſt aber nicht gekrånet
ma worden / von diefer Zahl ausgeſchloſſen bleibet. Es kuna
te aber dieſe Crdnung Ludovico keinen weitern Vortheil
als den bloſſen Titul bringen / und mufte derſelbe , als der
bon den Normannis gewaltig bedrangt war , um ſeiner
Vus
Vettern Berſtand wider ſie zu erhalten noch in ſelbigem
shi
Jahr , ſich mit denenſelben adGundulphi Villam vergleic
tu then / daß das Königreich Lotharingen in dem Stand.
wie nach des Königs LothariiTod /ihrebeede Vetter Lu
gul dovicus Germanicus , und Carolus Calvus ſich barein ge- Ladovicus
theilt hätten / verbleiben , die Quæſtion und Frage /wegen vergleicht
ve
des Kayſerthums aber / (worvon / wie gedacht / Carolo- io mit
hr
mannus in Poffeffion undBeſit war ) biß auf anderwåra besteem
Vettern
tige gåtliche Handlung ausgeſtellt werden ſolte.
be
És überlebte aberLudovicus dieſen Vergleich nicht gar
lang , ſondern ſtarb das folgende Fahrdarauf/ wie etliche
04
fchreis
Ft
Erſter Periodus. VII. Capitel.

Sec. IX . ſchreiben / von Gifft / welcher ihm beygebrachtworden /


An 879. nachdem er régiert ein Fahr/ ſechs Monat.
Sein Toð ſekte zwar Carolomannum in völligen Bez
fik des Kayſerthums / es kunte aber derſelbe folches Glús
ckes auch nicht lang genieſſen , ſondern ward noch in ſelbis
gem Jahr von einem Schlag - Fluß getroffen / daß ihm
Carolo- alle Glieder erlahmten : Weiln er nun kein ehlicheKinder /
mannus
annebenſt auch von ſeiner Auffunfft keine Hoffnung mehr
ſtirbt.
hatte i ſo tratt er bėy noch lebenden Leib ſeine Lånder ſeis
men beeden Brüdern dergeſtalt ab / daß der andere Ludo.
Seine vicus , vonden våtterlichen Erblanden / Bayern / Böh
Bråder men und Mähren / und der dritte Carolus , den man von
fein Land. wegen ſeiner groſſen Dicke / Craffum zunannte / Italien
ſamt den Kåyſerthum haben ſolte. Es hatte aber Caro
lomannus mit einer Aðelichen Dame einen Sohn auſſer /
oðer wie etliche wollen / in ungleicher Ehe gezeuget / Arnul.
phurri mit Namen / demſelbigen verſchaffte er Deſterreich
und Cårnthen .
Das VII. Capitel.
Von der Regierung des Kayſers
Caroli III . Craſli.
lidem qui If hieher läufft die Hiſtorie des Carolingiſchen
ſupra Hauſes und der Frånckiſchen Monarchie noch in
ziemlicher Ordnung / von dato aber / fångt ſie an
in eine gewaltige Confufion und Unordnung zu gerathen /
welche biß in das folgende Seculum , da das Kayſerthum
An 879 . Dem Königreich von Germanien auf beſtåndig angehefftet
worden i fortšauret / und werden wir derohalben gezwun .
gen werden /die Geſchichten etwas von einander abzuſeßen )
und zwar die Franzöſiche in ihr abſonderlich Capitul zu
Soe S hie nu für zu
r ol iſt vo d
ch n emſe r r ßli
em l ben ch
na
præmittiren und ch vorher zu melden /daß als LudovicusBal
bus geſtorben / er eine ſchwangere Gemahlin Adelheid, ans
nebenſt aber noch zwer andere Söhne hinterlaſſen / Ludo
vicum und Carolomannum , die er von einer Adelichen
Da A ,erz , wel An er wi ſei nati La
my nsg eug che sg
a
de s n
ar t r da r
da m
S. VII. Capitel. Die Regierung Caroli III. Craſſi.

her ihm bengebracht worden nes Herm Vatters Willen zwar geheyrathet / ſolche aber
ſechs Monat. wieder von ſich laſſen / und eine andere ſeines Stands !
arolomannümin völligen B nemlich odgedachte Adelheid , herrathen müſſen,
antè aber Berſelbe folches Gu Aus dieſerUrſach wolten etlichedie
Söhneder Ansgar

17 fondern wardnoch in feli da por nicht paflirenlaſſen/


rechtmäßig undeheliche Erben
ģ- Flußgetroffen / daßih weiln aberder Vatter ſie gar lieb hatte/ ſolief er gleich
in ernun feinehlicheKinder wol dem Ludovico den Königlichen Titul beylegen /und
effunfft keine Hoffnungmeie poolte, Daf , dieſe beede Brüder/ im Fallſeine Gemahlin
ebenden Leib feine Lånder for keinen Sohn bråchte i ſuccediren und nachfolgen ,da aber
ab , daß der andereLuder ein Sohn gebohren / (wie dann geſchah /welcher hernach
rblanden /Bayern , Ben Carolus Simplex hieß ) ſolte derfelberechtmäßige Erbey
FitteCarolus,benmange und Eudes Grafvon Anjou deffen Vormund fern. Wie DieFrani
Craſſum zunannte ! Staliu nun das Königreich Franckreich lauter junge Herren zu kofen kön,

ſerthums
m
icher Ehe gezeuget/ Amu Ludovicu , Den König von Sachſen zum Vormund ) nicht an :
e t
n verſchafft er Deſterra annebenſ von Boſone,dem König von Provence oder Ar- nehmen .
/wie oben gedacht Groß Vatter
Calvus dieſes Königreich zugelegt) und von Hugone (wels
l
apite cher Königs Lotharji des ſångern / unehlicher und von
der Waldrada erzeugter Sohn war ) gewaltig bezwackt
ward Carolo
e
Cr
S ri D.es Carolingiſch
aefli Das Kanſerthum und Königreich Italien / ſo ſein Bruder
h i e nnus ihm abgetretten
beni Mona r c noch i Cafoloma / zu diſputiren gedachte:
be r w Es unterließ aber gleichwol Čarolus nicht alle gebůh. An: 879.
an g / es und
ordnu zu gerather rende Præcaution Vorſichten zu gebrauchen , gieng
hum mit einer Armee zeitlich in Italien / und ließ ſich daſelbſt
Da das Kanfert
dig
beſtän angeheffie huldigen / affifțirte und ſtunde ſeinen Vettern den Frands
a lben m
Dero h gezwu lichen Konigen wider Bofone ber / welcher ihm auch in Carolus
i n a n der z u ſ e b e a l i e n n r u h e m a c h e n olte und als er dieſen gedemus Craffus
e a b t U m ;
ich l nen / welche nach Ludovici II. behaup.
nderl Capítu ; thiget i jagte er die Sarace

lichledn gen ets ährenden Troubs ces .


er nur fürb B a ovici Balbi, bey den damali ſt -w
i c u s t
Is Ludov / in Stalien immerfor den Meiſter geſpielt / von dans
d
lini Ade lhei . g
nen heraus / und empfin daraufdie Eron zu Rom von den
a f e n
e r l u d e å n d e n d e s P a b ſ t s Joannis VIII. als welcher / ob er wol
t / L H
r ch co Germanico und ſeiner Poſteritåt i
eine Adeli dem Konig Ludovi
m er allezeit
ta er wid
54 Erſter Periodus. VII . Capitel.

Sec. IX . allezeit entgegen gewefen / und den Carolomannum , obens


verſtandener maſſen i offentlich proſequirt und verfolgt
harte / gleichwol vor dißmal, da er keinen andern Herm
ſahe, mit dem er Partie und Vertraulichkeit machen kuntel
und eines mächtigen Kayſers, wider die Saracenen von
nåthen hatte , fich oblig rt und gezwungen fand / andere
Gedancken zu faſſen /und mit Carolo ſich zu accommodi
ren und zu vergleichen.
Theilung Auf ſolche
Weiſe nun ſtund die Frånckiſche Monarchie
der Caro- wieder in dren Theil zertheilt/ des Ludovici Balbi Kinder/
lingifichen hatten Franckreich /der eine Sohn des Ludovici Germani.
ding ci, auch LudovicusGermanicus, und zwar Junior ,von den
Hiſtoricis benannt / hatte alle Sächſiſch - Wendiſch- und
Mitternächtiſche Lånder von Teutſchland , item Böhinen/
Bayern und Mähren / und von dem Lotharingiſchen Ko.
nigreich/ den gråſten Theil der Niederländiſchen Provin
kien ; und der andere Bruder Carolus Craſſus hatte das
Kayſerthum ſamt Gtalien / und in Teutſchland Schwa
Die gans ben / Francken / und den Rhein - Strom .
ke Mo: Es kamen aber dieſe Länder insgeſamtdurch die wun :
narchie derbarſte Fatalität und Verhängnuß / als jemals in der
an Caro gantzen Hiſtorie vorkommet i ehe man ſichs verfahe oder
lum Crafs vermuthete / in der Perſon des Caroli Crafli wieder zuſama
furni men / und gleich ſo bald durch ein erſtaunen- machendes
Erempel wieder voneinander.
Dann Ludovicus Germanicus Junior , welcher immits
telſt / da er mit ſeinen Franzöſiſchen Vormundſchaffts,
Sachen beſchäfftigt war , von denen Normannis gewaltig
vexirt worden , als welche in Teutſchland eingefallen was
ren / und die Sächſiſchen Fürſten Brunonem und Tan
quardum , die ſich ihnen opponiren undwiderſeken wolten ,
mit zw8iff Biſchoffen und zwölff Grafen / ſamtihrer uns
terhabenden ganzen Armee erſchlagen ; hatte ſich zwar
das folgende Jahr in Niederland an ihnen gerochen / und
ſie an der Schelde in einer groſſen Schlacht erlegt / dabey
aber ſeinen Sohn Hugonem ,Den zwar etliche nur vor ei
nen Baſtarden und Unehlichen halten / verlohren ; ſo hatte er
auch vor dieſem ſeinen ålteſten Sohn Ludovicum mit Na
men /
Die Regierung Caroli III. Craſfi.
cus. VII. Capitel. men , durch einen ſonderbaren Unglücks - Fall / eingepůſſet/ Ludovici
nd den Carolomannum , oben indem ihn nemlich ſeine Wärterin in ſeiner Jugend zum Junioris

atlich proſequirt und verfole der Knab den Hals abges patie ich
Fenſter hinausfallen laffen /daß
1, da erkeinen andern Herr fürset. Und als drep Jabr nach oberzeblter Schlacht/ zutobe.
Vertraulichkeit machen kunta
rs, wider die Saracenen vor
und gezwungen fand / andu

Birin
1 Carolo fich zu accommod

e
und die Frånckiſch Monard
s
de Lu d o v i c i Balbi Kinder
S o h n d e s L u d o v i ci Germani
s
cu , u n d zw a r Ju or,von de
ni
de Sächſi ſc h- Wendiſch- und
l a nd
Tin
Teu t ſ c h / item Böhme
n
on dem Loth rſ a ingiſche si ba
n
n d i c hen
ä
r Niederl Prov:i
s
Carolu Craffus hatte Mus
hland hwa
nd in Teutſc Sc

Sitnrsogmeſ.amt durch die now die Normanni ihr Hent an Teutſchland nochmal verſucht,
n
r ay Utrecht / Aachen und Cðlen weggenomme /
n g n u ß , als jemals in de Cambr , 1
der cus heils aus ummer / theils aus Unruhe eis
he man fichs perfähed fiel Ludovi ,t K
en zu ringen , in eine Krancka
i
aroli Crafl wieder zurat ne Arme wider ſie zuſamm
e b
n-
aune machen
ta heit und ſturb im . An. 882 ,
ein erſt
Weiln er nun keineErben hinterlaſſen / fiel deſſen gan
r r in o
as Junio , welcheha imft. kes land ſeinem Bruder dem Kayſer Carolo Craſſ uns Deſſen
h e n r m u n dſc ri tt ig u e l c h e r auch alſobalden herben eilte davon Pof land fåls
fc V o ſt z / w
s
anni feffion und Beſik zu nehmen / und ſich bemühe
te die Nord let auf
N Norm gewalay
Carolum
e m g e b r a c hte Craffume
o n en Armee wegen zuruck gea
Brun und Tan weil deſſen zuſamm
n d i d e r feßen olte l i e b e n en Solds wieder auseinander gegangen / biß nach
u w w b n
edrunge
rafen / famt ihrer w Coblen durchg
ß / und erfagte Stadt / wie auch
lben zima
en ; hatte ſich zwa Crier in die Aſche gelegt : weiln aber , als er dieſe
h e n h b e n e n
hnen geroc /Llic in die Enge getrie / und in ihre m eigen Lager bei
t de nd
hlac
h t e
erleg / Daba lagert / ſo übel Wett e r einfie / daß er die Bloq a
l u u
e r u n g i r e n e n
yr etli c h
nur vor 6 Bela g e t
nich not cont i n u r
ode for t ſ e k kuntex
ein
m
n y icu t
I ; mi Mi
mer
56 SErſter Periodus. VII . Capitel.

Sec. IX. ein ungemein ſtarcker Hagel auch ſeine Armee gewaltig
beſchädigt hatte / ſo ſchlug er ihnen Friedens-Conditiones
für/wann ſie ſich zum Chriſtlichen Glauben bequemen und
ſich tauffen laſſen wolten / daß er ihrem König Gothofredo
ſeine Baaſe deg Lotharii Junioris Tochter zum Weibe ges
ben / und ihnen Frieſland , zum Wohn - Plak einraumen
wolte, welches dieſe alſo annahmen .
Die Eben daſſelbe Jahr ereignete ſich der Tods- FallLudo .
Franßoſen vici Des einen Frangöſiſchen Prinken oder Königs / ohne
erwählen
ihn zu ibu Erben / und ſieben Jahr hernach auch der Tod Caroloman
rein Koi ni , des andern Bruders, dahero weiln des Königs Ludo
nig. vici Balbi dritterSohn /der Carolus Simplex ,noch zur Res
gierung zu jung/ des CarolomanniSohn Ludovicus aber
darzu gar nichttůchtig war , maſſen ihm dann deßhalben
der Beynahme Ignavi oder des Faulen bevgelegtwird/ ders
felbe auch gar bald hernach ſtarb /ſo wurden die Stånde in
Franckreich / die da eines måchtigen Herm bedürfftig was
Ann. 885. ren , der ſiewider die ſtetige Plackereyen der Normander
ſchügen köntei ſchlüſſig/ die Regierung dem Kayſer Carolo
Craffo , welcher währender dieſer Zeit / theils in Jitalien
wider die Saracenen / und die rebelliſchen Fürſten Guido
nem von Toſcana / und Pandolphum von Capua / ro
ſich zu den Saracenen geſchlagen / theils in Teutſchland
wider den Sclavoniſchen Fürſten Soendoboldum , ſich,
zimlich wol gehalten hatter aufzutragen / fo dieſer auch ac
ceptirte oder annahm , und damit die gantze Frånckiſche
Monarchie / wie ſolche Carolus Magnus ,und Ludovicus
Pius gehabt hatten/ reunirte.
Hat uns Den erſten Anſtoß in ſeiner Frangsfiſchen Regierung
terſchiedo litt er von Hugone, des Lotharii Baſtard / dann dieſer/
liche Ans welcher immerfort die Succeſſion von Lotharingen præten
fidſſe. dirt und begehret / ließ ſich in Sinn kommen / es wåre bey
dieſen Troublen wolmóglich / daß er gant Franckreich an
ſich bringen könte; undweiln er ſich zu einem ſolchen Werck
zu ſchwach ſah, ſo machte er Alliant mit ſeinem Schwager
Gothofredo dem Normanniſchen König / deme Carolus
vor kurzem Frieſland zu bewohnen eingegeben. Gothofre
dus
VII. Capitel. Die Regierung Caroli III. Crafli. 57

auch ſeine Armee geroaltig dus muſte Bedenckentragen /denneu gemachten Frieden
ihnen Friedens-Conditiones alſo bloſſerDings zu brechen/ und ſuchtedannenheroeine
chen Glauben bequemen und Gelegenheit / an Carolum kommen zu können / zu ſolchem
er ihrem KönigGothofredo Endeverlangte er von ihm er ſolte ihm ,weil Frieſland
oris Tochter zum Weibego zum Weinwachsnicht tůchtig,auch etliche Orte einraus
m Wohn - Plak einrauma men / wo er Wein zieglen könte des Vorſakes / wann
Carolus ihm ſolches abſchlage/ den Prætext oder Vorwand
omen .
eteſich der Tods -FallLudo bon der RupturundBrechung des Friedens , daher zu

hauch der Tod Caroloman kundfchafftet ( derohalben machte er heimliche Anſtalt 1


ro weiln des Königs Ludo wie erdieſer beeden Feinde ſich auf das kürzeſte loß macheri

folusSimplex ,nochzur Nu möchte, und lief den Gothofredum ben einer Conferente
inni Sohn Ludovicus abe die er veranlaſſet / umbringen ; den Hugonem aber den
er unter Verſprechung ſichern Geleits / beruffen hatte ,
maſſen
Faulenihmbevgel egtwi
dann deshalb
rd , der ließ er gefangen nehmen / und ihm die Augen ausſtechen .
/ ſo wurd e n die Ständen Auf dieſe Weiſe war dieſes Wetter zwar zertheilt , in
rs
ti ge n H e r z be dürfftig we Franckreich aber gieng ein neues und ſchådliche auf ,wele
ang
Tackerenen der Normande ches endlic h Carolo den völlig en Ruin und Unterg ,

gierung dem Kanſet Carolo Dann aldarhatten


nno
en
eſer Zeit / theils in Italien fet ihres mit dem verſtorben König Caroloma ges
en
rebelliſch Fürſten Guido /
Holphum von Capua / 10 wand / daß ſie den Frieden mit dem König und nicht mit
en theils in Deutſchland der Nation gemacht båtten / und derohalben nach des Kos
um
te n Soendobold , fich nigs Eob an ſolchen nicht mehr gebunden ſeyn / wieders
Einfall /
ieſeråncifche
mit die /ganzde Fr ein ganzes Jahr belagert Henricum den Herßog von
s d lſt einer
und Ludovicu Braban / Der die Stadt entſeßen wolte / vermitte
Kriegs - Liſt / geſchlagen , indem ſie im Felde eine Menge
Magnus ,
d i en hingelocke t
i Baſtar / dann dieſeri hernach des Henric Armee aldort / da ſie

en
n Fomm / es w ir

e ber
ch Dieſe Normånner nun zu vertreiben / ruckte
s
Kaiſer
us aus Stalien mit einer mächtigen Armee
e r g a n t Franckr an Carolu Craſſ n
månner in
zu einem ſolchen Werd an / und ließ ſich gleich Anfangs mit den Nor
er
mit ſeinem Schwag einige kleine Treffen ein ; Wie er aber in ſelbigen den Kürs
e iffe
Sionig / Deme Carolus Bern 30g / fieng er and an der Haupt- Sach zu verzwe
ben re- s n
en /wolte das Kriege -Glück weiter nicht wage , ſondern
ngege . Gothof
dus DS reſol
l
18 Erſter Periodus, VII. Capite .

Sec. IX.reſolvirte und entſchloß ſich mit den Normånnern auf ſeio
Ver. nem alten Schlag Friede zu machen, und raumte / wie etli.
gleicht cheautores ſchreiben ,ihnen das Land/ fo man damals Neu
fich mit itriam hieß / und nun die Normandie nennet / nebſt eines
ben Mor Bezahlung von ſieben hundert Pfund Silber / ein,
mannerne
Dieſer ſchåndliche Friede / weil man ſich von Carola
Proftituirt Craſſo und deſſen ben ſich habender Macht eines viel beſs
fidh auch ſern/ und daß er die Normånner gang aufreiben ſolte/ ver.
sonſten ſehen i denerauch ohneVorwiſſenund Genehmhaltung
Der Stände von Franckreich / bloß aus ſeinem eigenen Ca
price und Eigenſinn gemacht hatier ſtieß dieſelbe gewaltig
por den Kopf/ und weil noch darzu kam / daß Carolus die
Leute aus Hochmụth disgoustirt und beleidigte/ mit ſeiner
Gemahlin Richardi , einer Königlichen Prinzeſſin aus
Schottland, in eine wunderliche Eiferſucht verfiel/und ſols
che von ſich ſtieß / Luitbrandum den Biſchoff von Vercelli,
per vor dieſem ibn ganzregiert hatte / als einen Ehebrecher
und ſeiner Gemahlin Buhlen anklagte / auch über dieſen
Håndeln im Hirn / ſo ohne das von der Zeit an, da er in
ſeiner Jugend unſinnig worden / ihm etwas blodewar /
aller verwirret mard / ſo wurden die Frangoliſchen Ståne
de einig / ſich dieſes wunderlichen Herm / den auch ſeine
Gemahlin der Impotentiæ und Unvermögenheit beſchula
bigte /wieder los zu machen . Weiln ſie aber vor ſeiner,
Macht ſich noch fürchteten , ſo muſten ſie diß Vorhaben
biß auf eine bequeme Zeit anſtehen laſſen / welche ſich gar
bald hernach fügte.
An , 887
Dann als er zu Tribur einen allgemeinen Reichs -Tag
ausgeſchrieben / faſſeten die Ståndeſeiner
/ dreyen Reicher
die da die Gemüths- undLeibs-Kräfften ihres Königs von
Tag zu Tag mehr undmehr abnehmen ſahen , den Schluß /
Berliert ihn abzuſehen : Die Franşoren trugen die Regierung Eu.
darüber doni oder Octoni dem Grafen von Anjou und Pariß / des
eine oren
Cronen . jungen Königs Caroli Simplicis Hofmeiſter und Vormund
auf ; Die Deutſche erwählten Arnulphum , des Carolo
manni unechten Sohn / und die Italianer hångten ſich an
Beren
Die Regierung Caroli III. Crafli, 52
feri
tlv
CU.

ola
Iep

ing
Ciao
Itig
Die
11er
aus
ool
llie
he Berengarium Herkogen von Friaul von Guidonien Sera
kogen vonSpoleto .
AufdiefeWeiß ſabe ſich dieſer mächtigeſåyſer Carolus
Craſſus, dem man eben kein hauptſächliches Laſter in ſeis
512 nem Leben nachſagen kunte / Durch das wunderwürdigſte
10 Erempel der Unbeſtändigkeit von zeitlichen Welt - Glück
ube in einemAugenblick ſeiner drey mächtigenCronen beraubt/
Ter und weiln ſeine Hof- Bediente ihn in ſolchen Stand ſahen /
DEH da er ihnen weder weiter Nußen noch ſchaden kunte i ſo
JAT giengen ſie auch insgeſamt von ihn weg / und lieſſen ihn ſo
gar allein / daß er auch niemand mehrbey ſich hatte der Wunder
ihm nur eine Suppe gekocht / alfo daß, weilen er in dieſem bares
09
elenden Zuſtand / und ben anhaltender Gemüths Blodig- Erema
keit / ſich ſelbſt nicht zu helffen wuſte, er unfehlbar Hun peldes
on ,
ger ſterben müſſen / wann nicht Luitbertus der Biſchoffzu lichen
U! Máynß ſich ſeiner erbarmet / ifyme Speiſen zugeſchickt/ Glückesta
be und endlich Arnulphus ihm in Schwaben etliche Ort zu wechſela
ſeinem Unterhalt eingeraumt / und Leute die feiner pflegen
mo
muſten / ihm ſelbſten zugeordnethåtte.
O
Das beſteben dieſem Unfall war í daß Carolus nach
all
dieſem Unglück nicht mehr lang gelebt / ſondern ſechs
Wochen hernach i ohne Hinterlaſſung einiger Kinder,
mit Todt abgangen . Wo
60 SErſter Periodus. VIII . Capitel.

Anfang Sonſten iſt von dieſemCarolo Craffo notable und mer


der Jahr:wpůrdig /daß er der erſte geweſen/ welcher in ſeinen Befeh
Red )fionų
Chri und Diplomatibus fich der Jahrzahl von Chriſti Geb

Geburt. Zeiten continuirt und fortgeſeßt wird/ da man hinges


vorhin nur die Fahre von der Käyſer oder der Könige 5
gierung angeſeget
Das VIII. Capirel.

Von der Regierung des Käyfers


Arnulphi.
Ao.887 . "Ach Caroli Crafli Todt / ſtunde die groſſe Från
Idem qui ſche Monarchie in einer grauſamen Zerrůttui
Von der Poſteritåt des Caroli Magni var ki
fupra.
rechtmäßiger Erbe mehr übrig /als der einige CarolusSir,
Zerglie. plex in Franckreich /welcher aber noch ein Pupillwar zu
berung deſſen Vormund Otto ader Eudes, welcher währender
der Från ner Minderjährigkeit unter dem Miniglichen Titul
diſchen
Monar: Regierung zu führen übernommen , war bey weitem v
chie. folchep Authoritåt nicht ,daß er die Monarchie zu vereis
gen ; fich hatte Dörffen in Sinn kommen laſſen : Ja er mu
froh repn / daß Arnulphus der König in Deutſchland / wa
cher auch aus Caroli Magni Geſchlecht /doch auſſer / od
von ungleicher Ehe erzeugt war , keine Prætenſion und A
forderung wider ihn machte / und ihn / wie er dann Arnu
pho deßhalben gewaltige Submiſſion und Ehrbezeugur
machte / in Franckreich regieren ließ /ſo entſtunden auch u
die Zeiten / und bey dieſem trůben Wetter in Franckrei
noch zwey andereKếnigreich : Dann Rudolphus,Fürſtvo
der Schweiß und Elſaß 1 den etliche vom Habſpur,
Stañ zu ſeyn glauben 7 fand Mittel bey damaliger Cor
fuſion und Verwirrung einen groſſen Theil von dem Le
tharingiſchen Königreich unter ſich zu bringen / unddaſelby
unter dem Namen von Burgund ein neues Reich auf
zurichten / ſo da heut zu Tag ein Theil von Lotharinger
ſamt der Grafſchafft Burgund conſtituirt und aus
macht: Und Ludovicus ein Sohndes Boſonis , demeÇa.
rolus
. VIII. Capitel. Die Regierung Arnulphi. 61

roloCraflo notable und merds rolus Calvus vor zehen Jahren das Land von Provence

Befehl
fen, welcher in ſeinen unterKöniglichen Situl eingeraumet / deſſenMutter
des Anfang
Fahrzahl von Chriſti Geburt KárfersLudoviciIt. Tochter geweſen / erweiterteſeine migreiche
it von dar an biß
, auf unſere Grången / und brachte alles i was
über dem Berg Juram Bur.
efekt wird , da man hingegen liegt/ als die Schweis Elſaß und Savonen unter ſich / gund und
Käyſer oder derKönige Xito daheroman ſolches Königreich BurgundiamCisjuranam , Arles
oder von der damahligen Reſidenß-Stadt Arlės Regnum
Arelatenſe hieß :
Capitel. Arnulphuswar / ohne Ĉontradièion und Wieders
ung des Käyfers ſpruch unter dieſen Herren der Machtigſte / als den gank
Teutſchland nach der Degradation oder Abſegung des Ca
phi. roli Craffi vor ihren Herrn angenommen . Doch ſeşte ihn
ot / ſtunde die groſſe Frånds
ſeine unehliche Geburt ſo weit zuruck / daß er weder an das
ter grauſamen Zerrůttung,
Königreich ſtalien /und das Käyſerthüm / noch an die
Magni war kein
Des Caroli übrige Lande / unter dem Titul von rechtmäſſiger Suc
als der einige Carolus Sim
cefſion und Nachfolge keine Prætenſion oder Anfordės
er noch ein Pupill war zum
rung zu machen ſich geträute.
des ,welcher währender je
n Dieſe Troublen nun insgeſamti machten den Itáliás Die Stad
em Königliche Titul die
nern den Muth i daß ſie ſich das Herz nahmen / bet vor liáner
nen / wa r be weitem von
n
hie zu verein Augen ſtehender Schwäche der Carolingiſchen Familiæ , nehmen
die Mona rc
mm e n en die Glori bės Kåpſerthums auf thre eigene Nation
wieKanſeriich des
laſſ : Fa er muft
der zu bringen .
Inig in Teutſchland/wele thums
Die Mächtigſte unter ihnen waren GuidoDer Hertog an.
hlecht / doch aufſer ioder
von Spoleto / ein Sohn des Lamberri , der den Carolo
eine Prætenſion und An
manno in Italien ſo wol aſſiſtirt und bengeſtanden hats
hn / wie er dann Arnul.
te / und Berengarius aus dem alter Longobardiſchen Kids
ion und Ehrbezeugung
niglichen Geblútlentſproſſen / Herzog n von Friàul i deren
er n eicumh r ebenfalls aus Carolingiſche Stammen waren .
Wett hiusFranckr Mutte d e n
l p ėwür mit einan
der einig
/ Srtalien und das
Rud o , Furft von Dieſe beeð
urg h u m v å r t ige at ns
che vom Habfp . Kayſ e r t n
/ deſſe ſich kein au s i Potent a
nahm / mit einander zu theilen. Bald darauf aber wurd
il on em os
en deri fie anders. Sinnes í und weil Guido fich beðincken
h
n Bhe v d L t ey in Franckreic /daß es
ring / und dafelbf ließ / er habe eine ſo ſtarcke Parth
es eircih en ihmè nicht fehlen fdnne den Eudonem von der Regierung
neu ng
auf iben im ſelbiges Reich an ſich zu bringen / ſo tratt
7
il von LoRtha abzutre /
uirt er ſeine Prætenſion und Anforderüngen in Italien demBe
ftit und aus:
nis rengario ab / mit der Condition , Daß er ihm helffen ſolte
o e a
o ſ , dem C us Beren
rol Franckreich einzunehmen .
62 Erſter Periodus. VIII. Capitel.

Sec . IX. Berengariusfand nicht viel Mühe ſeine Herrſchafft in me


gtalien zu ſtabiliren und zu befeſtigen / allwo er , weil fein
An.887. anderer da war / von jederman gank willig vor einen K
Berengari- nig erkandt / und zu Pavia gekrånet ward; In Franckreich
usnimmt aber wolte és vor den Guidonem ſo leicht nicht hergehen.
Italien
ein . Dann / als er mit einer mittelmåßigen Armee über die
Allpen hinüber gieng/ ſich auf ſeine gute Freunde verlaſs
Guido riti ſende / wurd er in Franckreich nur ausgelacht / und blieb jes
Frances dermann dem Eudoni getreu / muſte alſo Guido unverrich.
reich ot. ter Šach wieder zuruck ziehen . Dieſer Fehl-Streich und
cupíren . baß er auf ſolcheWeiſe zwiſchen zweven Stůlen nieder ges
Teſſen /verðroß bieſen hochmüthigen Herrn über die maſſen,
und weil er einmal ohne Eron nicht leben wolte / ſo ließ er
fich ,wider den mit Berengario gemachtem Accord , von ſeis
ner Armée für einen Konig von Stalien ausruffen / und
Bertreibt nahm ſich für ſeinen Alliirten den Berengarium ſelbſten abs
Berenga- zuregen ; es glückte auch ihm/ der die Gunſt des Pabſts und
tium . ius hatte , ſo wol/ daß er in
An.88 % er Römer mehr als Berengar
weren
Schlachten vor Piacenza und Breſcia, Berengarium
erlegte und Bahinzwang / daß er Stalien verlaſſen , und ſich
zu König Arnulpho in Deutſchland retiriren und begeben
An. 89t mufte.

Nachdem Berengarius aus Bem Cand entwichen / fiel


gánk Stalien ohne weitera Schwerdt-Streich demGui.
doni zu / und ließ er ſolchem nach zu Rom / von dem Pabſt
Formoſo , fich die Kanſerliche Cron aufſeßen / und nahng
nach der Zeit ſeinen neu : gebohrnen Sohn Lambertum ,
welcher ihm in einem Cloſter / allwo Guido damal einges
kehrt / geboren worden (deßhalben
/ Ber Vätter dem Clos
ſter ſo viel Gold geſchenckt/als das Kind ſchwer geweſen )
zum Reichs-Gehülffen und Succeſſorem an. !
Berenga Berengarius , welcher Barum in Teutſchland gegangen
tius fliehet war , damit er den König Arnulphum dahin bringen möchs
zu Araula
pho te , ſich ſeiner anzunehmen , und ihn in Italien wieder eins
guſeken / muſte zwei Jahr zwiſchen Furcht und Hoffnung
baſelbſt zubringen / dann die Sachen waren in Teutſcha
land alſo bewandt / daß Arnulphus auf Ausländiſche
nicht viel Dencken kunte. Auf der einen Seiten waren die
Noi
VIII. Capitel. Die Regierung Arnulphi . 63

I Mühe ſeine Herrſchafft in Normanni eingefallen / und hatten des Arnulphi Armee an Arnulphi
Feſtigen / allwo er weil kein derMaaß geſchlagen / daraufden gangen Rhein -Strom Verrich.
n gank willig vor einen Ko verheert , ſiebrandten Worms ab/erſchlugen DenBiſchoff Ceutſche
ånet ward ; In Franckreio von Månng , drangen biß nach Coſtniß durch / erwürgten land.
em ſo leicht nicht hergehen auch den Biſchoff daſelbſt, und thaten aller Orten grau:
elmaßigen Armee über die ſame Verwüſtungen. Einsmals aber gerieth es Arnulpho
ſeine gute Freunde verlai wieder / daß er die Normanner, die neunkig tauſend Mann
ur ausgelacht / und blieb je ſtarck waren / in ihrem verſchanzten lager an ber Gill art:

nuſte
Diefe r Fehl-Streich/und
alloGuido /kunten /
Feind vor dem Geſicht hatten / nirgend entfliehen
i zweyen Stůlen nieder go to ſchlug er ſie dergeſtalt auf das Haupt/ daß ihre beede
über die maſter Könige Gothofredusund Sigfridus auf dem Plas blieben / Grofte
genhtHerrenn
nic le b wolte / fo liege und von dieſer erſchrecklichen Ärmee faſt nicht ein Mann Schlache
m a c h t em ccord vonja davonkam / der dieZeitungvon der Niederlag håtte nach Normana
e A ,
i e n u f f e n Haus bringen können , da hingegen Arnulphus gleichſam ner ,
i Ital ausr / und
e r e n g arium lbſten ab durch ein Wunder-Werck in dieſer Schlacht nicht einen Ao. 89i.
1B ſe
Annal.
Dié Gunſt des Pabſts un Mann roll verlohren haben:
Fuld . Apa
as hatte / fo wol7 daß ei Auf derandern Seite hatte Suendeboldus , Deri Atnul
a ium pend .
und Breſci ,Berengar phus als ſeinen bißhero abſonderlichen guten Freund , aus
Aur, Victe
e n ſ e n
Itali verrelnaſ , undfic einem Herzog in Mähren / zum Herkog yon sBöhmen ges
į t e n p h u
i t ſich empor : Weil nun Arnu l
and retir und begebu mach ſich in dem
Stand nicht ſahe ihm begegnen zu können i fo machte er
hen
Vem Länd entwic / fiel einen Accord mit der Barbariſchen Nation der Ungarn /
und raumte ihnen zu Wieder - Vergėltung einige Drt an
- dem n n n
zu Rom / von dem Pabt der Theiß ein , daß ſie die Böhme im Rucke anfälle fül- Arnul
nahm ten / ſo dieſe auch thaten-/ ganz Böhmen verhéérten / und phus locket
n rtum
nen Soh Lambe , den Suendeboldum dadurch ibligirten /daß er aus Gram die Ungarit
o
Iwo Guid Dänia einge
l und Reue ſich in ein Clojter begab: Daneben aber lernes in Teutſche
er em o land .
en Der Vatt d Cl ten die Ungarn bey dieſer Gelegenheit gleichſam nden
d
Weg
r n s n ch anz Teutſch l a
$ Ki i n d fc e gewefe
h w , offter zu komme / und endli g zu vera
n d wůſten ; weleche übler Ausſchlag dann Urſach iſt / daß in
chla er i n rie edächtnus des Arnulphi r
re
n oT
T eumtſ
an . gegang den Hiſtor d G , der dieſe
Nation dié Thore von ng
en r macht gar er achtu
i in Itali wiede ein fam aufge / in ſchlecht Hoch iſt .
Nachdem auf dieſe Weiſe Arnulphus Deutſchland nauf n Zießet in
n en eſetzt itio e s
hen wareundin Teut h allen Enden in Fried g / gab er den Propof Italien
ndiſc r ä g e n n g a r i r l v i r t e
hus auf Auslä oder Vort des Bere Gehö / und reſo
n ten aren i
ine Sei w d
i die
Nd
64 SErſter Periodus. VIII. Capitel.

Sec. IX . die
Expedition und Feld - Zug in Italien vorzunehmen ,wol
wiffende / daß wann er durch Hülffe der Freunde des Beren
garii den Guidonem vertrieben håtte /die Stånde in gtas
lien mehr auf ihn i als auf den ſchwachen Berengarium , res
hen / und es alſo ihm nicht ſchwer fallen würde / Italien
und die Römiſche Crone vor ſich ſelbſten zu behaupten/ als
worzu ihm auch der Pabſt Formoſus den Weeg bahnte /
welche mitGuidone, der denSchismatiſchen Pabſt Sergium
protegirt und Schuk gab / ſich nicht vertragen kunte, und
deßhalben den König Arnulphum immer animirte und vers
hekte / baß er doch kominen und den Römiſchen Stuhl
von der Gewaltthätigkeit des Guidonis befrenen ſolte.
Der Anfang dieſes Zugs gieng glücklich vonſtatten /
Arnulphus nahm gleich im Früh- Fahr die Stadt Berga .
An. 884 mo èin / und ließ den Commendanten / der ſich allzuhärts
håckigt gewehret/ unter dem Thor aufhencken /wordurch
Die andern Stådte in Furcht geſeßt wurden / daß ſieſich
ohne abſonderlichen Widerſtand an ihn ergeben. Ei kuns
te aber dißmalſeine Victorie nicht weiter proſequiren und
fortſegen , weilRudolphus der König von Burgund ihm
in Teutſchland einfiel / und dadurch nöthigte aus Stalien
wieder zurück zu gehen. Das folgende Jahr ruckte er biß
nach Florentjund eroberte die herumliegende Stådte: Das
nachgehende Jahr kam er gar vor Rom , allwo Agiltrudis
die Wittib des Guidonis ( der immittelſt, da er ſich nirs
gend ſicher wuſtė / nach einiger Hiſtoricorum Meynung/
aus Gram und Kummer geſtorben ) eine ſtarcke Beſas
kung eingelegt. Dieſe groſſe Stadt eroberte er ohne ron
derbare Belagerung durch eine wunderbare Begebnuß.
Es hatte Arnulphus die Armee in eine Schlacht- Ord .
nung geſtellt , um den Römern die Macht derſelben , und
daß es nuninehr Ernſt renei zu zeigen, da fügte ſichs /Baß
bey dem einen Flügel ein Haas aus einem Buſch aufſtund ;
wie nun einige von den Soldaten dein Haaren vorzubie.
gen / und ihn in dem Gedrång zu fangen / demſelben mit Ges
ſchrey nach- und gegen der Stadt zulieffen / kam badlirch
eine Verwirrung in die gange Armee, daß die Hinderſten
dent
Die Regierung Arnulphi. 65

wool. den Vorderſten mit Lauffen nachfolgten / ohne zu wiſſen ) Erobert


ren wases zu bedeutenhåtte ; wie nun die Garniſon , so auf Rom
Fita ber Mauren war ; dieſes Gefchren und gehlinges Anlauf durch Ans
, Me fubrung
eines
alier
vab Saafens.
Ette
jum
un)

tuk

art
uro

ihan fen der ganzen Armee wahr nahm wurden ſie die ſblches
17 vor ein ſonderbares Deſſein und Anſchlag hielten / und ſich
be eines General- Sturmsgang nicht verſehen / conſternirt
ga bder beſtårķt/und verlieſſen ihre Poſten /welche Arnulphus,
dis als erſahe / daß ſie von der Befäßung verlaſſenwaren / al
10 ſobalden occupiren und eînnehmen ließ / und Daðurch die
aina gange Löwen oder Meu-Stadí ohne Schwerdt-Streich /
se gleichſam unter Anführung eines Haaſens , einbekam , des
for ren dann der übrige Cheil von Rombald nachfolgte i die
C. Beſakung der Agiltrudis hinaus jagte 7 und ſich an Arnul
Da phum ergab , den hernach Pabſt Formofus zu einem RSA
mit miſchen Kayſer conte ; und muſten die Römer ihine
Wirb
5* Pflicht leiſten 7 und ſich endlichverbinden / daß ſie andes zumKane
in Guidonis Sohn den Lambertum und ſeine Mutter die fer ges
by Agiltrudem ſich nimmermehr / weder heimlich noch offent, crdate
lichi ergeben wolten. Es muſten auch einige vornehme
in Herren / ſobißher dem Pabſt die mebreften Drangſalen
angėthat; die
Köpfte hergeben.
be Dritter Theit
E Nach
66 Erſter Periodus . VIII . Capitel.

Sec. IX . Nachdem Arnulphus von Lombardie / Florent :


Rom Meiſter worden/ war ihm nichts mehr zu thunů
als daß er ſich der Perſon des Lamberri und ſeiner
ter , welche ſich in Spoleto eingeſchloſſen hatten/ very
te : Indem er nun die Belagerung föthaner Stadt
! nahm / dieſelbe einbekam / und den Lambertum mit * .
Mutter in dem Schloß Camerino , dahin ſie ſich fal
aufs neue belagerte / fand Agilirudis ein Mittel / eine
des Kayſers Bedienten zu corrumpiren und mit Go
km beſtechen / daß er demſelben Gifft beybrachte/ ( etlid
wirdGif ben es vor einen Philtrum , oder Liebs- Trunck aus
ft
benge: ches eine ſolche Operation und Würckung hatte / dat
bracht. nulphus drey Tag und Nacht an einem Stuck ſich
und als er endlich erwachte / in ſolche Schwermüthig
Unvermöglichkeit fiel / daß er einigen Regiments
ſchäfften vorzuſtehen nicht mehr capable und fähig 1
fondern ſich nach Teutſchland zurück begeben / uni
Krieg in talien unausgeführt laſſen muſte.
Als Arnulphus abgezogen / kroch Lambertus aur
merinowieder hervor , undwar ihm nicht ſchwer / St
wieder einzunchmen / und ſich in ſeine ehmalige Dig
und Würde zu ſehen / zumalen da auch der Pabſt For
fus,der ihm und ſeinem Vatter ſo ſehr entgegen gewe
unterdeſſen geſtorben / und deſſen Nachfolger der F
Stephanus VII . Profeſſion machte / alles i was Form
gethan / zu everriren und umzuſtoffen / wie er dann ai
! gar deſſen todten Leichnam nichtverſchont / ſondern of
lich beſchimpffen laſſen ; wie wir ſolches in den Kiri
Hiſtorien mitmehrern erzehlen werden.
Arnulphus brachte in Teutſchland noch zwen Fal
mit continuirlichen Schwach- und Kranckheiten / uni
noch dabey ausbrach /daß ſeine Gemahlin Luitgarda,
zog Guelphonis aus Bayern Tochter , in Ehebruch
fallen / und deſſen offentlich überwieſen worden / alter
oder erzůrnte er ſich dergeſtalt /daß ihn darüber ein Sch
Fluß traff / der ihn vollig lahm machte / worzu auch ni
wie Luitbrandus ſchreibet / die Phthiriaſis ſchlug , daß i
Die Regierung Ludovici IV. 67

nemlich aus ſeinem ganzen Leib/als deſſen Maſſa Sanguinea Stirbe


bri durch das in Italien bekommeneGifft gang corrumpirt an der
und verberbt worden / Låuſe und Motten gewachſen , und

iche Geiſt elendig aufgab ;Kranckheita


er alſo nach einigen Monaten ſeinen
nachdem er regiert hatte drengehen
Fahr. An , 899
Tenir Esiſt von dieſem Arnulpho
nicht zu laugnen , daß er ein Seine
Herz von groſſen Qualitäten / Verſtand / Tapfferkeit und Beſchreia :
Großmuth geweſen , weil er aber / wie oben gemeldet / die bunga
Ungarn zu erſt in das Reich gelocket/ auch zu Kom etwas
alzuſtreng und unbarmherzig wider die Factioniſten und
Zuſainmen- Verſchworne verfahren / auch endlich von einer
FA fo abſcheulichen Kranckheit aufgerieben worden / an wels
cher auch andere Tyrännen / als Caſſander, König in Maa
lief
redonien / AntiochusEpiphanes, Herodes Antipas,Agrip
paund Käyfer Maximinus,&c. geſtorben / ſo hat er in den
Hiſtorien einen nicht allerdings guten Namen .
Das IX. Capitel.

Von der Regierung des Käyfers


Ludovici IV.

POR Arnulphi ehlichen Söhnen / war nach ſeinem Quifuper !


mo Tob feiner im Leben als Ludovicus, ein Knab von Régino,
pcr ſieben / oder wie etliche ſchreib en /zwolf Jahren Abbas
e ſchland Reichs- Lamb..
sal welchen die Ständ von Deut auf einem
of fag zu Forchheimvor ihren rechtmäſſigen Herin und Ko- Schafnabo
iti nig erkannten : weil er aber die Regierung ſelbſten zufüh. Herñ .
munden ge; Herm .
mi ren noch zu jung war / fo wurden ihm zu Vor
en de ſtellet / Hatto der Er Biſchoff von Maynk / und Otto Conte.
Der Herkog von Sachfen .
hr Wie es bey Minorennität und Minderjährigkeit der Ludovicus.
52 Könige insgemein daher gehet/ daß aus Mangel gènugſa-verliert
men Reſpects oder Ehr : Furcht vor den Vormundern, Itálietti
jedermann leichtlich unternimmt i was er ſonſten wol håt:
erit te unterwegen gelaſſen / alſo gièng es auch mit der Res
hi gierung dieſes Kayſers LudoviciIV. Von Jtalien trus
er Bedencken ſich anzunehmen
101 gen die Vormůnd / weil
1
51 Arnolphus, Ludovici Patter/ daſelbſten ſich wenig Freuna
de ges
68 Erſter Periodus. IX . Capite l.

Sec. IX . De gemacht /auch zwiſchen des Lamberti Parthey und Be.


rengario alles in ûnruh war / wie wir ſolches hernach ers
klåren wollen ; In Lotharingen hatte Suendoboldus , des
Sayfers Ludovici unechter Bruder, deme der Vatter Ar
nulphus , erſagtes Land eingeraumet / Durch ſeine Graus
famkeit ſich alle Leutezu Feinden getnacht/ daß ſie derohal:
ben von ihm abfielen und ſich an Ludovicum hiengen / mit
welchem hernach Suendoboldus groſſen Krieg deßhalben
An . 901. führte.
Die Uns So hatten auch bey dieſer Gelegenheit / da in Teutſchs
garn fals land alles in Diffenſion und Uneinigkeit war / die Ungarn
Deutſche ſich das Herz genommen / und einen Einfall in Bayern
land ein. tentivt oder vorgenommen ; als ihnen nun dieſer Streich
gelungen / und Ludovicus , der zwar anfånglich die
Ungarn überwunden / nach der Hand von ihnen aufs
Haupt geſchlagen / ſie auch im folgenden Jahr von Beren
gario zu Hülffe in Italien geruffen worden / und darüber
die ganke Lombardie ausgeplündert / ſo wurden ſie ſo vers
meſſen / daß ſie nach dieſer Zeit faſt alle Jahr in Deutſch
A0.907. land einbrachen ; und als ſie die groſſe Schlacht/bey Augs
ſpurg an dem Lech gegen Baiyern zu, erhalten , die drey Tag
lang gewähret/ und in welcher der beſte Theil von dem
Die Regierung Ludovici IV, 69

Teutſchen Adel erſchlagen worden Derent


treifften fie gank Grau fatti
Teutſchland durch / perhee rten alles mit Feuer und
CA! Schwerdt/ machten aus den Leibern der Erſchlagenen keit.

Sro gleichſam Tiſch und Båncke/ und trancken einander das


cha Blut derſelben mit gangen Bechern zu ; erſchlugen
Burchardum , den Landgrafen von Thüringen / der ſich
ihnen opponiren oderwiderſeßen wolte /undverůbs
ten aller Orten ſolche Barbariſche Grauſamkeiten / daß
Ludovicus endlich gezwungert ward / um dieſem Unheil
utje
abzuhelffen / ihnen einen groſſen jährlichen Tribut zu vers
willigen / und dardurch den frieben ſchåndlich zu erkauf
fen. Von dieſer Zeit iſt aufgekommen / daß als man ges Anfang
ſehen / wie die Ungarn , als die die Kunſt zu belagern nicht der Ver
perſtunden / die gemauerten Städte und Schloſſer aller ſtungen in
Drten unangegriffen liegen laſſen / man in Deutſchland Touris
angefangen ſich auf Erbauung der Schlöſſer mehrers zu
legen / und dergleichen hin und wieder auf den Bergen
und andern veſten Orten anzurichten .

Das Unglück/ fo Ludovicus wider die Ungarn hatter


F 309 / wie mehrentheils zu geſchehen pfleget / nach ſich der
di Verluſt ſeiner Autorität und Hochachtung in Teutſchland /
alſo / daß die Teutſche Fürſten hin und wieder 7 ohne des
Kayſers Reſpect und Ehr - Furcht / einander mit Krieg Einbeis
überzogen , von welchen dann derKrieg zwiſchen Alberto , miſche
Dem Grafen von Bamberg / und Rudolpho dein Biſchoff Rariege
zu Würębyrg/ und dieArt / wie ſelbiger beygelegt worden /
etwas notable und denckwürdig iſt.

Es waren dieſe beede


Herren oder ihre Familien der Præ . Der
cedens und des Vorzugs halber miteinander in Streit Krieg nuté
verfallen / und weilen ſie beede måchtig waren / der Bi Grafen
ſchoff auch Conradum ,den Herzog von
Francken undHef von Band
Ten zum Beyſtand hatte / ſo ſchlug dieSachezu einemfor- berg.
malen Krieg aus, in welchem an Seiten des Biſchoffs deſ
fen Bruder Gerhardus erſchlagen / an Seiten des Alberti
aber rein Bruder Adalbertus gefangen und enthauptek
worden ; hingegen gelung es Alberto ſo weit/ daß er obges
3 baca
70 Erſter Periodus. IX. Capitel,

Sec. IX. Dachten Hergog Conradum unvermuthet åberfiet une


ſegte. Wir nun Albertus vor dieſes Kriegs Urheber
halten ward / ſo citirte ihn Kayſer Ludovicus auf
Reichs- Tag nach Trebur i einem Flecken zwiſchen Sp .
und Worms gelegen / woſelbſten gar offt Reichs
gehalten worden, vor ſich / und als er halsſtarrig ausbli
ward er vor einen Rebellen erklåret / und in ſeinem Sd
ob Bamberg von dem Kayſer belagert. Indeme
Die Belagerung ſich ſchwer anließ / ſo nahm der Erk:
fchoff Hatto von Maynk auf ſich / daß er den Albert
dem Kayſer in die Hände lieffern wolte : Zu ſolchem E
ritt er zu dem Grafen in das Schloß / ſtellte ſich als ein
ter Freund / und verſprach ihm die Begnadigung beyi
Kanſer auszuwürcken / dafern nur Albertus ſich ſo weit
müthigen , vor dem Kayſer ſtellen , und ihm deprecirenc
abbitten würde ; und damit er ihn um ſo viel ficherer 1
chen mochte / fo verobligirte er ſich an Eydes Statt
Grafen / wann er ihm nur folgen wolte / unbeſchädig
fein Schloß wieder zuruck zu bringen . Der Graf
wol ſahe, daß die Sache wider den Kånſer in die lå
doch nicht hinaus zu führen wåre / ließ ſich überreden / 1
ritte des andern morgens mit dem Biſchoff Hattone 8

Kai
Die Regierung Ludovici. VI.

Sarferlichen Lager zu ; als ſie nun unter Weegs waren !


frung der Biſchoff an : Er fürchte / wann fie ins Lager kås
men/ dörfften fiel ehe ſie vor den stayſer gelangen fonten /
zmiah lang aufgehalten werden / und hielte derohalben
wou rathſam / daß ſie vorher miteinander ein Frühſtück
nehmen wolten / und als Albertus gleich dazu geneigtwar , Albertus
wird von
leheten ſie wieder um / und nahmen in Alberti Schloß das
ErkBis
frühstück ein / nach deſſen Endigung ſie die Reiſe wieder ſchoff
uzben : Allein /fo hald Albertus des Kayſers Lager er-Hattone
at mard er gleich in Arreſt genommen / und ihm der betrogene
Peces und Verurtheilung gemacht, daß ihm des andern
Pescher Kopff abgeſchlagen / und alle deffen Güter con
fårmdeingezogen weeden ſolten. Als er nun hierüber
de Fiſchoff Hattonem belangte / und ihn ſeines gegebe:
* Worts erinnerte / machte dieſer die Entſchuldigung /
chabe einmal ſeine Parole ſchon gehalten / da er ihn zum
fubftuck ins Schloß wieder zuruck geführt / zweimal
aber thn zuruck zu bringen / habe er nie verſprochen ; muſte
alb derarme Albertus, der ſich ber dieſem Handel einer
ikhen Equivocacion und zweydeutigen Redens-Art nicht
varſehen , ſich mit dieſer Entſchuldigung begnügen laffen /
rab ſeinen Kopff hergeben.
Diefe obgedachte wider die Ungarn geführte unglück:
he Kriege und die einheimiſche Unruheny fekten dem gu
tan Kanſer Ludovico dergeſtalt zu / daß er -aus Bekůms
suug gank von Krafften kam / und darüber in eine
Branckheit verfiel / die ihm in der Blüthe ſeiner Jahre denAn913.
o brachte ; nachdeer m nicht långerregieret ais
zwölff Jovica
Gate. Undweil er keineMännliche Erben hinterlaſſen/ ftirbtder
o serie mit ihm / und ſturb in Teutſchland aus der ganke Carolingi
Carolingiſche Haupt-Stamm / welcher das gange vorige ſche
Seculum hindurch die Kayſerliche Würdigkeit poffidiret Stamin
und in Belişthum gehabt , wiewol diefer Ludovicus , im Rei . s
zeln er obverſtandener maſſen Zeit ſeiner Regierung in
Italien nie gekommen / fich ſothanen Tituls auch nicht
inderlich angenommen .
Weiln nun /wiegedacht/ mit ihm die Carolingiſche Fa
silia in Teutſchland ausgehet /und die Kayſerliche Digni
E 4 tåt
72 Erſter Periodus . IX . Capitel.

Sec. IX . tåt und Würde rach der Zeit auf andere Teutſche Fami
lien transferiret worden, ſo haben wir dieſen Umſtand auch
zum Termino unſers erſten Periodi genommen /welchen wir
hiemit/ ſo viel die Geſchichte der Kayſer betrifft/ beſchlieſſen
wollen , nachdem wir vorher / was ſich währender ſeiner
Regierung in Italien zugetragen werden erzehlet ha
Hiſtorien in die Geſchichten der folgenden
ben , als welche
Kayſer gewaltig einlauffen werden.
Staliäni. Wir haben in dem vorigen Capitel erwähnet / was
he Ges
maſſen der Kayſer Arnulphus wegen ſeiner zugeſtoſſenen
ſchichten
Reging Kränctheit aus Stalien abgezogen / und ſelbiges Land ſeis
Lutbr. nem damaligen Competenzen und Anforderer dem Lam
Sigeb. berto , der Guidonis Sohn / frey gegeben. Ob nun wol
An . 897 Berengarius, der Arnulphum in ſtalien gelocket /noch vors
Lamber: handen war/ und ſich dem Lamberto opponirte und entges
tus wird gen ſepte ! Po war er doch nach des Kayſers Abzug zu
zum Fays fdwach , dem Lamberto zu reſiſtiren und zu widerſtehen /
jer ges
ſondern muſte geſchehen laſſen , daß dieſer zu Rom als Vi.
front.
&torios und Sieg-prangend einzog/ und vom Pabft Sie
phano VII . zum Kayſer gefront ward.
Wenig Zeit hernach fügte ſichs zu Berengarii ſonderba :
rem Glück, daß Lambertusvon des Gubernators zu Mans
land Sohn / deſſen Vatter Lambertus hatte enthaupten
laſſen/ aus Rachei mörderiſcher Wciſe auf der Jagd ents
Sommt leibet ward ; wie nun durch ſolchen Fall des Berengarii Op
um .
ponentund Gegenpart auf die Seite geraumt war / fielen
die meiſten übrige Stände von Italienihme allein zu / und
erkannten ihn für ihren Herm. Es wolten zwar einige
Ubelgeſinnte ſich an Ludovicum des Bofonis Sohn , dem
König von Provence hencken / als welcher eine Prærenſion
und Anforderung auf Stalien machte i weil ſein Vatter
Boſo nicht allein des Kayſers und Königs in Italien Lu
dovici II . Tochter geheyrathet / ſondern auch von Carolo
Calvo würcklich zum Regenten von Stalien conſtituirt
und eingeſeßt worben : Dieſer aber ward von Berengario
zuruck geſchlagen / und muſte ſich endlich reverſiren oder
verſchreiben / daß er zu ewigen Zeiten nichts mehr an Itas
lien prætendiren oder begehren wolte. Auf
Italiäniſche Geſchichten . 73

ni. Aufſolche Weiſe ſahe fich Berengarius Herz und Ko- An.900.
ܰ‫ܘ‬ nig won Stalien . Er kunte aber dieſer Glückſeeligkeit nicht riusKönig
VI lang genieſſen / dann Albert der Marggraf von Toſcana, in Italia
101 einer von den Mächtigſten in Italien , dermit Berengario
2 heimlich æmulirte und eiferte /weckteden Ludovicum von
Provence nochmal auf, daß er mit Hindanſekungſeines
6 geſchwornen Eyds/ in Gtalien zum andernmal einfiel / ſich Wird name
Ludovica
mit ihm dem Alberto conjungirte/ den Berengarium aụs vertries
Dem Feld ſchlug / und ſichdarauf die Kayſerliche Cron zu ben.
a Romaufſeßen lief .
Alleindieſer End und Fried - Bruch / ſo guteAusſichter
m. Anfangs hatte wolte dem Ludovico doch nicht lang Ro
10 ſen tragen ; dann Albertus, der ihn in Italien gelocket und
fur Eron geholffen / merckte går zeitlich , das Ludovicus
gegen ihm / wegen ſeiner habenden Macht und Autorität
Jej jaloux oder unwillig war / und daß er ſich in die Långe
CH nichts guts gegen ihm zu verſehen haben würde ; accom
modirte und verglicheſich derohalben heimlich mit Beren
516 gario , der ſich immittelſt wieder in Teutſchland retiriret oder
begeben/ und führte ihr in der Nacht in Veronam , woſelbfi An . 90 %.
10 Ludovicus reſidirte / ein , der daſelbſten diefen neu-entſtan Şefqmmg
Ludovi .
benen Kayſer / vor dem er kurk vorher geflohen war / ges cum ger
CF fangen bekam / mnd ihm die Augen ausſtechen ließ , fangete
CITY Nach dieſem glücklichen Wechſet behauptete Berenga
I rius die Regierung von Italien friedlich / und ohne Anſtoß
do biß in das achtzehende Fahr / leiſtete den Römiſchen Påbs
uni ſten Aſiſtenz und Beyftand wider die Saracenen / und
Pied zuIN
ward vom Pabft Johanne X. Půrcklich zum Kayſer gekroKanſer
net / lebte alſo in vollkommener Ruhe / biß daß endlich das gekrönet.
107 Glück / das ſich ſo offt verwechſelt / ihm wieder den Rucken An. 9241
te gekehret / daß er von den Seinigen verrathen , von Rudol
Le pho dem König von Burgund befrieget / und endlich zu Wird von
ole Pavia elendiglich ermordet worden . Weilen aber dieſer Rudolpha
Dit Umſtand in den folgenden Periodum und Zeit: Begriff Burgunde
Prie einlauffet , ro wollen wir deſſen ausführliche
Beſchreibung bracht.
De biß dahin verſpahren ,und dißmal die Geſchichte der Orien
Hi taliſchen Kayſer vor die Hand nehmen .
Das
w
74 Erſter Periodus. X. Capitel .

Sec . IX.
Das X. Capitel.

Hiftor , Von den Geſchichten der Orienta


Milcell, liſchen : Kayſer.
Zonor,
Cedren:
Nicephorus.
An. 802.10
Jr haben , ſo viel die Orientaliſche Käyſer betrifft
den legten Periodum und Zeit Begriffdes voris
(Carolus gen Theils beſchloſſen mit der Degradation und
G
M.)
Abjegung der Kanſerin Irene , und Erwählung des Kans
ſers Nicephorus; wollen derohalben nunmehro in ſothaner
Geſchichts - Erzehlung fortfahren i wiewolen wir wenig
Gutes und Erfreuliches von allen dieſen Orientaliſchen
Begebenheiten mehr werden zu vernehmen haben .
Den erſten Antritt von ſeiner Regierung befleckteNice
Nicepho- phorus alſobalden mit dem Mord des Nicetæ , welcher
rus ift ber fürnehmſte Urheber von ſeiner Erhebung geweſen war/
grauſam . den er /weil er ſich furcht /er dorffte ihn mit der Zeit eben
ſo leicht vom Thron wieder ſtürzen können / als er ihn dars
auf erhoben / heimlich mit Gifft umbrachte :daraufſchickte
er die Geſandten des Caroli Magni , welche eben zur Zeit
ſeiner Elevation und Erhebung zum Thron zugegen wą:
ren / mit aller Höflichkeit wieder zuruck / und gab ihnen ſei:
ne eigene Geſandten mit/ die damit Carolo zu Saaleck den
Vergleich / wegen Abtheilung der beeden Reiche i des
Orientaliſchen und Occidentaliſchen / ſchlieſſen mijjen / d&
von wir in dem erſten Capitel bereits gnugſame Anre,
gung gethan .
Wie aber des Nicephori falſches und ungetreues Ger
můth vielen Leuten bekannt war í alſo fand ſich auch ein
groſſer Theil vom Volck / das mit ſeiner übereilten / er's
practicirten und liſtig an ſich gebrachten Wahl gar nicht
zufrieden waren / ſondern die Regierung dem Bardani aufs
trugen ; welcher aber ſich in ſolch einen gefährlichen Hans
del nit mengenwolte / ſondern ſich gar zeitlich an Nicepho
rum ergab , und von ihm zwar die Freyheit erhielt/ daß er
Fich
che en
ta liſ hi cht
Or ien eſcG .
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ſ t e r e b e n
f f t e
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ſi in ei K n l o b e g D ö r , m i t e
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a ß h m e i ter n einem eibë keine Gewal wieder u eut
getr .
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L
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ſol ; ehe aber da Ja s um wa / na Ni i
heſne
rt iede ct en usſtec
Wo w zuru / und ließ ihm die Aug a /
lte ich ber abey e er einen illen ea
ſtel ſ a d / als wär es wid ſ W g
ſchehen /und kunte ſogar ſimuliren und ſich verſtellen , daß
TIR er auch öffentlich Thränen über ihn vergoß. Kurg nach
ATV dieſem / verfiel er in einen Krieg wider die Saracenen / in
und welchem er den Kürgern zog / und bey nahe felbſt wäre gea
Fan fangen worden : Zwen Jahr hernach überzog ihn der
Ilid mächtige Califa Aaron mit 30000. Mann ; und weil
2119 Nicephorus einer ſo groſſen Macht zu widerſtehen ſich
lus riechen
chen ime k / und
Dem Aaron einen jährlichen und ſchimpfflichen Tribut ac
ico cordiren von 360000. Ducaten / die ba alſo bezeichnet Muß der
her werden muſten , daß bey 30000o . derſelben / das Zeichen , Saraces
nen Tribut
al auf der einen Seiten , wo ſein des Nicephori Bildnuß ge jahlen .
cha prågt war / und bey 6ooo. aufder andern Seiten /wo feia
nes Sohns des Stauritii Bildnus ſtunde / als den er zum
fte Mit R
: egenten angenommen / muſte aufgeſchlagen wer:
den ; um dadurch zu erkennen zu geben / daß dieſes gleich
ſam das Lós- Geld ſene/ pormit beede Kåtſer ihre Köpffe
redimirten und erloßten, es war auch anbey bedungen / daß
Nicephorus in Aſia keine Veſtungmehr reparifen und wie:

08 der aufbauen folte : Allein auch in dieſem hielt er ſein Wort


be nicht/ und Aaron ſahe endlich hierinnfals durch die Finger.
Tra Ob nun wol Nicephorus aus ſeinen Actionen wider die Führe
Saracenen erfahren / daß das Glück im Krieg ihm nicht Krieg
gar ſonderlich favoriſiren und günſtig ſeyn wolle i es ſich wider die
30 Bulgarne
auch nach der Zeit begeben / daß die Bulgarn ihme alles
das Geld / fo er zu Bezahlung der Armee in Macedonien
geſchickt/ auf1oo.PfundGolds ; hinweg genommen
Jo
und noch darzu die Stadt Sardicam erobert i ro war er
ULE
doch ſo vermeſſen / daß als er das folgende Jahr darauf
eine groſſe Armee zuſammen gebracht , um dieſen
70 4 Schimpff an den Bulgarn zu rächen / und deren König
Grummus um Frieden anhielt / und alle Satisfaction
76 SErſter Periodus. X. Capitel.

Sec.IX. zu geben ſich erbot / er ſolches keines Wegs annehmen wols


te/ ſondern die Sache auf ſolche Extremitåt und äuſſerſte
trieb / daß endlich die Bulgaren deſperat und verzweiffelt
wurden / und ſein Lager / welches er noch darzu an einem
Wird ers gar unbequemen Ort geſchlagen , in der Nacht unvermus
schlagene thet mit höchſter Furie anfielen / den Käyſer ſelbſten in ſeis
nem Zelt erhaſchten / und faſt mit ſeiner ganzen Armee
togt ichlugen. Seinen Kopf ſteckten ſie nachgehends auf den

Sein Galgen / nahmen ihn aber endlich wieder Berab / und machs
Kopf wird te Grummus aus deſſen Hirnſchalen ein Trinck -Geſchirr ,
auf den deffen ſich die Bulgariſche Könige lange Zeit bey ihren
geſteckt. Gäſtepeyen bedienet / und einander daraus zugetruncken .
Des Nicephori Sohn Srauritius kam zwar wiewol ſehr
verwundet noch durch und nach Adrianopel, weil er aber hi
von eben ſo bóſem Gemüth als ſein Vatter war/ und reis
nem Schwager Michaëli , der Curo -Palates , oder Obriſts sie en
Hofmeiſter und ein qualificirter Herr war / aus Miſgunſt
und Jalouſie die Augen ausſtechen laſſen wolte / legte ſich
He

der Rath und das Volck zu Conſtantinopel ins Mittel /


Sein fiſſen Michaëlem aus ſeinen Hånden / und proclamirten
obn
kommt oder rufften ihn ſelbſten als Auguftum aus : auf welche
Zeitung Scauritius ſich in ein kloſter begab , und wenig
Tag
Orientaliſche Geſchichten . 77

Tag hernach an ſeinen Wunden ſturb / nachdem er nach Nicephori


ſeines Vatters Nicephori Tod nicht långer regiert als in Beſchreis
Die zwer Monat. bung .
Fell
Tem Es hat dieſer Nicephorus , in der Hiſtorie einen über
MW die maſſen båſen Namen , wegen ſeiner groſſen Laſter / des
jes ren er gank voll war ; Er war ſchåndlich geißig / und ſog
das Volck auf gang unertrågliche Weiſe aus ; in allem
dan ſeinem
Thun war er betrügeriſchund ungetreu / von gang
keiner Religion , favoriſirte und hieng den Bilder - Stürz
mern öffentlich an / und portirte oder beförderte annebenſt
die Manichåer, die da mehrentheils Zauberer waren ,von
welchen er ditfe boſe Kunſt auch ſelbſten erlernet. Als er
einsmáls feinem Sohn dem Stauritio eine Gemahlin ges
ben wolte/ ſo ließ er eine groſſe Anzahl der ſchönſtenJungs
frauen in ſeinem gangen Reich zuſammen bringen und
ſich vorſtellen / bald aber ånderte er ſeine Gedancken /
nahm die zwer ſchönſten von ihnen vor ſich heraus ,
brauchte ſie vor Huren 1 und gab ſeinem Sohn eine Baas
ſe von der verſtorbenen Kårferin Irene , die doch vorhirt
ſchon einen Mann hatte / deme er ſie mit Gervalt hinweg
nahm . Als ihn einsmals der Patritius Theodofius erinis
nerte / er ſolte doch in ſich ſelbſten gehen , dann ber dieſer
Art / wie er lebte i könte reine Regierung in die Långe uns
möglich gut thun , da gab er ihm zur Antwort: Vann er båt
dy GOtt mein herg verbårtet hat / wie dorten des ein ver
EI/ Pharaonis / fo dencke'du nicht, daß du was beſs ſtocktes
rel ſers von mit zu boffen habelt / als was du bereits Herka
ſiebeſt. Bey allem demaber /war er von ſeinem eigenen
chr Verſtand geſtalt perſuadirt und eingenommen i dag
ber er offentlich zu ſagen pflegte: Es ſeye unmoglich / daß Mennt
man einen Rayſer jemal betrügen könne / wann gar flug
Verſelbe nur fleiſſig auf ſeinerWur ſtehe. Allein die su ſegna
Bulgárn haben ihm zulekt gewieſen í daß die
menſchliche Vigilanz wider GOttes Raths
el Schlüffe unkråfftig reye.
TEN

MI

47
Sec. IX . Michael I. Curo -Palates.

Carolus M. S war dieſer Michaël ein Herr von vielen Tugenden )


An . 8110
und abſonderlich von groſſer Frömmigkeitund ſehr
conſcientios oder gewiſſenhafft, der auch die gute Vers
ſtåndnus mit dem Pabſi Leone III . und dem Käyſer Ca
rolo Magno gleich nach Antrettung ſeiner Regierung er:
neuerte ; weil aber ſelbiger Zeit bie Iconomachia und Bil.
Derſtürmeren noch ſtarck im Schwang gieng 1 als welcher
Verfolgt der verſtorbene Käyſer Nicephorus wieder aufdie Beine
bieIcono- geholffen / Michaël aber die Iconomachos und Bilder:
Stürmer wiewol ohne Blutvergieſſen ( auſſer daß er ei
nem einigen Mönch / der ein Marien - Bild gar übel tra
Sirt / die Zunge ausſchneiden laſſen ) verfolgte/ und doch
daben das Unglück hatte / daß er in ſeinen Expeditionen
und Feld - Zügen wider die Bulgarn nicht gar' viel Ehre
einlegte, nahmen einige von denen Iconomachis daher Ans
laß / ſich wider ihn aufzulehnen / und dem Volck vorzus
Betont ſtellen / és wäre von der Zeit an , da die Bilderwiederum
darüber reſtituirt und eingeſetzt worden , in dem Römiſchen Reich
groſſen weder Glück noch Henl mehr , und derohalben das Beſtej
Anſtoß.
Daß man des Haupt- Bilderſtůrmers Conſtantini Copro
nymi noch lebende/ und zu Panormo in Sicilia exulirende
Söhne/ wieder auf den Thron ſeben ſolte : Michaël aber;
der dieſen Anſchlag zeitlich erfuhr / kam ihnen bevor / und
ließ ihnen die Augen ausſtechen.
Indeſſen währete der Krieg mit denen Bulgaren , der
flich unter Nicephoro angefangen /noch immerfort/ und obs
woln der Sieg mehr auf ihrer als auf der Griechen Seis
ten ſtund / ſo offerirte und boht doch einsmals der König
Grummus von ſelbſten dem Käyſer den Frieden an / mit
Der Condition , daß man ihm die alte Grången von Bula
garien wieder einraumen / und die Überläuffer und Ger
fangene beederſeits extradiren und auslieffern ſolte. Die
Will den erſte Condition fand nicht viel Difficultåten oder Schwes
Bulgarn rigkeiten / die andere aber wolte bedencklich fallen ; dann
die Ubewus weiln unter dieſen Uberlâuffern einige zum Chriſtlichen
uitex* Glauben getretten / ſo machteman ſich ein Gewiſſen / dies
tradirent ſelbe
Orientaliſche Geſchichten . 79

dieſelbe der Rache und Crudelitåt der Heyden zu expo


niren oder darzuſtellen / und obwoln der berühmte Theo
11
phanes ,(welcher die bekandteHiſtoriam Eccleſiaſticam von
1
Kårſer Diocletiano an biß auf dieſes Fahr geſchrieben /)
mit andern Biſchoffen vorſtellte / daß man dieſer wenig
Uberlåuffer halber / ' von derer Treuman nichteinmal vers
fichert wäre /das gemeine Beſte/ und die Erhaltung ſo vies
ler armer gefangener Chriſten nicht negligiren und vere
abſåumen ſolte / To drang doch der gieichfalls in dieſen Zeta
ten ſehr hoch geachte Abbt Theodorus Studites , welcher
das Gegentheil ſoutenirte oder behauptete und eine Ges
wiſſens-Sache daraus machte /mit ſeiner Meinung vor /
daß man dieſe Condirion den Bulgarn abſchlug / und den
Krieg zu proſequiren oder fortzuſeßen reſolvirte.
Unterdeſſen da man nun zu Conſtantinopel ob dieſer
1
Materie diſputirte / nahm Grummus die Haupt-Stade
3
Meſembriam , ſo bißhero der Schlüſſel des Griechiſcheit
Reichs an dem Ponto Euxino geweſen , vermittelſt gewiß
ſer Machinen / fo ihin ein Araber gemacht / der von den
Chriſten diſgouſtirt und beleidiget worden / und zu ihm
ůbergegangen , ein / und fand daſelbſten nebſt vielen Reich
thum auch groſſen Vorrath an Proviant und Kriegs-Ma
nition. Doch unterließ der Käyſer Michaël nicht i alle
Kräfften vom Reich zuſammen zu bringen / und mit einer Die But
2
ſehr groſſen Armee den Bulgarn die Spige zu bieten ; Wie gärennebo
er aber gar kein Solbatwar / und ſich ein ganges Monat men mes
in Thracia / ohne etwas zu unternehmen / vergeblich auf
am eins
m hielt / auch ſich gar lange nicht reſoiviren kunté dem Grum
Ś mo , der doch weit ſchwacher war / eine Bataille und
Schlacht zu lieffern / biß ihn ſein eigen Volck Darzu gleiche
ſam něthigte / ſo vérſaumteer viel Gelegenheit etwas Gue
tes auszurichten ; Hierdurch kam er in zimliche Verachs
tung beym Kriegs - Volck und vermehrte hingegen die
Reputation ſeines Generalen des Leonis Armenii , der als Michael
ein braver Soldat wider die Saracenen ohne das fich iſt kein
Soldat.
1 ſchon berühmtgemacht. Alls es nun endlich zur Bataille
1 oder Treffen fam / lieff dieſelbe gang unglücklich ab , ent:
weder daß die Bulgarn den Griechen würcklich überlegen
6 gembir
80 Erſter Periodus. X. Capitel.

Sec. IX. geweſen / oder aber , wie andere ſchreiben / daß Leo , wel
cher den lincken Flügelcommandi rt/ vorſetzlich und umden
Kånſer dadurch deſto mehr ju ruiniren und zu ſchwächen 19
ſich aber durch deffen Fall den Weg zum Reich bahnen /
ben Rucken gekehrt und ohne Noth die Flucht genommen .
Gewiß iſts / daß Grummus lange nicht gewuſt i wie er dies
ſe übereilte Flucht /da auf den rechten Flügel / den Aplaces **
commandirt/ der Sieg ſchon in derGriechen Händen war , e
aufnehmen ſolte 1 und ſolche nur vor ein Strategema und
Kriegs-Lift gehalten , auch eine geraume Zeit nicht getrauet
Verleitt Den Flüchtigen nachzuſeßen ; wie er aber endlich die Confu
Die
Schlacht fion der ganzen Armee fahe, folgte er mit groſſer Furie und
die
wider Grimm nach und hieb alles nieder /wasihm unter die Hand
Bulgarn. käm / ſo/ daß auſſer denRegimentern ,die Leo commandira
te / welche die Flucht am erſten genommen 7 wenig von deca
Armee dåven kamen . Der Käyſer Michaël ſalvirte ſich
nach Conſtantinopel / und ließ dem Leoni die Incumbeng
und Aufſicht die Flüchtigen ſo gut er kånte zu recolligiren .
Die Urs Die Soldaten aber / die ihre Niederlag /wie insgemein zu
meeres geſchehen pfleget / der üblen Anſtalt des Käyſers zuſchries
wider ben/ wurden rebelliſch ſund rufften den Leonem zum Kåva
ihn : fer aus / nöthigten ihn auch mit auf die Bruſt gefektem
Schwerdt ( wann es nicht anderſt ein abgeredeter Handel
Michaël geweſen d, aß er dasKäyſerthum annehmen muſte. So
geht ins bald der KårſerMichaël zu Conſtantinopel den Abfalldet
Klofter. Armee erfuhr , legte er freywillig die Kayſerliche Inſignia
ab / ſchickte ſolche dem Leoniju /und ſalvirte ſich mitWeib
und Kind in eine Kirche / und ward ein March , worauf
Leo als Käyfer zu Conſtantinopel einzog / und dem abge
festen Michaëli ánders nichts Widrigeszufügte / als daß
er ihn ſeine Gemahlin und Kinder , davon er die Söhne
entmannen ließ ,an unterſchiedlichOrte ingExilium ſchicktes
Leo V. Armenius.
Er Anfang von Leonis Regierung war ziemlichmigs
Acabou ich dann die Bulgären hatten alétOrten dieObers
MA) hand , belagerten etliche Tag lang Conſtantinopel / plün .

derten gang Thracien aus und ſpicieten den Wiciftct ;


gab
Orientaliſche Geſchichten . 81

- gab endlich GOtt dem Leoni das Glück / daß er einsmals


eine Bataille wider ſie erhielt , und daß bald darauf der vi
DA
& orioſe König Crummus mit Tod abgieng / worauf der
ſen Nachfolger Den Krieg aufhebte.
OM/
Als nun Leo ſich in Ruheſaher ſchickte er eine Geſandt
el
fchafft an Kanſer Carolum Magnum , um mitſelbigen /
gleich ſeine Vorfahren gethan / die gute Verſtändnuß zu
ca
erneuern . Die Geſandten aber traffen den Carolum nicht
mehr im Leben an / ſondern richteten ihre Commiſſion bers
dem Sohn /dem Käyfer Ludovico , aus. Auf derandern (Ludovi
ed Seiten aberfiengKåyſer Leodie biſhero ſopirte Tumul- cus I. Pius)
tus und geſtillte Aufruhr der Bilderſtůrmeren wieder von die Bild
neuer an ; Dann es hatte ein Iconoclaſtiſcher oder Bil derſtürs
derſtůrmeriſcher Einſiedler ihm noch in ſeinem Privat- meren
Stand prophezenhet /daß er würde Kånſer werden ; als wieder
nunLeo nach der Erfüllung dieſer Prophezeyhung demſel an .
ben einige Præſenten zuſchickte 7 ſandte deſſen Diſcipul und
Nachfolger in ſeiner Einſiedleren (dann der Älte warges
ſtorben ) ihmeſolche wieder zuruck / und wolte ſie / weilſie
von einemVerehrer der Bilder herkåmen / nicht anneh
men , drohete ihm auch den unfehlbaren Untergang / wo:
fern er den Cultum Imaginum in ſeinem Reich nicht abs
ſchaffte / und verſprach im Gegentheil ; ihmeeineſehr lans
ge und glückliche Regierung. Dergleichen Bedrohunger
F that ihm quch ein anderer Iconoclaſtiſcher Minch zu Cons
ſtantinopel / welcher ebenfalls vor einen Propheten gehal:
ten ward / und den der Känſer in verſtellter Kleidung ob
Dieſer Materie conſulirt/den aber der Månchi es ſenenur
aus einer abſonderlichen Eingebung / oder / wie von eini
gen Autoribus geſchrieben wird , daß andere den Handel
mit dem Mönchen alfo angelegt / alſóbalden vor den Kåns
ſer erkannt ; daß alſo hierdurch der Käyſer Leo , der meht
F ein Soldat als Theologus wart und auf dergleichent
Wahrſagungen viel hielt1 fich induciren und verführen
ließ in die Fußſtapffen ſeines Vorfahrers des Leonis Iſaux.
ricizu tretten /der Parthey derIconoclaſtarum benzufallen ,
und dieCatholiſchen nach ein und andern vergeblich gehal.
Dritter Tbeil F tenen
82 (Erſter Periodus. X. Capitel.
Sec. IX . tenen Conferenßien und gebrauchterDiſſimulation ,zu vers
folgen / wenigſtěns ihnen zu verbieten/ daß ſie ihre Doctrin
Verfolget offentlich nicht mehr lehren ſolten z diejenige aber / po ſich zu
die Ca: dieſem Stillſchweigen nicht bequemen wolten / ( darunter
tholiſche die' Vörnehmſten waren der Conſtantinopolitaniſche
Patriarch Nicephorus , wie auch die zwer berühmte und
unter dieZahl der Heiligen von der Kirchen geſeßte Måns
ner / Der ſchon offt gedachte Theodorus , Abbt von dem
Conſtantinopolitaniſchen Kloſter Studio , daher insgemein
Studites genannt , und der auch oben benannte Theopha
nés, Abbt von einem Kloſter zu Ciziyço , ) die jagte er ins
Exilium , colligirte und verſammletehiernächſt zu Conſtans
tinopel ein Concilium , in welchem das / unter dem Con
ftantino Copronymo gehaltené / wiederum beſtåttigt /und
das Concilium Nicænumll. oderOecumenicum Vil. vers
worffen ward / exequirte und vollſtreckte auch die Decreta
oder Schlüſſe dieſes ſeines Concilii mit allem Ernſt / und
ließ die Bilder aus den Kirchen und allen Orten wieder

abreiffen .
Mit dieſen Iconoclaſtiſchen Håndeln brachte Leo , ohne
étroas ſonderliches weiters im Reich zu verrichten / die Zeit
zu / biß in das fünffte Jahr , da Gott ihn auf hernachfols
gende Weiſe von dieſer Welt wegnahm . Eshatte Leo
einem General Michaëlem , der vor dieſem ſein Cammer
de gerdefen / und die Aufruhr der Armee / wodurch Leo
zum Käyſerthum erhoben worden / vornemlich vermittelt/
Dem auch hier oben gedachter Iconoclastiſche Einſiedler ſo
yol als dem Leoni die Käyſerliche Dignitåt prophezenhet
Michael hätte: Dieſer Michaël, entweder daß er vom Kayſer Leo
conſpirirt ne diſgoultirt und beleidiget worden / oder aber auf die
wider ihal Erfüllung erſtgedachter Prophezeyung nicht allzulang
warten wollen / hatte eine Conſpiration wider den Kåyſer
angeſtellt : die Sache / von welcher Michaël ſelbſten in
Trunck ſich unbedachtſam etwas vérnehmen laſſen i kam
aber an Tag/und ward Michaël darüber gefangen genoms
men / den der Käyſer noch deſſelben Tags /welches eben der
doen
Wephnachts -Abendwar / in ſeiner Gegenwart lebendig te
83
Orientaliſche Geſchichten .
wolte verbrennen laſſen. Allein die Kåyſerin legte ſich das Die Stån.
i zwiſchen / und bate Den Kåyſer / daß er doch das H. Feſt / ſerin ers
mit welchen ſich bey den Griechen auch das Neue Jahr bielt ihm
53
anfängt / durch eine ſo grauſameExecution nicht profani Friſtung.
718 ren oder verünheiligen ſolte / und erhielt , daß Leo wider
Willen / und ſeiner Gemahlin prophezeyhende, daß dieſer
Aufſchub ſie reuen würde / ſich reſolvirte / den Michaëlem
das Feſt über unter die Abſicht des Papiæ oder Schloßs
Hauptmanns / angefeſſelt in Verwahrung zu halten / und
die Execution biß nach dem Feſt zu verſchieben ; Damit er
aber ſeiner Perſon fich Deſtomehr verſicherte / ſo nahm
er den Schlüſſel zu ſeinen Feſſeln ſelbſt zu ſich. Wie er Auju
nun die ganze Zeit vou Unruhe war , und die Nacht nicht groſſe
of Sorgfale
ſchlaffen kunte / ſo ſtund er auf und gieng durch einen heim tigkeit
lichen Gang in das Gefängnuß hinab , um zu ſehen / ob Kanſers
0 ſein Gefangener auch noch da ware/ und fand benfelbèn in Leonis,
dem Bette des Papiæ ruhig ſchlaffen / den Papiam oder
Schloß Hauptmann aber felbſten nur auf ber bloſſen Er.
Den liegen . Dieſer / einem Gefangenen / der alle Stund
exequirt und abgethän werden ſoltė /von ſeinem Hüter bes
geigte Reſpect, kam dem Kayſer ſehrfufpect und verdächtig 1
vor / gieng dervhalben / weil er allein war und in der Nacht
keinen Lermen anfangenwollte / voll Zorns wieder zuruck/
ünd machte einige Mine von Bedrohung . Dieſeš nahm gf Urſachs
einer von den Wächtern währ , der auch zugleich den Kay- an ſeinem
ſer an ſeinen mit Perlen geſticktën Pantoffeln erkannte / Unters 1
und zeigteès Dem Papix an / welcher dann aus Furcht in gang.
gleiche Straffe eingeflochten zuwerden / die Sacheauch
dem Michaëli eröffnete.
Dem Michaeli war ein guter Dienſt/daßer durch dieſes
Mittel ſeinen Hüter auf ſeine Seite gebracht / verſprach
ihm derohalben , er wolléihm vor allen Schaden gut ſeyn /
wann er nur ein Zettelein an die Mit - Conſpiranten übers
7 bringen könte , in welchen er ihnendrohete / daß er ſie insges
ſamt verrathen wolte / wofern ſie nicht noch in derſelben
Nacht ihr Deffein und Anſchlag hinaus führten . Papias
ſchickte durch einen Vertrauten den Brief fort, unter dem
Prætext
84 SErſter Periodus. X. Capitel.

Sec. IX. Prætext und Vorwand / dem Michaëli einen Beicht: Vats
ter zu holen/ welches der Kårſer erlaubt hatte. Die Con
{ piranten / durch ihre eigene Gefahr angetrieben / richteten
in aller Eil ihreSachen dahin an/ daß ſie den Käyſer/
wanner in die Metten gienge / umbringen wolten ; verkleis
deten ſich derohalben /als ob ſiemit von den Chor: Sångern
wåren , damit ſie in den Chor / worinnen niemand Welts
licher als allein der Kåvſer ſaß / und welcher von der Kirche
mit einem Gitter ſeparirt war / mit hinein kommen könten,
nahněn Dolchen und ander Gewehr heimlich zu ſich / und
fielen den Käyſer , der nach ſeiner Gewonheit ſelbſten mit
ju ſingen und dieHymnos mehrentheils anzufangen pflegs
Er wird te , bey Anfang eines gewiſſen Liebs / fo ſie zum Signal und
in der
Kirche Zeichen nahmen / anifehlten zwar Anfangs ſeiner und kas
umgès men über einen Cantor , der dem Käyſer etwas gleich fahe1
bracht. Derfolgten ibn aber nach erkantem Fehler biß an den Ältari

JUS

und brachten ihn daſelbft mit vielen Wunden um / nach ,


dem er ſich mit einem Creuß / daß er vom Altar geriſſen
und mit einer Kette von einem Rauchfaßı lang gewehrt
hatte, ohne daß er von ſeiner Leibwacht, die theils was der
Cumult bedeutet, nicht wuſte , theils wegen Sedreng und
pere
Orientaliſche Geſchichten . 85

Vin verſchloſſenen Gitter ſo geſchwind nicht kommen kunten /


Com håtte ſecundirt werden können . Dem entleibten Leichnam
teren hieben ſie den Kopf ab und lieſſen ihn in der Kirche liegen /
gel eilten darauf den Michaëlem los zu machen / und auf den
file Thron zu regen / der doch an Qualitåten dem Leoni bey
ger ' weitem nicht gleichte / als welcher nach aller Hiſtoricorum
und des exulirenden oder im Elend lebenden Patriarchen
Bell
irfi Nicephori eigenen Zeugnuß / auſſer der Iconomachie und
ta Verfolgung der Šatholiſchen / im übrigen ſich als eie
un nen rühmlichen und tüchtigen Regenten erwieſen .

Michaël II. Balbus .

fler
ſpiranten ſich des Käyſerlichen Pallaſts bemächtiget/ ( Ludavi .
führten ſie den gefangenen Michaëlem , den man wegen ſeis Wird mit
ahel ner ſtammlenden Sprach insgemein Balbum genennet/ Feſſeln /
heraus / und weil ſieſeine Feſſel ſo gleich von Füſſen nicht auf den
TA
bringen kunten / weil der todte Leo dieSchlüſſel Dazu bey Thron
geſeßt.
ſich hatte , ſo ſekten ſie ihn / um keine Zeit zu veflieren , ſamt
ben Feſſeln auf den Käyſerlichen Thron , ſchleppten darauf

godine
EN .
ch
den Leichnam bes Leonis aus der Kirchen in den Hippa .
04
dromum oder groffen Rennplak / um dem Volck zu zeis
gen
F 3
86 SErſter Periodus. X. Capitel.

Sec. IX. gen y daß er würcklich todt rene / ſchlugen mit Håmmern
Bem Michaëli die Feſſel entzwer / und führten ihn ohne vors
her abzuwaſchen / oder umzukleiden / ſo ſchmußig als er aus
der Gefängnuß gekommen war/ unverzüglichin die groſſe
Sophien -Kirche7 woſelbſt er von dem Patriarchen Theo
doro gekrónet ward.
Das erſte / Was Michaël that/ war / daß er die Söhne
Leonis auf eben die Weiſe, als Leo es mit ſeines Vorfahs
ren des Michaëlis Curo - Palatis ſeinen gemacht / caftriren
oder entmannen ließ / und ſie mit ihrer Mutter Theodofia
in die Inſul Prosam ins Exilium ſchickte / woſelbſten er ih
nen gleichwol reich- und Fürſtlichen Unterhalt ſchaffte.
Wie er nun in ſeiner Jugend von einer Jüdin und uns
ter den Manichæiſchen Keßern / die man Attinganus nanns
te welche
/ mehrentheils Zauberer waren / zų Amorio war
auferzogen worden , alſo hatte cț auch den Haß wider die
Bilder gleichſam mit der Mutter-Milch eingeſogen : da
hero als er zum Reich kam / er ſichaufs åuſſerſte befliß die
Oft ein Bilderſůrmeren / die Leo eingeführt i fortzuſetzen ; doch
Feind derward er von offentlicher Verfolgung der Catholiſchen ab
Bilder. gehalten , durch den Krieg, welchen Thomas , einer von des
Leonis vertrauteſtenGeneralen /ihme declarifte und ankůni
Wider digte / als der auſſer der Griechiſchen Milik ! die esmit ihm
ihn wird hielt / noch dazu mit den Saracenen Bündnůß gemacht,
rebellirt. und ſich gank Aſien þemachtiget" / auch Conſtantinopel
daß er nur die
ſelbſt belagert; und vergnügte ſich Michaël,
Bilder zu Conſtantinopel abſchaffte / auſſer der Stadt
aber erlaubte er nach Belieben ſie aufzuſtellen oder abzus
thun / revocirteund ruffte auch diejenige Biſchoffe und
Aebte, die Leo insExilium geſchickt/ wieder zuruck / dero,
halben ihm auch dep berühmte ThodorusStudites, der ihn
Damals noch nichtrechtkannte ;zimliches Lob beylegt.
Nachdem es ihm aber wider den Thomam dergeſtalt
geglücket/ daß er ihn mit Hülffe der Bulgarn , die dem Mi
chaël aſſiſtirt und beygeſtanden / in drey Feld -Schlachten
überwunden / endlich in Adrianopel gefangen bekommen ,
und nach vieler Marter an einen Pfal geſpiſſet / alſo fich
auf
Orientaliſche Geſchichten. $7

auf dieſer Seite in Sicherheit geſtellet/zog er die Larve ab/


revocirte die Erlaubnuß /die er kurk vorher gegeben , die
Bilder auſſerhalb Conſtantinopel verehren zu Dorffen /
ſchickte die Prálaten dieer aus dem Exilio zuruck geruffen ,
wider dahin / und verfolgte die Catholiſche noch årger
als der verſtorbene Käyſer Leo , ja kam garauf die ſelßame
Gedancken / daß er die Ferrung des Sonntags abſchaf: Willden
fen / und den SabbathoderSonnabend / auch dieDitern Sonntag
introducițen und einführen abſchaffen.
nach Jüdiſcher Art/zu feyren
wolte ; glaubte annebenſt mit den Saducåern weder Ens
gel noch
Feuffel /noch Auferſtehung der Todten /und was
Vergleichen Gottloſigkeſten mehr waren,
Damit er nun ben ſo ſehr in Orient exacerbirten und Weiß fich
erbitterten Gemůthern / fich an Seite des Occidents er-wohl zu
t was ſicher ſtellen möchte , ſo erneuerte er durch eine Gesperſtellen.
ſandſchafft den Frieden mit Käyſer Ludovico Pio , übers
ſchickte demſelben ſeine Profeſſionem Fidei und Glaubenss
Bekåndtnů / in welcher die materie von den Bildern
getpaltig bemäntelt war ; gleich als hätte man nur die
Mißbrðuche, ſo daben vorgiengen / abzuſtellen geſucht / ers
ſuchte ihn í daß er auch ſeinetwegen bey dem Pabſt ſich
interponiren měchte / und veranlaſſte dadurch den Syno
1
dum Pariſienfem , davon in dem Capitel von den Kirchena
I
Geſchichten etwas mehrers wird gehandelt werden .
Währender dieſer Zeit fügte ſichs / daß des Michaëlis
Gemahlin ſtarb, da nahm derfelbe eine andere i fo aber eis
ne Kloſter : Frau war / und vor des Käyſers Conftantini
VI. Tochter gehalten ward ; als nyn Euphemius, einer von
ſeinen Officirern in Sicilia i dieſem Erempel nachfolgte)
und eine Kloſter : Frau / in die er ſich verliebt/ mit Gewalt
entführte, und der Spåyſer ihn deßhalben ſtraffen wolte , 5
gieng derſelbe zu den Saracenern in Africam über und
lockte ſie / daß fie in Sicilia / allwo er eine ſtarcke Parthie Die Sai
hatte, einfielen / undihn zum Känſer qufiqurffen . Ob nun racenen
wol dieſer Rebell durch zwer Syracuſaniſche Burgernahmen
die ſich ſtellten / als ob ſie ſich ihm ergeben wolten / gar
zeit: ein .
fich vor den Augen ſeiner Armee ermordet ward/ ſo unters
F 4 lieſſen
88 a Erſter Periodus. X. Capitel.

Sec, IX. lieſſen die Saracenen deßhalben gleichwol nicht den Krieg
fortzuführen / und bekamen nebſt Syracuſa fajt gank Sicis
lien ein /fekten daraufingtalien über und nahmen den Gries
Und ein chen das Mehreſte i was ſie noch in Apulia und Calabria
nen Theil hatten / hinweg / von welcher Zeit an ſie in Stalien den
yon Jta : Påbſten ſelbſten gewaltig vielUngelegenheit machten. Als
lien. nun die See-Stadt in Dalmatia , ſo vermdg des Vers
gleichs mit Carolo Magno den Griechen gelaſſen worden ,
die Schwäche dieſer Käyſer wahrnahmen / wurffen auch
ſie das Joch ab / und Texten ſich in Frenheit / gieng alſo un
ter dieſen andern Iconclaftis und Bilder Stúrmern / der
Reſt /was ſie noch in Occident hatten / gleichwie unter den
erſten der Exarchat oder Herzogthum und die Stadt
Rom / vor das Griechiſche Kåyſerthum verlohren. Glei:
cher Geſtalt eroberten auch die Saracenen unter dieſem
Michaële Balbo , die Inſul Cretam , aufwelche ſie an eis
Erbauen nem veſten Ort / der Candax hieß, eine neue Stadt / die ſie
Candia. dannenhero Candiam nannten / aufgebauet i welche hers
nach ihren Namen der ganzen Juſul mitgetheilt.
Ap 829. Endlich ſtarb dieſer Michael Balbus im neundten Jahr
reiner Regierung / wie etliche ſchreiben / gleichfam raſend,
und hinterließ zu ſeinem Nachfolger ſeinen Sohn Theo
Michaël philium. Von ihm aberiſt noch dieſes zu gedencken / daß
iſt gar er nicht allein ein groſſerFeind der Gelehrten / ſondern auch
ungelehrt. ſelbſten ſo ungeſchickt geweſen / daß er kümmerlich ſeinen
Namen ſchreiben können.

Theophilus.
(Ludovi
cus Pius) Er Anfang von der Regierung des Theophili war
3 gewaltig rühmlich / dann er ſtraffte alle diejenige am
Sit ein
Ficharffer Leben , die da an der Aufruhr / in welcher der Käyſer Leo
Jullitiarius Armenius erſchlagen / und ſein Theophili Vatter auf den
Thron erhoben worden / Theil gehabt / und damit er fie
um ſo viel gewiſſer auskundigen könte/ ſo gab er vor / ſein
Vatter habe ihm in Teſtament befohlen / daß er ſie abſons
Derlich recompenſiren und beſchencken ſolte. Darauf ſich
dann ein jeder von ſelbſten angab. Er begieng auch noch
andere
Orientaliſche Geſchichten , 89
andere Specimina und Beweißthümer von einem groſſen
* Eifer zur Gerechtigkeit : Seine Stief-Mutter ſchickte er
i gleich nach ſeines Patters Tod wieder ins Kloſter / aus
in welchem ſie entfülyret warworden ; Er gieng felbſten auf
Dem Marcktund in der Stadt herum /und ſahezu / ob die
18 Policey und Juftig recht administrirt und verwaltet wůra
Der er hörte eines jeden / der etwas zu klagen hatte / pers
ſönlich an: Erlief feinem eigenem Schwager ,der damit
einem neu aufgeführten Pallaſt einer armen Wittib das
Liecht von ihrem Haus verbauet ; und ſolches nach dem
Urtheil nicht ändern wolte i Offentlich ſtåupten / das Ges
þåu niederreiſſen , und ſchenckteden Plak der Wittib . Eis
nerandern Wittib , deren Mann , der Oberſte unterdem
DI erſtund/wegen eines ſchönen Pferds /das er hatte aufdie
Schlacht- Banck gelieffert / hernach das Pferd zu ſich ges .
nommen und ſolches dem Kanſer verehrt hatte / ſprach erf
anSatisfaction Statt /atl des Oberſten Haab und Güter
ju . Als er einsmals ein ſchön und reich beladenes Schiff
in den Hafen einlauffen ſahe/ und hörte / daß ſolches ſeiner
Gemahlin zuſtändig war die da ohne ſein Wiſſen eine
Handelſchafft trieb / verdroß es ihm / daß feine Gemahlin
ihm zu einem Kauffmannmachen wolte /und ließ das
allem Gut aufder Stelle verbrennen.
Schiffmit er auch auf eine ungemeine Sucht
Di eſ e fei Gemahlin hatte
ne
Weiſe genomm en : Er ließ ſich nemlich eine Anzahl der Gemab ,
ſchönſten Jungfrauen vorſtellen / und als er einenach der: lingus.
1
andern betrachtete / und unter andern zu einer / Naicaſia
mit Namen kam dieüber die Maffen ſchön war/ſagte er :
Es iſt ein gefährlich Volckum dieWeiber /dann
I alles Unbeylift von ihnen herkommen . Dieſe abery
die ſich gar klug zu ſeyn bedunckte gab ihn alſo fortwies
3 der zur Antwort : Es iſt nicht ohne allein man
3 muß auch geſtehen / daß von den Weibern viel
Guts gekommen :Dieſe etwann alzufreyeReplic liefs
1 fich Theophilusmißfalten /gieng daraufvon dieſer hinweg /
und præſentirte einen guldenen Apffeli den er in Handen
hatte/zum Zeichen der Liebe/ einer andern /diezwaretwan
weniger ſchön doch demüthiger war/ und Theodora hieß ,
FS Weila
90 Erſter Periodus. X. Capitel.

Sec. IX.

Weiln er in ſeinem Thun jezumgin gar zu ſtreng uno


eigenſinnig war , ſo daß er auch dann und wann gar in
Crudelitaten und Grauſamkeiten / und wie einige Autores
Theophi- melden , auf zguberiſche Künſte verfiel / annebenſt die Icoe
lus iſt ein nomachiam und Bilder Stürmerey auf das ſtrengeſte
charffer continuirte/ uno die Catholiſche noch viel grauſamer , als
Icono Leo Arminius und Michael Balbus, verfolgte, ia alle ſeine
machuse Unterthanen Mann vor Mann zu einem
Eyd nåthigte /
paß ſie die Bilder abthun wolten ; ſo hat er das Lob / Das
er ſonſten wegen ſeiner guten Qualitäten verdient/ ben den
Hiſtoricis ſeiner Zeit/ genvaltig verlohren ,
Auſſer dem ſo hatte er auch ſeine ganze Regierungs
Zeit continuirlich mit den Saracenen zu kämpffen / gegen
welche er etlichmal ſehr unglücklich war / ſo daß er einsmals
bey nahen ſelbſten wäre gefangen worden / weil er / unges
achtet der Flucht ſeiner Armee / ſich gleichſam unſinniger
Will eine Weiſe darwider geſett allein Stand zu halten / biß ihn
Schlacht feinGeneral / Der Dégen auf die Bruſt regend / gendthiget
allein ges fich gleichfalls zų ſalviren. Einsmals glückte es ihm / daß
winnen . er die Saracenen ſchlug / und darauf Solopetram , des
Syriſchen Alive Amirumæ , Vatterland / einbekam / und
ſolche
Orientaliſche Geſchichten . 90

ſolche Stadt/ wie ſehr ihn auch der Calipha bat/ ſie in ſeis Reiſet
nem Reſpect zu verſchonen /verſtårte/dadurch aber den Ca. die Sas
lipham dergeſtaltreißte /daß erdas andere Jahrwieder racement
kam / die Griechiſche Armee aus dem Feld ſchlug / und des tur Race
Theophili Vatterland Amorium , auf den Grund / mit
Hinrichtung aller dafinn befindlicher Seelen / verheerte:
ob welchem Unglücks- Fal i uno pa noch dazu ſein Ges
fandter den eş / um Hülff rideç bię Saracenen zu ſu
chen / in Franckreich geſchickt, unter Wegs geſtorben ſich
Theophilus alſo bekümmerte , daß er wenig Zeit hernach
im dreyzehenden Jahr ſeiner Regierung ! darüber mit
Todt abgieng / nachdem er einige Stund por ſeinem Todt i
einem ſeiner beſten Generalen Theophcbum , den er der
i
Untreu halben in Suſpicion und Verdacht hatte/ ohnewels
tern Proceſs , den Kopff abſchlagen laſſen ; und als ihm der kaft
Kopff gebracht worden / denſelben alſo ſterbend bey den Theopho.
Haaren erfafft und geſagt : Wann ich nicht mehr bum ums
Iri bringen .
Theophilus ſeyn kan / 19 rolţ du quch nicht mehr
OM
Ico Theophobus ſeyn . Erhinterließ nach ſich einen noch ung
eni mündigenSohn dem er ſeineGemahlin Theodoram zur
ali Vormůnderin beſtellte Der ſo genandte Georgius Scho
lafticus , oderGennadius foreibt : Theophilus habe noch Zonor.
017 Cedren ,
vor ſeinem Ende der Iconomachiæ und Bilder Stürmes Curo Page
3!1.
DAL rer abgeſagt; Zoņoras aber þehauptet das Gegentheil. lat.
DA Michaël III

Tab Todt von ſeiner Gemahlin Theodora und denen ihr (Lotha
cal adjungirten und beygeferten mit: Vormunden einen End rius.)
genommen / daß ſie die Idola oder Góken / ſo hieß er die
des

Bilder der Heiligen / nimmermehr im Reich einführen


laſſen wolten ; Nachdem er aber die Augen zugethan /
1. fehrte die Käyſerin / als dievon Jugend auf eineeifrige!
i wiewol gangheimliche Verehrerin der Bilder war / und
Tich durch, obiges. End keines wegs gehindert" zu ſeyn
glaubte 7 weil ſie die Bilder der Heiligen gang nicht pro
2 Idolis und Gðken hielte / als unter welchen Namenſie als
lo . lein
92 Erſter Periodus . X. Capitel.

Sec. IX. lein die Hendniſchen Abgštter verſtund / allen Sinn und
Gedancken dahin / wie ſie nach dem Erempel der Kårſes
Theodo- rin Irene die Iconomachiam allerdings aufheben / und den
ra ſchafft alten Gebrauch / mit Wiederaufſtellung und Verehrung
bie Ico- Der Bilder/ nach dem Concilio Nicæno II. reintroducifen
noma
chlam ab. möchte.

Wie ſie nun ein Dame von groſſem Verſtand war ,


und die Regierung währender Unmůndigkeit ihres
Sohns / welcher erſt vier Jahr alt war/ geraume Zeit in
Handen hatten auch nicht allein von dem einen Nebens
Vormund dem Obriſt Cankley Theoctiſto , ſondern auch
endlich von dem andern Vormund und General der Are
mee Manuele, ( der einsmals auf den Todt kranck geles
gen / und ſo bald ex denen Diſcipuln des groſſen Theodori
Studitæ verſprochen/ daß eţ zur Restitution und Wieder:
herſtellung der Bilder allaboriren und bearbeiten wolte /
geſund worden ) ſich ſecundiſt ſaherſo richtete ſie in kurs
Ber Zeit die Sache dahin/ daß die Iconomachia und Bila
derſtůrmeren in einem groſſen Synodo , den ſie zu dem Ens
De zuſammen beruffte / aufs neue verdammet / Der Icono
claitiſche oder Bilderſtůrmeriſche Patriarch / Johannes
Syncellus, abgeſchafft / und hingegen Methodius, der von
Käyſer Theophilo biß in ſeinem Tod , in einem finſtern
Grab / nebſt zweyen Mördern / bis an den Hals in die
Erde eingegraben / etliche Jahr gemartert worden ; zum
Bon par Patriarchat erhoben / und mithin Das Concilium Nice.
fie in
Orient num II. allerdings wiederum in ſeine Würdigkeit und
ausges Kräfften geſekt worden : von welcher Zeit an die Icono.
rottet ges machia, welche von Leone Ifaurico an /hundertund zwan ,
blieben. big Jahr lang in der Kirche ſo vieles Blutvergieffen und
Liftden Cumulte verurſachet / in Orient allerdings ausgetilget
Leichaam und erloſchen geblieben. Es ſchreiben auch einige Scri
Conftan
den Leichnam des Haupts Ico.
tini Co- benten / es habe Theodora
pron . noclaften / des Käyſers Conſtantini Copronyni, aus
perbrenu dem Grabe hervor bringen und offentlich verbrennen
laſſen .
SO
Orientaliſche Geſchichten . 93

Da '
UM
14

.0

So lang die Regierung in den Händen der Käffèritt


Theodoræ ſtund i gieng alles nach Wunſch und Verlans
gen 1 es fügte auch Gott / daß Bogitis der Bulgarn König
die Chriſtliche Religion angenommen /und vollkommenen
Frieden mit der Käyſerin7 gegen Abtrettung eines Lan
00 desi geſtifftet .Ingleichen richtete ſich dieſe genereuſe und
el großmüthige Regentin / 'welche ſo viel möglich alle Kes
01 Berenen in ihrem Reich extirpirt und ausgerottet wiſſen
17 molte / an dieManichåer / oder damals ſo genandte Pau
DK licianer , ſo in groffer Anzahl in Afia fich betanben , und
li ließ Edicta ergehen , daß ſie ſich entweðer zum Catholiſchen
17 Blauben bekennen / oder ernſtlichen Straffen unterworf

11 fen ſeyn ſolten; diejenigen aber / denen die Execution und Verfährt
Vollſtreckung diefer- Edictorum und Befehle anbefohlen algus
war / gebrauchten hierbey allzugrofje Strengigkeit for ſcharf f
wider dia
i
n. daß in wenig Jahren über hundert tauſend vondieſen Manis
Leuten elendig hingerichtet7 und die übrige dergeſtalt in Wäer.
Deſperation und Verzweifflung getrieben wurden /daß
fie insgeſamt zu den Saracenen übergiengen / und das
burch die Macht derſelben nicht wenig vermehrten .
Nachdens aber ihr Sohn derKåpfer Michael zu ſeinem
manna
SErſter Periodus. X. Čapitel.
94
Sec. IX . månnlichen Jahren gelanget / fieng er gleich an ! nach
Shr dem Erempel des Käyſers Conſtantini VI. Des mütterlis
chen Regiments můde zu werden / und ſtellte heimliche
Sohn
Michaël Practiquen an ,ihr ſolches aus den Händen zu ſpielen . So
drengt bald die genereuſe und tugendhaffte Dame diß vermerck
n. te i folgte ſie dem Erempel ihrer Vorfahrerin der Kårres
fie vom
Chro
rin Irene gang nicht nach / ſondern legte vielmehr freywils
lig die Regierung / in Gegenwart aller Magnaten vom
ihnen den Schaß ein / den fie
Reich ab / und antroörtete
t
und ihr Gemahl bißher geſammle / welc her in 190000 .
An855 Pfund Gold und 300000 : Pfund Silber beſtund das
. macht über žô : Millionen Reichsthaler aus ) begab ſich
( Ludovi
cus II.) Darauf in ihr Wittimbi von dá ſie ihë brutáler Sohn
derſie ſo nahe nicht um ſich leiden kunte / wieder heraus /
und in ein Kloſter verſtieß i worinnen ſie ihr Leben mit
gröſſer Pietåt und Andacht zugebracht und geenuiget.
Michael Sobald Michaël von ſeineti Hof-Meiſtern und Vors
führtein můndern befrérjet war 7 ließ er ſeinem bdſen Humeur deri
rugloſes frèrent Zaum í und wålßtė ſich in allen Laſtern herum ,
Leben. thatnichts anders als ſichluftig machen undauf gut Ne
ronianiſch .Comædien ſpielen undmit Wagen rennen / lit.
te niemand um ſich als Schmaroker und Lotterbubeni
und brachte in kurger Zeit den groſſen Schat / den ſeine
kluge Frau Mütter geſammlet /liederlich durch: Wann
einer von ſeinen Sauff-Geſellen ihn zu Gevättern bat / po
verehrte er allezeit dein Kind wenigſtens hundert Pfund
Gold zurn Gevätter-Geſchenck / und als er init dem hinter:
laſſenen Geld fertig war í ſo griff er die guldenė Geſchirë
an / und ließ unter andern den künſtlichen Baum , den ſeint
Vatter Theophilus hatte machen laſſen , ſo von klaren
Gold wår / und auf welchem die Vögel durch künſtliches
ührwerck , von ſich ſelbſtfangen / einſchmelzenia
Bardas Dochhatte er das Glück , daß er noch einen ehrlichen
verfiebet Mann , nemlich ſeiner Gemahlin Bruder den Bardam ,
die Reichs:bey fich hätte / den er den ganzen Staat änvèïti'aute ; wels
Geſchaffe cher auch demſelben alſo rühmlich vorſtund / daß ernicht
ten wol. allein dié Saracenen / wider welche der Käyſer Michael
eine
Orientaliſche Geſchichten . 95
eine groſſe Schlacht verlohren / durch ſeinen Bruder Pe
tronam tapffer zurück jagte / und die Ruſſen oder Moſcos
witer / welche in das Reich eingefallen und Conſtantinos
pel belagerthatten i åbtrieb / ſondern auch die Künſte und
en Wiſſenſchafften /welche ſelbiger Zeit in Orient gang dar. Fübrt
W niederlagen wieder ihn etwas auf die Höhe brachte / ver- die Stu
this mittelſt des Mathematici Leonis, der dazumal vor ein Mi- dien wies
o racul von Gelehrſamkeit in Orientgehaltenward7 und der ein.
14 welchem der Saraceniſche Calipha Amirumnas hundert
Pfund Gold jährlicher Penſion , auch deßhalben mit Kåy.
fer Theophilo einen ewigen Friedenzu machent i verſprós
chen wann er ihm dieſen Mann hätte überlaſſen wollen :
Derhalbeu nahm endlich Michaël ihn Bardam zum vók
ligen Reichs- Gehülffen und Cæſaream at
Indeſſen fuhr Michaëlmit ſeinem nårriſchen Poſſen ima
merfort 7 ließ in Senen Comcedien alle die Ceremonien der
Heiligen Meſſe und Chriſtlichen Gottesdienſtes / nach .
åffen thåt den ganzen Tag nichts als ſpielen und ſauffen,
und Båmit niemand infeinen Luſtbakeiten ihn ſtöhren
mochte,ſo ließ erdie Wachten , die dawieder die Saraces
miſche Einfälle auf den Bergen hin und wieder beſtellt was
reni 1 und welchejézumalen in der Stadt Lermen inachten i
1
gar abführen . Endlich machtè er der Händel ſo viel í daß
er darüber ums Leben kam . Er hatte einen Ställknecht
Bafilium mit Namen / der ſich von deit Geſchlecht der als Michael
Könige oder Arſacidarum gebürtig zufënn macht
ten Parthiſchen
th ausgab ;liebgewonneti / unddemſelben erſtlich zuſeinem einen
Stallmeiſtet i hernach nebſt den Bardam zum Cæſarem Stall,
ja ernandt / ihn Den Bårdam / aber , der ihm jejumålen ettvås Knecht
ſcharffjujureðeripflegte i hatte er /daer ebenin der Ex. gum Cat
771 farem .
pedition und Feldzug war die Jnſul Cretam zu recuperi
ren und zu erobern /umbringen laſſen. Wiervolt auch dies
$ er ſich die Zeit her gewaltig proſtituirt hatte , indem er feis
ne Gemahlin von ſich geſtoffen / und mit ſeiner eigenen
Schnür Blut - Schande getrieben 7 auch den Patriare
74
chen Ignatium , der ihn deßhalben in Bann gethan / vom
ht
Biệthum geſtoffen / und an ſeine Stelle den gelehrten
72 Phot
et
er dus el
96 SErſt Perio . X. Capit .

Sec. IX . Photium eingeſett/worüber groſſeMißhelligkeitin derKiro


chen entſtanden / wie wir an ſeinem Ort erwehnen werden .
Wienun Michaël in ſeinen Thorheiten immer fortfuhr /
und abſonderlich eine Freude daran hatte / daß er gleich
dem Tyrannen Commodo ſeinen beſten Sauff-Camme
raden, zumPoſſen die Naſen / Dhren/ Fingeri jawol die
Hånde abſchniti/furchte Bafilius,dieſer grobe Schers Dorfs
te endlich ſich auch biß auf ihn erſtrecken / und fieng etwas
laut darwider an zu reden . Als Michaël diß erfuhr/ward
er auch dem Baſilio gram / und erklärte einsmals bey einer
groſſen Saufferem i in des BaſiliiGegenwart / einen ges
Item einen meinen Schiffer von ſeiner Leib-Galere , in den er ſich vers
Soiffer. gafft 7 zum Käyſer / und ließ ihm alſobalden den Purpur
anlegen / fragte auch den Bafilium , der darüber beſtürgt
warī ob er dann nicht meine, daß er Macht habe einen ans

9000
00000

Dern ſo wol aus dem Staub zu erheben und zum Kån fer
fumachen, als wie er mit ihm gethan. Baſilius, der hiers
aus wol merckte, wie viel die Glocke geſchlagen /wolte nicht
warten / biß dieſer neue Cæfar es ihmeſo machen möchter
AN. 896. wie er es dem Bardæ gemacht / ſondern ſchickte bald einige
More
Orientaliſche Geſchichten . 97

Mårder, die den Michaëlem ,da er gang beſoffen war , in


a ſeiner Schlaff-Kammer erwürgten / nachdem er nach ſeis
hones Vatters Tod regiert ſechs und zwanzig Jahr.

Baſilius Macedo.
16
S war dieſer Bafilius von armſeligen Eltern in Mace: An, 868.
donien gebohren / die zwar vor dieſem reich / und von ( Ludovi ...
yn / ben Eroberung der Stadtcus II. )
Condition mogen geweſe ſen
Adri anop el aber ruin irt worden . In ſeiner Jugend hatte
er am Käyſerlichen Hof vor einen Stall-Knechtgediénet /
iſt aber durch ſeine Leibs -Stårčke und andere gute Quali
täten und Gemüths - Gaben von einer Stuffe zur ans
dern geſtiegen / daß man ihn zulegt der Gnade/ die Mi
erwieſen / da er ihn auf den Thron gehoben )
TI chači ihm
5 nicht unwürdig erkändt.
Den Anfang ſeiner Regierung ſignaliste und verherr- Verjagt
er mit der Abſegung des Schismatiſchen und vondem Photium ,
lichte
Pabft fo offt in Bann gethanen Patriarchen Photii , der
Sen Bafilium als einen Mörder excommunicitt hatte, und
ihn vor keinen Kayſer erkennen wolte / und ruffte hinges
gen den Patriarchen Ignatium aus dem Exilio zuruck. Er
felbftèn nahm ſich mit allem Ernſtder Regiments:Laſt any
hörte alle Klagen / und eiferte, nach dem Erempel des Kår
fers Theophili, ſtarck über die gute Policey und Juſtik.
Alsder Kathdes Michaëlis ehemaligeSauff-Geſellen
uno Schmarotzer / denen er den gangen Kayſerlichen
Shag verſchenčket/ Dahin condemnirte und verurtheilte
daß ſie alles i was ſie bekommen / reſtituiren und wieders
ſchaffen folten / milderte Bafilius dieſe Senten / und con
tentirte oder vergnügte ſich mit der Helffte ;brachte das
Durch gleichwol drey hundest Centner Göld in das Æra
rium odergemeinen Geld - Kaſten ; Im Krieg war er auch
ſehr glücklich / und ſchlug die Saracenen gar offtmals / Iſt glücks
nahm ihnen viel Derter in Aſia hinweg / verſtörte viel von lich wider
ihren Veſtungen / brachte auch einund anders/ fo in Sl die Saras
cenen .
cílien und Italien unter dem Käyſer Michaële Balbo ,vers
lohren worden / wieder herbey 7 und erhielt abſonderlich
eine
Dritter Tbéily
Bayortosho
Shatebibliothek
Mönchan
98 Erſter Periodus . X. Capitel .

Sec . IX. eine herrliche Victorie vor der Stadt Raguſa in Dalmatia
von óar er die Saracenen rühmlich wegſchlug. Es er :
hielt auch einer von ſeinen Generalen / Niceius , einsmals
wider die Saracenen / die ihn in den Porto Cenchrenſi
Die ber Corintho belagert hielten í eine merckwürdige Victo .
Schiffe rie , indem er die Schiffe über den gangen Ilthmum tras
iber mano gen ließ / und auf der andern Seite fin dem Aegeiſchen
Meer die feindliche Flotte unvermuthlich anfiel und zer:
getragen .
An. 869: ſtreute. Nicht weniger machte er auch ſeine Regierung
Hålt das berühmt/ durch das Concilium Oecumenicum VIII. wele
Cunci ches in cauſa und Handlung des Ignatii und Phocii zu
lium e. Conſtantinopel verſammlet worden i davon wir inden
Oecum
Kirchen Hiſtorien ein mehres handlen werden ,
nicum
VIII. Ber dieſen rühmlichen Tugenden und Glückſeeligkeis
ten / war Balilius doch auch nicht gar befreyet von Laſtern ,
Die ſeinen Ruhm nicht wenig verðunckleten . Erhatte eine
gewaltige Liebe zu ſeinem erſten Sohn den Conftantinum
Láßt fich getragen / welcher vor demVatter geſtorben war / und
den Geiſt als ſich ein gewiſſer Månch Theodorus Santabarenus, cru
ſeines boten / er molle derjen Geſtalt ihme / wann er wolle , vors
verftor's ſtellig machen / ließ ſich der Käyſer ſolches gefallen / und
benen
Sobns warð ihm alſo die Geſtalt des verſtorbenen Sohns præ
zeigen . fentiret.
Sein anderer noch lebender Sohn Leo ,der dieſes vor
eine Zauberer hielt / wie es etwa auch wol mag geweſen
fetin7 war hierüber auf den Minchen / der den Herrn
Vättern zu dieſer verbottenen Curioſitåt induc rt und
verleitet / gewaltig übet zu ſprechen ; der Månch aber / um
ſich an Lerne zu rächen / ſtellte ſichi als ob er ſein ſonderbas
fer guter Freund wåre / und vertraute ihm i es wären ets
liche , die ihm nach dem Leben ſtellten ; ermahnte ihn deros
halben i er ſolte ſich heimlich mit Gewehr verſehen / und
animirte ober bereðteihn / daß der gute Pring zu ſeiner
Sicherheit / allézeit einen Dolchen in ſeinen Stiefeln
verborgen ben ſich trug . Als dieſer alſo überredet / gieng
Der månch zu dem Kåvſer Baſilio , und machte demſelben
gleichfalls weiß / ob trachteder Sohn ihm nachdemLes
ben/
n 99
Orientaliſche Geſchichte .
ben / und entdeckte / zur Prob ſeiner Anzeig / wie daß ders Verfolgt
$ ſelbe allzeit einen Dolchen zu ſolchem Ende in ſeinen Stie- ſeinen
Sohn
feln trůge. Als nun diß Gewehr alſo bey ihm gefunden /
mi ward der arme Leo,vorüberwieſen gehalten / und alſobal- (Carolusi
ren den in Eiſen und Banden geſchloſſen . Die ganze Stadt Calvus.)
lamentirte und trauerte ob ſeinem Unglück und Unſchuld 1
Der ſtrenge Vatter aber wolte ſich nicht erweichen laſſen ,
Ein Pas
þiß daß endlich ein Papagen ihm das Herk brach ;
Dann dieſer Vogel, welcher in dem Tafel-Zimmer hieng 1 Bageneta
und die Vorbitten derjenigen , die vor Leone offt vergeb: bieFrey,
lich gebethen / vielmal gehört /hatte von ſich ſelbſten dieſe Seit .
i Worte daraus gelernet : Heu Domine Leo !und als der
Kårſer einmal ſeine Miniſtros zu Gaſt geladen / ſolche
Wörte von ſelbſten etlichmal wiederholet. Dieſes ſtieg
i den Gäſten dergeſtalt zu Herken / daß ſie den Muth faſten /
3 dem Käyfer mit Ernſt und Nachdruck zuzuſprechen /
darauf fieauch des Leonis Freyheit erhielten.
Auſſer dem iſt auch noch ein ander Erempel von der (Ludovi

allzu groſſen Strengigkeit oder vielmehr Grauſamkeit die: Balbus.;


Efes Bafilii in den Hiſtorien aufgezeichnet : Erhatte auf der Kommt in
7 Jagd das Unglück gehabt , das ein groſſer Hirſch / Den er Gefahr
mit einem
Hirſden .

forcirt )
(Erſter Periodus . X. Capitel.

Sec. IX . forcirt/ fich wider ihn zur Wehrgeſekt / den Kåyſer auf
das Gewehh gefaſt / und weil er ihn ben dem Gürtel zu
packen bekommen in der Lufft ziemlich herum geſchleudert.
DenKår ſer nun zu retten / lieffeinervon ſeinen Bediens
ten zu / und hieb ihm mit dem Schwerdt die Gürtel am

1 Leib entzwer í machte ihn alſo von dem Gerverh des Hirs
Tchen Lós í und falvirte ihn von dem augenſcheinlichen
Todt. Der Käyſer unterließ zwar nicht die Treue des
Dieners mit einem anſehnlichen Stuck Gelds zu beloh :
nen ; weiln aber derſelbe über den Kåyſer das Schwerdt
und bes gezuckt iauch würcklich an deſſen Leib Hand angelegt/und
abnt ſeis
nicht vielmehr das Thier umgebracht 7 fo ließ ihn der uns
nim Ers barmherzige Baſiliusals einen der Crimen læfæMajeſtatis
Vetter
übel und Laſter der beleidigten Majeſtåt begangen / hinrichs
An. 886. ten . Allein er ſelbſten überlebte dieſes grauſameUrtheil
(Carolus nicht lang / ſondern ſtarb einige Jahr hernach an der Vers
II. Craf- wundung / die er von dem Hirſchen empfangen i ſeiner
ſus :)
Regierung im neunzehenden Jahr .

Leo VI. Philofophus


.
Carolus VÁch Baſilii Todt / folgte ihn alſobald ſein Sohn Leo,
Craſſus )
diis gethan / ſo gar í daß er auch viel Bücher und Oratio
nes geſchrieben die / Baronius récenſirt / Sapientem oder
Weiſen und Philoſophum oder Welt - Weiſen bengerens
net. Er hatte den Thron ſo bald nicht beſtiegen / ſo ließ
er ſeine Rache wider den Mönchen Santaberenum , der
immittelſt ein Biſchoff worden wär / und welcher ihm ob.
verſtandner Maſſen den ſchlimmen Poſſen ben ſeinem
Herrn Vatter geſpielt hattei dergeſtalt aus / daß er ihn
als eine Zauberer ins Exilium veriagte / und die Augen
ausſtechen ließ / und als der Patriarch Photius, ſó immits
telſt reſtituirt und wieder eingeſeßet worden / ſich ſeiner ans
nehmen wolte und eine heimliche Rebellion fomentirte
( Arnuis oder unterhielt / ro ſtieß er auch dieſem / der ohne das in des
phus. ) Pabſts Bann war / vom Bißthum , und ſeßte ſeinen eis
genen Bruder Stephanum Dafür ein .
Orientaliſche Geſchichten jor

Es war aber Leo in ſeiner Regierung abſonderlich in


Kriegs-Sachen nicht gar glücklich , dann Guido Der K
nig oder Hervog in Italien nahm ihm faſt alles / was ſein
Vatter Baſiliusdaſelbſt recuperirt und erobert hatte / hins
weg/und ſchlug deſſen General qufs Haupt. Die Bulgarn
erhielten faſt in allen Treffen / pie fie wider ihn thaten , die
Dberhand / und als er 7 um ihnen Diverſion zu machen, die
Ungarn wider ſie aufwickelte / und dadurch ihren König
Simeonemdahin nothigte/ daß er mit ihm Friede machen
muſte / ſo kamen ſie doch i als ſie die Ungarn abgetrieben /
wieðer / und nöthigten den Kårſer / daß er alle ihre Gefans
gene , die er um groſſes Geld von den Ungarn gekaufft / ih :
JES nen umſonſt wieder geben muſte : Die Saracenen ngb- verliert
men die Stadt Taurominium in Sicilia, item Theſſaloni- viel in
Italien .
cam , wie auch die gnful Lesbum , und in Italien Apuliam
und Calabriam ein , zög alſo Leo aller Drten den Kürgern.
Die gröſte Proſtitution und Beſchimpffung aber bes
gieng dieſer Kapſex mit ſeinen Weibern : bann er hatte
ſchon ben ſeiner Gemahlin TheophaneLebzeiten eine Con
cubin gehalten / Zoemit Namen, darüber das Volck gar
0 ůbel fedete , zumalen / da er ſie nach ſeiner dritten Gemah, Tritt zur
vierdten
( in Eudoxiæ Cod ordentlich geheyrathet / dann ob er wol
Ehe.
1 Dieſes zu keinem andern Ende that als weil er noch keine
månnliche Erben hatte / ſo wolte doch der Patriarch Ni
colaus, Dieſe ſo offt wiederholte Verheyrathủng und vierds
te Ehe i als welche wider die Canones und Regeln der Das will
Griechiſchen Kirchen / in ſpecie wider das Concilium Neo ihm nicht
Cæſareenfe ,und rein /Leonis, eigene ehemal gemachte Con . gut ges
ſprochen
ſtitutiones oder Verordnungen lieffe /nit gut heiſſen / und
excommunicirte und verbanntedarüber denKäufer ; lief werdetto
ſich auch lieber in das Exilium jagen / als daß er ſolches ab.
probirte/ worüber aber gleichwol hernach Pabſt Johannes
IX. diſpenſiçt und ein Mittel getroffen haben ſoll.
Dieſe des. Käyſers Unglůcks Streiche und mit der ( Ludovi
Geiſtlichkeit führender Unwillen ; hat ihm unterſchiedliche Gli vielen
Rebellionen und Conſpirationen zugezogen / darunter in Rebelțio
den Hiſtorien abſonderlich bekannt / eine in der Käyſerin nen unter
S 3 Zois morffent
102 Erſter Periodus. X. Capitel.

Sec. IX. Z is eigener Vatter Bafilius , die andere , fo'ein Sara


niſcher Fürſt Samonas , der ſich an den Käyſerlichen
begeben / zum Schein den Chriſtlichen Glauben angenor
men / und bey dem Käyſer in gar groſſen Credit'war / 6
geſponnen . Dienotableſte aber iſt, da ein gewiſſer verm
Wird in
Der Klitt ſener Kerl am H.Drey König - Tag ihnin der Kircheu
de ben zubringen ſich vorgenommen / auch würcklich mit ein
rahen ers groſſen Prügel einen ſchrocklichen Streich gegen ihn
(dlagen führt / und damit den Käyſer unfehtbar erſchlagen hab

würde , bafern er nicht zu allem Glück einen vor ihmha


genden groſſen Leuchter zugleich mit getroffen / und dam
die Gewalt des Streichs gebrochen hätte." Es war au
dieſer Menſch alſo halsſtarrig / daß man von ihm / ung
achtet der grauſamſten Marter/ die man ihm deßwegen al
that/ gleichwoldie Complices und Intereſſenten oder Mi
An.907. Helffer von dieſer Verråtherey / nicht erfahren kunte. 9
folchem Stand führte Käyſer Leo Peine Regierung fün
und zwanzig Jahr lang / und ſtarb an der Ruhr, hinter
laſſende ſeinen unmůndigen Sohn Conſtantinum Porphy.
rogenetum dem er ſeinen Bruder Alexandrum zum Vor
mund ordnete.
frangdriſcheGeſchichten , IQ3

Es erzehlet von dieſem Leone der HiſtoricusLuitbran

བ། dus noch eine artige Hiſtorie, welche wir auch hier noch eins
M zurucken nicht übergehen wollen / nemlich / daß er einsmals
die Treue ſeiner Wacht gern probiren wollen / ſich zu fol
chem Ende verkleidet / und alſo unerkannt verlanget / daß
fie ihn unter dem Vorwand / als ob er in ein Huren -Haus
CE gehen wolte / 34 Nachts aus dem Schlok Hinaus laſſen
følten . Die erſte und andere Wacht hatten gegen einem
Stuck Geldes ſolches gethan , als er aber an die dritteges
kommen / hatte dieſe , als die ihn ebenfalls nicht gekennet,
ihn erbärmlich abgeprügelt / und big an den Morgen in
Arreſt behalten : dieſe action habe ſich der Käyſer dergea
ftalt gefallen laſſen , daß er hernach die ungetreuen Wach ,
ter mit Schimpf abgefekt / die dritten aber mit anſehnli,
chen Recompenſen und Belohnungen beſchencket.
Weiln nun mitKäyſers Leonis VI. Tod fichauch unſer;
Periodus ſchlieſſet , als wollen wir die Griechiſchen Kåyſex
immittelſt bey Seiten ſeben / und die Franzöſiſche Hiſtorie
vor uns nehmen.
Das XI . Capitel

Frantofiſden Geſchichten . i

Ndeme ben Anfang dieſes Periodi das Königreich Carolus


Franckreich in den Händen der Römiſchen Från M.
ſer Caroli M. und Ludovici Pij geſtanden / deren Ludovicus
Beſchreibung wir , da wir von den Ramiſchen Kånfern 1. Pius.
gehandelt / állbereit gethan / fo iſt nicht nöthig allhier ſich
1 mit denen Franzöſiſchen Geſchichten /ſo ſich unter ihrer
Regierung zugetragen / als welché ſchon mehrentheils in
erſtgedachter Beſchreibung vorgekommen / weiter aufzu:
halten.
I Gleiche Bewandnuß hat es auch mit der Regierung Carolus
Caroli Calvi, als welcher nach ſeines Vatters Ludovici Calvus.
Pii Tod
die Regierung von Franckreich angetretten : Dann An. 849.
1 weiln alle deſſen fürnehmſten Verrichtungen / ſeine Kriege
mit ſeinen Brüdern und Bruders Kindern / ſeine Erlana
gung des Kayſerthums/ feine Abtrettung des Lands Pro,
vence
104 SErſter Periodus. X. Capitel.

Sec. IX. vence an ſeinen Schwager Boſonem , ſeine Kriege mit den
Normannis , welche gang Franckreich ausgeſtreifft und
3
ruinirt /und mit den Bretaignern , die er nie bezwingen köns .
nen / und ſeine ganze übrige ungleiche Conduite und Aufs
führung, in die Historiam der Käyfer / allbereit eingelauf
fen und allda referirt oder erzehlet worden / fo würde uns
annehmlich fallen ,ſolches allhier zu wiederholen .
Ludovicus
Ludovicus Balbus, des Caroli Calvi Sohn/hat gleich,
Balbus. die Qualität als Römiſcher Käyſer geführt/ und iſt
falls
derohalben / was von ihm zu melden geweſen / in obiger
An. 877. Beſchreibung bereits vorkommen / und weil er auch nicht
långer als anderhalb Jahr dem Reich fürgeſtanden /ſo iſt
Annal.
Franc . auſſer dem bereits fürgeſtellten von ihm alhier weiter
Annal. nichts zu gedencken.
Fuld , Solcher Geſtalt müſſen wir die ausführliche und par
Aimon. ticular oder beſondere Françóſiſche Hiſtorie nunmehro
Regino. nach Ludovici Balbi Tod anfangen .
An , 879
Es hatte Ludovicus Balbus ſeineGemahlin Adelheid
ſchwanger / annebenſt aber von einer Adelichen Damen
Ansgarde, die er in ſeiner Jugend geheyrathet / und auf
ſeines Heran Vatters Befehlwieder von ſich laſſen mür
ſen / zwey Söhne , die man deßwegen nur vor Baltarden
Ludovi- hielt /hinterlaſſen /Ludovicum und Carolomannum ,und in
cus und ſeinem Teſtament alſo verordnet / daß man ſeiner Gemah.
Carolo-. lin Niederkunffterwarten ſolte, dafernnun ſie einen Prin :
Inannus
Ben gebåhren würde, ſolte man denſelben für den rechtmåf
( Carolus figen Succefforem erkennen / und Othooder Eudes , deſſen
Craffus,) Vatter Robertum , CarolusCalvus zum Marggrafen von
Anjou gemacht/ deſſen Vormund und des Reichs Regent
feyn ; da es aber eine Prinzeſſin wåre / ſolten ſeine beede
Söhne Ludovicus und Carolomannus ſuccediren.
Unrich , Die Frankóſiſche Hiſtorie fångt ben dieſer Zeit an ge
tigkeiten waltig unrichtig und obſcur oder undeutlich zu werden ſo /
in Franck daß man , wie es eigentlich nach Ludovici Balbi Tod mit
reich.
dem Regiment gegangen ſene/ nicht allzu gewiß wiſſen kan /
ſo viel aber aus ſolchen Unſicherheiten noch heraus zu klaus
ben / ſo erhellet/ daß die beede unehliche Prinken Ludovi.
CUS
Frangofiſche Geſchichten . IOS

cus und Carolomannus , ben den Stånden ſo viel zu mez


m
gen gebracht / daß obſchon die Käyſerin Adelheid eines
Pringen geneſen / Der Carolus hieß /man doch nicht ſo ſehr
auf derſelben und den ihm im vatterlichen Teſtament zus
u geordneten Vormund Eudonem , als auf obgedachte uns
ehliche Prinken geſehen / und dieſelbe/ die anbey ihren Vets
tern den Ludovicum Germanicụm Juniorem , nachdem
fie ſich durch Abtrettung des Frangoliſchen Antheils von
Lotharingen mit ihm verglichen / zum Patron hatten / vor
# Könige erkennt ; dergeſtalt / daß Ludovicus der Aelteſte
über das Land / das difſeit der Loire , Carolomannus aber
über das , was jenſeits der Loire liegt / ( auſſer Provence
1 und Dauphiné, pas dem Boſoni gehörte; und einem Theil
von Burgund / Das Rodolphusoccupirt) zu Königen ges
Frånet worden . Eswar aber dieſer beeder Herren Regies
fung weder lang noch glücklich. Dann Bolon der König
von Arles oder Provence, deſſen Gemahlin aus dem Caro
lingiſchen Geblüt mar / und welcher niemal lang ruhen
kunte / ließ ſich duncken / es påre in dieſem trůben Waſſers
da niemand in Franckreich fecht Herzwar ; etwas vor ihn
zu erfiſchen / fiel derhalben in Franckreich ein / und ward
Þarüber von beçden Königl. Brüdern bekriegt und in
1 Vienne belagert. So thaten ſich auch in ihrer Abwe
fenheit die Normanni pieder hervor / und perheerten das
Land : Als nun der eine Bruder Ludavicus mit einem
Theil von der Armee ihnen entgegen ruckte / ward er ges
ſchlagen / worüber er ſich zu tødt gegråmet. Sein Brus
ber Carolomannus, Der nun allein Herz von Franckreich
war / ſekte den Krieg wider Boronem ,der ſich immittelft
11 ins Geburg ſalvirt / Fort / und eroberte Vienne , hatte aber
bald daraufPas Unglück, daß nachdem er mit einem Stuck
Gelb / von den Normannis Den Frieden erkaufft er eines
gewaltſamen Tods ſtarb. Etliche ſchreiben / ef habe ſich Sewalt,
auf der Jago zu tobtgeſtürßet. Andere / er habe ein wil famer Tom
Carolo ,
des Schwein fallen / und ihme einer von ſeinen Dienern
manni,
Daber alliſtiren oder benſtehen wollen ,der ihn aber bar:
ůber aus Unvorſichtigkeit am Schienbein verwundet / an
wele
106 Erſter Periodus . X. Capitel.

Sec. IX . welcher Wunde er ſterben müſſen. Wieder andere ſchreis


ben í er habe aus Spaß einem Mågdlein nachgejagt/ und
>
Da er mit dem Pferd ihr in das Haus/ darein ſie gelauffen /
nachrennen wollen / und die Thůr zu nieder geweſen , hab
er ſich den Kopff entzipen geſtoſſen.

Ludovicus Es hatte Carolomannus einen Sohn hinterlaſſen , Lu .


Ignarus, dovicum genannt, der ihm zwar nach ſeinem Tode fucce
dirt / weil er ſich aber gar zur Regierung nicht recht ſchis
An . 886 , cken wolte / derenthalben er auch bey den Hiſtoricis Igna
vus oder der Faule genannt wird/ kam er bey den Frankos
fiſchen Stånden in Verachtung / und war ſchon an dem
daß ſie ihn abſegen wolten / da er zu allem ſeinem Glück mit
Code abgieng.
ges
Nach dieſes Ludovici Tod war in Franckreich eine
waltige Zerrůttung: es war noch vorhanden des Käyſers
Ludovici Balbi Sohn Carolus; weil aber derſelbe noch
allzu jung / und erſt ſiebenJahr alt war / kam er noch in
Kein Anſehen . Anderer Seits unterſtund ſich Hugo , des
Kinigs Lotharii Junioris mit Waldrada erzeugter dnehli
cher Sohn , der immer auf Lotharingen Prætenſion und
Anſpruch gemacht , das Königreich Franckreich an ſich zu
brins
Frangofiſche Geſchichten , 107

Till bringen / und machte zu ſolchem Ende Alliant mit ſeinem


und Schwager dem Normanniſchen König Gothafredo , ſo in
FM Frießland herrſchte; Allein auch dieſer ſtund den Ständen
hay nicht an / derohalben Wurffen ſie die Augen auf den das
mals mächtigen Kårſer und König in Germanien / Caro- Carolus
lum Craſſum , und trugen dieſem die Crone auf, die er auch Craiusa
acceptirte und annahm /mit den Normannis Frieden machs
të / mit der Condition oder Bedingung / daß er ihnen die An. 886
Sandſchafft Neuſtriam , die nun Normandie heiſt/ deren
Innwohner ohne das wider ihn rebellirt / zu bewohnen
eingab. Ehe aber dren Fahr um waren , hatten die Frane
kofen dieſes Herus / der tåglichy an Leibs- und Gemüts:
Kråfften abnahm / auch genug/ und ſagten ihm den Gehors
ſam wieder auf / wie wir ſolches im ſiebenden Capitel era
zehlet haben.
Nach deffen Abſekung ward das Königreich Francka
reich gewaltig zerriſſen / dann auſſer dem Daß Deutſchland
und Stalien auf beſtändig davon ſeparirt und abgeſondert
worden / ſo fand ſich auch ſelbſten / Rudolphusein Sohn
des Conradi , und Énenckel des Hugonis , der ein Bruder
der Theutbergæ, Lotharii Königs in Lotharingen Gemaha
lin geweſen /welcher Burgundiam trans Juranam , das iſt
Schweiß / Elſaßi Brißgau und Savoyen occupirte und
einnahm / und daraus ein Königreich machte; und Ludo
vicus, ein Sohn Bofonis, den Carolus Calvus zum König
von Provence gemacht/ welcher noch dazu alles z was zwi
fchen der Rhône und Lion liegt / an ſich zog/ und damit das
Regnum Arelatenſe aufrichtete / ſofonſten Burgundia Cis
Jurana hieß / welche Kinigliche Würde / in Betracht / daß
Carolus Craſſus ihn an Sohns Statt angenommen hatte,
ihm auch durch ein National-Concilium zu Valence con .
firmirt ward.
Nach Caroli Craffi Abſegung und bald darauf erfolg «Endea
tem Cod / ward abermal niemand da von dem Carolingi- An. 8897
ſchen Stamm , auf den die Frankoſen ihr Abfehen richten
Funten ; dann Arnulphus der König in Deutſchland ward ( Arnuto
vor einen Baſtarden gehalten / und deßhalben den Franko-phus.)
jen
7
108 SErſter Periodus. XI. Capitel.

Sec . IX. ſen nicht anſtändig. Guido der Herßog von Spoleto vers
meinte zwar er wolte vermittelſt ſeiner guten Freund in
Franckreich / auf den Thron daſelbſten gelangen / ward
aber ſchimpflich abgervieſen. Solchemnach wurden die
Stånde gezwungen ihren Recours zu dem noch einigen
Zweig und Sohn des Käyſers Ludovici Balbi, den jungen
Carolum , der in der Historie Carolus Simplex genannt
wird / und zu ſeinem Vormund Eudonem zu nehmen / den
Carolum vor ihren König / und den Eudonem für den Res
genten zu erkennen / welchen legten ſieauch um mehrere Au.
torität willen / immittelſt , und biß Carolus Simplex zur
Majoritåt undMännlichen Jahren fåme/ würcklich króns
ten. Wie aber nicht leicht möglich iſt, daß ein ſolcher Res
gent allen Leuten recht thun kan , alſo waren ihrer viel / die
ſich über Eudonem beſchwerten / und hofften / wann der
junge König Carolus von derVormundſchafft los kåme /
ſo würde es entryeder beſſer gehen / oder ſie doch bey der
Regierung eben ſo pielals Eudo ſelbſt zu ſagen haben,
Streit Solchemnach machten ſie wider Eudonem eine Partię, ers
zwiſchen Flårten Carolum in ſeinem zwölfften Jahr vor majorenn
dem Vor.
mund und und Voigtbar / und lieffen ihn durch Fulconem den Bis
Pupillen . ſchoff zu Rheims krånen . Eudo der ein tapfferer Herz
war/wolte ſich durch dieſe Factioniſten vor Rechts gebůh ,
A0.892 . Fender Zeit die Regierung ſo bloſſer Dinge nicht aus den
Hånden drehen laſſen und
, griff diejenige / die Carolum
promajorenn oder für Voigtbar halten wolten ,mit Krieg
an /belagerte auch die Stadt Rheims/ die Carolus entſeks
te. Dieſe Håndel, da Eudo bald ſich zur Ruhe begab/ und
Carolo die Regierung abtratt / und Carolus ihm wieder
ſolche einraumte / bald ſie abermal haben / und mit den
Waffen ſuchen wolte 7 giengen immer herum / biß daß Eu
dodie Schuld der Natur bezahlte/ und den Carolum zum
einigen und wahren König ließ.
Carolus Weiln aber diefürnehmſte Begebenheiten dieſes Caroli
Simplex Simplicis, mehr in den andern / als dieſen Periodum eins
A9.898. lauffen, ſo wollen wirmit ihmedieſes Capitel endigen , und
Den fernern Verfolg biſ dahin verſparen.
Das
Saraceniſche Geſchichten . 109

et
Das XII. Capitel.

Von den Geſchichten / ſo ſich an andern


DH
Drten zu getragen .

Saraceniſche Geſchichten .
grhaben in dem vorigen Theil das Capitel / in Zacuri
Wilh ,
welchem wir von den Geſchichten gehandelt, lo
Sets Tyr.
U. auſſer dem Reich ſich ereignet i allezeit mit dem
Perſiſchen oder Saraceniſchen angefangen / weil ſolches
diemächtigſte und dem Römiſchen Reich formidable -oder
furchtbarſte Nation war , und wollen zwar ſolches auch in
i
dieſem Capitel noch alſo beobachten / wiewoln wir dermas
len und in dem folgenden Periodo von dieſer Nation eben ſo
2 viel particulares und beſonderes nicht mehr werden zu las
gen haben eines Theils / weil ſie in dieſem Periodo anges
fangen ſich gewaltig zu vèrtheilen / alſo daß faſt ein jedes
Land / ſo unter ihrer Bottmåffigkeit geſtanden / eineneiges
nenCalifam gehabt / undſolche alle der Ordnungnach zu
tractiren vielzuweitläufftig fallenwürde i andern Theils /
weiln auch die Griechiſchen Käyſer ſelbſten / mit welchemi
ſie am meiſten zu fechten gehabt /nicht mehr zur Direction
und Leitung unſerer Hiſtorie dienen / und Dannenhero ihre
Geſchichten etwas kürker als im vorigen Theil geſches
hen / tractirt worden .
Wasnun erſagte Saraceniſche Begebenheiten anbey
langet i ſo haben wir den vorigen Theil beſchloſſen / mit
Dem Califa Aarone , der da /ſolang er gelebt / mit Carolo Aaron ,
Magno genaue Freundſchafft gepflogen / und ihtne ju Ges
fallen das Heilige Grab zu Jeruſalem 1 denen Chriften ( Carole
eingeräumet. Eben dieſer Aaron iſt es auch der den Kåp- M )
ſer Nicephorum zu den ſchåndlichen Tribut und Kopfs
Geld gezwungen 7 davon wir án ſeinem Ort gedacht
habent. Er nahm auch erſagtem Kåyſer die ganze Fns
ful Cypern / und ein gutes Theil von der Inhil Khodis
hinweg.
Alis
JIO SErſter Perſodus. XII . Capitel.

Sec. IX Als er geſtorben / fuccedirte und folgte ihm ſein Sohn


An. 809. Imin. Dieſer führtezwarwider den Kånſer Nicephorum
Imin ,
und Michaëlem Curo -Palatem zimlich glückliche Kriege 1
und bekam einsmals 1300. Pfund Gold ſo Nicephoruszu
Bezahlung der Armee geſchickt/ zur Beute. Weil er aber
por ſeine Perſon dem Müßiggang und der Wolluſt erge
Die Sa, ben war1 To verurſachte er, daß unter ſeiner Nation groſſe
racenen Cumulten und Aufruhren ſich ereigneten / wordurch das
trennen Saraceniſche Reich dergeſtalt zerriſſen ward / daß endliche
ſich von: wie erſt gedacht, ein jedes Land 1 als Perfien / Babylon7
einander .
Syrien i Egypten und Africa einen eigenen Emir oder Ca
lifam und Land : Vogt vor ſich aufiðurff; darüberward
erſchlagen .
er von ſeinem Bruder
813 Wir wollen ber diefer des Saraceniſchen Reichs Zera
Calift růttungen die übrige Califas derinalen auf die Seite regent
von Bas und allein bie Succeſſion derer zu Damaſco reſidirten / als
bylon .
Der Principalſten / fortſeken / da dann / nachdem Imin vors
Maimon kommt der Califa Maimon, welches gar ein gelehrter Herz
ein ges geweſen / und viel Bücher aus dem Griechiſchen
lebrter bas Arabiſche überſeßen laffen / deren man hernach in
Nann . Occident fich wol bedient / ſo daßman allda das Almagi
(Ludov. ſtum Prolomæi und die Opera des Ariſtotelis felbſten /
Pius )
ehender in Arabiſcher als Griechiſcher Sprach, zu leſen
Trachtet Bekommen. Es verehrte Maimon dem Griechiſchen Kårs
nady get ſer Theophilo hundert Pfund Golds / daß er ihm den das
Tehrten mals Weltberühmten und gelehrten Mann und Mathe
feuten . maticum Leonem , auf eine Zeit zukommen laſſen wolte /
damit er ihn in Künſten und Wiſſenſchafften unterweiſen
m8chte /verſpräch auch dem Leoni groſſe Penſionen ; Theo :
philus aber wolte ſolchen Mann , den er vor einen Schas
ſeines Reichs hielt i den Saracenen nicht zukommen las
ſen/ ſondern behielt ihn bey ſich und verbeſſerte ihm die
Beſoldung. Unter dieſer Zeit fügte ſichs auch / daß die
Africaniſche Saracenen die Jnſul Cretam hinweg nahs
men / und des Theophili Flotte zwermalhinweg ſchlugen .
833 Dem Maimoni ſuccedirteMurezan , den andere auc
Murezani. Amirumnam nennen / welchen unter den Arabern die Más
dicin
Saraceniſche Geſchichten :

dicin in ſonderbares Aufnehmen brachte 1. gleichwie ſein


ch
Vorfahrer die Mathematiſche Künſte. Mit dieſem / wie
UM
auch mit den Syriſchen Califen / ſo zu Damaſcowohnten /
=96/
hätte der Käyſer Theophilus , weil er gelebt/ viel zu fechten
151
gehabt / ſo daß auch ſein Vatterland ſelbſten die Stadt ( Lotha
hi! tius )
Amorium darüber verſtshrt worden . An . 8416
Dem Murezan ſuccedirte ſein Sohn Aaron , und dies Aaron ,
ſem (ein Bruder 846 .
Metachal
Metachal. Dieſem ſein Sohit
861 .
Mutnazar. Dieſem der
Elmuſten. Zu deffen Zeiten thaten ſich die Türcken oder Mutnaża
Turcomanni in etwas herpor / fieten von dem Caſpiſchen Elmulten
20
Meer Her in Perſien und Babylonien ein / erſchlugen des
Elmuttens Sohn Mydati , Der eben ſeinemVatter ſuc
cedirt und nachgefolget war / unb ſekten zu einem Califa
in Egypten und Syrien / den Tolonem ein .
Dem Toloni fuccedirte ſein Sohn 8698
Hamaria. Unter dieſen Zeiten giengen abermal groſſe Tolon .
.
Verånderungen in dèm Saraceniſchen Reich vor / biß (Carolus
Das Muchtaphi der Califavon Babylon endlichen Egyp: Calvus )
ten und Syrien an ſich gebracht und ſeinen Sohn Mucte. Hamaria
dar zum Nachfolger gelaſſen / mit dem wir auch die Sa:( Carolus
Craff. Ara
raceniſche Geſchichten dieſes Periodi beſchlieſſen wollen .
Es wäre zwar auch noch eines und das ander von den nulph,
Africaniſchen Saracenen zu ſagen / als welche in dieſem Muchtas
Periodo in Italien gar groſſe Ungelegenheit gemacht / phi.
weiln aber ſolches mehrentheils nur Einfälle und Raubes
reyen geweſen / auch davon bey den Italiäniſchen Ges
ſchichten ſchon viel vorgekonimen ; ſo wollen wir ſolche ders
mal bey Seite ſegen .

Hiſpaniſche Geſchichten :
Seandere Nation, ſo in dieſem Periodo in Conſidera: Valzug
rion und Hochachtung kommt, iſt die Hiſpaniſche.Es der ga
iſt zwar nicht allein in dieſem / ſondern auch in den folgens
den Periodis dieſes Theils ein groſſer Theil von Hiſpanien in Spas
durch die Mauros und Saracenen oceupirt und einges nien .
nommen
II2 Erſter Periodus. XII. Capitel.

Sec, IX , nommen gereſen / von deren Einfall wir im eilfften Car


pitel des vorgehenden Theils die Erzehlung gethan. Von
welchen allhier noch dieſes zu gedencken / daß da ihre Na
tion , ſo ſich in Spanien niedergelaſſen / in den vorigen
Zeiten allezeit dem Califa zu Damaſco unterthånig ges
weſen / der in allen Provincien von Hiſpanien / eigene
Stadthalter beſtellet/ nunmehro in dieſem Periodo, indeme
die Uneinigkeiten unter den Aſiatiſchen Saracenen alſo
ſehr überhand genommen / auch dieſe Spaniſche Stadt:
halter angefangen ſich von der Damaſceniſchen Bott:
måſſigkeitfren zu machen / und ſich ſelbſt als Könige zu
ĝeriren oder aufzuführen.
Es haben aber auch anben die Chriſten in Aſturia und
Ĝallácia immer ihren Plak behalten / und ihre eigene von
Pelagio herſtammende Könige gehabt : Wie wir nun in
erſtgedachtem andern Theil die Succeſſion dieſer Arturi
ſchen Könige biß auf Alphonſum Caftum fortgeführet /
alhier fortſegen .
alſo wollen wirauch ſolche nunmehro
An.791. Dieſer Alphonſus iſt zum Reich gekommen noch im
Alphon vorigen Seculo Anno Chriſti 791. und hat den Zunahmen
Sus III. Caſti, ober Ses Keuſchen bekommen, weil er mit ſeiner Hes
Caftus.
( Caro mahlin , ſo Caroli Magni Schweſter geweſen / ein Gelůb8
Jus M.) gethan / (fo eben in dieſen Zeiten nicht gar ungervöhnlich
wat ) daß ſie beede den Jungfräulichen Stand auch in
der Ehe halten wolteri.
Dieſer Lebens -Art halber warb er zwar voneinigett
feiner Unterthanen i diees vor eine Einfalt und Blodigs
Feit ausbeuteten i verlacht / als aber auch die Sáracenert
an ihm zum Ritter werden wolten / und ihn mit Krieg ans
griffen / wieß er í daß es ihm weder an Herg noch Mann:
Keit" fehle 7 dann er ſchlug dieſe Mohren auf das Haupt /
úno erbauté / von den ihnen abgenommenen Beuten / die
beede Städte Asturiam und Dultam.
Gleichwie der König Veremundus, von welchem im
vorhergehenden Theil gedacht worden /dem Alphonſo Ca
ſto das Königreich eingeraumt / alſo vergalt dieſer rühma
liche Herz ſolches init Danckbarkeit / imdweiler ohne Ers
ben abſturb / fo ermahnte er in ſeinem Teſtament Ramirum
oder
Biſpaniſche Geſchichten 113
Ranimirug
oder Ranimirum , des Varemundi Sohn zu ſeinem Nach (Ludov, I.
folger. Dieſer Ranimirus ſtund auch den Königreich Pius)
rühmlich vor / trieb die Normanner /welche in Cantabria
ch
eingefallen waren / tapffer zuruck / erhielt auch eine groſſe
Schlacht wider die Saracenen / die da den ſchåndlichen
Tribut der Jungfrauen / von ihm / wie von ſeinen Vors
fahren forderten / und als er ſolches abſchlng, ihm bekriegs
ten / dadann GOtt ihn beyſtund / daß er gegen 70000.
der Saracenen erlegt ihnen viel Stådte abgervann !
und ſein Königreich von dieſem ſchweren Tribut / wie
Alphonſus Caſtus bereits zu thun angefangen / völlig bes
frepet.
Es ſchreiben die Spaniſche Hiſtorici und faſt alle Au. S• Jacobus
ự thores felbiger Zeit /man habe den Heiligen Jacobum ,als ( hlagt
welcherderPatron von Hiſpanieniſt , bey dieſer Schlacht die Feind .'
weiſſen
gang ſichtbarlich vor der Armeemit einen groſſen

i
71

Fahnen ſehen daher reiten / und die Feindezuruck treiben ,


C es hat auch dieſer ThathalbenRanimirus und die folgens
de Spaniſche Reinige eine Stifftung gemacht / daß man
in gank Spanien / von einem jeden Pflug oder paar Ocha
fen / dem Heiligen Jacobo ein Maaß Getråið gleichſam
Dritter Theil ju
14 SErſter Periodus. XII. Capitel.

Sec. IX . zu einem ewigen Zinß und Danckbarkeit vor die verliehene


Protection und Schuß jährlich reichen muſte.
An. 850 . Dem Ranimiro ſuccedirte ſein Sohn Ordonius I. der
Ordoni- den Saracenen oder Mauris die Stadt Toleto abgewons
us I.
nen . Dieſer hatte zu ſeinem Nachfolger
( Lothar.)
862. Alphonſum IV. Magnum. Den Namen eines Groſs
Alphon- fen hat er durch ſeine ſtetig glückliche Actiones wider die
ſus IV . Mohren / in den Hiſtorien verdienet / als die er Zeit ſeiner
Magnus langen Regierung gar vielmal geſchlagen / auch ihnen die
Vicus II.) Stadt Conimbrias und Vilæam in Portugal wegges
& feqq. nommen; er hat auch die herrliche Kirche S. Jacobi zu
Compoſtel gebauet. Was aber ſeinen Namen noch
gröſſer macht, iſt / daß als ſeine Regierung , die acht und
vierßig Fahr gedauret / feinen Söhnen etwas zu lang
währen wollen / und dieſe aus Ungedult einige Rebellion
Tritt die wider den Vatter angeſtifftet / dieſer alte Herz, um als
Regies len einheimiſchen Krieg und Blutvergieſſen vorzukoms
rung feis
men , ſich ſo weit überwunden / und ſeinen Söhnen die Res
nenShe
nen ab. gierung freywillig abgetretten.
An . 910 Solchem nach folgten ihm ſeine beede Söhne Garſias
Garſias l. und Ordonius zugleich nach / der erſte in dem Königreich
( Ludovi- Aſturien , der andere in Gallåcien . Weiln aber ihre
cus IV . ) Verrichtungen mehrentheils in den folgenden Periodum
einlauffen / ſo wollen wir ſie auch biß dahin zu beſchreiben
verſpahren .

Engliſche Geſchichten.

Beda , Or die dritte Nation , ſo in Hochachtung / wåre bile


Polydom V .
rus Vir Periodo von den Engliſchen Königen oder vielmehr Rea
gilius,
gulis , die in ihren kleinen Provingien zugleich geherrſchet /
Joh .
Camb ſo gar nichts Norables zu ſagen , auſſer daß Anno 827.
denus. Der König Echbrechtus das Glück gehabt , daß er ade
übrige Könige von dieſer Inſul unter ſich gebracht / und
dadurch allein zum Herm und Monarchen des gangen
Landes worden / deme in gleicher Macht ſein Sohn Ed.
wulfus fuccedirt/ welcher auch die übrige Königreicher als
Can
Engliſche Geſchichten . IIS,

Cantium und Nordthumertand / ro den Römiſchen


Stuhl bißero noch nicht zinsbar waren / demſelben
1
gleichfalls auf ſolche Weis unterwürffig gemacht.
hat aber dieſe Monarchie mit Edwulfi Todt ſich alſobald
wieder geendet / und iſt die alte Lands- Theilung unter ſeis
nen Söhnen ( von neuen angangen , dahero auch dieſes
1 arme Land 1 das ſo viele kleine Herren hatte den Einfällen
der Dåhnen oder Normånnern ohne Unterlaß unterworf
fen ſeyn muſte / biß es in folgenden Periodo von denſelben
bolig überwältiget worden .

Bulgariſche Geſchichten .
Cedrenuo
Och iſt von Nationen übrig die Bulgariſche 7 welche Zonoras
Non mit den Griechiſchen Käyſern ſo groffe Kriege ges
führt , und in dieſem Periodo dieſes denckwürdige hat / An .848
daß ihr Kônig Bogiris ,vermittelſt der Unterrichtungiſo er Bogiris
von einem gefangenen Chriſten Theodoro Cuphară , und wird eine
ſeiner Schweſter / die ervon den Griechen ranzionirt um Chrift
mit Gelderlediget / erhalten , dann aus Betrachtung des
güngſten Gerichts fo ein Griechiſcher Mahler ihm ab
gebildet/ den Chriſtlichen Glauben angenommen / zu Con:
ftantinopel getauffet und Michaël genandtworden / und
ob er wol deffenthalben anfänglich von ſeinem Volckver:
trieben / fo gab doch GOtt ſo viel Gnade / daß er wieder
in fein Kidnigreich eingefekt ward / und Daraufdie ganke
Nation befehrte.
ol
En Normanniſche Geſchichten.

As die Bulgarn in Orient waren / das waren die


Dåhnen und Normanner in Occident ; Dannvoc
denſelben hatte kein Land 7 fo Da gegen Weſten und an der
See liegt / von Spanien biß in Polen / Friede ; und was
ren dieſelbe in ihrem Thun ſo barbariſch und crudel , daß
auch einige Nonnen / um von ihren Leichtfertigkeiten fren
zubleiben ſich Naſen und Leffzen abſchnitten/ ja man pflegte
in die dffentliche Litanegen in Franckreich dieſen Vers eins
30 jurita
116 SErſter Periodus . X. Capitel.

Sec.IX. zurucken: A furore Normannorum , libera nos Domine:


Von derrormanner Würten / erlos uns lieber
An.sgſ : BErre GOtt. Doch erleuchtete GOttendlich ihr Ges
und Go- můth 1 daß erſtlich ihr König Haraldus mit vielenſeiner
thofredus Vornehmſten / dann ein anderer Gothofredus, Deme Ca
laſſen ſich rolus Craſſus deßhalben Frieſland zu bewohnen eingeges
tauffen. ben , ſich tauffen ließ , und alſo die Sittſamkeit des Chris
ſtenthums in dieſe krieg- und rauberiſche Nation allgemach
einführte.
Nun führet uns endlich die Ordnung/daß wir auch von
der Böhm- und Polniſchen Nation , als welche erſte mits
ten / die andere an denen Grängen unſers Deutſchlands
geſeſſen , und in den folgenden Periodis ziemlich viel von ſich
ſagen gemacht / etwas gedencken .

Böhmiſche Geſchichten .
Æneas As nun die Böhmiſche Nation anbetrifft , ſo iſt zu
Sylvius wiſſen / daß ſolche ſchonim vorigen Periodo zu Zeit
Hagecius. Kåyſers Conſtantis II. ihren Anfang genommen , indem
nemlich zwey Sclavoniſche Herren Zechus und Lechus
mit Namen / welche wegen eines begangenen Mords
aus ihrem Vatterland Croaten ſich falviren müſſen , mit
ihren Dienern und übrigen Anhängern in die Gegend ges
kommen / wo vor dieſem die Boji und Marcomanni ges
wohnt / und welche ſchon damals Bojohemia hieß / heut
zu Tage aber Böhmen genennet wird ; weil ſie nun bas
Land von Einwohnern entblåſet fanden / indeme ſchon
vor långſten der größte Hauffe der Marcomannen mit
dem Gothiſchen Könige Theodorico Veronenſi ingtalien
gezogen / und die übrigen Wenigen / wegen ſtetigér Eins
fälleder Septentrionaliſchen Völcker / ſich von barošllig
hinweg und über den Wald begeben / ſo reſolvirten ſie ſich
Anfang felbiger Enden , da ſie das Erdreich ſehr fruchtbar vers
mirch und ſpürt / fich niederzulaſſen / und erkieſte der älteſte Bruder
Polnis Zechusgleich die Gegend / ſo um Raudeniß an der Elbe
ſchen liegt / zu ſeinem Wohn - Plaiz , und fundirte alſo mit dem
Nasion . Seinigen die Böhmiſche Nation, Der jüngere aber
Lechus
Böhmiſche Geſchichten . I 17

ne: Lechus gieng mit ſeinem Gefolg weiter / und gerieth gar
er biß in Polen / ſo vor dieſem Sarmatia hieß / woſelbſten er
50 an einigengleichfalls unbewohnten Plägen ſich eine Woh
nung ausſahe i fo er nach ſeiner Sprache , von der befinds
lichen groſſen Fläche / als welche auf Sclavoniſch Pole
heiffet ;Polen nannte / und alſo zum Stamm Vatter der
Polniſchen Nation ward. Wir wollen aber von der Böh:
miſchen/ als uns am nechſten geſeſſen / zu erſt handeln .
Der Urhebep Zechus herzſchte ber ſeinem kleinen Hauf
21 fen noch eine geraume Zeit/
und hinterließ zu ſeinem Nachs
folger den Cracam , von welchem man nicht ſicher iſt /ob er
von ihm hergeſtammet / oder vom Volck erwählet wor:
den.
Cracus fieng an das Land mit Dörffern und Schloss Zechus
ſer anzubauen und
, hinterließ dren Tochter / Bolam , Ten der Bdhi
chamundLibuſſam ,ſoalle der Zauberen und Wahrſas mein leto
4 ger-Kunſt gar ſehr ergeben / und deßhalben vom Volck
admirirt und bewundertwurden ,alſo /daß auch die Jüngs
ſte Libuffa , ſo die künſtlichſtewar / vom Volck zur Ries
US gentin angenommen ward. Sie regierte eine geraume Libulai
Zeit als Jungfrau / da ſie aber des Jungfråulichen
Standes můde war / ſchickte ſieGeſandte aus / ihr einen
b Mann zu ſuchen , und befahl ihnen / ihrem Leib- Pferd /
Das fie frey lauffenließ/ zufolgen / undihr denjenigen zu
bringen denſieaufeinem
, eiſernen Tiſch würden eſſend
finden. Als die Geſandten alſo herum gereiſt/ traffen ſie
V endlich einen Bauren , Primislaummit Namen , an / Der Primis
auf ſeinemumgekehrten Pflug / auf der eiſernen Pflug- lauswird
Schaar feine Suppeaß,und glaubten / daß dieſes etwa jum Fire
Fürſrechte
der ſeyn möchte überreichtenihm derohalben die beruffen .
tlichen Inſign
ia , und führten ihn mit ſich auf das
Schloß Wiſcherað,ber Prag gelegen / fo Libuffa erbauet
zu ihr nach Hauſe ,ba er bann vonder Libuſſaalſobalden
IM por ihrenGemahl angenommen / und ihm viel Dings
von den B e gebenhei
ten ſeiner Poſteritåt und Nachkoms
menſchafft vo ih p
Dar n r rophezey worden .
et

7/ Nach
$ 3
118 Erſter Periodus. XII. Capitel.

Valafca Nach Libuſfæ Todt führte Primislaus die Regierung


fångt ein fort : Es opponirte ſich ihm aber eine von der Libuflæ
Weibers Kammer - Jungfrauen Vlaſta oder Valaſca mit Namen A
Regis
ment an.

welche das Regiment aus den weiblichen Händen nicht


gerne
Böhmiſche Geſchichten . 119

gerne kommen laſſen / ſondern die Regierung nach dem


Erempel der Libuftæ führen wolte / hieng faſt alle Mågde
und Weiber vom Böhmiſchen Volck an ſich , bekam eis
nes von den erbauten Schlöſſern ein / und führte mit ihren
Weibern gleich mit neuen Amazonen / gegen den Primis
laum etliche Jahr offenbaren Krieg 1 in welchem der Sieg
faſt allezeit auf ihrer Seite geſtanden. Endlich aber ward
ihre Veſtung durch einen jungen Kerl 7 den eine von der
Valarcæ Dirnen zur Buhlſchafft heimlich zu ſich gelaſſen /
verrathen / und ſie mit allen ihren Weibern tobt geſchlas
gen. Nach geendigtem dieſem Krieg continuirte Primis
laus die Herzſchafft noch geraume Zeit/ und erfand die erſte
Bergwercke , bekam endlich zu ſeinem Nachfolger ſeinen
Sohn
Nimislaum. Dem Nimislao folgte deſſen Sohn.
Mnatha.
Varicus.
2 Vinslaus , welcher mit Carolo M. Krieg geführt / und ( Carolus
i alſo der erſte iſt / io in gegenwärtigenPeriodum gehört. Me)
į Dieſem ſuccedirte ſein Sohn
Grezomislaus.
Neclan .
Hoſtiritius. Dieſe Fürſten insgeſamt haben nichts abs
ſonderliches verrichtet/ auſſer daß ſie immerfort i theils
mit einem Geſchlecht von ihren Unterthanen / die Wers
ſchowiß genannt/ ſó gar mächtig geweſen , und mit dem
Hergoglichen Geſchlecht æmulirt und um die Regierung
geeifert / theils mit ihren Brüdern und Vettern/ mit des
nen ſie allezeit das Land zu theilen gepflogen / zu kämpffen
gehabt.
Dem Hoſtiritio fuccedirtBorivarius, welcher am erſten Borivarius
den Chriſtlichen Glauben angenommen : weil er aber ſol nimmt
deņChriſto
chen auch ben der übrigen Nation nicht einführen kunte i lichen
als welche hartnäckig bey dem Hendenthum perharrete / Glauben
an .
fo hat er die Regierung freywillig abgelegt.
Jhm folgte ſein Sohn Uratislaus , welcher zwar alles /
was er kunter zu Ausbreitung des Chriſtenthums beytrug / Spitigneus.
H4 weil

1
120 Erſter Periodus. XII. Capitel.

Sec. IX . weil aber fein Bruder Spitigneus, der wieder zum Hendens
Drahomi- thum abgefallen / und ſeine eigene Gemahlin Drahomira ,
ra wird die nach ſeinem Tod die Chriſten offentlich verfolget / und
von der endlich mit ſamtdem Wagen / worauf ſie gefahren / von
Erden
verſchluns
gen

diabete
der Erden ſoll verſchlungen worden ſeyn / ihm hierin im
Weeg ſtunden / ſo kunte er bey ſeinem Leben diefes gute
Werck nicht ausführen . Weiln nun mit ihm gegens
wärtiger Periodus ſich endet / ſo wollen wir die Bihmis
ſche Geſchichten daben berenden laſſen / und von denen
Polniſchen etwas gedencken.

Pohlniſche Geſchichten .

Er Lechus als der Nation Anfänger / welcher ber eis


Æneas nem gefundenen Adler - Neſtdie erſte Stadt / Gne
Sylvius ro- fen erbauet und deßhalben einen Adler zum Wappen ſich
Mart.G
merusGe- erkieſet / hat mit ſeinerPoſteritåt über hundert Jahr in
grigus Pohlen regieret / ohne daß man weder von ihren Thaten
noch Namen in den Hiſtorien einige ſichere Nachricht
hat. Nach der Zeit entweder weilen Lechi Geſchlecht
abges
pohlniſche Geſchichten . 121

3 abgeſtorben / oder deren Regierung den Pohlen nicht lån- Lechus


der Poble
ger angeſtanden , haben ſie eine Ariſtocratiam angefangen/ niſchen
und zwdiff Woywoden zu Regenten beſtellt. Als man Nation
1 aber wahrnahm / daß dieſemehr aufihren Privat- Nußen Urheber,
als auf das gemeine Beſte fahen / hat man ſie nach funff- Ariſtocra
zig Jahren wieder abgeſegt i und die Herkogliche Restie in
Poblen.
gierung reintroducișt und wieder eingeführet, da dann
erwählet worden Cracus I. von dem man fagt/ daß er An. 700.
Cracau erbauet habe/ wierooln andere die Erbauung dies
ſer Stadt noch vor Chriſti Geburt feßen. Er / und ſein
Sohn Cracus II. und ſeine Tochter Vanda haben nachein
ander regieret ; als aber dieſe Vanda ſich vor des Landes : 7500
Wolfahrt den hölliſchen Abgöttern verlobt / und deßhal Vanda
ben von einer Brucke in dieWeyrel geſprungen /und ſich bie
Wens
erfåuffte / ſo haben die Stände abermal die Ariſtocratie rela
beliebt / und zwölff Regenten aus ihren Mitteln beſtellet,

11

7
}

Bratis

Allein auch dieſe hauſetennicht beſſer als die vorigen / und


1 lieſſen noch dazu gank Pohlen von den Feinden verheeren ;
Derohalben ward man ihrer abermal überdrüßig und
i machten zum Herkog Primislaum , den man auch wegen An . 760
s feiner Liſtigkeit 7 durch welche er zum Reich kommen / auf
ఏక Pohl
122 Erfter Periodus. XII. Capitel.

VATI

'An.760. Pohlniſch Lefcum nannte. Dann als verglichen worden ,


kift des Daß der ſo in einem deßhalben mit Pferden angeſtelltem
Leſci.
Wettlauff den Preiß erlangen würde / Herzog ſeyn ſolte/
hat er heimlich den Renn- Plaz mit ſpitzigen Någeln bes
ſtecket /ſeinem eigenen Pferdaber platte Eiſen aufgeſchlas
gen laſſen / mit welchen es im Lauff fortgekommen / da
die andern zuruck geblieben.
Ihme hat ſuccedirt und nachgefolgt ſein Sohn Lef
cus II . und dieſem
Leſcus III. Dieſer hatte nebſt ſeinem Ehlichen / zwans
Big unehliche Söhne hinterlaſſen , denen erzivanßig Pros
vingien in Polen eingeraumt. Im Polniſchen Hera
kogthum ſelbſten aber hat ihm fuccedirt ſein ehlicher
Sohn
Popielus I. und dieſem ſein Sohn
Popielus II . welcher obgedachte ſeine Vettern mit Gifft
Popielum umgebracht / und darauf von GOtt geſtrafft worden /
freſſen
biemus daß ihn die Mäuſe, ſo aus der Ermordeten Leibern gewach .
re. ſen / gefreſſen.

Nach
pohlniſche Geſchichten , 123

Nach dieſem abſcheulichen Tob / ſind die Stände zur


Wahl eines neuen Königs geſchritten / da dann ein
Bauer oder Burger zu Crußwiz Piaſtus genannt / ſie in
ſeinem Hauſe tractirt / und weilen unter währender
Mahlzeit das Fleiſch und die übrige Speiſen in den
Schüffeln / wie die Tradition und ſchrifftliche Auffak
lautet 7 pon ſelbſten wunderbarlich ſich vermehrt / haben
die Pohlen hierüber ihn vor einen König angenommen .
Dieſes iſt der Piaftus, der hernach eine lange Reihe Piaſtus. 3
Nachfolger / von ſeinem Geſchlecht biß in das vierzehen :
de Seculum hinterlaſſen / Dannenhero der Gebrauch er :
wachſen / daßman noch heut zu Tag die Pohlniſchen Ko
nige ſo aus den Lands- Einwohnern ſelbſten genommen
werden / Pialtos heiſt.
Seine Succefforesund Nachfolger ingegěnwärtigem
Periodo ſino geweſen , Ziemovitus Leícus IV . Ziemnomyse
· lus , die aber nur dem Namen nach bekannt und nichts
ſonderliches ausgerichtet. Dieſes iſt/ was in dieſem Pe .
riodo von der Pohlniſchen Nation zu melden .
Die andere Nationen / als die Schottiſcher Schwedis
ſche und Ungariſche ſind in dieſem Periodo entweder noch
barbariſch / oder unbekannt, daß ſie nicht meritiren bedacht
zu werden.
Ehe wir aber dieſes Capitul noch ſchlieſſen , müſſen wir Hiftoria
quoad Hiſtoriam Naturalem und was zu denen Natur- Naturalis,
Geſchichten gehöret / noch dren fremde Phænomenaanfühs
fen / nemlich daß um die Zeiten Kayſers Ludovici Pii ben
Autun in Franckreich mitten im Soñer ein großes Stuck EinStück
Eiß / ſo funffzehen Schuh lang / fieben Schuh breit und Eiß fällt
zwen dicke geweſen / unter dem Hagel vom Himmel ges vom
immel
fallen .
Dergleichen auch ſonſten vorhin / als zu Zeiten des
Perſiſchen Königs Xerxis , item des Käyſers Theodofii II.
und nach dieſer Zeit zu Zeiten Käyſers Lotharii Saxonis ,
mit groſſen Steinen , die vom Himmel gefallen / fich zus
getragen .
Item
124 Erſter Periodus. XII. Capitel.

Sec. IX.
Item , daß unter erſtgedachten Ludovici Pii Regieru
EiR
ein Mägdlein von dreyzehen Jahren in der Gegend r
Mågblein
lebt ohne der Stadt Toul und Lotharingen / zwen ganger go
Speiß . lang ſich alles Eſſens enthalten habe.
Und endlich / daß Anno 822. in Thüringen ein gr
Ein Was fes Stuck Waren fünffzig Schuh lang und anderthi
ſen bes
Schuh dick nach Zeugnuß Aimonii , ohneAnlegu
wegt ſich.
der Menſchen Hände / von ſelbſten ſich auf zwan
Big Schritt weit von ſeiner Stelle
verrucket habe.

"

Des
125.

es dritten Rheils

Anderer Periodus
Oder

Seit - Begriff.

In fich haltend die Geſchichten von


Zeiten Känſers Conradi I. an / biß auf den Tod
Henrici II. Sancti, nemlich die ganze Regierung der
Sächſiſchen oder Ottoniſchen Familiæ , von
Anno gii . ani biß ad Annum
1024.
Das I. Capitel.

Von der Regierung des Kayſers


Conradi l .
Seculum X.

Achdem Ludovicus IV. ohne Männliche An. 9111


Erben mit Soo abgangelt / und in Luitbr,
Teutſchland von der Carolingiſchen Fa. Sigtrid.
Concin .
milie fein regierender Herr / Der eine Regin ,
Macht hätte , in linea recta unð gerader Sigbert.
abſtañender Linie mehr übrig war ; ſo Gembl.
Verſañleten ſich die Stände von Teutſchland einen König Gorhfrido
aus ihren Mitteln zu eligiren und zu erwählen , und wurfs
fen zuförderſt die Augen auf Ottonem ,den Herkogen von
Sachſenund Braunſchweig , dem ſie auch die Croneoffe
rirten und anbothen . Dieſer aber / der ſchon ein alter Herz
war / bedanckte fich dieſer Ehre, deren er Alters und Uns
vermöglichkeit halber mit Ruhm nicht vorſtehen kunte !
wie er dann auch das andere Fahr Sarauf verſtorben /und Octo you
ſchlug / mit einem ungemeinen Erempel der Liebe zum Sachſen
Bono publico und gemeinem Beſten / an Statt /Con . (chlågt die
Eron aus .
radum den Herßog von Francken / einen Sohn des Con
radi,
126 Anderer Periodus. I. Capitel..

Sec. IX. rádi, von dem wie oben ernehnt/ daß er vom Alberto Bem
Grafen zu Bamberg erſchlagen worden / zum König vor /
als den er zu dieſer groſſen Dignität und Würde capabler
und tůchtiger als ſeinen eigen Sohn Henricum ( deren er
doch hecnach gar ein rühmlicher Käyſer worden )erachtet.
Conradus Auf dieſe Recommendation ward Conraduszumkåys
wirð er: ſer erwählet. Esward aber deffen Regierung gleich Ans
måblet. fangs gewaltig in Unruh geſeket 7 durch Mifgunſt unters
ſchieblicher Reichs - Fürſten i welche ſich eben fo gut als
Conradus achteten und/ daher ſeiner Bottmåßigkeit ſich
nicht gern unterwerffen wolten . Unter dieſen waren die
Die Vornehmſten Eringer und Bertholdus , die Hertoge in
Deutſchen Schwaben, Arnulphus Malus , Der Herkog in Båvern /ſo
wollen noch aus Carolingiſchen Geblüt war und die Mächtig
nicht ges
ſte unter ihnen allen / Henricus der Herßog in Sachſen /
borſas
men. obgedachten OttonisSohn.Wider die erſte zwei verfuhr
Käyfer Conrados gar ſtreng / und als er ihrer Perſonen
ſich Meiſter gemacht, ließ er ihnen die Stopffe vor die Füf
ſe legen , weiln ſie feinen neu -publicirten Land - Frieden ges
brochen , auch damit umgegangen / daß ſie die Teutſche
Cron dem Franköſiſchen König Carolo Simplici in Sie
Hand ſpielen mochten i es glückte ihn auch wider Arnul
phum , daß er ihm die Stadt Regenſpurg wegnahm / ihit
als einen Rebellen aus dem Reich vertrieb / und deſſen Her:
kogthum feinem des Käyfers Bruder Eberhardo , ein
raumte / worauf Arnulphus ſeine Zuflucht zu den Ungarn
genommen . Wider den Henricum aber der nach ihm
Käyſer worden ) wolte es ihm alſo nicht gelingen i Dann
dieſer Herr /welcher ſich verdrieſſen ließ, daß die Cron, die
man ſeinem Vatter angetragen / aus ſeinem Hauſe gekoms
men / und dem Conrado zu Theilworden /bezeugte in allem
ſeinem Thun / daß er dieſem Käyſer zu gehorſamen ſchlecha
ten Luſthabe : Anfänglich zwar ſuchte Conradus fich des
Henrici mit Lift zu bemächtigen / und gebrauchte
ſich hierzu des M & ynkiſchen Erk - Biſchoffs Hattonis,
der vor dieſem den Albertum , Grafen von Bams
berg i po liſtig in des Kåpſers Ludovici IV . Garn ges
trieben . Dieſer ließ ſich eine guldene Ketten mga
cherry
Die Regierung Conradi I. 127

chen , ſo er auf einem groſſen Banquet dem Henrico gleich . Hatto


ſamals zu ſonderbaren Ehren um den Hals werffen / oder will Hen
aber ,wie Cranzius und Ursbergenſisſchreibet , daß er ihn mitPift
durch dieſe Kette zu ſich locken / alsdann aber umbringen fangen.
laſſen wolte ; allein der Anſchlag ward verrathen , weil
Hatto von ſeinem böſen Vorhaben ſich gegen dem Golds
Schmiedt in etwas verſchnappet / und Hatto mit groſſem
Schimpff abgewieſen : Darauf růſtete ſich Henricusoffent:Salads
lich zur Gegenwehr und fekte ſich dem Käyſer Conrado zwiſchen
mit aller Macht entgegen / es kam auch / als der Käyſer den Frana
cken und
Mårſeburg belagerte/ und Henricus ſolchesentſegte/ zueiSachſen .
ner Haupt-Schlacht ,in welcher des Känſers Bruder An, 915:
Eberhardus, der damals die Armee commandirte / aufs

Haupt geſchlagen waró / und ſo viel Volcks verlohr / Dak Wiro


man bayon ein gemein Sprichwort machte / und ſagte: zum
Die bele müſſe gewaltig groß feyn /weil ſie ro Sprichi wort.
viel Francken auf einmal faſſen könne.
Dieſer Verluſt jog noch einen andern nach ſich : Dann
als der vertriebene Arnulphus und die Ungarn / die bißhero
zweymal gewaltig eingebůſt hatten dieSchwäche des Con
radiwahrnahmen /machten ſie ſich wieder hervor / belager ,
ten
128 Anderer Periodus. I. Capitel.

Sec. IX . ten und erorberten Regenſpurg / reſtituirten und fekten den


Arnulphum wieder in Bayern ein /ſireifften ganz Deutſch
Ungarn land biß an Fulda durch / verheerten alles mit Feuer und
thun groſs
ſen Schas Schwerbt und kehrten mit groſſem Raub wieder nach
den. Haus. Dergleichen Unhenl ſtellten gegen Norden auch
die Dähnen an / welche aber durch den Grafen von Rins
Unges gelheim tapffer zuruck geſchlagen wurden į So fiengen
jåhmt auch die Fürſten in Deutſchland an gewaltig frey zuleben ,
Leben ist und abſonderlich ſich an Geiſtl. Perſonen und deren Gůs
Deutſch
land. tern ſehrzu vergreiffen /wie dann Ottobertus der Biſchoff
zü Strašburg, von ſeinen Burgern / und Eberhardus der
Biſchoff zu Speyer von einigen Grafen erſchlagen ; die
Herzogen aus Schwaben aber / wegen geraubter Kirs
chen Güter von Pabſt excommunicirtworden .
Unter dieſen Troublen führte Conradus ſeine Regies
rung biß in das achte Jahr, da er von einer Kranckheit ans
gegriffen unddurch ſolche hingeriſſen
warb . Wie eraber
An.918. in obgedachten Treffen von Mörſeburgdie Macht und
Conradus Capfferkeit des Henrici von Sachſen / mit ſeinem Schas
tecom
mandirt den geprüfét / und ein Herr wär i dem das gemeine Beſte
feinen gerwaltig angelégen geweſen / ſo gab er den Fürſten und
Feind. Stånden den Rath 7 fie fölten niemand anderſtals dieſen
braven Herrn zum König erwählen / erſuchte auch ſeis
hen Bruder Eberhardum ; er ſolte ſich demſelben nicht
opponiren oder entgegen ſeger /ſondern ihm die Käyſers
liche Inſignia , ſo er ihm zu Hanben ſtellete / gutwillig
ausantworten / und alſo nach ſeinem Erempel das Bonum
publicum ben ſich vordringen laſſen / ſo dieſer auch groß :
müthig that/und dadurch dieWahldes Henrici facilitirte
und beförderte.
Dieſer Conradus hat in ſeinem leben der ſtaliănſchent
Sachen ſich nie angenommen , iſt auch vom Pabſt nicht
gecrðnet worden. Dannenhero 'er von den Exterisoder
fremden und andern Scribenten / welche die Käyſerliche
Dignitåt als eine Dependenß und Abſtammung vom
Påbſtlichen Stuhl / oder von der Påbſtlichen Crðnung
anſehen , unter die Römiſche Käyſer nicht gerechnetwird.
Das
Die Regierung Henrici I. Aucupis. 129

Das II. Capitel .

Die Regierung des Kayfers


Henrici I. Aucupis.
Ach Conradi I.Tod kamen gleich im Anfang des An.919.
Fahrs die Stånde zu Frişlar zuſammen und buitbr.
Verwählten obgedachten Henricum den Herßog Witte
NI
zu Sachſen / des Ottonis , ber vorhin die Cron recufirt chind .
und abgeſchlagen hatte i Sohn , ſchickten auch Eberhar- Dithman.
dum , des Kånſers Conradi Bruder / der von gedachtem Otto Fri

ſeinem Brüder her / die Inſignia nochin ſeinen Sånden Regino,


hatte / mit andern Fürſten an ihn ab / die ihm die Wahl
notificiren und kund machen, und dabey die Inſignia ůber:

gebe
Din eſ
ſolte n .ſandten traffen Henricum eben an auf dem Henrico
e Ge

Vogelheerd oder Vogelfangen / als welcher Ergdeung Reich auf


ervor allen andern ergeben war / und daher den Bernaz dem Vogels
beerd aufs
getragen .

VV

men Aucupis , oder des Voglers bekommen , und richteten


2
ihm ihre Commiſſion aus; Henricus ſuchte zwar Anfangs
3
Dieſe Wahlbeſcheidentlich von ſich abzuleinen und ſich zu
entſchuldigen /acceptirte aber und nahm auf Anhalten der
Geſanda
Dritter Theil.
130 Anderer Periodus. II. Capitel.

Sec . X. Geſandten endlich ſolche / und ſtund auch nachgehends


dem Reich rühmlich vor .
Oppoli Es gieng aber deſſen Wahl gleichwol ſo einhellig nicht
tion etlis ab / daß ſich nicht in Deutſchland Herren gefunden håtten ,
der Fårs jo da der Jurisdiction und Gerechtſamkeit des Henrici fich
ften ,
entziehen wollen : Der erſte war Buchardus der Herzog in
Schwaben / der mit ſeinem Schwager König Rudolpho
von Burgund Parthen machte / und Henrico den Gehors
ſam auffagte / ſich demſelben aber alſobald wieder unters
wurff als er nur hårte, daß Henricus auf ihm zuzog. Der
andere war obgedachter Arnulphus der Herkog von Bays
ern / den Conradus kurk vor ſeinem Todt aufs neue aus
Bem Land vertrieben / der aber immittelſt mit Hülff der
Ungarn ſein Land wieder occupirt und eingenommen /
und ſo gar den Königlichen Titul angenommen hatte . Wis
der diefen nun zog Henricus zu Feld ; ehe ſie aber an einans
der kamen , forderte er Arnulphum auf ein Geſpräch / und
ſtellte ihm beſcheidentlich vor, weil die Stände von Teutſch
land ihn einhellig zum König erkiefet, ſo ſtúnde ihm /Arnul
pho , nicht zu ſich allein zu widerſeken / Dann er müſſe wiß
ſen / daß ſich niemand die Crone ſelbſten geben könne / fonis
dern daß ſolche vom Himmel gegeben werde / und brachte
ihn durch eine anſehnliche Oration dahin / daß er die Waf
fen gutwillig ablegte / Henricuni vor ſeinen Herz erkannt:
te / und mit den Conditionen , die ihm derſelbe einraumte,
daß er nemlich in ſeinen Landen ſouverain und eigenmächtig
feyn / und dieViſchoffe felbſten zu præſentiren und vorzus
ſtellen haben ſoltej ſich contentirte.
Krieg mit Den erffen Haupt-Krieg führte Henricus mit Carolo
Francks Simplice, dem König in Franckreich / wegen des Herkogs
gen kotba thums Lotharingen ; Nachdem Kanſer Lotharius verftor's
ringen . ben /Der zu ſeinem Erbtieil den Strich Lands zwiſchen der
Maas/ der Saone, Der Rhône und dem Rhein /wie im drita
ten Capitel des vorigen Periodierwähnet / bekommen ,und
bieſe Landeunter ſeine drey Söhne vertheilt worden, hätte
fein mittler Sohn Lotharius den mehrern Sheil /mas zwis
fchen der Schelde / der Maas und Rhein liegt / überkom
men / welches von ihm Regnum Lotharingiæ genennet
wards
Die Regierung Henrici I. Aucupis. 131
.
es
warð / aus dem obern Theil zwiſchen der Saone , Rhône Wiekotha
mit s
und dem Rhein iſt nach der Zeit das Regnum Burgundiæ
1 ringen
& Arelatenfe erwachſen ; Nach Lotharii Tod hatte König beſchaffer
! Carolus Calvus in Franckreich viel von dem RegnoLotha- geweſen .
ringiæ an ſich geriſſen und biß an ſeinen Tod behauptet;
nach folchem aber muften deſſen Söhne Ludovicus und
Carolomannus , wolten ſie anderſtmit Ludovico Juniore
Germanico Frieden haben / ( als welcher an die Erbſchafft
von Lotharingen ebenfalls ftarcke Prætenſion hatte) ſolches
Land demſelben allerdings abtretten ; wieman aber einen
fo notablen und mercklichen Verluſt Frangofiſcher Seits
niewolverſchmerken kuntė/ alſo fieng Catolus Simplex des
renthalben mit Käyfer Henrico Aucupe einen Krieg an )
Dergleichendann/wie wir im folgenden hören werden / viet
E
von ſeinen Succefforen auch gethan/ biß das König Ruber
tus, Hugonis Capeti Sohn fich mit Käyfer Henrico S.
verglichen , und demſelben alle Prætenfion und Årſpruch
auf das Königreich Lotharingen abgetretten .
Jmmittelſtmanutenirten und erhielten die Teutſchen
Kåpſer / aller Franzöſiſchen Contradi& ionen und Widers
ſprechens ungeachtet /dieſes Land allezeitvor fich verliehen
ben Érk- und Biſchoffen dortherum / wie auch vielen welt.
lichen Herren viel Lande davon zu lehen / die hernach die
Teutſche Käyſer vor ihre Herren erkannten /Kårſer Otto
M. conſtituirte reinen Bruder Brunonem den Ein - Bic
fchoff von Cðin zum Stadthalter oder Erß -Herßog von
bém gangen Lotharingiſchen Königreich; nach ſeinem Tod
abér theilte er das Land in zwen Theile 7 Das Obere an der
Morela ſonoch heut zu Tag den Namen von Lotharingert
trågt;conferirte und gab er einem Friderico,welcherdaher
vor den erſten Herßog von Lotharingen zu halten: das Un
,
von demſelben kein groſſer Cheil beyſammen geblieben , als
der/den man nach der Handund noch heutzu Tag das Hers
kogthum Braband genannt, gab Kånſer Otto II. Des
s! Frantofil. Königs Ludovici Ultramarini Vruder Carolo
zu Lehen ein /und als Deſſen Sohn Otto ohnemånnlicheEra

ben verſchieden /conferirte und gabKåpfer Henricus II.mit


1
132 Anderer Periodus. II . Capitel.

Sec. IX. Excluſion und Ausſchlieſſung derSchweſtern von Ottone


dieſes untereHerzogthum an Gothofridum Barbatum den
Grafen von Ardenne / bey deſſen Famille es geraume Zeit
geblieben / biß es an die Grafen von Löwen gekommen die
es auch bey ihrem Stammen fort behalten / biß daß ſolche
gegen Ausgang des Seculi XIV.expirirt und zu Grunde
gangen / darauf dieſes Herzogthum Unter - Lotharingen
oder Braband an die Herkogen von Burgund / und nach
deren Expiration und zu Grunde-Gehung an das Hochs
löbliche Erk - Haus Deſterreich gerathen.
Das Herkogthnm Ober-Lotharingen iſt gleichfalls
verſchiedene Familien durchwandert/ nemlich dievon Bou
illon oder Anjou , und leßlich die von Vaudemont , die
zwar auch von den alten Bullioniis hergeleitet werden / ber
Benen es noch beſtehet / wie wir an ſeinem Ort referiren
und erzehlen werden.
Dieſes haben wir von erſagtem Land / weiln in das
künfftige gar viel darvon vorkommen wird / zum Voraus
anmercken wollen. Worauf wir uns dann zur Hiſtorie
unſers Käyſers Henrici I. ſelbſten wieder umkehren.
Deffen anderer Krieg/ ſo der n tablette war wider die
Strieg
mit deri Ungarn . Eshatten die Ungarn in den vorigen Zeiten ſo
Ungarn . viel
Furcht in Deutſchland erwecket / daß die verſtorbene
Kåyſer / Ludovicus IV . und Conradus I. ſie anders nicht
als vermittelſt eines bedungenen jährlichen Tributs von
Teutſchland zuruck zu halten geruſt : Wie nun Henricus
in die Regierung tratt / ſuchten die Ungarn bey dem neuen
Kårſer die Erneuerung des Tributs oder Penſion , und da
dieſer ſolches als eine der Teutſchen Nation állzu ſchimpffs
liche Sache nicht eingehen wolte i ficlen die Ungarn mit
gröſſer Macht/ehe ſich Henricus zur Gegenwehr recht ſtels
len kunte / -in Teutſchland ein í verheerten alles mit Feuer
und Schwerdt /drangen durch biß gen Lotharingen /wendes
ten ſich darauf durch Heſſen und Thüringen in Sachſen ,
verſtörten Magdeburg und Bremen / und Fehrten mit
groſſem Raub nach Haus ; und kunte Henricus den Fries
den von ihnen anderſi nicht erlangen / als durch Loslaſſung
einiger
Die Regierung Henrici I. Aucupis, 133

einigerihrer Fürſten , die er das Glück gehabt gefangen zu


bekommen / und durch Verwilligung der vorigen Penſion ,
worauf ſie einen Stilſtand aufneun Jahr eingiengen.
Nach Verflieſſung dieſer neun Jahre / kamen die Una
garn wieder / und offerirten die Prolongation und Vers
långerung des Stillſtands gegen Erhöhung des Tributs.
Wie aber Henricus dieſe Zeit über ſich ſo viel ihm möglich
geweſen / in gute Verfaſſung geſtellt , ſo ward auf gemei
nem Reichs- Tag beſchloſſen , ihnen die Penſion aufzuſagen / Den Ung
und that man denen Geſandten noch den Schimpf und garn wird
ein ſchás
ſtellte ihnen einen alten halbgeſchornen fåudigen Baurens biger
Hund hin / und offerifte und both ihnen denſelben / den ſols Hund
ten füe ftatt des bißherigen Tributs annehmen . Die angebote
tene

om

WTFSINS

Ungarn / Durch dieſe Verſchimpffung ergrimmet ( ſaumtere


ſich nicht lang / fielen mit gewöhnlicher Furiemit zwenen
Armeen von 300000. Mann ſtarck , in Teutſchland einy
und kamen biß nach Mårſeburg , da ſie immittelſt unter
Weegs alles verheerten und niedermachten : Bey Suns
Derhauſen aber kam der Graf dieſes Namens / und ben
Mörſeburg der Käyſer Henricus, der ſeine Armee in Pera
ſon commandirte , ob er ſchon ziemlich unpåßlich war / ih
9.3 nen

T
134 Anderer Periodus. II. Capitele

Sec . X. nen entgegen / und griff ſie mit einer Haupt- Schlacht /
Nieders nachdem er vorher ſeine Ärmee ihr Gebet verrichten und
lag der
die Litaney ſingen laſſen/ auch die Zeitungvon der Nieders
Ungarn.
lag / ro die Ungarn vor Sundershauſen erlitten / vernoms
men /manhafft an /und war ſo glücklich /daß er über 400co .
Ungarn erlegte / ihnen alle geraubte Beute abjagte/ und ſie
über Hals und Kopf aus Teutſchland hinaus trieb. Durch
welche Schlacht, die Ungarn alſo gedemüthiget worden ?
daß ſie hernach Teutſchland eine geraume Zeit in Ruhe
gelaffen .
Trieg Der dritte Haupt- Krieg/den Henricus zu führen hatte/
mit den warwider die Wendiſche Völcker /ſo dazumal an der Oſts
Wenden . See im Mecklenburg- und Brandenburgiſ. Land wohns
ten . Dieſe Völcker/ ob ſie ſchon von Carolo M. her unter
der Teutſchen Bottmåßigkeit ſtunden , auch von den Teuts
ſchen Kånfern eigene Obrigkeiten und Befehlshabe dahi
r n
geordnetwaren /wie fie aber ſo wol an Sprach als Sitten
von einer gank andern, nemlich der Selavoniſchen Nation
waren / auch gar kůrßlich den Chriſtlichen Glauben anges
nommen hatten / anneben von obgedachten Stadthaltern
zimlich hart gehalten wurden / alſo ſuchten ſie ein- und ans
bermal Bas Deutſchegoch abzuwerffen / und ſich in ihre
alte Freyheit zu ſchwingen /welche Rebellionen ſiemehren :
theils mit Todtſchlagung ihrer Obrigkeit und der Biſchots
/ anfiengen
dergleichen auch zu Henrici aucupis Zeiten tentirt hatten .
Henticus aber begegnete ihnen mit ſeiner gewöhnlichen
Glückſeligkeit / belagerte einen Theil derſelben im höchſten
Winter in der Stadt Schörlik / ſo heutzu Tag Brandens
burg heiſſet / und zwang fie zur Übergab : einen andern
Theil derſelben /ſo man Sorabas , oder dieSoar-Wenden
hieß / bezwung er mit ihrer Stadt Grünow ; auf gleiche
Weiſe demüthigte er auch die Obotritiſche Wenden /ſo im
Nieders Mecklenburgiſchen ſaſſen / und hatten ſeine Waffen aller
lag der Drten ſolchen Progreſs, daß in dieſem Krieg /und wie Cran
Wenden. zius meldet , in einer einigen Expedition und Feldzug , die
Bernhardus Herkog zu Lüneburg / und der Graf von Wit
tin commandirt | 120000. Wenden umgekommen .
Nicht
Die Regierung Henrici I. Aucupis. 135

Nicht minder Glück hatte Henricus auch wider die


Dåhnen / welche unter den Namen der Normanner an
allen andern Orten den Meiſter ſpielten. Item wider die
übrige Sclavoniſche Völcker / " als die Böhmen / deren
Herzog/Wenzeslaum , er überwand /und die Stadt Prag
eroberte alſo denſelben zwang / daß er die Teutſche Botts
måſſigkeit wieder erkennen muſte : wie nicht weniger
wider dieDalmatier und andere / und behauptete alſo die
Grången von Teutſchland in eben der Weite/ als er ſie ber
ſeinen älteſten Vorfahren gefunden.
Allermaſſen aber die Urſachen der Niederlagen bey den
vorigen Regierungen vornemlich daher gerührt , daß in
Teutſchland faſt nichts als lauter Dörffer zu finden gewe:
fen / und das Volckſich auf nichts anders / als den bloſſen
Feldbau und auf die Vieh- Zucht gelegt / alfoy wann man
ſie zum Krieg aufgebotten / ganzungeſchickt und unabges
richtet geweſen i annebenſt das ganze platteund unbeves
ſtigte lano denen feindlichen Irruptionen offen geſtanden ;ſo Henricus
machte Henricus eineſolche kluge Verordnung, daß man ridtet in
von dem Land- Volde den neundten Mann heraus nahm / Deutſche
und ſolche in Städte/die er zu ſolchemEnde aufrichten und land
mit Ringmauren beveſtigen ließ / rette; und damit dieſe Städte
erhaltenwerden kunten /muſteDas Land- Volck den drits auf.
ten Theil von ihren Früchten bertragen. Dieſe neue
Burger nun/ denen Henricus auch unterſchiedliche Privile .
gia ertheilte , als daß die Jahr-Márcfte / die Gaſt-und
11 Hochzeit - Mähler und andere dergleichen Hand - Feſten !
-1 nirgend anders als in den Städten gehalten werden ſols
ten ; waren dazu beſtellt , daß mit ihnen die Kriege ins
Künfftige geführet werden ſolten /derohalben muſten ſie ſich
von Zeit zu Zeit in den Waffen exerciren und zu den Fries
geriſchen Verrichtungen geſchicktmachen. Dieſes nun iſt
derUrſprung unſerer Teutſchen Städte und Poliçey /wel
- che Anſtalt auch alſo wol gefruchtet/ daß nach der Zeit die
Deutſche Nation in ganz Europa die formidabelſte und
fruchtbarſte worden , und in Kriegs- Sachen vor allen ang
10
dern den Preiß davon getragen .
4 Damit
136 Anderer Periodus. II. Capitel.

Sec. X. Damit aber auch der Teutſche Adel zum Krieg um ſo


viel beſſer ſo wol aufgemuntert als abgerichtet werden
möchte 7 ſo inſtituirte Käyſer Henricus auf einem Reichss
Tag zu Göttingen / den er nach erhaltenem Sieg wider die
An .933: Ungarn dahin beruffen hatte / zu einem ewigen Gedächts
Inftituirt nuß diefer herzlichen Victorie, das Ritterliche Exercitium
Die Eur:
der Turniere / ba nemlich die von Adel von Zeit zu Zeit zus
nier,

ARTI

ſammen kommen und im Rennen und Stechen / auch


Kåmpffen mit dem Schwerdt / in welchem dazumal der
Krieg ſozu Pferd geführt ward / allein beſtund í ſich üben
muſten : Und damit alles um fo viel ordentlicher zugieng!
fo publicirte er gewiſſe Gefeße undReglements. ſo bey fols
chen Divertiſſimenten und Beluſtigungen zu beobachten
waren/ welche unter andern vornemlich dahin giengen / daß
in ſolche Geſellſchafften niemand / der nicht von altem Ades
lichem Geſchlechtwäre / und ſolches nach ſeinen vier Ahnen
erweiſen kunte / auch ſonſten keinen Vorwurff von einer
Ubelthat oder Schandfleck auf ſich hätte / ſich mengen/ und
alles denen Reglen nach in guter Ordnung und Vertråu.
lichkeit zugehen ſolte. Dieſes iſt der Urſprung/der nach der
Zeit ſo hochberühmten Turniere/von denen nach der Hand
ſo
Die Regierung Henrici I. Aucupis. 137

ſo vielgeſchrieben worden / wie ſie dann auch insgeſamt / ro


viel deren gehalten / von Rixnero in einem abſonderlichen
Buch zuſammen getragen worden . Ben dieſem erſten
Turnier aber i deme der Käyſer Henricus felbſten in hoher
Perſon beygewohnt/ haben ſich eingefunden 974. Helme /
oder ſo viel Cavaliers /ſo alle zum Rennen gelaſſen worden.
Noch war ben den vorigen Regierungen ein groſſer
Mangel befunden worden / daß die Gegenden / fo an den
Grången der fremden Nationen lagen / wegen der ſtetigen
Einfade nicht allein von Volck gewaltig entblåſſet waren /
ſondern auch niemand war / der ſich erfagter Gránßen mit
rechtem Ernſt annahm : Daraus erfolgte / daß die frems
den Nationes mehrentheils biß an das Herz von Teutſch ,
land eindrangen / ehe man von ihrem Vorhaben oder
Kriegs- Bereitungen einmal Kundſchafft bekam.
Dieſem Unheilnun zu begegnen / richtete der Känſer fels Ordnet
biger Orten gleichſam gewille Grång - Veſtungen auf, und dieMargs
graficaffe
gab ſolche ramt dem herumliegenden Land einem Herrn zu ten an
Leben , damit diefelbe vor ihre eigene Wohlfahrt deſto den Grån,
mehr Sorge tragen / auf die feindliche Bewegungen ein gen .
wachſames Auge haben , ſich gleich auf den Gränken ihnen
ſo viel möglich opponiren / und alſo zu einer Vormäuer
dienen möchten : zu ſolchem Ende richtete er in der Stadt
Schleſwig/ eine Marggrafſchafft gleiches Namenswider Marg,
die Dånen auf/welche Marggrafſchafft hernach in einBib: graffchafft
Schles:
thum verwandelt worden . Wider die Wenden / richtete
ivig.
er auf die Marggrafſchafft in der neulich ihnen aberober
ten Stadt Schörlit / die hernach Brandenburg genannt Brandeng
ward / und vertraute fie Sigfrido dem Grafen von Ringel, burg.
heim . Wider die Böhmen erbaute er auf der einen Sei:
ten die StadtMeiſſen / und ſetzte zum Marggrafen dahin Meiſſen,
ſeinen Vettern / einen Grafen von Wittin / aufder andern
Seiten aber ſekte er die Marggrafſchafft Laußnik / und laußnik.
vertraute ſie Gereoni, dem Grafen von Stade . Wider
die Ungarn machte er ſeinen Schwager Leopoldum aus
Dem Geſchlecht der Grafen vonBamberg zum Marggras
feo / und gab ihm den Lands-Diſtrict ein / den nach Ktåyſers
gs Arnul
138 Anderer Periodus. II . Capitel.

Sec. X. Arnulphi Tod ein gewiſſer Rudiger eingenommen hatte/


Deſter. Der zu dieſer Zeit ohne Erben abgeſtorben war / welches
reich . Land das heutigs-tagige Deſterreich genannt iſt.
Mit dieſen rühmlichen Verrichtungen brachte Henri
cus ſeine Regierung biß aufs achtzehende Jahr a; ls er nun
in Teutſchland alles in Ruhe geſtellt / und nun ſchon dar:
auf bedachtwar , daß er über das Geburg in Italien ges
hen / und ſolches Land / welches von. Käyſers Arnulphi fod
heç/ von unterſchiedlichen Tyrannis gewaltig bedruckt und
jertiſſeri ward / (wie wir gleich hernach hören werden) dem
Teutſchen Reich wieder einverleiben wolte / ward er vom
Schlag gerührt, an welchem er einigeZeit hernach ſeinen
Geiſt aufgab ſeines Alters im ſechtzigſten / ſeiner Regies
Henrici fung aber im achtzehenden Jahr, und hinterließ zu ſeinein
Dod . Nachfolger ſeinen Sohn Ottonem : Er felbiten aber
An. 936. ward begraben im Kloſter zu Quedlinburg / das er els
bauet und ſeine Tochter Mathildem zur erſten Aebbtiſſin
dorthin geſeket.
Die fatale Ungelehrſamkelt felbiger Zeiten,da ſo wenig
Leute ſich auf das Schreiben gelegt; machet/ daß wir von
den Particular. Begebenheiten dieſes Herrn , der an allen
ſeinen Thun ſo viel zu erkennen gegeben / daß er ein höchſta
verſtändiger und růhmlicher Regent geweſen / wenig auf
gezeichnet finden , doch wird abſonderlich von ſeiner Gottss
fürchtigkeit gedacht í und daß er den Kirchen und Armen
viel Guts gethaní den Tribut / den man vor dieſem den
Ungarn geben müſſen / unter dieſe ausgetheilt / das Vifs
thum Brandenburg aufgerichtet / und welches etwas no
Bekoint table, ſich gewaltig bemůhetí daß er den Speer / wormit
deu Heil. dieSeite unſers Henlandes geöffnet worden, vom König
Speer.
Rudolpho in Burgund überkommen möchte / von dem er
auch endlich ſolchen / theils mit Bedrohungen / theils mit
Bitten / und Abtrettung eines Stuck Landes / heraus ges
bracht / uud als ein ſonderbahres Kleinod / denen Reichss
Kleinodien bengefügt/auch ſolchen anſeineSucceffores übers
laſſen / in maſſen er in der Stadt Nürnberg / woſelbſi die
7
Inſignia Imperii und Reichs-Kleinodien verwahret wer:
Cen7 annoch zuſehen . So iſt auch von ihm denckwürdig ,
daß
139
Die Regierung Henrici I. Aucupis.

daß er der erſte geweſen / ſo die Bergwercke in Teutſchland Erfindet


eröffnet / und damit zu Goßlar den Anfang gemacht / Die Berga
werde.

welche hernach abſonderlich zu ſeines Sohns Ottone's


Magni Zeiten gar reiche Ausbeuten gegeben .

Das III. Capitel.

Von Jtalianiſchen Geſchichten .

Periodi erwehnet, was maſſen Berengarius der Ko- lidem qui


nig von Italien von Rudolpho dein König in Burgund , fupra,
bekriegt i geſchlagen / und endlich zu Pavia ermordetwors
ben / und haben gedacht / daß wir ſelbigen Umſtand in
Dieſen Periodo oder Zeit- Begriff weiter ausführen wols
ten; erfordert derohalben die Ordnungſolches zu præſti
gen . Und diß zwar an dieſem gegenwärtigen Ort/darum ,Warum
weiten von Zeiten des Kaiſers Arnulphi an , die Gelegen, diß Orts
von Staa
heit ſich nicht mehr ereignet hat von den Staliảniſchen Ges li&nijdere
fchichten etwas zu melden , indeme die drey auf einander Geſchich,
gefolgte Teutſche Käyſer /Ludovicus IV. Conradus I. und ten geharta
Henricusl. fich Italiens gang nichts angenommen , dahins delt wirdx
gegen
140 Anderer Periodus. III . Capitel.
Sec. IX.
gegen der folgende Kårſer Otto , und ſeine Succeſſores , in
erfagtem Lande viel zu ſchaffen bekommen ; derohalben die
Nothdurfft fenn will/ daß ehe wir die Beſchreibung der
Regierung Ottoms antretten /wir vorher præmitriren oder
virjeßen / und den Leſer instruiren und unterrichten / wie es
währender Regierungs -Zeit obgedachter drener Käyſer /
in Stalien zugegangen .
Es hatte Berengariuswährender ſeiner ruhigen Regies gaan
rung einige von den måchtigſten Stånden ſeines Königs
reichs dilgouſtirt oder beleidiget / unter welchen auch ſein
eigener Tochter -Mann Albertus der Marggraf von Ivera
war / der ſich zum Haupt der Conſpiration und Zuſam .
Rudol- : men -Rottirung aufwurff, daß ſie dahero ſuchten ſich ſeiner
phus von Regierung los zumachen , und das Königreich Rudolpho
Burs
dem König von Burgund antrugen . Dieſer Herr / der
gund
wird wis nie gern verſaumt hatte, wann etwas zu gewinnen war /
der Be " ließ ſich zu einer ſolchen Arbeit nicht lang bitten / ruckte des
renga 1
rohalben mit einer Armee unvermuthet in Jtalien ein /
rlum
conjungirte ſich mit den Ubelgeſinnten / bemächtigte ſich
beruffeu . der StadtPavia, und ließ ſich daſelbſt vor einen König
von Gtalien ausruffen . Berengarius wuſte bei dieſem Eins
bruch keinen andern Rath / weil in Teutſchland alles in
Diffénſion und Uneinigkeit war / als daß er ſeine Zuflucht
zu den Ungarn nahm / die zur ſelben Zeit / gleichſam vor un
überwindlich geachtet wurden / und ſie um Hülffe ans
ſprach / die er auch erhielt. Ehe aber dieſelbe noch änlan
gen kunten, kamRudolphus dem Berengario auf den Hals /
und überwand ihn in einer Feld Schlacht ! jagte ihn in
Berenga Veronam hinein / woſelbſt er von einem ſeiner vertrautes
rius komt ſten Diener Mišrderiſcher Weiß umgebracht worden.
um. Be engai jus war nicht lang todt / da kamen die Ungarn
An, 924. mit einem groſſen Heer an / und weil der neue König Ru .
dolphys ſich ihnen nicht gewachſen ſahe / gab er ihnen die
Die Un. Lompardie preiß und retiriřte ſich in Burgund. Die Uns
garn ver garn / ſo keinen rechten Widerſtand fanden / hauſeten nach
heeren I: ihrer Weiſe in Jtalien / und abſonderlich mit der Stadt
inlien ," Pavia,die ſie eroberthatten / erbärmlich 1 fekten auchden
Rudol
Italianiſche Geſchichten . 441

en aber das Unglück /


Rudolpho biß in Burgund nachah tt
! daß ſie in den engen Gebürgen von Rudolpho erhaſchet i
aufs Haupt geſchlagen / und zerſtreuet nach Haus gejagt

I wurd enerd
Unt . eſſen verdroß es die Stände in Italien über die Die Jtas

maſſen7 daß ſie von Rudolpho alſo ſchåndlich verlaſſen / Fallen von
und darüber von den Ungarn deſolirt und verheeret wor: Rudolpho
den / und wie ſie biſhero ſich ſchon die Gewohnheit und ab.
gleichſam das Recht genommen ihre Könige Erwäh .
len Hugo
nach Willkühr zu erwählen und abzuſeßen ſo ſagten ſie
Rudolpho den Gehorſam wieder auf , und berufften mitProvence.
Gutheiſſen Pabſts Johannis des X. Hugonem den Gras
fen von Arles.
Dieſer war zu Zeiten Ludovici des Königs von Arles,
als ſelbiger in dem Krieg von Italien verwickelt war / und
der Augen von Berengario beraubt worden i da
zu Pav ia
von wir im neundten Capitel des vorigen Periodi gedacht/
E
währender ſolch ſeiner Blindheit Deſſen Stadthalter ges
weſen , und als Ludovicus geſtorben 7 hatte er die völlige
Regierung unter dem Titul eines Grafen an ſich gezogen .
Nachdem nun die Cronvon Italien ihme offeriret mor: Ani..916.
den / aumte er nicht lang / ſolche anzunehmen , gieng mit
einer anſehnlichen Flotte nach Piſa ,jagte Burchardum den
Herkog aus Schwaben / Königs Rudolphi Schwagern /
der ſich ihmenoch widerſeken wolte/ zuruck / ward daſelbſt
als König ausgeruffen / und zu Mayland gekršnet. Ru:
dolphus ließ es zwar feines Orts dabey alſo berpenden /
und den Hugonem unangefochten ; Dieſer aber hatte con
tinuirlich mit dem capricieuſen und eigenſinniſchen Hus
meur der Italiåner ſelbſten / ſo einsmals Arnulphum den
Herkog von Båyern wider ihn evocirten / wie auch mit
den ſtetigen Conſpirationen / ſo ſich wieder ihnanſponnen /
zu thun / daß deßhalben ſeine Regierung ſtetig voll Unruh Hugo
war. Dem Vaß aber ſtieß er gar den Boden aus i als heyrathet
die Mario
er die unzuchtige Marožiam ,oder Mariozam heyrathete / zam .
und darüber ſo ſchåndlich aus Rom vertrieben ward.
Dieſes bore Weib / davon wir in den Kirchen -Ges
ſchichten ein mehrers werden zu ſagen haben / hatte nebſt
ihrec
142 Anderer Periodus. III. Capitel.

Sec . X. ihrer Mutter Theodora fich vor eine Concubin von Adal
berto dem Marggrafen von Toſcana gebrauchen laſſen /
und von demſelben einen Sohn Albericum mit Namen
1 erzeugt / auch ſo viel Gerpalt erlangt/ daß Adalbertus ihe
und ihrer Mutter / die Cittadel von Rom , ſo in ſeinen
Handen ſtunde / nemlich die Engelsburg eingeräumt .:
Nach Adalberti Tobt heyrathete fie deſſen leiblich- und
ehlicher Sohn Guido , damit er durch ihre Mittel Herz
von Nom werden möchte , und als er einige Jahr hers
nach geſtorben / und Marozia nöthig hatte einer mächtis
gen Affiftenz und Beyſtehung / damit ſie ſich in ihrer A9
torität zu Rom manuteniren und erhalten könte / fo trug
ſie ihre Henrath ihrem leiblichen Schwager Hugoni Dem
König von Italien an / welcher von der Mutter her ihres
verſtorbenen Gemahls Guidonis Bruder war.
So ſchåndlich und unzulåßig nun dieſe Henråthen was
ren, ſo ließ ſich doch Hugo ſolche nicht mißfallen /weil er hier:
durchHerr von Rom werden kunte / reiſete mitgroſſem
Pracht dahin und ehlichte erſagte Maroziam : Es fügte ſich
aber / daß als er ſich zu Rom alſo ben ſeiner neuen Gemahs

HUMASAKAN 1.5

lin
Italiảniſche Geſchichten . 143

lin aufhielt / und einsmals ihr unehlicher Sohn Albericus,


} Den ſie von Adalberto gehabt , ihme das Hand- Waſſer ges
ben wolte aus Unvorſichtigkeit aber ihm daſſelbe auf
das Kleid goß , daß Hugo ſich darüber erzůrnete / und dein
Güngling eine Dhrfeige gab 1 worüber ſich Arbericus alſo Gibt
entrůſtet , daß er von Stund an in die Stadt hinab lieff, ihrem
den empfangenen Schimpff ſeinen guten Freunden klag- Sobn
eineDr.
te / ſie zur Rache und Abwerffung desJochs anfriſchte Feige:
und einen ſolchen Aufſtand erregte / daß die Burgerſchaf ft
zuſammen tieff/ die Engelsburg beſtürmete / und weil ſie
mit Befakung ſchlecht verſehen war / indem man dazu:
mal keines Feindes vermuthet/diefelbe eroberte : Der Ko Wiro
7 nig Hugo muſte ſich auf der Seite gegen das Feld zu / zum darůbec
& er mit aus Ront
Fenſter hinaus falviren / und GOtt dancken / daß
vertriebenia
dem Leben davon kam ; Die Römer aber , die ſich nuns
mehro in Freyheit fahen / ſtellten hierauf ihre alte Regi
-> ments- Form wieder an / machten Albericum , als einen An. 7910
1 andern Brutum , zu ihren Burgermeiſter / erwählten uns
ter ſich Tribunos Plebis,und gedachten hinfort ihr Stadts
21 Regiment vor ſich ſelbſten zu führen .
Hugo, der Durch dieſen Unglücks-Streich bey den Seis
nigen in gewaltigeVerachtung gekommen / auch mit ſeis
ner eigenſinnig- und harten Regierung ſich wenig Freunde
gemacht hatte ſeine übrige Lebens-Zeit / continuirlich
theils mit ausländiſchen Feinden / theils mit den Einheimis
ſchen / zu fechten / muſte auch / wie meh es ihm gleich thatı
Den Albericum in Rom dominiren und herrſchen laſſen ;
endlich da er wahrnahm , daß er einen General- Abfal'der Tritt ſeis
ganßen Lombardiſchen Nation zu fürchten hatte, ſo trat er nem Sohn
die res
ſeinem Sohn Lothario , den er ſchon vorlångſten neben
ſich hatte frånen laffen / das Königreich Stalien ab , bez gierung
ab.
gab ſich in ſeine Provence und gieng daſelbſt in ein Kloſter.
Lotharius war ein einfältiger Herr / und zur Regierung an.948 .
wenig geſchickt/ derohalben thaten die Stånde des Königs Lotharius
reichs was ſie wolten i und berufften endlich den Beren : ein bidder
Herr,
garium , einen Sohn des Alberti , Marggrafens von Ívréa ;
(von dem wir erwebnet / daß er das Haupt der Conſpi
ranten
144 Erſter Periodus. IV. Capitel.

Sec. X. ranten wider den alten König Berengarium geweſen / und


Den Burgundiſchen König Rudolphum beruffen /) aus
Wider Teutſchland / wohin er wegen einer wider Hugonem vors
ibu wird genommenen Rebellion fliehen müſſen /zurück / trugen ihm
Berengar die Staðthaltéren vom Königreich auf / und als Lotha
wählt. rius darüber ſich nårriſch und zu todt bekümmert/ oder wie
An. 950. andere ſchreiben / Gifft empfangen / erwählten und króns
ten ſie gedachten Berengarium vållig zum König.
Beren Berengarius fuchte ſich ſo viel möglich in Italien zu ſla
garius
will Adel. biliren und feſt zu regen / und wolte zu ſolchem Ende Adel
heidem heiden des verſtorbenen Königs Lotharii Wittib / und
zur Hení Rudolphi Königs in Burgund Tochter / ro im Lande gar
rath Ⓡud: groſſe Affection hatte / an ſeinen Sohn Albertum vers
thigen. henrathen; diefë aber hatte zur Henrath eines ſolchen , der
ſie und ihren verſtorbenen Éhe: Herrn von Land und Leu
ten vertrieben i Feine Luſt í und als Berengarius ſie dazu
mit Gewalt zwingen wolte / und darüber in einer Ves
Dieſe ſtung belagerte i ſuchte ſie Hülffe und Zuflucht bey Ottone
berufft /
Kåpler , ize
lien zog / ſie aus den Hånden ihrer Feinde erledigte / und zus
Ottonem .
Der gleich ðas gange Land unter ſich brachte. Worvon / weil hom
nimmt es in der Hiſtorie von Ottone nothwendig vorkommenti
Italiert wird / wir dißmal weiter nichts melden , ſondern ſolchen
ein .
Umſtand biſ dahin verſpahren wollen .

Das IV. Capitel.

Von der Regierung des Käyſers


Ottonis I. Magni.
Otto
geſer Kårfer Otto ,wie er án Tugend und Fróma
gleicht
Carolo M. migkeit auch den beſten unter den biſherigen
An. 936 . Römiſchen Käyſerni zu vergleichen / alfo iſt er an
Großmuth und Tapfferkeit allen vorzuziehen / und der
einige der dem Carolo gleich worden / Verohalben er auch
den Zunamen Magni des Groſſen / in der Hiſtorie mit ihm
gemein hat,
Es hat aber dieſer rühmliche Käyſer gleich bey Antrets
tung
Die Regierung Ottonis I. Magni, i 145

tung ſeiner Regierung fo viel Traverſen und Widerwårs


tigkeiten auszuſtehen gehabt / das billich vor das gröſte Hatans
under und vor Gottes ſonderbare Providenk zu achten , fånglich
daß er denenſelben nichtunterlegen iſt / ſondern ſieinsges grolle
ſamt mit ſo unvergleichlichen Ruhm überſtehen können . Unfidrſe.
Die erſte Ungelegenheit erweckte ihm ſein Stief- Brus Bon
der Tancwerdus, welcher von Käyſer Henrici erſter Ge- ſeinem
mahlin der Hatburga gebohren / und darum nicht vor eh- Stief
lich geachtet worden , weilHenricus die Harburgam , ſo ei: Bruder
Tanc .
ne Gråfin von Oldenburg war / aus dem Kloſter heraus
werdo,
genommen und gebeyrathet / hernach aber , da die Bis
ſchoffe dieſe Ehe vorungültig erkennet'i ſolche wieder von
ſich gelaſſen. Dieſer Tancwerdus nun i ben gewaltig
ſchmerzte / daß er ſeinen jüngern Bruder Ottonem fich
muſte vorgezogen ſehen / ließ ſich von andern Fürſten ans
hegen 1 , daß erſich den Kånſer opponirt -und widerſekter
worzu ihn folgende Begebenheit noch mehrers anſpornes
e te: Es war kurz nach Ottonis Crðnung Sigfridus ,der neue
Marggraf von Brandenburg mit Cod abgangen , da
ließ ſich Tancwerdos beduncken / ihme i als Käyſerlichen
Bruder könne nichts verſagtwerden und nahm in dieſem
Vertrauen vor ſich ſelbſten Dieſe Marggrafſchafft ein ;
Käyſer Otto aber i dem dieſe Freyheit mißfiel / auch ſons
ſten ſeines Bruders Humeur wolfante , und ihn nicht gera
he an dieſen Grắngen fahe daer mit Hülffe der Wenden
ſtetigeUnruhenmachen kunte/ nahm ihm die Marggrafa
ſchatt wieder ab / und verlieh ſie dem Grafen Getoni.
Dieſer Schimpff und Unrecht wie es Tancwerdus
ausdeutete / ſtieg diefem higigen Herrn gewaltig im Kopf
und ruhetederohalben nicht,biß er eine groſſe Aufruhrwis
Der Ottonem in Deutſchland anſpann / in welcher er Éber
1 hardum den Pfalkgrafen bey Rhein mit einflochte. Dieſe
f beede Herren nun zogen wider den Käyſer Ottonem , der
j zur Gegenwehr noch nichtgerüſtet war / zu Felde / und bes
11 lagerten die Stadt Bardewic , bekamen ſie ein / und in ſela
biger den jüngeren Käyſerlichen Bruder Henricum , dem
man hernach den Zunamen Rixofi oder des Sánckers ges
1 Dritter Theil. R geben /
146 Anderer Periodus . IV. Capitel.

Sec . X. geben/ wiewol andere dieſen Namen erſt ſeinem Sohn


legen / gefangen /welchen Eberhardus mit fichin die Pf
führte. Indeſſen hatte ſich Käyſer O to recolligirto
wiedererhöhlt und gieng ſeinem Bruder Tancwerdo
gegen , der ſich / weil ſich der Pfalzgraf Eberhardus ;
ihm ſeparirt und abgeſondert / in die Stadt Ehresb?
retirirt / daſelbſt ward er vom Käyſer Ottone belage
und nachdem ſich bald daraufdie Stadt ergeben muſ
von denen erzůrnten Käyſerlichen Soldaten / in ei
Kirche dahin er ſein Leben zu erretten geflohen war /wier
wider des Käyſers Willen / erſchlagen : Die übrigen ?
bellen wurden gefangen / und den Vornehmſten der P
ceſs gemacht. Es muſte auch der Pfalzgraf Eberhard
zum Creuk kriechen / um Friede bitten 7 und den gef
genen Henricum losgeben.
Wie er aber dißalles anderſt nit als gezwungen th
und den beharrlichen Unwillen wider Ottonem im Heri .
behielt, alſo machte er ben dieſer Gelegenheit einen ner
Zunder / und bließ vermittelft deſſelben bald hernach n
ein ſtårcker Feuer an , als das vorige geweſen war : Da
er brachte dem jungen Henrico in Sinn, obwolen Otto i
Geburt nach ålter wäre / als er 1 ſo gebühret ihm doch o
Käyſerthum vor jenem/weil Otro gebohren worden /da d
Sein Vatter Henricus nur noch einHerzog geweſen / da hing
Brüder" gen er Henricus nach ſchon würcklich erhaltener Kånſer
Henricus cher Dignitåtgezeuget worden / und alſo vor den warha
rebellire ten Käyſerl. Pringen zu halten ſene / und machte darður
in dieſem jungen Gemůth ſolche Eindruckungen / daß esi
nachließ wider ſeinen Bruder continuirliche Machinati
nes zu machen /damit er ihn vom Reich verðrengert mochi
Der Anfang lieff ſchlecht ab 7 dann Otto zertrennte o
ſobalden die Allianß / die ermit gedachtem Eberhardo un
Giſelberto Dem Herzog von Lotharingen zu dem Endea
machtehatte / und ſchickteEberhardum den Anſtiffter de
Rebellion auf Fürbitt Hattonis , des Erk- Biſchoffs 3
Måyng nach Hildesheim ins Exilium . Kaum aber wa
er bey den Käyſer wieder ausgefôhnt , da verfiel er neb

Henrico wieder in ſeine vorige Untreu 7 dem Giſelbertu


der
Die Regierung Ottonis I. Magni. 147

der Herzog von Lothringen des Kånſers Schwager, ſo von


der Mütterlichen Seite aus dem Geſchlecht der Carolin
gorum entſproſſen / und derohalben die Kåyſerl. Dignitåt
1 dem Ottoniebenfalls mißgunte ſich nachmalen zugefellet.
Dieſe Herren brachten eine ſtarcke Armee zuſammen ,
9
worzu auch König LudovicusUltramarinus in Franckreich
ſeine Völcker ſtieß / in Hoffnung / daß ben dieſer Gelegens
heit er die Teutſche Nation wieder unter die Françóſiſche
monarchie bringen könte/ und bekriegten den Kånfer Ot
tonem mit Macht /welcher gleichfalls an den Rhein ihnen
entgegen zog . Indem nun Otto ſeine Armee über den
1
Rhein uberſeken laſſen wolte, hierzu aber nicht Schiffe ges
nug ben Handen hatte, und alſo die Überfahrt gervaltig
langſamhergieng i fielen die Alliirte mit ihrer ganzen Ars
mee auf die Käyſerliche Vor - Trouppen , ſo ſchon über den
Rhein hinüber 7und über etlich hundert Mann nicht viel
ſtarck war/ auch aus Mangel der Schiffe ſo leicht nicht uns
terſtůkt werden kunte. Indeme nun Käyſer Otro die Otro ere
Seinige in augenſcheinlicher Gefahr fahet in die Pfanne langet
gehauetzu werden, ſtieg er vom Pferde/ fiel auf ſeine Knie Sieg
duro
vor der tange, mit welcher die Seite unſers Heplands ers Gebeti

öffnet
148 Anderer Periodus . IV. Capitel .

Sec. X. öffnet worden , in welcher auch die Någel vom H. Creuß


ſtacken / welches Heiligthum die Röm . Käyſer überall mit
ſich herum zu führen gepflogen / und betete inbrünſtig zu
GOtt; Die wenige Kånſerliche hielten ſich auch ſo ritter :
lich , daß ſie / die an dem Rhein den Rucken ſicher hatten /
den Feind nicht allein geraume Zeit aufhielten , ſondern
auch eine Partie detachirten (oder Troupp abſchickten ) ſo
durch gefundene heimliche Umweege dem Feind in denRus
den giengen/ worůber derſelbe, in Meinung/ ob wäre ein
groſſer Theil von der Käyſerlichen Armee vorhanden / in
Confuſion und in die Flucht gerieth / und dem geringen
1
Hauffen den Sieg ließ ,welchen jedermann mehr des from
men Käyſers eifrigem Gebet/ als ihren Waffen , zuſchrieb.
Wie aber die Alliirte bey dieſer Action mehr Schrd:
cken als Schaden erlitten / alſo fament ſie das folgende
Jahr mit einer noch gröſſern Armee wiederum / und traf:
fen den Käyſer im Elſaß an / der damals gewaltig übel
darán war /weiln er den Måynkiſchen Erk -BiſchoffHat
tonem ber ſich hatte, welcher ſich zwar als desKäyfers ges
treuer Freund åuſſerlich ſtellte i heimlich aber es mitden
Rebellen hielt / ihnen alle Anſchlåge des Käyſers verriethi
und die, ſo noch bey dem Käyfer ſtunden / gar von ihm ab :
wendig machte. Doch gab GOtt das Glück / daß der Käns
ſer abermals aus dieſer Gefahr durch einen wunderlichen
Zufall errettet ward / dann die Volcter der Alliirten raub ,
ten einen Geiſtlichen ſelbiger Gegend ein Pferd hinweg /
da gieng dieſer hin/ und verkundſchafftete des Käyfers Ges
neralen Conrado, dem Herkogen aus Francken /wo die bees
deHerkogeEberhardus undGiſelbertus anzutreffen wåren/
überwint, darauf commandirte dieſer zwanzig Reuter / ſo die Geles
det feine genheit recognofciren und erforſchen ſolten / und dieſe was
Feinde
ren ſo glücklich / daß ſie die beede Herßogen ohne ſonderliche
glücklich,
Wachty gleichſam als in ſichern Frieden bey der Tafel fic
kend antraffen /den Eberhardum alſobald toðtſchlugen /den
Giſelbertum aber in Rhein ſprengten / alwo er erſoffen .
Dieſe gute Zeitung ward Ottoni verkündiget eben als
er in die Kirche gehen wolte; und hat er auch ſolche gegen
Gott

Sca
Die Regierung Ottonis I. Magni . 149

GOtt durch ein abermaliges Probſtůck ſeiner


Frðññigkeit
+ wol verdient :Dann als auf des Erz-BiſchoffsHattonis
# Anhegen / ein groſſer Theil von den Reichs- Stånden von
Ottone weggiengen /und ſich neutral und unpartheniſch ers
klärten , unterſtunde ſich ein gewiſſeţ Graf, in Meinung/
der Käyſer könne ihm in dieſen Anguſtiis and Nöthen :
0 nichts abſchlagen / bey demſelben das Kloſter Lorch auszu :
bitten / wie dann ſelbiger Zeit gar gemein war / daß die
weltliche Herren die Kloſter und Kirchen -Gefälle an ſich
riffen : Der Käyſer aber gabihmdieſe großmüthige Ant: Otto bålt
wort : Wann er freywillig nicht bleiben wolle i ſo moge oh den
Vergleichwol den andern nachfolgen / er werde einmal ſich Kirchens
nimmermehr darzu bewegen laſſen , daß er das Heilig- Gütern.
thum des HErrn vor die Hunde werffen / und die Güter /
ſó GOtt und der Kirche gewidmet / zu weltlichen Sachen
verwenden ſolte.
Nachdem Eberhardus unoGiſelbertus umkommen /war
i des spånſers Bruber Henricus viel zu ſchwach den Krieg
allein auszuführen/ jog derohalben im Land hin und wieder
herum , und ſuchte, ob er jemand finden könte,der ſich ſeiner
annehme/ und als er überall taube Ohren fand / gerieth et
y endlich zu den Wendiſchen Všichern , die ihn zwar auf
nahmen ; er beredte auch des Marggrafens GeronisSol
Daten, daß ſie vom Marggrafen ab- und ihm zufielen / und
ſuchte einsmals den Käyfer am Heiligen Dſtertag durch
1 Hinterliſt umzubringen : Allein dieſes alles wolte nicht
ö angehen / noch ihmeSchuß bringen . Da er nun endlich
X lahe / daß er nirgend ſicher war / und daß ſeine eigene
Schweſter / des Giſelberti Wittib / aller Orten die thos
re ihrer Städte und Schlöſſer vor ihm zugeſchloſſen i ſo
ergriff er den Entſchluß/kam incognito oderunbekandt am
" Heiligen Chriſt - Feſt nach Franckfurt /gieng in elenden Henricus
Trauer - Kleidern angethan / dem Kårſer / als er in die muß fich
demüthi
Kirche gehen wolte / entgegen / fiel ihm zu Fuß / und bat ihn gen.
e en
um Gnad /welche er auch nach einem ſtarck Filß / von
- demſelben erhielt / und von ſelbiger Zeit an , in deſſen Treue
und Dienſten beſtåndig beharrete. Es verglich ſich auch
der Franzöſiſche König Ludovicus mit dem Ottone,
3 und
150 Anderer Periodus. IV . Capitel.

Sec. X. und nahm deſſen Schweſter , Des Giſelberti Wittib / gum


Weibe. Der getreue Conradus Herzog von Francken /
Den man Sapientem , oder den Weiſen zunannte ,aber, ers
hielt vor ſeine gute Dienſte , nebſt des Käyſers Tochter

MAN

Luitgarda , auch das Herkogthum Lotharingen / ſo nun


durch des Herßogs Gilelberti Todt entledigt war / zur
Verehrung. Aug verſiegelte wenig Jahr hernach Kårſer
Otto Die ſeinem Bruder Henrico erwieſene Begnadigung
Bekommt damit / daß er ihm das Herßogthum Ober- Bayern (Dann
bas.Her. Unter - Bayern , oder die
Gegend an der Amber /hatte ſeine
Bayern. eigene Herren aus dem Guelphiſchen alten Geſchlecht )
welches durch des Herkogs Bertholdi Todt ledig worden /
( ungeachtet von dem vorigen Herßog Arnulpho Söhne
vorhanden waren / welche aber wegen ihrer Revolten
und Aufruhren der Succeſſion ſich ſchon vor etlich Jahren
unwürdig gemacht / und deßhalben ſich mit der Graf:
ſchafft Scheuern und Wittelsbach contentiren müſſen )
An.947. übergab , ben deſſen Pofteritåt es zwar nicht långer geblies
ben , als biß auf Käyſer Henricum Sanctum .
Auſſer dieſen einheimiſchen Krieg hatte Otto noch ein
und andere denckwürdige Kriege mit auswärtigen Natio
nen
Die Regierung Ottonis I. Magni. ISI

11 nen zu führen, als erſtlich wider Boleslaum , den Herkog Krieg mit
in Böhmen / der ſeinen Bruder Wenceslaum , darum , Bdhmen .
3. daß derſelbe den Chriſtlichen Glauben profitirt / umge:
bracht, und die Chriſten in ſelbigem Lande ſtarck verfolget:
Den zwang Otto durch viel Schlachten dahin / daß er die
Chriſten unmoleſtirt laſſen , und als Vafall den Käyſer
vor ſeinen Herrn erkennen muſte.
Zum andern / fo hatte er auch einen ſehr glücklichen mit den
Krieg geführt wider die Ungarn , die er in einer SchlachtUngarn.
3
auf das Haupt erlegt.
1
Der dritte Krieg warwider Hugonem den Grafen von
Paris. Dieſer Herz / welcher ſchon mit dem Deffein und
Anſchlag umgieng/ welches hernach ſein Sohn Hugo Ca
perus gar ins Werck gerichtet/ hatte ſich wider ſeinen rechts
måſſigen König und Herun Ludovicum Ultramarinum
aufgelehnet i und denſelben ſo gar durch die Normanner
gefangen nehmen laſſen . Wie er nun hierauf ſich der gans
Ben Franköſiſchen Regierung ſelbſt annahm / und ſich ans
ber vernehmen ließ / er wolte nicht ruhen / er håtte dann
Deutſchland wieder unter die Franzöſiſche Bottmåffigkeit
gebracht, machte ſich Käyſer Orro auf dieſem hochinüthi.
gen Grafen zu begegnen / und ſeinen Schwager den Kia
nig Ludovicum aus der Gefängnuß zu befreyen. Hugo
3 ſpottete Anfangs ſeiner/ und ſagte: Er wolle mehr eis
21 ſerne Sturm hůte in franckreich zuſamen brini
16 gen / als in Teutſchland Strohhüte wåren . Otto
aber ließ ihm zur Antwort wiſſen : Er wolle ihm ſo viel
i Stroh Büre in Franckreich hinein führen , als er
er gewiß ſein Tag nicht wird geſehen haben. ließ
auch darauf ſeine gange Armee mit StrohsHüten / wie Die Armee
ſolche das gemeine Bauren - Volck Damals zu tragen von Strohs
pflegte, bekleiden,marchirte damit gegen Franckreich an ,Hüten.
nahm unter Weegs die Stadt Argentoratum ein / und
machte eine breite Straſſe dadurch , daher man glaubt/
daß ſie ihren ietigen Namen Straßburg bekommen has
be. Er nahm auch Lionweg/ kam biß auf Paris / und ob
ligirte oder zwang alſo den Hugonem , der mit ſeinen eis
fernen Sturm -Hüten nirgend Stand zu halten getraute /
K 4 daß
IS2 Anderer Periodus . IV. Capitel.

Sec. X. daß er Friedebegehren / den König Ludovicum wiederum


loß laſſen , und was von dem alten Königreich Lotharingen
noch in Franzöſiſchen Händen war , nemlich Burgundi
und einen Theil der Niederländiſchen Provingen an Otto

nem abtretten muſte,welcher auch zu dieſer Zeit die Stadt


Cdin zu einer frenen Reichs -Stadt machte.
Krieg in Der allernotableſte Krieg aber ,den Otto ausgeführt/
Italien . und welcher noch viel andere nach ſich gezogen / war der
Staliäniſche. Wir haben in dem vorhergehenden Capitel
erwehnet / was maſſen nach des Longobardiſchen Königs
Lotharii Tod / Berengurius zu felbigem Königreich gekoms
men / und des Lotharii Wittib Adelheiden nöthigen wols
len / daß ſie reinen Sohn Albertum heyrathen ſolte. Als
nun dieſe ehrliche Dame/ als welche vor dem Mörder ih ,
res verſtorbenen Gemahls eine Averſion und Abſcheu
trug, ſolches nicht thun wolte, belagerte ſie Berengarius in
Pavia , bekam ſie gefangen / und verwahrte ſie in dem veſten
Schloß Garda , an dem See / der davon den Namen fühs
Adelheid ret / gelegen . Sie hatte aber das Glück ,daß ſie durch Hülff
SAMA

muß fich ihres Capellans aus dieſer Gefängnuß entkam , muſte ſich
verſtecken darauf etliche Tage im Waldeverborgenhalten / undelens
diglich
Die Regierung Ottonis I. Magni. 153

diglich behelffen , weil ſie nichts zu eſſen hatte / als was der
Capellan erbettelte /entfam doch endlich in die Veſtung

Canuliam over Canoſſa,zu ihrem Vettern Athorlem , oder


Azonem , wie ihn andere nennen / welcher fie gütig aufa
nahm / und Leib und Leben ben ihr aufzuſeken verſprach.
Berengarius hatte dieſes ſo bald nicht erfahren , da ruckte er
vor das Schloß / und belagerte es ernſtlich / die Königin
und ihr Vetter wuſten in dieſer Noth keine andere Zuz Berufft
flucht i als zu dem mächtigen årrer Ottone in Deutſch- Kayſer
e land, ſchickten derohalben Geſandten an ihn ab / mit Bitte, Ottonema
daß er kommen / und ſie von der Tyranney des Berengarii
befrcyen wolte/ welcher Bitte auch der Pabſt Agapetus II.
die Seinige zugeſellte.
Otto, der ohne das gar großmüthig war/und nach denen
damaligen Turnir -Geſetzen vor eine Schuldigkeit hielt /
dem beðrangten Frauenzimmer benzuſpringen 7 auch wol
ſahe / was vor Nußen ihme durch dieſen Zug zuwachſen
kunte, ſaumte ſich nitlang / ſondern zog mit sogoo .Mann
in Gtalien / ſchickte ſeinen Sohn Luithulphum , oder Lu
dolphum voran / und als derfelbe den Krieg nicht eiferig
5 genug trieb / folgte er in Perſon nach , entſekte die Veſtung
Ks Canoſſa a
154 Anderer Periodus . IV. Capitel.

Sec. X. Canoſſa, liberirte die Königin Adelheid, und weil er eb


ein Wittwer war / indem feine erſte Gemahlin Editha
Der ers ne Prinzeſſin aus Engeland geſtorben-/ ſo nahm er
obert die Adelheid zur Ehe und verfolgte darauf ſeine glücklic
Lombars Waffen / fo deljen Tochtermann Herzog Conrad in Fro
die.
cken in ſeiner Abweſenheit commandirte/ noch ferner/
zwang den Berengarium , der im Feld mit keiner Armeefi
præſentiren durffte /dahin / daß er/ nebſt ſeinem Sohn A
berto , in Perſön auf dem Reichs - Tag zu Augſpurg e
ſchien , ſich dem Käyſer zu Füſſen wurff/ und deſſen Dilcr
Conferirt tion ſich ergab / deren er auch durch dieſe Unterwerffu
ſolche vem ſo wol genoſſen / daß ihm das ganke Königreich von d
Berenga .. Lombardie, biß aufbas Hergogthum Friaul und Veron
rio wieder welche der Käyſer ſeinem Bruder Henrico ſchenckte !!
gen Leiſtung der Huldigung / und einem jährlichen Trib
vonhundert Pfund Golds, wieder eingeraumtward.
DieHeyrath der Adelheid und dasŘetabliſſement of
Wiedereinſegung des Berengarii war ein Zunder zu eine.
neuen und einheimiſchen háchſt-gefährlichen Krieg: Dar
An.983. Ludolphus des Känſers ålteſter Sohn / den er ſchon zuſ
Rebellion
Nachfolger und Reichs- Gehülffen nominift / ließ ſi
des Prin : nem
ken Lu . in Sinn kommen / dieſe Heyrath /Bafern noch mehrKi
dolphi. der erfolgten / wie dann die Käyferin ſchwanger war /wů:
de ihm an ſeinem Erbtheil nachtheilig fallen / tratt deri
halben in die Fußſtapffen der Söhne des ehemaligen Kå
fers Ludovici Pii, machte eine heimliche Verbündnuß m
Friderico Dem Erk- Biſchoff von Måyng/ und dem B
ſchoff von Straßburg/ beş "Qttonis alten Feinden /brachi
auch ſeinen Schwager / den Herkog Conradum , der be
leidiget war ,eines Theils / daß man den Berengarium hår
ter gehalten / als er ihn vertr8ſtet/ andern Theils / daß ma
ihn Conradum bey der Staliäniſchen Beute, dabey er dod
Das meiſte gethan / leer ausgehen laſſen / auf ſeine Seite,
und machten alſo einen Anſchlag , den Kårſer vom Thror
zu ſtůrken. Es kam zwar die Rebellion zeitlich an Tag
und wurden die Häupter derſelben zu Månngvom Käyſer
deßhalben zur Rede gefekt / dieſe aber halffen ſich damals
noch
g 155
Die Regierun Ottonis I,Magni.
noch mit Laugnen heraus . Als aber die Sache nicht fera

ner zu verheelen war / brachen ſie in offentlichK enrieg aus,


er
Der Käyſ bela ge rt e Må y n s / un ſud ch te die Rebellen
G e ſ p r ä c h zu ge wi nn en / di e G e m ü t h er aber wure
den hierdurch nur mehr verbittert / und ihrer noch mehr
duurc h ein ll 1
z m Ab fa angelocket ; Als auch immittelſt des Käyſers
Bruder Henricus demſelben mit ſeinen Völckern zuzog / fiel
s
auf Anreißen des Ludolphi , Arnulphu der Graf von
Sche y e r n ; deme / wie oben geda ch t / der Käyſer ſein alta
våtterlich Herkogth um Båyern genommen / und ſolches
ſeinem Bruder Henrico gegeben hatte, in Bayern ein und Wird ges
eroberte Regenſpurg 4. mit allen Schätzen des Henrici : trennet .
s
Ludolphu ſelbſt begegnetemitſeiner Arinee dem Käyſer i
und wäre es unfehlbar zwiſchen Vatter und Sohn zu einer
blutigen Schlacht gekommen , wofern nicht Biſchoff
Ulrich Der II. zu Augſpurg/ ſich ins Mittel gelegt/ und Lu
dolphum diſponiſt oder dahin bewogen håtte 7 daß er ſich
mit ſeiner Armee zuruck gezogen . Wie aber hierdurch
um chwaben / welches der Käyſer feinem
das Herßogth S
Sohn Ludo ho vor dieſem verliehen / bloß geſtellt wardy
l p
irte oder
alſo nahm er es ihm dißmalwieder ab:/ und.confer
gab es Graf Burcharden von Helffenſtein . Damit nun
die Rebellen ihre Partheir deſto ſtårcker machen möchten /
g
folieffen fie durch den Erß - Biſchoff von Salebur dieUn
ga rn au fh ek en / we lc he au ch da ra uf mi t ei ne m er ſchrockli.
en e e r in Te ut ſc hl an d ei nf ie le n / Fe in d un d Fr eu nde auf
ch H
gleiche Weiſe tractirten und ruinirten / und endlich gar in.
n h nd durchdrangen .
Lotharinge , Franckreic und Niederla
h
Als endlic die Rebe ll en ſich auf alle Seiten , ſo wol von
n
ih r e n Alli ir te n n
de Un g a r n ; als auch den Käyſerlichen /bez
D r u c k t ſa he n / ge ri et he n ſi e auf Friedens-Gedancken / und.
vo n anng und
d e r k
Er Bi ſc ho ff M Hergog Conrad
rettung
n a c
r h
d ge
e nſc hehener Abbitt 7 ( doch dieſermsletzte miAtbt n
u
wes vorhin bekommen en Herkogt h u Lotharin ge / wela
D
ches der Käyſer ſeinem eigenen Bruder dem Brunoni Erka
Biſchoff zu Cöln , zuverwalten anvertraute ) , zu Gnaden an ,
en
genomen. Ludolphus wolte ſich lang nicht accommodir .
fona
156 Anderer Periodus. IV . Capitel .

Sec. X. ſondern ſtund in Regenſpurg eine opiniatre und harte Bes


lagerung aus ; als aber ſein Cammerade Graf Arnulphus
von Schenern / deme zu Gefallen die Burger fich ſo lang
gewehret / in einem Áusfall erſchlagen worden / und die
Burgerſchafft ſich långer nicht defendiren wolte / noch vor
Der
Sohn Hunger kunte / ſuchte auch Ludolphus Gnade/ und erhielt
muß um ſolche auf eben den Schlag / als ehemal des Käyſers Brus
Gnade Der Henricus, da er nemlich, ehe noch ſeine Sache aufdem
bitten. Reichs - Tag / Dahin ſie verwieſen war / ventilirt und abges
than worden / dem Heran Vatter in einem elenden Kleid
und mit bloſſen Füſſen auf der Jagd unverſehens zu Füſſen
fiel / und ihn um Pardon bat doch
: muſte er das Herzogs
thum Schwaben im Stich laſſen , welches / wie gedacht /
Burchardo dem Grafen von Helffenſtein / des Henrici
Tochtermann / verliehen blieb .
Die Ungarn waren durch den legten glücklichen Pro
greſs ſo vermeſſen worden ,daß ſie auch nachmal/ ungeach.
tet nunmehr die Rebellion gedåmpffet war , in Teutſchland
einzufallen ſich unterſtunden / ſie wurden aber pom Kanſer
Nieders in einer Schlacht bey Augſpurg dermaſſen empfangen /
lag der Dafi von hundert tauſend Mann wenig mehr nach Haus
Ungarn. kamen : die Gefangenewurden mehrentheils lebendig bes
graben / und fünff ihrer Fürſten aufgehencket. Es blieb
aber in dieſer Schlacht auch der tapffere Conradus , wels
cher , als er groſſer Hiße halben das Vifier vom Helm ein
wenig aufgemacht / mit einem Pfeil durch den Kopf ges
ſchoſſen worden . Heraldo dem Erk- Biſchoff von Salg:
burg aber , der das erſtemal die Ungarn heräus gelocket
wurden die Augen ausgeſtochen .
Der Krieg mit den Ungarn war kaum zum Ende / da
Strieg fiengen die Bendiſch- und Sclavoniſche Völçer an zu
mit den
Wenden . tumultuiren / muſten aber ebenfalls bald wieder zum Ges
borſam ; und weiln in dieſem Krieg ihrer viel tauſend ums
kommen / und gange Provinzen von ihnen ode ſtunden / o
Bendis
Febertine befekte der Käyſer ſolche mit Deutſchen Völckern ,von wel
Der mit cher Zeit an , die Långer von Pommern und der Marck / ſo
Seut[ben biſher von Wendiſchen Všickern bewohnt worden , die
Gefert. Deutſche Sprache angenommen. gm
Die Regierung Ottonis I. Magni . 157

gmmittelſt da dieſe Troublen in Teutſchland gewähret/ An. 933.


hatteBerengarius in Italien in ſeiner Regierung ſich ſo uns
ertråglich und tyranniſch / auch gegen dem Römiſchen Anderer
Stuhl ſelbſten fo inſolentund hochmuthig erzeigt, daß nie- Krieg
mand mehr vor ihm beſtehen kunte. Derohalben ſo wol in Jtalien .
der Pabſt JohannesXII. als dieBiſchöffe/die Berengarius Berengarii
ins Éxilium gejagt , den Kårſer Ottonem angiengen und Tyranney.
ihn baten / er möchte doch ſelbſten in Italien kommen / und
fie von der Tyranney des Berengarii erlöſen. Otto wills
fahrte ihrer Bitt/ und ſchickte ſeinen Sohn Ludolphum
mit einem Theil der Armee vorán / der kunte aber nicht viel
ausrichten / und ſtarb baid hernach an einem hißigen Fies
ber ; ſolchemnach machte ſich der Kåyſer ſelbſt mit mehrer
Macht auf/ und damit er auf den Rucken von den neus
überwältigten Wenden ſicher ſeyn mochte i als Benen die
biſherige Marggrafen allein nicht gewachſen geweſen / ro
raumte er einen Theil ſeines Sachſen - Lands gegen Mit:
ternacht / ſo nun Nieder -Sachſen heiſt/ dem Hermanno Sachſen
wird demi
Billingo, oder Stubekshorn /wie ihn andere nennen / der Hermanno
vor dieſem der Kårferl. Pringen Hofmeiſter geweſen / ein/ Billingo
einem zwar nur gemeinen Edelmann / ( dañin Daß er ein verlieben.
bloſſer Bauer ſolid geweſen ſeyn, iſtvom Maibomio grůnds.
lich refutirt und widerleat ) der aber wegent Sapfferkeit
und Verſtand ſelbiger Zeit einen groſſen Namen hatte /
und abſonderlich wegen ſeiner Gerechtigkeit berühmt war,
indem er ſieben Bauren / in welchen damals ſeine gange
Herrſchafft beſtanden / wegen eines begangenen Diebs
ftals miteinander hencken laſſen . Dieſem Billingo nun
befahl er die Defenſion derGrånken an / es erklärte auch
der Kåyſer ſeinen jungen fieben -jährigen Sohn Ottonem
zu ſeinem Nachfolger / verordnete ihm ſeinen Bruder
Brunonem den Erk- Biſchoff zu CdUn / und Wilhelmum
Den Erk - Biſchoff zu Trier 7 zu Vormunden / gieng über
Die Alpen in Italien hinein / nahm gleich Veronam und
Paviam ein / ruffte wieder zuruck die Exulanten / trieb den
Berengarium in dieFlucht/ ließ ſich zu Mayland die ſo ges
nannte eiſerne Crone ( weil innenher ein eiſern Blech eins
gemacht
158 Anderer Periodus. IV . Capitel.

Sec. X. gemacht war ) als König von der Lombardie und Italien
Otto wird aufſeßen , gieng darauf nach Rom/ und ward daſelbſt von
zu Rom Pabſt JohanneXII mit groſſem Frolocken des Volcks of
zum Kay, fentlich als Römiſcher Käyſer gekronet / und verband ſid
Ter ges der Pabſt und das Römiſche Vold /mit einem Eyd/ nach
cront
dem vorher Orto die von Pipino unb Carolo M. zum Ro
miſchen Stuhl gethane Schanckungen bekräfftiget / uni
Denen noch einige beygelegt , daß ſie zu ewigen Zeiten vor
ihm nicht mehr abfallen wolten . Allein ſo bald warOtto
aus Rom nicht wieder hinaus /dakam der PabſtJohan
nes , ( der ein ſehr junger Herz und damals erſt 25 Jahr al
warī auch ſich mit Macht auf den Påbſtlichen Stuhl ge
drungen hatte/arinebenſt in Sorgen ſtund i es Dorfftedurd
die Kåyſerliche Autorităt ſeine Gewalt in Rom gewalti
beſchnitten, und in die Schráncfen / wie bey der Carolingi
Pabſt Jo - ſchen Familie , eingeſchloſſen werden auf andere Gedan
hannes en machte berohalben inmittelſt da Käyſer Otto der
XII. faut Berengarium in der Veſtung Montfeli ro belagerte i mi
von
ab . ihm Berengarii Sohn dem Alberto , der bey den Saracenen it
Corſica um Hülff anſuchte / eine Allian / daß ſie geſamter
Hanb den Kårſer über die Alpen wieder zuruck tréiben
wolten. Als Käyfer Otto folches erfuhr / ließ er zwar an
fånglich den Pabſt ſeines Verbrechens erinnern / als aber
Dieſes nichts fruchten wolte / führte er einen Theil von der
Belagerung ab/ únð gieng damit auf Rom / woſelbſten der
Pabſt den Albertum eingelaſſer :/und alle, die es mit Otro
ne hielten / entweder aus der Stadt gejagt/ oder erſchla
gen hatte. So bald der Käyſer gegen Rom / anruckte/
Aohen der Pabſt und A bertus von dar heraus nach Oſtia:
Die Burgerſchafft aber er8ffnete dem Ståyfer die Chöre
und huldigte ihm aufs neue / verbanden ſich auch / daß ſie
keinen Pabſt ohne des Kåryſers Wiſſen und Genehmhak
tung mehr wählen wolten . Damit nun der Käyſer fich
an dem Pabſt Johanne råchen möchte / ſo ließ er einen Sy
AN 963. nodum und Geiſtliche Verſammlung von etlich und viera
Big Biſchöffen zu Rom zuſammen kommen / welche den
Pabſt vor ſich vor Recht forderten / alba er unterſchied
ſicher grauſamer Lajici angeklagt ward / als des End
brucha
Die Regierung Ottonis I. Magni 159

bruchs i des Mords , des Kirchen -Raubs / der Blut


Schande/ daß er nemlich mit zweyen Schweſtern Unzucht
getrieben habe/derGottesläſterungen und anderer Kuchlo.
figkeiten / die ohne Erſtaunen kaum zu ſagen / und weil
Pabſt Johannes dieſe Geiſtl. Verſammlung nit reſpectiren
noch davor ſich ſtellen wolte /warb er als ein Halsſtarriger
declarirt/abgeſegt/und an ſeine Statt Leo Vill, erwählet. Pabſt foa
Als dißgeſchehen, meynte der Kåyſer / die Sacheſene wirdabe
allerdings geſchlichtet / ſchickte den mehreſten Theil ſeinergefegt.
Armee von Rom weg, damit ſie den Römern nicht mschs
te beſchwerlich ſeyn / und blieb mit einer kleinen Wacht
noch etliche éag in Rom. Allein der abgeſente Pabſt
Johannes kanntedie Gemüths-Neigung ſeiner Landsleus
tebeſſer als der Käyſer / ließ derohalben durch unterhånds
ler ſie anreißen / es wäre nun die ſchönſte Gelegenheit Ifürs
handen / daß ſie ſich der Teutſchen die ihnen eben ſo zuwis
der waren als vorhin der Berengarius , auf einmalloßmas
chen konten / und verſprach den ganken Påbſtl. Schak
den er beyſeiner Flucht mit ſich genommen hatte / unter ih
nen auszutheilen/wann ſie den Käyſer Ottonem und Pabſt
Leonem todtſchlagen würden / und erweckte dadurch die
Burgerſchafft dergeſtalt ! daß ſie an einem beſtimmten
Tag / nemlich den 2. Jan. insgeſamt die Waffen ergriffen /
und den Kånſer in ſeinem Quartier anfielen . Allein dieſer Rebelliot
tapffere Herz/ der noch / ob zwar wenige doch lauter auss der RS:
erleſene Mannſchafft ben ſich hatte / empfieng die rebelli- mer.
rende Burgerſchafft bey der Tyber-Brucken ſo wohl,daß
er ſie gleich über Hals und Kopf zuruck und in dieFlucht
jagte / in welcher ſehr viel durch die ergrimmten Soldaten
umfamen. Doch pardonirte ihnen der großmüthige
Käyſer nochmal ließ ſie zum drittenmal den Eyb der Treu
ablegen / nahm hundertCaiſſeln / die er gleichwol hernach
auf Fürbitt des Pabſts Leonis , wieder zuruck ſchickte/und
zoghiermit aus Kom hinaus / da er eben die Zeitung ers
hielt / daß fich Montfeltro und der König Berengarius auf
Gnad und Ungnad ergeben / welchen legten er in ein gar
tolerables und ehrliches Exilium nach Bamberg ſchickte.
160 Anderer Periodus . IV . Capitel .

Sec. X. So ſtarck nun auch dieſe Caſtigation und Züchtigung


war ſo kunteſie dannoch die Römer nicht im Zaum und
Gehorſam halten / ſondern ſo bald ber Käyſer den Rus
Pabſt cken gekehrt / ſattleten ſie von neuem um / lieſſen den Pabſt
Johan Johannem wider ein / welcher wider ſeine Gegener eine
nes komt ſtrenge Nache ausübte / einenSynodum , faſt von eben den
nach Biſchöffen , die den vorige bengewohnet hatten /convocirte
Rom. und zuſammen beruffte i in welchem die Acta des vorigen
Synodi, nemlich ſeine Degradation oder Abſetzung und die
Mahides Leonisreprobirt/ und Johannes als rechtmåſs
ſiger Pabſt wieder confirmirt warð. Als der Käyſer dies
res alles /und zwar aus des Pabſts Leonis eigenem Mund/
welcher mit Hinterlaſſung alles des Seinigen ſich kaum
mit dem Leben zu ihm ſalviren können / vernommen /machte
er gleiche Anſtaltnach Rom zuruck zu kehren : Ehé er aber
ſolches ins Werck ſtellen kunte / gieng Pabſt Johannes mit
Cod ab / und weiln ſich die Römer vor Pabſt Leone furcha
ten i ro ſchritten ſie vor ſich ſelbſten zu einer neuen Wahid
Duco und erkieſten Benedictum zum Pabft.Immittelſtkam der
nimmt Käyſermit ſeiner Armee vor Rom an /und fand die Thore
Rom geſchloffen / ward auch von Pabſt Benedicto von der
nochmal Mauren herab excommunicirtund in Bann gethan: Dec
ein .
Käyſer aber ließ ſich dieſes nicht viel anfechten ſtellte eine
ordentliche Belagerung an / und zwang die Römer zur Ut
bergab/ vermittelte hierauf einen neuen Synodum von der
vorigen Biſchoffen inwelchem die Wahl des PabſtsBe
nedicti vor unrechtmäßig erkannt / und ernach Hamburg
ins Exilium geſchickt ward.Worbey der Käyſer dieSach
bewendent ließ/ und ſichmit ſeiner Armee, unter welcher die
Peſt anfiengeinzureiffen / in Teutſchland zuruck begab.
Bald nach des Käyſers Abzug gieng Pabſt Leo mit
god ab da erinnerten ſich zwar die Römer ihrer Pflicht/
(chickten wegen der neuen Wahl ihre Geſandten an den
Krånſer ab / und erhielten vom Kayſer die Freyheit, daß fie
einen Pabſt nach ihrem Willeri , doch in Gegenwart der
Käyſerlichen Geſandten , ſo da waren Orgerius Biſchof zu
Spener / und der berühmte Hiſtoricus felbiger Zeit Luit
bran
Die Regierung Ottonis I. Magni. 161

brandus Biſchof von Cremona, erwählen měchten. Wora


auf dann die Wahl auf Pabſt Johannem III. fiet: Als aber
dieſer frome Pabſt mit den Römern , die da eine neue Re
volte und Aufruhr im Sinn hatten/ und ſich wieder an Al
bertum , der von den Saracenen zuruck gekommen war /
und Motus oder Bewegungen in der Lombardie machte /
hiengen i nicht in ein Horn blaſen wolte/ wurden ſie ihm
feind / jagten ihn aus der Stadt Rom hinaus / und rich. Die RB.
teten vor ſich ſelbſten eine Republic auf ; Da aber Albertus mer vers
von des Kåøſers Ottonis Stadthalter in Stalien Burchar
do , dem Hergogvon Schwaben, geſchlagen/undalſo die Pothan
ſer elende Rohrſtab / auf denſich die Römer zu leinen ver- nem XIII.
méynten / zerbrochen war i giengen ſie wieder in ſich / ruff
ten denPabſt Johannem von Capua,bahin er geflohen war,
zuruck/ in Hoffnung / baß ſolcher ihnen den Pardon bey dem
Kårſer zuwegen bringen ſolter: Allein der Käyſer der
wahrnahm / daß das Nachſehen die unbåndigen Römer
nur frècher machte i wolte es diſmal nicht alſo verſtehen /
ſondern gieng nach gehaltenem Reichs Tagzu Worms /
mit einer guten Armee wiederum in Štalien ſtraffte in der
Lombardie die Aufrührer / die ſich an Albertum gehangen

Dritter Theil. £ tats


162 Anderer Periodus . IV . Capitel.

Sec. X. hatten / nahm auch zu Rom eine ſolche Execution vor, d


er die/ ſo fich) / um die Figur der alten Republic aufzuri.
ten, als Burgermeiſter hatten brauchen laſſen / relegir
Die Tribunos Plebis , oder Zunfftmeiſter/ aufhencken / R
fredum den verſtorbenen Stadt - Schultheiſſen ausg
ben , in der Stadt herum ſchleiffen / und deſſen Leichn
/
auf den Schind-Anger werffen den an ſeine Stell N
erwählten aber / einen ganzen Tag an den Haaren a
hencken / nacfond auf einem Eſel das Geſicht gegen
Schweiff gekehrt1 herum führen / mit Ruthen ſtreiche
und endlich ſtranguliren oder erdroſſeln ließ.
Auf dieſe Weiſe nun lehrte Otto den Römern den
horſam / und daß ſie ins künfftig beſſer pariren ſolten . I
mit 'er auch ſeine Bottmåſſigkeit deſto beſſer zu Rom ſta
Otto pu- liren und befeſtigen mdchte / so publicirte er abſonde
blicirt
che Geſeke / deren man ſich nach der Zeit / anſtatt der I
neue
her nebråuchlichen Frånckiſchen Capitularium , bey Ger
Gefehe.
ten gebrauchen muſte / und ließ folglich feinen Sohn
jungen Ottonem neben ſich zu Rom zum Känſer från
Es warnunmehro Kånſer Otto ſouverainer und eig
måchtiger Herz von gane Italien biß auf die Extremi
ten / und åuſſerſten Theile Bices Lands/ nemlich Calabri
Apulien/ und was heutiges Tags das Königreich Neay
lis heiſt, welches theils von den Griechiſchen Käyſern ni
dependirte / theils von den.Saracenen beſeſſen war : 1
nun dieſes auch gar an ſich zu bringen / ließ er dem Gi
chiſchen Käyſer Nicephoro Phocæ durch den Biſch
Luitbrandum die Propoſition thun / daß derſelbe Feir
Vorfahren des Käyſers Romani Tochter Theophania
Dem jungen König Ottoni zur Gemahlin , und dieſe Li
der mit zum Heyráth - Gut geben / und dadurch eine
ſtändige Allianß mit ihm ſtifften ſolte. Weiln aber si
fer Orto dem Kåyſer Nicephoro nur den Titul eines Gt
chiſchen , ſich ſelbſten aber den Titul eines Römiſchen K
fers berlegte , ward darüber ein Stritt gemacht / u
Luitbrandus mit ſchlechten Tractamenten leér abgen
fen . Eine Zeit hernach fügte ſichs / daß die Herkogen
Benevent , von Capua und andere/ ſo bißhero Der Gi
chiſch
Die Regierung Ottonis I. Magni . 163

chiſchen Kåyſer Lehen -Leute geweſen / ſich unter Ottonis ,


als eines ſtårckern und genereuſen oder großmüthigen
Herrn Protection begaben . Dieſes nun und den vermein Untreudes Gries
ten vorigen Schimpf !zu rächen i erdachte Käyſer Nice chiſchen
phorus dieſe Falſchheit, und ſchrieb an Ottonem , erwolte Käyſers
ihn fatisfaciren und genug thun, auch die Theophaniam an Nicephori,
einem beſtimmten Ort zur Braut feines Sohns auslief
fern: Als Oxto ſeiner angebohrnen Großmüthigkeit nach i
Rich hierin keiner Liſt verſahe/ und die Braut zu empfangen
eine anſehnliche Geſandtſchafft ſamt einigen Trouppen
1
abfertigte 7 hátte der falſcheNicephorus an den beſtimm
ten Ort einen Hinterlaß beſtellt , welcher i die fich nichts
Böſes verſehende Teutſche / bey nche alle todt ſchlug /
pder gefangen nahm.
Dieſer Betrug aber fam dem falſchen Cyrannen
ſchlecht zuſtatten : Dann Kayſer Otto brachte alſobalden
die gånge Ärmee zuſammen /jagte gleich Anfangs die Sa- Wird ges
cacenen , die ſich mit ins Spielmiſchten / aus Gülen ihren rochen .
Beſtungen und endlich gar aus Gtalien hinaus 7 brachte
darauf die Griechen in eine ſolche Enge/ das er alles , was
ſie von Volck in Italien hatten / entweder todt ſchlng/ oder
gefangen bekam / und damit er ſich an dem treuloſen Nice
phoro deſto empfindlicher råchen mochte ; ſo ließ er állert
Gefangenen die Naſe abſchneiden / und ſchickte ſie in ſols
cher Geſtalt nach Conſtantinopel. Dieſe an ſich ſelbſthar:
té Verurtheilung hatte zu Ortonis Vortheil einen wuns
derbaren Effect , dann als das Coiſtantinopolitaniſche
Volck die elende Leut anſahe / und wuſtei daß al dieſes
Unglück und der Verluſt der ſchönen Provingien bloß
von des brutalen Kayſers Nicephori Leichtfertigkeit her: Nicepho
gerühret, ſo erweckte es eine Aufruhrwider ihr ; und ſeine rus komme
Gemahlin felbſt/ die ihm ſchon längſt fşind war , nahm das darüber
um.
her Anlaß ſich ſeiner går los zu machen /und ließ ihn durch
ihren Buhlen Johannem Zimiſcem ,umbbringen , derher: Apulien
nach Kanſer ward/ mit Ottone Frieden machté/ſein Recht und Ca.
auf obgedachte Staliảniſche Landſchafften abtratt / und labrien
kommen
feinem Sohn die Thepphaniam zur Braut würcklich zus an das
Thickte. Reich .
2 Nach
164 Anderer Periodus. IV. Capitel.
7
Sec. X. Nachdem dieſes alſo geſchehen / und die Hochzeit zu Rom
mit groſſem Pracht celebrirtund begangen worden, kehrte
Aufrichs der Käyſer durch Franckreich / woſelbſt er die Strittig
tung des keit zwiſchen demKönig und Stånden beylegte/ wiederum
Fre:Biß in Deutſchland /richtete zu Magdeburg /welcheStadt er
Magdes gar lieb / und ſie ſeiner erſten Gemahlin Editha zur Mor:
burg. gen-Gab geſchencket hatte /mit Conſens und Genehmhal
tung des Pabſts / ein Erk-Bißthum auf / und ſtarb einige
An. 9736 Jahre hernach im Cloſter Memleben ſanfft und ſeelig , reis
ner Regierung im 37. Jahr.
Ottonis
Die Hiſtorici machen von dieſem Herzn ein Abbils
Beſchreis Dung als von dem rühmlichſten Regenten , ſo je gelebt hat.
bung.
Er war ein Herz von anſehnlicher Perſon / tapffer /klug
und großmüthig 1 ſo wol in ſeinen Verrichtungen als auch
đuſſerlichen Dingen / hielte eine prächtige Hofſtatt / wor's
Lib . 2 . ber / wie Ernestus Brotuffus ſchreibet, tåglich 1000 :
Chron .
Schweine, 28. Ochſen / 1000: Malter Getråið í 8. Fus
Magd.
C. I , der Wein und 10. Fuder Bier aufgiengen , ohne das
Wildpret / Kålber / Geflüg und andere Küchen Speiſe .
Abſonderlich aber wird er wegen ſeiner groſſen Liebe zur
Gerechtigkeit / nach welcher er das Sachſen -Recht zu erſt
eingeführt/ und wegen ſeiner großen Pietåt gerühmt/ mars
ſen er dann nebſt einer groſſen Anzahl Cloſter / auch acht
Bißthůmer / als zu Brandenburg / zu Havelburg / zu
Meiſſen / zu Altenburg/ zu Schleßwig / zu Naumburg/ zu
Morſenburg/und zu Magdeburg aufgerichtet / und ſie mit
anſehnlichen Einkommen dotirt und begabet.
So iſt auch ſeinem Religions-Eifer und erlangter groß
fen Autoritåt nicht wenig zuzuſchreiben / daß zu feiner Zeit
faſt alle Septentrionialiſche Všicher / als Dånen / Schwes
den / Norwegen / Pommern / Preuſſen / Wenden / Böh.
men und Polen / die Chriſtliche Religion guten Theils an.
genommen . Er hat auch die Ehre, daß gleichwie ihm alle
Nationes ohne Ausnahm den Namen Magni beylegenrala
ſo auch diejenige Autores , ſo das Axioma und Hoheit des
Kånſerthums/nichtvon der Succeſſion des lekten zu Rom
gecrồnten Käyſers Arnulphi , ſondern von der würcklichen
Beherrſchung von Italien oder von der Påbſtlichen Cro:
nung
Die Regierung Ottonis I. Magni . 165

nung dependițend und abſtammend halten wollen / und


deßhalben Ludovicum IV. Conradum I. und Henricum
Aucupem vor keine Käyfer / ſondern nur vor Könige in
Teutſchland achten / ihn vor den erſten wahrhafften Teuts
ſchen Käyſer/und welcher dieſe Dignitåt auf unſere Nation
in effectu oder würcklich gebracht habe, erkennen .
einer Sanfftmut halber wird ſchwerlich etwas gleich Seine i
gefunden werden / davon folgende Geſchicht', die Viter. Sanffte
bienfis beſchreibet / ein Erempel darſtellet. Als Kårſer muth ,
Otto zu Paviadas Oſterfeſtcelebriſte/ und ein Oſterfladen
auf die Tafel geſeßt war brach ein junger Prinz von
Schwaben einStück davon ab / ehe der Käyſer noch zur
Tafel rag : Der Truchfeb/ ſo die Aufwartung hatte, ſchlug
deßhalben den Pringen über den Kopf/ daß das Blut bars
nach gieng / darüber ergfimmte des Prinßen Hof-Meis
ſter Heinrich von Kempten / daß er dein Truchfeß wieders
um mit dem Degen einen Streich verſekte, ihn aber ſo uns
glücklich traffi daß er topt zur Erden fiel. Als nun gleich
Darauf der Käyſer zum Zimmer hinein tratt / entſekte er
ſich über dieſem Spectacul dergeſtalt / daß er befahl dem
pon Kempten auf der Stelle den Kopf abzuſchlagen. Dies
hoa
TUGABRICO

nd,

£ 3 rere
166 Anderer Periodus. IV . Capitele

Sec . X. ſer bat / man wolte doch vorher ſeine Entſchuldigunga


hören / der erzärnte Kayſer aber befahl ihn ungehörtfor
zuführen : Daraufward der von Kempten unſinnig / 1
den Kayſer ſelbſt an/ warff ihnzu Boden / rauffte ihn d
Bart aus / und tractirte ihn ſehrůbel/ daß man den KET
ſer kaum aus ſeinen Händen wicklen kunte. Die Ti
banten packten den von Kempten hierauf ſo viel grimr
ger an , um das Todes -Urtheil an ihn zu vollziehen : I
Kanſer aber /nach dem er ſich etwas recolligirt und erho
befahl ihn zuruck zu bringen í und erlaubte ihm feine V
antwortung zu thun : der von Kempten erzehlte / wief
die Sachen zugetragen / und daß er ſeines jungen Print
erlittenes Unrecht / bloß auf die Maaß / als ihm ſold
wiederfahren / råchen wollen / und den Truchfefſen zu et
leiben / keinen Vorfak gehabt/ nachdem aber der Kår
ſeine Entſchuldigung nicht anhören wollen , ſo habe er i
ſolvirt und entſchloſſen , die ihm unbillig andi& tirte Tod
Straffe an den Kårſer ſelbſt zu verſchulden / båte af
nunmehro deshalben um Gnade. Der Kayſer nahm
Entſchuldigung an / und bezeugte offentlich / daß nicht i
von Kempten / ſondern GOtt durch deſſen Fäuſte ihny
zůchtiget / und dadurch die Lehre gegeben habe / kein
ŠMenſchen ungehörter Dinge zu verdammen / die App
renkund Schein der Sachen möge auch feyn / wie ſiewol
Ließ auch den von Kempten ohnealle weitere Straffelo
bloß daß er ihm dem Hofverbott.
Hiftoria Sonſten wird als etwas ſehr notablesin dieZeiten d
von Bifes Käyſers Ottonis referirt und gezehlet die Geſchicht
fdoff welcheGenebrandus , Sigfiidus , Simon Majolus undT
Hattone themius beſchreibet i von Hattone dem Biſchoffen vc
von
Naynt Mayng/ daß nemlich derſelbe / welcher aus einem Abbt
Fulda Erk -Biſchoff worden als einsmals ben einer gro
ſen Theurung die armen Leute ihn ſo gewaltig angelau
fen / um ſich ihrer loß zu machen , eine große Anzahl der
in eineScheure habe zuſammen kommen laſſen / unter de
Vorwand / daß er ihnen Brod austheilen wolte / er ha
aber darauf die Scheuren verſchlieſſen und anſtecken la

ſen

Die Regierung Ottonis I. Magni. 167

ſen / und als die armen Leute erbärmlich geheulet und çes
winſelt 1hab er ihrer geſpottet / und geſagt: Båret wie
die Mắuſe zwißern. Es habe ſich aber die Streff

GOttes bald hernach eingeſtellt / und habe GOtt eine Der


7 Menge Måuſegeſchickt/ die ihn würcklich angegriffen und Mäuſer
1
als er ſich / um ihrer zu erretten / über den Rhein in den Thurne
**
i Thurn / der ben Bingen mitten in dem Rheinſtehet / und
noch heut zu Tag der Måuſe - Thurn genandt wird , ſal
virt / Teren die Mäuſe nachgeſchwommen / durch Thüre
und Fenſter hinein gekrochen / und nicht nachgelaffen / biß
fie ihn lebendig verzehret. Weil wir aber keinen Auto
rem contemporaneum oder Verfaſſer der zur felbigen
Zeit gelebet/ haben / der dieſe Geſchicht beſchreibt , dann
alle obbenandte etlich hundert Jahr erſt nach dieſer Zeit
gelebt / ſo wird dieſe Hiſtorie von Flugen Criticis.und Get
lehrten Männern ſo alles genau überlegen vor ſu
ſpect und vor ein Mährlein gehalten ,

2.4 Das
168 Anderer Periodus. V. Capitel.

Sec. X.
Das V. Capitel.

Von der Regierung des Käyfers


Ottonis II.
Dietmar .
Swar zwar dieſer Kayſer Otto II . ein Herzvon
Sigeb.
Geinbl. gutem Verſtand und Meriten/ er kam aber ſeinem
Schafnab . Heren Vatter / weder an Hoheit des Gemüths
Otto Fri- noch an Šlůckſeeligkeiten bey weiten nicht bey.
ſing,
Chron. Seinem erſten Anſtoß litte er von ſeinem eigenen Vet
Lauris tern Herķog Henrico Rixoſo in Bayern / dem Sohndes
ham. Henrici, der ſeinem Vatter Ottoni M. die Cron ſchon di
An . 973• ſpurirt hatte , und ihm dieKäyſerl. Dignitåt nicht gånte /
Herkog und dabero mit denen Erk -und Biſchoffen / von Maynk/
conſpirirt Magdeburg und Augſpurg! auch dem König von Dånne
wider Ot.marck / Herkogen in Pohlen / Böhmen und andern / einen
tonem , Anſchlag machte / daß ſie ihn zu dieſer Würde mit Exclu
fion und Ausſchlieſſung ſeines Vertern verhelffen ſolten.
Als aber die Sache offenbar / und deßhaben ein Reichse
Tag gehalten warð / lieſſen die anweſende geſamte Stan:
de die Conſpiranten vermahnen , daß ſie von ihrem boren
Vorhaben abſtehen / und Ottonem , der einmal rechtmaira
ſig erwählt und gekrönt wåre / für ihren Herm und Kån .
ſer erkennen ſolten / und brachtedadurch zu weg ! daß die
Firſten ſich diſmal zur Ruhe begaben ; und weiln König
HenricusinDånnemarck,derConjunction der übrigen uns
erwartet / mit den Thatlichkeiten bereits den Anfang ge:
macht/und in Sachſen -Land eingefalien war /ſo zog Kay.
fer Orto wider ihn / ihn darum zu ſtraffen /nahm ihm etliche
Stidte hinweg / und nöthigte ihn / daß er das folgende
Jahr aufdem Reichs- Tag zu Wiſmar / ſich aufgewiſſe
Marle des Reichs - Rottmäſſigkeit von neuen unterwerf:
fen / und die Grången ſeines Reichs / wie ſie ihm vorge:
ſchrieben wurden / annehmen muſte.
Ob nun wolHenricusRixoſus weiter keineadhærenten
and Anhångermehr hatte / ro kunte er doch nit verſchmer:
ken / daß ſein Vetter ihme als Käyſer folte zu befehlen has
hen / erneuerte derohalben die Rebellion vor ſich allein ;
Känſer
Die Regierung Ottonis II. 169

Kårſer Otto aber war ihm zu ſtarck / nahm ihm ſein Herz
kogthum Bayern hinweg / und verliehe es feines verſtors
benen Bruders des Luldolphi Sohn Ottoni ;(Henricus
nahm ſeineZuflucht zu Boleslao dem Herkog in Böhmen
der ebenfads in des Reichs Acht ſtund / weil er auf dem
Reichs- Tag zu Wiſmarnit erſcheinen wollen / und folgte
ihm KayſerDuo mit ſeiner Armee in Böhmen nach/ wo
felbſten er, weil er keinen Widerſtand fand /alles verheerte.
Als aber die Kanſerliche hierdurch ſicher gemacht und i110
lent oder hochmuthig wurden /auch ihrer Schanuz darüber
ſchlecht wahrnahmen, kam ihnen Herzog Heinrich/ der ſol
ches mit Fleiß alſo angeſtellt / unverſehens mit denen Böh.
men aufden Hals / und empfiengſie dergeſtalt / daß ſie in
Böhmen nicht långer Stand halten , ſondern ſich zuruck
ziehen muſten. Darauf bemühete ſich Henricus fein Her:
Bogthum Bayern wieder zu erobern / und damit er auf als
len NothfalieineſichefeRetirarde haben möchte/ ſo beveſtig
te er die Stadt Paſſau ! ehe er aber mit ſolchen Veſtungsa
Bau gar zu Ende kommen kunte, war er vom Käyſer Ot.
tone belagert / und durch Hunger gezwungen / daß er ſich,
ergeben und verſprechen muſte ; ſich auf den Reichs- Tag
zu ſtellen und von den Ständen urtheilen zu laſſen / welche
ihm ſein Herzogthum Bayern aberkannten/ und ihm ſamt Verliert
ſeinen Helffern den Biſchoff von Augſpurg und Frenſin- darüber
gen / ins Exilium ſchickten. Die Erk Biſchoffe
: von das Hers
kogthum
Maynk und Magdeburg aber / wie auch der Herkog in Bayeru.
Böhmen wurden auf Fürbitte guter Freundebegnadiget.
Die Böhmiſchen Scribenten / wie auch Cranzivs und Hitoria
Münſterus, ſchreiben auch noch von einem andern Böhs von der
miſchen Krieg /den Kayſer Otto II geführet / und der auf Prinzeſſin
eine fremde Weiſe ausgegangen. Es hatte Bifetislaus des Jutha.
Herkog Ulrici in Böhmen Sohn / fich in des Käyſers
Ottonis II . Tochter Jutham ,ſo eine Cloſter - Frau zu Res
genſpurg geweſen / verliebt /und ſolche aus dem Kloſter
entführt. Der Vatter Ulricus hatte ſolche That ſeines
Söhns nicht allein nicht mißbilliget / ſondern auch geſches
hen laſſen / daß Biſetislaus die Jutham ordentlich geheyras
es thet;
170 Anderer Periodus. II. Capitel.

Sec. X. thet ; wie nun dieſer Schimpf / ſo von einem Vafallen wies
derfahren , den Kayſer ſehr verðroß / ſo ſtellte er um ſols
chen zu rắchen einen
, Heerzug wider Böhmen an , (wies
wol daß dieſer Krieg und ganke Geſchicht erſt nach Says
ſers Ottonis Iſ. von deſſen Vettern Kayſer Henrico Il.
geſchehen ſeye / wie etliche ſolches melden / der Chrono ,
logie nach beſſer eintrifft.) Ulricus wolte auch nichts nachs
geben / und ſtellte ſich zur Gegenwehr : wie nun die beede
Armeen gegen einandeț ſtunden/ und das Treffen ſchon
angieng / da kam die Jutha mit fliegenden Haaren und zers
kragtemGeſicht, mitten unter den herum fliegenden Preis
len Daher gelauffen z fiel dem Vatter zu Fuß / und bat ihn !

?
ex möchte doch ihren und ihres Gemahls begangenen Feh
ler , daran allein die Liebe Schuld wåre , ſo übel nicht auf
nehmen / und ihr ihren Gemahlgutwillig laſſen , und brachs
te alſo den Kanſer Dahin : daß er ſich mit dem Herkogen
von Böhmen verſöhnte / und in Frieden wieder abzog.
Nach den Böhmiſchen / gerieth Kayſer Otto auch
in einen Krieg mit Lothario demKönig in Franckreich /wels
cher aber ebenfalls keinen langen Verfolg hatte. Es war
bißhero das Herkogthum Lotharingen , welches dazumat
Caro
Die Regierung Ottonis II. 171

Carolus des Königs Lotharii Bruder befaß / unter des Krieg


Teutſchen Reichs Protection und Schuß geſtanden. Die mit
fesnun wiederan Franckreichzu bringenunddenCaro: France,
reich
lum davon zu vertreiben /machteKönig Lotharius undOt.
to der Herzog von Burgund einen Anſchlag ? überfielen
Carolum ungewarneter Dinge/ und nahmen einen groſſen
Theil von Lotharingen ein / und als ſie hårten /das Kayſer
Die Orto fich zu Aachen befand / giengen ſie auch auf ihnloß
en tot der ſich eines ſolchen überfalls nicht verſehen ; und diß
war in ſolcher Eil/ daß er , ohne das ſchon bereiteteMit
Period : Der Faire
tagmahl einnehmen zu können / über Hals und Kopfyon ferwird
lachen entfliehen muſte : ja es ſtund ihm ſo genau gefan- voni Els
a zu werden , daß Lotharius und Otto nad Aachen ka ſen ver :
aan/ und dievor den Kayſer zugerichtete Speiſen gleicha jagt
iw noch auf den Tiſch fanden / und ſolchemiteinander 11
trzehrten. Der Kanſer recolligirt und erholte ſich zwar
bud i brachteſeine Völcker zuſammen / und giengDamit
la Franckreich / plünderte um Lyon und Rheims alles
dušjund ſtreifftebiß an die Vorſtådte von Pariſ. Allein
es fam bald daraufunter ſeine Leut die Peſt ,daß er ſich Seine
quruck ziehen muſte / und als er an den Fluß Aiſue kam / fiel Armee
ein ſoſtarcker Regen ein / der den Fluß anſchwellte / daßleidet
man dus Mangel der Brücken nicht anders als mit Verluſt,
Schwimmen darüber kommen kunte1 in welcher Uberſes
sumgviel Volcks verlohren gieng /und ſignalirt oder mache
klich hierben einen Ruhm S. Wolffgangus der Biſchoff
Negenſpurg / daß er am erſten mit ſeinem Pferde in den
Fluf hinen und durch ſetzte (welches etliche Scribenten für
wamiraculofes Werce halten andere aber glauben daß
Es em Vadum oder Sand - Banck ausgefunden ) und alſo
der Wrmee das Erempet gab ihr nachzufolgen : Es fielen
über die Frangoſen dem stavfer in die Acrieregarde ein i
und nahmen ihn alle Bagage weg / verfolgten ihn bit in
Ardenner:Wald , und fchickten ihn alſo diſmal gar, elend
heim. Weiln aber König Lotharius mit ſeinen eigenen
Stånden in gar groſſen Widerwillen lebte ! und eis.
en innerlichen Krieg zu befürchen hatte / auch wol wus
Cate / daß der Kanſer dieſe Campagne mehr durch Unglück /
als
1 172 Anderer Periodus. V. Capitel.

Sec . X. als durch der Franzoſen Tapfferkeit eingebůſſet / auch nicht


unterlaſſen würde , das folgende Jahr wieder zu kommen /
und den Schaden zu råchen, ſo wolte er es auf ſolche Spike
weiter nicht ankommen laſſen, ſondern machte zu Rheims
Friede mit ihm Friede / reſtituirte und gab Lotharingen ſamt den
mit
Bifthümern Lüttich und Trier / wie auch die Marggrafs
Francks
reich. ſchafft Antwerpen, unddie Grafſchafft Låven wieder / und
erneuerte alſo mit dem Reich die alte Freundſchafft.
Die gefährlichſte Traverſe, ſo Kayſer Otto auszuführen
hatte/war in Gtalien . Wir haben im vorigen Capitel ers
wehnet / was maſſen der Griechiſche Kayſer Joh . Zimiſces
An.980. dem Stayſer Otto die Theophaniam zur Gemahlin ſeinem
Sohngeſchickt / und ihr zuin Heyrath -Gut alle die Lånder
mit gegeben /ſo die Griechen bißher in Italien gehabt /Kay.
ſer Otto aber dem Nicephoro bereits abgewonnen urd oc
cupirt oder eingenommen hatte. Dieſe Abtrettung nun
ließ ſich Kayſer Baſilius,des Zimiſcis Succeſſor uud Nach
folger reuen / machte derohalben Anſtalt / daß er ſolche Låns
Die Grie: Der wieder recuperiren und wieder erlangen měchte /aliirte
Then nebe ſich darüber mit den Saracenen / und Texte mit groſſem
men Car Volck in Jtalien über/woſelbſten er/weiln der Kayſer ſich
lahrien eines ſolchen Kriegs nit verſehen / und nicht viel
Volck auf
wieder
den Beinen hatte , in wenig Zeit von den mehreſten Stad
ein.
ten in Apulien und Calabrien ſich Meiſter machte. Kayſer
Orto befann ſich zwar nit lang/ ſondern ſtellte ſich noch fels
biges Jahr in Defenſion , jagte die Griechiſche Beſatzung
aus Dalmatia und Gllyrico heraus / und kam im Winter
nach Rom /woſelbſt er mitallen Reſpect aufgenomen ward .
Weilen aber ſo wol in vorigen Jahren / da er noch in
Teutſchland zu fechten hatte / als auch bey dem Mord des
Pabſts Benedicli VI . und der Wahl der Påbſte Bonifacii
. ( welcher zu den Griechen ſich falvirt) und Benedicti
VỊI. zu Rom viel Aufruhr vorgegangen / auch ben gegen :
wärtigem Kriegviel Römer und anderevornehmeHerren
in Italien heimlich es mit den Griechen hielten / und Otto
wol wuſte / und an dem Erempel ſeines Herin Vatters
gelernet hatte , daß die Staliåner anderſt nicht als durch
Furcht
Die Regierung Ottonis II. 173

Furcht und Schårffe im Zaum zu halten waren , nahm er Grauſame


Execution
gegen die heimliche Rebellen eine ſtrenge und grauſame des Kårs
Execution vor ,die hernach von allen Scribensen ihm ſehr fers zu
übel gedeutet worden. Er ließ alle Magnaten von Stalien Rom .
und Rom auf einen gewiſſen Tag in den Vaticaniſchen
Palaft zu Gaſt laden / und als ſie in groſſer Menge er:
ſchienen/ und über der Tafel fich luſtig machten / ließ er un
vermuthet eine Anzahl Soldaten ſamt dem Hencker in das
Tafel-Zimmer eintretten / und durch einen Herold ausruf
fen, es ſolte bey Leib und Lebens -Straffe keinervon ſeinent
Ortaufſtehen /noch zu dem /was er ſehen und hören würde/
Wort reden. Darauf ließ er die Namen derjenigen/
be ihm ſuſpect oder verdåchtig waren/ ableſen / einen nach
dar andern von ſeinem Siß hervor ziehen / und auf der
Stelle / in Gegenwart der andern Gåſtei ihnen die Köpffè 111
abjchlagen. Als dieſe Execution oderVerurtheilung vors
here

bey/ ſprach er den übrigen Gäſten aufs befte zu /ſie ſolteri


fich weiter nicht alteriren und entſegen / ſondern ſich luſtig
machen / fieng auch alles an / was er kunte / fie aufzumuns
ten/ allein dem wenigſten wolte das Eſſen mehr ſchmecken /
ſondern warteten mit ungedultigem Verlangen den Aus,
gang
174 Anderer Periodus . V. Capitel.

Sec. X. gang des Panquets/ und dancktė GOtt / daß ſie mit ihren
Köpffen wieder nach Haus kamen. Dieſe That/ ( wela
che zwar einige Hiſtorici erſtnach der wider die Griechen
verlohrnen Schlacht reken ) hat dem Kayſer hernach der
Zunamen Sanguinarii,oder des Blutdürftigen zuwegen
auch hey den erbitterten Jtaliäniſchen Gemůthern nicht
wenig Schaden gebracht.
Das folgende Jahr nahm Kanſer Otto den Feldzug
wider die Griechen vor / verſtårckte ſeine Armee mit vielen
Staliảniſchen Regimentern , belagerte Ottranto , eroberte
folches/ und ſchlug die Griechen , die es entſeßen wolten / in
Wird von die Flucht. Als aber nachgehends dieſe ſich wieder erholti
den Gries und die Sache auf eine Haupt -Schlacht ankommen lieſ
chen ges
ſen , ſpielten aus Rache/ wegen obiger Execution ,die Stas
Tchlagen .
liảniſche Regimenter; ſo ſich bey dem Kayſer die Avantgar
de oder Vor- Troupp und den erſten Angriff des Feindes
dusgebetten hatten / demſelben den Poffen / und giengen
gleich ben Anfang der Battaille oder Treffen /nicht anderſi
áls ob ſie es mit dem Feind alſo abgèredt hätten / auf eins
mal durch / brachten die Teutſchen /die ſich ritterlich wchra
ten / mit Fleiß auch in Confuſion und Unordnung / daß
ſolche endlich ebenfalls den Rücken Fehren / und nach Vers
luſt vieler Fürſten i Grafen und Biſchöffe , die nach der
Gewonhelt felbiger Zeit in Harniſch mit daher ritten / und
ſo gut als andere Soldaten fochten y dem Feind das Feld
und den Sieg laffen muſten . Der Kayſer Otto , welcher
am långſten ausgehalten / wolte lektlich auch entfliehenj
ſein Pferd aber warð unter ihm verwundt/ und fiel nieder /
berohalben wurff er die Kanſerl. Inſignia oder Zierde und
ſeinen Panßer vön ſich / ſpraug in die Seeund falvirte ſich
in ein daſelbſt ſtehendes Schiff / Da er , weil er jar wohl
Griechiſch reden kunte / ſich vor einen Griechiſchen Kauff
mann ausgab / er ward aber zulegt erkannt , entweder in
eben dieſem Schiff / oder aber in einem andern Raub
Schiff, welches / wie einige melden / obiges Schiff / DQ
der Kanſer ſich zuerſt hinein ſalvirt1 aufgefangen 7 und als
ein Gefangener gehalten . Der Kayſer aber / Der ein via
goureuſerHerr wär7 erbachte die Liſt, und beredėte Dent
Schiff
Die Regierung Ottonis II. 175

Schiff -Capitain / er ſolte bey der Stadt Roſſa anländeny


daſelbſt wåre ſeine Gemahlin Theophania mit allen ſeis
nem Schaß / die wolte er diſponiren und dahin bringen
daß ſie ihm Geſellſchafftleiſten / und ſich mit nach Conſtans
tinopel überführen laſten ſolte / undaller Schatz ſolte des
Capitains Recompens und Vergeltung ſenn . Dieſer
läßt , Durch ſo groſſe Verſprechung und Hoffnung von
Reichtham / ſich alliciren oder anlocken / und kehrte ſeinen
Lauff nach Roffa, ſchickt daſelbſt einige an das Land/ welche
des Kanſers Zuſtand und Befehl der Kayſerin hinterbrin:
gen ſolten. Indeſſen bat bermanfer/ daß man ihm erlau
ben mochte, ſicyetwas ſäuberer anzukleiden ; da er nun al
po fich auskleidete / und ſo gar das Hembo / um es zu wech- Salvirt ſich
feln / abzog /ſprang er/ der ein guter Schwimmerwar ;ehe durdy
Schwimenta
die Feinde ſich deſſen verſahen 7 alſo nackend in die Seen

mt
三三

13

RUN

CE

und kam unter Benen ihme nach fliegenben Pfeilen glücke


lich zu den Seinenüber denen Feinden / die er alſo klüge
lich betrogen / das leere Nachſehen laſſende.
DA Als Otto ſich dergeſtalt aus den Händen ſeiner Feinde
B Talvirt / war ihm nichts mehrers angelegen / als daß er die
Untreu an den Staliånern råchen / und den Verluſt widec
die Griechen repariren möchte : Solchemnach verſtörte er
die
130 Anderer Periodus. V. Capitel.

Sec. X. die Stadt Beneventum , deren Regiment am erſten durch.


gegangen war / auf den Grunde / brachte eine neue Armée
zuſammen / ſchickte die Helffte davon unter Ottone dem
neuen Herßog von Båyern in Teutſchland zuruck / wos
ſelbſt die Sclavoniſche Völcker neue Unruh gemacht hats
ten welche
/ aber bald gedåmpfft wurden. Er der Kanſer
felbſt proſequirte den Krieg in Italien / und ließ auch ſei
nen jungen Sohn Ottonem III. dahin kommen ; rüſtete
dlågt auch eine ſtarcke Flotte aus y und hatte das Glück / daß er
cenen. mit ſelbiger , in einem ſtrengen und harten Gefecht, die
Saracenen aufs Haupt ſchlug, daherd er über den voris
gen Beynahmen Sanguinarii , auch noch dieſen bekam /
Pallida daß man ihn Pallidam Mortem Saracenorum , der Saras
mors Sa: cenen bleichen Tod / zunannte. Er ſelbſten aber ward in
raceno
dieſer Schlacht mit einem vergifften Pfeil verwundet / und
ruim :
als dieſe Wunde ſich zu keiner Heilung anlaſſen wolte i der
Kanſer aber über ſeinen biſherigen Verluſt) und noch abs
ſonderlich i daß er ſehen muſte 7 wie ſeine Gemahlin í die
Theophania , ſich offentlich darüber erfreute und die Tapfs
ferkeit ihrer Lands - Leute den Teutſchen håniſch vorrückte /
ſich bekümmerte / fiel er in eine Kranckheit / worzu eine
Ruht ſchlug, die ihm im 29. Jahr ſeines Alters den Geiſt
Stirbt. aufgeben machte i nachdem er regiert zehen Jahr / ſieben
An. 983. Monät/und vor ſeinem Tod ſeinen Sohn den jungen Ot
tonem III. zum Succefforem ernannt / auch ein Teſtament
gemacht hatte i Darinnen er ſeine Mobilia und Baarſchaff:
ten dergeſtalt ausgetheilet/ daß er einen Theil den Kirchen /
Deri andern denen Armen / den dritten ſeinen Töchtern /
Schweſtern und Befreundten / den vierdten aber ſeinen
Råthen und Dienern legirt und vermacht.
Introdys
Dieſer jerr hielt gewaltig auf die Zwey Kampffe, das
sitt die hero als er wahrnahm /daß die Italianer ob dem Mein
Duella.
Eyd nur ſpotteten / fo machte er eine Verordnung / daß
man in Italien gar keine Sache mehr auf das Eŋd koms
men laſſen ſolte / ſondern wann eine Strittigfeitwäre , die
man mit Beweißthümern nichtausmachen könte / ſo ſolte
man ſie durch einen Zwey-Kampfausführen.
Das
Die Regierung Ottonis III. 177

Das VI. Çapitel.

Die Regierung des Kayſers


Ottonis III.

£s S ha tte Kayſer Octo II. von ſeiner Gemahlin lidem , qui


hatte
Theophania einen Sohn hinterlaſſen /auch Otto.fupra .
nem mit Namen iden er zwar noch bey ſeinen
Sebzeiten zu feinen Succefforem ernannt/weil er aber allzu An.983 .
ung und erſt eilff Gahr alt / alſo die Regierung ſelbſten zu
tiheen noch unfähig war / ſo hatte er ihm ſeinen geweſenen
Hæceptorem denWilligiſum , den er zu Belohnung ſeiner
antenen guten Zucht zum Erk - Biſchoff zu Maynk ges
nastwie auch Warinum den & rķ- Biſchoff zuCðun /zum
Sermmd beſtellet / undbefohlen /daß dieſelbe den jungen
Slayer zu Mayng bey ſich behalten und vollig erziehen ſols

Dieſer Willigiſus wird insgemein in den Hiſtorien als Willigilus,


a Erempel der Beſcheidenheit / ſo durch die Glücks- Ver- ein Erem .
daberungfich nichtverkehren laſſen, allegirt und gerühmtedeforma
Nener weil er von gar geringen Eltern in Sachſen geboh denbeit
.
20/md eines Wagners Sohn geweſen , ſo hat er allent:
WS

Dritter Theil.
M halben
178 Anderer Periodus. VI . Capicel.

Sec. X. halben in ſeinem Schloß / um ſich ſeiner geringen Herkunfft


zu erinnern ,ein Rad anmahlen laſſen , mit dieſem Dencks .
Spruch : Willigis, recole unde veneris, & prioris fortu
næ memor, quis nuncſis ,conſidera : Wil'igis, gedencke
von wañen du biſt hergekomen / erinere dich deis
nes ebemaligen Standes / und bedencke anbeyt
wer du nun jeyeſt. Dieſe Beſcheidenheit und Demut hat
en
ſein Nac hfo lge rn im Erk- Biſ thu m ſo woh gefallen / daß
l
fie gleichfa lls das ang ema hlt e Ra des Willigit zu ihrer
d
Deviſe oder Emblemate und Sinnbild genommen / wors
durch es zulekt zu dem ordentlichen Wappen des Ergs
StifftsMayns /wie es noch heutigs Tags iſtgeworden.
Henricus ! Wie aber Henricus Rixclus, der ehmalige Herßog in
Rixolus Bayern / (welcher bißher zu Utrecht in Arreſt geſelſen / und
rebellire fich davon loß gemacht ) als des jungen Olions Patruelis
r ter / ſchon bey des Ottonis Il . Lebzeiten /nach dem
abermal . ode Vet
Reich geſtrebt / und darüber offtmals Unruhen angerichs
tet / alſó funte er diſmal um ſo viel weniger verſchmerşen ,
Daß er nicht allein abermal von der Regierung / und diß
zwar nur durch ein Kind folte excluirt und ausgeſchloss
ſen werden / ſondern daß man ihm auch ſo gar die Vors
mundſchafft ſeines jungen Vertern nicht vertrauen wollen .
Solchem nach hieng er einige von den Teutſchen Fürs
ſten an ſich /impugnirte und beſtritt des Kayſers Ottonis II,
Teſtament / beharrete / die Vormundſchafft ſtehe ihm / als
nächſten Agnaten und Anverwandten zu /nahm den jungen
Ottonem mit Gewalt von Csün hinweg /und zu ſich /nahm
Darauf ſich des Reichs an / Anfangs zwar als Vormund ,
bald darauf aber ließ er ſich durch einige Reichs-Ståndel
die er aufſeiner Seiten hattë tzu Quedlinburg gar vor eis
nen würcklichen Kanſer ausruffen. Die übrigen Stånde/fo
fich ihrer Pflicht , die ſie dem Kanſer Otroni II. und dem
jungen Ottoni, noch bey ſeines Vatters Lebzeiten / geleis
ſteti erinnerten / wollten dieſes Verfahren des Henrici keis
nes wegs gut heiffen / und waren abſonderlich die Sachſen
Pehr übel auf ihn zu ſprechen . Derohalben Henricus , weil
er ſahe/daß mehr Stånde wider, als vor ihm waren , end,
tich ſich gezwungen ſahe i den Kayſerlichen Titul abzules
gen )
Die Regierung Ottonis III. 179 1
1 gen / und den jungen Oaonem , dem im Teſtament benann :
ten Vormund Erk: Biſchoff Willigiſo , zu reſtituiren und
zu übergeben. Weiln aber unterdeſſen die Böhmen , mit
welchen Henricus Allianß gemacht / daß fie ihm bey dem
1 Kanſerthum manuteniren und ſchüßen helffen ſolten /in
Meiſſen eingefallen waren , ſo muſten dieſe das Gelach bes
zahlen / und den wider Henricum deftinirten oder beſchloß
ſenen Krieg ausſtehen / biß ihr Herzog Miſico vor dem
Reichs - Tag erſchien ; dem jungen Kayſer ein Cameel / oder
Elephanten / wie andere ſchreiben / verehrte / dergleichen
bißher in Teutſchland noch nie geſehen worden / und um
Gnade und Frieden bat. Eben dergleichen wiederfuhr
111 auch Lothario dem Kfnig in Franckreich 7 der ben dieſen
30 Troublen in Lotharingen eingefallen / und Verdun wegges
Tis nommen . Item , den Wendiſchen Völckern / fo gleichfalls
fich des Gehorſams zu entſchütten vermennt / dann jenec
it mufte Verdun restiruiren / und dieſe ſich unter des Kanſers
Bottmäßigkeit wieder begeben.
Es båuete auch ſeine Frau Mutter die Theophania
burch ihre Vorſichtigkeit und Klugheit vor / indem fie fich
093 felbft in Perſon zeitlich in Italien begab / Hugonem den
211. Marggrafen von Brandenburg mitſich nahm / ihm die
ir Marggrafſchafft von Toſcana conferirte und übergab /
SILA und ihn zum Stadthalter von Stalien verordnete / daß
alb ſolches Lano währender OttonisMinorennitåt und Min.
alent derjährigkeit vor ihn ruhig erhalten ward .
heme
Als Otto feine mannliche Jahre erreichte / tratt er ſelbs
um ſten die Regierungs-Laſt an / und diß zwar mit ſolcher Klugs
heit und Ruhm/ daß / da man ihnbißher gleichſam zum
- Schimpfnur Ottonem Puerum geheiſſen / man ihm nach :
gehends einen andern Bernamen zulegte / und Micabilia Mirabilia
M. Mundi, ein Wunder der Welt i nannte ; weil ſein Ver; Mundi.
ma ſtand bey ſeiner Jugend ſo groß war / daß man ihn anderſt
# nicht als bewundern kunte. Das erſtewas er that )war, An . 996.
hien daß er nach Rom reiſete / fich daſelbſt huldigen und krónen
d
me ließl allwo er ſeinen Vetteľn Brunonem zum Pabſtthum
verhalff/der Gregorius V. genannt ward. Allein kaum war
Otto aus Italien wieder zuruck / da wurden die Römer
ht W 2 des
180 Anderer Periodus . VI . Capitel.

Sec. X. des Teutſchen Pabſts måde i jagten ihn aus Rom wieder
1 heraus/und machte Creſcentius , der ſich zum Burgermeis
ſter und Herm von Rom aufgeworffen / den Biſchoff von
Piacenza, der ihm ein anſehnlich Stuck Geld ſpendirt/zum
Pabſt/unter dem Namen Joannis. Der PabſtGregorius
nahm ſeine Zuflucht zum Kayſer Ottonem , welcher nicht
faumte mit einer anſehnlichen Armee in Italien wieder zu
gehen / um den Pabſt und ſeine eigene Autorität in Rom
wieder herzuſtellen . Creſcentius und der Antipapa ſekten
ſich zwar Anfangs etwas zur Wehr / als aber die Römer
die Belagerung in die Långe nicht auszuſtehen vermocha
ten /retirirte ſich Creſcentius in die Engelsburg / die Römer
aber ergaben ſich an den Käyſer / nahmen Gregorium vor
ihren Pabſt wieder an / legten hingegen die Hände an Jo.
hannem ,ſtachen ihme die Augen ausſchnitten ihm Naſen
und Ohren ab / führten ihn auf einem Eſelzum Schimpff
in der Stadt herum / und liefferten ihn alſo dem Kanſer
aus / der ihni nach Teutſchland ins Exilium ſchickte.
Indeſſen wehrte ſich Creſcentius in ſeiner Veſtungſo 3
gut er kunte / und als er ſahe / daß es auf die Extremitåt
und Eufſerſte kam / capitulirte und beſchloß er heimlich mit
einigen Teutſchen Fürſten / daß ſie ihm beym Kayſer Gna:
de ausbitten wolten / kam ſelbſten unvermuthet aus dem
Straff Schloß heraus/und warff ſich dem Kayſer zu Füſſen . Der
dierebels Kayſer aber wolte ihn nicht annehmen , ſondern ließ ihn in
liſche Ros ſeine Veſtungwieder zuruck führen / den Šturm von neuen
mer. fortſegen; die Veſtungmit Geivalt erobern / Creſcentium
barinnen von der Mauer herab ſtürzen / und als einen
Verråther in der Stadt herum ſchleiffen ; ( andeſchre
re is
ben / er ſene lebendig in ſeineHände gerathen , auf einem
Eſel in der Stadt herum geführt / und endlich an einen
ſehr hohen Galgen aufgehencket worden / ) ſt: affte auch
alle die jenige an dem Leben , die ſich neben ihm als Stadta
Regenten gebrauchen laſſen / oder ſonſt an der Rebellion

Theil hatten.
Kurz hernach gieng Pabſt Gregorius V: mit Tod ab /
und beförderte hierauf Kayſer Otto ſeinen geweſenen
Præceptorem und damahligen Biſchoffvon Ravenna Den
Ger
Die Regierung Ottonis III. 181

ber Gerbertum , der vorhin Erk- Biſchoff zu Rheims geweſen !


ek von PabſtJohanne XV. aber abgeſeßetworden war / und
011 Deßhalben ſcharffe und heblicheSchrifften wider erſagten
Pabſt und den Römiſchen Stuhl publicirt hatte / zum
US Pabſtthum , der den Namen Sylveſtri II. annahm . Dars An.999.
ht auf gieng der Kayſer wieder zuruck in Teutſchland / und
14 nahm bald darauf eine Wallfahrt vor / zu den Gebeinen
111 des Heiligen Adalberti oder Alberti , der die Böhmen zum
11 Chriſtlichen Glauben zu bekehren angefangen / vor wenig
Jahren aber von den Hendniſchen Preuffen war erſchla
gen / und deſſen Reliquien nach Gneſen in Polen transferire
ner
DE
Jo.
fen

011

DI

2 月。

worden. Auf diner Reiſe warb Kanſer Otto von BoleslaoMacht


min dem Herkog von Polen ſehr höflich empfangen und tra- den Here
* ctirt/ deßhalben der Kayſer zur Dancffagung ihn zum Ko Bog in
na nig gekrånet, doch mit der Condition , daß er gleichwol ein Pohlen ."
oreto Vafallund Stand des Reichsverbleibenund jährlich et cum coa
nig .
Hy was erleidentliches an Geld contribuiren ſolte.
Man iſt in der Chronologie und Zeit- Rechnung nicht
ficher / ob ben der erſten oder andern Italiäniſchen Reiſe
aby diefes Kayſers / er die memorable und Welt -bekannte
7CH Execution mit ſeiner Gemahlin Maria vorgenommen.Die.
L'A M 3 re
Tel
182 Anderer Periodus. VI. Capitel.

Sec. Xx re Dame / ſo des Königs von Arragonien Tochter gewes


ſeny war der Unkeuſchheit ſo ſehr ergeben / daß ſie nebenſt
Ottonis ihrem Heru Gemahl noch einen jungen ſtarcken Kerl
Gemah hielt / der als ein Weib verkleidet i ihr als eine Kammer:
lin iſi uns
keurd Jungfrau in dem Frauen - Zimmer aufwartete / und mit
und falſch. ihr verbottene Leichtfertigkeit pflog. Und obwolu dieſer
Handet endlich an Tag kam / der Ehebrecher vor der gang
Ben Geſellſchafft der Kleider geraubt / als ein Mann er :
funden / und deßhalben mit dem Leben abgeſtrafſt/dieKaya
ferin aber gleichwoln noch wieder zu Gnaden angenom :
menward / ſo ließ ſie dannoch ſolches ſich ganz zu keiner
Warnung dienen / ſondern führ in ihrem geilen Wandel
immer fort / und hieng fich an alle Månner i die ſie nur zu
ihrem Willen bereden kunte.
Einsmals verliebte ſie ſich in einen ſchönen jungen Gra
fen / und ließ ihn zu fich beruffen / um ſeiner zu genieſſen /der
Cavallier aber war viel zu ehrlich / und ſchlug ihr ſolches
ab , Darauf erzůrnteſich dieſefreche Dame und beſchuldig
te den Gräfen ben dem anſer / nach dem Erempel des
Weibs von Puriphar , der Graf habe ihr die Leichtfertig.
keit zugemuthet : und als derſelbe hierüber conſtituirt und
zur Réd geſetzt ward / kunte er die heimliche Zuſammen
kunfft und andere wider ihn vorgekommene Indicia und
Bringt Kennzeichen nicht laugnen /war aber doch ſo diſcret, daß er
einer
Grafer die Leichtfertigkeit und Schande der Kayſerin keines wegs
unfdyul kundt machen und daß Kayſerl. Haus dadurch beſchimpf: -
dig um fen wolte/ ſondern ließ ſich lieber als einen Schuldigen con
den Kopf. deiriiren und den Kopf abſchlagen. Gleichwol offenbarte
er noch vor ſeinem Tod die ganze Sache ſeiner eigenentes
mahlin / und bat / fie ſolte etwa nach ſeinem Todjehen / daß
fiefeineUnſchuld und guten Namen retten könte. Als nun
bald hernach der Kayſer auf den Reid's- Tag zu Roncalia.
Offentlich Gericht hielt /trat die Wittib hervor /und bat um
Rechts:Hülffe wieder den Mörder ihresMannes /der Kans
ſer verſprach ihr alſobalden / wann ſie den Mörder nahm.
haft machen würde, ſo ſolte es ihm den Kopfkoſten /darauf
fieng die Wittib an zu ſchreyen: Du Kayſer biſt es ſelbſten/
der
Die Regierung Ottonis III. 183

der du ohne gnugſame Unterſuchung meinen Mann uns


ſchuldig hinrichten
laſſen / und legte zugleichdeſſen szaupt
dem erſtaunten Kanjer vor die Fúffe / erbot fich anbevy / ih
res Manns Unſchuld durchdiedamals übliche Prob des
glühenden Eiſens zu erweiſen ; Der Kayſer ließ ihr ſolche
Probe zu ,diezwar ſchon vor hundert Jahren durch Pabft
Stephanum VI . war verbotten worden / und wider welche
Agobarbus der Erk:Biſchoff zu Lion ſeiner Zeit viel ges
hrieben hatte / die auch heutiges Tags wenige Eſtimeund
Bochachtung mehr erlangen würde / nachdem man geſes
fea/daß auch die Charletans und Marcffchreyer / vermits
tá gewiſſer Kunſt-Mittel/ ſolche ſo offt und ſicher nach
den. Zu ſolchem Ende ließ der Kanſer eine groſſe Glut
pabey bringen i darin ein eiſernes Blech ſtarck glühend
naden / welches die Wittib / ſo lang man wolte / ohne
Verlegung in den Händen herum trug . Auf dieſe Probe
ward der Graf vor unſchuldig erklärt / und verlangte die
Wittib / vermåg des Kanſers Ausſpruch deſſen eigenen
Kopf/ der Kanſer ſuchte Aufſchub/ und warff die Schuld
auf die Beſchimpffung ſeiner Gemahlin / an welcher er
ene ftrenge Execution vorzunehmen verſprach , womit

SM 4 die
184 Anderer Periodus. VI . Capitel.

Sec. XI. die Wittib auch zufrieden war1 und der Kayſer ſolche uns
verzüglich ins Werck fekte / indem er einen groſſen Scheis
Miro
daråber ter -Hauffen aufrichten / und die Käyſerin lebendig darauf
lebendig verbrennen ließ der Wittib aber etlicheSchlöſſer verehrs
verbrant. te / und damit Abtrag that. Wir haben das Factum ,
wie ſolches die Hiſtorici geſchrieben / erzehlen wollen / unſer
Gothofr. Judicium aber /was davon zu halten / luſpendirende/ doch
Viterb.
Chron . kan es zu einem merckwürdigen Erempel dienen / daß Gots
Alb.Cranz tes Gerechtigkeit gegen die erhärtete Sünder / ſo groß ſie
Ciſpin in auch in dieſer Weltin Anſehen ſeyn / manchmal aufmacher
Otronelll. und ſie auf eben den Schlag als die Allergeringſte zur
Sigon , @trafziehe. Wir wollen aber wieder auf die übrige Ses
ſchichten des Käyfers Ottonis kommen .

Seculum XI.

Achdem derſelbe ſeine Walfahrt in Polen volbracht/


Ny
Ani001. wieder in Gtalien. Als er nun zu Rom fich aufhielt / und
einige Verordnungen wider das ſcandaloſe Leben / ſo das
mals unter Geiſt- und Weltlichen daſelbſt vorgieng / pu
blicirte / wurden die Römer darüber toll, tieſſen dem Kans
berma
ligeRebel- fer wiſſen , ſie waren gewohnt andern zu gebieren und nicht
lion der ſich gebieten zu laſſen i belagerten ihn in dem Vaticano , all
1 Römer. wo der Kanſer wohnete / und gar wenig Leute bey ſich hats
te / und waren ſchon an dem / Das Schloß zu forciren/ und
Der Kay, den Kayſer garzu todt ſchlagen als/ eben Hugo derMarg
fer iſt in graf von Brandenburg und Stadthalter von Italien /
groſſer
und Henricus der Herßog von Bayern / fo beede bey den
Norb.
Römern guten Credit hatten / herbey kamen /mit vielen
Orationen ihnen ihre Ungebühr zu Gemüth führten / ſich
als Mittels -Månner zwiſchen dem Käyſer und der Stadt
gebrauchen zu laſſen erbotten / und endlich die Burger:
ſchafft fragten /ob ſie wol erlauben und ſo lang in Ruhe
ſtehen roolte/ biß fie dem Kayſer eingerathen , was ſie vor
ihm und der Stadt am beſten zu ſeyn erachteten / als nun
die Burgerſchafft hierzu eingewilliget / giengen ſie zu den
Kanſer hinein / und gaben ihm an die Handi er ſolte ſich un
vers
Die Regierung Ottonis III. 7 185

verzüglich mit ihnen umkleiden / und durch die heimliche


Gånge / die ſie ihm wieſen aus der Stadt und Schloß
heraus falviren ; brachten alſo den Kanſer aus der augens
fcheinlichen Todes -Gefahr in Sicherheit. Otto gang er :
grimmet, brachte darauf ſeine Armee zuſamen u / nd ſtraffte
die Aufrührer mit aller Schårffe / und als die Römer dem
Hugoni und Henrico vorwurffen / ſie hätten ſie betrogen
und ihrWort nit gehalten / gaben ſie zur Antwort: Sie .
håtten für die gemeine Stadt nichts beſſers erfinden kons
nen / als den Kayſer auf dieſe Weiſe aus denen Hånden
der unſinnigen und rebelliſchen Burgerſchafft zu entreiſ
ſen 7 dann wann ſie noch weiter gangen / und ſich an des
Kayſers Leben vergriffen hätten /fo würde deſſen Succeſſor
nicht ermangelt haben die ganze Stadt Rom auf den
Grund zu vertilgen.
11 Als diß geſchehen ,machte der Kayſer Anſtalt wieder in
UIT Teutſchland zuruck zu Fehren. Er hatte aber in ſeinerAns
10 weſenheit zu Rom mit des entleibten Creſcentii Wittib /
fo ein wunder ſchönes Weib waç / ſich alſo ſehr befandt
gemacht / daß dieſe Dame auch ſo gar fich Hoffnung von

71
Second
活 成型

he
DE
似 出世 也

n
Ms. einer

186 Anderer Periodus. IV. Capitel.

Sec. XI. einer Ehligungmachte. Als ſie nun dieſelbe bey des Kay.
ſers Wegzugverlohren ſahe/ trieb ſie der Zorn und Facha
An.1002. bahin./ daß ſie dem Kayſer unter dem Schein eines Pre.
Shm wird
ſents und Geſchencks / parfumirte Handſchuhe i fo aller
durch
vergiffte 'dings vergifftet waren / zuſchickte, welcheszarte Gifft der
Hands Fen Leib alſó einnahm / daß ihm gifftigeGeſchwer aufge
chubver: fahren / worůber er in wenig Tagen den Geiſt aufgeben
geben . ! wierdol Dithmarus Merſeburgenſis, welcher dazumal ge
lebt / ſchreibet, der Sånig fene an Kinds - Blattern geſtor
ben : Seines Alters im 30. ſeiner Regierung im 19. Jahr
Otto foll Von dieſem Kanſer Ottone III. ſchreiben etliche Auto
die Chur: res , daß er und fein Vetter Pabſt Gregorius V.Die erſte
Firſten n nd Verordmu
geweſen ſeyn / die da eine Conftitutiou
ccftituirt gemacht , daß in das Künfftige niemand vor einen Rón
bahen ſchen Kaiſer gehalten und dazu gecrðnet werden ſolte 7 a
welcher von den Teutſchen Fürſten erwählt würde i o
Wahl aber folte durch die ſieben Chur- Fürſten geſcheher
von welchem Collegio und deſſen Anordnung dieſer Ka
ſer Orto III. pro Autore von etlichen gehalten wird . Alle
gleichwie das lekte Manifeſt falſch / in dem aus den Wa
len ſo vieler folgenden Kayſer offenbar / daß man dama
von dem Numero Septenario und ſiebenden ZahlderChu
Fürſten nichts gewuſt ſondern daß alle Fürſten und Stål
de ihre Stimmen zu der Wahlnoch bengetragen / alſo i
wegen des erſten auch noch Zweifel / indem eineſolche all
girte und angeführte Conttitution oder Verordnung ni
gend zu finden , und bey den AutoribusContemporanei
oder die zu eben derſelbigen Zeit gelebet/einige Anzeig nich
ſondern vielmehr zu urtheilen / daß dieſe Prærogativ ui
Vorrecht der Teutſchen Nation , die ſie bey dem Kanſe
thum hat/mehraus einer Gewonheit/ da die vren Otton
allezcit alſo zumReich gekommen / daß der Vatter no
bey ſeinen Lebzeiten den Sohn zum Sparſer ernennet / 8
aus einer ſpecialen und beſondern Conſtitution oder Ve
ordnung hergerůhret / biß ſolche Gewonheit endlich zu e
nem formalen Recht erwachſen /und durch Conſtitutione
der folgenden Påbſte bekräfftiget worden .
Die Regierung Henrici II . Sancti 187

Das VlI. Capitel.

Von der Regierung des Käyfers


Henrici II . San &ti over Claudi,

FA Ach Käyſers Ottonis HII. Todtwar kein näherer lidem


Verwandter von der Ot oniſchen Famii tá vor: qui fupra,
handen -- als Henricus der Herzog in Hänern
Henrici RixoliSohn /und des Erſten Henrici
, des Kayſers
Ottonis 1. Bruder geweſenen Enkel/welcher auch in Kraft An 10022
folcher Verwandtſchafft von Heriberto dem Erk:Biſchoff
ju Coin die Reichs -Kleinodien / die Ottn auf ſeinem Todt:
ung bette ihm anvertrauét hatte ſich einhändigen hieß / und bald
darauf von den mehreſten Ständen des Reichs in ſolcher
ald Succeſſion beſtåttiget ward . Wie aber bey den vorigen
Regierungen es alleg eit Leute gegeben / dieden neuen Kay.
211 fern die Ehre mißgårmet ungeachtet ſie ſchon bey dem Les
0. ben ihrer HerrenVåtter würcklich gecrdnet worden / als
fofand ſich auch dergleichen Æmula ion ben Henrico um
ſo viel ſtärcher . Die erſte Wider- Red /machte ihm EckRebellion
725 hardus der Marggraf in Thüringen / den die Sachſen nen wider
benpflichteten / als welche die Ehre des Regiments nichtHentia
if gerne aus ihrem Lande laſſen wolten : Allein weiler wenig cum .
Adhærenten hatte , warð er von Sigfrido dem Grafen von
le Nordheim das andere Jahr erſchlagen:
Nach ihm Fam Hermanrusder Herzog in Schwaben ,
2/5, deme des Käyfers leiblicher Bruder Brunomit beyftimmes
te/ und den Kayſer den Rheinzu paſkiren verwehren wolter
MED damit er weder zu Mäyntz noch zu Aachen gecrontwerden
ht konte; Allein der Käyſer ſtellte ſich , als wolte er in Bayern
1700 marchiren / lockte dadurch den Hermannum von dem
art
Rhein hinweg 1 kehrte darauf unvermuthet um / gieng
Můber den Rhein hinůber / und empfieng die Teutſche Cron
vom Erk- BiſchoffWillig.fo zu Mäynt / und
muſte endlich
Hermannus , der indeſſen Straßburg verſtórt , weildie
003 Stadt undWer Biſchoff die Käyſerliche Seiten hielten /
fich acommodixen / indem er ſahe , das die mchreſten
Stånde
188 Anderer Periodus. VII. Capitel.

Sec. XI. Stånde/abſonderlich Friederich der Pfalkgraf benRhein ,


und die Sachſen des Henrici Wahl guthieſſen.
Der dritte Competent war gleichfals des Käyſers
Vetter Henricus von Deſterreich / des Ludolphi
Sohn ,
deme Boleslaus der König in Polen / Bruno der Biſchoff
von Augſpurg/ und Henricus der Graf von Bamberg bera
ftunden ; allein der Kayſer kam auch mit dieſen Opponen
ten und Widerſprechern bald zu recht / ſchlug den Boles.
laum , nahm dem Grafen von Bamberg ſeine Stadt
Schweinfurt hinweg / trieb Brunonem ins Exilium in
Ungarn / und nöthigte Henricum , daß er auf den Knyen
um Gnade bitten und eine gerąume Zeit im Gefängnůß
Giebichenſtein abbůſſen muſte/ dem er hernach das Hers
Bogthum Båyern zukommenließ.
Áls die Sachen in Deutſchland alſo beruhiget / Fehrte
Krieg in ſich der Käyſer gegen Italien; allmo Harduinusder Margs
Italien. graf von Eporigia, oder Ivrée ,ſich vor einen König aufges
worffen hatte : denſelben erſchrockte er gleich mit ſeiner
Ankünfft / daß er die Flucht nahm / darauf die Longobars
diſche Städte dem Käyſer die Thore eröffneten / und der:
ſelbe zu Pavia zu einem König von Italien gekrónet ward.
Es kunten aber die Pavier Burger des flüchtigen Harduini,
Der ſie gar ſehr geſchmeichelt hatte , nicht vergeſſen / ſon :
dern ſtellten mit den Käyſerlichen Soldaten einen Zanck,
und endlich gar eine Aufruhr an / ſtürmeten des Käyſers
Pallaſt / der nur durch eine geringe Leibwacht verwahrt
war ; erſchlugen Giſelbertum , der Käyſerin Kunigundis
Bruder ,wurffen Heribertum den Erk- Biſchoff von Csln
Känſer mit Steinen / und brachten den Käyfer in groſſe Nothi
Henricus welcher in dieſem Tumult , da er von einer Mauer herab
den fue ſpringen wollen / den Fuß verrencket haben föll/ daran er
gus. ſein Lebtag hincken müſſen / welches ihm den Bennamen
Claudi,oder des Hinckenden, zuwegen gebracht. Als aber
die Zeitung von der Burger Rebedion in das Lager vor
der Stadt kam / eilte die ganze Armee dem Krånſer zu
Hülff/ brachen dieStadt- Thore auf / ſteckten die Stadt
in Brand / erſchlugen von Burgern was ihnen vorkam ,
umo
Die Regierung Henrici II. Sancti. 189

und zwangen ſie alſo zum Gehorſam . Henricus gieng fer:


ner auf Måyland und nahm auch alda die Huldigung
ein / fekte alſo die Sachen in Stalien / ſo gut er kuntei in
Prieg
Richtigkeit / und kehrte wieder zuruck in Ceutſchland. mitaths
In Teuzſchland ſuchte er alſobalden ſich an Boleslao men .
dem Herzogvon Böhmen , der ſich in die vorige Uriruheni
der Teutſchen Fürſten mit gemenget hatte / zu råchen ;
und weil deſſen Bruder Jaromirus ,welchen Boleslaus aus
dem Lande vertrieben / zu Käyſer Henrico geflohen
war / ſo nahm derſelbe ihm zu Lieb eine Expedition
in Böhmen por / ehe Boleslaus fich deſſen verfahé / utid
reſtituirte ihn in ſolches Herzogthum . Er nahm auch und Pos
eben dergleichen Rache gegen Boleslaum den König in
Polen vor / drang biß nach Poſen durch / verheerte aller
te Orten das Land 7 weil dié Polen ihm keinen Widerſtand
ge thaten / und zwang den König / daß er um Friede bitten /
ë und die vornehmſte Rebellen zur Todes -Straffe extradi
TEL ren und ausliefern muſte.
Bald darauffiel der Lotharingiſche Krieg ein, då nem-Krieg
lich Otto der Herzog in Lotharingen von Carolingiſchen wegen Los
Stammen / ohne Erbent mit Todeabgieng i Derohalben thringen .
alle Henricus dieſes Hernogthum Godefrido dem Grafen von
3104 Ardenne conferirte und übergab /worüberBalduinus der
# Graf von Flanderni / welcher ſich beduncken ließ / die Suc
percellion ſtünde ihm von Rechtswegen zuseiſen Krieg errege
ht ter ſo zimlich lang gewähreti
, endlich aber mit Hülffe Ro
berti des Kónigs in Franckreich / der Henrico affiftirt und
U benſtund / und ihm die Flandriſche Haupt-Stabt Gent
OIM einnehmen helffen / dergeſtalt bengelegt worden / daß Bal
dinus auf Lotharingen abſagen / und Dagegen dieStadt
in if Valencienne in Hennegau / wie auch einige Jnfuln von
Seeland vom Käpſer zu Lehen empfangen ſolte.
dis aden ſeineGemah .Henricia
abir Esn i gun dieſer Käyſet
war i
ridHenricus, zgrauch
lwie in nd u
•104 lin K u , Sigf ht des Pfa von Rhe u K
e r s f u rc r l i ch
c h t t t e o n d e e b e n t ch
Till To /der Go abſ erg / un ha Keuſ ,
d
runt ten beederſeitsben ihrer Vermählung ein Gelübd gethan/ Beit.
daß ſie den Jungfräulichen Stand auch in der Eheerhals
ten wolten 7 hatten annebenſt den gråſten Theil ihres
Vera
190 Anderer Periodus. VII. Capitel .

Sec. XI. Vermogens an Kirchen und Clåſter verwendet 1. jo gar


daß auch Theodoricus,Der Kånſerin Bruder und Biſcho
zu Mek/ aus Beiſorgei es werde durch dergleichen vie
Stifftungen , der Käyſerin ganzes Patrimonium darai
gehen / und er endlich gar nichts zu erben bekommen / m
dem Käyſer darüber einen Krieg anfieng. Wie nun ur
dieſe Zeit Rheinholdus der legte Graf von Bamberg ve
ſtorben / und deſſen Grafſchafft dem Reich heimgefaller
Sie fun- fekte Henricus fich für / ſolche Grafſchafft und Stadt/ al
diren das
wo er gar groffen Luſt gehabt zu wohnen / GOtt und de
Bißthum
Bamberg Kirche zu widmen / und richtete daſelbſt/ mit des Erk- B
ſchoffs von Måynk und Påbſtlichen Gutbefinden / wiew
nicht ohne Widerſtand der Biſchoffe von Würkburg ur
Aychſfått / als an deren Kirchen -Gebieth etwas daður
entzogen ward / ein Bißthum auf, fundirte mit friner &
mahlin zwey Haupt - Kirchen daſelbſt / und damit er í
thanes Vißthum deſto gloriofer und berühmter mach
möchte / ſo erhielt er nicht allein von dem Pabſt / daß ſi
ches von der Gerechtſamkeit der Metropolitanorum od
Haupt: Pfarrer frey und immediatè von dem Påbſtlich
Štul abſtamen /auch das Jus Pallii haben ſollte ,( in welche

Unit

Reſpes
Die Regierung Henrici II. Sancti. 191

Reſpect das Bißthum Bamberg / ob es wol eines von den


jüngſten Bißthümern / gleichwol allen andern Biſthús
mern in Teutſchland vorgehet , ſondern er verordnete
auch , daß die Fuften /ſo die Erk-Aemter tragen , oder nach
der Zeit ſo genannte Chur - Fürſten / ihre Functiones und
Verrichtung bey Erwählung eines Biſchoffs. von Bams
berg / auf gleiche Weiſe / als ſie es bey Erwählung eines
Käyſers zu thun ſchuldig find / Demſelben præſtiren ſolten )
zu welchem Ende und um fie deſto beſtåndiger Darzu zu
verbinden / er einem jeden einige wol austragliche Zehen
verliehen , ſo ſie ins künfftige von dem Stifft Bamberg zu
of empfangen haben fölten / ſo auch noch heut zu Tag ihnent
D verliehen / und die Functiones der Erk - Aemter durch ges
j wiſſe Adeliche Geſchlechte ; als Vicarios der Chur- Fürſten /
58 ben den groſſen Biſchofflichen Solennitåten / verrichtet
M werden . Man meldet auch / daß als die Kayſerin Kuni
gundis gefehen / daß die Stadt Bamberg / wie ſie noch
File alſo ſtehet / mit keiner Mauer umgeben / ſie dieſelbe mit eis
nem Faden eingefangen / und die Vertröſtung gegeben /
21 daß ſolcher wider alle feindliche Anlåuffe der Stadt an
Mauren -ſtatt genugſam dienen werde 7 auf welches Fis:
lum Kunigundis oder Kunigundis - Faden erſagte ſchöne
Stadt noch heut zu Tag groſſes Vertrauen repet.
Es kunte aber dieſe heilige Kayſerin / ungeachtet ihrer
groſſen Frðmmigkeit / von böſen Leuten nicht gar unanges Huld.
fochten verbleiben , ſondern war einsmals bey dem Kayſer Mucius
verunglimpffet / als ob ſie ihr Gelůbd der Keuſchheit nichtin Chronta
hielte / und init einem jungen Cavalier Buhlſchafft pflege/
und wurden die Merckmahle alſo künſtlich ausgeſonnen ,
daß der Käyſer dem Argwohn Plak gab / und dieKayſe
rin
bey Vertheidigung ihrer Unſchuld zu anders nichts / als zu
der damals gewöhnlichen miraculoſen Probe.Des Feuers Kunigundis
ihre Zuflucht nehmen kunte / deßhalben ſie etliche Pflug bezeuget
Schaar glühend machen ließ / auf welchen ſie ohne die ge: Keuſchheit
ringſte Verlegungmit bloſſenFüſſen einen geraumen Weg mit
einher gieng/ und alſo des Käyſers und aller Anweſenden glüh dem
ender
Gemüth nicht ohne Verwunderung wieder befriedigte. Eiſen.
Nach
192 Anderer Periodus. VII . Capitel.

Sec. XI.

Unruben Nach dieſer Zeitgiengen immerfort in Deutſchland kleia


inTeutſch, ne Kriege und Troublen ſo rool unter den Fürſten ſelbſten /
land . als auch mit den Polen und Böhmen vor. Boleslaus der
Herzog in Böhmen jagteſeinen BruderJaromirum zum
andernmal aus dem Lande, hieng fich ån Bernhardurn dert
: Herkog von Braunſchweig und Nieder - Sachſen / des
Hermanni Bilingii Entenckel/ und Mislibogum den Herzog
von Mecklenburg / To béede rebellirten / zerſtörte die vom
Käyſer neu : erbaute Stadt Libuš , und verheerte die
Wendiſche Länder / fo unter dem Reichſtunden , balddars
auf aber warðBoleslaus der Herzog von Böhmen von Bo
Jeslaodem König von Polen gefangen / und kam Jaromi
rus wieder zum Herzogthum . Dieſerbroüllirte und übers
warff ſich auch mit dem Kånſer / und ward dahero von
ſeinem Bruder Ulrico gefangen genommen / deme der
Såyfer das Herzogthum conferirte und übergab. Ends
lich accommodirte ſich auch der König von Polen / wies
wol er nicht lang Stand hielte / ſondern nachdem er mit
Hülff der Teutſchen die Moſcowiter überwunden / bald
wieder abfiel.
Unter währenden dieſen Unruhen that ſich in Italien der
Hare
Die Regierung Henrici II. Sanéti. 193

Harduinus wieder hervor, ſo gieng auch zu Rom Das Schtf- Schisma


ma und Trennung vorber / da nach dem Tod PabſtsSer- in Rom.
gii IV . ein ſo genannter Gregorius wider den Pabſt Bene
dictum VIII . ſich als Antipapa aufwurff/ derohalben Bene
di& us gezwungen wurde ſich zu Käyfer Heinrichen in
Teutſchland zu retiriren und deſſen Hülffe zu imploriren 1
ser auszubitten. Solchemnäch nahm dieſer Heilige
Såſer die andere Expedition in Italien vor / ſchlug den
Harduinunn abermal aus dem Felde / gieng darauf nach
Nom / woſelbſt die Römer / aus FurchtderStraffe , den
Antipapam Gregorium wieder vertrieben / und den Pabſt
Benedi&tum angenommen hatten / und ward von dieſem Der
sider Römiſchen Crongecronet / worben dieſes Notable Pabſt
segieng1, daß als der Pabſt den Käyſer vor der Stadt præſentirt
ställen Ceremonien empfieng/ er ihmeeine guldene Kugel den
st einem Creuß bezeichnet / verehrt /dadurch zubedeuten / Reichs.
Habe der Käyſer trachten ſoltei die gange Welt unter den Apffel.

Sehorſam des Creukes Chriſti zu bringen , welches


boliſche Præſent åöſer Henricus auch mit groſſen Freus
den annahm / und ſolches zwar Däjumal dein Kloſter Clu
gaisverehrte/alsdeffen Religioſen ſelbiger Zeit die Repu
Dritter Theile tation
N
194 Anderer Periodus. VII. Capitel.

Sec. XI . tation und Ehre von dem exemplariſch- und untadelhaff


ten Leben / und die eifrigſte Träger des Creußes Chriſti zu
ſeyn hatten / nach der Hand aber dergleichen auch unter
Die Inſignia Imperii that / von welcher Zeit an aufgekoms
men / daß man eine ſolche mit dem Creuk bezeichnete Kus
gel / ſo man den Reichs-Apffel heiſſet / noch heut zu Tag
Ben Römiſchen Käyſern in die Hand zu geben pfleget.
Da dieſes alles geſchehen / Fehrte Henricus wieder zü :
ruck in Teutſchland ließ ſeinen Bruder Arnulphum , den
er zum Biſchoff von Ravenna machte / als Stadthalter
in Italien zuruck / welcher den Krieg wider Harduinum ,
derſich da und dorten im Land mit kleinen Trouppen noch
blicken ließ/ gar ausführte /und denſelben/ weil der Kayſer
ihn nicht pardonniren wollte, endlich dahin brachte/ daß
er ſich in ein Cloſter begab .
in Teutſchland hatte Käyſer Henricus abermal genug
zu thun mit den Böhmen und Wenden / die von Zeit zu
Zeit in Deutſchland einfielen / und mit den Teutſchen Fürs
ſten ſelbſten / die continuirlich einander in Haaren lagen.
An. 1021. Es fügte ſich aber endlich eine neue Gelegenheit / welche
Käyſer Henricum zum drittenmal in Italien ruffte : És
hatten die Griechen ſich abermal mit den Saracenen in ei
nen Bund eingelaſſen / und mit deren Hülff etliche Städte
im Neapolitaniſchen eingenommen / To gar , daß ſie auch
Krieg mit das Römiſche Gebiet investirt und angefallen. Dieſe
den Gries griff Henricus mit einer drenfachen Armee an ſchlug fie
chen in ein und andermal in die Flucht; bekam den Grafen von
Calabrien . Capua, der mit den Griechen conſpirirt und heimliche Vers
traulichkeit gepflogen/ gefangen / nahm die Stadt Trojam ,
wie auch gank Apulien und Calabrien ein / und eignete eis
Anfang
der nors nige Städte felbigen Lands Rudolpho einem Normannis
/
ſchen fahrt noch Jeruſalem zuruck gekommen / und in Italien
Domina- mit vierkig ſeiner Lands -Leute ans Land geſtiegen , ſich in
tion .
Dienſten Gaimari Des Grafen von Salerno gar rühmlich
und tapffen wider die Griechen gebrauchen laſſen , nach det
Beit auf Erſuchen Pabſts Benedicti, noch mehr reinet
Landos
Die Regierung Henrici II . Sancti. 195

lands -Leute an fich gezogen / und wider die Griechen zin


licheProg efſen gemacht/ und dißmal/ weil ihm die Gries
then überlegen waren und ihn zurück getrieben hatten / mit
einigen Trouppen ſeiner Nation Käyfer Henrico gedienet/
und lich ſo wohl gehalten /daß der Kanſer ihm ein Theil vom
moberten Lande zakommen laſſen /in welchen die Norman
in jo feſten Fuß gefekt, Daß ſie nach der Zeit das ganke
land unter ſich gebracht , und ein eigen Königreich daſelbſt
cufgerichtet/ wie wir im 10. Cap .mehrers melden werden .
As der StaliảniſcheKrieg bengelegt/ kehrte HenricusConfe
muck in Teutſchland 7 Veranſtaltete eine Conferenß undreng jmis
sammenfunfft mitRoberto dem König don Franckreich ſchen den
(Ne gleichfals pro Beato und für heilig in Franckreich ger Kayfer
sitewird) nahe bey Moufon in Lotharingen / und als und Kids
am lang nicht einig werden kunte wegen des Ceremonial.France
Dejeno 7 und vorſchlug / daß der Kånſer und König mitsreid ).
1 ta auf der Maaß in zweren Schiffen zuſammen fahren
und mit emander reden folten 7 reſolvirte fich der Kayſer
diefe Formalitäten und beſondere Anſtalten mit eingnder
abzuſchneiden ; fuhr ain erſten hinůbec / und beſuchte den
König in ſeinem Quartier ; nahm daraufvon dem König
treGegen :Viſite an /und terminirteoder endigte /damit die
langeStrittigkeit ſo bißhero zwiſchen Teutſchland und
Franckreich wegen Lotharingen gervaltet / als aufwelches
landKöņigRobertus ſeine Prætenſiones und Anforderuna
en allerdings abtratt í und damit den Frieden auf ſehr
langeZeit beſtåttigte.
Als Henricus alledieſe růhmliche Actiones alſo vollens
det/nahete die Zeit ſeines Sterbens herber i Daer dann )
weil er ſelbſt keine Söhne hatte , aufeinem Reichs - Tag
ju Altſtädten/ den Herzog Conradum aus Francken zu ſeis
nemSucceſſore den Ständen vorſchlug/ und als ſeine uns
påßlichkeit immer zunahm / zu Grðningen ben Halberſtadtz
dieBefreundteſeiner Genrahlin zuſammenFommenlief, iha
nen dieſelbewiederzu Händen liefferte mit denen Worten.
Viehmetbin eure Baſe /welcheich euch /als eine
Jungfrau wieder zuſtelle/wie ihr ſie mir gegebe.
Ggb
196 Anderer Periodus. VII . Capirel.

Sec. X. Gab bald darauf ſanfft und feelia ſeinen Geiſt auf / nach
demer regiert 23. Jahr/ zwen Monat / ſeines Alters im
Ś2. Jahr / und hat durch ſeine Frðmmigkeit / Keuſchheit/
und gegen die Armen / auch Kirchen und Geiſtlichen erwies
fene groſſe Gutthaten merivirt/daß er mit ſeiner Gemahlin
Kunigunda von der Chriſtlichen Kirchen unter die Zahl
der Heiligen gerechnet worden , deren Gedächtnuß zu
Bamberg/ allwo ſie beede begraben / noch heutiges Tags
in höchſter und billicher Veneration und Verehrung iſt.
Zu dieſes Kayſers Zeiten , haben auſſer jwenen groſſen
Sterbens-Låufften / ſo ſich dazumal ereignet/ und Teutſchs
land faſt halb ode gemacht / auch noch zwei ſehr notable
Sachen ſich zugetragen .
Das erſte iſt/daß als zu Kolbeke/ einem Dorff in Sachs
ſen / 15. Männer und 3. Weiber unter der Meſſe aufdem
Freydhof einen Tank gehalten / und von dem Prieſter
ſich ſolches nicht wehren lieſſen / derſelbe ihnen im Namen
des Heiligen Martyrers Magni ( deſſen Tag damals et:
Wunders má eingefallen , oder dem die Kirchededicirt und geweihet
licher geweſen ) geflucht / daß ſie dann das ganze Jahr ohne
Tang. Zufhören alſo tantzen folten i worauf die Leute gang una

ſinnig
Die Regierung Henrici II. Sancti. 1 197

3 ſinnig worden / und mit ſolchen Tangen Jahr und Tag /


m ohne daß ſie durch einige menſchliche Macht davon abzu
1. halten geweſen angehalten / wie dann dem einen Weib
der Arm vom Leib darüber geriſſen worden / biß endlich
in der Erkiſchoff von Edin felbſt an das Ort gekommen /
W und über die arme Leute Gebete geſprochen /worauf ſie ſich
so wieder zu Ruhe begeben / aber bald darauf geſtorben .
Das andere / iſt die Begebenheit mit den Bayriſchen
Baron / Babone von Abensberg / welcher mit zweyen Ges
1 mahlinnen 32. Söhne uno 8. Tochter erzeugt ; Als nun
auf einen Reichs- Tag zu Aachen, Kayſer Henricus dieans
Babonis
ole weſende Stånde aufeine Jago einlud/ doch mit dem Bes von Us
fehl/ daß um den Comitat nicht allzu groß zu machen / feis
bensberg
ally ner mehr als einen einigen Dienermitſichbringen ſolte; da Kinder:
men nahm Babo die Gelegenheit dem Käyſer ſeine ſchồne Kin- Menge,
fit der - Menge vorzuweiſen / und ritt mit 64. Pferden gen

sh
rfc
hat

Hof ; als nun der Käyſer fragte , warum er wider das Gle.
bot mit einer ſo groſſen Suite und Gefolg kåme/ gab er zur
Antwort : Er habe des Käyfers Gebot nicht ůbertretten /
ſondern ſene bloß gekommen mit einem einigen Diener /
dann die hinter ihn ritten / wären ſo viel als er ſelbſteni
N 3 nems
finna
198 Anderer Periodus. VIII. Capitel.

Sec. X. nemlich alle ſeine Söhne / jeder mit einem einigen Knech
præſentirte ſie darauf dem Käyſer zum Geſchencki we
cher ſolche auch mit ſo groſſen Freuden aufnahm / daß
nach der Hand ihnen viel Graf- und Herzſchafften vereh
te/ wie dann viel Gråfliche und Adeliche Familie von di
fen des Babonis Söhnen entſproſſen find.
Dieſes iſt,was wir Haupt- Denckwürdiges von Kå
fer Henrico Sancto zu erzehlen gehabt. Weiln nun m
ihm die Familia der Sächſiſchen Käyfer ausgehet/ ſo wo
len wir mit demſelben dieſen andernPeriodúm und Zei
Begriff / ſo viel die kåyſerliche Hiſtorien betrifft, b
ſchlieſſen / und die Griechiſche vor die Hand nehmen .

Das VIII. Capixel.

Von den Geſchichten der Griechiſchen


Kayfer.
Cedrenius Jr haben das zehende Capitel des vorigen Peric
:
) di ſo den
Bel / g m d Tod des Käy Lec
t e e ndet it em ſer
s
nis 1V . Philofophi , und erwähnet / daß derfelbe eine
unmündigen Sohn hinterlaſſen Conſtantinum mit No
men / dem er ſeinen Bruder Alexandrum , zum Vor
mund ' geſetzet i erfordert alſo nunmehr die Ordnung
daß wir die Erzehlung von dieſem Conſtantino Porphy
rogerneto , und ſeinem Vormund Alexandro und der
übrigen Griechiſchen Käyfern / fo.in dieſem Periodo vor
kommen / alhier fortſeßen .

Alexander

Ani911 . V nes Herm Vatters Käyſers Baſilii Zeiten zum Çx.


Bruders Tot
farem ernennetwordeni gleich nach ſeines
aber ! ungeachtet er nur des jungen Prinßen Vormund
geweſen / gleichwol die Kårferliche Dignitåt ſich völlig
genommen / iſt nicht viel zu ſagen / weil er gar kurſe
Zeit und nur 13. Monat regiert7 auſſerdaß er in ſeiner
Regies
Orientaliſche Geſchichten . 199

5. Regierung fich gar ruchloß angelaſſen / und offentlich Aloxander


ensmalsgeſagt : Eswire befferman hätte es ben dem ítrůch .
loß.
Cultu und Dienſt der alten Heydniſchen Abgötter ( des
con ren Bilder / oder Statuen auf dem Plak zu Conſtanti:
novel Zierde halber noch ſtunden ) gelaſſen / weil das
Römiſche Reich ſo lange Jahre unter ihnen florirend
gajianden / da hingegen es nach eingeführtem Chriſten
úum von Tag zu Tag abgenomnien . Wie er gelebt
s nahm er auch ein Ende i dann er erkranckte im Balla .
has als er ſich allzuſehr erhikt / da ihm jåhling ein
sin überhaufftes Bluten aus dem gangen Leib ausa

pe

gebrochen / daß er des folgenden Tags darüber den Geiſt dem Ballens
cafgeben müſſen . ſpielen.
An. 911
Conſtantinus VII . Porphyro

gennetus.
Duh Alexandri too führten des jungen Kayſers ( Canvas
ofwuConſtantini übrige Vormünder dieRegierung fort/
und rden alſobalden turbirt und in Unruhe geſeßt !
bendes ve rſ to rbenen Käyſ
Conſtantin ers Leonis PhiloſophiGeneral ,
dem o Duca , welch
er das Sånſerthum ſelbſt
an
N 4
200 Anderer Periodus . VIII . Capitel.

Sec. X. an ſich reiſſen wolte , allein es ward deſſen Vorhaben vo


den Leib - Regimentern gleich Anfangs in der Blüthe en
ſticket / und mit deſſen Kopf abgehauen : weil aber di
Vormůnder allzuhefftig gegen des Conſtantini Duc
gange Freundſchafft die Rache übten / zogen ſie ſich nich
allein einen groſſen Haß vom gangen Volck auf de
Hals, ſondern erregten auch dadurch Simeonen , den Ki
nig von Bulgarien / daß er des Ducæ Familiæ fich ar
nahm / und Conſtantinopel belagerte i welchen ſie auc
nicht anderſt als mit groſſem Geld wieder zuruck bringe
kunten . Es kunten auch die Vormůnder ſelbſten nich
lang dieſe Auroritåt behalten / ſondern wurden nach un
nach von der Kayſerlichen Frau Mutter Zoë , die zw
von dem vorigen Vormund Alexandro von Hof wo
weggeſchafft, nach deſſen Tod aber/ weilderJunge Kåyf
ohne ſie nicht bleiben wolte/ dahin wieder beruffenworder
verdrenget.
Nach der Zeit führte die Käyſerliche Mutter Zoë da
Regiment allein / wiewol / wie bey folchen Regierunge
geſchiehetmit
/ vielen Verdrießlichkeiten / welcheunter ar
dern die Bulgarn ihr machten / als welche einen neue
ſchweren Krieg wider die Griechen führten, die Stad
Adrianopel mit Verråtherey einbekamen / und auf gleich
Weiſe wieder verlohren. Die mehreſte Beſchwerlich
keit aber machten ihr die zwey Generalen , Phocas und Ro
manus Lacopenus, welche gleichſam um die Wetteſich un,
die Regierung riffen 1 die auch endlich dem Romano 3!
Theilward : vann , nachdem derſelbe gegen dem Phoca ei
Romani nen End geſchworen / daß er ſich der Regierung nichts an
und maſſen wolte/ und dadurch zuwegen gebracht hatte dag
Lacopeni Phocas geſchehen laſſen / daßer zu Hof , undals ein Vor
Liſt. mund, gedultet worðen ,richtete er es dahin / daß der junge
Conſtantinus ſichin einefeiner Tochter verliebte/ und fel
bige heyrathete í auch ſeinen neuen Schwåher zum Cæſa
rem erklärte / und als der andere GeneralPhocas ſich auf
1 ſolche Weiſe betrogen fand / und dem Romano dieſe neue
Dignitåt nicht gönnen wolte /machtedieſer die Soldaten
vom
Orientaliſche Geſchichten . 201

vom Phoca abſpenſtig / und ließ ihm die Augen ausſtechen.


Er kunte auch die Kayſerliche Mutter Zoem nicht lang
ben Hofe mehr leiden / ſondern ſchickte ſie in ein Cloſter 7
und behielte alſo die Herzſchafft allein .
Es funte aber der regierſüchtige Romanus auch den Conſtan
rechtmäſſigen Käyſer Conſtantinum felbſt nicht lang né- tinus wird
ben ſich gebulten / ſondern nachdem er ihn dahin beredet , verbrånget,
daß er ihm endlich gar die Qualitåt vom Augufto und
würcklichen Kanſer beygelegt / ernannte er alſobalden
ſeine Söhne als Cæfares, hielt den Kayſer Conſtantinum
vor ein Kind und gering! und riß die Regierung derges
ſtalt
an ſich 7 daß er und ſeineSöhne alles, der armeKays
ſer Conſtantinus aber nichts / dabey zu ſagen hatte , und
fich bloß mit dem Kayſerlichen Titul contentiren muſte/
auch ſo gar von allen Einkommen und Geld von Roa

NA

72

mano beraubt ward / vaß ex / um ſich erhalten zu köna Muß einen


nen / wie Luitbrandus ſchreibet , um den Lohn Bilder Mahler
machte. abgeben .

Solchem nach war dieſer Zeit in Orient allein als


Kayſer zu conſideriren der

NS RO.
202 Anderer Periodus. VIII. Capitel.

Sec. X.
Romanus Lacopenus,
An.919 .
Feſer hatte währender ſeiner Regierung ſehr viel zu
( Henri thun mit den Bulgaren ,die offtmal ihn überwunden !
s
cu A u
offt von ihm überwunden wurden 7 biß er endlich mit ihs
ceps. )
rem König Simeone Frieden gemacht und ihme ſeine
Tochter zum Weiße gegeben. Ingleichen warð er auch
beunruhiget in Italien , da die Griechiſchen Städte faſt
insgeſamt von ihm ab-und Rudolpho, der ſich zum König
von Stalien gemacht / zugefallen / von beme hernach Ro
manus gegen ein Stuck Getds / ſo er ihm bezahlt/ ſolche
gleichwolwieder bekommen,
Lacope: Nicht minder ward er auch angefochten von den More
nys itt cowitern / welche von dem ſchwarßen Meer oder Ponto
glücklich Euxino her ; mit einer groſſen Flottedie Stadt Conſtan
in Fries
gen . tinopel belagerten , jedoch von Romano allerdings geſchlas
gen / und ihre Schiffe verbrandt wurden . Das Fürs
nehmſte aber hatte er mit den Saracenen zu thun / gegen
welche er vor allen glücklich war / und ihnen faſt gang
Syrien, wie auch die InſulLesbum oder Mitelenem , die
bernach der Stayſer zu ſeinem Kammer - Gut machte und
groſſes Geld daraus jährlich 309 / durch ſeine Obriſten
Curcuam und Bardam abgewann. So muſte auch die
Stadt Edeſſa ſich mit Herausgebung der Wunder- Bild
nuß vom HErin Chrifto / welches unſer Heyland ſelbſt/
wie die Tradition und ſchrifftliche Auffag meldet , in ei
( Otto M.) ne Leinwab eingedrucket / und Abgaro dem König von
Edeſſa zugeſandt haben ſoll / frey kauffen / welches Bild
nachgehends nach Rom gebracht worden / und daſelbſt
mit groſſer Veneration annoch gewieſen wird.
Das gråſte Unheil aber ſtund dem Romano zu von ſeis
nen eigenen Sihnen : Dann der eine davon, Stephanus ,
welcher zum Mit- Regenten ſchon långſten war angenom .
mení vom Herin Vatter aber wegen ſeines liederlichen
Lebens offtmals mit Worten ſcharff corrigirt / und dahes
ro demſelben feind worden / ließ ſich von ſeinem Schwas
geç dem gleichſam abgeſetzten Käyſer Conſtantino Por
phyro
Orientaliſche Geſchichten , 203

phyrogennero anheben / daß er wider den Heçin Pat: Wird von


ter Romanum rebellirte / denſelben gefangen nahmy in ſeinem
die Jnſul Proram relegirte oder verwieß und Daſelbit Sohn
vertriebenen
in ein Clofter ſteckte, nachdem ſelbiger regiert 25. Jahr. An, 944.
Es war dieſer Romanus ein Herr von guten Q_ali
tåten / der auch auf die Legte ernſtliche Buſſe zu thun anges
fangen / und ſeine Sünde durch viel Allmoſen abtilgen
pollen / weiln er aber zu Nachtheil des rechtmäßigen Kåy .
fers Conſtantini ſeine Kinder allzuhoch erhoben / auch .
ben einen davon , einen noch gank jungen und übelgezoges
nen Menſchen i in das Conſtantinopolitaniſche Patriar,
chat eingedrunaen / ſo hat er endlich auch von dieſer:
Seite / da er ſich am meiſten gegen GOtt verfündiget i
die gröſte Straffe zu empfinden gehabt.

Als Romanus von ſeinem eigenen Sohn vom Thron


herab geriſſen worden bekam der rechtmåſſige Käyfer
Conftantinus etwas mehrers Lufft / alſo , daß erauch vor
ſich ſelbſten etwas ſagen und befehten durffte. Als er nun
merckte 7 daß von ſeinen beeden Schwägern ihme noch
gröſſere und gar Lebens- Gefahr bevorſtund / nahm er mit

DOVOD

ihrer
204 Anderer Periodus. VIII. Capitel.

Sec . X. ihrer Schweſter / nemlich ſeine Gemahlin Helena , die


Ábrede / daß ſie entſchloß dem bevorſtehenden Unheil ſelbſt
Conſtan-
tinus be: vorzukommen . Solchem nach lud ſie die beede Brüder
einsmals zu Gaſt 7 ließ ſie aber über der Tafel in Eiſen und
måchtis
get fic Bande ſchlieſſen / und zu Mönchen ſcheeren / darauf rele
ſeiner girte und verwvieß Conftantinus Den älteſten Stephanum,
Schwås in die Inſel Lesbum , wofelbſt er ein Privat- Leben geführt/
ger.
Den jüngern Schwager aber í auch Conſtantinum mit
An. 945 : Namen , ſchickte er in Samothraciam , und weil er daſelb
ſten ſich zur Ruhe nicht bequemen / ſondern offtmals auss
reiſſen wolte/ ließ er ihn endlich gar umbringen .
Conſtantinus VII. Allein .

( Ottom .) Quibiefe Weife FamConftantinus, der rechtmäſſige

ſeinem Schwäheç: Vatter Romano hatte ſchmelken můra


ſen / wieder und zwar allein zum Regiment / welches er
Conſan . auch in dieſem Stuck rühmlich führte i daß er die Künſte
tinusers und Wiſſenſchafften ſo zu ſeiner Zeit in Griechenland
hebt die
Studien. gang erſtorben darnjeber gelegen / wiederum in etwas auf
die Höhe gebracht / indem er die Schulen mit Fleiß wies
Der angeordnet / auch denen jenigen , ſo da vor andern ſich
Bekeh darin hervor gethan/anſehnliche Belohnungen ertheilt. Er
rung der hatte auch das Glück i daß zu ſeiner Zeit die Ruſſiſch
Moßkos oder Moſcowitiſche Königin Elga fich zum Chriſtlichen
witer.
Glauben bekehrt í und von ihm Prieſter und geiſtliche
Perſonen / ſo das Volck in Chriſtenthum informiren
möchten / begehret hat / wordurch dann die Ruſſen /wie ſie
noch heut zu Tage ſind zur Griechiſchen Kirchen gezogen
worden. Es war aber Conſtantinus dabey von einem dif
ſoluten und liederlichen Leben / und der Trunckenheit /auch
Zornmüthigkeit i gewaltig ergeben / wordurch er ſich ben
den Seinigen ſehr verhaſſt gemacht. Und weilen er anben
ſeinen Sohn /Romanum mit Namen / gar übel erzogen /
war dieſer bøſe Jüngling i dem der Herr Vatter alle
žulang lebte / můde långer unter deſſen Herrſchafft zu
ſtehen / und that derohalben Gifft unter eine Purgarion,
Orientaliſche Geſchichten . 205

ſo der Herr Vatter einnehmen ſolte. Ob nun wol derſelbe Confair


tinus
die Helffte von dieſer Arbnen verſchüttet / lo hatte doch wird von
das /was noch darinn geblieben , ſo viel Krafft / daß er ſtås ſeinem
tig davon kranck blieb / und des folgenden Fahrs gar ſeis Sohn
nen Geiſt aufgab / nachdem er von ſeines Herin Vatters umges
Leonis Philoſophi Tod an , in allen regiert und gleich fo bracht.
An . 959
lang gelebt, nemlich 54. Jahr.

Romanus it:
Geſer Romanus, der vom Conſtantino ſchon zum
Mit - Riegenten ernennet geweſen , wie er durch einen (Otto M.)
3
Vatter-Mord zum Reichehe es Zeit war /gottloſer Weiſë
gekommen /alſo that er auch in ſelbigem nichts als den Wol.
lúſten nachhångeni ; Er hätte aber zu ſeinem Glück einen
verſtåndigen Cavalier/Nicephorum Phocam mit Namen /
an ſeinem Hof,deſſert Vatter General bey der Armee war,
den fragté Romanus einsmals , woher es doch komme/ daß
bás R /miſche Reichs von Tag zu Tag ſo ſehr abnehme?
Und bekam von Nicephoro die herghaffte Antwort : Die Frene
Urſach deſſen iſtallein dieſë i weil ihr Kanſer ſeyd / und Untwort
mein Vatter General iſt, dann ihr verſtehet dieRegierung phong
nicht / und mein Vatter denckét auf nichts als auf Gelb
ſammleri: Wollét ihr aber der Sacheandern Rath ſchaf
fen , ſo würde der Zuſtand des Reichs, obwoln eben nicht in
einem Augenblick doch zinilich bald ſich ändern: Roma.
nus, Ser in ſeinem Herken wolerkannt , daß Nicephorus
die Warheit geſagt/ ließſich dieſe frene Redenicht verdrůſs
feri / ſondern trug vielmehr ihme Nicephoro die Verwals
tung des Staats ſelbſten auf; welcher dann unter der Mis
lik dié verfallene Diſciplin mit groſſem Enfer wieder eini: Nicepho
Stand brachte, rusbringet
führte / und dadurch die Armee in ſolchen
daß er in den dreyen Jahren /die Romanus gelebt/die ganz Das Reich
empor.
ke InſulCretam oder Candiam ,wie auch dieStädteAlep
po und Berrhoën in Syria einbekarn , die Saracenen aufs
Haupt ſchlug / und viel tauſend von ihnen gefangen nahm .
És hatte aber Romanus dieſe Zeit über, da er ſich ſelbſt ges
laffen war / mit ſeinen Schwalgeceyen und Unmáſfiga
Feiten
206 Anderer Periodus . VIII . Capitel.

Sec . X. keiten die Kräfften alſo conſumirt / daß er im vierðten


Jahr ſeiner Regierung mit Todt abgieng/ etliche ſchreis
ben / er habe auch von ſeiner eigenen Gjemahlin Theo
An . 963. phania , fo mit dem GeneralNicephoro Buhlſchafft ges
pflogen / Gifft bekommen .
Es hatteRomanus II. drey Söhne hinterlaſſen /davon
er den erſten / Stéphanum ; fo von ſeiner erſten Gemahlin
war / in die Jnſul Lesbum relegirt und verwieſen,die an :
dere waren noch jung und unmůndig ; Damit nun die geis
le Theophania , welchenur von gemeinen Eltern war ges
bohren i vom Käyſer aber ihrer unvergleichlichen Schón
heit halber zur Gemahlin genommen worden /ihrem Buh .
len demNicephoro ,der zwar /wie ihn Luitbrandus beſchreis
bet, ein kleiner / ungeſtalter / und mehr abſcheulicher als lies .
bens - werther Herr war 1 auf den Thron helffen möchtet
To ſtellte ſie es mit den andern Generalen Zimiſce und Cura
cua an /daß ſie ihn bey der Orientaliſchen Armee zumkåys
fer ausruffen lieſſen / worauf er auch von der Burgers
ſchafft zu Conſtantinopel / aus Haß des Obriſten Kammes
rers Bringis , der daſelbſt ſich des Scepters bemächtigent
- wolte / vor ihrem Kayſer angenommen ward / und ohne
Verzug die Theophaniam heyrathete:

Nicephorus Phocas.

Am. 963 S wolte zwar der Patriarch Polyeuchus ſich dieſer


to
(Oc0.963.
M.) Kirche'excludiren und ausſchlieſſen ) um willen / daß Ni
cephorus ben ſeiner Heyrath mit Thenphania die Præcau :
tiones und Vorſichten / ſo die Griechen bey den ſecundis
Nuptiis , oder andern Heijrathen / erfordern / nichtbeobs
achtet / auch durch Gevatterſchafft mit der Theophania
eine geiſtliche Verwandtſchafft erlanget 1 der Spånſeri
aber 7 der durch Zeugen / diezwar falſch waren / erwieß 1
Daßer ſeiner Gemahlin Gevätter nicht wäre , und ſonſten
diemehreſte Biſchoffe auf ſeiner Seite hatte / drang gleichs
wol durch / und müſte der Patriarch endlich ſtilſchweis
gen und ihn crånen
Mit
Orientaliſche Geſchichten. 207
Mit des Käyſers Nicephori Crónung und Heyrath aber
bekam fein vorgehabtes Glück einen Stoß / dann ſein
GeneralManuel , den er wider die Saracenen in Sici
lien geſchickt / weil ſelbige den bißher gewöhnlichen Tris
but / der 22000. Ducaten 7 nicht weiter zahlen wolten /
ward von ihnen aufs Haupt geſchlagen . Doch erſette -
deſſen anderer General Johannes Zimiſces, dieſen Verluſt
durch eine groſſe Niederlag ber Saracenen in Cilicia ,
welches gantze Land Nicephorus nach und nach eroberte 1
annebenit Die Städte Tripolim , Damaſcum und Antio
chiar in Syria in ſeine Gewält bekam / welche leßte Ers
oberung zwar ihmeſchlechte Freude brachte / weil ihm warNicephoto
wird der
prophezeyet worden / daß wann er dieſe Stadt bekäme i Tod vers
fo würde er nicht lang mehr hernach leben .
kündigeta
Dieſe Prophezeņung traffauch in der Chat ein ; dann
als iin folgenden Jahr der Teutſche Käyſer Otto M. um
3 des verſtorbenen Käyſers Romani Tochter vor ſeinen
Sohn Ottonem II. bey ihme werben ließ / und daben die
! Lånder Calabriam und Apuliam , die er mehrentheils ohne
das ſchon eingenommen / zum Henrath : Gut verlangte 1
Nicephorus aber ihmedie hinterliftige Bofiheit ſpieltedie Falſchheit
wir im vierdten Capitel erzehlet / und darüber nicht allein des Nices
alles übrige / was er in erſagten Låndern noch innen hatte iphori.
ſondern auch ſeine ganze Armee verlohr / wovon Kårfer
1 Otto die Gefangenemit abgeſchnittenen Naſen nach Cons
1 ſtantinopel zuruck ſchickte / erweckte die Zeitung von dieſer
Nieðerlag 1 davon man die Urſach allein des Nicephori Bringt
yo Untreu und Thorheit züſchrieb-/ wie auch das abſcheuliche ihm ſeinen
Spectacul ſo vieler armen Soldaten / ben dem Volck , das Untergang.
Nicephoro wegen ſeines Geißes und allzu groſſer Strens
gigkeit ohne das feind war / einen ſolchen Haß / daß man
2 ale Augenblick eine Rebellion zu befürchten hatte.
Dieſem vorzukommen , ließ Nicephorus der Käyſerlis
chen Pallaſt noch beſſer fortificiren /und die Mauren höher
bauen ; Damit er auch das Volck peinigen mochte
ließ er alles Getrård zuſantmen ſchůtten /und dem Volck
gax wenig / und diz um ſehr hohen Preiß / abgeben.
- f
Di
208 Anderer Periodus. VIII. Capitel.

Sec.X. Diß alles aber mochte ihn nicht retten ; Es ward auch
Die Bes währenden ſeinés Mauren- Baues eine Stimme gehört í
ſtungen ohne daß man erfahren kunte / wer der Urheber derſelben
wollen
nicht wåre / ſo da ſchrne : 0 Råyſer / wann du auch die
Helffen. Mauren biß an den simmel führen låſfeſt / und
és fehlet von innen her / fo vird dich alle diere
Beveſtigung nichts belffen . Wie dann auch alſo
erfolgt; dann als Nicephorus mit der Mauren eben fertig
war , undum mehrerer Sicherheit willen die Schlüſſel zum
Thoren ſelbſt zu ſich nahm / wars , er in der erſten Nacht /
då er diß alſo zu thun anfieng / von ſeiner Gemahlin Theo
phania , ſo ihreehemalige Liebe in einen Hak verwandelt,
ſich auch befürcht / er móchte ſeinen Ingrimm an ihren
Kindern , die ſie vom Kårfer Romano Il.hatter auslaſſen ,
Nicephoa an bie Conſpiranten verrathen / Davon die Generalen Jo
ti Gemahi hånnės Žimiſces und Butzes ( den Nicephorus darumi
linziehet abgefekt / weil er Antiochiam erobert) die Vornehmſtett
waren ; und endlich von ihnen i nachdem ſie in der Nacht

Mårder Don der Kånferin über die Mäuren mit einer Strick ges
auf die zogen worden , in ſeinem eigenen Bette erſchlagen / nachs
Mauren. Semer regiert 7. Jahr.
Johan
Orientaliſche Geſchichten . 209

Johannes Zimiſces. ( Otto M.)

13 128
mand vorhanden i.aufwelchen das Volck mehr fahe /
l ' als der General Johannes Zimiſces, deme dann / damit er
die Käyſerliche Čron érlängen inschte / die Kårferin aufs
beſte behůlfflich war. Es wolte aber der Patriarch Po
Ilyeuchus demſelben / als einen / Der mit ſeines Heren und
Käyſers Blut ſeine Händebefleckét í auf keine Weiſe die
Crone aufſeßen ;biß daß er ſich mit einem Eydè purgirte /
er ſelbſten habe ſeine eigeneHand än den Kåtſer nicht ges
legt : Doch mufte er , uin allen Ärgwohn hierinn von ſich
zuwålken / die jenigė į diè er angåb 7 daß ſie den Kårſer er:
würgthåtten /wieauch dieKånſerin Theophaniam ſelbſtent; Theophania
von ſich und in ein Cloſter ſchaffen / unb ånbėy Bas Gefeß , wird vers
1 das Käyfer Nicephorus gemacht hatte i Daß manhinfort ſtoffen.
feinen Biſchoff mehr wählen ſoltei der Kårſër dann in
ſolche Wahlden Conſens und Bèyſtimmtung geben , auf
heben ; in welchen allen er dem Patriarchen wilig gratifi.
cirte und wilfuhre; ünö darauf von demſelben die Crone
empfieng .
Das erſtėÀ was er nach erlängtem Känſerthum that / Zimiſces
wär i daß er mit den Teutſchen Käyſer Ottone Frieden tritt Stas
machte/ ihmedie eine Tochter des Romani , Theophaniam lien ab.
(dann die erſtė Helena, ſo vor dieſem zur Präütdes juns
ģen Ottonis deſtinitt und verordnet geweſen / war immit:
telft an den Herzog von Moſcau verheyrathet worden )
žüſchickte“ und an ſtatt des Heyrath Guts i das Recht
auf alleGriechiſcheLandſchafften inStalien abtratt.
Es wolten auch die Saracenen ben dieſer neuen Re Geſchwins
gierung des Schadens i den ſieunter Nicephoroerlitten/brindigkeit
get
ſich erholen ; und belagerten deßhalben Antiochiam , iwurs Sieg .
ben aber von dem Käyſer mit ihrem groſſen Schaden ab:
getrieben. Gleiches Glück hatte er auch wider die Kuffen /
welche mit einer Armee von 300000 Mann Thraciam
verheerteri / von dem Kayſerlichen General Barda aber nur
mit i2000. Mann durch Geſchwindigkeit , indem er nem
r
Dritter Theil. lich
210 Anderer Periodus. VIII . Capitel.

Sec. X. lich einen Hauffen von der Rußiſchen Armee , die ſich in
dren Theil getheilet/ nach dem andern Angriff, aufs Haupt
geſchlagen und vom Käyſer ſelbſt allerdings zuruck ges
( Otto II.) jagtwurden , welche unvermuthete Victorie derKäyſer
weder ſich noch ſeinen Trouppení ſondern allein der Mut:
Zimiſces ter Gottes / von welcher er ein ſonderbarer andåchtiger
låſt die Verehrerwar / zuſchrieb / und deßhalben / als er im
Mutter Triumph zu Conſtantinopel einzog / ſich ſelbſten auf den
Gottes Triumph-Wagennicht reßen wolte / ſondern ein Mutters
phiren .

VITATII

Gottes - Bild darauf ſtellte / und für ſeine Perſon hinter


dem Wagen daher ritte.
1
Es führte auf ſolche Weiſe Zimiſces feine Regierung
mit Ruhm fort biß in das ſechſte Jahr. Als er nun damal
eine Reiſe in Orient vorgenommen / und geſehen / daß die
ſchönſten Güter / von denen Hof- Purſchen und verſchnits
tenen Kämmerern an ſich gezogen waren / und die Soldas
ten , die doch ſolche erobert hatten , leer ausgiengen , ließ er
fich vernehmen , er wolte ſolches ins künfftige åndern ; wecks
te aber durch ſolche Bedrohung die Rache ſeines Obriſten
verſchnittenen Kåmmerers Johannis , welcher am meiſten
ben ſolcherReduction und Einziehung oder Verringerung
zu
Orientaliſche Geſchichten . 2II

11
zu verliehren hatte, auf/daß er ihm heimlich Gifft berbrach Pier Geife
te, an welchem Ziniſces auch dahin ſtarb , nachdem er/ wie Diener
gedacht/ regiert hatte ſechs Jahr und ſechs Monate. bringt
T
Von ihm iſt ſonſt noch notable, daß er der erſte gewe: ihm den
fen, ſo die "Nünk mit dem Bilde unſers Heylandes und Cod.
der Inſcription : Jeſus Chriſtus ein König derRoan.576 .
nige / prågen laſſen , die hérnach auch alle ſeine Nachfols
ger geführet.

Baſilius II.

gierung des von Nicephoro ermordetende Käyſers Otto L.)


Romani Söhne, als denen von Rechts wegen das Reich
gebührte / zu Cæſaribus und Reichs-Gehülffen angenom
men . Wie er nun verſtorben / ward der Aelteſte von
dieſen Pringen Bafilius mit Namen alſobalden als Au
guitus erkannt. Eswolte zwar der General Bardas Scle
tus ſich ihme opponiren und entgegen ſetzen / und ließ ſich
bey ſeiner unterhabenden Armee als einen Käyſer aus:
ruffen / that auch mit des Bafilii Generalen ein und ander
glücklich Treffen / ward aber lektlich durch den Käyſerlic
chen General" Bardam Phocam mit eigener Hand vers
wundet , überwunden und gezwungen / daß er ſich zu den
Saracenen ſalviren muſte . Als nach dieſer erhaltenen
Vidorie Baſilius fein Henl auch an den Bulgaren , welche
in dieſen Troublen in Thracien und Griechenland waren
eingefallen/ verſuchen wolte /ward er durch Verråtheren
feiner eigenen Leute in die Flucht gejagt / und muſte alle
Bagage und Käyſerlichen Schmuck zuruff und im Stich
laſſen .
Doch ſchröckte ihn dieſes nicht ab, daß er nicht aufeiner
andern Seite ſuchte, die Grắnken des Reichs wiederum
in ihre alte Stelle zu bringen / und richtete derohalben ſich
in an Stalien / allwo der vorige Käyfer Johannes Zimiſces
die Landſchafften Calabrien und Apulien anden Teutſchen
Käyſer Ottonem M. abgetretten hatte : um dieſe wieder
ju
212 Anderer Periodus. VIII . Capitel.

Sec. X. ju erobern / mächte er eine Aljang mit den Saracenen in


Sicilia , ſchickte auch ſelbſten eine ſtarcke Armee dahin /
Baſilius urd hatte das Glück, daß er Ottoni II, verſchiedene Ståd
erobert te abgewann / ihn in einer Haupt Schlacht überwand /
Calabrien
und den mehreſten Theil von dieſen Landſchafften wieder
wieder.
herber brachte .
Eine Zeit hernach ſtifftetë der General Bardas Phocas,
welcher den Bardam Schrum überwunden / und ſich beduns
cken ließ / er würde vor ſo groſſe Dienſte von dem Kayſer
nit hoch genug geachtet/eineAufruhr an/ und wurffſich ben
ſeiner Armee vor einen Kayſer auf/ gieng aber nach zweyen
Sahren / da er eben Conſtantinopel belagern wollte, mit
jåhen Tod ab/ und warð alſo Bafilius von dieſem gefährlis
chen Competenten und Mit : Buhler um das Reich bes
frevet.
Darmit nnn die Armee durch Müſſiggang nicht cor
rumpirt und verderbet werden mochte / machte er ſich von
neuen ſo wol an die Bulgaren / als Saracenen / gewann
dem lekten verſchiedene Orte in Aficn / dem erſten aber
nach verſchiedenen / theils glücklich i theils unglücklis
(Oxo Iti ) chen Schlachten , die gange Landſchafft Servien ab 7und

brachte
WA
Orientaliſche Geſchichtente 213

brachte alles , was ſie vorhin in Thracien und Theffalien Laftden


erobert und verſtört hatten wieder herben. Einsinals Gefanges
nen die
glückte es ihm / daß er in einem Treffen i sooo. Bulgaren Augen
gefangen bekam denen ließ er allen die Augen ausſtechen , ausitechen.
dem Hunderſten aber ließ er allezeit ein Aug übrig ,damit
er die andern führen könte, und ſchickte ſie alſo na h Hauſe
ob welchem Spectacul Samuel Der König von Bulgarien
fich alſo alteriſt / daß er desandern Tags Darüber geſtors
ben . Solche ſeine glückliche Waffen trieb Bafiliuswie:
der die Bulgarn ſo weit / daß er endlich das ganze Königs
reich mit allen Königlichen Schågen unter ſichund in ſeine
Bottmaßigkeit brachte.
Gleiche Progreſſen hatte er auch wider die Saracenen ( Henricus
in Orjent, Da ſich eine gange Nation von ihnen , die man 11. )
die Abasgas hieß / an ihm ergab,
Als er nun an dem war / daß er auch die Saracenen in An. 1025.
Sicilia bekriegen und dieſe Inful Dem Reich wieder recu . ,
I perifen und zubringen wolte / quch ſchon bereits die Flotte
1 zu ſolchem Endeabgeſchickthatte,fiel er in eine Kranckheit/
an welcher er verſturb. Seines Alters im 72. ſeiner Res
gierung aber im so. Jahr.
Thm ſuccedirte.ſein Bruder Conſtantinus , der biße
her ſein Collega geweſen, wiewol er ſich um das Reich wes
nig bekümmert / ſondern nur den Wolüſten nachges
hangen .
Weiln aber deſſen Regierung in den folgenden Perio ,
dum und Zeit Begriff einlaufft / ſo wollen wir vor diga
mal davon abſtrahiren oder ablaffen / und deren
Beſchreibung biß dahin vers
ſparen .
i

Das
214 Anderer Periodus. IX. Capirel.

Sec. IX.
Das IX. Capitel.

Von den Franzöſiſchen Geſchichten .

Carolus IV . Simplex.
Aiman .
Frodoa. gir haben in dem vorigen Periodo Anregung ges
Chron . than/was maſſen Ludovicus Balbus einen Poit
SGS
Belg. humum , Carolum mit Namen / hinterlaſſen /
deme/ weil er zur Regierung noch allzu jung war / erſtlich
ſeine beede unehliche Brüder Ludovicus und Caroloman
nus, hernach ſein Vetter Carolus Craffus , und endlich ſein
eigener Vormund Eudes, oder Oddo vorgezogen worden ,
An.898. biß daß endlich dieſer die Schuld der Natur bezahlt / und
(Ludovi. Carolo , der nun erwachſen war / die Regierung allein
cusIV .) überlaſſen .

Wie aber dieſer Carolus ein Herzvon gar bidden Ver.


ſtand war / deßhalben er auch in der Hiſtorie den Namen
Simplicis oder des Einfältigen bekommen / und gleich nach
Eudonis Tod , da er die Regierung allein zu führen anges
fangen / gewaltig ungleich von ſich reden gemacht, das
durch / daß er den Normannern die Ceſſion und Abtret:
tung auf die Landſchafft Neuftriam , die ſie wider der
Carolus Stånde Willen / nach einiger Autorum Meinung von
macht ſich Carolo Craſſo erhalten / confirmirt / oder / wie andere
verhalſt.
meynen / ihnen ſolches Land am erſten / wiewol mit Vor:
behalt der Lehenſchafft / überlaſſen / annebenſt ihnen die
Herrſchafft über die bißhero rebelliſche König / oder Her:
Bogen von Bretaigne eingeraumet i und dem Normanni
ſchen Hertog Rolloni , welcher zwar darüber den Chriſt
lichen Glauben angenommen / ſeine Schweſter Gille
tam zum Weib gegeben; alſo kunte er auch ſeine Auto
ritåt bey den Frankofen / die bißhero gegen ihre Könige
gewaltig infolent und eigenherriſch worden / nicht lang
erhalten .
Zum Haupt nun der Malcontenten warff ſich auf Ro .
bertus, der Herkog von Anjou , des verſtorbenen Eudonis
Brus
frangofiſche Geſchichte. 215.

Pruder : Diefer glaubte entweder / daß / nachdem ſein


Bruder Eudo bie Franköſiſche Crone einmal würcklich Roberrus
erlanget / fo ſen ſie von der Carolingiſchen Familie gång- diſputirt
ihm die
lich ab , und auf ſein Geſchlecht kommen / und gebühre ihm Cron
alſo die Succeſſion im Königreich i oder hielt zum wenig
ſten den Carolum vor untůchtig zur Regierung/und wolte
derohalben deſſen Vormund und Regent ſeyn / wie vors
hin ſein Bruder unter dem Königlichen Titul geweſen .
Solchemnach fieng er öffentlich an wider Carolum ſich zu
emporen / und die Waffen zu ergreiffen / worinnen ihm ſe .
cundirte Regnier der Herşog von Lotharingen / welches
1 Land wieder an Franckreich zu bringen, der König Carolus
bißhero ſich gewaltig,wiewolvergebens / bemühet hatte.
Carolus der zu ſeinem Miniſter einen ſo genannten Ha-(Conra
ganonem, einen zwar unedlen , aber doch geſcheiden /Mann dus I.)
hatte , unterließ nicht ſich in Gegen -Poſitur zu ſtellen / und Sein Mi
erlangte einen mächtigen Secours bey Henrico Dem Teut nifter er's
ſchen Kårſer / mit dem er ſich kurz vorher verglichen / und
bålt ihn
ihme die Prætenfion oder Anſprache auf das Hertogthum beyni
Lotharingen / ramt dem Erk -Bißthum Trier abgetret: Leben.
ten. Dieſe Allianß machte die Gemüther in Franckreich
noch ſchwüriger ; als welche ohne das kaum verſchmerzen
I kunten / daß Teutſchland von der Carolingiſchen und Frans
köſiſchen Monarchie ſich allerdings losgeriſſen ; allein Ca
rolusward dadurch alſo verſtårckt/daß er die Bataille oder
Treffen erhielt /ſo ihm Robertus, der ſich kurz vorher von
Herivo dem Biſchoffzu Rheims zum König crðnen laſſen /
(nach welcher Crónung aber der Biſchoff in dreyen
Tägen
geſtorben ) beySoiſſon offerirt/in welcherRobertus ſelbſtens
wie etliche Autores melden / von Caroli eigenen Händen )
der ihn mit einer langen duchrennet, das Leben eingebüffet.
Dieſer Glücks -Streich håtte der Rebellion auf eins Carolus
mal ein Ende machen können / wann Carolus deffen weiß der
ſich zu bedienen gemuſi håtte ; es ließ aber der einfäls Victorie
tige Herz feinen Feinden nicht allein ſo viel Plan / daß genielfen,
Hugo ,des RobertiSohn undHerbertus derGraf genieſſen,
LO
von Vermandois deſſen Tochtermann / die feindliche
ris
04 Armee
216 Anderer Periodus. IX. Capitel.

Sec. X. Armee wieder recolligiren und zuſammen ſammlen kuns


ten / ſondern gerieth hierauf auch in eine unzeitige Furcht /
daß er ſelbſten / da er noch einen Succurs vom Käyſer Hen
rico Aucupe aus Teutſchland zu erwarten hatte /nachgab /
und den Rebellen Friedens - Condiționes antragen ließ .
Herbertus war damitwol zufrieden / und beſchied / um das
( Henricus von mit einander zu reden / den König nach Peronne. Aus
Auceps.) da ſtellte ſich der einfältige König ohne genugſame Gardes
und Præcaution oder auf gut Treu und Glauben ein :
Herbertus aber , der einen ſolchen köſtlichen Vogel / den er
Wird ges nun im Kefig hatte / nicht umſonſtwieder wolte fliegen laſ
fangen . ſen / dachte nicht mehr an die Conferenß und Zuſams
An .923. menkunfft / ſondern nahm den König gefangen. Deſſen

Gemahlin Ogina, Eduardi pes Königs in Engeland Toch


ter , als ſie von ihres Heren Gefangenſchafft die Zeitung
bekam / und ſich leicht die Rechnungmachten kunte / daß
dafernman ſie erhaſchen konte/ manes ihrauch nicht beſſer C
machen würde 1 nahm ihren jungen Sohn / den ſie von Ca
Q Pv
rolo hatte/Ludovicum mit Namen / zu ſich / und falvirte
ſich zu ihren Freunden in Engeland.
Indeſſen da die Rebellen den König Carolum in ihren
Håns
Frangofiſche Geſchichten , 217

Hånden hatten / und von einer Gefängnuß in die andere An. 929.
herum ſchleppten / beruffte der Graf von Vermandois die
Stånde zuſammen / und trug denſelben vor / was maſſen
die Wolfahrtdes Königreichs erfordere / daß7an des uns
tůchtigen Cároli ſtatt / ein anderer capabler Herz zum Kos
nig erwablet würde 7 worauf die Vota insgeſamt aufRu
dolphum den Herzog von Burgund fielen/ auf den man
ſchon gleich nach Roberti Tod das Abſehen gerichtet hat:
te/ und welches nicht der Rudolphus iſt/ To König in Bure
gundia Transjurana und zugleich auch von Jtalien gewes
fen / von welchem wir im dritten Capitel gehandelt/ ſondern 3
3 ein anderer/ ſo gleichfalls Roberti Tochtermann war, und
1 das heutigeHerkogthum vonBurgund hattei ſo bißhero
noch unter Frangofiſcher Jurisdicțion geblieben war / wela
che beede Rudolphi von etlichen Autoribus gewaltig mit
einander confundiſt und verwechſelt werden,

Rudolphus
verrichtete dieſer Rudolphus in feiner Regierung (Henricug
ES nichts gar Denckopůrsiges / auſſer / daß er wegen Lo: Auceps.)
Kriege geführt ,dann auch
tharingen etliche mit den Nor.An923.
mannis undtheils ſeinen eigenen Vafallen viel zu fechten ges
habt. Er ſtund auch einsmals in gewaltiger Gefahr das
Königreich gar wieder zu verlieren . Dann / da er ſich mit
Eriberto dem Grafen von Vermandois ,welcherden rechts
måßigen König Carolum Simplicem gefangen hielt ; über
gewiſſen Handelabgeworffen , da nemlich
einen Eribertus
mider des Königs und der Frangöſiſchen Cleriſen Willen
ſeinen Sohn , einen noch minderjährigen Herm / in das
af Erk - Bißthum Rheims eingedrungen / dem König auch
die Stadt Lion nicht einraumen wolte ; ſo ließ Eribertus
den König Carolom Simplicem loß / und ſtellte ſich / als ob
er ſeine Parthey wider den König Rudolphum annehmen
CH wolte. Rudolphus aber accommodirte ſich bald wieder
int mit Eriberto , vermittelſt Anlaſſung obgedachter Stadt
Lion , und, muſte der arme König Carolus darüber aufs
Son

neue in die Gefängnuß / in welcher er endlich ſtarb / und


DS
alſo
218 Anderer Periodus IX. Capitel.

Sec. X. alſo dem Rudolpho das Königreich ohne weitere Anfecha


tung frey ließ , der ſolches auch biß in ſeinen Todt behaup:
10.939. tet / welcher ihn im zwölfften Jahr ſeiner Regierung aus
dieſer Welt wegnahm .

Ludovicus IV . Ultramarinus.
( Otto M.) war durch die biſherige Unachtſamkeit und
A0.939.
ES Schwachheit der Könige ſo weit gekommen , daß
Franckreich zwar ohne Oberhaupt und König nicht ites
hen wolte /immittelſt aber es dahin gebracht hatte /daß
Armuth dem König zu ſeinem Eigenthum und Domaine nichts
der Kd anders als die Städte Lion und Rheims geblieben / da
nige in
hingegen das gantze übrige Land unter die Grafen und
Franck:
reich. Herren ausgetheilt war í ſo zwar unter dem König als
Vafallen ſtunden / in ihren Graf- und Herrſchafften aber
felbſten ſouverain waren / und die Königliche Befehle
nicht weiter reſpectirten, als es ihnen gelegen war. Inſol
cher Autoritåt ſich nun zu erhalten / war kein beſſer Mits
tel / als daß ſie einen Konig erkieſten / der ſelbſten wenig eis
genthůmlich oder Erb-Land in Franckreich hårte / und ſich
von den Stånden regieren zu laſſen ſchon gewohnt wäre i
welche Qualitåten dann ben niemand beſſer zu finden was
ren als bei ihres verſtorbenen Königs Caroli Simplicis
Sohn dem in Engeland geflüchteten jungen Ludovico .
Solchen nach ſchickten ſie auf Rath Hugonis Magni , des
måchtigen Girafen von Paris / der ein Sohn war des
Roberri, davon wir hieoben ſo viel zu ſagen gehabt / und
ſich immittelſt zum Majore Domus von Franckreich aufs
geworffen hatte / eine anſehnliche Geſandtſchafft in Ens
geland 7liefſen daſelbſt ihren Erb -Prinsen mit allem Re
ſpect abholen/ und brachten ihn / nachdem ſie einen Eyd ab:
melegt / daß ſie mit ihm nichts Böſes vorhåtten / in Francks
reich ; Dahero dann dieſer Ludovicus, weil er über das
Meer geholt worden / Ultramarinus, von den Hiſtoricis
genennt wird.
Sobald der König Ludovicus gecrontward /trachtete
Graf Hugo ( den man zum Unterſcheid eines andern Hu.
gonis
frangoriſche Geſchichten . 219

gonis, ſo zur felbigen Zeitgelebt und Hugo Niger hieß /auch


Herkog in Burgundwar/ Hugonem Album nannte ) vor
allen Dingen / daß er in ſeine Freundſchafft ſich ſchwingen /
und durch ſelbigeſeine Autoritåt erhaltenmöchte/halff auch
darzu / daß der König des Käyſers Ottonis M. Schwes
fter Gerbergam , davon er/Hugo , die andere Schweſtéř zur
Ehe hatte/ heyrathete/ und alſo ſein Schwager ward.
Wie aber vor einen Monarchen nicht möglich iſt mit Stritt
ſeinen Unterthanen , die ſelbſten den Meiſter ſpielen wol zwiſchen
ten/lang in Freundſchafft zu ſtehen / alſowurffen ſich Hugo und ſeiner
und der König , der ohne das ein gar falſcher und heimtů- Untertha:
cfiſcher Herz war auch ggr bald mit einander ab und for- nen .
mirte oder machte ſich wiederum eine ſolche Lige, wie ſie
zu ſeines Heren Vatters / des CaroliSimplicis , Lebzeiten
geweſen war / mit welcher der König Zeit ſeiner Regies
rung zu kämpffen hatte i da dann immerfort eine Stadt
bald eingenommen / bald verlohren/ bald Fried und Stills
ſtand gemacht/ bald wieder gebrochen warð.
Die gråſte Gefahr aber wiederfuhr ihm in der Nors
mandie. Daſelbſten war der HerzogWilhelmusdurch Ar
noldum den Grafen von Flandern verråtheriſcher Weiſe
>
erſchlagen worden /- und hatte einen noch unmündigen
Sohn hinterlaſſen , Richardum mit Namen . Bei dieſer An, 943 .
1 Gelegenheit ließ ſich Ludovicus in Sinn kommen , es wåre Ludovicus
ihmleicht ſichder ganken Normandie zu bemächtigen / Anfchläge
gieng derohalben auf Rouan , und ſtellte ſich ,als ob er den widerden
jungen Pringen in ſeine Protection und Schus nehmen Printen
wolte / nahm auch denſelben würcklich in ſeine Verwahr ; von Nor:
maudie.
Die Stände aber/ die da merckten / worauf es geſpieltwari
wolten ihm ihren Erb-Heren nicht laſſen / ſondern nöthig
ten ihn / daß er denſelben wieder auslieffern muſte / bis er
ihnen mit einem Eyde verſprach / daß er ihm nichts zu Leið
zu thun begehre , ſondern ſelbigen zu Lion mit ſeinen eige:
3 nen Söhnen ſtudiren und erziehen laſſen wolte. Allein es
brach auch daſelbſt des Königs beſes Vornehmen wider 7
11 den Pringen bald aus. Derohalben falvirte deſſen
• Hof- Meiſter / Ormond , den Pringen in einem Bund
Graß 1
120 Anderer Periodus. IX . Capitel.

Sec. X.

AVA

Der Graß eingewunden heimlich aus der Stabt Lion hinaus /


Prin und brachte ihn zu ſeinem Vettern Graf Bernharden von
wird in Senlis , der ſich auch mit aller Treu ſeiner annahm . Als
einem
Burd Ludovicus ſahe, daß die Liſtnicht angehen wolte/ griff er zu
Oraß den Wafferi/ und damit er auch hierinnen von den ligirten
falvist. Fürſten nicht möchte gehindertwerden , ſo machte er mit
Den mächtigſten Hugone Albo, der bißher vor des Richar .
di Parthey geſtanden/ eine ſolche Alliang/daß ſie die Nors
mandie aufzweyen Seiten anfallen / und ſolche mit einans
der theilen wolten . Die Normanner / die dieſes Wetter
auszuſtehen ſich nicht baſtand ſahen , ergriffen / auf Rath
Bernhardi zu Senlis, Den Weeg/ und ergaben ſich gutwillig
an Ludovicum .
Untreu Der König , der ohne Krieg dieſes ſchönen Lands auf
wird mit ſolche Weiſe warMeiſter worden wolte dem Hugoni als
Untreu
deſſen Hülffe er nicht gebraucht hatte , hierben keinen Theil
geſtrafft.
zukommen laſſen , und offendirt oder beleidigte ſolchen das
Durch , daß er aufs neue mit ihm in Streit verfiel/und Hugo
ſich wieder auf die Seiten des jungen Richardi ſchlug. Eis
ne Zeit hernach ſtellte Bernhardus zu Senlis an / daß ein
Normånniſcher Herri Aigrold mit Namen / fo in Bre.
taigne
LA
Franzöſiſche Geſchichten . 221

taigne herzſchte, wider König Ludovicum revoltirte und


einen Aufſtand erregte, da überredete Bernhardus den KS, !
nig, er ſolte in Perſon nach Normandie gehen / Das Feuer
zu Dåmpffen / fo er auch thát / als er aber
mit dein Aigrold
eine Conferens und Zuſammenkunfft/ feines Acommode
menis /oder Vergleichs halber halten wolte /ward die Sas
che vom Bernhardo und andern ligirten Fürſten dahin ges
ſpielet / daß Aigrold des Königs Garde in Stücken haute,
und den König gefangen nahm . Hugo ſchlug fich endlich
auf Bitte der Kdnigin Gerbergæ ins Mittel / und machte
Ludovicum wieder von den Normannern loß , mit der
Condition , daß er dem jungen Pringen Richardo dieNoce
mandie wieder abtretten muſte : Als aber Ludovicus aus
den Händen der Normannec fren war, hielt ihn Hugo aus
unterſchiedlichen Prætexten und Vorwåndten noch ein
gankės Jahrin Arreſt:
1 AusdieſemHun ihn loszu måchen ; ergrieffKår fer Otto Kånfer
1 M.der ſich durch die Thränen ſeinier Schweſter hierzu er : Otto ſtebet
weichen laſſen / vor denſelben die Waffen / wiervol erLü. Ludovico
Бер.
dovico nicht gar gut zu feyn Urfach hatte / als mėlcher vor
1 biefer in die Rebellion ſeinês Břuðers Henrici fidh gemens
1 get ; und im Elſaß und Lotharingen groffen Schaden ge.
fhän hatte. Auf die Zeitung von Ottonis M. Annäherung,
s ließ Hugo Dent Ludovicum jwår frem , Otto aber unterließ
gleichwol nicht um Hugonen zu ſtrafferi/mit ſeiner Armee
: von StrohsHüten fortzürücken , und ein-und andern Ort
in Franckreich wegzuſchnappen / endlich aber / Da Bas boje
Wetter einfiel/und Otto nicht långer im Feld ſtehen kuns
te i machte er mit Hugone gegen Abtrettungdes Herkog
thums Burgund und anderer Niederländiſchen Provins
tien Friede/ und kehrte zuruck .
Nach der Zeit gierigen gleichwol die kleine Kriege zwis
Ichen Hugone uno Ludovico ', welchem lektern Kårſer
Orto getreulich beyſtund , immerfort / worzu dann große
Urſach gab, daß Hugo ſeinen Sohn / auch Hugonem mit
Namen / einen Knaben von zehen Jahren / zum Erk- Bis
> Schoff von Rheims gemacht, den aber die Cleciſen nicht ans
nehmen
222 Anderer Periodus. IX . Capitel.

Sec. X. nehmen wolte/ und einen andern , Arnoldum mit Namen/


erwählte / zwiſchen welchen beeden Biſchoffen ein unaufs
Stritt hårlicher Krieg entſtund , in welchen auch der König Ludo
wegen vicus geflochten ward, der des Arnoldi Parthen hielt. Und
zweyer
Biſchoffe obwoln der Biſchoff Hugo auf unterſchiedlichen Synodis
condemnirt / ſein Vatter Hugo Albus auch in Bann gee
Rheims. than worden , um willen KönigLudovicus die Urſach alles
Unheils / ſo bißhero Franckreich zerrůttet / ihm allein zus
ſchrieby und daß er vor ſeine Perſon daran unſchuldig rever
durch einen Zwey - Kampf in eigener Perſon zu probiren /
auf öffentlichem Synodo zu Ingelheim ſich erbott / ro war
An. 954. Doch ſolches alles nicht måchtig weder den Streit der zwen
Ludovicus Biſchöffe / noch die innerliche Unruhen zu ſtillens biß daß
bricht den endlich König Ludovicus , da er auf einer Wolffs - Jagd
Hals auf
derjagd. mit dem Pferde geftirkt/ und den Leib alſo erſchüttert, daß

er darüber gank auffäßig worden / mit Tode abgangen /


feines Alters im 39. feinerRegierung aber im 18. Jahr.
Zu ſeiner Zeit lebteFolucus Bonus , der Grafvon An
jou ,ein gargelehrter Herz / von welchem berühmt dienachs
drůckliche Antwort/ die er dem König Ludovico der ihn
feines Studirens halber auslachte / in folgenden Worten
34
Frangóſiſche Geſchichten . 223

zuſchrieb : Ser: Rönig ! ihrmüſſetwiſſen / daß ein


Fürſt / der nichts gelernet bar / nichts anders
feye / als ein gecrónter Eſel.

Lotharius.

S hatte der König Ludovicus Ultramarinus zwey ( Otto M.)


Söhne hinterlaſſen ,Lotharium und Carolum , beede Ao.954
noch jung / weil aber ſo wol die KöniglicheAutoritåt / als
das Königliche eigenthümliche Vermögen auf gar ſchwas
chen Füſſen ſtund 7 forward dißmals die vorhin in Frances
reich gewöhnliche Erb- Theilung eingeſtellt / und ſuccedirte
Lotharius allein. So lang die beede Herren jung waren / Kårſer
nahm ihrer Fraù Mutter Bruder Kåv ſer Otto M. ſich ih. Otro ſes
rer an / und gab ihnen ſeinen Bruder Brunonem , den Érka Bet den
Biſchoff zu Cöln und Stadthalter des Königreichs Lo Pringen
tharingen / gleichſam zum Vormund ; damit er auch die reich Por:
Pringen mit des Hugonis Kindern , die immerfort die altemündet.
Factiones und Meudereren wider das Königliche Haus
unterhielten / deſto beſſer vergleichen möchte , ſo reſtituirte
er jenen das Herkogthum Burgund wieder i forgte auch
für des jungen Pringen Caroli Unterhalt / und raumte
ihm nach Brunonis Tod Unter - Lotharingen ein / Doch mit Raumt
der Condition , daß er von dem Deutſchen Reich dependi- dem Ca.
ren und ihme unterthänig ſeyn ſolte/ und erhielte alſo / ſo tharins
lang er lebte ,in Franckreich alles im zimlichen Ruheſtand. gen ein
Nach dieſes Käyſers Tod aber fiengLotharius unněthige
Håndel mit Richardo dem Herzog von Normandie an /
den er durch allerhand Falſtrict in ſeine Hände und um
das Herzogthum zu bringen ſich bemühetei dadurch aber
anderſt nichts ausrichtete / als daß er neue Streifferenen
der Normanner / und einen groſſen Haß von ſeinen Ma
gnaten / die ihm auch vor ihre Perſon nicht mehr traueten /
auf den Hals lud.
AufgleicheWeiſe wurff er ſich auch mit Käyſer Otto - Lotharius
ne II. ab / indem er nicht allein die Rebellen in Hennegau iſt unger
und Valencienneſecundirtei ſondern auch einen Theil am treu.
Lotharingiſchen Reich ſo wol als ſein Bruder Carl haben
wolte;
224 Anderer Periodus. IX. Capitel.

Sec. X. wolte; Dann als der Käyſer ihm ſolches refufirte und abs
ſchlug / ůberfiel er denſelben unverſehens zu Achen 4. daß der
Käyſer mit genauer Noth ſich mit der Flucht falviren kdñen .
Der Kåviſer nahm ihm vor i dieſen affront und Schimpff
ſu rắchen / und rückte mit 6000€). Mann in Franckreich ,
kam auch biß nahend an Paris / und ließ Hugoni Capeto
Drohung dem Grafen von Paris 7 der ſich mit einer Beſaßung
Rayſers in die Stadt geworffen /. quentbieten : Et wolte zu
Ottonis II:
Montiårtre mit ſo vielChor:Sångern einÁleluja
ſingen / daß man es in der Thum :Rirchen Notre
Damežu päris hören ſolté: Allein weil der Winter
und boresWetter einfiel'i er auch die Zeitung von dem
Einfal der Griechen und Saracenen in Italien vernoms
mien / külté Otto in Franckreich weiter nichts ausrichten ,
An: 978. pondera muſtė ſich zuruck ziehen / und ward an dem Fluß
Otco II. Aifre, den er wegen angelauffenen Waſſers ſo gleich nicht
fchlagen: pafliren kunte / ſeinėArriergarde und Nach- Troupp ges
ſchlägen / und alle Bagage weggenommen / darauf machte
mån Das andere Jahr Friede.
Eine nochmalige Verſuchung auf Lotharingen that Lo
tharius näch Ottonis II. Todti in Hoffnung , daß / weil
Otto lit. noch ütimůndig í und man wegen der Vors
mundſchafft in Deutſchland nicht einig war 7 er etwas ers
firchen wolte . Als eraber bald darauf vernahm , daß die
Håndel wegen der Vormundſchafft accommodirtį zog er
ſich zurück.
An . 987. Bald nach dieſer Håndeln gieng Lotharius mit Toot
ab / von einem Gifft / das ihm ſeine eigene Gemahlin Emis
ne bengebracht haben ſoll / ſeines Alters im 46. ſeiner Nies
gierung im 33. Jahr:

Ludovicus IV . Ignavus
.

fotohim. Ludovicum mit Namen /und ihni án Blancám eine Fürs


ftin von Aquitanien verheirathet /wie er aber ſo wol an Leib
als Gemüt ein gar blöder und ſchwacher Herrwar, ro war
Gemahlin auch nicht lang mit ihm vergnügt, ſondern
ſeine
machte
Frangofiſche Geſchichten. 225

machte ſich durch Gifft ſeiner los , da er nicht långer regie : Ludovicoji
wird vets
ret als zehen Tage.
geben .
Ende derCarolingiſchen Familie in Franckreich
und Anfang der Capetingiſchen .

Hugo Capetus.

Race oder Familiam , ſo in der Perſon Hugonis Ca- (Otto M.).


peti die Herrſchafft in Franckreich überkommen i nemlich 21
dieFamiliam der Capetingorum ,welchemit einemwunders
würdigen Erempel i dergleichen in der gangen Hiſtorie
nicht zu finden , nunmehro über 700. Jahr in, ununters
brocheneč Succeſſion die Crone auf ihre Poſteritåt forts
gebracht. Iſt derohalben nöthig / daß wir von deren Ans
fang und Herſtammung dem geneigten Leſer etwas aus .
führlicher Parte geben .
Dén Grund von dieſer Familie hat gelegt Robertus Herſtams
Fortis, der aus dem Såchfiſch -Wittekindiſchen Geblüt mung der
entſproſjen 1 und vom König Carolo Calvo zum Marg- Caperinge
den Fas
grafen / oder Grång- Commendanten von Anjou , wider milie,
Die damals ſtets einfallendsund rebellirende Bretaigner
gemacht worden .
Déffen Söhne waren Eudes und Robertus,welche bees
bei wiewir hier oben geſehen / zu Præjudiß des rechtmåla
ſigen Erb- Pringen Caroli Simplicis die Frankdfiſche Cros
ne getragen .
Mie nun das Commandement des Roberti Fortisalles
unter ſich begriff , was zwiſchen der Loire und Seine liegt 1
und unter den Regierungen des Ludovici Balbi und der
folgenden ſchwachen Könige / es ſo weit gekommen / daß
bieGouverneurs in ihrenGouvernementen ſich einer eigents
mächtigen Herzſchafft angemaſſet / ſolche wider die Könige
ſelbſten manutenirt und vertheidiget/ und aufihre Kins
der fortgepflanket / ſo iſt leicht zu erachten , daß die Poſteri
des Roberti an macht und Autoritåt nicht von den ges
ringſtenmüſſen geweſen ſeyn. Es hatte aber Eudes keine,
und der König Robertusnur einen Sohn / Hugonem mit
4 Dritter Theil. Nam
226 Anderer Periodus . IX. Capitel.

Sec. X. Namen /der aber den Namen eines Marggrafen von Anjou
Hugo M. abgelegt/ weil er ſelbige Gråntz -Gegend einem Grafen, der
Graf von unter ihm war 1 zu Lehen verliehen / und von ſeinem übrigen
Paris: Land /ſo da in Paris , Orleans und der Isle deFrance beſtund /
den Tituleines Grafen von Paris/ und lektlich eines Hers
Bogs von Francia , angenommen. Seiner groſſen Vers
richtungen wegen wird ihm auch in den Hiſtorien der Nas
me Magni , item ſeiner blonden Farb halber / der Name
Blançi, dann / weil er nachdem Gebrauch ſelbiger Zeiten ,
Da die Weltliche die Beneficia Eccleſiaſtica und Kirchen
Güter gleichſam nach Willkühr an ſich geriſſen / auch die
Clšſter St. Denis, St. Germain des Pretz, und St. Martin zu
Tours befeſſen / Der Name Abbatis, bengelegt. Es glück ,
te ihnı auch/ daß er ſeine Macht auſſer der Isle de France
noch weiter extendirt und erweitert/ und das Herkogthum
Burgund , ſamt vielen anderen Grafſchafften unter fich
bekommen . Dieſes iſt der Hugo , von dem wir hie oben
bey denunruhen des Caroli Simplicis undLudoviciUltra
marini ſo viel zu ſagen gehabt.
Hugo Dieſer Hugo M. hat vier Söhne hinterlaſſen / Hugo
Capetus nem , den manwegen ſeiner Capuciner- Kappen , die er inss
ſein
Cobr . gemein an dem Rock zu tragen pflegen , nach der Gewons
heit ſelbiger Zeit da
, man faſt allen vornehmen Herren
einen Ver- und Spik - Namen aufgegeben / Caputium ,
oder Capetum beygenennet / deme das Herhogthum Franá
ciæ zu heil worocn / dann / Ottonem , Eudonem und
Henricum , die einer nach dem andern im Herkogthum
Burgund ſuccedirt und gefolget.
Wienun der lette CarolingiſcheK8nigLudovicus Igna
vus ohne Erben mit Tod abgangen / war von dem Könis
glichen Geblåt zwar noch ſeines Vatters Bruder Carolus
der Hertzog von Lotharingen vorhanden ; weiln aber der.
ſelbe ſich ganz und gar auf die Teutſche Seite geſchlagen /
das Land von Lotharingen / wornach den Franzoſen ſo
offt ſchon das Maul gewäſſert / vom Käyſer Ottone zules
hen angenommen/und den Teutſchen zugefallen , die durch
Lotharingen reiſende Franzoſen auf allerhand Weege
choquirt 7 gerieth er bei der Nation in ſolche Gering -Ach .
tung /
Franzöſiſche Geſchichten . 227

: tung / daß man faſt gar nichts von ihm hören wolte. Das
ibero als die Carolingiſche Familia biß auf ihn allein in An. 987 :
Franckreich abgieng / kamen die Stände zu Noyon zu:
fammen / und erwählten einhelliglich den Hugonem Ca- Wird zum
perum , als den måchtigſten und berühmteſten Herrn in Konig
Carolus.
Franckreich ſelbiger Zeit / mit Excluſion und Ausſchlief ermáýlt
ſungdes Caroli; zum König. von Lothas
Carolus unterließ zwar nicht ſein Succeſſions Recht ringen
mit Waffen zu ſuchen , hatte auch das Glück / daß er durch difputirt
Hülffe ſeines Schwahers / Herberti Dès Grafens von ihm die
Eron .
Champagne eine Armee zuſammen brachte/ und durch
1 Unterhandlung ſeines unechten Bruders Arnoldi, fo ein
e Canonicus zu Laon war dieſelbe Stadt/ fo damals vor
ir gar veſt gehalten ward/ und ihren Biſchoff Adalberonem ,
auf ſeine Seite und in ſeine Hand bekam ; Er eroberte
auch noch dazu Rheims ( allwo kurz vorher obermeldter
Arnoldus zum Erk-Biſchoffworden ;) und Soiffon, und
erhielte wider Hugonem ein und andere Battaille. Hugo
aber wuſte durch ſeine Addreſſe und Zutritt / vermuthlichi
daß er denen Lands - Stånden die Poffeffion ihrer Heria
ſchafften , die ſie bißhero nur ufurpirt und eingenommen
1 hatten / zurecht/ unb eigenthümlich eingeraumet / die Ges
inůther der Frankoſen alſo auf ſeiner Seite zu halten , daß
nicht allein fein Menſch weiter vor Carolum ſich erklärte/
- > fondern auch ſeine beide Afiftenten Herbertus und Arnol
dus ſelbſten wieder von ihm abſtunden : Und endlich ward
Carolus felbſten von dem treulofen Biſchoff Adalberone,
dem er ſich ganz und gar vertrauet / an Hugonem verras
then , deſſen Völcker nåchtlicher Weil in Laon eingelaffen An. 991.
und Carolus mit Weib und Kindern gefangen genommen/ wird gee
in welcher Gefăngnuß er nach einigenJahren / žuOrleans fangen.
1 Berſturb . Von dieſer Zeit iſt dieſes Geſchlecht alſo abgans
gen / daßman von ſelbigen heut zu Tage nichts zu ſagen
weiß , auſſer was die Genealogiſten thun / ſo die Deſterreia
chiſch - Pfälziſch- und andere hohe Fürſtliche Familien von
derſelben herzuführenwiſſen .
Nachdem Carolus gefangen / hatteKönig Hugo keine
ſonderbare Traverſen mehr auſſer mit einigen ſeiner Uns
Pa terthas
228 Anderer Periodus. IX . Capitel.

Sec. X. térthanen, ſo von der bißherigen Meiſterloſigkeit noch nicht


gar abſtehen wolten. Sogab ihm auch der Handel mit
obgedachtem Arnoldo , des Čaroli unehlichem Bruder viel
An .992. zu ſchaffen , dann Hugo hatte , um ihn auf ſeine Seite zu
Meits bringen / ihm das Erk: Bißthum Kheims gegeben / als
låufftig aber Arnoldus folche Stadt ſeinem Bruder Carolo einges
keit mit
Biſchoff raumt/warð er nach Caroli Gefangenſchafft, als ein Vers
Arnoldo. råther angeklagt/ ſeines Vißthums entfeet /und Gerber.
tus an ſeine Stelle zum Biſchoff erwählt : Arnoldus ap .
pellirte nach Rom und bekam den Pabſt zum Patron , und
als Gerbertus, der neu- erwählte Biſchoff, und ſeine Adhæ
renten dieſe Appellation nicht reſpectiren und anſehen wole
ten , entſtunden darüber mit dem Påbſtlichen Stuhl/und in
Franckreich ſelbſten / gewaltige Weitläufftigkeiten / davon
wir in den Kirchen Geſchichtenmelden werden / aus wel
chen ſich König Hugo kůmmerlich wicklen kunte / biß daß
An.996. endlich Gerbertusdas Bißthum freywillig abtrátt/der hers
nach Erk : Biſchoff zu Ravenna, und endlich gar Pabſt
warð . inter dieſen Håndeln gieng König Hugo mit Too
ab / nachdem er regiert neun Jahr und etliche Moriat.
Es war dieſer Hugo ein Herrvon groſſer Pietåt und
Beſchrei: Gottesfürcht/ der die Geiſtliche Güteri ſo reine Familie
bung Hun bißher befeſſen / långer zu behalten ſich ein Gewiſſen machs
gonis Can
peti, te / ſondern diefelbe ad pios uſus und geiſtliche Sachen
großmüthig reftituirte und wiedergab / und vielen ſeiner
Unterthanent Dadurch ein Erempel gab ! ein gleiches zu
Hugo thun. Er wolte nach ſeiner Crónung die Crone nimmer:
Capetus mehr aufſeßen , weil er lebte / entweder aus affectirter und
will die.frſcheinheiliger Demuth / oder aber / wie etliche ſchreiben !
Cronnicht weil ihm prophezeyet worden , es würdeſeine Pofteritåt
auffeßen .
biß in die ſiebende Generation die Crone tragen / Derohale
ben er / indem er der Cron ſich ſelbk enthielt í und alſo uns
ter die Cron - Tragende nichtgezehlt ſenn wolte / das Fa.
tum oder Göttliche Verhängnuß noch um einen Grad
weiter zu prolongiren und zu verlängern vermeinte. Es
hatte aber die Erfahrung gezeigt / Daß von dieſer Capetin
giſchen Familia bißher ſchon über piermal ſieben Kinige
auf dem Thron gefellene Rober

1
229
Frangofiſche Geſchichtert.

Robertus.
hatte Skönig Hugo einen Sohn hinterlaſſen RO ( Otto M.)
bertum mit Namen / Der ſchon zu des Heren VatsAn.996.
E Lebzeiten gecront/ von dem berühmten Gerberto in
ters
Künſt- und Wiſſenſchafften, auch alen Chriſtlichen Tugen :
den dergeſtalt wohl informirt und erzogen worben / daß er
in den erſten / ſeines gleichen nicht gehabt / und durch die Robertus
lęştere meritirt oder verdient / Daß man ihn in Franckreich ein
pro Beato und für feelig hält . Es belohnte auch GOtt Tugendo
ſeine Fuðmmigkeit mit einer drenſlig - jährigen und faſtbe:Herr
ſtåndig friedlichen Regierung / auſſer einigen kleinen Kries
gen/ ſo ſeine Vafallen unter einander angefangen / in die er
ſich dann und wann meliren und miſchen müſſen .
Hof ; dann
Den gråſten Anſtoß litt er vom Påbſtlichen
als er Ber tha m die Wit tib des Gra fen von Chartres , die
mit ihm in vierðten Grad verwandt / und noch dazu ſeine
Gevatterin war / wiewol mit Diſpenſation und Verord : Wird vom
nung der Franzöſiſchen Cleriſey geheyrathet batte /wolte Pabſt ex.
Dispenſation communis
Pabſt Sylveſter weder die Henrath noch die cirte
porgültig erkennen / und befahl Roberto , die Bertham wie

W
21

il
bet
230 Anderer Periodus. IX. Capitel.

Sec. X. der von ſich zu laſſen /und als Robertus dieſem Senteng und
Ausſpruch nicht gleich pariren oder gehorſamen wolte ex
communicirte ihn der Pabſt / und legte das gange stos
nigreich Franckreich ins Interdict und PåbſtlicheVers
both / welches eine ſolche Impreſſion und Eintruck in den
Gemüthern der Unterthanen machte , daß jedermann / bißi
Niemand etiva auf zwey oder drei, Diener / den König verließ : Es
will mit woite auch niemand einige Speiſen / die er angerůhret /
ihm effen. mehr eſſen, ſondern man muſtealles, was man von ſeiner
Tafel abtrup / vor die Hunde werffen ( ro hoch ward das
mals hie Påbſtliche Excommunication gefürchtet ) biß
endlich Robertus des Handels ſelbſt müde ward i dem
Påbſtlichen Ausſpruch ſich unterwurff, und die Bertham
wieder von ſich ließ. Etliche Autores fchreiben / erſagte
Bertha habe auch ein monitrofes Kind /ſo einen Hals und
Füſſe wie eineGans gehabt/ auf die Welt gebracht.
Robertus Es hatte Robertus , ro gutthåtig er gleich gegen die
batStritt Geiſtlichen war / noch zwer andere ſtarcke Strittigkeiten
mit der
Cleriſey . mit ſeiner eigenen Cleriſer ; die erſte darüber, daß er ſeinen
unehlichen Sohn Golehnum zum Erk: Biſchoff von Bour.
ges machtet, welches jene nicht geſchehen laſſen wolten ! una
ter dem Vorwand / es lauffe wider die Canones und Res
geln/ daß ein Unehlich Gebohrner ſolteein Prålat werden,
gleichſam als ob man deſſen vorhin nie keine Erempel gea
Und Bem habt.) Die andere war mit den Canonicis zu Langres ,
druß von Sie den Biſchoff, den er dorthin nominirt/ nicht annehmen
ſeiner Geswolten . Die gråſte Ungelegenheit aber machte ihm feine
mablin.
eigene Gemahlin Conſtantina , eine Gråfin aus Provence,
die er nach dem Repudio und Verſtoſſung mit der Bertha
geheyrathet / welche gar hochmüthig war / den jüngſten
Dielåſt Sohn vor den ålteſten auf den Thron ſeken wolte / und
feinen Fa. darüber offentliche Conſpirationen fomentirt- und hegte /
voriten in auch einem von des Königs Favoriten / Hugoni mit Nas
ſeiner Gemen ,der ihr entgegen geweſen,durch zwolff hierzu beſtellte
enthaups Edelleute / in des Königs Gegenwart ; mit dem er auf der
ten . Jagd war, den Kopf abſchlagen ließ.
Sonſt iſt auch von pieſem Roberto berühmt die notable
Zus
he n 23
Frantofiſc Geſchichte .
nfft it m
Zuſammenku m de Käyſer Henrico Sancto , davon
wir im VII . Capitel Meldung gethan , da dieſe zwey heis
lige Potentaten einen beſtåndigen Frieden zwiſchen ihnen (Henricus
11. )
und ihren Reichen beſchloſſen / To etliche hundert Jahr ges.

ichſtgeha
treulEs arb lten
aberword enfr
dieſer . omme König Robertus ſanfft und An . 1033 .
Feelig /nachdem er gelebet 61. und nach ſeines Herm Vat :
ters Tod regiert 39. Jahr . Es würde allzulang fallen /
wann man von allen feinen Tugenden eine ausführliche
Roberti
Beſchreibung machen wolte. Doch iſt nit zu übergehen fei:
negroſſe Mildigkeit gegen die Arme , deren er vieltauſend Feitgegen
aus ſeinem Beutelunterhalten , auch allezeit ihrer 200.an die ürmee
ſeinem Hof gehabt/ die offtmals neben ſeiner Tafel ſpeiſen
die er auch in ihren Kranckheiten fleißig beſucht /
ihrer mit eigenen Hånden gepfleget / und manche i bloß
müſſen ,
durch das Zeichen des Heiligen Creukes, 1 geſund ges

Unter feiner Regierung gehet allerdings aus die Caro- Expira


ma ch
ng iſt . e Familia durch den Tod Orronis ,eines Sohns/des tion der
ch
li
n
in der Frangöſiſche Gefängnuß geſtorbenen Caroli , Her Carolingi
Bogs von Lotharingen /es ereignete ſich auch gleich darauf Ichen Fas
milia ,
g
Die Mutation und Veränderun mit dem Königreich , oder
Dazumal ſchon ſogenannten Herzogthum Lotharingen /
m
welches Kayſer OrrolII. Obengedachte Ottoni verliehen i
als aber ſolche auch ohne Erben verſchieden / ward daſſel
r
be / wie es zwar ſchon vorher zum Theil geſchehen , in zwen
Cheile / nemlich in das Herzogthum ober- und unter der
Moſel getheilet ; das ober der Moſel behålt noch heut zu
Tag den Namen , das unter der Moſel aber ward Gotho- Zertheis
frido demGrafen von Verdun und Bouillon conferirt /und lung des
übergeba en / von dem hernach e
di Herzogen von Braband. Herboga
t mmet
hergeſ / welches Land nach der Zeit in vielkleine thums
Lotharing
gen e
Fürſtenthümer und Grafſchafften zerriſſen worden.
Dieſes iſt /was wir in dieſem Periodo von den Frango :
fifchen Geſchichten zn melden gehabt / wir wollen deros
halben ſolche / als welche ſich mit dem König Roberto
bhne das zimlich weit in Den folgenden Periodum extendirt
uno,
P 4
232 Anderer Periodus. X. Capitel.

Sec . X. und erweitert/ hiemit beſchlieſſen / und uns zu den Ges


ſchichten der übrigen Nationen wenden .
Das X. Capitel.

Von den Geſchichten anderer


Nationen .
Saraceniſch, und Türdiſche Ges
(dichten .
Zonar ,
Cedr . fr haben bey Beſchreibung der Geſchichten an :
derer Nationen , in dem vorigen Period die Sas
SG raceniſche Nation , als die mächtigſte , am erſten
vor die Hand genommen / weiln aber in ſolchem Periodo
die groſſe Vertheilung unter ihnen fürgefallen , daß faſt
ein jedes Land, ſeinen eigenen beſondern und ſouverainen
oder eigenmächtigen Emir oder Fürſten gehabt / und alſo
ihre Hiſtorie allzu weitläufftig in einander
gehet / und das
hero anfängt gewaltig obfer und dunckel zu werden i fo
wollen wir dieſe Nation dißmal gar übergehen / biß das
durch die Croiſſaten oder Creutzfahrten und durch die Tür :
ckiſche Regierung ſie wieder anfangen wird / berühmter zu
werden .
Anfang
der Türs Von erſagter Türckiſchen Nation aber iſt alhier nicht
diſden zu umgehen / daß dieſelbei die vor dieſem ſchon zu Zeiten
Hobeit. Con tantini Copronymi und hernach /etwas bekanntwors
den / da ſie den Griechen um Sold gedienet / und ihnen mit
Einfällen in Perſien bey anhaltenden Perſiſchen Kriegen
ein- und andermal Lufft gemacht / gegen Ausgang dieſes
Periodi recht berühmt zu werden angefangen / und das aus
folgender Gelegenheit: Es hatte wider den Saracenis
ſchen Sultan in Perſien / Cofroëm mit Namen, ein gewiſ
ſer Perſiſcher Hera Inarchus fich aufgeworffen / und ſeine
Lands Leute animirt / daß ſie die Waffen ergriffen / das
Saraceniſche goch abzuwerffen. Wie nun Cofroës durch
dieſen Rebellen / wider welchen er ein und andere Schlach:
ten verlohren / ſich in zimlichen Anguſtiis und Nothen
rahe , ſo ließ er den Griechiſchen General Bardam Scle
rum , den er nebſt etlich tauſend Chriſten in dem Krieg wis
Der Käyſer Baſilium II. gefangen hatte/ mit allen den Ges
fanges
Sarac, und Türckiſche Geſchichten . 233

fangenen loß / mit dem Beding /daß ſie ihm in Krieg wider
dierebelliſche Perſer dienen ſolten , ſo ſie auch getreulich tha:
ten / und den Perſern eine norable Schlacht abgewonnen ;
wie ſie nun ſolcher Geſtalt ihr Verſprechen gehalten / und
die Rebellion mehrentheils geſtillet / giengen ſie insgeſamt
zu den Chriſten wieder über . Indeſſen ſtarb Cofrues , und
ward ſein Sohn Mahumeth ,Sultan von Perſien : Diefer
warð nebſt der anhaltenden einheimiſchen Rebellion auch
von auſſen her angegriffen vonBilalirio dem Sultan oder
Califa zu Babylon ; Wie nun Mahumeth an allen dieſen
1 Orten zugleich zu widerſtehen ſich zu ſchwach ſahe ! lo ſuch
0 te er Hülffe ben der Türckiſchen Nation , welche dazumal
11 noch ein wildes ScythiſchesVolck war , und jenſeits des
-1 Bergs Caucaſi wohnte 1 erhielt auch daſſelbe mit ſolchen
1 Nußen / daß er dadurch der Babylonier und übriger
3 Nachbaren biß in Indien Meiſter ward.
Als Mahumeth die Tapfferkeitdieſer Leute ſahe/ wolte
er dieſelbe nicht gerne von ſich laſſen ſondern ſuchte fie
durch allerhand Verſprechungen ben ſich zu behalten / die Die Tür.
Türcken aber , die ihr Vatterland. ſo wild es auch war / den lies
Den Perſiſchen Deliciis vorzogen / gaben kein Gehör ; derd Vatters
ben ibr
halben ſuchte Mahumeth ſie mit Gewalt aufzuhalten / undland .
ließ den Fluß Araxem überall alſo bereken / daß die Tür:
den darüber nirgend kommen kunten . Die Türcken / des
ren noch 3000. an der Zahlwaren / durch dieſe Undancks
barkeit erbittert / nahmen einige Clauſen in den daſelbſtis
gen Påſſen ein / und raubten vondar das gangeland aus ;
Dieſe Raubereyen zu verwehren / ſchickte Mahumeth
20000. Mann gegen ſiean /diewenige Türcken aber ſchlus
1 gen ſolche ritterlich in die Flucht / und behaupteten ihre
Berge. Mahumechſchrieb ſeinen Verluſt derUngeſchicks
lichkeit und Bagheit ſeiner Obriſten zu / und ließ deren etli
chen die Augen ausſtechen 7 oder Tie ſonſten hinrichten /
+ brachte aber dadurch ſo viel zu wegen / daß die übrige
Flüchtlinge von der geſchlagenen Armee , aus Furcht eines
gleichen Tractaments , Den Türcken zulieffen / und ſiedas
durch über diemaſſen verſtårckten / fo daž bald daraufihr
PS. Obris
234 Anderer Periodus. X. Capitel.

Sec . X. Obriſter Tangroiplices Mucaletus ſich ſtarck genug fand !


Dem Muhamethi, der mit soooo. Mann wider ihn anzog!
im freyen Felde die Spitze zu bieten / den er auch würcklich
zuruck ſchlug , in welcher Schlacht Mahumethes das Leben
Mehmen- einbůſſete. Nach dieſem Sieg trieben die Türcken die
und Bas Saraceniſchen Veſagungen von dem Fluß Araxe hins
bylonies weg,holten ihre übrigeLands-Leute/ und führten deren vis
ein ne ſolche Anzahl in Perſien / daß ſie damit das ganze Land /
wie auch das Babyloniſche/ überſchwemmeten / und ſich
ſolcheProvinßen unterwürffig machten. Diß iſt der Ans
fang der Türckiſchen Nation in Aſia , von welcher in denen
folgenden Periodis ſo viel wird zuſagen ſeyn ,

Hifpaniſche Geſchichten.

N uns zu der Hiſpaniſchen Chriſtlichen Nation , deren


Geſchichts - Erzehlung wir in den vorigen Periodo mit dem
Alphonſo M. geendiget . Demenunſuccediften ſeine beede
Söhne Garſias in Aſturien / und Ordonius in Gallæcien .
An. 910: Garfias regierte nur drey qahr / führte aber glückliche
Garſias.“
Kriege mit den Mohren /, und bekam einen von ihren Kos
(Conra.
dus I.) nigen / Ajolam , gefangen .
An . 913 . Shmſuccedirte rein Bruder Ordonius ,und brachte ale
Ordonius fo Aiturien und Gallæçien wieder zuſammen. Dieſer hatte
( Conra auch immer mit den Mohren und Saracenen zu fechten /
dus I.)
und erhielt einsmals bey der Stadt Caſtella eine groſſe
Schlacht/in welcher 70000. Saracenen geblieben. Doch
Nnfang bůſſete er auch manchmal ein . Er verfekte ſeine Reſidents
des Leo- aus Oviedo oder Aſturien in die Staðt Leon , dahero
Konig forthin dieſe Aſturiſche Könige / Reges Leonis , oder Kids
feichs. nige von Leon genennet werden / allwo er die herzliche
Thum - Kirche aufgebauet. Zu ſeiner Zeit entſtund die
Anfang Grafſchafft Caftilien : ( deren Succefforesnach der Zeit die
pun Ca.
Herzſchafft über das ganke Land von Hiſpanien überkoms
ftiljen .
men; ) Dann als einige von den Caſtilianiſchen Lands -Hers
ren , in dem Krieg wider die Saracenen / zu Haus geblio
ben /fuffte Ordonịus, unter dem Schein der Freundſchafft
dies
Biſpaniſche Geſchichten . 23F

pieſelbe zu ſich / ließ ihnen aber die Köpffe abſchlagen / dar- ( Henricug
auf fiel das CaſtilianiſcheVolck von ihm ab/ und erwählte Auceps.)
fich eigene Regenten / ro den ſitul der Grafen von Caſti:

m mm
Deno
lien ge Or do. nio folgte ſein Sohn Froj· la , ein boſer uno An.923 ,
en
unrühmlicher Herr der aber nicht länger als 14. Monat Frojola

regiert,un d am Ausſag geſtorben.


Auf Frojolam folgte ſein Bruder Alphonſus IV. Dies 924 .
fer ließ ſich einsmals die Andacht ankommen / reſignirte Alphonlige
bas Königreich ſeinem Brudwr Ranimiro , und begab fich 'IV,
in ein Cloſter , als er aber eine Zeitlang im Cloſter ſich auf
gehalten / wolte ihm das Mönchen -Leben nicht långer ges Låft fich
falen / und verlangte derohalben ſeine Crone wiederum , das Mins
chen :Lebeu
der Bruder aber / dem er ſolche aufgefegtx hatte nicht Luit gereuen .
ſie wieder herzugeben / ſondern nöthigte den Alphorfum ,
daß er wider Willen im Cloſter bleiben muſte / und er hina
gegen blieb auf dem Thron . Etliche ſchreiben / er habe ſeis
nem Bruder gar die Augen ausſtechen laſſen
Es hatte Ranimirus II .ebenfalls ohne Ablaß mit venen 931,
Saracenen zu ſtreiten / erhielt aber gegen ſie eine yroſſe Ranimirug
II .
Victorie , på eben vorher eine groſſe Sonnen - Finſternuß
eingefallen , und die Saracenen /weil Der Mond die Son
ne verfinſfert/ ſich einen unfehlbaren Sieg eingebildet/daa
bey aber auf die 80000. Mann eingebüfſet. Dergleichen ( OrtgM )
Victorie hatte er nochmal/ da er 12000. Saracenen er :
leget / und 7007. gefangen bekommen , worauf er aber bald

bernIachhm cktewa
anlg
krfo ſeird
n ålun d er
teſt rb.hn Ordonius III . Dem aber 950
ſtaSo
Ordonius
Stån de nich gern hatten i ſondern mehr dem jún :
t e
III.
gern Bruder Sandtio geneigt waren / welcher auch nach
bie
fünff Jahren / da Ordon us geſtorben /fuccedirt.
war ein Herz von ungeheurer Leibsa saling
DickDieeſ r nc
daheSa
, er usaffus zugenannt wird ; Damiter nun Cralifuge
ertiCr
feines beſchwerlichen Schmeer Bauchs fich möchte loß
machen / ſtifftete ermit Abderamo , Dem König von Cordu
ba , Frieden / und begab ſich zu den bafelbftigen Saracenis
Medicis in die Cur /immittelt aber / da er zu Corduba
1
fühen
236 anderer Periodus. X. Capitel.

Sec. X, fich curiren ließ, kroch Ordonius Des Alphonfi, der ſich ins
Cloſter begeben / ſein Sohn , herpor / und nahm das K8s
nigreich ein. Sobald aber Sanctius curirt und von ſeiner
Leibs. Dicke frey worden, muſte Ordonius wieder weicheny
und blieb Sanctius auf dem Thron.
An.967 Ihm folgte ſein Sohn Ranimirus III. ein Knab von
Ranimi-
sus III. fünf
Jahren. DieſesHeren Regierung ward gewaltig
verunruhiget durch die Saraceniſche Kriege ,und endlich
durch eine innerliche Uneinigkeit, da die Stände, die er /aus
Unbedachtſamkeit der Jugend / gewaltig beleidiget/ ſeinen
( Otto II. ) Vettern Bermutum oder Veremundum zum König erkies
ſten /mit dem er zwen Jahr zu ſtreiten gehabt. Er iſt nachs
dem er Veremundum aus dem Reich und zu den Sargs
cenen getrieben /bald geſtorben.
983 . Als Ranimirus todt war /ward Veremundus alſobald
Veremun- zum Reich wieder beruffen . Weil er aber in ſeinem Exilio
dus. ! . Sen Saracenen mehr verſprochen , als er halten können !
ward 'er von Dein Cordubenſiſchen Califa Alamanſore mit
( Otto III.) Sprieg überzogen die
, Stadt Leon , wie auch Compoſtella
erobert; doch hatſich Veręmundus nach der Hand wieders
um in etwas erholet/ und die Saracenen zurück getrieben .
Es war diß ein båſer ungewiſſenhaffter Heru Der ſeineleiß :
liche Tochter Elivram zum Weib genommen .
999 Ihmeſuccedirt ſein Sohn Alphonſus V. ein junger
Alphon-
ſus V. Herivon fünff Jahren . Der bauete die Stadt Leon wies
( Henri der auf, und erneuerte auðort die Königliche Reſidenz.
cus San , Mit ihm gehet dieſer Perjodus zu Ende / derohalben
& us. ) wir auch die Hiſpaniſche Geſchichten mit ihm beſchlieffer
wollen.

Engliſche Geſchichten :
Match , geandere Nation , von welcher hier etwas zu geden .
Weſtm , © ckenwäre iſt wiederum die Engliſche. Alein es iſt
abermal von derſelben nichts Notables zu melden / als daß
ſie in dieſem Periodo denen Dånen und Normannern zu
einem beſtändigen Theatro , ihre gewohnliche Trauerſpiele
Darauf zurſpielen / gedienet / als welche / vornemlich unter
der
Engliſche Geſchichten . 237

der Regierung des KönigsEdelredi, der Anno 979. zum


s Reich gekommen / und bey ſeiner Tauffe , als ein anderer
# Copronymus, das Tauff-Waſſer mit ſeinen Excrementis
und Koth beſudelt hatte/ loßgebrochen / und es ſo weit ges
bracht/ daß erſtlich der König Swin ſich der Stadt London Dånen
und faſt ganz Engelands Meiſter gemacht , und als nach erobern
ſeinem Tode bie Dånen von dem König Edelredo daraus Engeland.
wieder vertrieben worden , kam des Swini Succeſſor König
Canutus, und nåthigte desEdelredi Succefforem Edmun
1 dum , der Ferreum Latusoder die eiſerne Seite beygenas
3 met wird/ daß er ihm das halbe Königreich abtretten mus
ſte; nach Deſſen Tod aber nahm Canutus das vollige
1 land ein hebte damit die Regierung der Angel-Sachſen
auf / und ſtabilirte oder befeſtigte in ſelbigen die Däniſche
Regierung / mit welchem Canuto und deſſen Regiments: Àny jó16,
Aenderung in Dånnémarck gegenwärtiger Periodus auch
zu End gehet.

Bulgariſche und Normanniſche


Geſchichten .
e Bulgaren und Normanner / fo Den vorigen und
dieſen halben Periodum hindurch die erſten inOrients Bulgarer
die andern in Occident mit ihren Devaltationeit und Versund Nora
ſo viel Jammers gemacht / fangen nach der manner
wüſtungen ,
Helffte dieſes Periodi an etwas ſittſamer zu werden werden
nachdem ſie die Beſcheidenheit mit dem Chriſtlichen Chriſtenta

Glauben angenommen .

Ungariſche Geſchichten .
En Norinannen leiſteten in Occident Compagnie die Brlitalitất
Ungarn / ſo die barbariſchte Nation war, als jemals derungara .
geſehent ward / und in Wildigkeit die alten Hunnen weit
ch d foffen das friſche
ubertraffen,ſie afſen Das wilde Fleiſun
Blut/wie die wilden Thiere/und muſte gang Teutſchland /
halb Franckreich und Italien / von ihrer Wuth in dieſem
Periodo erſchrockliche Denckmahle behalten . Nach der
Helffte dieſes Periodi aber fangen ſie auch an einer civilern
uns 1
M
238 Anderer Periodus . X. Capitel.

Sec . X. und ſittſamern Lebens- Art zu ģewohnen /indem ihr Herkog

Ungarn Geifa durch ſeine Gemahlin / ſo eine Princeſſin ausPolent


Fominen war / zum Chriſtlichen Glauben bekehrt worden / welche
zum Lehre hernach deſſen Succeſſor Stephanus I. welcher Fays
Chriſtlis fers Henrici Sancti Schweſter zur Gemahlin gehabt/ auch
chen
vom Pabſt die Königliche Cron bekommen / nach ſeinen
Glauben Cob aber "; als der Ungarn Apoſtel / unter die Zahl der
Stephanus
1. Heiligen geſeket worden 1 gegen den Ausgang dieſes Pe .
riodi gewaltig fortgepflanket und ausgebreitet hat.

Mitternachtiſche Geſchichten .

ge Schwediſcher Schottiſch -und Norwegiſche Na


tionen und Völckerſchafften ſind in dieſem Periodo
noch ſo verdeckt 1 daß auſſer den Namen ihrer Könige in
Den Hiſtorien von ihnen nichts Notables bekannt iſt/ ſo has
ben auch die Dånen / ſo ſonſt auch die Normánner geheiſs
ſen ! ſich durch nichts als ihre offt gedachte Einfälle und
Landes - Verheerungen / und dann daß ſie zu Ende dieſes
Periodi das Königreich Engelland unter ſich gebracht / bes
rühmt gemacht.
Wir wollen derohalben von alten dieſen Nationen abs
ſtehen , und noch etwas von denen uns nåher geſeſſenen
Böhmiſchen und Pohlniſchen /mit welchen unſere Teutſche
Käyſer bas mehreſte zu thun gehabt / gedencken.

Böhmiſche Geſchichten .
s. Wen
sóslaus
An.921 . genPeriodum beſchloſſen mit dem HerzogVratislao.
(Henricus Dieſem hát ſuccedirt ſein Sohn SanétusVenceslaus;
Auceps) welcher die Chriſtliche Religion í ſo ſein Herr Vatter
wird in eingeführet/eiferig fortgepflanşet. Es ward ihm vomKäys
Der Kir :
den er's ſer Ottone M.die Königliche Würde beygelegt /deren aber
mordet. weder er noch ſeine Succeffores,ſich bedienet.Endlich / da er
dem Chriſtenthum ſo groren Vorſchub that/ward er von
ſeinem noch Heydniſchen Bruder Buleslao in der Kircher
ba er ſich eben in eine von ihm erbaute Capelle retiriren
wolte / vorderen Thür umgebracht.
lo Boless
Böhmiſche Geſchichten . 239

Boleslaus fuccedirte Bem Heiligen Wenceslao , und An, 929


führte verſchiedene Kriegemit Känſer Ottone I. Boleslausta
Shmefolgte ſein Sohn Boleslaus II. welcher in des (Otto M.)
Heiligen Wenceslai Fußſtapffen tratt / und der Chriſtli- Bolese
chenReligion måchtigaufdieBeine halff / auch dieStadt lausII,
Cracau in Polen eroberte.
Sein Sohn Boleslaus III. verlohr wieder / was der Boles. !
Herr Vatter in Polen eingenommenhatte ,ward auch von laus III.
Boleslao dem Polniſchen Fjerkog gefangen / und vermit (Henri
cus Ils)
telſt Vorhaltung eines glühenden Bleches vor die Augen /
des Geſichts beraubet.
Ihme fuccedirte ſein Sohn Jaromitus, welcher mit An ,1801.
einem ſeiner Lands :Herren / und deſſen gangen Geſchlecht / Jaromirusa
die Werſchowiß genannt / welche auch den vorigen Hers
kogen gar viel Dampfs gemacht , und immerfortnach der
1 .
Regierung ſelbſt geſtrebt / viel auszuſtehen gehabt / davon
der Autor der Vöhmiſchen Chronic Hagecius folgende
nachdenckliche Hiſtorie beſchreibet :
Es hatten die von Werſchowiß den Herkog , der ein
groſſer gåger warī auf eine Jago eingeladen ; da ſie ihm
nunt
240 Anderer Periodus. X. Capireli

Sec. XI. nun im Wald von ſeinen Leuten abgebracht und allein be
kommen i nahmen ſie ſich vor í ihn umzubringen / wola
Die Wer, ten aber vorher ihren Müth zur Genůge an ihm fühlen
chowigen jogen ihn berohalben nackend aus i banden ihn auf die
ſpielen
Erdé i ſprengten mit Pferden über ihn / machten ihr
mit ihm
ein bess nachgehend aneinem Baum veſt/ und ſchoſſen nach ihn
lides mit Pfeilen . Jnbeſſen da Jaromirus vor Tag weggerit
Spieli tën war / traumte ſeiner Gemahlin , ihr Herz wåre in Le
bens-Gefahr / Derohalben ſchicktè fie alſobalden einer
Theil von der Prageriſchen Burgerſchafft nach der
Herßog zu ſuchen , und im Nothfal ihm bènzuſpringer
Dieſe traffen zu ihrem Glück im Walde einen dem Her
kog getreuen Fåger an / Hovoram mit Namen, der ung
vo
fehr wuſtè,wo ſich der Herzog hinbégében i auch etwa
Deſfin úblen Tractament ſchon Nachricht hatte ; Di
ſer" verſprach ihnen i er wolle den Herkog ſuchéri hel
fen / und wann er ihn fånde! mit ſeinem Fåger-Horne
Zeichen geben / er war auch ſo glücklich 7 daß er noch ;
rechter Zeit an das Dit kami wo 'die Werſchowißen i
Tragoedie mit Jaromiro ſpielten . Sobald ſie den gåg
erblickten / hielten ſie ihn vor einen Spion i nahmen ih

l gefar.
Böhmiſche Geſchichten . 242

gefangen / und wollten ihn ohne Verzug aufhencken laſſen .


Da nun der Fåger ſchon den Strict um den Hals hatte /
und auf dem Baum ſtund /bater die Werſchowigen / weil
! er ſein Lebtag ein freudiger Weydmann geweſen ,ſo ſollten
1 ſie ihm erlauben / daß er noch vor ſeinem Tod einmal auf
ſeinem Jagd-Horn ſich luſtig machen dårffte / und als dies
fe., fo es vor einen Poffen hielten und nichts Ungleiches
hiervon beſorgten ; ihme folchés verwilligten bekamen die
ausgeſchickte Burger hierdurch das abgeredete Zeichen ,
eilten Berohalben dem Schall nach / und kamen glücklich
an , Daß ſie dem Herkog Jaromiro und dem getreuen gå
ger noch das Leben retten kunten / welcher hernach das Er wird
ganke Geſchlecht/ der von Wérſchowig / umbringen laf-mindera
fen / oder ins Exilium verjagt . Er hat auch nach der Zeit barlich
erzehlt, daß als ſeine Feinde mit Pfeilen nachihm gefchof erlöſt.
ſen / ro ſene der Heilige Johannes der Tauffer i deffen abs
¿ ſonderlicher Verehrer er war, vor ihm geſtänden / und has
/
be mit ſeinefn Mantel alle Pfeile abgekehrt / daß ihn keiner
getroffen habe.
+ So glücklich aber dieſer Jaromirus bißmal davon koma
men / ſo muſte er endlich doch die Verfolgung des Glücks
ausſtehen , indem fein Bruder Ulricus, welcher in desKäys .
fërs Henrici II. Affection fich geſchwungen , ihn bey dem
Käyfer verunglimpffet ,als ob er mit gefährlichen Confiliis
umgehe/ und Badurch erlangt/ daß der Kånſer ihm ſelbſten
Das Hertogthum äüfgetragen / worauf erden Jaromirum
gefangen genommen und ihm die Augen ausſtechen laſ Sein
fen . Doch hat ihn dieſe Böſe That bald gereuet i dero Bruder
halben erden Jaromirum wiederum aus der Gefängnuß låft ihn
gezogen / und mitihm dieRegierung gemeinſchafftlich
bißan,1938,
in ſeinen Tod geführt welcher
, ihm gewaltthåtig zugeſtan
den / indeme die von Werſchowiß ihn unten von Privet
herauf, mit einem Pfeil erſchieſſen laſſen .
Dieſer Ulticus,mitwelchem unſer Periodus áuslaufféti ',
hat eine gemeine Bauren - Mago / in die er ſich verliebt/
als er ſie ihr Geråthe waſchen ſehen , die ſich aber gar tus
gendhafft eriviefen / zur Ehe genommen . Er hat auch
Dritter Theile mit
242 Anderer Periodus X. Capitel.

Sec, XI. mit den Polen / die ſo gar die Stadt Prag eingenommen /
viel zu kriegen gehabt 7 in welchen er gleichwol zuleßt der
Polen Meiſter worden . Er iſt derjenige / ber mit Käyſer
Henrico II. wegen des Raubs , den ſein Sohn Bretislaus
an des Käyſers Ottonis II. Tochter begangeny in die

Strittigkeit gerathen .

Polniſche Geſchichten .

As die Polniſche Geſchichten anbetrifft / ſo wolleit

Miezis.
" W
Periodo gelaſſen ; nemlich mit dem Herßog Ziemomislo .
Dieſem hat nun gefolget Mizislaus , oder Mieſco JI.
welcher blind gebohren worden / im ſiebenden Jahr aber /
als man ihmnach Heydniſchen Gebrauch die Haar das
erſtemal bſcheeren ſolte / jähling das Geſicht erlanget ,
Dahero die Wahrſager verkündiget / daß unter ihmder
Polniſchen Nation ein groſſes Licht aufgehen werde 7 ro
auch erfolget , indem er ,durch Unterricht ſeines Tochter :
manns Herkog Boleslai in Böhmen / die Chriſtliche Re
Führt , ligion angenommen / und ſolche in ſeinem Lande einges
das Chris führt.
ftenthum 1. Ihm hat ſuccedirt fein Sohn Boleslaus I. mit dem Zus
ein.
. . Er war ein Herr von groſſer Tapffer :
Boleslaus namen Chrobri
1. keit / der die Gránke ſeines Landes biß weit in Böhmen
und Reußland erſtrecket . Káyſer Otto III . that ihm die
1
zudtdRS: Ehre / daß er ihm den Königlichen Titul beylegte.
Wir Es
nig erhd haben aber ſeineSucceſſores dieſen Titul nicht beſtåndig
bet . fortgeführt / ſondern Uladislaus Hermannus hat ſolchen
wieder abgelegt/ und ſich allein mit dem Titul eines Her:
Seine kogs contentirt / worinnen ſeinePoſteri und Nachkomm :
ger bleis linge ihmelange Zeit nachgefolget / biß daß Primislaus 11.
Ben Herz das Königliche Prædicat wieder hervor geſucht.
Bogen . Nach ihm folgte ſein Sohn Miezislaus II . Der durch
Miezis feine Liederlich -und Wollüſtigkeit faſt alles wieder vers
lohren / was ſein Herz Vatter gewonnen hatte . Mit ihs
laus II,
me gehet dieſer Periodus zu Ende.
Hifto .
Hiſtoria Naturalis . 243

Hiſtoria Naturalis.
On der Hiſtoria.Naturali ,womit wir insgemein uns
fere Periodos zubeſchlieſſen pflegen / iſt dißmal anderſt
U$
nichts ſonderbar Norables zu melden / als daß zu Zeiten
Henrici Aucupis , aus einem Brunnen in Piemont Blut
gefloſſen / welches ein Vorzeichen war der bald hernach
von den Saracenen dafelbſt verübten Deſolation und

Verw üſtung
Item , Daß zu Zeiten Henrici San &ti ein Liquor und
gewiſſer Safft/ ſo dem Blut åhnlich geweſen / vom Hima
mel geregnet / welcher /wann er auf die bloſſe Haut
gefallen / ſich nicht leicht auswiſchen
lasſen .

Des
244 )o(

Sec . XI. DOCUOGO

Ses dritten Bheits

Dritter Periodus
*
Oder

Seit - Begriff.

In fich haltend die Geſchichten der


Frändiſchen Familiæ und Geſchlecht Regiſter /
oder der Henricorum , von Conrado II. an / biß an
Lotharium Saxonem , das iſt von Anno
1024. biß ad Annum 1138.
Das I. Capitel.

Von der Regierung des Kåpfers


Conradi II. Salici.

Alyſer Henricus II . welcher ohne Erben


Wiep . de geſtorben / hatte noch auf ſeinem Todt:
Vit. Conr. Bette denen Stånden den Herkog Con
Viterb .
radum oder Cunonem dus Francken zum
Otto Frif.
Succefforen recommandirt/ als welcher
An , 1025.
auch eine von ſeinen nächſten Anvers
wandten zur Gemahlin hatte.
Dieſem Urtheil und Recommendation haben die meh.
reſte Stånde gefolget / und auf einem Reichs-Tag , den
ſie zwiſchen Måing undWorms im freyen Feld gehalten /
erſagten Conradum zum Käyſer erwählet i deme darauf
die Käyſerin Kunegundis diekåyſerlichelnſignia und Kleic
Von nodien zugeſchickt. Von was Geſchlecht derſelbe eigents
dem Ges fich entſproffen , davon iſt unter den Autoribus nicht einer
ſchlecht ley Meynung / etliche halten davor / daß er aus eben dem
påyſersi. Sáchſiſchen Geblüt/ aus welchem dieOttones felbſtent
Conrad
nemlich von dem einen Sohn des Ludolphi , ( welcher wis
ber ſeinen Vatter Kånſer Ottonem M. ſo lang Krieg ges
führt Henrico mit Namen / entſproſſen / und mit Pabſt
Gre .
Die Regierung Conradi II. Salici . 245

Gregorio VIII. Geſchwiſter -Kind geweſen . Andere wols


len allein / daß er von Käyſers Ottonis Tochtermann dem
berühmten Henrico Sapiente hergeſtammet . Er ward
beygenannt Salicus , weil er ſein Erb - Land in Francken
und an der Saal hatte,
Es wolten ſich zwar Anfangs ſein Stief Sohn Erne
ſtus ,der Herzog in Schwaben / und Guelpho ,der Herkog
in Bayern / wie auch des Conradi eigener Petter Conra
dus Junior dįeſer Kayſerlichen Wahl opponiren undwis
derſeken / als ſie aber die Einſtimmigkeit der übrigen für:
ſten ſahen / die dem Erk-Biſchoffvon Måynt aufgetragen
hatten / zwiſchen Conrado Salico und Conrado Juniore
den Ausſpruch zu machen , wer Käyſer ſeyn ſolte 7 wofauf
dieſer den Salıcum ernennet / wie auch die Autorität des
Conjadiſelbſt betrachteten , gaben ſie ſich gleichfalls zu fries
Wilhel.
Aquitanien oder Guienne der durch ſeine offtmaligeWall mus von
fahrten nach Rom ſich in Italien gar bekannt gemacht/ und Aquita
viel Freunde erworbenhatte, in felbigem Xandeſein Glü nien free
cke zu machen / und ſchickte zu ſolchem Ende ſeinen Sohn Jtaken.
Dahin , als er aber verſpührte / daß ſein Anhang alda weit
i geringer war, als er gehofft/denſelben aber zu vergröſſern ,
- es ihm gewaltig viel Gelő koſten / und endlich Doch alles
3. auf eine Unſicherheit hinaus(auffen würde/kehrte er wieder
zuruck / und erkannten alſo die Longobardiſchen Stånde
den Conradum gleichfalls vor ihren Herz / dieauch von
ihm gank freundlich aufgenommen wurden / auſſer den eis
nigen Paviern / welche , um zu verhindern / daß der Kårſer
ſeine Reſidenk bey ihnen nicht nehmen möchte/ den Käyſers
lichen Pallaſt daſelbſt / welchen die ehemaliche Gothiſche
König erbauet , die beede lekte Käyſer aber / Otto III. uno
Henricus II . gar ſchon reparirt hatten / abgebrochen / und
darüber des Kåyſers Ungnad auf ſich geladen .
Gleich bey Antrettung ſeiner Regierung verfie! Käyſer Unruhen
Conradus in einen Streit mit Rudolpho dem König von unter
Burgund: Dieſer Konig / deſſen Schweſter Tochter des Conrado,
Käyfers Conradi Gemahlin Giſela war , hat zu Zeiten
23 Kån
246 Dritter Periodus. I. Capitel.

Sec.XI.Käyſers Henrici II. ein Teſtament gemacht , und in felbis


gem / ermeldten heiligen Kåyſer / wiewol wider ſeiner
Stånde Willen /zum Erben und Succefforen ernannt,wie
nun Henricus II . geſtorben / wolte Rudolphus auch das
An. 1026.Teſtament åndern / Kåyſer Conradus aber vermeynte !
nigreich ihme, als Henrici Nachfolger i gebühre unveränderlich
Burgund die Succeſſion , entweder / weil er das ganze Königreich
kommt Burgund vor des Reichs Lehen gehalten / wie dann etliche
an das
Autores melden / daß år ſér Arnulphus dem Rudolpho,
Reich. folches zuſehen verliehen habe,oderaber /daß er ſeineGes
mahlin Giſelam vor die nechſte Erbin geachtet / wolte deros
halben König Rudolphum nöthigen7 daß er es bey der
einmaligen Institution und Anordnung, da der Käyſer
zum Erben ernannt war / bewenden laſſen ſolte , überzog
ihn hierauf mit Krieg / nahm ihm die Stadt Baſel hins
weg/ und brachte in der That den Rudolphum dahin ,daß
er von neuen auch den Spånſer Conradum zum Nachfolger
erklärte / und mit demſelben / als deſſen Valall, die Reiſe
nach Rom , øder den Römer - Zug that / fo Conradus gleich
nach dieſem vornahm .
Unter Wegs brachte er die Stadt Paviam , die ihm die

Thore
Die Regierung Conradi II. Salici . 247

Thore zuſperren wolte/ zum Gehorſam / und nöthigte die


Burger / daß ſie die Kayſerliche Burg auf eigene Unkos
ſten wieder bayen muſten / ſtraffte auch die von Ravenna,
die einen Aufruhr wider ihn erregt/ und begieng hierbey die
notable Action von Danckbar- und Erkänntlichkeit / da er Danckbars
nemlich einem Soldaten / dem in dieſem Krieg der Fugleit des
war abgehauen worden / an ſtatt des verlohrnen Fuſſes Kåpfers.
feinen Stiefel mit Geld füllen ließ. Ben allen andern
Städten ward er willig aufgenommen / zum König von
der Lombardie und folgends zu Rom vom Pabſt Johanne
XX . zum Käyſer gecronet / alwo er eben Canutum den
König von Engeland ! Dånnemarck und Norwegen zwer
antraff , welcher Andacht halber eine Reiſe nach Rom fånig
gethan hatte / und nun dem Käyſer die Ehre erwieß / alliſtiren
1
daßer nebſt Rudolpho , demKönig von Burgund ihn Cronung
.
zu der Crónung begleiten halff / und derſelben aſſiſtirte

oder beywohnte / welche Ehre / zwey Könige als Beyſtån .


der ſeiner Crónung zu haben / noch keinem Käyſerwiedets
fahren .
Es kunté aber dieſerKäyſer Conradus zu Rom ſo wenig
als ſeine Vorfahrer ſicher ſenn . Dann als einsmals ein
24
Teuta
248 , Dritter Periodus. I. Capitel.

Sec. XI. Teutſcher und Štaliäniſcher Soldat / über einer Ochſens


Haut / die jeder von ihnen haben wolte / ſtrittig wurden /
lieffen die Römer zuſammen , nahmen ſich ihres Lands :
manns an / und erregten darüber einen ſolchen Tumult /
; daß ſie den Käyſer mit allen den Seinigen aus Rom zu
jagen vermeinten ; die Teutſchen aber / die immittelſt auch
zu den Waffen gegriffen / wurden der Römer Meiſter /

Die R & ſchlugen ihrer viel zu todt / und nothigten ſie / daß ſie mit
mer mås: bloſſen Füſſen / undeinem Strickum den Hals den Kayſer
Snade um Gnade bitten muſten.
bitten . Als die Sachen zu Rom gerichtet/kehrte ſich Conradus
gegen die Mittågige Lånder von Italien / nemlich Apuliam
und Calabriam , ſo die Griechen mehrentheils wieder einges
Anfang nommen hatten : von dieſen gab er das jenige / was die La
der Nor, tini in Apulia noch hatten /denen Normanniſchen Cavallies
manner ren / ſoals Volontaires dem Kanſer Henrico II. fo nuklich in
in Calas dem Eglabriſchen Krieg gedienet hatten / zu Lehen / mit der
brien .
Condition , daß ſie das Land wider die Griechen beſchů :
Ben / und das übrige Denenſelben gar abzunehmen trachten
følten , ſo ſie auch nach der Zeit fleißig gethan , ſich aber ſelb
ſten
Die Regierung Conradi II . Salici. 249

ſten der Käyſerlichen Bottmåſſigkeit entzogen / und ein ei


gen Königreich unter des Pabſts Clientel und Schuß der
Enden anfgerichtet.
Da Conradus wieder nach Hauſe gelangeț/ fander die Unruben
Sachen in Teutſchland in zimlicher Confuſion , dann in Deutſch,
Guelphus, der Herkog in Bånern /hatte nicht allein denBiz land.
ſchoff von Augſpurg bekriegt und
, dieſe Stadt ihm abges
wonnen / ſondern des KfånſersStief-Sohn Hermannus, der
Herkog von Schwaben / Den ſeine Gemahlin Giſela in er:
ſter Ehe mit Erneſto, dem Herzog von Schwaben /erzeugt!
hatteauch mit Friderico dem Herßog von Unter -Lotharing
gen /uno Cunone, dem Biſchoff von Worms/ eine Formale
Rebellion angeſponnen / und Elfas und Burgund perhees
fet ; Alein Kånſers Conradi Tapffers und Glückſeeligkeit
trieb ſolche gar zeitlich auseinander ; Guelphus muſte um
Pardon bitten und dem Augſpurgiſchen Biſchoff Satisfa.
Gjon geben / ſo muſte auch Erneſtu :, Der ſich lang geſpreißt!
nachdem ihn ſeine Soldaten , die da wider den spånſer nicht
fechten wolten / verlaſſen , zum Creuk kriechen / und auf
dem Reichs - Tag zullim erſcheinen /von dannen er zu ewigeț Werden
Gefängnuß auf das Schloß Giebichenſtein geſchickt ward. geſtrafft.
Herkog Friederich von Lotharingen war mit Tod abgans
gen / und deſſen Herkogthum Gozeloni, Pem Herßog von
Ober-Lotharingen conferirt und angetragen worden ,
Als dieſer Strieg geendiget / entſfund bald parauf ein An . 1030 .
anderer : Es hatte Conradus ſeinem Sohn Henrico das
Herzogthum Bånern conferirt ; weil nyn Stephanus der
Kinig in Ungarn / die Schweſter des Käyfers Henrici Ungari
San &ti, Deme Båyern vor dieſem gehört / zur Gemahlin (derKrieg.
hatte / vermeinte er i dieſes Herzogthum gebühre von
Rechts wegen ſeinem Sohn , als nechſten Erben / und ließ
ſolches vom Käyfer fordern : als aber Conra.
derohalben
dus es vor apert declariſte/ und die Ungariſche Geſandten
mit abſchläglicher Antwort von ſich ließ / griff Stephanus zu
den Waffen / fiel in Båyern ein / und that groſſen Schas
den . Käyſer Conradus bezahlte ihn mit gleicher Můnki
verheerte alles biß an Raab / und obligirte endlich König
Stepha.
Dritrer Periodus I. Capitel.

Sec. XI . Stephanum , deſſen Sohn Emericus der vermeinte Erb


von Bånern, immittelſt geſtorben war , daß er Frieden bea
gehren muſte. Es machteſich auch unter dieſer Zeit Erne
ſtus, der Herzogin Schwaben /aus ſeiner Gefängnuß Gies
fiel die Käyſerliche Erblinder an, kam
bichenſtein los / und
aber in einem Treffen gar ums Leben. Eben dergleichen
Tumult entſtund auch in den Sächſiſchen Gegenden / mos
felbſt Mieſco der Herzog in Polen ſeinen Bruder Ottonem
vertrieben /und danebenſt in Sachſen /wohinn ſich Oito fal
virt / groſſen Schaden gethan / auch biß 9000.Menſchen
Conradus in die Dienſtbarkeit geſchleppet hatte. Käyſer Conradus
rcftituirt aber regte den Ottonem faſt ohne Schwerdt Streich
den Hers wieder in ſein Hergogthum / und nothigte Mieſconem ,
. daß er die Gefangene und allen Raub wieder zuruck gea
Bolen
ben muſte,
Grofmůs In dieſemKrieg begiengKäyſerConradus einErempel
thigkeit einer rechtFürſtlichen Großmüthigkeit / dann als Mieſco
Conradi. aus Polen
entweichen muſte / und ſeine Zuflucht zu Ulrico
dem Šerkog aus Böhmen nahm / erbott ſich dieſer gegen
Conrado, er wolte ihm den Mieſconem ,ſeinen Gaſt /gefans
gen auslieffern : Kåyſer Conradus aber , der mit dergleis
chen untreuen Streichen nichts zu ſchaffen haben woltej
ſéhlug ſolches groſimüthig ab / warnete auch den Mieſco .
nem ſelbſten , ſich vor Ulrico vorzuſehen /und gewann dies
ſem Herrn hierdurch dermaſſen das Herß / daß er ſich bes
ſtändig an Käyſer Conradum verpflichtete/und den dritten
heil von Polen / ſo ihm nach dem Vergleich mit ſeinem
.
Bruder zugetheilt wurden, dem Käyſer zinßbár machete.
Ap , 1036. Dem Båyriſchen Krieg folgtemit gleicher Glückſeeligs
keit/ vor Conrado, der Burgundiſche. Es war dieſer Zeit
König Rudolphus in Burgund / den man mit dem Beya
namen Ignavum , oder den Faulen /genennet / ohne Erben
Conradus mit Tod abgangen / wie nun Kayſer Conradus, in Krafft
bringet ehemaligen Vergleichs und Teſtaments / dieſes König
dag Rer reich occupiren wolte/ widerſekte ſich Odo der Graf von
relatenfe Champagne, welcher des Rudolphi andereSchweſter zur
jumReich The hatte/ und ſich einbildete / ſeiner Gemahlin gehöre die
Erbs
Die Regierung Conradi II. Salici.

Erblehafft ehender als den Conrado : immittelſt nun /09


Conradus mitobigem Polniſchen Krieg beſchafftiget wari
bemåchtigte ſich Odoein und anderer Veſtungen in Burs
gund/ und legte Beſagungen hinein. Conradus , dermit
den Wenden Friede gemacht + ſuchte folche zwar daraus
y vertreiben / der Winter aber kam ihm zu bald aufden
hals/ und muſte alſo dieſes Jahr Odonem in Burgund
çerwehren laſſen . Das andere Jahr aber / kam Conra
dus mit groſſer macht wieder 7 - nahm die vornehmſte
Stådte in Burgund ein / verjagte den Odonem , undließ
u Geneve ſich als einen König von Burgund crónen .
Von dieſer Zeit anſkam das Regnum Burgundiæ , ſo man
damals insgemein das Regnum Arelatenſe genennet /
und welches den gangen Tractum oder Strichir vom
Rhein an biß an dieRhône und Stalien begriffen / villig
en Teutſchland / zudeſſen Erk-Cangler / der Erk Biſchoff Esra
bon Söln verordnet ward , der diefen Titul noch heut zu wird das
Tag führet : Wiewoln dieſes Land nach dieſer Zeit nicht von Free
Cangler
lang in der Qualitåt eines eigenen Königreichs mehr ges Das ses
blieben /ſondernin vielGrafſchafften und Fürſtenthusnigreich
mer pertheilt worden , deren Herren ſich nach und nach wird pets
Southeilte
!
252 Dritter Periodus. I. Capitel.

Sec. XI , Souverain und eigenmächtig gemacht / biß daß es zu Zeiten


Caroli IV. Des mehreſten Theils wieder an Franckreich
kommen / und damit erſagtes Königreich ſelbſten aller's
dings expirirt und ausgeloſchen iſt,
Krieg in Der Burgundiſche Krieg war kaum zu Ende da gieng
Jialien. ein neues Feuer in Italien auf : Dann daſelbſten hatten die
Biſchofte von Månland /Piacenza Cremona und Vercelli
Die Leute alſo aufgewickelt / daß es einem General- Aufs
ſtand åhnlich ſahe , der von den Stadthaltern nicht mehr
geſtillet werden kunte, ſondern es muſte der Käyſer Beſſents
halben ſelbſten einen Zug über das Geburg vornehmen.
Sobald er aber ankam 7 muſte ſich alſobalden alles unter
ſeinem Gehorſam biegen / Månland muſte ſich ergeben /
Per Erß - Biſchoff warð gefangen genommen /und dem Pas
triarchen von Aquileja in Verwahr gegeben / und als er
von dar durchgieng und den Krieg erneuerte/mard er noch
mal gefangen / und mit obernannten übrigen Biſchoffen
alerdings verwieſen /welche Execution zwar man zu Rom
nicht gar zum beſten aufnehmen woltei weil die Verurs
theiļung auffer den ordentlichenSynodo nur vor einem welts
lichen Gericht geſchehen. Die Stadt Månland aber ſelbe

பார்பாரைப்பா
LOT

ſtena
Die Regierung Conradi II. Salici. 253

ſten / der man vorhin den Untergang gedrohet / verſchonte


Der Käyſer / weil man ihm hinterbrachte / man habewåh ,
render Meſſe /da eben ein groſſer Donnerſtreich ſich hören
laſſen , die Geſtalt des Heiligen Ambroſii geſehen / mit eis
nem Schwerdt in der Hand / welcher dem Käyſer den Das Gei
Tod gedrohet / wann er wieder die Stadt etwas vorneh richt von
men würde. Hingegen muſten alle andere rebelliſche erhalt
Städte / und abſonderlich Pavia ſcharff herhalten / wo: Måyland.
felbſt Kånſer Conradus das Winter Quartier gehalten /
wider welchen die Burgerſchafft einen Aufſtand erregeti
darüber aber faſt die gankeStadt in dieAſche gelegt wor's
den. Es ſeşte auch Conradus die Sachen im Neapolitas
la nifchen in Ordnung/ woſelbſt er Pandulphum , den Fürſten
von Capua , derdem Cloſter MontisCaſſini groſſe Eintrås Conradus
gegethan /abgeſéget / und erfagtes FürſtenthumGaimario, feßtdie
dem Fürſten von Salerno übergeben. Unterwährender Fürſten
dieſer Zeit that ſich Odo der Graf von Champagne wies in Apulià
der hervor / und ſuchte in des Käyfers Abweſenheit etwas ab.
I von Burgund zu erſchnappen / tvärð áber von Gozelone,
dem Herog von Lotharingen zurückgetrieben / undin eis
nem Treffen bey der Stadt Barle Duc gar erſchlagert.
Weil in dem Italiäniſchen Krieg die Pert in des Kåns
fers Armee eingeriſſen / und ohne das alles in Ruhe ges
ſegtwar / gieng Kårſer Conradus aus Stalien wider zus
ruck / ließ ſeinen Sohn Henricum zum König von Bürs
gund crånen / und übergab ihm auch das Herkogthunt
Schwaben welches nach ſeines Stief Sohns Hercogs
Hermanni Codi der auf der Reiſe in talien an der Peſt
geſtorben / war ledig worden / und ſtarb auch ſelbſten das
folgende Jahr darauf zu Utrecht/ nachdem ergang rühms ftirbet.
lich regiert 14.Jahr und 1o. Monat. An , 1039 *
Von ſeiner Regierung / wider welche auch der Neid
ſelbſten nichts ungleiches ſagen kan / auſſer daß er den uns
tůchtigen Påbſtenz ſo die Grafen von Toſcanelle immers
fort eingeðrånget i allzuſehr favoriſirt/iſt noch dieſes nota
bel, daßunter ſelbiger die Lehre des Berengarii,der dieRca
lem Präſentiam Corporis Chrifti in Sacramento Altaris
EM negirt /
254 Dritter Periodus. II. Capitel.

Sec. XI. negirt oder würckliche Gegenwart des Leibes Chriſti im


Anfang Heiligen Abendmahl geläugnet / am erſten aufgekommen /
der Lebre welche hernach in der Kirche ſo viel zuſchaffen gegeben ,wie
des Be
rengarii. wir in Beſchreibungder Kirchen-Geſchichtenhören werden.
Item ,wird auch in dieſe Zeit gezehlet der Anfang der als
ten Land -Grafen von Thüringen /welches Land, darzu das
Anfang mals auch Helfen gehöret 1 Kårſer Conradus ſeinem Mars
der Lands ſchall Lodovico Barbato , einem Grafen von Orleans
grafts
chafft und nahen Verwandten ſeiner Gemahlin / mit des Erka
Chürins Biſchoffs von Månng Conſens, deme dermehreſteTheil
gens von Thüringen bißher zugehårt / zu Lehen verliehen / und
ihme das Wappen von Thüringen ſo dieHerrenLands
gráfen von Heſſen noch heut zu Tag führen , gegeben /von
Dem hernach eine tange Reyhe Succeſſoren entſproſſen , die
endlich zu Zeiten Kårſers Friderici II . ausgeloſchen iſt.
Das 11. Čapitel.

Von der Regierung des Kayſers


Henrici III . Nigris
Herm ,
Fefer Henricus, den man wegen ſeiner ſchwargent
Contr.
Lamb. Hääre Nigrum beynannte , war ſchon in ſeiner
Schafn , zarten Jugend von ſeinem Herm Vatter K'åyſer
An. 1039. Conrado II . zum Reichs - Folgér ernennet und gecršnet
worden / und hatte nebſt ſeinen alt -våtterlich Frånckiſch :
und Sächſiſchen Landen i auch noch darzu das Königreich
Burgund / wie auch bas Hertogthum Schwaben von
Heriticus feinem Herun Vatter überkommen i war alſo der Erbs
ein mäch. Lande nach einer von den mächtigſten Käyſern , als jes
tiger
máls regiert haben .
Serra
Der Anfang feiner Regierung ward ihm ſchwer gee
Scrieg macht von Bretislao dem Herkog in Böhmen / welcher ſich
mit Boh: eines Königlichen Tituls angemaſſet7 und dem Teutſchen
men .
Reich nicht mehr unterworffen ſeyn wolte / Deßhalben er
alle Eingånge ſeines Landes und den gangen Böhmers
Wald verhauen ließ : Esmarchirte zwar der kåyſer mit
zweyen Armeen in Böhmen hinein / führte die eine, die
burd Båyern gieng/ jelbſten an , die andere ließ er durch
Schles
Die Regierung Henrici III. Nigri .

Schleſien gehen i allein dieſe lettere ward von Bretislao


geſchlagen ,daher kunte derKäyſer mit der Seinigen auch
nichts weiter ausrichten als das Land verderben /und mus
ſte vor diſmal leer wieder abziehen . Das andere Jahr
aber kam Kayſer Henricus wieder / ſchlug den Bretislaum
Flucht /hauſete 42. Taglangin Böhmen mit aller
in die
Schårffe / belagerte Prag / unb nöthigte alſo den rebelli
ſchen Herzog 7 daß er um Friede bitten / diehochmüthige An . 1043 .
Gedancken ſamt dem Königlichen Situl ablegen / und in
den vorigen Gehorſam wieder tretten muſte .
Nach dieſemBöhmiſchen Kriegſpann ſich alſobaldent Krieg
der Ungariſche an: Es hatten die Ungarn ihren Konig mit den
Petrum , der dem Heiligen Stephano ſuccedirt/ und etwas Ungarn.
allzu ſtreng regiertě / pertrieben / und einen mit Namen
Abanum oder Qvonem zum König aufgeworffen : Pe
trus nghm ſeine Zuflucht zu Kdyfer Henrico lil . der ihn
auch gåtig aufnahm : DieUngarn forderten ihren König
zuruck / Damit ſie ihm ſeinen Proceſs machen könten / und
als der Käyſer ihnen ſolches abſchlug / droheten ſie ihn
mit Krieg zu überziehen / fielen auch mit dreyen Armeen
in Teutſchland ein / und thafen groſſen Schaden . Das
andere Jahr aber zog Henricus mit Macht gegen Aba
num an jagte die Ungarn nicht allein aus Deutſchland
hinaus / ſondern gewann dem Abano zwey groſſe Schlachs
ten ab / und trieb ihn alſo in die Enge/ Das Abanus verſpres
chen muſte / des Käyfers Willen nachzuleben . Darauf
führte Henricus den Petrum wieder ins Reich ein : Weil
aber die Ungarn ihn als ihren König nicht gedulten wole
ten / fo legte Käyſer Henricus ihm den Titul eines Hers
kogs von Ungarn bey. Allein Petrus war den Ungarn
weder auf eine noch auf die andereWeiſe ertråglich / vers
trieben ihn derohalben nochmal in Böhmen 7 und nds
thigten alſo den Käyſer / daß er zum andernmal in Un .
gärn kominen muſte. Abanus feste ihm zwar eine weit
ſtårchere Armee entgegen / Kånſer Henricus aber Tchlug
dieſelbe mit Göttlichen Beyſtand in die Flucht ; dann
es entſtund ein ſolch Wetter und, Wind / welcher Ven Uns
garn
256 Dritter Periodus . II. Capitel.

Sec. XI. garn den Sand indie Augen bließ / daß ſie davor nicht bes
ſtehen kunten / ſondern den Rucken wenden muſtan / und
26000. Mann im Stich lieſſen ; hierdurch wurden ſie ges
Henricus zwungen / des Käyfers Befehl ſich zu unterwerffen / und
feget kos Petrum nochmals vor ihren & ånig anzunehmen . Damit
trum micaſie aber nicht immerfort ben einer jeden Empórung alſo
bir ein. frey in Båyernſtreiffen könten / fo nahm ihnen der Kårfer
Das obere Cheil von Ungarn / welches heut zu Tag eineni
Theil vort uinter -Oeſterreich machet / hinweg / und confe
rirte oder gab es denen der Enden von Kåyſer Henrico I.
und Ottone l. bereits hingeſenten Margarafen /ſo aus dem
alten Babenbergiſchen Stamm / nemlich von den Söhs
nen des Alberti,Grafens von Bamberg i den Käyſer Lú
Marg: dovicus IV . enthaupten laſſen / entſproſſen waren /von wels
grafen chem die lange Pofterität und Nachkommlinge der alten
bon Des
Marggrafen von Oeſterreich , ſo zu Zeiten Käyſers Fride.

rkaséÉÉÉ
ſterreich.
rici II.abgegangen , hergeſtammet.
Als diefer Krieg beygelegt,tratt Käyfer Henricus III.
zur andern Ehe (Dann ſeineerſte Gemahlin Cunilda, Ca.
nuti des Königs von Dånnemarck Tochter /war in Italiert

&ÉLÉ
An der Peſtgeſtorben u
) nd herathete zu Ingelheim Agnea

aese

tem,
Die Regierung Henrici III. Nigri. 257

BA tem , Wilhelmi des Herkogen von Guienne und Poictiers


) Sochter /worbey er ein ſchönes Stuck ſeiner Ernſthafftigs
und Frðmmigkeit ſehen laſſen : Dann als eine groſſe Mens Henricus
ge Gauckler / Taſchenſpieler / Fagnarrén und ander ſolch låſt die
Geſind auf dieſes Benlager von allen Orten herzu gezo: Fagnar:
gen / in Hoffnung ein Stuck Geld zu verdienen , ließder renwegs
jagen.
Käyſer ſie insgeſamt wegiagen / und ihnen nicht einmalzu
eſſen geben , ſondern ſagte , das Geld í das man auf ders
gleichen Poffen verwende / ſolte man vielmehr unter die
Armen austheilen / bey denen es beſſer angelegt wäre.
7 Dieſe Hochzeit: Feyer ward unterbrochen durch einen Krieg
Doppelten Krieg / den Lotharingiſchen nemlich und den Un- wegen Los
i gariſchen. Den erſten hub Gothofredus an /den auch etliche tharingen.
Gozilonem nennen , welcher nach ſeines Vatters Hertog
Gozilonis Tod / nebſt dem Unter : Lotharingen auch das
> Ober-Lotharingen / welches Kayſer Conradus Salicus ſeis
nem Vatter Goziloni verliehen hatte/haben wollen . Den
I andern erweckte der obengedachte Abon oder Ovo , wels
che wider geſchwornen End und Pflicht aufs neue wider
Eden König Petro rebellirte : Allein beede wurden durch
Fariſer Henricum glücklich und bald beygeleget / Gotho
fredus ergab ſich gleich bey dem erſten Anmarſche des Kaya
fers , und ward in die Gefängnnß auf Giebichenſtein ges
Feßet: Ovo ward überwunden / von König Peuro gefans
ģent befommen / und muſte die offtmalige Revolten und
Aufruhren mit ſeinem Kopff bezahlen / das Königreich Uns
garn aber warð des Rómiſchen Reichs Lehen und dem
felben damals unterwürffig gemacht.
Da dieſer Krieg geſchlichtet / kehrte ſich Känſer Henri. Henricus
cus nach Italien / um auch die daſelbſtige Unruhen zu ſtils hebtdas
Schilma
len . Es waren dieſer Zeit durch verſchiedene Factiones
auf.
und Partheylichkeiten dren Påbſte zugleich auf den Påbſts
lichen Stuhlgeſeßet worden ; dieſe hatte ein anderer Pries
ſter Gratianus mit Namen / durch Einraumung eines
Theils von dem Påbſtlichen Einkommen / dilpon rt und
dahin beredet / daß ſiefreywilligdas Pabſtthum abgelegt/
worauf Gratianus ſelbſt zum Pabſt erwählet worden / uns
R ter
Dritter Theil.
258 Dritter Periodus . II . Capitel .

Sec . XI . ter dem Namen Gregorii VI. Wie nun / nachdem Ray :
fer Henricus II.Das Jus, die Påbſtezu nominiren , oder we
nigſt zu confirmiren und zu beſtåttigen / abgetretten, nichts
als lauter Confufiones oder Unordnungen und Tumulter
in der Römiſchen Kirchen über die Wahl der Påbſte ent
ſtanden war 7 ſo erachtete unſer Henricus III . ſeine Schul
bigkeit zu ſeyn / dieſem Ubel ſeines Drts zu remediren ode..
abzuhelffen / und nahm derohalben einen Zug in Italie
vor i woſelbſten er aller Orten mit Freuden empfange
warð. Endlich ließ Henricus zu Sutri einen Synodum zu
ſammen kommen / und darinnen die Wahl des Pabſt
Gregorii examiniren /ob ſie auch Canoniſch wåre/da dant
die Sentent wider den Pabſt ausfiel/ der auch darauf,un.
den Kayſer nicht zu exacerbiren oder zornig zu machen
freywillig das Pabſtthum ablegte.
AlsKayſer Henricus nach Rom fam / befahl er zu eine
neuen Wahlzu ſchreiten / die Prieſterſchafft aber und da
Volck raumten ihm die Freyheit ein / ben Pabſt ſelbſt z
nominiren und zu nennen ; darauf proponirte er ſeine
Cangler Suidgerum , den Biſchoff von Bamberg/welche
alſobalden von der ganzen Stadt vor einen Pabſt / unte
den Namen Clementis il . angenommen ward / und Kay
ſer Henricum crónte ; die Römer aber verbanden ſich /mi
einem Eyde / daß ſie ohne des Kayſers Wiſſen / keiner
Verleißet Pabſtmehr erwählen wolten . Auf ſolche Weiſe recupe
den Nor- rirte Kayſer Henricus III . Das Jus,ſo dieOttones auch von
Apulien. Dieſem gehabt/ that hiernechſt eine Wallfahrt nach den
Cloſter Montis Caſſini verliehe den Normannern zu leher
die Orte , die ſie damals in Apulia den Griechen abgewon.
nenſ verglich ſich mit den Griechen wegen des Herßog:
thumsBenevento, und kehrte wieder zuruck in Teutſchland
wohin er ſo wol den neuen Pabſt Clementem II. als auch
den PabſtGregorium VI . mehrerer Sicherheit halben mit
Neuer , fich nahm . Als Henricus nach Haus kam / fand er eine
Krieg in zimliche Unruhe vor ſich , dann Gothofredus, der Lotharin
Lotharin.
geil. giſche Hergog / welcher aus feiner Gefängnuß war entla
fen worden, hatte neue Håndel in Lotharingen angeſtellet
hierini
Die Regierung Henrici III, Nigri. 259

hierinn auch Henricum I. den König von Franckreich ,


item Balduinum , den Grafen von Flandern / zu Helffern
bekommen, Kayſer Henricus machte alſobald mitdemKos
nig in Franckreich Frieden /gieng daraufdem Gothofredo ,
welcher nebſt Balduino vom Pabſt war excommunicirt
und in Bann gethan worden 7 auf den Hals / und brachte
ihn in die Enge/ daß er um Friede bath , ruinirte auch die
Grafſchafft Flandern-dergeſtalt / daß Balduinus, der auf
den blofſen Kirchen -Bann nicht viel geben wolte i mit Re.
fhrution und Wiederherſtellung der Stadt Chambray
und Antwerpen ebenfalls des Kayſers Gnade fich unters
berffen muſte.
Unterdeſſen hatten auch die Ungarn ſich aufs neue wi- Neuer
der ihren König Petrum , der in des Kayſers Protection Krieg in
Ungarn .
bar / aufgelehnet , ihn auf der Jagd gefangen genommen /
geblendet/ſeine getreueſte Freundeund Diener jimgebracht,
and an ſeine Statt Andream zum König erwählet. Dies
fer ſuchte zwar bey dem Kanſerſich zu exculpiren / oder auf
fer Schuld zuſtellen /und zu inſinuiren /war aber abgewies
, nd wider ihn mit Krieg verfahren / anfänglich von
fen u
Alberto, demMarggrafen von Deſterreich /der des Königs
Petri Schweſter zur Ehe hatte nachmals von dem Kanſer
Henrico felbſt; und ward König Andreas , vom Pabit
Leone IX . der fich als Arbiterund Schieds -Mann inter
ponirte und darzwiſchen legte / mit Commination des
Banns gezwungen / daß er die Waffen ablegen und dem
Sayfer vor ſeinen Herm erkennen muſte .
Ben einer von dieſen Ungariſchen Expeditionen ; gez Der Kami
niethKanſerHenricus III. einsmalsin grofje Lebens-Ge- ſer iſt in
fahr; dann als er in Deſterreich auf dem Schloß Boſen : Gefahr
burg mit ſeinen Obriſten Tafel halten wolte/ fiel der Vo: eines
Falls.
Den vom Šaal unvermuthetein; und wurden durch ſolchen
Fallſehr viel vornehme Herren/ und unter andern Bruno ,
Der Biſchoff von Würzburg / erſchlagen / oder beſchädigt:
Der Kanſer ſtund zu allem Glück i ben einem andern am
Fenſter /welches tieff in dieMauer hinein gieng / und ves
ſten Grund batte / und kam alſo unverlekt Dapon.
R2
260 Dritter Periodus. II. Capitel.

Da der Krieg in Ungarn gehoben / entſtund ein neuer


Lermen in Italien. Es war vor dieſem das Stifft und
Kloſter Fulda/wie auch das Stifft Bamberg dem Påbſts
lichen Stuhldergeſtalt von Stifftern gewidmet worden /
daß die Påbſte auch von den Einkünfften derſelben , jährs
lich etwas zu lucrirenund zu gewinnen gehabt : wie man
nun aber hierüber in Teutſchland ſich beſchwerte / und ets
wa der Pabſt auch ſelbſten gern etwas anders davor in
der Nähe gehabt hätte,ſo tauſchte der Kårſer dem Pabſt
dieſe beede Stiffter aus / und gab ihm das Herßogs
thum Benevento davor : Nun hatten aber die Normanni
dieſer Zeit in Italien ſchon ſo feſten Fuß geſetzt / daß fie
auch den Påbſtlichen Stuhl nicht viel reſpectirten , ſondern
ſo wol fein neues Herzogthum Benevento als anderelande
DerPabſt immerzu bezwackten . Dieſen Plackereren zu begegnen /
kriegt mit erſuchte Pabſt Leo IX der bißherobey dem Kayſer immer
den Nor
in Teutſchland geweſen / auch von dem Kanſer zum Pabſt
mannis.
war nominirt worden, denſelben / daß er ihm etwas Volck
mit in Italien geben ſolte / die Normanner zu vertreiben ;
Der Kayſer verwilligte ihm ſolches und gab ihm Volck mit ;
die Normanni accomodirten ſich alſobald bey des Pabſts
; Ankunfft/ und verſprachen Reſtitution und Wiedererſtats
tung
Die Regierung Henrici III. Nigri, : 261

tung zu thun / der Pabſt aber , der die Saiten gar zu hoch
ſpannte ,wollte damit nicht zufrieden ſeyn / ſondern ſchrieb
Den Normannis vor, ſie ſolten ihm alle die Orte, die ſie biß :
her von den Griechen erobert / oder von dem Kanfer zu les
hen bekommen , abtretten / und ſich ganß und gar aus tas
lien weg machen ; und als die Normanni ſich hierzu nicht
Derſtehen wolten i that er ſie in Bann/ und führte ſeine ers
haltene Teutſche Völcker gegen ſie an ; als es aber zur
Schlacht kam / Kehrten die Staliảniſchen Vš{cker den
Rucken / lieſſen die Teutſchen im Stich / und ward alſo die Wird
Påbſtliche Armee geſchlagen / der Pabſt ſelbſten gefangen vonihnen
genommen / 34 Benevento in Arreſt geſetzt und ſo lang gefangen.
Barinn behalten / biß er den Bann wider die Nornianner
wieder aufhub / worauf er endlich nach einigen Accords:
Puncten von den Normannis wieder relaxirt und frer ges
laffen worden.
In Ceutſchland fekte es auch einheimiſche Kriege mitKrieg mit
Conrado dem berkog von Bayern / welcher auf dem Bayern.
Reichs- Tag ju Tribur / auf welchem Käyſef Henricus ſeis
nen jungen SohnHenricum IV. zum König undNachfolger
crónen laſſen , nicht erſcheinen wolte / und deßwegen von
dem Kanſer in die Acht erklärt / auch deſſen Fürſtenthum
dem Kayſerlichen Pringen Henrico conferirt und gegeben
worden / nicht ohne heimliches Schmåhlen der mehres
ſten Reichs- Fürſten / als die ſolches vor eine Ungerechtig
Feit ausdeuteten / wie dann der Biſchoff zu Regenſpurg
ſich offentlich des Conradi angenommen / und darüber von
ſeinem Bißthum vertrieben worden : Es muſte auch ends
lich Conradus ſelbſt der Kayſerlichen Præpotenk und
Macht unterliegen/ und mit einem Theil von Kärnthen ſich
vergnügen / welches der König Andreas in Ungarn / ben
dem er Zufluchtgeſucht/ ihm zukommen laſſen .
Nicht minder gieng auch ein neuer Krieg mit Hergog Neuer
Gothofredo pon Lotharingen an : Dieſer Herz/ welcher Krieg mit
lothes
Pabſt Leonem IX . in Italien begleitet hatte, kam in Be.
ringen ,
kanntſchafftmit Beatrice,des Bonifacii, Marggrafens von
Hetrurien /Wittib / einer Schweſter Kanſers Henrici III,
R 3 und

2
ledere
262 Dritter Periodus. II. Capitel.

Sec. XI. und heyrathete dieſelbe/ machte auch eine Anrede / daß ſeir
Sohn Gothofredus Gibboſus ihre Tochter Mathildem
Heyrath die eingige Erbin von Hetrurien und Mantua / nehmer
der Mac ſolte/ wann ſie beede zu ihren mannbaren Jahren kámen
thildis.
Dieſe Heyrath war kåyfer Henrico gewaltig entgegen
als welcher den HerkogGothofredum , den er vor den Un
getreueſten und Gefährlichſten von allen ſeinen Untertha
nen hielt, nicht noch måchtiger wolte werden laſſen ; nahn
derohalben einen Zug in Italien vor / die Heyrath wiede
zu trennen / verſicherte ſich auch der Perſon ſeiner Schwe
ſter/ und wolte ſiemit ſich in Deutſchland führen ; Gotho
fredus aber , der ſich in Lotharingen ſalvirt hatte / da i
fahe / daß ben dem Kåyſer keine Begnadigung zu erha
ten / griff von neuem zu den Waffen / und nahm den me
reſten Theilvon Ober-Lotharingen hinweg. Der Kå
ſer růſtete ſich zwar Gothofredum zu ſtraffen / wie er ab
über dieſen Handel fich gewaltig affligirte oder ångſtigtth
und ihm noch dazu die Zeitung vor Ohren kam / daßt
Wenden/ welche damals rebellirt / faſt ſeine ganſe Arme
die er wider ſie geſchickt / erſchlagen / ward er darüber de
maſſen beſtårkt daß er zu Bordfeld / einem Jagd. Hai
am Hart /von einer Kranckheit überfallen ward ; die il
Henricus dahin riß / ſeines Alters im 39. feiner Regierung aber i
ftirbt.
18. Jahr.
An . 1056. Dieſer Henricus III. welcher von Perſon ein vortre
licher Herz / und eines Kopfs långer als alle feine Hofer
diente geweſen , iſt der lekte, ſo die Hoheit und Bothmi
ſigkeit des Käyſerthums zu Rom und in Italien manut
nirt und erhalten hat , dann ſein Sohn und die nachfi
gende Kayſer ſind durch die Strittigkeiten mit dem Pab
OC lichen Stuhl / und daraus erwachſene einheimiſche Trou
len / alſo ins Abnehmen gekommen / daß ſie ihre Autor
tåt in erſagten Landen bey nahen gang haben müſſen ve
ſmcfen laſſen . Unter ihm iſt auch das vdllige Schisma od
Trennung! zwiſchen der Griechiſch- und Lateiniſchen
Kirche /ſo noch auf den heutigen Tag wähs
ret, ausgebrochen .
Die Regierung Henrici IV. 263

Das III. Capitel.


Von der Regierung des Kayſers
CI Henrici IV.
1
Ach Kayſers Henrici III. Tod / ward deſſen noch Lamb.
unmündiger Sohn Henricus IV. ein Kind von Otto Frif.
8N
fünff Jahren / wie er vorhin ſchon zum König virHenr.
und Succeſſoren
gecršnt worden , als rechtmäſſiger Kayſer Brunde
|| erkannt / und deſſen Vormundſchafft ſeiner Frau Mutter Bell
Scba Sax.
. fn ,
Agneri anvertrauet/welche den Biſchoff von Augſpurg /den Gembl.
Cankler Guibertum , und einen gewiſſen Schwäbiſchen
Cavalier / Conradum , der desjungen Kayſers Hofmeiſter Henricus
war / zu ihren geheimſten Råthen hatte. Gleichwie aber iſt unter
ſeiner
ſein HerrVatter Zeit ſeiner Regierung / dadurch , daß er Mutter
žimlich ſcharff geweſen und einige Fürſtenthümer an ſich song
ſelbſt zu reiſſen geſucht/bey vielen /ſonderlich bey den Sach- munde
ſen / ſich einen groſſen Haß gemacht , als gedachten dieſelbe ſchafft.
bey dieſerMinderjährigkeit des Kanſers , da deſſen Reich An, īcis so
noch nichtrechtbeveſtiget wäre / wo nicht einen Kayſer aus
ihrem Geblüt wiederum auf den Thron zu ſeben /wenigſten Die
fich von des Henrici Bothmäſſigkeit los zu machen / und Sachſen
berufften derohalbenOitonem ,denBruder Wilhelmides fangen an
Landgrafen in Thüringen/ welcher einiger Verbrechen hal- firen .
. ber bißhero in Böhmen flüchtig geweſen : Indeme nun
die Kayſerl. Frau Mutter dieſes aufſteigende Wetter fas
he / ruffte ſiedie ihr noch getreue Fürſten mit ihren Troups
pen nach Mörſeburg zu ſich / wohin Bruno und Ecbertus,
die Herkogen von Nieder-Sachſen / fich alſobald einfans
den 7 unter Wegs aber ſticſſen ſie zu allem Glück aufden
rebelliſchen Ottonem mit einigen Völckern / griffen denſels
ben / auf den fie'ohnedas einen alten Haß hatten / an / und
ward bergeſtalt gefochten / daß ſo wol der Rebell Otto, als
auch Bruno'auf den Plak blieb / und alſo der junge Kans Werden
gedemü;
ſer / weil die Sachſen / nachdem ſie ihr aufgeworffenes
thigete
Oberhaupt verlohren / ſich wieder zu Ruhe begeben / dißi.
mal von einer groſſen Gefahr befreyet.
Zugteicher Zeitward auch dem jungen Kayſer Henrico
R 4 ein
264 Dritter Periodus. III. Capitel.

Sec. XI! ein groſſes nachtheiliges Weſen zugezogen / indeme nach


Pabſt Victoris Tod die Römer wider) ihr geſchwornes
Eyd Fridericum , den Abbt Montis Caffini, des Herkogs
Pabft Gothofredi von Lotharingɔn Bruder / zum Pabit / unter
Stephanus
wird ohne dem Namen Stephani IX . erwählten , ohne den Käyſer wes
des Kay: der darüber zu fragen/ noch deſſen Confirmation zu erwars
fers Vors ten / welches man damals /bei noch ſchwacher Regierung/
wiſſen er und weil man ſich vor den Herzogen Gothofredo furchte,
wablet. mit dem die Kånferin durch Vermittelung Pabſts Viéto
ris ſich kurkvorher accommodirthatte / alſo geſchehen laſ
ſen muſteſ und GOtt dancken / daß der Pabſt / wie er
vor hatte / und alein durch frühzeitigen Tod daran gehins
dert warð / die Sachen nicht weiter getrieben / und ſeinen
Bruder Gothofredum gar zum König in Italien gecrånt.
Solches Nach Stephani ! X Tod ward zwar dieſer Præjudiß und
wirdre Nachtheil in etwas wieder erſeket / indemę die mehreſte
parirt. Cardinale ber dem Schismate , da von einigen Benedictus
X gewählet worden / zu dem Kanſer ſchickten und von ihm
einen Pabſt verlangten / welcher hierauf Gerhardum , den
Piſchoff von Florenz / unter dem Namen Nicolai II . era
nannte / der auch / weil Benedictus im neundten Monat
wieder verſtorben / vor einem rechtmäſſigen Pabſtdurch .
gehends erkannt und Nicolaus II. genanntward / allein
auch dieſer / ob er wol das Pabſtthum von dem Kanſer
überkommen / war doch von der Meynung der jenigen /
esgebühre ſich nicht, daß weltliche Herren die Bißthümer
Berord, vergeber / die Biſchoffe dazu vociren und nominiren oder 1
nungdaß ernennen folten / und machte deßhalben in dem Concilio
allein die Lateranenf , welches er des Berengarii halber/ der die war:
Cardinas hafftige Gegenwart des Leibs Chriſti im H. Sacrament
leugd
Des Altars laugnete / convocirt und zuſammen beruffen / 1
Cleriſer
einen eine Verordnung / daß hinfüro ein Pabſt anders nicht als
Pabſt er, von denCardinalen undPrieſterſchafft zu Romerigirtwer :
wablen den ſolte/ doch mit Vorbehalt des Juris Confirmandi oder
folten. Beſtåttigungs-Recht/ ſo die Teutſchen Kayſer damal hats
ten.Es gieng auch dieſer Pabſtnoch weiter/und creirte einen
NormanniſchenCavallier RobertumGuiſcardum ,welcher
biß
Die Regierung Henrici IV . 265

bißher mit einigen Schiffen auf den Apuliſchen Küſten Nicolaus


conferirt
Streifferenen getrieben /zum Hergog von Apulien / Calas den Nor.
brien und Sicilien / mit der Condition , daß er die Grie: mannis
chen und Saracenen gar völlig daraus vertreiben / und Apulien
alsdann dieſe Länder ( dievor diefem die Käyſer gehabt/ und Cas
labrien.
und zu verleihen gepflogen ) von dem Påbſtlichen Stuhl
zu lehen empfangen / von jeden Pflug zwölff Groſchen
Zinß bezahlen / dem Pabſt Huldigung leiſten / ihm wide;
ſeine Feinde afſiftiren /und in ſpecie die Grafen von Toíca
nella und andere, die bißher den Römiſchen Stuhl incom
modirt und beunruhigetí ſo lang bekriegen ſolte/ biß ſie mit
dem Pabſt ſich verglichen haben würden .
In Ungarn erregte ſich zu gleicher Zeit auch wieder ein Krieg in
Tumult , indeme dieſeunruhige Nation ihren König An- Ungara.
dream mit gleicher Münk / als er ſeinen Vorfahrer den
König Petrum , belohnt /und ihm vom Reich getrieben / an
ſeineStelle aber Belam zum König erwählet. Andreas
ſchickte ſeinen Sohn Salomonem zurKäyſerin und Res
FT gentin Agnete , deren Fochter Salomon zur Ehehatte/und
ließ dieſelbe um Hülff erſuchen / erhielt auch, daß Withel
mus, der Land Graf in Thüringen / mit einer guten Armee
in Ungarn geſchickt ward ; daſelbſt hatten die Teutſinen im
Anfang gute Progreffen und mehrentheils Sieg. Siever
rahen aber einsmals die Schanki und lieſſen ſich von den
Ungarn einſchlieſſen / und das Proviant abſchneiden / mus
ſten ſich derohalben durchſchlagen / und verlohren darüber Läufft
die ganze Armee ; der König Andreas ſtúrbtevom Pferd / unglåda
und ward von den Flüchtigen ertretten, LandgrafWilhel- lich abe
mus falvirte ſich auf einer Höhe / und defendirte ſich noch
ene Zeit lang / muſte ſich aber auf die legt gefangen geben /
da ihm dann die Ungarn wegen ſeiner Tapfferkeit allen
Reſpect erwieſen / und ihn bald daraufwieder fren lieſſen /
worauf er den Frieden zwiſchen der Käyſerin und Dem
Kinig Bela vermittelte.
Biß hieher gieng es vor den jungen Käyſer Henricum
noh alles gut / dann ſeine verſtändige Frau Mutter / die
The Kávferin Agnes,wuſtealles in ſo auter Ordnung zu führen
RS und
266 Dritter Periodus. III. Capitel.

Sec. XI, und zu erhalten /daß ſich weder in Teutſchland noch Italien
niemand zurühren getraute :wie aber die Teutſche Fürſten
damal gar alſo nichtgeſinnet waren /daß ſie einen Weiber's
Regiment/ſorůhmlich auch daſſelbe war , alzulang unters
geben bleiben wolten / und wol wuſten / daß / ſo lang die
Kayſerin Agnes den jungen Kayſer in ihrer Gewalt håtter
niemand ihr das Regiment aus den Händen reiſſen fonte;
ſo machten ſie einen Anſchlag , daß ſie den Prinzen von ihr
wegnehmen wolten / unter dem Vorwand , als würde er
unter dem Frauenzimmer gar zu weibiſch erzogen / und wols
ten ſie derohalben die Sorge ſeiner Erziehung ſelbſt über
Henricus ſich nehmen / und ihn zu Fürſtl. und Kriegeriſchen Dingen
wirövon angewehnen ; ſie beſchuldigten auch die Kayſerin / als hielte
feiner fie verbottene Gemeinſchafft mit dem Biſchoff von Aug
Mutter fpurg / der ihr Staats- Miniſter war / und wolten dieſen
geriſſen. Heren , der ſich auch zimlich hochmüthig erzeigt í einmal
nicht länger bey den Affairen und Regiments Geſchäff
ten dulten ; Zuſolchem Ende kamen Hanno , der Ers- BE
ſchoff von Köln /Ecbertus,der Hirkog von Nieder -Sacha
ſen / und Oro, der Herßog aus Bayern / gebohrner Graf
von Göttingen / (Dem die Kayſerin / um Freundſchafft
zu erhalten / Bayerland abgetretien/ ) unter dem Schein
Der Aufwartung zu der Kanſerin nach Speyer / allwo ſie
relid rte / behielten einsmals den jungen Kanſer bey ſich
zu Gaſt / führten ihn nach der Mahlzeit an dem Ufer des
Rheinsſpaßieren / und überredeten ihn / daß er mit ihnen
in ihr Schiff tratt / daß ſie daſelbſt ſtehen hatten / daſſelbe
zu beſichtigen . Sobald ſie ihn aberbey ſich in Schiff hats
gedachten
ten, lieſſen ſie das Schiff vom Lande ſtoffen / und
An, 1962. damit den Rhein hinab zu fahren. Der junge Kanſer, der
etwa damals zehen oder eilff Jahralt war/meinte / fie his
Springt ten mit ihm gar etwas anders vor und wolten ihn vielleiht
ins Wali umbringen machte ſich derohalben von ihnen los / ind
fer. ſprang in ſolcher Angitin den Rhein hinein , in welcher er
unfehlbar håtte erſauffen müſſen /woferne der Hertog Ic
bertus nicht die Reſolution gefaſſt und gleich nachgeſprins
gen / den Kayſer im Waſſer erhaſchet/ und alſo beim Loen
evala
Die Regierung Henrici IV . 267

erhalten , auch in das Schiff wieder gebracht hätte / moda


felbſten ſie ihm , ſo gut ſie kunten /-zuſprachen /und zufrieden
ſtellten / daß er gutwillig mit ihnen garnach Edin reiſete.
Die Kayſerin / die dieſem Jammer von einem Fenſter zus
fahe / und kein Mittel fand / wie ſie ihren Sohn aus der
Fürſten Hände wieder loß machen könte / machte aus der
Noth eine Tugend / gab die Regierung gutwillig auf / und
begab ſich in ein Cloſter , verfügte ſich endlich gar nach
Rom / und beſchloß allda ihr Leben im Privat-Stand und
einen gar heiligen und buffertigen Wandel.
Was Erk- Biſchoff Hanno an dem Biſchoff von Aug: Hanna
ſpurg nicht vertragen kunte / das that er/ als er den Kån wird
ſer in ſeine Hände bekam / ſelbſten / und adminiſtrirte die Vormunde
Reichs - Sachen nach ſeinem eigenen Gefallen ; er publicirte
.
um die übrige Fårſten zu befrieden , daß
zwar einen Befehl/
er den jun gen Käy ſer in ganz Deutſchland herum führen
wolte / und in welchem Fürſtenthum er ſich alsdann befina
de / derſelbe Herz ſolte die Obſicht der Affairen / fo zur ſele
bigen Zeit vorfielen / zu führen haben : allein / gleichwie diß
einVorſchlag war/ der ſich nůßlich nicht practiciren ließ, als
ſo gedachte auch Erk - Biſchoff Hanno ihn nie zu erfüllena
1
A fona
268 Dritter Periodus. III. Capitel.

Sec. XI. fondern behieltden jungen Kayſer mehrentheils bey ſich /


ließ ihm allen ſeinen Willen / gewohnte ihn zu nichts ans
ders als zum Jagen und Sauffen / undführte er immits
mittelſt das Regimentnach ſeinem Sinn/in welchem er das
4 mals eine notable und merckwürdige That von ſeiner Hos
heit begieng.
Schisma
Eswar noch unter der Regierung der Kayſerin Agnes
in der
Kirchen. Pabſt Nicolaus II. geſtorben/ und entſtund über der Wahl
eines Succefforis ein groſſer Zwieſpalt,indeme derCardinal
Hildebrandus, der bey der vorigen Påbſte Regierung das
mehreſte zu ſagen hatte, und ſchon lang damit umgieng /
daß er das Jus, die Påbſte zu ernennen , den Ranſern aus
den Händen drehen und die frene Einwåhlung der Geiſta
lichkeit wieder einführen wolte / qurch ſeine Adhærenten
und Pabſt Alexandrum II. ohne des Kayſers Vorwiſſen
und Venſtimmung erwählen machte; die vornehmſte Hers
ren von Rom aber/ als die Grafen von Toſcanella , item ,
die Biſchoffe in der Lombardie ordneten eine Legation an
Den Kayſer ab / bey dem auch Alexander II . um die Confir
mation ſich bewarb. aldar aber ward die Wahl Alexan
dri verworffen / und auf einem zu Baſel deßhalben gehaltes
nen Synodo Cadaluinus Pallavicinus, der Biſchoff von
Parma , unter dem Namen Honorji II . ernennet / welcher
darauf mit einer guten Armee von Lombardern vor Rom
kam /vondar aber durch die Trouppen des HerkogsGotho
fredi von Lotharingen und ſeiner Gemahlin der Beatricis,
Herßogs von Hetruria /welche den Schutz des Pabſts Ale.
xandri II.übernomen / hinweg und wieder nach Parma geo
trieben ward . Wie nun hierauf die Trennung von Tag zu
1 Tag ſtårcker ward / und immittelſt die Veränderungmit
der Regierung in Teutſchland ſich ereignet / bediente fich
der Erk: Biſchoff Hanno (der von der Kirchen canonifirt
iſt) ſeiner neu - eclangten Autorität / verſammlete einen
neuen Synodum , erklärte in ſolchem die zu Rom geſchehene
Wird von Wahl des Alexandri, weilen gleichwol deſſen Confirma
Hannone tion ben dem Kayſer geſucht worden wäre / vor rechtmåſs
aufgehos
Ест, ſig/die zu Baſel vorgegangene Nomination desHonorii II.
abet
Die Regierung Henrici IV . 269

aber vor ungültig , und hub damit das Schiſma auf, wels
cher Entſchluß auch hernach in einem Synodo zu Mantua
confirmirt ward / wiewol viel reynd i die da'vermeinen /
es ſene dadurch der Kayſerlichen Autoritåt zimlich Nachs
theil geſchehen .
Die Autorität aber / die Hanno hatte / einem von dem
Kayſer und dem Baſeliſchen Synodo ernannten Pabſt zu
verwerffen / war gleichwol nicht ſo groß / daß er in Ceutſch
land nur einen geringenPræcedenk-Streit zwiſchen zweyen
Prælaten håtteſtillen können : Dann auf einem kurg nach Præce
dieſer Zeit zu Goſlar gehaltenen Reichs- Tag fügte ſichs / deng
daß der Biſchoffvon Hildesheim und der Abbtvon Fulda Streit
zwiſchen
miteinander in Stritt kamen , indeme der Abbt/ als Cang dem Ubbs
terder Ståyſerin
/ den nåchſtenSiß nach demErk- Biſchoff ten von
von Mäyng in der Kirchen haben , der Biſchoff aber ihm/ Fulda
1
als einem bloſſen Abbten /nichtweichen wolte/ und mit Be- und Bis
walt die Oberſtelle einnahm í auch da der Abbt lange di- fchoff voni
(putiren wolte / den Seinigen zurieff / ſie ſolten zur Wehr Beim.
greiffen : Wie nun die Fuldiſchen , die im Anfang den An, 1063 ,
Hildesheimiſchen zu ſchwach waren ; ſich ebenfalls verſtår
cket/ und dieſe von neuen angegriffen / geſchah in der Kits

chen
270 · Dritter Periodus. III. Capitel.

Sec. XI. chen eben am Heiligen Pfingſttag , in Gegenwart bes juns


gen Kanſers ein grauſames Morden / ſo nicht geſtillet
Verurſas werden kunte / biß dieNacht die erbitterten Leute von
eins
chet ein ander trennete ; Des andern Tags ward zwar die Sas
Blutvers che examinirt/ und die mehreſte Schuld dem Abbten bens
gieſſen in gelegt , welcher auch , damit er ſich ben denen Biſchoffen
der Kirs
фев,. wiederum einen guten Willen erkauffen mochte / den ganz
ßen Schaß ſeines damals ſehr reichen Cloſters verſpen:
dirte , allein das Unglück war geſchehen / und ließ ſich mit
Geld nicht wieder gutmachen ,und ſchreibet man / daß als
damals der gewöhnliche Kirchen -Gefang : hunc diem ego
vobis feci glorioſum : Dieſen Tag hab ich euch herzy
lich gemacht / intonirt worden , da habe der böſe Geiſt
aus dem groffen Loch des Gewölbes herab geſchrnen :
Hunc diem ego vobis feci luctuoſum : Dieſen Tag
bab ich euch traurig gemacht.
Hiftori Unter dieſer Zeit der Minderjährigkeit des Henrici IV ,
von Land :
graf Lud. und Regierung des Erk- Biſchoffs Hannonis , begab ſich
wig dem auch in Teutſchland die notable Begebenheit mit Lands
Sprine Graf Ludwig in Thüringen / den man den Springer zus
ger . nahmſte. Es hatte ſich in denſelben die Gemahlin Frides
rici , des Pfalt -Grafens in Sachſen / der zu Weifenburg
bey Freyburg an der Unſtrutreſidirtel ( allwo jetziger Zeit
Das Cloſter Schipli ſtehet/) verliebet , und demſelben die
Anleitung gegeben / daß er in ihres Heren Wildbahn jaz
gen / und wann derſelbe ihme ſolches zu verwehren hinaus
kommen würde, denſelben / gleich als in einem Tumult / gar
umbringen , und ſie darauf heyrathen folte ro Land-Graf
Ludwig auch gethan : Es hatte aber der Pfalz - Graf
Friederich zum Bruder Adelbertum , den Erk- Biſchoff zu
Bremen / der an dem Kayſerl. Hofgar mächtig war / Der
brachte nach der Zeit / da Lidovicus mit Friderici Wittib
ſchon etliche Kinder erzeugt , dieſe Sache bey dem Kanſer
flagbar an ; und als derſelbe ſich zu verantworten nicht
erſcheinen wolte / erklärte ihn der Kayſer in dieAcht / bes
kam ihn endlich / und feßte ihn auf das Schloß Giebichens
ſtein gefangen . Land -Graf Ludwig , der ein vigoreuſer
und
Die Regierung Henrici IV. 271
und lebhaffter Herz war / wolte ſein Leben nicht gern in
der Gefängnuß zubringen / reſolvirte ſich derohalben / und
ſprang von dem auf hohen Felfen gebauten ſehr hohen

Thurm in die Saalhinab ( von welchem Sprung ihm der


Namedes Springers zugewachſen ) und ſchwamm glücks
Elich und unverlekt Purch : er kunte aber gleichwol berdem
Kayſer ſich nicht ausſöhnen / ob er ſchon einer That halber
die Påbſtliche Abſolution erhalten / ſondern ward noch
zweimal gefangen / kam gleichwol allzeit wieder durch / und
gieng endlich in ein Cloſter.
Wir wollen uns aber wieder zu der Hiſtorie Kayſers Hanno
Henrici IV . wenden ; Nachdeme der Erk: Biſchoff Hanno willmit
die Macht der Regierung einmalan ſich aezogen/meinte er, Gewalt
alles můſſe nach ſeinem Sinn gehen / und begieng ein und einen
Erki
andere ſehr weit ausſehende Dinge / unter welchen nicht ſch off
das geringſte war , daß er nach des Erk : Biſchoffs von nach
Trier Tod /den Grafen Cononem von Pfålingen ; Chums Trier
Probften zu Cöln / einen fonſt frommen Herz / wider derTeken .
3 : frieriſchen Cleriſen und Burgerſchafft Willen / daſelbſt
mit Gewalt zum Erk - Biſchoff einſeben wolte / und den
Handel gar auf eine Schlacht ankommen ließ , in welcher
Conon gefangent und von einem Felſen zu toot geſtürket

work
272 Dritter Periodus. III. Capitel.

Sec. XI. ward. Wie nun ben allen Ministeriis es daher geht/ daß
auch der beſcheidenſte Staats - Miniſter nicht ohne Neid
undVorwurff leben kan / alſowiderfuhr es auchdem Erks
Biſchoff Hannoni, welcher / ſo tugendhafft er ſonſt war
doch dabey von Natur dem Zorn gar ſehrergeben / und die
Hanno Leute in der erſten Hiße mit Schelt- Worten gar übel an:
wird ver: fuhr / und ſich dannenhero viel zu Feinden machte : Dann
drenget. nachdem er den Erk - Biſchoff vonMäyntz und den von
Bremen mit zur Staats - Verwaltung gezogen hatte /
ſpielte dieſer lekte / welcher lieber der erſte als der legte in
Der Autoritåt ſeyn wolte / es dahin / daß auch die übrige
An , 1066. Stånde von Hannoneabſpenſtig wurden / welche ihn auf
dem Reichs- Tag zu Goßlar nöthigten / daß er den Kårſer
Henricum ; der erſt 15. Jahr alt war /vor vogtbar erklas
ren, ihm den Degen angůrten / und die Regierung einrau:
mer muſte ; und ließ hierbey der junge Kånſer das erſte
Der Kår . Stůck ſeiner ſchönen Auferziehung und Gemüths ſehen
ſer will da er den Erk- Biſchoff Hannonem , wider welchen Adel
ihn unis bertus, der Érk-Biſchoffzu Bremen , ihn gewaltig verheft
bringerts
hatte i wo ſich ſeine Mutter und andere Freunde nicht dars
zwiſchen gelegt/ mitaller Gewalt todt machen wolte.
Adelber Unter dem Miniſterio des Erk : Bifchoffs Adelberti,ben
tus erziet der Käyſer zu ſeinen Verträuteſten angenommen / gieng
bet den die Regierung am allerſchlimmſten / dannderſelbe fattirte
Kayſer in allen Stucken des junigen Käyſers kindiſche und unbes
übel.
jåhmte Paffionen / damit er ſich nur in Gunſterhielt . Es
hatte der Käyſer gleich nach ſeiner Vogtbaren Erklärung
Bertham , des Marggrafen Ottonis von Ferrara Tochter /
geheyrathet i als er aber kaum ein Jahr mit ihr im Ehes
ſtand gelebt / ward er ihrer überdrůbig / und wolte mider
Der Kår: aller Welt Danck von ihr geſchieden ſeyn i begieng auch
ſer will
fich von darüber diefelgamſte Actiones, fo nur zu erdencken; er gab
feinerGesfür / ſie ſeyevon Leib alſo beſchaffen / daß er ihr nicht ehelich
mahlin benivohnen können /und ſeneſie von ihm noch eine Jungfrau ;
ſcheiden . als dieſer Vorwand nicht Glauben finden wolte / beſchule
digte er ſie / ſie wäre ihm untreu , ſtellte auch einen von reis
nen Hof - Bedienten an , der mit ihr würcklich galaniſiren
und
Die Regierung Henrici IV . 273

und trachten ſolte/ ob er ſie zu Fall bringen konte,worüber


aber dem Kanſer ſelbſt ein gewaltiger Poſſen wiederfuhr /
dann als die Käyſerin des Cavalliers importune und vers
meſſene Liebs - Declaration oder Entdeckung nicht ferner
anhören / ſondern ihn einsmals darum ſtraffen wolte/ ſtells
te ſie ſich als ob ſie endlichſich von ihm håtte gewinnen las
ſen / und beſchied ihn , daß er um eine gewiſſe Stunde zu
Nachts ganz allein und ohneLiecht zu ihr in ihr Zimmer
kommen ſoltei beſtellte aber dabey ihre Hof- Damen mit
guten Prügeln i welche den unverſchämten Galan/ wann
er ſich in Zimmer betretten ließ / damit bewillkommen

TA
ENSUSTA

folten ; wie nun der fubornirte und heimlich beſtellte Ea: Wird von
vallier den Handel ſchon vor gerichtet hielt i dem Kayſer ihr ges
die Poſt anzeigte/ und ihn einlud , daßerſelbſtmitdaben prügelt.
reyn /und ſeine Gemahlin in ihrer Ubelthat convinciren
und überweiſen ſolte / war dieſer Darob herklich froh / und
als es zur beſtimmten Zeit kam / wolte er , damit er nicht
etwa ausgeſchloſſen würde / ſelbſt der erſte ſeyn ) der in das
Zimmer hinein tratt / gleich aber hinter ihm ward die Thứa
re zugemacht , und verfiel er in die Hände des mit Průgeln
gervaffiteten Frauen - Zimmers / welche ihn in der Finſtere
denvermeſſenen Cavallier hielten / und erbärmlich abs
vor
prügele
Dritter Theil.
274 Dritter Periodus . II . Capitel.

Sec . XI. průgelten /auch zur Thürwieder hinaus ſtiefſen , alſo daß er
ſeinen Fürwitz und übel abgeloffenen Anſchlag mit blauem
kucken auf etliche Tage im Bette befeuffzen muſte .
treit Wie unrechtmållig aber die Feindſchafft / To Kayſer
wegen der Henricus wider ſeine Gemahlin trug / auch wariſo fand
Zebenden
ſich doch der Erk Biſchoffzu Manng / der ihm verſprachy
in Thů:
ringen . er wolte ihm die Ehe Scheidung zu wegen bringen / wann
er ihm nur die Zehenden in Thüringen / aufdie er ſchon eis
ne alte Prætenſion hatte / adjudiciren und zuſprechen wür:
de/ vermittelte auch, daß immittelſt die Kayſerin ſich in das
Cloſter Lorch retiriren muſte. Der Kayſer / der / um ſeiner
Gemahlin loß zufommen , alles that/ war gleich hierzu wit.
lig / und lud ben Thüringern auf, daß ſie die Zehenden dent
Erß- Biſchoff geben folten : Theodoricus, der Marggraf
von Meiſſen / des damaligen jungen Landgrafen Eccardi
Vormund / wollte dieſe Beſchwerde auf ſeines Pupillent
Cand nicht bringen laſſen / widerſetzte ſich derohalben dem
Kayſerlichen Decrer oder Befehl/ und verbott den Unter:
thanen / keinen Zehenden zu geben ; der Kayſer wollte ſeine
Senteng mit Gewalt behaupten /marchirte derohalben mit
einer Armee in Thüringen / eroberte das Schloß Beichlin
gen / verbrannte die darunter gelegene Stadt/ und ver:
trieb den Theodoricum faſt von Land und Leuten. Sms
mittelſt hatte der Erk - Biſchoff zu Mayns einen Synodum ,
in welchem dieſe Ehe Scheidunggeſchehen ſolte/ beruffen ;
weil aber dieſes Werck ohn Des Påblilichen Stuhls Au
toritåt nicht Krafft haben kunte / ſo ward von Rom aus
ein Påbſtlicher Legatus verlanget / und der berühmte Pe.
trus Damiani,der eifrige Defenſor der Påbſtlichen Jurium
wider die Teutſchen Kayſer / ſelbiger Zeit, dahin geſchickt :
Ben dem Synodo aber lieff die Sach gank anderſt ab, als
Der Erk - Biſchoff ſich promittirt und verſprochen / dann
der Påbſtliche Legatus wolte abſolute und gant und går
von keiner Ehe Scheidung nichts wiſſen / ſondern bedros
hete vielmehr den Käuſer mit dem Bann / dafern er die
Kayſerin nicht wieder zu ſich nehmen wollte, ſo zuckten auch
die übrige Geiſt- und weltliche Fürſten die Åchſel/ uno
ſprachen dem Kayſer ſo viel zu / mit Vorſtellung der Gea
fahr!
Die Regierung Henrici IV . 275

fahr /ſo er ben fortwährender Unehe von der Kårferin Bes


1 freunden / in Italien haben würde , allmo reine Autorität
ohne das auf gar ſchwachem Grund ſtehe , daß er ſich ends
lich mit ſeiner Gemahlin wieder verföhnte,
Es gieng dieſer Zeit in Teutſchland unter der Regies
rung des Kayſers Henrici ſo jungund immoderat oder uns
beſcheiden er auch war , ſonderlich in dem Laſtèr der Uns
Keuſchheit / gleichwol noch alles gut von ſtatten / biß daß
Pabſt Alexander II. mit Tod abgieng / und der Cardinal
Hildebrandus zum Pabſt erwählt war , der den Namen
Gregorii VII nahın . Dann der ſchåndliche und intereſſirte
oder eigennukigeErk - Biſchoff Adelbertus war immittelſt
von dem Miniſterio hinweg / und der verſtåndige Erk:Bi:
ſchoff Hanno wieder dazu gekommen , welcher durch ſeine Hanno
gute Anſtalt die Plackerenen und Buſch-Klopffereyen / die kommt
5. ben des Käyſers Minorennität und Minderjährigkeit gar wieder fum Ro
ſehr in Teutſchland / ſonderlich in Sachſen , überhand ges giment,
1 nommen, in kurken allerdings abgeſtellet, auch zuwegen ges
- bracht / daß Otto , der Herzog in Bayern, demedie Kan .
ſerin Agnes dieſes Herkogthum conferirti ( und welcher
hernach von einem gemeinen Mann beſchuldigt worden /
áls ob er ihn gedungen den Kayſer umzubringen darauf
er/ weil er ungleichen Stands halben die Sachen durch eis
nen Zwey - Kampf mit ſeinem Ankläger nicht ausführen
wollen / füc ſchuldig und in die Acht erklärt worden /) fich
accommodirt/das Herzogthum abfratt/und ſich mit ſeiner
alt -våtterlichen Grafſchafft Nordheim contentirte, Wors
auf der Kayſer erſagtes Herßogthum Bayern / Guelpho - Bånern
ni Robuſto , dem Marggrafen von Eité in Italien ; und kommt
* Stam - Vatter desChur-undHoch -Fürſtl.Hauſes Braun ,andiefür
ſchweig undLüneburg, gebürtig aus dem alten Wittekindi-TheFarmacia
fchen Stamen / ( Delſen Jer2 Vatter dạrch Heyrath liam .
Cunigundæ , der Tochter und Erbin Guelphonis, den jes
nigen Strich in Bayern / ſo zwiſchen den Alpen / der Pfar
und der Ämber liegt / atſchon überkommen hatte ) verlies
hen. Sobald aber Gregorius auf dem Påbſtlichen Stuhl
gekomen /ſtiegen mit ihm auch ſolche Wetter Wolcken auf
welche endlich Kapſer Henricum zugleich zu Grund gericht.
Wacha
276 Dritter Periodus . III. Capitel.

Sec. XI . Nachdem Pabſt Alexander mit Tod abgegangen / und


Anfang der Cardinal Hildebrand die Anſtalten zu einer neuen
des Wahl gemacht / fienge das ganse Volck i gleichſam als
Streits
von einer Göttlichen Eingebung getrieben / an ju ruffen :
zwiſchen
dem Kay, Hildebrandus folte Pabſt ſeyn/ nahmen ihn auch , wie ſehr
fer und er ſich gleich opponirte/ und ferten ihn auf den Påbſtlichen
Pabſt Stuhl/ welche Wahl hernach auch von den Cardinalen
Gregorio: confirmirt ward . Ob nun woln Hildebrandus ſchon von
vielen Jahren her keinen andern Vorſak hatte / als daß er
Denen Kayſern das Recht, einen Pabſt zu ernennen und zu
confirmiren /benehmen und die Electiones Canonicas oder
geiſtliche Wahl reintroduciren und wieder einführen
möchte / ſo hatte er doch vor Augen das Erempel ſeines
Antecefforis , und erinnerte ſich , wie ſchwer man demſelben
feine Wahl , die ohne des Kanſers Vorwiſſen geſchehen /
gemacht ; wolte derohalben ſich weder zum Pabſt conſe
criren oder einweihen / noch crónen laſſen / biß daß er dem
Kayſer Henrico alles / wie es ſich bey ſeiner Wahl zugetras
gen; in ganz fubmiffen Terminis und demüthigen Worten
hinterbracht/ und von ihm die Confirmation erhalten hat:
te / wornach er die Påbſtliche Würde annahm/ und ſich
Gregorium VII . nannte.
Wober Allein /ſo bald er ſich durch dieſen Weeg auf dem Påbſt
folder lichen Stuhl beveſtiget und ſicher fahe / daß man ihm lo
gerührt. bald keinenEintrag würde machen können , da fieng er an
Die Anſchläge, die er vor dieſem gemacht /ins Werck zu ſes
ben/ und das Rauhe hervor zu kehren. Es war ſchon von
den älteſten Zeiten und von dem an / daß die Biſthümer
Durch die Liberalitåt und Freygebigkeit der Könige mit ſo
anſehnlichen Donationen und Beſchenckungen von Land
und Leuten waren bereichert worden / der Gebrauch in der
Chriſtenheit geweſen / daß die Könige und Fürſten / von
welchen die Landſchafften dependirten / die Biſchoffe und
Nebbte deßhalben vor ihre Vafallen hielten / ſie zu erſagten
Vißthümern und Abbteyen nominirten / auch mit ſolchen
würcklich inveſtirten oder einſegten / und diß mit einer
ſolchen Ceremonie , daß gleichwie ſie den Weltlichen Va
fallen das Schwerdt und den Fahnen zuſtellten i alſo fie
ben
Die Regierung Henrici IV. 277

den Geiſtlichen den Biſchoffs - Stab und den Ring eins ļnveftitura
håndigten, zum Zeichen / daß ſie forthin als Biſchoffe con . cum baculo
liderirt werden ſolten / und dieſes heiſt bey den Autoribus & annulo ,
Inveſtitura cum Baculo & Annulo, oder die Einſebung mit
dem Biſchoffs -Stab und dem Ring / und weiln dazumal

bie Kanſer auch ſouverain zu Rom waren / oder doch es


ſeyn wolten, ſo trug von ſelbſten nach ſich / daß ſie auch der
Benennung des Biſchoffs von ſelbiger Stadt/ und mits
hin ein Haupt der ganzen Kirchen zu geben / fich annah.
men ; Es war auch vor Pabſt Gregorio VII. niemand , der
weder wider die Nomination der Biſchoffe ſelbſten , ſo von
den weltlichen Potentaten geſchah , noch wider dieſen mo
dum inveſtiendi oder Art die Biſchoffe einzuſeßen /etwas
ſonderliches zu ſagen hatte / oder ſolchen für unzuläſſig
hielt. Neben pieſem Jure , das an ſich ſelbſt eben nicht zu
V improbiren oder zu mißbilligen / wie dann das Jus confe.
rendi inſigniora beneficia, oder das Recht die beſten Geiſt
lichen Aemter und Einkünffte zu ertheilen / denen Königen
in Franckreich und andern nach der Zeit von denen Påbſten
und den Conciliis felbſten beſtåttigetworden , ſchlichen aber
M
zu gleicher Zeit auch andere Dinge ein , ſo man ſchon vor
dieſen und zu Zeiten Pabfts Gregorii M. vor Mißbrauche
3 oder
278 Dritter Periodus . III. Capitel.

Sec. XI. oder Kegerenen hielt: Das erſte war / daß nicht allein die
weltliche Fürſten und ihre Ministri Dieſe bey ihnen ſtehende
Beneficio- Ertheilung der Beneficiorum offentlich um Geld verkauffs
rum von ten / und daraus ein Gewerb machten / ſondern auch / daß
Weltlis
chen / abe die Biſchoffe ſelbſten vor die Ordinationes, die ſie den Pries
Hellen." ſtern und andern geiſtlichen Perſonen ertheilten 7 Geld
nahmen /welches Laſter in Canoniſchen Rechten / von der
ſen erſten Urheber, nemlich dem Simone Mago, der den As
poſtein Geldofferirte und anboth / wann ſie durch Aufles
gung der Hände ihm die Dona Spiritus Sancti oder Gaben
des H. Geiſtes mittheilen wolten/ Simonia genennt ward :
Das andere ) was vor einen Mißbrauch gehalten ward!
war/daßtheils Könige und Fürſten /bey denen das Juscon
ferendi Beneficia beſtnnd /ſich einbildeten /erſagteBeneficia
dependirten blofferDinge von ihnen /und deßhalben /wann
ein Biſchoff oder Abbt mit Tod abgieng/ zogen ſie die Eins
künfften von ſothanen Bigthümern und Åbbteyen ſo lang
zu ihren Kamerŋ / biß fie folche mit einem tauglichen Mens
ſchen wieder beſetzt í lo offtmals gar langſam hergieng :
Andere tra & tirten gar mit denen neu-conſtituirtenBiſchofs
fen und Alebbten / wieviel ſie von dem Einkommen des Bene
ficii ſollten zu genieſſen haben / und gaben das übrige ihren
Soldaten /oder andern / die ſie zu recompenſiren hatten/zu
verzehre: Aus dieſem entſtund noch ein anderInconvenient,
daß nemlich die Biſchoffu. Aebbte/die da fahen /daß alle ih
re Fortun bloß von der Benevolens ihrer Könige dependi
rer dieſelbe aufalle Weiſe zu gewinnen ſuchten, ſich mehrens
Wie audy theils bey denfelben zu Hof/oder in der Campagne aufhiela
die In
continen ten / und durch dieſe weltliche Geſellſchafft alſo corrumpirt
tiam Cle- wurden / daß man zwiſchen ihnen und andern weltlichen
ricorum . Perſonen faſt gar keinen Unterſchied ſehen kunte/ſo gar/ daß
ſie offentlich Harniſch und Waffen trugen / auch der meiſte
Theil entweder Concubinen / oder nach dem Erempel der
Griechiſchen Prieſter / ordentlich geehlichte Weiber hatten.
Wider dieſe Abuſus nun der Simonie nemlichy/ und der
Incontineng der Geiſtlichen / als welche in der Lateiniſchen
Kirchen nie tolerirt werden wollen /haben ſchon viel Påbſte
gearbeitet, unterſchiedliche Concilia darüber gehalten / und
nach
Die Regierung Henrici II. 279

nachdem ſie mit mehr oder wenigern Eiffer es angegriffen /


die Ausrichtung gehabt : Wie nun Pabſt Gregorius VII.
der von Natur ein bißig und inflexibler Herz war /auf den
Thron kam / ließ er ſich vorſtehen , dem Übel fånte auf eins
mal nit beſſer geholffen werden als wann man die Geiſt
lichen von der Handlung und der Depedent der Weltlis
chen abſolute wegz8g/und die Sach wiederum auf den Fuß
der Geiſtlichen Wahl/nach dem Gebrauch der erſtēChriſti.
Kirchen einrichtete i da nemlich das Volck und die Éleri:
fey von einer Kirche / ſich ſelbſten einen Vorſteher und Bis
fchoff nach Willkühr wählten / ohne ihren Kayſer oder
König darüber zu fragen ; woraus alsdann erfolgen würs
de , Baß die Kanſer auch nicht weiter fich in die Wahlder
Römiſchen Pålſte würden zu mengen / und mit der Zeit
zu Rom gar nichts mehr zu ſagen haben.
Dieſen Anſchlag /worinit er ſchon zu Zeiten Pabſt Leo . Magt
nis IX. umgegangen / ins Werck zu ſetzen /Verſammlete er darüber
einen Ca
bald nach ſeiner Erhöhung ein Concilium zu Rom / erneu : nonem .
erte in ſelbigem dieAnathemata ,ſo ſein Vorfahrer Alexan
der II. und andere wieder die Simoniacos und unmåſſige
Geiſtliche gefället /extendirte aber auch dieſe Excommuni
cation auf alle die jenige , die in das Fünfftige die Inveſtitur
von einem geiſtlichen Beneficio von der Hand eines Welts
lichen mehrannehmen / und alle Weltliche / ſo dergleichen
Inveſtituren zu ertheilen , ſich anmaſſen würden /ſchickte ana
nebenſt ſeine Legatos in Teutſchland / hierüber ein Conci.
lium zu celebriren/ die Decreta dicfes Römiſchen Concilii
zu publiciren und zu exequiren ; ob welcher Publication
aber der Erk- Biſchoff von Maing / zu Erfurt) von denen
Geiſtlichen / die ihre Concubinen und Weiber nicht weg
laſſen wolten / ben nahen måre todt geſchlagen worden .
Ob nun wol dieſesUnternehmen /was die Ertheilung der Anlaß
Beneficiorum anbelangt/gerade wider dieKayſerlicheJura des
gerichtet war / ſo hatte doch Pabſt Gregorius ſein Tempo Streits
zwiſden
► wol genommen/ daß dißmal der Kayſer nicht gar fons den Sad
ders ſich darwider ſezen durffte. Die Sächſiſche Nation ſen und
welche unter der Regierung derOttonum mehrentheils zu dem Kån,
oberſt am Bret gefeſſen , hat bey dieſen Kayſern ſo viel Pri- fer.
4 .
280 Dritter Periodus III. Capitel.

Sec. XI. vilegia erlangt / daß ſie nicht viel weniger als gang frey was
ren . Indemenun Kayſer Henricus mehrentheils zu Goß :
lar residirte / war ihm ein gewaltiger Dorn in Augen /daß
er mit ſeinen nechſt adda gelegenen Unterthanen nicht nach
bloſſer Willkühr ſoltezu diſponiren haben/und gieng dero
halben immer damit um / wie er ihnen ihre Privilegia bes
ſchneiden / und ſie unter das Joch einer unlimitirten und
unbeſchrenckten Bohtmäſſigkeit bringen möchte. Und
weil er ſich einer Rebellion in ſolchem Fall zu beſorgen hat:
te / ſo bauete er / unter dem Vorwand die Raubereyen abs
zuſtellen , auf allen wolgelegenen Bergen / Schlöſſer /und
belegte ſie mitGuarniſonen / welche im Nothfall die Sach .
ſen im Zaum halten und immittelſt dieſelbe zum Gehors
ſam und Coníributionen angewehnen ſolten / worber von
den Soldaten viel Muthwillen mit unterlieff. Die Sach:
fen /als ſie merckren / worauf der Handelgemůnkt/auch deßs
halben bey dem Kayſer offt geklagt/ und keine Ausrichtung
erhalten annebenit gar übelzu frieden waren /daß / da der
Kayſer in Sachſen Hofhielt er doch faſt gar keine Sacha
fen / ſondern lauter Schwaben in Dienſten hatte, welches
lauter Placentiner waren / und des Kayſers ohne das hitzis
ge Gemüth noch verbitterten / ſo wolten ſie auch nicht
warten / biß er mit allem ſeinem Veſtungs- Bau ferrig i
ſondern griffen nebſt denen Thüringern zum Waffen / und
belagerten Den Kayſer aufdem Schloß Hartensburg alſo
enge / daß er immittelſt/ da er die Belagerer mit Accords.
Tractaten aufhielte / Durch Anweiſung eines gågers, der
ihn durch abwegſame Ortführte / heimlich und kümmer:
lich davon und nach Worms kommen kunte.
Als er ſich in Freyheit fahe / brachte er ſeine Armee , die
er eben um ſie wider die Polen anzuführen auf den Beinen
hatte, zuſammen / uud wolte damit die Sachſen allerdings
ůbern Hauffen werffen . Dieſe aber hatten immittelſt ſich
mit einander verbundenund alle Sächfiſche Biſchoffe und
Fürſten in einen Bund gebracht und
/ ſtunden / ihre Freys
heiten zu defendiren / vor einen Mann / nahmen auch un
terſchiedliche Kayſerl. Schlöſſer ein / und verheerten ſie.
Der Kayſer erſuchte Canutum den König in Dennemarck
daß
Die Regierung Henrici IV , 281

” daß er ihm wider die Sachſen benſtehen ſolte / reigte auch


die Wenden i ſo man Luttiiios hieß , die in der Marck
Brandenburg und Unter-laußnitz wohnten i auch dazu:
mal nochmehrentheils Henden waren / daß ſie in Sachſen
einfallen ſollten . Allein der erſte wolte ſich in dieſen Streit
nicht miſchen und die legten hatten faſt mehr luſt über den
Kayſer ſelbſten als über die Sachſen. Unter währenden
dieſen Håndeln kamen eben die Påbſtlichen Legaten in
an !
Freundſchafft / weil ſie ihn als einen / der Geld Begierde
halber excomuniciri/ung vom PabſtAlexandro ſchon /ſich Die
deßhalben zu verantworten / citiſt wire/ anfahen , und mit Sachſen
ihm keine Gemeinſchafft haben wolten ; und brachten das verklagen
durch den Kanſer i den die Sachſen immittelft vor dem den Kays
Pabitverklagt/ und welcher in Sorgen ſtund / wann er es ſer vorden
Påbftlis
dazu kommen ließ / daß man ihn fürverbannet hielt / ſo
den Le
dorffte gank Teutſchland von ihm abfallen, dahin / daß er/ gaten .
um von den Legaten die Abſolution zu erhalten / verſprachi
Daß er alles / was ihm der Pabſt vorſchreiben würde / ein- Der Star,
gehen wolte; doch hatte er dabey die Adreſſe, daß er ſich der ſerver
Strittigkeit / ſo zwiſchenden Påbſtlichen Legaten und den ſpricht
Erk- Biſchöffen von Mäyng und Bremen entſtund , inde: fich dem
me dieſebenen Legaten nicht einraumen wolten / daß ſie eis fubmit
nen Synodum in Teutſchland zuſammen beruffen ſolten / ciren.
weilen dieſes Rechtihnen als Legatis natis, & perpetuis zu:
kåme , alſo wolbediente / Daß die Pabſtliche Legaten diße
mal ohne auf einem SynodoihreDecreta publiciren zu köns
nen / nach Hauſe reifen muſten.
Jmmittelſt gieng der Krieg wieder die Sachſen immer Der
fort 7 dann die Tractaten und kleine Stillſtåndewolten Sachfi:
dhe Krieg
die Sache nicht heben / zumalen da auch die vornehmſte geht wies
Reichs Stände von dem Kanſer abwendig gemacht wor- der an .
den durch einen ſo genannten Wernerum , der da ausgab!
der Kanſer hab ihm und andern ſeinen Dienern befohlen / Ein Ver:
fie ſolten die Fürſten / wann ſie in der Conferent beyſamen machet 3
wåren / mit einander todtſchlagen ; wiewol dieſen Werne- groſſe ung
rum nachmals der Teuffel offentlich weggeführt haben gelegeng
ſoll / als er ſein Vorgeben durch einen Zweykampff aus : beit,
führen
282 Dritter Periodus. III. Capitel.

Sec. XI. führer: ſollen ; Anfänglich hatten die Sachſen den Vor :
theil/ nahmen das Schloß Affenburg ein / und bekamen
parinnen die Kayſerin gefangen , die ſie aber bald hernach
wieder los lieſſen es ward auch endlich durch die Reichss
Stånde ein Friede dahin vermittelt / daß die Sachſen ſich
wieder ſubmittiren i hingegen der Kayſer ſeine Zwings
Schlöſſer wieder abbrechen ſolte ; als er aber zu Hartes:
burg die Mauren allzuhoch ſtehen ließ / brachen die Sacha
ſen ſolche mit famt der daran gebauten Kirchen ſelbſt ab/
und raubten dabey allen Kayſerl. und Kirchen . Schak
Die mit hinweg. Diß ward vor einen Friedensbruch aufges
Sachſen nomen /und entſtund darüber das folgende Jahr ein neuer
geſchla: Krieg / in welchem aber das Blat ſichgewendet, dann der
gen . Käyſer gewann bey Neuſtadt an der Unſtrut den Sachs
ſen und Thüringern eine große Schlacht ab /verheerte dars
An, 1076.auf das Land erbärmlich / und zwang ſie dahin , daß ſiedie
Fürſten , ſo dieſer Rebellion Urheberwaren / als Wezilo
nem , den Erb- Biſchoff von Magdeburg Buconem , den
Und ihre Biſchoffvon Halberſtadt / Ottonem , den geweſenen Herz
Fürſteu bogen in Båvern und dermaligen Grafen von Nordheim
gefangen Fridericum , den Pfaltz-Grafen in Sachſen / Magnum den
genomen Herzog in Nieder - Sachſen und ſeinen Vettern Her
mannum , Dietericum, den Grafen von Quedlinburg/ Al .
bertum , denland- Grafen von Thüringen/und viel von der
Ritterſchafft auslieffern muſten / welcheder Kayſer hin
und wieder in Teutſchland in Gefängnuſſe ſekte.
Das harte Verfahren mit dieſen Herren / die/ vie etliche
Autores melden / dahin geſchloſſen hatten / daß der Kanſer
ſich bloß mit ihrer Unterwerffung contentiren ſolte/ſtieß die
Sachſen gewaltig vor den Kopf/ weiln fie nun den Handel
Die aufdas neue zumWaffen kommen zu laſſen nicht getraus
Sachſer ten / ſo wolten ſie den Weeg Rechtens antretten / und vers
verklagen klagten den Kanſer bey dem Pabſt / aliwo ſie ihn vieler ers
ben Kean, ſchrocklicher und ſchåndlicher Laſter beſchuldigten. Der
fer bey
Pabſt Gregorius war auf den Kanſer wegen vieler Urſa
dem
Pabſt. chen ohne dasnicht wol zu ſprechen : Ms erſtlich / daßer
ihme mit Abſtellung der Ertheilung von Beneficien i das
Wort
Die Regierung Henrici IV . 283

Wort nicht gehalten , das er ſeinen Legaten gegeben. Zum


andern , daßer hindern helffen, daß ſie keinen Synodum in
Teutſchland halten können. Zum dritten /daß er Salomoni,
dem König in Ungarn / wider den König Geiſam daſelbſt
erſt kürzlich mit der Bedingung aſliſtirt / daß nach erhaltes
nem Sieg das Königreich Ungarn dem Römiſchen Reich
ginsbar werden ſolte , da es doch vorhin vom König Sancto
Stephano dem Römiſchen Stuhl zinsbar gemacht wora
den . Und vierdtens / daß er ihn beſchuldigt/ er habe die
Aufruhr, die der Stadt- Vogt Cencius zu Kom angeſtellt
vornemlich angetriffelt / in welcher Cenciu : den Pabſt aus
der Kirchen Mariæ Majoris heraus geriſſen / und mit ſich
auf die Engelsburg geſchleppet / auch dafelbſten ſeiner vera
3 muthlich übelgewartet haben würde /wofern das Tomi
13 fche Volck ihn nicht alſobalden wieder losgeriſſen håtte,
Solchemnach ergriff er dieſe Gelegenheit / da er für des
Käyſers Richter angeruffen ward / mit allen Freuden / als
wol merckende / daß ihm zur Ausführung feines groſſen
Deſſeins , die Kirchen - Freyheit wiederum einzuführen , keis
ne favorablere Ocaſion anſcheinen würde/als dieſe, die er
mit einem noch jungen Spårfer zu thun / der ſeiner ſchånd,
lichen Debauchen halber / die er in der Jugend begangen /
fich einen ſehr üblen Namen gemacht / bey den Reichs
Stånden nicht allzugroſſes Vertrauen / und dabey den
groſſen Haß der Sächſiſchen Nation auf ſich hatte ; citirte DerPabf
Verohalben den Kayſer nach Rom / daß er wegen der cicirt den
Sächſiſchen Klag und der vor dieſem beſchuldigten Simo- Sanfer vor
Geridt.
niæ ſich verantworten ſollte , ber Straffe der Excommu.
nication .
Der Kayſer/der nach erhaltenem Sieg wider die Sacha
fen glorieus war / kunte nichts wenigers vertragen als dies
fes ihm vom Pavſt geſchehene Tractament; danit er nun
e fich an ihm revangiren mochte, ſo beruffte er die mehreſten
Biſchoffe nach Wormszuſammen / trug ihnen die Sacher
die ſich öer Pabſt unterſtanden , vor / und verlangte / ſie ſols
ten bedencken, was hierinn zu thun wäre. Indem dieſe fich
berathſchlagtē/erſchien bey demSynodo der CardinalHugo
Blan .
284 Dritter Periodus III. Capitel.

Sec. XI . Blancus, welcher ſchon vor dieſem /durch den Widerſpruchi


den er ber der Wahl des Alexandri II. gethan /ſich bekandt
gemacht , und nun / wegen gewiſſer Urſach / von dem Pabſt
war abgeſekt worden . Dieſer klagte bey dem Synodo er:
ſchrocklich über den Pabſt/ und übergab eineSchrifft/ die
er mit Guiberto , dem geweſenen Kayſerl. Canßler "/ und
nunmehrigen Erk- Biſchoff von Ravenna , zuſammen ges
ſchmiedet/ darinnen er den Pabſt der abſcheulichſten Laſter/
der Geld - Begierde / des Mords / der Unkenſchheit/ Ver
råtherey / Gottes - Verlaugnung / Kirchen - Raubs/ Zaubes
ren unddergleichen./ beſchuldigte / und beruffte ſich in allen
dieſen auf Gerichtliche Zeugenſchafften / davon er auch ein
und anders vorleate.
Die Teutſche Biſchoffe/ die ohne dem mit dem Pabſt
ůbel zu frieden waren , weil er ſie mehrentheils für Gelda
Geizige und Unkeuſche ſchalt / und wann er es nur håtte
enden können / ſie gern miteinander abgeſegt håtte / waren
froh i daß ſie ein Urſach gefunden , an den Pabſt zu kom
men, examinirten derohalben die Sache nicht weiter/ ſon :
Die
Dern declarirten auf des Cardinal Hugonis Anklage / daß
Deutſche ein ſolcher laſterhaffter Menſch niemals mit Recht den
Biſchoffe
fagen dem Stuhl Petri håtte beſiken können / und daß ſie ihn hinfort
Pabſt den vor ihr Haupt und Pabſt nicht mehr erfennen wolten / und
Gebor : ſchrieben dieſe ihre Declaration dem Pabſt in denen an:
ſam auf., züglichſten Terminis ſelbſt zu ; Es waren auch von der ganz
An. 1076 .
Ben Verſammlung nichtmehr als Adalberon, Der Biſchoff
von Würzburg / und Hermann / der Biſchoff von MER
ſo ſich dem Schluß widerſetten / und daß man den Pabit
nicht verdammen ſolte / ehe man die Anklag ordentlich
examinirt/ erinnerten/ wiemol ſie doch endlich mit den Ma
joribus fich conformirt / und mit unterſchrieben . Der
Brief des Wormiſchen Synodi kam zu Roman / eben des
Tags vorher / als der Pabſt auch ſeinen Synodum , vor
welchen er den Kanſer cirirt hatte , halten wolte / und ers
zůrnte ſich Gregorius , ſo hitzig er ſonſten auch war / ſo gar
nicht darüber ; 5aß er vielmehr ſolchen im Concilio offent:
et lich abieſen ließ / dabey aber den Kayſer und die vornehms
Pabſt ex- ften Häupter des Wormiſchen Synodi, ſamt allen , die es
mit
Die Regierung Henrici IV . 285

mit dem Kanſer hielten / Öffentlich excommunicirte / ihme commu.


ſeine beede Königreiche Seutſchland und Italien ab er- nicirt den
kannte die Unterthanen ihrerPflichtlos zehite /und denen Kapfer.
Fürſten die Freyheit gab / zur Wahleines neuen Kayſers
zu ſchreiten ; er ließ auch die Schlüſſe dieſer geiſtlichen
Verſammlung in allen Kirchen von Italien / Teutſchland,
Franckreich , ja faſt der ganzen Chriſtenheit/ publiciren .
In Gtálien thaten ſie ſchlechten Effect, dann die Bi
ſchoffe von der Lombardie gaben auf des Pabſts Bann
Donner ſo viel als nichts / thaten ſich zu Pavia zuſammen /
erklärten den Pabſt für einen Eingetrungenen /und excom
municirten ihn ſelbſten ; in Teutſchland aber machten ſié An. 1086 .
einen grauſamen Lermen ; dann / gleichwie Henricus durch
die allzulange Gefangenſchafft der Sächſiſchen Fürſten /
die übrige Deutſche Fürſten vor den Kopff geſtoſſen / als,
welche befurchten / wann der Kayſer , der vor kurgen das
Herkogthum Nieder-Lotharingen / ſo durch den Tod Go
1 thofredi Gibbofi ledig worden / ſeinem Sohn Conrado
conferitt / noch machtiger werden ſolte / ſo dörffte er mit
ihnen eine gleiche Tragedie ſpielen : Alſo waren auch uns
ter ihnen, die ſelbſten nach der Kaiſerlichen Dignitåt ſtreb
ten / theils waren ſonſten dem Kanſer Henrico aus beſons
dern Urſachen feind / oder furchten ſich in der Chat vor der
Påbſtlichen Excommunication , und ſpiegelten ſich an dem
Érempel des Biſchoffs von Utrecht / der auf dem Synodo
zu Worms fich wider den Pabſt am meiſten aufgelehnet /
vor kurzen aber eines böſen und jåhen Tods geſtorben
war. Die Geiſtlichen aber ſahen wol / daß ſie den Hans
del wider den Pabſt nicht hinaus zu führen vermochten /
und daß vor ſie kein anderer Weeg zu bleiben wäre i als
daß fie inskünfftige den Kanſer eben ſo ſtarck verfolgen
müſten , als ſie ihm vorhin übergeholffen .
Solchem nach kamen die fämtliche Stånde auf einem Die
Reichs Tag zu Tribur zuſammen / und beſchloſſen , daß ſie Deutſchen
dem Henrico , als einem Verbannten / ferner keinen Ge: Fürften
fallen
horſam leiſten fonten / ſondern zur Wahl eines neuen Kan. vo Kap
m s
fers ſchreiten måſten. Henricus, der ſolcher Geſtalt faſtvon fer ab .
allen Fürſten ſich verlaſſen ſale, auch die Zeitung hörte, daß
die
286 Dritter Periodus. III, Capitel .

Sec. XI . Die mehreſten von den gefangenen Sächſiſchen Fürſten


los gekonmen / und daß die Sachſen aufs neue einen Aufs
ruhr machten, er aber vor ſich ſelbit ſo viel Volck nicht hats
te / daß er allen dieſen Unruhen hätte widerſtehen können 1
fand vor ſich kein ander Mittel / als gelinde Säiten aufzus
ziehen / und durch Verſprechung von gåtlicher Accommo
dation Zeit zu gewinnen / weiche auch endlich dahin anges
nommen ward 7 daß er immittelſt alle feine verdächtiae ;
und vom Pabſt excommunicirte Miniſtros von ſich ſchafs
fen, zu Speyer ein abgeſondertes Leben führen die Sentent
Des Pabſts, den man erſuchen wolte, deßhalben in Teutſch
land zu kommen / ſich unterwerffen / und innerhalb Jahr
und Tag die Påbſtliche Abſolution vom Bann , auswürs
cken ſolte / wo diß nicht geſchehe, ſo ſolte er eben deſſentwes
gen des Kanſerthums entſelaet ſeyn.
Der Kaiſer ider da verhoffte , manner in Italien zum
Pabſt ſelbſten reiſete i ro kontë er ſeine Abſolution durch
Vermittelung ſeiner Baaſen Mathildis , der Herßogin von
Toſcana/ und Wittib des Herkogen Gothofredi Gibboſi
yon Lotharingen, eher erlangen / als wann er wartebiß der
Pabſt in Teutſchland kåme. Reiſete derohalben mit ſeis
ner Gemahlin und Kindern mitten im Winter mit groſſer
Ungelegenheit über die Alpen / und traff den Pabſt an in
Der Veſtung Ganoffa , woſelbſt ihn obgedachte Mathildis
mehrerer Sicherheit halben hingeführet hatte / als welche
alles bey ihm galt / und ihm faſt nie von der Seite kam /
fo / daß dahero die Feinde des Pabſts auch Urſach genoms
men / gar viel Ungleiches deßhalben von ihm auszuſprens
gen. Als nun der Kayſerum die Abſolution anhielt /wolte
ihm der Pabſt ſolche nicht anderſt ertheilen , es ſeye dann,
daß er als ein würcklich búfſender Sünder ſich einſtelle
An. 1097. Darauf muſte der Stanſer / mit einem noch nie erhörten
Erempel einerſeits von Hårtigkeit / anderſeits von Dés
Der Rån,muth i dergleichen auch ſchwerlich mehr von gecronten
fermuar Häuptern wirderhörtwerden / ganz allein in dieunübers
um & nade windliche Veſtung Canoſſa , ſo mit dreyfacher Mauer
bitten umgeben war / eintretten / in dem erſten Zwinger ſeine
Tags
Die Regierung Henrici IV. 287

Kayſerliche Kleider ablegen / und ein bloſſes ſeinenes Kleið


anthun / darauf muſte er in dem leinenen Kittel und blor
ſen Füſſen mitten imSchnee und groſſer Stålte im andern

Awinger drey Cag / ohne Speiſe und Tranck / ſtehen blei:


ben, und mit groſſem Deulen und Wehklagen GOtt und
Im Pabſt um Vergebung bitten . Endlich weilman fürch .
ten muſte , der Kayſer möchte gar ſterben / ließ ſich der
Pabſt erweichen , und gab ihm die Abſolution : doch mit
lejer endlichen Verbündnuß / welches auch dier ſovor ihn
surgebeten /beſchwören muſten /daß er/was ihm hier widers
fuhren /gegen keinen Menſchen råchen /fich/biß die wider ihn
urgebrachte Klagen von dem Pabſt examinirt / der Kays
Verwaltung allerdings enthalten / des Pabſts Aus
buch ſich gånglich unterwerffen / und ins künfftige dem
labft in allen Stücken gehorſamen wolte. Des andern
fags comunicirte ihn der Pabſt offentlich , und brach das
bendie heilige Hoftiam entzwey / genoß ſelbſten die Helffte
Soon /und betheuerte dabey / daß / wann von denen Bes DerPabft
faldigungen , die man ihme aufgebůrdet / eine einige betheuert
buhr fene; fo wolte GOtt ein Zeichen an ihmthun /und dies ſeine uns
s Broddes Lebens ihm zur Speiſe des Tods gedeyen Iduld.
kafen: Reichte darauf die andere Helffte dem Kayſer dar /
und
288 Dritter Periodus . III. Capitel.

Sec. XI. und verlangte i erſolte auch eine ſolche Erklärung thun.
Der Käyſer der ſich einer ſolchen Propoſition nicht verſes
hen i auch etwa in ſeinem Gewiſſen nicht allzu rein war /
erſchrack darüber / und bat ihn damit zu verſchonen / ers
bot ſich aber / er wolte reine Unſchuld in Gegenwart ſeis
ner Anklåger mit anderwärtigen genugſamen Proben
ausführen i wobey der Pabſt es auch bewenden ließ , ihn
ohne weiter Zumuthen communicirte / und ſich mit ihm
verſöhnte.
Die Lomis Als der Kanſer aus Canoſſa wieder heraus kam / waren
bardér
die Biſchoffe und Stände von der Lombardie mit ihm ſehr
nehmen
fid des ůbel zufrieden / daß er ſich gegen den Hildebrandum , dann
Kayſers alſo hieſſen ſie Gregorium , als den ſie ſchon längſt nicht
an mehr vor einen Pabſt erkennen wollen i alſo verunehret
håtte / und droheten ihm / ſie wolten allerdings von ihm
abfallen / und ſeinen Sohn zu ihrem König machen / wos
fern er die erlittene Schmach nicht zu rächen ſuchen würs
de: Der Kayſer , der des Pabſts Tractament zu verger
fen ohnedas nie gemeint i war froh i Baß er jemand fand /
ber ſich ſeiner annahin und ihm beyſtund / nahm mit Freus
den die Armée / ſo die Lombarder ihm zuführten i an / und
machte Anſtalt / durch Hülff der Italiảner / nicht allein
den Pabſt , ſondern auch die Fürſten iri Teutſchland zini
Gehorſam zu bringen .
Mathildis Das erſte Wetter war auf die Hertogin Mathildim gés
ſchendet
irLand richtet / als in deren Haus ihm dieVerachtung widerfah.
der Rit's ren : Dieſe Dame aber / um ſich und ihr fand in Sicher:
chen . heit zu ſtellen / machte eine Donation , und übergab alles
Das Ihrige / welches damals faſtin dem ganßen Herkog:
thum Florenk / Mantua / und andern Städten beſtund /
bem H.Petro, und dem Stuhlvon Rom ;um welches groſ
fe Vermächtnuß hernach viel Streitentſtanden / weiln die
Kayſer nach Mathildis Tod ſolches vor ein heimgefallenes
urſprung Lehen gehalten/ und dieſeDonation nichtconfirmiren wola
des Patri
len / alſo , daß auf die Lekte dem Påbſtlichen Stuhl anders
monii
. nichts davon geblieben i als der Strich um Rom und Vi.
Petri
S.
terbo, ſo man noch heut zu Tag Patrimonium Petri nennet.
Wie
Die Regierung Henrici IV . 289

Wie nun hierüber die Ruptur zwiſchen dem Pabſt und


dem Kayſerwieder angegangeny that ſolches der Pabſt
denen Fürſten in Teutſchland alſobalden zu wiſſen 7 und An . 1077 .
ermahnte fier ſie ſolten nunmehr ihren erſten Schluß bezRudol
werdſtelligen / und zur Wahleines neuen Käyfers ſchrei- phuswird
ter's Worauf dieſe zu Forchheim zuſammen kamen / und wider
Rudolphum , den Herzog von Schwaben zum Kayſer er : Henricum
fum Kano
poählten. ſer er :
Die Wahl des Rudolphi entzůndete in Teutſchland wåblet.
das Feuer eines einheimiſchen Kriegs mit aller Gewalt
Ein guterTheilder Fürſten ;die entweder ſelbſt lieber Kan.
Henricus
ſer geweſen wären oder doch mit Rudolpho nicht wol bekommt
kunderi ſchlugen ſich wieder auf die Seiten des Kanſers wieder
Henrici. Die Männer jagten ihren Erk- Biſchoff mit Adheren
ſamt dem neuen Kayſer Rudolpho aus ihrer Stadtï wds text .
felbft er eben war gecrónt worbett DerKanſer Henricus
jagte Rudolphum aus Schwaben heraus ; nahm hernach
diefes ganze Land ein / und conferirte és Friderico , dern
Grafen von Stauffen / bey deßen Familie és biß in das
XII. Seculum geblieben je erhielt auch zwey notable
Schlachten wider Rudolphum , die eine ben Mellerſtadt
in Francken / die andere bey Fladenheim in Thüringen ;
undſchlugen ſichvon Tag zu Tag mehr Fürſten aufſeine
Seite. Åls Pabſt Gregorius , ( ber immitteiſt ein Conci
lium aufdås anderegehalten / darinnen er ſeine Widers
penſtige 7 unterwelchen Dreyzehen Cardinåle wären / item
ale Potentaten , ſo geiſtliche Beneficia conferirt-und mits
theilten / anathemalirt und verbannet ) rahe daß ſich die
Sache.ſo weit einrieß/ und ſo leicht nichtwider Henricum
auszuführen wåre ) als er ſich eingebilbeti gab er és auch
feiner Seits gelinder / und boht ſich ſelbſt zum Mittels
Mann án , die Sache zwiſchen Henrico und Rudolpho
zuunterſuchen / und entweder beyzulegen / oder zu entſcheia
denz es gab auch Henricus noch immer gute Wort aus /
und ſtellte ſich i als ob er ſich dem Påbſtlichen Ausſpruch
interiver ffen wolte ; da er ſich aber nach der Schlacht ben
- Fladenheim vitoriosund fieshafftfaher hub er allesCom
Dritter Theil mercium
290 Dritter Periodus III . Capitel.

Sec. XI .mercium mit dem Pabſt auf / des Vorſages / ſeine Sache
allein GOtt und den Waffen heimzuſtellen : Der Pabſt
wolte auch ſeiner Seits nicht länger ben der Neutralitát
bleiben /ſondern verbannte Henricum aufs neue, declarirts
Der und ernannte ihn aller ſeiner Königreiche verluſtig / zehlte 1
Pabſt
coufira die Unterthanen von der ihm gethanen . Pflicht nochmals
mirtRu- los /'confirmirte die Wahl Rudolphi ,und ſchickte ihm die 1
dolphum Crone mit dieſem bengefügten bekannten Vers :
Petra dedit Petro , Petrus Diadema Rudolpho .
Das iſt :

Der Felſe unſersbeyls gab Petro ſchondieCron /


Und Petrusſchickt ſie nun Rudolpho ſeinen Sohn .
Dann er hatte ſchon långſten dergleichen Conſtitutiones
und Anordnungen gemacht / darinnen er dem Påbſtlis
chen Stuhl die Macht bengelegt/ die Könige vom Thron
zu ſtoffen / und ihre Cronen andern zu geben .
Dieſe Excommunication und Verbannung ! ob ſie
ſchon in erſchrocklichen Terminis verfaſſet / hatte einegank
andere Wůrckung als die erſte / dann anſtatt / daß die
Teutſche Fürſtenſich daran ſtoſſen ſolten / 10 ſcandalifirten
und årgerten ſie ſich darüber 7 und brachte der Kayſer
dreyſſig Biſchoffe zu Briren zuſammen , welche den Pabſt
Gregorium wegen vieler Laſter /die ſie ihm vorwurffen / abs
ſonderlich / daß er wider des Kanſers Leib und Seel con
ſpirirt und verſchworen / die offenbareRebellen hege / und
an dem Dermaligen Blut- Vergieſſen allein Urſach ſeye /
des Pabſtthumsnochmal entſeşten / und Guibertum den
Die Erk - Biſchoff von Ravenna / den der Pabſt ſchon långſt
Teutſche excommunicirt hatte/ zum Pabſt erwählten , der ſich Cle
Biſchoffe menteni JII. nannte / und verſprach ihm der Kayſer / daß er
erwahlen ihn mit nåchſtem in Rom introduciren und einführ wolte .
einen ans
Dern Aufdieſe Weiſe war nun das Schiſma und Trennung
Pabit. offenbar : Der Kayſer und ſeine Adhærenten /wie auch der
An. 1980. König von Engeland und andere hielten es mit Clemente ;
Des Rudolphi Parthey/ ſo fürnemlich in den Sachſen bes
ſtund / ſamtden mehreſten auswärtigen Cronen / blieben
bey
Die Regierung Henrici IV. 291

ben Gregorio ; . Etliche Könige waren gar neutral,


und wolten keinen vor einen Pabſt agnofciren und erken
nen . Gregorius , Damit er ſich auch ſtarck machen moch
te y accommodirte ſich mit Roberto Guiſcardo dem Rós
maniſchen Hergog von Neapoli und Sicilien 1 den er
bisher auch in Bann gethan hatte / ( dann dieſer Pabſt
mar mit ſeinen Excommunicationen gar geſchwind / und
ließ ſeinen Bann Donner wider alle / die ihm nur ein
wenig zuwider handelten / ergehen / maſſen dann auch
König Philippus I. in Franckreich ſolches erdulten müss
ſen ) überließ ihm damal alles 1 was er dem Påbſtliz
den Stuhl abgezwackt / animirte die Deutſche Fürſten1
fie ſolten dem Rudolpho beſtåndig anhangen / und vers
prach ihnen umfehlbaren Sieg . Zu allem Unglück An . 1080:
aber1 erfolgte das pure Widerſpiel / Rudolphus ward in Rudolphus
kommt
der Schlacht / die an der Elſterben Mörſeburg vorgieng /
von dem Grafen von Bouillon , mit dem Reichs- Panier /
das dieſer führte / durchrennet y ihme die rechte Hand abs
gehauen / und ſeine ganke Armee , auf welche / vor dem
fall des Rudolphi , der Sieg fich gewaltig zu neigen bes
guntei ferſtreuet / und erhielt alfo Henricus eine vollkonta
mene Victorie. Es ſchreibet Abbas Ursbergenſis und ans
dere daß7 als die Biſchoffe und Fürſten von des Rudol
phi Faction , da er auf ſeinem Todt- Bette zu Mörſeburg
lag, ihn über ſeinen Verluſt conſoliren und tröſten wollen /
dahabe ihne Rudolphus
n ſeinen ſtumpffen Arm gezeiget / Zeigetder
und ihnen daherý zu erkennen gegeben : Dieſe Straffe habe ümſtehenin
ihm GOtt aus gerechtem Gericht zugeſchickt / weil er durch den ſeine
ihre unddes PabſtsVerhekung die Waffenwider ſeinen abgebaue
ne Dant .
rechtmäßigen Kayſer und Herun ergriffen / und das End
das er mit dieſer Hand ihm geſchworen / gebrochen habe ,
er ermahnte ſie zu beſſerer Treu / und ſtarb daraufnicht
ohne groſſe Reue und Schmerken : Ein Erempel und
Warnung hinterlaſſende allen Unterthanen , daß ſie nichts
was auch ſie zu flattiren und zu liebkoſen in der Welt vors
geſtellt werden kan / zu Brechung ihrer Pflichtwider ihre
rechtmäßige Herren und Obern ſich ſollen induciren und
verleiten laſſen. Nach
292 Dritter Periodus. III. Capitel.

Sec. XI.

Nach dieſer erhaltenen herrlichen Vi&torie , welchemit


einer andern , ſo die Kånſerlichen an eben dem Tag in Jtas
lien davon getragen / vergeſellſchafftet war , ſaumte der
Käyſer , der in Teutſchland nichts mehr zu fürchten hatter
nicht lang i mit dem beſten Theil ſeiner Armee in Stalien
Henricus zurucken , um ſeinen Clementem in Rom zu inſtalliren und
introdu- einzuſeken/ bekam auch die neue Stadt oder Urbem Leo
cirt Cleo niam ein / belagerte den Pabſt Gregorium in der Engelse
ju Rom . burg / und tentirtemit ihmeinen Vergleich/ wietvolverges
An. 1083 beng / weil keine Parthen der andern trauen wolte / und
nachdem der Normanniſche Fürſt von Apulien / Robertus
Guiſcard , dem Pabſt Succurs geſchickt/und ihn damit aus
der Engelsburg heraus und zu ſich nach Salermo in Sichers
heit gebracht / lieſſen das folgende Jahr die Römer Kåps
ſer Henricum willig ein / erwåhlten auch ihrer Seits den
Clementem zum Pabſt/welcher darauf den Käpſer mit ſeis
ner Gemahlin cršnte.
Währender dieſer Aufenthalt des Käyſers zu Rom ,
gerieth er in eine groſſe Gefahr ſeines Lebens/ aus welcher
ihn GOtt wunderbarlich errettet : Es hatte ein Meuchels
Mårder / den des Käyfers Feinde beſtellt / ( bann daß /ber
Pabit
Die Regierung Henrici IV . 293

Pabſt Gregorius ihn ſubornirt und angeſtifftet haben ſola


te / hat der Kanſer ſelbſt nie glauben wollen ) ausgefunds
ſchafftet /daß der Råyſer alle Morgen in eine kleine Capelle
auſ dem Berg Aventino , gegangen ſein Gebett zu verricha
ten , deshalben er über des Kayſers Oratorio und Gebets
Zimmer ein Bret von der Kirchen - Decke loß gemacht /
und darauf einen groſſen Stein gelegt i der , wann er bas
Bret hinweg ruckte/ grað herab falten /undden Kayſer er:
ſchlagen ſolte: Wie er nun damit zu Werck gieng / und
das Brethinweg raumen wolte, fügte GOtt , der die ge-Wird bens
crónte Häupter in ſeinem Schuk hat , daß ihm ein Fußnaben
glitſchte undfiel dieſer Meuchel-Mörder mit ſamt dem von einen
Stein vordesKäyfers Füſſe herab / und brach Den Hals idlagen ,
ſelbſten entzwer .

Endeffen /baHenricus in Stalien victorifirte , hatten die Am 1033.


Herman
Sachſen , die ſich mit dieſem Kayſer nie reconcilíiren und nys miré
verföhnen kunten / aufGregorii Anmahnen Hermannum , wider
den etliche einen Herhogen von Lotharingen nerinen / zum Henricum
Käyfer erwähfet. Eg kuntezwar dieſer Hermannos nichts zum Kino
Hauptſächliches wider Henricum ausrichten & Deshalben leren
er auch ſpottwciß / weil er mehrentheils zu Eisleben ſichwäblets
3 auf
294 Dritter Periodus. III. Capitel.

Sec. XI. aufhielt / wo dazumat gar viel Knoblauch gebauet ward i


ins gemein nur der Knoblauch - König geheiſſen würde ;
doch diente er denen Rebelliſchen Fürſten zu einem Obers
haupt / ward vom Pabſt Gregorio vor einen Kayſer ers
kannt i obligirte dadurch Henricum , daß er aus Italien
wieder heraus gehen muſte , diſputirte demſelben auf die
fünf Jahr das Kayſerthum / erhielte mit ſeinen Sachſen
auch ein und andere Schlacht/worüber die Stadt Xůrks
burg etlich.mal herhalten muſte / hielte mit den Biſchoffen
ſeiner Faétion und Parthey ein Concilium zu Quedlins
burg/und excommunicirte darinnen den Kayſer und Pabſt
Clenienten , deme aber der Kanſer ein ander Concilium
zu Wayng entgegeniſeşte und unterhielt alſo Hermannus
die uneinigkeit in Teutichland. Endlich aber wurden die
Sachſen ſeiner ſelbſt mide, jagten ihn davon und accom .
Muß fich modirten ſich des mehreſten Theils mit dem Kayſer. Er
ergeben . Der Hermannus bat den Kayſer gleichfalls um Gnadej
und erhielt dieſelbe/ und als er einsmals auf einem ſeiner
Wird im Schloffer im Trieriſchen Kirchen -Spiel / probiren wolte /
Scher
todt ges ob ſeine Berakung auch beherkt und vigilant genug rene )
fajlagen. und ſie verkleidet attaquirte und angrieff / ward er in dies
fem Scherk von der Wacht unerkannt erſchlagen.
Es war nunmehr in Deutſchland alles beruhiget biß auf
Marge Den einigen Marggrafen Ecbertum in Meiſſen/welcher die
graf
ber tusEc- Rebellion beſtåndig continuirte/deme aber derKayſer ans
Derwärtig einen mächtigen Feind auf den Hals geſchickt
continuirt
die Re. nemlich Uladislaum, den Herķog in Bohinen /deme Henri
bellion . cus vor kurzen den Königlichen Titulbengetegt, ihme auch
das Herkogthum Måhren auf beſtåndig confirmirt/ und
noch dazu das Fürſtenthum Meiſſen conferirt/ worüber er
mit Ecberto , der ſolches nit fahren laſſen wolte/ iñerfort in
Haaren lag. Es hatte auch GOtt des Henrici grdſten und
unverſöhnlichen Feind den Pabſt Gregorium aus dieſer
Welt abgefordert. Und obwoln die Cardinåle, die es mit
Pabſt Gregorio gehalten / an ſeine ſtatt Victorem III. und
nach deſſen bald erfolgtem Tod Urbanum II. erwählet, dies
febeede Påbſteauch die Conſtitutiones des Gregorii VII.
was
Die Regierung Henrici III . Nigri. 298

was die Inveſtituren der Bißthümer betrifft/ cunfirmirt/ſo


gaben ſie es doch / was die Feindſchafft wider Henricum
felbſten anbelangt, viel wolfeiler. Endlich gab Gott Kans
ſer Henrico das Glück , daß er auch ſeines noch einigen
Feinds desEcberti,der immittelſt eine notable vietorie ers
halten /und den Kayſer /welcher das Schloß Gleichen ents
regen wolte /zurůck geſchlagen /abermal aufeine unvermus
thete Weiß loß ward . Es hatte Ecbertus die Stadt Hils
desheim belagert/ und war von der Belagerungweggerits
ten / noch mehr von ſeinen Völckern zu holen , die er auch
voran gehen ließ und immittelſt auf einer Mühl der Rüßes
2
büttel genannt í nahe ben Naumburg gelegen / mitwenis
gen von ſeinem Gefolg zu Mittage ausruhen wolte ; von
Dannen ſchickte er den Müller in die Stadt , daß er ihm eis
nen Trunck holen ſolte / der ſtieß unter Weegs auf eine
ſtreiffende Kayſerliche Parthen / die ihn fragte : Wo er

Chat

mit dem Krug hin wolte ? Der , als ſich nichts Bores bes
fahrend und die Parthen vor gut Sächſiſch haltend/ fagte somiat
getroſt heraus: Der MarggrafEcbertus , der mit ſeinen wunder:
Dienern auf der Mühlſich befinde , habe ihn einen Trunck licy um .
zu holen ausgeſchickt. Die Reuter lieffen den Müller gehen An . regoi
24 und
296 Dritter Periodus. III. Capitel.

Sec. XI. und eilten derMühlezu /atraquirten und griffen Ecbertum ,


und die Seinige / ſo allerdings abgeſattelt hatten / und ſich
Anfang dannoch ritterlich wehrten / an , und erlegten ihn : Deſſen
derMarg ,Marggrafſchafft der Stayſer hernachThimoni , dem Gras ?
son meir,fen vor Landsberg conferirte / ben deſſen Nachkommens
fen . ſchafft ſolche, nebſt dem Chur- und fürſtenihum von Obers
Sachſen / annoch mit Glück und Ruhm ſtehet.
Als dadurch alles Feuer des einheimiſchen Kriegs in
151
Teutſchland geſtillet / machte ſich der Kanſer auf, ſolches
auch gar in Jtalien durch Aufhebung des Schiſmatis, ſo ipes
gen Pabs Urbani und Clementis noch waltete / zu dåmpf
fen / und es dahin zu bringen , daß man ſeinen Clementem
allein vor den wahren Pabſt agnoſciren und erkennen fols
te. Es beruffteihn auch eine andere Urſach dahin , dann
die Herkogin Mathildis von Toſcana / des Påbſtlichen
Stuhls beſtåndigePatronin , hatte zur andern EheGuel.
phum , den Hergog in Bayern / geheyrathet/ von welcher
Henricus Alliang Henricus in die Långe ſich nichts Gutes verſabe :
vi & orifirt. Anfänglich favoriſirte und beglückte alles ſeinem Wunſch i
Der mehreſte Theil von dem Land der Herßogin Mathildis ,
und ihre Hauptſtadt Mantua /ward erobert; Pabſt Cle
mensward von neuen zu Rom recipirt/und bekam die Ena
Any:1093. gelsburg ein / und Pabſt Urbanusmufteſich bey den Nors
Sein
Sobn mannis in Calabrien aufhalten. Allein ehe man ſichs vers
Conradus ſah / veränderte der ganzeStatus ſeine Geſtalt : Daun, als
rebelirt der Kanſer von der Toſcaniſchen Veſtung Montebello
wider ihr weg und nach Verona gieng/ ſich den Aufruhren / fo Hers
Bog Guelphus erregt/zu opponiren /und ſeinen Sohn Con .
radum vor der Belagerung ließ , überredete Pabſt Urba .
nus und die Herßogin Mathildis dieſen jungen Herm /unter
andern vermittelſt Verſprechung/ daß ſie ihme des Nora
manniſchen Herzogs Rogerii Tochter mit groſſen Reicha
thúmern zu wegen bringen wolten / daß er unter dem
Vorwand/daß er mit einemExcommunicato keine weitere
Gemeinſchafft haben könne / gegen ſeinen Heren Vatter
ſich auflehnte/und /weil auch der mehreſte Theil von der Ars
mée von dem Sohn corrumpirt und beſtochen ward !
ſich
Die Regierung Henrici IV , 297

ſich zum König von Italien crónen ließ , Kanſer Henricus


ſchmählte zwar wider dieſe Untreu auf das befftigſte/ ents
1 erbte den Conradum , nahm ihm das Herßogthum Lothar
Das er ihmvor dieſen conferiţt /und belehnte damit
: çingen ,
Gothofredum de Grafen vonBouillon ,der in derSchlacht
an der Elſter den Anti Cæſarem Rudolphum erlegt / und
bißhero gar gute Dienſte geleiſtet hatte . Allein / weilen
durch dieſen Aufſtand ſein Compas ingtalien gang verruckt
ward / kunte er daſelbſt nichts weiter ausrichten / ſondern
muſte in Teutſchland ſich zurück begeben ; worauf erfolgt /
daß endlich auch Romí alwo die Garniſon mehrentheils
an der Peſt geſtorben / vor den Kayſer und ſeinen Pabſt
Clementem verlohren gieng/ und endlich das Caſtel St.
Angelo, mitHunger zur Übergabgezwungen ward /mithin
1 Pabſt Urbanus zu Rom offentlich wieder einzog.
Balb darauf celebrirte PabſtUrbanus das berühmte An. 1996
!
Concilium zu Clermont in Franckreich / aliwo der erſte Der erſte
Cruciata ,
Creuk . Zug zu Wieder - Eroberung des heiligen Landes
und der Stadt Jeruſalem ausgeſchrieben ward/ worvon
wir in dem VI . Capitel der Orientaliſchen Geſchichten et
was mehrers gedencken wollen .

Seculum XII.

genun jederman dieAugen auf dieſes groſſe Deffein


gerichtethatte / ſo enthieltman ſich die Zeit über / da
3 man in Aſien kriegte / faſt in gang Europa der Waffen /
und wolte Fein Herz den Namen haben , daß er durch eine
nerlich erregten Krieg dieſes groſſe Werck geſtört håtte /
blieb alſo. Conradus und Pabſt Urbanus ſamt deſſen Suc, An , ILOT
cefforen vom Kanſer Henrico in Ruhe/ biß daß Conradus Conradus
imneundten Jahr ſeiner Rebellion mit Tod abgieng. komt um
Nach Delfen Tod aber / da die Kayſerliche Autorität in
Italien wieder allgemach vorzutringen begunte/ und des
Babſts UrbaniSucceſſor Pafchalis
, II. befürchte der Kanſex
Gorffte etwa gar m den Stand kommen / daß er zu Rom
die vorige Herzſchafft erlangen / und die Trennung / fo
eben durch Clementis II. Tod und der Abſagung der Ang
Papas
298 Dritter Periodus. III. Capitel .

Sec.XII. Paparum , qovon den Clementiſchen Cardinålen erwählet


worden / erneuern möchte / ro brachte er wieder die alte
Strittigkeiten hervor / und citirte den Kayſer nach Rom
vor ein Conciliam ,die noch hangende alte Mißhelligkeiten
Der daſelbſt auszuführen / und als der Käyſer alldar nicht ers
Pebit ſchienjexcommunicirte er ihn amGrünen -Donnerſtag mit
verfolgt. Den gewöhnlichen Ceremonien offentlich von neuen / und
den Kays: entließ alle deſſen Unterthanen von ihrer Pflicht. Diß aber
fer aufs allein wolte die Sache nicht ausmachen / ſondern wolte
neuer
man vor des Kayſers Rache fich ſicher ſtellen / ro muſte
man ilm wiederum einen neuen Gegenpart in Deutſch
land ſchaffen / worzu man dann abermal des Kayſers leibs
fichen Sohn /nemlich Henricum , gebrauchte, den der Vats
ter an Conradi ſtatt zum Succefforen erklärt/ von ihm aber
einen Eyd genommen , daß er bey Lebzeit des Herin Vats
ters in dieRegierung ſich nicht mengen wolle.
An. 110S . Dieſen nun / der ohne das ein Herz von gar falſchem
Henricus und Ehrgeißigen Gemůth war / überredete die lo esmit
des Kan : dem Pabſt hielten / gar leichtlich / daß er den Påbſtlichen
fers ans. Bana zum Vorſchein nahm , von ſeinem Herrn Vatter
derer
Sohn ſich abſonderte / und die Waffen wider ihn ergrieff nachs
rebelirt dem er von dem Pabſt feines vorhin gethanen Eyds ab .
wider folvirt/ auch heimlich gewarnetworden /wofern er ſich der
ibn. Sachenicht ſelbſten annehme/ ſo werde man einen neuen
Kayſer erwählen / und dieſe Dignitat von ſeinem Hauſe
går wegkommen .
In dieſer Rebellion ſtunden ihm gleich bey die Sachs
ſen / des Henrici alte Feinde / wie auch andere Teutſche
Herren aus Båyern, Francken und Schwaben, die Hen
rico aufs neue feindwaren / weil er ein Gelåbd gethan ,
oder ſichwenigſten alſo geſtellt / als ob er einen Heers Zug
ins heilige land vornehmen wolte / und ſolches gleichwol
unterlaſſen / welches damals vor ein gar groſſes Piacu
lum gehalten ward. Mit dieſen Alliirten nun / weil er
den Vatter ſelbſt nicht zu attaquiren traute / nahm Hen
ricus immittelſt die Städte hinweg ., die es noch mit reis
nen Heren Vatter hielten ( unter andern Würzburg
und
ung Henrici IV . 299
Die Regier
und Nürnberg / Welche Lettere er auf den Grund vera

Bep Regenſpurg kamen zwar des Sohns und des


ſtörte.ers
Vatt Armee aneinander / und war es an dem / daß eine
blutige Schlacht vorgehen folter die Fürſten aber legten
fich darzwiſchen / und wolten einen Vergleich vermitteln /
wie dann der alte Henricus dem Sohn das halbe Reich
abzutretten offerirte. Der Sohn aber gebrauchte ſich dies
fer Zeit ſo wol / daß er den Marggrafen von Oeſterreich
und den Hertog in Böhmen / ſo des Vatters ftårčkſte Ali
liirte waren , unter der Verſicherung / er ſuche nichts ans
pers als den Herun Vatter dahin zu vermogen / daß er ſich
mit dem Pabſt reconciliiren und verföhnen ſolte / von ihm
abwendig machte ; worauf der Kayſer auch nicht långer
zu ſubhliçen und ſtehen zubleiben getraute / ſona
B. Dern in r ader Stille an den Rhein nach Bingenheim flohe .
im Lage
Der junge Henricus folgte ihm nach / bemächtigte ſich der

Kanſerl .Schakes )
Stdadt Sp ener 7n und de
b hs lbſtigen
s daſeg n g
1 un ſc hr ie ei ne Re ic - Ta na ch Ma y aus í allmo
auch der alte Kayſer ſich einzufinden / und der Stånde
Urtheil ſich zu unterwerffen reſolvift ward.Weiln nun der
Sohn beſorgte wann der Kanſer aufdem Reichs - Tag frey
erſcheinen / und feine Sachen vorſtelten dårffte / fo würde
das Mitlenden der Feindſchafft vortringen /und mehr für :
ſten auf des Vatters als ſeine Parthey tretten / fo trachtete
er / wie er des Vatters Perſon in ſeine Hände bekommen
Der junge
mochte : Zu ſolchem Endeſtellte er ſich , als ob er ſich gank Henricus
und gar mit ihm versöhnen wolte / kam auch würcklich zu betrügt
ihm nach Cobleng / und bath ihm mit Weinen auf den feinen
Knnen alles , was er / aus Verführung bộſer Rathgeber Heran
wider ihn gehandelt håtte / ab / verſprach ihm ins fünfftige Batter .
beſſern Gehorſam / und redete mit ihm ab / daß ſie als gute
3 Freunde miteinander den Reichs . Tag zu Máynk, beſus
chen wolten . Als ſie nun auf der Reiſe waren / machte der
Sohn dem Vatter weiß , es wären zu Máynk noch gar
wenig von ſeinen Freunden / gar viel aber von ſeinen Feins
Den ſchon ankommen / Dorffte es derohalben vor ihn allda
nicht
300 Dritter Periodus. III . Capitel.

Sec, XII.nicht allzu ſicher ſeyn / und beredete ihn / daß er immittelft
ſich in das Schloß , da ſie vorbey ritten / retiriren ſolte/ mit
dem Verſprechen : Er molte voran nach Måyng gehen /
Ur.b fegt und alles in gute Ordnung ſtellen. Als nun der Vatter
ihn ges 1
dem Sohn traute , und mit wenig Gefolg in das Schloß
fangen .
hinein ritte / ward er alba in Arreſt genommen .
Dem jungen Henrico , der nunmehr zu Mäyng allein
war / und alba kund machte , daß er den Herin Vatter ges
fangen habe / war nicht ſchwer mit allem / was er verlangte
durchzutringen ; ward berohalben beſchloſſen , den Kayſer
Henricum abzuſeßen / und ſeinen Sohn zum würcklichen
Kayſer zu erwählen. Solchemnach wurde der Erk- Bi
fchoff von Måyng / der von Cdin / und der Biſchoff von
Worms zu dem Kayſer geſchickt / die Reichs -Kleinodien /
als das Heil. Creuß / den Speer /die Crone, den Scepteri
den Reichs-Apffel i das Schwerdt / und den Kayſerlichen
An, 1106. Habit/ſo die Käyſer allezeitmit ſich führten/vonihm abzus
fordern ; Der Kanſer molte ſolche freywillig nicht herges

Panſer
werden
die Infra ben ,ſondern lieber Gervalt erwarten / und legte den gan
Sewalt Ben Ornat felbſt an /ließ darauf die Geſandten vor fich koms
abgenome men / und führte ihnen mit einer anſehnlichen Oration zu
men
Die Regierung Henrici IV . 301

Gemüthe / ſie ſolten wol zuſehen , was ſie thåten / und ſich
vor GOttes Gericht fürchten : Dieſe aber 'bedachten ſich
nicht viel / ſondern riſſen ihm die Inſignia mit Gewalt vom
Leib / und brachten ſie nach Måynk /darauf ward der alte
Kayſer nach Ingelheim geführt und daſelbſt genöthiget /
Daß er dem Sohn das Reich formlich und in eigener Pers
ſon abtretten muſte. Es ward ihm auchauferlegtbey ho- Dem
her Straffe aus Bingenheim nicht zu weichen / gleichwolKapſer
geht es
aber daneben ſo wenig zu ſeinem Aufenthalt zugeeignet 1 gar bart.
daß er ſich kümmerlich des Hungers erwehren kunte/ und Sigon .
deßhalben ben dem Biſchoff von Speyer um ein Cano- lib.g.de
nicat in der von ihm , dem Kanſer / vor dieſem alda aufges Regn.Ital.
richteten Kirche / demüthig anhielt/ weil er Lateiniſch und Helthold.
I gut ſingen könne; fo ihm aber, als einem Verbannten / abz
The geſchlagen worden .
Doch waren noch immer einige Herren , po an dieſert
Proceduren ein Mißfallen hatten / und ob ſie wol zu
Mayng wider den Strom nicht ſchwimmen kunten / fons
dern ſich den meiſten , in Favor bes jungen Henrici confor
miren und es mit ihnen halten muſten / ſo unterlieffen fie
doch nicht den Kayſer heimlich zu animiren / er ſolteſehen /
daß er ſich aus Bingenheim ſalviren möchte , ſo wolten ſie
ihm wieder auf den Thron verhelffen . Die vorderſten hier: Der Hero
gog von
von waren , Henricus , der Hertog von Limburg/ deme der Lotharins
Kayſer nach Gothofredi Bouillonei cod/bas Herzogthum ģen nitnt
Lotharingen verliehen hatte unddie mehreſten Fürſtenundſich ſeinge
Städte jenſeit Des Rheins. Wie nun der Käyſer noch an.
Dazu erfuhr, daß man ihm die Rebellion , po etlicheStädte
im Elſaß angeſtellt, zuſchrieb / und ihm gar nach dem Leben
ſtrebte / gieng er von Bingenheim heimlich durch / und ents
kam nach Cðin / alwo er mit allem Reſpect, als Käyfer auf
genomen ward : von Bar gieng er aufLüttich /und wurfffich
in die Arme des Biſchoffs daſelbſt / und des Herkogs von
Lotharingen / ſchrieb an BenKönig in Franckreich und andre
Potentaten / und erſuchte fie / fie měchten an ſeiner Pery
ſonkeinſo gefährlich Erempelaufkommen laſſen /ermahnte
auch alle Eeutſche Fürſten von der Rebellion ſeines uns
treuen
302 Dritter Periodus. III. Capitel.

Sec.XII. treuen Sohn abzuſtehen. Der Sohn wolte den Vats


ter gar mit Krieg aufreiben / ſchickte eine Armee wider den
Herkog von Lotharingen / belagerte auch Cåln/zog aber an
beeden Orten den Kürgern , und dürffte das Spiel fich
auf das neue gewaltig verändert haben / wofern nicht
An. 1106 GOtt ins Mittel gegriffen / und den Kanſer Henricum
Der Kans
von dieſer Welt abgefordert håtte / nachdem er ſich Chriſt= .
ſer ſtirbt.
lich zum Tod bereitet / offentlich ſeine Sünde bekennet /
und allen ſeinen Feinden vergeben / auch ſein Schwerdt
und Ring ſeinem ungetreuen Sohn zugeſchickt. Seiner
Regierung im so . ſeines Alters aber im 58. Jahr.
Kayſers Dieſer Kayſer hat das Unglück / daß ſo wol in ſeinem
Henrici
Leben als nach ſeinem Tod gewaltig ungleich von ihm ges
Beſchreis
bung. fchrieben worden ; dann die 7 ſo die Cauſam der Påbſte et
was hißig defendiren / mahlen ihn ab / als den gottloſeſten
und leichtfertigſten von allen Menſchen / und als ein Bes
1 håltnuß aller Laſter / hingegen machen ſeine Favoriten eis
nen halben Heiligen aus ihm. Unterdeſſen aber iſt diß der
Warheit gemåß / daß er zivar notable faſter an ſich ges
habt i ſonderlich von Unkeuſchheit / da in ſeiner Jugend
Feine ehrliche Dame vor ihm faſt ſicher war / daß er ſie
nicht / entiveder mit Gewalt oder Liſt zu ſeinem böſen Wile
Seine len gebracht; Erwarauch ſo brutal, caß er ſeine leibliche
fafter / Schweſter genöthigt haben ſoll, daß ſie mit einem ſeiner
Favoriten / der ſich in ſie verliebt / Leichtfertigkeit treiber
můffen / und als ſie ſich deſſen gewehrt, habe er ihr ſelbſten
die Hände gehalten. Nicht minder, ſo iſt er auch überwies
ſen groſſer Zornmuthigkeit und Gewaltthätigkeit / und daß
er durch das Schiſma, ſo er erregt/viel Schaden der Kirche
zugefügt. Hingegen iſt wiederum nicht zu laugnen, daß er
nach ausgezogenen Kinder Schuhen / ein Herzvon groſſem
Eſprit , Tapfferkeit und Gelindigkeit gegen das gemeine
Volc geweſen /der fleißig gebetet u. viel Allmoſen gegeben ;
und Sus Es geben ſeine eigene Feinde ihm das Zeugnuß / daß ſeiner
genden . Zeit kein Herz in Deutſchland gelebt / Der ſo wol Leibs-als
Gemüths- Gaben halber / mehr meritirt Kayſer zu feyn
als er : Er war auch ſo glücklich / daß er in 62. groß und
kleinen
Die Regierung Henrici IV . 303

kleinen Treffen / denen er in Perſon mehrentheils victorios


bengewohnt/niemaln gefährlich bleſſirtworden / und würs
de er gewiß einer von den unvergleichlichſten Kalyjern wors -
Den ſeyn / wann er das Glück gehabt håtte / fo fanfftmůthis
ge Påbſte als ſein Herz Vatter/ und andere ſeine Vorfahs
o ren neben ſich zu haben , ja es ſolten auch / ungeachtet der
Päbſtl. Verfolgungen i alle féine Feinde doch an ihm zu
Schanden worden ſeyn / wofern man nicht das Arcanum
erfunden hatte ſeine eigeneSöhne widerihn aufzuwicklen.
Nach ſeinem Tod ward er zwar zu Lüttich herzlich zur
Erden beſtattet / Fein Sohn aber wolte ihn als einen Ex
communicirten in keinem geweyhten Erdreich liegen laſs
fen ſondern ließ ihn ausgraben / und zu Speyer über der
Erden in ein Gewölb fenen / woſelbſt er fünff Jahr alſo
ſtehen blieb / biß daß man endlich ſeine Abſolution zu Rom
zuwegen brachte / und ihn darauf ordentlich begrub.

Das IV. Capitel.

Von der Regierung des Kayſers


Henrici V.

Er Påbſtliche Stuhl meinte ein ſehr groffes ges


wonnen zu haben, daß er nicht allein KayſerHen
ricum V. Dergeſtalt auf ſeine Seitegebracht/daß
ſelbiger ben ſeiner wider den Vatter angeſtellten Aufruhr
ſich endlich verpflichtet / denen Einſegungen der Biſchoffe
abzuſagen / und ſich denen Ausſprüchen der Påbſteallezeit
zu unterwerffen / ſondern auch 7 daß er des alten Henrici,
deſſen Rache man ſcharff würde zu empfinden gehabt has
ben /wann er / wie ſichs angelaſſen /wieder ſolte empor ges Der Pabft
kommen ſeyn / allerdings los war worden ;. Allein man fiudet fid
fand zu Rom ſich hierinnen über die maſſen betrogen , betrogen.
Dann man hatte an Henrico V. einen Heren / der / wie er
End und Treue an ſeinen Heren Vatter gebrochen / ſolche
auch gegen anderenicht viel zu halten prieste.
Er ließ aber nach ſeines Vatters Tod ! und nachdem
er ſolcher Geſtalt von allen Ständen einmüthig vor ihren
wah .
304 Dritter Periodus IV. Capitel.

Sec.XII. wahren Kåyfer erkannt worden , ſeinen Zorn aus / wider


alle Die / fo nach dem Mayhßiſchen Reichs - Tag ſeinem
Vatter rudderumb beygeſtanden / und muſtén deſſen zwey
fürnehmſte Freunde , Robertus , der Graf von Flandern ;
und Henricus , Der Herkog von Lotharingen / am meiſten
Henricus
verfolget herhalten : Der erſte zwar 7weiler an Seiten Franckreich
Die Freuns Den Rucken ſicher hatte i kam noch ziemlich ungerupffet
Deſeines durch , der andere aber muſtėdas Gelach bezahlen ſich in
Vatters. Des Reichs Ächt erklären laſſen , und in das Gefängnuß
gehen / woraufihm das Herzogthum Lotharingen genoms
men / und ſolches Gothofredo Barbato, bem Grafen von
Löven gegeben werdider von einer Tochter des alten Herz
kogs Caroli, Königs LudoviciUltramarini in Franckreich
Sohns herſtammete j und deſſen Vorfahren ſchon långs
ſten eine Anſprach zu dieſem Herkogthum derohalben
hatten . Es hatte zwarHenricus das Glück aus Der Bes
fångnuß heimlich zu entkommen / und bemühete ſich ſein
Herkogthum mit Waffen wieder zu erobern / wie er dann
auch die Stadt Aachen einnahmij allein er ward von dem
neuen Herßog Gothofredo wiederum vertrieben / uno bez
gieng dieſer die Generofítåt und Großmuth dåben /daß/od
er feines Feinds Gemahlin hätte gefangen nehmen kön
nen / er an dieſer Dame keines wegs einige Rache üben /
Fondern ſie vielmehrwohin ſie wolte/convoyirenließ.
An.1109 . ' Sobald ſich Käyſer Henricus an Seiten Deutſchlands
Henticus ficher ſahe, kehrte er bás Rauhe, das er liſtiglichgegen die
den Stritt Påbſtebißher verborgen hatter hervor / und ſchickte eine
wegen groſſe Geſandſchafft an Pabſt Paſchalem , der eben Samal
Ber In in Franckreich war / um bas berühmteConcilium zu Troye
veftituren: zu halten / ließdadurch demſelben erdffnen /weil dieGes
wohnheit die Biſchoffe zu ernennen / oder die Erwählte ju
confirmiren / undſie einzuſeßen / mit dem Stab und dem
Ring/ſo alt /und von CaroliMagni Zeiten / auch von dem
Privilegio, das PabſtAdrianus ihm gegebê/noch herrührej
To könne er , ungeachtet feines ehmaligen Verſprechens /
folche nicht zurụck laſſen , ſondern gedencke ſie ein vor alles
malzu behalten . Der Pabſt antwortete : Daß die Con
firmas
Die Regierung Henrici V. 305

firmation ſo ber den Kånfern geſuchtwerden ſolte / einer


Dienſtbarkeit åhnlich ſeyei ſo der Kirche / die Chriſtus mit
ſeinem Blut fren gemacht /nicht aufzubůrden ; der Stab
und der Ring wären Geiſtliche Dinge / ſo man von keinen
Weltlichen nicht annehmen könne , und wurden die Bis
ſchoffe ihre Geiſtliche Hände beflecken / wann ſie ſolche in
die mit Blut beſudelteHände eines weltlichen Fürſten legs
ten / unb ihme die Pflicht ablegen ſolten : weilen aber die
Käyſerliche Geſandten auf ihrem Begehren beſtåndig bes
harreten i ſchied man unverglichener Dinge voneinander /
und wiederholte der Pabſt die alten Decreta wegen der
Einſekung der Biſchoffe / auf dem Concilio Trecenfi oder
su Troyevon neuen ; Doch ward dem Käyfer ein Jahr lang
Plak gelaſſen , ſeine Prætenſiones und Anforderungen auf
einem ConcilioGenerali zu Rom noch auszuführen .
Ehe Henricus dieſen Handel weiter urgirte / kam ihm An.
Sein1108.
Der Krieg mit den Ungarn und Polen auf den Hals 1Krieg
Den erſten hatte er barum angefangen /weil die Ungarn die mit den
Teutſche im Creuß-Zug begriffenen / fo zu Eroberung des Ungarn.
heiligen Landes durch Ungarn nach Orient gereiſt waren /
geplündert und zum Theil erſchlagen hatten ; und weilen
eben damal eineinnerliche Rebellion in Ungarn war / indes
me Almus ſich wider ſeinen Bruder Colomannum aufgee
lehnt/und die Protection oder Schuk Kårſers Henrici im
plorirt hatte / verhoffte er 1 er wolte hierber etwas erfis
fchen / und zog mit Allilten der Böhmen in Ungarn /mus
Ite aber / weil die Böhmen ihn verlieſſen / und die in ihrem
Land entſtandene Aufruhr zu ſtillen / wieder nach Hauſe
zogen / auch ſelbſten unverrichter Dinge aus Ungarn und
von der Belagerung Preßburg wieder hinweg ziehen .
1
Der Polniſche Krieg entſtund darüber/daß derKäyſer
vermeynte im Stande zu ſeyn , die Polen zwingen zu kön
nen/ daß ſie den Tribut/ den ſie von vielen Jahren zu bezahs
len unterlaſſen / wiederum entrichten ſolten / that derohal. An. 1109.
ben mit abermaligem Beyſtand Herzogs Zwantopolchi Krieg
in Böhmen eine Expedition in Polen / und belagerte die mit den
Polen .
Stadt Groß - Glogau in Schleſien / welches Land dazu :
Dritter Tbeil mal
306 Dritter Periodus . IV. Capitel .

Sec.XII. mal unter Polniſcher Jurisdiction und Bohtmäßigkeit


ſtund : wie aber unter währender Belagerung Herkog
Zwantopolchus mit Code abgieng / und die Böhmen dara
auf zurück Fehrten / waren die Käyſerlichen allein zu
ſchwach / den Krieg wider die Polen auszuführen / und
wurden nicht weit von Breßlauſ auf dem ſo genannten
Hunds-Feld / aufs Haupt geſchlagen. Ben dieſem Krieg
begab ſich die bekandte und notable Hiſtorie : Daß nem
lich Boleslaus , der König in Polen / um von ſich den Krieg
abzuwenden , eine Geſandſchafft an den Käyſer ſchickte und
Friedens - Vorſchläge thun ließ , als nun der Kåpfer von
den harten Conditionen , die er den Polen vorgelegt / nicht
nachlaſſen wolte/ und / um ſie zu intimidiren und in Furcht
zu ſeßen 7 ihnen ſeinen Schaß und groſſe Baarſchafften
zeigte 7 und daben bedrohete / mit dieſen groſſen Mitteln
wolle er leichtlich von gank Polen ſich Meiſter machen , da
jog der eine Geſandte Scharbizius einen guldenen Ring
vom Finger/und wurff ihn in eine Truhen voll Golds /ſagte

o
a

old Barben Scherzweiß : Addatur aurum auro : Wir wol


wird zu
len Gold zu Gold thun . Worauf der Käyſer ihme an:
Gold ge
norffenn derſt nichts antwortete/ als : aberDanck ! Von welcher
Beger
Die Regierung Henrici V. 307

Begebenheit der ScharbiziſchenFamilie , fo eine von den


Fürnehmſten in Polen iſt/ der Name geblieben / daß ſie
noch heut zu Tag Habdankii genennet werden.
Als die Sachen mit Ungarn und Polen bengelegt/war
Kayſer Henricus auf nichts mehrers bedacht als daß er de
Streit wegen der Investituren mit den Påbſten gar aus:
machen mdchte: Solchemnach nahm er i um zugleich ſich
cronen zu laſſen , mit einer anſehnlichen Armeevon drennlig
tauſend Pferden den Zug in Italien vor. Damit aber die
Crðnung deſto ſchleuniger von ſtatten gehen mschte / ſchicks
te er einige Gefandten vor an 1 ſo die Sachen mit bern
Pabſt debattiren folten ; und wie die vornehmſte Contro .
vers,wegen der Investituren beſtund / und der Kayſer bara
auf inſiſtirte / daß er einmal von den Inveſtituren nicht abs
ſtehen könne i ſo lange die Biſchöffeund Aebbte ſo anſehn :
liche Länder und Jura im Reich bejäffen / ward endlich die An . INTI
Sache von dem Pabſt und Kayſerlichen Geſandten dahin Der
terminirt / daß der Pabſt und die Geiſtlichkeit in Teutſch - Pabſtwill
land allen Juribus auf Land / Leute und jährlichen Gefälledem Kana
abſagen / ſolche insgeſamt dem Kayſer wieder zu Handen ſer die
Stiffter
ftellen / und ſich allein mit den Zehenden und Opffer -Gel
weltlicher
dern contentiren , hingegen der Kayſer auch denen Inveſti -Güter
turen der Biſchoffe renunciren und caviren ſolte / daß erabtreta
ben ſeiner Ankunfft nach Rom dem Pabſt kein Leid wolteten.
lafſen zufügen i welches alles zu Papier gebracht und vom
KayſermitderCondition ratificirt ward /wann der Pabſt
zu wegen bringen würde , daß auf einen ordentlichen
Reichs- Tag die Biſchoffe die Påbftliche Renunciation
confirmirten / und ſolche würcklich Itabilirten . Wie es
hun hieraufzu dem Crónungs-A etu ſelbſtenkam / vertang:
te der Pabſt / der Kayſet ſolte nunmehr die Abſagung
auf die Inveſtituren öffentlichthun / dagegen er auch ſeiner
Seits den Abragungs - Brief auf die Geiſtliche Poſfer
liones aushändigen wolte . Der Kayſer nahm hierauf eis
hen Abtritt mit den Teutſchen und Staliäniſchen Biſchofa
fen/ und trug ihnen die Sache por/ ob ſie damit zu frieden
wären ? Dieſe aber rourden hierüber ganz toll / lieffen aus
U 2 der
308 Dritter Periodus IV. Capitel.

Sec .XII.der Sacriſten frey heraus / fiengen mit dem Pabſt an zu


gancken , wurffen ihmvor /er habe die anſehnliche Poffeffio
nes,ſo ihre Kirchen von Kayſern und Königen bekommen /
Die Bis ihnen
nicht gegeben / er könne es ihnen auch nicht nehmen /
fchoffe
ja nc ke n er ſollte zu erſt ſelbſten reſtituiren / was der Römiſ. Kirche
darüber geſchencket worden / und was der gleichen mehr war; indes
mitdem me nun die Diſpute ſich erhiſte und der Pabſt darauf bes
Pabit. ſtund / Daß er den Kayſer nicht arinen wolte/ehe und bevor

er auf die Inveſtituren renuncirt / auch nach vollendeter


Merlegar aus der Kirchen hinaus zu gehen gedachte, ward
er von der Käyſerlichen Leibwacht angehalten í und als
darüber unter den Staliånern /die in der Kirche waren, ein
Gemurmel und Geſchrey entſtund / fieng die Kåyſerliche
Leibwacht/entweder aus Unverſtand oder in der Meinung
den Pabſtzu ſchröcken / einen Tumult an / zuckten die Des
gen / und ſchlugen auf das Volck/ ſo daß ihrer viel darüber
Der todt blieben. Der Kanſer nahm auchwürcklich den Pabſt
Pabft und ſeine gange Cleriſey in Arreft, und obwoln die Römer
wird bars des andern Tags zuſammen lieffen / ſich ihres Pabſts ans
fangen nehmen / und den Kayſer in ſeinem Quartier zwingen wol
genomen, ten / worůber auch der Kayſer in Leibsund Lebens-Gefahr
famy
Die Regierung Henrici V. 309

kam / wann er ſich nicht mit eigner Fauſt ſo anſehnlich de


fendirt håtte/und von dem Gouverneurvon Måyland / der
i fich vor dem Kayſer vorſtellte unddarüber in Stücken zers
hauen ward /wåre bedeckt worden /ſo wurden ſie dochy als
die Teutſche ſich verſammlet/zuruck getrieben und auf der
w Tyber - Brücke elendiglich nieder gemegelt.
ha Hiermit zog der Kayſer aus Rom heraus / und nahm
den Pabſt Paſchalem und ſeine übrigeGefangene , die er
gangwol'tractiren ließ , mit ſich / biß daß/ nach einem Arreſt
von zwenen Monaten / der Pabſt ſich endlich / ſo wol durch
das Lamentiren und Beklagen der Mit : Arreſtirten / als
durch des Kayſers beſtåndige Proteſtationes , daß er nem
lich durch die Inveſtituren gang nichts von denen geiſtlichen
Functionen und Aemtern /ſondern allein ihre weltliche Gůs
ter undLehen zu conferiren und zu übergeben , gedencke/ſich
bewegen ließ /dem Kayſer die Confirmation und Beſtåttis Cedirt
gungder eligirten oder erwählten Biſchoffe und die Inve - demKäni
ſkituren mit dem Stab und Ring/wieſievor Pabſts Gre-Inveftifer dietu .
gorii VII. Zeiten gebråuchlich geweſen / noch ferner zuzus ren.
ſtehen ; er verſprach auch dabey / den Kayſer nimmermehr
zu excommuniciren. Davon obligirte ſich der Kanſer hina
wieder/ Daß er denPabſt wider al ſeine Feinde protegiren /
oder ſchůken / und ſich gegen ihm als ein gehorſamer Sohn
der Kirchen bezeugen wolle. Darauf nachdem dieſer
Tractat beſiegelt und von beeden Theilen beſchworen
worden / ward der Pabſt relaxirt / und kehrte der Käyfer
wieder nach Rom , allvo der Pabſt ihn ſolenniter erốnte
unter derMeſſe auch ihm die heilige Communion mittheila
te / die Helffte der heiligen Hoſtiæ ſelbſten genoß / und die
andere Helffte dem Kayſer mit dieſen Worten reichte:
SEr gebe ihm dieſes zum Zeichen des nunmehro
zwiſchen ihnen gemachten Friedens / und daß
Derjenige í von ihnen beeden / vondem Reich ... r
Chriſti ausgeſchloſſen ſeyn ſolte /der ſolchenbres.
chen würde.
1
Der Käyſer kehrte hierauf gang victorios in Teutſch ,
1
landzuruck / in Meynung/ alles ſenenun aufs beſte ausges: 1
macht; allein ſo bald er den Rucken gekehrt/ thaten ſich die
U 3 Cars
310 Drirrer Periodus IV . Capitel.

Sec.XII. Cardinåleund Römiſche Cleriſen zuſammen !, improbirten


und mißbilligten offentlich was der Pabſt gegen den Sans
Die Cars fer verwilligt/ ſchroen die Meynumg / daß es zuläſſig , daß
dinåle ein weltlicher Herz vermittelſt des Biſchoffs -Stabs und
wvolen
des Ringes die geiſtliche Beneficia conferire, vor eine For
folches
mal - Keßeren ausi ( ob welcher Quæſtion Johannes Lug
Tcheben dunenſis und quoCarnatenſis der dasContrarium.u.Wis
laſſen . derſpiel defendirt/viel geſchrieben ) und condemnirten des
Pabſt Actiones oder Fürnehmen mit groſſer Hitigkeit/
alſo, daß der gute Pabſt um ein allgemein Schiſma zu vera
meiden / fich obligirt fand / weil er wegen ſeines gethanen
Eyds/was er dem Kayſer verſprochen / ſelbſten weder bres
chen kunte noch wolte, in einem Concilio von 126. Biſchof
fen , den Patribus heimzuſtellen , daß ſie ſelbſten mit dieſem
Tractat diſponiren und handeln ſolten / wie ſie es gut bes
fånden / woraufſieeinhelliglich rothanes über die Inveſti
turen gegebenes Privilegium , ſo ſie ein Privilegium nenn
ten / carlirten : und giengen etliche Biſchöffe ,abſonderlich
Guido derErk- Biſchoff von Vienne in Franckreich ſo von
Der Say Geburtein Prinz von Burgund und des Kayſers naher
darüber Vetter war /und Conon ,der Påbſtliche Legat in Orient,
cxcommu gar ſo weit /daß ſie in ihren National-Synodis den Kayſer
picirt.
Henricum allerdings excommunicirten .
Dieſes Procedere der beherkten Biſchoffe machteKays
fer Henrico gewaltige Ungelegenheit / dann wie er eines
gar rauhen und hißigen Gemüts war/und die Leute gewals
tig zu åffen pflegte / alſo hatte er auch von geraumer Zeit
fich viel Feinde gemacht/ darunter auch ſeineigener Cang
ler Adalberto , dem er das Erk : Bifthum Mårns confe.
An . 1113.rirt / und die mehreſten Sächſiſche Fürſten / nemlich Ad
Teutfchen algerus, Erk-Biſchoff zu Magdeburg/Reinerus, Biſchoff
Fürſten zu Halberſtadt/ und Lotharius, Herßog von Sachſen was
rebelliren . ren : Diefe prævalirten ſich der von einigen Biſchoffen dem
Kayſer wiederfahrnen Excommunication,und ſagten ihm
nach dem Erempel , wie er es ſelbſten ſeinen Heren Vats
ter gemacht, hierüber den Gehorſam auf. Der Kayſer
hatte zwar Anfangs wider ſie guten Sieg / bekam Adalbe
ronem
Die Regierung Henrici IV . 311

ronem gefangen / ſchlug durch Hojerum ,Den Grafen von


Mannsfeld / die Rebelen benWölffenbüttel zuruck / und
nahm ihnen viel Stådte hinweg; Dieſe aber erholten ſich
wieder / gewannen Hojero eine groſſe Schlachtab /inroels
her er auch geblieben ; ſo n8thigten auch die Burger zu
Máyng in einer Aufruhr den Käyſer / daß er ihren Erks
Biſchoff wieder loß laſſen muſte.
Währenden dieſes Kriegs kam die Zeitung/daß Mathil
dis,die Herßogin von Toſcana / mit Dod abgangen ware ;
weil nun der Krånſer wol wuſte / daß ſie all ihr Vermogen
dem Påbſtlichen Stuhl legirt oder vermacht , und hins 1
gegen prætendirtel es gehöre ihm ſolches zu / eines Theils ! Der
weil er ihr nächſter Vetter und Erbe / andern Theils / Känſer
meil ihre lande Reichs-Lehen und heimgefallen / ſo inachte nimmt
das fürs
ett ſo gut er kunte, mit den Sachſen Friede/ und eilte in ſtenthum
Italien , die Erbſchafft der Mathildis einzunehmen / che derMa
ihm ein anderer hierin vorkåme. Indeſſen hatte der thildis ein .
Pabſt Paſchalis immerfort eine groſſe Anfechtung : Die
Biſchoffe /die den Kårſer excommunicirt und in Bann ges
than hatten / verlangten, der Pabſt ſolte ſolche ausdrücklich
confirmiren /und hingegen begehrte der Käyſer / Der Pabſt
Folte die Excommunication allerdings aufheben . Das
erſte kunte der Pabſt nicht thun wegen ſeines Eyds / und
das lekte durffte er nicht thun / rcolte er anderſt/ daß die
5 Biſchoffe ſich von ihm nicht ſepariren und abſondern ſols
ten: Er entſchuldigte ſich auch gegen den såyſer / weit die
Biſchoffe in ordentlichen Conciliis ihn excommunicirt/ ſo
lehe ihin nicht zu / den Käyſer ohne Concilio und Vers
ſammlung der Geiſtlichen zu abſolviren : Derohalben trat
er dieſen Mittel - Weeg an / in Meynung damit ſeinem
End und den Biſchoffen ein Genügen zu thun / daß er
zhoqr beſtåndig verweigerte den Käyſer namentlich zu ex
communiciren /daneben aber in einem abermaligen im Lao
!
terano gehaltenen Synodo , ſo wol die Excommunications
Decreta ſeiner Vorfahren wegen der Inveſtituren als auch
was, obgedachte Biſchoffe in ihren National-Conciliis ges
U 4 handelt
312 Dritter Periodus . IV. Capitel.

Sec.XII. handelt hatten, in genere confirmirte .Der Käyſer /der des


Pabſts Conduite und Aufführung vor ein Geſpått auf:
nahm / eilte / nachdem er die Erbſchafft der Mathildis oc.
cupirt / nach Rom ; der Pabſt retirirte ſich zu den Nors
An, 1118.männiſchen Fürſten in Calabrien / kam aber nach des
KäyſersAbzug wieder / und ſtarb bald darauf.
Dren Tagenach deſſen Tod erwählten dis Cardinale
den CardinalJohannem Cajetanum zum Pabſt / der ſich
Gelafium II. nennte. Der Burgermeiſter Cincius Frangi.
panusaber, deſſen Sohn der Kåyfer ſeine unächte Tochter
zum Weib gegeben / und welcher deßhalben des Käyſers
Parthey eiferig hielte / war erzůrnet /daßman nichteinen
von ſeinen Creaturen genommen / ficl derohalben in die
Capelle / darinnen der Pabſterwählt worden / ein und
nahm den Pabft mit allen ſeinen Cardinälen gefangen /
doch muſte er ihn des andern Tags / aus Furcht vor dem
Der Römiſchen Volck /wieder lokgeben. gmmittelft kam der
Spårfer Spårfer í dermit dieſem Pabſt übel zufrieden war / weil er
vertreibt, ſich ſchon vernehmen laſſen , daß er dem Käyſer in den In ,
den Pabſt veſtituren gar nicht condeſcendiren und nachgeben würde,
von Rom.
mit einem Theil ſeiner Armee zu Rom an / und diß zwar
ſo heimlich / daß er den Pabſt faſt in dem Bett erhaſcht,
mofern der Cardinal Alatranus ihn in der Nacht nicht auf
gewecket und zur Flucht animirt håtte.
Dieſer Cardinal / der von Leib ein ſtarcker Mann
war / that an dem Pabſt noch ferner auch dieſe Gutthat:
Als der Pabſt auf einem kleinen Schiff davon flohe
und die Käyſerlichen ihm nacheilten / und"mit Pfeilen in
das Schiff ſchoſſen / ſo / daß er deßhalben an der andern
Seiten an das Land fich begeben muſte / alldar aber
wegen ſeines Alters und Schwachheit nicht wol zu Fuſſe
fortkommen kunte / und gleichwol quch nichts / weder zu reis
Treue eis ten noch zu fahren hatte , da nahm dieſer Cardinal , als ein
1
nes Cars anderer Æneas, den alten Heiligen Vatter auf ſeine Acha
dinals. feln / und trug ihn alſo zwen Jtaliäniſcher Meil Weegs
weit / biß aufdas Schloß Ardeam , von bar er des andern
Tags nach Cajeta in Sicherheit kam .
Weilen
Die Regierung Henrici V. 313

Weiten die Sache mit dem Pabſt ſo weit gekommen /


daß keineReconciliation und Verſöhnung mehr zu hoffen
war , ſo ließ der Käyſer es auf eine völlige Ruptur auslauf Der Rana
fen / und durch die Cardinale und Biſchoffe von ſeiner Fa. ein Ver macht
en anto
Sion oder Parthie,die Wahl Pabſts Gelafii um willen ſie dern
ohne ſein Vorwiſſen geſchehen / vor null und nichtig erklå- Pablt.
ren /und hingegen Mauritium Burdinum den Erk : Biſchoff
von Braga in Hiſpanien / zum Anti- Papa erwählen / unter
dem Namen Gregorii VII . Welcher Burdinus, der eben
damals ſich zu Nom befand / ben Pabſt Paſchali um das
Erz- Bißthum Toleto angehalten / vom Pabſt aber abgea
wieſen worden / und deßhalben zur Parthie des Käyſers
ſich geſchlagen / auch daſelbſt ſich gewaltig inſinuirt und
eingeſchmeichelt hatte. Es erhielt zwar.Pabſt Gelaſius, der
bieraufden Käyfer mit ſamt ſeinem Gregorio excommuni
cirte /einen Succurs von den Normanniſchen Fürſten / fo
Den Kåyſer nåthigte / ſich aus Stalien garwieder zuruck zu
ziehen ; von Rom aber / allwo die Frangipani und Grafen
von Toſcanella des Gregorii Parthie genommen / kunte er
ſich nichtMeiſter machen / ſondern muſte GOtt dancken
daß , als er einsmals ſich, in Pilgrams - Kleidern in die
Stadt
314 Dritter Periodus . IV. Capitel.

Sec. XII. Stadt practicirt,und daſelbſt Pontificaliter oder in Påbſts


licher Kleidung Meſſe leſen wolte / er mitdem Leben und
mit dem Meßgewand / wie er vor dem Altar geſtanden /
auf einem Pferd fißend , wieder heraus kam . Er wolte
auch långer in Italien nichttrauen / ſondern retirirte ſich in
Fránckreich in das Cloſter Clugny , woſelbſt er aber bald
hernach / und gleich in dem andern Jahr ſeines Pontificats
oder Pabſtthums mit Tod abgieng.
An. 1919 . An des Gelafii ſtatt erwählten die in Franckreich mits
Der Reans gegangene Cardinåle Guidonem , den Erk: Biſchoff von
ſer ſucht Vienne , der vor dieſem den Kånſer ſchon excommunis irt
ſich mit hatte, und den Namen Calixti II.nahm . Mit dieſem ſuchte
dem Pabft
fu ver : Käyſer Henricus ſich zu accommodiren /und erbot fich/daß
gleichen , er deſfenthalben ben dem zu Rheims angeſtellten Concilio
ſelbſt erſcheinen wolte; Es ward auch immittelſtdurch Ges
fandten ,die Sache dahin gerichtet/daß der Käyſer offerirte
und anboth / er wolte der Inveſtitur Der Biſchoffe mit dem
Stab und dem Ring / wie die Könige in Franckreich ges
than /ſeines Drts auch renunciren und abſagen : Wie aber
Rumpirt die Sache zu Mouffon, wohin der Pabſt ſich in Perſon ers
pon neuem hub / gar ausgemacht werden ſolte / und der Käyſer vers
mit ibm . merckte/ daß des Pabſts intention nicht aufdiebloſſe Uns
terlaſſung der Ceremonie / fondern auf den Nachlaß der
völligen Inveſtitur und Einfeßung angeſehen gieng der
Käyſer wieder zuruck / und erklärte ſich , daß er eines ſo hoch
importanten Juris,oder wichtigen Rechts/ohne derReichs.
Stånde Vorwiſſen und Einſtimmung ſich nicht begeben
könne. Darauf wurden die Tractaten wieder abgebros
chen / und eilte der Pabſt nach Rheims zu dem Concilio ,
alwo er die Decreta des Gregorii VII.und Urbani II.widex
dieSimoniacos oderGeld- Gierige /Clericos incontinentes,
( unmäßige Geiſtliches ) und wider die Inveſtituren er:
und toiro neuerte 7 annebſt den Käyfer Henricum V. und ſeinen Anti
folemniter papam Burdinum ſolemniter und öffentlich mit dieſer Ses
excommu- remonie / (die ben andern dergleichen Excommunicationen
nicirt. Öffter geſchehen ) excommunicirte / daß er einem jeden der
axweſenden Biſchoffe / deren mehr als 21s. waren ! eine
brens
Die Regierung Henrici V. 315

10

brennende Wachs- Kerkeju Handen ſtellen ließ, welche fie


insgeſamt/alsman die Worte des Anathematis u . Banna
Donners pronuncirte / auf einmal auslöſchen muſten.
110 Nach dem Concilio , gieng der Pabſt Calixtus wieder
in Jtalien / weil er vernahm / daß die Romer und mehreſte
Biſchoffe des Schiſmatis åberdrůſſig waren /ward auch zu
Rom mit allen Freuden aufgenommen ; der Anti- Papa
Gregorius oder Burdinus aber entwich nach Sutri einer ves
ſtenStadt / in welcher Käyſerl. Garniſon lag. Damit
nun Pabſt Calixtus das Schiſma auf einmal aufheben
möchte / brachte er bey denen Normanniſchen Fürſten im
Neapolitaniſchen eine Armee zuſammen i belagerte damit
Sutri,und bekam darinne den Anti -Papam gefangen / deme Der Alle
die Soldaten / an ſtatt des Meß -Geivants / zwey blutige ti-Papa
M
Geiß -Fell umhenckten / ihn růcklings auf einCameel fees wird ges
faugene
ten / und alſo zum Spectacul herum führten /biß ihn endlich
der Pabſt indas Cloſter Montis Caffini ſperren ließ.
Der Kayfer håtte wol groſſe Luſt gehabt ſeinen Bur
dinum zu ſecundiren ; der Pabſt Calixtus aber hekte ihm
durch Hülffe Adalberonis des Erk- Biſchoffs zuMånng/die
Sachfen und andere Stände auf den Hals 7 bas et aus
Teutfchen
316 Dritter Periodus. IV . Capitel .

Sec.XII. Teutſchland nichtweichen durffte ; Es war auch an dem i


daß / als der Kanſer Måyng belagerte / es zu einer groſſen
Schlacht gekommen wäre , wo nicht die Vornehmſten
Ap. 1122. von beeden Armeen / um das unnöthige Blutvergieſſen
Die zu verhüten / zuſammen getretten / und den Kånſer erſucht
Teutſche håtten / daß er doch mit dem Påbſtlichen Stuhl ſich ac
Fürften
vermits commodiren möchté/ welches auch dieſer gar gerneeinwils
teln eis ligte/ und den ganzen Streit in ihre eigene Hånde ſtellte
nen Vers worauf ein allgemeiner Reichs- Tag zu Würsburg ges
gleich der halten / und von Dar etliche Abgeſandte mit Volmacht
Inveititu ,
nach Rom geſchickt / endlichen auch auf einen Concilio
ren bals
bers Generali in Laterano, dememehr als 300. Biſchöffelund
über 700. Aebbte bengewohnt, dieſe langwierige
Strittig
keit dergeſtalt beygelegtworden : Daß der Kayſer 1. die M
Deffen Wahl der Biſchoffe und Aebbte fren laſſen . 2. Sich der
Puncten.
Ceremonie ſie mit dem Biſchoffs- Štab und dem Ring
zu inveſtiren und einzuſeßen enthalten . 3.Was er von den
Landen / fo zu dem Rómiſchen Stuhl oder andern Kirs
chen gehörten noch in Handen, reſtituiren und wieder her:
ſtellen ſolte. Hingegen verwilligte das Concilium dem
Kayſer hinwiederum : 1. Daß in Teutſchland die Wahl
der Biſchoffe und Aebbte anderſt nicht als in Gegenwart
der Kanſerlichen Comiffarien geſchehen ſolte. 2. Wann
die Vora diſcrepant oder ungleichwären , folte der Kayfery
nach Rath des Metropolitaniden Ausſpruch machen . 3 .
Solte der neu-erwählte Biſchoff / oder Abbt / die Einſes
kung über die zu ſeinem Bifthum / oder Abbten / gehoris
gelände und Regalien von dem Kanſer empfangen , nicht
zwar vermittelft Uberreichung des Biſchoffs - Stabs und
des Rings /ſondern vermittelſt des Scepters. 4. Die Bi
ſchoffe in Italien ſolten Plan haben /ſechs Monat mach ih .
rerConſecration die Inveſtitur von dem Kayſer zu nehmen,
Dieſe Articul wurden dem Kayſer zugeſchickt / und auf dem
Reichs- Tag zu Worms von dem Kanſer und den mehre:
ften Fürſten ratificirt uud unterſchrieben / und darauf der
Kayſer von den Påbſtlichen Legaen / dem Cardinal von
Oſtia, von der Excommunication / oder Bann , abſolvirt.
Auf

i
Die Regierung Henrici V. 317

Auff dieſe Weiſe ward der Streit / der das Römiſche Ende des
1 Reich und die Kirche über funffzig Jahr lang zerriſſen / Inveftitur
1
aufgehoben . Wäre vor långſten und zu Käyſers Hen: Streits.
rici IV.Zeiten die Sache auf ſolchen Fuß geſtellt worden /
po håtte viel Unheil / Aergernúffen und unſchuldig Blut
erſpart werden können : Wiewol in der That das Reich
auch bey dieſem Accord das wenigſte gewonnen ;. Dann
weil die Käyſer von der Wahl der Biſchoffe von Italien
gar excludirt und ausgeſchloſſen wurden / iſt daraus er:
folgt , daß ſie auch unvermercklich nach und nach von der
Jurisdiction des mehreſten Theils von Italien entſetzt
worden .
Es lebte aber weder der Pabſt noch der Kayſer lang
mehr nach dieſem Accord , ſondern ſturben alle beede in
El ſechs Monaten nacheinander. Der Käyſer / zu Utrechtin
Niederland / woſelbſt hin ihn einige Troublen die im Lütti- An . 1128.
chiſchen entſtanden i geruffen / ſeiner Regierung im neuns Der Rads
jehenden Sabr . ſer ſtirbt.

Er war ein Herrvon ſchönen Leibs-Gaben und gutem Seine


Verſtand / der aber wegen ſeiner Hißigkeit/ Wandel: Beforeis
muth und Geißes ſich viele böſe nachreden gemachet . Er bung.
mar
318 Dritter Periodus. V. Capitel.

Sec.XIl. war auch einsmals in einer groſſen Gefahr / da nemlich auf


einem Reichs - Tag zu Goblar /Das Wetter in Gegenwart
Mird
Des Ranſers ins Zimmer traff dem Kayſer das Wehrges
pon
Blik bes heng/ſamt der Spiße des Degens /hinweg ſchlug/und das
Tchådigt. Leder innenheram Schild verſengte, welches etlichedahin
auslegten , Daß unter ſeiner Regierung das Schwerdt des
Römiſchen Reichs anfangen
wurdeſtumpf zu werden

Das V. Capitel.

Von der Regierung des Kayſers


Lotharii Saxonis.

An, 1125 S hatte Kayſer Henricus von ſeiner Gemahlint


Mathilde ,einer Königlichen Princeſſin aus Enges
B
land keineMännliche Érben hinterlaſſen / er hatte
aber eine Schweſter gehabt Agnetem mit Namen / die
Friderico , dem Grafen von Hohen -Stauf/ demeKayſer
Henricus IV. nach des Anti-Cæſaris und Affter- Kayſers
Des KåpsRudolphi Rebellion ,das Herkogthum Schwaben confe
fersHen- rirt und übergeben / vermähltwar : Von dieſer waren
rici Vet
tern die zween Söhne vorhanden /Fridericus, Herkog von Schwas
{putiren ben /und Conradus, Herßog von Franchen. Wienun Kaya
bas Kän , ſer Henricus V. einem von dieſen beeden ſeiner Schweſter
ſerthum . Söhnen die Succesſion im Reich gerne zuſchanzen wolter
ſo ſchickte er ihnen die Inſignia Imperii , kurz vor ſeinem
Tod / auf das Schloß Hermanſtein : Weilen aber die
Gedächtnuß der beeden Henricorum im Reich ſehr vers
hafft war / inclinirte niemand auf ſeine Vettern , die
Schwäbiſche Gebrüdere / ſondern es fielen die mehreſte
Vota , durch Anſtalt des Biſchoffs von Måynk / und der
Påbſtlichen Legaten /auf Lotharium ,den Herkog in Sachs
ſen / aus / wiewolen auch Leopoldus , der Marggraf von
Deſtereich , und Carolus,der Graf von Flandern / ſich einic.
ge Hoffnung darzu machten .
Käyfers
Lotharii Eswar dieſer Lotharius,oder Luderus, wie ihn einige
Herfonte Autores nennen / von Geburt ein Grafvon Supplenburg
mer . gewes
Die Regierung Lotharii Saxonis. 319

geweſen / aus der Familie der Grafen von Querfort/ wie


aber Magnus , der leßte Herzog von Sachſen / aus der als
ten Familie , ſo von Bilingo hergerührt/ in der damaligen
Sächſiſchen Rebellion vom Käyſer Henrico IV. zum zweys
tenmal gefangen genommen worden / und endlich ohne
männliche Erben geſtorben, hat Kayſer Henricus das Hers
kogthum Sachſen / theils unter dem Vorwand des Bes
frugs / theils / daß es alsLehen heimgefallen wåre / eingezos
gen / und vor ſich ſelbſt behalten / fein Sohn HenricusV.
aber, als er wider den Vatter rebellirt/ hat ſolches dieſem
Lothajio , dem Grafen von Supplenburg , der ihme int
Krieg wider den Patter groſſe Dienſte geleiſtet / gegeben ;
wiewolen auch dieſer ihmedieſe Wolthat ſchlechtbelohnetí
und wider Henricum V. ſelbſten / da er vom Pabſt ex
communicirt worden / ebenfalls die Waffen ergriffen /
worüber er von dem Kayſer in die Acht erklärt / und von
-
dem Lande vertrieben / und als er auf des Kayſers Hoch :
zeit in Klag-Kleidern / um Begnadigung zu bitten, ſich ein
1
gefunden / ins Gefängnuß geſeget/ und lange Zeit darinnen
gehaltenworden / biß er endlich ſeinen Pardon erlanget /
welchen Affront undSchimpff aber Lotharius der gans
ken Freundſchafft des Henrici fein Lebtag nachgetragen .
Ob nun wol Lothariusdie Wahl der Ståndevor ſich Krieg mit
hatte / ſo wolten doch Fridericus und Conradus bieSchwå den Ver.

biſche Gebrüdere/dabey nicht acquiefciren, ſondern wolten eine


behaupten / das Reich wäre erblich / und fiele ihnen als ben.
nechſten Verwandten Bes Käyſers Henrici, mit Recht zu/
ergriffen derohalben die Waffen / nahmen viel Städte in
Deutſchland / als Ulm / Nürnberg und Augſpurg , ein /
zogen darauf in Gtalien / und ließ ſich Conradus zum Red
nig von Italien crðnen : weil aber niemand ihre Parthie
erkieſen wolte , der Pabſt auch , der vor Lothario ſtundi
ihnen in allem zuwider war; muſte Conradus aus Italien
mit leeren Händen zuruck ziehen ; doch währte der Krieg
- in Deutſchland noch eine geraumeZeit , und muſte Lotha .
rius, der Sobislaum , den Herzog von Böhmen / zum Ger
bülffenhatteicimit dem er kurk vorher
Frieden gemacht,
Da
320 Dritter Periodus. V. Capitel.

Sec.XII. Da er Ottonem , den Herßog in Mähren / vergeblich zum


HerßogthumBöhmen zu helffen vermeint/) vor Nürnberg
und Speyer von der Belagerung abziehen. Hingegen
Das Hers glückte es ihm in Francken /daßerſolchesHerkogthum
Bogthüm welches Henricus V. Dem Biſchoff von Würzburg wåhs
Francken
kommt an renden Inveſtitur. Streits abgenommen , und ſeinem Vets
Wůrtas tern Conrado gegeben hatte demſelben wiederum ab:
burg , drang, und dem Bißthum Würzburg reincorporirte. Es
ward auch Conradus von Meginero ,dem Erk -Biſchofvon
Måyng / excommunicirt / dieſer aber bekam Meginerum
gefangen / und ließ ihm die Augen ausſtechen. Endlich da
dieſe innerliche Unruhe fünff Jahr gewähret/ und der Käys
ſer 7 durch Hülffe ſeines Tochter -Manns Henrici Superbi
Des Herzogs in Bayern / die Städte Nürnberg, Ulm und
Speyer / wo Conradus ſeine mehreſte Macht innen hatte !
einbekommen / ward vornemlich durch Interpoſition des
Heil. Bernhardi , ein Friedevermittelt , Conradus und Fri
dericus zu Gnaden angenommen / und dem Conrado dieſe
Prærogativ verwilligt / daß er ben Zuſammenkunfften / vor
allen andern Fürſten / die Oberſtelle haben ſolte.
Währender dieſer Zeit giengen auch allerhand kleine
Kriege zwiſchen den Deutſchen Fürſten ſelbſten vor / abs
ſonderlich in Flandern : ſo hatte auch Pabſt Honorius in
Italien mit Rogerio dem Normanniſchen Grafen von
An . 1130. Sicilien und Apulien zu fechten , weil ſolcher das Lehen
Groſſes vom Pabſt nit empfangen wolte . Bald aber gieng durch
Schilma
das Schiſma , das zu Rom entſtund / ein grðffer Feuer auf,
ju Rom.
in welches auch Käyfer Lotharius mit eingezogen ward .
Es waren nach Pabſts Honorii Toð durch Cardinále
von zweyerley Fa&ionen , erſtlich Innocer tius it . und dann
Petrus, des Petri Leonis eines der vornehmſten Römiſchen
Herren Sohn zu Pabſten erwahlt , welcher lekte ſich
Anacletom II. nannte ; meilen aber die Familie Des Petri
Leonis , insgemein die Perleonem genannt , zu Rom gar
mächtig war / behielt Anacletus in der Stadt die Obers
hand /und muſte Innocentius in Franckreich entfliehen .Nur
hielten zwar die mehreſie Europäiſche Könige es mit Inno
centie
Die Regierung Lotharii Saxonis. 321

centio, und ſtund niemand aufdes Anacleti Seiten als die


Rómer / und Rogerius , der Graf von Sicilien und Apu :
lien / DemėAnacletus, um ihn zu gewinnen / den Titul eines
Königs von Sicilien zugelegt , weiln aber gleichwol vor
Innocentium um ihn nach Rom zu introduciren und ein
zuführen / niemand ein Pferd ſattlen wolte / fo nahm dies
ſer Pabſt endlich die Zufluchtzu Sayfer Lothario , als den
wahren Advocato Eccleſiæ oder Benſtand der Kirchen /
und kam zu ihm nach Lüttich ;da ihm der Kayſer verſprach ,

M daß er ſeinetwegen einen Zug in Gtalien vornehmen wol. Der


te. Anfänglich zwar muthete der Kayſer dem Pabſt zu / Käyſer
aflištirt 3
11
er ſolte zum Recompens und Vergeltung der Sjúlffe { diePabſt in
a er ihm leiſten wolte i ihme die Inveſtituren mit dem Stab nocentio,
und dem Ring wieder einräumen / der Heil. Bernhardus
aber / Der ben Pabſt dahin geleitet hatte/redete folches dem
Kanſer aus dem Sinn / daßer és eben bey dem mit Henri
Co V. gemachten Vergleich bleiben ließ. An . 1133
Es kam auch der Karſer ſeinem Verſprechen getreus
y! lich nach v ruckte mit einer Ärmee in Italien / nahm aller
Orten in Lombardie und Toſcana die Huldigung ein /
auſſer zu Verona und Merland ! die ihm die Thore zus
ſchloſſen / ward auch zu Rom eingelaſſen / und führte den Und in
Pabſt Innocentium in die Lateran -Kirche ein , wo erauch trodu cirt
ihn zu
von ihm gecrånt ward ; weil aber der Anacletus die Ens Rom
.
gelsburg innen hatte / auch Rogerius, der KönigvonSicis
lien / ihm mit einer Armee zu Hülffe 30g / Lotharius hinger
gen dänials ſo viel Volcks nicht ben ſich hatte / daß er allen
beeden refiftiren und widerſtehen können / und ihm noch
dazu die Zeitung aus Teutſchland kam / Baß Conradus
und Fridericusaus Schwaben anfiengen neue Ungelegens
heiten zu machen/ wollte er ſich in Italien nicht gern långer
aufhalten , ſondern kehrte in Teutſchland zurück / demeder
Pabſt Innocentius , der ſich nach des Kayſers Abzug zu
Kom nichtmehr ſicher ſaheſ nach Piſa bald nachfolgte.
Nach den aber Lotharius die Sachen in Deutſchland
geſtillet / auch auf demReichs -Tag zu Halberſtadt Nico
laum den König von Dennemarck / und ſeinen Sohn Ma
Dritter Theil & gnum
322 ! Dritter Periodus V. Capitel.

Şec,XII.gnum in ſeine Protection und Pflicht genommen / machte


er ſich aufmit einer gråſſern Armee i das Werck / das er
An. 1136. angefangen / in Jtalien auszuführen. Als er in Italien
Introdu- kam ,fand er alles in groſſer Confuſion , dann die mehreſte
cirt den Städte und Provinzen hatten Anacletum vor den
ſelben
zum ans rechten Pabſt erkannt / und Rogerius , der König in Sis
dernmal. cilien 1 hatte alles biß an Kom unter ſeiner Bothmåfig:
keit gebracht / und hatte Lotharius ein gankes Jahr zu
thun die Lombardie in Ordnung zu bringen ; das fols
gende Jahr aber grieff er Rogerium ſelbſten an / ſchlug
ihn / mit Hülff der Republic Piſa, zu Waſſer / und auch
ſonſten aller Drten zuruck / nahm ihm alle Städte und
Schlöſſer / die er in Italien hatte , ab / und jagte ihn
aus dieſem Lande allerdings hinaus in die Inſul Sici
lien! Darauf führte er den Pabſt Innocentium zu
Rom wieder ein / allwo Anacletus aus Gram / daß er
Teine Sachen alſo krebsgångig ſahe / mit Tod abgieng.
Rudolphum machte derKayſer mit Gutheiſſen des Pabſts
Conferirt zum Herzog von Apulien / ſeinem Tochtermann dem
Toſcanam HenricoSuperbo,aber conferirte und übergab er das nach
an Hen . der Mathildis Tod dem Reich heimgefallene Hertogs
sicum Su- thum Toſcana , und kehrte hiemitvoll Siegs und Ruhms
ferbum , in Teutſchland wieder zuruck . Als er aber zu Verona
war /ward er von einer harten Kranckheit überfällen / und
An: 1137, als er derſelben ungeachtet die Reiſe fortſeşte i verſchied
in einem er nahend bey Trient auf dem Gebůrg in einem elender
Hauren. Bauren - Haus / ſeiner Regierung im dreyzehenden
Haus. Jahr : und ward deſſen Leichnam in Sachſen -Land ge
führt / und in das von ihm baſelbſt erneuerte Cloſter Kos
nigs- Lutter begraben .
Von dieſem Kayſer Lothario iſt denckwürdig / daß/ als
er bey ſeiner letzten Expedition in Apulien die Digeſta Juſti
An. 1136 . niani in Lateiniſcher Sprach ungefehr an einein Ort ger
Führt funden / er ſolche ſich ſo woht gefallen laſſen , daß er nicht
das Cor- allein ſeinem Sangler Irnerio , oðer Wernero , wie ihn ans
pus Juris Deré nennen die Commiſſion gegeben / ſolche die gang unis
ein.
låßlich waren / ju explciren/und zu erklären / ſondern auch
pers
Die Regierung Lotharii Saxonis .. 323
at
verordnet /daß man das Jus Civile Juſtinianeum offentlich
4 dociren und bey Gerichten darnach ſprechen ſolte / ba man
bißhero auch in Italien ſolches gang in Abgang kommen
laffen / und daſelbſt entweder nach den Longobardiſchen ),
Gefeßen, die König Rotharit publicirt und kund gemachet/
oder nach den Capitularibus Francorum , die CarolusMa
gnus introducirt und eingeführet /in Teutſchland aber nach
dem Sachſen -und Schwaben -Recht / oder bloß nach des
nen Gewohnheiten und Jure Statutario jedes Orts / geſpros
chen : Von dieſer Zeit aber iſtdas Corpus Juris Juſtinia
neum in Italien vornemlich/ dann in Deutſchland håt es
noch långer Anſtand gelitten ) wieder ins Aufnehmen ges
kommen und zu Bononia am erſten offentlich docirt wor;
Erfte
den/ worben man dann den Gebrauch introducirt , um dieDoctores
kleutedurch die Ehre zu dieſem Studio Deſto mehr anzulo- werden
ken/daß man publiceDoctores undMagiftrosJuris creirt creirt

und gemachiet , welcher Gebrauch hernach bey andern


Facultåten 7 als der Theologie und Medicin, ſo wolauf
Dieſer Bononiſchen als ándern Univerſitåten gemein wors
den. Die erſten Doctores Juris , ſo man damals promo
virt / waren Bulgarus Hugolinus, und Martinus Pileus.
E 2 Das
324 Dritter Periodus. V. Capitel.

Sec.XII. Das Exemplar aber / ſo der Kåviſer zu erſt gefunden , hat


er der Stadt Piſa verehret / von Dar es die Groß -Herkos
gen von Florenk bekommen / in deren Bihliothec es noch
verwahret wird. Und dieſes iſt der neue Urſprung des
Juris Civilis in unſern Occidentaliſchen Ländern.
Wie dieſer Kånſer Lotharius das Glück gehabt / nicht
allein in Teutſchland die zwölff Jahre ſeiner Regierung
über im zimlichen Frieden zu herrſchen / Vergleichen man in
funffzig Jahren nit erlebtí ( dann der Krieg mit Conrado
und Friderico Suevo währte nicht gar lange/war auch nicht
gar ſonderlich blutig) foindern auch die Normanner / die
man biſher vor unůberwindlich gehalten / aus gans Jtas
lienzu vertreiben , und das völlige Königreich Neapolis
žu conqueriren oder zu erobern /nebſt dem auch als ein ans
Šerer Carolus Magnus, den PabſtInnocentium zweymal
Der fu Rom zu introduciren i alſó hat er auch bey allen Hiſto
wird
Kanſervon ricis und Geſchicht Schreibern ein unvergleichliches Lob
etlichen und unſterblichen Namen erlangt. Doch wird ihm von
gelobt etlichen , ſonderlich den Proteſtirenden / etwas mißgedeus
und ges tet / daß er allzu indulgent und zu gut gegen die Påbſte ges
ſhåndet. weſen , und die Occaſion die Jura Imperii oder Gerechtigs
keiten des Reichs / wegen Collation und übergebung der
Beneficiorum Eccleſiaſticorum oder Geiſtlichen Güter
zu vindiciren aus den Händen gelaſſen habe , inſonderheit
Nachtbeis aber wird gar übel genommen / daß er das Gemåhl von
lichs Ges feiner Crónungi (wann es anderſt zu ſeiner Zeit ſchon ges
hen laſſen / unter welchem dieſe dem
mahlde macht worden geſche
ju Rom . Römiſchen Reich nicht gar vorträgliche Verſeſtehen :
Rex venit ante fores , jurans prius urbis honores ,
Poft homo fit Papæ , ſunit quo dante Coronam .
Das iſt :
Der König fchwort das Recht der Stadt zu
balten unverleget /
Und wird darauf des Pabſis Vafall / der ihm
die Cron aufſetzet.
Er hat mit ſeiner Gemahlin Rixa, einer Gråfin von Nords
heim / keinen Sohn / ſondern zwer Tochter hinterlaſſen /
Ger
Die Regierung Lotharii Saxonis .

Gertrudem die er an HenricumSuperbumGuelphum den


Herkogen von Bayern verheyrathet / und ihm ſein ganzes
Herộogthum Ober -und Niever Sachſen zum Heyrath
Suț mitgegeben / und Hedwig ', die er an Ludovicum Bar
batum vermåhlt. Weil nun von ſeiner Poſteritåt niemand
vorhanden war / der im Reich ſuccedirt oder gefolget /und
nach ſeinem Tod die Cron an Conradum von: Schwaben Mit ihm
gekommen /bey deſſen Nachkommen ſie über hundert Jahr jet Perio
geblieben / Dadurch eine neụe Sayſerliche Familia,nach wel- dusaus.
chen wir dißmal unſer Periodos abzutheilen gepflogen /
wieder entſtanden / ſo wollen wir nunmehr dieſen Perio
dum und Zeit- Begrieff/ ſo viel die Reichs- Geſchichte bes
trifft/ hiemit beſchlieifen / und uns zu den Griechiſchen Hi
. ſtorien wenden .
Das VI . Capitel,

Von den Geſchichten der Griechiſchen.


oder Conſtaniinopolitaniſchen Kayſer.

Conſtantinus IX

Jr haben den vorigen Periodum beſchloſſen mit An. 1025.


Basilio des ConſtantiniBruder / fahren dero- dus II.)
SG halben nunmehro fort die Regierung dieſes Con
ftantini,der nach ſeines Bruders Tod allein geherzſchet/ zu
beſchreiben. Es war aber dieſer Conſtantinus ein Herz/ Ein un,
der ſchon bei ſeines Bruders Lebzeiten gezeigt , daß er gar tüchtiger
nichtstauge/ dann er nur ſeine Zeit mit Wolůſten Spie:
/ Herr.
len und Fak-Poſſen zugebracht i hingegen rechtſchaffene
und ehrliche Leute verfolget hat/ wie er dann Nicephoro
einem von ſeinen beſten Generalen und andern mehr die
Augen ausſtechen laſſen , wiewol ihm hernach dieſe That
ſehr gereuet. Er ließ auch die Gedancken von Eroberung
Sicilien , die ſein Bruder gehabt / gank fabren / und iſt
von ihm anderſt nichts zu ſagen , als daß die Flotte , die
Bafilius vor Sicilien deftinirt und beſtimmet i den Sargs
cenen , die in die Inſuln Cyclades eingefallen / etliche
# 3 Schiffe
326 Dritter Periodus . V. Capitel ,

Sec.XI. Schiffe hinweg genommen ; hingegen ſeşten ſich viel


Staðte in Orient, nachdem ſie die Griechiſche Berakun :
gen erſchlagen , in Freyheit / die hernach die Saracenen
einnahmen . Auch währte ſeine Regierung nicht långer
Machet alsdren Jahr / da fiel er / wie er dann ſchon gar altwar /
ſeine in eine gefährliche Kranckheit / und weil er keinen Sohn
Tochter
Zoë zur hatte undgleichwol feine Tochter Zoëm gern zur Kayſerin
Kayferia. gemacht hatte,ſo muthete er dem vornehmſten Fürſten und
General/Romano Argyro , zu / er ſolte entweder ſeine Ges
mahlin von ſich laſſen / und ſeine Tochter heyrathen / wors
aufer ihn zum Cæfarem und Succefforem declariren oder
erklären wolte / oder ſich darein ergeben / daß er ihmedie
Augen ausſtechen laſſe i Damit er einem andern / der ſeine
Tochter nehme und damit Kayſer würde / ben der Succel
fion künfftig keineAngelegenheit machen mochte. Des Ar
gyri Gemahlin / um ihren Herren bey Leben und Ehren zu
erhalten / faſſte / ſo bulb ſie ſolches hörte, die Reſolution,
und gieng in ein Cloſter / und weil nach der Griechiſchen
Theologie , das Cloſter-Gelůbd die Ehe ſcheidet / fand
hierdurch Romanus ſich in dem Standı Daß er die Zoëm
heyrathen kunte / worauf Conſtantinus nach dreyen Tas
gen mit Tod abgieng / und dieſem feinem Tochtermann
das Reichhinterließ.
Romanus III. Argyrus.

( Conra Geſer Romanus , ob er ſchon ein Herz von groſſen


dus II. ) Unternehmen war i kunte doch in derThat felbffen
An, 1028. nichts ausrichten / ſo dem Reich wäre nüßlich geweſen
Anfänglich erzeigte er fich über die maffen freygebig / und
ließ den Biſchoffen und Geiſtlichen den Tribut i den ſie
bißher zu reichen gehabt / den man Allelengium nannte !
allerdings nach / er molte auch die Städte in Syrien , die
zu ſeinesSchwehers Zeiten durch die Saracenen waren
occupirt worden / ungeachtet die Saracenen deren etliche
ihm gutwillig wieder abzutretten ſich erbotten /mit Gewalt
erobern / verlohr aber darüber faſt ſeinegange Armee/ ins
dem er dieſelbe aus Unverſtand an Drteführte, wokein
Waf:

1
Orientaliſche Geſchichte. 327
1
Waſſer zu haben war. So nahmen ihm auch die Nors
manner unter Anführung Käyſers Conradi II . Salici, das
Verliere
1 mehreſte , was die Griechen in Apulia und Calabria noch Salas
hatten /hinweg , und als er ſolches recuperiren und einneh- brien .
men wolte / bekam er noch Schlåge dazu . Doch glückte
es ihm einmal in Syrien , daß er 7 mit Hülffe des Amicæ
von Tripoli, der von dem Sultan in Egypten abgefallen /
zwer Schlöſſer / item die Stadt Edeſſam ein/ und daſelbſt
Das Original des Briefs / welches Chriſtus eigenhåndig
,
an den König Abgarum geſchrieben haben ſoll ůberkam ;
Item erhielt er auch eine Schlacht wider die Saracenen
jur See.
Endlich ward er ſehr geißig und widerwillig / verlohr
auch darüber das Reich durch eben den Weeg / durch wel:
ochen er es erlangt: Dann als er ſahe/daß alle feine gebrauch .Will mit
Geivalt
te Mittel / worunter auch einige zaubeciſchewaren / nichts Kinder
anſchlagen wolten / mit ſeiner Gemahliní die ſchon fünff- haben.
Big Jahr altwar /Kinder zu erzeugen / wurde er ihr gram
und fieng an ſich ihrer Gemeinſchafft zu enthalten . Dieſe
aber / die mit den Jahren eben noch nicht die Lüſternheit
perlohren hatte / verliebte ſich in einen von ſeinen Cammera
Herm / Michaëlem mit Namen / einen gar wohlgeſtalten
Menfchen / der bey dem Käyſer gar viel galt / und ihm
zu Nachts mit gewiſſen Salben die Füſſe zu reiben pflag/
und gebrauchte ſich deſſen zu ihrem Beyſchlåffer : Der
Käyſer kam zwar einsmals hinter ihre Stückgen , und
febte den Michaëlem darüber zu Rede / der aber purgirte
ſich mit vielen Endſchwüren / und ward darüber / ents
weder aus Alteration , oder aus Göttlicher Straffe , Die Hints
in des Käyſers Gegenwart mit der hinfallenden Sucht fallende
angegriffen . Der Kårſer , der da meynte Michael Krancks
habe dieſe Kranckheit von Jugend auf an ſich / bildete heit ſett
ſich ein /es wäre nicht möglich / daß eine Frau einen Mens ausdem
Verdacht
ſchen / Der mit dieſer Kranckheit behafftet / lieb haben köndes Ege's
ner hielt ihn darauf für unſchuldig , und continuirte gesbrucho,
gen ihm feine Benevolenk und Wohlgewogenheit. Ina
deſſen aber ließ auch die Käpſerin nicht nach ſich ſeiner im
24
Bette
328 Dritter Periodus. VI. Capitel.

Sec . XI. Bette zu bedienen / und als ſie dieſer heimlichen Buhlerei
müde ward / vergab ſie ihrem Herrn mit Gifft / welches
Romanus aber bey ihm anders nichts operirte , als daß es ihn in eine
Argyrus Kranckheit brachte , worüber ihm die Haar am gangen
wird ftran - Leib ausgiengen / derohalben ſie ihn durch ihren Buh .
gulirt,
len im Bad gar ſtrangulifen / und alſobalden darauf

noch in derſelben Nacht : ( es war aber eben die Oſteri


Nacht ) den Patriarchen aus der Metten / und von
dem Paſſion -Singen / ( unter dem Vorwand / ob wür:
de er von dem francfen Käyſer geruffen ) hinweg hos
len ließ 7 und brachte ihn durch eine Verehrung von
Sein hundert Pfund Gold ! Davor er funffzig Pfund vor
Mörder ſich behalten i die übrige unter ſeine gute Freunde
kommt austheilen ſolte / Dahin / daß er ſie mit dem Michaële

Keich. auf der Stelle copuliſte / und denſelben zum Käyfer


cronte.

Michaël IV . Paphlago.
5
Conradus Paphlagonien gebürtig war,insgemeinPaphlagonem
An.1034. zunennet / wie ſiemit Mord und Unrecht angefangen / alſo
war
Orientaliſche Geſchichten . 329

war ſie auch kurt und unglücklich . Dann bald nach ſeiner Michael
# Crónung ward Michaël von einer Unſinnigkeit überfallen / wird une
ſinnig.
die etliche gar vor eineTeufliſche Beſigung hielten / daß er
dannenhero den Reichs - Geſchäfften gar nicht vorſtehen
kunte. Sein Bruder Johannes, der ben Romano Argyro Cein
der vorderſteverſchnittene Cämmerer / und ein Mann von Bruder
groſſem Anſehen und Verſtand warr nahm ſich immittelſt vertritt
der Geſchäffte an /und damit diekåyſerin Zoëes mit ſeinem die Res
krancken Bruder nicht eben fo / als mit ihrem vorigen Ge- gierunge
mahl/ ſpielen möchte, ſo ließ er ſie ſo genau obferviren , daß
ſie ohn rein Vorwiſſen mit keinem Menſchen reden kunte.
Wie nun von Michaele und der Käyſerin keine Kinder
mehr zu hoffen ipaçen , ſo diſponişte und beredteder Obriſt
Cåmmerer Johannes ſeinen Bruder und die Kårſerin /daß
fie ſeiner Schweſter Sohn Michaëlem Calephatem deſſen
Vatter ein Schiff-Picher geweſen war / zum Sohn an
nahmen / und zum Cæſarem ernannten ,
Dieſe des Michaelis IV. Regierung iſt übrigens ſehrbes
rühmt ; eines Theils / daß dieſe gange Zeit über faſt nichts
als Erdbeben / Peſt ,Hunger und Heuſchrecken durch den
gangen Orientgeherzſchet / andern Theils aber / daß durch
Šie gute Anſtalt des Generaļn Georgii Mariacis die gange
Inſul Sicilia den Saraeenen abgenommen worden / mies
wol Mariaces ſeiner getreuen Dienſte ſchlecht genoſſen / Undanck
ſondern vom Stephano , des Kånſers Schwager , den er verurſa:
chet groſs
einsmal darum geſtrafft / daß er einen gefangenen Sara: fen Ders
ceniſchen Sultan loß gelaſſen / bey dem Spånſer verun- luft.
glimpffet ; und ins Gefängnuß geworffen ; hierüberaber
gleich hernach die Inſul Sicilia wieder verlohren worden.
So haben auch dieſer Zeit die Griechen viet Orte gegen die
Normannos in Italia verlohren / und nichts behalten , als
Brundiſ , Ottranto , Tarento und Bari. Der Ausgang die
Ter Regierungwar / daß Michaël , da er wieder zum Ver, Zoë wird
ſtand kam , in ſich ſelbſt gieng /ſeine Sünden bereuete , die mit rech.

SP Kåyſerin nicht mehr vor ſich kommen ließ , dieCrone ab- belohnet.
legte / und ſich in ein Cloſter begab / nachdem er regiert 7 .
Fahr 8. Monat.
25 Michaël
330 Dritter Periodus. VI . Capitel.

Sec , XI .
Michaël V. Calephates.

( Henricus Em Michaëli Paphlagoni ſuccedirte ſein Vetter und


IN . ) angenommener Sohn Michaël Calephates. Er zeig
An. 1041. te aber gleich im Anfang / daß er das Schiff Pichen beſſer
Michaël als einen Staat zu regieren verſtund / Dann als er gecrònt
verſtehet werden ſolte / ůberfiel ihn ein Schwindel / daß er darüber
nicht zu zu Boden fiel / er ſtieß auch ſeine Gutthåterin / Die Käyſerin
regieren. Zoë , deren er ſich doch mit Eyds Pflichten verbunden /
Verſtößt wie auch ſeinen Vettern den Dbfiſten Cåmmerer Johan
ſeine Gut:
cháter. nen , der ihn auf den Thron gehoben /von ſich /und übte im
übrigen viel Grauſamkeit wider andereHerren ; darüber
warð das Volck zu Conſtantinopel toll/ erregte einen Aufs
Kommt ruhr/und holte der Käyſerin Zoe Schweſter ; Theodoram ,
darüber aus dem Éloſter / darein ſie ſchon zu des Romani Argyri
vom Res
giment, Zeiten wider ihren Willen war geſteckt worden / heraus /
und wolte ſie auf den Thron reken. Des Calephatis
Mutter- Bruder / und Staats: Miniſter ,Conſtantinus ,
meinte zupar dieſe Aufruhr zu ſtillen / und ruffte Zoëm zu:
ruck / dieſe aber / um ſich an dem ungetreuen Calephate zu
råchen , machte die Aufruhr nur ſtårcher / und brachte es
bahin/daß man ihm und Constantino,die Augen ausſtachi
nachdem er nicht langer regiert als 4. Monat.

Conftantinus X, Monomachus.
1
An. 1042 . Achdem Michaël Calephates vom Thron herab war,
(Henricus
III )
alten Galanen / den auch Miahaël Paphlago deshalben ins
Die alte
Zoë ift Exilium geſchickt hatte i den Conſtantinum , den man von
noch lů. wegen eines glücklich vollbrachten Duells , Monomachum
iteru . beynamſete : Sie muſte aber geſchehen laſſen , daß er neben
ihr ein ander Weib / das ihm in ſeinem Exilio bengewohs
Conſtanti- net /offentlich careflirt und liebkofte. Allein auch dieſe Ries
nus bat gierung hatte keinen Stern : Es rebellirten die Syrven /
ſtetige oder Servianer , und Triballer , und als Monomachus ſie
Unruhen , wieder zum Gehorſam bringen wolte , verlohr er darüber /
aus Unverſtand ſeiner Generalen / auf die 40000. Mann.
Geor
Orientaliſche Geſchichten 331

GeorgiusMariaces , der wieder aus dem Gefängnuß ima


mittelſt erlaſſen worden / und in Italien groſſe Dinge ausa
gerichtet / ward auf das Neue beym Käyſer calumniirt
oder verunglimpffet / und dadurch dahin gebracht / daß er
rebellift / und ſich an die rebelliſche Bulgaren hieng / und
ſolte wol das Käyſerthum ſelbſten dem Monomacho ges
waltig diſputirt haben / wofern er nicht in einer Schlacht/
die er gewonnen / ungefehr wåre verwundet worden / und
daran geſtorben ; ſo ward auch die Inſul Cypern / durch
Untreu des Theophili , verlohren . Nichtminder richtete
Leo Tornicius , den der Käyſer zum Mönchen wolte
ſcheeren laſſen / mit Hülffe der Macedonier / eine Aufruhr
an / und belagerte Conſtantinopel / båtte auch ſolche ers
obert / wann er recht darauf gedrungen / weil er aber zu
i faumſeelig war / und wartete biß des Käyſers Armee aus
Aſien zuruck fam / ward er von den Seinen verlaffen /
und ihm die Augen ausgeſtochen . Nach dem Torricio
3 kam Ulodomirus, der Reuſſen oder Moſcowiter König / Die Meufs
und belagerte mit etlich tauſend Schiffen die StadtConser bebas
ſtantinopel / wolte auch von keinen Friedens - Conditio .ſtandinga
nen oder Vorſchlägen /wie raiſonnables gleich dieſelbe wa- wele
ren / hören ; ſeine Völcker aber ivurden theils von den
Griechen , theils durch Wetter auseinander getrieben /
daß wenig von ihnenmehr nach Haus famen. Die Tir:
cken / die bißhero in Perſien ſich wieder gelaffen / fiengen i
nun auch an die Griechiſche Provingen in Aſien / ais
Medien und Jberien / anzufallen / und als Monomachus
die Scytiſche oder Tartariſche Nation , po man Pazinacas Pazinacz
(d; wims
nannte , die er vor kurzem in ſeine Protection genom men über
men / wider ſie zu Felde führen wolte / vereinbarten dieſe Das Meer
ſich mit ihren Lands.- Leuten / ſchwemmeten mit ihren zu ihren
j
Pferden über das enge Meer Boſphorum , das gleichwol Laudos
faſt eine Meil breit iſt / und verheerten aans Thracien und Leuten ,
Macedonien. Es hauſeten auch die Türcken in Orient
nach Willkühr / weil Monomachus ſo wunderlich gewes
fen / und um das Geld / fo er auf unnöthige Dinge ges
wendet ! wieder zu erſparen / aller Drten die Grånega
332 Dritter Periodus. VI. Capitel.

Sec.XII.

Beſaßungen geſchwächt oder gar abgeführt, oder doch die


Volcker To folche auf ihreKoſten zu defendiren gepflogen /
durch ungewöhnlich aufgelegten Pribut / abſpenſtig ges
macht/ daß alſo die Türchen niçgeno keinen Widerſtand
fundenjund polte wol damal der ganze Orient vor die Gries
chen ſeyn verlohren gangen / wofern GOttunter die Túr.
cken nicht eine einheimiſche Diffenfion und Uneinigkeit ges
ſchickt / ſo ſie von den auswärtigen Kriegen zuruck geruf
fen. Unter dieſen Troublen ſtapbConſtantinus Monoma
chus am Seitenſtechen / ſeiner Regierung im zwölfften
Jahr / welche daher vor andern abſonderlich notable iſti
Erneue, weilunter derſelben das groſſe Schiſma, ſo die Griechiſche
rung des und Lateiniſche Kirche biß auf dieſe Stunde voneinander
Griechis trennet / und nach des Photii Tod bißher mehrentheils
fchen
Schiſma, war ſopirt und verðuſcht geblieben /durch den Patriarchen
tis Michaëlem Cerularium ,wieder von neuem ſich angeſpons
nen , von deſſen Umſtånden wir in dem Capitelvon
Kirchen - Geſchichten mehrers han.
deln werden .

Theo
Orientaliſche Geſchichten . 333

Theodora.

Ein Weiß
ſo genanntenNicephorum zum Cæſarem zu ernennen , beſitzt den
weil er aber vom Tod übereilt/ und ſonſten keine Erben Griechis
hatte 1 ſo ward aus Liebe zu dem Geblåt des ehemaligen ſchen 7
Chron .
Käyſers Conſtantini IX . mit einem noch nie erhérten
Erempel / die Schweſter der kurk vorher verſtorbener
Ståyſerin Zoë , Theodora ; fd vorhin im Cloſter geweſen /
und unveréhlicht war / auf den Thron erhoben : Wie ſie
aber ſchon ſehr alt war / fo regierte ſie nicht länger als ein
Jahr und neun Monat.

Michaël VI. Stratioticus.

Ach ihrem Todbrachten ihre Miniſtri ,dienicht gerne (Henri


einen Käyſer von groſſem Verſtand haben wolten / cus III.)
damit ſie allein die Hand im Regiment behalten měchten /An, 10$4 .
zu wegen /daß man einen gang alten Herm /Michaëlem mit
Namen dervon Jugend auf nichts anders gelernet / als
daß er einen Soldaten abgegeben , ( deßhalben man ihn Michaël
Stratioticum o, der den Soldaten / jugenamſet /) zümh Kåv-muß fics
ſer erwählte / und müſte er denen Miniſtris des Hofs noch
/ gegenſeis
dazu einen End ſchworen / daß er nichts ohne ihren Nath neMini
und Vorwiſſen vornehmen wolle. Weil er aber denen Mi ftros re
verliren .
niftris den Zaum allzu weit ließ / und gegen die Soldaten
ſehr hart und geißig war, ſo erweckten dieſe eineRebellion,
und wurffen lſaacium Commenum zum Käyſer auf der
dann mit Beyſtand des vornehmſten Generals Catacali
Ambuſti , des Stratiotici Armee in die Flucht ſchlug. Es
vermeinte zwar Stratioticus mit Liſt auszurichten / was er
mit Gewalt nicht könte und offerirte odeč both dem Com .
meno an / daß er ihn freywillig zum Cæſarem ernennen
wolte / da er immittelſt von denen Magnaten einen Eyd gea
nommen , daß ſie den Commenum nimmermehr ob er
ſchon Cæſar wäre / zur Herzſchafft admittiren und zulaſſen
Ipolten ; Allein die Geſandten , die Stratioticus an Com .
menum
334 Dritter Periodus. VI. Capitel.

Sec . XI. an Commenum deßhalben geſchickt i entdeckten demſelben


Seine eis felbſten den Betrug / und warneten ihn / er folte die durch
geneGes fievorgeſchlagene Conditiones nicht annehmen, ruckte alſo
fandten
Commenus mit ſeiner Armee vor Conſtantinopel/ woſelbſt
verrathen
ihm gleich die Thore aufgemacht wurden / unb muſte Stra
ihn.
tioticus den Purpur miteiner Mönchs-Kappe verwechs.
len / nachdem er nicht länger als ein Jahr regiert. Als er
Ihm wiro nun die Biſchöffe die ihm die Reception und Auffneh
vor die
Kronber mung des Commeni ankündeten , fragte : Was er dann
Himmel wegen Abtrettung des Reichs vor einen Recom
verſpro . pensund Gegen -Vergeltung haben ſolte :Bekam
chen. er zur Antwort: Das Zimmelreich . Wormit er ſich
auch zufrieden gab.

Ilaacus I. Commenus.

( Henricus Gefess Iſaaci Commeni Regierung iſt von nichts meha


IV.) De rers berühmt / als daß mit ſelbiger der berühmte
An, 1055. GriechiſcheHiſtorien-Schreiber Cedrenus,ſeine Hiftoriam
endet. És hat aber Commenus der Herzſchafft auch nicht
lang vorgeſtanden , ſondern nachdem erdie Pazinacas übers
und mit Zuruckziehung theils Dunationen / ſo ſeine
wunden

Dors
Orientaliſche Geſchichten . 335

Vorfahren den Kirchen und der Geiſtlichkeit gethan , pas


En
erſchöpffte Ærarium wieder erfüllt/ ward er 7 als er eins:
mals auf dem Schiff fuhr / von dem Blik berührt und
gang aus ſich ſelbſt gebracht : Andere ſagen , er ſeye von
einem Geſpenſt ; in Geſtalt eines wilden Schweins / er :
ſchrocktworden / und ward darüber alſo kleinmüthig / daß
er die Crone ablegte / und ſich in das Cloſter /Studium ge. Iſaacus
1 nannt, begab, daſelbſt er allerhand A &tus und Handlungenthut
vonContrition oder Reu /und Obedienk begieng/ alſo/daßeintliche
Buß.
er auch ſich nicht weigerte die Thůrhúter Stellezu vers
tretten . Seine Regierung hat gewähret zwen Jahr.

Conſtantinus XI. Ducas:

; ſens / das Cloſter -Leben dem Kåyſerthum vorgego- (Henricus


IV .)
i gen / alſo beobachtete er ſein Gewiſſen auch in dieſem /
daß er einen Succefforem nicht aus Affection von ſeiner lidacus
Freundſchafft / ſondern den er vor den Tüchtigſten und ernennet
Würdigſten hielt / ernannte / und hierinndie Perſon des einen
tüchtigen
Conſtantini Ducæ erkieſeté. Es wolte aber auch dieſe
Succello .
Wahl nicht gar glücklich ausſchlagen / bann Ducas', der rem .
Fein Soldat war / jog die Kriegs-Koſten ein / wo ernur Die Wabt
kunte / und ſchwächte alſo die Ärmee i daß er gar wenig aber will
Volck auf den Beinen behielt : Indeſſen fiel eine Nation, nicht ges
lingen.
von den Scythen oder Tartarn , die man Uzas hieß / über Uzx fallent
Die Donau in Thracien mit 60000. Mann ein í und weil in das
keine Armeedawar ,die ſich ihnen opponiren kunte i thas Reid
ten fie grauſamen Schaden / doch kehrte ſich endlich Du- ein.
cas , bery zerrinnender menſchlicher Hülffe/ zu dem ſicherſten
Helffer ; nemlich zu GOtt/und flehete denſelben / mit eiferi, Conftanti
gem Gebet/ um Beyſtand an , erhielt auch , daß GOtt musübers
unter die Uzas nicht allein eine Peſt ſchickte 1 die ſiemeh- mit Gear
rentheils aufrieb / ſondern auch i- daß die Bulgareň und bct.
Pazinaca , ſo in den Rimiſchen Gebiet wohnten / groſ
re Schlachten wider ſie erhielten / alſo / daß von dieſen
Üzis wenig mit dem Leben nach Haus fámen. Er i der
Cons

1
336 Dritter Periodus. VI. Capitel.

Sec.XII . Conftantinus Ducas ſtarb endlich / nachdem er regiert 7 .


Jahr / 6. Monat.

Romanus IV. Diogenes.

An .1967.Esammit
(Henricus Namen/ und drey Söhne hinterlaſſen, wel
IV .) che aber zur Regierung noch zu jungwaren / derohalben
machte er noch in ſeinem Leben ſolche Anſtalt / das die Eu
doxia als Vorminderin bas Regiment führen / und ſich
endlich verbinden muſtė / daß ſie nach ſeinem Tod eine
Wittib bleiben woltė ; von dem Rath und Fürſten aber
nahm er auch einen End / daß fie niemand anderſt als ſeis
nen Söhnen gehorſamen wolten ; Allein ſo bald Ducas die
Augen zugethan ; kam Eudoxia aufandere Gedancken /und
ließ ſich vorbilden , das Reich ſen in einem ſolchen Zuſtand
Des Coñ: nicht, daß es voit einem Weibe konteregiert werden : Das
Atantini
mit ſie nun nicht von der Herrſchafft mộchte geſtoſſen wer:
Kinder
werden . den / ließfie ſich von ihrem Eyd loßſprechen / heyrathete eis
verdrens hen tapffern Fjerm Romanum Diogenem , und ſekte felbis
get. ģen neben ſich auf den Thron. Sie machte ſich zwar die
Hoffnung / daß Diogenes nur den Namen herleihen / fie
aber immittelſt in der That ſo wol über ihn áls über das
Volck herzſchen wolte i allein Diogenes war ihr zu Klug/
und drehete ihr das Regiment allerdings aus den Hảns
den. Damit er nun ſeinen Namen recht berühmtmachent
mochte / ſo nahm er gleich im erſten Jahr eine Expedition
wider die Türchen vor i Die nun in Orient allgemach wie:
Der den Meiſter ſpielten í ſchlug fie etlichmal in die Flucht/
nahm ihnen Neo - Cæſaream mit allem von ihnen darinnen
zuſammen geführten Raub/wie auch Aleppo und Hierapo
lim in Syria/item ,viel Orte in Cappodocia hinweg. Er
hatte zwar einsmals Das Unglück / daß / da er die Türcken
ſchon in Confuſion aebracht ſich aberwegen herännahen
Den Abend zuruck in das Lager ziehen wolte / deſſen Gene
ral Andronicus, des Conftantini Ducæ Bruder / der auf
dem einen Flügel commandirter/ ſolche Retirade und Zu
ruckziehung vor eine Flucht anjahe / und gleichfalls
deni
Orientaliſche Geſchichten . 337
den Rucken Fehrte /worauf die Türcken mit allerMacht auf
den Käyſer Diogenem anſekten / und nach einem ſcharffen
Gefecht den Kårſer ſelbſten gefangen bekamen ." Adein Dem Ros
der Sultan Azañes trüg ſo viel Veneration und Ehrerbies wird auf
tung vor dieſes Herm Tápfferkeit / daß er / nachdemer an den Hals
fånglich / um ſeinen barbariſchen Muth an ihm zu kühlen / getretten.
ihm auf den Hals getretten /ihn zu lekt ohne Entgeld wieder.
los gab .

Doch kuntė Diogenes bey allen obigen glücklichen Pro


greſſen die Affection ſeines Volcks nicht gewinnen ,ſondern
Baſſelbe erhub immittelſt/ da er in Orient wider die Türs
den victorihrte/ ſeinen nun zü Fahren gekommenen Stief
Söhn / Michaëlem Ducam , zu Conſtantinopel auf den
Thron. Dieſer ſchickte den disgraciirten und in Mißgunſt
geratheneAndronicum wider DenStief Vatter/und hatte
dasGlück / daß er Genſelben in der Stadt Adona gefan -Romanus
gen bekam / und ihm / ob er ihm ſchon vorher einen Eydgeswird vers
ichworen ,daß erihm kein Leið thun wolte / die Augen aus: trieben .
ſtechen ließ. Weil man ihn aber hierbe y nit fleißig curitt e,
ſo wuchren Würme in den Augen und Kopff, die ihm das
Leben abfeaſſen / nachdem er regiert bey nahen vier Jahr.
Dritter Theil.
» Mi
338 Dritter Periodus. VI. Capitel.

Sec, XII , Michaël Ducas.


An . 1071 . geſer Michaël Ducas wie er das Reich bóßlich übers
(Henricus
IV. ) kommen / alſo ſtund er auch demſelben ſchlecht vor :
Michael er bildete ſich ein gar aelehrt zu ſeyn /und declarirte ſich mit
will ges:
Orationen und Verſe machen /ſo ervon ſeinem Præcepto
lebrt ſeyn. re , Michaële Pfello , gelernet hatte / es war aber kein Ges
ſchick daben . Die Regiments-Sorgen hieng er an den
Nagel / und ließ die Türcken in Orient nach Willkühr
dominiren undherrſchen / ſo thaten auch die Syrven in
Sider Bulgaren groſſa Einfälle. Weil nun Michaël ſich Feis
ihn wird ner Sache mit Ernſt annahm / ſo entſtunden wider ihn
rebellirt.
zwen groſſe Revolten und Aufruhre. In Orient ergriff
Nicephorus Botonjates wider den Kayſer die Waffen ,
und in Thracia rebellirte Nicephorus Bryennius . Der
Kayſer ſuchte Zuflucht bey dem Pabſt / und verſprach i
die Griechiſche Kirche mit der Lateiniſchen wieder zuver:
einigen / erhielt von demſelben auch das Verſprechen
von notablem Succurs , allein ehe man ſolchen zu Werck
richten kunte , hatte ſich Botoniates mit Hülff der Türs
den / mit welchen er Allianß gemacht der Stadt Ni
ceæ bemächtiget / und den armſeeligen Michaëlem in ein
Cloſter geſteckt. Nachdem er regiert 6. Jahr 3. Monat.

Nicephorus III. Boronicates.

An, 1078. Bivoln Botonitates in Aſia Herr war / ſo fand ſich


( Henricus O doch in Europa noch derNicephorusBryennius,wels
IV .) cher eben dieſes zu ſeyn prætendirte und begehrte. Dero
halben ſchickteBotoniates denAlexium Commenum wider
ihn / welcher das Glück hatte / denſelben zu fangen / und
ihn der Augen zuberauben / blieb alſo Botoniates allein
Herz und Kayſer. Allein eben derjenige , der ihn dibs
Der den mal bey dem Reich erhalten / ſtieß ihn kurk hernach wieder
Nicepho- davon i dann als Alexius ſeinen Vortheil erfahe,und wus
rum erbos ſteidas Botoniatesweniglieb bey dem Volck hatte, kehrte
ben ver: er die Waffen, die der Kayſer ihm anvertrauet/ wider den
treibt ihn
wieder ." Kapſer ſelbſt i jagte ihn in ein Cloſter/und ſekte ſichan
ſeine
Orientaliſche Geſchichten . 339

feine Statt auf den Thron / nachdem Botoniates regiert


hatte 3. Jahr.

Alexius I. Commenus.

fr haben bißhero nichts als lauter kurk regierende ) An.1087.


W und in einer Zeit von s6. Jahren zwölff Griechiſche(Henrique
Käyſer gehabt. Dermalen aber fångt ſich an dieſes Kån IV . )
ſerthum wieder etwas beſſer zu beveſtigen / und in der
Perſon des Alexii Commeni eine geraume Zeit zu Dauren .
Dieſer Alexius , als er zum Reich kam / wolte ein Zeichen
von kind- und brüderlicher Liebe ſehen laſſen / und zog ſeine
Mutter / wie auch ſeinen Bruder Iſaacum , den man ein
neu Amt und Titul beylegte / und ihn Sebaſtocratorem ,
oder den Durchläuchtigen Regenten nennte / mit zur Res
gierung / hatte aber davon ſchlechten Vortheil / Dann ſeis
ne Mutter choquirte und höhnte aus Weiblichen Hochs
muth die Leute dergeſtalt i daß darüber jederman dem
Alexio feind ward. Seinen erſten Anſtoß erlitt er von
Roberto Gofcardo , dem Normanniſchen Herzog von
Calabrien und Apulien : Dann als der geweſene Kårſer Michaël
Michaël Ducas , Den Nicephorus Betoniates ins Cloſter Ducas,
ſtrebet
geſtoſſen / hernach aber zum Biſchoff von Epheſo gemacht / nad, dem
Die Revolutionund Veränderung unter Alexio ſahe / ließ Reid .
er ſich duncken / es wäre auch vor ihm wol ein Weeg übrigi
wieder auf den Thron zu ſteigen ; gieng derohalben von
Epheſo durch / und flohe zu Pabſt Gregorio VII. Dem er
guldene Berge verſprach iwam er ihm wieder zu dema
Reich verhelffen würde : Gregorius, der ohne das mit
Kanſer Henrico IV. genug zu fåmpffen hatte / kunte ihm
vor diſmal zwar nicht alliſtiren und benſtehen / er muna
terte aber Robertum Guiſcardum auf, daß derſelbe unters
nahm mit einer Armee von 150oo .Normannern , den Mi
chaëlem in Conſtantinopel wieder zu introduciren und Guiſcardus
einzuführen : Es hatte auch Guiſcardus das Glück , daß ſchlåget
er mit dieſem kleinen Hauffen des Alexii groffeArmee mitwenig
Vold viele
von soooo. Mann ſchlug / die Alexius bißhero mehs
rentheils mit Geldern 1 jo er ans den Kirchen genoms
Ý 2 men .
340 Dritter Periodus. VI. Capitel .

Sec. XI. men /unterhalten hatte ; Allein Alexius recolligirte und ers
holte ſich wieder / hieng Roberto wieder eine Schlappe an ,
und obligirteihn dadurch , daß er /zumalen da Pabſt Gre
gorius zu Hauß des Roberti Hülffe wider Kanſer Henri
cum ſelbſtbedurffte, in Jtalien zuruck Fehren inuſte.
An . 1095
Nach dieſer Zeit herrſchteAlexiusCommenus ziemlich
Der Crucia. friedlich /biß die groffeCruciatæ oder Creuzfahrten , dadie
toruin . Chriſten in Occident fich verbunden / den Türcken das heis
lige Land wieder abzunehmen , (davon wir in dem Capitel 2
von den Türckiſchen Geſchichten mehrers handeln wers
Den /) angiengen / dannmit dieſen hatte Alexius , der von
Natur gar falſch und untreu war / gewaltig viel zu ſchaf
fen / weil er ſich furchte / die Latini důrfften / wann ſie die
Türcken aus Aſia vertrieben ſich auch ſelbſt über das Gries
chiſche Kayſerthum richten. Wie nun dieſe Expedition
und Feldzug angeſtellt war / ohne ſich vorher im geringſten
mit den Griechiſchen Kayſern / durch deren Land man
Alexius gleichwol den Durchmarche nehmen muſte i abzureden /
iſt den annebenſt auch dieCruciatiimGriechiſchen Territorio zims
Cruciatis lich viel Inſolenß oder Hochmuth und Rauberéven begiens
zu wider.
gen / ſo tra& tirte ſieAlexius ſelbſten vor Feinde/und ſchlug ſie
tod / wo er ſie antraff, nahm auch den einen Obriſten von
ſolchen Trouppen ,Hugonem , Kónigs Philippi in Franck:
reich Brudern / gefangen / und gab ihn nicht ehender los /
biß daß der andere Obriſter Gothofredus der Herkog von
Bouillon, ihn durch militariſche Execution uñ Verheerung
von Thracien dazu nöthigte. Endlich verglichen ſich die
Cruciati mit Alexio ,und machten mit ihm Alliant / daß er
ihrer Armee mit Volck und Proviant an Handen gehen
ſolte / ro wolten ſie ihm alle Städte , die ſie den Türcken
und Saracenen abgewinnen würden / wieder einraumen /
biß auf die einige Stadt Jeruſalem . Allein indem Alexius
ſein Wort gar ſchlecht hielt / die Waffen der Cruciatorum
mehr hinderte / als beförderte/und an ſtatt der Chriſten zu
helffen / ſie an die Türcken verrieth / ſo giengen auch dieſe
von der gemachten Alliank zuruck / raumten dem Alexio
von den eroberten Städten nichts ein als Nicæam allein /
und
Orientaliſche Geſchichten . 341

und behielten das übrige vor ſich , Poamundus , der Graf


von Edeſſa kündigte ihm všllig den Krieg an / und war an
dem / daß er ihm Epirum und die Stadt Dyrrachium weg
nehmen wolte / woferne Alexius nicht gelindere Såiten
aufgezogen / und ſeine Hülffe und getreuen Beyſtand den
Cruciatis aufs neue verſprochen hätte. Es hatte aber auſ
fer den Latinis, der Stäyſer Alexius quch immerfort von
feinen eigenen Leuten allerhand Unruhen / Conſpiratio
nen und Aufſtändeauszuſtehen / wormit feine gange Regie:
rungs-Zeit hindurch affligirtwar. Endlich ſtarb er an eis
ner ſchweren Kranckheit 7 ſeiner Regierung im 37. Jahr. +
Seine Tochter Alexia , ſo eine kluge und gelehrte DameSeine
war , hat von dem Leben und Thaten ihres Herin Vatters Tochter
ein abſonderliches Buch / ſo ſie alexiadem genennet/ ge eine ges

011 ſchrieben , darinnen ſie ihn über die maſſen heraus ſtreichet. Dame
.
ribenten aber haben uns ein gank ander
Die Late Sc
Pourtrait und Seas
Abbildung von dieſem Herm hinterlaſſen.
Mit ihme ender ſeine Hiſtorie der berühmte Griechiſche
Hiſtoricus Zonoras.

Johannes II. Commenuş


oder Calo - Johannes.
Em Alexiu folgte ſein Sohn Johannes Commenus , (Henri
der in denen Hiſtorien insgemein Calo - Johannes gézcusV.)
nennet wird / und noch bey ſeines Heren Patters Lebzeiten An. 1118.
zum Kånſer gecront worden . Er hatte im Anfang groſſe Mutter
Anſtoſſe/ indeme ſeine leibliche Frau Mutter die Kånſerin Schweſter
Irene wie auch ſeine Schweſter ihn perſequiſtund verfolg- verfolgen
ten / und des Nicephori Bryennii Sohn /vor ihrem eigenen Johannem .
Kind und Bruder / die Eronezuſchangen wolten / und wat
die Sache durch die Liſt der Schweſter ſchon ſo weit getries
ben/ daß Bryenniuswürcklich an dem war, den Johannem
vom Thron zu ſtoffen / wann er die Sachen recht pouflirt
oder getrieben / und durch ſeine eigeneSaumſeligkeiten nit
aus den Händen gelaſſen hätte. Doch bezeugte Calo - Johan
nes ben állen dieſen Troublen ſo viel Moderation und Bes
ſcheidenheit) daß / nachdem er ſie glücklich überſtanden i er
deßhalben gleichwot weder gegen ſeine Mutter / noch gegen
Ý 3 ſeine
342 Dritter Periodus. VI. Capitel ..

Sec.XII. ſeine Schweſter nichts Widriges vorgenommen . Seine


vornehmſte Verrichtungen beſtehen in deme/daß er denen
Er ift Perſiſchen Saracenen / welche wider gemachten Frieden
glidlich ſoam Fluß Meandro in Lycia lagen / verheer :
im Krieg .die Stådte /
ten / einige Schlachten und die Stadt Laodicæam abges
wonnen i ſo hatte er auch die beſte Stadt Sazopolim in
Pamphilia durch Kriegs -Lift eingenommen , indeme er ets
liche Reuter hingeſchickt / die da vor der Stadt carocolli
renoder herum tummeln und mit Pfeilen hinein ſchieſſen
muſten / und als der gråſte Theil von der Garniſon aus.
fiel / die Purſche , die ða befehlicht waren / gleich nach dem
Wald zu fliehen / zu verjagen / und ihnenetwas zu weit
nachfekten / hatte er auf der andern Seiten einen Hinters
halt beſtellet ſo immittelſt , da die Garniſon jenen nach
eilte / die Mauren erſtieg. Er hatte auch gut Glück wis
Der die Tartarni fo man Hamaxobios oder Pazinacas
nannte. Dann als dieſelbe mit einer ſehr groſſen Menge
über die Donau in Thracien einfielen i ro ſtellte er ſich
anfänglich an , als ob er dieſen Einfall mit Geld abkauf
fen wolte / und als er ſie damit ſicher gemacht / griff er
ſie gegen Tag , da die Mehreſten noch ſchlieffen / unver
muthet an / und erſchlug ſie insgeſamt / oder bekam ſie
gefangen .
Gleiche Glückſeligkeit wiederfuhr ihm auch wider die re
bellirende Triballer oder Syrven / deren er viel tauſend ges
fangen bekam /und mit ihnen das Land Bithynien befekte.
( Lotha. Nicht minder führte er auch Krieg mit den Ungarn , die
rius.) da ihn überfielen , weil er ihres Königs Bruder Stepha
num in ſeine Protection und Schus genommen . Er
bekam auch bey dieſem Krieg endlich einen guten Theil
des Ungariſchen Landes / ſo man Francochorium nennte /
zur Beute. Nicht minder bekriegte er auch die Latinos,
die man nunmehro insgemein nur die Francken nannte
in Orient , und brachte es dahin / daß man ihn ůber die
Stadt Antiochiam , ſo ſie innen hatten / und er recuperiren
wolte / zum Lehen-Heran erkennen muſte. Zu gleicher
Zeit verfiel er auch in Krieg mit dem Türckiſchen Sultan
ju Iconia Mahumete , und erhieltwider denſelben einen an :
Tehns
Orientaliſche Geſchichten . 343

fehnlichen Sieg in Paphlagonia . Worben dieſes notable


vorgegangen / daß der Kayſerliche Pring Emanuel , die
mi Bataille wider des Heren Vatters Befehl und Willen an Er läßt
ſeinen
gefangen / derohalben ihn zwar der Kayſeri, als ſolche ge: Sohn
wonnen worden / Öffentlich vor der Armee lobte und ſeine wegen
Tapfferkeit rühmte i Damit er aber auch wiſſen und lernen nicht gea
möchte , wie er die Kayſerliche Ordre ins künfftig beſſer zu haltener
Ordre
Hreſpectiren und deren zu gehorſamen håtte / ſo ließ er ihm
zůchtigen .
indem Zelt i mit dem Geſicht auf der Erden liegend , eis
negute Anzahl Streiche i gleich einen gemeinen Verbres

10

101

cher / geben. Dieſer tapffere Kayſer aber , der im Griechis


ſchen Kayſerthum von langen Zeiten her ſeines gleichen
nicht gehabt / und aus ſo vielen Schlachten allezeit unvers
legt durch gekommen / muſte durch einen wunderlichen
Zufall in Cilicia auf der Jagd ſein Leben laſſen : Dann
als er mit ſeinem Degen ein wildes Schwein fållte / und
mit demArm einige Bewegung machte/fügte ſichs /daßer komme
darüber ungefehr den auf den Rucken habenden Kicher nen mure
ausſchüttete / auslwelchein ein vergiffteter Pfeil ihm auf derlichen
die lincke Hand fiel / und ſelbige etwas verwundete / weiln Zufal
man nun dazumal keine rechte Arkner Mittel gleich ums Les
ben .
Y 4 an
344 Dritter Periodus. VII. Capitel.

Sec,XII. an der Stelle hatte / der Kayſer auch ſich die Hand
nicht abnehmen laſſen wolte / weil ermennte es ſtünde
Willkein nicht wohl / daß ein Kanſer nur eine Hand folte haben /
einbåns ſo griff das Gifft in der Kunde um ſich / und muſte er
diger alſo daran ſterben / in ſeiner Regierung im 25.Jahr. Vor
Kayſer
ſeinem Tod ernannte er ſeinen andern Sohn Emanue
feyn .
lem zum Nachfolger / und excludirte den ålteſten / Ifaa
An. 1143 •
cium mit Namen / weil dieſer gar zu unmäßig zornig
war / und der Herr Vatter: davor hielt / ein Herz / der
ſeinen Zorn nicht moderiren könne / taugte zu keinen Res
genten .
Wie nun der Tod dieſes Calo - Johannis in die Regies
fung des Kayſers ConradiIII . und alſo in den folgenden
Periodum einlaufft/ ſo müſſen wir die Griechiſchen Hiſto:
rien in dieſem Periodo mit ſolchem dermalbeſthlieſſen.
Das VII . Capitel.

Glaber , Von den Frankoffden Geſchichten.


Annal .
Flandr. Henricus I.
Chron,
Belg. fr haben in dem neundten Capitel des vorigen
Math, Periodi crwehnet / was maſſen die Königin
SG
Paris. Conſtantia , wider des Königs Diſpoſition den
An 1041.jüngern Sohn Robertum , vor dem åitern Henrico , auf
(Henri Den Thron zuverhelffen / noch zu des Herrn Vatters Leb:
cus III. )
zeiten /fich befliſſen : Wienun König Robertus die Augen
Die Mut:zugethan / fieng die Königin mit aller Macht an /wider ih
ter wil ren Sohn Henricum , in Faveur ihres geliebten Sohns
dem jún: 1 zu machiniren /brachte Balduinum / den Grafen von Flan
gern Srus
Der zum Bern/und Eudoneni , den Grafen von Champagne,auf ihr
Reich Seiten/und wolte mitGewaltRobertum vor dem Henrico
verhelffen. auf den Thron ſetzen / trieb auch dieſes Werck ſo eyfrig
und hißig / daß ihrer viel dazumaln glaubten / fie můſte
etwas wiſſen / daß mit Henrico etwas ungleiches vorgans
gen/ und daß Robertus in der Warheit der Erſtgebohrne
fen; welcher felbiger Zeit entſtandene Argwohn ſo gar
ůberhand genommen / daß er hernach von etlichen Scri
benten
Franzöſiſche Geſchichten . 345

benten vor eine Warheit ausgegeben worden . Allein


Henricus erhielt / mit Hülffe Roberti , des Herkogs von
Normandie / die Oberhand / und muſte ſich ſein Bruder
Robertus , mit dem Herkogthum Burgund / zu ſeinem Ap
panage oder Abtheilung contentiren .
Nach der Hand hatte König Henricus eine geraume
Zeitzu thun mit Wilhelmo, dem Unechten des Herkogs
Robertivon Normandie ( der hernach König in Engeland
worden / und Wilhelmus Conqueſtor genannt wird/ )
als weichen der Vatter zu ſeinen Soccefforem erklårt / das Prieg in
| hingegen ſeine beede Vatters Brüder : Mangerius , der der Nors
Erf -Biſchoff von Roan (der aberdabey / nach Art fel
, wegen eis
,
hielten /Weib und Kind hatte und Wihelmus , Grafvon Aarden.
Arques, welche beede noch im Leben waren / ihn von dies
fer Succeſſionauszuſchlieſſen vermeinten / worüber dann
ein langwieriger Krieg in der Normandie entſtund / den
König Henricus ſeines Orts felbſt noch langer dauren
machte / indem er ſich bald vor / bald wider Den jungen
Wilhelmum erklärte . Dieſer Krieg wardnoch vergrofs
fert/indeme Vilhelmus, obwolen mit Påbſtlicher Diſpen
ſation ,ſeineBaare Mathildem , Balduini des Grafen von
Flandern Tochter / heyrathete / welche Henrath die Cles
riſen / ungeachtet der Påbſtlichen Vermittlung / nicht wolte
vor rechtmäſſig palliren laſſen / und den Grafen von Ar
ques zu neuer Ergreiffung der Waffen an mirten / wies
wolen endlich doch der Baltard , Wilhelmus , Meiſter und
Herr von Normandie blieb .
Wie nun ſelbiger Zeit da die Beſchreibung der Genea
ſo gemein noch nicht waren als wie jekund i es mit
logien
denen Heyrathen groſſer Herren ziemlich gefährlich war /
daß ſie unwilſend und unverſehens in die verbottene Gra
dus , der Blut- Freundſchafft ſich vermählten, ſo ihnen her.Der Kia
nach groſſe Ungelegenheit machte i alſo fafteKönig Hennig bolt
ricusdieReſolution ,um dißfalls gantz ſicher zu gehen und ſich eine
Gemabs
holte ſich eine Gemahlin aus Moſcau heraus / ņemlich lin aus
Annam , des Czaars oder Groß-Herßogs Georgii von Moſcau,
YS Reußs
346 Dritter P'eriodus. VII . Capitel .

Sec. XI. Reußland Tochter / davon er unterſchiedliche Söhne ers


zeugte, deren ålteſten /Philippum ,er noch bey ſeinem Lebzeis
ten zum König und Succeſſoren crånen lief / und bald dar:
auf verſtarb , ſeiner Regierung im 29. Jahr.
An . 1033 Kurz vorſeiner Regierung iſt ausgegangen das Königs
Das Burs reich vonBurgund/ oder Regnum Burgundiæ Transjura.
gundiſche ræ , welches König Rudolphus III. dem Rómiſchen Reich
Reich
kommt an ſchon zu Lehen aufgetragen / nachdem es aber unter König
Deutſch : Conrado noch dazu mit dem Königreich von Provence und
land . Arles, item durch ConradiGemahlin Mechtildem ,Königs
Ludovici Ultramarini Tochter / mit der Stadt und Lands
fchafft Lion vermehrt worden / dermalen zu Zeiten Königs
Henricil. in Franckreich expirirt und aufgehört: Dann
nachdem deſſen lekter König Rudolphus IV. Ignavus ohne ein
Erben mit God abgangen / hat er ſolches ſeinem Schwas
III. per
ger, Kårſer Conrado II. und deſſen Sohn Henrico
Teftamentum verſchaffet. Und obwolen der andere
Schwager Eudes , Graf von Champagne , der die ålteſte
Schweſter Bertham zur Ehe hatte i an dieſer Erbſchafft
Theil haben wolte / und darüber mit Käyſer Conrado
Strieg führte / ſo 30g er doch den Kürkern / und blieb Re
gnum Burgundiæ & Arelatenfe von dieſer Zeit an völlig
unter der Teutſchen Bothmåßigkeit/ wiewir im erſten Cas
pitel dieſes Periodi erwehnt / wiewoln es nach und nach ges
waltig dismembrirt und zergliedert worden / und jede Pro
vinti nach felbiger Zeit Gewohnheit / ihren eigenen Her :
ren überkommen hat.
Anfang Abſonderlich iſt von den Splittern des Königreichs
Der Graf. Burgund berühmtdie Grafſchafft Savoyen / ſo dieſer
. Zeit aufgekommen , welche Kånſer Henricus III. Humbers
Savonen
to , dem Grafen von Morienne,verliehen /von welchem die
noch florirend und blühende Familia der Herkogen von
Savoyen ihren Urſprung hat.
Anfang Auch iſt qu obſerviren / daß zu dieſes Königs Henrici
der Nor: Zeiten die Zuge der Normanner in Italien und Apulien /
manner in woſelbſten ſieendlich das gantze Land/ ſamt der Inſul Si
Italien. cilia , unter ſich gebracht, ihren Anfang genommen / eben
aus
frangoriſche Geſchichten . 347

aus Veranlaſſungder einheimiſchen Kriege / ſo des Wil- ( Henricus


helmiNothi halber in der Normandie entſtanden , deffen Vi. )
Perſecution zu entfliehen viel Normanniſche Herren ſich
hinweg begeben, und ihre Fortun in Gtalien geſucht haben/
wie wir ſolches in dem folgenden Capitel / an ſeinem Ort /
ausführlicher beſchreiben werden .
Noch iſt alhier nicht zu vergeſſen eine notable Begeben : Groſſe
/dergleichenExempel manetwainder ganzen
heit Hiſtoria Schlache
nichthati melche wir /weil ſie bey Tournay in Flandern /swiſchen
und alſo unter damaliger Frangoliſcher Jurisdičtion , ſich Schlang
zugetragen / in dieſesCapitelreferiren wollen :
Nemlich/ gen.
man rahe / daß eine groſſe Menge allerhand Schlangen An.1osoa
ſich verſammleten auf einer groſſen Ebene / die theiltenſich
hernach in zwey Parthenen / griffen einander an / und focha
ten alſo eine geraume Zeit ſehr grimmig miteinander / biß
daß die eine Parthey die Flucht nahm/ und ſich in einen
holen Baum verkroch , die aber von der überwindenden
Parthen verfolget ward / und lieſſen dieſe von jenen nicht

ab /biß daß das Bauers - Vold zuſammen lieff, und beede


Parthenen mit Stecken und Feuer umbrachte, da man
dann das gange Feld mit toðten Schlangen überſtreutfah.
Phim
348 Dritter Periodus. Vn . Capitel.

Sec. XI. .
Philippus,
An. 1050. S war von Hugonis Capeti Zeiten her mit dem KS:
(Henricus
nigreich Franckreich bewandt/ wie mit Teutſchland /
IV.) daß nemlich die Fürſten und Herren deſſelben Landes / vor
fich ſelbſten ſouverain waren /und die Autoritåt des Königs
nicht weiter reſpectirten als ſie gerne wolten / ſo hatten
auch die erſten Könige von dieſer Familie eben die Krancks
heit an ſich als wie die vorigen / daß / weil ſie den Königli.
Dic Kos chen Staat bloß von ihren Erb-Landen /welche eben nicht
nige in ſo groß waren / und dermalen nur in Isle de France und
Franck:
reich fino Ørleans beſtunden / unterhalten muſten , ſie würcklich års
grm. mer und ſchwächer waren , als ihre Vafallen ; Dahero dann
erfolgt / daßdieſe in ihren Landen mit gleich unbeſchránck:
ter Macht i als ob ſie ſelbſt Könige wären / herzſcheten !
und continuirlich miteinander / ja mit dem Könige ſelbſten
Krieg führten / maſſen dann ſo gar gemeine Edel-Leute /
Ein bloſ: wie da war Miles , Der Herr von Montiehery , vermittelft
ſer Edeli dieſes / und noch zwen oder dreyer andern Berg Schloſs
mann ſer / die er zwiſchen Drleans und Paris hatte / dem König
macht continuirlichen Dampf und Incommoditåten oder Ver
dem fios, drůßlichkeiten machten. Iſt alſo von dieſes Königs Res
legenheit. gierung / ſo viel die Frantöſiſche Geſchichten anbelanget/
gar nicht vielNotables zu vermelden /auſſer 1. ſein Krieg mit
Wilhelmo Conqueſtore,dem König in Engeland/welcher
Streit darüber entſtanden : Daß als des Wilhelmi beedeSöh
der Kin: ne/Robertusund Henricus, den jungen Königlichen Prin :
der erwes ben in Franckreich / Ludovicum , zu beſuchen gekommen /
Krieg . dieſe junge Herren über dem Spielen uneins worden /und
einander bei den Haaren bekommen , in welchen Kinder:
Streit die Våtter ſich hernach gelegt / und gedachten blus
tigen Krieg angefangen . Das 2. iſt die Liebe, die Philip
pum in einen ſehr gefährlichen Handel geſetzt : Er hatte
zur Gemahlin Bertham , eine Gräfin von Holand : wie er
nun mit ihr ſich nicht wol vertragen kunte / wendete er vory
er habe bey ſeiner Verehligungnicht gewuſt, daß er ſo nahe
mit ihr in Blut - Freundſchafft verwandti ließ derohal
ben
frangofiſche Geſchichten . 349

ben durch einige ihm affectionirte und günſtige Biſchoffe


dieſe Heyrath diſſolviren und trennen / und ſtieß ſie von
ſich i ungeachtet er von ihr ſchon einen Sohn und Crona
Prinken erzeuget hatte / und heyrathete Berthradam , eine
gebohrné Gråfin von Nontfort/die da ſchon vorhin einen
andern Gemahl/ Fulconum Rechinum , den Grafen von
Anjou, zur Ehé gehabt/ von dem ſie / weil er ihr gar zu alt Des Rss
nigs lies
war davon gelauffen / und mit welcher König Philippus beſet
zt
ebenfalls / ſo wol in Blut- Freundſchafft ; als wegen ihres das Ko,
Mannes, in Schwägerſchafft ſtund. “ Wider diéſe uners nichreich
laubte Ehe feßte ſich alles i was von der Frangofiſchen iuSchat
den.
Geiſtlichkeit gewiſſenhafft war / und inſonderheit Ivo Car.
nutenſis oder der berühmte BiſchoffzuChartres,undward
die Sache ſo weit getrieben / daß König Philippus, nicht
allein von der Clerifey von Franckreich , ſondern auch von
dem Pabſt:ſelbſt auf zweyen Conciliis zu Clermont und zu
Poictiers excommunicirt/und ganz Franckreich in das In
terdictum oder Påbſtliche Verbot gelegt worven : Der
König aberward durch ſeine Berthradam alſo gefeſſelt/daß
er ſolches alles nicht achtete i ſondern ungeachtet der Ex
communication , ſo og einige ihme wollwollende Biſchoffe
por
340 Dritter Periodus. VII. Capitel.

vor ungültig declarirten / mit derſelben fortlebte , es war


Sec. XI .
auch der alte Fulco in dieſes ſein ungetreues Weib ders
maſſen vernarzt / daß er ihr nicht allein die Beywohnung
Unfinnis
geliebe des Königs nicht verwehrte / ſondern ihr noch zu füffen
eines UL lag / ſie unaufhörlich liebkoſete / und ihr alle erſinnliche
ten .

Dienſte leiſtete. Endlich zwar ließ ſich der König durch die
wiederholte Excommunicationes ſchrocken /daßer auf den
Concilio zuBeaugency verſprach ſich von der Berthrada zu
ſepariren ; allein er wuſte unter der Hand den Påbſtlichen
Hofalſozu gewinnen / daß derſelbe über die Heyrath ber
Berthradæ ,weilen die Königin Bertha immittelſt/ und vers
muthlich auch der alte Fulco , geſtorben / diſpenſirte / wies
wolen etliche von der Cleriſerin Franckreich die Påbſts
liché Dispenſation lange Zeit nicht reſpectiren / noch dieſe
Henrath vor legitim und gültig erkennen wolten.
Philippus Das dritte Notable , von dieſem König Philippo , iſt !
bebtdie
Inveftitu. daß er am erſten angefangen von der Ceremonie die Blu
sas cum ſchoffe und Aebbte / vermittelſt überreichung des Biſchoff
baculo & Stabs und Ringes / zu inveſtiren / (welche Ceremonie in
'annulo Teutſchland ſo viel Krieg und Jammers verurſachet / )
aufo
Abzuſtehen
Noch
Frangoliſche Geſchichten . 352

Noch können wirhier nicht vergeſſen , eine ſehr Dences


würdig und gefährliche Begebenheit , ſo da bloß aus eis
nem nicht wol überlegten Schers in Franckreich entſtan :
ny
den : Wilhelmus Conqueſtor , der König in Éngeland, Ein
Scherfs
und daber Herkog von der Normandie / ward gegen die Wort
Lekte ſeines Lebens gar dicke / und fieng an, um ſolcheFeis verurſa,
ſte zuvertreiben /eine ordentliche Cur zu gebrauchen . Wie het groſ,
er nun währender ſelbiger nicht aus dem Haus kommen ſen Kriego
Durffte / fofoppete ſich König Philippus mitihm / und ließ
ihn fragen :Wanner einmal aus ſeinem Kind Bert
hervorgehen würde:Wilhelmo,der ſein Lebélang ein
Solbat geweſen / verdroß / daß man ihn zu einem Weib
vergleichen wolte / ließ derohalben dem König wieder zu
ruck entbieten :Nach ſeinem Vorgang wolte er ihn
beſuchen , allein er wolte bey Folch ſeinem Vors
gang / anſtatt der Wachs- Rergen / 10000.Lan
vor ſich bertragen laſſen. Er that auch ſolches in (Henricus
gen
Der That/fieliſo bald er reſtituirtwar, in des Kóngs Land V.)
verbrandte Nantes, und etliche andere Städte.
Dieſes iſt das conſiderableſte / was von Philippi Rez An . 1110 ,
gierung zu melden iſt i er ſtarb im 56. Jahr feines Alters
ſeiner Regierung im 48.
Zu ſeinen Leb- Zeiten ereigneten ſich auſſer Franckreich Erſte
die zwey hoch remarquable und denckwürdige Begeben: Cruciatå .
heiten : Erſtlich / die Expedition wider die Türchen in das
heilige Land / Denen auch ſein eigener Bruder Hugo , wel
cher von den Griechen gefangen worden / ſamt einer groß
ſen Menge Franzoſen mit bengewohnet: Die andere / die Engelako
Eroberung des Königreichs EngelandDurch obgedachten wiro burch
die Nora
Wilhelmum Conqueftorem , den Herzogvon Norman manner ers
die , von welchen beeden wir an ſeinem Ort mehrers wer: obert.
den zu ſagen haben.

Ludovicus VI. Craſſus.


S war König Ludovicus in ſeiner Jugend verlobt An. 11.10 .
geweſen / mit Lucianá , Guidonis , Des Grafen von ( Henricus
V.)
Rochefort Tochter , allein / da er etwas zu ſeinen Jahren,
kamy
352 Dritter Periodus . VII . Capitel.

Sec. XII. kam / warð er ihr gram / und heyrathete ſie nicht / ſondern
Die uns ließ dieſe Sponfalia durch den Pabſt diffolviren und ſich loßs
eheermes. ſprechen : Hierüber wuchs ihm über die maſſen groſſe uns
det Krieg gelegenheit zu / dann Guido ,der Luciana Vatter :"ſo ein
Herz von groſſem Anſchen / und Königs Philippi Favorit
geweſen wär / zog ſich diß zu groſſem Verſchmach / und
machte mit vielen Malcontenten oder Ubelgeſinnten eine
Ligue , in welche auch endlich des Königs Stief- Bruder
Philippus, und ſeine Stief-Mutter Berthrada, ſamtvielen
ändern groſſen Herren geflochten wurden / fo da dem
neuen König Lodovico lange Zeit genug zu thun machte /
biß er ſie endlich theils mit Gewalt i theils mit Liſt voneina
ander und unter ſich gebracht.
Krieg mit Nicht minder verfiel er auch in KriegmitHenrico Šem
Engeland: König von Engeland/ weil ſelbiger das Schloß Gifor ,das
er über den Grånßen der Normandie erbauet / nicht wies
Der raſiren und ſchleiffen wolte: indeme nun auf einer an:
geſtellten Conferenß jeder Theilrecht zu haben behauptetés
und ſich auf gewiſſe Abredungen / ſo vor dieſem deßhala
ben wåren gepflogen worden bezog offerirte der König
Ludovicus , Daß er ſein Recht , nach ſelbiger Zeit Gemons
heit / durch einen Zwey Kampf wider König Henricum
ausführen wolte : Henricus aber nahm dieſe Ausforderung
nicht an, ſondern ließ es auf eine Bataille und Schlacht ans
kommen, in welcherHenricusden Kürßern zog.
Ein Graf Eben dergleichen Anbietung that dem Kidnig Ludovico
fordert auch einer von ſeinen eignen Unterthanen Thibaut, der Graf
den König
von Chartres; und gab vor, Der König hab ihm vor dieſem
Bergus.
erläubt i ari einem gewiſſen Ort eine Veſtung zu bauen , ſo
er ihm jekund laugnen / und nicht mehr geſtatten wolté, und
weiln Thibaut zu ſolchem Duel ſelbſten zu jung war / fo ofa
ferirte er einem ſeiner Cavallier /der ſolches ausführen ſolter
deme der König Anſelmum deGarlande. ſeinen Grand Se
nechal, (war damal faitſo viel áls Ober -Hof-Marſchal /)
entgegen ſtellte. Allein kein Gericht des Königreichs wolte
dieſen Herren , wie nach den Nechten ſelbiger Zeit erfordert
ward ; einen Platz zum Schlagen allignifen / multe alſo
daj
frangofiſche Geſchichtn . 353

1 das Duell unterblieben / und ward ein Formal-Krieg dars


aus / bey welchem die Welt viel zu leyden hatte, biß endlich
13 Ludovicus auch dieſer Faction Neiſter ward .Währenden
? Dieſes Kriegs gieng von denLigirten eine ſchåndliche Action
1 vorber : MiloVicomte von Troye hatte ſich von der Ligir
ten Parthey ſeparirt und ſich zum König geſchlagen /ward
aber vom Grafen von Crecy gefangen / und weiln dieſer
[ nirgend wuſte / wo er ſeinen Gefangenen ſicher verwahren Untreu
ſolte /daß der Kinig ihn nicht frey machen könnte 7 und ihn an einem
aus Furcht der Raché doch auch nicht los
laſſen wolte/ nen vers
. ſo ließ er ihn auf den Schloß Gumet zu Nachts ſtran- übt .
guliren und zum Fenſter hinaus werffen / damit man meys
nen ſolte i der Gefangene habe ſich zum Fenſter hinaus
ſalviren wollen / und darüber den Håls gebrochen ; allein
Das Schelmenſtuck kam an Tag / und weilen Milo das
Here nicht hatte , ſeine Unſchuld die er vorſchüßte / durch
einen Duell und Zwenkamipf zu probiren / ward er con
demnitt/und muſte ſein Leben mit Verlaſſung ſeines Guts
und Anziehung einer Mönchs -Kappen ſalviren ,
Dergleichen kleine Kriege mit denenlands -Herren / fo Kleine
Ben Königlichen Befehlen ſich nicht unterwerffen wolten / Kriege
Fondern ihre Nachbarn oder die Geiſtlichen Güter nach mitfandden
o:
eigenen Gelüſten bezwackten /währten immerfort , ſo lang Herren.
Dieſer König lebte / und wann einer von dieſen Lands :Hers
ren ſich überwältigt fahe i fo wurff er ſich in die Arme K8s
nigs Henrici in Engeland/ Der mit Ludovico in unaufhórs
lichen Mißverſtand ſtund/ indeme allzeit entweder Ludo .
vičus Des Henrici Feinde i ro deffen Vettern die jungen
Herkogen von Normandiewaren / oder Henricus des lo ,
dovici Widerſacher fomentirte und högte ; und obwol
Pabſt Calixtus durch ſeine perſöhnliche Gegenwart einss
mals einen Frieden vermittelte i ro war dieſer dochvon
keiner Dauer / fondern das Feuer gieng nach der Hand
nur ſtårcher an.
Ingleichen gieng auch damal die groſſe Veränderung Ermans
inFlandern vor/da nemlichGraf CarolusBonus dung des
Flan- Grafen
vonreic
Dern /von einigen ſeiner Miniſtrorum und gewiſſ en hen von Flans
Dritter Theil.
3 Bur: Dern .
354 Deitrer Periodus. VII. Capitel.

Sec.XII.Burgern zu Brug in der Kirche erſchlagen ward / darum


Daß er ſie gezwungen hatte, daß ſie ber einer groſſen Theus
rung ihre Körn -Scheurenaufthun /und das Getrånd den
armen Leuten um einen erträglichen Preiß verkauffen müſ
fen . Weil er nun keine Erben hinterließi conferirte und
übergab König Ludovicus,um König Henricum inEnges
land zu mortificiren und weh zu thun / dieſes anſehnliche
Lehen des Henrici Feind Wilhelmo,den Hergog von Nora
mandie vor allen andern Prætendenten / ſtraffte auch die
Bwey vornehmſten Mörder des Grafen Caroli", und ließ
Differeniß den einen auf ein Rad / ſo auf einen hohen Pfal veſt ges
wegen der macht ; flechten / und mit Pfeilen erſchieſſen / den andern
Flandris
dhen Erbs aber an Galgen hencken / und einen Hund über ſeinen
fchafft. " Kopff/der ihm das Geſicht zerfleiſchen muſte. Allein Wil
helmus tra &tirte die Flamminge ſo übel, daß ſie ihn von ſich
jagten / und einen andern von ihres verſtorbenen Grafen
Caroli Verwandten/ Dietericum , denlandgrafen von Els
faß /vor ihren Herm erkannten : darüber entſtund ein groß
ſer Krieg , in deme König Ludovicus Den Wilhelmum
( chüßen halff ; Als aber Wilhelmus in dieſem Krieg ums
kam ; belohnte der König den Dietericum mit der Grafs
ſchafft Flandern / und ward damit der Streit bengelegt.
Streit Es hatte König Ludovicus auch unterſchiedliche Ges
wegender wirte mit ſeiner Geiſtlichkeit / weil die Påbſte nach ihren
Invefticu- damaligen Conſtitutionen / ihme und ſeinen Heren Vata
ren der
ter / ungeachtet fie die Ceremonie der Inveſtitur oder Ein
Biſchoffe. ſekung mitdem Stab und dem Ring ſchon nachgelaſſen /
noch über diß / gleichwie ſie den Teutſchen Kayſernthaten /
auch das Jus die Biſchoffe zu ernennen / item das jus der
Regale , Das iſt /daß Ben Genuß von denen Einkünfften der
Bißthümer í und Abbteyen / den der König zu ſich nahm /
biß ein anderer Biſchoff und Abbt wieder erwählt ward /
benehmen wolte ; und weil Ludovicus dieſe ſeine Jura eifez
rig defendirte / und ein und andern Geiſtlichen darüber
hart mitfuhr i ward er vom Biſchoff zu Paris und Erks
Biſchoff von Sens excommunicirt ; allein PabſtHono .
rius , der vornemlich darauf rabe, daß er die Deutſche Kays
jer
Frangöſiſche Geſchichten . 355

: ſer demüthigen , und dadurch ihreAutoritåt in Jtalien in


etwas ſchwachen möchte / wolte ſich über dieſen Punct der
Geiſtlichen Beneficiorum , eben die ganze Welt nicht zu
Feind machen / und das Stichblat von Franckreich , wela
ches ihn und ſeinen Vorfahren bey ihren Verfolgungen
fo offt undwol gebienet / nicht gar aus den Händen laſſen /
tractirte derohalben König Ludovicum ungeachtet die Ur- ( Lotha
Fach des Unwillens gleich war / gelinder als Kanſer Henri- rius Saxo .)
cum , und bebte die Excommunication der Biſchoffe wies
der auf
In ſeinem übrigen Leben hatte er das Haus Creuß /Der KES.
E daß fein ålteſter Sohn Philippus , den er ſchon crónen laf nigliche
fen / undneben ſich zur Regierung gezogen hatte unglück Prints
feliger Weiſe dem Halsbrach i indeme, alser zu Paris mitdem
über dieGaſſen ritt / ein Schwein ſeinem Pferd unter die Pferd .
füffe lieff / Darüber Das Pferd ſcheu wardy und mit dem
Ángen Hermftürkten

Dieſem König Ludovico V1. wird zugeſchrieben ,daß er Anfang


ben der Crónungſeines jüngern Sohns Ludovici Junio. DerPa
risdie Zahlder Pair de France ( oder Gleichen von Franck: rium Frans
ciz ,
teic ) fo dieſen Actibus berwohneſolten /auf zwölff ſtabilitt,
32 ( nema
356 Dritter Periodus VIII . Capicel.

Sec.XII. nemlich auf ſechs Geiſtliche / ro da ſind der Erk-Biſchoff


von Rheims / der Biſchoff von Lion , der Biſchoff von
Langres , ſo als Hertoge conſiderirt werden , der Bis
ſchoff von Bauvais, der Wiſchoffvon Chalonien Champa
gne und der Biſchoffvon Noyon ,die in Qualitåt als Gras
fen ſtehen : und ſechs Weltliche, nemlich der Herßog von
Burgund / der Herzog von Normandie/der Herkog von
Guienne, der Grafvon Toulouſe, der Grafvon Flandern
1
Die Linea und der Graf von Champagne. Ingleichen iſt zu mer:
von Cour - cken / daß von ſeinem fünfften Sohn Petro die Linie der
tenay. Prinßen von Courtenay herkommet i denen man geraus

me Zeit in Franckreich die Qualitåtder Pringen von Ges


blüt gardiſpurirt und ſtrittig gemachet / biß daß der jeßt:
regierende König mit gewiſſen
Conditionenzu unſernZeis
ten vor ſie den Ausſpruch gemacht.
Es beſchloßaber dieſerKönig Ludovicus,den man
von wegen ſeiner dicken Leibs -Geſtalt/ Craſſum beynennet/
An. 11370 ſein Leben / ſeiner Regierung im 30 : ſeines Alters im 58 .
Jahr.
Wie nun gar bald nach ſeinem Tod unſer Periodus zu
Endegehet / alſowollen wir auch mit ihme die Frangoli
ſche Geſchichten alhier beſchlieffenti
Das VIII. Capitel.

Von den Geſchichten anderer


Nationen.

Dürdiſche Geſchichten und Cruciatæ .


Wilh .
Tyr, Robo Noen vorigen Periodis haben wir dieſes Capitel
Mon ,Gelto allezeit mitden Geſchichten der Perſiſch -oder Sas
Franc.
Guiber . raceniſchen Nation angefangen /und zwar auf die
Abb. lette
, gar wenig und ſchlechte Materien mehr gehabt ; nun
aber öffnet ſich wiederum eine reicheErndé /ſo davielen
Hiſtoricis ganze Bücher davon zu ſchreibert Antaß geges
ben , nicht zwar der Saraceniſchen Thaten halber / ſons
dern wegen der groffen Kriege / ſo unſre Europæiſche Pos
tentaten in dieſem Seculo und Jahr hundert mit einmůthig
gezucks
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 397

F gezuckten Schwerdt wider dieſelbe angeſtellet / und welche


wir / weil wir kein bequemer Capitel dazu ausfinden köns
1
nen / ſo weit dieZeiten unſers dermaligen Periodi lauffen /
in dieſes gegenwärtige zuſammen faſſen wollen .
Wir haben in den vorigen Periodis bereits hin und Zuſtand
B derSürs
wieder vernommen /was maſſen die Türcken , die etwa vor den und
1
Dieſen in Sarmatia oder gar Scythia , Aſiatica gewohnt ba Saraces
ben mogen / und von dar ſich in die Gegenden an das Mare nen in
1 Caſpium gezogen i allmo die von ihnen gewohnte Land- dieſem
fchafft noch heut zu Tag den Namen Turqueltan trågt /Periodo.
eine geraume Zeit / nach dem Gebrauch ihref Natjon , fels
biger Enden ſich theils von Rauberey / theils von ordentlis
chen Kriegsdienſten ernähret/ und bald den Griechiſchen
Kåyſern wider die Perſer / bald den Perſern wider die
Griechen um Solb gedienet / endlich um die Zeit des Kåys
ſers Ottonis III.von Mahumeth dem SaraceníſchenSuls
1
tan in Perſien / wider den Sultan zu Babylon zu Hülffe
geruffen worden / und da er ſie nach vollendeten Krieg nicht
wieder nach Haus laſſen wollen , ihn und den Sultan von
Babylon åberwunden / beede Stönigreiche Perſien und
Babylon / unter welchem letztern auch Syrien und Palås
ſtina / oder das heilige Land , ſamt der Stadt Jeruſalem
ſtunden ; bezwungen / und daſelbſten ein eigenes groſſes
Königreich aufgerichtet haben . Nach dieſen erlangten
groſſen Succeſſen giengen ſiein gegenwärtigem Periodo,da
vas " Griechiſche Reich durch die unaufhörliche Abwechs:
lungen derſelbigen Käyſer und ſtets anhaltenden einheis
miſche Kriege gewaltig geſchwächt war / noch weiter /
und nahmen abſonderlich unter der Regierung ihres
berühmten Sultan Solymans in kleinern Aſia das Koos
nigreich Pontum ,ſo ſie nach ihrem Namen Turcomanniam
nannten ; item Cappadocien undBithynien ein / und ers An . 1081,
kieften unter der Regierungs - Zeit Käyfers Henrici IV. ihre
Reſidenß zu Nicäa. Die Chris
Ob ſie nun woln währenden ihres Auffenthalts in Afia ten muſs
und bey ſtetigem Umgang mit den Saracenen ihre alte ren viel
Hendniſche Religion abgelegt , und die Saraceniſch oder unter ihs
Maho nenleiden .
33
358 Dritter Periodus. VIII . Capitele

Sec. XI. Mahometaniſche angenommen,ſobehielten ſie doch immer


ihre ehemalige barbariſche Wildigkeit / und war mit ihnen
( Henricus gar ábel umzugehen ; abſonderlich muſten die unter ihrem
IV . ) Gebiet ſtehende arme Chriſten gewaltig viel Ungeinach
und unvergleichlich mehr als vorhin unter den Saracenen
erdulten .
Um dieſe Zeit nun fügte ſichs / daß unter der groſſen
Menge der Pilgrame/ die täglich aus Occident nach dem
heiligen Land reiſeten / auch Petrus ein gewiffer Religios
Éremiten -Ordens / der deßhalben auch in den Hiſtorien
insgemein Petrus Eremita heiffet / ein Frankos von Na
tion , der Orten ſich befand / den gammer / den die Chris
ſten unter dieſen Barbaren auszuſtehen hatten / anſahe ,
mit Simeone , dem Patriarchen von Jeruſalem darüber
conferigte / und ihm an die Hand gab / er folte ihn mit
Schreiben an den Pabſt und die Europäiſche Fürſten vers
Anfang fehen / fo wolte er trachten, daß er die Potentaten in Occi.
derCru . dent dahin
verm / chte / daß ſie eine Expedition wider die
ciacarum .
An. 1096. Türcken vornehmen / und das Heil.Land wieder eroberten .
Dieſer Eremit trieb bey ſeiner Wiederkunfftdas Werck
mit ſolchem unermüdeten und unabläßlichen Eyfer / daß er
Petrus
Eremita nicht allein den Pabſt Urbanum II. ſondern auch innerhalb
predigt Jahrund Tagen / vermittelſt ſeines ſtetigen Herumreiſens
am erſten und offentlichen Predigens die mehreſten und fürnehm
dasCreuk- ſten Potentaten in Europa und viel tauſend Privat-Pers
ſonen zu diefér Expedition und Feldzug beredete / ſo die
Leute damals als ein gar heiliges Werck anſahen.
Um nun der Sache eine rechte Form zu geben / ſo nahm
Pabſt Urbanus, der ſich dadurch zu ſignaliren und einen
Namen zu machen gedachte / folchevslig unter die Hand /
hielt deßhalben nach geendigtem Schiſmare, fo Käyſer Hen
ricus IV. verurſachet /erſtlich zu Piacenza , ( alwo auch die
Conſtantinopolitaniſche Geſandte erſchienen /und die Leute
Concili- noch mehrers animirt) und nachgehends zu Clermont zwey
. groſſe Concilia , inwelchen nebſt andern Sachen , (davon
Clermonr
bey den Kirchen - Geſchichten gemeldet werden wird) die
Expedition wider die Türcken zu Wieder -Eroberung des
heilis
Türckiſche Geſchichten und Crucjatæ . 359

heiligen Landes beſchloſſen und ſolche zų facilitiren oder 34


en befördern nicht allein allen , dieſich dazu gebrauchen lieffen /
vollkommener Ablaß ertheilt / ſondern auch ihrePerſonen
und alle ihre Güter in des Pabſts und der Kirchen Schub
genommen wurden , dergeſtalt / daß wer wider dieſelbe /
nach Gewonheit ſelbiger Zeit ( da Das Fauſt- Recht noch
galt / und ein jedweder ſeine Strittigkeiten wider reinen
Gegentheil mit den Waffen auszuführen Macht hatte i fo
gut er kuntę ) währender ihrer Abweſenheit etwas untera
nehmen würde , eo ipfo in dem Bann der Kirchen und exa
communicirt feyn ſolte; Es ward auch denen Biſchoffen
Befehl gegeben aller Orten zu predigen / und das Volck
ju dieſem Zug zu ermahnen : Denenjenigen aber z ro fiche
he

e
re
2

zu dieſer Expedition reſolvirten / ward zum Zeichen ein ro . Das


thes Creuß auf die rechte Schulter gehefftet , von welchen Creuk
Creußen dieſe Expeditiones insgemein die Cruciaiæ oder wird der
nen Sola
B Creuzfahrten / Frankšliſch les Croiſades , dieſer Krieg an daten
ſich ſelbſten aber BelluniSacrum oder der heilige Krieg ben zum Zeio
Den Hiſtoricis genennt wird. denges
3 Es iſtnicht zu beſchreiben / was dieſe Creuk- Predig geben .
0 ten in kurſer Zeit voreinenwunderbaren Effect thaten :An. 1996
in allen Occidentaliſchen Königreichen lieff das Vold
34 Hauf
360 Dritrer Periodus. VIII . Capitel.

Sec. XI. Hauffenweiß zu / und nahm das Creuß / etliche aus wah
rem Enfer, das Grab Chriſti aus den Händen der Unglaus
bigen zu erobern / andere aus Neugierig- oder Liederlich
keit / viel aus vorſeglicher Schelmerey / um unter dieſem
Prætext von ihren andermårtigen Schuldigkeiten ſich los
zu machen / ja das Weibs. Volck ſelbſten und die Kinder
wolten von dieſer Reiß nicht ausgeſchloſſen ſeyn / ſondern
Groffe lieffen in groſſer Quantitåt mit/ alſo , daß die ganke Ars
mee / ſo dazumal in gank Occident zugleich das Creuk ges
derCreußs
Brüder . " nommen hatte , von dem Hiſtorico , WilhelmoMalesbu
rienſi , der dazumal gelebt , auf ſechs Millionen / oder ſechs
bigmal hunderttauſend Menſchen gerechnet wird.
Febler ſo Allein wie dieſes groſſe Werck / darein fo viel diverſe
ben dieſer Nationen implicift wurden i zimlich übereilt und ohne ges
Expedition nugſame Conferenß angeſtelltwar , in der Direction der
vorgegans
gen . Sachen auch die Geiſtliche / die den Krieg nicht verſtun:
den / die Händemehr als die Weltliche hatten / fo giengen
grauſame Diſordren und Fehler mit vorber / die bey nahen
Þas gantze Werck im erſten Anfang hätten zerſcheitern
machen : Unter andern dieſen Fehlern und üblen Anſtalten
waren nicht die geringſte: Erſtlich , daß niemand war , der
die gange Armee als Haupt commandirte / ſondern ein jes
der Heri, der das Creus genommen /war vor ſich ſelbſten /
und thatmit ſeinen Leuten /was ihn gut bedunckte / undobs
ſchon endlich die mehreſte Autorițåt in die Hände des
Hertogs Gothofredi Bullionæi geſtellt war , ſo hatte er
doch nicht zu befehlen als General, ſondern nur als oberſter
i
Rathgeber. Der andere Fehler war, daß man keine For
male Abredung pflag / wie 7 wo und wann man eigentlich
den Krieg wider die Türcken anfangen wolte / ſondern ein
jeder Hauffe zog auf GOttes Gnade dahin / ohne zu wiſs
ſen , was ſie eigentlich zu thun håtten / auch ohne mit den an
Dern Trouppen hierüber zu communiciren. Der dritte
war , daß / da man mit ſo erſchrocklichen Armeen durch
fremder Herren Territoria marchiren muſte , man deß
halben ſie vorhero nie requirirte / noch wegen Unterhale
tung des Volcks / Anſtalt machte / ſondern alles auf die
Extre
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 36!

Extremität ankommen ließ. Dieſe Fehler nun haben die


ůble Conſequenkien nach ſich gezogen , die wir im folgens
den mehr als zu viel vernehmen werden .
Ehe wir aber in unſerer Erzehlungfortfahren , ſo müſs
ſenwir zuvorderſt / wie dieſes ſchrockliche Heer ſich ausges
theilt und was es vor Anführer gehabt/kůrklich vortragen .
Den erſten Zug nahm der Urheber dieſes WercksPe. Der erſte
trus Eremita , der Prieſter undGeneralzugleich ſeyn wol- Zug unter
ter ſelbſten vor ; weil aber der Troupp gar zu ſtarckwar , Senſaviro ,
ſo gab er 20000, ſtreitbare Mann einem Franzöſiſchen
Edelmann Gualtero unter Handen / den man insgemein
Senſavirum beynennet/(welches dieFrankóſiſchen Scriben .
ten auslegen / daß es lo viel heiſſen ſoll / als Sanſavoir, der
s nichts hat/ dann er war gaſ arm /) dieſermarchiſtemit fole
dem Vor- Troupp / dabey er aber nicht mehr als acht
Reuter hatte ( ſo ſchön war die Anſtalt 1 ) durch Teutſch ,
land und Ungarn friedlich ; wie aber unter Wegs das
Geld i das ſie mitgenommen / mehrentheils aufgezehrt
war / und ſie in Servien und Bulgarien kamen / legte ſich
das Volck auf den Raub/ undplunderten das Land aus /
: darüber lieffen die Bulgaren zuſammen / ſchlugen einen
groſſen Theil von den Creuk . Brådern todt/ jagten die
übrige in die wilde Wålder / in weichen ſie mit Hunger
und Kummer ihre Reiſe biß Conſtantinopel fortſekten /
allwo ihnen der Käyſer Alexius Erfriſchungen ſchaffte /
und ſie vor der Vorſtadt ſo lange campiren ließ / biß ihre
übrige Cameraden nachkamen.
Den andern und Haupt-Zug mit 40000. Soldaten / Der ang
lo mehrentheils in Lotharingern / Bayern und Deſterreis dere Zug
chern beſtund / und einer unzehlichen Menge von Troß und unter
Canaille ,führte PetrusEremita ,penman damals vor einen Perro Erca
groſſen Propheten und ſonderbaren Heiligen hielt/ mit
dem Ereuz in der Hand / ſelbſten an , allein es gieng ihm
ebenſo wie dem Senſaviro, dann als er in Ungarn kam /alls
wo König Colomannus ihm gleich den vorigen allenguten
Willen erwieß / wolte er einige Injurien / ſo der Senſaviri
fchen Armee alda wiederfahren wåren fåchen / und
3 . nahm
362 Dritter Periodus. VIII. Capitel.

Sec. XI. nahm / wider alle gegebene Parole, die Veſtung Malavilla
mit Sturm ein / und ließ die Garniſon , in 4000.Ungarn
beſtehend / todt ſchlagen / erlaubte auch den Seinigen , die
ohne das von ihm ſich nicht commandiren lieſſen alles zu
rauben und zu plündern ; darüber wurden ſie ; wie billich
von den Ungarn angegriffen , ihrer über 10000. erſchlas
gen , die übrige in die Flucht gejagt / und all ihr Geld und
Bagage ihnen abgenommen , daß ſie alſo biß nach Conſtans
tinopel gleichſam betteln muſten .
Als ſie daſelbſt angekommen , erlaubte ihnen Spårfer
Alexius , daß ſiemit den Senſaviriſchen daſelbſt ausruhen ;
und ihrer weitern Cameraden erwarten ſolten ; wie ſie
aber auchalldar auf ihre vorigePlackerepen und Raubes
reyen verfielen/ wolte er ſie in ſeinem Land nicht långer dula
ten , ſondern obligirte fie daß
/ ſie in Aſien überfahren / und
gleichwol ihren Feind aufſuchen ſolten . Da ſie in Afien
ankamen / und währenderZeit durcheinen gewaltigen Zus
lauff von allerhand Volck aus verſchiedenen Nationen ,
die quf ihre eigene Koſten und vor ſich ſelbſt die Reiſe übere
nommen/ verſtårcket worden / fand ſich bey ihnen bald ein
groſſer Mangel von allen Nothourfften ein : Darüber ents
ſtund ein Alufſtand, die Teutſchen und Staliåner ſeparirten
ſich von dem Eremita , und erwählten vor ſich einen eigenen
Dbfiſten Renaldum ; der Eremit traute auch ſelbſten bey
dieſen böſen Leuten nicht långer zu bleiben / ſondern retirirte
ſich nach Conſtantinopet / unter dem Vorwand Pros
viant herben zu ſchaffen ; indeſſen kam der tapffere Eůre
ckiſche ſfönig Solyman mit ſeinen regulirten Trouppen /
dieſem ůbel bewehrten / noch übler commandirten / und am
allerůbleſten diſcipliniçten Hauffen / die immittelſt nichts
anders ausgerichtet , als daß ſie zwey oder drey kleine
Stadtlein eingenommen , auf den Hals / ſchlug ſie mit große
ſen Schlachten todt/nahm die übrige gefangen /welchemit
Wirb ús ihrem Dbriſten Renaldo meiſtentheils den Türckiſchen
bel heim Glauben annahmen / und rieb dieſegrofie / und in mehr als
geſchickt. 100000.ſtreitbarer Manſchafft/und etlich 100000.Seelen

beſtehende Armee dergeſtalt auf, daß nicht mehr als 3000 ,


Mami
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 363

# Mann davon nach Conſtantinopel zuruck kamen . Die


warder Ausgang der erſten Expedition.
Den dritten Zug nahm Godeſcalcus , ein Feutſcher Der drite
Prieſter / auf ſich /der nach dem Erempel Petri Eremitæ in te Zug
Ceutſchland DasCreuk geprediget /undauf I 5ooo.Mann, deſcalcom
die ihm folgten ,zuſammen gebracht hatte. Dieſe aber fan
den in Ungarn gleichfalls ihre Begråbnuffe / indeme ſię
Spurch ihr barbariſches Hauſen die Ungarn in Harniſch ges
bracht/ welche dieſen kleinen Hauffen umringt 7 wehrloß
gemacht /und faſt durchgehend erſchlagen.
Noch hatte ein Teutſcher Graf Emico ,eine Armee von Der viens
Creuk-Brüdern in Deutſchland zuſammen gebracht , zu tezug
welchen ſich noch ein unzahlbarer Hauffen aus Engeland Emicope
water
Wtharingen /und, andern Orten jenſeit Rheins gefeilte; alſo
daß er ein Heer von 200000.ſtreitbaren Männern zu Fuß
und 3000. zu Pferd zuſammen ausmachte , der Troß von
Weibern i Kindern und Knechten war nicht zu gehlen.
Dieſe lieſſen ihren Eyfer , den ſie wiberdie Feinde Chriſti Derfolget
trugen / zu allererſt an den Teutſchen Juden aus / ſchlugen die Judene
derſelben zu Cöln , Maynı und in andern Städten über
12000,tobt/ ahmen ihnen alles das Ghrigerundbrachten
fie durch ihre barbariſche Proceduren in ſolche Verzweiff
lyng/daß ſie ſich , wie dorten die Burger zu Numantia , una
tereinandermit Weib und Kind ſelbſt umbrachten .
Darauf ſekten ſie ihre Reiſe fort , als ſie aber in line
garnkamen / in der vorhergegangenen Trouppen bore
Fußſtapffen tratten , und die Stadt Preßburg an den Uns
gariſchen Brången betagerten / weil man ihnen die Page
lagenicht geſtatten wolte / kam ſie auf einmal eine ſolche
jehlinge und erſchrockliche Furcht an , daß fie mit höchſter
Ungeſtůmm die Flucht nahmen / mehrentheils in der Dram .
erſoffen / in Moråſten erſtickten / oder von den Ungaria
Ichen Bauren erſchlagen wurden / und alſo gar wenig
mehr zuruck kamen .
Das fünffte Heer , welches zwar zimlich regulirt war , Der fünff
und zu ſeinen Häuptern Robertum , den Herzog von Nors ter te zuguns
mandie / Stephanum , den Grafen von Chartres, Euſta.
chium ,

/
364 Dritter Periodus VIII. Capitel.

Sec. XI , chium , den Grafen von Boulogne , und Robertum , den


Grafen von Flandern / hatte, marchirte unter Anführung
Hagonis, des Königs Philippi in Franckreich Brubers /
nahm ſeinen Weeg durch Italien/ um zu Waſſer in
und
Orient zu gelangen ; weil aber der Winter ihnen auff den
Hals kamiund ſie auff die See ſich nicht wagen durfſten !
fondernin Calabrien überwintern muſten , ward pie Zeit
Dem jungen Königlichen Pringen Hugonizu fang/ gieng
derohalben voraus í und wolte immittelſt zu Conſtantis
nopel Anſtalt machen . Allein als er auf den Griechiſchen
Boden kam / ließ Käyſer Alexius , derſich ſeiner Perſon
als eines Geifſels verſichernwolte / ihn mitbey ſich habens
den Seinigen in Arreſt nehmen .
Endlich machte ſich der rechte Herr , ben GOtt zu Aluss
Der rech , führung dieſes Wercks vor andern beſtimmet / Gothofre .
fte Zug
unter dus von Bouillon aufden Weg , deme kåyſer Henric . IV .
Gothofre. vor kurſem das Herzogthum Unter - Lotharingen / oder
do Bul. Braband conferirt/ ( pann das Obere oder heutige Lothas
nionxo . ringen / fo damals Ducatus Moſellanicus hieß / gehörter
nach Ausrechnung einiger Autorum , ihme nicht zui) dieſer /
damit er dieUnföſten dieſer Reiſe um ſo viel beſſer beſtreis
ten könte, hatte ſeine Erb- Grafſchafft Bouillon an den Bis
ſchoff von Lüttich verkaufft / ſein Herhogthum Unter :Los
tharingen aber an Henricum , dem Herzog von Limburg !
abgetretten . Weil er nun ein Herr von Verſtand und
Kriegs- Erfahrenheit war ſo hatten ſich zu ihm die für:
nehmſten Cavallier " und Herren von Franckreich und
Niederland geſchlagen / alſo / daß er den Ausbund von der
Armee in 70000, zu Fuß /und 10000.zu Pferd / und wes
nig Froß hatte. Er kam auch / weil er überall gute Ordre
hielt/ und um Geld zehrte / Durch Ungarn und Bulgarien
glücklich durch /biſ an die Grången desGriechiſchen Käyfers
thums / da er das Unglück und die Gefangenſchafft/ ſo dem
Franzöſiſchen Pringen Hugoni wiederfahren / vernahm i
und derohalben auch ſeiner Seits mit Plünderungen und
Belagerung der Stadt Conſtantinopel felbſten / fo lang
Hoftilitåten begieng / biß Käyſer Alexius ſich überwand /
und
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 365

und Hugonem wieder auffreyen Fuß ſtellte. Weilen nun


aber dieſer GothofredusBullionæus in das Künfftige/uns
als das Haupt der ganzen Cruciatæ , und als der Unfühs
rer aller Verrichtungen vorkommen wird- / ſo wollen wir
dißmal von ſeinen weitern Thaten abſtrahiren / und gar
die übrige Armeen vorſtellen i fo dieſen Zug unter andern
Håuptern vorgenommen .
Der ſiebende nun / der die Reiſe that/ war Boëmun- Der fico
dus, der Normanniſche Herzog von Tarento , mit ſeinen bende
gtaliånern und
Normannern/ in ungefehr 10000. Pferd Zug ung
und 15000. zu Fuß ſtarck , der zu Waſſer in Griechen- mundo.
Land ůberſekte.
Derachte war Raimundus Der Graf von Toulouſe Der adijs
3 der ooit Lombárdérn / Languidoquérn / Gaſconiern und te Zug
Spaniern gegen 10000, Mann benſich hatte i ind ſei- unter
Raimun :
nen Weg durch die tombardie i Friaul und Dalmatien , do
nahni.
Die neundten und legten fo da ankamen / waren dieDer
7 Franköſiſche Herren / ſo vorhin unter Anführungdes K &- neundte
1 niglichen Pringens Hugonis ausgezogen , und in Italien Zug uns
* überwintert hatten i nun aber unter den Commando Ro- ter Hu
gonc.
berti, des Hérkogs son Normandie/ihre Reife fortſekten.
Nachðem dieſe Herreit mit ihren Armeen einet nach
dem andern zu Conſtantinopel ankamen / und Herzog Go
thofredus bey dem erſten Eintritt dem Kayſer Alexio ges
wieſen hatte, daß er nun mit andern Leuten zu thun håtte
als vorhin mit der Canaille , ſo Petrus Eremita geführt i fo
ſuchte dieſer Kanſer , der ſichvor ſo groſſer Menge Der OC Ver.
cidentaler/ die vor ſeinen Thoren ſtunden /mehr als vor den gleich
mit dem
Cůrchen ſelbſten furchte / mit ihnen ſo viel moglich Fried Griechis
und Allianę ju machen , und verſprach ihnen / daß er mit ſchen
Volck und Proviant ihnen allezeit getreulich in ihrem heili- Kayſer .
gen Vorhåben benſtehen / und ſo bald er kånte felbſt in
Perſon eine groſſe Armee nachführen wolte / hingegen vers
banden ſich die Cruciati , daß ſienichts / was wider ſein In
tereſſe lieff vornehmen / die Haupt-Stådte, die zu ſeinem
Reich gehörten / wann ſie ſolche den Türcken wieder abges
wins
366 Dirrer Periodus. VIII. Capitel .

Sec. XI. winnen würden / ihme zu Handen ſtellen / die übrige Kleines
re aber von ihm zu Lehen empfangen wolten / und legten
hierauf ihn würcklich den End der Treueab í auſſer dem
einigen Raimundo, Grafen von Toulouſe, der ſich zu fols
chem Homagio nicht wolte bereden laſſen , deßhalben auch
Kayſer Alexius ihn durch ſeine Leute zu Nachts in ſeinem
Lager unverſehens überfallen ließt und bey nahe feinegans
ke Armee ruinirt håtte / wann ſich des Raimundi Všicker
nicht zeitlich recolligrt / und die Griechen zuruck geſchlas
gen ; welche übel abgelauffene Action aber Alexius nach
Ber Hand nicht geſtehen wolte , daß ſie aus ſeinen Befeht
geſchehen / und ließ die Urheber abſtraffen. Es war ben
obgedachter Pflicht von den Occidentaliſchen Fürſten
auch bedungen worden / daß wann Kayſer Alexius ſeiner
Seits die Puncten / ſo er verſprochen / nicht adimpliren
und erfüllen würde 1 To folten auch ſie an ihr Verſprechen
nicht weiter gehalten ſeyn.
An. 1697 Die erſte Entrepriſe und Unternehmungiſo die Cruciati
vorhatten i welche weilber mehreſte Theil derſelben dazu:
mal in Frankoſen beſtunden / insgemein von den Griechen
die Francken genenntwurden 1 (welchen Namen wir auch
in das Künfftige gebrauchen wollen / weil ſolcher noch heut
Belades tigs Tags allenOccidentalern
/ohne Unterſchied in Orient
rung der
Stadt gegeben wird 7 ) Das war die Belagerung der Haupt-und
Nicæa. Cůrckiſchen Reſidenß- Stadt Nicæa in Bithynien /woſelbſt
biegange Armee Ber Francken unter ihren unterſchiedliak
chen Häuptern nach und nach anfam / und ſich ben der
Muſterung 600000. zu Fuß / und 100000. Pferð ſtarck
fand ;ohne den Troßvon Weibern und Kindern / Pfaffen
und Knechten, ſo nicht zu jehlen war. Die Stadt wehrte
ſich verzweiffelt 52. Tage lang i es wolte auch der Käyſer
Solymannus Juniorſie mit 400000. Mann entfeßen /ward
Det Feints
aber nach unterſchiedlich vergeblichen Anfällen tāpffer zule
de Kopfferuck geſchlagen / und büffete einsmals ben einer ſolchen At
werden
über die taque 4000. Mann ein /deren Häupter die Belågerer zum
Mauren Schrecken in die Stadt hinein ſchleuderten . Endlich als
geſchlou man in die doppelte Mauren , wormit die Stadt umgeben
dert. tcar
Türckiſche Geſchichten und Cruciatz . 367

Til

gr

Mar / eine groffe Breche gemacht i ergab ſich die Stadt /


ſamtder ganßen Garniſon , und des Solymanni Gemahlin
und Kindern aufDiſcretion , nicht zwar an die Francken /
ſondern an dem Kayſer Alexium , deme die Frånckiſche
1: Fürſten / ob ſie wol feine Schaldheit/ und das er in allent
ihren Thun ſie mehr zu hindern als zu fördern ſuchte / wol
merckten / umnicht im erſten Anfang mit ihm zu verfallen/
auch ſolche zukommen lieſſen.
Nach der Eroberung von Nicæa fekte die Armee ihren
Marche grad gegen Syrien fort ; weil ſie aber wegen all:
jugroſſerMenge auf einer Route unm8glich fortkommen
kunten / ſo theilten ſie ſich und führte Gothofredus den
e rechten / und Boëmundus den lincken Flügel; unter Weegs
ward Boëmundasvon der ganken Türckiſchen Armee in
dem Thal Gorgonio angegriffen / und weil die Türcken
ihm am Reuterey weit überlegen warerf / kam er in groſſe
Noth ; es kam ihm aber noch zu rechter Zeit Herzog Go .Shlacht
thofredus mit dem rechten Flügel zu Hülffe , und wurden mit den
die Türcken abermal mit groſſem Verluſt / und Hinters Türcken .
laſſung des gangen Lagers /zuruck geſchlagen / der Franz
den aber blieben gegen 3000. auf der Wahlſtatt.
368 Dritter Periodus. VIII . Capitel.
Sec. XI. Dieſer Sieg machte / daß die mehreſte Städte in Cap.
podocia ; Buhynia unCilicia ſich ergaben /weil die Türden
ſo barinn waren /nicht mehr in Stand zu halten ſich getraus
ten / die darinn wohnende Chriſten aber ihres Glaubens
Genoſſen freywillig die Thoré dffneten . Allein die Armee
hielt ſich in dieſen Landen nicht lang auff /ſondern ſekten ih
ren Weg fort in Syrien mit groſſer Beſchwerlichkeit
weil die Cůrckiſche Armeer ſo gleichſam flüchtig vorher zog/
mit Fleiß alles verheerte ,damit die Chriſten keine Subli
Stenkund Erhaltungs -Mittel finden ſolten ; Endlich aber
kamen ſie in das fruchtbare Piſidien / ſo ein Theil von Fleis
nen Armenien iſt und eroberten Antiochiam ohne ſondern
Gotho : Widerſtand. Daſelbſt aber kam der tapffere Herzog Go
fredus thofredus in Leib und Lebens- Gefahr : Indeme er einss
kommt in mals gang allein in einenWald ſpaßieren ritt / und einen
Gefabr groſſen Båren antraff / der einen armen Soldaten / wele
mit eis
m
ne Bå

cher Holk hauen wolteſ verfolgte/ und darauf/indem er Dent


Soldaten ſecundirte,von der Beſtia vom Pferd herab ges
riſſen warð ; doch erlegte Gothofredus dieſes Thier ritters
lich / wiewodí er daber mit ſeinem eigenen Schwerdt ſich im
Fallen ſehr verwundet hatte.
Dies
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 369

Dieſer Drten ſeparirten ſich auch die Völcker in etwas


von einander / und giengen Balduinus, des Gothofredi
Bruder / und Tancredus des Boëmundi Bruders Sohn "
mit ihren Våldern von der Armee hinweg in Cilicien , die
daſelbſtige noch übrigeStädte einzunehmen / und bekamen
ſolcher Geſtalt Tarſum und Mamistram hinweg / wurden
aber über dieſen Gewinn /weilein jeder ſolchen haben wols
te/ uneins / daß ſie würcklich gegen einander zum Treffen
kamen, in welchem Tancredus den Kürkern zog. Doch vers
ſdhnten ſie ſich bald wieder miteinander 7 und fügte ſich vor
Balduinum das Glück /daß ihn die Burger von Édeſſa,alls
wo ein alter Fürſt unter der Türckiſchen Protection her29
ſchete / zu ſich berufften / und ihren alten Fürſten / den fie
endlich gar todt ſchlugens n8thigten / daß er ihn an Sohns Anfang
Statt annahm . Auf dieſe Weiſe richtete'Balduinus,derdes Fürs
ſeine Conquéten und eroberte Lånder immer mehr und ſtenthums
Edelfa,
mehr åusbreitete /Das berühmte Fürſtenthum von Edeſſa ,
lo im Alten Teſtament Rages , und heut zu Tag Orſa heiſs
fet, in Meſopotamien für ſich am erſten auf, woſelbft er
auch mit ſeinen Vilckern blieb / und weiter zur Haupts
Armee nicht mehr kam. Dann weiln Kårſer Alexius von
allem dem , was er den francken verſprochen hatte / nicht
einen einigeni Puncten hielt / ſondern vielmehr mit den Tür
ten zu ihrem Schaden correſpondirtel ſo achteten auch
dieſe ſich nicht ſchuldig ihr Verſprechen zu halten / und bes
hielten alle Städte die ſie erobert hátten , vor ſich ſelbſten .
Hierauf tratt man die Belagerung Antiochia , Der Belages
Haupt Stabt in Siirien an :Es hatte aber die Chriftli-rung der
che Arnaee durch Schlachten / Kranckheiten / Deſertion ,Antiochina
Garniſonen / die man hin und wieder laſſen muſte i die
Zeit her alſo abgenommen / daß ſie nicht mehr dann
300000. Mann und nicht viel über 1000. Pferd ſtarck /
hingegen war Antiochia eine von den feſteſten Städten
von Orient, und hatte eine ganzeÄrmee zur Beſakung.
Den Chriſten widerfuhr auch diß Unglück / daß immittelſti
da der Herßog Gothofredus und Graf Raimundus von
Toulouſe franck waren / ſie ſchlechte Ordre bielten / das
Dritter Tbeil. Aa Pro
370 Dritter Period : 15. VIII. Capitel.

Sec. XI . Proviant unvorſichtig coniumirten / und dadurch in fola


che Noth geriethen í daß ſie entweder die Belagerung
aufheben oder Hunger håtten ſterben müſſen / wann ihnen
nicht zu groſſem Glück eine Flotte von Piſa und Genua
Proviſion zugeführt hätte. Es war auch der Hunger
und die Kranckheiten unter der Armee ſchon ſo ſtarck / daß
der Urheber von dieſer ganken Expedition PetrusEremita ,
der doch ſonſten als ein Einſiedler Profeſſion von Faſten
machte / ro / daß er auch nicht einmal Brod / fondern
nur Hülſen-Gerichte und Legumina zu eſſen pflegte / ſols
Die Chris ches nicht mehr ausſtehen kunte , ſondern einer von den
ſten koms erſten war , der den Krieg aufgeben und wieder nach Haus
men in ſe ziehen wolte / wann ihn dieFürſten nicht gehalten håts
groſſe
ten .
Norh . Währender dieſer Belagerung/weildie Chriſten ſolche
gar unvorſichtig angeſtellt und die Helffte der Stadt uns
bloquirt lieffen /giengen ſtetige Ausfälle vor / in welchen
die Francken mehrentheils den Kürßern gezogen , auſſer
einsmal, da Boëmundus, und ein andermal, da Gothofre .
dus , die Türcken /die den Francken /als ſie das Proviant von
den Genueſiſchen Schiffen abholen wolten / einfielen , ere

chrocko
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ. 371
Tol
ſchrocklich nach Hauſe ſchickte / worber Gothofredus feine
in Capfferkeit und Stårcke vor den Augen der ganzen Ar: Stårcke
ie
mee fignalirte und berühmter machte, indem er einen grof des Hers
u ſen Türcken /der ihn von der Brucke,die er defendirteweg -Bogs Go
treiben wolte in der Mitte entzwey hieb y dergeſtalt/dasthofreding
in das Schwerdt bey der Schulterhinein und bey der Hüfte
4 te wieder heraus gieng.
Endlich da nach einer Belagerung dun ſieben Monta
ten / die den ganzen Winter hindurch gewähret hatte i jes
i derman an der Eroberung der Stadt verzweifelte 7 weil
auch der Sultan in Perſien mit einer Armee von 650000 .
mann im Anzug war , die Stadtzu ſuccurigenſ fügte
GOtt/ daß Boëmundus, der Herkog von Tarento , miteis
nem von den Türckiſchen Obriften in der Stadt , der vor Antiochia
dieſem ein Chriſt geweſen war/ in Correſpondents kam / und wird an
felbigen dergeſtalt gewann/ daß er ihm einen Thürm , dar: die Chris
hat vera
auf er commandirte /zu Nachts einraumte/ und die Fransrften
athena
ten mit Laitern und Stricken auf die Mauren hinaufſteiz
0.14 gen ließ / worauf Boëmundus die Stadt- Thoré dffneter,
DIK und der ganken Ärmée Plaß machte.
Ben diefer Eroberung hauſeten die Chriſten rechtbars
bariſch und mit groſſer Brutalität und Abſcheuligkeit. Sie
wurden auch bald daraufvon GOtt geftrafft / Dann dren
Tag hernach / ehe ſie noch das Schloß einnehmen oder ſich
fonſt in rechte Poſitur ſtellen kunten i kam ihnen die Perſis
ſche Armee 1 unter Anführung eines Generaln , mit Nas
men Corbogath ,oder Corroboranus,auf den Hals und be: Die Chri
lagerte ſie nunmehr eben fo ftreng alsſie vorhin die
Türcken (ten wets
belagerthatten . Weiln nun währender vorigen Belages Antiochia
rung / Das mehreſte Proviant war aufgezehret worden /undwieder
man ſo bald kein neues hinein hatte bringen können / ſo ent- belagerta i
ſtund in kurken ein Hunger , der nicht viel geringer war als
bey der Belagerung, Jeruſalem / alſo / daß jedermann
das Werck für verlohren gab, und die Händeſincken ließ ;
weshalben auch Kayſer Alexius , der mit 40000. Mann
den Unſrigen zu Hülffe kommen wolt / als ihm die Flüche
tigen den üblen Zuſtand berichtet ! wieder zuruck zog.
AA a
372 Dritter Periodus. VIII. Capitel.

Sec.XII. Endlich ſtunden zwey Mönchen von Marſeille , Stephanus


und Petrus genannt / auf/ die gaben vor / ſie hätten eine
Apparition und Erſcheinung von Chriſto gehabt / ſo den
Chriſten den Sieg verſprache , wann fie Buſſe thåten ;
Zum Warzeichen eröffnete Petrus , man ſolte in der Kirs
chen St. Petri nachgraben / an dem Ort, den er anzeigte, lo
würde man den Speer finden / wormit Chriſtus durchſtos
chen worden / dergleichen Eiſen dann auf Nachſuchen ſich
in der That auch fand.
Dieſe Prophezeyhungen munterten die niedergeſchlas
Ein ges
funde ner genen Gemůther / die nach ſelbiger Zeit Gewohnheit ohne
Speer Das gar ſtarck an dergleichen Revelationes und Offenbah ,
macht rungen glaubten / wieder auf/ſo daß man einen allgemeinen
den Chri: Ausfall reſolvirte / ungeachtet die Armee über 15000 ).
ſten ein Mann nicht mehr ſtarck war / und faſt gar keine Pferde
Pers. mehr hatte / weiln doch kein ander Mittel war als fich zu
ergeben oder zu ſterben . Die Schlacht war lang und his
kig / und kam unter andern Boëmundus in groſſe Noth 1
weil die Türcken das dürre Gras / das an ſelbigen Ort
ſtund / angezündet , og dann der Wind den Chriſten das
Deſperate Feuer und Rauch gewaltig in die Augen blief . Lektlich
Schlacht aber kehrte fich der Sieg auf die Chriſtliche Seite i und
, gaben die Perfer mit ihrem GeneralGorgabach ,der von
ftenChri
Sen und einem Berg der Schlacht nur zugeſehen die Flucht mit
Lùrcken. Zurucklaffung ihres ganten Lagers / und allen Reichthum .
Der Türcken blieben 100000. zu Pferd und bald noch ſo
viel zu Fuß todt : die Chriſten aber verlohren nicht über
4000. Mann . Und ſchreibet man / daß von der Bataillon
Bes Raimundi , da man den von ſeinen Mönchen gefundes
nen Speer vorgetragen / kein Mann rey bleflirt worden;
wiewol dieſer heilige Speer ſeinen Finder lektlich nicht
ſchůßen wolte : Dann als etliche / einige Zeit hernach die
Warheit ſeines Geſichts in Zweiffel gezogen und behaups
teten / der rechte Speer / wormit Chriſtus durchſtochen
worden , ſeye vorlängſten nach Conſtantinopel gekommen ;
Feuers ve
und Petrusſeine Apparition mit der Probedes
rificiren und vergewiſſern wolte / und zu dieſem Ende
zwis
Túrckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 373

zwiſchen zweyen angezündeten groſſen Scheiter -Hauffen


Surchgieng / ward er vom Feuer dermaſſen verſenget /daß
: er wenig Tag hernach ſturb .
Nach dieſer glücklichen Bataille ruhete bie Armee vier uneinigo
Monat zu Antiochia aus; es entſtund aber unter den Chri- keitzwi .
ſchen den
ſten wegen der Stadt Antiochia ein groſſer Streit ; von Chriſten.
Rechts wegen gehörte ſie Boëmundo, durch deſſen Addreſa
fe ſiewar erobert worden ; die andern Fürſten aber / und
inſonderheit Rajmundus , wolten ihm ſolche nicht gönnen/
ſondern ſchickten lieber Hugonem den Pringen von Frances
reich in Ambaſſade zu Kayſer Alexio , um ihn zu erinnern,
er ſolte doch rein Wort halten / und mit ſeinen Trouppen
zu ihnen ſtoffen /ſo wolten ſie ihm die Stadt Autiochia eins
antworten : Allein Alexius traute denen Francken / die er
ſovielmal disgouſtiţt und beleidiget hatte / nicht / und blieb
qu $ / und Hugo , dem die Frantzöſiſche Flatterie oder
Schmeicheley nichts deſtoweniger den Namen Magni beni
leget,hatte dieſes heiligen Kriegs auch genug/ undkehrte/
ohne Abſchied zu nehmen /in Franckreich zuruck . Ben dies
fer Bewandnuß beſchloß man / daß man den Streit wes
gen Antiochia in ſuſpenſo laſſen ſolte /biß man das Haupt:
Werck ausgeführt und gerufatem eingenommen / machte
ſich auch zu ſolchem Ende aufden Weeg/und eroberte Ana
fangs die Stadt Marha an den Grånken Palæſtinæ , des
renMauren am erſten ein Françóſiſcher CavallierGotho
fredus Turrinus , oder de la Tour erſtieg.
Von dieſem Gothofredo iſt nicht zu vergeſſen , die ſehr
notable Begebenheit / fo. ihm der Enden zugeſtanden , da
er nemlich aufder Jagd einen Löwen antraff der mit einer
groſſen Wald -Schlangen , die ihn ſchon gank umwickelt wander,
batte / kämpffte /Gothofredus aber den Limen zu Hülfie licheGeo
kam / und die Wald - Schlange entzwenhieb / ohneden dicht mit
einem
lómen zu verlegen / worauf die Beſtia eine ſolche Lieb auf föwen.
diefen Cavalierwurff /daß ſie nimmermehr von ihm weis
chen wolte / ſondern ihn allezeit / als ein zahmer Hund bes
gleitete / und gegen alle ſeineFeinde aſſiſtirte / auch da Go
thofredus nach vollendeten Krieg wieder nach Haus kehrs
Aa 3 te /
374 Drirrer Periodus. VIII. Capitel .

Sec.XI.

te /und die Schiff Leute den Lewen nicht mit in das Schiff
nehmen wolten / ſchwamm das Thier ſo lang neben den
Schiff daher / biß es unterſanck / ụnd alſo zu einem ewigen
Denckmahl der Danckbarkeit ward / ſo auch noch heut
ju Tag viel Chriſten -Menſchen beſchåmet machen kan .
Die Eroberung Marha machte neue Strittigkeiter. i
da indem GrafRaimund , der ſie zu erſt mit den Seinen
erobert hatte/ſolchevor ſich behalten / und hingegen Antio .
chiam dem Boëmundo , der gleiches Recht dazu hatte i
nichtlaſſen wolte / kehrte dieſer und mit ihm die gange üb:
rige Armee nach Antiochiam zurụck / und war an deme/
daß diefer beeden Herren Jalouſie und Strittigkeiten halber
Die Expedition fruchtloß wäre worden /wofern ſich desRai
mundi Soldaten ſelbſten nit darzwiſchen gelegt/ und ihren
Generalen mit einer Revolle gedrohet/ wann er durch ſein
eigenſinniges Weſen das Werck långer aufhalten würde.
Alls nun Raimundus Marham in Brand geſteckt / und
damit den Aufbruch der übrigen veranlaſſet / ergaben ſich
alle Stadthalter und Emris in Phænicia und Palæſtina an
Die Francken / und fferirten Tribut / wiewvol mehr aus
Furcht als Willen /wie ſolches an dem Emir und Ptolomais
erſchieni
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 378

erſchien ! Der am eyfrigſten ſich vor die Chriſten erklärte /


und doch im Herzen ein Verachter war : Dann als man
te ſichs / daß vor den Augen
mit der Armee fortgieng füg
/
des Heers ein Gener eine Saube fieng A und als er durch
des Volcks Geſchren erſchrocket / ſie fallen ließ , fand ſich i
daß ſie unter den Flügeln einen Brieff hatte / den der Emir
von Ptolomaide an den Emir von Cæſarea geſchrieben /
und darinnen ihn animirt / auch Anſchläge gegeben , wie
er den Chriſten ſchaden ſolte.
Endlich kam den 6. Junii die Armee/die biß auf600000 .
Mann / (darunter nicht mehr als 200000. zu Fuß 1500.
zu Pferd ſtreitbar und Soldaten waren ) zerſchmolzen
war/mit groſſen Freuden vor Jeruſalem an / die küßten die
Erde / und beneşten ſie mits ihren Khránen / und erhuben
t hrey : Deus vult : GOtt
ihr gewöhnliches Feld - Geſc
o
wid es hab en .
Es warraber t dazumal Geruſalem nicht mehr in der
e
ern es hatte dieſe Stadt , immits
. Türcken dHånder, 7 ſond
n
e
r
p n n
ice
a
er ren .
aalls ſeine Feinde waren /conjungi
Die Zürcken / ſo ebenf
exigeil er nun die SStadt in der Güte nicht zuruck geben Jeruſas
wolte / ſo ward ſie formlich belagert / ungeachtet der lem wird
belagertu!
Sultan eine Garniſon von 40000.Mann hinein geworf
fen / und in der gangen Revier herum alle Brunnen und
Ciſternen verſtopfft i auch alle Fütterung ruinirt hatte .
Im Anfang machte den Francken ein daſelbſt wohnens
der Einſiedler , unter dem Vorwand einer Ešttlichen Re
velation und Offenbahrung / weiß / ſie ſolten nur glat:
ter Dinge anlauffen / ſo würde GOtt die Stadt in ihre
Hånde geben ; als ſie nun ſolches zwar mit der ganzen
Årmee / aber nur mit einer einigen Sturm -Leiter i die ſie
damals an der Hand hatten / thaten / fanden ſie / daß
in ſolchen Fällen die Viſionen oder Erſcheinungen und Re
velationen den rechten Effect nicht allezeit erhielten / und
A44 muſten
376 Dritter Periodus. VIII. Capitel.

Sec. XI. muſten mit Schanden und Schaden abziehen. Darauf


růſtete man ſich zur Formal Belagerung í und war die
gråſte Difficultåt oder Schwůrigkeit / wo man zu dem
Sturm -Gezeug das benöthigte Holg nehmen ſolte 7 dann
in der gangen Revier von Jeruſalem iſt noch heut zu Tag
kein Wald anzutreffen : endlich ward ihnen verkundſchaft
tet / daß nicht fern in einem Loch eine groſſe Anzah !Tráme
und Baicken von Cedern- und Cypreſſen -Holg låge / des
ren bedienten ſich die Belagerer / nebſt andern Holz und
Brettern , die ſie aus den noch herum ſtehenden Häuſern
zuſammen klaubten / und machten innerhalb vier Wochen
ihr Sturm -Gezeug daraus / worunter drey groſſe Thůrs
me waren / die man gegen die Mauren anſchub /und gab
GDt das Glück / daß Herzog Gothofredusder Feinde
Wollen- und Stroh -Säcke / die ſie um die Mauren ges
hencket hatten , um die Stoffe der Sturm - Bocke und ans
dererMachinen damit abzuhalten / in Brand brachte /und
weiln der Wind eben gegen die Stadt gieng / durch ſols
Und von ches Feuer und Rauch die Feinde von der Mauren trieb /
Bergog , darauf von ſeinem Sturm Thurm die Mauſen am erſten
do erobert erſtieg / und alſo die Stadt amis. Jul. an einem Frey.
An.1099.tag / eben in der Stund / Da unſer Heyland ſeinen Geiſt
aufgegeben / einnahm .
in der Stadt machten ſie alles nieder was nur Saa
raceniſch hieß / und verſchonten weder Weib noch Kind !
die,Håuſer aber mit allem Gut behielten ſie vor ſich /wie das
Glück einem und dem andern ſolche in die Hand brachte.
Darauf gieng / um GOtt Danck zu ſagen , die ganze Ar:
mee mitbloſſen Fúffen /in einer Proceflion , zu dem heiligen
Grab / und verrichteten daſelbſt mit vielen Thränen ihre
Devotion und Andacht ; Die Fürſten thaten ſich auch jus
ſammen /um einen König von Jeruſalem zu erwählen / und
Gothofre fielen endlich die Stimmen aufden tapffern Gothofredum
duswird Bullionæum aus,der das Glück gehabt/ſie am erſten zu er:
zum Ko ſteigen / welcher aber weder den Königlichen Titul / und
nig ers vielweniger die guldene Cron annehmen und aufſeßen wol:
Tlárt.
te/weil er vor unbillich achtete/ſolche Pracht- Zeichen an dem
Ort zu tragen / wo ſein Herland mit einer dørnern Cron
war
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 377

war gecrðnet worden . Man erwählte auch an ſtatt des


ve eben dazumalverſtorbenen alten Patriarchen einen neuen /
o nemlich Arnold ,de Rohés , Des Raimundi Feld -Capellan .
1 Aűein ehe der neue König fich in ſeinem Kdnigreich recht
einrichten kunte / kam ihm der Sultan von Egypten mit
einer Armee von 100000. zu Pferd / und 300000. zu Fuß
auf den Hals /welcher auf erhaltene Zeitung / von Erobe
rung Jeruſalem ſich aufgemacht / ſolche wieder wegzuneh
i men . König Gothöfredus fandnicht vor gut des Sultans/
i hinter den ruinirten Maufen von Jeruſalem / zu erwarten /
und wiederum den Gammeç/ wie zu Antiochia / auszuſtes
E hen , ſondern reſoiviſte mit ſeiner/obwoln gang ungleichen /
und aufs höchſte nicht viel über 20000. Mannſtarcken Ar.
3 meel (darunter etwa sooo, zu Pferd waren , die man mit
i den in Jefuſalem gefundenen Pferden montirt/) dem Feind
entgegen zu gehen / und die letzte Feld Schlacht zu wagen.
Es gab auch GOtt das Glück , daß des Tags vor der
Bataille, pie Avantgarde die Saraceniſche Fouragier übers
field und eine ungemeine Anzahl von Pferdrn / Cameelen
und Rindvieh wegnahm : Wie nun Githofredus gebot !
dieſe Beute nicht zu theilen biß nach gehaltenerSchlacht
aus Furcht/ es mochten unter währender Theilung die
Saracenen einfallen ſo fügte ſichs / daß als des folgen:
Wunder ,
den Tags Gothofredus zur Schlacht wider die Feindeans
rucktej dieſe Thiere hinter der Armee ſich von ſelbſten gusa hlacht
breiteten / undeine ſehr groſſe Linie machten /welches die mit den
Saracenen unter dem Staub und Dampf / den ſie erreg: Saracen
ten / nicht recht erkennen kunten / ſondern ſolches vor einen nen.
neuen Succurs hielten / Darüber in Furcht und Confterna
tion kamen / und nach der erſten Attaque des Gothofredi ,
die Flucht nahmen / in welcher ihrer auf die 90000. um.
kamen / und das ganke lager mit unausſprechlichem
Reichthum den Chriſten in Händen blieb . Dieſer von
GOttwunderbahrlich verliehene Siegbeſtåtigte Gotho
fredo das Königreich i der darauf ſeinebiſherige Geferten
und Helffer / als die nunmehr ihr Vorhaben ausgerichtet ,
und ihr Gelübd erfüllet / von ſich ließ , davon die einei als
Aas Boë .

.
378 Dritter Periodus VIII. Capitel.

Sec, XI. Boëmundus nach Antiochiam , und andere in ihreneu ers


oberte Fürſtenthümer ſich begaben / die übrigen aber kehre
ten mit ihren wenigen Völckern zu Waſſer wieder nach
Haus / und blieb Gothofredo nicht mehr als 300. zu
Pferd und 2000. zu Fuß / welche Armee aber nach und
nach Durch ankommende Pilgrame tåglich verſtårckt ward.
Diß iſt der Ausgang der ſo berühmten erſten Crucia
tæ , in welcher die Göttliche Barmherßigkeit recht augena
ſcheinlich vor die Chriſten operirt / dann wann es der
menſchlichen Klugheit / Vorſichtigkeit und Anſtalten nach
/ ſo wåre allem Anſehen nachnicht mög,
håtte gehen ſollen
lich gewefen / daß dieſes Werck håtte fortgehen können .
Der König Gothofredos genoß ſeines neuen Könige
reichs auch nicht lang/ ſondern ſtarb gleich im erſten Jahr !
ſeines Alters im vierkiaſten .
Er war ein Herzvon allen Tugenden und Qualitåten /
fp je an einem gecršnten Haupt zu finden geweſen / alſo
Daß auch der Neid ſelbſten wider ihn nichts zu ſagen hatte,
Derohalben auch ſeine Gedächtnuß noch heutiges Cags
gleichſam heilig iſt/ und haben die nachfolgende Hergogen
von Ober-Lotharingen / ob ſie ſchon von ihm nicht herges
ſtammet / auch ſein Land nicht beſigen / gleichwolen um den
groſſen Namen dieſes unvergleichlichen Herm unſterbs
lich zu machen / ihme die Ehregethan / Rein Wappen den
Wappen Fhrigen beyzufügen : Erſtlich das guldene Doppela
des Ro.
nigs Go Čreuß im ſilbern Feld / ſo das Königreich Jeruſalem be.
thefredi. deuitet / und rein eigenes Stamm - Wappen / nemlich die
Drey Lerchen / ſo vermuthlich das alte Wappen der Land
grafen von Elſaß iſt / als aus deren Geſchlecht Gothofre
dusentſproſſen geweſen / voti welchem man aber insgemein
meidet /daß er am erſten ſolches daher ſich zugelegt / weil er
bey der Belagerung Jeruſalem mit einem Pfeil-Schuß
drey Lerchen in derLufftauf einmal durchſchoſſen haben ſoll.
Es würde allzulang, und vor einen kurken Begriff /wie
dieſes iſt / unförmlich fallen ,wann wir alle Actiones , ſo die
Chriſten nach Gothofredi Tod mit den Türcken / ſo noch
bin und wieder in Aſien herzſchten , und den Saracenen
von
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 379

von Egypten gehabt / und ſich dieſen Periodum hindurch


unaufhörlich zugetragen / ausführlich erzehlen wolten / acha
ten derohalben gnug zu ſeyn /wann wir kürzlichanzeigen :
Erſtlich / Die Namen der hinter einander gefolgten Hiero .
folymitaniſchen Könige / welche nach ber Hand gang Pa
læſtinam unter ſich gebracht i und dann die Namen der
Regenten /von denen damaligen drey groſten undfür: (Henricus
V.)
nehmſten Fürſtenthümern inAfia , nemlich das von Edel
fa , das von Antiochia , und das von Tripoli.
Was nun dgs Königreich Geruſalem anbelangt / 10 An , 1100
fuccedirte dem Gothofredo rein Bruder Balduinus,ſo biß: Baldui
her Fürſt von Edeſſa geweſen. Zu ſeiner Zeit langte eine nus I.
neue Caravane von 200000. Chriſtlichen Pilgramen in der 2. RS
Orient an / von denen aber / weil ſie nur Wallfahrts , groom
Weiſe, und nicht als Soldaten / den Zug gethan / wenig lem .
mehr nach Haus kamen / ſondern entweder unter Wegs
yon dem ungetreuen Kayſeri Alexio,an die Fürcken verras
then, oder in der Schlacht, die Balduinus einsmals wider
die Saracenen verlohr / erſchlagen worden.
MI Dem Balduino folgte im Königreich BalduinusBuri
An . I 118
genſis , biſheriger Fürſt von Edeffa , als des verſtorbenen
Baldui.
Königs nächſter Vetter. Dieſer hatte das Unglück / daß nus II .
als er Joſcelino , dem folgenden Fürſten von Edeſſa , zu der 3. I
Hülffe kommen wolte/ er von Balac.dem Türckiſchen Emir, nig :
gefangen ward ; doch ward er nach einer acht monatlichen
IN Gefangenſchafft / nachdem der Emir Balac von dem neuen
Fürſten von Edeſſa in einer Schlacht umgebracht worden,
von des Balacs Wittib gegen einer Ranzion von 200000 .
Ducaten wieder loß gelaſſen / und wurden währender fei
Her AbweſenheitEuftachiusGarnierus,Herz zu Sidon , oder
Sajetta , und nach deſſen Tod / Wilhelmus Burienſis, Herz
von Tiberias, zu Vice - Königen von Jeruſalem ernannt. (Lotha
Endlich ſtarb Balduinus im 13. Jahr ſeiner Regierung / rius.)
und hinterließ ſein Kinigreich an ſeinen Tochtermann
Fulconem , den Grafen von Anjou.
DieſerFulco extendirte die Grången ſeines Königreichs Fulcover
Von Cæſarea Philippi , ſo vor dieſem Dan geheiſſen / biß an 4. König
Berſa
380 Dritter Periodus . VIII. Capitel.

Sec.XII. Berſaba , wie ſolche zu Zeiten der alten Iſraelitiſchen Kos


nige geweſen / und hinterließ zu ſeinem Nachfolger ſeinen
An . 1142. jungen Sohn Balduinum Ill.
Balduinus Weilen aber mit dieſem König Fulcone gegenwärtiger
III. der Periodus fich endet / und unter Balduino III. die andere
fünffte Haupt:Cruciata , davon im folgenden Periodo mehrers
( Conradus wird müſſen gehandelt werden , ſich ereignet / ſo wollen wir
III.) vor dißmal die Geſchichten des Hierofolymitaniſchen KÓs
nigreichs / beſchlieſſen . Dieſes noch anführend / Daß um
eben dieſe Zeit die vier geiſtliche Ritter Orden der Hoſpi
taliorum , nemlich St. Lazarit der Tempel-Herren / der
Teutſchen Herren und der Johanniter / die man auch
ſonſt die Rhodieſer -und heut zu Tag die Maltheſer - Ritter
nennet / aufgekommen ; von welchen aber in dem Capis
tel/ von den Kirchen -Geſchichten dieſes Periodi, mehrers
wird zu gedencken ſeyn.

Spaniſche Geſchichten.
ge andere Nation , Deren Geſchichten wir biſhero
nach den Saraceniſchen vorzutragen gepflogen / iſt
die Span iſche.
An. 1027 .
Wir haben den vorhergehenden Periodum , ſo viel die
(Conradus
III.) Spaniſche Geſchichte betroffen , beſchloſſen mit Alphon
Veremun, ſo V. Fönig von Leon, müſſen alſo nun fortfahren mit ſeia
dus III. nem Sohn Veremundo II . Ehe wir aber hier weiter pro
grediren und fortſchreiten /müſſen wir erinnern, daß zu dies
fer Zeit / auſſer den Königreich Leon und Gallæcien / auch
noch ein ander Chriſtlich Königreich in Spanien gewe
ſen / nemlich das Königreich von Navarra , und dann eine
gleiche ſouveraine und eigenmächtige Grafſchafft / Caftis
lien / welche zu dieſer Zeit Sanctio , dem König von Navar
ra , nach ſeines Schwager Garliæ , des lebten Grafen /
Todt/zufiel. Dieſer Sanctius hatte vier Söhne / davon
er nach ſeinem Tod dem ålteſten Garfix , das Königreich
Navarra , dem andern Ferdinando . die Grafſchafft Čaſtie
lien /dem dritten Gonſalvo, die Graffſchafften Suprarbe und
1
Ripagorſa und dem vierðten , wiewol unechten Sohn Ra.
nimiro ,
Spaniſche Geſchichten . 381

E nimiro, die GrafſchafftArragonien vermachte. Ferdinan


do ward Sanctia, Königs Veremundi von Leon , Schwes
ſter vermählet / und weil Veremundus in einer Schlacht,
T die er mit ſeinem Schwager Ferdinando , der Grången
halber / hielt / ohne HinterlaſſungMånnlicher Erben umns
kam /ſo ſuccedirteFerdinandus, Namens ſeiner Gemahlin /
1 in dem Königreich Leon und brachte alſo Caſtilien / davon
M er gleichfalls den Königlichen Titul annahm / und Leon Caftilien
zuſammen. Und wie hiermit die alte Familie der Gallæci- kommt an
Leon
Eichen Könige / ro von den Gothiſchen Prinken / Pelagio ,
Ć entſproſſen /abgieng / und mit Ferdinando ein neu Ges Unfang
- ſchlecht " ſo urſprünglich aus Franckreich gebürtig an der Na
fieng / alſo ånderten auch dieſe Könige des Königreichs Tis varriſchen
Linie .
tul / und zogen den von Caſtilien deme von Leon, vor / alſo
daß wir in das Künfftige dieSpaniſche Kinige/unter dem
Namen von Caſtilien vorſtellen werden .
Dieſer Ferdinandus, welcher theils ſeiner Thaten hat: An. 1038.
ben dann
, er den Saracenen einen guten Theil von Pors dusMa
porn tugall mit der Stadt Conimbria abgenommen, theils weil gnus.
er Caſtilien und Leon zuſammen gebracht, und wie einige
Autores wollen / auch ſeinem Bruder Carſiæ das König: (Henricus
reich Navarra abgedrungen mit dem Zunamen Magni, von III.)
02 den Spaniſchen Scribenteri beehrt wird / wie er dann auch
js ſich ſelbſten einen Kayſer nannte / regierte 28. Jahr / und
hinterließ drey Söhne / unter welche er ſeine Erbſchafft
dergeſtalt ausgetheilet / daß Sanctius das Königreich Ca.
fti ien / Alphonſus, das Königreich Leon,und Carfias das
Königreich Gallæcien überkami. An. 1066 ,
Sanctius aber war mit dem Kønigreich Caſtilien atleitt Sanctius
riß auch Leon und Gallæcien an
nicht zu frieden / ſondern
ſich / nahm den jüngſten Bruder Garſiam gefangen / und (Henricus
jagte den andern Alphonſum ,aus dem Land /daß er zu den 10.)
Saracenen fliehen muſte. Als er endlich auch ſeiner
Schweſter Uracæ die vom Herm Vatter zum Heyrath ,
Gut legirte Stadt Zamoram hinweg nehmen woltejůbers
redete ihn ein angeſtellter Uberláuffer / wann er ihn folgen
wolte/ſó wolte er ihm die Stadt ohne Schwerdtſtreich in
die
382 Dritrer Periodus. Vid . Capitel.

Sec. XI. die Håndelieffern / und als der König zu diejem Ende
heimlich mit ihm gieng / und unter Weegs einen Abtritt
nehmen wolte / wurff ihm dieſer ein Dach - Ziegel auf den
Kopf / der ihm die Hirnſchalen ſpaltete.
An. 10724
Sanctius hinterließ reinen Männlichen Erben /derohale
Alphon
ſus VI. ben kam ſein zu den Saracenen geflüchteter Bruder Al
(Henricus phonfus zur Regierung : Dieſer nahm den Mohren oder
V.) Saracenen die Stadt Toleto hinweg/ verſturb aber ebens
falls ohne Männliche Erben.
An . I1096
Alphoni Dannenhero ſeine Tochter Uracaſuccedirte/ welche in
ſus VII. erſter EheRaimundam , den Grafen von Toulouſe, oder
wie ihn andere nennen /von Barcellona , der die Expedition
Arragon , und Heers- Zug in Orient mit gethan hatte/in anderer Ehe
tien wird aber ihren Vettern Alphonfum , den König von Arrago
zum Ros
nien / gehenrathet hatte ( dann des Alphonli Bruder / Pe
nigreich .
trus Ranimiri Enckel / hatte nach gewonnener Schlacht

wider die Möhren ,da er vier ihrer Sidnige erſchlagen / tind


Urfprung
Deren Kopffe ſeinem Wappen einverleibt , den Gråflichen
bon des
fen Wap. Titul mit dem Königlichen verwechſelt / ) mit dieſem legten
pen, Herrn / mit dem ſie zwar böſer Ehe lebte / regierte ſie vier
Sahr.
Spaniſche Geſchichten . 383

hr ſuccedirte ihr Sohn / erſter Ehe/ AlphonſusVIII,Am, urg ,


Graf von Toulouſe , welcher hiermit eine neue Familie in Alphon .
dem Hiſpaniſchen Königreich anfängt / und wegen Er:fus VIII.
oberung der Stadt Corduba, Almeria , Bajonna und Sara
goffa berühmtiſt.
Seine Regierung währte weit in den andern Perio
dum , und biß ad Annum 1134. derohalben.wir auch mit
ihm die Hiſpaniſche Geſchichte dieſes unſers dritten Peu
riodi, beſchlieſſen müſſen / diß allein noch anmerckend / daß
21 um dieſe Zeit der Anfang von dem Königreich Portugal Anfang
des Kids
ES gerechnet wird , indemenemlich Kinig Alphonſus VI. ſeine nigreidys
ot unechte Tochter Thereſia, an Henricum , einen Prinßen Portu.
aus Lotharingen / oder wie andere wollen / einen Énenckel gaul.
Königs Roberti in Franckreich / verheyrathet / und ihm
einen Theil von Luſitanien / unter dem Titul einer Grafs
ſchafft zum Henrath- Gut mitgegeben / deſſen Erben hers
nach ihreGrănken immer weiter und weiter ausgebreitet /
und endlich den Königlichen Titul / unter dem Namen
Portugalliæ , angenommen .

Engliſche Geſchichten .

Fe andere Nation, deren wir hier zu gedencken habent, Roger.


iſt die Engliſche. Wir haben den vorigen Perio. Ingulphen
Hects
dum beſchloſſen , mit derRegiments-Aenderung/ die bey Boeth .
deſſen Ausgäng in Engeland vorgegangen da nemlich Bucha:
Canutus, oder Knut/Kčnig in Dånnemarck, Edmundum , nanus,
den lekten König der Engel-Sachſen überwutiden / und Polyd .
ſelbiges Land unter ſich gebracht hat , alſo eine neue K. Virg.
nigliche Familie auf den Engliſchen Thron gekommen
iſt ; fahren berohalben fort / Den Verlauff weiter auszus
führen .
Es hatte dieſer König CanutusDas Glück / daß in dies Canutus
fem Periodo , über die seonigreiche Engeland und Dånnes
marck , ihm auch das Königreich Norwegen zuwuchs , ins
& deme die Norweger ihren einfältigen König Olaum ver- ( Henricus
ſtieſſen / und Canutum berufften /da dann dieſes Könige III.)
reich
384 Dritter Periodus. Vili. Ćapitel.

Sec. XI. seich Norwegen zurn erſtenmal mit dem Königreich Dåns
nemarck vereinbaret worden .
AO . 1036. Canutus hinterließ drey Söhne Davon er Zwenonem,
oder Zwin , zum König von Norwegen / Harde Knutum
Heraldus. zum König von Dannemarck / und Heraldum zum König
von Engeland machte.
Ao, 1039. Dem Geraldo fuccedirte ſein Bruder Harde Knutus,
Harde König in Dånnemárck ; wie aber dieſer Herz gar ſtreng
Knucus. war / und abſonderlich alles , was ſein Bruder Heraldus
ordinirt/ umſtieß, deſſen Leichnain er auch ausgraben laſſeri
( Henricus und beſchimpffet / o wolten die Engeländer / nach ſeinem
IV.) Tod / da er auf einein Gaſtmahl an einen Schlag- Fluß
geſtorben / von den Dånen nichts mehr wiſſen / ſondern
berufften ihres vorigen Königs Edelredi Sohn Alfredom ,
welcher ſich mit dem von Canuto vertriebenen König Eda
mundo die Zeit über in der Normandie aufgehalten .
An. 1042 . Es regieëte aber Alfredus nur wenig Monate ) uns
Alfreduso ſtarb hinterlaſſende zu feinern Nachfolger ſeines Vatters
Bruder Eduardum .
An. 1043 . Es hatte Eduardus, Der wegen ſeiner Frömmigkeit
Eduardus. canonifirt und unter die Heiligen gerechnet iſt, als er noch
Sanctus.
in Normandie im Exilio war ein Deſtament gemacht
und darinn an Herßog Wilhelmum ſein Recht an die
Cron Engeland übertragen i fals er ſelbſten keine Kinder
Vermacht hinterlaſſen würde /welches er nach der Zeit / , als er ſahe/
nigreid' daß GOtt ihn init keinen Kindern ſègnete / in Engeland
an Wil. erneuerte ; wie et nun nach einer 23. Jährigen ziemlich
helmum ruhigen Regierung mit Tod abgieng / wolte Wihelmus ,
von Nori in Krafft ſolches Accords und Teſtaments / die Succes
mandie .
fion antretten ; es fand ſich aber in Engeland ein Graf
Heraldus mit Namen / der hieng das Volck an ſich / und
kam damit Wilhelmo vor/daß er vor einen König in Enges
land angenommen wärð : Wilhelmus bemühete ſich zwar
ſein Recht wider Heraldum in der Güte auszuführen ,
als aber ſolches nichts verfieng / griff er zu den Waffen
fekte eine anſehnliche Armée in Engeland ůber / gewann
Heraldo , nachdem dieſer zehen Monat regiert / eine groſſe
Schlacht
Engliſche Geſchichten . 385

1 Schlacht ab, darinn Haraldus todt blieb, und eroberte das


mit
Aufdieſe Weiſe ſturben die Engel Sächſiſchen Könige Anfang
in Engeland / ro mit Hennegitto angefangen / und den der Nors
mannis
Thron ſechs hundert Jahr lang beſeffen / allerdings ab /
fchen Lis
und machten Plaß der Normanniſchen Familie. nie.
US Wie nun Wilhelmus , der Herkog von Normandie /
der zwar an ſich ſelbſten itur ein Baſtard warmon dieſer grof An. 1066.
ſen Eroberungaber benBernamen Conqueſtoris,oderdes Wilhel
mus Con .
Eroberèrs erlänget / die Engliſche Crone nicht durch des queftor.
Volcks Willen / ſondern Burch Sieg acquirirt / oder übers
kommen / und ihnen derohalben nicht viel gute Wort gab/
alſo kunten ſich die Engeländer in ſeine Regierung lange
nicht ſchicken / ſondern wolten lieber die Dånen als die
Normaner zu Herren haben /rufften derohalben Canutum
11. den König von Dånnemarck , daß er ſein våtterlich
Reich wieder occupiren ſolte / der dann mit 300. Schiffent
ſich einſtellte 1 und Anfangs den Wilhelmum in einer groß
fen Schlacht überwând ; als aber Wilhelmus ſich recolli
girt/ und die Dånen aus der Gnſul wieder heraus gejagt i
ließ er ſeinen Zorn an denen rebelliſchen Engelåndern aus/
nahm den vornehmſten Herren , die ſich an Canutum ges
hencket / ihre Güter /und raumte ſie ſeinen Normannern
ein 7 ünd Damit das Volck nach und nach die Normanni
ſche Regierung deſto mehr gewohnen möchte ſo , hube er
die Engliſche Geſetze auf /und introducirte dieNormannis
ſche befahtauch / Daß man ben Gerichten ſich keiner andern
als der Normanniſchen Sprach ( fo damals nichts an- Urſprung
CD
ders als die gemeine Franzöſiſche war ) gebrauchen ſoltei der Enga
welches dann in theilsGerichts -actrbus noch heutzu TagSpracy.
in Engeland alſo gebräuchlich ſo daß aus dieſer Verord
nung durch Vermiſchung der Frantzöſiſchen Sprach mit
der alt Sachſiſchen , die heutige Engliſche desmehreſtens
theils erwachſen iſt.
Bald nach der Conquête und Eroberung von Enges frieg
zwiſchen
land entſtund ein groſſer Krieg zwiſchen dem König Wil. dem Vate
helmo und ſeinem eigenen Sohn Roberto : Dann
als ter und
Dritter Theil. 36 Wil Sobn .

1
386 Dritter Periodus. VIII . Capirel.

Sec.XII. Wilhelmus in Engeland gezogen / tratt er die Regierung


von Normandie ſeinem Sohn Roberto ab / da er ſich aber
in Engeland allerdings 1tab :lirt rahe / wolte er die Nors
mandie ſeinem Sohn nicht mehr laſſen , der ſich hingegen
mit Hülffe Königs Philippıl. in Fränckreich in der Regies
Der rúng zu mainteniren und zu erhalten ſuchte į darüber Fam
Sohn der Handel zu offentlichen Krieg , in welchen Robertus ſeis
rennt den nen Vatter /ohne ihn zu erkennen / mit eignen Händen aus
Vatter dem Sattel rennte ; als er ihn aber an der Stimm erkann.
aus dem
Sattele ter fiel er ihm zu Fuß / hebte ihn auf , und bat ihn mit Thrås

nen um Verzeyhung / die ihm der Vatter auch alſobald


ertheilte / Friedemachte / und ihm das Herkogthum Nors
mandie völlig überließ. Als Wilhelmus nach acht Jah
ren über die Raillerie und Scherk - Worte , die wir im vos
rigen Capitel erzehlt / mit König Philippo I. in Franckreich
einen Krieg anfieng / undeinsmals einem ſtarcken Sprin :
An. 1087. ger ritt/zerriß er das Nek darůber / und gieng mit Tod abi
ſeiner Königlichen Regierung im 21. Jahr.
Er hatte in ſeinem Teſtament es alſo geordnet/ daß ſein
Wilh el ålteſter Sohn Robertus das Herkogthum Normandie bes
. II.
mus
balten / fein anderer Sohn Wilhelmus Ruffusaber im
König:
Engliſche Geſchichten . 287

Königreich Engeland ſuccediren ſolte. Es kunten ſich aber


dieſe Brüder auch miteinander nicht vertragen , ſondern
Wilhelmus wolte gern nebenſt dem Königreich Engeland
das Hertogthum von Normandie noch dazu haben , wors
über ein langer Krieg mit Roberto entſtund; er håtte aber
bey nahen über dieſen Krieg ſein Königreich verlohren :
dann es fiel ihm nicht allein Milcolumbus, der König in
Schottland, ein / ſondern es rebellirte auch nach der Hand
wider ihn der Herzog von Northumberland / und bemäch .
tigte ſich von gang Wallis / und hatte Wilhelmus groſſe
Mühe dieſe Rebellion zu dåmpffen. Bald hernach ereig
meteſich diegroſſe Creuzfahrtin das gelobte land , in wela
cher Herkog Robertusvon Normandie ſich auch einließ /
und um die Unkoſten hiervon beſtreiten zu können /fein Hera
kogthum Normandie an ſeinen Bruder Wilhelmum, den
König von Engeland /verkauffte. Währender dieſer Expe
dition giengKönig Wilhelmus, welcher Zeit ſeiner Regie:
Kung wegen Benennung und Inveſtitur der Biſchoffer abs
Wilhel
fonderlich Occaſione des AnſelmiBiſchoffs zuCanterbury, mus toñit
ebenfalls viel mit dem Påbſtlichen Hof zu ſtreiten gehabt/ auf der
mit Cod ab / indem ihm auf der Jagd einer von ſeinen Ca: Jago um .
Sallieren Walterus, einen Pfeili den er nach einem Wild ( Henricus
geſchoſſen, der aber an einem Baum ſich abgewandt/ grad V.)
ins Herk gejagt / und begegnete ſeinem todten Leichnam
noch diefe Abentheuer / daß als
/ man ihn auf einem Koh.
len -Wagen ( dann kein andrer war ſo gleich nicht an der
Stelle ) nach Haus führte / der Wagen unterWeegs
zerbrach i und die Leiche mitten in den Koth geſchmiſſen
ward.
Weil nun Robertus der ältere Bruder des ohne månn: Ano 1100.
liche Erben verſtorbenen Königs Wilhelmi, ſo weit vom
Lände abweſend war / fonahm indeſſen der jüngſte Bruder Henricus
Henricus,der biſher nur einē abgetheilten Sie gehabt/bas I.
Königreich und Herşogthum von der Normandie ein. Wie Streit
aberRobertus das folgende Jahr wieder nach Haus kam / zwiſchen
wolte er als der ålteſte/ſeinem Bruder dieSuccesſion nicht denBrie
sugeſteben / und überzog deßhalben ihn mit Strieg / wel bera.
13 V b 2 cher
388 Drittet Periodus. VIII. Capitel.

Sec.XII. cher aber endlich dahin bengelegt warð / das R bertus ſein
Herßogthum Normandie wieder behalten / und Henricus
ihm jährlich 3000. Marck Silber Penſion bezahlen ſolte.
Als aber Robertus dieſen Vergleich nicht hielt / ward er
endlich von ſeinem Vruder Henrico gar gefangen genoms
Robertus men / und nicht mehr loß gelaſſen , ſondern noch darzu der.
wird ges Augen beraubt / indem er ihm ein glühendes Blech ſo lans
blendet. gevor das Geficht halten laſſen 2 biß er darüber erblindet.

( Henricus Nach einer 25. jährigen Regierung gieng König Henri


V.) cus, der indeſſen ein und andern Krieg mit Franckreich ges
An. 1135 führt /mit Tod ab / und weil er ebenfalls keineMännliche
Erben hinterließ, fo bemåchtigte ſich dieſes Königreichs 1
ſeiner Schweſter Sohn Stephanus , GrafvonBoulogne,
zu Præjudiß und Nachtheil ſeiner Tochter Mathildis , die in
erſter Ehesayſer Henricum V in der andern aber Gotho
fredum mit dem Zunamen PlantaGenetta , Den Grafen von
Anjou , zum Gemahl gehabt.
Weiln nun der Verlauff dieſer Sachen / worüber groß
ſer Krieg entſtanden , in den folgenden Periodum einfällt /
ſo wollen wir deren Beſchreibung biſ dahin verſparen .

Ungas
Ungariſche Geſchichten , 389

Ungariſche Geſchichten .

Eilen die Ungariſche Nation , davon wir in vorigen Bonfim


L Periodis undZeit - Begriffen nur überhaupt tractirt/Nicol .
Ifthyaat;
in dieſem Periodo von ihrer barbariſchen Art zimlich nach
gelaſſen / ſo meritirt ſie / daß man ihrer Könige Beſchrei:
bung / wiemol fürßlich doch abſonderlich hiermit anführe.
Was nun das Königreich Ungarn anbelangt 7 fo koms
met nach dem heiligen König Stephano , der in vorigen Pe.
riodo, die Chriſtliche Religion in dieſem Land ſo weit fort
gepflanget i daß er deßwegen Apoſtolus Hungariæ geu
nannt wird / in dieſem Periodo vor.
Sein ungerathener Sohn Perus I. den aber nach einer An. 1038.
furgen Regierung die Ungarn ſeiner groſſen Laſter halber Petruscus
(Henri I.
Vertrieben / und an ſeine Statt 'erwählt ſeinen Bruder II .)
Abam Dieſer machte es noch ſchlimmer ! Dahero die an, 1040
Ungarn wider ihn revólt rt und als er im dritten Jahe Abas,
ſeiner Regierung in einer Schlacht umkommen / ſeinen
Pruder Perrum aus dem Exilio wieder zuruck beruffen .
Da aber dieſer ſich nicht beſſerte / ſondern ſchlimmer als
vorhin hauſete ,nahmen ihn die Ungarn des andern Jahrs
darauf beym Kopff / ſtachen ihm die Augen aus / und er :
wählten an ſeine Stelle einen Herrn aus des beiligen Ko
nigs Stephani Geſchlecht / mitNamen Andreas,
Dieſer Andreas regierte gar rühmlich und halfwähren Andreas,
An. 1046.
Der ſeiner langen Regierung derChriſtlichen Religion über
die maſſen empor. Er ernannte vor feinem Tod zwar reis
nen ålteſten Sohn Stephanum zum Nachfolger 7 dieſer
aber ward von ſeinem jüngern Bruder Bella perdrenget. Bela An. 1089:
I.
Bela I. regierte nicht länger als dren Fahr /da ermiteis (Henricus
nem Pferd dem Hals brach / und zum Nachfolger hinter: ' IV .)
ließ ſeines Bruders Stephani Sohn Salomonem .
Es kunte aber Salomon ,ungeachtet er Sanſers Henri- An. 1063 .
ci III. Schweſter zur Gemahlin hatte , ſich doch nicht ret: Salomon.
ten / daß er nicht von Geifa II. einen Ungariſchen Herzn in
einer Aufruhr vom Königreich verſtoſſen ward.
Bb 3 Dies
390 Dritter Periodus. VIII . Capitel.

Sec. XI. DieſerGeiſa aber regierte nicht länger als dren Jahr /
da er durch den Tod hingeriſſen ward / und hatten die Un:
An. 1068. garn vor ihren König Salomon cinen ſolchen Haß / daß fie
Geila II. ihn lieber in einer Einſiedlereycrepiren und ſterben lieffen /
als wieder zu dem Reich beruffen wolten , ſondern eswahl
ten nach Geiſæ Tod ſeinen Bruder
An, 1077 Ladislaum I. der wegen ſtetig gehaltener Keuſchheit
$.Ladis- canonifirt /und wegen unterſchiedlicher wider die Teutſchen
laus I.
und andere Nachbaren erhaltener Siege / auch abfonder:
lich wegen der / Durch Erbſchafft ſeiner Schweſter an die
Cron úngarn gebrachter Länder i Dalmatien und Croa
tien , in den Ungariſchen Chronicken garberühmt iſt. Als
er ſturb /wolte er ſeinen jüngern Sohn Almum, dem åltern
Colomanno , deſſen tyranniſche Natur er wol kannte/ vors
ziehen . Almus aber war ſo beſcheiden /und renuncirteoder
ſagte dem Favori des våtterlichen Teſtaments ab / und ließ
Colomanno den Vorgang.

An . 1095 Dieſer Tyrann , der mit unſern Occidentaliſchen


Coloman . Creuß- Brüdern ſo viel Aufzüge gehabt / vergalt dieſe Treu
nus,
an ſeinem Bruder Almo gar übelt dann als bey entſtan:
denen Strittigkeiten die Ungarn vorſchlugen / die Brüder
ſolten lieber die Sach in einem Zweykampf als durch das
Blut der Unterthanen / ausmachen ; Colomannus aber /
der vom Leib gar übel gewachſen war / zu dieſer Rechtfer:
tigung keine Luſt hatte i ro ſtellte er es durch liſtan / daß er
ſeinen Bruder heimlich beim Kopf befamí dem er die Aus
gen ausſtechen ließ / und annebenſt deſſen Sohn Belam
Ein Chi- caftriren laſſen wolte / wofern der Chirurgus, der dazu
murgus er: beſtellt war / ſich ſeiner nicht erbarmet / und/ um das Ges
bålt die ſchlecht des Ladislai deſto ſicherer zu erhalten / ſeiner ver:
dhe Fami- ſchonet / und die Testiculos von einem Hunddem Tyran:
liam , nen Colomanno ſtatt des Belæ ſeinen vorgewieſen / welche
Vorſichtigkeit auch den von dem Chirurgo vorgeſepten
Effect würcklich erreicht / maſſen von dieſem Bela das Ges
ſchlecht der Konig in Ungarn nach der Hand propagirt
worben
Dem
Böhmiſche Geſchichten. 391

Dem Colomanno ſuccedirte rein noch unmůndiger an. Ing .


und erſt acht Jahr alter Sohn Stephanus II: Welcher / Stephanus
weil er endlich ohne Kinder verſchied I feinen Vettern II,
Belam zum Erben und Succeſſoren ernannte.
Indem aber die Regierung Belæ mehr in den folgens
den als dieſen Periodum gehört/ ſo wollen wir davon diſa
mal abſtrahiren .
Die Ada Der Däniſchen , wie auch der Schwediſcha
Norwegiſchen und Schottländiſchen Könige rennd dies
ſer Zeit noch ro obſcur oder dunckel / und von ſo geringer
Importanz oder Wichtigkeit / daß von ihnen faſt nichts als
die' Namen bekannt í derohalben wir dieſelbe dermalen
noch übergehen wollen.

Böhmiſche Geſchichten .

As die Böhmiſche Nation anbelangt / ſo fuccedirte Æn . Sylv:


W
War / ſein Sohn Prætislaus, ein Herz son böſen Qualit & Prætislaus,
ten, der da såyfers Oitonis II. Tochter Juditham aus dem Henricus
Cloſter zu Regenſpurg entführet, davon wir in dem vierd , Herſtams
ten Capitel des andern Periodi Anregung gethan . Von mung der
ihm und feinem dritten Sohn Conrado ſtammen her die Herzogen
Hertoger in Mühren , welche dieſes Land ehe es wieder von Máýs
rene
um mit der Cron Böhmen vereinbaret worden / eine ges
raume Zeit beſeſſen / und viel Kriegemit ihren Vettern den
Herkogen von Böhmen geführet.
Dem Prærislao fuccedirte ſein åtteſter Sohn Spitig-Spitigneus.
neus , ein böſer Herz , der abſonderlich den Teutſchen gar
feind war ; und bald nach ihm deſſen anderer Bruder
Uratislaus. Dieſer Herz der Käyſer Henrico IV.alles (Iratistaus
zeit treu geblieben und beygeſtanden , hat dadurch meritirt/ (Henriews
daß er den Titul eines Kønigs / vom Kayſer überkommen / IV .)
wiewol feine Nachfolger ſich deſſen wieder enthalten / und
mit dem Herzoglichen Namen ſich contentirt i es hat ihm
auch der Käyſer die Marggrafſchafft Meiffen / die er dem
rebelliſchen Ecberto zunehmen getrachtet/mitgetheilet. Ob
nun wol Uratislaus das ganke Meiſſen nicht manuteni
Bb 4 ren
392 Dritter Periodus. VIII . Capitel.

Sec.XII.ren oder behalten kunte / fo blieb ihm doch die Laufnit zur
Ausbeute/ ſo von dato an/ offt von und wieder zu der Cron
Böhmen gekommen / biß ſie an das Chur-Haus Sachſen
abgetretten worden .
Prætislaus
II. Ghme ſuccedirte fein Sohn Prætislaus II . den der
Vatter anfänglich enterben / und ihme ſeinen Bruder
Conradum vorziehen wolte / weil Prætislaus einen von des
Uratislai Favoriten umgebracht ; Er erhielt ſich aber doch
bey der Succeſſion und vertrieb vielmehr den Conradum
und deſſen Kinder aus ihrem Herßogthum Måhren / und
trachtete ſeinem Bruder Borịvorio daſſelbe zuzuwenden.
Uladislaus
Nach Prætislao folgte ſein Bruder Uladislaus, welcher
II.
den andern Bruder Borivorium ,nach einem langen zwi:
( Henricus
V.) fchen ihm und ſeinen übrigen Brüdern geführten Krieg /
zur gemeinſchafftlichen Regierung 20g / von welcher end :
lich dieſer freywillig weg und in Ungarn ins Exilium
gieng. Es hielt Uladislaus es ebenfalls beſtändig mit
den Römiſchen Käyſern / und erhielt auch von ihnen in
allen ſeinen Anfechtungen hinwiederum getreulichen Beys
ſtand.
Weil ſeine Söhne noch zu jung waren / ſo ernannte
er zu ſeinem Succeffore ſeinen jüngſten Bruder
Sobieslaus
Sobieslaum , worüber dieſer mit ſeinem vorgängigen
( Lotha
rius.) Bruder Ottone , dem Käyfer Lotharius die Succellion
rechtlich zuerkannt , in groſſen Krieg verfiel. Als er aber
in einem Treffen den Ottonem und die Käyſerliche Trup:
pen überwunden / ward Friede gemacht / und ihm die Res
gierung beſtåttiget / in welcher er ſeine vornehmſte Sorge
dahin wendete i daß er die Städte ſeines Landes und abs
ſonderlich Prag mit ſchonen Gebäuen / Gefeßen und Pri
vilegien auszieren möchte. Er hinterließ ebenfalls zur
Regierung noch allzu junge Söhne / derohalben er feines
Bruders Vladislai Sohn , Uladislaum III. zur Nachfolg
ernennte/ deſſen Regierung aber in den folgenden Perio
dum einlaufft.

Pol:
Polniſche Geſchichten . 393

Polniſche Geſchichten.
Fr wollen derohalben dißmal die Polniſche Ges Cromer.

gen Periodum beſchloſſen mit Miecislao II. Nach deſſen An. 1034 .
Cod führte ſeineWittib Rixa, als Vormundețin ihres Calimi
SohnsGalimıri,die Regierung ; wie ſie ſich aber ſchon Mona
bey Miecislai Lebzeiten groſſen Haß gemacht / und denjel chus .
bigen zu allen den Laſtern / Veren man ihn beſchuldiget/ ans(Conra.
geſtiftet / auch nach ſeinem Ableiben einnoch felkamerResdus II.)
giment führte i ro jagten ſie die Polniſche Stände mit iba
rem Sohn Caſimiro gar aus dem Land / da dann Caſimi
rus ſich in Franckreich in das Cloſter Clugny begab / und
ein Mönch ward .
Auf ſolche Weiß entſtund in Polen eine Zwiſchen - Rez(Henricus
gierung von ſieben Jahren : wie aber die Stånde dieſes !!I. )
Zuſtandes auch můde wurden 7 und einen unter ſich ſelbst
zu erwählen ſich nicht vergleichen kunten , ſo nahmen ſie iha
ren Recours und Zuflucht zu ihrein Erb - Pringen Caſimiro,
Weilen aber derſelbe ohne des Pabſts Diſpenſation Die Po.
und Vermittelung aus ſeinem Cloſter / Darinn er ſchon len muſ
Diaconuswar nichtmehr kommenkunte, alsipůrcktenDie fen ihren
Stånde ſothane Diſpenſation zu Rom aus / und muſten / ausdem
** wie die Polniſchen Scribenten ſchreiben / zur Erkantnuß Cloſter
und Gedächtnuß folgende drey.Conditiones verwilligen : bolen .
! . Daß auſſer denen Edelleuten / von einem jeden Haus
in Polen , jährlich ein Pfenning nach Rom zu dem ewigen,
Liecht in St. Peters Kirchen geſteuert werden ſolte. 2.
Das die Polacken insgeſamtihre Köpffe / wie die Benedi
ctiner-Mönchen thun / beſcheeren / und 3. die Edelleute an
den hohen Feſten unter dem Gottesdienſt ein weiſſes leis
nen Tuch gleich einer Stolæ , ſo die Prieſter tragen / um den
Hals hången ſolten .
Dem Caſimiro ſuccedirte ſein Sohn König Boleslaus, An, 1058.
II. mit dem Zunamen Audax oderder Kühne. Der regier: Boles.
wol / lebtlich aber verfiel er in eitel Laſter / und laus II.
te anfänglich
als ihn St. Stanislaus,der Biſchoff von Cracau/darüber bes (Henriçue
Bbs ſtraffte! " IV .)
3
394 Dritter Periodus, VIII. Capitel,

Sec. XI. ſtraffte /'erzůrnte erſich dergeſtalt darüber , daß er den Bis
ſchoff vor dem Altar mit eigner Hand durchſtach . Ob

Erfticht dieſer Action warð Boleslaus von dem Pabſt excommu


den Bis nicirt/ und ſeine Unterthanen von ihrer Pflicht loß gezels
ſchoffvor fet , daher er ſich in Polen zu bleiben auch nicht getraute
dem Als
tar. fondern ſich heimlich in einem Cloſter aufhielt í und darins
nen ſtarb. Etliche melden / er habe an ſich ſelbſten Hand
angelegt.
An , 1082 . An ſeine ſtatt regierte ſein Bruder UladislausHerman
Wladis
nus, der aber /weilſein Bruder Boleslaus als rechtmäßiger
laus Her König noch iin Leben war, ben rönigl.Titul nicht führen
mannus ,
wolter ſondern ſich nur-einen Herzog von Polen nennte.
An , 1103 Uladislaus hinterließ zum Nachfolger ſeinen Sohn Bo
Boles
laus III . lesla um III. den man von ſeinem frummen Maul auf Pol
Crivou. niſch Crivouſtum zunannte. Es war dieſes ein Herz von
Itus. gewaltiger Tapfferkeit , der auch das Polniſche Wefen ,ſo
( Henricus in dieſem Periodo ziemlich verfallen / ſo gar í daß fie auch
V. ) den Bihmen Tribut zahlen muſten / wiederum anſehnlich
Iſt ein auf die Höhe gebracht; und ſoll er in Perſon 47. Schlachs
tapfferer
Kriegss ten bengewohnet / und allezeit den Sieg davon getragen
Mann. haben , auſſer das legtemal /da ihn die Ruſſen durch Liſt in
die
Sicilianiſche Geſchichren . 395

die Flucht gebracht/ worüber er ſich auch zu todt beküm :


mert. Er hatte in ſeinem Leben mit ſeinem unechten Brus
der Spitigneo viel zu kämpffen / deme Der Vatter die Lands
ſchafften , Pommern / Preuſſen und Maſovien eingeraus
meti ( Dann alle dieſeſtunden vor dieſem unter dem Polniz
fchen Reich , und waren mt Sarmatiſchen Völckern bes
ſegt ) biß er ihn legtlich gedämpffet / und ihm den unruhia
gen Geiſt mit dem Leben benommen .
Mit dieſem gehet gleichfals dieſer Periodus zu Ende.

Sicilianiſche Geſchichten .
ulter 3116
uffer bißher gedachten , in den vorigen Periodis zum
offtern vorgekommenen Nationen , that in dieſem Pe. ſtand der
riodo fich ein neues Königreich hervor / welches dazumal Neapolis
fchon viel zu ſchreiben Anlaß gegeben / und in den folgen- und Sici,
den Zeiten noch mehr Materie geben wird ; dieſes iſt das lien .
Königreich Neapolis und Sicilien.
Es waren von den Zeiten Caroli M. her dieſe Lånder /
welche Dazumal Campania , Calabria und Apulia hieſſen /
und heutigs Tags das Königreich Neapoli ausmachen /
ſamt der Inſul Siçilien / Krafft des zwiſchen Kånſer Ca
17 rolo , und dem Nicephoro gemachten Vergleichs , dem
Griechiſchen Reich gelaffen worden / die ſolches durch ihre
Stadthalter verwalten laſſen , wiewol dazumal ſchon viel
kleine Fürſtenthümer ſich därinn befanden / als Benevent ,
Spoleto , und dergleichen / die bald unter der Griechiſchen
bald unter der Teutſchen Kårſer Protection ſtunden .
Nach der Zeit hatten die Saracenenin dieſe Gegenden
ſich ſtarck eingeniſtet/und die ganze Inſul Sicilien erobert.
Zu Zeiten Käyfers Ottonis I. da dellen Sohn Otto II . die
Conſtantinopolitaniſche Princeßin / Theophaniam , ges
heyrathet / wurd ihm alles. Dieſes Land zum Heyrath- Gut
überlaſſen ,das er auch occupirt und eingenommen. Von
an ſuchten die Deutſchen Käyſer insgeſamt ein Recht
an ſolche Landſchafften / und zwar zwiſchen ihnen, den Griea
chen / die ſolche recuperiren und wieder erobern wolten /
und den Saracenen / ein continuirliches Fechten / ipica
wolen
od
396 Dritter Periodus. VIII . Capitel. '

Sec.XI, wolen die beede lettere , indem die Teutſche Kayſer gar zu
weit dahin hatten /allezeit die ſtårckſten blieben / und richtes
ten ſich von Tag zu Tag in dem Land mehrund mehr klei:
ne Fürſtenthum , unter etwelcher Botmåſſigkeit der Gries
chiſchen Kayſer / auf , die da immerfortmit den Saraces
není ſo ihnen am Hof- Zaun raſſen in Waffen ſtunden.
Nun fügte ſichs/daß zu Zeiten Kårſers Henrici III . viers
An. 1002 ,
kig Normanniſche Cavallier / die eineWallfahrt in das
Anfang
der Nors heilige Land gethan / von dar juruck kamen / und zu Saler
manner no ans Land ſtiegen / als eben die Saracenen dieſelbige
in dieſen Stadt belagerten : Wie nun Gaimarus , der Graf oder
(Henri . MerkogvonSalerno , rahe , daß dieſes anſehnliche Perſo
nen / und von guter Herzhafftigkeit waren i po muthete er
cus II )
ihnen zu / ſie ſolten in dieſem ſeinen Krieg ihm aſliſtiren / ro
ſie auch thaten /und ſo treffliche Actiones in einem Ausfall /
Der ihnen zu thun eflaubtwar/ verrichteten / daß ſie die Sas
racenen nöthigten / die Belagerung aufzuheben, Gaima
rus hätte ſie gernebeſtåndig ben ſich behalten ſie wolten
aber nichtbleiben , ſondern nahmen ihren Abſchied / uno
giengen nach Haus. Geimarus. Der einen Staat von dies
ſer braven Narion machte / ſchickte ſeine Geſandten mitih :
nen / und gab ihnen von den beſten Früchten des Landes
mit/ um zu ſehen / ob ſie einige von der Nation Dadurch bes
wegen fonten / daß ſie ſich in ſeinem Lande niederlaſſen
möchten. Es glückte auch den Geſandten ihr Negotium
ſo wol/ daß ſie einen guten Theil Normanniſcher Edelleus
te mitſich brachten ! Dieweil die Troublen in Normandie /
zwiſchen dem Bittarden Wilhelmo Conqueſtor , und ſeis
nen Vettern / allgemach angiengen / darinnen ſie ohne das
nicht gerne långer bleiben wolten . Dieſe Normanniſche
Ankommlinge kriegten anfänglich theils auf ihre eigene
(Conra
Speſen wider die Griechen / theils den Italiäniſchen
dus. !!.)
Herren / wie auch dem Kayſer Henrico II. ſelbften / um
Sold . Ondeme ſie nun ein und andere Städte den Gries
chen abnehmen halffen / wie dann dazumal / da das Feuer
in Normandie mit aller Gewalt angieng / und darüber
piel Cavalier Land-raumig werden muſten , der Zulauff
der
Sicilianiſche Geſchichten . 397

der Normanner in Italien immer gröſſer und gröſſer


ward / fo behielten ſie auch etliche Städte vor ſich / etliche
hatte ihnen auch Kanſer Henricus ſchon eingeraumet.
Der vornehmſte und berühmteſte Cavallier/der damals An. 1041.
Tancre
in Italien anlangte/war Tancredus , Herzvon Hartevile, dus.
welcher von ſeinen zw8lff Söhnen , die er hatte / eilff mit:
brachte. Dieſe mit ihren Cameraden machten Partie mit (Henricus
18 Balduino ,dem Griechiſchen Stadthalter / der wider ſeinen III.)
Héra / Kayſer Michaëlem , rebellirte i jagten die Griechis
ſchen Beſaßungen aus den mehreſten Städten / die ſie
noch hatten ; hinaus / ſchlugen die Griechiſchen Armeen zu
verſchiedenen malen 7 und behielten etliche Städte vor ſich.
Dem Tancredo ſuccedirte in der Herrſchafft/dieſer neu : Wilhel
eroberten Städte/ſein älteſter Sohn Wilhelmus,mit dem unus Fe
Zunamen Ferribrachius ober der eiſerne Arm , der ſich am ribra
chus.
erſten einen Grafen von Apulien nennte:
Auf dieſen folgten ſeine beede Brüder Drogon und
Hunfridus, und endlich der dritte Bruder / nemlich der bes Robertus
rühmte RobertusGuiſcardus,der ſeineConquêien und Er: Guiſcar
oberungen auch in Calabrien extendirte unter ſelbigen (Henricus
aber auch etliche Derter / fo ben Pabſt gehörten / wėga iv .)
nahm / und ſich am erſten einen Herzog von Apulien / und
Calabrien nannte. Pabſt Gregorius VII. that ihn hierüber
zwar in Bann/weilen åber bald darauf dieCapital-Strita
tigken zwiſchen dieſen Pabſt und Bäyſer Henricus IV .
angiengen / und Pabſt Gregorius eines guten Freunds in
Italia n8thig hatte, der ihn protegiren und ſchůken mocha
te / ſo verglich er ſich wider mit ihm , und damit Robertus
deſto beſſern Titulum , zu ſeinen von den Griechen erobers
ten Ländern / haben , und dem Pabſt auch beſtåndig ver: Ems
bunden bleiben möchte/ ſo verliehe PabſtGregorius ihm pfängt
Apulien
alles/was Guiſcardus in Italien beſaß / zu lehen, welches und Calgo
dann der Ånfang der Lehenfchafft iſt , ſo das Königreich brien
Neapolis noch heutigs Tags von dem Römiſchen Stuht von
empfängt. És ánimirte ihn auch der Pabſt / daß er den Pabſt
Griechiſchen Kayſer Alexium Commenum , (mit dem der Leben .
Pabſt in Mißvernehmen ſtund i weil er den Nicephorum
Boto
398 Dritter Periodus . VIII . Capitel.

Sec.XII. Botoniadem , welcher dem Påbſtlichen Stuhlgar groſſe


Sumiffiones, oder Unterhånigkeiten / und Vertr/ ſtung ges
gethan / daß er das Schisma , oder Spaltung / aufheben
wolte/vom Thron geſtoſſen /) in Griechenland ſelbſt befries
gen ſolte /ſo Robertus, mit ſeinem Sohn Boëmundo , auch
gethan / und mit 1šovo. Mann dès Alexii groſſe Armee
von 170000. Mann / in die Flucht geſchlagen . Er affiftirte
und ſtund auch dem Pabſt Gregorio VII . getreulich wider
Kanſer Henricumlv . ben /und brachte ihn aus demCaſtel
lo S. Angelo ,Darinnen ihn derKanſer blocquirt und einges
fchloffen hielt / zu ſich nach Salerno in Sicherheit.
Rogerius Dem Roberto ſuccedirte oder folgte ſein SohnRoge .
I rius,dem aber ſein BruderBoëmundus der Succesſion hala
ber groſſe Controvers machteiſo ju offentlichen Krieg aus:
ſchlug /ða endlich die Brüder ſich verglichen /und Rogerius
dem Boëmundo das Herkogthum Tarento abtratt.
Erobes gmmittelſt da Robertus Guiſcardus in Italien und
rung der Griechenland i ro groſſe Progreffen machte / wolte deffen
Injul Bruder Rogerius auch nicht gernemůßig ſiken / ſondern
Sicilien, machte ſich mit Roberti Hülffan die Saracenen in Sici:
lien / nahm ihnen die Städte Palermo und Mesſina hinta
weg / und extendirte nach und nach ſeine glückliche Waf
fen ſo weit í daß er endlich faſt die ganze Jnful unter ſich
brachte / und ſich einen Grafen von Sicilien nannte.
Expedi
tion in Boëmundus nahm nach der Zeit den Zug in das heilige
Orient Land vor / und erlangte das Fürſtenthum von Antiochia,
ward aber einsmals von den Fürcken gefangen / muſte ſich
mit groſſem Geld ranzioniren /und gerieth darüber in gror
fe Schulden /weshalben er alles / was er in Orient hatte,
verkauffte / mit leerer Hand in Italien zurück Fehrte i und
ſein Fürſtenthum Antiochiam , ſeinem Sohn Boëmundo
II. hinterließ.
Wilhel. DemRogerio ,Herßog vonApulien /hatte ſuccedirt ſein
mus Sohn Wilhelmus, und åls dieſer ohne Erben verſchieden /
( Henricus hatte er ſeinen Vettern /Grafen Rogerium von Sicilia zum
V. Succeſſorer ernennt / welcher mit dem Pabſt verſchiedene
An .1127 .
Rogerius Kriege geführt, weilen er das Herzogthum von Apulien
11. von
Sicilianiſche Geſchichten . 399

von demſelben nicht zu lehen empfangen / und dieſer gleich


wol ihn mit den Waffen dazu zwingen wolte / Doch warð
endlich Friedè/und muſte ſichRogerius,der darüber ein und
1
andermal in Bann gethan worden / zum Homagio , oder
End der Treue accommodiren und bequemen . Als nach
gehends das Schiſmà zwiſchen Pabſt Innocentio II. und
Anacleto entſtund/und Anacletus dahin ſich befließ/ daß er
ein und andere groſſe Häupter auf ſeine Seiten bringen
möchte / ſo verglich er ſich mit Herzog Rogério ,von Apus
lien und Sicilien í und legte dieſem gar den Königlichen
Titulbey 7 von welcher Zeit an Sicilien zu einem König: Sicilien
reich von neuen erhoben worden. Indem nun Rogerius wird zum
des Anacleti Parthey defendirte/und darüber gar zu dem Könige
Titul eines Römiſ. Kayſers aſpirirt und trachtete, ward er reid ) .
vom Kayſer Lothario,der 8 en Pabſt Innocentio beyſtund/
30
geſchlagen / und faſt aus gang Stalien vertrieben. Da
aber Kanſer Lotharius aus Italien wieder in Teutſchland
zuruck gekehrt ! und unterwegs geſtorben / der Herzog
Ranulphus auch /den Lotharius án Rogerii ſtatt zum Hera
kog von Apulien gemacht / mit Tod abgegangen und ends
Elich das Schiſma; durch des Anti Papæ Anacleti Tod / aufs
14 hörte , machte Rogerius mit Pabſt Innocentio wiederum
frieden /ward von Bann loßgezehlt / ihme der Königliche
Ditul von Sicilien confirmirt / und gelangte auch damit
wieder zu ſeinem Herzogthum Apulien und Calabrien ,
allwo er nach einer langen Belagerung die Stadt Nea
polim , ſo die Griechen damals noch innen hatten / eins
nahm / welche hernach dem ganzen Königreich i ſo bißhero
Sicilia cis Pharum ,oder Calabria und Apulia geheiſſen /den
Namen gegeben / ſo es noch heut zu Tag trågt.
Diß iſt / was von dieſen Normanniſchen Fürſten in
Italien in dieſem Periodo vorkommet.

Hiſtoria Naturalis.
X
ben dem Schluß dieſes Periodi noch drey notable
Wunderzeichen zu referiren ſo ſich dieſer Zeit zugetragen.
Das
400 Dritter Periodus. VIII . Capitel. Hiſt. Natur.

Sec. XII. Das erſte iſt das groſſe Erdbeben in der Lombardie / To
An. 1117. pierßig Tag.lang gewähret / und ſchrocklichen Schaden
Wunder: gethan 1 worbey man wahrgenommen / daß ein ganger
liches
Måyer:Hof unverleget von ſeiner Stelle verrucket 7 und
Erdbes
ben. an einen ganz andern und ziemlich entfernten Ort 7 als er
vorhin geſtanden / collocirt und verſeßet worden.
Ungemein Das andere iſt/ daß nach BerichtNaucleri , Martini ,
alter Crameri, und anderer 7 um das Jahr 1128. ein uralter
Mann . Mann in Teutſchland roll geſtorben ſeyn / Johannes mit
Namen , den man deßhalben mit einem Zunamen Johan
nes de Temporibus geheiſſen i welcher Caroli Magni
Waffen : Tråger geweſen ſeyn / und ſein Leben auf 360.
Jahr gebracht haben jou.
Das dritteiſt, daß nach Spangenbergii Bericht Anno
Ein 1137. zu Oldesleben in Thüringen ein Stein , in der Groß
Steint Te und Geſtalt wie ein Kopf von einem Menſchen / von
fåült vom Himmel gefallen / und daſelbſten lange Zeit als
Himmel. etwas Wunderwürdiges / gezeiget
worden.

Des

1
Do ( 401
o
6969 Fot

Ses dritten theils


y
Vierðter Periodus
Odet

Sett Begriff.

In fich haltend die Geſchichten der


Sdwabiſchen Familie , von Kavſer Conrado
III. an biß auf Kayſer Rudolphum I. nemlich
von Anno 1 137. biß ad
Annum 1273

Das 1. Capitel.

Von der Regierung des Kayſers


Conradi III.

Achdem KanſerLotharius mitTobabgan, An. 1137 .


gen / waren vornemlich zwer Herren in
Teutſchland /ſo da dieSucceſſion ambirt:
und begehrten : Der erſte war Henricus
Superbus , Der Herkog in Båvern / und
Tochtermann Kayſers Lotharii,ivelcher Streit
auch durch dieſe Heyrath das ganße Herbogthum Sach- wegen der
ſen noch dazu überkommen . Der andere war Conradus Kanſerlis
de Suc
der Herßog von Francken / von der Hohenſtaufiſchen Fa ceflon .
milie", ein Schweſter Sohn Kayſers Henrici V. welcher
dieſer Urſach halber auch dem Kayſer Lothario die Cron
ſchon diſpu irt hatte . Henricus ,Der Herßog in Bayern /
welcher nebſt Båyern (worunter Damals auch Oeſterreich )
als ein Lehen gehörte ) und gang Sachſen ( auſſer Meiſs
ſen und Thüringen ) auch in Italien die Fürſtenthümer
Verona und Spoleto befaß / ( dann ſein Geſchlecht war,der
Genealag rum gemeiner Meynung nach 1 urſprünglich
von denen Fürften von Eſtée , ) bildeten ſich ein , ſo wol reis
ner groſſen Macht und Reichthums wegen / als auch !
Dritter Theil. weil
402 Vierdrer Periodus. I. Capitel.
Sec.XII. weil er des Verſtorbenen Kayſers Eydam wåre / und
ihme
von dem ſterbenden Lothario die Reichs -Inſignia zu Han
den geſtellet worden / és könne ſich nicht fehlen / man müſſe
in der Wahl auf ihn vor allen andern Reflexion und Abs
fichtmachen . Die Stände aber / ſo ſich vor ſeinen hoch
müthigen Geiſt / welcher ihm den Bennamen Superbi oder
des Stoltzen zu wegen gebracht / ſcheueten / und bey einem
ſo mächtigen Käyſer die gångliche Unterdruckung ihrer
Freyheiten befahren inclinirten oder waren vielmehr ges
neigt aufConradum ,und erwählten denſelben zu Cobleng
würcklich zum Kayſer.
Henricus wolte dieſe Wahl vor gültig nicht erkennen /
und deßhalben die Reichs -Inſignia nicht heraus geben /
ward Derowegen auf dem Reichs - Tag nach Regens
ſpurg beſchieden ; daſelbſt als er die Einſtimmigkeit der
Stånde vor Conradnm ſahe / extradirte und håndigte er
zwar die Inſigniaaus/ vor ſeine Perſon aber wolte er Con
Henricus radum vor ſeinen Kayſer und Herrn nicht erkennen / viel
Superbus weniger die Städte / ſo er in Teutſchland und Gtalien in:
wird in nen hatte , und die an und vor ſich ſelbſten Frey - und
die Acht Reichs- Städte waren / zuruck geben . Solchemnach
erklärt. warð er auf gemeinen Reichs- Tag in die Acht erklärt / und
alle ſeine Land und Leute ihme abgeſprochen / das Herßog:
thum Båyern Leopoldo dem Marggrafen von Defter :
reich / das von Sachfen aber Alberto Urſo ,dem Grafen
von Aſcanien / und Marggrafen von der alten oder Solt
wedeliſchen Marck - Brandenburg /verliehen /welcher Hen
rici Superbi Conſobrinus oder Geſchwiſter Kind war /
( dann des Henrici Superbiund des Alberti Arcani Müts
ter / waren zwen Schweſtern / und Töchter Magni , des
lekten Herkogs von Sachſen aus der Billingiſchen Fami
lie deme KanſerHenricus IV. in damaliger Rebellion und
Troublen das Herzogthum Sachſen genommen / Hen
ricus V. aber ſolches Lothario ,dem Grafen von Supplenz
burg / der hernach Kayſer worden /es übergeben / defs
halben dann Albertus Urlus von ſeiner FrauMutter her
7 ſchon einen Anſpruch zu dieſem Herzogthum hatte.)
Db
Die Regierung Conradi III. 403
Ob nun wol auf ſolche Weiſe Henricus Superbus auf
einmal ſich ſeiner lande entſekt ſahe/ ro gab ers Derentwil.
len doch nicht verlohren / ſondern brachte mit Hülffe der Der
Sachſen / die getreulich bey ihm hielten / und des Pfalg.Krieg,
Grafen bey Rhein ,eine Armee zuſammen / mit welcher er måbret
den neuen Herzog Albertum Urſum aus Sachſen -Land fort,
14 wied er heräus jagte.. Kårſer Conradus wolte Albertum
manuteniren und ſchůßen 7 und ruckte mit einer anſehnli
then Ärmee Henrico in Thüringen entgegen /ließ zwar um
Blutvergieffen und ein Bellum Civile oder Burgerlichen
Krieg zu vermeiden / dem Henrico Friedens-Conditiones
vorſchlagen / ehe man aber zum Accord kommen kunter
gieng Henricus, der da wol ſahe / daß aller Verluſt auf
ſeineSeite fallen würde, aus Bekümmernuß mit Tod ab 7
hinterlaſſende einen noch jungen Sohn / auch Henricum
:
mit Namen / dem man hernach den Zunamen Leonis bey
1 gelegt1 welchen er denen Sächſiſchen Ständen recom
mandirte,
Ob nun wol Henricus Superbus todtwar /ſohếrte doch
der Krieg deßhalben nicht auf/dann deſſen Bruder /Guel
pho , fo einen Theil an Bayern hatte, als er verſpürte/daß
man ſeines Bruders Sohn Henricum , von dem våtterlis
chen Erbe ausſchlieffen / und ihm nit einmal das Norts
gam i das er ihm bey dem Kayſer auszubieten vermeinte i
zukommen laſſen wolte 7 führte mit Hülffe der Sachſen und
Rogerii des Königs in Sicilien /der dafrohwar/dakKay
ſer Conradusin Teutſchland eine Occupation und Vera
hinderung hatte, damiter nicht in Italien kommen und ſeint
Recht alldorten proſequiren měchte / den Krieg ernſtlich
fort ; ſchlug auch den Leopoldum von Oeſterreich eins:
mals in die Flucht und occupirtefaſt gant Bayern wie:
der. Vor der Stadt Weinsberg in Schwaben aber mißa
lung es ihm / und ward er vomkåyſer Conrado geſchla :
gen : Da er ſich nun in die Stadt geworffen /daſelbſt aber
die Belagerung nicht lang ausſtehen kuntë i muſte er ſich
mit der Burgerſchafft aufGnað und Ungnad ergeben.
Damit nun die Weiber ihre Månner / denen der Stana
fer groſſe Straff gedrohetjertetten mochten werdachten
Cc à OG
fie
404 Vierdrer Periodus.I. Capitel.
Sec.XI. ſie die Liſt/ thaten dem Kayſer einen Fußtal / und baten /
der Kanſer möchte ihnen erlauben / daß ein jede von ihnen
nur ſo viel aus der Stadt frey und unangegriffen mit ſich
Groſſe nehmen důrffte / als ſie auf ihrem Rucken tragen konte ;
Treu der Der Kanſer / der gegen das Frauenzimmer von Natur
Weiber höflichwar / und ſich einbildete i ſie würden etwa ihre beſte
von Sachen von Gold und Silber mit ſich nehmen wollen /
Weins:
ſtundeihnenſolches zu ; Daes aber zum Auszug kam/
berg.
lieſſen die Weiber Gold und Silber liegen / und faßte eine
jedeihren Mann auf den Rucken ; der Kayſer lieſſe dieſe

der Weiber Treue und das artige Spectacul ſich alſo wol
gefallen , daß er ibnen insgeſamt pardonnirte/ und ſie vól:
lig wieder zuden Ghrigen kehren ließ / und als einige ſeiner
Bedienten ihn davon abhalten wollten 1 und vorſtellten /
er wärenichtſchuldig die Månner zu verſchonen / weil die
Weiber mit ihrer Bitt ihn hinter das Liecht geführt / gab
er dieſe ruhmwürdige Antwort : Non debere verbum
Regium immutari : Ein König müſſe ſein Wort
balten und ſolches nicht ändern / wie es auch

gefallen ſeye.
Ben
Die Regierung Conradi III. 405

Ben dieſer Schlacht vor Weinsberg ſollen am erſten Anfang


die zwey Worter Guelphorum und Gibellinorum aufge: der Nap
kommen ſeyn /ſo nachgehends in der Hiſtorie ſo offt vorkoms Guelph
men /und durch welches erſte ,die Faction , ſo vor die Påbſte und Gi.
wider die Känſer/und durch das andere/ſo dievor die Kåys belin .
ſer wider die Påbſte ſtund / verſtanden ward. Dann in
dem Båyriſchen Lager ward das Wort oder die Parole
Welff , in dem Käyſerlichen aber Weiblingen / welches
Í das Schloß war / worauf Käyſer Conradus gebohren
worden , ausgetheilet. Weiln nun der Name Guelpho urſprung
rum in dieſer Bånriſchen Familie gar gemein war ; die des
Herkogen von Bayern aber / mehrentheils auf des Pabſts Worts
Šeiten geſtanden / fo hat man alle Påbſtliche Adhærenten Guelph.
nach der Hand Guelphos, dieKayſerlichen aber Gibellinos

in ழ,

genannt / welches Wort bie Welſchen , die das Deutſche


W.allezeit mitGu. exprimiren und ausdrucken / aus dem
Wort Weiblingen / oder auf gut Schwäbiſch Wiebes
lingen / corrumpift.
Der Urſprung aberdes Namens Guelphi , ſoll/ wie die

1 Tradition , oder vielmehr Fabel / lautet, daher gekommen


feyn / daß eine alte Herzogin aus Bayern ( ehe nemlich
EC 3 dieſes
406 Vierðter Periodus I. Capitel.

Sec.XII.dieſes Land durch Heyrath an die Familiam von Eſtée gęs


kommen ) einsmals fechs Söhne auf einmalzur Welt ges
bohren haben ſoll/und weil ſiebefürchtet / ihr Gemahl dörffs
te dieſe ungewöhnliche Geburt vor ein Zeichen gepflogenen
Ehebruchs aufnehmen / fo habe ſie einer von ihren vertrau
teſten Månden befohlen / fünff von den Kindern ins Wa
ſer zu ſchmeiſſen ; ba nun dieſë ſolches zu vollſtrecken hinges
gangen / wäre ihr unter Weegs der Herzog begegnet /und
habe ſie gefragt: was ſie trüge ? Die ihm dann zur Ant:
wort gegeben 7 ſie trage junge Wölffe oder Hunde i die ſie
ins Waſſerwerffen wolle / und als der Herzog ſie geno
thiget /ihme ſolche zu weiſen /ſene die Sache an Tag gekoms
men ; Darauf er die Kinder unwiſſend ſeiner Gemahlin an :
derwerts erziehen laſſen , die man von dieſer Begebenheit
ins gemein die Wöiffe geheiſſen / von welchen damal die
Båyriſche Familie propagirt und fortgepflanket worden .
Vergleich Nachdem hat der zwiſchen Leopoldo Auſtriaco und ſei,
zwiſchen nem Bruder Henrico ,der des Henrici Superbi Wittib ges
Henrici heyrathet/mitGuelphone,dem Herzogen vonBayern /aufs
Sohn
und dem neue geführte Kriege noch eine Zeit gewähret / endlich aber
Reich. ward dieſer Handel auf einem Reichs - Tag zu Franckfurt
am Måyn dergeſtalt beygelegt / daß dem Henrico Auſtria
co zwarBåyern verbleiben /Albertus Urſus aber dem Hen
rico Leoni das Sachſen -Land wieder abtretten ſolte.
Streit in Um gleiche Zeit erhub ſich auch ein groſſer Krieg zwi.
Brabant. fchen dem Herkogen von Unter- Lotharingen oder Brabant
und denen reichen und mächtigen Herren von Grimburg
und Mecheln / welche ihre Herrſchafften von den Herßos
gen von Brabant nicht zu Lehen empfangen wolten í darůs
ber ſchon von geraumer Zeit der Streitwar / welcher aber
dieſer Zeit durch eine Haupt-Schlacht / ſo drey Tag ges
währet / und in welcher endlich die Grimburgiſchen den
Kückern gezogen / geendiget worden / welchen Sieg die
Brabanter vornemlich durch dieſe Anſtalt erhalten / daß
als ihre Leute ſchon anfiengen zu weichen / ſie ihren jungen
Ein Kind Herkog Gothofredum III. der noch in der Wiegen geles
erhält . gen / mit ſamtder Wiege an einenhohen Baum angehåns
denSieg
get / und die Haupt- Fahne neben ihm hingeſtecket / Durch
wels
Die Regierung Conradi III. 407

G
the

welches Anſchauen das Brabantiſche Volck ſids


, alſo wies
der ereyfert / daß es nicht nachgelaſſen / biß der Sieg ſich
auf ihre Seite gewendet.
Nicht minder ſo entſtunden auch in dieſer Zeit in Sta- Unruhe in
lien gewaltige Troublen ; indeme nicht allein diemehreſten Italien .
Fürſten und Stånde/als die von Lucca wider die von Pifa,
He die von Paduawider die von Verona , die von Månland wis
Der die von Como , und die von Rom wider die von Tivoli
in Krieg verfangen waren / ſondern auch die Römer ſelb
ſten durch Aufhebung eines ſogenannten Arnoldi, der da
lehrte / es gebührte ſich nicht , daß die Geiſtlicheund Pries
ſter weltliche Herrſchafften an ſich riſſen / dem Pabſt den
Gehorſam aufſagten / und ihren Staat nach dem Schlag
der alten freyen Republic , mit Conſulibus und Raths
Herren bereken wolten / auch an Käyſer Conradum fchrie:
ben / er ſoltekommen und ſeine Reſidenz zu Rom nehmen ,
ſo wolten ſie ihn vor ihren rechten und wahren Kånſer ers
kennen / und ihme/ wie den uralten Kårſern / gehorſas
men , auch alle Injurien und Beſchimpffungen / ſo die
Påbſte feinen Antecefforibus und Vorgängern erwieſen /
ihme råchen helffen : der Käyſer aber , der ſich ſo gleich zu
Cc4 einem
408 Vierdrer Periodus . I. Capitel.

Sec.XII. einem ſoweit ausſehenden Handel nicht reſolviren kunte


lief diß Schreiben unbeantwortet / und die Sache in fu
ſpenſo oder Zweiffel / biß daß endlich etwas anders / nems
lich eine neue Cruciata darzwiſchen kam / fo die Reiſe in
Italien gar zuruck trieb / und dem Pabft Plak gab / daß
er der rebelliſchen Römer ſich Meiſter machen , und daſelbs
ſten ſeine Autorität noch mehr als vorhin ſtabiliren kunte /
wie wir ſolches in den Kirchen - Geſchichten ausführlicher
referiren und erzehlen werden .
Die ans Es iſt zwar dieſe Expedition der andern Cruciatæ eine
dere Materie , welche/weil ſie vom Käyſer Conrado nicht allein /
Haupt ſondern auch vom König -Ludovico Sancto in Franckreich
Cruciata ,
und andern vorgenommen worden , nicht ſo wol in dieſer /
als in das IX . Capitel / da wir von den Saraceniſchen Ges
ſchichten handeln werden / gehöret / Dahin wir auch die Par
ticular.Circumſtanßien dieſes Kriegs verſchieben wollen /
doch haben wir allhier kürzlich davon dieſes zu melden :
Daß als die Türcken die Stadt und Fürſtenthum Eder
ſam eingenommen , in Occident die Furcht entſtanden / ſie
würden nunmehr weiter gehen / und endlich auch das Kos
nigreich Geruſalem / das ohne das damal nicht allzuwol bes
ſtellt war/ wieder erobern ; dieſem nun vor- und den Frans
cken in Orient zu Hülffe zu kommen / vermittelten die Påb ,
ſte Lucius II und Eugenius III . Daß wieder eine neue Crois
ſade oder Creuß - Fahrt gepredigt ward/ worinnen der heis
ligeBernhardus, Abbt von Clervaux (Clarevallenfis ) ſich
vornemlich gebrauchen ließ / und nicht allein ſeinen König
Ludovicum VII . Der ohne das ſchon ein Gelůbd zu einer
Wallfahrt nach Jeruſalemi gethan nun/ aber wegen eines
groſſen Mords / den er durch ſeine Soldaten zu Vitry be:
gehen laſſen / um ſolche Sünde zu búffen / hierzu deſto wils
liger war/ſondern auch Käyſer Conradum dazu diſponirt:
oder beredte ; und damit dieſer Krieg deſto fruchtlicher
reyn nochte / To regte man ſich i neben der Austilgung der
Túrefen in Orient , quch die Extirpation und Ausrot
tung aller Unglaubigen in Occident vor / und rüſtete auſſer
Den Armeen , die nach Jeruſalem gehen ſolten / auch noch
zwey andere aus, die auch alle das Creuk nahmen .
Die
Die Regierung Conradi ļI 409

Die erſte gieng wider die Saracenen in Hiſpanien , die


zu Waſſer dorthin regelte / und zu ihren Häuptern hatte
Ericum , den König in Dånnemarck , Den Biſchoff von
Bremen , den Herkog von Burgund / und den Grafen
von Flandern / Peren es auch ſo wol gelungen , daß ſie die
Stadt Liſſabonam in Portugall/wie auch Cordulam und
Almeriam hinweg bekamen /wiewol die zwey leßter nach
der Cruciatorum Zuruckkehr gar balo wieder in der Sas
· facenen Hände verfallen .
Die andere Armee / ſo zum Feld Zeichen / ein Efeug auf
einer runden Kugel/ pom Pabſt bekommen hatte , führte
Der Erf- Biſchoff von Magdeburg / und etliche Däniſche
Herren wider die Wenden / fo an der Oſt-See wohnten /
und mehrentheils Henden waren : Daſelbſt ward der
Krieg mit wanckelbarem Glück geführt / und bekamen die
Chriſten von Nicolotto , dem Fürſten der Wenden /etlich,
1 mal Schlåge; doch weilen jene an Macht den Wenden
überlegen waren / auch bereits viel Stådte eingenommen
ſo giengen die Wenden endlich Friedens- Conditiones ein /
daß fie nemlich den Chriſtlichen Glauben annehmen , und
ihre Streifferenen / gegen Sachſen -Land , in das Künfftige
unterlaſſen wolten / wiewolen ſie nach der Teutſchen Abzug
eines und das andere gar ſchlechtiglich gehalten.
Die Haupt - Armee unter Käyſer Conrado ( dann von An , 11479
der , unter König Ludovico , wollen wir hier nichts mels
den / ) war 200000. Mann ſtarck / darunter ſich 70000 .
Curaſſier- Reuter befanden / und nahm ihren Weeg über
Conſtantinopel /woſelbſtder Römiſche Käyſer von ſeinem
Schwager dem Griechiſchen Käyſer Emanuele, ( dann die
beede Kåyſer hatten zwey Schweſtern zur Ehe / fo Beren
garii , des Grafen von Sulzbach / Tochter waren /) dem
Schein nach zwar herzlich empfangen ward / es machte
aber Emanuel dem Conrado ſo viel heimliche Eingelencke
und Verråthereyen / daß dieſer nirgend fortkommen kuns
té / ſondern vom Feind i Hunger und Kranckheiten den
gråſten Theil ſeiner Armee einbůſſete / und über 20000,
nicht nach Jeruſalem brachte. Äls auch daſelbſt König
CCS Ludos

1
410 Vierdrer Periodus. I. Capitel..

Sec.XII, Ludovicus mit nicht gepingerer Mühe mit den Seinigen


angelanget / und man vor gut befand, die Stadt Dama
ſcum in Syria zu belagern / auch ſchon ſo weit gekommen
war / daß man an der Eroberung nicht mehr zweiffelte /
kunten die Belagerer fich nicht miteinander vergleichen /
wem nach der Eroberung die Stadt gehören ſolte / wur.
Leufft den darüber uneins / hebten die Belagerung gar auf und
ohneNu: kehrte Kårſer Conradus, und König Ludovicus zurück /
Ben ab. ohne das allergeringſte vrrrichtet zu haben / als daß ſie ihre
ſchöne Armeen roin irt.
An. 1148 Dieſer Expedition wird zugeſchrieben der Anfang und
Urſprung die Aufrichtung des Käyſerlichen Hof - Gerichts zu Rot:
des Hoff weil ſonoch heut zu Tag in Vigor und gutem Stand/ wies
ju Rotb: wol mit nicht mehr ſo groſſer Autoritåt als vor dieſem iſt /
weil indem die mehreſten und machtigſten Stånde die Exem
ption und Ausnahm davon ausgewürcket: Dann weil
Käyſer Conradus ſich vorſtehen ließ , er würdegar eine ges
raume Zeit in Orient zu bleiben haben , ſo ordnete er , Damit
die Juſtiz-Sachen im Reich nicht möchten verſaumetwer:
den / dieſes Gericht an , welches in ſeiner Abweſenheit mit
eben ſolcher Souverainität und Vollmacht folte zu ſprechen
haben , als wann der Kåyſer ſelbſt dabey zugegen fåß.
Nach Käyſers Conradi Wiederkunfft dirigirte er alls
gemach ſeine Sachen dahin / daß er in Italien ziehen / und
dafelbſt die Kåyſerl. Cron empfangen / auch ſeine Jura, ſo
die Zeit her gewaltig ins Abnehmen gerathen / wieder hers
vor ſuchen wolte : Als er nun mit allen Anſtalten dazu fer:
tig und můrcklich im Aufbruch begriffen war / verfiel er in
Conradus eineKranckheit / die etliche dem Gifft zuſchreiben / fo ihm
ſtirbt die Staliäniſchen Aerkte i die um ihn waren / und dieſen
An. 1152. Zug nicht gar gerneſahen / bengebracht haben ſollen / und
verſtarb zu Bamberg , ſeiner Regierung im 15. Jahr.
Deſſen Sein eigener Stief- Bruder / der berühmte Hiſtoriena
Beſchrei: Schreiber ſelbiger Zeit/ und Biſchoff zu Freyſingen, Otto ,
bung .
legt dieſem Käyſer nicht gar viel Lobs bey / und bes
ſchreibet ihn als einen tumultuoſen und
unbedachtſamen Heren.
Das
Die Regierung Friderici I. Barbaroffæ . 411

Das II. Capitel

Von der Regierung des Kayſets


Friderici I. Barbaroſſæ , oder Æno
barbi,

Shatte Kanſer ConradusIII . einen Sohn gehabt/ An, IISA


Henricum mit Namen /den er bereits zur Succeſ
fion und Nachfolge ernennet / der aber vor dem
Herun Vatter geſtorben / und weil ſein anderer Sohn /
Fridericus , noch alzu jungwar í fo recommandirte er auf
ſeinem Top - Bette denen Fürſten zu einem Reichsfolger
ſeinesBruders Friderici Sohn /auch Fridericum genannt;
den man von wegen ſeines rothenBarts /Barbaroſſam oder
Ænobarbum zunannte/ und machte ihn zugleich zum Vors
mund über ſein eigen Kind. Die Stånde nahmen diefedes
Conradi Recommendation um ſo viel lieber an / als nicht
allein Fridericus an ſich ſelbſten ein Herz von groſſen Meri
ten / und zu ſeines Heran Vettern Lebzeiten Fhon zu allen
Staats- Sachen gezogen war , ſondern auch des Henrici Der Guel
Superbi Tochter zur Mutter hatte / und alſo in ſeiner Per- phiſche
fon die beedeFactivnes , oder Familien der Guelphorum und Gi,
und Gibellinorum (worvon etliche ſchreiben , daß ſieauch belliniſche
Stamm
ſchon vor dieſem / und ehe die Strittigkeiten zwiſchen den kommt
Påbſten und Kayſern ausgebrochen / in groſſer Æmula in Fride
tion oder Eifferſucht/ und Uneinigkeit miteinander geſtans rico žu
den ) vereinbart wurden : Dieſe erwählten ihn derohalben ſammen .
zu Franckfurt einmůthig /und crónten ihn zu Aachen .
Das erſte/waskanſerFridericus Vornahm /war die Rei Erſter
ſein Gtalien /woſelbſt die Månländer groſſe Klagen verur- Zug in
ſachten / daß ſiedie Städte Lodiund Pavia ſehr tribulirten , Italien
und Mine machten / als ob ſie die ganzeLombardie unter
ſich zu bringen ſuchten ;es hatte auch der Pabſt/ der zwar
mit dem Kanfer biſher in etwelchen Unwillen ſtund / bars
um/ daß derſelbe/ bey ftrittiger Wahl eines Erk Biſchoffs
.
von Magdeburg/Wigmannum , den Biſchoff von Naums
burg /dazu nominirt/) denKayſer zu dieſer Expedition ani,
mire
412 Pierðter Periodus . II. Capitel.

Sec.XII, mirt und angefriſchet / daß er ihn wider ſeine rebelliſche


Burger / dienoch immer fortfuhren der Påbſtlichen Herzs
ſchafft in weltlichen Dingen ſich zu entziehen / und eine eiges
ne Republic , wie vor dieſem / zu formițen / afliſtiren ſolte.
Bey dem erſten Eintritt des Käyſers in Italien / eroberte
er alſobald die Stadt Piacenza , die ſich opponiren und wis
derſeßen wolte / item Dertonam , darauf es auf Rom zus
gieng : Es entſtund aber unter Weegs zwiſchen dem
Pabſt Adriano IV . und dem Käyſer abermal ein kleiner
Mißverſtand / indem der Kårſer recufirte und abſchlug /
dem Pabſt beym Auf- und Abfißen vom Pferd /den Steig
bügel/ wiedie vorherigen Kårſeč zu thun gepflogen / zu hal
ten / in deffen Entſtehung ihn der Pabſt zu dem Kuß nicht
admittiren und zulaſſen wolte : Doch als man dem Käyfer
repræſentirte/daß dieſe Ceremonie alſo Herkommens mås
re / und daß alle ſeine Anteceffores , und noch gank neulich
der Käyſer Lotharius , ſolche unweigerlich gethan / fo ber

Der Käys quemte er ſich auch darzu. Und erzehlet man dabey dicſe ars
ſer hält a tige Ciscomítank / daß als der Kårſer dem Pabft nur den
den Steig: Steigbügel / darein er den Fuß im Aufſteigen ſegen ſolte
bügel. præſentiren wollen , und der Pabſt ihn aufdie andereSeis
ten
Die Regierung Friderici I. Barbaroſfæ . 413

ten hinüber gewieſen / weil daſelbſt den Steigbügel zu hal


ten gewöhnlich fene i der Kayſer ſich mit dieſen Worten
entſchuldiget : Er wüſte nicht recht/was zu thun /
dann er ſein Lebtag kein Stall - Knecht gewer
ſen .
Zu Rom wolten die Burger / die da das Herş hat: Aufruhr
ten , von dem Kayſer ihre alte Republiciſtiſche Freyheiten zu Rou.
i wieder zu fordern / nach der Crónung fich widerſeken /
6 und machten einen Auflauff ! wurden aber von den Teuts
ſchen Soldaten zuruck und über die Tyber getrieben / und
verlohren /in dieſem Gefecht/auf die1000. Mann. Nach
erhaltener Crónung / und abgeſtrafften Spoletanern und
Veroneſern / deren erſte , weil ſie des Kayſers Geſand
ten / den er in Sicilien geſchickt / ins Gefängnuß geworf
fén / und übel tractirt / auf den Grund verſtört ; von den
mit andern aber i weil ſie den Kanſer in einein Wald übers
to fallen-, soo. gehangen worden ; kehrte der Käyfer in
Teutſchland wieder zuruck ließ auf Erinnerung des
Pabſts ſeine Gemahlin Adelheit , eine Gråfin von Hochs
burg oder Vohburg , die ihm aùzu nahe verwandt , auch
ſonſt der Unkeuſchheit halber in Verdachtwar / voit ſichy
und heyrathete Beatricem des Grafen von Burgund oder
Franche. Comté Tochter i bie ihm erſagte Grafſchafft zus
brachte: 1

Er terminirte und endigte auch auf zweyen Reichs,


Tågen zweiweitläufftige Håndel / ſo damals Deutſch
land beunruhigten . Der erſte war mit Hermanno, dem
Pfalk - Grafen bey Rhein / welcher in Käyſers Friderici
Abweſenheit den Land- Frieden gebrochen / und den Erge
Biſchoff von Månng / den der Kayſer zum Stadthal
ter hinterlaſſen / mit Krieg überzogen : Dieſer warð
auf öffentlichen Reichs- Tag zu Worms zu der damals
Die lands
den Land - Fried - Brechern aufzuladen gewöhnlichen Friedhores
af en
and -Straff condemnirt / daß er mit acht Gr / dyer måſ
die ſeine Helffers.Helffer waren / vor der ganzen Ver: ſen einen
ſammlung der Stände einen ſchåbigen Hund tragen Hund
muſtes tragen .
Der
414 Vierdrer Periodus. II. Capitel.

Sec. XII.

Der andere war der Handel mit Henrico Leone , bent


Herkogen von Sachſen : Dann dieſer / und ſeine Familie,
kunten nicht verſchmerzen den Verluſt des anſehnlichen
Båverlands ; und weil zu befürchten war / daß dière Sach
abermal zu einem Krieg ausſchlagen dårffte / fo brachte
Det's Kayſer Fridericus, auf einem Reichs- Tag zu Regenſpurg /
gleid es dahin /daß dieſe feine nåchſte zwei Anverwandten / Hen
zwiſchen ricus,von Sachſen /der ſeineOncle,oder Mutter Bruder /
Henrico
iaco war /und Henricus von Oeſterreich /der bißher Båverland
Auftr
und Henri. gehabt/und ein Sohn war von des Kayſers Großmutter )
Co Leone, alſo ſein Stief :Oncle , miteinander dergeſtalt verglichen
wurden/daß HenricusAuftriacus,DemLeoni dasHertogs
thum Bayern wieder abtrat / und hingegen ſeine Märg:
grafſchafft Oeſterreich / ſo vorhin dem Fürſtenthum Bay ,
ern zu Lehen gegangen / von dieſem Nexu und Verknüpf
fung befreyet 1 und zu einem abſonderlichen Herkogthum
erhoben ward.
Die folgende Zeit brachte Kanſer Fridericus mit aus :
wärtigen Geſchäfften zu / ba er nemlich Canutum und
Suenonem ,zwey Prinzen vom Konigl.Geblåtaus Dennes
marck / ſo beede um dieſelbige Cron miteinander ſtritten /
dahin
Die Regierung Friderici I. Barbarofiæ . 415

Dahin verglichen /daß Sueno das Königreich Dennemarck Ver,


vom Kanſer ju lehen empfangen / und ſolches hernach gleich!
mit Dena
mals dem Canuto wieder zu Lehen verleihen folte ; allein nemarck
beede Herren verglichen ſich nach der Zeit anderſtmiteins
ander / und ſagten die Lehenſchafft dem Kayſer wieder auf.
Nicht minder nahm er auch eine Expedition und Feld:
zug in Polen vor/ woſelbſten er den König Ladislaum ,den
ſeine Brüder vertrieben /wieber einſekte / und die Polen /
zu Bezahlung des gewöhnlichen Tributs n8thigte.
Adein noch in ſelbigem Jahr brach ein weit gefährle An . 1187.
chers Feuer/ zwiſchen dem Kayſer und dem Pabſt 7 aus, ſo
dieſen ganken Periodum durchbrandte. Es hatte ſich bes Anfang
geben / daß als der Biſchoff von Londen von Rom / wo er des
Wallfahrten geweſen /durch Teutſchland nach Hauſe reis Streits
ſen wolte1 er von etlichen Teutſchen Edelleuten dienac
, h zwiſchen
ſelbiger Zeit üblen Gebrauch die Straſſenunſicher mach : ſer und
ten , und ſich vom Stegreiffnäherten , angehalten / und eine dem
ſtarcke Summa Gelds von ihm zur Ranzion gefordert Pabft.
worden ; und weil der Kanſer mit rechtem Ernſt auf des
Biſchoffs Erlaffung nicht drang / (dann dergleichen Hån
delwaren damals unmöglich ſo bloſſer Dings juſteuren :)
ſo ward der Pabſt darüber entrůſtet/und ſchrieb Friderico
einen harten Brief zu / in welchem er ihn der Undanckbars
keit beſchuldigte / daß er nemlich ſich der Kirchen nicht beſs
rer annahme / da er doch von ihr ſo viel Guts/ und die Ros
miſche Eron empfangen håtte.
Weilen man nun in dieſem Briefe unter andern auch Der Rape
das Wort Beneficium , welches nicht nur vor eineWol: ſer will
das Wort
that / ſondern auch vor ein Lehen verſtanden wird i gès Beneficio
braucht/ ward derKånſer gewaltig übel darauf zu ſpre cium nicht
chen / trugauf einem Reichs- Tag zu Beſancon die Sache leiden.
Den Stånden vor / beſchwerte ſich i der Pabſt habe ſchon
zu Lotharii Zeiten durch den Vers :

Rex venit ante fores , &c.

den er dem Gemåhlde von ſelbiger Crðnung beygefüget i


und welches Gemahld er auf des Sayſers Erſuchen nicht
wegen
416 Vierðter Periodus II. Capitel

Sec.XII. weathun wollen / dem Reich genug Præjudiß und Nach


theil zugezogen / nun unterſtehe man ſich dergieichen Dins
ge an den Käyſer ſelbſten zu ſchreiben / allernächſtens wers
deman öffentlich prætendiren / daß das Reich der Römis
ſchen Kirchen Lehen ſeme / wie Apulien und Calabrien / und
dieſes Præjudik wolle er unter ſeiner Regierung nicht auf
kommen laſſen oder lieber das Lehen nicht haben : Die
Fürſten i To auf dem Reichs-Tag waren / ſtimmten mit
dem Kanſer allerdings überein , und als der Påbſtliche Le
gat vielWidrigés dárein reden wolte / håtte nicht viel ges
Fehlt / daß nicht Otto Major, der hernach Herzogin Båys
ernworden , der erſte von der heutigen Pfálgiſchen Fami
lie , der dieſes Fürſtenthum nach der Exauctoration und
Abſegung des Henrici Leonis überkommen hatte ! und in
dieſer Ceremonie das Schwerdt vor dem Kayſer hertrug/
ihm nicht ſelbiges vor der ganßen Verſammlung in Leib
gerennet . Weil nun die Sache zu gefährlicher Weiterung
ſich anlaſſen wolte / indem der Kayſer mit ſeiner Armee
[ chon biß Augſpurg gerůcket / gieng Pabſt Adriànus in
ſich ſelbſt/ j09 gelindereSäiten auf / ſchrieb an den Kanſer
einen höflichern Brief/und explicirte ſich in demſelben / daß
er das Wort/Beneficium ,nicht vor ein Leben , ſondern vor
eine bloſſe Gůt-und Wolthat verſtanden habe / wormit
der Käyſerwolzu friedenwar.
Allein wie durch dieſen Handel die Gemůther ſchon
ziemlich gegen einander entruſtetwurden , alſo ſtund es
nicht lang an / daß ſie in offenbaren Streit und Haß aus:
brachen : Kayſer Fridericus feßte ſeine Reiſe in Italien mit
einer ausbündigen Armee fort / um Månland und andere
rebelliſche Stadte/ die er in voriger Campagne jubezwins
gen zu ſchwach war / wieder zum Gehorſam zu bring
gen : Die Belagerung von Måyland gieng an / und ward
Die Stadt gezwungen , ſich auf Diſcretion zu ergeben, da
Dann derMagiſtrat , die Dolchen an den Hals haltend /auf
den Knien um Pardon bitten muſten.
Unter währender Måylåndiſchen Belagerung hielt
Kayſer Fridericus auch einen Reichstag auf den hierzu get
wohnt
Die Regierung Friderici I. Barbaroſſæ . 417

wöhnlichen Roncaliſchen Feldern zwiſchen Piacenza und


Cremona, an dem Ufer des po- Fluſſes,ſeşte in Ordnung/
, was eine Zeit her , da die Kåyſer nicht mehr in Jtalien ge- Der Rays
kommen ,inConfuſion und Unordnung gerathen nahm de cirtſervindi
die
nén jenigen , die immittelſt mit Unrecht ein und andere Ju . Jura des
ra und Regalia vom Reich oder von ihren Nachbarn an Reichs.
ſich geriſſen / felbige wieder ab / ſprach zwiſchen den Pars
theyen viel Sentenkien oder Ausſprüche / und belehnte einen
jeden / fo wol Geiſtlich als Weltlichen / mit dem was ihm
gebührte / ſchickte auch Ottonem , den Pfalkgrafen nach
Rom , der daſelbſten gleichfalls Poffeffion von den Käyſers
lichen Juribusnehmen / und den Magiſtratordiniren ſolte.
Ber dieſem Reichs- Tag ſoll ſich die Diſputation zwis
ſchen den zweyen berühmten Juriſten / Bulgaro und Marti
no zugetragen haben : Danemlich der erſte behauptet, der Streit
Kånſer wäre abſolute und vollkommlich Herz über aller ob alles
ſeiner Unterthanen Güter/ der andere aber ſolches wider ,pel feira
6 ſprochen 1 und behårtet i Daß die Unterthanen ihr Eigen :
thum vor ſich hätten / davon das Dominium oder Herz
ſchung bem frånſer nicht gehöre / Darüber ſie auch um ein
Pferð mit einander gewettet / und den Käyſer ſelbſt zum
Plichter hierob ernennet /welcher aber vor dem Bulgaro den
Ausſchlag gegeben , ob welcher Geſchichte man artige
Verſe gemacht / ſo endlich mit dieſen Worten ausgehen :
Dixerat hic quum , fed tulit alter Equum .
Das iſt:
Was dieſer fage iſt zwar nicht ohn /
Doch jener bringe das Pferd davor .
Die Belehnungund Verpflichtung/ die Käyſer Fride- Neuer
ricus von denen Biſchoffen gefordert , und die Beſtellung Zwieſpalt
des Magiſtrats von Rom /welcher von des Arnoldi Zeiten mit dem
Pabſt.
1 und nach deſſen Lehre ohne das den Påbſten nicht mehr
unterrvorffen ſein wolte/ waren der Zunder / ſo das Feuer /
welches nach der Hand in die groſſe Flammen jwiſchen
den Påbſten und den Kårſern ausgebrochen / am erſten
fafſeté. Dann ob ſich ſchon Käyſer Fridericus bey dieſem

Belehnungs -Actu der Ceremonie von überreichung des


Déitter Theil.
418 Vierdter Periodus. II . Capitel.

Sec.XII. Stabs und des Rings / ro vor diefem ſo viel Streits ges
macht / enthalten / fo wolte doch Pabſt Adrianus die Bes
lehnung ſelbſten und abſonderlich das Homagium oder den
End / lo die Biſchoffe i nachdem Gebrauch ſelbiger Zeit /
ihre Hände in des Kayſers Hånde legende 7 abſchwuren i
nicht gut heiſſen / und war ſchon an deme/ daß er í um den
Måyländern und andern Städten y die auf des Pabſts
Seite ſtunden / eine neue Urſach zum Krieg zu fourniren
und zu unterhalten / den Kayſer in den Bann thun wolter
als er eben aus dieſem Leben abgefordert ward.
Schifma Des Adriani Cod folgte ein groſſes Schiſma , da ein
zu Rom . Theilvon den Cardinålen / und zwar der gråſte / Rolan
dum , des Friderici abgeſagten Feind / eben den jenigen / ſo
Pfalßgraf Otto auf den Reichs - Tag zu Beſançon erſtes
chen wollen : Der andere Theil / fo an Stimmen ohne
Vergleich ſchwächer war/mit derInthroniſation oder Ses
kung auf den Thron aber und Proclamation , dem Gegen :
theil vorkam / Octavianum , des Kayſers guten Freund /
zum Pabſt erwählte, davon der erſte fich Alexandrum III.
Der Scans der ander aber , ſich Victorem IV. nannte . Der Kayſeri
ſer fomen-um diefes Schiſma zeitlich zu ſopiren oder zuſtillen /beruffte!
tirt das es ſey nun gleich aus Chriſti. Eyfer oder Polit que , nach
Schiſma, Pila ein Concilium , worbeyzwar nur mehrentheils Teut
undStaliảniſche Biſchoffe erſchienenin welchem man
ſcheWahl des Victoris, um willen / daß er zu erſt inthroni
die
firt/proclamirt oder ausgeruffen /und von dem Römiſcher
Volck und Magiftrat vor einen rechten wahren Pabſt an
genommen / erkannt und declarirt worden / conferitt/mal
ſen er ſich dann auch auf das Concilium geſtellt hatte , da
hingegen Alexander , der dieſes nur vor ein Conciliabulum
und keine rechtelVerſammlung hielt / auſſen geblieben /
und ſich contumaciren oder als einen Widerſpenſtigen

halten laſſen.
Die Mäyländer / ro fich von dem Pabſt Adriano uno
deſſen Nachfolger Pabſt Alexandro III.welcher lékte der
Kayſer excommunicirt hatte / reißen laſſen /von neuen die
Waffen zu ergreiffen / und ſogar durch Meuchel-Mörder
nach
Die Regierung Friderici I. Barbaroſfæ . 419

nach des Kayſers Leben ſtellten / wurden aufs neue bela , An. 11621
gert ) und durch Hunger zur Übergab gezwungen , da ſie Züchtis
bann / Creugweißausgeſtreckt liegend 7 Dem Kanſer gant måpläne
demüthig zu Füffen fielen von ihm aber keine andere der.

Snad erhielten / als daß er ihnen bas blolle Leben ſchenck


ihre Stadt ausplünderní aufdem Grund darnieder
te/
reiffen und ſchleiffen / Creußweiß den Pflug darüber zies
her /und nach dem Gebrauch der alten Rðmer , um zu
berſtehen zu geben , daß die Stadt nimmermhr wieder
ſolte erbauet werden / Salz darauf ſtreuen ließ . Die
Burger /ſo durch gank Italien im Exilio als Bettlerher:
um zogen i richteten nach der Hand einen geiſtlichen Ors
den der Humiliatorum , oder Gedemüthigten / auf. Die
Städte Piacenza und Briren / die es in dieſem Krieg mit
den Mäyländern gehalten /wurden um Geld geſtrafft / und
ihre Mauren niedergeriſſen . Ber dieſer Everſion und
Zerſtörung derStadt Månland erhielt Rheinholdus, der
Erk Biſchoff von Códn/die Leichnam der drey Magorum ,
oder H. Drey Könige 1 ſo er von Månland nach CdUn in
feine Thum -Kirche transferiren ließ.

DS a Das
420 Vierðter Periodus. It . Capitel.

Sec.XII. Das Schiſmader Kirchen machte im Reich eine gewal.


tige Unruhe.Pabſt Alexander, den die ſtårckſten Nationen /
Fortſe:
ng
ku des als Franckreich i Spanien , Engeland / Polen i Sicilien
Schiſmatis, und er Orieni , vor den rechten Pabſt erkennen , hatte ſich
in Franckreich falvirt / und dem Victori , der den Kåyſeć
ſamt gant Teutſchlano / den gråſten Theil von Italien
Ungarn und Böhmen auf ſeiner Seite hatte / auch durch
die Kayſerliche
Waffen protegirt und beſchützetwar / den
Siß zu Rom überlaſſen ; worauf der Kayſer / der da in
Italien nichts mehr zu thun ſah / in Teutſchland zuruck
kehrte/ und um das Schiſmaaus dem Grunde ju heilen, ein
2 neu Concilium nach S.Jean de Laune an der Saone liegend /
wo ſich die Teutſche i Burgundiſche und Franzöſiſche
Grång ſcheiðet / ausſchrieb, auch alle Könige erſuchte, daß
ſie ihre Geſandten und Biſchoffe dorthin ſchicken wolten ;
weiln ſich aber niemand einfand / gieng das Concilium
ohneSchluß oder Frucht wieder aus einander.
Die Währender dieſer Zeit führten die Teutſchen Fürſten
Wenden Henricus , Leo und Albertus Urſus mit den Wenden an
werden
überwun: Der Oſt See groſſe Kriege / und brachten ſie alſo in die
den. Enge / daß ſie den mehrſten Theil von dieſen Ländern , als
Mecklenburg und die Marck Brandenburg verlieſſen /
darauf dieDrte mit Nieder- Teutſchem Volck aus Flan:
dern und Brabant beſekt wurden / von welcher Zeit die
Wendiſche und Polniſche Sprach dieſer Enden ins Ab:
nehmen und die Beutſche wieder empor' gekommen .
Der Sieg aber , den Teutſchland wider dieſe barbari
Continua. fche Völcker erhalten /warð bald geſtåret durch einen neuen
. Krieg in Italien. EswarPabſt Victor im vierdten Jahr
Schilomacis
ſeiner Regierung mit Tod abgangen / und obwol die Cara
dinåle von ſeiner Faction an ſeine Statt Guidenem von
Cremona, der ſich Paſchalem III . nennte / erwählten , ſo
hátte doch Pabſt Alexander, ſo ſich in Franckreich aufhielt/
: ber den Römern ſo viel ausgervůrcket i daß ſie den Paſcha
lem nicht, ſondern ihn vor den wahren Pabſt annahmen
und wieder nach Rom berufften. Käyſer Fridericus,der des
Pafchalis Parthey auf den Reichs - Tag zu Würzburg gez
nom
Die Regierung Friderici I. Barboroſſz . 421

nommen / und den Alexandrum nie leiden kunte / růſtete


ſich hieraufrum Pafchalem zu protegmen und zu beſchůzen / An. 1164.
zu einer neuen und zwar der vierdten Expedition in Stas Vierdter
lien ,da er dann die Stadt Ancona, welche die Griechen /ſo Zug in
in Pabſts Alexandri Alliang ſtunden / beſetzt hatten í hin : Italien,
weg nahm / 30000, Römer / die da bey der Stadt,Tufcu
lum ihme den Kopff zu bieten ſich unterſtunden / in einer
Feld-Schlacht ſchlug / 9000. erlegte und sooo.gefangen
bekam / Darauf die StadtRom ihm die Thore offnete /
und 280. von den vornehmſten Herren jų Geiffeln auss
antwortetę ; er ließ auch audą reine Gemahlin Beatricem
zur Kanſerin crónen / und erhöhete das Fürſtenthum Sara
diniert zu einem Königreich . Indem er nun damit ums
gieng/daß er, was von Rebellen in Italien übrig war / gaç
zum Gehorſam bringen wolte / fieß die Peſt unter der Urs
mee ein i po da in kurzer Zeit 20000. Mann / uno darun:
ter Reginalduns-Sen Erk Biſchoff zu Cöln/ und des Kais
fersjungen Vettern Fridericum Kanſers Conradi Sohn
hinweg nahm / ſolchemnach /und weiln anben an Tagkam /
daß Emanuel der Griechiſche Kanſer mit dem Pabſt in
Tractaten ſtund / und ihme mit aller ſeiner Macht þevzus
Cron wies
ſtehen ſich offerirte/ wannerihm die Römiſche
Der zu wegen bråchte / wolte der Kayſer die Sache nicht
aufweitereExtremitåten oder das Euſſerſte treiben / noch
ſich in Stalien länger aufhalten / fondern eilte in Teutſche
land zuruck / undließ den PabſtPafchalem zu Rom / von
dar Pabſt Alexander ſich heimlich und verkleidet nach Bę.
nevent ſalvift hatte.
Kaum hatte Fridericus den Rucken gekehrt , da thaten An, 1168.
ſich die Rebellen in den Städten wieder hervor / und hus
ben das Haupt empor / in Hoffnung / es würde der Stars
ſer / nachdem ſeine Armee durch die Peſt ruinift und zu
Grund gerichtet/ſu bald keine neue zuſammen bringen kon
pen , baueten auch dem Kayſer zu Troß die Stadt Mån
land wieder auf und noch eine neue i ro ſie dem Pabſt
Alexandro zu Ehren Alexandriam nannten /deren aber die
gut Kayſeriſch geſinnte Nachbaren den Zunamen Alexan
DO 3 dria
422 Vieroter Periodus. II. Capitel ,

Sec.XII. dria della paglia oder das (tröherne Alexandria gaben /wet
chen Namen ſie noch heut zu Tag trågt. Unter währens
Den dieſen Unruhen ſtarb Pabſt Paſchalis , und die Cardi:
nåle von ſeiner Faction erwählten einen neuen Pabſt , den
fie Calixtum III.nannten /welchen auch die Burger zu Rom
die ſich mit Pabſt Alexandro abgeworffen / um willen die
ſer ihren alten Feinden den Burgern zu Tufculo allzu viel
favoriſirt und gemogen geweſen / vor ihren rechten Pabſt
aufnahmen .
Entbes Käyſer Fridericusmuſte dieſen Håndeln in Jtalien eine
ckung der Zeitlang zuſehen / weiler in Teutſchland mit Schlichtung
Freybergis
giſchen allerhand kleiner Troublen / fo unter den Stånden ents
Bergs ſtunden / zu thun hatte , unter welcher Zeit die reiche Sils
wercke, ber: Bergwercke zu Freyberg in Meiſſen / durch Entdes
ekung eines Böhmiſchen Fuhrmanns / der ungefehr einen
reichen Erk -Stuffen der Enden fand / entdecket wurden.
An . 1174.
Nachdem er aberſeine Sachen in Ordnung geſtellt /
Fanffter nahm er den fünfften Zug in Gtalien vor / und machte ſich
Stalien. alſobald vor dieneueStadt Alexandriam , die er den gan:
ken Winter durch belagerte ; Weil aber die Fahrs Zeit
ihm ſehr entgegen war, die Burgerſchafft auch groffen Wu
derſtand that/und endlich des Käyſers Öncle, der Herzog
Henricus Leo von Sachſen u. Bånern /welchen der Pabſt
Alexander auf ſeine Seite gebracht , ungeachtet des Kåns
fers inſtåndiger und gleichrow , Plehentlicher Bitte , von der
Gehet Armee mit ſeinen Völcker ..ab- und in Teutſchland zuruck
fruchtlos zog/ſo muſte der Käyſer die Belagerung aufheben/und auch
ab . ſeines Drts in Teutſchland fich zuruck begeben , und uns
terdeſſen mit Pabſt Alexandro einen Stillſtand treffen.
gn Teutſchland ließ der Käyſer allen Zorn wider Hen
ricum Leonem aus / dem er die gange Urſache der unglück:
ſeligen Campagne zuſchrieb / citirte ihn auf einen Reichs:
4 Tag nach Bamberg / woſelbſt er ihn / darum / daß er den
Käyſer in Stalien verlaſſen / Criminis læſæ Majeſtatis, oder
des Laſters der beleidigten Majeſtåt/ und Perduellionis an:
geklagt und in die Acht erklärt/allein weil Henricus Leo auf
ſolchen Reichs - Tag nicht erſchien / kunte dazumal nichts
Hauptſächliches wider ihn gerichtet werden ſondern er
ward
Die Regierung Friderici I. Barbaroſfæ . 423

ward dadurch nur mehr und mehr verbittert gemacht.


Der Käyſer ließ es bey dieſer Anklag benvenden / und An. 1196.
Kehrte das folgende Jahr wieder in Italien / den Krieg wi: Sechſter
der die rebelliſche Ståbte auszuführen / batte aber groſſe Zug in
Anſtoſſe/ ward einemals geſchlagen /und kam ſelbſt in Leib Italien.
und Lebens -Gefahr / indem ihm ſein Pferd unterm Leib er :
ſtochen / und ſeine Haupt- Fahne vor ſeinen Augen erobert
ward / fo / daß auch darüber in der ganzen Armee das Ges
růcht gieng / der Käyſer ſene geblieben / und ſeine Gemaha
lin ſchon würcklich deßhalben die Trauer anlegte. Er kam
aber gleichwol unerkant mit dem Leben glücklich durch ,
und og man ſich ſeiner am wenigſten verrah / nach Pavia .
Als eraber fahé, wie ſchwer dieſer Krieg ſich anließ/ und ſeis
ne Biſchöffe , die des Schiſmatis , welches nunmehr Fein
Potentat als der Käyſer allein noch högte / můde waren /
ihm ernſtlich zuredeten / daß er ſolchem ein Ende machen
ſolte / ſo gab er endlich den Friedens: Vorſchlagen Gehør /
welchejulegt dahin geſchloſſen wurden / daß der Käyſer
dem Schiſmati abſagen / und hingegen durch den Pabſt Friede
Alexandrum von dem Bann undExcommunication abwiſchen
dem Rans
ſolvirt werden , anneberiſt dem Pabſt alle Orte,ſo der Kira ſer und
chen gehörten , und der Käyſer währenden Kriegs occu -dem Pabít.
pirt hatte, wieder geben / und endlich mit dem König Wil
helmo in Sicilien und denen Städten in der Lombardie
gleichfals Friedemachen / und / weilman mit ſolchen Fries
bens - Articuln ſo gleich nicht zurecht kommen kunte / untera
deſſen einen Stilſtand der Waffen mit ihnen treffen ſolte.

Unter der Execution dieſes Friedens /ſo zu Venedig ge- ungleiche


fchah ! ſind zweyerlen gewaltig ungleiche Erzehlungen : die Erjeh
gemeine / ſo davon einigern jüngern Autoribus, die zu felbi- lung bica
ger Zeit nichtgelebt/ als dem Antonio Sabellico , Johanne von .
Nauclero , Johanne Philippo Bergomate,und dergleichen /
erzehlet wird / lautet alſo : Ehe noch der Friede zwiſchen
demKäufer und dem Pabſt geſchloſſen worden / habe ſich
der Pabſt nach Venedig retirirt / woſelbſten ihn der Dosi
g : in feine Protection genommen / der Käyſer aber habe
eine Flotte yon 75. Schiffen wider die Stadt Venedig
ausgerüſtet /deme aber der Hertog daſelbſt/SebaſtianZani,
DO 4 eine
424 Vierdrer Periodus. I. Capitel.

Sec. XII. eine andere entgegen geſegt / wormit er die Kayſerliche


Flotte geſchlagen / 48.Schiffeerobert/ und in ſelbiger den
Kayſerlichen Pringen Ottonem gefangen bekommen : um
nun dieſen /der da auf Verſprechen ſich wiederum einzuſtel
len zu ſeinem Heran Vatter in das Lager geſchickt worden ,
mit ihm über den Frieden zu tractiren , von der Gefängnuß
los zu machen / habe der Kanſer die Friedens -Conditiones
eingegangen / und dem Pabſt ſich zufubmittiren verſpro
chen . Wie er nun zu ſolchem Ende in Venedig eingezogen ,
und den Pabſt vor der großen Thum-oder S. Marci- Kirs
chen ſikend angetroffen / ihme auch nach Gewohnheit die
Füffekúffen wollen / hab ihm der Pabſt auf den Hals ges
tretten , und den Spruch des Pſalmiſten geſprochen : Su .
perAſpidem & Baſiſcum ambulabis,& conculcabis Leo.
nem & Draconem : AufOttern und Baſilisken wirſt
du geben /und untertrertenLowen undDrachen .
Worauf der Kayſer geantwortet : Non Tibi , fed Petro :
Das iſt nit von dir / ſondern von Petro geſage :
Oder wie es andere referiren : Non Tihi,ſed Petro parco:
Ich unterwerffe mich nicht dir /ſondern dem eis
Iigen Petro . Der Pabſtaberhat entgegen geſeket: Et mihi
& Petro: Lsiſt ſowol aufmich als Petrum gemeint.
Zu dieſer Erzehlung Bekräfftigung wird allegirt und ans
geführt/daß die Geſchichtenicht allein biß dieſe Stunde in
Bem Herßoglichen Palaſt zu Venedig alſo abgemahlt !
und in den alten Venetianiſchen Chroniquen aufgezeichnet
zu finden , ſondern auch , daß von der wider den Kayſer ers
haltenen See - Schlacht die Ceremonie , ſo noch heut zu
Tagzu Venedig begangen wird / da nemlichder Herkog
vermittelſt eines in das Waſſer geworffenen Ringes / am
Heil. Himmelfahrts: Tag / ſich das Mare Adriaticum oder
Ådriatiſche Meer vermåhlet , ihren Urſprung genommen;
indeme Der Pabſt der Stadt Venedig die Ober -Herz
fchafft über ißtgedachtes Meer damals conferirt / und die
Ceremonie mit dem King alſo eingeführet habe.
Allein weilen dieſe Geſchicht von keinem Autore , der
ſelbiger Zeit gelebt und dieſem Actui bengewohnt/ beſchrie:
ben /
Die Regierung Friderici I. Barbaroſſæ . 425
Ob der
ben / ſondern vielmehr von ihnen umſtåndlich gemeldet Pabft
wird / daß der Friede / ehe man nach Venedig gekommen , dem Kays
1 ſchon würcklich geſchloſſen geweſen / und daſelbſt bey der ſer auf
Ratification und Aushändigung alles garvergnüglich ab, den Hals
gange/ deren Auctoren wir gleichwol zwey gar notable has getretten ,
ben /als den Auctorem Actorem Alexandri III . undRomo
aldum Salernitanum , der alsGeſandter des Königs in Sia
cilien dabey geiveſen ; annebenſt auch in den bald hernach
gefolgten neuen Strittigkeiten zwiſchen den Kayſer und
denen Påbſten / ihnen dergleichen nichts vorgeworffen
worden / ſo doch / wann damals etwas ſolches vorbey ges
gangen wåre / gewiß nicht wäre unterlaſſen worden / und
endlich ſo wol des Pabſts Alexandri , welche nicht einmal
dem Anti- Papæ Calixto , als derſelbige ſich nach dieſem gea
machten Frieden ihme ſubmitrirt und unterworffen / juin .
fultiren begehrt / als auch des Kanſers Friderici Humeur
allguwol ) und dahin bekannt / daß derſelbe gar nicht ges
wohnt geweſen / ſich ungerochen auf den Hals tretten zu
laſſen , anderer daber mit unterlauffender manifeſtoder of
fenbahrer erdichteten umſtände zu geſchweigen / fo wird
ſothane Geſchichte beut zu Tag auch von etlichen geſchei:
Den Evangeliſchen ſelbſten vor eine bloſſe Faþel gehalten /
und alles i was hieben wider des Kayſers Reſpect etwa
vorgegangen ſeynmag/ aliein dahin referiţt / daß ben dem
Fuß -Kuß der Pabſt etwas länger / als ſonſt gewöhnlich i
vor ſich knyend gelaſſen i ehe er ihn aufgehoben / worüber
die Deutſche Fürſten entrůſtet worden .
Nach alſo getroffenem Frieden und Vergleich mit dem
Påbſtlichen Stuhl auch erhaltener Abſolution von dem
Bann / kehrte der Kayſer in Teutſchland wieder zuruck
nicht allein ſeiner Rache / ſondern auch ſo viel beleidigten
Parthenen /die über dieGewaltthatHerßogs Henrici Leo
nis von Sachſen Flagten / ein Genügen zu thun / dann dies
ſer Heruder vorhin in ſeinem Wolſtand nicht viel Beden :
cken gemacht / den Schwächern / der ihn beleidiget /übern
Hauffenzu werffen / regte nunmehr / da er in des Kayſers
und des Reichs Acht ſtund / allen Reſpect auf die Seiten )
DOS und
426 Vierdřeç Periodus. II . Capitel.

Sec.XII. und hauſete in Teutſchland , währender Abweſenheit des


Friderici, gar übel. Derohalben ſtellten alle diewider ihn
An. 1189. zu klagen hatten / ſich aufdem Reichs: Tag zu Worins ein ,
Henricus und brachten ihre Klagen an /welchezu beantworten /Hen .
aufs neue ricus auf den nechſt folgenden Reichs - Tag nach Regen;
in die Achtſpurg gefordert ward / woſelbſten / als Henricus ebenfalls
erklärt. " Halsſtarfig ausblieb / die Achts -Declaration wider ihn era
neuert und würcklich vollzogen warð / Dergeſtalt/ daß ihm
Sachſen alle ſeine Lånder abgeſprochen wurden / und fein Herzog
und
thum Bayern Ottoni, dem Grafen von Wittelsbach und
Bayern
wird ihm Schenren / (der von dem uralten Geſchlecht der Berķos
genomen. gen von Båyern herſtammte / worvon deſſen Vor Eltern
Durch Käyſer Henricum I. entſeget worden / deſſen Enens
cel Otto Illuſtris auch nachgehends durch ſeine Gemahlin
Gertrudem noch dazu die Pfalografſchafft am Rhein
ůberkommen /) das Herßogthum Sachſen aber Bernhar
do , dem Grafen von Aſcanien und Anhalt/des Alberti Urſi
Urſprung Sohn verliehen mard. Es begąb fich auch dazumal / daß
des Sacs, der Kåpfer ber heiſſen Sommer -Tagen einen Rautena

ana

fiſchen Krank , den er auf dem Haupt trug / Scherkweiß dieſem


Mappens. Alberto zu- und gegen das Schild warff / welches dieſer
pot
Die Regierung Friderici I. Barbaroff . 427

vor eine ſonderbare Gnab aufnahm / und ſolchen Rautena


Krank in feinen Wappen Schild einmahlen ließ , von
welcher Zeit an der Rauten -Krank über die acht gelb und
fchmarkën Balcken zum Wappen des Chur- und Fürſtlis
chen Hauſes Sachſen / worden iſte
Die Senteng über die Entfeßung des Henrici Leonis er : Henricus
weckte in Teutſchland einen grauſamen Tumult. Dannwebrtſich .
dieſer Henricus , welcher ſehr machtig , und von den Seis
nigen / fonderlich den Sachſen / ſehr geliebt war/ griff zu
den Waffen ; hingegen trug der Kåyſer /nebenſt dem Hera
Bog Bernhardo,auch allen andern Nachbaren des Henrici,
Die Execution der Acht auf : ſolchem nach griffen die Erba
Biſchoffe von Coln und
Bremen zu / und nahm der erſte
Das ganke Herßogthum Weſtphalen , der andre die Stadt
Stade und andere Derter hinweg 1 ſie wareş aber doch
alle dem Henrico nicht ſtarckgenug: Dann dieſer, welches
dem Grafen von Holſtein / ſo damals noch Lehen -Mann
pon Sachſen warī aufſeiner Seiten hatte, ſchlug einsmals
þey Dknabrůg die Alliirte in die Flucht / bekam den Erka
Biſchoff von Tóln / den Biſchoff von Halberſtadt / den
fanografen von Thüringen / und Hermannum , den Pfalks
grafen bey Rhein / gefangen / und eroberte faſt alles Ver:
lohrne wieder. Endlich aber legte der Käyſer Fridericus
felbften ſich in das Spiel/ und bekriegte den Henricum mig
ſeiner ganzen Macht ; es cffendirte auch Henricus Adole
phum , den Grafen von Holſtein , der ihm bißher ſo gute
Dienſte gethan / gar ſehr / indem er ihn nöthigen wollen /
er folte die Gefangene, die er ſeiner Seits bekommen / ohne
Ranzion los geben , und als Adolphus fich deſſen weigerter
um willen / daß er den Krieg auf ſeine Unkoſten geführt /
und derohalben die Bezahlung entweder vom Henrico ,
oder von den Gefangenen beharrete, fuhr Henricus zu /und
nahm die GrafſchafftHollſtein ein. Ob dieſen Händeln
nun giengen des HenriciSachen auf einmal den Krebss
gang/und das ganze Sachſen -Land / auſſer etlichen Stads
ten im Braunſchweigiſchen, vor ihn verlohren.
Derenthalben bequemte ſich Henricus , und kroch zum
Creuh
423 Vierðter Periodus II. Capitel
1
Sec.XII. Creuß / kam zu dem Kayſer nach Erfurt / und wolte allda
deprecifen und abbitten. Der Kånſer war der nahen
muß ents.Blutsfreundſchafft halber nicht ungeneigt ihn zu pardon
lid , uns
ten lies nişen / weil er aber denen Stånden verſprochen / daß er
gen. 4
ohne ihr Vorwiſſen und Einſtimmung/ den Henricum
nimmermehraggratiiren und begnadigen / noch reſtituiren 14
oder einſegen wolte , ſo muſte er ihn damals ohne Froſt
von ſich laſſen ; doch gab er ihm den Rath / er ſolteaufdren
Jahr / biß der Zorn der Teutſchen Fürſten abgekühlt / zu
ſeinem Schwaher Vatter 7 König Henrico II. in Enges
4
land / ins Exilium gehen / und verſprach ihm / was im
Braunſchweiger -Land von andern noch nicht erobertwå:
re/das ſolte immittelſt/ ohne Eintrag / ſeinen Kindern vers
bleiben .
Herkog Henricusgab dieſem Rath Plakı gieng in Ens
geland /und hielt ſich daſelbſt3. Jahr aufſerwartende / daß
ihn der Stanſer in Deutſchland revociren und wieder zu
ruck beruffen ſolte. Unter dieſer oder vorhergångiger Zeit
erzehlet man die notable Geſchichte i die ſich mit ihmdas
felbſt zu getragen haben ſoll / saß nemlich einige Engliſche
Herren ihn um die Gnade / die er bey ſeinen Herren

ate .
Il

Schwa
Die Regierung Friderici I. Barbaroffa . 429

Schwäher / dem König von Engeland hatte / geneidet /


und von ihm ausgegeben / er ſeyeber weitem aus keinem ſo
hohen Geblüt entſproſſen / als er ſich růhme : um davon ei.
ne Probe zu nehmen , lieſſen ſie / als er nach Hof gieng/ uns
verſehens einen grimmigen Lëmen gegen ihn loß weil, man
ihnen geſagt hatte , dieſes Thier trůge gleichſam von Nas
tur vor hohen Häuptern und Königlichem Geblåt / Re.
ſpect; wie nun der Low mit aufgeſperrtem Rachen gegen Ein Come
Henricum anrennte / ſchrye dieſer mit einer ernſthafften demüthis
Stimm : Wowilt du hin , duwilder Hund? Worauf vor ihm.
1 der Lön ſich alsbald zu ſeinen Füſſen krůmmte / und ohne
Widerſeßung ſich von ihm zuruck in ſeinen Stall führen
ließ. Welche Action , wie ſie ſeine Feinde gewaltig beſchås
met/ ſeinen Ruhm , um ſo viel noch mehr/ erhoben hat.
Dieſes nun iſt die wunderbare Demüthigung und
Veränderung mit Henrico
Leone, welcher / in einer Zeit
von anderthalb Jahreri/ aus den måchtigſten Fürſten in
Teutſchland / wie er damals warí (Dann ſeineLånder ers
12 ſtreckten ſich von dem Mari Adriatico biß an die Oſts
See 1 ) zu den årmſten wordent. Berj Sieſem Krieg ward
auch die Stadt Lübeck / ro, vorhin unter Henrici Leonis
Botmåßigkeit geſtanden / vom Käyſer Friderico ju eineţ
Reichs- Stadt gemacht.
Währender ZeitDie Henricus Leo in Engeland auch
nach ſeinier Wiederkunfft im Braunſchweigiſcher zus
brachte / giengen in Deutſchland und Italien noch unter :
ſchiedliche denckwürdige Ding vorber / die wir állhier ans
zuführen nicht umgehen können. Als der Kåyfer feinen Streit
älteſten Sohn Henricum zu Mäyng crónen ließ / entſtund zwiſden
ein groſſer Tumult über die Præcedeng und Vor-Stelle / dem Ab66
dann der Abbt von Fulda wolte nach dem Erk : Biſchoff von Fuls
von Mäyng die nächſte Stelle neben dem Käyfer haben 7 da und
und dem Erk-Biſchoffvon Cölln vorſitzen / fich beruffende Churfürs
auf das Herkommen ben ſolchen Ceremonien. Als die Eolln .
Sache vor den Käyſer kam , gab er den Ausſpruch / màn
folte es dann bey der alten Genehmhaltung bleiben laſſen,
Darüber gieng der Ert : Biſchoff zur Kirchen hinaus !
wurif
430 Vierdtex Periodus. II. Capitel.

Sec. XII. Wurff dem Kayſer die Undànckbarkeit für ſo viel treulich
geleiſtete Dienſtevor / und ſagte: So weich ich dann als
ein Erk - Biſchoffeinem Abbt / und als ein Chur - Fürſt eis
nem Mönchen . Der junge König Henricus fiel dem Erka
Biſchoff um den Hals 1 und bate / die Freude ſeiner Cros
nung nicht zu ſtören / der Erk- Biſchoff aberwolt ſich nicht
zufrieden geben / man ließ ihm dann den Vorſi i da dann
endlich andere Fürſten i die ſich ins Mittel ſchlugen , den
Abbten von Fulda diſponirten / daß er nachgab / und alſo
dieſer Crónungs -Actus mit Freuden verrichtet 'ward:
Bald darauf ward dieſer junge König Henricus , ein
1
Herr von 21. Jahren/ mit Conftantia, der Baren des Kros
nigs Wilhelmi von Sicilien , einer Dame von etlich und
40. Jahren / zu Måyland vermåhlet 7 mit welcher er nach
Wilhelmi Tod die Königreich Neapolis und Sicilien
überkommen ; Es hatte aber der Conftantiæ Herr Großa
Vatter /König Rogerius II . ſie ſo alt werden laſſen und ihr
keinen Mann geben wollen , ſondern ſie in ein Clofter ges
than /woſelbſt ſie erzogen worden / und wie andere ſagen ,
Den Orden vdülig angenommen / weil ihn durch einem
Wahrſager war prophezenetworden / daß wann ſie ein
Kindbringen würde i gant Stalien darüber in Flammen
kommen ſolte / ſo auch nach der Zeit wahr worden.
Um dieſe Zeit verfiel auch Kayſer Fridericus in neue
Neue
Mibbels Mißvernehmen mit dem Pabſt Lucio III . und defferi
ligkeit Nachfolger Urbano IH . aus folgenden verſchiedenen Ürs
mit dem ſachen. 1. Waren durch Mißhelligkeit und widereinan
Pabſt. ber lauffende Stimmen der Canonicorum , ju dem Erka
Stifft Trier zwey Biſchöffe erwählt worden / von wel
chen der Pabſt den einen Volomannum , der die meiſte
Stimmen hatte , der Kayſer aber den andern / Rudol
phum portirte und überhalff / und ſolchen würcklich inves
ftirte oder einſekte. 2. War ein Streit über die Erbſchafft
der Fürſtin Mathildis, welche / wie im vorhergehenden Pe.
riodo gedacht worden / alle das Shrige dem Röm . Stuhl
verſchafft / welches hingegen der Kayſer / als heimgefallene
Lehen /einziehen wolte. 3. Wolte der Kayſer haben /Pabft
Lucius
Die Regierung Friderici I. Barbarofſæ . 431

Lucius ſolte ſeinen Sohn Henricum zum Succeſſorem cro:


nen / wieſolches auch in der Carolingiſchen / Ottoniſchen
und Henriciſchen Familie gebräuchlich geweſen, ſo aber der
Pabſt nicht thun wolte 1. es wäre denn / der 'Kayſer legte
vorher villig Das Kåyſerthum ab ; und bekam die Sache
das Anſehen / als ob ſie ſich zu ziemlicher Weiterung ans
laſſen / und gar wieder auf eineExcommunication hinaus
lauffen wolte /wofern die beede Påbſte nicht zeitlich geſtor's
ben/ und die böſe Zeitung aus Orient,ihre Succeſſores und
W Nachfolger andereMeſſures zu faſſen genöthigt håtte.
Nicht minder kam quch um dieſe Zeit der Kanſer auf Der Saat
f& utuns
gleiche Weiſe , wie Kayſer Henricus III.in eine gewaltige ter den
Lebens-Gefahr, daer auf einen Reichs- Tag zu Erfurt die Kayſer
Strittigkeit zwiſchen dem Erk- Biſchoff zu Måyng und ein.
Land - Grafen von Thüringen componiren und benlegen
wolte /dann als er ſich daſelbſt mit den Fürſten und Ståns
den in ſeinem Quartier / ſo da im Cloſter St. Peter war ,
luftig machen wolte / und eine groſſe Menge Volcks dahin
º fam / brach der Boden des Saals / welches ein altes Ges
båu war / jåhling ein / und kamen über 100. Perſonen ums
Leben / viel vornehme Herren / und 6. Grafen , verfielen in

41

en
B
n

dic
432 Vierðter Periodus. II . Capitel.

Sec.XII, die unter dem Saalbefindliche Cloac / und muſten darinn


elendig erſticken / unter welchen abſonderlich war Graf
Heinrich von Schwarzburg , der zu einem gemeinen
Schwur und Sprichwort hátté / wann er etwas betheus
ten wolte i dag er ſagte: Wann es nichtwahr iſt/ ſo svolt
ich / daß ich in einer Šloác erſtickte / ſo ihm dißimal zu Theil
worden . Der Käyſer ſelbſten errettete kümmerlich ſein les
ben , indem er ſich in einem Fenſter an einem Gitter erhielt/
alwoman ihm hernach mit Leitern zu Hülffefam .
Neue Währender dieſer Begebenheiten langten die übele
Nachrichten von Orient ein7 daß nemlich die Türcken von
An , 1189 .
Tag zu Tag mehr Progreffen machten / und endlich gar die
Staðt Jeruſalem wieder erobert håtten : Dieſe nun / und
Das heilige land zu recuperiren und wieder zu erobern, ließ
Pabſt Clemens III. von neuem eine Cruciatam predigen /
und verband ſich Käyfer Fridericus,Philippus der König
in Franckreich undHenricus , Der Kinig in Engeland /dies
ſer Expedition und Feld- Zug in Perſon mit benzuwoh:
nen. Der Kåyſer brachte eine Arineevon i soooo. Mann
zuſammen, ließ ein Theildavon zu Waſſer gehen /mitdem
übrigen jog er zu Land Dürch Ungarn ünd über Conſtan :
tinopel / und dráng mit ſolcher nicht ohne groſſe Mühe
durch Äfien hindurch biß in Syrien . Die Umſtände von
Bieſem Krieg / weil ſie vornemlich zu der Orientaliſchen
Hiſtorie und den Cruciatis gehören , die wir bißhero in eis
nem abſonderlichen Capitul zü tractiren gepflogeri / wol
ten wir í um nicht eine Sache zweimal zu erzehlen i biß
dahin verſparen i und hier nur allein die Hiſtorie von
Káiſers Friderici Cod anführen. Als diefer vortreff
liche Herz die Türcken etlichemal in die Flücht geſchlä
gen / und mit ſeiner Armee bey Larranda an Đen Gräns
ken von Cilicien ſtund / kam ihm einsináls der Luft an i
Daß er í um von der groſſen Hiße ſich zu fühlent / und den
Fridericus Staub und Schweiß abjuwaſchen ſich in dem Fluß
ſtirbt ob Cydno baden wolte ; Safelbften fügte ſich das Un
dem Bai glůck / daß er entweder / wie etliche ſchreiben ; in eis
den . nen Wirbel kam , die in dieſem Fluß gar gemein find i
ODÈL
Die Regierung Friderici I. Barbaroſſz . 433

21

obeë aber wie andere melden i Daß ob der jählingen Vers


änderung und Erkåltung ihme eineAbkráfft zugieng 1 alfoy
Daß er nieder undünter DasWaſſer fanck , vortödt auf
Das Land gezogen warð í und nach etlichen Stunden reis
nen Geiſt aufgab / ſeiner Regierung im 39: feines Alters Am, liga,
aber im 76. Jahr
Alle Hiſtorici legen dieſem Herän/ äuſſer was die Sas
chen betrifft , ſo ber dem Schiſmate vorgangen / ein unvers
gleichlich Zeugnußvon Verſtand / Tugend und Täpfera
tát ben lo idaß ſie auch ihn den zweren groſſen Helden und
Liechtern des Jeutſchen Käyferthüms Carolo
Magno und Ottoni Magno gleich
ſchåßen.

) ÔC

Dritter Theil. Dat


Vierdrer Periodus. III . Capitel.
434
Das III. Capitel. 14
Sec.xii .
Von der Regierung des Kayſers
Arnold ,
Henrici VI .
Lübec.
Otto de He Käyſer Fridericus die Reiſe in das Heil . Land
S. Blaſ. angetretten ,hatteſich Henricus Leo aus Engeland
Gothof . ſchon wieder in Deutſchland eingefunden / und in ndo
Colon ,
Erwart- und Hoffnung / daß ſeinetwegen etwas fruchtbars
26.s liches měchte geſchloſſen werden / ſich eine Zeitlang im
derren
Sah
weſen Braunſchweigiſchen ſtille gehalten / doch endlich mit dem
Þeit Kån: Landgrafen von Thüringen Håndel angefangen / und iſt
fers Frin. Darüber aufs neue relegirtund verwieſen worden ;als aber
giert Hen- Kåyſer Fridericus würcklich aufgebrochen ; und Henricus
ricus in Leo eines Theils geſehen / daß aufſolche Weiſe ſeine Reitie
1
Teutſchs tution und Wiedereinſeßung auf die lange Banck geſchos
land . ben würde , andern Theils aber, daß ihmedes Käyſers Áb :
weſenheit / und die meiſte Forçe des Reichs in Alien /
nicht ſchwer fallen werde / ſich zu dem Seinigen ſelber wies
der zu verhelffen ; zumalen / da auch Harcuicus , der Bis Vinc
ſchoff von Bremen / ihn ſelbſt dazu animirte und mit ihm ei:
ne Allianzmachte i daß er die Ditmarſen , ſo dazumal ein
freyes Volck wären / und ſich in des Biſchoffs von Schlega
wig Protection begeben hatten ſolte bekriegen / und ſie
Henricus unter den Gehorſam des Bißthums Bremen bringen
Leo thut helffen ; ſo faſſte er die Reſolution , grifzu
f den Waffen ,
ſich wie artaquirte die Grafſchafft Holſtein und Stormar , Sie /
der hers weil ihr Herz abweſend und mit im heiligen Lande warf ſich
alſobald an ihn ergab / es ergaben ſich auch Hamburg/
por,
Pión / Jebehöhe und andere Städte : Bardewick , ſo das
eine vornehme Stadt war / aus deren Ruderibas
mal gar
Das heutige Lüneburg aufgeſtiegen / ward / weil es ſich mis
Derſegen wolte , auf den Grund verſtåret / dieſes Unglück
zu vermeiden / 'ergab fich Lübeck und Lauenburg guts

willig
Di.eſes Feuer zu Dåmpffen / machte ſich der Römiſche
König Henricus , den der Herr Varter als Rcgenten in
Biſchoff
Teutſchland gelaſſen hatte , auf/ trieb den Erk ,
pon
Die Regierung Henrici VI. 435

von Bremen , als dieſes Kriegs Urheber / aus dem Lander


und nöthigte Henricum Leonem , daß er Frieden begehs
renſ die Grafſchafft Hollſteiny (welche zwar Graf Daſs
fel , des abweſenden Grafen -Adolphi Bruder / mehrens
w theils wieder eingenommene) ſamt der halben StadtLůs
beck wieder abtretten / dem neu - belehnten Herkog Bern
hardo Aſcanio das Seinige laffen / und ſich mit dem Land
Braunſchweig conrenriren / auch ſeine Söhne zu Geiffeln
ausantworten muſte / wiewol es nach der Hand doch nicht
gar ohne Krieg abgangen.
Als auch unter dieſer Zeit König Wilhelmus von Sis An. 1189.
cilien Tods verfahren / und ſeine Baſe Conſtantiam ,Hen . Henricus
VI. ererbt
rici VI . Gemahlin / zur Erbin offentlich declarict / jog der
Neapolis
König Henricus eineArmee zuſammen , und marchirte da und Sici
mit in Jtalien ; die Erbſchafft ſeiner Gemahlin ánzutrets lien .
ten. Es hatte aber der Conſtantiæ Vatteč /Rogerius,einen
lunechten Sohn hinterlaſſen / Tancredum mit Namen ;
weilnun die Lands -Stånde mehr Inclination undNeigung
ju Tancredo als zu Henrico hatten / trugen fie dieſem die
Regierung auf / Den auch Pabſt Clemens III . welcher fich
porſtehen ließ / Calabrien und Apulien ſenen als ſein Lehen
ihme apertund offen worden und alſo heimgeſtorben, damit
belehnte. Unter dieſen Geſchichten fam die Zeitung von dent
Tod Kayſers Friderici in Alia ,an / derohalben beſchleunigs
te Henricus ſeine Reiſe in Italien /nachdem er vorher den
Erk- Biſchoff von Cðin und den Biſchoff von Lüttich /wel
che in Ceutſchland einige Motus wider ihn machen woller /
gedemüthiget/ und empfieng daſelbſt die Käyſerl. Cron . An . irgo .
Es war aber eben Pabſt Clemens III. geſtorben / und kurk Wird zu
por Henrici Ankunfft Pabſt Çoeleſtinus III. erwählet ivor Nona geu
cront
Den / welchen / weil er dem Kåyſer nicht gar gut war / feine
eigene Çonfecration und Einweihung ziemlich lang auf
ſchub , bamit er nur auch des Kårſers Crónung fufpendi
ren und aufſchieben könte i als aber die erſte endlich
erfolgt / gieng bald hernach in den Oſter - Fenertagen
die andere auch vorben / und ſoll ſich bei ſelbiger / nach
Bericht des Abbatis Urſpergenſis, dieſe notable Cira
cum ,
E é a

$
ter dus el
436 Vierd Perio . III. Capit .

Sec.XII. cumſtanß und merckwürdige Umſtand zugetragen haben/


daß / als der Pabſt dem Känſer die Crone aufgeſeßt/ und
dieſer hernach / wie die Gemonheit / dem Pabſt die Füſſe
Pabft gekůfſet / der Pabſtihm mit dem Fuß die Cron wieder
ihm
bie Cron vom Kopf geſtoſſen ,dadurcher anzeigen wollen/daß in
vom Kopf.ſeiner Macht ſtehe ſie/ wiè er folche ihin aufgelegt,ihmwiki
Der zu nehmen .

be

Darauf reßte Henricus ſeine Reife fort wider Tancre


Strieg tvis
der Tan- dum, der neuerwählter König von Sicilien / nahm die
credum . mehreſten Städte in Campania, Apulia und Calabria, und
auf 160. Schlöſſer ein / und legte endlich die Belages
rung vor die Haupt - Stadt Neapolim ; weilen aber die
groſſe Hiße einfiel und die Peſt unter deë Armee eins
rißi muſte er die Belagerungwieder aufheben / und eine
neue Armee zu ſammlen in Deutſchland ſich zuruck beges
ben / die übrigen Völcker aber ließ er in Italien , unter
Commando des Graf Diepholden. Indeme nun ben
ſeinem Abzug die mehreſten Städte von ihmwieder abs
und Tancredo zufielen / fo wolten die von Salerno , wo
felbſt die Kåyferin Conſtantia fich aufhielt / auch nicht
die lektern ſeyn , ſondern ergaben ſich gleichfalls an Tan
credum , und liefferten ihm zugleich die Kåpſerin aus .
Hen.
Die Regierung Henrici VI, * 437

Henricus bemühete ſich ſehr um ihre Befrenung / Tancre ,


m) dus aber wolte ſie nicht loſlaſſen . Derohalben machte
endlich der Käyſer einen Accord mit dem Pabſt / ſaumte
ihm die Stadt Tuſculum ein , die hernach der Pabſt ſeiner
Römiſchen Burgerſchafft / deren die gang nahe gelegene
Stadt bißhero ein ſtetiger Dorn in Augen geweſen war,
abtrat / und ſelbiger erlaubte, daß ſie ſolche auf den Grund
(chleiffen möchte /wordurch der Friede zwiſchen der Stadt
Rom und dem Pabſt/ deſſen Herrſchafft ſie biſher ſich
entzogen / ſtabiliţtund beveſtiget ward. Zur Danckbare
keit interponirte ſich Pabſt Coeleftinus bey dem König
Tancredo und brachte vermittelſt Bedrohung des Banns/
i
die Freyheit der Kayſerin Conſtantiæ zuwegen / die
er bars
aufihrem Herin und Gemahl zuſchickté.
Immittelſt ward Kanſer Henricusmit feinen neuen
Werbungen in Teutſchland fertig 7 und fügte ſich / daß uns
ter dieſer Zeit nicht allein der Herzog von Spoletto ohne
Erben abgleng/ und alſo dieſes Fürſtenthum ſo zu Forts
reßung des Kriegs dem Kayſer gewaltig gelegen mar, dems
felben heim fiel 7 ſondern auch der König Tancredus felb . An. 1192.
ſtenmitſeinem Sohn Rogerio dieſes Zeitliche geſegneter gebetmit
und nicht mehr hinterlief als einen einigen unmündigen Todab .
Enenckel/ Wilhelmum mit Namen . Bey dieſem Zus
mi ftand, dazumalen Henricus mit einer formidablen Macht
ankami war denſelben nicht ſchwer das Land einzunehs
men , dann die Städte ſich ohne Schwerdt-Streich gleich .
fam in die Wette an ihm ergaben / und brachte er fólcher
geſtalt innerhalb Jahrs- Friſt gank Calabrien i Apulien/
Campanien und Sicilien unter ſeinen Gehorſam ,
Als er aber ſich in ſeinem Königreich beveſtiget rahe, Henricus
fieng er an ſein grimmiges und ungetreues Gemüth an verfährt
Tag zu geben /dann anſtatt /daß er den Genueſern , die ihm grauſame
li .
mit ihren Schiffen geholffen / daß er in Sicilien überfaha
ren können / und denen er deßhalben guldene Berge vers
ſprochen/ neue Gutthaten zu erzeigen wäre ſchuldig gewes
ſen / fo beſchnitt er ihnen noch darzu die Privilegia , die ſie
von ſeinem Herun Vatter Friderico empfangen . Die Sac
lernis
438 Vierdter Periodus. III. Capitel.

Sec.XII. lernitaner , die ſeine Gemahlin gefangen gehalten , ſtraffte


er auf das ſchårfifte mit Zerſtörung der gangen Stadt.
Den Leichnam Königs Tancredi ließ er ausgraben , ihme
die Eron von Kopff nehmen und das Haupt abſchla
gen. Des Tancredi Wittib ſchloß er in ewige Gefång
nuß / deſſen jungen Pringen Wilhelmum , machte er zwar
zum Herzog von Tarento , ließ ihn aber darbey caftriren
und entmannen /damit er weiter keinePoſteritåt und Nach
kommen hinterlaſſen konte.
Unter währender Zeit fügte fichs , daß die Kårſerin
Conſtantia ſchwangerward /weilen ſie nun eine Dame von
so. Jahren war / wolte niemand glauben / daß es mit
dieſer Schwangerſchafft recht zugieng / ſondern die meh.
reſten urtheilten ; man gebe ſolche nur vor ſchwanger aus/
und wolte hernach ein fremdes Kind ſupponiren und
unterſchieben / um die Erbſchafft der Königreiche von
Die Kay, Neapolis und Sicilien bey der " Kayſerlichen Familia zu
ſerin ges erhalten ; Dieſem Argwohn vorzukommen / wolte Kan,
neſet in
fer Henricus haben / reine Gemahlin folte im Königreich
ihrem A. Sicilien felbſten des Kindes geneſen / und damit an der
findet . wahren Geburt niemand zweiffeln möchte/ ließ er zu Pa

lermo
Die Regierung Henrici VI. 439

1 lermo auf offentlichem Marck ein groſſes Zelt aufſchlas


1. gen / und die vornehmſten Damen des Königreichs auch
andere Stånde darzu beruffen / in deren Gegenwart die .
Käyſerin unter dem Zelt des Kindes genaß / fo Fridericus
genannt ward / und hernach zum Käyſer erwählet / der
Stalien gar viel zu ſchaffen gegeben.
Die Geburt Friderici mochte gleichwol weder den
Haß / den die landſtåndeund die Kayſerin ſelbſten wider
Henricum trugen / noch auch deſſen grimmiges Gemüth/
ſo er wider dieſe hatte beſånfftigen , dahero fiengen jene
eine heimliche Rebellion an /dieſer aber/als das Werck ihm
verkundſchafftet war / ſtraffte die Conſpiranten mit aller
erſinnlichen Art von Grauſamkeit . Dem jungen Wilhel .
mo ,der mit implicirt und eingewickeltwar ; ließ er die Aus
progen ausſtechen und ſchickte ihn in Teutſchland ins Exi
lium , einige ließ er lebendig ſchinden / einige ließ er beim
Feuer am Spieß braten / einige hieß er in Säcke nåhen / Henricus
und ins Meer werffen / einige ließ er ſpiſſen / und tilgte extirpirt
die Nors
alſo durch allerhand Executiones und Marter faſt das mannis
gange Geblåt und die Poſteritåt der tapfferen Norman - ſche Fami
diſchen Herren , die vor 170. Jahren dieſes Land ſo herk: lien .
hafft erobert / und von deren Erbin er ſolches åberkom
men / gankunbarmherzig aus, dahero ihm auch in den His
ſtorien der Bey Name Aſper ,oder der Rauhe / beygelegt
wird .
Seinen gröſten Grimm aber ließ er gegen einen Si Marter
cilianiſchen Grafen / der Jordan hieß / aus : Dann der Gras
als er erfahren / daß dieſer Cavallier mit ſeiner Besfens Jor
dania
mahlin / Conſtantia , (die da / weil ſic ſahe / daß ihr Herz
fich ihrer nicht achtete / ſondern andern jungen Mags
ben nachhiengen / ihme gleichfalls / ungeachtet ihres Al
ters / untreu ward i) verbottene Buhlſéhafft trieb / und
von ihr ein Verſprechen erhalten / wann ſie ihres Ges
mahls loß werden könte i fo wolte ſie ihn auf den
Thron feßen / ſo nahm er mit demſelben die graus
ſamſte Execution vor als jemahls vorgegangen /
dann er ließ ihn nackend auf einem glúenden eiſernen
El 4 Stuhl
440 Vierdrer Periodus. III. Capirel.

Sec.XII .

Stuhl anfeſſeln / ihme eine glüende Crone mit glúenden


Mågeln auf den Kopff nageln / und durch ſolcheMarter
umbringen .
An, 1196 . Um dieſeZeit ließ Pabſt Cæleftinus abermal eine all
Neue gemeine Cruciatam predigen , weil die vorige / fo Kåyſer
Cruciata. FridericusBarbaroſſaunternommen / ohne Frucht abgan
gen : zu ſolcher fanden ſich in Teutſchland viel vornehmer
Herren / inſonderheit Henricus, ein Sohn Herßog Hen
riciLeonis , der Herkog von Brabant / und andere ein .
Der Käyſer ſelbſten erbot ſich auch nach den Erempel ſeis
nes Herrn Vatters dieſer Expedition in Perſon mit bey.
zuwohnen / weil er aber mit den Revolten und Aufruhren
in Sicilien und Apulien noch etwas beunruhiget war / die
Stånde in Deutſchland ihn auch nicht ſo weit weglaſſen
wolten , ſo muſt er ſich noch eine Zeitlang in Europa auf
halten : Damit aber an dem Zug ſelbſten nichts verabſau:
met würde, ſo ließ er den Erf -Biſchoff zu Måynk / und A
dolphum den Grafen von Hollſtein mit 20000.Mann ims
mittelſt voraus gehen : Er ſelbſten bediente ſich auch dies
fer Gelegenheit die KäyferlicheCron auf beſtåndigan ſein
Haus zu verknüpffen / und that auf Dem Reichs - Tag
zu
IDie Regierung Henrici VI. 441

zu Worms den Stånden die Propoſition , dak weilen er


nicht ehender aus Occident aufbrechen , doch die gefährlis
cheReiſe in Orientantreţten wolte/er wüſte bann / daß die
Succeflionimkåyſerthum vor ſeinePofteritåt itabilirt und
beveſtiget bliebe fo folte man derohalben , um ſo wol Das Henricus
gute Werck , das er vorhåtter zu befördern / als auch alle will das
Strittigkeiten , die ob den Käyſețlichen Wahlen zu entſte: thum
henpflegten , abzuſchneiden , ein Gefeß aufrichten ,daß man erblich
nemlich das Römiſche Reich in ſeineț Familia erblich ma- machen,
chen wolte / davor wolt er ſeines Sohns Erblande Sici
lien und Neapolim , wie auch das Herzogthum Spoleto
und Capua dem Reich dergeſtalt incorporiren / daß wann
heut oder morgen ſeine Familia ausſterben würde / ſie dem
Reich verbleiben u
/ nd der nachfolgende ſåyſer darüber
Herz ſeyn ſolte. Esſtimmten auch die auf dieſem Reichs.
Tag verſammlete Fürſten / funffzigan der Zahl / bey wel
chen damals die mehreſie Autorität / und die Wahl bes
*
ſtund / ( dann die Wahl der Chuſfürſten war ſelbiger Zeit
noch nicht auf ſieben reducirt oder gebracht/ ) damit ein
i verſprachen und bewilligten die erbliche Succeſſion , errichs
teten darüber ein Inſtrument, dem ſie ihre Siegel allerſeits
anhiengen /und erklärten würcklich den jungen Fridericum ,
einen Pringen von dren Jahren zum Succefforem .
Indem nun nach dieſer Zeit Henricus in AufſuchungHenrici
und Hinrichtung deț vornehmſten Sicilianiſch- und Nea:Gemabs
politaniſchen Herren aus dem NormanniſchenGeblüt, piriet mig
dieihm nur ein wenigverdächtig vorkamen /immerfort bes der ihn .
ſchäfftiget war ward endlich feineGemahlin Conſtantia
dergeſtalt darüber erzůrnet / daß ſie ſich allerdings von ihm
ſepariſte und abſonderte, in die Stadt Palermo ſich begabi
und ihren Gemahlmit Krieg angriff Henricus der keine
eigene Armee auf den Beinen hatte / und ſich einer ſo jáha
lingen Revolution nicht verfah / ſalvirte ſich in ein veſtes.
į Schloß und ſchickte von dar aus eine Geſandtſchafft
an feineGemahlin und die rebelliſche Stände / und ließ
um Frieden anhalten ; nachdem er nun ſolchen erlangt/und
um allen Argwohn vor fürhabender Rache von ſich abzus
Ees. kehren ,
442 Vierðter Periodus. IV. Capitel.

Sec.XII. kehren , ſich mit Sagen divertirts und erluſtigte /fiel er zu


Meſlina in eine hinige Kranckheit/ ſo ihm / nach Meynung
An . 1197. etlicher Scribenten /von Gifft / den ihm ſeine eigene Gemah
Henricus lin bengebracht,her gerührt/ und verſchied daſelbſt. Seis
ſtirbt. ner Regierung im 7. ſeines :Alters im 37. Jahr.
Es iſt von dieſem Herm , welcher der Geilheit und
Seine
Berchreis Grauſamkeit gar ſehr ergeben war / nicht vielrühmliches
bung. zu melden /auſſer daß er den Griechiſchen Kayſer Alexium ,
unter der Bedrohung / daß er ſonſt die Injurien dem Kårs
fer Conrado III , und Friderico I. von ſeinen Vorfahren
wiederfahren / råchen / und ſeinePrætenſiones und Anfors 142
derungen / ſo er auf alle Lånder von Epidammo an / biß auf
Theſſalonicam machte,mitden Waffen profequiren wola
te/dahin gendthigt / daß er ihn einen jährlichen Eribut von
70 , Talentis, das macht ungefehr 400000. Thaler /zahlen ,
und weilen er folches Geld weder in der Käyſerlichen
Schak -Spammer noch aus den Kirchen zuſammen brin
gen kunt / die alten Käyſerlichen Graber öffnen / und was
er von Gold undSilber darinnen fand i heraus nehmen
muſte : Allein Kayſer Henricus erlebte nicht mehr / daß
dieſes Geld ankam .

Das IV. Capitel.

Von der Regierung des Kayſers


Philippi.

An . 1197 On dieſer Zeit fangen an die groſſe Haupt-Revo .


lidem qui lutiones und Dillidien oder Uneinigkeiten im Rós
fupra. miſchen Reich / welcher in die 75. Jahr gewåhret/
und endlich faſt gank Italien demſelben aus den Händen
gebracht / auch es in die Schrancken / in welchen es Dermal
noch beſtehet í eingeſchloſſen .
So bald Philippus, des Kanſers Henrici Bruder /daß
Philippus
wird Ableiben dieſes Herin vernommen hatte / nahm er den
Kayſer. jungen Prinken Fridericum , und die Kayſerliche Inſignia
zu fich / erinnerte die Stände ihres an Kayſer Henricum
feines
Die Regierung Philippi. 443

feines Sohns Succeſſion halber gethanen Verſprechens /


und erbot ſich daß er /als des jungen Kayſers /der erſt vier
Gahr alt war / nächſter Vetter /immittelſt deffen Vor:
mundſchafft/ und des Reichs Adminiſtration, ůbernehmen
wolte. Wie aber die Schwäbiſche Familia unter Kanſer
Conrado III . Friderico I. und Henrico VI . ihre und des
Reichs Domination und Herrſchafft in Stolien weiter ex
tendirt / als denen Staliäniſchen Herren und dem Rós
miſchen Hofwar lieb geweſen , alſo war Pabſt Coeleſtino,
Innocentio ,und deſſen Succeffori, gar nicht anſtändig/daß
pas Kayſerthum bey dieſer herrlich und machtigen Familie
noch långer bleiben ſolte . Ermahnte derohalben Innocent,
die Seutſchen Fürſten, ſie folten ja dieRegierung der Phi
lippo nicht in die Hände ſtellen / ſondern einen Kayſer aus
einer andern Familie erwählen /und brachteAdolphum den
Eru Biſchoff von Cðin dahin , daß er des Verſprechens /
To šanſer Henrico geſchehen / vergeſſend / ſich mit etlich ans
bern Fürſten zuſammen that / und die Crone Bertholdo, Bershol
dem Herzog von Zähringen , der in der Schweiß / Grafe dus von
ſchafft Burgund und Elſaß herrſchte / antrug. Dieſer gen wird
Herr ob er ſchon machtig und über die maſſen reich war/ ſo wider ihn
war er doch dabey allzu geißig / als daß er ſein geſpartes zum Kays
Geld auf die Händel / die ihm ob dieſer Wahl zuwachſen ſer er,
würden ,wenden wolte / bedanckte ſich derohalben der Eh, wählt.
re/und tratt felbſten aufKayſers Philippi Seite. Solchem Und enda
nach gieng der Erz- Biſchoff von Cðin weiter / und wurff lid Osta
mit ſeinen adhærenten /Ottonem ,den Herzog von Sachſen yon
Braunſchweig ,einen von des Herzogs HenriciLeo- Braun,
oder
ſdweige
nis Sdhnen , zum Kayſer auf dem auch ſeiner Mutter
Bruder /der König in Engeland / guten Vorſchub that.
Zwiſchen dieſen zweyen Kayſern und Æmulis nun , Phi
lippo und Ottone, ward das Reich gewaltig mitgenoms
men / und zerriſſen . Der neu-erwählte Kayſer Otto, bes Krieg
måchtigteſich der Stadt Aachen / woſelbſt Karfer Philip- zwiſchen
pus eine Beſabung hatte /und ließ ſich alldar vom Erk Bi; Philippa
. Tchoffzu Cöln crönen / dergleichen geſchah auch demKan, und Oc.
tonce
ſer Philippo zu Måyntydurch die Hände des Biſchofs von
Tarento ,
444 Vierdrer Periodus. IV . Capitel.

Sec.XII. Tarento , weil der Erz-Biſchoffſelbſten mit der Armee im


heiligen Land abweſend war : Auf Seiten des Philippi,
der ſelbſt garmächtig war ,und das Herzogthum Schwas
ben , auch das Herkogthum Toſcanahatte / ſtunden Ber
tholdus,der Hečkogvon Zähringen/ Leopoldus,der Hers
kog von Deſterreich / Herniannus, der Landgraf von Thůs
ringen und Heſſen / Albertus , der Marggraf von Meiſſen/
Bernhardus , der Herzog von Sachſen Ludovicus, der
Herkog von Båyern /und Primislaus der König von Böh
men /deme Der Kanſer Philippus dieſe Dignitåt / die Fride
ricus I. dem HerkogUladislao II. aufs neue por dieſem con
ferirt hatte, beſtåttiget. MitOttone hielten es auf Ermahs
nung des Påbſti. Hofs i bie mehreſten Biſchoffe / und Ri.
chardus der König von Engeland /Ottonis Mutter Brus
der /Henricus, desOttonis Bruder i der vermittelſt ſeiner
Henrath Pfalßgraf am Rhein worden i hielt es zwar ans
fånglich mitOttone,endlich aber ließ er ſich durch Philippi
Drohungen ſchrecken / daß er auf ſeine Seite trat,

Seculum XIII ,

fe nun zwiſchen beeden Competenten und Mitbuh.

Gluck mehrentheils auf Philippi Seiten / welcher sank


Obeț: Teutſchland unter ſeine Devotion brachte i da hins
gegen Otto nur in Nieder:Sachſen ſich behelffen muſte :
Kanſer Damit nun Pabft Innocentius, der ſich offentlich verneh,
Philippus pren laſſen ,daß er ehender ſelbſt das Pabſtthum quittiren
wird in als Philippum vor einen Kanſer erkennenwolte / deſſen Fa
Bannges ction eineDiverſion machen möcht/ ſo that der Kayfer Phi
than . lippum wegen einiger Privat Laſter in den Bannmand richs
tete damit ſo viel aus/ daß ungeachtetman dieſes Fulmen
oder Bann Donner /welches biſher allzu gemein worden/
dazumal nịchtmehrſo hoch als vor dieſem furchte / gleich .
molen unterſchiebliche Herren den Vorwand nahmen /
und von Philippi Seiten abtratten ; die Vornehmſten
waren Hermannus,der Landgrafvon Thüringen /und Pri
mislaus der König in Böhmen /welcher, indem er ſeineGes
mahs
Die Regierung Philippi. 445

mahlin des Marggrafen in Meiſſen Tochter von ſich ges


ſtoffen / erſagten Marggrafen und den Käyſer offendirt/
daß ſie ihm darüber auffäßig worden / worob Primislaus
die Parthey des Philippi gar aufgegeben / und ſich mit ſols
cher Hefftigkeitan Ottonem gehencket / daß man ihn dess
halben insgemein Otto gar / welches die Lateiner Ottoga. Urſprung
rus exprimirt/genennet hat.Kårfer Philippus ſuchte dieſes des Na.
zu råchen / und verheerte Thüringen und Böhmen / fo weit mens
er kunt i ward aber von beeden Fürſten in der Stadt Er, Ottogari,
furt belagert / und hatte groſſe Mühe ſich heimlich durch zu
practiciren:
Über dieſes ereignete ſich noch eine neue Urſach von
Widerwillen zwiſchen dem Pabſt und Kåyſer Philippo.
Conradus, der Erk: Biſchoffvon Måynk /war immittelſt
von der Expedition aus dem Heil. Land wieder kommen
und als er ſein Vatterland in ſolchen Flammen ſahe , wens
dete er allen Fleiß an dieſelbe zu dåmpffen : ehe er aber das
mit zurecht kommen kunt/ gieng er mit Tod ab. Bey der
Wahl des neuen Biſchoffs funten ſich die Capitulares
nichtvergleichen / ein Theil erwählten Leopoldum , den Bis
ſchoff von Worms/der andere/Sigfridum :Sanfer Philip
pus patrocinirte und ſtund dem Leopoldo ber /welcher hier:
durch ſich in die Poffefſion Tchibang / hingegen favoriſirte
der Pabſt dem Sigfrido,und excommunicirte den Leopol
dum mit der ganzen Stadt Mårnik i welches aber dieſe
nicht ſonders achteten i ſondern ſich ſtelteni / als wüſten ſie
nichts von der Excommunication , und deren ungehindert
die Geiſtliche Functiones oder Aemter verrichten lieſſen .
Indeſſen gebär dieſer Streit eine neue Spaltung im
Reich , weil etliche den Sigfridum , etliche den Leopoldum
vor den rechten Erk- Biſchoff erkannten .
Dieſes ſtreiten zwiſchen den Kånſern und den Erk:
Biſchoffen / währtebiß in das achte Jahr /da endlich Kårs
ſer Philippo ein Streich gelang/ daß er des Kånigs Pritnis.
lai Armeein die Flucht ſchlug. Wie nun hierauf die meh:
ceſte von Käyſers Ottonis Parther / und darunter Lanos
graf Hermann von Thüringen , der Hergogvon Lotharina
sen
446 Vierðter Periodus . IV. Capitel.

S. XIII. gen / der Hertog von Brabant / und andereauf Philippi


Seiten tratten / ließ endlich auch der Erk : Biſchoff von
Crln ſ Adolphus', ſelbſt ſich durch Geſchencke gewinnen /
daß er von Ottone abtratt / und Kårfer Philippum zu Aas
chen crónte. Dieſes zu rächen/ excommunicirte der Pabſt
Adolphun , und ward an ſeine Stelle zu Čšln Bruno zum
Erß - Biſchoff erwählt / hingegen manutenirt und beſchůt:
te Käyſer Philippusden Adolphum , blocquirte Coin ans
derthalb Jahr lang/und brachte Kåyſer Ottonem , der ſich
darinnen befand , in groffe Noth / daß er ſich kümmerlich
Daraus falviren kunt / eroberte Neuß/ und raumete es dem
Adolpho ein / zwang auch endlich die Stadt Coln ſelbſten
jur Ubergab / und bekam den neuen Erk : Biſchoff Bruno
nem gefangen.
Wienun Käyſer Otto fahe/baß ſeine Parthen von Tag
ju Tag ſchwacher ward / indem auch Kønig Primislaus,
oder Ottogarus ſich mit dem Kånſer reconciliirt und vers
ſöhnet/ und Otto befürchten muſt, er dårffte endlich gar um
ſein Herzogthum Braunſchweig ſelbſten kommen i ro ließ
er durch ſeinen Heren Vettern , den König in Engeland/
den Pabſt erſuchen , er möchte bedacht ſeyn / zwiſchen ihm
und Philippo einen reputirlichen Frieden zu ſtifften . Ders
gleichen thaten auch die Stände von Čeutſchland / als
welche dieſes Kriegs můde waren.
Der Pabſt Währender dieſer Troublen hatte Pabſt Innocentius
occupirt ſeiner nicht vergeſſen , ſondern wolwiſſend / Daß er von den
pielDet. Känſern dermalen nichts zu fürchtenhatte ! Den Magiſtrat
Jtalien. von Rom oblig rt / daß ſie ihn vor ihren abſoluten und eia
genmächtigen Herm , in weltlichen Dingen 7 erkennen mus
ſten / annebſt die Lånder Romagne, Marchiam Anconita
nam , das Herzogthum Spoletto , und von den Länden der
Mathildis denjenigen Strich /ſo heut ju Tag Patrimonium
Petri heiſt , und darinnen Viterbo und Civita Vecchia die
Haupt-Stådte ſind / an ſich gebracht / welches alles vors
hin von gewiſſen Herren beſeffen ward / die ſolches vom
Käyſer zu Lehen empfangen. Weil er nun wahrnahm , daß
er doch nicht habe verhindern können , daß Philippus nicht
Die
Die Regierung Philippi . 447
die Oberhand behalten / und einen avantageuſen oder vorsFriede
theilhafften Frieden vor beſſer hielt 1 als einen unſichern zwiſchen
Krieg / ro bezwang er endlich ſeinen Unwillen , abſolvirte Philippo
Philippum von dem Bann /und vermittelte den frieden und Öc
auf ſolche Weiſe : Daß der Käyſer dem Påbſti. Stuhltone.
Romagne , Marchiam , Anconitanam , und das Patrimo
nium Petri laſſen / bes Pabſts Nepoti, oder Bruders
Sohn Richardo , ſeine Tochter zum Weib und zugleich
Das Hertogthum Spoleto , und einen Theil von Toſcana
zum Henrath - Gut mit geben / dem Käyſer Ottoni feine ans
dere TochterBeatricem verheyrathen / und ihn nach ſeinem
Tod zum Nachfolger deſigniren oder ernennen folte, hins
gegen ſolte Otto den Kånſerlichen Titul/ ſamt der Regies
rung, ablegen /undſo lang Philippuslebte, ſichweiter nichts
unterfangen . Dieſer Friede ward auch noch durch andere An . 11077
Schwägerſchafften beſtåttiget /indeme des Königs Pri
mislai Sohn Wenceslaus, und der Herzog von Brabant
ebenfalls zwer von Käyſers Philippi Tochtern geehliget.
Auf dieſe Weiſe ward zwar die Ruhe in Teutſchland
wieder gebracht , der gute Kayſer Philippus aber / welcheie
ſchon Zurüſtungen machte , die auswårtige Reichs- Feina
del als den König von Dennemarck , der in dieſem trůben
Waſſer Hamburg und Lübeck weggefiſchet / zu bekriegen i
kunt felbiger nichtlang genieſſen . Es hatte vor dieſem Ot.
to ,der Grafvon Wittelsbach , ein Bruders-Sohn Otto
nis Majoris,demeKårſer Fridericus I. nach Henrici Lconis
Exaucoration und Abfeßung, das Herkogthum Bånern
conferirt, ſich um eine Tochter vom åyfer Philippo anges i
meldet / auch ziemlich gute Hoffnung erhalten ; weilen er
aber immittelſt einen Cavallier am Båyriſchen Hof leichts
fertig und unredlicher Weiß ermordet / und darüber auf
einem Reichs - Tagwar condemnirt worden, ſo hatte ihni
Kåpfer Philippus die Freundſchafft wiederaufgeſagt, und
die Tochter abgeſchlagen . Wie nun bey dieſem Frieden
ſo viel Heyráthen vorber , Otto aber darbey leer auss
gieng 7 ſo erſuchte er den Känſer /daß er ihn an den Kos
nig von Polen recommandiren ſolte , damit er deſſelben
Coche
448 Vierdter Periodus. IV . Capitel .

S. XIII. Pochter bekäme; der Kaiſer that ſolches i aber in etwas


kaltſinnigen Terminis , und als ber Graf Otto an der Sas
che einen zweiffel håtte i das Schreiben öffnete / und das
durch ſeinen Secretarium ſich vorléſen ließ 1 (dann er felb
ften funter nach ſelbiger Zeit Gewohnheit / da die Unwiſ
ſenheit auch bey Fürſten und Herren går gemein war / mes
Der ſchreiben noch léfen/) und es mehrzu ſeinem Schaden i
als Nügen eingerichtet fand i ſo ließ er ſich ſolches derges
ftalt verdrieſſen ; Daß er hierůber dem Kayſer nach Leib
und Leben trachtete. Indeme nun Käyfer Philippus einsa
mals zu Bamberg war / und eben zu Ader gelaſſen hatte/
ließ ſich GrafOtto ben ihm anmeldení inter der Schein
ihn zu beſuchen / da er vorgelaſſen wärd / und den Kays
fer auf einem Ruhe: Bett i allein in Geſellſchafft des
Biſchoffs von Speyer / ſeines Obriſt-Cåmmeres "/ und
Philippus desTruchſes von Waldburg antraff / zog GrafOtto vom
ftochen . Beber i und brachtė Kanſer Philippo alſobalden einen

Ano i 508. tödtlichen Stich bey : Der Biſchoff von Speyer verſteckte
ſich unter den Tiſch i die andere beede ſekten fich zwar /
zur Wehr / weil ſie aber ohne Waffen waren i funten
fie
Die Regierung Philippi. 449

fie ihn nicht abhalten / ſondern wurden ſelbſten darüber


verwundt / und gieng diß alles in ſolcher Eil zu / daß / ehe
man Lermen machen kunte, der Mårder noch dazu aus dem
Schloß hinaus kam . Auf dieſe Weiſe ward dieſer groß
Käyſer verrätheriſcher Weiſe umgebracht , nachdem er
ole
regieret zehen Jahr .
Es wird von allen Hiſtoricis ihm ein trefflich Lob und gu- Deſſen
tes Zeugnuß gegeben / ſonderlich von Beſcheidenheit / und Beſchreis
daß er i ungeachtet ér vom Pabſt Innocentio fo hartver, bung.
> folget worden / er gleichwol wider deſſen Perſon fich nie
eines einigen ſchimpfflichen Worts vernehmen laſſen .
Das V. Capitel.

Die Regierung des Kayſers


Ottonis IV : Saxonis.

Er Antritt von der Regierung Ottonis,war gank Arnold :


ruhig : Erward in Krafftmit Philippo getroffe: Lüb. Otto
S

nen Vergleichs / aufdem Reichs- Tag zuFrance deSt.Blal.


fürtvon fünffzig Fürſten einmüthig erwählt / und erklärte chof.Moni.
Paſelbſten Den Graf Ortonem von Wittelsbach alſo. An .1208.
balden in die Acht / welcher auch kurk hernach von einem
Grafen von Pappenheim nicht weit von Regenſpurg er:
ſchlagen worden . Mit ihm ſtarb die Wittelsbachiſche
Gråfliche Linie ab , da hingegen ſein Herr Vetter oder
Vatters Brüder , OttoMajor, die heutzuTag noch flori
rende Båyriſch- und Pfälziſche Familiam fortgeſtammet.
Auf dieſem Reichs- Tag ward auch das Gefeß , welches
Käyfer Henricus von der erblichen Succeffion gemacht,
wieder aufgehoben / und die Zahl der Käyſerlichen Wåbs Anfang
ler oder Chur- Fürſten i welches Rechtbiß hieher ohne Uns berfieben
terſcheid ben allen Fürſten , die auf den Reichs- und Wahl: Chur.
Tågen erſchienen /beſtund/ um die Vertheilung der Stim : Fürſten.
meni ſo dieſes legtémål ſo viel Unglücks im Reich verurs
facht / Beſtomehr zu vernieiðen , auf die ſechs Erk-Aemter
reducirt und eingezogen i nemlich auf die drey Erk -Canks
ler / Måynt i Trier undCdIn, aufPfalk/ als Erk- Druch
ſeffen , Sachſen , als Erz-Marſchalcten / und Brandens
Dritter Theil,
Ff burg
450 Vierdter Periodus . V. Capitel.

S. XIII. burg als Erk-Cåmmerern / Böhmen ward bazumal aus:


geſchloſſen , weil es von der Wendiſchen und nicht von der
Teutſchen Nation war / und nicht anders zur Wahl admit
tirt / als im Fall, da ſich die obige ſechs Chur- Fürſten ob
der Wahl nicht vergleichen könten . Und dieſes zwar
ſcheinet in der That der erſte und warhafftigſte Anfang
der ſieben Chur- Fürſten zu ſeyn / wiewol man nach dieſer
Zeit auch bey dieſer Conftitution und Verordnung nicht
durchgehend geblieben / ſondern noch andere Fürſten mehr
zur Wahl mit admittirt hat.
Das andere Jahr nach der neuen Wahl des Ottonis
2 ſtellte derſelbe ſeinen Romer - Zug ſehr prächtig an / und
ward Anfangs zu Månland mit der Longobardiſchen /
und bald darauf zu Rom vom Pabſt Innocentio mit der
Römiſchen Cron gecrónt. So bald er dieſe Crónung
weg hatte / Fehrte er das Rauhe hervor / wolte an
den Ac
cord, den Kayſer Philippus mit Innocentio getroffen /nicht
Orro will gebunden ſeyn/ und fordertedie Marchiam Anconitanam ,
vielLån Das Patrimonium Petri , und anders /was der Pabſt in den
der vom vormaligen Troublen an ſich gebracht hatte i wieder zu.
Pabſt zus ruck, unter dem Vorwand / weilen der Pabſt ſelbſten von

dern.fors ihm einen Eid genommen / daß er des Reichs Jura vertheis
ruck
digen ſolle , ſo könne er Krafft dieſes Ends dieſe anſehnlis
che Stucke/ſo vorhin zum Reich gehåret / nichtzuruck lap
fén :ließ ſich auch ſolchedurch einige Juriſten , mitdenen
er eine Figur von einem Gericht beſtellet / und die Sache
davor debattiren laſſen / per Sententiam und Ausſpruch
würcklich zuſprechen . Ob dieſen Forderungen kam der
Pabſt / der doch vorhin Ottonis ſo groſſer Parron gewe
ſen / und der Kaiſer / gewaltig an einander / und die Ros
mer / die nun mit dem Pabſt völlig verglichen waren /
nahmen fich des Påbſtlichen Stuhls an / 'erweckten eine
Aufruhr , jagten den Kanſer aus der Stadt hinaus / und
ſchlugen in ſolchem Tumult viel vornehme Teutſche Hers
ren toot.
Hierauff griff Kayſer Otto auch würcklich ſeiner Seits
zum Waffen , nahm die Marchiam Anconitanam und viel
andere
Die Regierung Ottonis IV . Saxonis . 451

andere Påbſtliche Derter und Schlöſſer ein / und rüſtete


alles zu einem formal und hefftigen Krieg : der Pabſt er:
mahnte ihn zwar davon abzuſtehen ; als aber der Kanſer Wird
darauf nichts gab/ fehrte ſich der Pabſt zu den Geiſtlichen darüber
Waffen , und that den Kanſer allerdings in Bann. Der in Bann
gethan.
Kayſer hingegen , um ſich noch mehr an dem Pabſt zu
råchen / extendirte und erſtreckte ſeine Prætenſiones noch
weiter / diſputirte dem Pabſt das Jus und Lehen Herz
fchafft auf Neapolis , und wolte felbiges Land ſamt Sicis
lien dem Reich wieder unterwürffig machen / und weil der
junge Fridericus, deme dieſe Kidnigreiche erblich gehörteny
ſich zur Wehre ſekte, ſo fündigte Oito demſelben den Krieg
auch in Teutſchland an / und ruinirten ſein Herzogthum
Schwaben . Hierüber bließ man auf allen Seiten Ler.
men / und ſuchte jeder Theil ſeine Parthen zu fortificiren
und zuverſtårcken / ſo gut er fünte ; der Pabſt beruffte den
jungen König Fridericum aus Sicilien / der bißhero nach
Ś bem mit Kayſer Philippo getroffenen Vergleich in des
3 Pabſts Protection geſtanden 7 und recommandirte fol
jchen denen Teutſchen Fürſten zum Kayſer / und Fride
ricus machte noch dazu Allianz mit Philippo Auguſto ,
dem König in Franckreich / weicher ohne das dem Kans
fer Ottoni ,als einem Neven oder Schweſter Sohn des
- Königs in Engeland feines Capital - Feindes 7 nicht gut
war ; hingegen ergriff Otto offentlich das Intereſſe vor
feinem Herm Vettern dem König in Engeland.
Der junge König Fridericus fand ſich in Teutſchland
ein / woſelbft Siffridus,der Erk- Biſchoff von Måyng , die
Påbſtliche Excommunication aller Orten publicirthatte/
und weilen theils Fürſten ſich noch erinnerten / daß fie dem
Friderico in Krafft der Huldigung / fo ſie ihm als einem
Kind noch in ſeines Heren Vatters Leben gethan , ohne das :
noch verpflichtet waren / theils fonſten zu Neuerungen
Luſt hatten, abſonderlich aber diemehreſten Biſchoffe Kayz
fer Ottoni feindwaren / weil er ihnen das ben ſeiner Erd- Fridericus
nung gethane Verſprechen / daß er nemlich von dem Jure, wirdzum
welchesKanſer Fridericus I. garſtarck wieder introducirt, Rapſer
und erfobren.
$f 2
452 Vierdrev Periodus. V. Capitel.
IM
S. XIII. und welches noch heut zu Tag in Franckreich zum Theil 4110
üblich iſt /und la Regale geheiſſen wird / abſtehen wolte/und
hielt i ſo trugen ſie nicht viel Bedencken den excommuni
cirten Käyſer Ottonem abzuſeßen / und Fridericum zu ers
Was die måhlen. Es war aber die Regale , wie mehr gedacht /
Regalia ein ſolches Recht/ daß die Kårſer / nach Abſterben der Visio
ſeyn,
fchoffe und Aebbte / nicht allein die Einkunfften der Bißs
thümer und Abbtenen vor ſich einzogen / biß ein neuer Bi
ſchoff oder Abbt erwählt und inveitirtwar , ſondern auch
der verſtorbenen Biſchoffe und Aebbte Allodial - Erben
feyn wolten / und was ſie nach ihrem Tod an Baarſchaff
ten und Mobilien verlieſſen / hinweg nahmen .
Krieg Dieſes in Teutſchland neu-aufgehende Feuer / nöthigte
zwiſchen den Ottonem aus ſtalien / woſelbſt er die Stadt Nea
und Fride-polith langvergeblich belagert/zuruck zu kehren :daſelbſt
rico , ließ er den Erk-Biſchoff Siffridum von Måynki darum /
daß ſelbiger die Påbſtliche Excommunication und Bann
publicirt/Criminislæſæ Majeſtatis und des Laſters der bes IN
leidigten Majeſtåt anklagen / und durch ſeinen Bruder /
den Pfalz - Grafen und den Herkog von Brabant / von
Land und Leuten verjagen / er ſelbſten hielt auch einen
Reichs- Tag zu Nürnberg 7 und ſtellte den Ständen vor /
daß er nichts begangen / wordurch er eine ſolche Perſecu .
ticn und Verfolgung meritirt / ſintemal er in allen ſeinen
Unternehmen bloß des Reichs Jura und Hoheit zu behaups
ten geſucht ; allein dasmochte ihm doch nichts vortragen /
ſondern die jenige , die ſich einmal an den jungen König
Fridericum gehencket / davon die Vornehmſte waren
der Erk- Biſchoff von Månng / der von Magdeburg /
der König von Böhmen / und der Landgraf von Thürins
gen und Heſſen / blieben ber ſelbiger Parther veſt. Hiers
mit gerieth es zu einem neuen einheimiſchen Krieg : kåys
ſer Otto befriegte den Landgrafen / nahm ihm die Stadt
Rotenburg in Heſſen ! Salgungen und Weiſſenſee hins
weg ! ſprach dem König in Böhmen den Königlichen
Titul ab , und unterdruckte , was er von Feinden übers
wältigen kunte. Nichts deſto weniger orang doch der
junge
Die Regierung Ottonis IV . Saxonis. 453

junge König Fridericus auf der andern Seiten durch


Elſaß durch 7 und ivard zu Aachen zum Kayſer gecros
net.
Wie nun ſolcher Geſtalt die Sachen in Teutſchland
hin und wieder wanckten i da allezeit das Glück mehr auf
des Friderici als des Ottonis Seiten war /und Kanſer Oç.
to wol ſahe/daß ſo lang des Friderici Aliiſter / König Phi.
Jippus Auguſtus in Franckreich /die Præpotenceund Ober
Gewalt behielt / die er damals hatte er mit den Ländern
ůbern Rhein nimmermehr zu recht kommen würde i fore
folvifte er zuforderſt dieſen Dorn aus dem Fuß zuziehen ;
lieſſe derohalben den Krieg inTeutſchland eine Zeitlang
hangen / kam ſeinem Heran Vettern König Johanni in
Engeland zu Hülff, und brachte nebſt dem Grafen von
Flandern / und anderen Engliſchen Alliirten eine Armes
von 200000. Mann zuſammen , darunter über isoo.
Ritter waren die guldene Gürtel zu tragen Macht
hatten , Anfänglich muſte vor dieſer erſchrecklichen
Armee ſich alles beugen , auch der König Philippus Au
Penye gulus in Franckreich ſelbſt i hatte Anfangs das Herk
nicht mit ſeiner Arinee i die kaum halb ſo ſtarck wari
ihm dem Kopff zu bieten / ſondern zog ſich zuruck ſo viel
er kunt.
Wie aber die Nüiirte ihn ben dem Dorff Bovines zwisAn.1914.
ſchen L'Isle und Tournay attaquirten und zur Schlacht Die Bao
n8thigten / Fehrte ſich das Glück dergeſtalt auf ſeine Sei-taille vor
te /daß er durch eine gångliche Niederlag der Feinde, die: Bovinçse
ſe notable Schlacht erhielt: Der Graf von Flandern und
andere wurden gefangen / die Kayſerlichen Haupt- Faha
nen erobert/ und der Kayſer ſelbſt / Der ſich mit den Sei
nigen zwar tapffer wehrte / und ſein Pferd unter dem Leib
verlohr / in die Flucht geſchlagen.
Dieſe Bataille gab Kayſer Ottoni den Haupt- Stof ;
dann als die Stände in Deutſchland Deſſer Macht ſo rehr
j geſchwächet fahen / fielen die i lo es bißhero noch mit
ihm gehalten Hauffen -weiß von ihm ab und Fridericozu /
i welcher hierauf in gank Ceutſchland · vor den rechien
Ff 3 Kayſer
454 Vierdrer Periodus . VI. Capitel.

S. XIII. Käyſer erkannt / und zu Aachen nochmal gecršnt ward /


und muſte Kanſer Otto GOtt dancken / daß man ihm
Otro muß im Braunſchweiger Land heimlich und in der Stille
das Kån: ſein Leben zubringen ließ / welches er auch vier Jahr
ablegen . hernach zu Harzburg aus Gram und Kummer / wor:
ferthum
zu endlich ein bißig oder peſtilengiſch Fieber ſchlug / auf bi
gab / nachdem er von Philippi Tod biß auf die unglück:
An . 1218. ſeelige Schlachtbey Bovines , regiert 7. in allen aber /wies
wolnach der Zeit ohne Autorität/ und ohne Stayſerlichen .
Titul / 10. Jält.
9
Das VI. Capitel.

Von der Regierung des Käyfers


Friderici II .
Gothof, geſer Herz/ welcher in derWarheit einer von den
Thom .
habilſten , gelehrteſten und wackerſten Kåy ſern
Fam , Alb .
Stade war , als jemals aufdem Thron geſeſſen , hatte
$

Das Unglück / daß er zeitlich mit dem Pabſtlichen Stuhl


1
in Mißhelligkeit verfiel / und darüber in ſeinem ganken
Leben dergeſtalt herum aetrieben warð / daß ſeine ganz
ke Regierung voll von Krieg und allerhand Widerwår:
tigkeiten / und gleichwol leer von groſſen Haupt- Verrichs
tungen war.
Ranſer Er ward/ wie in den vorigen Capiteln gemeldet/ ſchon
Fridericus bei ſeines Herrn Vatters Lebzeiten im dritten Jahr ſei:
kommt
nes Alters zum Succeffore des Reichs ernennet ; Weil
Reich. ihm aber der Herr Vatter Såyſer Henricus VI . allzus
frühzeitig von GOtt genommen worden / und er reibs
ſten der Regierung noch nicht fähig war / ware immit
telſt das Kråyſerthum ſeinem Herzn Vettern und Vors
mund / Käyfer Philippo , anvertrauet / und nach deſſen
Tod / kam es / Krafft des gemachten Vergleichs / in die
Hånde Herkog Ottonis von Braunſchweig . Nachdem
aber auch dieſer mit dem Påbſtlichen Stuhl ſich abge
worffen / undin den Bann gethan worden / machte man
von neuem Reflexion und Abſicht auf unſern Fridericum ,
und
Die Regierung Friderici II. 455
.
und fieng der Pabſt Innocentius III . ſelbſten an / wie ſehr
er auch ſonſten deſſen Familiam haſfete , ihm wieder Otto
nem zu portiren und überzuhelffen / in Hoffnung, daß mit
ihm , als einen jungen Heren / und welcher dazumal meis
ſtentheils in Sicilien und zu Neapoli auf Staliảniſch erzo
gen war , beſſer als mit andern zurecht zukommen ſeyn An, 12781
würde. Mit gedachtem Kayſer Ottone hatte Fridericus
zwen Jahr hart zu competiren und zu ſtreiten , ward zwar
zeitlich / und gleich nach ſeiner Ankunfft in Teutſchland zu
Aachen gecront / kunte aber doch des Reichs noch nicht
völlig habhafft werden / biß daß Otto in der Schlacht ad
Bovinas von den Frankoſen überwältiget / und dadurch An. 12145
alſo gedemüthiget war/daß er alle Hoffnung/ von Erhal.
tung des Kanſerthums / muſte ſincken laſſen / und mit Abs
legung des Kanſerlichen Tituls zu Braunſchweig ein Pri
vat- Leben führen.
Von dar an / da nemlich alle noch übrige Adhæren
ten des Ottonis , darunter der ad Bovinas mit überwuns
dene Herkog von Brabant , der vornehmſte war / ſich auf
Friderici Seiten geſtellt / fieng dieſer an ſich als volls
. kommlich und allgemeiner Kayſer aufzuführen / und reiſes
te darauf ; da immittelſt Kanſer Otro gar verſtorben / mit
einer anſehnlichen Armee in Italien die Römiſche Cron
zu empfangen / die ihm auch der Pabſt Honorius III. auf- An, 1219.
fekte / und zur Danckbarkeit und Befeugung vollkoms Fridericas
mener Freundſchafft / vom Kayſer die Grafſchafft Fundi raumet
dem Non
geſchenkt bekam / geſtalten dann auch ſchon vorher der miſchen
Kapfer auf alle dieſe Orte /ſo vor dieſem zur Kirche ge- Stuhlviel
hårt / und von ſeinen Vorfahren waren occupirt und ein. Derter
genommen worden / wie nicht weniger auf das Jus der ein .
Regale, oder Recht der geiſtlichen Einkünffte, renuncirt
und abgeſagt hatte .
Dieſe Freundſchafft aber wahrte nicht ein Jahr / ba
verwandelte ſie ſich in årgern Hag / als zwiſchen den Påbs
ften und Kayſern jemals geweſen war ; Dann als nach
empfangener Crónung Kayſer Fridericus nach Napoli
reiſete / die kleine Unruhen /ſo fich daſelbft währender ſeiner
Šf 4 Abwes
456 Vierðter Periodus VI . Capitel .

S. XIII. Abweſenheit im Land begeben / zu ſtillen / und unter ande: RL


ren die Grafen von Agnagnia, des Pabſts Innocentii III.
Brüder / diewährendem Krieg mit Kayſer Ottone ſich
Gibe liniſch erklärt/und in Apulia ein und andern Ort dem te
Kayſer Friderico abgezwacket hatten / zu paaren getries
ben / ro ſuchte einer von dieſen / Thomas mit Namen /ſeine
Zuflucht beym Pabſt Honorio , und nahm deſſelben Ge.
můth alſo ein /daß er es allerdings von dem Kayſer ab
wendig machte.
Anfang Wie nun hierüber,da nemlich der Pabſt Honorius die
der Miß:
helligkeis Neapolitaniſchen Malcontenten und Mißvergnügte je
ten zwis' mehr und mehr protegirt/und ſchügte und den Kanſer dis
ſchen dem gouſtirt / oder beleidigte / der Unwillen zwiſchen beeden an:
Kayſer gieng / reiſete Kayſer Fridericusin Teutſchland / um auf
und dem Sieſer Seite und in den Rucken ſichſicher zu ſtellen, beruffte
Pabſt.
einen Reichs- Tag/ proponirte daſelbſt den Stånden/ was
vor Unbilligkeiten er vom Påbſklichen Hof empfangen /
und daß man alda damit umgehe / wie man das Römiſche
Reich völlig unter die Påbſtliche Botmäſſigkeit ziehen
wolle'i ermahnte ſie zur Beſtändigkeit und treulicher Zu
fammenhaltung / und brachte zuwegen / daß man ſeinen
jungen neun-jährigen Sohn Henricum , zum Römiſchen
König und Succeſſorem crónte.
Diß verricht /gieng Fridericus wider in Italien /führte
den Krieg wider die Rebellen in Apuliaund Calabria, uns
geachtet ſie in des Pabſts Protection ſtunden / fort / nahm
einige Saraceniſche Familien , die aus Sicilien vertrieben
waren / in Gtalien ein / und erlaubte ihnen die Stadt Nu
ceriam zubauen.
Der Käns . Wienun das erſte dem Pabſt Honorium , der Demkara
fer wirð ' fer Friderico bereits feind war ! gewaltig vor den Kopff
in Bann ſtieß / alſo gab ihm das legte eine gute Gelegenheit wider
gethan. ihn zu eclatiren und auszubrechen. Solchem nach that er
ihn in Bann, als einen Feind der Kirchen / und der mitden
Saracenen Allianz gemacht / beſchuldigte ihn auch ro
gar / als ob er die Chriſtliche Religion gånglich abgelegt
und ein Türck worden ſeye i ſchrieb dieſes offentlich an
den
Die Regierung Philippi II. 457

den König in Franckreich / und trug ihm unter dieſem Præ


text das Kayſerthum auf.
gmittelſt fügte ſichs /daßKönig Johannes Brennes, oder
de Bregna, oder auch de Brienne, wie ihn die Frankojen
nennen / von Jeruſalem mit ſeiner einigen Tochter Jolanta
nach Romkam /um Succurs wider die Cürcken zu erbitten ;
dieſer machte mit Kayſer Friderico , der nach ſeiner Ges
mahlin Conſtantiæ aus Arragonien Tod / eben ein Wit
wer war / Bekandtſchafft / und verſprach ihm ſeine Tocha
ter zur Ehe, und das Königreich Geruſalem mit zum HensWird mit
rath -Gut zu geben / wann erzu einerOrientaliſchenExpe- dem Pabft
An. 1223..
dition und Feld-Zugſichverſtehenwolte iſoKayſer Fride verföhnet
ricus zu thun verhieß /darauf die Jolantam zu Rom heyras
thete / und durch Interpofiton und Vermittlung Königs
Johannis mit dem Pabſtſich vergliche.
Seinem Gelübd nun ; ( dergleichen er auch ſchon vors
i långſten gethan / und deſſenthalben den Herzog von Båva
ern / und den Biſchoff von Meß mit einer ſchönen Armee
nach Damiatam geſchickt hatte / ein Genügen zu thun /
i ſchrieb Kayſer Fridericus einen Reichs- Tag nach Cremona
aus / um alba mit den Stånden die Anſtalten zur Creußa
fahrt zu machen ; weil aber die Stadt Verona und andere
in Lombardie rebellirt hatten , ſo verlegten dieſe die Påffel
I daß niemand aus Deutſchland in Jtalien kommen kunt /
auſſer durch Friaul , da etlichewenige Fürſten ſich durch
ſchlichen und verurſachten alſo , daß dieſer Reichs - Tag
fruchtloß zergieng. Wie nun aber dieſes zu offenbarer
Hintertreibung der Cruciatæ gereichte , die doch dein Pabſt
Honorio ſo ſehr auf dem Herzen lag / und vie er aller Ors
ten hatte predigen laſſen / erzůrnteer ſehr darüber / und
thåt die rebelliſchen Städte in Bann. Er recolligirt und
erholte ſich aber bald wieder / und bedachte , daß er die
MachtKanſers Friderici, die ihm ſehr ſuſpect und verdåch
tig war /nicht beſſer ſchwächen könte / als wann er die Op
! poſition und Widerſekung der Städte unterhielte / hebte
Verohalben den Bann wiederumauf, und machte mit den
Lombardiſchen Städten /wider den Kayſer / ſelbſten Alli:
Ffs ang /
458 Vierdrer Periodus . VI . Capitel . '

S. XIII . ang/ ſo in den Hiſtorien Societas Longobardorum oder die


Verbündnuß der Longobarder geheiſſen wird ; wiewolen
es eine ſchlechte Folge hatte / weil Pabſt Honorius wenig
Zeit hernach ſturb.
Als dieſes in Jtalien alſo vorgieng/ begaben ſich in
Ein Bes
truger Teutſchland drey ſehr notable Geſchichte.
gibt ſich Die erſte war , daß ſich ein gewiſſer Kerl hervor that,
vor den welcher ſich vor Balduinum , den Grafen von Flandern DY
Grafen ausgab / welcher vor 16. Jahren die Stadt Conſtantino,
in Flans
pel erobert/und daſelbſt Kanſer worden / bald darauf aber
dern aus.
bey den Vulgaren in Gefangenſchafft gerathen , die ihn
elendiglich hingerichtet/ wie wir in dem 8. Capitel erzehlen
werden . Weilen er nun dem wahren Balduino an Geſtalt
ſehr gleich war / und zimlich viel von vergangenen Dingen
ſchwaßen kunte / auch wahrſcheinliche Umſtände 7 wie er
aus der Bulgariſchen Gefängnuß log kommen / erzehlete /
ſo machte er ſich in Flandern / allwo die Gedächtnuß des
Balduini in Veneration und Hochachtung waríeinenges
waltigen Anhang/ ſo daß falt das gange land ihm zufiel.
Lektlich aber ward der Betrug gemercket / der Betrüger
gefangen genommen , der rechten Landes Erbin / und der
Prinzeſſin Juhannæ ,ausgelieffert/die ihn hencken ließ; wies
wol die gute Dame nach der Hand deſſentwegen viel boſe
Nachreden hören müſſen / von Leuten, die dabehaupteten /
der Betrüger ſeye einmal der wahre Balduinus geweſen/
und ſie habe aus Regierſucht wiſſentlich ihren eigenen
Heran Vatter hencken laſſen .
Hartet Die andere Geſchichte iſt /daß Fridericus, der Graf von
Execution grenburg ( nicht zwar von der heutigen Familie der Gras
fen von Frenburg / ſondern von einer andern abgeſtorbe
Grafen.
nen , die an der Ruhr ihre Herzſchafften gehabt :) Engel
bertum den Erh- Biſchoff von Coin ſeinen Feind unter
Wegs morderiſcher Weiſe mit acht' Wunden umge:
bracht. Dieſe That aber ward in Teutſchland alſo übel
aufgenommen /daß / als nach kurger Zeit der Graf gefans
gen bekommen worden / Kaiſer Fridericus ihn ungeach:
tet ſeines Gråflichen Standes als einem gemeinen
Straſ
Die Regierung Friderici II, 459

Straſſen - Rauber und Mörder mit dem Rad hinrichten ,


und offentlich auf daſſelbe flechten / auch deſſen Schloß
auf den Grund niederreiffen laſſen .
Das dritte iſt / daß um dieſe Zeit die Stadt Hamburg Hamburg
ihre Freyheit vom Graf Alberto von Holſtein i der das erlangt
ſeine Freire
Geld zu ſeiner Hierofolymitaniſchen Reiſe nöthig hatte, beit.
um 1500. Marck Silber erkaufft/ welches dann der Urs
ſprung der Libertåt iſt / ſo dieſe herzliche Stadt noch heut
zu Tag genieſſet.
Der Longobardiſchen Troublen ungeachtet/ brachte An, 1227.
Kayſer Fridericus gleichwol eine anſehnliche Armee , die er
ſeinem Schwäher / dem König Johanni von Jeruſalemzu
** Hülffe ſchicken wolte / zuſammen und begab ſich auch ſelb
ften in Perſon mit zu Schiffe , die Expedition und Feldzug
1 vorzunehmen ; unter Wegs aber ſtieß ihm eine Kranckheit
an, alſo ,daß er wieder zuruck in Italien fuhr . Dieſe Zus
E ruckfunfft allarmirte oder beunruhigte Pabſt Gregorium
IX. über die maſſen / als welcher immittelſt dem Honorio
III. fuccedirt / und einen ſonderlichen Verbruß auf den
Kayſer hatte/weil er Difficultaten gemacht/ ihme die Fürfe
zu küſſen / und nur ſeine Knie gekůſſet ; einige Scribenten bes
argwohnen ihn auch / er habe einen Anfchlag auf Neapolis
und Sicilien gemacht, um ſolche indes Käyſers Abweſen
heit an ſich zu bringen : Derohalben ließ er allen ſeinen Der Kåy,
Zorn wider Kayſer Fridericum aus/ that ihn / als einen der ſer wird
ſein Gelübd gebrochen / die Expedition wider die Unglau,abermat
bige eingeſtellt /und ganz weibiſch geſinnet
wäre, von neu: nicirt.
em in Hann. Fridericus gedachteſeine Sache gar gut zu
machen / und der ganken Welt zu weiſen / daß ihm von dem Schiffet
Pabſi unrecht geſchehen / machte ſich derohalben / fo bald in Orient
über.
er geneſen / alsexcommunicirt als erwar, auf den Wegy
und ſchiffte in Palæſtinam über / woſelbſt er die Stadt Fe.
ruſalem wieder recuperirte oder wieder einbekam / und die
anſehnliche Actiones verrichtete , die wir in dein folgenden
10. Capitel / da wir von den Cruciatis und Ereuß -Fahrten
exprefTe oder abſonderlich handeln , ausführlicher vorſtels
len werden .

Hieri
460 ' Vierdter Periodus. VI. Capitel.

S. XIII. Hierdurch aber / daß er als Excommunicatus , und vor


erlangter Abſolution, die Creuſfahrt/oder Expeditionem
Sacram ,(ſo man als eine geiſtliche Sache, die von der Kirs
che ihre Dependenk und Abſtammung håtte / anſah ) zu
unternehmen ſich unterſtanden , exaſperirt-und erbitterte er
den Pabſt noch mehr / ſogar / daß er auch an alle Fürſten
:
und Commendanten / die in dieſer Expedition mit begrifs
fen waren /ſchrieb / und ihnen bei Straff der Excommu
nication verbot / mit Kayſer Friderico keine Gemeinſchafft
zu haben , ſondern ihm vielmehr verhinderlich zu ſeyn . Er
ſchrieb auch an den Sultan / Der damal Geruſalem innen
hatte, daß er mit dem excommunicirten Kayſer ſich in fei:
nen Accord einlaſſen ſolte / Dann man würde doch ſolchen
Die Lem nicht gültig ſeyn laſſen ; der Sultan aber war ſo raiſon
pel:Her nable,daß er dem Kayſer den Brief ſelbſten zuſchickte; wie
ibman dieer dann auch den Kayſer die Verråtheren entdeckter fo die
Saracene Tempel-Herren wider ihn angeſponnen , da ſie nemlich
perra : den Sultan berichtet / welchen Tag der Kayſer im Jor:
then. dan baden würde/ und ihn ermahnet /daß er in alda úber:
fallen und gefangen nehmen ſollte.
Den gråſten Streich aber / den der Pabſt wider den
Johannes
Brennes Kanſer begieng/ war , daß er ſeinen Schwäher- Vatter /
nimmtdas den König Johannem Brennem von Jeruſalem ,dahin in
Landvon ducirte und bewog /weilen Kayſer Fridericus das von den
Neapolis Türcken recuperirt-oder eroberte Königreich Jeruſalemi
ein .
nach Inhalt der bey ſeiner Henrath mit Brenne aufgerich
teten Tractaten und Renunciation oder Abſagung / mit
Excluſion und Ausſchlieſſung des Brennis vor fich behals
ten / ro folte dieſer hingegen ihme Calabrien und Apulien
wegnehmen ; hierzu wolteder Pabſt ihm mit dem Geld / fo
er zu Beſtreittung des H. Kriegs in Europa colligirt/ bes
hůlfflich feyn / wie er auch that: Und damit Brennes in dies
fem ſeinem Vorhaben deſto weniger könte verhindert wers
den / ſo ließ er in allen Håven von Italien genaue Obſicht
halten /daß keine Zeitung von dem Kayſer und ſeinen Vers
richtungen / in Stalien möchte kund / ſondern vielmehr der
Kanſer ſelbſten / wann er etwa anlangen ſolte / gefangen
ner :
Die Regierung Friderici II. 461

werden / ja er ließ endlich gar ( pargiren / der Käyſer wäre,


mit Tod abgangen / wiewol ſolcher Zeitung wenig Glau
ben beygemeſſen worden ,
Als Käyfer Fridericus von allen dieſen in Orient Kund
B ſchafft bekam , ſaumte er ſich alda nicht lang / ließ Rein
holdum , den Herkogen von Båyern / zu Jeruſalem als
Stadthalter zuruck /und langte mit der übrigen Armee
glücklich in Sicilien an / jagte mit Hülffe der ihm noch ge
treuen Stände den Brennem innerhalb 14. Tagen aus
Calabrien und Apulien hinaus / und behauptete alſo ſeine
Erb-Königreiche. Wie nun Kånſer Fridericus wohlfaher
daß/ wann er continuirte im Påbſtlichen Bann zu ſtehen /
er nicht viel Freunde auf ſeiner Seite behalten würde i ſo
bearbeitete er ſich eyfrig um dieAbſolution ,und erhielt end- Vergleich
lich ſolche durch Interpofiion und Darzwiſchenlegung zwiſchen
Leopoldi, des Herzogen von Deſterreich gegen Erlegung dem
und Pabſt
dem
120000. Ungen Gold/ das macht gegen eineMillionDus Käyfer.
caten / von dem Pabſt / der dazumal mit den Römiſchen
Burgern gar übel ſtund/ und/ um ſie zu bezähmen / Volce
und Šield vonndthen hatte.
Ob nun wohl der Fried zwiſchen dem Pabſt und dem Starde
Kårſer dißmalerneuertward fo fehlete esdochdieganze Inquifi.
Zeit nicht an Unruhen. Der
Pabſt ließ durch einen ſo ges Deutſche
nannten Conradum in Teutſchland eine ſcharffe Inquiſi- land.
tion und gerichtliche Frage anſtellen / wider diejenige/ fo
denen / dieſer Zeit ſich hervorthuenden Albigenſern , die da
ungefehr die Principia der Reformirten heutigs Tags führ:
ten i( davon wir in den Kirchen -Geſchichten mehrers hans
deln werden /) berpflicht:ten / und ward von dieſem harten
Mann eine groſſe Anzahl Leute / allerhand Standes / ohne
weitern Proceſs, auf bloſſe Anklag/oder Indicia, hingerichs
tet / und als Keßer verbrannt 7 worüber der Deutſche
Adel alſo ergrimmte / daß ihrer etliche dem Conrado
einsmals aufpaſſeten / und ihn todt ſchlugen . Ingleis Cruciate
then ſchrieb der Pabſt eineCruciatam wider die Sta-wider die
dinger aus / ſo ein frenes Volck war / das in Weſtphas Stadin
len wohnte7 und ebenfalls der Keßerey ſuſpect waren , gose
wider
462 Vierdrer Periodus . VI. Capitel.

S. XIII. wider welche i den Påbſtlichen Excitatoriis und Anmahs


nungen zu Folge / Henricus, der Herßog von Brabant /
Florentius , der Graf von Holland , Theodoricus, der
Graf von Cleve / und der Erk- Biſchoff von Bremen zu
Felde zogen / und ſolche erbårmlich heimſuchten. Jtem
verfiel auch der Landgraf von Thüringen /und Erk- Biſchoff
von Mäyng miteinander in Streit / und ward das Eriks
Stifft Måyng elendiglich mitgenommen. Die Stadt
Meſſina, in Sicilien / rebellirte wider den Käyſer / ward
aber bezwungen / und die Rädels- Führer lebendig vera
brand.
Rebellion Den gröſten Lermen aber ſtellte des Käyſers leiblicher ik

des Hen
Ben Prins Sohn ,derRömiſche König/ Henricusan :bann als Lu
tici. dovicus, der Herkog von Bayern / durch einen Schalcks:
Narren erſtochen worden / ließ ſich Henricus beduncken /
er wolte das Hertzogthum Båyern gerne vor ſich haben /
und des Ludovici Sohn / Ottonem , der hernach auch
Pfalßgraf bey Rhein worden / und den Zunamen Illu
ftris ůberkommen , davon verdrengen / bracht es auch ſo
weit / daß Otto aus Båvern entweichen mufte. Als
ihm dieſes alſo gelungen brach er auf Verheßung der
Longobarder i die dem Käyſer nie gut waren / in offent:
liche Rebellion wider den Heren Vatter aus , als vont
bem er glaubte i er favoriðirte feinem jüngern Bruder
Conrado , den er mit ſeiner andern Gemahlin Jolanta
( die in der Geburt geſtorben ) erzeugt / mehr als ihme:
Nachdem aber der Herr Vatter ihm mit einer guten Arad
mée auf den Hals kami muſt er um Gnade bitten / ro
er auch erhielt : weilen er aber bey dieſem Vergleich im
merfort ſeinen båſen Willen und gefährliche Anſdilåge
hervor blicken ließ / und anbey an fag kam / daß ert
von neuem dem Herun Vatter mit Gifftnach dem Leben
geſtellt ,ließ ihn der Vatter gefangen ſetzen/ und gab
thn erſtlich in die Verwahr Herßog Ottonis von Båys
ern / ſeines geſchwornen Feindes / hernachmals ließ er ihn
in Sicilien überführen i allmo er in der Gefängnuß ges
ftorben
um
Die Regierung Friderici II. 463

Um dieſe Zeit inveſtirte und belehnte Kayſer Fridericus Inveftitur


obigen Ottonem , den man Illuftrem zunahmet / nicht des Otto .
CON allein mit dem Herkogthum Båvern / ſondern auch mit nis Illu
ftris .
der Pfalk - Grafſchafft am Rhein /weilen er Agnetem , die
TochterHenrici, des Pfalzgrafen bey Rhein ,geheyrathet:
Gedachter Henricuswar ein Sohn Henrici Leonis , und
hatte ſolche Pfalk - Grafſchafft mit Clementia Conradi,
des Hergogs zu Schwaben / und Pfalkgrafen bey Rhein
Tochter 7 aus dem Schwåbiſchen Kayſerlichen Stamm /
überkommen . Bald daraufverfiel Kayſer Fridericus ineis
nen Krieg mit dem Herkog von Oeſterreich ! dem er die
Stadt Wien wegnahm / weil er aber auch zugleich den
Krieg in Lombardie wider die rebelliſche Städter ungeachs
tet der Abwartung des Pabſts /-fortführen wolte / kunt er
in Oeſterreich nicht viel ſonderliches richten / und muſte den
Herzog, der ſich ſubmittirt und unterwürffig machte /wiez
der zu Gnaden annehmen , hingegen glückte es ihm deſto
beſſer in Gtalien / allwo er die Måylånder in einer groſſen
Schlacht erlegte / und damit faſtdiegange Lombardie wies
Der zum Gehorſam brachte / die Stadt Måyland aber
kunt er nicht einnehmen .
a
hvernig
vor dem Kayſer furchte / groſje Ombrageund Weitlåuff lige Zero
tigkeit : Wie nun noch darzu kam / daß der Kayſer die fallung
Saracenen aus der Inſul Sardinien heraus jagter und zwiſden dem Pab
alſo die Gnſulrecuperirte / ſelbige aber dem Pabſt/ der da und dem
prætendirte / fie håtte vor dieſem zur Kirchen gehört / nicht Kayſer.
einantworten wolte / nahm Gregorius daher Gelegens
heit wider Käyſer Fridericum aufs neue loſzubrechen / und
ihn , als einen Zurückhalter der Kirchen - Güter,abermal in Wider
Bann zu thun / und weil erwolwuſte / daß der Kayſer auf den Kays
die Excommunication nichtgroßachten werde, ſo ließ er in ſer wird
der ganzen ChriſtenheitDas Creuß wider Fridericum pres eine Crue
ciata ges
digen , daß nemlich jederman wider ihn , aleich alswider die previge t.
Türcken ,dieWaffen ergreiffen ſolte. Er der Pabſt Gre
gorius ſelbſten richtete auch von dem Geld / fo da zu Bes
ſtreittung desH. Kriegs ihme in die Hände geſtellt wors
deni
.
464 Vierdter Periodus. VI. Ćapitél .

S. XIII . den / eine eigene Armee auf , um ſolche dem Käyſer entges
gén zu ſeßen. Fridericus purgirte ſich durch unterſchiedliche
Welt / daß ihm vom Pabſt un
Schrifften vor der ganzen
i hatte auch faſt alle Teütſche Biſchoffe , die
rechtgeſchehe
des Pabſts Verfahren improbirt- und mißbilligten / wie
nicht weniger den General des Franciſcaner -Drdens /
Heliam mit Namen / auf ſeiner Seite / Der vor den pays
ſer; wider den Pabſt / gewaltig hefftig ſchrieb. Nebſt der
Feder gebrauchte Fridericus auch den Degen , nahm die
StadtBononien ein / rückte gegen den Pabſt ſelbſten an /
und ſchlug deſſen Creuk : Armee in die Flucht; ſo nahm
auch der KäyſerlicheGeneral Ezelinus die übrige Rebelli:
ſche Städte in Italien ein / und haufete mit den Übers
wundeneri gár ſcharff: Der Pabſt gedachte dem Kårfecta
eine Diverſion in Deutſchland zu machen i als aber das
felbft niemand vor ihn fich rühren wolte / trug er die Ro.
miſche Cron König Ludovico Sanéto in Franckreich / oder
då dieſer ſolche nichtwolte / ſeinem Bruder Roberto aufi
unter dem alten Vorwand / Kårſer Fridericus fere vom
Chriſtlichen Glauben abgefallen und ein Türck worden :
Allein auch dieſe wolten ſich in den Handel nicht miſchen /
und ſchreibt der Hiſtoricus Matthias Parifienfis, fiehätten
dem Pabſt zurück entbotten ii ſie hatten bey dem Käufer
mehr Religion und Chriſtenthüm als zu Rom ſelbſten ge
funden /und ſtehenicht in ſeiner / ſondern ållein in eines alla
gemeinen Concilii Nacht ein gécrðntes Hauptvom Thron

zu ſtoſſen .
Als PabſtGregorius ſahe/ daß er auf dieſen Schlag
wider Käyſer Fridericum nichts richten kunte / ſeine Arinee
auch abermal geſchlagen worden / annebenſt viel Cárdinde
le ihn verlieffen / ſo machte er mit Spårfer Friderico Still
ſtand/ und verſprach , die zwiſchen ihnenwaltende Strittig
keiten auf einem Concilio Generali zü eršttern . Allein als
er verſpürte / daß Käyſer Fridericus mit dem König von
Franckreich und Engeland / wegen des Gräfen von Pro
vence , der ihrer aller beeder Schwäher war und den der
Käyſer darum , daß er auf Erfordern ihm nicht zu Hülffe
gezo:
Die Regierung Friderici II. 465

gezogen / in die Acht erklärt hatte , fich broullirt / ( dana


Provence gehörte damals noch zum Reich und ad Regnum
Arelatenſe ) annebenſt ihme friſch Geld aus Franckreich
und Engeland / fo zur Croiſade oder Creußfahrt deſtinitt
und verordnet/ zugekommen , hebte er den Stillſtand wie:
der auf / und wolte ein Concilium mehrentheils von ſols
chen Biſchöffen / von denen er wuſte / daß ſie dem Kanſer
nicht gut waren / zuſammen ruffen ; es griff auch der Kans
fer ſeiner Seits zur Wehr / nahm die Stadt Faventiam
nach einer anderthalb -jährigen Belagerung hinweg / bes
můthigte die Venetianer undGenueſer / und verbot / daß
ſich kein Biſchoff bey dem Concilio einfinden ſolte / ohne
ſein Vorwiſſen ; und als einige wider Verbot zu Waſſer
i nach Rom reiſen wolten / und deßhalben eine Flotte von
26. Schiffen zuſammen růſteten / ſchickte ihnen der Kans Der Käys
ſer feinen Sohn Conradum mit einer andern Flotte ent- ſer nimmt
Die Bis
gegen der 20. ſolcher Geiſtlicher Schiffe mit famt ben
Biſchoffen auffieng und drev zu Grund fencéte ; behieltale chofe, co
ſo Kayſer Fridericus bißhero noch immerfort die Obers Concilio
handi maffen er auch mit ſieben Armeen dazumal zu Felde wollen ,
lag / mit vieren nemlich in Stalien / einer in Teutſchland, gefangen .
einer in Paläſtina , und einer zu Waſſer.
Die ſtetige Verluſte Pabſts Gregorii IX. und ſeines
Succeſſoris Cæleſtini IV . Frånckten bas Gemüth dieſes
letteren dermaſſen ab / daß er gar bald darüber den Geiſt
aufgab : Weilen nun ein groſſer Theil Cardinäle und
Biſchoffe in der lekten See Schlachtvom Kayſer gefan
gen roorden / kunte man lang zu einer ordentlichen Wahl
nicht ſchreiten /biß endlich der Kayſer ſie loß ließ , worauf
fie wiewol noch nach einer ziemlichen Verweilung / Pabſt innocen
Innocentium IV . erwählten / Der vor dieſem des Kanſers tius wird
beſter und familiarſter Freund geweſen , deßhalben ſah zum Pabſt
auch Kapfer Fridericus dieſe Wahl garungern undgab ermåpleto
denen , die ihm deßhalben gratuliren und Glück wünſchen
wolten / zu verſtehen , ei bebäure i daß er nur einen guten
Freund verlohren / und einen neuen Feind mehr bekoms
1 men. Des Kayſers Urtheil ſchlug auch nicht fehly bann ſo
Dritter Theil. balo
466 Vierdter Periodus . VI . Capitel.

S. XIII. bald Innocentiusden Römiſchen Thron beſtiegen / und wol


ſahe, daß die weltliche Påbſtliche Hoheit nach dem Zuſtand
ſelbiger Zeiten /in Jtalien nebenſt der Kayſerl. nicht beſtehen
kunte / leizte er die alte Freundſchafft auf die Seiten / tratt
in die Fußſtapffen ſeiner Vorfahren / und erneuerte die
Concilium Excommunication wider den Kårſer: glaubte entweder/
Lugdy- oder ſtellte ſich , ob wåre er vor Friderico nicht ſicher, reti
nenſe.
rrte ſich derohalben anfänglich nach Genua / und endlich
A. 1245
gar in Franckreich / allwo er das Concilium Generale , ro
Pabſt Gregorius zu halten verhindert worden / nach Lion
ausſchrieb .
Daſelbſt kamen von allerhand Nationen gegen 140
Biſchoffe zuſammen / und ward nach einigen Geiſtlichen
Sachen die Caufa Käyſers Fridericivorgelegt: der Pabſt
ließ dieſen Kanſer vieler Laſter / und unter andern auch der
Keßeren anklagen , hingegen defendirten den Kårſer ſeine
zu ſolchem Ende dahin geſchickte Advocaten / Thaddæus de
Sueffa, Petrus de Vineis, und Waltherus Occranus : Der
Ausgang des Concilii war / daß der Kayſer / ungeachtet
Der Kán : ſeine Advocaten alle Submiſſion und Unterwerffung vers
fer wird ſprachen / und endlich an ein Concilium Univerſale , oder
aufs neu wenigſtens magis Generale appellirten / ſolemniter oder
Gethan ." öffentlich in Banngethan, des Käyferthumsentſetzet / und
Den Teutſchen Fürſten befohlen ward / daß ſie unverzüglich
zur Wahl eines neuen Käyſers ſchreiten ſolten.
Dieſe von einem ganzen Concilio gethane Excommu .
Groſſe nication brachte den Sachen des Friderici eine gewaltige
Zwieſpal: Veränderung. Dann da war nun faſt keine Stadt / viel
tungen in weniger ein Land im ganzen Römiſchen Reich mehr i ro
land und nicht in zwer Factiones zerriſſen ward / davon die eine és
Italien . mit dem Pabſt, die andere noch mit dem Käyſer hielt / und
diß ſind eben diejenige unglückliche Zeiten i da die beede
fatale Namen der Guelphen und Gibelliner / ſonderlich in
Stalien / ſo gemein wurden / da immer eine Parthen die
andere / wann ſie ihrer Meiſter werden kunte / aus den
Städten hinaus jagte. Der Kayſer/ welcher der Excom
municationum ſchon gewohnt war y achtete auch dieſe
ibar
Die Regierung Friderici II. 467

J zwar nichtgar hoch i führteden Krieg in Italien nur deſto


eifriger fort hieng den Måylåndern eine gewaltige
Schlappe an / und machte den Pabſt ſelbſt ziemlich bange ;
Hingegen drängen deſſen Fulmina und Bann : Donner
in Deutſchland vor / und bewegten den Erk: Biſchoff zu
Måyng und Edin / daß ſie zur Wahl eines neuen Ranſers
ſchritten / und dieſe Dignitåt Henrico Raſponi, dem Lands
grafen von Thüringen auftrugen / welcher ſich zwar mitHenricus
von This
ſeinem Alter und allzu ungleicher Macht gegen Fridericoringen
zu rechnen 7 entſchuldigte 1aber endlich dieſelbe annahm / wird zum
als ihm der Pabſt 250oo . Marck Silber / ſo er von dem Käyſer er
fünfften Pfenning der Geiſtlichen Einkommen i ( die er inwablet.
dem gangen Occident zu dieſem Krieg ausgeſchrieben )
geſammlet / unter die Arme gegriffen.
Hiermit entſtund in Teutſchland abermal ein höchſts
gefährliches Schiſma , und wuſte niemand recht / welchem
Stäyſer er mit gutem Gewiſſen adhæriren und anhången ſols
te. Conradus Kayſers FridericiSohn /gedachte zwar das
aufgehende Feuer zu dåmpffen / und liefferte dem neu er:
wählten Kanſer Henrico eineSchlacht /wie er aber im ben
ſten Treffen war / giengen diemehreſten von ſeinen Alliirs
ten und Herren y denen der Pabſt verſprochen hatte , era
wolte das Herzogthum Schwaben unter ſie austheilen ,
ze Henrico über / und muſte ſich der gute Conraduskům ,
merlich mit der Flucht falviren . Als Käyfer Fridericus
fahe / wie ſich das Spiel verdrehet/ und daß er und ſeine
Pofteritåt gar um das Römiſche Reich kommen dårffter
30g er gelindere Såiten auf / ſuchte bey dem Pabf die Der Ring
Abſolution ,und verſprach /das Kåvſerthum gar abzulegen ſerwill
imb im heiligen Land den Krieg in Perfon auszuführen / fichmit
fein Leben zu beſchlieſſen / wann der Pabſtſei- dempasſt
daſelbſt auch vergleis
nen Sohn Conradum zum Kayſer machen wolte. Inno
den /
centius aber / der da meinte den Vortheil in Händen zu
haben / verwurff alle dieſe Propofitiones und Vorſchlage/ aber vera
zu groſſem Veröruß des Königs in Franckreich , der ſich geblic .
por dem Kayſer angetragen hatte , und ſich nunmehr gez.
waltig reuen ließ , daß er die Sache bèn dem Concilio zu
Lion da er viel håtte hintertreiben können )ſo weit kommen
Oga laſſen !
468 Vierdrer Periodus. VI . Capitel.

S.XIII. laſſen /als wolſehende / und aus den kläglichen Schreiben /


das Kayſer Fridericus an alle Potentaten abgehen laſſen /
begreiffende/ wohin endlich das Werck ausſchlagen wers
de / wann man den Påbſtlichen Stuhl eine ſo gar unbes
ſchránckte Autoritåt über gecrónte Håupter einraumte;
Abſonderlich brachte ſelbiger Zeit dem Påbſtlichen Hof
bey dem König einen gewaltigen Widerwillen / daß man
zu Rom anfieng in allen Ländern die Stands- Erhöhuns
gen denen Unterthänen nach Willkühr und ohne der Rós
nige Wiſſen mitzutheilen /auch wann zwey Parthenen mit
eirander im Streit waren / ſich alſobald zum Richter auf
zu werffen / und dem einen Theil mit dex Excommunica
tion zu drohen.
Bey dieſen Extremitåten /wuſte der kayſer keine ander
re Hülffe zu fuchen / als bey ſeinem Degen ; derohalben
führte er in Italien wider den Pabſt und die Guelphiſche
Faction , und ſein Sohn Conradus in Teutſchland wider
Den neuen Stanſer Henricum , den Krieg mit allem Ernſt
fort. Dem Conrado gelang / daß er vor Ulm / welches
Henricus belagerte , denſelben glücklich aus dem Feld
ſchlug / und ihm das Påbſtliche Geld ſamt dem gangen
Lager abgewann , Henricus ſelbſten warð verwundt / und
An. 1248. ſtarb an ſolcher Wunde zu Eiſenach . Dem Kanſer Fride.
Henricus rico aber wolte es in Italien nicht allerdings reulliren und
Thuringus
tommt nach Wunſch gehen / Dann als er die Stadt Parmam über
um. Jahr und Tag belagerte/ und / um ſie deſtomehr einzus
ſchlieſſen /eine neue Stadt von Holt gegen über aufbauen
ſer Kay, laſſeny die er Victoriam nannte ;annebenſt von keinem
Derbelas AC
gert Par cord hören wolte / ſondern vielmehr alda mit Vorſtellung
mam ber
geblich . Spiel / nach dem Schlag der Römer , hielt ; auch da ihm
die Geld -Mittel abgiengen/ Geld von Leder ſchlagen ließ /
und ſolches nachmals mit gutem Geld wieder auszuwechs
feln verſprach i annebenſt aber einsmals von der Belages
rung auf die Jagd reitende weggieng/und den Thaddæum
de Sueffa Davor commandiren ließ / dathaten die Parmes
ſer einen jählingen Ausfall / nahmen die Stadt Victoriam
ein /
Die Regierung Friderici II. 469

ein / ſteckten ſie in Brand / und ſchlugen die Armee von der
Belagerung hinweg.
Als die Zeitung vonKanſers Henrici Thuringi Tool
und daß die mehreſten Fürſten wieder auf des Kayſers Fri
derici Seite getretten ,nach Rom kam / war Pabſt Inno
centio gewaltig übel zu Muth / als der nunmehr erwarten
muſte/ daß die gange Teutſche Macht ihm auf den Hals
fallen würde / derohalben ſchickte er ſeine Legaten durch
gans Stalien / Teutſchland / Spanien und Norwegen /vers
fprach den Königen und Fürſten einen General- Ablaß /
wann ſie einhellig auf Fridericum loß gehen / und der er:
ſchöpfften Påbſtlichen Cammer miteinigen Subſidien ſub
venifen und helffen würden . In Spanien und Normes
gen zwar/fanden die Legaten nit vielviel Gehör /in Teutſch- An. 1249.
Wilhel
land aber fuhr der Erk- Biſchoff zu Cöln und andere Bi mus Hol.
ſchoffe zu und trugen Wilhelmo,dem Grafen von Holland landus
basReich auf dem auch der Pabſt mit anſehnlichen Geld- wird zum
Mitteln ( die zwar der Graf von Savoyen /der es mit Fride- Sayſer
hielt / guten Theils unter Weegs wegnahm ) und es erwählt.
rico
ner Armee von Cruciatis oder Creun - Brüdern unter die
Armen griff, und ihm alſo verhalff/ daß er die Stadt Aas
chen einnehmen / und ſich dafelbſt crónen laſſen funte,
Diß alles aber mochte dem Pabſt doch nicht ſo viel / als
er wol gehoffet / vortragen : Kayſer Fridericus behielt in
Italien die Oberhand / und bekam des Pabſts nechſten
Vettern , den er zum König in Sardinien gemacht / gefana
gen/ bezwang aych die Parmeſer und andere Ståóte :Con
radus , des Kayſers Sohn , überwand den neuen Kayſer
Wilhelmum , und jagte ihn wieder in Holland zuruck /fieng
alſo die Sonne allerdings vor Friderico wieder an zu ſcheie
nen : hierzu kam noch / daßaus Orient dieſe bore Zeitungen
einlieffen , daß die Chriſtliche Armee daſelbſt gånglich von
den Türcken geſchlagen wäre / Dahero allerhand harte Res
den wider den Påbſtlichen Hof fielen / daß ſelbiger an als
len dem Unheil ſchuldig ſeye, indeme er den Kåyſer/der doch Friderici
allein capable und fähig wåre / den Krieg wider die Tür Parthen
den auszuführen, beſtåndig perſequirt- und verfolgte. Es wieder in
G93 ließ die Robe
470 Vierdrer Periodus VI. Capitel.

S. XIII. ließ auch Kinig Ludovicus Sanctus, der in Palæſtina fo


groffen Schaden gelitten / Dem Pabſt von daraus wiſſen /
er ſolte entweder den Kayſer abſolviren / oder Franckreich
meiden / als woſelbſt der Pabſt mehrer Sicherheit halber
ſich damals aufhielte: Als die Feinde des Kayſers ſahen /
daß bey dieſen Cunjuncturen mit Gewalt wider ihn nichts
auszurichten wåre / griffen ſie zur Liſt / und wolten durch
heimliche Nachſtellung den Kayſer aus dem Weeg rau
men / etliche Antores find auch ſo keck / daß ſie vorgeben /
Der Påbſtliche Hof ſeme ſelber dabey mit intereſſirt gemes
!
ſen : Allein auch dieſes wolte keinen Fortgang gewinnen ;
Dann obman wolden Kanſerlichen geheimen Secretarium 1
Petrum de Vineis und den Leib -Medicum corrumpirt und
beſtochen / daß ſie den Kanſer mit Gifft hinzurichten vors
Die Seis hatten / maſſen dann der Medicus an Arkney -Stattdem
mige con- Kanſer würcklich einen Gift- Tranck præſentirte / Petrus
wider ihn. de Vineisauch / daß er ſolchen einnehmen ſolte / ihn auf alle
Weiſe dazu bereden wolte / ſo ließ doch der Kayſer ,der vers
muthlich gewarnet worden / ſich nicht dazu diſponiren und
bereden / ſondern drang in den Medicum , daß er ihm ſol:
chen Trance felbſten zu erſt zutrincken ſolte / und als der
1
1

Medicus
Die Regierung Friderici II. 471
Medicus nach langer Weigerung/ ſich ſtellte, als ob er ges
ſtrauchelt / und darüber den Tranck verſchüttete / die Ges
malt des Giffts auch ſo viel noch im Becher geblieben / an
einem zum Tod verurtheilten Menſchen erfähren ward /
ſo ließ der Kårſer den Medicum aufhencken / und dem Se
cretario die Augen ausſtechen / welcher endlich , aus Furcht
gröſſerer Straffe ! im Gefängnuß den Kopf wider eine
Såule entzwey geſtoſſen .
Indeme nun auf folche Weiſe die Geſtalt der Sachen
vor den Pabſt von Tag zu Tag gefährlicher ward/ ſo tratt
endlich GØtt in das Mittel / und machte dieſem Cumult
ein Ende durch den Tod Kayſers Friderici , welcher in An. 1250
Apulien aufeinem Schloß) Florenk mit Namen/ an einem Fridericus
hitzigen Fieber um dieſe Zeit verſchied / nachdem er regiert
ftirbt,

38. gelebt 57. Jahr .


Étliche Autores ſchreiben / fein unechter Sohn Man.
fredus habe entweder aus Rache, daß der Käyſer den an:
dern unechten Sohn, Heinſium , lieber als ihn hatte / oder
wie einige mennen / aus Anſtifftung des Påbſtlichen Hofs/
ihm Gifft beygebracht/ und als ſolches nicht ſtarck genug
würcken wollen , ihn endlich mit einem Kopf-Küſſen gar
erſticket.Es war dem Kayſer prophezeyet worden , daß er
zu Florenk ſterben würde i deßhalben er niemal in die
Stadt dieſes Naniens zu kommen getrauet / und muſte
doch endlich den Gottlichen Rath Schluß auf einem aiſo
genannten und ihme unbekannten Schloß erfüllen.
Es war dieſer Fridericus gewißlich ein Herz von unge: Seine
meinen Qualitåten / ein trefflicher Soldat / und doch da: Beſchreia
ben ein ſehr gelehrter Herz der annebenſt die Gelehrten ges bung.
waltig lieb hatte / und die Studia , ſo viel m8glich , before
derte . Er felbften kuntenebſt der Teutſchen Sprache per
fect Griechiſch /Lateiniſch / gtaliäniſch / Franzöſiſch ,und
Arabiſch oder Saraceniſch / reden . Ghm hat man zu dans
cken / den Anfang von den Philoſophiſchen / Astronomi
ſchen und Mediciniſchen Wiſſenſchafften / womit der Oc.
cident noch heut zu Tag pranget / dann er auf ſeine Unkos
ſten die Bücher des Ariſtotelis , des Proloniæi und Galeni
Gg4 aus
472 Vierdrer Periodus. VI. Capitel.

S. XIII. aus den Arabiſchen / in welche ſie ſchon vorlångſten über:


fekt geweſen / und den Griechiſchen / ins Latein traduciren
und überſeken / und auf der Univerſitåt zu Neapoli offent:
lich dociren laſſen / und folteer wol einer von den berühm :
teſten Kånſern worden ſeyn / und das Chriſtliche Weſen
in Orient über die maſſen empor gebracht haben /wann ihn
Gott bey ruhigern Zeiten und kaltſinnigern Påbſten håtte
laſſen gebohren werden. Dieſe reine Tugenden aber hat
er gewaltig verdunckelt durch einige Laſter / abſonderlich
der Rachgier und der Unkeuſchheit / dann er nicht allein
ſechs Gemahlinen , die alle nach einander geſtorben / ſon:
Was ſich dern auch anneben vielConcubinen gehabt/ Item daß er der
fonſtnoch Geiſtlichkeit gewaltig hart angeſtanden / und / wann er es
notables
in Deutſch håtte zu wegen bringen können /ſie gern in den Standder
landzuge. Armſeeligkeit / wie ſie in den erſten Seculisder Chriſtlichen
tragen . Kirchewaren , geſeßt håtte. Zu ſeiner Zeit begaben ſich im
Römiſchen Reich unter den Fürſtlichen Häuptern viel
groſſe Veränderungen , davon vier gar notableſind.
Abfters Die erſte iſt in den Haus Zåhringen ; Dieſe Familie,wel
ben der
che aus dem Geſchlecht der Grafen von Habsburg ent;
Familia
ſproſſen / und den Namen Zähringen von einem Schloß /
von 3åb:
welches Bertholdus I. in Brißgau erbauet / genommen /
ringen .
nach der Hand aber die Grafſchafft Burgund , das ganze
Brißgau ſamtdem Schwarßwalb / das Turgau , Ucht:
land und einen guten Theil von der Schweiß und Elſaß /
ůberkommen / iſt ausgeſtorben Anno. 1214. mit Bertholdo
V. dem lekten Hertog dieſes Namens / der vorhin wider
Philippum zum Kayſer erwählt worden . Er hinterließ
zwey Schweſtern / davon die eine den Grafen von Aurach/
die andere den Grafen von Kyburg / geheirathet / unter
welche die Zähringiſche Erbſchafft getheilt ward. Ein
Theil davon kam an die Marggrafen von Baaden / als
welche ebenfalls von dieſer uralten Familie herſtammten.
abfter's Dieandere Familie, ſo Anno. 1242. ausſturb /war die
ben der
Familia der Herkogen von Meran. Dieſe Herren /welche
Familie von den Grafen von Andechs entſproſſen und ihre Lån:
von Me- der in Kärndten / Tyrol / Iſtrienund Dalmatien , annes
ran ,
benſt
Die Regierung Friderici II. 473

benſt auch einen Theil an Burgund , an Vogtland und


1 Norgaw hatten /ſturben aus mitHerkog Ottone, welcher An. 1248.
mit ſeines Hof-Meiſters / eines Hagers von Geſchlecht/
Haußfrau heimliche Buhlſchafft getrieben / von dem Haz
ger aber bey der Frauen im Bad einsmals ertappet / und
tod geſchlagen worden . Die Länder in Kårndten und

Tyrol haben die Grafen von Görk , die in Sſtria und


Dalmatia die Republic Venedig / die in Vogtland die
Burggrafen von Nürnberg / und die in Norgam die Hers
kogen von Båvern an ſich gebracht.
Die dritte Familie, ſo An .1246.expirirt und ausgeſtor: Abſterben
ben , iſt der alten Marggrafen oder Herkogen von Deſter- der alten
reich. Dieſe Familia, welche nach einiger Genealogorum Familiæ
Méhnung , ihren Urſprungvon Carolo Magno,nach ander pon Des
ſterreich .
rer Meynung aber / von den alten Grafen von Bamberg/
herrechnete/gieng aus mitFriderico Bellicofo ,der von Bela,
dem König in Ungarn , in einer Schlacht ben Neuſtadt ers
fchlagenworden . Eswaren von ihm vier Schweſtern vor:
handen / davon die erſte den Marggrafen von Meiſſen , die
andere / den Landgrafen von Thüringen , die dritte / einen
Fürſten von Anhalt, und die vierdte Ottogarum , den Koa
GOS nig
474 Vierdter Periodus. VI . Capitel.

S. XIII. nig in Böhmen / ( der deshalben ſich der Succeſſion anına


ſete) geheyrathet . Ingleichen hatte ſein Bruder Henricus
ill. Crudelis drey Töchter hinterlaſſen /davon die eine Ger
trudis , Hermannum , den Marggrafen von Baaden ges
frenet / die andern zwey waren an Ulricum , den Herkogen
von Kårndten /und an Stephanum , Den Grafen von Zagra
bia in Croatien verheyrathet. Der Gertrudis Sohn , Fri
dericus , kam zudem Herßogthum / wiewol nicht ohne grofe
fe Competeng und Mit :Begehrung Königs Ottogari in
Böhmen/ und der andern Schwäger / und nach deſſen
unglücklichem Tod verfiel das Succellions- Recht auf ſeine 1
Schweſter Eliſabetham , die den Grafen von Tyrolhatter 14
4
und Durch ihre Tochter / auch Eliſabeth mit Namen / fola
ches an Albertum I. Kayſers Rudolphi l . Sohn transfe RE
rirte und überbrachte / bey welcher glorwürdigen Familie
es noch dieſe Stund/ und verhoffentlich biß zum Ende der
Welt / verbarret.
Abſterben Die vierdte Familie , ſo Anno 1247, ausgelöſcht/ iſt die
der Fami- Landgräflich - Thüringiſche. Dieſe Familiaſtammte her
liæ von den Grafen von Orleans , indem Kanſer Conradus II.
Heffen
und Thủs Salicus dem Ludovico Barbato aus dieſem Geſchlecht An.
ringen. 1039. die Lånder Thüringen und Heſſen verliehen / wel
cher ſeine Familie biß auf dieſe Zeit fortgepflanket ;indem
aber erſtlich Ludovicus , der Gemahl der Heil. Eliſabethæ ,
An, 1847. und nach demſeiben deſſen Bruder Henricus Raſponi, Ni
der ſich wider Kanſer Fridericum II. erwählen laſſen / beede
ohne Männliche Erben abſturben / gieng die Familia aus/
und entſtund der Succeſſion halber nicht geringer Streit /
Dann des Ludovici Tochter / Sophia , war an Henricum ,
Den Hertzogen von Brabant/ vermählt / hingegen hatte
The doricus, der Marggraf von Meiſſen ,die Judith ,der
beeden verſtorbenen Landgrafen Ludovici und Henrici
Schweſter/ zur Ehe, welche ſelbiger Zeit/ wegen ihrer triefs
fenden Augen /ſonſt keinen Fürſten in Teutſchland zum Man
bekommen kunte , als dieſen Theodoricum , der durch dieſe
Henrath , ihres Patters/ Landgraf Hermanni, Hülffewis
Der ſeinen Bruder Albertum ſich erkaufft. Derohalben
ents
Die Regierung Friderici II. 475

entſtund zwiſchen dieſen beeden Herren pie Controvers


und Streit / Wer das mehreſte Recht zurErbſchafft håtte /
und ward endlich die Sache dahin verglichen / daß Theo
doricus von Meiſſen / das Thüringen / Henricus von Bras
bant aber , Heſſen behielt / und beede miteinander Pacta
Confraternitatis oder Erb- Verbrüderungen / einander zu
E fuccediren /wann eine oder die andere Familie abgieng/auf
- richteten . Von demjůngern Sohn des Henrici Barbanuni
nun/ Henrico Infante, den er mit Sophia erzeuget/ſtammet
WM das heut zu Tag noch florirende Hochfürſtlic
he Haus
* Heſſen her 7 die Landgrafſchafft Thüringen ſtehet dannoch
in den Handen des Hoch - Fürſtlichen Hauſes Meiſſen / To
nach der Zeit das Chur- Fürſtenthum Sachſen erlanget !
15 worvon ſie dieſer Zeit den Haupt- Namen führet.
Wir achten nicht unbillich zu ſeyn / in dieſes Capitel
noch zu zehlen , den notablen / aber hoch -traurigen Calum ,
der ſich zu Zeiten Kayſers Friderici IĮ. in dem Hochfürſtli
chen Haus ; Pfalz und Båvern zugetragen , da nemlich
Pfalkgraf Ludovicus der zugleich auch das Ober- Båyer's
- land hatte / und von dieſer That her, den Zunamen Severi,
bekommen , quş ungleicher Auslegung eines Briefs / den
ſeineGemahlin / eine Prinzeßin aus Brabant / an einen
-Rauh-Grafen geſchrieben / und welcher aus Grathum ihm
ju Hand gelieffert worden / gedachte ſeine Gemahlin , der Herzog
Untreu beargwohnet / und ohne weitere Kundſchaffteinzus Ludovicu
in Bars
ziehen/ oder Unterſuchung zu thun/ fich alſobalden zu Pferd
ern láfTet
geſeket, nach Donauwehrt 7 wo die Herßogin ſich aufhielt /
ſeine Gea
-geritten / den Schloß -Hauptmanu / Die Hof-Meiſterin / mahlin
und die Kammer- Jungfrau auf der Stelle niedermachen , enthaupa
der Hertogin aber noch ſelbigen Tags durch den Scharff- ten ,
Richter den Kopfabſchlagen laſſen . Nachdeip er aber noch
deffelben Abends eines beſſern / und von der Unſchuld der
Herzogin unterrichtet worden /bekümmerte er ſich ob ſeiner
Übereilung dergeſtalt / daß in ſelbiger einigen Nacht / un
geachtet er erſtein Herr von 27. Jahren war/ ſeineHaare
Eißgrau worden. Er hat auch / zu Ausföhnung dieſes
Mords., nebſt übụng, anderer Bußwercke / das anſehuli
che
476 Vierdter Periodus. VI. Capitel.

S. XIII.

mm
che Cloſter Fürſtenfeld in Bayerland fundirt/ woſelbſten
zum ewigen Gedächtnuß dieſef Vers in die Mauren gea
bauen :

Conjugis innocuæ fufi monumenta cruoris


Pro culpa pretium , clauſtra Sacrata vides ,

Anfang Ferner gehört hieher zu referiren / daß als Kanſer Frie


des Teute dericus ben ſeiner Abreiſe aus Orient geſehen / Daß alda
den Dr.
Dens in vor die Chriſtenheit nicht viel Fruchtbarliches mehr zu
Preuſſen, richten ſene i er die Ritterdes Teutſchen Ordens /mehrens
theits von dannen ab / und mit ſich nach Haus geführt ; das
mit ſie nun daheim ihr Votum , ro ſie gethan / den Chriſtlic
chen Glauben gegen die Unglaubige zu vertheidigen / ere
füllen mochten /ſo war ihnen an dieHand gegeben / ſie ſola
ten eineExpedition und Feld - Zug wider die damals noch
wilde und Hendniſche Vilcker in Preuſſen / vornehmen i
welche zwar vor einigen Jahren vom Biſchoff Adalberto
von Prag / bekehrt worden / bißhero aber wieder abgefal
len waren / -und nun dem Herßog von Maffovien geivaltig
Dampf machten. Als nun die Ritter unter ihrem Große
Meis
Die Regierung Friderici II. 477

Meiſter Hermanno von Salza /folchen Zug unternoms


men / waren ſie ſo glückli/
ch daß ſie inkurzerZeit ſich des
gangen Preuſſen - Landes Meiſter machten / welches ſie
auch unter Protection des Römiſchen Reichs beſeffen / biß
ad An . 1466. Da ſie von den Polen überwunden , das halbe
Land an Polen abtretten / das übrige von ſelbiger Cron zu
Lehen empfangen müſſen.
Nichtmindermeritirt und verdient hier auch noch in- Anfang
ferirt zu werden ,daß unter Stayſer Friderico II. die heutigs der Francko
Tags Welt- berühmte Meſſe zu Franckfurt, ihren An-furter
fang genommen . Dann nachdem Kayſer Fridericus die .
Reichs - Verſammlung / welche bißhero gewöhnlicher
maſſen alle Jahr zu Maynk gehalten wordenſ nach
Franckfurt verlegt / und ſelbige auf den Tag Bartholomæi
angeſtellt / ( dannenhero dieſe Verſammlung, weil ſie jedess

SVG
DA
TA

mal mit dem Gottesdienſt und einer Heil. Meſſe fich are
gefangen / die Bartholomæi.Meß genennet worden /) und
als nach der Zeit dieſer Verſammlung halber ſich immečs
dar frembde Kauffleute eingefunden iſt endlich daraus
der anſehnliche Jahr Marck ſo noch üblich / erwachſen ,
den
478 Vietdter Periodus. VII . Capitel.

S. XIII. Den hernach die folgende Käyſer mit abſonderlichen Privi


legien begnadet i und noch mit einem andern / um Oſtern ,
vermehret haben .
Notable iſt noch vom Käyſer Friderico II. welches zwar
An. 1237
Ungebeu: . ad Hiftoriam Naturalem gehört / Daß er An. 1230. in den
groß See zu Heilbrunn einige Hechte geworffen / und denſeli
rer
und alter ben kúpfferne Ringe / mit ſeinem Namen und der Jahrá
Hedyt. Zahl an die Kiefer veſt machen laſſen / von ſolchen Hechten
iſt nachgehends einer An. 1497. gefangen worden , der den
Ring nach am Kiefer gehabt und i 350. Pfund gewogen / do
und folglich 267. Jahr gelebt haben muß. u

Das VII . Capitel.


411
Von dem groſſen Interregno,

Conradus IV .

Chr . Aug. Ach Kårfers Friderici II. Cod gieng in Deutſch


Match, land alles ſo bunt/und durch einander zu / daß nies
Par, sigon
V mand recht wuſte/wer Herz oder Unterthan war.
Th . Fazel,
AM, 1250. Dahero dann / ob ſchon in dieſen zwanzig Jahren / dadie:
fe Unordnungen währten / vier Kåyſer erwählt waren /
weilen aber dieſelbe der Reichs-Angelegenheit ſich entwes
der gar nicht annehmen wolten / oder nicht anzunehmen
vermochten / ſo wird deren Regierung von den Hiſtoricis
Anfang nicht unbillig pro Interregno,das iſt / vor eine Zeit / dagar
des Inter- Feine Regierung war / gehalten / maſſen dannauch dieſem
regni. Interregno alle das Unheil / ſo durch Aufhebung aller Ju
Niß ( Die ohne das biſher im Reich gar ſchlecht war / ) und
gåntlicher Verfallung der Käyſerlichen Autoritåt in gtas
lien dem Römiſchen Reich zugewachſen / vornemlich zuges
ſchrieben wird . Wir wollen aber zum örbentlichen Vers
folg unſerer Hiſtorie ſelbſten ſchreiten.
Es warennunmehr in Teutſchland abermal zwen Kåra
fer zugleich / Conradus IV .Kaiſers Friderici Sohn / Dent
Der HerrVatter ſchon bey ſeinen Lebzeiten zum Succeſſoa
tém
Von dem groſſen Interregno . 479

rem crónen laſſen / und Wilhelmus,Graf von Holland/der


wider Fridericum elegirt und erwählt worden. Der erſte
hatte die mehreſte Fürſten in Teutſchland / der andere aber Conradus
die Biſchoffe und den Pabſt auf ſeiner Seite; weil er nun behålt die
jenem an Macht lang nicht gleich war , durffte er ſich ausOberband.
Holand nicht hervor wagen / ſondern ſchrenckte rein Kårs
ſerthum allein in ſelbige Grånßen ein / und ließ ſeine Macht
bloß gegen die Gräfin von Flandern auß / die er zur Hula
digung zwingen wolte ; und gegen die Frieſen / ſo eine freye
Nation zu ſeyn prætendirt- und verlangten .
Käyſer Conradus, wie er den Haß wider Pabſt Inno
centium von ſeinem Vatter ererbt / alſo führte er auch ſola
chen , ſeines Orts /wider den Påbſtl.Hof fort/ ſtraffte ernſte
lich alle die Städte / ſo es mit dem Pabſt hielten / ſo vieſ er
deren in Stalien und Neapolitaniſ. Meiſter werden kunte/
verſtörte Neapolin auf den Grund / demolirte Capuam ,
und ſchlug des
PabſtsBettern /mit ſeiner Armeevon Creußs
Brüdern , in die Flucht. Der Pabſt/der aus Franckreich
wieder nach Rom angelangt , und nicht gerne mehr von
dar weggehen wolte/ als er ſahe /daß er mit Macht wider

Con
480 Vierdrer Periodus. VII . Capitel.

S. XIII. Conradum nichts ausrichten kunte/ ſuchte ihn zum Freund


zu machen ; wiewol etliche ſchreiben / der Påbſtliche Hof
Matthie habé Conrado Durch Sifft und Meuchel: Mörder nach
Paril. Bem Leben ſtellen laſſen. Äventinus meldet, daß einsmals
der Biſchoff von Regenſpurg zu Nachts unvermuthet in
ghme des Kayſers Kämmer gebrochen / um den Kayſer umzu:
wird ne bringen / auch würcklich ſechs Kanſerliche Kammer - Hers
fåhrlich
nachges ren ſo
, allda die Wacht hatten i entleibet ; Der Kayſer
ſtellt. aber habe ſich zeitlich unter den Schemel oder Fußtritt des
Bettes verſtecket/ daß ihn die Mörber nicht finden können,
ſondern bei ankommender Haupt - Wacht entſpringen
müſſen. Dergleichen dubioſe und zweiffelhaffte Erzehlun.
gen aber benſeit geſest, ſo iſt gewiß/ daß Pabſt'Innocentius
Der Pabſt dem Kaiſer einen Vergleich angeboten i ber welchen una
biet ihm ter andern dieſe Condition mit angehangen geweſen / daß
einen Ver:Seffen Bruder Henricus, den derHerzVatter zum Fürſtent
gleid) an .
pon Antiochia gemacht / ſein Innocentii Baale heyrathen
folte. Weil aber der Kaiſer und die Deutſche Fürſten dies
le Heyrath viel zu unedel vor einen ſo hohen Pringen hiele
ten/ ward dieſer Accord wieder zerſchlagen / wiewol der ars
meHenricus doch nichts beſſers bekommen / ſondern auf der
Reiſe ; als er zu Kayſer Conrado ſich begeben wolte durch
Saraceniſche Mörder ( etlichemeynen /aus Conradi eiges
ner Veranſtaltung ) erſchlagen worden / und hentäthete
der Pabſt ſeine Baafen an den Gráfen von Savoyen ,und
andere vornehme Herren / mit groſſen Heyrath -Güterni
aus, die ſich bey ſolchem Heyratheni gar wol befanden .
Als Innocentius fahe/daß er allein dem KayſerConrado
nicht gewachſen war/ ſeine Creatur/derKaiſerWilhelmus,
aber in der Haupt:Sache nicht viel richtete/ fo addreflirte
er ſich an Richardum , Königs Henrici inEngeland Bruder
und offeritte / ihn mit Sicilien und Neapolin zu investi
ren / wann er ſolche Kayſeri Conrado iwegnehmen wolte ;
Richardus aber trieb über dieſer Propoſition den Hohni
und ſagte: Es wåre eben ſo vielj als ob ihm der
Pabſtdeneriond wolte ſchencken /mit der Condi
tion, er ſolte binaufſteige, und ſolchen berab lans
gente
Von dem groſſen Interregno.
481
gen. König Henricus aber / als des Richardi Bruder/
der etwas mehr übriges Geld hatte /ließ ſich durch dieſeAns
bietungen locken / und ſchickte dem Pabſt ein groß Stuck
Gelds zu / daß er Volck wider Conradum damit werben
Polte i und ſchreiben die Autores , er habe auf 800000 .
Märck Silber auf dieſe vergebliche Entrepriſe und Unters
nehmung gewendet.
Als nun der Tank zwiſchen Innocentio und Conrado
eben aufs neue wieder angehen ſolte , legte ſich Conradus
nieder und ſtarb ; wie etliche ſchreiben y durch Gifft / ſo ihm An. 1254.
ſein unehlicher Bruder Manfredus bergebracht. Seiner Conradus
Regierungi nach ſeines Heren Vätters Tod / im fünfften ſtirbt.
Jahr.

Wilhelmus.

Sohn / Conradinum , hinterlaſſen , den er der Vors


mundſchafft ſeines ingetreuen Bruders Manfredi anders
trauet. So balo nun der Pabſt von des Kayſers Cod
Nachricht bekam wen, dete er allen
Fleiß an / daß er erſtlich
Neaopolim und Sicilien aus den Händen des jungen Con
rádini reiſſen /und dann denKayſer Wilhelmum in Teutſch ,
land vdlig ſtabiliren und befeſtigen möchte. Zu ſolchem
Ende eilte er gleich mit ſeiner Armee in Apulien ; und brachs
te ſolches ohne groſſe Mühe unter ſich ; beruffte auch Kaya
ſer Wilhelmum in Italien / die Römiſche Crone zu ems
pfängen. Dieſer,der nicht rechtwuſterwie man in Italien
vor ihn geſirint wåre / molte ſich bloſjer Dinge auf eine ſo
gefährliche Reiſe nicht wagen / ſondern gieng vorher
nur
mit zrediff Cavalliern incognito und unbekandter Weiſe
dahin / den Statum ſelbſten zu recognoſciren und zu erfor
fchen ; indeffen fuhren die Apulier zui jagten des Pabſts
V
Völcker / ehe ſie ſichs verfahen / aus dem Land wieder
heraus / und rufften den Pringen Manfredum vor ihren
Herrn aus. Wilhelmus , als er rahe, daß der Pabſt in
Italien ſelbſt nicht viel zu befehlen hatte, hielt ſich allba
nicht lang auf, ſondern machte ſich wiedernach Haus : da
Dritter Theil .
9b ſelbſten

)
482 Vierdter Periodus . VII . Capitel.

S. XIII. ſelbſten fand er die Frieſen in voller Rebellion ; als er nurt


ſie zu demüthigen eine Expedition und Feldzug vornahm /
und ſie in ein und andern Schlachten überwunden hatter
fügte ſichs / daß als er mit wenigen Gefolg von einem Ort
An , 1256 , zum andern reiten wolte / er mit dem Pferd auf ein Eif
Fam / und damit durchbrach ; zu allem ſeinem Unglück be
Wilhel , fanden ſich in den nechſten Büſchen etliche rebelliſche Fries
muswird len , die nahmen dieſer Gelegenheit wahr / und ſchoffen den
von den Räyſer , der auf dem Eiß herumkugelte / ohne daß ihm je:
erſchollen, mand zu Hülffe kommen kunte , mit Pfeilen tobt/ und bere

gruben ihn hernach an einen Tchlechten Ort damit nie:


mand wiſſen ſolte / wo der Käyſer hingekommen wär'e.
Dieſen Ausgang nahm Käyſer Wilhelmus , nachdein
er regiert nebenſt Kåpfer Friderico II. 1. neben Conrado

IV . 4. allein 2. in allem 7. Jahr.


Seine Schweſter war die Margaretha , Gräfin von
Gui cci
us
din E. ar He eberg /
nn von welcher die berühmte Hiſtorie / oder Fas
rafm . Ro- bel / erzehl wird : Es habe einsmals ein Bettelweib , ſo
t
dov.Vives,zwey Zwillinge auf den Armen getragen i von ihr ein Aus
moſen begehrt / darauf die Gråfin mit Scheltworten ſie
von ſich geſchafft , ſie eine Hure geheiſſen / und geſagt : És
feye
Von dem groſſen Interregno. 483

feye nicht möglich / daß ſie von einem Mann Geſchichs


zwey Rinder zugleich habe erzeugen können. te mit
Das Weibrene weinend fortgegangen , habe aber derSchweſter
Gråfin die eben ſchwanger warrgewünſchen: Daß GOtt und der
ihre Unſchuld an ihr råchen / und ſie auf einmalGeburt
fo viel Kinder gebåren laſſen wolte , als Tag im 36s.Kins
der.
Jahr waren. Als eine Zeit hernach dieGräfin im Haag An . 12769
nieder kommen habe ſich in der That gefügt , daß fie 365.
Kinder alle lebendig in der Grðfie junger øúnlein , die

Helfte Knaben /die Helffte Mägolein /zur Welt gebohten


welche alle von dem Wenh- Biſchoff zu Utrecht getauffet
die Knaben gohannes /die Mågðlein aber Eliſabeth geheiß
fen worden Sie
; ſeien aber insgeſamt famt der Muttec
noch ſelbigen Tags wieder geſtorben : das Becken woraus
die Kinder getaufft fouten worden feyn / wird in Holland
annoch gerviefen .

Richardus und Alphonſus


.

Ach Kanſers Wilhelmi Tod /dem ſein Patron , Pabſt Ath 1256,
NInnocentius XI. ein Jahr vorher in jene Welt vors
$ 52 gano
484 Vierdter Periodus. VII. Capitel.

S. XHI. gangen / tamen die Stände des Reichs / die nunmehro das
Wahl-Recht inſenſibiliter allein in die Hände der ſieben
Erk : Nemter geſtellt / ( die dannenhero um dieſe Zeiten
herum eigentlich die Chur- Fürſten genennt zu werden an:
fiengen ) zuſammen / einen neuen Käyſer zu wählen ; ſie
kunten aber ſothaner Wahl ſich wiederum nicht verglei:
Richardus chen . Unter ihnen ſelbſten war zwar niemand / der zu dies
wird vort ſem zerrůtteten und verdrüßlichen Weſen /als damals das
einem
Kånſerthum war / Luſt hatte und wurffen derohalben inss
Theil
geſamt Die Augen auf einen måchtigen Auslånder : die
zum Kart
ſer er: Chur- Fürſten von Måyng/ Edin und Pfalt /richteten die
wählt. Gedancken auf Richardum ,den Grafen von Cornuba oder
Cornenal / Königs Henrici in Engeland Bruder / einen
Herrn von groſſem Reichthum und guten Qua itåten / und
ſchickten den Chur - Fürſtenvon Cšlln
in Engeland
/ ihm
Alphonſus dieſe Wahlvorzutragen : Die Chur- Fürſten von Trier /
voman. Böhmen / Sachſen und Brandenburg aber erwählten
dern . zu Franckfurt Alphonſum Sapientem , den gelehrten und
machtigen König in Caſtilient.
Beebe Herren nahmen die angetragene Cron an / Ri
chardus zwar mit groſſen Freuden / als welcher ſchon vors
her ſich darum beworben / und zu ſolchem Ende den Churs
Fürſten von Måynk / der in des Herkogs von Brauns
ſchmeia Gefangenſchäfft wär/mit groſſeni Geld ranzionirt
hatte ; König Alphonſus aber trug lang Bedencken / ob
er ſich in dieſe verwirrteHändel mengen wolte / endlich aber
ließ er ſich vom Påbſtlichen Hof überreden / daß er den
Kayſerlichen Titul annahm .
Allein beede Herren führten den TitulohneMachtoder
Gewalt / und richteten auch in Deutſchland ſo viel aus / als
das fünffte Kadam Wagen. Käyſer Richardus ſtellte ſich
Richardus
gibt viel zwar / Iviewol wegen contrairen Winds zimlich ſpat / mit
Geld ver : groſſem Geld in Eeutſchland ein / brachte etliche Städte
gebens am Rheinſtrom unter fich /und damit er ſich bey den Stång
aus, den deſto beſſern Willen machen mschte i To loſete er viel
verfekte Reichs-Städte mit ſeinem eigenen Geld wieder
$

ein / wie er aber auf dieſe Weiſe ſeine Baarſchafften


Durche
von dem groſſen Interregno, 485

Durchgebracht und nicht viel mehr zu verſchencker hatte /


verloſch die Affection gegen ihn auch bey den Ståndent)
und weil eben dazu kam /daß die Stånde in Engeland wider
ſeinen Bruder, König Henricum , rebelſirt hatten /und ihm
mehr daran gelegen war / Engeland als Ceutſchland zu
erhalten , gab er Teutſchland/ Darinnen er über ein Jahr Gehet zu .
lang ſich nicht aufgehalten , gute Nacht / ſchiffte in Enge-rud in
Engeland.
land zuruck / und halff ſeinem Bruder Den Krieg wider die
Rebellen führen / allwo die Teutſchen , die wol ſahen / daß
ſie von dieſem Herrn / der in ſeinem eigenen Land genug zu
thun / wenig Froſt zu hoffen hatten / ihn auch fişen lieſſen ;
und ward er endlich in einer Belagerung /in Engeland mit
einem Pfeil erſchoſſen.
Kayſer Alphonſo gieng es ebenfalls nicht beſſer / dann Alphonſus
als derſelbe auch allzu langzauderte / biß er zur Reiſe nach wird ju

Teutſchland rich bequemte hatten immittelſt die Ståndegebalten.


Den Appetit zu ihm verlohren / und wolten nichts mehr von
ihm wiſſen / und da er , um das Kayſerthum anzutretten /
aus Spanien Den Rucken gekehrt / fiel ſein Sohn San
eius von ihm ab / und bemachtigte ſich in ſeiner Abweſens
heit der beeden Königreich Caſtilien und Leon , ſaß alſo der
gute Kayſer Alphonſus zwiſchen zwepen Stühlen nieder ,
muſte von Teutſchland ablaſſen / und GOtt dancken / daß
er wieder / nicht ohne groſſe Mühe / zu feinem Erb- Konig:
reich kam /wiewol er gleichwol den Kayſerlichen Eitul alle
zeit fortgeführet. 1
Es war dieſer Alphonſus ſonſt ein Herr von groſſen Tus Alphong
genden und Meriten / von ſonderbarer Gottesfurcht/ der Gelehr:
ſamkeit
die Heilige Schrifft mit ihren Auslegungen vierzehenmal
ausgeleſen / und mehrentheils auswendig kunte / ſolche
auch in die Spaniſche Sprach hatte überſegen laſſen ; ans
nebenſt war er ein trefflicher Aſtronomus , von deſſen An
ordnung und Freygebigkeit ( dann er roll auf 400000. Dus
caten auf dieſes Werck ſpendiſt haben ) die Ausrechnuns
gen von dem Lauff des Himmels und der Planeten / ſo
man Tabulas Alphonſinas nannte / und deren man ſich hers
nach lange Zeit in Aſtronomicis und Calender-machen bei
) Hh3 dienet /
486 PierðterPeriodus. VII. Capitel.

S. XIII. Dienet ,bergerůhret. Seine gemeine Antwort / ſo er denjeni.


gen , der ſich um ſeiner Gelehrſamkeit und allzu groſſem Stu
dio , nach der damalig im ſchwang gehenden Unwiſſenheit /
etwas mocquirten/ zu geben pflag /war / daß er ſagte : Er
ſeines Orts halte einen groſſen Berin der nichts
gelernet babe/por nichts anders als einegecrón
tenseſel. Doch kunte dieſes Heren Gelehrſamkeit ihn von
denen Glücksſtreichen/ ſo er auszuſtehen hatte nicht ſchůßen.
Das Auf dieſe Weiſe nun / da biß in Anno 1273. das Rd:
Reich iſt miſche Reich ohne eigentliches Haupt war i gieng es in
i gang obne
Teutſchland zu, wie es wolte/ und ſteckte immer der Står :
Qaupt.
ckere den Schwächern in Sack / allo / daß daherdie Stån
de vermůßiget waren / gewiſſe Privat- Bündnuſſen unter:
einander zu machen , damit ſie ſich von der Vergemåltis
gung der Mächtigern ſchůgen kunten.
DieStas In Italien ſetzten ſich die mehrſten Städte in Freyheit/
lianiſche und ſtellten ihren Staat als eigenmächtige Republiquen
Ståbte
werden zu an ; die Mächtigſten waren die Städte / Venedig/ Genua
Republic und Piſa, ſo einander immerfort in Haaren lagen / und die
quen . kleinen Republiquen /wie weyland auch Athen /Lacedæmon
und Corinthus in Griechenland gethan / entweder an- oder
Zuſtand unter ſich brachten. Das vornehmſte Kriegs- Theatrum
des Kos , aber war das Königreich Neapolis und Sicilien : Das
Neapolis, ſelbſten hatteManfredus, der ſichbißhero alsſeines Brus
bers Sohn Conradini Vormund ausgegeben / fich vor
einen würcklichen König aufgeworffen / Dann er hatte dem
Conradino , der unter der Education des Herßogs von
Båyern ſtund / heimlich nach dem Leben ſtellen laſſen , und
in Meynung/ als ob der Streich würcklich vollzogen må:
re/ deſſen Tod überall publiciſt; weiln nun Manfredus oh:
nedas dem Påbſtlichen Hof nicht anſtåndig war / bediente
fich Pabſt Alexander IV . dieſer Gelegenheit / und that ihn/
als einen Anfaller frembder und Pupillen - Güter i der
noch dazu wider den Pabſt die Waffen ergriffen / in den
Bann. Allein , ſo ſehr Alexander den Manfredum wegen
ſeines Vatters haſfete / fo wenig hatte er auch Luſt dem
rechten Erben Conradino zu ſeinem Våtterlichen Erbe zu
helffen /
Von dem groſſen Interregno .' 48,7

helffen ,ſondern deſſen Nachfolger PabſtUrbanus IV . trug


ſolche Königreiche/ die er wegen Felonie und Untreu des
Vafallen oder Lehenmanns Dem Påbſtlichen Stuhl vor
heimgefallen erklärteCarolo, demHerkog von Anjou, Koda
nias Ludovici Sancti in Franckreich Bruder auf / gegen
Bedingung, daß er jährlich 40000. Ducaten Lehen -Geld
davor in die Påbſtliche Kammer / nebſt dem weiſſen Zela
ter, der vorhin gerdhnlich war , lieffern ſolte.
Dieſer Hery der Beatricem, eine Gräfin von Provence,
zur Gemahlin hatte , deren Schweſtern an lauter Könige
verheyrathet waren / und der deßhalben / gleich ſeinen
Schwägern , auch gerne ein König ſeyn wolte/ nahm dieſe
Offerte oder Antragung mit Freuden an / kam mit einer
guten Armee nach Rom , und ward alida als König von An. 1266 .
Geruſalem und Sicilien ausgeruffen . Daraufmarchirte Der Pabſt
Derleidet
er gegen Manfredum ſelbſten an , ſchlug ſelbigen bey Bene. ſoldes
vento in die Flucht, und ward Manfredus durch Verrå- Carolo Am
therey / mit Hülffe Johannis Rotæ , des Grafen von Caſer- degavení .
tá , mit deſſen Gemahlin Manfredus gebuhlet/umgebracht.
Hierauf neigte ſich das ganze Land vor dem Uberwinder
Carolo, und ward felbiger überall als König von Neapo .
lis und Sicilien aufgenommen .
Als der jungeConradīnus und ſeine Vormånder fahenx
wohin das Spiel ausſchlug / und daß ſeine Erb - König
reiche allerdings vor ihm wolten verlohren gehen / verkaufft
er einen Theil von Schwaben -Land an den Herßog von
Bayern / brachte hiermit in Teutſchland eine anſehnliche
Armee zuſammen / und zog damit , in Geſellſchafft etlicher
Deutſcher Fürſten ,abſonderlich ſeines Vettern / Friderici,
des Herkogen von Deſterreich aus dem Baadiſchen
Stamm / in Jtalien iesſtund ihm auch bey Henricus, der
Pring in Caſtilien , Königs Alphonſi Bruders Sohn : als
nun Conradinus weder bey dem Pabſt noch Carolo Ande
gavenſi Gehör zu gåtlicher Einräumung feines Patrimonii
finden kunte /ſtellte er , dem ſchon der mehreſte Theil der
Städte zugefallen /die Sach gar auf die Spige, und ließ es
an dem Lacu Fucino auf eineHaupt-Schlachtankommen :
anfänglich hatte Conradinus die Oberhand/die Frankoren
964 wura
488 Vierdrer Periodus. VII. Capitel.

S. XIII. wurden zuruck getrieben / und kam ſchon ihreBagage den


Teutſchen in die Hand / als aber dieſe der Beute halber
fich aus einander trenneten / ruckte Carolus mit einem fri:
ſchen und ausgeruheten Hauffen aus einem Hinterhalt
hervor / und griff die in Unordnung gerathene Teutſche
alſo an / daß ſie die Flucht geben , und mit Verluſt vieler
tauſenden das Gelach bezahlenmuſten .
Der junge Conradinus und Fridericus von Deſterreich
kamen zwar durch / verkleideten ſich als gemeine Knechte/
und gelangten unter Anführung eines Staliäniſchen Edels
manns Giovanno di Lancea,über Berg und Thal/ an das
Stådtlein Aftura , Påbſtlichen Gebiets ; daſelbſt handels
ten ſie mit einem Fiſcher / Daß er ſie auf einem kleinen
Schifflein biß in das Piſaniſche bringen ſolte , weil ſie
aber etwas von Proviſion gern mit fich genommen / und
kein baar Geld bey fich hatten / gab Herzog Friederich von
Deſterreich einen Ring her i den der Fiſcher in der Stadt
verkauffen und Brod Daror bringen ſolte. Als dieſer mit
dem King in der Stadt herum gieng / und ſagte von wem
er ſolchen bekommen /urtheilte der Commendant Johannes
Conradi- Frangepanus wol / daß dieſes vornehmere Leute ſeyn můs
nus wird ſten als ſie das Anſehen hatten / ließ ſie derohalben alſobal,
von Caro
lo gefans ben aufheben , da ſie dann / mer ſie wåren / gleich erkannt
gen. wurden . So bald Carolus įhrer Gefangenſchafft ins
nen ward / eilte er alſobald hinzu / und nothigte den Com .
mendanten / daß er ſie ihm muſte auslieffern .
Als Carolus dieſe vornehme Herren in Händen hatte/
conſulirte er ſeine Alliirte , was er damit anfangen ſolte/
ſein Tochtermann/Graf Robertus von Flandern /rieth ihm/
er folte ihnen ſeine Tochter und Bare verheyrathen / und ſie
alſo zu Freunden machen. Ottogarus, derKönig in Boh .
men/ der gerne gank Deſterreich gehabt hätte/ und deßhala
ben Herßogs FridericiTod wünſchte/rieth) er ſolte ſie vom
Brod thun / und Pabſt Urbanus fchrieb /wie einige Hiſto
rici melden , ſeine Meynung mit dieſen wenig Worten :
Vita Conradini,mors Caroli ; mors Conradini,vita Caroli .
das iſt : Conradini Leben iſt Caroli Tod / Conradini
Tod
Von dem groſſen Interregno. 489

Tod iſt CaroliLeben . Dieſem lekten Rathfolgteder


ohnedas zur Grauſamkeit allzu ſehr geneigte Carolus, ließ
Conradino , Friderico und den übrigen vornehmſten Ges
fangenen / als Stårern des Friedens / Feinden der Kiç
chen /Uſurpatoren der Kirchen -Gükr/und die Carolo, dem
vom Pabſt inveſtirten rechtmåſſigen König, nach Leib und
Leben geſtanden wåren / den Proceſs machen , und ihnen
auf einer zu Neapolis auf dem Marckt aufgerichteten /und
mit çothem Sammet åberzogenen Bühne/ die Kopffe ab
ſchlagen . Das Urtheil laß, auf einem erhabenen Stuhl/
des Königs Caroli Sangler, Robertus Barienſis, ab . Der
junge Conradinus aber ſpieh ihm ins Geſicht/ und fragte;
Wer ihn ſo keck mache über Kåniglich Geblåtein Todes:
Urtheil zu ſprechen ? Proteſtirte auch vor GOtt / daß ihm
an allen aufgebůrdeten Verbrechen Unrecht geſchehe / und
daß er nichts anders geſucht - als ſein våttepliches Erbgut
rechtmåffiger Weiſe wieder an ſich zu bringen. Wie aber
dieſe Proteſtation ihn nichtretten möchte, ſo kam ihm uns
ter Den Zuſchauern eben zu Geſicht / Sr. Heinrich Trucha
reß von Walburg ; da zog er ſeinen Siegel : King ab /
ſteckte ſolchen in ſeinen Handſchuh / und wurff ihm den zu
mit Dem Befehl / er ſolte ſolchen ſeinem Vettern , König
Petro von Arragonien ; überbringen / und ihme vermelden ,
Daß er ihm hierdurchi ſtatt eines ordentlichen Teſtaments/
ſeine Königreiche Neapolis und Sicilien verſchaffe. Dies
ſer Cavallier hatte auch das Glück / daß er ſich aus dem
Gedrång hinaus machte/ und glücklich zu König Petro in
Arragonien ankam / dem er die Botſchafft ausrichtete/
deren er nach der Zeit ſich auch gar nůßlich zu bedienen ges .
wuſt ; und ſind von dieſer Geſchichte her 7 Dem Hocha
Gråffich Truchraſſiſche Wappen das Pannier und die
drey Tchmarke limen / als das Wappen deralten Hergos
gen von Schwaben ,einverleibt worden,
Auf ſolche Weiſe nun gieng zu Neapoli die Execution
mit den gefangenen Herren, unter vielen Thränen der Zus
ſehenden fort: anfänglich muſte Friederich /der Herßogvon
Deſterreich / den Kopf hergeben / daraufward Conradi
uh s nus
490 Pierdrer Periodus. VII. Capitel.

HH
S. XIII,

nus hervorgeführt / welcher , als er Friderici Kopffahe,


An . 1268. denſelben aufhub undmit vielen Seuffen füffete, betrau.
Sbm
wirdder rend/daßer ihn als einen einigen Sohn /wider ſeiner Frau
Kopfaba Mutter Rath und Willen in dieſes Unglück geführet.
geldila, Dem folgte Gerhard /Graf von Pifa / und auf ihn einer
gen . von Hirnheim / ein Schwäbiſcher Cavallier / welche alle
die Köpffe unter dem Mord- Beil des Henckers laſſen
muſten , annebenſt wurden auch vier Neapolitaniſchen Bas
ronen / ſo es mit Conradino gehalten / und in der Schlacht
gefangen worden / gehencket . Henrico , des Königs von
Caſtilien Vettern , der ebenfalls mit gefangen worden !
ward das Lebengeſchencket , und er zur ewiger Hefängnúk
condemnirt. König CarolusAndegavenſis ſahe berExecu
tion von ferne von einem Thurm zu / und weiðete ſeine Aus
gen damit.Graf Robertus von Flandern , der dieſen Mord
allezeit wiederrathen , hatte ſich aufdie Heimreiſe begeben !
als er aber unterWegs vernahm i was man mit dieſen w
Herfen vorhatte i eilte er auf der Poſt zurück / in Mens
nung den båſen Rathſchlagannoch zu hintertreiben / nach:
bem er aber zu ſpat kam, ließ er zum wenigſten ſeinen Zorn
wider die Executores aus i ſtach den Cangler Robertum
mit
Orientaliſche Geſchichten . 493
cilien/ deme er erſagtefnſulwegzunehmen vermeynte /wis :
der die Armenier / die in Cilicien eingefallen waren /wider
die Venetianer / denen er ihre Handels - Waaren wegneb
men ließ , wider den Türckiſchen Sultan von Iconio , rich .
tete aber nirgend viel ſonderliches aus.
gmgleichen machte er Allianz mit Almarico,dem König
vonJeruſalem / daß ſie geſamter Hand Egypten anfallen
wolten / in Hoffnung ! groſſe Beuten und Reichthủmer
allda zuholen /weilen aber Almaricus der er vor Kurzem
mit dem Sultan von Egypten Frieden gemacht / nicht ſo
gleich eineUrſach zur Roptur ausfinden kunte /und dahero
dieſe Expedition in etwas differirte oder aufſchub / ward
1186.
von Emanuele auch dißmal nichts gewonnen / ſonderu er An-
muſte zweymal hinter einander die Belagerung von Da
miata aufheben / und mit leerer Hand wieder heimziehen .
Er ſtarb endlich im 39. Jahr ſeiner Regierung / und hins
terließ zu ſeinem Nachfolger ſeinen Sohn Alexium , einen
Knaben von 13. Jahren .

Alexius II. Commenus.

Eiln Alexius der Jugend halber zur Regierung ſelbz ( Frid. I.)
W
ihm einige Vormůnder beſtellt/ſo währender ſeiner Mino
rennitätund Minderjährigkeitdas Regiement führen ſol
ten : Er hatte aber dabey præterirt und übergangen ſeines
Vatters Bruders Sohn / Andronicum , den Stadthali Anidroni
terin Ponto , der vor dieſem einiger Miſſethaten halber im cus drin.
Exilio geweſen . Diß verdrog dieſen regierſüchtigenHeren getfich
Dergeſtalt /daß ec /unter dem Prætext, ob hauſten die Vor- maltsur
münder nicht wieſie folten /mit einer zuſammen gebrachten Vor:
Armee vor Conſtantinopel rückte / fich der Stadt Meiſter mundo
machte / alle Vormünder des jungen Kayſers umbrachte , Ichafft.
und ſich mit Gewalt zum Regenten und Vormund auf Erweiſet
wurff. Als ihmdiß gelungen 7 ſtellte er ſichAnfangs als dem juns
ober esgar treulich mit Alexio meinte / trug derſelben auf gen Prin,
feinen Armenin die Kirchen / und erwief ihm zum Schein ken groſſe
Liebe.
gar
492 Vierdrer} Periodus. VII. Capitel.

Sec. XII.der Jagd ungefehr mit einem vergifften Pfeil zugeſtoſſen /


Der júns machte er eine ſolche Diſpoſition und Verordnung / daß
gere Sohn
fein jüngerer Sohn Emanuel , den er vor capabler hielt i
wird dem
altern vor dem ålteſten ſlaaco ilyme ſuccediren ſolte.
vorgejos Es betrog ſich aber der gute Calo - Johannes in ſeiner
gen. Wahl gar ſehr / Dann dieſer Emanuelmar ein Herz vol
Betrůglichkeit / an welchem gar keinegute Tugend war :
Er heyrathete Irenen , eine Tochter Grafens Berengarii
Emanuel von Sulkbach / und Schweſter derRöm. Käyſerin Con
bat eine radi III Gemahlin . Wie aber die Teutſche Aufrichtigkeit
Deutſche dieſer Dame ſich mit ſeinem Griechiſchen falſchen Humeur
Gemahs nicht verglich / achtete er ſich ihrer nicht , ſondern hieng ſich
lin.
an Huren : Die Påbſte flattifte er immerfort/ als molte er
ſich mit der Lateiniſchen Kirchen wieder vereinigen / und s
It garbes Das Schiſma aufheben / in der Hoffnung / fie ſolten ihm
trüglich. påtrenden Streits mit Friderico I. auch das Occidenta . *
liſch oder Römiſche Kayſerthum wieder zulegen / gedachte
aber nichtsweniger als den Vergleich zu erfüllen / ſondern
bemühete ſich vielmehr dahin / daß er die Mahumetaniſche
Religion (weiler mit den Saracenen in Allians ſtund / und
ihr gar guter Freund war) in ſeinem Reich als paffiflich
und rulerableoder zu dulten / auch von dem Chriſtenthum
nicht allzu entfernet 7 měchte gelten machen / woferne ſich
ſeine Biſchoffe und Theologinicht mit aller Macht dara
wider geſegt hätten . Zu ſeiner Zeit ereignete ſich die groſſe
Cruciața, da nemlich Kayſer Conradus III. und König Lu
dovicus VII. in Franckreich die Expedition in das Heil.
Land vornahmen / da ſtellte er ſich dem åuſſerlichen Schein
nach /als wäre er Kayſers Conradi , und der übrigen Frans
cken beſter Freund, betrog aber und verrieth ſie an die Türs
cken / wo er kunt/wie ſolches der Griechiſche Scribent Nice.
tas ſelbſt alſo bezeugt / und war alſo einer von den gråſten
Urſachern / warum die damalige Expedition ſo übel abges
(Frid. I.)
lauffen / wie wir ſolches in der Hiſtorie von den Cruciatis
ausführlicher beſchreiben werden . Sonſten nahm diefer.
Kanſer Emanuel auch unterſchiedliche Feld- Zügevor , als
wider die Syrsen / wider Regarium , den König von Sicis
lien /
Orientaliſche Geſchichten . 493

cilien / deme er erſagtegnſul wegzunehmen vermeynte /wis.


der die Armenier / dieinCilicien eingefallen waren /wider
die Venetianer , denen er ihre Handels-Waarenwegneh
men ließ , wider den Türckiſchen Sultan von Iconio , rich
tete aber nirgend viel ſonderliches aus.
Imgleichen machte er Alliank mit Almarico ,dem König
von Jeruſalem / daß ſie geſamter Hand Egypten anfallen
wolten / in Hoffnung / groſſe Beuten und Reichthủmer
alda zu holen /weilen aber Almaricus,der er vor Kurſem
mit dein Sultan von Egypten Frieden gemacht / nicht ſo
gleich eineUrſach zur Roptur ausfinden kunte /und dahero
Dieſe Expedition in etwas differirte oder aufſchub / ward
An - 1180 .
von Emanuele auch dißmal nichts gewonnen / ſonderu er
muſte zweymal hinter einander die Belagerung von Da
miata aufheben / und mit leerer Hand wieder heimziehen .
Er ſtarb endlich im 39. Jahr ſeiner Regierung / und hins
terließ zu ſeinem Nachfolger ſeinen Sohn Alexium , einen
Knaben von 13. Jahren .

Alexius II. Commenus.

Eiln Alexius derJugend halber zur Regierung ſelb: ( Frid. 1.)


ſten fähigwar / Vatter
ihm einige Vormůnder beſtellt/ſo währender ſeinerMino
rennität und Minderjährigkeit das Regiement führen ſolo
ten : Er hatte aber daber præterirt und übergangen ſeines
Vatters Bruders Sohn / Andronicum , den Stadthali Androni
ter in Ponto, der vor dieſem eirtiger Miſſethaten halber in cus drin.
Exilio geweſen. Die verdroß dieſen regierſüchtigen Heren getfiche
1. Dergeſtalt/daß er/unter dem Prætext, ob hauſeten die Vor: walt sur :
můnder / nicht wie ſie folten /mit einer zuſammen gebrachten Vors
Armee vor Conſtantinopel rückte / fich der Stadt Meiſter mundo
machte, alle Vormůnder des jungen Kanſers umbrachte, ſchafft.
und ſich mit Gewalt zum Regenten und Vormund auf Erweifet
wurff. Als ihm diß gelungen 7 ſtellte er ſich Anfangs als dem jun .
ob er es gar treulich mit Alexio meinte / trug denſelben auf gen Prin ,
feinen Armenin die Kirchen / und erwies ihm zum Schein ken groffe
Liebe.
gar
494 Vierdrer Periodus. VIII. Capitel.

Sec.XII.

går viel Liebe / allein in der That wolte ber ungetreue


Mann ſich mit der bloſſen Vormundſchafft nicht vergnüs
gen , ſondern ſelbſten Kayſer ſeyn / brachte Verohalben erſt
lich es dahin / daß man ihn / nebſt dem Alexio , žum Kanſer
ausruffte : Darauf raumte er alles was von Alexii
Laft ihn Freunöſchafftnoch übrig war 1 auf die Seite ; ließ die ver's
aber heims wittibte Kayſerin Xenem erſticken / legte endlich die Hand
lich um :
bringen . an den jungen Alexium ſelbſten , ließihn inſeinem Zimmer
An . 1183 • miteiner Senne von einem Bogen heimlich ſtranguliren /
und deſſen Leib in das Waſſer ſchmeiſſen ; und diemoeil die
Francken / ſo ſich ſelbiger Zeit in groſſer Anzahl zu Con
Itantinopel håußlich aufhielten ,ſich dem Andronico wider:
fekten/undſo wol Anfangs vor die Vormůnder ſtunden /
als nachgehends des Alexii Tod zu rächen ſuchten ; ( dann
Alexiuswar anAgnetam ,Königs LudoviciVII. in Franck's
reich Tochter / verlobt geweſen ) ſo trachtete Andronicus ſie
insgeſamt auszurotten ; viel davon nahmen zeitlich die
Flucht/ mit Hinterlaſſung Weib und Kind 1 Haab und
Gut/ wider welchen ſchwachen zuruck gebliebenen Haufs
fen der Tyrann graujam wütete; die entflobene aber bes
meie
Orientaliſche Geſchichten . 498

meiſterten ſich der Griechiſchen Flotte -und raubten damit


gang Griechenland aus.
Andronicus Commenus.

ſolche Weiſe war nun der gottloſe Andronicus ( Frid. T. )


würcklicher Kån fer 7 und weilvon den Stadthaltern an. 1183,
etliche ihme nicht pariren wolten / abſonderlich der von Ni.
cxa und Pruſia , ſo bekriegte er die beede mit Gewalt / und
ward erſagter Stadte Meiſter / darinn er groſſe Crudeli
tåt ausübte; doch blieben noch viel Factioniſten und Meu :
derenmachende übrig , als Ilacius , der Cyprum einnahmi
Alexius Commenus, derWilhelmum ,den König von Sis
cilien animirte / daß er wider Andronicum die Waffen er:
griff/ maſſen er ihm dann auch Dyrrachium und Theffalo
nicam wegnahm . Indem nun Andronicus immer in Un :
ſicherheit war / und gernewiſſen wolte /wie es ihm noch ers
gehen würde/auch darüber die Wahrſager conſultirt- oder
14 befragte, erfuhr er 1 deß einer , deſſen Náme ſich mit If. an
fieng/ ihn umbringen würde; diß legte er alſobald auf den
General Ifacium Angelum aus/und befahl denſelben zu er: Will Ila
cum An .
ſtechen : Iſacius aber fekteſich zur Wehr, und falvirte fich
3 end lich in eine Kirche: Wie nun ob dieſem Handetein Zus gelumumbringen
lauff des Volds / und endlich eine völlige Aufruhr ent: laſſen
.
ſtund / ward Ilacius von dem ſchwürigen Påfel alſobald
als Kåyſer ausgeruffen . Andronicus , der damals abwės
ſend war/ kam eilend in die Stadt / und ſuchte das Volck
zu beſånfftigen /und endlich auf einem Schiffe zu entfliehen :
man holte ihn aber von der Flucht zuruck / und richtete ihny
nach einer zwey -jährigen Regierung, auf die ſchåndlich
und grauſamſte Weiſe hin / als je einem Tyrannen widecs
fahren ; dann man hieb ihm erſtlich die rechte Hand aby
Itach ihm das eine Äug aus / ließ ihn etliche Tag in einer
ſchåndlichen Gefängnuß Hunger leiden /führte ihn auf eis An. 11850
nem råudigenCameel in derStadtherum / hiengihnend. Wird
darüber
lich an den Füſſen zwiſchen zweyen Säulen auf und
ſelbſt
riß ihm mit Hacken alles Fleiſch und Aðern aus dem Leib elendiglid,
beraus. ' Mit ihm gieng ab die Familie der Commeno- bingerich
tum, tet.
er us el
496 Vierdt Period . VIII. Capit

Sec.XII .

tum , die bißhero den Conſtantinopolitaniſchen Thrott


hundert Jahr lang beſeſſen hatte.

Ifacius II. Angelus

( Frid. I.) Wnhelmus , der Köttig von Sicilien / hátte feinewider


Andronicum erhaltene Victorien weiter profequirt/
die Stadt Amphipolim in Thracia ; und ganz Theſſalien
einbekommen : Só bald aber Ifacius auf den Chron kami
führte er den Krieg wieder Wilhelmum fort/ und jagte ihm
alles Eroberte wieder ab/hingegen occupirte oder eroberte
Wilhelmus ſiebengig von ſeinen Schiffen , die Ifacius, die
Inſul Cyprum wieder einzunehmen í dahin geſchickt, dann
als die unter ſchlechter Wacht leer auf der Rhebeſtunden /
weil das Volck ſchon äns land geſtiegent war, da kamen
eben die Sicilianiſchen Capers dahin / und nahmen ſie
ohne ſonderbaren Widerſtand weg. Der Verluſt der
Schiffe machte / daß auch zu Land in Cypern nicht viel
gerichtet war. Emgleichen hatteIfacius auch viel zu fechs
ten mit den rebelliſchen Wallachen / Die er nie völlig übers
wältigen funte / er hatte auch Anfechtungen von zweyen
groſſen
Orientaliſche Geſchichten .
497
groſſen Revolten / die eine machte ihm ſein GeneralBrana,
Den er wider die Wallachen geſchickt / welcher aber mit der
unterhabenden Armee umkehrte / und den Käyſer in Con
ſtantinopel belagerte ; Die andere warð erregt von einem Ein Betrůs
Betrüger, der ſich vor den Käyſer Alexium Commenum , ger gibt fich
den Sohn des Manuelis , welchen Andronicus umbringen zium aus.
laſſen , aus- und vorgab / daß er aus der Mörder Hånden
wunderlicherWeiſe èntrunnen / denie faſt der gange
Orient
anhieng . Beede Rebellionen aber wurden gebåmpfft
durch glückliche Erlegung der Urheber / und blieb Ifaacius
in dem Reich confirmirt. Von ihme iſt noch diefes das
Notableſte/ daß, wie zu ſeiner Zeit die Cruciata , ſo stanſer
Fridericus I. vorgenommen / ſich begeben / er dem Durch ,
marche des Kayſers ſich lange widerſekt / und den Frans
cen / gleich auch ſeine Vorfahren gethan / groſſe Hinder:
nuſſen zugefügt í Davon wir mehrers in der Hiſtorie von
den Crụciatiswerden zu ſagen håben . Nachdem Ifaacius, An- 11950
der im übrigen ein Herz von ſchlechtem Verſtand und laus
ter Wolluſten wäč 7 zehen Fahr regiert / machte ſein
Bruder Alexius Angelus ,eine Conſpiration wider ihn
nahm ihn gefangen / und ließ ihm die Augen ausſtechen / Wird von
wie ihm ſolches / daß es ihm alſo widerfahren würde ſeinem
kurg vorher ein Einſiedler verkündet / oder vielmehr /ohneBruder
weitere Antwort auf die Frage bés Kanſers zu geben /vertrieben .
Durch Ausſtechung der Augen andès Stayſers Bildnußl
gewieſen . .

Alexius III . Angelus.

Deund wa ſo eitel / daß er ſich ſeines Name


r ns ſchåmte, VI. )
und nicht mehr Angelus, ſondern nach dem Namen der
vorigen Kayſer. Commenus genennt ſeyn wolte. Als er zu
Conſtantinopel zur Crónung einreiten folte / ließ ihn bas
Kaiſerliche Reit- Pferd lang nicht aufſigen / und als er ſich
endlich darauf geſchwungen , that es ſo viele Sprünge, daß SeinPferd
endlich die Cronbém Kayſer vom Kopff fiel, und zerbrach ſchmeiſt ihn
auch hierüb er r Kanſerſelbſt Sattel-råumig ward/ wel_ab.
de
Dritter Theil ,
ches
498 Vierdrer Periodus. VIII . Capitel.

S. XIII . ches man gleich vor ein båſes Omen aufgenommen . Er


hatte groſſe Anfechtungen ſo wol innerlich von Rebellio:
nen / als åuſſerlich von den Wallachen / Türcken und Tar :
!
tarn. Den gråſten Stoß aber gab ihm ſeines abgeſekten
Bruders Sohn , auch Alexiusgenannt. Es hatte vorher
ſchon Kayſer Henricus VI. ſo wol um den Ifaacium Ange.
lum , mit dem er verwandt war / zu rächen / als auch der
Troublen zu Conſtantinopel fich zu bedienen / alles Land
( Philippus.) zwiſchen Epidamno und Theffalonicahinweg genomen /un
ter dem Prætext und Vorwand , daß ſolches zu dem Kó:
nigreich Sicilien gehörte / drohete auch, den König noch
weiter zu proſequiren / wofern Alexius ſolchen nicht durch
ein jährlichen Tribut abkauffte / worzu Alexius fich auch
verſtund, und weil er das Geld nirgend anders aufbringett
Muffrays kunte / ſolches in den Gråbern der alten Kayſer zuſammen
fer Philip: ſuchte. Als aber der junge Alexias felbſt/ in Occident bet
po Tribut
Kayſer Philippo des Henrici Bruder und Succeffore , der
zaplen.
des Iſaacii Schweſter zur Gemahlin hatte, ankam , brachte
er bey dieſem Herin zu wegen / daß er / weiln er ſelbſten im
Reich mit dem Schiſmate noch allzuviel zu thun hatte, ihn
an andere Potentaten /und inſonderheit an Balduinum , den

Gras
Orientaliſche Geſchichten . 499

Grafen von Flandern / und die Venetianer, dit eben lång- Die Vena
ften gern den Conſtantinopolitanern in die Haare gekom- tianer und
men wäreny recommandirte. Dieſenun / welche zu gleisFlanderer
cher Zeit eine Expedition und Zug in das heilige land por:nehmen
hatten / brachten beederſeits eine Armee von 3 100o,Mann faficng
h des
enenges
und eine Flotte von 250. Schiffen zuſammen 7 fuhren Ifaacii an.
damit in Griechenland åber 7 belagerten Conſtantinopel / An , 1201,
nahmen es ein von der Meer- Seite her / indem ſie etliche
groſſe Schiffe zuſammen banden / an die Maſt- Bäume
LP groſſe Leitern veſt machten / und von daraus die Mauren
und" Thůrne beſtårmeten / und resten den jungen Alexium
mit ſeinem Vatter dem Ifaacio Angelo aufden Thron /don
dem der alte Alexius geflohen ivarī nachdem er regiert 8 .
Fahr.

Ifaacius wiederum i mit ſeinem Sohn


Alexio IV . Angelo
Olher Geſtalt num gerieth zwar Ifaacius mit ſeinem Ilaacius

El Sohn Alexiowieder auf den Thron; wie es aber zu und Alexius


Bezahlung der Kriegs-Koſten fam / die mandem Grafen werden
Balduino umd den Venetianern verſprochen hatte 7Sa rekitvirto
wuſte man nirgend woher man ſie aufbringen ſolte ; In :
deffen lebten die Latini auf Diſcretion , machten ſich ſelbs
ften bezahlt / raubten und plünderten nach Wilführ
griffen die in Conſtantinopel befindliche Saraceniſche
Moſchée an / von welcher man ſagte 7 daß viel Geld dars
innen wåre / und als man ſie hiervon abtreiben wolte 7
fteckten die Latini die Moichée in Brand / das Feuer
aber griff ber einem eben dazumal entſtandenen Wind
um ſich y und legte bald die halbe Stadt in die Afche
Hierüber ward das Volck endlich wild und rebels
liſch / molten den Ifaacium mit ſeinem Sohn , die ihnen
fo viel Unglücks zugezogen /nicht mehr vor ihre Herren
erkennen 7 fondern wurffen einen Griechiſchen Herri Alexius
Alexium Ducam , den man / wegen ſeiner zuſammen wird zu
gewachſenen Augenbraunen insgemein auf Grie:Conſtan:
chiſch Murzufulum Bieß1.zum Kayſer auf ; Ein andere verbaßt .
gia
Cheit
500 Vierdrer Periodus VIII . Capitel.

S. XIII. Theil vom Volck ernannte einen ſo genannten Carabum .


Der junge Alexius,(Dann Iſaaciuswar in dieſen Troublen
geſtorben ) ruffte ſeine Alliirte /die Latinos,ſo vor derStadt
campirten oder ihr Låger hatten / wieder zu Hülff/Murzu
flus aber / Der ſich noch immer als des Alexii Freund ges
ſtellt / wiederrieth ihm ſolches / und ermahnte ihn vielmehr
Und you jur Flucht i mit Verſprechen , ihm dazu behülfflich zu ſeyn.
Murzuflo Wie aber auf dieſes Verråthers Wort Alexius aus feia
umges nem Schloß ſich hinaus begab / nahm Murzuflus ihn ges
bracht.
An , 1204 fangen , und warff ihn in ein ſchåndliches Gefängnuß alls
wo er ihn endlich / ſeiner Regierung im ſiebenden Monat/
Itranguliren ließ, und an ſeine Statt Den Thron einnahm .
Immittelſt hatten die Latini von neuen eine Formal Be
lagerung vor Conſtantinopel gebracht , die zwar Murzu
Die La- flus eine Zeitlang tapffer ausſtund : Wie er aber endlich
tini veria: fich ohne Succurs ſahe/und die Larini von keinen Friedens:
Murzu. Propoſitionen høreriwolten , nahm er nebſt der verwittibs
Aum , tenKayſerinEuphroſina und ihrer TochterEudoxia, in wels
che er ſich verliebeti im dritten Monat ſeiner Regierung
aus der Stadt die Flucht / deme auch der General Theo
dorus Laſcares , nachfolgte. Als das Volck zu Conſtantis
Bringert nopel ſich ohne Haupt ſahe / Šffrieten ſie den Latinis die
das Rätys Thore/ und ergaben ſich gutwillig an die Uberwinder / die
ferthum aber ihres Siegs ſich gewaltig mißbrauchten/ und in Con:
pon Con : ftantinopel mit allen Exceffen und frechen Unternehmun:
pel au fich.gen ſchåndlich hauſetén .

Balduinus , der erſte Lateiniſche


Käyfer .

An, 1204 . dieſe Weiſe verfiel das Griechiſche Kåpferthum


in die Hände der Latinorum . Hierauf conſulirte
man /wie das Regiment zu beſtellen ? und wårð Balduino,
dem Grafen von Flandern / das Känſerthum / Bonifacio,
dem Hertog vonMontferrat, aber das Fürſtenthum Theſ
falonica zugetheilt/dann die Venetianer /die die InſulCan
diam und andere im Egeiſchen Meer vor ihren Theil nahs
men / wolten keinen Italiäniſchen Herrn der zur See
måch
Orientaliſche Geſchichten . sor

machtig wåre/ und ihnen das Duminium Maris oder Herzs


fchafft übers Meer hätte diſputiren köņnen / zu Conſtantis
nopel einniſten laſſen . Indeſſen verfolgten die entflohene
Kanſer / Der alte Alexius Angelusund Murzuflus, einans
der in ihrem Exilio ſowol/ als ob ſie aufdem Thron faſſen ;
Alexius bekam den Murzuflum gefangen / und ließ ihm die
Augen ausſtechen /und als ſolcher auch den Latinis, die
nunmehro ihre Waffen in Aſien übergeführethatten , um
gehðrte /zu erobern/
was daſelbſt noch zum Griechiſ. Reich
in die Hände fam/ ward er von einer hohen Såulen zu todt
geſtürzet/ Alexius aber ergab ſich an Marggrafen Bonifa
cium , mit Condition, daß er ihm aufLebenslangUnterhalt
ſchaffen ſolte. Jndeſſen brachten einige von den flüchtigen
Conſtantinopolitaniſchen Herren zuwegen / daß Adrias
nopel und andere Städte in Thracien ſich an die Wals
lachen ergaben / ingleichen fielen die Aſiatiſche Tartarn /
welche dieſer Zeit faſt gang Aſien überſchwemmet / auch
in die Provinßen des Griechiſchen Reichs ein : Kayſer
Balduinus und Herßog Bonifacius fuchten zwar beeden
Feinden zu widerſtehen , indem aber Balduinus wider die
Wallachen zu Felde zog / bekam ihr Fürſt Johannes dena

gi 3 ſelben
502 Vierdter Periodus . VIII. Capitel.

S. XIII. ſelben gefangen / welcher ihn / wie einige Autores melden/


Hånd und Füß abhauen / und alſo auf den Schind- Ans
Erſchrók, ger hinwerffen taffen / woſelbſt er drey Tag lebendig ges
lider legen i biß er theils verſchmachtet , theils von den Raub
Tod des Vögeln gefreſſen worden ; hatte alſo dieſer durch ſein ein:
Kárfersjåhriges Kånferthum ſich anders nichts als den allerer:
Balduini.
An . 12050 ſchrocklichſten Tod erworben .
Nach Balduino Tod ward das Griechiſche Reich ges
waltig zerriſſen / zu Conſtantinopel wuſte man langnicht/
wie es Käyfer Balduino ergangen / und wolte deßhalben
keinen andern Käyſer erwählen / ſondern blieb anderthalb
Jahr ohne Ober -Haupt ; indeſſen bemächtigten ſich die
Nicæa dlüchtige Griechiſche
Herren der GriechiſchenStädte mo
und Tra ſie das effectuiren und ausrichten kunten . Laſcares herzſch
pezunt te zu Nicæa und Epheſo , ein andererzu Trapezunt, andere
werden anderswo / entſtunden alſo auf einmal aus einem Käyſer:
Känſer. thumviel Fürſtenthümer 7 deren Feines mit den andern eis
thumer . nig war , die von Nicæa und Trapezunt aber führten den
Namen vom Käyſerthum .

Henricus.

An . I 206.
Ndlich ſchritt man zu Conſtantinopel mit einhelligent
Rath zu Erwählung eines neuen Kayſers / und ward
fåyſers Balduini Bruder , Henricus , darzu erhoben / ob
( Otto welcher einträchtigen Wahl der damalige Griechiſche
IV . ) Hiſtorien Schreiber / Nicæta , ſich gewaltig verwundert
weilen etwas ſolches vorhin bey Griechen ohne Blut nie
abgegangen. Es regierte auch dieſer Kayſer Henricus gar
glücklichgehen Fahr lang / und brachte faſt alle Städte / ro
die Wallachen in Thracien weggenommen / wieder her:
bér: Wie er aber keine Männliche Erben hatte / fo verhey
rathete er ſeine Tochter Jolantam an einen Frankóſiſchen
Herz /Petrum , den Grafen von Antiſiodoro ,oder Auxer
re,aus dem HausCourtenay,den er auch zu ſeinem Succef
An, 1216. forem ernannte , und darauf verſturb .

Petrus.
OrientaliſcheGeſchichten . 503

Petrus.

Etrus reiſete nach ſeines Heru Schwäher - Vatters


PESTE
Tod durch Italien alſobalden nach Conſtantinopel ?
und ließ ſich unter Weegs zu Rom vom Pabſt Hono
rio III. die Conſtantinopolitaniſche Tron aufſeßen : als
er aber von dar ſeiner. Weeg durch Macedonien nehmen ( Fridor.
II.)
wolte / ſuchte er bey Theodoro Laſcare , der immittelſt zu
Nicæa Den Kayſerlichen Titul angenommen / und in
Macedonia einige Städte hatte / um freyen Paß und
ficher Geleit an ; dieſer ertheilte ihm ſolches ; da aber
Petrus auf gut Trauen und Glauben durch Macedo
nien durchreiſete / nahm ihn / wider gegebenen Geleit /
Der ungetreue Laſcares gefangen ! hielt ihn zwer Jahr
lang in enger Verwahr / ließ ihn endlich unter dem
Schein / als ob er ſich mit ihm vergleichen wolte / hervor
bringen / und ben einem gehaltenen Gaſtmahl nieder. An .1223 .
machen .

Robertus.

Mmittelſt da Petrus gefangen war /_führte ſeine


Gemahlin Jolanta die Regierung . Sein aus er
fter Ehe erzeugter Sohn Robertus aber / als er das Una
glück von ſeines Herm Vatters Gefängnuß vernome
men / eilte alſobalden nach Conſtantinopel / und da
endlich die Zeitung auch von deſſen gewaltſamen Tod
anfam / nahm er völlig die Regierung an ſich / hatte
aber nicht vielGlück /dann indem er dem Ifaacio und Alexio
aus dem Geblåt der Angelorum , wider des Theodori
Laſcaris ( der bald nach obigem Mord geſtorben ) Sohn /
den Johannem Ducam zu Nicæa zu Hülfe ziehen wolte!
ward er vom Duca geſchlagen / und verlohr faſt alles
was Kayſer Henricus in Aſia geroonnen hatte. Er ſtarb
im neundten Jahr feiner Regierung, hinterließ einen und An , 1232.
mündigen Sohn

Ji 4 Bal
504 Vierðter Periodus . VIII. Capitel.

S. XIII.
Balduinus.

(Friderice Seſer Balduinus hatte zwar eine lange aber unruhige


II:) Regierung /danner continuirlich vom Johanne Duca
und ſeinen Succeſſoren / den Kayſern von Nicæa , die mách.
tiger waren als er / angefochten worden / alſo / daß er eins:
malsfeinen gråſten Schazi den er noch hatte /nemlich
den Speer/ wormit unſer Heyland durchſtochen / die dors
nene Cron / und den Schwamm / wormit er getrånckt wors
den/ angreiffen / und ſolchen an die Venetianer verſeken
muſte / damit ſie ihm bey einer Belagerung / die Johannes
( Conra- Ducas vor Conſtantinopel gelegt / liberiren möchten / wie
dus.) ſie auch thaten . Beede Stucke hat König Ludovicus
in Franckreich nach der Zeit von den Venetianern aus- und
an ſich geldſt. Endlich verſah einsmals/ nach einer drey und
dreyßig - jährigen Regierung / Balduinus die Schang / und

(An. 1262.ließ
Interre . ſeine StadtConſtantinopel/von der Armee des Nicæi
ſchen Kaiſers /Michaëlis Palæologi, die er wider Michaë
gnum , )
lem , den Fürſten von Macedonien / ausgeſchickt/ und wel:
che unter Weegs nur zum Verſuch etwas aufConſtante
nopel zu tentiren befehlicht war / ſchåndlich einnehmen .
Dann indeffen / da ſeine Armee / währenden Stilſtands ,
den er mit Michaële gemacht, die Stadt Daphnuſiam am
Ponto Euxino belagert / kam die Nicæiſche Armee /'ſo nur
in wenig Tauſenden beſtund / vor Conſtantinopel unders
Conſtans muthet an /machte Intelligentz und heimliche Verſtändnůß
tinopel mit einem Conſtantinopolitaniſchen Bürger / daß er funff
wird von zig Soldaten durch einen heimlichen Gang, der unter der
een mies Erden aus ſeinem Hausin dasFeld gieng, indieStadt
der ers einließ. Die übrige erſtiegen ſelbigen Orts in aller Stille
obert. die Mauren / eröffneten das Thor/ lieſſen die Nicæiſche
Kleine Armee ein / deren dann die Griechiſche Burger ſo
gleich benfielen / und alſo ſich mit ſamt der Stadt ohne
Schwerdt - Streich ergaben. Der Kayſer Balduinus
ſelbſt entflohe mit den übrigen Latinis zur See / und
ſalvirte ſich in Franckreich / allwo er ein Privat- Leben fühs
rete. Auf dieſe Weiſe waró das Griechiſche Kayſerthum
aus

1
Orientaliſche Geſchichten . FOS

ho

..

aus den Händen der Latinorum wieder geriffen , die ſolches Ende dere
1 58. Jahrund 3. Monat innen gehabt , nach der Ausrecha Her ::
nung der gemeinſten Chronologorum . Dann andere ſind ſchafft
der Zeit halber / da Conſtantinopel an Palæologum über: der Lati
norum zu
gangen / etwas diſcrepantund unterſchieden.
Conſtans
Weilen nun dieſe notable Circumſtang odermerckwür- tinopel.
digeUmſtand circa finem und um das Ende unſers Periodi
oder Zeit - Begriff ſich zugetragen , ſo wollen wir dieſes
Capitel hierinit beſchlieſſen / und die Franzöſiſche Ges
e ſchichten vor die Hand nehmen .

Das, IX . Capitel.

Von den Frankofiſchen Geſchichten .

Ludovicus VII. Junior.

fr haben in demvorigen Periodo gehandelt vom Paul. Æ


SG König Ludovico VI. Craſſo, und denſelbenmit mil
, Rob.
ſeinem Tod beſchloſſen / es führet uns derohalben de Monr,
nunmehr die Ordnung zu deifen Sohn und Succefforem ,Gothofr,
Ludovicum VII. Juniorem , ſonſten auch wegen ſeiner Got An, !!378
gis
tes .
fos Pierdrer Periodus. IX. Capitel.

Sec.XII. tesfurcht Pium zugenennet. Dieſer Herywelcher Eleono


ram , die Tochter und Erbin Sancti Wilhelmi, des tekten
Herkogen von Aquitanien / oder Gaſcogne geheyrathet /
(Conradus hatte im Anfang feiner Regierung zimlich zu thun mit den
III. )
Strittigkeiten , ſo da zwiſchen Mathilde , der rechten Erbin
von Engeland und Normandie, und Stephano ,dem Gras
fen von Boulogne , der ſich des Königreichs Engeland bes
mächtiget hatte / ereignet / da er bald die eine ; bald die ans
dcre Parthey erkieſet.
Streit Er gerieth auch in einen Unwillen mit dem Påbſtlichen
1 Bourges,
bem pabri Hof, indeme er Andream den
, Erk- Biſchoffvon
und Konig den der Pabſtprotegirt- und beſchůßtej verfolget/worůber .
Ludovico: er von dem Pabſtin den Bann gethan / und ganz Francks
reich in das Pabſtl. Verboth gelegt worden / hierzu kam
noch /. Daße such Theobaldo , dem Grafen von Champa
Grauſam ,gne , welcher Andream , den Erk- Biſchoff von Bourges
keit der portiren und vertheidigen helffen in die Haare gerieth / und
önigli: die Stadt Vitri einnahm ; daſelbſten alles nieder gemacht,
den Sole
und die Haupt-Kirche ſelbſten mit 1300. Perſonen / Die
daten.
ſich hinein ſalvirt hatten, verbrennt worden.
Als nun dem König die Zeitung von dieſer Grauſams
keit , die er verurſachet 7 zu Ohren kam , gienger darüber in
An. 1149. eine gewaltige Reue/ und / um folche Sünde abzubůſſen /
Ludovicus reſolvirte er ſich auf Ermahnung des Heil. Bernhardi, eine
nimmt die
Crucia Cruciatam , nebſt Kanſer Conrado III . in das heiligelandi
tamvor. welches dazumal von den Türcken gewaltig beångſtiget
war / vorzunehmen / die aber / wie wir in dem Io. Capitel
mit mehrern vorſtellen werden i går fruchtloß abgelauf
fen.
Nachdem König Ludovicusmit Verluſt von ſeiner ans
fehnlichen Armee , die er in Orient , ohnegleichwol das ge
ringſte damit auszurichten eingebůfſet / in Franckreich zu
ruck kam / fieng er einen wunderlichen Proceſs mit ſeiner Sea
Sheidet mahlin Eleonora an / wider welche er währender Reiſe in
ſich von Orient , wohin ſie ihm gefolget/in Eiferſucht gerathen , und
ſeiner Ges ließ ſich von ihrſcheiden /unter dem Vorwand , daß fie mit
mahling Blut- Freundſchafft ihm alzu nahe verwand ; dann von
ihrer
Frangofiſche Geſchichten . foy

ihrer Untreu wolte er.1 oder kunte vielleicht mit Beffano


nichts ſagen . Er richtete aber dadurch nichts anders an /
als daß er ſeinen Capital- Feinden das Schwerdt in die
Hände gab /wormitſie hernach ihm und ſeinen Succefforen
die Kåhlen abgeſchnitten. Dann Eleonora, ſobald ſie von Dieheus
Ludovico geſchieden war i gieng gleich und henrachete
Henricum , den Sohn der Mathildis.der nunmehr ruhig Sieranie
in Engeland herrſchte / und brachte damit demſelben das nig in En
ganze Landvon Guienne und Gaſcogniengu . geland,
Von dieſer Zeit an war ein unaufhörliches Kriegen
zwiſchen den Königen in Franckreich und Engeland ; dann find
dieſe/welche von der Mathilde ihrerMutter ber/die Mor :ihin gante
mandie/ ſamtder Oberherrſchafft über Bretaghe ; von ih- Aquita:
fem Vatter aber / nemlich dem Gothofredo , mit den Zu- nien zu.
namen Planta Genetta,das Herzogthum Anjou la Maine,
Touraine und Poi&tu und nun durch Elenoram das Hers
Bogthum Guienne, ſamteiner ſtarcken Prætenſion und An:
förderungen aufLanguedoc,alſo in den Königreich Franck: Macht
reich weitmehr Landes /als der Königſelbſt / innen hatten / Ens
Ser
kunten ſich nie bezwingen dem König dieſer Provinzen geländer
Ge inFrancka
halber/ ſo unter ſeiner Superiorität/ſtunden / völligen
horſam zu leiſten ; und hingegen kunten die Könige in teid).
Franckreich ſo mächtig und hochmüthige Unterthanen
auch nichtvertragen : Dahero fuchte zu allen Zeiten ein je- (Frid, 1.)
Der Theil alle Gelegenheit aus / wo er dem andern mor
tificiren und weh thun kunte. König Ludovicus und Hen
ricus kamen wol offter dann fechsmal miteinander zu den Streit
Waffen und mürcklicher Ruptur oder Brechungverglis , zwiſchen
chen ſich aber bald wieber/machten Stillſtandund Friede/ beeden
tratten ſo gar etlichemal in perſöhnliche Conferenz zuſam -Nationčna
men dergleichen dann auch eben von ihnen geſchehen , als
Pab Alexander III. Der währendenSchiſmatis inftalien/
aus Furcht vor Kanſer Friderico Barbaroſſa , nicht bleiben An. 11623
Funter ſich in Franckreich fatvirt/ da ihm dann die beede Kro: Zwey Roa
nige entgegen gegangen /und ihmedie Ehre erwieſen / daß nige füba
fie zu Fuß gehendeſein Pferd darauf der Pabft fag ein Palſts
Stuck Wegs an zweyen Zuglen daher führtene Pferds
508 Pierðrer Periodus . IX. Capitel .

Sec . XII.

An. 1173 Die gråſte Querelle und Klage aber / ſo dieſe beebo
Ludovicus Könige miteinander hatten , entſtund bey der Revolte und
bilft den Empórung / welche die dren Söhne des Königs Henrici,
wider den wider ihren Heren Vatter machten / wider welchen ſie
Patter. Durch Verhekung einiger Malcontenten in Franckreich
würcklich die Waffen ergriffen / und vom König Ludovico
mit Geld und Volck geſtårcket wurden . Dieſem allen
aber ungeachtet / lagen die rebelliſchen Söhne doch unten /
und muſten bey dem Herzn Vatter um Gnade bitten:
An. 1177. Worauf auch der Friede mit König Ludovico erneuert /
und zwiſchen beeden Königen eine genaue Bündnuß ge.
itifftet ward /welche aber König Ludovicus nicht gar lang
ůberlebte / ſondern dren Jahr hernach / als er kurk vorher
ſeinen einigen Sohn, Philippum Auguſtum , hatte crðnen
laffen / an einem Schlag - Fluß mit Tod abgieng /ſeines
Alters /wie etliche meynen/ im 70. ſeiner Regierung im 44.
Jahr,
Große Zu ſeiner Zeit entſtund in Franckreich ein gar übler
Frembeu: Handel / Der lange Zeit / ohne daß man das Ubel ausrots
erey in ten kynte i das Land gewaltig mitgenommen , indem ſich
Franck
reich . nemlich von allerhand Nationen einige Purſche zuſammen
ges
Frangofiſche Geſchichten . 509

geſchlagen Davon
; die zu Pferd ſich zu Routiers, oder Kits
terg/die zu Fuß aber Cateraux nannten , die machten Pro
feſſion , daß wann einige Herren miteinander in Streit
waren / ſie ſich um Sold zu Ausführung ſolcher kleinen
Kriege gebrauchen lieſſen /und wann ſie keineDienſte hats
ten / ſo zogen ſie doch das Land durch / und lebten auf Di
cretion oder will führliche Art.

Philippus II. Auguſtus.


Geſer König Philippus II. hat in ſeiner Tauff / weilen ( Frid. Í. )
man an Månnlichen Erben ben nahe verzweiffelt/den Wober
BeynamenDeo datus ,oder von Gött gegeben , bekomen , Philippo
nach der Hand aber hat man ihm / wegen ſeiner glücklichentAuguftus
Verrichtungen /den Zunamen Conquæſtoris, oder Erobe: gekommen.
rer /gegeben /den der Franzöſiſche Hiſtoricus, Paulus Æmy.
lius mit dem Namen Augusti verändert/welcher von ſelbis
ger Zeit an dieſem König in den Hiſtorien alſo geblieben ,
he daß er daher insgemein Philippus Auguſtus genennt wird.
Er kam zur Regierung im is. Gahr feines Alters / und
ward der Anfang feiner Regierung etwas verdrůßlich ges
macht/durch Verhebung ſeiner Vettern / den Gráfën von
Cor Champagne, die damachten / daß er ſich mit feinein Vor :
mundidem Grafen von Flandern / zerfiel; welcher Handel
aber bald wieder bengelegt wordent. Bald darauf kamen
die Geſandten vom König zu Jeruſalem / die da die Noth
und Gefahr / in welcher ſelbiges Königreich ſtůnde i vors
ſtellten / und um Hülffe anſuchten , kunten aber dagumáli
weder in Teutſchland / noch Franckreich / noch Engeland
etwas weiters erhalten, als gute Vertråſtungen . Inder Ek miſcht
Vat: lich in den
ſen miſchte König Philippus Auguftus gleich ſeinem Krieg
ter/ fich in die Rebellion / die Richardus und Johannes, des jwilden
Königs Henrici in Engelano Söhne / wider ihren Herrn dem Ko.
Vatter von neuem ángeſtellt i und halff ienen viel Derter nigvon
dem alten Vatter wegnehmen / alſo daß Henricus endlich Engeland
um Frieben bitten / und ſich mit ſeinen Söhnen vergleis Söhnen .
chen mufte / ob welcher Bekümmernuß er verſtorben / und
den Thron ſeinem Sohn Richardo eingeraumt.
Waha
Sio Vierdter Periodus . IX. Capirel.

Sec.XII.
Währender dieſer Zeit hatte Saladinus, der Sultan
von Egypten , die Stadt Jeruſalem den Chriſten gar wegs
genomen ; darüber entſtund in gank Occident ein unglaubs
liches Lamentiren , und bezeichnete ſich faſt jederman mit
Nimmt dem Creuß , um den Zug zur Wieder-Eroberung dieſer
dieExpe . Heil. Stadt vorzunehmen. König Philippus auguſtus in
dition Franckreich / und Richardus , König in Engeland / ſogar
Orient in
gute Freunde miteinander / und wider den alten König
Henricum vor einen Mann geſtanden waren / reſolvirten
auch dieſesmal den Feld - Zug nach Jeruſalem miteinan,
der in Perſon porzunehmen ; wie ſie aber in Sicilien kas
men , zeigte Tancredus ,der König in Sicilien /Dem König
Richardo Schreiben / vom König Philippo Auguſto , vor/
Darinnen dieſer ihm offerirte, wann er Luſt haber ſo wolten
ſie alle beede zu gleicher Zeit den Richardum anfallen , und
aus dem Weg raumen . Richardus, der dieſe Schreiben
vor warhafft undauthentiſch hielt /gerieth darüber in grau
famen Haßwider Philippum ; Philippus hingegen, der ders
gleichen jemal geſchrieben zu haben / laugnete / war erzúra
Bird uns net auf Richardum , daß er ihn eines ſolchen unredlichen
einsmit Stucks beſchuldigen / oderbeargwohnen wolte/ und trenn
Richardo. ten ſich dieſer beeden Könige Gemüther von dato an der:
geſtalt voneinander / daß ſienimmermehr recht zuſammen
ſtehen kunten ; Geſtalten ſie dann ohne das ſchon gegeneina
ander ſehr erbittert waren / ob dem , daß Richardus des
Philippi Schweſter Alexim , mit der er verlobt war , dars
um / weil von ihr ausgeſprengt worden / ob ſolte ſein Herz
Vatter/der alteHenricus II . Da er fie ſo lang der Richardo
vorenthalten, ſie beſchlaffen haben /zuruck geſchickt/und eine
All 1191. Prinzeſſin von Navarra geheyrathet. Sie unterdruckten
zwar dieſesmal ihre Privat-Affecten / und reßten beederſeits
Die Reiſe in Orient fort / weil aber keiner demandern war:
hafftig traute / noch Gutes gunte , machten ſie ſich ſelbſt ſo
viel Hindernuß / daß darüber dieſe dritte koſtbare Creußs
Fahrt abermals ohne weitern Effect ablieff/ als daß ſie die
Stadt Acram , oder Ptolomaidem , einnahmen / wie wir
ſolches am gehörigen Ort ausführlicher erzehlen werden .
König
frangöriſche Geſchichten . ŞII

König Philippus kam am erſten aus Orient zuruck / und


als er hörte , daß König Richardus auf ſeiner Heimreiß 1
in Deſterreich vom Herkog Leopoldo , und Kayſer Hen
rico VI. war angehalten worden / hinderte er deſſen LOB: ( Henricus
laſſung nicht allein ſo viel er kunte / und offerirte ; eben ſo VI.)
viel Geld zu geben / wam fie Richardum gefangen bes
hielten / als Richardus vor ſeine Ranzion anbott / ſondern
fiel auch in ſeiner Abweſenheit wider gegebene Parole,
baß er nemlich nichts wider ihn vornehmen wolte / bevor
et würcklich nach Haus gelangt wäre , die Normandie
an / und nahm etliche Piage hinweg. König Richardus An, 1193 .
rekte ſich nach ſeiner Erledigung zur Gegenwehr í es miſch- Krieg
zwiſchen
te ſich auch der Graf von Flandern in dieſen Krieg / als Franck
s
E dem König Philippus die gange Artois abgendthiget. reid und
Das Notableſte, was in dieſem Krieg fich zugetragen , iſt/ Engelaud.
daß einsmals die Engelander bey Blois die Franzöſiſche
Bagage geplündert / und das ganze Königliche Archiv,
welches nach Gewohnheit ſelbiger Zeit die Könige alles
zeit mit ſich zu führen pflegten / in die Hände bekommen .
İtem , als die Engelånder den Biſchoff von Beauvais , der

würcks
SI2 Vierdrer Periodus . IX. Capitel.

S.XII. würcklich in der Bataillemit gefochten / gefangen bekoms


men/ und Pabſt Cæleſtinus III. ſeiner Loßlaſſung halben
Derkónig an seinig Richardun ſchrieb / und in dem Schreiben den
von Enge: Biſchoff ſeinen lieben Sohn nannte i da ſchicktė Der kos
land ſchis nig des Biſchoffs Kůriß und blutigen Waffen - Rock nach
abft des Rom /ließ dem Pabſt ſolchen weiſen , und die Frage/ ſo dors
Biſchoffs ten die Brüder Goſephs an Jacob thaten / ihmevorhal
Kleider . ten : Siebe / ob dieſes deines Sohns Rleid ſeye ?
Worůber Der Pabſtconfundirt oder beſchämt ward / und
Biſchoffs halber i als eines Prælatin / Der auſſer ſeinen
Schrancken getretten, ſich nicht mehr bemühete.
Philippus Nebenſt der Verörüßlichkeit dieſes Striegs, hátte Kå
will ſich nig Philippus Auguſtus auch noch eine andere in ſeinem éis
von ſeiner genen Hauſe ; Er hátté Iſenburgam , Königs Canuti in
lin fcheis Dånnemarck Tochter/gehéyrather : Ben dem Beylager
den . aber vermerckte er einigen heimlichen Leibs- Fehler an ihr/
ſtieß ſie darüber / mit Gutbefinden einiger Biſchoffe i von
fichr und vermählteſich mit Agnete, des Hertogs von Me
ran Tochter. Die Königin Iſenburg aber und ihr Heri
Bruder movirten deßhalben einen Proceſs am Påbſtlis
chen Hof/ und ließ der Pabſt die Cauſam durch einen Lega
ten /und durch ein angeſtelltes Concilium unterſuchen / und
als der König mit denen ihin anhangenden Biſchoffen
ſich zu Aufhebung des Divortii oder Ehe Scheidung nicht
bequemen wolte ward
/ das ganke Königreich auf vier Mó:
nat lang ins Interdictum oder Påbſtliche Verbot gelegt.
( Philippus.) Nachdem aber dieſer Sache halber ein neues Concilium
ju Soiſſons gehalten ward / und der König mercktė / daß
Die Sentent wider ihn ausfällen dårffte, wolte er den Auss
gang des Proceſſes nicht erwarten, ſondern ließ den Påbſts
lichen Legaten wiſſen , ſie hätten ſich weiter ſeinetivègent
nicht zu bemühen / dann er habe ſich mit ſeiner Gemahlin
reconciliirt und verſöhnt ; wie er bann / um ſolches & ffents
Muß aber lich zu bezeugen, ſie hinter ſich auf das Pferd
fekte/ und alſo
folchewier mit ihr zür Stadt hinaus ritt. Von welcher Zeit an er
der zufio fie zwar bei fich behalten / ihr aber
ſchlechte Affection und
nehmen .
Žiebe bezeugets
Wåh
frangöſiſche Geſchichten . 513

Während dieſes Divortii und Eheſcheidung/war Ri. Ver&nbeå


chardus der König in Engellandöhne mårnlicheErbeit mit rungin
i Tod abgangen ; und ward Beffen Succeſſion ſtrittig gwi .Engelanda
ſchen ſeines åltern Brüders Henrici Söhn / Arto , denHers
kogen von Bretaigne, und dem jủngern Bruder Johanne,
i den mån /weil er endlich gank umLand und Leute gekome
men / mit Dem Zunament AbsqueTérra, benennet. Johan
nes behielt die Dbérhánð / und occupifte nebſt Engeland,
auch alle dieſer Eron gehörige Provinzen in Franckreich ;
König Philippus Auguſtus áber ergriff des Arti Partheyi.
und als Kinig Johannes ſeinen Vettern / den Herzog Ar
tum , heimlich umbringen laſſen , citirte ihn König Philip
pus deßhalben vor Gericht / condemnicteund verurtheilte
ihni als einen öffentlichen Mörder, undnahm ihm deßhal Philippus
ben die Länder / die er in Franckreich håtte; hinweg/ bahe timmt dem
to Philippo der Zuname Conquæftoris oder Auguſti ge : Rðnig in
kommen . Es erholte ſich zwar Johannes wieder/und mach ade feine
te Alliang mit Kayſer Ottone in Deutſchland / und als Lånder in
Käyſer Otto mit ſeinen Helffern dem Gráfen von Flan- Franckreich
dern und Hertog von Brabänt aufeiner Seite in France, weg.
reich einfiel/ ſëßte König Johannes auf der andern Seiten ( Occo IV . )
Dritter Theil.
SUB
514 Vierdrer Periodus. IX. Capirel:

S. XIII. ans Land ; allein er ſelbſten warð bèy Angres geſchlagen i


und Kayſer Otto verlohr die groſſe Schlacht ad Bovinas ,
dhlacht Davon wir in ſeiner Lebens- Beſchreibung Erwehnung ges
sd Bovi- than . Es ſtund zwar in dieſer Bataille dem König Phi
An. 1214 lippo gewaltig genau/ bann er ward vom Pferde gerannti
im Hals ủerwundt/ und ritt ihm eine ganger Troupp Reus
ter über den Leib ; doch erholte er ſich wieder und erhielt die
notable Victorie , davon die Frankóſiſche Hiſtorici noch
heut zu Tag ſo viel zu ſagen wiſſen.
Wie nun König Johannis Sachen je långer je mehr
1
ben Krebsgang gewonnen / und er noch dazu 7 um mit
dem Pabſt ſich zu reconciliiren und zu verföhnen / das Ko
nigreich Engeland dem Påbſtlichen Stuhl zu lehen auf
getragen / wurðen ſeineGands-Stände wider ihn ſchwu:
rig/ ſégten ihn vom Thron ab 1 und berufften des Kønigs
Philippi Sohn Ludovicum VIII. zu ihrem König /welcher
auch /ungeachtet der Påbſtlichen Excommunication , (Dann
bey diefen Kriegen mengte ſich der Påbſtliche Hofe gar offt
Ludovicus in die Sachen / und obligirte beede Parthenen / mit Bes
VIII.wird drohung des Banns / daß ſie einen Frieden oder Still
zum Kd ſtand machen muſten f ) ich faſt des ganzen Königreichs /
nigreich , auſſer Windſor und Douvre , bemächtigte / und zu Lons
Engeland
beruffen . bon als König von Engeland gecront warð . Als der Kos
An , 1:16.nig Johannes ob dieſen Widerwärtigkeiten mit Tod abs
gieng / wurden die Engliſche Herren wiederum anders
Muß aber Sinnes/ fielen vom Prinsen Ludovico ab / und erhuben
wieder Henricum denSohn des Johannis ; muſte alfo Ludovicus
zuruck. das Königreich quittiren / wolte er anderſt ohne Gefans

genſchafft davon kommen / und ſich revèrſiren oder vers


ſchreiben , den Engelandern alles zu restituiren und wieder
zu geben / was ſein Herr Vatter ihnen genommen hatte;
ſo aber nach der Hand nicht gehalten ward.
Perfècu Noch begab ſich unter Bieſes Königs Regierung eine
tion ivider hoch notable Revolution in Franckreich : Es hatte in dem
die Wal. Lande Languedoc die Lehre des Petri Waldi , welche dem
denſer. Påbſtlichen Stuhlſich widerfegtei und ungefehr auf eben
Diß
frangofiſche Geſchichten . SIS

diß hinaus lieff / was heutigs Tag noch von der Refor
mirten Kirchen / oder Calviniſten/ docirt und gelehrt wird,
gewaltig überhand genommen / wie man dann von der
Stadt Alby , Darinnen dieſe Lehre am erſten und meiſten
offentlich getrieben worden , deren Anhänger neben an:
dern Namen / die man ihnen gab , insgemein Albigenſes
genannt / von den wir in den Kirchen Geſchichten 'mehrers
werden zu ſagen haben . Wider dieſe nun / welche in vers
ſchiedenen Conciliis als Keker waren verdammt worden /
und doch weder zurecht gebracht noch durch angeſtellte
Inquiſition oder peinliche Frage ausgerottet werden kön.
nen / ſchrieb Pabſt Innocentius III. eine Cruciatam aus /
daß nemlich dieganze Welt wider ſie gleich als wider dieDe Gr
r af
Cúrcken /zu Feldeziehen ſolte; und weilen Raymundus, der von Tous
Herzog von Languedoc , oder ſo genannte Grafvon Tou - lole muß
loſe,beargwohnetward /daß er dieAlbigenſer ſchůşte /ward ſich einer
der Handel auch zugleich wider ihn , als einen Excommu. harten
nicatum, gemůnget ; GrafRaymundſuchte zwar das wi .Poenitente
der ihn aufgehendeWetter abzukehren ; und reſolvirte ſich werffen.
fu der härteſten und ſchmåhlichſtenPoeniteng , die ihmdie An.1209.

IL

Påbits
S16 Vierðter Periodus. IX. Capitele

S. XIII. Pabſtlichen Legaien auflegen / nemlich / daß er ſich vor der


Kirche S. Ægidii zu Toulouſeoffentlich mit Ruthen ſtåus
pen / und von dem Påbſtlichen Legaten mit einer Stola, die
man ihm um den Hals gebunden , über das Grab Petri de
Cartello novos des Inquiſitoris, den die Albigenſer erſchlas
gen / ſchleiffen ließ.
Dem ungeachtet gieng gleichwol der Zug wider die Al
bigenſer fort / und famen auf die sooooo. Seelen wider
ſie zuſammen , von welchem Simon der Graf von Mont
fort zum Haupt und Generalen erkieſt ward i deme Der
Pabſt alles , was er den Albigenſern abnehmen würde,
ſchenckte. Weiln aber dieſe Creuk:Brůber nichtgar lang
im Feld bleiben wolten / ſondern nach zweren Monaten
mehrentheils wider nach Haus Kehrten / ward dißmals
nichts weiters ausgerichtet i als daß ſie dieStädte Béziers
und Carcaſſone einnahmen / woſelbſt ſie ohneAnfehen des
Geſchlechts oder Alters alles niedermachten . Der Graf
(Frid. II.)
von Montfort fekte mit dem Reft ſeiner Cruciatorum den
Krieg fortund
/ weil er etliche Oerter / ſo dein Graf k ai
mund von Toulouſe immediate und unmittelbar zugeho:
retén rauch die dem König von Arragonien zu Lëhen gien:
Cruciata
gen/ wegnahm / und vor ſich behielt / kam es ſo weit /daß
wider die
Albygen dieſe Herren ſich offentlich mit in das Spiel miſchten / alſo
fer . daß aus dieſer Cruciata ein Formal. Krieg ward/ der biß in
Das 40. Jahr dauerte/Dá bald die Albigenfer /bald die Cas
tholiſchedieOberhand behielten / undiſt in ſolchen unter
andern notable , daß einsmals 300. Catholiſche soooo .
Albigenſer von der Belagerungvon Chaftauneuf abgetries
ben / es hatte aber dieſes Volck in dieſelbigen Berg und
Thåler ſich dergeſtalt eingeniſtet / daß ſie durch alle anges
kehrte Macht von gang Europa nicht auszurotten waren /
ſondern biß auf die Zeiten Lutheri ſich alda maintenirt und
erhalten haben.
An . 1223 . Der König Philippus Auguſtus gieng endlich mit Tod
Philippus ab an einem hißigen Fieber im 46. Jahr ſeiner Regies
pflaſtern. rung. Zu dieſer Zeit hat man am erſten angefangen die
Gajjen zu Paris zu pflaſtern , auch die mehreſten Städte
in
frangofiſche Geſchichten . 517

in Franckreich mit Mauren einzufangen. Gngleichen


hat er den Thier -Garten von Bois de Vincenne mit Mau :
ren eingeſchloſſen / und mit Hirſchen , die er aus Engelano
geholt / bereket
Ludovicus VIII.
Em König Philippo Auguſto ſuccedirte ſein Sohn ( Frider.
Ludovicus VIII. Von welchem aber /weil er nur drer IL )
Jahr regiert / auffer ſeinem Deſſein und Anſchlag, ſo ihm
auf Engeland fehl geſchlagen / davon wir hiebevor geſagt /
nichts ſonderliches zu melden / als daß er eine Exped tion An, 1226.
wider die Albigenſer vorgenommen / in welcher er geſtors
ben / wie etliche ſchreiben / von Gifft / ſo ihm durch einen
pornehmen Heren beigebracht worden.
Ludovicus IX . Sanctus.

Udovicus VIII. hintețließ einen noch unmündigen ( Frid. II. )


Sohn Ludovịcum IX . Der hernach Durch ſeinen Eus
gend -Wandel meritiſt und verdient / daß er von Der Cas
tholiſchen Kirchen in die Zahl der Heiligen aufgenommen
worden . Der Anfang ſeiner Regierung war ziemlich tur
bulent, dann die Stände wolten nicht geſchehen laſſen / daß
ſeine Frau Mutter Blanca , eine Königliche Tochter von
Caſtilien / und der Påbſtliche Legatus und Cardinal Ro.
manus , das Gouvernement führen ſolten / und Dörffte ſie
Mühe gehabt haben die Sache hinaus zu führen, woferne
ſich nicht unter den Ligirten der Graf von Champagne
befunden håtte / welcher ſich in die Konigin Blancam vers
liebt / und alle Anſchläge feiner Cameraden ihr entdecket
håtte / welches ſie gleichwol nach der Hand ihm ſchlecht
genieſſen laſſen.
Nachdem aberKönig Ludovicus zur Majorennität und Die Liebe
Vogtbarkeit gelangte / wuſte er bey ſeinen Unterthanen eines Gras
fen bringet
ſich alſo in Reſpect zu feßen / paß ſich niemand nehr wi: dein Staat
der ihn regen durffte / wie er dann den Grafen von Pui. Sturen .
Atou , der auf Verhegung ſeiner ſtolten Gemahlin , die Kos
nigs Johannes in Engelland Wittibwar/ ihm nichtPflicht
leiſten wolle, gezwungen / daß er ihm auf den Knien depre .
KE 3 ciret
5 18 Vierðter Periodus. IX. Capitel.

S. XIII. ren und abbitten muſte. Er brachte auch die Heyrath und
Succeſſion von der Grafſchafft Provence , ſeinem Bruder
Provence Carolo,dem Hergog von Anjou juwegen / und trieb den
tommt König von Arragonien zuruck , der ſich dieſes Landes bes
an Caro- , mächtigen wolte;ingleichen machte er den Ausſpruch zwis
gavenſem . ſchen den zweyen Competenten oder Mit- Buhlern und
Erben der Grafſchafft Flandern /daß die von Avesne , das
Hennegau / und die vom Dampné Flandern haben ſols
ten.
Als zu ſeiner Zeit die Zeitung kam / daß die Choroſme.
ni , eine Perſiſche Nation , fo von den Tartarn aus ihrem
Land vertrieben worden i die Stadt umd Königreich jes
ruſalem / ſo derSultan von Egypten dem Kayſer Friderico
König- II. wieder abgetretten / eingenommen / und der PabſtGre
Ludovisus
nimmt gorius VIII . eine neue Cruciatam oder Creuß-fahrt ausges
dasCreuk ſchrieben / thatKönigLudovicus , der eben damals France
An. 1248. lag / ein Gelůbd / wann ihn GOtt von ſeinem Lager auf
helffel ſo wolle er in Perſon die Expedition und Feldzug
in das heilige Land unternehmen / wie er dann auch nach
dem er vorher alle diejenige, die da dociren kunten/ daß ih
í nen von ſeinen Beamten unrecht geſchehen / aus eigenem
Seckel befriediget / und alſo dißfalls ſein Gewiſſen rein
gemacht / mit einer Armee von 30000. Mann ſolches
würcklich vollzogen / daſelbſten aber das Unglück auszuſtes
hen hatte davon wir im folgenden Capitel / von den Cru
( Inter ciatis mehrers werden zu ſchreiben Gelegenheit haben.
regnum ). Nach ſeiner Wiederkunfft aus Orient, befliß er ſichmch
An , 1254. rentheils der Wercke der Liebe / fundirt-oder ſtifftete viel
Kildſter undSpitäler / unter andern den Spital von 300 .
Lhut den blinden Männern zu Paris / ſo man insgemein les Puinsze
Armen vint heiſſet. Er theilte auch ſonſten groſſe und reichliche
groſſe
Guttha: Allmoſen aus , hielt genau über die Juftiß 7 pflegte der Ar
ten, men mit eigener Haub / ſpeiſete 200. derſelben auf allen
groſſen Feſten / denen er ſelbſten zu Tiſch diente / und bes
Vers
fliß ſich alle Strittigkeiten mit ſeinen Nachbaren beyzules
gleicht
fich mit gen / wie er dann ſich erſtlich mit Jacobo, dem König in Ars
Spanien. ragonien / verglich / und ſeines Orts denen Prætenſionen
auf

i
Frangöſiſche Geſchichten , 519

auf Catalonien i Barcellona / Rouſſillon und ſelbige Rex


vier,jo man vor dieſem Marcam Hiſpanicam genannt/und
worauf die Cron Franckreich von Caroli Magni Zeiten
her noch Anſprüche machte ! renuncirte und abträt , das
gegen König Jacobus fein Recht / das er auf einen Theil
pon Languedoc hatte / abträt. Ingleichen accordirte
er mit König Henrico III. in Engeland / als ſelbiger
eben mit ſeinen Unterthanen in groſſem Kriegſtund /
daß er ſeinem Recht auf die Normandie , Anjou Tour
, ai. Item mit
neund Poictou, welches alles König Philippus Auguſtus Enge
landa
Den Engelåndern abgenommen , abſagte /und davor ein
Stuck Geld / und ein Theil Land in Guienne , ſo man
ihm wieder abtrat / behielt.

In die Händel ſeines Bruders Caroli Andegavenſis ,


mengte er ſich zwar dergeſtalt , daß er ihm mit etwas
Volck zu Eroberung Neapolis und Sicilien wider den
Anmaſſer Manfredum an Hand gieng / wolte aber deſſen
bey dieſem Krieg gebrauchte Tyranney nie billigen . Mit
Käyſer Friderico ll. hielt er Friede / fo viel ihm der Pabs
ſte halber inomer möglich war / und wolte fich nie dazu
KL 4 übers
520 Vierdter Periodus. X. Capitel,

S. XIII. überreden laſſen / daß er dieſen tapffern Herz mit verfols


Ludovicus gen halff / ſondern aus Furcht , es möchte ihm und ſeinen
richtet Succefforen mit der Zeit auf eben dieſe Weiſe / wie den
die San . Kayſern/ gehen , machte er die erſte PragmaticamSanctio
&tionem nem , wie es mit den Beneficiis und geiſtlichen Stifftern in
Pragmati- Franckreich ſolte gehalten werden ,
cam auf. Als um dasJahr 1269. eine neue Croiſadeund Creuka
Nimmt Fahrt ausgeſchrieben ward / nahm er ſeiner Seitsfich
eine neue vor / Derſelben abermalin Perſon benzuwohnen / wie aber
Crucia .
fein Abſehen vornemlich auf Egypten gerichtet war , lo
tam vor. wolte er zu erſt die Raub -Meſter / ſo imKucken lagen /zer:
ſtåren, und belagerte zu ſolchem Ende die Stadt Tunis in
Africa.
An, 1270 . In ſelbiger Belagerung aber ward er von einer Ruhr
Stirbt und Fieber angegriffen / woran er ſeinen Geiſt aufgab / ſet:
darüber. nes Älters im ss .ſeiner Regierung im 44. Jahr.
Zu ſeiner Zeit ſturb die Familie der Grafen von Tou.
Fundi
rung der loule aus / und ward hierdurch die herzliche Proving Lan
Sarbonz, guedoc der Cron einverleibet. Es fundirt-undftifftete
auch unter ſeiner Regierung ein ſo genannter Robertus
Das berühmte Collegium der Sarbonx zu Paris / welches
nach der Zeit in Theologiſchen Dingen einen ſo hohen Nas
Von ihm men erworben .' Sonſten iſt von dieſem Ludovico Sancto
ftammet auch ſehr notable, daß von ſeinemvjerdten Sohn Roberto
bie Linea
von Bour die Linea von Bourbon , ſo heut zu Tagden Königlichen
bon her . Thron beſiket/ entſproſſen .
Mit dieſem heiligen König endigte ſich unſer Periodus,
derohalben wir auch die Frankofiſche Geſchichten herber
laſſen wollen .

ON OCH

Das
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . $ 21

Das X. Capitel.

Von Geſchichten anderer Nationen .

Türdiſche Geſchichten und Cruciatæ ,

Irhaben biſher den Gebrauch gehabt , daß wir Otto


in dem Capitel ro von den Hiſtorien verſchiede: Fril.
G
ner Nationen handelt i allezeit die Türckiſch -oder Guilh .
Saraceniſche Geſchichten zuerſt gefekt / in welche ſich die Tyr,Gen.
Begebenheiten von den Creusfahrten / oder Cruciaten i
und von dem Königreich Feruſalem Podie Latini wieder
erobert / eingemenget / wollen derohalben die Ordnung als
fo fort halten / und wo wir dieſe Geſchichten in dem voris
gen Período und Zeit:Begriff gelaſſen haben i continui
ren ,
Es war gleich,ben Anfang dieſes Periodi König Fulca 1
1 pon Jeruſalem geſtorben / und hatte / wie im vorigen Pe . An, 1142 .
riodo gedachtſ zu ſeinem Nachfolger hinterlaſſen ſeinen
Sohn Balduinom III. einen Knaben von dreyzehen Fah:
ren /dem er ſeine Gemahlin / als des jungen Konigs Myt:
ter Meliſindam , zur Vormunderin und Regentin veroros
net. Auſſer dem Königreich Jeruſalem waren noch dren, Balduinus
groſſe Fürſtenthümeç in Orient , ſo von den Latinis beſef II .der
ſen wurden /nemlich das von Edella, das von Antiochia, s·König
... von Jes
und das von Tripoli , welche zwar von ſich ſelbſten Souve ruſalem .
rain und eigenmächtig waren / Doch eine gewiſſe Dependent (Conra
und Abſtammung vom Königreich gerufalem hatten , dusIII.)
E Neben dieſem aber waren auch viel andere Fürſtenthůs
mer /ſo von Türcken und Saracenen regiert wurden / vors
handen , ohne daß eines von dem andern dependirt- oder
abſtammte / worunter die Mächtigſten / Das von Iconio in
kleinern Aſia , das von Ninive ober Moſul in groſſen Afia ,
das von Bagdat oder Babylonien /das von Damaſco, und
Das Königreich von Egypten / ſo unter der Saraceniſchen
Bottmaſigkeit ſtund . Von Egypten aus hatten die
Chriſten zimlich Ruhe / Dann weil dieSaracenen , welches
originaliter und urſprünglich Araber waren, von den Türs
chen
Vierdter Periodus. X, Capitel.

Sec . XII . chen / die aus Scythen gekommen / ſelbſten aus Aſia ver,
trieben worden / ſo hielten ſie ſolchevor allgemeine Feinde,
und machten mit den Chriſten wider ſie Allian : Die
Türckiſchen Sultanen von den übrigen obbenannten
Låndern aber , lagen mit den Latinis continuirlich in Hage
Sanguinus pen . Zu Anfang dieſes Periodi nun glückte es Sanguino,
nimmt dem Sultan von Ninive , daß er Joſſelino, der gar ein liea
Edeffam Derlicher Herz war , die Stadt und Fürſtenthum Edeſſa ,
ein .
ro voreine Vormauer von Jeruſalem gehalten ward /
Wegnahın. Wie nun die Zeitung hiervon in Occident
kain / war jedermann in Fürchten ; es dårffteauch Geruſas
lem ſelbſten darauf gehen . Derohalben Pabſt Eugenius
Andere lII. eine neueHaupt- Cruciatam , welches die andere an der
Haupt: zahl / ausſchrieb / und folche durch den heiligen Bernhar
Cruciata.
dum mit allem Eyfer und Verkündigung unfehlbaren
Siegs / ſowol in Franckreich als Teutſchland predigen
ließ . Dieſe Predigten batten in den Gemůthern des
Spårfer Volcks ſo viel Eindruck / daß Kayſer Conradus III, und
Conradus König Ludovicus VII . oder Pius, ſich zu einem ſolchen Zug
III . und verlobten : Es wolten zwar die Cruciatidem heiligen Bern
Ludovicus
VII, reſol_hardo ſelbſten das Ober -Commando der gangen Armee,
viren fich wie weyland dem erſten Creuk: Prediger Petro Eremitæ ,
daju. auftragen , dieſer aber entſchuldigte ſich gar hochverſtån :
dig / daß ein ſolch Amt weder von ſeiner Profeſſion und
Amt noch Capacitåt oder Fähigkeit wäre/ und weilen auch
ſeine ſchwache Geſundheit eine ſo weite und gefährliche
Reiſe nicht ausſtehen kunte / ſo ward er von folcher alters
dings diſpenfirt oder loßgeſprochen / und ihm erlaubet zu
Hauſe zu bleiben .
Ein ans Auſſer dem heiligen Bernhardo , fand ſich auch in
derer Teutſchland noch ein anderer Creuk - Prediger / ein
Creuß: Månch / Radulphus mit Namen / Der hieng viel Volcks
Prediger
perfolgt an ſich / that aber mit ſolchen nichts anders / als daß ery
die Ju. unter dem Schein die Ehre Chriſti zu befördern , die gus
den . den in den Städten am Rhein -Strom verfolgte, dahero
man ihme mit Gervalt das Predigen darnieder legen / und
ſeinen Hauffen zerſtreuen muſte.
Auſſer
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 523

0 Auſſer denen aber / ſo ſich unter das Commando des Eine Pars
Käyſers Conradi und KönigsLudoviciben dieſer Crucia- they Cru
ciatorum
tageſtellet , fanden ſich auch noch andere / ſonderlich in En: langet in
geland ! Dånnemarck und Niederland in 14000.ſtarck / Portus
die als Volontaires und ohne eigentliches Oberhaupt dies gall ane
ſen Zug verrichten wolten / und zu ſoichem Ende eine Flots
ter um zu Waſſer in das heilige Land zu gelangen / ausges
růſtet hatten : Dieſe, da ſie Spanien vorber fahrend / an
pen Küſten vonPortugali ſich vor Ancker legten , hörten ,
Daß eben der Kinig Alphonſus I. von Portugall dieStadt
Lisbonam , ſo die Saracenen innen hatten / belagerte , es
kam auch dieſer Kånig zu dieſen Pilgramen an Port / und
ſtellte ihnen vor i wann ſie Luſt hätten wider die Feinde
Chriſtizu fechten / ſo hätten ſie nicht nöthig einen ſo weiten
und gefährlichen Weg darnach zu reiſen , dann ſie die Ges
legenheit darzu hier ſchon an der Hand hätten / erſuchte ſie Die belfa
auch , ſie wolten ans Land ſteigen , und ihm die Stadt Lis- fen die
bonam einnehmen helffen /mitVerſprechen , alles Erober Lisbonam
te mit ihnen zu theilen . Die Pilgraine lieſſen ſich den einneh,
Porſchlag gefallen / tratten die Belagerung an / und half-menu
fen dieſeherrliche Stadt / ſo die Haupt-Stadt und Reſiz
Denk des Königreichs / dem König Alphonſo glücklich er:
obern / beſchloſſen hierauf, ſie hätten ihrem Gelübd ein Gjes
nůgen gethan / und kehrten / ohne ihre Reiſe weiter fortzus
feken / wieder nach Hauſe / verlangten auch von Alphonſo
nichts anders als einen Danck / und die erworbene Shrer
dieſie dann ben dieſer ganzen Cruciata, allein davon getras
gen /Dann mit den übrigen /wie wir gleich hören werden / es
gar übel abgelauffen.
Käyfer Conradus war der erſte der feinen Zug mit ei- An 11480
Kayſer
ner Armee von 7000. zu Pferd / und 20000. zu Fuß / Conradus
durch Ungarn und Thracien über Conſtantinopel fortfeg :gelanget
te. Åles ſchien im Anfang dieſer Expedition und Felds,nach Cong
Zug zu favoriſiren und glücklich zu ſenn. In Ungarn er-ſtantinos
hielten fie allen Vorſchub / und der Griechiſche Rånfer.pela
Emanuel Commenus, welcher Rånſers Conradi Schwas
ger war / erbott auch ſeines Orts alles Guts ! und fiel
nichts
1
524 Vierdrer Periodus. X. Capitel.

Sec.XII, nichts Hinderlichs vor / als daß einsmals ein groſſer


Wolcken - Bruch die Armee in ziemliche Noth und Con
fuſion brachte.
Wie ſie aber in Aſien übergeſchifft hatten /da fanden ſiej
was ſie vorher nie geglaubet ; dann der falſche Kayſer ,
Emanuel, der nach dem allgemeinen Principio und Grunds
Saß ſeiner Vorfahren die Stabilir- und Veſtſtellung der
Latinorum in Orient nie gern geſehen , kehrte alles hervor,
was zu Ruinirung Kayſers Conradi und ſeiner Armee ger

Wird reichen kunte. Er ließ unter das Mehl / Das er ihnen vers
von den kauffte / Kalch und Gips miſchen / worůber, ehe man den
Griechen Betrug gemercket / eine groſſe Menge Leute dahin geſtor:
dåndlid ben ; Er ließ auf ihren gangen Marche alle Städte vor
betrogene
ihnen zuſchlieſſen , und wann manetwas verlangte / muſte
man es über uber die Mauern ſich heraus langen laſſen ,da
dann die Griechen das Geld der Teutſchen offt gar behiels
ten / oder doch nur heraus gaben, was ſie gerne wolten .
Den alergråſten Schaben aber fügte er ihnen zu durch
die ungetreue Weeg-Weiſer / die er dem Kayſer zugab:
Dann dieſe führten den alzuviel trauenden Kanſer in die
Einöden und enge Påffe des wilden Gebůrgs Tauri, da er
weber
türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 525

weder Waſſer noch Lebens-Mittel fand : daſelbſtkam ih


nen der Sultan von Iconio ,zu welchen die verråtheriſchen
Weegweiſer übergelauffen waren / und welcher alle Gele:
genheiten und Schliche Des Gebůrgswuſte / aufden Hals / Und von
und'hieb die verhungerte Teutſche Armee in die Pfanne / den Türe
alſo , daß von dieſer groſſen Menge kaum der zehende Theil fenges
chlagen .
mit dem Kanſer flüchtig zuruck nach Nicæam gelangte.
Immittelſt hatteauch König Ludovicus ſeinen MarcheLudovicus
angetretten / deme zwar der Griechiſche Kayſer Emanuel kommt
auch allerhand kleine Untreu in Weeg geworffen , die aber auch an.
König Ludovicus ſich nicht irren laſſen / ſondern ſeinen
Marche mit dem mehreſten Theil ſeiner Armee / zu Land
ůber Conſtantinopel / mit dem übrigen aberzu Waſſer
fortgeſeket / und den Reſt von der Čeutſchen Ärmee bey
Nicæa angetroffen .
Das Unglück Kayſeis Conradi, der mit gedachtem
Reft ſeiner Armee ſich zu der Königlichen geſellte / reißte
König Ludovicum an / daß er beſſer auf ſeiner Hut ſtund!
und einen andern Weeg nahm ; weil aberalle ihre Anſchlås
ge den Türcken von den Griechen verrathen waren / kunte
er doch auch der Verhängnuß í die Kanſer Conradum bes
troffen/ nicht gar entgehen. Den erſten Anſtoßhatte eran
dem Fluß Meandro in Cilicien / woſelbſt die Eůrcken ihm
die Paffage diſputirten . Zu allein Glück aber fand derKos
nig einen Furth / ſeşte über den Fluß hinüber / undſchlug
die Türcken zurück . Das Haupt -Unglück aber traff ihn Die Tůvo
unweit Laodicæa, da er einen dafélbſtigen hohen Berg pál-den (ala.
firen muſte; da marchirte der Vor- Troupp zu ſtarck / und gen ſeine
paflirte den Berg gar zeitlich / die Arrieregarde aber gienggarde.
langſam / kamen alſo auf der Spige des Bergs die Tür :
icken ihnen in die Mitte / und ruinirten den gangen Nach
Troupp / ohne daß ſie von der Avantgarde, ſo zeitlich als die
Noth es erforderte, ſecundirt werden kunte.
Der König Ludovicus ſelbſt gerieth daber in die grðſte Ludovicus
Gefahr , dann er kam vom Pferd / und fand nirgend an- kontmt
ders / da er ſich hin ſalviren kunte / als auf eine gåhe Klips in groſſe
Netba
pe , auf welche er hinauf kletterte ; Daſelbſt ward er vor
etlis
526 Vierdter Periodus . X. Capitel .

S. XIII.

1
E

eflichen Türcken angegriffen / weil aber ſein Harniſch ihti


vor ihren Pfeilen verſicherte / der König auch mit ungemeia
ner Tapfferkeit denen / die zu ihm hinauf klettern wolten
Kopf und Armeentzwen hieb / ſo lieſſen ſie, die ihn nur für
einengemeinen Officier anſahen 1als die Nacht einbrachi
von ihm ab / und gelangte der König mit etlichen Flüchti
gen, die ihn dort antraffen , in der Nacht durch wunderlis
che Umwege zu ſeiner Avantgarde, die unten am Berg lagi .
und von der Noth ihrer Cammeraden nichts vernom
men hatte / als da dieſelbe ſchon geſchlagen waren . Der
König profequirte oder vollzog mit dieſem Reſt ſeiner Ar:
mee die Reiſe mit groſſer Ungelegenheit / weil ſeine mehres
ſte Bagage von den Türcken erobert war/ und kam in groffe
Hungers- Noth , alſo / daß auch die Armee ihre eigene
Feinde Pferde ſchlachten und eſſen muſte. Doch endlich gelangte
ſchafft er nach unterſchiedlichen Anſtoſſen nach Antiochiam : das
spiſchen ſelbſt wolte der Fürſt des Landes Raimundus, welcher Lu
ihm und dovici Gemahlin Bruder war / den König überreden , et
von An- ſolte ihm helffen Aleppo wegnehmen ,derKönig aber, der
sochia gernedieganze Armee nach Geruſalem geführt hätte /und
durch
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ. 527

durch eine ſolche Belagerung ſie nicht noch ſtårcker fchwå:


chen wolte / ſchlug ihm ſolches ab / und erregte Dadurch eine
geivaltige Feindſchafft. Als er zu Jeruſalem angelangt/
ward beſchloſſen / man ſolte vor allen andern Unternehs
mungen die Stadt Damaſcum belagern : allda aber mu: Damaſcus
ſten unſere Occidentaler von ihren eigenen Lands- Leuten, wird bes
lágert.
denen Latinis, ſo in Orient ſich niedergelaſſen , eben die Un:
treu erfahren , die ſie vorhin von den Griechen ausgeſtans
den ; dann / nachdem man mit groſſer Mühe / die Belage :
rung an dem Drt/ wo die Türcken ihre Gärten hatten /und
allwo die Stadt am wenigſten beveſtiget ward / glücklich
angefangen / den Fluß Parphat paſſiret y ( allwo Käyſer
Conradus ſich Wunder -tapffer aufgeführt/ und mit eigner
Hand einen Türcken / wie ehemal Herzog Godofredus von
Bouillon gethan , in der Mitte entzwey gehauet ) und es
ſchon ſo weit gebracht / daß man an bald erfolgender Uber:
gab nicht zu zweifflen hatte , dahero miteinander abredete ;
an wem man nach der Eroberung die Stadt einraumen
f wolte/ und die mehreſten Vota quf Theodoricum , denGras
fen von Flandern geneigt waren / lieſſen die einheimiſche
Chriſten in Orient fich verdrieſſen , daß dieſer fette Biſſen
einem Frembden ſolte zu Theil werden , hintertrieben deros
halben ( wie dann etliche von ihnen auch von den Türchen
dazu erkaufft und beſtochen waren /) alle gute Anſtalten 1
und überredeten die Haupter von der Armee / man würder
wann man die Belagerung auf der andern Seite der
Stadt ångriffe/ noch viel ehender als auf dieſer damit fers
tig werden /brachten es auch dahin / daß durch eine von
GOtt verhångte fatale Blindheit man ihrem Rath folge
te/ und die Belagerung würcklich dorthin verlegte.
Die Selas
Man fand aber gleich bey dem erſten Anfang , daßman
Dorten gar nicht zurechtkommen kunte / und daß alle Mühe gerung
und Arbeit verlohren war / und entrüſteten ſich Käyſer uneinigkeit
Conradus , und König Ludovicus über die Untreu undwieder auf
Falſchheit dieſer Leute Bergeſtalt / daß fie gank nichts mehr gehaben.
init ihnen zu thun haben wolten , ſondern mit groſſem Leid
weſen desHieroſolymitaniſchen jłonigs Balduini, der ein
tapffes
528 Vierðter Periodus . X. Capitel.

Sec.XII, tapfferer Herr / und anallem unſchuldig war / ohne weiter


etwas vorzunehmen , mitdem kleinen Reſt von ihrem grofa
Fen Volck wieder nach Hauſe kehrten . Diß iſt der Auss
gang dieſer andern Cruciatæ ,welches nichts anders gewürs
detī als daß ſie etlich 100000. Wittwen und Wåyſen
An, 1148. gemacht. Etliche ſchreiben Köni
/ g Ludovicus fereauf ſeis
ner Heimreiſe gar von den Griechen gefangen worden / zu
állem Glück aber ſèye Königs Rogerii von Sicilien Flotte
dazu gekommen , die ihn wieder loßgemacht:
Nach des Kayſers und bes Königs Abzug blieben die
Sanguin us
nimmt Sachen in Orient wiederum in dem alten Stand : Nora
das Für, dinus ; der Sültán von Ninive , Bes Sânguini Sohn und
ſtenthum Succeffor, nahm faſt das ganke Füeſtenthum Antiochia;
chiam ein.biß auf dieHaupt-Stadtdieſes Namens ,hinweg . Konig
Balduinus von Jeruſalem überwarff ſich mit ſeiner Frau
( Frid. I. ) Mütter , der Königin Meliſinda , von welcher das Konig
reich herkam / und ſchaffte ſie vom Hof , hatte zwar das
Glück die Stadt Aſcalon , und andere Orte / Den Türckeni
wegzunehmen ; hingegen ward er innerlich beunruhiget von
den vier Ritter -Orden der Hoſpitaliorum , welche/ fonders
Herr
lich die Tempe l macha
en/immittelſt gewaltig reich und
tig worden /darüber in groſſe Lajter verfallen /und ſo viel
als eigenmächtig ſeyn wolten. Die kleine Kriege mit den
Türcke währten iñer alſo fort/bißKönig Balduinus III . mit
lob des Top abgieng/ dem die Türcken ſelbſt das Zeugnuß gaben)
Konigs daß anTapffer: Gerechtig- und Glückſeeligkeit ſeines gléis
Balduini, chen kein Potentat in der ganzen Chriſtertheit zu finden Tev:

An . I 163 , Weil er keinen Sohn hinterlaſſen / ſo folgte ihm ſein


Almericus Bruder Almericus. Dieſer brachte im Anfang dasKönig,
der 6. reich Jeruſalem gewaltig empori Dann als Noradin , dei
Konig Sultan von Ninive ; Der auch gank Syrien erobert hata
von Jerus te i den Saraceniſchen CalifamvonEgypten bekriegte
/
falem .
kam König Almericus dieſem zu Hülffe/ trieb den Noradin
Betonimit zweimal von Egypten ab 7 erhielt deßhalben von Egypten
groſſen anſehnliche Sublidien / und eine jährliche groſſe Penſion ;
Tribut oder Tribut. Als er áber aus Geiß und Raub - Begierde
aus
Egypten. Ohne einige rechtmäſſige Urſach nebenſt Marſuele Como
meno
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 529

meno dem Griechiſchen Kanſer / Der zu dieſer Entrepriſe Will aus


mit ihm Allianß gemacht / das drittemal in Egypten Fam ; Geis noch
mehrbas
und den , dem er vor dieſem beygeſtanden , ſelbſtbekriegte/ ben.
ſuchte der CalifaAlliſten bey ſeinem ehemaligen Feind/dem
Noradino , und erhielt 7 daß ihm dieſer ſeinen General
Siraconem zu Hülffe ſchickte /welcher den Almaricum und
Manuelem von Damiata,ſo fie belagert hatten / abgetries
ben. Siracon ward hierauf Sultan oder Oberſter -Stadt:
halter von Egyptenland / und bekam in dieſer Charge zu ſeis
nem Nachfolger ſeines Bruders Sohn Saladinuni. Die- Egypten
ſer gab nach der Hand vor / Der Califa habe ihm nach dem kommt
an die
Leben geſtanden/ brachte derohalben denſelben um / und besTürcke
n.
mächtigte ſich vor ſich ſelbſten des ganzen Königreichs
Egypten , kam alſo dieſes Land / welches bißhero mit den
Chriſten gute Nachbarſchafft gehalten / in die Hände der
Túrden , die von bar aus Das Königreich Geruſalem in
kurger Zeit gar zu Boden richteten . Almaricus woltezwarı
eheSaladinos fichrecht beveſtigtej denſelben aus dem Sats
tel hében 1 und belagerte nochmal Damiatam , ſeine Flotte
aber ward Theils durch die Feinde ; Theils durch Schiff
bruch Davor ruinirt / und Saladinus machte das H. Land
ſelbſten zum Kampf-Plaß , undnahm die vornehmſte Sees
Stadt Gazam hinweg. Obweichen Händeln König Al- An.1123.
mericus mit Cod abgieng.
shme fuccedirt- und folgteſein brengehenjährigereini- Balduinus
ger Sohn Balduinus IV. Der aber das Unglück hatte ; iv . der
Daß er går zeitlich mit der elenden und abſcheulichen 7.Kdnig
Kranckheit des Auſſages behafftetward : nichts beſtowe:pon Jes
ruſalem .
niger führte er die Regierung immerfort / und hielte ein
und andere glückliche Treffen mit Saladino , der immittelſt Saladinus'
nebſt Egypten auch Damaſcum unð gång Syrien nach wird
Des Sultans Noradini Cod occupirt und eingenommen i en son
undalſogang Palæſtinamumzinglet. Wie aber König unny songs
Balduinus IV.bey ſeiner Kranckheit keine Erben zu hoffen rien .
hatte / und gleichwol auch denen mächtigen Fürſten in
Orient , als dem von Antiochia , oder Tripoli, nicht gerne
die Hoffnung der Succeſſion in die Hände ſpielen molte !
Dritter Theil . 21 banit
1
530 Vierdter Periodus . X. Capirel .

Sec.XII . Damit ſie ihn unter dem Schein ſeiner Kranckheit nicht et:
wan vor der Zeit depoſſediren und abſeßen möchten /ſo heu :
Balduinus rathete er ſeineSchweſter Sibyllam , die in erſter EheWil
Phetfeine: helmum denMarggraffen von Montferat,gehabt hatte,an
Schweſter einen jungen Franzöſiſchen Cavallier / Guidonem von Lu
.
an einen zignan . Dieſe Heyrath machte im Königreich gewaltige
Grafer Troublen ; die Magnaten wurden ſchwürig / daßman ihnen
von Lu. einen Ausländer vorgezogen / und der König ſelbſten ließ
. . ſich bald hernach / als er die ſchlechte Capacitat des Guido
An. 1185
zignan
Balduinus nis ſahe / ſeine Wahl reuen / ernannte ſeiner Schweſter
1 der 8. Kids Sohn aus erſter Ehe Balduinum von Montferrat , zu reis
nig von nem Nachfolger / und ſtarb bald darauf an ſeiner France
Jeruſas heit / worzu noch die Elephantiaſis geſchlagen / daß ihm
lem .
An. 1186. nemlich das Fleiſch vom gangen Leib gefaulet.
Der junge und erſtachtjährige König Balduinus , dies
fes Namens der Fünffte, folgte ſeinem Herrn Vettern das
folgende Jahr alſobald in jeneWelt nach .
Hierauf entſtund noch ein gröſſerer Tumult : Des jun,
Streit
zwiſchen gen Königs Frau Mutter Sibylla , hattebey dem Patriars
den Lands chen und dem Groß-Meiſter Hoſpitaliorum , bey welchen
Stånden . Damals die grðſte Macht des Königreichs beſtund / zu we:
gen gebracht / daßman ſie und ihren Gemahl Guidonem
von Luzignan zu Königen gecronet / hingegen wolten die
Magnaten des Landes 7 von Guidone weder wiſſen noch
hören , ließ ſich alſo die Sache allerdings-zu einem einhei
miſchen Kriegan. Es kam aber darzwiſchen / daß unter
währendem Stillſtand der Waffen / des Saladini Mutter/
die aus Egypten zu ihm nach Damaſco reiſen wolter von
Neuer Reginaldo , dem Commendanten einer gewiſſen Veſtung,
Krieg angegriffen und geplündert worden ;Als man nun die Vers
mitden brecher Bem Saladino nicht auslieffern wolte / hub dieſes
Türcken . den Stilſtand auf/ und überzog Dieſer mächtige Sultan
Guido der Palæſtinam mit einer ſehr groſſen Macht. König Guido
9.König brachte in dieſer Noth die uneinige Gemüther und alle
von Jeru: Kråffre des Konigreichs zuſammen /und widerſeşte fich dem
ſalem . Saladino , ſo nut er kunte. Raimundus aber /der Grafyon
Tripoli / des Guidonis Haupt- Feind , der lieber ein Türck
werden, als untern König Guidone ſtehen wolte, ſchlus ſich
heim
Túrckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 531 (
chio
I heimlich auf des Saladini Seiten / verſprach ihm des Kös
Ohes nigs Guidonis Armee in die Hände
zu lieffern/ wann er ihn
felbſten in das Königreich Geruſalem einfeßen wolte; und
We als er den König (mit dem er ſich zum Schein verſöhnet )
ML überredet / daß er die Stadt Tiberiadem , die Saladinus
belagert / und worinnen des Raimundi Gemahlin ſich bes
fand 1 entfeßen ſolte- und Raimundo die Anführung der
Trouppen ſelbſt anvertrauet ward / führte dieſer ſolche mit Wird von
den Sür:
Fleiß in das unwegſame Geburg / gab darvon dem Sala den aufs
dino Nachricht / der in folchem ůbelsgelegenen Poſten , die Hauptges
Chriſten angriff : und weil Graf Raimundus gleich amhlagen .
erſten die Waffen wegwurff 1 dieſelbe auf das Haupt
fchlug / und König Guidonem , nebſt dem wahren Creuk
Chriſti /welches man ben allen Expeditionen und Feld - Zůs
gen vor der Armee her iſt tragen pflegte/ gefangen bekam .
Saladinusproſequirtund verfolgte hieraufſeineVictorie An . 11870
mit allen Eyfer: Nahm alle Städte in Palæſtina, auswel Jeruſas
schen die Garniſonen zur Haupt- Armee waren gezogen von den
Jut worden / und endlich die Stadt Jeruſalem felbſten ein / Sürcken
bezeugte ſich zwar Dabey gegen die überwundene gar be: wieder
fcheidentlich i und gab endlich den König Guidonem , ges erobert.
gen Abtrettung der Stadt Aſcalon , ſelbſt wieder los , blieb
alſo vor die Chriſten in Orient nichts übrig ,als die Ståd.
te Ansiochia , Tripolisund Tyrus. Auf dieſe Weiſe gieng
Te das Königreich Jeruſalem vor die Chriſten verlohren 7
nachdem ſie ſolches dieſesmal beſeffen auf 88.Jahr. 7
Als die Zeitung von Eroberung der Stadt Jeruſalem
und dem Verluſt des heiligen Creuges in Occident kam ,
gog jederman gleichſam den Sack an /und war in der Chris
ſtenheit ein allgemein durchgehendes Trauren , doch re
colligirte man ſich wieder / und machte zu einer neuen Die Britte
allgemeinen Cruciata Anſtalt / welche Pabſt Gregorius Haupts
VIII. in gang Occidentauspredigenließ. Der erſter for Cruciata,
das Schwerðt zu ſolchem Ende angůrtete / war Kayfër Kayſer
Fridericus I. Barbaroſſa , der brachte in Teutſchland eine Fridericus
Armee von 150000. Mann zuſammen / ließ einen Theil 1. unter:
Davon ingtalien zu Schiffſeßen , mitdem gråſtenHauffen nimmt
aber marchirte er zu fand durch Ungarn und Thracien .
12 Der
532 Vierdter Periodus. X. Capitel.

Sec.XII. Der Griechiſche Kånſer Iſaacius Angelus , der mit den Sa


ladino Alliant gemacht hatte ! wolte zwar ſeinen Durch
marche hindern /nahm die Teutſche Geſandte / die zuihm
geſchickt waren / in Arreſt i wolte auch den Paß auf keine
andereCondition geſtatten , es ſeye dann / daß der Käyſer
ihm Pflicht leiſte und die Helffte von den Eroberten eins
zuraumen verſpråche. Der Käyſer Fridericusaber machte
ſich aller Orten den Weeg mit ſeinem Degen / nahm Phis
lippopolim und Adrianopel ein /und nöthigte Ifaacium ,wol:
te er anderſtnicht Conſtantinopel ſelbſt belagertſehen / daß
er die Geſandten relaxiren oder loßlaſſen / und ſich zu Rai
ſon bequemen muſte . Als ſie in Álien übergeſekt i ſtellte
ſich anfänglich der Sultan von Iconio , als ob er des Kåps
ſers gar guter Freund wåre ; da aber Fridericus an den
Hat groj Berg über dem Meandro kam / alwo König Ludovicus
leProgrel. VII. ſeineArrieregarde oder Nach- Troupp verlohren / da
Len . præſentirte ſich der Sultan/ und wolte dem Käyſer die
Paſſage diſputiren ; Der Käyſer aber ſchlug den Sul
tan zuruck 7 Dergleichen den Türcken auch widerfuhr i
als ſie das andermal in die Arierregarde anſekten .
Bey allen dem verlohr Der Kayſer auf dieſer Reiſe /
theils durch Hunger / indem alle Lebens - Mittel an
fiengen zu manglen / theils aufden engen Weegen / die
er pafſiren muſte / weil die Türcken die rechten Påfjebes
rekt hätten /viel Volcks und Pferder ſo ſich in die Præcipitia
und tiefen Thåler ſtůrkten / es wurden auch von den ſtåtis
gen Attaquen / ſo dieTürcken mit Pfeilſchieſſen und Schlău:
dern von fernen thaten / viel Leute bleflirt", und unter ans
dern dem Kåyſerlichen Pringen Friderico mit einem
Steinwurff zween Zähne ausgeſchmiſfer.
Endlich kam man vor die Cúrckiſche Haupt-Stadt
Iconicum ,heut zu Tag Cogny,welche der Käyſer i nach eis
ner erhaltenen anſehnliche Bataille,in welcher man ſchreibt/
daß man den H. Gregorium und H. Victorem , als des
Käyſers Patronen / vor die Chriſten mit ſtreiten ſehen /
erobertei und zu groſſer Erfriſchung ſeines Volcks plún :
Dern ließ. Als nun augemach die gråſte Gefahr und Mühe
überſtanden war / und man gegen Antiochia annahete i
fügte
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 533

fügte ſich zu der Chriſten gråſten Unglück , daß der Rån Stirkt
fer an einem heiffen Tag in dem kalten Fluß Cydnos ( all unglücks ;
wo auch vor dieſem AlexanderMagnus auf gleicheWeiſelich.
ben nahen den Tod bekommen håtte ) baden wolte Das "
felbſt aber durchjåhlinge Kålte in eine ſolche Alteration ges
rieth /daß er/ wie im IV. Capitel gedacht/ unter das War
ſer verfanck / uno halb todt heraus gezogen ward / Da er
dann bald ſeinen Helden -Geiſt aufgab. Etliche ſchreis An . 11800
ben er rene in einen Wirbel dieſes Fluſſes gerathen (Henricus
und davon unter gezogen worden . Andere er habe mit VI.)
dem Pferd durchſeßen wollen / und ſeve darüber ertrun :
cken. Die epſte Erzehlung aber iſt dieſicherſte.
Bey dieſer Cruciata wird auch ein abſonderliches Er- Groſſe
empel von ungemeiner Stårcke und Capfferkeit eines Starcke
Teutſchen Reuters erzehlet: Von dem man ſchreibt / daß eines
ir fein mattes Pferd an dem Zaum Dahergeführt / und als Deutſchen .
* von einem Troupp Eůrcken angeſprenget worden / da

hab er bem Pferd des einen Türden /ber ihm algunahe ges
ommen / in einem Hieb die zwey vordern Füſſe abges
nauen / mit dem andern Hieb aber den Türcken vomKopf
niß auf die Gürtel geſpalten / ſo daß der Streich auch igar
£l 3 biß
534 Vierðrer Periodus. X. Capitel.

Sec. XII . biß in des Pferds Rucken gereichet. Dergleichen Erems


peivon ſolch ungemeiner Stårcke der Teutſchen ſind auch
in den vorhergehenden Cruciaten noch mehr von den Au
toribus aufgezeichnet.
Friderici
Mach des groſſen Käyſers Friderici Barbaroffæ Tool
Snbn
comman . erkannte die Teutſche Armee deſſen Sohn Fridericum ,den
dirt die Herkogen von Schwaben / vor ihren General / welcher
Armee. dieſelbe in ſechs Tágreiſen mit groſſer Beſchwerlichkeit /
wegen Abgang der Lebens-Mittel / biß nach Antiochiam
führte/dafelbften aber fanden die mehreſten ihr Grab /dann
weiln die abgemattete ausgehungerte Leute auf einmal
allzu geißig hinein aſſen / entſtund dadurch in der Armee eks
ne Kranckheit , die endlich gar in eine Peſt fich verwandela
te /ſo dieſelbe dergeſtalt auffraß /daß von 150000. Mann/
die aus Teutſchland weg gezogen waren / nicht mehr als
7000. Mann zu Fuß und 700. zu Pferd nach Tyro , und
von Dar zu der Belagerung von Ptolemais kamen / welche
König Guido von Jeruſalem nach ſeiner Erlaſſung aus
dem Gefängnuß/ungeachtet er dem Saladino einen Eydges
ſchworen /daß er die Waffen weiter gegen ihn nicht führen
wolte/mit dem Reſt ſeiner flüchtigen Armeel ſo ſich wieder
verſammlet / und einigen Pilgramen / ſo aus Occident zu
ihm gekommen / und ſeine Armee biß auf 10000. Mann
verſtårcket hatten / ſchon zwey Jahr lang belagerte , weil
ſeine Biſchoffe ihm vom obigen End/ als wider die Wohl i
fahrt der ganzen Chriſtenheit lauffend/ diſpenſirtund loß
Friderici gezehlt . In dieſer Belagerung ſtarb der Kåpſerliche
Keurd Prink Fridericus ,wie einigeAutores ſchreiben / vornem
heit. lich daran / daß er ſich mit Unkeuſchheit nicht beflecken wol:
té / da hingegen ſein ſanguiniſches und Blutreiches Tem
perament , zumalen in den hitzigen Land zu den ehlichen
Wercken / ro Fehr inclinirt und geneigt war.
mmittelſt da Kayſer Fridericusſeine Reiſe in Orient
Die vier: fortgeſekt/ und Guido ,der König von Jeruſalem /gedachter
Cruciata , inaſſen die Stadt Btolemaidem ,ſo ſonſten auch Arca heiſt/
und zu Waſſer von Saladino immer neuen Succurs befam /
belagerte / hatte mit König Henrici II. in Engeland Leben /
ſich auch der zwiſchen den zweyen Cronen Franckreich und
Enges
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 535

Engeland geſchwebte Krieg geendiget , und kamen hies


durch ſein Henrici II. Sohn und Succeſſor Richardus und
Sönig Philippus Auguftus , in Franckreich in den Standi
daßſieden foon beyden Reichenſchon längſt gelobten Zug
in das heilige Land vornehmen kunten. Wir haben in den
vorhergehenden bereits erwehnt/was maſſen ihre Freunds
fchafft auf der InſulSicilien ſich getrennet / und doch deſs
fen ungeachtet / die Expedition undFeldzug fortgeſett Art. 1192
worden / wollen derohalben allhier hievon keine Wieders
holung machen , ſondern allein von deren Kriegs- Verrichs
tungen ſelbſten handeln.
Nachdem die beeden Flotten / nemlich die Frankófiſche
und die Engliſche i welche leştere unter Weegs dem Kên
nig Garliæ von Portugall die Stadt Sylvam wider die
Attaquen und Anfälle der Saracenen defendiren helffen )
aus Sicilien , da ſie über Winter gelegen , aufgebrochen /
TO
landete die Franzöſiſche
immediate und unmittelbar vor
Ptolomais, und nahm König Philippus Auguſtus ſeinen Richardus
nimmt
Theil an der Belagerung / die Engliſche aber hielt ſich dren Cypern
Wochen in Cypern auf/ roſelbſt Ifaac Commenus , der eins
wider den Griechiſchen Käyſer revoltirt oder einen Auf
ſtand erregt / und ſich zum Herin der Inſul aufgeworffen
hatte / einige von den Engliſchen Schiffen /die aldaSchiffs
bruch gelitten /gar übel tract'rt/ deshalben ihn König Ri.
chardus vor einen Feind erklärte ! Peine Perſon felbſt bes
kam , in ſilberne Feſſeln ſchlieſſen ließ, und dieganze Jinſul
TE vor ſich ſelbſt eroberte.
Als nun auch dieſe Armee vor Ptolemais oder Acra
angelangt / und dadurch die Belagerer dergeſtalt vers
ſtårckt i daß fie nunmehr 300000. Mann ausmachten / Streit
fiengen ſich die Uneinigkeiten zwiſchen Philippo Auguſto über das
und Richardo wieder an . Es hatten vorhin währender Konig:
langen Belagerung die Orientaler ſelbſten ſich mit ein einen eine
00 rufalem .
ander entzweyet / indeme nach der Königin Sibyllæ Tod i
nk etliche den König Guidonen vor ihren Herrn nicht
Fra
e mehr erkennen wollen / ſondern ſich an Conradum von
Sit
Montferrat, Der Heren der Stadt Tyro gehangen / wel
cher der Sibylæ Schweſter Iſabellam , ihren damaligen
el 4 Ehes
$36 Vierdrer Periodus. X. Capitel,
Sec.XII. Ehegemahl dem Hunfrido von Thoron entriſſen / und ſie
mit groſſem Scandalo und Aergernuß geheyrathet , unter
dem Prætext, die Prinzeßin wäre zu der Ehe mit Hunfri
do in ihrer zarten Fugend mit Gewalt gezwungen worden .
Dieſem Conrado nun /der da ebenfalls ſich vor den rech
ten König von Jeruſalem hielt / favoriſirte und war
geneigt / König Philippus, Richardus aber dem Guidoni ,
und fehlte nicht viel / es wäre ob dieſer Uneinigkeit die Bes
An, 1191. lagerung gar aufgehoben worden . Leştlich wurde die
Ptolemais Sache doch wieder verglichen / und muſte fich nach einer
wird ers
Belagerung von dren Jahren ergeben /mit der Condition ,
obert.
daß Saladinus , der immittelſt in Meſopotamia einen neuen
Krieg auf den Hals bekommen / das wahre Creuk Chriſti/
das er in der Bataille vor Tiberias erobert ſamt allen
Chriſtlichen Gefangenen reſtituiren und wiedergeben , im :
mittelſt die Beſagung von Ptolemais als Geiffel in Arreſt
bleiben ſolte. Die eroberte Stadt Ptolemais wie auch die
gefangene Türcken wurden unter die Nationes, ſo ſolche bes
lagert /ausgetheilt / alſo / daß jeder einen Theil davon vor
ſich überkam . Wie aber das heilige Creuß unter dem
Das H. Schak des Saladini ſich nicht mehr finden wolte / und alſo
Creuß dieſer Ärticul nicht adimplirt oder erfüllt werden kunter
wird vers fuhr König Richardus
zu/ und ließ sooo. von ſeinen gefan ,
lohren.
genenTürcken die Köpffe abſchlagen / welches Saladinus
an ſo viel gefangenen Chriſten wett machte. Es begieng
Richardus auch noch dieſen Exceſs und Verſehen / daß er
den Fahnen /den Leopold, der Herkog von Oeſterreich auf
einen Thurm / den er erobert hatte /aufſtecken laſſen unter
,
dem Vorwandi ob gebührte dieſe Prærogativ und Vors
recht ihre Fahnen aufzuſtecken nur den beeden Königen /her:
unter reiffen , mit Füſſen tretten / und in ein Cloacwerffen
Richardus laſſen . Andere ſchreiben / dieſer Affront ſeye dem Wap.
beſdhimpft pen des Leopoldi wiederfahren /als er ſolches zu Joppe oder
Herkpg laffa an ſein Quartier aufhencken laſſen / Da einNormans
von Deniſcher Cavallier von der Suite und Gefolg des Richardi,
ſterreich. Das Quartier mit Gewalt occupirt / das Deſterreichiſche
Wappen herab geriſſen / und alſo übel tractirt habe. És
iſt auch von dieſem Leopoldo nicht zu vergeſſen / daß er
eben
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 537

eben bey dieſer Belagerung das Wappen / fo das Hoch- urſprung


löbliche Erk- Hauß Deſterreich noch heut zu Tagz an des Des
gehabt / führt /nemlich die terreis
Statt derLerchen , ſo es vorhin
weiſſe Faſciam oder Binde im rothen Feld / von dem Wappens.
Kayſerlichen Pringen Friderico von Schwaben / erlans
get / indem er nemlich der erſte geweſen , der in einem
Sturm auf die Mauren der Stadt Ptolemais gekommen /
von dar aber / weiler nicht ſecundirt worden / in das Meer
herab ſpringen müſſen í da ſich dann an ſeinem gangen
weiſſen Kleid keineHand breit gefunden / ſo nicht mit ſein
oder ſeiner Feinde Blut gefärbt geweſen / auſſer die mit:
te, die mit der Feld - Binde oder Scharpebedecktwar ; zu
deſſen Gedächtnuß ihme obbemeldtes Wappen gegeben
worden .
Nach der Eroberung von Acra kehrte König Philippus Richardus
Augutlus Unpåßlichkeit halber nach Hauſe / und ließ den comman
Reſt ſeiner Armee unter König Richardu ; Dieſer erhielt Armee
dirt die
noch eine groſſe Bataille wider Saladinum , in welcher er allein .
mit eigener Hand den Saladinum vom Pferd rannte /
ervy brachte den Sommer zu mit Fortificirung der Plage / To
Saladinus verlaſſen und demoliţt hatte , verſaumte aber
To have dadurch die Zeit / daß als er Geruſalem ſelbſt belagern
wolte/ der Winter einfiel / und ihn ,die Belagerung aufzus
heben / nöthige.
Er kam zwar das andere Fahr wieder / und ſtellte ſich Die Bes
als ob er die Belagerung wieder vornehmen wolte , erhielt lagerung
von Jes
eine groſſe Schlacht wider Saladinum , und bekam die ſehr ruſalem
reiche Caravane oder Kauffmanns-Geſellſchafft /die von Es wird eins
gypten nach Jeruſalem wolte , in ſeine Hände; nachdem er geſtellt.
aber vernahm , daß ſein Bruder Johannes ihme zu Hauſe
Engelandgraſete , ließ erJeruſalem
nach dem Königreich
und die Sachen in Orient an ſeinem Ort / růſtete ſich zur
Heimreiſe und richtete es heimlich dahin / daß die vors.
nehmſte Häupter von der Armee ihm die Belagerung von
l
ichae Geruſalem ſelbſt widerriethen ; Ließ darauf die Armee Richardus
mit groſſem leidroeſen aller Soldaten/ die ohne Jeruſalem reiſet nach
erobert zu haben nicht gern wieder nach Hauſe ziehen Dauſen
71

gt 5 wolten :

1.
533 Vierdter Periodus. X. Capitel .

Sec. XII, wolten auseinander gehen / und machte mit Saladino , den
er zu guter lektevon der Belagerungvor Jaffa abgetrieben,
einen Stillſtand der Waffen auf drer Jahr , drey Mos
nat , drei Wochen / drey Tag / dahin , daß Acra und ein
An . 11920 Theil der eroberten Städte / doch mehrentheils demolirti
in der Chriſten , das übrige aber in Saladini Hånden vers
bleiben ſolte.
Als nun Richardus von Ptolemais oder Acra abgeſegelt,
litt er bey Aquila in Stalien Schiff- Bruch / und reſolvirte
fich /ſeine Heimreiſe zu Land fortzuſeßen ; weil er aber Kos
nigPhilippo Auguſto in Franckreich nicht trauete /ſo nahm
er verkleidet den Weg durch Teutſchland ; allein Herkog
Leopold von Deſterreich / den er entweder zu Acra oder
zu Jaffa foſchimpflich traáirt/kundſchafftete ihn aus / nahm
unfern von Wien in einen Bauren -Hauſe! Da er eben als
ein ſchlechter Kauffmann verkleidet i um deſto weniger era
kannt zu werden 7" felbſten einen Brat:Spieß in die Hand

je

Wird un genommen / und ein Huhn barangebraten , ihn gefangen /


ter Wegs und damiterdeſtoweniger obligirt werden möchte , ihn /
gefangen. Der als ein PilgramindesPabſts abſonderlicher Prote
ction
Türckiſche Geſchichten und Crueiatæ . 539

so &tion war/wieder loß zu laffen / ſo liefferte er ihn an Kayſer


Henricum VI . aus / welcher ohne das mit dem Pabſtſich
fchon broüillirt oder abgeworffen / und auf deſſen Bann
nicht viel gab auch ſonſten den König Richardum vor ſeia
DE nen Feind hielt/darumn /daßifelbiger mit Tancredo,der dem
TO Käyſer das Königreich Sicilien diſputirte / in Freunds
fchafft ſtund . Es hielt auch der Kårſer den König Jahr
und Tag gefangen / und gab ihn nicht eher loß / biß er
150000. MarckSilber Ranzion bezahlte/ davon Herzog
Leopold das Drittel vor ſeinen Theilnahm. Diß iſt der AA 1194à
Ausgang dieſer dritten Haupt:Cruciatæ , mit welcher many
wann man einig geweſen wäre / den gangen Orient håtte
erobern können /nun aber bey der eingeriſſenen Lineinigkeit
ſich mit der einigen Stadt Ptolemais , die man mit Macht
erobert contentiren und vergnügen muſte.
Bey dieſer Cruciata wurde auch abſonderlich bekanntDie Na
die Nation der Affalinorum : Diß war ein Volck / noch tion der
von den alten Perſiern entſproſſen / welches als Anno. Alla fine
632. die Sargcenen oder Araber Perſien eingenommen / ruma
in das wildeſte Gebůrg von Syrten fich falvirt und das
felbſt bißhero in ihrer Frenheit und Souverainitåt zwiſchen
ihren Klippen und Thålern erhalten hatte. Jhren König
hieß man insgemein nur Vererem Montis : Den Alten
auf dem Gebürg: Und war das Volck von Jugend auf
in einem ſolchen Åberglauben erzogen / daß ſie ſich feſtiglich
einbildeten / wann fie in Verrichtung der Befehle ihres
Königs ſtürben / ſo führen ſie von Mund aufin Himmel /
Dahero ſcheueten ſie nicht auf ſeinen Winct ſich in den
augenſcheinlichen Tod zu ſtürken / und weil er dieſe de
Sperare und verwegene Purſche offtmahls brauchte /
um ſeine Feinde aus dem Weg zu raumen 1 ( danu
fie machten kein Bedencken einen in offener Verſammg
lung nieder zu ſtoffen / ungeachtet alle Marter / die fie
darüber auszuſtehert hatten /) ſo iſt hernach aufîomment
d
rinte daß man dieſen Namen der Affalinorum , allen Meichela
Mördern insgemein , bengelegt. Einsmals- erbotten ſie
Par fich den Chriſtlichen Glauben anzunehmen / wann die
Tema
546 Vierdter Periodus. X. Capitel.

Sec. XII . Tempel Herren ſie des Tributs von 2000. Thalern , den
fie ihnen jährlich zu geben ſchuldig waren / erlaſſen wolten .
Diere Herren aber waren ſo geißig und gottloß 1 und
brachten den Geſandten / der ſolches zu Jeruſalem propo
nirte und vortrug / um / trieben alſo diß gute Werck wieder
zuruck,
Wir haben kurz vorher erwehnet/ wasmaſſen Guido
von Luzignam ,ber bißherigeKönig von Jeruſalem / und
Conrad M, arggrafvon Montferrat,Herzzu Tyro , um die
Cronedieſes Landes / das ſie beedenicht hatten / miteinan :
der geſtritten. Dieſe Strittigkeit nun warð dergeſtalt
bengelegt / daß Guido,ſo lang er lebte / König verbleiber
folte /nach ſeinem Tod aber ſolte ihn Conradus fuccediren .
Als aberConradus durch ztvenalſafinos erſtochen worden/
und deſſen Gemahlin ! die Königliche Prinzeſſin Iſabella,
gleichwolgerne Königin zu Geruſalem ſeyn wolte / ſo mach
te König Richardus in Engeland einen ſolchen Accord, daß
Henricus fie ſeinen / Richardi , Vettern , Henricum ,Dem Grafen von
der 10,
Champagneheyrathen ſolte/ ſo wolt er dem KönigGuido
Konig ni dasKönigreich Cypern / das er neulich vor ſie erobert/
von Jes
ruſalem . einraumen / davor ſolte Guido dem Henrico den Königli
chen Titul von Jeruſalem abtretten / ſo auch geſchah ;
ward alſo dieſerHenricusDerzehende/wiemol nur Titular
König von Jeruſalem
Kurknach der Abşeiß des Königs Richardi ſtarb auch
der groſſe Saladinus der Tapfferſte und Beſte von densos
nigen /den die Türcken je gehabt haben / und ſchreibet man
von ihm / daß als er ſterbenwollen / er ſich und ſeine Unters
thanen dergeſtallt ihrer Sterblichkeit erinnert, daß er ſein
Saladinus Grab - Tuch auf eineLange ſtecken in der Stadt herum
erinnert „ tragen / und offentlich ausruffen laffen : Sehet / das iſt
ſid ſeiner „ alles , was der groſſe Saladin mit ſich aus dieſer Welt
Sterb,
„ nimmt. Er hat auch alle ſeine Baarſchafft unter die ar
liğkeit.
me Türcken / arme Güden / und armeChriſten auszutheis
len befohlen, damit er gewiß ſenn měchte / daß wenigſtens
etlichevåren / fo ihm ber GOtt Gnade und Vergebung
erbitten könnten .
Als
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 541

HUONKO

101

ity

Alsnundie Zeitung von Saladini Tod / unb baß er ſein


groſſes Reich unter ſeine zwolff Sihneausgetheilt / mits
hinaber auch zugleich ihnen die Uneinigkeit zum Erbe ges
laſſen haber in Occident fundworden / kehrte Pabſt Ce
leſtinus III. ſo alt er auch wár allen Fleiß án / daß er bep
ſolcher Gelegenheit und Zergliederung des Türckiſchen
Reiches / eine neue Cruciatam zuſammen bringen möchte :
Fünffte
In Engeland undFranckreich i allwo beede öntige mit: Haupts
einander im Krieg begriffen waren / kunte er nichts erhals Eruciata
ten . Derohalben wendete er ſich zu Kayſer Henrico VI.
welcher auch die Parther auf ſich nahm 7 und auf einem
Reichs- Tag zu Worms Die mehreſte Deutſche Fürſten zu
dieſem Zug beredeté. Er ſelbſten zwar blieb auf Gutbes
finden der Stände zuruck , um ade Anſtalten Beſto beſſer
verfügen zu konnen / theilte aber die groſſe Armée der Cru
ciatorum ,dieer zuſammen gebracht , in drey Theil / ſchicks
te den einen Theil i ( zu welchen ſich auch Königin Marga:
retha von Ungarn / entſproſſen aus dem Königl. Frankd.
ſiſchen Geblåt / geſchlagen 7 und ſolchen Zug in Perſon
mit verrichtet / ) ůber Conſtantinopel / woſelbſten ſie von
ſeinen
542 Vierdter Periodus. X. Capitel .

Sec.XII . ſeinem Schwager / Kayſer Alexio , mit Schiffen verſehen


wurden ; den andern Theil ließ er in Niederland einſchif:
fen , da ſie im Vorbenfahren um Portugall den König
Sanctio die Stadt Sylvam , ſo ihm die Saracenen endlich
abgenomen hatten / wieder erobern halffen / mit dem drits
ten Theil gieng er ſelbſten in Stalien / dảmpffte die Rebellios
nen / ſo in Apulia und Calabria noch glimmten und ſchickte
folglich die Armee von dar gleichfalls zu Waſſer fort.
Bey Ankunfft der Teutſchen brach Hertog Valeranus
von Limburg , der den Vortrab führte/ alſobald den Still
Stand / welchen die Türcken mit den Chriſten nach Saladini
Cod erlängert hatten ; weilen aber eines Theils die Armee
noch nicht ganz beyſammen war 1 andern Theils König
König Henricus von Jeruſalem / da er von einem Fenſter dervors
Henricus
fått ſich beymarchirenden Armee Ordre geben wollen, das Fenſters
zu todt. Creuß aber / worauf er ſich geſteuert , eingebrochen und er
Darüber hinab gefallen i ob ſolchen Fall den Hals gebros
chen 1 alſo die Impreffa an einem rechten Oberz Haupt
Mangel hatte, ſo fuhren die Türcken immittelſt zu, nahmen
die Stadt Jaffam hinweg/ und demolirten ſie. Doch ward !
dieſer Schade bald wieder eingebracht , indem die Chriſts
liche Armée /ſo bald ſie ſich völlig verſammlet; Saphadinum ,
Des Saladini Bruder, der ſich des Egypten Landes bemach
tiget 1 aus dem Felde geſchlagen / und diemehreſteStädte
in Palæſtina wieder herben brachte.
Almericus gmmittelſt brachte der Erk - Biſchoff von Måynki der
II .der 11. die eine von obgedachten drenen Armeen commandirte!
König Almericum des Guidonis Bruder , der ihme in dem KSE
von
ſalemJerus
. nigreich Cypern fuccedirt/ mit ſich / und beredte man lfa
bellam , Des Königs Henrici Wittib und Erbin des Kås
nigreichs Jeruſalem / daß ſie dieſen Heran heyrathete / ihm
das Königreich Geruſalem dadurch zubrachte, und alſo die
beede Königreich Cypern und Jeruſalem vereinigte. Die
Chriſtliche Ärmeeaber , an ſtart daß ſie geraden Weegs /
nach erhaltener Bataille , vor Jeruſalem hätte gehen köne
nen und ſollen / hielt ſich mit der Belagerung der unübers
windlichen Veſtung Thoron auf, und als ſie die Befagung
burch
Túrckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 543

durch Hungers -Noth ſchon dahin gebracht / daß ſie zu ca


pituliren anfieng / brachten die Tempel-Herren / fo von Sa
phadino corrumpirt und beſtochen worden / (wiewolman
hernach gefunden /daß das Geld'iro er ihnen bezahlt / alles Die Temi
falſch geweſen ) es dahin/ unter dem Prætext , daß man uns pel Ker:
verzüglich der annahenden Armee des Saphadini entgegen derben die
gehen müſſe/ daß man die Belagerung gar aufhub. Die Sache
Seutſche 7 fo die Falſchheit der Orientaler anfiengen zu
mercken / ſeparirts und ſonderten ſich allerdings von ihnen
ab / und reſolvirten ſich / allein zu agiren / entſekten die
Stadt Jaffa , gaben dort dem Saphadino nochmal Schlås
ge / und machten Anſtalt / Jeruſalem ſelbſten zu belagern /
als ſie aber damit umgiengen / kam ihnen die Zeitung / daß
Kånſer Henricus VI. geſtorben / und daß ſich das Schiſma
zwiſchen Kanſer Philippo und Ottone , und mithin der An : 1179 ,
Krieg in Teutſchland angehoben ; weiln ſie nun in Deutſch
land mehr zu verlieren als in Orient zu gewinnen hatten /
lieſſen ſie die Sachen allda in dem Stand / wie ſie waren /
und kehrten nach Hauſe.
PabſtInnocentiusIII. welcher dem Pabft Cæleſtino
ſuccedirt hatte , und das gute Werck in Orient nicht gerne
TA
ruckgångig ſehen / gleichwol aber auch Kayſer Philippum Sediſte
in Teutſchland nicht gedulten wolte / und alſo der Hülffe Haupts
ſich verzieb / ſuchte noch- Cruciara.
der Teutſchen bey diefer Cruciata
mal ſolche in Franckreich und Engeland aufzubringen /
und ließ allda die Cruciatam enferig predigen / in welchem ( Philip.
Werck ein ſogenannter Fulco ,Pfarrer zu Neuille , unfern pus. )
Paris, fich gar nuklich gebrauchen ließ. Er brachte auch i
ungeachtet die beeden Könige noch immer den Krieg mits
einander continuirten / von Freiwilligen eine ſchöne At:
mee zuſammen , worunter die Grafen von Flandern / von
Champagne und von Blois die Vornehmſten waren / zu
welchen ſich auch Marggraf Bonifacius von Montferrat
geſellte Ihre Anſtalten machten ſie alſo / Daß ſie mit den
Venetianern um ein Stuck Geldes accordirten / die
Armee auf ihren Schiffen in Orient überzubringen. gns
deme aber einige von deni Pilgramen / wider genommene
Abxede
544 Vierðter Periodus. X. Capitel.

S. XIII. Abrede auf eigenen Schiffen in Palæſtinam überfuhren /


und alſo die übrige die ganze Summam den Venetianern/
die gleichwol darauf brangen / nicht mehr bezahlen kunten /
ſchlugen die Venetianer ihnen vor / daß ſie vor das ruck:
ſtåndige Geld ihnen die Veſtung Zara in Dalmatien , ſo
von den Venetianern ab- und dem König von Ungarn zus
gefahen war , ſolten einnehmen helffen i To dieſe auch tha:
ten / ungeachtet der Påbſtlichen Inhibition oder Verbott/
und Excommunication, als welcher dieſen Krieg wider den
König in Ungarn / der auf des Pabſts Adhortation und i
Anmahnen / nebſt ſeinem Bruder in Orient ſchon wider die
Türcken ſtritte ,abſolute nicht leiden wolte.
gn Dalmatien kam der jungeConſtantinopolitaniſche
rink Alexius zu ihnen , und erſuchte die Venetianer und
confoederirte Fürſten /daß ſie ihm und ſeinem Vatter Ifaa
cio Angelo wieder auf den Thron verhelffen wolten /
worvonſie ſeines Vatters Bruder Alexius verſtoffen hat:
te , erhielt auch gegen Verſprechung von 200000. Marck
Silber / ſo er ihnen vor die Hülffe bezahlen wolte/ und ans
deren avantageuſen oder vorträglichen Conditionen und
Anerbiethungen / daß ſie den Zug in Orient noch etwas
aufſchoben / und den naon Conſtantinopel vornahmen i
ungeachtet der Pabſt hefftig und mit Bann - Donner dará
wider ſtrebet / und nicht vor recht befand , daß man die
Waffen / die man wider die Unglaubigen gelobt/ gegen
Chriſten gebrauchen / und immittelſt das heilige Land in
Gefahr laſſen ſolté. Es waren auch viel von den Confce
derirten die ſich zu dieſer Expedition nach Conſtantinopel
nicht refolviren kunten , ſondern ſich von den andern trenn:
ten/ und ihre Reiſe in Palæſtinam fortſekten.
An, 1204 Die ſo die erſteReſolution ergriffen und in allem über
Ein Theil 30000. Mann nicht ſtarck wären i hatten das Glück ,
davon er: daß ſieihr Werck glücklich ausführten / Conſtantinopel
Conſtan: einnahmen / und Balduinum von Flandern zuin Griecht:
tinopel. Tchen Kayſer machten / wie wir ſolches im VIII . Capitel
ausführlicher erzehlt haben . Es ließ ſich auch Pabſt In
nocentius , als die Sache ſo anſehnlich gelungen / und er
ſahe
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 545

Fahe was vor Vortheil der Kirche und gangen Chriſten


MB heit von dieſer Eroberung zuwachſen kunte / gar leichtlich
vermogen / daß er ſeine vorige Anathemata oder Flüche in
lauter Beneditiones und Seegen verwandelte.
ſeparirt hatten/ und graden .Die ana
Die / ſo ſich von den übrigen
Weegs in Palæſtinam gegangen waren / ungeachtet ſiedern richs
nochmal ſo ſtarck waren / als jene / richteten daſelbſt dan ten nichts
noch ſo viel als nichts aus ; Ein Theil ward ruinirt von aus.
der Peſt 1. ſo unter ſie kam /ein Theilgieng gar zeitlichwies
der nach Haus í und ein Theil hatte ſich in die Strittigkeis
MCT ten vermiſchet/ die der Grafvon Tripoli mit dem König in
Armenien hatte : Die wurden von den Türcken in einen
Hinterhalt gelocket / und bald alle erſchlagen. Stund alſo
Palæſtina ábermal bloß undohne Hülffe / und muſte König
her Almericus mit dem Sultan Saphadino einen neuen ſechs
jährigen/ wiewol ſchlecht reputirlichen, Stillſtand machen.
Unter dieſen Håndeln ſtarb König Almericusund deſs
Sen Gemahlin Iſabella , und hinterlieffen eine Tochter Ma- An . 1208,
riam , welche die Königin Iſabella in ihrer andern Ehe mit
Conrado ,bein Marggrafen von Montferrat und Grafen
don Tyro, erzeuget /welche auf Recommendation Königs Joannes
Philippi Auguſti von Franckreich an Johannem , Grafen de Bregna
DON Brienne oder de Bregna, einen Cavallier aus Cham -der 12 .
pagne, verheyrathet warð/welcherhierdurchzu den beeden König
von Jerus
Cronen Jeruſalem und Cypern gelangte: weil er aber gar ſalem .
wenig Volck und Geld mit in Orientbrachte /muſte er die ( Otto IV .)
Türcken / nach wievor i daſelbſten den Meiſter ſpielen laſ
Tenis
Wie nun bey ſolchen gefährlichen Zuſtand in Orient
niemand zu deſſen Entſegung die Waffen ergreiffen wol An. 12.122
Die Kins
ter da ſtunden in Franckreich und Teutſchland einige Bez der wollen
trůger auf,die gaben aus/GOtt wolle ſeine heilige Stadt sin Tür.
und Grab wunderbarlicher Weiſe und durch die Hände den vers
der Kindervon dem Türckiſchen Foch befrèyén / brachten treiben .
auch würcklich in Deutſchland auf 20000. und in Frances
reich gegen 30000. junge Kinabent von allerhand Stand
älter zuſammen/die ihnen nächfolgten / Dann wodieſe
und
Dritter Theil. Mm Leute
546 Vierðter Periodus. X. Capirel.

S. XIII. Leute durchgiengen / und ihr gewöhnlich Geſang ſangen :


Jeſu Chriſte gib uns dein Creus wieder / ac, da
,
kam die Kinder die ſolches hörten / eine gleichſam anges
zauberte Wuth an / daß ſie Chůre und Riegel erbrachen,

und ſich den übrigen zugeſellten . Man kunte auch unmög,


lich oder man wolte etwa nicht / dieſer Thorheit mit rech
e
tem Ernſt ſteuren / weil einige Geiſtliche daber waren / di
dieſes vor einen Göttlichen Beruff ausgaben ; ließ man
alſo die Knaben in GOttes Namen ziehen ; Die Teutſche
Kommen
darüber Kinder crepirten und erſtorben faſt alle auf dem Weeg/
von Hunger/ Froſt und Raubern / ehe ſie noch in Ungarn
elendig
um . kamen . Die Franzöſiſchen aber wurden von ihren Vers
führern zu Marſeille auf Schiffe gebracht / Theils davon
kamen auf dem Meer um d , ie übrige wurden den Türcken
zugeführt und denſelben verkaufft.
An, 1215 . Währender Zeit hatte Pabſt Innocentius III. um das
Concilium heilige Land zu recuperiren und wieder zu erobern / kräffti
|
hente.Les gere und ſichere Mittel ergriffen / und nach dem Erempel
ſeiner Vorfahren ein allgemeines Concilium im Laterano
ſchlieſt
die 7 . zu Rom zuſammen beruffen / in welchem / nebſt den Glaus
Cruciatam bens- Puncten / fo daſelbſt decidirt und abgethan wurden/
davon

/
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 547
_
davon wir in den Kirchen Geſchichten mehrers handeln
werden i auch eine durchgehende Cruciata einhellig bes
ſchloſſen ward. Von dem Volck und Cavalieren erbots
ten ſich zwar ſehr viel zu dieſem Zug / und nahmen das
Creusi ſo rüſteten auch die Dånen i Norweger / Friefs
und Holländer eine anſehnliche Flotte aus / von den Kos
nigen aber kunte in Perſon damals keiner abkommen / auſs
Per allein König Andreas in Ungarn, dem die ganze Armée
untergeben waró.
Als ſie zu Acra ankamen / wolten ſie zwar alſobalden
mit Caradino , des SaphadiniSohn ſchlagen / diefer aberi
der nicht farck genug war 7 hielt nicht Stand. Darauf DieVes
nahm man die Belagerung von der Saraceniſchen Veſtung Thabot
ſtung auf dem Berg Thabor vor / nachdem man aber mit wird uns
groſſer Mühe und Tapfferkeit die Paſſagen des Bergs for nüglich
cirt", und würcklich ſchon vor der Veſtung ſtund / kam die belagerf.
Belagerer y durch Berebung Balduini bes Grafen von
Tripoli, eine Fürcht an / es dårffte Caradinus ihnen unten
am Berg die Zuführ abſchneiden / daß ſie unverrichtet
Dingzurụck Fehrten. Dieſe wunderliche Anſtalten mach.
ten ; daß die Occidentaler die Luſt zu dieſem Krieg abermál
verlohren / und mit König Andrea , der zu Haus zuthur
bekam / mehrentheils wieder zurück fehrten.
As nun die Armee auf ſolche Weiſe gewaltig ges
Schmacht war 7 langte zu allem Glück die Flotte ausNies
derland an , die immittelſt in Portugal vier Saraceniſche
Könige hatte aus dem Feld ſchlagen / und die Veſtung
Aliazar oder Salazar , wie ſieandere nennen / einnehmen
helffen. Dieſe fanden vor gut/ man folte den Krieg aus
Paläſtina oder gelobten Land in Egypten transferiren, und
die Türcken in ihrem eigenen Neſt angreiffen. Darauf
ward alſobalden die Expedition und Heerzug dahin bes
ſchloſſen .
Der erſte Angriff geſchah an derHauptſtadt Damiata,An: 1218.
welche an dem andern Ausfluß des Nili liegt / und damals Damiata
gleichſam der Schlüſſel zuEgypten war. Siewar ſehrveſt, wird be.
hatte einen herrlichen Haven /welcher von einem ſtarcken ( Frideri
ma Thurm / cus II. )
548 Vierdter Periodus. X. Capitel.

S. XIII. Thurm , der mitten ins Waſſer gebaut , den man Taphnis
nannte , defendirt / auch mit einer groſſen eiſernen Ketten
beſchloſſenward . Dieſen Haven nun ſamt dem Thucm
hielt man vor allererſt zu erobern nöthig / damit man die
Schiffe in Sicherheit bringen / und den Succurs von der
See her abſchneiden könte : Dieſes aber zu bewerkſtele
ligen / wolte etwas hart hergehen ; Doch erfarid man end
lich die Inventiones , da man zu Eröffnung des Havens
und Zerſprengung der Kette ein groffes Schiff mit einer
ſtarcken eiſernen Sége bewaffnete/und daſſelbe mit vollem
Wind gegen die Kette abſeglen ließ / welches auch dieſelbe
glücklich entzwey brach und den Haven frey machte / und
Dieſes zwar war ein Schiff/ welches die StadtHarlem in
Holland ausgerüſtet / deffen Model zu eroigem Nachruhm
und Gedächtnuß in der Haupt-Kirche alda aufgehencket/
noch heut zu Tag geſehen wird. Den Thurm aber zu ero
bern/gab MagiſterOlivieran /welcher damal Thum - Scho
laſter zu Cöln / hernach Biſchoff zu Paderborn und Car:
dinal ward / ſonſten aber ein gar guter Architectus war,
daß man nemlich zwen groſſe Schiffe mit ſtarcken Trå
men zuſammen hefftete / und auf vier ſtarcken Maſt- Båu,

ment
Türckiſche Gerchichten und Cruciatæ . 549

ar men / dieman barinn aufrichtete / gleichſam einen Thurm in Der


den Schiffen aufführte/ von dar man , vermittelſt, gemach- Thurm
Taphnis
ter Fall- Brücken / den Thurm Taphnim imfreyen Waſ wird era
fer beſtürmte und eroberte. obert.
Die Chriſten ſekten hierauf die Belagerung der Stadt
relbſten ziemlich raumſelig fort / und lieffe den Söhnen des
Caradini,der kurz nach der Eroberung des Thurms Taph
nis geſtorben war / ſo vielZeit / daß ſie mitzweyen groſſen
Armeen kamen , die Stadt zu entſetzen ; das erſtemal fam
dem ältern Bruder Meledino,der Egypten zu ſeinem Theil
Die bekommen / einejáhlinge Furcht an / daß er / ohne daß ihn
jemand verfolgte / mit den Seinigen davon lieff / er kam
aber mit ſeinem Bruder Conradino, dem Sultan von Da
maſco , bald wieder / attaquirte die Chriſten in ihrem Re
trenchement,und war gar nahedaben /daßer ſie allerdings
120
geſchlagen håtte : Endlich da er ſahe / daßſich Damiata nit Die Türs
VAC ofen bies
kånger halten kunte , offerirte er den Chriſten / er wolte ih ten den
nen Jeruſalem / deren Mauern er kurk vorher allerdings Frieden
uis na demoliren laſſen / und gang Palæſtinam ſamt dem heiligen an.
Creuk wieder abtretten ; die Hieroſolymitaniſche Maufen
auf ſeine Unkoſten wieder bauen laſſen , und einen beſtåns
digen Frieden mit ihnen ſchlieſſen / wann ſie die Belagerung
aufheben wolten / und waren die Generals- Perſonen al
lerdings geneigt die Conditiones anzunehmen . Der Påbſts
liche Legatus aber , der bey der Armeewar , und welcher
mit König Johanne von Jeruſalem / um das Commando
der Armee diſputirte und ihm allezeit zu widerſprechen ges
wohnt war , hielt diewidrige Meynung / und drang damit
durch , indem er vorſtellte / daß man Geruſalem doch nim
mer würde erhalten können / wann die Saracenen von E ,
gypten Meiſter blieben ; und brachte zu wegen / daßman
die vorgeſchlagene Friedens-Puncten ausſchlug , und die
Belagerung continuirte / es gab auch Gött bald darauf
die Grade 7 daß die Stadt, in welcher die Beragung / ſo
an Soldaten und Burgern in 80000.Mann beſtanden / Damiata
durch Hunger und Kranckheiten aber biß auf 300. Mann muß fich
abgenommen hatte / von denen auch kaum etliche hundert ergeben. hr
Mm 3 mehe
550 Vierdrer Periodus. X. Capitele

S. XIII. mehr das Schwerdt führen kunten , ohne weitern Widers


ſtand übergieng / nachdem ſie anderthalb Jahr belagert
worden . Darauf giengen die Saracenen / ſo bißher Da.
miatam zu entſegen getrachtet/ wieder zuruck/und verlieſſen
freywillig die übrige Veſtungen ſelbiger Gegend / und uns
ter andern das ſehr ſtarcke Schloß Tanim , allwo vor dies
ſemn die Stadt geſtanden / darinnen die alten Pharaones
gewohnet/ und allwo Moyſes ſeine Wunder gethan.
Es ſchien nun nach der Eroberung Damiatæ , als hienge
Der Himmel voller Geigen ; die Chriſtliche Armee / von
welcher unterdeſſen viel wieder nach Hauſe gangen waren /
warð verſtårcket , durch eine groſſe Änzahl von Teutſchen
und Staliånern , die Käyſer Fridericus tí. voraus geſchickt
und gieng, um den Sultan Meledinum gar aus dem Feld
zu ſchlagen / und gant Egypten zu erobern / ihm biß an die
Revier,wodie Arme des Niliſich zertheilen, entgegen. Der
Die Türs Sultan both einen neuen Frieden an / wiederholte die vos
cken bieten rige Conditiones , und wolte Damiatam und Tanim noch
den Fries Dazu laſſen . Der Påbſtliche Legat Pelagius aber machte
Die Chris daß mandie Propofitiones abermalverwurff:indeſſen hielt
ſten mols der Sultan die Chriſten auf / daß ſie zu keiner Schlacht
len ſolchen kommen kunten/ biß die Zeit kam , da der Nilus , nach ſeiner
nidit an. Gewonheit / auslieff/ Da ließ er alle Schleuſſen auf einmal
nehmen .
aufmachen / und regte die Armee , die zwiſchen den zweyen
Armen des Nili ſtund / und in 60000 , Mann ſtarck warı
Werden in eitel Waſſer / ruinirte auch die Chriftliche Flotte/ und
darüber verbrannte viel Schiffe, und war an dem / daß die ganke
ruinirt.
Armee/ ohne daß ſie ſich wehren kunte / håtte crepirenund
verderben müſſen /woferne GOtt nicht des Meledini Hert
regiert / daß er ihnen einen Accord angebotten /mit ihnen
einen Stilſtand auf acht Jahr gemacht/ und ſie gegen Re
ftitution und Wiederherſtellung von Damiata , welches ſie
nicht långer als acht Monat in Hånden gehabt / frey ab:
ziehen laſſen / dazumal gab er auch das heilige Creuk wies
der. Diß war der Ausgang von dieſer mühſamen Cruciata,
und die Frucht von der Eigenſinnigkeit eines Geiſtlichen /
+
der ſich in eine neue Profeſſion mit Gewalt eindrang , dieer
doch nicht verſtund. Die
Túrckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 550

Die Zeitung von dieſem Unglück machte in Occident


! einen neuen Schröcken und eine Begierde zu einer neuen
Cruciata , welche König Johannes von Jeruſalem , der in
Perſon nach Rom kam / Succurs zu follicitiren oder zu be
gehren / vermehrte; Zum Haupt derſelben ward Kayſer Kayſer
Fridericus
1Fridericus II . etfieret i welcher von allerhand Nationen /
nimmt
die ſich zu dieſem Zug in Stalien einſtellten / wie man einen
ſchreibt / vor dem Geſichte eines Crucifires / welches ganz neuen
hellglångend in Engeland am Himmel erſchienen / noch Zug vor.
!mehr animirtworden , eine groſſe Armee zuſammen brachs
te / und einen Theil davon unter Commando des Herßogs
Leopoldi von Deſterreich voraus ſchickte ; weil aber feine
Affairen ihn immer in Italien noch aufhielten / ein groſſer
Theil von der Armee auch wegen groſſer Hiße in Jtalien
Franck ward / und endlich der Kayſer ſelbſt /nachdem er ſich
zu Schiff begeben / in Unpåßlichkeit gerieth / und deßhals
ben zuruck kehren muſte /demedann alle übrige / die voraus
gegangen / nachfolgten / ward dieſe Cruciata zu Waſſer / Derwiro
und dadurch anderſt nichts ausgerichtet / als daß Kônig zu Waſſer.
Johannes de Bregna , um den Kayſer zu dieſem Zug deſto
mehr zu obligiren / demſelben ſeine einige Tochter Jolantam
verheyrathet/ und zugleich / weil der Kayſer es anderſt nicht
eingehen wolte / ihme alles Recht auf ſein Königreich ge
ruſalem abgetretten .
Dieſer Unglücks- Streich gebahr bald darauf einen An. 1227 .
andern und noch ſchädlichern : Dann Pabſt Gregorius IX.
ſchrieb die Zerſtreuung dieſer Cruciatæ allein dem Kays
ſer Friderico zu / wolte deſſen Entſchuldigung mit ſeiner
Kranckheit / vor warhafft nicht erkennen, und that ihn dars
über in Banni in Krafft des zwiſchen dem verſtorbenen
Pabſt Honorio und Kayſer Friderico gemachten Ver
Fridericus
gleichs / da nemlich der Kayſer ſelbſt dem Bann ſich unter :
wird ex
worffen / wann er den Feldzug långer verſchieben würde . commu
Dieſes Verfahren des Pabſts / erweckte einen gewaltigen nicirt.
Lermen : Der Kayſer grieff zum Waffen / und verfolgte den
Pabſt als ſeinen offenbaren Feind /und gank Stalien trenn
te ſich darüber inzwer Theil. Endlich / damit der Kanſer
Mm 4 -zeigen
552 Vierdter Periodus . X. Capitel.

S. XIII. zeigen möchte / daß das erſtemal ihn nichts anders als Got:
tes Gewalt von der Reiſe abgehalten / ſo machte er ſich / ſo
Gebet
dannoch bald er ſich wieder geſund befand / auf den Weg /wiewol mit
in Orient. zimlich ſchlechtem Gefolg , dann ſeine mehreſte Armee ließ
er in Stalien zuruck / den Krieg wider den Pabſt unddie
Guelphiſche Parthen fortzuſeßen. Über dieſes des Kayſers
Vornehmen , daß er ohne geſucht oder erhaltene Abſolu
tion das Bellum Sacrun unternommen / ward der Pabſt
noch ungehaltener / ſchrieb dem Kayſer hefftig zu / und vers
bott auch allen Chriſten in Orient , daß keiner des Kayſers
Darff as Commando reſpectiren ſolte / brachtees auch würcklich das
bernicht hin, daß der Kayſer nichts in ſeinem Namea befehlen durff
comman- te , ſondern ſeine Generalen gaben die Ordres im Namen
diren .
Gottes und der ganßen Chriſtenheit. Es war auch die Ar:
mee dazumal ſo ſchwach in Orient, daß ſie über 11000.
Mann nicht viel ausmachte / und alſo der Kayſer damit
nichts notables richten kunte / Dahero weil er ſahe, daß der
Ein ander Påbſtl. Hof ihm in allem zuwider war , anbey vernahm ,
rer will wie ſein Schwåher- Vatter der König Johannes deBregna,
nigreich den der Pabſt zu ſeinem General angenommen , um ſich an
Neapolis dem Kayſer zurachen / daß ſelbiger ihm die Abtrettung ſeis
einneb: nes Königreichs Jeruſalem abgenothiget / einen groſſen
men .
Theil vom Königreich Neapolis eingenommen / fo trachtes
te Fridericus, ſo guter konte / ſich in dem Orient mit Ehren
loß zu machen ; richtete derohalben mit dem Sultan Mele.
dino , der mit ſeinen Brüdern und Bruders -Kindern ſelbſt
im Krieg ſtunde, einen Vertrag auf ,mit dieſen Conditio
nen / daß der Sultan ihme die Stadt Jeruſalem / Bethles
Shm hem / Nazareth , Thoron und Sajeta oder Sidon , ſamt
wird der ihren Zugehörungen , reſtituiren wolte/ mit der Freyheit/
ruſalem daß er ſiewieder möchte fortificiren laſſen ; denen Türcken
Sefituirt. sno Saracenen aber / ſolte der groſſe Tempel zu Jeruſas
lemi ſo an des Salomoniſchen Plan ſtund / zu ihrem Ges
brauch allein verbleiben / und ein Stillſtand auf zehen
Jahr verwilligt/davon aber die Fürſtenthümer Antiochia,
Tyro und Tripoli ausgeſchloſſen ſeyn .
Nach alſo getroffenem Accord , davon die Leute gar
divers
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ. 553

divers und widrig diſcurirten / gieng der Kayſer nach Jes


ruſalem / um daſelbſt die Königliche Cron zu empfangen ;
weilen aber kein Bifchoff ihm , als einem Excommunicato
oder im Bann ſtehenden / felbige aufſeßen / noch einigen
Gottesdienſt in ſeiner Gegenwart verrichten wolte / ſo ließ
der Kayſer die Cron auf den Altar in der Kirche des heit.Er ſekte
Grabs legen / giengdaraufhin , nahm ſie ſelbſten vomAl- Eron auf
tar weg / unb feßte ſich ſolche mit eigenen Händen auf den und wird
Kopf. Als dieſes vollbracht, ſchickteer ſich mit ſeinen weni- alſo der
gen Völckern / dieer mitgebracht/ zur Heimreiſe/ und ließ 13.Nðnig
ju Jerus
die Sachen in Orient hangen / wie ſie waren / auſſer /daß er falem
.
Reinholdum , den Hertog aus Båyern mit etwas wenig
Volcks / weil man währendem Stillſtands keine Armee
bedurffte, Daſelbſt als Stadthalter hinterließ.
Nach des Kanſers Heimkunfft ward zwar derfelbemit Neuer
dem Pabſt wieder reconciliirt und verſöhnt / es Dquerte Streit
aber ſolches nicht lang / da überwarffen ſie ſich abermal swiſchen
wieder miteinander / wegen desKönigreichs Sardinien / und Bem
und ward der Kayſer aufs neue excommunicift / wie wir Kayſer .
folches in dem IV . Capitel ausführlicher erzehlt haben .
Dieſer Streit zwiſchen dem Påbſtlichen Stuhl und macht
dem Kayſerlichen Hof machte / daß die gange Zeit nichts daß die
" fruchtbarliches wider die Türcken gerichtetwerden kunte/ Sachen
ile da doch dieſes die beſte Zeit dazu geweſen wåre / weilen ſie verlobren
nicht allein untereinander ſelbſten uneins und in Waffen geben .
waren / ſondern auch im Rucken von den Tartarny, bie
bazumal ganz Orient überſchwemmten / angefallen wur
Den .
Es brachte zwar der König von Navarraeine anſehnlic Spaltun,
che Armee zuſamen /wormit er von neuem in Orient gieng / gen der
Chriſten
weilen aber dieſe Armee fich trennte/ und ein Theil Kayſer
in Orient.
Balduino zu Conſtantinopelwider die Griechen zu Hülffe
kam , der andere Theil in Palæſtina auch ſelbſten unter ein
ander nicht einig war /weil immer einer da, der andere dort
hinaus wolte / und ein Detachement Davon vor Gaza , ſo
fie belagern wolten / von den Türcken anſehnliche Schlås
ge bekommen / kunte abermal nichts gerichtetwerden / und
Mms macha
Pierdcer Periodus. X. Capitel..
554
S. XIII. machten ſie noch dazu einen wunderſelßamen Frieden / in
dem nemlich die Johanniter - Ritter / Tamt einem Theil der
Occidentaler mit dem Sultan von Babylon ſich verglis
chen und verbanden /ihm wider den Sultan von Damaſco ,
ſeinem Feind / zu aſſiſtiren und benzuſtehen / die Tempels
Herren aber mit den andern Occidentalern accordirten
auf eben ſolche Conditionen mit dem Sultan von Dama
ſco wider den Sultan von Babylon : Darauf kehrten die
mehreſten wieder nach Haus.
An. 12401 Auf dieſe Weiſe blieb die Stadt und das Königreich
Geruſalem abermal abandonnirt und verabſäumet / und in
Der Diſcretion der Saracenen / mit welchen die Tempela
Herren den Stillſtand gar bald brachen / und dadurch den
gånglichen Untergang des Lands verurſachten.
Anfang Eswar die Nation der Tartarn / welche die gange Se
Der Lars ptentrionaliſche Seite von Aſien bewohnten , bißher wes
in nig bekannt geweſen / weil ſie von lauter kleinen Fürſten
Alia .
regiert ward / und mehr der Vieh-Zucht als des Kriegs
Sichbefließ . Zu Anfang dieſesSeculiaber, davon wir nun
handeln / ſtund ein Herz unter ihnen auf / Cygnis mit Naa

men /
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 555

men / der fand das Mittel die gange Nation von dieſem uns
fåglich groſſen Landan und unterſich zu bringen / und alſo
ſich zu ihrem Monarchen aufzuwerffen ; als er diß erhalten/
verſuchte er ſein Glück weiter /und griff denKönig von Gin - Sie neha
dien an , der damals dem Chriſtlichen Glauben zugethan men Jns
war/ und David hieß / insgemein abernur der Prieſter Jo . dien eina
hannes genennt warð / erlegte denſelben in einer Schlachtı
eroberte Das ganze Kidnigreich Indien / und fundirte allda
das Königreich von Indoftan , welches von Tartariſcher
Poſteritåt, unter dem Namen vom groſſen Mogol noch bes
fefſen wird. Des Cygnis Sohn / Hoclada Cari ( dann den An. 1240
Namen Cham oder Can , welches ſo viel als den oberſten
Herzn bedeutet/ nahmen alle dieſe Tartariſche Könige an )
pouffirte und trieb die Sachen noch mehr, und nahm ſich
vor / gank Mien und Europam zu conquerirenund zu ers
obern / theilte derohalben ſein unzehlichs Volck in 4. Ars
meen : Eine ließ er gegen Occident gehen / und über- Uber.
fchwemmte mit ſolcher die ganze Wallacher / Siebenbür- ſchwema
gen / Moreau / Polen , Schleſien undUngarn/ und kam da-men gang
mit biß an die Grăngen von Teutſchland í alſo daß auch
Käyfer FridericusII. ihnen eine Armee entgegen ſtellenmus
fte. Die andere gieng auch ſelbigen Weeg/und ließ ſich an
Dem PontoEuxino nieder/wo dißmal die kleine oderCrimi
ſche und Nagaiſche Tartaren iſt. Die dritte fiel in kleinern
Aſien ein / und bezwang den Sultan von Iconio ,daß er ih .
nen Tribut zahlen muſte. Die vierdtenahm das Perfiſche Erobern
Landvor ſich i ro ſie eroberten /und allda einen Kồnig von Perſien .
ihrer Nation einſekten / deſſen Pofteritåt biß auf die Zeiten
Tamerlanis ( davon in dem folgenden Theilgeſagt werden
wird ) daſelbſt regiert. Es war aber um dieſe Zeit eine ges
wiſſe Nation in Perſien / ſo da zwar halb und halb dem
mahumetaniſchen Glauben zugethan war / an und vor
ſich ſelbſten aber von den alten Parthern noch herſtam ,
mete , die man die Coraſmenos hieß . Dieſe traff bas Un- Bertreiber
glůck in Perfien am allermeiſten i indem die Tartarn die Co
in dem Land /welches die Coraſmeni vorhin beſeffen / ſich raſmenos,
Schwarmweiſe niederlieſſen / alſo / daß dieſe alte Eins
woh
r
556 Vierdre Periodus . X. Capitel .

S. XIII. wohner daraus entweichen , und anderwerts Herberge ſus


chen muſten .
Die Co. Solche Coraſmeni nun kehrten ſich zu dem Sultan von
raſmeni
nehmen Egypten / und bathen ihn / daß er ihnen etwas Land zu bes
Jeruſas wohnen einraumen wolte; der Sultan / der dieſe Gåſte in
ſem ein. ſeinem eigenen Lande nicht gerne einniſten laſſen / gleichwol
aber ſie auch nicht gar vor den Kopf ſtoſſen wolte / ſchlug
ihnen zmarí ſo viel Egypten betraff / ſolches ab / Doch an
ben auch dieſes vor /wann ſie Palæſtinam den Chriſten / und
dem Sultan von Damaſco ſeinem Feind / abnehmen kön.
ten / fo wolte er ihnen fein Recht daraufabtretten . Die
Coralmeni waren hierauf nicht faul / überſchwemmten Pa
An. 1244. læſtinam , als wie mit einer Fluthiahmen Geruſalem /das
nur mit ſchlechten Wällen noch befeſtiger war / ein / verůb
ten alldar die abſcheulichſten Barbarenen / und erlegten
endlich bey Gaza die gangeChriſtliche noch übrige Armee /
die ſich nebenſt dem Sultan von Edeſſa ihnen zu opponi
ren und zu widerſeken unterſtund / ſo/ daß kaum etlicheſechs
zig Ritter , von denen Hieroſolymitaniſchen Ritter:Dr.
Den, davon kamen. Es vergalte aber GOtt die Grauſam .
Werden Feit pieſer Coraſmenorum endlich mit gleicher Maaß/ Danit
wieder
todt ges als ſie auch über die Saracenen felbften ſich richten wolten /
fchlagen. tratten dieſe zuſammen / und ſchlugen ſolche Räuber insa
geſamt todt/ alfo daßfaſt nicht einer davon fam .
Zu Lyon Die Zeitung von der Niederlag der Chriſten und Ers
wird oberung derStadt Jeruſalem , caufirte und verurſachte in
neue eine
Cru.
ciata bes Occident eine ſchrockliche Beſtärkung ; Der Påbſtliche
ſchloſſen. Hof legte die Schulo , der ſchlechten Progreffen in Orient,
auf Kayſer Fridericum II. und dieſer hingegen ſchub ſolche
auf den Papſt : Darüber hielt Pabſt Innocentiuszu Lyon
ein Concilium , excommunicirte aliða den Kanſer von
Die achte neuem / und publicirte eine abermalige Cruciatam ; allein
Haupts die Strittigkeiten / die nach dieſer Excommunication zwis
unter Lu- ſchen dem Kayſer und Påbſtlichen Hof nurſtårcfer wur
davico den / hinderten , daß in Italien und Teutſchland ſich kein
Sancto. Menſch zu dieſer Cruciata gebrauchen ließ , und nahm in
Europa niemand das Creuſ / auffer allein König Ludovi
cus
&
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 557

cus Sanctus in Franckreich mit ſeinen Frankoſen / deren er


in 30000. zuſammen brachte. Den Herbſt und Winter
4 brachte er vergeblich in der Gnſul Cypern zu / verzehrte das
alldá zuſammen geführte Proviant , und hätte bey nahe
.
Hunger leiden müſſen / wofern Kårſer Fridericus II. ihm
nicht von Sicilien aus mit Lebens-Mitteln an die Hand
gegangen wäre.
Das andere Jahr gieng er vor Damiatam , und hatte
das Glück / daß er ſeine Armee , die ſich mit der noch übris
gen in Orient conjungirt/ und auf die 6000o. Mann aus, An. 1249 .
machte / in Gegenwart der Feindlichen nicht allein glücklich
ans land ſeşte / ſondern auch die Haupt- Veſtung Damia
tam ohne Schwerdt Streich einbekam , indeme die Sas
racenen ,obder Zeitung / esſeneihr Sultan umkommen / wird mice
in eine höchſt erſtaunende Furcht geriethen / unvermutbet ser er:
die Flucht gaben /Damiatam in Brand ſteckten / und offen obert.
ſtehen lieſſen . Hieraufbrachte König Ludovicus abermal
DIOF
fie unnůßlicher Weiſeganger ſechs Monat / ohné etwasweis
ters vorzunehmen /zu Damiata zu / und ließ den Saracenen
ak?
Plaß ſichwiederzu erhöhlen : Endlich gieng erihnen ents
gegen / und rucktebiß an Maſoram ,wo diezwer erſtė Arme
des Nili ſich theilen . Daſelbſt verlohr er abermal zwer
Monat Zeit , indem er um eine Paſſage über den einen
Arm des Nilizu bekommen i Denſelbigen ganzen Arm abs
leiten wolte / ſo doch nicht angierg : Endlich ward ihm von
einem Araber ein Furth gewieſen / Deſſen die Armee ſich bès
ubytok
diente /und damit über den Nilium ſeşte. Die erſte hierauf
erfolgte Schlacht war ziemlich zweiffelhafft /dann die Sa
Iner
racenen gåben zwar die Fluchtī indem aber Robertus des
Sönigs Bruder ihnen auzu unvorſichtig und állzüweit / ſo
gar mitten durch die Stadt Maforam nachjagteſ brachten
endlich die Saracenen ihn mit dem gangen Vortrab ) Die
er commandirte / in die Mitte/ und hieben ſie zu Stůcken ;
hierauf kamen ſie zuruck / und griffen den König felbſten /
der als ein L8nſich defendirte / in feitiem lager an / kamen
auch ſo weit , daß ſier.cit einem Hauffen in das Lager ſchon
eindrangen / von dar ſie aber durch den Troß / die Marques
tender
558 Vierdrer Periodus. X. Capitel.

S. XIII. tender und Weiber mit ungemeiner Tapfferkeit zuruck ges


trieben wurden. Endlich gab GOttden Chriſten den våüis
gen Sieg, daß die ganze Saraceniſche Ärmee den Rucken
Die Kehrte. Ob nun wol König Ludovicus nach dem Verluſti
Chriſtlis Den er indieſen beeden Schlachten gelitten / da erzumalen
che Ars
meewird faſt ſeine gange Cavallerie eingebůſt / in dem Stand nicht
Tuinirt. war, etwas weiters gegen dem Feind der Enden auszurich .
teniſo oppiniatirte er ſich doch oder war ſo eigenſinnig /und
wolte nicht zuruck gehen / ſondern blieb in dieſen Poſten
zwey ganker Monatſtehen ;inbeſſen nahm ſeine Armee von
Hunger / weil die Zufuhr von Damiata durch die Saraces
niſcheSchiffe ſchwer gemacht ward / item von der Peſt
und dem Scharbock / den die Soldateu faſt durchgehendste
von dem ungeſunden Waſſer , darinnen fo viel tauſend tods a
te Cðrper lagen / bekommen / von Tag zu Tag ab / und die
Feindliche hingegen war mit einem ſehr groſſen Detache.
ment aus Syrien verſtårcft ; als nun König Ludovicu's
Ludovicus dieſes erfahrend / ſich nach Damaram züruck ziehen wolte /
San & us waren die Saracenen ihm ſchon ſo nahe auf dem Hals /
wird ges daß ſie der Arrieregarde,bey welcher der König ſich in Pers
fangen . ſonbefand / nicht Zeit lieſſen die Brucken abzuwerffen /
fons
Bern mit ſamtderſelben hinüber pafſirten /den Reſt der Ar:
mee umringten / und ſie zwangen / daß ſie ſich mit famt dem
Kinig gefangen ergeben muſten . Der Sultan Almoadam
tractirte ben König zimlich höflich / und ließ ihn von ſeiner
Kranckheit /die er damals hatte / getreulich curiren / gegen
die übrige Gefangene aber , die nicht Türckenwerden wola
ten / berführer gar barbariſch : Endlich ward ein Accord
geſchloſſen / daß man den König ( ber in ſeiner Gefangens
ſchafft ſich unvergleichlich ſtandhafft erwieſen 7 ) und alle
Gefangene gegen Wiederherſtellung der Stadt Damia
ta,und Bezahlung von 800000. Bezans oder Byſantiis, ſo
eine Griechiſcher und dazumal in Orient die gangbarſte
guldene Můnge war , loß zu geben ,verwilligteſ und dabey
einen neuen Stillſtand auf zehen Jahr machte.
Indem aber der Vortrag vollſtreckt werden ſoite /
machten des Sultans Leib Garde , ſo in lauter Chriſten
die
Túrckiſche Geſchichten und Cruciatæ. 559

die in ihrer Jugend von den Saracenen gefangen oder er: Rebellion
kaufft / und in der Mahometaniſchen Religion erzogen / derMas
auch abſonderlich in den Waffen geübtworden , die ſiemelucken.
An , 1250
Mamelucken nennten , welches etlichevor ſo viel als Sclas
ven / oder Leibeigene / auslegen / und welches in der That
eben ſo viel war 7 was heut zu Tag die Janitſcharen ber
den Türcken ſind /eine ſchrockliche Aufruhr ſteckten den håls
kernen Pallaſt / den der Sultan im Lager vor ſich bauen
laſſen / in Brand / und hieben ihn , der ſich aus dem Feuer
zu retten in den Fluß geſtürzt hatte , in Stucken / darauf
kamen die Emirs oder Häupter der rebelliſchen Armee, bald
bittend i bald drohende zu dem Kinig Ludovico , und of
ferirten endlich die mit dem Sultan aufgerichte Conditio
nes zu erfüllen /wormit der König auch zufrieden war / ihs
nen die Stadt Damiatam vor ſeine Frenheit (dann ſeine
Perſon wolte er vor Gelb nicht taxiren laſſen / einraumete,
und nachdem er nach Arca in Sicherheit gekommen / ließ
er bedungener maſſen auch die Helffte der Ranzion vor die
Gefangene auszahlen / und diß mit ſolcher Redlichkeit /
daß als die Saracenen ſich um 10000. Bezans verzehlt ,

er
560 Vierdrer Periodus . X. Capitel.

S. XIII. er ihnen ſolche getreulich nachſchickte. Auſſer der Loßlaß


fung des Königs und ſeines Bruders / der unterdeſſen zum
Unterpfand geblieben / hielten die Saracenen keine einige
von den bedungenen Conditionen mehr/gaben von 12000.
Gefangenen , die ſie hatten / kaum 3000, zuruck 7 und tra
etirten noch dieſe übel / wie ſie dann 300: Der vornehmſten
( Inter
Cavallier die Augen ausgeſtochen i denen zu Ehren der
Tegnum )
König den berühmten Spital der Quinze Fint , oder 300
Blinden zu Paris inſtituirt / und angeordnet haben ſou .
Paulus Jovius, und aus ihm andere ſchreiben , es habe der
König ber ſeiner Loßlaſſung zuin Unterpfand der beduns
genen Bezahlung den Saracenen den geſegneten Kelch 1
ſamt einer confecritten Hoftia gėgeben; Davon aber will in
der Hiſtorie ſelbſten ſich gant kein Grund finden , wie es
dann auch von der Pietåt und Standhafftigkeit dieſes heis
ligen Königs gang nicht zu glauben iſt.
Was die Zeitung von der Niederlageder Ärinee und
der Gefängnuß des Königs in Franckreich / in Occident
Zug der vor Schrecknuß verurſachet / iſt leichter ber ſich ſelbſten
Paftorel- gu bėgreiffen als fårzuſtellen : Dieſe 'Confternation aber
lorum .
wärd vergröſſert durch ein anders übel / ſo zu gleicher Zeit
ſich anfieng: Dann als man ben Hof, wo die Königl.Frau
Mutter dasGouverno führte /nicht gleich reſolviren kuntej
was in der Sachen anzufangen / ta ſtund ein ausgeſpruna
geneï Ciſterzer -Münch | ein Ungaryon Nation auf i der
gab vor/er habe eine Göttliche Eingebungi álles Unheil / ro
die Chriſtenheit auszuſtehen habe7 komme von dem üblen
Leben der Geiſtlichkeit her / und GOtt habe beſchloſſen , er
wolte unter ſeiner Anführung den König und bas heilige
Grab bloß durch unſchuldige Kinder und einfältige Hir:
ten erlöſen. Durch dieſePredigten hieng den Betrüger
faſtalle Hirten im ganzen Königreich und unter dieſem
Scheint jugleich auch alles liederliche Geſind an ſich ſtreiffs
tedamit das Land aus/ließ durch ſein Lümpen - Volck /nach
Art der Widertåuffer /alle Geiſtlicheund Pfarzliche Actus
verrichten / und verfolgte die Prieſter und übrige Geiſts
lichkeit / wo er ihrer Meiſter werden kunte , auf das graus
fams
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 561

ſamſte/ und warb die Blindheit des Volcks ſo groß,daßſie


auch in Haupt- Ståbten /wie Orleans war , dieſe Purſche
die ſich Paſtorellos nannten , und in ihren Fahnen ein Lamm
führten / nach Willkühr hauſſen lieſſen. Endlich aber , Da Die wers
fie es allzugrob machten / tratten die Edelleute und das den mies
Land - Volck zuſammen / ſchlugen den Anführer todt / und der zero
ſtreueten dieübrigen aus einander. 2
ſtreuet.
In Orient hatte König Ludovicus nach ſeiner Libera
tion und Befrenung reſolvirt oder entſchloſſen noch eine
Zeitlang zu ſubliſtiren / um eines und das ander daſelbſt in
Drdnung zu bringen / daſich dann vor ihm eine vortreff
liche Gelegenheit præſentirt das ganze Königreich Jeruſās Die Gei
lem ohne Schwerdt -Streich zu recuperiren und wiederzu legenheit
erobern / wann er recht dazu gethan hätte. Dann indemJeruſas
der Sultan von Damaſco den Tod ſeines Vettern des der zu er.
Sultans von Egypten an den rebelliſchen Mameluken langen
råchen wolte / bewarb ſo wol dieſer als die Mameluken ſichwird vers
um LudoviciAlliank/ und boten beede Theile ihm das K8 ſaumt,
nigreich Geruſalem an , deme die Mameluken noch dazu die
Erlaſſung von den noch reſtirenden 400000. Bezans bena
fügten . Als nun der König endlich die Parther der Ma
Dritter Theil.
Nn melua
562 Vierðter Periodus . X. Capitel.

S. XIII. melucken als die avantageus-und nuklichſte, erkieſte /ihnen


aber den Tractat und Vertrag zu ratificiren oder zu unters
ſchreiben allzulang Zeit und ſo vielPlaß ließ / daß ſie im
mittelſt ohne ſein Zuthun den Sultan von Damaſco aus
dem Feld ſchlugen /machten ſie mit dieſen jähling Frieden /
kehrten den frommen König den Rucken / und lieſſen ihmi
der ſolcher Geſtalt das Tempo und gelegene Zeit ver:
ſaunit / und zwiſchen zweren Stühlen nieder geſeſſen , das
leere Nachſehen.
Von dieſer Zeit an / fiengen gedachte Mameluken an
ihre Herrſchafft in Egypten voilig zu ſtabiliren , erwählten
einen Sultan aus ihren Mitteln / und continuirten auf
dieſe Art / das Oberhaupt aus dem Corpore und Ge
meinſchafft der Mamelukiſchen Milig zu erwählen / biß in
das Gahr 1917. da ſie von den Türckiſchen Kårſer Seli
mo überrounden / und gank Egypten von ihm erobert
worden .
Die Mas Der König Ludovicus unterließ nicht / ungeachtet der
meluken Vereinbarung dieſer zweyen Porentzien i der Mameluken
ergreiffen nemlich und des Sultans von Damaſco , in Palæſtina alle
die Herz nothige Anſtalten zu machen , und verſchiedene Städte /
ſchafft in
Egypten. unter andern auch Sidon oder Sayeita zu fortificiren ; als
er aber damit beſchäftiget war ,kam ihm der Sultan von
Damaſco auf den Hals / und ſchlugein paar tauſend von
feinem Volck, das ſich in derEil in das Schloß nicht hat:
te retiriren können / toot. Ben dieſer Gelegenheit begieng
der König eine Action , dergleichen gewiß noch in der Welt
nicht geſchehen iſt , und vielleicht auch ſo leicht nicht mehr
geſchehen wird : Dann als er nach der Saracenen Abzug
befohlen / daß man die noch vor Augen liegende hälb vers
faulte Cårper , der erſchlagenen Chriſten i begraben ſolter
ſeine Leute aber wegen des groſſen Geſtancks fich deſſen
Ludovicus weigerten / da gieng der König entbrannt aus Chriſtlicher
Sanctus
begråbt Liebe / hin, faſte, als ein anderer Tobias, mit eigenen Hans
die Doda den / einen ſolchen verfaulten Cörper an / und trug ihn in
ten mit das zubereitete Grab /welchem Erempel das übrige Volck
eigener auch nachfolgen muſte.
Sand . Unter
Türckiſche Geſchichten und Cruciatæ . 563

Unter dieſen Begebenheiten fam aus Franckreich Nebrt jlke


Nachricht / daß des Königs Frau Mutter / die er zur ruck in
Stadthalterin gelaſſen7 geſtorben : weilnun die
Angele, France
genheite feines eigenen Landes ſeineGegenwart in Frances
reich erorderten i ſo gab er dem Orient gute Nacht , und
kehrte mit groffer Gefahr í die er auf der See auszuſtes An , 12581
hen gehabt , in Franckreich zuruck.
Nach des Königs Ludovici Abreiſe / entſtunden in O - Zwiſpalé
rient gewaltige Revolutiones und Aufruhren :eines Theils per Chris
kamen die Chriſten einander ſelbſten in die Haare /und fien - Orient,
gen die Venetianer und Genueſer in der Stadt Acraund
auf der See ſelbiger Revier mit einander einen unnöthigen
und langwürigen Krieg an , der den gemeinen Weſen viel
Schaden brachte : anderer Seits fiel Halan der Tartaris
ſche Cham , der in Perſien herzſchteſ und den etliche Auto
res vor einen Chriſten ausgeben /Die Saracenen an, nahm
Bagdat ( ſo vor das alte Babylon / wiervol mit Unrecht/
gehaltenwird) ein /und ließ den geißigen Califam daſelbſt /
der aller Saracenen Ober -Haupt und der legte aus des
Mahumets Geſchlecht war ; in ſeiner eigeñen Schat
Kammer mitten unter ſeinen zuſammen geſammleten An. 12587
NN 2
Reicha
564 . Pierdter Periodus. X. Capitel.

S. XIII. Reichthumen i Hungers ſterben / erſchlug den Sultan


von Damaſco , und eroberte alles was die Saracenen bißs .
-hero in Syrien und Palæſtina gehabt. Als nun der Cham
Halan von der Armee weggegangen / und ſeinem Bruder
dem groſſen Tartar - Cham in der Cartatey fuccedirt/
machte ſich deſſen hinterlaſſener General Catogoba auch
an die Chriſten "; dieſe aber alliirten ſich mit dem Mamelus
kiſchen Sultan Melech Elvahet in Egypten / und erlegteni
Catogobam mit dem gråſten Theil ſeiner Armee . Des C.
Elvahet. Succeſſor Bendochar , ein abgeſagter Feind der
Chriſten , als er ſich vor den Cartarn ſicher ſahe/ hebtedie op
Alliang mit den Chriſten auf/und kehrte die Waffen wider
fie y nahm einen Drt nach dem andern ein , weil die Chris
ſten untereinander ſelbſt uneins waren / und mit keiner
Armee im Feld erſcheinen / ihnen auch aus Occident, wes
gen der ſters anhaltenden Strittigkeiten / mit dem Pabſi
und dem Schwäbiſchen Käyſerl. Hauſe / keine Hülffs:
Antiochia Vilcker zugeſchickt werden kunten / eroberte gleichſamoha
wird ex . ne Schwerdt -Streich die ſonſt unüberwindliche Stadt
obert.
Antiochiam , von dar der Fürſt Conradusweg/und ſeinem
An , 1268.
Vettern Conradino, Käyſers Conradi Sohn /in Jtalien
zu Hülffe gezogen war /und machte ſie zur Wüſteney .
Es ſchrieb zwar hierauf Pabſt Gregorius X. eine neue
Cruciatam aus / allein alle Chriſtliche Potentaten hatten
mit ihren eigenen Angelegenheiten abzuviel zu thun / und
fand ſich niemand der ſich zu einem ſolchen Zug reſolviren
wolte i auſſer allein König Ludovicus Sanétus in Frances
reich mit ſeinemBruder dem Carolo Andegavenſi,der vor
kurzer Zeit die Königreiche Neapolis und Sicilien erobert/
und dem König von Ärragonien. Allein auch dieſer Zug
war ganz ohne Effect undWürckung , dannKönig Ludo
vicushatteſich von ſeinem Bruder 7 der auf ſein eigen In
tereffe fah /und von der vergebenen Hoffnung , die er ſich
machte / der König von Tunis pürde ſich alſobald zum
Chriſtlichen Glauben erklären / wann er nur von einer
Chriſtlichen Armee fich foutenirt und unterſtůßt ſehe/
ůberreden laſſen , daß er i anſtatt der Armee , die gleichs
wol
Türckiſche Geſchichten und Cruciatse. 565

wol 60000. Mann ſtarck war / in Orient zu führen , die Ludovicus


Stadt Tunis belagerte / daſelbſt aber / ehe er mit dem Sanctus
Feind in eine rechte Action kommen kunte ; gieng ermit belagert
tmas
Cod ab/worauf die Armee /nachdem ſie mit dem König von An,12700
Tunis einen Frieden gemacht und einen jährlichen Tribut ,
oder niemand als Dem Carolo Andegavenſi zu gut kam / pa
ciſcirt und geſchloſſen / ohne etwas weiters zu unterneh
men / in Franckreich zuruck kehrte . Dieſes iſt die letzte Der Zus
Cruciata , ſo in denen Hiſtorien vorkommt; dann obwolenſtand der
biß in den folgenden Periodum die Stadt Ptolemais und Chriſten
andere noch in der Chriſten Händen waren / und endlich in Orient
von den Türcken belagert und erobert wurden / fo kunteneiget
fum Enfic
de.
man doch nimmermehr / wie ſehr ſich auch die Påbſte des
halben bemühten / keine Cruciaram mehr zuſammen brins
gen ! ſondern muſte das ganze heilige Land /und alle da:
ſelbſt vor dieſem bezwungene Provinzen biß dieſe Stunde
Den Barbaris zum Raub laſſen .
Weiln nun dieſe lehte Cruciata des Königs Ludovici
Sancti, eben juſt in den Äußgang dieſes Periodi einfällt / fo
wollen wir die Orientaliſche Hiſtorie hiermit beſchlieſſen /
und dabey nur noch dieſes anfügen / daß dieſen Cruciatis , 2
ſonderlich den erſten / insgemein / der Anfang der Adeli:
chen Wappen / als wordurch die Nationen und Familien /
YA ſo in groſſer Menge benſammen ſtunden / ſich von einander
distinguirt und abgeſondert / zugeſchrieben wird / und wei
ole len ben ſolchen Cruciatis die Franzöſiſche Nation mehrens
theils die ſtårcfeſte und conſiderableſte war / unter welche
fich viel von unſern Teutſchen Edelleuten geſtellet/ foglaus
bet man / daß von daher der Gebrauch der Franzöſiſchen
Lilien in unſern Teutſchen Wappen ſo gemein worden .
Nachdem wir der Långe nach von den Orientaliſchen
Sachen í als welche in dieſem Periodo von auswärtigen
Geſchichten gewiß die aller conſiderable- und Denckwürs
digſte find / gehandelt / To ruffet uns unſere Ordnung nun
auch zu andern Nationen ; da dann nach unſerm Gebrauch
den Reyhen wiederum fübret die Spániſche.
Nn 3 Spas
566 Pierðter Periodus . X , Capitel.

Sec.XII. Spaniſche Geſchichten .

Marie
Die Rd, ES
Saracenen innen gehabt 7 in Spanien vornemlich
nigreiche drey Königreich geweſen / das von Leon und nachgehend
Arrago , Castilien /welches mit Pelagio ; das von Arragonien/ wel:
nien / Na.
varra und ches mit Aſnaro , Eudonis des Fjerkogs von Aquiranien
Portu: Sohn , unter dem Titul einer Grafſchafft ; und das von
gall. Navarra und Biſcaja,welches mit Garlia Xemeno, alle nach
der Saraceniſchen Irruption oder Einbruch ſeinen Anfang
( Conra: genommen. Zu dieſem iſt im Anfang dieſes Periodi noch
dus III. ) gekommen , das vierdte/nemlich das Königreich Portugall
!
indeme nemlich des Henrici ( welcher den Theil von Por:
tugall / den die Chriſten damals noch beſeſſen / unter dem
Titul einer Grafſchafft / von ſeinem Heren Schweher:
Vatter König Alphonſo VI.in Caſtilien / zum Henrath
An , 1139 Gut überkommen ) ſein Sohn Alphonſus genannt, einss
mals in einer groſſen Schlacht fünff Mohriſche Könige
erlegt / und darůber von ſeiner Armee als König ausgeruf:
fen worden , zu deſſen Denckmal er auch ſein altes Wap:
pen verändert/ und an ſtatt eines gemeinen Creuges i das

1 Seiri
Spaniſche Geſchichten. 567

fein Herz Vatter geführet/ die fünff Schilde / die er den urſprung
erſchlagenen fünff Mohriſchen Königen abgenommen , ins des Wap:
pens von
Creug geſtellet / in ſein Wappen ſeßen laſſen .
Weiln aber vondieſen Königreichen und ihren Köni, Portugal.
gen insgeſamt abſonderlich zu handeln es allzu weitläuff
tig fallen würde i ſo wollen wir nach unſerer bißherigen
Gewonheit nur ber den Königen von Caſtilien , als welche
endlich alle dieſe übrige Königreiche an ſich gebracht / und
jederzeit die Mächtigſte in Hiſpanien geweſen / verbleiben i
und deren Beſchreibung fürßlich fortführen.
Der lebte König / den wir in dem vorigen Periodo ges
habt haben, war Alphonſus VII. gebürtig aus dem König
lichen Haus Arragonien / der Uracam , die Erbin von Ca
ftilien , geheyrathet ; und haben wir gemeldet/ wie daß ihm
fuccedirt der Uracæ Sohn erſter Ehe Alphonſus VIII. Alphan
ſus VIII,
aus dem Hauſe der Grafen von Barcellona , welcher an
fånglich mit ſeinem Herz Stief: Vatter Konig Alphonſo
von Arragonien der Succeſſion halber viel zu fechten ges
habt / endlich aber ſich mit ihmvertragen und in Spanien
groſſe Dinge ausgerichtet / deßhalben ihm auch Pabſt In
nocentius II .den Titul eines Kayſers beygelegt.
Ihm ſuccedirte ſein Sohn Sanctius IV. Der theilte mit An. 1157
ſeinem Bruder Ferdinando die våtterlichen Lånder ab / bes Sanctius
IV.
hielt vor fich Caſtilien und gab ſeinem Bruder Leon und (Frid . I.)
Galiæcien. Er regierte aber nicht länger als ein Jahry
und hinterließ zu ſeinem Nachfolger ſeinen Sohn
Alphonfum ix. ein Kind von vier Jahren /welcher auch An . 1158 )
deßhalben gewaltig viel Ungemach von ſeinem Vetter ( Alphon
Ferdinando, dem König von Leon ,und von Sanctio ,dem GusIxo
Königvon Navarra , auszuſtehengehabt ,dieihmeinen ( Frid.I.)
groſſen Theil von dem Königreich Caftilien abgezwacket /
* erſtreckte aber ſeine Regierung / welche wider die Moh :
ren nicht gar glücklich geweſen / indeme ſie eineneue Colo ( Philip
niam und Ausſchuß des Volcks zu einer Pflanz-Stadt pus. )
aus Africa dahin geführt / und ganz Boëticam oder Gra
nada eingenommen / auf 53. Jahr ; und ließ ſolche nach
feinem Tod an ſeinen Sohn
Nn4 Hen.
568 Vierdter Periodus. X. Capitel.

S. XIII. Henricum I. der unglücklich umkommen , indem ihm


An. 1924. ein Dach -Ziegel auf denKopf gefallen , und ihn erſchlas
Henri gen ,
als er mit andern Knaben im Hof ſeines Palaſto
cus I.
ſpielte.
(Otto IV .)
Ihm folgte der Sohn ſeiner Schweſter Berengarix,
welche an ſeinen Vettern Alphonſum , König von Leon,
An. 1917. Verheyrathet geweſen , Ferdinandus mit Namen . Dieſer
Ferdinan- Kčnig hatte nicht allein das Glück / daß er ſeinen andern
dus III. Vettern,den Söhnen Königs PhilippiAugufti in Frank:
(Frider. reich /die von ſeiner Frau Mutter Schweſter Blanca ( ſo von
II. etlichen vor vie ålteſteSchweſter gehalten wird ) herſtamen,
vorgezogen ward/ und alſo das Königreich Leon wiederum
zu dem Königreich Caſtilien brachte ſondern auch die Moh:
ren in vielen Schlachten überwand, ihnen die StädteCar
dubam , Hiſpalim , und andere wegnahm und ſie alſo in die
Enge trieb / daß ihnen nichts als das Königreich Granada
åberblieb / welches ſie biß auf König Ferdinandum Catho
licum , den Groß- Vatter Kayſers Caroli V. behauptet.
Mit ſeiner Hülffenahm auch Jacobus, der König von Arras
gonien / die Inlulas Balearicas, das iſt Majorcam und Mi
norcam den Sarattenen hinweg. Seiner Frömmigkeit
halben iſt er unter die Zahl der Heiligen gezehlt,
An. 12 $ 2
Ghme ſuccedirte und folgte ſein Sohn Alphonſus X.
Alphon- mit dem Zunamen Sapiens, oder der Verſtändige; Dann
ſus X.
es ein Herz geweſen , der in Studiis gewaltig verlirt undbes
wand : Abſonderlich war er ein vortrefflicher Aſtrono
Iſt eiu
trefflicher mus , und der auch , wie wir im VII. Capitelerwehnet/ über
Aftrono. den Lauff des Himmels die berühmte Ausrechnung , die
musa man Tabulas Alphonfinas heiſſet, zuſammen tragen laſſen /
auch ſelbſten viel Bücher als Libros Hiſtoriarum Mundi,
item de Motibus Coeli & Stellarum , das iſt / Geſchicht:
Bücher der Welt / wie auch von der Bewegung des Him :
mels /und Lauff der Sterne/geſchrieben . Einsmals hätte er
( Inter- ber nahe den Fleck gewaltig neben das Loch geſekt ; dann
Tegaum .
er wolte ſich von ſeiner Gemahlin Violanta , einer Königl.
Prinzeßin von Arragonien /ſcheiden /weil er ſie vor unfruchts
bar hielt/ und Chriſtinam , des Königs von Dennemarck
Toch
Spaniſche Geſchichten . 569

Tochter /heyrathen ; wie aber eben die Hochzeit angeſtellt


und die neue Braut ſchon im Hauſe war , kam ihm die Zei
tung , die Königin Violanra ſeve ſchwanger : Als er nun
ben dieſem Zufaŭ nicht wuſte / wohin er ſich kehren ſolte/ da
legte ſich ſein Bruder Philippus, der Erk- Biſchoff von Hi
ſpali, ſo noch nicht Prieſter war/ ins Mittel / und erboth
ſich / ſein Bifthumi gegen Abtrettung eines Stuck Lan
des / zu quittiren / und die Chriſtinam an des Königs ſtatt
zu heyrathen / ſo auch geſchah. Dieſes iſt der Alphonſus, An . 1256.
der von einem Theil der Chur- Fürſten zum Römiſchen Wirdko.
Kayſer erwählt worden; Als er nun um das Kanferthum Hapjet.
anzutretten / in Teutſchland reiſen wolte / und ſeinem ans
dern Sohn Sanétio , mit Ausſchlieſſung ſeiner Enenckeln
und Söhne von ſeinem ålteſten Sohn Ferdinando, die
Regierung von Spanien anvertrauet / Fehrte dieſer in des
Herun Vatters Abweſenheit den Mantel um / und trachte..
te ſich ſelbſt zum König aufzuwerffen ; König Alphonfus Wird von
ward hierdurch gezwungen / die Reiſe in Teutſchland ein- ſeinen
zuſtellen , ſein Sohn Sanctius aber wolte deßhalben die Be: Sohn
gierde nach dem Scepter nicht ablegen / und hatte König verbreng
gete
Nns Alphons
579 Vierdger Periodus . X. Capitel.

S. XIII . Alphonfus mit dieſem ungerathenen Sohn zu fechten/ weil


er lebte / wie er dann auch darüber aus Kummer zu Hiſpali
An . 1248 fein Leben endlich aufgab . Vor ſeinem Tod hat er Kayſex
Rudolpho l . (der nach ihm / weil er doch in Teutſchland
nicht mehr kommen wolte / ordentlich zum Kayſer erwåhlt
ward ) ſeinRecht aufdas Kayſerthum gutwillig abgetrets
ten . Mit ihm endet ſich dieſer Periodus.

Engliſche Geſchichten .

Math .
Paris. riodi beſchloſſen mit dem Tod des Königs Henrici I.
und mit den Troublen , die ſich der Succeſſion oder Nach
folge halber zwiſchen ſeiner Tochter der Mathildis , und ſei:
ner Schweſter Sohn, Dem Stephano, Grafen von Boulo
gne , zugetragen / wollen derohalben von dar Den weitern
An. 1135. Verlauff fortführen / und kürßlich melden : Weilen dieſer
Stephanus Stephanus eben bey dem Tod ſeines Heren Vettern / Des
(Conra; Königs Henrici (derdazumal mit ſeiner Tochter / und ih
dus III.)
rem Gemahl Gothofredo , dem Grafen von Anjou und
Poitiers , einem Sohn Fulconis , und Bruder des Königs
von Jeruſalem / ſich gewaltig abgeworffen ) ſich in Enges
Dalt der land befunden , ſo iſt es ihm nicht ſchwer gefallen / ehe die
vondesVatters Todzu der Tochter gekommen/
Figen Zeitung
die Gemůther derStånde an ſich zu bringen / und die Cro
bin das
Kidnig: ne an ſich zu reiſſen ; wormit er fich doch allein nicht vers
reich bei gnügt/ ſondern auch die alten Erb-Landedes Henrici, nems
lich die Normandie occupirt. Die Prinzeßin Mathildis,
die in erſterEhe Kanſer Henricum V.zum Gemahl gehabt/
diſputirte dem Stephano das Königreich ſo gut fie kunte !
und war ſo keck./ daß ſie bloß mit 5 40.Mann in Engeland
zuland ſtieg/ und Stephano den Krieg ankündigte, da fich
Dann wunderbarlich gefügt / daß / nachdem ihre Armee
durch Zulauff des Land - Volcks verſtårcket worden , der
König Stephanus vom Roberto , dem Grafen von Gloces
ſter / der es mit Mathilde hielt/ und bald daraufRobertus
von der Königlichen Parthen gefangen worden , worauf
nian
SEngliſche Geſchichter , 571

man beede Gefangene gegeneinander wieder auswechſeln


muſte. Dieſef Krieg/ ba das Reich zwiſchen beeden Their
len getrennet war , dauerte mit groſſem Ruin des Landes
17. Jahr / und behielt endlich Kinig Stephanus dannoch
die Oberhand i weilen die Biſchoffe vornemlich auf ſeiner
Seite ſtunden ; doch ward die Sache dahin verglichen ,
daß Stephanus Henricum , den ålteſten Sohn der Marhil. An. 153,
dis zu ſeinen Erben und unfehlbaren Succefforem nach ſeis (Frid. I.)
nem Tod conſtituiren oder legen / und ihm immittelſt die
Normandie abtretten ſolte.
Wie nun das folgende Jahr darauf Stephanus mit Too
abgieng/ ſuccedirte ihm ohneweitereDiſpute dieſer Henri- An. 1154
cus II. Der dann ſeine våtterliche Erblande/ nemlich An - Henricus
II .
jou , Poitou, Touraine,nebenft der Normandie /mit zu der
Cron Engeland brachte. Es fügte ſich aber zu ſeiner Vera
gröſſerung noch dieſes Glück / daß als König Ludovicus
VII. in Franckreich ſeine Gemahlin Eleonoram , die lebte Bringet
viel Land
Erbin von Aquitanien / oder Guienne und Gaſcogne, re
zuſaminen
pudiirt und verſtoffen , dieſe ohneweiters Bedencken den
Henricum geheyrathet / und zugleich dieſe herrliche Pro
vingen ihm zugebracht. Wir haben von dieſes Herrn mit
Franckreich geführten vielen Kriegen / wie auch von den
Rebellionen , die ſeine eigene Kinder wider ihn angeſpons
nen / in den Frankšſiſchen Hiſtorien ſchon ſo viel geſagt
daß wir unn8thig achten es allhier zu wiederholen ; wollen
derohalben nur fürßlich gedencken des groſſen Handels /
den er wegen Thomæ Beckers / des Erk : Biſchoffs von
Canterbury ( der hernach deßhalben als ein Märtyrer ca.
noniſirt worden ) mit dem Påbſtlichen Hof gehabt. >
Wie um dieſe Zeit die Strittigkeiten wegen Ubergebung Hat groffe
der Bißthümer von den Königen / zwiſchen dem Pabſtlie dufechtung
chen Hof unddenweltlichen Fürſtenwiederum gewaltig whomna
reg gemacht wurden / ſowolte König Henricus dieſes Jus, Cantua,
das er von ſeinen Vorfahren überkommen zu haben / præ- rienſis
tendirte, ſich auf keineWeiſe nehmen laſſen , hingegen den
fendirte der Erb- Biſchoff Thomas , die Påbſtliche Jura ,
die freye geiſtliche Wahl und die durchgehende Bes
frena
572 Vierdrer Periodus. VII.Capitel .

Sec . XII. freyung und Ununterwerffung der Geiſtlichkeit von aller


weltlichen Herzſchafft /wolte auch einige Prieſter / die einen
Todſchlag und andere Verbrechen begangen hatten / dem
König auf keine Weiſe ausantworten ; darüber ward er
vom Königlaus dem Land vertrieben ,der Pabſt aber nahm
ihn in ſeine Protection . Endlich ward zwar durch Interpo .
ſition des Pabſts / der Erk - Biſchoff mit dem König wie:
der verſöhnt / weil er aber die Biſchoffe , die es mit dem Kos
nig bißhero gehalten /und die er deßhalben excommunicirt/
von dem Bann nicht wieder abiolviren wolte / und dieſe
hierüber gegen dem Kinig ſich beſchwerten / brach der Kå:
nig aus Ungedult einsmals in dieſe Wort heraus : Iſt
An. 1170. dann kein ehrlicher Reel in meinem Land / der
mir von dieſempfaffen bilfft ? Dik hårten vier Edels
leute,machten deßhalben / in Meynung dem König dadurch
einen groſſen Dienſt zu thun / wider den Erk - Biſchoff einen
Anſchlag / und brachten denſelben heimlich um . Dieſer
Todtſchlag ward König Henrico beygemeſſen / als wäre
er auf ſeinen Befehlgeſcheben /und hatteer deßhalben vom
Pubft viel auszuſtehen / muſte auch ſich mit einem End
hiervon purgiren / und um guten Willen zu haben / von
feinen vormaligen Anforderungen viel nachgeben. Er gieng
auch / zumalen da er hörte / daß viel Miracul bey dem Grab
dieſes heiligen von Zeit zu Zeit vorgehen ſolten / ben fich
$
er keių Bedenckentrug / weil
ſelbſt in eineſolche Reue / daß
er gleichwol Urſach an ſeinem Tod geweſen / bey ſeinem
Grab unter vielenThrånen /eine ſtrenge und offentlichel'e
niteng zu thun . Nach dieſer Zeit hatte Henricus noch ims
merfort Streit / theils mitFranckreich / theils mit ſeinen
Kindern , die gern bey des Herrn Vatters Lebzeiten in ihs
fen eingeraumten Provinzen eigenmächtig ſeyn wolten
theils auch mit den Kinigen von Schottland / theils mit
An . 1186. feiner eigenen Gemahlin Eleonora u , nd ſturb endlich / da
er eben zu einer Cruciata ſich růſten wolte , über dieſen Uns
Bringet ruhen im 36. Jahrſeiner Regierung . Von ihm iſt diß
Irrland vornemlich notable ,daß er dieGnſulFrrland/ doch noch
an fich
nicht als ein Königreich i fondern nur als eine Herrſchafft !
an
Engliſche Geſchichten . 573

an Engeland gebracht / indeme die Fürſten derſelben / weil


die Stårckere den Schwächern immer aufreiben wolten /
ſich gutwillig an ihn ergaben.
Thm ſuccedirte ſein anderer Sohn Richardus, dem Richardus
man wegen ſeiner Großmüthigkeit den Zunamen Cor I. Cor
Leonis,oder Löwen -Herß gegeben ; (dann der erſte Sohn , Leonis
Henricus war noch vor dem Heren Vatter geſtorben .) ( Henricus
IV .)
Wir haben von dieſem Richardo in der Hiſtorie von
Franckreich und in der von den Cruciaten ebenfalls ſchon
ſo vielgeſagt/daß wir allhier weiter nichts anzuführen / als
ſeinen Tod/daß er nemlich als er Vinomarum ,den Vicom
te von Limoge, der einen groſſen Schaß gefunden / und An. 1199
ihm die Helffte davon offerirt hatte / nðthigen wolte / ihm ( Philip
ſolchen ganz auszulieffern / und ihn deßhalben in einem pus. )
Schloß belägerte / mit einer Armbruſt in den Arm gés
ſchoſſen worden / worzu der kalte Bránð geſchlagen / der
ihm nach wenig Sagen DasLeben genommen .
Weil er keine Männliche Erben hinterlaſſen ſo / ſucce
dirte ihm ſein Bruder Johannes , den man / weil er auf die Johannes
lekt um Land und Leut gekommen /den Zunamen Sine Tera 1, sine
ra oder ohne Land gegeben. Es hätte aber der verſtorbene Terra.
König Richardus noch einen andern Bruder Gothofre
dum gehabt / der ålter als Johannes gerveſen / und den die
Stadt Nantes,und mithin gang Bretaigne zu ihrem Herun
angenommen / welcher zwar vor Richardo geſtorben ans
bey aber einen Sohn hinterlaſſen , den man insgemein Ar
tum nennet / und Beme von Rechtswegen die Succeſſion
von Engeland gebührt hätte: weil aber Johannes bey des
Richardi Tod gleich an der Stellewar í ſo ſchlug er alſos
bald die Hände in die Königliche Gelder , und corrumpirte
oder beſtach damit die Miliß/daß ſie ihn mit Excluſion und
Ausſchlieſſung des Arti vor ihren Herrn erkanntent.
Wie er nun unrechtmäſſiger Weiſe zum Reich gekoms
men / alſo administrirte er es auch gar unglücklich , er repu..
diirte und verſtoß ſeine Gemahlin Aniliam , Gräfin von
Gloceſter ,und nahm dagegen demOrafen de laMarche die
Seinige mit Gewalt /die eine Erbin vonAngouleſme war.
Hier:
574 Vierðter Periodus. X. Capitel.

Sec.XII . Hierdurch griff


er beederſeits Freundſchafften an í baß fie
unaufhörliche Rebellionen wider ihn fomentirt-und hegs
ten / und weiler beſorgte / bey dieſen Händeln Dörffte ihm
Låt ſeis ſein junger Vetter Artus , die mehreſte Ungelegenheiten
nen Bett machen , ſo ließ er ihn heimlich auf die Seiteraumen / daß
tern um kein Menſch wuſte wo er hinkommen war. Weil nun dieſe
bringen . Action zu Rovan ,und alſo in Franckreich geſchehen war /ſo
citirte ihn König Philippus Auguſtus , als ſeinen Vafallen,
wegen der Lånder / die er în Franckreich hatte/vor Gericht/
und weil er nicht erſcheinen wolte / war er als ein Mörder
des Ungehorſams / und alle ſeine Fürſtenthümer in Frances
Verliert reich vor verfallen erklärt. Er wolt ſich zwar deßhalben
darüber nichts deſto mehrer ſubmittiren / ſondern ſtellte ſich wider
alles was Philippum Auguftum zur Wehre; dieſer aber hatte das
er in
Frances Glück/daß er ihm alles , was er in Franckreich hatte / hins
reid)hat weg nahm . Auſſer dieſen Unglücken überwarff er ſich auch
mit dem Påbſtl. Hof, indem er einen / den er zum Biſchoff
von Canterbury ernennet/wider des Pabſts und derCleri:
rey Willen vertheidigen wolte / und darüber diejenige 1 Die
es mit dem Pabſt hielten /hefftig verfolgte i wie er dann eis
nem Archi- Diacono, der deßwegen aus Engeland entflies
hen wollen /einen gang blevernen Rock anlegen laſſen i ba
mit er nicht allzuweit lauffen ſolte / welche laſt dein armen
Prieſter die Seele ausgedruckt. Hierüber warð er von
dem Pabſt in Bann gethan /die Unterthanen ihrer Pflicht
An, 1211. loßgézehlt und ſtund gang Engeland wider ihn auf. Wie
Vers er nun hierdurch in die Enge getrieben ward / kroch er zum
ſpridit den is
Pabſt eis Creutz 1 und , um mit dem Pabſt ſich deſto ehender zu vecs
ne groſſe föhnen , trug er ſein ganzes Königreich dem Påbſtlichen
Contribu. Stuhl zu Lehen auf, und verband ſich 1 über den bißherges
tion . wöhnlichen Peters - Pfenning / jährlich tauſend
Märck
Sterling / das macht nach etlicher Ausrechnung , gegen eis
ne Tonne Gold / nach Rom zu liefern. Hierdurch erhielt
er zwar ſo viel / daß der Pabſt den König Philippum Aus
gultum in Franckreich / Darauf des Pabſts ehemalige An
mahnung / eben im Werck begriffen war 7 in Engeland ůs
berzuſetzen / von dieſem Vorhaben wieder zurück hielt 7 ims
gleis
Engliſche Geſchichten . 575

gleichen die Engliſche Stände , die dem König nicht pari


ren wolten / in Bann that; er erbitterte aber durch ſolches
ſeine Unterthanen nur deſto mehrer ; dahero als bald her:
nach die unglückliche Bataille ad Bovinas erfolgte / davon
wir in den Franzöſiſchen Geſchichten gemeldet, erwählten
die rebelliſche Stände des PhilippiAuguſti Sohn Ludo
vicum , der des Johannis Bruders Tochter zur Gemahlin (Otto
hatte / zu ihrem König , der auch i ungeachtet des Påbſtli: IV.)
chen Verboths und Bann -Donners / in Engeland ůber: Wird von
regte / dem gråſten Theil von ſelbigen Land einnahm und ſeinen
Den König Johannem in den Suſſerſten Nordiſchen Win -Stånden
cFeltrieb i allwo er von Gram und Kummer i oder vonvertrieben.
An, 1216,
Gifft / wie andere melden / mit Tod abgieng.
So bald König Johannes geſtorben , kamen die Englis
ſche Land -Stånde wieder zu ſich ſelbſten / trugen Erbarms
nuß mit ſeinem hinterlaſſenen jungen Sohn Henrico III . Henricus
ſagten dem Prinken Ludovico aus Franckreich, den ſie bes III ,
ruffen / den Gehorſam wieder auf, und erkannten den jun:
gen Henricum vor ihren Herrn. Und als Ludovicus aus
Engeland nicht alſobald abziehen wolte / ward er zu Lon
den belagert / und mufte den freyen Abzug mit dieſen Con (Frid, II.)
ditionen erkauffen / daß er auf Engeland renunciren und
verſprechen muſte / wann er zur Regierurg in Franck
reich fåme / dem Henrico alle Länder in Franckreich / die
i em Johanni ſeinem Vatter abgenommen worden / zu re
cituiren, ſo er aber nie zu halten gedachte. Dieſer Konig
Henricus hatte ebenfalls immerdar allerhand Außzüge
mit ſeinen Baronibus oder Land- Stånden i benen er ihre
Privilegia beſchneiden wolte , undward darüber mit famt
ſeinem Bruder Richardo , der zum Römiſchen Käyſer er:
wählt worden / gefangen / bald darauf aber von ſeinem
Sohn wieder loß gemacht . Erverglich ſich mit König Lu. Bekommt
dovico Sancto in Franckreich / daß er fein Recht aufNor- einen
mandie, Anjou, Maine, Touraineund Poicta gegen einem Theil
Stuck Geld fahren ließ / dagegen ihm Ludovicus einen Frantd.
f.
Theilvon Guienne und Gaſcogne , ſamt dem Linofin Ganden .
und Perigord wieder herſtellte . Er ſtarb endlich im 58. wieder.
Jahr
576 Vierdter Periodus. X. Čapitel.

S.XIII. Gahr ſeiner Regierung / und hinterließ zu ſeinem Nachs


folger ſeinen Sohn Eduardum ,ber eben bazumal in Orient
ſich befand. Défſen Geſchichte in ben folgenden Perio
An . 12736 dum einlauffen .

y
Däniſche Geſchichten.
Je dritte Stelle haben wir in den erſten Periodis,den
. Damals noch wilden Normanniſchen oder Dåni
ſchenund Ungariſchen Nationen gegeben : Was die erſte
anbelanget , ſo iſt nach der Zeit ,da ſie ſich zum Chriſtens
thum bekehrt / von ihnen nicht går viel mehr zu ſagen ges
weſen ; in dieſem Periodo oder Zeit: Begrieff aber wäre
von ſolcher ſchon ziemlich viel zu gebencken / Dann ſie in
Teutſchland i ſonderlich an der Oſt See durch Hinweg
nehmung der Ståbte Hamburg und Lůbeck / und andere
notable oder merckwürdige Verrichtungen / ſich nicht wes
nig formidable und furchtbar gemacht /Weilen aber ſolches
alles in dif Compendium oder engen Bezirck zu referiren
etwas zu weitläufftig fälten würde / ſo wollen wir davon
diſmalnoch abftrahiren oder abſtehen / und allein geden,
chen / daß die Dånen in dieſem Periodo einen König gå

habt
Dániſche Geſchichten . 577
babt / Abel mit Namen / der ſeinen Bruder Ericum VII. Sednig
im Meer erfáufft / und dadurch die Crone occupius und Abela
überkommen : von dem geht in Dennemarck eine Erzeh .
lung , daß er ein ſolcher Liebhaber der gågerey geweſen
ſeye
/ daßerofft gebetten es ſolteihm GOtt die Gnade
thun / daß er biß an den Jüngſten Tagmochtejagen dårfs
fen / wie er ſich dann auch in keine Kirche r ſondern in den
Wald håbe begräben laſſen . Dieſes ſenė an ihm wahr
worden , alſo / daß ſein unruhiger Geiſt,oder vielmehr der
Teuffel in ſeiner Geſtalt / noch dieſe Stunde zu gewiſſen
Zeiten in der Nacht jagenb gehört werdès

Ungariſche Geſchichtent.

As die Ungariſche Geſchichten anbelangt ,ſo haben


W3
II . Es iſt aber in dieſem Período nichts går fondérbar no
tables in dieſem Königreich vorgangen 7 Berdhalben wir
dißmal / zu Erſpärung des Papiers nur die Namen der
Könige ſeken wollen.
Bela II.derzwar blind war í aber wortegierte,
Geyla 111 ) An , 1145.
Stephanus íjí.
1161 .
Bela II).
Emericus i. 1173 .
Ladislaus IÍ. 1192 .
Andreas II. 1200 .
Bela IV. 1201 .
1235 .
Stephanus tv .
Ladislaus III. I 261 .
1262
Bohinifde Geſchichten .

Je Böhmiſche Nation hätte nach Sobieslao zu ihren Uladislaus


D Herßog ſeines Brüders Sohn Vladislaum II.wel II. erlans
cher durch ſeine dem Kärſer Friderico I. errvieſine getreue get den
Königl.
und gute Dienſte meritirt / daß dieſer Kaiſer ihm den K8-Titul .
niglichen Situl/ welchen Kayfer Henricus IV. ſemen Vor: ( Frid, 1.)
fahren ſchon conferirt und beygelegt /bieſe aber von ſolchen
Dritter Theile
bißa
.
578 Vierdter Periodus . X. Capitel.
Seç.XII . bißhero fich wiederum enthalten hatten / erneuert / und ihm
dazu ein neues Wappen / ſo die Eron noch heut zu Tag
führet/ gegeben / nemlich einen weiſſen aufgerichteten Los
Alap pen wen im rothen Feld mit einem doppelten Schweiff. Von
des Kos
nigreichs welchem Wappen noch dieſer Umſtand merckwürdig/ daß!
Böhmen. Dg der Mabler den Löwen nur auf gemeine Weiſe , den

Schweiff zwiſchen den Beinen haltend / gemahlt / und die


Böhmen ſich darüber moquirt oder ihr Geſpåttgehabt /
und geſaat : Der Low ſehe ehender einem Áffen aleich /
weil man den Schweiff von ihm nicht recht ſehen könne;
Der Kayſer darauf hefohlen haber ſo ſolte man dann den
Schweiff aufrecht tragend und zwenfach mahlen , damit
Uladislaus er ja einem jeden in die Augen fallen möchte. Diefer Kos
us
führet nig Uladisla , hat, auſſer deme 1 daß er die Königliche
berzliche Würde / welche nach dieſer Zeit unverắnderlich ber ſeiner
Gebåue Nation geblieben / reintroducirt und wieder eingeführet!
auch noch durch herzliche Fundationes und Gebåue fich
einen unſterblichen Namen gemacht , davon abſonderlich
norable , die herzliche ſteinerne Brucken zu Prag über die
Moldau , das Cloſter. Strohhof, ſonſt der Berg Sion
genannt / wie auch das Cloſter Plaß und Tepel.
Nach
Böhmiſche Geſchichten. 579

Nach ſeinem Todgerieth die Regierung in Böhmen An. 1!74.


wiſchen des Königs Uladislai Sohn Friderico , dann des Friderixus
'!
porigen Hertogs Sobieslai Söhnen / Sobieslao II. und
Wenceslao , in eine gewaltige Unrichtigkeit / und ward in
olchen Troublen / die Regierung desKönigs Uladislai
( Henri
Brudern dem Henrico Biſchoff zu Prag aufgetragen ;
eztlich aber behielt dannoch des Uladislai Sohn FridericusIV .)
cus,und nach ihm ſein Bruder Primislaus, die Oberhand .
Dieſer Primislaus dem Kanſer Philippus die Königliche An . 11990
Dignität und Würde confirmirt oder beſtåttiget i batte Primislaue
II. )
as wunderbareFatum und Gåttliche Schickung ab! ( Philipu
Els er währender obigen Unruhen von ſeinem Erbtheil in pus. )
Mähren , woraus er viel Raubereyen verübt / verjagt
orden i er in dem Exilio zu Regenſpurg in folche Extre
itåten und euſſerſte Armuth gekommen ,daß er fein Brod
Is ein Taglöhner in einem Steinbruch verdienen müſſen :
achdem aber endlich ſeine Linie in Böhmen wieder ems
or geſtiegen / und er nach ſeines Brüders Refignation
Der Aufgebung das Königreich überkommen , hat er wäha
nden Schiſmatis im Reich die Parther Kanſers Philippi
ider Ortonem eiferig geführt : als er aber bey Stanſer
hilippo Berkleinert und übel angeſehen worden i ſchlug er
h aufOttonis Seiten , und das mit ſolcher Hefftigkeit 7 Witd
ß man ihm deßhalben den Namen Ottogari oder Otto Ortogarut
r beygelegt / welcher Name etlichen von ſeinen Nachfol geneant.
en gemein geblieben.
Thme faccedirt und folgte ſein Sohn Wenceslaus Anrar
togarus , welcher aber durch allzugroffe Exactionen und aus Oc
uflagen verurſachte / baßſeine Land : Stånde / und ſeinttogarus. 1
ener Sohn Primislaus ill. fo ihm nach ſeinem Tod ſuc- ( Ono IV .)
Dirt / wider ihn rebelirt. An . 12450

Diefer Primislaus, welcher insgemein nur bloß Otto- Primislauk


us genennet wird , iſt derjenige , der mit Kanſer Rudol- 111. Oiróg
ho I. ro viel zu ſtreiten gehabt / derohalben wir ſeine ( Frid. It. )
Geſchichte in den folgenden Periodum per 's
ſchieben wollen .

002 Pol
ei Periodus. X. Capitel .
580 Vierðr

Seç.XII. Polniſche Geſchichten.


je Polniſche Geſchichten belangend / to ward nach
Boleslai Crivoulti Tod Das Polniſche Fürſtenthum
unter ſeine vier Söhnė getheilet / dem ålteſten Uladislao ,
gebühre zwar vor allen die Haupt : Succeflion , denſelben
Schleſien aber kunten dié Polen am alerwenigſten vertragen / muſte
wird von er derohalben mit der Landſchafft Schleſien / ſoihm zuges
Polen
getheilt,abs theiltward / fich contentiren / allwo erdurch ſeineKinder
Yachkommen diejenige Herzogthümer / ſo in dieſem
und
Lande annoch vorhanden i aufgerichtet : Wie aber er und
ſeine Poſteri oder Nachkommen , wegen dieſer von den Pos
len erlittenen Verorengung és allezeit mehr mit denen
Teutſchen als mit ihren Landsleuten gehalten / ſo iſt ers
folgt , daß ſie nach irib nach viel Ceutſche in dieſes Land
geziegelt / die endlich ſo überhånd genommen / daß mit der
Zeit die Sclavoniſche Nation und deren Sprach in ſolchem
Cand faſt ganz und gar in Abgang gerathen.
gn Polen felbſt kam endlich die Haupt- Regierung
A, 1175 Crivoulti drit:
wieder zuſammen in der Perſon desBoleslai
Miezis ten Soh ne Miez isla o Mag no öder Sene (welchen Namen
laus III. erwegen ſeiner Weisheit noch in ſeiner Jugend meritirt
Magn
( us
Frid. . und verdienet ) welcher aber durch viel Aufruhren geplagt /
I.)
und zum vierötenmal ausdem Reich verjaget worden .
Nach Miezislao herzſchte ſein BrüderCaſimirus Der
bißherige Hertog von Maſſovien : Von dieſem iſt ein no
tables Érempel der Moderation und Beſcheidenheit aufges
zeichnet : Er hatte einein ſeiner Hof-Bedienten ; Johanni
Conario mit Namen / all ſein Haab und Gut im Bret:
ſpiel abgewonnen ;wie nun Johannes dås Lektė /rø er noch
im Vermogen hatte, aufgeſekt/ und ihm der Wurff abers
mal mißlungen i, ſo ergrimmte er dergeſtalt darüber / daß
er dem Herzog oder König Caſimiro eine Ohrfeige gab.
die Råthe condemnirten hierauf Johannem zum Todi
l
Erempe Caſimirus aber ſprach ihn los / und erkannte / daß Johan
von deſſen nem ein eben nicht gar unbilliger Zorn übernommen / ihme
Toleranzi ſelbſten aber ſeperecht geſchehen , darum , daß er durch ein
folch
polniſche Geſchichten , 58 :

folch intreſſirtes und eigennåßiges Spiel feine Hoheit


ſelbſten proſtiruirt und perächtlich gemacht habe.
Nach Miezislao und Caſimiro ward die Regierung An. 1213.
abermal zwiſchen Uladislao , den man wegen ſeiner dürfen Leſus IV .
Beine auf Polniſch Laſconogum nannte/ Des Miezislai Philip
Sohn / und Leſcum , denman wegen ſeiner weiffen Haga pus.)
re Album zunannte, des Caſimiri Sohn / beſtritten /doch
lektlich kam es auf Leſcum ,und nach ihn auch ſeinen Sohn An. 1226.
Boleslaum , welcher den Heynamen Pudici oder des Keu : Boleslaus
ſchen bekomen /weil er mit ſeiner Gemahlin Kunigundabiß V.Pudi,
çus ,
in ſeinen Tod in Jungffäulicher Keuſchheitgelebt. Unter
dieſen König Poleslao Pudico hat ſich der groffe Einfall
der Tartarn in Polen begeben , davon wir hievornen un- Die Tar:
ter den Orientaliſchen Geſchichten Anregung gethan / da tarn fållen
dann Boleslaus mit ſeinen übrigen Fürſten vor Ligniz 9. Såde
auf das Haupt geſchlagen worden , mit einer ſolchen Nie, mit den
derlag , daß die Tartarn mit den rechten Dhren, die ſie der Ers
den Erſchlagenen abgeſchnitten / neun groſſe Säckeanges fdlages
füllethaben . 1 nen
Ghme luccedirt-und folgte Leſcus Niger. Deſſen Ges
fchichte aber in den folgenden Periodum gehören.
DO 3 Von
582 Vierdrer Periodus. X. Capitel.

S, XIII,

Zertbers Von dieſen Herkogen von Pofen aber iſt in genere und
lung bes überhaupts dieſes zu wiſſen , daß das Land damals in vies
Sergoge
touns lerlen Herzogthümer / als das von Craeau ,von Gneſen ,
Polen . von Groß- Polen von Maſſovien von Schleſien und ders
gleichen / nach Anzahl der Kinder eines jeden Fürſten zer:
theilt geweſen / urd werden hier allein die Hergogen von
Cracan / welche gleichſam die oberſten Fürſten und Håups
ter der Familiæ oder Stammes waren / recenfiſt und ers
zehlet.

Sicilianiſche Geſchichten.
Un weiſet unſere Ordnung uns auf die Normanniſche

Wilhel. Lateiniſche Scribenten damals nannten /Siciliæ


cis &trans
mus Majus
Pharom . Der lekte König im vorigen Periodo Rogerius II.
( Frid )
hatte drey Sdhneverlaſſen ,Rogerium ,Tancredum , und
Wilhelmum , davon die zwer erſte vor dem Herr Vatter
geſtorben / kam alſo die Regierung auf Wilhelmum , den
man Malum zunamſte / weil er gar tyranniſch war / und
deßwegen von ſeinen Unterthanen niel Revolten und Auf:
ruhre auszuſtehen hatte.
Thme
>
Sicilianiſche Geſchichten, 583
Jhme ſuccedirte ſein Sohn Wilhelmus II. Bonus. Wilhel
Weil aber dieſer ohneErben abſturb/ ernannteer zu ſeiner mus Bonus.
Erbin und Nachfolgerin ſeine Baſe Conſtantiam , ro Ro
gerii ſeines Heren Vatters Bruders Tochter war , und in
ihrem etlich und vierkigſten Jahr den Römiſchen Kayſers
lichen Prinken Henricum VI. gehenrathet hatte.
Dieſe Conſtantia hatte einen unehlichen Stief- Bruder / Henricus
Tancredum mit Namen , der hatte bey den Stånden ſo VI. Cæſ.
viel Affection und Liebe/daß ſie ihn lieber als derConſtan- Ende der
tix Gemahl den Käyſer Henricum VI. zum König haben Norm .
wolten . Henricusaber überwand denſelben /und tilgte mit Region
ſein und ſeines Sohns Wilhelmi Tod die gånblicheMinn- Sicilien.
liche Poſteritåt des Taneredi I. der dieſe Lånder am erſten
Fridericus
zu erobern angefangen / ja auch zugleich faſt alles, was von II. Cæſ.
Normanniſchen Familien im Land noch übrigwar / aus.
Dem Käyſer Henrico VI . ſuccedirte ſein Sohn Kiy- Conradus
fer Fridericus II . in erſagten Königreichen , der da die Cron iv . Caf.
von Jeruſalem noch zu der Sicilianiſchen gebracht.
Auf dieſem folgte ſein Sohn Käyfer Conradus IV.
Nach ſeinem Tod rolte zwar von Rechts Wegen fein
Sohn Conradus Junior oder Conradinus fuccediren :des
Käyſers Conradi unehlicher Stief- Bruder aber,Manfre. Manfra
dus,
dus , verdrengte dieſen jungen Heren in ſeiner rechtmåffigen
Erbfolge: und weil dieſer Manfredus, der die Reiche Neas
polis und Sicilien occupirt und eingenommen / fich auch
mit dem Pabſt abgeworffen hatte , rechnete dieſer ſolches
vor eine Felonie und Undanckbarkeit eines Lehn -Mannes ( Interre
aus /erklärte derohalben beedeKönigreiche vor Caduc ,und gnum .)
offerirte ſolche anfänglichdem König in Engeland/ und als
ſolcher dieſelbe nicht zu behaupten vermocht /Carolo dem Carolus
Herkog von Anjou , Königs Ludovici Sancti in Franck, Andega
venſis.
reich Bruder / welcher nit allein denManfredum , ſondern
leştlich auch den Conradinum , der ſeine våtterliche Erb :
Königreichewieder einnehmen wolte / in einer Schlacht
überwand dieſen legten gefangen bekam ,und ihm den Kopf Conra
dinus wird
abſchlagen ließ l auch darauf ſich als Herz und König in enthaups
dieſen Landen feſtregte. Wir haben die Umſtände ventet.
004 allen
584 Vierdrer Periodus. X. Cap . Hiſt. Naturalis .

S. XIII. allen dieſen Geſchichten von Henrico VỊ , an / biß auf den


unglücklichen Tod Conradiniin den Geſchichten der Rós
miſchen Käyſer ſchon alſo ausführlich beſchrieben / daß es
unannemlich falen würde aühier ſolches zurepețițen / deros
halben wir dengeneigten Leſer zujenerErzehlung remitti
ren oder verweiſen / und weil der Too Conradini in den
Ausgang dieſes Periodi einlaufft / ſolchen auch hiermit bes
ſchlieſſen wollen , nachdeme wir unſefer Gewohnheit nach
von der Hiſtoria Naturali nur dieſe wenige Memorabilia
und denckwürdige Sachen i ſo ſich in dieſem Periodo zu
getragen / angezeigt haben .

Hiſtoria Naturalis,
Rſtlich daß Anno 1186. Dięſe groſſe Conjunction
und Zuſammenſtoffung aller Planeten ſich am Hims
melereignet/ von welcher die Aſtronomi Wunder - Dinge
geſchrieben , was darauf erfolgen ſolte/ deren aber keines
eingetroffen .
Zum andern/daßin eben ſelbigein Jahr ein gewiſſer uns
Roger, gelehrter Mann in Engeland kranck worden ,und neun
Tag lang ſeiner Sinnen beraubt gelegen / jåhling aber
wieder zu ſich ſelbſt gekommen / und ein langes Lateiniſches
Carmen oder gebundene Rede daherrecitirt und geſagt/
Darinnen er allerhand Gammer /als Peſt und Hungersa
Noth , verkündiget / die auch würcklich
bald darauf erfolgt reynd.

OX ) OR

Des
) oC 585

GooGoo GooGo

Ses dritten Sheils

Fünffter Periodus
Oder

Seit Begriff
.

In fich haltend
die Geſchichten von
Zeiten Käyſers Rudolphi I. biß auf den Tod
Käyſers Ludovici V. Bavari , nemlich von
Anng 1273. biß ad Annum
1349.
Das I. Capitel,

Von der Regierung des Kayſers

Rudolphi I. Habsburgenſis ,

As lange Interregnum hatte bißher bas Henr.


Römiſche Reich und die Hoheit des påns Steron.
ſerthums in ſolche Geringachtung ges Chron,
feßt7daß man dieſe allerhöchſte Würde Colon.
und Titul vielmehr als eine Sachei deren Albert.
man ſich zu ſchämen , als wornach man Ang Pa
ſich zureiſſen håtte / anſah : man both ſie unterſchiedlichen ral, Urab ,
Herren /und abſonderlich Ottogaro, dem reichen undmåch , Avent,

tigenKönig in Böhmen an /njemano , aberwolte


mit denun- Niemand
bảndigen Deutſchen/ die in den vorigen Zeiten ſchon gewies willdas
fen / wie wenig ſie ihren Kånſern zu gehorſamen gelernet /Kånſers
zu thun haben /noch ſich in ſolche verwirzte Handelmiſchen / thum an,
Þie einen den Ruin ſeines Eigenthumlichen ſelbſtenzuzie nehmen,
hen konten ; Es waren auch die Deutſche Fürſten mit
Dieſer Anarchia, oder Regierung ohne Ober-Haupt / gar
wol zu frieden , dann währender Zeit / da kein Richter:
Stuhl im Land war , durffte ein jeder thun was er wolte ,
und ſchob der Gröſſere den kleinern immer in Sack i ja
dieſe Eigenwilligkeit extendifte von den Fürſten ſich biß
Dos auf
586 Sünffter Periodus. I. Capitel

S. XIII. auf die gemeine Edelleute / die entweder einander ſelbſten /


oder mit den benachbarten Städten immerfort in Haaren
lagen / und die in vorigen Seculis gewöhnliche Befehbuns
gen / nunmehr in formale und würckliche Stralien - Raua
bereyen verwandelten .
Der Wie nun des Klagens und Lammentiréns der Unters
Pabſt er. Oruckten kein Endewar / ſo fügte GOtt / daß Pabſt Cle
mabnet
die Chur mens IV . mit Tod abgieng / und Pabſt Gregorius X. auf
Sürſten den Stuhlkam . Dieſer nun griffmitallem Ernſt zur Sa
zurWabl. che / und wolte ein vor allemal den Unweſen in Teutſch
land geſteuret wiſſen / ſchrieb derohalben an die Chur - Fürs
ſten / ( beywelchen als den Mächtigſten und Trägern der
Erk- Aemter / von Ottonis IV . Zeiten i her / die Wahl al
lein beſtanden ) ſie ſoltenzur Sache thun / und bey Zeiten
einen Römiſchen König erwählen , ſonſten würde er ſelbs
ſten porgreiffen und einen ernennen .
Dieſem Præjudiß und Nachtheil nun vorzukommen /
fügten ſich die Chur- Fürſten zu Franckfurt zuſammen und
that Chur- Fürſt Werneruszu Månnk den Vortrag, daß
man bey dermalen zerrůtteten Zuſtand des Reichs in Er:
wählung eines Käyfers mehr auf den Verſtand und Tapf
ferkeit /als auf Reichthum und macht ſehen müſſe; zu fola
chem Ende ſchlug er vor ſeinen Vettern /GrafRudolphum
von Habsburg / von dem er abſonderlich rühmte / wie er
vor allen andern Teutſchen Fürſten ihm auf einer Reife
nach Rom fo ficher Geleit verſchafft / und ihn biß an die
Alpen / ohne Anſtoß gelieffert habe.
Die übrige Chur- Fürſten , die ohne das lieber einen
An 1973 • ſchwachen als machtigen Käyſer verlangten / lieſſen ſich
phusvon zwar den Vorſchlag gefallen/ weilnſie aberdoch nicht gar
babes| einig werden kunten /trugen ſie Ludwigen / Dem Chur- Fürs
burgwird ſten von Pfals das Compromiſs ,oder ihre gångliche Vers
erwählet, gleich -und Einſtimmung auf/daß er einen Käyſer ernennen
ſolte /welcher dann gedachtenRudolphum nominirte /wor's
mit die übrige Chur- Fürſten von Sachſen und Brandens
þurg /die ſich auf Rudolphi Töchter deren er eine gute Ans
zahl hatte /die Rechnung machten /wol zufrieden waren .
Die Regierung Rudolphi I. Habsburgenfis. 187

Es war aber dieſer Käyſer Rudolphus entſproſſen aus


dem vortrefflichen Stamm der Grafen von Habsburg/
welcher insgemein von den alten Königen von Auſtralien
und Herkogen von Allemannien herſtammen / und eine
Neben -Linie
von den legten Königen von Burgund und
ihren Succefforen /den Herkogen von Zähringen 1 ju ſeyn
geglaubt wird auch von den Schlöſſern / ſo die Nachkom
men erbauet /erſtlich den Namen von Altenburg / hernach
HIN
den von Habsburg bekommen / und ſeine Erblande in der
Schweil / und den Argaw an der Aar / wie auch theils inst
Preißgaw / und der Land - Grafſchafft Elſaß hatte.
Dieſer neuserwählte Käyſer Rudolphus , wie er ein
Herz von keinem gar groſſen Reichthum war alſo ward
er in ſeiner Jugend gendthiger ſein Glück an Kayſer-und
Königlichen Höfen zu ſuchen , da er dann erſtlich an dem
Hof feines Tauff- Pathéna Kapfers Friderici II. ſich aufa

bielt , allmo ihm ein Sternſeher ſchon in ſeiner Jugend Rudolpha


pahrſagte, daß er künfftig noch diehöchſte Spiße derwelt: wird die
Echen Ehre , nemlich das Ståyſerthum / erreichen würde i hdsfie
Würde
eßhalben er ihm auch voś allen andern viel mächtigern prophe
Für jeyete
588 Fünffter Periodus. I. Capitel.

S. XII . Fürſten die zugegen waren , allezeit die größte Ehre erwieß ;
nach Käyſers Friderici Tod begab er fich an den Hof Ko:
nigs Ottogari von Böhmen / und ward deſſen Obriſt
Hofmeiſter ; wie aber das Interregnum oder Zwiſchens
Herrſchung und zugleich die Vergewaltthậtigungen im
Reich angiengen/wardRudolphus permůriget nach Hauß
zukehren / und das Seinige vor der Raub Begierde ſeiner
Nachbaren zu ſchůßen / wie er dann deßhalben mit dem
Abbten von St. Gallen / mit dem Grafen von Tockens
burg / mitdem Herznvon Regensbergmitdem
/ Biſchoff
yon Straßburg/ und dem Biſchoff von Baſel , beſchwers
liche , doch allezeit glücklicheKriege zu führen gehabt.
Er war eben in der Expedition und Heer-Zugwider
den Biſchoff von Baſelbegriffen , mit dem er von etlichen
Fahren her im groſſem Krieg ſtunder und belagerte dazus
mal die Stadt Baſel Die es mit dem Biſchoff hielt/ und
an dem war , daß ſie ſich hätte ergeben müſſen / als ſein
Vetter Friderich/Der Burggraf von Nürnberg/aus dem
Hohenzolleriſchen Stamm ,ihmedie Zeitung / daß er zum
Käyſer erkieſet worden /ankündigte. Rudolphus, der nicht
gedencken kunte /wie die Chur- Fürſten an ihn kommen ſol
ten / wolte Anfangs des Burggrafen Vorbringen keinen
Glauben zuſtellen / wie aber des andern Tags der Reichsa
Marſchall von Pappenheim mit den Chur- Fürſtlichen
Credentialen und gevpamåchtigten Befehlen ankam / un
terwyeff er ſich der Göttlichen Schidung /nahm die Wahl
mit gebührendem Reſpect and und machte alſobalden mit
Dem Biſchoff und der Stadt Baſel Friede / ward hierauf
imss. Jahr ſeines Alters zu Aachen mit geroghnlichen
Ceremonien zum Kånſer gecršnt / und nahm die Churs
Fürſten in ſeine Pflicht/ worbey die Denckwürdigkeit vors
gieng: Als Rudolphus in die Pflichts-Formul mit inſeri
fen und einrucken ließ /daß dieChur- Fürſten ihme/wasbiß
pero vom Reich entzogen wäre worden / wieder folten helfs
fen herbey bringen / und die Chur- Fürſten , die in dieſem
Spital ſelbſt am meiſten kranck lagen / Dieſe Pflicht abzules
gen Aufſchub und Bedenckzeit ſuchten / ſich damit entſchule
digende /
Die Regierung Rudolphi I. Habsburgenſis. 589

digende / daß kein Scepter , auf welchen ſie gervöhnlicher Låft die
maſſen die Finger legen möchten /vorhanden wäreda nahm Churfür.
Der Kanſer ein Crucifir von dem nechſten Altar /und hielt ſtea auf
dieſes den Chur- Fürſten vor/ fagende : Dieſes Zeichen, da s Erits
cifir
woran das Weyl der Welt erworben worden / ichwören.
ſolte ihm immittelſt an Scepters State dienen ,

Durd welche Chriſtliche Reſolution die Chur - Fürſten bes


ſchåmet / ſich weiter nicht weigertert , ſondern die Pflicht
willig ablegten. Es beehrte auch GOtt das Jahr dieſer Alb:
Crónung mit einem ſichtbaren Zeichen eines hellglångenden Cranz.
Creußes / ſo ob derKirché i darihn die Cronung geſchah / Chr. Sax :
die folgende Nacht darauf erſchienis Item mit einem alſo 1. 8. C. 30.
, ,
fruchtbaren Jaht / daß ein Viertel Rocken nicht mehr als
ento 16. Pfennig/ und ein Hun nur zwen Pfennig koſtete.
Nach der Crónung zog Kanſer Rudolphus im Reich Alphonfus
hin und wieder herum/ die Huldigung einzunehmen / bez trittdas
ſprache ſich mit Pabſt Gregorio X der von dem lijoniſchen Reic ab.
Concilio zurück reiſėte /zu Loſanna, Beſchloß mit ihm eine
neue Cruciatam anzuſtellen i und erhielt i daß der Pabſty
fich bey Kønig Alphonſo von Arragonien , der bißher den
Kayſerlichen Titul / ohne ſich dannoch des Reichs ånzus

nehe
590 fünffter Periodus. I. Capitel.

S. XIII . nehmen / fortgeführt /darzwiſchen legte , daß erſagter Ko


nig dem Rudolpho feine Prætenſion aufs Reich abtratt.
Ferner hielt er ſeinen erſten Reichs- Tag zu Nürnberg ,alle
wo beſchloſſen ward / daß hinführo benGerichten / und ist
Gerichtlichen Urkunden / nicht mehr die lateiniſche 1 fons
dern die Deutſche Sprach gebrauchtwerden ſolte.
Rudolphus Es waren nunmehro die mehreſte Fürſten und Start
bekommt de unter einem Hut und Kayſers RudolphiGehorſamges
Feinde. bracht/ auſſer allein Ottogarus, der König in Bdhmen, der
ſich nunmehr reuen ließ / daß er den Antrag des Kayſer:
thums ausgeſchlagen i deßhalben Dazu wieder begehrte /
und die Wahl Rudolphi aus allerhand hervorgeſuchten
falſchen Argumenten vor ungültig halten wolte / anneben
auch befurchte / daß es ihm nunmehr an die Lånder / Defter:
reich / Stevermarck / Kårndten und Eråyn / die er in dem
Interregno von dem Reich abgezwacket i gehen möchte:
Ingleichen war auch Herzog Heinrich aus Bayern mit
derWahl Rudolphi nicht zu frieden/ mehr aus Haß wider
feinen Bruder Ludovicum , den Pfaltzgrafen bey Khein /
der Rudolphun erwählet/als aus andern Urſachen ; zu dies
ſen ſchlugen ſich / wie in ſolchen Fällen zu geſchehen pflegt 1
Graf Eberhard zu Würtemberg /undMarggraf Rudolph
zu Baaden / famt andern Schwäbiſchen Grafen. Weil
nun Ottogarus , König von Böhmen / und Henricus von
Ottogarus Båyern auf keine Citation und Ladung bey den Reichse
wirdit . Tågen erſcheinen / und Pflicht leiſten wolten i wurdeſie n
die Acht
in die Ächt erklärt / und Ottogaro die Reichs:Lånder De
erklärt
ſterreich und Kårndten/ zc. abgefordert.
Es iſt aber zu wiſſen /daß Fridericus, der lekte Herßog zu
Deſterreich / aus demuralten Badenbergiſchen Stamm ,
welcher 300.Gahr lang Deſterreich beherzfchet An . 1246.
mit Tod abgangen / und mit beme dieſe Familie ausges
ſtorben / unterſchiedliche Schweſtern / bavon bie jůngſte
Margaretha , Ottogarum den König in Böhmen geheyras
thet / unb annebenſt brey Niépcen / oder Bruders Tochter/
gehabt/ Agnetem die an Ulricum , den Herzog von Cårns
then , Gertraud, die an MarggrafHermanzu Baaden /und
M2
Die Regierung Rudolphi I. Habsburgenfis. 591
Mariam , die an Stephanum , Grafen von Zagarabien und
Croatien vermählt war. Margaretha und Gertraud waren
bey Friderici Tod allein im Leben / und derohalben die vor: Wie Dua
nehmſte Competentin- oder Mitwerberinnen / weil aber ſterreich
Margaretha , die in erſter Ehe Kanſers Friderici II.rebelli- an Otto
fchen Sohn ,Henricum ,gehabt/damals eine Wittibwar,kommen .
brang ihrGertraud ,Durch Hülffe der Herzogen aus Bảys
ernvor; nachdem aber jene zur andern Ehe König Ottó
garum aus Böhmen geheyrathet / behielt ſie die Obers
hand / und muſte Gertraud weichen, nahm alſo Ottogarus
ganş Deſterreich ein / zwang Belæ , dem König von Ungarn )
Der in dieſem Trůben Steyermarck wegſchnappen wolte 1
dieſes Land wieder ab / und erkauffte Cårnthen und Crånn
von Ulrichen / dem lekten Herkogen ſolches Landes / um
Geld ; Weilen er aber von Margaretha von Deſterreich
keine Kinder erzeugt / ſie auch noch darzu der Unfruchtbar's
keit halben von ſich geſtoſſen / und endlich gar mit Giffe
umgebrachthatte , ſo hielt Kanſer Rudolphus die Lånder
Deſterreich und Steyer vor apert oder ledig und heimges
a fallene lehen / wie auch Cårnthen und Cråyn 7 als welches
Ulricus zum Præjudiß des Lehen Herren nicht verwenden
können ; und weilen Ottogarus die Länder mit gutem Wils
len nicht hergebenwollen /kam es zu den Waffen.
Anfänglich wurden gleich die Schwäbiſchen Grafen /
Darauf Herßog Heinrich in Bayern / gedemüthiget 1fols
gends muſte ſich Deſterreich ergeben / und als Kinig Otto
garus mit ſeiner Armee herben ruckte / und eine Schlacht
lieffern wolte/ beredete ihn der Biſchoff von Baſel /daß
er dieWaffen niederlegte /die bißher eingenommene Reichss
Lande/ und was er dem König von Ungarn abgenommen /
abtratt / und Rudolphuni vor ſeinen Rasſer und Herrn
erkannte. Es bedung ſich zwar Ottogarus anbey / daß die
/ ondern bey verſchloſſenen
Pflichtleiſtung nicht öffentlich ſ
Chůřen geſchehen ſolte / weil er ſich ſchämte, daß er nun
offentlich die Knie vordem beugen folter der vor dieſem
Fein Diener geweſen , welches Kayſer Rudolphus, um die
Friedens. Tractaten nicht zu unterbrechen / zugeſtund ; das
mit
592 Fünffrer Periodus. I. Capitel .

S. XIII. mit aber dieHoheit des Reichs gleichwol auch hiemit


nichts patiren und vergeben

ſul in der Donau ein Zelt aufſchlagen / und als Ottogarus


Ang i 177. in ſelben die gewöhnliche Fuldigungss Ceremonien auf

Ôttogarus Ben Ávien verrichteté/ ließ man die Wände oder Umhát
muß die ge des Zeltés / das ſchon dazu alſo gerichtet war , auf eins
lehen of mal niečerfällen / daß alſo diebeideArmeen von Seutſchen
fentlich und Böhinen den Ausgang dieſes Huldigungs-Adus ſehen
empfani
gen . kunten , welches der hochmüthige Ottogatus dißmál alſo
geſchehen laſſenmuſtes
Als König Ottogarüś nach Hauſe fäm , hielt ihm ſeine
Gemahlin , dieeine Prinzeßin aus Maſſovien/ oder wie ans
dere ſchreiben / aus Reuſſen war / dieſes erreicheten Fries
Dens halben / gar ſchimpflich / ließ ihm den Tiſch nurzur
Helffte Becken / weil et nur die Helffte vom Land mehr Håts
Seine te/ und lag ihm mit ihren continuitlichen Vorwürffen der:
Semabo geftalt in Ohren / daß Ottogarus, dadurch erbittert , dem
lin reitset Kanſer Ben Frieden und Gehorſam wieder aufrägte : Hiers
ibn zur
mit griff man zu beeden Seiten aberinál zu den Wafen )
Revoltes und kam esauf dem Märck- Feld ber 'Cuſtendurff
jum
Treff
Die Regierung Rudolphi I. Habsburgenſis. 593

Treffen. Ottogarus
war weit ſtårcerals KayſerRudol,
phus, und war der Sieg lang zweifelhafft / maſſen dann
der Stayſer ſelbſt vom Pferd und in groſſe Noth kam , weil
aber Ottogarus viel Malcontenten und Ubelgeſinnte unter
ſeiner Ärmee hatte, und den Hinterhalt oder Corps de Re
ſerve, worauf er ſich am meiſten verließ / einemſo genanns
tenMilotæ anvertrauet / deſſen Bruders Tochter er ges
ſchåndet , und ihren Vatter der deßhalben übel geredet !
in einem Thurn verbrennen laſſen i fo nahm dieſer die Ges
legenheit die ſeinem Hauſe erwieſene Schmach zu råchen i
gieng Verohalben mit ſeinem Hauffen / ohne den Degen zu
zucken / durch , Darauf kam auch die Confuſion in die übrige
Armee, daß ſie den Rucken kehrte. Ottogarus wehrte ſich
dieſem allen ungeachtet / noch immer tapffer / des Vorſa :Ottoganu
kes zu ſiegen oder zu ſterben í endlich ward er von zweyen wird ers
Td lagen .
Steyeriſchen Edelleuten / deren Schweſter er ebenfalls An , 1278
geſchåndet / und den Vatter umgebracht hatte, überwil
tiget / und mit vielen Wunden entleibet.
Auf ſolche Weiſe blieb der Sieg volkommen in Kara
ſers Rudolphi Hånden / der darauf denſelben proſequirts
und fortſekte / und in Böhmen hinein ruckte. Die Stårta
ti de aber baten um Friebe/ und erhielten denſelben gegen
Lilipu
Ábtrag der Kriegs-Koſten. Es ward auch dazumal die
0 Dorhin ſchon bey dem erſten Frieden abgeredete Wechſels
Heyrath zwiſchen dem jünger Kinig Wenceslao und Bes
test Kayſers Tochter Gutha, dann dem Kanſerlichen Pringen
Pili Rudolpho und des Ottogari Sochter Agnete ,und die Sucr
ceſſions - Abrebe zu dem Königreich Böhmen vålig bes
be ſchloſſen .
Nach dieſem Krieg wolte der Kayſer Herkog Henri
cum aus Banern w/elcher / ungeachtetſein Sohn vorkurs
kem des Kanſers Tochter gehenrathet / dannoch dem Ot
togaro unter derHand Hülffe geleiſtet /zum Bahren treba
ben / ertheilt ihm aber auf ſein Hitten Gnade, doch muſte
er zur Straffe das Land ob der Ens / das ihm dor dem
um 40000. Ducaten verſeket worden , ohne Entgelt wies
der abtretten.
Dritter Theil p Nachs
1
594 Fünffter Periodus . I. Capitel.

S. XIII. Nachdem Kanſer Rudolphus an Ottogaro und den ana


dern unruhigen Fürſten gewieſen / daß es ihm weder an
Muth noch Verſtand mangle / die Kayſerliche Hoheit zu
manuteniren, und zu ſchůben / regte er alle Reichs -Stånde
in ſolche Furcht / daß ſie nicht aðein von ihren bißherigen
Raub und Plackereyen gutwillig ablieſſen / ſondern in ih
ren Strittigkeiten auch dem Kayſerlichen Ausſpruch ſich
gehorſamlich unterworffen.
Als er auf ſolche Weiſe das Reich auf eine in hundert
Jahren noch nie erhörte Weiſe beruhiger und aller Ståns
DeAffection fich erworben / dacht er die Früchtevon ſo vie
ler Bemühung auch einmal einzuſammlen / und trug auf ei:
nem Reichs- Tag zu Augſpurg vor / daß man ſeinen Sih
nen Alberto und Rudolpho , die erledigte Reichs - Fürſtena
thümer Deſterreich und Schwaben conferiren und übers
geben wolte; an welches erſte Albertus , der Eliſabetham ,
Graf Meynhards von Tyrol Tochter / geheyrathet ( Beren
Mutter der obgedachten leßten Deſterreichiſchen Erbin
Gertrudis Tochter war ) bereits einen Zuſpruch hatte /
den Grafen von Tyrol aber verlangte er mit Cårnthen
und Cråyn zu belehen / welches alles die Reichs - Stånde

ihm
Die Regierung Rudolphil. Hsbsburgenſis. 595

1. ihm auch zuſtunden / und darauf die Belehnung von Des Defter:
ſterreich 1Steyer 1 Cråyn / Windiſch -Marck /und Porte- teich wird
nau / an Albertum , ( der nach dem alten Deſterreichiſchen verliehen
Privilegio mit der Oeſterreichiſchen Eron bedeckt / das Les An, 1783.
hen zu Pferd empfieng) von Schwaben und Elſaß an Ru
dolphum und von Cårnthen an Grafen Meynharden
geſchahe.
Dieſes iſt die berühmte Translation und Verſegung
des Deſterreichiſchen Lands an die Habsburgiſche Fami
liam , die hernach den Namen von Oeſterreich genommen /
und das glorwürdigſte Erk-Haus progenerift und forts
gepflangety welches vermittelſt ſo vieler rühmlicher Kayſer
die aus demſelben entſproſſen ; zum Hauptder Welt / und
durch den groſſen Zuwachs von andern Landen / gleichſem
zu dem einen Cardine oder Angel / an welchem die Glücks
de ſeeligkeit Europh
æafftet /wordeniſt.
Die übrige Zeit brachte Kayſer Rudolphus mehrens
theils zu mit den gemeinen Reichs- Geſchäfften / dann mit
Bezwingung der Schwäbiſch. Grafen / die abermal in ein
Bündnuß wider ihn getretten ; item der Grafen von Bur: Rudolphus
gund und Mompelgart/ und die Stadt Bernz ſo ſich ihme tilget die
widerfekt i vornemlich aber mit Ausrottung der Raub Rauber
aus .
Schloſſer 1 deren er in einer Monat- Friſt allein in Thürin .
gen 66.jer ſtórt/ und die Raube r entwed er enthau pten oder
hencken laſſen : Er hatte auch einen Anſtoß von einem Bea
trüger, der ſich vor den verſtorbenen Kayſer Fridericum II.
aus-und vorgab /er hätte aus Verdruß der unglücklichen
Regierung ſeinen Tod nur ſimulirt /und ſich dieſe Zeit über
im heiligen Land aufgehalten / und weil er dem verſtorbes
wen Friderico an Leibs-Geſtalt gar ähnlich ſaher auch viel
von den alten Dingen ſelbiger Zeit zu erzehlen wuſte ; hien- Ein fals
gen ſich etliche Fürſten und Städteán ihn : Kayſer Rudol- ſcher Fria
belagerte ihn in Wetzlar / und n8thigte die Bur: dericus
phus aber
ger / daß ſie ihn extradiren und ausliefern muſten da er madt
Dann ſeinenBetrug, daß er ein Hof- Diener beym Kanſer gelegen
Friderico geweſen und Tite Kolup geheiſſen , an der Folter Zeit,
bekante. Darauf auch y weil man ihn zugleich vor einen
Schwark - Künſtler hielt / zum Feuer verdammt ward.
ÞP 2
in
596 Fünffrer Periodus. I. Capitel .

S. XIII. In Italien hatte Kanſer Rudolphus die Zeit ſeines


Lebens keine Luſt í und ob ihm wol die Påbſteju Empfans
Rudolphus gung derKayſerlichen Cron verſchiedenimal einluden /gab
bat feine er doch allezeit zu erkennen , er habe als Römiſcher König
Luft in Ehre genug / wann er gleich zu Rom nicht gecrånt rene/
Italien. pflegte auch denen / die ihn zu der Staliäniſchen Reiſe ani
miren wolten / insgemein der bekannten Vers des Horatii
vorzuſagen :
quia me veſtigia terrent
Omnia Te adverſum ſpectantia nulla retrorſum ,
Das iſt :
Mlich ſchrocken die Fußſtapffen ab / vent
den ich ſeh und höre
Daß alle fich Land einwarcs nur / und keis
ner ruckwarts kebre.
Anfänglich ließ er dieſes Land zwar durch ſeine Stadthal
ter / abſonderlich ſeinen Cangler Rudolphum von Hohen
Eck adminiſtrirën und verwalten / als aber Pabſt Hono.
rius IV. ſich darein miſchte und einen Stališner Pinzi
rallam Fliſcum dem Kayſer zum Stadthalter recomman
dirte / Dem zwar der Kanſer dem Pabſtzu Gefallen , wies
wol wider ſeinen Willen das Ambt auftrug / fieng er går
Deutlich an zu erkennen / daß er entweders die Jura Im .
perii in talien zuruck laſſen oder in die alte Strittig
Feiten mit den Påbſten zu verfallen fich reſolviren müſſe/
und weil er aus angebohrner Pietåt oder Gottesfurcht!
und Reſpect vor die Geiſtlichkeit dieſes Leßte abfolutè nicht
thun / und doch auch die Jura nicht gar umſonſt zuruck
laſſen wolte / ergriff er den Mittel-Weeg / und verkauff
Berkauft te den vornehmſten Städten in Italien gewiſſe Freyheis
den Jta : ten um Geló / daß fie nemlich von den Kayſerlichen
Städten Schultheiſſen und Prætoribus frey blieben , und ihren eis
die Freys genen Stadt-Magiſtrat anrichten / doch unter des Reichs
beit . Bottmåßigkeit bleiben / und deßwegen zur Erkanntnuß
jährlich einen kleinen Tribut geben ſolten / worzu die
Stådte auch gar geneigt waren / und vor ſolche Frep
heit
Die Regierung Rudolphi Habsburgenſis. 897

heit ein ziemliches Stuck Geld / nach ſelbiger Zeit , bezahle


# ten /wie dann Florenç deshalben 6000. Luca aber 12000.
Ducaten / andere nach Avenant oder Begebenheit mehr
oder weniger bezahlt haben ſollen . Auf gleiche Weiſe/ als
Eu er ſich mehr die Beruhiging von Teutſchland als die auss
i mårtigen Håndel angelegen ſeyn ließ / nahm er ſich auch
2

der Sachen von dem Königreich Arles nicht gar ſonders


an / und verurſachte dadurch , daß die davon dependirende
und abſtamende Lånder; Provence, Dauphine, Savoien /
Burgund faſt ſo viel als ſouverain und eigenmächtig wur.
den / und ſich mehr nach der Franzöſiſchen als Teutſchen
Seiten lencften .
Nachdem Käyſer Rudolphus dem Reich 18. Jahr mit
hohem Ruhm vorgeſtanden nahete ſeines Lebens Ende hers
-ben / fo von dem Verdruß hergerůhret/ den er ob den Re
puls und abſchlägige Antwort bekommen, daß die Chury

nig ber ſeinen Lebzeiten crónen wollen / welcher Chagrin


und Verdruß bey ihm ein Schwindſichtiges Fieber ge- Tod des
nerirt und ausgeheckt, daß ihm / da er eben nach Speyer ſers Ku
reiſen wolte/ um an dem Ortzuſterben / wo ſo viel feiner dolphi,
An . 1291.
Vorfahren begraben lagen / unter Wegs zu Germers:
heim das Leben benahm í ſeiner Regierung im 19. feines
Alters aber im 73. Jahr .
Wann wir von dem Ruhm und Tugenden dieſes un- Deffen
ergleichlichen Herin eine ausführliche Beſchreibung ma : Beſchreis
hen wolten / würde der Raum eines ganken Buchs /ges bung.
chweige eines Compendii wie dieſes 7 es nicht zulaffen /
och müſſen wir nur fürßlich dieſes gedencken / daß in ihm
nerechte Verſammlung der Tugenden geweſen ; die O
erſtellé hatte die Gottsfürchtigkeit / dann erſchon in reis
r Jugend ein gar notables Erempel erwieſen / da er nems
vor einem armen Prieſter 7 der ihm ber üblen Wetter
t dem Heiligen Sacrament des Altars 1 ſo er zu einem Seine De
cancken trug auf der Straſſe begegnet / vom Pferd ab , votion ,
Fiegen / denfelben daraufſigen laſſen , und ihn zu Fuß
an das Haus des Krancken begleitet ; ob welcher de
Pp 3 voten
598 Fünffrer Periodus. J. Capitel ,
S. XIII.

voten Action feine Baſe / ſo eine gar devote Cloſter - Frau


war 7 ſo daß ſie auch den Ruhm der Heiligkeit hatte / aus
Prophetiſchem Geiſt ihme und ſeiner gangen Potteritåt /
Beme er die Haupt- Tugend gleichſam erblich , und als aus
Seine gebohren hinterlaſſen / die höchſte Würde undunaufhör:
Zapffer: liche Glückſeeligkeit geweiſfaget. Seine Gottesfurcht
leit. war vergeſellſchafftet mit unglaublicher Tapfferkeit / mit
welcher er in vierzehen Feldſchlachten perföhnlich obgeſie:
get / und deßwegen auch den Namen Victorioſi bekom
men ; daneben auch mit einer wunderwürdigen Beſcheis
denheit und Vergnüglichkeit / als der in Kleidern und Koſt
fich nie anderſt / auſſer den Reichs - Ceremonien ) als ein
Privatus gehalten / und ob allen Pracht Hohn getrieben/
auch im Krieg den Seinigen mit guten Ereinpeln der Ab
Seine
Máffigi ftinent und Enthaltung vorgeleuchtet ; Davon abſonders
keit . lich merckwürdig / daß er einsmals ben groſſen Durſt ei
nen Krug Waſſer /den die Seinige einen armen Bauren /
der ihn ſelbſt vor fich gebraucht / abgenommen / keines
Weegs angenommen / auch in dem Burgundiſchen Krieg/
da die Seinigeüber Abgang des Proviants ſich beſchwers
ten / mit eigenen Händen eine Rube aus dem Acker gezo
gen /
Die Regierung Rudolphi I. Habsburgenſis . 599

gen , ſie gegeffen / und das Volc ermahnet / daß ſo lang ſie
H Dieſe Speiſe hätten / fie ob dem Hunger nichtklagen ſols
ten. Seine Belindigkeit war ſo groß / daß er keinem Feind
Der um Gnade gebetten / diefelbe jemals verſagt, und alles Seine
zeit zu ſagen gepflogen / es habe ihn wol etliche mal ſeiner Gelindiga
Strengigkeit / nie aber ſeiner Gelindigkeit gereuet. Von keit,
feiner Klugheit / ro wol in Rechtlichen Urtheilen / als ana
Dern Sachen / wåre'gar viel zu ſagen /wo es der Play dies
fes Wercks zuließ; derohalben wir aus deſſen Ermänges
lung ſeine Beſchreibung hiemit beſchlieſſen / und den Leſer ,
dermehr davon zu wiſſen verlanget ! zu den Autoribus ro
ex profeſſo oder inſonderheit und mit Fleiß davon geſchries
ben / verweiſen wollen / Diß allein noch anführende / daß
gleichwie das Hochldbl. Erk-Herßogl. Haus Deſterreich
ihn als ſeinen Stammen- Vaiter und Glücks -Anfänger
venerirt / und verehret/ als auch in gang Teutſchland deja
ren Gedächtnuß als Reſtauratoris und Wiederbrina
ger der Hoheit vom Teutſchen Reich ,
heilig reye.

Pp 4 DAS
600 Fünffrer Periodus. II. Capitel.

S. XIII.
Das II. Capitel.

Von der Regierung des Kåpfers


Adolphi Naſfovil.

An.'1292
Ach Käyſer Rudolphi Tod / kamen die Churs
Fürſten zu Franckfurt zuſammen , einen neuen
93
Kånſer zu erwählen und ſahen die Augen yon
gang Teutſchland auf den Kåyſerlichen Pringen Alber
i
tum , den Herkog von Deſterreich : Churfürſt Gerhar.
dus von Måynk aber1 ein gebohrner Herz von Eppſtein /
welcher Alberto nicht gut war / weil ſein Herz Vatter Ru
dolphus ihn vor dieſem / da er ſchon in der Waht zum Erk:
Der Chur: Stifft geweſen / darum gebracht / hatte was anders im
Fürſt von Sinn / und richtete ſein Abſehen auf ſeinen Vettern Adol
Näynk: phum , den Grafen von Naſſau / wormit Chur-Fürſt
bringt die Seyfried von Coln / der wegen ehemal nuklich geleiſte:
Wahls
Stimmen ter Kriegs -Hülffe Adolpho hoch obligirt war / auch ein:
mit Lift " ſtimmte ; es hatte auch König Wenceslaus aus Böhmen ,
an fich aus Furcht i es dårffte die Wahl auf ſeinen Schwager
Albertum , den er haßte , auch wider ſeinen Willen aus:
ſchlagen / dieſen Wahl- Tag gar nicht beſucht / ſondern
ſeine Stimme dem Chur- Fürſten von Måynz aufgetras
gen / mit der Condition, daß er/ wen er wolteſnur Alber
tum nicht benennen ſolte. Wie nun Gerhardus auf dieſe
Weife brey Stimmen vor ſeinen Vetter Alphonſum
hatte/trachtete er auch die übrige/ſo bekanntlich vor Alber
to ſtunden / an ſich zu bringen / und überredete den Chur:
Fürſten von Trier / ſein Feind Graf Reinhold zu Geldern
fene der Stårcfeſte in der Wahl , eben dergleichen thater
auch denen Chur- Fürſten von Pfalß und Sachſen / denen
er aufgleiche Weiſe eine Furchti dem erſten von dem Kos
nig in Böhmen i dem andern vor dem Herkog von
Braunſchweig / bezbrachte/ ro / daß auch dieſe ihre Vota
ihm übertrugen / nur daß er obbenannte ihre Feinde nichts
erkies

1
Die Regierung Adolphi Naſſovii . 601

erkiefen ſolte / welchem Erempel auch endlich der Chur:


Fürſt von Brandenburg nachfolgte.
Wie nun auf dieſe Weiſe alte Chur- Fürſten auf den Ernennet
von Månn compromittirt / und was er bewilligte 7 gut Adol
heiſſen wolten /brach er mit einem Voto hervor und nomi
sum Kays
nirte Adolphum , den Grafen von Naffaut auf den kein fer.
Menſch gedacht. Die Chur - Fürſten entrůſteten ſich zwar
etwas barůbec / doch um die Spaltung zu vermeiden ,lief
ſen ſie es dabey bewenden , auſſer daß Der Chur-Fürſt von
Pfalk noch vor der Crðnnung wegzog. Nach vollendeter
Wahl 7 führen die Chur - Fürſten mit dem neuen Kåyſer
Den Rhein hinab nach Aachen /die Crðnung vorzunehmen ,
ba unterWeegs dem Stänſer Adolpho ein groſſes Unglück
bevor ſtunde i Dann als die Pfålgiſche ZoU - Beamte dieſe
Schiffvor ein Kauffmanns -Schiffanſahen , und ihm den Den bes
Bollabnöthigen wolten / auch weilimSchiff ihnen nie- gegnet
nand Antwort gab mitPfeilen darein ſchoſſen / ward da bey nahe
Durch ein Edelmann an des Kånſers Seite erſchoſſen / wel ein groſs
ſes uns
heş Adolphus dem Pfalkgrafen , auf deſſen Anſtellung er glück.
Ilches geſchehen zu ſeyn glaubte / gewaltig nachtrug.
Es führte aber dieſer Käyſer Adolphus,der an ſich ſelbs
en zwar ein tapfferer Herz war / ſeine Regierung weder
ar glücklich noch klůglich , dann weil er gar bald und auf
nmal reich werden wolte/ fiel er in allerlen Verſuchungen
nd Stricke , die ihn in das Verderben ſtürzten. Seine
ſte Verringerung ſein ſelbſt begieng er darinnen / daß er
n König Eduardo in Engeland / Der mit Philippo Pul
o in Franckreich im Krieg ſtund / eine Beſoldung von
COO . Marck Silber nahm / und davor ſich verbandi Adolphus
nmit einer anſehnlichen Armee zu Hülffezu ziehen: Die- nimmt
Verfahren / dergleichen man in Teutſchland noch nicht von Ens
pohnt war / ' brachte bey den Stånden dem Kån fer eine geland.
Sold .
valtige Verachtung ! áls welche nicht gut heiſſen wols
/ daß der Käyſer einem andern König folte um Sold
sen / und nahm Hertog Albertus von Deſterreich i der
Käyſers unverſöhnlicher Feind war / daher Gelegens
ſich offentlich vernehmen zu laſſen / weil der Kåpfer ſich
PPS nicht
602 Fünffrer Periodus I. Capitel.

S.xli. nicht geſchåmet / ſich von dem König in Engeland/ als ei


nem Sóloner werben zu laſſen / ſo werde es auch ihm keine
Schande feyn / wann er dem König in Franckreich / wie er
Die wird auch that/ um Geld Polck zuſchickte. GedachteProſtitu
ibn übel tion wardnoch vermehret / Da der Käyſer, nachdem er das
gedeutet. Geld erhoben gleichwol die verſprochene Anzahl Volcks
gar nicht aufbringen kunte / dann weil er vor ſich ſelbſten
Bazu zu ſchwach war / die Reichs -Stånde aber die von
dem Gelb nichts bekommen , ihm auch zu dieſem Werck
nicht behülfflich ſeyn wolten / blieb der ganzeZug unter wes
gen /oder geſchah doch mit ſchlechtem Nachdruck. Indeſſen
wolte Spånſer Adolphus das anſehnliche Stuck Gelds
auch nicht gern unnůßlich oder fenrend liegen laſſen / und
weilen er ſolches anzuwenden keine rechteGelegenheit fand/
richtete er damit an die Landgrafſchafft Thüringen.
Es war /wie in dem vorigen Periodo erwehnet worden /
bey Abſterben der alten Landgrafen von Thüringen und
Heffen / dieſes Land getheilet / Heſſen an die Familiam von
Brabant/ Thüringen aber anHenricum ,denMarggrafen
von Meiſſen gekommen. Nach ſeinem Tod ward erſagte
Landſchafft ſeinem ålteſten Sohn Alberto , denman wegen
ſeiner böfen Sitten Degnerem , oder den Ungerathenen /
benamſet / zugetheilet. Albertushatte zur Gemahlin Mar
garetham .Käyſers Friderici II . Tochter / und mit ihr drey
Söhne erzeugt/Fridericum , Ticemannum undHenricum ,
mit der Zeit aber ward er ihr gram / und hieng ſich an Ku
nigundam von jſenburg/ſtellte auch derMargaretha durch
Gifft und Meuchel-Mord nach dem Leben / alſo daß fie 1
nachdem ſie von ihres Heren båſen Vorhaben gewarnet
worden / ſich noch in ſeibiger Nacht aus dem Schloß Eis
ſenach zum Fenſter hinaus falvirte / und zu Franckfurt ſich
in ein Cloſter begab bey dem Abſchied aber aus Liebe und
Ungedult ihrem ålteſten Söhnlein Friderico eine groſſe
Wunde in den Backen biß / Darüber er den Bernamen
Fridericus cum admorſa gena ,oder mit dem gebiſſenen Bas
cken bekommen . Nach der Margarethæ Entweichung lebs
te Albertus mit ſeiner Concubin , der von Iſenburg / ohne
Scheu
Die Regierung Adolphi Naſlovii. 603

Scheu, und zeugte von ihr einen Sohn / Ludovicum , dem


manden Zunamen Apicium gegeben : Dieſes Kind liebte
der wunderliche Vatter überallemaſſen /und wolte es mit Albertus
Gewalt ſeinen ehlichen Söhnen in der Lands Succeflion von Thůs
porziehen / und ob er wolverſpürte/daß ſolches nicht ange wit ſeine
hen würde / ward er doch auf gedachte ſeine übrigeSöhne Söhne
I alſo ergrimmet / daß er ein vor allemal ſie enterben wolte , enterben.
und weil er ben hinterlaſſenden Land und Leuten ſolches
* doch nicht bewerckſtelligen kunte , indem die Land- Stände
und Benachbartees mit den Såhnen und ihrer gerechten und ſein
Sache hielten / robott er ſein Land feil / und wolte es bey Landvers
ſeinem Leben verkauffen / und das Geld hernach anwer- kauffen .
Den oder ſeinen Baſtard Ludovico zuſchangen.
Jederman trug vor dieſen böſen Håndeln einen Abs
em ſcheu / und wolte ſich nirgend ein Kauffer einfinden , wol
wiſſende / daß man ſich um ſein baar Geld nichts als Un
gelegenheit und Krieg erkauffen würde ; wie aber Käyſer
Adolphus das Engliſche Geld gezogen / regte er dieſe Con
ſiderationes und Gedancken auf die Seite/ließmit AlbertoAdolphus
fich in einen Kauff vor 12000. Marck Silber ein /and ſuch- låſt fich in
te darauf das Land / zum Præjudik und Nachtheil der recht: dieſen
mäſſigen Erben zu occupiren ; Dieſe Die inimittelſt von ih -Kauffein.
res Heran Vatters Bruder auch die Marggrafſchafft
Meiſjen ererbt / ſekten ſich zur Wehr / und entſtund var:
über ein hefftiger Krieg / in welchem Thüringen und Meiß
fen durch des Käyſers Všlcker i denen er alten Muthwila
len zuließ , erbärmlich verheert worden.
Dieſes ungerechte Beginnen machte den Käyſer bey Macht ſich
ben Reichs- Stånden / die nunmehr fein intreſlirtesGe darüber
nůth Fennen lerneten/ und ſichmit der Zeit einer gleichen verbaſſe.
Imgehung beſorgten / einen gewaltig boſen Plas / und
seilen erannebſt ſeine Sachen alſo anſtelltet daß er nichts
nit Rath und Vorbewuſt der Chur- Fürſten ,ſondern nur Chut als
les nach ſeinem und ſeiner Kriegs -Leute Kopf that / wur: les nac;
eigenen
en die Chur - Fürſten / abſonderlich die von Måynt und Sinn .
Sln , die ihn hieben zu erſt erwählt / und ſich nun ſolches
waltig vorwerffen laſſen muſten , ihm aufråkig í und
traba
604 Fünffrer Periodus. II. Capirel.

Sec.XII. trachtete ihn wieder vom Reich zu bringen / wormit dann


Chur Sachſen und Brandenburg ! Die vorſeßlich in ſeine
Wahl ohne das nicht gewilligt / wie auch endlich der Kår
nig von Böhmen gleichfalls einſtimmte. Chur:Erier aber
wolte mit dieſer Veränderung nichts zu thun haben / unio
der jungeChur- Fürſt Rudolphusvon Pfalß / der vor kurs
kem Adolphi Tochter gehenräthet / defendirte ihn mit aller
Macht. Nichts deſto weniger thaten ſich obgedachte fünf
Wird Chur- Fürſten zu Máyng zuſammen / fekten Adolphum ,
deßhal: den man auch noch vieler andern Privat. Paſter beſchuldig
ben abs
feßt. te /von ſeiner Käyſerlichen Dignitåt ab / und erwählten eins
müthig Herßog Albertum von Deſterreich / mit dem fie
vorhin die Sache ſchon abgehandelt ! und welcher zu fol
chem Ende mit einer ſtarcken Armee im Elſaß ſtund.
Käyſer Adolphus,der ſchon lang gewuſt i was vor eine
Glocke über ihm gegoſſen ', hattefich mit Hülffe der Pfalt;
grafen und Herzogen von Båyern /auch anderer ihm noch
anhangender Stånde ebenfalls ſtarck gerüſtet / und war
ſchon långſten Alberto unter Augen gezogen i welcher aber
vor würcklich geſchehener Wahl mit dem noch unabge

regten
Die Regierung Adolphi Naſſovii. 605

- feßten Kanſer nicht ſchlagen wollen . Nachdem aber dies

*********
mis ſelbe erfolget 1, liefferte er ihm ben Worms die Haupt
Schlacht i da dann gleich bey deren Anfang Kayſer Adol
phus , aus allzugroſſer Rach Begierde / in den Hauffen /

aset
asli
no Alberiusſtund / öhne Helm als / welchen er Ungemåchs
... lichkeit halber vorhin weggeworffen 1. ſelbſt geſprengt kam /
und Albertum mit eigener Hand angriff , der aber brachter An. 1268:
gleich ber dem erſten Anbinden , ihm einen Stoß neben Kommt
Dem Aug bey / darauf ward Adolphus von den übrigen in der
umringt/ und mit etlichen Wunden nieder gemacht. Der Solacht
Verluſt des Oberhaupts benahm auch den Gliedern die
Luſt zum Fechten / welche / ohne ſich weiter zu wehren , die
Fluchtnahmen , und Albertus verbott / manſolte weitern
Blut- Vergieſſens ſich enthalten /und dieLeute nur gefangen
nehmen/ ſo auch geſchah .
Auf dieſe Weiſe erhielt Kayſer Albertus eine wiempol
nicht gar blutige / doch nachdrückliche Schlacht / als an
welcher das ganze Kayſerthum hieng. Doch wolte er ſein
Recht weder auf dieſen Sieg / noch auf die vorige Wahl
allein , als worvon noch zwey Chur - Fürſten difſentirten
und Darwider waren / gründen , ſondern berieff die fämtlis
che Chur - Fürſten nach Franckfurt wieder zuſammen / re
Signirte und übergab daſelbſt ſein bereits habendes Jus
und Recht/wieder in ihre Hände/ und ermahnteſie, daß fie
zueiner neuen einträchtigenWahl ſchreitenſolten / in wel:
cher er auch ohne einige Widerrede im Kayſerthum be: 2
ſtåttiget ward.
És iſt aber ſehr notable, daß von denen Chur- Fürſten / Edſer
und andern / die wider Adolphum am mehreſten geſtan- Tod ſei der
den , ihrer viel bald hernach / ja endlich der Kayſer felbften , Feinde.
eines unnatürlichen und gewaltſamen Tods geſtorben ;
welches dann einige von den Scribenten urtheilen gemacht,
ob håtte die Göttliche Nemeſis und Rache die Verſtofa
ſung dieſes einmalerwählten / und vor rechmäßig
erkannten Dberhaupts nicht billigen
wollen .

DAS
606 Fünffter Periodus. III. Capitel.

S. XIII.
Das III. Capitel.

Von der Regierung des Kayſers


Alberti.
An . I 298.
uf dieſe Weiſeward die Wahl des Ranfers Alberti
୭ordentlich beſtåttiget / wiemol fich ben deffen Crð:
nung dieſer Trauer- Fal begeben / daß der Chur:
Fürſt von Sachſen / von der groſſen Menge der Zuſchaueri
erdrucket worden . Vor ſeiner Erwählung hatte er vielzu
Fechten mit ſeinen rebelliſchen Land -Stånden in Defter:
reich und Steyermarck į darunter die von Stubenberg
und Haimburg die Principalen waren / und den Ers - Bis
Krieg mit ſchoff von Salzburg / und Herkog von Bävern zum Gez
ben Chur: hůlffen hatten / bald nach der Wahl aber / wuchs ihm ein
Fürſten . groffer Krieg auf den Hals mit denen vier Rhein -Låndia
ſchen Chur- Fürſten . Dieſe hatten / Zeit des Interregni und
Zwiſchen Regierung ,die vornehmſten Zille i po vorhin zu
des Kayſers Cammer gehörten/ an ſich gezogen , und ſolche
währender Regierung Kayſers Rudolphi und Adolphi,
welche etwas noch durch de Finger rahen / mehrentheils
behalten. Kayſer Albertus I. aber/wolteſie ein vor allemal
wieder haben / und ſtieß dadurch die vier Churfürſten der
maſſen vor den Kopf/daß Churfürſt Gerhardus ju Måynki
als der Kayſer auf der Jagd mit ihm dieſer Materie halbec
gur Rede warb / dieInfolenk und Hochmuth gebrauchte 1
auf ſein gåger - Horn ſchlug í und zum Kayſer ſagte : In
Des
dieſem Forn ſtecken noch viel Rönige / und Ean,
Churfür:
ften von ich bald einen andern heraus blaſen . Er trug eg
Mayng auch dahin an , daß er mit Känſer Alberto eben das Depo
Eros . fuit und Abreken/ wie mit Adolpho, ſpielen wolte ſich vorz
nemlich zum Fundament bedienende 7 der Contradiction
des Pabſts / welcher Alberto feind war , darum / daß er
mit Philippo Pulchro , König in Franckreich , mit demebec
Påbſtliche Hofin Unvernehmen ſtund / ſich alliirt / und ihn
pro legitimo Imperatore øder rechtmäßigen Kayſer nicht
erkennen wolte. Allein Kayſer Albertus kam dem aufſtei:
genden
Die Regietung Alberti I. 607

GO

Me

genden Wetter bevor / nahm die Stadt Måyng / und att:


Bere Pläße / mit geſtürmter Hand ein / und bezwang die
10? vier Kheiniſche Chur- Fürſten7 daß ſie um Gnade bitten /
und die Zölle abtretten muſten .

Seculum XIV.

Ach der Zeit hatte Kayſer Albertus etwas Zwiſtigkeit Strittig,


mit ſeinem Vettern Chur- FürſtRudolpho zu Pfalz,keit im
welcher ſeineMutter des Kayſers Schweſter/ und ſeinen Krieg.
jungen Bruder Ludovicum , verfolgte i jene mit Gewalt
von der Vormundſchafft ihres Sohns abſeşte und ſich
ſolche zueignete, darüber auch ihren Hof-Meiſter Conraó
Dttlingen enthaupten ließ i worvor hinwiederum / des
Chur - Fürſten Rudolphi Favorit und Stadthalter int
Ober - Båyern / der Schluðer /von des Ludovici Parthen
erſtochen ward.
Imgleichen gerieth Kayſer Albettus in einen ſchweren
Krieg mit den Böhmen : Dann als ihr König Wences
laus Junior ohne Männliche Erben mit Tod abgangen /
und dadurch die Familie von Primislao her 7 erloſchen war,
erwähls
608 fünffter Periodus. 'III. Capitel.

S. XIV. erwählten die Stände Hertog Heinrichen von Cårnthen /


welcher Königs WenceslaiSchweſter i Annam , zur Ges
mahlin hatte i zum König / Kayſer Albertus aber præten
Albertus , dirt und behauptete) die Eron Böhmen wäre, Kräfft ehes
maclit fel. malen mit König Ottogaro aufgerichteten Vertrags / an
zum RI." ihn und die Deſterreichiſche Familiam gefallen / unddrang
nig in auch durch Kriegs - Macht ſo weit durch / weil Herzog
Böhmen Heinrich von Cårnthen ihme zu widerſtehen / nicht battand
An, 1307 war, daßman des Kayſers Sohn / Rudolphum , zum K8:
nig crónte /welcher / um der Böhmen Gemüther zu gewins
neny Königs Wenceslai Wittib heyrathete. Als aber dies
ſer Rudolphus , nach Verlauff Gahr und Tag, in der Bes
lagerung vor Horasdiz dieſes Zeitliche geſegnet/ berieffen
die Böhmen von neuem ihren Herkog Heinrichen ; Kay .
fer Albertus aber wolte ſeinen andern Sohn Fridericum
fubſtituirt und neben ſich erwählt wiſſen / und rüſtete man
derenthalben auf beeden Seiten ſtarck zum Krieg / welchen
aber der bald darauf erfolgte unvermuthete gewaltſame
Tod des Kayſers / davon an ſeinem Ort foll gedacht wers
den / unterbrach .
Sonſten iſt dieſel des Kayſers Alberti Regierung /
hauptſächlich berühmt / durch dieA &tiones , ſo im Schweis
Ber:Land vorgegangen / und welche zu Stifftung Der bes
rühmten Republic und freyen Staats- Gemeinde/ fo das
felbft floriet/den Anlaß und Anfang gegeben.
Helvetien 1 oder Schweißer Land /war vor dieſem ein
Anfang
der Theil des Arelatenfiſchen Königreichs/und dannenhero ber
Schweis den vorigenRegierungen zimlich auf die Seite geſekt / daß
Frenbeit. man an ſolches nicht viel gedacht: Ais Kayſer Rudolphus,
An 1307 deffen Erblande in der Schweiß lagen/ zum Kanferthun
kam / nahm er ſich dieſes Landes etwas mehr an / und bes
ſtellte einige Land. Végte i ſo die Lånder / die unmittelbar
unter dem Reich ſtunden / nemlich Uri / Schwiß und Uns
terwalden / verwalten ſolten . Kayſer Albertus ſuchteſeis
ne Erk-Grafſchafft Habsburg zu einem Herkogthum 315
erhöhen / kauffte zu ſolchem Ende von denen Samals hers
umliegenden Grafen / Biſchöffen und Abbten viel Derter
und
I 1

: Die Regierung Alberti I. 609

und Lands an ſich / und difponirt- oder beredte ſie / daß ſie
9
ihn zu ihren Schuh- oder Schirm - Vogten annahmen /
tauſchte dem Kloſter Murbach die Stadt Lucern / ſo vor Albertus
Dieſem dahin gehört/ab / und muthete auch den dreyen im- will in der
-mediat Reichs -Landen / Uri, Schwitz und Unterwalden , Schweiß
zu / daß ſieſich unter ſeine Erb Bottmäſſigkeit begeben kogthum
lovenia
ſolten. Als nun aber erſagte Lånder ſolches abſchlugen i
anrichten ,
und ſich erklärten / daß ſie immediaiè ben dem Reich vers
bleiben wolten / ließ zwar Käyſer Albertus ſolches baben
bewenden / und ſchickte / nach voriger Gewonheit / von
WS Reichs wegen zwey Land- Vigte dahin mit / Namen N.
Gåfler unð Peregrin von Landenberg. Dieſe aber tyran
niſirten dergeſtalt / und begiengen ſo viel Exceffe und Úber: Die Lands
M
CO trettungen 7 daß endlich das gange Volck darüber ſchwů: Vågte
T e
u b
Hof begeben
rig ward ; und ſcheinet / man habe beym Käyſerlichen ,
mit Fleiß durch die Finger geſehen , um den Leuten zu wei:
ſen i Daß unter der Deſterreichiſchen Bottmåſſigkeit ein
weit ruhigers Leben , auch promptere und geſchwindere Ju.
chat
ſtig ſeneráis immediatè oder unmittelbar unter dem Reich .
Endem nun die Land - Vågte alſo ungebührlich forts
hauſeten / und abſonderlich einen wolangeſeſſenen Lands
ja mann aus Unterwalden Arnold von Mechthal / dann eis
nen andern / ſo vom Adelichen Geſchlecht war Werner
Staufacher aus Schwizi gár übel und ſchimpflich tractirs
ten / ſtieffen dieſe beebe die Köpff zuſammen ,und bekamen
noch einen dritten / Walther Fürſten , von Uri/ in ihre Ges
ſellſchafft ; dieſe drey verſchwuren auf einer Wieſe, im Gea
biet von Schwiß / ſich zuſammen / ſie wolten die Kopffe ehe An. 1307.
nicht fanfft legen , ſie hätten bam der unerträglichen Tys .
rannen ein Mittel geſchafft/ fiengen auch von dem Tag an
ſich nach mehrern Geſellen umzuſehen / und eine heimlicheDie erſten
Meuterey anzuzettlen ; Die Land - Vögte merckten wol, Ends
Daß ein Feuer in der Aſche glimmte/ kunten aber doch aufgenoſſen.
keinen rechten Grund kommen : Solchemnach um aus:
zukundſchafften / wer dann an der gefürchteten Rebellion
Theil habe erdachte Gåßler die liſt / und ließ in dem
Haupt- Flecken von Uri , Altdorff mit Namen , auf dem
Dritter Theil. 09 groſſen
610 Fünffrer Periodus. III. Capitel.

S. XIV.

groffen Plas / unter der Linden , einen Hut auf eine


Stange aufſtecken / mit dem Befehl / daß jedermann /
der vorben gehe / dem Hut eben die Ehre und Reverend
erzeigen ſolte / als wann er ſelbſt zugegen wåre ; diß
that er / in Hoffnung / es ſolte etwan einer von Conſpi
ránten ſich darüber verſchnappen und bloß geben , daß
er hernach denſelben an Hals kommen / und die übrige

mit ausforſchen könte.


Es ſtund auch nicht lang an / ba gieng ein feiner Land
Mann aus Uri/ Wilhelm Tell genannt / vorben 7 und uns
terließ vor dem Hut die Reverenß zu machen ; die Wachs
ter ſprangen gleich hervor / und nahmen ihn in Arreſt, lieſ
ſen fölches auch dem Gåßler / der auf dem Schloß Küſſen:
nach wohnte / wiſſen , der etliche Tage hernach in Perſon
nach Altdorff kam / den Tellen zu examiniren . Tell be:
theuerte gar hoch / was er gethan / wåre bloß aus Unwil
renheit und Unachtſamkeit geſchehen / Gåßler aber wolte
mit dieſer Entſchuldigung nicht zufrieden ſeyn / ſondern
trug ihm auf / wann er es aus keinem böſen Vorfak 'ges
than ; ſo ſolte er / weil man ihn vor einen gar zuten Schůs
Ben hielt / zu Bezeugung ſeiner Unſchuld 7 ſeinem jungen
Cohn
Die Regierung Alberti I. 611

Sohn einen Apffel vom Kopff ſchieſſen . Sel kam zwar Wilhelm
ungern an dieſe Prob / wagte aber dannoch lieber den Tell(dies
nach
Schuß / als daß er /was ihm bewuſt / geſtanden oder einer" jet
ſeinem
ſcharffen Frag ſich unterworffen / nnd war ſo glücklich / daßKind .
er mit der Armbruſt dem Kind ohne einige Verlegung
den Apffel vom Kopff ſchok.

um
zna
TEN

Indem Hun jebermän ob dem glücklichen Schuß


frofockte / erblickte Gafler / daß Tell noch einen Pfeil
hinten in ſeinem Wammes ſtecken hatte / unb fragte
ihn : Was er mit dieſem andern Pfeil vorgehabt ? Der
Tell / theils von Unmuth / theils von Freuden aus ſich
felbſt geſekt / gab ihm hierauf zur Antwort : Es fene
zwar Schůßen Gebrauch / daß man allezeit mehr als
einen Pfeit zu ſich nehme/ allein wolle er ihm nicht ber:
gen / daß ſein wahres Vorhaben geweſen / wann er
mit dem einen Pfeil ſein Kind getroffen hätte / ſo wolte
er mit dem andern auch ſeiner Perſon nicht gefehlet
haben. Gåßler , der aus dieſer freyen Antwortwol abs
nahm , mit wem er zu thun habe und froh war / daß
er einmal einen ſolchen Vögel gefangen håtte / ließ ihit
alſobald in Eiſen und Bande ſchlagen 1 und wolte ihn
mit ſich auf Küffennach i ſo jenſeits des Sees lag , fühs
292
ren /
612 fünffrer Periodus. III . Capitel .

S. XIV. ren / und ihn alda beſſer zu examminiren . Da ſie nun mit
einander auf dem Waſſer waren / erhub ſich ein ſtarcker
Sturm / ſo daß die Schiff-Leute das Schiff allein nicht
zu regierent vermochten / derohalben banden ſie den Tellen ,
ber cin guter Schiffer war / los / und ſtellten ihn ans Rus
der , der auch ſo viel ausrichtete , daß er das Schiff ans
Land! zwiſchen daſelbſtigen ſteilen Felſen brachte; che aber
die übrige fich zum Ausſteigen růſten kunten i raffte er in
Eil ſeinen Schieß- Zeug zuſammen , ſprang zu erſt auf eine
Daſelbſtige Platte die von ſeinem Namen noch heut zu
Tag die Tellen - Platte heiſt / und ſtieß mit dem Fuß das
Schiff zuruck in die See /welches wieder lang zu thun hat:
te / biß es anderwårtig das Land erreichte. Tell / der ſich
nun nichts mehr als des Tods oder der Lands - Räumung
zu verſehen hatte / und alle Schliche in dem Gebůrg wuſte
bog dem Land- Vogtvor í und als er gegen Küſſennach
zureiſen wolte / ſchoß er aus einem Gebüſche mit ſeinem
Armbruſt hervor / und ſtürkte ihn Knall und Fall zur Er:
den / lief daraufzu dem Staufacher /erzehlte ihm / was er
gethan / und verbarg ſich daſelbſt herum in der Nachbar:
ſchafft.
Die Conſpiranten / fo ba wot fahen / daß nach dieſem
Eclat und Ausbruch das Werck nicht langmehr verborgen
bleiben fonte / trachteten nun von Tagzu Tag ſolches aus:
zuführen / "und weil ihnen vornehmlich daran gelegen war /
Die daß ſie die zwer feſte Schlöſſer Sarnen und Rokenberg
Zring:
Hände bekommen möchten / erdachten ſiedieſe Liſt /
Sdilöſſer in ihre
werden daß ſie am nechſt inſtehenden Neu- Jahrs- Tag fünffzig
mit Lift Mann abordnen wollten / ſo da zum Schein dem Landa
einges Vogt auf Sarnen / die gewöhnliche Neu Jahrs- Ges

nommen . ſchencke zwar bringen / unter ihren Kleidern aber verborges


ne Wehre tragen und wann ſie eingelaſſen würden / tich
des Thors und der Beſaßung bemachtigen folten . Auf
Rokenberg machten ſie dieſen Anſchlag í daß einer von
den Conſpiranten , der mit einer Magd auf dem Schloß
Puhlſchafft pflog / und offtmals über die Mauren mit eis
nem Strick von ihr gezogen ward / ſeine Buhlin in eben
dieſer
Die Regierung Alberti I. 613

bieſer Nacht beſuchen / hernachmal einen andern Camme


raden hinauf ziehen , der dann folglich auf gleicheWeiſe
denen übrigen auf dieMauren und in das Schloß helffen
ſolte. Beede Anſchlåge giengen glücklich und ohn Hindes
rung von ſtatten / und wurden auf ſolche Weiſe die Con
{piranten dieſer beeden Haupt-Schl8ſfer ohne Schwerdt:
Streich Meiſter/denen in ſelbiger Conſternation und Bes
ſtůrkung die übrige noch nicht ausgebaute,als das ſo ges
nannte Urner- Goch / und das Schloß in Lowerrs Seel
bald nachfolgten. Die Conſpiranten nahmen den Land: Die lands
Vogte
Vogtvon landenberg , wie auch die gange Fanubiam des werden
Gåślers gefangen / thaten ihnen aberweiter kein Leidy als aus dein
Daß ſie ſolche biß an die Grángen führten / ihnen das Land Land vers
Þerwieſen / und einen Eyd von ihnen nahmen / daß ſie in bann.t.
ewigen Zeiten das Land nicht mehr betretten wolten . Die
eroberte Veſtungen wurden auf den Grund geſchleifft / An. 1308,
und die Dren Landſchafften Uri/ Schwiß und Unterwala
den / fo man insgemein die dren Wald , Städte heiſſet ,
thaten ſich zuſammen / und perbanden ſich endlich und eina ,
hellig aufzehen Jahr lang, Daß ſie mit einander vor ihre
Frenheit Gut und Blut aufſeßen wolten / von welcher
Verbündnůß ſie den Namen Eydgenoſſen / Den die ſämta
4
liche Schweißer noch auf den heutigen Tag führen ; bés
kommen . Sie růſteten ſich auch mit aller Gewalt zurGes
genwehr / dafern ſie angegriffen werden ſolten / und befes
ſtigten die Påß ſo gut ſie kunten.
Als die Zeitung von dieſer Geſchichte vor. Kayſeț Al.
bertum fam , der eben damals im Habsburgiſchen war !
ward er darüber über die Maſſen entrůſtet/ und nahm ſich
vor / die Rebellen / wie man ſie damals davor hielt / mit al
lem Ernſt zu ſtraffen ; allein GOtt hatte mit dem Kayfer
und der Schweitz ein anders beſchloſſen / unb muſte er aus
dieſer Zeitlichkeit wandern , ehe er noch wider die armen
Schweißer Den Degen zucken kunte. Es hatte ſein Herz
Bruder Hertog Rudolphus , deme das Herzogthum
Schwaben zugeeignet worden / einen minderjährigen
Sohn , Johannem mit Namen / hinterlaſſen / Den man
29 3
93 hernach
614 Fünffter Periodus. III. Capitel.

S. XIV . hernach ſeiner böſen That halber 'den Beinamen Parri


cidæ oder Blut- Mörder gegeben , deſſen Lånder der
Kayſer in Vormundſchaffts- Namen verwaltet; wie nun 1.
Her kog Johannes Das neunzehende Jahr erreicht / wolte er gerne F
Johannes von der Vormundſchafft loß ſeyn ,und erſuchte den Kay: 1
mill nicht
unter der ſer / er möchte ihm ſeinen Erbtheil einfaumen . Kayſer
Nors Albertus , der ſolches noch nichtrathſam befand i wieß ihn
mund : zur Gedult/und als einsmals Der Pring Johannes mit dem
chafft andern Kayſerlichen Pringen bey der Tafel war / theilte
ſeyn ,
der Kanſer einige Blumen -Krång unter ihnen aus / und
fekte dergleichen einen auch Johanni auf den Kopf : dieſer
nahm ſolches vor einen groffen Verſchmach / und dahin
auf / alshåtteman ihn offentlich noch als einen jungen und DE
der Regierung unfähigen Knaben tractirer: wollen / ſchwur «
darüber dem Kauſer den Tod / und machte deshalben ein
Complot und Zuſammenſchwörung mit einigen ſeiner
Vertrauten / namentlich Rudolph von Wart / Walther
von Eſchenbach / Ulrich von Palm und N. von Feiſtůns
gen / paſſete noch deſſelben Tags, da der Kayſer von Baas
den nach Rheinfelden zu ſeiner Gemahlin und Tochter res
ſen wolte / demſelben vor / und als der Kayſer auf einer

Fähre
Die Regierung Alberti I. 01 )

Fähre ſich über den Kuß überſetzen laſſen / ſprengte


Johannes mit ſeinen Geſellen denſelben i deſſen Gefolg
noch über den Fluß zuruck war , an und brachten ihn auf Bringe
frener Straſſen / in Gegenwart der Seinigeu / die ihn den Ran:
nicht helffen kunten / mit etlich Wunden um / nach dem ſer um .
er regiert 10. Jahr. An den unglückſeeligen Plas dies An. 1308.
fer Entleibung baute nach der Zeit dieKayſerliche Wittib
Eliſabetha, und ihre Tochter Anna, Königin in Ungarn /
Das berühmte Cloſter Königsfeld / in welchem ſie beede
ihr Leben zubrachten.
Es war auch vor der Zeit Stårſer Albertus in groſſer
Lebens-Gefahr geweſen , indem ihm einsmals Gifft bena
gebracht worden /welches / ob ers wol / nachdem man ihir
auf den Kopf geſtellt/ mit groſſen Schmerken wieder von
ſich gebrochen / gleichwol fo viel Gewalt gehabt / daß ep
Das eine Aug darüber verlohren .
Von ſeinen Tugenden ixird am meiſten geprieſen die
Tapfferkeit / mitwelcher er in zivšiff Feldſchlachten obges
ſieget / und deßhalben den Zunamen Victorioſierlanget i
getadelt aber wird / daß er gar zu ſehr auf ſeinen Privat
Nußen geſehen habe.
Das IV. Capitel.

Von der Regierung des Kayſers

Henrici VII. Lüzelburgenſis.

Ayſers Alberti gewaltſamen Todsfall machte die Aro 1398.


Ståndevon Teutſchland alſobeſtürzt / daß man
K ? ſechs gantzer Monat vorben ſtreichen ließ , ohne
daß man auf eine neue Wahl bedacht war : Dieſe Anar
chiam oder Regierung ohne Ober -Haupt / gedachte ſich
Konig in
König Philippus Pulcher in Franckreich zu Nußen zu ma: Franck
chen u
/ nd bemühete fich , theils mit Liſt theils mit Gewalt reich ſtres
die Kånſerliche Crone an ſich zu bringen. " Pabſt Clemens bet nach
V. aber /welcher/ ob er wol ein Frankos von Geburtwar , dem Reich.
gleichwol aber bevor fahe, daß wann dieſe Käyſers -Crone
auf einen Franzöſiſchen Haupt ſtehen ſolte / der Påbſtliche
Stuhl viel einen hårtern Anſtoß ais bißhero unter den
Teuta
616 Fünffrer Periodus IV. Capitel.

Sec. XIV. Teutſchen Käyſern bekommen würde / gab derohalben von


den Franzöſiſchen Machinationen und argliſtigen Fürneha
men denen Chur - Fürſten zeitliche Nachricht/ und ermahns
te ſie/ daß ſie ſich fördern folten mit ihrer Wahl, ehe etwa
Franckreich mit ſeinen Entrepriſen und Vorhaben ihs
nen bevor fåme / worauf ſich auch die Chur- Fürſten zu
Rhens / einem Stadtlein am Rhein /zuſammen thateni
und Henricum , den Grafen von Lügelburg /in dem Kåys
ſerthum dieſes Namens den VII. einen damals gar bez
rühmt- und belobten Herm / Den abſonderlich ſein Bruder
Balduinus, Chur- Fürſt zu Trier/recommandizt /ezwählten .
Die Mor's Sein erſte Haupt- Verrichtung war/daß er Johannem ,
der Alber-den Pringen von Schwaben und Mörder Käyſers Al
ſami ſeinen vier Mord -Geſellen in die Achterklärtel
ti werden berti,
verfolget. worauf die Söhne des verſtorbenen Käyſers / Fridericus
und Leopoldus die Execution wider diefelbe ſelbſt vornaha
men / und erſtlich das Hergogthum Schwaben occupirts
und einnahmen / welches nachgehends Der Kåyſer ihnen
auch confirmirte / davon ein Theil noch heut zu Tag, nebſt
dem Titul bey dem Glorwürdigen Erk . Herkogl. Haus
Deſterreich ſtehet ; darauf richteten ſie ſich an obgedachte
vier Mörderiſche Edelleute , die ſich nunmehr in der Welt
nirgend ficher wuſken / und derenthalben in Eindben vers
borgen hielten/ nahmen alle ihre Schlöſſer / mehr dann zes
hen an der Zahl, ein, ſchleifften ſolche auf den Grund./ und
lieſſen die Köpffeder Befaßung und ihrer Helffers Helffer
über die Klingen ſpringen / in welcheExecution gegen taus
ſend Edelleute geflochten worden , die ſolches mit dem les
ben gebůſſet / die Mörder ſelbſten hielten ſich / wie gedacht/
verborgen. Pring Johannes vagirt- und ſchweiffte fünff
Jahr lang verkleidet , bald als ein Kråmer / baló als ein
Bettler und dergleichen / in Italien herum / endlich gab er
ſich gegen Pabſt Clementem V. zu erkennen , ſuchte die Ab
ſolution von ſeinen Sünden/ und erhielt dieſelbe ſamt einer
Recommendation an den Käyſer Henricum VII . Der ihm
1 auch / vermuthlich ſeiner hohen Geburt wegen / das Les
ben ſchenckte / und ihn in ein Auguſtiner - Cloſter zu Piſa
ſteckte.

/
Die Regierung Henrici VII. Lüzelburgenſis. 617

tohelp ſteckte. Rudolph von Wart , der zum Grafen von Blas
mont geflohen / ward von ihm an Herßog Leopolden von
Deſterreich ausgelieffert , der ihn raðbrechen und lebendig
auf das Rad flechten / auf welchem er dren Tag gelebt1
biß er verſchmachtet ; und iſt hierber gar denckwürdig die Treueeis
nes Ehes
eheliche Liebe ſeiner Eheliebſten / die da alle Nacht unter Weibe ,
das Rad kam / und mit vielen Weinen und Heulen um
pas Heyl ſeiner Seelen batht auch von Dannen nicht weg

2236
trs 4

den
Coleman
CITY

zubringen war / biß er den Geiſt aufgeben , Walther von


Eſchenbach verſtellte ſich als ein Kůh-Hirt/ und brachte
mit ſolchen Dienſten 35. Jahr ſein Leben im Würtembers
ger-Land zu / biß er endlich auf ſeinem Tod-Bett einem
Prieſter ſich zu erkennen gab / wer er eigentlich ſeye. UL
rich von Palm ſtarb verborgen bey den Beguiner - Nonnen
zu Baſel." Und der von Feiſtungen der zwar die Hand
an den Kayſer ſelbſt nicht gelegt/ entkam / ohne daß man
erfuhr wohin .
Indeſſen da Kayſer Henricus auf dem Thron rak Kayſer
Henricus
kam ihm der Appetit an / daß ex / gleich ſeiner Vorfahren batte
gethan / ſeine Familiam auch gerne bereichern wolte/ und gerne De
295 hatte (terreich
618 Fünffrer Periodus.IV . Capitel.

S. XIV, hatte dißfalls ein Auge auf Deſterreich , ſo er den Erben


Kayſers Alberti diſputirlich machen / und ſie in der Güte
ůberreden wolte / daß ſie ihm ſolches abtretten ſolten / vors
ſchütende ſie würden doch kein Glück dabei haben / weil
bieſes Landes halber ſchon fünff Könige ums Leben koms
men / als aber Herkog Friederich ihm mit groſſer Herk:
hafftigkeit unter das Geſicht ſagte / ſo ſollte dann der jenige
Der rechſte fenn , der es ihnen nehmen wolle / ließ cr es das
bey bleiben / und belehnte ihn damit.
Böhmen Es fügte ſich aber kurz hernachvor Käyſer Henricum
kommt an eine ſichere und beſſere Gelegenheit Fein Hauß groß zu ma
die kübel
chen : Nach dem Tod Königs Rudolphi von Böhmen/
burgiſche
Familiam der /wie oben gedacht/Kayſers Alberti Sohn war, hatten
An . 1310, die Böhmiſchen Stånde Herzog Heinrich von Cårn
then wieder zur Eron beruffen ; ſie funten ſich aber mit ih
me nicht wol vertragen , jagten ihn derohalben nach dreyen
Jahren wieder aus demland/und offerirt-oder bothen die
Crone Johanni, Käyſers Henrici älteſten Sohn / mit der
Condition an / daß er die andere / und damals noch ledige
Schweſter des lekten Königs Wencesla , Eliſabetham mit
Namen , hewrathen ſolte. Ståyſer Henricus , ob ep wolder
ſen / wegen ſeines Sohns Jugend , als der erſt 16. Jahr
alt war / Anfangs Vedencken trug / willigte endlich doch
parein /und ließ die Prinzeſſin zu ſich nach Speper bringen.
Daſelbſt ſeşte es anfänglich eine wunderliche Comedie,
dann weil die Prinzeſſin ziemlich corpulent und beleibt
war/ fain ſie dem Känſer vor í als ob ſieſchwanger wåro
und wolte er derohalben das Beylager nicht vor ſichaehen
laſſen /bißman ſehe/wie es mit ihr ablieffe. Die gute Prins
zeſſin bekůminerte ſich ob dieſem Argwohn über die mal
Fen / kam derohalben einsnals / bloß in ihren Nieder-Klei
Dern / unverfeheens zu dem Kayſer/und bath ihn, er möchte
ehrliche Matronen kommen und ſie beſichtigen laſſen / ſetz:
te auch mit dieſer ihrer Bitt nicht aus / biß er darein vers
willigte / worðurch dann der guten Fürſtin Unſchuld an
Tag kam / und darauf das Beylager vollzogen ward/ wel:
ches das herrliche Königreich Böhmen / ſamtdem Hers
bog
Die Regierung Henrici VII. Lüzelburgenfis. 619

kogthum Mähren / an die Lügelburgiſche Familiam da :


mals brachte.
Nachdem Kayſer Henricus durch dieſen groſſen Zu: Henricus
wachs ſich ſo anſehnlich verſtårcket hatte / nahm er vor / nimmt
fich noch weiter zu des Reichs Beſten hervor zu thun / und lien
fich Itaa
an .
erwählte zu ſeinem Theatro Italien / alswelches die Teut
fche Kayſer von Friderico II. her gleichſam gang verlaſſen
hatten . Daſelbſt war es die Zeit her gewaltig bund und
ůbereck gangen , dann weil niemand da war / der im Naa
men der Kayſer mit Autoritåt und Nachdruck das Recht
E ſprach ! die Burgerſchafften auch mehrentheils die Frenheit
eines eigenen Regiments/unter Rudolpho an ſich gekaufft/
ſo that ein jeder was erwolte / und weilen von alten Zeiten
her' in dem Land und Städten die zwer Partheyen der
Guelphen und Gibelliner noch dauerten , die da die ehemga
lige Staats-Strittigkeiten nunmehr in ihr Eigen- Antheil
verwandelt , ſo war zwiſchen denſelben nichts als conti
nuirliches Æmuliren /Streiten /Kriegen und Todtſchlagen ;
in vielen Städten , die ſich von den Reichs-Schultheiſſen
frey gekaufft/hatten einige Familien der vornehmſten Bür .
ger die Macht an ſich gezogen / und ſich vor Herren und Res
genten aufgeworffen ; ſo waren zu Verona die Scaligeri,
zu Padua die Carrara , zu Mantua die Paſferini, andere ans
Derswo ; die von Florent / Venedig und Piſa hatten auch
um ſich gegriffen / und viel Kleine Ort unter ihre Bottmåſ
figkeit gebracht. Dieſen Unordnungen nun abzuhelffen /
hatte Pabit Clemens den Kayſer Henricum, gleich bey rei
ner Wahl erſucht / und eingeladen / daß er doch einmal in
gtalien reifen / und die Kayſerliche Autorität wieder les
hen laſſen i auch zugleich die Römiſche Cron empfangen
wolte : Dieſer Herz / der von Großmuth und Feuerwar ,
ließ ſich dazu nicht viel bitten , ſondern tratt gleich im 2 .
Gahr ſeiner Regierung den Römer-Zug an . Der Anfang
gieng zimlich gut von Statten / eine groſſe Anzahl der Ges
fandten / von den Städten / begegneten dem Kayſer gleich
ben dem Eingang von Italien / und verſprachen alle Unter's
werffung / und die / worinnen die Guelphiſche Parthey doc
Dbery
620 fünffter Periodus. IV . Capitel.

S.XIV , Dberhand hatte, und ſich ſpreißten /als Cremona und Bris
ren / die wurden mit Gewalt bezwungen / und dienten den
übrigen zum Erempel / beſſern Gehorſam zu leiſten . Zu
Måyland/ woſelbſt die Guelphen / unter ihrem Oberhaupt
dem Vidone de la Torre ,dominirt- und herzſchten / ward
der Kayſer zwar eingelaſſen , und enipfieng aúba die ſo ges
nannte eiſerne oder Lombardiſche Crone7 als er aber von
Den Burgern die Cron -Steuerforderte ) wolten dieſe res
belliren ; allein die Deutſche Soldaten kamen ihnen ges
ſchwind auf den Hals / und wurden viel Burger / ſamt den
de la Torre,erſchlagen /und an deſſen Stell dasHauptvon 117
den Gibellinern , die bißher vertrieben geweſen ,Matihæus
Viſconti oder Vice- Comes.zumStadthalter geordnet/bey
deſſen Familie hernach das Hertogthum Måyland lange
Zeit geblieben. Als die Sachen in der Lombardie ges
C
ſchlichtet / ſekte der Kanſer ſeine Reiſe über Genua und Pifa
fort nach Rom allmo er von den Påbſtlichen Legaten /
( dann der Pabſt ſelbſten reſidirte und hatte ſeinen Siß das
mals zu Avignon in Franckreich ) die Kayſerlich - Römiſche
Cron empfieng.
Will Ro . Von dar fieng der Kayſer an die Jura Imperii mit Ges
bertum walt hervor zu ſuchen / und weil Kinig Robertus von Nea :
von Nea: poliunddie Familie der Urſiner ſich dem Kanſer bey ſeinem
polis be:
Einzug zu Rom widerfekt / auch währender Zeit unters
kriegen .
ſchiedliche Aufſtånde daſelbſt erregt hatten i ſo lud Kayſer
Henricus den Konig Robertum, als ſeinen Vafallen / vor
fich vor Gericht nach Piſa, und als er halsſtarrig ausblieb 1
erklärte er ihn in die Acht / und deſſen Königreich vor ver:
fallen /růſtete ſich auch würcklich ihn / und die ihme anhån:
gige Florentiner (welchedie Gibellinos , und mit denſelben
Den erſten Staliäniſchen Poëten Dantem Aligerium , ob er
mol ein Guelph ward / aus der Stadt gejagt) und Lucen
ſer / mit Waffen zum Gehorſam zu bringen / und alliirte
fich derohalben mit Friderico, dem König von Sicilien , ers
wartete auch eine anſehnliche Armee aus Teutſchland , ſo
ihm ſein Sohn Johannes, Pönig in Böhmen, der Marg
graf von Brandenburg und Herkog von Båyern zuführs
ten .
Die Regierung Henrici VII. Lüzelburgenſis 621

ten . Der Pabſt dermit dem Sanfer darüber / daß er dem


Schuß :Eyd , ſo der Kanſer ihm nach Gewohnheit geleis
ſtet / vor ein Juramentum Fidelitadis oderLehns -Eyd aus: Verfalle
Deuten wollen ſich allbereit gewaltig zerfallen / ließ ſich bey nahe
zwar diefe des Kayſers Procedur, gar nicht gefallen / und mit dem
102
widerſprach derſelben offentlich / weil er das Königreich Streit Pabſtin
.
Neapolis nicht vor des Reichs, ſondern vor ein Påbſtlich
Lehen hielt / und ſelbſten darüber Richter ſeyn wolie ; uno
iſt kein Zweiffel / wann dieſer Handel långer gewährethåts
te , daß der "Påbſtliche Stuhl und das Käyferthum abers
mal in gevvaltige Zwiſtigkeiten miteinander wåren vers
wickelt worden . Der unvermuthete Tod Käyſers Hen
rici aber machte dißmal der Sache den Ausgang.
Die gemeine Sage gieng / und iſt aus der Hiſtorie des
Continuatoris Abbatis Ursbergenſis,Naucleri ,Onuphrii
und anderer noch heutigs Tags zu erſehen ,KönigRobertus
von Neapoli / uns die Florentiner håtten in Abweſenheit
des Käyſerl. Beichtvatters und Biſchoffs von Trient /
einen Dominicaner -Minchen / Bernhardum Politianum
genannt/ der vor dem Käyſer Meſſe zu leſen gepflogen / bes
ſtochen , daß er ihm ben der Heiligen Communion, die des

gotts :
622 Fünffter Periodus. IV. Capitet:

S. XIV . gottsfürchtige Kåyſer gar offt mit groſſer Devotion zu gez


brauchen gepflogen / eine vergiffrete Hoſtiam gereicheti
oder wie anderemennen / Gifft unter das Poculum Ablui
Stirbt. tionis und Spüht- Kelch gemiſchet/ und ihn damitumges
An, 1313. bracht , undhabe der fromme hårfer noch dieſeBeſcheis
benheit gehabt/ daß , als er das Giffe bey ſich empfunden)
er den Prieſter gewarnet 1 er ſolte weggehen und ſich falvi
ren , ſonſten würde es ihm erſchröcklich übel gehen / welche
Warnung aber der Mönch in Wind geſchlagen / und ſich
nach des Kanſers Tod von den Teutſchen betretten laſſeny
die ihn elendig geſchunden / und ſein Cloſter in Brand ges
ſteckt haben ſollen . Allein der berühmte Continuator An
nalium Baronii Bzovius weiſet aus den Autoribus Syn
chronis gar ſchön /daß dieſes eine bloſſe Sage-Mähre/der:
gleichen damals bey dem gemeinen Volck gar gemein wari
als welches mehrentheils den Tod groſſer Häupter / ģes
waltfamen Urſachen zuzuſchreiben pflegt , wie dann eben
eine ſolche Hiſtorie 54. Jahr vorher vom König Chriſto
Wird uits phoro I. in Dånnemarck ſpargiret und ausgeſprengtwors
terſchieds den / daß ſolchem nenilich im Heiligen Sacrament ſoll vér:
lich bei geben worden ſeyn / und deducirt oder führt gemeldter
ſchrieben.
Bzovius aus erſagten Autoribus, daß Kayſer Henricus
ſchon zu Piſa an einer Ruhr gefährlich kranck worden / ihm
auch eine gifftige Blatter / Anthrax genannt, unter dem
rechten Knyeaufgefahren / und als er dem ungeachtet den
Marche und dieſe Reiſe doch nicht einſtellen wollen i ſey in
dem Cloſter Bonconvent im Sineſer Gebiet / wo er bas
Quartier genommen i ein hißiges Fieber noch dazu geſchla:
gen / welches ihm neun Tag nach genommener Heiligent
Communión / die er faſt alle Sonntag zu gebrauchen ges
pflogen/ das Ende gebracht / ſeiner Regierungim s. Jahr.
Wie aber dem fene/ und KanſerHenricus reye geſtors
ben/ woran er wolle/ ſo iſt gewiß , daß durch ſeinen Tod die
Progreffen ingtalien auf einmal gehemmet/die Expedition
und Feld - Zugwider Robertum zu Waſſer / unddie mens
reſte Teutſche Völcker / ſo im Anzug waren / revocirt und
quruck beruffen worden.
DAS

1
Die Regierung Ludovici IV . Bavari. 623

Das V. Capitel..

Von der Regierung des Käyfers


Ludovici IV. Bavari.

Ach dem Tod Käyſers Henrici war ein Interre. An, 1314.
gnum und Zwiſchen - Regierung / ſo ein gankes
8 Gah r dauerte / es ward auch hernach die Wahl
eines neuen Kåyſers gewaltig zweyträchtig . Das Interesa
ſe des Chur- Fürſten von Måyng / ſo vor dieſem Biſchoff
von Baſel geweſen / und einen alten Grollen auf das
Haus Deſterreich hatte / Des Chur- Fürſten von Trier , der
Des verſtorbenen Käyſers Bruder, und Johannis, des Biz
Zwieſpalt
nigs von Böhmen / Käyſers HenriciSohn war ,
, daß von der Churs
Råyſers Alberti Söhnen niemand zur Cron kommen Fürſten .
I
möchte, weil dieſelben einen Anſpruch auf Böhmen hatten ,
und die Potretlion dem Haus Lügelburg leicht diſputirlich
machen kunten / thaten derohalben alles in der Welt , da
mit vom Haus Deſterreich niemand zum Käyſerthum
gelangen möchte / und gaben ihre Stimmen Ludovico
dovicus
dem Herkog aus Båyern. Hingegen votirten der ChurzundFride.
Fürſt von Cöln / Henricus ,
der Herkog aus Cårnthen / ticuswers
Der ſich noch als König von Böhmen aufführte /Rudol. Den jus
phus der
, Chur- Fürſt von Pfaltz/Ludovici mißgünſtiger erwäblet
Bruder / und derChur- Fürſt von Sachſen / auf Frideri .
den Herzog von Oeſterreich / Käyſers Alberti åltes
cun ,
ften Sohn / den man wegen ſeiner ſchönen Geſtalt Pul
chrum genannt. Der Chur- Fürſt von Brandenburg fou
zwar ſeinen Geſandten in favor und Gunſt Herßog Frie:
Berichs gleichfalls inſtruirt haben ; dieſer aber ſoll von dem
Gegentheil ſich haben corrumpiren und beſtechen laſſen /
daß er die Wahl - Stimme Ludovico Bavaro gegeben, der
rohalben ihn hernach der Churfürſt dergeſtalt abgeſtrafft
Straffe
haben ſoll,daß er ihn alle Tag ben einer köſtlichen Tafel eines 'urte
da andere faffen / an eine Säule anbi nden / und zuſeh en getreuen
lafſen / wie andere ſatt worden / da hingegen er im Gefäng; Geſando
n
nußte .
624 Fünffter Periodus. V. Tapitel.

S. XIV .

nůß mit wenig Waſſer und Brod vor lieb nehmen müſ
ſen / biß er crepirt und elendig geſtorben.
Die Wahl Herßog Friederichs warb zu Franckfurtzu
erſt , und darauf des andern Tags von der Gegen - Par :
they auch die Wahl Kayſers Ludwigs publicirt , von dar
an beede Herren fich crónen lieſſen , der erſte zu Bonn /der
andere zu Aachen / und ſich vor Römiſche Kanſer hielten/
auch mit Hülff ihrer Adhærenten einander zu vertreiben
bemüheten . Dieſer Krieg / worinnen anfänglich Stäyſer
Fridericus mehrentheils die Oberhand behielt / zog ſich in
Schwaben / Båyerland und an Rhein- Strom als in
welchen Provinſen allein Sedes Belli uud Waffen - Plag
war mit VerhéerungLandund Leute in die 8. Jahreherum ,
biß es endlich bey Mühldorff in Bayern zu einer Haupts
Schlacht fam / in welcher K'äpſer Fridericus das linglůck
hatte, weil er aus allzugroſſer Ungedult / und Vertrauen
auf ſeine Solbaten / der Ankunfft und Conjunction ſeines
Bruders Leopoldi,der (wiewol Friderico unwiffend) nur
noch eine Tag- Reiſe von ihm ſtund, nicht erwarten wol
lení fich zwar unvergleichlich gewehret / and funfftig der
Feing
dus V, City Die Regierung Ludovici V. Bavari. 625

inde mit eigener Hand erlegt / aufs Haupt geſchlagen / Fridericus


wird ges
mit vielen Rittern und Edlen gefangen worden.
Wegen ſeiner Gefängnuß haben ſich viel gerühmt;baß fangen.
die Ehre gehabt 7 ſolche zu effectuiten und auszuwůra
71
220 ni Kayſer Fridericus aber ,als er die Schilde der Edels
ite/ fo in demſelben Hauffen gefochten / geſehen / ſoll eis
m von Kinds Maul das Zeugnuß gegeben haben / daß
fich ihm am erſten als Gefangener ergeben , mit dem
ahang: Vor dem Küh -Maul (dann die von Rinds
Raul führen einen Ochſen - Kopf mit einem Ring im
Bappen ) hab ich heut mich nicht erwehren können.
Der nunmehr victorifirende Kayſer Ludovicus nahm
n überwundenen Fridericum in genaue Verwahr/ und
traute ihn / nach ſelbiger Zeit Gewohnheit /Wigando
Visthum an / ber ihn auf ſeinem Schloß Trausniş in
Obern -Pfalß und nun denen von Sparneckangeho:
in einen veſten Thurmverſchloß / die übrige gefangene
erreichiſche Ritter aber verehrte Kayſer Ludovicus
entheils dem Burggrafen von Nürnberg / ber in dies
Treffen gar gute Dienſte gethan / von dem ſie hernach
Auftragung ihrer Güter zu Lehen , ſich ranzionirt 1
fitter Theil . Dahero
626 fünffter Periodus. V. Capitel.
S. XIV . Dahero kommt/ daß das Hoch - Fürſtliche Haus Bran :
denburg / als Burggraf von Nürnberg / noch dato ſo viel
I'Lehen in Deſterreich zu conferiren und zu vergeben hat.
Das Haupt:Commando aber von dieſer Batailleführ:
te nach dem Kayſer Ludovico, deſſen Kriegs :Obriſtèr /wie
hieß/ oder General, Seyfried Schweppers
Seyfried man es damals
Schweps mann / von Nürnberg gebürtig , deſſen Tapfferkeit und
permann . Kluger Anſtalt man mehrentheils den Sieg zugeſchrieben .
Dahero ihm auch der Kayſer / als man nach der Schlacht
Tafel gehalten / und wegen Mangel Proviants / auſ
1 ſer Eyern / nicht viel zum Beſten gehabt / Doppelte Por 47
tion vorlegen laſſen / und geſagt : Jedem Mann eint
Ey/ aber den frommen Schweppermann zwey.

mirno

Welcher Spruchhernach zu einem Sprichwort und ends


tich zu gedachten Schweppermanns ( der in dem Cloſter
Caffel in der Obern - Pfalk unweit Amberg begraben )
Grabſchrifft worden.
Kanſer Fridericus muſte aufſolche Weiſein einer engen
und harten Gefängnuß ſeine Zeitzubringen ; Sein Brux
der Leopoldus , der ein trefflicher Soldatwar /weßhalben
man ihn auch den Ruhm der Soldaten benamſet7(maſ
fen
Die Regierung Ludovici IV . Bavari. 627

ſen man ihm dann auch zuſchreibet / daß er am erſten anges


geben , wie die leichte Reuteren von Pferden ſpringen / und
zu Fuß fechten ſoll, aus welcher Art Kriegens unſere heutige
Dragoner erwachſen ) that zwar alles was er kunte / um
feinen Bruder wieder los zu machen / undſoller ſo gar/wie Leopoldus
Albertus Argentinenſis von ihm ſchreibet/ einen Schwarß- will ſeiner
Künſtler gemiethet haben , der ihm verſprochen durch ſeine Bruder
Geiſter Den Kayſer aus dem Gefängnuß zu heben / habe aus der
zuchwürcklich einen ſolchen in GeſtalteinesShulers /oder nugerlee
vie andere wollen 1 in Geſtalt eines Bottens / mit einem Digen
chwarzen Pferd zu dem Kayſer in das Gefängnuß gefandt, laffene

63

en Kayſer heraus zuholen /wofern derſelbe nur folgen wola


worzu aber der gottsförchtige Kayſer ſich nimmermehr
what
verſtehen wollen / ſondern den Menſchen - Feind mit dem
Kleichen des H.Creußes und inbrünſtigem Gebet vertrieben .
Allein / weiln die mehreſte Fürſten und Städte / fo
ither auf Friderici Seiten geſtanden / nach verlohrner
Schlacht von ihm abs und zu Kayſer Ludovico gewichen /
par Leopoldus allein zu ſchwach /und muſte Ludovicum
jewehren laſſen / den der mehreſte Theil von Deutſchland ,
vor den rechten und wahren Kanfer erkannt.
#ra Hinter
628 Fünffrer Periodus . V. Capitel .

Sec . XIV . Unter dieſer Zeit ſtiefſen Kayſer Ludovico unterſchied


licheGlücks- Fälle zu :Er hatte ſeinenBruder Rudolphum
Kayſer" den Pfalkgrafen bey Rhein / der auf Friderici Seiten ges
Ludovicus ſtanden und ihm fein Votum oder Heyſtimmung nicht
verjagt geben wollen / von Land und Leuten vertrieben / und all ſein
ſeinen
Bruder. ' Land weggenommen ; nachdem aber derſelbe in Engeland
armſeelig im Exilio geſtorben / ſtellte Ludovicus Deſſen
Land /nemlich die Pfalz-Grafſchafft am Rhein / und was
man heut zu Tag die Obere- Pfalk heiſſet / ſeinen Söhnen
wieder zu /weiler nicht wolte/ daß ſie ihres Herin Vatters
Schuld tragen ſolten.
Es war auch um dieſe Zeit abgegangen Waldemarus,
An. 1322. der legte Chur- Fürſt und Marggraf von Brandenburg/
Brandens von der Aſcaniſchen Familie : Ob nun wol von dieſer Fa
burg
che Linien übrig waren / nemlich die
koſt an milia noch unterſchiedli
alte Chur - Sächſiſche / die Sachſen - Lauenburgiſche und
Bayern .
die Anhaltiſche; weiln aber die Näheſte davon ſchon über
den vierðten Grad von der Brandenburgiſchen ſeparirt
und abgeſondert war, ſo hielt man damal dieſes Lehen vor
apert oder offen/ und belehnte der Kayſer damit ſeinen ål:
teſten Sohn Ludovicum , ohne daß ſo viel man weiß )
die übrige Agnaten ſich ſonderlich darwider opponirt und
geſeget i bey welcher Bayeriſchen Familia Dieſes Chur:
Fürſtenthum in die so. Gahr geblieben / da es hernach an
die Eron Böhmen / und lebtlich an die Burggrafen von
,
und hoffentlich biß an das Ende der Welt/ beſtehet.
Es verheyrathete ſich auch Kayſer Ludovicus , der das
Wie auch mals ein Wittwer war/ mit Margaretha, der Erbin von
die Grafí Holland / Seeland / Frießland und Hennegau /und brach
dafft te dieſe Lånder gleichfalls zu ſeinem Haus / deme ſie in die
Holland.
hundert Jahr lang einverleibet geblieben.
Dieſe Glücks-Fälle aber wurden gewaltig, verbittert
durch den groſſen Streit / ſo bald hernach zwiſchen Kays
ſer Ludovico und Pabſt Johanne XXII. ausbrach.
Es hatten die ganze Zeit über die Fa& tiones und Zufams
menrottungen der Gibelliner und Guelphen ingtalienihre
Trauera
Die Regierung Ludovici V. Bavari. 629

Trauer -Spiele fortgeſpielet / und wieder angefangen ihr Kayſer


Privat-Intereſſe oder eigeneAngelegenheiten und Pallionen Ludovicus
nimmt
mit dem Mantel des Publici, entweder in Favor des Ray
ſich der
ſers oder Pabſts zu bedecken; Weil nun Kayſer Ludovicus Sachen
bald nach ſeiner Wahldenen Gibellinern / die ihn darum in Ita:
implorirt und angeruffen einige Hülffe geſchickt aud) lien an.
Durch ſeine Henrathmit der Gråfin von Holland ſich mit
dem König von Engeland verſchwågert i folglich mit
Franckreich nicht wol ſtund / welcher Crone der Pabſt als
der ſelbſt von der Nation undlandes -Art war / patroci
nirte / und nunmehr nach erhaltenen Sieg / wider Kån .
ſer Fridericum , keine Difficultåt mehr machte i ro wol in
Italien als Teutſchland ſich als einen würcklichen Kayſer
qufzuführen prætendirte der Pabſt / daß währenden in
terregni (worvon er die Zeit, daLudovicus und Fridericus
mit ' einander competirten und das Reich verlangten / Ente
hielt ) ihm allein in ģtalien die Oberhand gebühre / verfiel zweyet
darüber mit Matthia Viſconti, dem Kanſerlichen Stadt ſich dar:
halter von Máyland und Haupt der Gibelliner , derdes über mit
dem
Pabſts Autoritåt nicht agnoſciren und erkennen wolte ! Pabſt.
in groſſen Krieg /citirte auch den Kayſer Ludovicum durch
ein Monitorium und Erinnerungs - Befehl, das er im gans
ken Occident publiciren ließ / vor ſich und ſein Tribunal ,
daß er auda ſeine Election , und warum er ſich vor erhaltes
ner Påbſtlichen Confirmation der Reichs- Sachen anges
nommen und dem excommunicirten Viſconti aſſiſtirt und
bengeſtanden habe / verantworten ſolte/ und dafern er dies
fes innerhalb dren Monaten nicht thun / reine Völcker
aus Italien nicht avociren oder zuruck zu beruffen / und
biß auf Pabſtlichen Entſcheid / des Reichs nicht můſſig
ſtehen würde i ſo erklärte er ihn pro excommunicato und
vor einen Verbannten . Der Kayſer ſuchte zwar den
Pabſt durch eine gar obligante und verpflichteteGjeſandts
ſchafft zu beſänfftigen / erhielt aber dadurch anders nichts /
als eine Prolongation und Verlängerung des Termini
oder geſekten Ziehls noch auf zwen Monat.
Hierauf brach der Kanſer auch mit Ernſt loß / ſtellte
Rr 3
auf
630 Fünffrer Perłodus V. Capitel.

S. XIV . auf einem Reichs- Tag zuNürnberg die Unbilligkeiten / ſo


ihm vom PåbſtlichenHof wiederfahren / vor / und appel
Jirte von dem Monitorio auf ein Concilium Generale und
allgemeine Verſammlung. Der Pabſt hingegen gab es
Wirbex feiner Seits auch nichtgelinder ,ſondernexcommunicirte
commu .
nicitt. nach verſtrichenen Terminen den Kayſer mit allen Forma
3
litäten.
Hiermit wardie Ruptur gemacht / und der Lermen auf
beeden Seiten geblaſen . Der Kayſer defendirte ſeine
Unſchuld durch ausgegebene Manifeſten , welche auch ſamt
den Juribus des Reichs einige Privati , als Jandanus Peru.
fienſis und Maltilius Patavienfis, mit ſehr hißig und anzügs
lichen Federn auszuführen übernahmen / vornemlich aber
Wilhel- derberühmte Franciſcaner -Mönch Wilhelmus Occam,
musOc- welcher nach dem damaligen Genio und Art feines Dt:
dens / Der durch einige Påbſtliche Conſtitutiones ( davon
wir in dem Capitel von den Kirchen -Geſchichten mehrers
werden zu ſagen haben ) diſgouſtirt und vor den Kopf ges
ſtoſſen worden / auf den Pabſt gewaltig übel zu ſprechen
war/ und deßhalben låſterlich wider denſelben ſchrieb , von
demenoch heutigs Tags gar bekannt das Anbott 7 fo et
Sanſer Ludovico that :
Tu me defende gladio fortiſſime Cæſar ,
Et ego Te Calamo rite juvabo meo.
Das iſt :
Brbalt mich mit dem Schwerdt i Rayſer /
bey dem Rechten /
So will ich auch vor dich mit meiner Feder
fechten .
Kayler Damit aber bey dieſem gefährlichen Stand der Kay:
Ludovicus fer zuHaus und im Rücken keine Ungelegenheit und Re
Vergleicht voltemehr zu befürchten habenměchte ſoreſolvirte er ſich
Friderico. mit ſeinem Gefangenen ,dem Kanſer Friderico , deſſenthal
An , 1325. ben ſich ſchon viel Fürſten interponirt hatten / dieSache
auszumachen , berieff derohalben unterſchiedliche Mittels
Perſonen nach Ulm /und alsdieſe ſich mit einander nicht
recht vereinigen kunten / that der Kayſer ganz allein un
verfehens
)
Die Regierung Ludovici V. Bavari. 631

i verſehens einen Ritt nach Traußnig i beſuchte Käyſer


Friederichen in ſeinen Gefängnuß / redete die Accords:
Puncten mit ihm ab / und empfieng darauf zur Beſtåt:
tigung ſolcher Tractaten nebſt Friderico das H. Abenda
mahlvon den Händen ſeines Beicht- Vatters / welcher zu
bezeugen , daß fiebeede nunmehr ein Herg und Leib miteins
1 anderwåren / die Heilige Hoſtiam entzwey bracht und jes
dem Kayſer die Helfftereichte.
Uber den Innhalt der Tractaten /ſind bey den Hiſtoricis
diverſe und unterſchiedeneMeinungen / die gemeine iſt /
Kanſer Fridericus habe abſolutè und vollfdmmlich aufdas
Kanſerthum renuncirtund abgeſagt , dem Kayſer Ludo
vico dieKanſerliche Verrichtungen allein überlaſſen und
omeni abgetretten / und ſich bloß auf Lebenslang den Kayſerlichen
Titul vorbehalten .Hingegen referirtCuſpinianus aus dem
Kanſerl. Archiv von Wort zu Wort den damals aufges
richteten Vertrags - Brief, in welchen klar enthalten / daß
beede Kayſer zugleich und vor einen Mann das Reich ad
miniſtriren und verwalten / ( wie etwa vor dieſen zu Zeiten
der Antoninorum auch gebråuchlich geweſen ) und alſo an
der Ehre und in allen Stucken an Macht und Autorität
einander gleich ſeyn ſolten. Dem rem aber, wie ihm wol
le , ſo iſt doch gewiß / daß Kranſer Fridericus, nachdem er
von ſeiner drey- jährigen Gefängnuß wieder erlediget wors
den , entweder daß ihm die lange Gefängnuß das Gemüth
nieder geſchlagen / oder aber / daß er dadurch vermeiden
wollen , damit er mit Kayſer Ludovico fich i wie in ges
meinſchafftlichen Regierungen leicht geſchiehet / weiter
nicht brouilliren und entzweren möchte/ fich in Publico der
Reichs -Sachen wenig angenommen / fondern Kayſer Ly .
dovicum damit gewehren laſſen .
Der Vergleich mit Kayſer Friderico , der ſolchen Zeit
feines Lebens / ungeachtet aller widrigen Anhebungen / heis
liglich gehalten / undder bald darauferfolgte Tod deſſen
Bruders Leopoldi, Kayſers Ludovici Haupt-und unvers
föhnlichen Feinds / feßte dieſen Kayſer in den Stand / daß
er ſeine hångſt vorgehabte Reiſe in italien insWerck ſeben
RP 4 kuns
632 Fünffter Periodus. V. Capitele

S. XIV. kuntej da er dann von der Gibelliniſchen Parthen/ die nun


die Oberhand hatte / mit Freuden empfangen / von der
Burgerſchafft zu Rom , die da ob Der langen Reſident ſo
die Påbſte zu Avignon genommen , entruſtet / wider den
Pabſt revoltirt oder Aufruhr erweckt/ und eigene Magi
ſtraten erwählt hatten / willig eingenommen / von zweyen
Gibelliniſchen Biſchoffen gefalbet/und von SciaraColonna,
als des Römiſchen Volcks Vorſteher, gecrånet worden.
Wie aber Kanſer Ludovicus wol ſahe, daß alle dieſe
Proceduren keinen
Beſtand haben kënten / fo lang ernebſt
der ganzen Chriſtenheit den Pabſt Johannem XXII. in
deſſen Bann er ſtund í vor den wahren und rechtmäſſigen
Pabſt hielt / fo griff er endlich gar zu der Extremität und
Ludovicus Eufferſten der Treñung/convocirt- und beruffte nach Rom
erregt ein eine Figur von einem Concilio , welchem dieGibelliniſche
in der Biſchöffe/Doctores und verſchiedene Prioren von Månche:
Kirchen. Orden / beywohnten / præſidirte ſothaner Verſammlung
in Perſon / ließ Pabſt Johannem XXII . Den er nur Jacobum
de Cahors nannte , unterſchiedlicher Criminum und Laſter
anklagen / worunter man ihn auch der Keßerer beſchul
digte aus dem Argument, daß ſelbiger widec die expreſſe
Lehre Pauli die weltlicheObrigkeit aboliren oder abſchaffen/
und ſolche in ſeiner eigenen Perſon / mit der Geiſtlichen
confundiren und vermiſchen wolle . Item , daß er in ſeinen
Conſtitutionibus etwas ſolte geſchrieben /ſo wider dievolls
kommene Armuth Chriſti ſtritte; und alsſich niemand fand/
der des Pabſts Verantwortung übernahm , ward derſelbe
des Pabſtthums entſekt, und als ein Kießer zum Tode con
demnirt; es wurden auch zugleich einige Verordnungen
gemacht/wie ſich die Påbſte hinfort verhalten ſolten undauf
Begehren der Römer ,die gern wieder einen eigenen Pabſt
in ihrer Stadt gehabthätten , ein Franciſcaner , Petrus de
Corbaria zum Pabſt / unter dem Namen Nicolai V. ers
wählt / den der Kayſer folennitermit dem Pabſtthum bes
lehnte/und ſich hinwiederum von ihm aufs neue crónenließ.
Nachdem Kayſer Ludovicus auf dieſe Weiſe ſich an
dem Pabſt Johanne XXII. gerochen / Fehrte erwieder zus
ruck
Die Regierung Ludovici IV . Bavari, 633

ruck in Teutſchland / mit ſchlechtem Vergnügen der Sta :


fiảner, von denen er Geld erpreſſet / ließ auch ſeinen Anti- Der Anti
Papam Nicolaum ohne weitere Protection und Schuß zu Papa ro
Piſa, der aber in ſolchem Stand ſich nicht lang zu erhalten fignirt.
VE wufte / ſondern entweder vom Bonifacio , einem der vors
nehmſten Herren zu Piſa, deme der Kayſer den Nicolaum
abſonderlich recommandirt / an Pabſt Johannem XXII.
ausgelieffert worden / oder wie Wadingus deducirt und
ausführt / fich freywillig demſelben ergab , ſein vermeyntes
Pabſtthum abgelegt und verſchworen i darůber vom
Pabſt die Abſolution erhalten /und in einem ehrlichen Ar
reft, ſein Leben als ein Mönch, beſchloſſen.
Im übrigen Jtalien gieng es nach des Kayſers Abzug
auch ſchlechtdaher, die Gibelliner defendirten ſich zwar
noch eine Zeit wider die Guelphen / weil aber der Kanſer
ihnen nicht viel Hülffe mehr ſchickte / aus Furcht ſeine Re Der König
conciliation und Verſöhnung mit dem Pabſt noch diffi- in Bdhmen
( chlágt fich
ciler oder ſchwerer zu machen , auch Johannes der Rinig in auf des
3 Bdhmen / und ſein Sohn Carolus, der da anfänglich /um Pabſts
dem Kayſer zu dienen / eine Expedition in Italiengethan Seiten.
hatte / nunmehr um den Pabſt zu obligiren / und ſich das
durch den Weeg zum Kanſerthum zu bahnen / es offentlich
mit den Guelphis hielt i ſo bekamen endlich dieſe die Obers
hand / und die Gibelliner lieſſen auf die leßt die Arme auch
fincken / und vergnügten ſich 7 daß ſie in den Städten und
Låndern / wo der Kanſer ſie als Stadthalter hingeſerti
wie da waren die Viſconti zu Mayland / die Scaligeri zu Turbulen
Parma , die Gonzaga zu Reggio , dievon Efte zu Modena, ter Zuſtand
in Stalien.
die Carrara zu Padua , andere anderswo, ſich unter des
Pabſts Protection zu ſolcher Stådte würcklichen Herz
machen , und einer dem andern das Seinige wieder ab:
nehmen kunten / gieng alſo die Autoritåt der Kayſer von
Tag zu Tag je mchr und mehr verlohren .
Gn Teutſchland war unterdeſſen Käyſer FridericusPul- An, 1326
cher mit Tod abgangen / an dem elenden Zuſtand der Phti- Känſer
riafi oder Lånſe-Kranckheit /ſo ihm von einer gleichen Ur : Fridericum
fach als Käyſer Arnulpho, der auch daran geſtorben nem
Res lich
634 fünffrer Periodus. V. Capitel .

S. XIV. lich von einem Liebes - Tranck, dem ihm eine Adeliche Dame
bengebracht haben ſoll,wiederfahren . Ingleichen iſtauch
An. 133 ! 1 geſtorben Herzog Henricus der lekte König in Cårnthen /
und Grafvon Tyrol hinterlaſſende eine einige Tochter i
and Erbin Margaretham , pieman / wegen ihres unformlich
groſſen Maul> 7 Frau Maultaſch hieß , die an König Jo.
hannes in Böhmen Sohn / Marggraf Johann Henrich
in Mähren vermählt war , weilen nun um dieſeZeit König
Johannes in Italien die Parther der Guelphorum ergrifs
Pen / ſuchte Kanſer Ludovicus ſich an ihm zu revangiren
1 oder zu rächen / und erklärte das Herkogthum Cårnthen /
Das erſt vor etlichen Jahren durch Kayſex Rudolphum
dieſer Familie war beygelegt worden / vor apert und heim
geſtorben / und belehnte damit die Hergogen von Deſtery
reich /der Erbin Margarethæ allein die Grafſchafft überlaſ
ſende / an welche gleichwol ihres An -Heras Bruders
Sohn / Graf Heinrich von Görg auch Anſpruch machte.
Hierob entſtund zwar ein groſſer Krieg / und verheerte.
Frau Maultaſch das Cårnther -Land elendig ; doch muſte
er gleichwol zu lekt bey dieſer Belehnung bleiben . Nach
der Zeit aber bekam Frau Maultaſch an ihrem Gemahli
* Marggraf Johann Henrichen in Mähren / einen Über:
druß/beſchuldigte ihn der Unvermögenheit/ und betheuerte
mit einem Eyd / daß ſie von ihm noch Jungfrau ſepe ( wie's
woten nach der Zeit Marggraf Johann Heinrich mit ſeis
ner andernGemahlin etliche Kindererzeugt 7 ) ließ darauf
von dem Biſchoffvon Freyſingen ſich von ihmſcheiben / und
heyrathete davor des Kayſers Ludovici Sohn , Ludovi
Frau cum ,den man /weil er zu Rom gebohren worden / den Ros
Maultaſch mer beynamſte , dem ſie die Grafſchafft Tyrol/ und ihre
bringet Prætenſion an Cårnthen /zubrachte,welchePrætenſion der
Syrol und
Šárnthen Kayfer dieſes mal, da die Kuh des Richters war /vor gúla
an Bån tig erkannte / und darüber zu einen groſſen Krieg Anlaß
ern. gab . Es hatte aber Frau Maultaſch / nachdem ihr von dies
und wies fem Ludovico erzeugter Sohn geſtorben / ſolches Land dem
Defter. Hauß Bävern doch nicht gegonnet/ ſondern es wieder :
reich . umn an die Deſterreichiſche Familiam geſchencket / oder /
wie
Die Regierung Ludovici IV . Bavari. 635

wie Lazius will / fich in der dritten Ehe dahin geheyras


thet.
Unterdeſſen da dieſe Dinge in Teutſchland vorgier
gm /warKayſer Ludovico gleichwol gewaltig übel bey der
Sache, daß er noch immer in des Pabſts Bann ſtehen ſolte ,
und obwoln ſolcher Bann durch ſeine Theologos, und faſt
alle Teutſche Biſchoffe vor unrechtmäßig , und der Kayſer
vor unſchuldig erklärt / auch die Prieſter / ſo da die Påbſt
liche Befehle reſpediren / und / weiln gank Teutſchland im
Påbſtl. Verbott ſtund / keinen Gottesdienſt verrichten
wolten / aus dem Landevertrieben worden / ( deſſen zwar

bayan
der wenigſte Theil erwarten wollen / ſondern nach dem

escort
Erempel der Franciſcaner /die ihres eigenen Intereſſe halber
des Kayſers Parthen wider den Pabſt hielten ſich lieber zu
COM ihrer Gebühr bequemten )ſo wolte doch ſayſer Ludovicus
dabey nicht ruhigrenn / aus Furcht i es dorffte unterdem
Prætext des Bannes ihme ( maſſendann ſolches auch bes
pornog gegnet) endlich ein unannehmlicher Handel in Teutſchland
felbſt/ wie vielen von ſeinen Vorfahren widerfahren . Sol- Der Kays
chem nach ſuchte er durch alle
erſinnliche Unterwerffungen die
ſer Abſ
ſuchto
bey dem Pabſil. Stuhl die abſolution. Pabſt Johannes lution ben
XXII.Wolterſo langer lebte / nichts davon hören / es rey dem Pabit.
dann / daß Kayſer Ludovicus die ihme gleich zu Anfangs
verſchriebene Bedüngnuſſe erfülle i und fich leðiglich dem
Pabſtl. Ausſpruch unterwerffe .Delfen Succeſſor, der Pabſt
Benedictus XII. gab es zwar viel gelinder/u.erkannte felbſt
daß dem guten Kanſer zu viel geſchehen / håtte ihn auch
von Grund ſeines Herßens gern abſolvirt / alleine reine
Cardinale / die mehrentheils Frankoren waren / lieſſen auf
Anhebung des Königs in Franckreich deſſen Intereſſe dars
inn beſtund / daß die Sachen in Deutſchland und Stalien
noch lang in Verwirrung bleiben möchten / es dazu nicht
kommen / und ward dabey dieſe wunderliche Comedieges
ſpielt, daß der König in Franckreich Philippus VI. Valefius
ſich åuſſerlich ſtellte / als ob er des Kanſers Abſolution auf Wunder:
alle Weiſe befördern helffe , unter der Hand aber ſie auf liche Vers
Das Fråfftigſte hintertrieb / und der Pabſt hingegen in ſtellung.
ſeinem
636 fünffter Periodus. V. Capitel.

S. XIV . ſeinem Herken den Käyſer långſt gern abſolvirt gehabt


håtte / äuſſerlich aber denen Cardinålen zu Gefallen ſich
ſtellen muſte/als wolte er nicht.PabſtsBenedictiSucceſſor,
Clemens VI. tratt allerdings in die Fußſtapffen Johannis
XXII. perſequirte und verfolgte den Kayſer mit allem Ri
An. 1343. gör oder Schårffe / und beharrete bloſſer Dinge , auf die
Dem ſen Conditionen : Daß 1. der Kayſer den Wilhelmum
Kapſer Occam auslieffern . 2. Was er wider den Pabſt gehan,
werden
harte delt reſcindiren und ungültig machen . 3. Daß das Reich
Conditio- des Pabſts Lehen ſene i offentlich und ſchrifftlich . 4. Sich
nes vorges por einen Keter bekennen. s . Das Reichabtretten / und
ſchrieben. Darüber des PabſtsSentent erwarten. Und 6. ſich vor ſeine
Perſon mit Weib und Kind i ſamt alle ſeinem Land und
Leuten dem Pabſt auf Gnad und Ungnad ergeben ſolte.
Dieſe Diere Conditiones , wie ſie gant unerträglich waren /
aber pom alſo wurden ſie von dem Kayſer und geſamten Reichs:
morffen. Stånden auf einem Reichs- Tag zu Franckfurt verworf:
An .1344.fen / und einhellig beſchloſſen / dergleichen auch vorhin auf
andern in dieſer Materie gehalteñen Reichs- Tågen geſches
hen , daß das Römiſche Reich allein von der Wahl der
Chur-Fürſten dependirte / und ro bald ſolche auf einen
Heren durch die Majora gefallen / daß derſelbe von Stund
an rechtmåſſiger Römiſcher Kšnig und Kayſer ſeye 7 ohne
daß der Pabſt ſich darein zumengen / oder der Erwåhite
auf des Pabſts Érånung i als welche der Sache nichts
geben noch nehmen könne/zu warten habe. Eshange auch
währendem Interregni , das Reich nicht von dem Påbſtli
chen Stuhl,ſondern von den ordentlichen Reichs-Vicariis,
Þfalk und Sachfen. Dieſe Conclufa und Schlüſſe lieſſen
die Stände im Wamen des ganzen Reichs dem Pabſt zu
Avignon ordentlich inſinuițen und einhändigen.
Dieſer/als er ſahe/daß er mit den bloſſen Excommuni
cationen wider Kayſer Ludovicum , der in ganz Teutſch
land als ein rechtmäſſiger Römiſcher Kayſer reſpectirt
ward / nichts ſchaffte / gerieth auf die Gedancken / ihmer.
vermittelſt eines Schiſmatis, neues Werck an den Rocken
zu legen / ſchrieb derohalben an die Chur - Fürſten / daß ſier
wie
1
+
Die Regierung Ludovici IV. Bavari. 637

wie zu Zeiten Kayſers Henrici IV. geſchehen , zu einer neuen


Wahlſchreiten folten / und ſchlug hierzu vor/Čarolom , den
Cron- Pringen von Böhmen . Des Caroli Groß- Vat:
ters Bruder / Chur- Fürſt Balduinusvon Trier / undſein
Here Vatter / König Johannes in Böhmen / bothen in fa
vorem und Gunſt ihrer Familiæ hierzu alſobalden die
Hand , der Chur- Fürſt von Edin ließ ſich durch eine Vers
ehrung von 8000.Marck Silber / und Rudolphus , der
Chur - Fürſt von Sachſen mit 2000. Marck dazu diſponi
ren und verteiten . Pfalz und Brandenburg wolten
nichts damit zu thun haben 7 und weil der Chur- Fürſt von
Måyng/ Heinrich von Vůrnenburg / ég beſtåndig mit Lu
dovico hielt/ und von ihm nicht zu trennen war / ſo degra
dirte und entſekte ihn der Pabſt/ als einen/ dermit Ludovi
co långſt excommunicirt wäre / und ernannte an ſeine
Statt zum Chur- Fürſten Gerlachen von Naſſau / der zur
Danckbarkeit alles that/was der Pabſt ihm vorſchrieb .
Dieſe fünff Chur- Fürſten nun thaten auf des Pabſts An. 1346.
Geheiß ſich zu Rens am Rhein zuſammen 7. ſepten Kanſer Carolus
wird wis
Ludovicum ab / und erwählten Carolum aus Böhmen /
der Ludo
ber eben damals in Franckreich war Der : Kanſer Ludo-vicum er:
vicus aber / und alle übrige Reichs-Stånde erklärten auf wählt.
einem Reichs- Tag zu Speyer dieſe Wahl vor null , und
thaten Ludovico von neuem die Huldigung/ wie dann auch
im ganken Reich / auſſer oben gemeldten Chur - Fürſten i
niemand auf des Caroli Seiten ſtund / und die Stadt
Aachen ſelbſten die Thore vor ihm zuſchloß / deßhalben er
zu Bonn ſich muſte crònen laſſen.
Der neu -erwählteKayſer Carolus wolte ſich zwar gern Kan aber
hervor thun / und ſonderlich ſich in Italien ſehen laſſen ;ber nichts
kam aber in Tyrol von Ludovico , des Kayſers Ludovici ausrichs ten.
Sohn / Schlåge / und muſte in ſeinem Erb - Königreich
Böhmen des Ausgangs dieſer Sachen ſtilſikend erwars
/ o ſich auch bald åuſſerte.
ten ſ
Dann dasfolgende Qahr gieng Kayſer Ludovicus unsAn. 1347
vermuthet mit Tode ab 7 und machte alſo ſeinem Æmulo
zeitlich Plak. Die gemeine Erzehlung von ſeinem Tod iſt ,
Daf
638 fünffrer Periodus. V. Capitel.

S. XIV . daß auf einem groſſen Gaſtmahl / da reine Schnur die


Frau Maultaſch ( andere nennen Johannem von Defters
reich ) vonihm Abschied genommen / ſie ihme zu guter legt
eineſchöne ſilberne Flaſcheverehrt , und daraus zugetruns
cken / weilen aber die Flaſche getheilt / und zugerichtet geider
fen / daß ſie auf der einen Seiten puren Wein / auf der ans
dern aber einen Gifft - Tranc in fichgehalten / habe ſie die
gifftige Seite dem Kanſer dargereicht/ welcher davon ges
truncken / alſobald ein Stechen um das Herz empfun
den / und den Gifft mit Brechen von ſich bringen wollen /
er /um ſolches
als aber dieſes alles nichts verfangen / habe
durch den Schweiß zu heben / ſich auf die Jagd begeben
und als er eben einem groſſen Båren nachgejagt 1 Pere er
jehling vom Pferd herab gefallen / und eine geraume Zeit
ohne Empfindlichfet da gelegen / Doch endlich zu ſich ſelbſt
wieder gekommen , habe dieAugen gen Himmel gekehrt/
GOtt um Verzeihung ſeiner Sünden inbrůnſtig ange:
ruffen / herklich gebetet / und mit Bezeugung groſſer Con .
An. 1347• trition oder Bereuung und Gottesfurcht , auf einer Wieſe
Kapfer nahe bey dem Cloſter Fürſten - Feld / zwiſchen Augſpurg
Ludovicus und München / verſchieden . Aventinusaber, der doch die
Båyriſche Acta genau durchſucht/ meldet von der Circum.
ſtanik des Giffts nichts , ſondern ſchreibetdes Kayſers Tout
einem Schlag- fluß zu . Aufdieſe Weiſe ſtarb dieſer hers
liche Kanſer i feiner Regierung im 33ſten ſeines Alters
aber im 63ſten Fahr.
Es iſt nicht zu laugnen , was auch Bzovius und andere/
ſo das Intereſſe des Påbſtlichen Hofs etwas allzuſehr de
fendiren/ von ihm Widriges ſchreiben / daß in dieſem
Heren ſehr groſſe Tugenden ſo wolweltlich als geiſtlich
gewohnet / wie erdan : ſein Unglück / daß er in dem Bann
ber Kirchen Feine Lebens-Zeit ungea
, chtet aller ſeiner Uns
terwerffungen und Deprecationen / zubringen müſſen /herga
lich betäuert / und abſonderlich gewaltig ſoll gerührt wors
Den ſeyn / durch eineunvermuthete Begebenheit/ da ernemis
lich ob der Tafel einsmals ſichvernehmenlaffen : Er has
begehört/ wann einerin des Pabſts Bann jepe ſofrelſe
fein
Die Regierung Ludovici IV. Bavari. 639

kein Hund kein Stück Brod von ihm / und wolle nun ſols
ches verſuchen / habe derohalben dem Hund ein Stuck

Brodiingereicht 1 Der áber ſolches nicht effen wollen , ba Ludovicus


abe der Kayſer gemeint /der Hund wolle ſonſten das dro- fürchtet
kene Brod nicht efſen , und habe es wol mit Brühe und ſich vor
fett beſchmieret / allein der Hund habe auch dieſes von reis den Bana ,
er Hand nicht wollen annehmen / welches den Kayſer ges
altig conſternirt und beſtürkt gemacht habe .
Von dem ſtammet her ,die heutigs Tags noch höchſt- gift ein
tihmlich floritënde Linie der Chur- Fürſten und Herko Staninis
en ausBånern / maffen dann auch unterihre das gange der Bipo
Båverland zuſammen gekommen í indeme er nicht allein riſchen
en dem Vertrag, den er mit ſeines Bruders Pfalzgras Familie,
ens Rudolphi Kindern getroffen / Basjenige was Rudol
hus vorhin an Båyerland ſelbſten /noch participirt und zu
rdern gehabt / innen behalten / fondern auch nach ſeines
Šettern / Johannis , des Herkogen von Nieder- Bayern
n. 1340. erfolgten Todes- Fad , deſſen ganzen Erbtheil
Tein occupift oder eingenommen / und ſeines Bruders
Söhne ( zwar nicht ohneihre Lamentation )davon exclu
rt und ausgeſchloſſen .
ŠONA
1
640 Fünffrer Periodus. V. Capitel.

S. XIV . Sonſten iſt dieſes Kayſers Ludovici Regierung auch


ziemlich remarquable und denckwürdig /wegen unterſchieds
licher frembder Evenientien und Begebenheiten / ſo fich
Zeit ſelbiger in Deutſchland zugetragen .
Als erſtlich / iſt Anno 1315.wegen allzu groſſer Näſſe
Groſſe
Hungerss und anhaltenden Regenwetters i alles Getrånd in Teutſch ,
Nuth in land durchgehend verdorben / woraus ein ſolcher Hunger
Deutſch und Sterb entſtanden / daß man glaubt / der dritte Theil
land. von Teutſchland reye damals an Menſchen darauf ganz
gen. Diß Jahr wird in den Hiſtorien insgemein mit
dem Wort ČVCVLLVM bemercket / als deſſen Buchſta
ben die Jahr - Zahl andeuten / und iſt daher der gemeine
Vers bekannt :

Ut lateat nullum tempus famis , ecce


CVCVLLVM .
Das iſt :
Das Wort CVCVLLVM zeigt das überbo
re Fahr
Da Peſt und Sungers , Noth die Peitſche
Deutſchlands war .

An. 1321. Zum andern / ſo haben um dieſe Zeit die Sonbers


Aufruhr Siechen in Franckreich und an dem Rhein - Strom eis
der Sons nen gewaltig loſen Handel angefangen und die Bruna
der,Sies nen mit ihren
Auſſaß -Grinden 7 und andern böſen Puls
chen,
pern / vergifftet/ der Hoffnung / es ſolten alle Leute bars
über aufſäßig ober kranck7 folglich ihnen gleich , und alſo
ſie ſelbſten groſſei Herren / Fürſten und Grafen in der
Welt werden / dergleichen Würden ſie untereinander
ſchon ausgetheilt : Als aber die Sache heraus kam / wur :
den ihrer viel durch den wütenden Pöbel erſchlagen , auch
Durch die Hand der Obrigkeiten viel tauſend hingerichs
పూకునాకి tet / etliche auch mit ſamt ihren Siechen - Kobeln vers
Brandt / und damit ſie ihr Geſchlecht nicht propagiren und
fortpflangen mochten / wurden ihre Weiber/ diefie bißherd
bey
1
90 Die Regierung Ludovici IV . Bavari . 641

ben ſich gehabt / von ihnen gethan und abſonderlich vera


Tchloſſen .
Zum dritten / fo fanden ſich in Teutſchland eineungesAn, 1338.
meine ſchr8ckliche Menge Heuſchrecken ein 1, so rechs Flů- Ungemeia
gel hatten / und aus Orient durch Deſterreich und Böh - ne Menge
men herkamen / mit ſolchen Schwärmen / daß ſie, wann ſie per Seus
i flogen/ die Sonne gar verfinſterten / und auf drer MeilThrecken.
Weegs in die Breite / und eine gange Tag- Reiſe in die
#N Långe dasLand bedeckten. ( Dergleichen ungefehr auch
in dieſem Jahr , da dieſes geſchrieben wird / GOttgebe
nur/ nichtmit gleicher Nachfolger ſich ereignet hat. ) om
Winter Frochen ſie / wie ander Ungeziefer , in die Erden /
und famen das folgendeJahr wieder hervor: gm vierd
eine groſſe Menge Kråhen
ten Jahr aber kam /
Alſtern und
Dergleichen / die fraſſen dieſe unbezwingliche Feinde auf i
und der Reſt ward durch einen jähling gefallenen Schnee
jetódtet: Sie waren Vorbotten der Türcken , die um
bieſe Zeit bas ganke kleinere Aſien eingenommen.
wa Ubrigens iſt auch nicht zu umgehen / daß unter dieſer A 13.9.
Regierung die Stadt Straßburg ihre Edelleuteausges burg rich:
aget/ und das Burgerliche Regiment / ſo bißhero alba tet eine
iblich geweſen / eingeführet, Democra
Item , daß PfalzgrafRupertus die Univerſitåt zu Hen.tican.
Delberg (welche nach Wien die andere in Teutſchland An. 1346.
var ) aufgerichtet /nach dem Muſter der von Paris / und Fundation
son bannen den erſten Rectorem Marfilium ab Ingen , be- der Uni
uffen /da dren Jahrvorher in ſelbigen Gegenden ein ſolch verlitåtzu
sortrefflich Wein Jahr geweſen / daß man einen Eymer Seydel.
Wein um zwey leere Fäſſer gegeben ; an etlichen Drtenberg.
Sen Kalch mit dem übrigen Wein angemiſchet,und um
Den Wein zu Heydelberg aufzuhalten / das groſſe Faß/ Erſtes
(deſſen Pofteritåt biß auf den heutigen Tag, propagirt und groſſes
fortgepflanget iſt )welches 56. Fuder Wein in ſich gehal fangu
Hendels
ten / gemacht worden . berg ,
Diß iſt/was virvom Kayſer Ludovico am notableſten
Bu fagen gehabt. Weiln wir nun / wie in der Vorrede ers
Wehnt / vor gut befunden / bep ibm einen Abfab zu machen i
Dritter Tbeil.
642 Fünffrer Periodus. VI. Capitel.
S. XIV , ſo wollen wir auch dieſen Periodum ratione der Deutſchen
Geſchichten hiemit beſchloſſen haben / und uns zu den
Griechiſchen Fehren.

Das VI. Capitel.

Von den Griechiſchen Geſchichten .

Michaël VII . Paleologus.

fr haben den vorigen Periodum beſchloſſen mit


der von Michaële Paleologo wieder gethaner
Sft Eroberung der Stadt Conſtantinopel/
danema
lich folche denen Latinis, die er bißher in die s9. Jahr bez
refſen , unter der Regierung des Kayſers Balduini, deraus
dem Franzöſiſchen Haus von Courtray war / unvermus
thet eingenommen / und denen Griechiſchen Kanſern /wela
che ihre Reſidenß zu Nicæa im kleinern Aſien gehabt, wie:
( Rudol- der unterworffen worden . Dieſer Michaël Paleologus,
phus.) welcher zu Nicæa eine Zeit lang des jungen Kayſerlichen
Pringen Johannis Laſcaris Vormund geweſen / bernach
aber /nachdem er den rebelliſchen Deſpotam in Macedonia,
Michaëlem überwunden / mit Excluſion des rechtmäßigen
Erben zum Kayſer ausgeruffen worden / und endlich auch
die Stadt Conſtantinopel wieder unter ſich gebracht , hat
dieſer Zeit anders ſonderlich Notables nichtverrichtet/
nach
als daß er um, ſeine Regierung deſto veſter ju reken í ſeis
nem Pfleg -Sohn dem Johanni Laſcari, die Augen aus:
ftechen laſſen ! auch mit dem gedachten rebelliſchen De
fpota oder Fürſten in Macedonien / Michaële , noch ge:
raume Zeit Krieg geführt / und damit er das Wetter /
welches ſich wider ihn aufzog , da man nemilich in Occident
bedacht war / den vertriebenen Kayſer Balduinum , vers
mittelſt einer Cruciatæ, zu Conſtantinopel wieder zu intro
duciren oder einzuſeßen / und die Waffen / wormit ihn
Carolus der König von Sicilien bedrohete , von ſich abs
Kehren möchte , die ſo lang und allezeit vergebens bißher
geſuchte Reunion und Vereinbahrung der Griechiſchen
und
Orientaliſche Geſchichten . 643

und Lateiniſchen Kirchen veranſtaltet / und auf dem An. 1174


Concilio zu Lion vollkommentlich durch ſeine Geſandten Kayſer
bewerckſtelliget / wiewol er doch weder Autorität noch vereini.
Macht genug hattei ſothaneReunionund Vereinbah- get fich
rung würcklich und in effectu in ſeinem ganzen Lande mit der
einzuführen / ſondern darüber dieſe Zeitlichkeit verlaſſen Lateinis
den Kic
"muſte. eben
An . 1283
Andronicus II. Paleologus.
Wien As erſte /was der jungeKayſer Andronicus pornahm , (Rudol
war / daß er alles was ſein Herr Vatter / zu Behuf pbus.) ni
Andro et
der Reunion zwiſchen der Griechiſchen und Lateiniſchen cusbeb
firchen gethan / auf einmal übern Hauffen warff / und foldjes
Das alte Schiſma erneuerte y maſſen er dann auch dieſer wieder
sirfach halben ſeinen Herr Vatter nicht einmal ehrlich bez auf
raben laſſen. Allein dieſes wolte ihm auch keine Roſen
agen i Dann um dieſelbe Zeit that ſich unter den Türckis
ben Sultanen vor andern hervorOſman oderOttomann ,
in Sohn des Ottaguli und Stamm - Vatter der heutigen
růrckiſchen Kayſer der um den Euphratem herum / und
a den Grången von Armenien ſeine Herrſchafft bißher ges ( Adol
abt hatte i dieſer war ſo glücklich / daß er nicht allein die phus.)
vehreſten Sultanen i ro im kleinen A hen herzſchten / unter
ch brachte 7 fondern auch ' weil die Griechiſche Kayſer den
Orient bißhero zimlich negligirt und verabſåumet/ und wer ( Albertus.)
g Soldaten darinnen unterhalten hatten / als welche ih
en mehr koſteten als das durch die ſtetige Streiffereyen der (Henricus
ürcken ruinirteLand ihnen eintrug, die ganze Landſchafft VII.?
ithynien im kleinern Alien , ſamt der Haupt-StadtPru ( Ludovi
cus Bavar. )
2 ,fo nun Burſa heiſſet / und welche die Türckiſche Sultas
en Damals zu ihrererſten Reſidenk erkieſt 1 ja alles daſelb , Pruſia
geübrige Land biß an den Boſphorumerobert. Dieſe wird der
Sården
glücke ſekten Andronicum ben den Seinigen in Gering: Haupt
tung / und ſein Enenckel Andronicus erhielt ſich die un- Stadt.
lige Gemůther der Unterthanen ſo wol/ daß er von ih: An, 142.6
eine Armee zuſammen brachte , und damit den Groß
atter in Conſtantinopel belagerte , auch dahin brachte !
SI 2 das
644 Fünffter Periodus . VI . Capitel.

S.XIV . Daß er ihm die Lånder Thraciam und Macedonien abtret.


ten muſte : Der jungė Andronicus aber war damit nicht
An.1328. zu frieden / kam nach ſieben Jähren wieder i nahm durch
Sein En Verråtheren die Stadt Conſtantinopelſelbſten ein, nahm
ſtóftihn Den Groß- Vatter gefangen undn8thigte ihn / daß er ſich
vom jum Mönchen ſcheeren laſſen muſte , in welchem Stander
Ehron . einige Zeithernach , im 70: Jahr ſeines Alters und so. feis
An , 1332.
ner Regierung ſein Leben aufgab.
Ein gesin
mahltes Es ſoll einige Fahrè vor dieſer Eroberung ſich zu Cong
Pferd ſtantinopel ein wnnderbares Éveniens und Begebung zus
wiebert. getragen haben / daß nemlich ein an die Wand garkünſtlich
gemahltes Pferd etlichmal einen ſehr lauten Schal / als

I.

ob es das Wichern von einem Pfero wäre / von ſich geges


ben / dergleichen es auch gethan haben ſoll / als vor 117.
Jahren Conſtantinopel von den Frankoſen und Venes
tianern erobert worden .

Andronicus III. Paleologus Junior.


(Ludov. Seſer junge Andronicus war nicht glücklicher als ſein
Bayar. )
Herz Groß - Vatter. Orchanes , Des Ottomanni
An. 1328 . Sohn
Orientaliſthe Gerchichten , 645

Sohn und Nachfolger / nahm ihm die Stadt Nicæam , Die Türi
undwas er faſt im kleinen Alien noch übrig hatte , hinweg, men Ni
und ſchlug ihn daben auf das Haupt. Mit dem König cæam ein .
von Bulgarien fieng er einen unndthigen Krieg an 7 ließ
fich aber aus Unvorſichtigkeit dergefialt in die Klemme
þringen / daß er mit der gangen Armee håtte Durſts ſter
ben müſſen , wo ſich der König von Bulgarien , der ſein
Schwager war /nichtſeiner erbarmet / mit ihm Friede ges
macht / und freyen Abzug geſtattet håtte. Der König
von Neapoliund die Städte in Italien / denen die Pro
greſſen der Türcken, die bereits auch viel Jnſuln in Archi
Pelago eingenommen hatten / algemach ſuſpect und vers
dächtig zuwerden anfiengen, machten zwarmit ihm /wider
pie Türcken Alliang ) und perſprachen ihm Volck und
Schiffe zu ſchicken . Als es aber dazu fam / geriethen die
Stådte ſelbſt einander in die Haare, und blieb dieſe Expe.
ditionund Feldzug zuruck.

Es gerieth daß Griechiſche Reich unter dieſem Kanſer Des Kayi


in ſolche Abnahm / daß einsmals. ſeine ganſe Armee in fers
nicht mehr als 25.Mann zu Pferd und soo. zu Fuß be: Schwå.
ſtund : In dieſen Troublen und ſchlechten Stand gieng che
dieſer Kayſer an der Milk-Kranckheit mit Tod ab í und
hinterließ zwey noch unmündige Söhne / Johannem und An 1341.
Manuelem , denen er einen von ſeinen vertrauteſten Freuns
den und vornehmſten /Miniſtem /JohannemCaptaçozenem
zum Vormund porſekte.

Johannes Paleologus.
Feſer Cartacozenus ,
wie er dann ein Herz pon groſſen ( Ludor
Talentis u. herzlichen Gemüths- Gaben war auch die Bavaró)
Hiſtorie von ſeinem Lebenſelbſten gar ſchon beſchrieben , fo Au.1345.
annoch vorhanden / ftund eine Zeit lang dem Reich und neswird
der Vormundſcbafftnicht übel für ; als er aber ſeinen von ſeis
Vortheil erfah / ließ er ſich in Thracien von der Armee nem Vor:
felbſten zum Kayſer ausruffen / und
verdrengte alſo feinen munder
Pfleg -Sohn / wiewol, die Stadt Conſtantinopel felbſten verbrengt.
SS3 ihn
646 fünffter Periodus VII. Capitel.

S. XIV . ihn eine geraume Zeit vor ihren Herm nicht erkennen wol
te / und die Thorevor ihm zuſchloß.
Weil aber die Verrichtungen dieſes Cartecuzeni faft
insgeſamt in die die nachfolgende Zeiten einlauffen / ſo wollen
wir die Griechiſche Hiſtorien hierbey auch bewenden laſ
ſen / und uns zu den Frankóſiſchen kehren .

Das VII. Capitel.

Von den Franzöſiſchen Geſchichten.


An, 1270)
!1 fr haben die Frangoliſchen Geſchichten des vos
rigen Periodi beſchloſſen mit dem Tod des KS
Gnigs LudoviciSan &ti , ſo in der Belagerung von
Tunis ihm zugeſtoſſen ; wollen derohalben den Faden uns
ſerer Erzehlung aldar wieder anknüpffen / und ſolchen
nunmehr weiter fortſeken.

Philippus III. Audax .


Er Sob Fönigs Ludovici hinderte nicht , daß man
D
por Tunis.nem Bruder Carolo , dem König von Sicilien / gelegen /
noch drey Monat fortſette ; wie nun die Stadt auf die
Extremitåten gebracht war / ließ der König von Tunis den
Belagerern Friedens - Conditiones vorſchlagen / und weis
len Philippus des Ludovici Sancti , Sohn und Succeſſor
heim eilte 7 der König Carolus in Sicilien auch mehrnach
Geld als nach der Stadt trachtete7 ro ward die Belages
rung aufgehoben / mit dieſen Conditionen, daß der König
von Tunis vor die Srieges -Unkoſten eine groffe Summam
Gelds bezahlen und dem König Carolo einen jährlichen
Tribut von 40000. Thalern / fo viel er nemlich ſelbſten we
gen des Königreichs Neapolis dem Pabſt zu geben ſchul
dig war / reichen ſolte.
Hiermit hatte dieſeExpeditio Sacra oder H.Zug/woré
mit man den gangen Orient zu bezwingen vermeinte / ein
Ende/ und Fehrten die beeden Könige Philippus und Caro
lus zuruck / mit ſich nehmende die Sebeine des Königs Lu
dovici
frangofiſche Geſchichten. 647

dovici San & i , deſſen Leichnam ſie nach damaliger Gewons


heit/wann ein groſſer Herz in fremden Landen verſtorben /
SA geſotten / und alſo das Fleiſch von den Beinen abgelöſet.
Es kam zwar eben / als ſie im Aufbruch begriffen waren /
dazu Eduardus der Pringin Engeland mit ſeiner Flotte
von Cruciatis, und meinteſiezu überreden /daß ſie / ihrem
Gelübd zu Folge / den Zug in Orient gar fortſeßen ſolten /
allein die Heimreiſe war ihnen nöthiger / und lieſſen ſieden
guten Pringen allein fortziehen ; wiewol ihnen ſothane
præcipitirte und überweilte Heimreiſe auch nicht gar wol
gelungen / dann die Flotte des Königs Caroli warð an den
Sicilianiſchen Küſten von einem Sturm überfallen / das
durch faſt die gange Flotte / nebenſt 4000 Menſchen und
allen der Geld / das man vom König zu Tunis erhoben /
bis zu Grund gangen . Es verlohr auch der König Philippus
auf dieſer Heimreiſe ſeine Gemahlin / ſeinen Bruder / und (Rudol.
deſſen Gemahlin / brachte alſo viel Todten Beiner / und phus.)
wenig Geld oder Gewinn nach Haus.
In ſeinem Königreich richtete er nicht viel anders aus) Krieg
als daß er Johannam ,die lekteErbin von Navarra,die her, mit Spar
tien .
nach ſeinen Sohn Philippum gebeyrathet / wider die ſti:
nige von Caſtilien und Arragonien , die ihr Land gern an
Tera' ſich gezogen håtten / wie auch die Kinder ſeinesSchwagers
Ferdinandi Des Infanten von Caſtilien i welche der Großs
Vatter König Alphonfus von der Succeſſion und Nach :
folge excludirt oder ausgeſchloſſen / und ſolche
ſeinem an:
dern Sohn Sandio, zugeſchangt / in ſeine Protection und
Schug nahm , wiewol er wenigDienſte ihnen leiſten kun
te / weil alle ſeine Anſchlägean die Spanier verrathen und
unterminirt wurden . Dann er hatte einen ſo genannten la
Broſe an ſeinem Hof/der vor dieſem ber ſeinem Herz Vata
ter nur ein Barbierer geweſen war / den hatte er zu ſeinem
Favoriten oder Günſtling und Premier. Miniſter ( Vors
nehmſten ſeines Reichs)gemacht; Dieſer beſchuldigte ſeine
Gemahlin , ſiehåtteBen älteſten Königl. Prinzen aus erſter
Ehe mit Gift sergeben / undwar es naheandeme/ daß
mar ihr den Proceſs machen und fie lebendig verbrennen
S14 : wolte
648 1
Fünffrer Periodus. VII. Capitel.

S. XIII. wolte / wofern nicht ihr Bruder , der Herkog von Bra :
bant , einen Cavallier geſchickt / der ihre Unſchuld durch
offentlichen Zwey -Kampff zu probiren ſich erbotten 1 auch
eine gewiſſe Nonne oder Beginne , die man vor eine Heilige
Schånds hielt i den König verſichern laſſen , daß der Königin uns
lider
recht geſchehe. Endlich kam dem König ein Brief von
Dod eis
nes Favo- dem la Broſe in die Hand , den er an den König von Caſtis
riten , lien geſchrieben / und darinnen vermuthlich verråtheriſche
Dinge begriffen geweſen / worauf er dieſen undanckbaren
und ungetreuen Diener alſobald hencken laſſen .
An. 1274 . ſeiner Zeit ward das groffe Concilium zuLyon ges
Zu
Concilium halten i in welchem die Geſandten des Griechiſchen Kays
Lugda. fers Michaëlis Palelogi ſich mit der Lateiniſchen Kirchens
nenfe .
vereinigten / und ſich derfelben unterwurffen .
gmgleichen gieng auch unter ſeiner Regierung vorber
An . 1282.das grauſame Blut- Bad / oder die ſo genannte Veſper in
Veſperæ .
Sicula , Sicilien- Undwie hierauf der PabſtMartinus IV. Petrum
den König von Arragonien / als Urheber dieſer Maſacre
und Blut- Bads / excommunicirt und deſſen Königreich
dem Philippo in Franckreich zugeeignet hatte / machte ſich
dieſer auf ſolches vor ſeinen Sohn Carolum Valeſium zu
conquiriren und zu erobern ,hatte auch im Anfang gutes
Glůck / ſchlug die SpaniſcheArmee , und nahm die Graf:
ſchafft Rouſſilion, nebſt einem guten Theil von Catalonien
Ausgang ein . Seine Schiff- Flotte aber / von welcher er / aus Ge:
des Spas ſparſamkeit / die Piſaniſch -und Genuefiſche Schiffe hat
nifchen ten weggehen laſſen / ward von dem Arragoniſchen Ad
Kriegs. miralLauria geſchlagen /unddarauf kunte der König Phi
lippus in Spanien långer nicht ſubſiſtiren / ſondern muſte
mit leerer Hand wieder zuruck gehen / ob welchem Vers
An 12859 druß er ſich zu Tod bekümmerte / und ſtarb / ſeis
ner Regierung im rechszehender
Qahr.

Phi
Frangofiſche Geſchichten . 649

Philippus IV , Pulcher, 1

As Notableſte / ſo unter dieſem König Philippo Pul (Rudol.


chro vorgieng war: 1
phus.)
Erſtlich / daß er ſich mit Sanctio dem König von Caſti.
lien vergliech i das Intereſſe ſeiner jungen Vettern / der
Söhne desFerdinandi , die ihn disgouſtirt und beleidigt
hatten /abondonnifte oder verließ /und berSeits ſeşte und
ihm die Prætenfiones auf erfagtes Königreich / ſo er von ſeis
ner Gemahlin wegen hatte / abtfatte
Zum andern / daß er den Frieden zwiſchen ſeinem Bru- Ver .
der CaroloValeſio , dem der Pabſt das Königreich Arrago- gleich wes
nien verliehen , und dem König von Arragonien / wie nicht gen Neas
weniger zwiſchen CaroloAndegavenſi, Bem Enenckel des polis.
erſten Caroli,und. Friderico, demKönig von Sicilien /ver :
mittelte /welcher endlich dahin ausſchlug / daß denArrago
niern die Jnful Sicilia,den Andegavenſibus aber , das Kd:
nigreich Neapolis verbleiben ſolte .
Zum dritten / daß unter ihm der groſſe und langwürige
.

SUS. Krieg
659 Fünffter Periodus. VII. Capirel.

S. XIII. Krieg zwiſchen Engeland und Franckreich / welcher nun :


mehr in vielen Jahren geſtillt geweſen / wieder angegans
gen : Dann als einsmals ein Frangofiſcher und Engelåns
Diſcher Schiffer auf der Küſten von Guienne zuſammen
Ein ges
ringer kamen / wurden ſie ben Hohlung friſches Waſſers mitein:
Handel ander uneinig / und attaquirten erſtlich einander mit ihren
verurſas eigenen Schiffen / hierzu ſchlugen ſich nachgehends einige
hetgroſ von ihren Cammeraden / alſo daß ſiekleine Flotten gegens
ſen Krieg.
An . 1292 . einander führten / und zu beeden Seiten einander nicht ges
ringen Schaden thaten : Als nun in dieſem Gefecht die
(Adol Engeländer das mehreſte verlohren / klagte deßhalben Kid
1
phus.? nig Eduardus bey dem König Philippo ,und begehrte Wies
dererſtattung des Verlohrnen / die Frangoſen aber bes
ſchuldigten Eduardum ,als den Anfänger dieſer See Raus
beren / und König Philippus citirte ihn deßhalben vor ſein
Gericht/und als er in Perſon nicht erſchien / condemnirt er
ihn als einen Ungehorſamen / und nahm ihm ſein Erbland
Guienne, ſamt derHaupt-StadtBourdeaux hinweg:Edu
Neuer ardus ſuchte dieſes zu revangirê und damit gieng der Krieg
Englis mit allen Kräfften an. Der König in Engeland ſuchte
der Hülffe beym Kayſer Adolpho , und bezahlt ihm ein groſſes
Krieg .
Stuck Gelds Davor / weil aber / wie oben gedacht - die
Reichs-Stånde.ſich zu dieſe um Sold bedungene Kriegs
Dienſte nicht verſtehen wolten /kunte Adolphus nichts auss
richten / und muſte es bey der bloſſen Striegs -Ankündung
Die er dem König Philippo gethan / verbleiben laſſen / wel
che König Philippus anderſt nicht als mit Zurucffchickung
eines leeren Bogen Pappiers / darauf er ſelbſten eine Antz
sport ſeßen ſolte /wie er wolte/beantwortete. Es ſuchte auch
König Eduardus den Grafen von Flandern auf ſeine Seis
ten zu bringen /und ſeinen Sohn an deſſen einige & rb:Coch
ter zu verheyrathen .Philippus aber kam ihm bevor/nothig
te den Grafen von Flandern der Engliſchen Alliang abzule
ſagen / und behielt deſſen Tochter bey ſich in Verwahr.
Nicht minder brachte nach der Zeit Eduardus eine neue
Verbündung zwiſchen dem Kayſer Adolpho ,dem Hertog
von Brabant 7 den Grafen von Flandern , von Holland /
von
Frangoliſche Geſchichten , 651

von Jülich / von Geldern und von Bar wider Franckreich


zu wegen 1 allein auch dieſe kunten nichtviel ausrichten 1
König Philippus wußte die Alliang durch darunter geſchors
ſene guldene Kugeln zuzertrennen / und gieng das Wetter
4 über den Grafen von Flandern aus der faſt reine ganke
Grafſchafft darüber verlohr / und endlich mit Famt ſeinen
Söhnen ï (wiewol wider Parole, ſo ihm der Graf von Va
Elois deßhalben gegeben ) gefangen ward ; Es muſte hier:
bey auchder Grafvon BarHaare laſſen / und ſeine Graf
ſchafft an Franckreich zu Lehen auftragen.
Lektlich wurde nach etlichen Armiſtitiis und einem Ge . Groſſe
neral- Aufſtand /ſodie Städte in Flandern wider die FranslNieder
ag der :
Boſen machten / (in welchem in einer groſſen Schlacht Frankos
24000. Frankofen von Flammandern erſchlagen í und lene

über 700. paar vergutte Sporn der erlegten Ritter gum ( Alber
Triumph aufgehenckt worden ) der Friede dahin gerich tus )
tet i daß man dem König Eduardo Guienne wieder eintsAd :
1304
raumtei Guidonem ,den Grafen von Flahdern auf frenen
Fuß ſtellte / und ihm ſeine Grafſchafft Flandern / biß auf
Die Städte L'Isle und Dovay , und was über den Fluß
Lis liegt, wieder hergab. Es iſt auch bey dieſem Krieg
Tehr
652 Fünffrer Periodus. VII. Capirel.
notable das Zeichen , ſo ſich ben obiger Schlacht zuges
S. XIV. ſehr
tragen / daß nemlich dren Tag lang vorher kein Pferd in
der aangen Franzöſifchen Armee gewiehret haben ſoll .
Žum vierdten /der gråſteHandel aber, den dieſer König
Philippus hatte / war mit dem Römiſchen Stuhl und den
PabſtBonifacio VIII. und nachgehends mit dem Templa
riis : Gedachter Pabſt / welcher an ſich ſelbſten gar ein hers
riſcher Herzwar hatte ſich in Sinn kommen laſſen / er
Streit
zwiſche n wolte /vermit telſt einer neuen Cruciata ,das gang Darnieder
de
dem Keds liegen Weſe n der Chriſt enheit in Orient mieder empor
nig und bringen / zu ſolchem Ende trachtete er , ro piel möglich / zivis
d'em ſchen Franckreich und Engeland + auch mit Bedrohung
Pabſt. der Excommunication , einen Frieden zu fiifften / und als
Franckreich / ſo dazumal den Vortheil in Handen hatter
hierzu kein Gehår geben wolte / ward er auf den König
gewaltig erzůrnet : Hierzu kam noch, daß Kønig Philippus
Pulcher die zwey Cardinale von Colonna , die der Pabſt
abgeſekti in Schug genommenų und ihnen in Franckreich
Unterſchleiff gegeben :Item , das er die Prinzeßin aus
Flandern ihrem Herun Vatter vorenthielt i den Äbbt von
Š. Antonio zu Pamiez ,dem der Pabſt das von ihm zu ſolche
Ende neu aufgerichtete Bißthum Pamiez gegeben / vog
einen Biſchoff nicht erkennen wollte / ſondern ihn in Arrest
hielt / und von den Geiſtlichen Stiffter Steuer und Con
tributionen forderte . Dieſe Actiones insgeſamtnahm
Pabſt Bonifacius auf als Eingriffe in die Geiſtliche Obrig:
Feit / und bedrohete den König mit dem Kirchen - Bann .
Endlich ward zwar dieSache geſchlichtet / und der Pabſt
zum Arbitro und Schiedsmanu zwiſchen Engeland und
Franckreich angenommen 7 an ſtatt aber daß man ver :
meynte , er würde ſich bloß als ein Mittler aufführen / ro
publicirte er als Judex competens und ordentlicher oder
unverwerffliche Richter vor offenen Conſiſtorio eine for
mal Richterliche Senteng; und ließ ſolche beeden Königen
inſinviren und einhändigen / welches in Franckreich alſo la
übel aufgenommen warð /daß als der Engliſche Geſandte
Die Senteng præfentirte , der Graf von Artois ſie ihm aus
den
frangofiſche Geſchichten . 653

den Händen undin Stücke riß und insFeuer warff /( und


fou dājumal König Philippus dem Pabſt in dieſen hochmůs
1.22 thigen Terminis zugeſchrieben haben : Sciat Tua maxima
fatuitas nos in temporalibus nequicquam tibi fubeffe ,
das iſt: Es wiſſe Em . Narzheit / daß wir in denen weltlic
chen Håndeln Euch keineswegs unterworffen ſeyn.
Von dieſer Zeit an gieng die Ruptur zwiſchen dem König
Philippo und dem Pabſt Bonifacio vdilig an : Dieſer ſchicks
te jenem eine harte Bulle nach der andern zu/und citirte die
FranzöſiſcheBiſchoffe zu einem Concilio nach Rom / und
jener nahm die Påbſtliche Nuntios in Arreſt, und verbott
ben Biſchöffen nicht aus Franckreich zu gehen. Der Pabſt
excommunicirte Deßhalben den König i und offerirte Bas
TA
Königreich Franckreich dem Kayſer Alberto, der aber das
mit nichts zu thun haben wolte. Der König aber ließ durch
l den Nogaret, der einsmals Königlicher Geſandter zu Rom
Til
geweſen / und dem Pabſt gewaltig feind wir / Dertfelben
auf einem allgemeinen Land - Tag der abſcheulichſten / und
572 ben Chriſten faſt nie erhårten Laſter anklagen / erklärte /
Daß er ihri vor einen rechtmäßigen Pabſt und Stadthalter
Chriſti nicht erkennen kónne / unð appellirte von ſeiner Ex.
OM communication än ein Concilium : Endlich alůckte dem
7.47 Nogaret , daß er mit Hülffe Der von Colonna und einiger
E hundert Heuter i ro . Franckreich von wegen der Neapoli
ITET :
taniſchen Håndel in Italien hátter die StadtAnagnia, au :
wo ſich der Pabſt samals aufhielt 7 zu Nachts überfüm
pelte / den Pabſt beym Kopf bekam / und ziemlich übel tra
&tirte, die Burgerſchafft aber / die des andern Morgens
ſich recolligirt und erkannt i daß ſie weit ſtårcker als die
Feinde / machte ihn wieder mit Gervalt loß / und führte ihn
auf Rom /woſelbſt er bald hernach mit Cod abgieng. Nach
ihm ward erwåhit ånfänglich Benedictus XI . und als dieſer
im achten Monat geſtorben í gaben nach einer eilf Monat
langen Leerſtehung ein Theil der Carðinåle ihre Stimmen
Bernhardo, dem Erb -Biſchoff von Bourdeaux. Als König Philippus
Philippus das innenward / reiſete er in Perſori in Langue. vergleicht
doc , und ſagte dem Erk:Biſchoff/ daß wann er ihm ſechs fidh mit
Pun , demPabſt.
1654 Fünffter Periodus. VII. Capitel.

S. XIV. Puncten / davon er ihm fünff eröffnete / und den ſechſten


nochbey ſich behielt / verſprechen würde 7 ro wolte er ihn
An. 1305. Durch die Franzöſiſche Cardináldie Majora zu wegen brina
gen welches
/ der Erk - Biſchoff ganß willig und gerne that i
und darautPabſt Clemens V.geheiſſen ward. -
( Henri Dieſer Pabſt/welcher am erſtenden Påbſtlichen Stuhl
cus Vils) nach Avignon transportirt und verſektíthat vor den König
alles, was man von ihm verlangte / und hebte álles auf, was
Bonifacius wider Franckreich beſchloſſen hatte /Doch wolte
er den Nogarer, der ſich am Pabſt Bonifacio ſo hart vers
griffen / nicht abſolviren / noch auch das Andencken dieſes
An, 1311. Pabſts /wie der König ihmezumuthete , verdamment ſont
dern verwieß die Sache aufein Concilium Generale , wel
ches endlich zu Vienne in Dauphiné gehalten waro , in wels
chem zwar der verſtorbene Pabſt Bonifacius als ein gut
Catholiſcher Herz erkannt wordens ( bie übrige Beſchulz
digungen wurden går übergangen ) danebenſt aber ber
Der Órs König dieſe Satisfačtion erhielt / daßmån den gangen Dr
den von den der Tempel Herren austilgete / als ſie ſich durch groſ:
Demipels ſen Reichthum und Stolß , auch andere Laſter Könige und
Herren gewaltig verhaßt / und abſonderlich KönigPhilip
wirdaus Fürſten
getilget. pum zu Feind gemacht /dadurch daß fie verdächtig worden
ob hätten ſie zueiner groſſen Aufruhr zu Pariß geholffent
man hebte bey dieſem Concilio zugleich auch auf den Drs
den der Beginnen / weil gar vièl Unrichtiges mit unterlieit.
Die Güter der Tempel Herren wurden in Franckreich
mehrentheils zu der Kðniglichen Cammer gezogen / in ans
dern Ländern aber eignete der Pabſt ſolche den Johan
niter- ober Rhodiſer- Rittern /ſu heutigs Tags Die Malthe
fer heiſſen / zu / und iſt nit zu beſchreiben ; mit was Schårffer
will nicht ſeßen Grauſamkeit i man wider die Tempel Her
ren procedirt /man machteſie auf der Folter allerhand der
An . 1314
abſcheulichſten Laſter bekennen / und ließKönig Philippus
Scharffe 57. Ritter i ben kleinen Feuer / auf einmal lebendig braten/
Execution welche aber vor ihren Lob alles , was ſie in der Marter
an den ausgeſagt/ widerruffen haben / der Groß-Meiſter Jacobus
Rittern .
de Malay, und des Grafen von Dauphiné Bruder/muſten
auch
655
Frangöſiſche Geſchichten .

such dieſen Weg mitvielen andern gehen / man ſagt abert


a ſieaufdem Scheiter-Hauffen
geſtanden , håtten ſieden
Pabſt und den König vor den RichterStuhl Gottesci
irt / daß jener in vierzig Tagen / dieſer aber in einem Jahr
nen davor Antwort geben ſolten und , iſt gewiß / daß bees An, 13t4.
e Herren inner dieſen Terminen geſtorben . Der Pabſt an
iner Kranckheit/ und der König von einem Fall , den er auf
er Schwein - Jagd mit dem Pferd gethan . Von dieſem
fånig,der ein harter Herrwar, und ſeineUnterthanen mit
hweren Auflagen / abſonderlich mit Schlagung ſchlechter
Nůnt, gewaltigverirt /iſt notable , daß er das Unglück ge's
abt/ daß ſeine Dren Schnüre/ oder Sohns- Weiber/ mit: Des RSS
inander des Ehe: Bruchs. und Hurerey convincirt und nigs
berwieſen worden / da eroann / widerihre Galanen / eine Schnire
zhr ſcharffe Execution vornehmen / und ſie erſtlich lebendig werden its
hinden/ darauf über eineneugemäheteWieſen ſchleiffen , Buren.
hnen die Geburts Glieder ausſchneiden / und ſie endlich
iertheilen laſſen.

Ludovicus X. Hutcinus.

Sefer König Ludovicus, den die Hiſtorici Huttinum (Ludov,


Zunas Bavar.)

/
656 Fünffter Periodus. VII. Capitel.

S. XIV . zuſammen , ohne daß man dieſes Namens Urſprung eigent:


lich weiß / wann es nicht etwa ſo viel als hautain , hochmůs
thig , heiſſen ſoll / regierte nach ſeinem Herm Vatter nicht
långer als zwey Gahrt und that in ſolcher Zeit nichts an
Ders notables , als daß erwider die Financiers und Renth
Meiſter , die zu ſeines Heren Vatters Zeiten das Volc jo
hart ausgeſogen / und ihre Beutel davon geſpickt / eine
An. 1316. ſchärffe Inquiſition vornehmen /und ihren Principalen ;En
guerrand deMarigny ,hencken laſſen . Bald darauf ward
ihm mit Gifft vergeben , ohne daß man weiß von wem . Er
i hinterließ eine ſchwangere Gemahlin / nebſt einer einigen
Dochter Johanna ; welcher von Rechtswegen das König:
reich Navarra , und die Grafſchafft Champagne und Bril,
als des Königs Ludovici Mütterliches Vermogen / zu :
kam / ſeine Stief- Brüder und Succeffores aber /nahmen
der Tochter ſolches Erbtheil hinweg ) und reunirte oder
vereinbahrte die Gånder mit der Erone.

Philippus V. Longus
.
( Ludov. Ge Anverwandten der Königlichen Princeßin Johan .
Bavar .) næ wolten anfänglich Legem Salicam ober das Sas
liſche Geſek / vermoge wólchen das Weibliche Geſchlecht
nicht kan zur Regierung kommen/ nicht reſpectiren / ſondern
Lex'Salica prætendirten / nachdem des Ludovici Poſthumus gleich in
wird bes erſten acht Tagen nach ſeiner Geburt geſtorben / vor den
ftritten. Königlichen Bruder Philippo , ben man wegen ſeiner lan
gen Leibs- Geſtalt i Löngum zunannter die Succeſſion dies
ſer ihrer jungen Baaſen zu wegen zu bringen , mit welcher
auch Des Philippi Vetter / CarolusValefius , es felbſten
hielt : Die Stände aber thaten vor Philippo den Aus:
An, 1322 (pruch ,und ward ſolcher zum Kinig gecrðnet. Erregierte
aber nicht länger als fünff Jahr/ und verrichtete nicht viel
Denckwürdiges .
Carolus IV . Pulcher.
(Ludov, Eil Philippus ohne Männliche Erben abgieng/ ſo kam
Bayar.) N3 Die Crone ohneweitere Diſpute auf ſeinen Bruder
Caro
657
Frangofiſche Geſchichten .
Carolum , mit dem Zunamen den Schönen. Von dem
aber auch nicht viel Denckwürdiges zu melden /als daß er
nach dem Erempel ſeiner beeden Brüder das Königreich
mit Impoſten und Anlagen ausgeſaugt.Er ſtarb ebenfalls An. 1328.
ohne Manns-Erben im 7. Jahr ſeiner Regierung / und
gieng mit ihm die Königliche Linieaus.

Philippus VI. Valeſius Fortunatus


.
Ach Königs Caroli Cod war der Succeſſion halber Enger
an
pon Engeland deſſen Mutter obgedachter dreyer Königetendírt
Schweſter war / prætendirte/ daß/ obgleich die Tochter vi die Succel
egis Salicæ undvermoge desSaliſchen Geſeges / und ih- Franco
es Sexus oder Geſchlechts halber / ſelbſten / und zwar in reich,
" ræjudig der Vatters Brüder / nicht fuccediren konten
Jlten doch die Sthne ſolcher Töchter-( wie er wäre) vor
en weitläufftigen Vettern / zur Eron gelaſſen werden ;
ie Stånde aber 1 die denen Engeländern feind waren / (Ludov.
vaten gleichwol den Ausſpruch vor Philippo , welcherob Bavar.)
edachter drey Könige Geſchiviſter-Kind 7 und Königs
hilippi Pulchri Bruders Sohn war , und bißhero den
Jamen eines Grafen von Valois getragen i deſſenthalben
inePofterit åt und Nachkommen Valeſii genenät werden .
Inig Eduardus, der eben noch nicht garmajorennis war,
eß. eine Zeitlang és ber dieſem Ausſpruch bewenden / und
npfieng die Lehen vom Philippo , der ſeine Regierungs
šahre damit zubrachte / daß er dem Grafen von Flandern
ider ſeine rebelliſche Unterthanen , die vor Mont Caſſel
ne groſſe Bataille verlohren /aſſiſtirt/ und die untreuen Fi.
ancier oder Rentmeiſter 1 ſo mehrenbeils Lombarder
nd Italianer waren / gezüchtigt : er tratt auch ſeiner Bas
nPrinzeßin Johannæ und ihremGemahlLouis d'Evreux
r Erb -Königreich Navarra wider ab / die Grafſchafften
rie und Champagne aber taufchte er mit andern Cåns
ern aus.
Hierauf faſſte er / nebenſt dem König von Navarra imo
rragonien /dieReſolution ,eineneueCruciatam porzunehs
Dritter Theil. Tt men .
655 fünffter Periodus . VIII. Capitel.

S. XIV. men. Indem er aber damit beſchäfftiget war / kündigte


ihm König Eduardus von Engeland , der ſich nunmehro
Krieg reuen laſſen , daß er von ſeiner Prætenſion auf Franckreich
zwiſchen ſo leicht geſtanden unter dem Prætext und Vorroandi
und nd alles was dißfalls vorgangen / rere in ſeiner Minorennitåt
Engela
Franck und Minderjährigkeit geſchehen / nebenſt ſeinen Alliirten
reich . den Krieg an .
An. 1336 . Diß iſt der Anfang dieſes berühmten Kriegs zwiſchen
Engeland und Franckreich ? welcher viel Jahr geivähret/
und bey nahen gant Franckreich conſumirt und verderbt
hat. Eduardus hatte zu feinen vornehmſten Afliftenten
dieStädte von Flandern / ſo auf König Philippum er:
zürnet waren / darum , daß er die Städte L'Isle , Dovay
und Orchies , ſo Philippus Pulcher vor dieſem von Flan.
dern entzogen hatte / nicht wieder reſtituiren wolte ; und
König Philippus hatte Hülffe von ſeinem Schwager dem
König Johanne in Bohinen.
Dieſer Krieg ward Königs Philippi Valefii Lebens:
Zeit über / mit gewaltig wanckelbarem Glück geführt/und
geflochten /
abſonderlich die Provina Bretaigne mit Darein
um deren Erbſchafft Carolus , der Graf von Blois, dem
König Philippus aiſiſtirte oder beyſtund / und Johannes,
Graf von Montfort , deme König Eduardus beyſtundi
Schlacht ganckten ; bißdaß endlich die Schlacht vor Crecy den Alus:
vor Crecy ſchlag gab / in welcher des erſten Tags. 30000. Frango:
An, 1346. fen / nebſt Johanne,dem König von Böhmen /Carolo, Des
Konigs Philippi Bruder / und Ludovico, den Grafen von
Flandern / aufdem Playblieben / des andern Tags aber
noch etliche tauſend von dem neu angekommenen Frangos
fiſchen Fuß - Volck erſchlagen wurden . Von dieſer Ba
taille an kunte König Philippus ſich nicht mehr recolligiren
oder erholen / und muſte geſchehen laſſen / daß die Enges
lånder den trefflichen SeeHafen Calais Wegnahmen auch
GOtt dancken / daß er vermittelſt eines Waffen -Still
ftands / das Übrige ſalvirte und in Sicherheit brachte.
Zu Erſeßung dieſes Verluſts aber i fügte ſichs / daß
Delphinat
kommt Humbertus,der lekte Graf von Delphinat oder Dauphine
jur Eron . der
Frangöſiſche Geſchichten . 659

der keine Leibs -Erben hatte / fich Geiſtlich und zum Pries
ſter machte / und ſein Land dem König Philippo abtratt /
mit der Condition, daß es allezeit des Cron Prinken Ap
panage und abgetheilter Ort ſeines Unterhalts ſeyn / und
dieſer den Namen von Dauphin führen ſolte. Es erhans Icem
delte auch dieſer König von Jacobo , dem König von Arra- Roulfillon
gonien und Majorca, die Grafſchafft Roullillon und Cer- und Mon
daigne , ſamt der Stadt Montpellier in Languedoc. Er pellier.
war auch der erſter der an Statt der ſechs groſſen und ur. Die erſte
altenDuches & Paires,davon er viere bereits mit der Cron de Pairs,
reuniirt /andere neuekleinere /deren heut zu Tag einenahm-Anfang
Doc offte Anzahliſt1 aufgerichtet / und den groſſen Aufſchlag der Ga.
auf das Salz/ la Gabelle genannt, eingeführet/ welcheim belle .
poft und Auflage von denen Juden am erſten ſoll gepach .
tet worden ſeyn ; dannenhero einige dieſes Wort Gabelle
oder Cabale auslegen wollen .
Erder König Philippus Valefius ſtarb in dem 23.Jahr An.1353•
Reiner Regierung / mit deſſen Tod / weil er in die Zeiten des
folgenden Theils einlauffet / wir dieſes Capitel beſchlieſſen
porno wollen .
Das VIII. Capitel.

Von Geſchichten anderer Nationen.

Sürdiſche Geſchichten.
As die Türckiſche und andere Geſchichten des
Orients anbelanget / wormit wir bißher dieſes
Capitelallezeit anzufangen gepflogen / ſo haben
wir von ſolchen diſmal gar nichts Annehmliches mehr zu
An . 1971
gedencken : Der Tod des Königs Ludovici Sancti vor
( Rudol.
Tunis , davon wir im vorigen Periodo gedacht , machte als
phus.)
le die groſſe Præparatoria , dieſer anſehnlichen Cruciatæ , ju Eduardus
nichte , dann obwol der Prinz Eduard von Engeland / zu ziehet in
Erfüllung feines Voti, mit ſeinen Völckern die Reife in Orient ,
Orient allein / und von den andern Königen verlaſſen /
Ran aber
fortſeşte / fo kunte er doch / weil er allzu wenig Mann- nidste das
fchafft hatte / nichts ausrichten , ſondern muſte das fol- ſelbſt auss
genoe Jahr von Polemaide wieder nach Haus kehren. richten.
ft 2 Nach
660 Fünffter Periodus . VIII. Capitel.
S. XIII. Nach ſeinenAbzug wurden dieSachen der der Chriſtenheit
in Orient von Tag zuTag ſchlimmer. Die Poſteri Der Ifaa
Streit bellæ ,des lekten Königs von Jeruſalem Almerici Tochter /
um die , welche von ihren vier Gemahlen verſchiedene Kinder hins
Feryja :" terlaſſen /diſputirten mit einander um den eitlen Tituldes

lem . Königreichs Geruſalem . Hugo III. vonLuſignan ,König


Hugo III, von Cypern /einEnenckel von der Iſabellæ dpitten Tochter/
der 14 . Alix mit Namen , ließ ſich die Königliche Crone aufſeßen i
don Jeru,hierwiederproteltirte Maria die Princeſſin vonAntiochien
König
eine Tochter von der Iſabellæ vierdten Tochter /Meliſunta,
lem .
und wolte alſo um einen Grad näher / diefes Königreich
vor fich haben / und als ſie die Sache mit Gervalt nicht
hinaus führen kunte / transferirte und überbrachte ſie iht
Recht an Carolum Andegavenfem den König von Sici
Dieſer lien . Von dieſer Strittigkeit kommt her / Daß die Hers
Ditul kogen von Lotharingen / ſo ein Enenclin Königs Caroli
kommt
an Gicie zuihrer Stamm -Mutter haben das Wappen von je
lien und rufalem ,mit in ihrem Schild führen . Dergleichen auch
kotharin, die Könige in Spanien thun / wegen des Königreichs Si
gen . cilien /deme ro wol Karſer Fridericus II . alsCarolus Ande
gavenſis ,das Königreich Jeruſalem incorporitt haben ſoll.
Unterdeſſen machte dieſe Strittigkeit unter den Chris
Carolus
vonSie ſten in Syrien eine gewaltigeTrennung / indem ein Theil
cilien dem Hugoni,die andern dem Carolo Andegavenſiạnhiens
macht gen. GOtt fügtezwar zu ihrem Glück / Bafì ihr Haupts
Qaffalt zu Feind Benda &tar der Sultan von Egypten und deſſenSuc
einer Cru ceffor Melec -Sai von den Tartarn / fo der Chriſten gute
siata .
Freund und guten Theils damals ſelbſten Chriſten waren/
geſchlagen warð. Es beinuhete ſich auch Pabſi Grego. *
rius X. auf dem groffen Concilio zuLioneine neue Haupt,
Cruciatam auszuwürcken / und Åönig Carolus von Sicis
lien machte Anſtalt fein neues Königreich von Jeruſalem
völlig einzunehmen /' allein GOtt machte einen Strich in
Bird alles dieſes Vorhaben : Die Tartarni zogen , ohne in Sy.
etwa s weitervorzu nehme n /wieder zuruck , die auf dem
aber dars rien
an bers Concilio ſich zur Cruciata verpflichtet hatten , blieben zu
bindert. Haus /und dieVeſperæSiculæ pderSicilianiſ. Veſpern /rui
niften
Türckiſche Geſchichten. 661

nirten den KönigCarolum und all ſeinDeffein oder Vorhas


ben.Unterbeffen verſtårckten ſich die Saracenen in Egypten
wieder , ſo daß Melec-Meſſor, des Melęc - Sais Succeſſor ,An. 1288.
die Stadt Tripolim mit Sturm eroberte. Der Pabſt
ſchickte zwar einen notablen Succurs nach Ptolemais , po
fand ſich auch eine groſſeMenge frenwilliger Soldaten
Daſelbſt ein / von allerhand Nationen / die das Creuk ges
nommen hatten ; ſie kamen aber zu ſpat an , da Hugo der
König von Jeruſalem ( der biſhero die Crone mider ſeis
nen Competenten , Kinig Carolum von Sicilien , behaup ,
tet ) mit dem Melec -Melfor bereits einen Waffen -Stills
ſtand gemacht hatte : Unterdeſſen wolte dieſer neu anges
kommene und ůbel-diſcipliniſteoder in Zucht lebende Faufs
fer der kein Oberhaupt hatte / die weite Reiſe gleichmol
auch nicht gar umſonſt gethan haben und verübten dero.
halben /alles Abwarnensungeachtet/ auf demSaraceni- DieChris
ichenGebiet allerhand Streifferenen / und da ſieihren ten bres
Muthwillen vollbracht / Fehrten ſie mehrentheils wieder chen
Silſtand
nach Haus. Melec -Meffor aber / der die Chriſtenheit aufs
neue ſchwach ſahe / nahm dieſe Streifferenen vor eine Ru
tur und Friedens - Bruch auf / kam jähling vor Ptolemais
der Acra , und ob ihm ſchon vor der Belagerung mitGifft
pergeben ward / ſo continuirte doch ſein Sohn und Succef
or , Melec. Seraph, die Belagerung ſo ſtreng/daß ſie/weiln Darüber
umalen die Belagerte unter einander ſelbſten Capital-wirb Acra
Feindſchafft hatten , indem ein jede Nation die Oberhand verlohren.
Jaben wolte / endlich dieſe Haupt- Stadt nach einer Bea
lagerung von 44 : Tagen ,mit Sturm erobert / und alles / An , 1291 .
was ſich nichtauf den Schiffen laļvirti (man rechnet über,
30000. Seelen n )iedermachten . In dieſer Eroberung Groſſe
Saben die Clariſſer : Nonnen eine hochſt denckwürdige Chat'ber
That zu Erhaltung ihrer Keuſchheit / vor die ſie mehr als Clariſſers
or ihr Leben beſorgt waren/ volbracht / dann ſie / um ſich Nonnen.
1 den Augen der Saracenen abſcheulich zu machen / und
adurch ihre gaile Begierdezu dåmpffen /ſich insgeſamt
je Nafen und Lippen abgeſchnitten / und ſich in ſolcher Uns 1
eſtalt freywillig umbringen laſſen .
96 3 Nach
662 fünffter Periodus. VIIL Capitel.

S. XIII.

Der Reſt Noch waren in Syrien übrig die Städte Tyrus, Si


in Orient don , Baruth und das Caftellum Peregrinorum . Die Era
gebet ju oberung der Haupt-Stadt Ptolemais aber / ſekte die Chris
Grund, ſten in dieſen Städten und Veſtungen in folche Conſter
nation und Beſtůrkung, daß ſie die Ankunfft und Bela
gerung der Saracenen gar nicht zu erwarten getrauten
ſondern die Städte leer ſtehen lieſſen / und ſich auf den
Schiffen in aller Eil falvirten / welche Städte hernach der
Sultan insgeſamt der Erden gleich ſchleiffen ließ , theils
um die Garniſon zu erſparen / theils um dadurch zu vers
hůren / daß ſich die Chriſten der Orten nicht mehr einniſten
konten.
'An . 1191 Auf dieſe Weiſe nahmen in dieſem einigen Jahr die
Ende der Chriſten in Palæſtina und Syrien auf einmal den Abe
Regies fchied /die durch ihre abſcheuliche Laſter und ruchlofes Les
Latino- ben / ſo ſie die zwey Secula durch / da ſie in dieſen Ländern
rum in gewohnt / geführet haben , dieſen Nach - Ruhm hinterlaſs
Orient, ſen / daß von ihnen geſagtwird / von allen Nationen / die
noch in Orient bekannt worden / Teren die Lateiniſche Chris
ſten die gottloſeſten und ſchlimmeſten geweſen.
Das ganze Land erkannte nach der Zeit die Egyptiſche
Sula
WALIM

Túrckiſche Geſchichten . 663


MAURITA

Sultanen und Mamelucken / vor ihre Herren / biß daß


GOtt dieſe Ruthe / wormit er ſeine Chriſtenheit geſtåus
pet / endlich auch ins Feuer wurff / und ſie Anno 1517
Durch die Türcken ausrotten ließ.
Es bemüheten ſich zwar noch im dieſem Periodo der Vergeb:
Pabſt Nicolaus IV . PabſtBonifacius VIII . und Pabſt Jo . liche Bes
hannes XXII . fo viel ſie kunten neue Cruciatas auf die Beiz mübung
nezubringen , es gaben ſich auch viel Privatian , die ſich das von der
u wolten gebrauchen laſſen diegroſſeHerren
, und Ko, len Regione
rige aber hatten den Luſtvazu verlohren oder mitihrem cuperirung.
igenen Kriegen zu thun . König Philippus Valeſius in Philippus
Franckreich ließ ſich einsmals in Sinn kommen / daß er / Valefius
ils ein anderer Gothofredus Bullonæus , Jeruſalem wie: hat eine
er erobern wolte / und war ſchon gewaltig weit mit ſei neue Cru
en Anſtalten gekommen , hatte auch den König von Böhmura
ien , den von Navarra, von Arragonien / von Ungarn und
fiel andere zu gleichem Deſſein und Vorhaben animirt
Der angereißet i alſo / daß man eine Armee von 3000006
Nann auf dem Papier hatte. Der Krieg aber , den Bleibet
Onig Eduardus mit Philippo eben zu dieſer Zeit anfieng / aber zus
sachte alle dieſe groſſe Anſchlåge Krebsgångig. Und ruck .
zach dieſer Zeit iſt der Appetit , Jeruſalem zu erobern/ den
Chriſten gar vergangen , ſo daß man dieſe lekte vierdthalb
undert Jahr her daran weiter gang nicht mehr gedacht
at.
Indeſſen nun da man die Saracenen und Mamelu :
welche über die Türcken in Egypten die Bottmåffigs
ini
it wieder erhalten hatten /wiewir im IX . Capitel des vos
gen Periodi erzehlt , in Syrien und Palæſtina und übris
er Gegend von OrientſelbigerSeits / Meiſter feyn ließ ,
ie Tartarn aber / welche mehrentheils den Mahometani
hen Glauben / nach der Auslegung des Ali, angenoms
ien hatten / in Perſien und Indien ihre Reiche fortpflans.
eten / gieng imkleinern Aſien vor die Türckiſche Nation.
Delche im groſſen Aſien nichtviel Plaß mehr hatte / als von
en Mameluten und Tartarn vertrieben / in dieſem Pe.
todo ein neuer Stern auf, ſo endlich die andern alle vers
unclelt. It 4 Wir
664 Fünffrer Periodus. VIII. Capitel.

S. XIV . Wir haben in dem VIII. Capitel des III. Periodierzehlt,


wie die Türcken / ſo ein Volck aus der Aſiatiſchen Fattas
Anfang rey ward ſich erſtlich von Perſien / Egypten und Syrien /
des ders und nach der Hand auch von einem groſſen Theil Ariæ Mi
maligen noris , Meiſter gemacht / da ſie dann nach dem Genio und
Cùrdis natürlichen Lebens- Artihrer Nation viel kleine Herzſchaff:
Reichs. ten und Fürſtenthümer aufgerichtet: Das Mächtigſte von
dieſen Fürſtenthümern war das von Iconien / welches faſt
die andern alle unter ſich gebracht /und bey unſern erſten
Cruciatis, auch ſonſten den Griechiſchen Kayſern viel zu
ſchaffen gegeben. Als aber Melac der Sultan von Ico
nien in einer Rebellion erſchlagen worden , theilten ſeine
Lånder ſich wieder aus einander / und wurden abermal ſo
viel Fürſtenthümer als vorhin Stadthaltereyen geweſen 1
hierzu kam noch / daß die Sürçfen von den Cartarn aus
Perſien / und von den Saracenen aus Egypten und SY: LE
rien wieder vertrieben worden / fieng alſo ihr bißhero ges
fürchtetet Name wieder an gewaltig klein zu werden / ro
daß auch die Kayſer von Conſtantinopel ſich nicht mehr
Orte im Flei
viel vor ihnen ſcheuten / ſondern ihnen etliche
Erticules nen Afien wieder abnahmen . Um dieſe Zeiten Kayſers
der 1 .
Rudolphi aber/ fand ſich im kleinern Aſien ein ſo genannter
Sultan .
An , 1290 . Otrugarel oder Ertucules ein / der vorhin in Parthenen ein
Kleines Fürſtenthum gehabt / von dar aber durch die Tar:
(Adol tarn vertrieben worden / und ſeine Zuflucht zu Aladio dem
phus.)
Sultan von Iconien genommen hatte, welcher ihm etwas
Land an den Armeniſchen Grånßen eingegeben / welches
er durch ſeine glückliche Waffen erweitert.
Ottoman Ertucules hatte einen Sohn Ofiman oder Ottomann
nus I.der mit Namen , der war ſo glücklich / daß er nicht allein einen
2. Sulls
tan . guten Theil von den Griechiſchen Städten Afia unter ſich
brachte /ſondern auch die mefreſte kleine Türckiſche Fürs
An. 1290. ſtenthümer in klein Aſien unter ſeine Beherrſchung vereis
( Alber nigte. Alſo verſtårcket / kündigte er dem Griechiſchen
tus I.)
Kayſer Andronico völlig den Krieg an / und nahm ſelbſten
den Namen eines Sultans i da er bißher nur Des Sul
tans von Iconien Valall geweſen / erobertebey nahen gang
Bithy
Türckiſche Geſchichten . 668,4

Bithynien / extendirte ſeine Çonquêt- und gemachte Er: Gibt dem


9
Wa min ſchen
Reich den
is felbſten das groſſe Ottomanniſche Reich / welches von ſeis Numen.
* nem Namen noch heut zu Tag alſo genennet wird / und An. 1327.
unter ſeinen Nachkommen ein Schröcken Der gangen
Welt worden .
Des Ottomanni Sohn und Succeſſor Orçhanes war (Ludov.
nicht fåuler als ſein Vatter / ſondern þediente ſich der da: Bavar .)
Orchanes
maligent Schwäche des Gțiechiſchen Kayſerthums ro
der 3 .
is wolidaß er die Haupt: StådteNicææmund Nicomediam, Sultan.
äidie Lånder Licaonjam ,Myliam uno Phrygiam ,und alſo al
files, was zwiſchen dem Ponto Euxino und Helleſponto lag/
Wegnahm / auch ſo gar in Thracien überfekte / Callipolim
und andere Städte einnahm . Seine Nachfolger trieben
es noch weiter ; wie aber ihre Actiones in die folgende Zeis
ten einlauffen / alſo wollen wir auch ſolche biſ dahin vers
fparen / und uns zu den Spaniern wenden,

Spaniſche Geſchichten .
En vorigen Periodum haben wir beſchloſſen mit dem An, 1284
Too KönigsAlphonſi Sapientis in Caſtilien, welcheç
swar ziemlich weit in dieſen Perioduni einlauffet.
Jhme hat ſuccediţt ſein ungetreuer Sohn Sanctius IV. San & ius
bann obwol reines åltern Bruders Ferdinandi Söhne / IV ..
Durch Hülffe ihres Vettern Philippi Pulchri des Königs
in Franckreich i ihme die Cron eine geraume Zeit ſtrittig
machten / fo wuſte er ſie doch daben zu manuteniren / und
endlich die Protection des Königs Philippi gar von ihnen Vertreibt
abzukehren / als ſie die Gleichheiten , die er ihnen anbott / ſeines
Bruders
und Philippus vor gut befand / nicht annehmen wolteni Kinder,
darauf ſie in Franckreich unter dem Namen Prince de la
Cerpe , gar privatiren und in Geheim teben muſten .
ghme folgte im Reich ſein noch unmündiger Sohn An , 1285–
Ferdinandus IV . Ben deſſen Minderjährigkeit viel Troub. Ferdinan
Ten in Spanien vorber giengen : Inſeiner Majorennitåt dusIV .
!
Hatte er etwas Glück wider die Mohren / und nahm ihnen
phus.)
It's Gibral
666 Fünffrer Periodus. VIII. Capitel.

S. XIV . Gibraltar hinweg : Als er aber ſeine beebe Brüder / die er


im Argwohn hatte / daß ſie ihm nach dem Leben geſtanden /
Wird von zum Tod verurtheilen laſſen / citirten ſie ihn bey der Exe
feinen curion vorGOttesGericht/ihnen davor innerhalb 30. Tas
Brüdern
por Gots gen Antwortzu geben , in welcher Zeit er auch unvermu
tes Ges thet todt im Bett gefunden.
rict ci Er ließ zum Nachfolger ſeinen jungen Sohn Alphon
tirt. ſum XI.Dieſer hatte mitden Mohren unterſchiedlich bald
Ano 131.2 glücklich bald unglückliche Kriege ; Einsmals aber gerieth
Alphon
fus XI. ihm , daß er wider fie , die mit unzehlichen Völckern aus
(Henricus Africa verſtårcketworden / ben Tariffa einen höchſt notab
VIII.) len Sieg erhielt , in welcher Schlacht 200000. Mohren
Erhålt auf dem Plaß ſollen geblieben ſeyn / da hingegen von den
ein groſſe
Spaniern nicht mehr als 25. Todte gemiſſet worden i der
Silacht
wider die Verwundeten aber ſind ſo viel geweſen / daß man ihrenta
Mohren. halben die Victorie nicht hat fortſeßen können ; doch wur
Den die Mohren alſo bezwungen / daß ſie nicht allein die
Stadt Alcala zuruck laſſen / ſondern auch dem Alphonſo
An , 1350. Tribut bezahlenmuſten . Sein Tod fällt ein in den Ans
fang des folgenden Periodi derohalben wir auch damit die
Spaniſchen Geſchichten alhier beſchlieſſen wollen.
Es wäre zwar billich noch etwas von denen Königen
von Arragonien zu ſagen /als welche in dieſem Periodo fich
durch die Sicilianiſche Händel gewaltig bekannt gemacht i
weilen aber eben das mehreſte in den Sicilianiſchen Ges
ſehichten von ihnen wird zu gevencken ſeyn / ſo wollen wir
Veren Beſchreibung biſ dahin verſparen.

Engliſche Geſchichten.

An . 1273 •
ſchichten geendet mit dem Tod des Königs Henri
ci III.deme hat fuccedirtſein Sohn Eduardus , welcher
Eduar. zwar/ der eigentlichen Rechnungnach / billich der vieróte
dus I.
Dieſes Namens wåre/ die Engliſche Hiſtorici aber theils /
(Rudol weil er dieſen Namen unter der Norinanniſchen und an
phus.) degavenſiſchenFamilia ,ſo von Wilhelmo Conqueſtore un
Hen
sEngliſche Geſchichten . 667

Henrico II. hergeſtammet/ am erſten geführt / theils weis


len ſie ihn ſonſten wegen ſeiner groſſen Verrichtungen gar
hoch æſtimiren /nennen ſie ihn insgemein Eduardum I.wels.
cher Benennung / um Confuſion zu vermeiden / auch wir
folgen wollen ; wiewol er auch ſonſten ben den Engliſchen
Hiſtoricis von wegen ſeiner langen Füſſe noch einen Bers
namen hat/und langſchanz genanntwird. Er befand ſich
abenin dem heiligen Zug zu Ptolemais als ihm die Zeitung
Jon dem Todes Fall ſeines Herm Vatters zukam / wo
elbſten vor ſeiner Abreiſe ſeine Gemahlin Leonora eine
Rönigl. Princeſſin aus Caſtilien ein unvergleichlich Erent
jel ehlicher Liebe und Treu, begangen haben fou : Dann
nan ſchreiber von ihr, daß als ihr Herr Gemahleinsmals.
uit einem gifftigen Pfeil verwundet worden / und die Me.
ici ſich vernehmen laſſen ſie wüſten Fein Mittel das. Gifft
us bem Leib zu bringen oder zu båmpffen / es måre danny
aß jemand dem Pringen zu Liebe ſeinLeben in die Schans

***

Tchlagen / und ſolches mit Semn Mund aus der Wunde Groffe.
gen wolte/ſo habe ſich ſeine Gemahlin / weil kein andrer Treuvor
enſch hierzu ſich bequemen wollen / zu dieſer gefährlichen Genablire
.
Heis
668 fünffter Periodus. VIII. Capitel.

S. XIII . Heiligung reſolvirt / und habe GOtt die Gnade gegeben /


daß ſo wol ſie als der Verwundete glücklich und mit dem
Leben davon gekommen. Als er aus dem heiligen Lande
nach Haus gelangte / batte er zwey Haupt-notable Kriege
zu führen / den einen mit Schottland i den andern mit
Franckreich , der mit Schottland ſpann ſich folgender Ges
ſtalt an : Nachdem König Alexander IIļ, in Schottland
ohne Leibs- Erben geſtorben / fanden ſich viel Competenten
und Mitbuhler zu ſelbiger Crone / Davon die Principalſten
Johannes waren ,JohannesBaliolus,GrafvonGallowen /undRobert
Baliolus Bruce ,dieſe / als ſie die Sacheuntereinander ſelbſten nicht
König in ausmachen kunten/ ſtellten ſolche König Eduardo von En:
Scotts
land . geland und deſſen Ausſpruch anheim : Dieſer ließ beede
Competenten einen nach dem andern vor fich kommen und
verſprach jedem in Geheim / wann er ihm den End der
Treue ablegen / und die Cron Schottland von ihm als Les
ben empfangen wolte / ſo wolte er den Ausſpruch vor ihn
Legt an geben . Bruce ſchlug dieſes Anbott / als ſeiner Nation und
Enges ihrer Frenheit nachtheilig /genereuſement und großmůthig
land die
Huldis aus / Baliolus aber nahm es an / und erhielt dadurch den
gung ab. Proceſs, und mit Engliſcher Afliſtene die Cron.
Eine Zeitlang hernach gab König Baliolus einsmals ein
Urtheil zwiſchen einem Grafen von Fife, und einem von Al
bernet , durch welches der von Fife ſich beſchwert zu ſeyn
vermeinte/ und deßhalben an Eduardum appelliſte und ſich
auf ihn beruffte, Eduardus, um einen offentlichen Jurisdi.
ctions-actum zu exercifen /citiște die Parthenen /ſamt
Mußvor nig Baliolo , vor das Engliſche Parlament, ließ anfänglich
Eduardo zwar den Baliolum neben ſich ſitzen /wie es aber auf die Uns
iu Recht terſuchung dieſer Sache kami nåthigte er Baliolum , daß er
von ſeinem Sitz aufſtehen ſich unter die gemeine Par:
theyen hinſtellen , und alſo reine gegebene Senteng můnds
lich verantworten muſte. Dieſes harte Tractament verdrob
Baliolum , derwegen geleiſteter Huldigung bey den Schots
ten ohne das gar verhaft war,daß er, ſobald ernach Haus
kam, König Eduardo die Pflicht aufſagte/mit Franckreich,
ſu damals wider Engeland ſchon in Krieg ſtund , Alliank
machte
Engliſche Geſchichten . 669

nachte/und Eduardum mit Krieg überzog . Dieſer Krieg Saget


ieffzwar vor Bali olum nicht glück lich ab / Dann die Schot deßhalben
en wurden etlichmal geſchlagen / und einſtens ihrer gegen dem Ges
10000. erlegt! Baliolusward ſelbſtgefangen / und in ſols horfam anf
her Gefängnuß lange Jahr herum geſchleppt / biß er ends Verurſas
ich / vermittelſt getroffenen Friedenmit Franckreich i wie: ſachet
her loß kam. Es ſpannen aber die Engelånder daber auch groſſen
richt lauter Seiden / dann ein gemeiner Schottiſcher Krieg,
Edelmann Wilhelm Walleis der das Land- Volck an ſich
gehångt/ und Bruce des Balioli Mit- Buhler an der Croni
Ser in Balioli Abweſenheit fich auf den Chron geſchwuns
gen / thaten ihnen hin und
wieder groſſen Schaden.
Was den Krieg mit Franckreich anbelangt / ſo ſpann Krieg mit
Derſelbe ſich ob der Caperey zweyer Schiffer an : Weil Franck
wir aber denſelber in der Franzöſiſchen Hiſtorie unterreich .
Philippo Pulchro ſchon zur Genüge beſchrieben / fo wollen
vir hier ſolches nicht wiederholen . Sonſten iſt von dies
em König Eduardo noch notable ,daß er das Fürſtenthum
Wallis, in welches / weil es rings mit hohen Bergen ums
eben / die alte Britannier / bey dem Einfall der erſten

Engels
670 Fünffter Periodus. VIII. Capitel.

S. XIV. Engel Sachſen ſich falvirt/ unb von daraus ſich alſo de
Wallis fendirt/ daß ſie unter der folgenden Könige Bottmåßigkeit
kommt annie völlig zu bringen geweſen / ſondern ihre Freyheit und
die Eron alte Britanniſche Sprach Darinnen erhalten haben , vol
Engeland, lig unter ſich gebracht / und ſolches bér Cron Engeland
einverleibt , indem er den leßten Walliſchen Fürſten Lyo
Schlachter:
nellum , der ſichwiderihn aufgeleint) in einer
Die Ju : ſchlagen . Er iſt auch derjenige , der die Juden beſtåndig
den wers aus Engeland verbannet/ und all ihr Gut confiſcirti ihnen
den aus nichts davon laſſende, als was ſie tragen kunten. Er ſelbs
Enges
land ver's ſten ſtarb an einer Kranckheit , als er wider den Schottis
bannet.ſchen König Robertum Bruce zu Felde lag.
Ghme ſuccedirte ſein Sohn Eduardus II. Dieſer Herz
An. 1307- hattegar eine unglückliche Regierung: Erhatte zur Gez
Eduardus
II. mahlin Iſabellam ,des Königs Caroli Pulchri in Francfeeich
(Henricus Schweſter, danebenſtaber zwey Favoriten anſeinem Hof
VII.) lo Spenſer hieſſen / Vatter und Sohn / davon der Leste
Des Königs Gemüth alſo beherrſchte / daß er ihn thun ließ 1
Die was er wolte. Wie nun dieſer Favorit die Land -Stan:
Spenſer de gewaltig vor den Kopf ſtieß / 1 machten ſie einsmals
ſeine Fa
einen Aufſtand wider ihn / Spenſer aber bereuete ſie / daß
voriten )
fie mit dem König ſich in eine Zuſammenkunfft einlieſſen/
bey welcher ver König , aufSpenſers Anreiken / wider ges
gebenes fichers Geleit / die Vornehmſten beym Kopf neh:
men / ihrer 22. darunter auch Prinßen vom Königlichen
Geblütwaren / die Köpffe abſchmeiſſen / und die übrigent
Bringen banniſiren ließ. Die Spenſer giengen noch weiter ;brach,
ihn ins ten den König in Éifferſucht wider ſeine Gemahlin / ſodaß
Berder, die Königin ſich darüber zu ihrem Bruder in Franckreich
retiriren muſte . Nachdem ſie aber mit Hülffe des Grafen
Er wird von Hennegau in Engeland wiederum zuruck angelangt i
von ſeis ſchlugen ſich alle übelgeſinnte land -Stände zu ihr / und
ner Ges brachten eine ſolche Armee zuſammen , daß ſie däniit iha
mahlin
ren Herrn / mit ſeinen Favoriten / in der Stadt Briſtolbes
verfolgt.
lagerte, die ſie auch eroberte . Der alte Spenſer/ und des
jungen Tochtermann ; ein Graf von Arondel , wurden
gleich im Anfang gefangen und enthauptet. Der König
und
Engliſche Geſchichten. 671

und der junge Spenſer wolten auf einem Schiff entflies


hen / wurden aber eingeholt /der Favorit geviertheilt / und
Der König zu erviger Gefängnuß condemnirt. Als er ſich Gefana
nun durch Hülffe ſeiner Freunde ein-und andermalaus gen.
ſelbiger zu ſalviren getrachtet / fand die Königin und ihr
Rath vor gut / den König gar heimlich umzubringen / und
damit man kein Anzeigen eines gewaltſamen Tods an
ſeinem Leib wahrnehmen mochte / Tonnen ſie die ſchmerks und elens
haffte Marter aus / daß ſie ihm ein glühendes Eiſen digums ,
gebracht.
durch ein Röhrlein von Horn ( Damit man åuſſerlich kein An . 13 26 .
Merckmahl vom Brand rehen möchte ) in den hindern
Leib ſteckten / und ihm alſo das Eingeweid elendig vers
brannten. Dieſer Eduardus II. hatte währender ſeiner ( Ludov,
Regierung auch groſſes Unglück in auswärtigen Srie: Bavar .)
jení abſonderlich wider die Schotten / die bey Bonoks
hourg , mit 30000. Mann ihme eine Arme von 100000 .
Puinirten / und dadurch ſich alſo formidable und furchtbar
nachten / daß ihrer zehen auch hundert Engeländer vers !
agten.
Dem abgeſekten König Eduardo II. ward noch in ſeis An. 1336
tem Leben bengeſegt ſein junger und erſt 14. jähriger
Sohn Eduardus dit . Dieſer nahm, durch Verleitung ſei-,Eduardus
III ,
er Vormundſchafftlichen Råthe / gleich im Anfang fei :
er Regierung wider ſeinen Heren Vormund Vatters Verfols
Bruder Edmundum , der den gefangenen König Eduar- get feine
um II . wieder auf freyen Fuß zu ſtellen getrachtet / eine můnder.
Vor,
harffe Execution vor í und ließ ihm den Kopf abſchlagen /
baffte auch ſeine Frau Mutter vom Hof. Welchergeſtalt
nach Abſterbung der alten Königlichen Linie in Franck- Macht
rich / Die Succeſſion bey ſelbiger Eron von wegen ſeiner einen Uns
rau Mutter prætendirt / und darüber den groſſen Krieg (pruch auf
naefangen / der Franckreich 140. Jahr lang verzehret / Leichy.
Iches haben wir in den Franzöſiſchen Geſchichten unter
ilippo Valeſio ſchon zur Genüge biß auf die Schlacht
r Crecy , und Eroberung der Stadt Calais , angeführet/
ne übrige Verrichtungen lauffen ſo weit in den fols
nden Periodum hinein ( Dann er hatsi. Jahrregiert ) An. 1346.
daß
672 Fünffter Periodus. VIIÍ. Čapitel.
S. XIII, daß uns rathramer Duncket allhier Davon zu abſtrahiren
oder ſich derſelben enthalten / und ſolche dahin zu verſchies
ben / alfo die Engliſche Geſchichtenhiemit beſchlieſſen.

Däniſche Geſchichten .

ge Däniſch -und Schwediſche Geſchichten / ſind in


dieſem Periodo noch von ſchlechter Importanß und
Wichtigkeit / als die auffer ihrem kalten Climate , allwo ſie
theils untereinander ſelbſten , theils mit denen Holſteinern /
die circa Annum 1330. faft gang Dånnemarck occupirt
und eingenommen hatten theils mit den Hanſee -Stád
ten / zu fechten hatten ſich in Europa nicht weiter ſonderlich
bekannt gemacht , derohalben wollen wir beren eigentliche
Beſchreibung dißmalnoch übergehen / und ſolche erſt in
dem folgenden Periodo anführen / bawir von der Königin
Margaretha , welche die drei Königreiche Dånnemarck /
Schweden und Norwegen zuſammen gebracht / werden
fu ſagen haben .

Ungariſche Geſchichten .

As Königreich Ungarn ſtellet in dieſem Periodo fich


zu einem Theatro bar , auf welchem über die maſſen
viel Tragedien geſpielet worden .
An . 1364 Der lekte Ungariſche König/ fo uns in dem vorigen Pe
riodo vorkommt, iſt Ladislaus III. Deffen Regierung ſich
weit in gegenwärtigen Periodum , und biß ad Annum
1260. erſtrecket / da er von einigen ſeiner Diener von der
Cumanniſchen Nation,die er gewaltig æſtimirt/und welche
vor einigen Jahren aus der Tartaren vertrieben / ſich mit
An, 12901 groffem Hauffen in Ungarn niedergelaſſen hatten / erſchla
gen worden .
Andreas Shmefolgte ſeines Groß - Vatters Bruder Andreas
III . III. mit welchem , weil er ohne Månn'iche Erben verſtor:
An, 1291. ben / die Familia der alten Könige in Ungarn /ſo von Gayla
und S. Sephano hergeſtammet / erloſchen.
Nach
Ungariſche Geſchichten . 673

Nach Andreæ Tod ward die Succeſſion in Ungarn ges Die Eron
valtig ſtrittig gemacht: Die vornehmſte Competenten Ungarn
wird ſtrita
varen /Otto der Herkogaus Bånern/ ſo von Eliſabethal,tig .
einer Tochter Belæ IV . und Niepce des Andreæ gebohren ;
Wenceslaus der Königliche Prinz in Böhmen / fo von der
andern Schweſter Anna entſproſſen, und Carolus Martel
lus der Erb- Prink von Neapolis, gebohren von Maria,K8s
nigs Ladislai III. Schweſter . Dieſe Dren Herren zanckten
ſich gewaltig um die Ungariſche Cron , mit groſſer Deſola
tion und Verwüſtung des Landes / und hatte jeder von
Den Magnaten ſeine Adhærenten. Otto , der Herkog von
Bånern / wie er der erſte war , der ſich in rechte Poffeffion
chwang, alſo war er auch der erſte / Der wieder daraus ges
eßt ward. Damn als er / um als ein König ſich ſehen zu
affen / in Ungarn herum jog/ ward er vom Ladislao , dem
Woywoden in Siebenbürgen / der es init Carolo Martel
hielt/ gefangen genommen , und muſte ſeine Freyheit mit
Verſchwörung des Königreichs erkauffen . Wenceslai
Kegierung hatte eben ſo wenig Beſtand / Dann er nicht
lein vom Ottone Bavaro überwunden ,ſondern auch nach
effen Gefängnuß / don denen Ungariſchen Land-Ståns
en / die ihn bißher portirt und geſchůkt /verlaſſen wordens
no mit bloſſen Händen ſich wieder in Böhmen begeben
nüffen .
Solchemnach kam die Regierung vornemlich auf Ca- Carolus
14olum Martellum den Prinzen von Neapolis , Der aber Marcellus
þebauptec
ich derfelben vor ſich ſelbſten auch nicht annehmen wolte /
ondernſieſeinem Sohn Carolo Roberto , insgemein Carolose.
oberto genannt, überließ .
Es hatte aber dieſer König Carobertus auch viel An: Carober
Hoffe : Unter andern überlieff ihn einsmals ein Ungari: fuk.
ther Edelmann mit bloſſem Såbel in ſeinem eigenen Zims
her / und brachte ihm ſchon würcklich einen Hieb über den
Ropff bey / ſeine getreue Gemahlin Eliſabeth aber / eine Seine
Prinzeßin aus Polen / fieng den andern Hieb mit ihrem Gemahlin
arm auf, darüber ihr die Hand glatt vomArm gehauen iba vom
pard . ' Er ſtarb Anno 1301, und hinterließ zu feinem Cod .
Dritter Theih U 4 Suss
674 Fünffrer Periodus . VIII . Capitel.

S.XIII.

HA
JUSUDIRMAND

Succeffore ſeinen Sohn Ludovicum , deſſen Geſchichten


in den folgenden Theil und Periodum einlauffen.

Böhmiſche Geſchichten .
Premislaus Remislaus III . Der von ſeinem Vatter Wenceslao , mit
III. Otto . welchem wir den vorigen Periodum beſchloſſen / Den in
garus, den Hiſtorien durch ihn ſo berühmten Namen Ottogari
geerbet / hat anfänglich wider ſeinen Herz Vatter ſelbſten
rebellirt/ und ihm viel zu thun gemacht / nach ſeinem Tod
hat er von wegen ſeiner Gemahlin / einer Deſterreichiſchen
Prinzeßin / ( die er doch hernach repudiirt und verſtoſſen
Mimmt ohne Kinder von ihr zu erzeugen ) ſich der Deſterreichis
Defter.fchen Succeſſion angenommen , und ſolche auf etlicheJah,
reich ein . re wider alle andere Competenten behauptet / annebenſt
das Hertogthum Cårnthen / Durch Kauff / das Herkog
thum Steyermarck aber , deſſen ſich in damaligen Troub
len / der'nechſteNachbar , Kónig Bela in Ungarn , bemach:
tigt / durch die Waffen an ſich gebracht: Ihm ward von
den Chur - Fürſten die Kayſerliche Eron angetragen /
die er aber aus Stolk verachtet ; wie nun hernach Kays
ſer Rudolphus I. erwablet worden 7 machte ihm dieſer
die
Böhmiſche Geſchichten. 675

die Deſterreichiſche Land ſtrittig / und zwang ihn ſolcheMuß es


abzutretten / , und als Ottogarus den geſchloſſenen Frieswieder

*the
party
Den wieder brach/ muſte erin einer Schlacht folches end ,abtretten.
lich gar mit dem Leben bezahlen / von welchen allen / weil Wird er.
wir ſchon ausführlich genug in der Hiſtoria Kayſers Ru - ſchlagen.
dolphi Erzehlung gethan / wir hier weiter nichts melden
wollen .

Ihm faccedirte ſein unmündiger Sohn Wenceslaus:An. 1248.


Ben ſeiner Minderjährigkeit gieng es in Böhmen unter Wences
der Vormundſchafft Maragraf Ortonis von Branden -laus Se.
nior.
burg / mit welchem die Böhmen gar übel zu frieden waren /
gewaltig ungleich zu , zumalen da auch fein Stief- Vat:
ter Zavoillius ( Der bey der Königlichen Wittib ſich un
žůchtig zugebettet i und ſelbige hernach gehenrathet ) ihm
viel Ungelegenheit machte. Ben ſeinen Männlichen Jah
ren aber / hatte er das Glück , daß er nebſt Böhmenauch Wird
das Königreich Polen ( davon er eine Prinzeßin zur Gerduig ir
mahlin harcer) nach ſeinem Herr Schweher - Vatter Kå: Polen
nig Primislao, wie nicht weniger das Königreich Ungarn /
vermittelſt ſeiner andern Gemahlin Annæ , Königs Belæ
esa IV . in Ungarn Tochter / überkommen. Das Polniſche und una
Šnigreich manutenirt und vertheidigte er , ro lang er leb- garn.
ote / Das ilngariſche aber tratt er ſeinemSohn Wenceslao
Juniori ab,der aber ſolches auch nicht langzu erhalten wu
fte i ſondern die H. Eron des Stephani , fich von dem Mita
Competenten und Neben - Buhler Herzog Ottone von
Båvern / abnehmen ließ / daraufwieder in Böhmen zog /
und nach ſeines Heren Vatters Tod dieſe erblich und ru
hige Sron antratt. Unter gedachtem König Wenceslao Eger
Seniore kam die Stadt Eger / als ſeiner erſten Gemahlin komme
an Boh
ſo Kayſers Rudolphi I. Tochter war / Henrath-Gutſ zu
ber Sron Böhmen. Ihme ſuccedirte ſein Sohn
Wenceslaus Junior , diß aber war ein Herz von gar An.1305.
diffolutèm und liederlichem Leben / Deßhalben er durch Werices.
laus Junior,
ſeine continuirliche Debauchen und Schwelgereyen ſich
folches in der Blüthe ſeiner Jahre abkürzte / indem
HH
676 Fünffter Periodus. VIII . Capitel.

S. XIV . er zu Dlmůg durch einen Meuchel -Mörder jämmerlicher


Weiſe erſtochen ward .
An. 1360. Weil er ohne Erben abſturb / fo gieng mit ihm die alte
Ende von Primislao herſtammende Böhmiſche Familia zu Ender
der Böhs und wurde die Succeſſion zwiſchen Rudolpho Kayſers Al
miſchen bertil . Sohn / der des Wenceslai Stief-Mutter Richſam
Familiz , zur Gemahlin hatte / und Henrico , dem Hertogen von
Cårnthen / der des Wenceslai Schweſter geheyrathet
gervaltig geſtritten.
Rudol Rudolphus drang dazumal zwar vermittelſ Ser Autori
phus Au . tåt feines Heren Vatters / und wegen des Erb - Paeti ,
Briacus ſovordieſem mit König Ottogaro aufgerichtet worden /
vor, undmuſte Henricus weichen . Weilaber Rudolphus
zwen Jahr hernach verſturb i deſſen Sohn Johannes (fo
hernach Kayſer Albertum I. umgebracht ) noch jung wari
und währender ſeiner Minorennitåt oder Minderjährig:
keit / fein Herr Vatter und Vormund Kayſer Alber
tus , ſich in die Weitlånfftigkeit der Böhmiſchen Succeſ
fion halber nicht reketi wolte / fo gieng damals Böhmen
vor das Haus Deſterreich wieder verlohren / und niſtete
ſich Herøog Johannes aus Eärnthen wieder ein.
den Böhmen in die Länge nicht
Johannes Àllein auch dieſer wolte
anſtehen . Dero halben verheyratheten ſie ihres verſtors
Garin
thius, benen Königs Wenceslai andere und noch ledige Schwes
ſter Eliſabetham , an Johannem des Kanſers Henrici VII.
Johannes Lüzelburgici Sohn . Wie wir ſolches alles in Men Kaya
Lüzelbur- ferlichen Geſchichten bereits erzehlet haben . Auf ſolche
gicus . Weiſe kam Das Königreich Böhmen an die Lügelburgis
ſche Familiam . Dieſer König Johannes richtete zwar
im Krieg viel conſiderable Dinge aus / nahm den Pos
len / Maſſovien und Pommern hinweg / führte ſeinem
Heren Vatter anſehnliche Hülffs - Völcker in ģtalien zu /
und als Henricus VII. aúda mit Tod abgangen / ehe dies
ſer ſein Sohn noch zu ihm geſtoffen / blieb er gleich:
wol mit ſeinen Trouppen in Gtalien / und erhielt die
Städte in des Reichs und des neu -erwählten Kayſers
Ludovici V. Bavari Devotion und Unterthänigkeit:nac h:
s
gehend
Böhmiſche Geſchichten . 677

gehends aber ließ er ſich von dem Pabſt gewinnen / ſchlug


ſich auf die GuelphiſcheSeite/und nahm die Städte Mo
dena, Rheggio, Parma,Luca, und Pavia ein ,die er geraus !
me Zeit vor fich behielt. Nach der Zeit miſchte er ſich in
: Den Franzöſiſch- und Engliſchen Krieg / unb leiſtete ſeinem
Schwager König Philippo Valeſio anſehnliche Afiltenk/ Wirb
blind .
und ob er ſchon ſelbiger Zeit gang blind war / (dann das eis
ne Aug hatte er in Litthauen / in dem damaligen Polniſchen
Krieg /durch übles Wetter verlohren /und das andere hats
ten ihm die Medici zu Montpellier aus dem Kopf curirt) ſo Ziehet
wolte er doch dem årieg in Perſon beywohnen / und wuſte doch ix
feine Blindheit / weil einer von ſeinen Vertrauten ihm Krieg.
immer an der Seiten gieng / und ihnunvermerckt fährte 1
alſo zu verſtellen / daß man ſolche an ihm nicht ſonders
mabrnahm. Er that auch i ro blind als er war , in der

Schlacht vor Crecy , in welche er ſich durch Leitung feis


nes Pferds / das man am Zügel führte, in Perſon mit
begeben / unvergleichliche Proben ſeiner Tapfferkeit / mus
ſte aber damals dem Engliſchen Glück weichen / und auf
dem Wahl- Plaß ſein Leben laſſen. Zu ſeiner Zeitward
das Hertogthum Schleſien , welches bißher pon Pos
Uu 3 - len
677 Fünffter Periodus. VIII . Capitel.

S. XIV . len dependirt und abgeſtammet / durch freiwillige Unter:


werffung der dafelbftigen Fürſten / wie auch das Herßog:
Chlefien thum Laußniş durch Kayſer Ludovicun Bavarum , nach
und kauß : Marggraf Waldemari von Brandenburg Tob/ an die
an Bob Cron Böhmen wieder gegeben. Db nun dieſer König
men. Johannes das Königſeich Böhmen nicht wenig erweis
tert / weil er aber gleichwol felten zu Haus geblieben /
und immer zu fich mehr fremde als ſeine eigene Ans
gelegenheit bekümmert waren die Böhmen mit ihm
nichtwolzu frieden / und haben ihm in ihren Chroniquen
ſchlechtes Lob bengeleget.
An. 1346. Shme folate rein Sohn Wenceslaus , oder vielmehr/
Carolus
IV . Imp. wie er insgemein von ſeinem Firm Namen her genannt,
wird / Carolus, der als Römiſcher Kanſer den folgenden
Periodur öffiten wird.

Polniſche Geſchichten.

Em leşten Polniſchen Fürſten im folgenden Periodo,


Lercus
Boleslảo Pulchro , hat fuccedirt rein Vetter
Niger.
Premislaus Leſcus Niger. Und dieſem
II. Primislaus II . Der ſich des Königlichen Tituls wies
derum angenommen / nicht långer aber als ſieben Mos
nat regiert. Nach ihm aber.
Uladislaus Uladislaus , des Leſci Nigri Bruder / den man wegen
Locticus
Fft ein ſeiner kurzen Statur, die nur eine Ele foll lang gerveſen
Zwerg. feyn / Locticum nennet i ( von dem Polniſchen Wort
Lokier , ſo eine Ele bedeutet. ) Diefer Locticus hatte
in ſeiner Regierung gewaltige Anſtdrie : Gleich im An:
fang ward er davon verdrenget von obgedachten Pre
mislao II. nach deffen fob ſchwang er ſich wieder auf
Wird vers den Thron / und befaß ſolchen drey Jahr lang 7 weil
trieben.
er aber etwas Crudel und grauſam war / fielen die Pos
len von ihm ab / und erwählten Wenceslaum , den Kos
nig in Böhmen / Deme des Leſci Nigri Wittib / ihr
Wit:
polniſche Geſchichten . 679

SH

11

Bittumb.i nemlich die Herzogthümer Cracaw und


Bendomir verſchafft. Lodicus wehrte ſich zwar ſo
ut er kunte / Wenceslaus aber behielt die Oberhand ,
nd muſte Locticus zum andernmal aus Polen entwei
11yen .

Nach Wenceslai und ſeines Sohns gleiches Namens Kommt


xefolgten Tod kam Locticus mit einigen in Ungarn ge- wieder zur
orbenen Völckern wieder / und bemachtigte ſich abermal Cron .
28 Fürſtenthums Polen / und ließ ſich den Königlichen An : 1320,
citul vom Pabſt Johanne XXI. confirmiren / weil er den
ayſer Ludovicum Bavarum , als damals in dem Bann
ehend , hierzu nicht vor ſufficient und tůchtig noch vor
nen wahren Kayſer hielt. Nach der Hand hatte er
ontinuirlich zu fechten mit den Teutſchen Herren in Fübrt
Ireuſſen / mit den Böhmen / mit den Lithauern / und groſſen
Krieg .
sit andern Nachbaren / aus welchen Kriegen allen er
ch gleichwol durch ſeinen Verſtand und Tapfferkeit
lücklich zu extriciren und auszuwicklen wuſte. Unter
ym iſt Schleſien von Polen ab , und an Böhmen gea
allen .

044
Ihme
680 fünffter Periodus. VIII. Capitel.

S. XIV . Shme fuccedirte ſein SohnCaſimirusMagnus, Deme


Polen all ſein Aufnehmen zu dancken hat. Seine Vera
Caſimirus richtungen aber lauffen vornemlich in den folgenden Perio
M. dum ein .
An . 1333
Sicilianiſche Geſchichten .

burch Viciffitudines und Unruhen zerriſſen worden / ſo


iſt es gewiß das Königreich Sicilien in dieſem gegenwårs
tigen Periodo , deſſen Hiſtorie/ wann man ſie ausführlich
beſchreiben wolte / allein ein ganzes Buch erfüllen würde.
Wir wollen ſie aber nach unſererGewohnheit / ſo kurk als
möglich / durchgehen .
Wir haben in dem vorigen Periodo erwähnt / wels
cher Geſtalt und durch was Mittel des Königs Ludovici
Sancti in Franckreich Bruder Carolus,Herkogvon Anjou,
zu dem Kinigreich Sicilien und Neapolis gekom 11
und wie deſſen Invaſion oder gewaltthätiger Einbruch
bem rechtmäſſigen Erben Conradino den Kopf gekoſtet/
Dieſer aber fein Recht an ſeinen Vettern König Petrum
von Arragonien überlaſſen habe , erfordert alſo die Ords
nung in dieſer Erzehlung fortzufahren.
Von dem Tod Conradini an / biß ad Annum 1282.
Ano 1268. war niemand ,der dem König Carolo dieneu-eroberte Kos
Andega- nigreicheNeapolis und Sicilien diſputirlich machte / fons
venfis, dern er ließ ſich vielmehr noch dazu in Sinn kommen ,
noch viel andere Königreiche i als das von Tunis , das
von Jeruſalem / ja gar das Griechiſche Kayſerthum zu
erobern / wie wir an ſeinen Drten erzehlet haben. Ér
1 hatte aber durch hochmüthige und trokige Conduite
und Aufführung nicht allein Pabſt Nicolaum III. ( das
durch daß er ihm ſeine Tochter / die der Pabſt vor reis
nen Nepotem freyen wollen / mit Hohn abgeſchlagen )
gewaltig disgouſtirt und beleidigt / ſondern auch Johan
nem ,dem Grafen von Procida , den er einer Conſpira
tion beargwohnet / aus dem Rande gejaget. Dieſer
Herz , der einer von den måchtigſten und Geliebteſten im
Sicilianiſche Geſchichten . 681

Lande war / ließ ſich darauf vorſtehen /daß / um ſich zu rå


chen / kein ander Mittelwåre i als Carolum aus Sicilien
wieder heraus zu jagen. Dieſes zu vollziehen / addreflirte
oder hieng er ſich anfänglich an Pabſt Nicolaum , und
nachgehends an König Petrum pon Arragonien / deſſen
Mütter des Königs Manfredi in Sicilien Tochter geres
‫ܪ‬ ſen / und demeder junge Conradinus fein Recht auf dem
Trauer :Gerüſt öffentlich verſchafft u
/ nd that ihnen Vora
ſchlage/ wiedas Berck hinaus zu führen,
Beede Herren gaben des Grafen Propofitionen und
VortrågenGehör / und weildie gange Sache darauf bes
ſtund / Das Petrus , ohne dem Carolo Ombrage oder Ärg
ivohnzu geben /ein Armement und Kriegs - Rüſtung zu
Waſſer zuſammen bringen folte /ſo machte man Mine , als
wolte König Petrus die Saracenen in Africa bekriegen .
Michaël Paleologus, der Kayſer zu Conſtantinopel der mit
in dieſer Alliang ſtund /gab das mehreſte Geld bazu her !
das übrige entlehnt Konig Petrus, unter dem Prætext reis
nes vorhabenden BelliSacri,hin uno wieder/und theils vom
König Carolo felbſten. GratJohannes von Procida abeç
reiſete verkleidet als ein Mönchherum / gewann in Favor
des Königs Petri die Gemüther der Sicilianer / und
machte die
Anſtalt zu dem concertirt-und abgeredten Aufa
ſtand. Pabſt Nicolaus ſtarb zwar eben, da das Werck im
Brechen war / die Conſpiranten aber liefſen ſich ſolches nit
hindern / ſondern regten den Anſchlag ungehindert fort.
Derſelbe aber war dahin gemünket/daß an den anderir
Oſtertag/wann man würde in die Veſper låuten , ein jeder
Haus- Vatter in dem gangen Königreich zur Wehr greifs
todt fchlas.
fen /und die Frangoſen die ben ihm logirtwaren
gen ſolte. Dieſe Conſpiration , ob ſie wol mit mehr als faſt
menſchlicher Heimlichkeit/ unter ſo viel tauſend Complici
bus und Mitverſchmornen / geführt ward/ kunte doch nicht
gar ſo abgehen / daß nicht einige über König Petri Arme
menti und Zurüſtungeinen Argwohn faſſeten / und Konig
Carolum warneten ſich vorzuſehen / dieſer aber durch ſein
bißheriges Glück verblendet 7. hielt alle folche Anzeigungen
uus
682 Fünffrer Periodus. VIII. Capitel.

S.XIII. vor Thorheiten und Unm /glichkeiten / und profequirteſeis


nen Krieg wider Kayfer Michaëlem Paleologum , inwels
Veſpera chem er doch auch nicht viel Vortheil hatte. Unterdeſſen
Sicula . kam die Zeit der Oſtern herber : Wie man nun am an
pern Oſtertag die Glocken zum Veſper - Låuten anzog/
ſtund bey dem erſten Schlag das ganze Königreich auf /
und fielen die Frankoſen an / und wurden in einer Zeitvon
zweyen Stunden ihrer 8000. todt geſchlagen / und diß mit

1
BO

1001 TILME

ſolcher Raſerer / daß auch die Mönche ſelbſten ihre Hände


in Franzöſiſchem Blut wuſchen / und die Sicilianer ihren
leiblichen Töchtern , die etwa von Frangoſen ſchwanger
waren / die Bäuche aufſchnitten / die Fruchtheraus riffen/
und ſolche an die Wand ſchmiſſen , damit ja kein Saamen
An. 1282. von dieſer verhaften Nation im Land bliebe / und ward
von allen Frankoſen , die in Sicilia waren / nicht mehr
als ein einiger Édelmann dus Provence , Wilhelmus de
Porcelets , beim Leben erhalten / dem man ſeiner wunders
baren Frðmmigkeit halber ſolches geſchencket. Und dies
res ſind die in den Hiſtorien ſo ſehr berühmte Veſperæ Si
culæ.
König
Sicilianiſche Geſchichten . 683

König Petrus ,der mit ſeiner Flotte vor Tunis lag/und Petrus
emlig auf den Ausgangdes Complots oder der Zuſammenver, gorienvon Arra .
hulka.chwörung wartete, ſegelte alſobald herbey/ und nahm das nimmt
Barvon Franzoſen geleerte Königreich Siçilien ein. Dieſe Sicilien
Paragrauſame Procedur machte in der Welt einen ſchrockli- ein .
que ischen Ruff / Pabſt Martinus IV. Des Nicolai Succeffor der
uricevon Geburt ein Frankos war / that König Petrum und die
i gange Inſul Sicilien in Bann í und gab das Königreich
Árragonien einem jeden / der es einnehmen wolte / preiß.
König Carolus brachte eine anſehnliche Armee zuſammen,
lind belagertedamit Meflina , zwang es auch ſchon dahin /
paß es wegen der Übergab handelte /weil aber Carolus von
finen Accord hören wolte / lieſſen die Meſſineſer es aufdie
Extremitäten ankommen / und wurden immittelft vom Kos
Jig Petro entſeket. Dieſer aber ſahe gleichwol / daß wanit
Per Krieg continuiren ſolte / er endlich der Macht von
Franckreich unterliegen würde / ſchlug derohalben König
Carolo vor / ſie wolten das groſſe Blut- Vergieffen einſtela
Jen /und ihre Klagein eigner Perſon / und mit eigner Fauſt
Heder vergeſellſchafftet mit hundert Rittern / ausführen
And ſolte Kinig Eduardus in Engeland den Platz ernen
Xen /und Richter reyn. König Carolus, der ein überaus
erkhaffter Herz war / nimmt die Cartel an / und macht
mittelſt der Armee halber / einen Stillſtand , und so, Carolus
und Pe .
lig Eduardus aflignirte oder beſtimmte ihnen den Kampf trus 100ta
Plak den 1. Juli 1283, zu Boordaux . Als der Tag ex : len mits
chienen , ſtellte ſich Konig Carolus mit ſeinen hundert Rit, einander
ern auf dem Kampf- Platz ein /und wartete von Morgen duelligeran
viß aufden Abend / als aber König Petrus nicht erſchien
eiſete gegen der Sonnen Untergang König Carolus wies
ser feines Wegs;Kaum war diefer hinweg /da kam König
Petrus mit geringe Gefolg auf der Poſt an, beſchwerte ſich /
paßCarolus ſeiner nicht erwartete ließvor dem Senechal zu 1
Bourdaux ein Inſtrument, daß er würcklich auf dem Plan
rſchienen ſey /aufrichten /u. reiſete darauf gleich wieder nach
baus / unter der Entſchuldigung /er feye gewarnet ivordeni
aß man auf Seiten Franckreich etwas Böſes wider ihn
684 fünffter Periodus. VIII. Capitel.

S. XIII , vorhabe / und er alſo nicht trauen Dörffte / und damit war
dieſes groſſe Königliche Duell vorben.
Hierauf griff Carolus wider zu den ordentlichen Waf
fen , Petrus aber , der einen vortrefflichen Admiral, Petrum
Lauriam , hatte) behielt mehrentheils die Oberhand / uno
lockte einsmals Lauria , den Sohn des Caroli, auch Çaro
Caroli
lum und dazu Claudium genannt / aus dem See-Hafen
Sobn von Neapolis heraus , daß er ſich mit ihm / unerwartet der
wird ges
Conjunction ſeines Herun Vatters / in ein Gefecht einließl
fangen.
An 1285. Darüber geſchlagen und ſelbſt gefangen ward ; ob welcher
Zeitung König Carolus ſich zu todt bekümmerte.
König Petruswolte ,um den Tod des jungen Conradini
zu revangiren und zu rächen , mit dem gefangenen Caralo
Claudo eben die Execution und Hinrichtung / wie mitjçe
nem geſchehen , vornehmen laſſen / ſeineGemahlin , die Kde
nigin Conſtantia , aber erbath ihm das Leben / und ſchickte
ihn aus den Händen der Blutgierigen Sicilianer in Ara
ragonien. fuhr derPabſtmit ſeinenExcom
Immittelſt
municationen wider König Petrum immerfort, ſchrieb wis
Der ihn eine Cruciatam aus / undtrugdas Königreich Ars
ragonien / Carolo Valerio , dem andern Pringen Königs
Philippi Audacis in Franckreich auf/König Petrus aber ließ
fich diß nicht viel anfechten /ſondern manutenirt und erhielt
ſich in ſeiner Poſſeſſion ,ungeachtet der groſſen Attaque und
Angriff / ſo Franckreich auf Catalonien that. Auf der ans
facobus
Dern Seite legte ſich König Eduardus in Engeland dars
König
von Sicie zwiſchen / um allerſeits einen Frieden zu vermitteln ; Dars
lien . über gieng König Petrus aneiner Wunde/die er , als er Gia
ronne ſucçuriren wollen , bekommen / mit Tod ab.
Shme ſuccedigte im Königreich Arragonien ſein ålteſter
Sohn Alphonſus. Sein jüngerer Sohn Jacobus aber/
bemächtigte ſich des Königreichs Sicilien / worüber die
beede Brüder mit einander ſelbſt uneins wurden. Endlich
ward zwiſchen den kriegenden Partheyen ein Frieden gee
Claudus des Verhaffts erlaſſen ward /
troffen /daß Carolus
Davor er ſeinen Anſpruch an das Königreich Sicilien re
nuncirte oder abſagte / und verſprach i daß er bey ſeinem
Vets
Sicilianiſche Geſchichten . 685
Vettern Carolo Valeſio ſo viel auswürcken wolle , daß rola
cher von ſeiner Prætenſion auf Arragonien gleichfalls abs
ſtehen / bey dem Pabſt aber 7 daß er den Bann aufheben /
und des Alphonli Bruder Jacobum , ( Deme Alphonſus
nunmehr ſolches abgetretten ) mit dem Königreich Sici,
lien belehnen ſolte : Zu deffen Verſicherung er ſeine drey
Söhne und funffzig Edelleute zu Geiffeln hinterließ :
Nachdem er aber frey war/ revocirt- und beruffte er allesi
was er in der Gefängnuß verſprochen / und ließ ſich von
dem Pabſtdie Sicilianiſche Cron aufſeßen. Hiermit gieng
Der Krieg von neuem an , und währte noch drey Fahr.
Endlich / damit Carolus Claudus ſeine Geiffelwieder loß
machen möchte, ſo diſponirt- und beredte er ſeinen Vettern
Carolum Valefium ,das ſelbiger ſeine Prætenſion aufArra
gonien führen ließ , und mit Alphonſo Frieden niachte:
Hingegen verſprach Alphonſus ſeinen Bruder Jacobum
u diſponiren /daß er Carolo Claudo das Königreich Sicis
ien wieder abtretten ſolte. Allein die Zeche war ohne den
Wirth gemacht/dann Jacobushatte taube Dhren /und gab
veder auf Alphonſum noch auf Carolum etwas. Hierüber
gieng es wiederum aufdie Waffen loß . Immittelſt gieng
Rånig Alphonſus ohneErben mit Tod åb /und ſuccedirt:
der folgte ihm ſein Bruder Jacobus in dem Königreich
Arragonien . Dem dritten Bruder Friderico aber tratt Ja
obus das biſher erhaltene Königreich Sicilien ab.
Wie nun Carolus Claudus ſahe / daß er / aller feiner Friede.
Bemühung ungeachtet / in Sicilien nichts richten kunte / swiſchen
eſolvirte er ſich endlich / einen beſtåndigen Frieden zu tref den Andes
n / und wurden die Conditiones gemacht / daß König gavenfibus
und Arra
ridericus des CaroliClaudi Gochter/ Eleonoram , heyra: goniis.
en / und Sicilien zum Heyrath -Gut behalten ſolte ; da: An, 1320 ,
en aber aus dieſer Ehe keine Kinder erfolgten / ſolte diß
Inigreich Carolo Claudo und feinen Erben wieder zus
len / und ſie denen Arragoniern 100000. Unken Golds
vor heraus geben .
Auf dieſe Weiſe wurden die Königreiche Neapolis und
icilien getrennet / jenes blieb bey den Andegavenlibus,
Die
686 Fünffter Periodus . VIII. Capitel .

S. Xiv . die auch noch dazu die Grafſchafft Provence hatten / ro


Sicilien nach dem Tod Gilberti, des leßten Grafen von Provence ,
bleibt ben Durch Henrath an ſie gekommen und welche ſie von den
den Arfa- Römiſchen Kayſern als eine Dependen oder Abſtam :
und Nea . mung von dem Königreich Arles zu lehen empfangen .
polisbey Dieſes / nemlich Sicilien / aber behielten die Arragonieri
den Ande- biß daß endlich im Seculo XV. beebe. Königreiche wieder
gavenfibus zuſammen kommen .
Anj323 In Sicilien giengen nach dieſer Zeit die Sachen ziem :
Petrus11." lich ruhig fort / und ſuccedirte dem Friderico feinSohnt
An, 1342.Petrus II. welcher zwangig Jahr lang regierte 1 und gegen
Ausgang dieſes Periodimit Tod abgieng.

Neapolitaniſche Geſchichten.

PM Neapolitaniſchen aber feste es gewaltige Spåne:


go Carolus Claudus hatte von ſeiner Gemahlin Maria,
Königs Stephani in Ungarn Tochter / zwey weltliche Söh:
A
ne hinterlaſſen / Carolum Martellum 'und Robertum :
Den erſten rufften nach dem Tod Königs Andreæ , in
Ungarn / Des Leßten aus dem Stamm der Geyſidarum ,
theils Ungarn zu ihrer Cron / die er auch als fein Mütter:
lich Erbtheil annahm / und wider Wenceslaum , bert
Pringen von Böhmen und Ottonem von Bayern be
hauptete .
gundem er nun vor demn Heren Vatter aus dieſer Zeit:
lichkeit abgefordert ward 7 entſtund nach Caroli Claudi
Tod ein groſſer Streit/ ob des Caroli Martelli , als des
ålteſten Bruders Sohni Carobertus, oder der jüngerė
Robertus. Bruder / Robertus , im Königreich Neapolis ſuccediren
ſolte ; doch gäb endlich der Pabſt vor Robertum den Aus:
ſchlag, derein gar tapfferér Herz war : Weil er aber Pro
feſſion machte; der Guelphiſchen Parthen Protector wider
die Gibelliner in Italien zu ſeyn , wie er vann auch hierob
Sic Stadt Genuam einnahm / und unter ſeine Bottmål:
ſigkeit brachte / ſo hatte er derentwillen von Kayſer Henri
Co VII.und Ludovico V.Bavario , gewaltige Anſtoſſe, die
ihm
687
Pleapolitaitiſche Geſchichten .

ihm ſo gar ſeine Erone , die ſie vor des Reichs Lehen hiels
eten į diſputirlich machten . Er wuſte ſich aber aus dieſen
Troublenmanchmal und glücklich heraus zu wicklen. In
gleichen machte ihm auch ſeines Herrn Bruders Caroli
Martelli Sohn Carobertus, der König in Ungarn, die Suc,
ceſſion von Neapolis ſtrittig , muſte aber ebenfalls unvers
richter Dinge abziehen .
Es hatte Robertus einen Sohn gehabt / Carolum mit An, 1343
Namen / weil aber derſelbe vor dem Herrn Vatter ver:
ftorben / ſo machte König Robertus ein Teſtament / Krafft Enterbet
deſſen ſeines Sohns Caroli älteſte Tochter 1 Johanna, ſeinen
(dann Carolus hinterließ keine Söhne ) vor ſein Roberti andern
andern Sohn Philippo ,mit dem der Herr Vatter gar Sohn .
ibel zu frieden war ; und ihn deßhalbenenterbt , im Kě undſetzt
rigreich folgen ſolte / mit der Condition , daß fie feinesdie Toch.
Bruders Caroli Martelli , des Königs in Ungarn; jüngern ter feines
Enenckel Andream-, den Robertusan Sohns Statt anges erſten
Sohns
lommen heyrathen ſolte / ſo ſie auch that / und alſo An fur Ers
reas auf den Neapolitaniſchen Thron erhoben ward. bin ein
Allein dieſe Königin Johanna war von einer ſo uner: Johanna
åttlichen Geilheit / daß ſie ſich allein mit ihren Gemahl
Indrea bey weitem nicht contentiren wolte 1 und endlich
om dergeſtalt feind ward / daß ſie / wie insgemein geſchrie:
en wird , mit ihrem Schwager Carolo , dem Printent
on Dyrrachia es anlegte / daß ſelbiger zu Nachts durch Låft ihren
onſpiranten in die Konigl. Schlaff - Kammer brechen / Gemabl
en König von ihrer Seiten hinweg nehmen / und an ei, umbrins
gen .
m Fenſter ftranguliren ließ. Nach dieſer Zeit gieng/ An . 13456
erer Königin Johannæ Lafter halber / und weil die Ungas
che Linie vor ihr die Succeſſion und Nachfolge præten
ct: oder forderte , im Neapolitaniſchen alles unter und
er' ſich . Weil aber dieſe Geſchichten in den folgenden
Periodum einlauffen / ſo wollen wir folche
auch dahin verſchieben .

Hiſto
686 Fünffter Periodus. VIII . Capitel.

S. XIV . die auch noch dazu die Grafſchafft Provence hatten / To


Sicilien nach dem Tod Gilberti, des legten Grafen von Provence ,
bleibt bey durch Heyrath an ſie gekommen / und welche ſie von den
den Arra- Römiſchen Kayſern als eine Dependen oder Abſtams
ůnd Nea- mung von dem Königreich Arles zu lehen empfangen.
polis bey Dieſes / nemlich Sicilien , aber behielten die Arragoniert
benAnde- biß daß endlich im Seculo XV. beede Königreiche wieder
gavenſibus zuſammen kommen .
in Sicilien giengen nach dieſer Zeit die Sachen ziem :
AnJ32
Petrus 3"*lich ruhig fort/ und ſuccedirte dem Friderico fein Sohnt
11.
An , 1342.Petrus II. welcher zwanzig Jahr lang regierter und gegen
Ausgang dieſes Periodimit Tod abgieng.
a

0
1,Neapolitaniſche Geſchichten . ME

M Neapolitaniſchen aber feste es gewaltige Spåne:


Carolus Claudus hatte von ſeiner Gemahlin Maria ,
Königs Stephani in Ungarn Tochter / zwer weltliche Söh:
ne hinterlaſſen / Carolum Martellum 'und Robertum :
Den erſten rufften nach dem Tod Krönigs Andreæ , int
Ungarn / des Lehteri aus dem Stamm derGeylidarum ,
Ae
theils Ungarn zu ihrer Cron , die er auch als fein Mütter:
lich Erbtheil annahm / und wider Wenceslaum , dert in
be
Prinken von Böhmen und Ottonem von Bayern be:
hauptete.
ndem er nun vor demn Heren Vatter aus dieſer Zeit: 1C
lichkeit abgefordert ward 7 entſtund nach Caroli Claudi
Tod ein groffer Streit/ ob des Caroli Martelli , als des
älteſten Bruders Sohni Carobertus, oder der jüngerė
Robertus . Bruder 7 Robertus, im Königreich Neapolis ſuccediren
ſolte ; doch gab endlich der Pabſt vor Robertum den Auss
ſchlag, der ein gar tapfferer Herz war : Weil er aber Pro
feſſion machte; der Guelphiſchen PartheProten ctor wider
die Gibelliner in Italien zu ſeyn , wie er dann auch hierob
dicStadt Genuam einnahm / und unter ſeine Bottmåſ:
ſigkeit brachte / fo hatte er derentwillen von Kayſer Henri
Co VII.und Ludovico V. Bavario , gewaltige Anſtoſſe , die
ihm
1
Pleapolitaitiſche Geſchichten. 687

7 ihm ſo gar ſeine Crone , die ſie vor des Reichs Lehen hiels
ten į diſputirlich machten . Er wuſte ſich aber aus dieſen
Troublen manchmal und glücklich heraus zu wicklen . İns
gleichen machte ihm auch ſeines Heren Bruders Caroli
Martelli Sohn Carobertus, der König in Ungarn , die Suc.
cefſion von Neapolis ſtrittigi muſte aber ebenfalls under:
richter Dinge abziehen .
Es hatte Robertus einen Sohn gehabt/ Carolum mit An, 13437
Namen / weil aber derſelbe vor dem Heran Vatter ver:
ſtorben / ſo machte König Robertus ein Teſtament / Krafft Enterbet
beffen ſeines Sohns Caroli älteſte Tochter / Johanna, ſeinen
( dann Carolus hinterließ keine Söhne) vor ſein Roberti andern
Sohn.
andern Sohn Philippo , mit dem der Herr Vatter gar
übel zu frieden war 1 und ihn deßhalben enterbt/ im Kos und ſetzt
nigreichfolgen folte / mit der Condition , daß fie feines die Toch:
Bruders Caroli Martelli, des Königs in Ungarn; jüngern ter ſeines
Enenckel Andream ,den Robertusan Sohns Statt anges erſten
Sohns
nommen / heyrathen ſolte ! ſo ſie auch that / und alſo An zur Ers
dreas auf den Neapolitaniſchen Thron érhoben warð. bin ein
nem Allein dieſe Königin Johanna war von einer ſo uner: Johanna,
fåttlichen Geilheit / daß ſie ſich allein mit ihren Gemahl
Andrea ben weitem nicht contentiren wolte ) und endlich
ihm dergeſtalt feind ward / daß ſie / wie insgemein geſchries
ben wird i mit ihrem Schwager Carolo , dem Pringen
von Dyrrachia es anlegte / daß ſelbiger zu Nachts durch råſt ihren
Conſpiranten in die Königl. Schlaff- Rammer brechen / Gema l
den König von ihrer Seiten hinweg nehmen / und an eiz umbrins
gen.
C. nem Fenſter ftranguliren ließ. Nach dieſer Zeit gieng / An. 13450
dieſer Königin Johanna Laſter halber / und weil die Ungas
riſche Linie vor ihr die Succeſſion und Nachfolge præten
dirt- oder forderte/ im Neapolitaniſchen alles unter und
ober ſich. Weil aber dieſe Geſchichten in den folgenden
Periodum einlauffen / ſo wollen wir folche
auch dahin verſchieben.
* *

Hiſto
688 Fünffrer Periodus. VIII. Capitel. Hiſt. Nat.

S.XIII.
Hiſtoria Naturalis.

zwen notable zu der Hiſtoria Naturali gehörende


Exempla , ſo in dieſem Periodo ſich zugetragen , anführen
nemlich :
An . 1270 Daß eines Grafen in Polen , der Vieboslaus hießzſeine
Gemahlin auf einmal dreyßig lebendige Kinder zur Welt
gebracht.
An . 12770 Item , daß in Schwaben ein Mägdlein von acht Jaha
ren ſchwanger worden / und einen lebendigen Sohn ges
bohren .
Und hiermit wollen wir vor diſmal die weltlichen Ges
ſchichten unſers Dritten Theils beſchlieſſen.

Kir :
co I.
( o )

Mirchen Beſchichten /

So fich von der Erdnung Caroli

Magni an zum Römiſchen Kayſer/

efor biß auf Kayſer Carolum IV .


zugetragen .
Das I. Capitel.

Von den Kirchen - Geſchichten


des Í. Periodi.

Ann wir die Kirchen Hiſtorien in ihrer ges


bührenden Ordnung vortragen wollen ,
ſo müſſen wir Diſtinction und Unter,
ſchied machen / zwiſchen den Orientaliſcha
und Occidentaliſchen: Dann weilnnuns
mehro beede Reiche voneinander ſepa
rirt und getrennet , ſo haben auch die Kirchen algemach zu
trennen ſich angefangen / biß daß es zur Zeit KayſersMi
chaëlis lll . zu dem bekannten groſſen und offenbahren
Schiſmáte gediehen / fo noch dáuret.

So viel nun die OrientaliſcheoderGriechiſche Kirche be: Griechia


langet / fo hát gleich im Anfang dieſesPeriodi ein ſtarckes Iche Kire
Schiſmadaſelbſt eingeriſſen /indėmedie beide berühmte H.Menses
Aebbte Plato und Theodorus Studita fich von des Conſtan:Ichichte.
tinopolitaniſchen Patriarchen Nicephori Gemeinſchafft
ſeparirt / darum / daß derſelbe den Prieſter Joſephum ,
( welcher den verſtorbenen Käyfer Conſtantinum IV . mit An . 802
ſeiner Benſchläfferin Theodora, noch bey Lebzeiten ſeiner
Gemahlin / copulirt und ſie zur Käyſerin gecrðnet i uno
deßhalben vom verſtorbenen Patriarchen Tarafio des
Prieſterthumswar entſeget worden ) wiederuia reſtituirt
Dritter Theil. obec
Erſtes Capitel von den Kirchen ,
2
Sec. IX oder eingeſekt / und durch einen Synodum von etlichen
Biſchoffen decidiren oder entſcheiden laſſen : Daß ein ſols
Schiſma cher Actus , vermittelſt Biſchöfflicher Diſpenſation und
we gennfa-
Dilpe der Nachlaſſung / nicht allein gar wol geſchehen könnte / ſons
tionen. Dern auch / daß diejenige anathematizirt und verbannt ſeyn
ſolten / diemit Joſepho nichtcommuniciren wolten ; wels
cher Synodus von erſagtem Theodoro insgemein Synodus
Adulterantium genennet wird. Es muſten auch erſagté
beede Aebbte dieſer Separation und Trennung halbervon 6
Kayſer Nicephoro , der ſeines Patriarchen Partie nahm /
und ohne das faſt gar keine Religion hatté / viel ausſtehen ,
und aufs neue ins Exilium gehen .
An, 811 . Nach sanſers Nicephori Toð ſchien zwar vor die
Griechiſche Kirche durch des Kayſers Michaelis Curopala
tis Vorſorg wieder ein wenig ein Friedens -Strahli und
ward auch von ihm die ſchåndliche Secte der Manichæer /
fo zu Conſtantinopel fich eingeniſtet hatten / gewaltig ausa
An, 813. gereutet /GOtt aber ließ ſolchen nicht lang dauren 7 fons
LeoArme- Bern mit des Michaëlis kurzer und nur dreyjähriger Res
nius reno- gierung bald wieder verſchwinden . Dann deſſen Succeffor,
virt die der Kayſer Leo Armenius, fieng folchen Frieden bald nach
Iconomo ſeinem Antritt an zu ſtören durch Resuſcitation und Wies
chiam . berhervorbringung der Iconomachiæ oder Bilder -Stir:
meren / welche biſher in Krafft des Concili Nicæni II.
ziemlich ſupprimirt und vertuſcht geblieben . Snðeme aber
Leo, der in die Fußſtapffen des Leonis Ifaurici tratt / die
alte Bilderſturmeriſche Edicta und Befehl erneuerte / und
ſolche würcklich in Conſtantinopel und andern Orten / wo
! er kunte / exequiren oder vollſtrecken ließ , erweckte er in der
Kirche eine gewaltige Zerrůttung , und muſten deßhalben
viel Leute /ſo die Sacras Imagines oder H.Bilder und deren
Cultum oder Dienſt defendirten / groſſe Trangſal erleiden
und ins Exilium oder Elend ziehen .
In dieſer Hårtigkeitfolgte dem Leoni nach deſſen Mór:
An . 82c .Deriſcher Succeſſor, derMichaël Balbus , welcher zwar Ans
chen Mi. fangs ſich einer Gelindigkeit annahm , und über dieſe Con
chael Bal. troverfiam und Streit -Sacherin ſeinem Pallaſt von beer
den Theilen diſputiren laſſen wolte i als abeç die Catholis
bus.
ſche
Geſchichte des I. Periodi. 3

ſche Biſchoffe/ wie ſie dann auch dergleichen bey Leoneex


cipirt / in eine ſolcheConferenk / ob einer Sache / ſo ſchon
per Concilium und durch die Verſammlung definirt oder
entſchieben / und worin der Kanſer nicht Richter ſeyn kön
te / ſich nichteinlaſſen wolten 7 verlangte er , ſie folten dann
wenigſtens acquieſciren und ruhig ſeyn /daß jeder Theilſeis
mnoge ne Meynung behielte ; auſſer Conſtantinopel gleichwol die
Bilder aufrichten / und ſich nur von der Communion und
Gemeinſchafft der Iconomachorum oder Bilder -Stůrs
mer nicht ſepariren und trennen .
Als er nun ſolche Connivenk und Nachſehung von
Theils erlanget i war er auf die Lekte doch nicht zufrieden i
ſondern verfiel auf eben den Weeg als Lco , und verfolgte
Die Catholiſche aufs grauſamſte 7 dergleichen auch fein
Sohn und Succeſſor Theophilus that. Doch moderir- und Theo
ten und beſcheideten ſich dieſe neue Iconoclaſtz oder Bile philus,
der -Stürmer nochſoweit / daß ſiedie Catholiſcheeben nit
mit Schwerdt und Tod /wieLeo Ifauricus und Conftanti
nus Copronymus gethan /ſondern nur mitExiliis,Schläge
und andern Mortificationen / fo zwar årger als der Tod laſſen
felbſtenwaren , plagten/ entweder daß ſievermeynten / daß aber niti
ſie dadurch / wannſie nur nicht Blutvergoffen , einegroſſe bringen.

Mode
4 SErſtes Capitel von den Rirchen

Sec. IX . Moderation und Barmherßigkeit begiengen / oder aber /


wie es ihnen insgemein ausgerechnet wird / daß ſie denen
Verfolgten die Ehre des Martyrii nicht gỏnnen wollen .
Die Berühmteſte / ſo unter dieſen Kayſern gelitten / ſind :
Der offtgemeldtegroſſe Abbt Theodorus , To von ſeinem
Cloſter dasStudium hieß / Studita genennet wird / welcher
Darůber / daß er nicht allein der Iconomachie ſich eyferigfi
widerſekt / fondern auch gar ſtarck Darwider geſchrieben /
groſſe Gefängnüſſe / Exilia und grauſame Schläge auss
ſtehen müſſen. Item , Ber Conſtantinopolitaniſche Pas
Marter triarch Methodius , der nach viel erlittenen Ståupens
des Me. Schlågen / in einem Grabe /nebſtzweyen Mördern / ( das
thodü . von der eine währender Zeit geſtorben / und ihm gleich:
ſam an der Seite verfaulet ) ) biß an den Hals in die Erde
eingegraben , und in ſolcher grauſamen Gefångnuß etlich
Jahr lang gehalten , auch tåglich von einem Schiffer mit
etwas wenig Speiſe gelabet worden ; Item ,die zwey mins
che und Gebrüdere /Theodorus und Theophanes , denen
manzwölffVerſe i ro die Urſach ihrer Marter exprimirt
und áusdruckten / auf die Stirn geåket : Und unzehlich
viel andere , deren ein groſſer Theil denen Griechiſchen
Martyrologiis einverleibt.
Leßlich fügte ſichs 7 daß auch dieſe Unruhe aufhörte , in
An. 8421 Demei nach des Kayſers Theophili Tod / deſſen Gemah .
Theodora linTheodora, ihres SohnsMichaëlis Vormunderin war/
bebet
Iconom die
a- die Sache dahin zu dirig ren und zu richten wuſte / daß fie
chiam auf aller Leute Gemůther an ſich 30g / die Sacra Imagines und
beſtändig H. Bilder wieder offentlich introducirte/ und damit , wie
quf dann ſolches vorhin dem Theophilo war prophezeyhet
worden / der Iconomachiæ oder Bilder-Stürmeren allers
dings ein Ende machte , von welcher Zeit an / ſie in Orient
gånßlich ſupprimirt und unterdruckt geblieben iſt.
Diefes alles haben wir alhier nur fürßlich , indem die
Drönung der Sache es alſo mit ſich gebracht / wiederhos
len wollen / weiln wir die mehrere Umſtände ben Beſchreis
bung ernannter Kåprer ſelbſten bereits angeführt.
ga

A
Geſchichten des I. Periodi. 5

In Occident gieng es in Religions - Sachen unver- Latein.


gleichlich ruhiger / Bann Kayſer Carolus Magnus und ſein Kircheng
Sohn Ludovicus Pius waren eyferige Bekenner und Vers CarolusM
theidiger des Catholiſchen Glaubens / und hatten groſſen & Ludovi
Reſpect vor den Påbſtlichen Stuhl/ auch groffe Sorgfalt, çusPius.)
daßin ihrem gangen Reich die DiſciplinaEcclefiaftica oder
Kirchen -Zucht möchte wol obſervirt/ und die bey Geiſtlis
chen Perſonen hierinfalls eingeſchlichene Mißbråuche , als
welchezum Theil in sileidern ſich gar prachtig hielten /auch
im Krieg ſelbſten Waffen zu führen / und mit zuzuſchlagen
pflegten / abgeſtellt werden. Zu ſolchem Ende veranlaſs Religioſe
fete Kayſer Carolus Magnus kurkvor ſeinem Tod in einem Sorgfalt
Jahr fünff Synodos, als zu Måyngi Rheims/ Tours ,Kayſers
Caroli M.
Chablais und Arles ; Dergleichen auch Ludovicus Pius
hat/unter deſſen Regierung dasConcilium zu Dion ville,
csőer in Villa Theodoris,gar berühmt iſt.
Wegen der Doctrin deCultu Imaginum , oder Lehre
son dem Bilder - Dienſt / war man zwar dazumal in
Franckreich und Teutſchland nicht allervings gleichſtim
nig / und war unter Ludovico , auf Veranlaſſung des
Griechiſchen Kayſers Michaëlis Balbi , zu Paris eine Con
erent von einigen Biſchoffen gehalten / welche von etli
hen pro Synodo geachtet 7 und unter dem Namen Sy
An. 8252
Jodi Pariſienſis gar bekannt iſt; deſſen ganßer Tenor undSynodus
inhalt aus einem alten Manuſcript Anno 1596.zuFranck :Parifienfis,
urt apud Heredes Wekelii publicirt worden / (Dann vor:
er hatte man nie nichts davon geleſen. ) In ſolchen wurs
en die Deciſiones und Schlüſſe des Concilii Nicæni II.
sie vorhin bey dem Concilio Francofurtano, abermal im
robiſt und verworffen ; es fchickte auch der Kayſep Ludo
ricus Pius ſolches nach Rom / in Meynung, daß der Pabſt
$ approbiren ſolte : Wie es aber von dieſem allerdings
verworffen worden / ſo blieb die Sache dabey / und kam
u keiner Weiterung / und ward ratione oder vermog dies
er Sentimenten und Meynungen wider die Bilder /
richt allein nichts Widriges vorgenommen / ſondern es
blieben auch dier ſo hierinfalls diſcrepante oder verſchiedene
# 3 Gedan
6 SErſtes Capitel von den Kirchen ,

Sec. IX . Gedancken hatten / gleichwol in der Communion der Car


tholiſchen Kirchen / biß daß ſolche Diſcrepang und Grrung
endlich von ſelbſten erloſchen / und auch dieGallicaniſche
Biſchoffe fich bloſſer Dinge in dieſem Páffu mit der gemeis
nen Doctrin der Catholiſchen Kirchen und dem Concilio
Nicæno II. conformirt haben .
Sonſten iſt von den Kirchen Sachen / To fich unter
Caroli Magniund Ludovici Pii Regierung zugetragen,
noch zu gedencken :
Erſtlich / daß um dieſe Zeit und zwar noch ben Lebzeiten
des Griechiſchen Kayſers LeonisArmenii , die Venetia:
Leidnam ner den Leichnam des H.Evangeliften Marci, den ſie ſchon
S.Marci långſten vor ihren Patron gehalten, weil er / wie die Tra.
kommt
nad Ves dition und ſchrifftliche Auffat ben ihnen iſt / ihnen am er :
nedig . ſten das Evangelium geprediget/ von Alexandria ůberkom
An .820, men / indeme nemlich dieHüter / ro rolchen zu verwahren
beſtellt geweſen / weil ſie befürchtet / es dårfften die Sara:
cenen die
, damals viel Kirchen zu Alexandria niederreifſen
lieſſen , und die Steine zu einem Pallaſt brauchten / fich
enölich auch an des H.MarciKirchen machen und deſſen Re
liquien gar verunehren , denen Venetianern erlaubt , daß
fie ſolchen Leichnam heimlich auf die Seite gebracht. Da
mit fie nun folchen etwa einmal nicht eben wieder alpo
verlieren möchten / wie ſie ihn erlangt / ſo liefſen ſie ihn
in der ihm zu Ehren aufgerichteten Haupt-Kirche eingras
ben / ohne daß ein Menſch wuſte, wo er eigentlich låge.
Befehs Zum andern , ſo iſtvon dieſer Zeit notable, Daß Haral
rung der dus der König von Dennemarck /welcher von ſeinen Vok
Dennes
dern vertrieben worden / den Chriſtlichen Glauben anges
mårder.
nommen / und ſich zu Mäyng tauffen laſſen , auch nachge:
hends durch Hülffe des H. Ansgarii, deshalben proDano
rum Apoſtolo , oder für der Dånen Apoſtel/gehalten wirði
und der erſte Biſchoffzu Hamburg worden / den Saamen
Des Wortes GOttes unter ſelbiger damals noch wilden
Nation ausgeſtreuet.
An.835 .
Das Feſt Zum dritten / daß um dieſe Zeit das Feſt Aller -Heili
Ullers gen7
To ſchon vom Pabſt Bonifacio vor vielen Jahren zu
Deiligen. Rom
Geſchichte des I. Periodi. 7

ch Rom inftituirt und eingeſetworden / auf Erinnerung


Pabſts Gregorii IV. auch in Franckreich und Teutſchland
eingeführet worden .
Die Påbſte / To die Zeit über regieret , waren nach
Cutie Pabſt Leone :
Stephanus V. fo canoniſirt. An. 816 ,
Pafchalis I. fo gleichfalls unter der Zahlder Heiligen . An. 817.
Eugenius II. bey deſſen Wahlein Schiſma vorber gans
gen / fo aber gar bald geſtillt worden. An . 824
Valentinus, der nur vierßig Tage regiert. An . 827
Gregorius IV. ingleichen canonifirt . An . 827
exi
Nach Kayſers Ludovici Pii , und feines Synchroni ,(Lotha
Des Griechiſchen Farfers Theophili Tod fađen in der rius:)
Griechis
Chriſtlichen Kirchen wieder greuliche Verwirrungen und [de Ges
Unannehmlichkeiten vor /welche nicht allein dieſes Seculum idiote.
Durch/ ſondern auch in dem folgenden noch lange hinaus
gewähret haben .
Dann obwoln in der Griechiſchen Kirche durch Vers
anſtaltung der Kayſerin Theodoræ die Iconomachia oder
Bilder- Stürmerey obenverſtandener maſſen aufgehoben
oberta
und die Einigkeit mit der Occidentaliſchen Kirche wieder
wust eingeführet worden , ſo hatte doch ſolcher Friebe und gute
Verſtändnůß nicht länger Platz als etwa achtzehen Jahr i
und ward von dem ůbelgeſittěten Kayſer Michaele. Der
CY ſich von der Vormundſchafft ſeiner Frau Mutter loß ges
macht / und deſſen Mit- Regenten oder Çælare dem Barda
ne allerdings wieder geftoret / mittelſt des Schiſmatis, po
wegen des Photii entſtanden / und welches den Anfang Anfang
wine
und Anlaß zu der General- Trennung gegeben / mit welcher des Gries
Wu Kirche ſich mit der Lateiniſchen Schiſmatis
nach der Zeit die Griechiſche hiſchen
biß auf dieſe Stunde ſeparirt und getrennet hat. Wie durch
nun dieſes eine von den notableſten Begebenheiten / ro fich Photium.
in der Hiſtoria Ecclefiaftica oder Kirchen -Geſchichten zus
getragen , ſo wollen wir ſolche ihrem ganken Verfolg nach
und ohne Interruption oder Unterbrechung,ſo viel die Kürs
be eines Compendii leiden mag / hier vortragen.
# 4
8 Erſtes Capitel von den Rirchen ,

Sec. IX. Es hatte der Cæfar Bardas ſeine Gemahlin ohne Urſach
von fich geſtoſſen / und ſich an eine andere gehencket / die
etliche Scribenten vor ſeine Schnur / andere aber nur vor
feine Baſe ausgeben , und ſolche würcklich gehenrathet :
wie nun der Patriarch Ignatius ſich wider dieſe inceſtuoſe
Photius
und Ehebrecheriſche Heyrath reßte / und den Bardam Dars
wird mis
Der Tana: über excommunicirte / ward ſolcher toll /und ſtellte einige
tium zum loſe Burſch an , die von dem Ignatio ausgeben muſten / ob
Patriars håtte er wider den Kayſer Michaëlem conſpirirt; ſtieß ihn
den er: Deshalben vom Patriarchat/und jagte ihn in das Exilium ;
wáblt .
fekte an ſeine Statt den Photium ein , einen damals noch
weltlichen / und an ſich ſelbſten zwar ſehr gelehrten Hermi
von welchem die Beſchreibung der berühmteſten Autorum ,
ſo ſeiner Zeit bekannt geweſen / welche er Bibliothecam
nennet / noch vorhanden iſt / und ward derſelbe durch den
BiſchoffGregorium von Syracuſa,den der Patriarch Iġna.
tius unterſchiedlicher Laſter halben vor dieſem abgeſeßthats
te / weil kein anderer Biſchoff ſolches thun wolte / würck,
lich zum Patriarchen ordinirt.
Als dieſe Zeitungvor die übrige Biſchoffe tam /entſtund
unter ihnen eine gewaltige Beſtürzung und Confuſion, die
meiſten wolten den Photium vor keinen Patriarchen ecs
kennen , noch ſich von ihrem alten und wahren Patriarchen
Ignatio , den ſie von den aufgebůrdeten Beſchuldigungen
allerdings unſchuldig wuſten / trennen laſſen , damit nun
Photiusmit ſo viel mehrerm Schein und Frieden das Pa:
triarchat beſigen měchter ſo reßte er und der Cæſar Bardas ,
welcher allein alles im Reich verwaltete , immittelft da der
Ignatius Kayſer Michaël ſeinen Schwelgereren und Fas : Poſſen
will das nachhieng/auf alle erſinnliche Weiſe an den Ignatium, daß
hat nicht er gutwillig das Biſthum abtretten und religniren ſolte
abtretten . und als er hierzu nicht zu bringen war / ſo lieſſen ſie ihn mit
Gefängnäſſenſ und Herumſchleppung von einem Exilio
in das andere / auf das årgſte peinigen , verfolgten auch dies
jenige Biſchöffe auf das ſtrengſte , die es mit dem Ignatio
noch hielten / und den Photium vor einen rechtmäßigen
Patriarchen nicht agnoſciren und erkennen wolten .
Als
Geſchichte des I. Periodi,

Als auch dieſes nichts verfangen wolte/ fo beruffte Pho


#tius einen Synodum von einigen ihmewol bengethänenBi.
ſchöffen, in welchem Ignatius condemniſt / undſeines Biß
thums gleichſam als ob es canonicè und Regulmäßig ge
da ſchehe, entſeget ward. Allein weil man wolwuſte/daß dieſer
Synodus nur bloß von des PhotiiAdhærenten bereket war /
18 ſo lieffen ſich die übrige wolgeſinnte Biſchoffe an ſelbigen
na nichtbinden /ſondern conţinuiften in der Communion mit
Ignatio und Verwerffung des Photii.
Dieſem Handel nun zu ſteuren / wuſte Photius kein beſ
fer Mittel / als zu trachten / daß er die Approbation des
pine Pabſts und Römiſchen Stuhls vor ſich erlangen möchte;
vector ſchrieb derohalben nach Roman Pabſt Nicolaum ,gab vori
vise Ignatius habe Alter und Kranckheit halber das Patriarchat
715

freywillig abgetretten /ſtellte ſich als wolte die Iconomachia


und Bilder :Stürmeren in Orientwieder einreiſſen /und er: Der
ſuchte derohalben den Pabſt / daß er , um ſolchneu -aufges Pabft låft
hendesFeuer /wie auch das waltende Schiſma, zu ſtillen /Se die Sache
7
ſandten nach Conſtantinopel ſchicken möchte. Der Pabſt cben .
that ſolches ſchickte Radoaldum , Biſchoffvon Porto , und
. Die Zachariam Biſchoff vonAnagnia ab/mit DieſerInſtruction
und Unterricht/daß ſiedie Doctrin ,wegen der Bilder hoch
mal definiren /in caufa und Handel desPhotii aber ſich von
der wahren Beſchaffenheit des Schiſmatis gründlichinfor
miren / und ſolches ihme referiren und wiſſend machen ſol :
ten ,
Als die Geſandte zu Conſtantinopel angelanget / und
nicht alſobalden / wie man verlanget i mit dem Photio fich
einverſtehen wolten / wurden fie funffzehen Wochen lang
in engen Arreft gehalten / und niemand zu ihnen gelaſſen ;
Endeffen verſammlete Photius einen neuen Synodum von
mehr als 300. ihme wol affectioniſten Biſchoffen / ließ in
ſelbigen denIgnatium ,ben er aus demExiliodahin gebracht,
vorſtellen / unterſchiedlicher Laſter anklagen / und in ſpecie
oder abſonderlich /daß er nit canonicè eligirt/ſondern durch
Gewalt und Günſt der weltlichen Obrigkeit (Dann er war
des verſtorbenen Käyfers Michaëlis Curopalatis Sohn /
as den
10. Erſtes Capitel von den Rirchen ,

Sec. IX . Den Leo Armenius caftriren und entmannen laſſen /) intru


dirt worden ſeye/ ließ denſelben Derohalben nochmal conde
mniren / und öffentlich / Durch Abnehmung der Biſchofflis
Die chen Inſignium , degradiren und abſeßen / ſich ſelbſten aber
Pabftlis in dem Bigthum confirmiren : Er brachte auch die Påbſts
ten laffen liche Legatendurchunterſchiedliche harteDrohungen, daß
fich von man ſie nemlich in die elendeſte Exilia verſtoffen würde , da
Photo ſie vor Hunger ihre eigeneLåuſe freſſen måſten , dahin / daß
ſdyrocken. fie dem Photio conſentirt-
und benſtimten und dieſes Can
cilium , welches hernach vom Pabft Nicolao Concilium
Latrocinale genennt worden, mit unterſchrieben. Darauf
abermal mit vieler Marter und Pein an den
fekte Photius
Ignatium , daß er ſeine Degradation und Abſekung ſelbſt uns
terſchreiben und mündlich bekräfftigen ſolte: ignatius aber
war keines Weegs dazu zu bringen und erſah endlich ſeinen
Vortheil, daß er 7 als ein Knecht verkleidet / Körbe auf der
Achſel tragen /aus Conſtantinopel fich falviren kunte,wors
nach er etliche Monat im Elend herum zog / biß ihn endlich
Bardas, der wegen eines gleich nach Ignatii Difcefs und Aba
jug entſtandenen Erdbebens etwas kleinmüthiger worden ,
ficher Geleit verſprach / und in einem Cloſter dultete 1 von
bannen er eine Appellation wider alles , was zu Conſtantis
nopel gegen ihm vorgenommen worden / an Pabſt Nicola
DerPabſt um einſchickte. Als nun der Pabſt Nicolaus von dem gans
verwirfft
des Photii gen Verlauff der Sacheneigentliche Nachricht erhalten /
Čdann die Legaten hatten ihre Relationund Erzehlung gar
Wahl.
ungleich und zu ihrem Vortheil eingerichteti ) io.conde
mnirteererſagte Legaten in einem zu Rom gehaltenen Syo
nodo, und ſeşte ſie von ihren Bißthümern ab/derwurff den
obgedachten Synodum Conftantinopolitanam oder Eons
ftantinopoliſche Verſammlung / reſtituirte den Ignatium ,
und zog die ganze Cauſam vor ſich und ſein Gericht.
Als dieſes alles vor des Photii Ohren kam / wurde er
noch ergritñter /und perſequirt oder verfolgte die jenige,die
Photius fich in Krafft der Påbſtlichen Befehle von ihm trennen wol
improbirt ten , toch ſtårcker/ verſammlete zu Conſtantinopel ein neues
einige Concilium , verdamimte in ſelbigem Den Pabſt ſelbſten /
und
Geſchichten des I. Periodi.

i und fingirt- oder erdichtete/ als ob alle anweſende Biſchof: Sachen


* fe ſolches unterſchrieben hätten/ wiewol deren nichtmehr in der Las
st als 21.waren , die es mit ihm hielten / dahingegen die an -Kirche,
teiniſchen
dern alle offentlich reclamirt oderwiderſprochen / und be:
z zeuget haben / daß der Pabſt von einem Geringern nicht
könne judicirt werden . Es ſchrieb auch Photius einige
Puncten zuſammen , ſo da in der Lateiniſchen Kirchen ob
fervirt und beobachtet wurden / und die er und die Griechis
ſche Kirche nicht approbiren konten / als zuvorderſt/ daß
man in ſolcher Lehre / der heilige Geiſt geheſo.wol von dem
Sohn als von dem Vatter aus/ item , daß man in ſolcher
Kirchen am Sonnabend faſte, an etlichen Orten / in der
Faſten Butter i Kåß und Gyer effe / daß man den Pries
ſtern das Henrathen verbiethe, daß man Biſchoffe machs
te, die noch nicht Prieſter wåren , daß die Geiſtlichen den Fänget
Bart abſcheeren , und was dergleichen mehr war / und baràber
conteftirte / daß dieſer Urſachen halber er und die Griechi, das Schia
che Kirche in der Gemeinſchafft mit der Lateiniſchen nicht (ma ana
mehr ſtehen könte.
Photius führte dieſe Handel alſo hingus / ſo lang fein
Patron der Cæſar Bardas, und Kanſer Michaël III. lebte/als
aber dieſe um / und Baſilius zum Kayſerthum gekommen / Photius
a veränderte ſich die Sache, dann Bafilius jagte den Pho - wird ver
trieben
ium , der ſo offt von dem Pabſt condemniſt worden / ung
sielleicht, wie Zonoras ſchreibet/ wider den Mord des ver:
torbenen Kayſers Michaëlis, und die Erhebungdes Bafilii
auzu hartmag geredet / und dadurch den Baſilium vor den
Topf geſtoſſen haben / aus Conſtantinopel hinaus / und
evocirt- oder beruffte den Ignatium wieder.
Hierzuf gieng der Proceſs wider Photium , der nun Die Ada
ine Stůke mehr hatte,von neuem an / Bafilius und Igna. des Photë
werden
us fchickten eine anſehnliche Geſandtſchafft an den Pabſt/ ju Rom
10 Sie Acta des Concilii , fo Photius wider den Pabſt verbreng
geſtellt hatte , mit / welche bafelbft offentlich verbrannt neta
urden / und ſchreibet Anaſtaſius , daß / ungeachtet ein
rcker Regen eingefallen / das Feuer / wormit man die
ta verbrennt / gleichwot dadurch nicht ausgeldſchet !
for
12 SErftes Capitel von den Kirchen ,

Sec. IX, ſondern nur ſtårckerworden . Es ließ auch Pabſt Hadria


nus um dieſes Schiſmaqus dem Grund zu heben / ein volls i
kommenes Concilium zu Conſtantinopel zuſammen kom
An, 863 . men /welches zwar, auſſer den Legatis, von Rom , von Ale. |
Concilium
Oecume xandria, Antiochia und Jeruſalem / von nicht mehr als i
nicum zwölff Biſchoffen befekt war , weil man keine andere dazu
VIII. admittiren wolte / als welcheber dem Ignatio beſtåndig ges
halten / doch wurden endlich die übrigen / ſo bißhero dem iv
Phorjo angehangen / nachdem fie ihren Fehler deprecirt by
oder abgebethen / und ſich nun wiedermit Ignatio reconci
liirt oder verſöhnt, abſonderlich zur Subſcription und Uns
terſchreibung des Concilii zugelaſſen / deren Zaht ſich auf
die neunßig erſtrecket : die übrige, ſo Photius ordinirt/weim
len man ihreOrdination gar vor ungültig und unkråfftig
hielt/ wurden gang und gar ausgeſchloſſen . In dieſem Sy
nodo ward Photius , ſo gegenwärtig vorgeſtellt ward / und
feineAdhærenten nochmal perdammet und anathematizirt/
die Autorität des Påbſtlichen Stuhls confirmirt/ und die
Decreta oder Schlüſſe wider die Bilder-Stürmer erneu:
ert. Dieſes nun iſt das Concilium , ſo in der Catholiſchen
Kirchen pro Oecumenico VIII.gehalten wird .
Photius
wird abs Photius der aufkeine Weiſe zur Unterwerffung zu brin :
geſert. gen war/nuſte hierauf in das Exilium gehen , in welchem er
gehen Jahr zubrachte : nach deren Verlauffaber / ſchreibet
Nicetas in Vita Ignarii , und Conſtantinus Manaſſes , habe i
Photius Mittel gefunden / ein Buch / ſo er ſelbſt gemacht /
und welches eine Beſchreibungvon der Genealogie deſ Ar
facidarum oder alten KönigeinParthia,aus Deren Geſchlecht
Bafilius entſproſſen zu ſeyn ſich rühmte /und gewiſſe Prophes
zeyung von derenPoſteritåt enthielt / in die Kanſerliche Bi
bliothec zu practicipen /welches der Bibliothecarius Theo
Infinuirt phanes, der die Sache mit Photio alſo angeſtellt/dem ſays
fich wieder ſer / gleich ob es ein uraltes Opus wåre ſo bißhero niemand
purch Liſt. håtte verſtehen können / vorwieß / und den Vorſchlag that/
man ſolte es denr Photio , der in der Warheit einer von den
gelehrteſten Männern von gang Orient war , geben / ob
derſelbe die Auslegung finden könte. Der Kanſer / Dem
diß
Geſchichten des I. Periodi. 13

diß Buch gewaltig annehmlich war / ließ ſich den Rath ge- Wird
fallen / und berief den Photium wieder nach Conſtantino, wieder
in pel, woſelbſt ſich dieſer alſo einzuſchmeicheln/und dem Buch Patriarch .
in ſo eine ſchöne und gefällige Auslegung zu geben wuſte , daß
ihn der Kayſer nach Ignatii Tod wiederum zum Patriarchat
kommen ließ : Er ſtellte auch in dieſem Amt ſeine Sache
ſo klůglich an / daß ihn auch ſo gar der Pabſt Johannes und von
VIII. Der va des Balilii Afliſten wider die Saracenen bannes Pabſt Jo«
vonnöthen hatte / ( wiewol mit gewiſſen Conditionen /welsVIII. CON,
che Photius abernicht alle erfület / jaden Brief des Pabſts firmirt.
felbſt verfälſchet/) in dem Patriarchat confirmirte. Damit
nun Photius auf keiner Seite keinen Vorwurff haben
mochte / fo brachte er mit Zuthuungder Legaten des Rå:
miſchen Stuhls / die ſeinetwegen nach Conſtantinopel was
ren geſchickt worden / einen Synodum von 383. Biſchoffen
zuſammen , in welchem das vorige Concilium unter Pabſt
Hadriano gehalten , verworffen und aufgehoben / und Pho
tius aufs neue in dem Patriarchat beſtåttiget worden . Dies an. 880 .
ſen Synodum wolte Photius durchgehends pro Oecume. Hålt eis
nica VIII. gehalten haben / und wie er des Schiſmatis ; fo nen :Synda
dum ,
unter der Griechiſchen und Lateiniſchen Kirchen waltet!
wahrer Urheberiſt í alſo wird ſolcher Synodus auch noch
heut zu Tagvon den Græcis Schiſmaticis pro Oecumenica
Octava oder vor die achte algemeine Verſammlung ve.
nerirt. Es kunte aber dieſes alles den Photium nicht ſchůs
hen / daß er nicht nach wie vor in ſeinem Patriarchatgroſſe
Ånſtåſſe gelitten / dann der Pabſt Johannes , dls er erfah.
ren was zu Conſtantinopel ben dem Synodo vorgängen /
daß man nemlich den Photium , den er nicht anderſt als aus
Gnaden und nach gehaltener Penitenk reſtituirt wiſſeni
wollen /mit ſolchem Applauſu und frðlichem Zuruff retabi
lirt / und darüber den letztenSynodumOecumenicam gar
caſfirt habe, improbirte/wie aus unterſchiedlichen Påbſtlis
chen Schreiben , als des Stephani, Formoſi und Johannis Der
IX. erhelét/ſeiner Legaten Vorfahren /annullifte und hiel: Pabſt inte
te vor ungültig den Photinianiſchen Synodum , und hub die probirt
Gemeinſchafft mit Photio gar auf ; und als ſechs Jahr ſolchens
her:
14 Erſtes Capitel von den Kirchens

Sec . IX . hernach der Kayſer Baſilius verſturb / und ſein Sohn Leo
An . 886. Philofophus zur Cronkam / ſtieß dieſer den Photium , der
ſich mit dem Mönchen Santabereno in eine Conſpiration
eingelaſſen / und einem von Photii Vettern auf den Thror
Photius
wird i verhelffen wollen / gariviederum vom Patriarchat, undre
nodimal legirte ihn in ein Cloſter , in welchem er nach der Zeit ges
abgeſeßt. Forben. Diß iſt der Anfang des groffen und beruhmten
Schiſmatis ziviſchen der Griechiſch- und Lateinfchen Kirs
chen /worbenauch die Diſpute de Proceſſione SpiritusSan
&ti , am erſten vomPhotioöffentlich und ausdrücklich auf
Die Bahn gebracht worden .
Lateinis Um nun auch von den Kirchen -Geſchichten bes Occi
ſche Kits
dents zugedencken / fo kommen dieſer Zeit auſſer denen
den:Ges
ichichten Widerwårtigkeiten und Schifmatibus, ſo ich wegen der
( Lotham Påbſte ſelbſten zugetragen i Davon wiran ſeinem Ort Ans bare
rins, ) tegung thun werden , dreyerler ſehr notable Strittigkeiss o
ten vor :
Lehre Go Die erſte iſt die Caufa des Gotheſcalci,eines Mönchert
cheſcalci zu Rheims / welcher die Grathůmer der alten Prædeſtina.
poh der tianorum wiederumerneuert und gelehret / GOtt habe
Prædefti- nicht alleMenſchen / fondern nur etliche zumewigen Le
nation , ben ; dieandern aberzurervigenVerdammnůß / prædeſti
.
nirt / Chriſtus ſene auch nicht vor alle Menſchen i fondern
nur vor die geſtorben / die zur Seeligkeit beſtimmt/ und
Diefe/fo alſo prædeſtinirt / kontén nimmermehr verdammt som
werden. Er lehrte auch einige Dinge von der heiligen
Dreyfaltigkeit / welche mit dem wahren Glauben nicht
An . 848. conform find . Deſſen Lehrenun , Deren nach der Zeit des
ZwingliiDoctrin einiger maſſen gleich gekommen 7 waro
in einem Synodo fu Måyng / den der damalige Erk - BK
ſchoff Rabbanus Maurus convocirt / und etlich andern fols
genden verdammet / und Goteſcalcus vor einen Keker er:
klärt / auch weilen er nicht revociren wollen , in ein Čloſter
relegirt.
Der andere Haupt -Handel/ ſo dieſer Zeit in der Kirche
abgehandelt warð/ war die Cauſa Des Lotharingiſ. Königs
Lotharii und ſeiner Gemahlin Teutbergæ , da nemlich dies
Tere
Geſchichten des I. Periodi. 115

ner gebachte ſeine Gemahlin repudiren oder zu verſtoffen / Streit


und ſeineBenſchlåfferin dieWaldradam , heyrathen wol wegen
Du und von denen Erk:Biſchöffen / Gundario zu Coin der Eber
und Theutgaudo zu Trier hierinnen ſecundirt auch in ei- Teheidung
em zu Men deßwegen gehaltenem Synodo , worber zwar Lotharii,
ie Påbſtliche Legati , und in ſpecie der Ladualdus , ro in
em Concilio Photiii fich ſo gewaltig wider habende In- (Ludov:
2) ruction vergangen /gegenwärtig waren /das Divortium L. )
Ser Eheſcheidung des Lotharii, und die Heyrath der
Valdradæ approbirt ward. Weßhalben nachmals dies
3 Concilium von dem Pabſt Nicolao II . nur Concilium
oſtibulum genannt worðen. Dann als er den Inhalt
eſes Concilii erfahren / improbirte, er deffen Decreta,
id das Verfahren ſeiner Legaten allerdings / und ents
şte PabſtNicolaus diellrheber deſſelben í Gundarium
d Theutgaudum ihrer Bißthảmer ; Hierůber fiengen
Die Erbs
"fe an gewaltig über den Pabſt zu fulminiren und zu
måhlen / machten Parthen mit dem Conſtantinopoli Biſchoffe
niſchen Patriarchen Photio , item mit Hugone demBi- und Trier
off zu Bergamo, und Johanne , dem Erk : Biſchoff zu bpponiren
jvenna , welche ebenfalls auf Nicolaum nicht wol zu fich dem
rechen waren / und ſchrieben einen gang infamen und påbfti.
rimpflichen Brief wider ihn. Doch leßlich muſten ſo Stubl.
Folder König Lotharius,als die Biſchoffe /ſo zu Meß das
oncilium gehalten / zum Creug kriechen / Lotharius auf
iefehl des Pabſts /wolte er anderſt nicht excommunicirt
erden /die Waldradam von ſich laſſen , und um ſich zu pur
ren /ſelbſt nach Rom reiſen ; aufwelcher Ruckreiſe er ges
rben . mgleichen ſubmittirte ſich auch Theurgaudus
PåbſtlichenVerordnung /bat um Gnade/ und ents
It fich / biß er wieder reſtituirt und eingeſekt ward , der
ſchofflichen Fun & ionen und Verrichtungen / Gunthas
s aber beharrete in ſeiner Eigenſinnigkeit / und gab dem
bſt nicht allein nichts nach/ ſondern erhieltſich auch uns
chtet er excommunicirt war , in ſeinem Bißthum .
Der dritte Handel / ſo dieſer Zeit groſſen Ruffin Oc.
ent gemacht/ift die Cauſa des Hincmari, Erk- Biſchoffen
•24
16 SErſtes Capitel von den Rirchen ,

Sec . IX , zu Rheims / und ſeines Vettern gleiches Namens / Bis


Die ſchoffs zu Laon , welcher fürßlich in dieſem beſtanden : Daß
Ctrittig: als Hincmarus , ( der ein går gelehrter Mann war í auch
keit des viel wiber obgedachten Gotheſcalcum geſchrieben / und
Hincmari. nachgehends dieBeſchuldigung/ſo Photius wider die Lateis
niſche Kirchevorgebracht widerlegt hatte 1 ) an des Ebbo
nis Stelle /welcher wegen der wider Ludovicum Pium von
reinen Söhnen angeſtellten Aufſtand / deren vornehmſter
Urheber er geweſen / vom Bißthum abgeſeket worden !
zum Erk:Bißthum Rheins gelanget/ er bie Prieſter / die
Ebbo nach ſeiner Degradation und Abſegung ordinirt/
(bann Ebbo wolte allezeit fein Bißthum behaupten ) nicht
paſliren laſſen wollen / und als die Prieſter nach Rom ap
pellirt/wolteHincmarus dieſe Appellation nit reſpectiren :
Eben dergleichen that er auch, als der Mönch Caroloman
nus,der wider ſeinen Herin Vatter / König Carolum Cal.
vum rebellirt / und von Hincmaro excommunicirt mors
den /dahin appellirt / ja er feſte ſo gar ſeinen eigenen Vets
tern , auch Hincmarum genannt , den Biſchoffvon Laon,
der da beharrete/man müſſe die Appellation zulaſſen 7 vom
Bifthum ab/ und ließ ihm die Augen ausſtechen / worůbeč
4 zu beeden Theilen ſehr härte Bullen und Briefe gegeneins

1 ander gewechſelt worden . Endlich aber wärd die Sache


auf dem Concilio Ticinenſi in Gúte vertragen .
Auſſer dieſen Begebenheiten ſind währender Regie:
rungs -Zeit der Kanſer Lotharii, Ludovici II . Caroli Cal
viunð Caroli Craſſi , auch noch andere Notabilia in Bet
Kirche vorgegangen i ro wir / wie wir im erſten Theil gès
pflogen /der Chronologiſchen Ordnung nach hier referirent
und erzehlen wollen.
An 8450
Das erſte iſt die Bekehrung der Bulgariſchen Nation ,
Befehs
rung der danemlich der König Bogaris , welcher von einein Griechis
Bulgde ſchen Herin Theodoro Cuphare, den er gefangen hatte ,
fen. ſchon einige Nachricht von dein Chriſtenthum bekomninen /
Durch ſeine Schweſter /welchezu Conſtantinopel gefangen
geſeſſen / - und immittelſt den Chriſtlichen Glauben anges
nommen , nachdem ſie wieder loßgelaſſen / und zurück ges
ſchickt

1
Geſchichten des I. Periodi . 17

ſchickt worden / völlig zum Chriſtlichen Glauben gebracht


worden : Worzu nicht wenig geholffen die Klugheit eines
GriechiſchenMönches /der ein guterMahler u. vomBogare
beſtellt war /daß er ihm in ein neu-gebautes Haus allerhand
Jagden mahlen ſolte /dann als er ihn einsmals fragte /
was er vor ein Gemåhlbe verlangte 1 gab ihm Bogaris zur
Antwort / er ſolte etwas mahlen ſo erſchrocklich als er kons
e/darauf ſtellte dieſer Das Jüngſte Gericht vor / und machs

102
mi
elete

? Bem Bogaris eine ſo ſchöneAuslegung darüber / daß die Bogati


m das Herz erweicht ward ?for daß er ſich zuAnneh- lidh ob
nung der Chriſtlichen Religion allerdings entſchloß / die bem Ges
Chriſtliche Tauffe zu Conſtantinopel annahm , und in dies måhlde
em Werck ſo glücklich wär i daß er nach und nach ſeine des Jüngs
fien een
ankeNation , zu welcher auch Pabſt Nicolaus Prieſterrichts.
no Miſſionarios geſchickt / in den Schoos der Chriſtlichen
irchen einbrachte. Es war zwar dieſer Provint halber
ach der Zeit ein groffer Streit in der Chriſtlichen Kirche
tſtanden / indeme die Griechiſche Patriarchen ſolche
ter ihreDicces ziehen / Der Pabſt aber ſie zur Lateiniſchen
rchen gehörig zu ſeyn behaitpten wolte i endlich aber gas
i die Bulgaren hierinnen ſelbſten den Ausſchlag / Sá ſie An: $ 933
Dritter Theil. b mit
18. Erſtes Capitel von den Rirchen ,

Sec. IX mit Kayſer Leone Philofopho in einen ſchweren Kriegver :


fallen / und deßwegen mit dem Conſtantinopolitaniſchen ir
Patriarchen kein Commercium und Gemeinſchafft mehr 1
haben wolten / und ſubmittirten oder unterwarffen ſich
dem Römiſchen Stuhlgutwillig.
An , 867. Die andere Converſion oder Bekehrung der Völcker
Bekeh. fo dieſer Zeit vorgegangen / geſchah bey den Ruſſen oder
mung der Moſcowittern , welche mit vielen Schiffen aufdem Ponto
Moſco. Euxino fich eingefunden / und Conſtantinopel belagert|
witter ,
im Ruckweeg aber von einem groſſen Wetter ergriffen
und mehrentheils ruinirt worden /dahero fie /als den Gött:
lichen Zorn empfindende/ Anlaß genommen, einige Prieſter MO
erſtlich vom Kayſer Michaële III. und nach der Hand vom
Leone VI Philoſopho zu verlangen /die ſie im Chriſtenthum
unterweiſenmöchten in welchem Vorhaben / ſie auch ge
ſtårcket worden í durch ein offenbar Miracul / ſo ein Biz
ſchoff! der ſie zu bekehren geſchickt war , vor ihren Augen in
gewürcket ; Dann als ſie von ihm verlangten /er ſolte ſie auch
eine Probe der Warheit ſehen laſſen / wie er ihnen in den
alten Zeiten geſchehen zu ſeyn vorſagte / unter welchen war
die Hiſtorie von den dreyen Jünglingen , die / weil ſie dass w

na

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68 Capuc d R Geſch des I. Period . 19
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nicht anbette wolten / Das E ,
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6:27, 1:17 Dame Joris in einem feurigen Ofen von GOtt erhalten worden ; da vangeliens
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um wurff der Biſchoff fein in Hånden habendes Evangelien bleibet
al Cere ira Buch oder Neue Teſtament in das vor ihm angezůndete unver:
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groſſenFeuer ,nwelches /mit groſſemdErſtau
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Com jurizl ,dll,mcj Got , ſo in Frie / dieſe Glau an- rung der
genommen 1 und darauf des Lotharingiſchen Königs Lo ner .
tharii Tochter / Gieſelam , zur Gemahlin bekommen ,deme
hernach immer mehr und mehr von ſeinen Lands:Leuten in
Gallia nachgefolget.
Unter die Bekehrung der Völcker iſt nicht unbillig Aasrote
auch zu zehlen / die Ausrottung der Manichæer /welche tung der
durch die Kanſerin Theodoram verfüget worden ,worüber Manichæ .
die Keßer ſich alſo erbittert / daß ſie mehrentheils zu den
Saracenen übergelauffen und Chriſto gar abgeſagt.
Hingegen iſt auf der andern Seiten in Occident der Verfols
Chriſtlichen Kirchen ein groſſer Abbruch geſchehen , da nem -gung der
Chriſten
lich die Saracenen in Hiſpania dieſelbe zu verfolgen ange:
fangen und
/ unter ihrem Gebiet/ ſonderlich zu Corduba ,in hiſpan
viel Leute um des Chriſtlichen Glaubens willen / und weiln
ſie wider den Mahometaniſchen Aberglauben diſputirt /
umgebracht / von welcher Verfolgung der Heil. Eulogius
b 2 viel

E
20 Erſtes Capitel von den Kirchens

Sec. XI. viel geſchrieben / und abſonderlich diejenige refutirt und


| be
widerlegt , die behaupten wollen , és rene unrecht/ wann
Idi
man ſich ſelbſten zur Marter offerire /oder durch Diſputi
ren wider den Mahumetaniſmum , ſich ſolche auf den Hals
ziehe; maſſen dann er Eulogius auch ſelbſten deshalben die
Märtyrer Cron endlich empfangen hat.
DieDuel
Item , laufft in dieſe Zeit auch ein / daß in dem Concilio da
la werden Valentianosie damals inOccident ro Tehrim Schwang
verbotten,
Ele
gehende Duella , wormit man nicht allein ſeine Privat- Bes
ſchimpffingen zu rächen / ſondern auch ſeine Rechts-Håns
del in Gegenwart der Obrigkeit auszuführen gepflogen /
mit grollen Anathematiſmis und Verbannungen verbot
ten worden.
Anfang Ferner / gleichwie im vorigen Theil und Periodo witlu
der Glos geſehen / daß der Gebrauch der Orgeln von Orientin Ocean
den in
Orient, cident das erſtemal eingeführt worden / alfo iſt in dieſem
Periodo notable , daß hinwiederum die Invention und Ershan

der

ANE
Its
to
w

o
findung der Glocken dem Orient , von Occident aus com
municirt / und die erſte von denen Venetianern dem Kays
ſer Michaële III . verehret worden.
Die
Geſchichten des I. Perodi . 21

Die Påbſte / ſo dieſe Zeit über den Römiſchen Stuhl Pabſte.


beſeſſen ; ſind folgende ; Nach PabſtGregorio IV. ſucce
dirte
Sergius II. Deme ein ſo genannter Johannes ſich zwar An. 844.
opponiren und widerſeßen wollen / welcher aber bald wie:
der ejicirt worden. Etliche ſchreiben dieſem Pabſt zu / Sergius
baß weil er mit ſeinem eigenen Namen Ofporci oder Såu- foll ſeinen
Namen
Rüffel geheiſſen / er dieſen heßlichen Namen nach ſeiner am erſten
Blevation und Stuhl- Erhebung nicht ferner habe führen geåndert
pollen / ſondern der erſte geweſen ſene i ro reinen Namen baben.
jeändert habe ; Allein dieſeCircumstant gehört vielmehr
u dem Sergio IV , Der 165. Jahr erſt hernach regiert.
S. Leo IV.ro canoniliţt: Von dieſem ſchreibet Anaſta. An. 887.
jus Bibliothecarius, daß er einen Baſilißken / welcher in
inem Loch in der Stadt Rom geſeſſen , und dieſelbe gange
evier vergifftet / durch ſein enferiges Gebet umgebracht /
nd die Stadt Rom von dieſer Peſt befferet ; Er habe
uch mit dem Zeichen des Heiligen Creußes eine groſſe
euersbrunſt gedämpffet. Dieſer Pabſt Leo , als er wahr, Leo er ,
knommen / daß die St. Peters-Kirche zu Rom , weil ſie Baulet
ur in der Vorſtadt geſtanden , Den Irruptionen und Plün- Urbem
erungen der Saracenen allerdings exponirt und ausge; Leoninam ,
kt rene , hat angefangen denſelben Theil der Stadt mit
mer ſtarcken Mauren zu beveſtigen / und mit neuen Eins
ohnern / die ihm abſonderlich das Juramentum Fidelita
s oder Eyd der Treue ablegten / zu beſeßen / Po er von ſei:
em Namen Urbem Leoninam nannte. Er richtete auch
e Stadt Centum Cellas . ſo långſten von den Saracenen
erſtörtworden ,wieder auf , und nannte ſie gleichfals nach
nem Namen Leopolim .
Nach Pabſt Leone wird von Mariano Scoto ,und de- Fabel von
n , die aus ihm und auf ſein Wort die Sachen nachges dem Papiſta
Johannel
rieben / Radulpho , Sigberto Gemblacenfi ,Godefrido
terbienfi , Martino Polono, Platina, Laonico ,Hartman ,
Schedel/ Matthæo Palmerio Volaterrano,Rolfink und
bern neuern / mit Abkürzung etlicher Jahr von der Res
rung Leonis , gefegt , die Geſchichte von Johanne VIII.
b 3 welche
22 SErſtes Capirel von den Rirchen ,

Sec. IX, welcher ein Weib geweſen / und Agnes geheiſſen / (wiewol
Die Autores in dem Namen gar diſcrepant over unterſchies
den ) und durch die Studien ſo hoch geſtiegen ſeyn ſoll , daß
fie/ weil man ſie vor einen Mann gehalten; meritirt Cardis :
nal zu werden, worauf ſie endlich gar zum Pabſt erwählt for
und Johannes VIII genanntworden ſene / und den Påbſti.
Stuhl dritthalb Jahr lang beſeſſen habe : Endlich ſene fie !!
in
ſchwanger worden / und ber einer öffentlichen Proceſſion
eines Kindes geneſen, gleich darauf aber verſtorben . Allein
viel von gelehrten Evangeliſchen ſelbſten ; wie unter andern mi
der berühmte Blondellus in einem deswegen abſonderlich
publicirten Tractat gethan / haben ſchon vorlångſten er : fels
kannt , daß dieſes eine pur lautere Fabel : Dann vor Ma.
riano Scoto ,welcher erſt zwey hundert Jahr nach der Zeit in
da diß geſchehen ſeyn ſoll i gelebt , hat kein Autor das Ge fer
Da
ringſte davon gedacht / da doch viel Autores Synchroni ge
weſen (die zum Theil/wie Hincmarus Rhemenfis ,demos
miſchen Stuhl eben nicht zum beſten affectionirt und gün: Le
ſtig waren ) welche die Hiftoriam ſelbiger Zeit beſchrieben :
Man findet auch nicht/Daß weder Photiusnoch andere, die
bald hernach ſich von der Römiſchen Kirchen getrennet /
und alles was ſie nur ſchimpfliches erdencken können / wis
der fie und die Påbſte auf die Bahn gebracht , hiervon das
geringſte vorgeworffen / ungeachtet Pabſt Leo IX . Den
Griechen dergleichen Händel / daß nemlich einsmals ein 1
Weib zu einem Conſtantinopolitaniſchen Patriarchen er:
wählet worden ſene/ ſelbſt vorgeworffen / welchen Vors
wurff/ als eine Sache Recentis memoriæ ,zu retorquiren/
die Schiſmatici gewiß nicht würden unterlaſſen haben /wan
man ſelbiger Zeit von dieſer Fabel etwas gewuſt håtte.
Wo aber erſagte Fabel ihren Urſprung hergenommen has
ben müſſe/ kan man nichtwol ausfinden : Etliche meynen /
daß / weil man unter den Bildnuſſen der nachfolgenden
Römiſchen Påbſte etliche ſehr junge Herren abgebildet ges
fehen / das gemeine Volck nach ſeiner Unwiſſenheit und
Freyheit zu fingiren / ro felbiger Zeit gar gemein geweſen /
fich ein dergleichen Mährlein nach Gefallen erdichtet; Ans
Dere glauben / daß man obgedachte Erzehlung von dem
Cons
deres Geſchichten des I. Periodi. 23

Conſtantinopolitaniſchen Patriarchen / in die Römiſche


Kirche eingeflicket/ und confundirt : Wiederum andere
ſindder Gedancken, weiln der rechte Pabſt Johannes VIII.
Darüber , daß er den Photium , welcher von ſeinem Vors
1
fancFahren ſo offt condemnirt oder verdammiet /und endlich des
hernach gefolgten groſſen Schiſmatis oder Trennung Urs
heber worden iſt reſtituirt / einer weibifchen Schwachheit -
ind Wanckelmüthigkeit von etlichen heſchuldiget worden /
O håtten andere die Circumſtantiam , daß Johannes VIII.
půrcklich ein Weib geweſen / gar dazu erdacht.
Wir wollen dieſen ungewiſſen Pabſt auf die Seiten
eßen/und die Succeſſion der warhafften Påbſte continui
en : Da dann nach Pabſt Leone IV . folgte Beredictus III. An. 8550
Delcher aber anfänglich eine Verfolgung ausſtehen måſ.
"?n : dann die Kayſerliche Geſandte / ſo ſich zugegen befans
UN Ien / waren mit ſeiner Wahl nicht zu frieden / und intrudir
E S I M

A teamen oder drungen einen ſo genannten Anaſtaſium ,den Pabſt


eo vor dieſem excommunicırthattei ihnen auf : Dieſer
ahm mit Hülffe der Kayſerlichen Milik / die Peters-Kirch
in /,tractirte den PabſtBenedictum ůbel/ und wurffſo gar
ie Bilder aus der Kirchen hinaus. Nach einigen Tagen
ber accommodirten ſich die Kayſerliche Geſandre mit
ienedicto und denen / die ihn erwählt hatten / und ward
erſelbe auch vom Kanſer Ludovico II . ſelbſten vor einen
echtmäßigen Pabſt agnoſcirt und erkannt.
Nicolaus I. Dieſer iſt es / der in Caufa des Photii und An. 855.
gnatii ſo viel zu thun gehabt/ der auch mit dem Lotharingi
hen König Lothario , 'wegen ſeiner Benſchlåfferin der
Waldradæ , item mit dem Rincmaro Rhemenfi alſo bemů:
et geweſen . Sonſt iſt von ihm notable, Daß als der Pabſt DerKatya
em Kayſer Ludovicum II. vor Rom beſucht / dieſer Herz ſerführt
des Pabits
em Pabſt die Veneration erwieſen / und das Pferd, wors Pferd.
ufder Pabſt geſeſſen / einen Bogen -Schuß weit / zu Fuß
enm Zaum / gleich als ob er ſein Diener wäre , geleitet ,
velche Civilität und Höflichkeit bey dem folgenden Kays
ern und Königen zu einer Obligation oder Schuldigkeit
nd formalen Curial- Werck oder würcklich ſchuldigen
Ehr - Bezeugung worden.
6 4 На.
24 SErſtes Capitel von den Rirchen ,

Sec. IX Hadrianus II . Unter dieſem waro das ConciliumOecu . H


menicum VIII.wider den Photium gehalten. Er hatte de
Au. 867. auch vielzuthun mit Carolo Calva und Hinçmaro ; und UT
weil er in Cauſa des Königs Lotharii etwas gelinder ges fet
gangen , demſelben eşlaubet / daß er ſelbſtnach Romkoms 15
men und ſich purgiren moge / welches der verſtorbene
Pabſt Nicolaus ihme pielmalconcediren und zugeben wol
len / anneben den Theurgaudum Erk-Biſchoff zu Trier Er
wieder recipirt und angenommen / fo iſt er von etlichen bes mm
argwohnetworden , als ob er ſeines Vorfahren Nicolai Sa
Actiones nicht allerdings habe approbizen wollen /von welax
2.n.8724 cher Inzicht aber er ſich nach der Zeit purgirt hat. me
Johannes VIII . Welcher Carolum Calvum zum Kaya het
ſer gecrðnt/ und dem Phorium wiederum in Communio
nem oder allgemeine Verſammlung recipirt und aufges
nommen .
An , 882 Martinus I. Welcher den Photium wieder excommu

nicirt ; auch ein und andere Dinge mehr/ fo Johannes VIII. em


geordnet/ wieder geändert. V
An , 8844 Hadrianus III .
An, 885 Stephanus VI .
An , 8907 Formofus, deme in der Wahl ein ſo genannterSergius
opponirt uno eritgegen gefeßet ward / welcher aber dem
Formoſo zeitlich weichen muſte. Es hatte dieſer Formo
ſus , der vorher in vielen Legationen ſich rühmlich brauchen CI
laſſen / vor dieſem das Unglück/daß er vom Pabſt Johanne
VIII. man weiß nicht eigentlich aus was Beſchuldigungen )
in dem Concilio Ticinenfi condemnirt / und ſeines Bißs
thums Porto entfekt/ auch geraume Zeit im Gefängnuß
gehalten worden i Pabſt Martinus aber hat ihn nachge: 21
hends abſolviſt und reftituift,
An . 897
Bonifacius VI .
Unglůcko mo
ſeeliger Von dieſer Zeit fangen an die unglückſeeligen Tragce. er
Buſtand dien in der Kirche GOttes / ſo da dem folgenden Seculo
der Kirs den Namen Ferrei oder des Eiſern gebracht/ und welche
den, man zwar lieber in dieNachtder ewigen Vergeſſenheit vers
EU
ſencket wiſſen měchte / auch dis Orts gerne gantz mit Stills ng
ſchweigen übergienge / wofern ſolches nicht wider die Leges
Hiſto
25
2012 Geſchichten des I, Periodi.

Hiſtoriæ lieffe , derhalben wir dann, nach dem Erempel an


derer auch erfrigerDefenforum der Påbſtlichen Hoheit die
juns in Beſchreibung dieſer Unthaten nicht ohne ihr Ent:
sſeßen und Seuffzen vorgegangen / in m8glichſter Kürke
das Weſentlichſte davon vorſtellen wollen i mit Baronio
dieſes zur Erinnerung und Vorbereitung vorherſegend 1
was er bey dieſer Gelegenheit ausgeſchrien : Facitne ifta
Eccleſia ipfaRomana,an patitur,cum in eam indignus in
truditur, & monſtrum aliquod ,Seculari potentia in Sacro
Sanctam illam ſedem provehitur & exaltatur ? Thut die
Römiſche Kirche dieſes ſelbſten / oder muß ſie es nicht viels
nehr wider ihren Willen leiden/wann ein Unwürdiger bey
elbiger eingeſchoben und intrudirt wird/ und wann ein heß:
riches Ungeheuer / oder Monſtrum , vermittelſt weltlicher
Hewalt fich auf dieſen .H . Stuhl erhebet und ſchwinget ?
Um nun auf gedachten Bonifacium zu kommen . / wela
ber gar ein böſer Menſch / und des Prieſterthums vorher
Entſegt geweſen / ſo hat ſich derſelbe ohne rechtmäſſige
Wahl / bloß durch die Macht ſeiner guten Freunde in den
Stuhl Perri mit Macht eingedrungen : Wider dieſen
tund nach funffzehen Tagen auf Stephanus VI.ſtieß mit
lleicher Gewaltthåtigkeit und Hülffe der Marggrafen
pon Toſcana Den Bonifacium hinaus / und occupirte baş
Pablithum ſelbſten , deffenthalben dann erſagter Bonifa
cius von den Mehreſten gar nichtunter die Zahl derrechts
nåffigen Påbſtereferirt wird .
Dieſen Stephanum VI. erkannte zwar endlich das R8 Stephanu
tractirt
miſche Volck und die Cleriſen vor das rechtmäßige Obers Teinen
Haupt / um ein noch grðſſeres Schiſma zu vermeiden : Er be: verſtors
gieng aber gleichwol nach ſeiner Erhebung die abſcheulich- benen
te Action , als jemals in der Hiſtorie vorkommen. Dann Vorfah.
veil er dem verſtorbenen Pabſt Formoſo feindwar / To ließ ren übela
r denſelben auch nach ſeinem Tod den Proceſs machen
leich als ob er nicht rechtmåffig und wider die Regeln zum
Jabſtthum gekommen wärej darum / daß er vorhin ſchon
in Bißthum /nemlich das von Porto , gehabt / ließ derent:
Degen deſſen Leichnam ausgraben / in dem Påbſtlichen
bs Habit
26 # rſtes Capitel von den Rircheni

Sec. X. Habit vor Gericht ſtellen / ordentlich condemniren , der


Påbſtlichen Inſignium berauben / ihme drey Finger ab
hauen / und darauf den Leichnam in die Tüber werffen
Hebte auch alles auf, was dieſer Pabſt Formoſus, Zeit ja
ner Regierung ordinirt hatte. Luitbrandus , und ande
ſchreiben zwar dieſe Geſchichte dem Pabſt Sergio III . ;u.
Baronius aber weiſet ausdem Actis desSynodi,ſo unterla
hanne IX. gehalten worden / daß ſolches unter erſagtes
Stephano VI.geſchehen / und das Sergiusdamals noch a
Prieſter geweſen der aber an dieſen Bofheiten den gry
Die Late- ſten Theil gehabt: Es fiel zu dieſes Stephani Zeiten umur
ran Seir: ſehens die Kirche im Laterano ein/ und blieb nichts ande
che fått ſtehen als die Capelle , in welcher der Stuhl Petri ſtundu
ein . welches vor ein Vorzeichen ausgelegt wird í daß das as
ferliche Gebäu der Römiſchen Kirchen / durch die nach ein
ander gefolgte intrrudirte und eingeſchobene böſe Påbft
gewaltigjerrůttet / der Stuhl Petri aber gleichwol unk
weglich in ſeinen Würden bleiben ſolte/
Nachdem Stephanus VI . vier Jahr lang im Pabſither
Ap.900. geſeſſen gieng zu Rom abermal eine ſehr abſcheuliche
& tion vor 7 dann ſeine Gegen - Parthey bemächtigte ſich in
ner Perſon warff ihn ins Gefängnuß / und ließ ihn baru
nen ſtranguliren. Die eigentliche Umſtände von digi
Begebenheit findet man zwar ber feinem Autore, Baronit
aber weifet aus dieſes Pabſts Epitaphio,daß ſolche alſo
ſchehen ſeye. An Stephani Statt ward durch obigemór
deriſche Faction und Parthie eligirt.
An . 2012 Romanus I. der aber nicht mehr als fünff Monat i
giert. Dergleichen wiederführ auch deſſen Nachfolger
dem
An. 2010
Theodorus II. der nur zivankig Tag geſeſſen. ghar
folgte
Johannes IX welcher viel / was Pabſt Stephanus VI.
An. 605.
übelgeordnet wieder auf gehoben und reformirt. Dieſem
AR. 907.
folgte
Benedictus IV . und dieſem
Leo V. Dieſer ward nach vierkig Tagen wieder vers
trieben von Chri
enArd Geſchichten des I. Periodi.

lib calda Chriſtophoro , welcher aber in eben dieſem Jahr


phone durch die Faction Adalberti,desMarggrafen von Toſcana
induabermal vertrieben / und an ſeine Statt intrudirt und eins
blfomeſchoben worden
itbrenda Sergius III . Der noch als Prieſter wider den Pabſt For. An.908.
Noticoſum alſo gewütet und vom Pabſt Johanne IX . excom
islokaunicirtworden war. Sobald er den Påbſtl. Stuhlbes
ilmenetten / ließ er alſogleich ſeinen Haß wider ſeinen Vorfah
nuser/den Pabſt Formofum , aus / deſſen Acta vom Pabſt Jo- Elender
Bifkanne IX. waren wieder hergeſtellet worden / und machte Zuſtand
taie von neuem ungültig. Er führte auch in ſeinem übrigen ben der
hreben gar einen leichtfertigen Wandel. Es hatte vorhin Römiſche
culine Albeliche Dame ſich in Rom befunden , Theodora mit
ud kaamen / die des mächtigen Marggrafen Adalberti von Theodora
molcana (welcher bey dieſer Zeit, da ſich des Röm . Reichs zia
undzw
Maro
ey
feruiemand mit Macht annahm alles in Rom zu ſagen hat: Huren .
ritan Concubin geweſen / und bey ihm ſo viel Autoritåt er:
Inget / daß er ihr auch die Engelsburg , welches gleichſam
wizie Cittadel und Veſtung der Stadt Rom iſt , eingeraus
tiret. Von erſagtem Margarafen hatte ſie eine Tochter er:
rruget / Mariam mit Namen / fo man aber insgemein Ma
soziam nennet/die ſich von erſagtem Marggrafen Adalber
pihrem leiblichen Vatter, ebenfalls vor eineHure gebrau.
hen laſſen , und von demſelben einen Sohn gezeuget/ Albe
Acum , und endlich , nachdem Adalbertus geſtorben / deſſen
chlichen und alſo ihren Stief-Sohn und Bruder Guido- Setten
iem , geheyrathet/ als welche , damit er nur Herr von der die Påbſt.
engelsburg werden möchte ſich nicht geſcheuet eine ſolche nad Will
nfame undEhrenloſe Henrath ju thun ; und iſt hierdurch und ab.
rfaqte Marozia an macht alſo geſtiegen /daß ſie die Påbſte
lach Widkůhr ein- und abſetzte : Mit dieſer nun foll Sergi
is,wie Luitbrandus ſchreibet/der ſelbiger Zeit gelebet/ebens
als verbottene Gemeinſchafft gepflogen / und einen Sohn
pon ihr erzeuget haben / Johannem mit Namen / der nach
er Zeit felbſt Pabſt worden / und Johannes XI. geheiffen.
Dieſe Monſtra, wie ſie Baronius heiſſet / muſte man
azumal in der Kirche Gottes und auf Dem Påbſtlichen
Stuhl
28 SErſtes Capitel von den Rirchens

Sec . X. Stuhl alſo leiden / und / (welches einem Wunder gleich)


Chriſtliche Kirche ſich von ihnen regieren laſſen/
die ganke
weil dieFreyheit der Stadt Rom / durch die Tyranney
und Præpotenß oder Ober - Macht der Marggrafen von
Tuſcia und anderer Factioniſten / unterdrucket war ; bik
daß GOtt endlich die mächtigen Teutſchen Kayſer ermes
cket / welche dieſem Unheil in etwas wieder abgeholfen .
Dem Sergio wurde ſubrogirt
An , 9125 Anaſtaſius III. mit welchem / weil er eben in dem Jahr
als Kanſer Ludovicus IV . geſtorben /wir auch dieſen Perio.
dum beſchlieffen wollen ;
Officium
Diß allein noch anmerckende / baß um die Zeit Ludo.
Defun
vici Pii, das heut zu Tag übliche Officium Defunctorum,
ctorum .
von B. Hamulario , Erg - Biſchoffen zu Trier znſamme
getragen worden .
Gelehrte Unſerer Gewonheit nach müſſen wir zu Ende dieſes Cul
Leute.
pitels noch anne ctiren und anfügen die gelehrte Leute , iu
ſich in dieſem Periodo durch ihreScripta bekannt gemacht
ba dann unter der Regierung Caroli Magni vorkommen:
Eginhardus,des.Kayſers Caroli Magni Cankler und Tods
termann/der deſſen Leben beſchrieben . Şuidas Grammati.
cus , Den zwar etlicheum die Zeiten Conſtantii, Leonis fili
reken. Freculphus, der ein Chronicon ,und darinnen di
Hiſtoriam feiner Zeit geſchrieben .
Unter der Regierung Ludovici I. Haimo Der Erk
Biſchoff zu Halberſtadt / der einen Commentarium über
die Bibel und ein Opus Hiſtoricum gemacht. Rabbanus
Maurus, der gelehrte Erk - Biſchoff zu Måynk und Abbt ju
Fulda bat Commentarios in Biblia geſchrieben .Jonas Au
relianenſis, der de Cultu Imaginum oder von dem Bilders
Dienſt geſchrieben.
Unter Lothario . Hincmarus, der Erk - Biſchoffju
Rheims / der ſich durch die Strittigkeit mit dem Pabji ſo
bekannt gemacht. Walafridus Strabo, Abbt zu Reichenau,
der die Gloffam Ordinariam , item ,Librum deRebusEccle
fiafticis hinterlaſſen. Eulogius iſt Autor eines Martyrolo
gii,dergleichen auch zu gleicher Zeit Simeon Metaphraites in
Gries N
78 Geſchichten des I. Periodi. 29

Griechenland gemacht. Anſelmus hat über die Libros


Regum oder Bücher der Könige commentirt und ges
chrieben .
Unter Ludovico II . Photius , der berühmte Patriarch
u Conſtantinopel / Autor des Schiſmatis , und der Biblio
checæ , Darinnen er alle alte Autores beſchreibet, Anaſtaſius
Bibliothecarius, der die Vitas Pontificum beſchrieben . Ado
liennenſis , der ein Chronicon de IV. Ætaiibus Mundi ,

Er der ein Jahr - Buch von den 4. Altern der Welt colligirt
nd zuſammen getragen.
Unter Carolo Craſſo. Remigius Atiſiodorenſis , der
ber die Pſalmen und Propheten commentirt. Rhegino
krumieniis , der Chronica Francorum geſchrieben .
3 Unter Arnulpho. Petrus Siculus , der Hiſtoriam Mani >
hæorum geſchrieben. Und endlich unter den Arabern /
er berühmte Aſtronomus Albategnius.

DAS II. Capitel.

Von den Kirchen Geſchichten


des II. Periodi .

Gr ſtehen mit unſerer Kirchen - Hiſtorie noch im unglücks


mer in den unglücklichen Zeiten und Ferteo Secu - ſeelige
f
lo , wie die Autores es nennen /da wir in derChriſt: Zeiten.
chen Kirchewenig Erbauliches / wol aber viel Scandalo
$ und Zergerliches zu hören haben . Dann nachdem die
tudia und gute Künſte dieſer Zeit faſt in der ganßen Welt
uſſer unter den Arabern undMahometanern , da ſie der
Chriſtenheit zur Schande noch in etwas florirt / darnieder
elegen / ſo daß auſſer etlich wenigenMönchen und Geiſte Groſſe
hen Perſonen / ſo ſich zum Theil,wiewol ziemlich ſchlecht/ unwil.
erſelben noch befliſſen / Der gröfte Theil der Weltlichen fenheit.
cht einmal leſen und ſchreiben kuntei ſo iſt mit ſolcher
arbarie und Unwiſſenheit / auch alle Frenheit/ Gotts und
Cuchloſigkeit in der Welt eingeriſſen .
Der Mangel nun der Materien von hoch -notablen Kira
en - Geſchichten/ verurſachet uns / daß / da wir bißherodie
rdnung gehalten , daß wir deren Vorſtellungmehrer :
theils
30 Zweytes Capitel von den Kirchens

Sec . X. theils nach den Regierungen der Kanſer eingerichtet / wir


dißmal in dieſem gangen Periodo bloß überhaupt durchges
hen / und die Norabilia nach der Verwandſchafftder Ma
teriarun gleich aufeinander vorſtellen wollen.
Das So viel nun die Orientaliſche Kirche in dieſem Periodo
in anbelanget/ſoiſt in ſelbiger weder im Guten nochBöſen viel
Schilona
aufgeho! Hauptſächliches vorgefallen : Das Schiſma, ſo unter Pho
ben . tio entſtanden / war in dieſem Seculo und Periodo gutent
Theils bengelegt und findet man ein- und andere Angeis
gungen , daß die Conſtantinopolitaniſche Patriarchen / fols
che Zeit über mit der R8m . Kirchen in zimlich guter Vers
nehmung gelebt 1 wie dann Pabſt Johannes IX . vom Paz
triarchen Sergio in dieSancta Dypricha, oder Kirchen Nies
giſter der H. und Rechtglaubigen / dem Namen nach eins
verleibet worden / ſo hat auch Kayſer Romanusvor ſeinen
Sohn Theophylactum die Begnadigung bey dem intru
dirten und eingeſchobenen Pabſt Johannes IX . geſucht/ das
Biſchofflichen Würde in
mit felbiger / noch vor den zu der
den Canonibus vorgeſchriebenen Jahren das Conſtanti
nopolitaniſche Patriarchat überkommen möchte. Nicht mins
Der ſo hat auch Kayſer Baſilius Macedo, und der Patriarch
Euſtathius, zu Rom um dieErlaubnuß den TirulPatriarcha
Oecumenicus führen zu dörffen, ſich enferig beworben /wos
mit fie aber abgewieſen worden . Aus welchen allen dann
erſcheinet / daß die Conſtantinopolitaniſche Patriarchen
felbiger Zeit vor dem Rómiſchen Stuhl annoch Reſpect
getragen . Es hat zwar der Patriarch Siſinnius das alte
Schiſma Photianum ivieber erneuern wollen , ſolches Vors
haben aber hat vor dieſesmal keinen Verfolg gehabt.
Dronung Übrigens lebte man in der Griechiſchen Kirche gleich
in Orient wie in groſſer Unwiſſenheit / alſo auch dabey untereinander
wegen der
Heyras ſelbſten in zimlich guter Einigkeit / nachdem das Schiſma,
then. welches im vorigen Periodo wegen des Punets von wieders
holtem Eheſtand ſich hervor gethan /Durch einen Synodum
aufgehoben worden /in welchen die vierdte Ehe bloſſer Dins
ge verbotten / die dritte aber nur gewiſſen Perſonen und
mit gewiſſen Conditionen zugelaſſenworden. In der Lateis
niſchen
Geſchichte des II . Periodi . 31

Schen Kirchen aber hat man ſich an dergleichen Difpofi


a nie binden wollen / ſondern denen Weltlichen / wann
e Ehegatten durch den Tod von ihnen geriſſen worden /
Wieder -Verheyrathung / fo offt es denen Verwittib,
I beliebt / zugelaſſen / weil manerkennet / Daß nach der
hre Pauli , allezeit beſſer freyen / als Brunſt leiden .
Von den Conſtantinopolitaniſchen Patriarchen haben
abſonderlicher Tugenden halber nicht viel / der ſonders
en Laſter wegen aber einen Namen gemacht obgedach ,
Theophylactus Dieſen hatte ſein Herz Patter, Kayſer Theophy
manus nach des Patriarchen Stephani Tod auf ſolchen lactus
uhl erhoben ; wie er aber nur noch ein Jüngling von Wird jung
tzchen Jahrenwar / ſo beſtellte man einen Mönchen , sum Pa.
triarchen
yphonen mit Namen , daß er immittelſt/ biß Theophy. gemacht
tus etwas mehr erwüchſe und man die Påbſti. Nach
oder Begnadigung vor ihn ausgewürcket håtte / das
riarchat führen / nach zweyen Jahren aber dem Theo
lacto folches wieder abtretten ſolte : Da nun die zwey
hr um waren / ermahnteman den Tryphonem zur Abs
tung , dieſer aber hatte dazu keine Luſt / und ſchob die
iche auf, ſo lang er kunte : Um ihn nun mit guter Maz Tryphon
von der Stelle zu bringen / ſo machte ihm Theopha- mlrd lis
der Biſchoff von Cæſareaweiß, er ſene bey dem Voice fliglich
betrogen.
Vůblem Credit , ſeiner Ungelehrſamkeit halben , ſo daß
i viel Leute glaubten / er könne nicht einmal ſeinen Na
ſchreiben ( ſo weit war es gekommen , daß man ſogar
n Patriarchen dergleichen Univiſſenheit beſchuldigte )
rit er nun dem Volck ein anders zeigen fonte i ro ſolte
yphon ſo wol thun / und ihm nur ſeinen Namen eigents
dig geſchrieben geben , ſo wolte er die Verleumder das
ůberweiſen / und ſeine Sachen gut machen : Als nun
gute einfältige Tryphonſich hierzu bereden ließ , und
en Namen auf ein Papier zeichnete, trug Theophanes
he Charta bianca zum Kayferſ worauf man dann gar
formliche Übergeboder Abtrettung des Amts
ieb / und muſte in Krafft derſelben der arme Tryphon,
volle oder wolle nicht von Bigthum weichen / wels
des
32 Zweytes Capitel von den Kirchen ,

Sec. X. ches Theophylactus ſo gleich occupirte und einnahm .Dies


f
ſes aber war der liederlichſte und ůbelgeſitteſte Herz/ der zu
finden war / in welchem nicht ein Funcken von Gottes.
Theophy- furcht brennte , der auch nichts anders that als Freſſen /
lactus ein Sauffen / Spielen / Tangen / Buhlen , gagen und Reiten.
unſinni. Er war ein ſolcher unſinnlicher Liebhaber der Pferde/ daß
baber der er deren 2000. auf der Streu hielt/ und die Beſten davon
Pferde. mit lauter Mandeln / Piſtacien / und dergleichen köſtlichen
Sachen fütterte. Als er einsmals am Grünen - Donner:
ſtag das Hohe-Ampt hielt / unb man ihm ſagte / daß eine
mo
von ſeinen ſchönſten Stutten ein Füllen gebracht/ lieffer
Lie
von dem Altar hinweg in ſeinen Stal / und befahe Bas
her
Füllen / und kam dann wieder zuruck / die Meſſe zu abſolvi ter
Bricht ren. Auch ſtraffte ihn endlich GOtt durch eben dieſes /
sic
mit einet wormit er ſo grob ſich verfündiget ; Dann als er einsmals
the
Pferd den aufeinem feiner beſten Pferde durch die Stadt ritt / und wer
Sals. damit viel Pravade machte / wurde das Pferð endlich wilo

tyre

Buy

SIA

20

und kolierenó / ſchmieß ihn aus dem Sattel wider eine


Mauer / daß ihm das Blut zu Mund und Naſen heraus
ſchoß , an welchem Fall er endlich ſterben muſte. Dieſes
pun ſeyevon der Griechiſchen Kirchen genug geſagt.
Was &
Geſchichten des II. Periodi. 33

Was die Lateiniſche Kirchebetrifft /gienges daſelbſten


ider auch nicht beſſer,zumalen
mit theils Påbſten zu Rom
nd deren Wahlen : Wir wollen aber dieſe Scandala und
WAVU
lergernüſſe auf die Leßte da wir den Syllabum der Påbſte
nführen werden / verſparen /und hiervon dem , was noch
Chriſtlich underbaulich vorgegangen / Anregimg thun.
In dieſe Conſideration kommen/zuforderſt die Bekehs
ingen der noch hendniſchen V / lcker 7 fo fich in dieſem Pe
odo ereignet.
M
Zn erſt ſtellten ſich Bar die Dånen und Schweden ,Belebs
elche zwar ſchon vor dieſem durch den H. Ansgarium das rung der
Dånen
echt des Evangelii erlanget / nachdem aber ſolches bey ih und
n durch die groſſePræſecutiones und Verfolgungen meh- Schweden
ntheils,wieder erloſchen , hat um die Zeiten Kayſers Hen.
:i Aucupis der frommeHamburgiſche Biſchoff Unni,fola
es bey dieſen Nationen wiederum glücklich angezündet /
elches hernach zu Zeiten Kayſers Ottonis II. der H.RS
Haraldus noch weiter ausgebreitet / und nachdem ſols
#r in einer Schlacht von ſeinem heydniſchen und rebelli
en Sohn Suino erſchlagen worden 1 und alſo die Mårs
fer Cron erlanget i iſt endlich dieſer Suin ſelbſten aus eis

nem
Dritter Theile
34 Zweytes Capitel von den Rirchen :

Sec. X. einem Verfolger ein Vertheidiger des Glaubens worden/


Ein Pries und hat ſolchen auch in Norwegen eingeführet. Zu bes
fier trågt kehrung des Königs Haraldi aber hat ſehr viel beygetras
ein glüen, gen das Miracul/ſô Popo, ein Chriſtlicher Prieſter /in ſeiner
des Plech.
und des ganken Volcks Gegenwart erwieſen 7 Da er nems
lich ein groſſes gliendes Plech ſich um den bloſſen Arm
wicklen laſſen , und ſolches eine geräumeZeit gleich einem
Handſchuh ohne die geringſte Verlegung herum getragen.
Befehs Die andere Nation , ſo in dieſem Periodo bekehret wor:
rung der den / ſind die Polen / welche ihr Heyl nebſt GOtt einem
Poblen / Weib zu bancken ; nemlich Dambrowicæ , des Herßogs in
Böhmen Tochter / die Miezislaum den Hertog in Polen
geheyrathet / und ſelbigem die Geheimnüſſe unſers Slaus
bens bengebracht.
ber uns Die dritteNation ſind die wilden Ungarn : Bey dieſen
garn / hat der H. Adelbertus den erſten Grund Stein gelegt und
ihren König Geyſam bekehrt / Geyfæ Sohn aber S. Ste
phanus,welcher des H. Kayſers Henrici II.Schweſter zur
Gemahlin hatte , hat dieſes heilige Werck durch ſeinen
groſſen Eyfer und Frommkeit / nach der wider ſeine rebel
liſche heydniſche Unterthanen erhaltenen Schlacht glück:
lich gar ausgeführet 1. Derohalben er auch nicht nur mit der
Königlichen Cron ,ſondern auch mit dem Prædicat und
Titul eines Apoſtoli Hungariæ , und daß man ihm das
Creuß gleich einem Biſchoff vortragen ſolte/ vom Pabft
Sylveſtro II. beehret worden .
und Reus Noch gehören hieher zu referiren und zu erzehlen die
ſen der Sclavoniſche,Vålcher
als Wenden/ Obodritten und der:
Moſcowi
: gleichen , welche ſo wol Durch Kayſers Ottonis glückliche
ter.
Waffen als durch gute Predigten bekehret worden. Item ,
kommen auch wiederum vor vie Reuſſen oder Moſcomia
ter , welchezwar im vorigen Periodo" angefangen fich zu
dem Chriſtlichen Glauben zu bekehren / bald darauf aber
wieder abgefallen . Die Chriſten verfolget 1 und mit den
Griechiſchen Kayſern groſſe Kriege geführt/ in dieſem Pe
riodo aber durch die Predigt S. Bonifacii und Brunonis
die bey ihnen zu Mårtørern worden , den Glauben völlig
anges
Geſchichten des II . Periodi. 35
angenommen /wiewol ſie nach der Zeit und ben dem entſtans
benen Schiſmate ſich mehr an die ihnen benachbarte Gries
biſche als Lateiniſche Kirche gehalten haben.
Unter die in dieſem Periodo vorkommende gute und An. 912.
Chriſtliche Wercke iſt auch zu referiren und zu zehlen die Aufrich :
lufrichtung des Cloſters zu Clugny in Franckreich 1durch tung des
en Abbt Bernonem , welcher hernach dem OrdiniClunia- Cluniacen
inſi Den Namen gegeben / und durch ſeine frommeReligio- fis.
1. / die ſich vor allen andern hierinnfalls diftingoirtund
aterſchieden haben / die in Occident damals faſt gang
inieder gelegene Diſciplinam Monaſticam oder Elfſters
he Zuchtwieder ziemlich aufdie Höhe gehoben.
Bie auch die Inſtruction und Unterricht des Ordinis Item des
remitarum durch den H.Romoaldum ,aus welchem her: Eremitens
ich viel Apoftoli, ſo den Henbniſchen Völckern dasOrdens.
pangelium gepredigt i entſproffen ſind.
Nicht minder iſt allhier auch villig zu gedencken die Stiff:
ufrichtung des Erk- BißthumsMagdeburg / welches in tung des
efem Periodo Kanſer Otto Magnus, denen neubekehrten ErB :Bibs
Ženden zu gut / fundirt / item die Fundation des Bib: magde
ams Bambergı durch Kanſer Henricum II. Davon wir burs.
reinem Ort ſchon mehrers geſagt haben .
Dieſes iſt/was růhmlich in dieſem Periodo zu gedencken.
Zie aber ein getreuer Hiſtoricus ſchuldig iſt nicht allein
8 / was wohllautet / ſondern auch das , wasinan lieber
slte nicht geſchehen zu ſeyn / weil es gleichwol geſchehen
d nicht mehr zu ändern iſt / fideliter und treulich vorzus
igen , damit andere ſich daran ſpiegeln und einen Abſcheu
von bekommen mogen / alſo wollen wir nun auch Adio
s, ſo der Kirchen leidereben keine Ehre bringen í und int
fem Periodo vorgelauffen / fürßlich vorſtellen.
Am erſten nun kommt vor die Action mit dem Hugone bendem Streit
ero , dem Erk- Biſchoffvon Rheims . Eswar in dieſem Erk Bike
creo Seculo , oderſo genanntem eiſernen Jahr Hundert thum
peit gekommen , daßgleichwie die Biſchoffe und Aebbte Rheims
Start des Chor -Hembos den Harniſch Degen / Stie:wegen
ind Sporn angezogen / als hinwieder die Weltliche die und As

Dånde caldi,
Zweytes Capitel von den Kirchen , 1
36
Sec. X. Hånde in die Geiſtliche Einkommen geſchlagen / gante
Åbbteyen ja Bißthümer anſich geriffen /oder doch infaveur
der Jhrigen nach Willkühr damit diſponirthaben : Unter
dieſen nun war Herbertus der måchtige Grafvon Verman
dois in Franckreich, von welchem wir in den Frankofiſchen
Geſchichten ſo viel zu ſagen gehabt ; der machte ſeinen
Sohn Hugonem , einen Knaben von fünff Jahren , zum
Erkbiſchoff von Rheims / brachte auch hierob vom Pabſt nE
Johanne X. die Nachlaffung zu weg/und adminiftrirte im f
mittelſt oder genoß zum wenigſten der Vatter Herbertus
die Einkunfften des Bißthums / der Biſchoff Abbo von AI
Soiſſon aber verſahe es in Geiſtlichen Dingen . Wie aber
diefes daß man ein Kind zum Biſchoff ernennen ſolte , eine
Sache war / dergleichen dazumal in der gangen Kirchens
Hiſtorie nicht leicht ein Erempel zu finden / To reßten ſichwis
der dieſe Wahl und Diſpenſation viel von den Saffraganeis un
Epiſcopis und dem Rhemenfiſchen Clero , und wählten ati
| foc
Hugonis Statt Artaldum zum Biſchoff; zwiſchen dieſem Hi
Artaldo und Hugone war nach der Zeit ein continuitlicher
Krieg / welcher 37. Gahr gewähret /bald behielt der Hugo
die Oberhand /und ward von dem Concilio zuSoiſſon con
firmirt und von den PabſtStephanolX . in ſeinern 21jahr
.
mit deth Pallio begnadiget / bald blieb leßlich Hugo in dem lic
Synodo zuIngelheim völlig verworffen und excomunicirt/
und derſelbe auch nach Artaldi Tod vom Pabſt Johanne
XII. rejicirt /und der Succeſſion unfähig gemachtworden .
Noch iſt hier zu gedencken die Cauſa Arnulphi des Bip
gen wesl-Schoffs von Rheims und Gerberti,welche in dieſem Periodo
ItemArnu
phïund in der Chriſtlichen Kirchen abermal / gleich die im vorigen
Gerberi. Periodo mit Hincmaro geſchehen / gewaltig viel zu ſchaffen
gemacht , welche fürßlich in dieſem beſtanden : König Hu Dier
go Capetus hatte den Erb- Biſchoff Arnulphum in Suſpi jung
cion und Verdacht gehabt / ob wäre er mit ſeinem Feino mon
Carolo dem Herkog von Lotharingen (der ArnulphiStiefs
Bruder war ) unter der Decke gelegen /und hatte ihn deßs
halben in einem Synodo deß Bißthums entſegen laſſen /
auch an deſſen Statt den gelehrten Mönchen Gerbertum ,
der ve
Geſchichten des II. Periodi. 37

der des Königlichen Pringen Roberti, wie auch des Stanſera


lichen Pringen Ottonis Iil, Præceptor geweſen / zum Erk:
Bifchoff ernannt. Arnulphus hat bey dieſer Abferung es
richt beruhen laſſen , ſondern an den Pabſt appellift / und
als Gerbertus unter dem Prætext Libertarum Eecleliæ
Gallicanæ dieſeAppellation oder Beruffung an ein höheres
auch Excommuni arion
Hericht/ und Påbſtliche Inhibnion
icht reſpectiren woltei ſind abermal zu beeden Theilen
thr harte Schreiben gewechſelt worden . Endlich aber
at Gerbertus gleichwolnachgeben und das Erb-Hißthum
btretten müſſen / Davor Kanſer Otto III . ihn zum Erks
Biſchoffvon Kavenna gemacht/yon dannen er endlich gar
Jabſt worden.
5 Es fordert nun die Ordnung,daß wir auch die Seriem Pabſte.
nd Geſchichte der Påbſte ſelbſten vor die Hand nehmen /
nd dasjenige , was nach dem Zeugnůß nichtnur der alten/
ndern auch des Cardinals Baronii und anderer neuer
lítoricorum eyfrige Verfechter der Påbſtlichen Hohei
n , die noch im übrigen bey denenſelben groſſen Theil lei
er unrühmlich ſich zugetragen / kürßlich und ohne Verfål
hung / vorſtellen .
Der lekte Pabſt in dem vorigen Periodo war Anaſta
us lĮi. Dem fotgte nun in dieſem Periodo
Landa. Wir haben im vorigen Periodo erzehlet /was An. 912 .
n dieſe Zeit zu Rom vor ein elender Zuſtand war / dg.Lando.
mlich die Hure Theodora und ihre gleich unzůchtige
Cochter Marozia in der Stadt die Oberhand hatten / und
les nach Willen richteten . Dieſe Theodora hatte ſich
Erliebt in einen jungen wohlgeſtalten Prieſter von Raven
2 : Damit nun Pabſt Lando deſto beſſern Willen ber
eſer Dame haben möchte, ſo machte er dieſen Prieſter
m Biſchoff zu Ravenna, und als er noch in ſelbigem Jahr
it Tod abgieng / brachte Theodora es dahin / daß man
eren ihren Galanen / den ſie gern nahe þey ſich hatte/ gar
m Pabſt erwählte / welcher den Namen annahm
Johannis X. Wie ſolcher nach einer ſo ſchönen Wahl
er vielmehr Intruſion und Eintrångung dem Pabſtthum
1
C 3 bors
38 Zweytes Capitel von den Ritchens

Sec. X. porgeftanden , iſt leicht zu erachten . Doch ward er/ um ein


Schiſma zu vermeiden , einhellig vor einen rechten Pabſt ers
Keñet/er iſt auch derjenige,der dem KindHugoni dieDifpen
ſation und Verwaltung zum Biſthum Rheims gegeben.
Endlich aber verfiel er nach der Theodoræ Cod in den Haß
ihrer Tochter /der ſchåndlichen Maroziæ ,und ihres Gemahls
Guidonis, des Hertogs von Toſcana, darum , daß er ſets ir
nem Bruder Petro zu viel überhalff den Marozia gar nicht fina
teiden kunte / und deßhalben ihn vor des Pabſts Augen der
umbringen ließ ; ſie trieb auch ihren Haß noch weiter ; mo
nahm den Pabſt Johannem ſelbſt beym Kopff/ ſteckte ihn
in ein Gefängnuß / und ließ in felbigem ihn mit Küſſern er:
ſticken /muſte alſo dieſer Johannes,wie er durch eine Hure nic
auf den Påbſtl.Stuhl gehoben worden /von einerHurewie: Be
der davon geſtoſſen werden. An ſeine Stelle warderwählet
An , 929 . Leo Vi. Der ward aber bald darauf auch ins Gefängu
Leo VI. nůß geworffen / und ſtarb noch im erſten Fahr/ kam alſo a
die Wahl auf
Stephanus
VII. Stephanum VIII. Nach ihm kam
Ano : 1 . Johannes XI . Dieſes war der unchliche Sohn der
Johannis leichtfertigen Maroziæ , den ſiemit Pabſt Sergio III. erzeu so
XI, get / und nun den / ob er gleich noch ein junger Herzwar /
durch ihre zu Rom habende Gewalt auf den Påbſtlichen der
Thron eingeſchoben hat. Er kunte aber dieſer ſeiner uns
rechtmäßig-erlangten Dignitåt nicht lang genieſſen . Dann
nachdem Albericus , der Maroziæ gleichfalls unehlicher in
Sohn, ſeinen Stief- Vatter / den König Hugonem , von
Stalien aus Rom verjaget / und ſich daſelbſten zum Burs
germeiſter und Regenten aufgeworffen / nahm er ſeine
Mutter gefangen / verſicherte ſich auch der Perſon dieſes
Pabſts Johannis XI.der ihmungelegenheiten håtte machen ?
können /und hielt ihn in genauem Arreſt , in welchem er ihn que
nöthigte / daß er die Verwaltung dem jungen Griechiſchen
Prins Theophylacto , und anben denen Conſtantinopolis liet
taniſchen Patriarchen den perpetuum uſum Pallii oder so
ſtets-währenden Gebrauch Biſchöffe einzuſeßen / concedi
ren und zulaſſen muſte . Als er endlich in dieſem Arreſt
geweſen / war an ſeine Statt erwählet
Leo
Geſchichren des II . Periodi. 39

Leo VII. Welches einmal ein frommer Herz geweſen , An.936


Jer zu Rom die Diſciplinam Monatticam und Clšſterliche Leo
9 VII.
Zucht durch Odonem den Abbt von Clugny wiederum et:
oas empor gebracht. Nach ihm kam
Stephanus IX. Weil aber dieſes ein Teutſcher und mehr An.939.
1 Reſpect des Ottonis als aus Affection der Römer erkies Stephanus
IX .
at worden / fo machten ſie einsmals wider ihn einen Auf
and / und tractirten ihn alſo übel im Geſicht / daß er nach
er Zeit offentlich vor den Leuten ſich nicht mehr ſehen laſſen
olen. Dieſem folgte
An . 943 .
Martinus II . fo růhmlich regiert / und ihme
Agapetus II. Dieſer war der erſte / fo nebenſt der R8, Martinus
II.
igin Adelheid Kanſer Ottonem I : wider den Tyrannum An.946.
erengarium in Italiam beruffen . Agapetus
Nach Agapeti Tod drang fich des Rómiſchen Conſuls 11.
10 Stadt- Regenten Alberici Sohn , Oétavianus mit
camen /ſo aller Rechnung nach nicht viel über 18. Jahr alt
'weſen ſeyn kan, in den Påbſtlichen Stuhl ein/ und nennte
h Johannem XII . Dieſer iſtin der That der erſte / der An.955:
inen Namen geändert hat , dann was insgemein von Ser- JohannesXII.
o II. geſagt wird / will mit der Hiſtoriſchen Warheit nit
lerdings überein kommen . Dieſes iſt auch der Pabſt /
er zwar Kayſer Ottonem Magnum in Jtalien beruffen /
' n die Kirche von der aufs neu anfangenden Tyrannen
10 Uſurpation des Berengarii zu befreyen /der auch denſels
an zu Rom gecronet / nachgehends aber von ihm wieder
bwendig worden / und wider feine theureVerbündnůß
han Adalbertum des Berengarii Sohn gehangen / des :
alben er bey des Kayſers Ankunfft von Rom entweichen
zůſſen / und in einem Darauf zu Rom gehaltenem Synodo , Wirb ab.
egen vieler greulicher Laſter angeklagt/ folglich als er nicht geſeft in
einem Sy
ſchienen noch ſich verantworten wolen /ſondern die Patres nodo ,
8 Synodi noch excommunicirt hatte/von denſelben con
emnirt / abgeſett /und an deſſen Stelle Leo VIII . erwäht und Lep
orden.Db dieſemSynodo iſtunter den Autoribus ein aroſ VIII. er:
wählt.
-Streit / ob derſelbe und conſequenter oder folglich die
egradation des Johannis und dieWahldes Leonis recht:
C4 måßig
40 Zweytes Capitel von den Kirchens

Sec.X. måßig ſene ? Die alten Autores und Hiſtorici ſtehen guten
Theils / vermuthlich aus Reſpect und Faveur gegen Kans
Diverſes
ſer Ottonem ,vor dieſen Synodum,und halten den Leonem lhe
Urtheil
von dies por einen rechtmäßiga erwählten Pabſt/ geſtalten dann
fem Sy . auch alle nach ihm gefolgte Påbſte i ro den Namen Leonis NE
nodo, angenommen / nach dieſem Pabſt mit der Zahl gerechnet
worden / alſo , daß der nåchit folgende Leo IX. ferner Leo
X. und XI. von den Hiſtoricis genennet werden /der Cardi
nal Baronius aber / wie auch Bellarminus und alle andere
Theologi in der H. Catholiſchen Kirchen / verwerffen dies
res Concilium und die ElectionLeonis allerdings /und hals i
ten dieſen Leonem vor einen Anti. Papam , ſich vornemlich lat
darauf gründende / daß nicht allein ben erſagtem Con .ilio i net
viel Sachen allzu übereilt und illegal oder unerlaubt vor: di
gegangen / ſondern auch daß Pabſt Johannes XII. ob er sier
wol ein 'ntruſusund Eingetrungener geweſen /auch nicht en
gelaugnet werden kan / daß er viel und grobe Laſter began ith
gen (wiewol / ob eben alles / deſſen man ihn beſchuldigt/ auf
ihn zu bringen geweſen / noch im Zweifel ſtehet) weil er aber
einmal vor einen rechten und wahren Pabſt in der gangen
Welt erkennetworden/von ſeinenuntergebenen Biſchoffen
nicht habe gerichtet / viel weniger abgeſekt werden können mis
nach der alten Regul: Prima ſedes à nemine judicatur. I XE
An.963:. Obgedachter Leo VIII. nun iſt derjenige í von dem ge:
ſchrieben, wird/ daß er in einem zu Rom gehaltenen Conci
lio Kanſer Ottoni die Macht eingeraumt, daß er und ſeinte
Succeffores allein in das Künfftige die Römiſche Påbſte
ernennen , auch die Biſchoffeinveſtiren ſolte / welchen Ca.
nonem Gratianus in ſeineDecretales mit einverleibet/wie
wolder CardinalBaroniusdie Warheit dieſes Canonis ges de
waltig in Zweifel ziehet / und daß ſolcher ſuppoſitius ſeye !
viel Argumenta anführet/ worüber hernach der reformirte
Leo wird Autor Goldaſtus und der berühmte Jeſuit Gretſerusweit: SIE
vom Jo . lâufftige Schrifften gewechſelt. Es kunte aber dieſer Pabſt
hanneXI. Ieo ſeiner erlangten Påbſtlichen Würde gar nicht lang rus
wieder
vertries hig genieſſen/ſondern ward gleich nach des Kayſers Ottonis
ben. Abzug von Rom /durch den abgeſektē Pabſt JohannemXII.
und
Geſchichten des II. Periodi. 41

und die demſelben anhangende Römer vertrieben. Auf dies 1


-- fe Weiſe kam Johannes XII. wieder auf den Throny bez
hauptete aber ſolchen nicht lang / ſondern gieng bald dar:
auf mit Tod ab / und zwar / wann wahr / was der Conti
nuator Luitbrandi , und aus ihm dieandere ſchreiben auf
eing abominable und entſegliche Weiſe,
Nach ſeinem Tod haben die Römer zum Præjudiſ des an. 964.
PabſtsLeonis VIII.erwählet Benedi&tum V.welcher eben -Benedi
falls ſowol als ſein Æmulus , Der Leo , in die Nomenclatuctus V.
Der rechtmäßigen Påbſte gezehlt wird. Kayſer Orro aber
ließ dieſen Benedictum auf dem Påbſtlichen Stuhl nicht
lang warm werden : ſondern reintroducirte oder reßte ſeis
nen Leonem VIII. wieder ein und machte, daß dieſeç Bene
dictus , der ſonſt ein gar frommer Herz-war/durch eben dies
jenige Biſchoffe / die ihn erwählt hatten / wiederabgeſegt/
und nach Hamburg in das Exilium geſchickt ward / wo
ſelbſt er in Bekehrung der unglaubigen Všicker groſſen
und heiligen Eyfer erwieſen / und gar bald darauf geſtors
ben. Es lebte aber der Pabſt Leo auch nicht lang mehr
hernach / und erwählten die Römer mit Gutheiſſen des
Kayſers/ (der ſammtTheils ſeinen Succeſſoren Dieſes Ju
ris entweder in Krafft obgedachter Conſtitution des
Pabſts Leonis , oder nach dem Erempel der ehmaligen
Griechiſchen Kayſer / rich angenommen / ) zu einem
Pabril
Johannem XIII. Allein auch dieſer , weil er eine Crea: An. 965 .
tur des Teutſchen Kayſers war, wolte den Römern nichtJohannes
XIII.
recht anſtehen / und veriagten ſie ihn derohalben nach Ca
puam , von dannen ſie ihn gleichwol aus Furcht vor Otto
ne wieder zuruck geruffeu. Dieſer Pabſt Johannes ſoll der Weyhet
erſte ſeyn , deș den Gebrauch die Glocken zu wenhen und am erſten
zu benediciren/ auch ſelbigen einen Namen zu geben , in der die Glos
Kirche eingeführt, da er ſolche Ceremonie bey einer groß cken.
Fen Glocken ; ſo vor die Lateranenfiſche Kirche gegoffen
worden / alſo vorgenommen / und ihr ! nach derſelbigen
Firchen Patronen /den Namen Johannes gegeben. Shme
folgte
CS Dom
Zweyces Capitel von den Rirchen ,
42
ma
Sec. X.
Par

tie

TE
201
meE

Eur

An:972. Donus oder Dominus , der aber nur dren Monat gefefe
Donus. Fen/ und nach ihm
Benedi Benedictus VI. Bald aber nach Kayſers Ottonis M.
étus VI. Tod/ machte einer von denen Cardinålen / Bonifacius mit
Namen / eine Conſpiration wider ihn 7 nahm den guten
Pabſt Benedictum gefangen / und ließ ihn im Gefängnuß
ftranguliren . Dieſe Gewaltthat aber ward ſo hoch aufs su
genommen , daß auch die Rimer ſelbſt / die doch in ſolchen
Fållen bißhero ſich nicht gar delicat erwieſen , darüber eis
Benedi nen Abſcheu hatten ; derohalben ſtund Benedictus ausdem
Gus VII,Geſchlecht der Albericorum auf / ſtieß den Bonifacium
vom Stuhl, und fekte ſich darauf. Bonifacius , da er vor
fich in Italien keine Sicherheit ſahe/ nahm allen Schak
von der Vatican -Kirchen zu ſich / Tchiffte damit nach Cons
ftantinopel / und ließ immittelſt obgedachten Benedictum,
. iſt , und nach der Flucht Bonifacii
An.975: Der an der Zahl der VII
einhellig erwählet worden / zu Rom gewähren . Shme
fuccedirte 7
An. 982 ; Johannes XIV. ro Ranſers Ottonis II. Cangler und ho
02
Jobannes Biſchoff zu Pavia geweſen . Das andere Jahr aber her:
nach /
Geſchichten des II. Periodi. 43

cach , da kurk vorher Kayſer Otto II . Des Johannis XIV .


arron mit Tod abgangen , kam Bonifacius, Der immittelſe
Jit ſeinem Kirchen - Raub ſich gute Freunde gekauft
Jieder nach Rom / nahmden Pabſt Johannem gefangen /
nd ließ ihn Hungers ſterben / exponirte'uno ſekte hernach
inen Leichnam offentlich vor die Engelburg , damit jeder:
an ſehen konte, daß er warhafftig todt ſeve/ und uſurpiſte
per nahm die Påbſtliche Würde von neuem ant lebte
er nicht länger als vier Monat / und ſturb jähen Tods/
ſen Leichnam hernach als eines offenbaren Mörders
• Kirchen - Råụbers! auch ſeine eigene Clienten alle
Schmach angethan / und ihn bey den Füſſen in der Stadt
fum geſchleifft. Nach ihm ward rechtmäßig erwählet
Johannes XV. Unter dieſem iſt die Strittigkeit zwi: An.9852
Ben Arnulpho und Gerberto , dem Biſchoffen zu Rheims, Johannes
tgegangen . Auf Johannem kam
Gregorius V. ſo ein Teutſcher und Kanſers Ottonis III. An.996
erwandter geweſen. Es erregte aber der damahl.ge Gregoria
tadt : Schultheiß Creſcentius wider Gregorium ein
biſma, unð intrudirte oder ſchob einen ſo genannten Jo
nnem XVI. der vorhin Biſchoffzu Piacenza geiveſen /ein .
a aber Kayſer Otto , um Creſcentium jú ſtraffen / mit
er Armee nach Rom kam / ſchnitten die Römer dieſem
iti- Papæ Johanni, Naſen und Ohren ab , ſtachen ihm die
Elgen aus / und ſchleppten ihn auf einem Erel í růcklings
end / in der Stadt herum / blieb alſo Gregorius in ſeinem
yron biß er ſturb. Dieſem Gregorio wird zugeſchrieben /
ß er die Conſtitution und Verordnung gemacht/ daß
fort das Römiſche Kayſerthum allezeit ben der Teuts.
en Nation bleiben / und niemand zu Rom zum Kanſer
rönt werden ſoltei als der von den Teutſchen Fürſten
Dentlich erwählt worden. Dahero dann etliche den Ur:
ung der Chur - Fürſten in dieſe Zeit ziehen wollen , das
wir an ſeinem Ort Meldung gethan. Shme ſuccedirte
Der berühmte Gerbertus, Erk - Biſchoff zu Ravenna , An. 999
on hier oben Anregung geſchehen / Kayſers Ottonis III. Sylveſter
-eſener Informator , der unftrittig der gelehrteſte Mann II.
44 Zweytes Capitel vonden Rirchen ,

Sec. X. zu ſeiner Zeit geweſen / und ſich Sylveftrum II genennet.


Er war abſonderlich in Mathematicis wol erfahren / und
hatte in dieſem Studio viel künſtliche Dinge erwieſen , unter
andern ein Uhrwerck gemacht / ſo den Lauff der Sonnen
und aller Planeten richtig vorgeſtellet / ob welcher Kunſts
lichkeit halber er von dem damals in dergleichen Sachen
gar unverſtändigen Volck vor einen Zauberer gehalten
werden wollen ; Es hat ihm auch etlich achtzig Jahr nach
ſeinem Tod/ der Cardinal Benno ,der ſich wider den Pabſt
Gregorium VII. aufgelehnet/ aufgebracht/Gerbertus habe
; mit dem böſen Feind einen Pact gemacht / daß derſelbe ihn
zur Påbſtlichen Dignitåt verhelffen ſolte / davor ihm der
Teuffel die Condition geſeget, daß er ihm ſeine Seele vers
ſchreiben / und ſeine Zeit aus ſeyn ſoltei wann er zu Gerus
falem Gottesdienſt halten würde; dieſe Condition habe 6
Gerbertus eingegangen in der Mennung / Der Teufel
würde lang warten müſſen , biß er ihn zu Geruſalem würde
zu ſehen bekommen : als er nun Pabſt worden / und eins:
mals in der H. Creuk -Kirche zu Rom Meſſe leſen wollen ,
unwiſſend / daß ſolche auch den Namen von Jeruſalem has
be / revje ihm der böſe Feind erſchienen /habe ihn ſeines Pacts
erinnert/und ihm hernach den Hals gebrochen. Allein Ba
ronius erweiſet aus den Zeugnůſſen der damaligen Auto
rum Contemporaneorum ,und aus des Sylveſtri herrlicher
Grab-Schrifft/ ſo deſſen Succeſſor gleich nach ſeinem Tod
ihme gemacht, daß dieſes nur eine leichtfertige Fabel/ und
vor gedachten Cardinal Bennone , kein Menſch daran ges
dacht habe ! geſtalten dann auch vernünfftiglich gar nicht
zuvermuthen/ daß man einem Mann, der ſeiner Frömmige
keit halber nicht vollſtändige Proben gegeben håtte , die
Auferziehung zweyer ſo hoher Prinken / wie Kayſer Otto
III. und KönigRobertus in Franckreich war/würde anvers
trauet haben . Von dieſem Sylveſtro iſt ſonſten auch zu ges
dencken , daß er den Königlichen Titul dem St. Stephano in
Ungarn bengeleget. Eriſt auch der erſte geweſen, ſo unter
1 dem Namen der Hieroſolymitaniſchen Kirchen eine Ex
hortation und Vermahnung an alle Chriſtliche Potentas
ten
onden Riet Geſchichten des II. Periodi.

Sylvennageſchrieben / eine Expedition oder Feldzug wider die


naticis moderacenen vorzunehmen . Nach ihm iſt gekommen .
iche DingeJohannes, Der nur fünff Monat regiert. Und nach
jo deunwieder ein
iela /SuJohannes . Dieſe beede ſolten von Rechtswegen XVI.An. 1003.
sin der XVII.heiſſen / die Hiſtorici ſelbigerZeit aber / fo bloß XVIII.
Johannes
zienzirdufgeſehen, wer den Stuhl Petri würcklich eingenom Johannes
alid call / und nicht wer daben Recht oder Unrecht habe , har xix.
der idmobgedachten Johannem , der in Schiſmate wider Pabſt
gorium
ch
ma / t andern dergleichen / in den Catalogum der rechtmäßi
nike Påbſte miteingeſeket/ und nach denſelben die Zahlder
chuimen fortgeführt / ſolchem nach obbenannte beede lej:
Johannes den erſten XVIII.Den andern XIX.genennet/
Mi Cowelcher Nomenclatur und Benennung/um keineCon
pn mit andern Hiſtoricis zu verurſachen /wir ès auch be
Den laſſen müſſen. Auf Johannem XIX. iſt gefolget
Sergius IV. Dieſer, welcher vorhin Petrus , mit demi Àri, 1009.

/1907 - Rúſſeigeheiſſen håben fou , hat darum , weil er aus IV .


Allepipect Seri Namen Petrinichtgerne führen wollent i und
r
inte it eben ſeines Zunamens halben ( Dergleichen ohne das
kein Pabſt nach ſeiner Election mehr geführt) den Nas
ni Sergii angenommen / von welcher Zeit an die Verån :
mooung der Namen ben Ben Påbſten ohne Unterſchied
t
Togegekommen /wird alſo /twie Baronius meynet/ der Sergius
dit dieſem Sergio IV. confundirt. Nach ſeinem Tod
rd ewåhlet.
Beriedi&tus vtil. Es ereignete ſich aber bey dieſer An. 1012.
Jahí abermal ein Schiſma, und drang ſich ein Gregorius Benedi
Der Benedictum verjagfe/und zuKanſer Henricum II. cus VIII,
hen machte / den aber Kayſer Henricusmit Heers.Schilma.
afft wiederum reintroducirt und eingeführt , und von
mfelben ſich crónen laſſen. Dieſer Benedictus hat auf
rſuchen des H.KayſersHenrici, die von ihm neu-erbaute
irche zu Bamberg mit eigenen Händen eingeweyhet. Er
arb Anno 1924. in eben dem Jahr /da auch Kayſer Hen
ricus
es el hen
46 Dritt Capit von den Rirc ,

Sec . XI. ricus II. abgeſchieden. Weilen nun mit ihm dieſer andere
Peric dus zu Ende gehet 1 ſo wollen wir auch die Beſchreis
bung der Påbíte damit beſchlieſſen.
Nach unſerer Gewohnheit regen wir wiederum adhier
Gelehrte f
Leute. an die gelehrte Leuter ſo in dieſem Periodo bekannt worden :
als unter der RegierungKanſers Henrici Aucupis , Rhe
gino der Abbt zu Prům , der Chronica Francorum vers
Me
faffet.
TE
Unter der Regierung Kayſers Ottonis Magni , der
lies
Hiſtorien -Schreiber / Biſchof Luitbranduszu Cremona.
Unter Ottonc II. Wittechindús Corvejenfis,Dër de
Geſtis Saxonum geſchrieben /item der Hiſtoricus Flodoare
dus. lehet
Unter Henrico Sando,Aimoinus,ber die Res Franco .
rum , Abbo Floriacenſis,der Vitas Pontificum beſchrieben.
Der ArabiſcheMedicus Raſis,BurchardasWormatienſis ,
Der ein groſſes Volumen Canonum componirt. Berno der
de Officio Miſſæ geſchrieben. Hierbey iſt auch nicht zu ver :
geffen die gelehrte NonneRhoſwita , die in dieſem Barbaro
Seculo und ungelehrten Jahr -Hundert faſt allen Måns
hern an Erudition und Gelehrſamkeit es bevor gethan .

Das III. Capitel

Von den Kirchen - Geſchichten


des III. Periodi.

fr haben in denen vorhergehenden erſten und ans


dern Periodis die Chriſtliche Kirche und den
f Stuhi Petri ſehr entehret geſehen , durch die uns
+ glückliche Intruſion und Einſchiebung vieler untüchtiger
Perſonen , die hernach durch ihren gottloſen Wandel der
gangen Welt eine Aergernůß / undnoch biß aufden heutis in
gen Sag allen wolgeſitteten Gemůthern eine Bedaurung
und Scham gebracht; in dieſein und folgendem Periodo
aber werden wir zwar eben ſo viel nicht mehr von ſolchen
årgerlichen Våuptern 7 hingegen von einer nicht viel
gerins
Geſchichten des III. Periodi. 47

geringern Peſt zu reden haben , welche die Kirche bald eben Diſtidia
ſo ſehr,als die vorige/ Franckgemacht/ nemlich vonden un - int:r Rea
aufhörlichen Strittigkeiten inter Regnum & Sacerdotium , Sacerdo
wie die Hiſtorici insgemein es nennen , das iſt/ zwiſchen den tiumi
Kayſern und Påbſten / und denen daraus entſtandenen
vielfåltigen Schiſmatibus, welche, nebenſt dem darüber er:
olgten vielfältigen Blutvergieſſen und andern Deſolatio- Vielfal.
len oder Verwüſtungen / endlich dieſen Ausgang genom - tige Schi
nen / daß die Hoheit des Teutſchen Kayſerthums in ſta Imata.
en mehrentheils verfallen / und in die enge Grången / Bars
in es ſich heut zu Tag befindet / eingeſchräncket worden .
Weiln nun dieſe Turbæ den grðſten Theilvon der gans
" en Kirchen Hiſtorie dieſes Periodi ausmachen / fo můſſen
yir Dermalen unſern Methodum abermal åndern / und an
štatt / daß wir bißhero gewohnt geweſen / die Ordnung
er Påbſte allezeit auf die Leßte zu ſparen / dieſelber als die
Paupt- Perſonen auf dem Dermaligen Theatro , kůrklich !
id gleichſam wiederholende /was von ihnen in den weltli:
en Geſchichten vorkommen / zu erſt anführen .
Der erſte Pabſt nun , ſo in dieſem Periodo uns vors An. 1024.
jmmt iſt Johannes XX. aus der Familie der Grafen Johannes
XX ,
in Toſcanella, welcher ſein Leben in ziemlicher Ruheund
hriſtlichem Wandel beſchloſſen .
Nach ihme ward durch Die Faction erfagter Grafen An. 1034.
dieſe Würde eingedrungen / der verſtorbenen Påbſte Benedi& us
IX ,
enedicti VIII . und Johannis XX. Bruder / ein Knab der
lem Anſehen nach / nicht viel über eilff Gahr alt geweſen /
10 den Namen Benedicti IX . angenommen. Die bore
10 laſterhaffte Aufführung dieſes untugendhafften übel
zogenen Knabens cauſirte in der Chriſtlichen Kirchen
den erſchrocklichen Lermen . Die Römer, die desPabſts
enedicti nach einer zehenjährigen Regierung müde wor:
n / hatten unter Anführung ihres Burgermeiſters Pto . Unruhen
mæi , der ein Feind von den Grafen von Toſcanella war/ zu Róm.
e Waffen ergriffen / und den Pabſt aus Rom verjagt 1
ritten darauf zu einer neuen Wahl , und ernannten Jo
nnem , den Biſchoff zu Sabina , der die Stimmen mit
groſſem
48 Drittes Capitel von den Rirchens

Sec. XI. groſſen Geld erkaufft zum Pabſt/ der ſich Sylveftrum III.
nannte ; Benedictus erholte ſich zwar bald wieder / und
occupirte das Lateranum , und muſte Sylveſter in basVa
ticanum entweichen ; weil er aber fahe/ daß das Volck zu
Rom ihm mehrentheils entgegen ſtund / ſo wolte er ſich der
Gefahr eines neuen Aufſtandes nichtmehr unterwerffen/
ſondern accordirte mit einem reichen Prieſter Johannemit
Namen / und trätt ihm , gegen Bezahlung eines groffen
Stuck Geldes / das Pabſtthum ab /confecrirt-und werhes .
te ihn hieraufmit eigenen Händen zumn Pabſt / und begab
ſich in ſeines Vatters Haus / des Vorſages ein Privar-les
ben zu führen : bald aber ließ er ſich dieſe Reſolution reuen in
kam mit bewehrter Hand wieder i trieb den von ihm eins ha
geferten Johannem aus dem Laterano heraus / und führte na
ſich auf das Neue vor einen rechtmäßigen Pabſt auf /da ne
indeſſenSylveſter in Vaticano und Johannes in der Kirchen
dur
Maria Rotunda bergleichen that." Endlich vereinigten ſie

WWMUWUNEST






w如
州 “

Groſſes
Shilma ſich alle dren Bergeſtalt/daß ſieeinander in Ruh lieſſenyumb
von drep jedermitden Genuß Desjenigen Theils / den er von denen
Påbften, Kirchen - Intraden an ſich geriſſen ſich vergnügte : Wie i
nun
Geſchichten des III. Periodi.

daun dieſe ungeheure dreyköpffigte Geſtalt des Pabſtthums


Die ganze Kirche höchlich årgerte / fo tratt endlich ein an
ich ſelbſten frommer und ben dem Volck wolbeliebtec
Prieſter hervor / Gratianus mit Namen / der beredte dieſe
vren Anti- Papas , daß ſie gegen ein Stuck Geld / wornach
je allein ſchnappten /und überlaſſung eines Theils von dem
Dåbſtlichen Einkommen / (worunter abſonderlich die groß
' n Einkünfftei ſo damals aus Engeland jährlich geliefert
sordenwaren /dieer dem Benedicto cedirt/) die Påbſtlie
le Würde reſignirt und abtratten ; worauf er einhellig
iter dem Namen Gregorii VI. zum Pabſt erwähltward ; An. 1046,
eil aber dieſe Art des Accords , den er mit erfagten Anti
apis getroffen / wegen mit unterlauffenden Gelds etwas
ich der Simonie und Geld -Geiß roch 7 er auch felbſten ohs
des Kanſers Vorwiſſen war elegirt und erwählt woča
n / fobrachte Kayſer Henricus III. zu Sutri einen Syno
im zuſammen , in welchem die Caufa dieſesGregorii exa
inirt ; und deſſen Wahl verworffen / und an ſeineStatt
* Kayſerliche Cangler Suidgerus , Biſchoff von Bams
crg/ durch gedachten Kanſer/ Deme die Cleriſey und Volck
Rom die Nomination eines neuen Pabfis damals ans
im geſtellt ; ernennet warð / welchen allen Gregorius
is Friedens - Liebe und um eine Schuſna zu vermeiden
h auch willig und demüthig unterworffen.
Suidgerus , der den Namen Clementis 11. angenom : Clemen
en / wie auch Gregorius, lebten nicht lang nach dieſen II,
eſchichten , ſondern ſturben gar zeitlich in Ceutſchland /
ohin ſie den Kayſer gefolgt hatten.
Als die Zeitung von dem Cod Clementis nach Rom Etliche
m / kroch der abgeſekte Pabſt BenedictusIX . abermal Deutſche
Påbfte
rvor / und bentachtigte ſich des Påbſtlichen Stuhls ; der hinbe 1
r
anſer aber ernannte Popponem, einen Fürſten
aus Bån: einander.
nund Biſchoff zu Briren / der ſich Damaſum II.nannte/ An. 1048
id muſte bey deſſen Ankunfft zu Rom Benedictus wieder Damaque
fuck : II,
Allein auch Damaſus bauerte hicht länger als 22.Täger
ihm : wie etliche mevnen / mit Gifft vergeben ward;
Dritter Theil. nach
Drittes Capitel'von den Kirchen ,

Sec. XI. nach deſſen Tod fieng Benedictus zum vierdtenmal ſein als
tes Lied an /und ſeşte ſich abermals auf den Påbſtl
. Stuhlı
derohalben ſchickten die Römer eine Geſandtſchafft an den Imo
Grofle
Autoritåt Kayſer/und baten nochmal um einen Pabſt; Darauf er reis
der Kay : nen Vettern Brunonem , den Biſchoff zu Toul, aus dem
fer zu Hauſe Lotharingen / unter dem Namen Leonis IX. erste
Pom.
nannte / welcher auch / nachdem er aus Rath Hildebrandi
Leo IX ,
des AbbtsvonClugny, ſo wol zuBeruhigung ſeines eigenen
Gewiſſens /als auch um deſto mehr Affection bey dem Rós
miſchen Volck zu haben /ungeachtet der Kayſerlichen Nome
mination , nur als ein Privatus und ohne in einem öffentlig ue
chen Amt zu leben / zu Rom fich eingefunden / und der ors
dentlichen Wahl aldar von neuen ſich unterworffen hatte und
einhellig unb mit Freuden vor einem Pabſt erkannt ward. 5
An . 1049 Dieſer Pabſt Leo IX. ſo ein Herzvon groſſen Meriren
war , hatte das Unglück /daß als er die Normanniſche Firs
ſten im Neapolitaniſchen / mit Krieg zur Kaiſon und Ges me
horſam bringenwolte i er von denenſelben gefangen / und
biſs kurk vor ſeinem Tod alſo detinirt und aufgehalten wor ,
den ; da ſie ihn wegen anhaltender Kranckheit endlich auf
freyen Fuß geſtellt.
Nach Leonis Tod ſchickte der Stapfer i auf Bitte der
Victor11. Römer, Gebhardum , denBiſchoff von Eichſtätt , und als
ſo den vierdten Teutſchen Pabſt nach Rom der, ſich Victo
rem II. nannte / im dritten Jahr aber mit Tod abgieng. : ni
An . 1057 Weil zu gleicher Zeit auch Kaiſer Henricus III. dieſes
Stephanus
IX . Zeitliche geſegnet/ ſo erwählten die Rómer den Abbt des
ČloſtersMontisCallini Fridericum einen Pringen von {o,
tharingen /und faſt offenbarenFeind derKanſerlichen Fami
liæ , ohne Vorwiſſen oder eingeholten Conſens des jungen
Stanſers Henrici IV . und deſſen Vormůnder / wie bißhero
gebråuchlich geweſen ; welcher Pabſt ſich Stephanum IX .
nannte / und gefährliche Sachen wider den jungen Henri
cum machinirte und vornahm , indem er nemlich ſeinen
Bruder Gothofredum , den Herkog von Lotharingen , auf
den Kayſerlichen Stuhlzu ſegen vermeinte / und daju allen
Schak des Cloſters Montis Caſini anwenden wolte :
nachdem er aber unter dieſen Anſtalten von der Welt hin
wegs
Geſchichten des III. Periodi.

peg genommen ward / ſo entſtund abermal ein ſchåndlis


Des Schiſma: Dann ein Theil von denen Cardinälen ers Schilme
åhlte ohne dem Kayſer zu requiriren und darum zu befra: An, 1958 .
en / Benedictum X , und ſuchte hernach erſtdeſſen Confir- Neue
lation bey dem Kayſer ; die andern aber erwählten Ger-Zwiſpal.
ardum , den Biſchoffvon Floreng 1 ſchickten immediatè Rom .
10 unmittelbarer Weiſe nach Hof 7 und verlangten nach Benedi
bherigem Gebrauch von dar die Confirmation dieſes Aus X ,
abſts/die ſie auch erhielten , undmuſte darauf Benedictus
eichen /und Gerhardum , der ſich Nicolaum II . nannte /dent Nicolaus
lag laffen . Dieſer Pabſt war berjenige , der dem Nors IL
anniſchen FürſtenRoberto Guiſcardo die Länder Apulien
o Calabrien zu Lehen verliehen .
Nach ſeinem Tod erneuerte ſich wieder das vorigeSchil- An, icór,
a , indeme etliche von den Cardinälen und Volck die No.
ination eines neuen Pabſts vom Kayſerlichen Hof erz
irten wolten die andere aber vorgriffen und Alexandrum Alexandeka
erwählten / um deſſen Confirmation fie zwar bey dem II.
uſer anhielten ; dieſer aber durch die gegenſeitige Fa
on undParthie præoccupirt oder vorher eingenommen ,
wurff dieſe Wahl , und ernannte auf einem deshalben
ch Baſelberuffenen Synodo, Cadolaum Pallavicinum ,
n Biſchoff von Parma , der ſich Honorium II. nannte
ieſe beede Påbſte diſputirten ſothane Würde einander
Die ſechs Jahr lang / und obwol Cadolaus von den mehs
ten ſeiner Adhærenten / und vom Kanſerl.Hoffelbſten /
ndamals Hanno,der Erk- Biſchoff von Edin / gouver
teund verwaltete /verlaſſen /deffenWahl annullirt obec
C ungültig hielt / und des Alexandri II .ſeine confirmirt
trd / welches auch geſchehen auf einem Conciljo zu Man 1
asſo manuteniștfich doch Cadolaus zu Parma,und führte
aldar als rechtmäßiger Pabſt auf / biß er aus dieſem
ben verſchied. Pabſt Alexander nahm auch nach fünff
ahren den Abſchied aus dieſer Welt.
Thmeward durcheinhelliges Zuruffen desVoldsund An. 1073.
eichſam per Inſtitutionem ſubſtituirt/der geweſene PriorGregorius
on Clugny, und nunmehrige Cardinal Hildebrandus,der Vll.
ßhero in dem Sacro Collegio die mehreſte Autorität
ge
Drittes Capitel von den Kirchen

Sec. XI . gehabt hatte, welcher ſich Gregorium VII . nannte. Um als


les Schiſma zu vermeiden / wolte er ſich nicht conſecriren LE
laſſen , ehe und bevor er von dem Kanſer /zu welchen er alſo
balden eine Geſandtſchafft ſchickte i confirmirt wäre.
Nachdem er aber ſolches erhalten / růſtete er ſich alſobal
den dazu /wie er ſein ſchon längſt gefaſſtes Vorhaben , nem :
lich denen Königen und Potentaten , die Autoritåt / diefie
über die Geiſtlichen /vermittelſt der Collation der Bißthis HE
mer und anderer groſſen Beneficiorum bißhero gehabt /bes
Stelle nehmen möchte. In dieſem Abſehen hielt er ein Concia
den Welt, liurh zu Rom / in welchem /nebſt Wiederholung der Vers
lichen die ordnungen / ſo von den vorigen Påbſten widerdie Simo
Inveftitur niacos oder Geiſtliche / foda Geld vor ihre Geiſtliche Fun
und Colla: Etiones gaben oder nahmen /und wider die,welche Weiber tu
Beneficio- oder Concubinen hielten, als welches im gangen Occident i
sum gb. in dieſem Seculo gar gemein worden warier auch noch eine di
Verordnungmachte 7 durch welche allen weltlichen Herren
verbotten war / die Beneficia denen Geiſtlichen nicht mehr
mitzutheilen, denen Geiſtlichen aber ſolche von den Händen
der Weltlichen nichtmehr zu empfange/und diß ben Štraffe
des Banns. Dieſe Verordnungen / welche Pabſt Gre
gorius mit allem Eyfer aller Orten vollſtreckt haben wolter
und welche ro wol die Geiſtlichen als Weltlichen vor den
Kopff ſtieſſen / erweckten in der ganken Chriſtenheit ein ges
waltiges Feuer : der Stadt Vogt zu Rom /Cincius,nahm
den Pabſt beym Kopf/ und ſteckte ihn in ein Gefängnůß/
muſte aber wegen Auflauff des Volcks ihn wieder loßlaß
ſen ; undweilen noch dazu PabſtGregorius ſich vor allen
andern Potentaten / vornemlich an Kayſer Henricum IV.
machte i als an deſſen Demůthigung er das mehreſte Inter
eſſe hatte / maſſen er ihn dann mit dem Bann bedrohete /
dafern er nicht zu Rom erſcheinen / und wegen der Laſter /
Darüber die ihm zugerechnet wurden, ſich vor dem angeſtellten Con
entſteben cilio verantworten würde , fo brachte er dieſen jungen higis
groſſe
gen Herun Dergeſtalt in Zorn / daß er zu Worms einen Sy
Kriege
und Tui nodum zuſammen ruffen ließ / in welchem / auf die Anklag
multen. ſo der Cardinal Hugo Blancus wider Gregorium vorges
bracht ,
Geſchichten des III. Perodi. 53

eacht / dieſer Pabſt den Stuhl Petri långer zu beſigen vor


nwürdig erkannt / und in einem nach der Zeit zu Briren
ehaltenen Synodo dergeweſene Kayſerliche Cangler Gui- An. 10800
zrtus , damaliger Biſchoffvon Parma, unter dem Namen DerKays
ſer muß
lementis III. ihme bergeſekt ward. Wir haben in der fich fub
iſtorie von Henrico IV . den Verlauff dieſes Schiſmatis mittiren.
id die erſchrockliche Conſequentien / fo daraus erfolget
td wie endlich Kanſer Henricusſich auf eine unerhörte
Beiſe ſubmittiren můffen / der Länge nach erzehlet / alſo
ß wir ſolches nit zu wiederholen , ſondern allein dieſes zu
nnern haben , daß Pabſt Gregoriusunter dieſen Tumul:
i ſein Leben beſchloſſen / und die Sachen in der gröſten
onfuſion laſſen müſſen : Dieſer Gregorius hatte das Fa.
mund Göttliche Fügung wieſein Gegentheil, der Kanſer
enricus IV.daß man nunmehro nach ſeinem Tod gewaltig
verſe und unterſchiedlich von ihm judicirt: Die Autores,
auf der Schiſmatiſchen Seiten damals geſtanden / bes
reiben ihn als einen ſehr ſchlimmen Herm ; hingegen
ichen die andern / ſo ſeine Parthey gehalten / aus ihm
Muſter der Tugend / die ChriſtlicheKirche aber hat
er Seits vor die lettere den Ausſchlag gegeben ,indem
ihn in die Zahl der Heiligen eingeſchrieben.
Des Gregorii Nachfolger Victor III. welcher ber nochAn 108r.
twährenden Schifmatis des Clementis erwählt worden, Vi& or IIl.
)mit dieſem viel zu ſtreiten gehabt i fuccedirte dem Gre
rio gleich wie in dieſer höchſten Würde , alſo auch in dem
fer vor die Immunitåt und Freyheit der Geiſtlichen und
dem Haß wider den Kanſer , dahero er auch alle Acta
Gregorii confirmirte / weil er aber noch in ſelbigem
hrſturb , ſo kam die Wahl auf
Urbanum II. welcher gleichfalls in Pabſts Gregorii An. 1089
Urbanus
bſtapffen fortwandelte /und alles ,was dieſer verord II.
/beſtåttigte ;Dieſer iſts auch ,der dasgroſſe Concilium
Clermont in Franckreich gehalten / und dafelbſt die erſte
uciatam publicirt/ davon wirin dem VIII . Capitel dies
dritten Periodi ſo viel zu ſagen gehabt haben .
Shme folgte Paſchalis II.welcher das Glück hatte /daß An.1099
dibey Antrettungſeiner Regierung, derbiſherige Anti II,
03 Papa
54 Drittes Capitel von den Rirchen ,

Sec.XII. Papa Clemens III. welcher auſfer dem Kanſerlichen Hof de


und etlich wenig Biſchoffen in Italien niemand weiter auf
An. 1101. feiner Seiten hatte,mit Eod abgieng; und obwoldie Cars Hi
dinåle/von ſeiner Faction , noch drey Anti-Papashinter eins
ander erwählten /nemlich den Albertum Artellanum , den
Theodoricum uno Sylvestrum , ſo kunte doch keiner wider PE
Den Pab # Paſchalem mehr aufkomen /ſondern die zwen erſte de
wurden von ihm gefangen bekommen / und der dritte vera OF
jagt / zergieng alſohiermit dieſes gefährliche Schiſma,ſo die sch
Kirche biß in das drey und zwanzigſteJahr zerriffen / zu ſen
Ende.Unter dieſes Pabſts Regierung verſchied zwar Kan fer
fër Henricus IV .aus dieſer Welt , die Strittigkeiten aber R
zwiſchen den Kapſern und den Påbſten giengen deshalben P
Doch nicht aus / ſondern vermehrten ſich nuě ftårcker , in da
beme Der neue Kayſer Henricus V. der in favorem des
Pabſts ſeinen eigenen Heren Vatter biſher fo fehr vers her
folget/ die Jura des Kayſerthums und der Inveſtituren oder
Collaturen und Übergebung der Geiſtlichen Beneficiorum
nur defto enfriger zubehaupten ſuchte / und darüber eben
die Excommunication ,wie ſein Herr Vatter/ auszuſtehen
hatte , wie wir ſolches alles an ſeinem Drt ebenfalls erzehitu
haben . Der
An . 1118 Nach Urbani Tod entſtund ein neues Schiſma, indeme
Gelafius II. Der neu- erwählte Pabft Gelaſius II. von deſſen Freund:
ſchafft Kayſer Henricus V. ſich ein groſſes promittirt und ter
verſprochen hatte ihn von der Bann nicht abfolviren
wolte/ worüber der Kayſer in Zorn gerieth / und einen ans
dern Pabſt Mauritium Burdinum einſekterworůber Pabſt de
Gelafius ſich in Franckreich ſalviren muſte / allwo er bald
hernach ſtärb / und den Påbſtlichen Thren
An. 1119 . Dem Calixto II . hinterließ. Dieſer hielt das groſſe
CalixtusIIConcilium zu Rheims /in welchem Henricus V. abermal
excommunicirt ward / wiewoln endlich unter dieſem Pabft
Concor pie Strittigkeit wegen der Inveſtituren und Collaturen
data der
Invettiça , oder übergebung der Geiſtlichen Pfrånden dahin benges
yen gals legt worden / daß dem Kayſer die Inveſtituren der welti lun
ber , chen Gåter halber / zwar geblieben / die Ceremonie aber
mit überreichung des Stabs und Rings abgethan / und
benen
Geſchichten des III. Periodi. 55

enen Capitulen die Geiſtliche Wahl der Biſchoffe und


lebbte eingeraumet wurden , wie ſolches gleichfalls in der
Hiſtorie von Henrici V.weitläufftiger ausgeführt.
Nach Calixti II. Tod gewann die Wahl eines neuen An. 11.24.
Pabſts abermal ein reißames Anſehen / Dann Leo Frangi. Honorius
II.
anus , einer von den måchtigſten Römern / intrudirtewis
er der mehreſten Willen / Lambertum den Cardinal von
Oſtia , und war ſchon an dem / daß es wiederum zu einem
chiſmate kommen ſolte / Lambertus aber /warſo Gewiſs
nhafft / daß er lieber ſeiner gewaltſamen Wahl von ſelb
en renunciirt- und abragte , und durch ſolche Demuth die
Römer alſo gewann i daß ſie ihn hierauf einhellig zum
Jabſt erwählten / unter dem Namen Honorii II. welcher
araufder Kirche in guter Ruhe vorſtund.
Nach ihm dufferte ſich abermal ein Schifma, indeme Innocen
An.1130.
emlich ein Theil der Cardinale den CardinalGregorium , cius II,
ater dem Namen Innocentii II . der andere Theil aber an
nem andern Ort des damaligen vornemſten Römiſchen Neues
serun Petri Leonis Sohn , unter dem Namen Anacleti , groſſes
Schilma.
im Pabſt erwählten / und diß faſt zu gleicher Zeit / alſo /
aß die Proclamation des Innocentu kaum etliche Stuns
en des Anacleti feiner vorgieng. Anacletus , deifen
reundſchafft in Röm mächtig war / behielt daſelbſt zwar
Infangs die Oberhand, und muſte Innocentius in Frances
ich, als das Ordinarium Afylum oder gewöhnliche Freya
õtadt der vertriebenen Påbſte ; entweichen. Der H.
ernhardus aber / welcher die Caufam des Innocentii mis
er den Anacletum zu defendiren übernommen / wuſte der
n Befügnúffe allen Potentaten alſo wol vorzuſtellen /
aß faſt der gängeOccidentdes Innocentii Partheynahm/
10 ihn vor den wahren Pabſt erkannte / und auf Anacleti
Zeiten niemand ſtehend blieb / als Rogerius der Hergog
on Sicilien /demeAnacletus deſſenthalben den Königlichen
itul beygelegt. Der Kayſer Lotharius fuchte zwar den Kayſere!
inocentium zu Rom mit Heeres -Macht ju introduciren Lotharius
Anacletus von dem tapffern semprodus
no einzuſeken / weil aber
ig Rogerio in Sicilien portirt undunterſtüßt ward / und Innocen
ie Engelsburg in Rom innen hatte/kunte weder Lotharius tium ,
O 4 noch
56 Drittes Capitel von den Rirchen ,

Sec.XII. noch Innocentius in Italien pöllig zu recht kommen / fono


dern das Schiſmablieb in ſeiner erſten Stårce/biß Anacle DE
tus mit Tob abgieng; da zwar die Faction und Parthie PIE
Der Anacletiſchen Cardinale ihm einen Succefforem , unter ME
ten / welcher
dem Namenaberto
Victoris IV. fubftituiren und beyſegen wol tre
la
Påbſtl, Inſignia gar zeitlich wieder ablegen muſte. Dieübe Hic
rige Zeit hatte Innocentius mit dem Rogerio noch immerfort ber
zu fechten , von dem er einsmals gefangen und ſo lang deti CH
nirt und aufgehalten ward / biß er die Excommunication , bel
die er wider ihn ausgeſprochen , aufgehoben / und ihm den fic
Königlichen Titulconfirmift hatte Es verfiel auch dieſer
Pabſt mit ſeinen eigenen Burgern zu Rom in eine gewals
tige Ungelegenheit , die in dem folgenden Periodo in ein
Revolte
berme groſſes Feuer ausſchlug: Dann nachdem durch die biß

阳 加加帕 %
mermis herige Troublen unter beeden Henricis,die Autoritåt und
der den Jurisdiction der Kayſer/ zu Rom in Abgang und Vergek
Pabſt. gekommen / wolten die Römer in weltlichen Dingen dem |
Pabſt auch nicht unterworffen / ſondern Souverain ſeyn/


und ihre Republic, nach dem uralten Schlag, durch Bur:
germeiſter und Zunfftmeiſter beſtellen , worüber der gute


Pabſt ſich alſo betrübte / daß er ſein Leben einbůſſete. mid
An , 11432
Wie nun in dieſem Periodo der Tumultwegen der In bei
Was es veſtituren in der Welt fo groſſen Ruffund in den Hiſtorien fen

Inveftitu- ſo viel Schreibens gemacht ſo achtenwir nichtunrath An

ren der fam zu feyn / daß ehe wir zu etwas anders ſchreiten /wir mit
师 如

Biſchoffe einer kurzen Digreſlion , was es dann mit dieſen Inveſti


por eine turen vor eine eigentliche Beſchaffenheit gehabt habe,
Befchafe
fenbeit fürglich und gleichſam von fornen anfangende / vorſtellen . long
gebabt. Es iſt unlaugbar, Daß in dererſten Kirchen / und zu Zeis Min
ten der Heydn.Kayſer / alle Chriſten ; ſo wol die Weltliche 100 €
als Biſchoffeund Prieſter ſich vor Unterthanen des Råmi: ten
ſchen Reichs und der Kayſere haben erkennet/ und erkennen BO
müſſen/ und hatte vor dem Röm. Prætore Feiner eine Exce
ptionem forinder Gerichtl. Befreyung machen dørffen /der
es nicht mit dem Kopf håtte bezahlen wolien . Die Chriſten
aber untereinander ſelbſten hüteten ſich / ſo viel ſie kunten!
dali
Geſchichten des III. Periodi. 57

Daß fie einander vor den Hendniſchen Tribunalien nicht Zuſtand


verklagenmöchten ,ſondern wannſie ja Strittigkeiten mit der criter
Rirdyn.
einander hatten / ſoführten ſie ſolche / und alſo noch viel
mehr die Sachen ihrer Religion , und deren Vorſteher bes
treffend / untereinander ſelbſten vor ihren Biſchoffen und
Aelteſten / oder Presbyteris, das iſt/ denen Prieſtern /aus.
Und dieſes iſt / worzu quch der heilige Paulus die Chriſten
vermahnet , maſſen dann auch die guden / ro unter den
Chriſten wohnen / und viel Chriſten in der Türckey es noch
heut zu Tag alſo zu halten pflegen / daß fie nemlich untec
ſich ſelbſten ihreGerichte anſtellen / Davor ſie ihre eigene
Strittigkeiten ausführen / ohne damit vor die ordentliche
Obrigkeit des Orts leichtlich zu kommen,
Wie nun Kayſer Conſtantinus Magnus die Chriſtliche
Religion angenommen , ſo bediente er ſich zwar des Rechts
wie die vorigen Kanſer / und hielt alle / die im Römiſchen
Reich wohnten / ohne Unterſcheid vor ſeine Unterthanen /
weilen aber zu Zeiten der Hendniſchen Kayſer die weltliche
Obrigkeit in der Chriſten beſondere Håndel / ſonderlich
was ihre Religion und Ceremonien angetroffen / auſſer
was je zumalen wåhrender Verfolgungen geſchah / ſich
nicht viel zu mengen pflegte/ fo ließ Kayſer Conſtantinuses
ben dieſer Obſervang auch verbleiben / und ließ den Biſchofa
fen ihre Gerichte und Erkantnůſſen frey/ damit es nicht das
Anſehen haben möchte / ob hätte die Kircheunter ihm wes
niger Frenheit als vorhin unter den Heyden. Dem Con
Ştantino folgten in dieſem Stucke nach Veſſen Succeſſores.
Es ward aber ſelbiger Zeit dieſe Sache nicht auf einera
ter Weiſe tractiret; dann etliche Kayſer fich viel/ wie Ju
ſtinianus und andere , etliche wenig Autoritåt genommen ,
in Geiſtlichen Sachen etwas zu ſprechen ; Doch behauptes
ten die Griechiſchen Kayſer insgeſamt noch eine gewiſſe
Bottmåßigkeit auf die Perſonen ihrer Biſchoffe und dero
Güter / welches dann auch bey denen Herzſchafften / fo der
Griechiſchen Religion zugethan / als den Moſcowitern /den
Wallachen , den Georgianern/ und dergleichen noch heut zu
Tag üblich iſt. In Occident,wo die Arianer faſt durchges
O's hends
58 Drittes Capirel vonden Rirchen ,

Sec.XII. hends die Oberhand hatten , ward es alſo obſervirt: dak


die Könige zwar über ihre Arianiſche Prieſter allerdings
ſouverain und eigenmächtig waren ; ſie waren aber mehs
rentheils ſo beſcheiden /daß ſie denen Catholiſchen ihr freyes
Exercitium liefſen /und ſich in ihre Religions-Sachen nicht
leicht miſchten ; dahero dann erfolgt, daß die Catholiſche
Biſchoffe vor denen Arianiſchen Richter -Stühlen ſelten
zu ſtehen / und alſo dadurch gleichſam eine Poſſeſſion der
Ausnahm bekamen / die ihnen nach der Hand / als die
Arianiſche Könige felbſten zur Catholiſchen Religion ſich
Die KS, bequemten ,als ein uraltes Herkommen / gelaſſen ward. of

nige nebs Wie aber unter ſolchen Catholiſchen Kayſern und Korb
men fich nigen die Kirchen mit ſo groſſen Einkünfften und Reichs
der Kirs thümern , ſonderlich an Land und Leuten aus Chriſtlicher
chen:Gů: Frengebigkeit beſchenckt wurden , ſo wolten dieKönige die
ter an . Ober-Jurisdiction und Gemalt aufdieverſchenckte Gütery
bey den Geiſtlichen ſo wenig als ben den Weltlichen nacha te
laſſen , ſondern ſorderten , daß die Beſikere derſelben ihnen le
derenthalben Pflicht und Huldigung ablegen muſten / und
Und inve- wie dergleichen Huldigung allezeit mit einem gewiſſen
firen die åuſſerlichen Signo geſchahe / fo håndigte man ben denets
Prælaten
damit . felbigen den Weltlichen ein Schwerdt und Fahnen / denen
Geiſtlichen aber einen Ring und einen Biſchoffs:Stabi
oder auch wol einen Handſchuh / als Sachen / die ihrem
Stand gemäß wären / ein ; von dieſer Zeitanconſiderir
ten die Könige dergleichen Biſchoffe oder Aebbte nicht ans
ders/ als ihre andere Verpflichtete undVafallen denen ſie
frer zu befehlen hätten /und die Biſchoffe gaben ſich auch
willig darein. | WIN
Anfang Auſſer dieſen war noch ein anderer Mißbrauch in der
per Rega. Kirchen : Es war vor uralten Zeiten die Gewonheit ges be
le ,
wefen / daß wann ein Biſchoff geſtorben / ſo nahmen die G :
Geiſtliche , ſoum ihn waren / deffen Verlaſſenſchafft hins fa
weg , und theilten ſie untereinander : vermuthlich / weilen
damals aller Reichthum der Biſchoffe in anderſt nichts 1 00
als in den Zehenden und Oblationibus Fidelium oder freys te
willigen Aumofen beſtund / fo hernach die Biſchoffe unter
die Co
Geſchichten des III. Periodi. 59

bie Armen wieder auszutheilen ſchuldig waren / haben ihre


untergebene Geiſtliche fich eingebildet / nachdem der gea
fekte Austheiler geſtorben / ſo liege dieſe Verwaltung
junmehro ihnen ſelbſten ob . Nachdem aber die Einkünfte
ten der Biſchoffe ſich vermehret / und deren Verlaſſens
Schafften etwas fetter worden/ ſo ſchlugen auch die weltlia
he Bediente ihre Fjand mit darein / und wolten an dergleis
hen Erbſchafften ihren Theil mit haben : Und obſchon
Jieſer Mißbrauch in vielen Conciliis ernſtlich verbotten
nicht gånglich ausrotten / maſſen
vard / ſo ließ er ſich doch
ann noch heut zu Tag Spuhren hiervon bey dem Ableis
sen der Sardinåle zu Rom und ſonſten zu ſehen ſind.
Nach der Zeit i da die Kircheſo weit bereichert wordent
saß fie ganze Grafſchafften/ ja Fürſtenthümer unter ſich bes
ommen /ſojog diehohe Obrigkeitdas Jus ihrerSucceſſion
u ſich der Meynung /weil die Biſchoffe oder Aebbte keine
echtmäßige Erben hinterlaſſen /ſo in den ihnen conferirten
lehen zu ſuccediren håtten / ſo wåren ihnen dieſelbe wieder.
eer worden , und hätten ſie die Einkünften davon ſo lang
u genieſſen / biß ſie das Lehen einem andern zu verleihen vor
jut befünden / worinnen ſie ungebundene Hand zu haben
jermeynten / welches Recht noch heut zu Tag in France
weich in Beobachtung iſt,und la Regale genanntwird.
Dieſe obermeldte Gewonheiten haben in derChriſtlichen Darauf
Rirchen eine gewaltige Verwirrung und böſe Conſequen- entſtan ,
jen verurſachet ; erſtlich an Seiten der Weltlichen / welchepene Miße
Die Geiſtliche als ihre gemeine linterthanen anfahen /und in braucher
Sitten und Gewiſſens Sachen ſich von ihnen nicht viel
interſagen liefſen / auffer was etwa auf ordentlich -gehattes
den Verſammlungen geſchahe/ wiewolman auch aufdiefet:
De nichtallzu viel gab ; man hat auch mit den Geiſtlichen
Gütern gleichſam ein offentlich Gewerb getrieben / Pie
ſtatt Recompenſes und einer Vergeltung denen Dienern
und Soldaten auf etliche Fahr zugenieſſen eingeräumt i
oder denen / fo in den Bißthümern und Abbteyen ſuccedim
ren molten / wie untüchtig auch gteich manche waren / fie
um groſſes Geld gleichfam verkaufft welches Laſter in
der alten Kirchen unter dem Namen der Simonie ,
doch
60 Dritt Capit von den Rirch
es el en s
Sec .XII.Doch ſo hoch verbo ; an Seite der Geiſtl
t ten n ichen ſelbſten ,
gieng es auch nicht beſſer her /indem dieſelbe/ weil ſie ſahen/ dh
Daß alle ihre Wolfahrt in dem Willúhr der Weltlichen ch
beſtund / ſich auf alle Weiſe in ihre Affection zu ſegen fuchs wi
ten / und weil zu Erlangs und Erhaltung der Freundſchafft BE
nichts tauglicher iſt, als die Gleichheit der Sitten und des le
Humeurs , ſo ahmten die Geiſtlichen insgemein hierinnen un
Den ziemlich übel moraliſirten und geſitteten Weltlichen WC
allerdings nach / giengen in Stiefel und Sporn gekleidet 1 0
wieſie / zogen mit zu Felde/ und halffen mit drein ſchlagen IW
ſo gut fie funten /verheyratheten ſich / oder hielten offentlich mi
Concubinen / und hiengen alſo die Geiſtlichkeit allerdings de
an Magel; iá weil die Biſchoffe vor ihre Bifthümer viel | QUE
Geld bezahlen müſſen , ſo wolten ſie aus ihren Aemtern hae
wieder Geld låſen / nahmen vor die Prieſter -Wenh / und
andere Biſchoffliche Actus , groſſe Taxen / und liefſen ges 90
ſchehen , daß die Prieſter hinwiederum dergleichen ben | gen
ren A & ibusParochialibusund Prarı Händeln thaten . MOLL
Wider dieſe Unordnungen ergriffman von Zeit zu Zeit IRENE
unterſchiedliche Mittel / hielt viel Synodos, in welchen wis
Der die Simonie und Incontinent der Geiſtlichen -ſcharffe
Canones formirt wurden / weil aber die Weltlichen denen
Geiſtlichen die Stange hielten / auch das ganke
Seculum
X. hindurch es zu Rom mehrentheils ſchlecht beſtellt war ! I GEN
ſo blieb alles ohne Execution , und ben der alten Lever i biß aan
Pabet daß endlich Pabſt Gregorius VII. aufſtund / welcher ein
Gregorius Herznicht nur von groſſer Capacitåt und Fähigkeit / ſona
VII. ſucht
fie abzus dern auch von brennendem Enfer / und unveränderlicher
fellen . Reſolution war : Diefer ließ ſich zu Gemüth kommen , der
luc
gange Fehler und Urſprung alles Unheils rühre daher / daß
die Geiſtliche allzuſehr von den Weltlichen abſtammten/
und es würde dem übel niñermehr geſteuret werden köngle
nen / ſo lange die Wolfahrt der Geiſtlichen in dem Wills
kühr der Laicorum ſtůnde, undweiler wolſahe/ daß es uns Ante
m8glich , die Geiſtliche von den Weltlichen abzuzichen/
ſondern daß auf die lekte das Geiſtliche Wefen von dem
Weltlichen gleichſam verſchlungen werdenwürde , wann ec
diele ang

.
Geſchichten des III. Periodi. 61

vieſe die Souverainitåt und Eigen -Macht über die Geiſtli


ben Güter behielten / als an welchem das Herz der Geiſtlis
hen würde hangen bleiben / fo fand er vor gutdieſem vers
virzten Knoden miteinem Streich aufzulofen / und denen
Tanſern und Königen das Jus der Inveſtituren / oder Bes
ehnungen der Geiſtlichen Güter diſputirlich zu machen !
and folches mit allem Ernſt ber Straffe des Bannes To Hebet bars
polvor die, ſo die Inveſtitur zu geben , als vor dier ſo ſolcheInveftitu
on weltlichen Händen zunehmen / ſich ferner unterſtehen ren auf .
půrden, abzuſchaffen . Auf dieſe Weiſe trachteteer gleich i
Wie der Geiſtlichen Perſonen / als auch allderen Güter von
er weltlichen Gewalt befreyt/ und ſich allein unterworffen
a machen / folglich die alte Immunitåten und Freyheiten ,
nach Innhalt der alten Canonum wieder einzuführen , wie
e im Gebrauch waren / da die Kirchen und ihre Diener
och von dem bloſſen Allmoſen Zehenden und Opfferuns
in der Glaubigen lebten. Ob dieſen Handel wurden ge
altig vielSchrifften gewechſelt / davon einige wie in fpe- Hieraus
eWaltramus , Biſchoffzu Naumburg/und Ivo Carnuten - entſtenec
1,00er Biſchoffzu Chartres,die Inveſtituren defenditten ,groſſer
Streit.
idere ſolcheimpugnirt-und anfochten / man miſchte auch
e Sachen und Argumenta ziemlich untereinander i baló
aprobitte man die Inveſtituren derGeiſtlichen Güter ins:
mein bald nur die manier derſelben / daß ſie nemlichper
inulum & baculum , vermittelſt Uberyjebung des Rings
ad des Biſchoffs -Stabs / geſchehen / und wolte er zivina
n / wie dieſes Signa der Geiſtlichen Verrichtungen was
n / alſo maßten ſich die weltliche Obrigkeiten durch deren !
berreichung an / denen Biſchoffen die Geiſtliche Würde
conferiren : Bald wolteman gar nicht leyden / daß die
seiſtlichen den Weltlichen Pflicht thun foltent/ bald defie
Prirte man nur diß / daß die Geiſtliche/ benåblegulig der
Iflicht / ihre geweyhete Händenicht zwiſchen die ungervers
ete í und mit Blut befleckte Hände der Weltlichen ( wie
Famals ben ſolchenActibus der Gebrauch war) legen folten.
Indeſſen iſt gewiß /daß als Pabſt Gregorius mit ſeinen
Decreten hervor gebrochen / er in der ganzen Chriſtenheit
in gewaltiges Feuer erregt , weil alle Potentaten diß als
einent
Drittes Capitel von den Kirchen,

Sec.
XII. einen Eingriff in ihre ruhig hergebrachte Jura anſahen ; es
iſt auch nicht zu laugnen / daß bey dieſem Werck etwas poo
litic mit untergelauffen / indeme man aufdie Vollziehung li
Der Gregorianiſchen Decretorum , an Seiten des Påbfti.
Hofs 1 im Rimiſchen Reich mit aller Machtund ſo vielen
Èxcommunicationen der Kaiſer gedrungen , weildas In
tereffe der Kirchen vornemlich erfoderte /daß dieſe/ die über
bie Påbſte felbften ſich einer Herrſchafft annahmen / und
vonZeiten Conradi II.undHenrici III . her mit Nomination
ber Römiſchen Påbſte ; nicht anderſt als bey den geringe
ften Bißthümern / verfahren / gebernüthiaer würden/ da
man hingegen in dieſem Stuck mit den andern Königen! 16
anderen Demüthigung ſo hoch nicht gelegen war / ziemlich
durch die Finger geſehen / maſſen dannin Franckreich das de
Jus der Benenn-und Einſegung der Geiſtlichen Hoheit!
oder die Einkünffte von den erledigten Bißthümern / wie
auch in Engeland biß auf die Zeiten der Glaubens- Vers .Pere
ånderungen /item an andern Orten / welches man doch im
Römiſchen Reich abſolute nicht gedulten wollen / biß dieſe
Stund geblieben /auſſermas nunmehro in den neu -erobers
ten Orten der Cron Franckreich dißfalls difputirt wird.
Wird Der Ausgang dieſes Wercks war / nach vielen ſchädlis
endlich chen Tumulten und Blutvergieffen d
/ ieſer : Daß zwar eis
perglis ner Seits denen Unordnungen der Geiſtlichen , die da nums
Qen. mehro vdllig unter ihre Geiſtliche Dbrigkeit und Superior
res gezogen wurden / und anderer Seits den Mißbrắuchen
der Weltlichen /die da im Römiſchen Reich den Capitulum
die Liberas & Canonicas Electiones überlaſſen / durchges
hends aber von der jurisdiction , auf der Geiſtlichen Pers
ſonen abſtehen und ſich mit der Dber:Bottmåßigkeit auf
die Geiſtliche Güter allein contentiren muſten/ ziemlich abs
geholffen ward ; es blieb aber gleichwol hierben auch eine
Beſchwerlichkeit , die biß dieſe Stunde nicht zu åndern iſt:
Annaten . Dann nachdeme die Confirmationes Der Biſchoffe insges ih
ramt / undbloſſer Dinge nach Kom gezogen worden , ſo
wolten die Bediente der Dateria oder Påbſtl. Cangelen
wo die geiſtlichen Aemter vergeben wurden / daſelbſt dieſen
groſſen Zuwachs der Arbeit auch nicht umſonſt thun / fonts i
Dern
Geſchichten des III. Periodi. 63

Vern forderten deßhalben gewiſſe Cangley -Unkoſten / und


rieben ſolche mit der Zeit ſo hoch , weil ſiedie Sachen nach
jrem eigenenWillkühr taxirten, daß man endlich / um eis
e en gewiſſen Sak zu machen , ſolchen auf die Einkommen
ines ganßen Jahrs von einem Bißthum und Præbende,
ißte, welches zu einem Recht worden / ro heut zu Tag uns
* dem Namen Annaten/ oder PåbſtlichenEinkünfften
on denen neuen Biſchoffen und Pebbten / noch üblich iſt.
Dieſes iſt ſummariter der Verlauff und eigentliche Bea
Haffenheit des ganken Wercks /ſo das halbe Seculum XI.
10 faſt die Helffte des XII . hindurch in der Welt ſo viel
beſchrey gemacht. Wir wollen nunmehro von dieſer Di
reflion und Ausſchweiffung wiederum zu unſerer ors
ntlichen Hiſtoriſchen Erzehlung ſelbſten ſchreiten / und in
lcher / was auſſer der Hiſtoria Papali oder Påbſtl. Ges
jicht , in Ecclefiafticis und Kirchen - Sachen ſich in dieſem
riodo ferner zugetragen / kårklich gar vorſtellen .
Was die Griechiſche Kirche anbelanget/ſowar im An : An, 10$ a
ng dieſes Periodi das Schiſma nicht gar ſtarck , ſondern iche Kics.
2
nden ſich unterſchiedliche Patriarchen / ſo mit der Römischen .
jen Kirchen ſich gar wo einverſtunden ; in Mitte des
1. Seculi aber da Michaël Cerularius Patriarch warrers Cerularius
uerte dieſer das alte Schiſmamit allem Eyfer / fieng auch erneuert
I die Doétrin , daß der Heil. Geiſt ſo wohl vom Sohn als das Schi
im Vatter ausgehe / hauptſächlich zu beſtreiten , da ſeine ma..
Sorfahren nur dieſes vornemlich gelåugnet / man ſolte die
Borte: Filioque: dem Synbolo Nicæno nicht zuſeßen /
abern es bloſſer Dinge laſſen , wie es anfänglich verfaßt
Srden . gmgleichen mußte er der Lateiniſchen Kirchen
ich gewaltig aufi ( welches ebenfalls in der vorigen
Spaltung nicht gar movirtworden ) daß ſie ben dem heis
en Abendmahl und Meſſen ſich ungefåurten Brods bezDie übrie
enten. Er brachtees auch durch ſeine higige Schrifften ge Patria
thin , daß dabißhero die Patriarchen von Alexandria , pariren
atiochia undJeruſalem ſich des Photinianiſch -oder Con- fio audi
antinopolitaniſchen Schiſmatis nicht ſonders angenoms von der
Admi.
en / ſondern mehrentheils in Chriſtlicher Gemeinſchaffe fchen King
it der Römiſchen Kirchen geblieben / ſie diemals noch auf chen .
die
64 Drittes Capitel von den Kircheng
$
Sec . IX. die Conſtantinopolitaniſche Seite ſich geſchlagen / und des
Schiſmatis ſich mit theilhafftig gemachet. Wiewoln anbey
zn wiſſen /daß ſelbiger Zeit ſo wol als jekund die Rechtglaus
Zuſtand bige Patriarchen an erſagten Orten die Schwächſten ges
Derſelben weſen / und nicht gar viel Volck unter ſich gehabt haben ,
Patriar Dånn Das Patriarchat von Alexandria war mehrentheils
ehaten. angefüllet von Eutychianern, die man insgemein Jacobitel
oder Copros nennet / das Patriarchat von Antiochien und | ALE
der gange Orient biß in Indien beſtund faſt in eitel Netto I
rianern / und die mehreſten unter demHieroſolymitaniſchen
Patriarchat waren damals Monotheliten /oder ſo genannte in
Maronien und jede dieſer Secten hätten ihren eigenen Pa 192
triarchen : Nach der Hand als die Latini das Königreich
Geruſalem wieder erobert /ſegte man in obgedachte Patria Re
archal Kirchen auch Lateiniſche Patriarch en ein / alfo da ne
ſelbiger Zeit allezeit drey Subje &ta oder Perſonen waren / SE
die ſich Patriarchen von einem ſolchen Ortſchrieben . pelle
Von der Zeit nun des Michaëlis Cerularii her / nahm
das Schiſma Ber ganzen Griechiſchen Kirchen Dergeſtalt
überhand/daß es biß auf heutigen Tag fort gedauret 7 und/
ungeachtet aller angewendeten Müher nicht mehr aufzui
heben geweſen .
Von den Lehren i jo von der Catholiſchen Kirchever:
An. 1050. worffen wurden, machte damals den gröſten Ruff Beren het
Lehre des garius, ein Archi-Diaconus von Angers , welcher aus den
Berenga . Büchern Johannis Scoti Erigenæ einige ſpitfindige Sas
chen heraus geklaubt / und darüber diiputirt endlich im
Verfolg ſothaner Diſputationen die reale und weſentliche
Gegenwart des Leibs und Bluts Chriſti im Sacrament MONE
des Altars gelaugnet, und erfagtes Sacrament nurvor et
ne Repræſentation oder Figur des Leibs und Bluts Chriſti
gehalten / (welche Meinung die Kirche der Reformirten/ hom
ſo genannten Calviniſten, noch heut zu Tag
oder insgemein
fortführet .) Wie nun dieſe Lehr der bißherigen allgemeinen3
Lehr zuwider war, alſo ſtunden alſobald vielmackereMän
ner wider ihn auf , ſo dieſelbe widerlegten /darunter Duran
dus, Biſchoffzu Lüttich /und Adelmannus yor andern einen
Mas
Geſchichten des III. Periodi. 165

Namen erworben . Weil aber das Werck mit bloffen


Schrifft :Wechſeln ſich nicht heben ließ, fo wurden deshals
Den zu Rom und anderer Ortën verſchiebene Concilia ges
alten / die Bücherdes Johannis Scotis, dus denen Beren Ari 1079,
jarius dieſe Lehre geſogert í verbrannt i und Berenga
ius dahin getrieben / daßer auf den Conciliis zu Tours und
Rom reineLehr -Såßeabjurirte und abſchwur : weiln éc
ber nach der Hand dieſelbè aufs nèue publiciřte / roward
zu Rom nochmal vor das Concilium gefordert / in wels
sem er zum lektenmal revocirt und widerruffte / von där
ein Ciöſter gieng / auch däräinen ſich ohne 18eitete Klas
comportirte und vertruģ.
Db nunt åbet'wdlBerengarjusnach dieſer ſeiner lekten
etractation und Enderung ſich ſtillé hielt/ ſo war doch ſeis
Lehre ſoweit ausgebreitet / daß ſie ſich ſo gleich nichtwies
i dåmpffen ließ / ſondern noch in dem folgenden Periodo,
malen da ſie von den Albigenſern oder Waldehſern auch
igenommen ward-/ viel zu ſchaffen inächte / biß ihr durch
18ConciliumLateranenſe ein Riegel geſchoben warð.
Uuffer der Lehre des Berengarii märðfelbigerZeit auch Dièsimo,
Kegereygehalten die damals ſo ſehrimSchwang Bebaup
r eine
hende Simonie oder Geld - Begierde / und dieCollation tung der
etinveſtitur berBeneficiorum : Dër Simonie halber ent- Inveftitu .
nb in der Spirchen gewaltig viellingelegenheit: Dann weil ren .
andiejenige/ ſo mit pieſem Laſter befleckt wareni vorKés
çünd ein Biſchofflich Amt zu führen voruntüchtighielt
bedientë ein jeder ; Der ſeinem Superiori nicht gerne ges
cſamen wolté/ſich dieſer Exception oder Ausnahm / und
pott ſie ſolchezu beweiſent/ünð iſt in dieſem Periodo gar
table dieAction einiger Månche zu Floreng welche iha
i Biſthoff der Simonie beſchuldigten ; und ob fiewoi Añ: 1063.
Sønders
m Pabſti. Stuhl mit ihrer ſelage abgewieſen wurden /fo bare Pros
Slten ſie doch nicht deſiſtiren und abſtehen , ſondern ecbot beder
i ſich die Wärheit ihrKlag
er durch das Feueč zu befveic Warheid
tbrachten ésauchmit ihrer Importunitåt und Uncham burdhs
fftigkeit ſo weit í daßdie Obrigkeitzu Flórens ihnen ihre Feuiti
robe zu führen verwilligtei da ſie dann im frenen Feld
en groſſe Scheiterhauffen / Zehen Schüh langi
fünff
,
Dritter Tbeili Souh
66 Drittés Capitel von den Rirch ents

Sec . XI.
GE

Die
ho

Pole
bere

Schuh breit , und fünffthalb Schuh hoch aufrichtetett!


welche nicht weiter als eine Ele weit von einander ſtunden!
und angezündet worden : Wie ſie nun in vollem Brand
waren / gieng einer von dieſen Mönchen / Petrus genannt)
aus dem Haus Altobrandini,den man dieſer Alțion halber
hernach Petrum Igneum beygenamſet zwiſchen dieſe
Scheiter -Hauffen dreymal ganz langſam hindurch , ohne no
daß weder er noch ſeine Kleider von dem Feuer im gering
ſten verleßt wurden . Es ſcheinetaber doch /daß dieſer Pros
be ungeachtet / der Biſchoff von Bem Pabſt von der Klage
abſolvirt worden .
Gradus Der Ungelegenheit/ ſo bie Simonie und deren Beſchule
Prohibiti Digung um dieſeZeitinderKirchen gemacht / mogen wir
im Ehes duch nicht unbillich hierben leben , die Toaus der damaligent
ftand , alzugroſſen Extenſion der Graduum Prohibitorum und
verbottenen Graden in welche man nit heyrathen durfftet
entſtunden / da nemlich die Gradus der Bluts - Verwandte be
ſchafft biß auf den Siebenden ,die von der Schwägerſchafft poble
aber biß auf den Fünfften ben der Ehe verbotten waren NO
und weil man ſelbiger Zeit die Genealogien ſo ſorgfältige
nidit als heut zu Tag aufſchrieb /ſo erfolgte /daß die Ehe gesha
waltig unbeſtändigund unsicher war dann mannman
etliche
Geſchichten des III. Periodi. 67 q

tliche Jahr mit einander ehlich gelebt und Kinder erzeus


et hatte / ſo kam heraus , oder man machte heraus koms
ten / wann man gerne von einander wäre loß geweſen /
aß man in verbottenen Gradu mit einander verwandt;
saraufward die Ehe diffolvirt oder aufgelößt / und gieng
stan wieder voneinander : Dergleichendann unter groſſen
perren gar vielfältig geſchah .
Nicht minder erhebte fich um dieſe Zeiten auch die Streit
Streits wegen der Zehenden/ indeme dieBiſchoffe und wegen der
Bebenden .
Meiſtliche ſelbige ohne Ausnahm prætendirten , die Welt:
the aber7 fo deffen in Poffeffion und Herkommen waren ,
ſche nicht anlaſſen wolten/ worůber dann offtermal Blut:
Ergieſſen entſtanden / wie in ſpecie ſich zwiſchen den Erks An, 10870
Fiſchoffen von Mäynk und den Thüringern zugetragen.
im hernach folgenden Periodo aber warð durch ein Con
jum Lateranenſe dieſer Sach ein Temperament und
Sergleichung gemacht , ſo noch heut zu Tag in Obſervang
SD Beobachtung.
Von dem Orden der Religiofen , ſo in dieſem Periodo Orben
der Rel
afkommen undbey undbekannt ſinó / kommen sornems gioren .
h drey in Conſideration.
Der erſteward fundirt von dem heiligen Brunone Ca. Carthårs“
nico zu Rheims / worzu folgende Geſchichte Anlaß ge- fets Orde .
ben haben ſoll : Eswar ein geriſſer Profeſſor und Ad
catus zu Paris geſtorben / welcher durchgehends Dem
fſerlichen Schein nach das Lobvon Tugend und Fröms
igkeit gehabt; wie man ihme nun die Exequien gehalteny
hat ſich der Eobte in dem Sarg zu dreyen malen aufges
htet /und geſagt/bas erſte mal: Accuſatus fum : Ich bin
igeklagt. Das andere mal: Judicatus ſum : Ich bin
erichtet. Das drittemal: Damnatus fum : Ich bin
erdammer. Unter den Zuſchauern dieſer erſchrdcklichent
Segebenheit befand ſich auch erſagter Bruno, tvelcher hies
ber in ſich ſelbſt gieng/vor der Welt einen Abſcheu befumi
ad um ſein Gewiſſen in Ruheund von aller Verfährung
en zu regen 1 in eine wüſte Eindde , nahé bey Grenoble,
Chartreuſe genannt , ſich begab / wohin itim nach und
ach mehr andere fromme Leutenachfolgten / die alba end.
lich
Drittes Capitel von den Kitchen ,
68

Sec . Xi.

bo

tich einCloſter gebauet i fo zum Haupt dieſes gangen OH


Sensworden / und den Nainen erſagter Wildnuß aller
andern Clöſtern ſolches Ordens / die daherd insgemein die
Carthauſen genannt werden / mitgetheilet.
Der ander Drðén iſt der Orden der Ciſterjer , welchert
oder rjer
Ciſte Berri- Robertus,der Abbt von Molesmo fundirt / Dann nachdem
bardiner. er gefehen / daßdie Clöſterliche Diſciplin unter dem Bene
diétiner - Möncheti 1 von welchein Orden gedachter Ro Per
An , 10986 bertus war/ gewaltig abgenommen , ſo gieng er mit einigen
frommen Mönichen aus ſeinem Cloſter heraus / und begab
ſich in eine Wildnuß in Burgund /Ciftertium oder Ciſtaux
genannt, allwoer ein Cloſter aufrichtete / und in felbigend he
eineneue Diſciplin éinführte ; dieſem Inſtituto und Vors
fak folgten nachgehends auch andere nach / und kam diefer -
Drden abſonderlich in Hochachtung durch den groſſen
Mann den Heil.Bernhardom , Abbtett zu Clervaux ( Abah
barem Clarevallenſem ) in Franckreich / welcher jelbiger
Zeit von allen Potentaten gleichſam vor ein Oraculum ges
halten ward / der auch dem Ciſterjer-Orderi neue Regului
vorſchrieb / Dahero dieſer Orden von ihm auch der Bern
hardiner -Orden genannt wird ) und in ſeinem Leben über
160.

}
Geſchichten des III. Periodi. 69

60. Ciðſter von dieſem Drden erigift und aufgeriche,

Der dritteOrden iſt Dep Præmonſtratenſer / welcher Præmons


ins. Norberto, ErksBiſchoffen zu Magdeburg an einem Stratenſer
vrt in Franckreich / Præmonftratum genannt 7 fundirt bertiner.
orden .

Norbert Bernhard Carth

Auſſer dieſen Orden der Religioſen / fo kamen in dieſem An . 11202


riodo auch empor pier vornehme Ritterliche Orden / das
n ihrer zoper noch heut zu Tag in der Chriſtenheit in
Sſſer Conſideration find.
Dann obwoln die Saracenen die Stadt Jeruſalem Ritters
genommen , ſo unterlieſſen die Chriſten dannoch nicht Orden
merfort das Heilige Grab zu beſuchen / und ihre Devó- Hoſpitalas
in daſelbft abzulegen. riorum .
Weiln aber viel ben ſo weiter Reiſe Daſelbſterkrancks
1 / abſonderlich an der damals ( wie noch ) in Orient
rck im Schwang gehenden Seuche des Auffakes / die
onach keine Warthatten , ſo thaten ſich etliche gutherßige
ute zuſammen / und pflegten der Krancken auf ihreUna
ten , die man insgemein die Hoſpitalarios San&i Lazari 1. Ritter
B / als welchem Heiligen auch mehr Spitåle in Orient S. Lazaria
e 3 gewena
70 Drittes Capitel von den Kirchens

Sec. XI. gemeyhet waren . Nach der Zeit ward, durch Hülf der de
Staliäniſchen Kauffleute / ein formliches Gebšu eines recha da
ten Spitalş zu Feruſalem / undeine Kirche daneben idem der
S. Johanni Èleemoſynario zu Ehren /aufgerichtet/ und weis der
len dazu kam , dafi die arme Pilgrame von den Türcken und die
Arabern gar oft geplúndert / gefangen oder gar erfohlas
gen wurden / fo nahmeneinige von dieſen guthergigen las
Krancken - Mårtern die Waffen / um nebſt der Pfleg der er
Krancken / auch die geſunde Pilgrame auf den Straſſen mie
zu ſchůßen : und dieſe insgeſamtmachten unter ſich gleicha tano
fam einen eigenen Orden / und hatten einen Superioren/ Pa
ben fie den Spital-Meiſter nannten. Wie nun hernach was
Jeruſalem von den Chriſten wieder erobert ward i lovers pel
mehrte ſich dieZahl dieſer Hoſpitalariorum tåglich die num: cili
mehrozu Dienſten der Könige von Jeruſalem auch eigents get
fiche Profeſſion von Soldaten machten , und erhielten vom 340
Pabſt Paſchali , daß er ihre Congregation und Verſammis
lung in einen formlichen Ordinem Militarem oder Beiſte
fichen Ritter-Orden vermoandelte / unter dem Namen Ho
fpitalariorum S.Johannis , und ihnen geriſſe Reguln und
Privilegien ertheilte.
Johannis Alsdie Anzahl dieſer Ordens- Ritter zu groß war/baus
ter: Rite ten ſiekurz nach Eroberung der Stadt Jeruſalem einen
ter
neuen Spital fammt einer Kirchen / zu Ehren des heiligen
Johannis Baptiſtæ , und befegten ſolchen mit ihren Rittern;
weilaber die Ritter des neuen Spitals eine ſtrengerele
bens :Art ſich erkieſten / und abſonderlich das Gelůbd der
Keuſchheit hielten ; die vom alten Spital aber damals ſich
nicht conformiren und vereinigen wolten , ſondern ihre al
te Freyheit / verheyrathet zu bleiben , behielten/ ſo trennte
ſich der Orden / und erwählte ein jeder Theil einen eigenen
Groß- over Spital-Meiſter. Die vom alten Spital bea
hielten ihren alten Namen / Ritter S. Lazari, und trugen
ein grünes Creuß auf ihren Kleidern und Mänteln : Da
hingegen die vom neuen Spital fich Hoſpitalarios S. Jo .
þannis nannten / und ſich ein weiſſes Creus zulegten.
Das Erempel und die gute Dienſte/ ſo diefe Ritter bem
Der;
Geſchichten des III. Periodi. 71

jer ſeits der Chriſtenheit leiſteten , munterte andere auf IF.


ifi ſie eben dergleichen unternahmen . König Balduinus1. Ritter des
H. Grabs.
waffnete die Canonicos , die biſhero die Verwahrung
Sheiligen Grabes gehabt / und machte einen Ritter -Drs.
in aus ihnen / fo man die Ritter des H. Grabs nannte.
Wenige Zeit hernach offerirten ſich neun Franßöſiſche An . 1118.
avaliers / davon der vornehmſte Hugo de Paganis, der III.
adere Gothofridus de S. Almaro hieß ebenfalls DienſterTempel
e die Equites Hoſpitalarii und Spital- Ritter zu thun /
raumte ihnen König Balduinus einen Theil von ſeinem
allaſt / der gleich an dem Tempel von Geruſalem gebauet
ir/ ein / Dahero fie den Namen Templarii oder die Eem .
Herren bekommen / denen nach der Zeit auf dem Con
io zu Trayes der H. Bernhardus eine eigene Regul vors
chrieben
und/ Pabſt Eugenius III. ein rothes Creugzum
ichen gegebert
Bald nach dem Anfangder Templariorum oder Temaan . unga
Herren Juchte auch dieTeutſche Nation in Chriſtli- Teutfode
Derren

en Liebes - Werden gleich andern zu gerufalem ſich zu


terſcheiden / indeme ein reicher Teutſcher / deſſen Nas
en bie Hiſtorici uns nicht aufgezeichnet, einen Spital
e 4 vor
s l n
72 Dritte Capite von den Kirche

, vor ſeineNation ſammt einer Kirche zu Ehren der Muts


Sec.XII ter GOttes aufgebauet . Deme hernach andere Deutſche
rch /unter Direction des erſte n
Seut s
ſich zugefellt/ und dadu
ſchen Meiſte rs Heinrich Walobott / den Ritter-Orden
aufgerichtet i den Pabſt Coeleftinus lii. allein vor die
Deutſche Nation confirmirt / und ihnen zum Zeichen ein
ſchwarges Creug famint der Regel des V. Auguſtiniges
geben 7 welcher daher noch heutzu Tag der Deutſche Drs.
Den genennt wird .
Wo dieſe Dieſe Orden insgeſammt nahmen durch die Freygess
Ritters þigkeit der Könige und Fürſten an zeitlichen Gütern nicht &
Drben alleinin Orient , ſondern auchin Occidentůber diemaſſen AL
nach und
nach hina gu / und, thaten i ſo lang Die Cheilten in Qrient ſubſiſtirten
gekom . und ſich aufhielten / durch ihre Tapfferkeit dem Chriſtlichen 6
nien . Weſen ſtattliche Dienſte / nachdem aber das Königreich
Jeruſalem und endlich alles / was die Chriſten in Orient
noch hatten / verlohren gieng / muſten ſie von dar auch ab,
ziehen. Von denen Equitibus S. Lazari, hatte König Lu .
dovicus VII.Junior etliche in Franckreich überführt /ụnd ihs
nen daſelbſten einige Güter / famt ſeinem Schloß Boni eins
geraumet / wohin ſich auch die übrige retirirt und begeben/
und ihre Güter / fo fie in Occident noch batten / eingenoms
men / wiewoln mit der Zeit dieſer Orden faſt gang verfal; #
len / alſo / daß auffer Franckreich und Italien nicht viel Ye te
ſtigia und Spuhren von ihm mehr übrig ſind. OG
Die Johanniter: Ritter haben im folgenden Periodo
Anno 1306. die Gnſul Rhodis eingenommen / von der fie
eine geraume Zeit die Rhodiſer:Ritter genanntworden /
nachdem ſie aber ſolche An . 1522.Durch dieTürcken wieder De
verlohren , hat ihnen Kayſer Carolus V.die GnſülMaltam
zu bewohnen eingegeben / Dannenherp ſieheut zu Tag ins:
gemein dieMalthefer genanntwerden .
Die Ritter des Heiligen Grabs haben ſich nach dem
Verluſt von Palæſtinanach Peruſa in Gtalien retirifti ends
h gegen Ende des Stei

XV. Seculi, dieſen Orden mit ſeinen Einkünfften dem


Johanniter Orden einverleibt7 und iſt von ſolchen nichts
übrig
11 Geſchichten des III. Periodi. 73

brig/ als daß dieFranciſcaner , ſo die Kirche des Heiligen


rabs zu Jeruſalem innen haben /die Freyheit und macht
halten / daß ſie den Titulvon dieſer Ritterſchafft , denen
ilgramen , ſo ſolchen verlangen / mit gewiſſen Ceremonien
ach heutjy Tag mittheilen
Der
DerOrden der Tempel-Herren blieb auch nach verlohra
cm Palæſtina eine geraume Zeit noch garmåchtig , weil ſie
agang Europa hin und wieder gar anſehnlicheGüter und
ommenthureyen hatten / und hieß man ihre Häuſer insa
mein Sempel / nachdem ſie ſich aber durch unordentliches
ben und allzugroſſen Stolt ! Deu Pabſt und die Könige
Feinden gemacht, fo wurden ſie Anno 1332,auf dem
concilio Viennenfi excommuniçirti ihr Drden aufgeho
n / und ihre Commenthureyen oder Derter,worüber die
rdens- Ritter beſtelltwaren /*zum Theil confiſcirt/zum
heil den Johanniter- Rittern conferift und gegebene
Die Ritter pes Teutſchen -Ordens nahm Kayſer Fri
ricus II. ben ſeiner Ruck -Reiſë faſt mehrentheils mit ſich
ch Haus/ und fügte ſichs vor fie /daß man ihnen auftrug /
. ſolten ſehen / daß ſie die Wendiſche/ als damals noch
endniſche Vilcker in Preuffen überwältigen könten
elches ihnen auch unter ihrem vierðten Groß :Meiſter
ermannode Şalza glücklich gelungen/davon wir imfünff
1 Periodo mehrerswerden zu erzehlen haben . An . 1466,
er wurden ſie vomkrönig Calimiro IV in Polen gezwun :
n / daß ſie einen groſſen Theil von Preuſſen ihme abțreta
1 / und wegen des Ubrigen ſich vor ſeine Vafallen erkennen
iſten / und als der Groß -Meiſter Albertus von Brans
nburg An . 1527. die Evangeliſche Religion annahm
ard Dasjenige, was der Orden in Preuſſen noch hatter zu
tem weltlichen Fürſtenthum gemacht / und Alberto erb
h übergeben / und blieb vordem Orden nichts übrig als,
ch einige Commenthoreyen hin und wieder in Deutſcha,
no / ſo unter des Teutſchen -Groß-Meiſters Bottmaßigs
it ſtehen / welcher ſeineReſident du Mergentheim hat
id unter die Geiſtliche Fürſten von Teutſchland gezehlt
ird .
Dib
74 Drittes Capitel von den Rirchens

Sec.XII. Diß iſt fürßlich die Beſchaffenheit der Ritterlichen Ora


Den / ſo in dieſem Periodo aufgekommen / und von welchen
in der Hiſtorie von den Cruciatis ſo offt meldung geſches
hen .
Ehe wir nun aber gar von dieſer Materie abweichend
müſſen wir noch gedencken zweyer Dinge , ſo in dieſen Zeis
ten bey den Cruciatis aufgekommen , und noch heut zu Tag
in Occident allgemein ſind:
Anfang Das erſte iſt / daß als Anno 1995. Die erſte Cruciata
der Ros auf dem Concilio zu Clermont beſchloſſen und geprediget
fen -Rråns worden ſo ward denen Geiſtlichen vorgeſchrieben /um von
GOtt glücklichen Progreſs dieſes Vorhabens zu erbitten
daß ſie tåglich in gewiſſer Anzahl den Engliſchen Gruß
und das Watter Unſer beten ſolten / und danit fie folche TE

SE
11

h
he

1
180

Zahl um ſo viel richtiger behalten und beobachten möchi An


ten / fo würden ihnen Schnüre mit kleinen Kugeln ausges »
theilt/ ſo man heutigs Tags Roſen -Krånge oder Pater No G
Iter nennet / daran fie ſolche abzehlen könten . Die Welts
lichen ſo
, da gleichen Enfer vor dieſe Expedition hatten ! 1940
beſtårckten ſich mit den Geiſtlichen / und nahmen eben ſols me
che Gebete auch auf ſich und wie nach der Hand noch das
JU
Geſchichten des III. Perodi.
- 28

zu kam /daß man der Mutter Gottes zu Ehren / eine beſons


bere Andacht zu dieſer ArtBetens trug , ſo iſt ſolche in der
ganken Catholiſchen Kirchen allgemeinworden .
Das andere Notable iſt/ daß nachdem in dent Orient Item der
die Kranckheit des Ausſages / wie ſie noch
heut zu Tag zum Käufer.

.
Theil ift/ gar gemein war 1 ſo kamen von den Pilgramen
und Freuß- Brüdern gempaltig viel zuruck ! ro da mit dies
ſer Kranckheit behafftetwaren i addieweilnman ſichaber
in Occident vor dieſer Kranckheit über die maſſen ſcheueter
fo wolte man die damit Behaffte / wegen Gefahr der Ans
ſteckung , unter andern Leuten nicht dulten : Indem man
fie aber auch
nicht gar verſtoſſen kunte, lo bauete undſtiffe
tete man auſſer den Städten vor dieſelbe ſonderbare Haus
ſer / die man Lazareten / oder Sonder-Siechen - Häuſer
nannte/ und war dieſe Caritåt und Liebe zur ſelbigen Zeit ſa
gemein , daß man heutigs Tags wenig rechtſchaffene Orte
in Europa finden wird / fo nicht ein ſolches Leproſarium
oder
Siechen -Haus haben .
Schlüßlichen können wir auch nicht gar umgehen zu
gedencken / daß in dieſem Periodo eine aūgemeine durcha
gehende Meynunggeweſen / die Welt würde zu Endedes
XI. Seculi nach Chriſti Geburt : / ehe man nemlich 1100 ,
ſchrieb / untergehen /undder jüngſte Tag kommen / und diß
ward alſo feſtiglich und unfehlbar geglaubt / daß deßhals
ben niemand nichts bauen noch repariren laſſen wolte :
Wie nun hernach die Erfahrung die Unwarheit dieſes
Aberglaubens entdecket 7 kam die Leute eine ſolche Bau
Luſt an , daß in dieſem einigen Seculo , faſt alle Kirchen in
gank Occident neu gebauet worden .
Zum Beſchlußführen wir hierauch mit an die in die Gelehrte
fem Periodo berühmt gewordene gelehrte månner : feuten
Nemlich : Unter Henrico III. der Hiſtoricus Radulphus
Glaber.
UnterHenrico IV .Theophylactus , Virchoffin Bula
garien / der über die Evangelia und Epiſtolas Pauli com
mentirt. Anſelmus Cantuarienfis , der ſich durch untera
fchiedliche Theologiſche Tractaten bekannt gemacht. Ivo
Care
76 Pierdtes Capirel von den Ritchens

Sec.XII,Carnutenſis, der gar vielOpera geſchrieben. Der Arda


biſche Medicus und Philoſophus Avicenna. Petrus Da. 0
miani, der Epitomator Dionis Caſi Johannes Xiphili he
nus. Der Autor Vitarum Sanctorum , SimeonMetaphra WE
ftes. Der Hiſtoricus Marianus Scotus. Der Griechiſche
Philoſophus Michael Prellus. Der Griechiſche Hiſtoricus
Michael Glycas,
Unter Henrico V. AnſelmusLaudunenſis, insgemein leir
Scholaſticus genannt , der dieGloffam Interlinearem ges tic
ſchrieben. Der Griechiſche Hiſtoricus Johannes Zonoras.
Der Hiſtoricus SigebertusGemblacenſis, 0

Unter Lothario ,Euthymịus Zigabenus,ſo Commen: 1


tarios in Biblia geſchrieben . Rupertus Tuitienus,ſo etliche P
Theologiſche Tractaten hinterlaſſen .Def Hiſtoricus Here a
manus Contractus. DerContiņuator des Sigeberti Gemim
blacenſis,AnſelmusGemblacenſis . Guilhelmus Malmes. mo
burienfis, der gleichfalls Hiſtoriam geſchrieben . Leo Olli
We
enſis , Der Chronicon Caſienſe geſchrieben .
he
ho
Dag IV, Capitel men
I leb
Von den Kirchen - Geſchichten
des IV . Periodi.

fr haben die Kirchen - Gefthichten im vorigen


Periodo alſo eingetheilet/ Daßwir die Regierung
S
der Påbſte aleich zu erſtvorgeſtellt / und bey ſols free
then deren vornehmſte Verrichtungen und Begebenhers
ten / als welche dißmal den gråſten Theil der Kirchen -Ges i tric
ſchichten auszumachen pflegen ,erzehlet/wollen Daber in dies inn
ſern Capitel die Dillidia und Zwiſtigkeiten / ſo zwiſchen den net
Påbſten und Kanſern vorgefallen /und von welchen der
ganke Periodụs vol iſt, weil wir folche in der Hiſtorie von sen
Den Kayſern gar ausführlich beſchrieben / weiter zu wieder's
holennicht vor nöthig , ſondern ſienur mit zwey
oder drey
Worten
zu berühren vor genug achten .
Der
Geſchichten des IV , Periodi.

Der vorgehende Periodus iſt von uns beſchloſſen wors


den mit dem Tod des Pabſts Innocentii II. haben dero
halben alhier zu gedencken / daß an deſſen Stelle elegirt
und erwähler worden .
Coeleſtinus II. Welcher aber nicht långeë áls fünff An,11:43.
Monat regiert /Dahero ihme fuccedirt nus II .
Lucius II . Deffen Regierung ſich ebenfalls nur aufAn.1144
eilffMonat erſtrecket. Dann als zu ſeiner Zeit die Strit:Lucius lī ,
tigkeiten zwiſchen dem Magiſtrat zu Róm , und denen Påbs
ſten /wegen des Weitlichen Stáðt- Regiments / mit aller
Machtangierigen i ( davon wir / weil ſolche in die Regica
rung vieler folgender Påbſteeinlauffet; gleich hiernach à
parte und ausführlich handeln wollen ) und darüber eine :
allgemeine Aufruhr eritſund / ward er in ſolchem Tumult
mit einem Stein getroffen / worab er die Erden kåuent
muſte.
Nach ihm wärð erwählet Eugenius III. welcher aber An:
wegen der Wuth des Römiſchen Volcks / in der Stadt Eugenius
weber conſécrirt oder eingewenhetwerden / noch beſtehen ill,
funte i fondern ſich nach Perufio und endlich in Franckreich
retiriren muſtei woſelbſt erdas Concilium zu heims ces
jebrirte / allwoein im Kopf verwirrter Menſch ſich vor den
HErm Chriſtum ausgab 7 Dec aber in einCothaus gès
than ward / in welchem er geſtorben . Unter ihm und durch
ſein Ermahnen gieng die vierdtė gróffe Cruciata vor.
Dem PabſtEugenio fuccedirte Anaſtaſius IV. Deffert Am. 11538
Regierung aber ſich auch nur auf lechsehen Monat érs Ahaftalius
ſtreckte / und hätte zum Nachfolger IV ,

Hadrianum IV . Dieſer iſt betjenige i ro mitKayfër an. List


Fridericot.fich in etwas zerfallen , inde
erm in ſeinem án Hadria
ihn abgelaſſenen Schreiben : Das Römiſche Reich ein Be- nusIV .
neficium Des Påbſtlichen Stuhls genannt /wiervol er ſich
hierauf gårſanfftmüthig explicirt hat; gleichwol aberwer -
gen der Pflichtleiſtung / ro-ber Kaiſer von denen Biſchofs.
féni forderte / ſich mit ihm aufs neue entzweyte : Er hatte
auch das Unglück / daß er in dem Krieg wider König Wila
helmum von Sicilien / gefangen ward/ und ſich mit demses
ben
78 . Vierdres Capitel von den Rirchens
CE
. ben mittelft Anlaffung einiger Jurium , fo die Påbſte vorhin
Sec.XII er
aufdiß Königreich gehabt/ nichtohne groſſe Contradiction
der Cardinälevergleichen muſte . Er war von armen El
tern in Engeland gebohren / und von der Paflion , die einis

加 红心 航
gen andern Påbſten und Prælaten gemein , ihre Befreuns
den nemlich groß und reich zu machen / bermaſſen entfernet/
daß er den Seinigen nicht einen Heller zukommen ließ 1 lo
auch bey ſeinen Tod ſeiner alten und armen Mutter nicht me


肌 www 如
如 師

180
gene

in b

das geringſte verfchaffte i fonbern fie mur dem Erb.Bi


fchoff von Cantelberg in Engeland recommandirtej daß
er ihr von dem gemeinen Kirchen - Almoſen jährlich etwas
mittheilen ſolte y lo fparfam genugexequirt und vollzogett
ward , Er ſtårb /wie etliche ſchreiben , durch einen wunders
Zufall 1 indem ihm nemlich unterdem Trincken eithe
lichen
Mucke in den Hals flog/ an der er erſticken müſte. Andere
melden i et reve an der Bräune geſtorben.
Nach Hadriani Tod entſtund das großeŚchifma ftois
An 1159
Alexander ſchen Pabſt Alexandro III. und Victore iv. da Kayſer
III, Fridericus I. Des Vidoris Parthen hielt/ und alſo das tom
Schiſma unterſtükter darüber vom Pabſt Alexandro es det
com
Geſchichten des IV . Periodi. 79

communicirt ward , worauf die groffe Weitläufftigkeiten


entſtunden / davon wir in der Hiſtoria gedachten Kayſers
Meldung gethan . Der Anti -Papa Vidor geſegnete dieſe
Welt/ nach fünff Jahren / und erwählten die Cardinale
von ſeiner Faction Pafchalem III. Allein auch dieſer dauer: An. 1164
te nicht länger als fünf Fahrz und ward an ſeine Stelle
Joannes de Struma , unter dem Namen Calliſti III. ers Ano 11695
wählet wie aber Pabſt Alexander III. obgebachte beede
Anti - Papas überlebt / und / auſſer dem Kayſer und den
Reich 1 alle andere Könige und Potentaten ihn vor den
rechteni Pabſt hielten 1 jo ward Kayfer Fridericus des
Schiſmatis endlich auch múde ! und verglich ſich mit ihm zu
Venedig. Der Anti- Papa Johannes de Struma, nachdem
er niemand mehr hatte i der ihn portirte und überhalff
muſte endlich zum Creuk kriechen / und bey dem Pabſtum
Gnade bitten ; wormit dann das Schiſma aufgehobert
ward .
Dem Alexandro fuccedirte Lucius III. Und dies An ,118i.
Lucius III,
feminit
Urbanus III. Der / weil er auch einiger maffen mit An, 1183 .
Pavſer Friderico I. zu diſputiren /und alſo den vor Kurßen Urbanus
gemachten Frieden ; etwas zu ſtören anfieng / von denen II.
Teutſchen Spottweiß Turbanus genanntward. Erbes
kümmerte ſich ob den Zeitungevonden
n elenden Zuſtand
imheiligen Land / zu COD. Und bekam zu ſeinem Nach:
folger
Gregorium VIII. der aber noch in demſelben Jahr An. 1187.
dieſes Zeitliche geſegneter und dem Römiſchen Stuhl ofs Gregorius
VIII.
fen ließ
dem Clementi II . Der wiederum nach drepen Jahren An, 1198
ſochen leerte. Clem . III,
Dem Coeleſtino. Worauf folgte An. 1191.
Innocentius III. welcher die Widerwärtigkeiten mit Gælefti
den Kanſern Henrico VI. Philippo und Ottone IV.hat: An. 1198.
te. In denen damaligen Troublen und Schiſmate aber / Innocen .
To im Reich vorgieng
hatte er die Gelegenheit, die Superio- tius 114
fitåt über Rom / und andere Provinzien des Römiſchen
Stublo
80 Vierdres Capitel von den Nirchen

S. XIII. Stuhls / ſo bißhero denen Påbſten noch gewaltig diſputirt


worden /vdlliganſichzu ziehen/undalſo die weltlicheHeras
ſchafft i ſo die Römiſche Påbſte ſelbiger Enden dieſer Zeit
An. 1215. haben ; am vornemlichſten ju beveſtigen . Unter ihm war
ComoGato das berühmte Concilium Lateranenfe von mehr als1200.
ranenfe. Prælaten gehalteri/in welchem die Lehre Transfubftantia.
tione definirt / auch die Form der Påbftlichen Election
welche anfänglich bei dem gangeni Clero und dem Vold
zu Rom beſtund , und dieſe letzte Zeiten her dern Collegio
der Cardinalium in die Hände geſtellet worden i dahin Ita
biliöt unb véſt geſtellet warð / daß /'um alle Anlaß zu einem
Schiſmate zu vermeiden , in das Künfftigeniemand mehr
vor einen rechtmäßigen Pabſt geachtetwerden ſolter der
nicht zum wenigſten zwey Drittel von den Votis ber ben
ber Election gegenwvårtigen Cardinalium hátte:
An, 1216
Honorius Fhme folgte Honorius Iit. Der die groſſe Weitlauffe
III. tigkeiten mit Kaiſer Friderico II . hatte/ in welchem paß
ihme ſuccedirte
An .1127: Gregorius IX. und
An, 1341. Celeſtinüs IV .

Die
Geſchichten des IV . Periodi. 81

Dieſem ſuccedirtenach einer langen VacantiaSedisoder


Perſtehung des Påbſtlichen Stuhls/weil Kayſer Frideri.
is viel Cardinale in Arrest hielt í mit gleicher Hårtigkeit An. 1243 .
iderKayſerFridericum ll. Innocentius IV.welcher denen Innocen
tius IV.
ardinålen das Signum des rothen Huts gegeben 7 ſo ihs Gibt dert
in zum vornehmen Ehren- Zeichen noch heut zu Tag die Cardinas
I. Unter ihm ward das Concilium Lugdunenſe gehale len den
v/in welchem Innocentius Kayſer Fridericum II. excom- rothen
unicirt/ wie wir ſolches in der Hiſtoria erſagten Kanſers Dut.
citlåufftig erzehlet haben .
An , 1254
Nach ihm kam Alexander IV. Und auf dieſen
Urbanus IV, Der dem Carolo Andegavenſi das König An.1261 Urbanus .
ch Sicilien übergeben. Deſſen Succeſſor war IV.
Clemens IV . Welcher ehe er in den Geiſtl.Stand An.1265.
tretten / vorhin verhenrathet geweſen / und einige Kinder Clem , IV .
zeuget , hernach Erk :Biſchoff zu Narbonna geworden.
ieſer iſt es , der den Carolum Andegavenſem zu dem bes
hmten Blut:Urtheil / wider den jungen König Conradi
manimirt haben ſoll.
Nach ſeinem Tod folgte Vacantia
eine gewaltig lange
8 Leerſtehung von zwer Jahren und neun Monaten /
O funten die Žardinále ſichſo geraume Zeit einer neuen
Baht nicht vergieichen / ſtundealſo ſelbigesmal ſo wol die
rche als das Reich / in welchem das große Interregnum
Zwiſchen - Regierung noch währte ohne
; Oberhaupt )
ſie endlich aufs Zuſprechen des H. Bonaventuræ ſich zu: An. 1271
nmen thaten / undGregorium X. ecrahlten / welcher Gregoria
ch die Reichs - Fürſten diſponirt/ undberedte / daß ſie eis
n neuen Kanſer / nemlich Den Rudolphum I , ernannten .
Zie nun dieſes Kayſers Regierung einen neuen Perio
im machet/alſo wird auch mit Pabſt Gregorio dieſer das
alige beſchloſſen .
Dieres reye von den Geſchichten der Påbſte genug gee
ht / wollen uns derohalben zu den Kirchen - Hiſtorien ſo
,

Der Lateiniſchen Kirche währenden dieſes Periodi ficbzu Hifloria


tragen , wenden .
Den erſten Plan fo wol der Zeit als Wichtigkeit nach ernaldi
meriti- Aten
Dritter Theil. f
82 Vierdres Capitel von den Kirchen

Sec.XII meritiren billig dieStrittigkeiten / ſo zwiſchen den Påbſtent


und der Burgerſchafft zu Kom vorgefallen. Nachdem im
vorigen Periodo die Sachen ſo weit gekommen , daß die
Kanſere Henricus IV . und V. den mehreſten Theil von ihs
rer Lebens- Zeit hindurch von den Påbſten excommuni
cirt , und die Unterthanen der ihnen gethanen Pflicht enta
leðiger worden i welches in die fünffzig Jahr gebauret, ſo
kunte/auſſer wann ungefähr der Sieg aufihrer Seite war,
in ihren Namen kein Magiftrat zu Rom ſubſiſtiren / und
war alſo ihre und des ReichsAutoritåt daſelbſt allerdings
gefallen. Zu Kayſers Lotharii Saxonis Zeitenwar erſtlich
der Krieg zwiſchen ihm undConrado Suevo , der ſich vor
einen Königvon Italien aufwurff/ und dann hernach das
Schiſma zwiſchen Pabſt Innocentio II.und Anacleto , von
welchen der lekte zu Rom die Oberhand hatte / und meiln
Kayſer Lotharius den Innocentium defendirtei lo hielt
Anacletus und die Römer ihn ebenfalls vor ihren Feind !
imð erkannten ihn nicht vor ihren Herm . Dieſe ſtets an
haltende Troublen / da in ſo langer Zeit kein Kayſerlicher
Præfectus zu Rom mehr geſehen warð, machten, daß man
allba faſt gar vergaß / daß man jemals unter des Reichs
Bottmåßigkeit geſtanden. Indeſſeri hatten die Påbſte
i DieMaximefeſt geſtellt / daß wann kein würcklicher Kayſer
vorhanden ſene i (wie ſie dann / daß ſolches alſo zu Schuls
den komme/prætendirten /ſo lang ein Kayſer in der Excom .
munication ſtůnde) ſo wåren ſie ſelbſten auch in weltlichen
Dingen Vicarii Imperii, und hätten die Gerichte undMa
giſtraten, zumalen zu Rom ſelbſten zu beſtellen . Die Länge
der Zeit von obgemeldten Troublen / und die Plauſibilitåt
dieſer Propoſition oder Vortrag ſegte ſie dißfalls in eine
ftarcke Poffeffion , und die Connivenkoder Nachſehung
Kanſers Henrici V. nach ſeiner Reconciliation und Wies
derverſöhnung/ item des Lotharii,nach Aufhebung des
Schiſmatis , uno Conradi III, welche lieber die Sachehans
gen laſſen ,als dißfalls den Påbſten in die Augen greiffen
wolten , ſtårckte ſie darinnen noch mehrers. Wie nun die
Römer ſahen /daß die Kayſer ſich ihrer Souverainitat und
Rechtens zu Rom ſchlechtiglich annahmen / lieſſen ſie ſich
duncken /
a
Geſchichten des IV. Periodi. 83

Nuncken / daß wann die Kanſer ſie ja pro derelicto und für
erlaſſen hingeben / ſo accreſcirte und wüchſe ſolche viels
rehrihnen ſelbſten als den Påbſten zu, fiengen derohalben ,
leich ben Anfang der Regierung Käyſers Conradi III an,
ich der PåbſtlichêJurisdictionwürcklich zu opponiren oder
itgegen zu fèßen / unb unter ſich ſelbſten / gleich als in einer
eyen Republic, nach dem Erempel anderer İtaliảniſcher
stådte / die dazumal dergleichen gethan , einen eigenen In
cependenten oder freyen Magiſtrar und Stadt- Rath auf:
richten , worüber ſich Pabſt Innocentius zu Todt beküms
erte .
Dieſes Feuer, das in den Herken oer Römer ohne das An. 1143 .
ponvöllig brannte, halff noch mehr ánflammen / ein ges
iffer Prieſter Arnoldus Brixianus , welcher offentlich
Orte i das Gebot Chriſti bringe mit ſich / Baß die Geiſtlis
* Perſonen i von den Mindeſten biß zu den Groffeſten /
aller weltlicher Sachen und Reichthümer enthalten /
O ſich bloß mit denen Zehenden i denen Oblatonibus Fi
lium und Opfferungen der Gläubigen und dem Allmo
1 / nach dem Erempel der Apoſtel und erſten Biſchoffe i
Ententiren ſolten i fönſten kånten ſie nicht ſeelig werben ,
pieſe Lehre/ welche zwar älſobaldenin einem Concilio La
tanenfi von mehrals 960. Biſchoffen und Prælaten vers
mmet und vor pèſeriſch erklärt wärd i mächte gleichwol
Den Gemüthern der Laicorum , äls eine Zeitung dieman
r gerne hørte / folche Impreſſiones und Einruckungen i
ißnicht allein eine große Menge Leute i dieman von ſeis
n Namen die Arnoldiſten nanntėj in allen Städten ihm
yfielen/ ſondern auch die Römer ſeineDoctrin öffentlich
utenirt-oder unterſtügten und ihre obengedachte Revol.
Darauf fundirt-und gründeten / mithin / nachdem Kans
Conradus , der den Pabſt nicht gerne disgouſtiren und
leidigen wolte )ihreOfferte, daß ſienemlich die Jurisdi
ion in ihrer Stadt ihme einraumen wolten i nicht anges
rt1 einen eigenen Patricium Jordanum . Des Petri Leo .
-Sohnjerwählten / Der als ſouverain und eigenmächtig
wolin Rom / als in dem gangen Stato della Chieſa,
22 deſſen
84 Vierdres Capitel vonden Rirchen ,

Sec.XII,deſſen Dominium ſie von des PabſtsInnocentiiSucceſſore


dem Lucio II.abforderten / herzſchen ſolte. Unter Pabſt
Eugenio III. giengen fie durch Anführung obgedachten
Arnoldi,der ſich in Rom immittelſt eingefunden / noch weis
ter / und verlangten , die Cardinålefolten ihrem Patricio
roůrcklich Pflicht leiſten / und als dieſe ſolches recufirten
und abſchlugen / erweckten ſie einen Aufſtand / plünderten
der Cardinále Håuſer, und jagten ſie ſamt dem Pabſt aus
Ang 1145 Rom gar hinaus. Pabſt Eugenius fand zwar Mittel,ſo
wol durch die geiſtliche als leibliche Waffen / wormit ihm
die von Tivolian Hand giengen/ die Römer in die Enge
zu treiben / daß ſiemit ihm ſich accommodiren / ihren Pa
tritium abſeßen / den Påbſtlichen Stadthalter wieder ac
cepriren / und die Påbſtl. Jurisdiction oder Bothmäßig :
keit agnoſciren und erkennen muſten . Wie aber dieſes Fein
ſolider / ſondern nur ein ůbertůnchter Frieden war , alſo
dauerte er nicht langer / als die Furcht die Römer in dem
Zaum hielt: dann ſo balb Pabſt Eugenius und deſſen Suc
ceffor Anaftafius , der nur 16. Monatregiert / geſtorben/
kamen ſie zu dem neuen Pabſt Adriano IV . in Hoffnung /
weil folcher ein Ausländer wåre / und zumalen gleichram
Profeſſion von der Armuth machte , ſo wolten ſie leichter
durchdringen / und verlangten von ihm / er rolte ihnen die
Jurisdiction in der Stadt undin demKirchen -Staat guis
willig abtretten / oder ſie würden ſolche mit Gewalt nehs
men ; und als der Pabſt ihr ungebührlich Bitten abſchlug,
rufften ſie den Arnoldum wieder in ihre Stadt / und ers
wechten eine neue Aufruhr / in welcher ſie einen Cardinal
An. 1955. aufoffenen Plak tobt ſchlugen. Der Pabſt legte hierauf
die Stadt in das Interdict oder Påbſtliche Verboht / und
brachte dadurch zu wegen , daß die Beſcheidenſtei ro die
herannahende Char:Woche nit gar ohne Gottesdienſt zus
bringen wolten / auch ohne das ſich vor Kanſer Fridericol,
der dem Pabſt zu Hülffe zog / furchten / dem Pabſt zu Fuſs
ſen fielen / um Gnade baten / und den Arnoldum mieder
aus der Stadt ſchafften / welcher in Toſcana von den Kans
ſerlichen Völckern gefangen genommen / und dem Pabſt
ausgeliefert ward / der ihm durch den Stadt- Vogten den
Proceſs
Geſchichten des IV . Periodi. 85

oceſs machen ließ, Krafft deſſen er gehenckt/ und ſein Leib


Aſchen verbrannt ward . Die Aſchen des Arnuidi wur:
#zwar in die Tyber geworffen / ſie wurde aber fo nicht
ggeſchwemmet / daß ſie anber nicht immerfort in den
erken der Römer ſolte herum geſchwärmet haven / wels
z von dato an nicht unterlieſſen i alle Gelegenheiten auss
Kuchen / wie ſie ihre Republiqus- Gedancken völlig in das
Berck ſtellen kënten . Währenden Schiſmatis zwiſchen
exandro III.und Victore,und deſſen Succefforen /oppo.
Witen ſie ſich dem Alexandro , ſo viel ſie kunten / ſo daß er,
sie mehreſte Zeit in Franckreich zubringen muſte. Des
ANAexandri Succefforem Lucium IV . der nach geendigtem
hiſmate in Rom wieder wohnte / und etwas ſcharff auf
te Diſciplin drang.. jagten ſie aus Kom hingus/ und
uſte Kanſer Fridericus I. ihn mit Heers - Krafft reiniro
ciren und einfeßen . Mit Pabſt Clemente Ill. verglichen An, 1188
ſich zwar , daß ſie feiner Jurisdiction ſich völlig untergas
1 / und fich bedungen den dritten Theil an der Můng /
o daß ſie die Påbſti. Stadt Tuſculum , mit dem ſie von
alters her in Feindſchafft ſtund , deſtruiren uno nieders
fſen dörffen. Nach vierßig Jahren aber / verfielen ſie
ermal auf ihre alte Widerfeßlichkeit / und jagten den,
abſt Gregorium IX. zwermal aus der Stadt ; dergleis
n ſie dann auch dem Pabſt AlexandroIV. thaten.Endlich
trden ſie zu Gregorii IX . Zeiten durch Kayſer Fridericum
der ſich des Pabſts annahm , alſo gedemüthiget / daß fie
ne Ausnahm / derBottmåßigkeit des Pabſts ſich unters
rffen muſten : Daher dann der Aufſtand / ſo nach dies
Zeit unter . Adriano IV. und unter Theils folgenden
åbſten geſchehen / mehr vor eine gemeine Revolte und
afruhr 7 als vor ein Vornehmen des Pabſts Jurisdiction
diſputiren / zu halten iſt .
Der andere Haupt-Handel/ ſo in dieſem Periodo ſo Hiſtorie
oſſen Ruff gemacht, iſt die Cauſa der Waldenſeroder der Wals
bigenſer. Eswar unter der Regierungs-ZeitKayfers denſer.
idericiein gewiſſer Prediger; Petrus Waldus, aufgeſtans
n / welcher von denen Principiis desBerengarii und Ar
oldi Brixiani eingenommen / in der Kirche eine allgemeine
fa Refor
86 Vierdres Capitel von den Rirchens

S.XIII . Reformation , nicht nur allein in den Sitten und der Dif
çiplin oder Kirchen -Zucht , ſondern auch in den Doctrina
libus ſelbſten anſtellen wolte / und ungefehrlich eben dasjes
nige lehrte / was heutiges Tags in der Reformirten Kirs
chen annoch docirt wird. Wie er nụn in Franckreich und
ģtalien kein Gehår fand / ſo begab er ſich in die Gegenden
von Provence ,Languedoc und Gaſcogne, und wuſte alls
Dort ſeineLehrealſo auszubreiten /daß er in Kurkem einen
groſſen Beyfall und Zulauff bekam unter welchen der
Graf von Alhy der vornehmſte Protector war. Allein
wie in ſolchen Fällen es insgemein daher gehet , ſo ereignes
te ſich auch hier , daß unter ſeinen Sectatoribus und Ans
hångern ſo viel neue Secten ſich hervorthaten fals viel kluge
Kopffe ſich ſelbſten darunter befanden deref jeder zu des Pe.
tri Waidi Doctrin nach ſeinem Gutbeduncken etwas dazu
thun oder. Davon nehmen wolte; das gemeine und unver:
ſtåndige Volck mißbrauchte ſich der Lehre von der ihnen
gepredigten Freyheit von äuſſerlichen und Ceremoniali
ſchen Dingen / dergeſtalt daß ihrer viel darüber in eine
offenbare Diſſolution und Trennung / und gleichſam in
Manichæiſmum oder Ketzerey des Maneris verfielen . Ans
Dere reſtringirten und zogen die Sachen gar aufdie Extre
mitåt /condemnirten nicht allein die Hierarchiam Eccleſia .
ſticam , ſondern auch alles weltliche Regiment/ und lebten
von nichts anders / als von der Alțbeit ihrer Hand / unge
fehr auf den Schlag der heutigen Widertauffer. Dieſe
unter ihnen ſelbſten diverſe Secten, brachten ihnen ben dem
übrigen Catholiſchen Volck eine gewaltige Menge heßs
lịch ,

ſten waren / daßman ſie / von Petro Waldo ,Waldenſer/


und von ihrerHaupt- StadtAlby inLanguedoc,Albygen
ſer / oder auch weil ihrer viel aus Lyon ; alwo dieſe Secte
ſich ebenfalls eingeſchlichen / banniſipt worden / und im
Elend herum gezogen / Pauperes de Lugduno hieß. Item
nennte man etliche nach denen Particular- Häuptern ihrer
Secten /als dem Petro Bruſio und Henrico,Petrobruſianos
und Henricianos,ſonſten abeç/ Patarinos, Cataros, Popili
canos ,
Geſchichten des IV. Periodi. 87

anos , Bulgaros, Adamitas, Cata-Phrygics , Publicanos,


Gazarenos , Lollards, Turlupins , und Vergleichen. Mit
ieſen Leuten hatte man dieſen gangen Periodum durch ges
saltig viel zu thun ; Man condemnirte ihre Lehre aufvies
in Conciliis,man ſchickte unter ſie Geiſtliche Perſonen /abs
nderlich die Prediger-Monchen / ſie von ihren Meynun:
an abzuleiten / ſolches alles aber wolte keinen Verfang
singen / derohalben griffman endlich zur Schårffe und zu
en Waffen u / nd beſtraffte ſie nit nur / wo man ihrer Pers
nen habhafft werden kunte / als verſtockte şeker i mit
euer und Schwerdt / ſondern führte auch ganke Armeen
pider ſie an / und weil ſie ſich anſehnlich zur Wehr ſekten /
ab den Grafen von Toulouſe , wie auch den König von
rragonien in ihrIntereſſe mit eingeflochten hatten /wurden
anke Cruciaren / nit anderſt als wider die Türcken / wider
ausgeſchrieben , auch wann ſie in die Wålder ſich vers
ochen/ mit Hunden und Garnen / gleich als auf wilde
hiere/ aufſie gejaget ; maſſen wir dann in den Franzöſi
hen Geſchichten ein und anders ausführlicher hievon ges
jeldet haben. Auf dieſe Weiſewurden ſie zwar in Frances
zich ziemlich dinnegemacht , ſie kunten aber dannoch nit ſo
w ar ausgerottetwerden , Daß nit in den Thålern von Pro
ence und Piemont, da man nach ihnen ſo groß nicht gefras
met / ein Theil von ihnen eingeniſtet geblieben / ſo biß auf die
eiten Wiklefs, ja biß auf die Zeiten Lutheri und Calvini,
nd von Dannen biß auf dieſe Stunde allda gedauret.
Nebſt dem hielt um dieſeZeit ſowol unter den Walden . Daarin
rn als auch an theils andern Orten in der Chriſtl, Stir: des Beren
jen hin und wieder noch an die Do &trin des Berengarii, garü .
begen der weſentlichen Gegenwart des Leibs und. Bluts
Chriſti im Sacrament des Alltars ; welche / ob ſie ſchon in
em vorhergehenden Periodo durch unterſchiedliche Conci
ia damnirt und verworffen worden / dannoch aus den Ges
nůthern einiger Leute nit gar zu bringen war ; und weiln
othaner Lehre einen groſſen Behuffgab , daß der Modus
ræſentiæCorporis Chriſtiim.H.Sacrament in derChriſti,
Rirchen noch nicht eigentlich definirt und beſchrieben war !
f4 und
88 Viețdres Capitel pon den Rirchens

Sec.XII, und die Diſcipul Des Berengarii ſich damit ſtarck machten /
Daß ſie allezeitfragten / wann ihre MeynungdeSacramen
tali Præſenija oder von der Sacramentlichen Gegenwart /
falſch ſeyn ſolle / ſorolteman ihnen fagen / auf was Weiſe
dann der Leibund Blut Chriſti im H.Sacrament ſonſt
An. 1215. gegenwärtig ſeye, ſo ward in dieſem Periodo über dieſe
Concilium Sache noch ein Conciliun zu Rom in der Lateran - Kirche
Latera
von 412. Biſchoffen und mehr als 1000. Aebbten und
nenſe,
Prieſtern gehalten , in welchem beſchloſſen ward / daßum
denModum præſentiæ zu definițen /oder dieAft der Gegens
wart zu beſchreiben / man ſich (wie auch bey dem Conci
Jio Nicæno mit dem Wort Homouſion geſchehen /) einer
eben nicht allzubekannten Expreſſion , nemlich des Termini
und Worts Transfubftantiationis oder Verwandlung in
ein anderes Weſen , deſſen Lanfrancus ſich in den Diputa
tionibus über dieje Materie vornemlich zu gebrauchen ges
pflogen / bedienen ſolte/ welche Defioition , ob ſie ſchon ans
fänglich nach dem Concilio noch ein und andere Contra
diction von etlichen Biſchoffen gelitten , doch leştlich zur
allgemeinen Doctrin und Grund-fehre der Catholiſchen
Kirchen worden iſt.
Steberer Dieſes iſt /was vonDoctrinalibus in dieſem Periodo vor:
undThor:fommet . Ehe wir aber von dieſer Marerie noch abſchreis
Þeit des ten , müſſen wir, um zu weiſen ,wie weit eine einmal gefaſſte
konse
Præcaution in Religions-Sachen die Gemüther der Mens
ſchen bringen könne / noch einer ſehr wunderlichen Kekeren
oder vielmehr Thorheit gedencken / ſo ſich um dieſe Zeit in
Franckreich angeſponnen : da nemlich ein Edelmann aus
Bretaigne,Eongenannt/als er einsmals in der Kirchen ſins
gen hörte /die Worte: Per EUM , qui venturus eſt judicare
vivos & mortuos, &c. fich einbildetet durch das Wort
Eum werde er ſelbſten verſtanden / und gab ſich derohalben
offentlich vor den Almachtigen Richter der Lebendigen
und Tooten aus / fand auch einen ſolchen Applauſum , daß
ihmeviet tauſend Perſonen anhiengen / fo / daß man ihn
auchdeshalben der Zauberen , unddaß er die Affection des
Volcks durch Teufliſche Künſte erlangt habe, beſchuldigte.
Als
Geſchichten des IV . Periodi. 89

wlls er aber gefangen / und vor ein deßhalben gehaltenes


Concilium geſtellt ward,fand man , daß er ein Narz war ,
and ſperite ihn deßhalben in ein Solhaus : gleichwol was
en viel Leute von ſeinen Thorheiten alſo eingenommen /
aß ſieſich darauf verbrennen lieſſen.
R Von Bekehrungen Heydniſcher Völcker oder andes Befehe
or Sectirer kommen in dieſem Periodo zuforberſt vor die raugen
Jreuſſen und Liefflånder / ro anfänglich durch Lübeckiſche unglaus
cauffleute / und nachgehends durch die Teutſchen Drs Sicker.
ens - Ritter ſo wol durch das Schwerdt als durch die Der
Sredigten zum Chriſtlichen Glauben gebracht worden . Preusſen
Imgleichen find in dieſem Periodo die Maroniten von und Kiefs
im Grathum der Monotheliten abgeſtanden , und haben DerMas
ch der wahren Kirchen untergeben .
roniten .
Item , haben die an der Elbe und Oſt See wohnende
Sclavoniſche Völcker / welchevon vielen Jahren von dem Der
hriſtenthum zu dem Hendenthum wieder abgefallen , Nord Al
id dieum dieſe Zeit in der Kirchen -Hiſtorie unter dem Pingorum .
Camen der Nord - Albingorum und Stadingoru gar bes
m
innt ſind , durch des Herhogs von Sachſen Henrici Leo .
sglückliche Waffen bezwungen / ſich dermalen wieder zu
cm Chriſtlichen Glauben bequemet .
Wir können hieher auch billich referiren und zehlen /daß/
ichdem in dieſem Periodo die Stadt Conftantinopel von
in Frankoſenund Venetianern eingenommen worden ,
eſelbe das Schiſma in dem Griechiſchen Kaiſerthum auf,
boben , und ſolches / vermittelft Beſtellung eines eigenen
atriarchen / der Römiſchen Kirche/ wieder einverleibet.
Von denen Kirchen - Verordnungen , ſo in dieſem Pe- Rirdjena
do gemacht worden / ſind vornemlich notable Verord
1. Daß Anno 1176. der Erk: Biſchoff Wigmannus nungen.
Måyng in einem gehaltenen National - Synodo das An . 1176 .
Abſc ft
Scharff- Rennen aufden Thurniren fub poena anathema- runghader
, oder Straffe der Verbannung am erſten zu verbiethen Thuco
gefangen / veranlaſſet durch ein Unglück / das ſich das nierc.
ahr vorher zugetragen / da auf einem ſolchen Turnier
Edelleute toðt geblieben .
fs II. Daß
90 Vierdtes Capitel von den Rirchen ,

S. XIII. II. Daß um das Jahr 1236. die Libri Decretalium ,


An ,1236.ſo einen Theil von dem Jure Canonico machen / von Pabſt
LibriDe Gregorio IX . publicirt worden / Deme hernach die andern
cretales. S
Theile des Juris Canonici von Zeit zu Zeit gefolget.
An , I 245 . III . Daß um gleiche Zeit von Pabſt Innocentio IV.
Rothe denen Cardinälen zum Zeichen ihrer hohen Dignitåt / und
Şüt der daß ſie7 gleich Königen / würdi ſeyen
g den Purpurzu tras
Sardinas gen / auch ſchuldig vor den Påbſtlichen Stühlihr Blut zu
le. F
vergieſſen / Der rothe Hut / wormit ſie noch heut zu Tag
prangen / conferirt und gegeben worden .
Anfang IV. Daß gleichwie in dieſem Periodo gelebt die groſ:
der Theol. ren Liechter der Kirchen und Schulen / Petrus Lombardus , O
Scholaft . und deſſen Stieff- Bruder Petrus Commeſtor , dann S.

Thomas Aquinas , und Bonaventura , alſo auch dieſen Zeis


ten der Anfang der heutigs Tags zum Fundament der Stu
dien / zumalen bey denen / die ad Theologiam adſpiriren / b
C
oder zur Gottes Gelehrtheit Verlangen tragen / erfors
derten Philofophiæ , und der Theologiæ Scholaſticæ zugus
(chreiben .
V. Iſt allhier auch zu gedencken die Einführung des
An . 1264
Feſti Corporis Chriſti, oder Fronleichnams- Feſts / ſo den

Doni
Geſchichten des IV. Periodi. 91

Donnerſtag nach dem Feſto Trinitatis in Catholiſcher Kir: Feftum


e hochfenerlich begangen wird / und welches eines Theils Chriti
urch eine Offenbahrung / andern Theils auf Einrathen
Thomæ Aquinatis, von Pabſt Urbano IV. in der Chriſts
jen Kirchen introducirt und eingeführet worden.
Von denen Cloſter -Orden / ſo in dieſem Periodo auf Orden .
kommen / und in Teutſchland vor andern bekanntſind /
mmen vor die heut zu Tag ſo hoch berühmte und bes
ante Ordines Mendicantes , oder Bettel- Orden .
1. Der Orden der Carmeliten / ro vor dieſem / ſchon Der Car:
n den Zeiten Eliæ her i als Einſidler auf dem Berg meliter,
irmelo im heiligen fand ſich aufgehalten / und nach
maliger Gewonheit der Propheten einen Mantel von
rſchiedenen Farben getragen haben ſollen . In dieſem
riodo aber in einen eigentlichen Orden zuſammen ges
acht / von Pabſt Alexandro III. und Honorio iii.
nformirt / und mit einem grauen Habit begnadiget
Srden .
Der Frano
2. Der grofje Orden S.Franciſci,welchen gedachters . ciſcaner.
fatter / ſo von Arifio in Gtalien gebürtigwar / mit groſſer
trengigkeit aufgerichtet , indem er nemlich denen Seinis
n / die man Fratres Minores geheiſſen / nebſt denen Pun
en /ſo auch bey andern Mönchs- Drden biſher gemein ges
eſen/ das Perpetuum Concilium , und Entbehrung aller
inwand / die bloſſen Füſſe und Entrathung der gewöhn
hen Schuhe / und die vollkommeneArmuth / daß nemlich
Ir ganke Orden nichts Eigenthumlichers beſigen / auch
n dem täglich Geſchenckten nichts weiters behalten ſols
J als was man zuç tåglichen Nothdurfft gebrauchet / zur
egel vorgeſchrieben . Und hat dieſer Orden um ſo viels
ehr Hochachtung erlanget/als der H. Franciſcus felbften/
n man insgemein Patrem Seraphicum nennet /oor andern
rbenss Inſtitu oribus in hoher Verehrung iſt / als von
elchem die Catholiſche Kirche einmüthig glaubet / daß
ſer Hentand Chriſtus ihn alſo geehret/ und zum Zeichen ,
r mit ihm habenden Gemeinſchafft / ſeine heilige fünff
Gunden-Mahle in ſeinem Leibe eingedrucket haben ſolle
Die
92 Pierdres Capitel von den Kircheng

S. XIII, Dieſen Orden / welcher heut zu Tag in mehr als 200000.


Perſonen beſtehet , hat fich nach der Hand in unterſchieds
licheHeſte/als der Capuciner /der Recollectorum , der Ob.
ſervanten /der Conventualen oder Cordeliers der Minori.
ten / 2c . ausgebreitet.
Der Do. 3. Von einem gleichen Inſtituto und Einſegung / wiek
TA
minicaner wol mit etwas mehrerer Gelindigkeit/ iſt um eben dieſe Zeit
auch aufgekommen der Orden des Heiligen Dominici,
welcher , weil deſſen Diſcipuli ſich vornemlich gebrauchen
laſſen / die Albigenſer zu unterrichten und zu bekehren , ing:
gemein der Prediger : Drden geheiſſen wird / in Francks h
reich aber von ihrem Haupt-Cloſter / ſo ſie zu Paris in der
St. Jacobs - Gaſſen haben , den Namen Las Jacobins
h
führet.
Der Ber 4. Sam in dieſem Periodo aufderOrden der Beginnen
ginnene welchen ein gewiſſer Bega eingeführet : Selbiger beſtund te
fub

in Weibern / bie eben ſich nicht in Eldftern einverſchtoffen


hielten / ſondern in ihren eigenen Häuſern den Ordense
Regeln abwarteten / und kunten auch wol verheyrathet
weil
Daber ſeyn. Sie waren in Niederlanden gar gemein ; r
abe
Geſchichten des IV . Periodi. 93

ber bey ihrerhabenden groſſen Freyheit viel Scandalores


und Ergerliches unter ihnen vorlieff / ſo ward folcher mehs
mentheils wiederum von Påbſtlicher Heiligkeit nach der
Seit aufgehoben.
s. Der Nonnen Orden S. Claræ oder der Clariſes Der Clas
innen / ſo dieRegul von dem Heiligen Franciſo hat nen.
eiffering
n .
6. Wir mögen nichtunbillich hicher auch referiren /die Collegium
Inrichtung des groſſen und in der Chriſtenheit ſo hoch be- Sarbone
WWihmten , auc in Fra
h nckreich gleichſam pro Oraculo ges
altenen Collegii der Sorbonæ , po um dieſe Zeit ein ſo ges
annter Robertus Sorbona zu Paris geſtifftet.
7. Unter denen Religioſen Örben ſind nicht zu überges an. 1233
en die Flagellanten /die in dieſem Periodo ſo viel Tumults Der Fla
emacht. Es hatten ſchon indem vorigen Periodozu Zeis gellanten »
in Kayſers Henrici III. die Leute angefangen zu Äbbüſ
"ing ihrer Sůn den mit Geißlen ſich zumortificiren und
zwingen / und war dieſe Poenitens To gemein worden /
af einsmals in einem Cloſter 3000 , Kuthen auf einmal
ebraucht worden .

Nach
94 Vierdres Capitel von den Rirchen ,

Nach der Zeit hat dieſe Devotion und Andacht in ets


was wieder deferveſcirt und abgeommen ; in dieſem Pe
riodo aber i iſt zur Zeit des groſſen Teutſchen Interregni
durch die Predigt eines Eremiten , Reyniet, zu Peruſa im
Florentiniſchen i dieſer Eyfer in den Hérken der Menſchen
dergeſtalt wieder angezündet worden i Daß viel tauſend
Menſchen in allen Provinßen von Europa alles das Thris
ge verlaſſen / betteleno in der Welt herum gezogen / und
ſich mit Peitſchen und Riemen offentlich biß aufdas Blut
geſtåupet / auch unter ſich ſelbſten einen eigenen Orden, ſo
man die Flagellanten genannt / aufgerichtet. Weil aber
ben dieſen Leuten viel Heucheler / Muthwill und Leichtfers
tigkeit mit unterlieff i ſo ſind dieſe Flagellanten in dem hiers
nachfolgenden Periodo vom Pabſt Clemente IV . abges
ſchaffet und allerdings aufgehoben worden.
Heiliges Nach unſerer Gewohnheit haben wir i wiewir in etlich
ändern folchen Capituln gepflogen , auch bey dieſen zum
Beschluß anzuführen diejenige 1 ſo in unſerii Teutſchen
Landen meritirt / in die Zahlder Heiligen von der Kirchen
aufgenommen zu werden / und vor andern abſonderlich
bekannt ſind :
Carolus
Zum erſten, Karfer Carolus Magnus, ſo davom Pabſt
Magnus. Alexandro III . canoniſirt worden .
An , 1164 Zum andern / dieheiligeEliſabeth , eine gebohrne KÖs
S. Eliſabe
tha, nigliche Prinzeßin in Ungarn , und Gemahlin Ludovici
des Landgrafen von Heſſen und Thüringen / welche durch
ihre den Armen erwieſene groſſe Gutthåtigkeiten verdies
net / daß ſie in der Catholiſchen Kirchen noch heut zu Tag
als ein Patronin und Schuß der Armen venerirt wird /
An, 1263. und ber Erhebung ihres Leichnams aus dein Grab / mit
groſſen Ceremonieni in GegenwartKayſers Friderici II.
und mehr als 120000. Perſonen / ſo aus allen Enden zu
dieſer Solennitåt zugelauffen / zu Marpurg canoniärt
worden.
S. Hed . Zum dritten / die H. Hedwig , Herßogs Boleslai
visis, von Cignik Gemahlin / eine gebohrne Fürſtin von Anhalt /
welche
Geſchichten des IV. Periodi.
95
welche Anno 1266. vom Pabſt Clemente IV . heilig ges An. 1266
ſprochen worden .
Es wird nicht unannemlich reyn/ wann wir bey dieſer
Materie der Canoniſation alhier auch mit einführen die ars
tige und notable Geſchichte / To Baronius erzehlet : Daß
nemlich als einsmalsidie Polen vom PabſtLucio III. eis
nige Reliquien und einen gangen Leib von einein Heiligen
verlanget/ und der Pabſt / um ihrem inſtåndigen Anhalten
zu deferiren und Gehör zu geben / und einen Leichnam aus. An. 12843
zuſuchen , in eine ſolche Cryptam , wo dergleichen Leichnam
liegen , hinein gegangen , und gleichſam Scherzweiß gefras
get / welcher von ihnen Patronder Polen ſeyn / und in ſelbis
ges Land mitgehen wolte , da hebte der Leichnam des heilia

gen Martyrer Floriani aus dem Sarg ſeineHand empor S. Florias


gereckt/ und ſeye darauf mit groſſer Freude den Polen zu : nus .
geſtellt worden .
Dieſer Geſchichte wollen wir è contrario und im Ges An , 12846
gentheil noch benfügen das wunderliche Præſtigium , foſich
in dieſem Periodo , oder vielmehr zu Anfang des folgens
den zu Hammeln im Braunſchweiger - Land zugetragen
haben
es e ns
96 Vierdt Capitel von den Rirch

S. Xur. haben ſoll / und welches zwar billiger in den weltlichen Hi


Wundet: ſtorien zu referiren geweſen wäre i daſelbſten aber mit eins
licheGes zurucken verfaumet worden : Då nemlich ein , gerviffer
ſchichte zu Land- Störzer ſich alda eingefunden / und den Burgern
Hameln. verſprochen , um einen gewiſſen Lohn / vermittelſt eines
Pfeiffleins / alle Ratten aus der Stadt zu vertreiben :
Als er nun ſolches præſtirt und bewerckſtelliget / Die Burs
ger aber ihm den Lohn nicht allzu getreulich bezahlt í ift er
nach einer Zeit wieder kommen / da eben die Leute an eis
nem Sonntag in der Kirchen waren / und hat ſein Pfeiffs
lein wieder hören laſſen / worauf ihm hundert und dreyßig
iunge Knaben nachgefolget, bie'er aus der Stadt hinaus

E
1
DE
2 T

It

tru

geführet, in einen Berg, der Koppel Berggenanntí auf


welchem die Richt-Statt ſtehet / und welcher ſich vor dies
ſen Knaben aufgethan / und ſie ſolcher Geſtalt verſchluiis
gen ; von welcher Zeit an weder Stumpf noch Stiel von
dieſen Kindern mehr geſehen worden .
Gelehrte Was endlich diein dieſem Periodo berühmt gemordes up
Cente ne gelehrte Leute betrifft , ſo ſtellen ſich dißmals dar zu Zeic
ten Conradi III. Der Pettus Abellardus , ein ſonſt hochges he
lehrter
. Geſchichten des IV . Periodi. 97

hrter Mann , der deMyſterio Trinitatis etwas ungleiche


Zeynungen geführet und darüber condemnirt worden .
Jer Griechiſche Hiſtoricus Conſtantinus Manaſſes. Item
rEngliſche GuilhelmusMalmesburienfis , ſamtſeinem
inosmann Guilhelmo Neubrigenfi. DerThcologus
Id Philoſophus Hugo de S. Vietore, und deſſen Coævus
chardus de S.Victore. Der berühmte fübiſche Rabbi
ben Efra.

Zu Zeiten Friderici I. Johannes Salisburienfis, ein


vilologus. Lanfrancus der de Evchariſtia geſchrieben .
er Hiſtoricus GothofredusViterbienſis. Der Magiſter
ententiarum und Autor Theologiæ Scholaſticæ Petrus
ombarduş. Der Deutſche Hiſtoricus Otto Frifingenſis.
er Autor Des Chronici Sclavorum Helmoldus. Det
riechiſche Philologus Euſtathius. Der Griechiſche Hi
ricus Johannes Tzezes. Der Italiäniſche Hiſtoricus ,
ffein Werck in Verſen geſchrieben / Guntherus. Det
cologus Gilbertus Borretanus.
Zu Zeiten Henrici VI.Philippi und Ottonis IV. Oe .
menius ein Griechiſcher Autor, der über die Acta Apo
lorum und Epiſtolas Pauli commentirt. Der Oriechis
Bad
bram à LatinisConſtantinopolim Nicetas Choniates
mber Engliſche Rogerius à Hoveden . Item Der Dda
He Saxo Grammaticus . Der berühmte Vaticinator
ahimus Abbas. Der großeTheologus ScholaſticusPes
sComeſtor. Item der Griechiſche Theologus Theo
fus Balfamon .

Zu Zeiten FridericiII. der Deutſche HiſtoricusCon


lus AbbasUrsbergenfis . Item Otto de S. Blafio. Item
obertus de Monte, der ein Chronicon geſchrieben . Der
abiſche Medicus und AriſtoteliſchePhilofophus Averro
s. Der Medicus Johannes Serapion. Der Juris.Con
tus Accurfius.
iii !
Zu Zeiten des groffen Inter-Regni. Der Hiſtoricus
amus Bremenfis . Petrus Blefenfis , der in Theologicis
Dritter Theile 9 einige
98 Fünfftes Capitel von den Rirchen ,

S. XIII. einige Opera geſchrieben . Der Scribent des. Belli Sacri ,


GuilhelmusTyrius. Der Canoniſt Raymundus de Penna
forti. Der erſte Urheber Der Concordan - Bibel Hugo de
S. Caro in Burgund . Der Engliſche und Frankšſiſche
Hiftoricus Matthæus Pariſienſis. Der Historicus Marri.
nus Polonus, ſo de Pontificibus& lmperatoribus geſchries
ben. Der gelehrte Philofophusund Theologus Scholafti.
cụs Vincentius Belluacenſis , ſo das Speculum Qadru
plex Abbas Stadenſis. Der groſſe Philofophus Albertus
M. Item ſein Synchronus S. Thomas Aquinas , insges
mein Doctor Angelicus zugenannt/ und / welcher zu gleis
cher Zeit gelebt , S. Bonaventura.

晓张晓 晓 : 张 张 张 张 张 ※※※※※※

Das V. Capitel.

Von den Kirchen - Geſchichten


des V. Periodi .

Ach unſerer Gewohnhelt fahren wir fort die Gits


chen - Geſchichte / nach Ordnung der Römis
ſchen Påbſte/ zu tractiren / Dadann in dieſem Pe.
rivão nach dem Tod Clementis IV. mit welchem wir dert
9
rig und neun Monat langen Vacantia Sedis oder Stuhis.
Ati, 1271. Erledigung endlich erwählet wordent.
Gregorius Greg, rius X. welcher / gleichwie er eben dazumal i
da er éligirt worden / abweſend / und mit Eduardo, onig
bon Engeland , in Paixítina gerveſen / einen ſolchen Eyfer
vor die Erhaltung deſſelben Landes getragen / daß er dess
halben ein General Concilium zu Lyon verſammlet / und
An. 1874. in ſelbiger alle erſinnliche Mühe angewendet / die Chriſts
um Lugdu liche Potentaten zu einer rechtſchaffenen Cruciata wider
Denfer zu vermogen , fo aber keinen Verfang haben wollen : und
weilen
Geſchichten des V. Periodi. 99

Tveiten bey der vorigen Påbftlichen Election man geſes


Pen , wie mißlich es hergehe, die zwen Drittel der Voto
im im Collegio Cardinalium vor ein Subjectum zuſams
ten zu bringen , aus welchen dann die langen und ſchäda
hen Inter.Regna oder Zwiſchen - Regierungen und Van
Intiæ Sedis erfolget, ſo ward in dieſem Concilio die Vers
Onung gemacht , daß vor vollendeter Wahl Fein Cara
Mal aus dem Conclavi heraus gehen / man auch ber
ng anhaltender Contrarietåt und Widerſpruchs iha
in etwas an ihren Speiſen abbrechen ſolte 7 damit ſie
tch ihre eigene Uingelegenheit bezwungen / fich ehender
rer gemeinſamen Wahl vergleichen mochten . Es ward
ich auf dieſem Concilio eine Vereinigung mit der Gries
AfſchenKirchen aufgerichtet, ſo aber nicht
langgedauret1.
e wir hernach bey den Griechiſchen Kirchen -Geſchichten
zhrers melden werden.
Nach Gregorii Tob kamen drey ſehr kurk -regierende an .12761
åbſte aufeinander. Dann
Innocen
Innocentius V. Faß nur fünffMonatı
tius V.
3 Hadrianus V. fafvierkig Tag,
Hadrianus
Und Johannes XXI.Laß acht Monate . Sahe man v.
o innerhalb fünff Viertel- Fahren vier Påbſtliche LeisJohannes
n . Dieſem Johanni,der zu Viterbo von dem Påbſtsº XXI.
sen Pallaſt / ſo eingefallen / erſchlagen worden , ſucce
ite
Nicolaus III. fonſten Johannes Cajetanus geheiſſen . An.1978
iefer / weil er die Vereinigung der Griechiſchen und Nicolaun
teiniſchen Kirchen auf alle Weiſe befördert wiſſen Ill .
slte und an ſolcher keine gröſſere Hinderung faher als
Seiten des Caroli Andegavenſis , Königs in Sicis
n der
/ da immerfort dem Griechiſchen Kånfer Michaël
læologo in die Haare wolte / fo machte er mit König
tro von Arragonien den Anſchlag , die Frangoſen aus
icilien zu vertreiben , wie endlich erfolget. Dieſem
gte
Martinus IV . welcher / gleichwie er von Geburt ein Ath 12815
e Frans
100 Fünfftes Capitel von den Ritchens

S. XII. Frankoß war 1 Den Carclum Andegavenſem über die maſs


Martinus fen portirte und benſtund / und Konig Petrum von Arra
IV. gonien / ſamt dem gangen Königreich Sicilien inBann fele
that / wie wir ſolches in den weltlichen Geſchichten ers jere
HE
zehlet.
An , 1285 . Honorius IV . continuirte die Excommunication wis
Tien
Honorius ber die Arragonier , und deſſen Succeſſor
IV. an
Nicolaus IV .welcher nach einem zehen monatlichen In
Dere
Nicolaus ' ter - Regno erwählt worden /machte zwiſchen den kriegen
be
IV. einen Frieden / der aber nicht lang Beſtand
den Parthenen
batte. Nach ſeinem Tod kunten die Cardinale der Wahl
/ und ſtund der Römiſche
fich abermal nicht vergleichen
Stuhl zwei Jahr und drey Monat leer / biß daß endlich
ernennet ward
Coeleſtinus V. diefes war ein frommer einfältiger
Herz/aus dem Orden der Eremiten /undließ er derohalben
mi
von dem Cardinal Benedicto Cajetano, der långft nach
dieſer höchſten Würde geſtrebet ? ſich leichtlich überreden1 gep
daß er das Pabſtthum im ſechſten Monat nach ſeiner !
Wahl wieder ablegte / etliche ſchreiben / Cajetanus habe
Die Liſt gebrauchet / und durch einzu ſolchem Ende zuges
richtetes Rohr / dieſe Wort durch die Wand hindurch in
Pabſt CoeleſtiniKammer erſchallen laſſen : Coeleſtine, li
vis falvus fieri , depone Papatum , & recedein Eremum :
Cæleſtine,wann duwilt ſeelig werden / rolegoas
% pabftrbum ab / und gebe wieder in eine Eins
ſiedlerey / welches der frommeheilige Vatter vor die
Stimme eines Engels gehalten / und dieſer Ermahnring
gefolget habe. Wiewol er auch in ſeiner Eremitageund
Einſiedlerey vor ſeinem Verfolger / dem Cajetano ( der
nach ihm Pabſt worden ) nicht ſicher geblieben / ſondern
( aus Furcht, ob dårffte ernach entdeckter Lift etwa zubem
Pontificátwieder eine Luſt bekommen / oder von andern
mit Gewalt dazu erhoben werden ) mit engen Arreſt anges
halten worden . Er iſt der Inſtitutor und Einſeker des Cees
leſtiner-Ordens / und von der Kirche canonilift.
Nachs RC
&n
Geſchichten des V. Periodi. Iof

Nachdem nun Cæleftinus refignirt / kam noch in eben


felbigem Jahr auf den Thron obgemelbter Cardinal Cam
jeranus, der ſich Bonifacium VIII.nannte. Es war diß ein Domifacius
Herz, der in den Hiſtorien wenig Lobs verdienet / und abs VIII,
ſonderlich in Franckreich / wegen der groſſen Strittigkeis
ten /die er mit König Philippo Pulchro gehabt / davonwir
an ſeinem Orte gemeldt i wie auch in Deutſchland wegen
ber Oppoſition und Widerſpenſtigkeit , die er Kayſer Al
berto I. erzeiget / und ſonſten wegen der Perſecution und
Verfolgung , die er wider das Haus und die Cardinale
von Colonna vorgehabt / wenig Guts von ſich ſagen mas
chen . Das Notableſte von ihm iſt/ daß/ wie er den Auss
gang des Seculi XIII. erlebet / er , wiewol auf eine Chriſtlic Anfang
des Jubi.
che Weiſe , eineArtvon den alten Feſtis Secularibus oder leiding
Gubel- Feſten introducirt und wieder eingeführet/ und ver,
mittelſt eines allgemeinen Ablaſſes / das erſte Jubilæum
gerest 1. mit der Verordnung 7 Daß alle hundert Jabe.

dergleichen geſchehen ſolte. Er ſtarb aber vor Gramunis


Kummer ob dem daß ihn KönigPhilippus Pulcher zu Ana
gnia gefangen hatte nehmen laſſen . Von ihm ſchreibet
g 3 Cran.
102 Fünffres Capitel von den Rirchen ,

S.XIV , Granzius und der Continuator Abbatis Ursbergenſis, daß


eram andern Tag des Jubilæi in KayſerlichenHabit fich
offentlich fehen , unddas bloſſe Schwerdt vor ſich hera
tragen / dabey ausruffen laſſen dieWorte / die Petrus zu
Chriſto geſagt : Ecce hic duo gladii ; Siebe/ bier ſind
zwey Schwerdter . ( das Geiſtliche nemlich und das
Weltlich . ) Dann weil er Kanſer Albertum vor keinen
e
rechtmäßigen Kanſer erkennen wolter ſo prætendirte und
er 7 dieKanſerliche Jurisdiction und Bothmåſ
verlangte
figke it in Italien reye dem Römiſchen Stuhl heimgefalı
len . Nach ihm hat ſuccedirt
An , 1303 . Benedictus XI. Der aber nicht fånger als neundhalb
Benedi & us Monat regiert . Thm folgte .
XI.
An . 1395. Clemens V. ein Gaſconier , Biſchoff zu Bourdeaux
Clemens, welcher aus Lieb zu ſeiner Nation den Påbſtlichen Stuhl
von Rom nach Avignon in Franckreich , in der Provint
bon Provence und damals noch dem Haus Anjou anges
hörig / transferirt. ( Dann die gange Grafſchafft von Avi
gnon hat Pabſt Innocentius VI . erſt Anno 1352. von der
Königin Johanna von Neapolis aus dem Geblåt der An
? degavenſium völlig an fich gekaufft. Von dieſer Zeit iſt
der Påbſtliche Thron zu Avignon geblieben zwey und fie:
benkig Jahr lang/ biß Pabſt Gregorius XI. ihn wieder
nach Rom gebracht , davon wir in dem folgenden Theil
An : 1311. werden zu ſagen haben . Unter dieſem Clemente iſt das
Concilium berühmte Generale Concilium Viennenſe gehalten wors
Viennenſe, Den / in welchem die Beginnen -und Tempel-HerrensDr:
den/ wie auch die ſo genannten Fratricelli abrogiſt und ab
geſchafft worden . Dieſer Clemens iſt auch der Autor der |
Clementinarum in Jure Canonico , die hernach publiciſt
hat ſein Succeffor
Johannes XII. von ſeiner Familia Jacobus de Offa ,
Ani 1316 . oder wie ihn Kayſer Ludovicus zu nennen pflegte Jaco
Johannes bus de Baburca ober de Cahors genannt. Er ward er :
XXII
wählet nach einem langen Inter-Regno von zweyen Jah
ren /
Geſchichten des V Periodi. 103

nr inneme dieGaſconiſcheCardinale / ſo die Helffte von vi


m Sacro Collegio ausmachten 1 keinen andern Pabit
s einen von ihrer Nation admitiren wolten / worzu die
brige keine Luſt hatten 1 biß fie endlich gemeldtem ļa:
de Offa , der aus der Proving Quercy
bo gebürtig war/
e Wahl und ( ompromiſs auftrugen / daß er allein einen
abft ernennen ſoltet worauf er ſich ſelbſten zum Pabſt
ominirt und ernennet. Er hatte währender ſeiner Ries
arung die groſſe Differentien mit dem Käyſer Ludovica
avaro , davon wir an ſeinem Ort die Erzeblung gethan ;
Beitläufftigkeit
entſtund auch umwegen
dieſeder
ZeitFranciſcanerbe
in der Kirche eine ungemeine

" icolaus III.und deffen Succeffores einige gelindere Inter- mit den
erationes der Regulæ S. Franciſci geben 7 ein Theil von Franciſca.
eren Ordens Brüdern aber ſolche Getindigkeit nicht mein .
inehmen , ſondern die Regut in ihrer åuſſerſten Schärta
obfervirt wiffen wolten / und darüber ſich von dem Cor ,
re ihres Prdens als abſonderliche Reformaren 7. fepa,
ten auch lieber den Tod und Marter ausſtungen
Dann man hiette ſie damals pro Apoftatis und Vers
htern Der Påbſtlichen Verordnungen ) als ſich mit ins
in Mit-Brüdern / die man Conventuales hieß , verdie
gten. Hieczu kam noch eine andere und gröſſere Con
bvers oder Streit- Sache: Dann einige Zeit bernach
gte ſichs / Daß bey einer gerviſſen Inquiſition über eine in
klaubens ,Sachen ſuſpecte und verdächtige Perſon , die
ominicaner undFranciſcaner ſich mit einander entzwen.
en über die Frage : Ob der HErr Chriſtusung
sine Apoſteln in ihrem Leben erwas Eigena
hümliches gehabt haben oder nicht : Die Domi
caner behaupteten dieAffirmativam , nemlich ga/ und
je Franciſcaner das Nein /und wolten Chriſtus und die
Ipoſtel hätten von ihren Kleidern und dergleichen , nicht
as Eigenthum oder Dominium , fondern nur den bloß
en Ulum und Gebrauch derſelben gehabt. Als nup
ie Sache por Pabſt Johannem XXII. kam , that et
g 4 den
104 Fünffres Capitel von den Rirchens

S. XIV , den Ausſpruch vor die Dominicaner / ſtieß aber dadurch


die Franciſcaner 7 welche ſich in dieſer Sache auf eine
Decretalem Pabſts Nicolai III. die geivaltig vor fie laus
tete / fundirten / dergeftalt vor den Kopff / daß ſie und
ihrGeneral Michael Ceſanus, ſamt den Gelehrteſten von
ihren Orden / als dem Wilhelmo Occam , dem Bona
Graria und andern fich ganz vom Påbſtlichen Stuhl
fepariçten, indie ArmeKanſers Ludovici BavariWurffen
und deſſen Parrie und Jura wider den Påbſtlichen Hof
auf das äuſſerſte defendiren halffen .
00
Es war aber die Strittigkeit zwiſchen ermeldtem
Kayſer und dem Pabſtſo weit gekommen ,daß Lido
vicus, um den Pabſtzu mortificiren und weh zu thun /
An. 132g: endlich gar ein Schiſma erregte / und Petrum de Corba .
Schilma ria , unter dem Namen Nicolai V. wider den Pabſt Jo .
An. 1330. hannem erwählen machte . Wie aber dieſes Schiſmabals
darauf,
Nicol ai es rene
oder nunn gleich durch die Gefangenſchafft des
ſeine
/
haben ward alſo fand man endlich auch eine Explica,
tion die Påbſtliche Conſtitutiones und Verordnungen
ůber obgemeldte Quæſtion mit dem Şentiment der Frans
ciſcaner zu conciliiren oder vereinigen / und dieſelbige
wiederum zu gebührendem Gehorſam und Reſpect her:
ben zu bringen .
Dem Johanni XXII. welcher im 90. gahr ſeines hos
hen Alters geſtorben und einen Schatz von mehr als
so, Millionen verlaſſen / ſuccedirte
An . 13346 BenedictusXII. ein går gelehrter Herr / welcher denen
Benedi & us Frankoren zu Lieb - wiewol wider ſeinen Willen / die
XII.
Excommunication Kanſers LudoviciBavaricontinuirte.
Dergleichen auch that fein Succeffor :

An . 1342 , Clemens VI . Der den Käyſer Ludovicum mit Äufferſter he


Clem .vi.Schårffe tradirte. Dieſer Clemensmachteden Anfang/
daß man das Jubilæom alle fünffzig Jahr celebriren ſols in
te, welches nach der Zeit noch weiter 7 und auf jedes 25 .
Jahr 1
) Beſdichten des V. Periodi. 105

Gahr /oder das Viertel von jedem Seculo verlegtworden . Als


Weil mit ſeiner Regierung unſer gegenwärtiger Periodus
ausgehet 7 ſo müſſen wir auch die Geſchichte der Påbſte ;
vordieſem Theil 7mit ihm beſchlieſſen .
Was die Griechiſche Kirche anbelangt/ ſo hatte zu Ana Griechis
fang dieſes Periodi der Griechiſche Käyſer Michael Paleo - Ide Kors
i logus eine unerhörteFurchtieines Theils por dem noch te ben Ger
benden Lateiniſchen Käyfer Balduino,der vorwenig Jah,ſchipten.
. ren von Conſtantinopel war vertrieben worden / daß er
nemlich durch eine Cruciatam der Occidentaliſchen Poten
kien wieder dårffte reſtituirt und eingeſeßt werden i andern
heils vor der Carolo Andegavenlikönig inSicilien /der
fchon würcklich ſich dazu præparirte / daß er das Conſtans
tinopolitaniſche Kårſerthum occupiren vvolte. Solchema
Celt nach Fehrte Michaël Paleologus allen lecſinatichen Fleif
an i den Påbſtlichen Stuhl auf ſeiner Seite zu halten /
und that von Tag zu Tag neue Vorſchlåge / zu Aufhes
bung des Schiſmatis und Vereinigung beeder Kirchen :
er ſchickte auch zu ſolchem Ende ſeine Geſandten / und De
If puratos von der Griechiſchen Cleriſer / würcklich auf das Vergleich
Concilium Lugdunenſe , alwo die Reunion und Verein , mit der
bahrung von allen Seiten beſchloſſen , das Lateiniſche Römi.
Glaubens- Bekanntnuß von den Griechen angenommen Ichen Kirs
den .
und Påbſtlicher Heiligkeit die Submiſſion gethan / auch
alles mit leiblich geſchwornen Eyd von den Griechiſchen
Geſandten beſtåttigt ward . Als ſie aber wieder nach Gehet
Saus kamen i wolte die Griechiſche Clerifer pon dieſem wieder
Vergleich gang nichts håren, ſondern wie ſehr ſich auch surud .
spy Kånfer Michaël bemühete, die Decreta des Conciliigelten
zu machen , ſo fand er doch überal taubeOhren ; undals
er über dieſen Handeln mit Todt abgieng / erneuerte ſein
Sohn Andronicus das Schiſma mit aller Macht / und
wolte ſogar ſeinen Vatter Michaëlem , darum / daß er ſich
dem Påbſtlichen Stuhl ſubmittirt håtte / nicht einmal eis
ner rechten Beerdigung würdigen . Er/ Andronicus,und
Feine folgende Succeffores brachten zwar nach der Handico
gs offt
106 Sünffres Capitel von den Rirebenty

S. XIV . offt ſie die Affiften der Lateiner wider die anwachſende
Macht der Türcken vonnöthen hatten , die Propoſition von
der Kirchen - Vereinigung noch etlichmal wieder auf die
Bahn / entweder aberweil ihnen daben kein rechter Ernſt
war 7oder aber weil ſie nicht mächtig genug waren ihre
Unterthanen und Geiſtliche zu gleichen Meynungen zu
bringen / ſo lieff dieſer gange Periodus mit lauter vergeblis
chen Tractaten und Conferenkien hin / undward in effedu
und in der Vollbringung aus dieſer Reunjon nichts .
Von andern ſonderlich remarquablen und merckwürdia
Loretto
Kirche. gen Kirchen Sachen / ſo in dieſem Periodo fich ereignet
iſt nicht zu vergeſſen 7daß in demſelbigen die Devotion zu
Unſer Lieben Frauen zu Loreto angefangen / dann die H.
Catholiſche Kirche glaubet / das, um dieſe Zeit das kleine
Haus , in welchem Der gebenedeyten Jungfrauen Maria

die Verkündigung durch den Engel Gabriel geſchehen /


und in welchem ſie durch den H. Geiſt ſchwanger worden / r
yon Nazareth aus Palæſtina durch die Engel in den Lüfften
in der Gegend von Ancona getragen / und endlich an das
Drt F
Geſchichten des V. Periodi. 107

Drt Loreto / wo es annoch ſtehet /auf beſtåndig niederges


reket worden / welcher Ort dann heut zu Tag mit groſſer
Andacht und vielen Wallfahrten venerirt wird.
Dieſes nun iſt / was in diefem Periodo wir vornemlis
chen von den Kirchen -Geſchichten zu ſagen haben. Wir
ſchlieſſen folchen unſerer Gervohnheit nach mit Benene
nung derdarinn bekannt gewordener Scribenten undges
.
lehrten Månner.
Da dann unterRudolpho I. vorkommen. Wilhelmus
Durandus , der das groffe Speculum geſchrieben / dahero Gelehrte
Reute.
er insgemein Speculator genannt wird / Item das Ratio,
nale Divinorum Officiorum . Jacobus à Voragine, der die
Aurea Legenda geſchrieben . Ægidius Calumnius Roma
nus,der vielin Theologia Scholaſtica geſchrieben
und deße
halben den Zunamen Doctoris Fundatiffimi bekommen.
Der Staliäniſche Medicus und Philoſophus Thaddæus
Florentinus.
Unter Adolpho und Alberto , der groſſe Chymicus
Raimundus Lullius. Der groſſe Theologus Scholaſticus
Johannes Duns , oder Scotus, insgemein Doctor Subtilis
bengenamſet. Der Griechiſche Hiftoricus Nicephorus
Calliftus. Item der Staliảniſche Johannes Villianus, dann
Der Teutſche Hiſtoricus Sifridus Presbyter. Demezu ada
jungiren der Henricus Stero , aus dem Cloſter Alt Eych.
Der Engliſche Theologus Richardus à Media villa . Der
Philoſophus Henricus Gandavenſis , insgemein Doctor
Solennis gennannt.
Unter Henrico VII.Der Staliäniſche Poệt Dantes Ali.
gerius. Der FrankóſiſcheMedicusArnoldus de VilaNa
va. Der Theologus und Philofophus, Auguſtinus Anco .
nitanus .
Unter Ludovico Bavaro , der Griechiſche Hiſtoricus
Georgius Pachymerus und ſein Geſell NicephorusGrego,
ras. Der berühmte Franciſcaner-månch Wilhelmus c
canus. Der Defenſor der Kayſerlichen Hoheit Marſilius
Potavinus. Der berühmte Italianiſche Poët und Moraliſt +
Franciſcus Petrarcha. Der bekehrte gelehrte Jub und
Theo
108FünffresCapitel von denKircben Geſchicht.

S. XIV , Theologus Nicolaus Lyranus. Der Theologus Fran .


ciſcus Mayronis , ſonſten Doctor Illuminatus genannt.
Pelagius Alvarus, der den WilhelmumOccanum refutirt.
Petrus Bertrandus, der de Jurisdictione Eccleſiaſtica ges
ſchrieben. Der berühmte Canoniſt, Johannes Andreas.
Der groſſe Juris- Conſultus Bartolus de Saxo ferrato ,
Die beedeCalderinizu Bononien / Davon Der eine in Jure
Civili , der andere in Jure Canonico berühmt worden .
Der Commentator in Libros Sententiarum Petrus
03 Aureolus, Der Refutator des Durandi und
Henrici à Gandavo , Hervæus
Natalis,

Ende des Dritten Theils.

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RERUM & VERBORUM .


w
Regiſter der denckwürdigen Sachen und
Wörter .
Dte . G. bedeuten die Birden . Gerdidte.
Dauer
4 .
Achent / Carolus Magnus C. Holfatiz 427
ftirbt allda 5.6 Naſlovius 600
La e Abanus Kex Hungar. Adriaticum Mate 424 .
255.2576 389 Ægid. Calumnius K.G. 107
bbo , Ep. K. G. 35 Ænobarbus Imp. 411
Floriacení. R. G. 46 Agapetus Il. Pabſt/ K. 6. 39
bel, Rex Dan . 577 Agiltrudis 64
tr. Abellardus R.G. 96 Agnagia , Urbs. 456
en Eſra K.G. 97 Agnes , R.O. 512
jensberg 197 uxor Henrici III, 256141
op 255.257 Aigrold 221
:curfius K.G.97 Aimoinus K.G. 46
Yra , Urbs 535.6611 Ajola 234
dalbero 227. alius 234 Aladius 664
dalbertus go. 181 Alatranus 312
dalgerus 3 10 Albategnius K.G. 29
Jalgiſus Beneventarius 33 Albericus Marchio 143. 143.
Jamus Bremenfis K.G. 97 Albertus Graf zu Bamberg 69
Helbertus , March. Tuſcia so, fil, Berengarii 144
142 Artellanus R.G. 54
Apoft, Bohemotum 181 Imp. I. wird zum Kår fer er
Ep. Bremenſ. 210 ipåhlt 604. erlegt Adol.
delheidis 53. 144. 15 % phum Naſlovium 6os . kriegt
delmannus 8.8 . 64 mit den Churfürften 606.
do Viennenfis R.O. 29 mit Bayern 607. machtſeie
dolphus Imp. wird zum Kanſer nen Sohn zum König in
errablt 601. nimmt von Éns Bdhmen 608. Will in der
geland Sold 601. Will Thů, Schweiß ein Bergogthum
ringen kauffen 603. wird ab, anrichten 609. wird umgea
geſekt 604. fornmt itt ber bracht 615 . ir'in
Schlacht um 6os 140 2355
El. Colonia 446 Magnus Phil. Ki6.98
Abbas
INDE X . !! ?

Benedictus III. R. 6: 23 Bois de Vincenne 517


IV . K. G. 26 Bola 117
V.K.G. 41 Boleslaus i. D. Bohem . 239
VI . K.G. 42 II. 239
Ill . 239 . Buc
VII, K.G. 12
Sul
VIII. K.G. 45 Boleslaus l. Dux Polon , 191.
ME
IX . K.G. 47 Chrobri 242
NO
3 X. R.G.SI 11. 306 393
XI. R.G. 102 III. Crivouſtus 394
C
XII. 635. P.G. 104 3. IV . Pudicus 581 D
Beneventum 176.- 260 Bonaventura R.G. 90.98 Mac
Beno Card. K.G. 44 Bonifacius VI. K.G. 24 But
Berengarius vide Beringer VII. R.G. 41
;
8. Ital. $ 9.92 VIII. 652. K. S. 101
alius 143. 159 Marchio Hetruriæ 261
10"
Hæret. 252. K.6. 64.87 D. Montisferrati soo
Beringer Graf zu Sulzbach 4096 Apoft. Rufforum K.S.
492 34
Bermutus 236 Bononia 323 C
S. Bernhardus 321922. K.G.68 Bordfeld 262
Aſcanius 426 Borivarius 119: 39 %
R. Ital. 161 Gilbert, Borretanus K.G. 97
de Senlis 220 Boryfthenes' 585
Com , Teutonicus 22 Boſo 46. 10$
NE
Camerarius Ludov , Pii 18 Boſphorus Thracius 331 LE
Bertholdus Bavarus Igo Botoniates Nicephorus 338 Cala
Suevus 126 Bovinás $ 14 iala
Bourbon $ 20
D. Zaringiz 4436 472 6
Herm . Bilingus 157 Brana 497 Cal
Singenheim 301 Brandenburg wird zursMarggrafo Cali
Biſafirius, 233 ſchafft 137.626 . bat viel les
ben in Deſterreich jw.conferie fall
Biſcaya 566
Bilecislaus 169 renykomintan die Burggrafer lale
Blanca $ 17 pon Nürnberg 628 Cal
Otro de St.Blafio , K.G. 97 Adam . Bremenſis F. G. 97. Сар
Pec. Blefenfis K.G. 97 Joh. Brennes 945
Graf von Blois 658 Bretaigne 214.658 Can
Boemundus 365 : 398 Brexislaus 254 Can
Boetica 567 Bringis 206 Can
Bogiris 93.K.G. 16 la Broſe 647 Can
Bohemia , Bohmen von derſelben Rob . Bruce 668
Herkoñen116, darinnen frie: Bruno, Apoft. Ruff. K.S. 34
gen die Weiber / 119. fommt Saxo 54 Cap
an die Rüßelburgiſche Farnili, ? alius 263 Cap
618. Böhmiſch Wappen /578 Epiſc. & D. Lothar, 131 , 155 Cara
bekommt einen Derin / 676 Auguft, 1884 Here
RERUM ET VERBORUM .

terbipol. 259
de Carara 119
uleni... 50
Carmelita S.G.91
arthufian , Auth , R. 6.67 Hug . de St Caro K.G.98
© 282 Carobertus Rex Huñg . 673.687
garen K. 6.16 Carolomanin, frat, Car, Calvi 49
aris Jetus 417 f. Lud. Germ . 44.45
Nonii 520 Balbi 104
har . Wormatienſ...6.48
om. Helffenftein 155 Carolus Magnus Bergleicht ſich mit
ux Sueviæ 130 der Käyſerin Irene 3: kriegt mit
j. Burdinus313 Dånnemarck und Böhmen 4. ſtirbt
so ſeine Beſchreibung 6. iſt uns
gund / derfelbSituat
en ion zi: 60: glücklich
1. tómmtän Teutſchland 346 mi
Carol. Cal. tVat
Der en Edd
ſeinter hteihn
will 12 en
rn ſein
es 278
Vrius 638 andern Brüdern vorziehen 18.
wird bom Kapſet Lothario bart
‫المو‬ C. bedraingt 27. erhalt doch gang
Adolaus Pallavicinius K. 6.si. Franckreich 29. deſfen Derrichs
Cadaluinus 268 tungen in Franckreich 37. nimmt
ftinus II. Pap.K.G.77 . kötharingen ein 39. bemachtiget
III, R. 8.79 fich des Käyſerthums 43. bétrügt
IV . R. G.80 Carolotnannum 44. bekriegt die
V.RG. 100 Söhne . Ludovici Germanici 46 .
eftiner : Drden K.G.100 wird geſchlagen / und verliehrt den
Scan , 312. 8.8. ioo. Antheil Lotharingen 47. ihm wird
abria 3.194.148 mit Gifft bergeben 48. iſt unglücks
+ is Urbs Vor Engeland erobert lich mit ſeinen Kindera 49
18 . Carolus Craſſus wird , unfinnig 4r .
Serinus R. G. 108
wirb König in Deutſchland46. wird
fa § 29 RömiſcherKäyfer s 3. bekommt die
itus K 3.102 gange Carolingiſche Monarchie zu .
II. Pap. K. G.94 ſammen 56. dergleicht ſich mit den
sp. JohannesI. 341 Normannis 58. verliert ſeine breg
mnius K. G. 107 Cronen ibid .
Enbridge 3 87 Carolus Claudus R. Neap. 686
-zidià 8 8 fil, Caroli M. 12
olla is 3.286 f. Caroli Calvi 49
jterbury 3 87 Dyrrachinus 687
uifiui 13 296
jutus I. 237 : 383 Carolus Gallia R , It . Calvus339
fi: 385 III. Simplex 53. 10 $
214
go Capetus 224 IV . Pulcher 657
petingi i 25
pitularia Francica 161 Hungariæ Robertus 673
radinus 547 Carolus Imp. IV . hat groſſe Progreſ.
fen in Italien 633 , wird wider
Dritter Tbail.
in Italien Ludo.
IN DE X

Ludovicum zum Kayſer er : Ema Joh , 341 343


wählt 637 nuel .491
Lotharingiz D.171 Pet. Commeftor K. G.90.97
alius 6 $ 5.660 Compoſtella 114
COD
fil, Lotharii Imp:31 . Conarius 580
Carrara 633 Conc. Conftant. IV.K. G.10.13
Trecenſe 305
Joh . Carcacozenus 645
Cartbauſer K. 6.67 Rhemenſe 314
Calimisus I, R.Polon 393 Lateranenſe 316 K.G.80.89
II.580 Clarimontanum 358. S.G.74 j
III.M.690 Lugdunenſe 466.K.G.74 DI
CaAilien 234. 381 Vientieriſe 654. K.G. 102 сон
Catacalus Ambuftus 333 Latrocinale S.G.10
Caceraux sog Proftibulum R.S. IS Cos
Cencius 289 Concordata Germania 316.R . 6.5
$ . $44
Ceritum Cellæ f.6.21 Con imb ria 381
de la Cerde 675 Conjunctio Planetarum 584 Co
Mich. Cerularius R.6.63 Canon. Ep. 271
Mich. Ceſanus K.G. 164 Legatus Pontificis 3 10 Co
Chartres 392 Conradinus 487
If
Chartreuſe R. 3.67 Conradus I. Imp. 128. wird erwählet/ Cor
NicetasChoniates 8.6.97 und wollen die Deutſchen ihm nit
Chriſtina R. Hifp. 569 gehorſamen 126. Teine Schlacht
Cliriftophorus Papa K.G.27 mit den Sachſen 1276 er recom .
Chrobri 242 mandiri ſeinen Feind 128
Churfürften derfelbert Anfang 186.Conradus II. Salicus 195 , 244. Uns
deren ſechs Erb Aemter449 ruben unter ihm 245. bringt das Cop
Cigniss54 Kinigreich Burgund an das Reich one
Cincius 3 1 2.K.G. 52 246.250. Seine Danckbarkeit 247.com
Ciftertienfis Ordo R. G. 68 zwey Könige affiftiren ſeiner Cros Cor
Cl . S.Clara R. G. 63 nung ibid. die Römer müſſen ihr Lor
Clarevallenſes K.G. 68 um Gnade bitten 248. ſein Krieg
Clemens II . 258. K.G. 49 in Ungarn 249. ſeine Großmůthigs
Antipapa K. G. 79 Feit 250. ſein Krieg in Italien 252 ,
111. S.G.79 er ſegt die Fürſten inApulia ab 253 or
IV.K.G.81 Conradus III. 401. erklärt Henricum bou
V.K.G. 102 Superbum in die Acht 402. bålt den ta
VI. 636. K.G. 104 Weibern zu Weinsberg ſein Wort
Clementinæ K. S. 102 404. nimmt eine Cruciatam vor
Clugny Cloſter 193.K.G.35 408. gelanget nach Conftantinopel
Coblent ss 523. wird von den Griechen betros
Cöln wird ein Reichsſtadt 152.499 gen 24. und von den Türcken gee
Colomannus 305 ſchlagen 525, reket das Hof See
Commenus Iſaacius 334 richtzu Rothweil ein4io
Alexius l. 339 Conradus IV . 478 bebålt die Obers eu
11.493 band
RERUM ET VERBORUM .

nb wider feine Competenten /Cruciata prima 358. B. G.74


9. ihm wird gefährlich nachges fecunda 408.522
It 480
He
dus fil. nrici IV , 296
ce rtia 432.531
Hierofolymæ 535 quarta 534
-
mx Bavariz 261 quinta 541
Franconi 69 Lexta 543
a
ku ie ns 1 4 8 . , 1 5 4 fep tima 546
$ 318.401 octavasso
Crumnus 75
Bior 345
Cucullum 640
entisferrati $ 35
Cunigundis vide Tunigund
dus Inquiſitor 461 Cunilda 256
Ursbergenſis R.G.97 Cuno 244
flantia WilhelmiSiculi Soror 430 Cuphara i 15. * .0 , 16
1438 Curcuas 202
berti Gall, R. Uxor 230
Cydnus fluv .432
wantinopel kommt an die Latiner Cygnis 554
>, an die Griechen 504 Cypern 535
antinus VI . Copronymus 82.
leidynam wird verbrannt 9a Di
Lat. VIIL 199. 204
IX . 53 2 Ama
D Damkcios dal is. 23
aſus II.Papa K.6.49
X. Monomachus 330 Petr. Damianus 274.5.6.76
XI. Ducas335 Damiata feu Memphis 547
Ducas 200
Contractus K.6.76 Dan ia , Dånnemard 576.6.6.6.34
Dantės Aligeriùs.B.S . 107
K.G. 64
meni 555 Dauphiné kommtan Franckreich :658
Decretates B. 6.89
ygatus 371 Delphinat 658
eonis 573 Dertòná 2 1
$ Juris 3 22 Dietericus Landgt. Allat, 354
dinus 574
boranus 371 Com . Quedlenb. 28 %
Diogenes Imp. 338
pricolæ 322 Dominicaner B.G.92.103
és 232 st. Dominicus B.6.92
enay sou Dominus II. Pap.K.G.42
W 121.582 Donus P. vid. DominusT.6.43
IS I 17
aliusPolonus 121 . Dragoner Urſprung 627
Drahomira 120
alius ibid ,
Heil. Drey Könige 419
353 658 Dragon 397
entius 180. R.6:43 Ducas Alexius499
188
Conftantinus 335
usfahrt vide infra Cruciatas Michaël 338
ouftus 394
Johannes 504
bunn .
INDEX ---
Eporigia 188 F
Durandus Ep.K.G.64

CORSICA
alius 107 F.
Eremitten Drben R.G.35
Ê. Joh. Erigena Š.G.64
Sueviz 245. 249
E Bb ok.6.16Francus 1 26 Eringerus D. Suec, 126
Eberhardus Ertucules 664
Palatinus 145
Walth. von Eſchenbach 614
Ep. Spirenſis 128 EfeMarch,275,633.
Ecbertus 263.266.294 Eudes 104, 214
Echbrechtus í 14 Eudo 108
Eckardus March .Thuring. 187 Eudoxia alia roi
Edelredus R.Angl. 237 alia 336
Edeffa 202.369.521 alia Soo
Editha 153
Eugenius II: Papa SP.G.7
Edmundus 237 III.K.G.77
alius 67 1 Eulogius .6.19
Eduardus Rex f. Sanctus 3 84 alius K.G. 28
11. 650 Euphemius alius 87
Princeps Waſfiz 98.294 Euphrolina Foo
ex Cerdicia familia 1. 666 Euftachius Gårhierus 379
11.670
Euftachius Patr. Conft. K.G. 30 .
111,671
Philologus . 6.97
Édulphus go Euthimius Zigabenus K. 6.76
Edwulfus 114 Eutychiani R.6.64
Egbertus 263 Eyd:Genoſſen 613
Eginhardus 12. 8. 6.28 Ezelirius 464
Egypten 521.529 Ë.
Eidſtatt se .G.ein Biſchoff von Eich:
ſtatt wird Pabſt so F á f r a d i j
von Feiftingen 614
Eiſenach 602
Eleonora Fo6. 507 Ferdinandus I. M.Caftelle R. 381
II. 567
Elga 202
Eliſabeth Tyrolenſis 594 III . Sanctus 568
IV.665
Bohem . 180.618
Sandale. G.94 Ferrara 272
Elivra 36 Ferribrachius 397
Elmufen ili Feftum Aller:Heiligens.G.6
Corporis Chriſti K. G.90
Elvahet $ 64
EmanuelComienus Imp.II. 343 49i Flageliantes K. 6.93
Emericus 250 Flandria 354.650
Pinziralla Flifcus 596
R. Hung. 1.577
Emma 12 Floduardus K. 6.46
Emico 363 Florent 897
Engeland 383.3847507 Florentius C. Holl. 46%
lber tus Florianus Sanctus .6.96
Enge 458
Son K.6.88 Fontenay 27
Formo
RERUM ET VERBORUM .

en nolus Pap . 64. K.G. 24 ringen erwählt 467. und bernach


kiçiſcus Petrarcha R. S.107 Wilhelmus Hollandus 469. feine
alSanctus K.G.91 Parthen kommt wieder in die hos
=zmuciſcaner S. G. 91.K.G. 193 be 469. ſtirbt 471
sledken 320 Fridericus Barbar,f.534
cfurt am Mayn urſprung der: Pulcher Archi •Dux Auftriz' 623
ben Meß 477 625.630
dreich 103 Lotharingiæ 13 !
ius Frangipanus 312 Auftriæ 487
BI K.G.55 D , Sueviæ 318
2001 Alphus R.6.28 Siciliæ 685
berg in Meiffen 422 Fridericus Com . Palat, Saxon. 270
ricus I. Barbaroſſa Imperator alius 282
Grch ihn kommt der Guelphiſch, Graf von Staufen 289
D Gibellin iſche Stamm zuſam . yon Iſenburg 458
06:28
en 411,hålędemPahlt den Steig: çum ad morſa gena 60%
igel 412 ſeine erſte Actio Ep. Ultraje & 18
Ss in Italien 113. Anfang des Mogunt. 154
treits zwiſchen ihm und dem Frieſland / Frieſen 482
Em abft 415. er vindicirt die Jura Otto Frifingenfis . 8.97
8 Reichs 417. fomentirt das Frojola R.235
Biſma u Rom 418. güchtiget Fronleiớnams.Tag K. 6.90
Manlånder 419.macht Friede pon Fürſtenberg 637
e dei Pabſt 423, ob der Pablo Walth . Fürſt 609.
Im Ranſer auf den als getretten Fürſtenfeld 479
ali s . erklärt Henricum Leonem in Fulco Ep. 108 6
Acht 426. bat Gefahr von ein alius 349
Im Fall 431. nimmteine Crucia . Hieroſol. 379
n vor 4324 531. ftirbt ob dem Sacerdos 543
den 433.533 Fulda 260, 429
ricus II. Imp. wirdimhohen AlFulucus Com ,in Andegavi 223
von ſeiner Frau Mutter gebob Fundi 455
1439. wird zum Käyſer erfobs
n miber Ottonem 452. regieret
lein 454. raumt den Römiſchen

stuhl bielOerter
Mißhelligkei ein 45s:Anfang Gabelle559
t zwiſchen ihm und Gåßler 609.611
2m Pabſt 456 er wird in Bann Gaimarus 194.396
than ibid . & 459. thut eine Cru . Henricus Gandavenfis R. 6. 107
atam 461 , vergleicht ſich mit dem de Garlande 352
abſt 461, ſein Sohnrebellirt ivi Garnierus 379
er ibn 462.wider den Kayſer wird Garfias Rex 114.234
ine Cruciata gepredigt 463er wird Rex Navarra 380
ufs neue in Bann getban 466.) Xemenus 566
piber ihn wird Henricus von Thů. Gębbard Ep. Eichſtatt K.6.se
LE 3 Geile
INDEX
Geiſa I, 258 Goſehnus 230
II. 390. Goſlar ! Daſelbft geht ein blutigere
III. 577 Præcedenz- Streit vor 269.365
Gelaſius Pap. II. 6. G. 54 Gothofredus vide Godofredus.
Sig. Gemblacenfis 6.6. 76 Cozelo 249
Anſel * .G.76 fil, 257.261
Gerberga 219 H. Grabs Ritter R.G.73
Gerbertus 181.228. * . G. 26.43 Gradenfis Patriarcha 15.
Gereon Graf von Stade 137 Gradus prohibiti R. G.9.66
Gerhardus Ep. Flor. 264. Granada 568
El Mog. 600 Gratianus Author Decretalium R.
Geto. 44f 97 H
Gertraud 3 24 Sacerdos 257
Gibellini 401 Gregoras Niceph . K.G. 107
Gibraltar von Spanien den Mohren Gregorius IV. K.G.7
hinweg genommen 6.66. v . 6.43
Giebichenſtein 249. 270, VI , 258
Gilbercus Borretanus . 3.97 H
VļI. 275.289. K.G. 49
Gilletta 2 14 VIII. K.G.79
Giſelbercus 188 Anti- Papą 3 13 d
D. Lot har. 146 IX.R. S. 80
Giſela 245. *. 6 , 19 X.R.G. 81.98
Gloria Laus & honor durch deſſen Grezomislaus 119
zierlich Abfingen hat der Abt Grünow 134.
Theodulphus ſich ſeiner Gefangen. Gualterus 361
ſchafft entlediget 23 Guelphi 150.405
Mich. Glycas X. G.76 Guelphus 66
Gneſen. 582 alius 245
Gothofredus Barbatus 132. 189 alius 403
Bouillonaus D. Loth . 23 1.365 Robuſtus 275
de St. Almara H.G.71 Guibertus 263. 284.290. K. G. 53
II . D, Lothar. 257 , 261 Guido R. Ital. 59.61 . 142
III. Gibbolus 262 R. Hierofol . de Luzignan 30
IV.297.364. 367.376 Ep. Viennenſ, 310, 314
V.Barbatus 304 Rob. Guiſcardus 264.397
VI. in der Biegen erhält den Sieg Guntharius37. 8. G. 15.
H
406 Guntherus Hiftoricus K.G.97
Planta. Genetta 388
K. Danix4 S.
Normannis57.6.6.19 ubdanok 306
Turinus 573 HoeHabsbu rg Gr.586
om ontslae . 86
Viterbienfis 2.6.97 Hadrianus II. Papa R. G.24
Gotheſcalcus 363.6.6.14 III. *. G. 24
Gottingen 136 IV . B.G.72
Gonzaga 633 V.2.6.99
Haga
RERUM ET VERBORUM ,

aganus 3 15 135. inftituirt die Turnier 136


ager 473 ordnet die Marggrafſchafften 137.
aimo T. S. 28 erfindet die Bergwercke 139
ulan , 563
maria : 111 . Henricus. II. Sanctus wird Kanſer 187
maxobii 343 wird hinckend 188. Teine Keuſchs
beit mit Kunigunda 189. fundirt
imburg ihre Freyheit erkaufft 459 das Bifthum Bamberg 199. Der
meln die betrüglichen Ratten der Pabſt ſchenckt ihn den Reichs.Apf
rieben T. G. 96
fel 193. ſeine Conferens mit dem
nularius Archi.Ep. R. G. 28 König in Franckreid) 195
Ano Epiſc. Colon . 266 Henricus III Niger wird Kanſer 254
aldus R.Dan . K.G.6.34 ſein Krieg mit Ungarn 255. låft die
Angl. 384 Faknarren wegjagen 257.. ſeir
alius 384 Krieg wegen Lotharingen ibid . 258
duinus 188
261, verleybet den Normannis A
qaldus 15. 26 pulien 258. iſt in Gefahr von einem
e - Knut 384 Fall 259. fein Krieg mit Bayern
tensburg 280 261
arceville 397 Henricus IV . iſt unter ſeiner Mutter
urga 145 Vormundſchafft 263. Anfang der
1. deſſen betrügliches Frühftück rittigkeiten mit den Pabſten 235
70.126. wird von Máufſen ges Krieg mit Ungarn 265. Henricus
] Ten 167 wird von ſeiner Mutter wegges
II . 148. ein Betrüger 166 nommen 266. ' Hanno wird ſein
pig 325 Vormund - 267. und bernad Ad
ieta K . & . 32 albertus 271 , der Kayſer will fich
runn 478 pon ſeiner Gemahlin ſcheiden ibid .
rompirt mit den Sachſen 279. ev
rabs Ritter K.6.71.73 wird von dem Pabſt vor Gericht
ius 471
ciţirt 283. und excommunicire
1841 204
. 284. die Deutſchen Fürſten fallen
bill 464
von ihm ab 285. er muß den Pabſt
dlogus 3 um Gnade bitten 286. die Roma
Ligoldus K. 6.97 barber nehmen ſich ſeiner an 288
5 stii vide Schweißer Rudolphus wird wider ihn zum
&&ningus 4 Käyſer erwählt 289. der Käyſer
urolcus I. Anceps Imp. opponirt erregt ein Schiſma 292. wird ben
dem Kayſer Conrado 126 nabe von einem Stein erſlagen
bo auf den Vogelheerd Kayſer 293. Hermannus wird wider ihn
Friegt mit Franckreich wegen zum Käyfer erwählt 294. ſein Sohn
6 baringen 130. ſein Striegmit den Conradus rebellirt wider ibn 295
pulyarn 132. mit den Wenbett 1341 wie auch ſein Sohn Henricus 298
3.6tet in Deutſchland Stådte auf der ftoft ihn gar vom Chron zoa
881
5
INDEX

der Herkog von Lotharingen niñt Rex Portugalļiæ 383


fich ſeiner an 301, ſeine Beſchrei: Dux Auftriæ 1 886 414
bung 302 D. Brabantiæ 475
Henricus v . rebellirt wiber ſeinen Infans 475
Patter 298. ftoft ihn vom Obron D , Carinth , 623 , 676
3bo , wird Kayſer 303: erneuert El. Mogunt, 637
den Streit mit den Pabſt 304. ſein von Kempten bat als ein
Krieg mit Ungarn und Pohlen 305 Hofmeiſter unſchuldig
nimmt den Pabſt gefangen 308 jollen umgebracht were
der Kanſer wird excommunicirt ben 165
310, vertreibt den Pabſt von Rom LÇO 406.422.426.429
312 , macht ein Schilmą 313. wird 434
nochmaln excommunicirt 3 14 :Ver; Limburgenfis 301
gleicht ſich mit dem Pabſt wegen Rixoſus 145.168 . 178
der Inveftituren 3 16. ſein Beſdyreis Superbus 322.401
bung 317, wird vom Blig beſchå, Frid. II. f, 462
diget 318 Landgr.Thuringiæ Anti:
Henricus VI. wird zum Römiſchen Cæſar. 467
König gecrðnt 429.bekommt Nea Truchſeß 489
polis und Sicilien durch Henrath a Waldbott K.G.72
430.435. regiert in ſeines Herzen Heraldus.156.384
Vatters Abwefenheit 434. Der Herbertus216
Mabft ftoft ihm dieCrone vom Topf alius 227
436. ſein Krieg mit Tancredo 436 Heribertus 188
er verfahret grauſamlicy 437. ex Heriyus 215
tirpirt die Normanniſchen Fami Herman
nus Billinguş 157
lien in Neapoli 439. wil das Rans à Salza 477.K.G. 73
ſerthum erblich machen 441, ſeine Contractus K. G. 76
Beſchreibung 442 D. Saxon 282
Henricus VII. wird.Käyſer 615. vers
tritt die Mörder Alberti 616. ſtrebt Dux Lotharingiz Anti - Cæfar
293
nach Defterreid) 617. Bobmen Sueviæ 187
kommt an ſeine Familiam 618 Palat, 413
nimmt ſich Italien an 619 vers Herminegardis 12
fáut mit dem Pabſt in Streit 621 Hermintrudis 49 .
ihm ſoll ſeyn im H. Sacrament vers Heroaldus 15.26
geben worden ibid ,
Heljen 475
Henricus Imp.Conſtantinop. $ 02 .
1.Rex Gall. 344 Heydelberg dafelbſt aufgerichtete le
1. R. Angliz 387 niverſitat 641
II. 571 Hibernia vide Friland.
III, 575 Hildebrandus 268.276
1. Caſtella Ra568. i-Hildesheim Bißthum 269
Gandavenſ. K.G. 107 Hincmarus 45. K.G.IS
Rex Hierofol. 540 v. Siraheim 490
Hiſpania
RERUM ET VERBORUM .

fpania 342, 348.432.609 Imin 328


a> clada Chan . 555 Inarchus 232
of Gericht 410 India 555
Hoheneck 596 indoftan 555
Cohen :Stauff 289 Innocentius II.K.S. 55
bjerus 311 III. K.G. 79
Holland 462.469.628 IV.R.G.81
onorius Antipapa K. G.SI V.K.G.99
II. K.G.55
Interregnum Germaniæ 478
III. K.G. 80
Inveſtitura Epiſcoporum çum bacy
V IV, K.G. 100
lo vel annulo 277. wird nachges
fpitalarii K.G. 69 laſſen 307 , wird für Keßerey auss
Isofiritius 119
geſchryen 310, 316, Der Urheber
Hoveden R.6.97 der Ceremonien 350.R.G.50
sovora 249 Joachimus Abbas S.G.97
ugo Albus 219 Johanna Reg. Navarræ 656
Capeţus 224. 225
1.Neapolis 687
Ep. Rhemenfis 221. K.6.35
dę St,Caro K.G. 98 Johannes R. Angliæ finc Terra 5 ! 3 .
Blancus Cardinalis 283 573
Baliolus R. Scot, 668
-4 R. Itaļ. 141. 143 R.Bohemiæ 618.676
Magnus IST.215.218.22 !
Brennes R. Hierofol. 457
de Paganis R.S. 71
de St. Victore K.G.97 46
Waldrada fil. 56. Cartacozenes 645
March. BrandenburgenC.179 Epiſc. Lugdunenfis 310
Ifrat. Phil. R , Gall. 364 Scotus Erigena R.G. 464
"Sumbert. Com . Morienx 346 R. Hieroſolymz 457,460
lumiljati 419 Imp. Conft, II. Commenus
unfridus 397 feu Calo .
de Thoron $ 36 Johannes 341
bungarn vide Ungarn . III. Ducas 504
luni Ep. K.G. 33 IV . Paleologus645
VIII. Papifla. K.G. 21
I. Yerus Papa ,G, 24
Acobiten K.6.64 IX.K.G. 26
DeJacobus R Siciliæ 684 X.R.G. 37
# Vorragine R.G. 107 XI.K.G. 38
de Malay 654 XII, K.G 39
de Olla K.G. 103 XIII. S.G. 41
Jaffa 536 XIV , K.G: 42
Jaromirus 189. 239 XV.K.G.43
Iconomachia 81.92.K.S. 7 XVIII. 6.45
Jeruſalem 531.552 XIX.G. 45
Ignatius Conftantinop. 95.8 . 6.8 XX.K.G. 47
us Johan .
INDEX

Johannes XXI. Kirchen Geſchichte Ivo Garnutenſis 310. Kirchen . So


99 ſchichte 75
XXII. 628. Spirchen Ge. Ivrée 188
dichte 102 Jus Canonicum Kirchen Gefaida
Anti- Papa 180 90
Parricida613
R. 1
Syncellus 62
de Temporibus 404
Xiphilinus K. G.76 KUerndten 473.634
Zonoras R. G.76 Heinrich von Rempten 165
Sobanniter:Orden KirchenGedich, Knoblauchs König 294
Königsfeld 615
te 70.72
Kolbeke 196
Jolanta 457
alia 456 Kunigund. Imperatrix 189 191
Jonas Kip. Aurelianenf, Kirchens Ges Reg . Polon . 581
ſchichte 28 von Sfenburg 602
Joppe 536
Joflelinys 522 L,
Jofue Ep . 3
Irene 4G; 2. Ladislaus T.Hangar .390
II. 577
Sriland 572
III. 672. 577
Irmingardis 17
Lambertus R.Ital. 62.72
Irnerius 322
Iſabella R. Hieroſ, 535 D. Spoleti 50
Cardin.K.G . 55
Ifaciu : 1. Commenus 333.334
II. Angelus 495 496 Joh. de Lancea 488
von Iſenburg 458 Lancca Chriſti ſoll zu Antiochia
Iſenburgas12 funden worden ſeyn 372 , 405
Jubiläeum Kirchen Geſchichte des ron kandsberg 609
erſte alle 100. Jahr 201 . Lando Pap.K.G.37
das andere alle so. Jahr K.G. Landsberg 296
104 Lanfrancas . 6.97
Juben 363 Languedoc 520
Judith Imp. 17 Laodicea 525
fil. Car. Calvi go Laon . 6,16

Theod
RERUM ET VERBORUM .

teod . Laſcares goo.503 Liga in Çeutſchland 489


; : eranum R. S. 26 Ligniß 581
ißniß 137. 390 678 Lion 218
Lazari Ordo Kirden : Gefchichte ciranus 108
19.72 Lisbona 523
hus 186. 120 L'Isle Urbs 658
zenda Aurea , Kirchen Geſchichte Lodicus 678
"107 von fdwen Graf 304
yio Regum 234 Pet. Lombardus R. G.90.97
" V , Armenius 79. 80. Lotharingen 31. 47. 131. 171. 189
VI. 98 101 195.297.302 . Von deſſelben Wap.
"Pap. VII.R. G. 39 Pen 660
V.R.G. 25 Lotharius 17. 233
VI.S.S. 38 Iral. 143
VII.S. G. 39 Lotharingix 31. 37 .
VIII . 6.39 ' I, Imperat, rebellirt) wider feinen
"IX . K.G.50 Batter 18. führet Serieg mit ſeis
Tornicius 331 nen Bråbern 24. hålt die Sqlacht
Oftienfis K.G.76 bey Fontenay 27. theilt das. Neid
Mathematicus 95 mit ſeinen Brüdern 28. gebet in
Con Sdnigreich 234 ein Gloſter 31
Lotharius II, Saxo rebellirt wider
onora 662.
opoldus March , Auſtr, 137 Henricum V.310 . tviro Kanſer 3 18.
alius 403 ſein Krieg mit den Vergogen aus
alius 536
Schwaben 3 19. Er affiftirt Pabſt
D. Auftr. 624.627 Innocentio 321. ftirbt in einem
opoldus El. Mogunt 445
Baurens aus 3 22. führt das Cor.
proſaria 640 Kirchen - Geſchichte
pus Juris ein ibid. feine Beſchreis
75 bung 324
fcus I. D. Palan . 121 Luca 597
II. 122
Luciana 352
JII, 122
IV.581 LuciusII,Papa St. G.77
III R.G.79
V&T
VI . Niger 678 Ludgardis igo vide Luitgardis
bus Urbs 193 . LudolphusOttonis M. fil. 153.188
bula 117 Ludovicus,I. Germanicus 17. 18. 104
37.45. Ludg .
INDEX

Ludovịcus II . R. Franc . 14 I. R, Gall. 12


I. Imperat. Pius 12. wird II. 50
Käyfer 14. regiert-Anfangs glück: ļII. 104
lich 15. låſt Bernhardo die Augen iv . Ultramarinys 147 21
ausſtechen , thut darüber Pænitenzi V. Ignavus 224
und beyrathet die Judith 17. vers VI. Craſſus351
faut mit ſeinen Sohnen in Krieg! VII. Jun , sos
18. ſeine Söhne rebelliren wider VII . 517
ihn 20. er muß die Crone ablegen IX. Sanctus 517.556
21. kommt wieder zum Reich 22, X. Huttinus 655
ſein Deftament 24. und Beſchreis 1. Landgr. Thuring. 954
alius 325
þung 25
Ludovicus II. 31. wird Råyſer 32 . Boſonis fil,60.72
wird betrogen von einem Sultan der Springer 270 1
und dem Herzogvon Benevent. 33. Romanus D ,Bavar, 634
mußdeme eine End ſchwören 34. Lüßelburg 616,619
ftirbt 40 , Lugenfeld 20
Ludovicus III. Balbus hat Streit we. Luitbrandus 58
gen des Käyferthum so. Vergleicht alius 160. K. 6.46
fich mit ſeinem Vettern si Luitgardis 12
Ludovicus IV . 67. verliert Italien alia 66. vide Ludgardis,
ibid. die Ungarn fallen ihm in Raim Lullius K. G. 107.
Deutſchland ein 68. Tein Kriegmit Lupus is
Grafen Alberto von Bamberg 69 deLuzignan 530
mit ihm ſtirbt der Carolingiſche Lufitatis383
Stainm aus 71 Luçirii 280
Ludovicus V. Bavarur 623. wird mitjLyonellus 670
Friderico Auftriaco zugleich er. Lyranus* .Ge
wählt ibid ninimt Fridericum ger
fangen 625. verjagt ſeinen Bruder MI.
Rudolphun 628. bekommt Brane
denbura und Holland ibid.nimmt Naſe Fluß 29
fich derSachen in Italien an / und Mæander A.525.
entziperjet fich mit dem Pabſt 629 Magdeburg Biſchoff 3 10
wird excommunicirt /und vergleicht Magi Tres 419
fich mit Friderico 630. erregt ein Magnus D , Saxon 282
Schiſma in der Kirchen 632. ſucht Mahometh Perfar, R. 233
die Abſolution ben bem Pabft 635 Maimon 110
ibm werden barte Conditiones Mainhardus C. Tyr. 594
vorgeſchrieben 636. wider ihn wird Wilh. Malmesburienfis , G. 76, 97
Carolus in Böhmen erwählet 637 Mammeluken 559:562
ftirbt 638 Manaſſes Hift. 8.G.97 .
Mantredus 471487
Ludovicus Germ .fil. 45.59
Manichæi 93.2. G. 19
D. Bavar. 462 , 475
Balbi fil, 104 Mantua 296,619
Manuel
O RUM
RERUM ET VERB .
INDEX
Manuel 92 Rich , a Media Villa R.G. 107
ILL
Marca Hiſpanica 19 Megineris 320
Marchionatus 137 Meiſſen 137
Marcus Evangeliſta S. 6.6 Arn .0.Melchthal Gog
1.2.44g to Digrt IV Corunum 147. :?
Mare Adriaticum 424 Melec Meflor 661
?shers Vigatan 24 Margaretha Com . Henneberg. 481 Elvabet 564
: 4 futet i NFL Cranus ;si Sai 660
Holland. 628
3:10 18:46 124 10 Reg . Hungar. $ 41 Seraph 661
* Brzew?? ? ! Visi; Maultaſd ein Gräfiri von Sirol Meledinus $ 49
errn eller IX Soada 15.556
634 Meliſinda gar
vt pn.ic. ::. X Hatuna 695 Marggrafſchafften 137 Meran Herßogthum 47
ito 119 4. I lander Tag : Marha Urbs 373 Mergentveim K. G.73
Domicella Reg . Hierol. 55 Meſſen zu Franckfurt 477
PI :: .' Bass 3 4.7 : Maria OtrónisUxor 181 Metachal ini
1:1?3 rAu m etnim 7166 : r
21a
dRc:en Laurettana R.G.105 Sim . Meraphraftes S.G. 38.76
rara ii . I. Bera . 6;4 Mariaces D. 319 Methodius 92
";: ; 846.1,6 :9 Marianus Scotus R. 6.76 Michiël !. Curo Palates 76.78
deMarigny 656 II. Balbus 83.85
} s :6722 30
Maronittén K.G.64.89 III.
Marozia 141.K.G.27.37 IV . Paphlago 3 27. 328
ione 4
cara adic da 3.6. r Marſilius Patavinus K. S. 107 v Calaphates 329 330
Lasguada 5::. nde Leste
o
por 41s i ab Ingen . 641 VI. Stratioticus 333
7. : 2 (1 Ĉarolus Marcellus673 VII. Ducas 338
| film I keiLn . 6,16 % Martinus I. Pap. K.G. 24 VIII. Paleologus $ 04.642
11 .: 140:1 Lapas is sas II. S.G.39 Cérularius Patrarch , R.3.63
14 : 4 : 4 49 de Lureo ; 0
111.K.G.39 Cefanus R.S.104
* C #: 2 Lorr* ; 8 ; IV. K.6.99 Glycas St.G.76
Lotein :fho t jaus 417
** milrac Pſellus 338. R.G.76
Polonus R.G.98 Miesko 250
ir a Lytatus &. 8 , Malora Urbs 5 5 Miezislaus I. R.Polon, 248
$ 17. Maffilius Patavienfis 630 II. 242
.27 Maſſovia 582 İll . 480
211 Mathildis 286 , 288 Milcolumbus 387
! : aal * 123 S: 79 alia 383
Nzum :1 Miles 348
. Matthæus Viſconti 610 Milo Vicomte von Troje 3 3
- 12 : : 9 1734 car: 306;:0 Pariſienſis K.G.98 Milotis 593
32X4 ?
1 C KMo agg a D.41G9ran : f:
n Maultaſch 634 Imifico 179
1:8
7 neth eris, A.: ;;
"25 : 1. Meta P Mauritius Burdinus žiji St.G. Mislibogus i97
54 Mitylene 92. 203
10 sse Nåußthurm 167 Mnatha 119
*:I*v
e ar1d'azobe7ne 4
6 : i2s MEi2n0b0
*L 177 Mra Na C, 11 , 13 Mayland 252.416.419.626 Mogol 555
n
69 ecke poʻsé
7. ; Marg s : Mayn 11 Mompelgard 598
ia t Maynt il . 29 Mompelier 659
Mar Hi & E Monothelicæ K.G.64: 89
s Franc. Mayronis * . 6. 108
reda
Ment zi 4 ?148 Meander A.5258 Rob , de Moare K. G.97
i
Mz yi . & 6.11 Mont
u
Mast : ‫ ثور‬5,619
INDEX

Montfort 349.516.658 Nordmanni 26. 54. 194. 248 24


Montlehery 348 396.K.G. 19
Morienne Com . 346 Normandie 26,58.575
Moſcaw / Moſcowitter 202 , 264 Nuceria 456
K.G. 18.34
Moſul Garbs 5 21 O.
Mucalerus 234
Murzuflus 499 O Borriti og
Mutadi III Wilh. Occam 630
Mutezan i10 Walth. Otranus 466
Murnazar uit lodo ago
Oecumenius K.G.97
N. Defterreid 138. 414. $ 37
594
Anteś 573 officium Defun & orum K. 6,13
Graf von Naſſaw 6ão Ogina 216
Narcaſia 89 Olivier 548
Navarra 3 80.566 Orchanes66
Neapolis Anfang der Påbfit. Leben Orchies Urbs 658
395.397.452 , 455.487.685 Ordo Cluniacenſis RT . 6.35
Neclan 119 Eremitarum R. G.38
Neftorianer . 8.64 Carthufianorum 1.6.67
Wilh.Neubrigenfis K.G.97 Ciftercienfium f.6.68
Neuftria 26. 214 Bernhardinor, K. 6.68
Nicæa Urbs 366. go2 Præmonftrat. R. 6.69
0.
Nicephi, Calliftus éf . S. 107 Hoſpitalarioruim K. 6.69
Gregoras R.G. 107 St. Lazari A.G.69.72
Imp. 1.74 Johannitarum 6.70,71
ff. Plotas 205, 206. St. Sepulchri K.G.71.73
II. Botoniates 338 Templariorum R.G.71.77.44
Nicetas Hilt, K.8.97 Teutonicus R.S. 9 1.73
Nicolaus Pap. I. K.6.23 Carmelitarum R. G.gi
II. R.G.SI Franciſcanorum .6.96
IİI, R.G.99 Dominicanoruin K.G.91
O
IV . R. 6. 100 Beginnarum S.G.91
Lyranus St. G.108 St. Clarx R.G. 93
Nieport sob Flagellantium K. 6.93
Nilus 550 Ordonius l. 114
Nimislaus 119 II. 234
Ninive 521 III. 235
Nogareth 654 Ormondus8219
Noradinus 528 Ofimann 664
St, Norbertus . S.69 Os Porci R.S. 21
Nord -Albingi 89 fac. Offa K.G.103
Nordbeim 175 Leo Oſtienilis 2.5.76
OM
RERUM ET VERBORUM .

51.Magnus 144. hat anfänglich Otro IV , wird wider Philippumzum


Poſſe Anſtåſſe von ſeinem Bruder Käyſer erwählet 443. machtmit
incwerdo 14
5• fein jüngerer ihn Frieden 447. bleibt allein Kåys
ruder Henricus rebellirt 146. 1449. Will viel Lånder vom Pabít
ito erlangt Sieg durch Gebet juruck fordern 450. wird darüber
17. überwindet ſeineFeinde glück in Bann gethan / und Fridericus
"D 148. bålt ob den Kirchen Så wider ihn zum Kayſer erkobren
1 149. pardonnirt ſeinem Bru : 451. verliert dieBataille vor Bovis
var Henrico 150. ſeine Armee von nes 453. fiuß das Käyſerthum ables
watrobs Håtten 1st . er wird von gen 454
rKayſerin Adelheid beruffen 153. Otro de St. Blaſio S.G.97
159bert die Lombardie unb.confc- Ludolphi fil. 169
Det fie Berengario wieder 154. fein Illuftris 426.462 " g61134
ohn Ludolphus rebellirt 154 Bavarus 266.275.282 ‫ ܝ‬, ; ‫܂ܐ‬
ir befeßet die Wendiſchen Länder alius 416
it Teutſchen 156. verleyhet das alius 436
erßogthuin Sachſen demn Het alius 673
anno Billingo 157 wird zum Wittelsbachius 426
dyſer gecront 1ss . Hat Streit alius 447 10 ,
pit Pabſt Johanne XII.is $. wie Thuringiæ Landgr, 263
ich mit dem Griechiſchen Käyſer D. Saxon ,67
cephoro 163 . bringt Apulien alius 1.25
ko Calabrien an das Reich 163. Merania 473
ne Beſchreibung 1645 ſeine Lotharingiæ 189
fanfftmuth 168 Com . Andegav. 104
II. 168. Hergog Henricus con- Frifingenſis K.G.97
rirt wider ibn 168. ſein Krieg Ottobertus Ep. Argentiti, t28
it Franckreich 171 , item mit Ottogarus 445-473-590,674
n Griechen 172. Teine grauſa : Ottomannus 664
e Execution zu Rom 173. er Ortugarel ibid.
Ivirt ſich durch Schwimmen 175. Oviedo Urbs 234
ird pallida Mors Saracenorum Ovo R. Hung. 255.257
nannt . Introducirt die Duella
176 P.
5 III, 177. Henricus Rixoſus re
Wellirt auch wider ibn 178. erwird PachymeriusK.G
Padua 619 .104
irabilia Mundi genannt 179.ſtrafft Hug. de PaganisK.G.71
-ie rebelliſche Römer 180. macht Pair de France 355
en Verkog in Polen zunı König Pallavicinus 268. K.G.
81. låſt ſeine Gemahlin exèqui. Ulrich von Palm 614
en 184. kommtzu Rom in groſſe Pandulphus 293
Roth 184. ihm wird durch vergiffs Papias :3
e Handſchub vergeben . Er ſoll die Paris Urbs &
Bieben Chur Fürſten inſtiruirt ba Matth . Pariſienlis I.6.95
Jen 186 Parma 268. 468
Pałchalia
INDEX

Paſchalis I. Pap. 309.S.6: 7 Pipinus Gibbolus 14


II . R.S.53 . R.Aquitaniæ 17. 18.20
fil. 30
III.420. R.6.79
Paſſau ing R. Italize 4
Pafferini 619 Piſa 322.619
Paftorelli si Planétarum Conjundio
Pater nofter R.G.z4 1984
Patrimonium Petri 288.447 Planta .Genetta 388
Pelagius Legatus Pont. 55o Plato Abbas K. G.i . 679
Peregrinus von Landenberg 609 Polen 120, 181,241 , K. 6.34
Pericopa Evangelicæ § Bern . Politianas 621
Fr. Petrarcha R. G. 107 Mart. Polonus K.G.38
Petrus de Caftello Novo si6 Pommern is6
Comeftor . 6.90.97 Popielus I,D. Pol. 122
Eremita 35 g 11, 122
Damianus 274.K.G.26 Poppo R. G. 34
Igncus R.G.66 de Porcellet 682
Imperator Coniant.soz. Portugallia 383. kommt jür vorigen F
Leo 3 20. K.G.SS Freybeit 678
Lombardus K.G. 89 Prædeftinatiani . 6.14
K. Arragon . 382 Prædislaus v, Predislaus. R
äliüs 489.681 Pråmonftratenſis Ordo K.G.69
Ř. Hung . 1, 255.257.389 Prebiger Mönchen K.G.92
Siculus G. 29 Predislaus I. 391
de Vineis 466 II, 392
Waldus § i4. 1.6.85.86. $
johi. Presbyter Sšs
Pfaltz 463 Sifridus K.G. 107
Philippus Imperator 442; wider ihn
von Zähringen Preßburg 365 R
wird Bertholdus
und Otto von Braunifdweig , et. Preuſſen476. K.G.73 R
Primislaus l: D. Bohem , 117 R
wählt 443. er wird vom Pabft in
II . 579
Bana gethan 444. macht Friedė R
III. 519.674
mit Ottone 447 wird erſtochen 1. Polon, 12 i
448 Ihs 242
Phil. Martius I, R. Galliæ 343 III. 678
II. Auguftus 09 Proceflio Spiritus Sañâi f . : ita
63 RE
III. Audax 646
iv. Pulcher 649 Graf von Procida 690
Ri
V.Longus 656 Provence 42:518,686
VI. Valefis 657 Prům Cloſter 3 1 RF
Pruflia videPreuſſen .
Phocas Dux 200
Ptolomæus Coni.Roini : 6.47
Photius 96.97.8.6.7, 10, 19 Prolonais Urbs535.667
Piaſtus í 23 Purificatio Maria videFeftum
Pinziralla Fliſcus 596 Raba
RERUM ET VERBORUM.

R. foon Rindsmaul 625


Ring
AbanusMaurus R.G. 14 Rixaelhe
z 24
im 137

- Radoaldus K.G.9
Kobertus Comes Parifienſ, 215
Julphus Monachus 522 Abbas S.G.68
Hift. f . G.75
Bruſfius 668
nündus Berengarius 2 $ 36 K.G.64 Andegav. 37
de Penna forti .6.98 C. Flandriæ 304
Lullius R.G.107 Gloceftriæ 570
Tolofanus 365 Guiſcardus 264.397
palius Š 15
D.Normanniæ 363
Tripolitanus 530 de Monte K.G.97
kimirus I. 113
Imp. Conftant. 503
II . 235 R. Neapol. 686
III . 236 R. Galliæ 229
is R.3.46 WilhelmiConqueftoris F. 385.
Rochefort 351
po 467
ulphus vide Radulphus. Rogerius I. 320. 398
II. 398
ale 45 2. K.G.53
inaldus 421 ab Hoveden .6.97
Rollo 214
ino Abbas K. G. 29
nierus 215 Rom trågt Öttoni M. das Reich auf
gnis f , II 157. nimmt ſich der Autoritåt ſelbs
ichénam $ ften an K. 6.82. kommt völlig
unter die Pabftliche Jurisdiction
nehus Ep. Halberlt, 310
S. G. 85. der Påbſtliche Stuhl
nhardus í 6 wird von dar translocirt K.6.192
iquiz Lancez Chrifti 138.504 Romanus I. Pap . R. G. 26
Eumigius Antiſiòdorenfis K. G. 29 Romanus I. Imp. Lacopenus 200 ,
naldus 362 202
egino Prumienfis R.6.20 11. 205
heims 218 III, Argyrus 3 26
IV . Diogenes 336
Jein it Romoaldus K.G.35
jeinholdus i90
Salernitanus 425
alius 419
Roncalix 182.417
shardis Imp. 58
chardus Imp.483 Roſens fränke K. 6.74
Roſwita K. 6.46
à Media Villa 2.3.107
D.Normanniz 219 Rothweil daſelbſt angeſtetites Raylarla
I. R.Anglix s10.535.536.573 Hof Gericht410
de St, Victore Sf . $ . 97 Rosenberg 612
Dritter Theil. Rouc
INDEX

Samonas 102
Rouſſillon 659
Routiers 590 Samuel R, Bulgar, 213
Rudolphus D.Suec. Anti - Cæfar 289. Sanctius II.Craßius 235
III. 382
291
f. Rudolph. Habsb. 594 IV . 567,665
Imp. I. Habsburgenſis 585 Sanguinus 5 22
wird erwählt 586. ihm wird die Santabarenus 98
hochſte Würdé prophezenet 587. Saphadinus 592
er låſt die Churfürften auf das Crus Saracenus 11 , 109 , 111
cifir ſchwören 589. bezwingt Otto-Saragoſſa 109
garum 592.593 . verleybet Defter, Sardinia42 I
reich ſeinem Sohn Alberto 595. ein Joh.Salisburienſis R. G. 97
falſcher Fridericus machet ihm Un- Sarnen 612
gelegenheit 595., er hat keinen Luft Savoyen 346
in Italien / und verkaufft den ta: Saxo GramaticusR.G.97
lianiſchen Stådten die Freyheit Scaligeri619.633
596. ſeine Beſchreibung und De- Scharbizius 306 S
votion 997. ſeine Tapfferkeit und Schelde fl. 29
Måßigkeit 598. ſeine Gelindigkeit Schiplik Cloſte 270
599 Graf von ShepersIso
Rudolphus R. Boh , 676 Schifmata ulteriora K.G. 43. 45 : 471
Rudolpbus Herzog in Schwaben vers 51.53 . 54. 55.78. 104. 109 .
lohr im Krieg wider Kåpſer Hen Græcum 332 K.G.7.30.63.89
ricum IV. ſeine Band 291 Schlacht ben Fontenay 27
D.Burgund, 60.138 an der Syll 63
alius 245 zwiſchen Francken und Sachſen
R.Galliæ 217 I 27
Pal, Rhen ,509.607,623.628 vor Sunderstaufen und Mörſes :
von Hoheneck s96 burg 133
von Warth 614 bep Mellerſtaut und Fladenheim
Ep . Würtzburg. 69 289
Normannus 1I 94 an der Elſter 291 G
ad Bovinas514
Rügen K.8.19 ber Cuſtendorff auf dem Mardi ko
Rupertus El. Palát. 641
Tuitienus ..6.76 Feld 592
bey Worms 605 for
Ruſſen vide Moſcowitter.
vor Crecy 658.677
bol
S. bey Mühldorff 624
Schleſien 580.677 lop
Udſen 157.319 Schleßwig 137
Sächfiſches Mappen 427
Sajetà 379 Schorlik 137
Saladinus 5 29.540 ScholafticaTheologia S.S.9
Salazar 547 Scholafticus R. 6.76
Cdottland 668
Salerno 396
herm . a Sala 8.6.73 Schwaben 155.491.594
SAVE
RERUM ET VERBORUM .
weden K.G.33 Stanislaus 393
Weißer Cantons , Schweißer Werner Staufacher 609
ymmen in Freyheit 608 Staufen / Graf 289
, weiß 608 Stauriticus 76
weppermann bekommtzwey Eper , Stephanus R. Angl. 388
2fſen Grabídrifft 626 Stephanus Cæſar 202
wiß 609 Graf von Boulogne 388.
imirus 15
570
Scotus K.G.76 I. Rex Hungar. 249. K.G.
Marian . 1.0.76
34
Duns . 8.107 II . 391
.chias 48
III, 577
livis 361 IV.577
us II. R.G.21 V. K.6.7
III.R.G. 27
2! VI. S. G. 24
IV. R. 6.45 VII, X.6.39
Hie roſ, 30 !
i la R. VIII.K.G.39
a 101. 212.395.436.486.582 IX . 8.6.50
2 376,662 Henric , Stero 1.6 , 107
hen 640, K.G.75 Steyermarc 591
hen Häuſer 640. K. 6.75 Strabo K.S.28
lus Presbyter Š.G.107 Straßburg işi, iagt feine Edellent
ridus 63 aus 641
zfried Marggraf zu Brandenbarg Joh .de Seruma K. G.79
7 Stubeckshorn 157
Sraf zu Nordheim 187 Stubenberg 606
El. Mugunt. 485 Studicæ . G.
on R. Bulg. 200 Studium . 6.4
Metaphraftes K.G.76 de Sueſſa 466
in Grafvon Montforts 16 Suidas B.S.28
Ania 273.2.6.65 Suidgerus 25'8 . 2.6.23
on 529 Sultanus 529
nius Patr, Conft . K.G. 30 Suprarbe 380
eslaus 392 Sutri 258
ale bellum , vide Bellum , Swendepoldin 63
etas Longobardorum 458 alius 68
petra Urbs 90 Swin R. 237.384.5.0.3 )
mannus I , Imp. Turcarum 366 Sylva Urbs 542
pona 20. K. G.93 Sylveſter II. Pap.K.G.44
zer Chriſti 138. 372 , 504 Toh, 92
enſer.670 Synodus Moguntina , Rheshenfis, do
ener 29 trebatenfis & c. s
igneus 1 20.391 Adulterancium 7.6.2
Das Stadenſis K.G.98 in Villo Theodoris 6. 6: $
lingani hæretici 461 ParificnlsW.Gis.
INDEX
V
T. Theophylactus K.G.31
alius K.G.75
V
Tancredus 362 Theophobus 91
alius 436.583 Thereſia 383
de Harteville 397 v
Theſſalonica Urbs som
Tangroiplices 234 Theutgaudus K.G.15
Tancwerdus 145 | Thibaut 32
Tanis 550 .
Thimion 296
Tanquardus $ 4 Vi
Thom . Aquinas .G. 90.98
Taphnis 548 Dux Michaëlis Balbi 86
Tarentum 398 Cantuarienfis 571
Sartarn soi.554.581 Thoron $42 do
Taurus M. 524 Chüringen 254.474 V
Techa 117 Tiberias 379 V
Wilhelm Tell G10 Tibur 407
Tempel -Herren 654. S.G.71,73 Ticemannus 60 Jc
Teutberga Tile Kolup . 595
Deutſche Orden 476.K.G.71.73 Tivoli 407
Thabor Mons 547 Tolon tit v
Thaddæus de Suefla 466 V
Leo Tornicius 331
Florentinus K.G , 107 Toſcanella Com . 44. 265.268
Theobaldus 505 Transfubftantiatio K.G. 80
Theoctiftus 92 Trapeziint soz
Theodora 89: ſi Traußnik 625
Meretrix 142. 1. 6. 27.39 Tres Regel 419
Imper: 3 30 Tribur 58.70.261
Theodoricus Landgr, Thuring. 274
Tripolis 52 i
Theodorus II.R.3.26 Truchſes von Walburg 489
Dux 522 UIP
Try phon S. G.31
Studites 82. K.G.1.4 Rup. Tuitienus K.G.76
Stanta bar enu s 98
Tunis sos
Cupharas 115
Türchen 233.357.664
Laſcares são
Turnier 136.K.G. 89
Ballamon K. 6.97
Tufculum 437
Theodoſia 96
Wilh . Tyrius K.G.98
Theodulphus 16.23 Tyrol 634
Theophane 101 Joh, Tzezes 8.6.97
Theophanes Abbas 82. R. 6.4 Une
alius R.6.31 in
V. Ini
Theophania 162. 175. alia 206
ant
iſteinfarfer V Alaſca 118
88. 88.
JuftitiariusImp.
Theophilus ſucht ſich eine Ges Valencienne 189
mahlin aus 89. iſt ein ſtrenger Ico - Ducde Valentinois 268 Vol
nomachus , und will eine Schlacht Valentinus Pap. 268
allein gewinnen 90. reißet die Sas Valeranus D Limburg. 543
racenen zur Rache / und låſt Theo . Vanda 121
Varani
phobum umbringen 91
RERUM ET VERBORUM .

ani 329 Uraca 381


cus 119 Uratislaus 119. 391
nus Com . 21 Urbanus II. R. S. 53
edig 4. 423 IIL SP. G. 79
mundus II, 236.380 IV.K.G.81
nandois 217. K.S.36
Uri 509
ina 619
Urias Proph, 609
eræ Siculæ 682
Abb. Ursbergenl. K.G. 97.628
pr II. K.G.So Urfini 620
III , K.G.53
von Vårnenberg 637
IV.418.K.G.78 ųzi Scythx 335
Victore R.G.97
pria llrbs 468
osląus 688 w .
de Villa Nova K.G. 107
Villanus R.G. 107 Wajahencon
Walafridus Strabo 280
rentius Belluacenfis K. G.98 Heinr. von Waldbott K.G.77
inęis 466 Waldem . M. Brand. 628
marus 573 Waldrada 37.R. 6.15.23
wlaus 119
Pet.Waldus 5 ! 4. K. G. 608
canta 569 Wallis Ducatus 569
onei 620 Waltherus Fürſt 600
of, Viterbienfis K.G.97
itus R.G. 19 von Eſchenbach 614
Regicida 387
bum 625
lislaus 392 Occanus 466
Rudolph von Warth 614
( erman . 242 , 294 394 Weiblingen 405
soeticus 678 Weinsberg 403
72 I 18
Weiſſenburg in Sachſen 270
S.15.10 Welfi 150.405
lomirus 331
Welpo D. Bav. 403. vid Guelpha
cus 155 Wenden 134
ohem D. 169
Wenceslaus Sanct .D. Bohem. 238
in Palm 614 Ottogarus 579
arn 63. 69. 132. ' 140. 155. 237 Senior 675
72. K.G. 34 Junior 607.675
verſität zu Paris 5.8 Wernerus Él, Mog. 281,586
" bi Ep. K. S. 33 J & us 322
trut 282 Staufacher 609
erwalden 609 Werſchowik 239
geland 473 Wezilo 2 82
lomannus 430 Wigmannus 411
à Voragine .6. 107 Wilhelmus Conqueſtov 348.384
Wils
INDEX RERUM & C .

Wilhelmus II. R. Angl. 386 Wolffgangus Ep. Ratisb , 171


Wolfoldus 16
Aquitanią 245
Worms 29. 300
Sanctus 506
Durandus & G. 107 Würzburg 320
Ferribrachius 397 X.
Arques 345
Hollandia Com . 469 Jo. Xiphilinus . 8.76
Imp.469. 481 Z.
Malmesburienſ. B.G.76
Neubrigenfis B. 0.97 Z Acharia: Anagninus K.G.91
Zagrabia 474
Normannus 219
alius 354 Záhri ngen 472
Zamora Urbs 381
D. Neap. 398 Sebaft, Zanus 423
Occam 630 Zara B. G. 178
Siciliæ R. 496 Zechus I 16
Malus 582
Ziemomyslus 123
Bonus 583
Ziemovitius 123
Sell 6.10
Euthymius Zigabenus . S. 76
Thuring. Landgré 265
Zimiſces Imp. 206 209
Tyrius B. 6.98 Zoë 102. 200
willigifius 177
alia 326
Wiſcherad 117
Wittekindus Corvejenfis Hift. * . 6. Joh. Zonoras 3.6.76
Zwantopolchus 308
46 Zwin. 384
Graf vonWittelsbach 150
Graf von Wittin 36 Zwinglius 2. G , 14

Andes
TOE DIE WERKEK ******Geoe te
logdoia
OTO016

Onderes Regiſter /

nthaltend die in dieſem Opere vor,

9 kommende vornehmſte Materien / in


ihre gehörige Locos Communes
eingetheilt.
1
2.
Bbittung / ſo mit ſchimpfflicher Demuth geſchehen müſſen 149
156.416.419
Abendmahl wird gebraucht zur Beſtåttigung der Warheit 39
287: 309.631. dariau wird Gifftgegeben 622
Diſpenſation ſuper præſentia Corporis Chriſti in Sacra Cæna S. G.
64.87
all 35
AK
egung. Abgerekt find worden von der Regierung Carolus Craffus 58
Henricus IV . 300. Adolphus 604 Caroli
30plution kaufft Käyſer Friederich II. vom Pabſt um í . Million Ducas.
ten 461
rettung vide Herrſchafft .
oerenheit von Saus verurſachet groſſe Veränderung 387
der Häupter von ihrer Armee bringet Verluſt 468
lord , jo nicht gebalten worden 282.651
wann er von einem Theilgebrochen wird / ſo iſt der andere auch nicht
mehr daran gebunden 369
21/ vide Edelleute/ Ariſtocratia .
will nicht viel lernen 9
Her der Polen Wappen 120
antz vide Delffer / Båndnuß.
mit den Gottloſen iſt perbotten 456.492
wird nuglich gemacht wider die unruhige Könige 27
die von Chriſten mit barbariſchen und unglaubigen våldera go
macht worden 456.492
wann ſie getrennet i ro wird ein Aliirter nach dem andern übern
Hauffen geworffen 651
liiete ſo keine Ausbeute Davon getragen 12I
limoſen vide Armutb .
i4 Alter
der vornehmſten Materien .

Alter / groffes Alter / ſofich bey den Shieren gefunden 478


Caroli M.Waffen :Tråger iſt 360. Jahr alt worden 409
hohes Alter 400, 213.644
Kirchen:Vorſteher ſo ſehralt worden K.G. 104
• Aemter / zu Hemtern ſoll niemand befördert werden / als deren Leben
man vorher unterſucht 8
Amt das man nicht verſtehet/ ſoll man nicht annehmen $ 22
Anarchia in Deutſchland 478
enlichkeit der Geſtalt 45 8. item 595
Aenderung des Glåds vide Glúc .
Anſtalten wann die im Krieg nicht wohl gemacht / gebet queß mehr hina
ter ſich als vor fich 370.375.547
Antwort fo ſehr finnreich 413.512.611.618
geſchiehet durch Zuruckſendung eines leeren Papiers 650
pffel wird zum Zeichen des Eheverſprechens gegeben 89
wird von einem Vatter ſeinem Sohn vom Kopff geſchoſien B11
Reichs - Apffel wiro Henrico Sandto zum erſtenmäl præſentire
194
1 Appellation nach Rom will nicht geſtattetwerden K.G, 16. 37
Arbiter von einer Wahl ernennet ſich ſelbſten K. G.94
Arbitri. Einem Arbitro wird eingeraumteinen Ranſer zu erwählen 245,286
åber ein Königreid , den Spruch zu geben 698
Arbeit die pergebens gewefen 1.557
Architecti ſo berühmt Leo95
Argwohn , groſſe Herren laſſen ſich nicht gern beargwohnen si @
Ariſtocratia will in andern Orten nicht gutthun 121
wird angefochten zu Straßburg 641
Armunter Trompeten und Pauden Schallabgenommen 645)
Armee von Strob Hütten isi
ſo auf einmal umikommen 63
Armeen ſo ſchrocklich groß geweſen / der Cruciatorum 360, Turcarum
366.371.377. aliorum 516
Armuth vide Allmoren .
vornebmer Perſonen Conſtantini VII. 201. Caroli Crafli 59
der Armen haben ſich frefflich angenommen Carolus M. 5. Hensis
cus Auceps 138. alii 176.231.257,519
gegen die Armex bat fich hart erzeiget / Hatto 166
Streit über der Armuth Chriſti und ſeiner Apoſtel K. G.
103
Xrisney / Arst vide Medicus
Auferſtehung der Todten hat gelqugnet 87
Aufruhren ſo notable geweſen / und ihren Urhebern den Kopff gekoſet /
161.2. G. 77, 22
Aufrührer müſſen ſchimpfflich um Gnade bitten 248 , 419
Aufrufr die hingus geführt worden 614
Muge
wencjamian Van
Regiſter
i
fins betrage wird verlohren durch Vorhaltung eines glüenden Bleches 239
3881
von eingenommeren Gifft 615. von bdſen Wetter 677
senala Augen werden denen ausgeſtochen / die zur Regierung untůdytig gez
machtwerden wolten 17.78.241.337.497 , 642
Augen werden denen Gefangenen biß auf einen ausgeſtochen 219
gracige ilmsgang.Nachdem Ausgang wiro offt eineSache por gut
gehalten 944
slander machen verliehren 332
Berurſachen Jalouſie 289
wollen nicht in der Herrſchafft gebultet werben 530
Tag an Ludovico Ultramarino 222.235 . Balduino 529
Auffäßige wollen die ganze Welt vergifften 649
ihnen werden eigene Håuſer gebauet R. G.75
advent rent :horitåt. Ben ihren Untergebnen und ſonſten baben groſſe Authorität
arhwini gebabtConftantinusM. 232. CarolusM.II
--0 Sanio ſchlechte Authoritât şaben gehabt Ludovicus Pius 18., alii 69
D vide kya.

B.
2dep bringt Gefahr 433
3 Aden im Bad find umgebrađt worden Romanus Argyrus Dux Me
raniz 473
Uber dem Ballſpielen iſt geſtorben ! Alexander Conſtantinop.
199
jon . In Bann find gethan worden Roberţus 250 Henricus IV . 284
298 , Henricus V. 314. Philippus !, R. Franc. 349. Fridericus
Barbarofla 418. Philippus Imp. 444. Otto 451, Fridericus II.
456. 459. 463. 466, Ludovicus VII. R. Franc. 506. alii 574
Ludovicus Bavarus Imp.630 , alii 653.683
die Friedbrecherwerden in Bann gethan 259.359.514
wird gegen Geld aufgehoben 461
arbierer wird eingroſſer Minifter647
Arn . Ein Bår beſchädigetGothofredum Bullionzum 368
grmhersigtett vide Øelindigkeit,
afilist wird vom Pabſt Lçone durch Gebett umgebracht St. S. 2 !
tardeu ſollen nicht Prælaten werden 230
machen offt groſſe Fortun,345. 380
machen offt groſſe Ungelegenheiten 14. 56, 143 ° 471 , 486
yer wird ein König 117. 123
grensnagd wird eine Hergogin 241
m von klaren Gold 94
råbnys vide Grabmahl/ Leichbegångnus
ſo notable in Palæſtina 562
Kegrals
Regiſter
Begråbrus / die Begräbnus iſt verweigert worden dem Michael Palæo
logo 643. dem Henrico IV . 303. Dem Balduino ço2
Ludovicus Sanctus trågt die Halbsverfaulte Corper ſelbſt ins Grab
562
Bekehrung der Francken 195. der Sachſen 206. der Dånen K. G. 6 .
19.der Bulgaren K.G. 16.der Moſcowitter K. G. 18.34 . der Rugianer į
K.G.19.der Polen und Ungarn K. 6. 34. der Preuſſen und Lifländer 89
Belagerungen ſo notable375 Conftantinopel 499. Damiatæ 549
Belagerer i ro ſelbſt belagert worden 371
Beneficia Ecclefiaftica : werden von den Kayſern verliehen 279. werden
von den Weltlichen an ſich geriſſen 226. 149. 278 werden um
Geld verkaufft 277.werden von den Königen eingezogen 27 &
das Wort Beneficium erreget groſſen Streit 415
Bergwerckewerden in Deutſchland erfunden 139.422
ungefehr erfunden 42 2
Welcheidenheit vide Modeftia.
Beſtändigkeit vide Martyrer.
Betrug bringt Nugen 45
Betrüger die ſichvor andere ausgeben 457.497.598 6
die junge Kinder verführt 546. K.6.9 die gemeines Bold
verführt 560
Beute wird mit Fleiß hinterlaſſen 543
nach der Beute alfzufrüh lauffen verberbt das Spiel 377.488
von groſſer Important 75. 110
Beyſaliſferin vide sure.
Biblia 14. 11:al durcleren 485
Bilder é túrmerer wird wieder erneuert 81. 8. 6. 2. auf beſtändig
aufgehoben 92. 2.G. 4 .
Birchoffe vide Geiſtliche / petefter.
eines Biſchoffs blutiger Nock nach Rom geſchickt 5 12
fechten mit in den Feld.Schlachten 174.278. 512
verfolgen den Käyfer 20.194. 252
werden ſcharff geſtrafft 156.252
ein Kind wirő zu einem Biſchoff gemacht K. 6.36.47
find gekleidet als Soldaten 8. 6.60
Biſchoffe / ſo nicht Prieſter / wollen nicht gelitten werden 2. S. 11
Bißthum . Bißthümer ſo von Caroli M. aufgerichtet ſo viel Buchſtaben
im Alphabeth 8. von Otto M. 164
Biſchoffs: Wahl wird dem Capitul überlaſſen G.55
von derInveftitur der Biſchoffibidem .
Blinder weiß ſeine Blindheit zu verſtellen 677. und wohnt dem Krieg bery.
durch abgeſchnittene Haar wiederſebend 442
wird vor ſich ſelbſten ſebend 242 , fübret grüſſen Krieg in Perſon 677
1
Blinder König 677
BlatsRegem 243 Blut

1
der vornehmſten Materien .

lut quilt aus der Erben 243


wird von den Ungarn vorDelicateſſe getruncken 69
solutdårſtigkeit 488 490
onum Publicum wird dem Privat -Nußen vorgezogen 125. 128. 145. 205
1335.631.668
ottſchafft ſo auf ungemeine Weiſe zugebracht worden 375
praten mit kleinem Feuer 654
metefe die aufgefangen worden / und dem Schreiber ſelbſt das Verderben
gebracht 475
råden ſo ihrer Gröſſe halber notable , über den Rhein 11 , über die
Moldau 578
medder ſo einander gebaſſet 26. 145. 146. 149. 238. 241. 382. 384. 387
388.389.497
ruder Mord 238
ruder da der Jángſte den Heltern vorgezogen worden 146. 344. 390
490 580, 647
runen . Die Brunnen haben vergifftet 640
Adher haben auch dieKonige geſchrieben 100.568 . 645
ein Buch bringteinen Biſchoffwiederin Gnaden K.G. 13
åndnuß vide Allian .
Soweißeriſche Bund 609
urger / Burger :Recht
qurle groſſer Herren Ludovici Pii 17. 21 aliorum 31. 203. 376. 506.572
C.
Alumnia durch Calumnien ſind um das Leben kommen 182
durch Calumnien ſind ruinirtworden 275
Bardinále. Ihnenwerden die Wahl der Påbſte eingeraumet/ und auf zwen
rittel von deren Votis regulirt K. G. 80. bekommen der rothen Hut
81.90 . werden in das Conclave geſperret 99
Atriren / Herren die man zur Regierung untüchtig machen wollen / wera
" den caftrict 86. 437
aſus macht Schlachten gewinnen und verliehren 64.148. 376. 496. 442
eremonien. Von wenig Ceremonien find geweſen Hcnricus Sanctus 195
2834 Philippus Auguſtus 512.Ludovicus Bavarus 63 1
harta bianca verurſachet groſſe Ungelegenheit K.G. 3 !
hrtſtenthum wird durch Gewalt der Waffen eingeführt K. G.73
hurfärften ſollen introducirt ſeyn von Ottone II . 187. werden des
Stiffts Bamberg Lehen : Leute 191. ibrer find mehr als fieben 441,449
CAL werden auf ſechs reducirt ibid. auf ſieben 484
itation vide Thal Joraphat,
vorden RichterſtuhlGottes find citirt worden 655.666
Cloſter vide Bloſter.
Comer bedeutet groſſer Herren Tod 25
Concilium , das achie wird zu Conſtantinopel gebalten . G. 19
Concilia
Regiſter

Concilia werden von Käyſer ausgeſchrieben / der Käyſer erſcheinet dabey D


420.632
find nicht capablc die Religons Strittigkeiten aus dem Grund
zu beben R. G.88, IOS
da eines wider das andere gegangen K.G.5.9.13
Corporis Chrifti feAum wird verordnet R.G. 90
Correction. Groſſe Herren laſſen ſich nicht gerne corrigiren 96 1 DD
Creus / Creasigong vide Crucifix.
wahre EreurChriſti wird wiederum von den Türcken weggenoms
men 5 31. wird reftituirt sso D
wird an ftatt des Reichs Scepters bey der Verpflichtung gez
braucht 589
erſcheinet am Himmel 589 E
wird ausgetheilt zu dem Heer-Zug wider die Türcken 359
Zeichen des Heiligen Creuges loſchet eine Feuersbrunſt K.G. 21
Crimen læſe Majeftatis wird wegen geringer Dinge aufgebürdet 100
Cronen gliende aufregen laſſen 440
baben abgelegt 31
Eron wird Kapſer Henrico VI, pom Pabſt mit Fåffen von dem
Kopff geſtoffen 436
Eiſerne Eron zil Måyland 157
die Crone will nicht tragen Hugo Capetus 328. Gothofredus
Bullionæus 376
Trönung wird verrichtetdurch einen Weltlichen 632
pie Påbſtliche Crónung macht / daß man einen vor Käyſer er,
feunet51.wird ſo hoch nicht reſpectirt636
des Käyfers Conradi Salici wird durch zwey Kinige beehrt 247
die Cron pon Jeruſalem ſekt Käyſer Fridericus II. fich ſelbs
ften auf 553
Cruciata ward fürgenommen 297 408.440
Crucifix vide Creus .
erſcheinet am Himmel551.589 . wird an Scepter:Stadtgebraucht 589
Curioſitårſtärkt in Gefahr 33.103 273.294

D.
1
Dandbarkett
Dauerhafftig11.3
tett vide Bårtigtett.
Degen vide Schwerdt.
Zuckung des Degens über einen König / auch zu deffen Nettung /
wird vor Capital gehalten 100
Demuth groſſer Herren 7. 286.335.376
bebt empor 82
Deſperation , Stadt die aus Deſperation fich ſelbſt eingeåſchert 363
deſperate Leute gewinnen 76. 166
deſperate Conflia gerathen manchmal wol 148. gerathen nicht sog
Devorio
der vornehmſten Materien .

votio , devovirt haben ſich vor ihr Vatterland 121


iebſtahl. Geiſtlicher DiebſtahlK. 6.6
iener vide Miniſtri , Kredyt / Amt.
die fidh an ihren Herren gerodjen 72
ſo dienſte gerne loß geweſen 233
Shrer Diener haben in ihremTeſtament wol bebacht 176
ciplin Tåſt ſich nicht gleich mit Gewalt einführen 184
deren ünterlaſſung bringt einen Verzn um ſeinen Credit 36
unterlaſſene Kriegs-Diſciplin bringt groſſen Schaden 148
penſation des Pabſts oder Patriarchen will nicht reſpectirt werden 3458
* 350. K.G.2.36
Perlon. Semachte Diverſion richtet im Krieg viel aus 205
sortium . ſo wegen naher Blut:Verwandtſchafft geſchehen vide Ebe.
ſo wegen eines Leibes Gebrechen geſcheben siz
ſo wegen Unfruchtbarkeit geſchehen vide Unfruchtbarkeit.
& tores wann ſie das erſteinal creirt worden 323
Umetrohung vide Diverſión .
onner beſchadigt Hënricum V. 318. alios 335
geadh vide plangen .
agoner deren erſter Anfang in Deutſchland 627
cohungen / ſo zu frühzeitig , bringen insVerderben 224.306
svjella , ſo zum Beweiß der Unſchuld geſchehen 19.683
werden als ein ordentliches Beweiß : Mittel eingeführt i76. 275.

iečbenrverbotten R.6.20
Könige die ſich zum Duell offerirt 222.352.683
jürft tuiniri die Armeen 3 27
E.
Delleute in groffer Menge erfchlagen 6st
e Ehebruch im Ehebruch find umkommen 473
he wird in Sriechenland zum dritten und vierdténmal nimmer geſtattet
101. K.G. 30
wird biß zum ſechſten mal wiederholt 472
wird diffolvirtwegen naber Verwandtſchafft 348.413.506 8.0.66
wegen Iinpoteng 634
ebeliche Lieb gegen einen geråderten Ehemann 617
mit Herausziebung eines vergifften Pfeils 667
der Pabſt iſt in Heyraths :Sachen Richter vide Pabſta
Ehrgeig, übermäßiger Ehrgeiß ruinirt 487
Ligennots vide Getrs , Intereſſe.
Eigen inn / tHutim Krieg groffen Schaden $ SOISS8
Einaugigte vide Blinde.
Einbildung vide Stols .
Serren die ſehr groſſe Einbildung gehabt 77.338
40
Regiſter

Einbildung hatin den Gemüthern groſſe Krafft 539, K.G. 88


Linfall videDsider,
der Sartarn in Afia 554
der Barbaren in Deutſchland 29.55.63,128.133 , 155. E:
Einfalt vide Tarren , Unſinnigkett. Eu
bringet Konige um die Eron s 8. 214. 224 Ex
Einheimiſcher Krteg vide Znoheimiſcher,
Einſidler vide Eremiten .

ix
Eiß fållt vom Himmel 123
Elephant wird dem Carolo M. gefchiďt 11
Eloquenz vide Wolredenheit,
Entdedung.Gefährliche Anſchläge ſo wunderlich entdecket worden. vide
Anſchlåge Erfindung.
Entführung vornehmer Tochter 5o. 169
knthaltung von Speiſen vide FaſtenSpeiſe. 2
Entrepriſen vide Anſchlage.
ſo unſicher und doch viel Geld koſten / will man nicht vornesmer
245.443, 481 .
von groſſer important / ſo gleichwol ſchlecht überlegt worden :
die Cruciata 360
ſo wunderlich angefangen und doch wol ausgegangen 570
Entſchuldigung die man nicht annehmen will / macht dieangeklagte Chat
ſelbſt begeben 166
inan fou niemand verdammen / ebe man ihn gebört hat 166
Erbſchafften ſo notable geweſen / der Mathildis 288. aliæ 384. 488.
676
groſſe Erbſchafften lauffen felten ohne Streit ab. 39.591.250 ,
608.634.658.660.668
Erdbeben fo notable 400 Po
Erde verſchlingt Drahomiram 1 10 Fa
ſo gange Derter von ihrer Stelle verruckt 124.490
Eremiten / deren Orden R.G. 35 1
Erfindang vide Invemtion.
Erhaltung vide Errettung.
Errinnerung ſeines Herkommens 178
der Sterblichkeit 540
Ernſthafftigkeit Henrici III. 257 BE
Eroberungen ganger Länder / ſo gar ſchnell geſchehen so4
terrettung ſo wunderbar 16. 32. 102. 175.1891 220. 241. 293. 432.480
$ 26,612
Erroetnvog nad dem Tod . vide Geſpenſter Fas
des Scedafi alia Exempla 98
Erſcheinungen am Himmel bewegen die Gemüther 551
Erſcheinung verkündiget den Sieg 372 fa
errettet eine Stadt 25 3 .
Erfbeinung Chriſti S. G.94 Erra
der vornehmſten Materia ..

tehung. Ben Erziehung iſt allzu groſſe Frobert máci mus 267
1 / auf einem Eſel werdea die Staats :Varicente di con tutlinge
Figend herum geführt 162, 180. K. G. 43
F
angelia und Epiſteln in der Kirdyen an geordnet ist Cault ..
Ichihaben groſjen Autorität gehabt 329
Immunication. "Von den Excommunicatisſeuet fich jederman -30, 639
wird deren Eſſen den Hunden fürgeworffen ibis,
Excommunicati dörffen nicht begraben werden
ution vide Proceff, Straffen .
übereilte Execution Ottonis M. 165
mit Schleiffung über eine neu -gemåhete Wieſch der BeGunbe
nen 655
ſcharffe Execution der Abtrinnigen 126. 162
mpel der Häupter richten im Krieg viel aus 562
wird gegeben zur Belohnung der Sapfferfeit 626
vide Verſprechen 1Meineyo,
s von abgezwungenem End wirdman abſolvirt35,534
auch der abgezwungene Eyd wird gehalten 35
mirš durch andere vor einen geſchworen 3 8. 287
am vide Sqweher,
MA die von ihren Schwebern umgebracht worden 201
exſucht ſtifftet groſſes Unheilan 58.475.506,670
Ser Männer / die ihren Weibern viel nachgegiten 595
f F.
Giones Praſina und Veneta Guelphiund Gibelli 405.619,
Sall. Durch Fallen find groſſe Herren in Sejaht toamna 26.4..55 .
259. 432
fabett / wegen ungemeiner Falſcheit ſind viel bezihmt 432
ilien vide Gerdledte .
Bobe Familien / so wunderlich ausgerottet noorden 71 , 237 , 231 ,
Meranii 472. aliorum 672
bey denen das Känſertbum lang geblieben 642
Hobe Familien / ſo ausgeſtorben / Burgundiz 346. Zeringia 472.
March. Auftriæ 473. Thuringiz 474. Brandenburgenlis 628 ,
Bohemica 676
ten vide Speiſe.
des Perri Eremitæ 370
mit Faſten wird das Fieber vertriebens
I wird bey den Armeen ausgeruffen 46
um låſt ſich nicht andern 17.471,495
ylkest vide måfiggang .
faule Regenten werden verachtet 58 7
er adion 95.95.64
oricgo find offtmals von ſchlecht Extr
No ein übles End genommen 648.671
Regiſter

Saften Recht iſt in Deutſchland gar gemein $ 85


Seinde den reconciliirten Feinden iſt nicht zu trauen 174. vide Beleidi.
gung:
ſo herrlich begraben worden. vide Begråbnus.
Fenster. Aus dem Fenſter hatſich zu todte gefallen 55. $42
zum Fenſter hinaus fid) Calviret 143
Seffel vide Kerten.
Michael Balbuswird in Feffeln auf den Chron gefeßt 85
fert. An groſſen Feſten fol keine Execution vorgehen 83
Feſtung vide Veſtung.
Fettigrett. Herren die gar fett geweſen / Sanétius 2358 Wilhelmus
Conqueſtor 3s1. Carolus Craffus ; 2. Ludovicus Craffus 356
Feuer fålt vom Himmel K. G. 18
wormit man verbottene Sachen Werbreünt / iſt nicht auszuldſcheint
S.S. ti
Feuer
Prob / mißlinget 372. wirb gebraucht zum Beweiß der Anklag
K.6.66. vide glühend Eiſen .
Feuersbrunſt / wird mitdem Zeichen des Heiligen Creußes gedämpfer
fet K.6.21
Financitet werden gewaltig berupffet 656
Finſteruus ſo notable 235.
Flächtige ihnen werden bleyèrne Röde angelegt š74
C
flucht die übereilt genommen werden müſſen 171
Freunde i falſche Freunde ſchäden mehr als Feinde 98. 148. 492
$ 26
die unter dem Vormand andern zu dienen ſich ſelbſt bedacht 64
vide Helffer .
Freygebigkeit. Exempla von groſſer Frengebigkeit 5,247
Sreyheit wird gewaltig geliebt 280.613
wird in den Stådten um Geld verkaufft 596
friede ſo theuer erkaufft worden 172
Friedens.dláire lo ſonderlich notable 447
Sriedbredger müſſen einen und tragen 413
Srieoferrige folgen auf Krieger 229.518
Srieden ſollman nicht ausſchlagen 46.75.261,549,550
Frommkett wird belohnt627
Fråb Oråd ſo betrüglich geteſen 7i
Surdos / wann fie einmal überhand nitamt i iſt nicht leicht au fillen
670
jo auzu frühzeitig 48
vor der Straff/ verurſachet Rebellion 83

6 .

Gaſtmaht (obifatig gewefen 173


blutiges Gaſtmahl Ottonis II, 173
OAN
der vornehmſten Materien .
Mecht. Das Gaft Recht haben an denen / die zu ihnen zufindht ge
nommen / gebrochen 204.503
beobachtet hat ſolches isi
båu fo dend würdig 7 Brücke zu Máynt 11
Det erhålt den Sieg 134. 148.335
bort im böhen Alter 438
vie Kinder auf ein gebohren 405.483
achtnuls vide Namen . mal
Sorång 7 darinnent find vielLeute umkommen / ein Ehurfürſt von Sachſen
605
ahi. Berren / diè in groſſer Gefahr geweſen 99
angene mit denen man grauſamlid umgangen 16ji 213.536,560
bie ndohl tractirt worden 159 :53 :
die fid ) auf frembé Art los gemacht 271
heimous wird in Dbacht genommen 681
porfam wird in Kriegs ,Sachen vorallem erfordert 321,343
theit vide Upkeurdheit / item pelbec.
Alichkeit wird gebraucht Vorbitte einzulegen 3 20
wird von Weltlichen bezwackt128
wird ſehr verfolgt $6o. wird ſehr reſpedirt $97.
ihr will man alleweltlichePoffeflion verwehren 307
Geiſtliche ſind nicht allzeit gute Rathgeber in weltlichen
: vide Intereſſe ( Dingen 550
verderbt die Républiquen $40
e bringt ſich ſelbſt in Sdaden 175. 331.529
Der Miniftrorum erweckt groſſes unheyl 536,609
d aus Leder 468
waan inan die Feinde mit Seid abkaufft i ſò inacht man ſie nur bes
gieriger 29
legenheit ſou nicht verſaumt werben 674
sehrte ſind keinegute Regenten 100
werdett, von vornehmen Herren geliebt 48. 95. 110.471 . ge
Baffet 85
boraebme Herren / fo felbft gar gelehet geteſen 7,25.100.110
229 : 485.645
Weiber 7 diegargeleßrt ĝetwefen 341. Š.G. 46
Gelebrſamkeit bringet hoch empor K.6:13
groſſe Herren ſollen nicht ungelehrt ſeon 223.486
Herren , die viel aufGelehrſamkeit fpendirt 485
Ilodigkeit iſt manchmal ſchädlich 10, 260
wird belohnt -99
mahlde, gemahltes Pferdt wiebert 644
bridgt Bogarem zum Chriftlichen Glauben R.G.17
neralep vide băuptet,
wird dieSchuld der Verluſts allein jugemeſſen 86, 833 5.
Dritter Tbeth Gees
Regiſter.ee
Generalen , auch die gröſten Generalen begehen manchmal Fehler 329
fo ungemein glücklid , geweſen 9.303.394 598
die ihre Herren mit ihren Völckern bekriegt 338
Generoſitåt vide Großmuth . 10. 149. 154. 180.460
Oerechngkett vide Juftig
Exempla von groſſem Gerechtigkeits:Eyfer 89.97.157
Gerechtigkeits Enfer ruinirtmanchmalden Eyferer 210.354
Gericht , Otto ſtellt ein eigen Gericht an , die Strittigkeiten zwiſchen ihm ,
und dem Pabſt zu entſcheiden 450
Geringe Leute / ſo zu hohen Ehren kommen 117
haben offt notable Dinge ausgerichtet 215
Geſandten ſoll man nicht beſchimpffen 413
To violirt worden K.G.9
To wider ihrer Herren Willen thun / werden geſtrafft 623
mit Waſſer und Brod geſpeiſt 624. S.G.10
ſo pochen / verderben das Spiel 416
die gang und gar wider ihre Herren negotiirt334
Geſchende von groſſer Importanß / fo viel Goldes als ein Kind fchwe
geweſen 62. 157_288
bekommen die Prieſter 328.
ſo allzu groß / werden wieder zuruck genommen 97
To man einem nicht liefern kan / find nicht zu achten 480
Cerchledote vide Familien .
Gelowindtgkeit richtet viel aus im Krieg 209
Serese 322. Sadſen Spiegel 164. Jus Canonicum S.G. 89. Capitula
Caroli M. 323
werden veråndert von den überwindern / 162. Normannorun
385
Gefessgeber Carolus M. 323. Otto M, 164
Geſpebiter vide Erreinung.
ſchrocken von der Arbeit ab 11.335 . jaget $ 77
Bewalt vide Madr.
Gifft haben ſelbft müſſen trincken 420
macht ſchlaffenb 66
vergiffte Handſchuh 186
vergifftete perguldete Flaſchen 638
mit Siffe ſind von Kayſern und Königen bingerichtet worden / Casio
rolus Craffus 48. Arnulphus66. alii 204.211. 224. 225. 410,6326
638
wird auf ſonderbare Weiſe curirt 667 ,
Gloube vide Religion .
fids des Glaubens halber ſelbſten anzugeben und in Gefahr zu
fürfen iſt nidt nöthig K. G. 20 .
Gleichgültigkeit . Exempla pon ungemeiner Gleichgültigkeit ... Antoni
nus Philoſophus 284,
Gleiti
der vornehmſten Materien
ett. Das gegebene ficher Gleit haben viele gebrochen so3.670
ode. Glocken Schlag wird zum Zeichen einer groſſen Aufruhr ges
ſtellt 682
tomit das erſtemal in Orient, f. G. 20. wird das erſtemal
geweybet K. G. 42
Set , beffen Veränderung
zum Guten 85
Erempel von inaufhdrlidhen Glüd8: Veränderungen 62 ; 64
72.73
Wunderliche Abwechſelung des Glücks $9.648
thend Eyfen . Durch deffen Unrührung wird die Unfchuld erwieſer
42, 183, 191.8.6 34
Id vide Geld . i
stésfordt vide Frömmigkeit.
des Caroli Maghi 7. Ludovici Pi 2 aliorum 138. 148.
164 , 197
ab:Tuch auf ein Langen geſteckt $40
aus der Gråbrri: if Gelb erhoben worden 443
nedanfanikett vide Tyranney .
Egen. Das Griechiſche Kayſetthum fommt an die Latinos 506
kommt von ihnen wieder hinweg goś
r n ehmen ſt gefährlic 3 07
1:30B . Srdſſe als man ſelbſte iſt / aufzun i )7 , 5
Perſonen von ungemeiner Groſſe i Carolus Magnus 6. 14. vide
Riefen .
groffer Herin deren unglådliches Ende vide Köntge.
juben
l 7 in Feldſchlachten bringen der Sieg zu wegen 57
hiuteWorte
BUH
guldene betrügliche Kette 126
baten vide Woltbaten,

5.
475
Jade werden in einerMadyt grau åter
an Haaren wird ein Miſſetb aufgebenckt 162
As macht eine Stadt einnehmen 65
gel. Unter dem Hagel fiel ein grofStud Eis von Himmel 123
isſtarriglett 14. Nicephori 77. Theophili go. eines Delinquententory
Henrici Leonis 426. aliorum K.G. 51. 108
jo. Čalo-Johannės ſtirbt liebet / als daß er eine Handverliert 344.
Handverlohr Rudolphus , der wider ſeinen Kayſer gekriegt291
Anordnuh. Ottoni wird mit parfumirten Handſchuben vergeben 186
frtigkeit. Exempla von groſſer Hårtigkeit K. G.18
B wird noch in der Todes:Stunde ausgeübt 91
richtet febr viel aus 682
Gupter, Armee ohne Haupt iſt nichts nuk 360
Dåupter im Krieg Tollen es nicht beſſer haben áls ihre Oploater
598
Häupter
Regiſter

Bauptet ſollen fich nicht allzuſehr ivagen 90


an einem guten Haupt liegt To viel als in der ganken Armee
329
Becht der ſehr altworden 478
Seerzug ſo gewaltig mißlich geweſen bės Friderici I. $ 31
Seilige Delft / ob deffen Proceflion wird diſputirt R.G.11,63
enige chrifft wird offtmals ausgeleſen 485 .
heimlid Gemach / darauf find umfommen Jaromirus 241. Sandius 388
alii 432
Belffer vide ältïttei sities
werdén manchmal ſelbſt zu Feinden 64
Bendei / der vornehme Herren exequirt / wird wieder umgebracht 491
Perrlagafft. Baben freywillig abgelegt Locharius Imp: 31.alii '80. 94
119
wird aufgedrungen 80. i 18
Deurdhsecken verderben die Früchte / und kommen in Mengė 43.641
Keyden i sepdenthum vide Abgštterey .
Deyrathen laſſen ſich nicht nöthigen isi
ſo mit Gewalt gemacht 546
Ber Ädelichen mit Unabeliden verbotten 496.680
Bimmel. Hinnmelreich iſt der Recompens derer / die willig die Crot ables
gén 334
Bincten. Gebunden bat Kårſër Henricus Sanctus 188
Strni dale'Der erſchlagenen Feindé wird zum Trince:Geſchiri gemacht
76
Kirten wollen das Heilige land einnehmensko
Digigkeit. Allzugroſſe H !Bigkeit bringt Schaden 557.608.624.684
Rochmuth / die Hochmuthigen werden gebaſſet 402
sofmeiſter vide Præceptor
die groſſe Treuz anihren Untergebenen geübt 220
Bof Staat ſo ſehr magnific 164
Buldigung. fol offentlich geſcheben 591
Saifte ohne Intereffe $ 23.
die übel belohnt worden tog
und wird an Statt eities Tributs offerirt i3} wollen von den Speiſen det
Excommunicatoruin nicht freſſen 639
Friedbrecher màſſen einen Hund tragen 413
Dungerruinirt Ármeen /und macht Städte übergeben534
buren ſo gar machtig geweſen 141 , K.8.27
Durch Huren ſind Veſtungen verlohren gangen 119.613
But wird aufgeſteckt , daß man ihm ſoli Ebrerzeigen bio
die Cardinale bekommen den røtben ut. K.G.81

3. Zago
Der vornehmſten Materien .

I.
# go / aufder Iago find piel umkommen 99.387.655
Daniſcher König låft lich aus kieb zur Jagd in Wald þegram
ben 577
dem Jagen haben piel gewaltig nachgebangen 577
ein Jáger erbált ſeinen Şerin ben keben ,mit Blaſung des &
gerhorns 241, 280
Jagten / ſo auf Menſchen geſchehenk, 6.87
he Rechnung60
oulie , gegen andere macht Freundſchafft ber den Feinden ſuchen 27
allzu groſſe Mach ! bringt auch ber den Fremden Jalouſic 73. 74
Slavide ogen
potenția, Der Impoten ſind befchuldiget und darüber von ibren Ge
mahlinnen verlaſſen worden / Carolus Craflus 58: alii 634
Steltus vide åtter / Bråder / doweſtern / itemi Blutschande
Exempla inceftuofer Heyrathen 9ş . 142 , 236. S. G. 27
pheimilde Kriege vide trtege.
find erſchrocklicher als die auswärtigen a7. 127.955
ignia Imperii baben die Käyfer mit ſich geführt 300
erdictum Gange . Städte und Länder werden in Interdi& um gelegt
$ 1: 230.349.906.512,635.Š.G 84
wird nicht reſpedire 445
ereße vide usen , Brits.
gleiches Intereſſe perbindet zu Freundſchafft 27. 529
macht dasjenige billigen / mas mga yorber geunhilliget 37.194.
374. 394.574.634
macht die beſten Freunde zu Feinden 230.450. 465. 606 ,Š.G.
104
animirt groſſe Herren am allermeiſtenssi
Febre davon mag eine Intereſſe hat , nimmt man gerne an R. G.
83
veftituren cum baculo & annulo , deren Anfang 277. SR. S. 58 .
perurſadyen groſſen Streit 3046 Werden aufgehoben 316.
350
bilæum in der Chriſtenheit K.G. 101, wird auf fünffzig Jahr verlegt
104
nden aus Engeland verbannt 670
find verfolgt worden 363.522,670
ud iſt ein gefährlicher Medicus 48
ugend / junge Regenten regieren nicht wohl 236
junge Herren ſo groſſe Dinge gethan 179.589
Jungi
Regiſter

Jungfrauen werden zum Tribut gegeben 113


die Jungfrauſchafft haben auch in Ebeſtand gebalten /
Alphonſus Caftus 112. Henricus Sanduo 189. 1986
S. Ladislaus399. Boleslaus Pudịcus 581
Jongſte Gericht videChal Joſaphat,
ein Gemahlb vom Jüngſten Gericht bringet Bogarem zum
Chriftlichen Glauben R. G. 17
Júngſter Dag wird erwartet zu Ende des eilffter Sççuli
K.G.75
jus Juſtinianeum introducirt 322
K.
Alch / wird unter das Mehlgethan 24
KeKauffmannro
pala baffe Käyſer wollen keine sauffmannfchafft treißeä
89:
Kayſer von (chlechten Herkommen 97.478. Sog
Kayſer wird geprügelt 373
Bay Ferthum / wird zwiſden den Teutſchen und Griechiſchen Stäyſern ges
theilet 3. wird dem Pabſt unterwürffig gemacht 44. 201.8. & .
43. kommt vollig an die Teutſche 158. wil erblich gemad )t wers
den 441. das Griechiſche Kayſerthum Tommt an die Francken
soo.kommtvon ihnen wieder binmeg sos 1
DeutſcheStågferthum wird affectirt von den Königen in Francki
reich 615
Rapfer wird von den Pabft übel fractirt 286.636
der Käyſerliche Titul wird auch von andern Königen genoms
men 381
wird vor dem Pabſt verklagt 281.282.629
Seanferthum wird recuſirt 125.585
Spåyfer 7, die degradirt worden / vide abressen .
Bette. Ifaac Commen ! s wird mit ſilbern Ketten gebunden 535
Beurdheit wird auf extremeArt gerettet 115 661
Nonnen idoneiden ſich ſelbfi die Naſen und sippen ab 661
davon ſind vielbauhmt 534
Kinder fo von beſen Eltern / und doch gerathen Wilhelmus Bonus 583
Kinder 12. 14,602
Kinder : Menge des Babonis von Abensberg 197. des Tancredi
397.405.483.688
Pinder i ro den Eltern das Leben erhalten 386
Untreu der Kinder gegen die Eltern von GOtt geſtrafft 41. vide
Rebellion
ein Kind wird Bifchoff K. S.36 ,
ein Kind ſtärkt zum Fenſter ýinaus und macht dadurch ein gane
Ke Familie expiriren 5
bringt einen groſſen Sieg in der Wiegen zu wegen 406
Kiss
der vornehmſten Materien .

Binder Db der Kinder Zanck entſtehetein groſſer Krieg 348


Kinder wollen das gelobte land einnehmen 845
***** fr a Trbut pagesat 11;
* 124 *204 dia Slim werden von eiuem Betrüger weggeführet K. 5.96
Biedlung ( x** Li, Hercu boia lli ! Kinder an denen man fonderbahre Schand erlebt 655
* .**. ** . 9 Benin anuPamo sli Kinder / ſo als Wolff haben ſollen weggeworffen werden 406
Viel Kinder auf einmal gebohren 483.688
T .11Or.d10 sa
- u9n 1.2.ha
xhat Oom iringat layar Kind von acht Jahren wird ſchwanger 688
Kind/ wird von ſeiner Mutter zum Gedächtnus in Sachen gebiſ.
fen 600
* L 1 ) CCE R EiX 18
inter Krieg 546
Kirchen • Raub wird geſtrafftK.G. 43
1999 iskuáucet ; 3 Kirchen Schabe werden in Nothfall zum Strieg / wider die Uns
glaubige verwendet 339.463.
R
i ia die Kirchen Güter ſollen auf weltliche Sachen nicht verwendet
i
r Ts t
r o at 1:4terx tirrintentitis
d
+ werden 149.654 .S. G. 78
in der Kirchen wird viel Blut vergolfen 269.308
Blåger vide Anklager.
and poput na yº .4 *r1.530 a Fleider · Pracht wird gebaſſet von Carolo M, 10, Rudolpho
m2 ! 1ince en cas Bleiðer.
7598
i n
c Klein Kleine Sachen / robod geachtet worden K. G. 10
ar
1imt *c
} 1"x * { T' , n.1:Bia4le:t kleine Anfänge ſo groß worden 143.609.681, feqq. 7. 8.70.193
Kleinheit der Perſon an Lodico 678. ro ein Elen lang geweſen
ibid.
rINU m".c.frl !
d e r haung ines ords erbauet 76
::
?M 141 Det eP Blof t / wird zur Ausſd e M 4
t Kidnige die freywillig ifre Cron abgelegt , und in das Kloſter ges
re
ed ganger 31.63.143 . 235.330
a ng
a ! 1:5 åld ter von Carolo M. in Menge aufgerichtet 8. von Ludovico
** LO 103 cana di
Germanico 46. von S. Bernbardo K. G. 69
daige , ſo vertrieben worden sol.go2
ran der Heil. Drey König Leichnam nacher Edun gebracht 419
mir : 11 . ::. 6 : 9 Könige / die ihre Regierung bey lebendigen Leib abgetretten vide
Vatter xc .
* : 1 :081:16 42: 1;
Königinnen ! Po geringe Perſonen gebeyrathet 675
u ave s podj bass Rönigreidewird recufirt 125
1 : c00::19t10 k:r
10 s!!
Zopfwird zum Schau Spiel aufgeſtecktund gebraucht 76
i na Den Kopf hat ſich einer ſelbji entzwey geſtoſſen 471
n r. i
Kopffe der Überwundenen werden zum Schröcken über die Maus
ren geworffen 366
s o r i s 1 acy
Be 2 I : 35 :03 Xrang von Blumen / wird für eine Beſchimpffung gehalteu 614
a Brieg . Bellum Sacrum 359
17 6 7" eir .7 :c 15ia den Strieg wohntein blinder König bey 677
1 4 M E g . Krieg fo Weiber geführt 119
a a n d i Krieg gemachte rechte Anſtatt / Jaufft ſchlecht ab 360
/ ohne vorher
jost en march
Krieg / ſo ſebr lang gewäbret 671.685

ta Kateg /
.7 e voja or
w ; 1 C: E13 j t f ,
Regiſter

Krteg ! ſo mit den indern geführt werden wollen 546


ſo mit Sirten geführt 560
(o um ſó lechter urſach willen angefangen 248 348.3$ !. 650
Kriegseżiſt vide Strategema.
Bůmmernuf vide Traurigkeit /Melancholey .
macht , daß in einer Macht die Haare grau werden 475
vor Kümmernus ſeynd viel geſtorben 64. 144. 213. 395
403. 5.6.79
Küfen. Mit Küſſen ſind erſticktworden Fridericus II. 471e8. G.38

Langſamkett vide Bedachtſamkeit,


bringt im Krieg Schaden 79.660. 562
wie auch in andern wichtigen Verrichtungen 562
Laſter / entſpringen eines aus dem andern vide Furcht der Straffe 4 !
Lasareth Anfang Rp. 6.74
Lehen werden zu Pferd empfangen 5955
Warum verſchiedene Länder denen Reichs : Fürſten" su Leben gee
benworden ſind 137
Lehre vide Religion .
die Nußen bringt 7 nimmtman gerne an R. G. 8 }
Leidytglaubigtett bringtSchaden 33 34
Liebe reißt zu boſen Dingen 12.37.95.242. 349
ungemeine Liebegegen einem Favoriten 95.96
der Gewalt der Liebe wird pardonnirt 13
Ltedot. Liechter werden bey den Excommunicationen ausgeloſbe
315
Ldien woher ſie in die Teutſche Wapen gekommen sos
Lijt nuget 175.241.57 . K.G.12.31
ſo zu gutem Ende angeſehen 390
durch Liſt find zum Königreich gelommen Leſcuę 122
zum Pabſtthum R.G. 100
Loden. Fremde Ydicker ſo zu Einuehmung der Länder ſelbſt herber
gelocket worden die Saracenen in Sicilien 57
LOB Durchs Loß ſind zum Königreid kommen Leſcus 122
Löwen ſind ihren Wolthátern getreu 373, reſpectiren das Fürſtliche Ge
blüt 429

Achinen
MAch i . Feriegs :Machinen richten im Krieg viel au$ 79. 499 : 548
Wacht vide Gewalt / Ørsne.
ein Mächtiger iſt nigtaufzureigen ke 6.3,16
Magtu
Der vornehmſten Materien

ignus yide Oroß.


den Namen Magni haben geführet Carolus 6. Alphonſus 114
Octo ! 44. Hugo 326. alius 373 Ferdinandus 381. Miecis.
laus 580
ahler. Käyfer ' Conftanginus VII. muß einen Mahler abgeben 201
Kahlsett ſo erſchrocklich und blutig 173.503
ſo gefährlid 171
Logar modeſt io
to wunderbarlich 123
To gar Chriftlich 231
koner , fo ihren Weibern viel nadygegeben 350
jo in dem Ungeſicht ihrer Weiber fitto umgebracht worden
615
die ihre Weiber umbringen laſſen vide Weiber.
die gon iyren Weibern umgebracht worden vide Weiber.
arggrafrohafften deren Anfang 37. 137
artek." Delinquenten / ſo die große Marter ſtandhafft ausgeſtanden
192
" facrę vide ziederlag
affigkeit. 598
thematici , um einen Mathematicum wird viel Geld gebotten 9s1 119
auren Groſſe Mauren ſo geführet worden 41
åuſe freſſen den Popielym 122, Den Hattonem 167
dịcusvide Arbe
bringt ſeinen Herin yorfeßlich um 48.410
per ! xwer Meere will manzuſammen führen!!
ehl/ wird mit Falch vermengt 124
gineyo wird von GOtt gerochen 39.73 %
durch Verlierung einer Sand 291
elandooley vide Hummer,
ne , durd beimliche Gange werden Städte eingenommen 504
niftri die ihren Herren rvinirt baben 670
die boſen Herren wol regiert als Bardas 94. Hanno 275
norennität der Könige / bringet dem Staat Schaden 67
racul , deren die Herben ſich berühmen 123.242
Exempla , unterſchiedlicher Miraculorum K.S. 18
odeſtia des Caroli. M. 10. Willigifi 178. S. Bernardi 523
Ionate bekommen von Carolo M. Deutſche Namen 7
Jonche ! abgefefte Regenten ! werden zu Mönchen gemacht 80 338
644
Mönchs Kleider zu Berkleidung gebraucht 68 !
S Moro !
; Reaifter

Mord / mitjonderbarer til begangen 353.615.638


-Mórder , die ſich hernach ſelbſtumgebracht , oder ſonſt die Rach
insgeſammt empfunden bos 617
Mórder / ſo entwiſdhet 449,6 : 7
Muden / ein Pabſt erſtickt baran K. 6.78
Wuns wird in Nothfal von Reder gemacht 468
Wůrter ſo ein Kind porden andern geliebt 230,344
Die ihre Kinder-felbft ruinirt 336,341
10 168. Kinder gebohren 483

T.
men/ fo fatatgewefen 495
Der Påbfte werden verändertK.G. 21.39.45
Noen !
feinen Namen allein geſchrieben von fich geben / bringt Unfall

ſo den Nachkommlingen gemein geblieben .689.665


ſo wegen einer notablen Ebat gegeben worden sog . Pius Al
25. 5o6 . Parthicus & Armenlacus 123. Severus 164. Here
çuleus 210, Martellus 570. Catholicus 611. 614. Ferreum
Latus 237. Qabdanck 307. Ferribrachius 397. Alper 439.
Ottogarus 445. A Deo datus , Auguſtus 5o9. Cor Leonis
. : 573. Ice 429. Senex 580. Pudicusvide Jungfräuliche Beoſch ,
heit. Gloria militum 627. Igneus & 6.64.
fo von ſchlechten Sachen gegeben worden. Murzu Rus 499
Crivouftus 394 Laſconogus 181 , Maultaſche 634. akii 667
tarxett. Nari / gibt ſich für Chriſtum aus & .. 77.88
von Narren ſind einigeumkommen oder beſchadiget worden
462
find bey Käyſer Henrico III. nicht wol gelitten 257
waren wird abgeſchnitten / um dieKeuſchheit zu retten 115.661
Kleid bringt gute Anfänge irs Stecken 373.374.527
der Alten / gegen die Jungen 178
Viederlage der Frangoſen in Sicilien 682
groſſe Niderlage 63. 156.362, 377.528.534.556
yonnen lohneiden fich ſelbſten Naſen und Lippen ab , um ihre Keuro
beit zu retten 115.661

Sren Mit abgeſchnittenen Obren werden gankeSåde gefüllt 581


Ohrfetgen / bringt einen Heren um ſein Königreich 143..
einfónig bekommt eineDhrfeige 180
Omina , fopor Krieg und Verſtörungen vorgangen K.G. 26 ;"
daß in der Schlachtdrey Tag kein Pferd gewihret 652
ſo vor groſſen Solachten porgangen 235 : 650
Omi
der vornehmſten Materien ,
jina, To ben Erwählungen vorgangen 497
ſo vor Eroberungen groſſer Städte vorgangen 644
den ſo ganz aufgehoben worden : Templariorum 654. der Beginnen
K.G.93.S.S. 102. der Flagellanten K. G. 94
te / die groffen Herren fatalgeweſen 207.471
erifet miro zu einer groſſen Maſſacrębeſtimmt 68a

Hoft widerfekt fich zum erſten mat dem Stanſer in weltlichen Dingen
281. & ſeqq.
wird ins Gefängnus geworffen und ſonſt übel tractirt 11. 261,283
309. 312. S. 6.25 . 26.38. 39.42.43
den Påblliden Stuhl. will niemand ridjten K. G. 10. der wird
gerichtet 258.284. S. G. 39, 77
der ſtehetlang ledig R.&.81.99. 109. 10.2.
V! Påbfliche Stuhl wird nady Avignon transportirt 654K. 6.102
einem Pabſt nad ſeinem Tod von einem andern Pabf der
Proceſs gemacht K. G. 25
3.3
Pabfte von denen fchlimmeDinge geſchrieben werber 158. 284
K.G.24.28,27.37.38.39.41.42.43. 47. 48.52. 104
Wahl / onalleinvon Cardinalen geſchehen K. S. 80
41 Pabſt/ fo ftrangulireworden S. G.42 #
ſo Hungers geſtorben 1. G. 43
- Palft/ber den Füſſen herum geſchleifft.- K. G. 43
28 ſo ſich ſelbſt nominirt £ .G.103
den Pabften haben von ihren eigenen Geiſtlichen ſich widerſetzet I.
und deren Macht wider prochen 284. 385. 309. 211. 464.630.
632, S.G. 15. 16. 25. 26.27.52.83 . 104
Påbfte / die von Kanſern und Königen eingefekt oder confirmirt
worden 159. 179.258. K.G.23:40
dieConfirmation der Påbftewird von den Käyfern wieder nachge,
3 laſſen 258. 264, 276
Påbfte die garkurze Zeit regiert s . 6.7, 26.42.99
dem Pabſtwerden die Füſſe : gekaffet 424. 436. der Steigbåget
von Känſern gehalten 412. das " Pferd von Königen geführet
507.K. 3. 23
Frider, 11. wiú deſſen Fåſſe nicht füffen 459
Pabſt iſt in Gewiſſensünd Benraths:Sachen der scorige Richter
38. 229. 274
bem Pabſt mird.eingeraumteiner Månſer zu erwählen 44
die Pabſtliche Erdnung machet / daßman einem vorKäyfer erlens
net 51, 128 , 324
påbſte
Regiſter
Þábíte jo abgeſeßt worden 159.632. K. G. 49 Pr
pabil ſidſt dem Käyſer die Krone vom Kopff 436
will das Känſerthum nach Willkühr vergeben 456,464
will andere Königreiche vergeben 487,653.683.684 Pr
Påbyte ! Po fich über Kayſer und Könige zu Richtern aufgeworffen Po
652. R.G 102
Þábíte / denen die Weltliche ſich nicht unterwerffen wollen 6s3
Pabit / ſoll ein Weib geweſen ſeyn K.G. 22 D:
Pabite ſo gar jung geweſen K. 6.39.47 PC
dren Påbite auf einmal . 6.48
den Púbftea ſollen die Rómer nicht unterivorffen ſeyn K. 6. 77 p
82 Р.
Pater nofter, oder Rofentranke$ Anfang K. G. 74
Papagey erhält einem Pringen das Leben 99 $
Paſtion macht daß man fid felbſten Schaden thut 344.'507: 531 Pr
peft 42.in Teutſøland 196
pfetlWynden von einer Gemahlin ausgelogen 667
pferd hilffceinem zum Königreich 127
wirfft den neuerwählten Käyſer ab 497
mit köftlichen Sachen gefüttertK.G. 32
ein gemahltes Pferd wiehert 644
die Pferde wiebern nicht vor einer unglücklichen Schlacht65 ?
mit Pferden þaben den Bals gebrochen 355. 386 , 389 655 ,
G. 32
unſinnige Liebhaber der PferdeK. G.32
plug Sphaer / darauf haben Suppen geffen 117
Philoſophia, der Philoſophie find gewaltig ergeben geweſen Leo 100
Philtrum bátverdorben Fridericum Pulchrum 634
Phtiriaſis vide Verfaulung.
an der Phtirial oder Verfáulung find geſtorben Arnulphus 66,
Balduinus $ 30. Fridericus Pulch. 633
Pietåt vide frommkett,
Planetarum conjunctio magna 584
Pænitens vide Bulle.
Pænitentis habitum , þurfft man nimmer ablegen 2 ! E
Erempel von ungemeiner Pænitenk 287 515.572
policey darüber wird von etlichen Regenten ernſtlich gehalten 89.97
Polygamia yide £ he . F
Precedeng Streit zwener Prælaten macht in der Kirche piel Blut per,
gieſſen 269. oder ſonſt groſſen Streit 430
Prace
der vornehmſten Materien .

buffe / werden über Land getragen 98


ein Schiffer wird zum Xayjer erlieft 96
biffbruch 647
himpff/ bringt Schaden 143.576 . 569.538.
iſt Urſach von Strieg 668
binden . Lebendig find einige geſdunden worden 672,655
bladsten / ſo durch wenige gewonnen 47 , 63.68.209. 339. 37273770
1 6717
fo drey Tag gewahret 68.406
so durch Wetter gewonnen 255
To ſebr blutig geweſen 27 , 63.113.127 . 134. 234. 235. 3711
377.698.666
ſo durch Gelegenheit des Drt& gewonnen worden $ 25 : 531
jo durch Engel oder Heilige gewonnen worden 113.532
blaft / der ſehr lang gewährt 66
Ochlaffſucht durch Sifft erwecket 66
hlag Fluf. Um Schlag find geſtorben Henricus Auceps 138. Ludo
vicus VII. 508. Ludovicus Bavarus 638
chlangen führen Krieg mit einander 347
bloß videVeſtung.
Schlaffer / merdeii in Ceutſchland erbauet 69
bønheit 623.657
buten werden vilitirt / von Carolo M g
ES werden aufgeridt von Carolo M. 8 .
+
bwachheit groſſer Reiche 218. 348.645
Chwängerung . " Ein Kind vou adtJabren wird ſchwanger 688
Hwasbaftigtett , bringt um das bevorſtebende Gluck 89
shweber / die ihre Tochter sånner verfolgt ico
hwein, Ein Sdweiu inacht/ daß ein Königlicher Pring den Halsbride
355
chwimmen . Durch Schwimmen hat ſich errettet Otto 175
die Pazinazæ ichwinimen über den Bosphorum 331
dwur , wird auffrembde Weiſe wahr 433
bibenten läüffen offrmal gewaltig gegen einander joj , R. 8.53.
iche vide Nusrat K.G.75
vergifften die Brunnen 640
ider Gleit vide Oleit .
itderhetr / bringt Schaden 34.95
bieg vide Schlachten .
den Sieg mußman zu proſeguiren wiſſen 210
wirb der Mutter SØttes zugeſchrieben 210
mulation 75.299.493 . 635
Singen erlanget den Verbrechern Gnade 23
Carolus M fingit mit den Chor: Knaben i
ohne !
Regiſter

Söhoe / ſo ihre Våtter vom Reich vertrieben oder rebellift / Gili Ludoring Succel
Pii 20. Ottonis Ma 154. alii 203 Shoc
lo den Tod ibrer Eltern gerochen , 22. vide Rache:
Sold i die Deutſche Fürſten wollen ausländiſchen Königen äidit isa Eat
dienen 601
@onntag , den Sonntag töid abſchaffen Michael Balbus 81 ΤΑ
parſamkeit ſammlet groſſe Reichthümer 94 tapffer
iſt nicht allzeit nuklich vide Geiß . Lauber
Õpeci i wormit Chriſti Seiten geöffnet worden i kommt an Hentical Caufle
1 Aucupem ; iſt ju . Nürnberg befindlich 138. ein andererwith Cauffap
gefunden zu Antiochia 372. ein anderer ju Conſtantinopel
304 Centpel
Speel. Exempla , da die Leute fich ſehr lang aller Speis enthist Terroi P!
Í 24
Splelė. Verluft im Spielen / machtdie geuteinfinnig sgår Listame
Bpital / Blindé sig.560
Sporn werden zum Triumph aufgehendet ősi Cufel /
Opraden / deren Vermiſchuug385
werden in einer Kranckheit von einem gan Ungeleita
gerebt $ 84 thal 30
vielerlen Sprachen haben geïedt Carolus M.7.Friderici1, Cheifur
421
feine Mutter Sprach hat ſehr excolirt: Carolus M. ] Cheurt
die Mutter Sprad, 1 wird bey Deutſchen Gerichten eingeführ Thiere
fühët $ 90
Thorh
Deutſche wird am Frantöſiſchen Hof excolirt 7
Oprtogéri. Dürd; Springen hat ſich ans der Gefängnus Calvirt 271 tiroo .
Stådte / deren Erbauung in Teutſchland 135. in Franckreich 516 Cituk
ſo fichſelbſten verſtöhret 363
to auf den Grund verfidhrtworden 419. Neapolis 479
Stammled igeſtammletbaben Ludovicus Balbus so. Michal Baby

Standhafftiğëett ióż
Exempla ; von groſſer Standhafftigkeit 558 : K. 8,10 Codric
Stårde 371.526. eines teutſchen Reuters 533
bringet die Leute empor 97 w
Stein / fåutvott Himninėl i 23 : 400
Sterbert. Erinnerung der Sterblichkeit $ 40 gre
Stief nátter /foanihrer StiefSöhne Tob oder ſonſtigenitaglie
Urfach geweſen 18. 14 to
Struftand det Waffen dieäet / des åndern Ärmee oder Alliiete dhendig ei
zu madjen 20. 299 Bre
ne
Stolo / wird beſmåniet ċ63 , Tribu
t
Straffen ſo auf Crudelitaterfolgt 931439. 506.655.670 Ertu
m
Strategema, 341,612,105.538.5475593 Suceelor
der vornehmſten Materien .
uccelfor . Wer groffer Herren Succeſſores ſeyn ſollen 338.
5ånden vide fall.

T.
Alionis Pæna 196. 1. 6.32
Tabs / To Fabr und Sag gemåbret 196
pfferkeit aliorum 301.394 526.698.624
iube wird zum Brieftragen gebraucht 375
suffe wird von dem getaufften Kind verunreiniget 237
luftspathen vide Øevattern .
darff man nichtheyrathen ) nod ebelich beywohnen 266
mpel. Im Sempelfind einige uñgebrachtworden 18.84.146
trol Panicus , vide fürcht i Ochröden .
der Carthaginenſer 363.557
stament / deffer Veränderung wilman nicht geffáttett 18. 146
ungemeine Art eines Teftament8 489
afel / verfolgt einen armen Mann erſchrødlid 4!
vom Teufel fol ſein erwürgtworden 281 3.6.44
Dom Teufel iftbefeſſen worden Carolus Craffus 41,aki 329
al goraphar. n das Shal Joſaphat find citirt worden 655 666
eilung 3. Der Ränder Caroli M. 29
Herrſchafft deren Cheilung bringtdaben 16 , 109, 11g 41:58
jeurungin Teutſchland 32, 640
iere find manchmal ſehr getreu 373
10 ſehr alt morbén 478
orheit des Michaelis g6
09. Auf einen eiſernen Tiſch Effenbei wird zum König erwählt 117
wird denen /die von ihrem Land etwasverlohren / nur halb gebedet 593
uk Der Königliche Tical wirdvon Kayſern andera Herren beggelegt180
238. 242 , 294 : 421.578
ob dem Titul eneftebet Streit 162
wird von Påbſten zugelegt 238.321.679
den Sdniglichen Titul haben eigenmächtig genommen bie Könige
von Arragonien 382,von Portugall 383
vide terben .
wunderliche Art vom Dod 105 : 322; 343 • 3556 382 387. 432. 487
568.606.622.671.K.G. 99
groſſer Herren in fremben Landens von welden die abgeføttene Angi
den nacher Haus gebracht worden 647
todte leidinam / werden vorSild und Bändegebraucht 69
ein topter leidnam tibird burd einen Mönchen bergeftellt 98. Bemegt fics
3 R.Š.85
ene i der Diener gegen ibren Heren 309: 313
ibut , muften den Römiſchen Kanſern zahlen 69.75.131
Ertumph . Marien Bild / in Triumpb geführt 210
PrisexTbeti ,
Regiſter
Reichs . Tag wird auch an kleinen Dertern gehalten / als : Ju Roncalien
417 im freyen Feld 244. zu Tribur 261 , 286• zu Fordheim 289.
zu Rhen8616.637 +
Reichs 12pffel 193
Reidthuin 94
hat Naciſtellet 654
Religion vide Glaube / Meynung .
wird geändert nach der Regierung ởi.92
Krieg / ſo der Religion halber entſtanden 409.476
auf ihre Religionen haben einige fehr gehalten 370. 375.408 .
611
Repuls vide Bettei
groſſe Herren können den Repulsgår åbel vertragen 597
wird von Bürgern nichtgeliebt 245
Refpe & vide Authoritat:
will audy in fleinen Dingen beobachtet fenn 25
Kevélation . Der angegebetten Revelationen ift nicht allezeit ju tråüent
3752
Revelation der Zeiten / iſt offtmal ſebr verwunderlich 58.83 . 140
& feg9.426 570.579
Reute fo ungemein groß 241
To za fpatgekommen $ 30
to man bekommen / nach abgelegtér Crón 238
Riefen 6. 268
Ring bringt ſeinen Heren in Unglů c# 488
Ringen. Im Ringen ſind verſchiedene umbgebrachtworber 49
Ruben dienen aud) groſſen Herren jur Speiſe 598
Ruchloſigket / des Michaelis 958 des Alexandri Contantinop: 1993
aliorum 302. K. $. 32
Š
Mérainent. Das Heilige Sacrament/ folt zum interpfarið gegeben
worden ſeyn s69
vor das Heil. Sacrament Mat groſſen Reſpe&t gettagen i
S
Rudolphus Habsburgenfis 597
Baat / fiel mit Kapſer Henrico Iti. ein 259
it, mit,Friderico 431
Baltos wird in die verſtörte Städte géfået 419
Sanſſimath Des Ottonis M. 166. Cafimiri ſ8ôi Henrici Lüzelburzial
622
Gdárffé / iſt offt ſehr ſchädlich 93
bringt je zumalen Nußen 207. 213 Si
ders . Srober Schern des Michaelis 96
verurſachet Krieg 351
Ohiff/ zerbricht eine eiſerne Reke948
Soiffel
der vornehmſten Materien .
Mephia en
po 4 and a !.rar Derecesi qetesont desplates Soiffe /'werden über Land getrag 98
ein Sdhiffer wird zum Kayjer erkieſt 96 ***
* borges . 144. Jitibur 56:, 1/7. jingles
diffbrud 647
doumpff/ bringt Schaden 143.576 . 569.538
iftUrſady von Krieg 668
Schinden . Lebendig find einige geſdunden worden 622.65
Schlachten / ſo durch wenige gewonnen 47 , 63.68.209. 339. 37773774
6717
e
mor tt S.ch
e i A fo dre n Tag gewähret 68.406
W 18i0n 19 iLnAMP 11.93
so durch Wetter gewonnen 255
Hi fruct pea soya geda ; ſo ſehr biutig geweſen 27. 63.113 , 127. 134.234 . 235. 3711
377.658.666
ſo durch Gelegenheit des Orto gerbonnen worden $ 25 : 531
rik a
limar Arsimu ike jo durch Engel oder Heilige gewonnen worden 113,532
dalaft / der ſehr lang gewährt66
* BOçLaL T N de 41 Schlaffſucht durch Sifft erwecket 66
a n s
sl d imamo g
16 deel ! Bola . Fluß . Um Schlag find geſtorbe Henricu Auceps 13 8. "Ludoa
vicus VII. 5o8 . Ludovicus Bavarus 638
na ngen ubren rieg it inander 47
Wir didi Bchla ſ K m e 3
Schloß vide Vertung.
Schldſfer / werder in Deutſdyland erbauet 69
e
Soonheit 623.657
duten werden vilitirt/ von Carolo Mg
werden aufgeridt von Carolo M. 8 .
d
244 e scieda Ein !;8 Schwachbett groſſer Reiche 218. 348.645
Odwångerung . " Ein Kind vou adji Jahrenwird ſchwanger 688
.
7 Riad Sdwarz haftig kett ,bringt unt dasbevorſtehendeGluck 89
. he r t
139 1 Alcud Cosss? Odwe / die ihre Tochter Männer verfolg zco
13 , Siry :) edwein, Eiņ Soweiu inacht/ daß ein Königlicher Pring der Balsbriche
355
Schwimmen. Durch Schwimmeri bat ſich errettet Otto 175
die Pazinazæ (dwinmen über den Bosphorum 331
X 0K s
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HE 2 14/ H ls ? nten
, wird auffrembde Weiſe wahr 432
l g r
2 : 2557 go Scribe lauffen offrma gewalti gegen einande 303, * 0.5
Biche vide Ausfa K.G.75
vergifften die Brunnen 640
55 oi Bicher Glett vide Oleit .
* .5447 P
Bioperhett / bringt Schaden 34.95
Bieg vide Schlachten .
den Sieg muß man zu proſeguiren wiſſen 216
* H * 4; 1
wird der Mutter Göttes zugeſchrieben 210
!! r *
Simulation 75.299.493. 635 :
Bingen erlanget den Verbrechern Gnade 23
Carolus M fingit mit den Chor Knaben i
Böhnel

‫در تنجد‬
Regiſter

Reichs . Tag wird auch an kleinen Dertern gehalten / als : zu Roncalier !


417 im freyen Feld:244. zu Fribur 261, 286. zu Fordheim 289.
zu Rhens 616,637
Reichs 12pffel 193 ;
Redthun 94
hat Nachſtelliet 654
Religion vide Glaube / Meynung.
wird geändert nach der Negierung ởi.92
Krieg / ſoder Religion halber entſtanden409.476
auf ihre Religionen haben einige fehr gehalten žżo . 375.4084
611
Repuls vidë Bettes
groſſe Herren können den Repuis går åbel vertragen 597
wird von Bürgern nicht geliebt 245
Refpe & vide Authoritat:
will aud) in fleinen Dingen beobachtet fern 25
Revelation . Der angegebenen Revelationen iſt nicht allezeit fü fråüest
375
Revelation der Zeiten / iſt offtmal ſehr verwunderlich 5 8.83.140
& ſe99.426.570.579
Reute fo ungemein groß 241
ſo sa fpat gekommen $ 36
Po man bekommen / nach abgelegter Crón 235
Riefen 6.262
King britigt ſeinen Herrn in Unglüc# 488
Kingen. Im Ringen ſind verſchiedene umbgebrachtworber 49
Ruben dienen aud) groffen Herren jur Speiſe 598
Kuchloſigkets / des Michaëlis 95. des Alexandri Confantinop. 199.
aliorum 303. K.G. 32

Ucrainent. Das Heilige Sacrament / foi zum itnterpfarið gegeben


worden ſeyn s6
vor das Heil. Sacrament þat groſſen Reſpédt gettageni
Rudolphus Habsburgenfis 597
BAAI / fiel mit Kanſer Henrico Iti. ein 259
it, mit Friderico 431
Sales wird in die verſtörte Städte gefået 419
Banffimuth des Ottonis M. 166. Cafimiri 680. Henrici Lüzelburzial
622
dhårffe / ift offt ſehrſchädlich 93
bringt je zunalen Nußen 209.213
ders . Srober Scherk des Michaelis 96
verurſachet Krieg 351
Odiff/ zerbrici eine eiſerne Kete 848
Soiffel
der vornehmſten Materien .
Seguite n
ang ara Oatm geb.Het la diffe / werden über Land getrage 98
ein Schiffer wird zum Kayjer erkieſt 96 ***
thi teret ad 14. No inou 26.. alle paginobras diffbrud
647
dumpff/ bringt Schaden 143.576.569.538:10
iſt Urfadh von Krieg 668
Odinden. Lebendig ſind einige geſchunden worden 622.658
dladyten / ſo durch wenige gewonnen 47 , 63 : 68.209. 339. 372: 3770
r e 6717
K u m I zes8 .c h
e t t e r p e I C C O TrTe .9 fo dren Tag gewähret 68.406
W Ni 4C luc 11
to durch Wetter getoonnen 255
c
i'r kapu Aca ay ic ;" ſo ſebr biutig geweſen 27 ,63.113, 127. 134. 234. 235. 3720
377.658.666
ſo durch Gelegenheit des Orts -gewonnen worden 825 :531 1
r a
ar ral jo durch Engeloder Heilige gewonnen worden 113.532
proalimt iniu
Schlaft / der Rebr lang gewährt 66
HA
YGUL et1r
on Schlaffſucht durch Gifft ermed et 66
9421 incon
41 tri
dlag Fluß. Am Schlag find geſtorb
en Henricus Auceps 13 8. Ludo .
patsomritceans didil
M :
;" 47302 nt vicus VII.5o8. Ludovicus Bavarus 638
en führen Krieg mit einander 347
eri az a chlang
Schloß videVeſtung.
Soldier/ werden in Ceutídland erbauet 69
Sönheit 623.657
dulen werben viſitirt / von Carolo Mg
& IPS 4 : 6 ( ** 199
210 9 werden aufgeridt von Carolo M. 8 .
871 n :42114
*7T 6:11 ! 1 2
ga at !! Odiwachheit groſſer Reiche 218. 348.645
ra
c Bdwångerung . " Ein Kind vou adhi Jahrenwito ſchwanger 688
b t a a
c m er keit bringt um das bevorſt ehende Gluck 89
i Odwars ebbaftig / r er gt
N11* • 9s . AS Arund Cosas! Odyw / die ihre Tochte sånn verfol zco
11 * 1 * 1#
. ** (1,41 : :) Schwein . Ein Sdweiu inacht / daß ein Königlicher Pring det Dalsbride
355
Schwinnen. Durch Schwimmeri bat ſich errettet Otto 175
die Pazinazæ ſchwirinen über den Bosphorum 331
1 177 3 Baywur n t en / wird auf frembde Beſo wahr 432
24 . 0
s lois Scri
b e eri ffimal ewaltig egen inanber oi 3
Tix X Kde1
V 7 lauff o g g e j , R. 6.5 .
c E /
Siche vide Ausfab K.G. 75
S I 1 vergifften die Brunnen 640
I : 9
Bidher :Olett vide Oleit .
‫ نشانه ها و م‬. . ‫مك‬
o y Sicherhett / bringt Schaden 34.95
ogno ....5C.irr resi
u
S M 16 C a f a Hesca Lauren Bieg vide Schlachten .
x
: inde 4;1 den Sieg muß man ju proſequiren wiſſen 216
wird der Mutter Söttes zugeſchrieben 210
Simulation 75.299.493.635
Bingen erlanget den Verbrechern Gnade 23
Carolus M fingit mit den Chor:Knaben i
w i ryo echnet
ir e 6
9.1
c.1 : 0 *.: 1 ;
Regiſter
Söhne / ſo ihre Vätter vom Reich vertrieben oder rebellirt / filii Ludovic
Pii 20. Ottonis Ma154. alii 203
fo den Tod ihrer Eltern geröchen,22. vide Rache:
Bolo i die Deutſche Fürſten wollen ausländiſchen Königen nicht um Sold
dienen 601
Gonntag , den Sonntag töid abſchaffen Michaël Balbus 87 :
Sparſanikett ſammlet groſſe Reichthümer 94
iſt nicht allzeitnußlich vide Geiß .
Õpeci i wormit Chriſti Seiten geöffnet wörben / kommt an Henricum
Aucupem į iſt zu Nürnberg befindlid 138. ein anderer wird
gefunden zu Antiochia 3720 ein anderer žu Conftantinopel
504
Opetê. Exempla ; da die Leute ſich ſehr lang aller Speiß enthalten te
1 24.
Optelė. Verluſt im Spielen , macht die Feute unſinnig sgá t
Bpital / Blinde sis.560
Sporn / werden zum Triumph aufgehencket őſi t
Opradger , deren Vermiſchuug 385
werdenin einer Kranckheit von einem gant üngelebrted
geredt ; 84 T
wielerlen Sprachen haberi geřebt Carolus M. 7. Fridericus tt.
421
feine Mutter-Sprach hat ſehr excoliri : Čarolus M, Ż
die Mutter Sprach / wird bey Deutſchen Gerichten eingeführ
fühit $ 90
Teütſche wird am Frañßdfiſchen Hof excolirt 7
Oprtogén . Dürd Springen hatſich aus der Gefängnús falviit 271
Sidote , deren Erbauung in Deutſchland 135. in Franckreich § 16
To fich ſelbſten perftobret 363 CF
to auf den Grund verſtohrtworden 419. Neapolis 479
Staminler i geſtammlet baben Ludovicus Balbus so. Michači Balbus

Standhafftigtett i62
Exempla , von groſſer Standhafftigkeit 558: R.O.io
Stárce 371 : $ 26 . eines teutſchen Reuters 533
bringet dié Leute empor 97
Stein / fautvom Himmel i 13 : 400
Sterbent. , Erinnerung der Sterblichkeit $ 40
Stieferátter / jo årihrer Stief Sobne Tod oder ſonſtigen Unglüd
Urfach geweſen i 8.24
Stilſtand derWaffen dieñét / des ånvern Ärmee oder Aliirte ábwendig
ju madjen 20. 299
Stoles / wird becamet só
Straffen ſo auf Crudelitaterfolgt 93.439.806.655.670 T
Strategema, 341,612,105.5 38.547.593
Succeffor

}
ſten n
der vorneh
m Materie .
Megier
ICE son inserida naredil Succeſſor , Wer groffer Herren Succeſares ſeyn ſollen 335 .
Gädden vide Sall.
2. Urartu Misur assof
10 free :AIDAT :, nide Tede
Exta osia musicaliga donge night and
TA Alionis Pena 196.8.6 . 3 .
Caos / lo Jahr und Dag gemabret 196
naturas 1 Virtad labu 17
Capfferkett aliorum 301.394 526.598.624
e Laabe wird zum Brieftragenngebraucht 375 niget
mer eaInc 1. 38 44 te ei
r
36 +1,6T:7 G1:14 g rut rta formar a
rude (* c se Cauffe wirtdhevnon dem getauff rn Kind verunr 237
pa te
an , Way itin 118. a messo Cauffs vide Bevat .
s darffman nichtheyrathen / dod ebelich beywobnen 206
Aduktu ja ma erant ja eriarse
Tempel. Ims Tetrpel find einigeumgebrachtworden
t den 18.84.146
, 9 fraude fake lazy dla En r
Terro Panicu , vide Forch / Ochró .
der Carthaginenfer 363.557
. x Teſtament / deſſen Veränderungwillmar nichtgeftätten 18. 246
s
new {{ arri se ungemeine Art eines Teftament8 489
Cenfel / verfolgt einen armen Mann erfcheddlich 4 !
ates VOM Teufelfol ſein erwürgt norbén 281 3. C. 44
17 trid
1 c h som Teufel ift beſeſſen worden Carolus Craffus 41,ahi 329
an :11 101 cit was so
Chal Joſaphat.
u n g An das Shal Joſaphat find citirt worden 655.666
er dubai CeX Carolas Mp3 Chetl 3. der Lånder Caroli M. 29
Berrſchafft deren Cheilung bringtSchaden 26. 109. 115.844.58 %
ungin eutſchland 2
2. @xr Dich ersatt: Crast ' Cheur T 3 , 640
e mal hr etreu
& Ros i 272 ia la 4a Que Thier find manch ſe g 373
10 ſehr alt morbén 478
Chorheit des Michaelis 96
ard
reg aa st
: emp st sh Tird . Auf einen eiſernen Tiſch Eſſenbei wird zum König erwählt inny
5a 4sno met wird denen /die von ihrem Land etwas verlohren , nur halb gedecket593
6 . 117 s t r e d
1 87 4:52 IS . u fr e * Cttuk Der Königliche Titul wird von Kayſern andern Herren beggelegt 184
:4 1
238. 242 , 224 : 42 1. 578
W AT TOTcMu 1'?, Nepos ob dem Titul entftebet Streit 162
41 a ;o v
De: k : 11 b; u
0d i sa lucka wird von Påbſter zugelegt238.321.679
ben Sdniglichen Titul haben eigenmachtig genommen die Könige
von Arragonien 382 , von Portugal 383
Cod vide terben .
n cet
i ber ; ...410 wunderliche Art vom Sob 10si 323 , 343 • 355• 382 387. 432. 48 %
rs ij 568.606.622.671.K.G. 99 i
ri . cui j
groſſer Herren in fremden Landens von wel en die abgeſottent Ingi
den nader Haus gebrachtworden 647
at ps s
re Ti are incie todte feichnam / werden vor Siſd und Bardegebraudt 69
cin topter Zeichnam tvird durch einen Månchen bergeftellt 98. Bemegt fich
R.Š.85
Crene i der Diener gegen ihren Herrn 309 , 312 }
Tribut , muften den Römiſchen Kayſern zahlen 69.75.132
Crtumph . Marien Bild 7 in Triumph geführt 210
. 4 5 PRIHRTbeil. Erd
9 615
04: 5 :.4. . st.
593
847.
Regifter

Triumph ! ſo abſonderlich conſiderable des Zimiſçis 210


Cros / wird geftrafft is I
unzeitiger Troß bringt Schaden 361
Tugend / wird bey den Turniern erfordert 136
Turbiere / deren Unfang 136. ſo gefabrlich werden abgeſchaffet f . .
89

Atter die ihre Kinder ſelbſtexequiren laſſen343


Vater
dieihreRegierung bey lebendigem Leib abgetretten i 14
ſo mit ihren eigenen Dödtern Bluts Schand getrieben zjó
R. 6.27
die ibre Kinder gewaltig gebaſſet 603.687
Vatterimotd 205
Patterland / wird allen Ländern vorgezogen 233
Ubereilung . Übereilte Execution 475
Uberlâuffer / die Überlauffer wil man nicht extradiren 79
Verachtung des Feindes bringet Schaden 888
iſt unertraglich 614
Veränderung. Vom Guten zumi Böſen haben ſich verändert 353. 35+
420
Vergnüglichkett 33
Verheerung. Das kand wird von denen Feinden offtmals ſelbſt verbeci
ret / damit die Feinde darinnen nicht ſubliñiren können 368
Verkleidung 681. K. G. 10
bringt Schlág 103
Verleumdung richtet groſſes Unheil an / und wird doch endlich geſtrafft
281. 674 7
Verråtherey Tchadet mehr als Gewalt $ 31.843
Verråther werden mit ſchlechter Můng bezablt 841
werden auch von Feinden gebaſſet 88
Verſchwendung 94
Verſahwiegenheit Erempel hievon 102.183.
Verſprechen ſo betrüglid , geſchehen 36.71.685
ſo nicht gehalten worden 75.685
fo'zwar gehalten , aber gleich wieder umgeſtoſſen worden
311
ſo reblich gebalten worden 404
allzu groſſesBerſprechen suinirt die Verſprecher 499
Veſtungen ſind Feſſel eines Landes io. 280.613
können nicht ſchügen / wann man von innen nicht ficher
298
Uhr. Künſtliches úhrwerd 1.6.44
Uobarms
der vornehmſten Materién .

Unbarmherzigkeit Lwird von GOtt geſtrafft 167


Undandbarkeit 20. 201.437
Iloentgkeit der Völcker ſtår etfie zu Grund 554
Ünerſåttlichkeit verderbet das Spiel61
Unfruchtbarkett wird zur Urſach der Ebeſcheidung genommen 563
Ungelehrte , Herren die gar ungelebrt geweſen 88.448
üngelehrſamkeit / nimmt ſehr überhand K. G. 29
Uugerechtigkeit / wird geſtrafft 530.603
Ungerechte / laſſen fich zum Unrecht leicht anreißen 24. 39. 43
Ungeſtalt des Nicephori Phocæ 206
Calo -Johannes ſtirbt lieber / als daß er eine Hand verliert 344
Unglück. Ein Unglück siehet das ander nach ſich 488
bringer Erbarmungund Glückzu wegen 21,301.575
macht die Leute nicht allzeit beſſer 389
macht die Authorität verlieren 64
den Unglücklichen kehrt alles den Rucken 59.119
der Unglüdſeeligen haben ſich angenommen die Römer 153.250 .
255
der Feinde , die vorhin unglückſeelig / hat man verſchonet 550,
045
Unteurcoheit vide Oeilheit. 473. 593.613
135 Undhold vide Gewiſſen .
fan nicht allzeit retter ica
durch Unrührung glübenden Eiſens 41,191 . vide glůbend Eiſen .
auf andere nachdenckliche Weiſe 611
Unſinnigtett. 41.329 . K.G.77
Unterredung / der friegenden Partheyen iſt behutſamlich anzuſtellen 56.
216. 221.670
Untreus mird mit Untreu / oder doch übel belobnt 33
wird, geſtrafft 22
fdadet fich felbften 163. 273.
Unverfehens. Was unverſehens geſchiehet / macht gewaltige Beſtürßung.
98.588
Unvorſichtigkeit im Krieg / bringtgroſſen Schaden 550.557
Unidhtig . Unzüchtige Lieb wird offenbar and ju Ehren gebradit 13
Vogel. Auf dem Bogel.Heerdwerben Henrico, Aucupi die Inſignia Imperii
überbracht 129
Dold vide pobel .
låft fich durch Zufälle irr maden 64, vide Calus,
iſtwanckelmüthig 159.421.422
Bilder / ſo aus ihrem Land gezogen uns ein anders eingenommen
555. ' die Cimbri 536. die Marcomanni619. Turcæ 234. vido
Colonien / Einfall. Sider
1 2
Regiſter

pålder fo aus ihrem Band au fremde Ort mit Gewalt geführt worden
164.342
der Regenten Chorheit / ſoll man dem Volck night entgelten las
ſen 45
Løft fich durch die Prophezeyhungen anfriſchen 373
Pormund ſo untreu gemeſen 27, 178.494.642.645
um die Bormundſchafft wird geſtritten 187.493
Pornehme Leute ſo übel tradirt worden 21. 34. 59. 152.216.301.337 .
241.343.412.424.459.625
Dorſichtigkeit . In keine Sache ſoll man fich einlaſſen / man babe dann
die Beſchaffenbeit davon gewiß erkundiget 480, vide Recognofçiren , .
Urthet vide Otraffen / Proceſs.
ſo auf der Stelle exequirt worben 478

Mulfo duro Compro geſcheh586,


misDrittel en 600
darzu werden zwey von den Votis erfordert K. 6. 80 .
623
Berren / die in der Wahl fidh 'ſelbſt ihre Stimme gegeber
R.G.103
Wabrſager Kunſt bey den Alten hochgehalten 117
Wat groffer Wau in Dånnemard 4
Wandelmåthigkett vornehmer Leute 160.285.290.R.O. 11
Dapper / werden verändert wegen einer notablen Begebenheit 383.427
$ 37.567.578
wober fie alſo gemein worden 565
Warnung verſtändiger Leute ſoll man nicht verachten 681
Waffer / Barinn tobte Leichname liegen / ruinirt eine Armee 558
Wehren . Wider ihre Mörber haben ſich gewehret Len Armenius 84
Weeg / an getreuer Weegweiſern ift einer Urmee viel gelegen 525
Weiber , ſo großmüthig geweſen oder ſonſt wol regiert 93, 117
ftillen den Krieg 170
fo gewaltig geil geweſen 182. 206.327.687
fo die wahre Religion eingeführet 238. K.G. 15.34
fo ihre Ehregerettet oder gerochen 192
To Sprieg geführt 118
so die Stadt defendiệt 558
To groſſe bieb und Treu an ifren Männern geübt 326. 4046
617,667 . 673
zu Weinſperg / die ihre Männer auf dem Rücken getragen
404
durch Áusziehung eines vergifften Pfeil$ 667
Herber
der vornehmſten Materien .

Weber / die im Strieg vor Soldaten gedienet 545


To fic ritterlich gewehret 558
To gar regierſichtig geweſen 117.230
laſſen ſich nicht verſchimpffen 186
To ihre Männer umgebracht 206. 208. 224. 225, 279 ourde ein
glühendes Eiſen 671.687
werben reſpectirt auch von den Feinben 341
ſo ihre Männer ruinirt 18.517. 192
1
Io gewaltig jornig und radygierig geweſen 230
fq ihren Männern untreu worden 442 1
die ihre Männer ibren Eltern und Brüdern vorgefogen 204
die von ihren Ebe . Männern bingerichtet worden 184.475,647
wollen ein eigen Königreich aufrichten 118
Weiber- Regiment will nicht anſteben 393.517
werden unter einem Hauffen der ſchönſten Jungfrauen ausgeleſene
77.89
find abſonderliche Verehrerinnen der Heiligen 9 !
die ihrer Månner Sod gerochen 153.183
viel Weiber bat gebabt Fridericus 11. 472
die ihren Männern mit Gewalt genommen worden 573
die ihre Máhner bekriegt 670
Wetdoen vide Tadhgeben .
bringet zu Zeiten groſſen Nußen 3. 149. 220. 416. [ 22. 191 .
Sp.6.55
Wein . Mit Wein wird Kalch angemacht 14 !
iſt gewaltig polfeil 641
Weltlich. Weltliche Herren / die ſich geiſtliche Sachen zu decidiren unters
nommen K.G.2
Weltliche fo immedjate ju Biſchoffen gemacht worden
K.6.7
1 Wind fo contrar , machet Schlachten verlieren 376
Winter . Im Winter hat groſſe Feldzàge getban : Ludovicue Pius 16
Wolfetle / To abfonderlidh notable 589.641
Wolff. Wolffe , lauffen vor Hunger in die Städte R. G.1.
erhalten ein Kind bey Leben 32
Wolffe , fo aber Kinderwaren / ſplten ins Waffer geworffen
werden 406
Wolluſt Liebende die im Notfall doch gute Salbaten abgegeben
215
Wolredenheit / bringet gange frönigreiche zu wegen 130
Wort vide Reden / Jungen .
man der Rednige ſollen unverfälſchtgehalten werden 404.5 !!
ein einig Wort verurſachet groſſe Weitlaufftigkeit415
Wyny
Regiſter der vornehmſten Materien .

Wundenmahier des HEran Chriſti/ werden dem Heiligen Franciſco eins


gebrudt K. G.91

3:
Aghafftigkeit vide furdt.
3 Zauberey. Manichæer / find mehrentheils Zauberer 77, 86
Der Zauberey ſind einige ergeben geweſen 77
durch Zauberen einen aus der Gefängnus erloſen 627
Zauberey , ward bey den Alten gar hoch gebalten 117
Gelehrte und Künſtler werden der Zauberen beſchuldigt
R. G. 44
Gehenden . Über die Zehenden wird ſehr geſtritten 274, K. 6.67
Jorn . Bornmuthigkeit des Hannonis 272
iſt ein bofer Rathgeber 165.475
Zornmüthige dienen nicht zu Regenten 344.390
BuchtvideErztehung.
anſchlagen 94.
willnicht allézeit
Swergi ſo ein Konig geweſen 678
Zweydeyrigkeit, iſt in gewiſſen Fällen erlaubet 184,

ENDE.

‫کے‬
:
bboth

Vornehiner und gelehrter Leute Judicia


vom Neu - eröffneten Hiſtoriſchen
Bilder-Saal.

Burcardus Gotthelf. Struvius in Bibliotheca Hiſtorica


Cap. VIII. S. 10 .

tor , maximopere æftimatur. Præſtåt tamen Gothofredo


der Neu -eröffnete siſtoriſche Bilder :Saal /Yürn ,
berg 1697.8. 5. Voluminibus ( nunc verò 7. Voluminibus & Apa
pendice ) Hiſtoria eft univerſalis à prima mundi origine usque
ad noſtra tempora , adjectis iconibus rerum præcipuarum ,ne
que tamen iis adeo elegantibus. Accurata verò eft deſcriptio
atque ordinata ; præcipue res gelæ ſub Leopoldo prolixe &
magna cum cura exponuntur. Autorem ejus pleruinque fa
ciunt Jacobum Wilhelmum Imbofiuin ; rectiùs tamen AndreamLá
zarim Im Hof.

JobannBurchardmay im erſten Theil der gründe


lichen Anleitung zur Teutſchen Staats-Kunſt p . 16 :
Eut žu Dag wird jaft bürchgebends bey Hohen und Niedrigen des
u
HeJohann Wilhelms ( Andrea Lažāri ) Imhofs 1 bleu éroffs
neter biſtoriſcher Biber : Baal / der zu Nürnberg in fünff Cheilen
( anjeßo aber in ſieben Theilen ſamt einem Anhang beſtehend/ ivie dann der
achte Cheil auch nechſtens mit Gott folgen ſollé ) mit ſchönen Kupffern aus.
gezieret heraus kommen ) gebraucht / hyorinnen was ſich von Anfang der Welt
biß zu unſern Zeiten Denckwürdiges zu getragen ; in einer geſchickten Dis:
nung / auch noch mit zimlichéin Deutſch erzehlet wird. Der fünffte uñð żc.

Jobannes Chriſtopborus Wagenſeil in Collegio MSto .

Den ein jungen


Menſchen i weldhér dié Hiftoriam Univerſalem lernen will, daß wann
» er kein Geld / fidh folches ju erkauffen / båtte / er ſolches ebézuſammen
betteln ſolte ; dann dns Werck iſt mit groſſem Verſtand und nicht ſattſam
in ju preiſender Deutlichteit/ und Ordnung geførieben .
Und
Und in der Belehrung eines Pringens / ſo zum
Kriege geneigtp. 22 .
Recommandirt er den Bilder Saal wiederumt und ſagt : „ Das e
, nebſt der Hiſtoriſchen Bilder Bibel immer auf dem Tiſche in eines jungen
» Pringens Zimmer liegen ſollte / damit fich der Print ben Zeiten die Set
s, lichenund WeltlichenHiſibrien daraus bekannt machen moge.

Autor des Lebens Joſephi Römiſchen Kdyfetti /


fo zu Cölln 1712. edirt P. I. p. 30.
unterließ auch nicht andere erfabrne Leut in Teutſøland ja
SMAn brauchen / daß fie durch ihre geſchickte Feder dem König Joſeph in
»; ſeiner Erziehung behülfflich ſeyn möchten / ſolcher maſſen ward der Pfalse
Sulsbachiſche Geheime Rath Andreas Lazarus pon Jmbof verans
laſſet den befandten Bilder Saal zu ſchreiben / welcher bloß das
» Abreben hatte / den Römiſchen Fönig dadurch in der Hiſtoria zu unter
jj richten / welches Buch man auch nach der Zeit fo gut befundenil_dai
jes in das Frankdfiſche ( zu Gebrauch des Cron : Pringens von Preuffer
», überſekerwordena

Dieterich Sermann Kemmerich , in der neu -eröff


neten Academie der Wiſſenſchafften P. I. Lib . IL
cap . 23. p. 356.
Er Hiſtoriſche Bilder Saal iſt von dem berühmten Imbof ziemlió
mohl geſchrieben / das Werck beftehet ißo aus fieben Sheilen /un
gehet biß auf den Raſtatt:Baadiſchen Frieden 7 - es iſt aber alle zehen Jaft
eine Continuation verſprochen worden ,

Chriſtian Gryphius; in der Inſtru &tion für den


Baron Schönaich §. 9
Ed Sleidani vier Monarchien cum continuatione Strauchii & Schur
Aeiſchii , können ſo lange ben Seite gelegt werden / biß der In
Baron in der Lateiniſchen Sprach farcker worden / unterdeſſen aber wu
mit nichts in der Hiftoria Univerſali verabſáumet iverde ; per iftoriſche
Bildet . Baal / fo zu björnberg heraus gekommen für dieBand
genommen und fleißig geleſen werden , indem datinnen alle
Welt Detånderungen auf das totgeſtel and teistſoo erzehlet
werden und dieſes Buch mit gröftem Derftande geſchrieber
worden . Um ihn beſſer bey der Luft zu erhalten / kan man ibm aw
ſelbſten bey můßigen Stunden / die dabey fich befindenben Bilder il
miniren / und zugleich ſich allemal die Erklärungdavon ſagen laſſen / web
thes inftar repetitionis ift:

Bayartucho
Staatsbibliothek
München
| {

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r

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