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Das Herz 14
LERNZIELÜBERSICHT
14.1 Einführung 14.4 Der Herzzyklus 14.6 Die Herzleistung und ihre
Das Herz liegt im Mediastinum zwischen • Das Herz kontrahiert sich durchschnittlich Regulation
den Lungen. Als Hohlmuskel treibt es den 70-mal in der Minute (Herzfrequenz), bei • Das Herz pumpt durchschnittlich 70 ml
Blutstrom an. Herz und Blutgefäße bilden Kindern häufiger als bei Erwachsenen. pro Herzschlag und damit 5 I Blut pro
zusammen das Herz-Kreislauf-System. • Die Kontraktionsphase heißt Systole, die Minute durch den Körper. Dieses Herz-
• Dabei existieren zwei Teilkreisläufe: der Erschlaffungsphase Diastole. Minuten-Volumen kann bei extremen
Lungenkreislauf, der das Blut zur Sauer- • Die Systole beginnt mit der Anspan- Belastungen auf bis zu 30 I ansteigen.
stoffaufsättigung durch die Lungen nungsphase, bei der das Myokard Druck • Sympathikus und Parasympathikus be-
treibt, und der Körperkreislauf, der das auf das Blut ausübt. In der Austreibungs- einflussen die Herzleistung - der Sympa-
Blut zu allen Organen des Körpers bringt. phase werden die Taschenklappen auf- thikus steigert Herzfrequenz, Schlagkraft,
gestoßen und das Blut durch die Aorta Reizbildung und Erregungsleitungsge-
14.2 Die Kammern und das
und die Lungenarterien gepumpt. schwindigkeit, der Parasympathikus
Klappensystem des Herzens
• Danach folgt die Diastole: In der Entspan- wirkt umgekehrt.
Durch die Herzscheidewand wird das Herz
nungsphase erschlafft der Herzmuskel, in • Außerdem besitzt das Herz eine gewisse
in eine linke und eine rechte Hälfte geglie-
der Füllungsphase strömt Blut in die bei- Fähigkeit zur Eigenregulation: Gelangt
dert. Jede Hälfte besteht aus einem Vor-
den Vorhöfe und weiter in die Kammern. viel Blut in das Herz, wird es stärker vor-
hof und einer Kammer. Diese sind durch
Die Herzklappen verhindern ein Zurück- gedehnt und kann sich besser kontrahie-
Segelklappen voneinander getrennt.
fließen. Damit ist der Kammerzyklus be- ren.
• Das Blut strömt aus den Vorhöfen durch
endet, es folgt die nächste Systole. • Im Alter nimmt die Leistungsfähigkeit
die geöffneten Segelklappen in die Kam-
• Mit dem Stethoskop hörbares Zeichen des Herzens ab, wobei mehrere Faktoren
mern und dann weiter, von Taschenklap-
der Herztätigkeit sind die Herztöne. ineinander greifen.
pen geleitet, über die Pulmonalarterien
Herzgeräusche lassen Rückschlüsse auf • Herzinsuffizienz ist die krankhaft herab-
durch die Lungen bzw. über die Aorta in
Störungen der Klappenfunktionen zu. gesetzte Leistungsfähigkeit des Herzens.
den Körper.
• Das rechte Herz ist für den Lungenkreis-
14.5 Die Erregungsbildung und 14.7 Die Blutversorgung des
lauf zuständig, das linke erhält sauer-
Erregungsleitung Herzens
stoffreiches Blut aus den Lungenvenen
und pumpt es in den Körper(-kreislauf). • Das Herz ist zur Erregungsbildung fähig, • Durch seine hohe Leistung hat das Herz
führt also auch isoliert seine Schläge aus. einen großen Sauerstoff- und Energiebe-
14.3 Der Aufbau der Herzwand • Das übergeordnete Erregungsbildungs- darf. Über die Herzkranzgefäße (Koro-
• Die innere Schicht der Herzwand ist das zentrum ist der Sinusknoten ("Schrittma- nararterien) wird es mit Blut versorgt.
dünne Endokard. cher des Herzens"). Seine Erregung läuft • Bei Verengungen in den Herzkranzgefä-
• In der Mitte liegt das mächtige Myokard, über AV-Knoten, His-Bündel, Kammer- ßen durch Arteriosklerose kann es zu ei-
der muskuläre Anteil. Er ermöglicht die schenkel und Purkinjefasern. Von da aus ner chronischen Minderversorgung kom-
Herzkontraktionen. Bei chronischen Be- geht sie auf die Herzmuskulatur über men, man spricht von koronarer Herz-
lastungen kann sich das Myokard zur An- und führt zur Kontraktion . krankheit.
passung daran vergrößern (Hypertrophie). • Die Herzaktion geht mit elektrischen • Beim Herzinfarkt (einer der häufigsten
• Außen auf dem Myokard liegt wieder ei- Spannungsveränderungen einher. Diese Todesursachen überhaupt) kommt es
ne dünne Schicht, das Epikard. können abgeleitet und als Elektrokardio- zum Verschluss eines Koronararterienas-
• Das Epikard und das ganz außen liegen- gramm (EKG) aufgezeichnet werden. tes mit Untergang des nicht mehr ver-
de Perikard, eine Bindegewebsschicht, • Herzrhythmusstörungen können harmlos sorgten Gewebes. Die Diagnose wird
bilden den Herzbeutel, der ein reibungs- sein, aber auch durch Kreislaufstillstand durch EKG und Blutuntersuchung gesi-
armes Gleiten während der Kontraktio- in Minuten zum Tode führen (z. B. Kam- chert, schnelle Behandlung ist oft lebens-
nen ermöglicht. merflimmern). rettend.
224 Das Herz 14
14.1 Einführung --------------------------------------------
Aorta
Lungen-
Das Herz (Co 1') ist ein Hohlmuskel, der als zentrale Pumpe die schlagader
Transportvorgänge in allen Blutgefaßen antreibt. Herz und rechter
Vorhof
Blutgefaße bilden zusammen das Herz-Kreislauf-System
oder kardiovaskuläre System, das den ganzen Körper mit Sau-
erstoff (Oz) und Nährstoffen versorgt und Stoffwechselend-
produkte wie etwa Kohlend ioxid (CO z) abtransportiert.
Außerdem produziert das Herzgewebe Hormone (-+ 14.6.2),
die an der Regulation von Kreislauf und Flüssigkeitshaushalt
beteiligt sind.
Stamm der
Aorta (Haupt-, Lungenschlagadern
große Körperschlagader) (Truncus pulmonalis)
V. cava superior lunge
(obere Hohlvene) -------~'KfI_........::~~
linke Herzkammer
rechter Vorhof
V. cava inferior
(untere Hohlvene)
-------1[UH~~~'~~5=n~d===== Herzmuskel
~':-"'-+---\1~+------ Leber
.'1\l~IT------- Milz
Pfortader (V. portae) ------H'*h'-\-lr-~;;:>f"'·1IIr'
Magen
Bauchaorta Niere
Aortenbifurkation
(Aufteilung der Aorta) Darm
A. iliaca communis
(gemeinsame
Beckenschlagader)
sauerstoffarmes Blut
A. femoralis
(Oberschenkelschlagader) Pfortaderkreislauf
Aortenklappe ------,.c---"'fH-
Brustbein
(Sternum)
Pulmonalklappe
Klappen-
ebene
linke Herzkranzarterie
Abb. 14.5: Lage der Klappenebene innerhalb des Herzens. Alle Herzklap- Abb. 14.6: Blick von oben auf die Klappenebene (Vorhöfe abgetrennt).
pen liegen in einer Ebene (hier als Glasscheibe dargestellt), zusammenge- Oberhalb der Aortenklappe gehen die Herzkranzgefäße (-+ 14.7) aus der
halten vom bindegewebigen Herzskelett (-+ Abb. 14.6). Aorta ab. Das His-Bündel (-+ 14.5.2) durchstößt die Klappenebene.
Der linke Vorhof pen lassen sich aber heutzutage weitaus besser durch Ultra-
Das Blut aus den Lungen fließt über vier horizontal verlaufen- schalluntersuchung (Echokardiographie) nicht-invasiv dar-
de Lungenvenen (Vv. pulmonales) in den linken Vorhof (Atri- stellen.
um sinistrum). Die MitraIklappe, welche die "Tür" zur linken Durch Kombination mit dem Doppler-Verfahren (Doppler-
Kammer bildet, besteht aus zwei Segeln. Sie sind wie die Segel Echokardiographie) kann der Blutfluss durch das Herz beur-
der Trikuspidalklappe über Sehnenfaden mit Papillarmuskeln teilt werden.
der Kammerwand verbunden. Dadurch sind z. B. bei angeborenen Herzfehlern invasive und
damit risikobehaftete Untersuchungen seltener als früher er-
Die linke Kammer forderlich.
Die Muskulatur der linken Kammer (Ventriculus sinister) ist
die dickste und stärkste des gesamten Herzens. Von hier aus
rechte Lungenarterie linke Lungenarterie
wird das Blut in die Aorta (Haupt-, große Körperschlagader) (A. pulmonalis dextra) (A. pulmonalis sinistra)
gepumpt. Die Aortenklappe trennt die linke Kammer von der Stamm der Lungen-
schlagadern linke
Aorta. (Truncus pulmonalis) Lungenvenen
(Vv. pulmonales
sinistrae)
Die angeborenen Herzfehler
Mit ungefahr 1 % aller Neugeborenen gehören Herzfehler zu
den häufigeren kindlichen Fehlbildungen. Manche führen un-
mittelbar nach der Geburt zu einer schweren Herzschwäche
und/oder Zyanose (blaue Hautverfarbung). Andere werden
erst im Kindes- oder Jugendalter bei der Abklärung häufiger
Infektionen, Gedeihstörungen oder eines Herzgeräusches fest-
gestellt.
Am häufigsten sind "Löcher" in der Herzscheidewand (Vor-
hof- bzw. Ventrikelseptumdefekt), bei denen Blut vom linken
Vorhof bzw. linker Kammer zurück in den rechten Vorhof
bzw. die rechte Kammer fließt, sodass die rechte Herzhälfte
übermäßig belastet wird. Beide können meist operiert werden, Pulmonal klappe
untere Hohlvene
'?,'ii· :1 1
Die Kontraktionsphase der Herzhöhlen nennt man Systole. Sie dauert
ca. 0,25 Sekunden.
Die Erschlaffungsphase heißt Diastole. Ihre Dauer ist stark frequenz-
abhängig und liegt bei einer Herzfrequenz von 70 Schlägen/Minute
bei ungefähr 0,55 Sekunden.
Die Herzfrequenz
Die Herzfrequenz ist physiologischerweise altersabhängig:
• Beim gesunden Erwachsenen schlägt das Herz in Ruhe etwa
70-mal pro Minute (bei Frauen etwas häufiger als bei Män-
nern); die Herzfrequenz beträgt also ca. 70/min
Abb.14.9: Röntgenbild des Brustkorbs von vorn C,p.-a.-Bild" = posterior- • Beim Kind ist die Herzfrequenz höher: Sie Hillt von etwa
anterior) und von der Seite, Normalbefund. Die Herzform im Röntgenbild
140/min beim Neugeborenen und 120/min beim älteren
gibt Aufschluss über die Größe der einzelnen Herzabschnitte. Abweichun-
gen von der Norm deuten auf eine Herzerkrankung hin (z. B. Herzinsuffi- Säugling über ca. 100/min beim Kindergarten- und 85/min
zienz). [Foto: 0177] beim Schulkind auf etwa 75/m(n beim Jugendlichen
• Beim älteren Menschen kann die Herzfrequenz wieder
leicht ansteigen.
Auch ist die Herzfrequenz aktivitätsabhängig: Bei körperlicher
oder seelischer Anspannung schlägt das Herz viel schneller als
in Ruhe und Krankheiten beeinflussen die Herzfrequenz, z. B.
steigt sie bei Fieber oder Schilddrüsen überfunktion.
I?Jlj.I'Jlil
Ein im Vergleich zum altersentsprechenden Normwert zu schneller
Herzschlag heißt Tachykardie (bei Erwachsenen> 100/min), ein zu
langsamer Bradykardie (bei Erwachsenen< 60/min). Leichte Tachy-
oder Bradykardien können physiologisch sein. Ausgeprägte Tachy-
und Bradykardien gefährden den Betroffenen, weil die vom Herzen
ausgeworfene Blutmenge nicht zur Organversorgung ausreicht.
Pulmonal- und
Aortenklappe geöffnet
, ,
10,6 80
--- ---- ~-
Drücke in:
Aorta
Herzklappen
und -töne Segelklappen
1-+- -- - Herztöne
Abb. 14.11: Die Phasen des Herzzyklus mit Drücken in Aorta, linker Kammer und linkem Vorhof (10 mmHg ;: 1,33 kPa), entsprechender EKG-Ablei tung
(Details zum EKG ~ 14.5.6), Herzklappenöffnung und -schließung und Herztönen.
Die Kammersystole nung des Myokards steigt der Druck in den Kammern, er ist
Während der Kammersystole zieht sich das Myokard der jedoch noch nicht hoch genug, um die Taschenklappen auf-
Herzkammern zusammen. Sie hat zwei Phasen: zustoßen
• Anspannungsphase. Die Anspannungsphase ist die erste • Austreibungsphase (Auswurfphase): Der Druck in den
Phase der Systole. Die Kammern sind mit Blut gefüllt, die Kammern übersteigt schließlich den Druck in Truncus pul-
Segel- und Taschenklappen geschlossen. Durch Anspan- monalis bzw. Aorta, die Taschenklappen werden aufgesto-
Das Herz 231
ßen und das Blut in die großen Arterien getrieben. Gegen 14.4.3 Die Herztöne und Herzgeräusche
Ende der Austreibungsphase schließen sich die Taschen-
klappen wieder, weil der Druck in der Arterie wieder höher Die Herztöne
ist als in der Kammer (-+ 14.2.2). Die Systole ist beendet, die Das Herz arbeitet nicht lautlos. Die bei der ruckhaften Herztä-
Diastole beginnt. tigkeit erzeugten Schwingungen werden auf den Brustkorb
übertragen, wo sie von außen mit einem Stethoskop zu hören
Die Kammerdiasto le
sind. Diese Untersuchung bezeichnet man als Auskultation
Auch die Kammerdiastole setzt sich aus zwei Phasen zusam- ("Abhorchen") des Herzens (-+ Abb. 14.l2).
men: Am gesunden Herzen lassen sich folgende Herztöne auskultie-
• Entspannungsphase (Erschlaffungsphase): Aufgrund der ren:
Entspannung des Myokards sinken die Kammerdrücke, alle • Den ersten Herzton hört man in der Anspannungsphase
Klappen sind abermals geschlossen der Systole. Durch die ruckartige Muskelkontraktion gerät
• Füllungsphase. Die Kammerdrücke sind nunmehr unter das Blut in den Kammern in Schwingungen. Der erste Herz-
die Vorhofdrücke gesunken, die Segelklappen sind geöffnet, ton wird daher auch als Anspannungston bezeichnet
und Blut strömt aus den Vorhöfen in die Kammern. Dies • Der zweite Herzton kommt am Ende der Systole durch das
erfolgt überwiegend passiv .... die oben erwähnte Vorhof- "Zuschlagen" der Aorten- und der Pulmonalklappe zustan-
kontraktion trägt bei normaler Herzfrequenz nur etwa 10- de (Klappen ton)
20 % zur Kammerfüllung bei (bei alten Menschen wegen • Vor allem bei Kindern können ein dritter Herzton wäh-
der verminderten Elastizität der linken Kammer mehr, rend der frühen Diastole (Ventrikelfüllungston) sowie ein
-+ 14.6.3). Die Füllungsphase endet mit dem Schließen der vierter Herzton in der späten Diastole (Vorhofkontrak-
Segelklappen - die neue Systole beginnt. tionston) auch ohne zugrunde liegende Herzerkrankung
auftreten. Bei einem Teil der Kinder und bei Erwachsenen
'N'li'l' weisen sie aber auf eine Herzerkrankung hin.
Aus jeder Kammer werden pro Herzschlag beim gesunden Menschen
in Ruhe etwa 70 ml Blut ausgetrieben. Dies entspricht ungefähr der Die Herzgeräusche
halben Kammerfüllung.
Das Herz als Saug-Druck-Pumpe Alle anderen Schallerscheinungen außer den beiden Herztönen be-
zeichnet man in der Regel als Herzgeräusche. Ein während der
Während der Austreibungsphase verlagert sich die Klappen- Systole hörbares Herzgeräusch heißt Systolikum. Ein Herzgeräusch
ebene des Herzens (-+ Abb. 14.5, -+ Abb. 14.6) in Richtung während der Diastole ist ein Diastolikum.
Herzspitze, sodass die Vorhöfe gedehnt werden. Die Vorhof-
drücke sinken, und aufgrund des dabei entstehenden Druck- Herzgeräusche, insbesondere Systolika, können bei Kindern
gefalles strömt Blut passiv aus den großen Venen in die Vorhö- und Jugendlichen auch ohne Herzerkrankung auftreten. Herz-
fe. geräusche bei Erwachsenen, neu entstandene oder mit Be-
Umgekehrt bewegt sich die Klappenebene während der Diasto- schwerden einhergehende Herzgeräusche weisen aber auf einen
le wieder zur Herzbasis hin, sodass sich nun die Kammern er- gestörten Blutfluss hin, etwa durch Herz- oder Klappenfehler.
weitern und ein Druckgefalle zwischen Kammern und Vorha-
fen entsteht, welches das Blut überwiegend passiv in die Kam-
mern gelangen lässt.
Diese "Mithilfe" durch Verlagerung der Klappenebene heißt Pulmonal
klappen-
Ventilebenenmechanismus. Anschaulich spricht man auch punkt
vom "Ansaugen" des Blutes in Vorhöfe bzw. Kammern und
dem Herzen als Saug-Druck-Pumpe.
4.ICR
(Ausrichtung
VI und VI)
Abb. 14.15: Platzierung der EKG-Elektroden. Die Elektroden für die Brustwandableitungen werden an definierten Punkten angebracht: VI im 4.ICR rechts
neben dem Brustbein, V2 im 4. ICR links neben dem Brustbein, V, im 5. ICR in der Medioklavikularlinie, VJ auf der Mitte der roten Verbindungslinie zwischen
V2 und V" Vs und V6 auf gleicher Höhe wie V" jedoch am Vorderrand bzw. unterhalb der Achselhöhle. [Foto: Kl15]
EKG
- - - 0,8-1s-
Erregungs-
rückbildung
(Kammer)
EKG
Abb. 14.16: Zeitliche Zuordnung der Phasen der Herzerregung zu den EKG-Abschnitten (erregte Herzmuskelbereiche violett). Die P-Welle entspricht der
Vorhoferregung, der QRS-Komplex der Kammererregung und die T-Welle der Erregungsrückbildung in der Kammer.
Das Herz 235
V1
V2
111 V3
V4---'
aVR
aVF V6 - - - - '
Abb.14.17: Das Standard-EKG besteht aus den Standard-Ableitungen I, 11, 111, aVR, aVL, aVF und V,-V6. Hier ein Normalbefund.
p I p p I p
~ -
p p JIJ. . ... k p
-
p
...
p
mer-Überleitung verzögert, aber nicht aufgehoben
(PQ-Zeit über 0,2 s). Beim AV-Block 11. Grades gelan-
gen einzelne Vorhofimpulse überhaupt nicht mehr in
die Kammer, und beim AV-Block 111. Grades werden
p
überhaupt keine Vorhofaktionen mehr in die Kammer
übergeleitet.
supraventrikuläre Extrasystolie
p p
ventrikuläre Extrasystolen gehen vom His-Bündel oder vom sie eine Herzinsuffizienz verschlimmern und paradoxerweise
Kammermyokard aus. Insbesondere ventrikuläre Extrasysto- selbst Rhythmusstörungen auslösen.
len können den Patienten bei häufigerem Auftreten (evtl. le-
bensbedrohlich) gefährden (-+ Abb. 14.1 9). 14.5.9 Das Vorhof- und Kammerflimmern
Die Antiarrhythmika Das Vorhofflattern und -flimmern
Herzrhythmusstörungen, die mit zu schnellem Herzschlag Infolge von Störu ngen der Erregungsausbreitung kann es zu
und/oder Extrasystolen einhergehen, lassen sich teilweise "kreisenden" Erregungen kommen, bei der die Erregungswelle
durch Gabe von Antiarrhythmika bessern. kra nkhafterweise zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehren und
Wegen erheblicher Nebenwirkungen ist der Einsatz von Anti- gerade erregtes Myokard abermals erregen kann. Die Folge
arrhythmika jedoch relativ risikoreich, unter anderem können sind rasche, unkoordinierte Myokardzuckungen.
Das Herz 237
a Absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern. Die völlig CI) absolute Arrhythmie mit Vorhofflimmern
unkoordinierten Vorhofaktionen zeigen sich nur noch durch
eine . unruhige" Null-Linie im EKG. Die Kammeraktionen
sind unregelmäßig.
Findet dies im Vorhofbereich statt, resultieren Vorhofflattern Das Kammerflattern und -flimmern
(Vorhoffrequenz 250-350/min , meist mit AV-Block II. Gra- Viel gefährlicher als das Vorhofflimmern ist die kurzschlussar-
des und daher niedrigerer Kammerfrequenz) oder Vorhof- tige "Dauererregung" der Kammermuskulatur. Die daraus ent-
flimmern (Vorhoffrequenz über 350/min, Kammerfrequenz stehenden Kammerkontraktionen sind zu schwach und zu we-
schwankend, Puls immer unregelmäßig = absolute Arrhyth- nig aufeinander abgestimmt, um genügend Blut aus den Herz-
mie __ Abb. 14.20). kammern zu treiben. Obwohl das Herz "durchdreht", ist von
Ursächlich liegen überwiegend organische Herzerkrankungen außen kein Puls mehr tastbar. Es kommt funktionell zum
zugrunde. Herz-Kreislauf-Stillstand,
Da die Vorhofaktion jedoch für die Herzleistung nicht sehr be-
deutend ist, bereiten Vorhofflattern und -flimmern insgesamt
wenige Beschwerden. Das Kammerflimmern (über 400 Herzschlägefmin __ Abb. 14.20)
Durch die ungünstigen Strömungsverhältnisse vor allem im erfordert die sofortige kardiopulmonale Wiederbelebung (Herzmas-
linken Vorhof kann es aber dort zu einer TIlrombenbildung sage __ Abb. 14.22). So schnell wie möglich wird versucht, die ge-
mit der Gefahr einer nachfolgenden Embolie (__ 12.4.4) kom- störten Herzmuskelerregungen durch einen elektrischen Stromschlag
men. Um dies zu verhindern, wird die Gerinnung bei Patien- (Defibrillation) zu koordinieren. Danach kann sich im günstigen Falle
wieder eine geordnete Reizleitung einstellen.
ten mit Vorhofflimmern mit Cumarinderivaten gehemmt
(-- 12.4.5).
Beim Vorhofflattern (__ Abb. 14.20) droht außerdem eine viel Beim Kammerflattern mit Kammerfrequenzen von 250-3501
zu schnelle Kammerfrequenz, wenn ausnahmsweise alle Vor- min ist die Erregung des Herzmuskels noch nicht so unkoordi-
hoferregungen zu den Kammern übergeleitet werden. niert wie beim Kammerflimmern. Dennoch ist die Auswurf-
238 Das Herz 14
Sieeves (Muffen) zur V. subclavia obere Hohlvene
Fixierung der Elektroden (V. cava superior)
in der Gefäßwand
Zweikammer-
schrittmacher
Vorhof-
elektrode
in rechtem
Vorhof Abb. 14.2 1: Permanenter Herzschrittmacher. Die
Schrittmacher-
Aggregat Kammer- Elektroden des Schrittmachers liegen hier in der rech-
elektrode -+---+---~~~
Kammer- Vorhof- in rechter ten Herzkammer und im rechten Vorhof. Das Schritt-
elektrode elektrode Kammer macheraggregat wird in Lokalanästhesie, selten Voll-
narkose, subkutan implantiert. [Foto: V112J
leistung nur sehr gering, sodass es ohne Therapie zum Schock nur dann zu einer Aktion der Muskelzelle, wenn genug Cal>
kommt. Außerdem kann das Kammerflattern in ein Kammer- vorhanden ist. Ca 2+spielt also eine wichtige Rolle bei der Um-
flimmern übergehen. setzung der elektrischen Erregung in eine Muskelkontraktion
- man spricht von elektromechanischer Kopplung (.... 6.3.5).
14.5.10 Die Elektrolyte und ihre Bedeutung tür Das Kalium
die Herzaktion
Die K+-Konzentration beeinflusst vor allem die Erregungspro-
Für eine ungestörte Herztätigkeit sind ausgewogene Elektrolyt- zesse an den Muskelfasern.
konzentrationen im Blut (.... 18.8) wichtig. Das gilt besonders • Ein niedriger K+-Spiegel (Hypokaliämie) fördert die Erre-
für das Kalium- (K+) und das Kalzium-Ion (Ca 2+). gungsbildung und beschleunigt die Erregungsausbreitung.
Dadurch kann es zu Herzrhythmusstörungen mit Extrasys-
Das Kalzium tolen bis hin zum Kammerflimmern kommen
Für die Kontraktion der Muskelfasern nehmen die Ca 2+-Ionen • Auch mäßig erhöhte Kaliumspiegel im Blut (Hyperkaliä-
eine Schlüsselstellung ein. Ein Aktionspotential (.... 9.2.3) führt mie) führen zu gesteigerter Erregungsbildung und -leitung.
Rippen
Patient bewusstlos:
Hilfe rufen
Kardiopulmonale Reanimation
(Herz-lungen-Wiederbelebung):
- 30 Thoraxkompressionen :
2 Atemspenden im Wechsel
Thoraxkompressionen
- Frequenz 100/min
- Kompressionstiefe ca. 5 cm
Atemspenden:
- Einblasen der luft über ca. 1 s
Abb. 14.22: Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand, etwa durch Kammerflimmern, ist frühzeitige Herzmassage nicht selten lebensrettend (links und Mitte das
Vorgehen beim Erwachsenen, rechts die Wirkung im Querschnitt durch den Brustkorb). Der geeignete Druckpunkt liegt im unteren Teil des Brustbeins oder,
anders ausgedrückt, in der Mitte der Brust. Auf diesen Punkt setzt der Helfer den Handballen der einen Hand auf. Der andere Handballen legt sich auf den
Handrücken der ersten Hand (Finger beider Hände miteinander verschränken). Nur der Handballen überträgt den mit den gestreckten Armen ausgeübten
Druck. Im Wechsel erfolgen 30 Brustkompressionen und 2 Beatmungen. Bei Kindern werden 5 Beatmungen vorgeschaltet und das Verhältnis Kompressio-
nen : Beatmunaen beträat 15 : 2.
Das Herz 239
Deutlich zu hohe Kaliumwerte im Blut lähmen dagegen das Herzen ist die enddiastolische Füllung (bzw. der enddiastoli-
Herz und erzeugen im Extremfall einen Herzstillstand. sche Füllungsdruck) der linken Kammer. Unbegrenzt funk-
tioniert dieser Mechanismus allerdings nicht: Bei zu starker
Dehnung lässt die Kraft der Herzmuskelfaser nämlich wie-
Wegen des Einflusses der Elektrolyte auf die Herztätigkeit werden bei der nach, vergleichbar einem überdehnten Gummi mit klei-
herzkranken Patienten regelmäßig die Elektrolytspiegel kontrolliert, nen Rissen
zumal die. Herzmedikamente " dieser Patienten häufig als Nebenwir-
• Unter Nachlast (Afterload) versteht man den Auswurfswi-
kung den Kaliumspiegel und (seltener) den Kalziumspiegel beeinflus-
sen (~ 18.8.3). derstand, den die Kammer überwinden muss, um das Blut
in die Arterie zu pressen. Je höher die Nachlast (also der
Druck in der Arterie am Ende der Diastole) ist, desto weni-
ger Blut wird unter sonst gleichen Bedingungen ausgewor-
14.6 Die Herzleistung und ihre fen . Klinisches Maß für die Nachlast ist der Druck in der
Regulation Aorta am Ende der Diastole
• Kontraktilität bezeichnet die Kontraktionsfähigkeit oder
14.6.1 Das Schlag- und Minutenvolumen Schlagkraft des Herzens unter sonst gleichen Bedingungen.
Bei jedem Herzschlag leistet das Herz durch das Beschleunigen Steigt die Kontraktilität, so kann das Herz ein höheres
und Auswerfen des Blutes auch im physikalischen Sinne Ar- Schlagvolumen auswerfen.
beit. Wird diese Herzarbeit auf die Zeit bezogen, ergibt sich
Die Selbstregulation des Schlagvolumens
die Herzleistung.
Innerhalb gewisser Grenzen ist das Herz in der Lage, auch
Das Herz-Zeit-Volumen unabhängig von der Nervenversorgung das Schlagvolumen
In körperlicher Ruhe beträgt die Herzfrequenz des erwachse- selbstständig zu regulieren: Wenn beispielsweise in der Aorta
nen Menschen etwa 70 Schläge pro Minute. Sowohl der rechte ein erhöhter Druck besteht, hat es die linke Kammer schwerer,
als auch der linke Ventrikel werfen bei jeder Aktion des er- ihr Blut auszuwerfen. Das hat zur Folge, dass eine größere
wachsenen Herzens ca. 70 ml Blut aus - das Schlagvolumen. Menge Restblut in der linken Kammer zurückbleibt.
Das Herz-Zeit-Volumen errechnet sich aus diesen beiden Dadurch wird die Ventrikelmuskulatur gedehnt, sodass die
Werten: Muskelfasern unter größerer Spannung stehen. Dies wirkt sich
bei gesundem Herzen und normalen Belastungen günstig aus:
Die Muskelfasern können sich nun aufgrund der etwas erhöhten
Herz-Zeit-Volumen = Schlagvolumen x Schlagfrequenz Vorlast stärker zusammenziehen und das Blut mit höherer Kraft
Beispiel: 70 ml x 70/min = 4.900 ml/min auswerfen, die Restblutmenge vermindert sich wieder. Dieses
Prinzip wird als Frank-Starling-Mechanismus bezeichnet.
Beim Lebenden spielt der Frank-Starling-Mechanismus vor al-
Wird das Herz-Zeit-Volumen wie im Beispiel auf Minutenbasis
lem bei der exakten Abstimmung der Herzzeitvolumina von
errechnet, so wird es auch als Herz-Minuten-Volumen bezeich-
rechter und linker Kammer eine wesentliche Rolle (diese müs-
net. In Ruhe pumpt das Herz etwa 5 I Blut pro Minute in den
sen gleich sein, damit es nicht zu einem Blutstau vor einer der
Lungen- bzw. Körperkreislauf. Wissenschaftler haben errechnet,
Kammern kommt).
dass die dabei erbrachte Leistung bei ca. 1-1,5 Watt liegt.
Bei körperlicher Anstrengung steigt das Herz-Zeit-Volumen Die Anpassung an Belast ung: Sympathikus und
erheblich an (-+ 6.4), v. a. durch Erhöhung der Herzfrequenz, Parasympathikus
bei Trainierten auch durch Steigerung des Schlagvolumens. Im Die Anpassung der Herztätigkeit an den momentanen Bedarf
Extremfall kann das Herz bis zu 30 I Blut pro Minute fördern. des Gesamtorganismus wird vor allem von den Herznerven ge-
steuert.
14.6.2 Die Regulation der Herzleistung Das vegetative Nervensystem wirkt mit seinen beiden Anteilen
Sympathikus und Parasympathikus ständig auf das Herz ein.
Die Einflussfa ktoren auf die Herzleistung Der auf das gesamte Herz einwirkende Sympathikus steigert
Insbesondere drei Einflussfaktoren auf die Herzleistung sind dabei die Herzleistung. Dagegen übt der zum Parasympathikus
für das Verständnis der physiologischen und krankhaften Vor- gehörende N. vagus (-+ Abb. 9.24), der nur mit dem rechten
gänge am Herzen unabdingbar: Vorhof verbunden ist, einen weniger ausgeprägten, hemmen-
• Der Begriff Vorlast (Preload) beschreibt die Beziehung zwi- den Einfluss aus.
schen der Länge der Herzmuskelfaser vor der Kontraktion Im Einzelnen werden beeinflusst:
und ihrer Fähigkeit, aktiv Spannung zu entwickeln. Ähnlich • Die Schlagfrequenz: Überwiegt der Einfluss des N. vagus, so
wie sich ein vorgespanntes Gummi besser zusammenzieht schlägt das Herz langsamer (negativ chronotrope Wirkung);
als ein schlaffes, kontrahiert sich auch eine etwas vorge- überwiegt der Sympathikuseinfluss, so schlägt es schneller
dehnte Muskelfaser besser. Maß für die Vordehnung beim (positiv chronotrope Wirkung-+ Abb. 14.23)
zq
'"
C.
schige Pulskontrolle bei der Mobilisation, Achten auf Luftnot bei In-
Vl
fusionen.
Beine:
Blutvolumen verschoben ~ 14.7.2 Die koronare Herzkrankheit
reduzierter venöser Rückstrom ~
Entlastung der Herzens
Im Laufe des Lebens können sich die Koronararterien durch
Abb. 14.24: Herzbettlage bei akuter Herzinsuffizienz. Diese Lagerung ist
Ablagerungen an den Gefäßwänden (Arteriosklerose -+ 15.1.2)
besonders gut bei einem speziellen Herzbett mit nach unten verstellbarem verengen. Diese Herzkranzgefäßverengungen (Koronarsteno-
FuBteil möglich. sen) werden z. B. durch Rauchen, Diabetes mellitus und Blut-
fettstoffwechselstörungen stark gefördert. Es fließt dann weni-
ger Blut durch die Koronararterien, und die Sauerstoffversor-
Treppensteigen, später bei immer geringeren Aktivitäten). gung des Herzmuskels wird schlechter.
Auch Ödeme (Wasseransammlungen z. B. in Pleura- oder Man spricht in solchen Fällen von der koronaren Herzkrank-
Bauchraum oder in der Knöchelregion) sind typisch. Viele Be- heit (abgekürzt KHK). Sie ist eine außerordentlich häufige Er-
troffene gehen nachts mehrfach zur Toilette und können nur krankung.
noch mit erhöhtem Oberkörper schlafen (-+ Abb. 14.24). Wäh-
rend ältere Kinder die gleichen Symptome zeigen wie Erwach- Die Angina pectoris
sene, fallen Säuglinge mit einer Herzinsuffizienz vor allem Bei deutlich herabgesetzter Durchblutung des Herzmuskels
durch schnellen Puls, veränderte Atmung, Schwitzen beim stellen sich unter körperlicher Belastung oder "Stress" anfalls-
Trinken oder Trinkschwäche und schlechtes Gedeihen auf. artige Schmerzen in der Herzgegend ein: Der Patient empfin-
Röntgenologisch ist meist eine Herzvergrößerung nachweis- det einen Schmerz oder ein sehr unangenehmes Engegefühl in
bar, eine genaue Einschätzung der Herzfunktion ist durch Ul- der Brust, das sich typischerweise in den linken Arm ausbrei-
traschall (Echokardiographie) möglich. tet. Dieser durch Sauerstoffmangel des Herzmuskels verur-
Heute stehen mehrere wirksame Arzneimittelgruppen zur Be- sachte Schmerz wird deshalb auch als Angina pectoris
handlung der Herzinsuffizienz zur Verfügung, so ACE-Hem- ("Brustenge") bezeichnet (-+ Abb. 14.26).
mer und Angiotensin II-(Rezeptoren-)Blocker als Hemmstoffe Sind die Koronararterien so stark verengt (stenosiert), dass
des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems, verschiedene Di- Angina-pectoris-Anfälle schon bei leichter Belastung oder in
uretika (harntreibende Mittel, -+ 18.8.1), Betablocker (-+ 14.7.2) Ruhe auftreten, kann es leicht z. B. durch ein anhaftendes klei-
sowie Digitalispräparate (Abkömmlinge der Fingerhutpflan- nes Blutgerinnsel (Thrombus) zu einem vollständigen Ver-
ze). Eine evtl. vorhandene Grunderkrankung wird wenn irgend schluss einer Koronararterie kommen. Dann sinkt die Sauer-
möglich behandelt, z. B. ein Klappenfehler operativ korrigiert. stoffversorgung so weit ab, dass ein Teil der Herzmuskelfasern
abstirbt - es kommt zu einem Herzinfarkt (-+ 14.7.3).
i
werden. Dabei verbraucht das Herz immerhin 5 % des gesamten
gepumpten Blutes für die eigene Arbeit (ca. 250-300 ml/min). Pulmonalklappe
rechte Koronar- linke Koronar-
arterie (A. coro- arterie
14.7.1 Die Koronararterien naria dextra) (A. coronaria
sinistra)
Mit Blut versorgt wird das Herz über zwei kleine Gefäße, die von Ramus
Umschlagfalte
der Aorta abzweigen: Das eine zieht quer über die rechte, das des entfernten circumflexus
andere quer über die linke Herzhälfte. Da beide Arterien mit ih- Herzbeutels
Mammaria-Bypass Aorta
(Neueinpflanzung der
A. thoracica interna) Initialstadium R
4
(sofort)
T-Überhöhung
rechte Koronararterie - - --,L--thlF--lfl =Erstickungs-T
Stenosen ~~==========f~ll-- Stadium I R
(frisches Stadium,
Jt\
nach Stunden)
pathologische tiefe
Aorta linke Koronar- Q-Zacke
arterie
(A. coronaria
sinistra)
Stadium 11
(Folgestadium,
Verschluss nach Wochen)
des Ramus inter-
ventricularis Rückbildung der
anterior ST-Hebung,
T spitz und negativ
Stadium 111
(Endstadium,
lebenslang)
pathologische tiefe
Q-Zacke bleibt bestehen
Infarktbezirk
Abb. 14.29: Herzinfarkt. Durch Verschluss einer Koronararterie stirbt das Abb. 14.30: Zeitlicher Verlauf typischer EKG-Veränderungen beim Herzin-
von ihr versorgte Herzmuskelgewebe ab. farkt.
Gleichzeitig wird der Patient kaltschweißig, klagt über Atem- eine Nasensonde, bei systolischem Blutdruck > 100 mmHg
not und empfindet starke Angst. Verabreichung von Nitratspray
Zur Diagnosesicherung leitet der Arzt ein EKG ab, das typische • Kreislaufstabilisierung, Schmerzbekämpfung und ggf. Ein-
Veränderungen zeigt (-+ Abb. 14.30). Da die Zellwände der ab- leitung einer Lysetherapie (-+ 12.4.4)
gestorbenen Herzmuskelzellen rasch zerfallen, gelangen sonst • Intensivmedizinische Weiterversorgung auf der Intensiv-
nur im Zellinneren befindliche Herzmuskeleiweiße ins Blut station. Bei schneller Erreichbarkeit eines Herzkatheterla-
und werden dort erhöht gefunden. Als erstes sind die Troponi- bors wird meist der raschestmöglichen Koronarangiogra-
ne nachweisbar, Eiweiße, welche Regulationsaufgaben in den phie und PTCA der Vorzug gegeben. Ansonsten wird der
Muskelzellen wahrnehmen (-+ 6.3.4). Es folgt das Herzmuskel- Patient auf der Intensivstation konservativ behandelt.
enzym Creatinkinase (CK), wobei die Unterform CK-MB
herzmuskelspezifisch ist. Nach Überbrückung der gefahrlichen, weil besonders kompli-
kationsreichen ersten 2-3 Tage kann der Patient in der Regel
Die Behandlung des Herzinfarkts auf eine "normale" internistische Station verlegt werden. Dort
Die Therapie des Herzinfarkts umfasst verschiedene Stufen: wird zunächst die Ruhigstellung stufenweise gelockert und der
• Lagerung des Patienten in halb sitzender Position, Vitalzei- Infarktpatient Schritt für Schritt mobilisiert, wobei Pflegende
chenkontrolle, beruhigende Betreuung, Sauerstoffgabe über und Physiotherapeuten eng zusammenarbeiten.
244 Das Herz 14
1 \~ lj .lfjl ~ 1 Die häufig nachfolgende Anschlussheilbehcindlung (AHB) ver-
Ganz wichtig ist es, bei jedem Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt folgt das Ziel, durch Änderung der Lebensführung (Rauchen,
sofort den Notarzt anzurufen. Etwa die Hälfte der Herzinfarktpatien- Ernährung, Stress im Beruf) das Risiko eines Zweitinfarkts zu
ten stirbt innerhalb der ersten 15 Minuten nach dem Ereignis - diese senken. Fortsetzung der medikamentösen KHK -Behandlung soll
Zeit ist also ganz wesentlich für die Überlebenschancen des Patienten. einem prognostisch ungünstigen Zweitinfarkt entgegenwirken.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1. Welche Herzhälfte pumpt das Blut in welchen Kreislauf? (-+ 14.1) 14. Von welchem natürlichen Schrittmacher gehen am gesunden
2. Wie heißen die Herzklappen zwischen Vorhöfen und Kammern? Herzen die Erregungen für die Kontraktion aus? (-+ 14.5.2)
(-+ 14.2.2) 15. Welchen Weg über das Herz nehmen Erregungen normalerwei-
3. Welche Herzklappenveränderungen werden prinzipiell unterschie- se? (-+ 14.5.2)
den? (-+ 14.2.2) 16. Welche zwei bedeutsamen Unterschiede in der Erregung zwi-
4. Welche Gefäße münden in den rechten Vorhof? (-+ 14.2.3) schen Skelett- und Herzmuskulatur gibt es? (-+ 14.5.4, -+ 14.5.5)
5. Wohin pumpt die rechte Herzkammer das Blut? (-+ 14.2.3) 17. Welche Herzrhythmusstörungen sind besonders gefährlich und
6. Wie viele und welche Herzhöhlen gibt es? (-+ 14.2.3) erfordern schnelles Eingreifen? (-+ 14.5.9)
7. Wie heißen die verschiedenen Schichten der Herzwand? 18. Wie funktioniert der Frank-Starling-Mechanismus? (-+ 14.6.2)
(-+ 14.3) 19. Was sind die natriuretischen Peptide, welche Wirkung haben sie)
8. Weshalb ist die Muskulatur der linken Herzkammer wesentlich (-+ 14.6.2)
dicker als die der rechten Kammer? (-+ 14.3.2) 20. Auf welche Aspekte der Herztätigkeit nimmt das vegetative Ner-
9. Was ist die Systole, was die Diastole? (-+ 14.4) vensystem Einfluss? (-+ 14.6.2)
10. Wo liegt die normale Herzfrequenz? (-+ 14.4) 21. Welche Altersveränderungen sind am Herzen zu beobachten?
11. Stellen Sie den Kammerzyklus dar (-+ 14.4.2) (-+ 14.6.3)
12. Wie unterscheiden sich Herztöne und Herzgeräusche? (-+ 14.4.3) 22. Welche Gefäße sind für die Ernährung des Herzens zuständig?
13. Welche Aufgabe hat das Erregungsleitungssystem am Herzen? (-+ 14.7.1)
(-+ 14.5.1) 23. Wie kann sich eine KHK äußern? (-+ 14.7.2)