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l. Eine Definition von Religion Definition von »Religion« finden, der alle zustimmen
kann wie folgt lauten: können. Denn Religionen gibt es nicht im abstrakten
Allgemeinen, sondern nur jeweils in konkreten Religi-
Religion ist die gemeinschaftliche Antwort des Men- onen, die sehr unterschiedlich sind. Aber man braucht
schen auf Transzendenzerfahrung, die sich in Ritus eine (zumindest vorläufige) Definition, um Religionen
und Ethik Cestalt gibt. und Religiosität überhaupt wahrnehmen und verste-
hen zu können.
ln dieser Definition werden vier Dinge herausgestellt: Mit Religiosität bezeichnet man, wie einzelne Men-
'l
. Bei Religion geht es darum, dass Jenseitiges (Trans- schen in einer oft sehr persönlichen und individuellen
zendentes) sich zeigt, so dass Menschen Erfahrungen Form Religion in ihrem Leben praktizieren. Dabei kön-
damit machen. Der Begriff ,Transzendenz« ist vage nen sie sich an bekannten Religionen ausrichten, sie
und offen. Dies ist nötig, damit die Definition auch miteinander »mischen« (»Patchworkreligiosität«) oder
z.B. auf den Buddhismus angewendet werden kann, ihren Lebenssinn finden in einer Begeisterung z.B. für
in dem es nach der strengen Lehre keine Cötter und Fußball, Autos, Schönheit oder Wellness. Vielleicht
keinen Cott gibt. kann man besser verstehen, was mit Religiosität ge-
2. Religion ist nicht Sache des Einzelnen, sondern im- meint sein kann, wenn man der umgangssprachlich
mer einer Cemeinschaft. Selbst ein Einsiedler lebt formulierten Frage nachgeht:Was ist (für mich) ,Kultn?
noch von Ceschichten und Lehren, die er von ande-
ren hat. Und meistens ist er auch auf andere ange- lll. Gesichtspunkte, die man bei Religionen
wiesen, die ihn in irgendeiner Form unterstützen. und persönlicher Religiosität oft beobach-
3. Zu einer Religion gehören Riten. Sie sind die Archi- ten kann (für einen phänomenologischen
tektur einer Religion. Sie ermöglichen wiederholbare Zugang)
Handlungen, können wichtige lnhalte sichtbar dar- Man kann Religionen und Religiosität auch beobach-
stellen und symbolisch verdichten. Riten überliefern ten mit Hilfe der in derTabelle aufgeführten Kategori-
einerseits Traditionen. Da aber bei der Deutung stets en. Dabei fragt man, was sich einem »zeigt«, also wel-
neue oder unterschiedliche Akzente gesetzt werden che Phänomene man entdeckt, wenn man genau
können, ermöglichen sie andererseits auch ein Einge- beobachtet - möglichst zunächst ohne zu urteilen,
hen auf aktuelle Herausforderungen. auch wenn einem etwas fremd und seltsam vorkommt.
4. Es gibt keine Religion ohne bestimmendeVerhal- Man nennt einen solchen Zugang »phänomenolo-
tensmaßstäbe, also ohne Ethik. gisch«. Wenn zu mehreren Kategorien etwas beob-
Nach: Theo Sundermeier, Religion - Was ist das? Frankfurta.M.2007,3Ol. achtbar ist, gilt es zu untersuchen, ob eine Religion
oder zumindest religiöse Phänomene vorliegen. Na-
ll. Von der Schwierigkeit, Religion türlich muss man aufpassen, dass ,Religionu dabei
zu definieren nicht zu einem so weiten Begriff wird, dass man jeden
Wenn man alle Religionen auf der ganzen Welt ange- Verein, jeden Betrieb, jede Band oder jede Cruppe da-
messen berücksichtigen möchte, wird man kaum eine zu zählt, die einem gemeinsamen lnteresse nachgeht.
U!.,h;i[gäi.,M;nsihen,,ewt;,Ail;,,'Rel]isioniiriftei oder ei ne
5. heilige Riten
Religionsstifterin
13. Beschreibung eines inneren Erlebens beim Praktizieren
6. heilige Worte
einer Religion
7. heilige Ceschichten, 114.1{ußere,,Elkennun§q2eiChen..,l§ft',,1!q,,4!§ienzungen
evtl. ein Cründungsmyhos ,,,,,,,,, ':§qgen,t,ändare,tGruppen,,'ü:nditLehlen.i :,it, lrrr,11'. ;rr';'r
Hinweis:Vieles in derTabelle ist in der Mehrzahl genannt, es kann natürlich auch in der Einzahl beobachtetwerden.
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1. Respektvoll wahrnehmen, sprechen und sich nerreligion, muss auch fragen, wie das im Chris-
verhalten. tentum ist.)
2. Cenau unterscheiden, was man sieht und hört . dies begründen. (Kopftücher dürfen nicht einfach
(sich dafür Zeit lassen!) und wie man es deutet. verurteilt werden, weil man sie nicht mag. Man
3. Sich um möglichst korrekte lnformationen muss vielmehr z.B. die Frage nach der Cleichbe-
bemühen. rechtigung oder dem Selbstbestimmungsrecht von
4. Anderen Religionen ihre Fremdheit lassen. Nicht so Frauen stellen.)
tun, als sei alles doch »irgendwie gleichn. . dies so formulieren und vortragen, dass es nicht
5. Wenn man etwas bewertet, muss man ... verletzend ist. (Es ist hilfreich, sich vorzustellen,
. dies auch auf die eigene Religion anwenden. dass Cläubige der betreffenden Religion im
(Wer dem Buddhismus vorwirft, er sei eine Män- Klassenzimmer sitzen.)
]..l,]&t,]t:§ Weltreligionen im Überblick
Symbole
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Bekenntnis / Sch'ma: Höre lsrael, der lr,. .§äürler..,§§. gibtrl€ifi sri i brahman = atman 1iehu'ia eiZüfl,qdl!.',ii.r..ii
Gottesvorstellung HERR ist unser Cott, der tott räüßdir:r6öh:i6iii1[:,.r:.,' : unpersönliches zu*1,Büddtra,,Bh.f mm,;
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