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Stahl-Informations-Zentrum
Dokumentation 588
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Dach- und Fassadenelemente aus Stahl – Erfolgreich Planen und Konstruieren
Inhalt
Seite Seite
Einleitung .................................................. 5 3 Baulicher Brandschutz
für Dach und Fassade ...................... 26
3.1 Einleitung ............................................ 26
3.2 Brandausbreitung ................................ 26
1 Tragverhalten und Bemessung 3.3 Klassifizierungskombinationen ........... 27
von Sandwichelementen und 3.3.1 Klassifizierungskombinationen ........... 28
Trapezprofilen aus Stahl ................ 6 3.4 Normung ............................................. 29
1.1 Einführung .......................................... 6 3.5 Stahltrapezprofile ................................ 30
1.2 Tragverhalten ...................................... 7 3.6 PUR-Sandwichelemente ...................... 31
1.2.1 Lastabtrag ............................................ 7 3.7 Sandwichelemente mit Steinwolle ..... 33
1.2.2 Spannungsversagen ............................. 8
1.2.3 Stabilitätsprobleme und Spannungs-
probleme nach Theorie II. Ordnung .. 9
1.2.4 Befestigung .......................................... 10 4 Energieeinsparung und
1.2.5 Besonderheiten im Sandwichbau ........ 12 Wärmeschutz im Stahlleichtbau .... 34
1.3 Bemessung von Sandwichelementen .. 13 4.1 Einleitung ............................................ 34
1.3.1 Regelwerke ......................................... 13 4.2 Energieeinsparverordnung 2002 ......... 34
1.3.2 Bauaufsichtliche Zulassung 4.2.1 Allgemeines ......................................... 34
Sandwichbauteil .................................. 14 4.2.2 Anforderungen an Neubauten ............ 34
1.3.3 Stützweitentabellen ............................ 14 4.2.3 Anforderungen an den Wärmeschutz .. 35
1.3.4 Bauaufsichtliche Zulassung 4.2.4 Anforderungen an die Luftdichtheit ... 36
Verbindungsmittel .............................. 14 4.3 Wärmeschutz und Luftdichtheit
1.4 Bemessung von Trapezprofilen .......... 15 im Stahlleichtbau ................................ 37
1.5 Literatur ............................................... 17 4.3.1 Allgemeines ......................................... 37
4.3.2 Bestimmung der
Wärmedurchgangskoeffizienten U ..... 37
4.3.3 Mindestwärmeschutz .......................... 41
2 Korrosionsschutzsysteme – 4.3.4 Wärmeschutz im Bereich
Auswahlkriterien bei Dach- der Bauteilanschlüsse .......................... 41
und Wandbauteilen ......................... 18 4.3.5 Luftdichtheit ........................................ 45
2.1 Auswahl des geeigneten 4.4 Energieeinsparverordnung 2006 ........ 46
Beschichtungssystems ........................ 18 4.5 Zusammenfassung und Ausblick ......... 46
2.1.1 Vorschriften, Normen, Zulassungen ... 19 4.6 Literatur ............................................... 47
2.1.2 Dachelemente ..................................... 20
2.1.3 Fassadenelemente ............................... 20
2.1.4 Standortbedingung –
Großklimazone ................................... 21 5 Schallschutz im Stahlleichtbau ..... 48
2.1.5 Standortbedingung – 5.1 Grundlagen der Luftschall-
örtliche Belastungen ........................... 21 dämmung und der Schallabsorption ... 48
2.1.6 Standortbedingung – 5.1.1 Allgemeines ......................................... 48
Belastungen im Gebäudeinnern .......... 21 5.1.2 Ermittlung der Luftschalldämmung
2.1.7 Schutzdauer ........................................ 22 im Prüfstand (Baumusterprüfung) ...... 48
2.2 Eigenschaften der 5.1.3 Ermittlung des Schallabsorptions-
Beschichtungssysteme ........................ 22 grades im Prüfstand (Hallraum) .......... 49
2.3 Farbton ................................................ 23 5.1.4 Merkmale der Schalldämmkurven
2.3.1 Farbpalette .......................................... 23 von Wänden und Dächern aus Stahl ... 49
2.3.2 Farbton und Stützweite ...................... 24 5.2 Schalltechnische Eigenschaften .......... 50
2.3.3 Farbton und Mindestmenge ................ 25 5.2.1 Wandkonstruktionen –
2.3.4 Farbton und Beschichtungssystem ..... 25 Schalldämmung ................................... 50
2.4 Zusammenfassung ............................... 25 5.2.2 Wandkonstruktionen –
2.5 Literatur ............................................... 25 Schallabsorption .................................. 52
3
Dokumentation 588
Seite
5.2.3 Dachkonstruktionen –
Schalldämmung ................................... 54
5.2.4 Dachkonstruktionen –
Schallabsorption .................................. 55
5.2.5 Sandwichelemente .............................. 56
5.2.6 Schlussbemerkung .............................. 57
5.3 Literatur ............................................... 57
6 Konstruktion von
Stahlleichtbauelementen ................ 58
6.1 Grundlagen für das Konstruieren
von Stahlleichtbauelementen .............. 58
6.1.1 Besonderheiten leichter
Baukonstruktionen .............................. 58
6.1.2 Nachweise für dünnwandige
Bauelemente ....................................... 58
6.1.3 Bezeichnungen an Leichtbauteilen
aus Stahl ............................................... 58
6.1.4 Allgemeine Fachregeln –
Stand der Technik ............................... 59
6.2 Konstruktion zur Erfüllung
der Tragfähigkeit ................................. 60
6.2.1 Forderungen an Konstruktion
und Statik ............................................ 60
6.2.2 Lastannahmen ..................................... 60
6.2.3 Konstruktionsdetails
nach DIN 18807-3 ............................... 60
6.2.4 Besonderheiten bei
Stahlkassettenprofilen ......................... 64
6.2.5 Besonderheiten bei
Sandwichelementen ............................ 65
6.2.6 Verbindungselemente ......................... 66
6.2.7 Korrosionsschutz ................................ 66
6.3 Konstruktion zur Erfüllung
der Gebrauchsfähigkeit ....................... 68
6.3.1 Forderungen an die Dichtheit
gegen Niederschlag ............................. 68
6.3.2 Forderungen an
Wärme- und Feuchteschutz ................ 69
6.3.3 Forderungen an das
optische Erscheinungsbild .................. 71
6.3.4 Forderungen
an den Schallschutz ............................. 73
6.3.5 Forderungen an den Brandschutz ....... 74
6.4 Zusammenfassung ............................... 75
Autoren .............................................. 75
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Dach- und Fassadenelemente aus Stahl – Erfolgreich Planen und Konstruieren
Einleitung
Bauelemente aus oberflächenveredeltem
Stahlblech für Dach und Wand werden seit
vielen Jahren erfolgreich für die Gebäudehülle
von Industrie-, Gewerbe- und Hallenbauten ein-
gesetzt. Ihre hohe Tragfähigkeit bei geringem
Eigengewicht, die schnelle und einfache Hand-
habung bei der Montage und das günstige Kos-
ten-Nutzen-Verhältnis bringen greifbare Vorteile
für Hersteller, Verarbeiter und Bauherren.
Das Stahl-Informations-Zentrum informiert
mit Praxisseminaren über veränderte Normen,
Regeln und Richtlinien sowie aktuelle Entwick-
lungen im Bereich Dach und Fassade. Koopera-
tionspartner ist der IFBS - Industrieverband für
Bausysteme im Stahlleichtbau e. V.
Abb. oben:
Bürogebäude mit horizontalverlegten Wellprofilen
Abb. rechts:
Industriefassade mit integrierten Solarelementen
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Dokumentation 588
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Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl
Querteilscheren
Flächenprofilierung oben
Coilhaspeln
Verbindungsstationen
Randprofilierung
Schäumportal
Flächenprofilierung unten
Reaktionsstrecke
Vorwärmstation
Ablängsägen
Abstapelung
Paletten-
zuführung
Umreifungsautomat
Abb. 1.3:
Stapelanlage Schematische
Kühlstrecke
Darstellung
einer Sandwich-
Produktions-
anlage
1.2 Tragverhalten
1.2.1 Lastabtrag
Um die Versagensarten eines Sandwichele-
mentes zu verstehen, ist es nötig, einen Blick auf
die Lastabtragung zu werfen. Die Ausführungen
gelten für baupraktische Sandwichelemente,
in denen die Dehnsteifigkeit der Deckbleche
wesentlich größer ist als die des Kernmaterials.
Wir unterscheiden zwischen Elementen mit
leicht profilierten und Elementen mit stark pro-
filierten Deckblechen (Abb. 1.4).
Elemente mit leicht profilierten Deckblechen
sind z. B. linierte, ebene oder gesickte Wandele-
mente. Die Biegesteifigkeit wird allein von den
Deckblechen bestimmt. Aufgrund der geringen
Profilierung und der geringen Dicke ist die Eigen-
biegesteifigkeit der Deckbleche gering gegen-
über der Steifigkeit, die aus dem Abstand der
Schwerachsen resultiert. Die Eigenbiegesteifig-
keit wird daher bei diesen Elementen vernach-
lässigt.
Die Schubsteifigkeit wird über den Kern er- Abb. 1.4: Sandwichelemente mit leicht profilierten und mit
zeugt. Die Steifigkeit ist so klein, dass sie bei der stark profilierten Deckblechen
Ermittlung von Schnittgrößen in statisch unbe-
stimmten Systemen und von Verformungen nicht
vernachlässigt werden kann. Aus den äußeren
Schnittgrößen (M und Q) lassen sich Spannun-
gen in den Deckblechen (σ) und im Kern (τ)
bestimmen (Abb. 1.5).
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Dokumentation 588
1.2.2 Spannungsversagen
Abb. 1.7:
4-Punkt-
Biegeversuche:
Versuchsaufbau
(links),
typischer
Schubbruch bei
PU-Schaum
(rechts)
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Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl
Abb. 1.9:
Würfel-Zugver-
such (links);
Würfel-Zugver-
such mit Zug-
versagen im
Kernmaterial
PU-Schaum
(rechts)
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Dokumentation 588
Abb. 1.10:
Einfeldträger-
versuch mit
4-Punkt-Last-
einleitung.
Die typische
Knitterfalte ist
rechts oben zu
sehen.
bilitätsproblem in ein Spannungsproblem nach träger gestützt und durch Windsog belastet, tritt
Theorie II. Ordnung übergeht. Der Ersatzträger- diese Kombination an der Außenseite des Ele-
versuch“ dient zur Analyse dieser Momenten- mentes an der Befestigung auf. Hier zeigt sich ein
Querkraft-Interaktion. Es wird für diesen Ver- besonders ungünstiger Fall. Die Last wird lokal
such gedanklich das Stück aus dem Durchlauf- nur über die Befestigungsmittel (Schrauben mit
träger geschnitten, in dem die Auflagerkraft und Dichtscheiben) in die druckbeanspruchte Deck-
das Stützmoment wirken. Durch Aufbringen schicht eingetragen. Die ertragbaren Spannungen
einer Einzellast entsteht eine dreiecksförmige sind hier geringer als bei Beanspruchungen aus
Momentenlinie (Abb. 1.11), die wiederum der Winddruck. Die Versuche zur Bestimmung der
Parabel im Stützbereich sehr ähnlich ist. Ver- Knitterspannung werden ebenfalls am Ersatzträ-
sagen tritt durch Deckblechknittern ein. Die ger durchgeführt. Die Lasteinleitung erfolgt aber
Grenzspannungen sind infolge der aus der Auf- nicht mehr durch einen Träger an der Element-
lagerkraft resultierenden Eindrückung geringer innenseite, sondern durch eine Verschraubung
Abb. 1.11: als beim Einfeldträgerversuch. von der Elementaußenseite (Abb. 1.13).
Momenten- Werden Dach-Sandwichelemente als Mehr-
verteilung zur feldträger gestützt und durch Schnee belastet,
Herleitung des tritt dieses Phänomen an der Unterseite des 1.2.4 Befestigung
Ersatzträger- Elementes am Zwischenauflager auf (Abb. 1.12).
versuchs Werden Wand-Sandwichelemente als Mehrfeld- Sandwichelemente müssen mit der Unter-
konstruktion kraftschlüssig verbunden werden.
Hierzu werden Schrauben als Verbindungsmittel
genutzt. Bei der direkten Befestigung wird von
außen durch beide Deckschichten und die Unter-
konstruktion ein Loch vorgebohrt und die Befes-
tigung mit einer gewindefurchenden Schraube
vollzogen (Abb. 1.14). Sind die Schrauben mit
einer Bohrspitze versehen, lässt sich die Befesti-
gung in einem Arbeitsgang durchführen. Der
Nachteil dieser Verbindungsart liegt in der
Sichtbarkeit der Schraubenköpfe in der Fassade
(Abb. 1.15).
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Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl
Abb. 1.12:
Ersatzträger-
versuch für die
Lastfälle Schnee
(Dach) und
Winddruck
(Wand)
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Dokumentation 588
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Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl
Momentenlinien
Lastfall Temperatur
Momentenlinien
Lastfall Wind
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Dokumentation 588
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Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl
Abb. 1.23:
Rollformer zur
Herstellung von
Trapezprofilen
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Dokumentation 588
Die DIN 18807 „Trapezprofile im Hochbau“ Für die Bemessung von Trapezblechen ist das
[5] regelt die Bemessung und Ausführung. Sie Prinzip der mitwirkenden Querschnittsbereiche
ist in drei Teile gegliedert: von großer Bedeutung. Hierbei wird davon aus-
– Teil 1: Allgemeine Anforderungen, Ermittlung gegangen, dass gedrückte Blechbereiche beulen,
der Tragfähigkeitswerte durch Berechnung durch die Einspannung in stabile Bereiche und
– Teil 2: Durchführung und Auswertung von Umlagerungen der Spannungen diese Beulen je-
Tragfähigkeitsversuchen doch nicht unbedingt das Versagenskriterium
– Teil 3: Festigkeitsnachweise und konstruktive darstellen. Vielmehr werden diese Bereiche bei
Abb. 1.25: Ausbildung der Bemessung als spannungsfrei angesehen,
Konstruktion Zu berücksichtigende Versagensformen sind und es wird nur der effektive Restquerschnitt
eines Schub- die Überschreitung der Fließgrenze, das Beulen berücksichtigt (Abb. 1.24). Die Berücksichti-
feldes aus einem der gedrückten Bereiche und das Krüppeln der gung dieses Effekts kann zum einen rechnerisch
Trapezblech Stege im Auflagerbereich. erfolgen. Die DIN 18807 hält hierzu Regeln be-
reit, mit denen in Abhängigkeit von der Blech-
dicke und der Breite unausgesteifter Bereiche
die mitwirkenden Querschnittsbereiche berech-
net werden können. Die Norm lässt zum anderen
auch eine experimentelle Bestimmung zu und
gibt hierzu die Randbedingungen vor.
Für den Anwender von Trapezblechen ent-
fällt jedoch die Bemessung meistens. Die Geo-
metrie der Bleche ist herstellerspezifisch opti-
miert. Jeder Produzent findet für seinen Markt die
optimale Blechgeometrie, für die er einen Roll-
former herstellen lässt. Daher sind die im Handel
vertretenen Trapezbleche hinsichtlich ihrer Ab-
messungen nicht genormt, so dass es für die Her-
steller und Lieferanten sinnvoll ist, dem Nutzer
die fertigen Bemessungswerte auf Basis der Norm
zur Verfügung zu stellen. Meist geschieht dies
in Form einer typengeprüften Statik. Darin sind
die Bemessungswerte für maximal ertragbare
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Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl
[6] Stamm/Witte,
Sandwichkonstruktionen,
Springer, Wien/New York, 1974
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Dokumentation 588
2 Korrosionsschutzsysteme –
Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen
Dipl.-Ing. Karl-Heinz Wickel
Abb. 2.1: Wandverkleidung im Einheitsgrau der 60er Jahre Abb. 2.2: Naturnahe Fassade
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Korrosionsschutzsysteme – Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen
2.1.1.1 Trapezprofile
Werden Trapezprofile eingesetzt, ist zum
Thema Korrosionsschutz die DIN 18807 zu be-
achten. Im Teil 1 dieser Norm sind die erforder-
lichen Korrosionsschutzklassen (von K I bis
K III) in Tabelle 1 (Dachsysteme) und Tabelle 2
(Wandsysteme) aufgelistet.
In Abb. 2.3 sind für den Anwender die For-
derungen der DIN 18807 bezüglich der Korro-
sionsschutzklassen vereinfacht dargestellt.
Als Fußnote ist vermerkt: „... entsprechend
Abb. 2.3: Geforderte Korrosionsschutzklassen den für die verschiedenen Bausysteme vorge-
schriebenen Korrosionsschutzklassen sind die
Korrosionsschutzsysteme nach DIN 55928-8
Tabelle 3 oder gleichwertig anzunehmen ...“.
Korrosionsschutz- Korrosionsschutz- In dieser Tabelle 3 sind einzelne Systeme
klasse system mit Beschreibung des Aufbaus und den erfor-
derlichen Schichtdicken in die Korrosions-
I Verzinkt, Z275/GALFAN®, ZA255 schutzklassen eingeordnet. Vereinfacht darge-
stellt ist dies in Abb. 2.4.
II Verzinkt, Z275/GALFAN®, ZA255 Gemäß DIN 55928-8 ist die Eignung der
plus organische Beschichtung, Korrosionsschutzssysteme vom Hersteller nach-
Mindestschichtdicke 12 µm zuweisen, wobei Art, Umfang und Dokumenta-
tion der Prüfungen festgelegt sind.
III Verzinkt, Z275/GALFAN®, ZA255 In Abb. 2.5 sind zur Übersicht die gebräuch-
plus organische Beschichtung, lichsten organischen Beschichtungssysteme mit
Mindestschichtdicke 25 µm den erreichten Korrosionsschutzklassen auf-
oder GALVALUME®, AZ185 geführt. Vorausgesetzt wird hierbei, dass der
ohne zusätzliche Beschichtung Grundwerkstoff entweder bandverzinkt (nach
DIN EN 10147) oder legierverzinkt (nach DIN
Abb. 2.4: Einteilung der Korrosionsschutzsysteme in EN 10214 oder DIN EN 10215) ist.
Korrosionsschutzklassen in Anlehnung an DIN 55928-8
Organische Beschichtungen
Beschichtungsstoff Kurzzeichen Schichtdicke Korrosions-
schutzklassen
µm nach DIN 55928-8
Lacksysteme
Polyester SP 12 II
Polyester SP 25 III
Polyurethan PUR 25 III
High-Durable-Polymer HDP 25 III
Polyvinylidenfluorid PVDF 25 III
Polyvinylchlorid-Plastisol PVC (P) 100–200 III
Foliensysteme
Polyvinylchlorid PVC (F) 100–200 III
Polyvinylfluorid PVF (F) 40 III
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Dokumentation 588
2.1.1.2 Sandwichelemente
Bei ungeregelten Produkten wie Sandwich-
elementen muss die jeweilige bauaufsichtliche
Zulassung beachtet werden. Hier ist für den
Korrosionsschutz die Aussage getroffen: „... der
Korrosionsschutz ist nach DIN 55928-8 Tabelle 3
auszuführen ...“ – siehe hierzu die vereinfachte
Übersicht in Abb. 2.3.
Sowohl in der DIN 18807 als auch in der
bauaufsichtlichen Zulassung werden hinsicht-
lich des Korrosionsschutzes aber nur Mindest-
anforderungen festgelegt ohne Berücksichti-
gung von Standort, Nutzung, auftretender
Sonderbelastung etc.
Es stellen sich daher folgende Fragen, die
bei der Auswahl eines geeigneten Beschich-
tungssystems beantwortet werden müssen: Abb. 2.7: Abgeschattete Dachbereiche
– Wird das Bauteil als Dach oder Fassade ein-
gesetzt,
– wie lang soll die geplante Schutzdauer sein, Abgeschattete Bereiche, wie z. B. Vordächer
– wie sind die Standortbedingungen, oder auskragende Dachbereiche (Abb. 2.7), wer-
– wie hoch ist die Belastung im Gebäudeinnern, den auf der Unterseite nicht vom Regenwasser
– ist mit Sonderbelastungen zu rechnen, abgewaschen; hier muss auf ausreichenden
– ist später evtl. eine Nutzungsänderung an- Korrosionsschutz geachtet werden. In jedem
gedacht, Fall sind Beschichtungssysteme nach Korro-
– welcher Farbton ist vorgesehen? sionsschutzklasse III zu wählen.
Dachflächen sind besonders starken Belas- Bei der Auswahl des Beschichtungssyste-
tungen ausgesetzt. Neben stärkerer Sonnenein- mes für Fassaden stehen die ästhetischen
strahlung, längerer Verweilzeit von Nieder- Gesichtspunkte im Vordergrund (Abb. 2.8). Die
schlagsfeuchte, Schmutzablagerung und Hagel- UV-Beständigkeit mit den Auswirkungen auf
schlag wird die Dachoberfläche durch Begehen – Glanz,
bei Montage und Wartung mechanisch belastet – Farbtonhaltung und
(Abb. 2.6). – Auskreidung
Die Wärmebeständigkeit, die UV-Beständig- ist die wichtigste Eigenschaft eines Beschich-
keit des Lacksystems und die Widerstandsfähig- tungssystems für Fassadenaußenschalen.
keit gegen mechanischen Abrieb sind daher
wichtige Kriterien bei Dachaußenschalen. Die Kriterien
– Verschmutzungsgrad,
– leichte Reinigung und
– Überlackierbarkeit
sollten ebenfalls in die Bewertung einfließen.
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Korrosionsschutzsysteme – Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen
2.1.5 Standortbedingung –
örtliche Belastungen
Zusätzlich zu den oben beschriebenen
Großklimata sind die Einflüsse der jeweiligen
örtlichen Gegebenheiten (Kleinstklima) nahe
dem Gebäude entscheidende Faktoren zur Be-
wertung der Korrosionsbelastung.
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Dokumentation 588
Die einwirkenden Belastungsmedien sind Es empfiehlt sich, das Ausmaß der Schädi-
daher möglichst detailliert zu erfassen und nach gung bis zur ersten Instandsetzung sowie die
– Art, Zusammensetzung, Form, Schutzdauer zwischen den Vertragspartnern zu
– Konzentration, vereinbaren und die Qualität des gewählten Sys-
– Temperatur, tems daran auszurichten.
– Dauer und Häufigkeit der Einwirkung Hinweis: Die Schutzdauer ist nicht gleich
in den technischen Vorbemerkungen der Leis- der Gewährleistungszeit. Während die Schutz-
tungsverzeichnisse zu beschreiben und mit dem dauer ein technischer Begriff ist, um ein In-
Beschichter technisch abzuklären. standhaltungsprogramm festzulegen, ist die
Veränderungen im Verlauf der Nutzungs- Gewährleistungszeit ein juristischer Begriff.
dauer eines Gebäudes sind dabei zu beachten. Die Gewährleistungszeit ist in der Regel kürzer
Derartigen, meist nicht vorhersehbaren Einflüs- als die Schutzdauer.
sen kann evtl. durch Einsatz eines höherwerti-
gen Korrosionsschutzsystems entgegengewirkt
werden.
Generell ist zu sagen, dass die Korrosions- 2.2 Eigenschaften der
geschwindigkeit mit steigender Luftfeuchte, Beschichtungssysteme
Kondensatbildung und Verunreinigung der
Atmosphäre zunimmt. Gute Belüftung oder Kli- Die Lieferprogramme der Hersteller unter-
matisierung hilft, die Belastung zu reduzieren. scheiden je nach der Art des Auftrages zwischen
Bei zu starker Belastung muss überlegt wer- – Einbrennlackierung und
den, ob ein Beschichtungssystem die geeignete – Folienbeschichtung.
Wahl ist, ein Ausweichen auf Bausysteme mit
nicht rostenden Edelstahldeckschalen steht dann Bei der Einbrennlackierung werden flüssige
als Möglichkeit zur Verfügung. Beschichtungsstoffe durch Walzenauftrag mit
Bei nur teilweise geschlossenen Gebäuden anschließender Wärmetrocknung in einem kon-
muss die Korrosionsbelastung der Umgebungs- tinuierlichen Anlagendurchlauf aufgebracht.
belastung gleichgesetzt werden. Gebräuchlichste Lackbasen sind
Bereiche mit Wärmebrücken neigen zu – Polyester (SP),
höherer Kondensatbildung und sind daher – Polyvinylidenfluorid (PVDF),
gesondert zu betrachten. – Polyurethan (PUR) und
Bei Gebäuden der Lebensmittelindustrie, – Polyvinylchlorid-Plastisol (PVC).
z. B. Kühlhäuser und Metzgereien, muss sich
das Beschichtungssystem im Gebäudeinnern vor Namensgeber sind die Bindemittel, die
allem an der durch ihre chemische Natur und ihre physikali-
– Verträglichkeit mit Lebensmitteln und schen Eigenschaften die wesentlichen Eigen-
– physiologischen Unbedenklichkeit schaften des Beschichtungsstoffes, die Art und
ausrichten. Prüfzeugnisse der Hersteller geben Dauer der Filmbildung und das Verhalten der
darüber Auskunft. fertigen Lackoberfläche beeinflussen. Weitere
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Korrosionsschutzsysteme – Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen
Oberseite
Beschichtungsstoff • Bindemittel
(ca. 25 –200 µm)
• Lösemittel
• Pigmente
Primer • Füllstoffe
Vorbehandlung
• Sonstige Zusätze
Zinkauflage (20 µm)
Stahlkern Namensgeber
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Dokumentation 588
Oberflächenhärte B C B C E D D
Umformbarkeit/ C B B A A A A
Biegen (T-Bend)
Umformbarkeit/ B B B A A A A
Walzprofilieren
Abriebfestigkeit D E D C A A B
Witterungs-
beständigkeit, D D C A E E A
UV-Beständigkeit
Witterungs-
beständigkeit, C C C B A D A
Korrosionswider-
stand auf Z275
Abb. 2.12:
Eigenschaften A = ausgezeichnet B = sehr gut C = gut (P) = Plastisol
der organischen D = befriedigend E = ausreichend (F) = Foliensystem
Beschichtungen
Unabhängig von den Farbtonkarten der Lie- Infolge dieser unterschiedlichen Deckscha-
feranten benutzen die Planer gängige Farbkol- lentemperaturen kommt es zu Zwängungskräf-
lektionen wie RAL-Standard, RAL-Design oder ten und Knitterspannungen in den Deckschalen.
das NCS-Farbsystem. In diesen Registern sind Beim Überschreiten der zulässigen Knitterspan-
die Farbtöne nach bestimmten Gesetzmäßig- nungswerte (bauaufsichtliche Zulassung) besteht
keiten und Rezepturen geregelt und zusammen- die Gefahr, dass die Deckschichten beulen.
gefasst. Neben den üblichen Einwirkungen Wind,
Aber auch Sonderfarbtöne, wie sie z. B. Eigengewicht und Schnee ist daher die Wärme
von Unternehmen für ihr unverwechselbares als weiterer Lastfall bei Sandwichelementen an-
Erscheinungsbild erforderlich sind, Stichwort zusetzen.
„Corporate Identity“, werden nach Angleichung In den Stützweitentabellen der Hersteller
auf das jeweilige Farbmuster produziert und wird dies mit der Einteilung der Farbtöne in
geliefert. Farbgruppen berücksichtigt.
Am Beispiel einer Stützweitentabelle (Abb.
2.13) ist zu sehen, dass höhere Oberflächen-
2.3.2 Farbton und Stützweite temperaturen (FG III) sich besonders bei Zwei-
und Mehrfeldträgern in Form von verminder-
Bedingt durch die hervorragenden Wärme- ter Stützweite auswirken.
dämmeigenschaften des Dämmkerns, kommt es Vor statischer Festlegung der Stützabstände
bei Sandwichelementen bei einseitiger Erwär- muss daher vom Planer der Farbton der Außen-
mung (Sonne) zu erheblichen Temperaturdiffe- schale gewählt werden.
renzen zwischen Innen- und Außenschale. Die Eingruppierung der Farbtöne erfolgt
Während auf der Außenseite bei hellen Farb- entsprechend den Helligkeitswerten in die Farb-
tönen mit +55 °C zu rechnen ist, erreicht die gruppen I (heller Farbton), II (mittlerer Farb-
Oberflächentemperatur bei dunklen Farbtönen ton) und III (dunkler Farbton) – siehe Tabelle
+80 °C. Die Deckschichttemperatur der Innen- Abb. 2.14.
seite ist im Sommer mit + 25 °C anzusetzen. Im Zweifelsfall wird empfohlen, mit den
Bauelementeherstellern Rücksprache zu halten.
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Korrosionsschutzsysteme – Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen
2.4 Zusammenfassung 3 60 3 60 3 60 3 60 3 60 3 60
DIN 18807-1,
Trapezprofile im Hochbau
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Dokumentation 588
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Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade
• • A1 A1
Nicht brennbar
• • A2 – s1 d0 A2
• • B, C – s1 d0
• B, C – s3 d0 B11)
Schwer entflammbar
• B, C – s1 d2
B, C – s3 d2
• D – s3 d0
E – d2
Leicht entflammbar F B3
Abb. 3.2: Klassifizierung des Brandverhaltens (ohne Bodenbeläge) nach DIN EN 13501-1
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Dokumentation 588
E 30 (i → o) und
R 30 REI 30 EI 30
EI 30 (i ← o)
E 90 (i → o) und
R 90 REI 90 EI 90
EI 90 (i ← o)
Feuerbeständig1)
[F 90] [F 90] [F 90] [W 90]
1) Zurzeit nach §17 Abs. 2 MBO (in den wesentlichen Teilen aus nicht brennbaren Baustoffen).
Abb. 3.3: Feuerwiderstandsklassen von Bauteilen nach DIN EN 13501-2 und DIN EN 13501-3 und ihre Zuordnung zu den bauauf-
sichtlichen Benennungen [Klassifizierung nach DIN 4102] (Auszug aus Anlage 0.1.2. zur Bauregelliste A Teil 1, Ausgabe 2002/1)
28
Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade
In Abb. 3.3 wird die Zuordnung der euro- Brandgeschehen beteiligen und so die Feuer-
päischen Klassen zu den bauaufsichtlichen wehr die Chance einer wirksamen Brandein-
Begriffen „feuerhemmend, feuerbeständig“ für dämmung und Brandbekämpfung erhält.
Deutschland verbindlich festgelegt. In der ersten Phase eines Entstehungsbran-
Raumabschließende tragende Wände und des soll das passive Brandverhalten des Daches
Decken zwischen verschiedenen Nutzungsein- nachgewiesen werden.
heiten müssen nach MBO wärmedämmend Während die Versicherer schon frühzeitig
sein, sie müssen daher die Anforderungen der nach Erscheinen der Norm die nach DIN 18234
Klasse REI mit der erforderlichen Feuerwider- errichteten Dächer positiv bewerteten und in
standsdauer erfüllen. Brandwände müssen der der Höhe der Versicherungsprämie berücksich-
Klasse REI-M entsprechen. tigten, war und ist auch heute der Weg im Bau-
Steht ein Gebäude in Flammen und hat ein recht noch nicht abgeschlossen.
Brand einen Weg durch Dach und/oder Wand Die Aufnahme der DIN 18234 als ein Regel-
gefunden, kann das Feuer durch Flugfeuer auf dachaufbau in der im März 2000 veröffentlich-
eine Nachbarbebauung übergreifen. Die Dach- ten MindBauRl war ein erster Schritt der bau-
haut der Nachbarbebauung muss in der Lage lichen Anwendung dieser Norm. In der Mind-
sein, diesen brennenden Bestandteilen stand- BauRl heißt es unter Punkt 5.11.1:
zuhalten. Dabei darf die Strahlungswärme, die Bedachungen von Brandabschnitten oder
von einem Brand ausgeht, nicht vergessen wer- Brandbekämpfungsabschnitten mit einer
den. Auch dadurch ist es möglich, ein benach- Grundfläche von mehr als 2.500 m2 sind so
bartes Gebäude in Brand zu setzen, nämlich auszubilden, dass eine Brandausbreitung
dann, wenn die Entzündungstemperatur des innerhalb eines Brandabschnitts oder eines
Baustoffes erreicht ist. Brandbekämpfungsabschnitts über das Dach
Geregelt wird das Brandverhalten in der behindert wird. Dies gilt z. B. als erfüllt bei
DIN 4102 Teil 7. Als Bedachung im Sinne die- Dächern
ser Norm gelten Dacheindeckungen und Dach- • nach DIN 18234-1 einschließlich Beiblatt 1
abdichtungen einschließlich etwaiger Dämm- oder
schichten sowie Lichtkuppeln oder andere Ab- • mit tragender Dachschale aus mineralischen
schlüsse für Öffnungen im Dach. Gegen Flug- Baustoffen (Beton oder Porenbeton) oder
feuer und strahlende Wärme widerstandsfähige • mit Bedachungen aus nicht brennbaren Bau-
Bedachungen sollen die Ausbreitung des Feuers stoffen.
auf dem Dach und eine Brandübertragung vom
Dach in das Innere des Gebäudes bei der in Durch die MindBauRl gehören Dächer nach
dieser Norm festgelegten Beanspruchung ver- DIN 18234 seitdem auch baurechtlich zu den
hindern. auch ohne Einzelnachweis freigegebenen Dach-
aufbauten von Industriegebäuden.
Die komplett überarbeitete und im Septem-
3.4 Normung ber 2003 neu herausgebrachte Normenreihe der
DIN 18234 besteht heute aus vier Teilen. Im
Im Jahre 1988 wurde auf Antrag des Ver- Teil 1 der DIN werden im Wesentlichen der
bandes der Schadensversicherer (VdS) beim Anwendungsbereich der Normenreihe, die ver-
Deutschen Institut für Normung mit der Erstel- wendeten Begriffe, Anforderungen und die not-
lung einer Normungsreihe begonnen. Im August wendigen Prüfungen aufgeführt, die auf die ge-
1992 wurde dann die deutsche Norm schlossene Dachfläche anzuwenden sind. Für
DIN 18234 Teil 1 – die in solchen Dächern enthaltenen Durchdrin-
Baulicher Brandschutz großflächiger Dächer – gungen sind die Grundlagen und Prüfungen im
Brandbeanspruchung von unten – Teil 1: Teil 3 dieser Norm aufgeführt. In den Teilen 2
Begriffe, Anforderungen und Prüfungen; und 4 werden Lösungen für die Materialauswahl
Geschlossene Dachflächen und die konstruktive Ausführung, die die Anfor-
herausgegeben, um damit einheitliche Bewer- derungen aus dieser Norm erfüllen und deshalb
tungskriterien für die Prüfung solcher Dächer ohne weitere Überprüfung verwendet werden
festzulegen. können, dargestellt.
Nach dieser Norm geprüfte Dächer erfüllen Ein in der Praxis oft vernachlässigtes Detail
das Schutzziel einer Begrenzung der Brand- sind die Verbindungselemente der Stahltrapez-
weiterleitung im Bereich der geschlossenen profile an den Längsrändern untereinander. Hier
Dachfläche. Es ist somit sichergestellt, dass diese verwenden die Monteure gelegentlich Niete aus
Dächer sich nicht oder nur sehr verzögert am dem Fahrzeugbau. Wenn deren Schmelzpunkt
29
Dokumentation 588
kleiner als 1.000 ºC ist, wird das Dach im Brand- Aus Sicht der Sachversicherer müssen bau-
fall an diesen Stellen aufreißen und damit ver- liche Anlagen so beschaffen sein, dass ein
sagen. Hier ist also eine besondere Kontrolle den Prämienrichtlinien entsprechender Sach-
gefragt. schutz gewährleistet ist und dass Brandfolge-
Allgemein jedoch gilt: Dächer, die die in schäden auf das kleinstmögliche Maß beschränkt
der DIN 18234 beschriebenen Anforderungen sind.
erfüllen, können das Brandschutzniveau ohne Bei Gebäuden mit bis zu zwei Vollgeschos-
klassifizierbare Feuerwiderstandsdauer erheb- sen werden im Regelfall an nicht tragende
lich verbessern. Ein Brand im Innenraum wird Außenwände keine brandschutztechnischen An-
das Dach entweder nicht mehr oder nur noch forderungen gestellt.
so verzögert beteiligen können, dass eine recht- Bei Gebäuden mit mehr als zwei Vollge-
zeitig alarmierte und eintreffende Feuerwehr schossen sind sie aus nicht brennbaren Baustof-
realistische Chancen hat, den Brand noch auf fen in W30- bis W90-Ausführung herzustellen.
einer kleinen Fläche beschränkt vorzufinden Dabei gibt es für Dach- und Wandkonstruktionen
und bekämpfen zu können. eine Vielzahl von Ausführungen, die von den
Herstellern mit Prüfzeugnissen belegt sind.
Aber auch Warmdächer können dieser An-
3.5 Stahltrapezprofile forderung genügen. Der Dachaufbau aus Stahl-
trapezprofilen mit oben liegender Wärmedäm-
Oberflächenveredelte Stahltrapezprofile mung und Dachabdichtung muss einer der in
und Kassetten sind im Regelfall nach DIN 4102 DIN 4102 Teil 4 aufgeführten Ausführungsmög-
einzeln betrachtet in die Baustoffklasse A2 – lichkeit entsprechen.
nicht brennbar – eingestuft (Abb. 3.4). Zweischalige Metalldachkonstruktionen bie-
Sie finden primär als Wetterschutz ihre An- ten gegenüber anderen Dachkonstruktionen ei-
wendung. Die im Gefälle des Daches vom First ne Reihe von Vorteilen, die sich besonders hin-
zur Traufe verlaufenden Profile liegen auf Pfet- sichtlich des Brandschutzes zeigen. Sie gelten
ten auf, bilden den Raumabschluss und sind als wartungsfreundlich mit einer langen Lebens-
gleichzeitig die Wasser abführende Schale des dauer.
Daches. Dachabdeckungen mit Stahltrapezpro- Hohe Brandschutzklassen können mit der
filen müssen regensicher ausgeführt werden entsprechenden Konstruktion und besonderen
und dürfen für Dachdeckungen nur verwendet Dämmstoffen ohne weiteres erfüllt werden.
werden, wenn sie der DIN 18807 entsprechen. Für Baustoffe der Trapezprofile, Mineral-
Sie erfüllen damit die Forderung „wider- faser-Dämmung, Schrauben und Nieten, aus
standsfähig gegen Flugfeuer und strahlende Wär- denen zweischalige Metalldächer im Wesent-
me“ gemäß DIN 4102 Teil 7. Genauso werden lichen bestehen, gilt die Baustoffklasse A mit
sie – als harte Bedachung – gemäß der Richtlinie der bauaufsichtlichen Bezeichnung „nicht
des Verbandes der Sachversicherer eingestuft. brennbarer Baustoff“ nach DIN 4102 Teil 1.
1. Generation
Profilhöhe ~ 70 mm
2. Generation
Profilhöhe ~ 140 mm
3. Generation
Abb. 3.4: Profilhöhe ~ 210 mm
Stahltrapez-
profile
30
Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade
31
Dokumentation 588
Voraussichtlich wird im Jahre 2005 eine Insbesondere als Wandelemente und nicht
europäische Norm für Sandwichelemente, DIN tragende Außenwandelemente können Sand-
EN 14509, im Weißdruck erscheinen. Danach wichelemente die Feuerwiderstandsklassen nach
dürfen Sandwichelemente zukünftig allein mit DIN 4102 erreichen.
einer Herstellererklärung auf den Markt gebracht Sandwichelemente mit Deckschichten aus
und mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet wer- Stahlblech und einem Kern aus PUR-Hartschaum
den. Eine regelmäßige unabhängige Fremdüber- ohne Luftschicht können in die Baustoffklasse
wachung wird nicht mehr stattfinden. DIN 4102-B1 „schwer entflammbar“ eingestuft
Nach DIN 4102 Teil 1 (Brandverhalten von werden.
Baustoffen und Bauteilen), sind einzeln betrach- Im Zuge eines Forschungsvorhabens zur
tet der PUR-Hartschaum als normal entflamm- Untersuchung des Brandverhaltens, das vom
barer Baustoff B2 und die oberflächenveredelten Bundesministerium für Forschung und Techno-
Stahldeckschalen als nicht brennbarer Baustoff logie gefördert und von den Versicherern und
A2 eingestuft. der Industrie kritisch beobachtet wurde, fand
Sandwichelemente werden überwiegend ein Großbrandversuch in einem neu errichteten
industriell vorgefertigt. Dabei erfolgt der kraft- Laborgebäude für die Forschungs- und Material-
schlüssige Verbund zwischen den Schichten prüfanstalt Baden-Württemberg statt. Dabei wur-
in der Regel durch Verklebungen, wodurch den u. a. Sandwichelemente mit Deckschichten
die für Bauelemente erforderlichen Biege- und aus 1 mm dickem, mit Acrylharzlack beschich-
Torsionssteifigkeit erreicht wird. tetem Stahlblech und einem Kern aus PUR-Hart-
Gegner des Sandwichelementes begründen schaum ohne Luftschicht als Fassadensystem
ihre Ablehnung häufig mit der Verwendung von geprüft.
Polyurethan-Hartschaum und dem damit zu- Nach dem Brand wurde das Brandverhalten
sammenhängenden vermeintlichen mangelhaf- des Fassadensystems als überraschend gut ge-
ten Brandschutz. wertet, weil ein Durchbrand nur im Fugenbe-
Bei näherer Betrachtung stellt sich eine sol- reich erfolgte und ansonsten nur im Bereich
che Verurteilung jedoch als Informationsmangel des direkten Feuerangriffs Verbrennungen der
heraus. Blechbeschichtung sowie eine Verkohlung des
Polyurethan-Hartschaumstoffe sind wie alle Kerns aus PUR-Hartschaum auftraten. Das Sys-
organischen Produkte brennbar. Jedoch trägt tem trug also weder zur horizontalen noch zur
das PUR-Sandwichelement nicht zur Aufrecht- vertikalen Brandausbreitung bei.
erhaltung eines Brandes bei, weil der Schaum- Erwähnt werden muss jedoch, dass während
stoff nur in der Flamme brennt. Bei Wegnahme des Brandversuchs die Rauchentwicklung nicht
der Zündquelle ist der Schaumstoff selbstver- unerheblich war.
löschend. Er brennt nicht außerhalb der Flamme. Als Dachbauteile können Sandwichele-
Das PUR-Sandwichelement kann somit auch mente in der Regel keine Feuerwiderstands-
nicht zur Weiterleitung eines Brandes beitragen, klasse nach DIN 4102 erreichen. Insgesamt sind
weil der Polyurethan-Hartschaumstoff nur im Sandwichelemente im Dach beim Entstehungs-
unmittelbaren Bereich des Brandherdes brennen brand jedoch kaum am Brandgeschehen be-
kann, und trägt weder zu einer nennenswerten teiligt.
Erhöhung der im Gebäude vorhandenen Brand- Das ganze nachweislich defensive Verhal-
last noch zu einer Brandausweitung durch so ten im Brandfall wird selbst von den Sachver-
genannte Kaminwirkung bei. Dämmstoffe „für sicherungen bezüglich der Feuerversicherung
sich allein geprüft“ sind nicht feuerwiderstands- anerkannt. Die Sachversicherer stufen Gebäude,
fähig gemäß DIN 4102. Der Feuerwiderstand in denen Stahl-PUR-Sandwichelemente einge-
wird aber nicht am einzelnen Baustoff, sondern setzt sind, prämienneutral ein und erheben keine
an der Gesamtkonstruktion ermittelt, mit allen besonderen Risikozuschläge zu den üblichen
Schichten und Schalungen. Je nach Konstruk- Brandschutzprämien.
tion können sich dabei sehr feuerwiderstands-
fähige Bauteile ergeben.
Weitere günstige Eigenschaften des Elemen- 3.7 Sandwichelemente
tes sind, dass es nicht schmilzt und nicht ab-
tropft. Dadurch besteht keine Gefahr, dass sich mit Steinwolle
ein neuer Brandherd bilden kann. In den letzten fünf bis zehn Jahren wurde
Darum wird das gesamte Stahl-PUR-Sand- das Produktprogramm der Sandwichelemente
wichelement klassifiziert als „schwer entflamm- durch die verstärkte Entwicklung attraktiver
bar“, also Baustoffklasse B1. Steinwolle-Sandwichelemente ergänzt.
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Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade
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Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau
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Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau
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Metalle
Stahl 50,0
Aluminium 160,0
Kupfer 380
Sonstige Materialien
Holz 0,13
Beton 2,5
PVC 0,17
Glas 1,0
Wärmedämmung
Polyurethan-Hartschaum 0,025
Mineralwolle 0,045
Mit der Einführung der DIN EN ISO 6946 Nach EnEV 2002 sind die Auswirkungen
steht für eine Reihe von nicht transparenten der im flächigen Bereich der Gebäudehülle
Konstruktionen eine hinreichend genaue verein- regelmäßig vorkommenden wärmetechnischen
fachte Methode zur Berechnung des U-Wertes Schwachstellen, z. B. Fugen zwischen Sandwich-
zur Verfügung. Im Kapitel Anwendungsbereich elementen, Stege von Kassettenwänden oder
der Norm wird festgelegt, dass der U-Wert von metallische Befestigungselemente, bei der Be-
Konstruktionen mit metallischen Bauteilen in stimmung der Wärmedurchgangskoeffizienten
der Dämmebene nicht mit dem vereinfachten zu berücksichtigen.
Verfahren bestimmt werden darf. Im Folgenden werden die für Sandwich- und
Für diese Konstruktionen muss die Bestim- zweischalige Konstruktionen des Stahlleicht-
mung des Bemessungswertes des Wärmedurch- baus entwickelten vereinfachten Verfahren zur
gangskoeffizienten UBW mit Hilfe von numeri- Bestimmung des U-Wertes beschrieben.
schen Methoden nach DIN EN ISO 10211-1 [7]
oder experimentellen Methoden, z. B. nach DIN
EN ISO 8990 [8], erfolgen. 4.3.2.1 Sandwichkonstruktionen
Abb. 4.7 zeigt beispielhaft die Wärme- Gebäude können mit Hilfe von Sandwich-
brückenwirkung eines Z-Distanzprofils in der konstruktionen praktisch wärmebrückenfrei
Dämmebene einer Dachkonstruktion als Ergeb- konstruiert werden. Dabei muss den Fugen zwi-
nis einer zweidimensionalen numerischen Be- schen Sandwichelementen sowie den Bauteil-
rechnung. anschlüssen besondere Beachtung bei der Pla-
nung und Ausführung der Wärmeschutzmaß-
nahmen geschenkt werden.
Der Wärmedurchgangskoeffizient von
Stahl-Sandwichkonstruktionen kann nach prEN
14509: 2004 [9] bestimmt werden. Dabei wer-
den die erhöhten Wärmeströme im thermischen
Einflussbereich der Fugen zwischen den Sand-
wichelementen mit Hilfe von längenbezogenen
Wärmedurchgangsbeiwerten bestimmt.
38
Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau
f Fuge
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Dokumentation 588
40
Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau
4.3.3 Mindestwärmeschutz
41
Dokumentation 588
C1 C2 C3 C4
Ψ < 0,10 0,10 ≤ Ψ < 0,25 0,25 ≤ Ψ < 0,50 Ψ ≥ 0,50
Vernach- Sehr
Abb. 4.16: gangskoeffizient Ψ, siehe Abb. 4.16. Die Längen Gering Bedeutend
lässigbar bedeutend
Berechnung des werden dabei mit den Außenabmessungen der
längenbezoge- Konstruktion berechnet. Diese Vorgehensweise
nen Wärme- ist konsistent zu der Ermittlung der Flächen Das bedeutet, der Wärmebrückeneffekt
durchgangs- und Längen beim Wärmeschutznachweis nach infolge des durchgehenden Innenbleches kann
koeffizienten Ψ EnEV 2002. in diesem Fall in Klasse C1 eingestuft werden.
Der längenbezogene Wärmedurchgangs- Niedrige Ψ-Werte sind allein kein Maß für
koeffizient Ψ muss für die am Gebäude vorkom- die wärmetechnische Qualität der Gebäudehülle.
menden linearen Bauteilanschlüsse bestimmt Vielmehr müssen neben dem Mindestwärme-
werden. Er hängt stark von den Abmessungen schutz die Auswirkungen der längenbezogenen
und Wärmeleitfähigkeiten der verwendeten Wärmedurchgangskoeffizienten auf den gesam-
Materialien ab. ten Transmissionswärmeverlust des jeweiligen
Gebäudes beurteilt werden.
42
Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau
Längenbezogener
Gebäude Lineare Wärme-
Wärmebrücke durchgangs-
koeffizient
A First 40 0,004
B Traufe 80 0,205
C Ortgang 40 0,091
F Außenecke 24 0,030
Multipliziert man die Längen L mit den Multipliziert man die Flächen A mit den U-
Werten Ψ, berechnen sich die Wärmeverluste Werten, berechnen sich die Wärmeverluste der
der linearen Wärmebrücken zu ∑ Ψ · L = 55 W/K. Bauteilflächen zu ∑ U · A = 1.020 W/K. Somit
Das entspricht etwa dem Wärmeverlust von beträgt der Anteil der Wärmebrückenverluste
180 m2 Außenwandfläche mit einem U-Wert in diesem Fall ca. 5% an den gesamten Trans-
von 0,30 W/(m2 · K). missionswärmeverlusten.
Die Flächen und U-Werte für die Berech-
nungen der Wärmeverluste der Bauteilflächen
zeigt Tabelle Abb. 4.20.
Tor 16 2,0 32
Türen 4 2,0 8
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4.3.5 Luftdichtheit
45
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Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau
47
Dokumentation 588
5 Schallschutz im Stahlleichtbau
Dr.-Ing. Ralf Podleschny
48
Schallschutz im Stahlleichtbau
5.1.3 Ermittlung des Schallabsorptionsgrades von der flächenspezifischen Masse g’ [kg/m2] ab-
im Prüfstand (Hallraum) hängig und steigt mit der Frequenz f [Hz] an.
Eine Abweichung von diesem Verhalten (reso-
Der frequenzabhängige Schallabsorptions- nanzartiger Einbruch der Luftschalldämmung)
grad αs der auf dem Boden des Prüfraumes (Hall- tritt auf, wenn das Bauteil durch eine auftreffende
raum) aufgebrachten, im Allgemeinen ca. 10 m2 Schallwelle, deren Wellenlänge mit der Biege-
großen, randdicht durch eine Verbretterung oder wellenlänge der Wand übereinstimmt, angeregt
mit Kantprofilen eingefassten Probe (siehe wird. Dieser Spuranpassungseffekt tritt bei Stahl-
Abb. 5.2) wird ermittelt über Nachhallzeitmes- blechwänden im Allgemeinen im oberen Dar-
sungen im Hallraum, die mit und ohne Prüfling stellungsbereich der über der Frequenz aufge-
erfolgen. Der Schallabsorptionsgrad ergibt sich tragenen Dämmkurve auf. Die Schalldämmung
in vereinfachter Darstellung zu: steigt oberhalb der Spuranpassungs-(Grenz-)
absorbierte Schallenergie Frequenz fg wieder an.
αs = ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
auftreffende Schallenergie
5.1.4.2 Abstimmungsfrequenz
Die Ergebnisse für den Schallabsorptionsgrad Zweischalige Wände/Dächer können nähe-
können dann z. B. unmittelbar verwendet wer- rungsweise als Masse-Feder-Masse-Systeme be-
den, um aus Arbeitsschutzgründen den Lärmpe- trachtet werden. Die Schalen sind dabei nicht
gel in einer Halle abzusenken. Dies kann durch nur über die weiche Feder (Luftschicht, Dämm-
Schall absorbierende Außenbauteile, wie z. B. schicht) verbunden, sondern auch über starre
Akustikprofile mit Lochung (bei Bauten mittlerer Verbindungsbauteile (Stege, statisch erforderliche
Höhe meist nur Dächer, bei hohen Bauten auch Bauteile u. dgl.) zwangsgekoppelt. Solche zwei-
Wandbereiche > 2 m über Boden), geschehen. schaligen Bauteilkonstruktionen zeichnen sich
Bei handelsüblichen Konstruktionen von durch eine System-Koppelschwingung (Abstim-
Industriehallenwänden und -dachaufbauten mit mungsfrequenz fg) aus. Die Abstimmungsfre-
Akustikprofilen werden mittlere Schallabsorp- quenz liegt bei ausgeführten Stahlblechwänden/
tionsgrade von -dächern häufig im unteren Bereich zwischen
αs = ca. 0,6 bis 0,9 80 Hz und 125 Hz und führt hier im Vergleich zu
nachgewiesen. αs = 1,0 würde bedeuten, dass gleich schweren einschaligen Konstruktionen
die Energie aller auf das Bauteil auftreffenden zu einem Schalldämmungseinbruch (siehe Abb.
Schallwellen vollständig absorbiert wird. 5.3). Je größer die flächenspezifische Masse der
Einzelbauteile (Innen-/Außenschalen) ist bzw.
je größer der Schalenabstand gewählt wird, um-
5.1.4 Merkmale der Schalldämmkurven von so kleiner ist die Abstimmungsfrequenz.
Wänden und Dächern aus Stahl
5.1.4.3 Stehende Wellen
5.1.4.1 Biegewellen/Spuranpassung Bei üblichen Schalenabständen zweischaliger
Die Luftschalldämmung einschaliger Stahl- Wand-/Dachaufbauten zwischen ca. 10 cm und
blechwände/-dächer ist wie auch die Schalldäm- 20 cm können insbesondere dann, wenn der
mung anderer einschaliger Bauteile grundsätzlich Hohlraum zwischen den Schalen nicht mit geeig-
neten Materialien, z. B. Mineralwollplatten, aus-
gefüllt ist, im Frequenzbereich ab ca. 1.000 Hz
resonanzartige Dämmungseinbrüche auftreten
(siehe Abb. 5.3).
49
Dokumentation 588
60 60
50 50
Schalldämmmaß R’ [dB]
Schalldämmmaß R’ [dB]
40 Bezugskurve
40 R
30
30
20
0 10
0 63 125 250 500 1.000 2.000 4.000 0 125 250 500 1.000 2.000
Frequenz f [Hz] Frequenz f [Hz]
Abb. 5.3: Frequenzabhängige Messkurve des Schalldämm- Abb. 5.4: Frequenzabhängige Messkurve des Schalldämm-
maßes R’ einer Kassettenwand maßes R’ einer Sandwichwand
von ca. 150 mm) und ca. 1.450 Hz (bei Prüflings- 5.1.4.7 Schalldämmung zwei- und
dicken von ca. 40 mm) angesetzt werden können mehrschaliger Wand-/Dachaufbauten
(siehe Abb. 5.4). Vergleichbare Dämmungsein- Akustisch zweischalige Wand-/Dachaufbau-
brüche treten auf bei Fassadenwärmedämmmaß- ten zeichnen sich im Vergleich zu gleich schwe-
nahmen, bei denen Hartschaumplatten auf ren einschaligen Konstruktionen im Bereich
Wände gebracht und anschließend verputzt oberhalb der Abstimmungsfrequenz durch eine
werden. wesentlich höhere Luftschalldämmung (steilere
Dämmkurve) aus. Dies ist ein Vorteil, den man
5.1.4.5 Zusatzmassen auf vergleichsweise auch bei zweischaligen Haus-
mehrschaligen Dächern trennwänden nutzt. Bedeutsam ist insbesondere
Durch Aufbringen von Zusatzmassen, z. B. der Vorteil, der sich aus der kostengünstigeren
Kiesschüttungen, auf mehrschaligen Dächern Unterkonstruktion bei leichten Außenbauteilen
kann, wie mehrfach festgestellt wurde, zwar die von Hallen ergibt.
Luftschalldämmung der im unteren Frequenz- Bei der Planung der Sanierung von älteren
bereich akustisch einschalig wirkenden mehr- Industriehallenwänden wird gelegentlich ver-
schaligen Dachhaut erhöht werden (Massenge- sucht, die Standzeit der durch Wettereinflüsse
setz). Gleichzeitig ist jedoch zu beobachten, dass angegriffenen Außenschale einer zweischaligen
die aufgebrachte Zusatzmasse im oberen Fre- Wand durch Vorsetzen einer zusätzlichen Trapez-
quenzbereich eher eine Minderung der Schall- profilschale zu verlängern. Darüber hinaus wird
dämmung herbeiführt. Dies kann z. B. dadurch bei dieser Maßnahme häufig erwartet, dass eine
erklärt werden, dass sich die resultierende Feder- Erhöhung der Schalldämmung auftritt. Dies ist
steife des Dämmschichtaufbaus durch die Zu- jedoch – wie Versuche erwiesen haben – bei der
satzmasse ungünstig verändert. Schalldämmung nicht der Fall. Eher tritt eine
geringe Verschlechterung um 1 bis 2 dB ein.
5.1.4.6 Entdröhnung
Günstig auf die Luftschalldämmung wirken
sich Entdröhnungsmassen (Masseerhöhung und
Biegewellenbedämpfung) aus, die gelegentlich 5.2 Schalltechnische Eigenschaften
auf die dem Hohlraum zugewandte Seite von
Wandschalen aufgetragen werden. 5.2.1 Wandkonstruktionen –
Schalldämmung
50
Schallschutz im Stahlleichtbau
51
Dokumentation 588
Die Ergebnisse zeigen, wie schon zuvor be- medämmung angeordnet sein. Die Dampfsperre
schrieben, keine Abhängigkeit von dem Dämm- wird kassettenweise eingebaut und an den Kas-
stoffgewicht. Der Einfluss des Materials der Au- settenstegen befestigt. Hierdurch wird verhin-
ßenschale ist jedoch erheblich. Bei Einsatz von dert, dass die Dampfsperre vom warmen Innen-
Bauelementen aus Stahlblech können, bei sonst bereich in den kalten Außenbereich geführt wird,
identischer Konstruktion, um 3 bis 4 dB höhere da dies zu bauphysikalischen Problemen führen
Schalldämmmaße erzielt werden als mit Bauele- könnte. An den Stößen der Kassetten ist darauf
menten aus Aluminium. Angesichts des logarith- zu achten, dass die Dampfsperre in horizontaler
mischen Maßstabes des Schalldruckpegels ist eine und vertikaler Richtung durchgehend ausgebildet
Erhöhung des Schalldämmwertes um 3 dB gleich- wird.
zusetzen mit einer Halbierung der Anzahl der Im Folgenden werden die Eigenschaften von
Schallquellen. Kassetten mit einem maximalen und einem mini-
malen Lochanteil aufgeführt, um den Einfluss
dieses Parameters darzustellen. Die verschiede-
5.2.2 Wandkonstruktionen – nen Einflussgrößen werden im Folgenden näher
Schallabsorption erläutert.
0,80 Ungelocht 40
100 mm
Schallabsorptionsgrad αs
14% 35 5
0,60
Ungelocht 43
130 mm
0,40 28% 36 7
Wandtyp 4 a Ungelocht 44
0,20 Wandtyp 5 a 160 mm
Wandtyp 6 a
14% 39 5
0,00
100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000 Ein Lochanteil von 14% bewirkt eine Ab-
125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000 senkung des bewerteten Schalldämmmaßes um
Frequenz [Hz] ca. 5 dB gegenüber einer ungelochten Kassette.
Ein Lochanteil von 28% führt schon zu einer
52
Schallschutz im Stahlleichtbau
Schallabsorptionsgrad αs
Die Werte für die Schallabsorption für Kas-
setten von 130 mm Höhe mit einem Lochanteil
von 14% (Wandtyp 5 a) bzw. 28% (Wandtyp 5 b) 0,60
können der Abb. 5.6 entnommen werden.
Bei Kassettenwänden hat der Lochanteil in
0,40
dem auf dem Markt erhältlichen Bereich von 14%
bis 28% keinen nennenswerten Einfluss auf die
Schallabsorptionsfähigkeit der Wand.
0,20 Wandtyp 5 a
Wandtyp 5 b
5.2.2.1.3 Eigengewicht der Dämmung
An Kassettenwänden mit einer Kassetten- 0,00
höhe von 130 mm und einem Lochanteil von 100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000
28 % wird der Einfluss des Dämmstoffeigenge- 125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000
wichts verdeutlicht. Hierzu wird ein Aufbau mit Frequenz [Hz]
einer Dämmung mit hohem Raumgewicht einem
Aufbau mit einer Dämmung mit geringem Raum-
gewicht gegenübergestellt (100 mm mit RG = Abb. 5.6: Einfluss des Lochanteils von Akustikprofilen auf
55 kg/m3/15 kg/m3 und 30 mm Akustikplatte mit den Schallabsorptionsgrad αs bei Kassettenwänden
RG = 50 kg/m3/20 kg/m3) (Typ 5 b, 5 d). Außer-
dem wird gezeigt, ob für die Schallabsorptions-
fähigkeit das Gewicht der Dämmung insgesamt
(siehe Wandtyp 5 b – schwere Dämmung, 5 d – 1,00
leichte Dämmung), das der überwiegenden
Wanddämmung (100 mm mit RG = 15 kg/m3,
bei einer Schallschluckplatte mit RG = 50 kg/m3) 0,80
Schallabsorptionsgrad αs
53
Dokumentation 588
Dämmschicht Rw [dB]
0,40
Mineralfaser 37–39
Polystyrol 31–34
0,20 Wandtyp 5 b
Wandtyp 5 c
Die Wahl des Dämmstoffes erbringt bei
0,00 Verwendung von Mineralfaserprodukten eine
100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000 Verbesserung von bis zu 6 dB gegenüber Poly-
125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000 styrol, unter Berücksichtigung der geprüften
Frequenz [Hz] Raumgewichte. Dies bedeutet wiederum, dass
mit einer Mineralfaserdämmung, bei sonst
gleicher Konstruktion, die rechnerische Anzahl
Abb. 5.8: Einfluss der Lage der Dampfsperre auf den der Schallquellen auf ein Viertel und die gehörte
Schallabsorptionsgrad αs bei Kassettenwänden Lautstärke um ca. die Hälfte reduziert werden
kann.
Ab ca. 300 Hz zeigt der Kurvenverlauf, dass 5.2.3.2.2 Einfluss der Dampfsperre
durch die Dampfsperre hinter der Lochung Ver- Alle zuvor beschriebenen Dachkonstruktio-
schlechterungen der Schallabsorptionsfähigkeit nen besaßen eine Dampfsperre aus PE-Folie in
um ∆αs von 0,1 bis 0,3 eintreten. Dieser Einbau einer Dicke von 0,25 mm. Bei dem folgenden
der Dampfsperre ist bauakustisch gesehen falsch. Dachaufbau ist die PE-Folie durch eine Bitumen-
Die auftreffenden Schallwellen werden an der schweißbahn (G200 S4 Al 01) ersetzt worden.
Dampfsperrfolie reflektiert und können nicht in
dem erforderlichen Maße in der Mineralwolldäm-
mung abgebaut werden. Die gewünschte schall- Dampfsperre Rw
technische Leistung kann wegen der falschen
Dampfsperrlage nicht voll erreicht werden. PE-Folie 37 dB
G200 S4 Al 01 41 dB
54
Schallschutz im Stahlleichtbau
5.2.3.3.1 Raumgewicht
Lochanteil Rw ∆Rw Dämmstoff
der Wärmedämmung
[dB] [dB]
Eine Variation des Dämmstoffeigenge-
wichts mit Mineralfaserdämmungen mit einem
Ungelocht 39 Mineralfaser
Raumgewicht von 30 kg/m3 und 50 kg/m3 hat
keinen Einfluss auf die Schalldämmeigenschaf-
14% 36 3 Mineralfaser
ten der Konstruktion.
19% 37 2 Mineralfaser
Raumgewicht Rw [dB]
Ungelocht 34 Polystyrol
30 kg/m3 43
50 kg/m3 43 14% 28 6 Polystyrol
19% 28 6 Polystyrol
5.2.4 Dachkonstruktionen – Schallabsorption
55
Dokumentation 588
56
Schallschutz im Stahlleichtbau
VDI 2570,
Ausgabe September 1980,
„Lärmminderung in Betrieben – allgemeine
Grundlagen“
57
Dokumentation 588
6.1 Grundlagen für das Konstruieren 6.1.2 Nachweise für dünnwandige Bauelemente
von Stahlleichtbauelementen Aufgrund der oben genannten Besonderhei-
6.1.1 Besonderheiten leichter ten sind zur Bemessung und Detaillierung leich-
Baukonstruktionen ter Baukonstruktionen außer den Tragfähigkeits-
nachweisen grundsätzlich auch die Gebrauchs-
Abweichend von den im Holz-, Massiv- oder fähigkeitsnachweise für die einzelnen Baukom-
allgemeinen Stahlhochbau bekannten Verhaltens- ponenten zu führen (Abb. 6.1).
weisen von Baustoffen und Bauteilen sind bei Die Nachweise für die Tragfähigkeit der
Leichtbaukonstruktionen einige Besonderheiten Konstruktion beinhalten Aussagen über die
gegeben, deren Beachtung bei der Konstruktion Standsicherheit der tragenden Bauteile sowie
und Ausführung maßgebend für ihre zuverläs- die Festigkeit und die Korrosionsbeständigkeit
sige Funktion ist. der eingesetzten Baustoffe.
Eine der Besonderheiten ist die Tendenz Demgegenüber beschäftigen sich die Nach-
dünnwandiger Bauteile zu großen Verformun- weise für die Gebrauchsfähigkeit mit den For-
gen, die insbesondere auch quer zu ihrer Trag- derungen an den Wärme- und Feuchteschutz
richtung auftreten können. Daher kommt dem und je nach Nutzung des Gebäudes auch mit
Erhalt der Querschnittsgeometrie unter Last eine den Anforderungen an den Brand- und den
zentrale Bedeutung zu. Schallschutz. Schließlich gehört zur Gebrauchs-
Des Weiteren verfügen Leichtbauelemente fähigkeit eines Gebäudes auch ein ansprechen-
über keine eigenen thermischen Kapazitäten, des optisches Erscheinungsbild, weswegen der
können also weder Wärme speichern noch diese Gestaltung sichtbarer Baukomponenten einige
später wieder abgeben. Sie sind auch nicht als Bedeutung zukommt.
Feuchtepuffer wirksam.
Schließlich verfügen sie über ein vergleichs-
weise geringes Schalldämmvermögen. 6.1.3 Bezeichnungen an Leichtbauteilen
Diese zunächst als Nachteile hervortreten- aus Stahl
den Eigenschaften sind jedoch durch überlegte
Konstruktionen beherrschbar. Die Bezeichnungen für die einzelnen Profil-
abschnitte von Leichtbauteilen aus Stahl lehnen
sich naturgemäß an die in DIN 18800 für den
Abb. 6.1: Nachweise für dünnwandige Bauelemente allgemeinen Stahlhochbau vorgegebenen Be-
zeichnungen an (Abb. 6.2 und 6.3). So spricht
man auch bei Stahltrapezprofilen und Stahlkas-
settenprofilen von Ober- und Untergurten so-
Festigkeit, Standfestigkeit wie Stegen. Als Sicken bezeichnet man die in
Tragfähigkeit Ober- und Untergurten sowie Stegen zur Erhö-
Korrosionsbeständigkeit hung der Tragfähigkeit des Querschnitts einge-
prägten längs verlaufenden Vertiefungen oder
Versetze. Entsprechend sind die Bezeichnungen
Wärmeschutz bei Sandwichelementen, wobei sich diese dann
jeweils auf die Deckschalen beziehen – Beispiel:
Feuchteschutz Ober- oder Untergurt und Steg der Stahltrapez-
profilierten Deckschale eines Dach-Sandwich-
Gebrauchsfähigkeit Brandschutz elementes.
Schließlich wird die Lage der Trapezprofile
Schallschutz aus Stahl (Abb. 6.4) als Positivlage bezeichnet,
wenn die Längsstöße der Profiltafeln direkt über
Gestaltung dem Auflager liegen. Demgegenüber spricht
man von Negativlage, wenn die Profiltafeln z. B.
als Deckung verwendet werden und die Längs-
58
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen
Profilhöhe h
als Eindeckung verwendet.
Diese Definition unterscheidet sich grund- Obergurtsicke Stegsicke oder
legend von der, die bei Trapezprofilen aus Alu- Stegversatz
Obergurt
minium angewendet wird, hier sind die Lage-
bezeichnungen genau umgekehrt. Steg
• DIN 18234
Baulicher Brandschutz im Industriebau, Stegsicke oder
Dachkonstruktionen Obergurt Stegversatz
• DIN 55928, Teil 8
Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Be-
schichtungen und Überzüge, Korrosionsschutz
von tragenden dünnwandigen Bauteilen Steg
• DIN 4108, Teil 1–7
Wärmeschutz im Hochbau
• DASt-Richtlinie 016 Untergurt Untergurtsicke
Bemessung und konstruktive Gestaltung von
Tragwerken aus dünnwandigen kaltgeform- Baubreite b
ten Bauteilen. Elementbreite
Technische Informationen:
• Schriften namhafter Hersteller
Abb. 6.4: Bezeichnung der Lage von Trapezprofilquerschnitten
59
Dokumentation 588
Abb. 6.5: Kassettenwand – Befestigungsschema für die 6.2.3 Konstruktionsdetails nach DIN 18807-3
Außenschale (Quelle: Bauen mit Stahl e.V.)
Die Tragfähigkeit von dünnwandigen Bau-
teilen – z. B. von Stahltrapezprofilen – hängt
direkt ab vom Erhalt der jeweiligen Quer-
schnittsgeometrie. Jede Veränderung der Quer-
schnittsgeometrie beeinflusst das Tragverhalten
des Bauteils.
Da bei dünnwandigen Profilen nur die „mit-
tragenden Breiten“ – das heißt die Biegschultern
und die durch Sicken oder Versetze ausgesteif-
ten Gurt- und Stegpartien (Abb. 6.8) – zum Last-
abtrag direkt beitragen, dürfen diese Stellen nicht
durch Ausschnitte oder Bohrungen ohne zusätz-
liche aussteifende Maßnahmen geschwächt
werden. Bohrungen für Abhängungen werden
also nicht in Ober- oder Untergurten einge-
bracht, sondern in Stegmitte.
Zum andern haben seitlich ungestützte Rip-
pen von Stahltrapezprofilen unter Last die Nei-
gung, seitlich auszuweichen und dabei flacher
zu werden. Mit dem Abfall der Rippenhöhe wird
60
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen
Abb. 6.7: Bemessungstabelle mit Angabe der Grenzstützweite (Quelle: Hoesch Siegerlandwerke)
1. 2.
61
Dokumentation 588
1 2
1 Profiltafel
2 Verbindungs-
element eL
eL ≤ 666 mm
tN ≥ 1,0 mm
Dicht-
band
eR ≤ 333 mm
Abb. 6.11: Randaussteifung nach DIN 18807-3 mit nach unten gerichteter Abkantung
≥ 30 mm ≥4d
≥ 40 mm
≤ 10 d
≥ 20 mm
>3d
≥4d
≥ 40 mm
≤ 10 d
62
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen
63
Dokumentation 588
e < 500 mm
WS
Profiltafel e ≤ 75 mm
Längsstoßdichtband
Stütze
e
Statisch wirksame Verbindungs-
elemente, e ≤ 75 mm
Konstruktive Verbindungselemente
nur im anliegenden Gurtteil
Abb. 6.16: Befestigung von Kassetten nach DIN 18807-3 (A1 – Änderung)
64
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen
65
Dokumentation 588
6.2.6 Verbindungselemente
Form A
66
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen
F Z, i = 0
0 < e ≤ bG/2
a in mm FZ, r
150 mm < b G ≤ 250 mm
0,5 · zul. FZ < 75 0,7 · zul. FZ
e a
F Z, i F Z, r
t I, N
bG bG
10 mm
67
Dokumentation 588
m Schraube/Niet im Obergurt
100–200 m
Abb. 6.25: Herstellung der Regendichtheit von Deckungen durch Einbau von Dichtbändern
> 5 mm
> 5 mm
68
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen
Abb. 6.27: Konstruktive Maßnahmen zur Herstellung der Regendichtheit in der Fassade
Verbindungs-
elemente
im Steg
e = 1.000 mm
Empfohlen
e = 500 mm
Befestigungs-
Last- elemente
abtragendes
Kassettenprofil
Dichtband
Stabilisierende
Wetterschale
Dämmung
Thermischer Trennstreifen
Abb. 6.28: Verlegung der Luftsperre und Vorbereitung für Abb. 6.29: Aufbau einer Stahlkassettenwand
den Anschluss im Randbereich
69
Dokumentation 588
Dichtbänder
übernehmen (Abb. 6.29). Dabei ist darauf zu nen auch andere technische Lösungen zum Ziel
achten, dass das Dichtband in der Längsstoß- führen – z. B. die Umfassung der Obergurte mit
überlappung möglichst nahe an der Biegeschul- Dämmmaterial und Befestigung der Außenschale
ter zum Untergurt liegt. Die vertikal angeordne- mit eigens hierfür entwickelten Stützschrauben
ten Dichtbänder an den Auflagern werden so (Abb. 6.31 und 6.32). Ein einwandfreies Aus-
ausgewählt und angeordnet, dass sie die Frei- richten der Außenschale ist allerdings nur bei
räume zwischen Auflager und Untergurtsicken thermischen Trennstreifen mit ausreichender
zuverlässig abdichten. Zum andern müssen sie Steifigkeit möglich.
schlüssigen Kontakt mit den Dichtbändern der Dachdeckungen und Wandbekleidungen
Längsstoßüberlappungen haben (Abb. 6.30). aus Stahl-Sandwichelementen verfügen mit
Hilfen für die Auswahl geeigneter Dicht- ihren Elementinnenschalen aus Stahl ebenfalls
materialien für den Einsatz als Regen- und/oder über eine luftdichte Ebene. Voraussetzung ist
Luftdichtung gibt die IFBS-Fachinformation die im Zuge der Montage vorzunehmende aus-
4.02 „Fugendichtheit im Stahlleichtbau“. reichende Komprimierung der werkseitig ein-
Zur Minderung von Wärmebrücken sind gebauten Dichtbänder entlang den Längsstoß-
zwischen den Außenschalen und den Obergur- ausbildungen.
ten der Stahlkassettenprofile thermische Tren- Ferner ist dafür zu sorgen, dass Anschlüsse
nungen einzubauen. Hierfür geeignet sind alle an Nachbargewerke wie Öffnungen und Wand-
Bänder, deren wärmeisolierende Eigenschaft im aufbauten ebenfalls luftdicht hergestellt werden
eingebauten Zustand nachgewiesen ist. Es kön- (Abb. 6.33 und 6.34).
Abb. 6.31: Minderung von Wärmebrücken Abb. 6.32: Minderung von Wärmebrücken zwischen
zwischen Kassettenobergurt und Außenschale Kassettenobergurt und Außenschale durch thermische
(Quelle: G+H/SFS) Trennscheiben
Technische
Lösungen
G+H/SFS
70
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen
Dichtband
10 mm x 10 mm
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Dokumentation 588
72
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen
73
Dokumentation 588
Formstück
nach DIN 18234-3, 4.1,
für jede angeschnittene Rippe
Abb. 6.42: Formstücke nach DIN 18234-3, 4.1, zur Abschottung der Trapezprofilrippen an der Auswechslung für die
Dachöffnung
den verbauten Zustand bezieht. In jedem Fall achten, die weit über die Festlegung der DIN
sind nur solche Konstruktionen auszuführen, 18807 hinausgehen. Neben Abschnitten im An-
deren Schalldämmmaß im Rahmen von Versu- schluss an Brandwände oder um Dachöffnungen
chen geprüft und testiert worden ist. Weiterhin herum, in denen bisher schon nicht brennbares
ist darauf zu achten, dass bei der Anwendung Dämmmaterial vorgeschrieben war, sind nach
einer geprüften Konstruktion auch nur die DIN 18234-3 nun auch Kanäle innerhalb der
gleichen Baustoffe und auch nur von dem Her- Dach- oder Wandkonstruktion wirksam gegen die
steller zur Anwendung kommen dürfen, die im Weiterleitung heißer Rauchgase abzuschotten.
Versuch eingesetzt worden sind. Entsprechend müssen die offenen Quer-
schnitte z. B. von Stahltrapezprofilen an ihren
Endauflagern im Bereich von Öffnungen oder
6.3.5 Forderungen an den Brandschutz vor Brandwänden gegen die Weiterleitung der
Rauchgase abgeschlossen werden. Dies ge-
Maßnahmen zur Erhöhung des Brandschut- schieht mit Hilfe von feuerfesten Formfüllern,
zes bei Leichtbaukonstruktionen haben vorran- die in die Trapezprofilrippen unverschieblich
gig zum Ziel, die Brandweiterleitung durch die eingebaut werden (Abb. 6.42 und 6.43).
Art und Ausbildung der Dach- und Wandkon- Eine Sonderstellung nimmt nach wie vor
struktion zu begrenzen oder zumindest zu ver- das Sandwichelement mit stählernen Deckscha-
zögern. Dazu dienen zum Beispiel die „harten len und Kern aus Polyurethan-Hartschaum ein.
Bedachungen“ nach DIN 4102-7, deren Krite- Die relativ schlechte Einstufung des Elementes
rien von den stählernen Deckschalen der Bau- aufgrund des brennbaren PUR- Hartschaumkerns
elemente bereits als erfüllt anzusehen sind. Auch spiegelt nicht das wahre Brandverhalten des
sind Wand- und Dachkonstruktionen in W- und Elementes wider. Auf europäischer Ebene sind
F-Klassifizierungen nach DIN 4102-2 und DIN seit langem Bestrebungen im Gange, durch ge-
4102-3 möglich. Der bauliche Brandschutz groß- eignetere Methoden das Brandverhalten ge-
flächiger Dächer bei Brandbeanspruchung von nauer zu prüfen und eine realistischere Einstu-
unten wird durch die DIN 18234 umfänglich fung des Elementes herbeizuführen. Die Arbei-
geregelt. Dabei sind auch Forderungen zu be- ten sind noch nicht abgeschlossen.
74
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen
RWA-Aufsatzkranz
Bohlenkranz (Holz)
bzw. Profil
als Futter
Einfassung
t ≥ 2 mm
Statischer
Befestigungs- Wechsel
Wärmedämmung elemente
nach DIN 18234-3, 4.1 e < 500 mm Trapezprofil
Formstück
nach DIN 18234-3, 4.1
Abb. 6.43: Dachaufbau und Formstücke nach DIN 18234-3, 4.1, zur Abschottung gegen die Brandweiterleitung an der
Auswechslung für die Dachöffnung
6.4 Zusammenfassung
Autoren
Leichtbaukonstruktionen aus Stahl setzen
neben den Tragfähigkeitsnachweisen die den Dr.-Ing. Marc Böttcher,
Nachweis der Standsicherheit sowie eines aus- Institut für Stahlbau und Werkstoff-
reichenden Korrosionsschutzes zum Inhalt mechanik, Technische Universität Darmstadt
haben, auch Nachweise zur Gebrauchsfähigkeit
voraus. Hierzu zählen die Herstellung der Dicht- Dipl.-Ing. Hans-Werner Girkes,
heit der Gebäudehülle gegen Niederschlag, die BAUEN MIT STAHL e. V., Düsseldorf
Erfüllung eines ausreichenden Wärme- und
Feuchteschutzes sowie ein ansprechendes Dipl.-Ing. Markus Kuhnhenne,
optisches Erscheinungsbild der das Gebäude Lehrstuhl für Stahl- und Leichtmetallbau,
umfassenden Flächen. Darüber hinaus können RWTH Aachen
nutzungsabhängig Forderungen an Schall- und
Brandschutz zu erfüllen sein. Prof. Dr.-Ing. Jörg Lange,
Institut für Stahlbau und Werkstoff-
mechanik, Technische Universität Darmstadt
75
Stahl-Zentrum
Stahl-Informations-Zentrum
Postfach 10 48 42
40039 Düsseldorf
E-Mail: siz@stahl-info.de · Internet: www.stahl-info.de