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Dokumentation 588

Dach- und Fassadenelemente


aus Stahl –
Erfolgreich Planen und Konstruieren

Stahl-Informations-Zentrum
Dokumentation 588

Stahl-Informations-Zentrum Für die Aus- und Weiterbildung von Bauin-


genieuren steht das Stahlbau-Lehrprogramm
Das Stahl-Informations-Zentrum ist eine mit Fachbeiträgen und Berechnungsbeispielen
Gemeinschaftsorganisation Stahl erzeugender auf CD-ROM zur Verfügung.
und verarbeitender Unternehmen. Markt- und Die Internet-Präsentation (www.stahl-
anwendungsorientiert werden firmenneutrale info.de) informiert u. a. über aktuelle Themen
Informationen über Verarbeitung und Einsatz und Veranstaltungen und bietet einen Über-
des Werkstoffs Stahl bereitgestellt. blick über die Veröffentlichungen des Stahl-
Verschiedene Schriftenreihen bieten ein Informations-Zentrums. Schriftenbestellungen
breites Spektrum praxisnaher Hinweise für sowie Kontaktaufnahme sind online möglich.
Konstrukteure, Entwickler, Planer und Verar-
beiter von Stahl. Sie finden auch Anwendung in
Ausbildung und Lehre.
Vortragsveranstaltungen schaffen ein Fo- Impressum
rum für Erfahrungsberichte aus der Praxis.
Messebeteiligungen und Ausstellungen Dokumentation 588
dienen der Präsentation neuer Werkstoffent- „Dach- und Fassadenelemente aus Stahl –
wicklungen sowie innovativer, zukunftsweisen- Erfolgreich Planen und Konstruieren“
der Stahlanwendungen. Ausgabe 2005, ISSN 0175-2006
Als individueller Service werden auch
Kontakte zu Instituten, Fachverbänden und Spe- Herausgeber:
zialisten aus Forschung und Industrie vermittelt. Stahl-Informations-Zentrum,
Die Pressearbeit richtet sich an Fach-, Postfach 10 48 42, 40039 Düsseldorf
Tages- und Wirtschaftsmedien und informiert
kontinuierlich über neue Werkstoffentwicklun- Ein Nachdruck dieser Veröffentlichung ist –
gen und -anwendungen. auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Ge-
Das Stahl-Informations-Zentrum zeichnet nehmigung des Herausgebers und bei Quellen-
besonders innovative Anwendungen mit dem angabe gestattet. Die zugrunde liegenden Infor-
Stahl-Innovationspreis aus. Er ist einer der be- mationen wurden mit größter Sorgfalt recher-
deutendsten Wettbewerbe seiner Art und wird chiert und redaktionell bearbeitet. Eine Haftung
alle drei Jahre ausgelobt ist jedoch ausgeschlossen.
(www.stahlinnovationspreis.de).
Fotos:
Titel, S. 5 unten, Abb. 2.2, 2.8, 6.39:
Mitglieder des ThyssenKrupp Stahl AG
Stahl-Informations-Zentrums: S. 4/5 oben:
• AG der Dillinger Hüttenwerke Franzen Ingenieur- und Montagebau GmbH
• Agozal Oberflächenveredelung GmbH S. 4 Mitte/unten, Abb. 1.2:
• Arcelor RPS Sàrl, Luxemburg Hammersen Elementbau GmbH & Co. KG
• Benteler Stahl/Rohr GmbH Abb. 2.7, 3.6, 6.35–6.38:
• EKO Stahl GmbH, Gruppe Arcelor ThyssenKrupp Hoesch Bausysteme GmbH
• Gebr. Meiser GmbH
• Georgsmarienhütte GmbH DIN-Normen:
• Mittal Steel Germany GmbH Beuth Verlag GmbH,
• Rasselstein GmbH Burggrafenstraße 6, 10787 Berlin
• Remscheider Walz- und Hammerwerke www.beuth.de
Böllinghaus u. Co. KG
• Saarstahl AG
• Salzgitter AG Stahl und Technologie
• Stahlwerke Bremen GmbH,
Gruppe Arcelor
• ThyssenKrupp Electrical Steel GmbH
• ThyssenKrupp GfT Bautechnik GmbH
• ThyssenKrupp Stahl AG
• ThyssenKrupp VDM GmbH
• Wickeder Westfalenstahl GmbH

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Dach- und Fassadenelemente aus Stahl – Erfolgreich Planen und Konstruieren

Inhalt
Seite Seite
Einleitung .................................................. 5 3 Baulicher Brandschutz
für Dach und Fassade ...................... 26
3.1 Einleitung ............................................ 26
3.2 Brandausbreitung ................................ 26
1 Tragverhalten und Bemessung 3.3 Klassifizierungskombinationen ........... 27
von Sandwichelementen und 3.3.1 Klassifizierungskombinationen ........... 28
Trapezprofilen aus Stahl ................ 6 3.4 Normung ............................................. 29
1.1 Einführung .......................................... 6 3.5 Stahltrapezprofile ................................ 30
1.2 Tragverhalten ...................................... 7 3.6 PUR-Sandwichelemente ...................... 31
1.2.1 Lastabtrag ............................................ 7 3.7 Sandwichelemente mit Steinwolle ..... 33
1.2.2 Spannungsversagen ............................. 8
1.2.3 Stabilitätsprobleme und Spannungs-
probleme nach Theorie II. Ordnung .. 9
1.2.4 Befestigung .......................................... 10 4 Energieeinsparung und
1.2.5 Besonderheiten im Sandwichbau ........ 12 Wärmeschutz im Stahlleichtbau .... 34
1.3 Bemessung von Sandwichelementen .. 13 4.1 Einleitung ............................................ 34
1.3.1 Regelwerke ......................................... 13 4.2 Energieeinsparverordnung 2002 ......... 34
1.3.2 Bauaufsichtliche Zulassung 4.2.1 Allgemeines ......................................... 34
Sandwichbauteil .................................. 14 4.2.2 Anforderungen an Neubauten ............ 34
1.3.3 Stützweitentabellen ............................ 14 4.2.3 Anforderungen an den Wärmeschutz .. 35
1.3.4 Bauaufsichtliche Zulassung 4.2.4 Anforderungen an die Luftdichtheit ... 36
Verbindungsmittel .............................. 14 4.3 Wärmeschutz und Luftdichtheit
1.4 Bemessung von Trapezprofilen .......... 15 im Stahlleichtbau ................................ 37
1.5 Literatur ............................................... 17 4.3.1 Allgemeines ......................................... 37
4.3.2 Bestimmung der
Wärmedurchgangskoeffizienten U ..... 37
4.3.3 Mindestwärmeschutz .......................... 41
2 Korrosionsschutzsysteme – 4.3.4 Wärmeschutz im Bereich
Auswahlkriterien bei Dach- der Bauteilanschlüsse .......................... 41
und Wandbauteilen ......................... 18 4.3.5 Luftdichtheit ........................................ 45
2.1 Auswahl des geeigneten 4.4 Energieeinsparverordnung 2006 ........ 46
Beschichtungssystems ........................ 18 4.5 Zusammenfassung und Ausblick ......... 46
2.1.1 Vorschriften, Normen, Zulassungen ... 19 4.6 Literatur ............................................... 47
2.1.2 Dachelemente ..................................... 20
2.1.3 Fassadenelemente ............................... 20
2.1.4 Standortbedingung –
Großklimazone ................................... 21 5 Schallschutz im Stahlleichtbau ..... 48
2.1.5 Standortbedingung – 5.1 Grundlagen der Luftschall-
örtliche Belastungen ........................... 21 dämmung und der Schallabsorption ... 48
2.1.6 Standortbedingung – 5.1.1 Allgemeines ......................................... 48
Belastungen im Gebäudeinnern .......... 21 5.1.2 Ermittlung der Luftschalldämmung
2.1.7 Schutzdauer ........................................ 22 im Prüfstand (Baumusterprüfung) ...... 48
2.2 Eigenschaften der 5.1.3 Ermittlung des Schallabsorptions-
Beschichtungssysteme ........................ 22 grades im Prüfstand (Hallraum) .......... 49
2.3 Farbton ................................................ 23 5.1.4 Merkmale der Schalldämmkurven
2.3.1 Farbpalette .......................................... 23 von Wänden und Dächern aus Stahl ... 49
2.3.2 Farbton und Stützweite ...................... 24 5.2 Schalltechnische Eigenschaften .......... 50
2.3.3 Farbton und Mindestmenge ................ 25 5.2.1 Wandkonstruktionen –
2.3.4 Farbton und Beschichtungssystem ..... 25 Schalldämmung ................................... 50
2.4 Zusammenfassung ............................... 25 5.2.2 Wandkonstruktionen –
2.5 Literatur ............................................... 25 Schallabsorption .................................. 52

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Dokumentation 588

Seite
5.2.3 Dachkonstruktionen –
Schalldämmung ................................... 54
5.2.4 Dachkonstruktionen –
Schallabsorption .................................. 55
5.2.5 Sandwichelemente .............................. 56
5.2.6 Schlussbemerkung .............................. 57
5.3 Literatur ............................................... 57

6 Konstruktion von
Stahlleichtbauelementen ................ 58
6.1 Grundlagen für das Konstruieren
von Stahlleichtbauelementen .............. 58
6.1.1 Besonderheiten leichter
Baukonstruktionen .............................. 58
6.1.2 Nachweise für dünnwandige
Bauelemente ....................................... 58
6.1.3 Bezeichnungen an Leichtbauteilen
aus Stahl ............................................... 58
6.1.4 Allgemeine Fachregeln –
Stand der Technik ............................... 59
6.2 Konstruktion zur Erfüllung
der Tragfähigkeit ................................. 60
6.2.1 Forderungen an Konstruktion
und Statik ............................................ 60
6.2.2 Lastannahmen ..................................... 60
6.2.3 Konstruktionsdetails
nach DIN 18807-3 ............................... 60
6.2.4 Besonderheiten bei
Stahlkassettenprofilen ......................... 64
6.2.5 Besonderheiten bei
Sandwichelementen ............................ 65
6.2.6 Verbindungselemente ......................... 66
6.2.7 Korrosionsschutz ................................ 66
6.3 Konstruktion zur Erfüllung
der Gebrauchsfähigkeit ....................... 68
6.3.1 Forderungen an die Dichtheit
gegen Niederschlag ............................. 68
6.3.2 Forderungen an
Wärme- und Feuchteschutz ................ 69
6.3.3 Forderungen an das
optische Erscheinungsbild .................. 71
6.3.4 Forderungen
an den Schallschutz ............................. 73
6.3.5 Forderungen an den Brandschutz ....... 74
6.4 Zusammenfassung ............................... 75

Autoren .............................................. 75

4
Dach- und Fassadenelemente aus Stahl – Erfolgreich Planen und Konstruieren

Einleitung
Bauelemente aus oberflächenveredeltem
Stahlblech für Dach und Wand werden seit
vielen Jahren erfolgreich für die Gebäudehülle
von Industrie-, Gewerbe- und Hallenbauten ein-
gesetzt. Ihre hohe Tragfähigkeit bei geringem
Eigengewicht, die schnelle und einfache Hand-
habung bei der Montage und das günstige Kos-
ten-Nutzen-Verhältnis bringen greifbare Vorteile
für Hersteller, Verarbeiter und Bauherren.
Das Stahl-Informations-Zentrum informiert
mit Praxisseminaren über veränderte Normen,
Regeln und Richtlinien sowie aktuelle Entwick-
lungen im Bereich Dach und Fassade. Koopera-
tionspartner ist der IFBS - Industrieverband für
Bausysteme im Stahlleichtbau e. V.

Diese Dokumentation fasst die Seminar-


beiträge ausgewiesener Fachleute und Sach-
verständiger aus der Industrie sowie von Hoch-
schulen und Fachverbänden zusammen. Sie
richtet sich an Architekten und Ingenieure in
Planung und Abwicklung sowie an Mitarbeiter
von Stahlbau-, Handwerks- und Montageunter-
nehmen mit bereits vorhandenem Grundwis-
sen beim Einsatz von Sandwichelementen und
Trapezprofilen. Detailliert vorgestellt werden
anwendungstechnische Themen der Bemes-
sung und Konstruktion sowie bauphysikalische
Lösungsansätze für den Wärme-, Schall-, Brand-
und Korrosionsschutz.

Abb. oben:
Bürogebäude mit horizontalverlegten Wellprofilen

Abb. links Mitte und links unten:


Stahl-Sandwichelemente und Wellprofile verleihen
der Lagerhalle eine harmonische Anmutung

Abb. rechts:
Industriefassade mit integrierten Solarelementen

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Dokumentation 588

1 Tragverhalten und Bemessung von


Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl
Prof. Dr.-Ing. Jörg Lange und Dr.-Ing. Marc Böttcher

1.1 Einführung Die Deckbleche mit Dicken zwischen ca. 0,4


und 1,0 mm bestehen meist aus Stahl S320 oder
Sandwichplatten, bestehend aus zwei dün- S350. Edelstahl, Aluminium und sogar Kupfer
nen, metallischen Deckblechen, die durch einen sind weitere Werkstoffe, für die praktische Er-
schubweichen Kern miteinander verbunden fahrungen existieren. Als Kernwerkstoffe werden
sind (Abb. 1.1), haben in den vergangenen Jahr- derzeit Polyurethanschaum, expandiertes bzw.
zehnten ein großes Einsatzfeld erobert. Große extrudiertes Polystyrol oder Mineralwolle ver-
Steifigkeit, gepaart mit geringem Gewicht, wendet. Mit diesen Werkstoffen können Elemente
machen sie zu einem sehr guten Bauteil für mit bis zu 240 mm Dicke hergestellt werden. Für
Fassadenelemente mit besonders hohen Anforde-
rungen an die Ebenheit werden Waben (so ge-
nannte Honeycombs) eingesetzt. Phenolharz-
schäume und Schaumglas sind weitere Kern-
materialien, die in Sandwichelemente einge-
baut werden können.
Ein wichtiger Grund für den Erfolg dieser
Bauelemente ist die preiswerte Herstellung und
einfache Montage. In einem kontinuierlichen Ver-
fahren (Abb. 1.3) werden die Deckbleche von
Coils abgewickelt und der Verarbeitung zuge-
führt, eines von oben und eines von unten. Das
untere wird mit Polyurethan und Treibmittel
Abb. 1.1: Sandwichelement mit Deckblech (für das Aufschäumen) besprüht. Das obere
in Sinuswellenform Blech wird durch Stahlplatten exakt in dem ge-
forderten Abstand gehalten, so dass der Schaum
die Dach- und Wandbekleidung im Hochbau dagegenwachsen kann. Wegen der hervorragen-
(Abb. 1.2). Ein weiterer Vorteil ist ihre sehr den Klebeeigenschaften von Polyurethan findet
Abb. 1.2: gute Wärmedämmung. Sandwichelemente er- eine sehr gute, kraftschlüssige Verbindung der
Industriefassaden lauben eine schnelle Bauausführung, da sie die beiden Materialien statt. Bei Elementen, die mit
mit Sandwich- Funktionen „Tragen“, „Dichten“ und „Dämmen“ Mineralwolle oder Polystyrol gefüllt sind, muss
elementen und in einem Bauteil vereinen. Auch im Fahrzeug- das Kernmaterial mit der Deckschicht verklebt
Trapezprofilen bau wird diese Bauweise mit großem Erfolg ein- werden, was auch kontinuierlich geschehen
aus Stahl gesetzt. kann.

6
Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl

Querteilscheren

Flächenprofilierung oben
Coilhaspeln

Verbindungsstationen

Randprofilierung
Schäumportal
Flächenprofilierung unten

Reaktionsstrecke
Vorwärmstation
Ablängsägen

Abstapelung

Paletten-
zuführung

Umreifungsautomat

Abb. 1.3:
Stapelanlage Schematische
Kühlstrecke
Darstellung
einer Sandwich-
Produktions-
anlage

1.2 Tragverhalten
1.2.1 Lastabtrag
Um die Versagensarten eines Sandwichele-
mentes zu verstehen, ist es nötig, einen Blick auf
die Lastabtragung zu werfen. Die Ausführungen
gelten für baupraktische Sandwichelemente,
in denen die Dehnsteifigkeit der Deckbleche
wesentlich größer ist als die des Kernmaterials.
Wir unterscheiden zwischen Elementen mit
leicht profilierten und Elementen mit stark pro-
filierten Deckblechen (Abb. 1.4).
Elemente mit leicht profilierten Deckblechen
sind z. B. linierte, ebene oder gesickte Wandele-
mente. Die Biegesteifigkeit wird allein von den
Deckblechen bestimmt. Aufgrund der geringen
Profilierung und der geringen Dicke ist die Eigen-
biegesteifigkeit der Deckbleche gering gegen-
über der Steifigkeit, die aus dem Abstand der
Schwerachsen resultiert. Die Eigenbiegesteifig-
keit wird daher bei diesen Elementen vernach-
lässigt.
Die Schubsteifigkeit wird über den Kern er- Abb. 1.4: Sandwichelemente mit leicht profilierten und mit
zeugt. Die Steifigkeit ist so klein, dass sie bei der stark profilierten Deckblechen
Ermittlung von Schnittgrößen in statisch unbe-
stimmten Systemen und von Verformungen nicht
vernachlässigt werden kann. Aus den äußeren
Schnittgrößen (M und Q) lassen sich Spannun-
gen in den Deckblechen (σ) und im Kern (τ)
bestimmen (Abb. 1.5).

7
Dokumentation 588

1.2.2 Spannungsversagen

In einem Sandwichelement tritt Versagen ein,


wenn die einwirkende Spannung größer als die
Grenzspannung des Materials ist.
Es lassen sich gemäß dem oben beschriebe-
nen Lastabtrag vier Grenzspannungen angeben,
die in Versuchen bestimmt werden können:
– Streckgrenze der Deckschicht [4]
Abb. 1.5: Spannungsverteilung in Elementen – Schubfestigkeit der Deckschicht
mit leicht profilierten Deckblechen – Schubfestigkeit des Kerns
– Druckfestigkeit des Kerns

Die Streckgrenze der Deckschicht bildet eine


Grenzspannung für die aus der Biegung resultie-
rende Spannung. Ist die Deckschicht stark pro-
filiert, so ist dort auch die Schubspannung zu er-
mitteln und der Schubfestigkeit der Deckschicht
gegenüberzustellen.
Sowohl für Elemente mit leicht profilierten
als auch für Elemente mit stark profilierten Deck-
schichten werden Schubspannungen vom Kern
Abb. 1.6: Spannungsverteilung in Elementen aufgenommen. Die Schubfestigkeit und die
mit stark profilierten Deckblechen Schubsteifigkeit werden aus einem 4-Punkt-Biege-
versuch am kurzen Balken (l/b = 1.000/100 mm)
ermittelt (Abb. 1.7). Um einen Schubbruch zu
Elemente mit stark (h ≥ 5 mm) profilierten verhindern, muss die Schubfestigkeit des Kerns
Deckblechen sind z. B. wellprofilierte Wand- eingehalten werden. Zur Berechnung der Ver-
elemente und Dachelemente. Die Biegesteifig- formungen ist die Kenntnis der Schubsteifigkeit
keit wird auch hier allein von den Deckblechen erforderlich.
bestimmt. Die Eigenbiegesteifigkeit der Bleche Durch die Einhaltung einer Mindestauflager-
ist jedoch nicht mehr gering und muss berück- breite ist sicherzustellen, dass die Auflagerkräfte
sichtigt werden. Die Schubsteifigkeit wird nicht in den Kern eingeleitet werden können und die
nur über den Kern erzeugt, sondern auch über Druckfestigkeit des Kerns nicht überschritten
die biegesteifen Deckbleche. Es überlagern sich wird. Die Druckfestigkeit wird mit Würfel-Druck-
Anteile aus den Eigensteifigkeiten des profilierten versuchen festgestellt (Abb. 1.8). Ein Druck-
Deckblechs und Anteile aus der Sandwichtrag- bruch tritt – im Gegensatz zum Mineralwoll-
wirkung, so dass ein innerlich statisch unbe- kern – im PUR-Kern nicht auf. Es lassen sich
stimmter Zustand entsteht. Aus den äußeren ersatzweise Grenzspannungen βd bei einer
Schnittgrößen (M und Q) lassen sich innere Teil- Dehnung von 10 % angeben.
schnittgrößen ermitteln und daraus Spannun-
gen in den Deckblechen (σ und τ) und im
Kern (τ) bestimmen (Abb. 1.6).

Abb. 1.7:
4-Punkt-
Biegeversuche:
Versuchsaufbau
(links),
typischer
Schubbruch bei
PU-Schaum
(rechts)

8
Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl

im Kapitel 1.2.2 vorgestellt. Er liefert ebenfalls


den E-Modul ED im quasilinearen Bereich. Zur
Bestimmung der Zugsteifigkeit werden Würfel
mit den Abmessungen l/b = 100 mm x 100 mm
senkrecht zu den Deckschichten gezogen
(Abb. 1.9). Das Versagen ist ein Bruch zwischen
Deckblech und Kern (Haftzugversagen) oder ein
Bruch direkt im Kern (Zugversagen). Aus der
Spannungs-Dehnungs-Beziehung lässt sich im
quasilinearen Bereich ein E-Modul Ez ermitteln.
Die Druckspannung in der Deckschicht, die
zum Knittern führt, wird Knitterspannung ge-
nannt und in Versuchen bestimmt, da die Be-
Abb. 1.8: Würfel-Druckversuch mit Mineralwolle rechnungsmethoden noch nicht genau genug
sind und die Eingangsparameter stark streuen.
In Einfeldträgerversuchen (Abb. 1.10) wird die
1.2.3 Stabilitätsprobleme und Spannungs- Knitterspannung des Deckbleches in Positiv-
probleme nach Theorie II. Ordnung und Negativlage ermittelt. Selbst wenn das Deck-
blech auf beiden Seiten eine identische Geome-
Werden schlanke Bauteile auf Druck be- trie aufweist, so unterscheiden sich die Werte
ansprucht, reagieren sie mit einem Ausweichen der Knitterspannung trotzdem. Das beim Pro-
aus der Belastungsebene heraus. Dieses Auswei- duktionsprozess oben liegende Blech erreicht
chen kann progressiv (Spannungsprobleme nach oft geringere Werte, da sich bei PU-Kernen im
Theorie II. Ordnung) oder schlagartig (Stabilitäts- gegen das Blech aufschäumenden Kernmaterial
problem) erfolgen. Beide Versagensarten treten kleine Lufteinschlüsse zwischen Blech und
im Sandwichbauteil auf. Schaum bilden, so genannte Lunker. Auch bei
Die Biegung wird (für die Teilschnittgröße Mineralwolle lässt sich ein Unterschied erken-
des Sandwichanteils) durch ein Kräftepaar in nen, der darauf zurückgeführt werden kann,
den Deckschichten abgetragen. Es entsteht eine dass der auf die Mineralwolle aufgetragene
druck- und eine zugbeanspruchte Deckschicht. Klebstoff in die Wolle einsickert, bevor es zur
Während für die Zugbeanspruchung die Streck- endgültigen Verbindung mit dem Deckblech
grenze maßgebend wird, versagt die gedrückte kommt. Die Last wird bei diesem Experiment
Deckschicht meist schon unter einer geringeren über vier Einzellasten so eingebracht, dass die
Spannung. Dieses Versagen stellt sich als schlag- Momenten- und Querkraftlinien ähnlich dem
artiges, kurzwelliges Beulen dar und wird Knit- Verlauf bei einer Beanspruchung durch eine
tern genannt. Gleichflächenlast sind. Die Beanspruchung kann
Das Deckblech besitzt nicht nur seine Eigen- auch durch ein Vakuum unter dem Element oder
biegesteifigkeit als Widerstand, sondern wird Luftkissen aufgebracht werden.
auch durch die Bettung auf dem Kern gestützt. An Zwischenauflagern wird durch Wind-
Die Bettung wird maßgeblich von der Zug- und druck die untere Deckschicht auf Druck belas-
Drucksteifigkeit des Kerns beeinflusst. Zur Be- tet. Zusätzlich erzeugt die Auflagerreaktion eine
stimmung dieser Werte sind Versuche erforder- Eindrückung in den Schaum. Das Deckblech er-
lich. Der Würfel-Druckversuch wurde bereits hält hier eine Vorverformung, wodurch das Sta-

Abb. 1.9:
Würfel-Zugver-
such (links);
Würfel-Zugver-
such mit Zug-
versagen im
Kernmaterial
PU-Schaum
(rechts)

9
Dokumentation 588

Abb. 1.10:
Einfeldträger-
versuch mit
4-Punkt-Last-
einleitung.
Die typische
Knitterfalte ist
rechts oben zu
sehen.

bilitätsproblem in ein Spannungsproblem nach träger gestützt und durch Windsog belastet, tritt
Theorie II. Ordnung übergeht. Der Ersatzträger- diese Kombination an der Außenseite des Ele-
versuch“ dient zur Analyse dieser Momenten- mentes an der Befestigung auf. Hier zeigt sich ein
Querkraft-Interaktion. Es wird für diesen Ver- besonders ungünstiger Fall. Die Last wird lokal
such gedanklich das Stück aus dem Durchlauf- nur über die Befestigungsmittel (Schrauben mit
träger geschnitten, in dem die Auflagerkraft und Dichtscheiben) in die druckbeanspruchte Deck-
das Stützmoment wirken. Durch Aufbringen schicht eingetragen. Die ertragbaren Spannungen
einer Einzellast entsteht eine dreiecksförmige sind hier geringer als bei Beanspruchungen aus
Momentenlinie (Abb. 1.11), die wiederum der Winddruck. Die Versuche zur Bestimmung der
Parabel im Stützbereich sehr ähnlich ist. Ver- Knitterspannung werden ebenfalls am Ersatzträ-
sagen tritt durch Deckblechknittern ein. Die ger durchgeführt. Die Lasteinleitung erfolgt aber
Grenzspannungen sind infolge der aus der Auf- nicht mehr durch einen Träger an der Element-
lagerkraft resultierenden Eindrückung geringer innenseite, sondern durch eine Verschraubung
Abb. 1.11: als beim Einfeldträgerversuch. von der Elementaußenseite (Abb. 1.13).
Momenten- Werden Dach-Sandwichelemente als Mehr-
verteilung zur feldträger gestützt und durch Schnee belastet,
Herleitung des tritt dieses Phänomen an der Unterseite des 1.2.4 Befestigung
Ersatzträger- Elementes am Zwischenauflager auf (Abb. 1.12).
versuchs Werden Wand-Sandwichelemente als Mehrfeld- Sandwichelemente müssen mit der Unter-
konstruktion kraftschlüssig verbunden werden.
Hierzu werden Schrauben als Verbindungsmittel
genutzt. Bei der direkten Befestigung wird von
außen durch beide Deckschichten und die Unter-
konstruktion ein Loch vorgebohrt und die Befes-
tigung mit einer gewindefurchenden Schraube
vollzogen (Abb. 1.14). Sind die Schrauben mit
einer Bohrspitze versehen, lässt sich die Befesti-
gung in einem Arbeitsgang durchführen. Der
Nachteil dieser Verbindungsart liegt in der
Sichtbarkeit der Schraubenköpfe in der Fassade
(Abb. 1.15).

10
Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl

Abb. 1.12:
Ersatzträger-
versuch für die
Lastfälle Schnee
(Dach) und
Winddruck
(Wand)

Abb. 1.13 (links):


Typische Knitter-
falte beim
Ersatzträgerver-
such im Lastfall
Windsog (Wand-
element)

Abb. 1.14 (rechts):


Direkte Befesti-
Bei der verdeckten Befestigung (Abb. 1.16) gung eines
wird der Schraubenkopf durch das Sandwich- Elementes
element überdeckt, so dass er in der Fassade
nicht mehr sichtbar ist. Sowohl die gewindefur-
chende Schraube als auch die Bohrschraube kön-
nen hier verwendet werden.

Abb. 1.15 (links):


Prinzipdarstel-
lung der direkten
Befestigung

Abb. 1.16 (rechts):


Prinzipdarstellung
der verdeckten
Befestigung

11
Dokumentation 588

Die Beanspruchung des Verbindungsmittels 1.2.5 Besonderheiten im Sandwichbau


setzt sich aus Zug, Schub und Zwangsverformung
zusammen. Während Zug- und Schublasten aus Das Sandwichbauteil besitzt zwei wesent-
Wind, Schnee und Eigengewicht resultieren, tre- liche Besonderheiten:
ten Zwangsverformungen durch Temperaturbe- – Die Temperaturbelastung ist ein wesentlicher
lastung auf. Für das Versagen der Verbindung Lastfall
ist jedoch nicht das Verbindungsmittel maßge- – Kernwerkstoffe aus Kunststoff neigen zum
bend, sondern das Sandwichelement selbst Kriechen
(Abb. 1.17). Das Sandwichbauteil hat eine sehr geringe
Für die Beanspruchbarkeit der Verbindung Wärmeleitfähigkeit. Für diese Eigenschaft ist der
auf Schub ist die Lochleibung im Deckblech und integrierte Kern verantwortlich. Während auf der
damit die Deckblechdicke maßgebend. Wird eine äußeren Deckschicht im Sommer bis zu 80 °C
Zugbelastung nur über die Dichtscheibe einge- gemessen werden können, herrschen auf der
tragen, so kommt es gerade bei der direkten Be- inneren Deckschicht gleichzeitig nur 25 °C.
festigung an Wandelementen zu einem Durch- Dieser große Temperaturgradient erzeugt in
knöpfen der Deckschicht (Abb. 1.18). Werden Elementen mit leicht profilierten Deckschichten
Dachelemente direkt durch die Hochsicke befes- in statisch bestimmten Systemen keine Schnitt-
tigt, kann durch den Einsatz von Lastverteilungs- größen, aber Krümmungen. Die Verbindungs-
platten (Kalotten) ein Durchknöpfen verhindert mittel an den Lagern müssen die daraus entste-
werden, und es kommt zu einem lokalen Gesamt- henden Verschiebungen aufnehmen können.
versagen der Lasteinleitungszone. Besitzen Sandwichelemente eine profilierte
Kalotten finden ebenso wirksam ihren Ein- Deckschicht, so sind sie innerlich statisch unbe-
satz bei verdeckten Befestigungen im Wandbe- stimmt, und es entstehen selbst in statisch be-
reich. Bei der verdeckten Befestigung hat die stimmten Systemen Spannungen durch den Last-
Ausbildung der Längsfuge einen entscheidenden fall Temperatur. Eine äußere Schnittgröße ent-
Einfluss auf die Tragfähigkeit. Hier sind die Para- steht jedoch erst bei statisch unbestimmten Sys-
meter Deckblechgeometrie, Zug-, Druck- und temen.
Schubfestigkeit des Kernmaterials sowie die Ver- Die Spannungen durch den Lastfall Tempe-
bindung von Kern und Deckblech entscheidend ratur erreichen im Zweifeldsystem mehr als
(Abb. 1.17). doppelt so große Werte wie durch den Lastfall
Windsog.
Die Spannungen durch den Lastfall Tempe-
ratur treten zusätzlich an ungünstiger Stelle im
Sandwichelement auf. Aus dem Lastfall Tempera-
tur im Sommer am Zweifeldsystem resultieren
Zugkräfte in den Schrauben am Mittelauflager,
und es werden Druckspannungen im äußeren
Deckblech erzeugt (Abb. 1.19). Die Tragfähig-
Abb. 1.17: keit des Sandwichelementes unter dieser Einwir-
Versagen eines kung ist, wie in Absatz 1.2.3 beschrieben, gering.
Sandwich- Als Kernwerkstoffe werden neben minerali-
elementes im schen Dämmstoffen (Steinwolle) hauptsächlich
Verschraubungs- Kunststoffschäume (Polystyrol- und PUR-Schäu-
bereich me) eingesetzt. Gerade bei geschäumten Kunst-
stoffen ist die Kriechneigung sehr hoch. Das Krie-
chen erfolgt ohne ein zu beobachtendes End-
kriechmaß (Abb. 1.20). Da das Kriechverhalten
vom Kern ausgeht, der maßgeblich Querkräfte
abträgt, wird das Kriechen im Sandwichbauteil
auch als Schubkriechen bezeichnet.
Für Wandelemente, die keine ständigen Las-
ten senkrecht zu ihrer Ebene abtragen, ist das
Abb. 1.18: Kriechen weniger bedeutend als für Dachele-
Durchknöpfen mente. Dort erzeugt das geringe Eigengewicht
(Schraube nach- eine ständig wirkende Belastung. Die Schneelast
träglich heraus- ist periodisch wiederkehrend und wirkt dann
gezogen) als ständige Belastung kriecherzeugend.

12
Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl

Windsog und Sommer

Belastung und Systeme

Momentenlinien
Lastfall Temperatur

Momentenlinien
Lastfall Wind

Normalkräfte in den Abb. 1.19:


Deckenschalen der Überlagerung
Sandwichelemente der Lastfälle
Windsog und
Temperatur
im Sommer

Werden schuberzeugende, ständig wirkende


Lasten (z. B. Photovoltaikanlagen, Klimageräte
oder Werbetafeln) auf Sandwichelemente aufge-
setzt, ist neben den oben erläuterten Versagens-
arten das Kriechverhalten zu berücksichtigen.

1.3 Bemessung von


Sandwichelementen
1.3.1 Regelwerke
Zurzeit existiert keine Norm zur Bemessung
von Sandwichelementen. Es ist jedoch auf euro-
päischer Ebene eine Produktnorm in Vorberei-
tung [7]. Diese wird neben Regeln zur Herstel-
lung und Qualitätssicherung auch die Bemes-
sungsregeln umfassen. Neben dieser Norm ge-
ben die ECCS- und CIB-Empfehlungen [2] den
Stand der Technik im Bereich der Bemessung
und Konstruktion gut wieder. enthalten sind, wird eine „Allgemeine bauauf- Abb. 1.20:
Bauprodukte dürfen gemäß den Bauordnun- sichtliche Zulassung“ (BAZ) benötigt. Mit dem Durchbiegung
gen der Länder nur verwendet werden, wenn sie Ü-Zeichen wird dann die Übereinstimmung des in Feldmitte
ein Übereinstimmungszeichen (Ü-Zeichen) oder Produktes mit dieser Zulassung dokumentiert. bei konstanter
CE-Zeichen tragen. Mit diesem Zeichen wird be- Da das CE-Zeichen auf Basis von europäischen Gleichflächen-
stätigt, dass das Produkt in Übereinstimmung mit Normen vergeben werden muss und es noch last in Abhängig-
den entsprechenden Regeln hergestellt wurde. keine europäischen Normen gibt, ist es zurzeit keit von der Zeit
Basis der Vergabe des Ü-Zeichens ist die Bau- nicht zu berücksichtigen.
regelliste [3]. Da Regelungen zu Sandwichelemen-
ten weder in der Bauregelliste A noch B noch C

13
Dokumentation 588

1.3.2 Bauaufsichtliche Zulassung 1.3.3 Stützweitentabellen


Sandwichbauteil
Um nicht für jedes Projekt eine neue Be-
Ein wichtiger Bestandteil zur Erlangung einer messung nach Zulassung durchführen zu müssen,
Zulassung ist das Prüfprogramm [1], in dem die geben die Hersteller Stützweitentabellen zur ver-
umfangreichen experimentellen Untersuchungen einfachten Bemessung heraus. Für ein ausgewähl-
festgelegt werden, denen das Produkt unterzogen tes Element lässt sich aus den geforderten Nach-
wird. Diese dienen der Gewinnung der bemes- weisen die maximale Stützweite bestimmen.
sungsrelevanten Kennwerte. Die wichtigsten Ver- Diese werden tabelliert zusammengefasst und der
suche und die daraus abgeleiteten Kennwerte Nachweis beschränkt sich auf die Einhaltung der
wurden im Kapitel 1.2 bereits vorgestellt. Die maximalen Stützweite. Zu beachten ist jedoch,
Versuche sind weiterhin notwendig, da bisher dass diese Tabellen in der Regel für Mehrfeld-
noch kein rechnerisches Verfahren gefunden träger mit gleichen Stützweiten in allen Feldern
wurde, das zufrieden stellende Vorhersagen und für übliche Temperaturbeanspruchungen
über die Tragfähigkeit von Sandwichelementen angeboten werden. Insbesondere der Lastfall
liefert. Vorhersagen mittels FEM-Analysen füh- Temperatur führt bei Mehrfeldträgern zu hohen
ren zu Abweichungen von 10 bis 20 % gegen- Beanspruchungen.
über den Versuchswerten. Die Gliederung der Tabellen berücksichtigt
Die Zulassungen für Sandwichelemente ha- neben der Auflagerbreite auch die Farbgruppe
ben die Nummer Z-10.4-xxx. Da es im Bereich der Elemente, da eine dunkle Deckschicht heißer
der Sandwichelemente eine hohe Produktinno- wird als eine helle. Bei Dachelementen wird die
vation gibt, besitzen die BAZ eine Geltungsdauer. Schneebelastung, bei Wandelementen die Wind-
Es ist bei der Bemessung darauf zu achten, dass last berücksichtigt.
die zugrunde gelegten Kennwerte einer aktuell Die Bemessung der Verbindungsmittel ist bei
gültigen BAZ entnommen werden. den meisten Produkten durch die Stützweiten-
Neben den Besonderen Bestimmungen und tabelle nicht abgedeckt.
ihrer Anlage B, in denen das Produkt mit seinen
Eigenschaften und Kennwerten genau beschrie-
ben wird, ist die Anlage A von besonderer Bedeu- 1.3.4 Bauaufsichtliche Zulassung
tung für die Bemessung von Sandwichkonstruk- Verbindungsmittel
tionen. In ihr werden die Lastannahmen und die
Nachweisformate der Bemessung einheitlich Die BAZ Z-14.4-407 (Abb. 1.21) regelt die
geregelt. Zu den Lastannahmen gehören Eigen- Verbindungsmittel zur Verwendung bei Kon-
last, Wind, Schnee und Temperaturdifferenz. struktionen mit Sandwichbauteilen. Tabelliert
Die Bemessung erfolgt sowohl im Gebrauchs- nach Blechdicken und Belastungsarten, werden
zustand als auch im rechnerischen Bruchzustand. zulässige Kräfte angegeben. Wichtig in diesem
Im Gebrauchszustand ist sicherzustellen, dass an Zusammenhang sind die zulässigen Kopfaus-
keiner Stelle ein Knittern oder ein Fließen der lenkungen der Schraube.
Deckschichten auftritt. Die Tragfähigkeitsnach-
weise lassen die Ausbildung von Knittergelenken
über der Innenstütze zu. Das Versagen bei einem
Mehrfeldträger wird daher durch das Knittern im
Feldquerschnitt definiert. Mit diesen beiden
Nachweisformaten ist eine wirtschaftliche Be-
messung möglich, da die Sicherheitsbeiwerte im
Nachweis der Gebrauchstauglichkeit wesentlich
geringer sind als im Nachweis der Tragfähigkeit.
Der Nachweis der Tragfähigkeit bei langzeitig
wirkenden Belastungen ist für Dachelemente
unter Berücksichtigung der zeitabhängigen Span-
nungsumlagerungen und des zeitabhängigen
Schubfestigkeitsabfalls zu führen.
Für jeden Zustand sind die Normalspannun-
gen in den Deckblechen, die Schubspannungen
im Kern und die Auflagerpressungen nachzu-
weisen. Abb. 1.21: Deckblatt des Zulassungsbescheids
für Verbindungselemente von Sandwichelementen

14
Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl

Durch Temperatureinwirkung werden die


Deckbleche gegeneinander verschoben und
erzeugen somit eine Kopfauslenkung der Schrau-
be. Diese muss von der Schraube aufgenommen
werden können, ohne dass sie ihre Funktions-
fähigkeit verliert.
Für den Lastfall Windsog treten beim Wand-
element Zugkräfte in den Verbindungsmitteln
auf. Maßgebend für die Bemessung der Verbin-
dung ist das Sandwichelement. Die zulässigen
Werte für direkte und verdeckte Befestigungen
sind der BAZ für das verwendete Sandwichele-
ment zu entnehmen.
Beanspruchungen aus Querkraft im Verbin- Abb. 1.22:
dungsmittel treten durch das Wandeigengewicht Typische
oder durch Dachschub auf. Trapezprofile

1.4 Bemessung von Trapezprofilen Trapezprofile werden in einem Rollformer


(Abb. 1.23) kontinuierlich aus bandverzinktem
Stahltrapezprofile (Abb. 1.22) werden seit Stahlblech mit Dicken von 0,75 bis 1,25 mm her-
den 1950er Jahren im Hochbau verwendet. Pri- gestellt. Die Streckgrenze des eingesetzten Ma-
märes Einsatzgebiet ist der Industriebau, jedoch terials beträgt meist über 330 N/mm2. Für die
auch bei Verwaltungs- und Wohngebäuden wer- Bemessung spielen häufig Blechknittern und
den sie genutzt, zum einen wegen ihrer statisch- Beulen eine wichtige Rolle, so dass die hohe
konstruktiven Vorteile, zum andern wegen ihrer Streckgrenze nicht immer ausgenutzt werden
optischen Ausdrucksstärke. kann.

Abb. 1.23:
Rollformer zur
Herstellung von
Trapezprofilen

15
Dokumentation 588

Abb. 1.24: Tatsächliche Spannungsverteilung (links), Rechenmodell (rechts)

Die DIN 18807 „Trapezprofile im Hochbau“ Für die Bemessung von Trapezblechen ist das
[5] regelt die Bemessung und Ausführung. Sie Prinzip der mitwirkenden Querschnittsbereiche
ist in drei Teile gegliedert: von großer Bedeutung. Hierbei wird davon aus-
– Teil 1: Allgemeine Anforderungen, Ermittlung gegangen, dass gedrückte Blechbereiche beulen,
der Tragfähigkeitswerte durch Berechnung durch die Einspannung in stabile Bereiche und
– Teil 2: Durchführung und Auswertung von Umlagerungen der Spannungen diese Beulen je-
Tragfähigkeitsversuchen doch nicht unbedingt das Versagenskriterium
– Teil 3: Festigkeitsnachweise und konstruktive darstellen. Vielmehr werden diese Bereiche bei
Abb. 1.25: Ausbildung der Bemessung als spannungsfrei angesehen,
Konstruktion Zu berücksichtigende Versagensformen sind und es wird nur der effektive Restquerschnitt
eines Schub- die Überschreitung der Fließgrenze, das Beulen berücksichtigt (Abb. 1.24). Die Berücksichti-
feldes aus einem der gedrückten Bereiche und das Krüppeln der gung dieses Effekts kann zum einen rechnerisch
Trapezblech Stege im Auflagerbereich. erfolgen. Die DIN 18807 hält hierzu Regeln be-
reit, mit denen in Abhängigkeit von der Blech-
dicke und der Breite unausgesteifter Bereiche
die mitwirkenden Querschnittsbereiche berech-
net werden können. Die Norm lässt zum anderen
auch eine experimentelle Bestimmung zu und
gibt hierzu die Randbedingungen vor.
Für den Anwender von Trapezblechen ent-
fällt jedoch die Bemessung meistens. Die Geo-
metrie der Bleche ist herstellerspezifisch opti-
miert. Jeder Produzent findet für seinen Markt die
optimale Blechgeometrie, für die er einen Roll-
former herstellen lässt. Daher sind die im Handel
vertretenen Trapezbleche hinsichtlich ihrer Ab-
messungen nicht genormt, so dass es für die Her-
steller und Lieferanten sinnvoll ist, dem Nutzer
die fertigen Bemessungswerte auf Basis der Norm
zur Verfügung zu stellen. Meist geschieht dies
in Form einer typengeprüften Statik. Darin sind
die Bemessungswerte für maximal ertragbare

16
Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl

Momente bei positiver und negativer Biegung 1.5 Literatur


sowie die maximal ertragbare Auflagerkraft am
Endauflager und getrennt davon am Zwischen- [1] Prüfprogramm für Sandwichkonstruktionen
auflager (Momenten-Querkraft-Interaktion) an- mit einem Stützkern aus Polyurethan-(PUR-)
gegeben. Hartschaum, frei von bestimmten, die Ozon-
Die Aufnahme von Schubkräften in der schicht abbauenden Halogenkohlenwasserstof-
Blechebene ist eine besondere Eigenschaft von fen zwischen Metalldeckschichten im Zulassungs-
Trapezblechen, die zur Aussteifung von Bau- verfahren,
werken gut genutzt werden kann (Abb. 1.25). Deutsches Institut für Bautechnik,
Wird das Blech umlaufend, das heißt an allen Berlin, 3/1993
vier Seiten, auf der Unterkonstruktion befestigt,
so kann es zum einen verwendet werden, um [2] ECCS- und CIB-Empfehlungen,
Dachpfetten gegen Biegedrillknicken zu sichern, European Recommendations for Sandwich
zum andern können Stabilisierungskräfte, insbe- Panels, ISBN 90-6363-024-7,
sondere Windlasten, mit dem Blech weiterge- Brüssel, Oktober 2000
leitet und abgetragen werden. In diesen Fällen
ist jedoch eine deutliche Kennzeichnung im [3] Bauregelliste,
Bauwerk nötig, damit nicht nachträgliche Ände- jährlich herausgegeben vom DIBt, Berlin
rungen, wie z. B. der Einbau von Oberlichtern,
die Tragfähigkeit des Schubfeldes gefährden [4] DIN EN 10002,
(Abb. 1.26). Metallische Werkstoffe, Zugversuch,
4/1991

[5] DIN 18807,


Trapezprofile im Hochbau,
Teil 1 – 3: Stahltrapezprofile,
6/1987, mit Änderungen von 5/2001

[6] Stamm/Witte,
Sandwichkonstruktionen,
Springer, Wien/New York, 1974

[7] prEN 14509,


Selbsttragende Sandwich-Elemente mit beid-
seitigen Metalldeckschichten – werksmäßig her-
Abb. 1.26: Zwingend notwendige gestellte Produkte – Spezifikationen,
Kennzeichnung eines Schubfeldes Oktober 2004

17
Dokumentation 588

2 Korrosionsschutzsysteme –
Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen
Dipl.-Ing. Karl-Heinz Wickel

Mit Inbetriebnahme der ersten Bandverzin- Umfangreiche Farbtonpaletten geben der-


kungsanlage im Jahre 1959 und der nachfolgend zeit dem Planer die Möglichkeit, weg vom Ein-
eingeführten Bandbeschichtung begann der heitsgrau der Industriegebäude früherer Jahre
Siegeszug der leichten Bauelemente aus Stahl. zu gelangen (Abb. 2.1): mit den derzeit aktuel-
Es war nun möglich, eine metallische Ver- len materialtypischen Silbermetallic-Fassaden
edelung des Stahlbandes in geeigneten Schicht- oder den in die Landschaft und die Nachbar-
dicken (bessere Umformbarkeit) mit hohen schaft integrierten Gebäuden (Abb. 2.2) mit
Produktionsgeschwindigkeiten und damit wirt- natürlichen Farbtönen.
schaftlich herzustellen. Bei der Vielzahl der angebotenen Korrosions-
Die nachfolgende Bandbeschichtung nutzte schutzsysteme steht der Anwender immer wie-
die Korrosionsschutzeigenschaften des Zinks der vor der Frage nach dem geeigneten System
für ein hochwertiges Korrosionsschutzsystem für das anstehende Bauvorhaben.
(Duplex-System) bei gleichzeitiger Erfüllung der Der Wunsch nach längerem Korrosions-
architektonischen Gestaltungswünsche. schutz bei nahezu gleich bleibender Ober-
Ständige Weiterentwicklungen des metalli- flächenqualität, verbunden mit der Wirtschaft-
schen Überzuges durch Legieren mit Alumi- lichkeit (Kosten und Folgekosten), steht dabei
nium verbesserten die Umformeigenschaften im Vordergrund.
des Stahles und die Haftung der nachfolgenden
Beschichtung.
Mit neuen Lackentwicklungen wurden der 2.1 Auswahl des geeigneten
Korrosionsschutz und das Langzeitverhalten
der Lackoberfläche den gestiegenen Umwelt- Beschichtungssystems
belastungen angepasst, so dass selbst bei bun- Bei der Auswahl eines Korrosionsschutzsys-
ten Farbtönen eine langjährige Farbbrillanz und tems sollte beachtet werden, dass Korrosions-
-stabilität erhalten bleibt. schutz kein Selbstzweck ist, sondern an den je-
Verbesserte Anlagenkomponenten ermög- weiligen Einsatzbedingungen, Belastungen und
lichten weitere Steigerungen der Produktions- der vorgesehenen Nutzungsdauer ausgerichtet
geschwindigkeiten, und somit konnten Bau- wird.
elemente zu äußerst wirtschaftlichen Preisen Zwingend zu berücksichtigen sind dabei
angeboten werden. aber die jeweiligen Vorschriften, Normen und
Zulassungen.

Abb. 2.1: Wandverkleidung im Einheitsgrau der 60er Jahre Abb. 2.2: Naturnahe Fassade

18
Korrosionsschutzsysteme – Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen

2.1.1 Vorschriften, Normen, Zulassungen

2.1.1.1 Trapezprofile
Werden Trapezprofile eingesetzt, ist zum
Thema Korrosionsschutz die DIN 18807 zu be-
achten. Im Teil 1 dieser Norm sind die erforder-
lichen Korrosionsschutzklassen (von K I bis
K III) in Tabelle 1 (Dachsysteme) und Tabelle 2
(Wandsysteme) aufgelistet.
In Abb. 2.3 sind für den Anwender die For-
derungen der DIN 18807 bezüglich der Korro-
sionsschutzklassen vereinfacht dargestellt.
Als Fußnote ist vermerkt: „... entsprechend
Abb. 2.3: Geforderte Korrosionsschutzklassen den für die verschiedenen Bausysteme vorge-
schriebenen Korrosionsschutzklassen sind die
Korrosionsschutzsysteme nach DIN 55928-8
Tabelle 3 oder gleichwertig anzunehmen ...“.
Korrosionsschutz- Korrosionsschutz- In dieser Tabelle 3 sind einzelne Systeme
klasse system mit Beschreibung des Aufbaus und den erfor-
derlichen Schichtdicken in die Korrosions-
I Verzinkt, Z275/GALFAN®, ZA255 schutzklassen eingeordnet. Vereinfacht darge-
stellt ist dies in Abb. 2.4.
II Verzinkt, Z275/GALFAN®, ZA255 Gemäß DIN 55928-8 ist die Eignung der
plus organische Beschichtung, Korrosionsschutzssysteme vom Hersteller nach-
Mindestschichtdicke 12 µm zuweisen, wobei Art, Umfang und Dokumenta-
tion der Prüfungen festgelegt sind.
III Verzinkt, Z275/GALFAN®, ZA255 In Abb. 2.5 sind zur Übersicht die gebräuch-
plus organische Beschichtung, lichsten organischen Beschichtungssysteme mit
Mindestschichtdicke 25 µm den erreichten Korrosionsschutzklassen auf-
oder GALVALUME®, AZ185 geführt. Vorausgesetzt wird hierbei, dass der
ohne zusätzliche Beschichtung Grundwerkstoff entweder bandverzinkt (nach
DIN EN 10147) oder legierverzinkt (nach DIN
Abb. 2.4: Einteilung der Korrosionsschutzsysteme in EN 10214 oder DIN EN 10215) ist.
Korrosionsschutzklassen in Anlehnung an DIN 55928-8

Organische Beschichtungen
Beschichtungsstoff Kurzzeichen Schichtdicke Korrosions-
schutzklassen
µm nach DIN 55928-8

Lacksysteme
Polyester SP 12 II
Polyester SP 25 III
Polyurethan PUR 25 III
High-Durable-Polymer HDP 25 III
Polyvinylidenfluorid PVDF 25 III
Polyvinylchlorid-Plastisol PVC (P) 100–200 III
Foliensysteme
Polyvinylchlorid PVC (F) 100–200 III
Polyvinylfluorid PVF (F) 40 III

Abb. 2.5: Gebräuchlichste organische Beschichtungssysteme

19
Dokumentation 588

2.1.1.2 Sandwichelemente
Bei ungeregelten Produkten wie Sandwich-
elementen muss die jeweilige bauaufsichtliche
Zulassung beachtet werden. Hier ist für den
Korrosionsschutz die Aussage getroffen: „... der
Korrosionsschutz ist nach DIN 55928-8 Tabelle 3
auszuführen ...“ – siehe hierzu die vereinfachte
Übersicht in Abb. 2.3.
Sowohl in der DIN 18807 als auch in der
bauaufsichtlichen Zulassung werden hinsicht-
lich des Korrosionsschutzes aber nur Mindest-
anforderungen festgelegt ohne Berücksichti-
gung von Standort, Nutzung, auftretender
Sonderbelastung etc.
Es stellen sich daher folgende Fragen, die
bei der Auswahl eines geeigneten Beschich-
tungssystems beantwortet werden müssen: Abb. 2.7: Abgeschattete Dachbereiche
– Wird das Bauteil als Dach oder Fassade ein-
gesetzt,
– wie lang soll die geplante Schutzdauer sein, Abgeschattete Bereiche, wie z. B. Vordächer
– wie sind die Standortbedingungen, oder auskragende Dachbereiche (Abb. 2.7), wer-
– wie hoch ist die Belastung im Gebäudeinnern, den auf der Unterseite nicht vom Regenwasser
– ist mit Sonderbelastungen zu rechnen, abgewaschen; hier muss auf ausreichenden
– ist später evtl. eine Nutzungsänderung an- Korrosionsschutz geachtet werden. In jedem
gedacht, Fall sind Beschichtungssysteme nach Korro-
– welcher Farbton ist vorgesehen? sionsschutzklasse III zu wählen.

2.1.2 Dachelemente 2.1.3 Fassadenelemente

Dachflächen sind besonders starken Belas- Bei der Auswahl des Beschichtungssyste-
tungen ausgesetzt. Neben stärkerer Sonnenein- mes für Fassaden stehen die ästhetischen
strahlung, längerer Verweilzeit von Nieder- Gesichtspunkte im Vordergrund (Abb. 2.8). Die
schlagsfeuchte, Schmutzablagerung und Hagel- UV-Beständigkeit mit den Auswirkungen auf
schlag wird die Dachoberfläche durch Begehen – Glanz,
bei Montage und Wartung mechanisch belastet – Farbtonhaltung und
(Abb. 2.6). – Auskreidung
Die Wärmebeständigkeit, die UV-Beständig- ist die wichtigste Eigenschaft eines Beschich-
keit des Lacksystems und die Widerstandsfähig- tungssystems für Fassadenaußenschalen.
keit gegen mechanischen Abrieb sind daher
wichtige Kriterien bei Dachaußenschalen. Die Kriterien
– Verschmutzungsgrad,
– leichte Reinigung und
– Überlackierbarkeit
sollten ebenfalls in die Bewertung einfließen.

Bei Intensiv-Farbtönen (Rot, Gelb, Blau)


muss infolge von Umwelteinflüssen mit einem
Glanzverlust gerechnet werden, der sich bei
den einzelnen Gebäudeteilen durch Sonnen-
einstrahlung unterschiedlich auswirken kann.
Beschichtungen auf der Basis Polyvinyliden-
fluorid (PVDF) mit ausgezeichneter UV- und
Farbtonbeständigkeit werden besonders bei
Intensiv-Farbtönen empfohlen. Siehe hierzu
Tabelle Abb. 2.12.
Abb. 2.6: Montageschäden

20
Korrosionsschutzsysteme – Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen

Die Frage nach dem Standort des Gebäudes


ist daher äußerst wichtig für die richtige Beur-
teilung der Anforderungen.

2.1.5 Standortbedingung –
örtliche Belastungen
Zusätzlich zu den oben beschriebenen
Großklimata sind die Einflüsse der jeweiligen
örtlichen Gegebenheiten (Kleinstklima) nahe
dem Gebäude entscheidende Faktoren zur Be-
wertung der Korrosionsbelastung.

Diese örtlichen Belastungen, z. B.


– Industrieabgase,
Abb. 2.8: Fassadenelemente – hohe Feuchtebelastung,
– chemische Belastung,
– hohe Temperaturen,
Um die beschichteten Oberflächen vor – Beschattung,
Beschädigungen bei Verarbeitung, Lagerung, – mechanische Belastungen,
Transport und Montage zu schützen, empfiehlt müssen bekannt sein und sorgfältig bewertet
es sich, bei der Herstellung eine abziehbare werden.
Schutzfolie auf der Sichtseite aufzubringen. Hier ist der Planer aufgerufen, die Belastun-
Achtung: zum Entfernen der Schutzfolie Her- gen in der Ausschreibung deutlich darzustellen,
stellerhinweise beachten! damit der Bauelementlieferant das geeignete
Bei Metallic-Farbtönen ist darauf zu achten, Beschichtungssystem anbieten kann.
dass alle Elemente in der gleichen Richtung
verlegt werden und das miteinander verbaute
Material aus einer Charge stammt. Nur so ist ge-
währleistet, dass die Wandelemente ein einheit- 2.1.6 Standortbedingung –
liches Erscheinungsbild aufweisen. Belastungen im Gebäudeinnern

Zur Auswahl des Beschichtungssystemes


2.1.4 Standortbedingung – Großklimazone wird wieder die DIN 18807-1 zu Rate gezogen.
Im Inneneinsatz über trockenen Räumen ist die
Wie erwähnt hat die umgebende Atmos- Korrosionsschutzklasse II gefordert. Hier sind
phäre einen großen Einfluss auf die Korro- daher eine Verzinkung plus ein Einschichtsys-
sionsgeschwindigkeit und sollte daher bei der tem der Schichtdicke 12 µm ausreichend.
Auswahl des geeigneten Korrosionsschutzsys-
tems berücksichtigt werden. Zur Beurteilung
der Aggressivität hilft DIN EN ISO 12944-2,
worin eine Einteilung in fünf Atmosphären-
typen vorgenommen wird (Abb. 2.9).
Geringe Korrosionsbelastung besteht in der
Landatmosphäre, die in ländlichen Gebieten und
kleinen Städten vorherrscht; hier gibt es keine
nennenswerten Verunreinigungen durch kor-
rosive Stoffe wie Schwefeldioxid und/oder
Schwefel.
In der Industrieatmosphäre steigt die Belas-
tung durch Schwefeldioxid, bedingt durch die
industriellen Abgase, stark an. Gering Mäßig Stark Sehr stark
Sehr große Korrosionsgefahr durch Chlorid- Korrosionsbelastung
belastung herrscht in der Atmosphäre am Meer
oder in Meeresnähe vor. Unter Einfluss von
Spritzwasser verstärkt sie sich nochmals. Abb. 2.9: Korrosionsbelastung – Atmosphärentyp

21
Dokumentation 588

Zu bedenken ist aber, dass eine derartige 2.1.7 Schutzdauer


Dünnbeschichtung kein einheitliches Aussehen
der beschichteten Fläche zulässt. Bei höheren Auch die angestrebte Schutzdauer ist ein
Ansprüchen an die optische Gestaltung des Kriterium bei der Auswahl der Korrosions-
Innenraumes (Ausstellungs-, Empfangs-, Büro- schutzsysteme.
räume) wird daher eine Schichtdicke von 25 µm Bereits bei der Planung ist die erwartete
empfohlen. Standzeit des Korrosionsschutzsystems bis zur
Bei einigen Gebäudearten kann es aber in- ersten Teilerneuerung zu berücksichtigen, d. h.,
folge der betrieblichen Faktoren zu erheblichen nach Ablauf der Schutzdauer müssen geeignete
Korrosionsbelastungen kommen, so z. B. in Instandhaltungsmaßnahmen zur Aufrechterhal-
– Schwimmbädern, tung der funktionellen Schutzwirkung einge-
– Kompostieranlagen, plant werden.
– Brauereien,
– Beizereien/Verzinkereien, Nach DIN EN ISO 12944 sind definiert:
– Galvanikbetrieben, – kurze Schutzdauer 5 Jahre
– Viehställen, – mittlere Schutzdauer 10 Jahre
– Waschhallen. – lange Schutzdauer 15 Jahre

Die einwirkenden Belastungsmedien sind Es empfiehlt sich, das Ausmaß der Schädi-
daher möglichst detailliert zu erfassen und nach gung bis zur ersten Instandsetzung sowie die
– Art, Zusammensetzung, Form, Schutzdauer zwischen den Vertragspartnern zu
– Konzentration, vereinbaren und die Qualität des gewählten Sys-
– Temperatur, tems daran auszurichten.
– Dauer und Häufigkeit der Einwirkung Hinweis: Die Schutzdauer ist nicht gleich
in den technischen Vorbemerkungen der Leis- der Gewährleistungszeit. Während die Schutz-
tungsverzeichnisse zu beschreiben und mit dem dauer ein technischer Begriff ist, um ein In-
Beschichter technisch abzuklären. standhaltungsprogramm festzulegen, ist die
Veränderungen im Verlauf der Nutzungs- Gewährleistungszeit ein juristischer Begriff.
dauer eines Gebäudes sind dabei zu beachten. Die Gewährleistungszeit ist in der Regel kürzer
Derartigen, meist nicht vorhersehbaren Einflüs- als die Schutzdauer.
sen kann evtl. durch Einsatz eines höherwerti-
gen Korrosionsschutzsystems entgegengewirkt
werden.
Generell ist zu sagen, dass die Korrosions- 2.2 Eigenschaften der
geschwindigkeit mit steigender Luftfeuchte, Beschichtungssysteme
Kondensatbildung und Verunreinigung der
Atmosphäre zunimmt. Gute Belüftung oder Kli- Die Lieferprogramme der Hersteller unter-
matisierung hilft, die Belastung zu reduzieren. scheiden je nach der Art des Auftrages zwischen
Bei zu starker Belastung muss überlegt wer- – Einbrennlackierung und
den, ob ein Beschichtungssystem die geeignete – Folienbeschichtung.
Wahl ist, ein Ausweichen auf Bausysteme mit
nicht rostenden Edelstahldeckschalen steht dann Bei der Einbrennlackierung werden flüssige
als Möglichkeit zur Verfügung. Beschichtungsstoffe durch Walzenauftrag mit
Bei nur teilweise geschlossenen Gebäuden anschließender Wärmetrocknung in einem kon-
muss die Korrosionsbelastung der Umgebungs- tinuierlichen Anlagendurchlauf aufgebracht.
belastung gleichgesetzt werden. Gebräuchlichste Lackbasen sind
Bereiche mit Wärmebrücken neigen zu – Polyester (SP),
höherer Kondensatbildung und sind daher – Polyvinylidenfluorid (PVDF),
gesondert zu betrachten. – Polyurethan (PUR) und
Bei Gebäuden der Lebensmittelindustrie, – Polyvinylchlorid-Plastisol (PVC).
z. B. Kühlhäuser und Metzgereien, muss sich
das Beschichtungssystem im Gebäudeinnern vor Namensgeber sind die Bindemittel, die
allem an der durch ihre chemische Natur und ihre physikali-
– Verträglichkeit mit Lebensmitteln und schen Eigenschaften die wesentlichen Eigen-
– physiologischen Unbedenklichkeit schaften des Beschichtungsstoffes, die Art und
ausrichten. Prüfzeugnisse der Hersteller geben Dauer der Filmbildung und das Verhalten der
darüber Auskunft. fertigen Lackoberfläche beeinflussen. Weitere

22
Korrosionsschutzsysteme – Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen

Oberseite
Beschichtungsstoff • Bindemittel
(ca. 25 –200 µm)
• Lösemittel

• Pigmente

Primer • Füllstoffe
Vorbehandlung
• Sonstige Zusätze
Zinkauflage (20 µm)

Stahlkern Namensgeber

Zinkauflage (20 µm)


Abb. 2.11: Inhaltsstoffe der Beschichtungen
Vorbehandlung
Rückseitenlack
(10 –25 µm)
Alle Systeme haben Stärken, aber auch Schwä-
Unterseite chen. Daher müssen die jeweiligen Einsatzbe-
dingungen geprüft, bewertet und muss das für
den jeweiligen Einsatzfall geeignete Produkt ge-
Abb. 2.10: Beschichtungsaufbau wählt werden.
Die wichtigsten Gebrauchseigenschaften
sind in Abb. 2.12 dargestellt, wo sie nach funk-
Inhaltsstoffe sind die als Farbmittel dienenden tionellen und dekorativen Eigenschaften unter-
Pigmente, Lösemittel, Füllstoffe und sonstige schieden werden.
Zusätze (Abb. 2.11). Zur Wärmebeständigkeit ist anzumerken,
Neben der Bezeichnung des Bindemittels dass die angegebenen maximalen Temperaturen
verwenden die Beschichter meist noch eigene sich nicht auf eine ständige Belastung beziehen.
Handelsmarken (z.B. PLADUR®, Colofer®, Color- Unter dem Begriff UV-Beständigkeit ist die
coat® und Granite®). Die Schichtdicken der Sys- Beständigkeit gegen Sonnenlicht zu verstehen,
teme reichen von 10 µm für den Inneneinsatz hier sind das Farb-, Glanz- und Kreidungsverhal-
bis zu 200 µm bei Plastisol. ten zusammengefasst.
Bei der Folienbeschichtung werden Kunst- Korrosionswiderstand bezeichnet das Ver-
stoff-Folien unter Verwendung von wärmeakti- halten des Verbundwerkstoffes gegenüber den
ven Klebstoffen auflaminiert. Gebräuchlichste aggressiven Medien der natürlichen Atmosphäre.
Systeme sind
– Polyvinylchlorid (PVC) und
– Polyvinylfluorid (PVF) 2.3 Farbton
in Schichtdicken von 40 µm (PVF) bis 200 µm
(PVC). 2.3.1 Farbpalette
Jedes System hat seine ganz spezifischen Für den Planer spielt der Farbton der Ge-
Eigenschaften wie bäudehülle eine wichtige Rolle in der Gesamt-
– Umformverhalten, architektur des zu planenden Gebäudes.
– Härte, Die Bandbeschichter bzw. die Bauteilher-
– Haftfestigkeit, steller haben sich darauf eingestellt und bieten
– Abriebfestigkeit, in ihren Lieferprogrammen ein umfangreiches
– Chemikalienverträglichkeit, Spektrum von Farbtönen an.
– Wärmebeständigkeit, Ist eine kurze Lieferzeit erforderlich, wer-
– Korrosionswiderstand, den beschichtete Coils (fertig zum Profilieren)
– schmutzabweisendes Verhalten, in Standardfarben von den Herstellern vorge-
– UV-Beständigkeit. halten.

23
Dokumentation 588

Eigenschaften SP PUR HDP PVDF PVC PVC PVF


(P) (F) (F)

Glanzgrad 10 ... 80 10 ... 80 20 ... 80 20 ... 40 45 ... 70 5 ... 15 5

Oberflächenhärte B C B C E D D

Wärmebeständig- 80 80 80 110 60 60 110


keit bis max. (in ºC)

Umformbarkeit/ C B B A A A A
Biegen (T-Bend)

Umformbarkeit/ B B B A A A A
Walzprofilieren

Abriebfestigkeit D E D C A A B

Witterungs-
beständigkeit, D D C A E E A
UV-Beständigkeit
Witterungs-
beständigkeit, C C C B A D A
Korrosionswider-
stand auf Z275
Abb. 2.12:
Eigenschaften A = ausgezeichnet B = sehr gut C = gut (P) = Plastisol
der organischen D = befriedigend E = ausreichend (F) = Foliensystem
Beschichtungen

Unabhängig von den Farbtonkarten der Lie- Infolge dieser unterschiedlichen Deckscha-
feranten benutzen die Planer gängige Farbkol- lentemperaturen kommt es zu Zwängungskräf-
lektionen wie RAL-Standard, RAL-Design oder ten und Knitterspannungen in den Deckschalen.
das NCS-Farbsystem. In diesen Registern sind Beim Überschreiten der zulässigen Knitterspan-
die Farbtöne nach bestimmten Gesetzmäßig- nungswerte (bauaufsichtliche Zulassung) besteht
keiten und Rezepturen geregelt und zusammen- die Gefahr, dass die Deckschichten beulen.
gefasst. Neben den üblichen Einwirkungen Wind,
Aber auch Sonderfarbtöne, wie sie z. B. Eigengewicht und Schnee ist daher die Wärme
von Unternehmen für ihr unverwechselbares als weiterer Lastfall bei Sandwichelementen an-
Erscheinungsbild erforderlich sind, Stichwort zusetzen.
„Corporate Identity“, werden nach Angleichung In den Stützweitentabellen der Hersteller
auf das jeweilige Farbmuster produziert und wird dies mit der Einteilung der Farbtöne in
geliefert. Farbgruppen berücksichtigt.
Am Beispiel einer Stützweitentabelle (Abb.
2.13) ist zu sehen, dass höhere Oberflächen-
2.3.2 Farbton und Stützweite temperaturen (FG III) sich besonders bei Zwei-
und Mehrfeldträgern in Form von verminder-
Bedingt durch die hervorragenden Wärme- ter Stützweite auswirken.
dämmeigenschaften des Dämmkerns, kommt es Vor statischer Festlegung der Stützabstände
bei Sandwichelementen bei einseitiger Erwär- muss daher vom Planer der Farbton der Außen-
mung (Sonne) zu erheblichen Temperaturdiffe- schale gewählt werden.
renzen zwischen Innen- und Außenschale. Die Eingruppierung der Farbtöne erfolgt
Während auf der Außenseite bei hellen Farb- entsprechend den Helligkeitswerten in die Farb-
tönen mit +55 °C zu rechnen ist, erreicht die gruppen I (heller Farbton), II (mittlerer Farb-
Oberflächentemperatur bei dunklen Farbtönen ton) und III (dunkler Farbton) – siehe Tabelle
+80 °C. Die Deckschichttemperatur der Innen- Abb. 2.14.
seite ist im Sommer mit + 25 °C anzusetzen. Im Zweifelsfall wird empfohlen, mit den
Bauelementeherstellern Rücksprache zu halten.

24
Korrosionsschutzsysteme – Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen

2.3.3 Farbton und Mindestmenge


Geschlossene Gebäude Normalbereich der Wand
Bei den heutigen Bandbeschichtungsanlagen Höhe über Gelände 0 ... 8 m > 8 ... 20 m > 20 ...100 m
sind für einen Anlagendurchlauf Mindestmengen
von ca. 400 m 2 erforderlich. Gebäudeform h/a 0,25 0,50 0,25 0,50 0,25 0,50
Werden kleinere Mengen eines Sonderfarb- FG 3 40 3 40 3 40 3 40 3 40 3 40
tons benötigt, kann Stücklackierung oder Pulver- Einfeldträger
I–III 4,84 4,84 4,19 4,19 3,76 3,76
beschichtung eine wirtschaftliche Alternative
sein. 3 40 3 40 3 40 3 40 3 40 3 40

FG I 4,92 4,92 4,05 4,05 3,58 3,58


2.3.4 Farbton und Beschichtungssystem 3 60 3 60 3 60 3 60 3 67 4 67

Wie im Kapitel 2.1.3 beschrieben, erfor- 3 40 3 40 3 40 2 40 3 40 3 40


dern Intensiv-Farbtöne (Rot/Gelb/Blau) den Ein- Zweifeldträger FG II 4,92 4,89 4,05 4,05 3,58 3,00
satz von Systemen mit hoher UV-Beständigkeit.
Gemäß Abb. 2.12 empfiehlt sich für diesen 3 60 3 60 3 60 3 60 3 67 4 60
Anwendungsfall das Lacksystem PVDF. 3 40 3 40 3 40 3 40 3 40 3 40

FG III 3,20 3,06 2,99 2,86 2,87 2,69

2.4 Zusammenfassung 3 60 3 60 3 60 3 60 3 60 3 60

Kein Beschichtungssystem weist universelle Abb. 2.13: Stützweitentabelle Wand-Sandwichelemente


Eigenschaften auf und eignet sich für alle auf- (Beispiel)
tretenden Belastungen. Bauherr, Planer, Lieferant
der Bauteile und falls erforderlich der Beschich-
ter sollten sich rechtzeitig über das für das an-
stehende Projekt geeignete Korrosionsschutz- Farbgruppe I II III
system abstimmen und die geeignete Auswahl Temperatur (Delta) in °C 55 65 80
treffen. Helligkeitswert H in % 90 – 75 74 – 40 39 – 8
Nur kurzfristige wirtschaftliche Gesichts-
punkte sind dabei sicherlich nicht der richtige Farbe Weiß •
Weg, ein optimales System für längeren Korro- Farbe Gelb •
sionsschutz und dekorative Gestaltung zu finden.
Farbe Grün •

Abb. 2.14: Helligkeitswert und Farbgruppe


2.5 Literatur
DIN EN ISO 12944-1 und 12944-2,
Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Be-
schichtungssysteme

DIN 18807-1,
Trapezprofile im Hochbau

DIN 55928-8, Dokumentation 558


Korrosionsschutz von tragenden dünnwandigen „Bausysteme aus Stahl für Dach und Wand“,
Bauteilen Stahl-Informations-Zentrum

Merkblatt 121 Prospekt „Bandbeschichtetes Feinblech“,


„Korrosionsschutzsysteme für Bauelemente aus ThyssenKrupp Stahl AG
Stahlblech“,
Stahl-Informations-Zentrum

25
Dokumentation 588

3 Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade


Dipl.-Ing. Hans-Werner Girkes

3.1 Einleitung Beim Brandschutz wird zwischen dem vor-


beugenden und dem abwehrenden Brandschutz
Stahl ist mehr denn je ein unverzichtbarer unterschieden.
Werkstoff unserer Industriegesellschaft. Unter abwehrendem Brandschutz versteht
Er ist Grundlage für unzählige Produkte mit man die Brandbekämpfung und die Rettung
fast unbegrenzten Einsatzmöglichkeiten. Seine durch die Feuerwehr.
Gebrauchs- und Verarbeitungseigenschaften so-
wie seine besondere Wirtschaftlichkeit machen Zum vorbeugenden Brandschutz gehören:
ihn auf fast allen Gebieten unersetzbar. • der betrieblich organisatorische Brandschutz,
Wen wundert es da, dass von seinen Geg- dazu zählen die Nutzung und der Betrieb von
nern der Brandschutz als sein größter Mangel Anlagen und die betriebliche Vorsorge,
herausgestellt wird? Dem ist aber nicht so. Es • der anlagentechnische Brandschutz, der sich
gibt mit Stahl kein Brandschutzproblem. Richtig auf technische Anlagen wie Brandmelder,
angewendet ist er in der Lage, jede Feuerwider- Sprinkleranlagen und Rauch- und Wärmeab-
standsdauer zu erreichen. zugsanlagen bezieht,
Trotzdem ist in Deutschland die Brand- • der bauliche Brandschutz, der immer noch
schutzproblematik eines der größten Hinder- den Schwerpunkt beim vorbeugenden Brand-
nisse für den Einsatz von Stahl. In fast allen schutz bildet.
Nachbarländern, insbesondere Großbritannien,
den Beneluxländern und Skandinavien, hat die
Stahlbauweise weitaus höhere Marktanteile auf- 3.2 Brandausbreitung
zuweisen.
Es trifft sicherlich nicht zu, dass dieser Ver- Ist ein Brand erst einmal entstanden, soll die
gleich das Sicherheitsempfinden der einzelnen Ausbreitung von Feuer und Rauch vermieden
Länder widerspiegelt, sondern wir können bzw. verhindert werden. Dafür hat das Bauord-
davon ausgehen, dass in allen Ländern ein ähn- nungsrecht das Prinzip der Abschottung vor-
liches Verständnis für die Verhinderung von gesehen.
Brandopfern besteht. Abschottung bedeutet aber immer, dass
Im § 3 Abs. 1 der MBO heißt es: Bauliche zweierlei erreicht werden soll.
Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu 1. Der Brand soll aus dem Bereich, in dem er
ändern und instand zu halten, dass die öffent- ausgebrochen ist, nicht weitergeleitet wer-
liche Sicherheit und Ordnung, insbesondere den können, und
Leben, Gesundheit und die natürlichen Lebens- 2. wenn ein Brand ausgebrochen ist, soll ver-
grundlagen, nicht gefährdet werden. hindert werden, dass er auf ein anderes Ge-
Diese allgemeine Anforderung gilt jedoch bäude überspringt.
nicht nur für den Brandschutz. Genauer definiert
werden die Schutzteile des Brandschutzes Angenommen, der Brand bricht bei (1) aus.
durch den § 14 der MBO. Ein mögliches Szenario wäre, dass der darüber
Bauliche Anlagen sind so anzuordnen, zu liegende Dachbereich (2) auf der Unterseite
errichten, zu ändern und instand zu halten, dass Feuer fängt. Hier kann sich das Feuer nach allen
• der Entstehung eines Brandes und der Aus- Seiten unter dem Dach (3) ausbreiten. Das Ma-
breitung von Feuer und Rauch vorgebeugt terial kann brennend (4) abfallen und weitere
wird, Bereiche in Brand setzen. Unangenehmer wird
• bei einem Brand Menschen und Tiere geret- es noch, wenn der Dachaufbau aus mehreren
tet werden können und Schichten besteht und der Brand sich inner-
• wirksame Löscharbeiten möglich sind. halb der Schichten (5) ausbreitet. Dies ist von
unten nicht feststellbar und könnte z. B. für
Dieser Paragraf definiert die Ziele, die bezüg- die Feuerwehr, die zum Brandherd vorrückt,
lich des Brandschutzes einzuhalten sind. Es ist zu einer ernsten Gefahr werden, weil das Feuer
aber nicht gesagt, wie die Schutzziele eingehal- im Rücken der Feuerwehrleute nach unten
ten werden können. durchkommen kann. Findet das Feuer einen

26
Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade

tens in die Baustoffklassen A (nicht brennbar)


6 und B (brennbar) eingeteilt. Beide Baustoffklas-
7 5 sen haben noch Unterteilungen. Die Baustoff-
8 5 3 klasse A wird in die Klassen A1 und A2 unter-
2 4 schieden. A1 ist ganzheitlich aus nicht brennba-
ren Bestandteilen hergestellt, während die Bau-
stoffklasse A2 brennbare Bestandteile hat. Das
Mischungsverhältnis von brennbaren zu nicht
1 brennbaren Bestandteilen ist jedoch so gewählt,
dass diese Baustoffe nicht brennen können.
Die Baustoffklasse B wird unterteilt in
schwer entflammbare, normal entflammbare
und leicht entflammbare Baustoffe.
Abb. 3.1: Phasen der Brandweiterleitung Im Unterschied zur nationalen Klassifizie-
rung nach DIN 4102-1 stellt das europäische
Klassifizierungssystem eine größere Vielfalt von
Weg, um ins Freie (6) durchzudringen, dann Klassen und Kombinationen zur Verfügung. Zu-
kann es sich unter Umständen über das Dach sätzlich zum Brandverhalten werden die Brand-
(7) ausbreiten und durch Lüftungen oder offen nebenerscheinungen wie Rauchentwicklung
stehende Fenster in Nachbarbereiche (8) ein- und brennendes Abtropfen/Abfallen in Klassen
dringen (Abb. 3.1). eingeteilt.
Die europäische Norm ist als DIN EN 13501-1
und DIN EN 13501-2 erschienen. Das nationale
3.3 Klassifizierungskombinationen und europäische Klassifizierungssystem werden
für eine Übergangszeit gleichwertig und alter-
Um die Brandweiterleitung zu unterbinden nativ anwendbar sein.
und um sie einschätzen zu können, wird das In der Bauregelliste erfolgt die Zuordnung
Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen in der Klassen zu den bauaufsichtlichen Anforde-
der DIN 4102 geregelt. Im Teil 1 der DIN wer- rungen an den Brandschutz. In Abb. 3.2 sind die
den Baustoffe hinsichtlich ihres Brandverhal- Klassen aufgeführt, die zur Gewährleistung des

Bauaufsichtliche Zusatzanforderungen Europäische Klasse Klasse


Benennung Kein Kein brennendes nach nach
Rauch Abfallen/Abtropfen DIN EN 13501-1 DIN 4102-1

• • A1 A1
Nicht brennbar
• • A2 – s1 d0 A2

• • B, C – s1 d0

• B, C – s3 d0 B11)
Schwer entflammbar
• B, C – s1 d2

B, C – s3 d2

• D – s3 d0

Normal entflammbar D – s3 d2 B21)

E – d2

Leicht entflammbar F B3

1) Angaben über hohe Rauchentwicklung und brennendes Abtropfen/Abfallen im Verwendbarkeitsnachweis


und in der Kennzeichnung.

Abb. 3.2: Klassifizierung des Brandverhaltens (ohne Bodenbeläge) nach DIN EN 13501-1

27
Dokumentation 588

in Deutschland geltenden Sicherheitsniveaus Nach DIN EN 13501 können tragende Bau-


mindestens einzuhalten sind. Bei besonderen teile mit raumabschließender Funktion in fol-
Anforderungen an die Rauchentwicklung ist die gende Feuerwiderstandsklassen klassifiziert
Klasse s1 einzuhalten. Wird ein Baustoff gefor- werden:
dert, der nicht brennend abtropfen oder ab- • Wände mit Raumabschluss
fallen darf, ist ein Baustoff der Klasse d0 zu ver- RE 30, 60, 90
wenden. • Wände mit Raumabschluss und
Das europäische Klassifizierungssystem ist Wärmedämmung
durch die Veröffentlichung in der Bauregelliste REI 30, 60, 90
2002/1 in das deutsche Baurecht eingeführt • Brandwände
worden. REI-M 30, 60, 90
• Wände
REW 30, 60, 90
3.3.1 Klassifizierungskombinationen
Ein raumabschließendes tragendes Bauteil
Prüfungen und Leistungskriterien für die mit der Klassifizierung REI 30 muss der Brand-
Klassifizierung wurden einheitlich für folgende beanspruchung während der Prüfung mindes-
Bauprodukte festgelegt: tens 30 Minuten standhalten und die Kriterien
• tragende Bauteile ohne raumabschließende E-Raumabschluss und I-Wärmedämmung erfül-
Funktion len, um die Übertragung von Feuer und Rauch
• tragende Bauteile mit raumabschließender in andere Nutzungseinheiten zu verhindern.
Funktion Das Bauteil muss so widerstandsfähig sein, dass
• Produkte und Systeme zum Schutz von tra- Flammen und Gase nicht durchtreten können.
genden Bauteilen oder Bauwerksteilen Die feuerabgekehrte Seite darf sich nicht derar-
• nicht tragende Bauteile oder Teile von Bau- tig erwärmen, dass sich dort befindliche Materi-
werken, mit oder ohne Verglasung alien entzünden können. Das Kriterium M kenn-
• brandschutztechnisch wirksame Bekleidun- zeichnet die Fähigkeit des Bauteils, einer Stoß-
gen von Decken und Wänden beanspruchung durch herabfallende andere Bau-
• Produkte haustechnischer Anlagen teile zu widerstehen.

Bauaufsichtliche Tragende Bauteile Nicht Nicht


Benennung ohne raum- mit raum- tragende tragende
abschließende Funktion abschließender Funktion Innenwände Außenwände

E 30 (i → o) und
R 30 REI 30 EI 30
EI 30 (i ← o)

[F 30] [F 30] [F 30] [W 30]


Feuerhemmend
E 60 (i → o) und
R 60 REI 60 EI 60
EI 60 (i ← o)

[F 60] [F 60] [F 60] [W 60]

E 90 (i → o) und
R 90 REI 90 EI 90
EI 90 (i ← o)
Feuerbeständig1)
[F 90] [F 90] [F 90] [W 90]

Feuerwider- R 120 REI 120


standsdauer
120 Min. [F 120] [F 120]

Brandwand – REI-M 90 EI-M 90

1) Zurzeit nach §17 Abs. 2 MBO (in den wesentlichen Teilen aus nicht brennbaren Baustoffen).

Abb. 3.3: Feuerwiderstandsklassen von Bauteilen nach DIN EN 13501-2 und DIN EN 13501-3 und ihre Zuordnung zu den bauauf-
sichtlichen Benennungen [Klassifizierung nach DIN 4102] (Auszug aus Anlage 0.1.2. zur Bauregelliste A Teil 1, Ausgabe 2002/1)

28
Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade

In Abb. 3.3 wird die Zuordnung der euro- Brandgeschehen beteiligen und so die Feuer-
päischen Klassen zu den bauaufsichtlichen wehr die Chance einer wirksamen Brandein-
Begriffen „feuerhemmend, feuerbeständig“ für dämmung und Brandbekämpfung erhält.
Deutschland verbindlich festgelegt. In der ersten Phase eines Entstehungsbran-
Raumabschließende tragende Wände und des soll das passive Brandverhalten des Daches
Decken zwischen verschiedenen Nutzungsein- nachgewiesen werden.
heiten müssen nach MBO wärmedämmend Während die Versicherer schon frühzeitig
sein, sie müssen daher die Anforderungen der nach Erscheinen der Norm die nach DIN 18234
Klasse REI mit der erforderlichen Feuerwider- errichteten Dächer positiv bewerteten und in
standsdauer erfüllen. Brandwände müssen der der Höhe der Versicherungsprämie berücksich-
Klasse REI-M entsprechen. tigten, war und ist auch heute der Weg im Bau-
Steht ein Gebäude in Flammen und hat ein recht noch nicht abgeschlossen.
Brand einen Weg durch Dach und/oder Wand Die Aufnahme der DIN 18234 als ein Regel-
gefunden, kann das Feuer durch Flugfeuer auf dachaufbau in der im März 2000 veröffentlich-
eine Nachbarbebauung übergreifen. Die Dach- ten MindBauRl war ein erster Schritt der bau-
haut der Nachbarbebauung muss in der Lage lichen Anwendung dieser Norm. In der Mind-
sein, diesen brennenden Bestandteilen stand- BauRl heißt es unter Punkt 5.11.1:
zuhalten. Dabei darf die Strahlungswärme, die Bedachungen von Brandabschnitten oder
von einem Brand ausgeht, nicht vergessen wer- Brandbekämpfungsabschnitten mit einer
den. Auch dadurch ist es möglich, ein benach- Grundfläche von mehr als 2.500 m2 sind so
bartes Gebäude in Brand zu setzen, nämlich auszubilden, dass eine Brandausbreitung
dann, wenn die Entzündungstemperatur des innerhalb eines Brandabschnitts oder eines
Baustoffes erreicht ist. Brandbekämpfungsabschnitts über das Dach
Geregelt wird das Brandverhalten in der behindert wird. Dies gilt z. B. als erfüllt bei
DIN 4102 Teil 7. Als Bedachung im Sinne die- Dächern
ser Norm gelten Dacheindeckungen und Dach- • nach DIN 18234-1 einschließlich Beiblatt 1
abdichtungen einschließlich etwaiger Dämm- oder
schichten sowie Lichtkuppeln oder andere Ab- • mit tragender Dachschale aus mineralischen
schlüsse für Öffnungen im Dach. Gegen Flug- Baustoffen (Beton oder Porenbeton) oder
feuer und strahlende Wärme widerstandsfähige • mit Bedachungen aus nicht brennbaren Bau-
Bedachungen sollen die Ausbreitung des Feuers stoffen.
auf dem Dach und eine Brandübertragung vom
Dach in das Innere des Gebäudes bei der in Durch die MindBauRl gehören Dächer nach
dieser Norm festgelegten Beanspruchung ver- DIN 18234 seitdem auch baurechtlich zu den
hindern. auch ohne Einzelnachweis freigegebenen Dach-
aufbauten von Industriegebäuden.
Die komplett überarbeitete und im Septem-
3.4 Normung ber 2003 neu herausgebrachte Normenreihe der
DIN 18234 besteht heute aus vier Teilen. Im
Im Jahre 1988 wurde auf Antrag des Ver- Teil 1 der DIN werden im Wesentlichen der
bandes der Schadensversicherer (VdS) beim Anwendungsbereich der Normenreihe, die ver-
Deutschen Institut für Normung mit der Erstel- wendeten Begriffe, Anforderungen und die not-
lung einer Normungsreihe begonnen. Im August wendigen Prüfungen aufgeführt, die auf die ge-
1992 wurde dann die deutsche Norm schlossene Dachfläche anzuwenden sind. Für
DIN 18234 Teil 1 – die in solchen Dächern enthaltenen Durchdrin-
Baulicher Brandschutz großflächiger Dächer – gungen sind die Grundlagen und Prüfungen im
Brandbeanspruchung von unten – Teil 1: Teil 3 dieser Norm aufgeführt. In den Teilen 2
Begriffe, Anforderungen und Prüfungen; und 4 werden Lösungen für die Materialauswahl
Geschlossene Dachflächen und die konstruktive Ausführung, die die Anfor-
herausgegeben, um damit einheitliche Bewer- derungen aus dieser Norm erfüllen und deshalb
tungskriterien für die Prüfung solcher Dächer ohne weitere Überprüfung verwendet werden
festzulegen. können, dargestellt.
Nach dieser Norm geprüfte Dächer erfüllen Ein in der Praxis oft vernachlässigtes Detail
das Schutzziel einer Begrenzung der Brand- sind die Verbindungselemente der Stahltrapez-
weiterleitung im Bereich der geschlossenen profile an den Längsrändern untereinander. Hier
Dachfläche. Es ist somit sichergestellt, dass diese verwenden die Monteure gelegentlich Niete aus
Dächer sich nicht oder nur sehr verzögert am dem Fahrzeugbau. Wenn deren Schmelzpunkt

29
Dokumentation 588

kleiner als 1.000 ºC ist, wird das Dach im Brand- Aus Sicht der Sachversicherer müssen bau-
fall an diesen Stellen aufreißen und damit ver- liche Anlagen so beschaffen sein, dass ein
sagen. Hier ist also eine besondere Kontrolle den Prämienrichtlinien entsprechender Sach-
gefragt. schutz gewährleistet ist und dass Brandfolge-
Allgemein jedoch gilt: Dächer, die die in schäden auf das kleinstmögliche Maß beschränkt
der DIN 18234 beschriebenen Anforderungen sind.
erfüllen, können das Brandschutzniveau ohne Bei Gebäuden mit bis zu zwei Vollgeschos-
klassifizierbare Feuerwiderstandsdauer erheb- sen werden im Regelfall an nicht tragende
lich verbessern. Ein Brand im Innenraum wird Außenwände keine brandschutztechnischen An-
das Dach entweder nicht mehr oder nur noch forderungen gestellt.
so verzögert beteiligen können, dass eine recht- Bei Gebäuden mit mehr als zwei Vollge-
zeitig alarmierte und eintreffende Feuerwehr schossen sind sie aus nicht brennbaren Baustof-
realistische Chancen hat, den Brand noch auf fen in W30- bis W90-Ausführung herzustellen.
einer kleinen Fläche beschränkt vorzufinden Dabei gibt es für Dach- und Wandkonstruktionen
und bekämpfen zu können. eine Vielzahl von Ausführungen, die von den
Herstellern mit Prüfzeugnissen belegt sind.
Aber auch Warmdächer können dieser An-
3.5 Stahltrapezprofile forderung genügen. Der Dachaufbau aus Stahl-
trapezprofilen mit oben liegender Wärmedäm-
Oberflächenveredelte Stahltrapezprofile mung und Dachabdichtung muss einer der in
und Kassetten sind im Regelfall nach DIN 4102 DIN 4102 Teil 4 aufgeführten Ausführungsmög-
einzeln betrachtet in die Baustoffklasse A2 – lichkeit entsprechen.
nicht brennbar – eingestuft (Abb. 3.4). Zweischalige Metalldachkonstruktionen bie-
Sie finden primär als Wetterschutz ihre An- ten gegenüber anderen Dachkonstruktionen ei-
wendung. Die im Gefälle des Daches vom First ne Reihe von Vorteilen, die sich besonders hin-
zur Traufe verlaufenden Profile liegen auf Pfet- sichtlich des Brandschutzes zeigen. Sie gelten
ten auf, bilden den Raumabschluss und sind als wartungsfreundlich mit einer langen Lebens-
gleichzeitig die Wasser abführende Schale des dauer.
Daches. Dachabdeckungen mit Stahltrapezpro- Hohe Brandschutzklassen können mit der
filen müssen regensicher ausgeführt werden entsprechenden Konstruktion und besonderen
und dürfen für Dachdeckungen nur verwendet Dämmstoffen ohne weiteres erfüllt werden.
werden, wenn sie der DIN 18807 entsprechen. Für Baustoffe der Trapezprofile, Mineral-
Sie erfüllen damit die Forderung „wider- faser-Dämmung, Schrauben und Nieten, aus
standsfähig gegen Flugfeuer und strahlende Wär- denen zweischalige Metalldächer im Wesent-
me“ gemäß DIN 4102 Teil 7. Genauso werden lichen bestehen, gilt die Baustoffklasse A mit
sie – als harte Bedachung – gemäß der Richtlinie der bauaufsichtlichen Bezeichnung „nicht
des Verbandes der Sachversicherer eingestuft. brennbarer Baustoff“ nach DIN 4102 Teil 1.

1. Generation
Profilhöhe ~ 70 mm

2. Generation
Profilhöhe ~ 140 mm

3. Generation
Abb. 3.4: Profilhöhe ~ 210 mm
Stahltrapez-
profile

30
Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade

Für die Dampfsperre wird die Verwendung gemeinen bauaufsichtlichen Zulassung, in


von Baustoffen der Baustoffklasse B1, schwer der u. a. die Werkstoffeigenschaften und Zu-
entflammbar nach DIN 4102 Teil 1, empfohlen, sammensetzungen der Deckschichten, der
die das Brandverhalten des ansonsten nicht Kerndämmung und des Elementes als Grund-
brennbaren Daches nicht wesentlich beein- lage für das Brandverhalten eindeutig festge-
flussen. legt ist. Auch muss die Gültigkeit des Zulas-
Zweischalige Metalldächer sind nach DIN sungsbescheides über den geplanten Fertig-
4102 Teil 7 widerstandsfähig gegen Flugfeuer stellungszeitraum hinaus vorhanden sein.
und strahlende Wärme. Sie verhindern die Aus- 2. Stimmen Zulassungsbescheid und Produkt
breitung des Feuers auf dem Dach sowie die überein?
Brandübertragung in das Innere des Gebäudes. Ganz wichtig bei der Verwendung von Sand-
Zweischalige Metalldächer können so aus- wichelementen ist, inwieweit die Materialien
gebildet werden, dass sie die Anforderungen und Materialkennwerte des gelieferten Pro-
der Feuerwiderstandsklasse R30 erfüllen. duktes mit denen im Zulassungsbericht über-
einstimmen.
3. Verfügt das Sandwichelement über ein Ü-Zei-
3.6 PUR-Sandwichelemente chen?
Sandwichelemente sind in Deutschland zur-
Wie kaum ein anderes Bauelement hat sich zeit nach allgemeiner bauaufsichtlicher Zulas-
das Polyurethan-Sandwichelement im Industrie- sung geregelt. Sie sind Ü-Zeichen-pflichtig
und Gewerbebau seinen Platz erobert. Bei und unterliegen einer regelmäßigen Fremd-
Sandwichelementen handelt es sich um Bau- überwachung, und es ist eine der wichtigsten
elemente, bestehend aus zwei dünnen Metall- Aufgaben des Planers, die Sandwichelemente
deckschichten, die über einen Dämmstoff auf das Vorhandensein des Ü-Zeichens zu
schubfest miteinander verbunden sind. Die überprüfen. Die Kennzeichnung mit dem
Dämmstoffkerne sind in der Regel aus Poly- Ü-Zeichen ist zwingend vorgeschrieben. Es
urethan-Hartschaum und nur bei besonderen dokumentiert die zulassungskonforme Her-
Anforderungen aus Mineralfaserplatten (Abb. stellung der Sandwichelemente in Bezug auf
3.5). die werkseigene Produktionskontrolle und
Bei Sandwichelementen gibt es ein ganzes die regelmäßige Fremdüberwachung durch
Bündel von Eigenschaften zu bewerten, die Ein- ein anerkanntes, unabhängiges Institut. Stim-
fluss auf die statischen und bauphysikalischen men alle in der bauaufsichtlichen Zulassung
Funktionen und die Wirtschaftlichkeit der Sand- geforderten Parameter mit den Prüfungen
wichkonstruktion und damit auf das ganze Bau- überein, erfüllt die fremdüberwachte Stelle
werk nehmen. das Ü-Zeichen. Damit ist das Ü-Zeichen wich-
Diese mühevolle und zeitaufwendige Arbeit tigster Indikator für gleich bleibende Qualität.
wird Planern und Bauherren von den Herstellern
wesentlich erleichtert. Sie müssen ihr Augen-
merk lediglich, dies aber sorgfältig, auf die Vor-
lage von Nachweisen konzentrieren, die auf-
einander abgestimmt ein Höchstmaß an Sicher-
heit bieten.

Geprüft werden muss Folgendes:


1. Liegt eine allgemeine bauaufsichtliche Zulas-
sung durch das Deutsche Institut für Bau-
technik Berlin vor, und ist sie noch lange ge-
nug gültig?
In den Landesbauordnungen der Länder wird
sinngemäß gefordert: Wer Bauprodukte in
den Verkehr bringt, muss die Verwendbarkeit
durch einen Verwendbarkeitshinweis nach-
weisen. Im Sinne des Gesetzes sind Sandwich-
elemente keine geregelten Bauprodukte,
denn es liegen keine technischen Regeln zu- Abb. 3.5:
grunde. Deshalb bedürfen Sandwichelemente PUR-Sandwich-
als Nachweis der Verwendbarkeit einer all- elemente

31
Dokumentation 588

Voraussichtlich wird im Jahre 2005 eine Insbesondere als Wandelemente und nicht
europäische Norm für Sandwichelemente, DIN tragende Außenwandelemente können Sand-
EN 14509, im Weißdruck erscheinen. Danach wichelemente die Feuerwiderstandsklassen nach
dürfen Sandwichelemente zukünftig allein mit DIN 4102 erreichen.
einer Herstellererklärung auf den Markt gebracht Sandwichelemente mit Deckschichten aus
und mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet wer- Stahlblech und einem Kern aus PUR-Hartschaum
den. Eine regelmäßige unabhängige Fremdüber- ohne Luftschicht können in die Baustoffklasse
wachung wird nicht mehr stattfinden. DIN 4102-B1 „schwer entflammbar“ eingestuft
Nach DIN 4102 Teil 1 (Brandverhalten von werden.
Baustoffen und Bauteilen), sind einzeln betrach- Im Zuge eines Forschungsvorhabens zur
tet der PUR-Hartschaum als normal entflamm- Untersuchung des Brandverhaltens, das vom
barer Baustoff B2 und die oberflächenveredelten Bundesministerium für Forschung und Techno-
Stahldeckschalen als nicht brennbarer Baustoff logie gefördert und von den Versicherern und
A2 eingestuft. der Industrie kritisch beobachtet wurde, fand
Sandwichelemente werden überwiegend ein Großbrandversuch in einem neu errichteten
industriell vorgefertigt. Dabei erfolgt der kraft- Laborgebäude für die Forschungs- und Material-
schlüssige Verbund zwischen den Schichten prüfanstalt Baden-Württemberg statt. Dabei wur-
in der Regel durch Verklebungen, wodurch den u. a. Sandwichelemente mit Deckschichten
die für Bauelemente erforderlichen Biege- und aus 1 mm dickem, mit Acrylharzlack beschich-
Torsionssteifigkeit erreicht wird. tetem Stahlblech und einem Kern aus PUR-Hart-
Gegner des Sandwichelementes begründen schaum ohne Luftschicht als Fassadensystem
ihre Ablehnung häufig mit der Verwendung von geprüft.
Polyurethan-Hartschaum und dem damit zu- Nach dem Brand wurde das Brandverhalten
sammenhängenden vermeintlichen mangelhaf- des Fassadensystems als überraschend gut ge-
ten Brandschutz. wertet, weil ein Durchbrand nur im Fugenbe-
Bei näherer Betrachtung stellt sich eine sol- reich erfolgte und ansonsten nur im Bereich
che Verurteilung jedoch als Informationsmangel des direkten Feuerangriffs Verbrennungen der
heraus. Blechbeschichtung sowie eine Verkohlung des
Polyurethan-Hartschaumstoffe sind wie alle Kerns aus PUR-Hartschaum auftraten. Das Sys-
organischen Produkte brennbar. Jedoch trägt tem trug also weder zur horizontalen noch zur
das PUR-Sandwichelement nicht zur Aufrecht- vertikalen Brandausbreitung bei.
erhaltung eines Brandes bei, weil der Schaum- Erwähnt werden muss jedoch, dass während
stoff nur in der Flamme brennt. Bei Wegnahme des Brandversuchs die Rauchentwicklung nicht
der Zündquelle ist der Schaumstoff selbstver- unerheblich war.
löschend. Er brennt nicht außerhalb der Flamme. Als Dachbauteile können Sandwichele-
Das PUR-Sandwichelement kann somit auch mente in der Regel keine Feuerwiderstands-
nicht zur Weiterleitung eines Brandes beitragen, klasse nach DIN 4102 erreichen. Insgesamt sind
weil der Polyurethan-Hartschaumstoff nur im Sandwichelemente im Dach beim Entstehungs-
unmittelbaren Bereich des Brandherdes brennen brand jedoch kaum am Brandgeschehen be-
kann, und trägt weder zu einer nennenswerten teiligt.
Erhöhung der im Gebäude vorhandenen Brand- Das ganze nachweislich defensive Verhal-
last noch zu einer Brandausweitung durch so ten im Brandfall wird selbst von den Sachver-
genannte Kaminwirkung bei. Dämmstoffe „für sicherungen bezüglich der Feuerversicherung
sich allein geprüft“ sind nicht feuerwiderstands- anerkannt. Die Sachversicherer stufen Gebäude,
fähig gemäß DIN 4102. Der Feuerwiderstand in denen Stahl-PUR-Sandwichelemente einge-
wird aber nicht am einzelnen Baustoff, sondern setzt sind, prämienneutral ein und erheben keine
an der Gesamtkonstruktion ermittelt, mit allen besonderen Risikozuschläge zu den üblichen
Schichten und Schalungen. Je nach Konstruk- Brandschutzprämien.
tion können sich dabei sehr feuerwiderstands-
fähige Bauteile ergeben.
Weitere günstige Eigenschaften des Elemen- 3.7 Sandwichelemente
tes sind, dass es nicht schmilzt und nicht ab-
tropft. Dadurch besteht keine Gefahr, dass sich mit Steinwolle
ein neuer Brandherd bilden kann. In den letzten fünf bis zehn Jahren wurde
Darum wird das gesamte Stahl-PUR-Sand- das Produktprogramm der Sandwichelemente
wichelement klassifiziert als „schwer entflamm- durch die verstärkte Entwicklung attraktiver
bar“, also Baustoffklasse B1. Steinwolle-Sandwichelemente ergänzt.

32
Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade

den alleinigen Schutz gegen die einwirkende


Brandbeanspruchung. Bei kaum einer anderen
Konstruktion wird der Dämmstoff ähnlich lange
und massiv beansprucht.
Selbst bei intensiver Beflammung tragen
Sandwichelemente mit Steinwollekern (Abb.
3.6) nicht zur Brandausbreitung oder Brandver-
stärkung bei und setzen nur geringe Rauchmen-
gen frei. Eigenschaften, die sich auch in der Prü-
fung nach europäischen Standards widerspiegeln.
So sind seit 2003 Sandwichelemente am Markt,
die europaweit in die Baustoffklasse A2-s1d0
eingestuft sind. s1 und d0 sind Zusatzklassifizie-
rungen und dokumentieren das Rauchverhalten
bzw. das Abtropfverhalten bei Beflammung.
Nicht brennbare Sandwichelemente sind
überall dort sinnvoll, wo mit traditionellen PUR-
Sandwichelementen nicht mehr gearbeitet wer-
den kann.

Typische Anwendungsbeispiele kommen z. B.


Abb. 3.6: Sandwichelement mit Steinwolle aus folgenden Bereichen:
• Kühlhausbau mit Brandschutzzonen
• Innensanierung bestehender Hallen mit Brand-
Steinwolle hat sich bereits vorher im Brand-, schutzanforderungen
Wärme- und Schallschutz bewährt. Sie ist flexi- • Wände mit zu geringem Abstand zu Grund-
bel und wird in allen erdenklichen Formen auf stücksgrenzen (< 5 m Abstand)
den Markt gebracht. • Trennwände nach Verkaufsstättenverordnung
Ausgenutzt wird in fast allen Anwendungs- • Brandwände nach der neuen MIndBauRl
gebieten die hohe thermische Belastbarkeit • Bauteile, die den Anforderungen der Prämien-
der Steinfaser, die aus vulkanischen Gesteinen richtlinien von Versicherungsgesellschaften
gewonnen wird und einen Schmelzpunkt von entsprechen müssen
über 1.000 °C hat. • Flughafengebäude
Im Verbund mit feuerbeständigen Stahlble-
chen bilden diese Sandwichelemente mit einem Sandwichelemente mit Steinwollekern und
Steinwollekern eine gute Basis stabiler, feuer- Sandwichelemente mit PUR-Kern lassen sich
hemmender und feuerbeständiger Konstruktio- bei Bedarf auch kombinieren und gewährleisten
nen. Über einen Zeitraum von zum Teil mehr dadurch eine funktionelle und optisch ausge-
als 90 Minuten übernimmt die Steinwolle fast reifte Fassadengestaltung.

33
Dokumentation 588

4 Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau


Dipl.-Ing. Markus Kuhnhenne

4.1 Einleitung bedarf des Gebäudes und den Wärmeverlust


über die Gebäudehülle dürfen die jeweiligen
Die Energieeinsparverordnung 2002 (EnEV Höchstwerte nach EnEV nicht überschreiten.
2002) [1] ersetzt seit 01.02.2002 die Wärme- Die Anforderungen der EnEV an den maximalen
schutzverordnung von 1995 und die Heizungs- Energieeinsatz zur Beheizung und Trinkwasser-
anlagenverordnung von 1998. Die EnEV 2002 erwärmung in Gebäuden gelten für zu errich-
ist ein Element in der Klimaschutzpolitik der tende Gebäude ab 01.02.2002. Für bestehende
Bundesregierung, mit dem der Energiebedarf Gebäude und Anlagen werden gesonderte An-
von Gebäuden und damit die Kohlendioxid- forderungen gestellt, auf die an dieser Stelle
emissionen gesenkt werden sollen. nicht näher eingegangen wird.
Der Heizenergiebedarf wird durch verschie-
dene Faktoren, wie z. B. Dämmstandard, Art der
Lüftung und Verluste bei der Wärmeerzeugung 4.2.2 Anforderungen an Neubauten
beeinflusst. In der EnEV 2002 wird versucht,
sämtliche Einflussgrößen auf den Heizenergie- Mit den Anforderungen der EnEV 2002
bedarf umfassend zu berücksichtigen, was an soll der Heizenergiebedarf von Neubauten um
der Komplexität des Berechnungsverfahrens zu durchschnittlich 30% im Verhältnis zu den
erkennen ist. Anforderungen nach Wärmeschutzverordnung
Mit der Einführung der EnEV 2002 sind die 1995 (WSVO 1995) gesenkt werden.
Anforderungen an den Wärmeschutz von Ge- Ein wesentliches Merkmal der EnEV 2002 ist
bäuden deutlich verschärft worden. Dadurch die Umstellung der Anforderungen an Neubau-
gewinnt der Einfluss von Wärmebrücken so an ten vom Jahres-Heizwärmebedarf auf den Jahres-
Bedeutung, dass er beim Nachweis des energie- Heizenergiebedarf des Gebäudes. Für die ener-
einsparenden Wärmeschutzes berücksichtigt getische Bewertung von Gebäuden wurde mit
werden muss. der WSVO 1995 ein Verfahren zur Berechnung
Die europäische Richtlinie über die Gesamt- des Jahres-Heizwärmebedarfs Qh eingeführt. Der
energieeffizienz von Gebäuden [2] wird voraus- berechnete Wert darf einen zulässigen Höchst-
sichtlich mit der Einführung der Energieeinspar- wert nicht überschreiten, siehe Abb. 4.1.
verordnung 2006 in nationales Recht umgesetzt. Erstmals werden bei der Bilanzierung des
Bei dem Nachweis des energieeinsparenden Heizenergiebedarfs nach EnEV 2002 die Wärme-
Bauens nach EnEV 2006 wird dann der Energie- verluste der Heizungsanlage und der Wärme-
aufwand zur Kühlung und Beleuchtung von bedarf für die Warmwasserbereitung mit in die
Gebäuden erstmals berücksichtigt werden. Energiebilanz aufgenommen. Nun umfasst der
rechnerische Energiebedarf eines Gebäudes
nicht mehr nur den Jahres-Heizwärmebedarf,
4.2 Energieeinsparverordnung 2002 sondern er wird auf die Heizungs-, Lüftungs-
und Warmwasseranlage inklusive der benötig-
4.2.1 Allgemeines ten Hilfsenergien ausgedehnt.
Die Anforderung an den Höchstwert des
Durch die Zusammenführung der Wärme- Jahres-Heizenergiebedarfs gilt für Gebäude mit
schutzverordnung und der Heizungsanlagenver- normalen Innentemperaturen. Das sind nach
ordnung werden erstmals Gebäudehülle und EnEV 2002 solche Gebäude, die mehr als vier
Anlagentechnik in der Gesamtheit betrachtet, Monate im Jahr auf mindestens 19 °C beheizt
und innerhalb festgelegter Grenzen wird eine werden. Um ein energetisches Mindestniveau
direkte energetische „Verrechnung“ zwischen der Außenbauteile zu gewährleisten, wird zu-
bauphysikalischen und anlagentechnischen Maß- sätzlich in einer Nebenanforderung der Trans-
nahmen zugelassen. Die Einflüsse der Gebäude- missionswärmeverlust über die Gebäudehülle
geometrie, der verwendeten Bauteile, der An- begrenzt.
lagentechnik und des Energieträgers auf den Bei Gebäuden mit niedrigen Innentempera-
Heizenergiebedarf werden energetisch bewertet. turen werden lediglich die Transmissionswärme-
Die berechneten Werte für den Heizenergie- verluste begrenzt, da solche Gebäude sehr unter-

34
Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau

Heizwärmebedarf nach WSVO 1995 Heizenergiebedarf nach EnEV 2002

Q h, cal = QT + QV – Qs – Q i ≤ Q h, max Q P, cal = Qh + Qw + Qt – Qr ≤ QP, max


QT Transmissionswärmeverluste Qh Heizwärmebedarf
QV Lüftungswärmeverluste Qw Wärmebedarf für Warmwasserversorgung
Qs Solare Wärmegewinne Qt Wärmeverluste der Anlagentechnik
Qi Interne Wärmegewinne Qr Wärmebeitrag durch regenerative Systeme

Abb. 4.1: Konzept WSVO 1995 und EnEV 2002

schiedliche Nutzungsmerkmale aufweisen und Ui Wärmedurchgangskoeffizient


somit eine pauschale Berücksichtigung der Lüf- des Bauteils i [W/(m2 · K)]
tungswärmeverluste und der internen Wärme- Ai Wärmeübertragende Fläche
gewinne nicht sinnvoll ist. des Bauteils i [m2]
Neben den Anforderungen an den maxima- HWB Wärmebrückenzuschlag [W/K ]
len Heizenergiebedarf und der Begrenzung der
Transmissionswärmeverluste werden zusätzlich Für die Berechnung von HT ist die Kenntnis
generell geltende Anforderungen gestellt an: aller Wärmedurchgangskoeffizienten Ui der Ein-
– Luftdichtheit, Mindestluftwechsel zelbauteile notwendig. Die Bestimmung dieser
– Mindestwärmeschutz, Wärmebrücken U-Werte erfolgt für nicht transparente Bauteile
– Heizungsanlage, Warmwasseranlage in der Regel nach der europäischen Norm DIN
– Ausweise über Energie- und Wärmebedarf EN ISO 6946 [3]. Diese gilt jedoch nicht bei
wärmedämmenden Schichten, die von einer
Insbesondere die Anforderungen an den metallischen Schicht durchdrungen sind.
Mindestwärmeschutz und die Luftdichtheit so- Die Bestimmung der Wärmedurchgangs-
wie die erstmalige Berücksichtigung der zusätz- koeffizienten U von Dach- und Wandsystemen
lichen Wärmeverluste im Bereich von Wärme- des Stahlleichtbaus wird in Kapitel 4.3.2 näher
brücken haben deutliche Auswirkungen auf die erläutert.
Planung und Ausführung von Dach- und Fassa- Die EnEV 2002 fordert, dass die Wärmever-
densystemen. luste im Bereich von Wärmebrücken so gering
wie möglich gehalten werden sollen. Der ver-
bleibende Einfluss der Wärmebrücken auf die
4.2.3 Anforderungen an den Wärmeschutz Transmissionswärmeverluste wird berücksich-
tigt durch den Wärmebrückenzuschlag HWB,
4.2.3.1 Allgemeines der berechnet wird nach:
Die EnEV 2002 begrenzt mit ihren Anfor-
derungen an zu errichtende Gebäude mit nor- HWB = ∆UWB · A = ∑ Ψj · Lj [W/K ]
i
malen und niedrigen Innentemperaturen die
Transmissionswärmeverluste der Gebäudehülle. ∆UWB Pauschaler Wärmebrückenzuschlag
Darüber hinaus haben sich die Anforderungen [W/(m2 · K)]
an den Mindestwärmeschutz mit der Neufassung A Gesamte wärmeübertragende Fläche [m2]
der DIN 4108-2 deutlich verschärft. Ψj Längenbezogener Wärmedurchgangs-
koeffizient der Wärmebrücke j
4.2.3.2 Bestimmung der [W/(m·K)]
Transmissionswärmeverluste Lj Länge der Wärmebrücke j [m]
Mit Einführung der EnEV 2002 sind die
Wärmeverluste im thermischen Einflussbereich Die pauschale Erhöhung der U-Werte aller
von Wärmebrücken bei der Bestimmung der Außenbauteile erfolgt nach EnEV 2002 um
Transmissionswärmeverluste zu berücksichti- ∆UWB = 0,10 W/(m2 · K) bzw. ∆UWB = 0,05 W/
gen. Die Berechnung darf vereinfacht erfolgen (m2 · K). Normativ gleichwertig ist die Berech-
nach: nung der Wärmeverluste im Bereich der Wärme-
brücken mit Hilfe der längenbezogenen Wärme-
HT = ∑ Ui · Ai + HWB [W/K ] durchgangskoeffizienten Ψ, siehe Kapitel 4.3.4.
i

35
Dokumentation 588

4.2.3.3 Mindestwärmeschutz 4.2.3.4 Wärmebrücken


Nach EnEV 2002 müssen die Anforderungen Als Wärmebrücken werden örtlich begrenzte
an den Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2: Stellen bezeichnet, die im Vergleich zu den an-
2003-07 [4] eingehalten werden. grenzenden Bauteilbereichen einen höheren
Die Mindestanforderungen an den Wärme- Wärmeverlust aufweisen. Der zusätzliche Wärme-
schutz im Sommer sollen eine Überhitzung von verlust führt zu niedrigen Oberflächentempera-
Aufenthaltsräumen vermeiden, so dass in der turen auf der Bauteilinnenseite im thermischen
Regel auf Anlagentechnik zur Kühlung der Ge- Einflussbereich der Wärmebrücke. Dies kann
bäude verzichtet werden kann. zu Tauwasser- und Schimmelpilzbildung führen.
Der Mindestwärmeschutz im Winter umfasst Man unterscheidet in der Regel zwei Arten
per Definition „Maßnahmen, die an jeder Stelle von Wärmebrücken. Geometrisch bedingte
der Innenoberfläche der Systemgrenze bei aus- Wärmebrücken treten immer dort auf, wo auf-
reichender Beheizung und Lüftung unter Zu- grund der Geometrie eines Bauteiles oder An-
grundelegung üblicher Nutzung ein hygienisches schlusses einer bestimmten wärmeaufnehmen-
Raumklima sicherstellen, so dass Tauwasser- den Innenoberfläche eine größere wärmeabge-
und Schimmelpilzfreiheit an Innenoberflächen bende Außenoberfläche gegenübersteht (z. B.
im Ganzen und in Ecken gegeben ist“. Gebäudekanten, Raumecken).
Die Norm stellt hierzu Mindestanforderun- Sind Materialien unterschiedlicher Wärme-
gen an den Wärmedurchlasswiderstand R bzw. leitfähigkeit nebeneinander angeordnet, spricht
den Wärmedurchgangskoeffizienten U von Bau- man von einer materialbedingten Wärmebrücke
teilen der Gebäudehülle. Darüber hinaus ist der (z. B. Balkonkragplatte, Durchdringung).
Mindestwärmeschutznachweis im Bereich von Werden Werkstoffe mit einer hohen Wärme-
Wärmebrücken zu führen. Dazu muss der dimen- leitfähigkeit in der Gebäudehülle verwendet,
sionslose Temperaturfaktor fRsi berechnet wer- kann es zu einer Überlagerung der thermischen
den nach: Einflüsse von geometrischen und stoffbedingten
Wärmebrücken auf den Wärmestrom kommen.
θ –θ Bauteile aus Metall in der Dämmebene der
fRsi = –––si–––––––e– [–]
θi – θe Gebäudehülle stellen aufgrund der hohen
Wärmeleitfähigkeit (siehe Abb. 4.6) eine mate-
θsi Minimale raumseitige Oberflächen- rialbedingte Wärmebrücke dar.
temperatur [°C] Grundsätzlich muss für alle Wärmebrücken
θi Innenlufttemperatur [°C] ein Nachweis des Mindestwärmeschutzes erfol-
θe Außenlufttemperatur [°C] gen. Außerdem müssen die zusätzlichen Wärme-
verluste bei der Berechnung des Heizenergie-
Folgende Randbedingungen sind nach Norm bedarfs berücksichtigt werden.
für die Berechnung der minimalen raumseitigen
Oberflächentemperatur und des Temperatur-
faktors fRsi zu verwenden: 4.2.4 Anforderungen an die Luftdichtheit

Bei beheizten und gut wärmegedämmten


θ [°C] Rs [(m2 ·K)/W] Gebäuden erreichen die Wärmeverluste über
Undichtigkeiten in der Gebäudehülle einen
Innen 20,0 0,25 nicht zu vernachlässigenden Anteil.
Die EnEV 2002 fordert, „dass zu errichtende
Außen – 5,0 0,04 Gebäude so auszuführen sind, dass die wärme-
übertragende Umfassungsfläche einschließ-
Abb. 4.2: Randbedingungen Nachweis lich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig
Mindestwärmeschutz entsprechend dem Stand der Technik abge-
dichtet ist“.
Nach DIN 4108-2: 2003-07 darf im Bereich Die Anforderung an die Dichtheit der
von Wärmebrücken der Temperaturfaktor fRsi Gebäudehülle soll dazu beitragen, unnötige
an der ungünstigsten Stelle den Wert 0,7 nicht Wärmeverluste und Bauschäden zu vermeiden.
unterschreiten, das heißt, bei den in Abb. 4.2 Die Luftdichtheitsschicht soll verhindern, dass
angegebenen Randbedingungen ist eine raum- Bauteile mit warmer, feuchtigkeitsbeladener
seitige Oberflächentemperatur von θsi ≥ 12,6 °C Luft durchströmt werden. Leckagestellen in der
einzuhalten. Luftdichtheitsebene können zu Tauwasser-
schäden in der Konstruktion führen.

36
Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau

Abb. 4.3: Sandwichelement, liniert Abb. 4.4: Temperaturverteilung

Die messtechnische Prüfung der Luftdicht- 1 W


UBW = –––––––––––––––––––– [–––––––––]
heit von Gebäuden wird nicht vorgeschrieben. Rsi + ∑ Ri + Rse m2 · K
Bei freiwilliger Prüfung und Einhaltung bestimm- i
ter Grenzwerte der Luftdichtheit reduzieren
sich allerdings die rechnerischen Lüftungs- Rsi Wärmeübergangswiderstand innen
wärmeverluste. Ri Wärmedurchlasswiderstand der
Materialschicht i
Rse Wärmeübergangswiderstand außen

4.3 Wärmeschutz und Luftdichtheit Die Wärmeübergangswiderstände sind nach


DIN EN ISO 6946 zu bestimmen, siehe Tabelle
im Stahlleichtbau Abb. 4.5.
4.3.1 Allgemeines
Der Wärmedurchlasswiderstand einer homo-
Vor dem Hintergrund der verschärften An- genen Materialschicht berechnet sich nach:
forderungen der EnEV 2002 sind bei der Pla-
nung und Konstruktion von Dach- und Fassaden- di m2 · K
Ri = ––––– [––––––––––]
konstruktionen im Stahlleichtbau die Aspekte λi W
Wärmeschutz und Luftdichtheit mit erhöhter
Aufmerksamkeit zu behandeln. di Dicke der Materialschicht i
Die vorgefertigten flächigen Elemente der λi Wärmeleitfähigkeit des Materials i
Gebäudehüllen im Stahlleichtbau weisen im
Regelbereich ein hohes Maß an Wärmeschutz Die Bemessungswerte der Wärmeleitfähig-
und Luftdichtheit auf. Beim Zusammenfügen keit von Materialien finden sich in DIN V 4108-4:
dieser Einzelelemente entstehen Fugen und 2004-07 [5] und DIN EN 12524: 2000-07 [6].
Bauteilanschlüsse, die ebenfalls die Anforderun- Tabelle Abb. 4.6 zeigt beispielhaft die
gen der EnEV 2002 erfüllen müssen. Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit von
einigen Materialien.
Dach- und Fassadenkonstruktionen des
4.3.2 Bestimmung der Stahlleichtbaus kombinieren Materialien, deren
Wärmedurchgangskoeffizienten U Wärmeleitfähigkeiten sich mindestens um den
Faktor 1.000 unterscheiden. Dies hat gravieren-
Die Berechnung der Transmissionswärme- den Einfluss auf die Berechnung der Wärme-
verluste im flächigen Regelbereich der Gebäude- durchgangskoeffizienten.
hülle erfolgt mit Hilfe der Wärmedurchgangs-
koeffizienten U der Einzelelemente. Für homo-
gene Bauteile (siehe Abb. 4.3) kann der Wär-
medurchgangswiderstand mit dem unten be-
Richtung des Wärmestroms
schriebenen Verfahren bestimmt werden.
Aufwärts Horizontal Abwärts
Abb. 4.4 zeigt die Temperaturverteilung
von warm (rot) nach kalt (blau). Der homogene
Innen 0,10 0,13 0,17
Aufbau bei linierten Stahl-Sandwichelementen
führt zu einem streng eindimensionalen Wärme-
Außen 0,04 0,04 0,04
strom. Der Bemessungswert des Wärmedurch-
gangskoeffizienten UBW kann für diesen ein-
fachen Fall berechnet werden nach: Abb. 4.5: Wärmeübergangswiderstand Rs [(m2 ·K)/W ]

37
Dokumentation 588

Material Wärmeleitfähigkeit λ [W/(m·K)]

Metalle

Stahl 50,0

Nicht rostender Stahl 17,0

Aluminium 160,0

Kupfer 380

Sonstige Materialien

Holz 0,13

Beton 2,5

PVC 0,17

Glas 1,0

Wärmedämmung

Polyurethan-Hartschaum 0,025

Mineralwolle 0,045

Abb. 4.6: Wärmeleitfähigkeit λ [W/(m·K]

Mit der Einführung der DIN EN ISO 6946 Nach EnEV 2002 sind die Auswirkungen
steht für eine Reihe von nicht transparenten der im flächigen Bereich der Gebäudehülle
Konstruktionen eine hinreichend genaue verein- regelmäßig vorkommenden wärmetechnischen
fachte Methode zur Berechnung des U-Wertes Schwachstellen, z. B. Fugen zwischen Sandwich-
zur Verfügung. Im Kapitel Anwendungsbereich elementen, Stege von Kassettenwänden oder
der Norm wird festgelegt, dass der U-Wert von metallische Befestigungselemente, bei der Be-
Konstruktionen mit metallischen Bauteilen in stimmung der Wärmedurchgangskoeffizienten
der Dämmebene nicht mit dem vereinfachten zu berücksichtigen.
Verfahren bestimmt werden darf. Im Folgenden werden die für Sandwich- und
Für diese Konstruktionen muss die Bestim- zweischalige Konstruktionen des Stahlleicht-
mung des Bemessungswertes des Wärmedurch- baus entwickelten vereinfachten Verfahren zur
gangskoeffizienten UBW mit Hilfe von numeri- Bestimmung des U-Wertes beschrieben.
schen Methoden nach DIN EN ISO 10211-1 [7]
oder experimentellen Methoden, z. B. nach DIN
EN ISO 8990 [8], erfolgen. 4.3.2.1 Sandwichkonstruktionen
Abb. 4.7 zeigt beispielhaft die Wärme- Gebäude können mit Hilfe von Sandwich-
brückenwirkung eines Z-Distanzprofils in der konstruktionen praktisch wärmebrückenfrei
Dämmebene einer Dachkonstruktion als Ergeb- konstruiert werden. Dabei muss den Fugen zwi-
nis einer zweidimensionalen numerischen Be- schen Sandwichelementen sowie den Bauteil-
rechnung. anschlüssen besondere Beachtung bei der Pla-
nung und Ausführung der Wärmeschutzmaß-
nahmen geschenkt werden.
Der Wärmedurchgangskoeffizient von
Stahl-Sandwichkonstruktionen kann nach prEN
14509: 2004 [9] bestimmt werden. Dabei wer-
den die erhöhten Wärmeströme im thermischen
Einflussbereich der Fugen zwischen den Sand-
wichelementen mit Hilfe von längenbezogenen
Wärmedurchgangsbeiwerten bestimmt.

Abb. 4.7: Dämmebene mit Z-Profil

38
Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau

Folgende Fugentypen werden nach prEN 14509: 2004 unterschieden:

Abb. 4.8: Typ 1 Abb. 4.9: Typ 2

Abb. 4.10: Typ 3 Abb. 4.11: Typ 4

Der Bemessungswert des Wärmedurch-


gangskoeffizienten UBW berechnet sich nach
prEN 14509: 2004 mit:
1 f Fuge
(
UBW = –––––––––––––––– · 1 + ––––––– ) W
[–––––––––]
Rsi + R + Rse B m2 · K
Rsi Wärmeübergangswiderstand innen
nach DIN EN ISO 6946
R Wärmedurchlasswiderstand Abb. 4.12: Typ 5
nach prEN 14509
Rse Wärmeübergangswiderstand außen Der längenbezogene Wärmedurchgangs-
nach DIN EN ISO 6946 beiwert f Fuge wird mit den Angaben in Tabelle
B Breite des Sandwichelements Abb. 4.13 bestimmt.

f Fuge

Dicke Typ 1 Typ 2 Typ 3 Typ 4 Typ 5


mm ohne Clip mit Clip

60 0,04 0,14 1,156 0,16 0,04 0,02

80 0,04 0,08 1,389 0,10 0,04 0,02

120 0,03 0,06 1,719 0,06 0,04 0,01

160 0,03 0,05 1,948 0,05 0,04 0,01

200 0,03 0,04 2,106 0,04 0,03 0,01

Abb. 4.13: Längenbezogener Wärmedurchgangsbeiwert f Fuge

39
Dokumentation 588

Der längenbezogene Wärmedurchgangsbei- Bei derartigen Konstruktionen sind im flächi-


wert für Typ 2 wird berechnet nach: gen Regelbereich wärmetechnische Schwach-
stellen vorhanden, die bei der Ermittlung der
a – bc bc Wärmeverluste berücksichtigt werden müssen.
fFuge = fFuge, oc · –––––––– + fFuge, c · –––– [–]
a a Das Berechnungsverfahren teilt den Gesamt-
wärmestrom in einzelne Teilwärmeströme auf,
fFuge, oc Längenbezogener Wärmedurchgangs- die mit Hilfe von Diagrammen berechnet werden
beiwert im Bereich ohne Clip können. Dabei gehen als Parameter die Bauteil-
fFuge, c Längenbezogener Wärmedurchgangs- abmessungen und die Wärmeleitfähigkeiten der
beiwert im Bereich mit Clip verwendeten Materialien ein.
a Abstand der Clips Für die verschiedenen Konstruktionsarten
bc Breite der Clips wurde jeweils ein Arbeitsblatt erstellt, das die
zu Nomogrammen zusammengefassten Dia-
Für Dicken abweichend von Tabelle Abb. gramme enthält. Ein Arbeitsblatt dokumentiert
4.13 darf zwischen den angegebenen Werten die Berechnung des Bemessungswertes UBW für
interpoliert werden. eine Konstruktion und kann dem Nachweis des
Neben dem angegebenen vereinfachten energiesparenden Wärmeschutzes beigefügt wer-
Verfahren nach prEN 14509: 2004 dürfen die den. Die Nomogramme sind in einer Fachinfor-
Wärmeverluste im thermischen Einflussbereich mation des Industrieverbandes für Bausysteme
der Fuge zwischen Sandwichelementen mit im Stahlleichtbau (IFBS) zusammengefasst [10].
genauen numerischen Verfahren nach DIN EN Als Alternative kann auf den Internetseiten
ISO 10211-1 bestimmt werden. des IFBS ein Programm heruntergeladen werden,
mit dem der Bemessungswert des Wärmedurch-
gangskoeffizienten UBW von zweischaligen Dach-
4.3.2.2 Zweischalige Dach- und und Wandkonstruktionen bestimmt werden
Wandkonstruktionen kann.
Im Rahmen von mehreren Forschungs-
projekten wurde ein vereinfachtes Verfahren
entwickelt, mit dem der Bemessungswert des 4.3.2.3 Sonstige Dach- und
Wärmedurchgangskoeffizienten UBW von mehr- Wandkonstruktionen
schaligen wärmegedämmten Dach- und Wand- Die Wärmedurchgangskoeffizienten von
Abb. 4.14: konstruktionen näherungsweise ermittelt wer- sonstigen Konstruktionen des Stahlleichtbaus
Zweischalige den kann. mit metallischen Elementen in der Dämmebene
Dach- und Wand- In Abb. 4.14 sind beispielhaft zweischalige der Gebäudehülle müssen mit Hilfe von nume-
konstruktionen Konstruktionen aufgeführt, für die das Verfah- rischen oder experimentellen Untersuchungen
[10] ren angewendet werden darf. ermittelt werden. Die Anwendung der verein-
fachten Verfahren ist auf die beschriebenen
Konstruktionsarten beschränkt.

4.3.2.4 Einfluss von mechanischen


Befestigungselementen
Nach DIN EN ISO 6946: 2003-10 sind die
berechneten Wärmedurchgangskoeffizienten U
gegebenenfalls zu korrigieren, um beispielsweise
den thermischen Einfluss von mechanischen
Befestigungselementen auf den Wärmeverlust
von Bauteilflächen zu berücksichtigen. Die Kor-
rektur für mechanische Befestigungselemente,
die die Dämmschicht durchdringen, muss nicht
vorgenommen werden, wenn
– die Gesamtkorrektur weniger als 3% vom
U-Wert beträgt,
– die Wärmeleitfähigkeit des Befestigungsteils
oder ein Teil davon geringer als 1 W/(m·K) ist.

40
Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau

Die Bestimmung von Korrekturwerten für


metallische Befestigungselemente erfolgt mit
genauen dreidimensionalen numerischen Be-
rechnungsverfahren nach DIN EN ISO 10211-1.

4.3.3 Mindestwärmeschutz

Die Anforderungen an den Mindestwärme-


schutz von Gebäuden haben sich mit der Ein-
führung der neuen DIN 4108 Teil 2 deutlich
verschärft. Das bedeutet: Für Konstruktionen
mit Bauteilen aus Stahl in der Dämmebene der
Gebäudehülle muss in der Regel ein gesonderter
Nachweis des Mindestwärmeschutzes erfolgen,
um eine mögliche Tauwasser- und Schimmel-
pilzbildung zu vermeiden. Dazu muss nachge-
wiesen werden, dass bei den in der DIN 4108-2
angegebenen Randbedingungen eine raumseitige
Oberflächentemperatur von θsi ≥ 12,6 °C ein-
gehalten wird. Dieser Nachweis erfolgt mit verluste im Bereich von Bauteilverbindungen, Abb. 4.15:
Hilfe von numerischen Berechnungsverfahren Öffnungen und Durchdringungen der Gebäude- Temperatur-
oder mit geeigneten Hilfsmitteln (z. B. Wärme- hülle müssen seit der Einführung der EnEV verteilung
brückenkatalog). 2002 bei der Bestimmung der Transmissions- im Bereich
Nach heutigem Stand der Technik müsste wärmeverluste berücksichtigt werden. Im Be- „Außenecke“
bei dem Nachweis zur Vermeidung von Schim- reich dieser Wärmebrücken muss außerdem
melpilzbildung zwischen saugfähigen und nicht dem Mindestwärmeschutz besondere Aufmerk-
saugfähigen Oberflächen unterschieden werden samkeit geschenkt werden.
[11]. Diese Differenzierung wird in der DIN Abb. 4.15 zeigt die Temperaturverteilung
4108-2: 2003-07 jedoch nicht vorgenommen. als Ergebnis der numerischen Berechnung der
Bei einer nicht saugfähigen Oberfläche, z.B. Wärmeströme im Bereich des Bauteilanschlus-
aus Stahl oder Aluminium, entsteht erst mit der ses „Außenecke“ einer Sandwichkonstruktion,
Tauwasserbildung eine Schimmelpilzgefahr [11]. siehe auch Kapitel 4.3.4.3.
Somit wäre bei einer Innenlufttemperatur θi = Die EnEV 2002 fordert, dass die Wärmever-
20 °C und einer relativen inneren Luftfeuchte luste im Bereich von Wärmebrücken so gering
von ϕi = 50% eine minimale raumseitige Ober- wie möglich gehalten werden sollen. Der ver-
flächentemperatur von 9,3 °C ausreichend. Für bleibende Einfluss der Wärmebrücken auf die
saugfähige Oberflächen stellt der in der DIN Transmissionswärmeverluste wird nach EnEV
4108-2: 2003-07 angegebene Wert θsi = 12,6 °C 2002 durch pauschale Zuschlagswerte oder mit
die kritische Oberflächentemperatur dar. Hilfe von längenbezogenen Wärmedurchgangs-
Grundsätzlich ist zu beachten, dass die in koeffizienten ermittelt (siehe Kapitel 4.2.3.2).
der Realität vorhandenen Umgebungsbedingun-
gen deutlich von den Bemessungsrandbedingun-
gen nach DIN 4108-2 (siehe Tabelle Abb. 4.2) 4.3.4.2 Bestimmung der längenbezogenen
abweichen können. Dies ist gegebenenfalls Wärmedurchgangskoeffizienten Ψ
beim Nachweis eines ausreichenden Mindest- Die Wärmeverluste im Bereich der linearen
wärmeschutzes zu berücksichtigen. Bauteilanschlüsse werden mit Hilfe der längen-
bezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten Ψ
bestimmt. Am Beispiel des Anschlussdetails
4.3.4 Wärmeschutz im Bereich „Außenecke“ wird die Vorgehensweise bei der
der Bauteilanschlüsse Bestimmung der Ψ-Werte erläutert.
Die numerische zweidimensionale Berech-
4.3.4.1 Allgemeines nung bei stationären Randbedingungen liefert
Die Transmissionswärmeverluste durch die den Wärmestrom L2D. Durch die Subtraktion
Gebäudehülle werden mit Hilfe der Wärme- der eindimensionalen Wärmeströme ∑ U · l im
durchgangskoeffizienten der flächigen Elemente Regelbereich der angrenzenden Bauteilflächen
(siehe Kapitel 4.3.2) berechnet. Weitere Wärme- ergibt sich der längenbezogene Wärmedurch-

41
Dokumentation 588

Im Bereich des von der warmen zur


kalten Seite durchgehenden Innenbleches mit
t = 0,5 mm wird die Wärme nach außen geleitet,
und die Isothermen werden gespreizt. Aus der
numerischen Berechnung ergibt sich der län-
genbezogene Wärmedurchgangskoeffizient zu
Ψ = 0,030 W/(m·K).

Nach [12] können Ψ-Werte wie folgt beur-


teilt werden:

Klasseneinteilung der linearen Wärmebrückeneffekte


mit Hilfe von berechneten Ψ-Werten

C1 C2 C3 C4
Ψ < 0,10 0,10 ≤ Ψ < 0,25 0,25 ≤ Ψ < 0,50 Ψ ≥ 0,50

Vernach- Sehr
Abb. 4.16: gangskoeffizient Ψ, siehe Abb. 4.16. Die Längen Gering Bedeutend
lässigbar bedeutend
Berechnung des werden dabei mit den Außenabmessungen der
längenbezoge- Konstruktion berechnet. Diese Vorgehensweise
nen Wärme- ist konsistent zu der Ermittlung der Flächen Das bedeutet, der Wärmebrückeneffekt
durchgangs- und Längen beim Wärmeschutznachweis nach infolge des durchgehenden Innenbleches kann
koeffizienten Ψ EnEV 2002. in diesem Fall in Klasse C1 eingestuft werden.
Der längenbezogene Wärmedurchgangs- Niedrige Ψ-Werte sind allein kein Maß für
koeffizient Ψ muss für die am Gebäude vorkom- die wärmetechnische Qualität der Gebäudehülle.
menden linearen Bauteilanschlüsse bestimmt Vielmehr müssen neben dem Mindestwärme-
werden. Er hängt stark von den Abmessungen schutz die Auswirkungen der längenbezogenen
und Wärmeleitfähigkeiten der verwendeten Wärmedurchgangskoeffizienten auf den gesam-
Materialien ab. ten Transmissionswärmeverlust des jeweiligen
Gebäudes beurteilt werden.

4.3.4.3 Beispiel Außenecke


Anhand des Bauteilanschlusses „Außenecke“ 4.3.4.4 Auswirkungen von linearen
soll die Auswirkung von Stahlelementen in der Wärmebrücken auf die
Dämmebene auf den längenbezogenen Wärme- Transmissionswärmeverluste
durchgangskoeffizienten Ψ aufgezeigt werden. Im Folgenden werden in vereinfachter Form
Abb. 4.17 zeigt die Sandwichkonstruktion und die Transmissionswärmeverluste einer beheiz-
Abb. 4.18 die Temperaturverteilung als Ergeb- ten Halle berechnet. Die Tabelle zeigt beispiel-
nis der zweidimensionalen numerischen Be- haft die linearen Wärmebrücken mit den zuge-
rechnung. hörigen längenbezogenen Wärmedurchgangs-
koeffizienten.

Abb. 4.17: Außenecke mit durchgehendem Innenblech Abb. 4.18: Temperaturverteilung

42
Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau

Längenbezogener
Gebäude Lineare Wärme-
Wärmebrücke durchgangs-
koeffizient

Detail Bauteilanschluss L [m] Ψ [W/(m·K)]

A First 40 0,004

B Traufe 80 0,205

C Ortgang 40 0,091

E Sockel 120 0,126

F Außenecke 24 0,030

G1 Fenster oben 80 0,071

G2 Tür oben 2 0,387

H1 Fenster unten 80 0,066

I1 Tür seitlich 8 0,364

Breite b = 20 m 2 Türen: 1 m · 2 m I2 Fenster seitlich 4 0,076


Länge l = 40 m 1 Tor: 4 m · 4 m
J Tor oben 4 0,289
Höhe h = 6 m 2 Fensterbänder: 40 m · 1 m
K Tor seitlich 8 0,292

Abb. 4.19: Wärmeverluste über Bauteilanschlüsse

Multipliziert man die Längen L mit den Multipliziert man die Flächen A mit den U-
Werten Ψ, berechnen sich die Wärmeverluste Werten, berechnen sich die Wärmeverluste der
der linearen Wärmebrücken zu ∑ Ψ · L = 55 W/K. Bauteilflächen zu ∑ U · A = 1.020 W/K. Somit
Das entspricht etwa dem Wärmeverlust von beträgt der Anteil der Wärmebrückenverluste
180 m2 Außenwandfläche mit einem U-Wert in diesem Fall ca. 5% an den gesamten Trans-
von 0,30 W/(m2 · K). missionswärmeverlusten.
Die Flächen und U-Werte für die Berech-
nungen der Wärmeverluste der Bauteilflächen
zeigt Tabelle Abb. 4.20.

Bauteil Fläche A U-Wert U·A


[m 2 ] [W/(m 2 ·K)] [W/K]

Wand 620 0,30 186

Tor 16 2,0 32

Türen 4 2,0 8

Fenster 80 2,0 160

Dach 720 0,38 274

Lichtkuppeln 80 2,0 160

Boden 800 0,25 200

Abb. 4.20: Wärmeverluste über Bauteilflächen

43
Dokumentation 588

4.3.4.5 Thermografiemessungen Kompetenz erfordern, um die Messergebnisse


Eine Möglichkeit, die wärmetechnische richtig interpretieren zu können.
Qualität von Gebäudehüllen zu untersuchen, Bei Thermografieaufnahmen wird die
sind Thermografieaufnahmen mit einer Infrarot- Wärmeabstrahlung von Oberflächen gemessen.
kamera. Abb. 4.21 bis Abb. 4.24 zeigen beispiel- Diese ist abhängig von der Temperatur und
haft eine Foto- und Thermografieaufnahme einer dem Emissionsgrad der Oberfläche. Materialien
Durchdringung und die Raumecke einer Halle. können sehr unterschiedliche Emissionsgrade
Thermografiemessungen sind komplexe besitzen, siehe Tabelle Abb. 4.25.
Untersuchungen, die auch unter idealen Rand- Bei Messungen von metallischen Oberflächen
bedingungen ein hohes Maß an Erfahrung und neben Oberflächen mit hohem Emissionsgrad

Abb. 4.21: Durchdringung Abb. 4.22: Thermografie außen

Abb. 4.23: Raumecke Abb. 4.24: Thermografie innen

müssen die Thermografieaufnahmen bereichs-


Material Emissionsgrad
weise korrigiert werden, um eine quantitative
ε[–]
Aussage über die tatsächlich vorhandene Tem-
Holz 0,85 peratur machen zu können. Darüber hinaus
können im Thermografiebild Reflexionen von
Gipskarton 0,90
wärmeabstrahlenden Oberflächen zu sehen sein,
Beton 0,92 siehe Abb. 4.22, die eine wärmetechnische
Schwachstelle vortäuschen.
Schwarzer Lack 0,97

Aluminiumblech, hochpoliert 0,05

Stahlblech, poliert 0,10

Stahlblech, verzinkt 0,23

Abb. 4.25: Emissionsgrad verschiedener Materialien

44
Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau

Abb. 4.26: Ortganganschluss [13]

4.3.5 Luftdichtheit

4.3.5.1 Fugendichtheit im Stahlleichtbau


Die Abdichtung von Fugen trägt dazu bei,
Dichtebenen über Element- und Bauabschnitts-
grenzen fortzusetzen und die umfassende For-
derung der EnEV 2002 nach einer luftdichten
Gebäudehülle zu erfüllen.
Die vom Industrieverband für Bausysteme
im Stahlleichtbau (IFBS) herausgegebene Fach-
information „Fugendichtheit im Stahlleichtbau“
[13] gibt Empfehlungen, wie Gebäudehüllen im
Stahlleichtbau abgedichtet werden können.
Die Schrift enthält eine Vielzahl von Konstruk-
tionsvorschlägen für die Ausbildung von
Fugen und Bauteilanschlüssen. Abb. 4.26 und
Abb. 4.27 zeigen exemplarisch Konstruktionen,
bei denen die Abdichtung von Fugen mit Dicht-
bändern hergestellt wird.
Eine luftdichte Gebäudehülle bedarf einer
sorgfältigen Planung der Anschlusskonstruk-
tionen. Vor Ort sollten gut ausgebildete Fach-
arbeiter unter der Aufsicht einer erfahrenen
Bauleitung die möglichen Leckagestellen ab-
dichten und somit die Luftdichtheitsebene
schließen. Die messtechnische Überprüfung
der Luftdichtheit kann mit dem Differenzdruck-
verfahren nach DIN EN 13829 [14] erfolgen.

Abb. 4.27: Fensteranschluss [13]

45
Dokumentation 588

4.3.5.2 Experimentelle Untersuchungen Die Berechnungsverfahren und Anforde-


der Luftdichtheit rungen sollen im Laufe des Jahres 2005 zur Ver-
Mit dem Differenzdruckverfahren ist es fügung stehen. Ein wichtiges Planungsinstru-
möglich, die Luftdichtheit von Gesamtgebäu- ment wird die neue nationale Norm DIN 18599
den zu bestimmen. Dabei wird im Gebäude ein „Energetische Bewertung von Gebäuden“ mit
Unter- oder Überdruck erzeugt, und es wird ihren zwölf Teilen sein.
gleichzeitig der Volumenstrom gemessen, der
über die Gebäudehülle verloren geht. Werden
bestimmte Grenzwerte eingehalten, kann von
einem luftdichten Gebäude nach EnEV 2002 4.5 Zusammenfassung und Ausblick
ausgegangen werden. Das bedeutet, dass sich
beim Nachweis des energiesparenden Wärme- Mit der Einführung der Energieeinsparver-
schutzes nach EnEV 2002 die rechnerischen ordnung 2002 (EnEV 2002) haben sich die An-
Lüftungswärmeverluste reduzieren. forderungen an den Heizenergiebedarf von Ge-
Im Rahmen von Differenzdruckmessungen bäuden und an den Wärmeschutz der Gebäude-
ist es möglich, Leckagestellen in der Gebäude- hülle deutlich verschärft.
hülle zu lokalisieren durch Dies hat Auswirkungen auf die wärmetech-
– Einblasen von Nebel ins Gebäude, nische Bemessung und Ausführung von Dach-
– Infrarotaufnahmen im Gebäude, und Fassadensystemen. Bei der Bestimmung der
– Messung der Luftgeschwindigkeit mit Transmissionswärmeverluste über die Gebäude-
Anemometern im Bereich von vermuteten hülle müssen erstmals die Wärmeverluste im
Leckagestellen, Bereich der Wärmebrücken berücksichtigt wer-
– Wiederholungsmessungen nach einzelnen den, und der neu konzipierte Nachweis des
Abdichtungsmaßnahmen. Mindestwärmeschutzes muss erfüllt werden.
Die EnEV 2002 fordert darüber hinaus eine
Die letztgenannte Methode ist aufwendig, dauerhaft luftundurchlässige Gebäudehülle, um
aber durch sukzessives Abdichten und Messen unnötige Wärmeverluste und Bauschäden zu
lässt sich der Beitrag jeder Leckagestelle am vermeiden.
Volumenstrom quantifizieren. Vor diesem Hintergrund sind bei der Planung
Die Prüfung von Leckagekoeffizienten der und Konstruktion von Dach- und Fassadensyste-
Einzelkomponenten (z. B. Fenster) der Gebäude- men des Stahlleichtbaus die Aspekte Wärme-
hülle im Labor erfolgt nach DIN EN 12114: schutz und Luftdichtheit mit erhöhter Auf-
2000-04 [15]. merksamkeit zu behandeln.
Mit Hilfe der beschriebenen Verfahren kön-
nen wärmetechnisch optimierte Konstruktionen
konzipiert und bemessen werden. Bei einer
4.4 Energieeinsparverordnung 2006 sorgfältigen Ausführung ist ein hohes Maß an
Wärmeschutz und Luftdichtheit erreichbar. Dies
Die Europäische Richtlinie „Gesamtenergie- kann durch Messungen verifiziert und im Rah-
effizienz von Gebäuden“ (EPBD) ist am 4. Januar men der Ausstellung des Energiepasses für das
2003 in Kraft getreten und muss innerhalb von jeweilige Gebäude dokumentiert werden.
drei Jahren, das heißt bis Januar 2006, in den Mit der Einführung der Energieeinsparver-
Mitgliedstaaten der Europäischen Union umge- ordnung 2006 wird im Rahmen des Energieein-
setzt werden. Dies wird voraussichtlich mit der sparnachweises für Gebäude der Primärenergie-
Einführung der Energieeinsparverordnung 2006 bedarf für die Beheizung, Kühlung und Beleuch-
geschehen. Die wesentlichen Neuerungen der tung bilanziert. Auch im neuen Konzept der
EnEV 2006 werden bei der Erfassung des Kunst- EnEV 2006 werden der Wärmeschutz und die
lichtstrom- und Kühlenergiebedarfes liegen. Luftdichtheit wichtige Aspekte der Planung,
Insbesondere bei Nichtwohngebäuden spielt Bemessung und Ausführung von Gebäudehüllen
der Energiebedarf für Beleuchtung und Kühlung sein.
eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des Pri-
märenergiebedarfs. Das Konzept der EnEV 2006
sieht vor, den Primärenergiebedarf zu begrenzen,
der berechnet wird nach:
QP, cal = QP, Heiz + QP, Lüft + QP, WW +
QP, Licht + QP, Kühl ≤ QP, max

46
Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau

4.6 Literatur [10] IFBS 4.05,


„Ermittlung der Wärmeverluste an zweischali-
[1] Verordnung über energiesparenden Wärme- gen Dach- und Wandaufbauten“,
schutz und energiesparende Anlagentechnik Dezember 2004,
bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung – Autoren: Loose, T.; Saal, H., Versuchsanstalt für
EnEV) vom 16.11.2001, Stahl, Holz und Steine, Universität Karlsruhe
BGBL. I, S. 3085, 2001
[11] Lutz, Jenisch; Klopfer, Freymuth; Krampf,
[2] Richtlinie 2002/91/EG des Europäischen Petzold,
Parlaments und des Rates vom 16. Dezember „Lehrbuch der Bauphysik“, 5. überarb. Auflage,
2002 über die Gesamtenergieeffizienz von Ge- 2002, Teubner Verlag, Stuttgart
bäuden, Amtsblatt der Europäischen Gemein-
schaften Nr. L 1, S. 65 [12] Eurokobra,
„Practical guide for the hygrothermal evaluation
[3] DIN EN ISO 6946: 2003-10, of thermal bridges“, Mai 2003,
„Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Autoren: Wouters, P.; Schietecat, J.; Standaert, P.
Wärmedurchgangskoeffizient, Berechnungsver-
fahren“, [13] IFBS 4.02,
Beuth Verlag GmbH, Berlin „Fugendichtheit im Stahlleichtbau“,
November 2004
[4] DIN 4108-2: 2003-07,
„Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Ge- [14] DIN EN 13829: 2001-02,
bäuden, Teil 2: Mindestanforderungen an den „Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden –
Wärmeschutz“, Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäu-
Beuth Verlag GmbH, Berlin den, Differenzdruckverfahren“,
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[5] DIN V 4108-4: 2004-07,
„Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Ge- [15] DIN EN 12114: 2000-04,
bäuden, Teil 4: Wärme- und feuchteschutztech- „Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden –
nische Bemessungswerte“, Luftdurchlässigkeit von Bauteilen, Laborprüf-
Beuth Verlag GmbH, Berlin verfahren“;
Beuth Verlag GmbH, Berlin
[6] DIN EN 12524: 2000-07,
„Wärme- und feuchteschutztechnische Eigen-
schaften – Tabellierte Bemessungswerte“,
Beuth Verlag GmbH, Berlin

[7] DIN EN ISO 10211-1: November 1995,


„Wärmebrücken im Hochbau – Wärmeströme
und Oberflächentemperaturen, Teil 1: Allge-
meine Berechnungsverfahren“,
Beuth Verlag GmbH, Berlin

[8] DIN EN ISO 8990: 1996-09,


„Wärmeschutz – Bestimmung der Wärmedurch-
gangseigenschaften im stationären Zustand,
Verfahren mit dem kalibrierten und dem ge-
regelten Heizkasten“,
Beuth Verlag GmbH, Berlin

[9] prEN 14509: 2004,


„Selbsttragende, wärmedämmende Sandwich-
Elemente mit beidseitiger Metalldeckschicht –
Vorgefertigte Produkte, Festlegungen“
(in Vorbereitung)

47
Dokumentation 588

5 Schallschutz im Stahlleichtbau
Dr.-Ing. Ralf Podleschny

5.1 Grundlagen der Luftschall-


dämmung und der Schallabsorption
5.1.1 Allgemeines
Nach den Bestimmungen des Bundes-Immis-
sionsschutzgesetzes sind die Betreiber gewerb-
licher und industrieller Betriebe u.a. verpflichtet,
Lärmeinwirkungen von der Nachbarschaft fern
zu halten. Bei der Beurteilung der Geräuschein-
wirkung geplanter bzw. vorhandener Anlagen ist
als Grundlage die TA Lärm heranzuziehen.
Die Anforderungen an die Schallabsorption
von Industriewänden leiten sich im Allgemeinen
aus Arbeitsschutzgründen ab.
Der IFBS, Industrieverband für Bausysteme Abb. 5.1: Prüfaufbau zur Messung der Luftschalldämmung
im Stahlleichtbau e.V., hat in den Jahren 1999 bis
2002 umfangreiche Messreihen an insgesamt 44 5.1.2 Ermittlung der Luftschalldämmung
Konstruktionen des Stahlleichtbaus durchführen im Prüfstand (Baumusterprüfung)
lassen. Hierunter waren Kassettenwände mit und
ohne Distanzkonstruktion, Akustik-Kassetten- Messungen zur Ermittlung der Schalldäm-
wände, ein- und zweischalige Dächer sowie mung (siehe Abb. 5.1) sind in der Regel in Prüf-
Akustikdächer. Mit den durchgeführten Unter- ständen mit bauüblichen Nebenwegen durchge-
suchungen wurden gezielt konstruktive Parame- führt worden, das heißt mit Flankenübertragun-
ter verändert, um deren Einfluss auf das Schall- gen, wie sie insbesondere in Wohnbauten auf-
dämmverhalten und die Schallabsorptionseigen- treten. Industriehallenwände und -dächer sind
schaften von Wand- und Dachkonstruktionen im dagegen großflächige Außenbauteile, die (ab-
Stahlleichtbau zu untersuchen und deren Leis- gesehen von möglichen Dämmungseinbrüchen
tungsfähigkeit zu analysieren. Die erzielten Ergeb- durch ungenügende Randabdichtung an Trau-
nisse sind in einer umfangreichen IFBS-Fachin- fen, Betonsockeln o. dgl.) kaum Flankenübertra-
formation, IFBS 4.06, veröffentlicht worden. In gungen aufweisen wie im Wohnungsbau. Bei der
dieser Schrift sind neben den Analysen alle Mess- überwiegenden Zahl der früher meist in Prüf-
ergebnisse, verbunden mit den konstruktiven ständen mit „bauüblichen Nebenwegen“ durch-
Aufbauten, zusammengefasst dargestellt. geführten Baumusterprüfungen an Industrie-
Mit Konstruktionen des Stahlleichtbaus sind wänden ist jedoch bei Aufbauten mit bewerteten
gemäß den bislang vorliegenden Prüfungen be- Bauschalldämmmaßen R’w (der Hochstrich an
wertete Schalldämmmaße im Dach von bis zu der Größe R’w deutet auf eine Messung mit bau-
Rw = 55 dB und in der Wand von bis zu Rw = üblichen Nebenwegen hin) bis ca. 45 dB die
57 dB erzielbar. Flankenübertragung im Allgemeinen vernach-
Die in diesem Beitrag vorgestellten Konstruk- lässigbar. Die in solchen Prüfständen gemesse-
tionen sind gebrauchsübliche Aufbauten. Sie er- nen Bauschalldämmmaße können deshalb als
heben keinen Anspruch, auf ein möglichst hohes Schalldämmmaße R bzw. bewertete Schalldämm-
Schalldämmmaß bzw. einen möglichst hohen maße Rw aufgefasst und weiterverwendet werden.
Schallabsorptionsgrad optimiert zu sein. Zur Gesamtbewertung der frequenzabhän-
gigen Dämmkurve wird gemäß DIN EN ISO
717-1 das bewertete Schalldämmmaß Rw durch
einen rechnerischen Vergleich mit einer normier-
ten Bezugskurve ermittelt. Das bewertete Schall-
dämmmaß kann bei vereinfachter Betrachtung
wie ein mittleres Schalldämmmaß bei 500 Hz der
verschobenen Bezugskurve aufgefasst werden.

48
Schallschutz im Stahlleichtbau

5.1.3 Ermittlung des Schallabsorptionsgrades von der flächenspezifischen Masse g’ [kg/m2] ab-
im Prüfstand (Hallraum) hängig und steigt mit der Frequenz f [Hz] an.
Eine Abweichung von diesem Verhalten (reso-
Der frequenzabhängige Schallabsorptions- nanzartiger Einbruch der Luftschalldämmung)
grad αs der auf dem Boden des Prüfraumes (Hall- tritt auf, wenn das Bauteil durch eine auftreffende
raum) aufgebrachten, im Allgemeinen ca. 10 m2 Schallwelle, deren Wellenlänge mit der Biege-
großen, randdicht durch eine Verbretterung oder wellenlänge der Wand übereinstimmt, angeregt
mit Kantprofilen eingefassten Probe (siehe wird. Dieser Spuranpassungseffekt tritt bei Stahl-
Abb. 5.2) wird ermittelt über Nachhallzeitmes- blechwänden im Allgemeinen im oberen Dar-
sungen im Hallraum, die mit und ohne Prüfling stellungsbereich der über der Frequenz aufge-
erfolgen. Der Schallabsorptionsgrad ergibt sich tragenen Dämmkurve auf. Die Schalldämmung
in vereinfachter Darstellung zu: steigt oberhalb der Spuranpassungs-(Grenz-)
absorbierte Schallenergie Frequenz fg wieder an.
αs = ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
auftreffende Schallenergie
5.1.4.2 Abstimmungsfrequenz
Die Ergebnisse für den Schallabsorptionsgrad Zweischalige Wände/Dächer können nähe-
können dann z. B. unmittelbar verwendet wer- rungsweise als Masse-Feder-Masse-Systeme be-
den, um aus Arbeitsschutzgründen den Lärmpe- trachtet werden. Die Schalen sind dabei nicht
gel in einer Halle abzusenken. Dies kann durch nur über die weiche Feder (Luftschicht, Dämm-
Schall absorbierende Außenbauteile, wie z. B. schicht) verbunden, sondern auch über starre
Akustikprofile mit Lochung (bei Bauten mittlerer Verbindungsbauteile (Stege, statisch erforderliche
Höhe meist nur Dächer, bei hohen Bauten auch Bauteile u. dgl.) zwangsgekoppelt. Solche zwei-
Wandbereiche > 2 m über Boden), geschehen. schaligen Bauteilkonstruktionen zeichnen sich
Bei handelsüblichen Konstruktionen von durch eine System-Koppelschwingung (Abstim-
Industriehallenwänden und -dachaufbauten mit mungsfrequenz fg) aus. Die Abstimmungsfre-
Akustikprofilen werden mittlere Schallabsorp- quenz liegt bei ausgeführten Stahlblechwänden/
tionsgrade von -dächern häufig im unteren Bereich zwischen
αs = ca. 0,6 bis 0,9 80 Hz und 125 Hz und führt hier im Vergleich zu
nachgewiesen. αs = 1,0 würde bedeuten, dass gleich schweren einschaligen Konstruktionen
die Energie aller auf das Bauteil auftreffenden zu einem Schalldämmungseinbruch (siehe Abb.
Schallwellen vollständig absorbiert wird. 5.3). Je größer die flächenspezifische Masse der
Einzelbauteile (Innen-/Außenschalen) ist bzw.
je größer der Schalenabstand gewählt wird, um-
5.1.4 Merkmale der Schalldämmkurven von so kleiner ist die Abstimmungsfrequenz.
Wänden und Dächern aus Stahl
5.1.4.3 Stehende Wellen
5.1.4.1 Biegewellen/Spuranpassung Bei üblichen Schalenabständen zweischaliger
Die Luftschalldämmung einschaliger Stahl- Wand-/Dachaufbauten zwischen ca. 10 cm und
blechwände/-dächer ist wie auch die Schalldäm- 20 cm können insbesondere dann, wenn der
mung anderer einschaliger Bauteile grundsätzlich Hohlraum zwischen den Schalen nicht mit geeig-
neten Materialien, z. B. Mineralwollplatten, aus-
gefüllt ist, im Frequenzbereich ab ca. 1.000 Hz
resonanzartige Dämmungseinbrüche auftreten
(siehe Abb. 5.3).

5.1.4.4 Resonanzeffekte bei


mehrschichtigen zwangsgekoppelten
Wand-/Dachaufbauten
Als typische Vertreter solcher Produktauf-
bauten können hochwertige wärmedämmende
Systeme betrachtet werden, bei denen Stahlblech-
innenschale und -außenschale durch Hartschäu-
me, z.B. PUR-Schaum, vollflächig miteinander ver-
bunden (verklebt) sind, so genannte Sandwich-
elemente. Dabei treten sehr breitbandige, reso-
Abb. 5.2: Prüfaufbau zur Messung der Schallabsorption nanzbedingte Dämmungseinbrüche auf, deren
(Montagezustand) Zentren zwischen ca. 670 Hz (bei Prüflingsdicken

49
Dokumentation 588

60 60

50 50
Schalldämmmaß R’ [dB]

Schalldämmmaß R’ [dB]
40 Bezugskurve
40 R
30
30
20

Bezugskurve nach ISO 717 20


10
R

0 10
0 63 125 250 500 1.000 2.000 4.000 0 125 250 500 1.000 2.000
Frequenz f [Hz] Frequenz f [Hz]

Abb. 5.3: Frequenzabhängige Messkurve des Schalldämm- Abb. 5.4: Frequenzabhängige Messkurve des Schalldämm-
maßes R’ einer Kassettenwand maßes R’ einer Sandwichwand

von ca. 150 mm) und ca. 1.450 Hz (bei Prüflings- 5.1.4.7 Schalldämmung zwei- und
dicken von ca. 40 mm) angesetzt werden können mehrschaliger Wand-/Dachaufbauten
(siehe Abb. 5.4). Vergleichbare Dämmungsein- Akustisch zweischalige Wand-/Dachaufbau-
brüche treten auf bei Fassadenwärmedämmmaß- ten zeichnen sich im Vergleich zu gleich schwe-
nahmen, bei denen Hartschaumplatten auf ren einschaligen Konstruktionen im Bereich
Wände gebracht und anschließend verputzt oberhalb der Abstimmungsfrequenz durch eine
werden. wesentlich höhere Luftschalldämmung (steilere
Dämmkurve) aus. Dies ist ein Vorteil, den man
5.1.4.5 Zusatzmassen auf vergleichsweise auch bei zweischaligen Haus-
mehrschaligen Dächern trennwänden nutzt. Bedeutsam ist insbesondere
Durch Aufbringen von Zusatzmassen, z. B. der Vorteil, der sich aus der kostengünstigeren
Kiesschüttungen, auf mehrschaligen Dächern Unterkonstruktion bei leichten Außenbauteilen
kann, wie mehrfach festgestellt wurde, zwar die von Hallen ergibt.
Luftschalldämmung der im unteren Frequenz- Bei der Planung der Sanierung von älteren
bereich akustisch einschalig wirkenden mehr- Industriehallenwänden wird gelegentlich ver-
schaligen Dachhaut erhöht werden (Massenge- sucht, die Standzeit der durch Wettereinflüsse
setz). Gleichzeitig ist jedoch zu beobachten, dass angegriffenen Außenschale einer zweischaligen
die aufgebrachte Zusatzmasse im oberen Fre- Wand durch Vorsetzen einer zusätzlichen Trapez-
quenzbereich eher eine Minderung der Schall- profilschale zu verlängern. Darüber hinaus wird
dämmung herbeiführt. Dies kann z. B. dadurch bei dieser Maßnahme häufig erwartet, dass eine
erklärt werden, dass sich die resultierende Feder- Erhöhung der Schalldämmung auftritt. Dies ist
steife des Dämmschichtaufbaus durch die Zu- jedoch – wie Versuche erwiesen haben – bei der
satzmasse ungünstig verändert. Schalldämmung nicht der Fall. Eher tritt eine
geringe Verschlechterung um 1 bis 2 dB ein.
5.1.4.6 Entdröhnung
Günstig auf die Luftschalldämmung wirken
sich Entdröhnungsmassen (Masseerhöhung und
Biegewellenbedämpfung) aus, die gelegentlich 5.2 Schalltechnische Eigenschaften
auf die dem Hohlraum zugewandte Seite von
Wandschalen aufgetragen werden. 5.2.1 Wandkonstruktionen –
Schalldämmung

Im Folgenden sind die Einflüsse verschiede-


ner Parameter auf die Schalldämmeigenschaften
erläutert.

50
Schallschutz im Stahlleichtbau

5.2.1.1 Einschalige, ungedämmte Kassettenwand mit vertikaler


Trapezprofilwand Trapezprofilschale:
Gemäß VDI-Richtlinie 2571 erreicht eine ein-
Raumgewicht Rw [dB]
schalige, ungedämmte Trapezprofilwand mit
einer Blechdicke von 1 mm und einem Flächen-
15 kg/m3 40
gewicht von 11 kg/m2 ein bewertetes Schall-
55 kg/m3 43
dämmmaß von
R’w = 25 dB.
Kassettenwand mit vertikaler Distanzkonstruk-
5.2.1.2 Kassettenwände tion und horizontaler Welle:
Die nachfolgend aufgeführten Werte gelten,
Raumgewicht Rw [dB]
soweit im Folgenden nichts anderes ausgeführt
ist, für Kassettenwände mit einer Kassetten-
15 kg/m3 43
schale, die in ganzer Profiltiefe mit Mineralfaser-
55 kg/m3 42
dämmstoff mit einem Raumgewicht (RG) von
55 kg/m2 ausgefüllt ist. Als Außenschale dient ein
Stahltrapezprofil. Dieses ist von den Kassetten- Die o. a. Tabellen zeigen, dass die Schall-
stegen durch einen dazwischen liegenden dämmwerte sowohl vom Raumgewicht der Mine-
Trennstreifen thermisch getrennt. ralfaserdämmung als auch von der Konstruktions-
art beeinflusst werden. In dem betrachteten Be-
5.2.1.2.1 Dämmschichtdicke reich von 15 kg/m3 bis 55 kg/m3 Raumgewicht
Eine Variation der Kassettenhöhe bei gleich- können bei einer Kassettenwand ohne Distanz-
zeitiger Volldämmung der Kassetten ergibt die konstruktion durch Erhöhung des Raumgewichts
unten angegebenen bewerteten Schalldämm- bei gleicher Dämmstoffdicke 3 dB gewonnen
maße (siehe IFBS 4.06): werden, dies geschieht durch eine deutliche Ver-
besserung der Dämmeigenschaften ab einer Fre-
quenz von ca. 250 Hz. Bei einer Kassettenwand
Dämmschichtdicke Rw [dB] mit Distanzkonstruktion erhält man hingegen
auch mit einer leichten Dämmung einen besseren
100 mm 40 Rw-Wert als ohne Distanzkonstruktion. Für beide
130 mm 43 Dämmstoffgewichte ergeben sich im Fall mit
160 mm 44 Distanzkonstruktion identische Messergebnisse
(eine genauere Betrachtung des Messergebnis-
ses zeigt, dass es sich hier um einen guten 42-dB-
Eine Vergrößerung der Kassetten- und Wert und einen schlechten 43-dB-Wert handelt,
Dämmschichthöhe bewirkt keine stetige Ver- das Messergebnis liegt somit im Rahmen der
besserung der Schalldämmeigenschaften. Ab ei- Messgenauigkeit).
ner bestimmten Konstruktionsdicke ist die Leis-
tungsmöglichkeit eines Kassettenwandsystems 5.2.1.2.3 Werkstoffeinfluss
ausgeschöpft. Im vorliegenden Fall liegt diese Neben dem Eigenwicht der Dämmung hat
Dicke bei ca. 130 mm. Eine weitere Erhöhung auch das Eigenwicht/Material der Außenschale
auf 160 mm bewirkt nur noch eine Steigerung einen Einfluss auf die schalltechnischen Eigen-
um 1 dB. Ein Unterschied im bewerteten Schall- schaften der Konstruktion. Dargestellt werden
dämmmaß von 1 dB kann vom Menschen nicht Konstruktionen mit horizontalen Stahlwellprofi-
mehr wahrgenommen werden und liegt außer- len und Aluminiumwellprofilen auf vertikalen
dem im Rahmen der Messgenauigkeit. Distanzkonstruktionen und mit Kassetteninnen-
schale, jeweils mit zwei unterschiedlichen
5.2.1.2.2 Erhöhung des Konstruktions- Raumgewichten der Wärmedämmung.
eigengewichts – Raumgewicht der Wärme-
dämmung
Kassettenwandaufbauten mit 130 mm dicken Wellprofil Raumgewicht Rw ∆Rw
Mineralfaserdämmplatten mit unterschiedlichem Mineralfaser [dB] [dB]
Raumgewicht, einerseits mit vertikaler Trapez-
Stahl 55 kg/m3 42
profilschale ohne Distanzkonstruktion und an-
Aluminium 55 kg/m3 39 3
dererseits mit vertikaler Distanzkonstruktion
Stahl 15 kg/m3 43
und horizontaler Wellprofilschale, besitzen die
Aluminium 15 kg/m3 39 4
folgenden Eigenschaften:

51
Dokumentation 588

Die Ergebnisse zeigen, wie schon zuvor be- medämmung angeordnet sein. Die Dampfsperre
schrieben, keine Abhängigkeit von dem Dämm- wird kassettenweise eingebaut und an den Kas-
stoffgewicht. Der Einfluss des Materials der Au- settenstegen befestigt. Hierdurch wird verhin-
ßenschale ist jedoch erheblich. Bei Einsatz von dert, dass die Dampfsperre vom warmen Innen-
Bauelementen aus Stahlblech können, bei sonst bereich in den kalten Außenbereich geführt wird,
identischer Konstruktion, um 3 bis 4 dB höhere da dies zu bauphysikalischen Problemen führen
Schalldämmmaße erzielt werden als mit Bauele- könnte. An den Stößen der Kassetten ist darauf
menten aus Aluminium. Angesichts des logarith- zu achten, dass die Dampfsperre in horizontaler
mischen Maßstabes des Schalldruckpegels ist eine und vertikaler Richtung durchgehend ausgebildet
Erhöhung des Schalldämmwertes um 3 dB gleich- wird.
zusetzen mit einer Halbierung der Anzahl der Im Folgenden werden die Eigenschaften von
Schallquellen. Kassetten mit einem maximalen und einem mini-
malen Lochanteil aufgeführt, um den Einfluss
dieses Parameters darzustellen. Die verschiede-
5.2.2 Wandkonstruktionen – nen Einflussgrößen werden im Folgenden näher
Schallabsorption erläutert.

5.2.2.1 Kassettenwände 5.2.2.1.1 Kassettenhöhe


Die Schallabsorptionsfähigkeit einer norma- Bei Volldämmung der Kassetten (jeweils mit
len Kassettenwand, ohne Akustiklochung, ist 30 mm glasvlieskaschierter Mineralfaserplatte hin-
sehr gering. Der Schallabsorptionsgrad liegt hier ter der Lochung) und einem Lochanteil von 14%,
zwischen 0 und 0,3. Zur Verbesserung der Schall- erzielt man für Kassettenhöhen von 100 mm,
absorptionsfähigkeit werden daher Kassettenpro- 130 mm und 160 mm (Typ 4 a, 5 a, 6 a) die
file mit Lochung angeboten. Dies führt jedoch in Abb. 5.5 dargestellten Schallabsorptions-
gleichzeitig zu einer Verschlechterung der Schall- kurven.
dämmeigenschaften der Konstruktion. Die Kurven zeigen einen sehr ähnlichen Ver-
Bei Akustik-Kassettenwänden muss wegen lauf. Lediglich im Bereich von ca. 250 Hz und
der Lochung der Kassetten die Dichtheit der über 1.000 Hz gibt es geringe Unterschiede.
Wand durch den Einbau einer Dampfsperre her-
gestellt werden. Diese Dampfsperre muss bei 5.2.2.1.2 Einfluss des Lochanteils
Wänden zwischen Schallschluckplatte und Wär- Eine Variation der Kassettenhöhe ergibt die
unten angegebenen bewerteten Schalldämm-
maße sowohl für einen geringen Lochanteil von
14% an der Kassettenfläche als auch für einen
Abb. 5.5: Einfluss der Kassettenhöhe auf den Schall- Lochanteil von 28%.
absorptionsgrad αs bei Kassettenwänden

1,00 Gesamt- Lochanteil Rw ∆Rw


Dämmschichtdicke [dB] [dB]

0,80 Ungelocht 40
100 mm
Schallabsorptionsgrad αs

14% 35 5
0,60
Ungelocht 43
130 mm
0,40 28% 36 7

Wandtyp 4 a Ungelocht 44
0,20 Wandtyp 5 a 160 mm
Wandtyp 6 a
14% 39 5

0,00
100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000 Ein Lochanteil von 14% bewirkt eine Ab-
125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000 senkung des bewerteten Schalldämmmaßes um
Frequenz [Hz] ca. 5 dB gegenüber einer ungelochten Kassette.
Ein Lochanteil von 28% führt schon zu einer

52
Schallschutz im Stahlleichtbau

Verringerung von ca. 7 dB. Die Steigerung des


Schalldämmmaßes Rw in Abhängigkeit von der 1,00
Dämmstoffdicke ist ähnlich der bei ungelochten
Profilen, eine Erhöhung von 100 mm auf 160 mm
bringt in beiden Fällen einen Gewinn von 4 dB. 0,80

Schallabsorptionsgrad αs
Die Werte für die Schallabsorption für Kas-
setten von 130 mm Höhe mit einem Lochanteil
von 14% (Wandtyp 5 a) bzw. 28% (Wandtyp 5 b) 0,60
können der Abb. 5.6 entnommen werden.
Bei Kassettenwänden hat der Lochanteil in
0,40
dem auf dem Markt erhältlichen Bereich von 14%
bis 28% keinen nennenswerten Einfluss auf die
Schallabsorptionsfähigkeit der Wand.
0,20 Wandtyp 5 a
Wandtyp 5 b
5.2.2.1.3 Eigengewicht der Dämmung
An Kassettenwänden mit einer Kassetten- 0,00
höhe von 130 mm und einem Lochanteil von 100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000
28 % wird der Einfluss des Dämmstoffeigenge- 125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000
wichts verdeutlicht. Hierzu wird ein Aufbau mit Frequenz [Hz]
einer Dämmung mit hohem Raumgewicht einem
Aufbau mit einer Dämmung mit geringem Raum-
gewicht gegenübergestellt (100 mm mit RG = Abb. 5.6: Einfluss des Lochanteils von Akustikprofilen auf
55 kg/m3/15 kg/m3 und 30 mm Akustikplatte mit den Schallabsorptionsgrad αs bei Kassettenwänden
RG = 50 kg/m3/20 kg/m3) (Typ 5 b, 5 d). Außer-
dem wird gezeigt, ob für die Schallabsorptions-
fähigkeit das Gewicht der Dämmung insgesamt
(siehe Wandtyp 5 b – schwere Dämmung, 5 d – 1,00
leichte Dämmung), das der überwiegenden
Wanddämmung (100 mm mit RG = 15 kg/m3,
bei einer Schallschluckplatte mit RG = 50 kg/m3) 0,80
Schallabsorptionsgrad αs

(Typ 5 e) oder nur das der Schallschluckplatte


von Bedeutung ist (Wärmedämmung 100 mm
mit RG = 55 kg/m3, Schallschluckplatte RG = 0,60
20 kg/m3 ) (Typ 5 f).
Abb. 5.7 zeigt, dass im Frequenzbereich bis
0,40
300 Hz mit einer leichteren Dämmung eine deut-
liche Verbesserung des Schallabsorptionsgrades Wandtyp 5 b
zu erreichen ist. Ein ∆αs von 0,25 ist erzielbar. Wandtyp 5 d
0,20 Wandtyp 5 e
Die Kurvenverläufe zeigen, dass schon allein Wandtyp 5 f
ein kleineres Raumgewicht der Schallschluck-
platte eine deutliche Erhöhung von αs im unteren 0,00
Frequenzbereich bis 150 Hz bewirkt (Typ 5 f). 100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000
Eine ähnliche Schallabsorption kann nach den 125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000
Messergebnissen auch mit einer leichten Däm- Frequenz [Hz]
mung in 100 mm Dicke bei Verlusten im nieder-
frequenten Bereich erzielt werden (Typ 5 e).
Bei einer Akustik-Kassettenwand ist je nach Abb. 5.7: Einfluss des Eigengewichts der Dämmung auf
Rahmenbedingung zwischen den Anforderungen den Schallabsorptionsgrad αs bei Kassettenwänden
für Schalldämmung und Schallabsorption abzu-
wägen. Ein hohes Raumgewicht der Dämmung
ist für die Schalldämmeigenschaften positiv, für 5.2.2.1.4 Lage der Dampfsperre
die Schallabsorption ist der Einfluss je nach Fre- Den Einfluss der Lage der Dampfsperre zeigt
quenzbereich unterschiedlich. Abb. 5.8. Bei Wandtyp 5 c liegt die Dampfsperre
direkt hinter der Kassettenlochung. Bei Wand-
typ 5 b liegt die Dampfsperre wie bei allen an-
deren Wandaufbauten zwischen Schallschluck-
platte und Wärmedämmung.

53
Dokumentation 588

5.2.3.2.1 Art der Wärmedämmung


1,00 Die folgenden Ergebnisse gelten für Dachauf-
bauten mit tragenden Trapezprofilen verschie-
dener Profilhöhe und einer Mineralfaserdäm-
0,80 mung mit einem Raumgewicht von 140 kg/m3
Schallabsorptionsgrad αs

bzw. einer Polystyroldämmung mit einem Raum-


gewicht von 20 kg/m3, PS 20 SE.
0,60

Dämmschicht Rw [dB]
0,40
Mineralfaser 37–39
Polystyrol 31–34
0,20 Wandtyp 5 b
Wandtyp 5 c
Die Wahl des Dämmstoffes erbringt bei
0,00 Verwendung von Mineralfaserprodukten eine
100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000 Verbesserung von bis zu 6 dB gegenüber Poly-
125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000 styrol, unter Berücksichtigung der geprüften
Frequenz [Hz] Raumgewichte. Dies bedeutet wiederum, dass
mit einer Mineralfaserdämmung, bei sonst
gleicher Konstruktion, die rechnerische Anzahl
Abb. 5.8: Einfluss der Lage der Dampfsperre auf den der Schallquellen auf ein Viertel und die gehörte
Schallabsorptionsgrad αs bei Kassettenwänden Lautstärke um ca. die Hälfte reduziert werden
kann.

Ab ca. 300 Hz zeigt der Kurvenverlauf, dass 5.2.3.2.2 Einfluss der Dampfsperre
durch die Dampfsperre hinter der Lochung Ver- Alle zuvor beschriebenen Dachkonstruktio-
schlechterungen der Schallabsorptionsfähigkeit nen besaßen eine Dampfsperre aus PE-Folie in
um ∆αs von 0,1 bis 0,3 eintreten. Dieser Einbau einer Dicke von 0,25 mm. Bei dem folgenden
der Dampfsperre ist bauakustisch gesehen falsch. Dachaufbau ist die PE-Folie durch eine Bitumen-
Die auftreffenden Schallwellen werden an der schweißbahn (G200 S4 Al 01) ersetzt worden.
Dampfsperrfolie reflektiert und können nicht in
dem erforderlichen Maße in der Mineralwolldäm-
mung abgebaut werden. Die gewünschte schall- Dampfsperre Rw
technische Leistung kann wegen der falschen
Dampfsperrlage nicht voll erreicht werden. PE-Folie 37 dB
G200 S4 Al 01 41 dB

5.2.3 Dachkonstruktionen – Allein durch die Verwendung von Bitumen-


Schalldämmung schweißbahnen und die damit verbundene Er-
höhung der Masse kann die Schallabsorptionsfä-
5.2.3.1 Einschalige, ungedämmte higkeit einer Dachkonstruktion deutlich gestei-
Stahltrapezprofildächer – Dachdeckung gert werden. Im vorliegenden Fall lässt sich der
Gemäß VDI-Richtlinie 2571 erreicht eine Rw-Wert um 4 dB verbessern.
Dachdeckung mit einer Blechdicke von 1 mm
und einem Flächengewicht von 11 kg/m2 ein 5.2.3.3 Zweischaliges, nicht belüftetes,
bewertetes Schalldämmmaß von wärmegedämmtes Stahltrapezprofildach
R’w = 25 dB. Die folgenden Ergebnisse gelten für Dachauf-
bauten, bestehend aus einem tragenden Stahl-
5.2.3.2 Einschaliges, oberseitig trapezprofil mit 160 mm Profilhöhe, 120 mm
wärmegedämmtes Stahltrapezprofildach Mineralfaserdämmung und einer Stahltrapez-
Die folgenden Dachaufbauten bestehen, so- außenschale mit 35 mm Höhe auf Z-Profilen.
weit im Folgenden nichts anderes ausgeführt ist,
jeweils aus einem tragenden Stahltrapezprofil mit
aufliegender Dampfsperrfolie, 120 mm Wärme-
dämmung und einer Dichtungsbahn aus PVC-
Folie in einer Dicke von 1,5 mm.

54
Schallschutz im Stahlleichtbau

5.2.3.3.1 Raumgewicht
Lochanteil Rw ∆Rw Dämmstoff
der Wärmedämmung
[dB] [dB]
Eine Variation des Dämmstoffeigenge-
wichts mit Mineralfaserdämmungen mit einem
Ungelocht 39 Mineralfaser
Raumgewicht von 30 kg/m3 und 50 kg/m3 hat
keinen Einfluss auf die Schalldämmeigenschaf-
14% 36 3 Mineralfaser
ten der Konstruktion.
19% 37 2 Mineralfaser
Raumgewicht Rw [dB]
Ungelocht 34 Polystyrol
30 kg/m3 43
50 kg/m3 43 14% 28 6 Polystyrol

19% 28 6 Polystyrol
5.2.4 Dachkonstruktionen – Schallabsorption

Zur Verbesserung der Schallabsorptionsfähig- Schallanteil von der Mineralfaserdämmung bes-


keit werden wie die Kassettenprofile auch die ser absorbiert wird als von Polystyrol. Ein Ein-
Trapezprofile mit Lochung angeboten. Die fol- fluss der unterschiedlichen Lochanteile ist im
genden Werte gelten für Trapezprofile mit den Gegensatz zur Wand bei den untersuchten Loch-
am Markt erhältlichen maximalen und mini- bildern nicht vorhanden.
malen Lochanteilen.
5.2.4.1.2 Art der Wärmedämmung
5.2.4.1 Einschaliges, oberseitig wärme- Dargestellt sind die Schalldämmwerte so-
gedämmtes Akustik-Stahltrapezprofildach wohl für eine Mineralfaserdämmung mit RG =
Die bewerteten Dachaufbauten bestehen, so- 140 kg/m3 als auch für eine Polystyroldämmung
weit im Folgenden nichts anderes ausgeführt ist, mit RG = 20 kg/m3, PS 20 SE, für die o. a. Loch-
jeweils aus einem tragenden Stahltrapezprofil mit anteile:
160 mm Höhe mit aufliegender Dampfsperrfolie,
120 mm Wärmedämmung und einer Dichtungs-
Dämmschicht Rw [dB]
bahn aus PVC-Folie in einer Dicke von 1,5 mm.
In die Gurte sind vlieskaschierte Schallschluck-
Mineralfaser 36–37
elemente mit einem Raumgewicht von 20 kg/m3
Polystyrol 28
eingelegt.
An Profilen mit einer Trapezprofilhöhe von
135 mm wird im Folgenden der Einfluss des Loch- Die Wahl des Dämmstoffes erbringt bei Ver-
anteils bei unterschiedlichen Wärmedämmungen wendung von Mineralfaserprodukten eine Ver-
dargestellt. Bei diesen Profilen sind die Stege ge- besserung von 8 bis 9 dB gegenüber Polystyrol,
locht. Die Lochung wird zum Zwecke der Schall- unter Berücksichtigung der geprüften Raumge-
absorption mit vlieskaschierten Mineralfaser- wichte. Dies zeigt, dass die Akustik-Dachaufbau-
dämmstreifen hinterlegt. Die Trapezprofile be- ten noch sensitiver gegenüber dem Dämmmate-
sitzen einen marktüblichen minimalen (14%) rial sind als die ungelochten Konstruktionen, die
und maximalen (19%) Lochanteil. nur einen Unterschied von 5 bis 6 dB erbringen.

5.2.4.1.1 Einfluss des Lochanteils 5.2.4.1.3 Lochanteil und Art der


auf die Schalldämmung Wärmedämmung
Die Lochung führt wie bei Wandkonstruk- Konstruktionen mit Mineralfaserdämmung
tionen zu einer Verschlechterung der Schall- mit RG = 140 kg/m3 (Typ 4 M, 5 M) als auch mit
dämmeigenschaften. Es ist zusätzlich eine Ab- Polystyroldämmung mit RG = 20 kg/m3, PS 20 SE
hängigkeit vom verwendeten Dämmmaterial (Typ 4 P, 5 P), sind in Abb. 5.9 aufgeführt. Typ 4
festzustellen. Die Lochung bewirkt im Fall von besitzt 19% Lochanteil, Typ 5 besitzt 14% Loch-
Mineralfaserdämmung eine Absenkung des Rw- anteil.
Wertes um 2 bis 3 dB, im Fall von Polystyrol hin-
gegen um 6 dB. Hier wirkt sich aus, dass der
durch die Lochung und durch die Schallschluck-
platte hindurchgehende, noch nicht absorbierte

55
Dokumentation 588

Die Verwendung von Mineralfaser anstelle


1,00 von Polystyrol macht sich in der Schallabsorp-
tionskurve nur geringfügig bemerkbar. Mit Mine-
ralfaser ist αs um maximal 0,1 zu verbessern, bei
0,80 sonst gleichen Bedingungen. Dies ist darin be-
Schallabsorptionsgrad αs

gründet, dass die Absorption durch die in die


Gurte eingelegten Mineralfaser-Schallschluckele-
0,60 mente erfolgt und nur der dann noch nicht ab-
sorbierte Anteil des Schalls, der auf die Dach-
dämmung trifft, von dieser entweder reflektiert
0,40
oder weiter absorbiert wird.
Dachtyp 4 M
Dachtyp 4 P 5.2.4.1.4 Einfluss der Dampfsperre
0,20 Dachtyp 5 M
Dachtyp 5 P Der Dachaufbau entspricht dem zuvor be-
schriebenen Typ 4 M unter Verwendung einer
0,00 Bitumenschweißbahn (G200 S4 Al 01 – Typ
100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000 6 M) anstelle einer PE-Folie.
125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000 Die Bitumenschweißbahn verschlechtert
Frequenz [Hz] die Schallabsorption bis zu einer Frequenz von
ca. 1.500 Hz um bis zu αs = 0,2. Die Bitumen-
schweißbahn bildet in diesem Aufbau eine
Abb. 5.9: Einfluss des Lochanteils und der Art der schwere und starre Schallreflexionsschicht über
Dämmung auf den Schallabsorptionsgrad αs bei Dach- den Gurten, so dass der weitere Dachaufbau mit
konstruktionen der darüber liegenden Dämmung keinen weite-
ren Schall absorbieren kann (Abb. 5.10).
Der höhere Lochanteil verbessert den αs-
Wert ab einer Frequenz von 500 Hz um ca. 0,2.
Dieser Effekt ist unabhängig vom verwendeten 5.2.5 Sandwichelemente
Dämmmaterial. Auf den niederfrequenten Bereich
hat der Lochanteil keinen Einfluss. Bei Trapez- Das Schalldämmvermögen einer Konstruk-
profilen in Dachkonstruktionen hat die Variation tion verbessert sich mit zunehmendem Eigenge-
des Lochanteils somit einen größeren Einfluss wicht. Da Sandwichelemente schalltechnisch ge-
als bei Akustik-Kassettenprofilen. sehen wie einschalige Bauteile wirken, hat die
Dicke eines Sandwichelementes keinen Einfluss
Abb. 5.10: Einfluss der Art der Dampfsperre auf den auf das Schalldämmmaß. Wegen des geringen
Schallabsorptionsgrad αs bei Dachkonstruktionen Eigengewichts von PUR-Schaum besitzen alle
PUR-Sandwichelemente somit einheitlich ein be-
wertetes Schalldämmmaß von R’w = 25–26 dB.
1,00 Dies ist durch Messungen nachgewiesen worden.
Dieser Wert liegt, bezogen auf das Flächenge-
wicht und verglichen mit anderen Bauelementen,
0,80 recht günstig und ist für den Einsatz im Industrie-
Schallabsorptionsgrad αs

bau im Allgemeinen ausreichend. Sandwichele-


mente mit Mineralwollkern besitzen wegen des
0,60 höheren Eigengewichts der Mineralwolle und so-
mit wegen des höheren Flächengewichtes des
gesamten Elementes ein bewertetes Schalldämm-
0,40
maß von R’w = 28–31 dB. Bei den Prüfergebnis-
sen für Sandwichelemente ist darauf zu achten,
in welchem Prüfstand das Element geprüft wor-
0,20 Dachtyp 4 M
Dachtyp 6 M den ist. Vorgeschrieben ist ein Wandprüfstand
(ca. 10 m2 ). Prüfungen an Fensterprüfständen
0,00 (ca. 2–3 m2) mit einer reduzierten Größe des
100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000 Prüflings führen zu Ergebnissen mit zu guten
125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000 Schalldämmwerten, die nicht realistisch sind.
Frequenz [Hz]

56
Schallschutz im Stahlleichtbau

5.2.6 Schlussbemerkung 5.3 Literatur


Konstruktionen des Stahlleichtbaus besitzen Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umweltein-
eine große Variationsbreite, um die spezifischen wirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräu-
schalltechnischen Anforderungen, die an ein sche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge
Gebäude gestellt werden, zu erfüllen. Ein Schall- (Bundes-Immissionsschutzgesetz – BImSchG), in
dämmmaß von 25 dB bis 57 dB ist erzielbar. der Fassung vom 14.05.1990 (BGBl. I S. 880),
Die Schallabsorptionsfähigkeit der entsprechend zuletzt geändert durch Gesetz vom 10.12.1990
optimierten Konstruktionen liegt in der Regel (BGBl. I S. 2634)
zwischen einem αs von 0,6 bis 0,9.
Die in diesem Beitrag vorgestellten schall- Sechste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum
technischen Werte resultieren aus einem kom- Bundes-Immissionsschutzgesetz, Technische An-
plexen Zusammenspiel der einzelnen Bauteil- leitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) vom
komponenten. Bei Variation mehrerer Parameter 26.08.98 (Gemeinsames Ministerialblatt 1998,
kann eine Konstruktion neue Eigenschaften er- Nr. 26, Seite 503 ff.)
halten, die sich aus den angeführten Abhängig-
keiten nicht ableiten lassen. Für ein detaillierte- IFBS 4.06,
res Studium der schalltechnischen Eigenschaf- Bauphysik, Schallschutz im Stahlleichtbau,
ten der Stahlleichtbaukonstruktionen einschließ- Ausgabe August 2003
lich der konstruktiven Aufbauten und Messkur-
venverläufe sei hier auf die IFBS-Fachinforma- VDI 2571,
tion 4.06, Bauphysik, Schallschutz im Stahl- Ausgabe August 1976,
leichtbau, verwiesen. „Schallabstrahlung von Industriebauten“

VDI 2570,
Ausgabe September 1980,
„Lärmminderung in Betrieben – allgemeine
Grundlagen“

DIN EN ISO 717-1,


„Bewertung der Schalldämmung in Gebäuden
und von Bauteilen, Teil 1: Luftschalldämmung“,
Deutsche Fassung ISO 717-1: 1996

57
Dokumentation 588

6 Konstruktion von Stahlleichtbauelementen


Dipl.-Ing. Hans Pöter

6.1 Grundlagen für das Konstruieren 6.1.2 Nachweise für dünnwandige Bauelemente
von Stahlleichtbauelementen Aufgrund der oben genannten Besonderhei-
6.1.1 Besonderheiten leichter ten sind zur Bemessung und Detaillierung leich-
Baukonstruktionen ter Baukonstruktionen außer den Tragfähigkeits-
nachweisen grundsätzlich auch die Gebrauchs-
Abweichend von den im Holz-, Massiv- oder fähigkeitsnachweise für die einzelnen Baukom-
allgemeinen Stahlhochbau bekannten Verhaltens- ponenten zu führen (Abb. 6.1).
weisen von Baustoffen und Bauteilen sind bei Die Nachweise für die Tragfähigkeit der
Leichtbaukonstruktionen einige Besonderheiten Konstruktion beinhalten Aussagen über die
gegeben, deren Beachtung bei der Konstruktion Standsicherheit der tragenden Bauteile sowie
und Ausführung maßgebend für ihre zuverläs- die Festigkeit und die Korrosionsbeständigkeit
sige Funktion ist. der eingesetzten Baustoffe.
Eine der Besonderheiten ist die Tendenz Demgegenüber beschäftigen sich die Nach-
dünnwandiger Bauteile zu großen Verformun- weise für die Gebrauchsfähigkeit mit den For-
gen, die insbesondere auch quer zu ihrer Trag- derungen an den Wärme- und Feuchteschutz
richtung auftreten können. Daher kommt dem und je nach Nutzung des Gebäudes auch mit
Erhalt der Querschnittsgeometrie unter Last eine den Anforderungen an den Brand- und den
zentrale Bedeutung zu. Schallschutz. Schließlich gehört zur Gebrauchs-
Des Weiteren verfügen Leichtbauelemente fähigkeit eines Gebäudes auch ein ansprechen-
über keine eigenen thermischen Kapazitäten, des optisches Erscheinungsbild, weswegen der
können also weder Wärme speichern noch diese Gestaltung sichtbarer Baukomponenten einige
später wieder abgeben. Sie sind auch nicht als Bedeutung zukommt.
Feuchtepuffer wirksam.
Schließlich verfügen sie über ein vergleichs-
weise geringes Schalldämmvermögen. 6.1.3 Bezeichnungen an Leichtbauteilen
Diese zunächst als Nachteile hervortreten- aus Stahl
den Eigenschaften sind jedoch durch überlegte
Konstruktionen beherrschbar. Die Bezeichnungen für die einzelnen Profil-
abschnitte von Leichtbauteilen aus Stahl lehnen
sich naturgemäß an die in DIN 18800 für den
Abb. 6.1: Nachweise für dünnwandige Bauelemente allgemeinen Stahlhochbau vorgegebenen Be-
zeichnungen an (Abb. 6.2 und 6.3). So spricht
man auch bei Stahltrapezprofilen und Stahlkas-
settenprofilen von Ober- und Untergurten so-
Festigkeit, Standfestigkeit wie Stegen. Als Sicken bezeichnet man die in
Tragfähigkeit Ober- und Untergurten sowie Stegen zur Erhö-
Korrosionsbeständigkeit hung der Tragfähigkeit des Querschnitts einge-
prägten längs verlaufenden Vertiefungen oder
Versetze. Entsprechend sind die Bezeichnungen
Wärmeschutz bei Sandwichelementen, wobei sich diese dann
jeweils auf die Deckschalen beziehen – Beispiel:
Feuchteschutz Ober- oder Untergurt und Steg der Stahltrapez-
profilierten Deckschale eines Dach-Sandwich-
Gebrauchsfähigkeit Brandschutz elementes.
Schließlich wird die Lage der Trapezprofile
Schallschutz aus Stahl (Abb. 6.4) als Positivlage bezeichnet,
wenn die Längsstöße der Profiltafeln direkt über
Gestaltung dem Auflager liegen. Demgegenüber spricht
man von Negativlage, wenn die Profiltafeln z. B.
als Deckung verwendet werden und die Längs-

58
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen

stöße nicht direkt über den Auflagern liegen.


In der Regel werden die Stahltrapezprofile so

Profilhöhe h
als Eindeckung verwendet.
Diese Definition unterscheidet sich grund- Obergurtsicke Stegsicke oder
legend von der, die bei Trapezprofilen aus Alu- Stegversatz
Obergurt
minium angewendet wird, hier sind die Lage-
bezeichnungen genau umgekehrt. Steg

6.1.4 Allgemeine Fachregeln – Stand der Technik Ebener Untergurt Abgekanteter


Längsrand Längsrand
Als Grundlage für die Konstruktion von Rippenbreite bR
Leichtbauelementen aus Stahl dienen Normen, Baubreite b
Richtlinien und Veröffentlichungen, wovon die Elementbreite
wichtigsten hier genannt werden.

DIN-Normen: Abb. 6.2: Bezeichnungen an Trapezprofilen nach DIN 18807-1


• DIN 18807, Teil 1–3
Trapezprofile im Hochbau, Stahltrapezprofile
• DIN 18516, Teil 1
Außenwandbekleidungen, hinterlüftet
Profilhöhe h

• DIN 18234
Baulicher Brandschutz im Industriebau, Stegsicke oder
Dachkonstruktionen Obergurt Stegversatz
• DIN 55928, Teil 8
Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Be-
schichtungen und Überzüge, Korrosionsschutz
von tragenden dünnwandigen Bauteilen Steg
• DIN 4108, Teil 1–7
Wärmeschutz im Hochbau
• DASt-Richtlinie 016 Untergurt Untergurtsicke
Bemessung und konstruktive Gestaltung von
Tragwerken aus dünnwandigen kaltgeform- Baubreite b
ten Bauteilen. Elementbreite

Regeln für Sandwichelemente:


• DIBt, Berlin Abb. 6.3: Bezeichnungen an Kassettenprofilen nach DIN 18807-1
Bauaufsichtliche Zulassungsbescheide des
Deutschen Instituts für Bautechnik für ver-
schiedene Hersteller
• prEN 14509
Selbst tragende Sandwich-Dämmplatten mit
Stahl Alu
beidseitiger Metalldeckschicht.
Negativ- Positiv-
Richtlinien:
lage lage
• Industrieverband für Bausysteme im Stahl-
leichtbau e. V.
• Deutsches Dachdeckerhandwerk – Flachdach-
richtlinien
• Fachregeln des Klempner-Handwerks (ZVSHK)
Positiv- Nicht
lage möglich
Dokumentationen und Merkblätter:
• Stahl-Informations-Zentrum, Düsseldorf

Technische Informationen:
• Schriften namhafter Hersteller
Abb. 6.4: Bezeichnung der Lage von Trapezprofilquerschnitten

59
Dokumentation 588

6.2 Konstruktion zur Erfüllung


• Eigenlasten nach DIN 1055-1
der Tragfähigkeit
• Regelschneelast nach DIN 1055-5 (DIN V EN 1991)
6.2.1 Forderungen an Konstruktion und Statik
• Schneeanhäufung nach LBO bzw. TGL 32 274
Alle Nachweise für die Tragfähigkeit der
• Windlast nach DIN 1055-4 (EN V 1991)
Konstruktion sowie deren Detaillierung müssen
grundsätzlich projektbezogen sein mit ausdrück- • Temperatur nach DIN 18807-3
licher Anpassung an die jeweils vorhandenen
• Wassersackbildung nach DIN 18807-3
Verhältnisse. Neben den statischen Nachweisen
sind Konstruktionspläne – Verlegepläne und
Details – vorzulegen, in denen alle Montagevor- Abb. 6.6: Lastannahmen
gänge enthalten und verständlich dargestellt
sind. Hierzu gehören insbesondere auch die elemente in den Gebäudeeck- und Randberei-
Auswahl und Lage der Verbindungselemente chen die erhöhten Windsoglasten bemessungs-
(Abb. 6.5) sowie der einzusetzenden Dichtele- bestimmend. Die Möglichkeit der Wassersack-
mente (Gebrauchsfähigkeit). bildung sollte konstruktiv ganz vermieden wer-
den. Zusatzlasten aus
• Zwischendecken
6.2.2 Lastannahmen • Rohrabhängungen
• Sanitäranlagen
Aufgrund des geringen Eigengewichtes von • Heizlüftern
Leichtkonstruktionen gewinnen die eingepräg- • Beleuchtungen
ten Lasten Wind, Schnee und Temperaturdiffe- • Kabeltrassen und anderem
renzen (Abb. 6.6) – anders als bei den herkömm- sind vorab mit dem Planer abzustimmen und
lichen Bauweisen, z. B. dem Massivbau – spür- bei der Bemessung zu berücksichtigen.
bar an Bedeutung. Neben den anzusetzenden Nicht zuletzt ist darauf zu achten, dass die
Schneelasten können Schneeanhäufungen das von den jeweiligen Herstellern für ihre Produkte
Trag- und Verformungsverhalten der Leichtbau- veröffentlichte Begehbarkeitsgrenze (Abb. 6.7)
elemente maßgebend beeinflussen. Das gilt ins- bei der Eindeckung mit Stahltrapezprofilen ein-
besondere auch für den Lastfall Temperatur, gehalten wird. Dies gilt im Hinblick auf die Erfül-
der beim Einsatz von Sandwichelementen für lung der Gebrauchsfähigkeit ausdrücklich auch
die Bemessung bestimmend sein kann. Darüber für die Deckschale zweischaliger Metalldächer.
hinaus sind für die Bemessung der Verbindungs-

Abb. 6.5: Kassettenwand – Befestigungsschema für die 6.2.3 Konstruktionsdetails nach DIN 18807-3
Außenschale (Quelle: Bauen mit Stahl e.V.)
Die Tragfähigkeit von dünnwandigen Bau-
teilen – z. B. von Stahltrapezprofilen – hängt
direkt ab vom Erhalt der jeweiligen Quer-
schnittsgeometrie. Jede Veränderung der Quer-
schnittsgeometrie beeinflusst das Tragverhalten
des Bauteils.
Da bei dünnwandigen Profilen nur die „mit-
tragenden Breiten“ – das heißt die Biegschultern
und die durch Sicken oder Versetze ausgesteif-
ten Gurt- und Stegpartien (Abb. 6.8) – zum Last-
abtrag direkt beitragen, dürfen diese Stellen nicht
durch Ausschnitte oder Bohrungen ohne zusätz-
liche aussteifende Maßnahmen geschwächt
werden. Bohrungen für Abhängungen werden
also nicht in Ober- oder Untergurten einge-
bracht, sondern in Stegmitte.
Zum andern haben seitlich ungestützte Rip-
pen von Stahltrapezprofilen unter Last die Nei-
gung, seitlich auszuweichen und dabei flacher
zu werden. Mit dem Abfall der Rippenhöhe wird

60
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen

Abb. 6.7: Bemessungstabelle mit Angabe der Grenzstützweite (Quelle: Hoesch Siegerlandwerke)

1. 2.

Abb. 6.8: 1. Kraftübertragung unter Biegung über die „mittragenden Breiten“


2. Anordnung von Abhängungen in Stegmitte – „neutrale Faser“

aber das Trag- und Verformungsverhalten des


Profils (Abb. 6.9) überproportional negativ be-
einflusst. Deshalb kommt der Sicherung des
Querschnittserhalts von Leichtbauprofilen eine
zentrale Bedeutung zu.
In DIN 18807 Teil 3 sind zahlreiche Hin- h = 4 cm W = W (q, L, l) h = 3 cm
weise und Skizzen enthalten, die alle dazu die-
nen, die Querschnittsgeometrie von Stahltrapez-
profilen, Stahlkassettenprofilen und Wellelemen- h3 = 64 cm3 h3 = 27 cm3
ten unter Lastabtrag zu erhalten.

Abb. 6.9: Überdurchschnittlicher Abfall des Tragvermögens


infolge Abflachung der Querschnittsgeometrie am Trapezprofil

61
Dokumentation 588

1 2

1 Profiltafel

2 Verbindungs-
element eL
eL ≤ 666 mm

Abb. 6.10: Befestigung und Längsrandausbildung nach DIN 18807-3

tN ≥ 1,0 mm

Dicht-
band
eR ≤ 333 mm

Randaussteifung durch Randaussteifungsblech

Abb. 6.11: Randaussteifung nach DIN 18807-3 mit nach unten gerichteter Abkantung

≥ 30 mm ≥4d
≥ 40 mm
≤ 10 d
≥ 20 mm
>3d

≥4d
≥ 40 mm
≤ 10 d

Abb. 6.12: Biegesteifer Stoß nach DIN 18807-3

62
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen

Das beginnt mit der Sicherung am Auflager,


die bei Stahltrapezprofilen an den Endauflagern
an jedem Untergurt erfolgt (Abb. 6.10). An den
Innenauflagern kann die Befestigung je nach tN, B
Lastaufkommen auch in jedem zweiten Unter- tN, TP
gurt durchgeführt werden. Dann folgt die Siche-
rung der Längsrandüberlappungen von Stahltra- Schnitt A-A
pezprofilen im Abstand von e ≤ 666 mm und für
Stahlkassettenprofile im Abstand von e ≤ 800 mm
bei Verlegung als tragende Dachunterschale und 1 3
e ≤ 1.000 mm als tragende Wandinnenschale. 6
Wellelemente werden wie Stahltrapezprofile 2
behandelt.
Am Rande von Verlegeflächen sind die A A
freien Längsränder von Stahltrapezprofilen und
Wellelementen ebenfalls gegen seitliches Aus-
weichen zu sichern. Dies geschieht z. B. durch 5
Lagerung und Befestigung auf Randträgern im
Abstand von e ≤ 666 mm. Wo keine Randauf-
lagen zur Verfügung stehen, können einfache
dünnwandige Randaussteifungswinkel angeord-
4
net werden, die mit den beiden Randobergurten
der Stahltrapezprofile im Abstand von e ≤ 333 mm 1 Trapezblech
verbunden werden. Der abgekantete Schenkel 2 Abdeckblech mindestens 600 mm x 600 mm,
des Randaussteifungswinkels (Abb. 6.11) kann mind. 1,13 mm dick (1.5 · tN, TP)
dabei sowohl nach oben als auch nach unten 3 Abdeckblech-Längsrand
weisen. 4 Abdeckblech-Querrand
Zur besseren Ausnutzung des Tragverhaltens 5 Am Querrand 2 Verbindungselemente im Obergurt,
von Stahltrapezprofilen können diese zu Mehr- je eines neben jedem überdeckten Steg
feldträgern zusammengefügt werden. Die Kopp- 6 Verbindungselemente am Längsrand
lung erfolgt in Form eines biegesteifen Stoßes Abstand: 120 mm
jeweils über einem Auflager (Abb. 6.12). Eine
Kopplung im Feld ist nicht erlaubt. Ebenso ist
die Ausbildung eines biegesteifen Stoßes bei
Stahlkassettenprofilen nicht möglich.
Öffnungen für Rohrdurchführungen (Abb. Abb. 6.13: Öffnung in der Verlegefläche nach DIN 18807-3
6.13 und 6.14) dürfen in eine tragende (nicht
durch zusätzliche Wechsel ausgesteifte) Schale
aus Stahltrapezprofilen in runder oder eckiger
Form eingebracht werden, wenn ihr Durchmes-
ser nicht größer ist als D = 300 mm und wenn
der Ausschnitt im Stahltrapezprofil mit einem
Versteifungsblech verstärkt wird. Das Ver-
steifungsblech hat eine Mindestdicke von min.
t = 1,5 · tN und ist so breit ausgelegt, dass es
nach jeder Seite zwei ungeschädigte Stege von
Stahltrapezprofilrippen überdeckt. Es wird um-
laufend und im Abstand von e < 120 mm mit
den Obergurten der überdeckten Rippen ver-
bunden.

Abb. 6.14: Öffnung in der Verlegefläche nach DIN 18807-3

63
Dokumentation 588

e < 500 mm

Abb. 6.15: Auswechslung für eine großformatige Öffnung in der Verlegefläche

Größere Öffnungen sind grundsätzlich mit 6.2.4 Besonderheiten bei


statisch nachgewiesenen Wechselprofilen Stahlkassettenprofilen
(Abb. 6.15) zu versehen, deren Bemessung im
Allgemeinen nach DASt-Richtlinie 016 erfolgen Im Gegensatz zu Stahltrapezprofilen verfü-
kann. Die Obergurte der Wechsel sollen den gen Kassetten (Abb. 6.16) über überbreite Unter-
Obergurt der Randrippe ganz überdecken und gurte und im Vergleich hierzu über schmale
entlang ihrem Längsrand über eine Abkantung Obergurte. Hierdurch bedingt reduzieren sich
verfügen. Sie werden zur Sicherung in ihrer die kraftübertragenden Zonen auf die Stege,
Lage und gegen Gurtbeulen im Abstand von die stegnahen Bereiche der Untergurte und die
e ≤ 500 mm mit den von ihnen überdeckten Obergurte. Daraus folgt, dass die Befestigung
Stahltrapezprofilobergurten verbunden. Ist diese der Kassetten auf der tragenden Unterkonstruk-
Voraussetzung erfüllt – wenn also die Verfor- tion in einem Abstand von nicht weiter als
mung um eine erzwungene Drehachse erfolgt –, e ≤ 75 mm erfolgen darf.
kann ein vereinfachter Nachweis mit Hilfe der Weitere Verbindungselemente am Auflager
Trägheits- und Widerstandsmomente um eine dienen der Lagesicherung des Untergurtes am
durch den Schwerpunkt gehende horizontale Auflager sowie der Komprimierung der an End-
Achse geführt werden. auflagern zur Herstellung der Luftdichtheit ein-
gebauten Dichtbänder (Gebrauchsfähigkeit).

WS
Profiltafel e ≤ 75 mm
Längsstoßdichtband
Stütze

e
Statisch wirksame Verbindungs-
elemente, e ≤ 75 mm

Konstruktive Verbindungselemente
nur im anliegenden Gurtteil

WS Dichtband beim Endauflager

Abb. 6.16: Befestigung von Kassetten nach DIN 18807-3 (A1 – Änderung)

64
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen

Anders als Stahltrapezprofile entfalten Stahl-


kassettenprofile ihre Tragfähigkeit erst in Ver-
bindung mit der Außenschale, die in der Regel
aus Stahltrapezprofilen oder in Einzelfällen auch
aus Wellelementen besteht. Diese sind in den
für jeden Kassettentyp festgelegten Abständen
kontinuierlich mit den Obergurten der Kassetten
verbunden. Werden die Elemente der Außen-
schale horizontal verlegt, so wird auf den Ober-
gurten der Kassetten zunächst eine Distanzkon-
struktion aus Z-, C- oder Hutprofilen (Abb. 6.17)
angeordnet, die ihrerseits die Aussteifung der
Kassettenobergurte übernehmen. Dementspre-
chend müssen die Abstände der Distanzprofile
in Anlehnung an die Angaben in den Tabellen
der Querschnitts- und Bemessungswerte statisch Abb. 6.17: Distanzkonstruktion auf Kassettenprofilen zur
nachgewiesen werden. Sie fallen in der Regel Aufnahme der Außenschale
geringer aus als die zulässigen Spannweiten der
Profile der Außenschale.
=0
6.2.5 Besonderheiten bei Sandwichelementen

Zunächst ist darauf zu achten, dass Lasten


aller Art – z. B. aus abgehängten Decken, Lüf-
tern, Rohrleitungen und Kabeltrassen – nicht
durch Einzelverschraubung in die Deckschalen
der Sandwichelemente eingeleitet werden dür-
fen. Des Weiteren tritt bei Sandwichelementen,
die als Mehrfeldträger verlegt werden, der Last- Außen Innen
fall Temperaturdifferenzen in den Vordergrund.
Aufgrund der Trennung zwischen der äußeren
=0
und der inneren Deckschale durch den Dämm-
kern kommt es bei Erwärmung der äußeren
Deckschale unter Sonneneinstrahlung zu deren Abb. 6.18: Zwängungen am Sandwichelement infolge
Längenausdehnung. Bei unterschiedlichen Tem- Temperaturverformung
peraturen zwischen innen und außen führt dies
beim Einfeldträger zu einer von inneren Kräf-
ten freien Längskrümmung des Elementes nach
außen. Sommer Winter
Wird das Element als Mehrfeldträger verlegt Außen Innen
und damit die Verformung jeweils am Zwischen- –20 °C +20 °C
auflager durch die Befestigung verhindert (Abb.
6.18), entstehen Zwängungskräfte, die zu erhöh-
ten Druckspannungen in der der Erwärmung
zugewandten Deckschale am Auflager führen. Außen Innen
Übersteigt die Druckspannung das Niveau der FG I: 55 °C 25 °C
„Knitterspannung“, kommt es zum Ausbeulen – FG II: 65 °C
„Knittern“ – der Deckschale in Elementquer- FG III: 80 °C
richtung. Die Gefahr ist umso größer, je dunk-
ler die Farbe der Außenschale ist und je höher
damit die Temperatur in der Außenschale wird. Abb. 6.19: Temperaturlastfall bei Sandwichelementen
Deshalb sind für als Mehrfeldträger verlegte
Sandwichelemente die statischen Nachweise
grundsätzlich auch für die Lastfälle „Tempera- drei Farbgruppen und damit drei unterschied-
tur im Sommer und Temperatur im Winter“ zu lich hohe Außentemperaturen (Abb. 6.19) zu
führen, wobei je nach Farbe der Außenschale berücksichtigen sind.

65
Dokumentation 588

6.2.6 Verbindungselemente

Als Verbindungselemente kommen Schrau-


ben, Setzbolzen und Niete zur Anwendung
(Abb. 6.20 und 6.21). Die Bemessung und ihre Verbindungselemente zur Verwendung bei
Konstruktionen mit „Kaltprofilen“ aus Stahlblech -
Einsatzmöglichkeiten sind in dem vom DIBt er- insbesondere mit Stahlprofiltafeln
lassenen und in der IFBS-Info 7.01 veröffentlich- DIBt - Zulassungsnummer Z-14.1-4
ten bauaufsichtlichen Zulassungsbescheid gere-
- Ausgabe Juni 2002 -
gelt. Besondere Beachtung ist dabei dem Ein-
fluss von Außermitten zu widmen und den sich
daraus ergebenden Abminderungen der zulässi-
gen Auszugskräfte. Aufgrund der „Weichheit“
der Querschnitte von Trapez-, Well- und Stahl-
kassettenprofilen dürfen am Auflager statisch
erforderliche Verbindungselemente, die die Zahl
zwei übersteigen, nur in Elementlängsrichtung
eingebracht werden. Bei einer Anordnung zwi- Industrieverband zur Förderung des Bauens mit Stahlblech e.V. 7.01
schen den beiden stegnahen Mindestbefestigun-
gen bleiben sie in ihrer Funktion wirkungslos Abb. 6.20: Bauaufsichtlicher Zulassungsbescheid
(Abb. 6.22). des DIBt für Verbindungselemente
Bei schwach profilierten Sandwichelemen-
ten ist die Besonderheit zu beachten, dass die
Anzahl der Befestigungselemente (in der Regel 6.2.7 Korrosionsschutz
bei mehr als drei Verbindungselementen) die Be-
messungsgrenzwerte für die Knitterspannungen Dünnwandige Konstruktionen aus Stahl er-
beeinflusst. Da die Art der Befestigung und die fordern in besonderer Weise einen Schutz ge-
Anzahl der Verbindungselemente in den Nach- gen Bewitterung, da sie im Falle fortschreiten-
weis der Sandwichelemente selbst mit eingehen, der Korrosion schnell ihre Tragfähigkeit ein-
dürfen in den Verlegeplänen nur diejenigen büßen können. Deshalb gehört zum Tragfähig-
Verbindungselemente und deren Anzahl ausge- keitsnachweis auch die verbindliche Festlegung
wiesen werden, die dem statischen Nachweis eines geeigneten Korrosionsschutzes, der in der
zugrunde gelegen haben. Regel aus einem im Bandbeschichtungsverfah-

Sandwich Sandwich Trapez Längsstöße Querstöße Typ des


Stahl-Unter- Holz-Unter- Stahl-Unter- Blech/Blech Blech/Blech Verbindungselementes
konstruktion konstruktion konstruktion

Form A

Abb. 6.21: Anwendungsbereiche der Verbindungselemente

66
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen

F Z, i = 0
0 < e ≤ bG/2
a in mm FZ, r
150 mm < b G ≤ 250 mm
0,5 · zul. FZ < 75 0,7 · zul. FZ

> 75 0,35 · zul. FZ

e a
F Z, i F Z, r
t I, N

bG bG

Abb. 6.22: Blatt 1 zum Zulassungsbescheid vom 25.07.90, Nr.: Z-14.1-4


Tabelle 1 – besondere Anwendungsfälle

ren aufgebrachten metallischen Überzug aus


Zink oder GALFAN® mit einer zusätzlichen • Ausbildung großer Biegeradien bei Kantteilen und Profiltafeln
Kunststoffbeschichtung oder aus GALVALUME® • Alle beschichteten Flächen sind belüftet und möglichst zugänglich
besteht. Welche Korrosionsschutzklasse jeweils • Ausbildung luftumspülter Tropfkanten bei der Konstruktion (Abb. 6.23)
zur Anwendung kommt, ist in DIN 18807-1 ge- • Kondensat und Oberflächenwasser müssen ungehindert abfließen können
regelt. Bei der Auslegung der Konstruktion ist • Fußverwahrungen sollten möglichst vermieden werden;
darüber hinaus auf eine Vielzahl von Einflüssen wenn erforderlich, sind die Wandelemente mit einem Mindestabstand
zu achten, die dazu beitragen können, den Kor- von 10 mm vom Tropfblech zu montieren
rosionsschutz zu beeinträchtigen. Insgesamt • Vermeidung abgeschatteter Bereiche „unwashed areas“
sind etwa zehn Regeln (Abb. 6.24) einzuhal- • Vermeidung von Blechkontakten (Kapillarflächen) bei Querstößen
ten, um die langfristige Lebensdauer des Kor- • Bohrspäne sind nach ihrer Entstehung umgehend zu entfernen!
rosionsschutzes und damit der Bauteile zu ge- • Mechanische Beschädigungen durch die Montage sind nach Fertigstellung
währleisten. des Objektes sofort auszubessern!
• Schnittkanten bauseits möglichst nicht nachschneiden

Abb. 6.24: Zehn „goldene“ Regeln zur Beachtung beim


Konstruieren von dünnwandigen Konstruktionen

10 mm

Abb. 6.23: Luftumspülte Schnittkante an einer Sockelausbildung

67
Dokumentation 588

6.3 Konstruktion zur Erfüllung und Dachrandbereich eingesetzt werden wie


Firstkappen, Wandkappen, Oberlichtrandab-
der Gebrauchsfähigkeit deckungen etc.
6.3.1 Forderungen an die Dichtheit Die Eindichtung geschieht so, dass zum
gegen Niederschlag einen die Verbindung dauerhaft dicht ist und
zum andern die überlappenden Längsränder von
Nach DIN 18807-3, 4.9.3, ist das Eindringen Dachelementen und Formteilen zur Verhinde-
von Wasser bei allen Dach- und Wandsystemen rung von Schnittkantenkorrosion luftumspült
sowie bei den Außenwandbekleidungen durch bleiben (Abb. 6.26).
geeignete Maßnahmen dauerhaft zu verhindern. Längs- und Querüberlappungen von einscha-
Um dies zu erreichen, werden Dichtbänder zwi- ligen Wandelementen bedürfen in der Regel
schen die überlappenden Längs- und Querrän- keiner zusätzlichen Eindichtung, zumal wenn
der der Elemente eingebaut (Abb. 6.25). Sowohl sie als Außenschalen von hinterlüfteten Wand-
die DIN 18807-3 als auch die IFBS-Info 8.01 aufbauten eingesetzt werden. Demgegenüber
„Montagerichtlinie“ geben hierzu Dachneigun- ist aber durch konstruktive und optisch verträg-
gen vor, unterhalb deren jeweils Dichtmaßnah- liche Maßnahmen dafür zu sorgen, dass an den
men durchzuführen sind. Die Erfahrung zeigt Schnittstellen von Wandöffnungen das Eindrin-
aber, dass eine Eindichtung von Längs- und Quer- gen von Niederschlag in den Wandaufbau ver-
stößen von Dachelementen – auch für Sandwich- hindert wird (Abb. 6.27). Bei Wand-Sandwich-
elemente – grundsätzlich vorgesehen werden elementen übernimmt das am Längsrand der
sollte. Dies gilt auch für die Quer- und Längs- Elemente werkseitig eingebrachte Dichtband den
randüberlappungen aller Formteile, die im Dach- Schutz gegen das Eindringen von Schlagregen.

m Schraube/Niet im Obergurt
100–200 m

Empfehlung: „Dichtung – immer“

Dichtbänder: verbindlich bei Dachneigungen < 15° Dichtung unter 7° Dachneigung

Abb. 6.25: Herstellung der Regendichtheit von Deckungen durch Einbau von Dichtbändern

> 5 mm

> 5 mm

Abb. 6.26: Zwei Möglichkeiten der Ausbildung einer Querstoßüberlappung

68
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen

Abb. 6.27: Konstruktive Maßnahmen zur Herstellung der Regendichtheit in der Fassade

6.3.2 Forderungen an Bei mehrschaligen Dachaufbauten dient die


Wärme- und Feuchteschutz Dampfsperre – besser Luftsperre genannt – da-
zu, die notwendige Luftdichtheit des Dachauf-
Die größten Wärmeverluste und der größte baus herzustellen. Voraussetzung ist, dass die
Teil von Feuchteschäden an Bauwerken sind dar- Quer- und Längsüberlappungen der Luftsperr-
auf zurückzuführen, dass feuchtwarme Innen- bahnen selbst sowie ihre Anschlüsse an Nach-
raumluft ungehindert nach außen entweichen bargewerke wie Öffnungen und Wandaufbauten
oder in mehrschaligen Dach- und Wandkonstruk- ebenfalls luftdicht abgeklebt sind (Abb. 6.28).
tionen in die kälteren Bereiche bis zu den äuße- Besteht bei zweischaligen Wandaufbauten
ren Deckschalen vordringen und dort konden- die Wandinnenschale aus Stahlkassettenprofi-
sieren kann. Aus dem Grunde fordert die Ener- len, so können diese nach Einbau von Dichtun-
gie-Einspar-Verordnung (EnEV) die Herstellung gen in ihre Längsstoßüberlappungen sowie an
luftdichter Konstruktionen. ihren Endauflagern die Funktion der Luftsperre

Verbindungs-
elemente
im Steg
e = 1.000 mm
Empfohlen
e = 500 mm

Befestigungs-
Last- elemente
abtragendes
Kassettenprofil

Dichtband
Stabilisierende
Wetterschale
Dämmung

Thermischer Trennstreifen

Abb. 6.28: Verlegung der Luftsperre und Vorbereitung für Abb. 6.29: Aufbau einer Stahlkassettenwand
den Anschluss im Randbereich

69
Dokumentation 588

Dichtbänder

Abb. 6.30: Dichtbänder am Endauflager eines Stahlkassettenprofils

übernehmen (Abb. 6.29). Dabei ist darauf zu nen auch andere technische Lösungen zum Ziel
achten, dass das Dichtband in der Längsstoß- führen – z. B. die Umfassung der Obergurte mit
überlappung möglichst nahe an der Biegeschul- Dämmmaterial und Befestigung der Außenschale
ter zum Untergurt liegt. Die vertikal angeordne- mit eigens hierfür entwickelten Stützschrauben
ten Dichtbänder an den Auflagern werden so (Abb. 6.31 und 6.32). Ein einwandfreies Aus-
ausgewählt und angeordnet, dass sie die Frei- richten der Außenschale ist allerdings nur bei
räume zwischen Auflager und Untergurtsicken thermischen Trennstreifen mit ausreichender
zuverlässig abdichten. Zum andern müssen sie Steifigkeit möglich.
schlüssigen Kontakt mit den Dichtbändern der Dachdeckungen und Wandbekleidungen
Längsstoßüberlappungen haben (Abb. 6.30). aus Stahl-Sandwichelementen verfügen mit
Hilfen für die Auswahl geeigneter Dicht- ihren Elementinnenschalen aus Stahl ebenfalls
materialien für den Einsatz als Regen- und/oder über eine luftdichte Ebene. Voraussetzung ist
Luftdichtung gibt die IFBS-Fachinformation die im Zuge der Montage vorzunehmende aus-
4.02 „Fugendichtheit im Stahlleichtbau“. reichende Komprimierung der werkseitig ein-
Zur Minderung von Wärmebrücken sind gebauten Dichtbänder entlang den Längsstoß-
zwischen den Außenschalen und den Obergur- ausbildungen.
ten der Stahlkassettenprofile thermische Tren- Ferner ist dafür zu sorgen, dass Anschlüsse
nungen einzubauen. Hierfür geeignet sind alle an Nachbargewerke wie Öffnungen und Wand-
Bänder, deren wärmeisolierende Eigenschaft im aufbauten ebenfalls luftdicht hergestellt werden
eingebauten Zustand nachgewiesen ist. Es kön- (Abb. 6.33 und 6.34).

Abb. 6.31: Minderung von Wärmebrücken Abb. 6.32: Minderung von Wärmebrücken zwischen
zwischen Kassettenobergurt und Außenschale Kassettenobergurt und Außenschale durch thermische
(Quelle: G+H/SFS) Trennscheiben

Technische
Lösungen
G+H/SFS

70
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen

Dichtband
10 mm x 10 mm

Abb. 6.33: Sandwichwand – Herstellung der Luftdichtheit am Sockel

Abb. 6.34: Sandwichwand – Herstellung der Luftdichtheit in der Gebäudeecke

6.3.3 Forderungen an das Lisenen vorgesehen werden. Dabei sollten die


optische Erscheinungsbild Breiten der beidseitigen Schattenfugen mit Rück-
sicht auf die zulässigen Liefertoleranzen der Bau-
Mit dem Durchbruch der Stahlleichtbau- teile mindestens b = 15 mm betragen. Ebenso
weise am Markt sind auch die Anforderungen an sollten die Lisenen immer tiefer als die Bauteil-
das optische Erscheinungsbild gestiegen (Abb. höhe geplant und ausgeführt werden, um sys-
6.35). Schon im Planungsstadium sollten des- tembedingte Unebenheiten in der Fläche der
halb einige Regeln beachtet werden, die die außen liegenden Profilgurte nicht augenfällig
Grundlage für das spätere Aussehen z. B. einer werden zu lassen (Abb. 6.37).
Fassade bilden. Bei der Verwendung von Stahl-Sandwich-
Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, das elementen als Wandbekleidung, die als Mehrfeld-
Raster zwischen Wandöffnungen und Bauteil- träger sichtbar auf der Unterkonstruktion befes-
breiten so abzustimmen (Abb. 6.36), dass un- tigt sind, können sich während der Sommer-
schöne Fugenverläufe und Versetze vermieden monate deutlich sichtbare Vertiefungen in den
werden. äußeren Deckschalen im Bereich der Verbin-
Bei horizontaler Verlegung von Bauelemen- dungselemente bleibend einstellen, die nicht zu
ten sollte auf Querstoßüberlappungen gänzlich vermeiden sind (Abb. 6.38). Die Gründe liegen
verzichtet und grundsätzlich eine Teilung durch in dem oben beschriebenen Verformungsver-

71
Dokumentation 588

Abb. 6.35: Gestaltung mit Stahlleichtbauelementen

Abb. 6.37: Horizontale Verlegung von Wellelementen


zwischen vertikal verlaufenden Lisenen

Abb. 6.36: Abstimmung der Fensteröffnung auf die Bauteilbreite

Abb. 6.38: Vertiefungen


in der Außenschale von
Sandwichelementen als
Folge einer Temperatur-
erhöhung auf T = +65,6 °C
unter Sonneneinstrahlung

72
Konstruktion von Stahlleichtbauelementen

halten von Sandwichkonstruktionen unter


Temperatureinfluss. Auch gelegentlich wahr-
nehmbare Knister- und Knackgeräusche, die
mehr oder minder störend wirken können, wer-
den durch dieses Verformungsverhalten veran-
lasst. Dieser Geräuschbildung, die durch das
plötzliche Entlasten von Reibschlüssen zustande
kommt, kann man gegebenenfalls mit dem Ein-
bau von Gleitebenen zwischen den Sandwich-
innenschalen und den Auflagern begegnen.
Zugleich ist darauf zu achten, dass die Verbin-
dungselemente symmetrisch angeordnet wer-
den, um Relativverschiebungen zwischen be-
nachbarten Elementen zu vermeiden. In diesen
Fällen ist auch eine Untersuchung des Verfor-
mungsverhaltens der Unterkonstruktion durch- Abb. 6.39: Fassade in NCS-Farben, Natural Colour System
zuführen, da in der Regel hier die eigentliche
Ursache für die Geräuschbildung liegt.
Zum optischen Erscheinungsbild gehört
auch die Farbgebung, wofür die Hersteller
von Stahlleichtbauelementen eine reichhaltige
Palette unterschiedlicher Farbstoffe und Farb-
töne anbieten (Abb. 6.39).
Bei großen Fassadenflächen sowie beim
Einsatz von Metallic-Lackierungen ist darauf zu
achten, dass das Vormaterial für die Bauteile aus
einer Beschichtungscharge kommt und die Bau-
teile in die gleiche Richtung verlaufend mon-
tiert werden, um unerwünschte Farb-, Hellig-
keits- und Glanzgradeffekte zu vermeiden. Ähn-
liches gilt es zu beachten bei der Auswahl der
Formteile, insbesondere dann, wenn bandbe-
schichtetes Material mit pulverbeschichteten
Bauteilen in einem Wandabschnitt verarbeitet
werden soll (Abb. 6.40).
Abb. 6.40: Farb- und Helligkeitsunterschiede aus unter-
schiedlichem Blickwinkel bei gleichzeitigem Einsatz von
6.3.4 Forderungen an den Schallschutz bandbeschichtetem und pulverbeschichtetem Material

Bei besonderen Anforderungen an den


Schallschutz kann in Stahlleichtbaukonstruktio-
nen der Einsatz von alternativen Materialien mit Rw = 54 dB
höherem Raumgewicht erforderlich werden.
Hierzu gehören Mineralfaserplatten höherer Roh- Mineralwolle
dichte, Schallschluckplatten oder auch Gips- 120 mm
faserplatten im Wandaufbau (Abb. 6.41) sowie Kassette ς = 50 kg/m3
eine Bekiesung des Dachaufbaus.
Gipsfaserplatte
Zur Verminderung der Weiterleitung von Dichtband
18 mm
Schall über den Baukörper (Körperschall) kann
es erforderlich sein, Dach- und Wandabschnitte Trapezprofil
durch Fugen zu trennen, die gegebenenfalls auf
Neopren/
ähnliche Maßnahmen in Fundamenten und
APTK-Band
Bodenplatten abzustimmen sind.
5 mm x 60 mm
Ist ein spezielles und nachprüfbares Schall-
dämmmaß verbindlich gefordert, so ist vorab
zu klären, ob sich diese Forderung auf das Bau- Abb. 6.41: Kassettenwand mit einem bewerteten Schall-
teil oder die Baukomponente allein oder auf dämmmaß von Rw = 54 dB

73
Dokumentation 588

Formstück
nach DIN 18234-3, 4.1,
für jede angeschnittene Rippe

Abb. 6.42: Formstücke nach DIN 18234-3, 4.1, zur Abschottung der Trapezprofilrippen an der Auswechslung für die
Dachöffnung

den verbauten Zustand bezieht. In jedem Fall achten, die weit über die Festlegung der DIN
sind nur solche Konstruktionen auszuführen, 18807 hinausgehen. Neben Abschnitten im An-
deren Schalldämmmaß im Rahmen von Versu- schluss an Brandwände oder um Dachöffnungen
chen geprüft und testiert worden ist. Weiterhin herum, in denen bisher schon nicht brennbares
ist darauf zu achten, dass bei der Anwendung Dämmmaterial vorgeschrieben war, sind nach
einer geprüften Konstruktion auch nur die DIN 18234-3 nun auch Kanäle innerhalb der
gleichen Baustoffe und auch nur von dem Her- Dach- oder Wandkonstruktion wirksam gegen die
steller zur Anwendung kommen dürfen, die im Weiterleitung heißer Rauchgase abzuschotten.
Versuch eingesetzt worden sind. Entsprechend müssen die offenen Quer-
schnitte z. B. von Stahltrapezprofilen an ihren
Endauflagern im Bereich von Öffnungen oder
6.3.5 Forderungen an den Brandschutz vor Brandwänden gegen die Weiterleitung der
Rauchgase abgeschlossen werden. Dies ge-
Maßnahmen zur Erhöhung des Brandschut- schieht mit Hilfe von feuerfesten Formfüllern,
zes bei Leichtbaukonstruktionen haben vorran- die in die Trapezprofilrippen unverschieblich
gig zum Ziel, die Brandweiterleitung durch die eingebaut werden (Abb. 6.42 und 6.43).
Art und Ausbildung der Dach- und Wandkon- Eine Sonderstellung nimmt nach wie vor
struktion zu begrenzen oder zumindest zu ver- das Sandwichelement mit stählernen Deckscha-
zögern. Dazu dienen zum Beispiel die „harten len und Kern aus Polyurethan-Hartschaum ein.
Bedachungen“ nach DIN 4102-7, deren Krite- Die relativ schlechte Einstufung des Elementes
rien von den stählernen Deckschalen der Bau- aufgrund des brennbaren PUR- Hartschaumkerns
elemente bereits als erfüllt anzusehen sind. Auch spiegelt nicht das wahre Brandverhalten des
sind Wand- und Dachkonstruktionen in W- und Elementes wider. Auf europäischer Ebene sind
F-Klassifizierungen nach DIN 4102-2 und DIN seit langem Bestrebungen im Gange, durch ge-
4102-3 möglich. Der bauliche Brandschutz groß- eignetere Methoden das Brandverhalten ge-
flächiger Dächer bei Brandbeanspruchung von nauer zu prüfen und eine realistischere Einstu-
unten wird durch die DIN 18234 umfänglich fung des Elementes herbeizuführen. Die Arbei-
geregelt. Dabei sind auch Forderungen zu be- ten sind noch nicht abgeschlossen.

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Konstruktion von Stahlleichtbauelementen

RWA-Aufsatzkranz

Dachabdichtung Befestigungselemente Thermische Trennung


nach DIN 18234-2
Dichtbänder

Bohlenkranz (Holz)
bzw. Profil
als Futter

Einfassung
t ≥ 2 mm

Statischer
Befestigungs- Wechsel
Wärmedämmung elemente
nach DIN 18234-3, 4.1 e < 500 mm Trapezprofil

Formstück
nach DIN 18234-3, 4.1

Abb. 6.43: Dachaufbau und Formstücke nach DIN 18234-3, 4.1, zur Abschottung gegen die Brandweiterleitung an der
Auswechslung für die Dachöffnung

6.4 Zusammenfassung
Autoren
Leichtbaukonstruktionen aus Stahl setzen
neben den Tragfähigkeitsnachweisen die den Dr.-Ing. Marc Böttcher,
Nachweis der Standsicherheit sowie eines aus- Institut für Stahlbau und Werkstoff-
reichenden Korrosionsschutzes zum Inhalt mechanik, Technische Universität Darmstadt
haben, auch Nachweise zur Gebrauchsfähigkeit
voraus. Hierzu zählen die Herstellung der Dicht- Dipl.-Ing. Hans-Werner Girkes,
heit der Gebäudehülle gegen Niederschlag, die BAUEN MIT STAHL e. V., Düsseldorf
Erfüllung eines ausreichenden Wärme- und
Feuchteschutzes sowie ein ansprechendes Dipl.-Ing. Markus Kuhnhenne,
optisches Erscheinungsbild der das Gebäude Lehrstuhl für Stahl- und Leichtmetallbau,
umfassenden Flächen. Darüber hinaus können RWTH Aachen
nutzungsabhängig Forderungen an Schall- und
Brandschutz zu erfüllen sein. Prof. Dr.-Ing. Jörg Lange,
Institut für Stahlbau und Werkstoff-
mechanik, Technische Universität Darmstadt

Dr.-Ing. Ralf Podleschny,


IFBS-Industrieverband für Bausysteme
im Stahlleichtbau e. V., Düsseldorf

Dipl.-Ing. Hans Pöter,


Pöter & Möller, Siegen

Dipl.-Ing. Karl-Heinz Wickel,


Netphen

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Stahl-Zentrum
Stahl-Informations-Zentrum
Postfach 10 48 42
40039 Düsseldorf
E-Mail: siz@stahl-info.de · Internet: www.stahl-info.de

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