Höchstspannungsnetz
Julian Zander, 160878, B.Sc. Geographie
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Inhalt
1. Einleitung in das Thema
2. Geschichte der deutschen Stromversorgung
3. Liberalisierung und Energiewende
4. Technische Aspekte
5. Stromproduktion
6. Rechtliche Aspekte
7. Netzzugang
8. Versorgungssicherheit
9. Herausforderungen
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Einleitung
- Mensch macht sich seit langer Zeit die Energien der Natur zu Nutzen
- keine andere Entdeckung öffnete so viele Türen wie die des elektrischen
Stroms
- heute selbstverständlich, vor 150
Jahren noch wie ein Wunder
- enorme Komplexität von Produktion
und Verteilung
https://backnumber.dailyportalz.jp/2008/05/30/a/img/IMG_1043.jpg
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Geschichte der deutschen Stromversorgung
- Edison errichtet erste Kraftwerke in New York und London in den 1880ern
- Hauptabnehmer: Unternehmen, Straßenbeleuchtung, Straßenbahnen
- bis 1900 entstehen rund 1000 Kraftwerke in Deutschland
- “Stromkrieg” zwischen Gleich- und Wechselstrom
- Sieg des Wechselstroms mit der Übertragung Frankfurt-Lauffen
- Strom kann über längere Distanzen transportiert werden
- Kraftwerke können direkt an Ressourcenvorkommen errichtet werden
- Beginn eines großflächigen Hochspannungsnetzes
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https://de.wikipedia.org/wiki/Pearl_Street_Station#/media/Datei:PearlStreetStation.jpg
https://de.wikipedia.org/wiki/Drehstrom%C3%BCbertragung_Lauffen%E2%80%93Frankfurt#/media/Datei:Lauffen-Frankfurt_1891e.jpg
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Geschichte der deutschen Stromversorgung
- zuerst viele Gründungen durch Privatunternehmen, Kommunen und Staat
scheuen das Risiko des noch jungen Gebietes
- nach anfänglichen Erfolgen und Entscheidung des Stromkriegs vermehrt
staatliche und städtische Gründungen
- um steigendem Bedarf gerecht zu werden bilden sich zunehmend
Großunternehmen
- Konkurrenzkampf um Versorgungsgebiete → “Elektrokrieg”
- Einigung auf abgesteckte Monopolgebiete 1927
- Zusammenschluss der Netze und Bildung eines Verbundsystems
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Geschichte der deutschen Stromversorgung
- Verbundsystem wird im Energiegesetz von 1937 festgeschrieben
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https://www.udo-leuschner.de/basiswissen/SB133-aufteilung.jpg SCHWAB 2019: 21
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Liberalisierung
- Ende der 90er Diskussion über Effektivität des Verbundsystems
- Auflösung der Monopolstrukturen im Zuge der Europäisierung der
Binnenmärkte
- Strommärkte sollen in den freien Wettbewerb übergeführt werden
- Zentraler Aspekt: Entflechtung, Trennung von Produktion und Transport
- Langes Ringen um konkrete Umsetzung der Entflechtung zwischen
Regierungen, Unternehmen und EU-Kommission
- Letztendlich verkaufen die meisten Unternehmen ihre Transportnetze unter
Androhung von Kartellstrafen oder freiwillig
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SCHWAB 2019: 21
https://www.amprion.net/Bilder/%C3%9Cbertragungsnetz/Systemf%C3%BChrun
g/Verbundnetz-und-Regelzonen/Amprion_Regelzone_459x0.png 10
Energiewende
- Begriff existiert seit den 70ern als Debatte über Energieversorgung der
Zukunft ohne Kernkraft, Kohle und Öl
- 1990 erste politische Maßnahmen: Stromeinspeisungsgesetz
- Stromkonzerne sind verpflichtet, Strom aus Erneuerbaren Energien
abzunehmen und zu vergüten
- 1998 Überarbeitung des Energiegesetzes, Umweltfreundlicher Strom als
zusätzliches Ziel festgeschrieben
- 2000 Erneuerbare Energien Gesetz, Strom aus Erneuerbaren Energien ist
bevorzugt abzunehmen
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Hochspannungsnetz Heute
- Unterteilung in Hochspannung (110 kV) und Höchstspannung (380 / 220 kV)
- Leistungsstarke Kraftwerke speisen Strom in zum Transport über längere
Strecken in das Höchstspannungsnetz ein
- Hochspannungsnetz nimmt Strom ab und verteilt ihn lokal
- Unter 110 kV gibt es weitere nachgelagerte Netze
- Höchstspannungsnetz hat nur 4 Betreiber, Hochspannungsnetz über 800
- direkte Einspeisung in das 110 kV Netz aus mittelgroßen erneuerbaren
Anlage nimmt zu
- Höchstspannungsnetz 36.000 Kilometer
- Hochspannungsnetz 95.000 Kilometer
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Stromproduktion
CRASTAN 2018: 97
https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Energie/_Grafik/_Stati
sch/stromeinspeisung.png?__blob=poster
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Rechtliche Aspekte
sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente und umweltverträgliche [...] Versorgung [...], die
zunehmend auf erneuerbaren Energien beruht
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NETZENTWICKLUNGSPLAN STROM 2030, VERSION 2019, 2. ENTWURF | AKTUALISIERUNG JANUAR 2020, S.545
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Rechtliche Aspekte - Netzzugang
- Netzbetreiber sind verpflichtet Verbraucher und nachgelagerte Netze
anzuschließen
- Anschluss von Stromproduzenten an das Höchstspannungsnetz
- Angemessenheit: technische Mindestbedingungen, Anschlussentgelt
- Diskriminierungsfreiheit: freier Zugang für alle Marktteilnehmer
- Transparenz: Bedingungen müssen öffentlich sein
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Herausforderungen
- Ende des Verbundsystems geht mit Strukturverlust einher, Ausbau verläuft
vielerorts ineffizient
- massiver Ausbau der erneuerbaren Energien führt vielerorts zu Problemen
- Produktion kann nicht genau vorhergesagt werden, um eine Überlastung zu
vermeiden müssen Kraftwerke abgeschaltet werden
- Für den Falle eines Stillstandes der Produktion müssen konventionelle
Kraftwerke in Reserve gehalten werden
- Transport von Norden nach Süden erfordert enormen Netzausbau
- Windanlagen oft in Gegenden mit schwach ausgebauter Infrastruktur
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Smart Grid
- “intelligenter” Netzausbau unter Einbeziehung neuer Technologien
- Aufrüstung und effektivere Nutzung des bestehenden Netzes
- Erhöhung von Kapazitäten oder Änderungen der Fließrichtung
- Demand Side Management: Anpassung der Nachfrage an die Produktion
- Zuschaltung weiterer Verbraucher in Zeiten von Überproduktion
- Betrieb von stromintensiven Geräten außerhalb von Spitzenzeiten
- Neuentwicklungen in der Speichertechnologie: Entlastung bei Spitzenzeiten
durch Speicherung von Strom bei den Verbrauchern
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