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Der junge Johann Wolfgang Goethe war bei seinem Besuch von der Dresdner

Gemäldegalerie überaus angetan: „Meine Verwunderung überstieg jeden Begriff!“


Er sah die Meisterwerke noch im Johanneum, dicht gedrängt in drei Reihen
übereinander gehängt. Aber die Sammlung, die er bewunderte, entspricht mehr
oder weniger der Auswahl, die auch heute im Semperbau präsentiert wird. Die
Verwunderung und das Staunen sind den Besuchern seit Goethe nicht vergangen:
Jahr für Jahr zieht die Galerie mehr als 500.000 Kunstinteressierte aus aller Welt
an. Der internationale Ruhm der Gemäldegalerie Alte Meister gründet sich auf
Meisterwerke wie Raffaels "Sixtinische Madonna", Giorgiones "Schlummernde
Venus", Correggios "Heilige Nacht", Cranachs "Katharinenaltar", Vermeers
"Briefleserin" und Bellottos Dresdener Stadtansichten. Auch die zahlreichen
weithin bekannten Gemälde von van Eyck, Dürer, Holbein, Rubens, Rembrandt,
Poussin, Claude Lorrain, Murillo, Canaletto, Tiepolo, Raeburn und Graff locken zu
ausgiebiger Betrachtung: Ein rarer Schatz, höchst konzentriert. Die Sammlung
befindet sich im nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebauten Galeriegebäude
am Zwinger. Der ursprünglich 1855 nach den Plänen Gottfried Sempers errichtete
Bau war eines der wichtigsten Museumsprojekte des 19. Jahrhunderts in
Deutschland. Mehr als eine halbe Million Besucher besichtigen jährlich die
Gemäldegalerie –Tendenz steigend. Bauliche und technische Gründe zwingen
dazu, die Galerie nunmehr einer grundlegenden Instandsetzung zu unterziehen:
Man muss die heute vorgeschriebenen Fluchtwege geschaffen, die barrierefreie
Erschließung ermöglicht, die gravierenden bauphysikalischen, klimatischen und
technischen Mängel beseitigt und die Infrastruktur ertüchtigt werden. Besucher
und Kunstwerke werden langfristig von der Sanierung profitieren.
Schon Johann Wolfgang von Goethe zog 1768 begeistert durch die Räume der
Alten Meister: „Ich trat in dieses Heiligtum und meine Verwunderung überstieg
jeden Begriff, den ich mir gemacht hatte!“ Geändert hat sich an der Bedeutung der
Werke im Vergleich zu Goethes Zeiten wenig und auch der Zuspruch ist
ungebrochen: Jahr für Jahr zählt die Gemäldegalerie heute hunderttausende
Besucher aus aller Welt.
Die meisten der Hauptwerke, die heute hier zu bewundern sind, wurden in nur
etwa einem halben Jahrhundert zusammengetragen. Die bereits in der
Kunstkammer angelegte Sammlung deutscher und niederländischer Meister
erweiterten der sächsische Kurfürst und spätere polnische König August der Starke
(1670-1733) und vor allem dessen Sohn August III. (1696-1763) mit System: Ihre
Agenten erwarben bis zum Ausbruch des Siebenjährigen Krieges Werke des 16.,
17. und 18. Jahrhunderts in ganz Europa.
Öffentlich präsentiert wurden die Werke seit 1747 im sogenannten Johanneum,
dem ehemaligen kurfürstlichen Stallgebäude. Ein ihrem stetig wachsenden und
wertvollen Bestand angemessenes Gebäude erhielt die Sammlung rund hundert
Jahre später: Gottfried Semper, der Architekt der heute als „Semperoper“
bekannten Hofoper, errichtete in deren unmittelbarer Nachbarschaft das
Galeriegebäude am Zwinger, in dem bis heute die Alten Meister untergebracht
sind.
Geschichte nach 1945. In Voraussicht des drohenden Krieges wurde die Galerie
1939 geschlossen. Ein Großteil der Werke konnte ausgelagert werden und blieb so
unversehrt – dennoch sind Kriegsverluste zu verzeichnen und der Verbleib einiger
Werke ist bis heute ungeklärt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die
meisten Gemälde – wie die Bestände vieler anderer Museen – von der Roten
Armee nach Moskau und Kiew gebracht. Infolge der Entscheidung zur sukzessiven
Rückgabe der Kunstschätze an die DDR im Jahr 1955 begann auch der
Wiederaufbau des im Krieg schwerbeschädigten Galeriegebäudes, das kurz darauf
wiedereröffnet wurde. Von 2013 bis Mitte 2019 befand sich der Semperbau in
einer umfangreichen Sanierungsphase, welche am 29. Februar 2020 mit der
kompletten Wiederöffnung der Galerie abgeschlossen wurde.
Das Museum veranstaltet virtuelle Führungen

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