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Politik/Wirtschaft

Nachgefragt: Mehrwertsteuer

M1 Steuerarten Anhebung der


Stand: Januar 2006

Mehrwertsteuer?
Die Steuerart, die dem Staat am
meisten einbringt, ist die Lohn- und Die neue Regierung hat beschlossen,
Einkommenssteuer. Sie wird den die Mehrwertsteuer ab 2007 von
Angestellten und Arbeitern direkt 16 % auf 19 % zu erhöhen. Zwei Drit-
von ihrem Lohn abgezogen (direk- te tel der Mehreinnahmen sollen genutzt
Steuern). Auch die Unternehmen werden, um die Staatsschulden zu sen-
zahlen Steuern: die Körperschafts- ken. Kurz nach dem Regierungswech-
und Gewerbesteuer. Die zweitgrößte sel äußerte sich dazu Bundeskanzlerin
Einnahmequelle des Staates ist die Merkel: „Ich habe schon darauf hin-
Mehrwertsteuer, die auf alle Waren gewiesen, dass die gesamte Haus-
und Dienstleistungen erhoben wird. haltslage noch schwieriger war, als wir
Ein Haarschnitt beim Friseur kostet befürchtet hatten. Die Sanierung unse-
eigentlich nur 15,52 Euro. Tatsächlich rer Finanzen ist auch eine moralische
zahlt der Kunde aber 18 Euro. Die Aufgabe gegenüber unseren Kindern
„Differenz“, d. h. die Mehrwertsteuer und Enkeln, denen wir nicht immer
von zurzeit 16 % auf den den Grund- mehr Schulden aufbürden können.
preis, führt der Friseurbetrieb ans Entscheidend für mich ist, dass wir uns
Finanzamt ab. Da der Kunde diese alle daran beteiligen müssen.“
Steuer nicht direkt ans Finanzamt Weite Kreise der Bevölkerung ste-
bezahlt, sondern indirekt über den hen einer Mehrwertsteuer-Erhöhung
Friseurbetrieb, zählt die Mehrwert- ablehnend gegenüber. Auch zahlreiche
steuer zu den indirekten Steuern. Für bestimmte Waren und Wirtschaftsexperten warnen vor diesem Schritt, weil eine
Dienstleistungen gilt ein ermäßigter Steuersatz von sieben derartige Steuererhöhung den privaten Konsum und damit
Prozent: Lebensmittel, Personennahverkehr (Bus und Bahn), die ohnehin schwache Binnennachfrage schwäche.
Bücher und Zeitungen.

M4 Der deutsche Michel


M2
© 2006 Schroedel, Braunschweig

Vor der Mehrwertsteuer- Nach der Mehrwertsteuer-


Erhöhung Erhöhung
(Quelle: Globus-Schaubild vom 03.06.2005)

1. Erkläre anhand von M1 folgende Begriffe: Mehrwertsteuer, Normalsatz, ermäßigter Satz, direkte/indirek-
te Steuern.
2. „Auch Kinder und Jugendliche Zahlen Steuern.“ Erkläre die Aussage mithilfe des abgebildeten Kassen-
zettels.
3. Arbeite aus M2 heraus, wie sich das Aufkommen der Mehrwertsteuer von 1968 bis heute entwickelt
hat.
4. Wie begründet Bundeskanzlerin Merkel die Erhöhung der Mehrwertsteuer (M4)?

lizenziert für Christian Freier am 05.02.2021


5. Beschreibe die Karikatur (M5) und fasse die Kernaussage in drei aussagekräftigen Sätzen zusammen.

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Politik/Wirtschaft

Nachgefragt: Mehrwertsteuer
Allgemeine Hinweise
Stand: Januar 2006

Die Bundesregierung hat die Erhöhung des Mehrwert-


steuersatzes um drei Prozentpunkte ab 2007 beschlossen.
Neben der Schuldentilgung sollen die Mehreinnahmen zur
Senkung der Lohnzusatzkosten (ein Prozentpunkt weniger)
eingesetzt werden, um damit „Arbeitsplätze wettbewerbs-
fähiger zu machen“. Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz
von 7 Prozent für bestimmte Waren und Dienstleistungen
bleibt erhalten.
Einige Experten sehen in der Anhebung positive Effekte für
Wachstum und Beschäftigung. Andere sprechen von einem
Jobkiller. Die Befürworter argumentieren folgendermaßen:
Wenn die Mehrwertsteuer steigt, erhält der Staat mehr
Geld, das er zur Senkung der Lohnnebenkosten einsetzen
kann. Die Sozialversicherungsbeiträge würden schrumpfen,
Arbeit würde billiger, die Firmen könnten mehr Arbeitskräfte
einstellen.
Mit Sicherheit werden sich viele Waren und Güter verteu-
ern, weil Firmen die Steuererhöhung über den Preis an die
Konsumenten weitergeben. Dies verstärkt möglicherweise
die ohnehin in weiten Teilen der Bevölkerung herrschende
Kaufzurückhaltung. Folgen wären eine Zunahme von Plei-
ten und ein Abflauen der Konjunktur.
Selbst ein moderater Anstieg von nur zwei Prozentpunkten
würde nach Meinung des früheren Mitgliedes des Sachver-
ständigenrates, Rolf Peffekoven, die Firmen belasten. Die
Unternehmer könnten oft die Preise kaum erhöhen, weil die
erhöhten Preise am Markt nicht durchsetzbar seien. Viele
Leute seien zudem arbeitslos und hätten kaum Geld in der
Tasche. Um keine Marktanteile zu verlieren, würden die
Firmen die Preise stabil halten. Als Ausgleich für die höhe-
re Steuer verzichteten sie auf Gewinn und sparten an den
Kosten. Damit seien nicht nur Investitionen und Arbeitsplät-
ze gefährdet, sondern zugleich die Steuereinnahmen des
Finanzamtes.

Weiterführende Links
Ausführliche Informationen zur Mehrwertsteuer:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mehrwertsteuer

Vergleich der EU-Umsatzsteuersätze:


© 2006 Schroedel, Braunschweig

http://www.steuernetz.de/spezial/umsatz
/umsatz010. html

Politik-Lexikon für Kinder und Jugendliche:


http://www.hanisauland.de/lexikon/a/abgeordnete.ht
ml

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