Sie sind auf Seite 1von 9

1. Die Bereicherung des Wortschatzes in der frühneuhochdeutschen Zeit (Wandel im 2.

Bereicherung des Wortschatzes in der frühneuhochdeutschen Zeit (Der


Bestand des Wortschatzes, Bedeutungsentwicklung). Wortschatz der landschaftlichen Literatursprachen).
2. Die Bereicherung des Wortschatzes in der frühneuhochdeutschen Zeit (Der Wortschatz Wortschatz der landschaftlichen Literatursprachen. Die landschaftliche Spaltung des
der landschaftlichen Literatursprachen). Wortschatzes war auch in der frühneuhochdeutschen Zeit sehr groß. Im Wortschatz bestanden
3. Die Bereicherung des Wortschatzes in der frühneuhochdeutschen Zeit (Die große Unterschiede zwischen den einzelnen Territorialdialekten und auch zwischen den
gemeindeutsche Schicht im frühneuhochdeutschen literatursprachlichen Wortschatz). landschaftlichen Varianten der Literatursprache. Obwohl das Ostmitteldeutsche gemischten
4. Die Bereicherung des Wortschatzes in der frühneuhochdeutschen Zeit (Die Charakter besaß, war der Wortschatz der Lutherschen Bibelübersetzung sowohl im Norden
Wortbildung). als auch im Süden oft unverständlich. groß die Unterschiede zwischen dem Ostmitteldeutschen
5. Die wichtigsten phonologischen Änderungen im Frühneuhochdeutschen und dem Oberdeutschen (dem Gemeinen Deutsch) auf dem Gebiet des Wortschatzes sehr groß
(Diphthongierung der langen Vokale der hohen Zungenlage. Erweiterung der alten Diphthonge waren:
ei und ou). Für Luthers heben gibt Petris Wörterbuchlein obd. bidmen,
6. Die wichtigsten phonologischen Änderungen im Frühneuhochdeutschen für bunt – obd. gespäckelt, geschekt,
(Monophthongieren der alten Diphthonge der hohen Zungenlage. Positionsbedingte Dehnung für flicken – obd. bletzen,
und Kürzung der Vokale). für hügel ‘Hügel‘ – obd. bühel,
7. Die wichtigsten phonologischen Änderungen im Frühneuhochdeutschen (Der für lippe ‘Lippe‘ – obd. lefze ‘Lefze‘,
Zusammenfall der Phoneme s und Ʒ. Der Schwund des intervokalischen pharyngalen h) Der weitere Vergleich zeigt, wie groß der Einfluss der Sprache Luthers und des
8. Die Änderungen im morphologischen und syntaktischen System des Ostmitteldeutschen im allgemeinen auf die werdende gemeindeutschen Literatursprache auf
Frühneuhochdeutschen (die Form des Numerus. Der Umlaut. Neue Suffixe. Die Schwankung dem Gebiet des Wortschatzes war. In den meisten Fällen sind ostmitteldeutsche Wörter in die
der Suffixe und Präfixe. Die Struktur der Sätze. Das Satzzeichen). gemeindeutsche Literatursprache aufgenommen worden, während die oberdeutschen ihnen
9. Die Herausbildung der einheitlichen Literatursprache (das Frühneuhochdeutsch). gewichen oder mundartlich geworden sind.
10. Einführung von Familiennamen in Deutschland ((das Frühneuhochdeutsch.) Aber es ist ein Einfluss anderer Sprachlandschaften. Aus dem Niederdeutschen stammen die
11. Die Entwicklungsabschnitte der deutschen Sprache. Wörter Wehmut, Rätsel, Qualm, stottern, fett, schlau,. Es wurden auch viele Wörter aus süd-
12. Die Zeitformen im Althochdeutschen. und westdeutschen Gebieten in die gemeindeutsche Literatursprache aufgenommen. So enthält
13. Das Besondere im Satzbau des Mittelhochdeutschen (Allgemeines zum Beispiel das Wörterbüchlein von Petri eine Anzahl von Wörtern, die sowohl in
über die Wortstellung im Satz). ostmitteldeutscher als auch in oberdeutscher Form in die gemeindeutsche Literatursprache
14. Die Zeitformen im Mittelhochdeutschen. aufgenommen worden sind und als Synonyme in ihr fortleben. So bringt Petris
15. Die erste Lautverschiebung. Wörterbüchlein:
16.Die zweite Lautverschiebung. Luthersches ænlich ‘ähnlich‘ – obd. gleich,
17. „Vernersches Gesetz“ (Karl Adolf Werner). Luth. alber ‘albern‘ – obd. nerrisch ‘närrisch‘,
18. „Grimmsches Gesetz“ (Rasmus Rask. Franz Bopp. Jakob Grimm). Luth. fuelen ‘fühlen‘ – obd. empfinden,
19. Die phonologischen Besonderheiten im Mittelhochdeutschen (Abschwächung der Luth. quelen ‘quälen‘ – obd. peinigen.
Vokale, Schwund der Vokale). Nicht durchgedrungen sind einige Archaismen, die Luther gebrauchte, z. B. das Wort darb
20. Die phonologischen Besonderheiten des Althochdeutschen (Allgemeines über die – Petris(Luthers) Wörterbüchlein erläutert es durch notthurt ‘Notdurft‘, armut ‘Armut‘;
Aussprache von einzelnen Buchstaben: Anhand „des Hildebrandliedes“) dürstig durch keck ‘kühn‘; wad durch gewandt ‘Gewandt‘, kleyd ‘Kleid‘.
21. Die Entwicklung des Phonems [ʃ] im Mittelhochdeutschen.
22. Das Neuhochdeutsch (Herausbildung der einheitlichen Literatursprache). Änderungen 3. Bereicherung des Wortschatzes in der frühneuhochdeutschen Zeit (Die
im Wortschatz. gemeindeutsche Schicht im frühneuhochdeutschen literatursprachlichen Wortschatz).
23. Theoretische Beschäftigung mit der deutschen Sprache (das 17. Und das 18. Jh.). Die gemeindeutsche Schicht im frühneuhochdeutschen literatursprachlichen Wortschatz.
Matthias Kramer. Johann Christoph Adelung. Große Bedeutung für die Vereinheitlichung des Wortschatzes hatte die Entstehung einer
24. Die deutsche Sprache im 19. Jahrhundert. Entstehung der modernen großen Schicht von Wörtern unmittelbar in den Literatursprachen und die gemeindeutsche
Sprachwissenschaft die Brüder Grimm. Wilhelm Scherer. Hermann Paul. Georg Wenker. Geltung dieser Wörter. Das waren: a) Wortschöpfungen einzelner hervorrangender
25. Änderungen im Wortschatz der deutschen Sprache des 19. Jahrhunderts. Schriftsteller und Dichter, b) Entlehnungen aus fremden Sprachen im Bereich des Wissens, der
26. Normierung der deutschen Rechtschreibung und Aussprache. Konrad Duden. Theodor Religion, des Handels, des Rechts u. a.
Siebs. Allgemeine Verbreitung bekamen Luthers Wortschöpfungen wie Bubenstück, Sündenbock,
27. Das Interpretieren des Begriffs „der Germane“. Feuereifer, Linsengericht, Muttersprache, Hochmut, Wohlgefallen, gastfrei, rotwelsch,
28. Das Aufkommen des Wortes „deutsch“. stehende Redewendungen: durch die Finger sehen, ein Dorn im Auge, sein Licht unter den
29. Die Merkmale des Althochdeutschen (Die „Benrather Linie". Die zweite Scheffel stellen u. a. m. Aus Latein kamen in die gemeindeutsche Sprache die Wörter:
Lautverschiebung). – Religion: Requiem, Reliquie, Prozession;
30. Die Vokale des Althochdeutschen (die Assimilation. Diphthongierung – Wissenschaft: Text, Traktat, Axiom, Philosophie, Logik, , Materie;
Monophthongierung. Der Ablaut. Das Verschwinden der kurzen Vokale). – Medizin: Doktor, Madikament, Patient, Rezept;
31. Der Umlaut im Althochdeutschen. – staatliche Verwaltung und Gesellschaftsleben: Dekret, Advokat, Manifest, Demokratie;
32. Der lexikalische Aspekt des Althochdeutschen (Wörter aus der Zeit des – Handel und Bankwesen: Konto, Bank, Kasse, Kredit, Kapital, Risiko, Bilanz, Bankerott;
Althochdeutschen). – Heereswesen: Kanone, Alarm, Granate, Soldat, Brigade.
33. Der morphologische Aspekt des Althochdeutschen (Allgemeines über Substantive,
Personalpronomen,Verben). 4. Die Bereicherung des Wortschatzes in der frühneuhochdeutschen Zeit (Die
34. Der syntaktische Aspekt des Althochdeutschen (Allgemeines über den Satzbau). Wortbildung).
35. Der syntaktische Aspekt des Althochdeutschen (Allgemeines über die syntaktischen Wortbildung. Die frühneuhochdeutsche Zeit kennzeichnet sich durch eine Reihe von
Typen der Sätze). Neuerungen auf dem Gebiet der Wortbildung. Es wächst die Rolle unechter substantivischer
38. Schriftliche Quellen der althochdeutschen Periode. Zusammensetzungen: Fleischeslust, Landesfürst, Bubenstück, Sündenbock, Sonnenschein,
39. Der Umlaut im Mittelhochdeutschen (Die weitere Entwicklung des Umlauts). Gewissensfreiheit. Es mehrt sich die Zahl uneigentlicher Zusammensetzungen mit dem
40. Die neuen Vokalphoneme des Mittelhochdeutschen. Bindeelement –(e)s nach Substantiven weiblichen Geschlechts, z. B. Hochzeitsfest,
Liebeskummer, Hilfsmittel, sowie mit der ersten Komponente in Form des Genitivs Plural, z.B.
Göttertrank, Männerwürde u. a. Aus Latein dringen ins Deutsche die Wörter mit Suffixen
1. Die Bereicherung des Wortschatzes in der frühneuhochdeutschen Zeit -ant, -ent, -enz, -ion, -at (Musikant, Patient, Advokat). Es mehren sich die Verben auf –ieren
(Wandel im Bestand des Wortschatzes, Bedeutungsentwicklung). (komponieren, improvisieren).
Die Entwicklung von Handel und Industrie, die stürmische Reformationszeit und die
politischen Kämpfe des Bauernkrieges, die Ausbreitung der deutschen Sprache auf immer 5. Die wichtigsten phonologischen Änderungen im Frühneuhochdeutschen
neue Sphären des gesellschaftlichen Lebens, der Wissenschaft und Kunst riefen bedeutende (Diphthongierung der langen Vokale der hohen Zungenlage. Erweiterung der alten
Wandlungen im Wortschatz der deutschen Literatursprache hervor. Diphthonge ei und ou).
Wandel im Bestand des Wortschatzes. Wie in den vorausgegangenen Epochen schwand Das Spätmittelalter war die letzte Epoche, in der im phonologischen System der deutschen
ein Teil des alten Wortschatzes. Die veraltenden Wörter wurden durch neue Wörter Sprache wichtige Änderungen erfolgten. diese Änderungen ermöglichten die Herausbildung
verdrängt: des Frühneuhochdeutschen aus der mittelhochdeutschen Sprache. Die wichtigsten
ahd. mihhil, mhd. michel durch ahd., mhd. grôƷ verdrängt; nhd. groß; Neuerungen waren:
ahd. luzzil, mhd. lützel durch ahd. kleini, mhd. klein(e) verdrängt; nhd. klein; 1. Diphthongierung der langen Vokale der hohen Zungenlage
Es veralteten auch folgende Wörter, die im Mittelhochdeutschen gebräuchlich waren: Im 12. Jh. beginnt im äußersten Südosten, in Kärnten, der Wandel der langen Vokale i, u,
jehnen ‘sagen‘, dagen ‘schweigen‘,mein ‘falsch‘, wine ‘Freund‘, iu [y:] zu Diphthongen:
Bedeutungsentwicklung. Viele Wörter änderten ihre Bedeutung. Zum Beispiel ahd. kleini, i ˃ ei → mhd. min ˃ frnhd. mein
mhd. kleine bedeutete zuerst ‘fein‘, ‘zierlich‘, ‘rein‘,‘sauber‘,‘klein‘,‘gering‘. Gegen Ausgang drî ˃ frnhd. drei
der mittelhochdeutschen Sprachperiode wurde aber seine Bedeutung bis zur heutigen verengt, û ˃ au → mhd. ûf ˃ frnhd. auf
und an die Stelle des mhd. lützel trat mhd. hövesch, hübsch ‘von höfischem Wesen‘ (in der mhd. hús ˃ frnhd. haus
fnhd-en Zeit entwickelte sich die heutige Bedeutung ‘hübsch‘). mhd. brúchen ˃ frnhd. brauchen;
Nach Abschluss des mittelhochdeutschen Zeitalters änderten folgende Wörter ihre iu [y:] ˃ eu → mhd. hiute ˃ frnhd. Heute
Bedeutung: mhd. diutsch ˃ frnhd. deutsch.
mhd. arebeit ‘Mühsal‘, ‘Kampf‘ → nhd. Arbeit; Im Laufe des 12. – 13. Jh. erfasst die Diphthongierung das ganze Gebiet des Bairisch-
mhd. brût ‘jung vermählte Frau‘ → nhd. Braut; Österreichischen und dehnt sich dann nach (распространяется постепенно )und nach über
mhd. vast ‘fest‘, ‘stark‘ → nhd. fast; den gesamten hochdeutschen Sprachraum aus. Im 15. Jh. erfasst die Diphthongierung
Obersachsen, im 16. Jh. auch den größten Teil Thüringens.
2Erweiterung der alten Diphthonge ei und ou
Diese Diphthonge verbreiteten sich eingehend mit den oben genannten neuen Diphthongen.
ei ˃ei [æ] → mhd. ein ˃ frnhd. ein [aen]
ou ˃ au [ao] → mhd. ouge ˃ frnhd. auge ‘Auge‘
boum ˃ frnhd. baum ‘Baum‘
6. Die wichtigsten phonologischen Änderungen im Frühneuhochdeutschen 10. Einführung von Familiennamen in Deutschland (das Frühneuhochdeutsch).
(Monophthongieren der alten Diphthonge der hohen Zungenlage. Positionsbedingte Im Spätmittelalter (im 13. und 14. Jahrhundert) wurden schließlich in Deutschland feste
Dehnung und Kürzung der Vokale). Familiennamen eingeführt. Immer größere Bevölkerungszahlen in Städten bewirkten, dass
Monophthongierung der alten Diphthonge der hohen Zungenlage Rufnamen nicht mehr ausreichten, um die Einwohner zu identifizieren. Im Wesentlichen gibt
Im 11.-12. Jh. entwickelt sich ein entgegengerichteter Lautwandel, u.z. die es fünf Kategorien, in die sich unsere Familiennamen einteilen lassen: In
Monophthongierung der Diphthonge ie, uo, üe: Patronyme/Metronyme (die Namen, die stammten aus Vaternamen oder Mutternamen, z.B.
ie ˃ ie [i:] → mhd. hier ˃ frnhd. hier [i:] Peterson, Walter, Werner), Herkunftsnamen (Beier, Böhme, Schweizer), Wohnstättennamen
uo ˃ u → mhd. guot ˃ frnhd. gut (Angermann, Bachmann, Stein, Berger), Berufsnamen (Hofmeister, Schmidt, Müller) und
üe ˃ ü → mhd. güete ˃ frnhd. güte ‘Güte‘ Übernamen (Klein, Lang, Fröhlich).
Als Folge schwanden die Phoneme ie, uo, üe. Bei den Familiennamen, die aus den Rufnamen stammten, wurde der Rufname des Vaters
Positionsbedingte Dehnung und Kürzung der Vokale oder - seltener - der Mutter von der nächsten Generation als Familienname übernommen.
Kurze offene Vokale, die in betonter Position standen, wurden gedehnt. So wurden zum Man spricht dann von einem Patronym bzw. Metronym. Es gibt auch Fälle, bei denen der
Beispiel die mittelhochdeutschen Wörter lěben, gěben, trăgen, bŏte, lĭgen zu Name auf den Rufnamen eines anderen Verwandten, eines Patron oder Dienstherrn
frühneuhochdeutschen lēben, gēben, trāgen, bōte, lī(e)gen, welche Aussprache bis heute zurückgeführt werden kann.
erhalten blieb. Familiennamen aus der Kategorie der Herkunftsnamen, erhielten praktisch fast nur
Lange Vokale, denen mehrere Konsonanten folgten, wurden dagegen gekürzt. Aus den zugezogene Menschen an ihrem neuen Wohnort. Ursprünglich dienten noch Umschreibungen,
mittelhochdeutschen Wörtern dāhte, hērre, klāfter entstanden zum Beispiel die wie beispielsweise "Hubert von Oberhausen". Bereits im 14./15. Jahrhundert überwiegen
frühneuhochdeutschen Formen dăchte, hěrr, klăfter. schließlich Herkunftsnamen ohne Präpositionen. Herkunftsnamen wurden nicht nur aus
Ortsnamen geschöpft sondern auch aus den Namen und Bezeichnungen von Ländern, Völkern,
7. Die wichtigsten phonologischen Änderungen im Frühneuhochdeutschen (Der Stämmen und Regionen.
Zusammenfall der Phoneme s und Ʒ. Der Schwund des intervokalischen pharyngalen h) Im Gegensatz zu den Herkunftsnamen wurden Wohnstättennamen vom Wohnsitz
Der Zusammenfall der Phoneme s und Ʒ. Die regelmäßige Unterscheidung von s und Ʒ in einheimischer Menschen abgeleitet. Sehr häufig gehen Wohnstättennamen auf die
der Schrift im Althochdeutschen sowie im Mittelhochdeutschen legt die Annahme nahe, dass Landschaftsbeschaffenheit in der Umgebung zurück (z.B. Bergmann, Buscher u.a.)
sie verschieden ausgesprochen wurden. Da sie einander niemals im Wort ersetzen(не Bei den Berufsnamen läßt sich weiter unterscheiden, ob der Benannte den Beruf ausübte
заменяют), betrachtet man sie für diese Sprachperioden als verschiedene Laute. Im (direkter Berufsname), oder er nach einer bestimmten Eigenheit seines Berufes bezeichnet
Frühneuhochdeutschen fallen diese Laute zusammen. wurde (indirekter Berufsname). Bei den indirekten Berufsnamen konnte beispielsweise das
Der Schwund des intervokalischen faringalen h. Im Althochdeutschen und im verwendete Werkzeug, hergestellte, verarbeitete oder gehandelte Produkt oder eine
Mittelhochdeutschen wurde das faringale h nicht nur im Wortanlaut, sondern im Silbenanlaut berufstypische Kleidung zur Bildung herangezogen werden. Daneben kann man in diese
zwischen den Vokalen gesprochen, z.B. Kategorie auch Bezeichnungen aufnehmen, die vom Stand oder Amt der Person abgeleitet
ahd. habên → mhd. haben; wurden.
ahd. sehan → mhd. sehen [-h-]; Ein weites Feld stellen die so genannten Übernamen dar. Hierher gehören vor allem
Seit Beginn des frühneuhochdeutschen Zeitalterts verschwindet das intervokalische h: Es spezielle, einen Menschen kennzeichnende Eigenschaften, die zur Namensbildung
bleibt in der Schrift als Dehnungszeichen(подовження) bestehen (vgl. nhd. sehen, Höhe) herangezogen wurden. So haben sich u. a. das körperliche Erscheinungsbild, charakterliche
Eigenschaften, Wesensarten, Lebensereignisse oder Gewohnheiten in derartigen deutschen
8. Die Änderungen im morphologischen und syntaktischen System des Familiennamen niedergeschlagen.
Frühneuhochdeutschen (die Form des Numerus. Der Umlaut. Neue Suffixe. Die
Schwankung der Suffixe und Präfixe. Die Struktur der Sätze. Das Satzzeichen). 11. Die Entwicklungsabschnitte der deutschen Sprache
Änderungen kamen vor allem beim Numerus vor, bei dem verschiedene Mittel zur Die Herausbildung der deutschen Sprache aus dem Germanischen erfolgte im frühen
Kennzeichnung des Plurals in Gebrauch kamen. Eine größere Bedeutung gewann der Umlaut. Mittelalter. Sie fiel zusammen mit der Herausbildung des Feudalismus im deutschen
In der frühneuhochdeutschen Epoche entstanden Singular-Plural-Oppositionen wie hof/höfe, Sprachgebiet.
stab/stebe, nagel/negele, sohn/söhne. Häufiger wurde der Plural jetzt auch mit Hilfe des Lauts Die einzelnen Entwicklungsabschnitte lassen sich in folgender Übersicht darstellen:
-r gebildet. Während es im Mittelhochdeutschen noch die Formen diu buoch, diu wort (ohne - frühmittelalterliches Deutsch (5. Jh. bis 1050) gehört zur Zeit der Herausbildung des
jegliches Suffix) gab, begegnen wir in frühneuhochdeutschen Texten schon den Formen die Feudalismus im deutschen Sprachgebiet;
bücher und die wörter. - hochmittelalterliches Deutsch (1050 bis 1250) (Entfaltung des Feudalismus);
Neue Suffixe waren auch für Ableitungen charakteristisch. In der frühneuhochdeutschen - spätmittelalterliches Deutsch (1250 bis 1450) - Verfall des Feudalismus, Erstarkung des
Periode erschienen zum ersten Mal die Suffixe -heit, -nis und –unge. Die mit ihrer Hilfe Stadtbürgertums);
gebildeten Wörter waren oft Verdeutschungen lateinischer abstrakter Begriffe, zum Beispiel - frühneuzeitliches Deutsch (1450 bis 1650) - Frühkapitalismus;
hōhheit (lat. altitudo), wunderheit (lat. miraculum). Als Präfixe wurden be-, ent-, er-, ver-, - neuzeitliches Deutsch (1650 zur Gegenwart) – Entfaltung des Kapitalismus bis zum
zer-, abe-, ane-, ūf-, umbe-, uz- und in- oft gebraucht. Neue Suffix- und Präfixbildungen Imperialismus.
kamen besonders in der mystischen Literatur dieser Zeit vor, die immer nach neuen Mitteln Für die Entwicklung der deutschen Sprache gibt es noch eine andere Periodisierung, die im
suchte, abstrakte Begriffe und Gefühle auszudrücken. wesentlichen auf der Untersuchung lautgesetzlicher Veränderuhgen beruht, durch die
Der Gebrauch der Suffixe und Präfixe schwankte auch je nach Region des Schreibers bestimmte sprachliche Erscheinungen in eine neue Qualität umgeschlagen sind.
oder Sprechers. Während zum Beispiel Luther in seinen Schriften die Präfixe ver-, zer- Um diese Einteilung verstehen zu können, muss man folgendes wissen: Das frühe Deutsch
bevorzugte (die sich später durchsetzten), waren in der frühneuhochdeutschen Sprache auch tritt uns nicht als einheitliche Sprache entgegen. Die germanischen Stammesverbände, die den
vor-, zu- (zubrochen) geläufig. Raum zwischen Nordsee und Alpen bewohnten, sprachen verschiedene Dialekte. Das deutsche
Die syntaktische Struktur frühneuhochdeutscher Texte kennzeichnet sich durch größere Sprachgebiet gliederte sich in drei große Dialektgruppen auf: Oberdeutsch, Mitteldeutsch
Komplexität als in früheren Epochen; die Sätze wurden länger, mit einem größeren Anteil der (beide zusammen werden als Hochdeutsch bezeichnet) und Niederdeutsch. Das Oberdeutsche
Satzgefüge. Diese Tendenz wurde in den nächsten Jahrhunderten fortgesetzt. Im und das Mitteldeutsche gliederten sich in viele einzelne Mundarten auf.
Frühneuhochdeutschen war auch schon die moderne Wortfolge der deutschen Sprache Da die hochdeutschen Dialektgruppen bei der Entwicklung einer deutschen Literatursprache
erkennbar – mit dem Verb in der Zweitstellung und der Reihenfolge anderer Satzglieder eine weitaus größere Rolle gespielt haben als die niederdeutsche (das heutige Plattdeutsch),
entsprechend ihrer Wichtigkeit im Satz – dem wichtigsten Satzglied am Ende. beschränkt man sich bei der Periodisierung nach lautgesetzlichen Veränderungen auf das
Der frühneuhochdeutschen Periode verdanken wir auch die Anwendung der ersten Hochdeutsche. Danach unterscheidet man:
Satzzeichen, die im Mittelhochdeutschen grundsätzlich noch fehlten. Zuerst bediente man sich Althochdeutsch (300 bis 1050) – Hildebrandlied
nur des Punktes am Ende der Sätze. Um die Atempausen beim Lesen zu betonen, begann man Mittelhochdeutsch (1050 bis 1350) – Nibelungenlied, Walter von der Vogelweide
im 16. Jahrhundert auch die so genannten Virgeln (Schrägstriche) anzuwenden. Die Frühneuhochdeutsch (1350 bis 1650) – Grimmelshausen, Luther, Hans Sachs, Faustbuch
Schrägstriche wurden durch die heutigen Kommas erst Ende des 17. Jahrhunderts, also schon Neuhochdeutsch (1650 bis zur Gegenwart) – Lessing, Goethe, Heine, Brecht.
in der nächsten (neuhochdeutschen) Periode, verdrängt. In die Zeit des 17. Jahrhunderts fallen Kriterien der Periodisierung sind:
auch erste Beispiele der Anwendung des Ausrufezeichens (!), des Fragezeichens (?) und des a) Wandel des Sprachkörpers, das heißt Wandlungen im phonologischen System, in
Semikolons (;). Formenbestand. Wonbildung und Wortschatz, die sich im Laufe von Jahrhunderten allmählich
anhdufen und beträchtliche Veränderungen des gesamten Sprachtyps hervorrufen;
9. Die Herausbildung der einheitlichen Literatursprache (das Frühneuhochdeutsch). b) Wandel der Existenzformen der Sprache hier handelt es sich darum, ob die Sprache nur
Die gemeindeutsche nationale Literatursprache ist wie alle Existenzformen der Sprache eine in gesprochener Form existiert oder auch ein Schrifttum besitzt, ob sie nur in Form von
historische Kategorie. In der neuhochdeutschen Periode kam es endlich zur Entstehung der Mundarten lebt oder auch ubermundartlichc bzw. intermundartliche Existenzformen hat; im
einheitlichen deutschen Literatursprache mit überlandschaftlichem Charakter. Mehrere letzteren Fall ist es auch wichtig, in welchem Verhältnis Mundarten und die
Faktoren haben zu dieser Entwicklung beigetragen wie der Einfluß der großen Kanzleien, ubcrmundartlichen bzw. in- termundartlichen Existenzformen der Sprache zueinander stehen.
Handelsinteressen, die Erfindung des Buchdrucks und die damit verbundene Wirkung des
gedruckten Wortes. Zum großen Teil basierte diese Gemeinsprache auf der ostmitteldeutschen
Variante des Deutschen. In den meisten Fällen sind gerade ostmitteldeutsche Wörter in die
gemeindeutsche Literatursprache aufgenommen worden, während die oberdeutschen ihnen
gewichen oder mundartlich geworden sind. In Wirklichkeit aber war die Literatursprache ein
Konglomerat verschiedener Dialekte und Varianten der deutschen Sprache.
Die entscheidende Rolle in die Herausbildung der einheitlicher Literatursprache spielte die
Tätigkeit Martin Luthers, der der ostmitteldeutschen Tradition in der Lautform,
Formenbildung und Schreibung folgte. Große Bedeutung für die Vereinheitlichung des
Wortschatzes hatte die Entstehung einer großen Schicht von Wörtern unmittelbar in den
Literatursprachen und die gemeindeutsche Geltung dieser Wörter. Das waren: a)
Wortschöpfungen einzelner hervorrangender Schriftsteller und Dichter, b) Entlehnungen aus
fremden Sprachen im Bereich des Wissens, der Religion, des Handels, des Rechts u. a.
Das Hauptkennzeichen der deutschen nationalen Literatursprache ist seine gemeindeutsche
Geltung, d.h. das Vorhandensein einer übermundartlichen, einheitlichen, im Rahmen der
Literatursprache für alle Deutschsprechenden verbindlichen phonetischen, grammatischen,
orthographischen und lexikalischen Sprachnorm.
12. Die Zeitformen im Althochdeutschen. 14. Die Zeitformen im Mittelhochdeutschen.
Das Althochdeutsche hat zwei Zeitformen: das Präsens und das Präteritum. In dieser Sprachperiode entwickeln sich das Perfekts, das Plusquamperfekt und das Futur I.
Das Präsens dient im Althochdeutschen ebenso wie in der Gegenwartssprache zur Mit der Herausbildung neuer Zeitformen geht die Bereicherung des Sinngehaltes der
Bezeichnung der unmittelbaren Gegenwart und als Ausdruck beständiger Charakteristiken Kategorie der Zeit vor sich. Es wachsen ihre Ausdrucksmöglichkeiten. Neben der Kategorie
und wiederkehrender Geschehnisse: der absoluten Zeit entsteht auch die Kategorie der relativen Zeit.
Sie sint sô sama kuoni, selb sô thie rômani. ‘Sie sind ebenso kühn wie die Römer’. Die teilweise Synonymie des Präsens und des Futurs, des Perfekts und des Präteritums
Das Präsens druckt auch die Zukunft aus. da es im Althochdeutschen keine spezielle schaffen die Voraussetzungen für die Entwicklung einer stilistischen Differenzierung im
Zukunftsform gibt: Gebrauch der Zeitformen.
Das Präteritum ist im Althochdeutschen die universelle Form der Vergangenheit: Die Hauptcharakterzüge des heutigen Zeitformengebrauchs kann man bereits in den
Thô nam her godes urlub, huob her gundfanon ûf, reit her thara in Vrankôn ingagan Northmannon. ‘Er Schriftdenkmälern des 12.-13. Jh. verfolgen. Die Haupttendenzen der heutigen Norm lassen
bekam die Erlaubnis von Gott, er hob die Kriegsfahne empor, er ritt ins Frankenland den sich zum Beispiel im „Nibelungenlied" beobachten:
Normannen entgegen’. Das Präteritum wird in der Regel als Erzählform gebraucht:
Das Präteritum steht auch für die Vorzeitigkeit (später Spezialgebiet des Plusquamperfekts): Dâ der herre Sîgfrit ob dem brunnen tranc,
Want her dô ar arme wuntane bauga...sô imo se der cltuning gap. ‘Er streifte die gewundenen Ringe er schoƷ in durch daƷ kriuze, daƷ von der wunden spranc
von der Hand, die ihm der König gegeben hatte’. daƷ bluot im von dem herzen vast an die Hagenen wât.
Das Präteritum wird auch im Dialog gebraucht (später Spezialgebiet des Perfekts): 'Als der Herr Siegfried von dem Quell trank, durchstach er (Hagen) ihn an der
Gueliche lande cumen ger ‘Aus welchem Lande sind sie gekommen?’ E guas mer in gene francia Stelle, wo (auf seinem Gewand) das Kreuz war, so dass das Blut aus der Wunde fast
‘Ich war in Frankreich’. GuaƷ ge dar daden? ‘Was habt ihr dort gemacht?’ (Aus dem auf Hagens Kleid spritzte.
Gesprächsbuch des 10. Jh Das Perfekt wird regelmäßig als Gesprächsform gebraucht:
Der künec si gruoƷte schône; er sprach sit willekomen.
13. Das Besondere im Satzbau des Mittelhochdeutschen (Allgemeines über die Wer iuch habe gesendet, desn hân ich niht vernommen:
Wortstellung im Satz) daƷ sult ir lâƷen hoeren, sprach der künec guot.
Im Mittelhochdeutschen blieben eine Reihe von Eigentümlichkeiten des althochdeutschen 'Der König begrüßte sie, er sagte: „Seid willkommen. Wer euch geschickt hat, habe ich
Satzbaus erhalten, die der deutschen Gegenwartssprache fremd sind. Zugleich verstärkten sich noch nicht gehört. Davon sollt ihr berichten'.
auch viele neue Entwicklungstendenzen, die sich bereits im Althochdeutschen bemerkbar
gemacht hatten. Vom Althochdeutschen übernahm das Mittelhochdeutsche folgende Auf der Grundlage der anfänglichen perfektiven Bedeutung des Perfekts und des
Charakterzüge, die heute als archaisch wirken: Plusquamperfekts entwickelt sich der relative Gebrauch dieser Formen für den
1) In der ritterlichen Dichtung herrscht dieselbe Freiheit in der Stellung der Attribute, die Ausdruck der Vorzeitigkeit.
das Althochdeutsche kennzeichnete; noch häufiger als im Althochdeutschen werden dabei Das Plusquamperfekt wird oft zusammen mit dem Präteritum gebraucht und drückt
auch flexionslose Formen des Adjektivs gebraucht, z. B. ein vil edel magedin 'ein sehr edles die Vorzeitigkeit in der Vergangenheit aus:
Mädchen', ein edel ritter guot 'ein guter edler Ritter'. Dô enbôt er sîner swester daƷ er si wolde sehen
2) Auch der Kasusgebrauch stimmt im Wesentlichen mit dem althochdeutschen und auch der degen Sigfrit E daƷ was geschehen
Kasusgebrauch überein. dô hete sich diu schœne ze wunsche wol gekleit.
3) Die Stellung des Prädikats im einfachen und im komplexen Satz blieb, besonders in der 'Er ließ seiner Schwester sagen, dass er sowie der Recke Siegfried sie zu sehen
ritterlichen Dichtung. wünschen. Bevor dies geschehen war, hatte sich die Schöne festlich gekleidet.'
Nur die Anfangsstellung des Prädikats im Aussagesatz war aus dem Gebrauch gekommen. Das Perfekt erscheint oft zusammen mit dem Präsens und berichtet von dem
Das Prädikat konnte aber noch immer nicht nur die zweite Stelle, sondern auch die dritte und vorausgegangenen Geschehen:
manchmal auch die Schlussstellung einnehmen. Ir habet ir zorn verdienet. Jâ hôrten wir wol daƷ,
a) das Prädikat steht an der zweiten Stelle: daƷ iu die herren beide tragent grôƷen haƷ.
Ich weiƷ hie vil nâhen einen brunnen kalt - 'Ich kenne hier ganz nahe einen Brunnen mit 'Ihr habt ihren Zorn verdient, und wir haben davon gehört, dass beide Herrscher
kaltem Wasser'. euch großen Haß entgegentragen'.
Sie sprâchen zuo dem recken uƷer Niederlant - 'Sie sprachen zu dem Rekken aus den
Niederlanden'. 15. Die erste Lautverschiebung.
b) das Prädikat steht an der dritten Stelle oder noch weiter vom Satzanfang entfernt: Germanische oder erste Lautverschiebung – gleichartige Veränderung von Lauten um 500 v.
Den troum si dô sagete ir muoter Uoten - 'Den Traum erzählte sie ihrer Mutter Ute'. Chr., durch die sich die germanischen Sprachen von der übrigen indogermanischen Sprachen
Vil selten âne huote man rîten lie daƷ kint. - 'Sehr selten erlaubte man dem Jüngling, ohne lösten.
Gefolge zu reiten'. Die auffälligste Erscheinung der ersten Lautverschiebung ist die Veränderung der harten
c) das Prädikat steht am Satzende: Verschlusslaute (Tenues) p, t, k. Sie werden im Anfang des Wortes und auch, wenn die
An dem vierden morgen ze hove si dô rîten - 'Am vierten Morgen ritten sie zum Hof. vorausgehende Silbe betont war, zu den entsprechenden Reibelauten (Spiranten) f, þ
4) Ebenso wie im Althochdeutschen steht oft die doppelte Negation: (gesprochen wie englisch th) und ch.
Si ne gesach in leider dar nâch nimmer mêr gesund. - 'Sie hat ihn leider nimmer mehr p - f: lat. pater : got. fadar (nhd. Vater)
gesund gesehen'. griech. pente, got. fimf (nhd. fünf), russ. пять, ukr. п’ять;
5) Gebräuchlich sind noch biverbale Wortgruppen sîn + 1. Partizip t - þ: lat. tres, got. þreis, eng. three (nhd. drei), russ. три
Mit klage ir helfende manic vrouwe was. - 'Mit Klagen halfen ihr (waren helfend) viele k - ch (h) lat. octo, got. ahtau, (nhd. acht), russ. восемь
Frauen'. Die Besonderheiten der germanischen Konsonanten wurden vom dänischen Philologen
DaƷ wil ich iemer dienende umbe Kriemhilde sin - 'Ich will immer Kriemhild dienen Rasmus Rask (1787-1832) und dem deutschen Gelehrten Franz Bopp (1791- 1867) erforscht.
(dienend sein)'. Ihre Entdeckungen vervollkommnete Jakob Grimm ( in „Deutschen Grammatik“). J. Grimm
Es sollten folgende Entwicklungsten denzen genannt werden: bezeichnete die regelmäßige Veränderung der germanischen Verschlusslaute als germanische
1. Es verstärkt sich die Tendenz zum zweigliedrigen Satzbau. Die subjektlose Satzform, die (erste) Lautverschiebung. Später hat sie auch den Namen „Grimmsches Gesetz“ erhalten,
im Althochdeutschen noch vorkam, wurde jetzt Ausnahme. Sie ist nur noch im Briefstil besonders in der englischen Germanistik.
anzutreffen, dem sie auch in der deutschen Gegenwartssprache nicht fremd ist.
Das formale Subjekt 'es', das schon im Althochdeutschen die meisten unpersönlichen Sätze
kennzeichnete, ist im Mittelhochdeutschen zur Regel geworden.
2. Die Wortstellung im einfachen und im komplexen Satz kommt im Mittelhochdeutschen
stärker zur Geltung.
Was die Wortstellung im einfachen Satz anbetrifft, so waren bereits im Althochdeutschen
Ansätze zur Differenzierung der Wortstellung im einfachen Aussagesatz, einerseits, und im
Frage- und Aufforderungssatz, andererseits, vorhanden.
16.Die zweite Lautverschiebung. 18. „Grimmsches Gesetz“ (Rasmus Rask. Franz Bopp. Jakob Grimm).
Durch die zweite Lautverschiebung unterscheidet sich der Konsonantenbestand des Die Besonderheiten der germanischen Konsonanten wurden vom dänischen Philologen
Hochdeutsch von dem Niederdeutsch und aller anderen germanischen Sprachen. Rasmus Rask (1787-1832) und dem deutschen Gelehrten Franz Bopp (1791- 1867) erforscht.
Die zweite Lautverschiebung beginnt auf deutschem Boden etwa 1000 Jahre nach der ersten Ihre Entdeckungen vervollkommnete Jakob Grimm (1785-1863) in der 1822 erschienenen 2.
Lautverschiebung, also etwa im 5. Jahrhundert, und dringt im Laufe von mehreren Auflage seiner „Deutschen Grammatik“. J. Grimm bezeichnete die regelmäßige Veränderung
Jahrhunderten, von Süddeutschland ausgehend, nach dem Norden zu vor. der germanischen Verschlusslaute als germanische (erste) Lautverschiebung. Später hat sie
Diese sprachliche Bewegung verebbt an der „Benrather Linie", der deutschen „Ost-West- auch den Namen „Grimmsches Gesetz“ erhalten, besonders in der englischen Germanistik.
Furche", die von Aachen über Düsseldorf, Kassel, Aschersleben, Saalemündung, Wittenberg, Germanische oder erste Lautverschiebung – gleichartige Veränderung von Lauten um 500 v.
Doberlug, Lübben nach Frankfurt a. d. Oder führt und Deutschland in ein südliches und ein Chr., durch die sich die germanischen Sprachen von der übrigen indogermanischen Sprachen
nördliches Sprachgebiet teilt.( Benrather Linie markiert den nördlichen Bereich der 2. lösten.
Lautverschiebung und wird mit der Tenuesverschiebung k → ch in Verbindung gebracht Die auffälligste Erscheinung der ersten Lautverschiebung ist die Veränderung der harten
(maken – machen). Benannt ist die Benrather Linie nach dem Ort, in dessen Nähe sie den Verschlusslaute (Tenues) p, t, k. Sie werden im Anfang des Wortes und auch, wenn die
Rhein überschreitet) vorausgehende Silbe betont war, zu den entsprechenden Reibelauten (Spiranten) f, þ
Die Verschiebung betrifft vor allem die stimmlosen (harten) Verschlusslaute (Tenues) p, t, (gesprochen wie englisch th) und ch.
k. p - f: lat. pater : got. fadar (nhd. Vater)
p wird a) im Inlaut und Auslaut nach Vokalen zu ff (teilweise zu f vereinfacht), griech. pente, got. fimf (nhd. fünf), russ. пять, ukr. п’ять;
b) im Anlaut und Inlaut nach Konsonanten (l, m, r und in der Verdopplung) zu pf, t - þ: lat. tres, got. þreis, eng. three (nhd. drei), russ. три
das nach l und r im weiteren Verlauf zu f wird: k - ch (h) lat. octo, got. ahtau, (nhd. acht), russ. восемь
a) got. slēpan, engl, sleep: ahd. slâfan (nhd. schlafen);
got. skip, engl, ship: ahd. skif (nhd. Schiff); 19. Die phonologischen Besonderheiten im Mittelhochdeutschen (Abschwächung der
b) got. pund, engl, pound: ahd. pfunt (nhd. Pfund); Vokale, Schwund der Vokale).
lat. planta, engl, plant: ahd. pflanza (nhd. Pflanze). Die langen und kurzen Vokalphoneme â, ô, ú, î, i; a, o, u, e, i sind im Mittelhochdeutschen
in unbetonter Stellung zu e [ə] abgeschwächt oder gänzlich geschwunden.
t wird a) im In- und Auslaut nach Vokalen zu zz (gesprochen ss), teilweise zu z a) Abschwächung der Vokale
(gesprochen s) vereinfacht; ahd. tagâ, -a > mhd. tage 'Tage'
b) im Anlaut und Inlaut nach Konsonanten (1, n, r und in der Verdopplung) zu tz ahd. gesti -i > mhd. geste 'Gäste'
(auch z geschrieben): ahd. nâmum -u > mhd. nâmen '(wir) nahmen'
a) got. itan engl. eat : ahd. ezzan (nhd. essen) ahd. gibirgi -i > mhd. gebirge 'Gebirge'
got. þata eng. that : ahd. daz (nhd. das) b) Schwund der Vokale am Wortende oder in der Wortmitte
b)got. twalif eng. twelve : ahd. zwelif (nhd. zwölf) ahd. grôƷiro > mhd. græƷer 'größer'
k wird im In- und Auslaut nach Vokalen zu hh (gesprochen ch wie in acht und ich): ahd. hêrisôn > mhd. hersen 'herrschen'
got. brikan, engl. break : ahd. brehhan (brechen). ahd. ginâda > mhd. g(e)nâde 'Gnade'

Die stimmhaften Verschlusslaute b, d, g werden nur im oberdeutschen Gebiet zu Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Abschwächung der Vokale und dem
b > p got. bairan engl. bear : obd. peran (tragen: vgl. nhd. gebären, Charakter der Wortbetonung. In den Sprachen mit beweglicher Wortbetonung verlagert sich
Nachsilbe -bar). die Betonung in verschiedenen Wortformen von einer Silbe auf die andere, was alle Vokale im
d > t got. daúhtar engl. daughter : ahd. tohter, nhd. Tochter. Wort vor Abschwächung und Wandel schützt. Die germanische Akzentverlagerung auf die
Stammsilbe, deren Folge der beständige starke Atemdruck auf einer Silbe und die beständige
Im gesamten deutschen Sprachgebiet – also auch im Niederdeutschen – erfolgte nach den unbetonte Stellung anderer Silben im Wort sind, begünstigte eine verschiedenartige
anderen Lautverschiebungsvorgängen noch der Wandel von Entwicklung der Vokale in betonten und in unbetonten Silben und bildete die Voraussetzung
Þ > d got. þreis engl. three : ahd. drai nhd. drei für die Abschwächung der Vokale in unbetonten Silben.
got. broþar engl. brother : ahd. brouder nhd. Bruder. Die Abschwächung der Vokale in unbetonter Stellung vollzog sich in allen Epochen
deutscher Sprachgeschichte. Die unbetonte Stellung im Wort war eine der Voraussetzungen
Die weitere Ausdehnung der zweiten Lautverschiebung für den Schwund der meisten stammbildenden Suffixe der Substantive in der vorliterarischen
Das Vordringen der zweiten Lautverschiebung in den mitteldeutschen Sprachraum dauerte Zeit, z. B. germ. dagaz → ahd. tag. Die Abschwächung der unbetonten Vokale ist auch in der
im mittelhochdeutschen Zeitalter an. Am Rhein, d. h. im Fränkischen, bildeten sich in dieser althochdeutschen Zeit zu beobachten, z. B. die Kürzung der Vokaldauer: ahd. N. PI. tagâ und
Zeit die heutigen Grenzlinien für die einzelnen Erscheinungen der zweiten Lautverschiebung auch schon taga, woraus mhd. tage; es beginnt auch der Wandel unbetonter kurzer Vokale zu
heraus. [ə]: ahd. wintar und auch schon winter, ahd. G. Sg. hanin und auch schon hanen; sehr häufig
Die Grenzen der zweiten Lautverschiebung griffen auch auf den ostmitteldeutschen sind im Althochdeutschen die Zwischenstufen der Abschwä-chung;
Sprachraum über. Das Ostmitteldeutsche hatte machen, ich, dorf, helfen, daƷ, dohter, pfund / u — o — e [ə] zu treffen: ahd. tagum und tagom, tagon, woraus mhd. tagen.
fund, appel.
Das niederdeutsche Gebiet ist nach wie vor von der zweiten Lautverschiebung Die Abschwächung der Vokale vollzieht sich auch in der neuhochdeutschen Zeit.
ausgeschlossen. Es heißt hier maken, ik, dorp, helpen, dat, dohter, pund, appel.
Das Vordringen der zweiten Lautverschiebung dauert auch in der frühneuhochdeutschen Ein Wendepunkt in der Geschichte der Abschw ächung der Vokale ist der Ausgang des
Periode an. althochdeutschen Zeitalters. Bis zum 10. – 11. Jh. gibt es im Deutschen trotz der Wirkung der
Die zweite Lautverschiebung hatte nachhaltige Bedeutung für die Herauskristallisierung des Abschwächung keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen dem phonologischen Bestand
Althochdeutschen. Sie vertiefte die Unterschiede in den phonetischen Systemen des der betonten und der unbetonten Phoneme im Wort. Sowohl in dem betonten Morphem, als
Oberdeutschen(Mitteldeutschen) und des Niederdeutschen. auch in den unbetonten Morphemen konnte ein beliebiger kurzer oder langer Vokal
erscheinen, z. B. ahd. sunu, tagâ, gesti, snêo, zunga, zungûn, nemamês, habên u. a. Die
17. „Vernersches Gesetz“ (Karl Adolf Werner). Anhäufung der Abschwächungsakte gegen Ende der althochdeutschen Sprachperiode bewirkte
Das Indogermanische hatte ursprünglich einen freien Akzent, so dass in verschiedenen es aber, dass in den ersten mittelhochdeutschen Sprachdenkmälern alle Vokale in unbetonten
Flexionsformen desselben Wortes der Hauptton auf verschiedenen Silben liegen konnte (Vgl. Morphemen zu [ə] gewandelt oder gänzlich geschwunden waren.
russ. рука – Nom., руку – Akk.). Den alten phonologischen Bestand bewahren die Haupt- oder Nebenton tragenden betonten
Das Germanische legte den Akzent auf die erste Silbe des Wortes fest, die fast immer die Morpheme:
Stammsilbe ist. Diese Entwicklung erfolgte später als die Verschiebung der idg. p, t, k zu f, þ, a) Wurzelmorpheme, z. B. jâr 'Jahr', bluome 'Blume';
ch. b) betonte Ableitungspräfixe, z. B. antlaƷ 'Sündenvergebung', imbiƷ 'Imbiss', urteil
Die germanische Neuerung war von weitreichenden Folgen. Durch sie wurde die 'Urteil';
germanische Stabreimdichtung (lautliche Organisation der Rede; oft in der Poesie) möglich. c) zweite Komponenten zusammengesetzter Wörter, z. B. buochstab 'Buchstabe',
Für die sprachliche Weiterentwicklung bedeutet das Festlegen des Haupttons auf die juncvrouwe 'Jungfrau', 'Jungfer';
Anfangssilbe, dass die folgenden Silben immer tonschwächer wurden und schließlich ganz d) Ableitungssuffixe, z. B; armuot 'Armut', künegin 'Königin', lobelîh 'lobenswert',
schwinden konnten. Hiervon sind in den germanischen Sprachen vor allem die 'ruhmreich'.
Flexionsendungen betroffen worden. Diese Erscheinungen beschreibt der Däne Karl Adolf Infolge der Abschwächung der Vokale in unbetonten Silben entstand im
Werner (1846-1896). Die systematisierten Daten vom regelmäßigen Wechsel der stimmhaften Mittelhochdeutschen der Gegensatz zwischen dem phonologischen Bestand betonter und
und stimmlosen Lauten je nach der Stelle des Akzents in der indoeuropäischen Grundsprache unbetonter Morpheme, der auch die deutsche Gegenwartssprache kennzeichnet, z. B.:
sind im Vernerschen Gesetz (1877) dargestellt. (Jacob Grimm nannte diese in seiner Zeit ahd. tagâ, -a > mhd. tage 'Tage';
noch nicht erklärbaren Ausnahmen der ersten Lautverschiebung "grammatische Wechsel".) ahd. gesti > mhd. geste 'Gäste';
Bestanden zu der Zeit der Akzentfestlegung bereits untrennbare Zusammensetzungen, so ahd. zunga > mhd. zunge 'Zunge';
trat in ihnen der Hauptton auf die Vorsilbe. Deshalb haben wir heute Urlaub und Urteil neben ahd. D. PI. zungûn > mhd. zungen;
später neugebildetem erlauben und erteilen. ahd. habên > mhd. haben 'haben';
ahd. nemamês → mhd. nemen '(wir) nehmen';
ahd. snêo > mhd. snê 'Schnee';
ahd. sunu, sun > mhd. sun 'Sohn'.
20. Die phonologischen Besonderheiten des Althochdeutschen (Allgemeines über die Im 17. und 18. Jahrhundert vertiefte sich das wissenschaftliche Interesse für die deutsche
Aussprache von einzelnen Buchstaben: Anhand „des Hildebrandliedes“) Sprache. Obwohl auch im 18. Jahrhundert der Einfluss von Dichtern, die sich der
Die damalige Sprache enthält Vokalverbindungen, die wir in deutschen Wörtern nicht mehr kennen, z. B. u Sprachpflege widmen, noch groß ist, tritt zu dieser Zeit erstmals das Ziel der
+ o bei muotin, i + u bei heriun Vereinheitlichung der Orthographie besonders für die Schulen in den Vordergrund.
Manche Unterschiede gegenüber der heutigen deutschen Sprache sind aus der Schreibung nicht ohne Wörterbücher wurden verlegt, darunter Großes Teutsch-Italienisches Dictonarium, oder
weiteres ersichtlich, so zum Beispiel die Aussprache des h bei sih oder bei rihtun. Hier bezeichnet das h bei sih Wort- und Red-Arten-Schatz der unvergleichlichen Hoch-teutschen Grund- und Hauptsprache
den Laut ch, wie wir ihn in dem Zahlwort acht sprechen. Das u, das in Wörtern wie urhettun, untar, sunufatarungo von Matthias Kramer (1700)), Teutsch-Lateinisches Wörterbuch von Johann Leonhard
dem heutigen u gleichkommt, bezeichnet in Wörtern wie tuem und suert annähernd den Lautwert unseres Frisch (1741) und vor allem der fünfbändige Versuch eines vollständig grammatisch-
heutigen w. kritischen Wörterbuchs der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der
Darüber hinaus sind vor allem zwei Besonderheiten gegenüber dem heutigen Laut- und Buchstabengebrauch übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen von Johann Christoph Adelung
zu erwähnen: (1774–1786), mit dem der Verfasser ein normatives Werk für alle Deutsch Sprechenden und
- das đ in đat, Hađubrant, guđhamun (das đ entspricht in der Aussprache annähernd dem Lautwert des Schreibenden zu schaffen versuchte.
englischen in that oder in weather); Johann Christoph Adelung verfasste auch Werke aus dem Bereich der Grammatik, wie
- die Schreibung gg in seggen und tt in urhettun. Deutsche Sprachlehre (1781) oder Umständliches Lehrgebäude der Deutschen Sprache
Die Schreibung gg und tt kennzeichnet die für uns heute ungewöhnlich gewordene Länge der Konsonanten. (1782). Früher (1748) erschien die Grundlegung einer Deutschen Sprachkunst, nach den
Mustern der besten Schriftsteller des vorigen und jetzigen Jahrhunderts von Johann
Hildebrandliedes(9. Jahrhundert): Christoph Gottsched, der sich auch für die Einfachheit, Klarheit und Sachlichkeit im Geiste
Ik gihorta đat seggen, der Aufklärung einsetzte.
đat sih urhettun ænon muotin, Johann Christoph Gottsched erhebt die Großschreibung zur Norm und quasi rechtfertigend
Hiltibrant enti Hađubrant untar heriun tuem. den Begriff „Hauptwort“ für das Substantiv einführt. Gottsched wird abgelöst durch Johann
sunufatarungo iro saro rihtun, Christoph Adelung, der 1788 eine Rechtschreibungslehre verfasst, die den
garutun se iro guđhamun, gurtun sih iro suert ana, „Normfindungsstand seiner Zeit“ endgültig festschrieb. Zu großen Teilen ist es schon unsere
helidos, ubar hringa, dô sie to dero hiltiu ritun. heutige Orthographie, die auch Adelung schon festschreibt. Und seit Adelung zieht sich eine
bruchlose orthographische Kontinuität durchs Deutsche, die vor allem in der
21. Die Entwicklung des Phonems [ʃ] im Mittelhochdeutschen. schulgrammatischen Tradition ihren Ausdruck findet. Trotz Adelungs Dominanz und der
Das Althochdeutsche besaß kein [ʃ]. Die Entwicklung dieses Phonems beginnt im 11. Jh. relativen orthographischen Vereinheitlichung existieren zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch
aus der Konsonantenverbindung sk. Seit dieser Zeit erscheint die Schreibung sch, die im 12. variable Schreibweisen. Drei Personengruppen setzen sich für eine Vereinheitlichung ein: im
Jh. allgemeine Verbreitung bekommt: Schulwesen Tätige, sprachwissenschaftliche Theoretiker und der Staat. Während erstere
ahd. skînan 'scheinen' > mhd. schînen Gruppe (wichtige Vertreter sind Heyse und Becker) sich vor allem für das phonetische und
ahd. skôni 'schön' > mhd. schœne pragmatische Prinzip einsetzen, fordern einige Sprachwissenschaftler (vor allem Jacob
ahd. skuld, sculd 'Schuld' > mhd. schuld Grimm) ein Vorgehen nach dem etymologischen Prinzip.
Die Schreibung sch legt die Annahme nahe, dass der Laut k zuerst an das vorausgehende s
assimiliert wurde, um dann später mit ihm zu verschmelzen: sk > sch > [ʃ]. 24. Die deutsche Sprache im 19. Jahrhundert. Entstehung der modernen
Ein ähnlicher Lautwandel fand auch im Englischen statt. Vgl.: Sprachwissenschaft die Brüder Grimm. Wilhelm Scherer. Hermann Paul. Georg
ahd. skif > nhd. Schiff; ae. scip > e. ship; Wenker.
ahd. fisk > nhd. Fisch; ae. fisc > e. fish. Das 19. Jahrhundert war das Zeitalter der Industriellen Revolution in deutschen Ländern.
Seit dem 13. Jh. wird [s] zu [ʃ] im Wortanlaut vor l, m, n, w. Für die Bezeichnung des [ʃ] Vor allem der Fortschritt der Wissenschaft und Technik beeinflusste die Entwicklung der
wurde die bereits vorhandene Schreibung sch benutzt: deutschen Sprache durch Neubildung von Wörtern und neue Bedeutungen der Wörter; neue
ahd. slâfan, mhd. slâfen > nhd. schlafen gesellschaftliche Prozesse kamen in der Sprache auch zum Ausdruck.
ahd. smerzo, mhd. smerze > nhd. Schmerz Entstehung der modernen Sprachwissenschaft
ahd. snêo, mhd. snê > nhd. Schnee Der allgemeine wissenschaftliche Fortschritt erfasste Anfang des 19. Jahrhunderts auch die
ahd. swarz, mhd. swarz > nhd. schwarz. Sprachwissenschaft. Seit dieser Zeit datiert die Linguistik in dem heutigen Sinne des Wortes,
In einigen Wörtern wird auch rs zu rsch: deren Vertreter sich nicht auf Erarbeitung bestimmter Normen, Sprachpflege oder
ahd. kirsa, mhd. kirse > nhd. Kirsche Bekämpfung von Fremdwörtern (wie im 17. und 18. Jahrhundert), sondern auf die
ahd. hêrisôn, mhd. hêrsen > nhd. herrschen. Untersuchung der Geschichte und Gegenwart des bestehenden Sprachsystems konzentrieren.
Etwas später entwickelt sich das [ʃ] auch vor p und t, obwohl es in der Schreibung Die führenden Sprachwissenschaftler dieser Zeit waren die Brüder Grimm, Autoren des
unbezeichnet blieb: Deutschen Wörterbuchs, dessen erster Band 1854 erschien (das Wörterbuch wurde erst 1960
ahd. spâti, mhd. spæte > nhd. spät [ʃ] vollendet), und vieler anderer Werke auf dem Gebiet der Germanistik, zum Beispiel der
ahd. starc, mhd. starc > nhd. stark [ʃ] historisch-vergleichenden Deutschen Grammatik von Jacob Grimm aus 1819.
Den Brüdern Grimm, die als Begründer der modernen Germanistik gelten, folgten in der
22. Das Neuhochdeutsch (Herausbildung der einheitlichen Literatursprache). zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die so genannten Junggrammatiker, die sich auch vor
Änderungen im Wortschatz. allem für die historische Entwicklung der deutschen Sprache und Indogermanistik
In der neuhochdeutschen Periode kam es endlich zur Entstehung der einheitlichen interessierten. Zu den Vertretern dieser Richtung gehörten Wilhelm Scherer, Autor des Werks
deutschen Literatursprache mit überlandschaftlichem Charakter. Zur Geschichte der deutschen Sprache (1868) und Hermann Paul, Autor der Prinzipien der
Zum großen Teil basierte diese Gemeinsprache auf der ostmitteldeutschen Variante des Sprachgeschichte. Ihre Forschungen und Vergleichsversuche indogermanischer Sprachen
Deutschen. In Wirklichkeit aber war die Literatursprache ein Konglomerat verschiedener brachten sie zu der Formulierung der These von der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze. Der
Dialekte und Varianten der deutschen Sprache. Versuch der Bestätigung dieser These führte zum Beginn der Arbeiten am Sprachatlas des
Größeren Wandel erfuhr in dieser Periode der Wortschatz der deutschen Sprache, und Deutschen Reiches von Georg Wenker im Jahre 1876, die bis heute fortgesetzt werden (der
zwar durch kontinuierliche Änderungen im politischen und gesellschaftlichen Leben und durch Versuch widerlegte übrigens auch diese Hypothese und zeigte, dass sprachliche Prozesse viel
den Fortschritt der Wissenschaft und Technik. Neue Wörter wurden geprägt oder sie änderten komplizierter sind, als sich dies die Junggrammatiker vorstellten).
ihre Bedeutung, Fremdsprachen übten auch Einfluss auf die deutsche Sprache aus.
Das 18. Jahrhundert, das Zeitalter der Aufklärung, war das Zeitalter der Anfänge der 25. Änderungen im Wortschatz der deutschen Sprache des 19. Jahrhunderts.
modernen Wissenschaft, was auch auf den Wortschatz der deutschen Sprache Einfluss hatte. Das 19. Jahrhundert war das Zeitalter der Industriellen Revolution in deutschen Ländern
Neue Wörter wurden geprägt (zum Beispiel Sauerstoff, nach Vorbild des französischen und deren politischen Aufstiegen, die in der Vereinigung Deutschlands 1871 gipfelten. Vor
oxygène gebildet). Die Sprache der Wissenschaft beeinflusste aber auch die Gemeinsprache, allem der Fortschritt der Wissenschaft und Technik beeinflusste die Entwicklung der
die viele Wörter aus dem Fachwortschatz einzelner Wissenschaftsgebiete übernahm. Aus dem deutschen Sprache durch Neubildung von Wörtern und neue Bedeutungen der Wörter; neue
Wortschatz der Philosophie wurden Wörter wie Bedeutung, Bewusstsein, Verhältnis, gesellschaftliche Prozesse kamen in der Sprache auch zum Ausdruck.
Verständnis übernommen, aus dem Bereich der Mathematik Abstand, Schwerpunkt, Spielraum Im 19. Jahrhundert führte der wissenschaftliche und technische Fortschritt zur schnellen
(viele dieser philosophischen und mathematischen Begriffe stammen vom Entwicklung des Fachwortschatzes. Aus der Notwendigkeit, neue Erfindungen und
Universitätsgelehrten, Philosophen und dem Mathematiker Christian Wolff). Entdeckungen zu benennen, entstanden neue Wörter wie elektrisch, Elektrizität (lateinischer
Wie in früheren und späteren Perioden wurde die deutsche Sprache durch Fremdsprachen Herkunft) und vieler neuer Komposita wie Waschmaschine, Nähmaschine, Gasanstalt,
beeinflusst, besonders Französisch, seinerzeit die Sprache eines Großteils des Adels und der Eisenbahn. Neuer Wörter bedurften auch neue Erscheinungen aus dem politischen und
wissenschaftlichen Elite. Aus der französischen Sprache übernahm man insbesondere Wörter, gesellschaftlichen Leben, wie Reichsgesetz, Streik. Viele der neuen Wörter waren fremder,
die sich auf die Mode bezogen, aber auch Verwandtschaftsbezeichnungen: Onkel, Tante, meist englischer oder französischer Herkunft (Lokomotive, Telegramm, Perron, Coupé,
Cousin, Cousine sind alle französischer Herkunft. Conducteur, Billet), was aus dem wirtschaftlichen Übergewicht dieser Länder Anfang des 19.
Viele Dichter und Wissenschaftler versuchten, gegen diese fremden Einflüsse zu kämpfen. Jahrhunderts resultierte. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie, unter anderem wegen der
Zu nennen ist hier vor allem Joachim Heinrich Campe 1746-1818), der bekannteste nationalistischen Stimmungen im damaligen Deutschland, zum Teil durch deutsche Wörter
Sprachpurist dieser Zeit. In seinem „Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der (Bahnsteig, Abteil, Schaffner, Fahrkarte) verdrängt.
unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke“ (1801–1804) rief er nach der
Verdeutschung dieser Fremdwörter. Von Campe stammen zum Beispiel Erdgeschoss (das er
für Parterre vorschlug), Hochschule (Universität) oder Stelldichein (Rendezvous).
Auch Dichter dieser Zeit trugen zur Bereicherung der deutschen Sprache durch
Neuprägungen bei, durch welche sie Fremdwörter zu ersetzen versuchten. Von Johann
Christoph Gottsched stammen angemessen (für adäquat), Begeisterung (Enthusiasmus), von
Friedrich Gottlieb Klopstock – Einklang (Harmonie), von Johann Wolfgang von Goethe –
beschränkt (für borniert) und hochfahrend (arrogant) und von Friedrich Schiller –
Gaukelbild (für Phantom).

23. Theoretische Beschäftigung mit der deutschen Sprache (das 17. Und das 18. Jh.).
Matthias Kramer. Johann Christoph Adelung.
26. Normierung der deutschen Rechtschreibung und Aussprache. Konrad Duden. 29. Die Merkmale des Althochdeutschen (Die „Benrather Linie". Die zweite
Theodor Siebs. Lautverschiebung).
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die deutsche Rechtschreibung nicht normiert in dem Die noch heute bestehende sprachliche Aufgliederung Deutschlands in ein niederdeutsches
Sinne, dass es keine amtlichen, für alle verbindlichen orthographischen Regeln gab. (oder plattdeutsches) und ein hochdeutsches Sprachgebiet ist durch die zweite oder
Erst 1880 versuchte Konrad Duden die Fragen der deutschen Rechtschreibung zu regeln, hochdeutsche Lautverschiebung hervorgerufen worden.
als er in diesem Jahr sein Vollständiges orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache Sie beginnt auf deutschem Boden etwa 1000 Jahre nach der ersten Lautverschiebung, also
herausgab. Die Vorschläge Dudens wurden weitgehend auf der Orthographischen Konferenz etwa im 5. Jahrhundert, und dringt im Laufe von mehreren Jahrhunderten, von Süddeutschland
im Jahre 1901 angenommen, auf der erstmals in der Geschichte der deutschen Sprache die ausgehend, nach dem Norden zu vor.
deutsche Rechtschreibung amtlich festgelegt wurde. Die Regeln, die damals angenommen Diese sprachliche Bewegung verebbt an der „Benrather Linie", der deutschen „Ost-West-
wurden, galten bis zur Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996. Furche", die von Aachen über Düsseldorf, Kassel, Aschersleben, Saalemündung, Wittenberg,
Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte auch die Normierung der deutschen Aussprache. Zum Doberlug, Lübben nach Frankfurt a. d. Oder führt und Deutschland in ein südliches und ein
Standardwerk wurde hier Die Deutsche Bühnenaussprache (1898) von Theodor Siebs. nördliches Sprachgebiet teilt.
(это было в лекции и это – основное – можно взять на шпору). Ниже – та же самая (Benrather Linie markiert den nördlichen Bereich der 2. Lautverschiebung und wird mit
инфа, только в деталях. der Tenuesverschiebung k → ch in Verbindung gebracht (maken – machen). Benannt ist die
Zum Ende des 19. Jahrhunderts hin die der Schulbehörden und des Staates um eine Benrather Linie nach dem Ort, in dessen Nähe sie den Rhein überschreitet.)
Normierung der Rechtschreibung einen gewissen Erfolg. In dem Wettstreit um den Rang als Die Verschiebung betrifft vor allem die stimmlosen (harten) Verschlusslaute (Tenues) p, t,
deutsche Standardsprache setzt sich während der Periode des Neuhochdeutschen ein k.
genormtes Ostmitteldeutsch durch. Treibende Kräfte dieser Normierung, die eine p wird a) im Inlaut und Auslaut nach Vokalen zu ff (teilweise zu f vereinfacht),
Voraussetzung für die Herausbildung einer einheitlichen Orthographie ist, sind b) im Anlaut und Inlaut nach Konsonanten (l, m, r und in der Verdopplung) zu pf,
Sprachgelehrte und Grammatiker. das nach l und r im weiteren Verlauf zu f wird:
Mit der Gründung des Deutschen Reichs übernimmt der Staat die Aufsicht über weitere a) got. slēpan, engl, sleep: ahd. slâfan (nhd. schlafen);
Entwicklungen und lädt schulgrammatische Vertreter und pragmatischer eingestellte got. skip, engl, ship: ahd. skif (nhd. Schiff);
Sprachwissenschaftler (vor allem Konrad Duden) zur 1. Orthographischen Konferenz in b) got. pund, engl, pound: ahd. pfunt (nhd. Pfund);
Berlin ein. Die Ergebnisse der Konferenz werden allerdings aufgrund ihrer Radikalität (wie lat. planta, engl, plant: ahd. pflanza (nhd. Pflanze).
beispielsweise dem Beschluss, <h> und Vokalverdoppelung als Längenmerkmal wegzulassen,
also Bare, Fane, Hun, Mos zu schreiben) von den Behörden abgelehnt (Scheuringer 76f, Lang t wird a) im In- und Auslaut nach Vokalen zu zz (gesprochen ss), teilweise zu z
11). 1880 erscheint im Staatsauftrag der erste Duden als Vollständiges Orthographisches (gesprochen s) vereinfacht;
Wörterbuch der deutschen Sprache. Duden wird dadurch ab diesem Zeitpunkt und auch durch b) im Anlaut und Inlaut nach Konsonanten (1, n, r und in der Verdopplung) zu tz
seine folgenden Publikationen zur ausschlaggebenden Autorität, was die deutsche (auch z geschrieben):
Orthographie betrifft. 1901 findet die 2. Orthographische Konferenz in Berlin mit dem Ziel der a) got. itan engl. eat : ahd. ezzan (nhd. essen)
Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung statt (Lang 11). 1902 erscheint als Ergebnis got. þata eng. that : ahd. daz (nhd. das)
eine „Veröffentlichung des amtlichen Regelswerks Regeln der deutschen Rechtschreibung b)got. twalif eng. twelve : ahd. zwelif (nhd. zwölf)
nebst Wörterverzeichnis“–verbindlich für Schulen und staatliche Behörden (Lang 12). Die k wird im In- und Auslaut nach Vokalen zu hh (gesprochen ch wie in acht und ich):
Änderungen umfassen z.B. die „Beibehaltung der verschiedenen und eingebürgerten got. brikan, engl. break : ahd. brehhan (brechen).
Möglichkeiten der Wiedergabe langer Vokale“ und die Festschreibung der Groß- und
Kleinschreibung. Die stimmhaften Verschlusslaute b, d, g werden nur im oberdeutschen Gebiet zu
b > p got. bairan engl. bear : obd. peran (tragen: vgl. nhd. gebären,
27. Das Interpretieren des Begriffs „der Germane“. Nachsilbe -bar).
Die Herkunft des Begriffs „Germane“ ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Das antike d > t got. daúhtar engl. daughter : ahd. tohter, nhd. Tochter.
Volk, das wir heute als Germanen bezeichnen, nannte sich ursprünglich nicht selbst so.
"Germanen" ist eine Fremdbezeichnung für die rechtsrheinischen Völker durch die Römer. Im gesamten deutschen Sprachgebiet – also auch im Niederdeutschen – erfolgte nach den
Der Name "Germanen" hat sich als Oberbegriff all dieser Volkschaften etabliert, aber die anderen Lautverschiebungsvorgängen noch der Wandel von
Menschen haben sich selbst damals nicht als Einheit gesehen. Þ > d got. þreis engl. three : ahd. drai nhd. drei
Der Begriff "Germanen" erscheint im 2. Jh. v. Chr. zunächst als Beiname ohne Bezug zu got. broþar engl. brother : ahd. brouder nhd. Bruder.
den nordalpinen Völkerschaften. Etwa 90 v. Chr. wird er in antiken Quellen erstmals für die
nördlichen Nachbarn jenseits der römischen Provinzen verwendet. Die ursprüngliche 30. Die Vokale des Althochdeutschen (die Assimilation. Diphthongierung
Wortbedeutung ist nicht bekannt. Seinen Durchbruch hatte der Begriff mit Caesars Monophthongierung. Der Ablaut. Das Verschwinden der kurzen Vokale).
Beschreibung seiner Gallischen Kriege. Er verwandte diese Bezeichnung nur für die östlichen Zu den sprachlichen Besonderheiten der althochdeutschen Periode gehören die Prozesse der
Nachbarn der Gallier. Die Germanen könnten zunächst als Kelten, als `echte Gallier´ (Galli Entwicklung des deutschen Vokalismus.
germani), angesehen und von den Römern benannt worden sein.  1) Vor allem geht es um die Assimilation: den Einfluss der Laute auf die anderen Laute.
Tacitus, ein weiterer Römer beschrieb in seinem Werk "Germania" die Entstehung des z.B.: die Hebung e in i:
Germanenbegriffs so, daß der erste Stamm, der den Rhein in Richtung Gallien überschritt und - vor [i] oder [j] der nächsten Silbe: ahd neman (брати)  du nimis, er nimit ...
die dort siedelnden Gallier vertrieb, Germanen genannt wurde. Dieser Name wurde bald auf - vor [u] in der nächsten Silbe: ahd neman  ic nimu
alle Stämme östlich des Rheins übertragen. ahd helfan  ic hilfu ...
Das Wort Germanen ist nicht, wie häufig versucht, auf den Ger (von germ. *gaizaz), einen - vor den nasalen Lauten + Konsonant: ventus (lat)  ahd wint (Wind)
Wurfspeer, zurückzuführen. Es wird jedoch Verwandtschaft mit lat. germānus ‘leiblich, echt, 2) Der Umlaut erscheint in der ahd. Zeit unter dem Einfluss [i] oder [j] in der nächsten
wahr’, air. (altirisch) gairm ‘Schrei’ oder air. gair ‘Nachbar’ erwogen. Silbe:
Eine der Thesen besagt, der Germanen-Begriff ließe sich aus dem Keltischen ableiten. Dafür gast – Pl.: gesti (Gast – Gäste)
spricht die lange geographische Nachbarschaft der Kelten und Germanen. Keltische Wort kraft – kreftig (Kraft; kräftig)
„germ(en)“ bedeutete „Geschrei“ oder „Ruf“, und Germani bedeutete „die Leute des Die Vokalwechslung stellt die kombinatorische phonetische Änderung dar.
Geschreis / Rufs“. So wären Germani Schreier also Krieger, die vor der Schlacht Heldenlieder 3). Diphthongierung Es geht um e und o aus dem Allgermanischen: e  ea  ia
singen. Diese Theorie würde sich mit den Überlieferungen von Tacitus decken, wonach die got. her  ahd hear  hiar (hier – тут)
Germanen vor einer Schlacht "Lieder, die sie Barditus nennen" sangen. Caesar könnte dann 4). Monophthongierung Germanisches ai wird zu e vor den Konsonanten h, w, r und
diesen keltischen Begriff übernommen und auf den gesamten rechtsrheinischen Bereich im Auslaut.
ausgedehnt haben.
got. maiza  ahd mero (mehr).
Germanisches au wird zu o vor h und im Auslaut:
28. Das Aufkommen des Wortes „deutsch“. got. auso  ahd ohra (Ohr).
Das Aufkommen des Wortes „deutsch" führt uns in die Zeit zwischen dem 8. und 10. In anderen Fällen wird au zu ou: got. augo  ahd ougo (das Auge)
Jahrhundert, in der es zur ersten bewussten Zusammenfassung derjenigen germanischen 5). Der Ablaut Das ist der regelmäßige Wechsel bestimmter Vokale in den Wörtern, die
Stämme kam, die später das deutsche Volk bildeten. sich im etymologischen Zusammenhang befinden. Dieser Terminus wurde von Jakob Grimm
Das Wort „deutsch" hat sich aus dem germanischen Wort entwickelt, das wir аls gotisch eingeführt. Der Ablaut tritt als Mittel der Formenbildung auf:
þiuda (Volk, Volksstamm) kennen. Z. B. diutisk (latinisiert theodiscus), mhd. diutsch (sprich ahd neman, Imperf.: nam  heute: nahmen, nahm
dütsch) und tiu(t)sch. Es bedeutet volkhaft, volkstümlich, dem Volke eigen. 6). Das Verschwinden der kurzen Vokale bei den schwachen Verben im Imperfekt, wenn
Die „lingua theodisca" ist also die Sprache des Volkes im Gegensatz zu der „lingua latina", diese Verben einen langen Stammvokal haben:
der lateinischen Sprache der Geistlichen und Gelehrten. Infinitiv ahd horen, Imperfekt: horta (statt horita)
Die romanisierten Franken in Frankreich haben seit dem 8. Jahrhundert, also seit der
Karolingerzeit, mit dem Ausdruck „theodiscus" die Sprache der ostrheinischen Stämme 31. Der Umlaut im Althochdeutschen.
bezeichnet. Diese zunächst rein sprachliche Bezeichnung wird allmählich durch das Die Entwicklung Umlauts begann in den althochdeutschen Territorialdialekten in der
wachsende Gefühl volklicher Zusammengehörigkeit zu einer Bezeichnung für die Volksart vorliterarischen Zeit. Der Umlaut entwickelte sich im Deutschen in der Folgezeit zu einer
und schließlich Bezeichnung für die politische Zusammengehörigkeit. wichtigen Art von innerer Flexion. Diese Art der Assimilation der Vokale war in
Sprachdenkmalern des 8. Jh.
Der Umlaut erscheint in der ahd. Zeit unter dem Einfluss [i] oder [j] in der folgenden Silbe.
Die Entwicklung des Umlauts im Althochdeutschen begann um 750. Da beginnt die
Umlautung des kurzen a zu kurzem e:
gast – Pl.: gesti (Gast – Gäste)
kraft – kreftig (Kraft; kräftig)
faran – du feris (fahren – du fährst), er ferit (er fährt);
Die Vokalwechslung stellt die kombinatorische phonetische Änderung dar.
Der Umlaut a> e trat nicht ein:
1) vor den Konsonantenverbindungen ht, hs, lw, rw: ahd maht- mahtig (vgl. Macht - mächtig)
2) vor den h, r, l + Konsonant in den oberdeutschen Territorialdialekten:
ahd. haltan – obd. haltit (vgl. halten – hält)
Seit dem Ausgang des 10. Jh wurde der Umlaut des langen û orthographisch bezeichnet. Er
wurde iu geschrieben:
ahd. hûs - PI. hûsir, seit dem 11. Jh. hiusir ‘Haus – Häuser’.
32. Der lexikalische Aspekt des Althochdeutschen (Wörter aus der Zeit des 33. Der morphologische Aspekt des Althochdeutschen (Allgemeines über Substantive,
Althochdeutschen). Personalpronomen,Verben).
In althochdeutscher (frühdeutscher) Zeit führten gesellschaftliche Wandlungen zu großen Die grammatische Seite der Entwicklung der Sprache charakterisiert sich durch
Veränderungen im Wortschatz. Den größten Einfluß hatte dabei zweifellos die Hand in Hand Erscheinungen, die die Sprache unifizieren. Es geht vor allem um den Syntax. Eingehend
mit der Entwicklung des Feudalismus vor sich gehende Christianisierung. Sie breitete sich auf findet die Unifizierung von Typen der Konjugation der Verben und Adjektive (starke,
mehreren Wegen und in mehreren Wellen über das Gebiet aus, das in diesem Zeitraum den schwache), der Kasusendungen der Substantive statt – so unifiziert sich auch die Morphologie.
Namen Deutschland erhielt. Das althochdeutsche Substantiv weist drei Kategorien auf: Kasus – Im Ahd. sind 5 Kasus
So drangen aus dem Süden Wörter wie: Pfingsten aus griech. Pentekosté / hēmerá / Teufel aus erhalten geblieben (Nom, Gen, Dat, Akk und Instrumental). Numerus – Sing. und Pl. Genus –
griech. diabolos, Engel aus griech. angelos ein. Aus dem Nordwesten kam das Wort Glocke (zu altirisch clocc). Maskulinum, Femininum, Neutrum.
Eine Vielzahl von Wörtern drang mit der Einführung des Gottesdienstes, dem Aufbau der Diese Kategorien ererbte das Althochdeutsche aus dem Urgermanischen, wo sie ihrerseits
Kirchenorganisation und der Klöster sowie der Gestaltung des feudalen Herrschaftssystems in als Fortsetzung des indoeuropäischen Sprachzustandes zu betrachten sind.
deutsche Sprache ein: Chor zu lat. chorus, Messe zu lat. missa, Orgel zu lat. organum, Kapelle In der Deklination des germanischen Substantivs war der Typ des Stammes von
zu lat. capella, Brief zu lat. brevis. entscheidender Bedeutung. Zwischen der Wurzel des Wortes und den Kasusendungen befand
Bildung und Unterricht waren in der damaligen Zeit ausschließlich eine Angelegenheit der sich ein stammbildendes Suffix (das sog. Thema), das eigentlich den Typ der Deklination
Klöster. Die Klöster befassten sich aber auch mit dem Gartenbau, mit Kochkunst, Bauwesen bestimmte. Im Ahd. ist das Thema mit Kasusendungen sehr oft verschwunden.
und mit ersten Ansätzen der Krankenpflege: Birne zu lat. pirum. Auch: Rose, Veilchen, Das allgemeine Bild der Deklination des Substantivs:
Petersilie, Zwiebel. Nom. tag wort geba
In der Sprache der Verwaltung wurde zunächst nur das Lateinische verwendet. Deshalb Gen. tages wortes geba, -o
stammt die Mehrzahl der damals entstandenen Wörter aus dem Lateinischen: Bezirk zu lat. Sing
Dat. tage worte gebu, -o
circus, Vogt zu lat. vocatus (Rechtsvertreter, Richter). .
Akk. tag wort geba
Auch in der Kleidung und in der Verarbeitung von textilen Grundstoffen kamen zahlreiche Instr. tagu, -o wortu, -o ─
Neuerungen auf: Kutte, Kappe, Mantel, Pelz; Teppich zu lat. tapetum, Matte, Seide. Nom. taga, -á wort gebâ
Trotz der Christianisierung lebte eine ganze Menge an heidnischen Überresten fort – Gen. tago worto gebôno
allerdings in christlicher Umdeutung: Gott, Himmel, Hölle (urspr. Aufenthaltsort der Toten);
Pl. Dat. tagum, -om wortum, gebôm, ôn
Ostern als urspr. heidnisches Frühlingsfest; Weinachten als ursprüngliche Bezeichnung für die
-om
heiligen zwölf Nächte der Wintersonnenwende.
Akk. taga, - á wort gebâ

Das ahd. Pronomen verfügte über folgende grammatische Kategorien: Genus (m, f, n),
Numerus (Sing, Pl.) und Kasus – die gleiche Zahl von Kasus wie beim Substantiv.
Die Personalpronomen gehören zur ältesten Schicht des indoeuropäischen Wortbestandes.
Einen ganz besonderen Deklinationstyp weisen die Personalpronomen der 1. und 2. Person
auf. Ihre Kasusendungen kommen außer bei ihnen nirgends mehr vor. Der Nominativ und die
obliquen Kasus sind von verschiedenen Stammen gebildet.
Die Personalpronomen der 3. Person sind etymologisch sehr eng mit den
Demonstrativpronomen verbunden und haben mit ihnen eine gleiche Kasusbildung.
Die Personalpronomen hatten solche Formen:
Singular Plural
1.P 2. 3.Pers. 1.P
2.Pers. 3.Pers.
ers. Pers. (m) ers.
Nom. ic dū er (ir) wir ir sie

Gen. din sin iuwér iro


min unsêr
Dat. mir dir imu, -o uns iu im
inan,
Akk. dih iuwih sie
mih in unsih

Die althochdeutschen Verben hatten folgende Formen:


 das Genus des Aktivs
 die Tempora des Präsens (bezeichnete die unmittelbare Gegenwart und auch Zukunft)
und des Präteritums (ist die allgemeine Form für die Vergangenheit)
 die Modi des Indikativs, Imperativs, Konjunktivs (drückt den Wunsch, den Zweifel, die
Vermutung, die Irrealität aus; erscheint in der indirekten Rede)
 die Numeri des Singulars und Plurals
 an Verbalnomina einen Infinitiv des Präsens und Partizipien des Präsens und des
Präteritums.
Im Althochdeutschen werden die Verben in zwei Hauptgruppen eingeteilt – in starke und
schwache Verben. Die ahd. starken Verben bilden ihre Präteritformen durch Vokalwechsel
(Ablaut), das Partizip II auch durch Ablaut und durch n-Suffix. Eine gewöhnliche Verbform im
Präsens besteht aus drei Elementen: der Wurzel, dem Themavokal und der Flexionsendung.
z.B. hilf-i-t
Die schwachen Verben sind eine relativ jüngere Schicht des verbalen Wortguts. Sie bilden
die Formen des Präterits und des Partizips II mit Hilfe des Suffixes -t-. Dabei gibt es keinen
Vokalwechsel im Verbalstamm.
Die Art der Konjugation der Verben charakterisierte sich schon damals durch die
Ablautreihen. Es waren 6 (7) Ablautreihen.
Als Beispiele wird hier das Konjugieren von einigen Typen der Verben dargestellt:
starkes schwache
Verb s Verb
Infinit helfan zellen salbôn
(haben)
iv (helfen) (erzählen) (salben)
Präsens:
ih hilfu zellu salbô habén
du hilfis zelis salbôs habés
er hilfit zelit salbôt habét
wir zellemé
helfemés salbômés habénmés
s
ir helfét zellet salbôt habét
sie helfant zellent salbônt habént
Präteritum:
ih half zalta salbôta habéta
du hulfi zaltôs salbôtos habétos
er half zalta salbôta habéta
wir hulfun zaltun salbôtun habétun
ir hulfut zaltut salbôt habét
sie hulfun zaltun salbôtun habétun
Partizi
giholfan gizalt gisalbôt gihabét
p:
34. Der syntaktische Aspekt des Althochdeutschen (Allgemeines über den Satzbau). 35. Der syntaktische Aspekt des Althochdeutschen (Allgemeines über die
Der althochdeutsche Satzbau ererbte Charakterzüge des Indoeuropäischen. Sie sind syntaktischen Typen der Sätze).
folgende: Die ersten althochdeutschen Sprachdenkmäler zeigen verschiedene Typen von
1. Die vorherrschende Satzform ist der zweigliedrige Satz mit einer Subjekt-Prädikat- zusammengesetzten Sätzen. Die Anzahl von Modellen solcher Sätze und Arten der
Struktur: Verbindungsmöglichkeiten im Rahmen des zusammengesetzten Satzes ist natürlich viel
z.B. Thō uuîb habéta einen sun. – Die Frau hatte einen Sohn. geringer im Vergleich zu moderner deutscher Sprache. Aber dieses Teilgebiet der Syntax
Die eingliedrige Sätze kommen sehr selten vor: kennzeichnete sich in der Folgezeit durch relativ rasche Entwicklung und Vervollkommnung.
z.B. EƷ âbandêt – Es wird Abend; EƷ nahtêt – Es wird Nacht; EƷ ist spâti – Es ist spät. Die Satzreihe
2. Die Hauptausdrucksmittel der syntaktischen Beziehungen zwischen den Wörtern im Satz Die Verbindung der Einzelsätze in der Satzreihe hat im Althochdeutschen zwei
sind Kongruenz und Rektion. Hauptmodelle:
Die Wortstellung im einfachen Satz vereinigte freie und feste Regeln. Im Großen und a) konjunktionslose Verbindung
Ganzen hängte die Stellung des Subjekts, Objekte und Attribute meist mit der z.B. Sum man habêt zuuênê suni, ic uueiƷu sie. – Ein Mann hat zwei Söhne, ich kenne sie.
kommunikativen Aufgabe zusammen. b) konjunktionale Verbindung
Das Subjekt ist meist der Ausgangspunkt des Satzes und nimmt die erste Stellung im Satz In der Rolle der Verbindungmittel treten oft auf: inti (und), ioh (und), doh (doch), abur
ein (die gerade Wortfolge): (aber), odo (oder). Diese Konjunktionen erfüllen koordinierende Funktion.
z.B. Sie sint guote liutin. – Sie sind gute Leute. z.B. Mih hungrita inti ir gâbut mir eƷƷan.
Die invertierte Wortfolge weist meist darauf hin, was der Sprecher im Satz unterstreichen – Mich hungerte und ihr gabt mir zu essen.
will: Ther fater habêta zi faran, abur thie liuti bigunnun inan frâgên.
z.B. In thaƷ gebirgi floh her. – In das Gebirge floh er. – Der Vater musste fahren, aber die Leute begannen, ihn zu fragen.
Thô quad iru der heiland: „gib mir trinkan“. – Da sagte ihr der Heiland: „Gib mir zu
trinken!“ Kausale und finale Verbindung zwischen den Teilen in der Satzreihe ist dem Ahd. nicht
Sus in uuege quam ein uuîb. – Da kam des Weges ein Weib. eigen.

Vorangestellt werden manchmal auch die anderen Satzglieder, wenn sie im


Satz „das Neue“ (das Rhema) sind: Das Satzgefüge
z.B. Einen man uueiƷ ik. – Einen Man kenne ich. Im Althochdeutschen zeigen sich fast dieselben Arten der Nebensätze, die im heutigen
Tot ist her. – Tot ist er. Deutsch sind, und zwar: Subjekt-, Objekt-, Attribut-, Prädikativ- und Adverbialsätze.
Der Subjektnebensatz umschreibt eine Person und wird vorwiegend durch das
Das Prädikat im Althochdeutschen offenbart sich die Tendenz zur festen Stellung im Satz: Relativpronomen ther, thiu, thaƷ, sô hwer sô (wer) und durch das unflektierte thie eingeleitet;
Der häufigste Fall ist wohl die Zweitstellung: im Hauptsatz stehen oft die Korrelate ther, thie und andere.
Sum man gieng in ferra lantscaf. – Ein Mann reiste in ein fernes Land z.B. Her ist ther ther Hiltibrant riufan. – Er ist der, der Hildebrant gerufen wird.
DaƷ uuîb quad: „ni habu gomman.“ – Das Weib sagte: „/Ich/ habe keinen Man“ Prädikativsatz.
Verbreitet ist aber auch die Anfangsstellung des Prädikats im Aussagesatz. In der Regel hat Diese Form des Nebensatzes ist im Ahd. nicht häufig. Als Bindeelemente sind
die Anfangsstellung des verbalen Prädikats eine stilistische Funktion: Sie verleiht der Relativpronomen ther, thiu, thaƷ und das unflektierte thiu:
Erzählung die epische Gehobenheit. Das Prädikat kann allein oder mit ergänzenden z.B. ThiƷ ist, then man eƷƷan megi. – Das ist das, was man essen könnte.
Satzgliedern das Rhema des Satzes sein. Z.B.: Objektsatz.
Fater, zelluh (zellu ih) thir ein … – Fater, (ich) erzähle dir eins … Berichtende Objektsätze werden durch die Konjunktionen dat, thaƷ (dass) eigeleitet:
Die Aufforderungssätze zeigen auch regelmäßig die Anfangsstellung des Prädikats. Das z.B. Ic zalta, thaƷ her min fater sei. – Ich erzählte, dass er mein Vater ist (sei).
zeigt sich in der Regel in Ausrufungssätzen und in Fragesätzen mit dem Fragewort: Fragende Sätze ohne Fragewort werden durch die Konjunktionen oba (ob) eingeleitet. Dazu
Gib mir trinkan! – Gib mir zu trinken! dienen auch Relativpronomen: hwer (wer), hwaƷ (was), huuelîh (welher).
Uuer pist dû? Uuna guimis?– Wer bist du? Woher kommst du? Beispiele:
Auch Fragesätze ohne Fragewort sind durch die Anfangsstellung des Prädikats Thu fragist,oba ic inon minnu. – Du fragst, ob ich ihn liebe.
gekennzeichnet; die Partikel eno („etwa“) in solchen Sätzen ist kein Satzglied: Her frâgtâ, hwer sîn fater warî. – Er fragte, wer sein Vater sei (ist).
Eno bin ich iz, brouder? Bin das ich etwa, Bruder? Attributsatz.
Eno nist (ni ist) these din sun? Ist das etwa nicht dein Sohn? Die meisten Attributsätze werden durch das Relativpronomen ther, thiu, thaƷ, thie
eingeleitet:
Trotz der Tendenz zur Zweitstellung des verbalen Prädikats sind die Fälle nicht selten, wo Sie forstuontun thaƷ uuort, thaƷ her sprach zi in.
das Prädikat am Satzende steht, z. B.: – Sie verstanden die Worte, die er zu ihnen sagte.
Alla thesa naht arbeitende niuuih ni gifiengumês (Endstellung). Wir hulfun zî therum man, ther ward stumman.
Die ganze Nacht haben wir gearbeitet und nichts gefangen. – Wir halfen dem Mann, der stumm war.

Ansätze zur Entwicklung der verbalen Klammer Adverbialsätze:


Gewisse Ansätze zur Entwicklung der verbalen Klammer sind bereits im Althochdeutschen Temporalsätze (Konjunktionen: thô, thar, sô – da, also, thaƷ – als, mit thiu – als, während,
vorhanden. Die Teile des biverbalen Prädikats nehmen folgende Stellung zueinander ein: afte thiu – nachdem u.a.):
1) Unmittelbare Kontaktstellung: z.B. Er ward frou thô that sehenti. – Er war froh, als er das sah.
Her frâgên gistuont min sun. – Er begann, meinen Sohn zu fragen. Kausalsätze (Konjunktionen: uuanta, bithiu, uuanta bithiu, mit thiu – weil / da):
2) Klammer: z.B. Bithiu her min scalk ist, her gihort ni dir. – Da er mein Diener ist, gehört er dir nicht.
Nioman ni mag zuuein herrôn thionôn. – Keiner kann zwei Herren dienen. Finalsätze werden durch die Konjunktionen thaƷ (dass) und so thaƷ (so dass)
3) Kontaktstellung: eingeleitet:
Sin sun uuas cund themo uns. – Sein Sohn war uns bekannt. Gib imo Brot thaƷ er eƷƷan inti sagan maget. – Gib ihm Brot, damit er essen und reden
4) Klammer: kann.
Huob her gundfanon ûf. – Er hob die Kriegsfahne auf. Bedingungssätze werden durch die Konjunktionen ibu, oba (wenn) eingeleitet:
Infinitiv im einfachen Satz Oba thû uuas mugis, hilf uns. – Wenn du etwas (tun) kannst, hilf uns.
Der Infinitiv und Infinitivgruppe kommen oft als Bestandteil biverbaler Wortgruppen im
Prädikat vor: 36. Schriftliche Quellen der althochdeutschen Periode.
z.B. Quam the man Wasser bittan. – Es kam ein Mann Wasser bitten. Ausbildung und Schrifttum hatten in der althochdeutschen Zeit einen deutlich
Die Dativform des Infinitivs wird mit der Präposition zi (zu) gebraucht: ausgedrückten klerikalen Charakter. Zum hauptesten Mittel der Ideologie wurde die
z.B. Gibôt her thô zi gebanne iru eƷƷan. – (Er) befahl, ihr essen zu geben. lateinische Sprache.
Die Volksprache wurde in den kirchlichen Schulen nicht gelernt. Man benutzte sie aber
beim Studium der lateinischen Sprache. Die Aufnahmen zu lateinischen Texten bekamen den
Namen Glossen (Notizen).
Das lateinische Alphabet wurde im Althochdeutschen für die deutsche Sprache
übernommen. Hierbei kam es einerseits zu Überschüssen an Graphemen wie <v> und <f> und
andererseits zu ungedeckten deutschen Phonemen wie Diphthonge, Affrikaten (wie /pf/, /ts/,
/tʃ/), und Konsonanten wie /ç/ <ch> und /ʃ/ <sch>, die es im Lateinischen nicht gab. Im
Althochdeutschen wurde für das Phonem /f/ auch hauptsächlich das Graphem <f> verwendet,
sodass es hier fihu (Vieh), filu (viel), fior (vier), firwizan (verweisen) und folch (Volk) heißt.
Der erste althochdeutsche Text ist der Abrogans, ein lateinisch-althochdeutsches Glossar.
Generell besteht die althochdeutsche Überlieferung zu einem großen Teil aus geistlichen
Texten (Gebeten, Taufgelöbnissen, Bibelübersetzung); nur vereinzelt finden sich weltliche
Dichtungen (Hildebrandslied, Ludwigslied) oder sonstige Sprachzeugnisse (Inschriften,
Zaubersprüche).
Der so genannte „Althochdeutsche Tatian“ ist eine Übersetzung der Evangelienharmonie
des syrisch-christlichen Apologeten Tatianus (2. Jh.) in das Althochdeutsche. Er ist
zweisprachig (lateinisch-deutsch). Die einzige erhaltene Handschrift befindet sich heute in St.
Gallen. Der Althochdeutsche Tatian ist neben dem Althochdeutschen Isidor die zweite große
Übersetzungsleistung aus der Zeit Karls des Großen.
Das Hildebrandslied ist um die Zeit der Völkerwanderung (zwischen 400 und 600 uZ)
entstanden.  Es ist das einzig überlieferte Textzeugnis eines Heldenlieds germanischen Typs in
der deutschen Literatur. Das Hildebrandslied wurde um 830–840 von zwei unbekannten
Fuldaer Mönchen in hauptsächlich althochdeutscher Sprache aufgezeichnet.
Stabreimgedicht besteht in herkömmlicher Zählung aus 68 Langversen.
Als Endpunkt der althochdeutschen Textproduktion wird oft auch der Tod Notkers in St.
Gallen 1022 definiert. (Notker war der berühmte Mönch der Klosterschule in St. Gallen. Er
übersetzte vom Latein eine Reihe von klassischen und klerikalen Werken).
37. Der Umlaut im Mittelhochdeutschen (Die weitere Entwicklung des Umlauts).
Die Varianten der Vokalphoneme, die im Althochdeutschen unter dem Einfluss des -i-(-j-)-
Umlauts entstanden waren, übernahmen in der mittelhochdeutschen Zeit in Verbindung mit
der Abschwächung des i zu e [ə] in den Endsilben, d. h. in der Flexion, eine
sinnunterscheidende Funktion und wurden deswegen phonologisiert.
Als Beispiel soll die Pluralbildung bei den Substantiven der i-Deklination dienen: ahd. gast
– gesti > mhd. geste. Während im Althochdeutschen die Hauptrolle bei der Bildung dieser
Formen dem -i- zukam, gehört sie im Mittelhochdeutschen schon dem Umlaut. Sie verhütet
auch die Homonymie von Nom., Akk. Pl. und Dat. Sg.:
ahd. N. Sg. korb – D. Sg. korbe – N., A.. Pl. korbi
mhd. N. Sg. korb – D. Sg. korbe – N., A. Pl. körbe
Die Entwicklung des Umlauts zur inneren Flexion. Auf Grund des Umlauts kam es in
den Wortformen vieler Wörter zu einem Wechsel der Vokalphoneme, der zu einem
verbreiteten Mittel der Formenbildung, d.h. zur inneren Flexion wurde:
1) als Kennzeichen des Plurals:
ahd. gast – PI. gesti 'Gäste'; kraft – PI. krefti 'Kräfte'; lamb – PI. lembir 'Lämmer',
entsprechend mhd. gast – geste, kraft – krefte, lamb – lember;
2) als Kennzeichen der Steigerungsformen des Adjektivs:
ahd. alt 'alt' – Komp. eltiro – Superl. eltisto →
mhd. alt – elter – eltest;
3) als Kennzeichen des Präteritums Konjunktiv:
ahd. helfan 'helfen' – 1. P. Sg. Prät. Konj. hulfi ' (ich) hälfe, hülfe' →
mhd. helfen – hülfe;
4) als Kennzeichen der 2. und 3. P. Sg. Präs. der starken Verben:
ahd. faran 'fahren' – 2. P. Sg. Präs. feris(t) '(du) fährst* – 3. P. Sg.Präs. ferit '(er) fährt'
mhd. faren – 2. P. Sg. Präs. ferest –3. P. Sg. Präs. feret.

Der Umlaut bekam auch große Verbreitung in der Wortbildung:


mhd. kraft 'Kraft' – kreftic 'kräftig'
mhd. adel 'Adel' – edete 'edel' (ahd. adili)
mhd. hoch 'hoch' – hoehe 'Höhe' (ahd. hôhî)
mhd. jâmer 'Jammer' – jæmerliche 'jämmerlich'
mhd. hof 'Hof – hövesch 'höfisch' 'wohlerzogen'
mhd. jagen 'jagen' – jeger(e) 'Jäger'
mhd. gruoƷ 'Gruß' – begrüeƷen 'begrüßen'
mhd. fallen 'fallen' – fellen 'fällen'.

38. Die neuen Vokalphoneme des Mittelhochdeutschen.


Die neuen Vokalphoneme des Mittelhochdeutschen sind folgende:

1) kurze Vokale
ä – der Sekundärumlaut des kurzen a (offener als das e: mähtec 'mächtig' (ahd. mahtig),
ärze 'Erz' (ahd. aruzi, arizi, ariz);
ö – Umlaut des kurzen o: öl 'Öl' (ahd. olei, oli), möchte (ahd. mohti);
ü – Umlaut des kurzen u: künec 'König' (ahd. kuning, kunig), gürtel 'Gürtel' (ahd. gurtil);

2) lange Vokale
æ – Umlaut des â: mære 'Erzählung', 'Sage' (ahd. mari, nhd. Mär, Märchen); kæse 'Käse'
(ahd. chasi, case);
œ – Umlaut des ô: schœne 'schön' (ahd. skoni), hœhe 'Höhe' (ahd. hôhî);

3) Diphthonge
öu, eu – Umlaut des Diphthongs ou: tröumen 'träumen' (ahd. troumen >*troumjan zu
troum 'Traum'); vröude 'Freude' (ahd. frawida, frewida, frowida);
üe – Umlaut des Diphthongs uo: güete 'Güte' (ahd. guoti); süeƷe 'süß' (ahd. suoƷi).

Das könnte Ihnen auch gefallen