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Die stimmhaften Verschlusslaute b, d, g werden nur im oberdeutschen Gebiet zu Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Abschwächung der Vokale und dem
b > p got. bairan engl. bear : obd. peran (tragen: vgl. nhd. gebären, Charakter der Wortbetonung. In den Sprachen mit beweglicher Wortbetonung verlagert sich
Nachsilbe -bar). die Betonung in verschiedenen Wortformen von einer Silbe auf die andere, was alle Vokale im
d > t got. daúhtar engl. daughter : ahd. tohter, nhd. Tochter. Wort vor Abschwächung und Wandel schützt. Die germanische Akzentverlagerung auf die
Stammsilbe, deren Folge der beständige starke Atemdruck auf einer Silbe und die beständige
Im gesamten deutschen Sprachgebiet – also auch im Niederdeutschen – erfolgte nach den unbetonte Stellung anderer Silben im Wort sind, begünstigte eine verschiedenartige
anderen Lautverschiebungsvorgängen noch der Wandel von Entwicklung der Vokale in betonten und in unbetonten Silben und bildete die Voraussetzung
Þ > d got. þreis engl. three : ahd. drai nhd. drei für die Abschwächung der Vokale in unbetonten Silben.
got. broþar engl. brother : ahd. brouder nhd. Bruder. Die Abschwächung der Vokale in unbetonter Stellung vollzog sich in allen Epochen
deutscher Sprachgeschichte. Die unbetonte Stellung im Wort war eine der Voraussetzungen
Die weitere Ausdehnung der zweiten Lautverschiebung für den Schwund der meisten stammbildenden Suffixe der Substantive in der vorliterarischen
Das Vordringen der zweiten Lautverschiebung in den mitteldeutschen Sprachraum dauerte Zeit, z. B. germ. dagaz → ahd. tag. Die Abschwächung der unbetonten Vokale ist auch in der
im mittelhochdeutschen Zeitalter an. Am Rhein, d. h. im Fränkischen, bildeten sich in dieser althochdeutschen Zeit zu beobachten, z. B. die Kürzung der Vokaldauer: ahd. N. PI. tagâ und
Zeit die heutigen Grenzlinien für die einzelnen Erscheinungen der zweiten Lautverschiebung auch schon taga, woraus mhd. tage; es beginnt auch der Wandel unbetonter kurzer Vokale zu
heraus. [ə]: ahd. wintar und auch schon winter, ahd. G. Sg. hanin und auch schon hanen; sehr häufig
Die Grenzen der zweiten Lautverschiebung griffen auch auf den ostmitteldeutschen sind im Althochdeutschen die Zwischenstufen der Abschwä-chung;
Sprachraum über. Das Ostmitteldeutsche hatte machen, ich, dorf, helfen, daƷ, dohter, pfund / u — o — e [ə] zu treffen: ahd. tagum und tagom, tagon, woraus mhd. tagen.
fund, appel.
Das niederdeutsche Gebiet ist nach wie vor von der zweiten Lautverschiebung Die Abschwächung der Vokale vollzieht sich auch in der neuhochdeutschen Zeit.
ausgeschlossen. Es heißt hier maken, ik, dorp, helpen, dat, dohter, pund, appel.
Das Vordringen der zweiten Lautverschiebung dauert auch in der frühneuhochdeutschen Ein Wendepunkt in der Geschichte der Abschw ächung der Vokale ist der Ausgang des
Periode an. althochdeutschen Zeitalters. Bis zum 10. – 11. Jh. gibt es im Deutschen trotz der Wirkung der
Die zweite Lautverschiebung hatte nachhaltige Bedeutung für die Herauskristallisierung des Abschwächung keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen dem phonologischen Bestand
Althochdeutschen. Sie vertiefte die Unterschiede in den phonetischen Systemen des der betonten und der unbetonten Phoneme im Wort. Sowohl in dem betonten Morphem, als
Oberdeutschen(Mitteldeutschen) und des Niederdeutschen. auch in den unbetonten Morphemen konnte ein beliebiger kurzer oder langer Vokal
erscheinen, z. B. ahd. sunu, tagâ, gesti, snêo, zunga, zungûn, nemamês, habên u. a. Die
17. „Vernersches Gesetz“ (Karl Adolf Werner). Anhäufung der Abschwächungsakte gegen Ende der althochdeutschen Sprachperiode bewirkte
Das Indogermanische hatte ursprünglich einen freien Akzent, so dass in verschiedenen es aber, dass in den ersten mittelhochdeutschen Sprachdenkmälern alle Vokale in unbetonten
Flexionsformen desselben Wortes der Hauptton auf verschiedenen Silben liegen konnte (Vgl. Morphemen zu [ə] gewandelt oder gänzlich geschwunden waren.
russ. рука – Nom., руку – Akk.). Den alten phonologischen Bestand bewahren die Haupt- oder Nebenton tragenden betonten
Das Germanische legte den Akzent auf die erste Silbe des Wortes fest, die fast immer die Morpheme:
Stammsilbe ist. Diese Entwicklung erfolgte später als die Verschiebung der idg. p, t, k zu f, þ, a) Wurzelmorpheme, z. B. jâr 'Jahr', bluome 'Blume';
ch. b) betonte Ableitungspräfixe, z. B. antlaƷ 'Sündenvergebung', imbiƷ 'Imbiss', urteil
Die germanische Neuerung war von weitreichenden Folgen. Durch sie wurde die 'Urteil';
germanische Stabreimdichtung (lautliche Organisation der Rede; oft in der Poesie) möglich. c) zweite Komponenten zusammengesetzter Wörter, z. B. buochstab 'Buchstabe',
Für die sprachliche Weiterentwicklung bedeutet das Festlegen des Haupttons auf die juncvrouwe 'Jungfrau', 'Jungfer';
Anfangssilbe, dass die folgenden Silben immer tonschwächer wurden und schließlich ganz d) Ableitungssuffixe, z. B; armuot 'Armut', künegin 'Königin', lobelîh 'lobenswert',
schwinden konnten. Hiervon sind in den germanischen Sprachen vor allem die 'ruhmreich'.
Flexionsendungen betroffen worden. Diese Erscheinungen beschreibt der Däne Karl Adolf Infolge der Abschwächung der Vokale in unbetonten Silben entstand im
Werner (1846-1896). Die systematisierten Daten vom regelmäßigen Wechsel der stimmhaften Mittelhochdeutschen der Gegensatz zwischen dem phonologischen Bestand betonter und
und stimmlosen Lauten je nach der Stelle des Akzents in der indoeuropäischen Grundsprache unbetonter Morpheme, der auch die deutsche Gegenwartssprache kennzeichnet, z. B.:
sind im Vernerschen Gesetz (1877) dargestellt. (Jacob Grimm nannte diese in seiner Zeit ahd. tagâ, -a > mhd. tage 'Tage';
noch nicht erklärbaren Ausnahmen der ersten Lautverschiebung "grammatische Wechsel".) ahd. gesti > mhd. geste 'Gäste';
Bestanden zu der Zeit der Akzentfestlegung bereits untrennbare Zusammensetzungen, so ahd. zunga > mhd. zunge 'Zunge';
trat in ihnen der Hauptton auf die Vorsilbe. Deshalb haben wir heute Urlaub und Urteil neben ahd. D. PI. zungûn > mhd. zungen;
später neugebildetem erlauben und erteilen. ahd. habên > mhd. haben 'haben';
ahd. nemamês → mhd. nemen '(wir) nehmen';
ahd. snêo > mhd. snê 'Schnee';
ahd. sunu, sun > mhd. sun 'Sohn'.
20. Die phonologischen Besonderheiten des Althochdeutschen (Allgemeines über die Im 17. und 18. Jahrhundert vertiefte sich das wissenschaftliche Interesse für die deutsche
Aussprache von einzelnen Buchstaben: Anhand „des Hildebrandliedes“) Sprache. Obwohl auch im 18. Jahrhundert der Einfluss von Dichtern, die sich der
Die damalige Sprache enthält Vokalverbindungen, die wir in deutschen Wörtern nicht mehr kennen, z. B. u Sprachpflege widmen, noch groß ist, tritt zu dieser Zeit erstmals das Ziel der
+ o bei muotin, i + u bei heriun Vereinheitlichung der Orthographie besonders für die Schulen in den Vordergrund.
Manche Unterschiede gegenüber der heutigen deutschen Sprache sind aus der Schreibung nicht ohne Wörterbücher wurden verlegt, darunter Großes Teutsch-Italienisches Dictonarium, oder
weiteres ersichtlich, so zum Beispiel die Aussprache des h bei sih oder bei rihtun. Hier bezeichnet das h bei sih Wort- und Red-Arten-Schatz der unvergleichlichen Hoch-teutschen Grund- und Hauptsprache
den Laut ch, wie wir ihn in dem Zahlwort acht sprechen. Das u, das in Wörtern wie urhettun, untar, sunufatarungo von Matthias Kramer (1700)), Teutsch-Lateinisches Wörterbuch von Johann Leonhard
dem heutigen u gleichkommt, bezeichnet in Wörtern wie tuem und suert annähernd den Lautwert unseres Frisch (1741) und vor allem der fünfbändige Versuch eines vollständig grammatisch-
heutigen w. kritischen Wörterbuchs der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der
Darüber hinaus sind vor allem zwei Besonderheiten gegenüber dem heutigen Laut- und Buchstabengebrauch übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen von Johann Christoph Adelung
zu erwähnen: (1774–1786), mit dem der Verfasser ein normatives Werk für alle Deutsch Sprechenden und
- das đ in đat, Hađubrant, guđhamun (das đ entspricht in der Aussprache annähernd dem Lautwert des Schreibenden zu schaffen versuchte.
englischen in that oder in weather); Johann Christoph Adelung verfasste auch Werke aus dem Bereich der Grammatik, wie
- die Schreibung gg in seggen und tt in urhettun. Deutsche Sprachlehre (1781) oder Umständliches Lehrgebäude der Deutschen Sprache
Die Schreibung gg und tt kennzeichnet die für uns heute ungewöhnlich gewordene Länge der Konsonanten. (1782). Früher (1748) erschien die Grundlegung einer Deutschen Sprachkunst, nach den
Mustern der besten Schriftsteller des vorigen und jetzigen Jahrhunderts von Johann
Hildebrandliedes(9. Jahrhundert): Christoph Gottsched, der sich auch für die Einfachheit, Klarheit und Sachlichkeit im Geiste
Ik gihorta đat seggen, der Aufklärung einsetzte.
đat sih urhettun ænon muotin, Johann Christoph Gottsched erhebt die Großschreibung zur Norm und quasi rechtfertigend
Hiltibrant enti Hađubrant untar heriun tuem. den Begriff „Hauptwort“ für das Substantiv einführt. Gottsched wird abgelöst durch Johann
sunufatarungo iro saro rihtun, Christoph Adelung, der 1788 eine Rechtschreibungslehre verfasst, die den
garutun se iro guđhamun, gurtun sih iro suert ana, „Normfindungsstand seiner Zeit“ endgültig festschrieb. Zu großen Teilen ist es schon unsere
helidos, ubar hringa, dô sie to dero hiltiu ritun. heutige Orthographie, die auch Adelung schon festschreibt. Und seit Adelung zieht sich eine
bruchlose orthographische Kontinuität durchs Deutsche, die vor allem in der
21. Die Entwicklung des Phonems [ʃ] im Mittelhochdeutschen. schulgrammatischen Tradition ihren Ausdruck findet. Trotz Adelungs Dominanz und der
Das Althochdeutsche besaß kein [ʃ]. Die Entwicklung dieses Phonems beginnt im 11. Jh. relativen orthographischen Vereinheitlichung existieren zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch
aus der Konsonantenverbindung sk. Seit dieser Zeit erscheint die Schreibung sch, die im 12. variable Schreibweisen. Drei Personengruppen setzen sich für eine Vereinheitlichung ein: im
Jh. allgemeine Verbreitung bekommt: Schulwesen Tätige, sprachwissenschaftliche Theoretiker und der Staat. Während erstere
ahd. skînan 'scheinen' > mhd. schînen Gruppe (wichtige Vertreter sind Heyse und Becker) sich vor allem für das phonetische und
ahd. skôni 'schön' > mhd. schœne pragmatische Prinzip einsetzen, fordern einige Sprachwissenschaftler (vor allem Jacob
ahd. skuld, sculd 'Schuld' > mhd. schuld Grimm) ein Vorgehen nach dem etymologischen Prinzip.
Die Schreibung sch legt die Annahme nahe, dass der Laut k zuerst an das vorausgehende s
assimiliert wurde, um dann später mit ihm zu verschmelzen: sk > sch > [ʃ]. 24. Die deutsche Sprache im 19. Jahrhundert. Entstehung der modernen
Ein ähnlicher Lautwandel fand auch im Englischen statt. Vgl.: Sprachwissenschaft die Brüder Grimm. Wilhelm Scherer. Hermann Paul. Georg
ahd. skif > nhd. Schiff; ae. scip > e. ship; Wenker.
ahd. fisk > nhd. Fisch; ae. fisc > e. fish. Das 19. Jahrhundert war das Zeitalter der Industriellen Revolution in deutschen Ländern.
Seit dem 13. Jh. wird [s] zu [ʃ] im Wortanlaut vor l, m, n, w. Für die Bezeichnung des [ʃ] Vor allem der Fortschritt der Wissenschaft und Technik beeinflusste die Entwicklung der
wurde die bereits vorhandene Schreibung sch benutzt: deutschen Sprache durch Neubildung von Wörtern und neue Bedeutungen der Wörter; neue
ahd. slâfan, mhd. slâfen > nhd. schlafen gesellschaftliche Prozesse kamen in der Sprache auch zum Ausdruck.
ahd. smerzo, mhd. smerze > nhd. Schmerz Entstehung der modernen Sprachwissenschaft
ahd. snêo, mhd. snê > nhd. Schnee Der allgemeine wissenschaftliche Fortschritt erfasste Anfang des 19. Jahrhunderts auch die
ahd. swarz, mhd. swarz > nhd. schwarz. Sprachwissenschaft. Seit dieser Zeit datiert die Linguistik in dem heutigen Sinne des Wortes,
In einigen Wörtern wird auch rs zu rsch: deren Vertreter sich nicht auf Erarbeitung bestimmter Normen, Sprachpflege oder
ahd. kirsa, mhd. kirse > nhd. Kirsche Bekämpfung von Fremdwörtern (wie im 17. und 18. Jahrhundert), sondern auf die
ahd. hêrisôn, mhd. hêrsen > nhd. herrschen. Untersuchung der Geschichte und Gegenwart des bestehenden Sprachsystems konzentrieren.
Etwas später entwickelt sich das [ʃ] auch vor p und t, obwohl es in der Schreibung Die führenden Sprachwissenschaftler dieser Zeit waren die Brüder Grimm, Autoren des
unbezeichnet blieb: Deutschen Wörterbuchs, dessen erster Band 1854 erschien (das Wörterbuch wurde erst 1960
ahd. spâti, mhd. spæte > nhd. spät [ʃ] vollendet), und vieler anderer Werke auf dem Gebiet der Germanistik, zum Beispiel der
ahd. starc, mhd. starc > nhd. stark [ʃ] historisch-vergleichenden Deutschen Grammatik von Jacob Grimm aus 1819.
Den Brüdern Grimm, die als Begründer der modernen Germanistik gelten, folgten in der
22. Das Neuhochdeutsch (Herausbildung der einheitlichen Literatursprache). zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die so genannten Junggrammatiker, die sich auch vor
Änderungen im Wortschatz. allem für die historische Entwicklung der deutschen Sprache und Indogermanistik
In der neuhochdeutschen Periode kam es endlich zur Entstehung der einheitlichen interessierten. Zu den Vertretern dieser Richtung gehörten Wilhelm Scherer, Autor des Werks
deutschen Literatursprache mit überlandschaftlichem Charakter. Zur Geschichte der deutschen Sprache (1868) und Hermann Paul, Autor der Prinzipien der
Zum großen Teil basierte diese Gemeinsprache auf der ostmitteldeutschen Variante des Sprachgeschichte. Ihre Forschungen und Vergleichsversuche indogermanischer Sprachen
Deutschen. In Wirklichkeit aber war die Literatursprache ein Konglomerat verschiedener brachten sie zu der Formulierung der These von der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze. Der
Dialekte und Varianten der deutschen Sprache. Versuch der Bestätigung dieser These führte zum Beginn der Arbeiten am Sprachatlas des
Größeren Wandel erfuhr in dieser Periode der Wortschatz der deutschen Sprache, und Deutschen Reiches von Georg Wenker im Jahre 1876, die bis heute fortgesetzt werden (der
zwar durch kontinuierliche Änderungen im politischen und gesellschaftlichen Leben und durch Versuch widerlegte übrigens auch diese Hypothese und zeigte, dass sprachliche Prozesse viel
den Fortschritt der Wissenschaft und Technik. Neue Wörter wurden geprägt oder sie änderten komplizierter sind, als sich dies die Junggrammatiker vorstellten).
ihre Bedeutung, Fremdsprachen übten auch Einfluss auf die deutsche Sprache aus.
Das 18. Jahrhundert, das Zeitalter der Aufklärung, war das Zeitalter der Anfänge der 25. Änderungen im Wortschatz der deutschen Sprache des 19. Jahrhunderts.
modernen Wissenschaft, was auch auf den Wortschatz der deutschen Sprache Einfluss hatte. Das 19. Jahrhundert war das Zeitalter der Industriellen Revolution in deutschen Ländern
Neue Wörter wurden geprägt (zum Beispiel Sauerstoff, nach Vorbild des französischen und deren politischen Aufstiegen, die in der Vereinigung Deutschlands 1871 gipfelten. Vor
oxygène gebildet). Die Sprache der Wissenschaft beeinflusste aber auch die Gemeinsprache, allem der Fortschritt der Wissenschaft und Technik beeinflusste die Entwicklung der
die viele Wörter aus dem Fachwortschatz einzelner Wissenschaftsgebiete übernahm. Aus dem deutschen Sprache durch Neubildung von Wörtern und neue Bedeutungen der Wörter; neue
Wortschatz der Philosophie wurden Wörter wie Bedeutung, Bewusstsein, Verhältnis, gesellschaftliche Prozesse kamen in der Sprache auch zum Ausdruck.
Verständnis übernommen, aus dem Bereich der Mathematik Abstand, Schwerpunkt, Spielraum Im 19. Jahrhundert führte der wissenschaftliche und technische Fortschritt zur schnellen
(viele dieser philosophischen und mathematischen Begriffe stammen vom Entwicklung des Fachwortschatzes. Aus der Notwendigkeit, neue Erfindungen und
Universitätsgelehrten, Philosophen und dem Mathematiker Christian Wolff). Entdeckungen zu benennen, entstanden neue Wörter wie elektrisch, Elektrizität (lateinischer
Wie in früheren und späteren Perioden wurde die deutsche Sprache durch Fremdsprachen Herkunft) und vieler neuer Komposita wie Waschmaschine, Nähmaschine, Gasanstalt,
beeinflusst, besonders Französisch, seinerzeit die Sprache eines Großteils des Adels und der Eisenbahn. Neuer Wörter bedurften auch neue Erscheinungen aus dem politischen und
wissenschaftlichen Elite. Aus der französischen Sprache übernahm man insbesondere Wörter, gesellschaftlichen Leben, wie Reichsgesetz, Streik. Viele der neuen Wörter waren fremder,
die sich auf die Mode bezogen, aber auch Verwandtschaftsbezeichnungen: Onkel, Tante, meist englischer oder französischer Herkunft (Lokomotive, Telegramm, Perron, Coupé,
Cousin, Cousine sind alle französischer Herkunft. Conducteur, Billet), was aus dem wirtschaftlichen Übergewicht dieser Länder Anfang des 19.
Viele Dichter und Wissenschaftler versuchten, gegen diese fremden Einflüsse zu kämpfen. Jahrhunderts resultierte. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie, unter anderem wegen der
Zu nennen ist hier vor allem Joachim Heinrich Campe 1746-1818), der bekannteste nationalistischen Stimmungen im damaligen Deutschland, zum Teil durch deutsche Wörter
Sprachpurist dieser Zeit. In seinem „Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der (Bahnsteig, Abteil, Schaffner, Fahrkarte) verdrängt.
unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke“ (1801–1804) rief er nach der
Verdeutschung dieser Fremdwörter. Von Campe stammen zum Beispiel Erdgeschoss (das er
für Parterre vorschlug), Hochschule (Universität) oder Stelldichein (Rendezvous).
Auch Dichter dieser Zeit trugen zur Bereicherung der deutschen Sprache durch
Neuprägungen bei, durch welche sie Fremdwörter zu ersetzen versuchten. Von Johann
Christoph Gottsched stammen angemessen (für adäquat), Begeisterung (Enthusiasmus), von
Friedrich Gottlieb Klopstock – Einklang (Harmonie), von Johann Wolfgang von Goethe –
beschränkt (für borniert) und hochfahrend (arrogant) und von Friedrich Schiller –
Gaukelbild (für Phantom).
23. Theoretische Beschäftigung mit der deutschen Sprache (das 17. Und das 18. Jh.).
Matthias Kramer. Johann Christoph Adelung.
26. Normierung der deutschen Rechtschreibung und Aussprache. Konrad Duden. 29. Die Merkmale des Althochdeutschen (Die „Benrather Linie". Die zweite
Theodor Siebs. Lautverschiebung).
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die deutsche Rechtschreibung nicht normiert in dem Die noch heute bestehende sprachliche Aufgliederung Deutschlands in ein niederdeutsches
Sinne, dass es keine amtlichen, für alle verbindlichen orthographischen Regeln gab. (oder plattdeutsches) und ein hochdeutsches Sprachgebiet ist durch die zweite oder
Erst 1880 versuchte Konrad Duden die Fragen der deutschen Rechtschreibung zu regeln, hochdeutsche Lautverschiebung hervorgerufen worden.
als er in diesem Jahr sein Vollständiges orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache Sie beginnt auf deutschem Boden etwa 1000 Jahre nach der ersten Lautverschiebung, also
herausgab. Die Vorschläge Dudens wurden weitgehend auf der Orthographischen Konferenz etwa im 5. Jahrhundert, und dringt im Laufe von mehreren Jahrhunderten, von Süddeutschland
im Jahre 1901 angenommen, auf der erstmals in der Geschichte der deutschen Sprache die ausgehend, nach dem Norden zu vor.
deutsche Rechtschreibung amtlich festgelegt wurde. Die Regeln, die damals angenommen Diese sprachliche Bewegung verebbt an der „Benrather Linie", der deutschen „Ost-West-
wurden, galten bis zur Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996. Furche", die von Aachen über Düsseldorf, Kassel, Aschersleben, Saalemündung, Wittenberg,
Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte auch die Normierung der deutschen Aussprache. Zum Doberlug, Lübben nach Frankfurt a. d. Oder führt und Deutschland in ein südliches und ein
Standardwerk wurde hier Die Deutsche Bühnenaussprache (1898) von Theodor Siebs. nördliches Sprachgebiet teilt.
(это было в лекции и это – основное – можно взять на шпору). Ниже – та же самая (Benrather Linie markiert den nördlichen Bereich der 2. Lautverschiebung und wird mit
инфа, только в деталях. der Tenuesverschiebung k → ch in Verbindung gebracht (maken – machen). Benannt ist die
Zum Ende des 19. Jahrhunderts hin die der Schulbehörden und des Staates um eine Benrather Linie nach dem Ort, in dessen Nähe sie den Rhein überschreitet.)
Normierung der Rechtschreibung einen gewissen Erfolg. In dem Wettstreit um den Rang als Die Verschiebung betrifft vor allem die stimmlosen (harten) Verschlusslaute (Tenues) p, t,
deutsche Standardsprache setzt sich während der Periode des Neuhochdeutschen ein k.
genormtes Ostmitteldeutsch durch. Treibende Kräfte dieser Normierung, die eine p wird a) im Inlaut und Auslaut nach Vokalen zu ff (teilweise zu f vereinfacht),
Voraussetzung für die Herausbildung einer einheitlichen Orthographie ist, sind b) im Anlaut und Inlaut nach Konsonanten (l, m, r und in der Verdopplung) zu pf,
Sprachgelehrte und Grammatiker. das nach l und r im weiteren Verlauf zu f wird:
Mit der Gründung des Deutschen Reichs übernimmt der Staat die Aufsicht über weitere a) got. slēpan, engl, sleep: ahd. slâfan (nhd. schlafen);
Entwicklungen und lädt schulgrammatische Vertreter und pragmatischer eingestellte got. skip, engl, ship: ahd. skif (nhd. Schiff);
Sprachwissenschaftler (vor allem Konrad Duden) zur 1. Orthographischen Konferenz in b) got. pund, engl, pound: ahd. pfunt (nhd. Pfund);
Berlin ein. Die Ergebnisse der Konferenz werden allerdings aufgrund ihrer Radikalität (wie lat. planta, engl, plant: ahd. pflanza (nhd. Pflanze).
beispielsweise dem Beschluss, <h> und Vokalverdoppelung als Längenmerkmal wegzulassen,
also Bare, Fane, Hun, Mos zu schreiben) von den Behörden abgelehnt (Scheuringer 76f, Lang t wird a) im In- und Auslaut nach Vokalen zu zz (gesprochen ss), teilweise zu z
11). 1880 erscheint im Staatsauftrag der erste Duden als Vollständiges Orthographisches (gesprochen s) vereinfacht;
Wörterbuch der deutschen Sprache. Duden wird dadurch ab diesem Zeitpunkt und auch durch b) im Anlaut und Inlaut nach Konsonanten (1, n, r und in der Verdopplung) zu tz
seine folgenden Publikationen zur ausschlaggebenden Autorität, was die deutsche (auch z geschrieben):
Orthographie betrifft. 1901 findet die 2. Orthographische Konferenz in Berlin mit dem Ziel der a) got. itan engl. eat : ahd. ezzan (nhd. essen)
Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung statt (Lang 11). 1902 erscheint als Ergebnis got. þata eng. that : ahd. daz (nhd. das)
eine „Veröffentlichung des amtlichen Regelswerks Regeln der deutschen Rechtschreibung b)got. twalif eng. twelve : ahd. zwelif (nhd. zwölf)
nebst Wörterverzeichnis“–verbindlich für Schulen und staatliche Behörden (Lang 12). Die k wird im In- und Auslaut nach Vokalen zu hh (gesprochen ch wie in acht und ich):
Änderungen umfassen z.B. die „Beibehaltung der verschiedenen und eingebürgerten got. brikan, engl. break : ahd. brehhan (brechen).
Möglichkeiten der Wiedergabe langer Vokale“ und die Festschreibung der Groß- und
Kleinschreibung. Die stimmhaften Verschlusslaute b, d, g werden nur im oberdeutschen Gebiet zu
b > p got. bairan engl. bear : obd. peran (tragen: vgl. nhd. gebären,
27. Das Interpretieren des Begriffs „der Germane“. Nachsilbe -bar).
Die Herkunft des Begriffs „Germane“ ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Das antike d > t got. daúhtar engl. daughter : ahd. tohter, nhd. Tochter.
Volk, das wir heute als Germanen bezeichnen, nannte sich ursprünglich nicht selbst so.
"Germanen" ist eine Fremdbezeichnung für die rechtsrheinischen Völker durch die Römer. Im gesamten deutschen Sprachgebiet – also auch im Niederdeutschen – erfolgte nach den
Der Name "Germanen" hat sich als Oberbegriff all dieser Volkschaften etabliert, aber die anderen Lautverschiebungsvorgängen noch der Wandel von
Menschen haben sich selbst damals nicht als Einheit gesehen. Þ > d got. þreis engl. three : ahd. drai nhd. drei
Der Begriff "Germanen" erscheint im 2. Jh. v. Chr. zunächst als Beiname ohne Bezug zu got. broþar engl. brother : ahd. brouder nhd. Bruder.
den nordalpinen Völkerschaften. Etwa 90 v. Chr. wird er in antiken Quellen erstmals für die
nördlichen Nachbarn jenseits der römischen Provinzen verwendet. Die ursprüngliche 30. Die Vokale des Althochdeutschen (die Assimilation. Diphthongierung
Wortbedeutung ist nicht bekannt. Seinen Durchbruch hatte der Begriff mit Caesars Monophthongierung. Der Ablaut. Das Verschwinden der kurzen Vokale).
Beschreibung seiner Gallischen Kriege. Er verwandte diese Bezeichnung nur für die östlichen Zu den sprachlichen Besonderheiten der althochdeutschen Periode gehören die Prozesse der
Nachbarn der Gallier. Die Germanen könnten zunächst als Kelten, als `echte Gallier´ (Galli Entwicklung des deutschen Vokalismus.
germani), angesehen und von den Römern benannt worden sein. 1) Vor allem geht es um die Assimilation: den Einfluss der Laute auf die anderen Laute.
Tacitus, ein weiterer Römer beschrieb in seinem Werk "Germania" die Entstehung des z.B.: die Hebung e in i:
Germanenbegriffs so, daß der erste Stamm, der den Rhein in Richtung Gallien überschritt und - vor [i] oder [j] der nächsten Silbe: ahd neman (брати) du nimis, er nimit ...
die dort siedelnden Gallier vertrieb, Germanen genannt wurde. Dieser Name wurde bald auf - vor [u] in der nächsten Silbe: ahd neman ic nimu
alle Stämme östlich des Rheins übertragen. ahd helfan ic hilfu ...
Das Wort Germanen ist nicht, wie häufig versucht, auf den Ger (von germ. *gaizaz), einen - vor den nasalen Lauten + Konsonant: ventus (lat) ahd wint (Wind)
Wurfspeer, zurückzuführen. Es wird jedoch Verwandtschaft mit lat. germānus ‘leiblich, echt, 2) Der Umlaut erscheint in der ahd. Zeit unter dem Einfluss [i] oder [j] in der nächsten
wahr’, air. (altirisch) gairm ‘Schrei’ oder air. gair ‘Nachbar’ erwogen. Silbe:
Eine der Thesen besagt, der Germanen-Begriff ließe sich aus dem Keltischen ableiten. Dafür gast – Pl.: gesti (Gast – Gäste)
spricht die lange geographische Nachbarschaft der Kelten und Germanen. Keltische Wort kraft – kreftig (Kraft; kräftig)
„germ(en)“ bedeutete „Geschrei“ oder „Ruf“, und Germani bedeutete „die Leute des Die Vokalwechslung stellt die kombinatorische phonetische Änderung dar.
Geschreis / Rufs“. So wären Germani Schreier also Krieger, die vor der Schlacht Heldenlieder 3). Diphthongierung Es geht um e und o aus dem Allgermanischen: e ea ia
singen. Diese Theorie würde sich mit den Überlieferungen von Tacitus decken, wonach die got. her ahd hear hiar (hier – тут)
Germanen vor einer Schlacht "Lieder, die sie Barditus nennen" sangen. Caesar könnte dann 4). Monophthongierung Germanisches ai wird zu e vor den Konsonanten h, w, r und
diesen keltischen Begriff übernommen und auf den gesamten rechtsrheinischen Bereich im Auslaut.
ausgedehnt haben.
got. maiza ahd mero (mehr).
Germanisches au wird zu o vor h und im Auslaut:
28. Das Aufkommen des Wortes „deutsch“. got. auso ahd ohra (Ohr).
Das Aufkommen des Wortes „deutsch" führt uns in die Zeit zwischen dem 8. und 10. In anderen Fällen wird au zu ou: got. augo ahd ougo (das Auge)
Jahrhundert, in der es zur ersten bewussten Zusammenfassung derjenigen germanischen 5). Der Ablaut Das ist der regelmäßige Wechsel bestimmter Vokale in den Wörtern, die
Stämme kam, die später das deutsche Volk bildeten. sich im etymologischen Zusammenhang befinden. Dieser Terminus wurde von Jakob Grimm
Das Wort „deutsch" hat sich aus dem germanischen Wort entwickelt, das wir аls gotisch eingeführt. Der Ablaut tritt als Mittel der Formenbildung auf:
þiuda (Volk, Volksstamm) kennen. Z. B. diutisk (latinisiert theodiscus), mhd. diutsch (sprich ahd neman, Imperf.: nam heute: nahmen, nahm
dütsch) und tiu(t)sch. Es bedeutet volkhaft, volkstümlich, dem Volke eigen. 6). Das Verschwinden der kurzen Vokale bei den schwachen Verben im Imperfekt, wenn
Die „lingua theodisca" ist also die Sprache des Volkes im Gegensatz zu der „lingua latina", diese Verben einen langen Stammvokal haben:
der lateinischen Sprache der Geistlichen und Gelehrten. Infinitiv ahd horen, Imperfekt: horta (statt horita)
Die romanisierten Franken in Frankreich haben seit dem 8. Jahrhundert, also seit der
Karolingerzeit, mit dem Ausdruck „theodiscus" die Sprache der ostrheinischen Stämme 31. Der Umlaut im Althochdeutschen.
bezeichnet. Diese zunächst rein sprachliche Bezeichnung wird allmählich durch das Die Entwicklung Umlauts begann in den althochdeutschen Territorialdialekten in der
wachsende Gefühl volklicher Zusammengehörigkeit zu einer Bezeichnung für die Volksart vorliterarischen Zeit. Der Umlaut entwickelte sich im Deutschen in der Folgezeit zu einer
und schließlich Bezeichnung für die politische Zusammengehörigkeit. wichtigen Art von innerer Flexion. Diese Art der Assimilation der Vokale war in
Sprachdenkmalern des 8. Jh.
Der Umlaut erscheint in der ahd. Zeit unter dem Einfluss [i] oder [j] in der folgenden Silbe.
Die Entwicklung des Umlauts im Althochdeutschen begann um 750. Da beginnt die
Umlautung des kurzen a zu kurzem e:
gast – Pl.: gesti (Gast – Gäste)
kraft – kreftig (Kraft; kräftig)
faran – du feris (fahren – du fährst), er ferit (er fährt);
Die Vokalwechslung stellt die kombinatorische phonetische Änderung dar.
Der Umlaut a> e trat nicht ein:
1) vor den Konsonantenverbindungen ht, hs, lw, rw: ahd maht- mahtig (vgl. Macht - mächtig)
2) vor den h, r, l + Konsonant in den oberdeutschen Territorialdialekten:
ahd. haltan – obd. haltit (vgl. halten – hält)
Seit dem Ausgang des 10. Jh wurde der Umlaut des langen û orthographisch bezeichnet. Er
wurde iu geschrieben:
ahd. hûs - PI. hûsir, seit dem 11. Jh. hiusir ‘Haus – Häuser’.
32. Der lexikalische Aspekt des Althochdeutschen (Wörter aus der Zeit des 33. Der morphologische Aspekt des Althochdeutschen (Allgemeines über Substantive,
Althochdeutschen). Personalpronomen,Verben).
In althochdeutscher (frühdeutscher) Zeit führten gesellschaftliche Wandlungen zu großen Die grammatische Seite der Entwicklung der Sprache charakterisiert sich durch
Veränderungen im Wortschatz. Den größten Einfluß hatte dabei zweifellos die Hand in Hand Erscheinungen, die die Sprache unifizieren. Es geht vor allem um den Syntax. Eingehend
mit der Entwicklung des Feudalismus vor sich gehende Christianisierung. Sie breitete sich auf findet die Unifizierung von Typen der Konjugation der Verben und Adjektive (starke,
mehreren Wegen und in mehreren Wellen über das Gebiet aus, das in diesem Zeitraum den schwache), der Kasusendungen der Substantive statt – so unifiziert sich auch die Morphologie.
Namen Deutschland erhielt. Das althochdeutsche Substantiv weist drei Kategorien auf: Kasus – Im Ahd. sind 5 Kasus
So drangen aus dem Süden Wörter wie: Pfingsten aus griech. Pentekosté / hēmerá / Teufel aus erhalten geblieben (Nom, Gen, Dat, Akk und Instrumental). Numerus – Sing. und Pl. Genus –
griech. diabolos, Engel aus griech. angelos ein. Aus dem Nordwesten kam das Wort Glocke (zu altirisch clocc). Maskulinum, Femininum, Neutrum.
Eine Vielzahl von Wörtern drang mit der Einführung des Gottesdienstes, dem Aufbau der Diese Kategorien ererbte das Althochdeutsche aus dem Urgermanischen, wo sie ihrerseits
Kirchenorganisation und der Klöster sowie der Gestaltung des feudalen Herrschaftssystems in als Fortsetzung des indoeuropäischen Sprachzustandes zu betrachten sind.
deutsche Sprache ein: Chor zu lat. chorus, Messe zu lat. missa, Orgel zu lat. organum, Kapelle In der Deklination des germanischen Substantivs war der Typ des Stammes von
zu lat. capella, Brief zu lat. brevis. entscheidender Bedeutung. Zwischen der Wurzel des Wortes und den Kasusendungen befand
Bildung und Unterricht waren in der damaligen Zeit ausschließlich eine Angelegenheit der sich ein stammbildendes Suffix (das sog. Thema), das eigentlich den Typ der Deklination
Klöster. Die Klöster befassten sich aber auch mit dem Gartenbau, mit Kochkunst, Bauwesen bestimmte. Im Ahd. ist das Thema mit Kasusendungen sehr oft verschwunden.
und mit ersten Ansätzen der Krankenpflege: Birne zu lat. pirum. Auch: Rose, Veilchen, Das allgemeine Bild der Deklination des Substantivs:
Petersilie, Zwiebel. Nom. tag wort geba
In der Sprache der Verwaltung wurde zunächst nur das Lateinische verwendet. Deshalb Gen. tages wortes geba, -o
stammt die Mehrzahl der damals entstandenen Wörter aus dem Lateinischen: Bezirk zu lat. Sing
Dat. tage worte gebu, -o
circus, Vogt zu lat. vocatus (Rechtsvertreter, Richter). .
Akk. tag wort geba
Auch in der Kleidung und in der Verarbeitung von textilen Grundstoffen kamen zahlreiche Instr. tagu, -o wortu, -o ─
Neuerungen auf: Kutte, Kappe, Mantel, Pelz; Teppich zu lat. tapetum, Matte, Seide. Nom. taga, -á wort gebâ
Trotz der Christianisierung lebte eine ganze Menge an heidnischen Überresten fort – Gen. tago worto gebôno
allerdings in christlicher Umdeutung: Gott, Himmel, Hölle (urspr. Aufenthaltsort der Toten);
Pl. Dat. tagum, -om wortum, gebôm, ôn
Ostern als urspr. heidnisches Frühlingsfest; Weinachten als ursprüngliche Bezeichnung für die
-om
heiligen zwölf Nächte der Wintersonnenwende.
Akk. taga, - á wort gebâ
Das ahd. Pronomen verfügte über folgende grammatische Kategorien: Genus (m, f, n),
Numerus (Sing, Pl.) und Kasus – die gleiche Zahl von Kasus wie beim Substantiv.
Die Personalpronomen gehören zur ältesten Schicht des indoeuropäischen Wortbestandes.
Einen ganz besonderen Deklinationstyp weisen die Personalpronomen der 1. und 2. Person
auf. Ihre Kasusendungen kommen außer bei ihnen nirgends mehr vor. Der Nominativ und die
obliquen Kasus sind von verschiedenen Stammen gebildet.
Die Personalpronomen der 3. Person sind etymologisch sehr eng mit den
Demonstrativpronomen verbunden und haben mit ihnen eine gleiche Kasusbildung.
Die Personalpronomen hatten solche Formen:
Singular Plural
1.P 2. 3.Pers. 1.P
2.Pers. 3.Pers.
ers. Pers. (m) ers.
Nom. ic dū er (ir) wir ir sie
1) kurze Vokale
ä – der Sekundärumlaut des kurzen a (offener als das e: mähtec 'mächtig' (ahd. mahtig),
ärze 'Erz' (ahd. aruzi, arizi, ariz);
ö – Umlaut des kurzen o: öl 'Öl' (ahd. olei, oli), möchte (ahd. mohti);
ü – Umlaut des kurzen u: künec 'König' (ahd. kuning, kunig), gürtel 'Gürtel' (ahd. gurtil);
2) lange Vokale
æ – Umlaut des â: mære 'Erzählung', 'Sage' (ahd. mari, nhd. Mär, Märchen); kæse 'Käse'
(ahd. chasi, case);
œ – Umlaut des ô: schœne 'schön' (ahd. skoni), hœhe 'Höhe' (ahd. hôhî);
3) Diphthonge
öu, eu – Umlaut des Diphthongs ou: tröumen 'träumen' (ahd. troumen >*troumjan zu
troum 'Traum'); vröude 'Freude' (ahd. frawida, frewida, frowida);
üe – Umlaut des Diphthongs uo: güete 'Güte' (ahd. guoti); süeƷe 'süß' (ahd. suoƷi).