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Fachthemen

Zbigniew Cywiński

Formänderungsgrößenverfahren mittig
gedrückter dünnwandiger Stäbe mit
einfach- und doppeltsymmetrischen
offenen Querschnitten
Im Anschluß an das klassische Formänderungsgrößenver- 1 Einleitung
fahren der Wölbkrafttorsion für dünnwandige Stäbe [1] wurde
das Verfahren für die Problematik der Stabknickung weiter- Das klassische Formänderungsgrößenverfahren für Stäbe
entwickelt. Der vorliegende Aufsatz stellt die allgemeine Lösung mit dünnwandigem offenem Querschnitt ist bereits seit ei-
des fundamentalen Gleichungssystems für einfache Quer- nigen Jahrzehnten bekannt [1], [2] und [3]. Zur Problema-
schnittssymmetrien und ihre partikulären Lösungen für drei tik des elastischen Druckkrafteinflusses innerhalb der
Grundarten der Stabstützung vor. Es werden die Formeln für Theorie II. Ordnung und zur Stabilität dünnwandiger offe-
die Randbimomente bestimmt. Die Zusammenhänge werden ner Querschnitte liegen Untersuchungen vor [4], [5]. Be-
dann für den Fall doppelter Querschnittssymmetrie vereinfacht. kanntlich stehen ebenfalls entsprechende Monographien
Eine Analyse zu einem doppeltsymmetrischen Stabquerschnitt zur Verfügung [6].
führt zu den nötigen Randkräften für die drei untersuchten
Die Zustände für den doppeltsymmetrischen Quer-
Fälle seiner Stützung. Es läßt sich zeigen, daß die Beziehungen
schnitt wurden bereits in [7] und [8] untersucht, wobei
für Torsion ähnlich denen für Biegung sind. Ein Vorschlag zur
vor allem die Beziehungen zwischen den Randkräften
Berechnung der Drillknicklasten für durchlaufende Stäbe
und Randverformungen von Interesse waren. Im vorlie-
wird formuliert und ein entsprechendes Zahlenbeispiel ange-
geben. genden Aufsatz soll expressis verbis gezeigt werden, wie
Der vorliegende Aufsatz hebt die Verdienste von Prof. Dr.-Ing. sich die Beziehungen aus dem allgemeinen Fall des ein-
Dr.-Ing. E. h. Kurt Klöppel (1901–1985) hervor, anläßlich des fachsymmetrischen Querschnitts ableiten lassen. Dafür
100. Geburtstags der ehemaligen Technischen Hochschule wird das einfachsymmetrische System auf Verhältnisse
Danzig, an der er das Studium des Bauingenieurwesens beschränkt, welche für den beidseitig elastisch einge-
absolvierte. Aus der TH Danzig hat sich die Politechnika spannten Stab und die dabei auftretenden Bimomente
Gdańska entwickelt, mit welcher der Verfasser seit 1949 ver- zutreffen. Andere Fälle der Stabstützung und der Rand-
bunden ist. kräfte können bei Bedarf in ähnlicher Weise untersucht
werden. Es hat sich jedoch gezeigt, daß die verallgemei-
Deformation method for centrically compressed thin-walled nerte Vorgehensweise relativ kompliziert sein kann.
bars with mono- and bisymmetrical open cross-sections. Aus diesem Grund wird hier nur auf den Fall des dop-
In correspondence with the classic deformation method of peltsymmetrischen Querschnitts eingegangen [7], [8],
warping torsion for thin-walled bars [1], that method has been bei dem der Schubmittelpunkt und der Schwerpunkt
moved into the field of column stability. For the single cross- zusammenfallen. Am Ende des Aufsatzes wird eine
sectional symmetry, the general solution of the fundamental praktische Ausführung zum Drillknicken eines durch-
system of equations has been found and its particular shapes laufenden Stabes veranschaulicht. Das Problem wird im
for three basic kinds of column support presented. Thereby, Rahmen der Theorie dünnwandiger Stäbe von Wlassow
the formulas or the boundary simplified for analysis of the [9] und mit Beibehaltung seiner Bezeichnungen unter-
bimoments have been settled. These relations have been sim- sucht.
plified for the double cross-sectional symmetry. An analysis Anlaß für den vorliegenden Aufsatz zum klassi-
of a bisymmetrical cross-section has lead to the determination schen Formänderungsgrößenverfahren dünnwandiger
of the necessary boundary forces for the three kinds of column Stäbe gibt das 100jährige Jubiläum der Technischen
support considered. It has been shown that all the relations for
Hochschule Danzig, um Professor Dr.-Ing. Dr.-Ing.
torsion are similar to those for bending. A proposal for the cal-
E. h. Kurt Klöppel (1901–1985) zu gedenken, der im
culations of the critical loads of torsional buckling in continuous
Jahre 1929 das Studium des Bauingenieurwesens an
columns has been formulated and a relevant numerical example
der TH Danzig absolvierte (s. Bild 1). Als ein hervorra-
given.
The paper calls special attention to the related merits of Profes- gender Spezialist in der Theorie und in der Praxis des
sor Kurt Klöppel, a graduate of the former Technischen Hoch- Stahlbaus war Professor Kurt Klöppel hochangesehen.
schule Danzig. Actually, already 100 years have passed since the Während er als Stahlbauprofessor am Institut für Statik
foundation of TH Danzig. It is also the predecessor of the contem- und Stahlbau an der Technischen Universität Darm-
porary Politechnika Gdańska, with which the author is being stadt wirkte, leitete er viele Jahre die Zeitschrift „Der
connected since 1949. Stahlbau“.

916 © Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Stahlbau 74 (2005), Heft 12
Z. Cywiński · Formänderungsgrößenverfahren mittig gedrückter dünnwandiger Stäbe mit einfach- und doppeltsymmetrischen offenen Querschnitten

Bild 1. Kurt Klöppels Diplomzeugnis


Fig. 1. Kurt Klöppel’s diploma

2 Allgemeine Lösung des fundamentalen Gleichungssystems EI y


-
a yP [EI Q
w
VI
( ) ]
+ r 2 P - GI d QIV -
Für den einfachsymmetrischen Querschnitt mit y als Sym- (4)
metrieachse ist das zu untersuchende Problem der Stab- P
knickung durch das folgende Gleichungssystem beschrie-
-
a yP [ ( ) ]
EI w QIV + r 2 P - GI d QII + a y PQII = 0
ben [4], [9]:
oder
EI y x IV + Px II + a y PQII = 0, È r 2 P - GI d P ˘ IV
EI x hIV + PhII = 0, (1) Q VI Í + ˙Q +
ÍÎ EI w EI y ˙˚
( )
a y Px II + EI w QIV + r 2 P - GI d QII = 0.
P È r 2 P - GI d a 2y P ˘ II
(5)

Hierin sind x und h die Verschiebungskomponenten des + Í - ˙Q = 0.


EI y ÍÎ EI w EI w ˙˚
Schubmittelpunktes A(ax, ay), und Q ist die Querschnitts-
verdrehung um die Schubmittelpunktachse z. P ist die Wenn man mit  die Stablänge bezeichnet, so läßt sich z
Druckkraft. Alle anderen Größen sind bekannte Quer- durch z ausdrücken, und die Gl. (5) kann mit den Ablei-
schnitts- und Stoffkennwerte. tungen nach z folgendermaßen dargestellt werden:
Es ist ersichtlich, daß die Biegung um die x-Achse
unabhängig von der gleichzeitigen Biegung um die È r 2 P - GI d P ˘ IV
y-Achse und der Torsion ist. Deshalb bleibt hier nur das Q VI + l 2 Í + ˙Q +
ÍÎ EI w EI y ˚˙ (6)
System

EI y x IV + Px II + a y PQII = 0, P È r 2 P - GI
d
a 2y P ˘ II
+ l4 Í - ˙Q = 0.
(2) EI y ÍÎ EI w EI w ˚˙
( )
a y Px II + EI w QIV + r 2 P - GI d QII = 0

von Interesse. Mit Mit den dimensionslosen Beziehungen


1
x II = -
a yP[ (
EI w QIV + r 2 P - GI d QII ) ] (3) È r 2 P - GI d
2l21 = l 2 Í +
P ˘
˙ und (7)
ÍÎ EI w EI y ˚˙
aus der zweiten Gleichung von (2) erhält man xIV nach
Ableitungen nach z, so daß die erste Gleichung von (2) die P È r 2 P - GI
d
a 2y P ˘
l42 = l 4 Í - ˙
folgende wird: EI y ÍÎ EI w EI w ˚˙

Stahlbau 74 (2005), Heft 12 917


Z. Cywiński · Formänderungsgrößenverfahren mittig gedrückter dünnwandiger Stäbe mit einfach- und doppeltsymmetrischen offenen Querschnitten

wird die Gleichung (6) schließlich zu Durch Einsetzen der Beziehungen (17) in Gl. (8) kann die
Gl. (16) verifiziert werden.
Q VI + 2l21QIV + l42 QII = 0. (8) Nachdem Q gefunden wurde, kann jetzt x bestimmt wer-
den. Die Integration von Gl. (3) nach z ergibt:
Mit der gebräuchlichen Annahme Q = erz ergibt sich aus
Gl. (8) die charakteristische Gleichung
EI w È III 2 ˘
2 r P - GI d QI + C ,
r 2 + 2l21r 4 + l42 r 2 = 0 (9)
xI = - ÍQ + l ˙ 7
l a yP Î
2 EI w ˚ (18)
mit folgenden Wurzeln: EI È r 2 P - GI d ˘
x = - 2 w ÍQII + l 2 Q˙ + C 7 V + C 8 .
l a yP Î EI w ˚
r1 = i l21 + l41 - l42 = iu, r2 = i l21 - l41 - l42
Mit
r3 = - i l21 + l41 - l42 = - iu, r4 = - i l21 - l41 - l42 EI w r 2 P - GI d
d = und e2 = l 2 , (19)
r5 = 0, r6 = 0, l2 a y EI w
(10)
wobei u und v auch die Form wobei e nicht mit dem in (13) zu verwechseln ist, werden
die Beziehungen (18) die folgenden:
l42 l42
u = l1 1 + 1 -
l41
und v = l 1 1 - 1 -
l41
(11) [
z I = -d QIII + e2 QI + C 7 , ] (20)
z = -d[Q II
]
+ e2Q + C 7V + C 8 .
erhalten können. Damit wird
Bei der Benutzung der Lösung (16) für Q(z) und ihrer be-
Q = Aeiuz + Beivz + Ce - vz + De - vz + C 5e0z + C 6 e0 . (12)
treffenden Ableitungen der Gl. (17) werden die Beziehun-
Mit den bekannten Beziehungen gen (20) zu

eiuz = cos uz + i sin uz, eivz = cos vz + i sin vz, () ( )


x I z = -C1d u 3 - ue2 sin uz +
e - iuz = cos uz - i sin uz, e - ivz = cos vz - i sin vz, (13) + C d( u - ue ) cos uz -
2
3 2
e0 = 1,
- C d( v - ve ) sin vz +
3
3 2

ergibt sich
+ C d( v - ve ) cos vz - C de
4
3 2
5
2 + C7 ,
( ) (
Q = A cos uz + i sin uz + B cos vz + i sin vz + ) (14) x (z ) = C d( u - e ) cos uz +
2 2
(21)
1
C(cos uz - i sin vz ) + D(cos vz - i sin z ) + C 5z + C 6 , + C d( u - e ) sin uz +
2 2
2

und mit + C d( v - e ) cos vz +


3
2 2

( )
C1 = A + C, C 2 = i A - C , C 3 = B + D, C 4 = i B - D , ( ) + C d( v - e ) sin vz -
4
2 2

(15) - C 5de2 z - C 6 de2 z - C 7z + C 8 .


schließlich
Die Größen Q(z) aus Gl. (16) und x(z) aus (21) repräsen-
()
Q z = C1 cos uz + C 2 sin uz + C 3 cos vz + tieren die allgemeine Lösung des fundamentalen Glei-
(16) chungssystems (s. Gl. (2)). Bei der Berücksichtigung der
+ C 4 sin vz + C 5z + C 6 .
gegebenen Randbedingungen, können die zugehörigen
Es ist zweckmäßig, auch die daraus folgenden Ableitungen Konstanten C1, ..., C8 und alle erforderlichen Stabformän-
zusammenzustellen: derungen und -kräfte bestimmt werden.

QI z () = - C1 u sin uz + C 2 u cos uz - 3 Der beiderseits elastisch eingespannte Stab


- C 3 v sin vz + C 4 v cos vz + C 5 ,
3.1 Einfache Querschnittssymmetrie
QII (z ) = - C1 u 2 cos uz - C 2 u 2 sin uz -
- C 3 v 2 cos vz - C 4 v 2 sin vz, Wenn man den Stab i-k an seinen Enden als elastisch ein-
gespannt betrachtet, sind seine Randbedingungen für z = 0
QIII (z ) = C1 u3 sin uz - C 2 u3 cos uz +
bei i und z = 1 bei k, die folgenden:
+ C 3 v 3 sin vz - C 4 v 3 cos vz, (17)

()
QIV z = C1 u 4 cos uz + C 2 u 4 sin uz - ()
Q 0 = Qi , ()
x 0 = xi ,

- C 3 v 4 cos vz + C 4 v 4 sin vz, QI (0) = QIi l, x I (0 ) = x Ii l, (22)


QV (z ) = - C1 u5 sin uz + C 2 u5 cos uz - Q (1) = Q k , x(1) = x k ,
- C3 v5 sin vz + C 4 v5 cos vz, QI (1) = QIk l, x I (1) = x Ik l,
Q VI (z ) = - C1 u6 cos uz - C 2 u6 sin uz - wobei die rechtsstehenden Ableitungen nach z orientiert
- C3 v6 cos vz - C 4 v6 sin vz. sind.

918 Stahlbau 74 (2005), Heft 12


Z. Cywiński · Formänderungsgrößenverfahren mittig gedrückter dünnwandiger Stäbe mit einfach- und doppeltsymmetrischen offenen Querschnitten

Die Randbedingungen (22) in die Beziehungen für Q, QI, x Es besteht nun die Aufgabe, das inverse Gleichungs-
und xI eingesetzt, ergeben das folgende algebraische Glei- system, d. h. die Konstanten C1, ..., C8 als Funktionen der
chungssystem: Randbedingungen (22), zu bestimmen. Nach mehreren
Eliminationen erhält man Gleichungen (24) s. unten.
Q i = C1 + C 3 + C 6 ,
Darin sind
QIi l = C 2 u + C 4 v + C 5 ,
(
1 u sin u - u cos u
,
)
Q k = C1 cos u + C 2 sin u + C 3 cos v + C 4 sin v + C 5 + C 6 , au =
(
2 2 1 - cos u - u sin u )
QIk l = - C1u sin u + C 2 u cos u - C 3 v sin v + C 4 v cos v + C 5 ,
1 (
u u - sin u
,
)
xi ( )
= C1d u 2 - e2 + C 3d v 2 - e2 - C 6de2 + C 8 , ( ) bu =
(
2 2 1 - cos u - u sin u )
( )
xIi l = C 2du u 2 - e2 + C 4dv v 2 - e2 - C 5de2 + C 7 , ( ) av =
(
1 v sin v - v cos v
,
)
x k = C1d ( ) cos u + C d(
u2 - e2 2 u2 - e2 ) sin u + (
2 2 1 - cos v - v sin v )
+ C d( v - e ) cos v + C d( v
2 2 2 - e ) sin v - C de
2 2 - bv =
1 (
v v - sin v
,
)
3 4 5
( )
2 2 1 - cos v - v sin v
- C 6de2 + C 7 + C 8 ,
1 (1 - cos u ) ,
u2
( )
(
xIk l = C1du u 2 - e2 sin u + C 2du u 2 - e2 cos u - ) au + bu =
2 2(1 - cos u ) - u sin u
- C dv( v - e ) sin v + C dv( v
2 2 2 - e ) cos v - C de
2 2 +C
7.
3 4 5
1 v 2 (1 - cos v )
av + bv =
(23) 2 2(1 - cos v ) - v sin v (25)

v 2 - e 2 2l 1 2l
C1 = -
u2 - v2 u2
[
a u QIi + b u QIk - a u + b u J + 2
u - v 2 du 2
(
a u x Ii + b u x Ik - a u + b u y , ) ] [ ( ) ]
v 2 - e 2 2l È u2 ˘
C2 = 2
u -v u Î 2 3
I
( I I
Í a u + b u Q i + Q k - 2J + 2 J - Q i ˙ - )( ) ( )
˚
1 2l È u2 ˘
-
u2 2
-v u Î 3
I I
(
Í a u + b u x i + x k - 2 y + 2 y - x i ˙,
I
)( ) ( )
˚
u 2 - e 2 2l 1 2l
C3 = - 2
v - u2 v2
[
a v QIi + b v QIk - a v + b v J + 2
v - u 2 dv 2
(
a v x Ii + b v x Ik - a v + b v y , ) ] [ ( ) ]
u 2 - e 2 2l È v2 ˘
C4 = 2
v -u v Î2 3
I
( I
Í a v + b v Q i + Q k - 2J + 2 J - Q i ˙ -
I
)( ) ( )
˚
1 2l È v2 ˘
-
v2 2
- u dv Î 3
I I
( I
Í a v + b v x i + x k - 2 y + 2 y - x i ˙, )( ) ( )
˚
v 2 - e 2 2l È u 2 ˘
C5 = QIi l - 2
u - v2 u2 Î
I I
( I
Í a u + b u Q i + Q k - 2J + 2 J - Q i ˙ + )( ) ( )
˚
1 2l È u 2 ˘
+ 2
u - v 2 du 2 Î
I I
( I
Í a u + b u x i + x k - 2y + 2 y - x i ˙ - )( ) ( )
˚
u 2 - e 2 2l È 2
-
v2 - u2 v2 Î
Í a v + b v Q I + QI - 2 J + v
i k ( 2
J - QIi )( ) ( )˘˙˚ +
(24)
1 2l È v2 ˘
+ 2 2
v - u dv Î 2
I I
(
Í a v + b v x i + x k - 2y + 2 y - x i
I
)( ) ( ) ˙,
˚
v2 - e 2 2l 1 2l
C 6 = Qi +
u2 - v2 u2
[
a u QIi + b u QIk - a u + b u J - 2
u - v 2 du 2
(
a u x Ii + b u x Ik - a u + b u y + ) ] [ ( ) ]
u - e2
2 2l 1 2l
+ 2
v - u2 v2
[
a v QIi + b v QIk - a v + b v J - 2
v - u 2 dv 2
(
a v x Ii + b v x Ik - a v + b v y , ) ] [ ( ) ]
v 2 - e2 È u2 ˘
C 7 = QIi lde2 + x Ii l - 2
u - v2
2ld Í a u + b u QIi + QIk - 2J +
2
J - QIi ˙ + ( )( ) ( )
Î ˚
2l È u2 ˘
+
u2 2
-v Î
I
(I I
Í a u + b u x i + x k - 2y + 2 y - x i ˙ - )( ) ( )
˚
u 2 - e2 È v 2 ˘
- 2
v - u2
(
2ld Í a v + b v QIi + QIk - 2J +
2
J - QIi ˙ + )( ) ( )
Î ˚
2l È v2 ˘
+ 2
v - u2 Î
I
(
I I
Í a v + b v x i + x k - 2 y + 2 y - x i ˙, )( ) ( )
˚
v 2 - e2 2l
C 8 = Q i de2 + x i +
u2 - v2
2ld a u QIi + b u QIk - a u + b u J - 2
u - v2
[ a u x Ii + b u x Ik - a u + b u y + ( ) ] [ ( ) ]
u 2 - e2 2l
+ 2
v - u2
[
2ld a v QIi + b v QIk - a v + b v J - 2
v - u2
(
a v x Ii + b v x Ik - a v + b v y ; ) ] [ ( ) ]

Stahlbau 74 (2005), Heft 12 919


Z. Cywiński · Formänderungsgrößenverfahren mittig gedrückter dünnwandiger Stäbe mit einfach- und doppeltsymmetrischen offenen Querschnitten

Q k - Qi Ï u 2 - e2
J= ,
l +Ì 2
Ó v - u 2 [
2l a v QIi + b v QIk - a v + b v J - ( )]
x k - xi (26) ¸
1 2l
y=
l
, - 2
v -u d 2 [ (
a v xIi + b v xIk - a v + b v y ˝ cos v -
˛
) ]
Ï u 2 - e 2 2l
und die Größen d und e entsprechen den Gleichungen (19).
Erkennbar ist, daß die Formeln für a und b sowie J und y
-Ì 2
Ó v - u 2 v [( )(
a v + b v QIi + QIk - 2J + )
ähnlich denen für die Biegung sind (vgl. [10]).
v2 ˘
Nach Einsetzen der C-Werte gemäß (24) in die Beziehun- +
2
(
J - QIi ˙ +
˚
)
gen (16) und (21), ist es jetzt möglich, die endgültige Gestalt
1 2l
von Q(z) und x(z) zu bestimmen. Im Rahmen des Aufsatzes
reduziert sich das Interesse auf die alleinige Bestimmung
+ 2
v - u 2 dv
[(
a v + b v xIi + xIk - 2 y +)( )
der Randkräfte. Die Bimomente B (B*ik, B*ki), die Torsions- ˘¸
v2
momente H (H*ik, H*ki), die Biegemomente My (M*ik, M*ki) +
2
( ˚˛
)
y - xIi ˙˝ sin v.
und die Querkräfte Tx (T*ik, T*ki) können bestimmt werden.
Der Einfachheit halber beschränkt man sich hier lediglich (30)
auf die Ermittlung der Bimomente. Für die Herleitung der
übrigen Beziehungen bedarf es einer Analyse, welche nach Man kann beweisen, daß sich der Ausdruck (28) wie folgt
den Erkenntnissen von [11] und [12] durchgeführt werden reduziert:
müßte. Wenn das Bimoment nur von der Funktion des
v 2 - e2
Drehwinkels Q abhängig ist, sind die übrigen Größen von
der Verschiebung x des Schubmittelpunktes abhängig, so
(
QII z = 1 = -) u2 - v2
[
2l b u QIi + a u QIk - a u + b u J + ( )]
1 2l
daß die partikuläre Aufstellung kompliziert wird.
Für das Bimoment gilt allgemein:
+ 2
u - v2 d
[
b u x Ii + a u x Ik - a u + b u J - ( )]
u 2 - e2
()
B z = -EI w QII z , () (27) -
v 2 - e2
[
2l b v QIi + a v QIk - a v + b v J + ( )]
oder auch 1 2l
EI w II
+ 2
u - v2 d
[
b v x Ii + a v x Ik - a v + b v J . ( )]
()
Bz = -
l2
Q z. () (28)
(31)
Aus der zweiten Ableitung von Q aus Gl. (17) wird Danach werden:

( )
QII z = 0 = -C1 u 2 - C 3 v 2 =
B*ik =
2EI w Ï e2 - v 2
Ì [
a u QIi + b u QIk - a u + b u J + ( )]
v 2 - e2 l Ó u2 - v2
u2 - v2
[
2l a u QIi + b u QIk - a u + b u J - ( )] 1
)[
+ a u x Ii + b u x Ik - a u + b u y + ( ) ]
- 2
1 2l
[
a u x Ii + b u x Ik - a u + b u y + ( ) ] (
d u2 - v2
u - v2 d e2 - u 2
u 2 - e2
+
v2 - u2
[
a v QIi + b v QIk - a v + b v J + ( )]
+
v2 - u2
[ (
2l a v QIi + b v QIk - a v + b v J - )]
¸Ô
1
)[
1 2l + a x I
(
+ b v x Ik - a v + b v y ˝, ) ]
- 2
v -u d2 [
a v x Ii + b v x Ik - a v + b v y ( ) ] 2
(
d v - u2
v i
Ô˛
(32)
(29) 2EI w Ï e2 - v 2
und B*ki = Ì
l Ó u2 - v2
[
b u QIi + a u QIk - a u + b u J + ( )]
Ï v 2 - e2 1
)[
( ) [
QII z = 1 = Ì 2 2 2l a u QIi + b u QIk - a u + b u J - ( )] + b u x Ii + a u x Ik - a u + b u y + ( ) ]
Óu - v (
d u - v2
2

1 2l ¸ e2 - u 2
- 2
u -v d 2 [
a u xIi + b u xIk - a u + b u y ˝ cos u -
˛
( ) ] +
v2 - u2
[
b v QIi + a v QIk - a v + b v J + ( )]
2
Ï v - e 2l2 ¸Ô
-Ì 2 2
Óu - v u
[(
a u + b u QIi + QIk - 2J + )( ) +
1
(
d v2 - u2 )[
b x I
v i (
+ a v x Ik - a v + b v y ˝;
Ô˛
) ]
u2 ˘
+
2
(
J - QIi ˙ +
˚
) wobei bei B*ki das Vorzeichen umgekehrt worden ist, um die
Regel des Formänderungsgrößenverfahrens zu beachten.
1 2l
+ 2 2
u - v du
[(
a u + b u xIi + xIk - 2 y + )( ) 3.2 Vereinfachung für den doppeltsymmetrischen Querschnitt
u2 ˘¸
+
2
( ˚˛
)
y - xIi ˙˝ sin u + Um die Gestalt der Bimomente B*ik und B*ki für den dop-
peltsymmetrischen Stabquerschnitt herzuleiten, ist es not-

920 Stahlbau 74 (2005), Heft 12


Z. Cywiński · Formänderungsgrößenverfahren mittig gedrückter dünnwandiger Stäbe mit einfach- und doppeltsymmetrischen offenen Querschnitten

wendig, die Koordinate ay des Schubmittelpunktes Null Es ist ersichtlich, daß im doppeltsymmetrischen Stabquer-
gleichzusetzen. Im einzelnen muß man in den Gleichun- schnitt lw für die Torsion und lx für die Biegung um die y-
gen (32) die auf e, d, u und v bezogenen Ausdrücke unter- Achse maßgebend sind.
suchen. Infolge der Vereinfachung für die Doppelsymmetrie redu-
Gemäß den Gleichungen (7) und (19) ist: zieren sich die Beziehungen für die Randbimomente (32)
auf:
Pl 2
e2 = 2l21 - , (33)
EI y 2EI w
B*ik =
12
[ (
a u QIi + b u QIk - a u + b u J , )]
infolge der Beziehungen (10) gilt: (39)
2EI w
e2 - u 2 = 2l21 -
Pl 2
- ÊË l21 + l41 - l42 ˆ¯
B*ki =
12
[ (
b u QIi + a u QIk - a u + b u J , )]
EI y
wobei in die Formeln (25) für au und bu anstatt u jetzt l lw
Pl 2 Pl 2
= l21 - l41 - l42 - = v2 - , einzusetzen ist; die auf v bezogenen Formeln kommen hier
EI y EI y nicht vor.
Pl 2 Ê 2 (34) Die vereinfachte Gestalt der Formeln für au und bu ist ganz
e2 - v 2 = 2l21 - - l - l41 - l42 ˆ¯
EI y Ë 1 ähnlich der für die Biegung (vgl. [10]), so daß auch hier an-
genommen werden kann, die Biegung um die y-Achse sei
Pl 2 Pl 2
= l21 - l41 - l42 - = u2 - , maßgebend, wenn in die Formeln (25) für au und bu l lx
EI y EI y
gesetzt wird.
u 2 - v 2 = 2 l41 - l42
4 Zusammenstellung aller Formeln für die doppelte
und so ergibt sich Gl. (35). Querschnittssymmetrie

Für ay Æ 0 wird aus Gl. (35) Gl. (36). Für den Stab i-k werden hier drei Fälle seiner Stützung an
den Enden i und k betrachtet, die am häufigsten vorkommen:
In ähnlicher Weise kann man zeigen, daß für ay Æ 0 alle
restlichen Werte von (32) gleich Null sind, d. h.: Fall 1: Einspannung – Einspannung (Bild 2),
Fall 2: Einspannung – Gabellagerung (Bild 3) und
e2 - u 2 1 1 Fall 3: Einspannung – freies Ende (Bild 4).
lim = lim = lim = 0.
ay Æ0 (
v 2 - u2 ay Æ0 d u2 -v 2 )
ay Æ0 d v 2 - u2 ( )
Man kann erkennen, daß infolge der vorhandenen Analogie
(37)
die graphische Darstellung der Torsion voll und ganz von
Es kann hier zweckmäßig sein, zwei weitere Grenzüber- der Biegung übernommen wurde, was die Analyse verein-
gänge zu verdeutlichen (Gl. (38)), S. 922. facht.

Pl 2 Pl 2
u2 - l21 + l41 - l42 -
e2 - v2 EI y EI y
= = =
u2 - v2 u2 - v2 2 l41 - l42
2 2
l 2 Ê r 2 P - GI d P ˆ Ê l 2 ˆ Ê r 2 P - GI d P ˆ Pl 4 Ê r 2 P - GI d a yP ˆ Pl 2 (35)
Á + + Á ˜ Á + - - -
2 Ë EI w EI y ˜¯ Ë 2¯ Ë EI w EI y ˜¯ Á
EI y Ë EI w ˜
EI w ¯ EI y
=
2 2
Ê l 2 ˆ Ê r 2 P - GI d P ˆ Pl 4 Ê r 2 P - GI d a yP ˆ
2 Á ˜ Á + - -
Ë 2¯ Ë EI w EI y ˜¯ Á
EI y Ë EI w EI w ˜¯

2 2
l 2 Ê r 2 P - GI d P ˆ Ê l 2 ˆ Ê r 2 P - GI d P ˆ Pl 4 r 2 P - GI d Pl 2
Á + + Á ˜ Á + - -
e2 - v 2 2 Ë EI w EI y ˜¯ Ë 2¯ Ë EI w EI y ˜¯ EI y EI w EI y
lim = =
ay Æ0 u2 - v2 2 2
Ê Ê r 2 P - GI d
l2 ˆ P ˆ Pl 4 r 2P - GI d
2 Á ˜ Á + - (36)
Ë 2¯ Ë EI w EI y ˜¯ EI y EI w

l 2 r 2 P - GI d Pl 2 l 2 Ê r 2 P - GI d P ˆ Pl 2
+ + Á - -
2 EI w 2EI y 2 Ë EI w EI y ˜¯ EI y
= = 1.
Ê È r 2 P - GI P ˘ˆ
d
l2 Á Í - ˙
Ë ÍÎ EI w EI y ˙˚˜¯

Stahlbau 74 (2005), Heft 12 921


Z. Cywiński · Formänderungsgrößenverfahren mittig gedrückter dünnwandiger Stäbe mit einfach- und doppeltsymmetrischen offenen Querschnitten

lim u = lim l21 + l41 - l42 =


ay Æ0 ay Æ0

2 2
l 2 Ê r 2 P - GI d P ˆ Ê l 2 ˆ Ê r 2 P - GI d P ˆ Pl 4 Ê r 2 P - GI d a yP ˆ
= lim Á + + Á ˜ Á + - -
ay Æ0 2 Ë EI w EI y ˜¯ Ë 2¯ Ë EI w EI y ˜¯ Á
EI y Ë EI w EI w ˜¯

r 2 P - Gl d
= l = lw,
El w (38)

lim v = lim l21 - l41 - l42 =


ay Æ0 ay Æ0

2 2
l 2 Ê r 2 P - GI d P ˆ Ê l 2 ˆ Ê r 2 P - GI d P ˆ Pl 4 Ê r 2 P - GI d a yP ˆ
= lim Á + - Á ˜ Á + - -
ay Æ0 2 Ë EI w EI y ˜¯ Ë 2¯ Ë EI w EI y ˜¯ Á
EI y Ë EI w EI w ˜¯

P
= l = lx.
El y

Aus System (2) ist ersichtlich, daß für den Stab mit dop- Auf Grund einer vierfachen Anwendung der Regel von de
peltsymmetrischem Querschnitt, also für ay = 0, die Tor- l’Hospital in (44), erhält man im Grenzübergang von
sion und die Biegung ihre Abhängigkeit verlieren. Für die l Æ 0 die Werte al = 2, bl = 1 und al + bl = 3. Die Formeln
Torsion ist die fundamentale Gleichung in (43) bekommen eine identische Gestalt mit denen des
üblichen Biegungsproblems.
(
EI w QIV + r 2 P - GI d QII = 0 ) (40) Die hier für den doppeltsymmetrischen Querschnitt ent-
oder wickelten Bimomente B*ik und B*ki sind gleich denen in (39),
die für den einfachsymmetrischen Stabquerschnitt ent-
QIV + l2 QII = 0 (41) wickelt wurden.
zuständig. Die Striche in Gl. (40) bezeichnen die Ablei-
tungen nach z und in Gl. (41) nach z = z/, wobei

r 2 P - GI d
l = l . (42)
EI w

Gleichung (42) entspricht lw von (38).


Selbstverständlich ist hier der unabhängige Lösungsvor-
gang der fundamentalen Gleichung (41) für die doppelte
Querschnittssymmetrie ([7], [8]) einfacher als der über das
Gleichungssystem (2) für die einfache Symmetrie des
Stabquerschnitts in Abschnitt 2. Relativ einfach lassen
sich die Formeln für die Randbimomente B*ik und B*ki so-
wie für die Randtorsionsmomente H*ik = H*ki bestimmen.
Sie nehmen folgende Gestalt an:

4.1 Fall 1: Einspannung – Einspannung (Bild 2)


2EI w
B*ik =
l
[
a l QIi + b l QIk - a l + b l J , ( )]
2EI w
B*ki =
l
[
b l QIi + a y QIk - a l + b l J , ( )] 4.2 Fall 2: Einspannung – Gabellagerung (Bild 3)

EI 2EI EI w
H*ik = H*ki = - 2w l2 J - 2 w a l + b l QIi + QIk - 2J ,
l l
( )( ) B*ik =
l
(
g l QIi - J , )
(43) EI 2EI w (45)
mit H*ik = H*ki = - 2w l2 J -
l l2
g l QIi - J , ( )
al =
(
1 l sin l - l cos l
,
) mit
(
2 2 1 - cos l - l sin l ) l2 sin l
(
l l - sin l ) gl = . (46)
1 (44) sin l - l cos l
bl = ,
(
2 2 1 - cos l - l sin l )
Eine dreifache Anwendung der Regel von de l’Hospital
a l + bl =
1 1 - cos ll2 (
.
) führt hier für l Æ 0 zum Wert gl = 3 und die Formeln (45)
(
2 2 1 - cos l - l sin l ) werden gleich denen der Biegung.

922 Stahlbau 74 (2005), Heft 12


Z. Cywiński · Formänderungsgrößenverfahren mittig gedrückter dünnwandiger Stäbe mit einfach- und doppeltsymmetrischen offenen Querschnitten

4.3 Fall 3: Einspannung – freies Ende (Bild 4)

EI w
B*ik = d l QIi ,
l (47)
H*ik = H*ki = 0,
mit

d l = -l tan l. (48)

Bei l = 0 wird auch dl = 0. Das bedeutet, daß bei Biegung


des Kragträgers die angenommenen Formänderungen im K ki
¢ Wölbwiderstand des Stabes, d. h. das Bimoment am k-
Einspannungspunkt widerstandsfrei eintreten können – je- Ende wird gleichzeitig von Kik entwickelt.
doch nicht bei Torsion. Die Werte der Steifigkeiten für die drei erwogenen Fälle
können leicht aus den Beziehungen (43), (45) und (47) be-
stimmt werden. Sie sind im Bild 5 angegeben.

6 Zahlenbeispiel

Die Einzelheiten des entwickelten Verfahrens zur Bestim-


mung der Drillknicklasten werden am Beispiel eines durch-
laufenden Stabes erläutert (Bild 6).
Die Querschnittskenngrößen des Beispiels sind:

Ix - Iy 145
F = 30 cm 2 , r2 = = cm 2 ,
F 3
E = 2, 6 G = 21000 kNcm -2 , I x = 800 cm 4 ,
I y = 650 cm 4 , I d = 3, 6 cm 4 , I w = 20000 cm 6 ,
GI d
k = = 0, 0083205 cm -1.
EI w
(49)
5 Formeln zur Bestimmung der Drillknicklasten Das zur Ausbildung der Einheitsverwölbung am Knoten 2
der durchlaufenden Stäbe nötige Bimoment, also die Knotenwölbsteifigkeit K2 gleicht
der Summe der Wölbsteifigkeiten K21 und K23 der Stäbe,
Die Beziehungen des verallgemeinerten Formänderungs- die sich in diesem Knoten treffen:
größenverfahrens können benutzt werden, um die Drillknick-
lasten dünnwandiger durchlaufender Stäbe zu bestimmen. 10
P
Wegen der Besonderheit der Wölbtorsion ist das Verfahren
nur für konstante Querschnitte maßgebend. Die Idee des For- 1 2 3
20

mänderungsgrößenverfahrens basiert auf [10]. Danach muß


[cm] 1 = 200 2 = 120
zuerst eine Reihe von Steifigkeiten (Bild 5) bestimmt werden. 0,6
Es kommen hier die folgenden Steifigkeiten in Frage:
Kik Wölbsteifigkeit des Stabes, d. h. das Bimoment verur- Bild 6. Der untersuchte dünnwandige Stab
sacht am i-Ende eine Einheitsverwölbung Q Ii, Fig. 6. Continuous bar analysed

Stahlbau 74 (2005), Heft 12 923


Z. Cywiński · Formänderungsgrößenverfahren mittig gedrückter dünnwandiger Stäbe mit einfach- und doppeltsymmetrischen offenen Querschnitten

EI w EI w Tabelle 1. Gegenüberstellung der Knicklasten


K 2 = K 21 + K 23 = g l + . (50) Table 1. Comparison of the critical loads
l1 l2
Tragwerk Knicklast [kN]
Die Wölbsteifigkeit K21 ist im Bild 5 angegeben (Fall 2). Die Px Py Pw
Wölbsteifigkeit K23 kann daraus nicht entnommen wer-
P
den, weil der Stababschnitt 2–3 ungedrückt ist. Somit muß 200 4145 3368 2746
K23 nach den Prinzipien von [2] berechnet werden. Der
erforderliche Koeffizient g ist vom Abklingparameter c2 P 6388 5190 3959
des Stabes 2–3 abhängig und lautet: 200 120

GI d P 8290 6736 5087


c2 = l 2 = 120 ◊ 0, 0083205 = 0, 99846. (51) 200
EI w

Nach [2] (Tafel 1) führt die aus (51) errechnete Zahl zu 7 Schlußbemerkungen
g = 3,1944. Für den Fall, daß P die Drillknicklast PQ ist,
muß man annehmen, daß die Einheitsverwölbung Q Ii = 1 Der Aufsatz stellt die Entwicklungen des Formänderungs-
ohne Bimoment eintritt. Unter dieser Voraussetzung muß größenverfahrens vor und erinnert an das klassische Verfahren
die Knotenwölbsteifigkeit nach Gl. (50) gleich Null ange- für dünnwandige Stäbe, dessen historischer Beginn mit den
nommen werden, so daß gilt: Forschungsarbeiten von Professor Kurt Klöppel in Verbindung
gebracht wird. Seinem Beitrag zum Formänderungsgrößenver-
l1 200
g l = -g = -3, 1944 = -5, 3240. (52) fahren sollte derAufsatz besondere Anerkennung schenken.
l2 120
Wenn man die parallele gl-Gestalt von (46) Literatur

l2 tan l [1] Klöppel, K., Friemann, H.: Erweiterung des Formänderungs-


gl = (53) größenverfahrens auf die Theorie der Wölbkrafttorsion. Der
tan l - l
Stahlbau 35 (1966), S. 365–372.
in Anspruch nimmt, wird (52) zu [2] Cywiński, Z.: Bimoment distribution method for thin-walled
beams. Der Stahlbau 47 (1978), S. 106–113 u. 152–157.
l21 tan l1 + 5, 3240 tan l1 - 5, 3240l1 = 0. (54)
[3] Cywiński, Z., Nishino, F.: On element stiffness matrices of
Die empirische Lösung der Gleichung bringt l1 = 3,931. thin walled members. Proc. 2nd East Asia-Pacific Conf. on
Aus Gl. (42) ergibt sich dann Structural Engineering and Construction. Chiang Mai 1989,
Vol. 2, pp. 1306–1311.
GI d l21 EI w 21000 ◊ 3, 6 [4] Klöppel, K., Schardt, R.: Beitrag zur praktischen Ermittlung
PQ = Pd + Pw = + = +
r 2 l1 r
2 2 145 der Vergleichsschlankheit lni von mittig gedrückten Stäben mit
2, 6 ◊ einfachsymmetrischem offenem dünnwandigem Querschnitt.
3
Der Stahlbau 27 (1958), S. 35–42 u. 262–270.
3, 9312 21000 ◊ 20000 [5] Schardt, R.: Die genaue Ermittlung der Biegedrillknicklasten
+ @ 3959 kN.
200 2 145 mehrfeldriger mittig gedrückter Stäbe mit einfachsymmetri-
3 schem offenem dünnwandigem Querschnitt und beliebiger
(55) Lagerung an den Knoten nach dem Formänderungsgrößen-
verfahren. Der Stahlbau 31 (1962), S. 257–270.
Die Eulerschen Knicklasten Px und Py wurden gemäß [10] [6] Roik, K., Carl, J., Lindner, J.: Biegetorsionsprobleme gerader
berechnet. Daraus resultiert der allgemeine Ausdruck: dünnwandiger Stäbe. Berlin: Verlag Wilhelm Ernst & Sohn, 1972.
[7] Cywiński, Z.: Transformationsformeln des Formänderungs-
3, 90 2 EI 3, 90 2 ◊ 21000 größenverfahrens für das Problem des Drillknickens (polnisch).
Pkr = = I = 7, 98525 I kN (56)
l1
2 200 2 Z. N. Politechniki Gdańskiej 1977, 272, S. 83–95.
[8] Cywiński, Z.: On torsional buckling of thin-walled conti-
woraus, nach Einsetzen der partikulären Werte Ix und Iy,
nuous members. Ed. N. Naerlović-Veljković: Miscellany dedi-
sich folgende Knicklasten errechnen lassen: cated to the 65th birthday of Academician Professor Dr. Ni-
Px = 7, 98525 ◊ 800 = 6388 kN, kola Hajdin, Belgrade 1988, pp. 151–160.
(57) [9] Wlassow, W.S.: Dünnwandige elastische Stäbe, Bd. I u. II.
Py = 7, 98525 ◊ 650 = 5190 kN.
Berlin: VEB Verlag für Bauwesen, 1964.
Wie man sieht, ist PQ (55) im Vergleich zu Px und zu Py die [10] Błaszkowiak, S., Ka˛czkowski, Z.: Iterative methods in struc-
kleinste Knicklast. tural analysis. Oxford/Warszawa: Pergamon Press/Państwowe
Bei der Untersuchung des Versteifungseffektes der Mittel- Wydawnictwo Naukowe, 1966.
stütze 2 des Stabes ist es zweckmäßig auch zwei ihrer [11] Cywiński, Z.: Torsion des dünnwandigen Stabes mit verän-
Grenzfälle in Betracht zuziehen: Gabellagerung und volle derlichem, einfach symmetrischem, offenem Querschnitt. Der
Stahlbau 33 (1964), S. 301–307.
Einspannung. Die berechneten Knicklasten werden hier-
[12] Cywiński, Z.: Zum Torsionsproblem des dünnwandigen ge-
für angeben. Eine Zusammenstellung aller berechneten
raden Stabes mit veränderlichem Querschnitt. Der Stahlblau
Werte veranschaulicht Tabelle 1. 36 (1967), S. 317–318.
Es wird darauf hingewiesen, daß die Knickspannungen
des untersuchten Zahlenbeispiels sehr hoch sind und sich Autor dieses Beitrages:
demzufolge nicht mehr im elastischen Bereich befinden – Prof. Dr.-Ing. habil. Zbigniew Cywiński, Professor Emeritus der Politechnika
positive Fälle sind jedoch denkbar. Gdańska, Narutowicza 11/12, 80–952 Gdańsk, Polen.

924 Stahlbau 74 (2005), Heft 12

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