Öffnungsarten
Unterschieden werden Lochfenster, Band-
fenster, geschosshohe Verglasungen und
Vorhangfassaden (d.h. eine durchgängige
Fassadenebene vor der Tragstruktur eines Ge-
bäudes, s.a. 03.4 Fassaden).
Türen ermöglichen den Durchgang, Tore sind
großformatiger und meist für die Durchfahrt
bestimmt. Abgesehen von der Öffnungsgrö- Fenster als Baukasten: verschiedene Füllungen, die je nach Bedarf
in den Rahmen eingesetzt werden, z.B. geschlossene Elemente als
ße werden an diese ähnliche Anforderungen Lüftungsflügel
wie an das Fenster gestellt und gleiche Prin- Abb. 3.2.1 Hermann Hertzbeger, Diagoon Wohnen, 1967
zipien angewandt. Im Folgenden werden Öff-
nungen in vertikalen Außenmauern betrach-
tet. Der Schwerpunkt liegt auf der Ausbildung
von Fenstern.
3.2 Anforderungen
Fenster haben grundlegende Anforderungen
zu erfüllen: Verbinden und Trennen. Die
Verbindung ist der visuelle Bezug zum an-
grenzenden Raum bzw. Außenraum sowie
die Möglichkeit der natürlichen Lüftung. Die
Trennung ist der Abschluss nach außen und
damit gleichzeitig eine Schutzfunktion [2].
3.2.1 Verbinden
Sicht, Augenhöhe
Die Verwendung transparenter Baustoffe
(Glas, Kunststoff) ermöglicht die Durchsicht
durch ein Fenster. Der Blick kann sehr weit Abb. 3.2.2 Blickfreiheit horizontal und vertikal
gefasst sein (Bandfenster, Panoramascheiben,
geschoßhohe Verglasungen), aber auch stark Belichtung, Lichtlenkung
gelenkt werden (kleine Öffnungen, platzierte Je höher ein Fenster innerhalb einer vertika-
Anordnung). Menschliche Proportionen sind len Wand angeordnet ist, desto größer ist
maßgebend für die Anordnung der Fenster die Tageslichtausbeute für den Innenraum.
in der Wand. Die Körpergröße, das Sichtfeld, Ein Oberlicht (horizontale Lichtöffnung in
aber auch die Tätigkeit der Nutzer (sitzend, der Decke) bringt sogar die 5,5-fache Be-
stehend, liegend) sind bestimmende Parame- leuchtungsstärke im Vergleich zu einer vertikal
ter. Die Sicht auf Aughöhe sollte nicht durch angeordneten Fensteröffnung gleicher
die Anordnung horizontaler bzw. vertika- Größe [3]. Aber auch das Fensterformat und
[1] Definition Fenster
Fenster leitet sich vom lateinischen ler Fensterteilungen beeinträchtigt werden das Verhältnis von Rahmenanteil zur Glasflä-
Wort ‚fenestra‘ ab und bedeutet ‚Öff- (Abb. 3.2.1 - Abb. 3.2.3). che bestimmen den Lichteinfall.
nung für Luft und Licht, Fensteröff-
nung‘. Das englische Wort ,window‘
weist auf eine frühere Funktion des
Fensters hin. Es stammt von dem altis-
ländischen Wort ‚vindauga‘, was soviel
bedeutet wie ‚Windauge‘.
A A A
im Stehen 175 cm
für Kinder 80 - 140 cm B C D E
[2] Auszug Bayerische Bauordnung
Art. 45, Abs. 4, Satz 1: im Sitzen 80 - 175 cm
„Nach Abs. 3, Satz 1 müssen Aufent-
haltsräume sog. notwendige Fenster im Liegen 70 - 100 cm
haben. Darunter sind Fenster zu verste- F G
hen, die unmittelbar ins Freie führen,
senkrecht stehen und die Räume
ausreichend belichten und belüf-
ten können. Abs. 4 Satz 1 bestimmt Boden 30 - 60 cm
hierzu, dass das lichte Maß der Fens-
teröffnungen von Aufenthaltsräumen
mindestens ein Achtel der Nutzfläche
des Raumes betragen muss; dabei sind Abb. 3.2.3 Hermann Hertzberger, Altersheim „De Drie Hoven“, Amsterdam,1965: vorstrukturierte Rahmen zum stehenden, sitzen-
Rohbaumaße zugrunde zu legen.“ den und liegenden Menschen - vertikale und horizontale Zonierung
Die Lichtausbeute kann durch die Anordnung
lichtlenkender Elemente vor den Fensteröff-
w= Öffnungsweite
EBB 05
06
nungen erhöht werden (s.a. 03.4 Fassaden). TUM EBB Univ. Prof. Florian Musso
Durch Oberlichter oder reflektierende Materi- Baukonstruktion und Baustoffkunde
Sonnenenergienutzung
Durch verglaste Öffnungen eintretende Son- Abb. 3.2.5 Verhältnis von horizontaler zu vertikaler Fenster-
nenstrahlung kann zur Ergänzung der Gebäu- öffnung und resultierender Beleuchtungsstärke
deheizung eingesetzt werden. Dieser s.g.
[3] T - Beleuchtungsstärke
„Treibhauseffekt“ wird im Winter als will- Die Beleuchtungsstärke ist die ge-
kommener Energiegewinn gesehen, wohin- samte Menge an Licht, welche aus der
vorderen Hemisphäre auf einen Punkt
gegen das gleiche Phänomen im Sommer bei einer Oberfläche fällt, wobei diese
Gebäudezonen mit hohem Glasanteil zum Oberfläche real oder virtuell sein kann.
Eine virtuelle Fläche ist z.B. geeignet,
Problem wird und regulierende Maßnahmen die Beleuchtungsstärke irgendwo im
erforderlich macht. Die Wärmeentwicklung Raum zu messen oder zu berechnen,
etwa um den Tageslichtquotienten
auf der Fassadenfläche ist für die Konzep- auf der Arbeitsebene zu ermitteln.
tion von Öffnungsflügeln, Sonnenschutz
Tm - Tageslichtquotient
und Maßnahmen zur Energiegewinnung rel- Das Verhältnis zwischen der Beleuch-
evant. Bei Fensterflächenanteilen bis zu 50% tungsstärke an einem gegebenen
Punkt (normalerweise auf der Arbeits-
kombiniert mit einem effektiven Sonnen- ebene) im Innenraum zur unverschat-
schutz können auch ohne Kühlmaßnahmen teten Beleuchtungsstärke im Freien,
wird als Tageslichtquotient (Tm)
im Sommer akzeptable Verhältnisse erreicht bezeichnet.
werden. (weitere Maßnahmen zur Verbesse- Der Tageslichtquotient ist einer der
Schlüsselwerte in der quantitativen
rung des Raumklimas: Sonnenschutzoptimie- Analyse des Tageslichtes für ein
rung, Nachtauskühlung; s.a. 03.4 Fassaden). Gebäude.
Da die Aussenbeleuchtungsstärken
mit den meteorologischen Bedin-
Belüftung (gesteuert, individuell) gungen stark schwanken (bei bedeck-
tem Himmel zwischen 8‘000 und
Lüften ist eine Grundbedingung für Wohlbe- 25‘000 lx), hat die absolute Innenbe-
finden und Gesundheit der Nutzer und für den leuchtungsstärke zu einem bestimm-
ten Zeitpunkt nur eine beschränkte
Schutz der Bausubstanz. Individuell öffenbare Aussagekraft.
Fenster haben den Vorteil, dass der Nutzer Ob eine bestimmte nutzbare Menge
an Tageslicht, welche einen für eine
unmittelbar die Frischluftzufuhr regulieren gegebene Aufgabe genutzten Innen-
kann. Oftmals führt händisches Lüften jedoch raum erreicht, akzeptabel ist, kann
nur im Vergleich zur gleichzeitigen
nicht zu einer ausreichenden Luftwechselrate Aussensituation festgelegt werden.
und infolge des unkontrollierten Luftstro-
mes zu erhöhten Lüftungswärmeverlusten
im Winter, bzw. zusätzlichen Kühllasten im
Sommer. Fehlverhalten beim Lüften kann Abb. 3.2.6 Verteilung der Beleuchtungsstärke in einem Raum
durch eine gesteuerte Luftzufuhr vermieden mit Seitenfenster und einem Raum mit Oberlichtern
werden. Diese führt jedoch zum Verlust einer
individuellen Regelbarkeit. Bei der Frischluft- Der Kontakt zur Umgebungsluft wird regu-
zufuhr über die Öffnungsflügel dürfen diese liert. Fensterelemente (Rahmen und Glas)
im geöffneten Zustand nicht mit anderen müssen in der Lage sein, Temperaturspitzen
Bauteilen (z.B. Sonnen-, Blend-, Sichtschutz, zwischen Innen- und Außenraum trotz der
Wand, Stützen) kollidieren oder die Nutzung relativ geringen Bauteiltiefe zu kompensie-
des Innenraumes einschränken. ren. Das Fenster soll in der Dämmebene der
Wandfläche positioniert sein, um Wärmebrü-
3.2.2 Trennen - Schützen cken zu vermeiden.
Die Gebäudehülle und somit das Fenster muss
auch Schutz vor der Witterung bieten. Regulieren
Vor allem im Sommer entsteht bei Süd,-
Ableiten West,- und Ostorientierung der Verglasungen
Weder Regen (und Spritzwasser), noch Feuch- ohne geeignete Ausgleichmaßnahmen eine
tigkeit dürfen durch das Fenster nach Innen Überhitzung der Innenräume. Das Klima
gelangen. Die Detailausbildung der Fenster- ist nicht mehr behaglich. Die Fassade muss
profile und deren Anschluss an das Bauwerk mit Hilfe eines effizienten Sonnenschutzes
müssen bei Anwendung der Prinzipien Über- und geeigneter Lüftungselemente die
lappung, Schikane und Dichtung eine ausrei- gezielte Regulierung der Sonneneinstrah-
chende Dichtigkeit gewährleisten. lung und des Innenklimas ermöglichen.
(s. 3.7 Lösungsprinzipien Fenster)
Dichten
Dämmen Um Zugerscheinungen zu vermeiden und eine
Abb. 3.2.7 Holzfenster:
Die Fassade schützt den Innenraum vor über- gezielte Lüftung sicherzustellen, müssen Fens- Verhältnis von Verglasungsfläche
mäßigen Temperaturschwankungen. ter winddicht sein. zu Rahmenanteil (Lichtausbeute)
05
06 EBB äussere Dichtung
Schlagregen
Blendung
Durch die Anforderungen an Arbeitsplätze,
TUM EBB Univ. Prof. Florian Musso
Wind, Sonne insbesondere Bildschirmarbeitsplätze (BAP)
Schall
Baukonstruktion und Baustoffkunde Aussentemperatur kann der Einsatz eines Blendschutzes erfor-
03.3 Hülle • Öffnungen
derlich werden.
Dieser wird raumseitig angeordnet und verrin-
gert starke Kontraste. Dabei sollte jedoch eine
Mindestdurchsicht gewährleistet werden.
Anprall
Baukörper - Aussenwand
Insbesondere bei geschosshohen Vergla-
Bauwerksbewegung sungen (Schaufenster, Panoramafenster) kön-
Bauteilbewegung - Fenster
Wärmedämmung
Luftfeuchte nen mögliche Anpralllasten die Fensterkon-
Raumtemperatur
Brandschutz zeption beeinflussen und Spezialgläser oder
zusätzliche Haltekonstruktionen erforderlich
innere Dichtung machen.
Abb. 3.2.7 Einflüsse auf das Fenster bzw. die Anschlussfuge Einbruch
Bei leicht zugänglichen Bereichen der Fassade
Dies betrifft die Fuge zwischen Rahmen und (Erdgeschossfassaden, Öffnungselemente,
Öffnungsflügel, aber vor allem auch die die z.B. durch Putzbalkone miteinander ver-
Fuge zwischen Bauteil und Bauwerk, also bunden sind) können besondere Maßnahmen
Rahmen und Rohbau, die dicht sein muss. zum Einbruchschutz erforderlich sein.
Neben den witterungsbedingten Einflüssen Einbrecher gelangen vorwiegend über Fens-
wirken auch Einflussfaktoren aus dem Innen- ter und Fenstertüren, weniger über Haustüren
raum, wie Raumtemperatur und Luftfeuchte und Kellerbereiche in das Gebäude (LKA-
auf das Fenster bzw. die Anschlussfugen. NRW). Fenster, Balkon- und Terrassentüren
Bewegungen des Rohbaus und tempe- werden mit einfachem Hebelwerkzeug geöff-
raturbedingte Bewegungen des Fenster- net, da die üblichen Fensterbeschläge keine
rahmens müssen schadensfrei in den Fu- einbruchhemmende Wirkung haben.
gen aufgenommen werden (Abb. 3.2.7) Ein ausreichender Einbruchschutz kann durch
[4] Blower-Door-Test
Die Energieeinsparverordnung fordert
Durch die Anwendung der Prinzipien Schika- den Einbau einer einbruchhemmenden, auf-
nach § 5 EnEV die Luftdichtigkeit eines ne und Dichtung werden diese Fugen kontrol- einander abgestimmten Gesamtkonstruktion
Gebäudes. Durch eine luftdurchlässige
Gebäudehülle entweicht Warmluft und
liert (s. 3.7 Lösungsprinzipien Fenster) [4] [5]. (Rahmen mit Flügel, Beschlag und Vergla-
einströmende Kaltluft muss zusätzlich sung) erreicht werden.
aufgeheizt werden. In die Hüllebene
einströmende Warmluft kann Tau-
Schallschutz
wasserschäden und Bauschäden ver- Je nach Nutzung sind die von der Fassade Absturz
ursachen. Da viele Ausführungsfehler
mit bloßem Auge kaum zu erkennen
umhüllten Bereiche und Räume schalltech- Bei allen öffenbaren Fensterflügeln muss die
sind (z.B. eine nicht fachgerechte Ver- nisch untereinander und von der Außenwelt baurechtlich geforderte Brüstungshöhe als
klebung von Dampfsperren, die zu
Undichtigkeiten in der Gebäudehülle
zu trennen. In den meisten Fällen wird der Schutz vor Absturz gewährleistet sein. Dies
führt), kann der so genannte Blower- Innenraum vor Lärm von außen geschützt kann durch eine massive Brüstung oder ein
Door-Test, bei dem künstlich ein
Über- bzw. Unterdruck im Gebäude
(Fluglärm, Straßenlärm etc.). feststehendes Fensterelement erfolgen.
erzeugt wird, durchgeführt werden. Auch der umgekehrte Fall ist denkbar. Der Auch bei geschoßhohen, großformatigen
Bei geschlossenen Fenstern und Türen
wird die Luftmenge gemessen, die
erforderliche Schallschutz kann durch den Festverglasungen muss die Absturzsicherung
innerhalb einer Stunde durch unge- Einsatz von Funktionsgläsern (Schallschutz- erfüllt werden. Eine anprallsichere Glashalte-
wollte Öffnungen nachströmt. Ein
guter Wert ist bei Einfamilienhäusern
verglasungen) oder durch die Art der Fens- rung und/oder eine zusätzlich angeordnete
das 1 bis 1,5-fache Luftvolumen des terkonstruktion (Doppel-, Kastenfenster) Absturzsicherung kann dies sicherstellen [6].
Innenraums. Schlechte Werte liegen
beim 6 bis 8-fachen des Luftvolumens,
sichergestellt werden.
was einem permanent offenen klei- 3.3 Bestandteile Öffnungen
nen Fenster entspricht. Selbst kleinste
Luftlecks lassen sich mit dem Blower-
Brandschutz
Door-Test aufspüren. In Gebäuden muss das Entstehen eines 3.3.1 Sturz
Brandherdes verhindert werden. Gelingt dies mit Sturz
nicht, darf sich das Feuer nicht ausbreiten. Der obere vertikale Abschluss einer Öffnung
[5] typische Undichtigkeiten der
Brandüberschlag kann über die Fassade hori- ist der Sturz. Dieser kann vor Ort im Zusam-
Gebäudehülle: zontal von Raum zu Raum und von Geschoss menhang mit der Geschossdecke betoniert,
- Stöße der Dampfsperre im Dachge-
schoss
zu Geschoss erfolgen. Um Brandüberschläge oder als Fertigsturz geliefert werden (z.B.
- Anschluss der Dampfsperre an zu unterbinden, können an Fenster (Rahmen Stahlbetonfertigteil, Ziegelschalen mit beton
Wandflächen
- Durchdringungen der Dampfsperre
und Glas) Brandschutzanforderungen gestellt ummantelter Stahlbewehrung, U-Schalenfer-
durch Leitungsrohre usw. werden. tigstürze, Abb. 3.3.1).
- Anschluss der Dampfsperre an
Dachflächenfenster
- unverputzte Kamine Sichtschutz
- Revisionsklappen der Rollläden
- unverputzte Wandflächen
Große Öffnungen erfordern je nach Nutzung
- Steckdosen und Schalter in der der dahinter liegenden Räume die Anordnung
Außenwand
- unterer Haustüranschluss
eines Sichtschutzes, um dem Nutzerbedürfnis
- Oberseite von Hochlochziegeln an nach Privatsphäre gerecht werden zu können.
Fensterbrüstungen
- Fensteranschluss an seitliche Lai-
Der Sichtschutz kann aussen oder innen an-
bungen geordnet sein. Abb. 3.3.1 Bsp. U-Schalenfertigstürze, Fa. Poroton
In Abhängigkeit von der Gebäudeorientie-
rung und der Fassadenkonzeption muss ein
(1)
(2)
EBB 05
06
Sonnenschutzsystem entweder im Sturz inte- (3) TUM EBB Univ. Prof. Florian Musso
griert, oder aussenliegend an der Fassade Baukonstruktion und Baustoffkunde
ohne Sturz
(7)
Öffnungen können auch ohne Sturz decken- 9
bündig abgeschlossen werden. Dies hat eine
großzügigere Innenraumwirkung und einen
besseren Tageslichteintrag zur Folge. Die Ge-
schossdecke erhält gegebenenfalls eine zu-
sätzliche Randbewehrung, um die Öffnungs-
weite überspannen zu können.
Gefälle > 5° / 8%
(1) Mauerwerk - zweischalig, kern-
gedämmt
3.3.2 Brüstung Brüstungshöhe: > 80/90 cm [6]
(2) Außenputz
mit Brüstung (3) Wärmedämmung
(4) Stahlbetondecke
Der untere vertikale Abschluss einer Öff- (5) Flachsturz Ziegel
nung kann als Brüstung ausgeführt werden (6) Holzzarge
(7) Holzfenster
(Abb. 3.3.2). Massive Aufmauerungen oder (8) Innenputz
auch feststehende Fensterelemente müssen Abb. 3.3.2 Fenster mit Innenanschlag im zweischaligen Mau-
gemäß Landesbauordnung und Arbeitsstät- erwerk; Anordnung in der Dämmebene
tenverordnung ausreichend hoch sein, um vor
Absturz zu schützen. Je nach Fensterposition
in der Aussenwand ist eine horizontale Abde-
ckung nach innen, insbesondere aber nach
außen (s. 3.4.7 Fensterbank) vorzusehen. Oft
sind im Brüstungsbereich raumseitig Heizkör-
per angeordnet, die u.a. den Kaltluftabfall an
den Glasscheiben vermeiden. Die üblichen
Heizkörpernischen dürfen die statische Wirk-
samkeit des Wandquerschnittes und den
Wärmedurchlasswiderstand der Wand nicht
verschlechtern.
ohne Brüstung
Fenstertüren haben in Abhängigkeit von der
außenseitig vorgesehenen Abdichtungslö-
sung in der Regel keine Brüstung. Ein schwel-
lenloses Heraustreten in den Außenraum, den
benachbarten Raum oder auf einen Balkon
ist bei sorgfältiger Planung möglich (s. 3.6
Anschlüsse: Fenster, Fenstertür). Ab einer
[6] Absturzhöhen
Absturzhöhe von einem Meter über Gelände Bei öffenbaren Fensterflügeln muss
muss in jedem Fall für eine Absturzsicherung die Einhaltung der geforderten
Brüstungshöhen als Schutz vor Absturz
gesorgt sein. Diese kann je nach Öffnungsart gewährleistet sein (massive Brüstung,
auf der inneren Raumseite, bzw. vor der Fas- Abb. 3.3.3 Innenanschlag (oben), ohne Anschlag (unten) feststehendes Fensterelement, bei
Fenstertüren in Abhängigkeit von der
sade angeordnet werden [6]. Öffnungsrichtung innen- oder aussen-
Unabhängig davon lassen sich verschiedene seitige additive Absturzsicherung)
Außer in Erdgeschossen müssen
3.3.3 Anschlag Anordnungsmöglichkeiten des Fensters inner- massive Fensterbrüstungen bis zum
Als Anschlag des Fensters wird die Verbin- halb der Außenwand unterscheiden. Ent- 5. Vollgeschoss mindestens 80 cm
hoch sein.
dung zwischen Fensterrahmen und Rohbau scheidend für die Lage ist die Anordnung des Ab dem 5. Vollgeschoss müssen sie
bezeichnet (Abb. 3.3.3 u. Abb. 3.3.4): Fensters in der Dämmebene (Abb. 3.3.5): mind. 90 cm hoch sein. Geringere
Brüstungshöhen sind nur bei Anord-
(a) Fenster mit Innenanschlag (d) bündig zum Innenraum nung einer zusätzlichen Absturzsiche-
(b) Fenster ohne Anschlag (e) mittig in der Leibung rung möglich.
(c) Fenster mit Außenanschlag (f) bündig zum Außenraum Die notwendigen Geländerhöhen
bei Fenstern ohne massive Brüstung
innen aussen innen aussen betragen bei einer Absturzhöhe
bis 12 m
in Wohngebäuden 90 cm
in Arbeitsstätten 100 cm
über 12 m
für alle Gebäudearten 110 cm
Außenanschlag
Beim Außenanschlag ist die gesamte Rah-
menbreite von außen sichtbar. Das Fens-
ter kann außen bündig zur Fassadenebene
liegen. Fensterglas und -rahmen sind dann
starken Witterungseinflüssen ausgesetzt. Die
Anschlüsse erfordern eine hohe Gestalts- und
eine präzise Ausführungsqualität, da sie gut Abb. 3.3.7 Valerio Oligiati, Schulhaus in Paspels, Schweiz,
2001: Fenster in den Gängen außenbündig, Fenster in den
sichtbar und aufgrund der bündigen Anord- Klassenzimmern innenbündig
nung besonders exponiert sind. Bauphysika-
lisch ist die außenbündige Fensterposition und geschützt werden. Das Fenster kann
selbst bei der Ausführung eines Außenan- bündig zur inneren Wandfläche eingebaut
Festverglasung Drehflügel schlages anspruchsvoll, da im Bereich des Fens- sein. Ähnlich wie bei der außenbündigen
ters der Taupunkt weit nach Außen verlagert Anordnung müssen beim innenbündigen
wird und Wärmebrücken entstehen können Anschlag in Mauerwerkswänden lagebe-
(Abb. 3.3.4). dingte Wärmebrücken mit Gegenmaßnahmen
Leibungen mit äußerem Anschlag entstanden ausgeglichen werden (Innendämmung, Däm-
ursprünglich vor allem in den sturmreichen mung der Leibung; Abb. 3.3.5 u. Abb. 3.3.7).
nordeuropäischen Küstengebieten. Der Wind-
Kippflügel Drehkippflügel druck presst das gesamte Fenster und auch ohne Anschlag
die, meist nach Außen aufschlagenden, Fens- Fensterlaibungen ohne Anschlag sind im
terflügel vorteilhaft auf die Dichtungen bzw. Rohbau besonders einfach herzustellen. Die
in die Falze. Heute werden Fenster mit äuße- Position des Fensters innerhalb der Wand-
rem Anschlag vorwiegend dort ausgeführt, stärke ist frei wählbar, solange es in der
wo große und schwere Fensterelemente mit Dämmebene liegt bzw. diese im Bereich der
Hebezeugen von außen eingebaut werden Leibung bis zum Fenster geführt wird.
Klappflügel Schwingflügel müssen. Der Fensterrahmen ist sowohl von innen,
als auch von außen in seiner vollen Breite
Innenanschlag sichtbar. An Anschlüsse werden erhöhte
Beim Innenanschlag wird das Fenster in der Ansprüche gestellt, da sie sowohl wind- und
Regel von Innen montiert. Die gesamte Rah- dampfdicht, als auch wärmebrückenfrei aus-
menbreite ist von Innen sichtbar, während die geführt werden müssen und dafür im Gegen-
Außenansicht dreiseitig auf den Flügelrahmen satz zu Anschlüssen mit Anschlag lediglich die
Wendeflügel Schiebefenster reduziert werden kann. Da das Fenster bis zur Tiefe des Fensterprofils zur Verfügung steht
vertikal
Anschlagsebene zurückversetzt in der Öff- (Abb. 3.3.4).
nung liegt, ist es relativ gut vor Witterungs-
einflüssen geschützt. 3.4 Bestandteile Fenster
Die Anschlüsse sind unproblematisch, da die
Anschlussfugen durch die Anschläge verdeckt 3.4.1 Blendrahmen
Der Blendrahmen ist der mit dem Bauwerk
fest verbundene Rahmen, an dem die Flü-
gelrahmen beweglich angebracht, oder in
den Verglasungen fest eingebaut werden
Fensterdrehtür Hebedrehtür (Abb. 3.4.2).
achten, sodass Zwängungen vermieden und TUM EBB Univ. Prof. Florian Musso
Bauwerks-, sowie Bauteilbewegungen aufge- Baukonstruktion und Baustoffkunde
3.4.2 Flügelrahmen
[7] Rohbauanschluss:
Der Flügelrahmen ist der mit dem Blendrah- (8) Verbindungstoleranzen zwischen
(5)
men beweglich verbundene öffenbare Teil Fensterrahmen und Leibung werden
zum Beispiel durch Bandeisen als
des Fensters (Abb. 3.4.2). federndes Element, Steckdübel, als
(3) (10) gleitende Verbindung, oder U-förmige
Zargen als verschiebbarer Anschluss,
(6) Flügelrahmen aufgenommen. In der Regel wird
(7) oberes Flügelholz, oberer Teil des Flü- (11)
vom Fassaden- oder Fensterhersteller
ein genaues Aufmass der Rohbauöff-
gelrahmens nungen erstellt, so dass ausreichend
(8) unteres Flügelholz, unterer Teil des Toleranz bereits bei der Planung und
Fertigung der Fenster vorgesehen
Flügelrahmens (Wetterschenkel) (6) werden kann.
(2)
(9) aufrechtes Flügelholz, senkrechter Teil
des Flügelrahmens [8] Schließrichtung von Fenstern
nach DIN 107 bzw. DIN EN 12519:
(10) Sprosse, zur horizontalen Unterteilung „links“ (DIN links): Flügel zur Ansichts-
des Flügelrahmens seite öffnend mit Bändern auf der
linken Seite; Schließrichtung gegen
(11) Verglasung Abb. 3.4.2 Bestandteile eines Fensters den Uhrzeigersinn,
„rechts“ (DIN rechts): Flügel zur
Ansichtseite öffnend mit Bändern auf
Öffnungsarten Dabei können die Schiebeflügel in den Boden der rechten Seite; Schließrichtung im
Öffnungsarten sind in den Ansichten der (z.B. das Kellergeschoss) versenkt werden, um Uhrzeigersinn.
Werkpläne im Maßstab 1:50 darzustellen: einen ebenerdigen Austritt zu ermöglichen. Innenansicht
Drehbewegungen werden bei Außenan-
sichten als durchgezogene Linien (nach Außen Hebeschiebekipp
öffnend), oder gestrichelte Linien (nach Innen Hebeschiebekippflügel können zusätzlich
öffnend) und Schiebebewegungen als Pfeile in um die untere horizontale Achse nach Innen
Öffnungsrichtung eingezeichnet (Abb. 3.4.1). gekippt werden, was die Komplexität, aber
Nach ihrer Öffnungsart werden Flügelrahmen auch den Platzbedarf der Beschläge deutlich
unterschieden in: erhöht. Aussenansicht
Schiebe, Hebeschiebe
Horizontale Schiebeflügel werden in waag-
[9] Bayerische Bauordnung, Kom-
rechter Richtung verschoben und öffnen sich mentar Art. 40 II (Abs.2, Satz 1):
aus Dichtigkeitsgründen i.d.R. zur Innenseite Damit Fenster und Fenstertüren
(besonders auch ihre Außenscheiben)
des feststehenden Elementes. Hebeschiebe- gefahrlos gereinigt werden können,
flügel werden vor dem Verschieben in verti- müssen sie im allgemeinen von innen
oder vom Erdboden, von Balkonen
kaler Richtung angehoben, was eine leichtere oder Loggien aus zugänglich sein (z.B.
Handhabung ermöglicht (Abb. 3.4.4). bei feststehenden Fenstern. Sofern
dies nicht möglich ist, wie etwa bei
Vertikale Schiebeflügel öffnen beim zweitei- höheren Gebäuden, sind Vorrich-
ligen Fenster oft nach oben, bei großforma- tungen wie Aufzüge, Halterungen
Abb. 3.4.4 Horizontale Schiebefenster, Wohn- und Geschäfts- oder Stangen anzubringen, die eine
tigen Fenstern ohne Brüstung aber auch nach haus Hildegardstraße, München 1996; Architekturbüro von sichere Reinigung von außen ermög-
unten. Seidlein lichen.
10 05
06 EBB Zu Reinigungzwecken können diese Rahmen
aufgeklappt und der Scheibenzwischenraum
TUM EBB Univ. Prof. Florian Musso geputzt werden. Verbundfenster wurden in
Baukonstruktion und Baustoffkunde erster Linie als Dreh-, Drehkipp- und Kipp-
03.3 Hülle • Öffnungen
fenster ausgebildet (Abb. 3.4.6 b).
Verbund
Vor der Entwicklung der Isolierglasscheiben
wurden Fenster mit Einfachgläsern herge-
stellt (Uw-Wert ca. 4,8 W/m²K). Zur Verbesse-
rung von Wärme- und Schallschutz waren so
genannte Verbundfenster weit verbreitet. Zwei
einfach verglaste Rahmen werden miteinan-
der verbunden, d.h. auch miteinander geöff-
net. Durch einen Scheibenabstand von 40 bis
Abb. 3.4.7 Lichtausbeute: 70 mm wird ein gegenüber Einfachfenstern
Schatten- bzw. Lichteinfall beim
einfachen Fenster und beim Kas-
mit Isolierverglasung ein leicht verbesserter
tenfenster Dämmwert erzielt (Uw-Wert ca. 3,0 W/m²K). Abb. 3.4.6 Einfachfenster, Verbundfenster, Kastenfenster
Dies betrifft u.a. das thermische Verhalten der
Gläser und die produktionsbedingten Schei- EBB 05
06
11
bengrößen, ggf. Sonderfunktionen der Glas- TUM EBB Univ. Prof. Florian Musso
scheiben (Wärme- , Schall- und Brandschutz), Baukonstruktion und Baustoffkunde
Einsatz von aufgesetzten Sprossen oder die TUM EBB Univ. Prof. Florian Musso
Anordnung der Sprossen im SZR zu vermei- Baukonstruktion und Baustoffkunde
eingehängt. Gemeinsam mit dem Ecklager TUM EBB Univ. Prof. Florian Musso
bildet die Schere die Drehachse des Fenster Baukonstruktion und Baustoffkunde
und steuert die Umschaltung von Dreh- auf 03.4 Hülle • Öffnungen
Kippstellung.
4. Schließbleche: Beschlagteile am Blend-
rahmen, in die die Getriebeverriegelung Rahmenteil zum
Aufschrauben
eingreift. Die Verriegelung erfolgt über alle
Schließbleche des Fensters. Ein maximaler
Verriegelungseffekt entsteht durch eine hohe
Anzahl an Schließblechen und sichert die Fu-
gendichtigkeit auch unter hohen witterungs-
Flügelteil zum Einbohren
bedingten Belastungen.
5. sichtbaren Beschlagselemente: Diese wer-
den auch als Zierbeschläge bezeichnet (Griff-
platten, Oliven (Griffe), Schlüssellochabde- Abb. 3.4.19 Fenstergriffe Fa. Vieler, z.T. verschliessbar Abb. 3.4.20 Fensterband
ckungen oder Blenden; Abb. 3.4.19).
Der Schließmechanismus wird in der Regel Aufwändige Herstellungsprozesse und kom-
mit Drehgriffen betätigt, die abschließbar sein plizierte thermisch getrennte Profilquer-
können. Jede Öffnungsart bedarf einer eige- schnitte entfallen. Im Fensterbau werden
nen Beschlagsvorrichtung. heimische Laubhölzer (Eiche, Robinie), über-
wiegend jedoch Nadelhölzer (Kiefer, Fichte,
3.4.9 Fensterbank Lärche, Douglasie, Tanne) eingesetzt.
Der horizontale Abschluss einer Brüstung Die Verwendung tropischer Laubhölzer
nach außen wird in der Regel durch die Fens- (Meranti, Mahagoni, Kambala) geht dagegen
terbank hergestellt. Auf folgende Punkte ist zurück. Das verarbeitete Holz muss verschie-
zu achten (s.a. Abb. 3.5.1): dene technische Anforderungen erfüllen: Die
- das Fensterprofil muss über die Fenster- Fenster sind ständigen Witterungseinflüssen
bank greifen und besitzt eine Tropfnase (UV-Strahlung, Austrocknung, Regen usw.)
- die Fensterbank kragt mindestens 20 mm ausgesetzt, die ihre Oberfläche angreifen.
über die Vorderkante Außenwand aus Die damit verbundenen Änderungen der
und besitzt ebenfalls eine Tropfkante Holzfeuchte ermöglichen einen Befall durch
- die Fensterbank ist nach außen leicht- Schadorganismen wie Pilze und Insekten. Eine
geneigt (mind. 5°/8%), damit anfallendes für den Fensterbau geeignete Holzart muß
Wasser gut ablaufen kann ausreichend fest sein, eine niedrige Feuch-
- seitlich muss die Fensterbank aufgekantet teanpassung und eine natürliche Resistenz
sein (Blechaufkantung oder Aufsteckpro- aufweisen.
fil), um ein Hinterlaufen der Konstruktion Die relativ hohe Widerstandsfähigkeit einiger
zu vermeiden. Sinnvoll ist eine seitliche Holzarten gegen Pilz- und Insektenbefall ist
Überlappung der Wandbekleidung zum auf ihre z.T. toxisch wirkenden Inhaltsstoffe
Schutz der Fuge zwischen Leibung und zurückzuführen. Vergleichsweise deutlich
Fensterbank. ausgeprägt ist diese Eigenschaft bei den sog.
- die temperaturbedingte Längenänderung „Kernholzarten“ (Abb. 3.5.2).
der Fensterbank (Längentoleranz)
jedoch den bei Holz möglichen Dampfdruck- Abb. 3.5.4 Flügelabmessungen für Profilgruppe IV 56/78
ausgleich zwischen innen und außen.
Entscheidend bei der Konstruktion von Holz- 3.5.2 Verbundfenster (Holz-Aluminium)
fenstern ist auch der konstruktive Holzschutz. Holz - Aluminiumfenster sind Verbund-Kons-
Stehendes Wasser sollte vermieden werden truktionen, bei denen raumseitig Holzrahmen
und von allen Profilen und Flächen muss Nie- als tragende Konstruktion und witterungssei-
derschlagswasser schnell ablaufen können tig Aluminiumrahmen als Verblendung und
(keine horizontalen Flächen, Abb. 3.5.1, Wetterschutz angeordnet werden.
Abb. 3.5.5). Dieser Verbund nutzt die Vorteile beider
Werkstoffe, die geringe Wärmeleitfähigkeit
des Holzes und die Witterungsbeständigkeit
Dauerhaftig- Mittl. Holzarten des Aluminiums.
keitsklasse Standdauer (nur Kernholz)
Die Unterschiede in der Wärmeausdehnung
1 sehr dauerhaft 13 Jahre nur überseeische
Holzarten
von Holz und Aluminium müssen jedoch
z.B. Teak (unkultiviert) durch verschiebliche Verbindungen ausgegli-
1-2 dauerhaft-sehr z.B. Robinie chen werden. Im Bereich der Kontaktzonen
dauerhaft darf kein Feuchtigkeitsstau entstehen. Bei
2 dauerhaft 8-13 Jahre z.B. Eiche, Holz - Aluminium Fenstern sind verschiedene
Red Cedar (unkuliviert)
Konstruktionsarten möglich:
3 mäßig dau- 5-8 Jahre z.B. Douglasie (unkul- Die äußeren Aluminiumschalen können nach-
erhaft tiviert)
träglich auf ein genormtes Holzfenster nach
3-4 wenig-mäßig z.B. Lärche, Kiefer,
dauerhaft Douglasie (kultiviert)
DIN 68121 aufgesetzt werden. Bei anderen
Systemen bilden die Aluminiumprofile die
4 wenig dau- 3-5 Jahre z.B. Fichte, Tanne
erhaft äußere Glasfalzebene und integrieren die
5 nicht dauerhaft < 3 Jahre z.B. Buche Anschlagdichtungen. Diese Systeme erreichen
Uf-Werte von 1,3 - 1,5 W/(m2K), (Abb.3.5.5).
Abb. 3.5.2 Dauerhaftigkeit von Holzarten; DIN EN 350-2 Verbundsysteme mit äusseren Holzschalen
und einer effizient dämmenden Mittelschicht
Profile (z.B. aus Polyurethanschaum) ermöglichen Uf-
Die DIN 68121-1 legt die Mindestmaße für Werte von 0,5 - 0,8 W/(m2K).
Profilquerschnitte aus Holz fest. Sie sind in
standardisierten Größen und Abstufungen
erhältlich (Norm-Profile). Die Kurzzeichen
geben die Profiltiefe und die Profillänge an
(Abb. 3.5.3) [14]. Mit Fensterrahmen aus Mas-
[14] Norm-Profil-Tabelle sivholz (z.B. 3-Schicht verleimte Holzrahmen)
Profilbezeichnung Nenndicke
IV 56 56 mm lassen sich Uf-Werte von 1,0 W/(m2K) erzie-
IV 63 63 mm len.
IV 68 68 mm
IV 78 78 mm
IV 92 92 mm Elementgrößen
Jede Profilgröße besitzt in Abhängigkeit von
der Öffnungsart maximale Flügelabmes-
sungen. Der Flügel eines Kippfensters z.B.
sollte nicht höher als 80 cm sein, der Flügel
einer Fenstertür (Drehtür) aufgrund des Eigen-
gewichtes und der Belastung der Bänder nicht
Abb. 3.5.3 Holzprofil IV 56/78 breiter als 1,0 m (Abb. 3.5.4). Abb. 3.5.5 Holzfenster IV 72/75; Verbundfenster, Fa. BUG
3.5.3 Metallfenster
Metalle haben hohe Wärmeleitfähigkeiten EBB 05
06
17
(Abb. 3.5.7). Deshalb müssen Metallprofile TUM EBB Univ. Prof. Florian Musso
von Fensterkonstruktion thermisch getrennt Baukonstruktion und Baustoffkunde
Aluminium
Aluminiumfenster besitzen Rahmen aus Abb. 3.5.6 Fenster: Aluminium Fa. Hueck; Stahl Fa. Jansen
thermisch getrennten Profilen (Abb. 3.5.6).
Diese sind aus stranggepressten Halbzeugen Der größte Nachteil ist die Korrosionsgefahr,
zusammengesetzt, bei denen die innere und die mit Schutzanstrichen, einer Verzinkung
äußere Schale durch Kunststoffstege oder verringert, oder durch die Anwendung von
Hartschaum voneinander getrennt werden. Edelstahlprofilen (z.B. Forster therm clima:
Sie sind wirtschaftlich, obwohl die Investiti- Edelstahl 1.4301, Oberflächenqualität:
onskosten (hoher Primärenergieaufwand bei gebeizt) vermieden werden kann. Stahlfens-
Baustoff Wärmeleit-
der Rohstoffverarbeitung) gegenüber Fens- ter können einbrennlackiert oder pulverbe- fähigkeit
tern gleicher Größe aus Holz oder Kunststoff schichtet werden. λ = W/(m·K)
zunächst höher liegen.
Aluminium ist aber besonders anspruchs- 3.5.4 Kunststofffenster Kupfer 380
los in Unterhalt und Pflege, bei sehr hoher PVC, GFK Aluminiumlegie- 209
rung
Lebensdauer. Es hat geringe Profiltoleranzen Extrudierte Hohlkammerprofile aus PVC (Poly-
und eine gute Verarbeitbarkeit, bei geringem ninylchlorid) werden als Einkammer-, oder Messing 120
änderung aufnehmen können (Aluminium hat Gehrung geschnitten und thermoplatisch Blei 35
bei einer Temperaturdifferenz von 60 K eine verschweisst. Das PVC-Profil selbst hat eine
Glas 1,0
Längenausdehnung von 1,5 mm/m Länge). niedrige Wärmeleitfähigkeit und besitzt eine
Beton 2,1
Ausreichend bemessene Bewegungsfugen, relativ geringe statische Festigkeit. Im Kam-
nicht nur zwischen Aluminiumkonstruktion merprofil werden daher Metallrohre und Ver- Holz
Nadelholz 0,13
und Bauwerk, sondern auch innerhalb größe- steifungen zur Stabilisierung angeordnet. Eine Laubholz 0,20
rer Fenster- und Fassadenelemente, sind ein- thermische Trennung ist aufgrund der Anord- Protonziegel- 0,09-0,45
zuplanen (Dilatation). nung der Metallelemente im Innenbereich der mauerwerk
In der Regel wird die Oberfläche behandelt, Kammern nicht erforderlich (Abb. 3.5.8). Das Glaswolle 0,04-0,05
da Aluminium unregelmäßig oxidiert und Fle- Ableiten von Kondensat, sowie ein Feuchtig-
Polystyroldämm- 0,035-0,050
cken bildet. keitsausgleich zur Außenseite ist über Auslass- stoff
Man unterscheidet mechanische Oberflä- öffnungen in der vorderen Kammer möglich. Luft 0,024
chenbehandlungen, wie Schleifen, Bürsten, Der größte Teil der PVC-Kunststofffenster
Hart PVC 0,17
Polieren und elektrochemische Verfahren wird im Farbton weiss hergestellt. Die Profile
GFK 0,2
wie das Eloxieren, bei dem eine gleichmäßige können aber auch eingefärbt oder beschich-
Oxidschicht entsteht. tet, nicht aber gestrichen werden. Abb. 3.5.7 Wärmeleitfähigkeiten
Aluminiumprofile können auch mit einer
Einbrennlackierung oder einer Pulverbe-
schichtung versehen werden. Bei der Pulver-
beschichtung wird das Beschichtungsmaterial
mit Pulversprühpistolen aufgetragen, in einem
Ofen bei Temperaturen von ca. 180°C Objekt-
temperatur eingebrannt. (1) (2)
Stahl
Stahlfenster können aus warm-gewalzten (3)
T- oder L-Stahlprofilen oder Sonderprofilen
(1) Öffnungen Dampfdruckaus-
hergestellt werden. Für Stahlfenster werden (4) gleich/Entwässerung
inzwischen jedoch meist Hohlprofile verwen- (2) Armierung, Stahl
det, die im Kaltwalzverfahren aus hochwer- (3) Raum für Beschlag
tigem Bandstahl erzeugt wurden. Sie besitzen (6)
(4) Armierung, Stahl
eine hohe Biege- und Torsionssteifigkeit und
sind stabiler als Aluminiumfenster. (5) Entwässerung nach unten
Haustür, Fenstertür
Bei Fenstertüren und Haustüren sind beide
Öffnungsrichtungen (nach innen und nach
außen) theoretisch möglich. Sinnvollerweise
öffnen sie aber in unserer Klimazone nach
innen, um die Dichtigkeit gegen Schlagregen
und Wind besser zu gewährleisten. Entschei-
dend ist wiederum, dass die Wärmedämm
ebene von Wand und Haus- bzw. Fenstertür
durchlaufend ausgebildet wird.
Fenstertüren und Haustüren werden üblicher-
Abb. 3.5.10 Schiebefenster Fa. Sky-Frame weise als Rahmenkonstruktion mit Füllungen
hergestellt. Bei geschlossenen Türfüllungen
müssen diese gedämmt sein. Türrahmen aus
Holz dämmen ausreichend. In den Kammern
von Kunststoff- und Aluminiumrahmen redu-
ziert Luft oder Hartschaum den Wärmetrans-
port.
Bei der Haustür, die i.d.R. schwellenlos sein
sollte, wird im Gegensatz zur Fenstertür kei-
ne Fensterbank vorgesehen. Der untere Rie-
gel des Blendrahmens entfällt. Die Dichtung
zwischen Türblatt und Bodenbelag kann als
Falz- und Anschlagsdichtung an einen An-
schlusswinkel oder mit einer in das Türblatt
Abb. 3.6.1 Schiebefenster , schwellenlos durch aussenlieg-
integrierten absenkbaren Bodendichtung/
ende Entwässerungsrinne; Fa. Sky-Frame Magnetdichtung (Alumat) erfolgen. Wasser
muss nach außen ablaufen (Gefälle vor der
Tür mind. 1,5%) und ein Spritzwasserschutz
sollte im unteren Bereich des Türblattes ge-
währleistet sein. Weiterhin muss die äußere
[15] Anschlüsse an Türen:
Auszug Flachdachrichtlinien:
Abdichtung gegen Feuchtigkeit im Bereich
Die Anschlusshöhe soll 0,15 m über der des Fußpunktes verwahrt werden. Im Sinne
Oberfläche Belag oder Kiesschüttung
betragen. Dadurch soll witterungsbe- s + 5 cm ü. OK Belag
eines konstruktiven Witterungsschutzes kann
dingtes Eindringen von Wasser über die Haustür zurückgesetzt angeordnet oder
die Türschwelle, etwa bei verstopften
Abläufen oder vereistem Nieder-
mit einem zusätzlichen Vordach versehen
schlagswasser vermieden werden. werden (s.a. Flachdach: Anschlüsse: Türan-
Eine Verringerung der Anschlusshöhe
ist durch örtlich begünstigende Ver-
schluss/Schwelle), [15].
hältnisse möglich, solange zu jeder Entwässerungsrinne Die Fenstertür unterscheidet sich von der
Zeit ein einwandfreier Wasserablauf
gewährleistet werden kann.
Haustür durch die Ausführung des unteren
Jedoch sollte auch dann eine Mindest- Blendrahmenriegels. Beim Öffnungsflügel der
anschlusshöhe von 0,05 m eingehal-
ten werden.
Fenstertür wird das untere horizontale Profil
meist höher ausgebildet als beim Fenster, so-
Barrierefreie Übergänge stellen hohe
Anforderungen an die Dichtigkeit der
dass die Verglasung vor Spritzwasser geschützt
Anschlüsse, weswegen zusätzliche wird. Analog zur Haustür kann der untere An-
Maßnahmen und eine gute Koordina-
tion zwischen Planer und Ausführen-
schluss der Fenstertür auch ebenengleich z.B.
Abb. 3.6.2 Terrassentür im zweischaligen Mauerwerk, ebe-
den erforderlich ist.
nengleicher Übergang von innen nach außen mittels einer
durch die Anordnung einer Rinne ausgeführt
Wasserrinne mit Gitterrost werden (Abb. 3.6.1 u. Abb. 3.6.2).
3.7 Lösungsprinzipien Fenster EBB 05
06
19
off von einem aus Aluminium? nach außen ablaufen kann? TUM EBB Univ. Prof. Florian Musso
a es sieht besser aus a > 1° Baukonstruktion und Baustoffkunde
TUM EBB Univ. Prof. Florian Musso [1] Dr. Busse, J. (1997) 3.3.6 www.estarter.ch
Die neue Bayerische Bauordnung,
Baukonstruktion und Baustoffkunde
Handkommentar 3.3.7 N.A. Bauen mit Beton
München: Verlagsgruppe Jehle Rehm GmbH Detail, 2001 (1), S.64-69
03.3 Hülle • Öffnungen
[2] Deplazes, A. (Hrsg.). (2005) 3.4.1 Cziesielski, E.
Architektur Konstruieren Lehrbuch der Hochbaukonstruktion, (3. Aufl.), S.411
vom Rohmaterial zum Bauwerk,
Ein Handbuch 3.4.2 www.fotocommunity.de
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[3] Döring, W. (2005)
Arbeitsblätter zur Baukonstruktion, (7. Aufl.) 3.4.4 Herzog, T., Krippner, R., Lang W.
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München: Institut für internationale Architekturdoku- 3.4.10 Krüger, E.
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München: Institut für internationale Architekturdoku- Konstruktiver Wärmeschutz., S.110
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Fenster im Fenster 3.4.14 www.inm-gmbh.de
Detail 1996 (4), S. 484 - 489)
3.4.14 Schittich, C., Staib, G., Balkow, D., Schuler, M., Sobek, W.
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[10] Deutsches Institut für Normung e.V. (Hrsg.). (1996)
DIN EN 12519 Türen und Fenster: Terminologie. 3.4.16 EBB, Prof. Musso, F., München
Entwurf.
3.4.17 Krüger, E.
[11] E nEV Verordnung über einen energiesparenden Wärme- Konstruktiver Wärmeschutz, S.122
schutz und energiesparende Anlagentechnik bei Ge-
bäuden (Energieeinsparverordnung - EnEV). (2001) 3.4.18 Krüger, E.
Konstruktiver Wärmeschutz, S.125
[12] Schmitt, H. , Heene, A. (2001)
Hochbau Konstruktion, (15. Aufl.) 3.4.19 Vieler, Katalog
Braunschweig / Wiesbaden: Vieweg Drücker, Griffe Beschläge, 2005, S.239
3.10 Bildnachweise 3.4.22 Pfeiffer, G., Ramcke, R., Achtziger, J., Zilch, K.
Mauerwerk Atlas
3.0.1 Sürth, P., München München, 2001, S.381
Links:
www.baunetz.de: 3.2.1 Zimmermann, M. 3.5.1 EBB, Prof. Musso, F., München
Infoline fenster Detail, 1996 (4), S.488
3.5.2 EBB, Prof. Musso, F., München
Firmen, Verbände: 3.2.2 Pracht, K.
www.dgfh.de Fenster, Planung, Gestaltung u. Konstruktion, S.102 3.5.3 DIN 68121, Teil 1
www.informationsdienst-holz.de Holzprofile für Fenster und Fenstertüren, S.4
www.ift-rosenheim.de 3.2.3 Zimmermann, M.
Detail, 1996 (4), S.488 3.5.4 DIN 68121, Teil 1
Holzprofile für Fenster und Fenstertüren, S.5
Glashersteller: 3.2.4 S chmitt, H., Heene, A.
www.bgt-bretten.de Hochbaukonstruktion, (13. Aufl.), S.271 3.5.5 Krüger, E.
www.interpane.net Konstruktiver Wärmeschutz, S.113, S.115
www.saint-gobain.de 3.2.5 S chmitt, H., Heene, A.
www.schott.com Hochbaukonstruktion, (13. Aufl.), S.271 3.5.6 Krüger, E.
www.glasmarte.at Konstruktiver Wärmeschutz, S.115, S.115
3.2.6 Reitmayer, U. www.jansen.com
Fenster-, Profilhersteller: Holzfenster, (7. Aufl.), S.19
www.eduard-hueck.de 3.5.7 EBB, Prof. Musso, F., München
www.eurolam.de 3.2.7 EBB, Prof. Musso, F., München
www.forster.ch 3.5.8 Krüger, E.
www.jansen.com 3.3.1 Poroton Werbeprospekt Konstruktiver Wärmeschutz, S.113, S.115
www.schueco.de München, 2003
www.seufert-niklaus.de 3.5.9 www-sky-frame.ch
www.sky-frame.de 3.3.2 Pfeiffer, G., Ramcke, R., Achtziger, J., Zilch, K.
www.welser.com Zeichnung aus Mauerwerk Atlas, S.224 3.5.10 www-sky-frame.ch
Verfasser:
Mitarbeit
Cand.- Arch. Philipp Sürth
Stand: 04.2006