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Allgemeine Informationen

Die Redingote, abgeleitet vom „Großen“ Herrenmantel - Great Coat (ein langer Übermantel
mit Cape), wurde ab 1780 populär und wurde anfangs zum Reisen oder am Land getragen,
später auch in der Stadt. Eine Redingote ist, im Gegensatz zum Great Coat, ein leichter
Mantel oder Überkleid aus Wolle oder Seide, der vorne mit Knöpfen geschlossen wird und
typischerweise einen Kragen hat. Der Name leitet sich vom englischen Wort Riding Habit
(Reitkleidung) ab.
Die Redingote wird über einem sichtbaren Unterrock getragen, dieser kann bestickt, mit
Rüschen verziert oder auch völlig schmucklos sein.
Unterkleidung und Accessoires
Als unterste Schicht wird eine einfache Leinen- oder Baumwollchemise getragen, mit oder
ohne Ärmel, entlang der Ausschnittkante wird die Weite mit einem Zugband reguliert. Lange
Unterhosen wurden erst im Laufe des 19. Jhdt. eingeführt, können aber natürlich getragen
werden. Darüber kommt eine Schnürbrust, die den Oberkörper in die typisch, konische Form
bringt. Zum Erreichen der gewünschten Silhouette werden unter dem Rock verschiedene
Formen von Hüftrollen oder Weiberspeck getragen. Für die Redingote eignet sich am besten
ein am Gesäß zweigeteiltes Polster (im Schnittmuster enthalten).
Zu den Accessoires gehören ein Fichu, manchmal Handschuhe und ein Spazierstock. Auf
keinen Fall fehlen darf eine voluminöse, lockige Frisur oder Perücke, Hedgehog genannt,
sowie ein großer Hut. Vorne am Unterrock werden Chatelaines (auch Equipage, Charivari
oder Rockstecker) befestigt. Zur Inspiration empfehle ich die Durchsicht zeitgenössischer
Modekupfer.

Informationen zum Schnittmuster


Die Redingote hat einen doppelreihigen Verschluss mit großen Knöpfen, verwendet werden können
„normale“ Knöpfe oder auch mit Stoff bezogene Holzscheiben.
Die Kragenteile werden separat vorbereitet und an das fertig vorbereitete Oberteil angenäht.
Stäbchen zur Verstärkung des Oberteils befinden sich an der hinteren Mitte, den Teilungsnähten und
vorne an der Knopfleiste. Das Rockteil wird in kleine Falten gelegt an das Oberteil angesetzt.
Der Unterrock wird bis Größe 44 aus 2 Stoffbahnen mit einer Breite von ca. 140cm genäht, ab Größe
46 aus 3 Bahnen, die Webkanten werden belassen, so ist kein Versäubern der Kanten notwendig.
Beim Unterrock wird die Oberkante am Vorderteil gerundet geschnitten, historisch korrekt wäre es,
den Stoff nur wegzufalten, ev. zuvor einschneiden. Die fertige Rocklänge beträgt vorne 94cm, hinten
102cm. Der Bund am Unterrock ist wie bei Originalkleidern zweigeteilt, über seitliche Schlitze sind
Taschen erreichbar. Am Schnittmuster ist nur der Bereich der Oberkante abgebildet, die Rockteile
können je nach Körpergröße gekürzt oder verlängert werden.
Die Redingote wird über einer Schnürbrust getragen, ca. 4cm Reduktion an der Taille im Vergleich
zum normalen Maß sind berücksichtig. Beispiel: Größe 42 Taillenmaß ohne Schnürbrust 82, mit 78,
das ist im Schnittmuster bereits berücksichtigt.
Ich versuche beim Nähprozess weitgehend historische Nähtechniken zu beschreiben und verwenden.
Zu moderner Verarbeitung sind teilweise Hinweise enthalten.

© 2019 by Black Snail Patterns


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Das Schnittmuster enthält bereits eine Nahtzugabe von 1,5cm, außer abweichende
Angaben direkt am Schnittmuster. Beim Zuschnitt alle Markierungen gewissenhaft
übertragen. Bitte immer erst ein Probeteil anfertigen:

Das Probeteil für das Oberteil aus fester Baumwolle/Futterstoff nähen, auf die Dehnbarkeit beim
Zuschnitt achten, in Richtung Kette zeigen BW-Stoffe normalerweise weniger Dehnung. Zur
Erleichterung der Anprobe einen teilbaren Reißverschluss an der vorderen Mitte einnähen. Wenn das
Verhältnis Oberweite und Taille nicht dem der Maßtabelle entsprechen, die Oberweite als Basisgröße
verwenden.

An der Taille zu eng/zu weit: Probeteil entlang


der im Schnittmuster markierten Linie
einschneiden (gedachte Seitennaht) und
entsprechend Weite ein- oder ausdrehen.
Danach die Linien an Armloch und Taille
anpassen.

Träger liegen vorne zu weit außen/innen:


Schnittmuster an der markierten Linie vorne
auseinander schneiden und die nötige Weite
zugeben oder wegnehmen, danach entlang der
gedachten Seitenlinie auseinander schneiden,
die vorne weggenommene oder zugegebene
Weite entsprechend korrigieren. Linie von
Armloch und Taille anpassen.

Träger zu lang/kurz/setzen im falschen Winkel an/Steht an der Brust ab: Träger entsprechend
verlängern oder kürzen, den Ansatzwinkel der
Träger anpassen. Das Oberteil hat keine
Abnäher, es kann daher vor allem bei den
großen Größen an der Brust etwas abstehen.
Das ist für eine zeitgenössische Darstellung in
Ordnung, die Brust wird mit einem voluminösen
Tuch abgedeckt und „aufgefüllt“. Wem das zu
viel ist, kann einen kleinen Abnäher unter dem
Kragen verstecken.

Taillenlinie zu hoch/niedrig: Vorder- und Rückteil


entlang der markierten Linie auseinander
schneiden, Länge zu- oder wegnehmen, die
Linien korrigieren.

Nach den Änderungen das Armloch und den Ausschnitt nachmessen, Ärmel und Kragenteile
anpassen. Der Ärmel braucht bei Größe 34-44 eine Mehrweite von 2-3cm, bei Größe 46-56 3-4cm.

Zuschnitt: bei gestreiften Stoffen vor allem an den Kragenteilen und Ärmeln genau auf den Fadenlauf
und Streifenverlauf achten.

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Nähtechniken: Im Rokoko gab es noch keine Nähmaschine, es wäre daher historisch korrekt
alle Nähte per Hand zu machen (diese Entscheidung bleibt jedoch jedem selbst überlassen).
Stiche: Rückstich, Knopflochstich, Überwendlich
Stich, Staffierstich: siehe Le point à rabattre sous la
main, es wird jedoch nur die obere Schicht
durchstochen.
Rückstich
Kappnaht:

Kappnaht

Le point à rabattre sous la main (nach Diderot): An den Kanten von Oberstoff und Futter
(Unterseite des Kragens) werden erst die
Nahtzugaben nach links eingeschlagen und die
beiden Schichten links auf links
zusammengelegt. Die Kante des Oberstoffes
überragt dabei die des Futters um 1-2mm. Von
der Futterseite (Kragenunterseite) aus werden
die Schichten mit einem Staffierstich
zusammengenäht. Der Oberstoff wird mit
untergelegtem Finger durchstochen, diese
punktförmigen Stiche sieht man später von
rechts. Das ist auch eine mögliche Erklärung für den Namen des Stiches.
Die moderne Version wäre das Verstürzen der Stoffkanten, schöner wird es jedoch mit der
beschriebenen Technik.
Einreihen: Entlang der einzureihenden Kante mit
Vorstichen beidseits der Nahtlinie nähen, Faden
nicht vernähen und lang abschneiden, den Stoff
gleichmäßig auf die benötigte Länge raffen.

Rollsaum: Die Kante schmal einschlagen


und mit der Nadel wie am Bild gezeigt
einstechen. Nach einigen Stichen den
Faden festziehen.

Heften: Heftnähte erleichtern bei der beschriebenen historischen Verarbeitung den


Nähprozess deutlich, daher sollte darauf nicht verzichtet werden.

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Zuschnitt Ärmelfutter: An den Ärmeln
wie auf der Abbildung in der Achsel
2,5cm vertikal (1), an der vorderen
Ärmelnaht 1,5cm vertikal, 0,5cm
horizontal (2), an der hinteren
Ärmelnaht je 0,5cm vertikal und
horizontal (3) zugeben. In Höhe des
Ellbogens die Schnittmusterteile
auseinanderschneiden und 1-2cm
Länge zugeben.

Nähanleitung:
1. Unterrock:
Der Unterrock wird bis Größe 44 aus 2 Stoffbahnen mit einer Breite von ca. 140cm genäht,
ab Größe 46 aus 3 Bahnen.
EU 34-44: Vordere und hintere Rockbahn bis zur Markierung (14) rechts auf rechts
zusammennähen. Die Nahtzugaben auseinander bügeln, im Bereich des Schlitzes die
Schlitzkanten festbügeln (a). Die Oberkante des Vorderteils entsprechend der Vorlage am
Schnittmuster markieren und abschneiden.
EU 46-56: Die drei Rockbahnen rechts auf rechts zusammennähen und Nahtzugaben
auseinander bügeln. Den Rock an der hinteren Mitte (HM) falten und so die vordere Mitte
(VM) ermitteln und markieren. Dann die halbe Strecke zwischen vorderer und hinterer Mitte
ermitteln, markieren (Seite) und beidseits einen 18cm langen Schlitz einschneiden. Am
Schlitz die Kanten zwei Mal umschlagen und festnähen, Ecken mit einem Riegel sichern,
alternativ die Schlitze mit Schrägband versäubern.

Die Saumzugabe zwei Mal umschlagen und mit Saumstich festnähen.


Vorderen und hinteren Bund vorbereiten:
Die Nahtzugaben an allen Kanten
einschlagen, bügeln, dann den Bund der
Länge nach links auf links falten und die
Oberkante bügeln. Wieder öffnen,
vordere und hintere Mitte markieren.

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Vorderes und hinteres Rockteil jeweils von der Mitte ausgehend in Falten legen. Mittig die
Rockteile wie am Schnittmuster markiert in eine Kellerfalte legen, ausgehend davon den
übrigen Stoff in weitgehend regelmäßige Falten legen bis, die erforderliche Bundlänge
erreicht ist. Dazu sind am Schnittmuster keine Markierungen vorhanden, da die Bundlänge je
nach Größe unterschiedlich ist, die Rockbahnen jedoch je nach Stoffbreite gleich bleiben. Die
Falten werden später von der Redingote verdeckt, müssen also nicht 100%ig genau sein. Ich
empfehle 8-10 Falten pro Seite bis Größe 44, 10-12 bis Größe 56
Aber wie kommt man zu weitgehend regelmäßigen Falten? Die Kellerfalte in der Mitte
einlegen. Von der Markierung (12/13) bis zur Seitenkante messen (z.B. 56cm), den Betrag
durch die gewünschte Faltenzahl (z.B. 10) teilen (=5,6cm pro Falte) und diese Abstände am
Rockteil markieren (b). Das Gleiche am Bund, (bei einer Restweite von z.B. 15,5cm durch die
Faltenzahl 10 teilen = 1,55cm – am Bund markieren). Rock rechts auf rechts auf den Bund
stecken, jede Markierung am Rock trifft die entsprechende Markierung am Bund. Den Stoff
in Falten legen und an den Bund nähen (c).

Den Bund entlang der zuvor eingebügelten Kanten


über die Rockoberkante falten, die Nahtzugaben an
den kurzen Kanten einschlagen und die Innenkante
entlang der Naht anstaffieren. In die noch offenen
kurzen Kanten Nahtbänder einschieben und
festnähen (50cm bis Größe 44, 60cm bis Größe 56).

2. Redingote:
Oberteil: Rückteile rechts auf rechts entlang der hinteren Mitte zusammennähen,
Vorderteile rechts auf rechts an die Rückteile nähen, die Mehrweite des Rückteils im oberen
Bereich (Raum für das Schulterblatt) gleichmäßig verteilen. Alle Nahtzugaben auseinander
bügeln. Träger rechts auf rechts an die Vorderteile nähen und die Nahtzugaben Richtung
Träger bügeln. Das Gleiche wird am Futter wiederholt, nur wird die Nahtzugabe des Trägers
Richtung Vorderteil gebügelt (d).
Auf der linken Futterseite direkt auf die Nähte Tunnel für die Stäbe aufnähen, diese sollen
ca. 0,5-1cm vor der Nahtlinie enden. Wenn die Teilungsnaht zwischen Vorder- und

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Rückteilen nach dem Anpassen zu stark gebogen ist, den Tunnel im oberen Bereich gerader
Richtung Trägeransatznaht laufen lassen (e).
Am Futter erst die Nahtzugabe der linken Vorderkante entlang der Nahtlinie auf links
einschlagen, die Kante bügeln und einen Tunnel in Stäbchenbreite abnähen (f). Alle Tunnel
mit den Stäbchen befüllen, die Tunnel am Rücken gut verschließen (g).
Die restlichen
Nahtzugaben an
Halsausschnitt, Vorder-
und Unterkante auf links
einschlagen, wenn nötig
an den Rundungen
vorsichtig einknipsen.
Die Kanten bügeln und
heften, ca. 4cm vor der
noch offenen Naht am
Träger enden (h).

Das Oberteil aus Oberstoff mit der linken Seite nach oben auf den Tisch legen. Das Futter
links auf links passend darauf legen und festheften (i).
Am Oberstoff die
Nahtzugaben entlang des
Halsausschnittes, sowie
Vorder- und Unterkante auf
1cm zurückschneiden, an
den Rundungen vorsichtig
einknipsen, auf links
einschlagen und ans Futter
heften. Die Kante des
Oberstoffes soll nun 1-2mm
über die des Futters
hinausragen (j). Entlang der
Kanten mit dem oben
beschriebenen „point à
rabattre sous la main“ nähen,
wieder ca. 4cm vor der
Trägernaht enden (h).

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Am Futter die Trägernaht rechts auf rechts schließen, die Nahtzugabe zurückschneiden und
Richtung Rückteil bügeln (k), die Nahtzugaben am Halsausschnitt einschlagen und heften.
Am Oberstoff die Schulterkante des
Rückteils über die Futternaht legen, die
Nahtzugabe des Trägers einschlagen und
darüber legen, heften (l). Die
Nahtzugabe am Halsausschnitt
zurückschneiden, knipsen und
einschlagen. Heften und mit dem „point
à rabattre sous la main“ nähen (m).
Die Trägernaht von rechts knapp neben
der Kante mit einem Rückstich durch alle
Lagen nähen (n).

Entlang des Armloches alle Schichten


zusammenheften, alle Heftnähte außer
denen am Armloch entfernen.

Kragen: Obere- und untere Kragenteile entlang der hinteren Mitte rechts auf rechts
zusammennähen, bei gestreiften Stoffen genau auf den Streifenverlauf achten.
Alle Kragenteile entlang der Außenkanten mit der oben beschriebenen Technik („point à rabattre
sous la main“) zusammennähen. Das heißt an den Kragenunterseiten die Nahtzugabe einschlagen
und festheften. Kragenunterseiten links auf links auf die Kragenoberseiten legen, die Nahtzugabe
der Kragenoberseite einschlagen, so dass die Kante 1-2mm über die der Unterseite steht, heften.
An den Kragenteilen die Ansatzlinie (2cm NZ) markieren und die Nahtzugaben in regelmäßigen
Abständen ca. 1cm tief einschneiden.

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Erst den vorderen Kragen innen an das Oberteil stecken, so dass er sich schön um die Kante legt,
wenn nötig die Einschnitte vertiefen. Kragen ca. 5mm neben der Ansatzlinie nur an das Futter
heften (diese Heftnaht wird später nicht entfernt).
Dann den unteren Kragen entsprechend der Markierungen wie oben beschrieben an das Oberteil
heften, darüber den oberen Kragen.
Die Nahtzugaben der Kragenteile
zurückschneiden.
Am Schrägstreifen die Kanten einschlagen
und zu einem Schrägband formen. Das
Schrägband innen am Halsausschnitt
aufstecken, so dass die unversäuberten
Nahtzugaben des Kragens abgedeckt
werden, die Oberkante des Schrägbandes
trifft die Futterkante des Oberteils.
Schrägband an den Vorderkanten
einschlagen und anstaffieren. Entlang der
Oberkante durch alle Schichten nähen,
kleine Stiche, die wie beim „le point à
rabattre sous la main“ rechts zu sehen sind,
werden vom Kragen verdeckt.
Vorder- und Unterkante des Schrägbandes nur
an das Futter staffieren.
Moderne Verarbeitung: Kragenteile verstürzen, Futter und Oberstoff mit den dazwischen
liegenden Kragenteilen verstürzen.
Verschluss: Am Vorderteil die Position der Knöpfe und Knopflöcher (nur rechte Seite) markieren
und die Knopflöcher nähen. Bevor die Knöpfe angenäht werden am rechten Vorderteil entlang der
Knopfreihe auf jeder Knopfposition Innen durch alle Schichten einen Haken anbringen, am linken
Vorderteil passend die Ösen. Die Haken und Ösen nehmen den Zug von den Knöpfen, damit sieht
der Verschluss schöner aus. Knöpfe annähen, die Knopfreihe am rechten Vorderteil verdeckt die
Nähte der Haken.
Ärmel: Am Übertritt rundherum die
Nahtzugabe auf links einschlagen,
die Kanten bügeln. Entlang der am
Schnittmuster markierten Linie links
auf links falten. Mit dem „le point à
rabattre sous la main“
zusammennähen. Knopflöcher
markieren und nähen.

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Die vordere Ärmelnaht an Futter und Oberstoff schließen, die
Nahtzugaben auseinander bügeln. Futter und Oberstoff rechts
auf rechts zusammenstecken und den Schlitz schmal rechteckig
absteppen, die Ecken mit kleinen Stichen nähen. Den Schlitz
einschneiden, zu den Ecken hin Y-förmig. Wenden und die
Schlitzkanten bügeln. Hintere Ärmelnaht am Futter rechts auf
rechts schließen, ebenso am Oberstoff, die Nahtzugaben auf
dem Ärmelbrett auseinander bügeln. Den Futterärmel links
auf links in den Ärmel ziehen.
Die Manschette wie folgt vorbereiten: Manschette der
Länge nach rechts auf rechts mittig falten, an der inneren
Oberkante die Nahtzugabe einschlagen und bügeln. Entlang
der kurzen Kanten mit eingeschlagener Nahtzugabe mit
kleinen Stichen nähen, die Nahtzugaben zurückschneiden,
zur Unterkante hin abschrägen.
Die Manschette auf rechts wenden und bügeln. Die Manschette rechts auf rechts auf den Ärmel
stecken und annähen. Die Manschette innen entlang der Manschettennaht anstaffieren.
Den Übertritt mit der Bruchkante entlang der Markierung (siehe Schnittmuster) über den Schlitz
stecken, und mit einem punktförmigen Rückstich entlang der Bruch- und Oberkante aufnähen.

Entlang der Ärmelkugel zwei Reihen Zugfäden


einnähen und den Ärmel entsprechend der
Markierungen ins Armloch einnähen, das
Ärmelfutter dabei nicht mit annähen. Die
Mehrweite mit Hilfe der Zugfäden vor allem im
Bereich der Markierung (x) einhalten.
Die Nahtzugabe am Armloch zurückschneiden und
das Ärmelfutter durchziehen. Am Futter die
Nahtzugabe einschlagen und entlang der Naht am
Armloch anstaffieren. Knöpfe am Schlitz anbringen.

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Rock: Das Schnittmuster sieht vor, die Oberkante des Rockes entsprechend anzupassen und den
überschüssigen Stoff abzuschneiden (a). Dieser kann auch belassen werden und die Nahtlinie
angezeichnet werden (b).
Die beiden Rockteile entlang der hinteren Mitte bis zur Markierung zusammennähen,
Nahtzugaben auseinander bügeln. Bei einer Stoffbreite von 140cm reichen bis Größe 50 zwei
Bahnen, die Webkanten werden belassen. Die Vorderkanten zwei Mal schmal einschlagen und mit
einem Staffierstich annähen. Ab Größe 52 oder weniger Stoffbreite vorne je eine Viertel bis halbe
Bahn zusätzlich einfügen (c). Als Regel gilt, die Länge des Faltenstückes am Rock muss mind. 3x die
Länge des Faltenstückes am Oberteil (plus 2-3cm Spielraum) haben.

Zum Übertragen der Nahtlinie bei


Überbreite das Schnittmuster in 4 Teile
schneiden, gleichmäßig auf die
benötigte Länge auseinander ziehen
und die Nahtlinie anpassen.
Ob der Rock in schmalen oder breiteren Falten angenäht wird, bleibt jedem selbst überlassen. Die
Falten öffnen sich meist nach hinten. Bei großen Falten funktioniert die beim Unterrock
beschriebene Technik.
Für schmale Falten (mind. 5mm) am Oberteil die Distanz von der hinteren Mitte bis zum
Rockansatz (11) messen (z.B. 35cm bei Größe 44). Die Faltenbreite und somit Anzahl der Falten
bestimmen (z.B.: 5mm, ergibt 70 Falten). Am Rockteil von der hinteren Mitte bis zur Vorderkante
messen, davon die oben angegebenen 2-3cm abziehen (z.B. 138cm-2cm=136cm). Dieses Maß
durch die Anzahl der Falten dividieren (136cm/70=1,9cm), das ist das Maß des Falteninhaltes. An
der Oberkante des Rockes Innen dieses Maß markieren (d). Wie auf der Zeichnung zu sehen,
jeweils neben einer Markierung die Faltenbreite (5mm) anzeichnen (e). Mit einem dicken Faden
auf beiden Seiten der Nahtlinie je einen Reihfäden einziehen (f).

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Den Rock mit der rechten Seite nach oben auf den Tisch legen und mit Hilfe der Reihfäden die
Falten einlegen. Jede einzelne Falte feststecken. Hin und wieder nachmessen, auf 10cm müssen in
diesem Fall 20 Falten zu liegen kommen. Sind nicht genug Stecknadeln vorhanden die Falten etwas
ober- und unterhalb der Reihfäden heften.

Den Rock mit der linken Seite nach


oben auf den Tisch legen, nur die
Faltentäler (entsprechen innen den
Faltenbergen) entlang des unteren
Reihfadens mit lockeren Stichen
sichern, um ein Aufspringen zu
vermeiden.

Den Rock wieder mit der rechten


Seite nach oben auf den Tisch
legen und das Oberteil darüber
entlang der Nahtlinie auflegen.
Rock mit punktförmigen
Rückstichen an das Oberteil
nähen, dabei jede einzelne Falte
fixieren. Die 2-3cm Spielraum an
der Vorderkante des Rockes in
eine passende Falte legen. Die
Nahtzugabe an der Oberkante des
Rockes bleibt unversäubert und
wird auf der Innenseite Richtung
Rock gebügelt.
Für mehr Bilder zum Legen der Falten geht es hier zu meinem Blog:
https://patterns.bplaced.net/blog/?p=1947
Manchmal sieht man, dass das Rockteil erst links auf rechts an die Unterkante des Futters genäht
wird. Der Oberstoff wird darüber gelegt, so dass die Nahtzugaben des Rockes dazwischen zu liegen
kommen.

Den Saum zwei Mal einschlagen und mit einem Saumstich festnähen.

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3. Po-Kissen:
Je zwei Po-Kissen Teile rechts auf rechts zusammennähen und wenden. Nach Belieben mit Watte
füllen.
Optional kommt unter die „Po-Backen“ ein wattierter Halbrock. Das Rechteck für den Halbrock
wird entlang des Stoffbruches rechts auf rechts gefaltet und eine Lage Wattevlies aufgelegt.
Entlang der Außenkanten die beiden Stoffschichten, sowie das Wattevlies zusammennähen, und
wenden. In regelmäßigen Reihen absteppen, damit die Watte in Position bleibt. Entlang der
Oberkante 4 einfache Falten einlegen, um auf die Breite der Po-Kissen zu kommen.

Die Po-Kissen auf den Halbrock legen und entlang der Oberkante zusammenheften. Ein breites
Nahtband (Länge: Taillenumfang + 60cm) der Länge nach falten, die hintere Mitte markieren, um
die unversäuberte Oberkante legen und annähen. Mit diesem Band wird das Po-Kissen auch um
die Taille gebunden.

4. Fichu:
Alle Kanten wie oben beschrieben mit Rollsaum versäubern.

5. Taschen:
In die äußeren Taschenteile einen Schlitz einschneiden und mit Schrägband versäubern. Äußere
Taschenteile links auf links auf die inneren Taschenteile legen und knapp neben der Kante
zusammennähen. Die Kanten rundherum mit Schrägband versäubern. Auf einem Nahtband
(Taillenumfang + 60cm) die Position der Taschen markieren (gedachte Seitenlinie, Taillenumfang
durch 4 teilen = Schlitzes der Taschen und Schlitz am Unterrock) und die Taschen an das
Taillenband nähen.

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Größentabelle Damen
Allgemeine Informationen zu historischen Schnitten:
Bei allen historischen Schnitten, die über einer Schnürbrust oder Korsett getragen werden,
ist die Taillenweite bereits um 4cm reduziert, entsprechend der nächstkleineren Größe. Zum
Beispiel bei Größe 40 mit einem Brustumfang von 92 cm und einem natürlichen
Taillenumfang von 78cm würde die Taille im Korsett oder der Schnürbrust 74cm messen. Es
ist kein weiteres Anpassen der Taillenweite notwendig.
Nahtzugabe im Schnittmuster enthalten.
Im Allgemeinen empfehle ich immer die Anfertigung eines Probeteils.

EUR 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56
US 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30

Körpergröße 168
Brustumfang 80 84 88 92 96 100 104 110 116 122 128 134
Taille 66 70 74 78 82 86 90 96 102 108 114 120
Hüftumfang 94 97 100 103 106 109 114 119 124 129 134 139
Rückenlänge 41,4 41,4 41,6 41,8 42 42,2 42,4 42,7 43 43,3 43,6 43,6
Armlänge 59,3 59,6 59,9 60,2 60,5 60,8 61,1 61,4 61,7 62 62 62
Oberarmweite 26 27 28 29 30 31 32 34 36 38 40 42
Rückenbreite 15,5 16 16,5 17 17,5 18 18,5 19,2 19,9 20,6 21,3 22
Halsweite 34,6 35,2 35,8 36,4 37 37,6 38,2 39,4 40,6 41,8 43 44,2
Alle Angaben in cm

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#0419 Redingote 1790 Größe EU 46-56 Stoffbruch
Stoffempfehlung

ck
Oberstoff: (Seiden) Taft, leichtes Wolltuch

rro
blacksnailpatterns@gmx.at
Unterrock: (Seiden) Taft, leichte bis mittelschwere BW-Stoffe #13 #13 #13 #14

te
Futter, Po-Kissen, Taschen: (gewachste) BW oder Leinen

Un
Fichu: Batist, Voile
Stoffverbrauch Webkante
Redingote: 5,3m bei einer Breite von 140cm + 1,2m ab Größe EU 52
Stoffbruch
Unterrock: 3,6m bei einer Breite von 140cm
#2
Futter: 3m bei einer Breite von 140cm #3 #16
Fichu: 1m bei einer Breite von 140cm
#8

r
Knöpfe oder Holzscheiben Ø 2,5-3cm: 12 Stk.

tte
#7
Knöpfe oder Holzscheiben Ø 1-1,5cm: 10 Stk. #1 #15
#17 #17

Fu
Haken und Ösen, Baumwollband 1cm + 2,5cm breit #18
Plastikfischbein 5-6mm, Füllwatte und Wattevlies Webkante
Teile
u
39“ / 100cm
Webkante
h

Webkante
#1 Vorderteil: 2x + 2x Futter
#2 Rückteil: 2x + 2x Futter Fi c Webkante
#3 Träger 2x + 2x Futter
#4 vorderer Kragen: 4x #19
#5 +#6: unterer und oberer Kragen: je 4x
#7 Oberärmel: 2x + 2x Futter 39“ / 100cm
#8 Unterärmel: 2x + 2x Futter

d
Stoffbruch #12
#9 Ärmelmanschette: 2x #12

ei
#10 Übertritt Ärmel: 2x #2
#10 #5 #7 #6 #4

Kl
#11 Schrägband: Breite 3,5cm
#12 Rock: 2x #1 #3 #8 #11 #6
#13 Unterrock: 2x im Stoffbruch #5 #4
#9
#14 Bund für Unterrock: 2x Webkante Webkante
#15 Po-Kissen: 4x
#16 Halbrock für Po-Kissen: 1x im Stoffbruch + 1x Watte
#17: Tasche: 4x 1,5cm Naht- und Saumzugabe enthalten,
#18 Schrägband für Tasche : Breite 2,5cm außer andere Angaben direkt am Schnittmuster
#19 Fichu
lar n
ol ge
30
56

r c Kra
de er
un ter
un
4
3

4
20
46

x
Fadenlauf
grainline

1
3
7

10
fold half along this line / hier falten
Fadenlauf
grainline

10
7
2
4

3
6

1
4

Fadenlauf hier schneiden um Länge des Oberteils anzupassen


grainline
cut along this line to adjust bodice lenght
cut here to adjust width
hier schneiden um die Weite anzupassen
center front / vordere Mitte
size 20-24 / Größe 46-50
size 26-30 / Größe 52-56
20 30
56
46 5
front sleeve seam
vordere Ärmelnaht

5
en
upass
6

grainline
Fadenlauf
size 26-30 / Größe 52-56

size 20-24 / Größe 46-50

center front / vordere Mitte

size 20-24 / Größe 46-50

size 26-30 / Größe 52-56


46
20

re
skirt to he
11

ierher
Rock bis h
5
3
56
30
cut he
re to a
hier s d
chnei just waist
den u
m Tail and width
le und
Weite
anzupas

8
2
2

9
f
nlau
Fade line
grain
r
lla en
co ag
p kr

20
46
to ber
O

30
56
4
10
k
bac tte
ter i
cen tere M
hin
11
10cm x10cm 46 / 20
48 / 22
3“ x 3“ 50 / 24
52 / 26
54 / 28
56 / 30

12
13

to n
pleat in
14
en
a l e Fa lten leg
s / in schm
w fo ld
to narro
join to 31
mit 31 verbinden

15

Hälfte
halfway
join to 31
mit 31 verbinden
close center back seam to here
Naht an der hinteren Mitte bis hierher schließen

16
center back / hintere Mitte

lenghten 35,5“
um 90cm verlängern
Fadenlauf
grainline
17
3“ hem allowance included
8cm Saumzugabe enthalten
Fadenlauf

join to 34
mit 34 verbinden

18
lenghten 35,5“
join to 34
um 90cm verlängern mit 34 verbinden
19
20
grain
line
Fade
nlauf
21

6
22
10
en
line äh

9
his aufn
gt e
on Lin
t al er
cke g d

8
pla ntlan
ach e itz
att ertritt
chl

7
Üb

20
/S

46
slit

30
56
23
5
24
5
6
25
26
gra i nl
Fad ine
e n l a uf
27
28
ab
e2
cm

3
29
b ack
ce n ter Mitte
te re
hi n
gra
in
Fad line
e n lauf
30
b
ga
u
htz
Na
“/
join to 15

1/4
mit 15 verbinden
Fadenlauf
e1 grainline
lin
m
sea

31
pleat into
narrow fo
lds / in sc

join to 15
mit 15 verbinden
hi
ce
10cm x10cm 46 / 20
48 / 22
3“ x 3“ 50 / 24
52 / 26
54 / 28
56 / 30

32
/ in schm
ale Falten
legen
33
8

8
11
join to 18
mit 18 verbinden

join to 18
mit 18 verbinden
34 3“ hem allowance included
8cm Saumzugabe enthalten
35
lenghten 35,5“
ed
um 90cm verlängern
en
front edge, double turn into a narrow hem
11

Vordkante, zwei Mal zu einem schmalen Saum umschlagen

36
9

fold cuff lenghtwise along this line / Manschette an Linie der Länge nach falten

grainline
Fadenlauf

9
37
38
um

cb / HM
cf / VM

12
13
center back
hintere Mitte
center front, cut on fold fabric
vordere Mitte, im Stoffbruch zuschneiden
39
rö ße EU 52-56
6- 30 / G
Size US 2

e EU 46 -50
/ G röß
0-24
Size US 2

Fadenlauf
grainline
40

ter back
ter back
tere Mitte

grainline
Fadenlauf

slit / Schlitz
41
12
13
42
lenghten 35,5“
um 90cm verlängern
center
43
Size US 26-30 / Größe EU 52-56

Size US 20-24 / Größe EU 46-50


center
hintere

44
back top edge, pleat into regular folds / hintere Oberkante, in gleichmäßie Falten
n
lten lege
ichmäßie Fa
a nte, in gle
re Oberk
s / vorde
gular fold
at into re
edge, ple
front top
3“ hem allowa
8cm Saumzuga

45
46
ne
lauf

47

cut on fold fabric / im Stoffbruch zuschneiden

grainline
Fadenlauf

fold waistband lenghtwise along this line / Bund an Linie der Länge nach falten

13
Falten legen
n
wance included
ugabe enthalten

48
10cm x10cm 46 / 20
48 / 22
3“ x 3“ 50 / 24
52 / 26
54 / 28
56 / 30

49
grainline
Fadenlau

50
old fabric / im Stoffbruch zuschneiden

12/13 12/13
cf+cb / HM+VM
front top edge, pleat into regular folds / v
seam / Naht
seam / Naht

lenghten 35,5“
um 90cm verlängern

51
52
53

cut on fol
ds / vordere Oberkante, in gleichmäßie Falten legen
Fadenlauf
grainline

54

slit / Schlitz
n 14

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