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Ophthalmologe 2002 · 99:794–808 H.-J.

Grein · Fachhochschule Jena


DOI 10.1007/s00347-002-0703-0

Redaktion
F.Grehn · Würzburg
Low Vision –
Unter ständiger Mitarbeit von:
A.Kampik · München
Versorgung Sehbehinderter
H.Witschel · Freiburg
mit vergrößernden Sehhilfen
Die Beiträge der Rubrik „Weiter- und Fort-
bildung“ sollen dem Facharzt als Repetitorium
dienen und dem Wissenstand der Facharzt- Teil I: Physiologische und optische
prüfung für den Arzt in Weiterbildung
entsprechen.Die Rubrik beschränkt sich auf Grundlagen
gesicherte Aussagen zum Thema.

Willkommen zur Zertifizierten


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Trotz großer Fortschritte in der Ophthalmologie gibt es eine Reihe von Erkrankungen,
die zu dauerhaften, massiven Einschränkungen der Sehleistung führen. Da unsere
Umwelt weitgehend nach visuellen Aspekten organisiert ist, erfahren die betroffe-
nen Patienten erhebliche Beeinträchtigungen der Lebensqualität und der persön-
lichen Unabhängigkeit. Sind alle diagnostischen und therapeutischen Mittel ausge-
schöpft und ist keine Besserung des Sehens zu erwarten, muss der Patient einer qua-
lifizierten Rehabilitation mit vergrößernden Sehhilfen zugeführt werden. Neben der
Sehhilfenversorgung ist eine Beratung des Patienten bezüglich ergänzender Hilfsan-
gebote erforderlich.

Definition der Sehbehinderung


Der Begriff „Sehschwäche“ beschreibt laut DIN 5340-376 allgemein Funktionsminde-
rungen im visuellen System. Im engeren Sinne versteht man darunter eine Minderung
der maximalen Sehschärfe unabhängig von deren Ursache [11]. In anderer Definiti-
on wird dieser Begriff für angeborene oder frühkindlich erworbene Beeinträchti-
gungen des Sehvermögens verwendet [2].
Von „Sehbehinderung“ hingegen spricht man im Zusammenhang mit gesetzli-
chen Regelungen zur Sehschwäche.„Sehbehinderung“ bezeichnet eine nach bestkor-
 Bundessozialhilfegesetz rigiertem Fernvisus eingeteilte Beeinträchtigung der Sehfunktion. Im Bundessozi-
alhilfegesetz wird der Anspruch auf Eingliederungshilfe bei wesentlichen Behinde-
rungen, also auch der Sehbehinderung geregelt. Es bildet die Grundlage für die Ver-
ordnungsfähigkeit von vergrößernden Sehhilfen zu Lasten der gesetzlichen Kran-
kenkassen. Dort wird folgende Einteilung vorgenommen: Sehbehinderung liegt vor
bei einem Fernvisus ≤0,3 auf dem besseren Auge. Blindheit im Sinne des Gesetzes
(geregelt in Landesgesetzen) ist bei einem Fernvisus ≤0,02 auf dem besseren Auge
gegeben. Auch andere Störungen der Sehfunktion (z. B. Gesichtsfeldeinschränkun-
gen) von entsprechendem Schweregrad können als wesentliche Behinderung den An-
spruch auf Eingliederungshilfe oder Blindengeld begründen.

© Springer-Verlag 2002
Prof. Dr. med. Dipl.-Ing. (FH) Hans-Jürgen Grein
Fachhochschule Jena, Studiengang Augenoptik, Carl-Zeiss Promenade 2, 07745 Jena,
E-Mail: hans-juergen.grein@fh-jena.de

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 Unterteilungen Es gibt eine Reihe von Unterteilungen der Seh-
der Tabelle 1 schwäche bzw. Sehbehinderung, die mit unterschied-
Sehschwäche Klassifizierung der Sehbehinderung lichen Begriffen und Grenzen arbeiten und nicht mit-
nach dem Hilfsmittelverzeichnis einander vergleichbar sind. Es sei hier die Unterglie-
Produktgruppe 25 „Sehhilfen“ derung genannt, die im Hilfsmittelverzeichnis Pro-
duktgruppe 25 „Sehhilfen“ aufgeführt ist und als
Fernvisus Klassifizierung
Grundlage für die Leistungspflicht der gesetzlichen
Krankenkassen dient (Tabelle 1).
<0,8 bis >0,3 Geringgradige Sehbehinderung
Erst ab einer mittelgradigen Sehbehinderung
≤0,3 bis >0,05 Mittelgradige Sehbehinderung
kann eine vergrößernde Sehhilfe über die gesetzlichen
≤0,05 bis >0,02 Hochgradige Sehbehinderung
Krankenkassen abgerechnet werden. Eine andere Ein-
≤0,02 Blindheit
teilung geht auf eine Empfehlung der Deutschen Oph-
thalmologischen Gesellschaft zurück (Tabelle 2).
Der Begriff „wesentliche Sehbehinderung“ wird verwendet für Patienten mit Vi-
suswerten ≤0,3 bis >0,02 und fasst damit die Sehbehinderung geringen Grades und
die hochgradige Sehbehinderung zusammen.
 Andere Sehparameter Neben dem Fernvisus spielen auch andere Sehparameter wie das Gesichtsfeld,
Nachtblindheit, Farbwahrnehmungsstörungen oder Blendempfindlichkeit eine wich-
tige Rolle. Aus dem Bundessozialhilfegesetz kann aufgrund dieser Sehfunktionsstö-
rungen ebenso eine Sehbehinderung abgeleitet werden, wenn ein „entsprechender
Schweregrad“ vorliegt. In einer Empfehlung der Deutschen Ophthalmologischen Ge-
sellschaft wurden Sehschädigungen definiert, die einer Herabsetzung der Sehschär-
fe auf 0,02 (1/50) vergleichbar sind. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit die-
sem Thema muss bei der Erstellung von Blindengeldgutachten erfolgen.

Epidemiologie
 Versorgungsämter Die Zahl der Blinden im Sinne des Gesetzes wird von den Versorgungsämtern, bei
denen der Antrag auf Blindengeld zu stellen ist, erfasst und liegt bei 155.000 in
Schätzungen gehen von 500.000 Deutschland. Eine systematische Erfassung von Sehbehinderten gibt es nicht. Schät-
bis 1 Mio.Sehbehinderten in zungen gehen von 500.000 bis 1 Mio. Sehbehinderten und einer Inzidenz von 60.000
Deutschland aus bis 80.000 neuen Sehbehinderten pro Jahr in Deutschland aus.
Das Ursachenspektrum für Sehbehinderungen verändert sich mit zunehmen-
 Diabetische Retinopathie dem Alter. In der Gruppe der 20- bis 65-Jährigen ist die diabetische Retinopathie
die häufigste Ursache für Erblindungen im Sinne des Gesetzes. Im höheren Alter do-
 Makuladegeneration minieren Makuladegenerationen. Eine Auswertung der Akten von 1.339 sehbehin-
derten Patienten der Sehbehindertenambulanz der Universitäts-Augenklinik in Hei-
delberg aus dem Jahre 1999 [1] ergab die in Abb. 1 dargestellte Häufigkeitsverteilung
ophthalmologischer Diagnosen.

Physiologische Grundlagen
Physiologie des Lesevorgangs

Die Detailerkennung des visuellen Systems ist an die Funktion der Fovea centralis
der Netzhaut gekoppelt. Eine große Anzahl der Sehbehinderungen hat ihre Ursache
in der Störung des zentralen Sehens. Die Verteilung der erreichbaren Sehschärfe auf
der Netzhaut mit einem Maximum in einem winzigen zentralen Netzhautareal, der
 Foveola Foveola, und steil nach peripher abfallenden Visuswerten erklärt die Bedeutung

Tabelle 2
Klassifizierung der Sehbehinderung nach Empfehlungen der DOG. (Zit. nach [2])

Fernvisus Nahvisus Klassifizierung

≤0,3 bis >0,05 ≤0,3 oder Nieden V in 30 cm Sehbehinderung geringeren Grades


≤0,05 bis >0,02 <0,1 und Gesichtsfeldeinschränkungen Hochgradige Sehbehinderung
≤0,02 Blindheit im Sinne des Gesetzes

Der Ophthalmologe 10•2002 | 795


Abb.1  Häufigkeitsverteilung ophthalmologischer Diagnosen der Patienten der
Sehbehindertenambulanz an der Universitäts-Augenklinik Heidelberg. (Nach [1])

Bereits kleine Läsionen der Fovea des Netzhautzentrums. Bereits kleine Läsionen der Fovea können aufgrund der re-
können das zentrale Sehen massiv tinalen Visusverteilung das zentrale Sehen und damit den erreichbaren Visus massiv
reduzieren. reduzieren. Der Mindestvisus zum Erkennen von Zeitungsdruckbuchstaben in übli-
cher Leseentfernung beträgt etwa 0,4. Die Netzhautareale, die gerade noch diese oder
Der Mindestvisus zum Lesen von eine bessere Sehschärfe zulassen, liegen in einem kreisförmigen Areal etwa 2° um die
Zeitungsdruckbuchstaben beträgt 0,4 Foveola. Mindestens Teile dieser Zone müssen noch vorhanden sein, um einzelne
Buchstaben in Zeitungsdruckgröße in üblicher Leseentfernung erkennen zu können.
Beim Lesen findet ein ständiger Wechsel Lesen ist aber weit mehr als das Erkennen einzelner Buchstaben. Beim flüssigen
von Fixation und Sakkaden statt. Lesen bewegt sich der Blick nicht etwa gleichmäßig über den Text, sondern springt
in einem ständigen Wechsel von Fixation und Sakkaden über mehrere Silben hin-
weg.Während der Fixationsphasen, die etwa 100–200 Millisekunden dauern, werden
ganze Silben oder Wörter erkannt (Blankenagel). Es kommt auch immer wieder zu
 Regressionen Regressionen, d. h. Rücksprüngen im Text, insbesondere bei längeren Worten, die
nicht auf einmal zu erfassen sind. Nach Aulhorn [8] ist für flüssiges Lesen ein Min-
destgesichtsfeld von 4° Breite und 2° Höhe bei Zeitungsdruck erforderlich. Für einen
problemlosen Zeilenrücksprung werden noch größere Lesefelder gefordert [7]. Inner-
halb dieses Netzhautareals muss der Visus mindestens 0,4 betragen. Abhängig vom
Leseabstand und der Druckgröße werden so 7–12 Buchstaben gleichzeitig erfasst.
Wird dieses Lesefeld kleiner, reduziert sich der Lesevorgang auf ein buchstabieren-
des Zusammensetzen der Worte.
 Zentralskotom Liegt ein Zentralskotom vor, muss der Patient eine gesunde Netzhautstelle am
Rand des Skotoms als neuen Fixationsort nutzen. Wegen des steilen Abfalles des Vi-
sus außerhalb der Netzhautmitte erreicht das exzentrische Fixationsareal oft nicht
den Mindestlesevisus von 0,4. Der Text muss so stark vergrößert werden, dass er mit
der exzentrischen Netzhautstelle aufgelöst werden kann. Die notwendige Mindest-
gesichtsfeldgröße zum Lesen wächst dabei proportional zum Vergrößerungsfaktor
(Abb. 2).

Optotypenvisus und Lesefähigkeit

Für die Erkennung eines Landolt-Ringes der Visusstufe 0,4 genügt ein zentrales Netz-
Flüssiges Lesen erfordert ein zentrales hautareal von etwa 0,3° Durchmesser. Dagegen muss ein zentrales Netzhautareal von
Netzhautareal von 4 mal 2 Grad 4×2° intakt sein, um flüssiges Lesen zu ermöglichen. Aus diesem Vergleich wird klar,
dass der erreichbare Optotypenvisus stark von der Lesefähigkeit des Patienten ab-
weichen kann. Dies ist dann der Fall, wenn noch eine kleine zentrale Restgesichts-
feldinsel vorhanden ist, das zentrale Gesichtsfeld jedoch für den Lesevorgang zu klein
ist. Der Patient kann zwar einzelne Zahlen oder Buchstaben gut erkennen,Worte kann
er allenfalls mühsam buchstabieren, nicht jedoch flüssig lesen. Aus diesem Grund
Optotypenvisus und Lesefähigkeit müssen die beiden Sehfunktionen, Optotypenvisus und Lesefähigkeit, getrennt ge-
müssen getrennt geprüft werden prüft werden.
Das Ergebnis der Messung dieser beiden Sehfunktionsprüfungen ist auch unter-
schiedlich bezüglich des daraus berechneten Vergrößerungsbedarfs zu beurteilen.

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Abb.2  Aus der Kenntnis der Sehschärfenverteilung auf der Netzhaut und dem Mindestvisus zum
Lesen von Zeitungsdruck lässt sich das zentrale Netzhautareal abschätzen, das für den Lesevorgang
genutzt wird. Nach Aulhorn beträgt dieses je 2° seitlich und je 1° ober- und unterhalb der Foveola.
(Nach [13])

Beim Optotypenvisus wird eine Beim Optotypenvisus wird eine Schwellenwertmessung durchgeführt. Die dargebo-
Schwellenwertmessung durchgeführt tenen Optotypen können mit Anstrengung und hoher Konzentration gerade noch
erkannt werden. Ein Teil darf sogar falsch erkannt sein, wenn das Abbruchkriterium
6 von 10 angewandt wird. Ein Text in dieser Größe, unabhängig von den Gesichts-
feldvoraussetzungen, kann nicht anstrengungsfrei über längere Zeit gelesen werden.
Die Bestimmung der Lesefähigkeit ist Dagegen ist die Bestimmung der Lesefähigkeit mit speziellen Texttafeln ein über-
ein überschwelliger Test schwelliger Test. Es wird die kleinste Schriftgröße ermittelt, die noch ein fließendes
Lesen, zumindest jedoch das individuell beste Leseergebnis ermöglicht.Aus dem Er-
gebnis kann der Vergrößerungsbedarf direkt abgeleitet werden. Meistens ist mit der
nächstkleineren Schriftgröße auch noch ein zögerndes und teilweise ratendes Lesen
möglich. Diese Form des Lesens ist jedoch nicht Ziel der Versorgung mit vergrößern-
den Sehhilfen.

Vergrößerungsbedarf

Der reduzierte Visus eines Sehbehinderten kann durch Vergrößerung des betrachte-
ten Objektes zumindest teilweise kompensiert werden. Ziel der Testung des visuellen
Systems ist es, den Vergrößerungsbedarf zu ermitteln, der für die gewünschte Sehsi-
Eine vergrößernde Sehhilfe erlaubt tuation, meistens für das Lesen, erforderlich ist. Eine vergrößernde Sehhilfe mit der
wieder eine ausreichende Detailauf- entsprechenden Vergrößerung erlaubt wieder eine ausreichende Detailauflösung, um
lösung z. B. Buchstaben eines Textes erkennen zu können. Rein formal lässt sich der Vergrö-
ßerungsbedarf (V) aus dem ermittelten Visus nach folgender Formel berechen:

VisusSoll
Vergrößerungsbedarf (V)= (1)
VisusCC

 Mindestvisus Zum Lesen üblicher Druckschrift wird ein Mindestvisus (VisusSoll) von 0,4 benö-
tigt. Deshalb gilt dann:

0,4
Vergrößerungsbedarf (V)= (2)
VisusCC

Ein Sehbehinderter mit einem Optotypenvisus von 0,1 bräuchte folglich eine 4fache
Vergrößerung, um den Sollvisus von 0,4 zu erreichen.Aufgrund der oben genannten

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Abb.3  Die Nahsehprobe für Sehbehinderte
(Zeiss) wird in einem Abstand von 25 cm
verwendet. Neben dem Text ist der zugehörige
Vergrößerungsbedarf angegeben

Zusammenhänge zwischen Optotypenvisus und Lesevisus kann dieser berechnete


Der berechnete Vergrößerungsbedarf Vergrößerungsbedarf vom tatsächlichen Vergrößerungsbedarf erheblich abweichen.
kann vom tatsächlichen Vergrößerungs- Es sei angemerkt, dass für eine Leseentfernung von 40 cm und kleinem Zeitungs-
bedarf abweichen druck für längeres beschwerdefreies Sehen Mindestvisuswerte bis 0,8 gefordert wer-
den [4].
In der Low-Vision-Praxis wird deshalb mit Lesetexten in verschiedenen Abstu-
fungen (z. B. Fa. Zeiss) der Vergrößerungsbedarf ermittelt (Abb. 3). Die Lesetafeln
werden dabei in 25 cm Abstand verwendet. Bei Presbyopen muss das Akkommoda-
tionsdefizit mit einem Abstandsglas von +4,0 dpt (1/0,25 m) ausgeglichen werden.
Der kleinste noch flüssig lesbare Text wird ermittelt. Ist mit keiner Textgröße fließen-
des Lesen zu erreichen, wird dies auch mit vergräßernden Sehhilfen nicht zu erwar-
ten sein. Der Vergrößerungsbedarf für das Lesen von Zeitungsdruck ist an der jewei-
ligen Textgröße unmittelbar vermerkt (s. Abb. 3).

Optische Grundlagen
Vergrößerung

Eine wichtige Leistungskennzahl vergrößernder Sehhilfen ist die Vergrößerung. Eine


Vergrößerungsangabe auf optischen Instrumenten bezieht sich immer auf den Ver-
gleich der Netzhautbildgrößen eines Anwenders mit und ohne Instrument. Da Netz-
hautbildgrößen direkt nicht messbar sind, vergleicht man den Winkel (genauer den
Tangens des Winkels), unter dem das Objekt dem bewaffneten und dem unbewaffne-
Die Bezugssehweite ist auf 25 cm ten Auge erscheint. Die Bezugssehweite ohne Instrument ist für optische Instrumen-
festgelegt te für den Nahgebrauch nach DIN EN ISO 15253-3.20 auf 25 cm festgelegt.Als Formel-
zeichen für die Vergrößerung wird V oder Γ' verwendet.
Die Vergrößerungsangabe auf Lupen vergleicht folglich 2 Sehsituationen: eine
bestimmte Lesesituation mit Lupe und die Situation ohne Lupe, wenn sich das Le-
segut in 25 cm Entfernung vom Auge befindet. Eine Vergrößerung von 2fach sagt
beispielsweise aus, dass die Buchstaben einer Zeitung mit Lupe doppelt so groß er-
scheinen, als ohne Lupe in 25 cm Entfernung betrachtet. Die Abstände Ob-
jekt–Lupe und Lupe–Auge beeinflussen die Größe und die Sehentfernung des Lu-
penbildes und damit den Winkel, unter dem dieses Bild dem Auge erscheint. Ent-
Die erreichte Lupenvergrößerung hängt sprechend hängt die tatsächlich erreichte Lupenvergrößerung von den individu-
von individuellen Anwendungsbedin- ellen Anwendungsbedingungen ab. Die Vergrößerung V im individuellen Fall kann
gungen ab berechnet werden wenn der Abstand a Objekt–Lupe (genauer zur objektseitigen
Hauptebene der Lupe) und der Abstand ē Lupe–Auge (genauer bildseitige
Hauptebene der Lupe bis zur objektseitigen Hauptebene des Auges) bekannt sind.
Außerdem muss der Brechwert D der Lupe in Dioptrien bekannt sein. ao bezeich-
net die Bezugssehweite 0,25 m. Es gilt dann (alle Größen werden ohne Vorzeichen
in Meter eingesetzt):

a0
V= (3)
a+ ē(1–a·D)

Die Lupenvergrößerung kann nur für eine bestimmte Anwendungssituation ange-


geben werden und kann bei Abweichungen von dieser Situation erheblich differieren.

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Normalvergrößerung

Vergleichbar sind Lupenvergrößerungen nur in vergleichbaren Anwendungsbedin-


gungen. Nach DIN EN ISO 15253-3.15.2 wird auf Lupen die sog. Lupennormalvergrö-
ßerung angegeben:

D
V= (4)
4dpt
V=Vergrößerung
D=Lupenbrechwert

Die Normalvergrößerung gilt nur für Die Normalvergrößerung gilt nur für 2 konkrete Anwendungssituationen:
2 konkrete Anwendungssituationen
● Der Abstand Lupe–Auge entspricht genau der (bildseitigen) Brennweite der Lupe
oder
● das Objekt befindet sich genau im objektseitigen Brennpunkt der Lupe.

Für diese Fälle vereinfacht sich Formel 3 zur Formel 4. Mit Kenntnis der D/4-Formel
lassen sich Brechwert und Brennweite der Lupe berechnen. Dies sei an einem konkre-
ten Beispiel gezeigt:
Eine Lupe habe eine Normalvergrößerung von 5fach. Aus der Formel (4) für die
Normalvergrößerung berechnet sich der Brechwert der Lupe mit

D=4dpt·5=20dpt.

Die Brennweite berechnet sich aus dem Kehrwert des Brechwertes, also

1/20dpt=0,05m=5cm.

Die angegebene Normalvergrößerung gilt bei dieser Lupe nur für folgende Spezialfälle:

● Der Abstand Lupe–Auge beträgt 5 cm oder


● der Abstand Objekt–Lupe beträgt 5 cm.

Sehbehinderte im Presbyopenalter benutzen die Lupe meist in einem größeren Abstand


zum Auge,z.B.20 cm.Oft ist auch der Abstand Objekt–Lupe etwas kleiner als die Brenn-
weite. Dann ist die Vergrößerung jedoch deutlich geringer, z. B. bei einem Abstand Ob-
jekt–Lupe von 4 cm nur noch gut 3,1fach.Für die Praxis gilt: In den realen Anwendungs-
situationen liegt die tatsächliche Vergrößerung von Lupen meist deutlich unter der an-
Besonders bei Aufsetzlupen wird die gegebenen Normalvergrößerung. Besonders bei Aufsetzlupen, deren Abstand zum Le-
Normalvergrößerung selten erreicht segut durch eine Fassung vorgegeben ist,wird die Normalvergrößerung selten erreicht.

Handelsvergrößerung

Zur standardisierten Kennzeichnung von Lupen gibt es neben der Normalvergröße-


rung die sog. Handels- oder Katalogvergrößerung. Sie gilt für eine wie ein Brillenglas
unmittelbar vor das Auge gehaltene Lupe und für einen Abstand des Lupenbildes
vom Auge von 25 cm. In dieser Situation beträgt die Vergrößerung:

D
V= +1 (5)
4dpt

Es resultieren rechnerisch höhere Vergrößerungen als bei der Normalvergrößerung.


Diese höhere Vergrößerungsangabe auf der Lupe wirkt verkaufsfördernd. Die Han-
delsvergrößerung wird in der Norm zwar noch genannt, ist jedoch mit dem Hinweis
versehen, dass sie in Zukunft zu vermeiden sei. Da nicht immer klar ist, ob die Nor-
Es ist am besten, die Brechwerte der malvergrößerung oder die Handelsvergrößerung angegeben wird, ist es am besten,
Lupen zu vergleichen die Brechwerte der Lupen zu vergleichen.
Tabelle 3 gibt einen Überblick über die Brechwerte, die angegebenen Vergröße-
rungen sowie die Bildlagen der meisten in Deutschland erhältlichen Aufsetzlupen.

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Tabelle 3
Leistungsdaten der meisten in Deutschland angebotenen Aufsetzlupen. (Nach [15])

Firma Klassifizierung Bestellnummer Brechwert D Bildschnittweite s'b Vergrößerung V V für V für


(Herstellerangabe) [mm] (Herstellerangabe) s*=200 mm s*=350 mm
[dpt]

Coil Standlupe 93021 20,0 –440,07 6,0x 3,94 3,14


Coil Standlupe 93022 28,0 –426,10 8,0x 4,72 3,75
Coil Standlupe 93023 36,0 –424,50 10,0x 6,05 4,82
Coil Standlupe 93024 44,0 –706,64 12,0x 8,03 6,86
Coil Hellfeldlupe 94150 20,0 –34,78 1,8x 2,03 1,17
Eschenbach Leuchtlupe 2085 7,0 –156,21 2,8x 1,91 1,23
Eschenbach Leuchtlupe 15507 38,0 –300,31 10,0x 6,41 4,85
Eschenbach Leuchtlupe 15517 28,0 –301,52 7,0x 4,82 3,64
Eschenbach Leuchtlupe 15527 23,0 –285,25 6,0x 4,20 3,13
Eschenbach Leuchtlupe 15539 20,0 –268,08 5,0x 3,57 2,63
Eschenbach Leuchtlupe 15549 16,0 –206,21 4,0x 2,88 2,01
Eschenbach Leuchtlupe 15589 12,0 –143,24 3,0x 2,32 1,52
Eschenbach Leuchtlupe 15599 12,0 –156,67 3,0x 2,33 1,54
Eschenbach Leuchtlupe 15809 7,6 –156,21 3,0x 1,92 1,24
Eschenbach Leuchtlupe 15829 7,0 –143,06 2,8x 1,87 1,18
Eschenbach Leuchtlupe 15849 7,0 –118,84 2,8x 1,82 1,12
Eschenbach Leuchtlupe 15788 10,0 –78,37 2,5x 1,88 1,14
Eschenbach Leuchtlupe 15558 5,3 –100,50 2,3x 1,89 1,17
Eschenbach Leuchtlupe 15878 5,0 –144,51 2,2x 1,76 1,13
Eschenbach Leuchtlupe 208611 11,0 –198,83 3,8x 2,28 1,53
Eschenbach Lese-Leuchtlupe 1585 11,4 –227,60 3,9x 2,39 1,66
Eschenbach Segment-Leuchtlupe 151563 6,0 –147,30 1,5x 1,81 1,15
Eschenbach Segment-Leuchtlupe 1515103 10,0 –171,16 2,5x 2,22 1,48
Eschenbach Segment-Leuchtlupe 1515143 14,0 –161,91 3,5x 2,71 1,80
Eschenbach Handstandlupe 20501 10,0 –118,50 2,5x 2,08 1,32
Eschenbach Klappleseglas 2034 10,0 –142,22 3,5x 2,09 1,35
Eschenbach Standlupe 2626 23,0 –329,89 6,0x 4,38 3,34
Eschenbach Hellfeldlupe 1420 – –50,41 1,8x 2,14 1,25
Eschenbach Hellfeldlupe 1424 – –30,43 1,8x 2,07 1,19
Peak Standlupe 1960 – –423,20 5,0x 3,27 2,58
Peak Standlupe 1961 – –575,93 10,0x 6,38 5,30
Peak Standlupe 1962 – –1104,48 15,0x 10,62 9,50
Schweizer Leuchtlupe 14101 28,0 –344,76 8,0x 4,62 3,56
Schweizer Leuchtlupe 14201 20,0 –382,21 6,0x 3,93 3,07
Schweizer Leuchtlupe 14301 16,0 –267,06 6,0x 3,09 2,27
Schweizer Leuchtlupe 14401 12,0 –190,87 4,0x 2,44 1,67
Schweizer Leuchtlupe 14501 8,0 –349,16 3,0x 2,05 1,54
Schweizer Verstärkungslinse 18401 6,0 –63,16 2,0x 1,60 0,93
Schweizer Leuchtlupe 18901 39,0 –561,99 10,0x 7,33 6,08
Schweizer Leuchtlupe 19001 28,0 –136,01 8,0x 3,45 2,30
Schweizer Leuchtlupe 19101 20,0 –403,65 6,0x 4,22 3,32
Schweizer Leuchtlupe 19201 16,0 –155,36 5,0x 2,62 1,75
Schweizer Leuchtlupe 19301 12,0 –185,84 4,0x 2,44 1,66
Schweizer Leuchtlupe 19401 8,0 –231,11 3,0x 2,06 1,44
Schweizer Leuchtlupe 19501 6,0 –77,91 2,5x 1,58 0,88
Schweizer Leuchtlupe 19601 8,0 –276,77 3,0x 1,99 1,42
Schweizer Hellfeldlupe 32040 24,0 –29,44 1,8x 2,06 1,19
Schweizer Hellfeldlupe 32065 16,0 –52,68 1,8x 2,16 1,26
Schweizer Hellfeldlupe 32090 12,0 –76,71 1,8x 2,12 1,25

Der Brechwert und die auf der Lupe angegebene Vergrößerung entsprechen der Herstellerangabe. Die Lage des Lupenbildes (Bildschnittweite=Abstand vom augen-
seitigen Lupenscheitel) wurde gemessen. Das negative Vorzeichen zeigt an, dass das Lupenbild entgegen der Lichtrichtung liegt, also im Objektraum. In den mit s*
gekennzeichneten Spalten wurden die tatsächlich vorliegenden Vergrößerungen für 2 Arbeitsabstände (Auge–Tischebene, 20 cm bzw. 35 cm) angegeben.

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Weiter- und Fortbildung
Low Vision
Abb.4  Strahlengang beim Lupenfall. Das Objekt (y) befindet sich innerhalb der objektseitigen
Brennweite. Es entsteht ein virtuelles Bild (y') im Objektraum der Linse. Das Bild wird umso kleiner,
je näher das Objekt an der Linse steht. F bzw. F' ist der objektseitige bzw. bildseitige Brennpunkt
der Linse

Für die Arbeitsabstände 20 cm und 35 cm wurde die tatsächlich erreichte Vergröße-


rung berechnet. Man beachte die teilweise erheblichen Unterschiede zur angegebe-
nen Vergrößerung!

Equivalent Viewing Distance und Equivalent Viewing Power

Vergrößerungseffekte werden im angloamerikanischen Raum durch die sog.


EVD=Equivalent Viewing Distance beschrieben. Angegeben wird dabei die Entfer-
nung, in der das Objekt dem unbewaffneten Auge unter dem gleichen Winkel er-
scheint wie durch das optische Instrument. Die EVD gibt also an, wie nah man ein Ob-
jekt vor seine Augen halten müsste, um es genau so groß wie durch das Instrument
zu erkennen.
EVD=tatsächliche Sehentfernung/ Es gilt: EVD=tatsächliche Sehentfernung/Vergrößerungsfaktor. Beispiel: Eine
Vergrößerungsfaktor 40-Punkt-Schrift wird in 30 cm gerade erkannt. Ziel ist es, eine 8-Punkt-Schrift zu
lesen. Erforderliche Vergrößerung: 40/8=5. EVD=30 cm/5=6 cm. In Tabellen sind die
verschiedenen vergrößernden Sehhilfen nach ihrer EVD aufgelistet. Man wählt ein In-
strument mit der entsprechenden EVD aus.
EVP: Equivalent Viewing Power Andere Autoren geben statt der EVD die Equivalent Viewing Power=EVP an. Da-
bei handelt es sich um den Kehrwert der EVD, also einer Angabe der EVD in Diop-
trien. In diesem EVD- bzw. EVP-System sind anschauliche Vergleiche zwischen ver-
schiedenen vergrößernden Systemen, z. B. Fernrohrlupensystemen und Bildschirm-
lesegeräten möglich.

Optik der Lupe

Prinzip

Das Vergrößerungsprinzip der Lupe ist die Grundlage aller optisch vergrößernden
Sehhilfen für die Nähe. Ob erhöhter Nahzusatz, Hyperokular, Hand- oder Aufsetzlu-
Grundsätzlich macht die Position des pe, allen diesen Sehhilfen liegt das Lupenprinzip zugrunde. Grundsätzlich macht die
Objektes aus einer Sammellinse eine Position des Objektes aus einer Sammellinse eine Lupe. Immer wenn das Objekt in-
Lupe nerhalb der objektseitigen Brennweite liegt, also zwischen Lupe und objektseitigem
Brennpunkt, entsteht ein aufrechtes, virtuelles Bild hinter dem Objekt. Bei dieser Ab-
 Lupenfall bildungssituation spricht man vom Lupenfall (Abb. 4). Durch Variation des Ab-
standes Lupe–Objekt kann man sowohl die Größe des Lupenbildes, als auch die Ent-
fernung des Bildes von der Lupe verändern.
Erhöhte Nahzusätze (Abb. 5), Hyperokulare oder Aplanate (Abb. 6) sind fest in
 Lupenbrillen eine Brillenfassung eingebaute Lupen (Lupenbrillen). Der Abstand Auge–Lupe ist
vorgegeben. Der Patient bringt das Lesegut in den Bereich des objektseitigen Brenn-
punktes und kann ohne Akkommodation auf das im Unendlichen entstehende Bild
blicken. Je höher der Nahzusatz, desto kürzer ist die Brennweite der Linse, und desto
geringer ist der freie Arbeitsabstand. Hyperokulare können bis über 40 dpt verord-
net werden. Entsprechend schrumpft der Abstand zum Lesegut auf unter 2,5 cm.

Lupe und Nahbrille

 Aufsetzlupen Etwas komplizierter ist die Situation beim Lesen mit Aufsetzlupen (Abb. 7) in Kom-
bination mit einer Lesebrille. Entscheidend für das Verständnis dieser Situation ist das

Der Ophthalmologe 10•2002 | 801


Abb.5  Die Bifokallupenbrille ist
aufgrund der kurzen Arbeitsabstän-
de für den monokularen Einsatz
konzipiert. Deshalb ist das Gegen-
auge im Bereich des Nahzusatzes
abgeblendet. Das Grundglas hat
keine optische Wirkung, dient
jedoch der Umfeldorientierung

Wissen um die Lage des Lupenbildes. Ein Sehbehinderter, der mit einer Aufsetzlupe
liest, betrachtet nicht mehr seine Zeitung, sondern ein Bild dieser Zeitung. Dieses
Bild liegt hinter der Lupe, also im konkreten Fall, wenn der Patient seine Zeitung mit
Lupe auf dem Tisch liest,„unter dem Tisch“ (Abb. 8).
Wie weit das Lupenbild hinter der Lupe liegt, hängt vom Brechwert der Lupe und
deren Abstand zum Lesegut ab. Dieser kann nicht größer als die Brennweite der Lupe
sein, da sonst kein Lupenfall mehr vorliegt.
Bei handgehaltenen Lupen ist der Abstand zum Lesegut variabel. Die Lupe kann
direkt auf das Lesegut gelegt oder bis maximal der Lupenbrennweite angehoben wer-
den. Im 1. Fall liegt das Lupenbild fast am Ort des Lesegutes. Im 2. Fall liegt das Bild
im Unendlichen. Der Patient kann folglich, je nachdem ob er seine Fern- oder Nah-
brille trägt, das Lupenbild an den Ort bringen, an dem er es scharf sieht.
Aufsetzlupen haben einen durch die Aufsetzlupen haben einen durch die Fassung festgelegten Abstand zum Lesegut.
Fassung festgelegten Abstand zum Damit ist, wenn die Lupe aufgesetzt wird, die Lage des Lupenbildes vorgegeben. Lei-
Lesegut der machen die meisten Hersteller keine Angaben dazu, wo das Lupenbild entsteht.
Die Bilder handelsüblicher Aufsetzlupen liegen zwischen wenigen Zentimetern und
über einem Meter von der Lupe entfernt. Es gibt folglich keine einheitliche Lage der
Lupenbilder. Ganz entscheidend ist die Kenntnis der Lage des Lupenbildes bei der
Versorgung presbyoper Patienten. Es stellt sich nämlich die Frage, ob eine Lesebrille
zum Lesen mit Lupe getragen werden soll und welcher Nahzusatz dafür benötigt
wird.Aus den bisherigen Ausführungen wird klar, dass nicht der Abstand des Patien-
Entscheidend ist der Abstand zum ten zur Lupe oder zum Lesegut entscheidend ist, sondern der Abstand zum Lupenbild.
Lupenbild Nicht die Lupenfassung soll scharf gesehen werden, sondern das virtuelle Bild, das die
Lupe quasi „unter den Tisch“ projiziert.

Abb.6  Aplanatische Optik als


monokulare Lupenbrille.
Die Sehhilfe ist kosmetisch relativ
unauffällig

Abb.7  Blick durch eine


Aufsetzlupe. Das Lupenbild
entsteht unter der Tischebene

802 | Der Ophthalmologe 10•2002


Weiter- und Fortbildung
Low Vision
Abb.8  Sehsituation mit einer
Aufsetzlupe. Der Beobachter muss
auf das Lupenbild akkommodieren:
aE=Einstellentfernung des Auges

Dies sei an einem Beispiel erläutert: Ein hochgradiger Presbyop (es sei keine Ak-
kommodationsfähigkeit mehr vorhanden) benötigt eine Aufsetzlupe. Er besitzt eine
Lesebrille mit einem Nahzusatz von +2,5 dpt. In der vom Patienten bevorzugten Le-
sehaltung beträgt der Abstand Auge–Lupe 15 cm. Mit seiner Lesebrille hat er in der
Nähe in 40 cm Abstand (1/2,5 dpt=0,4 m) ein scharfes Netzhautbild. Die Kombinati-
on Lupe–Nahbrille funktioniert nur, wenn sich die beiden Abstände Lupenbild–Lupe
und Lupe–Auge auf 40 cm addieren. Unter der Vorgabe eines Abstandes zur Lupe von
15 cm sieht der Proband nur scharf, wenn das Lupenbild 25 cm hinter der Lupe ent-
steht.
Ohne Informationen über die Lage des Lupenbildes kann die Erprobung einer
Aufsetzlupe an der falschen Kombination von Lupe mit Lesebrille scheitern. Auf den
Meist existiert keine Angabe über die Aufsetzlupen der meisten Hersteller gibt es keine Angabe über die Lupenbildlage. Le-
Lupenbildlage diglich ein Hersteller (Fa. Eschenbach) gibt die Entfernung Auge–Lupe an, die man
einhalten muss, um mit einer Brille mit Nahzusatz +2,5 dpt das Lupenbild scharf er-
kennen zu können. Der Aufdruck 180 bedeutet folglich, dass der Abstand Auge–Lupe
18 cm betragen muss, um mit einem Nahzusatz von +2,5 dpt ein scharfes Netzhaut-
bild zu erhalten. Den Abstand Lupe–Lupenbild von 22 cm kann man errechnen, da der
Gesamtabstand Auge–Lupenbild 1/2,5 dpt=40 cm beträgt.
Informationen über die Lupenbildlagen der Aufsetzlupen der verschiedenen Her-
steller sind teilweise auch auf Anfrage nicht zu bekommen. Durch Messungen wur-
den deshalb die entsprechenden Werte der einzelnen Lupen ermittelt [15, 17]. In Ta-
belle 2 sind die Lupenbildlagen (Bildschnittweiten) der meisten in Deutschland er-
 Bildschnittweite hältlichen Aufsetzlupen ersichtlich. Die Bildschnittweite s'b gibt den Abstand des
Lupenbildes vom bildseitigen Scheitel der Lupe an.Addiert mit dem Abstand des Au-
ges zur Lupe ergibt sich die Einstellentfernung des Auges. Zusätzlich sind Vergröße-
rungsangaben zu 2 verschiedenen Arbeitsabständen aufgeführt.

Sehfeldgröße

Neben der Vergrößerung ist die Sehfeldgröße für die Nutzbarkeit einer vergrößern-
den Sehhilfe entscheidend. Ein großes Sehfeld erlaubt einen größeren Überblick über
das Lesegut. Sind weniger als 5–7 Buchstaben gleichzeitig zu erkennen, ist kein flie-
Die Lesegeschwindigkeit sinkt bei ßendes Lesen mehr zu erreichen. Die Lesegeschwindigkeit sinkt, und die Zeilenfüh-
reduzierter Sehfeldgröße rung wird schwieriger. Grundsätzlich gilt der Zusammenhang: je höher die Vergrö-
ßerung, desto kleiner das nutzbare Sehfeld.
Der Einblick in eine Aufsetzlupe wird von der Lupenfassung begrenzt. Je näher
sich das Auge der Lupe annähert, desto größer wird das überschaubare Sehfeld
 Schlüssellocheffekt (Schlüssellocheffekt).Andererseits nimmt bei zunehmender Vergrößerung das ma-
ximal mögliche geometrisch-optische Sehfeld ab. Deshalb empfiehlt sich bei stärke-
ren Lupen eine größere Annäherung, um das ohnehin kleine Sehfeld optimal zu nut-

Der Ophthalmologe 10•2002 | 803


zen. Der Zusammenhang von Vergrößerung und Sehfelddurchmesser limitiert die in
der Praxis sinnvollen Lupenvergrößerungen bei Sehbehinderten. Bei schwachen Le-
selupen mit geringer Vergrößerung (unter 2fach bis maximal 3fach) und großen Lin-
sen kann der Abstand zum Auge so groß gewählt werden, dass ein bequemer binoku-
larer Einblick möglich ist. Diese Situation wird häufig bei handgehaltenen Leselupen
erreicht.

Optik der Fernrohrsysteme

Fernrohrtypen

Es gibt 2 Fernrohrsysteme, die auch Grundsätzlich gibt es 2 Fernrohrsysteme, die auch als vergrößernde Sehhilfen einge-
als vergrößernde Sehhilfen eingesetzt setzt werden.
werden
Galilei-System. Es besteht aus einer Zer-
streuungslinse als Okular und einer
Sammellinse als Objektiv. Sein Vorteil ist
die kurze Baulänge, da kein Bildum-
kehrsystem nötig ist. Nachteilig ist die
unscharfe Bildbegrenzung und damit
die maximale Vergrößerung von ca.
2,5fach (Abb. 9).

Kepler-System. Es besteht aus 2 Sammel-


linsen als Objektiv und Okular mit einem
Prismensystem zur Bildumkehr. Bei
Abb.9  Galilei-Systeme in Brillenfassungen scharfer Bildbegrenzung ist eine höhere
montiert Vergrößerungen bis ca. 8fach möglich.
Das Bildumkehrprisma und die größere
Baulänge machen das System schwerer und unhandlicher (Abb. 10).

Akkommodation durch Fernrohre

Fernrohre ohne Fokussierung sind in der Fernrohre ohne Fokussierung sind in der Regel auf unendlich eingestellt, d. h., Ob-
Regel auf unendlich eingestellt jekte in größerer Entfernung (einige Meter) können scharf gesehen werden. Möchte
man nahe Objekte betrachten, so ist das selbst bei noch guter Akkommodationsfähig-
keit kaum möglich. Der Grund dafür liegt im Akkommodationserfolg beim Blick
durch optische Instrumente. Dies sei im Folgenden etwas näher betrachtet: Ohne
Fernrohr vor dem Auge entspricht der Akkommodationsaufwand (Brechwertzuwachs
durch Änderung der Linsenradien und der Linsenposition) im Auge beim Rechtsich-
tigen näherungsweise dem Akkommodationserfolg (Abstand des Nahpunktes) vor
dem Auge.
Beispiel: Eine Akkommodation von 5 dpt ermöglicht einem Emmetropen ein
scharfes Sehen in etwa 20 cm Entfernung (1/5 dpt=0,20 m). Möchte man durch ein op-
tisches Instrument akkommodieren, muss man um das Quadrat der Vergrößerung
mehr Akkommodationsaufwand betreiben. Um durch ein auf unendlich scharf ge-
stelltes Fernrohrsystem mit 3facher Vergrößerung in 20 cm scharf zu sehen, müsste
man also um den Faktor 32=9 mehr akkommodieren, also 9·5 dpt=45 dpt. Das ist na-
türlich nicht möglich.

Abb.10  Kepler-System in eine


Brillenfassung montiert

804 | Der Ophthalmologe 10•2002


Weiter- und Fortbildung
Low Vision
Installiert man vor das Fernrohrsystem eine Lupe, deren Brennpunkt genau in
der gewünschten Sehentfernung liegt (im Beispiel bei 20 cm, entsprechend einer Lupe
mit 5 dpt), entsteht das Lupenbild im Unendlichen. Das Auge kann dieses Bild scharf
 Gesamtvergrößerung auf der Netzhaut abbilden. Die Gesamtvergrößerung (VGes) dieser Fernrohrlupe
berechnet sich aus dem Produkt der Normalvergrößerung der Lupe und der Fern-
rohrvergrößerung:

VGes=VLupe·VFernrohr=(D/4)·3=(5dtp/4)·3=3,75fach.

Freier Arbeitsabstand

Freier Arbeitsabstand: maximale Ein wichtiges Kennzeichen einer Fernrohrlupenbrille ist ihr freier Arbeitsabstand,
Entfernung vom Objektiv zum Objekt also die maximale Entfernung vom Objektiv zum Objekt. Ein Musiker beispielswei-
se, der mit dieser Sehhilfe Noten erkennen möchte, kann sich je nach Instrument den
Noten nicht beliebig annähern. Durch geschickte Kombination von Fernrohrsystem
und Lupe ist der freie Arbeitsabstand beeinflussbar. Dies sei an einem Beispiel ver-
deutlicht:

Die Gesamtvergrößerung der Fernrohrlupenbrille soll 4fach sein.


1. Galilei-System 2fach kombiniert mit einer Aufstecklupe 2fach (entspricht 8 dpt
nach der D/4-Formel) → VGes=VLupe·VFernrohr=2·2=4fach
2. Kepler-System 4fach kombiniert mit einer Aufstecklupe 1fach (=4 dpt) →
VGes=VLupe·VFernrohr=1·4=4fach

Beide Systeme erreichen die gleiche Gesamtvergrößerung. Der freie Arbeitsabstand


mit diesen Systemen wird von der Brennweite der Aufstecklupe bestimmt. Der Kehr-
wert des Brechwertes ergibt die Brennweite. Im 1. Beispiel 1/8 dpt=0,125 m oder
Der freie Arbeitsabstand kann durch die 12,5 cm, im 2. Beispiel 1/4 dpt=0,25 m bzw. 25 cm. Der freie Arbeitsabstand kann also
Auswahl von Fernrohrsystem und durch die Auswahl von Fernrohrsystem und Aufstecklupe beeinflusst werden. Um
Aufstecklupe beeinflusst werden bei gegebener Gesamtvergrößerung einen größtmöglichen freien Arbeitsabstand zu
erhalten, muss eine hohe Fernrohrvergrößerung mit geringer Lupenvergrößerung
kombiniert werden!

Sehfeldgröße

Fließendes Lesen wird durch ein zu kleines Sehfeld limitiert. Aufgrund des oben er-
Die Vergrößerung sollte nicht höher als wähnten Zusammenhanges zwischen Vergrößerung und Sehfeld, sollte die Vergrö-
notwendig sein ßerung nicht höher als notwendig sein. Bei hohen Vergrößerungen werden zusätz-
liche Effekte wie Scheinbewegungen des Bildes bei Kopfunruhe störend. Die maxi-
malen Sehfeldgrößen können konstruktionsbedingt bei unterschiedlichen Herstel-
lern differieren. Die Sehfeldgrößen in bestimmten Abständen werden von den Her-
stellern angegeben (z. B. 1,1 m/5 m, d. h. Sehfelddurchmesser 1,1 m in 5 m Entfer-
Galilei-Systeme haben keine scharfe nung). Galilei-Systeme haben im Gegensatz zum Kepler-System grundsätzliche kei-
Sehfeldbegrenzung ne scharfe Sehfeldbegrenzung, d. h., das Bild wird zum Rand kontinuierlich dunk-
ler.

Korrektion der Fehlsichtigkeit

Vorhandene Fehlsichtigkeiten von Sehbehinderten müssen vor der Erprobung ver-


größernder Sehhilfen gemessen und so gut wie möglich korrigiert werden. Wird
dies nicht beachtet, kann es zu erheblichen Leistungseinbußen durch unscharfe
Angegebene Einstellentfernungen für Netzhautbilder bis hin zum Scheitern der Anpassung kommen. Die angegebenen
Fernrohrsysteme gelten nur für voll Einstellentfernungen für Fernrohrsysteme gelten nur für voll korrigierte Proban-
korrigierte Probanden den. In die Messbrille muss vor die Fernkorrektion das Fernrohrsystem eingesetzt
werden. In der fertigen Fernrohrbrille wird die Korrektion der Fehlsichtigkeit
(Sphäre und Zylinder) okularseitig eingebaut. Für die Naheinstellung muss vor
das auf unendlich eingestellte Fernrohrsystem der Kehrwert der Sehentfernung
als Vorsatzglas eingebaut werden. Alternativ kann hinter das Fernrohrsystem der
mit dem Quadrat der Vergrößerung multiplizierte Wert eingesetzt werden
(s. oben).

Der Ophthalmologe 10•2002 | 805


Schärfentiefe

Die Schärfentiefe eines optischen Systems hängt im Wesentlichen von der Vergröße-
rung des Systems, von der Akkommodationsfähigkeit des Probanden sowie vom Ar-
beitsabstand ab. Sie liegt bei optisch vergrößernden Sehhilfen für die Nähe im Zen-
timeterbereich, bei hoher Vergrößerung und presbyopen Probanden sogar darunter.
Der Arbeitsabstand eines Fernrohrsystems muss folglich sehr exakt eingehalten wer-
den.

Literatur
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21:529–533 genoptik und ophthalmische Instrumente,Ver- ker Zeitung 9:36–41
größernde Sehhilfen für Sehbehinderte.Beuth,
Berlin

806 | Der Ophthalmologe 10•2002


Weiter- und Fortbildung
Low Vision
Fragen zur zertifizierten Fortbildung
1. Welche Aussagen sind richtig? 3. Als physiologische Mindest- IV. Die Normalvergrößerung und die
voraussetzungen zum flüssigen Lesen Handelsvergrößerung von Lupen werden
I. Eine Sehbehinderung mit einem Visus in üblicher Leseentfernung gelten: nur in speziellen Anwendungssituationen
≤0,3 auf dem besseren Auge begründet erreicht, im normalen Gebrauch sind die
den Anspruch auf vergrößernde Sehhilfen I. VisusCC≥0,4. erreichten Vergrößerungen oft deutlich
zu Lasten der gesetzlichen Kranken- II. Ein intakter zentraler Gesichtsfeldbereich geringer.
kassen. von 4×2°. V. Aus der Normalvergrößerung einer Lupe
II. Eine geringgradige Sehbehinderung liegt III. Keine Ametropie über ±2 dpt. lässt sich deren Brennweite berechen,
laut Hilfsmittelverzeichnis bei einem Visus IV. Ein Restgesichtsfeld, das 2–3 Buchstaben wenn man die Formel V=D/4 zu Hilfe
≤0,8 bis >0,3 vor. eines Textes gleichzeitig erfassen kann. nimmt.
III. Im Bundessozialhilfegesetz wird V. Binokulares Simultansehen.
allgemein der Anspruch auf Eingliede- a) I und II sind richtig.
rungshilfe bei wesentlichen Behinderun- a) I und II sind richtig. b) II, III und IV sind richtig.
gen geregelt. b) I, II und III sind richtig. c) Nur V ist richtig.
IV. Das Hilfsmittelverzeichnis Produktgrup- c) Nur I ist richtig. d) II und IV sind richtig.
pe 25 definiert die zu Lasten der gesetz- d) II, III und IV sind richtig. e) Alle sind richtig.
lichen Krankenversicherungen verord- e) Alle sind richtig.
nungsfähigen Sehhilfen. 6. Für die Akkommodation durch
V. Blindheit im Sinne des Gesetzes liegt vor 4. Welche Aussagen sind richtig? optische Instrumente gilt:
bei einem Visus=1/20 oder anderen
Störungen der Sehfunktion von entspre- I. Die zum Lesen erforderliche Mindestge- I. Die Akkommodation durch ein auf unend-
chendem Schweregrad. sichtsfeldgröße wächst proportional zum lich eingestelltes Fernrohr gelingt umso
Vergrößerungsfaktor der verwendeten besser, je höher die Vergrößerung des
a) I und III sind richtig. Sehhilfe. Fernrohres ist.
b) I, II, III und IV sind richtig. II. Beim Lesen gleitet der Blick kontinuierlich II. Durch ein auf unendlich eingestelltes
c) II, III, IV und V sind richtig. mit einer Winkelgeschwindigkeit von 10° Fernrohr mit 4facher Vergrößerung muss
d) II und V sind richtig. pro Sekunde über das Lesegut. man 16 dpt akkommodieren, um in 1 m
e) Alle sind richtig. III. Der Mindestlesevisus von 0,4 ist innerhalb Entfernung scharf zu sehen.
eines Areals von 8° um die Foveola III. Der Akkommodationserfolg durch Kepler-
2. Welche Aussagen sind richtig? erreichbar. Fernrohre ist deutlich höher als durch
IV. Für die Erkennung eines Landolt-Ringes Galilei-Fernrohre.
I. Der Anspruch auf Blindengeld wird in der Visusstufe 0,4 genügt eine zentrale IV. Der Akkommodationsausgleich kann vor
Deutschland von den Versorgungsämtern Gesichtsfeldinsel von 0,3° Durchmesser. dem Fernrohrobjektiv oder hinter dem
bearbeitet. V. Die Ermittlung der Lesefähigkeit mit Fernrohrokular erfolgen.Im 2.Fall muss
II. In Deutschland gibt es schätzungsweise Texttafeln ist, im Gegensatz zum das Akkommodationsausgleichsglas um
50.000–80.000 Sehbehinderte. Optotypenvisus, ein überschwelliger Test. den Faktor V2 (V=Vergrößerung) größer
III. Bei den Ursachen für Sehbehinderung sein als im 1.Fall.
steht die altersabhängige Makuladegene- a) I und III sind richtig. V. Der hohe Akkommodationsaufwand
ration bei den älteren Menschen an erster b) I, II, III und IV sind richtig. durch Fernrohrsysteme erlaubt bei
Stelle. c) Nur I ist richtig. Anwendung in der Nähe nur geringe
IV. Die diabetische Retinopathie spielt wegen d) I, IV und V sind richtig. Abweichungen vom vorgesehenen freien
verbesserter Therapieoptionen bei der e) Alle sind richtig. Arbeitsabstand.
Zahl der Sehbehinderten praktisch keine
Rolle mehr. 5. Welche Aussagen zur Vergrößerung a) I und III sind richtig.
V. Retinopathia pigmentosa begründet von optischen Instrumenten sind b) Nur V ist richtig.
wegen des oft noch erhaltenen guten richtig? c) II, IV und V sind richtig.
Visus keinen Anspruch auf Blindengeld. d) II und IV sind richtig.
I. Die Vergrößerung ist ein Vergleich der e) Alle sind richtig.
a) I und III sind richtig. Netzhautbildgrößen des bewaffneten und
b) II, III und IV sind richtig. des unbewaffneten Auges.
c) Nur II ist richtig. II. Die Normalvergrößerung der Lupe
d) II und IV sind richtig. beträgt ein Viertel des Lupenbrechwertes.
e) Alle sind richtig. III. Die Vergrößerung einer Lupe hängt von
den Abständen Objekt–Lupe und
Lupe–Auge ab sowie vom Brechwert der
Lupe.

Der Ophthalmologe 10•2002 | 807


7. Welche Aussage ist richtig? III. Der freie Arbeitsabstand einer Lupe lässt a) I und II sind richtig.
sich durch größere Linsendurchmesser b) II, III und V sind richtig.
I. Die Vergrößerungsangabe auf vergrößern. c) I, II und V sind richtig.
Fernrohrsystemen gilt für das Sehen im IV. Der freie Arbeitsabstand eines Fernrohr- d) I, IV und V sind richtig.
Unendlichen. lupensystems wird durch die Brennweite e) Alle sind richtig.
II. Durch vorgesetzte Lupen kann das Fern- der Aufstecklupe bestimmt.
rohrsystem auf nahe Entfernungen einge- V. Der freie Arbeitsabstand bei Aufsetzlupen 10. Welche Aussagen zu Lupen sind
stellt werden (Fernrohrlupenbrille). beträgt immer 25 cm. richtig?
III. Die Gesamtvergrößerung einer Fernrohr-
lupenbrille addiert sich aus Lupenver- a) I und II sind richtig. I. Jede Sammellinse kann als Lupe wirken.
größerung und Fernrohrvergrößerung. b) I, II und IV sind richtig. II. Der sog.Lupenfall liegt vor, wenn sich das
IV. Fokussierbare Fernrohre benötigen keine c) I, II und V sind richtig. Objekt außerhalb der objektseitigen
Vorsatzlupe für die Einstellung auf die d) II, III, IV und V sind richtig. Brennweite einer Sammellinse befindet.
Nähe. e) Alle sind richtig. III. Befindet sich das Objekt im objektseitigen
V. Galilei-Fernrohre haben grundsätzlich Brennpunkt einer Sammellinse, entsteht
unscharf begrenzte Sehfelder. 9. Bezüglich der Kombination von Lupen das Bild stets im Unendlichen.
mit anderen Sehhilfen gilt: IV. Je geringer der Abstand des Objektes von
a) I und II sind richtig. der Lupe ist, desto größer wird das Lupen-
b) III und V sind richtig. I. Die Lage des Lupenbildes muss zur bild.
c) I, II, IV und V sind richtig. Bestimmung der passenden Nahbrille V. Je geringer der Abstand zwischen Lupe
d) II und IV sind richtig. bekannt sein. und Auge ist, desto größer wird das
e) Alle sind richtig. II. Bei einem Abstand Auge–Lupe von 25 cm Sehfeld.
ist ein Nahzusatz von 4 dpt zum deut-
8. Welche Aussagen zum freien lichen Erkennen des Lupenbildes nötig. a) I und II sind richtig.
Arbeitsabstand bei vergrößernden III. Langbrennweitige Aufsetzlupen lassen b) I, III und V sind richtig.
Hilfsmitteln sind richtig? sich mit Lupenhalbbrillen sinnvoll c) I, II und V sind richtig.
kombinieren. d) I, IV und V sind richtig.
I. Galilei-Systeme als Fernrohrlupenbrillen IV. Eine Lupe lässt sich sinnvoll mit Fernrohr- e) Alle sind richtig.
erlauben bei gleicher Gesamtvergröße- systemen zu einem Fernrohrlupensystem
rung in der Regel nur geringere freie kombinieren, wenn sie als aufsteckbare
Arbeitsabstände als Kepler-Systeme. Lupe vor dem Fernrohrsystem befestigt
II. Bei Lupenbrillen höherer Vergrößerung werden kann.
liegt der freie Arbeitsabstand bei wenigen V. Eine handgehaltene Leselupe lässt sich
Zentimetern. sowohl zu einer Fernbrille als auch zu
einer Lesebrille kombinieren.

Neben den Teilnahmebedingungen und Infor- Individualabonnenten der Zeitschrift.


mationen rund um CME können Sie unter Für diese Fortbildungseinheit erhalten Sie einen
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der Durchschnitt aller Teilnehmer berücksich- Durchschnitt liegen.
tigt wird – erst etwa 3 Wochen nach Einsende- Diese Initiative ist zertifiziert von der Landes-
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4. Dezember 2002 12/2002. Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit zur
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