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eingereicht von
Nicole Melanie Zottler, BSc
Graz, am 11.01.2017
Eidesstattliche Erklärung
„Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne
fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet
und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als
solche kenntlich gemacht habe.
2
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................... 6
Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ 8
Tabellenverzeichnis .................................................................................................... 9
Zusammenfassung ................................................................................................... 10
Abstract .................................................................................................................... 12
Einleitung .................................................................................................................. 14
Methode.................................................................................................................... 16
2.4.1 Leistungserbringung.................................................................................. 27
6.1.1Versicherungspflicht ................................................................................... 44
6.4.1 Leistungserbringung.................................................................................. 48
10.5 Finanzierung.................................................................................................. 64
10.7 Selbstbehalte................................................................................................. 66
10.8.5 Rate der Impfungen im Kindesalter für Keuchhusten und Masern .......... 73
12.Literaturverzeichnis.............................................................................................. 79
5
Abkürzungsverzeichnis
ASVG Allgemeines Sozialversicherungsgesetz
BGA Bundesgesundheitsagentur
BGK Bundesgesundheitskommission
BIP Bruttoinlandsprodukt
EU Europäische Union
KA Krankenanstalten
KVG Krankenpflegeversicherung
6
ÖSG Österreichischer Strukturplan Gesundheit
7
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Krankenanstalten der Akut- Kurzzeitversorgung nach
Versorgungsfunktion gegliedert, Stand 2014 ............................................................ 25
8
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Kosten der Fondskrankenanstalten 2014 ............................................... 33
Tabelle 5: Asthma Hospitalisierungsrate 2012 pro 100 000 Personen über 15 Jahren
................................................................................................................................. 69
Tabelle 6: COPD Hospitalisierungsrate 2012 pro 100 000 Personen über 15 Jahren
................................................................................................................................. 70
Tabelle 9: Impfrate Keuchhusten und Masern bei Kindern von 12-23 Monaten 2012
in % (Gesamtbevölkerung) ....................................................................................... 73
9
Zusammenfassung
Einleitung:
Ziele:
Das Ziel dieser Arbeit war im Wesentlichen, die Anzahl der Krankenhausaufenthalte,
die Kosten und die Finanzierung gegenüberzustellen.
Methoden:
Die Arbeit versteht sich als Literaturübersicht, die Recherche hierfür wurde in den
Datenbanken PubMed und Ovid vorgenommen. Aufgrund der benötigten Zahlen und
Daten wurde ein Großteil der Literatur auf Google, Google Scholar und den
Homepages verschiedenster Institutionen sowie Organisationen nach
informationsreicher und themenbezogener Literatur gesucht. Ebenso wurde in
Literaturverzeichnissen nach relevanter Literatur gesucht. Limitiert wurde auf
deutsch- und englischsprachige Literatur sowie Fachpublikation der letzten 10 Jahre.
Ergebnisse:
Die Kosten der Gesundheitssysteme betrugen 2014 in Österreich 11% des BIP (vgl.
Statistik Austria 2014) und in der Schweiz 11,1% des BIP (vgl. Statistik Schweiz
2016g), waren also in beiden Ländern fast gleich hoch. Betrachtet man jedoch die
Kosten, wurden in der Schweiz im Jahr 2014 65,2 Mrd. Euro (vgl. Statistik Schweiz
2014) und in Österreich 25,64 Mrd. Euro für das Gesundheitswesen aufgewendet.
Davon wurden in Österreich 30,3% (vgl. Statistik Austria 2016) und in der Schweiz
sogar 36,44% (vgl. Statistik Schweiz 2014) für den stationären Sektor aufgewendet.
10
Die Krankenhausaufenthalte lagen in Österreich 2014 bei 2.838.219 (vgl.
Bundesministerium für Gesundheit 2015b), in der Schweiz bei 1.397.767 (vgl.
Statistik Schweiz 2016b).
Schlussfolgerung:
11
Abstract
Introduction:
Austria and Switzerland have different insurance and health systems. The aging of
the population brings new challenges. Therefore, the subject costs, which increase
annually and the financing are becoming ever more up- to- date. At the moment,
there is very little literature on health systems, and no literature review comparing the
health systems of Austria and Switzerland. However, this comparison can show
advantages and disadvantages and provide opportunities for improvement.
Aim:
The aim of this master thesis was basically to compare the number of hospital stays,
costs and financing.
Method:
This thesis is a literature review, research was done in the databases PubMed and
Ovid. Due to the required numbers and data, a large part of the literature rich in
information and subject related was to be found on Google, Google Scholar and the
homepages of various institutions as well as organizations. Other relevant literature
was taken from reference lists. It was limited to literature written in German and
English, which was published within the last 10 years.
Results:
The cost of health care systems in Austria amounted to 11% of GDP in 2014 (cf.
Statistics Austria 2014) and in Switzerland to 11.1% of GDP (cf. Swiss Statistics
2016g), the proportion of GDP was almost the same in both countries. However,
considering the costs in Switzerland in 2014 were 65.2 billion euro (cf. statistics
Switzerland 2014) and in Austria 25.64 billion euro for health care. Of these, 30.3%
(cf. Statistics Austria 2016) in Austria and 36.44% in Switzerland were employed (cf.
Swiss Statistics 2014) for the inpatient sector. The hospital stays in Austria in 2014
were 2.838.219 (see Federal Ministry of Health 2015b), in Switzerland 1.397.767 (cf.
Swiss Statistics 2016b).
12
Conclusion:
Both countries need to reduce the many (avoidable) hospital stays, shorten the
duration of hospitalization and have to focus on the strengthening of the outpatient
area. The quality in both countries is, according to the OECD's Health Care Quality
Indicators (HCQI) good, but Switzerland is ranking higher than Austria. Retentions of
health benefits in Switzerland are expensive and numerous, the households‘
additional contributions are much higher than in Austria (cf. Comparis).
13
Einleitung
Gesundheit ist eine wichtige Ressource jedes Menschen, dadurch ist es von großer
Bedeutung so lange wie möglich gesund zu bleiben und im Falle einer Erkrankung
gut versorgt zu sein. Durch den demographischen Wandel, am 01.01.2016 waren
18,45% der österreichischen Bevölkerung älter als 65 Jahre, gewinnt nicht nur die
Prävention als Teil des Gesundheitswesens immer mehr an Bedeutung, sondern
auch die adäquate Versorgung jener chronisch Kranken, die eine Betreuung und
engmaschige Kontrollen benötigen (vgl. Statistik Austria 2016a). Im Jahr 2040 soll
der Anteil der über 65 jährigen in Österreich bei 26% liegen (vgl. Statistik Austria
2016b). Voraussetzung dafür, alle Menschen ausreichend behandeln zu können,
sind einerseits genügend Krankenhausbetten für akute Fälle, andererseits eine
flächendeckende ambulante Betreuung.
In dieser Arbeit habe ich mich genauer mit dem Vergleich der Gesundheitssysteme
von Österreich und der Schweiz beschäftigt, um eine klare Übersicht über die
Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Leistungen sowie in der Struktur zu
bekommen. Besonders die Schweiz wird laut Sax 2008 ob ihrer hohen Qualität sehr
gelobt (vgl. Sax, A. 2008, S.1). Neben den unterschiedlichen Leistungen und der
Finanzierung habe ich auch die Kosten gegenüber gestellt. Die Relevanz dieser
Arbeit entsteht aus der Notwendigkeit, zwei verschiedene Systeme einander
gegenüberzustellen, um zu sehen, in welchen Bereichen effizienter gearbeitet wird
und wo Verbesserungsbedarf besteht. Das Sichtbarmachen des
Verbesserungspotenzials bietet die Möglichkeit, Adaptierungen zur
Effizienzsteigerung vorzunehmen.
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über die Gesundheitssysteme zu
ermöglichen und einen Vergleich in Bezug auf die Struktur, Leistungen,
Finanzierung, Qualität, Kosten, Krankenanstalten, Ärztedichte und
Gesundheitsförderung zu bieten. In Folge dessen ist es möglich die Vor- und
Nachteile jedes Systems herauszufiltern und Verbesserungsmöglichkeiten zu
erarbeiten.
14
Fragestellung und Ziel der Arbeit
Das Interesse an diesem Thema ist durch die Frage begründet, ob
Qualitätsunterschiede und Leistungsunterschiede in den Gesundheitssystemen der
beiden Länder bestehen. Bei den Lehrveranstaltungen zum Thema Management
sind besonders zwei Schlagwörter immer im Zusammenhang mit
Gesundheitssystemen gefallen: Krankenhausaufenthalte und Kosten. Auf Grund
dessen ergaben sich folgende Fragestellungen:
15
Methode
Es handelt sich bei dieser Arbeit um eine Literaturanalyse, es wurde kein neues
Wissen generiert sondern bestehendes gegenübergestellt und zur Beantwortung der
Forschungsfragen herangezogen.
Im Zuge der Literatursuche auf PubMed und Ovid wurden 2 relevante Studien auf
PubMed und 3 in der Datenbank Ovid gefunden. Um überhaupt relevante Ergebnisse
zu finden wurden die Keywords wie folgt spezifiziert.
Auf PubMed konnten mit den Keywords „avoidable hospitalizations“ 937 Ergebnisse
gefunden werden, die weitere Eingrenzung auf die letzten 5 Jahre und den Zusatz
„Switzerland“ ergab dann 12 Treffer, wovon sich nach Durchsicht der Abstracts in
Bezug auf die Forschungsfrage nur eine als relevant erwies. Das zweite Ergebnis auf
PubMed wurde mit den Keywords „association between education and diabetes in
Switzerland“, und dem Zusatzkriterium, dass die Ergebnisse nicht älter als 5 Jahre
sein dürfen, erzielt. Diese Suche ergab 25 Treffer von denen sich wiederum nur eine
als brauchbar erwies. Die Keywords wurden spezifiziert um exakte Treffer zu
generieren.
Bei der Datenbank Ovid wurden die Keywords „primary care in Switzerland“
verwendet, dies lieferte 25 Treffer, mit dem Zusatzkriterium: nicht älter als 5 Jahre.
Davon erwies sich eine Studie als passend.
16
Mit den Keywords „interventions to increase influenza vaccination rates“ konnten, mit
dem Zusatzkriterium, dass sie nicht älter als 5 Jahre sind, 11 Treffer erzielt werden,
einer davon erwies sich brauchbar. Des Weiteren wurden mit den Keywords „primary
care reduce emergency department use“, nicht älter als 5 Jahre, 2 Ergebnisse
gefunden, wovon eines Verwendung fand.
17
Definition öffentliches Gesundheitssystem
Der Begriff öffentliches Gesundheitswesen umfasst die Gesamtheit aller
Einrichtungen, Organisationen, Gremien und Personen, die sich mit der
Aufrechterhaltung der Gesundheit der Bevölkerung, sowie der Prophylaxe, Diagnose
und Therapie von Erkrankungen beschäftigt (DocCheckFlexikon).
Das Beveridge System wird z.B. in Schweden und Dänemark angewandt. Das Ziel
dieses Systems ist die Versorgung der gesamten Bevölkerung. Finanziert wird dieses
System durch Steuern, organisiert und gesteuert wird es hauptsächlich durch den
Staat, der auch für die Ausgabenverteilung zuständig ist. In diesem System ist das
Mitspracherecht der Interessensvertretungen (z.B. Ärztinnen/Ärzte) gering (vgl.
Riegler, A. 2012).
Das Bismarck System findet sich z.B. in Österreich und der Schweiz. Ziel dieses
Systems ist die Absicherung der Versicherten und somit sind diese auch die
Zielgruppe des Systems. Anspruch auf Leistungen haben nur Menschen mit
Versicherungsstatus. Die Finanzierung dieses System basiert auf drei Säulen: den
Sozialversicherungsbeiträgen, Steuern und privaten Zuzahlungen. Die
Ausgabenverteilung ist im stationären Bereich über das LKF- System und im
niedergelassenen Bereich über Einzelleistungsvergütungen bzw. Pauschalen
geregelt. Die Organisation und Steuerung ist je nach Land unterschiedlich (vgl.
Riegler, A. 2012).
Das privatwirtschaftliche Modell findet sich z.B. in den USA. Das Ziel dieses Systems
ist die Minimalversorgung der gesamten Bevölkerung. Ein Anspruch auf Leistungen
ist nur bei Versicherung durch die/den Arbeitgeberin/Arbeitgeber oder bei privater
Versicherung gegeben. Sonderregelungen sind Medicare und Medicaid durch die die
Versorgung der Menschen über 65 Jahren bzw. chronisch Kranken und der ärmsten
Bevölkerungsschicht gegeben ist. Finanziert wird das System durch den Staat,
private Arbeitgeberinnen/Arbeitgeber und private Versicherungen.
18
Der Markt wird durch Angebot und Nachfrage geregelt, es gibt große Unterschiede in
Leistung und Qualität (vgl. Riegler, A. 2012).
Die Bundesgesundheitsagentur (BGA) ist seit der Gesundheitsreform 2005 für die
Planung, Steuerung und Finanzierung des Gesundheitswesens zuständig. Sie setzt
sich aus Vertreterinnen/Vertretern der Sozialversicherung, der Länder, Städte,
Gemeinden, Patientenvertretungen, der Krankenanstalten sowie der Ärztekammer
zusammen. Die Bundesgesundheitskommission (BGK) und die Bundes-
Zielsteuerungskommission sind die Organe der Bundesgesundheitsagentur. Die
Landesgesundheitsfonds und die Landes- Zielsteuerungskommission sind in den
Ländern verantwortlich.
19
Sie sind für die Umsetzung der Verträge und Rahmenbedingungen zuständig. Die
Organe der Landesgesundheitsfonds sind die Landesgesundheitsplattformen,
welche wiederum aus Vertreterinnen/Vertreter der Sozialversicherung, Länder,
Städte, Gemeinden, Patientenvertretungen sowie Ärztekammer und Rechtsträgern
der Fondskrankenanstalten bestehen (vgl. Öffentliches Gesundheitsportal
Österreichs 2016d).
Auf Bundesebene ist das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen für
Angelegenheiten im Gesundheitswesen zuständig. Die Schwerpunkte sind:
Gesundheitsberichterstattung
Qualität im Gesundheitswesen
Strukturpolitik und -planung
Gesundheitssystementwicklung
Leistungsorientierte Finanzierung von Gesundheitsdienstleistungen
Informations- und Klassifikationssysteme im Gesundheitswesen
Legistik und Rechtsangelegenheiten in der Kranken- und Unfallversicherung
(Bundesministerium Frauen Gesundheit).
20
2.1.2 Pflichtversicherung
In der Regel ist die Pflichtversicherung an die Erwerbstätigkeit gebunden jedoch gibt
es auch für Pensionistinnen/Pensionisten sowie für Arbeitslose eigene Regelungen,
sie besitzen ebenfalls eine eigene Versicherung. Es besteht die Möglichkeit,
Familienangehörige und Partner, unter bestimmten Bedingungen, mitzuversichern.
Ebenso gibt es die Möglichkeit einer Selbstversicherung, für den Fall, dass kein
Versicherungsschutz besteht. In Österreich sind rund 98% der Bevölkerung
krankenversichert. Zusätzlich besteht die Möglichkeit einer privaten
Zusatzversicherung, welche ungefähr ein Drittel der Bevölkerung in Anspruch nimmt
(vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs 2016d). Bei einer
Zusatzversicherung kann man sich alle Leistungen dazukaufen beispielsweise ein
Sonderklassezimmer im Krankenhaus, Aufenthalte in Privatkrankenanstalten,
Kostenersatz bei Wahlärztinnen und Wahlärzten sowie Zahnersatz u.v.m.
21
Es wurde nicht festgelegt wo die Leistungen erbracht werden sollen. Die
Voraussetzung war nur, dass die vorgegebenen Qualitätskriterien eingehalten
werden, Strukturen, die bereits bestanden, sollten optimiert werden. Ambulanter
Bereich, Rehabilitation und die Langzeitversorgung wurden nur als Ist- Stand erfasst,
da es keine Daten für eine Planung gab. Der ÖSG sollte überarbeitet werden und nur
mehr grundsätzliche Planungsaussagen liefern, dies soll auf regionaler Ebene den
Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen mehr Gestaltungsmöglichkeiten
geben. Somit konnte er auch als Basis für weitere Umsetzungen der
Gesundheitsreform dienen. Im Unterschied zum österreichischen
Krankenanstaltenplan (ÖKAP) wurde die Versorgung nun nicht nach Standorten
sondern nach 32 Versorgungsregionen, 9 Bundesländern und 4 Versorgungszonen
dargestellt. Zusätzlich wurde eine Darstellung der Versorgungsdichte in der
ambulanten Versorgung durch Ärztinnen/Ärzte, Rehabilitation sowie der Alten- und
Langezeitversorgung festgehalten (vgl. Pöttler, G. 2014, S.366ff).
Die zweite Version des ÖSG folgte im Jahr 2008, doch auch hier blieben Fragen
offen. Vor allem die Bereiche Spitalsstrukturen zur Sicherung der Grundversorgung,
Erreichbarkeit der Akutkrankenhäuser und Regionen, die Bedarf an
Rehabilitationseinrichtungen haben, wurden nicht geklärt (vgl. Pöttler, G. 2014, S.
368).
2010 wurde der ÖSG wieder neu überarbeitet und beschlossen, er beinhaltete
strukturelle Voraussetzungen für die Gesundheitsversorgung bis 2020. Diese
Ausgabe des ÖSG wurde von der Bundesgesundheitsagentur in Auftrag gegeben.
Zum ersten Mal wurden Rahmenplanungen für die ambulante Versorgung sowie für
die Rehabilitation miteinbezogen (vgl. Pöttler, G. 2014, S.368).
Die aktuellste Version ist der ÖSG 2012, der am 23.11.2012 von der
Bundesgesundheitsagentur beschlossen wurde. Prinzipiell ist er eine
Weiterentwicklung des ÖSG 2010 mit Planungshorizont bis 2020. Im Allgemeinen
wird der ÖSG alle zwei bis drei Jahre überarbeitet, dazwischen können aber bei
Bedarf Aktualisierungen von Teilbereichen erfolgen (vgl. Pöttler, G. 2014, S. 372).
22
2.2 Leistungen des öffentlichen Gesundheitswesens
Das öffentliche Gesundheitswesen ist grundsätzlich ein zwischen Bund, Ländern und
Gemeinden aufgeteilter Aufgabenbereich. Für die stationäre Versorgung,
Gesundheitsförderung und Prävention sind die Länder zuständig (vgl.
Bundesministerium für Gesundheit 2013, S.6).
23
2.3 Intramuraler Bereich
Der intramurale Bereich ist der stationäre Sektor im Gesundheitswesen, betrifft also
jegliche Versorgung, die stationär in einer Krankenanstalt stattfindet. Die
diesbezügliche Versorgung wird von öffentlichen, privaten und privat-
gemeinnützigen Krankenanstalten übernommen.
Die Länder sind für die Erhaltung und Errichtung der Krankenanstalten und somit für
eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung zuständig, dies ist durch das
Kranken- und Kuranstaltengesetz geregelt. Trotzdem werden die Kosten der
Fondskrankenanstalten von Bund, Ländern, Gemeinden sowie Sozialversicherungen
gemeinsam getragen (Landesgesundheitsfonds). Diese Gelder allein reichen jedoch
nicht aus um die Kosten der Krankenanstalten zu decken, sodass Länder
(Landesmittel) und Krankenanstaltenträger (z.B. Orden) weitere Gelder zuschießen
müssen. Die Zusatzfinanzierung durch Landesmittel wird Abgangsdeckung genannt.
24
Sie wird von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich abgewickelt, in einigen im
Voraus in einigen im Nachhinein (vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs
2016d).
Allgemeinversorgung:
Spezialversorgung: 47
122
Allgemeine Sonderkranken
Sanatorien: 26 Sanatorien: 8
Krankenanstalten : 96 anstalten : 39
Erweiterte Versorgung:
Basisversorgung: 56
32
Maximalversorgung: 8
Abbildung 1: Krankenanstalten der Akut- Kurzzeitversorgung nach Versorgungsfunktion gegliedert, Stand 2014 (in
Anlehnung an Bundesministerium für Gesundheit 2015b)
In der Akut- Kurzzeitversorgung betrug die Anzahl der tatsächlichen Betten im Jahr
2014 49706, wovon 42017 auf die Allgemeinversorgung entfielen und 7689 auf die
Spezialversorgung. Die stationären Aufenthalte im Jahr 2014 beliefen sich in der
Allgemeinversorgung auf 2.432.566 bei einer durchschnittlichen Belagsdauer von 4,6
Tagen. In der Spezialversorgung gab es 2014 250.481 stationäre Aufenthalte bei
einer durchschnittlichen Belagsdauer von 9,1 Tagen. Dies sind zusammen 2.683.047
stationäre Krankenhausaufenthalte in einem Jahr in der Akut-/Kurzzeitversorgung
(vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2015b).
25
2.3.2Nicht-Akutversorgung
Nicht- Akutversorgung
Gesamt: 110
Langzeitversorgung
Sanatorien: 1
Abbildung 2: Krankenanstalten der Nicht- Akutversorgung nach Versorgungsfunktion gegliedert, Stand 2014 (in Anlehnung
an Bundesministerium für Gesundheit 2015b)
Die Anzahl der tatsächlichen Betten in der Nicht- Akutversorgung im Jahr 2014
betrug 15.086, wovon 381 auf Genesung/Prävention, 10.264 auf die Rehabilitation
und 4.441 auf die Langzeitversorgung entfielen. Die stationären Aufenthalte 2014
betrugen in Genesung/Prävention 3.745 mit einer durchschnittlichen Belagsdauer
von 20,1 Tagen, in der Rehabilitation 142.422 mit einer durchschnittlichen
Belagsdauer von 23,5 Tagen und in der Langzeitversorgung 9.005 mit einer
durchschnittlichen Belagsdauer von 165,1 Tagen (vgl. Bundesministerium für
Gesundheit 2015b).
2.4.1 Leistungserbringung
Gesichert wird die ambulante Versorgung durch niedergelassene Ärztinnen/Ärzte in
Praxen, meist Einzelpraxen, sowie durch Spitalsambulanzen und Ambulatorien.
Diese werden von der sozialen Krankenversicherung und von Privatpersonen
geführt. Die Spitalsambulanzen stehen hauptsächlich in den öffentlichen
Krankenanstalten zur Verfügung. Die ambulante Versorgung basiert vorrangig auf
Vertragsbeziehungen zwischen den Krankenkassen und Unternehmern. Durch die
vermehrte Inanspruchnahme der Spitalsambulanzen ist auch die öffentliche
Leistungserbringung mittlerweile sehr ausgeprägt (vgl. Hofmarcher, M. 2013,
S.185f.).
27
Ende 2011 gab es in Österreich ca. 19.500 Ärztinnen/Ärzte im niedergelassenen
Bereich sowie 900 Ambulatorien, diese übernahmen gemeinsam den Großteil der
medizinischen Versorgung im ambulanten Bereich. Ungefähr die Hälfte der
Ärztinnen/Ärzte verfügen über einen Kassenvertrag. Die Gesetzgebung obliegt im
extramuralen Bereich dem Bund. Die Spitalsambulanzen tragen zwar wesentlich zur
ambulanten Versorgung bei, gehören aber organisatorisch sowie finanziell zum
intramuralen Bereich. Die Versorgungsdichte durch ambulante Angebote ist regional
unterschiedlich. Um die ambulante Versorgung zu verbessern wurden 2010
Gruppenpraxen von niedergelassenen Ärztinnen/Ärzten erlaubt, diese können
gleiche oder unterschiedliche Fachrichtungen haben. Damit sollen Wartezeiten auf
Termine verkürzt werden und Öffnungszeiten flexibler werden (vgl.
Bundesministerium für Gesundheit 2013).
28
3. Finanzierung des Gesundheitswesens
Das Gesundheitssystem wird pluralistisch finanziert, dies entspricht dem
Verfassungs- und Sozialversicherungsgesetz. Die Sozialversicherungsträger
finanzieren gut die Hälfte der der laufenden Gesundheitsausgaben. Die versicherten
Personen haben einen Anspruch auf Sach- und Geldleistungen im Rahmen des
definierten Leistungsumfangs (vgl. Hofmarcher, M. 2013, S. 85f.).
Pensionsversicherung:
Pensionsversicherungsanstalt
Krankenversicherung:
9 Gebietskrankenkassen
6 Betriebskrankenkassen
29
Unfallversicherung
Allgemeine Unfallversicherungsanstalt
Die Kosten des Gesundheitswesens betrugen im Jahr 2014 11% des BIP, dies
entspricht 25,64 Mrd. Euro. Mit einem Anteil von 30,3% war der stationäre Sektor der
teuerste, gefolgt vom ambulanten Sektor mit 16,3% (vgl. Statistik Austria 2014,2016).
30
3.1 Finanzierungsströme
Der Bund zahlt an die Länder einen Finanzausgleich, an die
Bundesgesundheitsagentur (BGA) fließen fixe Mittel sowie ca. 1% der vom Bund
eingenommen Steuer im betreffenden Jahr. An die Landesgesundheitsfonds fließen
Mittel der Bundesgesundheitsagentur (BGA) sowie der Länder in Form von 0,949%
der Umsatzsteuer aus dem betreffenden Jahr und Anteile an der
Betriebsabgangsdeckung. Auch die Gemeinden liefern Gelder an die
Landesgesundheitsfonds in Form von 0,642% der Umsatzsteuer im betreffenden
Jahr und Anteile an der Betriebsabgangsdeckung. Die Mittel der Sozialversicherung
fließen die Landesgesundheitsfonds und an den Privatkrankenanstalten-
Finanzierungsfonds (PRIKRAF), die Anpassung erfolgt je nach Beitragseinnahmen.
Ebenso fließen Mittel der Sozialversicherung direkt an Krankenanstalten
(Akutkrankenanstalten, Rehabilitationseinrichtungen), an Angestellte in
Gesundheitsberufen, Kuranstalten sowie Wohlfahrtseinrichtungen und direkt an
Patientinnen/Patienten. Von Ländern und Gemeinden fließen direkt Mittel
Krankenanstalten, Pflegeheime sowie Wohlfahrtseinrichtungen. Die Mittel der
Landesgesundheitsfonds fließen an öffentliche und privat- gemeinnützige
Akutkrankenanstalten, die Mittel des Privatkrankenanstalten- Finanzierungsfonds
(PRIKRAF) an private, nicht- gemeinnützige Krankenanstalten.
31
3.2 Sozialversicherungen
Die Beiträge für die Krankenversicherung werden zwischen
Dienstgeberin/Dienstgeber und Dienstnehmerin/Dienstnehmer aufgeteilt und
betragen insgesamt 7,65%, bei Pensionistinnen/Pensionisten beträgt der Beitrag
5,1% der monatlichen Höchstbeitragsgrundlage. Bei Arbeiterinnen/Arbeitern liegt der
Beitrag der Dienstgeberin/des Dienstgebers bei 3,78% und der Dienstnehmerin/des
Dienstnehmers bei 3,87%, bei Angestellten bei 3,78% bzw. 3,87%. Die
Höchstbeitragsgrundlage beträgt für alle drei Gruppen 4.860€ und gilt für die
Krankenversicherung, Pensionsversicherung, Unfallversicherung und
Arbeitslosenversicherung. Dies bedeutet, dass alle bis zu einem Einkommen von
4.860€ insgesamt 37,75% davon als Sozialversicherungsbeitrag bezahlen. Alle, die
mehr als 4.860€ verdienen, bezahlen auch 37,75% da die Höchstbeitragsgrundlage
erreicht ist. Dadurch, dass die Versicherung in der Regel nicht frei gewählt werden
kann, stehen die Versicherungen untereinander in keinem Wettbewerb (vgl.
Steiermärkische Gebietskrankenkasse 2016).
Die Länder haben nach dem Finanzverfassungsgesetz 1984 die Aufgabe für die
Kosten der Errichtung und Erhalten von Krankenanstalten aufzukommen. Ebenso
gibt es eine Leistungspflicht für die Krankenversicherung (vgl. Hofmarcher, M. 2013,
S.8).
32
3.3.1 Kosten für Fonds- Krankenanstalten
2014
Österreich gesamt 12 231 710 245 7 028 691 797 660 097 171
Wien 3 589 606 647 1 837 975 928 172 375 981
Tabelle 1: Kosten der Fondskrankenanstalten 2014 (in Anlehnung an Bundesministerium für Gesundheit 2015a)
Die Erhöhung der Personalkosten ist auf eine Zunahme an höher qualifiziertem
Personal in den Krankenanstalten zurückzuführen, vor allem in den
Gesundheitsberufen. Die Medikamentenkosten betrugen im Jahr 2005
505.970.406€, dies entspricht einer Erhöhung bis zum Jahr 2014 von ca. 160
Millionen Euro.
33
Die Medikamentenkosten sind demnach in den 9 Jahren jährlich um ca. 18 Millionen
Euro gestiegen, im Gegensatz dazu sind die Personalkosten jährlich um ca. 222
Millionen Euro angestiegen, dies ist das 12,33- fache der Medikamentenkosten (vgl.
Bundesministerium für Gesundheit 2015a).
Die stationäre Versorgung trägt am meisten Gewicht an den Gesamtkosten der aus
Landesgesundheitsfonds finanzierten Krankenanstalten und verursacht
hauptsächlich die Steigerung der Gesamtkosten, auf sie entfallen ca. dreiviertel der
Kosten. Den Rest von ungefähr einem Viertel machen die Kosten für den
ambulanten Bereich und sonstige Kosten wie z.B. Krankenpflegeschulen oder
Forschungsstellen aus (vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2015a).
34
4. Vergütung der Krankenanstalten
Die Honorierung der Hälfte des laufenden Betriebes der Krankenanstalten erfolgt seit
1997 leistungsorientiert. Die Abrechnung erfolgt anhand von Punkten am Ende der
Abrechungsperiode, jedes Bundesland wird extra berechnet. Diesbezüglich
herrschen durchaus unterschiedliche Regelungen bezüglich der Ausschüttung sowie
der Verteilung der Mittel, auch wenn die Abrechnung der Fallpauschalen laut
Definition einheitlich sein sollte. Die Regelungen sind außerdem wenig transparent.
Die Eigentümer/Rechtsträger tragen grundsätzlich die Investitions- sowie
Erhaltungskosten der Krankenhäuser (vgl. Hofmarcher, M. 2013, S. 86).
35
Um die einzelnen leistungsbezogenen Diagnosefallgruppen bilden zu können
mussten medizinische, ökonomische und statistische Kriterien miteinbezogen
werden. Daher wurde ein Algorithmus angewandt, welcher in drei Stufen gegliedert
wird:
Stufe 2: Hier wurden die medizinischen Zugehörigkeiten der Leistungen sowie die
Leistungshomogenität beurteilt. Es wurden aus den medizinischen Einzelleistungen
medizinische Einzelleistungs- Gruppen (MEL- Gruppen) und aus Diagnosen wurde
Hauptdiagnose- Gruppen (HDG- Gruppen) gebildet.
Stufe 3: Dabei wurden die MEL- Gruppen und die HDG- Gruppen anhand von
Gliederungsmerkmalen in leistungsorientierte Diagnosefallgruppen (LDF) gegliedert
(vgl. Hofmarcher, M. 2013, S. 138f.).
Eine LDF- Pauschale besteht aus zwei Komponenten, der Leistungs- und der
Tageskomponente. Pro Tag auf der Intensivstation gibt es Intensivkostenzuschläge.
Die Leistungskomponente bezieht sich auf die Leistungen, deren Kosten als
medizinische Einzelleistungen direkt den Patientinnen/Patienten zugeordnet werden,
wie z.B. Kosten für medizinische Güter oder Personalkosten bei einer Operation.
Jegliche anderen Kosten sind in der Tageskomponente enthalten, welche von der
Verweildauer abhängt. Einzige Ausnahme sind Kosten für Intensiveinrichtungen. Für
jede leistungsorientierte Diagnosefallgruppe (LDF) gibt es eine Unter- und
Obergrenze der Verweildauer. Wenn Patientinnen/Patienten eine kürzere
Verweildauer aufweisen als in ihrer Fallgruppe festgelegt, wird eine reduzierte
Fallpauschale, welche der tatsächlichen Verweildauer entspricht verrechnet.
Umgekehrt, wenn Patientinnen/Patienten die Verweildauerobergrenze überschreiten,
wird pro zusätzlichem Tag ein Punktezuschlag verrechnet. Zusätzlich zum
„normalen“ Leistungskatalog gibt es einen eigenen für tagesklinische Aufenthalte
(vgl. Hofmarcher, M. 2013, S. 139f.).
36
4.1.2 LKF- Steuerungsbereich
Der LKF- Steuerungsbereich kann länderweise gestaltet werden, d.h. es können
auch andere Kriterien wie Typ der Krankenanstalt berücksichtigt werden und
länderspezifische Unterschiede hinsichtlich strukturspezifischer Kriterien können mit
einbezogen werden (vgl. Hofmarcher, M. 2013, S.140).
Aufenthaltsbezogene Daten
Krankenanstaltennummer
Aufnahmezahl und Aufnahmedatum
Aufnahmeart
Aufnehmende Abteilung, Verlegung
Leistungsdatum
Entlassungsdatum und Entlassungsart
Patientinnen/Patienten bezogene Daten
Geburtsdatum
Geschlecht
Staatsbürgerschaft
37
Hauptwohnsitz (Postleitzahl)
Kostenträger
Zu den medizinischen Daten zählen:
Hauptdiagnose
Zusatzdiagnosen
Ausgewählte medizinische Einzelleistungen
Die Summe dieser erhobenen Daten wird „Minimum Basic Data Set- MBDS“ genannt
und wird für jeden stationären Aufenthalt erhoben, dieser liefert die Daten für die
leistungsorientierte Abrechnung (vgl. Hofmarcher, M. 2013, S.59).
Als die Verlängerung der Artikel 15a B- VG- Vereinbarung, die der Organisation und
Finanzierung des Gesundheitswesens dient, wurden auch die Vereinbarungen
bezüglich des PRIKRAF ohne wesentliche Veränderungen bestätigt und verlängert
(vgl. Pöttler, G. 2014, S.349).
Der PRIKRAF übernimmt die Kosten von Leistungen, welche in einer privaten
Krankenanstalt durchgeführt wurden, für die von Seiten der sozialen
Krankenversicherung eine Leistungspflicht besteht. Derzeit gibt es in Österreich 46
private Krankenanstalten (vgl. Wirtschaftskammer Österreich 2015).
Es werden also alle Krankenanstalten die in das PRIKRAF- Gesetz fallen nach dem
LKF- System vergütet. Die Einnahmen, die sie zusätzlich erwirtschaften, werden
durch Patientinnen/Patienten oder von Privatversicherungen bezahlt. Der Fonds
finanziert vor allem stationäre und tagesklinische Leistungen von PRIKRAF
Krankenanstalten für die die Krankenversicherungsträger leistungspflichtig sind.
38
Ebenso bezahlt der Fonds Pflegekostenzuschüsse für Patientinnen/Patienten, die in
einer Krankenanstalt behandelt wurden, die unter das PRIKRAF- Gesetz fallen.
Hingegen werden ambulante Behandlungen, Rehabilitations- und Kurleistungen nicht
abgegolten. Qualitätskriterien werden festgelegt und Leistungskapazitäten evaluiert
(vgl. Pöttler, G. 2014, S.349f).
39
5. Gesundheitsförderung und Prävention
Das Gesundheitssystem in Österreich war von sozialrechtlichen Bestimmungen her
primär auf die kurative Behandlung ausgerichtet. Der öffentliche Gesundheitsdienst
sieht seine Aufgabe hauptsächlich in der sanitären Aufsicht und in der
Gutachtertätigkeit, diese sind gelegentlich mit Präventionsprogrammen verbunden.
Um Gesundheitsförderung und Prävention voran zu bringen wurden
Gesetzesinitiativen als Basis beschlossen. Diese umfassen unter anderem die
Vorsorgeuntersuchungen, den Mutter- Kind- Pass, den schulärztlichen Dienst und die
Gesundheitsförderung (vgl. Hofmarcher, M. 2013, S.187).
5.1 Vorsorgeuntersuchungen
Vorsorge soll vor allem den Gesundheitszustand der Bevölkerung verbessern, der
Fokus liegt auf der Beratung hinsichtlich gesundheitsfördernder Lebensstile. Deshalb
wurden die Vorsorgeuntersuchungen eingeführt, die sich über das gesamte Leben
erstrecken. Beginnend bei Mutter- Kind- Pass Untersuchungen, über schulärztliche
Untersuchungen und, Vorsorgeuntersuchungen für Jugendliche bis hin zu
Vorsorgeuntersuchungen für Erwachsene (vgl. Hofmarcher, M. 2013, S. 192).
40
5.3 Schulärztlicher Dienst
Der schulärztliche Dienst umfasst die sanitäre Kontrolle der Schulen, die
Untersuchung der Schülerinnen/Schüler in Bezug auf ihre Gesundheit und ihre
Eignung am Unterricht teilzunehmen. Er wurde 1964 eingeführt und ist eine
Gesundenuntersuchung, die einmal pro Schuljahr stattfindet. 2005 wurden an alle
Schülerinnen/Schüler der 8. Schulstufe in Österreich Gesundheitspässe und
Impfpässe verteilt, ebenso erhielten sie Informationsbroschüren zu verschiedensten
Themen wie z.B. Ernährung und Sucht (vgl. Hofmarcher, M. 2013, S.193).
5.5 Gesundheitsförderung
Gesundheitsförderung fällt auch in die Aufgabe der Krankenversicherung. Dazu
zählen unter anderem Projekte zur Gesundheitsförderung, die subventioniert werden.
Durchgeführt werden die Maßnahmen zur Gesundheitsförderung durch einen
gemeinnützigen Fonds namens „Fonds Gesundes Österreich“ (FGÖ). Zur
Finanzierung solcher Maßnahmen werden Steuern eingesetzt, unter anderem
teilweise die Tabaksteuer. Die Gesundheitsplattform auf Ebene der Bundesländer
wurde ebenfalls mit den Aufgaben der Gesundheitsförderung und Prävention betraut.
Die Vorgaben hierzu stammen von der Bundesgesundheitsagentur (vgl. Hofmarcher,
M. 2013, S.226).
Für die Maßnahmen und Initiativen der Gesundheitsförderung und Prävention wurde
1998 ein eigenes Gesetz, das „Gesundheitsförderungsgesetz“, beschlossen. Ziel
davon ist es, vor allem gesunde Lebensweisen und Lebensräume zu fördern, krank
machende Verhaltensweisen durch Aufklärung und Projekte zu minimieren, auch
sollen Krankheiten früh genug erkannt werden (vgl. Öffentliches Gesundheitsportal
Österreichs 2016d).
41
Wichtig dabei ist die Mitarbeit jedes Einzelnen, da individuelle Verhaltensweisen
selbstbestimmt sind und nur selbst geändert werden können. Es kann lediglich ein
Bewusstsein dafür geschaffen werden was „gesund“ und „krank“ machende Faktoren
sind und wie man sie eliminieren bzw. fördern kann.
42
Teil 2: Schweiz
Die Versicherungen in der Schweiz sind zur vollen Freizügigkeit verpflichtet, dies
bedeutet, dass sie alle Personen zu den gleichen Bedingungen in die
Grundversicherung aufnehmen müssen. Dafür gibt es einen Risikoausgleich, der das
Alter und das Geschlecht berücksichtigt (vgl. Sax, A 2008, S.2).
43
Welche Leistungen von den Versicherungen getragen werden müssen ist gesetzlich
geregelt, diese sind also verbindlich. Dies dient dem Zweck, dass alle versicherten
Personen den selben Zugang zu Grundleistungen haben. Die Solidarität dieses
Systems bezieht sich demnach nur auf die Leistungen. Menschen mit niedrigerem
Einkommen müssen einen höheren Teil ihres Einkommens aufbringen, ebenso die
sozial schwächer Gestellten, die gerade noch keinen Anspruch auf staatliche
Zuschüsse haben (vgl. Freie Universität Berlin).
6.1.1Versicherungspflicht
Alle Personen, die ihren Wohnsitz in der Schweiz haben, sind verpflichtet, sich
innerhalb von drei Monaten zu versichern. Nach dem Freizügigkeitsprinzip müssen
die Krankenversicherungen alle Personen aufnehmen. Dieser Zeitraum gilt ab der
Geburt bzw. ab der Wohnsitzannahme, durchzuführen ist dies persönlich oder durch
eine/einen gesetzliche/n Vertreterin/Vertreter. Wenn der Beitritt rechtzeitig erfolgt, gilt
die Versicherung ab dem Zeitpunkt der Geburt bzw. der Wohnsitzannahme. Seit
01.06.2002 sind nicht nur Personen mit dem Wohnort in der Schweiz ebendort
versicherungspflichtig, sondern auch Grenzgänger. Dies nennt sich Erwerbsort
Prinzip, das heißt, dass sich alle Personen, die in der Schweiz arbeiten, auch dort
versichern müssen, auch wenn sie z.B. ihren Wohnsitz in Österreich haben. Ebenso
zählen die Angehörigen der Grenzgängerinnen/Grenzgänger dazu, auch wenn sie
nicht erwerbstätig sind besteht für sie die Versicherungspflicht in der Schweiz. Zu
den Angehörigen zählen Kinder bis zum vollendeten 18. Lebensjahr bzw. bis zum 25.
Lebensjahr wenn sie in Ausbildung sind, und die/der Ehepartnerin/Ehepartner.
Zusätzlich regelt das Personenfreizügigkeitsabkommen, dass sich
Pensionistinnen/Pensionisten die in einem EU-/EFTA- Staat wohnen, auch in der
Schweiz krankenversichern müssen wenn sie eine Pension aus der Schweiz
beziehen (vgl. Gemeinsame Einrichtung KVG).
45
6.3 Intramuraler Bereich
2014 gab es in der Schweiz 289 Krankenanstalten, allgemeine Kliniken und
Spezialkliniken mit einbezogen (vgl. Statistik Schweiz 2016b).
Krankenanstalten
Gesamt: 289
Allgemeine Sonderkrankenanstalten:
Krankenanstalten: 108 181
Psychiatrische Kliniken:
Zentrumsversorgung: 39
50
Grundversorgung: 69 Rehabilitationskliniken:
47
Andere Spezialkliniken 84
Abbildung 3: Krankenanstalten Schweiz, gegliedert nach Versorgungsfunktion 2014 (in Anlehnung an Statistik Schweiz
2016b)
Im Jahr 2014 gab es in der Schweiz insgesamt 37 540 Betten, davon 24 903 Betten
in den allgemeinen Krankenanstalten und 12 637 in Spezialkliniken und gesamt
1 397 767 Krankenhausaufenthalte. Dies beinhaltet Akutpflege und Geburtshaus mit
23 481 Betten, die Psychiatrie mit 7 333 Betten sowie Rehabilitation/Geriatrie mit
6 726 Betten in allen Kantonen. Die Krankenhausaufenthalte beliefen sich gesamt
auf 1 397 767 Aufenthalte, Allgemeine Krankenanstalten sowie
Sonderkrankenanstalten in allen Kantonen zusammen (vgl. Statistik Schweiz 2016b).
46
Die durchschnittliche Belagsdauer lag 2014 bei 9,34 Tagen, Männer und Frauen
lagen mit 9,37 bzw. 9,31 Tagen ziemlich gleich auf (vgl. Statistik Schweiz 2016f). Die
Belagsdauer in Tagen, nach Alter gegliedert, ergibt folgende Zahlen:
Tabelle 2: Durchschnittliche Belagsdauer nach Alter gegliedert (in Anlehnung an Statistik Schweiz 2016f)
Tabelle 3: Arztbesuche der Gesamtbevölkerung Schweiz 2012 (in Anlehnung an Statistik Schweiz 2016a)
47
6.4.1 Leistungserbringung
2014 gab es 17 804 Ärztinnen/Ärzte im ambulanten Sektor, 5 945 davon
Allgemeinmedizinerinnen/Allgemeinmediziner und 4 217 Zahnärztinnen/Zahnärzte.
Dies ergibt je 100 000 Einwohnerinnen/Einwohner eine Dichte von 216
Allgemeinmedizinerinnen/Allgemeinmedizinern und eine Dichte von 51
Zahnärztinnen/Zahnärzten (vgl. Statistik Schweiz 2016a).
48
7. Finanzierung des Gesundheitswesens
Die hauptsächlichen Finanzierungsregimes des Gesundheitswesens in der Schweiz
sind:
49
7.1 Finanzierungsströme
Die Bevölkerung bezahlt Beiträge an die Sozialversicherung, die Sozialversicherung
begleicht ca. 40% der Kosten im Gesundheitswesen.
Die Finanzierung teilen sich Staat, Unternehmen und private Haushalte. Unter Staat
fallen Bund, Kantone und die Gemeinden. Zu den Unternehmen zählen Kranken-
und Unfallversicherung, AHV, IV und andere wie Spenden und Vermächtnisse ohne
einen Erwerbscharakter. Private Haushalte setzen sich aus „Out of pocket“ Beiträgen
zusammen, also Ausgaben, die direkt für Güter oder Selbstbehalte von privaten
Haushalten gedeckt werden, weil sie durch die Versicherung nicht gedeckt sind, dem
Aufwand der Sozialversicherungen, dem Aufwand der Privatversicherungen und
andere wie Spenden und Vermächtnisse ohne Erwerbscharakter (vgl. Statistik
Schweiz 2016d).
50
Im Jahr 2013 entfielen 36,6% der Kosten auf Krankenhäuser, dies entspricht einer
Summe von 22.643.381,04 €. 54% der gesamten Kosten im Gesundheitswesen
entstanden im stationären Bereich, welcher Güter und Dienstleistungen des
Gesundheitswesens, die Krankenhäuser, Pflegeheime und Einrichtungen für
Behinderte beinhaltet. 31,6% der Kosten machten die ambulanten
Versorgerinnen/Versorger aus, die Ärztinnen/Ärzte machten mit 18% den größten
Teil der Kosten aus. Die restlichen Kosten entstanden durch den Detailhandel mit
Arzneimittel, therapeutische Apparate, Verwaltungskosten, Prävention und
Unfallverhütung sowie private Organisationen ohne Erwerbscharakter (vgl. Statistik
Schweiz 2016c).
Leistungen 2014
Krankenhäuser 258726
Sozialmedizinische 123133
Institutionen
Detailhandel 53341
Staat 11644
Versicherer 28228
Total 711669
Tabelle 4: Leistungsaufgliederung in Millionen Schweizer Franken (in Anlehnung an Statistik Schweiz 2016c)
In Euro entsprechen 71,2 Milliarden Schweizer Franken ca. 65,2 Milliarden Euro.
51
7.2 Sozialversicherungen
Unter Sozialversicherungen fallen in der Schweiz:
Krankenversicherung
Unfallversicherung
Alter- und Hinterlassenenvorsorge
Invalidenversicherung
Ergänzungsleitungen (z.B. Deckung des Existenzbedarfs)
Berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge
Familienzulagen für Landwirtschaft
Familienzulagen
Mutterschaft
Arbeitslosigkeit
Erwerbsersatzentschädigung
Militärversicherung
Die Gelder, die der Sozialversicherung zur Verfügung stehen, sind von
Rechnungsüberschüssen sowie der Kapitalwertänderungen abhängig (vgl. Zeltner,
H. 2015, S.386f).
- die Kantone
- Privatversicherer
- Stiftungsfonds
52
Ein Anteil von höchstens 45% wird durch die Krankenversicherer in den sogenannten
Listen- Krankenhäusern finanziert, dies beinhaltet auch Investitionen und
Berufsbildung. Der Anteil der Kantone liegt ab 2017 bei 55%. Für die Abdeckung des
Bereichs der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) werden zwei
Tarifmodelle zur Abgeltung verwendet, die SwissDRG zur Abgeltung von stationären
Leistungen und Tarmed für die ambulanten Leistungen (vgl. Berger, S. et al. 2015,
S.408f.).
53
8. Vergütung der Krankenanstalten
Bei der Finanzierung der stationären Behandlungen sind zwischen
Leistungserbringern und Versicherung Tarife vertraglich ausgehandelt, nach denen
die Abrechnung erfolgt. Dies sind Pauschalsätze und werden direkt zwischen
Versicherung und Leistungserbringer vereinbart. Die Hälfte der stationären
Leistungen wird von den Kantonen getragen, die andere Hälfte von den
Versicherungen (vgl. Freie Universität Berlin).
Das SwissDRG System wird nun schweizweit einheitlich angewandt. Erfasst werden
Hauptdiagnose, Nebendiagnosen sowie Behandlungen und Zusatzfaktoren, diese
werden einer Fallgruppe zugeordnet und anhand dessen werden die Leistungen
pauschal vergütet (vgl. SwissDRG, b).
54
Verbesserungen dank SwissDRG Fallpauschalen
(SwissDRG, a).
55
8.1.1 Gliederung und Funktionsweise der SwissDRG
Haupt- Neben-
Prozeduren
diagnosen ICD- diagnosen
10 (CHOP) Weitere
ICD- 10
Faktoren (Alter,
Geschlecht,
Schweregrad.…)
Datensatz
Grouper
(Software) Abrechnungs-
Gruppierregeln regeln
SwissDRG
Fall-
pauschale
Berechnet werden die SwissDRG Fallpauschalen anhand der Kosten, die den
Krankenanstalten tatsächlich anfallen (vgl. SwissDRG, a).
56
9. Gesundheitsförderung und Prävention
In der Schweiz werden je nach Krankenversicherung und Kanton
Vorsorgeuntersuchungen angeboten und finanziert. Einige dieser Untersuchungen
werden zwar empfohlen, sind aber selbst zu bezahlen. Es werden immer wieder
Präventionskampagnen durchgeführt. Gesteigert werden sollen dadurch die
Gesundheit der Bevölkerung sowie ihre Arbeitsfähigkeit, verhindert werden sollen
frühzeitige Arbeitsunfähigkeit und vorzeitige Todesfälle sowie Pflegebedürftigkeit. Die
Akteure, die sich in der Gesundheitsförderung und Prävention engagieren, sind
staatlich und nichtstaatlich. Es gibt die Bund-, Kanton- und Gemeindeebene. Der
Bund befasst sich hauptsächlich mit Suchtprävention, Bekämpfung von
übertragbaren Krankheiten, Prävention von Berufsunfällen und Berufskrankheiten
sowie allgemein in der Prävention von Unfällen. Die Kantone und die privaten
Akteure befassen sich hauptsächlich mit der Prävention von nicht übertragbaren
Krankheiten sowie psychischen Krankheiten und der Gesundheitsförderung (vgl.
Bundesamt für Gesundheit BAG 2007,S.5f).
9.1 Vorsorgeuntersuchungen
Da in der Schweiz die Patientinnen/Patienten bei vielen verschiedenen
Versicherungen versichert sind und die Auswahl der Versicherungen selbst erfolgt,
bieten diese unterschiedliche Untersuchungen zur Vorsorge an.
(vgl. Helsana).
57
9.2 Mutter- Kind- Pass
In der Schweiz gibt es offiziell keinen Mutter- Kind- Pass, aber einige Ärztinnen/Ärzte
geben ihren Patientinnen einen Ausdruck der Schwangerschaftsdaten oder eine Art
digitalen E -Mutterpass in Form eines USB- Sticks. Der schweizerische
Hebammenverband (SHV) ist der Meinung, ebenso wie Ärztinnen/Ärzte, Versicherer,
sowie Krankenanstalten, dass ein einheitlicher Mutterpass viele Vorteile für Mütter
und Kinder bringen würde, da in diesem alle wichtigen Informationen bezüglich der
Schwangerschaft vermerkt wären. Ebenso ist das bei einem Auslandsaufenthalt sehr
hilfreich. Der Hebammenverband empfiehlt daher jeder werdenden Mutter einen
Mutter- Kind- Pass zu verlangen. Gescheitert ist der verpflichtende Mutter- Kind-
Pass bis jetzt am föderalistischen Gesundheitssystem der Schweiz, trotz großer
Zustimmung (vgl. Babywelten 2016).
Im Rahmen dieser drei Untersuchungen werden die Impfausweise der Kinder und
Jugendlichen kontrolliert und die Eltern gegebenenfalls auf fehlende Impfungen
hingewiesen, diese sollten dann bei der/beim Kinderärztin/Kinderarzt nachgeholt
werden. In der dritten Primarklasse besteht die Möglichkeit einer kostenlosen
Impfung (vgl. Gesundheitsdepartment des Kantons Basel- Stadt, b).
9.4 Gesundheitsförderung
In der Schweiz gibt es sechs Hauptakteure in den Bereichen Gesundheitsförderung
und Prävention. Der Bund, die Kantone, die Gesundheitsligen, nationale Stiftungen,
akademische Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie nationale
Organisationen (vgl. Chastonay, P. 2015, S.101- 104).
Auch wenn das schweizerische Gesundheitssystem am BIP gemessen ca. 12% der
Kosten ausmacht, werden von den gesamten Gesundheitsausgaben nur 2,2% in die
Prävention investiert. Bund, Kantone und private Organisationen beteiligen sich mit
jeweils 20%. 40% werden von Krankenkassen, privaten Haushalten,
Sozialversicherungen sowie Gemeinden übernommen (vgl. Chastonay, P. 2015,
S.105).
59
10. Vergleich Österreich- Schweiz
Nach detaillierter Beschreibung beider Gesundheitssysteme, folgt nun der Vergleich
und die Herausarbeitung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden
Systeme. Der Fokus liegt hierbei auf einigen ausgewählten Parametern.
10.1 Versicherungsprinzip
In Österreich haben aufgrund des Solidaritätsprinzips, wie in Kapitel 1.1 erwähnt,
nahezu alle Menschen eine Versicherung und den gleichen Zugang zu gleichen
Leistungen. Dies ist das Prinzip der Pflichtversicherung, bei der sich, außer einige
wie in Kapitel 1.1.1 unter Opting Out erwähnte Berufsgruppen, niemand seine
Krankenversicherung aussuchen kann. In der Schweiz herrscht durch das
föderalistische Prinzip die Versicherungspflicht, d.h., dass sich jeder seine
Versicherung selbst aussuchen kann, gewisse Grundleistungen sind aber auch hier
gesetzlich vorgegeben, auf diese bezieht sich die Solidarität im Schweizer System.
Solidaritätsprinzip bedeutet, dass alle versicherten Personen unabhängig von der
Höhe der Beitragszahlung, Risiko, Alter, Herkunft oder Wohnort Anspruch auf die
gleichen Leistungen haben. Beim föderalistischen Prinzip der Schweiz gibt es keine
Anpassung des Versicherungsbeitrages an die finanziellen Einkünfte sondern einen
pro Kopf Beitrag, für Einkommensschwache gibt es staatliche Zuschüsse (vgl.
Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs 2015a; Freie Universität Berlin).
60
Gewählt werden kann die/der Leistungserbringerin/Leistungserbringer selbst und
unabhängig von dem Wohnort jedoch darf pro Quartal (Abrechnungsperiode) nicht
gewechselt werden, außer wenn eine Zustimmung von der Krankenkasse eingeholt
wurde. Ärztinnen/Ärzte ohne Vertrag mit einer Krankenkasse dürfen gewechselt
werden, jedoch werden von der Krankenkasse nur vier Fünftel des Honorars
einer/eines Vertragsärztin/Vertragsarztes bezahlt, zusätzlich sind die Honorare der
Privatärztinnen/Privatärzte meist höher (vgl. Hofmarcher, M. 2006, S.170ff.).
Im ambulanten Bereich in der Schweiz erfolgt die Vergütung von Leistungen der
Allgemeinmedizinerinnen/Allgemeinmedizinern sowie von Fachärztinnen/Fachärzten
auf Einzelleistungsbasis (vgl. OECD-Berichte über Gesundheitssysteme: Schweiz
2011, 2012, S.57). Wie in Österreich sind die Leistungen der Grundversicherung in
der Schweiz für alle gleich, es gilt jedoch, außer es bestehen mit der Versicherung
andere Vereinbarungen, das Prinzip der Kostenerstattung, somit muss die/der
Patientin/Patient die Rechnung vorerst bezahlen und bekommt dann nach Abzug der
Kostenbeteiligung den Rest zurückerstattet (vgl. Indra, P. 2015, S. 219).
61
Die Schweiz liegt mit 166 Krankenhausentlassungen auch knapp über dem
Durchschnitt. Durch die Anzahl an über 65 jährigen Personen lässt sich dieses
Ergebnis nicht erklären da in anderen OECD Staaten wie z.B. Schweden mehr über
65- Jährige leben und trotzdem weniger Krankenhausentlassungen stattfinden. In
Österreich ist die hohe Anzahl unter anderem durch den niedrigen Anteil an
ambulant oder tagesklinisch durchgeführten Operationen zu erklären. Auch wenn der
Anteil an ambulant durchgeführten Kataraktoperationen in den letzten Jahren
gestiegen ist, liegt Österreich trotzdem hinter dem OECD Durchschnitt,
Tonsillektomien werden in Österreich kaum ambulant oder tagesklinisch
durchgeführt, was hingegen in anderen OECD Ländern üblich ist. Hier liegt das
Optimierungspotenzial (vgl. OECD 2015, S.2f).
Die durchschnittliche Belagsdauer lag in der Schweiz bei 9,34 Tagen (vgl. Statistik
Schweiz 2016f). In Österreich lag sie bei 6,5 Tagen. Dies ist um 2,84 Tage kürzer als
in der Schweiz (vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2015b).
Die Krankenhausaufenthalte stiegen in den letzten Jahren. In der Schweiz lässt sich
ein Unterschied zwischen Regionen mit einer guten Versorgung durch
Hausärztinnen/Hausärzten erkennen. In den Regionen, in denen die
Grundversorgung durch diese gesichert ist, gibt es wesentlich weniger
Krankenhausaufenthalte. Diese Tatsache wendet vermeidbare
Krankenhausaufenthalte ab. Umgekehrt gibt es in Regionen mit schlechter
Versorgung durch Hausärztinnen/Hausärzte eine höhere Anzahl an
Krankenhausaufenthalten, ebenso in Regionen mit vielen Fachärztinnen/Fachärzten.
Die Anzahl an vermeidbaren Krankenhausaufenthalten stieg auch in ländlichen
Gemeinden mit vielen Einwohnerinnen/Einwohnern. Die Art der
Krankenhausvergütung und die regionalen Krankenhauskapazitäten haben keinen
Einfluss auf die Krankenhausaufenthalte (vgl. Berlin, C. et al, 2014, S.1).
62
10.4 Struktur des Gesundheitswesens
Die Zuständigkeit für die Leistungen im öffentlichen Gesundheitswesen teilt sich in
Österreich zwischen Bund, Ländern und Gemeinden auf. Für die stationäre
Versorgung, die Gesundheitsförderung und die Prävention sind lediglich die Länder
zuständig (vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2013). Auch die
Sozialversicherung sowie gesetzliche Interessensvertretungen wie z.B. Kammern
sind für Teile des Gesundheitswesens zuständig, unter anderem für Finanzierung,
Verwaltung, Leistungserbringung usw. Finanziert werden die Ausgaben für das
Gesundheitswesen überwiegend durch öffentliche Mittel wie
Sozialversicherungsbeiträge und Steuergeldern, aber auch durch Selbstbehalte (vgl.
Öffentliches Gesundheitsportal Österreich 2016d). Das Gesundheitswesen in der
Schweiz ist politisch gesteuert, beinhaltet aber auch marktwirtschaftliche
Komponenten (vgl. Sax, A. 2008, S. 2). Für die Leistungen sind Bund und Kantone
zuständig, den größten Teil der Kosten tragen jedoch die Kantone. Auch die Kosten
selbst sind regional verschieden (vgl. Freie Universität Berlin).
Die Kompetenzverteilung zwischen Bund, den Kantonen sowie den Privaten ist in der
Schweiz unklar und die Finanzstruktur ist sehr komplex, somit ist eine Kontrolle des
Kostenwachstums schwierig (vgl. Sax, A. S.1).
Wie in Kapitel 5.2 genau erläutert wurde, gibt es in der Schweiz 67 Versicherer, die
quasi als Krankenkassen fungieren (vgl. Bundesamt für Gesundheit BAG, b), in der
Relation dazu gibt es in Österreich lediglich 19 Krankenkassen, also um 48 weniger
(vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2013, S.7). Die marktwirtschaftlichen
Komponenten in der Struktur des Schweizer Gesundheitswesens liegen an der
Vielzahl der Versicherer, die in Konkurrenz zueinander stehen, dies ist in Österreich
durch die fixe Zuteilung nach Arbeitgeberin/Arbeitgeber nicht möglich. Zusätzlich
können die Versicherer in der Schweiz zusätzlich zur Grundversicherung Leistungen
wie Komplementärbehandlungen, Hotelkomponente usw. anbieten, um damit
Gewinn zu erwirtschaften (vgl. Sax, A. S.2f.). In Österreich können diese
Zusatzleistungen nicht über die gesetzlichen Krankenversicherungen erworben
werden, sondern müssen über andere Versicherungen (z.B. Merkur, UNIQUA usw.)
extra zugekauft werden.
63
10.5 Finanzierung
In Österreich ist die Hauptquelle für die Finanzierung des Gesundheitssystems die
soziale Krankenversicherung. Sie finanziert knapp die Hälfte der
Gesundheitsausgaben, dabei überwiegend aus Versicherungsbeiträgen der
Sozialversicherung, welche aus Kranken-, Unfall-, Pensions- sowie
Arbeitslosenversicherung besteht, sowie aus Steuermitteln (vgl. Öffentliches
Gesundheitsportal Österreichs 2015a). Wie in Kapitel 2. erwähnt, wird der Rest durch
Bund, Länder, Gemeinden, private Haushalte, private Zusatzversicherungen usw.
finanziert (vgl. Hofmarcher, M. 2006, S.9).
In der Schweiz teilen sich die Finanzierung des Gesundheitssystems der Staat,
darunter fallen Bund, Kantone und die Gemeinden, Unternehmen wie Kranken- und
Unfallversicherung, Spenden und Vermächtnisse ohne einen Erwerbscharakter und
als drittes die privaten Haushalte, also Ausgaben, die direkt für Güter oder
Selbstbehalte von den Haushalten selbst bezahlt werden (vgl. Statistik Schweiz
2016d).
Einer der wesentlichsten Unterschiede zwischen den beiden Systemen ist, dass in
der Schweiz das Gesundheitssystem hauptsächlich privat finanziert wird und in
Österreich die Finanzierung hauptsächlich über Sozialversicherungsbeiträge
finanziert wird. Gemeinsam haben die Systeme die pluralistische Finanzierung, in
beiden Ländern gibt es einige unterschiedliche Quellen, die sich an der Finanzierung
beteiligen. Ebenso ist beim österreichischen Sozialversicherungssystem sowie beim
stark privat finanzierten Gesundheitssystem der Schweiz zu erkennen, dass
Menschen mit höherem Einkommen anteilsmäßig weniger stark belastet werden als
Menschen mit niedrigerem Einkommen.
64
Für die Psychiatrie und die stationäre Rehabilitation werden bis zum Jahr 2018
Tarifmodelle mit leistungsbezogenen Pauschalen erarbeitet, ebenso werden für die
Vergütung der Palliative Care Lösungen gesucht. Die Weiterentwicklung der
Tarifstrukturen werden durch die gemeinnützige SwissDRG AG durchgeführt, deren
Aktionäre die schweizweiten Verbände der Unfall- und Krankenversicherer,
Ärzte/Ärztinnen sowie die Kantone sind (vgl. Caminada, M. 2015, S.433).
Wenn Krankenanstalten defizitär sind, sind die Kantone dazu verpflichtet die Defizite
auszugleichen, dadurch fehlen Leistungsanreize (vgl. SwissDRG, b).
Im Gegensatz dazu werden in der Schweiz nach den Fallgruppen die Leistungen
pauschal vergütet, in allen Kantonen gleich und ohne Unterschiede (vgl. SwissDRG,
b).
Die Vorteile der DRG, also der Fallpauschale, liegen eindeutig in der guten
Informationslage, dass die Rechnungsstellung detailliert ist, an der hohen
Transparenz sowohl für die Patientinnen/Patienten, aber auch für die Versicherung
sowie der verbesserten Vergleichsmöglichkeit zwischen den Krankenanstalten.
Nachteile sind vor allem, dass ständige Anpassungen notwendig sind.
65
Unter anderem ist dadurch auch ein hoher Erklärungsaufwand bedingt (vgl.
Caminada, M. 2015, S.432).
Die Anreizwirkungen der DRG für die/den Patientinnen/Patienten liegen darin, dass
sie Erklärungen zu ihrer Einstufung haben möchten, sowie der Wunsch nach einer
möglichst umfassenden Betreuung. Für die Leistungserbringer liegen die Anreize im
Willen, die Verweildauern in den Krankenanstalten zu verkürzen, sie möchten
möglichst viele Pauschalen erhalten, dabei aber Leistungen einsparen und
reduzieren. Sie versuchen somit Leistungen separat zu verrechnen. Die Versicherer
wollen die Aufenthaltsdauer nur so lange wie notwendig, die Behandlungen sollten
möglichst mit einer Pauschale abgedeckt werden und die bestmögliche Behandlung
soll mit einer angemessenen Vergütung erzielt werden. Des Weiteren möchten die
Versicherer Vergleiche in den Bereichen Preis, Leistung und Wirtschaftlichkeit
zwischen den verschiedenen Anbietern fördern (Benchmark), es soll jeder das
machen, was er am besten und vor allem effizientesten kann (best- practice) (vgl.
Caminada, M. 2015, S. 433).
10.7 Selbstbehalte
In der ambulanten Versorgung in Österreich sind die Zuzahlungen, die
Patientinnen/Patienten leisten müssen, unterschiedlich. Sie sind von der
Krankenversicherung abhängig, die unterschiedliche Leistungskataloge haben (vgl.
Hofmarcher M. 2013, S.75). Die Gebühr, die für Medikamente zu entrichten ist, wenn
es durch eine/einen Ärztin/Arzt verschrieben wurde, beträgt 2016 5,70€. Dies ist
unabhängig vom Medikament und von der Tatsache, ob es sich um ein Generikum
handelt oder um das Originalpräparat. Wenn das Medikament jedoch günstiger ist als
die Rezeptgebühr muss nur der Medikamentenpreis bezahlt werden (vgl. Öffentliches
Gesundheitsportal Österreichs 2015b).
Dennoch sind Ärztinnen/Ärzte von den Kassen dazu angehalten, die günstigeren
Generika zu verschreiben. Generell sind die Selbstbehalte in Österreich sehr
übersichtlich und nieder wenn man Kassenvertragsärztinnen/Kassenvertragsärzte
aufsucht (vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs 2014). Lediglich die
Medikamente, Wahl- und Privatärztinnen/-ärzte sowie Beteiligungen bei Heilbehelfen
und zahnärztlichen Angelegenheiten müssen durch private Ausgaben mitfinanziert
werden.
66
Bei Heilbehelfen und Hilfsmitteln entfallen die Selbstbehalte, wenn die Person
rezeptgebührenbefreit ist oder bis Vollendung des 15. Lebensjahres sowie für über
15 Jährige, die erheblich behindert sind (vgl. Öffentliches Gesundheitsportal
Österreichs 2015e). Auch ein Kostenbeitrag bei stationären
Krankenhausaufenthalten ist zu entrichten, dieser liegt zwischen 12€ und max. 19€
pro Tag. Dieser kann pro Kalenderjahr für maximal 28 Tage eingehoben werden. Ab
dem 29. Aufenthaltstag werden die Kosten gänzlich von der Sozialversicherung
übernommen. Personen, die von der Rezeptgebühr befreit sind, müssen keinen
Kostenbeitrag leisten (vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs 2016c).
Das System der Schweiz hingegen weist viele Selbstbehalte auf, ein pauschaler
Selbstbehalt von 272 Euro pro Jahr bis zu 635 Euro pro Jahr, ein anteilsmäßiger
Selbstbehalt von 10% der Kosten, die den Selbstbehalt überschreiten, sowie knapp
318 Euro bei einem Kind und bis zu 635 Euro, wenn mehr als zwei Kinder bei einer
Kasse versichert sind. Der Selbstbehalt bei Medikamenten beträgt bei
Originalmedikamenten 20% und bei Generika 10%, es sei denn, die Preisdifferenz
der Medikamente ist geringer als 20%, dann werden auch Originalpräparate mit der
Kostenbeteiligung von 10% zur Verfügung gestellt. Wenn ein medizinischer Grund
besteht, weshalb nur das Originalmedikament eingenommen werden kann, besteht
ein Selbstbehalt von 10% (vgl. Comparis).
10.8 Qualität
Qualität im Gesundheitswesen kann nach dem Insitute of Medicine (IOM) in den USA
wie folgt definiert werden:
The degree to which health services for individuals and populations increase the
likelihood of desired health outcomes and are consistent with current professional
knowledge (The National Academies of Sciences- Engineering- Medicine 2013).
67
Das Schweizer Gesundheitswesen ist eines der teuersten weltweit, aber es weist
auch eine sehr hohe Qualität auf. Die Vorteile des Systems sind die Wahlfreiheit und
geringe Wartezeiten, die Nachteile sind die hohen Eigenleistungen und
Einheitsprämien bei der Grundversicherung (vgl. Sax, A. S.1).
68
Generell werden die Hospitalisierungsraten der Schweiz nach Djalali et al 2015 vor
allem durch die inadäquate Verteilung der medizinischen Ressourcen, den
niedrigeren Gewinn der Hausärzte/Hausärztinnen im Gegensatz zu den
Spezialisten/Spezialistinnen, der niedrigen Priorität von medizinischer und
praktischer Ausbildung, dem Mangel an Richtlinien für die Informationsweitergabe
zwischen Hausärzten/Hausärztinnen und Spezialisten/Spezialistinnen sowie der
Vernachlässigung von klinischen Routinedaten im Zusammenhang mit der
Serviceplanung in der medizinischen Versorgung bedingt (vgl. Djalali, S. 2015,
S.348).
Die chronische Entzündung der Atemwege ist Asthma. Chronisch bedeutet, dass die
Erkrankung einmal mehr, weniger oder gar keinen Beschwerden macht, sie jedoch
nicht geheilt ist. Wenn Asthma im Kindesalter auftritt kann es jedoch in Einzelfällen
im Laufe des Lebens wieder verschwinden. Bei sehr starken Beschwerden und in
Kombination mit Atemnot spricht man von einem Asthmaanfall. Die Auslöser sind
unterschiedlich, die Reaktion auf den Reiz ist die Entzündung der Bronchien. In
weiterer Folge schwellen die Bronchien an und verengen sich. Durch diese
Verengung kann es bei schweren Anfällen zu einer Behinderung des
Sauerstofftransportes kommen. Wenn Asthma nicht ausreichend behandelt wird
kann es durch die chronischen Entzündungen zu Veränderungen der Atemwege wie
zur Vernarbung der Bronchialwand und zur Verdickung der Muskulatur kommen (vgl.
Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs 2013).
In Österreich liegt die Hospitalisierungsrate bei Asthma mit 47,9 pro 100 000
Personen wesentlich höher als in der Schweiz mit 12,7. Den Krankenhausaufnahmen
bei Personen, die unter Asthma leiden, kann unter anderem durch eine gute
Schulung und Aufklärung entgegengewirkt werden (vgl. Purdy, S. 2012, S.7).
69
10.8.2 COPD Hospitalisierungsraten
Österreich Schweiz
310,4 101,3
Tabelle 6: COPD Hospitalisierungsrate 2012 pro 100 000 Personen über 15 Jahren (OECD 2016b)
COPD (chronic obstructive pilmonary diesease) betrifft meist Raucher und tritt am
häufigsten bei Personen über 40 Jahren auf. Der Kontakt mit bestimmten
Chemikalien sowie einigen Arten von Staub können die Krankheit ebenfalls auslösen
bzw. verstärken. COPD geht mit Symptomen wie Atemnot, erhöhter
Schleimproduktion und chronischem Husten einher, sprich die Atemfunktion wird
beeinträchtigt. Bei Anstrengung können sich die Symptome verstärken. Die
Erkrankung verschlechtert sich laufend und kann letztendlich zum Tod führen (vgl.
Österreichische Lungenunion).
311 43,9
Tabelle 7: Diabetes Hospitalisierungsrate 2012 pro 100 000 Personen über 15 Jahren (OECD 2016b)
Bei Diabetes gibt es zwei Arten, Typ I und Typ II Diabetes. Bei Typ I Diabetes kann
vom Körper kein eigenes Insulin mehr gebildet werden, beim Typ II Diabetes kann
das Insulin nicht mehr ausreichend freigesetzt werden. Insulin wird in der
Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gebildet und ist essentiell für den
Zuckerstoffwechsel. Typ II Diabetes kommt mit ca. 400 000 Betroffenen in Österreich
wesentlich häufiger vor als Typ I mit ca. 40 000 Fällen. Zusätzlich gibt es ca. noch
einmal so viele Betroffene, die nichts von ihrer Erkrankung wissen (vgl. Diabetes
Austria 2016, S.1f.).
70
Die Hospitalisierungsraten bei Diabetes liegen in der Schweiz mit 43,9 pro 100 000
Personen deutlich unter denen von Österreich mit 311. Die Hospitalisierungsraten
variieren nach Flatz 2014 bei Menschen mit unterschiedlicher Bildung. Personen mit
niedrigerem sozioökonomischem Status zeigen eine höhere Prävalenz für Diabetes
und auch andere chronischen Erkrankungen. Patientinnen/Patienten mit Diabetes
und niedrigerem sozioökonomischen Status leiden stärker und häufiger unter
gesundheitlichen Folgen die sich aus der Erkrankung ergeben. Die Probleme sind
schlechtere glykämische Kontrollen, häufigere Komplikationen aufgrund von
Diabetes sowie höhere kardiovaskuläre Risikofaktoren. Zusätzlich können sie ihren
Gesundheitszustand selbst schlechter einschätzen. Deshalb ist es wichtig geeignete
Interventionen zu setzen um diese Ungleichheit zu kompensieren und damit die
Mortalität und Morbidität zu senken. Eine gute medizinische Versorgung ist dafür die
Voraussetzung (vgl. Flatz A. 2014, S. 87-91). Dadurch können Komplikationen
minimiert werden was wiederum zu einer Reduktion der Krankenhausaufenthalte
führt.
Auch bei Diabetes wurde nach Purdy 2012 ein Zusammenhang zwischen
Krankenhausaufnahmen und der Schulung der Patientinnen/Patienten festgestellt.
Wenn sie besser aufgeklärt und geschult werden, gibt es weniger
Krankenhausaufnahmen. Die Telemedizin lieferte auch hier sehr gute Ergebnisse um
Krankenhausaufenthalte zu reduzieren (vgl. Purdy, S. 2012, S.7f).
71
10.8.4 Herzinsuffizienz Hospitalisierungsraten
Österreich Schweiz
288,7 174,4
Tabelle 8: Herzinsuffizienz Hospitalisierungsrate 2012 pro 100 000 Personen über 15 Jahren (OECD 2016b)
Herzinsuffizienz entsteht durch die Schwächung des Herzmuskels und ist eine
schwere Erkrankung des Herzens. Durch diese Schwächung ist vollständige
Versorgung der Organe und des Körpers mit Blut und in Folge dessen mit Sauerstoff
und Nährstoffen nicht mehr gegeben. Eine häufige Ursache für die Herzinsuffizienz
ist die Hypertonie (Bluthochdruck), diese bewirkt eine Verdickung der
Herzmuskulatur wodurch die Beweglichkeit der Herzkammer vermindert wird.
72
10.8.5 Rate der Impfungen im Kindesalter für Keuchhusten und Masern
Österreich Schweiz
83% 96%
Tabelle 9: Impfrate Keuchhusten und Masern bei Kindern von 12-23 Monaten 2012 in % (Gesamtbevölkerung) (The World
Bank 2016a)
73
10.8.6 Rate von Influenza-Impfung für ältere Menschen
Österreich Schweiz
18,2% 17,3%
Tabelle 10: Impfrate Influenza der >65 Jährigen 2012 in % (Gesamtbevölkerung) (The World Bank 2016b)
10.9 Gesundheitsausgaben
Die Gesundheitsausgaben werden pro Kopf angegeben und beinhalten nicht die
Kosten der Medikamente. In der Schweiz betrugen sie im Jahr 2013 pro Kopf 6325
USD (ca. 5624€) und liegen damit deutlich über dem OECD Durchschnitt von 3453
USD (ca. 3070€). In Österreich betrugen die pro Kopf Gesundheitsausgaben 2013,
4553 USD. Damit liegt auch Österreich über dem OECD Durchschnitt, jedoch sind
die Ausgaben wesentlich geringer als in der Schweiz. Zwischen 2009 und 2013 sind
die Gesundheitsausgaben in der Schweiz um 2,5%, inflationsbedingt, gestiegen.
Auch hier liegt die Schweiz deutlich über dem OECD Durchschnitt von 0,6% pro Jahr
(vgl. OECD 2015b, S.1).
75
Kosten des österreichischen Gesundheitswesens nach Leistungserbringern 2014 in
%:
10,61 Milliarden Euro (27,2%) werden durch andere Ausgaben wie betriebsärztliche
Leistungen usw. verursacht (Statistik Austria 2016).
76
11. Ergebnisse und Schlussfolgerung
Die Gesundheitssysteme der Schweiz und Österreich sind sehr verschieden.
Nichtsdestotrotz haben beide sowohl Vor- und Nachteile. In den Punkten
Krankenkassen und Selbstbehalte kann man die Systeme nur schwer auf einer
Ebene vergleichen, da die Schweizerinnen/Schweizer die Möglichkeit haben, ihre
Versicherung selbst auszuwählen. Außerdem sind die Selbstbehalte wesentlich
höher und vielfältiger als in Österreich, diese scheinen auf den ersten Blick dazu sehr
unübersichtlich. Die Selbstbehalte sind in Österreich relativ gering und auch sehr
übersichtlich. Dennoch hält die Schweiz, was sie verspricht. Sie bietet eine
ausgezeichnete Qualität des Gesundheitssystems, wobei dieses auch durchaus
seinen Preis hat. Große Kostenfaktoren sind hier eindeutig die lange Belagsdauer
und die vielen Krankenhausaufenthalte, also generell der stationäre Bereich.
Ebendieser ist auch in Österreich der kostenintensivste Bereich. Die vermeidbaren
Krankenhausaufenthalte sind in Österreich wesentlich höher und eine Komponente,
die die Kosten in die Höhe treibt. Seit Einführung des LKF- Systems konnte jedoch
die Belagsdauer reduziert werden. Gerade chronisch Kranke benötigen nicht so viele
stationäre Aufenthalte wie derzeit, vor allem in Österreich, üblich. Die ambulante
Versorgung und bessere Aufklärungs- und Schulungsmaßnahmen könnten hier
große Einsparungen erzielen. Aus meiner Sicht ist die freie Wahl der Versicherung
ein Vorteil, da dies zu einem Wettbewerb unter den Versicherern führt und keine
Versicherung alle, wie in Österreich die Gebietskrankenkassen, „nicht einzahlende“
Personen aufnimmt. Zusätzlich gibt es in der Schweiz einen Risikoausgleich, der
verhindert, dass Menschen aufgrund ihres Alters oder anderen Risikofaktoren nicht in
eine Versicherung aufgenommen werden. Die Auswahl an Zusatzleistungen bei
Abschluss der Versicherung erscheint mir ebenfalls als sinnvoll, da es nicht
notwendig ist, wie in Österreich, extra eine zweite Versicherung für Zusatzleistungen
abzuschließen. In beiden Ländern ist es möglich, seine/seinen Ärztin/Arzt frei zu
wählen, d.h. es ist, ohne das vorherige Aufsuchen einer/eines
Hausärztin/Hausarztes, möglich, sofort eine/einen Fachärztin/Facharzt zu
konsultieren. Dies mag auf den ersten Blick für Patientinnen/Patienten ein Vorteil
sein, jedoch ist es wesentlich teurer, als wenn zuerst eine/ein Hausärztin/Hausarzt
aufgesucht wird, der Patientinnen/Patienten nur bei Notwendigkeit zu einer/einem
Spezialistin/Spezialisten überweist. Eine Möglichkeit, die Kosten hier einzudämmen
wäre ein „Gate keeping“ System, das bereits in anderen Ländern zum Einsatz
77
kommt. Die Bevölkerung tendiert ohne das „Gate keeping“ stark dazu, auch bei
Beschwerden die eine/ein Hausärztin/Hausarzt behandeln könnte, gleich eine/einen
Fachärztin/Facharzt aufzusuchen. Um generell die Bevölkerung dazu zu bewegen
mehr ambulante Versorgung in Anspruch zu nehmen, ist der Ausbau selbiger
unausweichlich, da monatelange Wartezeiten auf einen Termin bei einer/einem
niedergelassenen Ärztin/Arzt in logischer Konsequenz zum Aufsuchen einer
Krankenanstalt führen. Eine mögliche Lösung diesbezüglich wäre, hier auch
multidisziplinäre Gesundheitszentren aufzubauen.
Beinahe alle Personen, die in der Schweiz und Österreich leben, sind versichert und
können medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Dies ist leider keine
Selbstverständlichkeit und kann somit als Vorteil von beiden Systemen betrachtet
werden.
78
12.Literaturverzeichnis
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