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Nino Kavshbaia Zeitschrift für Rechtsvergleichung 3/2020

des Verfahrens mit der Begründung, dass das Verwal- verweigern, nur zum Nachteil der Klägerinnen Ge-
tungsverfahren über die Eigentumsnachweise des brauch machten. Das Vorgehen der Beklagten zielte
Klägers im Gange war. Das Revisionsgericht stimmte nicht darauf ab, das durch die Notwendigkeit der
mit dem Gericht zweiter Instanz überein, dem Revisi- Rechtsausübung diktierte Interesse zu schützen, was
onsführer nicht zu folgen und wies darauf hin, dass an sich schon gleichbedeutend mit einem Rechts-
aus dem Auszug des öffentlichen Registers festge- missbrauch war.
stellt werde konnte, dass die strittige Immobilie Ei-
gentum der Bank sei. Das Kassationsgericht kam zu Nino Kavshbaia
dem Ergebnis, dass die Aussetzung des Verfahrens
unzulässig sei, weil parallel zum Fall ein Verwaltungs-
verfahren im Gang war. Zumal war der Beklagte an 10 – 3/2020
dem
Der Regressanspruch des Arbeitgebers (Arbeit-
9 – 1/2020 nehmerhaftung) gegen den Arbeitnehmer

Klage gegen die Mitglieder der Wohnungeigen- OGH, Urt. v. 7. Februar 2020 № AS-1610-2019
tumergemeichschaft (WEG) wegen Störung bei der
Beschlussfassung Ein Regress-Schadenersatzanspruch gegen den
Arbeitnehmer ist ausgeschlossen, wenn der Arbeit-
OGH, Urt. v. 15. November 2019 № AS-833-2019 geber ihm keine ausdrückliche exklusive Verpflich-
tung für die Leistungen an den Mandanten/Kunden
Art. 115, 170 II des Zivilgesetzbuches auferlegt hat.

Die Weigerung der Mitglieder der Wohnungsei- Anmerkung des Herausgebers: Zwischen dem
gentümergemeinschaft, bei einem Notfall in einem Kunden und dem Kläger wurde ein Dienstleistungs-
Wohnhaus die Zustimmung zu den auszuführenden vertrag abgeschlossen, dessen Gegenstand die Be-
Reperaturarbeiten zu erteilen, führt zu einem Miss- reitstellung monatlicher Buchhaltungs- und Steuerer-
brauch des Rechts gemäß Art. 115 ZGB. klärungs- und Berichterstattungsdienste war. Der
Mitarbeiter sollte die Verpflichtung des Klägers er-
Anmerkung des Herausgebers: Aufgrund des Zu- füllen. Später wurde festgestellt, dass der Kunde für
stands des Hauses war es notwendig, Restaurierungs- fehlerhaft verfasste Dokumente mit einer Geldstrafe
und Verstärkungsarbeiten durchzuführen. Die Woh- belegt worden war, die ihm laut Dienstleistungsver-
nungseigentümergemeinschaft (WEG) und ihre Mit- trag vom Kläger erstattet wurde. Der Angestellte
glieder haben Klage gegen die beiden Mitglieder der wurde auf der Grundlage des Art. 37 Abs.1 g) des
Gemeinschaft eingereicht, in der sie das Recht ein- Arbeitsgesetzbuches entlassen.
forderten, ohne Erlaubnis der zwei Mitglieder geeig- Der Kläger (hier: Arbeitgeber) erhob Klage gegen
nete Maßnahmen zu ergreifen, und erklärten zu- den Arbeitnehmer auf Schadenersatz und forderte
gleich, dass sich das Haus zum Zeitpunkt des Falles in den Betrag, der an den Kunden gezahlt wurde. Nach
einem baufälligen Zustand befand. Für die Restaurie- seiner Auffassung hat der Arbeitnehmer die ihm
rungs- und Verstärkungsarbeiten war ein Beschluss übertragenen Aufgaben nicht ordnungsgemäß erfüllt.
mit Zustimmung aller Miteigentümer der Gemein- Nach Angaben des Beklagten handelte er nur unter
schaft erforderlich. Die Beklagten weigerten sich, das der Aufsicht und den Anweisungen des Arbeitgebers.
Gebäude zu befestigen, was nach Ansicht der Kläger Nach der Auffassung der Gerichte aller drei In-
andere Mitglieder der Gemeinschaft schädige. stanzen würde der Schadensersatzanspruch nur dann
Die Gerichte aller drei Instanzen entschieden, dass bestehen, wenn festgestellt werden konnte, dass die
die Beklagten von ihrem Recht, die Zustimmung zu Dienste des Kunden die alleinige/exklusive

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OGH № AS-1580-2019 RECHTSPRECHUNG

Verpflichtung des Arbeitnehmers gewesen waren. 12 – 3/2020


Das Revisionsgericht schloss sich der Erklärung des
Beklagten an, dass er offiziell der Geschäftsführer Die Nichtigkeit der Bürgschaft gemäß Art. 892 Abs. 1
unterstellt war, was seine direkte und unmittelbare des ZGB
Verpflichtung zur Erbringung von Dienstleistungen für
den Mandanten ausschließt. OGH, Urt. v. 24. Dezember 2019 135-1359-2019

Art. 892 Abs. 1 des ZGB


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Voraussetzung für die Wirksamkeit der Bürg-
Zusätzliche Sicherung der Klage nach Art. 272 GZPO schaft ist die Festlegung des Höchstbetrags der Haf-
tung des Bürgen in der eigenständigen Vereinbarung
OGH, Urt. v. 19. Dezember 2019 № AS-1580-2019 zwischen Gläubiger und Bürge oder die einseitige
Erklärung des Bürgen. Die Wirksamkeit ist ausge-
Art. 272 GZPO schlossen, wenn die Bürgschaft im Darlehnsvertrag
erklärt wird.
Die Sicherung der Klage vor der Einleitung eines
Gerichtsverfahrens schließt nicht aus, dass zusätzli- Anmerkung des Herausgebers: Das Gericht erster
che Mittel zur weiteren Sicherung eingesetzt wer- Instanz bejahte die Forderung des Gläubigers nur
den können, wenn Maßgaben des Art. 272 GZPO gegenüber dem Kreditnehmer. Die Gerichte aller drei
erfüllt werden. Instanzen wiesen darauf hin, dass der Grenzbetrag
der Haftung des Bürgen in einem separaten Vertrag
Anmerkung des Herausgebers: Vor der Einleitung hätte vereinbart werden müssen und nicht in der
des Verfahrens wurde die Forderung gesichert und Bürgschaftsvereinbarung, die als Teil des Darlehens-
der Anteil des zukünftigen Beklagten an der GmbH vertrags betrachtet wurde. Die Auffassung des Klä-
wurde gepfändet. In der Phase der Verhandlung des gers, dass der Bürge einen einheitlichen Darlehens-
Falles vor dem Berufungsgericht verlangte der Kläger, und Bürgschaftsvertrag unterzeichnet habe, wurde
das Eigentum des Beklagten zusätzlich mit einer Si- nicht geteilt.
cherungshypothek zu belasten, um die Klage zu si-
chern. Der Kläger wies darauf hin, dass der beschlag-
nahmte Anteil an der GmbH keinen Wert hatte. Das 13 – 3/2020
Berufungsgericht gab die Forderung des Klägers statt.
Der Oberste Gerichtshof wies die Berufung des Be- Weigerung der Aufhebung des Säumnisurteils
klagten zurück und erklärte, dass das Berufungsge-
richt gemäß Art. 272 GZPO richtig entschieden hatte. OGH, Urt. v. 19. Dezember 2019 7 -738-2019
Das Revisionsgericht teilte die Begründung des Klä-
gers für die Notwendigkeit der zusätzlichen Sicherung Art. 99 GZPO
des Eigentums, trotz der Anwendung einer Siche-
rungsmaßnahme vor der Klageerhebung. Die Beendigung der Vollmacht des Vertreters
(Rechtsanwalt) wird für die Aufhebung des Säum-
nisurteils nicht berücksichtigt, wenn der Vertreter
nicht zur Verhandlung erscheint, es sei denn, die
Vertretene hat das Gericht gemäß Art. 99 GZPO
diesbezüglich in Kenntnis gesetzt.

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