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net/publication/281519389

[Schema Therapy: An Approach for Treating Narcissistic Personality Disorder]

Article  in  Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie · August 2015


DOI: 10.1055/s-0035-1553484 · Source: PubMed

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3 2,590

2 authors:

Eva Dieckmann Wendy Behary


Independent Researcher The Cognitive Therapy Center of NJ and The NJ Institute for Schema Therapy
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E. Dieckmann, W. Behary

Schematherapie: Ein Ansatz zur


Behandlung narzisstischer
Persönlichl<eitsstörungen

Unter dieser Rubrik sind bisher erschienen:

Schematherapie mit dem Moduskonzept bei


Persönlichkeitsstörungen - G. A. J3cob .
D. Bernstein. K. Lieb. A. Arntz
Psychiatr Psychother up2date 2009 ; 3: 105 -120

Sexuelle Deviationen - A. HIli , P. Brlken , W. Berner


Psychiatr Psychother up2date 2009; 3: 33 -48

Impulskontrollstörungen - D. Ebert
Psychiatr Psychother up2date 2008; 2 : 321 - 336

Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen ­


R.·D. Stieglitz. A. Ermer
Psychiatr Psychother up2date 2007 ; 1: 413 - 432

Borderline·Persönlichkeitsstörungen ­
G. Jacob. K. lieb
Psychiatr Psychother up2date 2007; 1: 61 - 74

~Thieme
Schematherapie: Ein Ansatz zur Behandlung
narzisstischer Persönlich I<eitsstöru ngen
Eva Diecl<mann, Wendy Behary

Übersicht

Einleitung Schemata und Schemadomänen


Historischer Hintergrund bei NPS
des Narzissmusbegriffes Einsatz des Moduskonzeptes
Diagnostische Kriterien Fazit und Ausblick
Kontemporäre ätiologische
und therapeutische Konzepte

Einleitung lU bedroh l fehem und aggressivem Verhalten und


einem erhöhten De linquenz risiko [31 .
Gängige Therapiemethoden gelten für Patienten mit
Persönlichkeitsstörungen gemeinhin als wenig effektiv. Diese Konstellation provoziert nicht selten ungünstige
woraus im Umgang mit dieser Patientengruppe nicht Reaktionen bei Therapeuten. die sich schädlich auf die
selten ein latenter therapeutischer Nihilismus resul­ Behandlung auswirken können. Erschwerend kommt
tiert. Fiedler [1] warnt explizit vor dem damit einher­ dabei hinzu. dass die Patientengruppe häufig eine un­
gehenden Problem der "selbsterfülJenden Prophezei­ trügliche Intuition für die Verletzlichkeiten ihres Ge­
ung" des Therapieversagens. Insbesondere trifft dies genübers aufbringt.
für die narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS ) zu.
Lorna Smith Benjamin. ausgewiesene Expertin auf die­ Zitat eines unter NPS leidenden Patienten:
sem Gebiet. hat sich im Rahmen einer erfrischend for­
mulierten Selbstöffnung folgendermaßen geäußert [2]: "Wenn es um die Schwächen und Empfindlichkeiten
meines Gegenübers geht. bin ich wie ein Triiffe/schwein.
"Die feine Kunst, beim narzisstischen Persönlichkeitsge­ Ich finde sie alle heraus. Und kann dadurch so furchtbar
störten den Rand des Bewusstseins zu erweitern. ohne verletzend werden. dass ich schon viele Menschen scho­
die therapeutische Beziehung zu zerstören, ist schwer zu ckiert habe."
beschreiben. Ich habe viele von Narzissmus Betroffene in
die Flucht gejagt und beginne erst injiingster Zeit. mich So wird des Öfteren übersehen, dass die Patienten hin­
einer Beherrschung des Problems anzunähern." ter ihrer als arrogant wahrgenommenen Fassade meist
ein hohes Maß an Verunsicherung verbergen. Der The­
Der charakteristische interpersonelle Stil dieser Pa­ rapeut sollte dementsprechend in der Lage sein, im
tientengruppe stellt hohe Anforderungen an die thera­ Sinne einer wertschätzenden Irritation Mitgefühl und
peutische Beziehungsgestaltung. auch wenn ihr Lei­ Respekt mit Grenzsetzung und I<onfrontation flexibel
densdruck unübersehbar ist. kombinieren zu können. Dies kommt für gewöhnlich
einem ko mplexen Balanceakt gleich und stellt an den
Es dominiert eine typische Anspruchsha llung, ge­ Behandler hohe Ansprüche in Bezug auf Expertise. Re­
paart mi einem oft eklatanten Manqel an Mitge­ aktionsvermögen. Authentizität und das Bewusstsein
fühl. raseller k.ränl(barkeit und Nelgunq zu Schuld­ eigener Überempfindlichkeiten.
zuweisungen. Darüber hinaus bestehl einE' Tendenz

P<y<hl"Trle ,,"d P'ychulh","p'. up2dat. 4 I 201 0 I DOl http://dx.doi.org/10.1055/5-0029·1223426 I VNR 2760512010047430076


Man sollte auch bedenken, dass die lnzidenz sowohl Knochen von ihr übrig bleiben. Narziss produziert
narzisstischer Persönlichkeitszüge wie auch der NPS durch seine Gefühlskälte weitere Opfer, wovon eines
in den vergangenen jahren zugenommen hat [4,51. Vor ihn verflucht:
dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung dieses
Störungsbildes ist es bemerkenswert, dass systemati­ "So mag lieben er selbst, so nie das Geliebte besitzen!"
sche empirische Studien zur seiner Behandlung noch
nicht existieren. Dies ist wahrscheinlich nicht weiter Dieser Verwünschung schließt sich Nemesis an, in der
verwunderlich. Forschung mit Patienten zu betreiben, griechischen MythOlogie die Göttin des gerechten
deren Hauptcharakteristikum darin besteht, sich nicht Zorns, zu deren Aufgaben die Bestrafung "herzlos Lie­
an die Regeln halten zu wollen, ist sicherlich kein bender" gehört. Narziss wird dazu verurteilt, sich in
leichtes Vorhaben. Den meisten Überlegungen zur sein eigenes Spiegelbild im Wasser zu verlieben. Ge­
Ätiologie und Behandlung dieses Phänomens liegen bannt sucht er die Annäherung an sein Ebenbild, doch
klinische Beobachtungen, Fallbeschreibungen und Fall­ es verschwimmt, wenn er sich nähert und die Wasser­
analysen zugrunde. Es eXistiert keine randomisiert oberfläche berührt. Verzweifelt konstatiert er:
kontrollierte Therapiestudie, die ausschließlich nar­
zisstische Patienten einschloss, meist sind die Patien­ "Was kein Liebender wünscht, ich wünsche mir fern, was
tenstichproben sehr gemischt, und Persönlichkeitsstö­ ich liebe."
rungen werden eher im Sinne einer komplizierenden
Bedingung betrachtet. Hier besteht ein dringender Schließlich stirbt er, unfähig, sich von seinem Ebenbi.ld
Handlungsbedarf. loszureißen. An der Stelle seines Todes wächst eine
Blume, die seinen Namen trägt.
Im vorliegenden Artikel werden die ätiologischen Mo­
delle unterschiedlicher Therapieschulen beschrieben
und zeitgemäße Behandlungsansätze, insbesondere Diagnostische Kriterien
solche, die Einfluss auf den schematherapeutischen
Ansatz zur Therapie der NPS haben, erwähnt. Der Es ist bezeichnend, wie viele Überschneidungen es in
Fokus liegt dabei auf dem Erklärungsansatz der Störung der historischen Annäherung an die Störung und den
und den daraus abgeleiteten praktischen Interven­ aktuellen DSM-IV-Diagnosekriterien gibt, und wo die
tionsvorschlägen der Schematherapie nach jeffrey Unterschiede liegen.
Young.
In die gegenwärtige Interpretation des Narzissmus ha­
ben Einzug gehalten die ausgeprägte Ich-Bezogenheit,
Historischer Hintergrund angereichert um die daraus erwachsenden Themen wie
Neid , übertriebenes Selbstwertgefühl, Sucht nach Be­
des Narzissmusbegriffes
wunderung, Erfolg und Macht. Auch der beschriebene
Der Begriff "Narzissmus" geht auf den römischen Dich­ Mangel an Empathie findet Erwähnung. Das Hauptpro­
ter Ovid zurück. In seinen "Metamorphosen", die sich blem des Namensgebers der Störung fehlt: das Unver­
dem Phänomen der Verwandlung in unterschiedlichen mögen, authentische und reziproke Beziehungen ein­
Facetten widmen, berichtet er über den potenziell töd­ zugehen und das ambivalent empfundene Bedürfnis
lichen Verlauf dieser Störung. Das über 2000 jahre alte nach Distanz zum Gegenüber.
Werk enthält in seiner verdichteten Form zahlreiche
Elemente, die auch für die kontemporären Ausgestal­ Der Auswahl dieser Diagnosekriterien wird angelastet,
tungen narzisstischer Thematiken Gültigkeit haben. dass sie zu sehr auf die Kompensationsstrategien ab­
hebt, die die Patienten anwenden, um ihr brüchiges
Echo, eine Bergnymphe, offenbart Narziss, einem wun­ Selbstwertgefühl zu kompensieren. Damit trage sie zu
derschönen Jüngling, ihre Zuneigung: einer negativen Sichtweise einer Patientenpopulation
bei, die von vorneherein bei vielen Therapeuten Unsi­
Aber er flieht und entreißet im Fliehn der Umschlingung cherheit oder Ablehnung hervorrufe und verhindere
die Hände: "Eher", so ruft er, "den Tod, als dass du mir ein ganzheitlicheres Verständnis der Problematik 161.
nahtest in Liebe!" So wird oft übersehen, dass sich nicht selten hinter der
in verschiedener Aufmachung präsentierten abschre­
Echo ist von seiner barschen Abfuhr so verletzt, dass ckend wirkenden Seite der Patienten - sei sie nun an­
sie dahinsiecht, bis nur noch ihre Stimme und ihre sprüchlich, abwertend, bedrohlich oder von zur Schau

P' vchf'trlp unJ P<y ehOlh .. ,'pl, up2date 41 2010


getragener Großartigkeit geprägt - Einsamkeit, innere
Leere und Leid befinden. Dieser Leidensdruck findet im Diagnosekriterien des DSM-IV
DSM-IV jedoch keinen Niederschlag. Auch bleibt anzu­ Die NPS ist gekennzeichnet durch werden oder nur mit diesen ver­
merken, dass narzisstische Störungen sich oft sehr viel ein tief greifendes Muster von kehren zu können.
subtiler zeigen. Cooper und Ronningstam beschreiben Großartigkeit in Phantasie oder 4. verlangt nach übermäßiger Be­
als Subtyp den "covert narcissist", der zurückgezogen, Verhalten, Bedürfnis nach Bewun­ wunderung.
scheu und inhibiert wirkt und seine Größenideen nur derung und Mangel an Empathie. 5. legt ein Anspruchsdenken an
in der Phantasie auslebt [7]. Der Beginn liegt im frühen Er­ den Tag, erwartet eine bevorzugte
wachsenenalter und zeigt sich in Behandlung oder automatisches
verschiedenen Situationen. Min­ Eingehen auf die eigenen Erwar­
Kontemporäre ätiologische destens 5 der folgenden I<riterien tungen.
müssen erfüllt sein: Der Patient 6. ist in zwischenmenschlichen Be­
und therapeutische Konzepte 1. hat ein grandioses Gefühl der ziehungen ausbeuterisch, zieht
eigenen Wichtigkeit, übertreibt Nutzen aus anderen, um eigene
Soziale lerntheorie nach Millon etwa die eigenen Leistungen und Ziele zu erreichen.
Talente; erwartet ohne entspre­ 7. zeigt einen Mangel an Empa­
Mil/ons soziale Lerntheorie der NPS stützt sich in erster
chende Leistungen als überlegen thie: ist nicht fähig, die Gefühle
Linie auf elterliche Überbewertung als ätiologischen
anerkannt zu werden. oder Bedürfnisse anderer zu er­
Faktor [8]. Die späteren Patienten hätten gelernt, aus­ 2. ist stark eingenommen von kennen oder sich mit ihnen zu
nahmslos liebenswert und perfekt zu sein [9 J. Dem­ Phantasien grenzenlosen Erfolgs, identifizieren.
entsprechend finden sich auch hier vor allem Be­ Macht, Glanz, Schönheit oder 8. ist häufig neidisch auf andere
schreibungen kompensatorischer Strategien, auf die idealer Liebe. oder glaubt, andere seien neidisch
Beziehungsstörung wird nur kursorisch eingegangen 3. glaubt von sich, "besonders" auf ihn.
[10]. und einzigartig zu sein und nur 9. zeigt arrogante, überhebliche
von anderen besondel'en Personen Verhaltensweisen oder Handlun­
oder Institutionen verstanden zu gen.
Interpersonelle Ansätze

Timothy Leary formulierte 1957 in seinem Buch "Inter­ personelle Muster, sei von therapeutischer Seite sorg­
personal diagonsis of personality" einen interpersonel­ sam kanalisierte Empathie vorrangig.
len Ansatz der Problematik von Persönlichkeitsstörun­
gen [11]. Eine Reihe von interpersonellen Theoretikern Es muss vermieden werden , dass das Mitgefüh l des
folgte seinen Ausführungen, wobei die Arbeiten von Therapeuten narzisstische Muster verstärkt, son ­
Loma Smith Benjamin hervorstechen. In ihrem Buch d ern Eins icht begünstigt Lind Veränderungspoten ­
"Die interpersonelle Diagnose und Behandlung von zia l scha ff t.
Persönlichkeitsstörungen" leitet sie eine komplexe
Analyse narzisstischer Charaktereigenschaften her. Als Zusätzlich empfiehlt Smith Benjamin, die Zusammen­
hauptursächlich für die Entwicklung der NPS sieht sie arbeit durch vereinzelt eingestreute Hinweise des The­
einen Erziehungsstil, der selbstlose Vergötterung mit rapeuten auf seine eigene Fehlbarkeit mit gleichzeitiger
bewundernder Hingabe kombiniert bei gleichzeitigem Äußerung diesbezüglicher Selbstakzeptanz zu erleich­
Verzicht auf elterliche Selbstoffenbarung. Aus ersterem tern.
folge die Sucht des späteren Patienten nach unermüd­
licher Bewunderung, aus letzterem resultiere das Un­ Als weitere Therapieziele sieht sie:
vermögen des Narzissten, anderen Menschen eigene • durch in Unterstützung eingebettete Konfrontatio­
Bedürfnisse und Wünsche zu gewähren. Gleichzeitig nen das Erkennen wiederkehrender Muster zu er­
habejedoch für den späteren Patienten die konstante möglichen,
Gefahr bestanden, die Gunst der Eltern zu verlieren, • maladaptive Muster zu blockieren, indem großzügi­
sobald er sich durchschnittlich verhalten hätte. Jede ge Unterstützung gewährt wird, wenn der Betroffene
Andeutung von Unvollkommenheit habe gravierende sich aktiv bemüht, seine Probleme anzugehen,
Konsequenzen gehabt. • den Willen des Patienten, diese aufzugeben, zu stär­
ken.
Therapieziel • neues Lernen fördern: z. B. durch den Einsatz von
Zum Erreichen des primären Therapieziels, nämlich Rollenspielen, in denen der Patient die Rolle eines
einer Einsicht des Patienten in dysfunktionale inter- Gegenübers, das Ziel seiner Entwertungen, Angriffe

Pi\,( lIJ l ne und f\ c;vc hot her ii pl(I up2date 412010


Narzissmuskriterien nach Mlllon
• Personen mit NPS haben gelernt, dass sie sich mehr sie irritiert bis ärgerlich auf Personen . die diese

auf sich als auf andere verlassen. Ansicht hinterfragen.

• Sie streben danach, besser, schöner, bedeutende r • Sie haben Mechanismen. sich selbst zu bekräftigen:
und reicher zu sein. sich selbst zu sagen. wie einzigartig sie sind. Misser­
• Sie verhalten sich in sozialen Situationen nicht rezi­ folge umzuattribuieren etc.
prok, sie erwarten Bewunderung und Hilfe von an­ • Sie neigen stark dazu, ihre Erinnerung en entspre­
deren im Erreichen ihrer Ziele, sehen dies als selbst­ chend ihren Annahmen zu verzerren: wenn sie von
verstä ndlich an, es steht ihnen zu, sie müssen nichts einem Partner im Stich gelassen wur den, dann "er­
dazu beitragen oder sich re va nchieren. innern " sie sich daran, diese verlassen zu haben.
• Sie können sogar annehmen, dass es anderen zur • We nn sie Schwierigkeiten haben (scheitern, kriti­
Ehre gerei cht , eine Beziehung zu ihnen haben oder siert we rden . nicht erfolgreich sein) wen den sie
ihnen dienen zu dürfen. defensi ve Mechanismen an. Sie rationalisieren,
• Die Selbstverständlichkeit, mit der sie erwarten . ve rwe nden Alibis .
dass man ihre Bedürfnisse befriedigt, macht häufig • Wenn diese defensiven Stra tegien sc heitern. fühlen
Eindruck und führt dazu. dass sich Mens chen initia l sie sich zurückgewie sen. beschämt, depressiv, leer.
reziprok verhalten. Sie haben nicht gelernt. mit Misserfolgen konstruk­
• Sie suchen sich auch Partner aus, die ber eit sind. sich tiv umzugehen.
für sie einzusetzen. z. B. Partner mit eine r abhängi­ • Sie haben auch nicht gelernt . bei Frustration Trost
gen Persönlich keitsstörung. und Zuwendung bei anderen zu suchen.
• Da sie imm er w ieder auf Personen stoßen. die sie • Wenn alle Strategien versagt haben, ziehen sie sich
unterstützen , sind Personen mit NPS nicht gezwun­ in Größenphantasien zurück. die nichts mit der
gen, ihr au sbeuterisches Ve rhalten zu verä ndern. Realität zu tun haben.
• Sie haben mitunter ausufernde Phantas ien über • Sie erleben we nige Konflikte. Sie sind davon über­
eigenen Erfolg. die sich nur schwach an der Realität zeugt. da ss alles für sie gut läuft.
orientieren. • Sie reflektieren we nig darüber. was andere Men­
• Sie sind meist so sehr davon überzeugt. dass sie be­ schen denken.
sondere Personen sind und ihnen deshalb Sonder­ • Dadurch sind ihre defensiven Strategien leicht
rechte eingeräumt werden müssen, dass sie diese durchschaubar.
Annahme nicht infrage stellen. Dadurch reagi eren

Fallbeispiel' Praktisches Vorgehen oder Beschuldigungen wurde, spielen soll, um Ein­


sicht in die Folgen seines Verhaltens zu erleichtern.
Interpersonelle Ansätze
Ein Patient mit NPS fällt aus allen Wo lken , als sich
Dem Patienten wird vermittelt. dass unrealistische
seine Frau in der Paartherapie üb er ihn bek lagt. Die
Ziele und maladaptive Verhaltensweisen zugunsten
einfühlsame Aussag e w ie "Sie hoben sich so bemüht.
fruchtbarerer kognitiver und interaktiver Gewohn­
dass olles gut löuft. und nun kommt Ihre Frau mit Kla­
heiten aufgegeben werden müssen .
gen daher" beinhaltet die potenzielle Gefahr, dass der
Patient sich vollständig verstanden fühlt und auf sei­
ne Strategien der Externalisierung und Besc huldi­
Das Modell der doppelten
gung zurückgreift.
Optimaler wäre folgende Alternative: "Sie hoben sich
Handlungsregulation
angestrengt. dass olles gut löuft und nun fühlen Sie sich
einfa ch am Boden zerstört. weil Sie hören. dass es nicht Rainer Sach se geht in seinem störungstheoretischen
so perfekt IÖl/ft, wie Sie dochten." Dies w ird als herzli­ Modell davon aus, dass Persönlichkeitsstörungen als
che Zusammenfassung der Muster de s Patienten mit Interaktionss törungen begriffen werden müssen und
der san ften Konfrontation . sich dieser zunehmend die dysfunktionale Beziehungsgestaltung die zentrale
bewusst zu we rden , gewertet. Problematik darstellt [121. Er benennt die Motivebene
als die am höchsten in der Hierarchie men schlicher
Bedürfnisse angesiedelte Regulationsinstanz, Demnach
ist bei der NPS das zentrale Beziehungsmotiv "Aner­
kennung, Liebe und Zuwendung" nicht erfüllt worden

Psych,arne und PlyChoth."p,- up2date 4 I 2010


durch Mangel an Bestätigung oder durch beständiges Kognitive Therapie
negatives Feedback. Des Weite ren fru striert wurde der
Wunsch nach verlässlichen und so lidari sche n Bezie­ Nach Beck und Freeman bestehen bei der NPS eine Rei­
hungen. Für die Ebene der Grundannahmen resultieren he verzerrter Annahmen über die eigene Person, die
daraus nach Sachse negative Selbstbeschreibungen. Umwelt und die Zukunft, die zwingend und übermäßig
aktiv sind [131. Die narzisstische Person hält sich für
Übertrieben negative Selbstschemata sind etwa: einzigartig und außergewöhnlich. Generiert wird diese
• "Ich bin nicht okay." Überzeugung durch eine elterliche Haltung von Nach­
• "Ich bin ein Versager." sicht und Begünstigungen sowie dem Vorenthalten ne­
• .,ln Beziehungen kann man abgewertet werden." etc. gativer Rückmeldungen, was die NPS zu einem Feed­
backproblem werden lässt. Die Rolle der postulierten
Es entwickelt sic h ein intensives Spannungsfeld Versorgungsdeprivation in der Entwicklung dieser Stö­
zwischen dem hoch in der Motivh ierarchie aktivier­ rung kommentieren die Autoren aufgrund mangelhaf­
ten frustrI erten Grundbedürfn 15 und den negat iven ter Studienlage eher kritisch: ,.jedoch scheint die psy­
Selbstannahmen . choanalytische Theorie der narzisstischen Ätiologie ihre
Grenzen zu haben a lIfgrund der übermäßigen Betonung
Als Kompensationsversuch bedient sich die Person laut angenommener Unzlllänglichkeiten in der emotionalen
Sachse der Spielebene:"Die Person kann in ihrem Be­ Versorgung durch die Mutter." Gleichwohl beschreiben
zugssystem die Erfahrung machen, dass sie zwar als Per­ sie, dass frühkindliche Opfererfahrungen oder Aus­
son nicht wichtig genommen wird, dass sie jedoch für grenwng ein übersteigert negatives Selbstbild indu­
bestimmte Arten von Verhaltensweisen durchaus Auf­ zieren können, das sozusagen spiegelbildlich zu einem
merksamkeit erhalten kann." Für Personen mit NPS be­ zu posi tive n Selbsteindruck eine Haltung von Beson­
steht die Lösung des Dilemmas in dem Bemühen, durch derheit unter negativen Vorzeichen abbildet.
Leistung Anerkennung zu ve rdienen. Jedoch wird so die
Motivebene nicht gestillt. Überdies wird dadurch ein Therapieziel
doppeltes Selbstkonzept mit diametral entgegenge­ Therapieziele sind in Einklang mit allen anderen vor­
setzten Annahmen und Stimmungszuständen entwi­ gestellten Ansätzen die Notwendigkeit der initialen
ckelt. Je nachdem, ob aktuell das biografisch begrün­ Entwick lung einer Beziehung, die sich auf Zusammen­
dete, in einem affektiven Repräsentationscode gespei­ arbeit stützt. Des Weiteren soll das kognitive Behand­
cherte negative Selbstschema dominiert oder durch lungsmodell erlernt werden. Der Abbau der spezifi­
günstiges Feedback das (häufig übertrieben) positive schen Beschwerden wird als kurzfristiges Ziel benannt,
Selbstschema bedient wurde, herrschen extrem nega­ im Verlauf wäre eine Änderung des grandiosen Selbst­
tive Kogn itionen und Verstimmungszustände vor oder bildes, ein adaptiver Umgang mit Rückmeldungen an­
es besteht eine überzogen positive Selbsteinschätzung derer, die Förderung des Bewusstseins für die Gefühle
bei euphorisierter Affektlage. der Umwelt sowie die Aufgabe ausbeuterischen Ver­
haltens zu nennen. I<ognitive Techni ken zielen auf die
Übertrieben positive Selbstschemata sind etwa: Modifikation des ausgeprägten dichotomen Denkens
• "Ich bin der Kompetenteste." statt "Ich bin der Patienten ab sowie auf die Entwicklung alternativer
kompetent." Annahmen und Bilder (z. B. die Vorstellung zu entwi­
• ..Ich bin der Tollste." statt "Ich bin akzeptabel." ckeln, Spaß am Singen im Gemeindechor zu haben statt
sich mit Phantasien erfolgreicher Auftritte vor großem
Therapieziel Publikum zu tragen ). Diese sollten von den genuinen
Als therapeutische Ziele formuliert Sachse, die Kom­ Interessen des Patienten geprägt sein und nicht vom
munikation zwischen diesen beiden Schemata zu be­ Wunsch nach externem Lob und Aufmerksamkeit.
werkstelligen. Auf der Grundlage einer vertrauensvol­
len Therapeut I Patientbeziehung sol.1der Patient darü­ Alternative Annahmen nach Deck
ber hinaus lernen, dass er "ein Teil des Problems" ist
• Sei normal. Normal e Dinge können angenehm

und dass sein Verhalten Kosten verursacht. Weiterhin


sein.

so ll ein Zugang zu seinen zentralen Beziehungsmotiven


• Es kann sich lohnen, in einem Team mitzumachen.
ermöglicht und das Agieren auf der "Spielebene" ve r­ • Kollegen kö nne n eine Hilfe sein, nicht nur Gegner.
mindert werden. • jeder hat Fehl er.
• jeder ist auf se ine Art etwas Be so nderes .

i',ych,at". und P'yr hothoTap'. up2date 412010


Die Schematherapie wurde aus der kognitiven Ver­
kaltherzige Eltern
haltenstherapie heraus für Persönlichl<eltsstörun­
Bezugsperson gen konzeptualislert.
sichere Bindung an Andere

• Die Schematherapi e kombiniert kognitive, verhal­


Grundbedürfnis emotionale Vernachlässigung tenstherapeutische, emotionsfokussierte und ge­
stalttherapeutische Techniken.
• Dem Stellenwert entwicklungs bedingter traumati­
Trauer
FMS
scher Erfahrungen und deren Auswirkungen auf ak­
tuelles Denken, Fühlen und Handeln durch Bildung
Fight Freeze Flight eines autobiografischen Gedächtnisses w ird eine
hohe Bedeutung beigemessen.

maladaptive Wählt • Die Rolle emotiver Techniken zur Aktivierung von


Vermeidet
Bewältigungsstrategien Ansprüch- emotional Schemata ist herausragend .
intime
lichkeit versagende
Kontakte • Starke Gewichtung erfährt die therapeutische Bezie­
Partn er
hung als wichtigster Motor der Verän derung. Der
Abb. l Bew ältigungsstrategien . Ansatz ist bedürfnisbasiert. Da Patienten mit Per­
sönl ichkeitsstörungen während ihres Aufwachsens
meist mit dysfunktional agierenden Bezugspersonen
Tabelle 1 aufwuchsen . wurden grundlegende Beziehungsmo­
Typische Erscheinungsformen von Coplngstrateglen_ tive frustriert. Die Therapiebeziehung soll zum Anti ­
dot für diese Erlebnisse werden und den Patienten
Coplngstil Typische Erscheinungsformen mit korrektiven emotionalen Erfahrungen in Kontakt
bringen.
Erdulden ausgeprägte Compliance. Dependenz

Vermeidung Sucht

sozial er Rückzug
Primäre Konstituenten von Persön­
ständig e Stimulation, Workaholismus
lichkeitsstörungen

Üb erko mpensation Agg ressivität


• Diesem Ansatz zufolge frühkindliche maladaptive
Manipu lation. Ausbeutung
Schemata (FMS). definiert als in einem signifikall­
Dominanz
ten Maße dysfunktiona le Lebensthemen , die sich
Perfektionismus

aus Erinnerungen , Gefühlen und Kognitionen zu­


sammensetzen .
• Sie sollen aus negativen Beziehungserfahrungen
in der Kindheit erwach sen sein und hindern den
Bezüglich der Überempfindlich kei t für die Einschät­
Patienten aktuell an einer befriedigenden Lebens­
zung anderer empfehlen die Autoren eine Hierarchi­
und Beziehu ngsgesta ltung .
sierung von Situationen. die mit Rückmeldung und
Kritik einhergehen mit konsekutiver systematischer
Desensibilisierung durch gestufte Exposition. Rollen­
spiele, in denen der Patie nt die Position seines Gegen­ Copingstrategien. Schemata können durch zah lreiche
übers einnimmt, sollen dessen Empath iefähigkeit Strategien bewusst gemacht werden. In Überschnei­
verbessern. dung mit den psychoanalytischen Konzepten von Wi­
derstand und Abwehrmechanismen werden 3-mal­
adaptive Bewältigungsstrategien vorausgesetzt, die die
Schematherapie als integrativer Ansatz FMS perperuieren (Abb. 1, Tab. 1 ).
• Erdulden (Freeze ): Wenn Patienten Schemata erdu l­
jeffrey Youngentwickelte die Schematherapie aus der den, akzeptieren sie sie als wa hr und richten ihr Le­
kognitiven Verhaltensthe rapie heraus, nachdem er den ben danach aus. Ein Patient mit NPS, von einer emo­
Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Therapie von Men­ tional kühlen und distanzierten Mutter erzogen,
schen mit Persönlichkeitsstörungen verlagerte und entwickelt das Schema "emotionale Entbehrung. und
hierbei an die Grenzen des tradi tion eJJen Ansatzes fühl t sich repetitiv zu Frauen hingezogen. die diesem
stieß [141. Muster entsprechen.

P<»y , lllatnt und P'SVc huthN ., up2date 4 1 2010


Grundbedürfnisse. Aus klinischen Beobachtungen und
Menschliche (iru ndbedürfnisse un ter Einbezieh ung anderer Theorien postul iert Young
nach Voung 5 zentrale und universelle Grundbedürfnisse menschli­
cher Existenz. deren spezifische Verletzung zu spezifi­
I. sichere Bindung an andere (beinhaltet Sicherheit.
schen Schemata führt.
Stabilität. unkonditionale Akzeptanz. Versorgung)
11. Autonomie. Kompetenz. Identitätsgefühl
111. Setzen realistisc her Grenzen
IV. Freiheit. Wünsche und Gefühle auszudrücken Schemata und Schemadomänen
V. Spontaneität und Spiel bei NPS
Schemadomäne I
• Vermeiden (Flight) bedeutet. alles zu unternehmen. Die Schemadomäne I (Tab. 2) resultiert typischerweise
damit das Schema nicht mehr aktiviert wird. Men­ aus einem missbräuchlichen. instabilen. entwertendem.
sehen mit NPS sind in der Kunst der Vermeidung kalten und unvorhersehbaren Erziehungsstil. Auch wenn
außergewöhnlich aktiv (der Patient geht überhaupt die Patienten äußerlich unantastbar wirken. ist diese
keine persönlichen Bindungen mehr ein oder konsu­ eine besonders schwer zu therapierende Domäne. weil
miert Alkohol oder Drogen. um sein emotionales sie mit erheblichen Defiziten einhergeht und bei der
Vakuum nicht spüren zu müssen). NPS überdurchschnittlich ausgeprägt ist .
• Überkompensation (Fight): Menschen. die überkom­
pensieren. verhalten sich so. als sei das Gegenteil ih­ Missbrauchi Misstrauen. Das Schema Missbrauch!
res Schemas wahr. Wer depriviert aufwuchs. fordert Misstrauen spielt in der Entwicklung einer NPS eine
nun ständige Aufmerksamkeit. Sonderbehandlung. nicht zu unterschätzende Rolle. Viele Patienten wurden
Sonderregeln. Dies stellt den üblichen narzisstischen von ihren Erziehern aufgrund ihrer Talente. Intelligenz
Copingstil im interaktionellen Kontext dar. oder anderer Fähigkeiten benutzt. um deren defizitäres
Selbstwertgefühl zu stabilisieren. Eine häufige Konstel-

Tabelle 2
Übersicht über Schemadomänen , Grundbedürfnisse und Schem at a nach Young 115] .

Schemadomäne Frustrierte Grundbedürfnisse Schemata

I: Abgetrenntheit und Ablehnung Sicherheit. Stabilität. Fürsorge. 1) Verlassenheit/Instab ilität

Empathie. Akzeptanz 2) Misstrauen/ Missbrauch

3) emotionale Entbehrung

4) Unzu länglichkeit /Sc ham

5) soziale Isolierung

Beeinträchtigung vo n Autonomie
11: Kompetenz. Autonomie. 6) Ab hängigkeit / Inkompetenz
und Leistung Identitätsgefü hl 7) Anfälligkeit für Schädigungen und Krankheit
8) Verstrickung / unte rentwickeltes Selbst
9) Versagen

Beeinträchtigung im Umgang
111: realistische Grenzen und 10) Anspruchshaltung / Grandiosität
mit Begrenzungen Sei bstkontrolle 11) unzureich ende Selbstkontrolle/ Disziplin

IV: Fremdbezogenheit Freiheit im Ausdruck von 12) Unterordnung


Bedürfnissen und Gefühlen 13) Selbstaufopferung
14) Streben nach Zustimmung und Anerkennung

V: Wachsamkeit und Gehemmtheit Spontaneität und Spiel 15) Negativität / Passivität


16) emotionale Gehemmtheit
17) überhöhte Standards / übertrieben kritische
Haltung
18) Bestrafen

V'ych'utrl'" und Psychotherap ie up2date 4 I 2010


lation besteht darin, dass männliche Patienten mit NPS
von ihren Müttern als Partnersubstitut verwandt wur­ Fallbeispiel
den, was den Grundstein für ihr ambivalentes Gefühl Emotionale Entbehrung
Frauen gegenüber legt. Sie sind immer auf der Hut. Un­ Eine 40-jährige Lehrerin schildert, von ihren Eltern
ter traumatisierenden Umständen kam es zu teilweise zeitlebens abgelehnt worden zu sein. Erst als wäh­
sadistisch gefärbter Gewalt gegen den Aufwachsenden . rend des Eislauf trainings ihre außergewöhnliche Be­
Dass dieses Engramm psychotherapeutisch nicht ein­ gabung deutlich wurde, wandte sich ihre Mutter ihr
fach zu modifizieren oder zu löschen ist, ist evident. zu. Im weiteren Verlauf muss sie unermüdlich trai­
nieren , auf Kosten von Spaß und Entspannung. Vor
Narzisstische Patienten übertre.iben das Ausmaß, in den Auftritten hat sie extreme Angst, beherrscht
dem andere sie vermeintlich benutzen und zweifeln sich aber, da die Sorge, die seltenen Momente der
an der Authentizität des Gegenübe rs. Aufmerksamkeit ihrer Mutter zu verlieren, domi­
niert. Als sie im Alter von 14 Jahren wegen eines
Durch ihr oft einschüchterndes Verhalten machen es Knorpelschadens ihre Karriere aufgeben muss, keh­
Narzissten ihren Mitmenschen sehr schwer, mit ihnen ren die Eltern dazu zurück, das Kind zu ignorieren.
ehrlich umzugehen. Dennoch ist dies der einzige Weg, "Damit war ich für meine Eltern erledigt."
ihnen zu helfen. Auch wenn Offenheit ambivalent er­
lebt wird, schätzen und brauchen sie die Patienten und fenen intensive Eifersucht. Zwischen Kindern aus NPS
respektieren erfahrungsgemäß nur ein Gegenüber, das begünstigenden Familienumständen entbrennen oft
den Mut aufweist, ihnen die Wahrheit mitzuteilen. heftige Kämpfe um die Aufmerksamkeit der Bezugs­
personen, ein Phänomen, das Paulina F. I<ernberg als
"siblings intolerance" beschrieb [16] .
Fallbeispiel
Unzulänglichl<eit I Scham. Das Schema "Unzulänglich­
Missbrauch I Misstrauen
keit / Scham" resultiert aus einer übermäßig kritischen,
Ein 50-jähriger Informatiker meldete sich wegen bloßstellenden und abwertenden Haltung der Bezugs­
einer schweren Erythrophobie bei einer Therapie­
personen. Die Kritik wurde durch jedwedes Anzeichen
studie zur Behandlung sozialer Phobien an. Im SKID
von Mittelmaß verursacht. Häufig löste das Äußern
(Strukturiertes Klinisches Interview) wurde zusätz­
normaler kindlicher Bedürfnisse Tadel aus. Daraus er­
lich eine NPS diagnostiziert. Der Patient brach die
wächst eine intensive Intoleranz für negative Rück­
Therapie trotz deutlicher Fortschritte nach wenigen
meldungen, hohe Empfindlichkeit und Evozieren von
Sitzungen mit dem Kommentar ab, er wolle nicht,
Beschämung, wenn die Personen bedürftig werden
dass die Behandler aus seiner Genesung einen Ge­
oder Fehler machen. Hierdurch erklärt sich vermutlich
winn erzielen und "berühmt werden" würden.
die erhöhte Suizidgefährdung. Beschämung wird meist
jedoch virtuos verborgen, was insbesondere durch den
Emotionale Entbehrung. Bis auf wenige Ausnahmen Mechanismus der Externalisierung gelingt: eigene
ist nach diesem störungstheoretischen Modell die Ent­ Fehler werden auf andere attribuiert.
wicklung von NPS eng mit frühkindlichen Erfahrungen
emotionaler Vernachlässigung verwoben. Das Schema
erwächst beim Fehlen von unkonditionaler Liebe und Fallbeispiel
beim Vorliegen eines emotional inhibierten, kühlen
Scham
Interaktionsstils. Wenn es aktiviert wird, entstehen
Emotionen von Einsamkeit und Unverstandensein. "Wenn ich mich einem Mann nähere und einen Korb
bekomme, ist es für mich eine Katastrophe. Es fühlt
Statt bedingungsloser Akzeptanz reagierten die Be­
sich an als müsste ich daran sterben."
zugspersonen mit Aufmerksamkeit und Anerkennung
für Leistungen. Nach dieser Surrogaterfahrung hungert
die unter NPS leidende Person ein Leben lang. Liebe
kann nicht aufgenommen, verstanden oder erwidert Schemadomäne 11
werden, da sie fremd ist. Dennoch wird ihr Fehlen auf
einer dem Bewusstsein nicht zugänglichen Ebene Diese Domäne entsteht aus einem familiären Hinter­
wahrgenommen. Auch führt dies zu einem extremen grund, der die Entwicklung von Autonomie und Selbst­
Potenzial an Neid . Wenn eine andere Person Lob oder bewusstsein durch Unterminierung oder Überprotek­
Aufmerksamkeit erhält, entzündet sich bei den Betrof- tivität hemmt (Tab. 2). Die meisten Personen mit NPS

Ps ych rat rw li nd P\ycho he r .Jpi~ up2date 4 I 20 10


sind jedoch hyperautonom und, bedingt durch die Schemadomäne IV
Leistungsbezogenheit ihrer Umgebung, in Perfor­
manceangelegenheiten selbstsicher. Sie bitten selten Die 4. Domäne (Tab. 2) entwickelt sich vor dem Hinter­
um Hilfe und kommen in der Regel nicht auf angebo­ grund eines Klimas konditionaler Akzeptanz. So, wie
tene Unterstützung in Krisenzeiten zurück. In Aus­ der Heranwachsende ist, ist er nicht akzeptiert und
nahmefällen kann eine Unterform narzisstischer An­ muss wesentliche Aspekte seiner Persönlichkeit unter­
sprüchlichkeit im Sinne eines "dependent entitlement" drücken, um gesehen zu werden. Der spätere Narzisst
beobachtet werden [14]. hat so zu sein, zu denken und zu wünschen, wie es sei­
ne Umgebung für richtig erachtet. Viele Patienten sind
sich ihrer eigenen Vorlieben gar nicht bewusst.

I Schemadomäne 111
Unterordnung. Menschen mit NPS ordnen sich als au­
Dem emotionalen Vakuum, in dem die Patienten auf­ toritär oder machtvoller wahrgenommenen Gegen­
wuchsen, steht das Verwöhntwerden in materieller übern oft grollend unter, und äußern ihren angestau­
Hinsicht und die fehlende Grenzsetzung gegenüber ten Ärger nur indirekt. Andererseits wird Unterord­
(Tab.2). Viele Familien aus diesem Formenkreis neh­ nung in anderen Kontexten häufig überkompensiert:
men sich als "etwas Besseres" wahr und lehren ihre NP reagieren höchst allergisch auf Kontrolle und
Nachkommen, dass die Regeln , die für alle Welt Gültig­ möchten grundSätzlich die Dinge in der Hand behalten.
keit besitzen, für sie nicht zutreffend sind. Nicht selten
werden einzelne Aspekte ihrer Talente überbewertet. Streben nach Zustimmung und Anerkennung. Das
Schema ist fast durchgängig vorhanden. Hierbei wird
Anspruchshaltung I Grandiosität. Die Patienten sind der eigene Selbstwert von äußeren Bedingungen ab­
der Überzeugung, dass sie tun und lassen können, was hängig gemacht. Dem Wert von Geld. Status, Karriere
ihnen in den Sinn kommt und bekommen, was sie ha­ und Äußerlichkeiten wird übertriebene Bedeutung
ben wollen, und zwar sofort. Sie stellen die Regeln auf, beigemessen auf Kosten von genuiner Freude und Be­
und brechen sie, wenn sie sich für sie als nicht zuträg­ fried igung.
lich erweisen.

Schemadomäne V
Unzureichende Selbstkontrolle I Disziplin
Schemadomäne V (Tab.2) entwickelt sich vor dem
Die Patienten tolerieren Langeweile und Routinetätig­ Hintergrund eines verbissenen, leistungsbezogenen,
keiten nur widerwillig und vermeiden neue Aufgaben, rigiden Umfeldes.
die ihnen nicht rasch gelingen.
Überhöhte Standards. Personen mit NPS haben be­
sonders mit extrem hohen Standards zu kämpfen. Sie
Fallbeispiel streben nach Perfektionismus in allen Lebensberei­
chen. Mittelmaß ist phobisch besetzt, weckt es doch
Anspruchshaltung
Erinnerungen an weit ZLlrückliegende ZurücksetZLIn­
Wegen seines rüden Umgangs mit Mitschülern wird gen und Beschämungen.
ein späterer Patient im Jugendalter von seiner Lehre­
rin ermahnt. Die hinzugezogenen Eltern können de­
Im ständigen Hungern nach Anerl<ennung, und im­
ren Standpunkt nicht verstehen . Ihr Sohn sei nun
m er unter Druck, ihren Wert unter Beweis zu ste l
einmal hochbega bt und es sei Aufga be der Schule,
len erbringen die Patienten Leistung. me ist auf ho­
mit den aus seiner Hochbegabung assoziierten
hem Niveau . I\n der eigentlichen Tätigkeit haben sIe
"gewissen Exzentritäten " nachsichtig umzugehen ,
keine Freude.
l
sonst könne er einen Schaden davontragen .

Fallbeispiel
Überhöhte Standards
Motto einer Familie von Spitzensk iläufern: "Lieber tot
015 Dritter. "

P" Y C hl iHllk'undP~"'rho th e' dpi e up2date4 1 2010


Einsatz des Moduskonzeptes
Menschen mit tiefergreifenden Persönlichkeitsstörun­
gen wei sen häufig extrem viele frühkindliche mal­
adaptive Schemata (FMS ) auf, sodas s es uneffektiv, ver­ Selbst·
erhöhung
wirrend und belastend erscheint, alle einzeln zu be­
leuchten. Therapeutische Techniken , die für ein FMS
hilfreich sind , sind für ein anderes kontraindiziert: so
muss Anspruchshaltung Grenzsetzung zur Folge haben,
während diese für die Lebensthemen Unterordnung einsames!

beschämtes

und emotionale Entbehrung nicht angewandt werden Kind

sollte. Hier wäre ein sorgfältiges Fokussieren auf die


Wünsche und Bedürfnisse des Klienten von grundle­
gender Bedeutung. Darüber hinaus weisen Menschen
mit NPS extrem rigide Copingstrategien von Vermei­ Abb.2 Narzisstisc he Modi.
dung einerseits und Überkompensation andererseits
auf, die es regelmäßig verhindern, Zugang zu den zu­ Selbsterhöhung

grunde liegenden FMS zu erhalten. Hieraus wird deut­


Stolz, aufgeblasen
lich, wie die Entwicklung des Moduskonzeptes begrif­
fen werden kann.
Leer

Ein Modus ist als ein zu einem bestimmten Zeit­ distanz . Selbstberuhig er

punkt vorherrschender Affel<tzustand oder Persön­ Wü tend

lichkeitsanteil definiert. der Denken, Fühlen und


Handeln besLimmt. Er umfasst die Gesamtheit der Traurig. ernüchtert

Schemalrigger, Schemata und Bewältigungsstrate­


gien . die aktuell in einer Person dominieren. einsames, erni edrigtes Kind

Als Analogie kann das "State versus-Trait"-Konzept he­ Abb. 3 Dynamik der Schemamodi in der NPS.

rangezogen werden. Demnach ist ein "Trait" eine Per­


sönlichkeitseigenschaft, die eine zeitstabile Variable Du reh das Modusl<Onzept wird es möglich. die the­
darstellt und hier in dem Begriff "Schema" aufgeht, rapeutischen Interventionen und die Haltung dem
wohingegen ein "State" einen Zustand beschreibt, der jeweilig aktuell dominierenden Zustand des Pa­
variiert und dem Ausdruck "Modus" entsprechen tienten anzupas~err . Statt den Patienten In seirler
würde. Gesamtheit anzusprechen . werden versch iedene
Seilen In Ihm adressiert. Dieses Vorgehen führt zu
Es wird davon ausgegangen. dass Modi bei jedem einer Ent,tigmatlsierung und fördert die Zusam­
Menschen zu beobachten sind und in einem Spektrum menarbeit.
von funktional (= gesund ) bis zu dysfunktional (= pa­
thologisch ) rangieren. Ein psychologisch gesundes In ­ Abb.3 nach A. Arntz (persönliche Mitteilung) zeigt die
dividuum kann die verschiedenen Anteile seines Selbst Dynamik der Schemamodi.
integrieren und ein Identitätsbewusstsein aufrechter­
halten. Je schwe rer gestört ein Patient ist, desto unin­
tegrierter stehen die Modi nebeneinander. Unterschie­ Modus der narzisstischen Selbsterhöhung
den werden kindliche Modi, elterliche Modi im Sinne
einer Internalisierung von Erziehungsgrundsätzen, Dies ist der Modus, dessen sich Personen mit NPS übli­
kompensatorische Modi in Anlehnung an die oben er­ cherweise im I<ontakt mit anderen bedienen , er ent­
wähnten Copingstile und der Modus des gesunden Er­ spricht dem Copingstil der Überkompensation. Er ist
wachsenen. Für die NPS werden der verletzbare kindli­ in hohem Maße ich-synton und wird aus der Eigenper­
che Modus, der den Kern der Psychopathologie beher­ spektive selten als störend erlebt. "Erfolgreiche" Nar­
bergt, ein überkompensierender sowie ein vermeiden­ zissten verbringen die meiste Zeit in diesem Zustand .
der Modus postuliert (Abb. 2). Die unterliegenden FMS sind An sprüchlich keit, Streben
nach Anerkennung, Misstrauen, Unterordnung und

Psy ch, Hfre u n d Psychot h era pi e up2date 4 I 2010


überhöhte Standard s, Wenn der Modus aktiviert wird,
verhalten sich die Patienten überheblich, arrogant, an­ Fallbeispiel
sprüchlich, kritisch, eitel, ichbezogen oder prahlen mit Externalisierung
ihren Errungen schaften oder Talenten. Sie ergehen sich Wegen seiner hab ituellen Affären wird ein Patient
in Phantasien von Macht und Brillanz. Sie sind mani­ mit NPS von seiner Frau ve rlassen. Er äußert sich fol­
pulativ und beuten ihre Umgebung aus. Sie kreieren gendermaßen: "Osama bin Laden ist letztlich schuld
ihre eigene "Wahrheit", um sich überlegen, perfekt und am Scheitern meiner Ehe. Meine Frau war nach den
makellos zu fühlen. Da die eingeschüchterte Umgebung Terroranschlägen einfach wie verwandelt."
sich meist nicht traut, ihre Lügen zu korrigieren, glau­
ben sie sie irgend wann selbst. Empathie wird nur dazu
benutzt, die Schwächen der anderen zu identifizieren Auch haben die Patienten bislang alles unternommen,
und zu benennen. Ansonsten wird sie abgestellt, was sich nicht vulnerabel zu zeigen, d. h. alleine die Tatsa­
dazu führt, dass sich die Patienten wenig Gedanken che, Hilfe nötig zu haben, ist exzessiv beschämend.
machen, was in den Köpfen ihrer Mitmenschen vor sich Darin gründet der starke Wunsch, Behandlung und
geht und erstaunt sind, wenn sie plötzlich auf Ableh­ Behandler abzuwerten,
nung stoßen. Die Umwelt muss kontrolliert werden, da
sie als bedrohlich und manipulativ eingeschätzt wird.
Ein Bedürfnis zu haben oder sich auf andere stützen Fallbeispiel
können, ist inakzeptabel. Dieser Modus folgt dem
Abwertung und Kontrolle
Motto "Angriff ist die beste Verteidigung". Kommuni­
kation wird als Zweikampf erlebt, bei dem es nur Ge­ Der 50-jährige Informatiker aus dem Fallbeispiel von
S. 60 bringt seinem Behandler in der 3. Therapie­
winner oder Verlierer geben kann. Das zugrunde lie­
stunde das von ihm vollständig durchkorrigierte und
gende Motiv dieses Zustandes besteht darin, vor Ge­
mit I<ommentaren versehene Merkblatt zur Genese
fühlen von Unterlegenheit, Scham und Isolation zu
von sozialen Phobien mit. Dieses sei "defizitär". Sei­
schützen und Anerkennung und Lob zu erhalten. Tra­
nen vorzeitigen Therapieabbruch begründet er mit
gischerweise konterkariert der Modus das Motiv: die
den Worten, er werde nun selbst einen Therapiean­
Bezugspersonen ziehen sich früher oder später ent­
satz zur Behandlung von Erythrophobien ausarbeiten
nervt und ernüchtert zurück. Der Patient mit NPS er­ und veröffentlichen.
reicht den Zustand, den er eigentlich um jeden Preis
vermeiden wollte : Einsamkeit und Unverständnis.
Hilfestellungen im Umgang mit der

Therapieziele Selbsterhöhung

• Die Patienten sollen verstehen, wann und warum sie Etablierung von Gegenseitigkeit, Es ist von grundle­
diese Seite entwickelt haben. gender Bedeutung, auf respektvollem Umgang zu be­
• Sie sollen die Vorteile dieses Modus verstehen und stehen. Patienten mit NPS achten ausschließlich ein
sich seiner Nachteile bewusst werden. Gegenüber, dass sich von ihnen nicht abwerten lässt.
• Der Modus soll im Verlauf der Therapie in den Hin­ Dementsprechend sollte man deutlich machen, dass
tergrund treten, die Sucht nach Anerkennung, Kon­ die interaktionellen Regeln, die man als Therapeut
trolle und Erfolg soll zugunsten der Etablierung rezi­ sel bstverständlich zu befolgen bereit ist (angemesse ner
proker Beziehungen in den Hintergrund treten. Tonfall, keine Beleidigungen oder Bedrohungen), auch
vom Patienten erwartet werden, Im Umgang mit der
Dies ist schwierig zu bewerkstelligen. Üblicherweise Selbsterhöhung wählt der Therapeut einen konfronta­
ko mmen Narzissten in Behandlung, wenn Fehlschläge tiveren und weniger zugewandten Stil. Es ist oft sinn­
ihre Kompensationsstrategien haben versagen lassen. voll. den narzisstischen Patienten die Konsequenzen
Da sie jedoch eine starke Tendenz zur Externalisierung seines Verhaltens spüren zu lassen.
aufweisen, wünschen sie sich Therapeuten, die sie in
ihrer Innenperspektive im Kampf gegen die Umwelt Die gLinsLigste Haltung im Umgang mit dem Modus
unterstützen und sich mit ihnen gegen dieselbe ver­ der Selbsterhöhung Ist die Annahme, dass sich der
bünden, um die Misserfolge ungeschehen zu machen. narzisstische Patient dieser Seite in aller Regel nicht
Sie sind von der Vorstellung geleitet, dass die Kompen­ bedient. um bö~w i llig zu verletzen, sondern um
satio nsstrategien wieder etabliert werden und selten SICh zu 5chützen. Dadurch wird es leichter, eine
zu einer kollaborativen Exploration des Störungscha­ empathlsche Grundhaltung beizubehalten ,
rakters ihres interaktionellen Stils bereit.
Praktisches Vorgehen Praktisches Vorgehen
Selbsterhöhung Empathische Konfrontation
"Wie würden Sie sich fühlen, wenn ich Ihnen das so ver­ "Ich weiß, da ss da s schwierig für Sie ist, einmal warten
mitteln würde? Gekränkt 7 ja, sehen Sie, so ist es mir zu müssen, da niemand Ihnen beigebracht hat, dass die
auch gegangen. " Regeln, die für alle gelten, auch für Sie gemacht worden
Manchmal genügt es, auf eine abwertende oder Ull­ sind. Und Ihnen wurde erklärt, da ss Ihnen besondere
verschämte Bemerku ng einen Moment des Schwei­ Privilegien zu stehen. Also ist es nicht Ihre Schuld. Ich bin
gens folgen zu las sen, damit der Patient der Wucht psychologisch ausgebildet und kann Ihre Sichtweise
seiner Worte lauschen kann. Wenn man scharf an­ nachvollziehen. Aber alle anderen kennen diesen Hin­
gegriffen wird, ist es entscheidend, sich nicht zum tergrund nicht und werden deshalb von Ihrem Verhalten
Gegenangriff ve rleiten zu lasse n und sta ttdessen auf verärgert sein. "
die Metaebene zu wech seln. "Warum möchten Sie so
mit mir umgehen?" Dis kutieren über Inhaltlic hes ist in
aller Regel in diesen Fällen ein therapeutischer Feh­ (AVE: Die Technik der ernpathischcl l KonfrontaLion
ler.
funktioniert nur, wenn Therapeuten genuines Mit­
Von em inenter Bedeutung ist auch, zu einem Modell
gefülli für den Patienten aufbringen können .
für das Eingestehe n eigener Schwächen zu werd en.
Und sich bei Fehlern zu entschuldig en.
Kognitive Techniken. Es werden Pro- und Kontralisten
über die Vor- und Nachteile des Bewältigungsmodus
Darüber hinaus verwendet der Therapeut die Modus­ erörtert. Zur Identifizierung kognitiver Verzerrungen
sprache. Er adressiert den Patienten nicht in seiner Ge­ werden Gedankentagebücher geführt, in denen Patien­
samtheit, sondern spricht "die Sei te in Ihnen" oder "der ten in schwierigen Situationen ihre automatischen Ge­
Teil von Ihnen" an. Hierdurch kommt es zu einer Ent­ danken notieren und korrigieren. Insbesonde re das
pathologisierung und Verminderung des Widerstands. ausgeprägte Schwarz-Weiß-Denken wird hinterfragt.

Praktisches Vorgehen Fallbeispiel


Modussprache Denken in Extremen
"Was ist da s für eine Seite in Ihnen, die sich Menschen in
"Entweder werde ich die nächste Katharina Witt oder
Form eines Angriffs nöhert, um sich selbst zu sch üt­
ich bin das allerletzte."
zen 7 "

"Ich würde gerne diese Seite an Ihnen besser kennen­

Modusdialoge. Der Patient wird aufgefordert, im Rah­


lernen, die das Bedürfnis hat, mich herabzusetzen. "

men eines Stuhldialogs zunächst ganz zu der Seite zu


werden, die dem Modus des Selbsterhöhens entspricht.
Auf einem anderen Stuhl soll die Seite Platz nehmen,
Interventionen die dem einsamen I besch ämten Kindmodus entspricht.

Empathische Konfrontation. Zentrale Technik im


Umgang mit der Seite des Selbsterhöhens ist die Stra­ Praktisches Vorgehen
tegie der empathischen Konfrontation. Im Hier und
Stuhldialog
Jetzt der therapeutischen Beziehung we rde n proble­
matische Verhaltensmuster aufgezeigt. "Werden Sie einmal ganz zu der Seite in Ihnen, die

denkt, eine Lebensberechtigung hat nur, wer ein Eis­

• Der Therapeut äu ßert Verständnis dafür, wa rum der


laufstor wird. Lassen Sie mich hören, was diese Seite

Patient die Welt sieht, w ie er es tut und konfrontiert


vorzubringen hat. Und lassen Sie mich hören, warum

den Modus.
sie meint, dass die 74-jährige ju lia mit ihrem kaputten

• Er zeigt sich einfühlsam bezüglich der Gründe, wa­


Knöchel so un glaublich verachtenswert ist."

rum der Patient den Mod us entwickelt hat und wie


"Sie haben einen Anteil, der unglaublich streng zu sich

schwierig Veränderung ist.


ist und sich sagt, da ss Sie den ganzen Tag hart trainie­
• Gleichzeitig betont er die Notwendigkeit des Wan­ ren müssen. Gibt es einen Teil, der diese Stimme hört?

dels. Und wie geht es dem damit?"

• Er bemüht sich hierbei um optimale Balance.

P'Y'~lJ rr l~ lI.d Psyc hot h. r.p;e up2date 4 I 2010


Behaviorale Techniken.
• Rollensp ie le zum Einüben funktionaleren Verhal­
Fallbeispiel
tens . Lernen am Modell. Vermeidung
• Videofeedback- und Videoanalysen zur Vermittlung "Mein Kinder-Ich ? Eine verletzliche Seite? Wie bitte?

vo n I<ompetenze rwerb. Das ist ja völlig lächerliches Psychologengetue. "

• Verhaltensexperimente (Zeit mit sich alleine ver­


bringen. explizites Fokussieren auf das Gegenüber.
Einlegen von Sprechpausen). Hilfestellungen für den verletzlichen Modus
• Führen von Tagebüchern über auslösende Variablen. Das Gehirn ins Spiel bringen. Eine Möglichkeit des
dysfunktionale Selbstinstruktionen. Reaktionen der Umgangs mit Abwehr ist es, den Patienten ein biolo­
Umgebung. gisches Erklärungsmodell zu bieten [18].

Modus des einsamen I beschämten Kindes Praktisches Vorgehen


Biologisches Erklärungsmodell
Wenn für die NPS die Quellen von Anerkennung oder
Beachtung versiegen, wenn sie über einen längeren
"Dann nennen Sie die se Seite eben die Seite ihrer unan­
genehmen Erinnerungen. Ih r implizites Gedächtnis hat
Zeitraum alleine sind, wenn sie zurückgewiesen. ver­
Erinnerungen an belastende Erlebnisse während des
lassen oder kritisiert werden oder wenn sie keinen Er­
Aufwachsens gespeichert, jedoch sind diese und die
folg haben, wird der Modus des einsamen Kindes ge­
dozugehörigen Gefühle so tief eingebettet, das s Ihnen
triggert. In diesem Zustand erleben die Patienten die
das nicht bewusst ist. 50 funktioniert das Gehirn nun
mit den FMS Emotionale Entbehrung, Unzulänglich­
mal. Sie erinnern sozusagen, ohne sich daran zu erin­
keit I Scham und Unterordnung verbundenen Gefühle
nern . Wir wissen das aus der neurobiologischen Grund­
von Einsamkeit, Scham lind Abwertung. Sie fühlen sich
lagenforschung. Und wenn dann ein aktuelles ähnliches
als Mittelmaß, ungeliebt, ignoriert, vorgeführt und leer Erlebnis passiert, kann Ihr Gehirn nicht zwischen damals
und werden depressiv, w enn es nicht durch Aktivie­ und heute unterscheiden, sieht eine Bedrohung, die
rung ihrer l<ompensationsstrategien gelingt, den Zu­ neuronalen Strukturen feuern, und es werden intensive
stand zu beenden. Emotionen produ ziert. Ihr Hirn reagiert sozusagen auf
ein Gespenst aus de r Vergangenheit. "
Der Modu~ des einsamen I beschämten I<indes ist
derjenige, den die Patienten vermeiden und der
Therapeut erreichen mächte. da hier die rrucht­ Fotoalbum. Ebenfalls günstig kann sich das gemein­
barste Arbeit stattfinden kann . same Durchblättern alter Fotoalben auswirken. Häufig
transportiert sich dadurch die Einsamkeit, die dem Pa­
Therapieziele tienten nicht bewusst ist. Auch hier kann der Wider­
• Das Konzept des einsamen Kindes muss eingeführt stand konfrontiert werden. Der Therapeut deutet auf
und ins Bewusstsein des Patienten gerückt werden. ein Bild und fragt den Patienten , ob er allen Ernstes die
• Die damit assoziierten Gefühle wie Einsamkeit und Existenz dieses Kindes in seinem Denken und Fühlen
Scham müssen zu Tage treten dürfen, um ausrei­ bestreiten möchte.
ehend Motivation für Veränderung zu generieren.
• In diesem Modus soll der Patient erleben, sich unter­ Imagination, Wird im Kontext der therapeutischen
stützt, akzeptiert und angenommen zu fühlen. Beziehung ein FMS aktiviert, kann der Patient aufge­
• Psychoedukation soll vermitteln, welche Bedürfnisse fordert werden, die Augen zu schließen und sich eine
Kind er naturgemäß haben und inwieweit sie für den Situation aus der Kindheit vorzustellen, die sich ähnlich
a iemen nicht erfüllt wurden, um Mitleid statt Ver­ anfühlte.
ac htu g für di e vul nerablen Anteile zu generieren
[17].
Modus des distanzierten Beschützers I
Die wenigsten Patienten w issen um die Existenz dieser der distanzierenden Selbstberuhigung
Seite. Wenn sie dennoch einen Zugang zu diesem Per­
sönlichkeitsanteil erlangen. ist es hochgradig aversiv Wenn der Modus des einsamen Kindes nicht mehr
besetzt und von Verachtung geprägt. Es wird alles un­ toleriert werden kann (oder, wenn sie alleine sind),
ternommen, um sich nicht vulnerabel zu machen. wechseln die Patienten in den Modus der Selbstbe­

rsyc:lllL1tn~ und P<;yc h other.tpu~· up2date 41 2010


Therapieziele
Fallbeispiel' Praktisches Vorgehen Auch dieser Modus soll im Verlauf der Behandlung ge­
Imagination schwächt werden zugunsten des Eingehens naher, ver­
Die 40-jährige Lehrerin aus dem Fallbeispiel S. 60 trauensvoller Beziehungen und des Abbaus von Inter­
weint, als sie befürchtet, wegen nicht gemachter aktionsstörungen.
Hausaufgaben die Therapeutin verärgert zu haben.
In der Imagination sieht sie sich nach einem Ei slauf­ Hilfestellungen für die distanzierende

turnier alleine im Bus sitzen. Die Eltern haben sich Selbstberuhigung

geweigert, neben ihr Platz zu nehmen. Sie ist nur Um die Therapiemotivation aufrechtzuhalten, ist es
zweite geworden. Als sie weint, wird sie nachdrück­ sinnvoll. immer wieder auf die negativen Konsequen­
lich vor allen Fahrgästen kritisiert. Sie schwört sich, zen des Verhaltens einzugehen.
in Zukunft immer die Beste zu sein. Und niemals je­
mandem anderen wieder eine Sc hwäche zu offen­ Modusdialoge. Auch hier empfiehlt sich ein Stuhldia­
baren. log mit dem Anteil. der sich schützt. Es ist günstig,
In diesem Fall betritt der Therapeut das Bi ld , ve rtei­ wenn die Patienten selbst Namen für ihre jeweiligen
digt das Kind vo r dys funktionalen Botschaften der
Modi wählen. So benannte die bereits erwähnte Eis­
anderen Anwese nden, klärt Eltern oder andere Be­
läufe rin die Seite an sich, die keine Gefühle mehr spü ­
zugspersonen über die uni versellen Rechte und Be­
ren oder zeigen wollte als "die toughe Julia" .
dürfnisse von Kindern auf. Er sucht den Dia log zu
dem Kind, va lidiert dessen Gefühle und Reaktionen
und lässt sich seine Ängste und Wünsche schildern.
Auch kann im Bild das Kind visuell verdoppelt wer­ Praktisches Vorgehen
den: in die Seite, die leidet (das beschämte Kind) und Stuhldialog
die Seite, die nie wieder zweite werden wird (die Sei­
"Ich möchte Sie bitten, einmal ganz zu der Seite in Ihnen
te der Selbsterhöhung). Mit beiden Teilen des Selbst
zu werden, die sich so hort gemocht hot. Und stellen Sie
kann der Therapeut in einen Dialog treten.
sich vor, auf dem Stuhl neben Ihnen nimmt die Seite
Platz, die 7 jahre alt ist und sich mehr Kontakt und Nähe
wünscht. "
ruhigung. Er entspricht dem Konzept der Schemaver­
Der Dialog könnte folgendermaßen lauten : "Seit
meidung und dient dazu, unangenehme Gefühle von
wann sind Sie schon im Leben von Frau M. existent?
Scham oder Einsamkeit abzustellen. Dabei werden
Wann wurden Sie zum ersten Mal aktiv? Mit welchem
Ablenkungsmanöver initiiert, die häufig suchtartigen
Zief? Wobei helfen Sie ihr? Und wie genau sieht das aus?
Charakter annehmen: Arbeiten bis zur Erschöpfung, Was sind die Vorteile Ihrer zeitweiligen Anwesenheit?
Essanfälle, Drogen- und Alkoholmissbrauch, über­ Gibt es auch Nachteile?" Nach der Übung wechselt die
mäßige Beschäftigung mit dem Computer. Auch stimu­ Patientin auf den Stuhl, der die Seite des Kindes re­
lierende Strategien kö nnen verwandt werden, um ne­ präsentiert und kann Trauer über die Einsamkeit und
gative Gefühle unter Kontrolle zu halten: riskantes Isolation, die der distanzierende Modus mit sich
Fahrverhalten, Spekulieren an der Börse, 1(leptomanie. bringt, äußern.
Menschen mit NPS werden sehr weit gehen, um nicht Die verschiedenen Anteile der Patientin werden qua­
mit ihrer verletzlichen Seite konfrontiert werden zu si zu Personen, die miteinander in Verhandlung tre­
müssen. In Extremfällen weisen sie dissoziatives Ver­ ten. So wird es möglich, statt darüber zu sprechen,
halten auf und vergessen unangenehme Ereignisse. warum eine Person intime Kontakte vermeidet, mit
Auch im Kontakt zu anderen bleiben die Patienten dis­ dem Teil in ihr zu sprechen, die dies als so wichtig
tanziert. Das führt dazu, dass sie sich geschützt fühlen erachtet.
und erleichtert es ihnen, ihre Umgebung als Objekte Es ist bedeutsam, die Funktion dieses Modus ve r­
wahrnehmen zu können. Kontakte bleiben unbelebt, sta nden und se ine Funktion als Überlebenshilfe in
wodurch die Fähigkeit, die Umwelt ohne ausgeprägtere der Vergangenheit validiert zu haben , bevor man
Skrupel benutzen zu können, gefördert wird. Ungüns­ auf die Schwierigkeiten, die aus seiner Existenz re­
tigerweise intensiviert dieser Modus jedoch das Erle­ su ltieren, eingeht. Das Modusverhalten kann umso
eher in den Hintergrund treten, je mehr sich dieser
ben von Einsamkeit.
Teil des Patienten verstanden fühlt.

~'Vth,"tll. und P,vehulhe,api. up2date 4 I 2010


Audio e os . P':: - e:l[e n mit NPS schätzen es unserer
::. ;" - _r: ; u r. ch. ine Kassette mit Instruktionen des Kernaussagen
7"r=j ~~ _ : ;=:l lj ~ schwierige Situationen zu erhalten. • Na rzi sstische Persönlichkeits­ tigkeit und Warmherzigkeit und
störungen gelten gemeinhin als einem konfrontativen und Gren­
, ~~ \·.-?i.ß. dass Sie ein schwieriges Wochenende vor sich nicht einfach zu therapieren. zen setzenden Verhalten von ­
c: bfrl. weil Sie al/eine sein werden und dass das Bemü­ • Häufiger als bei anderen Störun­ seiten des Therapeuten not­
,en nach Ablenkung durch Steh len sehr intensiv werden gen besteht die Gefahr, dass die wendig, um für diese Patienten
wird. Aber wir arbeiten gemeinsam damn, dass Ihr Leben Patienten für sich , aber auch für hilfreic h zu sein.
einen glücklicheren Weg nehmen wird. Versuchen Sie, ihre Umgebung , durch suizida­ • Die Schematherapie bietet
mit der Seite an Ihnen, die sich zurückgelassen und ein­ les oder fremdaggressives Ver­ einen integrativen Ansatz, der
ha lten zu einer Gefahrenq uel le entwicklungbedingtes Fallver­
sam fühlt, Kontakt aufzunehmen. Und nehmen Sie sich
werde n. ständnis mit kognitiven, beha­
einen Moment Ze it, diesen Teil zu trösten /zu beruhigen /
• Die ich-syntonen, rig id en Ver­ vioralen und emotionsfokussie ­
zu stärken."
meidungs- und Überkompensa­ rend en therapeutischen Strate­
tionsstrateg ien erschweren den gien verbindet. Und damit hof­
Blic k auf die ver letzliche Seite fentlich dazu beitragen kann,
Fazit und Ausblick der Patienten se hr hä ufig. den Leiden sd ruck der Patienten
• Es ist ein hohes Maß an thera­ und die Belastungen, die sie ih­
Narzissmus in seiner ausgeprägten Form ist eine sehr
pe utischer Balance und Fle xibili­ rer Um we lt zufügen, zu min i­
belastende Störung, die das Selbstbi ld eines Menschen,
tät zwischen Empath ie, Aufrich- mieren .
sein Gefühl sleben. seine Einstellungen und sein Ver­
halten zutiefst beeinflussen und für viel Leid sorgen
kann. Veränderte gesellschaftliche Bedingungen för­
dern die Dialektik von Grenzenlosigkeit bei parallel Wendy Behary
bestehendem zunehmendem Verlust von kindlicher
Geborgenheit. Damit bereiten sie den Boden für die Wendy Behar y ist Gründerin und Lei­
Entwicklung von vermeintlich übersteigertem Selbst­ terin des Kognitiven Therapiezen ­
bewusstsein bei inner licher Orientierungslosigkeit. trums New Jersey sowie des dortigen
Kompensatorische Strategien zur Selbstregulation wie Schematherapieinstituts. Sie ist Mit­
Fokussieren auf Macht, Statu s. Äußerlichkeiten und glied der Fakultät des Kognitiven The­
extreme Abwertungen anderer werden nicht zuletzt rap iezentrums New York und des New
durch die Om nipräsenz und Au sgestaltung der media­ Yo rker Schematherapieinstituts, wo

len Landschaft verstärkt und gesellschaftsfähig. Die In­ sie über viele Jahre hinweg mit Jeffrey
Young gearbeitet und gelehrt hat. Sie
zidenz narzisstischer Störungen nimmt zu. Die Folgen
ist Koautorin zahlreicher Artikel über Schematherapie
für un sere Gesellschaft sind nicht absehbar.
und Kognitive Therapie. Wendy Behary ist auf die Be­
handlung narzi ss t isc her Persönlichkeitss törungen spezia­
lis iert und Autorin des Buchs .. Disa rming the Narcissist.
Über die Autorinnen Surviving and Striving with the Self Absorbed", das kürz­
lich bei New Harbinger Pre ss erschienen is t.
Eva Dieckmann
Kor res pond e n zad re sse
Dr. med. Eva Diec kman n. 1985-1992 Dr. Eva Dieckmann
Studium der Medizin an den Un iversi­ Un iversitätsklinikum Freiburg
täten Bochum und Bonn . 1992 Pro­ Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie
motion in Bonn. 1992 - 1997 Ausbil­ Hauptstraße 5
dung zur Fachä rztin für Psychiatrie 79104 Freiburg
und Psychotherapie an der Psych ia­ Telefon : 0761/270-6608
trischen Universitätsklinik Freiburg, Telefax: 0761 / 270-6802
Supervisorin am Freiburger Ausbil­ E-ma il : eva.dieckmann@un iklinik-freiburg .de
dungsinstitut für Verhaltenstherapie,
seit 1999 als Oberärztin dort tätig. Themen schwe rpunk­
te: Schematherapie, narzisstische Persönlichkeitsstörun ­
gen, Umgang mit Suizidalität.
literatur 9 Millon P. DSM Nar cissistic Personality Disorder: Hi storica l
Reflections and Future Directi ons. In : Ronningstam EF, Hrsg.
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Saunde r, 1969
with the Self Absorbed . Oak land: New Harbin ger Publi cat ions,
2008

?syc.hialJl! und Psycho t herul11E' up2date 4 I 2010


12010

Die folgenden Fragen beziehen sich auf den vorangehenden Beitrag. Sie können uns die entspre­
(ME-Fragen chenden Antworten ent\!veder on li ne unter http://cme.thieme.de oder durch das CME-Teilnahmeheft

hinten in dieser Zeitschrift zukommen lassen. Jeweils eine Antwort ist richtig.

Die Vergabe von CME-Punkten ist an die korrekte Beantwortung der Multiple-Choice-Fragen

gebunden.

! elches ist kein DSM-IV-Kriterium A Mangel an Empathi e

der narzisstischen Persönlichkeits­ B zwischenmenschlich ausbeuterisches Verhalten

störung? C Phantasien von Macht und Erfolg

D chronische Gefühle von Einsamkeit und Leere

E Arroganz

11
Welches Schema ist bei der NPS A Anspruchshaltung / Grandiosität

nicht regelhaft anzutreffen? B Streben nach Zustimmung und Anerkennung

C Unzulänglichkeit / Scham

D Selbstaufopferung

E überhöhte Standards/ übertrieben kritische Haltung

11
Wie wird mit dem Modus der A Es wird vermieden, ihn zu konzeptualisieren.

Selbsterhöhung in der Schema­ B Er w ird ignoriert.

therapie umgegangen? e Er wird empathisch konfrontiert.

D Er wird unterstützt und bestärkt.

E Er darf auf keinen Fall angegangen we rd en.

11
Durch welche Moduskombination A einsames Kind / distanzierte Selbstberuhigung JSelbsterhöhung

ist die narzisstische Persönlichkeits­ 8 undiszipliniertes Kind / strafender Elternteil! gesunder Erwachsener

störung gekennzeichnet? C glückliches Kind / übermäßige Kontrolle / bereitwilliges Erdulden

o verlassenes I<ind / fordernder Elternteil/ distanzierter Beschützer


E verlassenes Kind / Schikane und Angriff / ärgerliches Kind

11
Welche Antwort ist falsch? A Die NPS geht mit einer erhöhten Suizidneigung einher.

B Misserfolge und Rückschläge können depressive Krisen auslösen.

C Hinter ihrer arroganten Fassade sind viele Patienten ausgesprochen schüchtern .

o NPS können aggressiv und bedrohlich reagieren.


E Die Störung ist unbehandelbar.

Welche Aussagen treffen für den A Eine einfühlsame und warmherzige Haltung ist unverzichtbar.

"Modus des einsamen Kindes" nicht B Er sol lte über natürliche Rechte und Bedürfnisse von Heranwachsenden inform iert werden.

zu? C Im Rahmen von Imaginationsarbeiten findet eine "begrenzte Nachbeelterung" statt.

D Er sollte nicht beachtet werden.

E Es ist die Seite des Patienten, die Zugang zu belastenden Gefühlen hat.

(ME-Fragen Schematherapie: Ein Ansatz zur Behandlung narzisstischer Persönlichkeitsstörungen

Welche Aussagen treffen für den A Zum Beruhigen und Abschalten können Alkohol, Drogen, zwanghaftes Computerspielen dienen.
Modus der distanzierenden Selbst­ B Zur Stimulierung und Ablenkung können r'iskantes Fahrverhalten, Spekulieren an der Börse
beruhigung nicht zu? ständige sexuelle Eroberungen dienen.
( In diesem Zustand sind die Patienten von ihren Gefühlen abgetrennt.
o Er soll in der ST gestärkt und intensiviert w erden.

E Wenn die Patienten mit sich alleine sind, verbringen sie viel Zeit in diesem Modus.

11
Welches ist I<ein Therapieziel für die A wiederkehrende Muster zu erkennen
NPS nach Lorna Smith Benjamin? B maladaptive Muster blockieren
C den Willen des Patienten, diese aufzugeben zu stärken
D neues Lernen fördern
E den Patient in seiner Sicht der Welt zu bestärken

11
Welche gehört nicht zu den I(ogni­ A Schwarz-Weiß-Denken hinterfragen
tiv-Behavioralen Techniken im Um­ B automatische Gedanken notieren
gang mit NPS? C Rollenspiele durchführen
D Videofeedback durchführen
E Analysieren belastender Träume

Was gehört nicht zu den störungs­ A das Modell der doppelten Handlungsregulation
theoretischen Überlegungen nach B Entwicklung übersteigert positiver Selbstschemata
Sachse? ( Entwicklung übersteigert negativer Selbstschemata
o Versuch der Kompensation auf Spielebene
E Modusmodell

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