Es war einmal ein König, dessen Töchterwaren alle schön, doch die jüngste war so
schön, dass selbst die Sonne sich wunderte, wann immer sie ihr ins Gesicht schien.
Als es eines Tages recht heiß war , saß das Königskind an einem Brunnen im Schatten
eines Baumes und spielte mit einer goldenen Kugel. Nun geschah es aber, dass die
goldene Kugel beim Spielen in den tiefen Brunnen fiel. Die Königstochter weinte
bitterlich über das verlorene Spielzeug, als plötzlich ein dicker grüner Frosch aus dem
Wasser blickte und quakte: „Was gibst du mir dafür, dass ich deine Kugel wieder
herafhole?“ Die Königstochter erwiderte: „Was du haben willst, lieber Frosch! Meine
Kleider, meine Perlen und Edeksteine und auch meine goldene Krone!“
„Die mag ich nicht“ sagte der Frosch. „Aber wenn du mich lieb haben willst und ich darf
dein Freund sein, an deinem Tischlein sitzen, in deinem Bettlein schlafen, will ich
hinabsteigen und dir die goldene Kugel holen.“ Die Königstochter versprach es, doch
insgeheim dachte sie, der hässliche Frosch könne doch keines Menschen Freund sein. Da
tauchte der Frisch ins Wasser hinab und kam nach einem Weilchen wieder
heraufgeschwommen, die goldene Kugel im Maul. Er warf sie ins Gras, die
Königstochter nahm sie auf und lief damit fort. „Warte, warte“ rief der Frosch, „nimm
mich mit, ich kann nicht so schnell laufen wie du!“ Doch sie hörte nicht auf ihn, lief nach
Hause und hatte den armen Frosch alsbald vergessen.
Am nächten Tag, als der König und seine Töchter gerade an der Mittagstafel saßen,
klopfte es am Tor und jemand rief quakend: „Königstochter, jüngste, mach mir auf!“
Verwundert fragte der König, wer denn da Einlass begerte, und da blieb der Tochter
nichts übrig, als dem Vater von ihrem Versprechen an den Frosch zu erzählen. Der König
aber meinte: „Was du versprochen hast, musst du auch halten; geh und mach ihm auf!“
Und so geschah es, dass der Frosch hereinhüpfte und an der Tafel Platz nahm. Dann
verlangte er, vom goldenen Teller der Königdtochter essen zu dürfen. Sie zauderte, doch
der König befahl es. So schob sie dem Frosch des Tellerchen zu, sie selbst aber brachte
nun keinen Bissen mehr hinunter. Als der Frosch sich satt gegessen hatte, war er müde
und forderte von der Königstochter, dass sie ihn in ihr schönes, seidenes Bett tragen solle.
Da fing sie an zu weinen, denn sie fürchtete sich vor dem kalten Frosch, den sie nicht
berühren wagte. Der König aber wurde zornig und sagte: „Wer dir geholfen hat, als du in
Not warst, den sollst du nun nicht verachten!“ Da packte sie den Frosch mit zwei
Fingern, trug ihn in ihr Schlafgemach und setzte ihn in eine Ecke. Der Frosch aber
quakte, denn er wollte ebenso bequem schlafen, und sprang auf das Bett der
Königstochter. Die aber wurde bitterböse, nahm den Frosch und warf ihn mit aller Kraft
gegen die Wand: „Nun wirst du endlich Ruhe geben, du garstiger Frosch!“ Als er aber
herabfiel, war er kein Frosch mehr, sondern ein Königssohn mit schönen freundlichen
Augen. Vor Jahren war er von einer bösen Hexe verwünscht worden und allein die
Königstochter hatte ihn aus dem Brunnen erlösen können. Da hielt er um ihre Hand an
und sie willigte freudig ein.
Am nächsten Morgen fuhr eine prächtige Kutsche mit acht weißen Pferden vor, um das
Paar in das Reich des jungen Königssohns zu bringen. Entlang der Straßen standen die
Untertanen und jubelten vor Freude darüber, dass ihr Herr nun erlöst und glücklich war.