Ermächtigungsgesetz
Das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 schuf die rechtliche Grundlage für die Etablierung der
NS-Diktatur. Der Tag wird auch als Hitlers Machtergreifung bezeichnet. Nachdem die NSDAP auf dem
Tag von Potsdam wenige Tage zuvor Sympathien in breiten Bevölkerungskreisen erlangen konnte,
stimmte der Reichstag dem Ermächtigungsgesetz mit einer Zweidrittelmehrheit zu. Damit
entmachtete sich der Reichstag selbst, da die Regierung nun ohne seine Zustimmung Gesetze
verabschieden konnte.
Hitlers Absicht bestand darin, den Reichstag eliminieren und die Verfassung faktisch außer Kraft zu
setzen. Für die Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz wurde im Vorfeld die Geschäftsordnung
des Reichstags geändert. Da die Politiker der KPD wegen der Notverordnungen bereits verhaftet
waren und daher an den Verhandlungen nicht teilnehmen konnten, wurden die Bestimmungen für
die Anwesenheit neu geregelt. Da das Reichstagsgebäude in Berlin wegen des Brandes noch nicht
zugänglich war, tagte der Reichstag provisorisch in der Krolloper. Dort waren unter anderem auch die
mit der NSDAP sympathisierenden SS– und SA-Truppen aufgestellt, die die Abgeordneten
einschüchtern und damit entscheidend beeinflussen konnten.
Dem „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ wurde am 23. März mit einer
Zweidrittelmehrheit vom Reichstag zugestimmt. Ausschlaggebend dafür waren die Stimmen des
Zentrums und bürgerlichen Parteien, die sich aufgrund Einschüchterung dem Druck der
Nationalsozialisten beugten. Allein die SPD stimmte geschlossen dagegen. Durch das
Ermächtigungsgesetz entmachtete sich der Reichstag als staatliches Organ praktisch selbst. Gesetze
konnten von der Regierung nun ohne dessen Zustimmung durchgesetzt werden. Es war nun möglich,
dass Gesetze von der Verfassung abwichen, sodass die dort festgeschriebenen Grundrechte außer
Kraft gesetzt wurden. Auf diese Weise wurde die Gewaltenteilung in Exekutive, Legislative und
Judikative gebrochen.
Das Ermächtigungsgesetz trat am 24. März in Kraft. Damit begann der Prozess der
nationalsozialistischen Gleichschaltung. Neben der Einschränkung der Grundrechte wurden für
politische Gegner Konzentrationslager errichtet. Durch die Gleichschaltung der Länder wurde
Deutschland zu einem zentralistischen Staatsgebilde. In der Folgezeit zerschlugen die
Nationalsozialisten die Gewerkschaften und verboten per Gesetz alle anderen Parteien. Das
Ermächtigungsgesetz hatte für diese Entwicklung eine hinreichende Bedeutung, weil es der
Regierung nun erlaubt war, Gesetze unabhängig vom Reichstag und der Verfassung zu
verabschieden. Damit war die Demokratie de facto außer Kraft gesetzt und der Weg in die NS-
Diktatur geebnet. Bis Mai 1945 blieb das Ermächtigungsgesetz rechtliche Grundlage der deutschen
Politik.