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THE TABLE | Thalia Theater Blog https://thaliatheaterblog.wordpress.

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Thalia Theater Blog

Der Premieren- und Festivalblog des Thalia Theaters Hamburg

THE TABLE

Foto: Nigel Bewley

Von Phuong Ngoc Nguyen Le

Moses ist ein erfolgreicher Standup-Comedian. Er ist schlagfertig, humorvoll und manchmal auch
ein wenig garstig. In den le ten drei Jahren ist er in zahlreichen renommierten Theaterhäusern
weltweit aufgetreten, u.a. im Londoner Soho Theatre, im Shanghai Dramatic Arts Centre und gestern
erstmals im legendären Thalia-Theater. Neben seiner Tätigkeit als Entertainer nimmt er oft auch die
Rolle des Philosophen ein, der sich leicht ablenken lässt und gerne ausschweift. Und so wanderten
wir während seiner gestrigen Show von einem Thema zum anderen, von biblischen Erzählungen zu
der unermesslichen Vorstellungskraft des Menschen. Drei „Backup“-Schauspieler vom Blind Summit
Theatre in London unterstü ten ihn während seiner Performance, die größtenteils auf einem weißen
Tisch sta fand.

Das alles scheint nicht besonders erwähnenswert, wäre da nicht die Tatsache, dass Moses eigentlich
gar nicht wirklich lebt. Denn Moses ist, wie er es nennt, eine „Illusion von Leben“ – inspiriert durch
eine jahrhundertealte japanische Puppenspieltradition. Sein kleiner Körper aus Karton und Stoff
wird dabei zum Leben erweckt mit Hilfe von präziser Koordination, beinahe symbiotischer
Zusammenarbeit der Spieler und deren Sinn für Improvisation und Situationskomik.

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Und an komischen Momenten mangelte es keinesfalls. Ein absurder Gag reihte sich an den nächsten.
Es war ja schon absurd genug, einer Puppe aus Karton, die auf einem Tisch haust, ihre
Lebensgeschichte abzunehmen. Ein kleines Manko war leider das unvermeidbare Einblenden der
deutschen Übertitel, die von dem eigentlichen Geschehen ablenkten und gewissermaßen den Reiz
der Standup-Comedy dämpften. Die schönsten Momente waren schließlich diejenigen, in denen
überhaupt keine Übertitel existierten – die Momente, in denen aus der Situation heraus improvisiert
und frei herumgealbert wurde. „ The show is at its best when things go wrong…”, schreiben die
Macher auf ihrer Homepage, was das Stück recht treffend beschreibt.

The Table hat mich in jeglicher Hinsicht überrascht. Ich war überrascht, wie man aus so wenig
Material so viel herausholen kann. Ich war überrascht, mit welcher schauspielerischen Hingabe und
Präzision diese drei Puppenspieler (Mark Down, Sean Garra und Irena Stratieva) ihr Werkzeug –
oder besser gesagt ihren Star zum Leben erwachen ließen. Und selbst das Ende war eine einzige
Überraschung. Ich war noch am Nachdenken über den le ten Sa über die Bedeutung der Illusion,
die gleichzeitig eine Gefahr für die Wahrheit ist, der uns so voller Pathos präsentiert wurde und auf
mehr hoffen ließ, wartete auf die Auflösung, und da ging das Licht einfach aus.

Was mich allerdings am meisten erstaunte, war der Prozess des Verschwindens der Puppenspieler,
obwohl sie während der Aufführung auf der Bühne die ganze Zeit zu sehen waren. Es schien so, als
lenkte die Puppe ihre Spieler und nicht andersherum. Ich fragte mich unwillkürlich: Wie funktioniert
das? Die Antwort darauf wird gleich im Stück geliefert: Focus, Breath und Fixpoint sind die
Stichpunkte. Was das bedeutet? Lassen Sie sich das am besten von Moses erklären.

Das Stück basiert auf der japanischen Kunst des Bunraku:

Die Vorstellung wird am Sonntag, dem 2.2. um 19 Uhr und am Montag, dem 3.2. um 20 Uhr im Thalia in der
Gaußstraße gezeigt.

Über Fräulein Le

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Hey, I am Fräulein Le, creative teacher and Madame in charge of my own language school. Nice to
meet you!
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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 2. Februar 2014 von Fräulein Le in Allgemein.
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