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MEISTER ECKHART
Die deutschen und lateinischen Werke

Herausgegeben im Auftrage der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Die deutschen Werke

Herausgegeben und übersetzt von

JOSEF QUINT

Fünfter Band

Traktate

W. KO H L HAMM E R VER LAG


MEISTER ECKHARTS

TRAKTATE

JOSEF QUINT

(wk)
W. KO H LH AM ME R VER L AG
4,5
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Alle Rechte vorbehalten

(C) 1963 W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart


Druck: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart 1965
71075
M EINER FRAU
WO RW ORT

Die in diesem Bande neu herausgegebenen Texte stehen in Pfeiffer s


Eckhart-Ausgabe unter dem Titel „Traktate“, wenn man absieht von dem Stück
Vom edeln menschen, das erst von Ph. Strauch in seiner Sonderausgabe des BgT
diesem Trostbuch Eckharts beigegeben wurde und ursprünglich als Predigt kon
zipiert und vor der ungarischen Königin Agnes vorgetragen worden ist (vgl. S. 107).
Ich habe die Bezeichnung „Traktat“ beibehalten, wiewohl dieser Gattungsterminus
nicht eindeutig und klar eine bestimmte Kategorie von Texten definiert. Mein
Schüler Dr. Eduard Schaefer hat in seiner Dissertation „Meister Eckeharts
Traktat "Von Abegescheidenheit“, die 1956 in Buchform erschien, S. 132 bereits die
Frage aufgeworfen „Was ist ein Traktat'?“ und ist dabei unter Heranziehung der
sehr spärlichen Quellenzeugnisse nicht zu einer näheren Umgrenzung der Gattung
„Traktat“ gelangt, hat vielmehr die Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Unter
suchung betont, die den Begriff „Traktat“, insbesondere den des deutschsprachigen
Traktats, unter Heranziehung der vielen lateinischen Traktate des Mittelalters ge
nauer zu definieren sucht.
Was den Traktat gegenüber der Predigt absetzt, ist gewiß in erster Linie seine
Schriftlichkeit, d. h. daß er als schriftliche Abhandlung konzipiert und gestaltet
wurde, wie die Definition erkennen läßt, die bereits Isidor von Sevilla in
seinen "Etymologien' l. VI c. VIII n. 4 (ed. Lindsay), die Schaefer in seinem Buch
S. 132 schon zitiert hat, erkennen läßt: tractatus est unius rei multiplex expositio
eo quod trahat sensum in multa . . . Differt autem sermo, tractatus et verbum. Sermo
enim alteram eget personam; tractatus specialiter ad se ipsum est; verbum autem
ad omnes. Danach behandelt der Traktat ein bestimmtes Thema religiöser Natur
nach verschiedenen Seiten hin in schriftlicher Form, für den Leser bestimmt, wäh
rend die Predigt sich an ein Auditorium wendet in mündlichem Vortrag. Die Be
zeichnung „Traktat“ ist schon in mittelhochdeutscher Zeit im angegebenen Sinne
verwendet worden, wie Diefenbachs Glossarium Latino-Germanicum 1857 S. 591
zeigt: Tractatus hd. nd. tract-at, -ierung, -ieringe, handel-ung, -inge. ein clainß buch
lin. Der Frankfurter Druck von 1670 nennt den Traktat Von abegescheidenheit ein
„Tractätlein“ (sieh S. 399); in der von K. Ruh analysierten Handschrift der Mün
chener Universitätsbibliothek Cod. 482 ist der Text f. 125v–165r überschrieben mit:
ID)as puechlein pnd tractälein (!) ist genant der spiegel des lobs noirdigs tugent
sams vndersames lebens etc. (ZfdA 89, 1958/9, S. 282). Es wäre nicht schwer, diesen
Belegen weitere aus mittelalterlichen Handschriften anzufügen.
Wenn du Cange im Glossarium Mediae et Infimae Latinitatis Bd. 8 (unver
änderter Nachdruck 1954) S. 143f. für Tractatus OuMia, Collatio praesertim de
rebus sacris, praeterea concio Episcopi vel Sacerdotis ad populum (und eine Reihe
von weiteren spezielleren Bedeutungen) angibt und mit Fundstellen belegt, so war
offenbar ursprünglich die Grenze zwischen Predigt, Ansprache und Traktat nicht
VII
scharf und die Schriftlichkeit kein unterscheidendes Merkmal des Traktats gegen
über der Predigt. Und wenn im patristischen und scholastischen Schrifttum tractatus
nicht nur eine in sich abgeschlossene Abhandlung, sondern auch einen Unterabschnitt
eines umfangreicheren Textes bezeichnen konnte, so findet sich diese Verwendung
von „Traktat“ auch in deutschsprachigen Texten, so etwa in "Das Buch Granatapfel'
(Straßburger Druck von 1516, sieh S. 383ff.), dessen erste beide Teile als büch
und dessen dritter Teil (Von dem volkommen menschen) als tractat bezeichnet sind.
Daß man die im vorliegenden Bande gebotenen Texte als Traktate bezeichnen
kann, lassen die Vorbemerkungen erkennen, die ich jeweils den Stücken voran
geschickt habe. Demnach ist Daz buoch der götlichen troestunge fraglos ein Buch, das
in die Reihe der mittelalterlichen Trostbücher in der Nachfolge von De Consolatione
Philosophiae des Boethius gehört und, so stark auch die Textfassung in den uns
überlieferten Handschriften schwankt, sicher durch Eckhart schriftlich fixiert und
als Trostbuch für die ungarische Königin Agnes bestimmt war (sieh S. 6). Sicher
auch hat Eckhart die angehängte Predigt VeM zur „Veröffentlichung“ zusammen
mit dem BgT vorgesehen, wie ein Hinweis auf die nachfolgende Predigt im Text
des BgT deutlich macht (sieh S. 6 und 45,1ff.).
Mit den als Traktat 2 gebotenen Rede der underscheidunge hat es seine beson
dere Bewandtnis, wie die Vorbemerkungen S. 172ff. (und S. 312f. Anm. 1) ausführen.
Es handelt sich bei diesen RdU um Kollazien, d. h. um ein Zwischending zwischen
Predigt und Abhandlung, um Konferenzvorträge im Kreise der Ordensgenossen
Eckharts, die teilweise noch den ursprünglichen Gesprächscharakter durchschim
mern lassen, die aber als Ganzes wohl doch redigiert und in Traktatform fixiert
worden sind.
Der dritte Traktat Von abegescheidenheit schließlich hat sehr deutlich die
Kennzeichen der schriftlichen Abhandlung mit einem durch das Ganze durchgehal
tenen Grundthema, das in straffem Aufbau und in konsequenter Gedankenentwick
lung abgehandelt wird.
Die Echtheit der hier neu herausgegebenen Texte halte ich für gesichert, wenn
gleich O. Behaghel in seiner verfehlten Untersuchung der Echtheitsfrage der in
der Pfeiffer-Ausgabe enthaltenen Texte (PBB 34, 1909, S. 530–552) lediglich das BgT
als für Eckharts Verfasserschaft gesichert erwiesen zu haben vermeinte.
Pfeiffer hat nun in seiner Ausgabe außer den drei hier gebotenen Traktaten
noch weitere fünfzehn Texte unter derselben Kategorie als Eckhart zugehörige
Traktate veröffentlicht. Spam er hat in seinem großen Aufsatz „Zur Überlieferung
der Pfeiffer'schen Eckeharttexte“ (PBB 34, 1909, S. 307ff.) S. 370–398 alle achtzehn
Traktate in bezug auf ihre handschriftliche Überlieferung und ihre Echtheit unter
sucht und bei keinem dieser Texte. mit Ausnahme des BgT, Merkmale gefunden,
die auf Meister Eckhart als Verfasser hinweisen: ja, für den größten Teil der Trak
tattexte ergab seine Untersuchung und Analyse den Charakter von sekundären
Mosaiktexten, die aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzt wurden, deren
Provenienz aus Predigten und anderen Texten Spamer nachweisen konnte. Das gilt
beispielsweise für den von Pfeiffer als Nr. III unter der Überschrift Von der séle
rperdikeit und eigenschaft (S. 394–416) edierten Text, der u. a. Stücke aus Von abe

VIII
gescheidenheit, Traktat 3 des vorliegenden Bandes, enthält (sieh S. 382). Es gilt aber
auch für die übrigen Traktattexte Pfeiffers, wie Ed. Schaefer (a. a. O., S. 17–28)
in der Einleitung seines Buches im Anschluß an Spamers Aufsatz darzutun sich be
müht hat. Es versteht sich, daß Schaefers Ergebnis in der Formulierung „daß die
Mehrzahl dieser Stücke nicht von Meister Eckehart stammen und aus den Deutschen
Werken Eckeharts ausgeschieden werden müssen“ (S. 28) keine endgültige und bin
dende Entscheidung der Echtheitsfrage der Pfeifferschen Traktattexte darstellen
kann. Ich möchte zwar meinen, daß außer den in diesem Bande gebotenen Traktaten
keiner der übrigen von Pfeiffer in seiner Ausgabe edierten Traktate als solcher und
in der von Pfeiffer gegebenen Textform echt sein wird, und dementsprechend habe
ich keinen dieser Texte in den vorliegenden Band aufgenommen. Eine endgültige
Entscheidung darüber, was es mit den von Pfeiffer in seiner Ausgabe und mit den
sonst noch edierten, hie und da u. a. auch Eckhart zugeschriebenen oder zugewie
senen Traktattexten auf sich hat, kann erst nach gründlicher Untersuchung ihrer
ganzen handschriftlichen Überlieferung und eventueller Herstellung eines verläß
lichen Textes, dafern eine solche überhaupt möglich ist, getroffen werden. Wieweit
diese Texte nach einer eingehenden Überprüfung im angegebenen Sinne im Zu
sammenhang der vorliegenden Eckhart-Ausgabe über die Heranziehung bei der
Ausgabe von Eckhart-Texten, aus denen sie Exzerpte enthalten, hinaus noch Be
rücksichtigung und Veröffentlichung verdienen, muß vorläufig eine offene Frage
bleiben. „Daß einige Traktate als Beispiele des aufstrebenden Laientums im 14. und
15. Jh. besonderer Beachtung wert sind und als literarische Zeugnisse einer neuen
Geistigkeit zweifellos eine eingehende Untersuchung verdienen“, glaubt Schaefer
wohl mit Recht erwiesen zu haben (S. 28).
Was die Grundsätze betrifft, nach denen die Ausgabe der Traktattexte in die
sem Bande gestaltet wurde, so sind sie dieselben, die ich bei den Predigten befolgt
und in der Einleitung zu DW 1 S. XIXff. dargelegt habe. Da die Variantenapparate
und die kommentierenden Anmerkungen zu den Traktaten sehr umfangreich wur
den, habe ich es für geraten gehalten, die Anmerkungen nicht, wie bei den Predig
ten, unter den Variantenapparat, sondern, getrennt von Text und Variantenappa
rat, an den Schluß zu setzen.
Auch die Indices und das Wörterverzeichnis sind nach dem Muster des 1. Ban
des gestaltet worden. Im einzelnen zeigt das Wörterverzeichnis hie und da Erweite
rungen gegenüber dem des ersten Bandes der Predigten.
Auch für den vorliegenden Band habe ich mich vielfach bewährter Hilfe er
freuen dürfen, für die ich der Abteilung Lateinische Werke unter Leitung von Herrn
Prof. Dr. Joseph Koch, zumal im Hinblick auf die in ihren Apparaten gebotenen
Nachweise, aufrichtigen Dank schulde. Herzlicher Dank gebührt auch diesmal wie
der den beiden Freunden in Bonn, den Herren Prof. Dr. Bernhard Geyer und
Prof. Dr. Friedrich Heyer, für immer wieder bereitwilligst gespendeten Rat
in Fragen der Textkritik und Druckgestaltung. Wie ich im „Nachtrag“ zu Trak
tat 3, S. 461 vermerkt habe, bin ich Herrn Prof. Dr. Kurt Ruh, Würzburg, zu
wärmstem Dank verbunden für die freundliche Mitteilung über drei von ihm ent
deckte, bisher unbekannte Texte des Traktats in Handschriften der Melker Stifts

IX
bibliothek. Dem Kanzler der Universität Köln, Herrn Dr. Wolfgang Wagner,
gilt mein herzlicher Dank für die Überlassung und Einrichtung dreier Räume als
Arbeitsstätte der Abteilung Deutsche Werke der Meister-Eckhart-Ausgabe. Der
Deutschen Forschungsgemeinschaft habe ich wieder aufrichtig zu dan
ken für die Bereitstellung der Mittel und dem Verlag W. Kohl h am m er für die
Durchführung des Drucks der Ausgabe.

Köln, den 25. Februar 1963 Josef Quint


INHALTSWER ZEICH NIS

Vorwort ::::::::::::::::::::::::::... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII

Traktat 1 Liber „Benedictus“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1


I Daz buoch der goetlichen troestunge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
II Von dem edeln menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
2 Die rede der underscheidunge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
3 Von abegescheidenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377

Übersetzung
der Traktate 1–3
Traktat 1 ::::::::::::::::::::::::::::::::: ...... ... ... .. .. . . .. . .. . ... 471

I Das Buch der göttlichen Tröstung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 471


II Von dem edlen Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 498
2 Reden der Unterweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505
3 Von Abgeschiedenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 539

IN DIZES

Vergleichstabelle der Nummern der in diesem Bande enthaltenen Traktate mit den entsprechen
den Nummern oder Fundstellen bisheriger Ausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 548
Verzeichnis der in den Traktaten ausgelegten Schrifttexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 549
Verzeichnis der in den Anmerkungen und Vorbemerkungen zu den Traktaten dieses Bandes
aufgeführten Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551
A. Verzeichnis der von Eckhart selbst mit Namensnennung angeführten Textzitate . . . . . . . . 551
B. Verzeichnis der Zitate, die Eckhart nur durch einen allgemeinen Hinweis ohne Nennung
eines bestimmten Autorennamens als „Meister“-Zitate anführt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 554
C. Verzeichnis der vom Herausgeber angeführten Zitate und Textparallelen . . . . . . . . . . . . . . . 556
Verzeichnis der aus Traktaten dieses Bandes exzerpierten Artikel der Bulle, des Avignoner
„Gutachtens“ und der sogenannten „Rechtfertigungsschrift“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 565
Namenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 567
Wörterverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 568
Personenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616

Nachträge und Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 619

XI
TR AKTAT 1 (Pf. Nr. V S. 419–448, BgT, BgT Quint )

LI B ER „ BENEDICTUS“
I
DAZ BU OCH DER GOETLICH EN TR OE STUNGE

Handschriftliche Überlieferung (sieh BgT [Quint] S. XIII):


Ba2 f. 1ra–23va; sieh Spamer PBB 34 S. 320, BgT S. 4f., Hammerich, Das Trostbuch
Meister Eckeharts (ZfdPh 56, 1931) S. 70ff., Fahrner S. 27f.
Gs f. CCXVIIIrb–CCXXXIva, Fragment = unten S. 8,2 sant–42,10 got-geborn-noesen + Schluß
wendung. Der Text enthält f. CCXXIIvb ein längeres, sicher unursprüngliches Plusstück,
das zwischen unten S. 22,6 noil und Und eingeschoben ist; sieh Anm. 60 (am Schluß). Der
Text enthält viele Korrekturen und Ergänzungen, die z. T. auf dem Rand angebracht
wurden, wie mir scheint, von einer zweiten Hand. Identifiziert von Quint, sieh Diese
Ausg., Untersuchungen, 1. Bd. S. 28–43.
M f. 147v–174v; die moderne Zählung hat das Blatt hinter f. 153 mit 153a bezeichnet. Iden
tifiziert von Abt Bonifaz Wöhrmüller*, sieh BgT (Quint) S. XI.
Tr2 f. 243r–266v, Fragment = unten S. 13,5 Noch-20,2 alzemäle. + 22,12 noan ich–33,10 üzer
liche: + 45,6 Daz noazzer–59,19 ende. mit Auslassungen. Der Text weist hie und da Til
gungen und Ergänzungen, meist über der Zeile, gelegentlich auch auf dem Rande, von
der gleichen Hand auf. Identifiziert von Quint, sieh Diese Ausg., Untersuchungen, 1. Bd.
S. 224–228.

Die Angabe Spam er s (PBB 34 S. 376), das Textstück unten S. 59,21 Einez–60,4 saelicheit (= Pf.
S. 447,12–22) finde sich auch in der Hs. Basel U. B. O I 19 f. 41va–vb, dürfte auf einem Irrtum
beruhen, oder die Folio-Angabe falsch sein, sieh Anm. 217.

Johannes von Dambach (1288/89–1372) hat eine Reihe von mehr oder weniger frei zitierten
Exzerpten aus dem BgT in lateinischer Übersetzung seiner „Consolatio theologiae“ eingefügt.
Albert Auer, Johannes von Dambach und die Trostbücher vom 11. bis zum 16. Jahrhundert
(Beitr. z. Gesch. d. Philos. u. Theol. d. MA. XXVII,1–2) 1928 behandelt S. 342–345 „Johannes von
Dambach und sein Verhältnis zum Liber Benedictus des Meister Eckehart“ und führt im „An
hang“ S. 345–352 in der „Vergleichung der dem Liber Benedictus und der Consolatio theologiae
gemeinsamen Stellen“ alle Textexzerpte Dambachs aus dem BgT im Wortlaut der lateinischen
Übersetzung (wobei Auer manche Fehllesungen unterliefen, wie mir scheint) mit Gegenüber
stellung der entsprechenden Textstellen des BgT (im Wortlaut der Übersetzung H. Büttners)
auf. Ich habe alle diese Exzerpte in den Anmerkungen zum BgT-Text verzeichnet. Zu Joh. v.
Dambach sieh W. Stammler, Verfasserlexikon, 2. Bd., 1936, Sp. 589f., 1. Bd. 1933, Sp. 501 (J.
Koch ).

Über das Textzitat aus dem BgT, das Johannes Wenck in seiner Streitschrift „De Ignota
Litteratura“ anführt, sieh unten S. 5 f. unter „Echtheit“.

Vgl. unten S. 4f. „Textneuausgaben“.


* BgT (Quint) S. XI versehentlich: Wöhrmöller.

1 Eckhart D5 1
Filiation der Hss. (sieh BgT [Quint] S. XIVf): Nicht nur sind Ba2 und M die beiden einzigen
Volltexte des BgT und bieten sie allein bisher das BgT und das Stück „Von dem edeln Men
schen“ (VeM), u. zw. in der Reihenfolge BgT – VeM zusammen, sondern beide Hss. gehören
auch für die beiden Texte verwandtschaftlich eng zusammen, ja, sie gehen auf eine gemeinsame
Vorlage zurück, wie eine Reihe von gemeinsamen, charakteristischen Fehlern erkennen lassen:
vgl. den Var.-App. unten S. 17,10 min herze fehlt Ba2M; 21,13 in" steht in Ba2M doppelt; 26,13
Plustext in Ba2M; 28,15 ez ] si BagM; 35,5 geburt–6 meinet fehlt Ba2M; 35,15 er] oder BasM;
36,3 und–4 énoic; 38,17 und] ende Ba2M; 39,2 Daz–rverden) dc noer mag gehindern sin noerc
BasM; 40,22 noert] wer BasM; 41,3 ez nimet ] Got minnet Ba2M: 44,1 gebern.] geboren BasM;
44,8/15 noürken ] noerc Ba2M; 45,11 noünniclich ] noissentliche Bas noissenlich M; 46,1 gelübede]
geloube Ba2M; 46,12 dá der ] der do Ba2 der da M; 53,3 vliezende–4 bitterkeit. fehlt Ba2M;
54,1–3; 55,2 noahs ] vas Bas fasz M; 57,7 williche] noislichen Ba2 noijszlich M – Diese Fehler
müssen schon in einer gemeinsamen Vorlage der beiden Hs? gestanden haben, da eine un
mittelbare Abhängigkeit eines der beiden Texte vom andern schon durch Lücken, die jeder
der beiden aufweist an Stellen, an denen der andere den vollen Text in Übereinstimmung
mit den anderen Hss. bietet, ausgeschlossen wird. Vielleicht kürzte die gemeinsame Vorlage
von Ba, M bereits, wie Bas, unten S. 546 mich ab durch rh, was M dann als in (jn) verlas. In
Ba2 fehlt insbesondere das Textstück unten S. 24,5 Sicherliche–25,7 niergen, das M zusammen
mit den beiden übrigen Hss. Go und Trs bietet, welcher Umstand allein schon die direkte
Abhängigkeit des M-Textes von Ba2 ausschließt. Anderseits hat M fast durchgängig bei Homöo
teleuton Texteinbuße erlitten, während Bas die betreffenden Textstücke bewahrt, wodurch die
direkte Abhängigkeit des Baa-Textes von M ausgeschlossen wird. Wiewohl der M-Text auch
sonst Verderbnisse aufweist, die auf mangelnde Sorgfalt und oberflächliches und verständnis
loses Abschreiben der Vorlage schließen lassen, ist M doch im Vergleich zu Bag im ganzen
verläßlicher und ursprünglicher als der Baseler Text, der zu bestimmten Eingriffen neigt: zu
leichten Texterweiterungen durch Aufschwellung von eingliedrigem zu zwei- oder dreigliedrigem
Ausdruck, zumal an Text-Abschnitt-Schlüssen, zu Anschluß mit und sowie Einfügung von ouch,
zu Ersatz des einfachen finalen daz durch umbe daz, zu Auslassung der auf das buoch (= BgT)
bezüglichen Bemerkungen. Hammerich (a. a. O. S. 83) hat bereits bemerkt, daß im Text des
VeM Bag mehrfach die anführenden Worte eines Zitats an die Spitze rückt, während St. sie
einschaltet. Diese Einschaltung der Zitat-Einleitung in den Text des Zitats teilt nun aber M
nicht nur mit St. an allen Stellen des VeM, sondern auch mit Tra im BgT, vgl. etwa unten S.
46,9; 53,13; 54,9, während M bei den voraufgehenden Zitaten des BgT mit Ba2 in der Voran
stellung der Zitat-Einleitungen übereinstimmt.
Das Verwandtschaftsverhältnis der beiden fragmentarischen Texte Gs und Tra zu den
Volltexten Bag und M, sowie die Beziehung zwischen Gs und Tra sind schwer genauerhin zu
bestimmen, da Gs und Trs gegenüber Ba2 und M, sowie untereinander weitgehend abweichen.
Vielleicht lassen die allen überlieferten Texten gemeinsamen Fehler unten S. 30,2 tröst. fehlt
Ba2M G„Tr2, 30,15–16 in allen Hss. verderbt, und – dafern wirklich Textverderbnis vorliegt –
32,17 ez noirt fehlt Ba2M Go Tr2, 38,9 ist fehlt Ba2M Go, 18,2 alze ] falsche Ba2M falschlich Ga
belszlich Tr, (sieh Anm. 38), 35,7 ze] vnt Ba2MGs (große Lücke im Tra-Text) auf einen bereits
fehlerhaften Prototyp aller vier erhaltenen Handschriftentexte schließen. Die gemeinsamen
Fehler unten S. 26,13 noch fehlt BasMTrº, 304 tróst. fehlt BaMTr, und S. 56,12 andern ] dritten
Ba2MTr2 (sieh Anm. 206), vielleicht auch S. 32,14 iht ] es Ba2M isz Tr2, könnten auf einen
gemeinsamen, bereits fehlerhaften Prototyp der Ba2M-Vorlage und des Tra-Textes schließen
lassen.
Für eine engere Verwandtschaft der beiden Texte Gs und Tr, wüßte ich keine beweisenden
Übereinstimmungen aufzuführen.
Wohl aber finden sich einige beachtliche gemeinsame Varianten, die den Volltext M mit
Gs verbinden: S. 12,6 iht fehlt GeM, 15,17 setze ] schetze M schäz Gs, 18,2 der*] pnd G„M, 25,8
noite ] braite GoM, 28,8 gesaget fehlt GeM, 29,4 niht minner] nit Enger nit mynder Gs nit ainiger
nit mynner M. Zumal die zuletzt aufgeführte Stelle könnte, dafern die Varianten nit Enger Gs

2
und nit ainiger M nicht Verderbnisse eines ursprünglich echten Textbestandteiles darstellen,
zusammen mit der übereinstimmenden Verderbnis 15,17 schetze M schäz Go auf eine verwandt
schaftliche Beziehung zwischen den beiden Texten Go und M hinweisen neben der engeren
Bindung von M an Ba2. Der genauere Charakter einer solchen Nebenbindung des Volltextes
M an das Fragment Go wird sich allerdings schwerlich eindeutig bestimmen lassen, wie ich
glaube. Gelegentliche Übereinstimmungen zwischen Go und Bag gegen M (und Tra), wie sie sich
finden etwa S. 11,10; 15,4 f; 18,3; 27,6; 32,4; 39,19, halte ich für möglicherweise zufällig und
nichts beweisend für die Filiation, ebenso einige Gemeinsamkeiten zwischen Ba2 und Tr, etwa
S. 19,12; 30,14; 32,1; 56,1 f., sowie zwischen M und Trs wie S. 32,8 oder blózheit fehlt MTr2, 57,19
ich ouch fehlt M Tr2.

Textkonstituierung (sieh BgT [Quint] S. XV): Die beiden fragmentarischen Texte Gs und Tra
kamen als Grundlage des kritischen Textes nicht in Frage. Ich habe M als Führungstext ge
wählt, da es trotz vieler Mängel den im ganzen verläßlichsten Wortlaut des BgT bietet. Zur
Korrektur seiner Fehler und Lücken wurde Bag und in großem Umfange auch Go und Tra
herangezogen. Trotz ihres oft stark abweichenden und ersichtlich fehlerhaften oder doch er
kennbar unursprünglichen Wortlautes bieten die Fragment-Texte an vielen Stellen beachtliche
Varianten, bzw. das Ursprünglichere gegenüber Ba2M. Es dürfte überraschen, daß der Text
des BgT, wiewohl er doch – im Gegensatz zu den Predigten – als Schrift von Eckhart im
Wortlaut fixiert wurde, in der handschriftlichen Überlieferung kaum weniger schwankend
erhalten ist als die Mehrzahl der deutschen Predigten, für die der Prediger wohl nur Skizzen
entwarf und die uns nur in Nachschriften seiner Hörer nach dem gesprochenen Wort erhalten
sind. Auf der Grundlage so unfester Überlieferung wird sich denn auch der ursprüngliche
Wortlaut des BgT an manchen Stellen ebensowenig mit letzter Evidenz konstituieren lassen
wie der Text der deutschen Predigten.
Die durch Initialen gekennzeichneten Textabsätze der Hs. Bas, die Strauch in seiner
Edition im ganzen beibehielt, sind z. T. willkürlich und ohne Rücksicht auf den Inhalt gesetzt.
Ich habe versucht, die Absätze gemäß der inhaltlichen Gliederung im Großen wie im Kleinen
einzurichten. Ebenso habe ich, der Anregung Hammerichs (S. 88–91) folgend, versucht, die
„etwa 30 Trostgründe“, die Eckhart in der Einleitung des zweiten Teils des BgT ankündigt,
durch Textabsätze abzuheben, wobei ich mir allerdings bewußt war, daß überall da, wo Eckhart
einen neuen Trostgrund nicht ausdrücklich als solchen ankündigt, kaum mit Sicherheit zu ent
scheiden sein dürfte, an welcher Stelle jeweils ein neuer Trostgrund eingeleitet und aufgeführt
wird. Jedenfalls scheint der Meister nur die Hauptgründe breiter ausgeführt und viele der
anderen nur ganz kurz abgetan zu haben. Ob er tatsächlich, wie Hammerich meint, genau 30
Trostgründe aufgeführt hat, wage ich nicht zu entscheiden. Ich habe denn auch darauf verzichtet,
sie einzeln durch Numerierung kenntlich zu machen.

„Rechtfertigungsschrift“:
§ II 1 art. 1 (Théry S. 157) Proc. Col. I n. 2 = S. 9,4–7.
§ II 1 art. 2 (Théry S. 158) Proc. Col. I n. 3 = S. 9,7–9.
§ II 1 art. 3 (Théry S. 158) Proc. Col. I n. 4 = S. 9,9–12.
S II 1 art. 4 (Théry S. 158) Proc. Col. I n. 5–9 = S. 9, 12–11,19.
§ II 1 art. 5 (Théry S. 161) Proc. Col. I n. 10 = S. 12,21–13,4.
§ II 1 art. 6 (Théry S. 161) Proc. Col. I n. 11 = S. 14,13–14.
S II 1 art. 7 (Théry S. 162) Proc. Col. I n. 12 = S. 22,5–14.
S II 1 art. 8 (Théry S. 162) Proc. Col. I n. 13 = S. 22,17–19.
S II 1 art. 9 (Th éry S. 162) Proc. Col. I n. 14 = S. 23,8–11.
§ II 1 art. 10 (Théry S. 163) Proc. Col. I n. 15–18 = S. 33,8–34,1 +4–6 + 11–55,4 Philippus.
S II 1 art. 11 (Théry S. 164) Proc. Col. I n. 19 = S. 38,3–16 + 19–20.
S II 1 art. 12 (Théry S. 165f.) Proc. Col. I n. 20 = S. 44,11–20.
S II 1 art. 13 (Théry S. 166) Proc. Col. 1 n. 21 = S. 44,21–27.

1* 3
Anschließend an die aus dem BgT (und WeM) exzerpierten Textstellen RS. § II 1 art. 1—15
führt die RS. in § II 2 art. 1—6 (Th é r y S. 167—169, Proc. Col. I n. 24—30) 6 Artikel auf unter
der Überschrift: Isti sunt articuli extracti de responsione magistri Ekardi ad articulos sibi in
positos de libro qui incipit: Benedictus deus et pater, quem librum ipse composuit. Nach Théry
(RS. S. 167 f. Anm. 1) handelt es sich bei diesen 6 Artikeln um einen Auszug aus einer Antwort
Edkharts auf inkriminierte Textstellen seines BgT, die der RS. vom 26. September 1326 vorauf
lag und die uns nicht erhalten ist. Edkhart verteidigt die genannten 6 Artikel in seiner Antwort
RS. § III 2 art. 1—6 (Th é r y S. 191 f.) Proc. Col. I n. 105—111 unter der Übersdhrift: Sequitur
secundo pidere de hiis que reprehendunt indocti ex dictis meis in quadam responsione ad arti
culos michi inpositos, et sunt 6. Auf welche inkriminierten Textstellen des BgT sidh die 6 Artikel
der Antwort Edkharts auf die der RS. voraufgegangene Anklage bezogen, läßt sidh wohl kaum
genau angeben und hat Théry denn audh nidht nachgewiesen. Idh führe im folgenden den
Wortlaut der 6 Artikel der RS. auf:
§ II 2 art. 1 (Th é ry S. 167 f.) Proc. Col. I n. 25: Primus articulus est. Qui ex simplicitate crederet,
diceret et scriberet aliquid increatum in anima, ut partem anime, non esset hereticus nec damp
naretur.
Et addidit quod magister Sententiarum sic mortuus est quod credidit, docuit et scripsit
non esse in anima habitum aliquem creatum caritatis, sed ipsam moderi a solo Spiritu sancto
increato.
§ II 2 art. 2 (Th é r y S. 168) Proc. Col. I n. 26: Secundus: Quod materia et accidens nullum esse
dant composito, sed totum compositum accipit esse a sola forma substantiali.
§ II 2 art. 3 (Th é r y S. 168) Proc. Col. I n. 27: Tertius: Quod bonus inquantum bonus totum
suum esse recipit a bonitate increata. Et quod li inquantum bonus solam bonitatem, que deus
est, significat, sicut album significat solam albedinem.
§ II 2 art. 4 (Th é ry S. 168) Proc. Col. I n. 28: Quartus est: Quod hec est perissima et optima
oratio, qua bonus adorat bonitatem, justus justitiam, et perus deritatem. Veri adoratores adorant
patrem in spiritu et veritate, quia deus est spiritus, et deus peritas. De corporali autem genu
flexione, capitis inclinatione et similibus que foris sunt, et homines ymaginantur indocti, ibidem
interponitur: vos adoratis quod nescitis.
§ II 2 art. 5 (Th é r y S. 169) Proc. Col. I n. 29: Quintus: quod equipoca distinguuntur per res
dioersas, unipoca per dipersas rei differentias, analoga pero non per dipersas res, nec per rerum
differentias, sed per solos modos unius et ejusdem rei in numero.
Exemplum ponit de hoc quia sanitas ipsa unica animalis est a qua urina, dieta et hujus
modi, sana dicuntur analogice. In urina vero nichil prorsus est sanitatis plus quam in lapide,
sed solum habet nomen sanitatis, eo quod aliqua sui proprietate sit signum sanitatis ejus que
est in animali.
Et tunc postea addit quod sic per omnia in proposito bonum, sicut et ens, analogice se
habent in deo et in creatura. Ipsa enim bonitas que in deo est, et que deus est, ab ipsa sunt
boni omnes boni.
§ II 2 art. 6 (Th é ry S. 169) Proc. Col. I n. 30: Sextus est: Quod qualitates elementares unipoce
accipiunt esse a subiecto, per subjectum et in subjecto. Analogice pero, puta justitia, peritas et
hujusmodi, non sic, sed e conderso.
Non enim accipiunt esse a subjecto sed subjectum accipit ab ipsis et per ipsas et in ipsis
esse justum, perum, bonum et hujusmodi, que sunt priora suis subjectis, et manent corruptis
subjectis suis, sicut pulchre docet Augustinus, De trinitate libro 8°, capitulo 3°.

„Gutachten“: art. 27 (P e 1 s t e r S. 1123) = S. 22,5—8 -|- 10 (vgl. RS. § II 1 art. 7, Bulle art. 14).

Bulle: art. 14 (Arch. II S. 638) = S. 22,5—8 -+ 10 (vgl. „Gutachten* art. 27, RS. § II [ art. 7).

Textneuausgaben: Meister Eckharts Budh der göttlichen Tröstung und Won dem edlen Menschen
(Liber „Benedictus*) unter Benutzung bisher unbekannter Handschriften neu herausgegeben

4
von Josef Quint (Kleine Texte f. Vorlesungen u. Übungen, begründet von Hans Lietzmann,
herausgegeben von Kurt Aland Nr. 55) Berlin 1952 (BgT [Quint]). – Wie ich in den Vorbemer
kungen dieser Ausgabe (S. IX) gesagt habe, bot ich in ihr im Hinblick auf den Zweck der
„Kleinen Texte" und aus Raummangel einen ausgewählten Varianten-Apparat und einen im
Vergleich zur vorliegenden Ausgabe knapper gehaltenen Kommentar. Im Text habe ich die
Stelle unten S. 37,8 ff. jetzt mit Go abgeändert (sieh Anm. 121) und einige Konjekturen an
gebracht, die ich in der Ausgabe der „Kleinen Texte" noch unterdrückte. Zudem wurde der
Nachweis einiger Schrift-Zitate, den ich aus der Strauchschen Ausgabe übernommen hatte,
berichtigt, bzw. ergänzt.
Meister Eckharts Buch der göttlichen Tröstung und Vom edlen Menschen (Liber Benedictus)
herausgegeben von Philipp Strauch (Kl. Texte f. Vorles. u. Übungen, hsg. von H. Lietzmann,
Nr. 55, Neudruck) Berlin 1933 (BgT).
Ich habe die beiden früheren Ausgaben von Pfeiffer und Strauch, die für das BgT
beide nur den Bag-Text kannten, in meiner genannten Neuausgabe S. IX ff. kurz charakterisiert
und dabei betont, daß Strauch die beiden Texte (BgT und VeM) nach der Baseler Hs. in diplo
matischem Abdruck bot, gelegentlich aber Konjekturen, bzw. „erwägenswerte textbesserungen"
von Pfeiffer, Lasson und Büttner nicht nur „in den lesarten", wie er S. 5 des Neudrucks an
gibt, sondern auch in den Text aufnahm. A. a. O. wies ich darauf hin, daß L. L. Hammerich
in ZfdPh 56, S. 69–98 den Versuch unternahm, an einigen Stellen, an denen Strauch von der
hsl. Grundlage abgewichen war, die hsl. Lesart des Strauchschen Varianten-Apparats als ur
sprünglicher denn Strauchs Text zu erweisen und an anderen Stellen mit Hilfe der Artikel
der RS. Textbesserungen an Strauchs Texten vorzunehmen. S. XI konnte ich auf meinen „Reise
bericht". (Diese Ausg., Untersuchungen 1. Bd., S. 28–43, 224–228) hinweisen, in dem ich die
beiden Funde des G8- und des Trs-Textes bekanntgab und zu den Textänderungsvorschlägen
Hammerichs kritisch Stellung nahm. S. XII schrieb ich: „Der Vergleich der hier gebotenen
neuen, kritischen Ausgabe mit den bisherigen Ausgaben von Pfeiffer und Strauch wird leicht
erkennen lassen, an wie vielen Stellen der Ba2-Text und demnach auch der Text der beiden
Ausgaben von Fehlern, z. T. schwerster Art, durchsetzt ist, so daß, was in den bisherigen Aus
gaben stand, stellenweise sinnlos und unverständlich war und auch für die Übersetzer unver
ständlich blieb, so sehr sie sich bemühten, diesen Stellen doch irgendwie einen möglichen Sinn
abzugewinnen." Ich wies anschließend auf eine Reihe solcher Textstellen hin, wie sie mit Hilfe
des unten gebotenen vollständigen Varianten-Apparates leicht zu finden sind.

Übersetzungen: Büttner II S. 58 ff., 1934* S. 208 ff., Lehmann S. 97 ff., Schulze - Maizier*
S. 114 ff., Meister Eckhart: A modern translation by Raymond Bernard Blakney, New York
and London o. J. (1941) S. 43 ff.

Echtheit (sieh BgT [Quint] S. XIX f., Fahrner S. 15 und 28, Spamer PBB 34 S. 374 ff.): ge
sichert durch die RS. („Gutachten" und Bulle), die im Abschnitt § II 1 unter der Überschrift
Isti sunt articuli extracti de libello quem misit magister Ekardus Regine Ungarie scriptum in
Theutonico. Quilibellus sic incipit: Benedictus Deus et pater domini nostri Ihesu Christi. (Théry
S. 157, Proc. Col. I n. 1) 13 aus dem BgT exzerpierte und inkriminierte Artikel verzeichnet.
Spamer (PBB 34, S. 374f) wies 1909 darauf hin, daß in der von ihm in einer Handschrift der
Trierer Stadtbibliothek aufgefundenen Schrift des Heidelberger Theologieprofessors Johannes
Wenck „De Ignota Litteratura“, die gegen Nikolaus v. Cu es gerichtet ist, das Textstück
unten S. 12,21–13,4 aus dem BgT in genauer Übereinstimmung des Wortlautes mit dem des
Artikels § II 1 art. 5 (Proc. Col. I n. 10) der RS. in lateinischer Übersetzung zitiert wird, nach
dem Wenck die Bemerkung vorausgeschickt hat: Huic conclusioni alludit magister Eghardus in
libro suo pulgari quem edidit pro regina Ungarie sorore ducum Austrie, quod (1) incipit:
„Benedictus Deus et pater Domini nostri Ihesu Christi“, dicens: . . . (sieh Anm. 21). Wiewohl
keiner der 4 überlieferten Handschriftentexte des BgT eine Zuweisung an Meister Eckhart
aufweist, ist die Echtheit des Werkes nicht nur durch die Zeugnisse der RS., des „Gutachtens",

5
der Bulle und des Johannes Wenck, sondern darüber hinaus durch viele Textparallelen zu
den gesichert echten lateinischen und zu ebenso gesicherten deutschen Texten, insbesondere
den RdU, gewährleistet. Vgl. auch die Vorbemerkungen zu VeM unter „Echtheit".
Es steht fest, daß das BgT als Trostbuch für die leidgeprüfte Königin Agnes von Ungarn
(um 1280–1364) verfaßt wurde (sieh Spamer PBB 34, S. 376, Strauch BgT S. 3, Hammerich
ZfdPh 56, S. 93 f., Heinrich Roos Zur Datierung von Meister Eckharts Trostbuch, ZfdPh 57,
1932, S. 224). Ferner scheint mir die Zusammengehörigkeit des BgT und des VeM nicht nur
durch die Tatsache, daß die RS. die beiden aus dem VeM gezogenen Artikel (S II 1 art. 14, 15)
unmittelbar und ohne besondere Überschrift an die aus dem BgT exzerpierten Artikel an
schließen läßt (Théry S. 166 f.), sondern auch dadurch bezeugt zu sein, daß unten S. 45,1 ff. im
BgT ausdrücklich auf eine Textstelle des VeM hingewiesen wird und daß sich, entgegen der
Meinung Hammerichs (S. 92) auch gelegentliche inhaltliche Übereinstimmungen zwischen den
beiden Texten finden (sieh VeM Anm. 16, 35, 38, 62, BgT Anm. 57).
Datierung: Während Spam er (S. 376) die Entstehung des BgT „möglicherweise –
mehr aber läßt sich nicht sagen –" in die Zeit „kurz nach 1505, wo Agnes nicht nur ihre
schwägerin, sondern auch ihre sehr geliebte einzige tochter Blanche" durch den tod verlor"
datieren zu können glaubte, nahmen Hammerich und Roos an und suchten wahrscheinlich
zu machen, daß der sog. „Sermon" VeM vor dem BgT in Gegenwart der und für die Königin
Agnes von Ungarn vorgetragen wurde, und zwar „im Spätjahr 1512 oder Frühjahr 1313" (Roos
S. 233), und daß das BgT „etwa 1314 oder wenig später" (Hammerich S. 98, Roos S. 233) verfaßt
ward (so auch W. Muschg, Die Mystik in der Schweiz, 1935, S. 186). Ich glaube indessen, daß
das Argument, das Hammerich der Textstelle unten S. 45,1 ff. in der Fassung von Ba2 ent
nehmen zu können meinte, auf Fehlinterpretation der Stelle beruhte (sieh Anm. 159) und
weiterhin, daß durch meine Ausführungen in Anm. 47 zu VeM der Datierung des VeM durch
Roos das Hauptargument entzogen, bzw. erschüttert wird.
Einen neuen Datierungsversuch machte G. Théry in seinem Beitrag „Le Benedictus Deus
de Maitre Eckhart" zu den „Mélanges Joseph de Ghellinck." Tome II. Editions J. Duculot, S.A.,
Gembloux 1951, p. 905–955. Er begründet noch einmal, ohne auf Strauch (Neudr. S. 3) hinzu
weisen, mit Nachdruck, daß Agnes, die Tochter Albrechts I. von Habsburg, und nicht ihre
Stieftochter Elisabeth, wie Büttner und Lehmann angenommen hatten, die regina Ungarie,
wie die RS. und Wenck angeben, und die soror ducum Austrie, wie Wenck hinzufügt (sieh
oben S. 5), gewesen sein müsse, für die Eckhart das BgT geschrieben habe. Théry hält dafür,
daß nur die Ermordung des Vaters der Königin Agnes, Albrechts I., im Jahre 1308 den Anlaß
für den damaligen Generalvikar der böhmischen Ordensprovinz der Dominikaner Meister Eck
hart gegeben haben könne, der leidgeprüften Königin ein Trostbuch zu verfassen". Die Ab
fassung, so meint Théry, müsse zwischen 1308 und 1311 erfolgt sein, da Eckhart 1311 zum
zweiten Male nach Paris gegangen sei und während seines Aufenthaltes in Paris 1311–1314
schwerlich ein solches Trostbuch geschrieben haben dürfte. Nach 1513 aber habe, sagt Théry,
Königin Agnes keines Trostes mehr bedurft, nachdem sie sich zu dem von ihrer Mutter Elisa
beth an der Stelle der Ermordung ihres Vaters gestifteten Kloster Königsfelden zurückgezogen
hatte. Das Ergebnis seiner Untersuchung faßt Théryp. 935 wie folgt zusammen: „Le Benedictus
Deus – telle est notre conclusion générale – a été écrit après l'assassinat d'Albert Ier, à

* Strauch (BgT S. 5) hat bereits Spamers Irrtum dahin berichtigt, daß es sich nicht um
eine Tochter der Königin Agnes selbst, sondern um die Tochter Blanche ihrer Schwägerin
Blanche handelt.
* Daß schon Strauch (BgT S. 5) schrieb: „Aber auch die ermordung könig Albrechts
(1308), des vaters der königin, oder der tod ihrer mutter Elisabeth, der 1515 erfolgte, konnte
dies buch der tröstung in schwerem leid veranlassen.", erwähnt Théry nicht. Schulze-Mai
zier* S. 427 folgt Strauch, wenn er schreibt: „die Schrift dürfte zwischen 1305 und 1313 ver
faßt sein".
Koenigsfelden, en 1308; et avant 1311, date du deuxième départ d'Eckhart pour Paris. Maitre
Eckhart, agissant en qualité de Vicaire Général de Bohème-Moravie, le dédia à cette princesse
Agnès, fille d'Albert Ier et soeur des deux ducs d'Autriche." Ich finde die Argumente Thérys
für seine Datierung des BgT (und damit wohl zugleich auch des VeM) zwischen 1308 und 1311
durchaus beachtlich, wenngleich nicht unbedingt zwingend für den terminus ante quem 1311.
Josef Koch (Köln), Günter Ralfs (Hamburg) und seinem Schüler Gerd Seewald
(Hamburg) sowie Bernhard Geyer und Friedrich Heyer habe ich bereits in den Vorbemer
kungen meiner Neuausgabe des BgT für ihre freundlichen Ratschläge und Hilfeleistungen ge
dankt. Ich möchte diesem meinem Dank an dieser Stelle noch einmal Ausdruck verleihen. Den
Nachweisen, die ich den genannten Herren verdanke, habe ich auch in der vorliegenden Aus
gabe jeweils den betreffenden Namen beigefügt.
Die Dissertation von Wolfgang Schanze „Eckharts Buch der göttlichen Tröstung schall
analytisch untersucht und erklärt", Leipzig 1922, war mir nicht zugänglich.
Die kleinen Ziffern am Innenrande des folgenden Textes des BgT und des VeM beziehen
sich auf die Ausgabe von Strauch (Neudruck).
Benedictus deus et pater domini nostri Iesu Christi etc. Str. 6,1

Der edel apostel sant Paulus sprichet disiu wort alsö. gesegenet si got 5

und der vater unsers herren Jésü Kristi, ein vater der barmherzicheit und
got alles tröstes, der uns troestet in allen unsern betrüepnissen. Drierleie
betrüepnisse ist, daz den menschen rüeret und drenget in disem ellende. Einez
ist an dem schaden üzerliches guotes. Daz ander ist an sinen mägen und an
sinen vriunden. Daz dritte ist an im selben an smächeit, an ungemache und 10

an smerzen des libes und an leide des herzen.


Herumbe hän ich willen ze schribenne an disem buoche etliche lère, in der
10 sich der mensche troesten mac in allem sinem ungemache, betrüepnisse und
leide, und hät diz buoch driu teil. In dem érsten hät man etliche wärheit, dar
üz und dä von genomen wirt, daz den menschen billiche und wol genzliche 15

getroesten mac und sol in allem sinem leide 1. Dar näch vindet man hie bi
drizic sachen und léren, in der man sich in ieglicher wol und ganze getroesten
mac. Her nächvindet man in dem dritten teile dis buoches bilde an werken 20

1/2–4 2 Cor. 1,3 f.: Benedictus Deus et Pater Domini nostri Iesu Christi, Pater miseri
cordiarum, et Deus totius consolationis, qui consolatur nos in omni tribulatione nostra.
Zu no e is un gen: keine.
Überschriften: das büch der götlichen trostung / Disz kostlich büch jnnhalt vsz der
massen / vil trostung wider aller hant betrübpnisz / so den menschen anfallent an sinem
güt / an sinen fründen vnd an jm selber an schma- / cheit an vngemach vnd an schmertzen /
des libs vnd hertzleid Gezogen vsz vi- / lerlei sprüch der götlichen lerer vnd / der heiligen
exempel geteilt in drij teil etc. (Vorsetzblatt) Bas ain güte Bredy jn / der ain güt mensch
jn / aller BetrüpNuss getrostet wirt vñ vnd vint (f. CCXVIIIra Schluß) Go
1 Benedictus bis etc. Ba2 ] fehlt M Gs Benedictus bis 13,4 got. fehlt Tra 1 ihus Ba2
2 Der bis alsó:] Der edel sant Paulus apostel sprichet / vnd sprichet diese wort also M Sanctus
paulus spricht Go apostel ] lerer Bag Paulus der spr. Ba2 alsó: ] also in siner epistel Bas
gesegenet] Gebenediet M 3 der” fehlt M vnser herre M. ein fehlt M Erbarmherzigkait Go
3 f. vnd ain g. Go 4 trösten wirt jn Go allem vnserm betrüptnüsse Ba2 Nu ist drierleije
b. Ba2 4f. Drierhande trüpnuss ist M 5 ist, ] sint Go daz bis drenget] dc den menschen
anuallet vnt trenget Ba2 die den menschen rürent vnd trengent Gs daz] die M 6 an dem
(dem fehlt Ge) schaden ] anschouwen M Daz] Der M ist* fehlt Gs an” bis 7 vriunden.] an
sinen frunden vnd bekanten G6 an sinen liebsten fründen Ba2 7 selbe M selbs Gs an smä
cheit bis 8 herzen. ] an smerzen an vngemach des libes an smachhait vnd an laid des herzens Gs
7 smachait vnd an M 9 Herumbe bis 11 In ] Darumb sint hie drV tail jn denen sich ain
mensch trosten mag In G 9 Herumbe bis lére, ] Hervmb so han ich willen an disem buoch
celeren etliche lere Bag 10f. betrüepnisse und leide, fehlt M 11 diz bis hät” fehlt
Ba2 (Homöoteleuton!) ersten ist etlich M dar bis 12 genomen ] die dar vs genomen Go
12 genomen wirt, ] nemen wir M und wol | wol vnd G6 wol fehlt Ba2 genczeclichen
Ba2 gancz M 13 und sol fehlt Ba2 und sol bis leide. fehlt Gs in ] an M hie bis
14 sachen ] Etwe vilsachen (auf d. Rand mit Verweisungszeichen: by xxx sachen) Go 13 hie
fehlt Ba2 14 leré Gé lere (perkleckst) Ba2 in der bis getroesten ] in der ieclicher
alleine sich der mensche wol getroesten Bas jetlicher Go iglichem M wol und ganze
fehlt Gs 15 Her näch bis bilde] Jn dem triten vindet man bild Go Her näch] vnd dar
nach Ba2 tritt Ba2 des Ba2 bilde bis 9,1 worten, ] bilde vnt lere an worten vnt werken Ba2

8
I Daz buoch der götlichen troestunge

und an worten, diu wise liute hänt getän und gesprochen, als sie wären in
lidenne.

1.

Von dem ersten sol man wizzen, daz der wise und wisheit, wäre und
wärheit, gerehte und gerehticheit, guote und güete sich einander anesehent
und alsó ze einander haltent: diu güete enist noch geschaffen noch gemachet
noch geborn; mèr si ist gebernde und gebirt den guoten?, und der guote, als
verre só er guot ist, ist ungemachet und ungeschaffen und doch geborn kint
und sun der güete °. Diu güete gebirt sich und allez, dazsi ist, in dem guoten;
wesen, wizzen, minnen und würken giuzet si alzemäle in den guoten, und 10

der guote nimet allez sin wesen, wizzen, minnen und würken von dem herzen
und innigesten der güete und von ir aleine 4. Guot* und güete ensint niht
wan éin güete al ein in allem sunder gebern und geborn-werden; doch daz
gebern der güete und geborn-werden in dem guoten ist al ein wesen, ein
7,1 leben 6. Allez, daz des guoten ist, daz nimet er beidiu von der güete und in 15

der güete. Dä ist und lebet und wonet er. Dä bekennet er sich selben und
5 allez, daz er bekennet, und minnet allez, daz er minnet, und würket mit der
güete in der güete und diu güete mit im und in im alliu ir werk näch dem,
als geschriben ist und sprichet der sun: der vater in mir inneblibende und
wonende würket diu werk'. Der vater würket biz nü, und ich würke'. Allez, 20

19 f. Ioh. 14,10: Pater autem in me manens, ipse facit opera. 20 Ioh. 5,17: Pater meus
usque modo operatur, et ego operor. 20 ff. Ioh. 17,10: . . . et mea omnia tua sunt, et tua
Inea Sunt: . . .

1 an ] jn Go diu bis wären ] von wisen luten die da warent Go 1 f. in liden G6 M in


leide Ba2 4 Ersten ist zu wissen G6 vnd die w. G6 wäre bis 5 anesehent ] der wär vnd die
wärhaitt der gerecht vnd die gerechtigkait der güt vnd die güty sich Enander also ansechent Go
war vnt warheit güt vnd güti gerechtikeit vnt gerecht sich ein ander ansehent Ba2 5 gerecht
M guote] güt M 6 und bis haltent: fehlt Ba2 aso Gs enander habent G
diu] das die Gs 6f. ist nit gemachet noch geschaffen noch geboren Bag ist weder gemacht
noch geschaffen noch geboren Go 6 noch” fehlt M 7 mér ] aber Go fehlt Ba2M geberen M
und der ] vnder der M als bis 8 er] so vil er G6 8 só ] als Ba2 ist” fehlt Bas und”
fehlt Ba2 Go und*] mer vnt Ba2 fehlt Go doch ain g. Go 9 alles das das jro ist
vnd das sy selbs ist jn Go 10 wesenne Ba2 alzemäle ] gantzlich G6 alle zijt M
11 nimet] mynnet M all G6 sin fehlt M wiszen vnd m. M dem fehlt Gs
11 f. herzen und fehlt Ba2 12 innigesten ] grunde M von ] vor M gut vnd gut M
12f. nutz anders denn ain Gs nit me denne ein Bag 13 al bis allem ] allain ain jn aime
allain M allein Ba2 sunder bis 14 güete ] sunder geboren gebernde vnt doch geboren kint
der güti Ba2 ane gebern vnd geborn doch geborn der güte M 14 geberen werden M
guoten] güte M al ein ] alles ain Go allain M allein ein Ba2 15 nimet] mynnet M
16 güti vnd da Ba2 ist Er vnd G6 er! ] do Ge er. Dä] er vnd do Ba2 selben fehlt Go
17 vnd da mynnet Er alles Go 18 in der güete fehlt M (Homöoteleuton) aller werken
nach Ba2 ir fehlt M 19 als bis sun: ] als da spricht got der sun Go als beschriben
stet Vnd Ba2 vater der jn mir belibend vnd wonend (vnd wonend auf d. Rand nachge
tragen) ist der würkt Gs 19 in mir fehlt M 20 würket!] würkent M biz] vnz Gs

9
Traktat 1: Liber „Benedictus“

daz des vaters ist, daz ist min, und allez, daz min und mines ist, daz ist 10

mines vaters: sin gebende und min nemende 7.


Noch sol man wizzen, daz der name oder dazwort, só wir sprechen guot,
nennet und besliuzet in im niht anders, noch minner noch mé, wan blöze
und lüter güete; doch gibet ez sich. Só wir sprechen guot', só vernimet man, 15

daz sin güete ist im gegeben, ingevlozzen und ingeborn von der ungebornen
güete 8. Dar umbe sprichet daz ëwangelium: als der vater hät daz leben in
im selben, alsó hät er gegeben dem sune, daz er ouch habe daz leben in im
selben'. Er sprichet in im selben', niht von im selben', wan der vater hät ez
10 im gegeben 9.
Allez, daz ich nü hän gesprochen von dem guoten und von der güete,
daz ist ouch gliche wär von dem wären und der wärheit, von dem gerehten
und der gerehticheit, von dem wisen und der wisheit, von gotes sune und
25
von gote dem vater, von allem dem, daz von gote geborn ist und daz niht
15 enhät vater üf ertriche, in daz sich niht gebirt allez, daz geschaffen ist, allez,
daz niht got enist, in dem kein bilde enist dan got blóz lüter aleine. Wan
alsó sprichet sant Johannes in sinem èwangelió, daz allen den ist gegeben
maht und mugent, gotes süne ze werdenne, die niht von bluote noch von
vleisches willen noch von mannes willen, sunder von gote und üz gote aleine
20 geborn sint'10.
Bi dem bluote meinet er allez, daz an dem menschen niht undertaenic ist

7 ff. Ioh. 5,26: Sicut enim Pater habet vitam in semetipso: sic dedit et Filio habere vitam
in semetipso. 17 ff. Ioh. 1,12 f.: . . . dedit eis potestatem filios Dei fieri, his, qui credunt in
nomine eius: qui non ex sanguinibus, neque ex voluntate carnis, neque ex voluntate viri,
sed ex Deo nati sunt.

1 und” fehlt Ba2 alles das das mines ist (-es radiert, ist gestrichen) vnd mines ist Gs
und mines fehlt Ba2 2 sin bis nemende..] sin geben myn nemë M sin gebë vnd min nemë Gs
sin geben ist min neffi Bas 3 Noch ] Doch M Bas name] vatter M oder ] vnd M
só bis 4 und fehlt Bas 3 f. güt das nembt Go 4 nëmet M im ] sich M noch")
weder Ba2 noch mer noch mynder Gs wan ] denn Ba2 den Go 5 sich fehlt Ba2 M
só*] vnt Ba2 fehlt M 6 güete ] güt M im ] me Gs geben M ingevlozzen]
infliessende Ba2 geboren Bas 6 f. uon dem vngebornen gut M 7 Dar umbe ] vnd
herumb Bas spricht Cristus als G also M 8 hät bis 9 selben'. ] hat Er och dem sun
gegeben leben ze haben in jm selb Gs 8 geben M er habe dc selbe lebenne öch in Ba2
habe ] hat M 9 selben'. ] selbe Ba2 selben',” ] selber Bas selbe M selb Gs *von
von über d. Zeile Ba2 selben',*] selber M selbG 9 f. es jme hat geben M 11 Nun alles
das das ietz gesait ist von dem Gs guoten] güte M und fehlt M von” fehlt Gs
12 von den worten ware vnd warhait M vnt von der Ba2 13 und der ] vnd uon der M
der fehlt Ba2 der” fehlt M Ba2 14 von” fehlt M Bas all dem das da von got allain
geborn ist Gs 15 enhat kein uatter Ba2 sich ouch nit Ba2 16 got nit enist Bag
dem ouch kein bilde nit enist Ba2 luter vnd allain M aleine ] ainig Go Wan bis 18
werdenne, won allen denen ist gewalt gegeben gottes kinder ze werden Gs 17 also so
sprichet ouch s' iohannes Ba2 sprichet das ewangelium Das M 18 ze fehlt Ba2 werden
Ba2 M niht] noch M 18 f. nit vs blut Noch vs willen des flaisch Noch vs willen des
mannes sunder die vs got allain Gs 18 f. von dem willen des fleisches Ba2 21 meinet er ]
verstant G6 alles das das an M an fehlt Gs

10
I Daz buoch der götlichen troestunge

des menschen willen. Bi des vleisches willen meinet er allez, daz in dem
menschen sinem willen undertaenic ist, doch mit einem widerkriege und mit
einem widerstrite und neiget näch des vleisches begerunge und ist gemeine
8,1 der sèle und dem libe und enist niht eigenliche in der séle aleine; und dä
von werdent die krefte müede, krank und alt 11. Bi dem willen des mannes
meinet sant Johannes die hoehsten krefte der séle, der natüre und ir werk
ist unvermischet mit dem vleische, und stänt in der sèle lüterkeit, abegescheiden
von zit und von stat und von allem dem, daz ze zit und stat kein zuoversiht
hät oder smak, die mit nihte niht gemeine enhänt, in den der mensche näch
gote gebildet ist, in den der mensche gotes geslehte ist und gotes sippe. Und 10
10
doch, wan sie got selben niht ensint und in der sèle und mit der sèle geschaffen
sint, só müezen sie ir selbes entbildet werden und in got aleine überbildet
und in gote und üz gote geborn werden, daz got aleine vater si; wan alsó
15
sint sie ouch gotes süne und gotes eingeborn sun ?. Wan alles des bin ich
sun, daz mich näch im und in sich gliche bildet und gebirt. Ein sógetän mensche, 15

gotes sun, guot der güete sun, gereht sun der gerehticheit, alsó verre als er
aleine ir sun ist, só ist si ungeborn-gebernde, und ir geborn sun hät daz selbe
eine wesen, dazdiu gerehticheit hät und ist, und tritet in alle die eigenschaft
der gerehticheit und der wärheit 18.
Üzer aller dirre lère, diu in dem heiligen ëwangelió geschriben ist und 20

sicherliche bekant in dem natiurlichen liehte * der vernünftigen sèle, vindet


der mensche gewären tröst alles leides.
25
Sant Augustinus 15 sprichet: gote enist niht verre noch lanc. Wiltü, daz
1 Bij dem flaische willen M meinet er ] verstant G6 2 sinen M Hinter ist
getilgt: des menschen willen M doch bis 3 neiget] doch mit widerkriegen vnd mit wider
striten vnd naiget Go vnd doch mit einem widerstritte vnd neigunge Ba2 2 und bis 3 wider
strite ] vnd strijte M 3 näch] noch M 4 dem lib vnd der sel Gs aigentlich (im
Text verschrieben, auf d. Rand korrigiert) Go 5 müde vnt kranc Bi Baa 5 f. mannes
verstant die hochen kreft G6 6 ir fehlt Go 7 stat Go sèle fehlt M 8 von stat
vnd zit Gs und” bis stat fehlt M (Homöoteleuton) all Go zu stat vnd zu zit G6
kein ] klein M vtzit G6 8 f. zuversicht oder gesmak hat Gs 9 die ] dc Bas enhänt, ]
hat Ba2 M den ] dem Ba2 Go M 9 näch bis 10 mensche fehlt M (Homöoteleuton) 10 in ]
an Ba2 den ] dem Ba2 Gs der mensche] Er Go geschlecht vnd sib ist Doch Gs
11 doch bis und” fehlt M (Homöoteleuton) nit selb sind Go der séle*] ir Gs 12 muos
Ba2 M sie fehlt M gotte Ba2 13 und” fehlt Ba, G6 in bis geborn ] jn im vnd
vs jm geborn Gs in got vnd uszer got M in gott Bag 14 sin wir gottes M sie
fehlt G6 gotes" fehlt Ba2 aingebornen sune M eingeboren sune Ba2 sun aingeborn Go
15 daz bis gebirt. ] das nahe jme vnd jn jme mich gebildet vnd gebirt M sich bildet glichet vnd
gebert Gs Ain sollich mensch Go So getan menschen M sogetaner mensch ist g. Ba2 16 sun"
kind (p. and. Hd. über d. Zeile: sun) Gs gereht sun ] Gerecht (dahinter über d. Zeile v. and.
Hd.: sun) vnd ain sun Gs gerecht sune Bag gerecht sun M verre als ] vil (getilgt, darunter
p. and. Hd.: verr) Gs 16 f. er jr sun allain ist Gs 17 ir” fehlt Ba2 M si] er Ba2
geberenden Gs ir ] er Ba2 daz selbe ] desselben M 18 eine fehlt Ba2 M die
fehlt Ba2 M 19 der” fehlt Ba2 20 vs Ba2 all Gs beschriben Bag 21 sel
so v. Gs 22 der mensche] man Gs waren Gs alles sines l. Ba2 lidens M
23 gote ] got Ba2 M Gs lange Ba2 M Wiltü bis 12,1 ensi, fehlt Gs (abgeglitten)

11
Traktat 1: Liber „Benedictus“

dir niht verre noch lanc ensi, só vüege dich ze gote, wan dä sint tüsent jär
als der tac hiute. Alsó spriche ich: in gote enist niht trüricheit noch leit noch
ungemach. Wiltü ledic sin alles ungemaches und leides, só halt dich und kère
dich lüterliche ze gote aleine. Sicherliche, allez leit kumet dä von, daz dü dich
niht enkèrest in got noch ze gote aleine 8. Stüendest dü in gerehticheit gebil
det aleine und geborn, waerliche, dich enmöhte als wénic iht leidic gemachen
als diu gerehticheit got selben 17. Salomón sprichet: den gerehten enbetrüebet 35

niht allez, daz im geschehen mac'. Er ensprichet niht den gerehten menschen"
noch den gerehten engel' noch diz noch daz. Er sprichet den gerehten 18.
1() Swaz des gerehten ihtes ist, sunder, daz sin gerehticheit ist und daz er gereht
ist, daz ist sun und hät vater üf ertriche und créatüre und ist gemachet und 9,1

geschaffen, wan sin vater ist créatüre gemachet oder geschaffen. Aber gereht
lüter, wan daz niht geschaffen noch gemachet vater enhät und got und gereh
ticheit al ein ist und gerehticheit aleine sin vater ist, dar umbe mac leit und
15 ungemach als wénic in in gevallen als in got 9. Gerehticheit enmac in niht
leidic gemachen, wan alliu vröude, liebe und wunne ist gerehticheit; und ouch,
wan machete gerehticheit den gerehten leidic, só machete si sich selben leidic.
Unglich und ungereht enmöhte niht noch iht gemachen noch geschaffen den
gerehten leidic machen?9, wan allez, daz geschaffen ist, daz ist verre under
im als verre als under gote und enhät keinen indruk noch invluz in den
gerehten noch gebirt sich niht in in, des vater got aleine ist. Herumbe sol
der mensche gar vlizic sin, daz er sich entbilde sin selbes und aller créatüren, 15

2 Vgl. Ps. 89,4: Quoniam mille anni ante oculos tuos, tamquam dies hesterna, quae prae
teriit, . . .; 2 Petr. 3,8: . . . quia unus dies apud Dominum sicut mille anni, et mille anni sicut
dies unus. 7 f. Prov. 12,21: Non contristabit iustum quidquid ei acciderit.

1 noch lanc fehlt M 2 der ] diser G6 tage der hüt ist Also Ba2 Alsó bis 3 unge
mach. ] Also da Enist nit laet noch vngemach Noch trurigkait Go 3 Wiltü bis só] wiltu des
alles ledig sin so Gs gemaches M dich fehlt Go 4 dich in got vnt zuo gotte allein Bas
Sicherliche bis 5 aleine. fehlt Go (Homöoteleuton) 4 allez] als M leide das k. Ba2 5 Zu
gote noch jn got M vnd st. Ba2 6 waerliche, ) Für war G6 iht fehlt M G6 leidic
gemachen Go ] leidige machen Bas laide geschehen oder laidig gemachen M 7 als ouch d. Bas
selb Go den bis 8 mac'. ] der geRecht wirt nitt beweget in Ewigkait G 8 beschehen Ba2
8 f. nit den gerechten Engel Noch den geRechten menschen Noch Go 9 engeln M Er bis
gerehten'. fehlt Ba2 10 Swaz ] sowc Ba2 so was M won so was G6 icht G6 Be
sunder Gs gerehticheit Go ] gerecht Ba2 M 11 vnd ist (ist getilgt) vatter hat uff M
Erd Gs und ist fehlt Gs 12 oder ] vnd G6 13 gemacht oder geschaffen v. Gs
vater ] nature M und got bis 14 dar umbe] vnt gerechtikeit got alleine (allain M) ist Darumb
Ba2 M 14 al ein ] allain Gs 14 f. mag weder lait Noch vngemach Gs 15 jn jme
fallen als ym got M 17 wan fehlt Gs machete ] mochte M laidigen so M selbe
M selb Gs 18 vngeliche vnt vngerechte Ba2 ungereht bis 19 machen, vngeRecht Och
mag jn Nit gemacht noch geschaffen laidig machen Go 18 niht bis geschaffen nit machen
noch ouch schaffen Ba2 nit gemachen noch geschaffen M 18 f. den gerehten fehlt M 19 ge
schaffen ist, daz fehlt Go (Homöoteleuton) 20 alsº bis gote fehlt Bas M hat nit enkeinen
(kaynen M) Ba2 M den ] dem M Ba2 21 Dar vmb M 22 gar vlizic Gs] geflissen
Ba2 gar fehlt M sines? M 22 f. Creaturen Nach vatters wise den got Gs

12
I Daz buoch der götlichen troestunge

noch vater wizze dan got aleine; só enmac in niht leidic gemachen noch
betrüeben, weder got noch créatüre, noch geschaffenez noch ungeschaffenez,
und allez sin wesen, leben, bekennen, wizzen und minnen ist üz gote und in
gote und got?.
Noch ist ein anderz, daz man wizzen sol, daz ouch den menschen troestet
in allem sinem ungemache. Daz ist, daz sicherliche der gerehte und guote
mensche sich vröuwet ungliche, jà unsprecheliche mé in dem werke der ge
rehticheit dan er oder joch der oberste engel wunne hät und vröude in sinem
natiurlichen wesene oder lebene??. Und dar umbe gäben die heiligen vroeliche
ir leben durch die gerehticheit. 10

Nü spriche ich: só dem guoten und gerehten menschen schade geschihet


üzerliche, ist, daz er blibet gliches gemüetes und in vride sines herzen unbe
weget, só ist wär, daz ich gesprochen hän, daz den gerehten niht enbetrüebet
allez, daz im geschihet?”. Ist aber, daz er betrüebet wirt von dem üzerlichen
schaden, waerliche, só ist gar billich und reht, daz got verhenget hät, daz der 15

schade dem menschen ist geschehen, der dä wolte und wände gereht sin und
in doch só kleiniu dinc betrüeben mohten?“. Ist ez danne reht gotes, waerliche,
só sol er sich des niht betrüeben, sunder er sol sich des vröuwen vil mé dan
sines eigenen lebens, des sich doch mé vröuwet und werder ist einem ieglichen
1 noch kein uatter Ba2 2 weder ] nach M noch fehlt M noch*] weder Bas
geschaffen Noch vngeschaffen Gs 3 all Go leben vnd b. M kennen Gs bekennen
vnt minnen vnt wissen ist Ba2 minnen ] lieby M gote] got Ba2 M Go und” fehlt Go
4 gote ] got Bas M Go 5 Noch ] Disz ist eyn letze vö troiste yn lyden (rote Überschrift)
Nu Tr2 Nach M (nach sehr oft verschrieben für noch) Noch bis troestet ] Och sol den menschen
trosten Gs trösten mag in M 6 allem ] all Go fehlt Trs sicherlichen dc der Ba2
sicherliche bis guote] sicherlichen daz der gerechte (der gerechte mit Vernweisungszeichen auf d.
Rande nachgetragen) der gude Trº vnd der g. M 7 fröwet sich vngelich vnd vnsprech
lich me Gs ia vnt vnsprechlichen Ba2 vnspruchlich M in dem würckende g. M
8er oder fehlt Tr2 joch ] ouch Ba2 M Tra wonne vnd freude habe in Trs hab Gs
9 natürlichem Ba2 oder ] vnd Go abe Tra (= oder) herumb Ba2 10 ir leben frolich M
11 Nü spriche ich: fehlt Go só bis 12 blibet] so dem geRechten güten meschen (!) ain
vsserlicher schad geschicht jst es das Er belibet Go als dem guden vnd dem gerechten menschen
eyn schade geschiet ist so blibet er Tre 11 beschicht Ba2 12 ist, vnt ist Ba2 geliches
gemuot Ba2 glijch gemüte M 12 f. vnbeweglich Gs 13 wär, ] isz Trs fehlt M wär, bis
enbetrüebet] es dé daz in nütz betrübt Go hän, ] heyn (?) Tra nit inbeweget noch inbe
drubt (beide in- über d. Zeile nachgetragen) Tr2 14 allez, ] von allem dem Bas beschicht
Ba2 Gs Ist bis 15 só] Betrübt jn aber der vsser schad so Gs 14 Ist ] vnt ist Bas
vszwendigen Tra 15 ist isz gar Tra billichen Bas und reht] vnt gottes rechte Ba2
fehlt M das isz got Tr2 hat verhengt Gs 15 f. das yme der schade geschach Tra
16 beschehen Ba2 dä fehlt M vnt Öch wand Ba2 sin] wesen M 16 f. vnd doch
yne so Tra 17 doch ] noch Bag betrubind mochtent Gs Ist ez ] Is ist Tra Ist ]
vnt ist Ba2 gotes Recht Gs Tra 18 só bis betrüeben, ] so in salis (is über d. Zeile nach
getragen) yn von rechte nit betruben Tra des” fehlt Ba2 18 sich” bis mé ] sich doch (doch
getilgt, darüber sin vil v. and. Hd.) mer fröwen Go des” fehlt Ba2 Tr2 dan bis 19 vröuwet
auf d. Rand p. and. Hd. nachgetragen mit Vernveisungszeichen Gs 19 des ] das M sich
der mensche doch Ba2 19 vröuwet bis 14,1 dan] frauwet eyn iclich mensche vnd lieber vnd
werder ist dan Tr2 19 vnd vil w. Gs

13
Traktat 1: Liber „Benedictus“

menschen dan alliu disiu werlt; wan waz hülfe dem menschen alliu disiu 10,1

werlt, als er niht enwaere?5?


Daz dritte wort, daz man wizzen mac und sol, ist, daz in natiurlicher
5
wärheit ein einiger brunne und äder aller güete, wesender wärheit und
tröstes ist got aleine, und allez, daz got niht enist, daz hät von im selber
natiurliche bitterkeit und untröst und leit und enleget nihtes niht zuo der
güete, diu von gote und got ist, sunder si minnert und bedecket und verbirget
süezicheit, wunne und tröst, den got gibet?". 10

Nü spriche ich vürbaz, daz allez leit kumet von liebe des, daz mir schade
10 hät benomen. Ist mir danne schade üzerlicher dinge leit, daz ist ein wär
zeichen, daz ich minne üzerlichiu dinc und minne in der wärheit leit und
untröst. Waz wunders ist danne, daz ich leidic wirde, só ich leit und untröst 15

minne und suoche? Min herze und min minne gibet die güete der créatüre,
daz gotes eigenschaft ist?". Ich kére mich gegen der créatüre, dannen untröst
20
von natüre kumet, und kère mich von gote, von dem aller tróst üzvliuzet”.
Waz wunders ist daz danne, daz ich leidic wirde und trüric bin? Waerliche,

1 menschen ] fñ über d. Zeile v. and. Hd. nachgetragen Go disiu” ] dise v. and. Hd. über d.
Zeile Gs wan bis 2 werlt, fehlt M (Homöoteleuton) 1 was dochte eyme menschen alle
dieße werelt Tra hilfet Ba2 den Ba2 disiu*] dü Ba2 fehlt Gs 2 so er nit me
enwere Ba2 3 Daz bis in ] Man sol och wissen das in Gs wizzen bis 5 allez, ] wiszen sal
vnd ist das eyn natuerliche warheit eyn eynich borne aller wairheit vnd alles gutz wiszens
vnd troistes ist got. alles Tra 4 warhait ist ain Gs vnd lebendü ader Bag wesendes
Gs weslicher Ba2 4 f. vnt gantzes tr. Ba2 5 trostes das ist Gs daz” fehlt Ba2 von ]
in Ba2 selber fehlt M 6 bitterheit Tr2 und! fehlt Tra und leit] oder lait
(v. and. Hd. auf d. Rand) G6 und” bis zuo] vnd lait och (och getilgt.) Nützet zü Gs und
enleget fehlt M (Homöoteleuton) enleget bis 7 sunder] in leget den guden nit czu sonder Tr,
7 dü von got ist vnt got allein ist sunder Ba2 sunder ] Me getilgt, auf d. Rand p. and. Hd.:
sunder Gs und bedecket fehlt Go mynret vnd verbirget vnd bedecket s. Trº
8 süezicheit, ] die s. Ba2 s. vnt wunne vnt den troste Ba2 9 Nü bis von ] Es kument och all
laid von Gs ich fehlt M vort alle leyt kompt Tr, daszyn yre schade Tr2
schade ] schaden Bas M der (p. and. Hd. über d. Zeile) schad Go 10 danne fehlt Tra U1SZE T

lich dingen M ist über d. Zeile Tra wär fehlt Go 10 f. wairzeichen Tre war-/zaichen M
11 vsserlichait vnd Gs minnen (n radiert) werlichen leide Bas der fehlt G6 11 f. vntrost
(dapor vsser getilgt) vnd lait Gs 12 ist isz dä daz Tr2 ist denne dc dc ich Ba2 ist das
das ich dann laidig M só ich ] als ich (ich über d. Zeile) Tr2 ich doch leide Ba2
untröst bis 13 suoche?] vngemach süche vnd mynn Go 13 suchen vnd mynnen Tr, minne bis
min ] Ininne vnt dc ouch min herce süchet vnd min Ba2 Min bis 14 ist. ] vnd myn hertzé
keren vnd myn mynne czu den creaturen das godes gescheppt ist Tra 13 die güete ] das
guot Ba2 güt M 14 daz bis ist p. and. Hd. auf d. Rand nachgetragen Ge eigen ist Ba2
gegen der ] zuo der Ba2 czu den Tra creaturen Tra dannen ] dan Tr2 von der Ba2
untröst bis 15 kumet, ] vntrost ist vnd kumt von art jr nattur Gs 15 kompt von naturen
Tra und bis üzvliuzet. ] vnd ker mich von got dannen trost kumbt von natur auf d. Rand
v. and. Hd. nachgetragen mit Vernoeisungszeichen Go vnt keren mich von dannen von dem troste
vnd froede von nature kumet Ba2 vnd kere mich uon dann an trost kommet uon nature vnd
kere mich uon got uon dem aller trost flüszet M von dem alIer ] da (über d. Zeile) alleyn
alle Tra 16 Waz bis danne, ] so ist Nit wunder Gs daz* ] is Trs fehlt M ich bis bin? ]
ich trürikait gewynn Go ich leidig vnt trurig wirde vnt bin Ba2 ich lide oder trurig werde M

14
I Daz buoch der götlichen troestunge

vürwär unmügelich ist gote und aller der werlt, daz der mensche gewären
tröst vinde, der tröst suochet an den créatüren. Der aber got minnete aleine
in der créatüre und die créatüre in gote aleine, der vünde gewären, rehten
und glichen tröst in allen enden?”. Diz si nü genuoc von dem ërsten teile
dis buoches.
2.

Nü volget hernäch in dem andern teile von den stücken bi drizigen 30,
der ieglichez aleine billiche troesten sol den redelichen menschen in sinem
leide.
Daz ërste ist: wan allez ungemach und schade enist niht sunder gemach, 10
noch kein schade enist lüter schade*. Dar umbe sprichet sant Paulus, daz
gotes triuwe und güete enlidet des niht, daz kein bekorunge oder betrüepnisse
unlidelich werde. Er machet und gibet alle zit etwaz tröstes, dä mite man
sich behelfen mac; wan ez sprechent ouch die heiligen und die heidenischen
meister, daz got und natüre enlidet niht, daz lüter boese oder leit müge 15

gesin*.
Nü setze ich, daz ein mensche hät hundert mark; der verliuset er vierzic
und beheltet sehzic. Wil der mensche nü alle zit gedenken an die vierzic,
11 ff. Vgl. 1 Cor. 10, 13: fidelis autem Deus est, qui non patietur vos tentari supra id, quod
potestis, sed faciet etiam cum tentatione proventum ut possitis sustinere.
1 vürwär] warlich M fehlt Ba2 Tr2 unmügelich bis und dasz ist gode vnmogelich
vnd Tr2 der” fehlt Gs waren Go Tra 2 suochet ] nympt Tra den fehlt M
aleine ] allain D. and. Hd. über d. Zeile Gs 3 in der créatüre fehlt Tra und bis aleine,
mit Vernoeisungszeichen am untern Rand nachgetragen Tr2 die fehlt Gs waren Gs M
gewaren vnt r. Ba2 3 f. gewaren troist recht vnd gliche freude alleyne in Tr, 3 gerechten
M 4 und fehlt Gs in ] an M in bis enden. ] allenthalben Ba2 Diz bis
5 buoches. fehlt Gs Ba2 4 si] ist Tra 5 des M buchelins Tra 7 Nü bis von ]
Das ii (auf d. Rand p. and. Hd.: ander) tail von Gs uolgent Ba2 in bis teile fehlt Ba2 M
stückelin M bi ] als bi Ba2 bi drizigen fehlt Gs driszig M 8 der do i. Ba2
ycliche Tra aleine fehlt Gs den gerechten m. M in ] an Ba2 9 lijden M 10 Nu
zu dem Ersten won Gs Dc ein ist. alles Ba2 all Go alle Tra schade über d. Zeile
nachgelragen Ba2 schade enist] schade ist luter schade Dar vmb sprichet sant (luter bis sant
getilgt) (f. 151r) ist (abgeglitten von 10 enist auf 11 enist, dann Versehen bemerkt) M sunder ]
öne Gs 11 noch vnt Ba2 ist nit l. Go Ba2 vnt darumb Bag Dar umbe bis Paulus: ]
won Santus Paulus sprichet Go sprach Tra daz] die Tr, fehlt Go 12 gude vnd
truwe Tra trüwe vnt sin eigen weslichü gütin Ba2 des nit lidet M des ] das Gs
Tr2 daz bis 13 werde.] dc kein leit vnt bekorunge vnlidelichen vnd ce überswenclichen
si Ba2 12 kein ] üch Go eynche Tr, 12 f. bekorunge vndliedelich wese oder bedrupnuss
er M 12 f. betrübte in vnlidenlicher wise Begriff Er Go 13 machet ] machtes M
Er git vnt machet Ba2 etwaz ] eyn wenig Tra 14 mug Gs wan fehlt Tr,
sprachen Tra ouch fehlt Gs 15 und natüre ] uon n. M vnd die n. Tra lident Gs
lidet des n. Ba2 16 gesin. ] wesen M sin noch gewesen Bas 17 setzen Ba2 schetze M
schäz Gs hab Gs habe Tr, hundert bis 18 sehzic. ] tusent mark vnd verlürt ii hundert
vnd behalt noch den viij hundert (viij verkleckst, auf d. Rand v. and. Hd. viii) Gs hondert pont
vnd verluest der vierczich Tra 17 er ] es Ba2 18 behaltet ime dü LX Ba2 der
mensche ] er Go Tra nü fehlt Ba2 M alle bis 16,1 verlorn, ] alles bedencken die vierczich
die er verloren hait Tr, 18 f. vierzic, die fehlt Go (Homöoteleuton)

15
Traktat 1: Liber „Benedictus“

die er hät verlorn, só blibet er ungetröst und riuwic. Wie möhte der getroestet
sin und äne leit, der sich kéret ze dem schaden und ze dem leide und bildet
daz in sich und sich darin und sihet daz ane, und ez sihet wider in ane und
kóset mit im und sprichet mit dem schaden, und der schade kóset wider mit
im und sehent sich ane von antlitze ze antlitze? Waere aber, daz er sich kérte
üf die sehzic mark, die er noch hät und den rücke kérte den vierzigen, die 10

verlorn sint, und widerbildete sich in die sehzic und saehe die ane von antlitze
ze antlitze und kösete mit in, só würde er sicherliche getroestet. Daz iht ist
und guot ist, daz mac troesten; daz aber niht enist noch guot enist, daz min
10 niht enist und mir verlorn ist, daz muoz von nöt untröst geben und leit und 15

betrüepnisse. Dä von sprichet Salomón: in den tagen des leides vergiz niht
der tage der güete. Daz ist gesprochen: só dü bist in leide und in ungemache,
só gedenke des guoten und des gemaches, daz dü noch häst und beheltest. Ouch
sol daz aber den menschen troesten, ob er gedenken wil, wie manic tüsent der
15 sint, haeten sie sehzic mark, die dü noch häst, sie diuhte, daz sie herren und
vrouwen waeren und daz sie vil riche waeren und von herzen vró”.

11 Eccli. 11,27: (In die bonorum ne immemor sis malorum:) et in die malorum ne imme
mor sis bonorum.
1 verlorn hat Gs vngetrostet vnd laedig wie Go und riuwic. fehlt M vnd in
ruwen wie Tr, der iemer g. Ba2 getrost M getroist Tra 2 sin und werden oder Go
sunder Tr2 laid sin der G6 ze dem fehlt Ba2 liden M und*] Er Ge 3 und” bis
in fehlt M (Homöoteleuton) sich” über d. Zeile nachgetr. Trs sicht über d. Zeile nachgetr. Ba2
und” bis 5 antlitze?] Sechent vnd das Entspricht im vnd Er koset mit jm vnd sin schad wider
koset mit jm vnd sechent sich an vnd an Go 3 daz*] isz Trs und" bis ane*] mit leide
Bag fehlt M (Homöoteleuton) wieder über d. Zeile nachgetr. Tr2 4 kóset” bis und” fehlt
Ba2 (Homöoteleuton) kóset* ] klafft Tra und" bis 5 im fehlt Trs (Homöoteleuton) 4 dem ]
sinem Ba2 köset*] redet M 4 f. mit im ] in Bag 5 sehent sich ] siet sich Trs
sichet dc Ba2 Waere bis 8 só] Wer es aber das er sich von den verlornen markten kärty
vnd sech die an die Er Noch hatt vnd bildet sich jn die vnd koste mit jn so Gs 5 Waere bis
7 saehe ] wer aber das er den rucken kerte den vierczigen vnd keirte sich czu den sechczigen
die er noch hait vnd sege Tr, 5 Waere ] vnt weri Ba2 6 vnt kerti den ruggen Ba,
kerte uon d. M 7 von bis 8 antlitze fehlt Ba2 8 zu antlicze auf d. Rand nachgetr. Trs
redte M kalde Trs in, ] den Tr2 getrost Gs getroist Tr2 Daz] won das G6 9 ist,
fehlt Tr2 aber das Tra nütz Gs noch nit g. Ba2 Go daz” bis 10 enist, fehlt Tra
(Homöoteleuton) 9 daz*] vnt dc Ba2 10 mir fehlt Tr2 M (Zeilennoechsel) von über
d. Zeile Tr2 untröst bis 11 betrüepnisse. ] vntrost vnd laid geben Gg leit vnt vntrost geben
vnt betrüptnus Bas 10 geben ] gebern M 11 Dä bis 13 beheltest. ] Dar vmb sol man jn
dem tag des laids vnd des vngemachs gedenken des guten vnd des gemaches das man hat
oder noch han Möcht oder iez noch hat vnd behalt Es Gs 11 Dä von ] Darumb Bas dan
abe Tra des leides ] der laide M der leide vnt der betrüpde Ba2 des lydens Tra 12 güti
vnt der lüsten Do Ba2 ist also vil g. Ba2 só ] also Tr2 lijden M in fehlt M
13 des! ] der Ba2 noch bis Ouch ] noch vor dir hast vnt behalt es dir zuo dinem nutze vnd
ouch Ba2 häst bis 15 diuhte, ] haist behalden die dasz deden sie duchte Tra 13 Ouch bis
16 vr6.] Es sol och den menschen trosten so er gedenkt wie vil meschen (!) noch syent O
hetten si noch so vil margk als du behalten hast sy düchti wie sy herren wären vnd gar
Rich vnd von herzen fro Gº 14 aber fehlt Ba2 manic ] vil Ba2 der fehlt M
15 sint vnt hettin Ba2 düchten M 16 vil riche ] gar Rich Go frijlich M vil fehlt Bas
vró. ] frovnt vil dankber gotte Ba2

16
I Daz buoch der götlichen troestunge

Noch ist aber ein anderz, daz den menschen troesten sol. Ist er siech und
in grózem smerzen sines libes, doch hät er daz hüs und sin nötdurft an spise
30 und an tranke, an räte der arzete und an dienste sines gesindes, an klage und
an biwesenne siner vriunde: wie solde er tuon? Wie tuont arme liute, die daz
selbe oder groezer siechtagen und ungemach hänt und enhänt nieman, der in
kalt wazzer gebe? Sie müezen daz blóze brót suochen in dem regen und in
dem sné und in der kelte von hüse ze hüse. Dar umbe, wiltü getroestet werden,
só vergiz der, den baz ist, und gedenke alles der, den wirs ist*.
Vürbaz spriche ich: allez leit kumet von liebe und von minne. Dar umbe,
hän ich leit umbe zergenclichiudinc, só hän ich und hät min herze noch liebe 10
12,1 und minne ze zergenclichen dingen und enhän got niht von allem minem herzen
liep* und enminne noch niht, daz got wil von mir und mit im geminnet hän”.
Waz wunders ist danne, daz got verhenget, daz ich gar billiche schaden und
leit lide?
Sant Augustinus 37 sprichet: »herre, ich enwolte dich niht verliesen, ich 15

wolte aber mit dir besitzen die créatüren von miner giticheit; und dar umbe

1 Noch bis sol..] Och sol den menschen trosten Go aber fehlt M anderz bis sol..]
anders (s radiert) troist das er mach dencken Tra und bis 2 libes, ] vnd hait groiszen
smerczen des lichams Tra 2 sines] des M doch so hat Go er lichte das husz
behalden vnd noitdurfft an spisen Tr, hus noch vnd Gs 3 und" fehlt G6 tranke bis
4 Wie ] trank vnd an anderm Rät Es sy dienst oder arzeny vnd dez gelich wie Go 3 tranke,
an ] drancke an bette an Tra tranke vnt an Bas ertzni Ba2 arczeny M arzeny G6 und?
fehlt Tr2 an"] an dem Ba2 an*] vnd an M ane clagen Tra und" fehlt Ba2
4 an Jane M bywyszen der siner wie Tra solde er ] sol der Ba2 solde bis tuont]
sulde obe wie doynt Tr, tuont bis 5 ungemach ] tünt aber die armen die och solches oder
villicht grosser vngemach Go 4 daz bis 5 hänt] den selben obe groiszer vngemach hant ob
siech dage Tra 5 oder groezer] vnd grossen M vnt noch mer groesser Ba2 siechtagen
und fehlt Bas enhänt] habent Ba2 M der bis 7 kelte] der in diene oder sy Clag vnd
mussent Narung suchen in wetter vnd mit frost Gg 5 f. jn ainen kalten drünk wassers M
6 gebe?] reiche Tr, Sie ] vnd M müssent oüch das brot bloisz s. M dem fehlt Bas
6 f. regen in sne in grosser kelti Bag 6 f. in dem ] jm M 7 in der fehlt M zu husz
gain dar vmb Tra wiltü] vnt w. Bas getrost Go Trs werden, fehlt Gs 8 den
da b. Ba2 gedenk an die den noch wirs ist Gs aller M der bis ist. ] an die den
do wirser ist Bas wirst M 9 Würbaz.] Fürbas so Ba2 vort Tr, Würbaz bis minne. ]
Noch kumbt alles laid von mynnen Gs alle Trs von* fehlt Ba2 Tr, minne.
Dar umbe ] minne wanne minne vnt liebi ist leides aneuang vnt usgange Darumb Ba2 10 vmb
zerganklichait so Gs vergencklich Tra ich” bis 11 enhän] ich auch mynne dar zu vnd
liebde vnd inhan (i über d. Zeile) Tr, 10 het Ba2 min herze fehlt Ba2 M liebe bis
11 enhän] lieb vmb zergenklich ding vnd hatt Gs 11 und minne ] noch m. M minne
der zergangclicher dingen Bas enhän] hatte Ba2 got noch nit von hertzen Tr,
von ganzem h. Gs 12 lieb v. and. Hd. auf d. Rand nachgetr. Gs nit daz das g. Gs
wil bis 13 Waz] von mir wil ich han ander dinck gemynt Was Tra 12 wil bis 13 Waz ] wil
uon mir han vnt sich mit geminnet wisse Was Ba2 uon mir wil han vnd sich mit gemynter
wise was M 13 Waz bis 14 lide? ] So ist och nit vnbillich. Das got vber mich verhenget daz
jch schad vnd trubsal lide Gs 13 danne ] isz dan Trs fehlt M daz*] dc dc Ba2 das
isz Trs daz” bis schaden ] is ist billich das ich schaden Tr, 16 creaturen dc was uon Ba2
16 giricheit Tra gittikeit wegen vnd Ba, und fehlt Tra

2 Eckhart, D 5 17
Traktat 1: Liber „Benedictus“

verlós ich dich, wan dir ist unmaere, daz man mit dir, der wärheit, valscheit
und trüge der créatüren besitze«. Er sprichet ouch anderswä°, daz »der alze
10
gitic ist, dem an gote aleine niht engenüeget«. Und anderswá sprichet er: »wie
möhte dem genüegen an gotes gäben an den créatüren, dem an gote selben
niht engenüeget?« Einem guoten menschen ensol niht tröst, sunder ein pin sin
15
allez, daz gote vremde und unglich ist und niht got selbe aleine enist. Er sol
alle zit sprechen: herre got und min tröst, wisest dü mich üf iht von dir, só
gip mir einen andern dich, daz ich gange von dir ze dir, wan ich enwil niht
wan dich 39. Dó unser herre gelobete Moises allez guot und sante in in daz
1() heilige lant, daz daz himelriche meinet, dó sprach Moises: herre, niergen
ensende mich, dü enwellest danne selber mite komen.
Alliu neigunge, lust und minne kumet von dem, daz im glich ist, wan
alliu dinc neigent und minnent ir selbes glich 40. Der reine mensche minnet
alle reinicheit, der gerehte minnet und neiget ze gerehticheit; der munt des
15 menschen sprichet von dem, daz im inne ist, als unser herre sprichet, daz der

10 f. Vgl. Exod. 33,15: Et ait Moyses: Si non tu ipse praecedas, ne educas nos de loco isto.
In quo enim scire poterimus ego et populus tuus invenisse nos gratiam in conspectu tuo,
nisi ambulaveris nobiscum, ut glorificemur ab omnibus populis qui habitant super terram?
15 f. Luc. 6,45: Ex abundantia enim cordis os loquitur.
1 verliesen ich Tr2 1 f. dir dich warheit die falschen creaturen Ba2 2 und fehlt Go M
drogene Trs trugenhait Gs der! ] vnd Go M besiczet Tra Er bis 3 dem ] Der ist och gar
falschlich gittig dem Go 2 sprach M anderswá fehlt Tr2 2 f. der gar velszlich girich
ist Tra 2 alze ] falsche Ba2 M 3 nit allain Gs benüget Bas Go Und bis er: ] fehlt Bas Go
vnd spricht aber anderswo Tre 4 den benügen gottes Ba2 dem an godes gaben gnügen in
den Tra dé benungen Gs gabe M an der creatur auf d. Rand nachgetr. mit Vernoeisungs
zeichen Gs der creature M dem*] den Bas 4 f. an got vnt mit gotte nit benüget Ba2
4 an got allain selbe M 5 beNüngte Gs Einem bis 6 gote ] den guten menschen sol kain
trost me jm solpinlich sin alles daz das got Gs 5 Einem bis pin ] Einen guoten menschen
sol nit benügen noch troesten sunder ime sol ein pine Ba2 Einem bis sunder ] Ein güt
mensche sal nit trosten sunder M troist sin sonder Tr, 6 allez, daz] so was Tr, ist fehlt Gs
und niht bis enist. fehlt Ba2 (Homöoteleuton) 7 vnd alleyne myne troist Tra wisest] vnt
w. Ba2 mich icht uon dich so M uf üt denne zuo dir Ba2 iht ] Vtz Gs eynche dinck Tr2
8 daz bis dir, fehlt Ba2 M Trs wan bis 9 dich. über d. Zeile nachgetr. Tr, 9 wan ] dan Tr,
dën Ba2 unser herre] got Gs gelopte herr moisen Ba2 alle güte M alle gut Tr, vnd
in sant in Go 10 dc do beceichenet himelriche Do Ba2 das da h. Go daz* fehlt M
manet M meynte Tr, sprach ) seit Ba2 10 f. o herre nit sende Ba2 10 niergen ]
Niena hin Gs 11 danne fehlt Tr2 selbs Go selbest M mite komen. ] mit mir Go
myde vnd du zuerst komen Tra 12 Alliu bis kumet ] alle neygungen koment Tr, 12 f. won
all ding Naigt vnd mynnet sin selbs gelichait Der Gs 13 neigent und fehlt Trs ir selbes
glich. Trº ] sich selben gelicheliche Bas sich glich M Der bis 15 sprichet". Der Rain mynnet
allweg luttrykaitt Der geRecht Naiget sich vnd mynnet geRechtigkait des menschen munt
spricht Go 13 Der bis 14 reinicheit steht zwischen 14 gerehticheit; und der M 14 min.net bis
gerehticheit; ] mynnet alle gerechticheit Tr, zuo der g. Ba2 14 f. Der münt sprechet
vnd der mensche uon M 14 des ] der Bas 15 sprichet" bis 19,1 herzen ] spricht alles das
in yme ist von der fulden des (des über d. Zeile) herczen Tr, 15 inne ] innige Ba2 jn Gs
also sprichet vnser herre Ba2 als xpus vnser herr sprach Go Dar vmb sprichet vnser herre M
daz 'der bis 19,1 herzen, ] von völly des herzen Rett der munt Go

18
I Daz buoch der götlichen troestunge

munt sprichet von der vülle des herzen, und Salomón sprichet, daz des
menschen arbeit ist im in dem munde'*. Dar umbe ist daz ein wär zeichen,
daz niht got, sunder diu créatüre ist in des menschen herzen, der noch üzer
neigunge und tröst vindet.
Dä von solde sich ein guot mensche gar vaste schamen vor gote und vor
im selben, daz er noch gewar wirt, daz got niht in im enist und got der vater
niht in im enwürket diu werk, sunder diu leidige créatüre noch in im lebet
und neiget in und würket in im diu werk4?. Dar umbe sprichet künic Dà vit
und klaget in dem salter: trehene wären min tróst tac und naht; alle die wile
man noch sprechen mohte: wá ist din got?” Wan neigen üf üzerlicheit und an 10
13.1 untröste tröst vinden und dä von mit lust gerne und vil reden ist ein wär
zeichen, daz got in mir niht erschinet, niht enwachet, niht enwürket. Ouch
vürbaz solte er sich schamen vor guoten liuten, daz sie des an im gewar
würden. Ein guot mensche ensol niemer schaden geklagen noch leit; er sol daz
aleine klagen, daz er klage und daz er klagennes und leides in im gewar 15
wirt 44.
Die meister sprechent, daz unden an dem himel ist viur vil wit und

1 f. Eccl. 6,7: Omnis labor hominis in ore eius: . . . 9f. Ps. 41,4: Fuerunt mihi lacrimae
meae panes die ac nocte: dum dicitur mihi cotidie: ubi est deus tuus?
1 der fehlt Ba2 sprichet” fehlt M daz bis 2 munde'. ] des menschen arwait ist jn
sinem munde Go 2 ist in synem monde Tra ist daz] es ist M Gs wares Ba2
gewär Go 3 got bis noch ) got ist in des menschen hercen sunder dü toetlichü vnt citlichü
creature dc noch Ba2 sunder das die Ge ist hinter herzen, Go üzer ] diesze Tre
4 und tróst fehlt Tr2 vindet. ] suochet vnt vindet Ba2 5 Dä von ] Darvmb Gs Vnt
darumb Ba2 danne abe Tra sol Ba2 gar vaste ] vil sere Ba2 zumale sere Trs vor*] in
Ba2 M 6 sich selbe M selber Tr2 selbs Gs 6 f. vnd der vatter got nit Go 6 vnt dc
got Ba2 6 f. vader das der (der über d. Zeile) nit Tr, 7 diu werk, fehlt Ba2 7 f. sunder
das die laidig creatur noch in im lebt vnd naiget vnd würket in im die werk auf d. oberen
Rand d.and. Hd. nachgetr. mit Vernoeisungszeichen Ge 7 noch bis 8 und” fehlt Tra 7 lebet bis
8 Dar umbe] lebet vnt würket Darumb Ba2 8 in! fehlt M G6 das w. Tra 8f. Darvmb
klagt David im psalter vnd spricht trächen Gs 8 künic fehlt Bas 8f. David in dem
salter vnt claget es Trehin Ba2 9 in dem salter: fehlt Tra min bis naht;] myn broit
vnd troist nacht vnd dage Tra Alle bis 10 mohte:] Die wil sy sprachent Go 9 f. wile
(wille Tra) das man Ba2 Tre 10 noch fehlt Ba2 won mit Naygung uff Go neigunge
uf vsserheit Ba2 10 f. uff uszerlich vnd antroste droste M 10 vff vszerliche ding
vnd Tr2 an ]jn Gs 11 tróst ] lust vnt troste Ba2 vinden ] süchen Go dä bis ist ]
dan abe dicke mit wollust reden das ist Tra dä von ] von dem Bag und vil fehlt Gs
vil ] dick M ist ] dc ist Ba2 Tra wares Ba2 Gs 12 in bis erschinet ] in mich nit
schinet Ba2 nit in mich Erschint Gs in mir nit eyschynt Tr, jn jme nit erschynet M niht
enwachet, ] Nit wachst Gs fehlt Ba2 Tra niht" ] noch Go Tra Ouch bis 13 schamen ] Der
mensch (mensch über d. Zeile nachgetr.) mag sich och billich schamen Go 12 f. Ouch vür
baz ] Noch me Ba2 auch vort Tra 13 schamen me vor M vor allen g. Tr2 des ]
das Tra im ] jn Gs 14 werden Go nymmer sinen sch. Gs schaden ] sache Tra
14 f. daz aleine ] nüt Gs 15 er bis leides ] er der clage vnt des leides Bas er clage vnd
lait M Er Clagt vnd laid vnd klag Go er claget vnd das er leytz vnd clagens Tre in ] an
M Gs 16 wirt. ] ist worden vnd das er zu clagen hait Tra 17 vndenen Bas ist bis wit]
füre ist wit vil M vil wit] wit vnt vil Bas wie viel isz sij Tre

2* 19
Traktat 1: Liber „Benedictus“

sunder mittel und kreftic in siner hitze, und doch enwirt der himel von im
nihtes niht berüeret alzemäle 45. Nü sprichet ein geschrift 4%, daz daz niderste
der séle ist edeler dan des himels hoehstez. Wie mac danne der mensche sich
vermezzen, daz er ein himelischer mensche si und daz sin herze in dem himel
si, der noch betrüebet wirt und leidic von só kleinen dingen?47
Nü spriche ich ein anderz. Ein guot mensche enmac niht gesin, der dä niht
enwil, daz got sunderliche wil, wan unmügelich ist, daz got iht welle wan
guot; und sunderliche in dem und von dem, daz ez got wil, só wirt ez und
ist von nót guot und ouch daz beste. Und dar umbe lérte unser herre die
1() aposteln und uns in in, und wir biten alle tage, daz gotes wille gewerde. Und
doch, wenne gotes wille kumet und gewirdet, só klagen wir”.
Senec à 49, ein heidenischer meister, vräget: waz ist der beste tröst in
lidenne und in ungemache? und sprichet: daz ist, daz der mensche alliu dinc
neme, als er des gewünschet habe und dar umbe gebeten habe; wan dü haetest
ez ouch gewünschet, ob düwistest, daz alliu dinc von gotes, mit gotes und in
gotes willen geschehent. Ez sprichet ein heidenischer meister": herzoge und
oberster vater und herre des höhen himels, allez, daz dü wilt, des bin ich
bereit; gip mir willen, näch dinem willen ze wellenne.
Ein guot mensche sol des gote getrüwen, glouben und gewis sin und got
só guoten wizzen, daz ez unmügelich gote si und siner güete und minne, daz
er möhte liden, daz dem menschen kein liden oder leit zuo kome, eintweder
er wölte dem menschen groezer leit benemen oder in ouch üf ertriche groez

1 sunder ] on G6 an M mittail M und” fehlt Bas crefftig isz sij in Trº


und” fehlt Tra von im fehlt Tr2 2 nihtes niht ] nichts nüst M nutz Go nit Ba2 nihtes bis
alzemäle. ] zu maile nychtes nyet beweget Tr, alzemäle. fehlt Go Nü bis 22,12 sünde!
fehlt Trs 2 sprichet ein geschrift, J vindet man jn der geschrifftt Go ein andrü schrift Bas
3 Edler ist Go dann das hoheste des hiemels M hoechsti Ba2 mag sich dann
ain mensche M 4 und fehlt M 5 der bis leidic] der sich noch betrubt vnd laidig
wirt G6 betrüebet] berüret Bas ledig M 6 Nü bis anderz. fehlt Go mag
der nit Gs 7 das do got M unmügelich ist ] Es ist vnmuglichen Go ime geliche
ist Ba2 jme glich ist M Vtz Gs ichtz Bag wan ] denne Ba2 denn das G6 8 ez'J er M
9 daz aller best Gs 10 in!] mit G6 altag Gs das es g. M das gescheh gottes will
vnt Ba2 werde M 11 wir vnd sint trurig vnt betrübet Bas 12 Senecå bis 13 daz* ]
Seneka sprichet Der best trost jn laid vnd jn vngemach ist das Go 12 in ] an M 13 in ]
an M 14 als ob des Ba2 er ] es Gg gewünschet vnt gebetten habe Bas wan bis
15 ob ] won das hetest du och getan ob Go 14 wan bis 15 daz] ob du hettist gewünschet
vnt ouch bettist dc Ba2 ob dü hettest gewonst vnd ob dü wonschest Das M 15 f. von got
vnd mit im vnd jn sinem willen Go 15 mit gotes fehlt Ba2 (Homöoteleuton!) 16 gesche
hent. Ez] beschehen vnt ob es beschicht dc entzürne nit Es Ba2 Ez bis herzoge] Ain
haidnischer maister sprach och O herzog Go 17 vnt ein einiger herre Ba2 18 willen",
fehlt Gg näch bis wellenne. ] willen vnt den willen nach dim willen Bas vnd den willen M
(Verlust durch Homöoteleuton) 19 guoter Bag des ] daz Go gotte wol g. Bas
geloben Go vnt ouch g. Ba2 20 güt Gs M wisse Ba2 ez] das Gs fehlt M
mynn vnd güte Go vnd siner m. M 21 kein ] jemer Gs Eintweders Bas 22 menschen
vil groesser leit do mit b. Bae in fehlt Ba2 M 22 f. grosz erlichen tr. M

20
I Daz buoch der götlichen troestunge

licher troesten oder etwaz bezzers dä von und dar üz machen, dä gotes ére
breiter und groezlicher ane laege *. Doch, swie daz si: in dem aleine, daz ez
gotes wille ist, daz ez geschehe, só sol des guoten menschen wille alsó gar
mit gotes willen ein und geeiniget sin, daz der mensche daz selbe mit gote
welle, nochdenne ob ez sin schade und joch sin verdüemnisse waere 5?. Dar
umbe wunschte sant Paulus, daz er von gote gesundert waere durch got und
durch gotes willen und durch gotes ère **. Wan ein rehte volkomen mensche
sol sich selben só töt gewenet* sin, sin selbes entbildet in gote und in gotes
10 willen só überbildet, daz alliu sin saelicheit ist, sich selben und allez niht wiz
zen und got aleine wizzen, niht wellen noch willen wizzen dan gotes willen 1()

und got wellen alsó bekennen, als got mich bekennet, als sant Paulus sprichet.
Got bekennet allez, daz er bekennet, minnet und wil allez, daz er minnet
15
und wil, in im selben in sin selbes willen 55. Unser herre sprichet selber: 'daz
éwige leben ist got bekennen aleine".
Dar umbe sprechent die meister, daz die saeligen in dem himelriche
die créatüren bekennent blóz aller bilde der créatüren, die sie bekennent in
dem einen bilde, daz got ist und dä sich selben und alliu dinc got weiz und
minnet und wil*7. Und daz léret uns beten und begern got selber, dä wir
sprechen: vater unser'. geheiliget werde din name', daz ist: dich bekennen
6 f. Vgl. Rom. 9,3: Optabam enim ego ipse anathema esse a Christo profratribus meis . . .
10 f. Vgl. 1 Cor. 13,12: Nunc cognosco ex parte: tunc autem cognoscam sicut et cognitus sum.
13 f. Ioh. 17,3: Haec est autem vita aeterna: Ut cognoscant te, solum Deum verum, . . . 19 f. Vgl.
Ioh. 17,3: Ut cognoscant te, solum . . .
1 oder jmer Etwas Go etwas vil b. Ba2 bosers M dä*] das M vnt da Bas
2 breiter ] mer Ba2 grosser M anlige Bag Doch ] vnt d. Bas wie Ba2 M G6
aleine, ] allen Ge 3 beschech Bas gar fehlt Ba2 M 4 mit bis ein ] in gottes vnt
mit gottes willen ein Bag ein und geeiniget] aintrechtig vnd geayniget M veraint Go
mensch och d. Ge 4 f. selb wöll mit got Go 5 nach dann M ob fehlt Ba2 M
joch ] ouch Ba2 M verdampnüss M Gs 6 durch bis 7 ére. ] durch den willen vnd Ere
gotes Go 7 durch fehlt M Wan fehlt Bag 8 sich selben ] sin selbs G6 só] do M
so gar tot sin Gs sin selbes ] vnt sich selben Bas sich selber M in got G6 M 9 dc doch
alle Ba2 sich bis 11 sprichet. ] sich selbe vnd allain nit wisze vnd got allain wisse nit
wollen noch wollen wissen dan gotes willen vnd gottes wollen also bekennen als sant Paulus
sprichet M sich selben vnt alles vnd nicht wisse vnt got allein wisse nit wellen noch öch willen
wisse denne gotes wellen vnt willen wisse also got bekennen als got nit bekennen als sº pau
lus sprichet Ba2 sich selb nit wissen vnd got allain wissen Nit welle noch willen wissen denn
gottes willen vnd wellen vnd also got kennen als got mich bekent als sant paulus spricht
(als” bis spricht v. and. Hd. auf Rand nachgetr. mit Vernoeisungszeichen) Go 12 bekennet! ]
kennet Gs minnet* ] minnen Ba2 mynnen M wil] willen M allez” bis 15 wil, fehlt Go
(Homöoteleuton) 13 wil, ] wille M im selben in ] sich selb jn (v. and. Hd. auf d. Rand
nachgetr.) Gs in” bis selben ] in in sich selben Ba2 in jnyme selbe M sines M sines
(es getilgt) Gs willen. ] willen vnd in sich selb (vnd bis selb getilgt) Go Unser bis selber:]
Cristus spricht selbs Go selber: fehlt Ba2 13 f. das ist Ewig leben Got allain bekennen Go
15 jm himel Gs dem fehlt Ba2 16 alle M creature” Bag 17 einen ] einigen Bas
und* fehlt Ge 18 wille M bitten Go got bis wir ] Cristus selb so wir Go 18 f. dä
wir sprechen: ] Do uon sprechen wir M 19 “vater unser’, fehlt Gs unser der da ist in
den himelen geheiliget Bag daz bis 22,1 aleine, fehlt M

21
Traktat 1: Liber „Benedictus“

blöz aleine; zuo kome din riche', daz ich nihtes niht enhabe, daz ich riche
ahte und wizze dan dich riche 58. Dä von sprichet daz ëwangelium: 'saelic sint
die armen des geistes, daz ist: des willen, und biten wir got, daz sin wille
werde in der erde, daz ist in uns, als in dem himel', daz ist in gote selben *.
5 Ein sógetän mensche ist só einwillic mit gote, daz er allez daz wil, daz got
wil und in der wise, só ez got wil. Und dar umbe, wan got etliche wis wil,
daz ich ouch sünde hän getän, só enwölte ich niht, daz ich sie niht enhaete
getän, wan só gewirdet gotes wille in der erden', daz ist in missetät, als in
dem himel', daz ist in woltät. Só wil der mensche gotes durch got enbern und 15,1
10 von gote durch got gesundert sin, und daz ist aleine rehtiu riuwe miner sünden;
só ist mir sünde leit äne leit, als got hät leit aller bösheit äne leit. Leit und
meistez leit hän ich umbe sünde, wan ich entaete niht sünde umbe allez, daz
geschaffen oder geschepfelich ist, ob joch tüsent werlte éwicliche möhten wesen,
doch äne leit"; und ich nime und schepfe diu leit in gotes willen und üz
15 gotes willen. Sógetän leit ist aleine volkomen leide, wan si kumet und ursprin
get von lüterer minne der lütersten güete und vröude gotes. Sówirt wär und
wirt man gewar, daz ich in disem büechelin gesprochen hän, daz der guote
mensche, als verre er guot ist, tritet in alle die eigenschaft der güete selbe,
diu got in im selber ist 6.
20 Nü merke, waz wunderliches und wünnicliches lebens hät dér mensche
üferden als in dem himel' in gote selben"?! Im dienet ungemach in gemach 15

2 f. Matth. 5,3: Beati pauperes spiritu: . . .


1 komme vns din M daz ich bis 2 riche. fehlt M (Homöoteleuton) 1 nihtes niht ]
nütz Go 2 und ] oder Gs Dä ] vnd da Gs sprichet bis 'saelic] sprach Er och sellig Go
3 willen arn vnt wir bittent got Ba2 4 gewerd Gs der fehlt Gs 5 sógetän ]
gerechter Gs só] so gar G6 so ein vnt Ba2 6 só ] als Go Und dar umbe ] vnd darvmb
das sin volkumen almechtigkait . . . (langes Plusstück, das ich „Untersuchungen“ 1. Bd. S. 40–42
und unten in Anm. 60 abgedruckt habe) . . . (f. 224ra) . . . vnd dar vmb Go got in Etlich Gs
got denn etliche Ba2 7 ouch fehlt M hab Go sie ] es Go niht fehlt M 8 wirt
Ba2 M 9 woltünne Ba2 10 von fehlt M gesundert sin, ] sin geschaiden Go rechter M
sünde Ba2 11 äne ] sunder Ba2 als bis leit. fehlt M (Homöoteleuton) als bis 12 meistez ]
lait vnd maistes lait als got hatt laitt aller boshait on lait lait vnd maistes Go 11 also hat
got leit aller Ba2 äne leit. ] sunder leit (leit über d. Zeile) Bas 11 f. vnt min meistes Ba2
12 nit sünde tete Ba2 M 13 oder geschepfelich ist ] oder joch schöpfflich ist Go ist abe
geschien mach Trs oder geschepfelich fehlt Ba2 ob bis werlte ] ob ja menschen welt M
joch ] auch Tra möhten ] mich M soltin Ba2 wesen, ] sin Ba2 14 doch ] duch M
fehlt Tr2 äne ] sunder Ba2 Tra und* ] want Tra neme vnd schüffe Ba2 M diu]
das G6 gotes willen fehlt Gs willen fehlt Trs 15 Sógetän ] Ein s. Ba2 Ain sullches Go
ist bis kumet] ist och vol laides won es kumt Gs voll lait M leide ] leit Ba2 M
15 f. Entspringt Go springet alleyne von Tra 16 der aller lütersten Go freuden
vnd guden Trs 16f. wär und wirt fehlt Trs (Homöoteleuton) 17 daz bis hän, ] als da
vor gesait ist Gs disem ] dem M buchelgin Tr, 18 tritet bis 19 ist. ] nit in wilt dan
als got will Tra 19 diu] dc Bas ist in im selb Go 20 merkët Gs mirket Trº
wonderlich ü M wunderlichen Go wunders vnd wc lebennes hat Ba2 wünnicliches ] wünder
lichens M 21 uf der e. Ba2 M ungemach bis 23,1 leit] gemach alsz vngemach vnd leit Tra

22
I Daz buoch der götlichen troestunge

und leit gliches als liep, und dä bi merke doch in dem selben sunderlichen
tröst: wan hän ich die gnäde und die güete, von der ich nü gesprochen hän,
só bin ich alle zit und in allen dingen gliche ganze getroestet und vró°;
enhän ich des niht, só sol ich sin enbern durch got und in gotes willen. Wil
got geben, des ich beger, darane só hän ich ez und bin in wunne; enwil got
niht geben, só nime ich ez enbernde in dem selben willen gotes, als er enwil
25 niht, und alsó nime ich enbernde und niht nemende °“. Wes gebristet mir danne?
Und sicherliche: eigenlicher nimet man got enbernde dan nemende; wan só
der mensche nimet, só hät diu gäbe in ir selben, warumbe der mensche vró
si und getroestet. Só man aber niht ennimet, só enhät man niht noch envindet 1()

noch enweiz man niht, des man sich vröuwe, dan got und gotes willen aleine".
Ouch ist aber ein ander tröst. Hät der mensche verlorn üzerlich guot
oder sinen vriunt oder sinen mäc, ein ouge, eine hant oder swaz daz ist, só
sol er des gewis sin, ob er daz lidet durch got gedulticliche, só hät er allez
daz vor gote ze dem minsten, dar umbe er daz niht liden enwölte °°. Ein 15
mensche verliuset ein ouge: enwölte er nü des ougen niht enbern umbe tüsent
oder umbe sehs tüsent mark oder mé, só hät er vor gote und in gote im
16,1 behalten sicherliche allez daz, dar umbe er den schaden oder daz leit niht

1 gliches ] glich M in gelichait Gs fehlt Tre als jn liebe Go doch fehlt M selben
fehlt Tr2 sunderlichem M 2 ich bis hän, ] ich die ietz gesait gnad vnd guty Gs nü
fehlt Tra geseit Ba2 3 in ] an Ba2 M geliche vnt Öch genzeclichen g. Ba2 gliche
ganze fehlt Tra getrost M getroist Tra 4 enhän] vnt han Ba2 ich" fehlt Tr2
des ] daz Tr2 sin] des Tra in ] dur Ba2 5 geben, bis ane] das ichs in beren dan von Trs
des ] das M Go só fehlt G6 ez bis in ] es in gottes namen vnt bin öch in Bag wilt isz
got Tra 6 nime bis enbernde ] neme vnt enbir Ba2 neme vnt enberen M ez fehlt Go
selben fehlt G6 6 f. er enwil niht Ba2 ] er wil nit M Er wil nüt (nüt getilgt) Go er wil
(niht fehlt) Tra 7 und! fehlt Tr2 ich got inberende nit nemende Tre enberen vnt
nit nemé Ba2 enberen vnd nit nemëden (2. n unterpunktiert) M Was gebrecht Trs gebrijst
tet mir M 8 eigenlicher ] vil lichte eygentlicher Tr, nimet ] mynnet M só ] isz Tr2
9 ir ] sich Go jm M 10 getrost G6 getroist Tra Só] als Tr2 man” fehlt M nütz Go
só bis niht fehlt Trs (abgeglitten) man” fehlt Ba2 noch ] so Ba2 11 noch hie Enwais Gs
man niht, fehlt Tra dan bis aleine. ] dan alleyn godes vnd sins willen alleyn Trs 12 Ouch ]
Noch Tr2 ist dc aber Bag aber bis tröst. ] ain anders das den menschen trosten sal M
Hät] vnt hat Ba2 der mensche] er M üzerlich ] zijtliche Tra 12 f. guot sin fründe Bas
13 oder sinen mäc..] oder sine mage M sin magen Bas fehlt Gs ein bis oder ] oder ain ouge
oder ain hant oder M oder sin ouge oder (eine hant fehlt) Bas swaz ] sus was M was Go
Ba2 Tra 14 sin das ob M er bis só ] er das lidet gedulticlich so M er dc lidet durch
got vnt gottes willen gütliche so Baº er es durch got gedultiglich lidet G. 15 daz*] desz Tra
16 enwölte bis ougen ] er in wulde das auge Tr2 tüsent bis 17 mé, ] tusent oder zway oder
drij oder vier vmb sehsz tüsent oder me M 17 oder bis tüsent fehlt Ba2 (Homöoteleuton)
mark oder mé. ] punt vnd vil mee Tra und in gote ] fehlt Tra (Homöoteleuton) im ]
sich Ba2 fehlt Tra 17 f. sicherlich im behalten Ge 18 behalten bis dar umbe ] alles das
behalden dar vmb Trs oder bis 24,1 enwolte. ] nit in wolde lyden abe das leit Tra

23
Traktat 1: Liber „Benedictus“

liden enwölte. Und daz meinet vil lihte, dä unser herre sprach: ez ist bezzer,
daz dü komest in daz éwige leben mit einem ougen dan mit zwein ougen
verlorn werden'. Daz meinet ouch vil lihte, daz got sprach: 'swer laezet vater
und muoter, swester und bruoder, hof oder acker oder swaz daz ist, der sol
nemen hundertvalt und éwic leben "7. Sicherliche * getar ich daz sprechen in
gotes wärheit und bi miner saelicheit, daz, swer durch got und durch güete
laezet vater und muoter, bruoder und swester oder swaz daz ist, der nimet
hundertvalt in zweierleie wise: ein ist, daz im wirt sin vater, muoter, bruoder
und swester hundert wis lieber wan sie ieze sint. Ein ander wise ist, daz
10 niht aleine hundert, sunder alle liute, als verre sie liute und menschen sint,
werdent im ungliche lieber dan im nü natiurliche sin vater, muoter oder
bruoder liep sint. Daz der mensche des niht gewar enwirt, daz kumet alles
und aleine dä von, daz er noch niht lüterliche durch got und durch güete
aleine genzliche geläzen enhät vater und muoter, swester und bruoder und
15 alliu dinc. Wie hät dér vater und muoter, swester und bruoder geläzen durch
got, der sie noch üf erden vindet in sinem herzen, der noch wirt betrüebet
und gedenket und sihet ane, daz got niht enist? Wie hät dér alliudinc geläzen
1 ff. Matth. 18,9: bonum tibi est cum uno oculo in vitam intrare, quam duos oculos ha
bentem mitti in gehennam ignis. 3 ff. Vgl. Matth. 19,29: Et omnis, qui reliquerit domum,
vel fratres, aut sorores, aut patrem, aut matrem, aut uxorem, aut filios, aut agros propter
nomen meum, centuplum accipiet, et vitam aeternam possidebit.
1 Und fehlt Tr2 meynte Trs vil lihte ] volliclich M dä bis sprach: ] vnszer
here da her sprach Tra als Cristus spricht Gs dä] dc Ba2 sprichet Ba2 ist dir b. Gs
2 du kumest mit ainem ogen in Ewig leben denn Go du mit eyme augen komest in das ewige
leben dan Tra in ] in (154r) jn M lebenne Bas dan ] wann M mit bis 3 werden'. ]
du mit czweyn werdest verdampt Tr, 2 mit bis 3 laezet] mit zwayen in die hell vnd wer
da lät Go 3 Daz bis sprach: ] das mochte er auch meynen da er sprach Tra Daz] vnt
dc Ba2 maynent ouch vil lute lichte das M 4 und!] oder G6 fehlt M swester und
bruoder Jswester oder b. Go swester brüder Ba, bruder swester M hof oder acker fehlt
Ba2 M hof oder fehlt Go 4 f. sol wider nemen Bag 4 sol bis 5 hundertvalt] sol Es
jt / valt wider Enpfachen Gs 5 hundertfaltige M und bis 8 hundertvalt fehlt Tra
(Homöoteleuton) 5 Sicherliche bis 25,7 niergen. fehlt Ba2 6 swer] wer Gs M und?
fehlt M 7 und” fehlt Gs und swester fehlt G6 8 hundertfeltig M in bis 9 sint. ]
jn dieszer wijsen ist das ware dasz eyme sin vader vnd moder suster bruder hundertwerbe
lieber wirt dan vor Tr2 8 zwayerhande M daz bis 9 Ein ] das syjm werdent hundert
wis lieber denn sy iez sin Go 9 wiszel. M ieze fehlt M ist, fehlt Trs 10 liute, bis
11 werdent] lude vnd menschen werdent Tr, 10 verre] vil Gs menschen vnd lute M
11 vnglichs Tra vnglich vnd vnglich l. M dan bis 12 sint. ] dann sie jme nü natürlichen
sint vatter muter bruder swester lieb sint M 11 denn iez Naturlich sin Go nu sin
natuerliche vader Tr2 vatter vnd m. Gs 12 liep sint. ] sij Tra Daz.] vnd das M
Daz aber der Gs disz M gewar] war vnd gewar M 12 f. alles und fehlt Gs
13 dä von ] dan abe Tr, durch“ bis güete ] in got vnd durch gote Tr, 14 aleine genzliche
fehlt Tra allain vnd genczlich M vater bis bruoder ] daz vorgesaite Gs und (3><)]
noch (3><) Tra und alliu bis 15 bruoder fehlt M (Homöoteleuton) 15 Wie bis 16 got, ]
wie hat er sy gelassen (f. 225r) verlassen durch got Gs 16 der bis 25,1 got, fehlt M (Homöo
teleuton) 16 sie bis der fehlt Trs (Homöoteleuton) betrüebet bis 17 daz] berort vnd
siet an das Tra 17 sihet ane süchet me Go das Nit got ist Gs

24
I Daz buoch der götlichen troestunge

durch got, der noch ahtet und anesihet diz und daz guot"? Sant August i
nus 70 sprichet: hebe üf diz und daz guot, só blibet lüter güete in ir selber
swebende in siner blözen wite: daz ist got. Wan, als ich oben gesprochen
hän71: diz und daz guot enleget nihtes niht der güete zuo, sunder ez verbirget
und bedecket die güete in uns. Daz bekennet und wirt gewar, swer daz sihet 5
und schouwet in der wärheit, wan ez wär ist in der wärheit, und dar umbe
muoz man sin dä gewar werden und anders niergen 7?.
Doch sol man wizzen, daz tugent haben und liden wellen hät eine wite 7".
als wir ouch sehen in der natüre, daz ein mensche groezer ist und schoener
10 an bilde, an varwe, an wizzenne, an künsten dan ein ander. Alsó spriche ich 1()

ouch, daz ein guot mensche wol mac ein guot mensche sin und doch berüeret
werden und wanken von natiurlicher liebe vaters, muoter, swester, bruoders
minner und mé und doch niht vellic werden von gote noch von güete. Doch
näch dem ist er guot und bezzer, dar näch er minner und mé getroestet und
berüeret wirt und gewar wirt natiurlicher minne und neigunge ze vater und
muoter, swester und bruoder und ze im selben.
Nochdenne, als ich dä oben geschriben hän 7: künde ein mensche daz selbe
nemen in gotes willen, als verre als gotes wille ist, daz menschliche natüre
den gebresten habe sunderliche von gotes gerehticheit von des êrsten menschen
20
sünde, und ouch, ob daz niht enwaere, er wölte es gerne enbern in gotes
willen, só waere im gar reht und würde sicherliche getroestet in lidenne. Daz
1 noch fehlt Tr, diz bis guot? ] das goit vnd das goit Tra Sant fehlt Tr2
2 disz gut vnd Tra daz] din Go bliben da luter goide Tra 2 f. jn jme swebende M.
2 f. jn sich sw. Gs 3 siner ] sinem M bloszer Tr2 witi vnd das M ist über d.
Zeile Tr, als bis 4 hän: fehlt Go 3 als ] das M ich da oben Tr2 4 disz goit
vnd Tra nihtes fehlt Tra der güete ] güte M gutes Go 5 und bedecket fehlt G6
Daz bis swer] der das bekennet vnd der wirt gewar das ich ware sprechen so wer M wer Go
5 f. sihet und fehlt Go 6 der (2 ><) fehlt Gs und” fehlt Tr, 7 niergen. ] niena Go
nieman M 8 Doch ] Noch Ba2 Och Gs man dazw. Go Tra daz bis wellen ] duchgent
zu haben vnd wollen lijden Tr, tugende Ba2 wellen ] wol Gs wellen hät] wellen
geren vnt getulteclichen hat Ba2 hät] hette M wite, ] braite M Go 9 mensche bis
10ander.] mensche schöner vnt küstricher ist den der ander Bas 9 ist hinter 10 künsten Tre
10 bilde, lip M an*] vnd an Tra wizzenne, ] wiszheit Tr2 konst Tr2 anders Go M
Alsó bis 11 ein*] Also mag och ain gut mensch ain Gs 11 mag gute mensche wesen vnd M
12 liebe bis 13 mé ] liebi zuo uatter vnt muoter minre ald me Ba2 12 f. müter Brudren vnd
swestren mynder Gs 13 und! ] noch M nit vellen noch vellich were noch von gode
noch von dë goidé doch Tr, Doch ] vnt doch Ba2 14 näch] noch M dar bis 15 wirt*]
dar nach das yn mynner troistet vnd berort vnd gewair wirt Trs 14 me trostes hat (hat
p. and. Hd. über d. Zeile nachgetr.) vnd Gs getroestet ] trostet M 15 wirt* fehlt M
ze bis 16 bruoder ] zü sibschafft Gs 15 f. vnd zu m. Tr2 15 und” fehlt M 16 müter
zuo sw. Ba2 und! fehlt M Tr2 und ze] obe Tr, 17 Nochtan als vor gesait ist
kund Gs do vor geseithan Ba2 ein ] der G6 18 als*] isz Tr2 fehlt Go M 19 den
bresten Gs das gebrech Tra habe ] hait Tr2 von der gerechticheit gotz vnd von Trº
20 daz] es M er ] vnd Tr, fehlt M es ] des Ba2 isz doch Tra 20 f. in gotes willen,
obe isz got wolde Tr, 21 gar ] gar sere Ba2 fehlt Gs Tr2 sicher Gs getrost Gs
getroist Tra in lidenne. ] in leide Ba2 jn sinem liden Gg vnd gesterket Trs Daz bis
26,1 sprichet, Dassantus johannes schribet Tr, Das maint och sanctus Johannes der spricht Gs

25
Traktat 1: Liber „Benedictus“

meinet, daz sant Johann es sprichet, daz daz gewäre "lieht liuhtet in die 25

vinsternisse, und sant Paulus sprichet, daz 'diu tugent wirt volbräht in
krankheit'75. Möhte der diep waerliche, genzliche, lüterliche, gerne, willicliche
und vroeliche den tót liden von minne der götlichen gerehticheit, in der und
näch der got wil und sin gerehticheit, daz der übeltaetige getoetet werde, 30

sicherliche, er würde behalten und saelic 76. -

Aber ein ander tróst ist: man envindet vil lihte nieman, der niht ieman
só liep en habe lebenden, daz er niht gerne enwölte enbern eines ougen oder 35

blint sin ein jär, ob er dar näch sin ouge wider haete und sinen vriunt alsó
10 von dem töde möhte erloesen 77. Wölte danne ein mensche ein jär enbern
sinesougen durch eines menschen erloesunge von dem töde, der doch in kurzen
jären sterben muoz, só sol er gar billiche und gerner enbern zehen oder 17,1

zwanzic oder drizic jär, diu er vil lihte noch leben möhte, umbe daz er sich
selben éwicliche saelic machete und éwicliche sehende werde got in sinem
15 götlichen liehte und in gote sich selben und alle créatüren. 5

Aber ist ein ander tröst: ein guot mensche, als verre er guot ist und von
güete aleine geborn und ein bilde der güete, só ist im allez daz unmaere und

1 f. Ioh. 1,5: et lux in tenebris lucet, . . . 2 f. 2 Cor. 12,9: nam virtus in infirmitate
perficitur. 14 f. Vgl. Ps. 35,10: . . . et in lumine tuo videbimus lumen.

1 daz*] diss M war Gs 1 f. die vinstry Go den dusternissen Tre 1 die fehlt Bas
2 sprichet, schribet Tra "diu fehlt M die tugent werdent Ba2 2 f. in der kr. Gs
3 Möhte ] vnt m. Ba2 der diep oder der schuldeg mensch w. Gs genzliche, fehlt Tra
lüterliche, ] vnt l. Bas Tr2 fehlt Go gerne, vnd g. M fehlt Bas 4 und vroeliche fehlt
Go Tra liden lutter von mynnen gotlicher g. Go von ] vnd M gotlicher Trº
in bis 5 gerehticheit, fehlt Trs (Homöoteleuton) 5 der got] dem dc g. Bas getöt Go
gedoit Trs 6 sicher Gs würde bis saelic. ] worde zu hant selich vnd behalden Tra
behalten und saelic. ] behalten vnt belibe selig wann gottes wille ist vnser heile vnd selikeit
Ba2 und saelic. fehlt Gs 7 Aber ist ain ander trost Gs niht ]icht Ba2 8 lebende
Ba2 M Go Tra daz] des M daz bis enbern ] der nit in wolde enberen Tre ain ög Gs
oder ] vnt Ba2 9ain jar blint sin Gs blint werden oder wesen ain jare M ob bis und ]
vnd obeyme sin auge dar na mocht wieder (wieder über d. Zeile) werden vnd Trs ouge denn
w. Ba2 sinen ] sin Ba2 9 f. also mochte hie myde von dem dode erloiszen Tra 10 möhte
hinter 9 alsó Ba2 10 lösen M ein! . der M Go 10 f. enbern ain jare sines oügen M
sins ogen ain jar Enbern Go siner augen inberen eyn jair Tra 11 durch bis erloesunge]
durch ainen menschen yn loszenden M dur einen menschen vnd in also erloesen Ba2 eynen
menschen also loiszen Tra von dem tóde, fehlt G6 kurzen ] lutzel Gs 11 f. doch
balde st. Tr2 12 muoz, ] müst M gar fehlt Tra billichen geren Ba2 billicher G6
und gerner fehlt M zehen oder fehlt Ba2 12 f. czieche jair ob zwentzig jair ob driszig
jair Tra 13 vil fehlt Tra noch fehlt Ba2 M Tr2 leben möhte ] liebte Trs möhte, ]
moechte der mensche enberen sines ougen (sines oügen enbern M) Ba2 M umbe fehlt M Tro
14 selber M Tr, selb p. and. Hd. über d. Zeile nachgetr. Gs saelic machete ] sellig macht Go
selig mache Ba2 selig machen möge M menchte (n getilgt) selich Trs sehende ] sehen M
sien Tr2 lebend vnd sechend Gs got vor sehende Ba2 15 gotlichem M 16 Wnt
aber so ist Ba2 Aber bis tröst: fehlt Gs verre so er Ba2 verre das er Tr2 von ]
us Ba2 17 güete” got Gs aleine fehlt Tre unmaere bis 27,1 daz* ] leit vnd vnmere
vnd bitter das Tr,

26
I Daz buoch der götlichen troestunge

ein bitter leit und schade, daz geschaffen ist und diz und daz” ist. Und dar
10 umbe: daz 79 verliesen ist lös werden und verliesen leit und ungemach und
schaden. Waerliche, leit verliesen ist ein gewäre tröst. Dar umbe ensol der
mensche niht schaden klagen. Er sol vil mé klagen, daz im tróst unbekant ist,
15 daz in tróst niht troesten enmac, als der süeze win niht ensmacket dem siechen”.
Er sol klagen, als ich hie vorhin geschriben hän*, daz er niht ganze entbildet
enist der créatüren und niht mit allem dem sinen in gebildet enist der güete.
Ouch sol ein mensche gedenken in sinem leide, daz got die wärheit spri
chet und gelobet bi im selben, der wärheit. Entviele got sinem worte, siner
wärheit, er entviele siner gotheit und enwaere niht got, wan er ist sin wort, 10
sin wärheit. Sin wort ist, daz unser leit sol gewandelt werden in vröude”.
Sicherliche, wiste ich vürwär, daz alle mine steine solten verwandelt werden
in golt, ie mé ich danne steine haete und groezer, ie lieber mirz waere; jä, ich
erbaete steine und erwürbe sie, ob ich möhte, die gröz waeren und der vil:

11 Ioh. 16,20: sed tristitia vestra vertetur in gaudium.

1 ein bis schade, ] ain lait bitter vnd schade M ein bitterkeit vnt schade alles Ba2 ain laid
vnd ain (ain getilgt) schad Go und” bis ist. fehlt Go (Homöoteleuton) ist” bis Und ] ist
vnd das ist M ist vnt dc ist öch Ba2 ist disz vnd das vnd Trs 2 daz bis werden ] daz selb
zu verlieren ist lonnes wert Gs verliesen* bis 3 schaden. ] verlieszen das ist verliese vnd
loisz werde schade leitz vnd vnmachs Tr2 3 werlichen bekant in der warheit Leit Ba2
verlieren lait Gs ein fehlt Tra warer Ba2 Gs tröst. Dar umbe ] troste wan alles
vngemach leit vnt vntroste ist usserliches guot vnt darumb Ba2 3 f. der mensche] man Go
4 Er ] mer er Tr, vil mé ] billich Go fehlt M Tr2 jm gottes trost Gs trost vnt
gemach vnbekant Ba2 4 f. ist vnt dc Ba2 Gs 5 in ] in der Go fehlt Ba2 als bis siechen
fehlt Ba2 6 sol vil me clagen Bas als bis hän, ] fehlt Go Bag hie vorhin ] oben Tr2
er über d. Zeile Tr2 gentzecliche Ba2 entbildet ] verbildet M entbildet bis 7 sinen
fehlt Go (Homöoteleuton) 7 mit bis güete. ] mit jme alles ain bilde ist der güte M inge
bildet vnt gepflantzet ist vnt aller ein bilde ist der güti Bas mit alle dem siné gebildet in ist in
der goiden Trs der*] den M 8 ein ] der Gs Tr2 jn sinem laid gedenken Go in ]
an M 9 gelobet] verhaist das Gs selber M Trs selb Gs der ] die M bij der Tr2
sinem worte, ] sinen worten Tra sin wort vnd M 10 er* ] vnd er Go fehlt M er ent
viele ] so intfiele er Trs Enpfielh Go siner goiden vnd siner gotheit Tra gott nit M
wan bis 11 wärheit. ] won Es ist sin wort siner (-er radiert) warhait Go want er (er v. and. Hd.
auf d. Rand nachgetr.) sine wairheit vnd sine wort ist Tr, wann sin wort ist sin warheit Bas
11 wort daz ist Go unser bis vröude. ] alle vnsze leit vnd truricheit in eyn freude sal
gewandelt werden Trs uerwandelet Ba2 11 f. froede vnt s. Ba2 12 wiste ] vnt w.
Ba2 M ich dc fürwar Ba2 vürwär, fehlt Tra das allaine stain sullen verwandelt M
steine bis 13 golt, ] steyn in gute solden gewandelt w. Tr, 12 verwandelet soltin w. Ba2
gewandelt Go 13 in luter g. Ba2 ie” bis groezer, ] ye das ich me stain hette vnd grosser
M je grosser vnd je me ich denn stain hett Gº wie ich dan mee steyn hette vnd wie sie
groiszer weren Tre grosse Bas ie* bis 28,1 groezer, fehlt Ba2 (Homöoteleuton) 13 ie? bis
waere; ] wie mir lieber were Tr, mirz waere; ] mir wer Go jà, bis 28,1 waeren. ] ja ich
betde so ich müchte stain vnd der vil vnd grosz ye me vnd ye grosser ye ich sie liber hette
M ja ich intlete (l) steyne obe ich mocht die groisz weren vnd der viel wie sie merer vnd
meer weren wie mir vnglich lieber were Tr, 14 ob bis 28,2 krefticliche ] wie vil ich mocht
Also wurd der mensch sicherlich krefftiglich Gs

27
Traktat 1: Liber „Benedictus“

ie sie mé waeren und groezer, ie sie mir lieber waeren”. Alsó, sicherliche würde
der mensche krefticliche getroestet in allem sinem leide.
Noch ist ein anderz dem glich: kein vaz enmac zweierleie trank in im
gehaben. Sol ez win haben, man muoz von nót wazzer üzgiezen; dazvaz
muoz blóz und itel werden *. Dar umbe, soltü götliche vröude und got nemen.
dü muost von nót die créatüren üzgiezen*. Sant Augustinus” sprichet:
»giuz üz, daz dü ervüllet werdest. Lerne niht minnen, daz dü lernest minnen. 35

Kère dich abe, daz dü zuo gekéret werdest«. Kürzliche gesaget: allez, daz
nemen sol und enpfenclich sin, daz sol und muoz blöz sin87. Die meist er *
() sprechent: haete daz ouge dekeine varwe in im, dä ez bekennet, ez enbekente
weder die varwe, die ez haete, noch die, der ez niht enhaete; wan ez aber blöz 18,1

ist aller varwen, dä von bekennet ez alle varwe 89. Diu want hät varwe an
ir, und dar umbe enbekennet si weder ir varwe noch kein ander varwe und
enhät keinen lust von der varwe, niht mé von golde oder von läsüre dan von
5
kolvarwe. Daz ouge enhät ir niht und hät sie waerliche, wan ez bekennet
sie mit lust und mit wunne und mit vröude. Und dar näch daz die krefte
der séle durnehtiger und vürbaz blöz sint, dar näch nement sie mé durnehtic

1 ie 1. si mir w. Ba2 Alsó bis 2 getroestet ] Also sicherlichen bedechte das wort der mensche
creffteclichen er worde sicherlichen getroist Tr2 1 Alsó ] vnt also sprich ich Bas 2 leide. ]
liden M Tre leide vnt vngemache Ba2 3 Noch ] Och Go mag nit z. Bas zweyerkunne Trº
trank auf d. Rand v. and. Hd. Go im ] eyn Tre ime selben Ba2 4 gehaben. ] haben Bag
Go halten M win bis 5 werden. ] win jn im han so mus man wasser vs giessen vnd mus
ler werden Go 4 not dc w. Ba2 vaz fehlt Ba2 M 5 vröude bis 6 nöt] froede enpfahen
so muostv von not Ba2 6 dü muost] so must du Go die créatüren ] Creatur Go
creature M üzgiezen bis sprichet: ] vs giessen vnt us werffen Herumb sprichet s' augustinus
Ba2 vsz gieszen zu erst Santus Tra 7 Lerne ] vnd l. Go lere Tr, lert M daz*] vmb
dc Ba2 Go du got lernest Go gelernest Ba2 gelerest Tra 8 daz* ] vmb dc Ba2 Go
zuo fehlt M (Seitennwechsel) werdest gekeret Tra Kürzliche ] sigenlichen Bas gesaget:
fehlt M Go 9 nemen bis sin, ] nemen vnd enpfenclichen sol sin Ba2 Enpfenklich vnd nemen
sol Go enphencklichen sin M entfencklich sal sin Tr2 sol* bis sin. ] mus blos vnd
lere sin Go moisz ydel sin ledich vnd bloisz Tra 10 sprechent: ] sagent vns Ba2 dekeine ]
kain M Ba2 Ene Ge eynche Tra in im, fehlt Tra im ] im selben Ba2 dä (do Go
das M) ez bekennet Ba2 M Go] die isz bekente Trs bekente in yme so in bekente isz Tre
11 weder ] noch Ba2 M haete, ] hat Ba2 M der ] die Go fehlt Ba2 M enhaete; ]
hat Ba2 12 varwen, ] farbe M Bas dä bis varwe..] dan ane bekentenisse is alle farwe
Tr2 dä von ] Darvmb Go varwe. ] varben Go Diu ] Etliche Go 13 ir, ] jme M und
dar umbe ] da von Go Enkennt Go erkennet M inbekente Tra weder ] nit Ba2 noch M
ir selbes uaruue Ba2 kein ] Enkain Go eynche Trs anderl fromde Trs fehlt Ba2 M
und ] noch Tr2 14 Enhat och k. Go keinen ] eygene Tra Nutz me Go me lust
hait sie von Tre oder von lasüre fehlt Bas glasur Go 14 f. dan als von kaltfarwen
Tre 15 kolvarwe. ] kolen (daneben auf d. Rand v. and. Hd.: varb) Go Daz bis niht ] mere
das auge in haitt egeyn in sich Tra sy doch warlicher Go ez] si Ba2 M Erkennet Go
16 mit! bis vröude. ] mit lust wonnen vnd freuden Tra mit lüstlicher wunsamer frod Go und
mit vröude. ] fehlt Ba2 dar näch] herumb Bas 17 dorechtiger M durnehtiger bis
sint, ] bloszer vnd lediger sint Tra vürbaz.] vor Go me Ba2 dar näch] dar vmb Bae
dar na (na über d. Zeile nachgetragen) Tr2 nimet Ba2 M 17 f. dorechtiger M dur
nechtiger Ba2 Go

28
I Daz buoch der götlichen troestunge

licher und witer, swaz sie nement, und enpfähent witer und hänt groezer
wunne 90 und werdent mé ein mit dem, daz sie nement 9, alsó verre, daz diu
oberste kraft der sèle, diu aller dinge blóz ist und mit nihte niht gemeine
enhät, ennimet niht minner dan got selben in der wite und vülle des wesens 92.
Und bewisent die meiste r”, daz der einunge und dem durchvluzze und der 5
wunne sich niht glichen enmac an lust und an wunne. Dar umbe sprichet
unser herre gar merkliche: saelic sint die armen in dem geiste'. Arm ist der,
der niht enhät”. Arm in dem geiste daz meinet: als daz ouge arm und blöz
ist der varwe und enpfenclich aller varwen”, alsó der arm ist an dem geiste,
der ist enpfenclich alles geistes, und aller geiste geist ist got 96. Vruht des
geistes ist minne, vröude und vride. Blóz, arm, niht-hän. itel-sin wandelt die
natüre; itel machet wazzer ze berge üfklimmen 97 und vil anders wunders,
dä von man nü niht sprechen ensol.
2:
Dar umbe, wiltü ganze vröude und tröst haben und vinden in gote, só
sich, daz dü blóz sist aller créatüren, alles tröstes von den créatüren; wan
sicherliche, alle die wile daz dich troestet und troesten mac diu créatüre, só
envindest dü niemer rehten tröst. Só dich aber niht troesten enmac dan got,
7 Matth. 5,3: beati pauperes spiritu. 10 f. Gal. 5.22: Fructus autem Spiritus est:
caritas, gaudium, pax, . . .
1 wieder (2><) M si denn nimet Ba2 nymmet M und” fehlt Ba2 enpfahet
Ba2 M witer und hänt fehlt Go witer fehlt Ba2 hat Ba2 M 2 wirt Ba2 M
ains Go dem, ] geme (dahinter ein Buchstabe radiert) Tra nimet Ba2 niemet M
nement vnd Enpfachent Also Go verre, fehlt Tr2 3 diu bis 4 ennimet ] die mit nyet
me nyt gemeyne in hait vnd aller dinge bloisz ist die in nympt Tr2 3 und fehlt Go M
nihte niht g..] nit mer g. Ba2 M 4 niht minner ] nit Enger nit mynder G6 nit ainiger nit
mynner M selbe M selber Tr2 selb Gs in bis wesens. ] jn der wijden in der welden
des wesens Trs jn diser witty vnd fülly des wesens Go in sinem eigen wesenne Ba2 fulde M
5 Und ] vns Go bewisent] sprechent Ba2 der bis durchvluzze ] der vereinunge vnt
durbruche Ba2 der aynunge vnd dürch / flüszet M die ainigung vnd der durchfluss Go der
eynungen vnd durchflusz Tra 6 nit sich M nuttes nit sich Go mage gelichen Bag
glichen in moge Tre an” bis wunne. ] an lustlicher wunsamy Go fehlt Ba2 und fehlt M
6 f. sprach Cristus vnser Herr sellig Go 6 sprach Tr2 7 merklichen in dem ewangelio
selig Ba2 in dem geiste'.] des gaistes Go Tra Der ist arm der G6 der, der ] der M
8 Arm bis meinet:] vnt arn ist des geistes Unt meinet Ba2 armoit jñe geist das ist Tra als ]
also uil als Ba2 daz*] disz Tr2 bloss vnd arm Ga arm und fehlt Tro 9 ist
hinter varwe M ist der varben jst Enpfenklich Go der varwe ] aller uarwe Bag
und bis varwen, fehlt Tr2 (Homöoteleuton) und fehlt M der arm bis geiste, ] der arn ist
des geistes Ba2 der des gaistes arm ist Go 10 ist bis Vruht ] ist ouch enpfenclichen aller
geisten vnt alles geistes Got ist ein geiste vnt frucht Bas entfenclichen Tr2 geistes,
goitz Tra geiste] gaist M 11 fride vnt froede Ba2 und fehlt M Tra haben
vnd jtel Go Tr2 12 itel ] itel sin Ba2 Gantz ler Go üfklimmen ] klymen Go komen M
gene Tra vil ander wunder Go ander viel wonders Tr2 13 dä bis ensol. ] von dem ietz
Nitt ze Reden ist Go dä bis niht ] von dem man nit Tr2 14 troste vnd froede Ba2
haben und fehlt Ba2 M in gote vor haben Trs 15 alles bis 16 wile] trostes won die
wil Go 15 alles ] vnd a. Tra den fehlt M wan fehlt Ba2 16 daz fehlt Go
mügent die creaturen Bas diu bis 17 enmac fehlt M (Homöoteleuton) 16 f. so in ge
wynnestu nommer Tre 17 Rechten waren tr. Go Só] als Tro nüt mer getroesten Bag

29
Traktat 1: Liber „Benedictus“

waerliche, só troestet dich got und mit im und in im allez, daz wunne ist. 30

Troestet dich, daz got niht enist, só enhäst dü weder hie noch dä Ktröst>. Troestet
dich aber créatüre niht und ensmacket dir niht, só vindest dü beidiu hie und
dä tröst98. -

Möhte und künde der mensche einen becher zemäle itel gemachen und
itel behalten von allem dem, daz vüllen mac, ouch luftes, äne zwivel der
becher verzige und vergaeze aller siner natüre, und itelkeit trüege in üf biz
an den himel. Alsó treget blóz, arm und itel aller créatüren die sèle üfze
gote 99. Ouch ziuhet üf in die hoehe glichnisse und hitze 100. Glichnisse gibet 19,1

10 man dem sune in der gotheit", hitze und minne dem heiligen geiste. Glich
nisse in allen dingen, sunderliche mé und ze dem ërsten in götlicher natüre,
ist geburt des einen, und glichnisse von einem, in einem und mit einem ist
ein begin und ursprunc der blüejenden, hitzigen minne. Ein ist beginäne allen
begin. Glichnisse ist begin von dem einen aleine und nimet, daz ez ist und
15 daz ez begin ist, von dem und in dem einen. Minne hät von ir natüre, daz
10
si vliuzet und urspringet von zwein als ein. Ein als ein engibet niht minne,
zwei als zwei engibet niht minne; zwei als ein gibet von nöt natiurliehe,
willicliche, hitzige minne 10?.

1 got mit jm vnd in im vnd alles Go vnd in yme vnd mit yme alles Tra in fehlt M
1 f. ist vnd frid Tröstet Go 2 dich aber das got (got über d. Zeile) Trs só bis weder ]
du hast noch Ba2 M tröst. fehlt Ba2 M Go Trs Troestet*] vnt tr. Ba2 3 aber nit
die creature so in smacket sie dir nit so Tra 4 dä] dort Go tröst. fehlt Ba2 M Trs
5 Moechti der mensche (nwiederholt f. 9rb infolge Spaltennoechsels Ba2) vnd kündi einen (künde er
ainen M) Ba2 M der mensche] man Go zemäle itel ] gantz lär Go 6 itel ] ledig M
wän Go von bis äne ] Es syjoch lufft vnd von allen dem daz ful/en mag ane Gs daz]
das da Tra mag vnd auch von der lust (!) Trº lüffte M sonder zw. Tre Ba2
7 verzige und fehlt Go Tra itelkeit ] die lere Go biz ] vntz Go 8 bloisz armoit
aller creaturen Tra itel ] ler sin Go itele Bas 8 f. vff czu male zu g. Trº zuo got
in got ouch Ba2 9 zuhet isz vff zu mail in Tra hüge M hochgede Tre glich hait Gs
Glichnisse fehlt Tr2 10 in der gotheit, ] zu Trs 11 dingen vnt s. Ba2 mé fehlt Trs
12 geburt] geborn Go 12 f. gelichesse des eynen me von eyme vnd mit eyme ist eyn vr
sprunck vnd eyn beginne glich der Tra 12 in ein Ba2 13 begin”) gegyn (getilgt, auf d.
Rand p. and. Hd.: begyn) Go beginnen M der usplügenden Ba2 Ayns Go ist eyn
begynne ane Tra sunder Ba2 allen ] all Go fehlt Tr2 14 glichenisse ist begynne
auf unterm Rand nachgetr. Trº von bis aleine ] von aim jm allain Gs von bis nimet, ]
von dem begynne eyn alleyn nympt Trº mynnet M 14 f. vnd das begynne ist von dem
eynen vnd in dem eynen (vnd in dem eynen auf obern Rand nachgetr.) Tra 15 daz! ] des
(über e ist a korrigiert) Go ez fehlt Tr2 beginnen M dem* ] dem einen Bas Tra und
bis einen. auf d. obern Rand nachgetragen Tra und fehlt Ba2 15 f. mynne von yrer
naturen hait dasz das sie Tre 15 hat das von nature Bas 16 Entspringt Gs von bis
17 gibet] von zweien als ein ein als ein nit (mit M) minne zwei als zwei ist minne nit (ist
minne nit ] mit mynne M) zwei als ein git Ba2 M von zwayen also ain Nit (znoischen ain und
Nit ist ain über d. Zeile nachgetr.) myn zwai als ii me (me vor d. Zeile auf Rand nachgetr.) als
ains das git Go von zweyn eyn also eyn mit mynnen zwey als zwey mit mynnen mer zwey
als eyn gifft Trº 17 von über d. Zeile nachgetragen Bas 17 f. Natürliche hitzige
willigkliche mynn Go natuliche willich hitzige mynne Trs natürliche mynne williclich vnd
hitziglich M natürliche minne willeclichen vnd hitzeclichen oder begirlichen Bas

30
I Daz buoch der götlichen troestunge

Nü sprichet Salomón, daz alliu wazzer, daz ist alle créatüren, vliezent
und loufent wider im irn begin. Dar umbe só ist von nót wär, als ich gespro
chen hän 19*: glichnisse und hitzige minne üfziuhet und leitet und bringet die
sèle in den ersten ursprunc des einen, dazvater ist aller 04 in dem himel und
in der erde. Só spriche ich danne, daz glichnisse, geborn von einem, ziuhet
die séle in got, als er ist ein in siner verborgenen einunge, wan daz meinet
ein. Des hän wir ein offenbär angesiht: só daz lipliche viur enbrennet daz
holz, ein vunke enpfaehet des viures natüre und wirt glich dem lütern viure,
daz äne allez mittel haftet unden an dem himel 05. Alzehant vergizzet und
verzihet er vater und muoter, bruoder und swester üf der erde und jaget üf 10
an den himelschen vater. Vater hie niden des vunken ist daz viur, muoter
siniu ist daz holz, bruoder und swester sin sint die andern vunken; der en
beitet daz ërste vünkelin niht. Ez jaget üfsnelliclichen ze sinem rehten vater,
daz der himel ist; wan, swer bekennet die wärheit, der weiz wol, daz daz

1 f. Eccl. 1,7: Omnia flumina intrant in mare, et mare non redundat; ad locum, unde ex
eunt flumina, revertuntur ut iterum fluant. 4 f. Vgl. Ephes. 4,6: Unus Deus et pater omnium
und 3,15; ex quo omnis paternitas in caelis, et in terra nominatur,
1 Salomon sprichtt (Nü fehlt) Go sprach Tra daz ist ] vnt Ba2 ist das alle M
vliezent bis 2 Dar umbe ] ilent vnt fliessent vnt wider louffent in iren ursprunge vnt darvmb Bas
1 flieszet Tra 2 vnd wieder loüffentjn M só ] isz Tr, fehlt Go ist bis 3 glichnisse ]
ist Not wer Es als ich sprach gelichnuss Ge 2 von fehlt Ba2 not dc w. Ba2 M als ]
so Ba2 2 f. ich han (han über d. Zeile) gesprochen das g. Tra 3 hitzige bis 4 séle ] mynne
hitzig üff zu laiten vnd bringen die sele M minne ilett vnd hitziget vf celeitenne vnt bringën
die sele Ba2 mynn hitzig uff zü ziechen vnd zu bringend die sel Go mynne hiczig vff zuyt vnd
leydët vnd bryngët die sele Tr, 4 den ] yren Trs des einen. ] in das eyn Tr, daz] des M
dc vnser uatter Ba2 aller vrspruck in den h. Tr, dem fehlt Bas 5 in erden Bas Só bis
6 séle ] So züche gelichnüssz Geborn von aim die sel Go 5 danne. ] das Tr2 von dem
eynen Tra 6 er eyn ist an s. Tra ein ] ains Go fehlt M verborgenen ] vngebornen
Ba2 ainigkait Go wan bis 7 ein. ] von dem isz nympt eyn Tra fehlt Ba2 6 meinet]
nennet M 7 ein". ] ayne M Des ] vnd des Go vnt dc Ba2 das M offenbär ] offen war Go
offenne vrkünde so Ba2 só ] also Trs enbrennet ] enzüntet vnt enbrennet Ba2 jnfenget Trs
8 holtze als ein funke so (so fehlt M) enpfahet Ba2 M holtz also (al- nachgetragen) ain funk
Enpfachet Go intfenget Tra des ] es Ba2 vnd also wirt M vnd also glich wirt
dem Go vnd also wirt isz glich Tra lütern ] anderen Tra 9 das da on alle m. Go
sunder Ba2 Tre alle Tra mittail M mitel vndnan hafftet am himel Go haftet ]
hanget Tr2 ze hand Go 9 f. vergiszet isz vnd verzijhet vader Tra 10 er ] es Ba2
M der funk Gs muoter bis 12 sint] müter uff Erd das ist fur vnd holz Sin geswistret
sind Go 10 suster vnd bruder Tr2 der fehlt Ba2 vnt ilet vnt iaget Ba2 11 den ]
deme Tra Vater ] sin uatter Ba2 des funke Bas 11 f. ist das / das vuer siner
moder ist das holtz sin (sin über d. Zeile) suster vnd bruder sint die Tr, 11 f. füre vnt muoter
sinü Ba2 12 siniu ] sin M swestern Ba2 sin fehlt Ba2 der bis 13 niht. ] vnt er
beitet der ersten funken nit Ba2 der baitet der ersten funcken nit M deren aller Enbayttet
daz Erst fünklin nit Go der aller inbeydet der erste foncke nit (nit über d. Zeile) Tra 13 Ez]
vnd Tr, Es ilett vnt iaget Ba2 üf bis vater, ] schnel von jnen zü sinem himelischen
vatter Go snelle M snellichen vff. Tra rehten fehlt Tr, 14 daz* ] des Trs
want der wairheit kennet Tra swer ] so wer da Go bekennet rechte w. Ba2 weisz
über d. Zeile Tra wol, ] och Go 14 f. daz viur bis 32,1 ist. fehlt Go 14 daz* fehlt M

31
Traktat 1: Liber „Benedictus“

viur niht enist ein reht, wär vater des vunken, als ez viur ist. Der rehte.
wäre vater des vunken und alles viuriges ist der himel 06. Noch ist daz gar
sère ze merkenne, daz diz vünkelin niht aleine laezet und vergizzet vater und
muoter, bruoder und swester üf ertriche; mèr ez laezet und vergizzet und
verzihet ouch sin selbes von minne ze komenne ze sinem rehten vater, dem
himel, wan ez muoz von nöt verleschen in der kelte der luft; doch wil ez
bewisen natiurliche minne, die ez ze sinem wären, himelschen vater hät.
Und als vor ist gesaget 197 von itelkeit oder blözheit, daz, näch dem als
diu séle durnehtiger, bloezer und ermer ist und minner hät der créatüren
10 und iteler ist aller dinge, diu niht got ensint, dar näch nimet si got lüterlicher
und mé in gote und wirt vürbaz ein mit gote 10° und sihet in got und got in
sie von antlitze ze antlitze als in einem bilde überbildet, als sant Paulus
sprichet, alsó spriche ich nü von glichnisse und von der minne hitze 109: wan 10

näch dem, daz iht dem andern glicher ist, dar näch jaget ez mé dar zuo und
15 ist sneller und ist im sin louf süezer und wünniclicher; und ie ez verrer
kumet von im selben und von allem dem, daz jenez niht enist, dä ez zuo
jaget, und ie unglicher Kez wirt> im selben und allem dem, daz jenez niht 15

11 f. Vgl. 1 Cor. 13,12: Videmus nunc per speculum in aenigmate: tunc autem facie ad
faciem. 2 Cor. 3,18: Nos vero omnes, revelata facie gloriam Domini speculantes, in eandem
imaginem transformamur a claritate in claritatem, . . ,
1 niht fehlt M ein fehlt Ba2 M wär fehlt Ba2 Tr2 2 geware Tra des bis
himel.] alles füres vnd furiges ist der hiemel M alles füres vnt hitze ist der himel Bas alles
vuers vnd foncken ist der hiemel Tra Vnt noch Bas 2 f. Och ist Noch me ze merken Go
2 f. gar sére fehlt Trs 3 sère fehlt M ze] zu über d. Zeile Tr2 diz ] das Gs diese M
laszent vnd vergiszent M verlät vergist Go und vergizzet fehlt Trs 4 suster vnd
bruder Tra bruoder und swester ] bruder swester M. vnd sin geswistrige Gs fehlt Ba2
üf ertriche; ] hie uff Erde Go fehlt Trs mér ] sunder M fehlt Tr2 und vergizzet fehlt
Bas Go 5 ouch ] sich Ba2 M von bis ze*] vnt uon natürlicher minne kumet es zü Bas
vnd uon mynnen kommende zu M von mynnen vmb das das Es kum zu G. rehten ] ge
waren Go 6 erleschen Ba2 Gs der lüften Ba2 des lufftes G6 doch ] dich Trs
6 f. doch so Bewiset Es sin mynn die Go 7 wären, J gewaren Tr, gerechten Go fehlt M
8 vor ist gesaget ] vor geseit ist Ba2 ich edes sprach Mich itzunt sprach Tra von der ydel
heit Tra itelkeit ] lerhait G6 oder blözheit, ] dc ist von plosheit Ba2 fehlt M Tr,
als*] dc Ba2 M fehlt Tr2 9torechtiger blüsz arme ist M bloezer bis ist] plos vnt ermer
ist Ba2 bloszer ist vnd armer Trs blos ist Ge und*] je Go 10 ital Bas Gs ytel M
got nit Ba2 die mit gote sint M nimet ] so n. Ba2 mynet Go luterlich M luter
lichê Tra 11 und! bis gote" fehlt Gs und" bis 12 antlitze*] vnt ein mit got vnt sich in
gotte vnt sicht got uon antlüte ce antlüte Bas furbasz ain mit got sich jn got got jn ir antlitze
zu antlitze M vnd got jn yre von antlitz zu antlitz Trº 11 ains Gs 12 sie von ] jr G
als! ] alle M all Trs einem ] ain M Bas überbildet, ] oder gebildet Ba, M 13 sprichet,
schribet M spriche ich fehlt Gs der fehlt Tr2 14 näch dem ] dar na Tra iht ] es
Ba2 M isz Tr2 Nütz (N getilgt) Gs glich Go dar näch bis zuo] darzü vnt darnach
iaget es me Ba2 15 ist* fehlt Tr, ie] wie Tr, ie verrer Es G6 ie me es Bas
verrer ] forter Tr, 16 im ] ir über d. Zeile p. and. Hd. Trº selbes Gs allem vor d.
Zeile auf Rand nachgetr. Tr, all Go jenez ] gyns M dar zuo es Bas 17 und ie ]
vnd wie Tra fehlt Bas M Gs unglicher ] vñglichait Go ez wirt fehlt Ba2 M Go Trs
im ] sich Go Bas M selbe M selb Gs selber Tra all Go

32
I Daz buoch der götlichen troestunge

enist, dar näch wirt ez ie glicher dem, dar zuo ez jaget 10. Und wan glich
nisse vliuzet von dem einen und ziuhet und locket von der kraft und in der
kraft des einen, dar umbe engestillet noch engenüeget niht noch dem, daz dä
ziuhet, noch dem, daz dä gezogen wirt, biz daz sie in ein vereinet werdent11.
Dar umbe sprach unser herre in dem wissagen Isaias und meinte, daz kein
höch glichnisse und kein vride der minne ? engenüeget mir, biz daz ich selbe
in minem sune erschine und ich selbe in der minne des heiligen geistes en
brant und enzündet wirde. Und unser 18 herre bat sinen vater, daz wir mit
im und in im ein würden, niht aleine vereinet. Dirre rede und dér wärheit
hän wir ein offenlich bilde und bewisunge in der natüre, ouch üzerliche: 10
swenne daz viur würket und enzündet und enbrennet daz holz, só machet
daz viur alsó kleine daz holz und im selben unglich und benimet im grop
heit, kelte, swaerheit und wezzericheit und machet daz holz im selben, dem
viure, glich mé und mé; doch gestillet noch geswiget noch genüeget niemer
weder viure noch holze an keiner wermde noch hitze noch glichnisse, biz daz 15

viur gebirt sich selben in daz holz und gibet im sine eigen natüre und ouch
ein wesen sin selbes, alsó daz allez ein viur gliche eigen ist, ungescheiden,
5 ff. Vgl. Is. 62.1: Propter Sion non tacebo et propter Jerusalem non quiescam, donec
egrediatur ut splendor iustus eius et salvator eius ut lampas accendatur. 8 f. Vgl. Ioh.
17,11: Pater sancte, serva eos in nomine tuo, quos dedisti mihi: ut sint unum, sicut et nos . . .
21: ut omnes unum sint sicut tu Pater in me, et ego in te, ut et ipsi in nobis unum sint.
1 ie fehlt Ba2 M ie glicher ] jecher Go dem, ] jeme M dar bis jaget. ] das ez
jaget M Go dc es iaget dar zuo es ilet Bas Und fehlt Tr2 2 aime oder uon dem aynen
vnd zuhet M ziuhet ] fluszet Tra der!] dir M 2 f. und in der kraft fehlt Tra
(Homöoteleuton) 3 benüget Bas in genoichte Tr, noch*] nach Tra weder Go 4 noch ]
in Tr2 dem, ] das Go daz* ] dz über d. Zeile nachgetr. Tr2 dä fehlt Ba2 biz ]
vntz Ba2 Go daz” fehlt Go ayme M eyme Tra vereyneget Tra 5 Dar umbe ]
vnd dar vmb Tr2 Ba2 sprach ) so sprichet Ba2 unser bis Isaias] got durch jsayam Go
in ] an Tr2 propheten Ba2 meinet Ba2 M Gs kein bis 6 vride ] nit ainger gelichnüss
vnd nit kain Nachy Nit kain frid Go kein hoehi enkein nidri noch gelichnüsse kein fride Ba2
5 kein ] eygen Tra 6 hohe glichniszes M und kein vride fehlt Tr2 benoget Tra
mir ] mir nit Ba2 nyt bit keynen dingen Tra biz ] vntz Ba2 Go daz fehlt Go Tra
7 mynen M der fehlt Gs 7 f. Enzundet vnd Enbrant Go 8 werden M Und
fehlt Ba2 Gs unser herre] CRistus Go herre ihc xpč der batt Bas wir ] mir Tra
9 im*] yne Tr, ein ] verainet Go fehlt M niht ] vnt nit Ba2 uereinet mer ein
einig ein Der rede Bas und*] in Trs der ] dirre Ba2 10 offen Ba2 M vffenbaire Trs
bilde ] urkünde Bas bewijsen Tr2 10 f. usserlichen in dem füre wenne Ba2 11 swenne bis
45,6 wesen. fehlt Tra 11 swenne ] so man M angezüntet Ba2 brennet M machet bis
12 unglich] machet Es daz holz so klain jm selb vngelich Go 12 alsó kleine ] alcecleine Ba2
im* ] sich Ba2 M selbe M und” fehlt Ba2 M 13 swaerheit und wezzericheit ]
swarhait wasserkait M vnt swarheit vnt füchti des wassers Bas swachait vnd wasse/surikayt
Gs machet bis dem ] wirt daz holtz selb dem Go im ] sich Bag selbe M 14 geliche
ie me vnt ie me Ba2 noch (2 > )] doch (2 ><) M noch benüget noch geswiget Bag
genüeget bis 15 holze ] geRüwet niemer für Noch holz Go 14f. niemer nit w. Bas 15 weder ]
noch M holtze noch füre Bas wermi Ba2 biz] vntz dc Ba2 vnz Gs daz] disz M
daz bis 16 in ] sich daz für selb gebirt jn Gs 17 f. das Es als ain fur ist glich aigen vnge
schaiden mynder Noch me Go 17 ist vnd geschaiden M

5 Eckhart, D5 33
Traktat 1: Liber „Benedictus“

weder minner noch mé. Und dar umbe, é diz her zuo kome, só ist dä iemer 21,1

ein rouch, ein widerkriec, ein prasteln, ein arbeit und ein strit zwischen viure
und holze. Só aber alliu unglicheit wirt benomen und abegeworfen, só ge
stillet daz viur und geswiget daz holz!!“. Und ich spriche mé in der wärheit,
daz diu verborgen kraft der natüre hazzet verborgenliche glichnisse, als verre
ez in im treget underscheit und zweiunge, und suochet in im daz ein, daz si
in im und durch ez selbe aleine minnet, als der munt in dem und an dem
wine suochet und minnet den smak oder die süezicheit. Haete wazzer den
smak, den der win hät, só minnete der munt den win niht mé dan daz
() W&lZZC I'.

Und dar umbe hän ich gesprochen, daz diu séle in glichnisse hazzet und
enminnet niht glichnisse als in ir und durch sie, sunder si minnet sie durch 15

daz ein, daz in ir verborgen ist und wär vater ist, ein begin äne allen be
gin, aller' in himel und in erde 15. Und dar umbe spriche ich: alle die wile
15 daz noch glichnisse wirt vunden und erschinet zwischen viure und holze, só
20
en ist niemer wärer lust noch swigen noch rast noch genüegede. Und dar
umbe sprechent die meist er: gewerden des viures ist mit widerkriege, mit
andunge und unruowe und in der zit; aber geburt des viures und lust ist
sunder zit und sunder verre. Lust und vröude endünket nieman lanc noch verre.
20 Allez, daz ich nü gesprochen hän, daz meinet, daz unser herre sprichet: sö

13 f. Vgl. oben S. 31,4 f. 20 ff. Ioh. 16,21: Mulier, cum parit, tristitiam habet, quia venit
hora eius: cum autem peperit puerum, iam non meminit pressurae propter gaudium: . . .

1 weder ] noch M fehlt Gs Und dar umbe, ] Aber Go ee dc dis Ba2 her fehlt Gs
1 f. ist jemer da ain Go 2 wieder kriegen M prastlü M brastlen Go krastplen Ba2
ein arbeit] Mit arwait Go fehlt Ba2 und ein strit fehlt Gg 3 aber do a. Bag und
abegeworfen, vnt hine getan Ba2 fehlt Gs gestillet bis 5 diu ] gestillet fur vnd holz Also
och jn warhait so die G6 4 swiget M Und bis mé ] vnd sprichet M 5 natüre ] sel G.
verborgenlich Muerborgenlichen Ba2 verborgne Gs 5 f. als verre ez ] als ouch verre also
vil es Ba2 als ferr als es M 6 im! ] sich M treit den vnderscheit Bas daz!] diss Gs si]
es Ba2 7 im ] sich Go M und durch ez fehlt M ez ] sich G6 selbe fehlt Bag mynnet
allain M 8 min.net vnt sücht Ba2 smak] gesmack Go oder ] vnt Ba2 sussy Gs
vnt hetti denne dc wasser den Ba2 8 f. den smak, den ] daz das Go 9 smacke der
güti den Bas 11 Und bis 12 glichnisse ] vnd darvmbe hasset die sel in gelichnuss vnd mynt
nit gelichnuss Go 12 nit minnet Ba2 M ir ] sich Go M sie”, sich Go M 13 V Int
ein war Ba2 warer Go ein* fehlt M sunder Bas all Gs 14 aller dingen
in Bas ertrijche M Und fehlt Go spriche ] so spr. Ba2 spriche ich: alle fehlt Gs
ich das alle M 15 daz fehlt Go 16 enist da ouch nimer Ba2 noch rast] weder
ruouue Ba2 genugsamy Gs genuge M Und fehlt Go 17 gewerden ] das g. Go
viures ist ] füres vnd lüst ist sunder der zijt vnd sunder ferre lust ist (Der Schreiber ist von
viures Z. 1? auf viures Z. 18 abgeglitten, hat dann aber den Fehler bemerkt und hinter Lust
Z. 19 den Text ganz nachgetragen unter Wiederholung des vorausgenommenen Textstücks Z. 18
und lust bis 19 Lust) M 17 widerstritte Ba2 18 und* ] mit M vnt ouch in Bag und
in ] und fehlt M Ba, 19 sunder der z. M sunder (2 ><)] on (öne) Go 20 Allez bis
só] Dar vmb sprach Cristus so Gs gesprochen hän, ] gesprechen M

34
I Daz buoch der götlichen troestunge

diu vrouwe gebirt daz kint, só hät si leit und pin und trüricheit; só aber
dazkint geborn ist, só vergizzet si leides und pin'. Dar umbe sprichet ouch
und manet uns got in dem ëwangelió, daz wir biten den himelschen vater,
daz unser vröude volkomen werde, und sant Philippus sprach: 'herre, wise
uns den vater, só benüeget uns; wan vater meinet geburt und niht glichnisse
und meinet daz ein, in dem geswiget glichnisse und ist gestillet allez, daz
begirde ze wesene hät 116.
Nü mac der mensche offenliche bekennen, warumbe und wä von er un
getroestet ist in allem sinem leide, ungemache nnd schaden. Daz kumet alles
und aleine dä von, daz er verre von gote ist und niht ledic der créatüre, gote 10
unglich und kalt an götlicher minne.
22,1 Noch ist aber ein ander sache; swer die merken und bekennen wölte, só
würde er billiche getroestet an üzerlichem schaden und leide.
Ein mensche vert einen wec oder tuot ein werk oder laezet ein ander
werk, só geschihet im ein schade: er brichet ein bein, einen arm oder ver 15
liuset ein ouge, oder er wirt siech. Wil er danne alles gedenken: haetest dü
einen andern wec gevarn oder ein anderwerk getän, só enwaere dir daz niht
10 beschehen, só blibet er ungetroestet und wirt von nót leidic. Und dar umbe
sol er gedenken: waerest dü einen andern wec gevarn oder haetest dü ein
anderwerk getän oder geläzen, dir waere vil lihte ein vil groezer schade und 20

leit beschehen; und só würde er billiche getroestet 17.


3 f. Vgl. Ioh. 15,11: Haec autem locutus sum vobis: ut gaudium meum in vobis sit, et gau
dium vestrum impleatur. 4 f. Ioh. 14,8: Dicit ei Philippus: Domine, ostende nobis Patrem,
et sufficit nobis.

1 daz ] ain Go leit und fehlt Gs und trüricheit; ] fehlt Ba2 (Zeilenroechsel) und
fehlt M só bis 2 vergizzet] so sy aber geborn hat ze hant vergist Gs 2 leides ] dez l.
Go lait M und pin'. fehlt Go Dar umbe bis 3 vater, ] vnd da von manet vns Cristus den
himelischen vater ze bitten Go 2 f. sprach ouch got vnt manet uns in Bag 4 voll M
Erfüllet Go und bis sprach: ] Philippus Go vnd do seit ouch philippus Ba2 wise ] ceige
vnt wise Ba2 zoge Go 5 beNungt Go genüget M uatter dc m. Ba2 geburt bis 6 meinet
fehlt Ba2 M (Homöoteleuton) 6 daz” fehlt Ba2 in ] vnt in Ba2 geswigët Go ist
fehlt Ba2 M 7 ze ] vnt Ba2 vnd M Go wesen Ba2 M Go 8 uffenbarlich M Er
kennen Go vngetrost Ba2 M 9 allen Go leide, fehlt Go 10 und aleine fehlt Go
er vswendige vnt verre Bas und* fehlt M ledic ] laidig M ler Go itel noch plos Bas
Creatur ist got Go 11 an ]jn Go 12 Noch bis 14 Ein ] Och wirt man billich getröst jn
disser sach Ain Go 12 andrü Ba2 fehlt M wil Ba2 13 getrost Ba2 uszerlichen M
13 f. schaden leit vnt gemache Ein Bas 14 mensche der uert Ba2 oder* ] er Ba2 tuot bis
15 só ] tüt villicht ain anderwerk so Gs 15 geschihet] gesicht Go beschicht Ba2 ein
fehlt Go er ] oder Ba2 M beine oder einen Ba2 15 f. oder er uerlürt Ba2 16 er!
fehlt Ba2 Wil] vnt w. Ba2 alles fehlt Go haetest bis 17 só ] Hettest du ain anders
werk getun oder ainen andern weg gevaren so Go 17 daz] dis Ba2 18 geschechen Go
só bis von ] so wirt Er von Ge vngetrost M wirt ouch uon Ba2 Und bis 19 er ] Me
Er sol Go 19 waerest] vnt w. Ba2 waerest bis oder fehlt Go du nu einen Bag
haetest dü fehlt Ba2 20 anderwerk anders Go getün Go vil lihte fehlt Ba2 M
vil ain grosser Gs 20 f. und leit fehlt Go 21 geschechen Go und bis getroestet.
fehlt Go getroestet. ] getroestet vnt fro von hercen Go

3* 35
Traktat 1: Liber „Benedictus“

Noch setze ich aber ein anderz: dü häst verlorn tüsent mark, só soltü 15

niht klagen die tüsent mark, die verlorn sint. Dü solt gote danken, der dir
hät gegeben tüsent mark, die dü verliesen mohtest, und ouch laezet dich durch
die tugent der gedult üeben éwic leben verdienen, daz manic tüsent men
schen niht enhänt 118. - -

Noch aber ein anderz, daz den menschen getroesten mac. Ich setze, daz
ein mensche hätére und gemach besezzen manic jär und verliuset daz nü
von gotes verhencnisse; só sol der mensche wisliche gedenken und gote dan
ken. Só er des schaden gewar wirt und des ungemaches, daz er nü hät, sö
10 allerèrst weiz er, waz nutzes und gemaches er vor häte, und sol gote danken
des gemaches, des er só manic jär sich hät genietet und nie rehte bekante,
daz im só wol was, und enzürne niht. Er sol gedenken, daz der mensche näch
natiurlicher wärheit niht von im selben enhät dan bósheit und gebresten.
Allez, daz guot ist und güete, daz hät im got gelihen und niht gegeben. Wan,
15 swer bekennet wärheit, der weiz, daz got, der himelsche vater, dem sune und
dem heiligen geiste gibet allez, daz guot ist; aber der créatüre engibet er
35
kein guot, sunder er verlihet ez ir ze borge. Diu sunne gibet dem lufte hitze,
aber lieht gibet si im ze borge; und dar umbe, alzehant só diu sunne under
gät, só verliuset der luft daz lieht, aber diu hitze blibet im, wan diu ist dem
20
lufte gegeben alsam ze eigene 19. Und dar umbe sprechent die meister, daz 23,1

got, der himelsche vater, ist des sunes vater und niht herre, noch des heiligen

1 Noch bis 5 enhänt.] Och ist Noch ain anders Ich schetz du hast verlorn M° margk So klag
Nit das Das verloren ist Mer dank got daz Er dir sy lang verlichen hat vnd erwirb (er- über
d. Zeile nachgetr.) durch die tugent der gedult Ewig leben won Es sint vil die nie so vil ge
hatten Go 1 Noch bis anderz: ] Ouch schetzen ich aber M Aber setzen ich eines Ba2 2 die!
fehlt M dir ] do M 3 hät gegeben ] hatte cegebenne Ba2 und bis 4 éwic] vnt ouch
lassen vor der tugende vnt gedult üben vnd ewig Bas lan uon der tugent vnd gedult üben
vnd ewig M. 4 f. tüsent bis 5 enhänt. ] tusent tusent nit hat M 4 f. mensche nit enhatt
Ba2 6 Noch bis 7 besezzen ] vnt noch ein anders setzen ich aber dc den menschen troesten
mag Ein mensche het er guot gemach besessen Ba2 Ayn anders Ain mensch hat Ere vnd ge
mach Besessen Gs 6 schecze M 7 und! fehlt M nü fehlt M 8 gotes fehlt Bas
verhengen Ba2 der bis danken ] Er got williklichen danken Go wissenlich M 9 Só bis
10 danken fehlt G6 (Homöoteleuton) 9 das vngemach M nü fehlt Bas só] vnt
denne Ba2 11 des* bis und] des Er sich menig zit geNiet hätt vnd Gs sich hät] hat
sich M und bis 12 was, fehlt Ba2 M 12 vnd nit Enzürne Gs vnd nit zornen M Er
sol gedenken (bedencken M)] Gedenk Go 13 selben fehlt M 14 Allez, bis güete, ] vnd
das güt vnd gut ist Go güt ist vnd güt M und güete, fehlt Bas got fehlt Bas
(Zeilennoechsel) Wan ] vnd Ba2 15 wer do bekennet die w. M wer warhait bekent Gs
wais och das Go der hiemel vatter M 16 alles dc dc g. Bas 17 sunder ] Mer Gs
lichet Go uerlihes (1) es Ba2 ceborgene Bag zü bürge M borge oder jn gedinges
wis Der sunn Go 18 aber dc l. Ba2 si bis borge; ] Er im nit denn jn dinges wis Go
zü bürge M alzehant só] al zü / so M so Go diu sunne] der s. Go 19 im fehlt
Ba2 M wan fehlt Go ist bis 20 eigene. ] ist jm allain zu aigen geben Go 20 alsam
fehlt Ba2 Und fehlt Go daz bis 21 ist ] Das der himelsche uatter got ist Ba2 M 21 und
fehlt M -

36
I Daz buoch der götlichen troestunge

geistes herre. Aber got-vater-sun-und-heiliger-geist ist ein herre und ein herre
der créatüren, und sprechen wir, daz got was éwicliche vater; aber mit der
zit, dó er geschuof die créatüren, só ist er herre 120.
Nü spriche ich: sit dem male dem menschen allez daz, daz guot oder
troestlich oder zitlich ist, im ze borge gelihen ist, waz hät er danne ze kla
genne, só, der ez im gelihen hät, ez wider nemen wil? Er sol gote danken,
10
der ez im verlihen hät só lange. Ouch sol er im danken, daz er im ez alze
mäle niht wider ennimet, daz er im hät verlihen; und waere ouch billich, daz
got allez daz, daz er im gelihen hät, wider naeme, só der mensche zürnet
umbe daz, daz er im des ein teil nimet, daz doch sin nie enwart ? und des 1()
15
er nie herre enwart. Und dar umbe sprichet gar wol Jeremias, der wissage,
dó er was in grózem lidenne und klagenne: manicvaltic sint gotes barmher
zicheit, daz wir niht alzemäle ze nihte werden. Swer mir haete gelihen sinen
rok, kürsen und mantel, naeme der wider sinen mantel und lieze mir den rok
und die kürsen in dem vroste, ich solte im vil billiche danken und vró sin 1??. 15
Und sol man daz sunderliche merken, wie groezliche unreht ich hän, só ich
zürne und klage, swanne ich iht verliuse; wan, als ich wil, daz daz guot, daz
ich hän, si mir gegeben und niht gelihen, só wil ich herre sin und wil gotes
sun natiurliche sin und volkomen und enbin doch noch niht gotes sun von

12 f. Ieremias, Threni 3, 22: Misericordiae Domini quia non sumus consumpti: quia non
defecerunt miserationes eius.

1 got der vatter Go 1 f. gaist sint herre vnd ain herre der M Ba2 gaist ist ain herr vnd
herr der Go 2 sprechen wir ] sprichet och wir Go wir sprechent Ba2 got wc vnt ist eweclichen
vatter Ba2 got Ewigklich vatter was Go 2 f. der zit, dó] de (dahinter 1 Buchstabe radiert, über
d. Zeile unleserlicher Buchstabe) do (o aus e?) Ba2 3 er* ] got Gs 4 spriche ich: fehlt Go
dem ] dc dem Ba2 daz" fehlt Ba2 guot bis 5 waz] gut ist oder trostlich geborget zijtlich ist
was M das (auf d. untern Rand nachgetragen) güte ist vnd gut vnd tröstlich vnd zitlich ist dinges
verlichen was Go 5 oder zitlich fehlt Ba2 danne fehlt M 6 só bis wil? ] so er es wider
nimet vnd nemen wil Ba, so Es der der es im lang verlichen hat wider Nymbt Go ez*]
er M 7 der ] dc er Ba2 so lang verlichen hat Go Ouch bis 8 daz] vnd daz Er jm
nit alles das wider Nymbt das Ge 7 im ez] vns M 8 gelichen Go ouch ] gar Go
fehlt M billichen Ba2 daz bis 10 sin] alles das got dem menschen verlihen hat der
zornig wirt das er des einen (ein M) teile wider neme das sin Bas M 10 des fehlt Go
11 er ouch nie Ba2 hervmb Ba2 sprichet bis 12 dó] sprach jeremyas Do Go 11 Jere
mias, fehlt M der prophete Bas 12 er] Es Go jn grossen liden vnd clagende M.
und klagenne: fehlt Go manicvaltic ] O wie grosse vnt manigvaltig Ba2 sint] sy Go
12 f. erbarmhercikeit Ba2 Erbärmd Go 13 niht] Nit über d. Zeile Go alzemäle ] gantz
lichen Go werden. ] sint worden Go haete gelihen ] hat gelüwen M hat uerlihen Bas
lech Go 14 rock oder k. M. curset Ba2 und" oder Ba2 der ] Er Go wider
fehlt Bas M sinen ] den Go 15 die kürsen] den kurset Ba2 kursen Go in dem
vroste, fehlt Go ich bis sin. ] so wer ich gar billichen dankbar vnd fro Go vil fehlt M
16 dc öch sunderbar Ba2 wie bis 17 verliuse;] wie dc so groeslichen vnrechte ich vnt der
mensche han so wir üt zürnint vnt clagent so wir icht uerlierent Ba2 16 wie bis hän, ] wie
gantzlich jch vn Recht hab Go grüszlichen M 17 als ] so Ba2 daz” fehlt Go Bas
18 si mir ] das es mir sij M. si bis gelihen, ] min sy vnd mir gegeben sy Go gelichen
sy so Gs 19 natiurliche bis und ] Natturlich vnd volkumlich sin vnd Go sun ] kint Gs

37
Traktat 1: Liber „Benedictus“

gnäden; wan eigenschaft gotes sunes und des heiligen geistes ist: sich gliche
halten in allen dingen!”.
Ouch ?“ sol man wizzen, daz äne zwivel ouch natiurlichiu menschlichiu
tugent só edel und só kreftic ist, daz ir kein üzerlichez werk ze swaere ist
noch gröz genuoge, dazsi sich darane und dar inne bewisen müge und sich
darin bilden. Und dar umbe ist ein inner werk, daz noch zit noch stat be
sliezen noch begrifen enmac, und in dem selben ist, waz götlich und gote 35

glich ist, den noch zit noch stat besliuzet – er ist allenthalben und alle zit
gliche gegenwertic – und Kist> ouch darane gote glich, den ? kein créatüre
10 volkomenliche enpfähen mac, noch gotes güete enmac in sich bilden. Und dä 24,1

von só muoz etwaz innigers und hoehers sin und ungeschaffen, äne mäze und
äne wise, dä sich der himelsche vater ganze inbilden und ingiezen und be
wisen müge: daz sint der sun und der heilige geist. Ouch enmac daz inner
werk der tugent als wénic ieman gehindern, als man got niht hindern enmac 1?".
15 Daz werk glenzet und liuhtet tac und naht. Ez lobet und singet gotes lop
und einen niuwen gesanc, als Dävit sprichet: singet gote einen niuwen sanc'.
10
Des lop ist von der erde, und daz werk enminnet got niht, daz üzer, daz zit
und stat besliuzet, daz enge ist, daz man hindern mac und betwingen, daz
müede wirt und alt von zit und von üebunge!?7. Diz werk!” ist got minnen,
20 guot und güete wellen, dä allez daz, daz der mensche wil und wölte tuon
mit lüterm ganzen willen in allen guoten werken, hät iezent getän, dar ane
ouch glich gote, von dem schribet Dávit: allez, daz er wolte, daz hät er iezent
getän und geworht!”.
16 Ps. 95,1: Cantate Domino canticum novum: . . . 22 f. Ps. 134,6: Omnia quaecumque
voluit, Dominus fecit in caelo, in terra, in mari, et in omnibus abyssis.
1 gotes] des Ba2 M gelichlich Ba2 2 dingen. ] dingen vnt in allen sachen Bas
3äne ] sunder Ba2 ouch ] dc ouch Ba2 natturliche vnd m. G6 M 4 tugende Ba2
und fehlt G6 M ist, ] sint Ba2 ir fehlt M kein ] nüt Enkain Gs ze] so M
5 inne bewisen ] jn ie bew. Go mogen M 6 dar jnne bilden M dar in erbilden Ba2 dar
jn bilde G6 inres Ba2 noch” ) weder Go nit Ba2 6 f. besliessen mag noch begriffen Ba,
7 waz bis 8 ist, ] was gotlich vnd gotlichn ist M wc got vnt goetliche vnt gotte gelich ist Ba2
8 den ] den den M noch! ] weder Go 9 gliche fehlt Go ist fehlt Ba2 M Gs ouch
fehlt G6 gote glich, J gotte gelicher Ba2 gotlicher M den ] dën Ba2 dan M kein ]
nit kain Gs 10 müge Ba2 enmac fehlt Ba2 11 só fehlt M jnniges M jnniger G6
hoher M hoeher Ba2 hocher Go 12 der hiemel vatter M jn bilde vnd Entgiesse Gs
ergiessen möcht vnt och bewisen Bas M 13 der sun ] got der sun Go Ouch ] Vnt
ouch Bag 14 werk oder die tugent Gs tugende Ba2 15 luchet vnd glenzet Go
glenzet] gliszet M schinet Bas nacht vnd tag M Ez ] Das werck M Bas 16 sang Go
als fehlt Ba2 M Dävit bis gote ] Singent sprach Dauid got M singet bis sanc'. fehlt Gs
gesang Ba2 17 Des ] wan des Ba2 und ] ende Ba2 M und bis üzer, ] vnd das mynnet
got (got über d. Zeile nachgetr.) vnd nit das vsser Go 18 und! fehlt M betwungen Bas
19 müde vnt alt wirt Bas und” fehlt Go vbvngen Go Diz] Das Bas M 20 güt vnd güt
willen M daz", fehlt M vnt ouch woelti Ba2 21 iez Go 22 glich oüch got M
von dem schribet] Da von sprichet Go allez] dc a. Ba2 M daz hät bis 23 geworht. ]
haben itzunt getan vnd gewircket M haben ietzent getan vnd geworcht ist vollbracht Ba2 das
hat Er getan Gs

38
I Daz buoch der götlichen troestunge

Dirre lère hän wir ein offenbáre bewisunge an dem steine: des üzer werk
ist, daz er nider valle und lige üf der erde. Dazwerk mac gehindert werden,
und envellet er niht alle zit noch äne underläz. Ein anderwerk ist noch
inniger dem steine, daz ist neigunge niderwert, und daz ist im anegeborn;
daz enkan im noch got noch créatüre benemen noch nieman. Daz werk wür 5

ket der stein äne underläz tac und naht. Daz er tüsent jär dä obenän laege,
er enneigete weder minner noch mé dan in dem ersten tage 180.
Rehte alsó spriche ich von der tugent, dazsi hät ein innigez werk: wellen
und neigen ze allem guoten und ilen und widerkriegen von allem dem, daz
boese und übel ist, güete und gote unglich 1*. Und ie daz werk boeser ist und 1()

gote unglicher, ie der widerkriec groezer ist; und ie daz werk groezer ist und
gote glicher, ie ir daz werk lihter, williger und lustiger ist. Und alliu ir
klage und leit ist, ob leit in sie gevallen möhte, daz diz liden durch got alze
35 kleine ist und al üzer werk in der zit alze kleine, daz si sich niht ganze
eröugen noch volle bewisen noch darin bilden enmac. Sich üebende wirt si 15
kreftic 13?, und von milte wirt si riche. Sie enwölte niht geliten noch überliten
hän leit und liden; si wil und wölte alle zitäne underláz liden durch got
und durch woltät. Alliu ir saelicheit ist liden, niht geliten-hän, durch got. Und
dar umbe sprichet unser herre gar merkliche: saelic sint, die dä lident durch
20
die gerehticheit'. Er ensprichet niht: die geliten hänt'. Ein solich mensche
hazzet geliten-hän, wan geliten-hän enist niht liden, daz er minnet; ez ist

19 f. Matth. 5,10: Beati, qui persecutionem patiuntur propter iustitiam: . . .


1 Dirre lére ] Des Gs offenbäre fehlt Go des üzer werk] Des staines werk Go
der vnser w. M 2 Daz bis werden, dc wer mag gehindern sin werc Ba2 M mag Nun
g. Gs 3 Ein ] aber ein Ba2 fehlt M noch” fehlt M 4 daz* ] vnt dc Ba2 naigen Go
neigunge alle cit n. Ba2 wieder wert M ist jm so anerborn Go ist ain geborn M
5 noch bis nieman. ] weder got noch nieman genemen Gs noch” fehlt Ba2 5f. Daz werk
würket ] das tüt Gs 6 nacht vnt tage Ba2 M Daz] vnd das Ge jare dar über l. M
7 en naiget M neiget Ba2 neige Go weder ] nit Go noch bis tage. ] denn des Ersten
tages Go 8 Rehte bis ein ] also hat och die tugent ain Go ich fehlt Ba2 jnnig Go
8 f. ain wöllen ain Naigen Go 9 zuo aller güti Ba2 M vnd ain jlen vnd ain wider
dringen von Go allem*] all Go 10 vbels Go ist” über d. Zeile Go gotte vnt güti Bag
gottes Go ist” hinter 11 unglicher Go 11 vngeliche Ba2 wiederkreig M widerkere Ba2
ist grosser M groezer* vor daz Bag ist” hinter 12 glicher Go 12 geliche Bas ir
me Go lustiger vnt williger Ba2 lichter vnd williger ist vnd lustiger M 13 ist dc
ob Ba2 uallen mag Ba2 vollen mag M 13 f. alze kleine ] so wenig Gs al- fehlt Ba2
14 allü ussern Ba2 alle uszer M der fehlt Ba2 al- ] alle Go fehlt Ba2 cecleine sint
dc Ba2 ganze bis 15 bewisen ] ganz mug (mug auf d. Rand) geRegne Nit wolle Bewisen Go
gantz noch ceuollen bewisen Ba2 15 noch volle ] nit wollen M dar jnne M erbilden
Ba2 mag vnt übende sich wirt Ba2 mage ubenden sich wirt M 16 kreftige Ba2 kreff
tiger M und fehlt Go miltikait M richer Ba2 M Si] so Ba2 geliten ]
liden M 17 f. durch got liden vnd Go 18 durch woltät ] güti Bas liden dur gotte
nit Ba2 niht geliten ] Rich liden Go durch got. fehlt Ba2 (geht vorauf) Und
fehlt Ba2 19 sprichet unser herre] ouch vnser herre sprichet Ba2 sprach Cristus Go
gar merkliche: fehlt Ba2 Go sint die die do M 20 sprach Go die dog. M Ein bis
21 hän", fehlt M (Homöoteleuton)

39
Traktat 1: Liber „Benedictus“

ein vürganc * und ein verlust lidennes durch got, daz er aleine minnet. Und
dar umbe spriche ich, daz ein solich mensche ouch hazzet noch-liden-suln,
wan daz ouch niht liden enist. Doch hazzet er minner liden-suln dan geliten
hän, wan geliten-hän ist verrer und unglicher lidenne, wan ez zemäle ver 10

5 gangen ist. Daz man aber liden sol, daz enbenimet niht alzemäle liden, daz
er minnet 184.
Sant Paulus sprichet, daz er gotes durch got enbern wolte, umbe daz
gotes ère gebreitert würde. Man sprichet, daz sant Paulus diz spraeche in 15

der zit, dó er noch niht volkomen enwas. Ich waene aber, daz diz wort kaeme
10 von einem volkomenen herzen. Man sprichet ouch, daz er meinte, daz er eine
wile von gote wolte gescheiden sin. Ich spriche, daz ein volkomen mensche
als ungerne wölte sich von gote scheiden eine stunde als tüsent jär. Doch,
waere ez gotes wille und gotes ére, daz er gotes enbaere, só waere im als liht
tüsent jär oder joch éwicliche als ein tac, ein stunde”.
15 Ouch ist daz inner werk darane götlich und gotvar und smacket göt 25

liche eigenschaft, daz, ze glicher wise alsam alle créatüren, ob joch tüsent
werlte waeren, eines häres breite niht bezzer enist dan got eine, alsó spriche
ich und hän ez dä vor gesaget, daz diz üzer werk noch sin menge noch sin
groeze noch sin lenge noch sin wite niht alzemäle méret die güete des innern
20 werkes; ez hät sine güete in im selben ". Dar umbe enkan daz üzer werk
niemer kleine gesin, ob daz inner gróz ist, und daz üzer enmac niemer gröz
sin noch guot, ob daz inner kleine oder niht enist wert. Daz inner werk hät

7 Rom. 9,3: Optabam enim ego ipse anathema esse a Christo . . . 14 Vgl. 2 Petr.
3,8: . . . (quia unus dies apud Dominum sicut mille anni,) et mille anni sicut dies unus.

1 vürganc ] fürgange Bag vorgangen M ein” fehlt Ba2 M Und bis 2 hazzet ] Ain
(auf d. Rand nachgetr.) sulcher mensch hasset Gs 2 solich ] so getan M hasset och
noch G6 sullent M 3 daz] Es Gs Doch bis minner ] vnd hasset och mynder Gs
süllen (über d. Zeile nachgetr.) Go suln fehlt M 4 wan bis zemäle ] won Es ist gelicher
liden denn das daz zu mal G6 verre Ba2 5 ist. fehlt Go aber man M benymmet /
alzumale M alzemäle ] ganzlich Go liden”, ] lidenne Bas 7 sprach Go durch bis
8 würde. ] durch got das gottes ere gebraitet wpde enbern wolte M 7 got fehlt Go 8 got Er
g. Go ere vnt lop gemeret vnt gebreideret Ba2 Man ] vnt man Ba2 sprichen M diz] dc
Bag das M sprach Gs 8 f. in der zit, fehlt Go 9 aber, fehlt M daz] des dc Ba2 11 wolte
von got Gs woelte gesunderot (t über d. Zeile) vnt gescheiden Ba2 sin..] wesen M Ich ]
vnt ich Ba2 12 vngeren von gotte sich scheiden oder sunderen woelte Ba2 wolt von got
geschaiden sin ain stund Go scheiden ] sundern M eine ] vnt ime als vnmere were ein Ba2 M
jar oder joch Ewiglich doch (oder joch Ewiglich getilgt) Gs 12 f. doch vnt weri dc dc es
g. Bag 13 ez ] das M vnt sin ere Ba2 14 joch fehlt Ba2 M ein tac, fehlt Gs
ein” fehlt M 15 dar ane ] dar nach Ba2 M und* bis 16 eigenschaft, vnt ist geminnet
goetlicher eigenschaft Bas 16 alsam ] als Ba2 joch fehlt Ba2 M 17 eines ] ein Ba2 ain
härbrait Go brait M eine, ] allein Ba2 alsó bis 18 gesaget, ] Als vor ist gesait Gs
18 da vorn troffen Das M werk, bis 19 niht] werc sin lengi noch sin witi sin vili noch sin
groessin nit Ba2 19 Nit meret alzumale M 20 im ] sich Bas Go selbes M selb Go
Dar umbe ] vnd d. M daz ] diss Go 21 usser werck mag M 21 f. gros noch guot
sin Ba2 22 oder ] vnd M wert. ] wer Ba2 M nit wert ist Gs

40
I Daz buoch der götlichen troestunge

in im beslozzen alle zit alle groeze, alle wite und lenge. Daz inner werk
nimet und schepfet allez sin wesen niergen dan von und in gotes herzen 137:
ez nimet den sun * und wirt sun geborn in des himelschen vaters schöze;
daz üzer werk niht alsó, sunder ez nimet sine götliche güete mittels des
innigen werkes, üzgetragen und üzgegozzen in einem nidervalle der gekleide 5

ten gotheit mit underscheide, mit menge, mit teile, daz allez und dem glich
und ouch glichnisse selbe gote verre und vremde sint. Sie haftent und be
haftent und gestillent in dem, daz guot ist, daz erliuhtet ist, daz créatüre ist,
blint alzemäle güete und liehtes in in selben und des einen, in dem got ge
10
birt sinen eingebornen sun und in im alle, die gotes kint sint, geborn süne 1".
Dä ist üzvluz und ursprunc des heiligen geistes, von dem aleine, alsam er
gotes geist und geist got selber ist, enpfangen wirt der sun in uns, und ist
üzvluz von allen den, die gotes süne sint, näch dem, daz sie minner oder mé
15
lüterliche von gote aleine geborn sint, näch gote und in gote überbildet und
15
entriuwet aller menge, der man doch und noch vindet in den obersten engeln
natiurliche, noch, der ez wol bekennen wil, entriuwet der güete, der wärheit
und allem dem, daz, joch in einem gedanke und in einem namen aleine,
einen wän oder einen schaten keines underscheides lidet, und getriuwet dem
einen, blóz allerleie menge und underscheides, in dem ouch verliuset und
20
wirt enbloezet aller underscheide und eigenschaft und ist ein und sint ouch
25
ein got-vater-sun-und-heiliger-geist 40. Und daz ein machet uns saelic 14, und

18 f. Vgl. 2 Cor. 11,2: Despondi enim vos uni viro virginem castam exhibere Christo.
1 im ] sich Go allü cite beslossen Bas alle*] vnd alle M fehlt Bas und ] oder M
Daz inner werk ] des inren werkes Ba2 Daz fehlt M 2 nimet und fehlt Go alle Go
niendert M niena Gs 3 Es Nymbt sun Gs Got minnet den sune Ba2 M 4 daz] vmb
dc Bas mittels ] denmitten Ba2 jn mitten M 5 werks über d. Zeile Gs ein niderual Baa
ain niederfalle M 6 teile, ] zale M 7 selben Ba2 M haftent und fehlt Go
8 daz erliuhtet ist, fehlt Ba2 (Homöoteleuton) daz” fehlt Go 9 in sich selben Ba2 jn
jm selbes M jn jr selb Go 10 eingebornen ] ainen gebornen M ainigen Go im ] dem Go
alle bis süne. ] allü dü gotteskinder sune (sune] sint M) vnt geboren süne (son M) Ba, M alle
gottes kinder sün geborn sint Go 11 alsam ] als Bag er fehlt M (Zeilennwechsel)
12 geist“ bis got] geiste ist vnt ein geiste got Ba2 gaist vnd gottes gaist M selb Go 13 üz
vluz bis sint, ] vsfluss won alle die gottes sun sin Go süne ] sun M sint, ] sin M
14allain von got Gs gote*] jm Gs 15 vntrüwet M entrüwet Ba, getruwet der mainung Go
der ] die Go und fehlt Ba2 dem obresten engel M 16 der bis wil, ] der Es wil
merken Go wol bekennen ] rechte erkennen Ba2 entriuwet] entrüwet Bas vntrüwet M
vnd getruwet Gs 17 alle Gg joch ] ouch Ba2 M och Go einem* ] dem Ba2 M
einem*] dem Ba2 M 18 einen“ bis schaten ] aynen wann uon ainem schoüwe M ains was vnd
ain schatt Go einen wane oder schatwen Ba2 keines underscheides ] vtz enkain vnterschaid
Gs getriuwet] getrüwet Ba2 getruwet M truwet Gs 19 menge ] mainung Go
vnderscheit Ba2 M dem er (er auf Rand p. and. Hand nachgetr) och Go 20 aller vnder
scheit Ba2 alle vnderschaid Go vnd ist ain v.and. Hand auf d. Rande nachgetr. mit Ver
noeisungszeichen Gs sint] ist Gs 20 f. sint ein ouch Bas M 21 got fehlt Ba2 M
heiliggeist Ba2 gaist p. and. Hd. auf d. Rande nachgetr. Gs eine dc m. Ba2 uns ]
vnt Ba2

41
Traktat 1: Liber „Benedictus“

ie wir dem einen verrer sin, ie minner wir süne und sun sin und der heilige
geist minner volkomenliche in uns entspringet und von uns vliuzet; und dar
näch wir naeher sin dem einen, dar näch sin wir waerlicher gotes süne und
sun und ouch vliuzet von uns got-der-heilige-geist. Daz meinet, daz unser
herre, gotes sun in der gotheit, sprichet: swer dä trinket von dem wazzer,
daz ich gibe, in dem entspringet ein brunne des wazzers, daz dä springet in
daz éwige leben, und sprichet sant Johannes, daz er daz spraeche von dem
heiligen geiste.
Der sun in der gotheit näch siner eigenschaft engibet niht anders dan 35

1() sun-wesen, dan got-geborn-wesen, brunnen, ursprunc und üzvluz des heiligen
geistes, der minne gotes, und vollen, rehten, ganzen smak des einen, des
himelschen vaters”. Dar umbe sprichet des vaters stimme von dem himel
ze dem sune: 'dü bist min geminter sun, in dem ich geminnet und behegelich
bin', wan äne zwivel, got enminnet nieman mit genüegede und lüterliche,
15 der niht gotes sun enist. Wan minne, der heilige geist, urspringet und vliuzet
von dem sune, und der sun minnet den vater durch in selben 48, den vater
in im selben und sich selben in dem vater. Dar umbe sprichet vil wol unser
herre, daz saelic sint die armen in dem geiste, daz ist: die niht enhänt eigens 10

und menschliches geistes und blóz koment ze gote. Und sant Paulus sprichet:
20 got hät ez uns geoffenbäret in sinem geiste.
Sant Augustinus * sprichet, daz der allerbeste die geschrift vernimet, 15

der blóz alles geistes suochet sin und wärheit der geschrift in ir selben, daz
ist: in dem geiste, dar inne si geschriben ist und gesprochen ist: in gotes

5 ff. Ioh. 4,14: sed aqua, quam ego dabo ei, fiet in eofons aquae salientis in vitam aeternam.
7 f. Ioh. 7,39: Spiritus est Deus 12 ff. Matth. 3,17: Et ecce vox de caelis dicens: Hic est
filius meus dilectus, in quo mihi complacui. 18 Matth. 5,3. 20 Col. 1,8: qui etiam
manifestavit nobis dilectionem vestram in spiritu.
1 ie me wir Go verrer vor wir” Ba2 wir mynner M süne und sun ] süne vnd
sun M sune oder süne Ba2 süne Go vnt ouch der Ba2 1 f. vnd / hailiger gaist M
2 volkomenlicher Ba2 vollenkomenlicher M erspringet M 3 werlichen Ba2 3 f. süne
und sun, ] sune vnd süne M sune vnt süne Ba2 sun Go 4 und bis geist. fehlt Go ouch
fehlt M Daz bis 5 sprichet: ] Als Cristus sprach jm Ewangelio Go 4 Daz] vnt dc Ba,
5 herre, fehlt Ba2 dä fehlt Ba2 6 in dem bis 8 geiste. ] jn dem wirt aintspringender
brun des wassers jn Ewig lebn Er sprach och ob ieman turst der kum zu mir vnd trink wer
in mich globt als die geschrift sait (sait über d. Zeile v. and. Hand nachgetr.) von des lib fliessent
wellen den lebenden wassers Diss sprach Er von dem hailligen gaist den sy wurden Enpfachen Go
6 enspringet ain wasser vnd ain brünne des lebendigen wassers M brunne ein vrsprung
des Ba2 7 vnt s'iohannes spricht Ba2 8 geiste. fehlt M 10 got geber / wessen M
got geborn werden Daz wir Nun alle kindergottes werden des helf vns die Hailig Dryfaltig
kait Amen Go (Schluß des Go-Textes) brün vrsprüng M brunne vnt ursprung Ba2 12 des
himmelschen vatter Ba2 dem fehlt M 13 geminter ] lieber M 14 bin', wan äne ]
bin in ime ist mir ein wolgeuallen Sunder Ba2 15 vrsprunget M 16 in ] sich Ba2 M
17 im ] sich Ba2 M selber in M 18 dc si selig Bas 19 und” fehlt Ba2 und?
fehlt M 21 schrijff M geschrift uerstat vnt vernimet Ba2 22 sin fehlt Ba2
schrijfft M

42
I Daz buoch der götlichen troestunge

geiste. Sant Péter sprichet, daz alle die heiligen liute hänt gesprochen in
dem geiste gotes. Sant Paulus sprichet: nieman enmac bekennen und wizzen,
waz si in dem menschen, dan der geist, der in dem menschen ist, und nieman
enmac wizzen, waz gotes geist und in gote ist, dan der geist, der gotes und
got ist. Dar umbe sprichet gar wol ein geschrift, ein glóse, daz nieman
enmac vernemen noch léren kan sant Pauli schrift, er en habe danne den geist,
in dem sant Paulus sprach und schreip!”. Und daz ist alles und alliu min
klage, daz grobe liute, die gotes geistes ledic sint und niht enhänt, näch irm
groben menschlichen sinne wellent urteilen, daz sie hoerent oder lesent in
der schrift, diu gesprochen und geschriben ist von dem und in dem heiligen 1()
geiste 46, und engedenkent niht, daz geschriben ist: daz unmügelich ist bi den
liuten, daz ist mügelich bi gote. Und ouch gemeinliche und natiurliche 47:
daz unmügelich ist der undern natüre, daz ist gewonlich und natiurlich der
obern natüre 48.
Dä von nü nemet!” doch noch, daz ich nü gesprochen hän, daz ein guot 15
mensche, gotes sun in gote geborn, minnet got durch in selben 50 und in im
selben, und vil ander wort, diu ich vor gesprochen hän. Baz ze vernemenne
só sol man wizzen, als ich ouch mé gesprochen hän, daz ein guot mensche,
von güete und in gote geborn, tritet in alle die eigenschaft götlicher natüre 15.
Nü ist ein eigenschaft an gote näch Salomón es worten, daz alliu dinc got 20
würket durch sich selben, daz ist, daz er niht üz im anesihet warumbe dan
durch sich selben; er minnet und würket alliu dinc durch sich selben. Dar
umbe, só der mensche minnet in selben und alliu dinc und würket alliu siniu
werk niht umbe lón, umbe ère oder umbe gemach dan durch got und gotes
ère aleine, daz ist ein zeichen, daz er gotes sun ist. 25
Noch vürbaz: got minnet durch sich selben und würket alliu dinc durch
sich selben, daz ist: er minnet durch minne, und er würket durch würken 15?;
15
wan äne zwivel: got enhaete sinen eingebornen sun in der éwicheit nie geborn,

1 f. 2 Petr. 1,21: sed Spiritu sancto inspirati, locuti sunt sancti Dei homines. 2 f. 1 Cor.
2,11: Quis enim hominum scit quae sunt hominis, nisi spiritus hominis, qui in ipso est?
11 f. Matth. 19,26: Apud homines hoc impossibile est: apud Deum autem omnia possibilia sunt.
20 f. Prov. 16,4: Universa propter semetipsum operatus est Dominus.
4 gotes geist und fehlt Ba2 geist, bis 5 Dar umbe ] geist gottes vnt got. Darvmb Bas
5 ist vnd dar vmb M schrijfft M einer gl. Ba2 6 Sant Paulus schribet Er habe M
7 schribet M alles und fehlt Ba2 (Homöoteleuton) 8 gotes bis sint] gtes (über g ist t
nachgetragen) geiste geiste sint Ba2 gaist M näch bis 9 wellent] noch iren groben
menschlichen sinne hine geleit vnt wellent Ba2 9 synne vnd wollent M 10 von bis 11 ist!
fehlt M (Homöoteleuton) 12 Und fehlt M 13 daz*] Dar M 15 nemet] minnent Ba2 M
noch, fehlt M 16 in*] sich Ba2 M und fehlt Ba2 17 selbe M Baz bis 18 als ] vnt Ba2
18 mé fehlt M 20 ein bis gote] nv ist dc gottes eigenschaft Ba2 21 würke Ba2 selbe M
im ] ime selben Ba2 warumbe dan] nit wann Ba2 22 er bis selben. fehlt M (Homöoteleuton)
23 in ] sich Ba2 M selbe M 24 umbe” fehlt M got und fehlt M (Zeilennwechsel,
Homöoteleuton) 25 aleine, fehlt M daz!] durch das M 26 vürbaz: ] me Bag
got der m. Ba2 27 er bis minne, ] dürch mynne mynnet er M und fehlt M 28 sunder Bag

43
Traktat 1: Liber „Benedictus“

enwaere geborn niht gebern. Dar umbe sprechent die heiligen, daz der sun
alsó éwicliche geborn ist, daz er doch äne underläz noch wirt geborn 158.
Ouch enhaete got die werlt nie geschaffen, ob geschaffen-wesen niht enwaere
geschaffen. Dar umbe: got hät alsó geschaffen die werlt, daz er sie noch äne
underläz schepfet. Allez, daz vergangen ist und waz zuokünftic ist, daz ist
gote vremde und verre”. Und dar umbe: swer von gote geborn ist gotes
sun, der minnet got durch in selben, daz ist: er minnet got durch minnen
got und würket alliu siniu werk durch würken 55. Got der enwirt minnennes
und würkennes niemer müede, und ouch im ist allez ein minne, daz er minnet.
10 Und dar umbe ist wär, daz got ist diu minne. Und dar umbe sprach ich dä
oben sº, daz der guote mensche wil und wölte alle zit liden durch got, niht
geliten hän: lidende hät er, daz er minnet. Er minnet liden durch got und
lidet durch got. Dar umbe und dar ane só ist er gotes sun, näch gote und in
got gebildet, der minnet durch sich selben, daz ist: er minnet durch minne,
15 würket durch würken; und dar umbe minnet got und würket äne underläz.
Und gotes würken ist sin natüre, sin wesen, sin leben, sin saelicheit. Alsó
waerliche: dem gotes sune, einem guoten menschen, sóvil er gotes sun ist,
durch got liden, durch got würken ist sin wesen, sin leben, sin würken, sin 29,1

saelicheit, wan alsó sprichet unser herre: saelic sint, die dä lident durch die
20 gerehticheit'157.
Noch spriche ich vürbaz ze dem dritten mäle, daz ein guot mensche, als
verre er guot ist, hät gotes eigenschaft niht aleine dar ane, daz er minnet
und würket allez, daz er minnet und würket, durch got, den er dä minnet
und durch den er würket, sunder er minnet und würket ouch durch sich
25 selben, der dä minnet; wan, daz er minnet, daz ist got-vater-ungeborn, der
dá minnet, ist got-sun-geborn. Nü ist der vater in dem sune und der sun in 10

dem vater. Vater und sun sint ein 58. Von dem, wie daz innigeste und daz
oberste der séle schepfet und nimet gotes sun und gotes-sun-werden in des

10 Ioh. 4,16: Deus charitas est: . . . 19 f. Matth. 5,10 sieh oben S. 39,19 f.

1 niht] nie Ba2 gebern. ] geboren Ba2 geborn M Dar umbe ] vnt d. Bas 2 noch ]
doch Ba2 fehlt M 3 die welt got M geschaffen wesenne nie weri Bas 4 got also
die welt hat g. Ba2 hat also geschaffen die welt M noch ] doch Ba2 M sunder Ba2
5 schaffet M 7 in ] sich Ba2 M 8 würken. ] werc Ba2 werck M Got der ] dur got
vnt der Ba2 9.ain mynnen vnd das M 10 hervmb” Bas Und” bis 11 oben, ] vnt als
ich ouch sprach do obnan Ba2 11 wille vnd M 12 liden hat Ba2 Er minnet fehlt
Ba2 (Homöoteleuton) 13 durch fehlt Ba2 Dar umbe ] vnt d. Bag vnt ouch dar an Ba,
14 selbe M 14 f. minne vnt würket Ba2 15 würken; ] werc Ba2 werck M 17 dem bis
er ] der gottes sun ein guot mensche so vil vnt er Ba2 einem ] ainen M 17 f. ist, durch
got] ist wil durch gotte Bas 18 würken vnt dc ist Ba2 19 wan ] vnt Ba2 21 Noch bis
daz] Fürbas zuo dem dritten male sprich ich dc Ba2 23 durch got bis 24 würket, fehlt M
(Homöoteleuton) 25 selbe M daz" fehlt M ungeborn, ] vnd / geborn M 26 ist
uatter jm sun vnd sun jm vatter M 27 ein. Von ] eine in dem heiligen geist Von Bas
28 nimet] mvnnet M vnt öch gottes Bas

44
I Daz buoch der götlichen troestunge

15 himelschen vaters schöze und herzen, daz suoche näch dem ende dis buoches,
dä ich schribe von dem edeln menschen, der üz vuor in ein verrez lant
nemen an sich ein riche und wider ze komenne'”. -

Ouch sol man aber wizzen, daz in der natüre indruk und invluz der
obersten natüre und der hoehsten ist einem ieglichen wünniclicher und lust
licher dan sin selbes eigen natüre und wesen. Daz wazzer vliuzet von siner
eigenen natüre niderwert ze tal, und ouch liget sin wesen dar ane. Doch von
indrucke und von invluzze des mänen in dem himel obenän só verzihet und
vergizzet ez siner eigenen natüre und vliuzet ze berge in die hoehe, und ist
25 im der üzvluz vil lihter dan der vluz niderwert 60. Dä bi sol der mensche 10
wizzen, ob im reht waere, daz im wünniclich ° und vroelich waere, sinen
natiurlichen willen ze läzenne und ze verzihenne und alzemäle üz ze gänne
in allem dem, daz got den menschen liden wil 6?. Und daz meinet näch einem
guoten sinne, daz unser herre sprach: 'swer wil komen ze mir, der sol sin
selbes üzgän und verzihen und sol sin criuze üfheben, daz ist: er solabelegen 15
und abetuon allez, daz criuze und leit ist. Wan sicher: swer sin selbes ver
zigen haete und waere ganze sin selbes üzgegangen, dem enmöhte niht criuze
wesen noch leit noch liden; ez waere im allez ein wunne, ein vröude, ein
herzeliep, und der kaeme und volgete waerliche gote. Wan, als got niht enmac
betrüeben noch leidic gemachen, als wénic möhte den menschen iht riuwic 20

oder leidic gemachen 16°. Und dar umbe: daz unser herre sprichet: swer wil
ze mir komen, der verzihe sin selbes und hebe üf sin criuze und volge mir,
daz enist niht aleine ein gebot, als man gemeinliche sprichet und waenet: ez

2 f. Luc. 19.12: Homo quidam nobilis abiit in regionem longinquam accipere sibi regnum,
et reverti. 14 f. Matth. 16,24: Si quis vult post me venire, abneget semetipsum, et tollat
crucem suam, et sequatur me. -

1 hercen vnt dc Ba2 dis bis 3 komenne'.] diser vorgesprochenen worten von dem
edelen menscen Ba2 4 aber fehlt Bas 4 f. intrucke vnt flusse der obren nature Bas
5 und der hoehsten fehlt Ba2 lustlicher vnt wunneclicher Ba2 6 Daz bis 9 ez] wan
das waszer von siner naturen fluszet zu dale vnd van jndruck des mayns vergiszet isz Tr,
6 f. von eigener n. Ba2 7 ouch fehlt M 8 von fehlt Ba2 obenan in dem himele Ba2
versihet M 9 und” bis 10 vil] vnd der flusze ist yme viel Tra 10 im fehlt Ba2 der
nyederflusz Tra niderwert. ] nieder M Dä] Vnt do Bas 11 wünniclich ] wissent
liche Ba2 wissenlich M und vroelich fehlt Tra 11 f. sinem natürlichem M 12 und
ze verzihenne ] vnt sieh sin selbes vercihen Ba2 zu male Tra usgan Ba2 vsz gan M
13 das got den über d. Zeile nachgetragen Tra den bis wil. ] dem menschen lidens ober sendt
ob vberhengen mach Tra den ] dem M meynte Tra 14 vnsze liebe here Tra
sprichet Ba2 wil] welle Ba2 zü mir kommen M 15 er bis 16 allez, ] er sal alles
dz (dz über d. Zeile) abe legen alles Tra 16 sicherlichen Tra selbes sich uerzigen Ba2
17 hatte M waere ] wer Bas ganze fehlt Trs niht ] keyn Tr2 18 wesen] sin Tre
leit bis ez ] leit lyden sin isz Tra ez] Mer es Ba2 allez fehlt Tr, eyn freude Eyn
wonne Tra froede vnt ein Ba2 19 und! fehlt Tre 19 f. betrüben mag M
20 liedelich Tra 20 f. liedellich vnd ruwig g. Tr, 21 dar umbe: fehlt Tra sprach M
22 uercihe sich s. Ba2 23 man wenet oder gemeinlichen sprichet Bas ez] wan isz Tra

45
Traktat 1: Liber „Benedictus“

ist ein gelübede und ein götlichiu lère, wie dem menschen allez sin liden,
alliu siniu werk, allez sin leben wünniclich und vroelich wirt, und ist ein lón
mé dan ein gebot!”. Wan der mensche, der sógetän ist, hät allez, daz er wil,
und enwil niht übels, und daz ist saelicheit. Dar umbe sprichet aber unser
herre wol: saelic sint, die dä lident durch die gerehticheit'.
Ouch, daz unser herre, der sun, sprichet: verzihe sin selbes und hebe üf 10

sin criuze und kome ze mir, daz meinet: werde sun, als ich sun bin, geborn
got, und daz selbe ein 185, daz ich bin, daz ich schepfe inwesende, inneblibende
in des vaters schöze und herzen. Vater, sprichet ouch der sun, ich wil, daz, 15

10 der mir volget, der ze mir kumet, daz der si, dä ich bin. Nieman enkumet
eigenliche ze dem sune, als er sun ist, dan der sun wirt, und nieman enist,
dä der sun ist, der in des vaters schöze und herzen ist ein in einem, dan der
Sun ist 166.
'Ich', sprichet der vater, 'sol sie leiten in ein einoede und dä sprechen ze
15 irm herzen'. Herze ze herzen, ein in einem minnet got. Allez, daz dem 67
vremde und verre ist, daz hazzet got. Ze ein locket und ziuhet got. Ein suo
chent alle créatüren, joch die nidersten créatüren suochent ein, und daz ein
bevindent die obersten; gezogen über natüre und überbildet suochent sie 168
ein in einem, ein in im selben. Dar umbe vil lihte sprichet der sun: in der

9f. Ioh. 12,26: Si quis mihi ministrat, me sequatur: et ubi sum ego, illic et minister meus
erit. 14 f. Os. 2,14: . . . et ducam eam (scil. Israel, matrem vestram = 2,2) in solitudinem et
loquar ad cor eius.
1 gelübede] geloube Bas gloube M globde Tr, wie dc dem Ba2 allez bis 2 wünnic
lich ] alle sine wercke alle sine leben vnd liden wonneclich Tr, 2 allez] vnt Ba2 und” bis
3 dan ] daz ist mee eyn loyn dan Trs 3 dan] wann M der also gedayn Tra 4 vnd
er in wil in vbels das ist Tra ist ouch s. Ba2 4 f. darumb wol vnser herre sprichet
selig Ba2 4 aber bis 5 wol:] xps Tra 5 saelic ] Etliche Tr, sint die die do M
dä fehlt Tr2 durch ] vmb Tr2 6 Vnt ouch Bag herre sprichet der sune uercihe
sich (sich fehlt M) sin (sin in Bag vor der Zeile auf d. Rand) Ba2 M hebe ] habe Ba2 lebe M
üf fehlt M 7 meinet: ] ist Tra meinet dc er werde Ba2 werde ] wer M SOI) E

von gnaden als Tra bin son M sun*] son über d. Zeile nachgetr. Tr2 8 und ] jn M
ist Ba2 ein, ] eyn bilde Tr, daz ich bin, fehlt Tr2 (Homöoteleuton) schöpphene M
scheppende Trº inwesende, inwesène Ba2 jn weszene M in / wesende Tra inne pli
bende Ba2 jnblibende M. in blibende Tra 9 hercze vnd schosz M Vater bis sun, ] ouch
sprichet der sune vatter Ba2 sprach Tra 10 der si] der da sie Tra 11 dan bis 12 ist,
fehlt Tr2 (Homöoteleuton) 12 dä der ] der do Ba2 der da M der in ] der fehlt M
schoisz ist vnd Tre dan ] da Ba2 do M 14 sprich M sprechen Tra leiten ] füren Bas
15 einem ] ain M Allez bis 16 got.” ] alle froemdi vnt verri hasset got Ba2 al den fremden
vnd ferren den hasset got M 15 Allez, ] vnd alles Trs 16 und verre fehlt Tr2 ze ein
l. Ba2 zü aim l. M zu yme l. Trº und ziuhet fehlt Tr2 M Ein s. ] yne s. Tre 17 joch ]
doch M Tr2 öch Ba2 suchen über d. Zeile nachgetr. Tra und daz ein ] dc dc Ba2 das
vnd das M 18 bevindent ] befinden befunden M gezogen ] vnt gezogen werden Bag
überbildet ] vber bilde Tra sie fehlt Ba2 M Tr2 19 in einem fehlt Ba2 einem, ein ]
eyme vnd eyn Trs im ] sich Bas Tr2 selbe M selber Tra Dar umbe bis sun:] dar
vmb wil ich sprechen das der sone Tra sun: bis 47,1 vater, ] sune ih'c xpc in der gotheit
(f. 1?ra) vatter Ba2

46
I Daz buoch der götlichen troestunge

gotheit sune in dem vater °, dä ich bin, dä sol wesen, der mir dienet, der
mir volget, der ze mir kumet.
Noch ist aber ein ander tröst. Man sol wizzen, daz aller natüre unmügelich
ist, daz si iht breche, verderbe oder ouch rüere, in dem si niht enmeine ein
bezzer guot dem selben, daz si rüeret. Ir engenüeget niht, daz si ein glich
guot mache; si wil alles ein bezzerz machen, als wie 70? Ein wiser arzät der
enberüeret niemer den siechen vinger des menschen, daz er dem menschen
wé tuo, ob er niht den vinger selben oder den menschen alzemäle bezzer
machen und im lieber tuon enmöhte. Mac er den menschen und ouch den
vinger bezzern, daz tuot er; enist des niht, er snidet den vinger abe, daz er 10
31,1 den menschen bezzer. Und daz ist vil bezzer, den vinger verliesen aleine und
den menschen behalten, dan beidiu vinger und mensche verderbe 17. Waeger
ist ein schade dan zwêne, sunderliche, dä der eine ungliche groezer waere dan
der ander. Ouch sol man wizzen, daz der vinger und diu hant und ein ieglich
gelit natiurliche den menschen, des ez ein gelit ist, vil lieber hät dan sich 15
selben und sich gerne und unbedäht vroeliche gibet in die nöt und in den
schaden vür den menschen. Ich spriche sicherliche und in der wärheit, daz
10 diz gelit sich selben alzemäle nihtes niht enminnet dan durch daz und in dem,
des ez ein gelit ist 172. Dar umbe waere vil billich 178, und natiurliche waere
uns reht, daz wir uns selben nihtes niht enminneten dan durch got und in 20

gote. Und waere daz alsó, só waere uns allez daz liht und wunne, daz got von
uns und in uns wölte, sunderliche, só wir gewis waeren, daz got ungliche
minner mac geliden neheinen gebresten noch schaden, ob er niht ein vil

1 f. sieh oben S. 46,9f.


1 wesen, ] sin Ba2 die mir dienent Tra 2 der ] vnd Tr2 3 troste dc man Ba2
4 iht ] ich M fehlt Bas Tr2 breche, 1 brechen Trs cerbrechte oder Bas oder ] vnt Ba2
rüere, ] enrüre Ba2 mere Tr, enmeine ] in meynte Tr2 5 bessers guote Bas dem ]
in dem Ba2 M benüget Bag 6 guot fehlt Ba2 (Zeilennwechsel) alles ] als M
machen, fehlt Ba2 M (in beiden Zeilenroechsel) als wie? fehlt Ba2 der fehlt M 7 daz]
vmb dc Ba2 menschen” fehlt Tra 8 tuo, ] doin Trs tet M niht] nit über d. Zeile Tr2
selber M Tra oder ] vnt Ba2 8 f. bezzer machen ] beszeren in mag Tra 9 macheti Ba2
und” bis enmöhte. fehlt Tr2 (Homöoteleuton) er denne den Bas dem m. M 10 ge
besseren Ba2 das doit auf d. Rand p. and. Hd. nachgetr. Trs er; enist] er geren vnt
ist Ba2 abe, ] aber M 11 dem m. M Und daz] isz Tra 12 beidü der vinder (!)
vnd der m. Ba2 vinger bis verderbe. ] menschen vnd vinger verlieszen Tra 12 f. Waeger
ist ] Js ist vil beszer Tr2 13 zwene vnt sunderbare do Ba2 ungliche groezer ] vil mer
Ba2 ungliche fehlt M 14 Vnt ouch Ba2 14 f. ieglich natürliches gelit dem menschen (den
menschen bis gelit fehlt M, Homöoteleuton) Ba2 M 15 gelit") gleit Tra den ] dem Ba2 Tra
des bis vil ] das it isz vil Trs hät] ist vnd hat M dan sich ] denne es sich Ba2 16 selber
M Tra sich ] sich selber Tre gerne und fehlt Trs vnbedaicht vnd fr. Trº 17 uOr
dem menschen M und ] dc Ba2 M 18 selbe M selber Tr, zu male Tra alzumale hinter en
minnet M nihtes fehlt Trs 19 des ] das M Tr2 fehlt Ba2 billicher M natürlicher M
20 selbe M selber Tr2 nit in meynten Tra 21 das alles M vnt ein w. Ba2
daz got] was g. Tra 22 só] als Tr2 wir wissent vnt gewiss Bas 23 enheinen
Ba2 kain M. Trº gebrech Tra 23 f. nit vil ain gr. M 23 ein vil ] in / fulte Tr,

47
Traktat 1: Liber „Benedictus“

groezer gemach dar inne wiste und meinte 174. Waerliche, der des gote niht
getrüwete, daz ist alzemäle billich, daz er liden und leit habe.
Noch ist ein ander tröst. Sant Paulus sprichet, daz got kestiget alle, die
er ze sünen nimet und enpfaehet. Ez gehoeret dar zuo, sol man sun sin, daz
man lide. Wan gotes sun in der gotheit und in der éwicheit niht liden en
mohte, dar umbe sante in der himelsche vater in die zit, daz er mensche
würde und liden möhte. Wiltü danne gotes sun wesen und enwilt doch niht
liden, só häst dü gar unreht. In der wisheit buoche stät geschriben, daz
got prüevet und versuochet, wer gereht si, als man ein golt prüevet und
10 versuochet und brennet in einem eitoven. Ez ist ein zeichen, daz der künic
oder ein vürste einem ritter wol getrüwet, só er in sendet in den strit. Ich
hän gesehen einen herren, der etwanne, só er häte einen ze gesinde enpfangen,
daz er den sante üz bi naht und reit in danne selber ane und vaht mit im.
Und ez geschach eines, daz er vil nähe getoetet wart von einem, den er alsó
15 versuochen wolte; und den kneht häte er dar nächvil lieber dan vor 175.
Man liset, daz sant Antónius in der wüeste sunderliche eines mäles groez
liche in lidenne was von den boesen geisten, und dó er überwunden häte sin
leit, dó erschein im ouch üzerliche unser herre vroeliche. Dó sprach der heilige 32,1

man: ach, lieber herre, wä waere dü iezent, dó ich in só grózer nöt was? Dó
20 sprach unser herre: ich was alhie, als ich nü bin. Ich wolte aber und mich

3 f. Vgl. Hebr. 12,6:flagellat autem omnem filium, quem recipit. 8 ff. Vgl. Sap. 3,5/6
quoniam Deus tentavit eos, et invenit illos dignos se. Tamquam aurum in fornace probavit
illos . . .

1 des ] das M des bis 2 daz* ] des nit getruwet gode das Tra 2 truwet M alzemäle
zumale Tra fehlt M alzemäle billich, ) alcebillichen Ba2 er ] der Tra liden und]
leit] leit vnt vngemach Bag hat Tra 3 ander tröst. ] anders Tra 3 f. got alle die
kestiget die er Ba2 4 sünen ] süne Bas sonne M behoeret Ba2 horet M sol bis sin, ]
das man sun sij M der sune si Ba2 5 man ] der ouch Ba2 in der ewikeit in der got
heit nit Ba2 M 6 der über d. Zeile Tr2 7 wesen] sin von gnaden Tra und” bis
8 liden, ] vnd in lyden nit Tra 8 gar ] zu male Tre In ] An Bas In dem buche
der wyszheit ist g. Tra wisheit] warhait M beschriben Bas 9 were da g. Trº
ein fehlt Ba2 prüevet bis 10 eitoven. ] prubet in dem fure Trs 9f. und versuochet fehlt
Ba2 (Homöoteleuton) 10 verbrennet M eitoven. ] offen M 11 oder ] vnd Tre
furte (!) Tra só] als Tra an den vorstritte Ba2 Ich bis 13 ane] Js was eyn here
als der yemans hatte zu gesinde intpangen so sante er yn bij der nacht inweg vnd reyt dan
selber yn an Tr2 12 husgesinde Ba2 13 den ] dann M fehlt Ba2 üz fehlt M
danne fehlt M 14 vnd geschach yme eins Tra ez fehlt M beschach Bag vil]
bi Ba2 getod M wart ] was Tra 15 und fehlt Tr, vil bis vor. ] liep vnt wert
Ba2 vil lieb Tra 16 Man bis 17 geisten, man leset von sante Anthonius eyn sunderliche
dait in der wustenyen das er eyns in groszem lyden was von dë bosen geiste Tr, 16 wüste
nunge M eines mäles ] einest Ba2 17 und fehlt Tr2 17 f. er sin leit hait ober
wonden Tra 18 ouch vnser herre vsserlichen vnt froelichen Ba2 üzerliche ] werlichen
Tra Dó ] vnd da Tr2 19 lieber fehlt Ba2 Tr, waere ] werd Bag dó bis was?
fehlt M (Homöoteleuton) 20 alhie] hie Tr, alhie bij dir M nü] ytzunt Tr, Aber
ich wolt vnt Ba2 aber fehlt Tre

48
I Daz buoch der götlichen troestunge

luste ze schouwenne, wie vrom dü waerest 178. Ein silber oder ein golt ist wol
reine; doch, só man dar üz wil machen ein vaz, dar üz der künic trinken
sol, só brennet man daz sunderliche mé dan ein anderz. Dar umbe ist von
den aposteln geschriben, daz sie sich vröuweten, daz sie des wirdic waeren,
smächeit durch got ze lidenne.
10
Gotes sun von natüre wolte von gnäden mensche werden, daz er durch
dich liden möhte, und dü wilt gotes sun werden und niht mensche, daz dü
niht enmügest noch endürfest liden durch got noch durch dich selben.
Ouch, wölte der mensche wizzen und gedenken, wie gróze vröude in der
wärheit got selbe näch siner wise und alle engel und alle, die got wizzent 10
und minnent, hänt in gedult des menschen, só er durch got lidet leit und
schaden, waerliche, er solte sich durch daz aleine billiche troesten 177. Ein
mensche gibet doch singuot und lidet ungemach, daz er sinen vriunt ervröu
wen müge und im eine liebe bewisen.
Ouch sol man aber gedenken: haete ein mensche einen vriunt, der durch 15
sin willen in lidenne waere und in leide und in ungemache, sicherliche, ez
waere gar billich, daz er bi im waere und in tröste mit sin selbes gegenwer
ticheit und mit tröste, den er im getuon möhte 178. Dä von sprichet unser
herre von einem guoten menschen in dem salter, daz er mit im ist in dem
lidenne. Bi dem worte mac man nemen siben lère und sibenerleie tröste. 20
Ze dem êrsten, daz sant Augustinus 17° sprichet, daz gedult in lidenne
durch got ist bezzer, tiurer und hoeher und edeler dan allez, daz man dem

4f. Apost. 5,41: Et illiquidem ibant gaudentes a conspectu concilii, quoniam digni habiti
sunt pro nomine Iesu contumeliam pati. 19 f. Ps. 33,19: Iuxta est Dominus iis, qui tribulato
sunt corde: . . .
1 fromme dc du Ba2 Ein fehlt Ba2 oder ein ] vnt Ba2 oder fehlt Tr2
2 só] als Trs man wilt eyn vasz dar vsz machen da der konnyng vsz drincken Tra
dar*] das M 3 daz] isz Tra sunderliche ] fürbaser Bas 4 des fehlt Ba2 M
5 uersmecht vnt vngemach celidenne dur gotte Bas 6 ABER gottes Bas 7 möhte,
fehlt M werden und ] werden das er durch lide vnd (Wiederholung durch Zurückgleiten) M
werden ] sin Tra 8 nit in durffest liden noch in mogest durch Tra durch sich selbes M
selber Tr2 9 bedencken vnd wisszen Tra wie so gr. Ba2 9 f. in der wärheit fehlt
Tr2 10 selben Ba2 selber Tra näch siner wise fehlt Tra 11 só] als Tra got
fehlt Tr, lidet leit] lyet lide (dahinter ein Buchstabe radiert) Tr, 11 f. und schaden,
vnt vngemach vnt schaden Ba2 12 durch bis troesten. ] dar vmb bilchen getroisten Tra
13 und oder Bas daz ] vmb dc Ba2 sin fründe Ba2 13 f. erfrauwe moge Tra
14 möchte M im fehlt M eine ] ein Ba2 M fehlt Tra 15 Ouch bis gedenken: ] Noch
me sol man gedenken Ba2 aber fehlt Tra dencken M bedencken Tra haete ] vnt
hetti Ba2 hait Tra 16 sinen M sin willen ] yn Tra und” fehlt Ba2 in leide
und fehlt M (Homöoteleuton) ez bis 17 billich, so were isz billiche Tra 17 vnd troiste
yn mit Tra sins Tr2 intgheynwerticheit Trs 18 den er im ] dem er in Bag
19 in dem salter hinter herre Bas daz] das das M mit in Ba2 M 20 dem fehlt Tra
den worten M sibenerleie fehlt Ba2 21 daz*] dc dü Bas fehlt Trs 22 durch bis
bezzer, besser ist durch got Tra tiurer und dürerer vnd M fehlt Bas duer vnd Tra
hoeher und fehlt Tra daz] dc dc Ba2

4 Eckhart D 5 49
Traktat 1: Liber „Benedictus“

menschen wider sinen willen genemen mac; daz ist allez üzerlich guot. Weiz
got, man envindet nieman, der dise werlt minnet, sórichen, der niht willic
liche und gerne enwölte liden grözen smerzen und lite ouch vil lange, daz
er dar näch möhte gewaltiger herre sin aller dirre werlt.
Ze dem andern mäle ennime ich niht aleine bi dem worte, daz got spri
chet, daz er ist mit dem menschen in sinem lidenne, sunder ich nime ez üz
und in dem worte und spriche alsó 89: ist got mit mir in lidenne, waz wil
ich danne mé, waz wil ich danne anders? Ich enwil doch niht anders, ich
enwil niht mé dan got, ob mir reht ist”. Ez sprichet sant Augustinus”:
10 »der ist gar gitic und unwise, dem niht engenüeget an gote«, und sprichet
anderswå: »wie mac dem menschen genüegen an gotes gäben üzerliche oder
innerliche, só im niht engenüeget an gote selben?« Dar umbe sprichet er
aber anderswä18°: herre, wisest dü uns von dir, só gip uns einen andern dich,
wan wir enwellen niht wan dich. Dar umbe sprichet daz buoch der wis
15 heit: mit gote, der éwigen wisheit, sint mir komen zemäle mit einander 10

alliu guot. Daz meinet näch einem sinne, daz niht guot enist noch enmac
guot gesin, waz kumet äne got, und allez, daz kumet mit gote, daz ist guot
und dá von aleine guot, daz ez mit gote kumet. Ich wil gotes geswigen.
Benaeme man allen créatüren aller dirre werlt daz wesen, daz got gibet, só 15

20 bliben sie blóz niht, ungenaeme, unwert und hezzeclich. Vil anders edels
sinnes hät daz wort inne, wie allez guot mit gote kumet, daz nü ze lange
würde ze sprechenne 18*.

14 ff. Sap. 7,11: Venerunt autem mihi bona pariter cum illa, . . .
1 benemen Bag moichte Tra alle Tra usserliches Ba2 2 só richen hinter
nieman Ba2 minnet, fehlt M riche M Tr2 2 f. wonneclichen Tra 3 lite ] liet
Ba2 lait M leyit Tra ouch fehlt M 4 möhte ] sulde eyn Tra sin] werden Tra
5 ennime ] jnmeynen Tra 5 f. sprach M 6 mit ] bij Tra sinem fehlt Ba2 ich bis
7 in*] ich meynen vsz (dahinter 3 Buchstaben radiert) vnd in Trs 6 f. üz und fehlt Baa
7 jn dem liden M 8 waz bis anders? fehlt Tr2 (Homöoteleuton!) waz bis danne*] vnt Ba2
9 mé ] nie M ist. ] sij M Ez bis Augustinus: ] Santus augustinus spricht Tra 10 gar ]
zumail Tr2 girich Tra vnd gar vnwise M dem ] den Ba2 benüget Bas 10 f. und
sprichet anderswä: fehlt Ba2 10 sprichet ] sucht Tr, 11 dem ] dë Bas menschen
fehlt Tr, benügen Ba2 gabe M oder ] ob ouch Tra 12 só bis selben?« ] dem an
gode selber nit ingenoiget Trs so in nit benüget Bas selbe M 13 aber fehlt Ba2 M
dir ] dich M ein Ba2 14 sprichet bis wisheit: ] stet geschriben in der wisheit büche Ba2
15 der éwigen wisheit, fehlt Trs mir ] wir M sint bis 16 guot. ] komt alle gut Tr2
15 alzümale M 16 alliu guot. ] alles guot Ba2 vnd glich gut kommen vnd geberntlich
komment alle güte vnd alles güt M Daz meinet] das nemen ich Tra guot enist] ist
güt M 16 f. gut in mach g. Tr2 17 waz.] als das Tra sonder Tra got, ] guot (u
durch Unterpunktieren getilgt) Ba2 das mit gode kompt das Tra 18 dä von ] dan abe Tra
daz ez] wan es Ba2 19 Benaeme bis 20 hezzeclich. ] benemen alle creaturen aller dieszer
werelt vnd allen dingen ir naturliche wesen sie bleben vngeneme vnd vnwert vnd heszlich Tra
19 Benaeme ] vnt benime Ba2 aller ] vnt a. Ba2 dirre ] ds Bas daz!] diss M
20 Wil bis 22 sprechenne. fehlt Tra 20 Vil] vnt vil Ba2 21 inne, fehlt M (Seitennoechsel)
kumet mit got Ba2 ze fehlt M

50
I Daz buoch der götlichen troestunge

Ez sprichet unser herre: ich bin mit dem menschen in lidenne. Darüf
sprichet sant Bernhart 85: herre, bist dü mit uns in lidenne, só gip mir
liden alle zit, umbe daz dü alle zit bi mir sist, daz ich dich alle zit habe 186.
Ze dem dritten mäle spriche ich: daz got mit uns ist in lidenne, daz ist,
daz er mit uns lidet selbe. Waerliche, der die wärheit bekennet, der weiz, daz
ich wär spriche. Got der lidet mit dem menschen, jà, er lidet nächsiner wise
é und ungliche mé dan der dä lidet, der durch in lidet. Nü spriche ich: wil
danne got selber liden, só sol ich gar billiche liden, wan, ist mir reht, só wil
ich, daz got wil. Ich bite alle tage, und got heizet mich biten: "herre, din
wille gewerde, und doch, só got wil liden, só wil ich von lidenne klagen; 10
dem ist gar unreht s7. Ouch spriche ich sicherliche, daz got só gerne mit uns
und durch uns lidet, só wir aleine durch got liden, daz er lidet sunder liden.
Liden ist im só wünniclich, daz liden enist im niht liden *. Und dar umbe,
waere uns reht, só enwaere ouch uns liden niht liden: ez waere uns wunne
und tröst. 15

Ze dem vierden mäle spriche ich, daz vriundes mitliden minnert natiur
liche diz liden. Mac mich danne troesten eines menschen liden, daz ez mit mir
hät, só sol mich vil mé troesten gotes mitliden.
Ze dem vünften mäle: solte und wölte ich liden mit einem menschen, den
ich minnete und der mich minnete, só sol ich gerne und gar billiche mit gote
liden, der dä mit mir lidet und durch mich lidet von minne, die er ze mir
hät.

1 Ps. 90,15: cum ipso sum in tribulatione: . . .


1 Ez bis ich ] jch sprichet vnser herre jch M vnser here spricht Tra in syme lyden Trs
Dar bis 2 Bernhart: ] Sant Bernhart sprichet M 1 Darüf] Darvmb Ba2 2 f. mir celi
denne Ba2 3 liden bis dü] alczijt lyden das du Tr2 umbe fehlt Tra daz dü] das
daz dü M bi mir vnt mit mir siest Ba2 das ich alle zijt habe dich M. dc ich alle cit
dich haben müge Ba2 daz” bis 4 Ze ] vnd ich dich habe allezyt auch spricht santus paulus
alle die da mildeclichen wollent lyden in xpo ihü die sullent anvechtunge lyden Zü Tr2 4 ist
mit vns M 5 selber vor mit Tra selben Ba2 Waerliche, vnd warlich M der
wer Tra die fehlt Ba2 kennet Tr2 weisz. wol das Tra 6 got lidet Tra mit bis
lidet” fehlt M Tr2 (Homöoteleuton) jà bis 7 dan ] ia vnglich me nach siner wise denne Bag
6 näch siner wise fehlt Tr, 7 dä fehlt Trs der anders durch M spriche ich: ] spriché
(ë nachgetragen) Tra wil bis 8 só" ] die wile das got lidet so Tra 8 selben Ba2 gar
fehlt Tr2 billicher Tra 9 hieschet Tr2 10 werde Ba2 só*] als Tr2 liden, ]
das ich lide Tr2 11 dem ] vnt dem Ba2 das Trs gar unreht. ] nit gerecht Tra sicher
liche, fehlt Tr2 12 uns über d. Zeile nachgetr. Tro só] als Trs sunder Jane M
13 liden yme nit liden in ist Tr2 im* fehlt M Und fehlt Tr2 14 vns ouch M ouch
fehlt Tr2 vns ein w. Ba2 14 f. troist vnd wonne Tr2 16 Aber zuo Bag spriche
ich, fehlt Tr2 daz ] des M frunde Tr2 17 diz fehlt Tr2 getroesten Ba2 liden, ]
mit lyden Tra daz bis 18 hät, fehlt Tr2 18 só bis mitliden. ] so sal ich billichen sin getroist
das got mit mir lyde (dahinter n radiert) Trº 19 Ze] zum Tr2 male spriche ich vnt
woelte ich denne lidenne mit Ba2 ich mitlyden mit Tr2 den bis 20 só] der mich mynde
vnd den ich mynde so Tr2 19 den ] daz M 20 minnete! ) minne Ba2 und bis minnete,
fehlt M (Homöoteleuton !) minnete*] minnet Ba2 sol ouch ich Ba2 gerne bis billiche ]
bilher vnd lieber Tr, 21 dä fehlt Trs mit mir fehlt Ba2 M lidet! fehlt Tr2 minne, ] liebe M

4* 51
Traktat 1: Liber „Benedictus“

Ze dem sehsten mäle spriche ich: ist, daz got vor lidet, é dan ich lide,
und lide ich durch got, waerliche, só wirt mir lihte tröst und vröude allez 10

min liden, swie gróz daz ist und manicvalt. Ez ist natiurliche wär: só der
mensche tuot ein werk durch ein anderz, só ist daz, durch daz er ez tuot,
naeher sinem herzen, und daz er tuot, ist verrer von sinem herzen und en
rüeret daz herze niemer dan durch daz, dar umbe und durch daz er ez tuot 189. 15

Der dä büwet und houwet daz holz und bicket den stein dar umbe und durch
daz, daz er ein hüs mache wider hitze des sumers und wider vrost des win
ters, des herze ist ze dem èrsten und alzemäle daz hüs und enhouwete niemer
10 den stein, noch entaete die arbeit dan durch daz hüs 190. Nü sehen wir wol,
só der sieche mensche trinket den süezen win, só dünket in und sprichet,
daz er bitter si, und ist wär, wan der win verliuset alle sine süezicheit in
der bitterkeit der zungen üzerliche, é dan der win kome inwendic, dä diu
sèle bekennet und urteilet den gesmak 9. Alsó ist, und ungliche mé und
15 waerlicher, só der mensche würket alliu siniu werk durch got, só ist dä got
daz mittel und daz naeheste der sèle, und enmac niht die sèle und daz herze
des menschen rüeren, daz niht enverliese durch got und durch gotes süezicheit
und enmüeze von nót verliesen sin bitterkeit und lüter süeze werden, é dan
ez des menschen herze iemer müge rüeren 19?.
20 Ouch ist daz ein ander zeichen und glichnisse: die meister sprechent,
daz under dem himel ist viures vil al umbe und umbe, und dar umbe enmac
kein regen noch wint noch allerleie stürme noch ungewitter von unden dem
himel só nähe komen, daz in joch iht rüeren müge; ez wirt allez verbrant
und verderbet von des viures hitze, é dan ez an den himel kome. Alsó spriche
ich: allez, daz man lidet und würket durch got, dazwirt allez süeze in gotes

1 Ze bis ich: ] Noch sprich ich zuo dem sechsten male Ba2 mäle fehlt M spriche
ich : fehlt Tr, jst es das M é ] ye M 2 lihte ] liecht M licht ein trost Ba2
lihte bis 3 swie] licht vnd wunne alle myn lyden vnd vntroist wie Trs 3 gros vnt manig
faltig dc ist Es Bas das er ist vnd wie manich valt Tra war natürliche so Bag só ]
als Trs 4 durch ein anderz, fehlt Tra ein andern Ba2 aynen andern M durch daz]
dur den Ba2 durch den M ez] dc Ba2 5 naeher bis verrer ] syme hertzen naer danyme
das werd ist das er duit (duit über d. Zeile nachgetr.) das ist verre Tra 6 niemer ] mynner
Tr2 durch daz, ] durch den Ba2 mittels den M ez] das Tr2 7 Der bis 19 rüeren.
fehlt Tr, 7 büwet bis stein] buwet hoüwet vnd das hülcz bicket vnd den stain M bicket
fehlt Ba2 8 daz er ] daz fehlt Ba2 wider" für die Ba2 9 ze dem ] zum M gehouwet
Ba2 14 urteilet ] brüfet Ba2 smak Ba2 14 f. ist vngeliche me vnt werliche so Ba2
15 alle sin werck M 16 mittail M 17 verlieszen M 18 und enmüeze bis bitterkeit
fehlt M (abgeglitten) 19 müge bewegen noch berüren Bag 20 Ouch bis glichnisse:
fehlt Ba2 daz fehlt Tro vnd eyn g. Tr2 21 ist ] si Ba2 füre Ba2 fuer Tr2
vil fehlt Tra und umbe, und dar umbe ] vber alle dar vmb Tra 22 kein ] noch Tra
allerleie fehlt Trs sturm Ba2 noch" bis 23 ez] noch keyne vngeweider dar an von
vnden nychtz komen js Tre 22 noch*] vnt Ba2 22 f. uon vnden uon ussen dem h. M
23 joch iht ] ouch nit Ba2 ouch M 24 und verderbet fehlt Tr2 von hitze des fürs Ba2
an ] jn M 25 ich auch alles Tr, man durch got lydet vnd wircket Tra süeze bis
53,1 é ] susze vnd wonneclich ehe Tr2

52
I Daz buoch der götlichen troestunge

süezicheit, é dan ez ze des menschen herzen kome, der durch got würkei und
lidet. Wan daz meinet daz wort, daz man sprichet durch got', wan ez enkumet
an daz herze niemer dan durch gotes süezicheit vliezende, in der ez verliuset
sine bitterkeit. Ouch wirt ez verbrant von dem hitzigen viure der götlichen
minne, diu des guoten menschen herze al umbe in ir beslozzen hät!”.
Nü mac man offenbärliche bekennen, wie billiche und in vil 194 wise ein
guot mensche allenthalben getroestet wirt in lidenne, an leide und würkenne.
Ein wise ist, ob er lidet und würket durch got; ein ander wise, ob er ist in
götlicher minne. Ouch mac der mensche bekennen und wizzen, ob er alliu
siniu werk durch got würket und ob er si in gotes minne; wan sicherliche, 1()
swä sich der mensche leidic und sunder tröst vindet, alsó verre enwas sin
werk niht durch got aleine, sich ! und alsó verre enist er niht alles in götlicher
15
minne. Ein viur, sprichet künic Dà vit, kumet mit gote und vor gote, daz
brennet al umbe und umbe allez, daz got wider im vindet und im unglich
ist, daz ist leit, untröst, unvride und bitterkeit. 15
Noch ist daz sibende in dem worte, daz got mit uns ist in lidenne und
mitlidet mit uns: daz uns krefticliche sol troesten gotes eigenschaft dä von,
daz er daz lüter ein ist sunder alle zuovallende menge underscheides, joch
in gedanken; daz allez, daz in im ist, got selbe ist 195. Und, wan daz wär ist,
só spriche ich: allez, daz der guote mensche lidet durch got, daz lidet er in

13 f. Vgl. Ps. 96,3: Ignis ante ipsum praecedit, et inflammabit in circuitu inimicos eius.

1 der bis 2 Wan fehlt Tr, 1 got alleine w. Bas 2 meynte Tr2 3 vliezende, bis
4 bitterkeit. fehlt Ba2 M (abgeglitten ?) 4 Ouch bis verbrant ] wann es ouch wirt uerbrant
Bas von bis 5 des ] in dem heiszen fure gotlicher mynnen das des Tra 5f. hertze in
sich besloszen hait alvmb vnd vmb Nu Tra 5 ir ] sich Ba2 M Trs het Ba2 hant M
6 offenliche Ba2 vffenbair Tra kennen Tra in vil Ba2 M] welcherley Tr2 7 mensche an
allenthalbe Tr2 in ] an M Tra an bis 8 ob' ) vnd an leyde vnd eyn gewisse wercken
der ist obe Tr2 7 würckende M. Ba2 8 wise, ob ] wise ist obe Tr2 9 Auch so
mag Tr? mac] sol über d. Zeile nachgetr. Ba2 und wizzen, fehlt Tr2 ob bis 10 wan]
ob er sij in gotlicher mynnen obe er alle sine wercke durch got wircket want Tr, 9 f. alle
sin werck M 10 und ob bis minne, fehlt Ba2 11 sich hinter tróst Ba2 M und fehlt Ba2 M
sunder ] an M 11 f. sin wercke durch got alleyne nit Trs 12 sich! fehlt Tr2 alles
fehlt Ba2 13 Ein bis kumet ] Es sprichet künig David ein für kumet Ba2 Ein bis 15 ist, ]
Eyn ding spricht konyng dauit isz kompt eyn fuer das verbornet alle dinck vmb (vmb über d.
Zeile nachgetr.) vnd vmb alles das gode vnd vor gode vyent vnd weder vnd wieder vnd vn
glich ist Tra 14 im*] jn M im” fehlt M 15 leit bis und ] lait wüste froude vnd M
vn.vride fehlt Ba2 unvride und bitterkeit. ] bitterheit vnd vnfrede Tra 16 Noch bis
worte, ] Noch han ich das siebende wort Tr, got über d. Zeile nachgetr. Trº jn me
lyden Tr2 16 f. vnd mit vns lidet das M 17 mitlide Tra mit uns: fehlt Tra uns* ]
vns ouch Ba2 troisten sal Tra dä bis 18 er ] dan abe er Trs 18 sunder bis under
scheides, Jane allefalten menge vnderschaitens M sonder alle valsche meynunge vnd vnder
schetz Tra mengi vnderscheides Ba2 joch ] ouch Ba2 M joch bis 19 wan ] auch sal
eyns gedencken ist das alles das in yme ist got selber want Tra 19 gedencken ist Das
alles M selben Ba2

53
Traktat 1: Liber „Benedictus“

gote, und got ist mit im lidende in sinem lidenne. Ist min liden in gote und
mitlidet got, wie mac mir danne liden leit gesin, só liden leit verliuset und
min leit in gote ist und min leit got ist”? Waerliche, als got wärheit ist und
swä ich wärheit vinde, dà vinde ich minen got, die wärheit: alsó ouch, noch
minner noch mé, só ich vinde lüter liden durch got und in gote, dä vinde ich
got min liden. Swer daz niht enbekennet, der klage sine blintheit, niht mich
noch die götliche wärheit und minnicliche milticheit”.
Näch dirre wise só lidet durch got, sit ez só groezliche nütze ist und
saelicheit. Saelic sint', sprach unser herre, die dà lident durch die gerehticheit'.
1() Wie mac der güete-minnende got daz liden, daz sine vriunde, guote liute,
niht alle zitäne underläz in lidenne ensint? Haete ein mensche einen vriunt,
der kurze tage liden möhte, daz er- dä von grózen nutze, ère und gemach
verdienen und lange besitzen solde, wölte er daz hindern oder waere sin
wille, daz ez von iemanne gehindert würde, man enspraeche niht, daz er sin Z6.1

15 vriunt waere oder daz er in liep haete. Dar umbe: vil lihte got enmöhte en
keine wis liden, daz sine vriunde, guote liute, iemer sunder liden enwaeren,
ob sie niht enmöhten unlidende liden 98. Alle güete des üzerlichen lidennes
kumet und vliuzet von güete des willen, als ich vor geschriben hän!”. Und
dar umbe: allez, daz der guote mensche liden wölte und bereit ist und begert
ze lidenne durch got, daz lidet er vor gotes angesiht und durch got in gote”.
Künic Dávit sprichet in dem salter: ich bin bereit in allem ungemache, und

9 Matth. 5,10: Beati, qui persecutionem patiuntur propter iustitiam: . . . 21 f. Ps. 37, 18:
Quoniam ego in flagella paratus sum: et dolor meus in conspectu meo semper.
1 mit bis 3 Waerliche, ] mit liden jn liden myn liden jn got ist lait got ist myn lait myn got
warlich M 1 mit bis 2 wie ] mit liden in lidenne min lidën in got min liden got wie Ba2
1 sinem ] yme Tra Ist ] Is Trs 2 danne fehlt Tr2 leyt lyden gesin Tra só bis 3 ist? ]
soliden vnt leit leit uerlüret Leit min in got ist got ist min leit Ba2 2 só bis verliuset]
die wil leit leit verluest Tra 3 und” fehlt Ba2 M 4 ich vinde warheit do Ba2 M
noch fehlt Ba2 Tr2 5 só ich vinde ] als ich auch vinden Tr2 6 min liden ] mit liden Tre
Swer daz] So were desz Tr2 Inich] jn M (nwahrscheinlich verlesen aus Abkürzung ih)
7 wärheit bis 8 lidet ] warheit (dann Absatz) Minnecliche vnt miltecliche solident Ba2 7 und bis
8 Näch ] vnd mynneclich miltikait (miltikait getilgt) milticlich nach M 7 vnd die m. m. Tr2
8 Näch bis 9 saelicheit. ] noch dieszer reden willen lyden durch got so groiszliche nutze vnd seli
cheit ist Tr2 8 sit dc es Bas 9 saelicheit. ] seleclichen Ba2 Saelic bis dä] als ouch
vnser herre sprichet selig sind die do Ba2 durch ] vmb Tra 10 güete ] guot Ba2 güt M
gude Tr2 12 daz er bis 14 niht, ] das er lange besitzen sulde dan abe ere nutze vnd weilde
hinderte er yn dan abe were sin wille das er dar an gehindert worde man jnmochte nit
sprechen Tr2 12 daz er bis 13 wölte ] zuo grossem nutze vnt ere vnt gemach uerdienen vnt
lange besitzen woelte Ba2 grüszen nütze ere vnd gemach verdienen vnd lange besitzen wolt M
13 weren sin M were do sin Ba2 15 oder ] abe Travnt Ba2 in och l. Ba2 got vil
lichte M in kein Ba2 kain M keyne Tra 16 sunder ] an M 17 niht bis liden. ] nit
liden moechtin vnt lidende liden Ba2 nit müchten liden vnd lidende liden M nit in mochte vn
lidë lyden Tr2 18 willen, bis 20 lidenne ] willen vnd was der mensche bereit ist zu liden Trs
20 angesichte durch got vnt in got Ba2 21 Künic Dávit sprichet ] Js spricht konyng dauit
Trg Künic fehlt M und fehlt Trs

54
I Daz buoch der götlichen troestunge

min smerze ist mir alle zit gegenwertic in minem herzen, in miner angesiht.
Sant Jeronimus?" sprichet, daz ein reine wahs, daz wol weich ist und guot,
dar üz und dä von ze würkenne, waz man sol und wil, hät in im beslozzen
allez, daz man dä von gewürken mac, aleine ouch üzerliche nieman dä von
iht würke. Ouch hän ich dä oben geschriben?0?, daz der stein niht minner
swaere enist, só er niht nider enliget üzerliche üf der erde; alliu siniuswaere
ist volkomen in dem, daz er nider neiget und bereit ist in im selben nider
ze vallenne. Alsó hän ich ouch dä oben geschriben?", daz der guote mensche
hät iezent getän in himelriche und in ertriche allez, daz er tuon wolte, ouch
glich darane gote. 1()
Nü mac man bekennen und wizzen gropheit der liute, die gemeinliche
wunder hänt, só sie sehent guote liute smerzen liden und ungemach, und
vellet in dicke ein gedank in und ein wän, daz ez si durch ir heimelichen
sünde, und sprechent ouch underwilen: ach, ich wände, daz der mensche gar
guot waere. Wie ist, daz er só gróz leit und ungemach lidet, und ich wände, 15
im engebreste niht? Und ich spriche mit in: sicherliche, waere ez leit und
waere ez in leit und ungelücke, daz sie lident, só enwaeren sie niht guot noch
äne sünde. Sint sie aber guot, só enist in daz liden niht leit noch ungelücke,
sunder ez ist in ein gröz gelücke und saelicheit”. Saelic', sprach got, diu
wärheit, sint alle, die dä lident durch die gerehticheit'. Dar umbe sprichet 20
daz buoch der wisheit, daz der gerehten sèlen sint gote in siner hant'.

19 f. Vgl oben S. 54,9. 21 f. Sap. 3,1: Iustorum autem animae in manu Dei sunt, . . .
Visi sunt oculis insipientium mori: . . . illi autem sunt in pace.
1 mir fehlt Tr2 engeynwertich Tra in” bis angesiht. ] in angesichte mines herzen Ba2
in*] vnd in Tra 2 wahs ] wasz Tra vas Ba2 fasz M weich ] gewürket Ba2 gebunden M
2 f. guot ist dar Ba2 3 dar ] dan Tr2 würkenne, machenne Ba2 wil das h. Tra
im ] sich Ba2 Tr2 3 f. beslossen alleine alles Ba2 4 dä von* ] dä (über d. Zeile) abe Tra
aleine fehlt Ba2 och Ba2 nieman ]ie n. Ba2 4 f. dä von iht] nit dan abe Tre
5 Ouch bis daz fehlt Tr2 oben ] vor Ba2 der bis 6 enliget ] der steyn in ist nit deste
mynner swere also er nit nyder in lijet Trs 6 er] es M niht fehlt Ba2 lit Ba2
der ] die M alliu ] als Tra swaere*] swerde Tr2 7 ist! ] dü ist Ba2 in* ] uf Ba2 M
nider fehlt Tr, im ] sich Ba2 selben ] selber Tra fehlt M 8 Alsó] vnt also Ba2
Alsó – 10 gote. ] also hait der gude mensche alles das gelyden vnd gedayn vor gode das er
lyden abe doyn mochte vnd ist da an (an über d. Zeile) geuellich gode Trº 8 obnan ge
sprochen dc Ba2 11 man ouch b. Ba2 kennen Tr2 groiszheit Tra 12 só] als Tra
sient da gude Trs smerzen bis ungemach, smertzen hant vnd lyden vnd groisz vngemach
Tra 13 vellet bis in ] vallentinen vil dike gedenk in Bag dicke in eynch gedancke vnd Trº
daz fehlt Tra ir fehlt Tr, 14 ach, fehlt Tr2 daz] dz über d. Zeile Tra 14 f. gar
guot] zu mail eyn gut mensche Tr2 15 Wie bis 16 Und ] wie lydet er so groisz lyet vnd
vnglucke vnd Tra 15 ist, daz ] kumet dc dc Ba2 so gar gross M ich wände, fehlt M
16 gebrijstet M ich spriche mit in: fehlt Ba2 M sicher M leit] leit vnt vngemach Bag
17 ez] is über d. Zeile Trs in denne leit Ba2 noch ] abe Tra 18 ungelücke, ] vngelüke
vnt vngemach Ba2 19 sunder fehlt Ba2 M in fehlt M ein bis saelicheit. ] eyn glucke
vnd eyn groisze freude vnd wonne Tra und saelicheit. ] vnselde M Saelic', bis 20 alle, ]
Selich sint sprach got alle Tra got sprichet selig sint alle Bas 19 sprichet M 20 durch
die ] dur gotte die Ba2 21 daz*] Dar M sint bis hant'.] sint in der hant gotz Tra

55
Traktat 1: Liber „Benedictus“

"Tumbe liute dunket und waenent, daz sie sterben und verderben, doch sie
sint in vride', in wunne und in saelicheit. Sant Paulus, dá er schribet, wie 37,1

vil der heiligen hänt geliten manigerleie gröze pin, dá sprichet er, dazdiu
werlt des unwirdic was, und dazwort hät in im, der im rehte tuot, drierhande
sinne. Einer ist, daz disiu werlt ist unwirdic vil guoter liute gegenwerticheit.
Ein ander sin ist bezzer und sprichet, daz güete dirre werlt ist unmaere und
unwert; got ist aleine wert, dar umbe sint sie gote wert und gotes wert. Der
dritte sin ist, den ich nü meine, und wil sprechen, daz disiu werlt, daz sint
die liute, die dise werlt minnent, sint des unwert, daz sie leit und ungemach 10

1 () lident durch got 205. Dä von ist geschriben, daz die heiligen aposteln sich des
vröuweten, daz sie wirdic wären, daz sie durch gotes namen pin liten.
Nü si der rede genuoc, wan ich in dem dritten” teile dis buoches schri
ben wil manigerleie tröst, wie sich ouch troesten sol und mac ein guot mensche
an sinem leide, wie man dazvindet an den werken, niht aleine an den worten
guoter und wiser liute.
3.

Man liset in der künige buoche, daz einer dem künige Dävit vluohte
und im gröze småcheit bót. Dó sprach einer Dávides vriunde, daz er den
2 ff. Hebr. 11,36–38: Alii vero ludibria, et verbera experti, insuper et vincula, et carceres
lapidati sunt, secti sunt, tentati sunt, in occisioni gladii mortui sunt, circuierunt in melotis, in
pellibus caprinis, egentes, angustiati, afflicti: quibus dignus non erat mundus . . . 10 f. Sieh
oben S. 49,4. 17 ff. 2 Reg. (= Sam.) 16,5 ff.: Venit ergo rex David usque Bahurim: et ecce
egrediebatur inde vir de cognatione domus Saul, nomine Semei, filius Gera, procedebatque
egrediens, et maledicebat . . . Dixit autem Abisai filius Sarviae, regi: Quare maledicit canis hic
1 Tumbe ] Aber tumme Bag dunckent vnd w. M wenent vnd duncket Tra sterbët
vñ verderbët Tr2 verderben vnd sterben M und verderben, fehlt Ba2 1 f. sie sint] sie
sint M sint si Ba2 Tra 2 in vride' bis saelicheit. ] froüden (in fehlt) vnd jn wonne jn selikait
M in freden vnd in wonnen vnd in selicheit Tr2 paulus spricht do er Bas schreib Tr2
3 der ] die Tre manigualtig Ba2 mancherhande Tra dä sprichet er, da sprach er Tra
vnt sprichet denn Ba2 diu] diesze Tr2 4 vnd hat das wort jn M daz] disz Trº
in im, ] inne Ba2 fehlt Tra der bis 5 sinne. ] dryerhande synne der yme recht duet Tra
4 tuot, ] tuon wil Ba2 5 Einer ] der eyn Trs vil fehlt Tr2 guoter bis 10 got. ] guder
luterer lude eyn ander ist das guder lude (luterer bis lude” mit Auslassungszeichen auf d. obern
Rande nachgetragen) jn ist diesze werelt nit wirdich das dritte ist beszer das die werelt das
sint werenclich lude in sint nit wirdich das sie pyne lyden durch got Tra 6 spriche Bas
dirre ] diese M ist” hinter güete Ba2 M 8 drijtte ist der synne den ich M 9 welt
licheit minnent Ba2 sint des unwert, ] die sint vnwert M 10 durch got lident M - dan
von Tra ist] stet. Trº daz fehlt Tr2 aposteln bis 11 liten. ] appostelen frauweten sich
vnd hatten wunne das sie durch den namen gotz yt sulden lyden Tre 11 pin ] pine vnt
vngemach Bas 12 Nü bis 14 man ] Nu wil ich an das ander deil desz buchelyns schriben wie
man Tra 12 wan ] Do M dritten ] andern Ba2 M Trº dis ] des Ba2 schriben ]
sprechen Bag 13 wolt M wie dc sich Bas ouch fehlt M 14 sinem fehlt M
wie ] wan Bas dc ouch vindet Ba2 15 liute. ] menschen Ba2 17 liset] vindet Ba2
dem fehlt Tra vluohte ] volgete Tr, 18 im fehlt M uersmecht Ba2 erboit Trs
sprach ) seit Ba2 sprach dauidis frunde eyner das Trº frunt M

50
I Daz buoch der götlichen troestunge

boesen hunt ze tóde slahen wölte. Dó sprach der künic: nein! wan vil lihte
got wil und sol mir durch dise smächeit min besteztuon?".
Man liset in der veter buoche?”, daz ein mensche klagete einem hei
ligen vater, daz er was in lidenne. Dó sprach der vater: wiltü, sun, daz ich
got bite, daz er dir daz beneme? Dó sprach der ander: nein, vater, wan ez
ist mir nütze; daz bekenne ich wol. Sunder bite got, daz er mir sin gnäde
gebe, daz ich ez williche lide.
Man vrägete eines einen siechen menschen, warumbe er got niht enbaete,
35
daz er in gesunt machete. Dó sprach der mensche, dazwölte er ungerne tuon
durch dri sache: ein was, wan er wölte des gewis sin, daz der minnicliche ()

got niemer enmöhte daz geliden, daz er siech waere, ez enwaere sin bestez.
Ein ander sache was, wan ist der mensche guot, só wil er allez, daz got wil,
und niht, daz got welle, daz der mensche welle; dem waere gar unreht. Und
dar umbe: wil er, daz ich siech si – wan enwölte er sin niht, só enwaere ez
5 ouch niht –, só ensol ich ouch niht wünschen gesunt wesen. Wan äne zwivel,
möhte daz gesin, daz mich got gesunt machete äne sinen willen, mir waere
unwert und unmaere, daz er mich gesunt machete. Wellen kumet von minne,
niht-wellen kumet von unminne. Vil lieber, bezzer und nützer ist mir, daz
10
mich got minne und ich ouch siech si, dan ob ich gesunt an dem libe waere

Inortuus domino meo regi? vadam, et amputabo caput eius . . . Et ait rex Abisai, et universis
servis suis: . . . dimittite eum ut maledicat iuxta praeceptum Domini: si forte respiciat Domi
nus afflictionem meam, et reddat mihi Dominus bonum pro maledictione hac hodierna.
1 hunt auf d. Rand nachgetr. Tr2 ze tóde slahen ] doden Tra der künic: ] er Tra
nein!] mit nichten nit tü man ime kein leit Ba2 2 got wil und ] ist isz gotz wille vnd Tra
dis uersmechte Ba2 3 Vnt man liset ouch an der altuatter buoch Ba2 einem ] dem
andern M 4 er bis lidenne. ] er in lyden were Trº sprach seit Ba2 5 dir fehlt M
dir daz ] dirsz Tr2 ander: nein, vater, ] ander vatter nayn M wan fehlt Tra 6 mir
vil lichte nutze Tr2 erkennen Trs Sunder] alleyne Trs daz er bis 7 gebe, fehlt Tr,
(Homöoteleuton) 7 gebe, ] uerlich Bas wislichen Ba2 wijszlich M lide. ] lide vnt
gedulteclichen Ba2 8 eines fehlt Ba2 M ainen menschen der siech was warvmb M
niht ] nit über d. Zeile Tra 9 daz* ] vmb dc Bas daz” bis machete. ] das er gesunt worde Trs
sprach seit Ba2 wölte ] sult M ungerne ] node Tra 10 durch bis wölte ] vmb dryher
sachen willen Eyne er wolde Tra ein ] Dü ein Bag des ] dc wissen vnt Ba2 11 niemer
enmöhte daz] das nommer in mochte Tra uermoechte Ba2 daz! fehlt M ez bis
bestez. ] denne dur sin aller bestes Bag bestez. ] bestes vnd durch sin bestes M 12 was,
wan fehlt Tr2 13 und niht, bis 17 machete. ] vnd in wil nyt dan das got wil er in wilt nyet
das got na des menschen willen wolle want das were zu male vnrecht wilt nu got das der
mensche siech sij so in sal der mensche nit wollen das er gesunt were want das in mochte
nit gesin keynche süchte got in wolde dan sicherlichen mochte mich got gesunt machen sunder
sinen willen isz were mir vnmere vnd vnwert das ich gesunt were Tra 13 welle *; ] wil
wan Ba2 14 wil] so wil Bas 15 ouch” fehlt M ouch” ] och Ba2 wesen. ] sin Ba2
Wan äne ] Sunder Ba2 16 äne sinen ] sunder sin Ba2 17 Wellen ] Liden wellen Ba2
wellen ] wollen M wille Tre koment M minnen Ba2 mynnen M mynnen Tr, 18 niht bis
unminne. fehlt Trº wellen kumet ] welch komment M vnmynnen M 19 ich ouch
fehlt M Tr2 sij (?) siech Tr2 ob ] das Tr2 fehlt M gesunt bis 58,1 enminnete. ]
gesunt sijame lijbe vnd mich got haszte Trs

57
Traktat 1: Liber „Benedictus“

und mich got niht enminnete”. Daz got minnet, daz ist iht; waz got niht
enminnet, daz enist niht, alsó sprichet daz b u och der wisheit. Ouch hät
daz die wärheit, daz allez, daz got wil, in dem selben und von dem selben, 15

daz ez got wil, só ist ez guot?10. Waerliche, menschliche ze sprechenne: mir


waere lieber, daz mich ein richer, gewaltiger mensche, ein künic, minnete
und mich doch eine wile lieze äne gäbe, dan ob er mir alzehant hieze
etwaz geben und mich niht enminnete ze noäre; só er von minne mir nü
zemäle niht engaebe und mir aber dar umbe nü niht engaebe, daz er mich
dar näch groezlicher und richlicher begäben wölte. Nochdanne setze ich, daz
1() der mensche, der mich minnet und mir nü niht engibet, niht gedenket mir
noch ze gebenne; vil lihte bedenket er sich her näch baz und gibet mir.
Ich sol gedulticliche biten, sunderliche, als sin gäbe von gnäden ist und 25

unverdienet?!. Ouch sicherliche: wes minne ich niht enahte und min wille
sinem willen wider ist, aleine daz ich sin gäbe haete, só ist daz gar billich,
15 daz mir der niht engebe und mich ouch hazze und läze mich in unsaelden.
Diu dritte sache?!?, warumbe mir unwert und unmaere waere, daz ich got
welle biten, daz er mich gesunt mache: wan ich enwil noch ensol den richen,
minniclichen, milten got umbe só kleine niht biten. Waere, daz ich ze dem
bábeste kaeme hundert oder zwei hundert mile und só ich danne kaeme vor
in und spraeche: herre, heiliger vater, ich bin komen wol zwei hundert mile
swaeres weges mit grózer koste und bite iuch, dar umbe ich ouch her ze iu
komen bin, daz ir mir gebet eine böne, waerliche, er selbe und swer daz
vernaeme, spraeche, und gar billiche, daz ich ein grözer tóre waere?”. Nü ist
daz ein gewizziu wärheit, daz ich spriche, daz allez guot, joch alle créatüren, 39,1

1 f. Vgl. Sap. 11,25: Diligis enim omnia quae sunt, et nihil odisti eorum quae fecisti: nec
enim odiens aliquid constituisti, aut fecisti.

1 Daz] Sonderlichen alles das Tra minnet, ] myte M 2 alsó Trs ] Es Ba2 M
daz buoch ] in dem b. Bas 3 warheit inne das Ba2 4 Waerliche, bis 15 unsaelden. fehlt Tr2
5 richer vnt g. Ba2 6 zü hant M 7 ze wäre ] zer welt M fehlt Bas mir nü fehlt M
8 mir fehlt M mich fehlt M 9 nach vil grosser M geben M Nochdanne] Noch Ba2
schetze M 10 mich do m. Ba2 mir fehlt M niht gedenket] sich nit bedenket Bas
11 vil lihte ] vnt lichte Bas 12 biten, ] bitten M 12 f. als alle sin gaben von genaden
sint vnuerdienet Ba2 14 aleine daz ich ] das ich allain M gaben Ba2 só ist daz] das ist M
15 ouch mich M 16 waere, 1 ist M 17 welle bis wan] bede vmb gesuntheit want Tra
daz ] vmb dc Bag ich noch en wil M ich in sal noch in wille Tra 18 milten fehlt Tr2
cleinen Bas cleyne sache nit Tr2 niht fehlt Ba2 M 19 kaeme! bis 59,3 waere. ] hundert
obe zwey hondert milen gefaren were vnd als ich mit noit vor yn qweme vnd spreche heilger
vader zwey hundert mylen byn ich myt groiszer kost zu uch komen sere boses weges vnd
begeren das ir mir gebet dar vmb eyne bone so were das verneme der spreche das ich eyn
grosz dore were Jnne der wairheit alle creaturen vnd alle die werelt ist vil mynner vor gode
dan eyn bone vor allen creaturen darvmbsal bilcliche versmehen eynen guden menschen das
er vmmer gebiede vmb gesuntheit Trs 19 danne fehlt M für Bag 20 o herre Ba2
21 vor swaeres ist vnd so getilgt M her ze iu fehlt M 22 und swer] vnt ouch were Ba2
23 und gar billiche, ] ouch von recht Ba2 24 daz ein fehlt M joch ] ouch M Ba2

58
I Daz buoch der götlichen troestunge

gegen gote ist minner dan ein böne gegen aller dirre liplichen werlt?“. Dar
umbe versmähete mir billiche, ob ich ein guoter, wiser mensche waere, daz
ich wölte biten, daz ich gesunt waere.
Bi dirre rede spriche ich ouch: daz ist eines kranken herzen zeichen, só
ein mensche vró oder leidic wirt umbe zergenclichiudinc dirre werlt. Man 5
sölte sich des sère schamen von herzen vor gote und sinen engeln und vor
10
den liuten, daz man des iemer gewar würde. Man schamet sich só vaste eines
gebresten an dem antlitze, daz die liute sehent üzerliche. Waz wil ich langer
reden? Diu buoch der alten é und der niuwen und ouch der heiligen und
ouch der heidenen sint des vol, wie vrome liute durch got und ouch durch ()

natiurliche tugent ir leben hänt gegeben und ir selbes willicliche verzigen.


Ein heidenischer meister, Socrates ?!”, sprichet, daz tugende machent
unmügelichiu dinc mügelich und ouch liht und süeze. Ouch enwil ich des niht
vergezzen, daz diu saelige vrouwe, von der schribet daz buoch von den
Mach ab eis, üf einen tac vor irn ougen sach wunderliche und ouch ze hoe
renne unmenschliche und griusliche pin, die man irn siben sünen anelegete
und anetete, und daz vroeliche anesach und enthielt sie und manete sie alle
sunderliche dar zuo, daz sie niht erschraeken und willicliche lip und séle üf
gaeben durch gotes gerehticheit. Dä mite si des buoches ein ende. Doch só wil
ich noch zwei wort sprechen?16. 2()

Einez ist, daz waerliche ein guot, götlicher mensche sölte sich gar übel und
groezliche schamen, daz in iemer leit bewegete, só wir daz sehen, daz der
koufman durch gewin eines kleinen geltes und ouch üf ein ungewis só verre
landes, só pinliche wege, berge und tal, wiltnisse und mer, rouber, morder
libes und guotes dicke vert und lidet grózen gebresten an spise und trankes,

15 ff. 2 Macc. 7

1 gegen* bis werlt. fehlt Ba2 2 vorsmahet M uersmachti Ba2 ein wiser vnt guoter
m. Ba2 3 dac] vmb dc Ba2 würde Ba2 4 Bi bis 5 werlt. ] myt dieszen reden meynen
ich auch das das ist eyns crancken hertzen zeichen das fro obe vnfro wirt von dem wandel
aller creaturen Tra 4 ain kranck h. M 5 Man bis 11 verzigen. fehlt Trs 7 werde M
9 Diu] das M und ouch der heiligen fehlt M (Homöoteleuton) 11 und bis verzigen.
fehlt M 12 Ein heiden socrates Ba2 Socrates fehlt Trº tügent machet M
15 und süeze. ] vnd frolich M fehlt Tra Ouch ] vnt ouch Ba2 14 von* bis 15 Machabeis, ]
in dem buche der machabeen Trº 14 schribet] sprichet Ba2 von den fehlt Ba2
15 machabais M machaben) Bag üf] dü uf Ba2 die uff M sach bis 17 anetete, ] sach
das man yre sieben sone gruwelliche vnd vnmeszige pyne an laichte vnd sie dote Tr?
15 wunderliche bis 16 pin, ] wunnderlich ü ding vnt ouch vnmenschlich ü cehoere von grosser
pine Ba2 16 f. ane legete und fehlt Ba2 17 anetete, ] ane fehlt M daz] das sie dz
(dz über d. Zeile nachgetr.) Tr2 enthielt sie ] hielt sich veste Trs 17 f. alle vnd jglichen
sunderlich M 17 alle hinter 18 sunderlichen Ba2 18 dar zuo, fehlt M und willic
liche fehlt Tr2 sele vnt lip Ba2 üf] dar zu Tra 19 Dà bis ende. fehlt Ba2 des
buoches ] disz Tre Doch bis Schluß fehlt Tr, 19 Doch bis 20 sprechen. ] Noch wil ich me
sprechen zwei worte vnd si denne genüg Ba2 21 gotliches M 21 f. vnt ouch gr. Ba2
23 gewynnunge klaynes geltes M 24 täle M tale Ba2 25 an der sp. Bas

59
Traktat 1: Liber „Benedictus“

släfes und anders ungemaches und doch alles des vergizzet gerne und willic
liche durch só kleinen ungewissen nuz. Ein ritter in einem strite wäget guot,
lip und séle durch zergencliche und vil kurze ère, und uns dunket só gröz, 35

daz wir ein kleine liden durch got, die éwige saelicheit?!7.
Daz ander wort, daz ich meine, daz maniger grop mensche sol sprechen,
daz vil wort, diu ich an disem buoche und ouch anderswä geschriben hän,
niht wär ensin. Dem antwürte ich, daz sant Augustin us?!” sprichet in dem 40,1

êrsten buoche siner bihte. Er sprichet, daz got allez, daz noch zuokünftic ist,
joch über tüsent und tüsent jär, ob diu werlt als lange solte wern, hät iezent
1() gemachet, und allez, daz vergangen ist manic tüsent jär, sol noch hiute machen.
Waz mac ich, ob ieman daz niht enverstät? Und sprichet aber anderswä?!”,
daz sich der mensche alze bloezliche minnet, der ander liute blenden wil,
dar umbe daz sin blintheit verborgen wese. Mir genüeget, daz in mir und
in gote wär si, daz ich spriche und schribe??0. Der einen stapschaft sihet
gestózenen in ein wazzer, den dunket der stap krump sin, aleine er gar reht
si, und kumet daz dä von, daz daz wazzer gröber ist dan der luft si; doch
ist der stap beidiu in im reht und niht krump und ouch in desougen, der
in sihet in lüterkeit des luftes aleine??!. 15

Sant Augustinus??? sprichet: swer äne allerleie gedenke, allerleie lip


20 hafticheit und bilde inne bekennet, daz kein üzerlich sehen ingetragen enhät,
der weiz, daz ez wär ist. Der aber des niht enweiz, der lachet und spottet
min, und ich erbarme mich über in. Aber sógetäne liute wellent schouwen
und smacken éwigiu dinc und götlichiu werk und in dem liehte stän der
éwicheit, und ir herze vliuget noch in gestern, noch in morgen.
25 Ein heidenischer meister, Senec à”, sprichet: man sol von grózen und
von höhen dingen mit grözen und mit höhen sinnen sprechen und mit er
habenen sèlen. Ouch sol man sprechen, daz man sógetäne lère niht ensol
sprechen noch schriben ungelérten. Dar zuo spriche ich: ensol man niht léren
ungelérte liute, só enwirt niemer nieman geléret, só enmac nieman léren noch
30 schriben. Wan dar umbe léret man die ungelérten, daz sie werden von un

1 und anders ungemaches ] vnmachtes M des bis 2 durch ] des gern uergisset dur Ba2
2 cleinen vnt vngewissen Bas in ] an M stritte der w. Ba2 3 und! fehlt M
vil ] ein Bag 4 cleinen Bag 5 daz ich meine, fehlt M (Homöoteleuton) 6 buoche ]
wort M han beschriben Bag 7 Dem ] den Ba2 ich also de Bag 8 alles daz
das üch noch M künftig Bag 9joch ] ouch Ba2 M als ] so Ba2 sol Bas
10 manges Ba2 sol er n. Ba2 11 sprichet aber fehlt M 12 der do ander Ba2
13 benüget Ba2 14 ein Ba2 14 f. sihet gestózenen ] stöszet M 16 vnt dc kumet do Ba2
si; ] ist M 17 stap in sich selben recht Ba2 19 gedenke, allerleie fehlt M (Homöoteleuton)
20 bilden Ba2 vsser Ba2 22 Aber fehlt M soliche Ba2 23 smacken ] befinden Ba2
und in ] und fehlt M 24 flühet M noch in morgen. ] vnt in hüt in cit vnt in stat Ba2
25 Seneca ein heidenscher meister sprichet Ba2 sprichet: fehlt M (Zeilennwechsel) II & I)

sol fehlt Bag grózen bis 26 sprechen ] grossen vnd uon dingen (dingen getilgt) synnen
sprechen M 26 sprechen ] vs sprechen Ba2 27 soliche Ba2 30 schriben.] leben
noch sterben Bag 30 f. vngelertem Bas vngelert M

60
I Daz buoch der götlichen troestunge

geléret geléret. Enwaere niht niuwes, só enwürde niht altes*. "Die gesunt
sint', sprichet unser herre, die enbedürfen der arzenie niht'. Dar umbe ist
der arzät, daz er die siechen gesunt mache. Ist aber ieman, der diz wort
unrehte vernimet, waz mac des der mensche, der diz wort, daz reht ist, rehte
sprichet? Sant Johannes sprichet daz heilige éwangelium allen geloubigen
und ouch allen ungeloubigen, daz sie geloubic werden, und doch beginnet
er daz èwangelium von dem hoehsten, daz kein mensche von gote hie gespre
41.1
chen mac; und ouch sint siniu wort und ouch unsers herren wort dicke
unrehte vernomen.
Der minnicliche, milte got, diu wärheit, gebe mir und allen den, die diz 1()
buoch suln lesen, daz wir die wärheit in uns vinden und gewar werden.
Amen.

1 f. Luc. 5,31: Non egent qui sani sunt, medico, sed qui male habent.
1 nüwe M alt M Die bis 2 herre, ] vnser herre spricht die gesunt sint Bas
3 aber denn ieman Ba2 4 nimet Ba2 mag der des menschen M 5 Johannes ] Jero
nimus M 6 allen fehlt Ba2 daz] vmb dc Ba2 und* fehlt M 7 kein fehlt M
10 diu wärheit ] der dü warheit selber ist Ba2 gebe ] der g. Bas 11 die w..] die fehlt
Ba2 vinden und fehlt Ba2 12 Ämen. fehlt Bas

61
Anmerkungen zu BgT
1 Der Satz Z. 11 In — 13 leide. ist in Ba, (Str., Pf.) dadurch perderbt, daß Z. 11 diz — hât
infolge oon Homöoteleuton ausgefallen ist. Infolgedessen fehlt die Angabe, daß diz buoch driu
teil enthält, sonoie die inhaltliche Bestimmung des 1. Teils, der spekulatioe Ausführungen über
etliche wàrheit (Z. 11) dorträgt. Das in Z. 12 stehende daz ist relativisch. Eine Disposition und
kurze Inhaltsanalyse der 3 Teile des BgT bietet H a m m e r i c h S. 88ff.
* Z. 4 Won — 7 guoten, = RS. § II 1 art. 1 (Th é r y S. 15?) Proc. Col. I n. 2: In primis
quod sapiens et sapientia, verus et veritas, justus et justitia, bonus et bonitas, mutuo se respi
ciunt; et ita connexa sunt quod bonitas nec est creata nec facta nec genita, sed tantum ge
nerans et generat bonum. Antnoort Edkharts: RS. § III 1 art. 1 (Th é r y S. 187) Proc. Col. I n. 8?:
Ad primum ergo, cum dicitur quod sapiens et sapientia, etc., dico quod verum est absolute et
simpliciter, ut patet ex 3° inter tria premissa. Das Thema, das Eckhart hier zu Beginn des
1. Teils des BgT ansdhlägt und das diesen ganz spekulatio gehaltenen Teil beherrscht, ist eins der
Hauptthemen, die er in den deutschen und lateinischen Werken immer noieder behandelt: das
Problem des Verhältnisses der sog. perfectiones generales oder termini spirituales (esse, unum,
verum, bonum, sapientia, iustitia etc.) zu ihren irdisch-kreatürlichen Trägern, dem guten, geredi
ten, noeisen, noahren Menschen, besonders die Wesensbeziehung znoischen der Gereditigkeit und
dem Gerediten, ogl. etnoa : Lat. JV., 5. Band S. 13,1ff.: Exemplum autem omnium praemissorum
et aliorum plurium frequenter dicendorum est, si quis advertat in iustitia gignente iustum,
in quantum iustus est. Constat enim primo quod iustus ut sic est in ipsa iustitia. Quomodo
enim iustus esset, si extra iustitiam esset, divisus a iustitia foris staret? Adhuc autem secundo:
iustus praeest in ipsa iustitia, utpote concretum in abstracto et participans in participato. Vgl.
die dort Anm. 1 aufgeführten Parallelen, Lat. W., 3. Bd. S. 156 Anm. 4 u. 5, S. 165 Anm. 5, S. 104,
10ff.; 139,1ff.; 140,10ff.; 141,4ff.; 146,10ff.; 160,14ff.; 186,1ff.; 188,9ff.; 204,14ff.; 210,1ff.] 12ff.; 230,5ff.;
Lat. JV., 4. Bd. S. 17,13; 61,1; In Eccli. n. 8; n. 13; n. 27; n. 52: Ens autem sive esse et omnis per
fectio maxime generalis, puta esse, unum, verum, bonum, lux, iustitia et huiusmodi, dicuntur
de deo et creaturis analogice. Ex quo sequitur quod bonitas et iustitia et similia bonitatem
suam habent totaliter ab extra aliquo ad quod analogantur, deus scilicet. (Im folgenden bezieht
Eckhart sid) für diese Analogie-Interpretation der perfectiones generales auf Augustinus.); In
Sap. n. 41f.: E converso (scil. im Gegensatz zu den accidentia corporalia) autem huiusmodi per
fectiones, puta: iustitia, sapientia et similia in nullo penitus accipiunt quidquam sui a subiecto,
sed potius dant subiecto totum suum esse in quantum huiusmodi ut patet in ipsa iustitia et
iusto. Propter hoc huiusmodi sunt priora suis subiectis et anteriora subiectis, nec sunt proprie
in subiectis, nec accipiunt esse in subiectis proprie, sed e converso subiecta sunt in ipsis . . .
Exempli gratia: Iustus ut sic totum suum esse accipit ab ipsa iustitia, ita ut iustitia vere sit
parens et pater iusti, et iustus ut sic vere sit proles genita et filius iustitiae ..., n. 44; n. 62;
n. 63; n. 64: Rursus notandum quod iustus, in quantum huiusmodi, totum esse suum habet et
accipit a sola iustitia, et est proles et filius proprie genitus a iustitia, et ipsa iustitia et sola
est parens sive pater generans iustum; et est hic signanter notandum quod in iustificatione
impii, quin immo in quolibet actu iustitiae sive operatione est imago et expressio Trinitatis.
Est enim necessario iustitia ingenita, a qua et secundum quam formatur iustus et gignitur; est
etiam necessario iustitia genita, sine qua non esset iustus genitus; est et tertio necessario amor
gignentis ad genitum, et geniti ad gignentem, procedens et emanans ab utroque tamquam ab
uno., n. 68; n. ?4 (über die perfectiones spirituales sapientia, iustitia et huiusmodi); n. ?6; n.
105; n. 203; n. 209; n. 265; n. 284; pgl audi RS. § II 2 art. 5 und Anm. 1 (Th é r y S. 169) Proc.
Col. I n. 29; Pred. Pf. Nr. LIX, XLIII; Pf. S. 159,5 ff.; 58,2? ff. — Der Satz der RS. et ita connexa
sunt quod entspricht dem deutschen Text Z. 6 und alsó ze einander haltent, ist also nicht „noohl
lediglich Verdoppelung des Zensors, zur Verdeutlichung, noie noch öfter“, noie K a r r e r- P i e s c h.
S. 136 zu 1. bemerkt ist. Ba. hat pielmehr das Textstück ausgelassen. — Zu Z. 5 sich einander
anesehent (= RS. mutuo se respiciunt, pgl. etnoa Lat. W., 4. Bd. S. 10,8 f.: Non autem respicit ratio
sive relatio essentiam, sed se mutuo respiciunt., Lat. W., 3. Bd. S. 79,1 f.: Causa enim et effectus

62
Anmerkungen 2—5 zu BgT S. 9

naturaliter se mutuo respiciunt ut superius et inferius. — Zu Z. 6 diu güete usno. pgl. RS. § II 3
art. 2 (T h é r y S. 171) Proc. Col. I n. 33: Item, in justificatione inpii necessario concurrunt
justitia ingenita, gingnens et pariens et parens. Item oportet concurrere justitiam, non aliam
sed eandem genitam tantum. Sicut ergo nemo potest esse justus sine justitia, sic nec genitus
justus sine genita justitia. Sieh auch d o n B ra c k e n S. 147,526 f.
* Z. ? der guote — 9 güete. = RS. § II 1 art. 2 (Th é r y S. 158) Proc. Col. I n. 3: Secundus:
Bonus inquantum bonus est non factus et increatus, tamen est genitus, puer et filius bonitatis.
Antnoort Edkharts : RS § III 1 art. 2 (Th é r y S. 188) Proc. Col. I n. 88: Ad secundum, cum dici
tur: bonus inquantum bonus, est non factus et increatus, dico ut prius.; dgl. auch RS. § II 2
art. 3 (Th é r y S. 168) Proc. Col. I n. 2?: Tertius: Quod bonus inquantum bonus totum suum
esse recipit a bonitate increata. Et quod li inquantum bonus, solam bonitatem, que deus est,
significat, sicut album significat solam albedinem, RS. § III (T h é r y S. 186, porletzter Abs.)
Proc. Col. I n. 82. Vgl. unten S. 11,15 ff.
* Z. 9 Diu güete — 12 aleine. = RS. § II 1 art. 3 (T h é r y S. 158) Proc. Col. I n. 4: Tertius:
quod bonitas generat se et quidquid suum est, scilicet esse, nosse, amare, operari, de corde et
intimo bonitatis, et de ea solum. Antnoort Eckharts : RS. § III 1 art. 3 (Th é r y S. 188) Proc.
Col. I n. 89: Ad tertium, cum dicitur quod bonitas generat se et quidquid suum, etc., dico quod
verum est, ut patet ex 3° premissorum, quantum ad primam partem sui. Preterea constat in
exemplo; album enim esse album formaliter accipit ab albedine, et a nullo alio. Vgl. Lat. W.,
3. Bd. S. 166,1 ff.: Ubi et hoc notandum quod filius, qui in sinu est, enarrat omne quod est patris,
scilicet esse, vivere, intelligere, operari, noscere, amare, essentiam, potentiam et omne quod
unum est et indistinctum, quod unitatis est et indistinctionis in filio et patre, hoc, inquam, to
tum enarrat filius, in quantum est in sinu, id est in intimis. — Z. 11 f. von dem herzen und ist
nicht „Verdoppelung des Zensors“ (K a r r e r- P i es c h S. 136 zu 3.), sondern in Ba, ausgefallen.
* Z. 12 Guot — 11,19 wárheit. = RS. § II 1 art. 4 (Th é r y S. 158—159) Proc. Col. I n. 5 ff.:
Quartus: Bonitas et bonum non sunt nisi una bonitas precise in omnibus preter generare et
generari; tamen generare bonitati et generari sunt unum et idem in bono et sunt unum esse,
vivere, et quidquid est ipsius boni, hoc totum accipit ipse a bonitate. Ibi est, ibi vivit, ibi ha
bitat, ibi cognoscit se et quidquid cognoscit, et amat quidquid amat, et operatur cum bonitate
in bonitate et illa bonitas cum eo et in eo omne opus ejus, sicut scriptum est et dicit filius:
Pater in me manens, ipse facit opera, pater usque modo operatur, et ego operor, et quidquid est
patris, meum est, et omne quod meum est, hoc est patris, scilicet suum dando et meum reci
piendo. Et est sciendum quod etiam hoc nomen vel verbum quod nos dicimus bonum, nichil
aliud in se accipit et includit nisi nudam et puram bonitatem, nec plus nec minus; tamen
ipsum dat. Quando dicimus bonum, intelligimus quod sua bonitas est sibi data, influxa et in
nata ab ingenita bonitate. Ergo dicitur in ewangelio; sicud pater habet pitam in semetipso, sic
et dedit et filio ut pipat in semetipso. Ipse dicit in se ipso, non de seipso, quia dedit sibi pater.
Et concluditur: quidquid modo dictum est de bono et bonitate, simile est de vero et veritate,
de justo et justitia, de sapiente et sapientia, de filio dei et de deo patre, et de omni eo quod
ex deo natum est et quod non habet patrem terrestrem et non generat de se omne quod crea
tum est, et quod non est deus et in quo non est aliqua ymago nisi deus purus, nudus, solus,
quia sic dicit ewangelium Johannis: qui non ex sanguinibus, etc. Per doluntatem diri intelligit
Johannes potentias et vires superiores nature anime. Cum (Zu Text und Interpretation sieh
unten Anm. 12.) aliquo nichil habent commune, et stant in puritate et separatione a loco
et a tempore et ab omni eo quod habet locum et tempus, et ab eo quod aliquem respectum
vel saporem ad illud habet, que cum nidhilo nidhil habent commune, et in quibus potentiis
homo est ad ymaginem dei, et in quibus est de genere dei et consanguinitate dei. Et tamen
quia non sunt deus, quia in anima et cum ea create sunt, oportet eas propria ymagine denu
dari et in deum per ymaginem transformari; et in deo et ex deo generari, quod solus deus
ibi sit pater, quia sic sunt filii dei, et unigenitus dei filius. Et omnis illius ego filius sum, quod
me secundum se, et in se, format et generat. Talis homo [est] filius dei bonus et bonitatis
filius, justus et justitie filius. Pro quanto ipse est ipsius solius filius, ipsa ingenita generans

63
Anmerkungen 5—7 zu BgT S. 9/10

et genitus filius habet hoc ipsum unum esse quod justitia ipsa, et est et intrat in omnem
proprietatem justitie. Antroort Eckharts : RS. § III 1 art. 4 (Th é ry S. 188) Proc. Col. I n. 90:
Ad quartum, cum dicitur: bonitas et bonum non sunt nisi una bonitas, etc., verum est. Et
patet ex 30 et 20 premissorum; et consonat ei quod dicitur Matthaei 10: Veni hominem separare
adpersus patrem suum, et Matthaei 23: Patrem nolite pocare vobis super terram, et iterum:
abneget semetipsum et sequatur me, Matthaei 16°; et 2a Corinthiorum 3°: Repelata facie gloriam
dei speculantes in eandem ymaginem transformamur. Actuum 17°: dei genus sumus, in ipso
pipimus, modemur et sumus. Quod autem ibidem dicitur quod potentie superiores anime stant
in anime puritate, et separate a loco et tempore, ipsum est quod sanctus Thomas dicit poten
tias sensitivas non esse in anima, sed in conjuncto ut in subjecto, intellectum autem et volun
tatem esse in ipsa anima, ut in subjecto. Et constat quod intellectus abstrahit ab hic et nunc,
pertinentibus ad locum et tempus. Hoc autem et omnia similia in libro „Benedictus Deus, etc.“
ad mores faciunt, ad recessum et contemptum temporalium et corporalium et ad amorem dei
excellentissimi boni. Et est hic, in hoc articulo 4°, valde notandum quod dicitur, quod iste
vires supreme in anima et cum ea create sunt: frustra ergo et malitiose vel ignoranter michi
inponunt in alio articulo quod ponam aliquid anime increatum.
• Zu den Textänderungen gegenüber Pf. S. 419,31—33 und Str. S. 6,33—?,1, sonoie gegenüber
den pon Ha m m e r i c h S. ?4 zu 6,33 und 6,34 gemadhten Ausführungen sieh Qui n t, Unter
sudhungen S. 31 f. — Zu Z. 13 sunder gebern und geborn-werden ogl. In Ioh. n. 516: Primo quod
in divinis est invenire patrem et filium unum in essentia, distinctos tamen eo solo quod ille
gignens, iste genitus. Exemplum in iustitia et iusto.
* Zu S. 9,15—10,2 ogl. In Ioh. n. 4?9; n. 18 (Lat. W., 3. Bd. S. 15,12 ff., noo allerdings pon der
Beziehung znoischen dem iustus und der iustitia die Rede ist): Rursus decimo: iustus ut sic, id
quod est se toto et se omni quod est, ab ipsa iustitia et in ipsa, suo principio, est. Et hoc est
quod dicitur: in principio erat perbum. Adhuc autem iustus, in quantum iustus, nihil cognoscit,
nec se ipsum quidem, nisi in ipsa iustitia. Quomodo enim ipsum iustum cognosceret extra
ipsam iustitiam? Ipsa vero principium iusti est. Et hoc est proprium hominis et rationis
cognoscere res in suis principiis. Iterum autem undecimo constat quod iustitia omne opus
suum operatur mediante iustitia genita. Sicut enim non posset quidpiam iustum gigni sine
iustitia, sic nec esse iustum genitum sine iustitia genita. Iustitia vero genita ipsa est verbum
iustitiae in principio suo, parente iustitia. Hoc est ergo quod hic dicitur: omnia per ipsum
facta sunt, et sine ipso factum est nihil. Rursus duodecimo: iustus in ipsa iustitia iam non est
genitus nec genita iustitia, sed est ipsa iustitia ingenita. Et hoc est quod dicitur: quod factum
est sive productum quocumque modo productionis in ipso dita erat, id est »principium sine
principio« ...; In Sap. n. 46: Vel dic quarto quod in manu Dei dicuntur esse iusti, quia Deus
operatur per ipsos et in ipsis, et ipsi operantur per Deum et in Deo, secundum illud Psalmi:
“In Deo faciemus virtutem', et Ioh. 14: “Pater in me manens ipse facit opera.'; In Ioh. n. 190 ff.
(Lat. W., 3. Bd. S. 159,3 ff.): Et hoc est quod Ioh. 14 dicitur: “ostende nobis patrem, et sufficit';
“ostende', ait, quia in ipso videtur omne quod filius videt; et infra: “pater in me manens ipse
facit opera?; 'ipse', ait, non “ego'. Iustus enim sicut est in ipsa iustitia, sic et in ipsa operatur,
in quantum iustus est, nihil extra ipsam, Ioh. 5: “non potest filius a se facere quidquam, nisi
quod viderit patrem suum facientem'; et Ioh. 5: 'pater meus operatur, et ego operor'. Per
prius attribuit opus patri, quia ab ipso accipit tam esse quam operari. . . . Adhuc autem scien
dum quod iustus per hoc scit et cognoscit iustitiam quod ipse est iustus, sicut habens habitum
virtutis scit ea quae virtutis sunt et quae secundum virtutem agenda per hoc quod est vir
tuosus. . . . Rursus iterum: iustus, filius scilicet iustitiae, novit se ipsum et omne iustum in
ipsa iustitia, in sinu patris sui, scilicet iustitiae, quia in patre, principio scilicet omnium rerum,
sunt rationes rerum, ... In Ioh. n. 416: Non potest filius a se quidquam facere. Ratio est: con
stat enim quod iustus, in quantum iustus, filius scilicet iustitiae, non potest facere quidquam
a se ipso, sed omne opus eius est ipsi a iustitia, praesertim cum iustus non sit quis nisi in
ipsa iustitia. Quomodo ergo sine iustitia et a se ipso quidquam faceret, cum sine ipsa non sit
nec esse habeat? Et hoc est quod ipse filius infra ait: “non possum ego a me ipso facere

64
') # TU

Anmerkungen 7–10 zu BgT S. 10

quidquam'; et infra quarto decimo: pater in me manens ipse facit opera'. Sicut enim iusto, filio
scilicet, esse esta patre iustitia, sic et facere et omnia huiusmodi. n. 426: ... sic iustus, in quantum
iustus, nullum habet esse, nullam operationem, praeter id quod dat iustitia, et sunt ipsi iusto a
iustitia, per iustitiamet in ipsa iustitia. Nam extra iustitiam nemo iustus est nec iuste operatur. Haec
est maior. Iustus autem filius est iustitiae, ab ipsa genitus et a nullo alio. Haec est minor. Concludo
ergo quod doctrina et quodlibet opus iusti non est ipsius nec suum, iusti scilicet, sed est patris sui
qui mittitet dat sibi esse iustum. Hocautem est ipsaiustitia. Zur Textbesserung S. 9,18 alliu ir werk
(aller werken Ba2 Pf. Str.) sieh Quint, Untersuchungen S. 32 zu 7,6. – Die Interpunktion S. 9,16–19
ist von Str. und Théry gegenüber Pf. und Daniels geschlimmbessert, aber auch bei diesen ist
sie nicht korrekt. Übersetzung: „Dort erkennt er sich selbst und alles, was er erkennt, und (dort) liebt
er alles, roas er liebt, und (dort) noirkt er mit der Güte in der Güte und die Güte mit ihm und in ihm
alle ihre Werke (d. h. alle Werke der Güte, vgl. RS. omne opus eius) ...“ – S. 10,2 sin gebende und
min nemende = „sein im Geben, mein im Nehmen“ (RS. suum dando et meum recipiendo). Pf. und
Str. bieten den verderbten Text von Ba2: sin geben ist min nemen.
* Zu den Textänderungen Z. 3–? gegenüber Pf. und Str. sieh Quint, Untersuchungen S. 32f.
und Hamm er i c h S. F5 ff. zu 7,12–16. Die Konjektur Büttners (II S. 128 zu S. 52 Z. 14) güeti statt
guot (Z. 3), die Str. aufnahm (ebenso Lehmann S. 98), verwarf Hammerich bereits als falsch. Im
Anschluß an das voraufgehende (Z. 2) sin gebende und min nemende führt Eckhart aus, daß der
Unterschied zwischen 'gut' und 'Güte' nur darin begründet liegt, daß 'gut' (d. h. das oder der einzelne
Gute) sein Gutsein nicht von sich hat, sondern von der ungebornen güete (bonitas ingenita) emp
fängt, noie der Satz Z. 5 Só – ? güete. ausdrücklich sagt. Dieser Unterschied muß in Z. 5 doch gibet ez
sich (RS. tamen ipsum dat) ausgedrückt liegen. Gegenüber meiner Konjektur (a. a. O.) doch git si
ez = „doch gibt sie (d. h. die Güte) es (d. h. das Gutsein)“ habe ich mich für die Lesart von Go doch
gibet ez sich entschieden. Der Sinn des Satzes besagt: noenn noir von 'gut' sprechen, so beschließt dieses
"Gute' nichts mehr und nichts noeniger in sich als reine und lautere Güte', jedoch ist die Güte dann
nicht als die ungeborn güete (bonitas ingenita), sondern als das Gutsein verstanden, das sich gibt, sich
eingebiert (bonitas gignens, parens, generans). Das ez statt si noäre dann nach Hammerich (S. F6)
kard oüveouv auf das voraufgehende güete (= das Wort güete) gehend verständlich, so daß der Satz
besagt: „das Wort 'gut' enthält nichts anderes als bloß 'Güte' [= das Wort Güte'); jedoch so zu ver
stehen, daß dieses = das Wort Güte') gebend ist, noenn noir 'gut' sagen“ (Hammer ich S. 76). Vgl.
In Ioh. n. 16 f. (Lat. W., 3. Bd. S. 14,6 ff.): Quinto: iustus procedens et genitus a iustitia, hoc ipso ab
illa distinguitur. Nihil enim se ipsum gignere potest. Nec tamen iustus est aliud in natura quam
iustitia, tum quia iustus solam iustitiam significat, sicut albus solam qualitatem, tum quia iustitia
non faceret quempiam iustum, si esset natura alia hinc inde, sicut nec albedo facit nigrum, nec
grammatica musicum ... Rursus octavo: iustitia pariendo iustum sive iustificando non desinit esse
iustitia, nec desinit esse principium et ratio iusti.; In Sap. n. 106: gignitur enim sive paritur iustitia
in iusto ab ingenita iustitia: . . .; n. 64 (sieh den Wortlaut oben. Anm. 2); RS. S II art. 2 (Th éry
S. 1?1) Proc. Col. I n. 33.
* Ahnlich. In Ioh. n. 40 (Lat. W., 3. Bd. S. 33, 10 ff.). -

1" Zu S. 10, 11 ff. vgl. RS. S II 3 art. 6 (T h éry S. 1?3) Proc. Col. I n. 41: Item, a solo deo omnia
habet esse, unum esse, verum esse, bonum esse. Patet exjam dictis. Quomodo enim quippiam esset nisi
ab esse et per esse, aut unum esset nisi ab uno et per unum sive per unitatem, aut verum sine veritate,
vel bonum nisi per bonitatem. (= Prol. in op. prop. n. 9). In Gen. II n. 2: Constat enim quod omne
verum ab ipsa veritate est, in ipsa includitur, ab ipsa derivatur et intenditur. Sermo XXIII n. 221
fLat. W., 4. Bd. S. 20?,? f.): omne quod a veritate verum est, in veritate verum est, quia vere verum
est. In Ioh. n. 221 f. (Lat. W., 3. Bd. S. 185,13 f.): Et ratio est: ubi enim potius et verius esset
esse quam in esse? Deus autem est esse ipsum. Exempli gratia: quo vel in quo potius et ubiesset
quis sapiens quam sapientia et in ipsa sapientia? . . . (S. 186,1 ff.:) Rursus exempli gratia: constat
quod nemo iustitiam invenit nisi in ipsa iustitia, et non in illo quod est aliud, alienum et distinctum
a iustitia; n. 196 (Lat. W., 3. Bd. S. 165,4 ff.): Secundo notandum est hoc in exemplo: iustus ut iustus,
ipse est filius iustitiae, filius' unus, 'unicus matrissuae', iustitiae scilicet. Ipse enim ut sic nec patrem
habet nec matrem, nec in caelis nec in terra, nisi ipsam iustitiam; e converso etiam iustitia, ut

5 Eckhart, D 5 65
Anmerkungen 10–12 zu BgT S. 10/11

iustitia est, non habet filium, sed nec prolem nisi iustum; n. 109 ff. (Lat. W., 3. Bd. S. 94,1 ff.): Et quia,
ut dictum est, potentia cognoscens accipit esse a cognito et ipsum esse cogniti, propter hoc veritas
prohibet et consulit nos non habere nec scire patrem nisi deum, Matth. 23: 'patrem nolite vocare
vobis super terram: unus est enim pater vester, qui in caelis est'; et Matth. 10ait: 'veni separare
hominem adversus patrem suum', scilicet ne patrem habeat praeter deum nec sciat praeter deum
vel nisi deum. Siquid enim praeter deum patrem haberet, parientem se in homine et cognitum alb
homine, ab illo formaretur et acciperet esse ab illo et esse illius, et consequenter non esset perfectus
nec vere filius solius dei. . . Nemo enim duos patres habere potest . . . Hoc est ergo quod hic dicitur:
quotquot autem receperunt eum, nudi scilicet ab omni forma genita et impressa a creatura, dedit
eis potestatem filios dei fieri, his qui credunt in nomine eius . . . (S. 95,8 ff.): Quinon ex sanguinibus
neque ex poluntate carnis neque ex poluntate viri, sed ex deo nati sunt . . . Notandum autem quod
in homine tria sunt: unum irrationale nec oboediens rationi. Secundum est irrationale quidem, natum
tamen oboedire rationi, appetitus scilicet concupiscibilis et irascibilis, Gen. 4: 'subter te erit appetitus
eius'. Et hoc vocat philosophus rationale per participationem, I Ethicorum. Tertium est rationale
per essentiam. Primum istorum signatur, cum dicitur non ex sanguinibus, secundum cum dicitur
neque ex poluntate carnis, tertium dum sequitur neque ex poluntate viri. Vult ergo dicere quod
nihil humanum et per consequens nihil mundanum neque creatum debet se gignere in nobis, ut simus
ex illo nati, sed ex deo solo nati. Et hoc est quod hic dicitur: qui non ex sanguinibus neque ex polun
tate carnis neque ex poluntate diri, sed ex deo nati sunt. – Die Entsprechung von Z. 15 in daz sich
niht gebirt allez, daz geschaffen ist in RS. (Th. éry S. 159,12 f., Proc. Col. I n. ?, siehe oben. Anm. 5)
et non generat de se omne quod creatum est hat Hammerich (S. ?? zu ?,26) mit Recht als „fehler
haft“ beanstandet: „denn es kommt gerade darauf an, daß der von gote geboren ist, nicht fähig ist,
Irdisches, Geschaffenes aufzunehmen; der Gedanke, daß er Geschaffenes nicht hervorbringen sollte,
ist fremd und falsch.“ (Vgl. die oben zitierte Stelle Lat. W., 3. Bd. S. 94,1 ff.: . . . parientem se in
homine . . .); vgl. auch S. 12,21. In Ioh. n. 454: Quarto docemur quod nihil aliud sapiamus nec quid
quam aliud se in nobis generet nec pater noster sit nisi solus deus, . . .
!! Zu S. 10,21–11,5 vgl. die oben Anm. 10 aufgeführten lat. Parallelstellen, dazu In Ioh. n. 154
(Lat. W., 3. Bd. S. 127,10 ff.): In scriptura per sanguines significatur vegetabile, quod in nobis est
non oboediens rationi, per voluntatem carnis significatur sensitivum, quod in nobis oboedit quidem
rationi, sed quasi cum murmure, per voluntatem viri significatur nostrum rationale; ratio enim et
intellectus vir est in anima, secundum illud infra Ioh. 4.: "voca virum tuum et veni', secundum
August in um. –Zu Z. 4 f. und dä von – 5 alt (es ist die Rede von den niederen Kräften der Seele)
vgl. etrva In Eccli. n. 51: Praeterea octavo sciendum: secundum philosoph um differt sensus et
intellectus, quia sensus ex frequenter et magna operari fit infirmior et impotentior ad agendum,
intellectus vero e contrario quanto pluries et altiora intelligit, tanto fit potentior ad actum. Im Gegen
satz zu den perfectiones materiales heißt es In Sap. n. 74 von den perfectiones spirituales: . . . ncc per
consequens corrumpuntur nec senescunt nec mutantur corruptis aut senescentibus subiectis suis,...:
vgl. auch DW 1 S. 275,7 ff. und dort Anm. 2; S. 163,1 ff.; Pf. S. 1?0,11 ff.; Jost e s S. 73,3 ff.
12 Zu den von mir vorgenommenen Textänderungen gegenüber Pf. und Str. (Ba2) vgl. Quint,
Untersuchungen S. 33–35 zu 8,2–14, noo ich mich auch mit Hammerichs Ausführungen (S. ?? f.)
zur Stelle auseinandergesetzt habe. Ich noiederhole hier meine a. a. O. gegebene Übersetzung der
Textstelle: „Mit dem Willen des Mannes meint Johannes die höchsten Kräfte der Seele, deren (d. h.
der obersten Kräfte) Natur und Werk mit dem Fleisch unvermischt ist und die in der Seele Lauterkeit
stehen, abgeschieden von Zeit und Ort und von allem dem, noas irgendroelches Absehen auf oder
Geschmack nach Zeit und Ort hat, die (scil. die obersten Kräfte) mit nichts etwas gemein haben,
in denen der Mensch nach Gott gebildet ist, in denen der Mensch von Gottes Geschlecht und Sippe ist.
Da sie jedoch nicht Gott selbst sind und in der Seele und mit der Seele geschaffen sind, so müssen sie
ihrer selbst entbildet und in Gott allein überbildet noerden.“ In Z. 9 haben alle 3 Hss. Ba2 MGs dem
statt den. Die RS. (in quibus potentiis) sonvie der Sinnzusammenhang lassen indessen eindeutig
erkennen, daß dem aus den verderbt sein muß. Z. 6 der séle -– ? vleische ist im Text der RS. verderbt.
Théry schreibt: (vires superiores) nature, anime. Cum aliquo nichil habent commune und gibt in den
Fußnoten an: „Lescribe avait d'abord écrit: . . . et operatio . . (statt: aliquo), et en marge . . . que

66
Anmerkungen 12–16 zu BgT S. 11/12

cum, c'est-à-dire la continuation du texte allemand: . . . Par un signe de renvoi, il substitue en


marge à et operatio ces mots: cum aliquo . . . . . . Pour étre fidèle au texte allemand, cette traduction
deprait dire: et operatio cum carne nihil habet commune.“ Daniels (S. 22) schreibt: (vires superiores)
nature anime que cum aliquo nichil habent commune und sagt in den Fußnoten: „Nach anime las die
Hs. ursprünglich et op o noas durchgestrichen wurde. Am Rande fügte dann C (?) c alič hinzu.
Unmittelbar darüber kann man die von S geschriebenen und dann ausradierten Worte que cum
lesen.“ Nach diesen Angaben vermute ich, daß der lateinische Text ursprünglich mit dem deutschen
übereinstimmte und etwa lautete: (vires superiores) anime, quarum natura et operatio cum carne
nihil habent (oder habet?) commune. Über die hoehsten (obersten) krefte vgl. etwa DW 1 S. 120,1 ff.
und dort Anm. 2; S. 182,9 ff. und S. 183 Anm. 1; 275,3 ff. und dort Anm. 2; Lat. W., 4. Bd. S. 50 Anm. 6;
Par. an. S. 77,22 f.; RdU S. 32,? ff. Zum Unterschied zwischen den niederen und den obersten Seelen
kräften vgl. auch die oben Anm. 5 aufgeführte Stellungnahme Eckharts zur vorliegenden Textstelle
RS. S III 1 art. 4 (Théry S. 188) Proc. Col. I n. 90, noo er auf Thomas vernoeist. Théry S. 188
Anm. 6 identifiziert die berufene Thomasstelle mit S. theol. I q. ?? a. 5. Zu Z. 10 f. vgl. RS. S III 4
art. 6 (The r y S. 201) Proc. Col. I n. 13?: Nam, sicut dicit alius articulus (gemeint ist RS. S III 1
art. 4), supreme potentie anime sunt create in anima et cum anima. Zu Z. 9 die – enhänt vgl. Aristo
teles De animal. 3 c. 4 (429 b 23–24). Zu Z. 10–14 vgl. etnoa DW 1 S. 1 10,1 ff. und dort Anm. 2 und 3;
Lat. W., 3. Bd. S. 96,3 ff.: Vult ergo dicere quod nihil humanum et per consequens nihil mundanum
neque creatum debet se gignere in nobis, ut simus ex illo nati, sed ex deo solo nati. – In Z. 13 ergänzt
Strauch mit Lasson (und Büttner) ir zwischen aleine und vater unnötigernveise, vgl. Théry,
RS. S. 161 Anm. a)
* Zu Z. 15–19 sieh Quint, Untersuchungen S. 35 f. zu 8,16–18 (Hammerich S. 79); vgl. auch
oben S. 9,? ff.
14 Zu Z. 21 natiurlichen liehte vgl. DW 1 S. 293 Anm. 1.
* Vgl. Augustinus En. in Ps. 36, Sermo 1 n. 3 (PL 36, 35?): Quod tibi longum videtur, cito est
Deo: subjunge te Deo, et tibi cito erit. Die von Strauch S. 52 zu 8,25 nach Loofs angegebenen
Augustinusstellen De pera religione c. 39 n. ?2 (PL 34, 154), Conf. 4,12,18 (PL 32,?00 f.) und Sermo 21,2
(PL 38,143) treffen m. E. nicht zu. Eckhart zitiert die gleiche Augustinusstelle In Sap. n. 164: Quarta
ratio est, quia vetus est quod longevel diu est a principio; ipsi autem deo, ipsi esse non est quidquam
longe praeter ipsum nihil. Quidautem tam prope ipsi esse quod est deus quam ens? Psalmus: "prope
es, domine' . . . et hoc est quod Act. 17 dicitur: 'non enim longe est ab unoquoque nostrum; in ipso
enim vivimus movemur et sumus.' Augustinus super Psalmum 36: »Quod tibi longum videtur,
cito est deo: subjungere deo et tibi cito erit.« Et super illo verbo: 'accelera, ut eruas me' etc. dicit:
»quod est tibi tardum in oculis dei breve est.« Et super illo: "pusillum, et non erit peccator' ait: »cito
erit quod tibidiu est . . .« Vgl. auch Lat. W., 4. Bd. S. 98,10 f.: Tertio nota quod deus est prope omnibus,
indistinctus ab omnibus, creatura vero e contrario est distincta et ob hoc longe ab indistincto (siehe
auch dort Anm. 6); Pf, S. 223,30: got ist uns nähe, aber wir sin im verre; Pf. 233,20 ff.; Lat. W., 4. Bd.
S 59,16 ff.: Quin immo hoc est ex maxima dei perfectione: tum quia sine ipso nulla creatura potest
subsistere quantumlibet elongata, . . . tum etiam quia vel nihil (non) distat ab ipso. Quomodo ergo
ageret in aliquod distans, cum nullum sit distans?; Serm. XXXVI n. 3?2: Notaprimo quod deus, cum non
sit 'longe a quolibet nostrum', Act. 7, et Psalmus: "prope es tu, domine', non potest appropinquare, ut
propior sit nobis. Appropinquare ergodicitur, quandonos ipsi appropinquamus, Iac. 4: 'appropin
quate deo, et appropinquabit vobis'. In Ioh. n. 23? (Lat. W., 3. Bd. S. 198,10 ff.); RdU S. 25,26 ff.: der
mensch sol sich kein wiss nymer verr von got nemen, weder um gebresten noch kranckheit noch um
kein ding; und ob dich ymer din grosse gebresten usstriben, das du dich nit nahen zü got möchtest
nemen, so soltu dir doch got nahe nemen. wann da lit grosser schad an, das der mensch im got verr
seczt; wann der mensch gang verr oder nach, got gät nymer verr, er blibt ye stend nahent, und mag
er nit innen bliben, so kompt er doch nit verr, dann fur die tür.
* Vgl. RdU S. 24,4 ff.: wäre und die aller best penitencz, damit man grösslich und uff das höchst
bessert, das ist, dz der mensch hab ein gross und volkomen abkeren von allem dem, das nit zümäl
got und götlich ist an im und an allen creatüren, und hab ein gross volkomen zükeren zü sim lieben
got in einer unbeweglichen minne also, das sin andacht und gelust grosszü im sy.

5* 67
Anmerkungen 17–21 zu BgT S. 12/13

17 Übersetzung: „. . . dich permöchte so noenig irgend etwas leidend zu machen noie die Gerechtig
keit Gott selbst (leidend zu machen permag).“ Gerechtigkeit ist Subjekt, Gott ist Akkus.-Objekt, noie
aus der unten folgenden Stelle Z. 15 ff. deutlich noird. Der Gedanke ist: so noenig die Gerechtigkeit
Gott selbst leidend machen kann, da sie sich ja dann selbst als mit Gott identisch leidend machen
könnte, so noenig kann den in die Gerechtigkeit „eingebildeten“ und „eingeborenen“ Gerechten etnoas
leidend machen. Richtig druckt Pf. S. 421,18 f. als ouch diu gerehtikeit got selben, noährend Str. S. 8,34
fälschlich als ouch die gerechtikeit, got selben bietet, und die Übersetzer interpunktieren und über
setzen ebenso irreführend: „noie die Gerechtigkeit“, noie Gott selber“ (Büttner), „nvie die Gerechtig
keit, noie Gott selbst“ (Lehmann), („then truly nothing could hurt you any more) than God's onon
justice noould.“ (Blak ney)
* Vgl. Pf. S. 190,5 f.: Nü spriche ich für baz von dem worte: gereht. Er sprichet niht: der gerehte
mensche noch der gerehte engel, mèr: alleine der gerehte. In Sap. n. 64: Notandum autem quod ait:
iusti, sine additamento quolibet aut subiecto, homine scil.aut huiusmodi, sed formaliter: iusti.
" Erläuternde Übersetzung von Z. 10–15: „Was irgend dem Gerechten (als sein Individuum
bezeichnend) gehört, insbesondere noas seine Gerechtigkeit ist und daß er gerecht ist, das ist Sohn
und hat einen Vater auf Erden (irdischen V.) und ist Kreatur und ist gemacht und geschaffen, denn
sein Vater ist Kreatur, gemacht oder geschaffen. Aber "Gerecht“ schlechthin, da das keinen geschaffenen
noch gemachten Vater hat und da Gott und Gerechtigkeit völlig eins sind und da die Gerechtigkeit
allein sein (des Gerecht' schlechthin) Vater ist, drum kann Leid und Ungemach in ihn (scil. in den
Gerechten schlechthin) so noenig noie in Gott selbst fallen.“ Text und Interpunktion bei Pf. und Str.
sonoie in den Übersetzungen fehlerhaft. Die Ausführungen Hammer ich s S. F6 f. zur vorliegenden
Textstelle treffen im einzelnen nicht das Richtige. Vgl. In Sap. n. 63: Talis (scil. iustus) nihil sapit
prorsus nec novit nec quidquam ipsum in aliquo afficit autallicit extra ipsam iustitiam aut praeter
iustitiam, adeout nec se ipsum, in quantum iustus, nos cat (Sperrung von mir) aut amet
prorsus, nisi in ipsa iustitia, in qua, per quam et propter quam se ipsum amatet omne quod amat . . .
(n. 64:) Notandum autem quod ait iusti, sine additamento quolibet aut subiecto, homine scil. aut
huiusmodi, sed formaliter: iusti. Est enim super hominem, sed etiam super omnem creaturam, divinum
soli Deo forma conformari et transformari in ipsum, secundum ipsum et ab ipso . . . Rursus notandum
quod iustus, in quantum huiusmodi, totum esse suum habet et accipit a sola iustitia, et est proles
et filius proprie genitus a iustitia, et ipsa iustitia et sola est parens sive pater generans iustum; . . . ;
In Ioh. n. 188 (Lat. W., 3. Bd. S. 15.?,8 ff.): Secundo sic: genitus, sed non unigenitus iustitiae, sed ab
alio quoquam genitus, iam non erit vere filius iustitiae, sed nec filius. Nemo enim potest esse unus
filius duorum aut plurium patrum . . . Adhuc autem siesset genitus ipse iustus a iustitia et a quoquam
alio, iam enarraret illud ut sic, et non iustitiam . . . Primo omnium videt ipsam ut sic, iustus scilicet.
semper intuetur, si tamen sit ab ipsa una, nullo aliogenitus . . . Si ergo ipsam primo omnium videt,
et cum hoc semper ipsam videt, sequitur quod nec se ipsum iustus unigenitus videat, nisi fuerit in
ipsa iustitia, in sinu iustitiae parientis et patris iusti; In Ioh. n. 413, n. 56?. – In Z. 11 glaubte Lasson
znoischen und und créatüre ist einfügen zu müssen (vgl. Str. S. 9 Anm. zu Z. 1). Dieses ist, das hsl.
nicht überliefert ist, kann grammatisch entbehrt noerden, da es dem Sinne nach aus dem voraus
gehenden ist (sun) zu ergänzen ist.
?" Übersetzung: „Weder Ungleiches und Ungerechtes, noch irgend etwas Gemachtes oder Ge
schaffenes könnte den Gerechten leidend machen, . . .“ Der Text ist in allen Hss. verderbt, sieh den
Var.-App.
* S. 12,21 Herumbe – S. 13,4 got. = RS. § II 1 art. 5 (Théry S. 161) Proc. Col. I n. 10: Quintus:
homo debet esse multum diligens ut spoliet vel denudet se ipsum a propria ymagine et cujusque
creature, et ignoret patrem nisi solum deum; tunc nichil est quod ipsum possit contristare vel turbare,
nec deus nec creatura nec aliquod creatum nec increatum: totum suum esse, vivere, nosse, scire et
amare est ex deo et in deo, et deus. Antwort Eckharts: RS. §III 1 art. 5 (Thér y S. 189) Proc. Col. I n. 93:
Ad quintum, cum dicitur: homo debet esse multum diligens, etc., verum est et multum morale,
concordans illi Proverbiorum 12: Non contristabit justum quidquid eiacciderit. Constat enim quod
bonum increatum, deus, ipsa bonitas, non conturbat bonum hominem, sed nec creatura quam con
temnit, et ab ipsa separatur et elongatur. A. Spam er noies in PBB 34 S. 374 darauf hin, daß die

68
Anmerkungen 21–26 zu BgT S. 13/14

obige Textstelle des BgT von Johannes Wen ck in seiner, von Spamer aufgefundenen Schrift
„De Ignota Litteratura“ zitiert wird: „Le 'De Ignota Litteratura' de Jean Wenck de Herrenberg contre
Nicolas de Cuse, texte inédit et étude par E. Van steenberg h e (Beitr. z. Gesch. d. Philos. d.
Mittelalters Bd. 8 H. 6, Münster 1910) S. 24 f.: Huic conclusioni (scil. Omnia cum Deo coincidunt)
alludit magister Eghardus in libro suo vulgari quem edidit pro regina Ungarie sorore ducum Austrie,
quod incipit: „Benedictus Deus et pater Domini nostri Ihesu Christi“, dicens: „Homo deberet esse
multum diligens ut spoliaret et denudaret se ipsum a propria ymagine et cuiuscumque creature, et
ignoraret patrem nisi solum Deum; tunc nichil est quod possit eum contristare vel conturbare, nec
Deus, nec creatura, nec aliquid creatum, nec aliquid increatum: totum suum esse, vivere et nosse,
scire, amare est ex Deo, in Deo et Deus.“ Über das Verhältnis des deutschen Textes zum Text Wencks
und der RS. vgl. Qu in t, Untersuchungen S. 36 zu 9,14–19 und H am m er i c h S. ?9 f. – Zu Z. 3 f.
ogl. Pf. S. 189,36 ff.: Daz er sprichet: bi, daz ist, daz des gerehten lón ist dä got selbe ist, wan des
gerehten sélikeit unde gotes sélikeit ist éin sèlikeit: wande dä ist der gerehte sèlic, dä got
sèlic ist. Ez sprichet sant Johannes 'dazwort was bigote'. Er sprichet: bi, unt dar umbe ist der gerehte
glich gote, wan got ist diu gerehtikeit. Unt dar umbe, swer in der gerehtikeit ist, der ist in gote und
ist got. (vgl. Qu in t S. 56? zu 189,3?).
* Vgl. In Sap. n. 63: Adhuc autem unicum est et idem est esse iustitiae et iusti, eodem sunt,
eodem gaudent; propter quod supra dictum est quod in opere viri iusti est honor Deo, gaudium
beatis et omnibus iustis, quin immo ipso Deo secundum illud: "Intra in gaudium Dominitui', Matth.
25, et 2 Esdr. 8: gaudium Domini est fortitudovestra'. Iustus enim, ut dictum est, gaudet de omni
iusto, magis autem ipsa iustitia gaudet; nam per ipsam, in ipsa et propter ipsam gaudet vir iustus
aut angelus de iusto quolibet angelo, homine et opere. Pf. S. 189,7 ff.
* Vgl. DW 1 S. 103,8 ff.: Dem gerehten menschen enist niht pinlicher noch swaerer, dan daz der
gerehticheit wider ist, daz er in allen dingen niht glich ist. Als wie? Mac sie ein dinc vröuwen und ein
anderz betrüeben, só ensint sie niht gereht, mér: sint sie ze einer zit vró, só sint sie ze allen ziten
vró; sint sie ze einer zit mér vró und ze der andern minner, só ist in unreht. Sieh die zu dieser Stelle
S. 104 Anm. 1 aufgeführten Parallelstellen, etwa Pf. S. 267,14 ff.: Daz ist gereht, daz dà gelich ist in
lieb und in leit, in bitterkeit und in süezikeit, unt dem zemäle kein dinc wider ist, daz er sich eine
vindet in der gerehtekeit. Zu Z. 12 gliches gemüetes vgl. RdU S. 10,25 f.: aber du solt in den wercken
ein gelichs gemüt haben und ein glichs getrüwen . . .; In Ioh. n. 210 (Lat. W., 3. Bd. S. 1?8,2): . . . esto
ubique mentis aequalitate, et in te habitat deus. Vgl. auch die Lat. W., 4. Bd., S. 6? Anm. 6 aufgeführten
Parallelen.

* Vgl. DW 1 S. 186,9 ff.: Ez ist ze klagenne von etlichen liuten, die sich gar höch dünkent und gar
ein mit gote, und sint noch zemäle gar ungeläzen, und hänt sich noch ze als kleinen dingen in liebe
und in leide. Dise sint dem harte verre, daz sie sich dünkent.
* Vgl. DW 1 S. 105,4 ff.: "Die gerehten suln leben'. Ez enist kein dinc só liep noch só begirlich
als leben under allen dingen. Só enist kein leben só boese noch sóswaerlich, ein menscheenwelle dennoch
leben . . . Nochdenne swie boese daz leben ist, só wil ez leben . . . Só begirlich ist daz leben in im
selber, daz man ez umbe sich selber begert. Die in der helle sint in éwiger pine, die enwölten niht ir
leben verliesen, noch viende noch sélen, wan ir leben ist só edel, daz ez sunder allez mittel vliuzet von
gote in die séle. Dar umbe wan ez von gote alsó vliuzet sunder mittel, dar umbe wellent sie leben;
pgl. auch die dort S. 106 Anm. 1 verzeichneten Parallelstellen. – Zu Z. 1 f. vgl. Lat. W., 4. Bd. S. 166,Z f.:
Tolerabilius ergo est esse non sanum quam nec sanum necesse. – Die nur in Ba2 stehende Variante
nit me statt niht (Z. 2), die sich naturgemäß auch in den Ausgaben und Übersetzungen findet, gibt
dem Gedanken eine sicher unursprüngliche Nuance.
* Vgl. etwa Pf. S. 300,10 ff.: Sum' ist als vil gesprochen als ein dinc, daz allez guot in ime treit,
unde daz ist allen créatüren verseit, daz keiniu allez daz habe, daz den menschen ganzeliche ge
troesten müge . . . und als ist ez umbe alle créatüre, unt dar umbe ist daz wär, daz alle créatüre tragent
in in bitterkeit. Ez ist wol wär, daz alle créatüre tragent in in etwaz tröstes, als obnän abgeveimet
der sein. Der sein daz ist allez mit einander in gote, swaz guotes mit einander in allen créatüren
gesin mac . . . Unde der tróst der créatüre enist niht ganz, wan er treit in ime einen mang. Aber gotes

69
Anmerkungen 26–32 zu BgT S. 14/15

tröst ist lüter und äne mang und ist zemäle und ist vollekomen . . . (vgl. Qu in t S. 826 zu 300,10;
300,20/21); Pf. S. 374,7 ff. – Z. ? si= die natiurliche bitterkeit (Z. 6).
27 Z. 13 Min herze – 14 ist. = RS. S II 1 art. 6 (Th. éry S. 161) Proc. Col. 1 n. 11: Sextus: Cor
meum et amor meus dat bonitatem creature, quod est proprietas dei. Antwort Eckharts: RS. S III 1
art. 6 (T h éry S. 189) Proc. Col. I n. 94: Ad sextum cum dicitur: cor meum et amor meus (Théry
verdruckt: deus) etc., verum est. Opus ad extra quod in se nichil habet bonitatis moralis sive meriti,
extra caritatem factum, factum in caritate accipit esse a non esse, et valet totum mundum. Merces
solus deus est, secundum illud Corinthiorum 13: Si habuero prophetiam, etc., karitatem autem non
habuero, nichil sum. Zum deutschen und lateinischen Text der Stelle pgl. Qu in t, Untersuchungen
S. 225. Der mit Gs übereinstimmende Text von M bestätigt ebenso die Richtigkeit des lateinischen
Textes der RS., noie die Übereinstimmung dieser 3 Texte die Verderbtheit von Ba2 und Tr2 errveist. Es
kann also nicht davon die Rede sein, noie es Karr e r – Pi es c h S. 138 heißt, „daß es sich um eine
Textverderbnis durch den Zensor handelt“ und „daß man entnoeder auf Leichtfertigkeit oder auch
mangelhafte Kenntnis der deutschen Sprache schließen muß“ und erst recht nicht: „Die Antwort
Eckeharts benoeist schlagend, daß er sich in aller Harmlosigkeit auf den Text des Zensors verließ und
diesen objektiv entstellten Text verteidigte – mit so viel Geschick, als es unter diesen Umständen eben
noch möglich noar, aber doch immerhin noeder besonders naheliegend noch besonders einfach' (Bäum
ker, bei Daniels VII). Der arme Eckehart! Den Text, der in seinem Trostbuch steht, brauchte er
noahrlich nicht zu verteidigen!“ Mag sein, aber dann auch geroiß nicht den richtigen Text, noie er
richtig übersetzt in der RS. steht, denn inhaltlich besteht doch noohl, soviel ich sehe, kein noesentlicher
Unterschied znoischen dem Ba2-Text (Str. und Pf.) und dem oben nach Gs und M gebotenen richtigen
und ursprünglichen. Büttner (II S. 178 zu S. 55 Z. 27) hat die Entsprechung des RS.-Artikels im
deutschen (Ba2-) Text gar nicht gefunden, fügt den Text der RS. seiner Übersetzung ein, übersetzt ihn
aber falsch: „Mein Herz und meine Liebe begabt mit Güte auch die Kreatur. Auch diese in e Eigen
s c h a ft Gottes.“ (Sperrung von Büttner). Vgl. auch RS., Thér y S. 161 Anm. e), Strauch
BgT S. 52 zu 9,14, Fa hr n er S. 28.
* Vgl. oben. S. 12,3 ff.
29 Vgl. unten S. 17 Anm. 36; S. 21,15 ff.
" H am m er i c h (S. 88–91) hat sich bemüht, die 30 Trostgründe gegeneinander abzugrenzen
und sie einzeln gedanklich zu charakterisieren. Vgl. oben S. 3 unter „Textkonstituierung“.
31 Vgl. Sermo XXI n. 201 f. (Lat. W., 4. Bd. S. 186,9 ff.): Praeterea malum uniest bonum alteri seu
universo, sed et ei cui nocet ut nunc et in hoc, proderit postet in aliis. Ubi dic primo quod, quia deus
vult bonum coniunctum malo, dicitur velle malum; est enim malum semper in bono. In der Anm. 5 zu
dieser Stelle vernoeist Benz auf August in us Enchiridion c. 14, PL 40, 238: mala omnino sine
bonis et nisi in bonis esse non possunt . . . Et haec duo contraria ita simul sunt, ut si bonum non esset
in quo malum esset, prorsus necmalum esse potuisset. Vgl. auch In Ioh. n. 75 (Lat. W., 3. Bd., S. 63,11):
Nihilenim est purum malum nec pure falsum.; In Sap. n. 197: Molestum autem et grave potest quid
esse alicui parti, nihil autem nocet aut nocere potest, quin immoprodest semper toti universo. Verbi
gratia: potio est molesta et amara ori, conveniens autem et salubris toti homini . . . Et hoc est quod
(hic dicitur quod) malum potest esse aliquid et nocere huic aut huic, nihil autem est malum omnibus
sive universo tenenti omnia. Vgl. auch unten S. 4?,3 ff. – Z. 10 f. ist die erste der Textstellen, die
Joh an n es v on D am b a c h in seiner „Consolatio theologiae“ vernwertet hat, sieh Albert
A u er, Johannes von Dambach und die Trostbücher vom 11. bis zum 16. Jahrhundert (Beitr. z. Gesch.
d. Philos. d. Mittelalters Bd. 2? H. 1/2, Münster 1928) S. 345: „Damnum et incommodum sine commodo
non esse.“
* Vgl. August in us Confess. VII c. 12 n. 18 (Skutella S. 142): Et manifestatum est mihi,
quoniam bona sunt, quae corrumpuntur, quae neque si summa bona essent, neque nisi bona essent, cor
rumpi possent, quia, si summa bona essent, incorruptibilia essent, si autem nulla bona essent, quidineis
corrumperetur, non esset . . . ergo si omni bono privabuntur, omnino nulla erunt: ergo quamdiu sunt,
bona sunt. ergo quaecumque sunt, bona sunt, malumque illud, quod quaerebam unde esset, non est
substantia, quia, si substantia esset, bonum esset. Aristoteles Eth. Nic. IV c. 12 (A c. 11, 1126a
12); vgl. auch In Sap. n. 235: Propter quod philosophus ait: si summum sive purum malum esset, se

70
Anmerkungen 32—37 zu BgT S. 15—17

ipsum corrumperet. (Koch). — Vgl. audi Anm. 31 und unten S. 4?,3 ff.; In Sap. n. 198 (A d i c e n n a
Zitat).
38 Zu S. 15, 1?—16, 16 pgl. S e r m o XVII, 4(Lat. W., 4. Bd. S. 165,8ff.): Praeterea quasi doleo de amis
sione thesauri, quasi de infirmitate, quasi de siti, fame, frigore et sic de singulis, quia “nicht gesunt', non
dives, non satur, non calidus. Ista enim sequuntur tale nihil, mortem, defectum, Ieremias: 'noluit
consolari, quia non sunt'. Hinc patet quod damnati non possunt velle non esse. Quomodo enim timens
poenam eligeret maiorem poenam incidere fugiendo minorem? Verbi gratia: habens centum marcas,
quanto plus sunt centum quam octoginta, tanto plus est “nicht hundert' quam “nicht achtzich', et per
consequens maior dolor de amissione omnium centum quam de amissione septuaginta, et maior de
amissione octoginta quam de perditione sexaginta, et sic de aliis. Perdere ergo sive carere minus sive
unum delectabile tolerabilius est quam carere maiori delectabili et duobus. Igitur carere maximo
bono sine quo nihil est bonum et specialiter carere illo cum alio potissimus dolor est. Tolerabilius ergo
est 'esse non sanum quam nec sanum nec esse. J o h. p. D a m b a c h (Auer S. 345): „Si partem, puta
de 100 marcis 40 perdidisti, memor sis, bonorum i. e. residuorum 60, quas retinuisti. Si enim de
40 perditis tantummodo cogitares convertendo te ad damnum de ipso imaginando, et quasi cum
damno mutuum habendo colloquium, turbari, desolari te forsitan oporteret.“ „Si vero ad 60 habita te
converteres, et a 40 te averteres, quasi eis non faciem, sed tergum praehabendo (l. praebendo),
imaginando scil. de 60 tantum et quasi cum ipsis mutuum habendo colloquium, causam consolationis
haberes haud dubie.“ „Praesertim cogitando, quod multa millia hominum sunt, quorum singuli si
marcas auri vel argenti 60, quot tu habes, etiam haberent, multum consolarentur et se propter illas
dominos reputarent.“ — Die hsl. Überlieferung für S. 16,3 ff. ist sehr brüchig, sieh den Var.-App. Zu
Z. 3 ogl. etnoa Pf. S. 142,18.
* Die oon A u e r S. 345 unter A III 20 perzeichnete Stelle aus J o h. p. D a m b a c h hat kaum
Beziehung zur oorliegenden BgT-Stelle, auch nicht „dem S i n n e nadh", noie ich meine. -

* Zu S. 17,9—19,16 ogl. J o h. p. D a m b a c h (A u e r S. 346), der aus diesem Textstück mehrere


Exzerpte in freier Wiedergabe und Textfolge bringt: „Omnis quippe dolor venit ex amore. dolor
itaque de temporalis alicuius amissione ex eiusdem venit temporalis amore.“ (pgl. oben S. 1?,9—11).
„Nescis homo, quod multum est avarus, cui deus non sufficit. Sicut igitur avarus merito potest de
sua avaritia verecundari, maxime quando scitur, ita et bonus homo merito verecundari posset,
praesertim coram bonis, si (statt: scil.?) tamquam deo non contentus (ogl. S. 18,2—6); esset enim
signum, quod non deum pure diligeret.“ (pgl. S. 17,11 f.). „[Conqueri debet,] (quod Kodh, Klammern
zu tilgen) adhuc in se turbationem experitur, quemadmodum homo, qui non est coelestis, sed
terrenus. Bonus homo de amissione temporalium numquam conqueri seu turbari (debet Koch), sed
hoc debet conqueri, quod conqueritur et (dolet Koch) amissionis causat (causam Kodh) temporalium"
(ogl. S. 19,12—16).
*• Der oon mir gegenüber Pf. und Str. gebesserte Text S. 1?, 12 und enminne noch niht, daz got
wil von mir und mit im geminnet hàn besagt: ich liebe noch nicht, noas Gott pon mir und mit sich
(d. h. mit Gott) geliebt haben noill, d. h.: id, liebe noch nicht ausschließlich Gott und die Kreaturen
i n i h m und mit ihm, sondern die Kreaturen in ihrem auf?ergöttlichen, pergänglichen Sein; ogl. oben
S. 15,2 f.: Der aber got minnete aleine in der créatúre und die créatúre in gote aleine... Vgl. VeM
S. 116,9 f.
87 A u g u s t i n u s Confess. X c. 41 n. 66 (ed. S k u t e l l a S. 260,?—12): tu es veritas super omnia
praesidens. at ego per avaritiam meam non amittere te volui, sed volui tecum possidere mendacium,
sicut nemo vult ita falsum dicere, ut nesciat ipse, quid verum sit. itaque amisi te, quia non dignaris
cum mendacio possideri. Edkhart zitiert diese Stelle noiederholt: Lat. W., 4. Bd. S. 223,4 ff.: A u gu
s t i n u s X Confessionum c. 2?: »ego per avaritiam meam non amittere te volui, sed volui tecum
mendacium possidere«; »itaque amisi te, quia non dignaris cum mendacio possideri«; Lat. W., 4. Bd.
S. 131,12 ff.; Lat. W., 3. Bd. S. 202,12 ff.; vgl. auch DW 1 S. 1?8,16 ff.: Sant A u g u s t i n u s sprichet:
ez kumet von giticheit der séle, daz si vil wil begrifen und hàn, und grifet an die zit und die
liplicheit und die manicvalticheit und verliuset dâ mite daz selbe, daz si hât. (sieh die Anm. zur
Stelle); S. 219 Anm. 3; Lat. W., 4. Bd. S. 98 Anm. 2. Die Angabe L o o fs (Str. S. 52), es handele sidh
bei Edkharts Zitat um eine „Ungenaue reminiscenz an perschiedene stellen der Conf.“ (L. oernoeist auf

71
Anmerkungen 37–44 zu BgT S. 17–19
4, 12, 18 f. und 10, 29, 40) ist unzutreffend. – Zur Textbesserung S. 18,1 der wärheit (Ba2, Str. Pf.:
dich w.) sieh Quint, Untersuchungen S. 30 zu 12,10. Es handelt sich also in dem von Ba2 überliefer
ten dich nicht um einen „im mhd. ungeroöhnlichen Akkusativ des Anrufs, der sicher aus lateinischem
Sprachempfinden kommt“, noie Breth a u er, Diss. S. 64 zu (3) meint.
* Zu S. 18,2–5 vgl. August in us Sermo 105 n. 3,4 (PL 38,620): Avare, quid aliud quaerebas?
Aut si aliud petas, quid tibi sufficit, cui Deus non sufficit?, ders., Sermo 53, 6, 6 (a. a. O. 366): quid
sufficiatei, cui non sufficit Deus. (B. L.); Serm. XXVII n. 270: Sufficientia nostra ex deo est, Cor. 3.
Primo quasi dicat: nihil sufficit nobis citra deum. August in us XIII Confessionum c. 2 in fine:
»omnis copia quae deus meus non est egestas est«, et illud: »inquietum est cor nostrum« etc. Secundo
quasi dicat: deus sufficit, quamvis nihil esset aliud, Ioh. 14: 'ostende nobis patrem' etc. Cor. 11:
'sufficit tibi gratia mea'. Hugo: »multum est avarus, cui non sufficit deus.« In Ioh. n. 231 (Lat. W.,
3. Bd. S. 194,1 f.): Sed hoc mirabile est quomodo istis sufficit munus, quibus non sufficit ipse deus.
Multum est avarus, cui non sufficit deus, ut ait August in us. (In der Anm. zu dieser Stelle ist
vernoiesen auf: En. in Ps. 30 Sermo 3 n. 4, PL 36,250; Serm. 19 n. 5; 53 n. 6; 105 n. 4, PL 38, 136. 366. 620).
In Ioh. n. 60?. Meine Annahme (Qu in t, Untersuchungen S. 30 zu 12,10), Eckhart habe in Z. 2 ff.
noch die gleiche Augustinusstelle im Sinn noie im voraufgehenden, noar irrig. Unten S. 50,9 ff. sind die
gleichen Augustinusstellen noie oben Z. 2 ff. und ? ff. zitiert; vgl. auch RdU S. 24,39 f.: wann der
mensch ist alze güdig, den an got nit genügt (nicht als Zitat!). – Z. 2 hat noohl schon in der gemein
samen Vorlage der Hss. valsche statt ursprünglichem alze oder gar (vgl. unten S. 50,10) gestanden. Ich
habe BgT (Quint) S. 14,12 und S. 92 Anm. 34 valsche, das durch alle Hss. gestützt noird, durch alze
zu ersetzen, nicht für angängig gehalten, mich aber nun doch für die Anderung zu alze entschieden,
die schon La ss on porschlug. Vgl. Stra u c h BgT S. 12,10 und Anm. dazu; Q u in t, Unters. S. 30.
* Vgl. Pf. S. 112,13 ff.: Sant Augustinus sprichet: herre, nimest dü uns dich, só gib uns einen
andern dich, oder wir geruowen niemer, wir wellen anders niht danne dich (sieh Qu in t S. 319 zu
112,14); Par. a n. S. 57,18 ff. (= Lotz e Krit. Beitr. S. 54,3 ff.). Auf noelche Augustinusstelle Eckhart
sich bezieht, ist ungenoiß, vgl. Confess. 13 c. 8 (ed. Skutella S. 334,11 f.): da mihite, deus meus,
redde mihi te. Die gleiche Stelle unten S. 50,13 f. Vgl. auch Augustinus, Confess. IV c. 9 n. 14
(ed. Skutella S. 64,25 ff.): te nemo amittit, nisi qui dimittit, et quia dimittit, quo it aut quo fugit
nisia te placido ad teiratum? (Diese Stelle zitiert Eckhart In Ioh. n. 497.) – S. 18,8 daz ich – dir?
fehlt Ba2 M Tr2, steht also nur in Gs und könnte sekundärer Zusatz dieser Hs. sein, noierwohl es m. E.
kaum von einem Schreiber erfunden sein dürfte.
* Vgl. DW 1 S. 174,4 f.: Glicheit wirt geminnet. Minne minnet alwege glich; dar umbe só minnet
got den gerehten menschen im selber glich., vgl. auch die dort in der Anm. 3 verzeichneten Parallelen
Pf. S. 62,18 ff.; 192,5 ff.; 196,24/35 ff.; Sermo XL n. 389: Praemissis consonat quod similitudo causa est
dilectionis, rursus etiam quod dilectio vult uniri sive unum fieri cum amato. Sermo XIII (Lat. W.,
4. Bd. S. 137,6 f.): Nota: amoris sive dilectionis radix et causa est similitudo, Eccli. 13: 'omne animal
diligit sibi simile' (= Eccli. 13,19); In Sap. n. 254: omnis siquidem amans amat simile.; n. 65: Omne
enim aliquale universaliter et regulariter amat sibi simile, sicut generat sibi simile, ...; DW 1 S. 218
Anm. 2; Lat. W., 3. Bd. S. 132,16 ff.; In Ioh. n. 489: Afficitur enim unusquisque ad sibi simile.
* Zu S. 18,13 ff. vgl. DW 1 S. 219,11 ff. und die S. 220 Anm. 1 verzeichneten Parallelstellen. In Ioh.
n. 35?: Qualis enim quisque est, talia et de talibus loquitur, Matth. 12: 'ex abundantia cordis os
loquitur'. Et Seneca dicit: »si vis scire qualis quis sit, vide quales commendat et de quibus et
qualibus frequenter loquitur«. Secundum hoc apte exponitur illud Eccl. 5: "omnis labor hominis in
ore eius'; et Eccl. 38: 'quitenet aratrum', 'narratio eius in filiis taurorum'. Omnis enim homo de his
loquitur communiter, circa quae negotiatur et in quibus laborat et operatur.; Sermo XXXV n. 356.
* Vgl. In Eccli. n. 19: Hinc est primo quod omnis et solius ipsius operis, cuius finis et intentio
sincera est deus, illud opus operatur deus et est eius principium, et sic est divinum, utpote operatum
a deo.
* Vgl. In Ioh. n. 201 (Lat. W., 3. Bd. S. 169,6 ff.), noo die gleiche Psalmstelle zitiert noird, ebenso
S. 65,2. Sermo XXXI n. 325; In Ioh. n. 503.
* Vgl. RdU S. 44,1? ff. (Pf. S. 5??,24 ff. Diederichs, Diss. S. ?9): dann clag nichtz, dann das
clag allein, das du noch clagst und das dich nit benüget; . . . Zu S. 19,12 enwachet vgl. etwa In Ioh.

72
Anmerkungen 44—50 zu BgT S. 19/20

n. 510: Ex hoc primo notandum secundum quod, ubi et quando deus non quaeritur, dicitur deus
d o r m ire. (Sperrung pon mir); n. 56?: Quarto, quia deus sub ratione esse et essentiae est quasi
d o r m i e n s et latens ... (Sperrung oon mir).
** Vgl. In Sap. n. 92: sic enim nec caelum tangitur nec afficitur ab igne sibi proximo physica
affectione, sed e contrario.; In Sap. n. 134: Sed deus, utpote supremum, tangit et afficit omne inferius,
sed non tangitur nec afficitur ab inferiori, sicut nec caelum tangit quidem et afficit physice elementum
sibi proximum, ...; Sermo XI,2 n. 118 (Lat. W., 4. Bd. S. 111,9 f.): Iuxta quae nota quomodo excedit
caelum colorem et calorem....; ogl. die in der Anm. 8 zu dieser Stelle perzeichneten Parallelen, Pf.
S. 81,18 f.: Dennoch daz fiur, swie hóch ez si an siner oberster stat, ez enrüeret doch den himel niht.
J o h. p. Da m b a c h (Auer S. 346): „Nempe ignis in sua sphaera calidissimus corpori coelesti im
mediate coniunctus est sub eo existens sine medio et tamen nequaquam tangit physice ipsum coelum.“
Vgl. auch unten S. 52,20 ff. Der Himmel ist der „Ort" des Feuers, ogl. A r i s t o t e l e s Phys. A c. 1, 208 a
2? ff.; b 8 ff.; sieh J. K o ch, Cusanus-Texte I 2./5.: 4 Predigten im Geiste Eckharts (Si. Ber. d. Heidelb.
Ak. d. Wiss., Phil.-Hist. Kl. Jg. 1936/3?) S. 175.
** Vgl. In Sap. n. 131: Praedictis consonat quod mathematicus concedit qualibet magnitudine
maiorem accipere in infinitum. Rursus etiam imaginatio, quae circa magnitudinem versatur, potest
imaginari quolibet magno maius, etiam caelo. Unde per hoc Au g u s t in u s libro De quantitate
animae probat animam maiorem esse toto mundo. (A u g u s t i n u s De quant. an. c. 5 n. 9, PL 32, 1040).
(Koch). Vgl. Par. an. S. 15,9 f.: Di meistere di da beschriben wi wit der himmil si: di minniste craft
di in miner sele ist, die ist widir dan der wide himmil; S. 54,22: ... di sele ist doch edilir dan der himmil;
Pf. S. 100,24: Di meister sprechent, daz diu séle ist witer denne der himel.; S. 413,21 ff.; 1?3,16 ff.
*7 J oh. d. Da m b a c h (Auer S. 346 f.): „Quomodo ergo sperabit homo vel audet praetendere,
quod ipse (de) numero sit coelestium hominum seu bonorum, si cor suum adhuc tangitur amissione
rerum temporalium tam parvarum.“ — Zu S. 20,4 himelischer mensche ogl. unten S. 109,19, Lat. W.,
4. Bd. S. 123 Anm. 6.
48 Zu S. 20,6—11 ogl. RS. § III 4 art. 16 (Th é r y S. 205) Proc. Col. I n. 151: ... postquam homo
se ipsum plene abnegat et totaliter conformat divine voluntati, hoc solum volens et amans quod in
se ipso et in omnibus honor et voluntas dei fiat, quidquid deus dederit vel non dare voluerit, hoc ipso
quod deus hoc vel sic voluerit, accipitur a vero amatore dei tanquam melius, et hoc utique melius
est. Ipsa enim voluntas dei volendo facit rem bonam. Ad hoc facit illud Matth. 6°: fiat poluntas tua
sicut in celo et in terra., RS. § III 1 art. ? (T h é r y S. 189) Proc. Col. I n. 95: Tota enim perfectio hominis
est conformari divinae voluntati volendo quod deus vult et modo quo deus vult; praesertim cum omne
quod deus vult et modo quo deus vult quippiam, hoc ipso bonum est illud. Vgl. DW 1 S. 61,4ff. und
dort Anm. 1; Lat. W., 4. Bd. S. 187,10 f. und dort Anm. 6. — Zur Textänderung Z. ? unmügelich (un
geliche Str., ime geliche Ba» Pf. M) sieh Qu i n t, Untersudiungen S. 3? zu 13,16 f. — Zu Z. 9 ff. ogl.
DW 1 S. 64,3 ff.: Ich pflige dicke ein wörtelin ze sprechenne und ist ouch wàr: wir ruofen alle tage und
schriem in dem Pater noster: “herre, din wille werde!* Sö denne sin wille wirt, só wellen wir zürnem
und genüeget uns niht an sinem willen. Und swaz er tæte, daz solte uns aller beste gevallen.; ogl.
auch die dort Anm. 2 und S. 62 Anm. 3 aufgeführten Parallelen Pf. S. 55,5 ff.; 147,11 ff.; 1??,40 ff.;
203,13 ff.; 207,3? ff.; J u n d t S. 265,4ff.; ogl. auch etnoa In Ioh. n. 604 f.: ... Et notandum est hic, et
est mirabile et perversum prorsus et miserabile: tota die clamamus et oramus ad dominum, ut eius
voluntas fiat, et cum factum fuerit, tristamur et querulamur, quia facta est voluntas dei.; zudem
unten S. 51,9 ff., 5?,12 ff.
4° L. A n n a eu s S en e ca, Nat. quaest. III praef. n. 12: Quid est praecipuum? posse laeto
animo adversa tolerare; quicquid acciderit, sic ferre, quasi tibi volueris accidere (debuisses enim
velle, si scisses omnia ex decreto dei fieri: flere, queri et gemere desciscere est).
50 L. A n n a e u s S e n e c a, Ep. ad Lucilium 107,11 (ed. Hense, Bibl. Teubn. 1898, S. 499,4ff.):
(et sic adloquamur Iovem, cuius gubernaculo moles ista derigitur, quem (admodum) Cleanthes noster
versibus disertissimis adloquitur, quos mihi in nostrum sermonem mutare permittitur Ciceronis,
disertissimi viri, exemplo. si placuerint, boni consules; si displicuerint, scies me in hoc secutum
Ciceronis exemplum.) 'duc, o parens celsique dominator poli, quocumque placuit: nulla parendi
mora est. adsum inpiger. fac nolle, comitabor gemens malusque patiar, facere quod licuit bono.

75
Anmerkungen 50–57 zu BgT S. 21

ducunt volentem fata, nolentem trahunt.' Hense verweist im Apparat auf August in us, der
in De civ. dei l. V. c. 8 (CSEL XXXX S. 221,24 ff.) die Seneca-Stelle mit z. T. abnoeichendem Wortlaut
zitiert: (Annaei Senecae sunt, nisi fallor, hi uersus:) Duc (Var. dux é k), summe pater altique
dominator poli, / Quocumque placuit, nulla parendi mora est. . . . nolentem trahunt. – Es wird
deutlich, daß Eckhart das Seneca-Zitat dem Wortlaut nach von Augustinus übernahm, u. zro. mit der
entstellten Variante im Eingang dux et (summe pater) = oben S. 20,16 f.: herzoge und (oberster
vater). Den zweiten Teil des ganzen Verszitats, das Seneca, noie er selbst angibt, dem Kleanthes
entnahm, hat Eckhart sehr frei verroendet. Wie es scheint, noar in dem von ihm benutzten Text des
Zitats wohl fac velle aus fac nolle verderbt und wurde von ihm wiedergegeben durch: gip mir
willen (oben S. 20,18). – Für den richtigen Nachrweis des Zitats, das J. Koch mit einer Stelle aus
Epiktets Diatribai identifizierte (sieh BgT /Quint/ S. 94 Anm. 46), bin ich Endre v on Ino án k a
(Wien) dankbar verpflichtet, der darauf hinnvies, daß auch Epiktet die Kleanthes-Verse zitiert im
Enchiridion, cap. 53.
* Vgl. In Ioh. n. ?8 (Lat. W., 3. Bd. S. 67,1 f.): Quarto, quia plerumque homo optat et orat liberari
ab adversis, et nescit quod in illis ipsi cavetur a maioribus malis et providetur in melioribus. Vgl.
oben S. 15,10 ff.
* Vgl. RS. II art. 3? (Théry S. 241) Proc. Col. II n. 94: Solutio: intellectus patet ex superioribus.
Constat enim quod amans deum, oportet quod abneget semet ipsum, tollat quod suum est, diligat
proximum sicut se ipsum, sic conformis divine voluntati, utomne quod deus vult et ipse velit et
equaliter hoc et illud; nam si inequaliter, jam non solum deum nec dei voluntatem nec deum in
omnibus, nec omnia in deo diligit.; DW 1 S. 102,6 ff. und die dort Anm. 3 verzeichneten Parallelen.
* Diese Schriftstelle zitiert Eckhart sehr häufig, vgl. etwa DW 1 S. 195,14 ff. und die dort Anm. 1
verzeichneten Textstellen. Vgl. auch unten. Anm. 135.
* Zu töt gewenet vgl. DW 1 S. 201,9: . . . der sol sin selbes tót sin und allen geschaffenen
dingen . . . (= RS. S II 4 art. 11 A, Th. éry S. 181, Proc. Col. I n. 65: . . . ille debet esse sibi mortuus et
omnibus rebus creatis ...; RS. II art. 20, T h & r y S. 225, Proc. Col. II n. 47: ... ille debet esse mortuus
respectu sui (et) omnium creaturarum . . .); vgl. auch die DW 1 S. 202 Anm. 1 verzeichneten Parallel
stellen; Sermo LV n. 543: Nota: homo debet se habere ad omnia mundi huius, ac si esset mortuus,
tamquam non audiat nec videat, et universaliter, ac si non sentiat. Pf. S. 189,2?; 233,3.
* S. 21,9–13: zu den Textbesserungen gegenüber Pf. und Str. sieh Quint, Untersuchungen
S. 37 f. zu 14,9–15, noo auch die Ablehnung der verfehlten Interpretation des Pauluszitats (Z. 11)
durch Hammerich (S. ?1) begründet ist. Der Satz Z. 12 Got – 13 willen, den ich a. a. O. S. 39
in der Fassung von Gs übersetzte, lautet nach der Ergänzung des in Gs durch Homöoteleuton aus
gefallenen Textstückes: „Gott erkennt alles, noas er erkennt, (und) liebt und noill alles, noas er liebt
und roill, in sich selbst in seinem eigenen Willen.“ Zur Formulierung pgl. oben S. 9,16 ff.
* Vgl. In Ioh. n. 107 (Lat. W., 3. Bd. S. 92,7 ff.): Propter hoc optime et signanter ait salvator:
"haec est vita aeterna, ut cognoscant te solum', Ioh. 17. Et Matth. 6 docet nos orare: 'sanctificetur
nomen tuum'. Nomen, notitia dei sanctificatur, quando ipse solus cognoscitur. (Vgl. oben S. 21,18 ff.
und unten S. 11?,22 f.)
" Vgl. Thomas S. th. I q. 12a. 9: Respondeo dicendum quod videntes Deum per suam essen
tiam, ea quae in ipsa essentia Dei vident, non vident per aliquas species, sed per ipsam essentiam
divinam intellectuieorum unitam. Sic enim cognoscitur unumquodque, secundum quod similitudo
eius est in cognoscente. Sed hoc contingit dupliciter. Cum enim quaecumque uniet eidem sunt similia,
sibi invicem sint similia, virtus cognoscitiva dupliciter assimilaripotest alicui cognoscibili. Uno modo,
secundum se, quando directe eius similitudine informatur: et tunc cognoscitur illud secundum se.
Alio modo, secundum quod informatur specie alicuius quod est ei simile: et tunc non dicitur res
cognosci in seipsa, sed in suo simili . . . Sic ergo, cognoscere res per earum similitudines in cognos
cente exsistentes, est cognoscere eas in seipsis seu in propriis naturis: sed cognoscere eas prout earum
similitudines praeexsistunt in Deo, est videre eas in Deo. Et hae duae cognitiones differunt. Unde
secundum illam cognitionem, qua res cognoscuntur a videntibus Deum per essentiam in ipso Deo,
non videntur per aliquassimilitudines alias; sed per solam essentiam divinam intellectui praesentem,
per quam et Deus videtur. (Koch). Vgl. unten S. 116,9–1?; DW 1 S. 162,2ff.: Daz selbe bekantnisse,

74
Anmerkungen 57—60 zu BgT S. 21/22

dâ sidh got selben inne bekennet, daz ist eines ieglichen abegescheidenen geistes bekantnisse und kein
anderz. (= RS. II art. 55, sieh die Anm. 1 a. a. O. S. 162).
** Vgl. Pf. S. 221,21 ff.: Swenne ich gedenke ùf gotes ridhe, daz tuot mich dicke sweigen, siner
grózheit wegen; wan gotes riche daz ist got selbe mit allem sinem richtuome. S. 22,2 dich: L a s s o n
konjizierte stattdessen din, und S t r a u c h folgte ihm (S. 14 zu Z. 25). Offenbar aber hat Eckhart mit
voller Absicht das substantioische riche (regnum) des Paternoster in das adjektipische riche (dives)
umgedeutet: „... daf? id nichts habe, noas ich als reich eradhte und noisse denn dich, den Reichen.“
s* Vgl. In Ioh. n. 11? (Lat. W., 3. Bd. S. 102,2 ff.): Et fortassis hoc est quod oramus hortante
domino, Matth. 6: “fiat voluntas tua sicut in caelo et in terra', id est sicut in Christo, 'caelo', voluntas
patris facta est, ut esset filius — voluntas enim patris ut pater naturaliter est generare et habere
filium —, sic et “in terra', id est in nobis terram habitantibus, fiat voluntas patris, ... Vgl. auch Trac
tatus super oratione dominica n. 8 (Lat. W., 5. Bd. S. 117,4 ff.).
so S. 22,5 Ein — Z. 14 leit = RS. § II 1 art. ? (T h ér y S. 162) Proc. Col. I n. 12: Septimus: Talis
homo ita conformis est divine voluntati, quod ipse vult quidquid deus vult et illo modo quo deus
vult. Et quia deus aliquo modo vult me fecisse peccatum, nollem non fecisse peccatum, quia sic
impletur voluntas divina in terra, hoc est in delictis, sicut in celo, hoc est in benefaciendo, et tunc
homo vult carere deo propter deum, et propter deum a deo separari. Et hoc solum est vera contritio
peccatorum meorum. Sic doleo de peccato sine dolore, sicut deus habet dolorem de omni malitia sine
dolore. Postremum et majorem dolorem habeo de peccatis, quia ego non facerem peccatum pro omni
eo quod creatum est, tamen sine dolore. Antroort Edkharts: RS. § III 1 art. ? (T h é r y S. 189) Proc.
Col. I n. 95: Ad septimum cum dicitur: talis homo ita conformis est divine voluntati, etc., dicendum
quod verum est, et videtur planum et morale hoc, sicut omnia alia. Quomodo enim beatus aut etiam
bonus quis esset, volens quod deus nollet? aut volens aliter quam deus vult? Verbi gratia: quomodo
quis esset beatus, nolente beari aut volente contraria beatitudini? Vel etiam albus opposita albedine
et dissimilis albedini? Tota enim perfectio hominis est conformari divine voluntati volendo quod
deus vult, et modo quo deus vult; presertim cum omne quod deus vult et modo quo deus vult
quippiam, hoc ipso bonum est illud. Constat autem quod homo semper debet velle bonum. „Gut
adhten" art. 2? (Pelster S. 1123, 27—31): xxvijus articulus sic habet: Item scribit »Bonus homo
debet sic conformare voluntatem suam voluntati divine quod ipse velit qui(c)quid deus vult. Et quia
Deus vult aliquomodo me peccasse, nollem ego quod ego peccata non comisissem«. »Et hec est vera
penitencia.« Bulle art. 14 (Ard. II S. 638): Quartusdecimus articulus. Bonus homo debet sic confir
mare voluntatem suam voluntati divine, quod ipse velit quicquid deus vult: quia deus vult aliquo
modo me peccasse, nollem ego, quod ego peccata non comisissem, et hec est vera penitentia. —
Zu Z. 5—6 pgl. RS. II art. 3? (T h é r y S. 241) Proc. Col. II n. 94: Solutio:... Constat enim quod amans
deum, oportet quod abneget semet ipsum, ... sic conformis divine voluntati, ut omne quod deus vult
et ipse velit et equaliter hoc et illud; pgl. audi RS. II art. 41 (T h é r y S. 246: Solutio) Proc. Col. II
n. 103; RS. § III 4 art. 16 (Thé r y S. 205) Proc. Col. I n. 151. RdU S. 19,1 ff. (Diederidis, Diss. S. ?8). —
Zu Z. 6 ff. ogl. RdU S. 20,21 ff. (pgl. Diederidis, Diss. S. ??): In der warheit, sund hon geton, ist nit
sünde, ob sie leid sind. der mensch sol nit sünd wöllen tün um alles, das geschehen mag in zit oder in
ewikeit, weder tötlich noch teglich noch kein sünd... Ja, der recht wer geseczt in den willen gotz, der
solt nit wöllen, die sünd, da er ingevallen was, daz des nit geschehen wer; nit also, als es wider got
was, sunder als ferr als du damit bist gebünden zü merer minne und bist damit genidert und
gediemütiget, als das alleine, das er wider got hat getton. aber du solt got wol getrûwen, das er dir
das nit verhenckt hat, er welte dan din bestes dar uss ziehen. wenn aber der mensch genczlichen
uffstät von sunden und zümäl abkertt, so tüt dann der getrúw got, als ob der mensch nie in sund
wer gevallen, und wil in aller siner sunde ein ögenblick nit lassen engeltten, und wer ir als vil, als
alle menschen ye getátem, des wil in got nümer lassen engelten; er mög mit dem menschen alle heim
licheit haben, die er ye mit creaturen gewan ... (22,11 ff.): Und ye mer man die sunde grösser wigt,
ye me got bereitter ist, die sund ze vergeben und zú der sel ze komen und die sünd ze vertriben;
wann ein yeclicher ist das aller flysigost ab zü tün, das im aller meist wider ist. und ye die sund
grösser und merer sind, ye sie got on mässe und gerner vergibt und behender, wa sie im wider sind.
und dann, als die götlich rùw sich erhebt zú got, so sind alle sund belder verschwünden in dem ab

75
Anmerkung 60 zu BgT S. 22

grund gottes, dann ich min ög zü möchte geton, und werdent dann alcümal zenichten, als sie nie
geschehen weren, ob im gancz rüw da wirt.; DW 1 S. 65,3 ff. und dort Anm. 2. – Zu Z. 9 ff. vgl. unten
S. 40,11 ff., Lat. W., 3. Bd. S. 6? Anm. 4, Lat. W., 4. Bd. S. 65 Anm. 2. – Zu Z. 11 ff. (leit äne leit) vgl.
Augustinus De patientia c. 1 n. 1 (PL 40, 611): Nihil enim horum nos sine molestia sentiamus:
absitautem ut impassibilem Dei naturam perpeti ullam molestiam suspicemur. Sicut autem zelat
sine aliquo livore, irascitur sine aliqua perturbatione, miseretur sine aliquo dolore, poenitet eum sine
alicujus suae pravitatis correctione: ita est patiens sine ulla passione. Diese Stelle zitiert Eckhart
Lat. W., 4. Bd. S. 128,8 ff. Vgl. noch Pf. S. 42,10 f.: Dar umbe ist der zorn gotes üz der minne, wan
eräne liden zürnet. – Hinter Z. 6 wil. hat Gs ein umfangreiches Plusstück, das ich in den „Unter
suchungen“ S. 40–42 mitgeteilt habe und das ich im folgenden noch einmal abdrucke, indem ich es
mit moderner Interpunktion versehe: (will), vnd darvmb das / sin volkumen almechtig- / kait, sin
guty vnd sin milten / erbärmd vil dester merklich- / er der sunder halb bekant / werd won so doch
der / mensch so vil genaiget ist / zu hochmütikait vnd mit / ze vil läwen begirden vnd /jn vnerkantnus
gottes vber- / laden ist, vmb das das / ain mensch demutiglich / bekenn, das er doch so ge- / bresten
haft ist vnd so licht- / lich suntlich werden mag, / vnd das im der almech- / tig volkumen herr, dem /
doch vnvssprechlich sund / widrig vnd vnmenschlich /sind, sogar gantzlichen / durch sich selb mit
(f. CCXXIIIra) siner gnadenrichen erbärmd / dem widerkerenden / rüwer (por rüwer ist sunder
getilgt) vergit vnd jm sy all / sogar abtilget, als ob / es nie wer geschechen, / vmb das sich der mensch /
demütige von sins bresten / wegen vnd got dest me / krefftiglicher vsser welle / mit gantzer vol
kumner / mynne, der allain gantz / volkumen lutter vnd on all / gebresten ist vnd sin sol, / won ich
doch got billicher / vill lieber sol han, denn / ob er mir sin milte güty / nit so grosslich hett er- /zaiget;
won ich doch ganz- / lich in warhait gelob vnd / ich mich des billich fröwen / jn ewiger sälde, das
mich / anders niemant mocht noch / kund behalten von mynen / sunden den Jhesus Christus mit /
sinem richen, vnmessigen, / erwirdigen verdienen. Iob / sprach: nach der vinstryn / hoffen ich das
liecht. / Ain mensch hatt villicht / ain swaches vinstres hulzy / hus, das ist, als vor ist / gesait, läwer
ernst vnd (f. CCXXIIIrb) ze wenig gottlicher mynn, / dem verhenget got durch / anfechtung jn sund
ze vallen, / vmb das das er mit sinem schaden gewitzget werd vnd / ander menschen mit jm. So /
kumt er vmb sin swaches / hus vnd machet denn ain / starkes staines liechtes hus, / das ist: er wirbet
denn krefft- / tiglicher emsiglicher vnd och / ernstlicher jn erkantnus vnd nach / gotlicher mynn, denn
er vil- / licht vor sinem vall es het / getan; vnd dar vmb sol man / mit fliss merken, das besser / ist
das verwunden des frundes / denn die vngetruwen küss dez /viendes. vnser viend rattent / vns etwan
das gut gestalt / hat, vmb das es in bössem / ende. David spricht: do der mensch jn eren was, do be- /
kant er es nit. Got wolt / wolt sant petter, sant maria / magdalena, david vnd die / andern jr glichen
also durch / jr demütig rüw mit siner / gnadenrichen erbärmd enpfa- / hen, vmb das ain jeklichs /
mensch da durch dester got- / forchtiger vnd dest me be- / (f. CCXXIIIva) kanter würd vnd mit me
ernst- /tes vnd flisses jn gottes willen / belibe vnd och nit in wol- / gefallen siner vnschuld vnd / luttern
klarhait, die er doch / von got hat vnd nit von jm / selb, jn hoffart vall als luci- /vert vnd sin mit
gelichen. / Sanctus Gregorius spricht: got / verlätt das gemut niemer, daz / sich warlich jn sunden
be-/ kennet. Dem wären rüwer ist / villaider, das er wider got / je getett, denn das er jm / selb schaden
oder straff oder / joch ewige hell verschuldet hat. / Got dem ist so lait, so wir / kumen vmb vnser
selligkait, daz/jm sin marter noch syn tod / nie so laid wart. Billich wol / vnd wär sprach david: /
dir allain han ich gesundet / vnd vor dir han ich vbel ge- / tan, won kain ding vnder allen /hesslichen
versmachten grusamen / gestalten sint dem menschen / nymer so gar widerig noch / mugent jm nit
so vnzymlich / noch so gar vnmenschlich wer- / den als die sund got; er en- / hette anders nit sich
selbs / so williglich gegeben jn so / (f. CCXXIIIvb) gar grosses vnseglichs liden / vnd jn den aller ver
smech- / sten, bittersten tod, vmb daz das / der mensch durch die pin- / lich erarnung vnd durch /
die kosspern erlosung got- /tes mynn erkante. won / so der vogel agrippa, der / och ain menschen
antlutz / mit siner gesicht, den erst- / ten menschen, den er sicht, er- / töttet hat vnd dar nach / schowet
er sin antlutzjn / wasser vnd sicht denn, / daz er also sin glichen er- / tottet hat, so wirt er dar / nach
niemer frovnd end- / et also jn trurigkait. des / mag sich billich schamen / ain lawer rüwer vnd der /
zu wenig bekantnus vnd / gotliche myn hat. vnd / dar vmb sprach david: / vor (por vor ist dir getilgt)
dir han ich vbel / getan, vmb das du ge- / rechtvertiget werdist jn / dinen worten, die da vs-/ sprechent

76
Anmerkungen 60–66 zu BgT S. 22/23

all din gnadrichen / erbärmd. so hast du mit / mir ain güt zaichen ge- / tän mit diner mynn- / richen
erlosung, vnd daz / werdent all die sechn, (f. CCXXIIIIra) die mir Übels wolten, wenn / du herr wirst
richten, so / werdent die geschendet / vnd vber wunden, die nit / wider kärten vnd och also / wol mit
rüw din erbärmd / möchten han erworben. du / macht billich sprechen: was / solt jch fürbas tän
(por tän ist hange gestrichen), das ich nit getun habe; / won die ich nit mocht be- / halten mit gerechtig
kait jn / vnschuld, die han ich be- / halten, mit miner erbärmd / jn rüw. vnd dar vmb won / got in
etlich wis . . . Meine auf inneren Kriterien gründende Vermutung, daß es sich um einen unursprüng
lichen Zusatz handele, bestätigte schon Tr2 (siehe Untersuchungen S. 228) und nachträglich auch M,
in denen dieses Textstück ebenso noie in Ba2 fehlt.
* S. 22,1? daz der – 19 ist. = RS. S II 1 art. 8 (Théry S. 162) Proc. Col. I n. 13: Octavus: Bonus
homo inquantum bonus intrat omnem proprietatem bonitatis, que deus est in se ipso. Antroort Eck
harts: RS. S III 1 art. 8 (Th. éry S. 189) Proc. Col. I n. 96: Ad octavum cum dicitur: bonus homo
inquantum bonus intrat omnem proprietatem bonitatis, etc., verum est, ut dictum est. Zu Z. 18 tritet
in alle die eigenschaft sieh oben. S. 11,18.
* Vgl. Sermo VI, 4 n. 70 (Lat. W., 4. Bd. S. 68,8): Sic iam terra fit caelum et caelum in terra des
cribitur et inclinatur.

* Vgl. Sermo VI, 4 n. 69 (Lat. W., 4. Bd. S. 6?,9 ff.): Adhuc autem semper aequaliter gaudet. Non
ergo variatur a gaudio et in gaudium et a minori gaudio in maius. De nullo enim gaudet aut timet
nisi de deo. (sieh die dort Anm. 6 verzeichneten Parallelstellen).
* Vgl. RdU S. 44,20 f.: wann dem recht were, der neme als in darben als in haben.; 43,3 ff.: der
mensch hat ein recht himelrich, der sich durch got kund aller ding verwegen, was got geb oder nit
gebe . . . du solt ze fryd sin, ob er dir sin gabe gibt oder nit gibt.; 43,15 ff. (vgl. Die der ich s, Diss.
S. F8); In Ioh. n. F9 (Lat. W., 3. Bd. S. 67,6 ff.): ... quia deus etiam non dando dat, puta si homosciat
propter deum carere illo quod optat accipere, . . . In Ioh. n. 613: Iterum etiam omnis vere devotus
deum orans hoc solum orat: fieri voluntatem dei sive quod deus vult, non hoc aut illud, sed hoc
vel illud indifferenter et indistincte, non plus hoc quam illud, non plus fieri quam non fieri, non plus
accipere quam non accipere; dummodo deus velit sive hoc sive illud, sive dare sive non dare. Unde
talis non accipiendo accipit et consequenter semper et omne quod petit accipit. – S. 23,? und alsó –
nemende besagt in der Übersetzung: „und so nehme ich, indem ich entbehre (entbehrend) und nicht,
indem ich nehme (nicht nehmend).“ Pf. und Str. haben enberen und nit nemen (Ba2) noohl fälschlich
als Infinitipe statt als Partizipien des Präsens aufgefaßt, ebenso ihre Übersetzer: „Dann nehm ich
eben Verzichten und Nichtnehmen“ (Büttner), „Also nehme ich denn Entbehren und Nicht-Emp
fangen“ (Lehmann), “Thus I take both the granting and the denial" (Blakne u). Vgl. Z. 8.
* S. 23,8 eigenlicher – 11 aleine. = RS. § II 1 art. 9 (Théry S. 162) Proc. Col. I n. 14: Nonus:
Magis proprie forte recipitur deus carendo, quam accipiendo, quia quando homo accipit, tunc donum
habet de ratione sui causam quare homo gaudere debet et consolari; sed quando non accipitur nichil
habetur, nec speratur, nec scitur aliquid quod sit materia gaudii, nisi solus deus et voluntas sua.
Antroort Eckharts: RS. S III 1 art. 9 (Thér y S. 189) Proc. Col. I n. 97: Ad nonum cum dicitur: magis
proprie forte recipitur deus carendo etc., verum est quando quis caret aliquo dono, puta esse bonus
cantor, autalio quocunque propter deum, et sic inpletur illud: quod habet, auferetur ab eo, Marci 49.
Docet hoc Gregorius super illo: Beati qui persecutionem patiuntur propter iustitiam, Matthaei 5.
Sic oculus carens colore, colorem accipit, cognoscit et delectatur colore; paries autem habens colorem
nec se scit habere colorem, nec ipso delectatur, propter quod Matthaei 5°: pauperes dicuntur beati.
Vgl. Quint, Untersuchungen S. 225 f.
* Übersetzung: „. . . so hat er zum mindesten bei Gott alles das (d. h. den ganzen Mindestgegen
noert) zugute, um dessentwillen er dies (d. h. den Verlust) nicht hätte erdulden noollen.“ Büttner und
Lehmann haben den Text schon richtig verstanden. Blakneys Übersetzung: ". . . uou shall still hape
that [innvard something) to the last drop, for the sake of rohich you roould not noillingly hape suffered
the loss“, trifft den Sinn nicht genau. Der folgende Satz (S. 23,16–24,1) läßt Eckharts Gedanken deut
licher noerden. Vgl. Sie vers, ZfdA 15 S. 421,103 ff.: stirbet mir min frünt, den enwulde ich nicht
geben umb hundert marg, und gébe ich en mit willen unsem hern gode, ader ich enwulde en nicht

77
Anmerkungen 60–76 zu BgT S. 23/26
geben umb ein ganz lant, só habe ich ein ganz lant mit gode, unmäzen mèr den minfrünt ummer
gefrommen mochte üf erterich.
" Derselbe Schrifttext zitiert: Sermo Xn. 106 (Lat. W., 4. Bd. S. 101,1 f.): (beati gaudent aequaliter
de uno quolibet sicut de alio, puta de uno sicut de multis sive de omnibus sicut (de uno).) Vide super:
'qui amat patrem aut (matrem)' etc. In der Anmerkung zu dieser Stelle ist auf n. 113. 391; In Ioh.
n. ?2?–?28 vernwiesen und gesagt: „Sermo talis nec latine nec germanice exstat.“ Vgl. etrva In Ioh.
n. 630,72?. Vgl. auch J. Koch, Cusanus-Texte I, 2/5: 4 Predigten im Geiste Eckharts, Heidelberg 1937,
S. 42 (= Eckhart, Sermo XXXIV, 2 n. 343).
* S. 24,5 Sicherliche – 25,3 niergen. fehlt Ba2 und daher auch in den Ausgaben und Über
setzungen. Meine Vermutung (sieh Quint, Untersuchungen S. 42 und 227 f.), daß dieses Textstück
ursprünglich und in Ba2 ausgefallen sei, nourde schon durch Tr2 bestätigt (a. a. O. S. 227 f.) und nun
durch das Zeugnis der eng mit Ba2 verrwandten Hs. M zur Geroißheit erhoben.
" Vgl. RS. II art. 2? (Thery S. 233: Antwort Eckharts) Proc. Col. II n. 68: Postremo notandum
quod deus assumpsit prima intentione hominem, naturam scilicet, non personam, docensnos quod
si volumus esse filii dei, diligamus in proximo quod est hominis, non hujus hominis, non huic aut
illi aut michi proprium, secundum illud Matt. 20 ... Certe si amas patrem, matrem, fratres, sorores,
quia pater tuus, mater, frater, soror, funibus peccatorum constringeris. Funiculus triplex difficile
rumpitur, Prov. 59. Primus funis est qui amas tuum, secundus qui amas patrem super terram cujus
filius es, tertius qui non amas proximum sicut te ipsum. Tu enim non es tuus pater, mater, frater et
soror. Diligas ergo ipsos quia homines sunt, nam et tu homo es. – Zu S. 24,15 ff. dgl. In Sap. n. 75:
. . . et Matth. 10: 'qui amat patrem aut matrem plus quam me, non est me dignus', tum quia aliud
amat et quaerit amando, tum quia aliud dignum reputat, tum etiam quia plus amat. Indignus est
uno qui plura quaerit. Deus autem unus, in quo non est plus et plus.
7° August in us De trin. l. 8 c. 3 n. 4 (PL 42,949 f.): Tolle hoc et hoc in creaturis, deum videbis.
Eckhart zitiert die gleiche Augustinusstelle in der oben Anm. 69 angeführten Antrvort auf RS. II
art. 2? (Th éry S. 234) Proc. Col. II n. ?2, ebenso In Gen. II n. 65: Rursus hoc et hoc non est deus.
Augustinus VIII De trinitate: Tolle hoc et hoc et quod relinquitur deus est., In Gen. II n. 165:
Alia citra deum, utpote bonum hoc aut hoc, praecipiunt non bonum, sed bonum hoc authoc. Augu
stinus: tolle hoc et hoc. In Sap. n. 98: Augustinus ubi supra: »tolle hoc et hoc.« Hoc enim et hoc
laqueus est, quo quisiam non liber est, sed captus.
7 Vgl. oben. S. 14,4 ff. -

7? Vgl. unten S. 60,21 ff.


* eine wite=„einen noeiten Spielraum“ (Lehmann), „eine geroisse Ausschlagsroeite“ (Büttner),
„degrees“ (Blak ney). -

7* Vgl. oben S. 22,21–23,11. S. 25,1?–21 besagt in der Übersetzung: „Und doch, noie ich oben
gesagt habe: noenn ein Mensch eben dies in Gottes Willen hinnehmen könnte im Hinblick darauf, daß
es Gottes Wille ist, daß die menschliche Natur jenen Mangel infolge der Sünde des ersten Menschen
habe insonderheit kraft Gottes Gerechtigkeit, und noenn er es andererseits doch auch noieder in Gottes
Willen bereitnvillig entbehren noollte, dafern es nicht so roäre, so stünde es ganz recht mit ihm, und
er noürde sicherlich im Leiden getröstet.“
7* Vgl. RdU S. 14,13 ff.: Du solt wissen, das der anstoss der untügent ist in dem gerechten men
schen nümer on grossen fromen und nucz. nun merck: es sind zwen menschen. der ein mensch sy
also, das kein gebrest an in stoss oder wenig; aber der ander ist also, das an in stossen die gebresten.
von der ussern gegenwertikeit der ding so wirt sin usser mensch bewegt, es sy lycht zü zorn oder
zü hoffartt oder villycht lyplich, nach dem als der gegenwurff ist. aber mit seinen obersten creften
so stät er zü mal stette, unbewegt, und wil nicht des gebresten ton, weder czurnen, noch kein der
sünd, und vicht also wider den gebresten grösslich; wann der gebrest ist villicht nattürlich, als mänig
mensch von natür zornig oder hochfertig ist, oder wie dz sy, und wil doch die sunde nit tün. diser
sol ferr mer gelobt sin und ist sin lon vil mer und sin tugent edler, dann des ersten, wann volkomen
heit der tugent kompt von dem stritt, als sant pauls spricht: die tugent wirtvolbracht in der cranckheit.
7° Vgl. RdU S. 44,10 ff. (pgl. Diederichs, Diss. S. ??): in der warheit, kund ein dieb, den man
yeczund hencken söllt, der es wol verschult hette mit steln, und einer, der gemürdt hett, den man mit

78
Anmerkungen 76–83 zu BgT S. 26/28

recht sölt redern, kunden sie in inen das finden: sich, du wilt das lyden durch die gerechtikeit, wann
man dir recht tüt, sie würden on mittel selig.; In Ioh. n. ?8 (Lat. W., 3. Bd. S. 66,5 ff.): Tertio moraliter.
Quia, sietiam homo adversum aliquid sustineat non propter iustitiam sed propter malitiam, puta
fur et latro, adhuc si acceptat mori voluntarie subeundo mortem propter iustitiam, puta quia iustum
est huiusmodi mori, utique salvus erit, ut ait Chrysostomus super Matth. 5 (siehe die Anmerkung
zu dieser Stelle).
77 Joh. p. Da m b a c h kennt nach Au e r S. 348 „einen Vergleich von einem Manne, der froh
ist, wenigstens ein Auge zu behalten, wenn er schon das andere hingeben muß“.
7° Zu diz und daz vgl. oben S. 25,2; In Sap. n. 98: Bonum autem hoc aut illud, bonum huius aut
bonum illius, iam creatum est et aliquid sub bono est citra et praeter bonum, proprium est, non
commune, aliquid excludit, caritas vero nihil excludit. August in us ubi supra: »tolle hoc et hoc.«
Hoc enim et hoclaqueus est, quo quisiam non liber est, sed captus.; n. 178: sed bonum hoc aut bonum
hoc potest esse amarum, in quantum unum hoc excludit aliud hoc, Psalmus: 'inclinavit ex hoc in hoc',
et sequitur: 'faex eius non est exinanita'. Faex amaritudo est.; n. 282: Primo, quia ipse deus non est
hoc aut hoc, sed super omnia. ... Secundo, quia hoc et hoc omnesive quodlibet est creatum, deus
autem increatus.; In Ioh. n. 52 (Lat. W., 3. Bd. S. 43,11): Omne autem citra deum est ens hoc aut
hoc, . . .; n. 60 (S. 49,13 ff.): Ubi et hoc notandum quod sicut agens hoc (aut hoc) agit hoc aut hoc, et
patiens hoc aut hoc formatur et producitur hoc aut hoc in filio agentis hoc aut hoc, sic universum
ipsum, caelum et terra, productum est in filio primi agentis, quod nec est hoc aut hoc, sed ens et esse
ipsum, quod est deus (siehe die in der Anm. zur Stelle verzeichneten Parallelen Pf. S. 188,11; 230,8;
99,20); n. 103 (S. 88,12 f.); n. 206 (S. 174,4); Lat. W., 4. Bd. S. 240,4; Lat. W., 5. Bd. S. 61 Anm. 2. –
S. 27,1 und” – ist. ist in allen Hss. verderbt; rekonstruiert nach Tr2.
* Dieses daz ist betonter Akkusativ und bezieht sich auf den voraufgehenden Relativsatz daz
geschaffen – ist. Übersetzung: „dies (d. h. noas geschaffen und dies und das ist) verlieren, heißt Leid,
Ungemach und Schaden los noerden und verlieren.“ Vgl. Joh. p. Da m b a c h (A u e r S. 350):
„Quomodo quempiam poterit nisi stultum . . . contristari carentia eius vel amissio, quod in non-bonis
consistit.“ – Stra u c h S. 1?,9 ff. hat die schon richtige Interpunktion Pfeiffer s (S. 428,19 ff.)
perschlechtert.
so Vgl. unten S. 52,10 ff.
* Vgl. oben S. 11,12 ff.; 12,21 f.
* Zu S. 27,8–11 vgl. Joh. p. Da m b a c h (A u e r S. 348): „Nonne ipsius Veritatis, cum mentiri
et fallere semper indignum fuit, huius pollicitationis verba audivisti: . . . Tristitia vestra vertetur in
gaudium.“ Z. 8 f. lautet übersetzt: „. . . daß Gott die Wahrheit spricht und (noas er gelobt) bei sich
selbst als der Wahrheit gelobt.“ Die Übersetzungen treffen den genauen Sinn nicht: „. . . daß Gott, die
Wahrheit, nur Wahres spricht und bei sich selber gelobt.“ (Büttner), „. . . daß Gott die Wahrheit
spricht und bei sich selbst nur Wahres gelobt.“ (Lehm an n), „. . . daß Gott die Wahrheit spricht und
sie bei sich selber, der er die Wahrheit ist, gelobt.“ (S c h ulze – Maizier), „. . . that God tells the
truth and praises truth by enacting it.“ (Bla k n e y). Vgl. unten S. 54,3 f. Ich halte es allerdings auch
für möglich, daß es in Z. 8 f. hieß: . . . got, di u wärheit, sprichet usno. Dann noäre allerdings m. E.
Z. 9 Entviele – 11 wärheit. Parenthese, hinter der der Meister mit Z. 11 Sin wort ist die Einführung des
Zitats (Z. 11 f.), die schon in Z. 8 sprichet – 9 wärheit geboten wäre, noch einmal aufnähme, also:
„. . . daß Gott, die Wahrheit, bei sich selbst als der Wahrheit sagt und gelobt – fiele Gott von seinem
Worte ab . . . denn er ist sein Wort, seine Wahrheit. Sein Wort (aber) ist – daß unser Leid usno.“ –
Zu Z. 9 Entviele usw. dgl. DW 1 S. 122,9 f.: . . . und entviele got dem namen güete, ...
* Zu S. 27,12–28,1 vgl. Joh. v. Da m b a c h (A u e r S. 348): „Profecto sicut si homo de certo
sciret, quod omnes sui lapides in aurum verterentur, mirum esset, si non quanto plures lapides
haberet, tanto maiorem consolationem reciperet; velletque habere maiores lapides libentius quam
minores.“ Vgl. auch In Ioh. n. 66?: Notandum: si cui promitteretur ab eo qui verax esset et potens
facere promissum quod omnes lapides illius verteret in aurum, certe congregaret hinc inde lapides,
quanto posset, plures et maiores. Nunc ergopromittitur nobis ab ipso qui veritas est et potens super
omne quod est, quod tristitia nostra vertetur in gaudium. Igitur multum libenter debemus sustinere
tristitias et pressuras huius mundi. – S. 27,13 ie” – 28,1 groezer fehlt Ba2 (Homöoteleuton) und

79
Anmerkungen 83–92 zu BgT S. 28/29

daher auch in den Ausgaben von Pf. und Str. Die Rekonstruktion des Wortlautes habe ich mit Hilfe
des Textes von Tr2 und Go vorgenommen.
* Anders RadU S. 31,29 ff.: dise einung ist vil näher, dann der einen tropfen wassers güss in ein
vass wines; da wer wasser und win, das wirt also in ein gewandelt, das alle creatür nit kunden finden
den underscheid. Vgl. auch Jost e s S. F5,23 ff.
* Vgl. etnoa RdU S. 12,33 ff.: wan wä das hercz vol gotes ist, da mügent die creatur nit stat
gehaben noch finden.
* August in us En. 2 in Ps. 30 Sermo 3 n. 11 (PL 36,254): Disce non diligere, ut discas diligere;
avertere, ut convertaris; funde, ut implearis. Die gleiche Augustinusstelle noird zitiert Lat. W., 4. Bd.
S. 140,4 und Anm. 3; Serm. XLVII n. 493: disce non diligere mundum, ut discas diligere deum,
avertere, ut convertaris, funde, ut implearis.
* Vgl. DW 1 S. 201,1 f.: Er ist ledic und üzgegangen sin selbes, und alles, daz er enpfähen sol,
des muoz er ledic sin.
* A r is to tel es De an. II t. ?1 (B c. ? 418 b 26): Estautem coloris susceptivum quod sine
colore.
* Vgl. DW 1 S. 201,2 f. Sol min ouge sehen die varwe, só muoz ez ledic sin aller varwe. (sieh die
in der Anm. zu dieser Stelle verzeichneten Parallelen Pf. S. 84,1? ff.; 222,31 f.; Par. a n. S. 93,35 ff.;
Sermo XXXVIII n. 384: Ratio: primo, quia non coloratum recipit omnem colorem.; Sermo LIV n. 531;
In Exod. n. 125; In Ioh. n. 100 (Lat. W., 3. Bd. S. 86,10 f.): Exempli gratia: oculus si haberet aliquem
colorem sive aliquid coloris, nec illum videret colorem nec aliquem. (sieh die Anm.); Lat. W., 4. Bd.
S. 88,6 f. und Anm. 6; Lat. W., 5. Bd. S. 47,15 f. und Anm. 4. In Ioh. n. 396: paries habet et videtur
habere colorem, sed ipsum non cognoscit, non percipit nec delectatur, visus autem sive oculus colorem
non habet, sed nudus est nec videtur habere et ob hoc recipit et capax est omnis coloris, sentitet
cognoscit et delectatur in colore. Ta ul er S. 9,36 ff.: sol min ouge enphohen die bilde in der want
oder waz es sehen sol, so müs es an ime selber blossin aller bilde, wan hette es ein einig bilde in ime
einiger varwen, so gesehe es niemer kein varwe . . .; vgl. auch noch etnoa Pf. S. 333,12 f.
"Zu S. 28,12–29,2 pgl. Joh. v. Da m b a c h (Auer S. 348): „Oportet, inquit mundi sapiens,
auditum esse absonum et visum sine colore, materiali scil. (Auers Interp. ist irreführend), qualem
habens paries nescit se coloratum esse nec delectatur in colore quocumque; nec est ei melius ex
colore aureo... quam cum colore carbonum nigerrimo. Secus est de visu cum colore non composito,
qui colore spiritualiter recepto absque materiali compositione ex simplici ipsius specie multum
delectatur in colore; et quanto magis separata est potentia et immixta, tanto altius, latius et pro
fundius delectatur.“; In Ioh. n. 24? (Lat. W., 3. Bd. S. 205,14 ff.): scutum habens colorem ipsum non
cognoscit, ipso non delectatur, omnialio colore numero et specie caret. Sensus autem hominis, maxime
puta visus, non habens, sed natura respuens colorem cognoscit, colore delectatur, omnis coloris tam
numero quam specie susceptivus. -

"Zu S. 28,16–29,2 vgl. DW 1 S. 120,2 ff.: Etliche krefte sint só höch obe dem lichamen und só
versundert, daz sie zemäle abeschelent und scheident. (sieh die in der Anm. verzeichneten Parallelen);
In Ioh. n. 24? (Lat. W., 3. Bd. S. 206,6 ff.): Sic enim videmus in potentiis animae: quanto enim potentia
est separatior, tanto plurium est capacior, levius, citius, delectabilius operatur et in obiectum, quo
formatur et informatur, nobilius ordinatur, in tantum quod intellectus nihil habens totum ens pro
obiecto habet, habens idem esse cum obiecto quod est ens. Vgl. etnoa noch: Sermo XXXVIII n. 384:
. . . cuius signum et argumentum est in potentiis animae, quae, quanto plus elongantur a materia et
eius appendiciis, tanto sunt altiores in sua natura et in suis operationibus.
* Zu S. 29,2–4 vgl. DW 1 S. 182,9 ff.: Daz dritte meinet eine edele kraft der sèle, diu ist só höch
und só edel, dazsi got nimet in sinem blózen eigenen wesene. Disiu kraft enhät mit nihte niht
gemeine; si machet von nihte iht und al. Si enweiz von gester noch égester, von morne noch von
übermorne, wan ez ist in der éwicheit weder gester noch morne, dä ist ein gegenwertigez nü; daz vor
tüsent jären was und daz über tüsent jär komen sol, daz ist dá gegenwertic, und daz jensit mers ist.
Disiu kraft nimet got in sinem kleithüse. (= RS. II art. 5, Théry S. 212) Proc. Col. II n. 11; sieh die
in der Anm. 1 S. 183 zu dieser Stelle gebotenen Parallelstellen Pf. S. 5?,23 ff.; 158,24 ff.; 105,26 ff.
(= Jost es S. 109,2 ff.); 142,38 ff.; 258,18 ff.; 261,9 ff.; 306,9 ff.; In Ioh. n. 318: Intellectus autem

80
Anmerkungen 92–99 zu BgT S. 29/30

abstrahit ab hic et nunc, et secundum genus suum nulli nihil habet commune: impermixtus est,
separatus est... Esto talis humilis, scilicet subiectus deo, separatus a tempore et continuo, imper
mixtus, nulli nihil habens commune: venis ad deum, et deus ad te; Lat. W., 3. Ba. S. 32 Anm. 5; pgl.
auch T h o m a s S. th. II II q. 2 a. 3: Sola autem natura rationalis creata habet immediatum ordinem
ad Deum. Quia ceterae creaturae non attingunt ad aliquid universale, sed solum ad aliquid parti
culare, participantes divinam bonitatem vel in essendo tantum, sicut inanimata, vel etiam in vivendo
et cognoscendo singularia, sicut plantae et animalia: natura autem rationalis, inquantum cognoscit
universalem boni et entis rationem, habet immediatum ordinem ad universale essendi principium ...
Unde et supra dictum est quod ultima beatitudo hominis consistit in quadam supernaturali Dei
visione. (K o c h); Sermo XXXI n. 323: ... primo, ut anima, cum hic et hic et sic deinceps non habeatur
commune quidquid, et hoc dupliciter: ... Rursus, cum nihilo nihil commune, id est aliena ab omni
nihilo, id est habente nihil sive privationem aut etiam negationem admixtam, qualis sit vel est omnis
creatura.
º º Vgl. Th o m as S. th. I II q. 3 a. 2 ad 4: ... una et continua et sempiterna operatione in illo
beatitudinis statu mens hominis Deo coniungetur.; q. 3 a. 4: Sic igitur essentia beatitudinis in actu
intellectus consistit: sed ad voluntatem pertinet delectatio beatitudinem consequens; secundum quod
Augustinus dicit, X Conf. ſc. 23), quod beatitudo est gaudium de peritate; quia scilicet ipsum
gaudium est consummatio beatitudinis.; a. 5: Respondeo dicendum quod beatitudo magis consistit in
operatione speculativi intellectus quam practici. Quod patet ex tribus. Primo quidem, ex hoc quod,
si beatitudo hominis est operatio, oportet quod sit optima operatio hominis. Optima autem operatio
hominis est quae est optimae potentiae respectu optimi obiecti. Optima autem potentia est intellectus,
cuius optimum obiectum est bonum divinum, quod quidem non est obiectum practici intellectus, sed
speculativi. Unde in tali operatione, scilicet in contemplatione divinorum, maxime consistit beatitudo.
Et quia unusquisque pidetur esse id quod est optimum in eo, ut dicitur in IX (c. VIII n. 6) et X Ethic.
ſc. VII n. 9), ideo talis operatio est maxime propria homini et maxime delectabilis. (K o ch).
º Vgl. Pr. LXXXVII S. 280 ff., noo S. 283,8 ff eingehend über die 5. Armut im Geiste, die darin
besteht, daſ der mensche niht enhät, gehandelt ist. - - - -

º Vgl. oben Anm. 89.


º Vgl. Sermo I n. 2 (Lat. W., 4. Ba. S. 4,8 f.): Item nota: qui vult aedificari spiritu sancto, debet
esse pauper spiritu proprio. Zu S. 29,10 pgl. In Ioh. n. 376: Proprie tamen per se et principaliter acci
pitur spiritus pro deo, ut hic dicitur: spiritus est deus. De aliis autem omnibus nomen spiritus dicitur
secundum quod aliquid sapiunt et participant proprietatem ipsius dei. -

º Vgl. unten S. 30,4 ff.; Pf. S. 219,27 ff.: Daz ander, daz natiurlichen ziuhet zuo im, daz ist itel
dinc, als wir sehen, sò man die luft ziuhet üz einer pfifen, sò loufet daz wazzer ſif zeberge bizan den
munt, wan swenne diu luft üz kumet, sò ist diu pfife itel; diu itele ziuhet denne daz wazzer an sich
(sieh Qui n t S. 619 zu 219,27).
º Zu S. 29,14–30,4 pgl. J o h. p. Da mb a ch (Auer S. 349): ,... huiusmodi consolationem quidem
obicem ponimus, quando humanam et terrenam consolationem desiderio quaerimus ... Nonne ...
audivisti...? Non ponas obicem per consolationem terrenam et mox habebis consolationem, scilicet
hic plenam et in futuro plenissimam.“ – In Z. 2 fehlt tröst in allen Hss., in Z. 4 steht tröst nur in Ge.
Idi habe tröst an beiden Stellen in den Text eingesetzt, da an beiden der inhaltliche Zusammenhang
tröst fordert, noie denn auch Lehmann in seiner Ubersetzung an beiden Stellen Trost ergänzte:
... so hast du noeder hier noch da Trost ... so findest du Trost hier und dort.“ La ss on ergänzte
tröst in Z. 2. Biittner und B la k n e y bleiben beim Text pon Str. und Pf. und suchen ihm in ihren
Ubersetzungen, jeder auf seine Weise, genoaltsam einen Sinn abzugenoinnen: , ... so hast du no e der
das Hier n o ch das Dort ... so findest du beides, das Hier un d das Dort.“ (Büttner), “ ... you are
neither here nor there ſi. e., neither of the noorld nor of heaven1; ... then both here and there are
yours.” (Blakney). In Z. 2 könnte tröst infolge pon Homòoteleuton por dem folgenden Troestet in den
Hss. (bzno. ihrer Vorlage) ausgefallen sein.
º Zu S. 30,5–9 pgl. Joh. p. Dam b a ch (Auer S. 349): ,Ecce quantumcumque ciphus aureus vel
plumbeus gravis esset: tamen si ipsum ab omni corpore, quod sub coelo est, evacuari nec denuo tali
corpore repleri contingeret, natura vacuum abhorrente mox ad coelum ascenderet ... Sic modo con

6 g d º art, o 5 81
Anmerkungen 99–102 zu BgT S. 30

simili, cum pauper spiritu voluntatis omnia, quae sub coelo sunt, voluntarie a se abdicet, quid restat,
nisiut hoc pacto in spiritu ad coelum mox ascendat. . .“; vgl. auch oben S. 29,11 f.
” Vgl. unten S. 31,3 f.; Pf. S. 219,9 ff.: Daz èrste dinc, daz nätiurlichen ziuhet zuo im, daz ist
gelicheit, als wir sehen, daz der vogel ziuhet zuo ime den vogel, der ime gelich ist an der nätüre...
(220,1 ff.:) Ze dem dritten mäle ziehent heiziudinc, als wir sehen, dazdiu sunne ziuhet den tampf von
der erden üf gegen dem himel, alsó wart ouch unser herre Jésus Kristus heiz unde hitzic an dem
kriuze, wan sin herze bran an dem kriuze als ein viurin ezze oder ein oven, dà diu flamme an allen
enden üz sleht, alsó bran er an dem kriuze in dem viure der minne gegen aller der welte.; Sermo
XXXVIII n. 384: Tertio facit ascendere amor: amice. Amor enim qui et caritas ignis est, Cant.:
"lampades eius lampades ignis'. Dicitur de caritate et illud: »tui amoris in eisignem accende«, et
iterum: »ignem sui amoris accendat deus in cordibus nostris«. Ignis autem est ascendere.; Sermo
XLVII n. 444: Ignis autem est sursum activus seu ductivus. Sermo I n. 2 (Lat. W., 4. Bd. S. 4,4): Unde
caritas, organum spiritus sancti, vide quantum elevare possit. *

" Vgl. etroa In Sap. n. 5?: Sicut enim in divinis Patri appropriatur unitas, sic Filio aequalitas.
* S. 30,15 Minne –18 minne. lautet bei Pf. und Str. (nach Ba2) noie folgt: Minne hät daz von
nätüre, dazsi fliuzet und urspringet von zweien als ein ein, als ein, niht minne (Str. tilgt minne) zwei,
(Str. setzt Doppelpunkt) als zwei ist minne niht; zwei als ein git von nót nätiurliche minne willec
lichen unde hitzeclichen oder begirlichen. Die Übersetzer geben diesen Text noie folgt noieder: „Der
Liebe aber eignet von Natur, daß sie entspringt und ausfließt von zrveien als ein schlechthin Einiges.
Niemals als ein Zwiefaches: als zwei existiert Liebe nicht! Zweie als Eines, das gibt unnveigerlich
und naturgemäß Liebe, voller Drang und Glut und Begierde.“ (Büttner); „Die Liebe dagegen hat
schon von Natur an sich, daß sie entströmt und entspringt aus Znoeien als ein Einiges: als Einiges,
nicht als Znoeifaches, als Znweifaches gibt es keine Liebe. Znoei jedoch als Eins gibt notroendig und
naturgemäß Liebe, benoußt, noarm und voll Begierde.“ (Lehmann); “In contrast, lope's nature is
such that it appears only nohere troo are; but itself turns out to be one and uniform and never troo
fold; for love cannot exist divided. In love's nature, troo function as one, and there is ardor, noilling,
and longing." Wie der Var.-Apparat erkennen läßt, ist das Textstück Z. 16 Ein als – 1? minne. in
allen Hss. und demnach auch in den Ausgaben von Pfeiffer und Strauch perderbt, und zwar in Go, aber
auch in Tr2, durch Abgleiten infolge von Homöoteleuton. Das zweimalige engibet niht in Z. 16 und 17
habe ich nach Z. 1? gibet konjiziert. Der von mir hergestellte Text lautet übersetzt: „Der Liebe ist
es ihrer Natur nach eigen, daß sie aus Znoeien als Einem (aus einem Zwei-Einen) ausfließt und ent
springt; Eins als Eins ergibt keine Liebe (sondern gebiert die Gleichheit, den Sohn), Zroei als Znvei
ergibt (ebenfalls) keine Liebe; vielmehr ergibt nur Znoei als Eins notwendigernoeise natürliche, roillent
liche, heiße Liebe.“ Dieser Text steht inhaltlich in genauer Übereinstimmung mit den voraufgehenden
Ausführungen über das Eine (Vater), die Gleichheit (Sohn) und die Liebe (hl. Geist) (Z. 9–15). Vgl.
Pf. S. 1?5,32 ff.: Dá man bewiset drie underscheidenliche eigenschefte, só ist des vater eigenschaft, daz
er von niemande si (vgl. oben Z. 13 f.: Ein ist beginäne allen begin), mère: von ime selber. Só ist des
sunes eigenschaft, daz er von ime selber niht ensi, mèr: von dem vater gët er in gebürte wise. Des
heiligen geistes eigenschaft ist daz er niht üz gët von dem vater in gebürte wise, mère: sin üzgang
ist von in zwein gemeine, vater und sun, und enist niht als gebürte, mère: als minne. Want zwei, diu
gesundert sint an den persönen, diuenmügent mit einander niht einez gebern, mèr: sie gebent wol
mit einander einez üz als minne. Hie von ist der heiliger geist niht geborn, want er von zwein üz gët
und niht von dem vater alleine, als etliche meister sprechent, daz der heilige geist alleine von dem
vater gé unde niht von dem sune ... Har umbe mac der vater niht alleine üz geben den geist (vgl.
oben Z. 16: ein als ein engibet niht minne), als er alleine bar den sun . . . Alsus gèt üz der heiliger geist
von in zwein unde niht von eime; aber niht als sie zwéne sint, mère: als sie einez sint. (vgl. oben
Z. 16/1?: zwei als ein) (sieh Qu in t S. 514 zu 1?5,3?/40); Pf. S. 50,4 f.; Pf. S. 62,1? f.: Alsó sol din
minne sin, wan minne diu wil niená sin, wan dä gelicheit ist und ein ist.; In Ioh. n. 162 (Lat. W.,
3. Bd. S. 133,9 ff.): Patet ergo ex primo et ex supradictis quod in divinis est pater et filius. Patet ex
secundo quod pater generando filium simul spirat amorem, qui est patris ad filium et filii ad patrem:
nexus quidem amborum duorum et spiritus spiratus ab utroque, a duobus, ut duo unum sunt. Et
quia iste amor non procedit aliunde nec ab alio quolibet nisi a patre et filio, et ab his, ut unum sunt

82
Anmerkungen 102–112 zu BgT S. 30/33

in natura et substantia . . .; Lat. W., 5. Bd. S. 82,10 f. und Anm. 5; In Ioh. n. 359. Zu Z. 13 f. Ein – allen
begin dgl. In Ioh. n. 513, 556, 562, 568: Sexto, pater est principium sine principio, ens non ab alio, et
hoc est proprietas esse, scilicet (primi; est enim) primum dives per se, nihil habens ab alio. n. 656:
Item secundo: filius est principium de principio, pater principium sine principio . . .; vgl. auch unten
S. 34,12 ff.
19* Vgl. oben S. 30,9; Sermo I n. 2 (Lat. W., 4. Bd. S. 4,4): Unde caritas, organum spiritus sancti,
vide quantum elevare possit.
* Vgl. Eph. 4,6: Unus deus et pater omnium und die Pred. Pf. Nr. C S. 320 ff. auf diesen
Schrifttext.
105 Vgl. oben S. 19,1? ff. und Anm. 45.
" Vgl. Sermo XXX n. 313 f.: Quantum enim is, cum quo unum sum ego, accipit quidpiam,
utique accipio et ego. Unum autem, non unus, omnes sancti in deo. Ubi nota exemplum: pars ligni
proiecti in ignem conversa in scintillam seu speciem ignis mox ipsum lignum, a quo, per quod et
in quo habebat totum suum esse, utpote pars ipsius, deserit (desinit C) et fugit rursus et quasi sui
ipsius oblita sursum tendit, quamvis exstinguenda medio (vgl. oben S. 32,6). Omnis ergo diligens
deum ex toto corde necessario diligit sicut se ipsum sic proximum. Aliter enim non diligitex toto
corde. Pf. S. 236,18 ff.: . . . wan fiur ist aller hoehest in sinem wesen und aller kreftigest in sime würken,
wan ez geruowet niemer danne däez den himel treffen mac. Wan ez ist umb alle die elementen und
ist verre witer unde hoeher denne der luft oder daz wazzer oder die erde, wan ez besliuzet diu andern
alle in sich. Dar umbe ist ez dem himel aller nëhestunde loufet mit im umbe . . . wan ein ertscholle
bewiset, dazdiu erde sin rehtiu ruowestat ist, unde swá ein funke fert von eime fiure, der bewiset,
daz daz fiur sin rehtiuruowestat ist. (daz fiur muß unursprünglich sein, vgl. die genau entsprechende
Stelle Pf. S. 246,18 f.: alsó bewiset der vanken, der von dem fiure vert, daz des fiures ruostat dá ist).
107 Vgl. oben S. 28,3 ff., 29,14 ff.
* Zu S. 32,8–11 pgl. oben S. 28,16 ff. Der Text S. 32, 11 und? – 12 antlitze* ist in den Hss. und
Ausgaben von Pfeiffer und Strauch verderbt. Z. 10 nimet ist zugleich Verb zu 11 und mé in gote:
„und nimmt mehr in Gott“. Str. fügt mit Unrecht ist zwischen und und mè ein; die Übersetzungen
gehen in die Irre.
” Vgl. oben S. 30,9; 31,3 f. – S. 32,13 alsó entspricht erst dem in Z. 8 voraufgegangenen als:
„Und so noie im voraufgehenden von Leersein oder Blöße die Rede noar in dem Sinne, daß die Seele
in dem Grade, in dem sie . . ., Gott um so lauterer und in Gott um so mehr erfaßt und mehr eins noird
mit Gott und in Gott schaut und Gott in sie von Antlitz zu Antlitz noie in einem Bild überbildet, wie
St. Paulus sagt, so noill ich jetzt von Gleichheit und der Hitze der Minne sprechen . . .“
" Vgl. Pf. S. 143,19 ff.: Wizzent, alle créatüren die jagent unde wirkent nätürlich dar umbe, daz
sie gote gelich werden. Der himel lüffe niemer, enjagete oder ensuohte er niht got oder ein gelichnisse
gotes.; ähnlich DW 1 S. 218,9 ff.: Etwaz ist só lustlich, daz beweget und jaget und machet alliu dinc ze
loufenne, daz sie komen wider, dannen sie gevlozzen sint, und blibet ez unbewegelich in im selber.
Und ie denne ein ieglich dinc edeler ist, ie staeticlicher ez loufet. (sieh die Anm. zu dieser Stelle.) Auf
S. 32,1? habe ich ez wirt, das in allen Hss. fehlt nach S. 33,1 wirt ez ergänzen zu müssen geglaubt.
S. 32,13 wan – 33,1 jaget lautet übersetzt: „denn, in dem Maße, in dem etnoas einem andern gleicht,
in dem Maße jagt es zu diesem hin, ist es schneller und ist ihm sein Lauf beglückender und noonne
voller; und je noeiter es von sich selbst und von allem dem noegkommt, noas jenes nicht ist, zu dem
es hinjagt, und je ungleicher es sich selbst und allem dem noird, noas jenes nicht ist, in dem gleichen
Maße noird es beständig dem gleicher, zu dem es hinjagt.“
111 Vgl. oben S. 30,9 ff.
* Vgl. Pf. S. 190,14 f.: Syón ist höcheit von leben, unde Jérusalem ist höcheit des vriden.;
Pf. S. 196,1? f.: unde Syón sprichet alsóvil als ein hoehe und ein warte.; Pf. S. 88,22 f.: Jèrusalem
meinet ein gesihte des frides, . . .; DW 1 S. 214,10 f.: Syon sprichet als vil als schouwen; Jérusalem
sprichet als vil als vride. (siehe auch dort Anm. 5). Es wird deutlich, daß Eckhart oben im Text in der
zitierten Isaias-Stelle, die er im Zusammenhang seiner Ausführungen über das Ungenügen der glich
nisse noie der minne aufführt, Sion mit glichnisse und Jerusalem mit minne gleichsetzt und dann
glichnisse die nähere Bestimmung höch (= Sion) und minne die Bestimmung vride (= Jerusalem)

6* 83
Anmerkungen 112–116 zu BgT S. 33/35
beigibt in Übereinstimmung mit den „etymologischen“ Bedeutungen, die an den verzeichneten
Parallelstellen angegeben sind. -

* S. 33,8 unser – 34,1 mé. + 4 Und ich – 6 zweiunge, + 11 Und – 14 erde. + 35,4 Philippus = RS.
S II 1 art. 10 (Théry S. 163) Proc. Col. I n. 15 ff.: Decimus: Dominus noster rogavit patrem, quod nos
essemus unum, unitate unum, et non solum uniti. Hujus dicti habemus in rei veritate clarum exem
plum et manifestum et ostensionem in natura. Extrinsece quando ignis operatur et accendit et urit
lignum, tunc facit ignis lignum suttile, sibi ipsi dissimile, et ipsum privat grossitudine, frigiditate,
gravitate, aquositate, et ipsum lignum facit se ipsum igni simile plus et plus; tamen ambo non tacent,
nec contenta sunt, scilicet ignis et lignum, de quacunque caliditate vel similitudine, nisi ignis gingnet
se ipsum in ligno, et det sibi suam propriam naturam et suum esse proprium, ita quod totum est
ignis eque proprie et indistincte, nec plus nec minus. Et sequitur post pauca: et ego dico in veritate
quod occulta virtus nature odit occulte similitudinem in quantum inportat distinctionem, et alietatem.
Et sequitur post statim: propter hoc dico ego modo quod anima similitudinem odit, et non, amat
similitudinem sicut in se et propter se, sed amateam propter unum ipsum quod in ea est absconditum,
et est pater verus, principium sine omniprincipio, in celo et in terra. Et adducit pro isto dictum
ewangelii: Philippe, qui videt me. etc. Antwort Eckharts: RS. § III 1 art. 10 (Théry S. 190) Proc.
Col. I n. 98: Ad decimum, cum dicitur: dominus noster rogavit patrem, etc., dicendum quod verum
est. Hoc enim est verbum Christi in evangelio et docet exemplum manifeste hic positum de igne.
Vgl. Quint, Untersuchungen S. 226 f. -

" Zu S. 33,11–34,4 vgl. DW 1 S. 180,8 ff.: Ze glicher wise, als daz viur daz holz in sich ziehen
wil und sich wider in daz holz, só vindet ez im daz holz unglich. Des hoeret däzit zuo. Von èrste machet
ez warm und heiz, und denne só rouchet ez und krachet, wan ez im unglich ist; und ie daz holz denne
heizer wirt, ie ez stiller wirt und geruowiger, und ie glicher ez dem viure ist, ie vridelicher ez ist,
biz ez zemäle viur wirt. Sol dazviur daz holz in sich drücken, só muoz al unglicheit üz sin.; S. 114,5 ff.:
Dazviur verwandelt in sich, swaz im zuogevüeget wirt und wirt sin natüre. Daz holz daz verwandelt
dazviur in sich niht, mèr: dazviur verwandelt daz holz in sich. (siehe die zu dieser Stelle aufgeführten
Parallelen S. 115 Anm. 1). - - -

* Zu S. 34,4–14 vgl. DW 1 S. 216,1 ff.: Diu geschrift sprichet, wir süln gote glich sin. Nü sprichet
ein heidenischer meister, der mit natiurlichen sinnen dar zuo kam: got enmac als wénic glich
liden, als wénic er niht geliden enmac, daz er got niht ensi. Glichnisse ist, daz niht an gote enist;
ez ist einsin in der gotheit und in der éwicheit; mèr, glicheit daz enist niht ein. Waere ich ein, só
enwaere ich niht glich. [Glicheit Dá enist niht vremdes in der einicheit; ez gibet mir einsin in der
êwicheit, niht glichsin. (siehe die in der Anm. zu dieser Stelle verzeichneten Parallelen); DW 1 S. 107,5 ff.
und dort Anm. 2 und die darin vorgetragenen Ausführungen über das Verhältnis von einicheit und
glicheit. – Z. 6ez bezieht sich auf Z. 5 glichnisse, das hier als Neutrum verroendet ist, noährend es in
Z. 12 feminin ist (in ir und durch sie). – Zu Z. 12 f. vgl. oben S. 30,13 f.
* Zu S. 34,14–35,? pgl. In Exod. n. 140: In generatione enim ignis praecedit alteratioprimo in
tempore et motu et labore et quasi tristitia naturali, et ob hoc requirit calorem alterantem et dis
ponentem. In generatione autem, quae finis est et sine motu, datur esse rei per formam ignis; et
tunc iam calor eicitur, sicut et motus et tempus. Quam formam iam assequitur et consequitur calor
iam non imperfectus, qui prior, sed calor perfectus inhaerens, nec prior forma ignis, sed consequens
formam ignis et adhaerens, secundum illud: 'mulier, cum parit, tristitiam habet. Cum autem peperit,
iam non meminit pressurae'.; noeitere Parallelstellen siehe DW 1 S. 180 Anm. 6; Tauler S. 120,29 ff.:
. . . und do wurt die geburt in der worheit geborn, und do verlüret der geist alle gelicheit und ver
flüsset in götteliche einikeit, gelicher wise also das für würcket in daz holtz und benimmet ime die
füchtekeit, die grünekeit und die grobekeit und machet es warmer und hitziger und gelicher. Also
danne das holtz also lange der gelicheit neher kummet, so die ungelicheit me und me flühet, so in
einer sneller stunden so zühet daz für die materie des holtzes abe und wurt öch für und verlüret die
materie beide ungelich und gelich und ist für worden und ist nüt me gelich, sunder ist eins mit dem
füre worden. In einikeit verlüret man glicheit. – Zu S. 34,19 vgl. oben S. 11,23. – Zu Z. 1? f. vgl.
In Ioh. n. 1?0 (Lat. W., 3. Bd. S. 140,5 f.): Vel clamor Iohannis significat murmur sive repugnantiam
passivi in alteratione; zu S. 35,5 f. dgl. In Ioh. n. 342: Unum autem per se principiat et dat esse et

84
Anmerkungen 116—119 zu BgT S. 35/36

principium est intra. Et propter hoc proprie non producit simile, sed unum et idem se ipsum. Simile
enim aliquam alietatem et diversitatem includit numeralem, in uno autem nulla prorsus cadit
diversitas. Hinc est quod in divinis personis emanatio est formalis quaedam ebullitio, et propter hoc
tres personae sunt simpliciter unum et absolute. (K o c h). — S. 35,? haben alle Hss. (BaaM Gs) und
wesen statt ze wesene. Das sinnlose und noird roohl schon im gemeinsamen Prototyp unserer hsl.
Überlieferung oerderbt genoesen sein. Von der „Begierde nach Sein" ist bei Eckhart an pielen Stellen
die Rede, pgl. etnoa In Gen. I n. 164: Esse enim ex se ipso et per se ipsum et in se ipso -quiescit,
stabile, dat et facit cuncta moveri ad se et propter se desiderio, appetitu et siti quadam ipsius esse;
in se autem dat et facit cuncta quiescere, non iam moveri ad se. In Gen. II n. 164: . . . neque in
damnatis appetitus naturalis ad esse exstinguitur...
117 Zu S. 35,14—21 ogl. J o h. p. D a m b a c h (Auer S. 349): „... tristaris et poenitentia duceris,
specialiter de praeteritis, ut de via quam fecisti, ut de actu quem peregisti aut neglexisti; cur autem
hoc?* dices forte, propter eventum tristabilem, quem infortunium est secutum, puta amissio rerum,
puta membri perditio aut infirmitas multum gravis. Sed haeccine occasio tristitiae non est suffi
ciens... Cogita igitur magis, si per aliam viam venisses vel aliud opus peregisses vel si non tale
opus neglexisses, damnum multo maius vel periculum aut forte mortem incurrisses. Quicquid
igitur adversi tibi acciderit, cogita id deo volente factum esse...“; DW 1 S. 64,? ff.: Nú dünket iuch
underwilen und sprechet: “ach, und wære ez anders komen, sό wære ez bezzer', oder *wære ez niht
alsô komen, só wære ez vil lihte baz komen'. Als lange s6 dich des dünket, só gewinnest dú niemer
vride. Dú solt ez nemen in dem aller besten.
11* Vgl. oben S. 15,1?—16,16. — Zu S. 36,3 gegeben (cegebenne Bas Pf. Str.) siehe H a m m e r i c h.
S. ?2 zu 22,15. Die Verderbtheit der Lesart pon Ba» ist ohne noeiteres erkennbar. — Z. 3 und ouch — 4
êwic ist in den Hss. mehr oder noeniger oerderbt überliefert und demnach auch in den Ausgaben und
Übersetzungen entstellt: unt ouch lassen vor der tugende umb gedult üben und ewig lebenne ver
dienen (Str. Pf. Ba»), „aber auch: sie in Ergebenheit fahren zu lassen, Geduld daran zu üben und dir
so eroiges Leben zu perdienen...“ (B ü t t n e r), „und um der Tugend noillen fahren lassen konntest,
nämlid) um Geduld dadurd zu üben und eroiges Leben zu perdienen...“ (L e h m a n n), „and let go,
so that you might be exercised in patience and pirtue and be roorthy of life eternal ...“ (Bl a k n e y).
Der pon mir unter Anlehnung an Gs rekonstruierte Text lautet übersetzt: „und (der) dich audi
dadurch, daß du die Tugend der Geduld übst, das eroige Leben perdienen läßt ...“ L a s s o n kon
jizierte schon: durch (tugende).
11° Vgl. In Eccli. n. 46: Exemplum autem manifestum et ratio dictorum est in luce et calore in
medio. Calor enim et forma ignis quam consequitur, habet radicem in medio, quod est aer propter
convenientiam et identitatem materiae hinc inde. Propter quod aere calefacto iam habet radicem
et figitur ipsa forma ignis et inchoatur quasi ignis. Secus de lumine, cum sit qualitas activa, conse
quens formam solis aut orbis aut caeli, quod cum elementis nullam habet materiae convenientiam.
Propter quod forma solis et sua qualitas formam consequens, lumen scilicet, non mittit radicem nec
aliquo modo inchoatur in ipso medio. Hinc est quod abscedente sole manet calor iam radicatus et
utcumque inchoatus in aere; secus de lumine quod subito abscedit et deserit aerem, utpote non
habens radicem nec in minimo formae, quam consequitur, nisi in sola siti, appetitu scilicet.; In
Ioh. n. ?0 (Lat. W., 3. Bd. S. 58,11 ff.): Nunc autem advertendum est quod lux medium quidem
illuminat, sed radices non mittit. Propter quod totum medium lumen recipit immediate a corpore
luminoso, non prius oriens quam occidens, nec occidens ab oriente, sed utrumque simul, et iterum
utrumque immediate a corpore luminoso. Et ratio est, quia radicem non mittit in oriente nec in
aliqua parte medii. Propter quod non haeret lux in medio nec fit heres luminis, nec corpus luminosum
facit medium heredem suae actionis, quae est illuminare. Communicat quidem ipsi medio quasi
mutuo et in transitu per modum passionis et transeuntis et fieri, ut sit et dicatur illuminatum, non
autem communicat ipsi medio lumen suum per modum radicati et haerentis passibilis qualitatis, ut
scilicet lux maneat et haereat et illuminet active, absente corpore luminoso. (n. 71) Secus omnino
de calore simul generato cum lumine in medio. Hic enim radicem mittit in medio. Item haeret et
manet absente corpore luminoso... (n. 73) Ex praemissis manifeste patet, qualiter deus semel
loquitur, sed duo audiuntur, in Psalmo; Iob 33: 'semel loquitur deus, secundo id ipsum non repetit',

85
Anmerkungen 119—124 zu BgT S. 36—38

quia una actione generat filium, qui est heres, lux de luce, et creat creaturam, quae est tenebra,
creata, facta, non filius nec heres luminis, illuminationis et creationis, vgl. audi die a.a.O. S. 58 Anm. 6,
S. 59, Anm, 2 und 3 perzeichneten Parallelstellen und Hinnoeise auf T h omas S. theol. I q. 104 a. 1; Pf.
S. 148,9 ff.: Got der hât wol genüegde unde lust gegozzen in die créatúre, aber diu wurzele aller
genüegde unde daz wesen aller lust daz hàt got alleine in im selber behalten. Ein glichnisse. Daz fiur
daz wirfet wol sine wurzele ùz in daz wazzer mit der hitze, und alse man daz fiur abe tuot, sö
blibet dà wol eine wile diu wermi in dem wazzer und ouch in dem holze, nàch gegenwertikeit des
fiures só belibet dà alsó lange diu hitze, alse kreftic daz fiur gewesen ist. Aber diu sunne erliuhtet
wol den luft unde durliuhtet in: si wirfet aber ir wurzelle niht dar in, wan swenne diu sunne niht
mé gegenwertig ist, só hàn wir ouch niht mé liehtes. Alsó tuot got mit den créatúren: er wirfet sinen
schin (pgl. Q u i n t S. 440 zu 148,19) der genüegde in die créatúren, aber die wurzele aller genüegde
die hât er alleine in im selben behalten, dar umbe, daz er uns alleine zuo im haben wil unde ze
nieman anders. Ahnlidi: Pf. S. 234,10 ff.: Sus maht dú wol empfâhen die gàbe des heiligen geistes
oder die gelichnüsse des heiligen geistes, aber ez enblibet dir niht, ez ist unstéte. Ze glicher wise als
dâ ein mensche röt wirt von schame unde bleich, daz ist im- ein zuoval unde vergét ime. Aber der
mensche, der von nâtûre rót unde schoene ist, dem belibet ez allewege. Alsó ist dem menschen, der
dâ ist der eingeborn sun, dem belibet der heilig geist wesenliche.
1** Vgl. Sermo XIV n. 151 (Lat. W., 4. Bd. S. 143,1 ff.): Secundo nota quod pater est nomen
amoris respectu generationis filii, non autem creationis, respectu cuius est potius dominus; In Ioh.
n. 566: Primo quia deus, in quantum dominus vel deus, principium est creaturae, ut pater vero
principium est filii... — Zu S. 3?,1 ff. pgl. Sermo II, 2 n. 10 (Lat. W., 4. Bd. S. 12,3 ff.): Tertio, quod
li domini nostri replicari debet super singulas personas, puta domini nostri Iesu Christi, domini
nostri dei, scilicet patris, et domini nostri spiritus sancti. Vgl. auch In Ioh. n. 323: ... sicut in mundi
creatione deus factus et datus est nobis dominus, sic in incarnatione datus est nobis filius...;
Symbolum “Quicumque' (quod pocatur Athanasianum): ... ita dominus pater, dominus filius,
dominus spiritus sanctus: et tamen non tres domini, sed unus est dominus, quia sicut singillatim
unamquamque personam deum et dominum confiteri christiana veritate compellimur, ita tres deos
aut dominos dicere catholica religione prohibemur. (D e n z i n g e r- U m b e r g , Endhiridion
symbolorum, Ed. 21—23, 1937, S. 16 f.); T h o m a s S. th. I q. 13 a. ? ad 6: Unde Deus non fuit
Dominus, antequam haberet creaturam sibi subiectam. (Koch).
1*1 Den Text S. 37,8 f. daz got — 10 enwart habe ich der Hs. Gs entnommen, noährend idh in der
Neuausgabe der „Kl. Texte" S. 35, 9 f. nodh trotz Bedenken gegen die Syntax den Wortlaut des
Strauchschen Textes (= BaaM) beibehalten zu können glaubte. Der Go-Text ist, noie mir scheint,
nidit nur syntaktisch einnoandfreier, sondern audi inhaltlidi im Zusammenhang des Gedankengangs
noohl passender und daher ursprünglidjer als der pon BaaM. — Zu Z. 4 ff. pgl. RdU S. 41,2? ff.
(D i e d e r i c h s, Diss. S. ?8).
*** Vgl. In Sap. 183: Ubi notandum quod qui avaro daret decem marcas et auferret ipsi
obolum, esset quidem ipsi dulcis collatio; sed certe, quia avarus, esset ipsi molesta et amara oboli
oblatio. Avarus enim etiam obolo eget, ut ait H i e r o n y m u s; ogl. nodh etroa Sermones n. 270:
Avarus enim nunquam dicit: sufficit; J o h. p. D a m b a c h (Auer S. 350 f.): „Si quis tibi tunicam,
cursetum et pallium concessisset et pallium rehabere vellet, multum de hoc gaudere et ei ob hoc
regratiari haberes.“
1** Vgl. etroa RdU S. 13,16 f.
- * S. 38,3 Ouch — 16 gesanc + 19 Diz — minnen = RS. § II 1 art. 11 (T h 6 r y S. 164 f.) Proc.
Col. I n. 19: Undecimus: sine dubitatione etiam naturalis virtus humana est adeo nobilis et efficax
quod nullum opus extrinsecum sibi grave est, nec sufficiens ad hoc quod ipsa se in nullo opere
manifestare possit tanquam in sui ymagine. Et ergo est aliud opus magis intrinsecum quod nec
tempus nec locus claudit, nec capere potest, et in hoc eodem tempore (perdrudkt statt opere, noie
Daniels riditig hat) est aliquid divinum et deo simile, quem non claudit locus neque tempus, quia
ipse est ubique et omni tempore eodem modo presens; et [est] etiam ex hoc simile deo, quem nulla
creatura perfecte capere potest, nec bonitatem divinam in se transformare potest. Igitur oportet
esse aliquid magis intrinsecum et altius, increatum, sine mensura et sine modo, in quo pater celestis

86
Anmerkungen 124–126 zu BgT S. 38

se totum sicut in ymagine infundere, ostendere, et representare possit. Hoc sunt filius et spiritus
sanctus. Etiam illud opus intrinsecum illius virtutis ita parum potest aliquid inpedire, sicut nemo
potest deum inpedire. Hoc opus splendet, lucet, die noctuque et cantat laudem dei et cantat canticum
novum. Et sequitur: quod hoc opus est amare deum. Antnoort Eckharts: RS. S III 1 art. 11 (Théry
S. 190) Proc. Col. I n. 99: Ad undecimum, cum dicitur: sine omni dubitatione, etc., dicendum quod
verum est, et satis declaratur in proposito concordans illi: Regnum dei intra vos est, et illi: omnis
gloria ejus filie regis ab intus. Hoc autem negare et inpungnare rudissimum est. Vgl. Sermo IX n. 96
(Lat. W., 4. Bd. S. 92,? ff.): Nota primo quod deus, cum sit innominabilis pro immensitate sui, ex
operibus suis solet nobis innotescere. Quae tamen opera exteriora quam sint »longe in regione
dissimilitudinis«, patet primo ex operatione omnis creaturae, quae distatut accidens a substantia;
et iterum operatio exterior ab interiori distat quam plurimum. Iuxta quod dic quomodo nobi
lissimum (naturae corporalis) non est capax nisi operation is cuiusdam exterioris, (non) intellec
tivae et quantam abinde habet perfectionem.
* Hammerich (S. 80 zu 23,34 ff.) verficht die Ursprünglichkeit der Ba2-Variante gelicher
dën, ändert daher im Text der RS. simile (HS. similis) zu similius und sagt: „der mittelalterliche
Übersetzer hat – noie die neueren: Bütt n e r II, 69; L eh ma n n 116 – denn als den, pron. dem.
et rel. aufgefaßt; allein der Komparativ gelicher und der Konjunktiv müge errweisen genoiß denn
als Konjunktion („quam“): . . . und auch darin Gott ähnlicher / = und hat so auch größere Ahnlich
keit mit Gott) als irgend ein Erschaffenes vollkommen aufnehmen könnte oder in dieser Weise
Gottes Güte in sich gestalten. – Das gleich danach folgende muos (24,1) ist = muos es.“ Diese Text
kritik und Übersetzung Hammerichs ist nun aber sicher irrig. Abgesehen davon, daß die in S. 38,?f.
voraufgehende Formulierung gote glich ist, den . . . gegen Hammerichs Komparativ gelicher denn
spricht, ergibt seine Übersetzung: „auch darin Gott ähnlicher . . . als irgend ein Erschaffenes voll
kommen aufnehmen könnte“ einen völlig schiefen, um nicht zu sagen unmöglichen Sinn. Der ganze
Satz lautet übersetzt: „Und darum gibt es ein inneres Werk, das roeder Zeit noch Raum (Stätte) zu
umschließen noch zu umfassen vermag, und in diesem selben (Werk) ist das, noas göttlich und Gott
gleich ist, den (ebenfalls) noeder Zeit noch Raum umschließt – er ist überall und alle Zeit gleich
gegennwertig – und (dieses innere Werk) ist auch darin Gott gleich, daß (dies ist der Sinn des
relativischen den) keine Kreatur ihn vollkommen aufnehmen noch auch Gottes Güte in sich ab
bilden kann.“ Z. 10 noch – bilden. ist anakoluthisch angeschlossen, noie auch Hammerichs Über
setzung erkennen läßt. Z. 8 er (Str. 23,3? konjiziert fälschlich ez) – 9 gegenwertic ist deutlich Ein
schaltung. Z. 9 ist fehlt in allen Hss. und ist tatsächlich zur Not entbehrlich, noeil es aus Z. 6 und ?
gedanklich zu ergänzen noäre. Zum besseren Verständnis habe ich dieses ist eingesetzt im Anschluß
an RS., deren Hs. an der betreffenden Stelle allerdings ein Loch aufnoeist, noie beide Herausgeber
angeben (Daniels S. 24 zu Z. 2?, Th. éry S. 164 Anm. d). Beide ergänzen roohl mit Recht: est. –
Daß Hammerichs Anderung muoz) muoz ez (Z. 11) verfehlt ist, leuchtet ohne noeiteres ein: „Und
darum muß etwas Innigeres und Höheres und Ungeschaffenes existieren, etnoas ohne Maß und ohne
Weise, noorein sich der himmlische Vater ganz einbilden und eingießen und (in dem er sich) errweisen
könne: das sind der Sohn und der hl. Geist.“
* Vgl. etnoa RdU S. 9,29 ff.: Wem recht ist, in der warheit, dem ist in allen stetten und by den
lüten recht. wem aber unrecht ist, dem ist unrecht in allen stetten und by lütten. wem aber recht
ist, der hat got in der warheit by im . . . den menschen mag nieman gehindern . . . der mensch tregt
got in allen sinen wercken und in allen stetten, und alle des menschen werck die wirckt got luterlich;
wan wer das werck sachet, des ist dz werck eigentlicher und wärlicher, dann des, der da wircket das
werck. meinen wir dann got luterlich und allein, in der warheit, so müss er unser werck wircken
und an allen sinen wercken mag in nieman gehindern, weder mengin noch stete. also mag disen
menschen nieman gehindern, wann er meint nit noch sucht nit noch schmeckt in nichtz, dann got;
(über inneres und äußeres Werk vgl. die Abschnitte 6 und ? der RdU); In Ioh. n. 583: Rursus un
decimo notandum quod in omni opere bono est duo considerare, actum scilicet interiorem et actum
exteriorem . . . Actus vero exterior non facit hominem bonum. Quomodo enim bonum faceret
hominem quod est extra hominem et non in homine et quod dependet ab altero . . . et quod impediri
potest et intercipi potest invito homine? Actus vero interior, utpote divinus, intercipi non potest nec

87
Anmerkungen 126–134 zu BgT S. 38/40

impediri; semper operatur nec dormit neque dormitat, sed custodit hominem habentem se, sicut in
Psalmodicitur.
*7 Vgl. oben S. 11,4 ff. und Anm. 11.
1* Dizwerk = jenes innere Werk (Z. 13 f.).
1" Zu S. 38,19–23 vgl. etwa RaU S. 37,13 ff.: Dem rechten menschen in dem volkomen güten
willen mag den kein zit ze kurcz sin. dan wä der wil also stat, das er genczlichen wil alles, das er
vermag – nit allein nün, sunder sölt er leben tüsent jar, er wölt tün alles, das er vermöcht – der will
bezalt als vil, als man in tusent jaren möcht geton mit den wercken. das hat er alles geton vor got;
In Ioh. n. 236 (Lat. W., 3. Bd. S. 197,9 ff.): Et hoc est quod Augustinus Confessionum l. VIII ait:
»non solum ire, verum et pervenire« ad deum »nihil erat aliud quam velle ire, sed velle fortiter et
integre, et non semisaucius«. Et infra: »ibi facultas ea quae voluntas, et ipsum velle iam facere«. Et
in eodem libro: »amicus dei si voluero, ecce nunc fio«. Et De trinitate l. IX. August in us: »qui
novit perfecte quam amat iustitiam, iam iustus est, etiamsi nulla exsistit forinsecus per membra
corporis operandi necessitas«. Amare enim et velle iustus fieri est iustum fieri. Ibi voluntas facultas,
ibi conceptio parturitio, ibi flos fructus, Eccli. 24: 'flores mei fructus'; vgl. auch In Ioh. n. 374. –
Subjekt zu Z. 21 hät – 22 gote, ist der mensche, u. zno. aus dem zroischengeschalteten Relatipsatz zu
entnehmen, ohne daß er vor Z. 21 mit eingeschoben zu noerden braucht, noie in Strauchs Text
S. 24,14. Die Interpunktion des ganzen Satzgefüges ist in den Ausgaben und Übersetzungen verfehlt.
*" Zu S. 39,1–? pgl. DW 1 S. 315,1 f.: Ein stein hät ouch minne, und des minne suochet den
grunt; vgl. die in der Anm. zu dieser Stelle verzeichneten Parallelen: Pf. 154,20 f.: Dem steine wirt
diu bewegunge niemer benomen die wile er üferden niht enist; In Ioh. n. 225 (Lat. W., 3. Bd. S.
188,13 ff.): Exemplum est de forma gravitatis, quae dat gravi primo quidem esse grave, consequenter
tendere vel inclinare deorsum et tandem actu moveri deorsum et finaliter quiescere deorsum. (In der
Anm. ist auf Aristoteles Phys. VIII t. 32 / 6) c.4255 b 13–1?), Thomas i. h.l. lect. 8 n. 6, II 392b)
perrwiesen); Serm. XXXIII n. 332: Exemplum in lapidis inclinatione deorsum et similibus; Serm. LI
n. 518: Expone, quia disponit omnia suaviter', adeout lapis in infimo quiescat, quia "verbo domini
caeli firmati sunt' etc.; In Ioh. n. 583: Conveniens est exemplum in gravi, puta lapide, ubi est
accipere duplicem actum, unum interiorem qui est inclinare deorsum, alium exteriorem qui est
descendere vel iacere deorsum. Primus actus semper manet manente natura lapidis, simul oritur et
moritur, coaevus est; a nullo prorsus impediri potest, nec a deo quidem, manente natura lapidis.
Secus de actu exteriori qui plerumque impeditur. Vgl. auch S. 55,5 ff.
* Das innere Werk der Tugend noird hier übereinstimmend mit dem der Synteresis charak
terisiert, noie es Pf. S. 113,39 ff. beschrieben ist: Die meister sprechent: daz lieht ist só nätürlich, daz
ez immer mér ein kriegen hät, unde heizet sinderesis unde liutet als vil als ein zuobinden und
abekéren. Ez hät zwei werc. Einez ist ein widerbiz wider dem, daz niht lüter ist. Daz ander werc ist,
daz ez iemer mé loket dem guoten, unde daz ist äne mitel gedrücket in die séle, nochdenne den, die
in der helle sint. (vgl. Quint S. 320 f. zu 114,3/3 f.); vgl. Par. an. S. 58,3? ff.; In Ioh. n. 584: Et
notandum quod sicut actus interior virtutis, qui est inclinare ad bonum et repugnare malo, est
divinus, ...
* Im Gegensatz zum äußern Werk der Tugend, daz müede wirt und alt von zit und von
üebunge (S. 38,18 f.); vgl. etwa noch In Ioh. n. 372: Hinc est quod intellectus ex frequenti intelligere
subtilia non debilitatur, sed convalescit ad intelligere, ut dicitur III De anima. Pf. und Str. ändern
unnötigerrveise zu kreftiger, pgl. Qu in t, Untersuchungen S. 30 zu 24,37.
* Dieses vürganc, das DW 1 S. 1?,8 (in einem ieglichen vürgange) in der Bedeutung „Fort
schritt“ oder „Fortschreiten“ (progressio) begegnet, muß an der vorliegenden Stelle die Bedeutung
„Vergehen“, „Untergang“ haben, die allerdings bei Lex er und Müller - Zar n c k e nicht belegt
ist. Im Mnd. Wb. von S c h iller - Lübben (Bd. V, 352 b) ist vorgank = „Untergang, Verderben“
belegt. Gemeint ist mit vürganc ... lidennes noohl eindeutig: ein Über-das-Leiden-hinaus-Schreiten,
ein Das-Leiden-hinter-sich-Lassen.
* Zu 39,16–40,6 vgl. In Eccli. n. 22 f.: Virtus siquidem et bonum in actu consistit. Propter quod
operatum esse nequaquam esset fructus virtutis, nisi operatum esse esset operari, fructus flos. Hinc
est octavo quod Matth. 5 dicitur: 'beati qui persecutionem patiuntur'; non ait passi sunt, sicut ibidem

88
Anmerkungen 134—136 zu BgT S. 40

super Matthaeum diffusius notavi... Praeteritum igitur et futurum, quia non lucent nec cadunt sub
esse, non sciuntur in esse aut per esse, cum ibi non sint; et haec est proprietas non-entium, ut nesciendo
sciantur... Sic enim sunt praeterita et futura quod non sunt; hoc enim est praeteritum esse, non
esse... Et hoc est quod intendimus, scilicet quod deus pater nequaquam filium genuisset, nisi
genuisse esset generare. Cuius exemplum: virtuosus et divinus, utpote- deiformis et deo conformis,
beatus est et ipsi sapit pati, non passum esse; nam passum esse non est, sed praeteritum est; In Ioh.
n. 76 (Lat. W., 3. Bd. S. 65,4ff.): Hinc est quod Matthaei dicitur: 'beati, qui persecutionem patiuntur'.
“Patiuntur', inquit, non 'patientur' aut 'passi sunt'. Patientia enim proprie lucet, dum actu quis
patitur; Sermo XIX n. 184 (Lat. W., 4. Bd. S. 1?3,? ff.): Vel dic potius: cui merces sive praemium est
recte sive iuste facere, non fecisse, virtuosus est, bonus est. Iucundius est enim facere quam fecisse,
ut S e n e c a epistula 9 exempla ponit. Tu dic exemplum de canente in cithara, cui dulcius est canere
quam cecinisse; n. 185 (S. 1?4,5 ff.): Rursus in ipso facere actu utitur arte et formatur secundum
ipsam et ipsi conformatur et imprimitur nec scit praeteritum nec futurum. In ipso vero fecisse cadit
praeteritum, et sic consequenter descendit delec(ta)tio in ipsum praeteritum fecisse aliunde, scilicet
ab alio, quod est facere. Vgl. audi unten S. 44,11 ff.
1* Eckhart spricht über die Römerbrief-Stelle noiederholt, ogl. DW 1 S. 195,14 ff.: Dar umbe
sprichet sant P a u l u s: 'ich wolte éwicliche gescheiden sin von gote durch mines vriundes willen und
durch got'. Einen ougenblik von gote scheiden, daz ist êwicliche von gote gescheiden, von gote scheiden
ist hellischiu pine. Waz meinet nù sant Paulus mit disem worte, daz er spradh, er wolte von gote
gescheiden sin? Nú vràgent die meister, ob sant Paulus wære ùf dem wege der volkomenheit oder ob
er waere in ganzer volkomenheit. Ich spriche, daz er stuont in ganzer volkomenheit, er enmöhte sin
anders niht gesprochen hân; ogl. die zu dieser Stelle S. 196 Anm. oerzeichneten Parallelstellen: RdU
17,29 ff.; J u n d t S. 263,30 f.; J o s t e s S. 93,16 ff.; In Exod. n. 270; Lat. W., 3. Bd. S. 6?,? ff. und dort
Anm. 4; Lat. W., 4. Bd. S. 65,? und dort Anm. 2; pgl. auch oben S. 21,5 ff., 22,9 f., T h o m a s S. th. II II
q. 2? a. 8 ad 1: Ad primum ergo dicendum quod secundum unam Glossae (Ord.) expositionem, hoc
Apostolus tunc non optabat quando erat in statu gratiae, ut scilicet separaretur a Christo pro fra
tribus suis; sed hoc optaverat quando erat in statu infidelitatis. Unde in hoc non est imitandus. Vel
potest dici, sicut dicit Chrysostomus in libro de Compunct. (homil. XVI in Epist. ad Rom.) quod per
hoc non ostenditur quod Apostolus plus diligeret proximum quam Deum: sed quod plus diligebat
Deum quam seipsum. Volebat enim ad tempus privari fruitione divina, quod pertinet ad dilectionem
sui, ad hoc quod honor Dei procuraretur in proximis, quod pertinet ad dilectionem Dei. (K o c h).
1** Der Satz ist anakoluthisch. Nach Znoisdiensdhaltung des Vergleidhssatzes S. 40,16 ze glicher
wise — 18 gesaget nimmt Z. 18 daz das konsekutipe daz in Z. 1? noieder auf. Die Übersetzung
lautet daher: „Audi ist das innere Werk darin göttlid) und gottförmig und perrät göttlidie Eigen
sdhaft, daß dies äußere Werk — so sage ich und hab's schon früher gesagt —, noeder seine Menge
noch seine Größe noch seine Länge noch seine Weite, die Güte des inneren Werkes ganz und gar
nidit steigert, dies pielmehr seine Güte in sidh selbst hat, gleidhnoie alle Kreaturen, und noenn selbst
tausend Welten noären, nidit um eine Haaresbreite besser noären als Gott allein." Vgl. In Sap. n. 117:
Hinc est quod opus meritorium, opus divinum quod deus elicit, in nullo crescit vel decrescit numero,
magnitudine vel duratione operis exterioris. Hoc ipso enim quod quid extrinsecum augeret, iam non
sua vi, sed alterius traheret, nec esset honestum. Honestum enim est quod »sua vi« trahit.; n. 224:
Bonum enim exterius corporale nihil prorsus addit nec numero nec magnitudine nec diuturnitate
aut quomodolibet (!) bonitatis moralis super illud quod intus est in anima et voluntate,...; In Eccli.
n. 26: Hinc est undecimo quod actus exterior, utpote aliud a conceptu sive conceptione et extra
conceptionem, nihil prorsus adicit, nec fructus potest dici, cum non sit in flore nec in conceptione.
Nihil, inquam, adicit quantum ad esse bonum morale et divinum. Propter quod meritum non con
sistit in numero, magnitudine seu duratione actuum, sed in sola intentione conceptionis actus qui
fit amore sive caritate operantis.; Sermo XI, 1 n. 114 (Lat. W., 4. Bd. S. 107,12 ff.): Ubi notandum
quod omne opus corporale foris est pro nihilo caritati et virtuti, propter quod opus ipsi est actus
interior, cuius obiectum est ipsa bonitas, prima veritas, deus, ...; In Ioh. n. 584: sic nec opus divinum
in nobis augetur tempore, numero nec mole sive magnitudine actus exterioris. Nihil enim bonitatis
moralis adicit actus exterior interiori, sed e converso quidquid bonitatis habet omniquaque accipit

89
Anmerkungen 136–140 zu BgT S. 40/41

ab interiori... – Zu Z. 16 f. pgl. etroa In Sap. n. 1??: Tolle esse: non plus habet caelum quam musca. Minor
apparet: necesse est enim esse, utpote primum rerum creatarum, reduci in causam primam, deum
scilicet. – Die Konjekturen Strauch s (gemeine), Lassons (geglichet), Büttners (gemeinet),
Lehmanns („im Besitze“) zur verderbten Lesart in Ba2 (ist geminnet goetlichereigenschaft) griffen fehl.
” Zu den Text- und Interpunktionsänderungen S. 40,22 Daz inner – 41,2 schepfet im Vergleich
zu Pf., Str. und den Ausführungen Hammer ich s S. 72 sieh Quint, Untersuchungen S. 39 zu
25,34 ff. Es ist offenbar, daß wer statt wert in Ba2 M verderbt ist (S. 40,22) und daß Büttners Kon
jektur mer, der Str. folgt, verfehlt noar.
* Daß der Text von Ba2 (M) Got minnet den sune verderbt ist, hat Büttner bereits gesehen
und minnet nach unten S. 44,28 und S. 114,20 richtig durch nimet ersetzt, noas Str. in seinen Text auf
nahm. Die benannten Parallelstellen hätten indessen schon erkennen lassen müssen, daß got als
Subjekt völlig unsinnig ist. Daß dieses Subjekt vielmehr nur das innere Werk sein kann, zeigt der
deutliche Gegensatz: daz üzer werk niht alsó (S. 41,4). -
* S. 41,1–10 lautet übersetzt: „Das innere Werk nimmt und schöpft sein ganzes Sein nirgends
anders als von und in Gottes Herzen; es nimmt den Sohn und noird als Sohn geboren im Schoße des
himmlischen Vaters; nicht so das äußere Werk: es nimmt vielmehr seine göttliche Güte vermittels des
inneren Werkes als ausgetragen und ausgegossen im Niederfall der bekleideten Gottheit (d. h.
die göttliche Güte, sofern sie in den aus dem ein e n Gott aus- oder niederfallenden, mit „Eigen
schaften bekleideten göttlichen Personen der Trinität, der Gottheit, ausfließt, und zwar:) mit
Unterschied, mit Menge, mit Geteiltheit, noas alles und dem Gleiches noie auch die Gleichheit selbst
Gott fern und fremd ist. Sie (d. h. die voraufgehend aufgeführten Seinsbestimmungen der aus –
geflossenen Güte: Unterschied, Menge, Geteiltheit) haften und verhaften (verharren) und
beruhigen sich in dem, noas gut ist (d. h. noas als vereinzeltes, kreatürliches Gutes aus der einen
Güte ausgeflossen ist) noas er leuchtet (und nicht das Licht selbst) ist, noas Kreatur ist, (noas)
völlig blind ist für die Güte und das Licht an sich (d. h. für die reine Güte und das reine Licht)
und für das Eine, in dem Gott seinen eingeborenen Sohn und in ihm alle die, die Gottes Kinder,
geborene Söhne, sind, gebiert.“ – Zu den Textänderungen gegenüber Pf. und Str. zur verfehlten
Interpretation der Z. 8 f. durch Hammerich S. 72 zu 26,6 und zur falschen Übersetzung Büttners
(noie Bla kneys – Lehmanns Übertragung trifft den Sinn besser) sieh Quint, Untersuchungen
S. 39 f. Zum Verständnis des Textes dienen die einleitenden Ausführungen Eckharts oben S. 9,4 ff. –
Zu Z. 5 nidervalle vgl. die Textbesserung Quint S. 382 zu Jostes S. 71,7f. – Zu Z. 5 f. gekleideten
gotheit vgl. DW 1 S. 122,10 f.: Minne nimet got under einem velle, under einem kleide.; (sieh auch die
dort S. 123 Anm. 1 verzeichneten Parallelen: Pf. S. 110,18; 19?,32 f.: Wan güete unde gerehtekeit ist
ein kleit gotes, wan ez bekleidet in.; Jundt S. 265,18/21/22; Jostes S. 23,1? f.; Sermo XI n. 115;
n. 120 f.; DW 1 S. 152,2/6; S. 183,4 und dort Anm. 1. -

* Sonoohl Pfeiffer noie Strauch (und mit ihnen die Übersetzer) haben verkannt, daß
S. 41,11 Dá – 21 geist. ein Satzgefüge ist, dessen inneren und äußeren Zusammenhang sie dadurch
zerrissen, daß sie hinter Z. 16 natiurliche einen Punkt und Textabsatz setzten. Deutlich aber ist
entriuwet aller menge (Z. 15) und entriuwet der güete (Z. 16) innerlich miteinander verknüpft und in
ebenso deutlichen scharfen Gegensatz zu getriuwet dem einen (Z. 18f.) gestellt. Die Übersetzung des gan
zen Satzgefüges lautet: „Dort ist Ausfluß und Ursprung des heiligen Geistes, von dem allein, als er Gottes
Geist und als Gott selbst Geist ist, der Sohn in uns empfangen noird, und (da, d. h. in dem Einen) ist
Ausfluß (des hl. Geistes) von allen denen, die Gottes Söhne sind, in dem Maße, in dem sie minder
oder mehr lauter nur von Gott geboren, nach Gott und in Gott überbildet noerden und aller Menge
entfremdet, die man doch und selbst noch in der Natur der obersten Engel findet, (und nicht nur der
Menge, sondern darüber hinaus selbst) noch, noenn man's recht erkennen noill, der Güte, der Wahr
heit und allem dem entfremdet noerden, noas auch nur in einem Gedanken und in der namentlichen
Benennung eine Ahnung oder einen Schatten irgendeines Unterschieds zuläßt, und die Gottes Söhne
sind in dem Maße, in dem sie, von jeglicher Menge und jeglichem Unterschied entblößt, angetraut
werden dem Einen, in dem auch Gott-Vater-Sohn-und-heiliger-Geist alle Unterschiede und Eigen
schaft (= personelle Unterschiedenheit) verliert und ihrer entblößt noird und eins ist und sind.“ Ich
gebe zum Vergleich nur die relativ noenigst fehlerhafte Übersetzung Lehmanns bei: „Denn hier

90
Anmerkungen 140–145 zu BgT41/43

ist der Ausfluß und Ursprung auch des heiligen Geistes, von dem allein, sofern er Gottes Geist und
als Geist Gott selbst ist, der Sohn in uns empfangen noird, zugleich also der Ausfluß aller derer, die
Gottes Söhne sind, je nach dem, noie sie mehr oder minder lauter von Gott allein geboren, nach
Gott gebildet und in Gott überbildet und aller Masse, noie man sie freilich sogar noch naturhaft
bei den höchsten Engeln findet, entfremdet sind. Ja, noer es ganz erfassen noill, der entfremdet sich
der Güte, der Wahrheit und allem dem, noas auch nur im Gedanken und Namen einen Wahn oder
Schatten von Unterschied duldet, und vertraut sich, frei von jeglicher Masse oder Unterscheidung,
allein dem Einen, in dem auch alle unterscheidende Eigenheit verloren geht und verschroindet, noo
eins ist und sind auch Vater, Sohn und heiliger Geist.“ – Wie Lehmann haben alle Übersetzer
Z. 12 f. und ist üzvluz von allen den mißverstanden: „zugleich also der Ausfluß aller derer“
(Büttner), “Here, too, is the point of origin of all" (Blak ney). Der Vergleich mit unten S. 42,1–4
zeigt vielmehr eindeutig, daß mit und ist üzvluz S. 41,11 Dä – geistes aufgegriffen noird und der
Ausfluß des hl. Geistes von (bzno. aus) allen denen, die Gottes Söhne sind, gemeint ist, ganz ab
gesehen davon, daß üzvluz von allen den mhd. nicht genitivisch „Ausfluß aller derer“ heißen kann. –
Zu Z. 21 got-vater-sun-und-heiliger-geist pgl. oben S. 37,1. – Daß Str. mit Lasson zwischen Z. 12
geist und got fälschlich mit einfügte, hat Hammer ich S. F2 zu 26,10 bereits unter Hinroeis auf
Joh. 4,24 spiritus est Deus vermerkt. Dagegen sind seine Ausführungen S. ?3 zu 26,14 über Z. 15
entriuwet irrig, noienwohl – noorauf H. hinnoeist – Lex er I, 581 zu entriuwen = „entfremden“ nur
die vorliegende Stelle des BgT als Beleg aufführt. Vgl. etroa DW 1 S. 213,5: wären dem lambe getrüwet
und allen créatüren entrüwet . . .; 214,1 f.: . . . und bist dem lambe getrüwet und allen créatüren
entrüwet, . . . 214,8 f.: Der mensche, der höhe ist und entrüwet allen créatüren und gote getrüwet
ist, . . . – Zu Z. 15 (Menge, bzno. Zahl in den Engeln) vgl. etwa DW 1 S. 284,1 f.: In den engeln ist zal –
man nennet einen engel, zwéne engel . . . und die dort Anm. 1 aufgeführten Parallelen: Pf. S. 32,6 f.;
105,29 f.: Die meistere sprechent, daz der engel menige siäne zal, ir zal enmac niht begriffen werden.
Swer aber underscheit kunde nemen äne zal und äne menige, dem wëre hundert als einz.; 198,3 ff.;
Sermo XI,2n. 118(Lat. W., 4. Bd. S. 112,1ff.): ... anima vero coniuncta quodam corpori subicitur quidem
numero, sed non continuo, numero, inquam, ut est accidens sive quantitas. Animavero separata
numero quidem subicitur, sed ille non est quantitas, sed entis prima differentia, quomodo et in angelis
numerus invenitur. – Zu Z. 19–21 pgl. etrva Sermo II, 1 n. ? (Lat. W., 4. Bd. S. 9,1 ff.): Deus ergo
pacis et dilectionis erit, quia 'hi tres unum'. Ratio, quia pater descendit in filium cum omnibus suis
proprietatibus, consequenter quas est indistinctio. Impossibile autem est etiam deo quod sint duo
indistincta, duo infinita. Unde et ipse filius cum patre est unum (et) idem principium potius quam
principiatum, Psalmus: 'tecum principium' 'in splendoribus' etc. Propter quod Deut. 6 et Gal. 3
dicitur: 'deus unus est'.
14 Vgl. Sermo XVII,2 n. 169 (Lat. W., 4. Bd. S. 161,6 ff.): Septimo modo dic quod adhuc oportet
liberari pero, id est a vero, scilicet ab ipsa veritate, vel quia ratio veritatis abstractior sit ipsa veritate,
vel quia ratio aut – octavo modo – quia ens nudum absque omni ratione contrahente et etiam
concipiente seu etiam apprehendente beatificat et salvat, dans vitam aeternam, fructum et finem
beatorum.
* Vgl. oben S. 41,11 ff.; Pf. S. 109,15 ff.: Wir lesen von einer frouwen, diu hiesch gäbe von
Christó. Diu èrste gäbe, die got gibet, daz ist der heilige geist, in dem got gibet alle sine gäbe, daz
ist daz lebendige wazzer. Swem er daz gibet, den getürstet nimmer mé. Diz wazzer ist gnäde unde
lieht und enspringet in der séle und enspringet inne unde dringet üfunde springet in die èwikeit.
(vgl. Quint S. 313 zu 109,15 ff.; 109,18/19/20). – Zu Z. 42,10 got-geborn-wesen vgl. unten S. 46,7 f.
* durch in selben = „um seiner (d. h. des Vaters) selbst noillen“, die Übersetzer haben den Text
mißverstanden: „nur der Sohn liebt den Vater durch (Sperrung von Büttner) diesen“ (Büttner),
„nur der Sohn liebt den Vater durch sich selbst“ (Lehmann); Blak ney hat den Text S. 42,16
und – 1? dem vater. perkürzt: “and the Son loves himself in the Father and the Father in himself."
Zu Z. 13 f. vgl. DW 1 S. 168,9 ff., noo der Schrifttext im verschiedenen Wortlaut der drei Evangelisten
Markus, Lukas und Matthäus geboten noird. (sieh auch dort Anm. 2).
144 Siehe Anm. 145.
* Zu S. 43,1–? vgl. In Sap. n. 209: Sic ergo sensum dei nemo potest scire nisi per spiritum et

91
Anmerkungen 145–152 zu BgT S. 43

in spiritu dei. Et hoc est quod communiter dicitur, et est verbum in glossa l= Glossa ordinaria) super
Ad Romanos, ut puto, quod nullus intelligit Paulum, nisi habeat spiritum Pauli, et quod eodem
spiritu, quo locuti sunt prophetae, exponuntur prophetae. Ad hoc est illud Cor. 2: 'quis hominum
scit quae sunt hominis, nisi spiritus hominis qui in ipso est? Ita et quae dei sunt, nemo cognovit, nisi
spiritus dei'.; In Ioh. n. 3?6. Augustinus De doctr. christiana l. 3 c. 27 n. 38 (PL 34,80).
* = „. . . daß grobsinnige Leute, die des Geistes Gottes bar sind und nichts davon haben,
ihrem groben menschlichen Sinne nach beurteilen noollen, noas sie in der Schrift hören oder lesen, die
gesprochen und geschrieben ist vom und im hl. Geist . . .“ Der Ba2-Text ist perderbt; Pf. konjizierte
Z. 8 sehr gut: geistes itel sint und tilgte bereits richtig das von Ba2 und M in Z. 9 vor wellent über
lieferte und, das Ham m er i c h S. ?3 zu 2?,26 halten zu können glaubt. Ahnliche Außerung Eckharts:
Sermo XXIV, 1 n. 22? (Lat. W., 4. Bd. S. 213,2 ff.): Hoc est contra multos, qui, dum sibi fingunt
sophisma aliquod phantasticum contra sacram scripturam, statim se putant demonstrasse.
147 Pf. und Str. (und mit ihnen die Übersetzer) ziehen Z. 12 Und – natiurliche noch zum vorauf
gehenden Satz und setzen hinter natiurliche einen Punkt: „und ihm sogar etwas Geläufiges und
Natürliches“ (Büttner), „und ihm auch gervohnt und natürlich“ (L eh man n), „nay, eben common
and natural to him“ (B lak n e y). In Wahrheit aber leitet Eckhart damit das Folgende ein: „Und
(es gilt) auch gemeinhin und in der Natur (d. h. im natürlichen Bereich): rvas usno.“ Es besteht auch
die Möglichkeit, daß Und – natiurliche zum folgenden (Z. 13 f.) daz unmügelich – undern natüre
gehört und demnach zu übersetzen noäre: „Und (es gilt) auch, daß das, was gemeinhin und natur
gemäß der untern Natur unmöglich ist, der obern geroohnt und naturgemäß ist.“ Die in den Hss.
übereinstimmende Stellung des daz vor unmügelich (Z. 11) scheint mir allerdings gegen diese Inter
pretation zu sprechen.
* Ahnlich: In Eccli. n. 38: Nihil enim habet inferius ut sic perfectionis aut lucis ex se, sed
totum et se toto habet a suo principio causali superiori. Inferius enim ut sic se toto est passivum,
nudum et informe; superius e converso »per se dives est« et influens et forma lucens.
* Ich habe nemet aus minnent Ba2M konjiziert, da nemen und minnen von den Schreibern sehr
häufig vernoechselt noerden. Vgl. unten Z. 1? Ba2 ze vernemenne. Str. konjizierte: merkent.
* Vgl. oben S. 42,15f. Die Übersetzer haben auch hier durch (in selben S. 43,16) fälschlich mit
„durch“ noiedergegeben, vgl. Sermo VI, 4 n. 72 (Lat. W., 4. Bd. S. ?0,3 ff.): Tertio, quia amans deum in
se ipso et propter se ipsum deum aequaliter amat et non amat omnia alia, et per consequens gaudet
aut non gaudet aequaliter de omnibus aliis.
* Vgl. Bulle art. 13 (Arch. II S. 638): Quicquid proprium est divine nature, hoc totum proprium
est homini iusto et divino; propter hoc iste homo operatur quicquid deus operatur, et creavit una
cum deo celum et terram, et est generator verbi eterni, et deus sine tali homine nesciret quicquam
facere. „Gutachten“ art. 23 (Pelster S. 1120): xxiij" articulus sic habet: Qui[c]quid est proprium
divine nature, hoc totum proprium est homini iusto et divino. Propter hoc iste homo operatur qui
[cquid deus operatur et creavit una cum deo celum et terram et est generator verbi eterni, et deus
sine tali homine nesciret quicquam facere. – Zu S. 43,19 tritet usno. vgl. oben. S. 11,18 und unten
S. 44,21 ff. - -

152 Zu S. 43,20–2? vgl. etwa In Ioh. n. 1?? (Lat. W., 3. Bd. S. 145,12 ff.): Ubi enim finis et
principium idem, semper est opus propter se ipsum, opus propter opus, operari propter
operari. Hocautem dei et solius dei est et divinorum per consequens, in quantum divina sunt;
In Sap. n. 99: Et certe caritas omnes amat aequaliter et ex pari; unum est enim simplex per
omnia, deus unus, quem amat in omnibus, nihil aliud citra ipsum aut praeter ipsum. Propter
quod necesse est quod amet ex pari unum ut alium, alium ut se ipsum, unum quantum
omnes, quemlibet quantum deum, quia deum solum, nihil aliud, amat in quolibet et in omnibus,
sicut supra dictum est super isto: 'dignosse ipsa circuit quaerens', capitulo sexto, et infra melius
apparebit. Zum würken äne warumbe vgl. etwa die DW 1 S. 80 Anm. aufgeführten Parallelen:
DW 1 S. 9,3 ff.: Got ensuochet des sinen niht; in allen sinen werken ist er ledic und vri und würket
sie üz rehter minne. Alsó tuot ouch dirre mensche, der mit gote vereinet ist; der stät ouch ledic und
vri in allen sinen werken und würket sie aleine gote zu èren und ensuochet des sinen niht, und got
der würket ez in im.; Pf. S. 146,20 ff.: Alsó als got wirket sunder warumbe und enkein warumbe

92
Anmerkungen 152—157 zu BgT S. 43/44

hât, in der wise alse got wirket als wirket ouch der gerehte sunder warumbe; und alsó alse daz leben
lebet umbe sich selber unde suochet enkein warumbe, dar umbe ez lebe, alsó enhât ouch der gerehte
enkein warumbe, dar umbe er iht tüeje.; 189,16 ff.; 190,18 ff.; 233,1 ff.; DW 1 S. 90,11 ff.: Ùzer disem
innersten grunde solt dù würken alliu diniu werk sunder warumbe. Ich spriche waerliche: al die
wile dú diniu werk würkest umbe himelriche oder umbe got oder umbe din êwige sælicheit von
ùzen zuo, só ist dir wærliche unreht; Lat. W., 4. Bd. S. 22,11 ff. und dort Anm. 5; ogl. audi unten
S. 44,6 ff. Übersetzung von S. 43,21 daz er — 22 selben: „daß er kein Warum außerhalb seiner selbst,
sondern nur das Um-seiner-selbst-roillen kennt.“
is* Vgl. etroa In Ioh. n. 8 (Lat. W., 3. Bd. S. 9,3 f.): Hinc est quod filius in divinis, verbum in
principio, semper nascitur, semper natus est. (In der Anm. zu dieser Stelle ist auf P e t r u s L o m -
b a r d u s Sent I d. 9 c. 4 und die dort benannten Testimonia sanctorum pernoiesen.); n. 40 (S. 33,1? f.):
Tertia ratio est, quia sic est a principio natus a patre quod nihilominus semper nascitur; Sermo XV
n. 153 (Lat. W., 4. Bd. S. 145,9 f.) und die dort Anm. 4 perzeidhneten Parallelen; Sermo XXIII n. 223
(S. 209,10 f.): Filius autem, per quem pater et in quo creavit omnia, semper natus, semper nascitur;
In Eccli. n. 21: Hinc est sexto quod, ubi deus operatur in se ipso, si opus dici debeat, semper filium
genuit et gignit, semper natus est, semper nascitur; n. 23: In ipso enim deo pater filium non genuisset,
nisi genuisse esset generare. Unde O r i g e n e s super Ieremiam ex persona filii in divinis ait: »ante
omnes colles generat me dominus, non generavit, sicut quidam male legunt«. Verba sunt O r i g e n i s,
Prov. 8.
*** Vgl. In Sap. n. 33: Tertio patet quod praeteritum et futurum ut sic non sunt in Deo nec
Deus in illis, sicut nec est esse in ipsis. Praeteritum enim iam non est, futurum nondum est; propter
quod non creavit nec creasset, nisi creatum et creasse praeteritum esset creare praesens, quasi praesto
ens et actu ens; n. 161: Et dicatur quod ipse deus est semper novus, semper gignit, semper creat,
semper operatur, non veterascit, non praeterit et recedit, sed semper operatur et operando innovat
operata, sicut hic dicitur: omnia innodat.; In Ioh. n. 411: Posset tamen dici quod et hoc verum est de .
opere creationis et universaliter de omni opere, quod ipsum deus pater usque modo operatur, non
enim creavit et abiit aut cessavit, sed sic creavit quod et creat modo. Ratio est, quia ipse finis et
principium, Apoc. 1 et ultimo: si finis, creavit, si principium, creat. Et hoc est quod Gen. 1 dicitur:
'in principio creavit'. Unde philosophi posuerunt motum orbis esse perpetuum eo quod in orbe
sphaerico omnis punctus finis et principium est; n. 582: Adhuc autem decimo notandum quod in
deo, utpote in esse, nihil est praeteritum, nihil futurum, sed tantum praesens, id est praesto ens.
Unde deus nec mundum ereasset, nisi creasse esset creare, supra quinto: 'pater meus usque modo
operatur et ego operor'. Item pater nunquam genuisset filium, nisi genuisse esset gignere. Psalmus:
'filius meus es tu, ego hodie genui te'. Semper enim nascitur, semper natus est. Et hoc est quod hic
dicitur: pater in me manens; non enim genuit tantum, sed semper manet gignens.; Lat. W., 4. Bd.
S. 1?0 Anm. 8; S. 20?,11 ff.
155 Vgl. oben S. 43,15 ff., 26 f. — Zu S. 44,8 f. ogl. In Eccli. n. 59: Sic vere amans deum anima
amore non satiatur quia deus amor est, quem qui amat, amorem amat. (aus einem Bernhard-Zitat).
156 Vgl. oben S. 39,20. ff. und Anm. 134.
1*7 S. 44,11 der guote — 20 gerehticheit = RS. § II 1 art. 12 (T h é r y S. 165 f.) Proc. Col. I n. 20:
Duodecimus est quod bonus homo vult et vellet omni tempore pati propter deum, et non solum
sustinuisse, patiendo habet quod amat. Ipse amat pati propter deum, et patitur propter deum. Ergo
et ex hoc ipso ipse est dei filius secundum deum, et in deum transformatus. Qui amat propter se
ipsum, hoc est, amat propter amorem, operatur propter operari, et propter hoc amate deum et
operamini sine intermissione. Et operari deo est natura ejus, suum esse, suum vivere, sua salus sive
sua beatitudo. Ita veraciter filio dei uni bono homini, ex quo vel in inquantum (?) filius dei est,
propter deum pati, et propter deum operari, est suum esse, suum vivere, sua salus sive beatitudo,
quia sicut dicit dominus: Beati qui patiuntur propter justitiam, etc. Antnoort Edkharts: RS. § III 1
art. 12 (T h é r y S. 190) Proc. Col. I n. 100: Ad duodecimum, cum dicitur: bonus homo vult et vellet
omni tempore pati propter deum, etc., verum est, et qui talis non est, bonus homo non est, nec
perfecte deum amat, et ea que dei sunt. Vgl. In Eccli. n. 22: Notandum ergo quod virtuoso fructus est
ipsum operari virtuose, non operatum esse. Virtus siquidem et bonum in actu consistit. Propter quod

95
Anmerkungen 157–159 zu BgT S. 44/45

operatum esse nequaquam esset fructus virtutis, nisi operatum esse esset operari, fructus flos. Wie
von Karr er – Pi es c h S. 140 zu 12. schon richtig bemerkt nourde, hat der Zensor der RS. Z. 15
minnet got und würket fälschlich imperativisch verstanden und übersetzt: amate deum et operamini,
noährend got Subjekt und die beiden Verbformen aktivisch sind: „Gott liebt und noirkt“, vgl. auch
H am m er i c h S. 80 zu 28,34. Vielleicht nimmt Karr er – Pi es c h a. a. O. auch mit Recht Anstoß
an der Übersetzung von Z. 16 sin saelicheit in der RS. durch: sua salus sive sua beatitudo mit der Be
merkung: „sein Heil oder (seine Seligkeit) – was doch nicht gut auf Gott passen würde!“ – In
Z. 12 f. ist der Ba2-Text und demzufolge auch der Text von Pf. und Str. perderbt und daher auch die
Übersetzung aller Übersetzer unsinnig. – In Z. 13 lidet durch got fehlt durch in Ba2. Die Bemerkung
H am m er i c h s S. 80 zu 28,29: „Vielleicht hat der Übersetzer den starken Ausdruck lidet got nicht
ganz erfaßt“, ist eindeutig irrig. – Pf., Str., Théry und Daniels setzen hinter Z. 14 gebildet einen
Punkt, noährend das folgende der relativisch ist und sich auf Gott im Vordersatz zurückbezieht; vgl.
oben S. 43,26 f. *

* S. 44,21 ein guot – 2? ein. = RS. S II 1 art. 13 (T h éry S. 166) Proc. Col. I n. 21: Decimus
tertius: Bonus homo inquantum bonus, habet proprietatem divinam, non solum in hoc quod amatet
operatur quidquid amat et operatur propter deum, quem amatet propter quem operatur; sed etiam
amat et operatur propter se ipsum qui amat; quia illud quod ipse amatest deus ingenitus, ille autem
qui amatest filius dei genitus. Modo pater est in filio et filius in patre. Pater et filius unum sunt.
Antnoort Eckharts: RS. S III 1 art. 13 (T h éry S. 190) Proc. Col. n. 101: Ad decimum tertium, cum
dicitur: bonus homo, inquantum bonus, habet proprietatem divinam, dico quod verum est, et patet
ex primo et secundo inter tria supra premissa, in principio. Vgl. etwa Pf. S. 158,28 ff.: Seht, der
mensche, der alsó ein sun ist, der nimet bewegunge unde würkunge und allez, daz ernemende ist,
daz nimet er allez in sinem eigen. Wan daz der sun des vater näch der éwikeit ist sun, daz ist er von
dem vater. Waz er aber hät, daz hät er in im, wan er einez mit dem vater ist näch wesen unde näch
nätüre: dar umbe hät er wesen unde wesunge allez in im, und als er sprichet "vater, als ich unt dü ein
sin, alsó wil ich, daz sie ein sin’. (vgl. Quint S. 46? f. zu 158,30 f./33). Z. 21 ze dem dritten mäle: die
Erörterung der beiden ersten Kennzeichen des guoten menschen setzt S. 43,1? und 26 ein.
* Hammerich (S. 96 f. unter 8.) setzt vor 44,2? Von ein Komma und gibt sonvohl eine
Übersetzung noie eine Deutung des Textes Z. 27–45,3 in der Fassung von Ba2, die Pf. durch Ein
fügung von nim hinter dem in Z. 27 und Str. durch Tilgung von und vor daz in Z. 45,1 zu bessern
suchten. Die Übersetzung Hammerichs zeigt auf den ersten Blick, daß er den Text völlig mißper
standen hat: „Vater und Sohn sind einer im h. Geist: noie der Gottessohn, durch den das innerste und
oberste der Seele schöpft und nimmt, so entstehen auch die Gottessöhne durch den im Schoße und
Herzen des himmlischen Vaters, und das ist zu finden nahe dem Schluß jener früher gesprochenen
Worte Vom Edlen Menschen.“ (!!) Es fällt schnoer zu erkennen und zu verstehen, daß H. Z. 28 gotes
sun als Subjekt und daz innigeste und daz oberste der sèle als Objekt zu schepfet und nimet auf
fassen konnte, noie er Z. 2? Von dem relativisch auf den in Ba2 voraufgehenden heiligen geist
beziehen und mit „durch den“ übersetzen, noie er dieses von dem in gleicher Übersetzung hinter Z. 28
werden noiederholen und Z. 28 gotes sun (als sune Pl. gefaßt) werden durch „so entstehen auch die
Gottessöhne“ noiedergeben konnte. Dabei vernoeist er S. 9? oben selbst auf die Parallelstelle oben
S. 41,1 ff. (= Str. S. 25,36 ff.), die ihn den klaren Sinn der vorliegenden Textstelle hätte erkennen
lassen müssen, denn S. 41,1 Daz inner werk entspricht offenbar dem 44,27 f. stehenden daz
innigeste und daz oberste der sèle, und beides ist hier noie dort Subjekt des Satzes, der im übrigen im
Wortlaut noeitgehend an beiden Stellen übereinstimmt. Das ganze Textstück lautet richtig übersetzt:
„Darüber, noie das Innigste und Oberste der Seele Gottes Sohn und (das) Gottes-Sohn-Werden in des
himmlischen Vaters Schoß und Herzen schöpft und nimmt, suche hinter dem Schluß dieses Buches
(d. h. des BgT), noo ich schreibe über den edlen Menschen, der . . .“ Auch die von Karrer- Piesch
S. 140 zu 13.) gebotene Übersetzung ist falsch: „Davon aber, noie das Innigste und Höchste der Seele
Gottes Sohn in sich schöpft und nimmt und noie noir auch Sohn Gottes' noerden in des Vaters Schoß und
Herz: das suche im Anschluß an diese Ausführungen (im Sermon) vom edlen Menschen!“ Wie seine
oben aufgeführte Übersetzung erkennen läßt, versteht Hamm e r ich den Ba2-Text nach dem ende
diser vorgesprochenen worten von dem edelen menschen als „nahe dem Schluß jener früher ge

94
Anmerkungen 159–162 zu BgT S. 45

sprochenen Worte Vom Edlen Menschen“, zieht daraus den Schluß, daß der Sermon Vom Edlen
Menschen ursprünglich dem BgT voran ging und glaubt die Bezugsstelle, auf die Eckhart sich
an der vorliegenden Stelle des BgT bezieht, in dem „Bibelroort“ unten S. 118,25 ff. erkannt zu haben,
„das nahe dem Schluß des S e r m on s p o m Edlen M e n s c h e n zitiert ist“. Wieder ist
kaum zu verstehen, da ß und noor in H. einen inhaltlichen Bezug zwischen den beiden von ihm
zusammengehaltenen Textstellen finden noill. Dagegen erscheint es mir sicher, daß Stra u c h bereits
richtig auf die Stelle unten S. 114,17 ff. (= Str. S. 46,27 ff.) als die von Eckhart gemeinte Vergleichs
stelle im "Vom edlen Menschen' hinnoies, denn dort kehrt der fast gleiche Wortlaut in Z. 19 f. noie oben
Z. 27 ff. noieder. Mit unten S. 114,16 f. Und daz ist etc. aber beginnt Eckhart die Exegese über den Schluß
des Lukasperses 19,12 . . . et reverti, und er vernoeist an der vorliegenden Stelle des BgT eben auf seine
Ausführungen in diesem ganz e n S c h l u ßt e il seines Sermons, an dessen Anfang die fast noört
liche Textparallele zur obigen BgT-Stelle steht. Der Sermon mag tatsächlich, noie H am m e r ich
darzutun sich bemühte, vor dem BgT„im Beisein der Königin Agnes gepredigt und ihr nachher . . .
das Trostbuch geschrieben“ noorden sein (H. S. 9?). Als Eckhart ihn aber nie der s c h rieb, zu
sammen mit dem BgT, ließ er die Predigt VeM dem Trostbuch folgen, noie sie denn in Ba2 und M
hinter dem BgT steht. Daß man beide Stücke in dieser Reihenfolge als zusammengehöriges Ganzes
ansah, zeigt nicht nur die Schreibernotiz in Ba2 am Schluß des VeM (nic h t des BgT): Eexplicit liber
benedictus, sondern auch der Umstand, daß die RS. die beiden Artikel aus VeM unmittelbar und
ohne besondere Kennzeichnung auf die aus dem BgT stammenden Artikel folgen läßt unter der
gemeinsamen Überschrift: Isti sunt articuli extracti de libello quem misit magister Ekardus Regine
Ungarie scriptum in Theutonico. Qui libellus sic incipit: Benedictus Deus et pater domini nostri
Ihesu Christi (T h éry S. 15?). - -

” Vgl. In Sap. n. 1?4: Tertio: omne agens quanto est superius, tanto agit suavius. Deus autem
est agens supremum. Igitur sua et sui solius actio pure est suavis. Maior apparet manifeste in motu
aquae deorsum, quem habet a forma propria et proxima, et motu sursum, puta in effluxu maris,
quem habet a luna movente superiori, et hunc motum habet aqua dulciorem, sursum scilicet, quam
deorsum. Argumentum huius, quia hunc, scilicet sursum, habet velociorem, sicut ad sensum
apparet.; n. 130: Adhuc autem septimo sciendum quod quanto movens est altius et sublimius sive
superius, tanto movet velocius. Patet hoc manifeste in aqua, quae longe movetur sursum velocius a
luna in effluxu maris, quam moveatur a forma propria deorsum.; In Ioh. n. 229 (Lat. W., 3. Bd.
S. 192,6 ff.): Inferiora enim naturaliter debent duci per superiora, non e converso. Mare sequitur in
fluxusuo et refluxu motum lunae in caelo tam menstruum quam diurnum, non e converso, et sic de
aliis.; n. 235 (S. 19?,3 f.): Sic mare velocius, tamquam dulcius movetur sursum motum a luna, quam
fluat deorsum motu proprio gravitatis. und die S. 19? Anm. 2 aufgeführten Parallelen. – Z. 10 üzvluz
= effluxus (siehe die zitierten lat. Stellen). Die Konjektur H am m er i c h s S. 73 zu 29,24 ufflus
unter Hinnweis auf Lehm an n s Übersetzung „Aufnoärtsfließen“ ist demnach zwar naheliegend, aber
unnötig. Büttner s Übersetzung „Aussichselberfließen“ ist mißverständlich, besser: „Ausfluß nach
oben.“ Meinen Einnoand, den ich BgT (Quint) S. 113 Anm. 145 gegen Hammerichs Bemerkung
(S. 73): „Woher M. E. die – genoissermaßen richtige – Anschauung schöpft, daß die Flut kräftiger sei
als die Ebbe, noeiß ich nicht“ erhob, muß ich hiermit als irrig zurücknehmen. Der üzvluz (= effluxus)
meint tatsächlich die Flut, nicht die Ebbe, noie ich glaubte, die Eckhart vielmehr unter dem vluz
niderwert versteht. Bernhard Geyer (Bonn) machte mich auf folgende Stelle aufmerksam:
Alb er tus Magnus De causis propr. element. l. 1 tr. 2 c. 5: et tunc non per lunam, sed per
naturam propriam revertitur aqua ad locum suum; et haec vocatur recessio maris . . . et ideo tunc
iterum revertitur aqua ad locum suum per motum naturalem.
" Ba2 wissentliche M wissenlich ist sichtlich verderbt und noeist auf bereits fehlerhafte ge
meinsame Vorlage der beiden Hss. Auch die Übersetzer lassen die Sinnlosigkeit des Überlieferten
erkennen: „etnoas Selbstverständliches“ (Büttner), „nvesenhaft“ (Lehm an n), „consciously“
(B lak n e y). S. 46,2, roo Ba2M und Tr2 übereinstimmend wünniclich bieten, stützt meine Konjektur.
* = „in allem dem, von dem Gott noill, daß es der Mensch leidet“ oder „in allem, noas Gott den
Menschen leiden läßt“ (Lehmann); es liegt ein accus. c. infinitipo vor, vgl. Behaghel, Deutsche
Syntax Bd. II S. 325 ff. (Heidelberg 1924).

95
Anmerkungen 163–170 zu BgT S. 45/47

sº Vgl. oben S. 12,5 ff., 12 ff., 21 ff.


* Vgl. DW 1 S. 67,9 f.: Wellet irz eben merken, só ist minne mé lónes wert dan ein gebot. Daz
gebot schinet swaere, und der lón ist begirlich; vgl. auch die dort S. 68 Anm. 1 verzeichneten Parallelen,
etnoa: Sermo XXX n. 312: Rursus: proxim um tu um etc. Hoc non solum praeceptum est, sed et
promissio sive praemium; Sermo XL n. 390: Tertio modo accipitur verbum istud non quasi praecep
tum, sed quasi promissum, non tamquam meritum, sed tamquam praemium . . . Propter praemissa
non dicit dilige quasi praeceptum, sed diliges, quod et praeceptum et praenunciatum sive prophetice
et promissive potest accipi.; n. 395: Proximum tuum sicut te ipsum. Nota: non solum praecep
tum est, sed promissiosive praemium. – S. 46,1 gelübede = promissio(siehe die lat. Stellen), „Gelöbnis“
(Büttner); geloube Bas (Pf., Str., „faith“ Blakney) gloube M ist noieder ein offenbar aus der
gemeinsamen Vorlage stammender Fehler.
* Pf., Str. und die Übersetzer setzen S. 46,? hinter geborn einen Punkt und lesen mit Ba2
dann: got ist daz selbe ein, noas nur angängig roäre, noenn es statt got hieße: der vater. In Wahrheit
aber gehört geborn-got zusammen als Apposition zum voraufgehenden sun (vgl. etroa oben S. 42,10
und 44,26), und der Satz lautet übersetzt: „noerde Sohn, noie ich Sohn bin, geborener Gott, und (rverde)
dasselbe Eine, das ich bin, das ich einnvohnend (vgl. oben S. 9,19 f.), innebleibend in des Vaters Schoß
und Herzen schöpfe“ („das ich in Sein umschöpfe (!!), ob ich gleich bleibe in des Vaters Schoß und
Herzen“ Lehmann, „the One I create in my nature by remaining in the bosom . . .“ Blak n e y,
„aus noelchem ich schöpfe, indem ich mit meinem innersten Wesen innebleibe in . . .“ Büttner). Vgl.
In Ioh. n. 19? (Lat. W., 3. Bd. S. 166,1 ff.): Ubi et hoc notandum quod filius, qui in sinu est, enarrat
omne quod est patris, scilicet esse, vivere, intelligere, operari, noscere, amare, essentiam, potentiam
et omne quod unum estet indistinctum, quod unitatis est et indistinctionis in filio et patre, hoc,
inquam, totum enarrat filius, in quantum est in sinu, idest in intimis.
* Übersetzung: „Niemand kommt eigentlich zum Sohn, noie er (d. h. der Logos) Sohn ist,
als der, der Sohn noir d, und niemand ist dort, noo der Sohn ist, der in des Vaters Schoß und Herzen
Eins in Einem ist, als der, der Sohn ist.“ Vgl. In Ioh. n. 223 (Lat. W., 3. Bd. S. 187,8 f.): Ad filium
enim ut filius venire est filium fierieum qui venit, Psalmus: 'venite, filii, audite me'. S. 46,12
haben Ba2 M Pf. Str. fälschlich der do statt dà der, noas Büttner bereits korrigierte, noährend seine
Übersetzung im übrigen noie die der andern Übersetzer fehlerhaft ist: „Niemand kommt noirklich
zum Sohne, als noer selber Sohn ist oder Sohn noir d. Und niemand ist, no oder Sohn ist, als noer "in des
Vaters Schoß und Herzen' ist: Ein es im Einen, das ist des Sohnes Stätte.“, „Niemand kommt
eigentlich zum Sohne, der Sohn ist, als der, der Sohn wird, und niemand wird Sohn als der in des
Vaters Schoß und Herzen ist, eins in Einem, roo der Sohn ist.“ (L eh man n) „. . . but no one comes
to the Son except by becoming the Son himself and no one can be rohere the Son is except he is in
the Father's heart and bosom, one in the One as the Son is.“ (B lak n e y).
" dem = dem Einen; alle froemdivnt verri Baz (Pf. Str. und Übersetzungen) und al den frem
den vnd ferren M ist offensichtlich verderbt.
* Dieses sie fehlt in allen Hss., muß aber m. E. ergänzt noerden. Übersetzung: „Das Eine suchen
alle Kreaturen, selbst die niedersten Kreaturen suchen das Eine, und dieses Eine empfinden (spüren)
die obersten; über ihre Natur (empor-)gezogen und überbildet suchen sie das Eine im Einen, das
Eine in ihm selber.“
" Eckhart faßt hier, den Schrifttext entsprechend ernveiternd, zusammen, noas er im vorauf
gehenden ausführte: noer zum Sohn (in der Gottheit) kommen soll, muß erst selbst Sohn no e r den ,
und ist er Sohn, so ist er da, noo der Sohn ist, d. h. „in des Vaters Schoß und Herzen“ (46,9). Z. 19 ff.
besagt: „Darum sagt noohl der Sohn (= Christus): In der Gottheit Sohn (= im Logos) (und damit) im
Vater, noo ich bin, soll der sein, der . . .“ Der Text von Ba2 (Str. und Pf.) ist verderbt, möglicherweise
infolge von Seitennoechsel (sieh den Var.-App.).
” Vgl. DW 1 S. 129,2 f.: Ein me ist er sprichet: diu natüre engebrichet niemer, si engebe ein
bezzerz. Als luft ze viure wirt, daz ist bezzer; aber só luft ze wazzer wirt, daz ist ein zerstoeren und
irret. Sit diz diu natüre tuot, vil mér tuot ez got: der gebrichet niemer, er engebe ein bezzerz; vgl.
auch die dort Anm. 1 verzeichneten Parallelen, dazu In Sap. n. 159: Ad quod dicendum quod verum
quidem est quod omnis mutatio vetustas est et corruptio. Sed corruptio unius est generatio alterius;

96
Anmerkungen 170—178 zu BgT 47/49

servit enim corruptio naturae propter generationem et vetustas propter innovationem. Sic ergo in
omni mutatione semper est inveteratio et innovatio, prius et posterius, et prius propter posterius,
inveteratio scilicet propter innovationem. Quia igitur in mutatione semper est inveteratio, quae abici
tur propter innovationem, quam natura per se intendit, propter hoc signanter mutatio omnium et
eorum mutabilitas in proposito innovatio dicitur: innodat omnia. — S. 47,4 iht (ich M) fehlt Bas Træ,
rourde aber pon H a m m e r i c h S. ?3 zu 30,30, sonoie pon B ü t t n e r („ein Wesen") und L e h m a n n
(..etnoas") ergänzt (B l a k n e y übersetzt falsch: „It is impossible to break, spoil, or disturb nature").
Die Ergänzung des iht ist nidht unbedingt erforderlidi, noie die oben aufgeführte deutsdie Parallel
stelle zeigt, zumal da das Objekt iht dor dem relatioischen in dem (4) gespart roerden kann. — Z. 5
dem selben = datibus commodi: „noorin sie nidit ein höheres Gut anstrebt f ü r dasjenige, das sie
berührt.“ — Zu Z. 3 ff. pgl. oben S. 20,19 ff.
171 Vgl. J o h. d o n D a m b a c h (Auer S. 350 zu 14): „Leiden ist 'cauterium in membro minus
nobili, factum ad sanandum magis nobile membrum'.“
17* Vgl. In Ioh. n. 724: Videmus in natura quod partes sive organa corporis animati, quia
diligunt totum suum, propter hoc unumquodque ipsorum diligit alterum sicut se ipsum. Oculus
enim non sibi videt, sed toti, et propter hoc videt consequenter omnibus quae illius sunt, videlicet
pedi sicut sibi, quia nec sibi, sed toti. Sic os non plus sibi comedit quam oculo vel pedi, quia nec sibi
nec oculo nec pedi, sed toti. Nam et ipsum totum amat quodlibet membrum primo per se et plus
quam se ipsum, ut in anterioribus ostensum est, et propter hoc consequenter omne membrum, quia
amat totum per se, amat omnia membra corporis 'sicut' se, ut ait Matthaeus, et tamquam', id est
tantum quantum se, ut ait Marcus duodecimo capitulo; n. 385; Lat. W., 5. Bd. S. ?6,1 f. und dorf
Anm. 2. — S. 47,15 haben Bas M natúrliches gelit (ebenso Pf., Str. und L e h m a n n); offenbar aber
hat Træ, dem ich folgte, im nachgestellten Adperb natiurliche = „naturgemä/?" das Ursprüngliche
benoahrt; ogl. dasselbe Adverb unten Z. 19. -

17* Pf. und Str. setzen das Komma hinter natiurliche, und die Übersetzer folgen ihnen: „Darum
noär's redht und natürlich, stünd es anders mit uns redht, daß ..." (B ü t t n e r), „Darum noäre es
billig und natürlich, noenn anders es recht um uns stünde, daf?...“ (L e h m a n n), aber: „Therefore,
it stands to reason and is natural and right that ...“ (B l a k n e y). Ridhtige Übersetzung: „Darum
noäre es gar billig und noäre für uns naturgemäß das Redhte, daß ...“
17* Vgl. oben S. 47,3 ff. und dort Anm. 1?0.
- 175 Vgl. J o h. d. D a m b a c h (Auer S. 350): „Fertur fuisse dominus quidam, qui quandocumque
illum, quem in servum recepisset adprobandum, eundem nocte mitteret alicubi et post in via per
sonaliter occurreret ei ipsumque invaderet, acriter pugnando cum eo. Accidit autem semel, quod sic
pugnando ipse dominus ab uno tali famulo fere occisus fuerat, quem, quia bene se habuit, semper
postea multum dilexit.“
176 Vgl. Vitae Patrum (ed. H. R o s no e y d) I Vita beati Antonii abbatis c. 9 (PL ?3,132): Illico
praesentiam Domini intellexit Antonius, et ex intimo pectore trahens longa suspiria, ad lumen quod
ei apparuerat loquebatur, dicens: Ubi eras, bone Jesu? ubi eras? Quare non a principio affuisti, ut
sanares vulnera mea? Et vox ad eum facta est, dicens: Antoni, hic eram, sed expectabam videre
certamen tuum. (Die Versudiung durch die Dämonen ist porher in c. 8 [131 f.] gesdhildert); pgl.
J o h. p. Da m b a c h (Auer S. 550): „Antonius, de quo legitur quod cum quadam nocte a daemonibus
esset laceratus, subito radius quidam lucis et daemones et tenebras effugavit ... Christum praesentem
intelligens dixit ... Ubi eras, Jesu bone, ubi eras? Quare a principio non affuisti, ut curares vulnera
mea? Et vox ad eum ait: Antoni, hic eram. Sed expectavi videre certamen tuum.“ (ogl. die Anm. 5
Auers zu S. 350). B r e t h au e r, Diss. S. 91 vernoeist auf J o s t e s S. ?6,35 ff., noo die gleiche Stelle der
Antonius-Vita aufgeführt ist. — S. 48,18 habe id, die Bas-M-Variante ùzerliche (= äußerlidi sidhtbar)
im Hinblick auf den Text der oben mitgeteilten Stelle der Vitae Patrum: ... praesentiam Domini
intellexit ... der Tra-Variante werlichen dorgezogen.
177 Vgl. Sermo X n. 110 (Lat. W., 4. Bd. S. 103,4 f.): Quantum ergo debemus fore solliciti huius
modi opus perficere, quod erit materia aeterni gaudii angelorum. (ogl. audi die dort Anm. 1 und 3
perzeichneten Parallelen).
178 Vgl. J o h. d. Da m b a c h (Auer S. 351): „An ignoras, quod si homo haberet amicum, qui

7 ® d í a r t, ® 5 - 97
Anmerkungen 178—188 zu BgT S. 49/51

propter ipsum in tribulatione esset vel turbatione, dignum esset atque iustum, quod ipse homo
talis cum ipso amico esset ad ipsum per sui praesentiam consolandum. Deus, qui consolatur nos in
omni tribulatione nostra, sufficiens est pro consolatione habenda.“
*** A u g u s t i n u s Ep. 138 c. 3 n. 12 (CSEL XXXXIIII 138,1): ... patientia quae pluris est
habenda quam omne quod potest etiam invito inimicus auferre., pgl. audi In Ioh. n. ?6 (Lat. W.,
3. Bd. S. 65,9 f.): Et in Epistula ad Marcellinum dicit quod maior est virtus patientiae quam omne.
quod ab homine invito auferri potest., In Ioh. n. 458: Qui ergo vincit bono malum patienter, non
vincitur nec bono privatur nec malum sibi infertur nec sibi nocetur, quia, ut ait Augustinus,
plus patientia abundat quam omne quod potest invito inimicus auferre, in prima Epistula ad Marcel
linum, ubi de hoc diffuse valde pertractat. (Koch). -

1° Übersetzung: „Zum znoeiten schließe ich nidht nur mit Hilfe des Wortes, das Gott spridit,
daß er mit dem Menschen in seinem Leiden ist, sondern id entnehme es aus und (finde es) in dem
Worte (selbst) und sage so: ...“ -

1*1 Vgl. J oh. d. Da m b a c h (Auer S. 351): „Nimirum, si deus est mecum in tribulatione, quid
ergo requiro amplius? Nam nihil amplius aliud aut plus, quam deum meum velle debeo ...“
1° Zu Z. 9—12 selben?« dgl. oben S. 18,2—5, noo die beiden gleichen Augustinuszitate aufein
anderfolgen und in Anm. 38 nadwgenoiesen sind. Sie finden sich auch bei J oh. p. Da m b a c h (Auer
S. 351): „Sed et valde avarus dicitur, cui deus non sufficit. Sed et homo de ipso, deo non contentatus,
quomodo ...“
18* Vgl. oben S. 18,6—9 und Anm. 39.
1** Vgl. In Sap. n. 96 ff., noo der Sapientia-Vers eingehend kommentiert noird: ... Quantum ad
primum, sensus est: omnia bona venerunt mihi simul et subito, absque successione aut divisione,
cum ipsa sapientia, ... Ad quem enim venit deus, necessario veniunt omnia bona, tum quia ab ipso
solo est omne bonum, in quantum bonum est, sicut ab ipso solo est omne ens, in quantum ens est ...
tum etiam quia in ipso et cum ipso et per ipsum, quin immo ipse est omne bonum et »omnis boni
bonum«, ut dicit A u g u s t i n u s VIII De trinitate c. 3. Igitur cum ipso veniunt omnia bona vel
nullum; item aut ipse non venit aut cum ipso, si venit, omnia bona veniunt ... Zu 50,19 f. ogl. etnoa
In Sap. n. ?9: ... a nullo enim creato citra Deum res est nec bona est nec pulchra est, quin immo
potius non est, mala est, turpis est.; n. 90: ... Vult dicere quod sicut omne ens creatum excedit ipsum
nihil, sic deus excedit omne ens creatum. A u g u s t in u s De vera religione c. 100, item XI Con
fessionum: »speciem mente contuebimur, cuius comparatione foeda sunt omnia quae ipsius benig
nitate sunt pulchra«. Item: »deo comparata, nec pulchra sunt, nec bona sunt, nec sunt omnia quae
sunt, quae pulchra sunt, quae bona sunt.« — Zu Z. 19 f. vgl. DW 1 S. 69,8 ff.: Alle créatúren sint ein
lúter niht. Ich spriche niht, daz sie kleine sin oder iht sin: sie sint ein lúter niht. Swaz niht wesens
enhât, daz ist niht. Alle créatúren hânt kein wesen, wan ir wesen swebet an der gegenwerticheit
gotes. Kérte sich got ab allen créatúren einen ougenblik, só würden sie ze nihte. Ich sprach etwenne
und ist ouch wàr: der alle die werlt naeme mit gote, der enhæte niht mé, dam ob er got aleine hæte.
Alle créatúren hânt niht mê âne got, dan ein mücke hæte âne got, rehte glich noch minner noch mè.
(ogl. audi die S. ?0 Anm. 1 perzeidhneten Parallelen, etnoa Pf. S. 208,12 ff.; 266,15).
1** B e r n h a r d In Ps. 90 Sermo 1? n. 4 (PL 183,252): Descendit, ut prope sit his qui tribulato
sunt corde, ut nobiscum sit in tribulatione nostra ... Bonum mihi, domine, tribulari, dummodo
ipse sis mecum, quam regnare sine te, epulari sine te, sine te gloriari. Bonum mihi, domine, in tribu
latione magis amplecti te, in camino habere te mecum, quam esse sine te vel in caelo.
1° Træ fügt hier ein Paulus-Zitat an (sieh Var.-Apparat), das noohl unursprünglich sein dürfte.
1*7 Sieh oben Anm. 48. Z. 10 só got wil lidem = „noenn Gott das Leiden noill", d. h. noenn Gott
noill, daß gelitten noird — daß id leide, nidit, noie Lehm an n übersetzt: „noenn Gott leiden noill“.
B ü t t n e r : „noenn G o t t noill l e id en", besser B l a k n e y : “nohen God noants suffering". Jedenfalls
hat Træ das ich lide den Text so noie id, perstanden.
1** Vgl. Sermo XVIII n. 182 (Lat. W., 4. Bd. S. 1?1,6 ff.): Secundo notandum quod deus, quanto
plus irascitur nobis, tanto plus miseretur et nobis compatitur. Primo, quia in ipso idem est prorsus
ira et misericordia, secundo, quia ipse irascitur sine ira, sicut est magnus sine quantitate, bonus
sine qualitate. In talibus semper utrumque oppositorum est.; dgl. audi die dort Anm. 6 aufgeführte

98
Anmerkungen 188–193 zu BgT S. 51/53

Stelle In Exodum n. 44: Unde omnia positive dicta de deo, quamvis sint perfectiones in nobis, in
deo tamen non plus sunt nec perfectiores sunt quam horum opposita. Verbi gratia: misericordia,
pietas et huiusmodi perfectiones sunt nobis, ira, odium et similia sunt imperfectiones. Sicut autem
dicitur deus irasci velodire, cum talia nihil sint nec ponant prorsus in deo, sed quia deus operatur
quaedam foris, quae in nobis ex iravel odioprocedunt, similiter et de horum oppositis; puta miseri
cordia, pietas nihil ponunt in deo nec sunt, sed ipse deus pro tanto solo misericors dicitur, quia
operatur foris opera similia his, quae in nobis efficit misericordia. Pf. S. 42,5ff.: Wan wir sehen, daz
in gote noch zorn noch betrüebnisse niht enist, sunder minne unde vröude. Swie ez schinet, daz er
etwenne zürne über den sünder, ez enist niht zorn, ez ist minne, wan ez kumet von grözer götlicher
(vgl. Quint S. 124 zu 42,8) minne: wan die er minnet, die sträfet er, wan er ist diu minne, diu dä
ist der heilig geist. Dar umbe ist der zorn gotes üz der minne, wan er äne liden zürnet. Langen
berg S. 197,15 f.: Niet dat, dat got doeget, mer in hem is doegen sonder doegen.
* In Z.4 bieten Pf., Str. und die Übersetzer mit Ba2 (M) ein andern und dur den statt durch
daz und dementsprechend denn auch in Z. 6 dur den statt durch daz!. Pf. und die Übersetzer (mit
Ausnahme von Schulze-Maizier) ändern konsequenternoeise in Z. 4 das in allen Hss. überlieferte
daz!) der, roährend Str. das beibehält und in der Anm. sagt: „so ist der mit Pfeiffer und Büttner
zu lesen, scheint mir nicht geboten; der grund des handelns und das handeln an sich sind einander
gegenübergestellt.“ Das ist zum mindesten schief formuliert, denn nicht der „grund des handelns
und das handeln an sich“, sondern die untergeordnete, dem Hauptanliegen dienende Handlung ist
der Hauptzroeckhandlung gegenübergestellt, noie der im Text folgende Vergleich zeigt. Zudem ist
Str. inkonsequent darin, daß er die oben angegebenen Fehler des Bas-Textes stehen ließ. Dieser
Text lautet in Büttners Übersetzung (mit der Anderung Z. 4 daz! > der durch Pfeiffer): „nwenn man
etnoas tut um eines andern noillen, so ist dabei der, für den man's tut, unserm Herzen näher und
das, noas man tut, ferner und geht uns nahe nur um des roillen, für und dazu man's tut.“ In Wahrheit
aber sagt Eckhart im berichtigten Text: „nvenn der Mensch ein Werk um eines andern (Werkes)
willen tut, so ist das, um dessentwillen er es tut, seinem Herzen näher und das, was er tut, ist seinem
Herzen ferner und berührt das Herz je nur um dessentwillen, noorum und um dessentwillen er es
tut.“ Die Richtigkeit meiner Textänderungen und Textinterpretation noird durch Joh. v. Dambach
(Auer S. 347) bestätigt: „Cum quis facit aliud propter aliud, hoc aliud est vicinium (statt: vicinius)
cordi suo ipsumque cor ipsius prius tangit, quam illud tangat, quod propter ipsum facit. Ita sane,
quod illud, propter quod facit aliquid, est quasi medium, mediante quo seu propter quod transit
et pertingit id, quod faciens facit, ad cor ipsius facientis.“ Strauchs Anm. S. 34 zu Z. 12 ist abnoegig.
1°° Ahnlicher Vergleich, jedoch mit anderem Gedanken: In Ioh. n. 166 (Lat. W., 3. Bd. S. 13?,4 ff.):
Pater enim homogenerat hominem filium, et artifex format domum amore et voluntate; non enim
formaret, si non vellet. Et hic quidem amor concomitatur opus, sed non principiat; non enim
volendo facit domum, sed dolando, secando et fabricando. -

19 Vgl. DW 1 S. 187,7 ff.: Daz der sieche der spise und des wines niht ensmecket, waz wunders
ist daz? wan er ennimet den win noch die spise niht in irm eigenen smacke. Diuzunge hät eine decke
und ein kleit, dä si mite enpfindet, und daz ist bitter nächsühticheit der suht. Ezenkam noch niht dar,
dà ez smecken solte; ez dünket den siechen bitter, und er hät reht, wan ez muoz bitter sin mit dem
kleide und mit dem mittel. Dazmittel ensi denne abe, só ensmecket ez niht näch sinem eigene. Só
lange als mittel niht abe enist an uns, só ensmecket uns got niemer in sinem eigene, und unser leben
ist uns dickeswaere und bitter.; vgl. auch die dort Anm. 3 aufgeführten Parallelen: Pf. S. 287,40 ff.;
RdU S. 19,15 ff. (Pf. S. 555,36 ff., vgl. Die der ich s, Diss. S. ??). Joh. v. Dambach (Auer S. 347):
„ . . . patet et in dulci vino, quod bibens infirmus ipsum acre iudicat vel amarum, eoquidem (statt:
eo quidem) quod per linguae amaritudinem quasi perdit saporem dulcedinis, priusquam pertingat
ad interiorem potentiam, qua anima inducat (statt: iudicat) desapore.“ Vgl. auch oben S. 27,5.
* Zu Z. 14–19 vgl. Joh. v. Dambach (Auer S. 347): „[Tempestas tribulationis, quam ex
suavi amore propter dulcissimum Jesum ... patitur, non attingit cor patientis propter ipsum deum,
nisi quasi fluendoper deum tamquam per medium animae propinquius, per cuius transiens dulce
dinem de necessitate perditsuam amaritudinem.“
* Vgl. oben. S. 19,1? ff. und dort Anm. 45. Joh. v. Da m b a c h (Auer S. 34?): „Aliud est

7.« 99
Anmerkungen 193–198 zu BgT S. 53/54

exemplum de sphaera ignis, quae immediate attingit coelum; nec ventus nec pluvia nec aliqua
tempestatis materia potest coelum ipsum attingere, nisi prius igniatum (statt: igniatur) seu in ignem
convertatur per calorem seuvirtutem ignis illius medii, per quem transit. Is autem est, qui propter
deum tribulationem sustinet ex amore, quo cor eius redditur inflammatum, ad illius quidem cor
non pertingit tribulatio maxime penetrando nisi ibidem igne amoris consumatur et quasi annihi
letur.“ -

* Die Ergänzung von wie zwischen in und vil durch Str. ist unnötig: „noie schicklich und auf
piele Weisen.“
* Vgl. etwa DW 1 S. 56,1 ff.: . . . dazdiu sèle ingebildet wirt in die érsten lüterkeit, in den
indruk der lütern weselicheit, dä si gotes gesmecket, é er wärheit oder bekantlicheit an sich vähe,
dá alliu nemelicheit abe geleget ist: dá bekennet si aller lüterlichest, dä nimet si dazwesen in eben
maezicheit. Dà von sprichet Paulus: got wonet in einem liehte, dá niht zuoganges enist'. Er ist ein
inhangen in sin selbes lüter weselicheit, dä niht zuohangendes enist. Swaz zuoval hät, daz muoz abe.
Er ist ein lüter instän in im selber, dä noch diz noch daz enist; wan swaz in gote ist, daz ist got. –
Zu 53,18 sunder – underscheides pgl. Pf. S. 105,30 f.: Swer aber underscheit kunde nemen äne zal
und äne menige, dem wëre hundert als einz. Wéren joch hundert persöne in der gotheit, só bekante
er doch, daz niht enist dan ein got. – Zu Z. 18 f. joch in gedanken dgl. etnoa Pf. S. 322,9 ff.: Ein ist
etwaz lüters denne güete unde wärheit. Güete unde wärheit legent niht zuo, sie legent zuo in eime
gedanke; dä ez bedäht wirt, dä leitez zuo. Ein leit niht zuo, dä er in sich selber ist üz vliezende in
den sun und in den heiligen geist.
* 54,1 mit im – 3 got ist? ist in allen 3 Hss. mehr oder noeniger verderbt, am noenigsten, noie
mir scheint, in Tr2, dem ich mich bei der Rekonstruktion im noesentlichen angeschlossen habe. Die
Fehler und Lücken in Ba2 und M sind noohl z. T. durch Abgleiten infolge der Häufung von liden
und leit entstanden. Pf. und Str. standen begreiflicherweise dem verderbten Bas-Text hilflos gegen
über, noie schon ihre Interpunktion zeigt, und die Übersetzer bemühten sich vergebens, dem sinn
losen Text einen Sinn abzugenoinnen, so z. B. Büttner : „alles, noas der Gute um Gott leidet, das
leidet er in Gott, als noelcher selber mit im Leiden steht. Mein Leiden in Gott: Mein Leiden Gott!
Wie kann mir da noch Leiden peinlich sein, da es doch seinen Stachel verloren hat? Mein Leid in
Gott heißt "Gott ist mein Leid'.“ Die Übersetzung des von mir rekonstruierten Textes lautet: „alles.
roas der gute Mensch um Gottes noillen leidet, das leidet er in Gott, und Gott ist mit ihm leidend in
seinem Leiden. Ist (aber) mein Leiden in Gott und leidet Gott mit, wie kann mir dann das Leiden
ein Leid sein, noenn das Leiden das Leid verliert und mein Leid in Gott ist und mein Leid Gott ist?“
Der kühne Gedanke, daß Gott mein Leid(en) ist (vgl. auch unten Z. 5f.), ist aus dem Voraufgehenden
abgeleitet, noo es S. 53,18 ff. heißt, daß Gott daz lüter ein ist und daz allez, daz in im ist, got selbe ist.
Vgl. die Predigt Pf. Nr. CIV (über das Leiden), besonders Pf. S. 338,40 ff.: Nü ist niht, daz alle
untugende alsó sère toete in dem menschen denne liden. Dä von só machet ez den menschen, daz ez
ist gote gelich. Zem jungesten mäle só spriche ich daz, daz alle meister könden niht geschriben allez
daz guot unt die ére, die an lidenne ligent; wan liden bereitet den menschen lüterlich, daz got in
sinem herzen wonen muoz; wan got wil bi keinem menschen sin wan daz äne sünde ist. Nü tilget
liden alle sünde: dä von muoz gotze aller zit bi dem menschen sin, daz in liden ist; wan er sprach
selber dur des wissagen munt wer ist betrüebet, bi dem wil ich selber sin.': DW 1, S. 368 ff.
" Ahnliche Außerung Eckharts: Pf. S. 284,28 ff.: Wer dise rede niht verstët, der bekümber
sin herze niht dà mite. Wan als lange der mensche niht gelich ist dirre wärheit, alsó lange wirt er
dise rede niht verstèn, wan ez ist ein unbedähtiu wärheit, diu dä komen ist üz dem herzen gotes
äne mitel. (siehe Quint, S. ?91 zu 284,30); vgl. auch unten S. 60,5 ff., 13 f.
* Der Text von Ba2 (M), den Pf., Str. und die Übersetzer beibehalten, ist sinnlos: ob sie nit liden
moechtin unt lidende liden (Str.) „auch noenn sie nicht leiden möchten und das Leid sie drückte“ (Bütt -
ner), „auch noenn sie nicht leiden möchten, und das Leid als Leid nehmen?!“ (Lehmann), “even if they
have suffered and might nono do noithout it." (Blak ney). Tr2 hat offenbar das Ursprüngliche benoahrt,
und der Satz lautet übersetzt: „Darum könnte Gott leichtlich nicht dulden, daß seine Freunde, gute Leute,
je ohne Leiden noären, noenn sie nicht un leiden d (d. h. ohne actualiter zu leiden, potentialiter)
zu leiden vermöchten.“ Wie die anschließenden Ausführungen Eckharts zeigen, ist mit unlidende

100
Anmerkungen 198–201 zu BgT S. 54/55

liden die Leidens bereits chaft im Zustande der tatsächlichen Leidlosigkeit gemeint. Wenn es
noch eines Beroeises bedürfte, daß dies der Sinn des ursprünglichen Textes ist, so noürde er durch
die folgende Stelle der RalU S. 28,15 ff. (Pf. S. 563,33 ff.) erbracht: Und das ist wol die sach, das got
sin frund gross und vil lydens überhebt; und das macht sin unmessige trüw anders nit erliden.
darum, das so vil und so grosser fromen in dem liden ligt, und er die sin nit wil noch enzimpt zü
versomen in keinen gütten dingen; und er last sich wol benügen an eim gütten gerechten willen.
anders lies er kein lyden engen um den unzellichen nücz, der in dem lyden ligt. Die absichtsvoll
paradox formulierte Wendung unlidende liden ist echt eckhartisch. Die ebenso paradoxe Formu
lierung oben S. 51,12 f. daz er lidet sunder liden ... daz liden enist im niht liden hat einen anderen Sinn
als das vorliegende unlidende liden. -

1° Eckhart bezieht sich mit diesem Rückperrveis noohl auf seine Ausführungen über das „innere
Werk“ im Verhältnis zum „äußeren Werk“ oben S. 38,3 ff., insbesondere S. 38,19 ff., S. 39,12 ff.,
S. 40,1? ff., S. 44,10 ff.
*00 Vgl. oben S. 38,19 ff. Ahnliche Formulierung oben S. 23,12 ff. Vgl. etwa noch In Ioh. n. 374: Et
hoc est quod Augustinus dicit libro Confessionum VIII ... Et infra post plura: »non solum ire,
verum etiam pervenire illuc, nihil erat aliud quam velle ire, sed velle fortiter et integre; et non
semisaucius hac atque illac iactare voluntatem.« »Ibi enim facultas ea quae voluntas, et ipsum
velle iam facere erat.« Et iterum infra: »si plena esset voluntas, nec imperaret quod bonum esset,
quia iam esset.«
* Vgl. Hier on y m us Ep. CXX c. 10 (PL 22, 999): (Si enim in similitudinem vasis fictiliste
a Deo creatum putas, et illius non posse resistere voluntati: hoc considera: quia vas fictile non dicit
figulo: quare me fecisti?) Figulus enim habet potestatem de eodem luto, aut eadem massa, aliud vas
in honorem facere, aliud in contumeliam (= Rom. 9,21). – In Z. 2 hat Ba2 vas (M fasz), ebenso Pf.
und Str. (vaz), und die Übersetzer bleiben dabei: „ein reines Gefäß“ (Lehm an n), „Ein reines
Gerät“ (Büttner), „an empty (!) vessel“. Es bedarf noohl keiner besonderen Begründung, daß „ein
reines Gefäß, das noohl gefertigt und gut ist, um daraus und davon alles, roas man noill und soll, zu
machen, hat schon in sich alles beschlossen, noas man daraus machen kann, auch noenn es äußerlich
nie dazu gemacht noird“ (L eh man n), eine absurde Vorstellung und einen unmöglichen Gedanken
zum Ausdruck bringt, auch noenn Büttner und Blak n e y krampfhaft und durch ungenaue
Übersetzung versuchen, der Aſußerung über das „Gerät“ (!), bezno. „pessel“ doch noch einen möglichen
Sinn abzugenwinnen: „Ein reines Gerät – so führt Hier on y m us aus – noohl genoirkt und gut
genug, daraus zu machen, was man will und mag, hält in sich alles das beschlossen, noas man da mit
an stellen kann, ob es auch nie jemand noir klich in Gebrauch nähme.“ (Sperrung
von mir), „St. Jerome says that an empty vessel, noell made and good, ready for any use as
required, is already endonoed noith all the properties on e m a y ex pect of it, even if no
one ever puts them to use“ (Sperrung von mir). Tr2 hat Z. 2 wasz = wahs mit der im Nieder
deutschen, Ripuarischen, Hessischen und auch Oberdeutschen verbreiteten Assimilation von hs) ss
(pgl. etnoa Paul-Gierach, Mhd. Gramm. 14. Aufl., Halle 1944, S. 81, Mitzka, W., Deutsche
Mundarten, Heidelberg 1943, S. 122), und dieses wahs ist fraglos ursprünglich und im Zusammenhang
des Satzes einzig sinnvoll. Ebenso sicher ist aber dann auch Z. 2 wol weich (Tr2) ursprünglich und
richtig, noährend wol gewürket Ba2 und wol gebunden M aus dem Mißverständnis vaz st. wahs ver
ständliche Abänderungen sind. Der Wachsvergleich ist im Hinblick auf die voraufgehenden Aus
führungen treffend, da er in der potentiellen Bereitschaft des reinen, durch keinerlei Verunreinigun
gen in seiner Plastizität beeinträchtigten Wachses, alle Formen anzunehmen, die Potenz der
Leidensroilligkeit derer veranschaulicht, die unlidende lident. Ob Eckhart die eingangs zitierte
Hieronymus-Stelle im Auge hat, steht dahin. Wenn ja, dann hat er sie – noie oft – sehr frei benutzt
und umgebildet: an Stelle des lutum oder der massa hat er dann „Wachs“ gesetzt, und aliud vas in
honorem facere, aliud in contumeliam hat er durch allez, daz man dá von gewürken mac (Z. 4) ersetzt.
Das vas = „Gefäß“ des Hieronymus könnte nur s c h e in bar für die Echtheit der Lesart vas (fasz)
der Hss. Ba2 und M sprechen, denn es paßt, noie oben ausgeführt wurde, nicht in den Sinn
zusammenhang des Satzes und des Vergleichs. – Eckhart vernoendet den Wachsvergleich noiederholt,
so Pf. S. 170,29 ff. (= Par. a n. S. 78,4 ff.): Drüket man ein insigel an ein grüene wahs oder an ein

101
Anmerkungen 201–210 zu BgT S. 55/58

rötez oder in ein tuoch, daz ist als ein bilde. Wirt daz ingesigel gedrüket genzlich durch daz wahs, daz
des wahses niht über blibet, ez ensi zemäle gedrüket in daz insigel, só ist ez ein mit dem insigel äne
underscheit. (pgl. Quint S. 499 zu 170,30 f.); Par. an. S. 38,4 f.: ... alse daz ingesigile deme waze
(auch hier hs) ss!) sine formen gibit und doch mit ume nicht ein ist; vgl. auch Par. an. S. 103,28
Eckhart Rube): Gnade ist ein bilde Godis. gnade heizit eginliche ein bilde der heligin drivaldikeit, da
Got ist daz ingesigile und disele daz wais; Seuse (Bihlmeyer) S. 155,17 f.: ... als ein lindes wehsli
bi dem füre, daz der forme dez insigels enpfenklich ist worden . . .; St. Georgener Prediger
(hsg. v. K. Rieder, Deu. Texte d. Ma's Bd. X, 1908) S. 1?,35 f.: . . . als der büchstab und daz antlütz des
insigels schinet in dem wahs, swenn es wol dar in wirt gedruket.
*o? Vgl. oben S. 39,1 ff. und dort Anm. 130.
*08 Vgl. oben S. 38,19 ff.
* Zu Z. 11–19 vgl. die ähnlichen Ausführungen Eckharts RdU S. 29,4 ff.: (D)arum gestat das
der getrüw gott, das oft sin frund vallend in kranckheit, uff das in aller enthalt und trost abgang,
da sie sich uff neigend oder enthalten möchten. wann das wer einem minnenden menschen ein grosse
fröde, das er vil und grosse ding vermöchtte, es sy an vasten, an wachen, oder andern übungen,
und an sunderlichen grossen und sweren dingen ... vnd das wil unser herr in ab nemen und wil, das
er allein ir enthalt und zü verlasssy . . . das wil unser herr, das sinen frunden die sinn enpfallen, und
darum nempt er sie von sölchem enthaltt, uff das er allein ir enthaltnussy . . .
* Vgl. In Sap. n. 75 ff., noo Eckhart den Text Sap. 6,1? Dignosse ipsa circuit quaerens kommen
tierend sex propositiones vorträgt, die z. T. an die drierhande sinne (Z. 4 f.) erinnern, über die Eckhart
sich an der obigen Stelle des BgT kurz ausläßt: Primo igitur sciendum quod illud quod quis
quaerit, et hoc solum est ipsi dignum et ipse dignus illo... Indignus est uno qui plura quaerit. Deus
autem unus, in quo non est plus et plus. Et hoc est quod hic dicitur: Dignosse ipsa circuit quaerens.
Supra tertio capitulo de iustis dicitur: 'Invenit illos dignos se'. Ad. Hebr. 11 dicitur de viris sanctis
secundum unum modum exponendi: 'Quibus dignus non erat mundus'. In Z. 6 habe ich das in Ba2M
hinter güete stehende ist” hinter werlt gesetzt. Der ganze Satz besagt, noie ich ihn perstehe: Ein
anderer Sinn ist besser und besagt, daß die Güte dieser Welt verachtensnoert und unnoert ist; Gott(es
Güte) ist allein noert, darum sind sie (d. h. die vorher ernoähnten „guten Leute“) für Gott und Gottes
noert (nveil ihre Güte nicht die Güte dieser Welt, sondern göttliche Güte ist). Vgl. In Sap. n. ?9 (es
handelt sich um Ausführungen im Zusammenhang der quarta propositio der oben ernwähnten sex
propositiones): Secus autem de omni citra primum; a nullo enim creato citra Deum res estnec bona
est nec pulchra est, quin immo potius non est, mala est, turpis est.
* Alle Hss. haben andern (ander Tr2) statt dritten. Pfeiffer nahm die Korrektur bereits
por, und Strauch folgte ihm, indem er auf oben S. 8,15 pernoies, noo der bei S. 56,1? beginnende
Teil des BgT eindeutig als der dritte Teil angekündigt ist. In Ba2 M fehlt allerdings oben S. 15,7 in
dem andern teile.
” Vgl. August in us De patientia c. 9 (PL 40,614 f.): Hac patientia sanctus David con
viciantis opprobria toleravit, et cum facile posset ulcisci, non solum non fecit, verum et alium pro
se dolentem commotumque compescuit (II Reg. XVI,5–12); et potestatem regiam magis adhibuit
prohibendo, quam exercendo vindictam.
* Vitae Patrum (ed. H. Rosno e y d) III (PL ?3, Z42 n. 8): Discipulus cuiusdam sancti senioris
impugnabatur a spiritu fornicationis, sed, auxiliante gratia Domini, resistebat viriliter pessimis et
immundis cogitationibus cordis sui, ieiuniis et orationibus, et in opere manuum affligebatse vehe
menter. Beatus autem senior videns eum ita laborantem, dixit ei: Sivis, ofili, deprecor Dominum, ut
auferat a te istam impugnationem. Ille vero respondens dixit: (?43) Video, Pater, quia etsi laborem
sustineo, sentio tamen in me perficere bonum, quia per occasionem impugnationis huius et amplius
ieiuno et amplius in vigiliis et orationibus tolero. Verumtamen deprecor te, ut exores pro me
misericordiam Domini, ut det mihi virtutem, quatenus possim sustinere et certare legitime.
* Zu S. 5?,8–58,1 vgl. oben S. 20,6 ff. und Anm. 48; S. 20,19 ff. und dort Anm. 51; S. 51,7 ff.
*" Vgl. die oben Anm. 48 aufgeführten beiden Artikel der RS. und DW 1 S. 61,1 ff. Zum
Sapientia-Zitat Z. 1 f. vgl. In Sap. n. 220: Diligis omnia. August in us I De doctrina christiana dicit:
»quia deus bonus est, sumus«; et secundum hoc potest exponi quod hic dicitur: diligis omnia quae

102
Anmerkungen 210—217 zu BgT S. 58/60

sunt. Vel dic quod deus diligit solum esse in rebus omnibus et res omnes et singulas, in quantum
sunt. Et hoc est quod hic dicitur: diligis omnia quae sunt. Ratio est, quia amor et dilectio semper
boni est. Esse autem sive ens et bonum et optimum convertuntur. Adhuc autem deus esse est; propter
quod esse diligit in omni quod diligit, sicut omne agens se ipsum et in se ipso et in suo simili effectu
diligit. Hinc est quod generaliter unumquodque, prout est, dicitur a deo sciri et amari; secundum
illud vero, quod non est, dicitur ab ipso nesciri et odiri... (n. 221) Sic ergo deus diligit omnia quae
sunt, et eo quod sunt; odit autem per consequens omnia quae non sunt, eo quod non sunt. Psalmus:
“odisti omnes qui operantur iniquitatem'. Et hoc est quod hic dicitur: nihil odisti eorum quae fecisti.
Ad litteram enim homo impius, in quantum est homo, est; in quantum vero impius, nihil est simpli
citer; constat enim quod non est pius, cum sit impius, id est non pius; nec aliquo alio habet esse
quippiam pius, in quantum pius, nisi sola pietate. Per consequens ergo impius ut sic nullum esse
et nullius esse habet, sed non est ens, sed nihil est, et per consequens non cognoscitur nec amatur ab
aliquo. Ipsum enim cognoscere vel amare est cognoscere vel amare nihil, cum ipse ut sic sit nihil.
Cognoscere autem nihil est nihil cognoscere et est non cognoscere, secundum illud: “nescio vos'. Et
ipsum amare est non amare sive nihil amare, sed potius odire; amans enim esse necesse habet odire
ipsum nihil.
*i* Vgl. etnoa Sermo XXV, 1 n. 25? f. (Lat. W., 4. Bd. S. 235,1 ff.): Omne opus dei in creatura est
gratia, et solius dei actus sive donum est gratia. Propter quod ait: gratia dei. Quod sic, patet ex ipso
nomine. Gratia dicitur quasi gratis data; gratis, id est sine meritis data. (pgl. audi die dort Anm. 3
aufgeführten Parallelen). — In Z. ? habe id, ze wàre (= „noahrhaft", „aufridhtig") konjiziert. Dem in
M überlieferten zer welt permag ich keinen plausiblen Sinn abzugenoinnen. Möglich noäre m. E. auch
gewærliche (= „noahrhaft“, „aufrichtig"). Man darf noohl permuten, daß schon die gemeinsame
Vorlage pon BaaM an der Stelle perderbt noar und Bas die fehlerhafte Lesart als inhaltlich ent
behrlidi ausließ.
*i* Hier folgt die dritte der oben S. 5?,10 angekündigten dri sache.
*** Vgl. Pf. S. 230,39 ff.: Er wêre wol ein töre, der mit einem begriffe begrifen möhte hundert
marc unde begriffe niwan einen pfenninc. J u n d t S. 262,26 f.: Tuo mir das und mach mich gesunt,
spraech ain richer man; bitte was du wilt ich gaebe dirs, und baet er denn umb ainen helbling das
waer ain affenhait, und baet er in umb hundert marck er gaebe im gern. Si e d e r s ZfdA 15 S. 420,8? ff.:
griff ich mit beidem henden zú als dick als idh mit der einen hant griffe, so griffe ich io hundert marg
zumále und mit der andern hant nicht dan einen phenning. die wile ich mit der einen hant hundert
marg grifem mochte, und vorzege ich der hant und griffe mit der andern einen phenning, só téde ich
törlichen.
*14 Vgl. Pf. S. 141,18 ff.: Der ein nàdeln nême unde den himel ruorte mit dem spitze, daz der
spitze der nàdelen begriffe des himels, daz wère groezer gén dem himel und aller dirre welte, denn
der himel unde diu welt gegen gote si. (vgl. Qu i n t S. 434 zu 141,21); DW 1 S. 69,8 ff.: Alle créatúren
sint ein lúter niht. Ich spriche niht, daz sie kleine sin oder iht sin; sie sint ein lüter niht. Swaz niht
wesens enhât, daz enist niht. Alle créatúren hânt kein wesen, wan ir wesen swebet an der gegen
werticheit gotes. Kérte sich got ab allen créatüren einen ougenblik, só würden sie ze nihte. Ich sprach
etwenne und ist ouch wâr: der alle die werlt næme mit gote, der enhæte niht mè, dan ob er got aleine
hæte. Alle créatúren hânt niht mé âne got, dan ein mücke hæte âne got, rehte glich noch minner noch
mé. (pgl. audi die S. ?0 Anm. 1 perzeichneten Parallelen).
*15 Vgl. J o h. p. D a m b a c h (Auer S. 351): „Famosus ille Socrates virtutem laudans, ut Cal
cidius quidam de ipso narrat, dixit ipsam esse, quae res impossibiles ad possibilem redigeret facili
tatem.“ Vgl. Platonis Timaeus interprete C h a l c i d i o (ed. J oh. W r o b e l, Lipsiae 18?6) S. 210,26 ff.:
... liberam esse uirtutem nec ulli obnoxiam necessitati.
*1• Ahnliche Schlußroendung siehe DW 1 S. 291,?.
*17 Zu S. 59,22—60,4 ogl. J o h. p. Da m b a c h (Auer S. 352): „Profecto ... sunt mercatores,
qui extra terram remotius per malas vias, per montes, valles ac vastas solitudines, per mare magnum
et spatiosum et procellas eius tempestuoso tempore, per praedones, latrones et piratas in periculis
corporum atque rerum sustinentes persaepe defectus cibi et potus, quos nunc frigus, nunc aestus
gravat..., qui negligunt somnum, negligunt commodum propter lucrum modicum et incertum.“

105
Anmerkungen 217—224 zu BgT S. 60/61

„Milites quamplura [!] ex praemissis [tribulationibus] similiter patientes et in conflictibus, in guerris


in hastiludiis et torneamentis exponentes res et honores, corpus et animam propter stipendium vel
propter solum honorem modicum breve periodo duraturum.“; pgl. audi A u g u s t i n u s De patientia
c. 3 (PL 40,612): Quanta pro falsis divitiis, quanta pro vanis honoribus, quanta pro ludicris affec
tionibus periculosissima et molestissima patientissime tolerantur! Pecuniae, gloriae, lasciviae cupi
dos videmus, ut ad desiderata perveniant, adeptisque non careant, soles, imbres, glacies, fluctus et
procellosissimas tempestates, aspera et incerta bellorum, immanium plagarum ictus, et vulnera
horrenda, non inevitabili necessitate, sed culpabili voluntate perferre. Vgl. audi etnoa „Adkermann
aus Böhmen" Kap. XXXII, 16 ff. — H a m m e r i c h S. ?4 zu (S. ?3 f.) 39,28—32 sagt: „Es ist klar,
daß die Worte rouber, morder libes und guotes logisch im Vorhergehenden nidht lauter einfache
Akkusatioe des Weges, sondern noenigstens eine durch-Verbindung (= durch wiltnússe unt mere)
perlangen." Id noüßte indessen nidit, als noas anders denn als Akkusatipe des Weges, Raumes oder
der Erstreckung die Reihe der akkusatioischen Substantipe aufgefaßt noerden könnten, noobei rouber,
morder allerdings grammatisch etnoas unbekümmert angeschlossen sind; über solche Akkusatipe des
Inhalts ogl. B e h a g h e l , Deutsche Syntax 1. Bd. S. ?15 ff. — S p a m e r gibt PBB 34 S. 3?6 an, das
obige Textstüdc S. 59,21—60,4 finde sid audi in der Hs. Basel O I 19 f. 41 pa—bb, noo id es indessen
nicht gefunden habe.
*i* Vgl. A ugu s t i n u s Confess. I c. 6 n. 10 (ed. S k u t ell a S. 8,4ff.): tu a u t e m i de m i p se es,
et omnia crastina atque ultra omniaque hesterna et retro hodie facies, hodie fecisti. quid ad me, si
quis non intelligat? Edkhart zitiert diese Augustinusstelle audi: RS. II C (T h é r y S. 208) Proc. Col. II
n. 2; RS. II art. 2? (T h 6 r y S. 234 2. Absatz) Proc. Col. II n. 73; RS § IV (T h ér y S. 206 50) Proc.
Col. I n. 151; In Sap. n. 33 (am Sdhluß). N i c o l a u s C u s a n u s benutzt das Augustinuszitat ähnlid,
noie Eckhart an der porliegenden Stelle in seiner „Apologia doctae ignorantiae“ (ed. Kl i b a n s k y,
Nic. de Cusa Opera omnia II) S. 25,18 ff.: Posset dici adversario illud, quod dixit Augustinus in
Confessionibus, dum laudaret Deum tamquam venam omnis esse, subiungendo: „Quid ad me, si non
intelligis?“ — Z. 11 Waz — enverstât? ist nidht, noie H a m m e r i c h (S. 92 oben) meint, pon Eckhart
dem Augustinuszitat hinzugefügt, sondern gehört zu diesem Zitat.
*1° A u g u s t i n u s Confess. X. c. 23 n. 34 (ed. S k u t e l l a S. 235, 12 ff.): itaque propter eam rem
oderunt veritatem, quam pro veritate amant. amant eam lucentem, oderunt eam redarguentem.
quia enim falli nolunt et fallere volunt, amant eam, cum se ipsa indicat, et oderunt eam, cum eos
ipsos indicat. inde retribuet eis ut, qui se ab ea manifestari nolunt, et eos nolentes manifestet et
eis ipsa non sit manifesta. sic, sic, etiam sic animus humanus, etiam sic caecus et languidus, turpis
atque indecens latere vult, se autem ut lateat aliquid non vult... c. 24 n. 35 (S. 236,4 ff.): nam ex
quo didici te, non sum oblitus tui. ubi enim inveni veritatem, ibi inveni deum meum, ipsam veritatem,
quam ex quo didici, non sum oblitus. (K o c h). -

*^ Vgl. oben S. 54,6 f. und Anm. 19?.


==1 Zu Z. 14 ff. pgl. In Ioh. n. 429: Et secundum A u g u s t i n u m De vera religione [c. 33 n. 62,
PL 34,149], si quia remum in aqua frangi opinatur et cum inde aufertur integrari, non malum habet
internuntium, sed malus est iudex. Nam sensus corporis pro sua natura non potuit aliter in aqua
sentire nec aliter debuit; quare oculus recte videt. -

*** A u g u s t i n u s Confess. XI c. 8 n. 10 (ed. S k u t e l l a S. 2?0,22 ff.): sic in evangelio per


carnem ait, et hoc insonuit foris auribus hominum, ut crederetur et intus quaereretur et inveniretur
in aeterna veritate, ubi omnes discipulos bonus et solus magister docet. ibi audio vocem tuam,
domine, dicentis mihi, quoniam ille loquitur nobis qui docet nos, qui autem non docet nos, etiam
si loquitur, non nobis loquitur. quis porro nos docet nisi stabilis veritas?; Confess. XI c. 11 n. 13 (ed.
S k u t ell a S. 2?2,24 ff.): Qui haec dicunt, nondum te intellegunt, o s a pie n tia dei, lux mentium,
nondum intellegunt, quomodo fiant, quae per te atque in te fiunt, et conantur aeterna sapere, sed
adhuc in praeteritis et futuris rerum motibus c o r e o r u m volitat et adhuc v a n u m est (Koch). —
Zu S. 60,21 ff. ogl. oben S. 25,5 ff.
*** L. A n n a eu s S e n e ca Ep. ?1,24: magno animo de rebus magnis iudicandum est. (Koch).
** Vgl. J. K o c h, Nicolaus Cusanus, 4 Predigten im Geiste Edkharts S. 118,20 ff.: Quidam
solent murmurare, quasi aliquotiens vobis simplicibus praedicem res altas nimis, sicut et discipuli
104
- Anmerkung 224 zu BgT S. 61

hic mirabantur, quod mulieri Christus de tam altisloquebatur. Si illi attenderent, quomodo Christus
mulierculae peccatrici et Samaritanae, quae sola ipsum audivit, secretissima atque profundissima
utiliter revelavit, mihi parcerent. Pluribus enim loquor, inter quos sperandum est aliquos illi
mulierculae capaciores reperiri; DW 1 S. 270,6 ff.: Diz enist niht gesprochen von den dingen, diu man
sol reden in der schuole;sunder man mac sie wol gesprechen üf dem stuole ze einer lère. Vgl. Distich a
C a ton is (4,23): Disce, sed a doctis, indoctos ipse doceto: Propaganda etenim est rerum doctrina
bonarum. (zitiert nach E. R. Curtius, „Romanische Forschungen“ Bd. 54, 1940, S. 132, roo noeitere
Belege für den Topos „der Besitz von Wissen verpflichtet zur Mitteilung“ aus der mittelalterlichen
Literatur aufgeführt sind). In der Einleitung zu seiner Verteidigung RS. S III (Théry S. 186) Proc.
Col. I n. 80 zitiert Eckhart eine H i e r on y m us - Stelle: »Grandes enim materias ingenia parva non
sustinent et in ipso conatu ultra vires ausa succumbunt« ait Jeronymus ad Eliodorum (= PL 32, 589
nach Angabe Théry s in der Fußnote) in inhaltlichem Gegensatz zu seiner obigen Aſußerung. –
Zu 61,1 pgl. etnoa die ähnliche Formulierung bei Sören Kierkegaard Religiöse Reden. Ins
Deutsche übertragen von Theodor Haecker, München 1922, S. 48: „denn noäre kein Künftiges, so noäre
auch nichts Vergangenes (und noäre noeder Künftiges noch Vergangenes, so noäre der Mensch ge
knechtet noie das Tier, sein Kopf zur Erde geneigt, seine Seele gefangen im Dienste des Augenblicks).

105
II
VON DEM EDELN MENSCHEN

Handschriftliche Überlieferung (sieh BgT [Quint] S. XIII, BgT S. 4f.):


Ba2 f. 23va–29ra, mit Initiale an das BgT direkt anschließend.
M f. 174v–181v, mit Initiale und Spatium an das BgT anschließend. Identifiziert von Abt
Bonifaz Wöhrmüller, sieh BgT (Quint) S. XI und oben S. 1 Anm. 2.
St. f. 1r–13v, sieh Spam er PBB 34, S. 413 zu 16), BgT S. 4f., Hammerich ZfdPh 56, S. 81ff.

Filiation der Hss. (sieh BgT [Quint] S. XIVf.): Die Beziehung zwischen Bas und M ist die
gleiche wie für das BgT (sieh oben S. 2), d. h. beide Texte gehen auf eine gemeinsame, bereits
fehlerhafte Vorlage zurück, wie auch diesmal gemeinsame, nicht zufällige Fehler der beiden
Hss. beweisen, vgl. den Var.-App.unten S. 112,20; 113,21 decke] dicke Ba2 M; 114,16 vaz ] noc Ba2
noas M; 115,25 und–26 ist fehlt (Homöoteleuton) Ba2 M; 116,11 boeser] besser Ba2 M. Unmittelbare
Abhängigkeit eines der beiden Texte vom andern ist auch für VeM ausgeschlossen, insbeson
dere durch Textlücken in M infolge von Homöoteleuton (sieh Var.-App. zu S. 112,19; 117,20;
118,7–8), die M als direkte Vorlage für Ba2 ausschließen, und durch eine große Zahl von
ursprünglichen Lesarten, die M mit St. teilt und die die Herleitung von M aus Ba2 unmöglich
machen. Im ganzen ist wie für das BgT auch für VeM der Text von M verläßlicher als der
von Ba2, der wieder die gleichen leichten Texterweiterungen und planmäßigen Änderungen
aufweist, sieh oben S. 2. Im übrigen zeigt auch M wieder die gleichen Textmängel wie für das
BgT. Wenn meine Konjekturen an den Textstellen unten S. 109,26 üf, 114,19 allem, 117,7/9 er
berechtigt sind, müssen die für diese Stellen gebotenen übereinstimmenden Lesarten der drei
Hss. Ba2 M und St. falsch sein und demnach auf einen bereits fehlerhaften Prototyp der uns
erhaltenen hsl. Überlieferung schließen lassen. Diesen Prototyp hat die Hs. St, am verläßlichsten
erhalten, wiewohl auch der St.-Text nicht frei von Fehlern ist, vgl. den Var.-App. etwa zu
unten S. 111,13 diu pruht ] der mensche St., 112,9 tuon fehlt St., 112,12 smakeit St., 114,5 vnd
bedecket St. (M ebenso!), 114,5 Von ] vnd St4, 11 meinet] niemet St4, 115,4 f. dá nimet ez fehlt
St., 115,26 ist fehlt St., 117,4 üzslac] vszclage St., 117,24 sich got bekennende ] gott St.

Textkonstituierung (sieh BgT [Quint] S. XV): Ich habe den Text von St. als Leittext gewählt,
der nicht nur an „einzelnen stellen“, wie Strauch meinte (BgT S. 5), sondern durchgehends
besser ist als Bag, wie die Bestätigung seines richtigeren Textes durch M zeigt, und auch als
die gemeinsame Vorlage von Bag M, wie insbesondere die Stelle unten S. 116,11 erkennen läßt.
Ba2 und M wurden an den Stellen, an denen St. fehlerhaft ist, als Korrektiv herangezogen.
Der unten gebotene Text des VeM stimmt bis auf die beiden Konjekturen zu S. 109,26 üf
daz und 114,19 allem, die ich jetzt gegen die übereinstimmende hsl. Überlieferung anbringen
zu sollen vermeinte, mit dem meiner Ausgabe in den „Kleinen Texten" überein.
„Rechtfertigungsschrift“:
S II 1 art. 14 (Théry S. 166f) Proc. Col. I n. 22 = S. 111,11–15.
§ II 1 art. 15 (Théry S. 167) Proc. Col. I n. 25 = S. 114,21–115,3.

„Gutachten“: art. 25 (Pelster S. 1122) = S. 114,21–115,3 (vgl. RS. § II 1 art. 15, Bulle art. 24).

Bulle: art. 24 (Arch. II S. 638f) = S. 114,21–115,3 (vgl. RS. § II 1 art. 15, „Gutachten" art. 25).

106
Textneuausgaben: sieh oben S. 4 f. unter „Textneuausgaben".

Übersetzungen: Büttner II S. 106ff., 1934 S. 240ff., Schulze - Maizier* S. 164ff., B 1 a kney


S. 74ff.

Echtheit (sieh BgT [Quint] S. XIX f.): gesichert durch die RS., die im unmittelbaren Anschluß
an die 13, dem BgT entnommenen Artikel die oben verzeichneten beiden Artikel aus dem VeM
bringt. Wie ich schon oben S. 6 ausführte, wird dadurch nicht nur die Echtheit des VeM-Textes,
sondern zugleich seine enge Beziehung zum BgT erwiesen. Beides bezeugt Eckhart selbst in
der Einleitung seiner Antwort auf die in der ersten Prozeßverhandlung ihm vorgehaltenen
Artikel RS. S III (Théry S. 185) Proc. Col. I n. 78, wo er sagt: primo enim ponuntur 15 excepti
(statt: excerpti, Daniels S. 2,5) de quodam libro quem scripsi, qui incipit: Benedictus deus.
Daß Eckhart hier von fünfzehn Exzerpten spricht, die de quodam libro quem scripsi ent
nommen wurden, läßt m. E. zusammen mit der Tatsache, daß in Ba2 am Schluß des Textes VeM
und nicht schon hinter dem Schluß von BgT, das Rubrum steht: Eexplicit (sic!) liber benedictus,
erkennen, daß Eckhart das BgT zusammen mit VeM aufgezeichnet hat, u. zw. in der Reihen
folge BgT – VeM. Diese Reihenfolge bezeugt m. E. auch die Textstelle oben S. 45,1 ff. im BgT,
die auf eine bestimmte Textstelle des VeM vor verweist. Oben S. 94 Anm. 159 habe ich
Hammerich (S. 97) die Möglichkeit eingeräumt, daß VeM vor dem BgT „im Beisein der
Königin Agnes gepredigt und ihr nachher . . . das Trostbuch geschrieben“ worden sei. Ob dem
tatsächlich so gewesen ist oder nicht, vermag ich nicht mit Gewißheit zu entscheiden. Sicher
aber scheint es mir, daß Eckhart bei der Niederschrift des Textes VeM ihn dem BgT
folgen ließ. Daß er den VeM-Text wirklich anschließend an das BgT niederschrieb, sagt
er in dem Vorverweis des BgT oben S. 45,2 dä ich schribe im Wortlaut von M, den ich für
ursprünglich halte gegenüber dem von Ba2. Das aber bedeutet, daß wir im VeM, wie Büttner
II S. 223 bereits richtig bemerkte, „die erste er weislich von Eckehart selber niedergeschrie
bene deutsche Predigt“ besitzen. Denn es kann nicht zweifelhaft sein, daß es sich im Text des
VeM eben um eine deutsche Predigt handelt, die man zum mindesten mißverständlich „Ser
m on“ genannt hat. Diese deutsche Predigt ist in der Überlieferung wohl nur deshalb in
längerem Text als die meisten sonstigen deutschen Predigttexte erhalten, weil sie im Wortlaut
zusammen mit dem BgT von Eckhart selbst schriftlich fixiert wurde. Ich habe sie wegen ihrer
engen Bindung an das BgT, wie sie durch Ba, M und durch die RS. bezeugt ist, nicht unter
die deutschen Predigten geordnet, sondern als Teil II des Liber „Benedictus“ dem BgT folgen
lassen, das dessen Teil I bildet. Die Berechtigung dazu entnahm ich den oben aufgeführten
Angaben der hsl. Überlieferung und der RS. Théry (RS. S. 167 Anm. b) sagt mit Bezug auf
die beiden letzten aus dem BgT exzerpierten Artikel der RS.: „Ces deux dernières propositions
Sont extraites du petit traité (!): Von dem edlen menschen, qui faisait sans doute partie origi
nairement du Benedictus Deus.“ Zudem schließt Eckhart selbst seine Antwort RS. § III 1 (Théry
S. 187ff.) Proc. Col. I n. 87 ff. auf die in RS. § II 1 (Théry S. 157 ff.) Proc. Col. I n. 2 ff. inkrimi
nierten Artikel mit der Bemerkung (S. 191): Hec sunt 15 que reprehendunt ex libro illo: „Bene
dictus deus“ nescientes scripturas et virtutem dei, Matthaei 22".
Wenn man annehmen darf, daß die Predigt VeM nicht nur von Eckhart zusammen mit
dem BgT aufgeschrieben, sondern auch zeitlich nicht weit abstehend von der Abfassung des
BgT gehalten wurde, so gelten die oben S. 6f. vorgetragenen, bzw. diskutierten Datierungs
versuche zugleich für BgT und VeM, so daß demnach die Predigt VeM nach Hammerich
und Roos bald nach 1314, bzw. 1313, nach Théry zwischen 1308 und 1311, nach Strauch um
1308 oder 1313 gehalten worden wäre. Zu Roos' neuerlicher Datierungsbegründung sieh
unten S. 132 f. Schlußteil der Anmerkung 47.
Der Schrifttext (Luc. 19,12), den Eckhart der Predigt zugrundelegt, ist der Anfang des
Evangelientextes des 2. September als des Festtages des hl. Stephan v. Ungarn, worauf
J. Koch mich aufmerksam machte. Die Wahl dieses Textes dürfte die Annahme Hammerichs

4 . 107
und Roos', daß die Predigt für und vor Königin Agnes v. Ungarn gepredigt wurde, zur
Evidenz erheben. Vielleicht gar darf man schließen, Eckhart habe die Predigt am Festtage des
hl. Stephan, des Schutzpatrons Ungarns gehalten. Ob Eckhart, wie Hammerich (S. 97 f.) und
Roos (Orbis Litterarum t. IX, fasc. 1, 1954, S. 51 f.) glaubhaft machen wollen, den Schrifttext
und seine Auslegung, zumal am Schluß, absichtsvoll in sprechenden Bezug zum Schicksal von
Königin Agnes selbst gesetzt hat, muß ich dahingestellt sein lassen. Wenn Hammerich (a. a. O)
sagt: „das Thema paßt vorzüglich: 41,6–8 (= unten S. 109,1–2) ein edel mensche fuor us in ein
perre lant, enphahen ime ein riche unt kam noider – Agnes (nobilis homo!) zog nach Ungarn,
um Königin zu werden, und kehrte zurück. Und das Schlußwort: 51,20–22 (= unten S. 119,4–6)
Ich, sprichet unser herre in dem noissagen Osee, noil die edelen sele füren in ein ainödi, unt ich
nwil da sprechen in ir hercz – Königin Agnes siedelte nach Königsfelden in der einsamen
Berggegend über, um ein frommes, gottergebenes Leben zu führen.“ und wenn Roos (a. a. O.
S. 52) ergänzend bemerkt: „Diese »Einöde« ist das Kloster Königsfelden in der einsamen
Berggegend, wo die »edle Seele« einzig der Stimme Gottes lauschen soll. Vielleicht darf auch
das Bild vom Adler, das kurz vor der eben erwähnten Stelle auftritt, als eine Hindeutung auf
die adelige Abkunft der Königin gedeutet werden. »Daz unser herre heizet einen edeln menschen,
daz nemmet der noissage einen grözen adeler. Wer ist denne edeler noan der einhalp geborn ist
von dem hoehsten und von dem besten, daz créatüre hät, und anderhalp von dem innigesten
grunde götlicher natüre und des einoede ?« Führen nicht die Habsburger einen Doppeladler in
ihrem Wappenschild?“ – so muß ich gestehen, daß diese Auslegungen wenig Überzeugungs
kraft für mich haben.
Die Disposition der Predigt folgt dem Schrifttext, dessen Textbestandteile sie nach
einander exegisiert: 1. S. 109,1–111,8 = Homo quidam (Unterscheidung von äußerem und inne
rem Menschen) – 2. S. 111,9–114,20 = nobilis abiit in regionem longinquam (Bestimmung des
„Adels" des inneren Menschen als „Samen Gottes", der verdeckt liegt und entblößt werden
muß durch „Ausgehen") – 3. S. 114,21–115,19 = accipere sibi regnum (das regnum ist das Eine
in der Gottheit) – 4. 115,20–116,19 = Homo (Bestimmung des homo nobilis als a) demütig b) über
das Nichts der Kreatur erhaben c) von Natur aus nach Erkenntnis strebend und in der
„Morgenerkenntnis" als selbst eins im Einen der Gottheit Gott und die Kreaturen als Eins
erkennend – 5. 116,20–Schluß = et reverti (zwar gehört das reperti, d. h. der noiderslac, das
reflektierende Bewußtsein der Gotteserkenntnis als Ingredienz zur Gottschau, aber nicht in
ihm, sondern in der reinen Schau Gottes als des Einen liegt die Seligkeit).

108
41,6 Unser herre sprichet in dem ëwangelió: ein edel mensche vuor üz in
ein verrez lant enpfähen im ein riche und kam wider . Unser herre léret uns
in disen worten, wie edel der mensche geschaffen ist in siner natüre und wie
10
götlich daz ist, dä er zuo komen mac von gnäden und ouch, wie daz der
mensche dar zuo komen sol?. Ouch ist in disen worten gerüeret ein gróz teil
der heiligen geschrift.
Man sol ze dem ërsten wizzen und ist ouch wol offenbär, daz der mensche
15 hät in im zweierhande natüre: lip und geist. Dar umbe sprichet ein geschrift *:
swer sich selben bekennet, der bekennet alle créatüren, wan alle créatüren
sint eintweder lip oder geist. Dar umbe sprichet diu geschrift von dem 1()
menschlichen, daz in uns ist ein mensche üzerlich und ein ander mensche
innerlich“. Ze dem üzerlichen menschen hoeret allez, daz der séle anehaftende
ist, begriffen und vermischet mit dem vleische, und hät ein gemeine werk
mit einem und in einem ieglichen gelide liphafticliche als dazouge, dazóre,
diu zunge, diu hant und des gliche. Und daz nemmet diu geschrift allez den
alten menschen, den irdischen menschen, den üzern menschen, den vientlichen
menschen, einen dienstlichen menschen.
Der ander mensche, der in uns ist, daz ist der inner mensche, den heizet
diu geschrift einen niuwen menschen, einen himelschen menschen, einen jungen
menschen, einen vriunt und einen edeln menschen". Und daz ist, daz unser
herre sprichet, daz ein edel mensche vuor üz in ein verrez lant und enpfienc
im ein riche und kam wider'.
42,1 Noch sol man wizzen, daz sanctus Jeron im us" sprichet und ouch die
meister sprechent gemeinliche, daz ein ieglich mensche von dem, daz er
mensche ist 7, hät einen guoten geist, einen engel, und einen boesen geist, 25
5
einen tiuvel. Der guote engel raetet und äne underläz neiget er Küf> daz
guot ist, daz götlich ist, daz tugent und himelschlich ist und éwic ist. Der

1 f. Luc. 19.12: Homo quidam nobilis abiit in regionem longinquam accipere sibi regnum,
et reverti.

2 ver St. und kam wider'. fehlt St. vnser lieber h. M 3 mensche sij vnd
geschaffen ist M 4 dar zuo er k. Ba2 und ouch bis 5 sol. fehlt Ba2 4 ouch bis
5 sol..] ouch wie gotlich das ist do er zü komen mag M (zurückgeglitten ?) 5 grosser Ba2
6 schrijfft M 7 ersten male w. Ba2 M wol fehlt Ba2 geoffenbaret Ba, üffenbaret M
8 libes vnd gaistes M Dar umbe ] vnt d. Bag schrijfft M 9 selber M St. der
bis créatüren, ] alle creaturen der bekennet St. 10 antwer M schrift Ba2 M
12 ussern m. Ba2 alles das das der (der fehlt M) Bas M 12 f. anhafftende (haftende
St.) vnd begrijffende ist vnd vermischet M St. 14 mit einem und fehlt Ba2 mit einem
fehlt St. in ] mit M ieglichem St. als ] als / als M ouge vnd d. M
15 nennet M schrift Ba2 M 16 irdenschen Ba2 jrdenischen M 17 menschen", fehlt M
19 schrift Ba2 M menschen” fehlt St. 20 menschen" fehlt St. und fehlt Ba2 M
21 herre fehlt M (Zeilennoechsel) ver St. 23 man Öch w. Bag 24 sprechent fehlt St.
ieclicher Ba2 24 f. er ein m. Bag 26 redet M. und bis daz] vnt neiget üne
vnderlas dc Ba2 M üf fehlt Ba2 M St. 27 tugende Bag St. tügent M und! ! ist das M1
ist. fehlt St.

109
Traktat 1: Liber „Benedictus“

boese geistraetet und neiget alle zit den menschen üf daz zitlich und zergenclich
ist und waz untugent ist, boese und tiuvelisch. Der selbe boese geist hät alle
10
zit sin kösen mit dem üzern menschen, und durch in läget er heimliche alle
zit des innern menschen, rehte als der slange häte sin kösen mit vrou Even
und durch sie mit dem manne Adam kösetes. Der inner mensche daz ist Ädam.
Der man in der séle" daz ist der guote boum 10, der alles äne underläz bringet
guote vruht, von dem ouch unser herre sprichet. Ez ist ouch der acker, dar
in got sin bilde und sin glichnisse !! hät ingesaejet und saejet den guoten
sämen, die wurzel aller wisheit, aller künste, aller tugende, aller güete !?:
10 sämen götlicher natüre 18. Götlicher natüre säme der ist gotes sun, gotes wort 14.
Der üzer mensche der ist der vientlich mensche und der boese, der unkrüt
hät dar üf gesaejet und geworfen. Von dem sprichet sant Paulus: ich vinde
in mir, daz mich hindert und dem wider ist, daz got gebiutet und daz got
raetet und daz got hät gesprochen und noch sprichet in dem hoehsten, in dem
15 grunde miner sèle 5. Und anderswá sprichet er und klaget: 'owé mir unsaeligen
menschen! wer loeset mich von disem toetlichen vleische und libe?" Und er
sprichet ouch anderswá, daz des menschen geist und sin vleisch alle zit wider
einander stritent. Daz vleisch raetet untugent und bósheit; der geist raetet

4 f. Vgl. Gen. 3,1ff. 6 f. Vgl. Matth. 7,17: Sic omnis arbor bona fructus bonos facit:
mala autem arbor malos fructus facit. Vgl. auch Ierem. 17,8; Ps. 1,3. 7 bis 12 Vgl. Matth.
13,24ff.: Simile factum est regnum caelorum homini, qui seminavit bonum semen in agro suo.
cum autem dormirent homines, venit inimicus eius, et superseminavit zizania in medio tritici,
et abiit. Vgl. auch Marc. 4,26 f. 102 Petr. 1,4. Luc. 8,11: Semen est verbum Dei.
11 f. Vgl. Matth. 13,25. 12 ff. Vgl. Rom. 7,25: video autem aliam legem in membris meis,
repugnantem legi mentis meae et captivantem me in lege peccati, quae est in membris meis.
(vgl. auch 7,21: invenio igitur legem, volenti mihi facere bonum . . .) 15 f. Rom. 7,24: Infelix
ego homo, quis me liberabit de corpore mortis huius? 16 ff. Gal. 5,17–23: Caro enim
concupiscit adversus spiritum: spiritus autem adversus carnem: haec enim sibi invicem ad
versantur: ut non quaecumque vultis, illa faciatis . . . Manifesta sunt autem opera carnis: quae
sunt fornicatio, immunditia, impudicitia etc. . . . quae praedico vobis, sicut praedixi, quoniam
quitalia agunt, regnum Dei non consequentur. Fructus autem spiritus est caritas, gaudium,
pax, patientia, benignitas etc . . . 6,8: Quae enim seminaverit in carne sua, de carne et metet
corruptionem, qui autem seminat in spiritu, de spiritu metet vitam aeternam.
1 den ] dem Ba2 M üf fehlt Ba2 M 2 ist” getilgt (?) M tiuvelisch.] vnrecht ist M
2 f. alle zit] alles Ba2 M 3 sin] ze St4 kösen ] reden M uszen M läget]
langet Ba2 heimliche fehlt St. 4 des ] den M in zuo dem Ba2 als ouch der
(die M) Ba2 M häte bis 5 durch hat sin reden mit frouwen vnd durch M 5 kósete. ]
koset St4 M fehlt Ba2 daz fehlt Bag 6 in getilgt St4 7 ouch” fehlt Ba2 sprach M
8 in ] jnne M hat dar jnne gesewet M hat geseijet Ba2 und saejet fehlt St.
(Homöoteleuton) 9 alle kunste St. aller kunst Ba2 aller künst M aller tugende,
aller tügent aller tügent M 10 Götlicher bis der ] der same Ba2 Götlicher natüre
fehlt M St. (Homöoteleuton) 11 usserer M mensche” bis 12 üf] mensche der (der
fehlt Ba2) ist vientlich vnd hat der böse das vnkrut dar üff M Ba2 12 dem ] disem menschen
Ba2 M 13 f. vnt ratet (daz got fehlt) Ba2 hat gebotten vnt gesprochen Ba2 16 von
bis libe? ] von dem lip mines toetlichen fleisches Ba2 er fehlt Ba2 17 ouch fehlt Bas
vnt ouch sin Ba2 18 raetet” redet M geist gottes r. Ba2 M

110
II Von dem edeln Menschen

43,1 minne gotes, vröude, vride und alle tugent. Der dä volget und lebet näch
dem geiste, näch sinem räte, der gehoeret ze dem éwigen lebene. Der inner
mensche ist der, von dem unser herre sprichet, daz ein edel mensche vuor
üz in ein verrez lant enpfähen im ein riche'. Daz ist der guote boum, von
dem unser herre sprichet, daz er alle zit bringet guote vruht und niemer
boese, wan er wil güete und neiget in güete, in güete in ir selber swebende,
unberüeret von diz und von daz". Der üzer mensche ist der boese boum,
der niemer enmac guote vruht bringen.
10 Von adel des innern menschen, des geistes, und von untiuricheit 17 des
üzern menschen, des vleisches, sprechent ouch heidenische meister, Tullius 10
und Senec à, daz enkein redelich séle enist sunder got; säme gotes ist in
uns. Haete er einen guoten, wisen und vlizigen werkman, só betrüejete er
dester baz und wüehse üf ze gote, des säme er ist, und würde diu vruht glich
ein natüre gotes. Birboumes säme wehset ze birboume, nuzboumes säme in
nuzboum, säme gotes in got”. Ist aber, daz der guote säme hät einen tumben 15
und einen boesen werkman, só wehset unkrüt und bedecket und verdringet
den guoten sämen, daz er niht üzliuhtet noch üzwahsen enmac. Doch sprichet
Origenes”, ein gröz meister: wan got selber disen sämen ingesaejet und
ingedrücket und ingeborn hät, só mac er wol bedecket werden und verborgen
25
und doch niemer vertilget noch in im verleschet; er glüejet und glenzet, 20
liuhtet und brinnet und neiget sich äne underläz ze gote.
Der erste grät des innern und des niuwen menschen, sprichet sant
August in us?", ist, só der mensche lebet näch dem bilde guoter und heiliger

3 f. Sieh oben. S. 109,1ff. 4 ff. Matth. 7,18: Non potest arbor bona malos fructus facere:
neque arbor mala bonos fructus facere. 15 Vgl. 1 Ioh. 39: Omnis, qui natus est ex Deo,
peccatum non facit: quoniam semen ipsius in eomanet, . . .

1 fride froede Ba2 lebent Ba2 2 hoeret Ba2 lebene. Der ] lebenne der do
volget nach dem fleische der stirbet Der Bas 5 der, fehlt M 4 üz fehlt St. in
ferre l. M verre St. enpfähen bis riche. fehlt Ba2 M Daz ist ] vnt ist ouch Bas
5 dem bis sprichet, dem ouch got spricht Ba2 güt fruhte St. vnt bringet n. Bag
6 güt vnd naiget jn gut jn güte M in ir bis 7 unberüeret] in ir swebende in ir selber
vnberüret Bag 7 unberüeret ] vnd berüret M mensche der ist M 9 untiuricheit ]
vntürkait St. vntrurikait M vnadele Ba2 10 ouch die h. M tulus Ba2 11 säme ]
der s. Ba2 12 güter M wisen] anwiser Bag M betrüejete ] betrühte St. trüwet M
betrüejete bis 13 baz.] neme er des bas zuo Bag 13 desto M und! fehlt St. wüehse ]
wonsche M er ouch ist Ba2 diu vruht] der mensche St. 14 säme w..] wahset
säme M nuzboumes ] vnd n. Ba2 säme in ] säme fehlt St. 14 f. in n..] cen. Ba2
15 nuzboum, ] nuszboume M St. in got. ] in got zuo got Ba2 Ist fehlt Bag 16 und
einen ] vnt Ba2 fehlt St (Zeilenroechsel) werkman, ] anwiser vnt wercman Bag vnkrute
dar inne vnt Ba2 17 niht ] wieder M us gewachsen Ba2 M 18 grösser M
wan ] Nu wann Ba2 selben Ba2 20 und doch ) aber d. Bag noch vnd (mit Umstellungs
zeichen) M im ] sich M St4 im selbe Bag erlöschet Ba2 gelüget St. 21 und neiget]
und fehlt St (Zeilennwechsel) ze gote. ] gott St. 22 innern bis menschen, jnneren
menschen vnd des nüwen M 23 ist, só ] dc ist dc Ba2

111
Traktat 1: Liber „Benedictus“

liute und aber noch gät an den stüelen und heltet sich nähe bi den wenden, 44,1

labet sich noch mit milche?!.


Der ander grät ist, só er iezent anesihet niht aleine die üzerlichen bilde.
ouch guote?? liute, sunder er löufet und ilet ze lére und ze räte gotes und
götlicher wisheit, kéret den rücke der menscheit und daz antlitze ze gote, G

kriuchet der muoter üz der schöz und lachet den himelschen vater ane.
Der dritte grät ist, só der mensche mé und mé sich der muoter enziuhet
und er ir schóz verrer und verrer ist, entvliuhet der sorge, wirfet abe die
vorhte, als, ob er möhte sunder ergerunge aller liute übel und unreht tuon, 10

1() es enluste in doch niht”; wan er ist mit minne gebunden alsó mit guotem
vlize mit gote, unz er in gesetzet und in gewiset in vröude und in süezicheit
und saelicheit?“, dä im unmaere ist allez daz, daz dem unglich ist und vremde.
Der vierde grät ist, só er mé und mé zuonimet und gewurzelt wirt in
der minne und in gote, alsó daz er bereit ist ze enpfähenne alle anevehtunge,
bekorunge. widermüete und leit liden willicliche und gerne, begirliche und
vroeliche.
Der fünfte grät ist, só er lebet allenthalben sin selbes in vride, stille 20

ruowende in richeit und in übernutze? der obersten unsprechelicher wisheit.


Der sehste grät ist, só der mensche ist entbildet und überbildet von gotes
éwicheit und komen ist in ganze volkomen vergezzenlicheit zergancliches und
zitliches lebens und gezogen ist und übergewandelt in ein götlich bilde, gotes
kint worden ist. Würbaz noch hoeher enist enkein grät, und dä ist éwigiu
ruowe und saelicheit, wan daz ende des innern menschen und des niuwen
menschen ist éwic leben?". -

8 Vgl. 1 Ioh. 4,18: (sed perfecta caritas) foras mittit timorem, . . .


1 noch ] nach M an ] bi Ba2 nähe ] noch M 2 labet] vnt l. Bag mit der
m. Ba2 M 5 niht alleine fehlt St. vssern Ba2 4 guoter Ba2 M ze lére] zuo
guoter 1. Bas M 4 f. vnd zu gotlicher M 5 kéret ] vnt k. Ba2 M menschlicheit St.
antlüte Ba2 6 kriuchet ] vnt kr. Ba2 M dem sch. M 7 ist, fehlt M só bis sich
do sich der mensche me vnd me M 8 er fehlt Ba2 verre vnt verre ist vnt enpflühet Ba2
ist, bis 9 vorhte, ] ist Die sorge ab (a aus o gebessert) wirffet die forchte M 8 sorge vnt
abe wirffet Bag 9 sunder Jane Bag an M tuon, fehlt St (Zeilennoechsel) 10 minne
gebunden alsó ] mynne so gebunden vnd getruwet M minne gottes also gebunden vnt getrü
wet Ba2 11 unz ] bijsz M. und in" ) vnd er jn M und in* bis 12 saelicheit, ] vnt in
seligkeit vnt in süssikeit Ba2 M 12 saelicheit, ] smakeit St. daz, fehlt Ba2 M dem ]
jm M got Bag ist und vremde.] vnd frömd ist vnt wider gezeme Bas 14 und in l und
fehlt Bag alsó daz er ] alle cit Ba2 anevehtunge bis 15 liden ] anfechtunge vnt bekorunge
vnt widermuot leit vnt liden Bag 15 und leit liden ] vnd lait lidende St vnd mit / liden M
17 er ] der mensche Ba2 M 18 ruwenden M übernusse M übernüsse St, gebru
chunge Ba2 obresten vnd vnsprechenliche M 19 und überbildet fehlt M (Homöoteleuton)
20 volkomen bis zergancliches ] volkomenheit vnd vergessen het aller cergangclicheit Ba2
vollekomen hait vergessenlichkait zergen glichkait M 21 übergewandelt ] übergeuaren Ba2
goetliches Ba2 gotliche M 21 f. gotes kint ] ein kint gottes Ba2 22 fürbasser Ba2
23 des innern ] der jnner M menschen fehlt Ba2 M1

112
II Von dem edeln Menschen

Von disem innern. edeln menschen, dä gotes säme und gotes bilde inge
drücket und ingesaejet ist, wie der säme und daz bilde götlicher natüre und
götliches wesens, gotes sun, erschine und man sin gewar werde und ouch
etwenne verborgen werde, sprichet der gröze meister Origenes 27 ein glich
nisse, daz gotes bilde, gotes sun, ist in der séle grunde als ein lebender brunne.
Der aber erde, daz ist irdische begerunge dar üf wirfet, daz hindert und
bedecket, daz man sin niht erkennet noch gewar wirt; doch blibet er in im
10 selben lebende, und só man die erde, diu von üzwendic oben darüf geworfen
ist, abenimet, só erschinet er und wirt man sin gewar. Und sprichet, daz
disiu wärheit bezeichent ist in dem ersten buoche Moisi, dä geschriben ist, 1()
daz Abraham häte gegraben in sinem acker lebende brunnen und übeltaetige
Hute vulten sie mit erden; und dar näch, dódiu erde wart üzgeworfen, dó
erschinen die brunnen lebende.
Noch ist des wol ein ander glichnisse: diu sunne schinet äne underläz;
doch, só ein wolke oder nebel zwischen uns und der sunne ist, só enwerden 15
wir des schines niht gewar”. Und ouch, só daz ouge in im selber krank ist
und siech oder bedecket ist, só ist im der schin unbekant?9. Ouch hän ich
etwenne ein offenbär glichnisse gesprochen: só ein meister bilde machet von
einem holze oder von einem steine, er entreget daz bilde in daz holz niht,
25
mèr er snidet abe die spaene, die daz bilde verborgen und bedecket häten;
er engibet dem holze niht, sunder er benimet im und grebet üz die decke
und nimet abe den rost, und denne só glenzet, daz dar under verborgen lac 30.
Diz ist der schaz, der verborgen lac in dem acker, als unser herre sprichet
in dem èwangelió.
Sant Augustinus * sprichet: só des menschen sèle sich zemäle üfkéret
in die éwicheit in got aleine, só schinet und liuhtet daz bilde gotes; swenne
aber diu sèle sich kéret üzwert, joch in die tugende üzerlicher üebunge, só
10ff. Gen. 26,14ff.: Ob hoc invidentes ei Palaestini, omnes puteos, quos foderant servi
patris illius Abraham, illo tempore obstruxerunt, implentes humo: . . . rursum fodit alios
puteos, quos foderant servi patris sui Abraham, et quos, illo mortuo, olim obstruxerant
Philistiim: . . . Foderuntque in Torrente, et repererunt aquam vivam. 23 f. Matth. 13,44:
Simile est regnum caelorum thesauro abscondito in agro, quem qui invenit homo, abscondit
et prae gaudio illius vadit et vendit universa, quae habet et emit agrum illum.
1 f. do gottes bilde vnd (vnd fehlt Bag) gottes same jngedrücket M Bas 1 f. ingedruket
ist vnd St. 3 gotes] vnt g. Ba2 erschain M 4 sprichet] do fon spricht Ba2
orienes Ba2 5 dc gottes sun gottes bilde ist Ba2 7 sin nit gewar wirt noch erkennet
doch Bas im ] sich Ba2 St. 8 vssen Ba2 oben fehlt Ba2 10 Moisi, ] herr
moisen Ba2 Hern Moysi M dä] das M 11 synen M 12 sie] die brunnen Ba2 M
mit der e. St. diu erde bis dó fehlt St. (Homöoteleuton!) diu] diss M 13 erschenen M
lebendig M 14 des ] das M fehlt St. 15 oder ein n. Ba2 M entzwischent Ba2
16 ouge bis 17 só ] ouge krank ist vnt sieche in im selben so Ba2 16 ouge kranck ist jn
yme selber vnd M im ] sich St. 18 offen Ba2 19 einem (2><) fehlt Ba2 M nit
in dc holtze Ba2 21 sunder fehlt Ba2 M dicke Ba2 M 22 lac. ] wc Ba2 23 lac]
lit Ba2 M 27 vsserwert M joch ] io St. die fehlt Ba2 M usserlichen Ba2
usserlich M

8 Eckhart, D 5 113
Traktat 1: Liber „Benedictus“

wirt alzemäle diz bilde bedecket. Und daz meinet, daz die vrouwen daz houbet
bedecket hänt und die mannesnamen blöz näch sant Paulus lère. Und dar
umbe: allez, daz sich der sèle niderkéret, daz nimet des selben, in daz ez sich
kéret 32, ein decke, ein houbettuoch; daz sich aber üftreget der sèle, daz ist
blóz gotes bilde, gotes geburt, unbedecket blöz in blózer séle. Von dem edeln
menschen, wie gotes bilde, gotes sun, säme götlicher natüre in uns niemer
vertilget wirt, aleine er bedecket werde, sprichet künic Dävit in dem salter:
aleine valle in den menschen manigerleie itelkeit, liden und jämerkeit, noch
denne blibet er in dem bilde gotes und daz bilde in im. Daz gewaere lieht
10 liuhtet in der vinsternisse, aleine man des niht gewar enwerde. 15

"Niht enahtet', meinet daz buoch der minne, daz ich brün bin, ich bin
doch schoene und wol gestalt; aber diu sunne hät mich entverwet'. Diu sunne
ist daz lieht dirre werlt und meinet, daz daz hoehste und daz beste, daz
geschaffen und gemachet ist, decket und entverwet daz bilde gotes in uns”.
15 "Nemet abe', sprichet Salomón, den rost von dem silber, só liuhtet und
glenzet üz daz aller lüterste vaz, daz bilde, gotes sun, in der sèle *. Und daz
ist, daz unser herre meinet an disen worten, dä er sprichet, daz ein edel 25

mensche vuor üz, wan der mensche muoz aller bilde und sin selbes üzgän
und dem allem *5 gar verre und gar unglich werden, jà, ob er wil und sol
den sun nemen und sun werden in des vaters schöz und herzen”.
Allerleie mittel ist gote vremde. "Ich bin', sprichet got, der érste und der 47,1

1 f. Vgl. 1 Cor. 11,4ff. 7 ff. Vgl. Ps. 4,2–7: Cum invocarem, exaudivit me deus iustitiae
meae, in tribulatione dilatasti mihi . . . 3: Filii hominum, usquequo gravi corde ? ut quid dili
gitis vanitatem et quaeritis mendacium ? 4: Et scitote quoniam mirificavit dominus sanctum
suum . . . 6: Sacrificate sacrificium iustitiae et sperate in domino. Multi dicunt: Quis ostendit
nobis bona? 7: Signatum est super nos lumen vultus tui, Domine. 9 f. Ioh. 1,5: et lux in
tenebris lucet, et tenebrae eam non comprehenderunt. 11 f. Cant. Cant. 1,5: Nolite me con
siderare quod fusca sim, quia decoloravit me sol. 4: Nigra sum, sed formosa . . . 15 f. ProV.
25,4: Aufer rubiginem de argento, et egredietur vas purissimum. 21 f. Apoc. 22,13: Ego
sum a et u', primus et novissimus. Vgl. Is. 41,4: Ego Dominus, primus et novissimus ego sum.
Is. 44,6: Ego primus et ego novissimus.
1 diz ] dc Ba2 Und daz] daz fehlt M meinet ouch dc Ba2 2 hant bedecket M
hant bedecket vnt die man haben.t es plos Bag 3 sele niderwert kert Ba2 nimet ]
meinet Ba2 selben geliche in Bag 4 houbettuoch: ] hantbuche M ufwert treit Ba2
5 bilde vnt gotes Ba2 M unbedecket] vnd bedecket M St. blózer ] entploesder Bas
Von ] vnd St4 6 säme ] der s. Ba2 7 er wol (wol fehlt M) uerdeket Ba2 M sprichet
künic Davit ] Es spricht dauid Ba2 Er sprichet Dauid M 8 valle ] es falle Ba2 M liden ]
von l. Ba2 9 gewaere ] war Bag ware M 10 der ] die Ba2 M gewar] gewirt (t durch
Unterpunktierung getilgt) Ba2 wirt Ba2 M 11 Niht bis daz] In der minne buoche ist
gesprochen nit enachtent dc Ba2 meinet] niemet St. brün ] brunnen M 12 doch
bis aber ] doch do bi wolgestalt vnt schoene wan Bas aber ] wan Ba2 wann M 15 Nemet
bis só ] Nemet abe den roste uon dem silber Sprichet Salomon so M Salomon spricht nement
abe den rost von dem silber so Ba2 16 glenzet bis vaz,] glenzet dc dc aller luterst wc
(was M) Ba2 M sun fehlt Ba2 17 dä ] dc Ba2 19 allem ] allein Ba2 (oder: allem ?) M St.
19 f. sol sune werden vnt den sun nemen in Bag 21 mittail M Ich bis got, ] Got
spricht ich bin Ba2

114
II Von dem edeln Menschen

jungeste'. Underscheit enist noch in der natüre gotes noch in den persönen
näch der natüre einicheit. Diu götliche natüre ist ein, und ieglichiu persöne
ist ouch ein und ist daz selbe ein, dazdiu natüre ist". Underscheit in wesene
und in wesunge wirt genomen ein und ist ein. Dà ez niht inne enist, dä
nimet ez und hät und gibet underscheit”. Dar umbe: in dem einen vindet
man got, und ein muoz er werden, der got vinden sol”. Ein mensche', sprichet
10
unser herre, gienc üz'. In underscheide envindet man noch ein noch wesen
noch got noch rast noch saelicheit noch genüegede. Bis ein, daz dü got mügest
vinden! Und waerliche, waerest dü rehte ein, só blibest dü ouch ein in under
scheide und underscheit würde dir ein und enmöhte dich iezent nihtes niht 1()
15
hindern. Ein blibet gliche ein in tüsentwarbe tüsent steinen als in vier steinen,
und tüsentwarbe tüsent ist als waerliche ein simpel zal, als vieriu ein zal ist 49.
Ez sprichet ein heidenischer meist er 41, daz daz ein ist geborn üz dem
obersten gote. Sin eigenschaft ist wesen ein mit einem. Swer ez suochet under
gote, der triuget sich selber. Ouch sprichet der selbe meister ze dem vierden 15
mäle, daz diz ein mit nihte eigenlicher vriuntschaft enhät dan mit juncvrouwen
oder megeden, als sant Paulus sprichet: ich hän iuch kiuschen juncvrouwen
25
getriuwet und gelobet dem einen. Und alsó solte der mensche wesen, wan
alsó sprichet unser herre: ein mensche gienc üz'.
Mensche in der eigenschaft sines namen in dem latine meinet in einer
wise den, der sich alzemäle under got neiget und vüeget, allez, daz er ist
und daz sin ist, und üfwert got aneschouwet, niht daz sin, daz er hinder im,
nider im, bi im weiz. Daz ist volliu und eigeniu démüeticheit; den namen
hät er von der erden. Darabe ich nü niht mé sprechen wil. Ouch meinet daz
wort, só man sprichet mensche, etwaz, daz über natüre ist, über zit ist und
5
über allez daz, daz ze der zit Kist>*? geneiget oder näch zit smacket, und daz

17 f. 2 Cor. 11,2: Aemulor enim vos Dei aemulatione. Despondi enim vos uni viro virgi
nem castam exhibere Christo. -

1 noch fehlt St. (Zeilenroechsel) 3 ist die selbe M in wesene ] vnd w. M 4 und
ist ein..] vnd ist ain / vnd ist ain (also 2>< infolge Zeilennwechsels) St. 4 f. dä nimet ez
fehlt St. 5 Dar umbe ] vnt d. Ba2 einen so findet Bag 6 ein so m. Ba2 Ein
bis 7 gienc ] vnser herre spricht ein mensche gieng Bag 8 Bis ] wis Ba2 M 9 waerest ]
vnd w. M 10 vnderschaide wurden dir St4 nihtes fehlt Ba2 M 11 als in ] in fehlt M St.
vier stain M 12 simpel ] süme M als ouch v. Bag 13 üz ] uszer M 14 wesen] gewesen
(ge durch Rasur getilgt) St. Swer ] Schws St. under ] nider M uider St. 15 selbe M
selben Ba2 Ouch ] vnt ouch Ba2 16 ein fehlt Ba2 M nichten Ba2 aigenlich St.
17 oder mit m. M Also sprichet sant Paulus M küsche Bag St. 18 und gelobet ]
vnd gelöbet St, fehlt Ba2 M sal M wesen ] mit uereinet sin dem einen das got ist
allein Ba2 fehlt M 20 latine dc m. Ba2 21 ze male Ba2 M vüeget fehlt Ba2
(Zeilenrwechsel) 22 und” fehlt St. uff wirt got M daz er fehlt St4 M hinder]
hinder (getilgt) huter M im ] sich M St4 23 nider ] vnt vnder Bag im!] sich M St.
bi ] vnt bi Ba2 im*] sich St. weiz.] wes St. Daz] wann dc Ba2 volliu ]
volkomnü Ba2 demuot Ba2 24 Dar abe] do von Bag 25 und bis 26 ist fehlt Ba2 M
(Homöoteleton) 26 ist fehlt St. oder ] der M oder dc Bas und bis 115,1 ouch fehlt Ba2

8* 115
Traktat 1: Liber „Benedictus“

selbe spriche ich ouch von stat und von liphafticheit. Noch vürbaz enhät der
mensche in einer wise mit nihte niht gemeine, daz ist, daz er näch disem
noch näch dem niht gebildet noch gelichet si und von nihte niht enwizze, daz
man in im niergen des nihtes niht envinde noch gewar werde und daz im 10

daz niht alsó gar benomen si, daz man dà aleine vinde blóz leben, wesen,
wärheit und güete*. Wer alsó getän ist, der ist ein edel mensche', jà minner
noch mé. -

Noch ist ein ander wise und lère, waz unser herre heizet einen edeln
menschen. Man sol ouch wizzen, daz, die got blóz bekennent, die bekennent
10 ouch mit im die créatüre; wan bekantnisse ist ein lieht der séle, und alle
menschen begernt von natüre bekantnisse *, wan joch boeser dinge bekantnisse
ist guot*5. Nü sprechent die meister4“, daz, só man bekennet die créatüre
in ir selber, daz heizet ein äbentbekantnisse, und dä sihet man die créatüre
in bilden etlicher underscheide; só man aber die créatüre in gote bekennet,
15 daz heizet und ist ein morgen bekantnisse, und alsó schouwet man die créatüre
äne alle underscheide und aller bilde entbildet und aller glicheit entglichet
in dem einen, daz got selber ist. Diz ist ouch der edel mensche, von dem
unser herre sprichet: ein edel mensche gienc üz, dar umbe edel, daz er ist
ein und daz er bekennet got und créatüre in einem.
Noch wil ich sprechen und rüeren einen andern sin, waz der edel mensche'
si. Ich spriche: só der mensche, diu séle, der geist schouwet got, só weiz er ouch
und bekennet sich bekennende, daz ist: er bekennet, daz er schouwet und 49,1

bekennet got. Nü hät gedunket etliche liute und schinet gar gelouplich, daz
bluome und kerne der saelicheit lige in bekantnisse, dä der geist bekennet,
daz er got bekennet; wan, daz ich alle wunne haete und ich des niht enwiste, 5

waz hülfe mich daz und waz wunne waere mir daz? Doch enspriche ich sicher
liche des niht. Aleine ist daz wär, daz diu séle äne daz doch niht saelic waere,
doch enliget diu saelicheit dar ane niht; wan daz ërste, dä saelicheit ane
geliget, daz ist, só diu sèle schouwet got blóz47. Dä nimet si allez ir wesen
30 und ir leben und schepfet allez, dazsi ist, von dem grunde gotes und enweiz

1 und von ] oder von Ba2 fürbaser Ba2 2 mensche mit nichten nit gemeine in
einer wise vnt dc ist Ba2 er nit nach Ba2 3 niht" fehlt Ba2 (geht voran!) gebildet
sij noch glichet sij M. nichten Bag 4 niergen ] nit Ba2 enuindfi St. 5 dä ]
das M leben, fehlt Ba2 M 6 Wer ] vnt wer Ba2 edeler Ba2 8 herre] herre
mit Auslassungszeichen auf d. Rand nachgetr. St. 9 die got] der g. Bag bekennet Ba2
11 n. bekentnüsses Bag boeser ] besser Ba2 M dinge bekantnisse ] dingenist nit bekent
nüsse Ba2 13 ein fehlt M 15 und ist fehlt Ba2 M alsó ] alda so Bag aldo so M
16 äne ] in Ba2 allerlei vnderscheit Ba2 M vnderschait St4 entglichet] ain glichait M
17 selb St4 18 edeler Ba2 19 er och b. Ba2 einem..] ein Bag M aime St4 20 und rüeren
fehlt Ba2 M der edel ] ein edler Ba2 21 sele vnt der Bag got schöwet Ba2
22 ist: fehlt Ba2 22 f. vnt got bekennet nu Ba2 23 eliche M gar ] ouch gar Ba2
23 f. dc der pluome Ba2 24 kerne ] korn M 26 f. ich daz sicherlich nit M 26 sicher Ba2
27 doch fehlt Ba2 M 28 diu ] ir Ba2 M darane ] da St. ane fehlt St. 29 lijt M
29 f. ir wesen vnd ir (f. 10p) wesen vnd ir leben St. 30 alles daz das sie M

116
II Von dem edeln Menschen

von wizzenne niht noch von minne noch von nihte alzemäle. Si gestillet ganze
und aleine in dem wesene gotes, si enweiz niht dan wesen dä und got. Só si
aber weiz und bekennet, daz si got schouwet, bekennet und minnet, daz ist
ein üzslac und ein widerslac üf daz ërste näch natiurlicher ordenunge48; wan
nieman bekennet sich wizen wan der ouch wiz ist. Dar umbe, der sich beken
net wizen, der büwet und ist üftragende üf wiz-wesenne, und er nimet niht
sin bekennen sunder mittel und unwizzende noch von der varwe; sunder er
nimet ir bekennen und ir wizzen von dem, daz iezent wiz ist, und enschepfet
niht bekennen von der varwe aleine in ir selber, mé er schepfet bekennen
und wizzen von geverwetem oder von wizem und bekennet sich wizen. Wiz 10
ist vil minner und vil üzerlicher dan wiz-wesen. Ez ist vil anderz diu want
und daz fundament, darüf diu want gebüwen ist 49.
Die meiste r" sprechent, daz ein ander kraft ist, dä von daz ouge sihet,
und ein ander kraft, dä von ez bekennet, daz ez sihet. Daz ërste, daz ez
sihet, daz nimet ez alzemäle von der varwe, niht von dem, daz geverwet ist. 15
Herumbe ist daz al ein, ob daz, daz geverwet ist, ein stein si oder ein holz,
ein mensche oder ein engel: daz ez aleine varwe habe, dä liget allez sin
wesen ane 51.
Alsó spriche ich, daz der edel mensche nimet und schepfet allez sin wesen
leben und saelicheit von gote, an gote und in gote blóz aleine, niht von got 20
bekennenne, schouwenne oder minnenne oder swaz dem glich ist. Dar umbe
sprichet unser herre herzicliche wol, daz daz ëwic leben ist: bekennen got
aleine einen wären got 5?, niht: bekennen, daz man got bekennet. Wie solte
der mensche bekennen sich got bekennende, der sich selben niht enbekennet”?
Wan sicherliche, der mensche der bekennet sich selben und anderiu dinc 25
10
zemäle niht dan got aleine, jà, in dem, dä er saelic wirt und saelic ist: in der
wurzeln und in dem grunde der saelicheit. Só aber diu séle bekennet, daz si
got bekennet, só bekennet si von gote und sich 5“.

22 f. Ioh. 17,3: Haec est vita aeterna, ut cognoscant te solum Deum verum, . . .
1 niht noch 1 nit vnt noch Ba minne Vo noch Ba2 3 bekennet, ] bekennet vnt
minnet Ba2 got schouwet, ] schouwen M schouwet bis minnet, schouwet vnt minnet
vnt bekennet Ba2 daz*] da Ba2 M 4 üzslac und ein fehlt M (Homöoteleuton) üzslac]
vsz/clage St. 5 kennet St. wizen ] wise Ba2 M St. ouch fehlt M wiz ] wise
Ba2 M St. kennet St. 6 wise Ba2 M St. wise wesen (wesenne Ba2) Ba2 M St.
niht fehlt M 7 sunder mittel] an mittail M 7 f. er nimet ] si n. Ba2 M St. 8 VIht
ouch ir Ba2 wiz] wise Ba2 M St. 9 in ir ] von ime Ba2 M er ] si Ba2 M St4
10 oder von ] von fehlt Ba2 wizem ] wisem Ba2 M St. wizen. ] wisze M wise Ba2 St.
Wiz ] wise Ba2 M St. 11 und vil] vnt vil me Ba2 wise wesen Ba2 M St. 13 daz
ouge ] das ain ouge M 16 al ein ] alleine Ba2 allain M allaine St. das dog. M Ba2
steine oder ein holtze si ein Ba2 17 oder fehlt St4 19 mynnet vnd schupphet M 20 an
gote, fehlt M (Homöoteleuton) 21 oder was das glijch dem ist M Dar umbe ] vnd d. Ba2
22 herzicliche ] sere Ba2 daz bis ist: ] dc dc ist ewig lebenne (leben M) Ba2 M 23 ge
waren Ba2 M man fehlt Ba2 M 24 sich got bekennende (bekennen M) Ba2 M] gott St.
selber Ba2 M St4 25 der b..] der fehlt Ba2 M selber M St4 26 ist: fehlt Ba2 M

117
Traktat 1: Liber „Benedictus“

Und nü ist ein ander kraft, alsó ich dä von hän gesprochen 55, von der
der mensche sihet, und ein ander kraft ist, von der er weiz und bekennet, 15

daz er sihet. Wär ist daz, daz nü hie in uns diu kraft edeler und hoeher ist,
von der wir wizzen und bekennen, daz wir sehen, dan diu kraft, von der
wir sehen; wan diu natüre beginnet irs werkes an dem krenkesten, aber got
der beginnet siner werke an dem volkomensten. Natüre machet den man von
dem kinde und daz huon von dem eie, aber got machet den man vor dem
kinde und daz huon vor dem eie. Natüre machet daz holzze dem èrsten warm
und hitzic, und dar näch só machet si daz wesen des viures; aber got gibet
10 ze dem érsten daz wesen aller créatüre und dar näch in der zit und doch
sunder zit und sunder allez daz, daz dar zuo gehoeret”. Ouch gibet got den
heiligen geist é dan die gäben des heiligen geistes 57.
Alsó spriche ich, daz saelicheit enist äne daz niht, der mensche enbekenne
und wizze wol, daz er got schouwet und bekennet, doch enwelle got des niht,
15 daz min saelicheit darane lige! Dem anders genüeget, der habe ez im selber,
doch erbarmet es mich 58. Hitze des viures und wesen des viures sint gar
unglich und wunderliche verre von einander in der natüre, aleine sie gar 51,1

nähe sint näch der zit und näch der stat”. Gotes schouwen und unser schouwen
ist zemäle verre und unglich einander.
Dar umbe sprichet unser herre gar wol, daz ein edel mensche vuor üz 5

in ein verrez lant enpfähen im ein riche und wider kam'. Wan der mensche
muoz in im selber ein sin und muoz daz suochen in im und in einem und
nemen in einem: daz ist schouwen got aleine; und herwider komen daz ist
wizzen und bekennen, daz man got bekennet und weiz". Und alle dise rede 10

hät vorgesprochen der wissage Ezechiel, dó er sprach, daz ein michel adeler
mit grözen vlügeln, mit langen gelidern vol vedern manigerleie kam ze dem
lütern berge und nam daz mark oder den kernen des hoehsten boumes und
zóch abe die hoehe sines loubes und brähte daz herabe 6. Daz unser herre

25 ff. Ez. 17,3 f.: Aquila grandis magnarum alarum, longo membrorum ductu, plena plumis
et varietate, venit ad Libanum, et tulit medullam cedri. Summitatem frondium eius a vulsit:
et transportavit eam in Terram Chanaan, (in urbe negotiatorum posuit illam.)
3 Wär] wan Ba2 wer M in fehlt M 4 dan diu bis 5 sehen; fehlt Ba2 (Homöo
teleuton) 6 der fehlt Ba2 M sineswerkes Ba2 an dem kreftigosten vnd vol
komnosten Ba2 7 höune Ba2 aber bis 8 eie. fehlt M (Homöoteleuton) 8 Natüre ]
vnt n. Ba2 ze dem ] zem St. warm ] waren Ba2 9 só fehlt Ba2 M wesen fehlt M
got über d. Zeile nachgetr. Ba2 11 sunder zit] an z. M dar zuo] zü der cit Ba2 M
12 gabe M 13 Alsó ] vnt also Ba2 enbekenne ] bekennet Ba2 M St. 14 waisz M
des ] das St. 15 Dem ] den Ba2 M benüget Ba2 16 doch ] vnt doch Ba2 18 der
stat. ] der fehlt Ba2 Gotes ] Gott M unser] min Ba2 19 alcemale Ba2 anander St.
20 vs fuor Ba2 M 21 verre St. enpfähen ] ce enpfahenne Ba2 vnt herwider
(wieder M) komen wan Ba2 M 22 im und Jime selber vnt Ba2 einem ] ein Ba2
23 ist gotte (got M) schouwen Ba2 M 25 hät] hatte St. der prophet esechiel Bas der
prophete Ezechiel M spricht Ba2 michel ] micheltail M 26 kam ] vnt k. Ba2
27 nam] namen M 28 zöh] ziüch M lobes St4 brache M Daz] vnt dc Ba

118
II Von dem edeln Menschen

heizet einen edeln menschen, daz nemmet der wissage einen grözen adeler.
Wer ist danne edeler wan der einhalp geborn ist von dem hoehsten und von
dem besten, daz créatüre hät, und anderhalp von dem innigesten grunde
götlicher natüre und des einoede? Ich, sprichet unser herre in dem wissagen
Osee, wil die edeln sèle vüeren in ein einoede, und ich wil dä sprechen in
ir herze ein mit einem, ein von einem, ein in einem und in einem ein éwic
liche °. Amen.

4 ff.: Os. 2,14: Propter hoc, ecce ego lactabo eam, et ducam eam in solitudinem: et loquar
ad cor eius.

1 wissage prophet Ba2 2 Wer ist danne ] wer ist der wer / ist dën St. danne
fehlt Ba2 M 4 einoedes Ba2 Ich bis 5 wil] vnser herre spricht in dem wissagen osee
ich wil Ba2 4 sprichet] sprich M 5 wil! ] jch wil M selen Ba2 einoedin Ba2
aynote M 6 hercen Ba2 herczen M 6 f. éwicliche. Ämen.] ewiclich Das wir jn dem
ain gainiget werden des helff vns got Amen M 7 Ämen. fehlt Bas (Zwischen den beiden
Schriftkolumnen rot: Eexplicit liber benedictus)

119
Anmerkungen zu VeM
* Der gleiche Schrifttext liegt der Pred. Nr. 15, DW 1 S. 244 ff. zugrunde, ohne daß diese Predigt
im ganzen und im einzelnen bedeutsame Übereinstimmungen mit der vorliegenden Predigt zeigte.
* Z. 4 und ouch – 5 sol. fehlt Ba2; Hamm er i c h S. 84 hat dieses Textstück in St 4 schon als
ursprünglich angesehen, was nun durch M bestätigt noird.
* Is a a c Is ra e l i Liber de diffinitionibus (ed. I. T. Muck le Arch. d'hist. doctr. et litt. du
moyen äge 12-13 (1937-1938/) S. 306: philosophia est cognicio hominis sui ipsius . . . homo enim
cum scit seipsum vera cognicione sui cum spiritualitate et corporeitate sua, tunc iam comprehendit
scienciam totius, scil. scienciam substanciae spiritualis et substancie corporeae; in homine enim
aggregata sunt substancia et accidens. Et substancia quidem est duae substanciae quarum una est
spiritualis sicut anima et intelligencia, et altera est corporea . . . BgT (Quint) S. 125 Anm. 2 nourde
(Nachrveis von Ralf s) auf D. G un d iss a l i n us De divisione philosophiae (ed. L. Baur, Mün
ster 1903) S. ?,16 ff. vernoiesen, noo Gundiss. die obige Stelle aus Isaak Israeli zitiert. Vgl. auch Pf.
S. 513,31 ff.: Nü merke, wenne der mensche alle créatüre si. Wenne er ir aller kraft an ime hät.
Swenne der mensche mit den üzeren sinnen alliu lip l i chiu dinc bekennet unde scheidet sich dan
abe unde belibet doch dar inne äne berüerunge unde swenne er mit den inwendigen sinnen alliu
ge ist l i c h iudinc bekennet unde scheidet sich danabe unde belibet doch dä inne äne berüerunge:
dan alrérst ist der mensche alle créatüre unt dan alrèst ist der mensche ze siner nätüre komen und
ist bereit in got zuo gänne. (Sperrung von mir); S. 514,27 f. (vgl. dazu ZfdPh ?0, S. 393,18 f.): Daz
sprichet ein meister: bekante diu sèle sich selben, só bekante si alliu dinc.; DW 1 S. 288,7 ff.: Ein
m e ist er sprichet: der séle natüre und natiurlichiu volkomenheit ist, daz si in ir werde ein ver
nünftigiu werlt, dä got in sie gebildet hät aller dinge bilde. Swer dä sprichet, daz er ze siner natüre
komen si, der sol alliu dinc in im gebildet vinden in der lüterkeit, als sie in gote sint, niht als sie
sint in ir natüre, mèr: als sie sint in gote., vgl. auch die dort S. 288 Anm. 4 aufgeführten Parallelen:
Sermo LV, 4 n. 550: Sic illud Avicenna e capitulo ultimo, bene ante medium: »sua perfectio
animae rationalis est, uf fiat saeculum intelligibile et describatur in ea forma totius et ordo intellectus
in toto et bonitas fluens in esse et ut incipiens a principio totius procedat ad substantias intellectuales
excellentiores, spirituales absolute et deinde ad spirituales pendentes aliquo modo ex corporibus et
deinde ad animas moventes corpora et postea ad corpora caelestia, et ut haec omnia sint descripta
in anima secundum dispositiones et vires eorum, quousque perficiatur in ea dispositio esse uni
versitatis, et sic transeat in saeculum intellectivum instar esse totius mundi . . .« (A picenna Met.
IX c. ? (10? ra)); In Gen. I n. 115: Unde Avicenna IX Metaphysicae c. 7 sic ait: »sua perfectio
animae rationalis est, ut fiat saeculum intellectuale et describatur in ea forma totius, quousque
perficiatur in ea dispositio esse universitatis et sic transeat in saeculum intellectivum, instar esse
totius mundi«; Sermo XI, 1 n. 112 (Lat. W., 4. Bd., S. 106,1 f.): Unde Avic e n n a dicit quod perfectio
animae rationalis est, ut transeat in saeculum intellectuale; DW 1 S. 49,4 ff.: Ez sprechent etliche
meister, diu sèle si gemachet von allen dingen, wan si eine mügelicheit hätalliudinc ze verstänne.;
vgl. auch die S. 50 Anm. 1 verzeichneten Parallelen; DW 1 S. 250,4 ff.: Nun wil ich och wisen, was ain
mentsch si. Homo sprichet als vil als ain mentsch, dem substanci zü geworfen ist, vnd git im wesen
vnd leben vnd ain vernünftiges wesen. Ein vernünftiger mentsch ist, der sich selber vernünfteklichen
verstät vnd in im selber abgeschaiden ist von allen materien vnd formen. ie me er abgeschaiden ist
von allen dingen vnd in sich selber gekeret, ie me er ällü ding clarlich vnd vernünfteklich bekennet
in im selber sunder uskeren: ie me es ain mentsch ist. Ernst Don Bracken, Meister Eckhart und
Fichte, Würzburg o. J. (1943) S. 558 ff. läßt sich breit über die vorliegende Stelle aus im Zusammen
hang der Auffassung Eckharts, „daß die Selbsterkenntnis zugleich in höherer Weise Welterkenntnis
sei“. Er führt sie über den arabischen Neuplatonismus auf den „Liber de causis“ und Proklus zurück.
Der Satz des „Liber de causis“ (ed. Bar den he no e r S. 1?5) § 12: „et quando scit essentiam suam,
scit reliquas res quae sunt sub ea, quoniam sunt ex ea“ berührt sich zroar mit dem obigen Satz
Eckharts, ist aber nicht inhaltlich identisch mit ihm.
* Vgl. 2 Cor. 4,16: Propter quod non deficimus; sed licet is, qui foris est, noster homo corrum
patur, tamen is, qui intus est, renovatur de die in diem.; vgl. Thomas, In II ad Cor. c. 4, lectio 5

120
Anmerkungen 4—5 zu VeM S. 109

(ed. M a ri et t i, 1924, T. I, p. 445 f.): Unde ad intellectum huius verbi sciendum est quod etiam
secundum Philosophum in Ethic. et secundum consuetudinem loquendi unumquodque dicitur esse
illud, quod est principalius in ipso ... Principalius autem in homine potest aliquid iudicari et secun
dum veritatem et secundum apparentiam; secundum veritatem quidem principalius in homine est
ipsa mens. Unde secundum iudicium spiritualium virorum mens dicitur homo interior; secundum
apparentiam vero principalius in homine est corpus exterius cum sensibus suis. Unde secundum
iudicium illorum qui tantum corporalia et sensibilia considerant et terrena sapiunt, quorum deus
venter est, corpus cum sensibus dicitur homo exterior. Et ideo secundum hunc modum loquitur hic
Apostolus, dicens: “Licet homo noster' scilicet corpus cum natura sensitiva 'corrumpatur'... 'tamen
is*, homo, *qui intus est', scil. mens seu ratio munita spe futuri praemii et firmata munimine fidei
'renovatur'. Quod sic intelligendum est: Vetustas enim est via ad corruptionem. 'Quod antiquatur,
et senescit, prope interitum est' (Hebr. 8,13). Natura autem humana fuit in integritate condita, et si
in illa integritate permansisset, semper esset nova; sed per peccatum incepit corrumpi. Quo fit quod,
quidquid consecutum est, sicut ignorantia, difficultas ad bonum et pronitas ad malum, poenalitas et
alia huiusmodi, totum pertinet ad vetustatem. Cum ergo natura humana huiusmodi peccatum
sequentia deponit, tunc dicitur renovari. Quae quidem depositio hic incipit in sanctis, sed perfecte
consummabitur in patria.
* Zur Untersdheidung des inneren und des äußeren Mensdhen dgl. etnoa: Sermo VII n. ?8 (Lat.
W., 4. Bd., S. ?5,5 ff.): Et est homo exterior, vetus, terrenus, huius mundi. Veterascit sive deficit 'de
die in diem'. Finis eius mors egens sacramentis et doctrina ex sensibilibus. E converso, homo interior
sive proximus seu caelestis, mundus intellectualis, in quo deus illuminat. Veritas quasi via dei ad
hominem interiorem, Psalmus: 'universae viae domini misericordia et veritas'. Caritas via hominis ad
deum, Cor. 12: 'excellentiorem vobis viam demonstro'. Ista ergo quattuor sibi respondent: homo
interior, homo novus, homo caelestis, mundus intelligibilis. Rursus quattuor opposita sibi corre
spondent: homo exterior, (homo vetus, homo terrenus), mundus sensibilis; Sermo XXII n. 206 (Lat.
V., 4. Bd. S. 190,5 ff.): Distinguitur homo exterior et interior. Exterior, vetus, terrenus, huius mundi,
veterascit “de die in diem'. Finis eius mors, egens sacramentis et doctrina ex sensibilibus, Psalmus:
'omnis homo mendax'. Quia quantum habet de alio ab intellectu, tantum habet de falso. Homo
autem interior, novus, caelestis, in quo deus illuminat. Veritas quasi via dei ad hominem interiorem,
caritas via hominis ad deum; DW 1 S. 20,3—5 und dort Anm. 2; Pf. S. 180,16 f./25 ff.; 250,31 ff.; 488,31 ff.;
J o s t e s S. 91,18 ff. — Zu alten — niuwen menschen pgl. Rom. 6,6: Hoc scientes, quia vetus homo
noster simul crucifixus est...; Eph. 4,22 ff.: deponere vos secundum pristinam conversationem veterem
hominem, qui corrumpitur secundum desideria erroris. Renovamini autem spiritu mentis vestrae, et
induite novum hominem, qui secundum Deum creatus est in iustitia, et sanctitate veritatis (ogl. dazu
In Sap. n. 166). — Zu irdischen — himelschen menschen pgl. 1 Cor. 15,4? f.: Primus homo de terra,
terrenus; secundus homo de caelo caelestis. Qualis terrenus, tales et terreni et qualis caelestis, tales
et caelestes. Igitur, sicut portavimus imaginem terreni, portemus et imaginem caelestis., ogl. dazu
T h o m a s In I Ad Cor. c. 15, lectio ? (ed. M a r i e t t i, 1924, T. I, p. 405): Dicit ergo: “Qualis terrenus*
etc., quasi dicat: Primus homo (= Adam), quia terrenus fuit et mortalis, ideo derivatum est, ut omnes
essent et terreni et mortales... Quia vero fuit secundus homo (= Christus) caelestis, id est spiritualis
et immortalis, ideo omnes et immortales et spirituales erimus. — Zu Z. 16 vientlichen menschen pgl.
Matth. 13,28: Et ait illis: Inimicus homo hoc fecit; pgl. auch unten S. 110,11. — Zum Gegensatz
dienstlichen menschen (S. 109,1?) — vriunt (Z. 20) pgl. Luc. 19,13 ff.: Vocatis autem decem servis
suis... 15: ... et iussit vocari servos...; Rom. 6,1? ff.: Gratias autem Deo quod fuistis servi peccati,
oboedistis autem ex corde in eam formam doctrinae, in quam traditi estis. 20: Cum enim servi
essetis peccati, liberi fuistis iustitiae; Ioh. 15,15 f.: Iam non dicam vos servos, quia servus nescit quid
faciat dominus eius. Vos autem dixi amicos...; DW 1 S. 112,4 ff. und dort Anm. 2. — Zu Z. 19 einem
jungen menschen pgl. Ps. 102,5: Qui replet in bonis desiderium tuum; renovabitur ut aquilae iuventus
tua; Ioh. 21,5: Pueri numquid pulmentarium habetis?; 1 Cor. 3,1: Tamquam parvulis in Christo 2 lac
vobis potum dedi, non escam:... — Zu Z. 12—15 ogl. etnoa DW 1 S. 338,4ff.: Etliche krefte die sint
verziunet an eine stat. Diu kraft, dà mite ich sihe, dâ mite enhoere ich niht, noch dâ mite id hoere,
dà mite ensihe ich niht. Alsó ist ez ouch umbe die andern. Nochdennne ist diu séle ganz in eime

121
Anmerkungen 5—16 zu WeM S. 109—111

ieglichen gelide; aber etlich kraft ist niendert gebunden. In Gen. II n. 114: Quarto, quia primum
(= rationale) est liberum, utpote sine organo corporali, secundum (= sensitivum) vero servus est
sive ancilla, utpote alligatum organo. In Exod. n. 227: Ex quo patet quod non est solius animae nec
potentiae separatae a corpore, qualis est intellectus et ratio intellectualis, sed est actus potentiae
coniunctae organo, qualis est omnis potentia sensitiva; pgl. audi oben S. 11,1 ff. — Zu Z. 13 begriffen
pgl. DW 1 S. 28?,2 (Nachnoeis der obigen Schriftstellen pon K o c h).
* H i e r o n u m u s Comm. in Ep. Matth. III c. 18,10—11 (PL 26,135): Magna dignitas animarum,
ut unaquaeque habeat ab ortu nativitatis in custodiam sui angelum delegatum; pgl. dazu P e t r u s
Lombardus Sent. II d. 11 c. 1 n. ?4 (der dem Hieronymustext hinzufügt:) Gregorius quoque
dicit quod quisque unum bonum angelum sibi ad custodiam deputatum et unum malum ad exer
citium habet. Quelle des Lombarden ist: O d o n i s L u c e n s i s Summa Sententiarum tr. 2 c. 6 (PL
1?6,88); ogl. audi G r e g o r i u s M. Moral. II c. 20 n. 38 (PL 75,574): Non enim ministrant deo
solummodo boni (angeli), qui adiuvant, sed etiam mali, qui probent; non solum qui a culpa redeuntes
sublevent, sed etiam qui redire nolentes gravent; vgl. etnoa nodi M e c h t h i l d p. M a g d e b u r g.
„Das fließende Lidht der Gottheit“ (ed. P. G. M o r e l) S. 91: Do sach ich den engel, dem ich bevolhen
wart in dem touffe, und minem tüfel (K o c h); In Sap. n. 230: Huic etiam consonat quod Hierony
m u s ait unicuique hominum deputatos angelum bonum et malum.
7 von dem, daz er mensche ist = „pom Augenblick seines Mensdhseins an", ogl. das H ieron y
m u s zitat oben Anm. 6: . . . ab ortu nativitatis; die Übersetzungen: „indem er ein Mensdi ist
(B ü t t n e r), „noeil er eben ein Mensch ist" (S c h u l z e - M a i z i e r), „because he is a man" (B l a k
n e y) sind demnach falsch.
8 Zu kösen ogl. etnoa oben S. 16,4ff.; DW 1 S. 360,1. — Zu S. 110,3 làget (Ba2 langet, perderbt)
pgl. etnoa Pf. S. 13,14 f.: Er lâget allem dem, daz in der séle ist...; S. 29,31 f.: Und dar umbe enlâget
got keinem dinge alse sère an uns alse der minne (ogl. Q u i n t S. ?? zu 29,31 f.); S. 195,? f.:... diu
séle muoz tretem ùz der nâtûre, dà làget ir got.; S. 494,23; 5?5,12.
° Str. und die Übersetzer setzen hinter Z. 5 Âdam* ein Komma und hinter Z. 6 séle den Punkt. —
Als man in der séle bezeichnet Eckhart für geroöhnlich die „oberste Vernunft", pgl. etnoa In Ioh. n. 154
(Lat. W., 3. Bd. S. 12?,14 f.): ratio enim et intellectus vir est in anima, secundum illud infra Ioh. 4:
'voca virum tuum et veni', secundum A u g u s t i n u m; DW 1 S. 304,? f.: Wernünfticheit daz ist der
man in der séle (ogl. die dort Anm. 3 perzeichneten Parallelen); S. 184 Anm. 3.
10 Zu Z. 6 ff. ogl. Sermo XX n. 200 (Lat. W., 4. Bd. S. 185,10 ff.): Omnis arbor bona fructus bonos
facit etc. Arbor hominem significat: vidi “homines velut arbores'. In arbore umbra est, quae a solis
ardore protegit, et fructus, qui pascit. Arbor igitur fructifera et bona est, quisquis proximis indigen
tibus et fructum suae liberalitatis et umbram exhibet suae protectionis.
11 Vgl. Gen. 1,26: Faciamus hominem ad imaginem et similitudinem nostram.
** Vgl. Eph. 3,1?: in caritate radicati et fundati, (18) ut possitis comprehendere cum omnibus
sanctis, quae sit latitudo, et longitudo et sublimitas et profundum, (19) scire etiam supereminentem
scientiae caritatem Christi, ut impleamini in omnem plenitudinem Dei.
** Vgl. 2 Petr. 1,4: per quem maxima et pretiosa nobis promissa donavit, ut per haec efficiamini
divinae consortes naturae. -

1* Vgl. Luc. 8,11: Semen est verbum Dei.


1° Vgl. In Ioh. n. 101 (Lat. W., 3. Bd. S. 8?,6 ff.): Ad hoc autem quod dicitur: in propria penit
posset convenientius dici quod in his verbis docetur primo quod “verbum caro factum' assumpsit
puram naturam, scilicet sine vitiis quae inimicus homo superseminavit, Matth. 13. Haec enim non
sunt semen dei, nec ista deus plantavit, nec sunt eius opera nec ab eo facta nec deo propria, sed
inimico.
1° Übersetzung: „... denn er roill die Güte und neigt zur Güte, zur Güte, noie sie in sich selbst
(= in ihrem reinen Sein), unberührt pon diesem und oon jenem, oerharrt.“ Die Übersetzungen:
„Denn er noill das Gute und strebt zum Guten, im a n s i c h G u t e n selber schroebend, unberührt
pom D i e s u n d D a s." (B ü t t n e r), „for the inner man alnoays noants the good, tends tonoards
goodness, and soars into the good, unconcerned about this or that" (B l a k n e y) perfehlen den
richtigen Sinn. Vgl. die inhaltlich übereinstimmenden Stellen oben S. 25,1/2; 26,16 ff. u. S. ?8 f. Anm. ?8,

122
Anmerkungen 17—18 zu VeM S. 111

17 Dieses untiuricheit (vntrurikait M perderbt) ist sonst im Mhd. nicht belegt, kommt audi bei
Eckhart, sooiel ich sehe, nicht por, entspricht aber, noie H a m m e r i c h S. 85 bemerkte, dem mnl.
ondierheit.
1° Z. 11 enkein — 15 got. = RS. § II art. 14 (T h(é r y S. 166 f.) Proc. Col. I n. 22: Decimus
quartus: Nulla rationalis anima sine deo est, semen divinum est in nobis. Si habet bonum, sapientem
et diligentem opificem vel artificem, tunc recipit ipsum ipse incrementum, et crescit similis deo,
cujus est semen ipse, et fructus ejus efficitur similis una natura dei. Semen piri in pirum crescit, nux
in nucem, semen dei in deum. Antnoort Eckharts: RS. § III 1 art. 14 (T h é r y S. 191) Proc. Col. I n. 102:
Ad decimum quartum, cum dicitur: nulla rationalis anima est sine deo, etc., doctrina est et verba
Senece, in epistola 74, sententia Tulii de tusculanis questionibus, libro 3°, et doctrina Origenis in
omelia super 26. Illi pro se respondeant. Quinymo Johannis 3° dicitur: Omnis qui natus est ex deo,
peccatum non facit quoniam semen ipsius, dei scilicet, in eo manet. Vgl. auch RS. § IV 40 (T h é r y
S. 206) Proc. Col. I n. 151: Quia objiciunt vitiosa, ubi posui verba Tulii, Senece, glose Origenis, puta
de semine divino in anima, et Ia Joh. 3: qui natus est ex deo, peccatum non facit, quoniam semen
ipsius, dei scilicet, in ipso manet. — Vgl. In Gen. II n. 198: In quibus verbis (scil. Gen. 25,23: duae
gentes et duo populi) etiam innuit radices ipsas sive semina virtutum et vitiorum in hoc quod ait:
“de corde nostro procedunt' (= Matth. 15,19). Et hoc est quod Tullius l. III (c. 1 n. 2) De Tusculanis
quaestionibus mox post principium ait: »parvulos nobis dedit natura igniculos quos malis moribus
opinionibusque depravatis sic restringimus, ut nusquam naturae lumen appareat. Sunt enim ingeniis
nostris semina innata virtutum, quae si adolescere liceret, ipsa nos ad beatam vitam natura pro
duceret.« S e n e c a enim Epistula 74 (= Ep. ?3,16, noie D a n i e l s S. ? Anm. 1 schon feststellte), quae
incipit 'Errare mihi videntur' sic ait: »semina in corporibus humanis divina sunt. Quae si bonus
cultor excipit, similia origini procedunt et paria his, ex quibus orta sunt, surgunt; si malus, non
aliter quam humus sterilis ac palustris necat, ac deinde creat purgamenta pro frugibus.« In Sap.
n. 52: Ad hoc est quod S e n e c a, epistula 74 dicit: »Nulla sine Deo mens. Semina in corporibus
humanis divina sunt, quae si bonus cultor excipit, similia origini prodeunt, et paria his ex quibus
orta sunt. Si malum, non aliter quam humus sterilis ac palustris creat purgamenta pro frugibus.« —
Zu Z. 14 f. ogl. In Ioh. n. 4 (Lat. W., 3. Bd. S. 5,7 ff.): Ad evidentiam ergo eius quod dicitur: in
principio erat perbum usque ibi: “fuit homo missus a deo* notandum primo quod naturaliter et
generaliter, tam in divinis de quibus hic est sermo, quam etiam in naturalibus et artificialibus, sic
se habet quod productum sive procedens ab aliquo prius est in illo. Non enim procederet ficus a
ficulnea magis quam a vite sive piro arbore, nisi praeesset et prius esset in ipsa ficulnea. (ogl. die
Anm. 1 S. 6); Pf. S. 325,10 ff.: In dirre beider wise müezent vorgéndiu bilde in gote sin, wam allen
nâtiurlichen geburten ist daz gemein, daz nâtiurlich forme oder wesen des, daz dà geborn wirt, hât
sin gelich eins vorgênden bildes, der selben gestalt in einer nâtiurlichen art, als an dem menschen,
dâ diu gebernde kraft des vaters menscheit verglichet sich an des suns geborne menscheit, dâ von der
mensche gebirt einen menschen, der lewe einen lewen, der valke einen valken. Diu röse wahset ùz
einer rösen, niht ùz einem kapezstoc, daz fiur gebirt fiur. (ogl. Q u i n t S. 892 zu 325,12/13); In Ioh.
n. 134 (Lat. W., 3. Bd. S. 115,5 ff.): Primo quod productum sit, praesit et quodammodo prius sit in
suo principio; si quominus, iam productum esset a casu, nec producens produceret sibi simile, cuius
oppositum sensus indicat. Non enim colliguntur de spinis uvae aut de tribulis ficus, Matth. 7; n. 222
(S. 186,2 ff.): Quis quaereret, inveniret et nosceret a in b aut e converso? Quis inveniret et nosceret
hominem in specie leonis aut Martinum, ut Martinus, in imagine Petri? Quis quaereret aut inveniret
uvas in spinis, ficus in tribulis? Matth. 7: 'numquid colligunt de spinis uvas aut de tribulis ficus?”;
In Sap. n. 233: Adhuc autem tertio notandum quod genitum communius quidem et frequentius
assimilatur generanti, et in his quae suppositum respiciunt — puta quod albus album, leprosus
leprosum generat — et etiam in artificialibus, puta: exercitatus in aliquo et habituatus communiter,
ceteris paribus, filium generat aptum a natura ad simile artificium patris. Hinc est quod in lege
peccata patrum puniri dicuntur in filiis eo quod filii plerumque inclinantur et imitantur paterna
scelera.; — Z. 12 wisen möchte H a m m e r i c h (S. 8?) als Akkusatio oon wise = „Führer, Leiter“
auffassen im Hinblick auf die Bas-(M) Variante anwiser, die in Bas Z. 16 noiederkehrt. Idh halte das
„redit seltene Wort" (Hammeridi) wise indessen seiner im Zusammenhang des Textes unpassenden

123
Anmerkungen 18—20 zu WeM S. 111

Bedeutung „Führer, Leiter" noegen für unmöglidi und glaube, daß anwiser (BasM) bereits in der
gemeinsamen Quelle der beiden Hss. perderbt roar aus und wisen. Der Text der RS. scheint mir
fehlerhaft oder dodh ungenau zu sein: opificem vel artificem ist roohl nur, auch sonst begegnende
Übersetzung des deutschen werkman durch einen Doppelausdruck. Jedodh tunc recipit ipsum ipse
incrementum als Übersetzung pon Z. 12 f. s6 betrüejete er dester baz beruht dodi noohl auf einem
Mißperständnis des deutschen Textes, das pielleidht durch das sonst im Mhd. nidht belegte, aber nadi
H a m m e r i c h (S. 86) sicher pon mhd. trüejen — „gedeihen“ (mnl. droeien „gedeihen“) abgeleitete
betrüejete verursadht rourde. Die beiden maskulinen ipse zeigen, daß der Übersetzer die beiden er
(Z. 12 und 13) fälschlich auf werkman statt auf sâme (Z. 11) bezog, noie H a m m e r i ch bereits be
merkte. Dagegen ist die Angabe Hammerichs (S. 8?), daß Sta in Z. 15 tumben auslasse, unzutreffend,
und gerade dieses tumben benoeist m. E., daß in Z. 12 wisen = sapientem als Gegensatz zu tumben
ursprünglich sein mu/?.
1° O r i g e n e s, Hom. 13 n. 4 in Genesim (PG 12,234 f.), zitiert pon Eckhart: In Gen. II n. 193:
Rursus secundo: duae gentes et duo populi (Gen. 25,23) sunt imago caelestis et imago terreni, de
quibus 1 Cor. 15 (49): 'sicut portavimus imaginem terreni, portemus et imaginem caelestis'. De his
O r i g e n e s sic scribit: »imago caelestis intra te est et non extrinsecus venit. Intra te namque
collocata est imago regis caelestis, secundum illud: 'faciamus hominem ad imaginem et similitudinem
nostram'. Haec in te videri non potest, donec domus tua sordida est immunditiis et terrenis affec
tionibus, nec potest fluere seu lucere, quia Palaestini repleverunt eam terra * et fecerunt in te
imaginem terreni.« Tangit historiam et figuram, quae habetur post Genesi proximo capitulo
(26,14 ff.). »Filius dei pictor est huius imaginis. Et quia talis et tantus est pictor, imago eius obscurari
per incuriam potest, deleri per malitiam non potest. Manet semper in te imago dei, licet tu tibi
ipse superducas imaginem terreni. Istam picturam tu tibi ipse depingis.« Verba sunt O r i g e n i s.
Et subiungit post pauca: »per singulas quasque malitiae species velut diversis coloribus hanc
imaginem terreni tu tibi ipse depingis. Deprecandus est deus, qui cum deleverit omnes istos in te
colores, tunc resplendet in te imago illa, quae a deo creata est.« (pgl. unten S. 114,11 ff.). (K o c h).
Vgl. auch O r i g e n e s, Contra Celsum l. 4 n. 25 (PG 11, 1063), In Exod. Hom. 8 n. 6 (PG 12,359)
(S e e ro a l d).
*° Zu S. 111,22—112,24 ogl. A u g u s t i n u s De pera religione c. 26 n. 49 (PL 34,143 f.): Iste
dicitur novus homo, et interior, et coelestis, habens et ipse proportione, non annis, sed provectibus
distinctas quasdam spirituales aetates suas. Primam in uberibus utilis historiae, quae nutrit exemplis.
Secundam jam obliviscentem humana, et ad divina tendentem, in qua non auctoritatis humanae sinu
continetur, sed ad summam et incommutabilem legem passibus rationis innititur. Tertiam jam
fidentiorem, et carnalem appetitum rationis robore maritantem, gaudentemque intrinsecus in
quadam dulcedine conjugali, cum anima menti copulatur, et velamento pudoris obnubitur, ut jam
recte vivere non cogatur, sed etiamsi omnes concedant, peccare non libeat. Quartam jam idipsum
multo firmius ordinatiusque facientem et emicantem in virum perfectum, atque aptam et idoneam
omnibus et persecutionibus, et mundi hujus tempestatibus ac fluctibus sustinendis atque frangendis.
Quintam pacatam atque ex omni parte tranquillam, viventem in opibus et abundantia incom
mutabilis regni summae atque ineffabilis sapientiae. Sextam omnimodae mutationis in aeternam
vitam, et usque ad totam oblivionem vitae temporalis transeuntem in perfectam formam, quae facta
est ad imaginem et similitudinem Dei. Septima enim jam quies aeterna est, et nullis aetatibus
distinguenda beatitudo perpetua. Ut enim finis veteris hominis mors est, sic finis novi hominis vita
aeterna. Ille namque homo peccati est, iste justitiae. Vgl. Sermo VII n. 80 (Lat. W., 4. Bd. S. ?6,12 ff.):
Sequitur de homine interiori, mendico Lazaro, qui 'adiutus domini' vel “auxiliatus a domino' inter
pretatur. De quo dicitur: hic consolatur. Primo enim nutritur exemplis. Secundo humana obliviscens
tendit ad divina et ipsis innititur, Cant.: 'innixa super dilectum suum'. Tertio iam fidentior gaudet
intrinsecus in quadam dulcedine coniugali ita ut, si liceat peccare, non libeat. Quarto id ipsum
firmius (faciens et) emicans iam 'in virum perfectum', aptum omnibus mundi huius fluctibus ac
tempestatibus sustinendis et frangendis. Quinto omni (qua)-que pacatus et tranquillus vivit in
opibus et abundantia summae et ineffabilis sapientiae. Sexto omnimodae mutationis in vitam
aeternam et usque ad totam oblivionem vitae temporalis transeuntem (in) perfecta(m) forma(m),

124
Anmerkungen 20–28 zu VeM S. 111–113

quae facta est 'ad imaginem et similitudinem' dei. Septimo iam requies aeterna, nullis distinguenda
aetatibus, beatitudo perpetua; Sermo XII, 2 n. 131 (Lat. W., 4. Bd. S. 124,1 ff.): August in us
De vera religione 48 distinguit septem aetates sive progressus novi hominis, ubi dicit tertia aetate
carnalem appetitum rationis robore maritare, cum anima menti copulatur et velamento pudoris
obnubilatur, ut etiam si omnes concedant, peccare non libeat. Habet quartam aetatem 'in virum
perfectum', aptum persecutionibus et mundi huius tempestatibus ac fluctibus sustinendis atque
frangendis. Quintam pacatum omni exparte viventem in opibus et abundantia ineffabilis sapientiae.
Sextam transeuntem in perfectam formam, quae perfecta est 'ad imaginem et similitudinem' dei. –
Die Meinung B r eth a u e r s (Diss. S. 93 im Anschluß an Karrer , Das Göttliche in der Seele bei
M. Eckhart, Würzburg 1928, S. 64 f.), Eckhart nehme an der vorliegenden Stelle des VeM eine „echte
Korrektur“ an Augustinus vor, indem er ausdrücklich betone, „daß es nur 6 gräte gibt, noährend im
Sermo VII (Lat. W., 4. Bd. S. 78,2) Septimo iam requies aeterna etc. in Übereinstimmung mit
Augustinus „? aetates gezählt noerden“, ist irrig, und der Versuch Brethauers und Karrers, diese
angebliche Divergenz zur relativ-chronologischen Zeitbestimmung der Entstehung des BgT und des
VeM auszuroerten, ist daher müßig. Eckhart sagt zwar, nachdem er den 6. grät aufgeführt hat:
Würbaz noch hoeher enist enkein grät (112,22); noas bei ihm unmittelbar anschließt, ist jedoch inhalt
lich genau übereinstimmend mit dem, noas Augustinus (und Eckhart selbst im Sermo) über die
septima aetas sagt, und auch Augustinus selbst hebt diese septima aetas von den 6 voraufgehenden
ausdrücklich ab: Septima enim ja m quies aeterna est, et null is a et a tibus d ist in guen da
beatitudo perpetua. Diese septima aetas ist also tatsächlich kein grät mehr, den der inner und niuwe
mensche im irdischen Leben und in der Zeit erreichen könnte. S. 112,22 und dä usno. bezieht sich
natürlich nicht auf das, was über den sechsten grät vorher gesagt nourde, sondern auf das, was
Würbaz und hoeher als dieser 6. grät, eben die septima aetas ist, die kein grät mehr ist im Sinne der
voraufgehenden 6 gräte'. – Die Anmerkung, die Breth a u e r (Diss. S. 3? Anm. 1) dem in Ba2 an
Stelle des in S. 111,23 stehenden só überlieferten daz (dc, siehe den Var.-App.) noidmet, erledigt sich
als unbegründet durch die Übereinstimmung von M mit St.
* Zu milche pgl. etwa Hebr. 5,12; 1 Petr. 2,2; 1 Cor. 3,2.
* Ba2M haben guoter l., noas im Hinblick auf S. 111,23 f. näch dem bilde guoter und heiliger
liute als ursprünglicher erscheinen mag. Ich habe indessen die lectio difficilior guote aus St« in den
Text gesetzt und den Text so verstanden: „nicht nur die äußeren Vorbilder, (darunter) auch gute
Menschen . . .“
* Übersetzung: „. . . wirft die Furcht ab so, daß, wenn er ohne Argernis aller Leute (= ohne daß
er dadurch Argernis bei allen Leuten erregte) übel und unrecht zu tun vermöchte, es ihn doch nicht
danach gelüstete.“ Die Übersetzungen: „. . . noirft ab die Furcht. Ob er auch imstande wäre, un
gekränkt allen Leuten übel und unrecht zu tun, es gelüstete ihn doch nicht danach.“ (Büttner) und
„... and putting fear anway. And then, even if it were possible for him to be unjust or cruel to others
noith impunity, he noould not be satisfied to do so“ sind ungenau.
24 Übersetzung: „denn er ist durch Liebe so in gutem Eifer mit Gott verbunden, bis er (d. h. Gott)
ihn in Freude, Süße und Seligkeit versetzt und noeist.“ Der Text von Baz und M (Str.) scheint mir
gegenüber dem von St«, dem ich folge, unursprünglich. -

* Mhd. übernuz = „übermäßiger Ertrag“, „Fülle“ (vgl. Lex e r II, 1649). Wie H am m e r ich
(S. 85) bereits feststellte, findet sich das in St. und M überlieferte übernüsse in den mhd. Wörter
büchern nicht belegt. H. meint: „es ist vielleicht mit der Endung -nus/nis usno. von über abgeleitet
(„Überfluß“), könnte aber auch von (ge)niezen herstammen (übernüsse „überreichliches Genießen“).
* Vgl. etwa Sermo XX n. 208 (Lat. W., 4. Bd. S. 193,8 ff.): Tertio nota quod interior homo nullo
modo est in tempore aut loco, sed prorsus in aeternitate. Ibi oritur deus, ibi auditur, ibi est, ibi
loquitur deus et solus. 'Beati qui' ibi 'audiunt verbum dei'. Ibi homo interior spatiosissimus est, quia
magnus sine magnitudine. – Z. 21 übergewandelt ist sonst noeder bei Eckhart noch in den mhd.
Wörterbüchern belegt. – Z. 21 götlich bilde entspricht S. 113,2 daz bilde götlicher natüre und götliches
wesens, S. 112,21 f. gotes kint entspricht S. 113,3 gotes sun.
*7 Vgl. oben. Anm. 19.
* Vgl. Pf. S. 81,29 f.: Diu sunne schinet in der naht, si ist aber bedeket. Tages schinet si unde

125
Anmerkuugen 28–32 zu VeM S. 113–114

bedeket elliu anderiu lieht; S. 367,1? ff.: Wan als diu sunne mit irm schine die ganze welt überschinet,
si werde danne von dem gewülke gehindert, alsó schinet diu gnäde des heiligen geistes in aller
menschen herzen, si werde denne von unsern sünden gehindert; ähnlich: In Gen. II n. 194: Secundum
hoc optime exponitur, quod Matth. 25 dicitur: 'cuius est haec imago et superscriptio?' Imago enim
proprie est, quod in anima a deo est concreatum, non superinductum ab extra sive superscriptum et
quasi affixum de foris et ab alio. Et hoc est quod sequitur ibidem: 'reddite quae sunt caesaris', idest
mundi principis, 'caesari', id est mundo – secundum illud: 'nolite conformari huic saeculo' – 'et
quae sunt dei deo'. Abducato enim et abiecto his, quae mundus suprascripsit, resplendet imago dei,
ut dictum est, illustrandototum regnum animae.
* Ahnlich: Pf. S. 488,11 f.: . . . als der sunnen schin tuot den siechen ougen wé unde den gesunden
wol unde belibet doch der schin unwandelbére an ime selber.
” Vgl. In Ioh. n. 575: Exemplum videmus quod imago educitur de ligno vel de lapide, nihil
immutando, sed solum expurgando, excidendo et educendo. Quibus eductis manu artificis imago
apparet et elucet; sic et in nobis ea quae superinducta et superscripta sunt, non sinunt apparere nee
nos sentire, quid sumus. Str. sagt in der Anm. zur vorliegenden Stelle S. 53 zu 45,22 ff.: „Vgl. noch
Pahncke, Eckhartstudien s. 10; auf die gleiche anschauung Michel Angelos noies Hauck 289 hin, s. auch
H. Grimm, Michel Angelo * 2,152f.“ Sieh auch Brethauer Diss. S. 90 „Vom Bild im Holz“ (1);
Dionysius Areopagita Theol. myst. c. II (PG 3 col. 1025/6).
* Vgl. August in us De trin. XII c. ? n. 10 (PL 42,1003 f.), von Eckhart zitiert: In Gen. 11
n. 130: His praemissis dicit August in us quod »una imago« est »tota illa« mentis »substantia«.
Sed »ex quaparte conspectam consulit veritatem, imago dei est«; et »quantumcumque se extenderit in
id quod aeternum est, tanto magis inde formatur ad imaginem dei, et non est cohibenda, ut se inde«
»temperet«. Ex qua veroparte mens ipsa »quadam intentione derivatur ad actionem rerum tem
poralium« gubernandam et dirigendam, etiam si trinitatis possit inveniri, »non tamen imago deix.
Propter quod »periculosa est nimia in inferiora progressio« et ideo cohibenda. Haec autem dicit
Augustinus significata 1 Cor. 11 (3) ubi dicitur quod vir est caput mulieris, viri caput Christus;
et infra (F): 'vir non debet velare caput suum, quoniam imago et gloria est dei'; sed (cf. 10) mulier
debet velamen habere super caput; (11) verumtamen neque vir sine muliere, neque mulier sine viro
in domino'; vgl. auch In loh. n. 26? (Lat. W., 3. Bd. S. 223,6 ff.): Et August in us dicit quod
praesentiam dei et trinitatis in abdito mentis non percipit, qui foris est, secundum illud: »mecum
eras, et tecum non eram«, »intus eras, et ego foris« (sieh die Anm. 3 zur Stelle). – Zu S. 114,1 f. vgl.
DW 1 S. 184,6ff.: Ein geschrift sprichet: den mannen sol daz houbet blöz sin und den vrouwen
bedecket; sieh die in der Anm. 3 dort verzeichneten deutschen und lateinischen Parallelen: Pf.
100,34 ff.; 401,11 f.; 591,23 ff.; DW 1 S. 275,3 ff.; Lat. W., 3. Bd. S. ?2,3 ff. und Anm. 2. See no a ld
vernoeist noch auf folgende Stellen: August in us De trin. XIV n. 18 und n. 23 (PL42, 1050, 1055);
En. in Ps. 63 n. 11 (PL 36,765); En. in Ps. 98 n. 4 (PL 37,1261); Ep. 140 n. 5? (PL 33, 562/63); Pf. S. 59,4ff.:
110,21 ff.; 250,31 ff.; Pro c lus In Platonis Alcibiadem priorem (ed. Creuz er Frankfurt a. M. 1820)
p. 116. - -

* Str. setzt unverständlicherweise hinter kéret einen Doppelpunkt. Übersetzung: „alles das
der Seele, noas sich niederrvärts noendet, das empfängt eine Decke, ein Kopftuch von dem, zu dem es
sich hinroendet; das aber der Seele, noas sich aufnoärts trägt, das ist reines Bild Gottes, unverdeckte
Geburt Gottes, bloß in bloßer Seele“ (vgl. die oben Anm. 31 zitierte Augustinus-Stelle). Die
Übersetzung Blakneys : “That to nohich the soul inclines tends alnoays to become like a cover
or a hood; but in being lifted up, the soul is made naked before the idea of God, for God's begetting;
the image of God ist unveiled and free in the open soul of the aristocrat; and the Son of God, the
seed of the dipine nature is not extinguished even though it be covered up.“ ist also ungenau. Zudem
zeigt sie, daß Strauch das richtige Verständnis des Textes durch falsche Interpunktion auch hier
verbaut hat, indem er S. 114,5 den Punkt hinter sèle noegläßt und hinter Z. ? werde setzt, noo
durch der Zusammenhang zwischen Z. 5 Von – ? werde als Vordersatz mit dem folgenden David
Zitat als Nachsatz unterbunden noird und der Vordersatz unvollständig in der Luft hängen bleibt.
Vgl. die gleiche Satzkonstruktion oben. S. 113,1 ff. – Zu S. 114,3 ff. vgl. Pf. S. 114,38 ff. (DW 1
S. 33?,12 ff.): Diu séle ist alzemäle man, dä si ze gote gekèret ist. Dä diu sèle her nider sleht, dä heizet

126
Anmerkungen 32–37 zu VeMS. 114–115

sivrouwe; aber dá man got in im selber bekennet und got dä heime suochet, dá ist si der man. Nü
was verboten in der alten é, daz kein man vrouwenkleit an sich legete, noch vrouwe manneskleit.
Denne ist si man, só si einvalticliche in got dringet sunder mittel. Aber só si ihtesiht her üz luoget,
dä ist si ein vrouwe; DW 1 S. 287,1 f.: Swaz der séle in dirre werlt ist oder in dise werlt luoget und
swä ir iht begriffen ist und üzluoget, daz sol si hazzen (vgl. die Anm. zur Stelle).
* Zu Z. 11–14 vgl. DW 1 S. 291,? ff.: Noch ein wörtelin von der sèle und denne niht mér: “Ir
töhter von Ièrusalem, niht enmerket mich, daz ich brün bin! Diu sunne hät mich entverwet, und
diukint miner muoter hänt wider mich gestriten.' Hie meinet sidiu kint der werlt; ze den sprichet
diu sèle: swaz diu sunne, daz ist lust der werlt, swaz mich des beschinet und berüeret, daz machet
mich dunkel und brün. Brün enist niht ein ganziu varwe; ez hät etwaz liehtes und ouch tunkelheit.
Swaz diu sèle gedenket oder gewürket mit irn kreften, swie lieht daz in ir si, doch ist ez gemenget.
Dar umbe sprichet si: 'diu kint miner muoter hänt wider mich gestriten.' Diu kint, daz sint alle die
nidern krefte der sèle; die stritent alle wider sie und vehtent sie ane; vgl. die S. 291 Anm. 5 ver
zeichneten Parallelen. – Z. 12 haben Ba2 und Mwan statt aber. Dieses wan entspricht dem quia des
Cant. Cant. 1,5, paßt aber nur, noenn es noie das quia an Z. 11 daz ich brün bin anschließt, nicht
dagegen, nachdem Z. 11 ich – 12 gestalt = Cant. Cant. 1,4 zroischengeschaltet nourde. Hier noäre es
nur angängig in der Bedeutung: wan = niuwan daz „jedoch“, „indessen“.
* Vgl. die Pred. 16 b Quasi vas auri solidum, DW 1 S. 263 ff., insbesondere S. 264,8 ff.: Anders
(d. h. als beim körperlichen Gefäß) ist ez umbe daz geistliche vaz. Allez, daz dar in enpfangen wirt,
daz ist in dem vazze und dazvaz in im und ist dazvaz selbe. Allez, daz daz geistlich vaz enpfaehet,
daz ist sin natüre. Gotes natüre ist daz, daz er sich gibet einer ieglichen guoten sèle, und der sèle
natüre ist daz, dazsi got enpfaehet; und diz mac man sprechen von dem edelsten, daz diu sèle
geleisten mac. Dä treget diu séle daz götliche bilde und ist gote glich.
* Die Hss. haben alle allein, noas m. E. in den Zusammenhang nicht paßt und schon im gemein
samen Prototyp der 3 Hss. leicht aus allem verderbt sein konnte. Hammerich (S. 98) gibt im
„Nachtrag“ an: allem B(a2). Strauch las allein. Die Hs. läßt beide Lesungen zu.
* Vgl. oben S. 44,27 ff. und S. 94 Anm. 159.
*7 S. 114.21 Allerleie – 115,3 ist. = RS. S II 1 art. 15 (T h é r y S. 16?) Proc. Col. I n. 23: Decimus
quintus: Omnis distinctio est deo aliena. Non est distinctioneque in natura divina, neque in personis.
Probat: natura ipsa est una et hoc unum est. Quelibet persona est una et id ipsum unum quod ipsa
natura est. (Théry sagt S. 16? Anm. c): „Cajoute: Quelibet persona est et tres personae simul hoc ipsum
unum sunt. Cette phrase ne se lit pas dans la rédaction allemande; et c'est à tort que le P. Daniels
l'insère dans le texte de l'accusation.“ Antnoort Eckharts: RS. S III 1 art. 15 (Théry S. 191) Proc. Col. 1
n. 103: Ad decimum quintum, cum dicitur: omnis distinctio est deo aliena, etc., clarum est. Hoc enim
negare, est deum negare, et ejus unitatem. Deuteronomii 6: Audi Israel deus tuus; deus unus est.
Bernardus 5° De consideratione, sic ait: »Deus unus est quo modo aliud nichil. si dici possit unissimus
est«, et infra: »Compara uni huic omne quod unum dici potest, et unum non erit; trinitas est tamen
deus«; et infra: »quid sibi vult iste absque numero numerus«. Et hoc ibidem diffuse pertractat
Bernardus. „Gutachten“ art. 25 (Pelster S. 1122, 16–19): xxv" articulus sic habet: Item scribit
quod omnis distinccio est a Deo aliena neque in natura neque in personis. probatur]; nam (rpohl
perderbt aus natura) ipsa est una et hoc unum, et quelibet persona est una et id ipsum unum quod
natura. Bulle art. 24 (Arch. II S. 638 f.): Vicesimusquartus articulus: Omnis distinctio est a deo
aliena, neque in natura neque in personis, probatur: quia natura ipsa est una et hoc unum, et
quelibet persona est una et id ipsum unum, quod natura. – Es kann sein, daß in Z. 2 hinter ein in
den Hss. (bzw. schon in ihrer gemeinsamen Vorlage) und ist daz (oder diz?) ein (= RS. et hoc unum
est) infolge von Homöoteleuton ausgefallen ist. H am m er i c h (S. 85 f.) und Karrer - Piesch
(S. 141) haben an der Übersetzung des Textes durch die RS. Anstoß genommen. Hammerich sagt:
„Der Einschnitt ist noahrscheinlich nach jungste anzusetzen, denn ich bin der erste und der jungste
stimmt nicht zum Folgenden, ist aber der passende Beleg zur vorhergehenden Ausführung, als deren
Ergebnis M. E. ausspricht: allerlei mittele ist gotte froemde. Eine Übersetzung dieser Worte ist der
Plussatz der Rf. omnis distinctio est deo aliena nicht, hängt noohl aber doch irgendnoie damit zu
sammen. – Aus dem Probat erhellt, daß der Übersetzer an dieser Stelle etwas noeggelassen hat, und

127
- -
Anmerkungen 37–41 zu VeM S. 115

der deutsche Text bestätigt dies. – In der lat. Hs. ist hoc unum est wahrscheinlich durch einen ein
fachen Abschreibefehler hinter das erste et geraten, während der richtige Platz hinter dem zweiten
et ist.“ H. ändert denn auch in seiner Wiedergabe des RS.-Textes die Textfolge und schreibt: . . .
Probat: natura ipsa est una, et quelibet persona est una, et hoc unum est id ipsum unum quod ipsa
natura est. Dies halte ich nun für sicher verfehlt und sehe im Gegenteil den Text und die Textfolge
in der RS. als ursprünglicher denn den in den Hss. überlieferten Wortlaut an, wie die Übersetzung
genoiß schon erkennen lassen noird: „die Natur selbst ist eins und ist das Eine, und jegliche Person
ist eins und ist das selbe Eine, das die Natur ist.“ Wenn H. den Textabsatz hinter jungeste ansetzt
und sagt, daß das Schriftzitat als „passender Beleg zur voraufgehenden Ausführung“ stimme, so
plädiert umgekehrt Karrer-Piesch dafür, daß der Texteinschnitt mit Str. hinter S. 114,21 vremde
anzusetzen ist, da Allerleie – vremde „als Abschluß des bei Eckhart so häufigen Gedankens, daß der
Mensch aller vermittelnden Bilder und seiner selbst ausgehen müsse, um ein Sohn Gottes zu noerden
und den Sohn zu nehmen in des Vaters Schoß.“ Mir scheint, daß sich die Zugehörigkeit des Schrift
zitats roeder zum Voraufgehenden noch zum Folgenden mit Epidenz dartun läßt. Die RS. hat ihn
nweggelassen, ebenso „die für die Orthodoxie entscheidende Klausel“ (Karrer-Piesch) Z. 2 näch der
natüre einicheit. Sicher ist Omnis distinctio est deo aliena die Entsprechung des deutschen Satzes
S. 114,21 Allerleie mittel ist gote vremde. Es noird sich nur schnoer entscheiden lassen, ob das lateinische
distinctio = underscheit oder das deutsche mittel = lat. medium ursprünglich ist. Beides paßt m. E.
in den gedanklichen Zusammenhang des Textes. Zum Inhalt des inkriminierten Artikels pgl. etwa:
DW 1 S. 1?2,2 ff.: Nü sprichet man, daz kein einunge groezer si, dan daz die drie persönen sin ein
got . . . Ich predigete einest in latine, und daz was an dem tage der drivalticheit, dó sprach ich: der
underscheit kumet von der einicheit, der underscheit in der drivalticheit. Diu einicheit ist der under
scheit, und der underscheit ist diu einicheit. Ie der underscheit mér ist, ie diu einicheit mèr ist, wan
daz ist underscheit äne underscheit. Waeren dä tüsent persönen, só enwaere doch dä niht dan einicheit.
(vgl. S. 1?3 Anm. 1); Pf. S. 51?,1 ff.: Dä stirbet der geist alsterbende in dem wunder der gotheit, wand
er in der einekeit enhät kein underscheit; daz persönliche verliuret sinen namen in einekeit. Dä der
geist üf nihte an einekeite bestät, dä verliuret er daz mitel von gotlicher art.; In Ioh. n. 548: Tertio
sic: unitas, ut dictum est, appropriatur patri; consummatio autem et beatitudo nostra consistit in
uno. Unde pater et filius et spiritus sanctus beatificant, ut unum sunt. In uno enim nulla distinctio
prorsus est. Propter quod et ipsae relationes personarum non sunt distinctae in essentia nec ab
essentia, iuxta illud in figura Genesis: 'tres vidit et unum adoravit'; vgl. auch n. 511 ff.; In Sap.
n. 144 ff.; vgl. auch oben S. 41,1? ff. – Zu S. 114,21 pgl. etnoa Pf. S. 142,6 ff.: Wère enkein mitel
zwischent gote unde der sèle, alzehant sèhe si got, wan got hät dekein mitel niht, er enmac ouch
kein mitel liden. Wère diu séle alzemäle enploezet oder enteket von allem mitel, só wère ir got
enploezet oder enteket, und gèbe ir sich alzemäle. Alle die wile só diu séle niht enteket noch
enploezet ist von allem mitel, swie kleine daz ist, só siht si got niht.
* Übersetzung von Z. 1–5: „Unterschiedenheit gibt es noeder in der Natur Gottes noch in den
Personen gemäß der Einheit der Natur. Die göttliche Natur ist Eins, und jede Person ist auch Eins
und ist dasselbe Eine, das die Natur ist. Die Unterschiedenheit zwischen Sein und Wesenheit noird als
Eins gefaßt (in das Eine zurückgenommen Schulze - Ma iz ie r). Erst da, noo es (scil. dieses Eine)
nicht mehr in sich verhält, da empfängt, besitzt und ergibt es Unterschiedenheit.“
* Vgl. oben S. 46,14 ff.
40 Zu Z. 9 ff. vgl. oben. Anm. 37: DW 1 S. 172,2 ff. und oben S. 41,16 ff.; zu Z. 11 f. vgl. etwa Pf.
S. 56,35 und die folgende Anm. -

* Zu Z. 11–18 vgl. Ambrosius Theodosius M a cro bius , Commentarii in Somnium Scipionis


I c. 6 n. ?–10 (ed. Fr. Eyssen h a r dt, Bibl. Teubn., 1893) p. 496,30–498,2: unum autem, quod
uovdç, id est unitas, dicitur, et mas idem et femina est, par idem atque impar, ipse non numerus, sed
fons et origonumerorum. (8) Haec monas initium finisque omnium neque ipsa principii aut finis
sciens ad summum refertur deum eiusque intellectum a sequentium numero rerum et potestatum
sequestrat, nec in inferiore post deum gradu frustra eam desideraveris. Haecilla est mensex summo
enata deo, quae vices temporum nesciens in uno semper, quod adest, consistit aevo, cumque, utpote
una, non sit ipsa numerabilis, innumeras tamen generum species et de se creat et intra se continet.

128
Anmerkungen 41—43 zu VeM S. 115—116

(9) Inde quoque aciem paululum cogitationis inclinans hanc monadem repperies ad animam referri.
Anima enim aliena a silvestris contagione materiae tantum se auctori suo ac sibi debens simplicem
sortita naturam, cum se animandae immensitati universitatis infundat, nullum init tamen cum sua
unitate divortium. Vides, ut haec monas, orta a prima rerum causa, usque ad animam ubique integra
et semper individua continuationem potestatis obtineat. (10) Haec de monade castigatius quam se
copia suggerebat nec te remordeat, quod cum omni numero praeesse videatur, in coniunctione
praecipue septenarii praedicetur: nulli enim aptius iungitur monas incorrupta quam virgini. (11)
Huic autem numero, id est septenario, adeo opinio virginitatis inolevit, ut Pallas quoque vocitetur.
Nam virgo creditur, quia nullum ex se parit numerum duplicatus, qui intra denarium coartetur,
quem primum limitem constat esse numerorum: Pallas ideo, quia ex solius monadis fetu et multi
plicatione processit, sicut Minerva sola ex uno parente nata perhibetur; Eckhart zitiert die gleidhe
Macrobius-Stelle perkürzt: In Sap. n. 149: Et hoc est quod manifeste dicit M a c r o b i u s libro I
Commentariorum suorum, longe ante medium, in haec verba: »unum quod monas, id est unitas,
dicitur, non numerus, sed fons et origo omnium numerorum. Initium finisque omnium, nec ipsa
principii neque finis sciens ad summum refertur deum; in inferiori post deum gradu frustra eam
desideraveris. Cumque, utpote una, non sit ipsa numerabilis, innumerabiles tamen species generum
de se creat et intra se continet.« Hucusque verba M a c r o b i i ; In Ioh. n. 555: Decimo sic: unum
quod monas, id est unitas, dicitur, ut ait M a c r o b i u s, non numerus, sed fons et origo omnium
numerorum est, initium finisque omnium, principium et finis nesciens ad summum refertur deum,
innumerabiles species et de se creat et intra se continet, et cum se immensitati universitatis infundat,
nullum init cum sua unitate divortium. Hucusque verba M a c r o b i i ; In Gen. II n. 15 (K o c h). —
Z. 15 f. ze dem vierden mâle persteht H a m m e r i c h (S. 93 Anm. 19) nadh seiner eigenen Angabe
nidit, und die Übersetzer haben es mißperstanden: „(Und jener selbe Meister), den noir nun sdhon
zum pierten Male anführen (bemerkt ...)" (B ü t t n e r), „(Derselbe Meister), auf den id midh nun
mehr zum pierten Male berufen kann, (betont audi ...)" (S c h u l z e - M a i z i e r), „The same
authority, to nohom I nono refer for the fourth time ...“ (B l a k n e y). Der „heidnische Meister“ (scil.
Macrobius) hat aber dodh deutlich in den drei poraufgehenden Sätzen drei Aussagen über das ein
(die monas) gemadht und schließt nun die dierte Z. 16 daz diz ein usno. an (ogl. den Macrobius-Text
oben: nulli enim aptius iungitur monas incorrupta quam virgini).
** Id habe dieses ist, das in Sta fehlt, ergänzt, noeil ich annehmen zu dürfen glaubte, daß BaaM,
bzno. bereits ihre Quelle, das Textstück Z. 25 und — 26 ist infolge pon H o m ö o t e l e u t o n perloren
haben. -

“ Zu S. 115,20 ff. pgl. In Ioh. n. 52?: Sequitur cadens in terram. Hic notatur humilitas: humus
enim terra est; ideo ab humo humilitas dicta est. Unde et homo ab humo dicitur, quia de terra factus
est.; Sermo XXII n. 214 (Lat. W., 4. Bd. S. 199,3 ff.): 'Hominem', id est humilem, ab humo. Humilis
autem actus est: »spernere mundum, spernere nullum, spernere sese, spernere se sperni.« Item quod
humus sive terra est fructifera, et quare. Vel “hominem', scilicet rationalem, ab intellectu, qui est
»separatus« ab hic et nunc, a materia »impermixtus«. (ogl. unten Z. 24 ff.); Sermo XX n. 206 (Lat. W.,
4. Bd. S. 192,2 f.): Unde ergo dicitur homo ab humo humilitatis. (pgl. audi die Anm. 2 zur Stelle); In
Ioh. n. 95 (Lat. W., 3. Bd. S. 82,5 ff.): Vel dic breviter quod deus illuminat quidem omnem hominem
penientem in hunc mundum, sed homo qui non est humilis, ab humo, non est. Homo enim ab humo
dictus est. Rursus homo non est qui secundum rationem non vivit. Homo enim animal rationale
est... Praeterea homo non est qui omnia inferiora subiecta sibi non habet, Psalmus: 'quid est homo?'
Et sequitur: 'omnia subiecisti sub pedibus eius'; Pf. S. 8?,13 ff. Homo tiutet als vil als daz vollekomen
ist unde dem nihtes gebristet. Homo, der mensche, meinet als vil als der von der erde ist, unde meinet
dèmüetikeit. Diu erde ist daz niderst element unde lit enmitten und ist alzemâle umbegriffen mit
dem himel und emphàhet ganz des himels influz... Homo sprichet in einer andern wise als vil als
fiuhtekeit unde meinet als vil als der begozzen ist mit gnäden, unde meinet, der démüetige mensche
der enphâhe zehant den influz der gnâden. In dem influzze der gnâden klimmet ùf alzehant daz
lieht der vernünftekeit, dà glenzet got in ein unbedeckelichez lieht. Der alsus krefteclichen begriffen
wêre in disem liehte, der wère als vil edeler wider eime anderen menschen als ein lebender mensche
wider eime, der gemâlet ist an der want. Daz lieht ist só kreftic, daz ez niht alleine in sich beroubet

9 G d bar t, ® 5 129
Anmerkungen 43—46 zu WeM S. 116

ist zit unde stat, mér: swâ ez sich úf giuzet, daz beroubet ez zit unde stat und aller liphafter bilde
und alles des daz (siehe Q u i n t S. 24? zu 8?,29) frömde ist. Ich hab ez mé gesprodhen: enwêre zit
noch stat noch anders niht, só wêre al ein wesen. Der alsus ein wêre unde sidh verwürfe in den grunt
der démüetekeit, der würde dà begozzen mit gnâden; In Ioh. n. 318: Homo. Nota: homo ab humo
dicitur et ab humo humilitas. Debet ergo humilis esse qui ad deum vult venire; humilitas enim est
scala caelestis qua deus descendit sive venit ad hominem et homo ad deum, ut ait A u g u s t i n u s
in sermone De assumptione beatae Mariae... vera autem humilitas est qua quis se toto subicitur
soli deo. Secundo: homo ab intellectu et ratione homo est. Intellectus autem abstrahit ab hic et nunc,
et secundum genus suum nulli nihil habet commune: impermixtus est, separatus est, ex III De
anima... Esto talis: humilis, scilicet subiectus deo, separatus a tempore et continuo impermixtus,
nulli nihil habens commune: venis ad deum, et deus ad te; pgl. audi RS. § III 4 art. ? (T h ér y S. 202,
2. Absatz) Proc. Col. I n. 140 und J. K o c h , Nic. Cusanus, 4 Predigten im Geiste Eckharts, S. ?6,144:
Nota, quod homo nominatur a forma principali, scilicet intellectuali, quae non est de hoc mundo,
sed venit in hunc mundum „descendens a patre luminum". — Zu S. 116,2 mit nihte niht gemeine
pgl. nodh etnoa Sermo VI, 2 n. 5? (Lat. W., 4. Bd. S. 5?,2): ... cor mundum est, quod cum nihilo nihil
habet commune; oben S. 11,9. Zum Ganzen ogl. auch H a m m e r i c h S. 84 f.
** Z. 10 f. alle menschen — 11 bekantnisse = A r i s t o t e l e s Met. I c. 1 (A c. 1, 980 a 21): Omnes
homines natura scire desiderant. (mtdvteg öv0pumrou τοῦ eibévai öpéYovtoi qpύσ€1). Zitiert: In Ioh.
n. 6?1; Pf. S. 3?9,36 f.: Alle menschen begerent der wisheit von nâtûre, ... ogl. audi DW 1 S. 164,15 f.:
Nù sprichet ein m eis ter, daz kein mensche enist só tóreht, er enbeger wisheit.
** Der Baz-Text, den Str. mit folgender Interpunktion noiedergibt: ... wann joch besser ding
enist nit. bekentnüsse ist guot., ist ganz offensidtlidi perderbt und banal, ebenso noie die Über
setzungen: „. . . noie es denn ein Besseres audi garnidit gibt. Erkenntnis ist sdiledhthin gut.“
(B ü t tn e r), „... da ja gar kein besser Ding ist. Erkenntnis ist gut.“ (Schulze- Maizier). In Wahr
heit sagt Eckhart: „und alle Menschen begehren pon Natur aus nach Erkenntnis, denn selbst schlechter
Dinge Erkenntnis ist gut“; ogl. In Sap. n. 140: Sic enim intellectus essentiam rerum accipit praeter
id quod accipiat earum accidentia et multo magis praeter rerum vitia. Propter quod scientiae malorum
bonae sunt, et scire malum bonum est.; In Ioh. n. 506: Adhuc autem, quia proles genita a cognoscibili
verbum ipsius est, cum amore notitia, secundum A u g u s t in um, nec posset esse sine amore, quia
etiam eorum quae displicent notitia amatur et complacet, ...; In Ioh. n. 509: Unde et D am a s c e n u s
dicit quod verbum non expers spiritus, et A u g u s t in u s quod verbum cogitatum notitia cum amore
est. Semper enim notitia placet, etiamsi quod noscitur displiceat.; vgl. audi B o et h i u s, De diff.
top. l. 2 (PL 64, 1184 b): “Mali quippe notitia deesse bono non potest; virtus enim sese diligit et
aspernatur contraria, nec vitare vitium nisi cognitum queat.* T h o m a s, S. c. gent. I c. ?1: Item.
Verum est bonum intellectus (Eth. Nic. VI c. 2, Z c. 2, 1139 a): ex hoc enim aliquis intellectus dicitur
bonus quod verum cognoscit. Verum autem non solum est bonum esse bonum, sed etiam malum esse
malum: sicut enim verum est esse quod est, ita verum est non esse quod non est. Bonum igitur
intellectus etiam in cognitione mali consistit. Sed, cum divinus intellectus sit perfectus in bonitate,
non potest sibi deesse aliqua intellectualium perfectionum. Adest igitur sibi malorum cognitio ...
Praeterea. In nobis malorum cognitio nunquam vituperatur secundum quod per se scientiae est,
idest secundum iudicium quod habetur de malis: sed per accidens, secundum quod per malorum
considerationem interdum aliquis ad mala inclinatur. (Hinroeis auf Thomas pon K o c h). — Die
falsche Interpunktion Strauchs im Verfolg seiner falschen Textkonstituierung verführte B r e t h au e r
(Diss. S. 65) dazu, unter der Überschrift „Die Parataxe" unsere Textstelle zu zitieren: „Unoerbunden
stehen z. B. besonders prägnante, fast formelhafte Sätze, noie ... (48,18) 'bekenntnùsse ist guot', die
durch das Fehlen eines “denn' oder 'nämlich' an Wucht und Einprägsamkeit genoinnen.“ (!)
** Vgl. DW 1 S. 133,2 ff.: Sant A u g u s t i n u s sprichet: swenne die engel die créatúren âne got
bekennent, daz ist ein àbentlieht; aber swenne sie die créatúren in gote bekennent, daz ist ein
morgenlieht.; vgl. die dort Anm. 1 derzeichneten Parallelen: A u g u s t i n u s De Gen. ad. litt. l. IV c. 23
n. 40 (PL 34,312): Multum quippe interest inter cognitionem rei cuiusque in Verbo Dei, et cognitionem
eius in natura eius; ut illud merito ad diem pertineat, hoc ad vesperam; ebenda c. 24 n. 41 (PL 34,313):
Quapropter cum sancti angeli, quibus post resurrectionem coaequabimur ... semper videant faciem

130
Anmerkungen 46–47 zu VeM S. 116

Dei, Verboque eius unigenito . . . perfruantur, in quibus prima omnium creata est sapientia; procul
dubio universam creaturam, in qua ipsi sunt principaliter conditi, in ipso Verbo Dei prius noverunt,
in quo sunt omnium, etiam quae temporaliter facta sunt, aeternae rationes, tanquam in eo per quod
facta sunt omnia; ac deinde in ipsa creatura, quam sic noverunt tanquam infra despicientes, eamque
referentes ad illius laudem, in cuius incommutabili veritate rationes secundum quas facta est, prin
cipaliter vident. Ibi ergo tanquam per diem . . .; hic autem tanquam per vesperam: sed continuo fit
mane . . ., quia non remanet angelica scientia in eo quod creatum est, quin continuo referat ad eius
laudem atque charitatem . . .; in qua veritate stando dies est.; Thomas I q. 58 a. 6ad 2: Ad secun
dum dicendum quod matutina et vespertina cognitio ad diem pertinet; idest ad angelos illuminatos,
qui sunt distincti a tenebris, idest a malis angelis. Angeli autem boni, cognoscentes creaturam, non
in ea figuntur, quod esset tenebrescere et noctem fieri; sed hoc ipsum referunt ad laudem Dei, in
quo sicut in principio omnia cognoscunt. Et ideo post vesperam non ponitur nox, sed mane . . .,
inquantum angeli cognitionem praecedentis operis ad laudem Dei referunt. Meridies autem sub
nomine diei comprehenditur, quasi medium inter duo extrema. Vel potest meridies referri ad cogni
tionem ipsius Dei, qui non habet principium, nec finem; Pf. S. 111,2 ff.; 122,39 ff. Seuse hat oben
Z. 12–1? ist. noörtlich in sein „Büchlein der Wahrheit“ übernommen, vgl. Bihlmeyer S. 346,21 bis
347,6 (worauf Str. in der Anm. zu 48,19–25 S. 53 schon hinnwies): Es sprechent die lerer: swenne man
bekennet die kreature in sich selber, daz heisset und ist ein abentbekentnisse, wan so siht man die
kreature in bilden etlicher underscheide; so man aber bekennet die kreature in gotte, daz heisset und
ist ein mörgenbekentnisse, und so schöwet man die kreature ane allerley underscheit, aller bilden
enbildet und entglichet aller glicheit in dem einen, daz got selber in sich selber ist. – Zu Z. 16 ent
bildet . . . entglichet vgl. oben Z. 3; Pf. S. 235,Z ff.
* Nach Heinrich Roos, Zur Datierung von Meister Eckharts Trostbuch (ZfdPh 57, 1932, S. 224
bis 233) hat Eckhart die hier vorgetragene Fragestellung und die Beantrvortung der Quaestio „Utrum
beatitudo hominis consistat in actu hominis rectoaut reflexo“ des Johannes de Pol l i a c o ent
nommen, der die genannte Quaestio im Zusammenhang eines Quodlibets im Advent 1312 oder in
der Fastenzeit 1313 an der Universität Paris vorgetragen hat (a. a. O. S. 232). Sie richtete
sich nach Roos gegen etliche liute (oben Z. 23), noorunter Thomisten zu verstehen sind, die im
Gegensatz zu Franziskanern und in Abroeichung von Thomas, der die Seligkeit in der Schau Gottes
beruhen läßt, die vollständige Seligkeit (completive) als in der benoußten Erkenntnis der Gottesschau
bestehend ansehen. Die Argumente, die Eckhart vorträgt, sind nach Roos die gleichen, die Joh. p. P.
gegen die These aufführt; R. stellt die Entsprechungen zwischen Eckhart und Joh. v. P. S. 226f.
synoptisch gegenüber. Nach R. ist die thomistische These erst durch die Quaestio des Joh. v. P. „im
Schuljahr 1312/13“ aktuell und dadurch Eckhart bekannt gervorden. „Sie taucht“, so meint R., „im
Schrifttum des Meisters von Hochheim nur an der Stelle im Sermon vom Edlen Menschen auf“ (a. a. O.
S. 230). „Dieser Sachverhalt noäre unverständlich, noenn die in Frage kommende Ansicht eine scharf
pointierte Eigenlehre M. E. noäre.“ „Es ist auch kaum denkbar, daß Jean de Pouilly, der ausgesuchte
Gegner der Mendikanten, bei dem Mönch Eckhart in die Schule gegangen ist.“ „Es bleibt so nur die
dritte Möglichkeit: die Quaestio Jean de Pouillys ist die Quelle für die Stelle in
Eckharts Sermon vom guten Menschen“ (a. a. O. S. 230) . . . „Daraus folgt aber, daß der
Sermon vom Edlen Menschen kurz nach dem II. Pariser Aufenthalt M. E. gepredigt noorden ist. Das
Trostbuch dürfte also 1314 oder et no as später entstanden sein.“ (S. 253). Die An
nahme Roos', daß die fragliche These nur an der vorliegenden Stelle des Sermons vom Edlen Menschen
auftauche, ist nun aber irrig. Sie begegnet auch In Ioh. n. 108 (Lat. W., 3. Bd., S. 93,6 ff.): adhucautem
et error dicentium beatitudinem consistere in actu quidem intellectus, sed reflexo, quo scilicet
actu homoscit se scire deum. De quibus notavi plenius in Opere quaestion um. Hier ist also
gesagt, daß E. sich mit der fraglichen These im verlorenen Opus quaestionum ausführlich ausein
andergesetzt habe, und noeiterhin ist in der Anm. 3 auf Duran dus de S. Porciano Sent. I d.
1 q. 2 (Parisiis 1508, f. 15 L–M) vernwiesen, der ad instantiam quandam respondet quod delectatio quam
beati habent de deo supponit non solum actum simplicem quo cognoscimus deum, sed reflexum
quo cognoscimus nos videre deum . . . Et quod arguitur quod tunc actus reflexus magis de propinquo
se haberet ad beatitudinem quam fruitio, dico quod verum est. Nam forte idem actus per essentiam

9* 131
Anmerkung 47 zu VeM S. 116

est quo beatus videt deum et videt se videre deum, sed ut fertur in deum dicitur rectus, ut autem
fertur in visionem dei dicitur reflexus. Et si hoc est verum, tunc actus reflexus secundum id quod est
essentialiter pertinet ad beatitudinem, fruitio autem nunquam. Siautem actus reflexus sit alius ab
actu recto, adhuc magis depropinquo sehabetad beatitudinem quam fruitio. - In einer breiten Behand
lung von Ioh. 1?,3 (Haec est vita aeterna etc.) In Ioh. n. 673 ff., in der es eingangs heißt: Beatitudo utrum
consistat in actu intellectus vel voluntatis antiqua quaestio est, gibt Eckhart, noie sonst an vielen
Stellen, dem Intellekt den Vorrang vor dem Willen und sagt dann n. 678 f.: Beatitudo autem, deus
ipse, primum est et infinitum. Notavi de hoc diffusive in nostris quaestion ibus. Duo tamen
ad praesens sunt advertenda. Primum est quod deum cognoscere dicitur hic esse vita. Ratio est,
quia sicut vivere viventibus est esse, sic intelligere intellectui ut sic est vivere. Dicitur autem vita
aeterna, quia secundum Augustinum De trinitate in abdito mentis anima semper meminit, semper
intelligit, semper amat, et in libro De immortalitate animae dicit quod ex adhaesione rationis
superioris, supremi scilicet et intimi animae, (cum regulis aeternis) sortitur et accipit anima humana
suam immortalitatem. Secundo est advertendum quod dicitur vita aeterna esse, ut cognoscant deum
solum. Non enim sufficit nec est vita aeterna nisi cognoscatur deus solus; est enim littera sic
ordinanda: haec est vita aeterna, ut cognoscant te perum deum solum, idest nihil tecum cognoscant,
nihil praeter te. Ratio est: actus enim et potentia, a qua egreditur, accipit id quod est se toto a suo
obiecto, ut supra dictum est. Unde siquid cognoscerem obiective cum deo vel praeter deum, iam
non essem beatus. Propter quod Christus consulit potius quam praecipit non habere patrem nisi
unum 'qui in caelis est', et iterum deum diligere 'ex toto corde, ex tota anima, ex tota mente, ex
totis etiam viribus'. Patet ex praemissis quod beatitudo non est in actu reflexo, quo scilicet homo
beatus intelligit sive cognoscit se deum cognoscere. Wie man sieht, hat Eckhart also zu mehreren
Malen und an verschiedenen Stellen in Übereinstimmung mit Johannes de Polliaco zur fraglichen
These Stellung genommen, so daß, noie mir scheint, Roos' noichtigstes Benveisargument für die Datie
rung des VeM und zugleich des BgT hinfällig noird. Durandus hat jedenfalls in seinem Sentenzen
kommentar (um 1308/09) die von Eckhart an der vorliegenden Stelle des VeM behandelte Frage schon
vor Johannes de Polliaco vorgetragen. Sieh auch oben. S. 6 und S. 107. – Während der Korrektur
erscheint Roos' Aufsatz „Zur Abfassungszeit von Meister Eckeharts Trostbuch“ (Orbis Litterarum,
Tome IX, Fasc. 1, 1954, S. 45–59), in dessen Schlußteil R. sein „Hauptargument“ gegen meine Ein
roendungen in BgT (Quint) S. 13? Anm. 3?, die ich hier im voraufgehenden noiederholt habe, zu ver
teidigen, bzno. zu stützen sucht. Ich kann nicht näher auf diesen Stützungsversuch eingehen und muß
mich auf einige andeutende Bemerkungen beschränken. Wenn ich a.a.O. S. 138 am Schluß der An
merkung 13? schrieb: „. . . so daß Roos' noichtigstes Benoeisargument für die Datierung des VeM und
zugleich des BgT hinfällig wird“, so bezog sich das auf die sehr bestimmte Behauptung Roos', Eckhart
habe die fragliche Lehre vom actus reflexus nur an der vorliegenden Stelle des VeM behandelt und
auf die ebenso bestimmte Behauptung Roos', die „einschneidende Lehre“ sei vor des Johannes de
Polliaco Quodlibet nicht behandelt noorden, Eckhart könne sie also erst durch dieses Quodlibet
kennen gelernt haben. Roos muß aber nun in seinem neuen Aufsatz selbst feststellen, daß Je an
Qu i dort „die fragliche These schon 1282–1284 . . . vorgetragen“ hatte (S. 56) und sagt dann (S. 5?):
„Die ganze Fragestellung roar also lange vor 1307–1308 bekannt, als Durandus de S. Porciano in einer
Entgegnung »ad instantiam quandam« (sieh oben in dieser Anm.) seine Auffassung, die sich im
noesentlichen mit der des Jean Quidort deckt, kurz formuliert.“ Eckhart kann also durchaus un
abhängig von und vor des Johannes de Polliaco Quodlibet die „actus-reflexus“-Lehre kennen
gelernt und selbständig zu ihr Stellung genommen haben. Und er tat es nicht nur im VeM und nicht
nur an zwei Stellen des Johannes-Kommentars, den Roos ohne z no in g en de Berpeismomente
noährend des znoeiten Pariser Aufenthaltes Eckharts und später als des Johannes de Polliaco Quodlibet
entstanden sein läßt, sondern, roorauf ich nachdrücklich hinroies, insbesondere im verlorenen Opus
quaestionum, u. zw. plenius, bzw. diffusive. Über dieses noichtige Selbstzeugnis Eckharts aber
geht Roos S. 56 in der Anmerkung 54 mit der Bemerkung hinnveg: „Danach dürfte auch dieses Werk
noährend seines zweiten Pariser Aufenthaltes entstanden sein.“ Das kommt einer petitio principii
gleich und das alles nur, auf daß Eckharts Auslassungen über die „actus-reflexus“-Lehre und damit
die Entstehung des Trostbuches mit der Predigt VeM n a c h des Johannes de Polliaco Quodlibet und

132
Anmerkungen 47–49 zu VeM S. 116–117

also nach 1312/13 datiert noerden müsse. Und doch sieht sich Roos am Schluß seines Aufsatzes (S. 59)
zu der sehr einschränkenden Bemerkung gedrängt: „Ob sein (= Eckharts) Hinnoeis im Johannes
evangelium (und im verlorenen Opus quaestionum) sonoie im Sermon Vom edlen Menschen durch das
Quodlibet des Johannes de Pouilly allein veranlaßt (eben das hatte Roos behauptet und ich be
stritten) oder der gerade damals »modernen« Fragestellung der scholastischen Kreise entnommen
nwurde, soll dahingestellt bleiben.“ BgT und VeM mögen tatsächlich um 1314 und nicht, noie Théry
meint, zwischen 1308 und 1311 entstanden sein, und Roos führt im ersten Teil seines Aufsatzes Gründe
auf, die für seine Datierung sprechen oder doch sprechen können. Nur sein „Hauptargument“,
das er der von ihm behaupteten Abhängigkeitsbeziehung Eckharts zu Jean de Pouilly entnehmen zu
können glaubte und, noenn auch stark abgeschnoächt, noch entnehmen zu können glaubt, bleibt m. E.
erschüttert, um nicht zu sagen: seiner Benoeiskraft beraubt. – Zu Z. 28 ff. vgl. J. K. o c h , Nic. Cusanus,
4 Pred. im Geiste Eckharts, S. 116,15: Unde tota felicitas consistit in visione . . .
* S. 116,28–117,4 nourde von Seuse in sein „Büchlein der Wahrheit“ noörtlich übernommen
(rvie Strauch bereits angab), sieh Bihlmeyer S. 346,8–16: Die lerer sprechent, daz der sele
selikeit lit ze vorderlichest daran: so si schöwet got bloz, so nimet si alles ir wesen und leben und
schepfet alles, dazsi ist, als verre si selig ist, von dem grunde dis nihtes, und weis, nach disem anblike
ze sprechenne, von wissenne nüt, noch von minne, noch von nüte alzemale. Si gestillet ganz und alleine
in dem nihte und weis nit denne wesen, daz got oder daz nit ist. So si aber weis und bekennet, daz
si daz niht weis, schöwet und bekennet, daz ist ein usschlag und ein widerschlag us disem ersten
uf sich nach naturlicher ordenunge. (Und wan disü innemunge us der selben adren getrungen ist, hier
umb so macht du verstan, wie es sich gruntlich haltende ist.) – Zu Z. 4 üzslac und ein widerslac
pgl. Bihlmeyers Anm. S. 346 zu Z 1 f.: „usschlag (vgl. Vita 189,13) = exitus bei Thomas (De perit.
q. 2 a. 2 ad 2), d. i. das Wiederzusichkommen des Geistes, auf das der widerschlag . . . = reditus, die
Reflexion folgt. Den Vorgang schildert anschaulich der hl. Bernhard, sermo 41 in Cant. n. 3; De dil.
Deo 10 n. 27.“ Zu widerslac = reflexio vgl. Pf. S. 103,27; 150,26; 234,1?; 41?,10; 517,34. Übersetzung
Z. 2–4: „Wenn sie aber noeiß und erkennt, daß sie Gott schaut, erkennt und liebt, so ist das ein
Ausschlag (aus dem Ersten) und ein Rückschlag auf das Erste der natürlichen Ordnung nach.“ Der
üzslac ist näch natiurlicher ordenunge das Sich-nach-außen-Wenden des Geistes auf das Erkenntnis
objekt, der widerslac ist der Akt des Benoußtroerdens des ersten Aktes in der reflexio.
* Daß in dem ganzen Textabschnitt Z. 5–12 überall wiz = „noeiß“ und nicht wise = sapiens
gemeint ist, hat Hamm er i c h (S. 76) besonders betont, noienoohl Büttner in seiner Übersetzung
bereits das Richtige bot. Erläuternde Übersetzung: „denn niemand erkennt sich als noeiß als der, der
tatsächlich noeiß ist. Darum gründet und trägt derjenige, der sich als roeiß erkennt, (sein Wissen) auf
dem Weiß-Sein auf, und er schöpft sein Erkennen nicht unmittelbar und noch ohne (Vor-)Wissen
pon der Farbe; sondern er nimmt die Erkenntnis ihrer und das Wissen um sie von dem, das gerade
rpeiß ist und schöpft also das Erkennen nicht rein aus der Farbe an sich, sondern schöpft Erkennen
und Wissen von Gefärbtem bzno. Weißem und erkennt sich als roeiß. Wei ß es aber ist viel minder
noertiger und äußerlicher als das Weiß - S ein. Etnoas anderes ist die Wand und das Fundament,
auf das die Wand aufgebaut ist.“ In Z. 10 konjizierte Str. mit Bütt n er sich wissen wise statt des
überlieferten Wiz und sonvohl Schulze – Ma iz i er noie Bla k n ey folgen dieser Anderung:
„Sich noeiß no issen, ist noeit unerheblicher und noeit äußerlicher, als noeiß sein.“ (Büttner), „Sich
rveiß nois sein, ist etnoas viel Geringeres und viel äußerlicher denn noeiß sein.“ (Schulze -
Mai zier), „To knoro that one is nohite is far short of being nohite, and quite external to it.“ Geroiß
soll durch den ganzen Vergleich der Unterschied zwischen dem Wissen um die Schau Gottes und der
Schau selbst verdeutlicht noerden, aber dem Wissen um die Schau entspricht im Vergleich das ein –
zeln e (konkrete) Wei ß e (der Träger des Weißseins), noährend der Schau selbst die Weiße,
das Weiß-Sein (= albedo) entspricht. An sehr vielen Stellen seines lateinischen Werks behandelt
Eckhart das Verhältnis des album zur albedo, vgl. etnoa In Ioh. n. 1?2 (Lat. W., 3. Bd. S. 141,9 ff.):
Nam et ipsa albedo prior est albo, in quantum album est, nec posset intelligi quis albus, nisi prius
intelligatur albedo. (vgl. die dort Anm. 3 verzeichneten Parallelen); Lat. W., 4. Bd. S. 24,10 ff.:
Secundo nota quod sic in ipso sunt omnia, ut si aliquid sit non in ipso spiritu sancto, spiritus sanctus
non est deus. Sicut si aliquid esset album praeter aut extra albedinem, albedo non esset albedo,

133
Anmerkungen 49—53 zu WeM S. 117

siquidem albedine omnia sunt alba, sic quod non est in esse, sed praeter aut extra esse, nihil est;
Sermo XXIII n. 219 (Lat. W., 4. Bd. S. 205,12 ff.): Constat autem quod omne quod est album, ab
albedine et ab ipsa sola, nullo alio, et ab ipsa immediate est album. Igitur multo fortius omne »verum,
a quocumque dicatur, a spiritu sancto«, qui est veritas, et ipso solo sine medio quolibet est verum;
In Eccli. n. ?0: Sic enim albedo in se non est alba nec dealbat, sed est id quo dealbatur; in esse est
quidem albedo, sed dealbare in esse absconditur, extra vero facta dealbat; unde quod iam factum
est, in ipsa albedo erat et vita erat, si albedo et alba viverent, secundum illud iam supra...; In Sap.
n. 206: Notandum quod nemo potest esse iustus sine iustitia, sed nec albus sine albedine, quocumque
alio dato...; In Ioh. n. 620: Ex his sic arguo: nemo novit iustitiam nisi habens intra se esse iustitiae,
et sic de aliis donis vel gratiis spiritus sancti, sicut nec potest cognoscere alba nisi habens in se
speciem et prolem albedinis. In Ioh. n. 393: pictor facit parietem album, et hoc ipso quo fit albus fit
similis generaliter omnibus quae alba sunt, ipsam albedinem formaliter plus et minus participantia,
... album enim solam albedinem significat...; Dgl. audi Pf. S. 144,10 ff.: Sol ich geverwet sin, só muoz
ich an mir hán, daz zuo der varwe hoeret. Niemer mè wirde ich geverwet, ich enhabe daz wesen der
varwe an mir; 144.2? ff.: Machet man die want wiz, in dem daz si wiz ist só ist si glich aller wizi.
Aber der si swarz machet, só ist sie tôt aller wizi. RS. § III 1 art. ? (T h é r y S. 189) Proc. Col. I n. 95;
§ III S. 186, Zeile 6 f. pon unten, Proc. Col. I n. 82; II art. 59 (T h é r y S. 26?) Proc. Col. II n. 142;
§ II 3 art. 5 (T h é r y S. 1?2) Proc. Col. I n. 38.39. — Zu Z. 6 bùwet pgl. RdU S. 42,3 f.:... da das ein
grund wer, da alle gútte uff gebuwet möchte werden, der wer nüt on diss. — Z.? und 9 haben alle Hss.
si statt er, ebenso Str., ein offenbarer Fehler, der noohl schon in der gemeinsamen Vorlage aller Hss.
stand und den B ü t t n e r durch Übersetzung mit „man" zu umgehen sucht, noährend S c h u l z e -
M a i z i e r si mit „die Seele" übersetzt. — Zu Z. 11 f. ogl. den ähnlichen Vergleich In Ioh. n. 552: Sicut
apud nos sensibiliter paries debilis et ruinosus exigit et indiget propter suam, imperfectionem ful
cimento supportante.
50 Vgl. In Ioh. n. 100 (Lat. W., 3. Bd. S. 86,10 ff.): Exempli gratia: oculus si haberet aliquem
colorem sive aliquid coloris, nec illum videret colorem nec aliquem (ogl. oben S. 28,9 ff.). Adhuc autem
amplius: si visus haberet aliquem actum quemcumque etiam sui ipsius, iam ut sic non esset capax
visibilis, ut visibile est.; In Exod. n. 6: Sic enim videmus quod de colore et sapore nec visus iudicat
nec gustus, sed sensus communis superior utroque, ut dicitur II De anima (II t. 145, 146, ITc. 2, 426 b
12—29). Adhuc autem nec de sui ipsius actu habet iudicare sensus particularis, ut ibidem dicitur
(II t. 136, I'c. 2, 425 b 12—1?), sed et hoc iudicium ad superiorem pertinet, sensum scil. communem;
T h o m a s, S. theol. I q. ?8 a. 4 ad 2: sensus proprius iudicat de sensibili proprio, discernendo ipsum
ab aliis quae cadunt sub eodem sensu; sicut discernendo album a nigro vel a viridi. Sed discernere
album a dulci non potest neque visus neque gustus: quia oportet quod qui inter aliqua discernit,
utrumque cognoscat. Unde oportet ad sensum communem pertinere discretionis iudicium, ad quem
referantur, sicut ad communem terminum, omnes apprehensiones sensuum; a quo etiam percipiantur
actiones sensuum, sicut cum aliquis videt se videre. Hoc enim non potest fieri per sensum proprium,
qui non cognoscit nisi formam sensibilis a quo immutatur; in qua immutatione perficitur visio, et
ex qua immutatione sequitur alia immutatio in sensu communi, qui visionem percipit. — Eckhart
meint also Z. 14 f. mit der ander kraft, dà von ez bekennet, daz ez sihet, den sensus communis, noie die
Entsprechung bei J o h a n n e s p. P o l l i a c o , die Roos (a. a. O. S. 22?) aufführt, zeigt: Sensus
particularis est cognoscere objectum, sensus vero communis est cognoscere immutationem sensus
particularis...; pgl. audi DW 1 S. 335,5 ff.: Ein gröz meister sprichet: etwaz daz ich sihe wirt geliutert
und gegeistlichet in minen ougen, und daz lieht, daz in min ouge kumet, enkoeme doch niemer in die
sèle, enwære diu kraft, diu enoben ist.
51 Zu Z. 14—18 pgl. In Eccli. n. 13: ... sicut videmus quod oculum sive visum nihil movet vel
trahit nisi color et coloratum; omne aliud est ipsi per accidens omnino, puta quod sit homo, lignum
vel lapis.
5* Vgl. oben S. 115 Anm. 47: In Ioh. n. 673 ff.
** Ubersetzung: „Wie sollte der Mensch sich als Gott erkennend erkennen, der sich selbst nicht
erkennt?“, und znoar, noie die folgenden Ausführungen deutlich noerden lassen, eben deshalb sidh
selbst nicht erkennt, noeil bei der reinen Gottesschau, ohne Reflexion, eben der Mensd, nichts als Gott

134
Anmerkungen 53–59 zu VeM S. 117–118

und in ihm sich und alle Dinge nur als Gott erkennt. Daher kann also der Mensch, der ja in Gott eben
sich selbst gar nicht, es sei denn als Gott erkennt, sich auch nicht als Gott erkennend erkennen. Die
Übersetzung Büttn ers: „Wie soll man sich denn auch als Gotterkennenden erkennen, noo man sich
selber nicht kennt!“, Schulze - M aizi ers: „Wie sollte der Mensch sein Gotterkennen erkennen,
der er sich selber nicht mehr kennt!“ und Blak n e ys : „A person can hardly knoro that he knoros
God rohen he does not knoro himself!“ sind zum mindesten mißverständlich.
* Übersetzung: „Wenn die Seele erkennt, daß sie Gott erkennt, so erkennt sie (Wesens
bestimmungen) von Gott und (erkennt) sich (selbst)“, d. h.: sie erkennt dann nicht nur den „bloßen,
reinen“ Gott (den deum nudum ab omni addito, etiam cogitatu, vgl. Lat. W., 4. Bd. S. 94,6 f.), sondern
sie erkennt die Wesensinhalte und -bestimmungen der gekleideten gotheit (vgl. etroa oben S. 41,5 f.)
und erkennt in diesem Akt reflektierter Schau in Gott auch sich selbst als Gott erkennend. Bütt –
n er s Übersetzung: „Sobald aber die Seele noeiß, daß sie Gott erkennt, so roeiß sie zu gleich von
Gott und von sich“ ist mißverständlicher als die Bla k n eys : „To be conscious of knorping God is
to knöno about God and self.“
* Vgl. oben. S. 116,13 ff. und Anm. 50: Statt von hieß es vielleicht ursprünglich: vor, also dá
vor = „oben“, „im poraufgehenden“.
* Vgl. oben S. 34,14 ff. und S. 84 Anm. 116, dazu In Ioh. n. 142 ff. (Lat. W., 3. Bd. S. 119,13 ff.),
noo im Vergleich zwischen Johannes (d. Täufer) und Christus das Verhältnis von alteratio und
generatio unter ? Gesichtspunkten dargelegt wird. S. 123,3 ff. heißt es: Sexta est quod alteratio et
generatio se habent ut prius et posterius diversis respectibus. Est enim generatioprior et posterior
quam alteratio intentione et natura, alteratiovero prior est generatione solo tempore: sic de Iohanne
et Christo. Et hoc est quod hic dicitur Ioh. 1: 'hic est de quo dixi: post mevenit vir qui ante me
factus est, quia prior me erat'. Nota, duo dicit: 'ante me factus est' et "prior me erat'. Dupliciter enim
forma prior estalteratione: primo quidem, ut ipsa est in apprehensione et intentione operantis,
secundo quod ipsa est finis, terminus, quies exsecutionis et alterationis. Vgl. In Ioh. n. 325: Hinc est
secundo quod materia quantum ad fieri sub aliqua forma indiget dispositionibus quibusdam
mediantibus, tum quia actus activorum sunt in patiente disposito, tum etiam quia agens physicum
non possetagere nec tangere quidem materiam nudam. Quantum autem ad esse non sic, quin immo
cum esse ex sui natura sit actus primus, necesse est, ut interesse et substantiam materiae nullum
cadat medium nec dispositio, esse autem formae est et ipsamet forma . . . Differenter enim se habet
omnis res in natura, ut dictum est, in suo fieri et in suo esse: fieri enim, distinctum ab esse, ad
imperfectionem pertinet et ad imperfecta, esse autem ad perfectionem et ad perfecta et ad ipsam
causam primam, quae deus est per se et immediate . . . Fieri ergo imperfectionis est, esse veroper
fectionis; In Sap. n. 19: Hic primo notandum est quod rerum fieri est quidem a causis secundariis,
esse autem rerum omnium, sive naturalium sive artificialium, ab ipso Deo solo est immediate, utpote
primum et perfectum. – Übersetzung von S. 11?,9–11: „Gott aber gibt zunächst allen Kreaturen das
Sein und nachher erst in der Zeit und doch ohne Zeit und auf jenoeils besondere Weise (= und sunder)
alles das, noas dazu (d. h. zum jeroeiligen Wesen des einzelnen Dinges) gehört.“ Z. 11 zü der cit
Ba2M und Str. statt dar zuo (St4) halte ich für unursprünglich. Die Übersetzungen Büttner s :
„Gott gibt, allem zuvor, da s S ein – allen Kreaturen, und da r n a c h erst – innerhalb der Zeit,
doch sonder Zeit und Weise – auch alles, noas an ihnen der Zeitlichkeit angehört“, Schulze –
Mai ziers: „Gott aber gibt aller Kreatur zuerst das Sein, und darnach erst gibt er in der Zeit –
und doch zugleich auch sonder Zeit – alle die Eigenschaften, noelche zur Zeitlichkeit gehören.“ und
Blak n e ys: „God begins by giving creatures existence. That is nohere time comes in, and all the
properties of things which belong to timeexisting beside the timeless“ geben m. E. nicht den richtigen
Gedanken noieder. Koch vermutet, daß hinter Z. 11 sunder” etnoas ausgefallen ist, vielleicht mittel,
noas ich ebenfalls für möglich halte.
*7 Vgl. In Ioh. n. 326: Propter quod dicimus quod spiritus sanctus per prius datur animae quam
dona sua ex parte dantis, ipsa vero dona per prius recipiuntur ex parte suscipientis. Ahnlich: Pf.
S. 234,10 ff.
** Ahnliche Wendung: oben S. 60,11; Pf. S. 280,30.
* Vgl. Sermo VII n. 82 (Lat. W., 4. Bd. S. ?9,6): Sicut etiam est de calore et forma substantiali

135
Anmerkungen 59–62 zu VeM S. 118–119

ignis; vgl. die dort Anm. 1 verzeichneten Parallelen: Pf. S. 316,1 f.: Fiur unde hitze daz ist ein unde
doch verre von eim. (= Par. a n. S. 114,19 f.); Jost e s S. 111,30 ff.: ioch [da] dy hycze ist in deme
fure, da ist [si] der rechten nature des fuers also verre alse der himel ist von der erden.
" Es noird also deutlich, daß Eckhart das et reverti des Schrifttextes als das Benoußtnoerden der
Gottesschau deutet, das er zwar als notwendiges Ingredienz der Seligkeit ansieht (s. oben. S. 118,13 ff.),
nicht aber als das die Seligkeit begründende Moment.
* Mit dem gleichen Schrifttext eröffnet Eckhart das Prooemium seines Johanneskommentars,
Lat. W., 3. Bd. S. 3,2 ff.; er zitiert es noeiterhin etnoa In Eccli. n. 9; In Ioh. n. 568.
* Vgl. oben S. 46,14 ff.; 30,12 ff.

136
TRAKTAT 2 (Pf. Nr. XVII S. 543–578, Diederichs RdU)
DIE REDE DER UND ERSCHEIDUNGE

Handschriftliche Überlieferung (sieh Diederichs Diss. S. 3–17, Spamer PBB 34 S. 395–397, 420,
Stammler ZfdA 59 S. 183–202, Fahrner S. 28):
B17 f. 97r–144r; vgl. Die der ich s Diss. S. 6.
Die Kapitelüberschriften sind von anderer Hand in Rot nachträglich eingeschoben. Die
Kapiteleingänge sind durch Initialen, das erste Kapitel durch eine fünfzeilige Initiale
hervorgehoben. Datierung (1472) am Schluß des Textes, sieh den Var.-App.
f. 1v–86r; vgl. Die derichs Diss. S. 12 (Br= Braunau, Privatbibl. des Dr. Langer)
Textfolge: (1v–28 r) S. 185,1 Daz–218,12 noilt. + (28 r–v) 219,4–8 séle. + (28 v–47 v) 224,7
Waz–248,11 üznvendic. + (47v–70r) 260,1 War umbe–283,5 ernwegen ? + (70r –72v) 221,2
noan–224,6 untróst. + (72v–74v) 249,1 Wie–251, 10 bekomen. + (74v–75r) 252,13–253,3 nách
volgen. + (75r–78r) 284,9 Der–288,5 besten. + (78r–v) 295,2 Snoer–5 benemen. + (78v)
291,9–11 gote. + (78v–79r) 284,3 Dem–7 gote. + (79 r–v) 309,3 Der–5 got. + (79 v–86r)
294,9–306,2 habenne.
Es fehlen also die Textstücke: S. 218,13 Nü–219,4 minne”.; 219,8 Disiu–221,2 ane:; 251,10
Wan–252,13 meinet; 253,4 Nü–259,11 erbildest.; 283,5 Enmac–284,2 enpfünde.; 288,6 Dä–
291,9 noerk ".; 292,1 Nü–294,8 niht-noerdenne. ; 306,3 Nü–309,2 si.
Auf f. 43v (Kas f. 255r) hinter S. 245,7 kéren und f. 53r (Kas f. 259r) hinter S. 267,5 armuot
befinden sich zwei längere Plusstücke, sieh den Var.-App. und Diederichs Diss. S. 52.
Die gleiche Textfolge mit denselben Lücken und Plusstücken in Kas. Zur Textfassung
von BsoKas vgl. Die de richs Diss. S. 48ff. und unten S. 161 und 173 f.
Das Textstück S. 295,2–5 (f. 78r–v) lautet (mit beigefügten Varianten von Kas f. 269v):
WEr alle ding nvill / besiczen ond nem- / en der müß vor alle / ding begeben diß ist / ain
geleicher kauff / ond ain gleiche bezalung (78v) Daromb (noar omb Kag) als sich got selb-/
er pnnd alle ding (ding fehlt Kas) dem mentschen zü ainem / frey aigen noill geben /
dardmb noill er jm / alle aigenschaft gar / vnnd zümal benem- / en. Im Var.-App. nicht
berücksichtigt.
Die Kapitelüberschriften sind von derselben Hand in Rot geschrieben, nicht immer durch
neue Zeile vom Schluß des voraufgehenden Kapitels abgesetzt. Auf f. 78r findet sich nach
Schluß des zusammenhängenden RdU-Textes, vor Beginn der noch folgenden Exzerpte
die rot geschriebene Notiz: Hie endent sich die red pnd die sticklach (sieh unten S.173).
Die Kapitelanfänge und Anfänge der Exzerpte sind durch rote Initialen gekennzeichnet.
f. 203 r–209v, Fragmente = (f. 203r) S. 187,6 in–7 got. + 7 Dá–8 wil, + 188,3 In–4 di
nen. + 187,1 Snoá–2 ingän; + 190,3 Daz–7 dinc. +9 Daz–(203v) 12 ist. + 191,3 niht–
4 got. + 192,4 niemer–6 niht. + 8 daz”–(204r) 1943 irret. + 3 Er–4 geläzen. + 6
snoaz–7 si”, + omnia reliquit qui voluntatem habendi deseruit et qui sibi nichil retinuerit
+ 195,3 er–4 begern; + 5 als”–6 noaeren + qui pult penire post me abnegatse ipsum
+ 196,3 Nim–4 aller beste. + 7 Dü–8 läzenne. + 197,1 Ez– (204v) 3 dinen. + 4 Dá” –
5 andersnoá. + 198,7 daz–9 si. + 1 man”–3 heiligen. + 199,2 Der–6 läzenne. + 200,6
der– (205r) 8 ist. + 201,3 Wem–202,1 lüterlichen; + 4 und–5 stete. + 8 Und– (205v)
203,5 unglicheit. + 9 dü–204,1 dem, + 8 noan – dinc. + 2 daz –3 hindert, +

Die Hs. wurde 1935 von der Staatsbibliothek Berlin erworben, erhielt die Signatur
germ. oct. 697 und wird aufbewahrt in der Westdeutschen Bibliothek Marburg/Lahn.

9* 137
Traktat 2

5 niht–6 guote + 205,2 Diz–(206r) 4 noise, + 5 Der–8 got, + 9 Der–206,1 gotes. +


jnardenter s (i)tienti qui quid quod (st. quidquid ?) agat sitis semper presens assistit
ymago (Hs. ijgo) quanto ardencius sitit tanto intimius pñkalius (?) et magis continue
occurrit + 13 Der–unruonoe. + 207,2 hie –(206 v) 10 lernen; + 208,1 er–üeben,
+ 4 muoz – 6 brilichen + 11 Alsó– (207 r)209,4 kunst. + 9 snoá– 10 binden; +
11 noir- 13 é, + Et nos sy miles hoc extra item + 214,1 Diu–4 sünden, + item quia
näo (?) / ocurro (? 1. o über d. Zeile) nisi qui legit item + 215,4 tugent–5 noillen. +
217,7 In–8 f. noürken + 218,1 noellen–2 glich. + nulli paruus (?) est census (?) item +9
Dä–(207 v) 12 noilt. + 219,3 Hie–8 séle. + 10 Nü–220,2 niht; + 224,11 Rehte–(208r) 225,5 in.
+ 227,5 Daz–10 daz. + 228,11 snoaz–229,2 gotpar. + 230,3 und–4 süezicheit. + diligentibus
deum omnia cooperantur in bonum + 238,8 Wäre–9 gote; + 259,8 minne”–9 sicherheit. +
244,7 diu–(208v) 245,3 si. + 247,1 Disiu–2 got, + 245,3 In–246,1 pine, + 247,2 in–(209r)
5 sorge, + 5 noan–7 si. + 8 und–9 dingen. + 248,2 Ouch–3 büezent. + 246,6
Ouch–9 gemeinet. + 5 Ie–6 sünde. + 249,9 Der–(209v) 11 dinc. + 250,7 Dü– 251,5
ane. + 260,4 Dar–6 möhten. + 261,2 daz–3 si.
Der Text beginnt auf f. 203r mit einer großen, grün verzierten Initiale und ist ohne
irgendeine Überschrift durchgeschrieben. Er gehört eindeutig zur x-Gruppe (sieh unten
S. 152). Wie die obige Textfolge erkennen läßt, finden sich in ihr einige unbedeutende Text
verschiebungen. Die Schreiberin hat manches mißverstanden oder verschrieben, so auch
in den kurzen lateinischen Einschüben, die z. T. deutlich Übersetzung von Stückchen des
deutschen Originaltextes sind.
Die kurze Beschreibung der Hs. (germ. 4° 1241) in H. De gering, Kurzes Verzeichnis der
germanischen Handschriften der Preussischen Staatsbibliothek, 1926, S. 214 bezeichnet
das Textexzerpt als „Geistliche Ermahnung". Identifiziert von Quint; im Var.-App. nicht
berücksichtigt.
f. 375rb–384rb, Fragmente = (f. 375rb–375va) S. 196,7 Dü–198,9 si. + (375va–376ra) 199,2
Der–200,8 ist. + (376ra–377rb) 201,3 Wem–202,10 ist. + Schrifttext (sieh unten zu f. 376va)
+ 203,1 Der–204,10 gehindern. + (377rb–378rb) 215,6–218,12 noilt. + (378va–381ra) 224,7
Waz–231,10 sünden«. + (381ra – 382rb) 232,3 Der–235,11 noerden. + (382rb –382vb) 236,2
Diu–238,6 noirt. + (383ra –383rb) 8 Wäre–239,9 sicherheit. + (383rb–384rb) 240,2 Ez
–244,3 mér'.
Wie der Vergleich mit N. (sieh unten) erkennen läßt, stimmt Ba2 im Textbeginn und in
der Textfolge mit N. überein, bietet allerdings nur einen Teil des wesentlich umfang
reicheren Nº-Textes. Daß die beiden Texte engstens miteinander verwandt sind, geht
auch daraus hervor, daß Ba2 (wie N. durchgängig) gelegentlich den Kapiteln einen Schrift
text aus dem Alten oder Neuen Testament in lateinischer Sprache mit deutscher Über
setzung, bzw. in nur deutschem Wortlaut voranstellt. Die Kapitelüberschriften fehlen
in Ba2 mit Ausnahme derer von Kap. 10 und 11. Ich gebe im folgenden die Kapitelüber
schriften und Schrifttexte von Bss im Wortlaut an:
f. 376va: I (rote Initiale)st din oüge einfaltig / sonourt erlüchtet /din gantzer lichnamen vor
S. 203,1 Der (Zu N4, das an dieser Stelle auch einen Texteinschnitt mit eigener Überschrift
bietet, sieh Var.-App.).
f. 377rb: V(rote Initiale) on dem güten noillen = Überschr. zu Kap. 10 S. 215,6f.
f. 378va: noz der mensche sol tun so er / gottes vermisset / C(rote Initiale)or meum contur
batum est/ps. XXXII Min hertz / ist betrübet noen min kraft / het mich verlossen ond dz
liecht / mimer (!) oügen ist nöt by mir / = Überschr. zu Kap. 11 S. 224,7 f. (In N. ist der
Schrifttext auf die Kapitel 11 und 13 verteilt, sieh Var.-App. zu S. 224,8 und 236,1).
f. 382vb: D(rote Initiale) Eus cordis mey et pars meus (!) in eternum ps. / Got der ist ein
herre mines / hertzens ond min teil ymer (383ra) Enviklichen vor S. 238,8 Wäre
f. 383rb: I (rote Initiale)ch noeis nool spric =/ het sant paulus noë / ich habe glóbet jch bin /
ouch des sicher vor 240,2 Ez.

138
Vorbemerkungen zu den RdU

Alle Kapiteleingänge, bzw. Überschriften, sind durch rote Initialen hervorgehoben.


Der Text ist mit Randbemerkungen von der Hand Daniel Su der man ns versehen, der
jeweils zu den einzelnen Textstücken angab, ob er sie (in Des erleüchten D. Johannis
Tauleri götliche leren im Kölner Taulerdruck von 1543) gedruckt gefunden habe oder
nicht. Zu Beginn des Bas-Textes brachte er auf dem Rand von f. 375rb die Bemerkung
an: Diß alles ist zum / theil aussm Taulero / genommen aber doch / pil anders.
Der Text von Ba2, der bei De gering, Kurzes Verzeichnis etc. S. 15 als „Traktat vom
rechten Wege zum göttlichen Frieden" bezeichnet ist, wurde von Herrn Oberstudien
direktor Dr. Max Pahncke nach freundlicher Mitteilung im März 1935 als Exzerpt aus
den RdU identifiziert. Abgesehen von der Stelle S. 198,4, wurde Ba2 im Var.-App. nicht
berücksichtigt.
f. 136 rb–136va, Fragmente D (136 rb) unten S. 249,9 Der–10 genemen, + (136 va) 250,5
só – tür. + (136 va) 278,16 alle–279,5 saeligen (mit Umstellung). Die Textstücke stehen in
einer Predigt, die Lieft in ck S. 254–238 aus Br» abdruckte. Die beiden letzten Exzerpte
identifizierte er S. 379 (ungenau), das erste entging ihm. Die Stücke finden sich in seinem
Textabdruck S. 236,1–2, 10–11, 13–17 und lauten: Ende nemmermeer en sal hem die
mensche perre van gode nennen . . . (God en comt nemmermeer naerder dan poor der
doren) . . . zo en comt hii doch niet voorder dan voor der doren . . . Alle die noercke die
god noerct ende die hiiyeghervrachte die noerct hi daer omme datti .J. noerc volbringhen
moghe. ende dat es datti de ziele salich make Ende alle de gauen die hii ye ghegaf in
hemelrike ofte jn eerterike die gaf hii daer omme datti eene gaüe gheuen mochte. ende
dat is hem zeluen.
Im Var.-App. nicht berücksichtigt. Sieh auch Ge- f. 124 v–125v, Maio f. 197r.
f. 282 va–286 rb, Exzerpte aus dem 6. und 21. Kapitel mit deutlich sekundären Plusstücken,
die teilweise mit Schriftstellen in lateinischem Wortlaut und deutscher Übersetzung ein
geleitet sind. Diese Schrifttexte sind fast alle den Psalmen entnommen, so gleich der
Eingang des Ganzen: Ecce elongaui fugiens et / mansi in solitudine (= Ps. 54,8). Der
Text trägt die Überschrift: Een leeringhe van der afghescheydenheit ende innicheit des
hertten und setzt sich wie folgt zusammen: S. 200,10 Ich –201,2 noaere? + Plusstück + 201,5
Wer–12 steten, (mit Umstellung) + Plusstück + 201,5 Wer –202,10 ist. + Plusstück +
203,1 Der–3 minne. + Plusstück + 203,3 Merke,–205,6 gote, (mit Plusstücken) + 205,5
Der–206,13 unruonoe. + Plusstück + 207,1–9 noise. + Plusstück + 207,9 Glicher–209,4
kunst. + (285va ohne Textabsatz unmittelbar anschließend) 275,7 Ouch–276,2 vliz + 15
Nü–277,4 nót, + Plusstück + 278,7 dar näch–9 hindernisse. + Plusstück.
Der Text ist deutlich mit dem von De verwandt, weicht aber von diesem und den
übrigen überlieferten Texten in fraglos sekundärem Wortlaut und in seinen zahlreichen
Texterweiterungen stark ab und wurde daher im Var.-App. und in der Filiationsunter
suchung nicht berücksichtigt.
Auf die Hs. (= Brüssel, Kgl. Bibl. 3646–48) machte Brethauer AfdA 66, 1953, S. 126
aufmerksam, ohne die Exzerpte genauer hin zu identifizieren.
f. 135r–159v.
Es fehlen Kap. 2 und 8 ganz, sowie folgende Textstücke: S. 187,3 glicher–188,2 ist.; 200,4
Und–8 ist.; 224,7 Waz –225,6 niemer.; 250,9 Vindest –252,6 noise.; 274,9 Snoenne–275,6
sträfen. ; 276,2 und” – 12 innoendicheit.; 277,5 Der – 278,6 im.; 281,3 Der – 12 dingen.;
286,1 Ez–293,1 noan; 305,2 Só–306,11 heilic,. Das Textstück S. 302,1 Er–304,5 möhte steht
hinter 305,2 enbern?
Die Kapitel tragen rote Überschriften und sind mit römischen Ziffern numeriert.
Kap. 3,4 und 5 sind zusammengezogen und als Kap. II beziffert. Kap. 6 ist als III. Kap.
mitgezählt, aber nicht numeriert. Kap. 10 und 11 sind zusammengezogen und als Kap.
VI beziffert. Kap. 19 ist als XIV. Kap. mitgezählt, aber nicht numeriert, und schließlich
sind Kap. 22 und 23 wiederum zusammengezogen und fälschlich als XVI. Kap. nume

139
Traktat 2

riert, nachdem Kap. 21 bereits mit dieser Ziffer versehen worden war. Richtig ist dann
ein Schlußkapitel f. 159r–v unter der roten Überschrift Van geduldiger gelatenheit mit
der Ziffer XVIII numeriert. Dieses Kapitel aber hat, wie ich feststellen konnte, nichts
mit den RdU zu tun, besteht vielmehr, abgesehen von den ersten 7 Zeilen, aus Text
fragmenten der beiden folgenden Eckhart-Predigten: Par. an. Nr. 46 S. 105,34 noilich –
106,4 noas. + Plussatz; Pf. Pr. LVII S. 181,29 Unser herre–182,30 mir.'
Die Gesamtüberschrift sowie die Überschrift des 1. Kapitels fehlen. Das 1. Kapitel ist
als solches mitgezählt, aber nicht numeriert. Die Überschrift des 16. Kapitels (mit XI
numeriert) ist von anderer Hand wiederholt. Alle Kapiteleingänge sind durch eine
zweizeilige, das erste Kapitel durch eine fünfzeilige Initiale hervorgehoben.
Wie in M17, Pr1 und Pro ist dem Text der RdU auf f. 135v ein Register der Kapitelüber
schriften mit jeweils am Rand beigefügter, richtiger römischer Numerierung von
I–XVIII vorangestellt, das ich unten S. 184 wiedergebe. In der ersten Zeile der anson
sten leeren Seite 135r steht die Überschrift des 1. Kapitels: (d) At eerste capittel is vander
ghehoorsamicheit von der gleichen Hand, die den ganzen Text der RdU schrieb. Sie
bemerkte wohl, daß sie für das Register nur eine Seite benötigte und setzte daher auf
f. 135v mit der Überschrift des 1. Kapitels erneut für das Register an.
Auf den Text der Hs. De (= Deventer, Athenaeum-Bibliothek Ms. I, 57 [10 W 7.]) machte
mich freundlicherweise Herr Oberstudienrat Dr. Karl Breth a u e r aufmerksam, der ihn
identifizierte. Vgl. auch P. Lucidius Verschueren O. F. M., Hendrik Herp O. F. M.
Spieghel der volcomenheit, Antwerpen 1931, S. 40f, wo die Hs. beschrieben, der Text
der RdU aber nicht identifiziert ist.

Eb f. 300r–332r; vgl. Stammler ZfdA 59 S. 193–198 und 207.


Auf den Seitenrändern finden sich, wohl von derselben Hand, bis zum ersten Drittel des
11. Kapitels lateinische Marginalien wechselnder Dichte, die Hinweise auf die jeweiligen
Ausführungen an der betreffenden Stelle im Text enthalten.
Die Kapitelüberschriften sind von derselben Hand, vom Schluß des jeweils vorangehen
den Kapitels abgesetzt, geschrieben. Sie enthalten am Schluß die Angabe der Nummer
des Kapitels. Am Anfang jedes Kapitels ist Raum für eine Initiale freigelassen.
F2 f. 5r–76r; vgl. Die derichs Diss. S. 4.
Die Kapitelüberschriften sind von derselben Hand, vom Schluß des voraufgehenden
Kapitels abgesetzt, geschrieben. Datierung (1469) am Schluß des Textes, sieh den Var.-App.
Die Initialen zu Beginn der einzelnen Kapitel sind nicht ausgeführt; Raum dafür ist am
Anfang des 1. Kapitels über 3 Zeilen, für die übrigen Kapitel über 2 Zeilen ausgespart.
Ge1 f. 213 v.–215r, 215 v–216v, Fragmente = (213 v.–215r) S. 191,6–196,4 dich; + (215 v–216v)
7–199,8 guot.
Die Textstücke sind in die Tauler-Predigt Ecce prandium meum parapi (Tau l er
S. 431–434) eingelassen, die Lieft in ck S. 245–258 aus Geo abgedruckt hat. Wie L.
bereits feststellte (S. 382f.), stimmt der Text von Ge1 mit dem von Ges „in hoofdzaak“
überein. Die bedeutendsten Varianten von Ge1 zum Text von Geo hat er a. a. O. S. 385–
392 verzeichnet (Für die Textstücke aus den RdU, die dem Text Lieft in ck S. 251,15–20;
27–252,36; 254,5–255,7 entsprechen, stehen die Ge-Varianten auf S. 388–390). Der Text
von Ge ist offenbar unursprünglicher als der von Ges. Im Var.-App. und in der Filia
tionsuntersuchung nicht berücksichtigt.
Ge4 f. 39r–47v; Fragment = (f. 39r–43v) S. 291,7–301,9 + (44r–45r) 304,6 Nü–306,10 + (45r–
46v) 302,1–304,5 + (46v–47v) 306,11 daz–309,5; identifiziert von Quint, Handschriften
funde S. 257. Der Text zeigt gelegentlich Lücken infolge von Rissen und Löchern im
Papier.
Auf f. 38v findet sich die von derselben Hand in Rot geschriebene Vorbemerkung: Hoe
datmen bloot sal syn pan / alle eygenschap noilt men / Godt eygentlyck ontfaen / Ende

140
Vorbemerkungen zu den RdU

hoe die hoochste hoocheit / leyt aen den diepsten gront etc. / Ende hoemen een noerck /
met Godt hebben sal / etc.
Der Beginn des Textes des RdU-Fragments ist durch eine rote dreizeilige Initiale
gekennzeichnet.
f. 124 v–125 v, Fragmente do (124v) S. 249,9 Der–10 genemen, + (125r–v) 250,5 só– tür.
+ 278,16 alle–279,5 saeligen. (mit Umstellung): Ende nummermeer en sal hem die mensche
verre van Godt nemen / . . . (Godt en comt nummermeer / naerder dan poor de doore) . . / .
soo en comt hy / niet voorder dan poor die doore / . . . Alle die noercken die Godt noerckt /
ende die hy oyt genorachte die noerckt / hy daerom dat hy een noerck pol-/brengen mochte
ende dat is dat hy / de siele salich maeckt ende alle die gauen die hy oyt gegaf in hemel-/
rycke oft in aertrycke die gaf hy / daeromme dat hy een gaue daer / mede geuen mochte
ende dat is hem / seluen.
Die Textstücke stehen in der gleichen Predigt, die Lieft in ck S. 234–238 aus Br2 ab
druckte (sieh oben S. 159), und stimmen im Wortlaut mit Bra überein. Im Var.-App. nicht
berücksichtigt.
Ges f. 55v–58v, 59v–61v, 78r–81r, Fragment = (55v–58v) S. 191,6–196,4 dich; + (59v–61v)
196,7–199,8 guot. + (78r–81r) 185,8–1914.
Die Textstücke sind in die Tauler-Predigt Ecce prandium meum paravi (Tauler S. 431–
434) und in den Text Een goide oefeninghe eingelassen, die Lieft in ck S. 245–258 und
271–273 aus Geo abgedruckt hat. Die angegebenen Fragmente stehen bei Lieftinck
S. 251,15–20; 27–252,36; 254,5–255,7; 272,20–273,38. Vgl. auch Lücker S. 158 zu 9 b. c. d.
Gi f. 19v–20v, 54r–58v, Fragmente = (19 v–20v) S. 237,8 in *–238,1 ein +3 Und–6 noirt. +
242,7 noan–8 vorhte', + 244,2 Aber,–3 mér'. + 7 diu–245,1 créatüren, + 247,3 hindert–
9 dingen. + 275,5 Man–6 sträfen. + 281,9 Dar umbe–14 f. tugende, + 5 Got–9 noer
den. + 284,3 Dem–7 gote. + (54r–v) 222,4 in–223,5 gehabet + 227,8 Já,–228,4 in,
+ (55r–v) 185,1 Daz–3 Eckhart + 284,9 Der–285,11 noise. + (55v–56v) 293,6 in–294,4
noerdenne. + 295,6 des–7 gegap, + 298,5 daz”–303,9 gotes, + (56v–58r) 186,1 snoie kleine–
5 dingen. + 187,1 Snoä–4 üzgegangen + 203,1 Der–2 meinunge + 223,3 snoaz –5
gehabet + 216,1 diu–6 ist”. + 217,1 Daz ich–5 getän; + 7 mit–218,2 glich. + 220,1
innicheit–jubilieren + 218,11 in–12 noilt. + 219,5 noer–6 mér. + (58r–v) 187,6 dá”–9
noil. + 188,3 In–7 noilt, + 189,1 noáriu–6 gepellet«.
Es fehlt also: S. 185,3 predigerordens–186,1 und*; 5 Joch–8 guotes.; 187,4 in–6 dingen,;
9 Und–188,2 ist.; 7 und–189,1 als*; 190,1 Von–202,10 ist.; 203,3 und–216,1 noan; 6 Niht–
217,1 merke !; 3 und–7 noärheit,; 218,2 Ouch, –11 Und; 13 Nü–219,5 noillen *; 6
Aber,–220,1 als; 1 und*–222,4 Já,; 223,5 und–227,8 gesetzet.; 228,4 als–237,8 si; 238,1
ieglicher–3 sint.; 7 Von–242,7 znoipelt,; 8 als–244,1 missetän.; 4 Von–7 und*; 245,1
und –247,3 und; 9 Wan–275,5 vergezzen.; 7 Ouch–281,5 noillen.; 15 sunder–284,2 enpfünde.;
8 Wie–noise.; 285,11 Wan–293,6 liget; 294,4 Der–295,6 noárheit,; 8 noch –298,5 daz",; 303,9
und–3095 Amen.
Vgl. C. Borchling, Mittelniederd. Hss. in d. Rheinlanden u. in einigen anderen Samm
lungen. Vierter Reisebericht, in: Nachr. von der Kgl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Phil.
Hist. Klasse 1913, Beiheft, S. 135. B. s Angaben sind wie oben zu berichtigen. Das in der
Hs. f. 58v–60r stehende Textstück hat mit den RdU nichts zu tun.
Die Textfragmente von Gi wurden im War.-App., abgesehen von der Überschrift (f. 55r),
nicht berücksichtigt.
Gö. f. 225 v–226 v, 230 r– v, Fragmente = (225 v–226r) S. 224,5 Dü–6 untróst. + (226r–v)
9 Ouch–225,5 in. + (230 r–v) Rote Überschrift + 225,6 Vil–10 üfgeben. + 227,5 Daz–
7 roillen;: . . . es sey mit trost / oder mit vntrost doch / soltunoissen das die fraind gocz
nymer / on trost seind noann noas / got noill das ist yr aller (226r) höchster trost Auch soltu /

141
Traktat 2

nvissen das der mensch der / ein guten noillen hat der / mag got nit vermisen Sunder / das
enpfinden des gemuts / vermiset sein vnternoeilen / pnd noenet dick ond oft / got sey virgangen
pnd / sey ym entnoichen noas / soltu dann thon recht das selb das du thetest da du / jn dem
grösten trost noar-est das selb lern thun so / du in dem maisten leiden / pist pnd noie dir noas /
da du in zu leczt hetest / also thu im die noeil du (226 v) sein vermisest. So finstu / in . . . (230r)
noas ein guter will / sey merck mit fleus / (rote Überschrift) vil leut sprechen noir / haben
guten noillen Sy / haben aber nit gottes / noillen noan sy noöllen / haben yren noillen vnd (230v)
vnd noollen vnsern heren / lernen das er thu also / ond also das ist nit ein / guter roill Man
soll an / got suchen seinen allerliebsten roillen noann das / sucht got in allen dingen / das noir
vnsern noillen / auff geben ond das / noer allain ein roarer / vnd volkumener noill / das man gancz
noer getreten in gottes noillen vnd / noer on aigen noillen.
Die Exzerpte aus den RdU sind, mit Ausnahme der f. 230r–v mit roter Überschrift
stehenden Textstücke, einem Text eingefügt, der von f. 200 v–230r reicht, mit dem Incipit:
ES spricht ein lerer/kain ding ist dem / liebhaber gocz lüstlich dan das er / seines lieben aigen
ist . . . Expl.: . . . pnd dir mer omb den / hern zu thon sey dann / pmb sein gab etc. Ausß /
ganczer lieb geschriben / zu einer angedenckung / gegen got Sr birgitta.
Identifiziert von Quint. Im Var.-App. und in der Filiationsuntersuchung nicht berück
sichtigt.

Gr f. 226r–232v, Fragment (durch Verlust zweier Lagen hinter f. 232) = S. 185,8 Wäriu–
206,8 anders (228v Seitenschluß) + 218,8 si?–247,4 noachen, (229r–232v Seitenschluß).
Es fehlt also: S. 206,8 ensmecket–218,8 noille”; 247,4 lesen–Schluß. Vgl. Stamm l er ZfdA
59 S. 190–193.
Auf den Seitenrändern finden sich, wie in Eb, aber hier von anderer Hand, bis f. 230v
lateinische Marginalien in wechselndem Abstand mit Hinweisen auf die nebenstehenden
Textstellen.

Die durch Initialen gekennzeichneten Textabsätze entsprechen für das 1., 3., 13. und 15.
Kapitel den Kapitelanfängen der RdU. Die Initiale zu Beginn des 1. Kapitels ist nicht
ausgeführt.

Ha1 f. 44r–46 r = Kapitel 22 unten S. 284,8 Wie–290,3 zuonemennes.


Die rote Überschrift am Schluß von f. 44r lautet: Wie sich eyn mensche sal hebben om
eyn nuy leuen aen te gaen.
Der Text stimmt genauestens mit dem von Ha, überein und muß mit ihm auf eine
gemeinsame Vorlage zurückgehen, wie insbesondere die Übereinstimmung S. 287,4 aber,
(sieh Textabdruck S. 310,23) beweist. Hag gibt die gemeinsame Quelle verläßlicher wieder
als Ha1, wie die Ha1-Varianten zum Ha2-Text unten S. 310,3,4,1 1,19,22,23,32 erkennen
lassen. Anderseits kann Ha1 nicht von Ha2 abhängig sein, da Ha1 gegenüber dem Haa
Text unten S. 310,11 oen und 311,7 ursprünglicher ist. Die Vorlage der beiden Hss. war
am engsten mit Eb verwandt, wie die Übereinstimmung ihres Textes mit den Eb-Vari
anten an folgenden Textstellen erkennen läßt (sieh den Var.-App. zu:) S. 285,10; 285,11–
286,2; 286,3; 286,4–7; 287,4–6; 288,10–11; 289,1–2; 289,4; 289,12; 289,13.
Identifiziert von Quint. Ha1 = Den Haag, Kgl. Bibl. 73 H 21.

Ha2 f. 93r–96 r = Kapitel 22 unten S. 284,9 Der–290,3 zuonemennes.


Die Überschrift fehlt.
Zum Text sieh oben Ha1. Textabdruck unter Hinzufügung der Varianten von Ha unten
S. 309–311. Im Var.-App. und in der Filiationsuntersuchung nicht berücksichtigt.
Identifiziert von Quint. Ha2 = Den Haag, Kgl. Bibl. 73 H 32.

142
Vorbemerkungen zu den RdU

Has f. 100r–104r, 105 v–106 v, Fragmente = (100r–104r) S. 284,9 Der–286,1 getuon. + 293,1
daz*–8 ist", + 294,2 dar umbe–3 noerden. + 4 Der–8 niht-noerdenne. + 9 Entriurven,
–295,3 noidergelt, + 5 dar umbe–7 gegap, + 8 gegap–296,8 sin. + 9 und! –300,5 per
smaehenne.' + 8 der–301,9 üeben. + 304,6 Nü–305,2 snoes + 301,10 niht–304,2 sint? +
306,11 só–308,5 vride." + 6 Dar–309,4 ist. + Hoe mocht dan yemant bedroeft sijn die god
heuet Inder noaerheit nyemant + (105 v–106 v) 234,5 Got–235,11 noerden.
Aufºf. 104 v–105v steht, mit einer roten Initiale eröffnet, das in De f. 159r–v am Schluß
des RdU-Textes als 18. Kapitel gebotene Textkonglomerat mit den Exzerpten aus Pred.
Par. an. Nr. 46 und Pred. Pf. Nr. LVII (sieh oben S. 140 unter De). Wie aus diesem Be
fund bereits erkennbar ist, sind die Hag-Fragmente engstens mit dem De-Text verwandt.
Has und De gehen auf einen gemeinsamen Prototyp zurück, dessen Text Has im ganzen
besser bewahrte als De. So stimmt Has etwa an folgenden Stellen, an denen De abweicht,
mit dem von mir gebotenen Text überein: S.235,2 die menschen; 6 dicke; 9 noir; 284,10
ganzer; 293,4 erhoehet–5 diz (fehlt De); 296,3 liplich; 297,1 diz (fehlt De); 298,1 uns" (fehlt De);
2 in dem (fehlt De); 2 aller (fehlt De); 299,8 dem, ] dinc De; 10 arm (fehlt De); 300,5 ist
mir ] acht ic De; 300,8 der–9 versmaehen, (fehlt De); 304,8 lide; nim ez (fehlt De); 307,9
dá durch; 308,4 gote". Ansonsten stimmt der Hag-Text, abgesehen von gelegentlichen
kleineren Textlücken und drei kürzeren Zusätzen S. 304,9; 234,6 und 235,10, durchgehend
zu De, so auch in der Textverschiebung von S. 302,1–304,2 hinter S. 305,2 (sieh oben
S. 139 zu De). Ebenso sind, wie in De, die Texte von Kapitel 22 und 23 nicht voneinander
getrennt. Has aber gibt im Gegensatz zu De keine Kapitelüberschriften.
Identifiziert von Quint. Im Var.-App. und in der Filiationsuntersuchung nicht berücksichtigt.
Has = Den Haag, Kgl. Bibl. 70 H 29.

Kai f. 6rb, Fragment = S.269,3f.: Got / vnd die sele sint vereint me / dan sele vnd lip; dasselbe
Textstück in genauer Übereinstimmung auch f. 87vb; vgl. Spam er Diss. S. 288.

Kas f. 236r–272v; vgl. Die der ich s Diss. S. 14.


Textfolge: (236r–248v) S. 185,7 Von–218,12 wilt. + (248v) 219,4–8 séle. + (248 v–256v)
224,7 Waz–248,11 üznoendic. + (256 v–266.r) 260,1 War umbe–283,5 ernwegen ? + (266 r–267r)
221,2 noan–224,6 untróst. + (267v–268r) 249,1 Wie–251,10 bekomen. + (268r) 252,13–253,3
nächvolgen. + (268r–269v) 284,9 Der–288,5 besten. + (269v) 295,2 Snoer–5 benemen. +
(269v) 291,9–11 gote. + (269v–270r) 284,3 Dem–7 gote. + (270r) 309,3 Der–5 got. +
(270r–272v) 294,9–306,2 habenne.
Es fehlt also: S. 185,1 Daz–6 einander; 218,13 Nü–219,4 minne”.; 219,8 Disiu–221,2 ane: ;
251,10 Wan– 252,13 meinet; 253,4 Nü–259,11 erbildest.; 283,5 Enmac–284,2 enpfünde.; 288,6
Dä–291,9 noerk .; 292,1 Nü–294,8 niht-noerdenne; 306,3 Nü–309,2 si.
Der Text stimmt demnach im Aufbau genau mit dem von Bso überein.
Die Kapitelüberschriften sind von derselben Hand, unmittelbar an den Schluß des jeweils
vorangehenden Kapitels anschließend, geschrieben. Die Kapitelanfänge und Anfänge der
Exzerpte sind durch Initialen gekennzeichnet.

Ka4 f. 12r–33r; vgl. Die der ich s Diss. S. 9.


Die Kapitelüberschriften sind von derselben Hand, wie es scheint, nachträglich, in
kleinerer Schrift, nicht immer vom Schluß des vorangehenden Kapitels abgesetzt,
geschrieben.
Die Initialen zu Beginn der einzelnen Kapitel sind in freigelassenem Raum nicht aus
geführt. Die Kapitel sind jeweils auf dem Rand in Höhe der ersten Textzeile in römischen
(vereinzelt am Anfang auch in arabischen) Ziffern gezählt. Die erste Textseite ist bei
Karrer zu S. 190 reproduziert.

143
Traktat 2
Kas f. 2r–81v; vgl. Die der ich s Diss. S. 11.
Textfolge: (2r-39r) S. 209,5 Wie–259,7 noerke + (39r–48r) 192,6 disiu–206,8 ensmecket +
(48r–81v) 266,10 getörste–309,5 Amen.
Es fehlt also: S. 185,1 Daz–192,6 mensche; 206,8 und–209,4 kunst.; 259,7 und –266,10 Wie.
Der Text ist, zumal in der zweiten Hälfte, von einer schmierigen Hand mit klecksigen
Tilgungen und Änderungen, durchweg Schlimmbesserungen, durchsetzt.
Die Kapitelüberschriften sind von der gleichen Hand ohne Unterbrechung – nur die
Überschrift des 10. Kapitels durch ein Caputzeichen getrennt – an den Schluß des
voraufgehenden Kapitels angeschlossen. Alle Kapitel sind durch eine Initiale, der Anfang
des ersten Textstückes durch eine verzierte, drei Zeilen umfassende geschmückt.

Lea f. 119r–122v, Fragmente = S. 262,6 Von–263,2 si. +4 Der–11 sacramente + 11 dä–


264,1 zuogänne. + 4–5 + 9 Nü–265,2 + 7 und*–266,2 dingen, + 9 Nü–267,2 rich;
+ 4 „Dar umbe“,–268,1 schulde. + 6 Kurzlichen,–7 noerden + 8 só–269,2 beiden. +
8 Nü'–270,2 noerden, + 272,6 Já,–10 já, + 11 in'–273,3 andern + 302,7 Wölte–8 geben +
303,2 dar umbe–3 gibet; + 301,3 Só–9 üeben. + 304,6 Nü–9 vride.
Es handelt sich also um Textstücke aus dem 20. und 23. Kapitel, wobei das Exzerpt des
23. Kapitels auf f. 121v gegen den voraufgehenden Text des 20. Kapitels in keiner Weise
abgesetzt ist.
Zu Beginn des Textes des 20. Kapitels findet sich die rote Überschrift: Vande / heilighe
sac Kramen >t.
Identifiziert von Quint. Im Var.-App. und in der Filiationsuntersuchung nicht berück
sichtigt. Zur Charakterisierung des Textes vgl. Les. Lea = Leiden, U. B. Ltk. 219.

Les f. 200r–211 r, Fragmente = S. 262,6–266,4 noirt, + 9 Nü–267,5 und + 6 din–268,1


schulde. + 6 noilt.–269,3 got. + 8 Nü*–270,3 noaenen + 4 In–5 glouben. + 9 Nü–271,8
+ 272,1 Und–6 + 273,5 diz–274,2 begerunge. + 8 + 275,7 Ouch–276,2 si + 15 Nü–277,5
götlich. + 278,6 Snoenne–14 enmeine + 14 Wan–279,8 lebene, + 11 Ich–281,2 unbereit
schaft. + 13 Ouch–282,10 é. + 11 Al–284,7 gote.
Es handelt sich also um Textstücke des 20. und 21. Kapitels, deren Anfang durch rote
Initialen und durch je eine rote Überschrift gekennzeichnet ist. Die Überschrift zu
Kap. 20 (f. 200r): Hoe dicke die mensche sal gaen totten / sacrament een goet ondernoys.
Die Überschrift des 21. Kapitels (f. 205v) lautet: Vanden noesen des goeden noills Ende
vanden heilighen sacrament.
Identifiziert von Quint. Im War.-App. und in der Filiationsuntersuchung nicht berück
sichtigt.
Daß die Texte von Lea und Les eng miteinander verwandt sind, geht schon aus der
Tatsache hervor, daß beide in dem ihnen gemeinsamen Exzerpt des 20. Kapitels gleiche
Textstücke auslassen, so S. 266,4 und–8 séle; 268,1 In–5 güete.; 269,3 Nie–7 vinden.
Les weist über diese Stellen hinaus noch eine Reihe von weiteren größeren oder kleine
ren Lücken gegenüber Les auf. Dagegen fehlt in Les insbesondere das Textstück S. 272,6
Já,–273,5 und, das Le2 (bis 273,3 andern) bietet.
In dem von beiden Hss. überlieferten Text stimmen sie in einer Reihe von Varianten
weitgehend überein und verraten damit, daß sie auf einen gemeinsamen Prototyp zurück
gehen, den Les vollständiger wiedergibt als Les. Dieser Prototyp aber war engstens mit
der Vorlage von De verwandt und gab den Text dieser Vorlage an manchen Stellen in
ursprünglicherem Wortlaut wieder als De, so etwa an folgenden Stellen, an denen der
Text von Les (und Les, soweit diese Hs. ihn bietet) im wesentlichen mit meinem kritischen
Text gegen eine deutlich unursprüngliche Abweichung von De übereinstimmt (sieh den
Var.-App. zu diesen Stellen): S. 263,2 acht groet; 7 hé niet en lust; 7 godlick; 264,6f.

144
Vorbemerkungen zu den RdU

so meer so beter ende so het god oeck behaechlicker is Want; 9 ende (fehlt Le2) cout;
265,1 des te; 3 verenicht; 7 hier aen; 9 ghenoënet; 267,2 ryckdoms; 268,7 in; 7f. blide
lic gheleyt; 9 also; 11 gebüeget, ] gheuoet Les gheenicht Les gheeynicht ende ghenoghet
De; 270,2 loflicker; 3 noanen; 271,1 stonden; 4 gheboden; 4 toe ghepoeghet; 6 ende den
synnen; 6 ganzer gheheelre; 8 diu–ane ] die engaet des niet aen.
Das gleiche gilt auch für die Textstücke, die die beiden Hss. Lea und Les im Schlußteil
ihrer Exzerpte jede für sich allein bieten. Auch in diesen Partien stimmen sie gelegentlich
in ursprünglicherem Text gegen De mit meinem Text überein, so Les bei: S. 273,6 het
leyt oec.; 6 gheestelicken; 9 doon; 276,13 notkeren; 277,1 noel; 1 üzercheit ] notroendicheit;
5 noenne ende ofene; 278,7 ten ersten; 10 volghet; 11 Of noat dinghen dattet syn
Daten mach sonder ghebreck; 13 ghenen; 279,1 Dat is hé seluen; 2 ze ] tot; 5 salighen;
5 dan allen gauen; 280,1 noan–sprechet, ] die ghi doch segghet; 6 ghemoede; 8 noel enen
gheoefenden; 9 mach; 281,13 das aen; 16 und”–17 versuochet. ] Ende begheren ende noillen
van anderen luden gheoefent besocht ende gheproeft noerden; 283,4 mit–mac ] beyde dies
ende alle des men begheren mach van gode; 7 herde; 8 of van ghenoarigher ofghescheiden
heit; 10 denne ] dan; 284,5 nooude; 7 al.
Le2 bei: 273,3 iemer–andern ] als een blenckende sonne sijn voer den anderen; 304,6
dürhte, ] prese; 8 lide ] lidet; mit.
Les = Leiden, U. B. Ltk. 325.

Mie f. 31r–115v; vgl. Die der ich s Diss. S. 11.


Es fehlen die Textstücke: S. 294,9 alsó–299,9 dingen.; 303,5 In–306,2 habenne.; 306,7 und–
307,6 düeget.; vgl. Diederichs S. 47.
Die Kapitelüberschriften sind von der gleichen Hand, an den Schluß des jeweils vorauf
gehenden Kapitels unmittelbar anschließend, nicht immer durch einen Trennungsstrich
markiert, eingetragen. Nur bei Kap. 16 und Kap. 21, mit deren Überschrift eine neue
Seite beginnt, ist diese Überschrift durch einen großen Anfangsbuchstaben abgesetzt. Die
Überschrift des 1. Kapitels ist, unmittelbar an die Gesamtüberschrift der RdU anschlies
send, wie diese als Rubrum geboten. Die Kapitelanfänge sind durch Initialen, der An
fang des 1. Kapitels durch eine verzierte, drei Zeilen umfassende Initiale geschmückt.
M17 f. 142vb–172vb; vgl. Die der ich s Diss. S. 8.
Dem Text ist auf f. 142vb–143rb ein Register der Kapitelüberschriften der RdU voran
gestellt, dessen Varianten zum Text von Pr1 ich unten S. 183 mitteile. Die Kapitel
überschriften sind von derselben Hand, meist unabgesetzt an den Schluß des vorauf
gehenden Kapitels anschließend, geschrieben. Die Kapitelanfänge sind durch Initialen
hervorgehoben, die beim Register, beim 1. Kapitel und auch sonst gelegentlich drei Zeilen
umfassen.

Mis f. 204ar–209r; vgl. Die der ich s Diss. S. 16.


Fragment = (204ar–v) S. 262,6–266,7 genoar + (205r–206v) 185,1 Daz–191,4 got. + (206v–
207r) 199,1 Merke,–200,8 ist. + (207r–208v) 209,7 Der–10 vinden; + 191,5–198,9 noerke si.
+ (208v–209r) 2009 Von–202,4 noürken.
Kapitelüberschriften, soweit vorhanden, rot. Kapitelanfänge durch Initialen hervorgehoben.
Ms. f. 70v–80v, Fragment = S. 185,8 Wäriu–207,2 zuo.
Der Text bricht innerhalb des 6. Kapitels mitten im Satz ohne ersichtlichen Grund ab.
Die Gesamtüberschrift sowie die Überschriften der einzelnen Kapitel, mit Ausnahme der
roten des 2. Kapitels, fehlen. Kap. 3 und 4 sind, wie in der y-Fassung der Hss. Bso
und Kas, mit deren Text M34 denn auch engst verwandt ist, ohne Textabsatz zusammen
gezogen. Die Kapiteleingänge sind durch rote Initialen hervorgehoben.

10 Eckhart, D 5 145
Traktat 2

Das RdU-Fragment der Hs. (cgm. 449) wurde von Kurt Ruh, der mich freundlicherweise
brieflich darauf aufmerksam machte, identifiziert.

Mais f. 197r, 200v–201r, 201v, 207v–208r, 208r–v, Fragmente o» (197r) S. 250,5 só–tür. (sieh
oben S. 139 zu Br2 und S. 141 zu Ge) + (200 v–201r) S. 200,4–5 dich”, + (201v) 287,5
Ein–6 niht; + (207v–208r) 190,3 Daz–7 dinc. + 9 Daz–10 enist + 10 noch”–12 ver
sunken ist –+ (208r–v) 187,6 in allen–7 got. + 7 Dä–8 noil, + 188,3 In–4 dinen. + 187,1
Snoä–2 ingän;:
. . . (got kumpt nit verrer dann fir / die tür jn disem leben noie / bóß der mensch noirt)
so mag er / got nit ferrer dringen dann fir / die tür . . . (200v) nain da / gehört nicht zü
dann ains / das ist got an hangen sich so (201r) / hangent hangent (!) dir alle
tugent / an folg allain got so polget / dir alles güt in jm noann das / ist der
tugent aigenschaft das / sy den menschen süchen der sy / hät gesücht ond das du
vor ge- / iaget häst das iaget nün / dich . . . (201v) ain güt ber- / tript das ander nit . . .
(207v) Das kreftigost gebet zü ernoerben / pnd noirdost vor allem ist das da / pß gat oß
ainem ledigen gemiet (208r) je lediger das ist je kreftiger / noirdiger nuczlicher ond pol /
kuñer das gebet ist ain ledig / gemiet vermag alle ding dz / ist ain ledig gemiet das
mit / nüncz vernooren ist noch zününcz / verbunden noch das sin nit mainet / jn kainen
dingen denn allain zü / mäl jn dem liebsten roillen gotes / versuncken ist jn allen dingen /
dä ich mir nit noill dä noill mir / got da ich mich an jn lön da / müß er mir von not
noellen daz / er jm selber noill jñ noafer ge- / horsami sol nit funden noerden / ich noil dis
ald das sonder ain luter / oßgän des dinen noá der mensch / in der gehorsame des sinen
pß (208v) gät pnd sich des sinen ver- / noigt jn dem selben müß got / von not noider jn
gön; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 132. Im Var.-App. nicht berücksichtigt.

Mais f. 113v–116r, 116v–121v, Fragmente = (113v–115r) S. 255,4 In–259,7 noerke + (115r–


116r) 192,6–196,4 beste. + (116v–118v) 2009 Von–206,8 ensmecket + ob der sprech +
(118v–121v) 266,10 getörste–274,7; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 80f.
Die Fragmente stimmen im Text mit Kas überein. Zwei Kapitelüberschriften in Rot.

N. f. 126r–182v, Fragment = (126r–128r) S. 196,5 Von–200,8 ist. + (134r–136v) 2009 Von–


202,10 ist. + neue Überschrift (sieh Var.-App.) + 203,1 Der–204,10 gehindern. + (136v–138v)
215,6 Wie–218,12 wilt. + (139r–150v) 224,7 Waz–246,6 + 247,5 got–248,11 + (157r–158v)
185,7 Von–189,6 gepellet«. + (158v–160v) 191,5 Von–196,4 beste. + (160v–162r) 212,9
Wie–215,5 noillen. + (162r-164v) neue Überschrift (sieh War-App.) + 218,13 Nü–224,6
untröst. + (164v–171v) 249,1 Wie–265,4 eigenlichen, + 272,5 Der–274,7 Amen. + (171v–
179v) 2904 Von–2948 niht–werdenne. + neue Überschrift (sieh Var-App.) + 2949 Sie–
309,5 Amen. + (179v–182v) 284,8 Wie–290,3; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde
S. 149–153.
Es fehlen also die Textstücke: 190,1 Von–191,4 got.; 205,1 War ane–212,8 groezlichen.;
246,6 Ouch–247,5 noan; 265,4 daz–272,4 si.; 274,8 Von–284,7 gote.
Auf f. 128r–134r ist ein Text eingefügt, der sich auch in Brs1 f. 2r-6v findet, sieh
Quint, Handschriftenfunde S. 149. Auf f. 150v–157r ist der Text der Predigt Pf. Nr. XV
eingeschoben.
Der Text der RdU ist von zwei verschiedenen Händen geschrieben, die auf folgenden
Seiten miteinander abwechseln: f. 168r, 173v, 180v (sieh auch unten S. 174). Den einzelnen
Kapiteln ist hinter der meist vom Schluß des voraufgehenden Kapitels nicht abgesetzten
Überschrift jeweils ein Schrifttext aus dem Alten oder Neuen Testament in lateinischer
Sprache mit anschließender deutscher Übersetzung vorangestellt (sieh auch unten S. 177).

N11 f. 209v–210r, Fragment = S. 260,4–262,5 (19. Kapitel); identifiziert von Quint.

146
Vorbemerkungen zu den RdU

N. f. 115v–129r, 142r–147r, Fragmente = (115v–117v) S. 185,8 Wäriu–189,6 gepellet«. +


(117v) 190,12 Niemer–191,4 + (117v–118r) 197,6 Die liute–198,9 si. + (118v–119v) 205,2
Diz–207,2 sint. + (119v–120r) 208,11 Alsó–209,1 arbeit, + Plusstück + (120r–v) 201,11–202,10
ist! + (120v–123r) 212,9–215,5 + 216,8–218,7 ist. + (123r–124r) 225,6 Vil–226,9 é. + 227,2
Dü–6 + (124r) 218,9–12 noilt. + 227,8 Já,–10 daz. + (124r–125r) 221,5–223,8 + (125r–
126r) 231,8 den guoten–234,7 bist. + (126r–127v) 240,2–242,2 + 243,7–246,6 + (127v–
128r) 247,5 got–248,1 + (128r–v) 249,9 Der–250,5 tür. + (128v–129r) 260,4 Dar umbe–
262,5 bünoen. + (142r–143v) 6–266,8 séle. + (143v–144r) 268,9 só–269,7 vinden. +
Plusstück (sieh d. Var.-App.) + (145r–v) 272,5 Der–11 niunden + (145v–146r) 276,3–
7 binden. + DW 1 S. 92,9 Daz–93,2 gotes. + 3 Aber–in, (sieh „Nachträge" S. 593 f.)
+ 276,7–12 innoendicheit. + (146r–v) 267,1–268,9 + (146v–147r) 273,5 Diz–8 ertriche.
+ 275,5–6f.
Es fehlen also die Textstücke: S. 190,1 Von–12 ist.; 191,5 Von–197,5 andersnoä.; 199,1
Merke,–201,10 War umbe?; 202,10 und–205,1 habe?; 207,2 Triunoen,–208,10 kunst.; 209,1
mér:–212,8 groezlichen.; 215,6 Wie–216,8 si'.; 218,8 Nü–si ?; 13 Nü–221,5 hán; 223,9
Daz–225,6 niemer.; 226,10 Der–227,2 noille.; 6 daz–8 gesetzet.; 228,1 Der–231,8 Wan;
234,7 Allen–240,1 lebens.; 242,3 Disiu–243,7 getriunoen.; 246,6 Ouch–247,5 noan; 248,1 alle–
249,9tuon.; 250,6 Alsó–260,3 noerken.; 266,9 Nü–10 gán ?; 269,8 Nü–272,4 si.; 11 kór.–
273,4 haben.; 9 Diz–275.5 vergezzen.: 7 Ouch–2763 menige.; 13 Nü–3095 Amen.
Vgl. B or c h ling a. a. O. (sieh oben zu Gi) S. 155–156, St am m l e r ZfdA 59 S. 184–190.
Erst Stammler hat die Textstücke aus den RdU in der Hs. f. 142r–147r identifiziert,
allerdings mit der irreführenden Bemerkung (S. 184): „dass in dem tractat bl. 142a–147a:
Wan du godes lijcham entfangest ebenfalls große abschnitte aus Eckharts schrift hinein
gearbeitet sind.“ Er druckte S. 187–190 diese Textstücke zusammenhängend aus der Hs. ab
und gab die Entsprechungen bei Pfeiffer in den Fußnoten an.
Der Text der Hs. weist nur drei Kapitelüberschriften (sieh unten S. 176) auf. Die Ein
teilung in Textabschnitte, die durch Initialen gekennzeichnet sind, ist willkürlich und
stimmt im ganzen nicht mit der Kapiteleinteilung der RdU überein.

Pr1 f. 1r–73r (f. 69 doppelt gezählt); vgl. Die derichs Diss. S. 7.


Dem Text ist, wie in M17 und Pr2, auf f. 1r–2r ein Register der Kapitelüberschriften
vorangestellt, das ich unten S. 183 nach Pr1 mit den Varianten von M17 und Pr2 abdrucke.
Die Kapitelüberschriften sind von derselben Hand, meist vom Schluß des vorangehenden
Kapitels abgesetzt, geschrieben. Alle Kapiteleingänge sind durch zweizeilige Initialen
hervorgehoben. Vom 10. Kap. an sind die Kapitel in römischen Ziffern gezählt.

Prs f. 383v–428v; vgl. Die derichs Diss. S. 7.


Wie in Prº und M17 Register vor dem Text auf f. 383v–384v. Varianten zum Abdruck
von Pr1 sieh unten S. 183. Die Kapitelüberschriften sind von derselben Hand, meist
vom Schluß des vorangehenden Kapitels abgesetzt, geschrieben. Alle Kapiteleingänge
sind durch zweizeilige Initialen, das erste durch eine dreizeilige, hervorgehoben.

S1 f. 169r–v, Fragmente = S. 187,6 in–7 got. + 7 Dä–8 noil, + 188,3 In–4 dinen. +
187,2 dä–ingän; + 190,3 Daz–5 gemüete. + 6 Daz–7 dinc. + 9 Daz–12 ist. +
191,3 und–4 got. + 192,4 niemer–5 noillen, + 193,1–194,1 vride. + 2 Sie–4 ge
läzen. + 196,7 Dü–8 läzenne. + 197,2–5 andersnoá. (stark abweichend) + Plusstück
+ 198,7 Hie–9 si. + 199,3 daz ist,–6 läzenne. + 198,1 Niht–3 heiligen. + 200,6
der–7 ist, + 201,3 Wem–4 reht. + 5 der– im. + 6 in*–202,1 lüterlichen; + 8–
203,5 (mit Auslassungen) + 9 dü–11 ernst. + 13 Aber,–204,6 guote (mit starken
Abweichungen) + 205,2 Diz –4 noise, + 5 Der–8 got, + 9 Der–206,1 gotes. +

10* 147
Traktat 2

13 Der– unruonoe. + 207,2 hie–208,1 üeben, + 3 ze–6 prilichen + 11 Alsó–209,3 gehoeren,


+9 snoá–12f. unglich. (mit Auslassungen) + 219,3 Hie–6 mér. + 10 Nü– minne. + 6
noer–8 séle. + 10 Nü–220,2 niht; + 224,11 daz selbe,–225,5 in. + 227,8 ein Ape–10 daz“;
+ 238,8 Wäre–9 gote; + 239,8 noan–9 sicherheit.
Der Beginn des Textes ist durch eine Initiale gekennzeichnet.
Identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 182, im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Die von mir a. a. O. S. 203–205 aufgeführten Textstücke der Hs. f. 282r–283v, 283v–284r,
284r–v, 284v–285r sind nicht, wie angegeben, unmittelbare Exzerpte aus den RdU,
sondern aus dem Niederländischen ins Hochdeutsche übertragene Stücke aus des God
fried van Wevel Traktat Vanden XII Dogheden, sieh unten S. 150f.

Z. f. 53r, Fragment O S. 308,4 Wan–5 bride”.: Als perre in got als verre in frid Als verre
Öns got als perre in pnfrid;
f. 66v, Fragment D S. 308,4 Wan–pride;: Als verre der mensch in got ist als verre ist er
in fride.
Identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 234, 236.

Ze f. 1r–2v, Fragment = (1r–v) S. 238,10 man –242,7 vertribet, (2r-v) 255,8 noene–259,3 man.
„Da das Blatt früher als Einband diente, so hat die Schrift durch Abreiben stark gelitten
und ist trotz der angewandten Reagentien an manchen Stellen unleserlich geblieben“
(Fedor Bech Germania 20 S. 226). Bech druckte den Text des Fragments, soweit er ihn
nach Anwendung von – leider – stark zerstörend wirkenden Reagenzien zu lesen
vermochte, a. a. O. S. 223–225 unter der Überschrift: „Bruchstücke aus Meister Eckhart“
(mitunter ungenau) ab. Stamm l er druckte das Textstück S. 240,2 Ez–241,1 müge
nach Ze und N14 in ZfdA 59 S. 186f. synoptisch ab.
In der Photokopie Unleserliches wurde im Var.-App. nach Bechs Abdruck geboten.
Vgl. Die der ich s Diss. S. 17.

Nach Angaben des in der Hs. Cent. VII 79 der Nürnberger Stadtbibliothek f. 88r–158v er
haltenen alten Katalogs des ehemaligen Nürnberger Dominikanerinnenklosters St. Katharina,
den Jost es im Anhang S. 115–160 abdruckte und Paul Ruf, Mittelalterliche Bibliotheks
kataloge Deutschlands und der Schweiz, hsg. von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
in München, 3. Bd., 3. Teil, München 1939, S. 599–637 in kritischer Neu-Ausgabe veröffentlichte,
hat die mit der alten Signatur E XV versehene Hs. der Bibliothek des gen. Klosters in ihrem
Schlußteil die RdU enthalten, wie der Wortlaut (Ruf S. 605) erkennen läßt:
XV. Item ein predigpuch; das in im helt des / Taulers predig, "Ecce, dies peniunt’ hebt / es sich
an; zu hinderst stet dy red, dy / der vicarius von Düringen, der prior von Erfort, / pruder
Eckart, mit andechtigen kindern het, die / in diser red fragten, und pil dinges, do sy saßen
in / collacion mit einander. / Das puch gab uns die alt Künczin Ymhoff. /
Unter den „erhaltenen Handschriften“ der ursprünglichen Bibliothek von St. Katharina, deren
jetzigen Aufbewahrungsort Ruf a. a. O. S. 573–575 nachweist, befindet sich der fragliche Codex
EXW nicht.
Nach einer brieflichen Auskunft von Herrn Bibliotheksdirektor Dr. H. Zirn bau e r vom
22. 12. 1958 haben seine Bemühungen, die gesuchte Hs. unter den Beständen der Nürnberger

148
Vorbemerkungen zu den RdU

Stadtbibliothek aufzufinden, bisher nicht zum Erfolg geführt. Ich spreche Herrn Direktor
Dr. Zirnbauer auch an dieser Stelle für seine liebenswürdige Hilfsbereitschaft meinen auf
richtigsten Dank aus.
Wenn Diederichs Diss. S. 7 Anm.1 sagt: „Wegen des vor vil eingeschobenen und scheint
sich diese Handschrift K= E XV) näher zu Pr K= Pr1) und auch Mün (= M1s) zu stellen“, so
fehlt doch anderseits hinter red die nur in der Gruppe M17Pr1Pr2 stehende Ergänzung: der
vnterscheidung (sieh Anm. 1 zum Text). Ebenso fehlt das in der genannten Gruppe vor pruder
stehende und.

Godfried van Wevel, ein Schüler Ruus br o e cs, – nicht Ruusbroec selbst 1 – hat
große Teile der RdU bis zum Ende des 17. Kapitels (sieh Anm. 284) in seinen Traktat „Vanden
XII Dogheden“ (hsg. von J. David in: J. van Ruus br oe c Werken Bd. 3, 1860, S. 1–116; neue
Ausgabe von J. van Mierlo in: J. van Ruus bro e c Werken Bd. 4, 1932, S. 227–308) ein
gearbeitet, u. zw. systematisch und fortlaufend vom 5. Kapitel an, nachdem er in die ersten
4 Kapitel nur sporadische Entlehnungen aus den RdU einstreute, während er ansonsten diese
Kapitel mit Auszügen aus Ruus br o e cs „Die gheestelike Brulocht“ versah. Nachdem bereits
D o l c h , Diss. S. 55–56, die Entsprechungen zwischen den XII Dogheden und den RdU in einer
Tabelle zusammengestellt hatte, bot Die d er i c h s Diss. S. 87–90 seinerseits eine solche Tabelle
mit gelegentlichen Abweichungen von derjenigen Dolchs, und Maria L ü ck e r S. 62 ff. gab im
Zusammenhang ihrer Analyse der XII Dogheden gleichfalls die Entsprechungen zwischen den
beiden Werken an, wobei sie die RdU-Textstücke nach der Ausgabe von Diederichs aufführte,
während Dolch und Diederichs die Seiten und Zeilen der Ausgabe von Pfeiffer angegeben
hatten. Ich selbst habe in den Anmerkungen zu dieser Ausgabe die Exzerpte der XII Dogheden
aus den RdU fortlaufend und vollständig verzeichnet und dabei die Angaben der bisherigen
Tabellen hie und da ergänzt, bzw. berichtigt, soweit sich die „Entsprechungen“ überhaupt
genau abgrenzen ließen. Zur bequemeren Übersicht lasse ich eine Tabelle der Entsprechungen
folgen, indem ich den Angaben aus den RdU jeweils die Nummer der Anmerkung beifüge, in
der auf die entsprechenden Textstücke hingewiesen wurde:

RdU XII Dogheden RdU XII Dogheden


185,8–187,2 (2) = D. 31,24–32,14(v. M.248f.) 197,6 –198,6 (29) =50,18–51,12 (261 f.)
187,2–3 (8) = 33,9–10 (249) 198,7 –199,5 (31) = 51,15–52,2 (262)
188,3–4 (11) = 33,10–12 (249) 199,6 –8 (53) =52,3–7 (262)
188,4–9 (12) = 33,15–19 (249f) 200,10–201,7 (39) = 66,18–67,7 (272)
188,9–189,6 (14) = 35,1 –11 (250f.) 201,7 –202,4 (40) = 67,19–68,7 (273)
191,6–192,6 (19) =43,5–14 (256) 202,3 –10 (42) = 68,13–69,1 (273)
192,6–193,5 (22) = 43,20–44,9 (256 f.) 202,9 –205,5 (44) = 69,2 –11 (273 f.)
194,1–3+3–4 (23) = 44,10–13 203,5–205,3 (45) = 69,16–70,23 (274 f.)
+ 44,15–16 (257) 205,5 –9 (50) = 70,23–71,3 (275)
194,4–8 (24) = 47,23–48,1 (259) 205,10–12 (51) = 73,5–11 (276)
194,9–196,4 (25) = 49,11–50,3 (260 f.) 206,1 – 13 (54) = 73,24–74,16 (277)
196,7–197,5 (27) =50,8 –17 (261) 207,5 –9 (58) = 75,1 –9 (278)

1 nachgewiesen von J. van Mier lo, Uit de uitgave van het Obituarium van Groenendaal,
in: Kon. Vlaamsche Ac. voor Taal- en Letterkunde. Verslagen en Mededeelingen 1941, S. 429–441
(„De schrijver van Vanden XII Dogheden“; Bedenken dagegen erhoben von Robrecht Lievens,
ebenda 1960, S. 233–236: „Wie schreef de XII Dogheden?“); vgl. auch St. Axt ers, Geschiedenis
van de Vroomheid in de Nederlanden II, Antwerpen 1953, S. 351–339, 531, 532.

149
Traktat 2

RdU XII Dogheden RdU XII Dogheden


207,9 –208,7+11–209,2(61)=75,12–76,1+6–13 (278) 233,4 –7 (187) = 98,5 –11 (294)
209,5 –210,5 (65) =77,18–78,15 (280) 233,8 –234,2 (189) = 99,7 –15 (295)
210,6 –16 (68) =79,12–80,3 (281) 234,3 –11 (191) = 99,21–100,12 (296)
210,16–211,14 (75) =81,9–82,10 (282) 235,1 –10 (194) = 100,13–26 (296)
212,9 –213,11 (87) =82,11–83,13 (283) 235,10–11 (199) = 101,1 –4 (296)
214,1 –2 (92) =84,16–18 (284) 236,1 –6 (201) = 101,5 –11 (297)
214,2 –6 (94) =85,1 –7 (284) 236,7 –237,1 (203) =101,19–20+21–23 (297)
214,6 –215,5 (95) =85,9–19 (285) 237,3–4 (205) = 102,5 –8 (298)
215,6 –216,6 (97) =85,20–86,5 (285) 237,4 –6 (207) =103,7 –10 (298)
216,6 –217,4 (100) =86,12–23 (286) 237,10–238,5 (209) = 104,12–20 (299)
217,5 –6 (103) =86,27–29 (286) 238,5 –6 (212) =105,2–3 (300)
217,7 –218,1 (104) =87,7–14 (286) 244,5 –245,2 (235) = 105,8 –21 (300)
218,2 –7 (106) =88,3–6 (287) 245,3 –5 (239) a>106,18–23 (301)
218,8 –12 (108) =88,14–20 (287 f.) 245,5 –246,2 (241) =107,14–21 (302)
218,13–220,3 (110) =89,7 –90,1 (288) 246,3 –5 (243) = 108,6 –9 (302)
220,4 –221,8 (116) =90,2 –20(288–289) 246,6 –8 (245) =109,2 –7 (303)
222,1 –4 (129) =91,16–21 (289) 247,1 –5 (248) =109,12–18 (303)
222,5 –223,5 (131) =92,1 –12 (289–290) 247,5 –9 (250) = 109,23–110,5 (304)
223,9 –224,6 (135) =92,13–26 (290) 247,9 –10 (252) = 110,5–7 (304)
225,6 –9 (143) =92,26–93,3 (290) 247,10–248,6 (253) = 110,10–12+16–22(304)
225,10–13 (145) =93,6 –12(290–291) 248,6 –10 (254) =111,4 –11 (304–505)
226,1 –7 (147) =93,16–26 (291) 249,5 –11 (256) = 112,1 –10 (305)
226,7 –9 (150) =93,28–94,4 (291) 249,11–250,5 (258) OO112,13–14+18–19+
226,10–227,4 (153) =94,7–13 (291) 113,18–20 (306)
227,8 –10(159) =94,15–18 (291) 250,6 –9(259) =114,4 –7 (507)
228,1 –4 (161) =94,18–22 (292) 252,9–13 (269) =114,8 –14 (307)
228,5–229,3 (165) =95,4 –16 (292) 253,4 –5 (273) =114,25–115,2 (307)
229,3 –6 (166) =95,22–23 (292) 253,6 – 11 (274) a><3115,2–4+5–15(307–308)
229,7 –230,1 (168) a>95,27–96,5 (292–293) 254,3 –5 (278) =115,20–24 (308)
230,3–5 (170) =96,13–15 (293) 254,6 –7 (281) «No115,27–29 (308)
230,5 –231,3 (171) =96,25–97,7 (293) 254,7 –10 (282) =116,3 –5 (308)
231,3 –9 (177) =97,9 –18 (293–294) 255,2 –3 (284) =116,7 –10 (308)
232,1 –3+3–9 (182) =97,19–98,5 (294) 284,3 –7 (107) = 88,7 –13 (287)

Den von Pa h n c k e Kl. B. S. 16–18 aus der Hs. N2 f. 174r–175v edierten Text, den er
zunächst für „eine der Originalreden“ hielt, „wie sie bruoder Eckehart' wirklich gehalten hat,
'do si sazen in collationibus mit einander“ (vgl. Die der ich s Diss . S. 55 ff.), hat er selbst
später in E. St. S. 24 Anm. 1 auf Grund der Dolch schen Tabelle als ein Mosaik „aus einer
Reihe von hd. gewendeten Stücken aus dem Buche van d. tw. d.“ (= Vanden XII Dogheden)
erkannt, und er hat die Entsprechungen des N2-Textes nach seiner Wiedergabe mit den
Stücken der XII Dogheden in der Ausgabe von David angegeben.

Wie ich oben S. 148 bereits gesagt habe, stammen die in S1 f. 282r–283v, 283v–284r,
284r–v und 284v–285r stehenden Textstücke nicht unmittelbar aus den RdU, sondern aus den
XII Dogheden, u. zw. in hochdeutscher Übertragung. Es handelt sich um folgende Zusammen
setzung der drei genannten Textpartien von S1, deren Entsprechungen ich, soweit sie sich bei

150
Vorbemerkungen zu den RdU

der teilweise sehr freien, teilweise interpolierenden oder kürzenden Übertragungsweise um


grenzen lassen, nach Seite und Zeile der Ausgabe der XII Dogheden von David angebe:
f. 282r–283v = XII Dogheden S. 62,4–77,17 (d. h. also, das ganze Kapitel Vander Afghesceiden
heyt).
f. 283v–284r (anschließend) = XII Dogheden S. 85,20–86,19 + 87,7–10 + 88,1–6 + 14–16 +
Plusstück + 89,11–91,1 (stark abweichend) + 93,24–94,4 + 97,2–4.
f. 284r–v (anschließend) = XII Dogheden S. 99,15–100,1 + 4–8 + 20–22 + 101,5–11 + 14–
102,7 + 13–21 + 26–103,2 + 4–10 + 13–19 + 23–104,5 + 12–16 + 24–105,2.
f. 284v–285r (anschließend) = XII Dogheden S. 105,8–17 + 20–21 + 106,18–107,14 + 17–27 +
108,6–13 + 17–21 + 109,2–21 + 112,20–113,2 + Plusstück + 114,7–21 + 77,18–79,13 + 18
–19 + 81,21–82,5.
Sieh Quint, Handschriftenfunde S. 203–205.
Über schon frühe Übertragungen der XII Dogheden „vöór het eind der vijftiende eeuw of
vroeger in het Duits" vgl. St. Axt ers, Geschiedenis van de Vroomheid in de Nederlanden
Bd. II, 1953, S. 339. Es sei in diesem Zusammenhang nur kurz erwähnt, daß auch die große
pseudotaulerische Textkompilation Des erleüchten D. Johannis Tauleri götliche leren, die im
Kölner Taulerdruck von 1543 f. 279raff. steht, ins Hochdeutsche rückübersetzte Stücke aus den
XII Dogheden enthält. Vgl. Den if le BvgA S. L; Mahn ke, Unendliche Sphäre u. Allmittel
punkt, 1937, S. 163 ff.

Filiation der Hss. (sieh Die der ich s Diss. S. 39–46, Stamm l er ZfdA 59, S. 192–201): Von
der oben verzeichneten hsl. Überlieferung der RdU waren Die der ich s nur die 12 Texte der
Hss. B17 (B), B30 (Br), F2 (F), Kas (K), Ka4 (Kb), Ka5 (Ka), M16 (Mü), M17 (M), M1s (Mün), Pr1 (Pr),
Pr2 (P), Ze (Z), denen ich in Klammern die von ihm verwendeten Siglen beigegeben habe, bekannt.
Stamm le r zog zu den genannten Texten dann die mittelniederdeutschen „Übersetzungen“ der
Hss. Gr, N14 (N), Eb (E) hinzu. Die Texte der Hss. B31, B32, Br2, Br7, De, Eb, Ge1, Ge4, Ge5, Gi,
Gö1, Gr, Ha1, Ha2, Ha3, Le2, Le3, M34, Mais, Mais, N4, N11, N14, S1 waren Die der ich s noch un
bekannt. Er glaubte (S. 39 ff.), eine scharfe Trennung der Hss. in bezug auf die Komposition der
RdU in zwei Gruppen zu erkennen, die sich auch in der Text-Gestalt ausdrücke und die die
beiden Texte der Hss. Bso und Ka3 eng aneinander binde sowie gegen die übrigen ihm bekannten
Texte scharf absetze. Er kennzeichnete die Gruppe B30Ka3 durch die Gruppen-Sigley und stellte
ihr die Gruppe x gegenüber, die die Texte von B17M17Pr1Pr2 und F2Ka4M16Kas umfassen und
deren acht Glieder „nur wenig Abweichungen aufweisen“ (S. 39) sollten. Er meinte feststellen
zu müssen: die „mannigfachen Beziehungen von zehn Handschriften untereinander, sowie die
selbständigen Auslassungen, die eine jede aufweist, lassen es nicht zu, einen ausreichenden
Stammbaum zu entwerfen“, und er fügte hinzu: „Das folgende Diagramm ist nur dazu bestimmt,
skizzenhaft den Gang der Überlieferung zu veranschaulichen“ (S. 46). Sein Diagramm aber sieht
wie folgt aus: O
-

Z Y

( ß

B M P Pr F Ka Kb Mü Br K

Richtig ist hier die Gruppenzusammengehörigkeit der Texte von B17M17Pr1Pr2 erkannt und
durch die Gruppensigle z gekennzeichnet. Richtig auch ist die verwandtschaftliche Beziehung
der Texte F2Ka4M16 durch die Gruppensigle Y verdeutlicht, wenngleich Diederichs die enge

151
Traktat 2

Bindung der drei Texte untereinander nicht klar erkannt, geschweige denn in seiner vorauf
gehenden Untersuchung dargetan hat. Ka5 hat er aus reiner Verlegenheit der Y-Gruppe eingefügt,
wie denn die ganze Filiationsuntersuchung S. 39–46 sehr unsicher und auf Grund von oft
nicht-beweisenden oder unvollständigen Varianten-Übereinstimmungen durchgeführt ist, wenn
gleich Diederichs trotzdem zu der richtigen Gruppenscheidung z gegen Y hinfindet.
St am m l e r hat a. a. O. in seinem Aufsatz „Meister Eckhart in Norddeutschland“ sein
Hauptaugenmerk auf die mnd. Texte Gr, N14, Eb und ihre verwandtschaftlichen Beziehungen
zum kurzen Fragment Ze, zu Ka5 und zur z-Gruppe gerichtet. Er schaltete für seine Unter
suchung die von Di e der ich s mit der Sigley bezeichnete Gruppe F2Ka4M16 als nicht nur für
seine speziellen Zwecke belanglos, sondern auch für die Textkonstituierung der RdU von
untergeordneter Bedeutung (S. 201 in bezug auf Ka4) aus und übernahm von Diederichs die
Gruppensiglen z für B17M17Pr1Pr2 und y für BsoKas.
Sein Filiationsstemma (S. 201), das die Bindung der drei mnd. Texte Gr, N14, Eb an Ze, Ka5 und
z verdeutlichen soll, sieht wie folgt aus:
O

Ö E X

Z V

d N Br K
C ß

B M P Pr

Dieses Stemma spiegelt das Ergebnis der von Stammler durchgeführten Variantenkritik,
die im ganzen wohl die Stellung der mnd. Fassungen Gr, N14, Eb zu Ze, Kas und zumal zur
z-Gruppe richtig bestimmt haben dürfte. Die Auswahl der Varianten, die zum Beweise der
jeweils behaupteten verwandtschaftlichen Bindung der Hss. untereinander vorgenommen wurde,
ist auch bei Stammler teilweise ungenau, bzw. irrig, wie die Prüfung am Variantenapparat
dieser Ausgabe leicht erkennen lassen kann.
Der Zusammenschluß der drei Texte FaKa.Ms (sowie des Ba-Fragments) zu einer Gruppe
gegenüber allen übrigen Hss. geht m. E. klar aus charakteristischen und nicht zufälligen Über
einstimmungen etwa an folgenden Textstellen hervor, wie der Variantenapparat zu diesen
Stellen, an denen Bs ausfällt (sieh oben S. 137 f.), erkennen läßt: unten S. 220,10 getrüno; 228,2
noaere fehlt; 253,14 noerck (in F2 korrigiert zu merck); 260,2 guot fehlt; 268,5 ein fehlt; 270,5 mér
fehlt; 273,1 der ein einest; 3 iemer fehlt; 274,6 herr; 278,14 neme(n); 283,2 allé da sin Ka, allé
dem synne F2 allen synnen M16; 301,3 noer nit mer denn. Vielleicht ist auch die Stelle S. 213,5
im angegebenen Sinne beweiskräftig, sieh die Varianten zu zürnen.
Innerhalb der Gruppe scheinen mir F2 und Mo zuengst aneinander gebunden zu sein,
wie ihre Übereinstimmung zumal an folgenden Stellen erkennen lassen dürfte: S. 192,3 diz ]
duz F2 duß M16 das Ka4; 202,1 alles F„M16 alle Ka4B31; 208,7 oideln Ka4 ] federlin F„Me; 221,4
oder noeltlichen oder liplichen F„M16 oder liplichen Ka4; 252,11 onstätte noandlung noeise MeF,
vnstätte noyse Ka4; 12 güt ist ond F„Mo; 308,6 ob Ka, ] wa F„Mio.
Fs ist anderseits auch an Ka4 durch einige gemeinsame, wie mir scheint, unursprüngliche
Varianten gebunden: S. 207,7 noem er MeBa1 ] noem das er Ka4F2; 218,13 gehaben Mo] fehlt Ka,
F2; 255,5 hóhiu Mie schöne Ka4F2. Und wiederum fehlt es nicht an Übereinstimmungen von
Ka und Mis gegenüber F2, so: S. 205,5 ouch fehlt KaMio; 207,1 mér fehlt Ka, Mo; 207,10 triumven,

152
Vorbemerkungen zu den RdU

fehlt Ka4Mio.; 211,12 noarnen F2 ] noarnemen (getilgt) noarnen Ka4 noarnemen M16; 218,8 noanne
KaMio pa Fa; 273,2 ein mäl fehlt KaMio.; 3 glitzendiu KaMo plitzende F2; 274,10 sére F, ]
vast Ka4M10; 306,7 darben F2 ] mangeln KaMio.
Nach alledem werden sich die Zwischenglieder zwischen der gemeinsamen Vorlage der Gruppe
Fs Ka4M10 und den einzelnen Gliedern dieser Gruppe nicht genauerhin bestimmen lassen.

Sehr deutlich ist die Zusammengehörigkeit der Texte B17M17 Pr1 Pr2, der von Diederichs
mit z bezeichneten Gruppe, für die er kennzeichnende Varianten a. a. O. S. 41 f. zusammen
gestellt hat. Ich begnüge mich damit, einige für die gemeinsame Vorlage der vier Hss. zeugende
Stellen des Variantenapparats zu bezeichnen: 225,6 noan– noilliclichen fehlt; 225,4 nü, ] jm
(in); 234,4 nü fehlt; 236,4 iezunt fehlt; 3 alle zit fehlt; 243,2 f. alzemäle fehlt; 244,7 Wäriu fehlt;
261,3 daz fehlt; 268,5 unmaezic, noär gesprochen fehlt; 6 benomen ] ledig; 6 alzemäle fehlt;
270,2 und gelobet fehlt; 276,3 gar–4 und fehlt; 282,7 des noillen fehlt; 283,10 als*] als so; 286,4f. (sieh
Var.-App.); 287,4 betragen (betrigen); 288,8 vernuft; 297,2 ist fehlt; 305,5 den–6. redern fehlt.
Innerhalb der z-Gruppe stehen M17 und das Paar PrPrº deutlich enger zusammen gegen
B7. Das von Diederichs (S. 46) und von Stamm l er (S. 201) aufgestellte Stemma behauptet
zu Unrecht eine Untergruppierung der z-Gruppe in a = B17M17 und ß = PrPr2. Folgende aus
gewählte Übereinstimmungen in teilweise als sicher unursprünglich erkennbaren Varianten
lassen die engere Zugehörigkeit von M7 zu Prº Prs erkennen: S. 185,1 red der onterscheidung
(nur) M17 PrPra; 7 Zum ersten von der gehorsam M17Prº Prs Von–érste fehlt B17; 208,2 in
B7 ] fehlt; 218,11 roille B17 ] fehlt; 220,5 ez* B17 ] fehlt; 9 sie B17 ] fehlt; 222,6 beger B17 ] fehlt;
228,11 ze B17 ] mit; 232,7 in B17 ] an; 247,2 und* B17 ] oder; 250,6 gestrengicheit B17] getrengikeit
Pr2 getrenckait Pr1 getrenigkait M17; 251,5 ze B17] mit; 5 des B17 ] fehlt; 256,3 an B17 ] in; 258,8
an“ Br: ] in; 261,3 umbe B17] im; 267,6 unmaezlichiu fehlt (und– alze fehlt B17); 276,14 kan B17 ]
mag; 277,5 gote B17 ] fehlt; 278,7 in ] im B17 fehlt (in Prs nachgetragen); 14 und B17 ] fehlt;
15 engibet (gebe B17)] gab; 280,9 von gote B17] ond got; 284,4 ze B17 ] so; 290,1 noisen B7] noesen.
Die Geschlossenheit der Gruppe M17 PrPrº geht insbesondere auch daraus hervor, daß
diese drei Hss. dem Text der RdU eine Capitulatio voraufschicken und daß die Texte dieses
Registers mit denen der Kapitelüberschriften der RdU jeweils in der Textfassung von M7 Pr.
Pr2 übereinstimmen. Gegenüber diesen charakteristischen Übereinstimmungen zwischen M17 und
PrPrº sind diejenigen, die Diederichs (S. 42) für B7 und PrPrs aufführt, belanglos (und
nicht beweisend für eine engere Bindung zwischen diesen drei Texten), abgesehen von den
beiden folgenden Stellen: S. 235,6 im M7] nun B17PrPrº (von Diederichs fälschlich zu PPr statt
zu BPPr aufgeführt); 272,11 noaeren M17] fehlt B17 PrPr».
Dasselbe gilt von den Varianten, die Diederichs (S. 42) als B17M17 gemeinsam aufführt,
wenn man von den folgenden Übereinstimmungen absieht: S. 188,3 noil fehlt (in B17 nachge
tragen); 198,5 si fehlt; 220,6 durch fehlt; 233,9 haete fehlt; 255,1 pür fehlt; 277,7 si! fehlt;
7 sich? fehlt.

Sehr eindeutig und eng dagegen ist die Bindung zwischen den beiden Texten PrPrº, für
die Diederichs (S. 42) eine beträchtliche Zahl von Belegen bietet. Ich weise auf die folgenden
Übereinstimmungen von Prº Prs hin: S. 236,5 in ] an; 257,11 ondertreyben; 248,6 auch mylder
got sein; 249,10 umbe] ym; 252,11 dir nit mag; 254,6 und fehlt; 264,10 dar umbe] ond d.; 270,6f.
niht mér] nit in eym mer; 273,9 mér] mer gaistlich; 278,15 gegap fehlt; 280,4 vorgeender noille
pnd nachgender; 7 czufugen; 12 gaeher ] begerlicher; 285,1 dä] das; 295,1 von ] vor; 295,9 niht*]
nit anders; 297,8 dá fehlt; 306,8 dü fehlt.

Ebenso deutlich aber ist nun die verwandtschaftliche Bindung des Eb-Textes an die
z-Gruppe, wie Stammler (S. 196) bereits erkannte und durch Vorführung gemeinsamer Va
rianten zu erweisen suchte. Ich wähle wieder charakteristische Übereinstimmungen zwischen
Eb und der ganzen z-Gruppe aus: S. 191,5 liuten ] menschen; vol fehlt; 192,2 oder–klüsen fehlt;
1956 rooltest; 197,8 Bist–gereht. fehlt (in B7 v. and. Hand auf Rand nachgetr.); 204,6 und–

155
Traktat 2

kirche fehlt; 208,7 diu fehlt; 209,12 snoá ] noas; 213,10 der tugent fehlt; 214,5 in allen sinen fehlt;
220,9 sieh Var.-App.; 234,2 des–engelten, fehlt; 246,2 daz* ] noen; 249,2 endindet ] genaigt bindet;
2 üzerlicher arbeit] osserlich noerck pnd arbait (pnd a. fehlt Eb); 251,10 gepiel] nool g.; 265,11
noahse ] wachsse vnd zü nemme (auch N14N); 265,2 geheiliget ] gehailiget ond von allen sunden
erledigett; 275,8 übergän und fehlt; 11 ez der mensche] er es; 276,1 noch kein ] oder; 283,2 und
fehlt; 285,4 und zemále fehlt; 288,3 niemer fehlt; 290,6 selben fehlt; 291,1 troingen; 293,1 noan ]
Wann alß; 294,9 alsó stät geschriben fehlt (auch in N); 295,3 (ein) glich fehlt; 296,6 oder fehlt;
297,5 unser herre] cristus; 298,5 dá noider] darumb; 301,7 und fehlt (auch N); durch in fehlt;
302,3 zemäle fehlt (auch Bgo); 303,3 ganzem ] guttem; 304,3 niht ] dz er mier nit; 305,3f. In
der noärheit fehlt; 306,2 darbenne] mangel; 9 ennvelle. ] nool nit (auch N4); 307,7 sinen ] ain;
8 zemäle fehlt (auch N4); 9 noeder ] sy sey (auch Kas); 508,1 si, fehlt; 2 noeder fehlt (auch N.);
5 Als–6 pride. fehlt; 6 Dar] ond dar; 7 ob ] noan.
Innerhalb der z-Gruppe steht Eb, wie Stammler (S. 196) schon gesehen hat, dicht bei
der Untergruppe M17 PrPr2 gegen B17 und die übrige Überlieferung, wie etwa folgende Stellen
erkennen lassen: S. 200,3 minner ] nymmer; 233,5 als ] das; 239,6 nie, ] nit; 248,7 in in, fehlt;
283,7 kome ] kumpt; 296,8 und fehlt (aleine und fehlt B17); 298,4 mir ] noir; 11 hie fehlt. Die deut
lich verderbten Stellen 200,3; 233,5 und 298,4 lassen erkennen, daß der Prototyp, dem Eb mit
M1, PrPrº entstammen, bereits verderbt war. Die Lesarten der von Stammler a. a. O. verzeich
neten Stellen, die ich nicht vermerkt habe, bleiben nicht auf EbM17 Pr1 Pr2 beschränkt.
Die engste verwandtschaftliche Beziehung bindet Eb innerhalb der z-Gruppe an die
Untergruppe PrPr2, die sich oben S. 153 bereits gegen B7M1, abgehoben hat, an folgenden
Textstellen (sieh auch Stammler S. 196): 210,16 götlichesten ] lichsten; 247,3 des ] den; 4 lesen]
peten oder l.; 248,7 lege dich ) ledige auch du (du fehlt Eb) dich; 273,3 glitzendiu ] glantzende
(pliczende glenczende Prº); 2777 enkéret–niht, fehlt; 10 gezogen ] wider gezogen; 2804 ein*–5
noille*] ein vorgeender noille (nwille fehlt Eb) vnd nachgender (nauolghende Eb) noille; 285,8 snoaz
künnes ] noas (fehlt Pr1) noelcherley künnes Pr1 Pr2 noatterleye dat Eb; 288,1 sieh Var.-App.; 290,11
läzen ] nicht l. PrPrº icht l. Eb; 294,9 sieh Var.-App.; 295,1 man ] er; 296,1 noch!] auch; 298,5f.
daz daz ] das sol; 298,4 si! ] sein; si*] haben.

Eb ist aber nun nicht nur mit der z-Gruppe verwandt, sondern auch eng an die mnd.
Texte Gr, N14 gebunden, wie ihre im folgenden ausgewählten übereinstimmenden Varianten
deutlich machen: S. 188,6 ghift der (de Eb) doget; 206,2 anders dan ] anders noat noen; 5 noert ] noaret
GrN14 ok noart Eb; 221,7 dem!] deme dinen; 222,2 der ] en; 5 vernoiget ] trostet GrN14 trostet efte
uornweghet Eb; 225,12 entruoc ] ne dede GrN1. dede he Eb; 12 ouer gaf; 226,1 ie fehlt; 7 ouer geuen;
227,5 nie] noch nie; 231,10 die sünden ] de (fehlt GrN1) sunde in der noarheyt heft ghud ghedan;
232,6 künde–233,4 Já, sieh den War.-App. und Stammler S. 199; 7 othmodighet; 234,3 dem men
schen] eme; 240,6 der ] en; 241,9 mer ond noerder ond l.; er ] god; 244,9 und” J noch; 245,3
gelust ] sin ghunst GrN14 syn lust pnd gunst (pnd gunst über d. Zeile nachgetragen) Eb; 7 mis
haghinghe; 246,1 allez ] also. Vgl. dazu Stammler S. 198f., wo nur einige dieser Stellen auf
geführt sind, die eine „gemeinsame hd. fassung“ als Vorlage für die nd. Texte erweisen. An
den folgenden Stellen, an denen N14 ausfällt, bezeugen Gr und Eb allein die bezeichnete
Bindung: S.237,10–238,1 sieh den Var.-App.; 238,6 ob bis noirt. ] vnd so (so fehlt Gr) wert ome
ghans trunoe ghedan EbGr.
Umgekehrt können etwa folgende Stellen den Fortbestand der verwandtschaftlichen
Zusammengehörigkeit von Eb und GrN14 über den Schluß des Gr-Fragmentes hinaus verdeut
lichen: S. 247,9 minnen bis dingen. ] menen in alle (alle fehlt N1) vnsen noerken vnd beleuen
(ond b. fehlt N14) EbN14; 260,5 üf bis enthalt ] Dat deyt he dar vmme vp dat eyn (eyn ] ene
N14) allerleye entholdinghe (pntholt N14) EbN14; 261,1 Daz bis 2 noil”, ] Desse entholdinghe (Dit
vntholt N14) noil en god benemen uan rechter trunoe vnd noil EbN14; 261,3–4 sieh Var.-App.;
261,7 nimet ] tuth EbN14; 264,4–5 sieh War.-App.; 269,6 dä bis genoandelt, Dar noere dat
noater vnd noin (de no. N14) in en ghesammelt pnd ghenwandelt (ond g. fehlt N14) EbN14; 269,6–7

154
Vorbemerkungen zu den RdU

sieh Var.-App.; 273,6 an* bis niezenne ] in dem gheysliken nemende EbN14; 7 mit begirlichem
gemüete ] mid enem pnbegripelken mote (begripelkem gemode N14) EbN14; 275,6 und, bis
sträfen. ] Ok iz me (bistu N14) de bicht mer schuldicht to straffende hertliker (hartliken N14)
uor gode noen uor de minschen (luden N14) EbN,4.
Es scheint – und Stamm l e r (S. 198) hat bereits einige Stellen als Beweis dafür zu
sammengestellt – daß innerhalb der Gruppe EbGrN14 die beiden Texte GrN1 am engsten
aneinander gebunden sind und auf eine gemeinsame Vorlage zurückgehen. Ich gebe aus der
Fülle der Übereinstimmungen wieder einige charakteristische an: S. 188,1 f. noch ennocere got Eb]
noch got noch güt; 190,13 genoürken (werken Eb)] don; 191,1–4 Also creftighen solde men beden dat
men dat polede in alle den (allen N14) ledematen der crefte mit beiden oghen orent muntherte vnde
mit allen sinnen pnde nicht er ne (ne fehlt N14) solde men pphoren er men sich punde eyn mit
deme eynen; 197,8 Bist–gereht. (fehlt Eb) ] Werestu recht so noeren ok dine noerk recht; 198,6
dä–7 üz. Eb] id ne noert nicht noen (men N14) dros; 198,7 daz man* Eb] noo he; 205,4 in*–5 habenne
Eb] also got to hebbende in der menheit alse in der eynheit; 206,4 meinunge Eb] menheit; 221,6
der–bedörfte, ] de siner bedrofte (bedorfte N14); 222,1 gnäden (der gnade Eb)] ghenes Gr jennes
N14; 225,1 daz ie noart, Eb] fehlt; 2 und verroegen Eb] fehlt; 226,6 äne Eb] sunder en noar;
6 in allen dingen fehlt (auch N.); 8 törsten vernoegen, Eb] dorsten er trosten Gr trosteden N14;
9 dinc Eb] fehlt; 232,1 Daz–2 bindet. fehlt; 3 In–4 daz sieh Var.-App.; 5 noeder–sünde sieh
Var.-App.; 6 nool Eb] nool reden; 235,5 diu–noaere sieh Var.-App.; 6f. ze mérer minne Eb] to
den (den fehlt Gr) pynen; 234,5 er fehlt; 241,9 getriunvet. Wan ] getrunoet verre noech noente;
245,3 bist–4 gereht; Eb] beterest (betere N14) du (du fehlt N1) mer. Insbesondere beweisen
die sehr charakteristischen verderbten Varianten der Stellen 222,1 und 233,6 neben den vielen
sonstigen Sondervarianten die Abstammung der beiden Texte GrN14 aus einer bereits fehler
haften Vorlage.
Es finden sich aber nun auch bezeichnende Übereinstimmungen der Texte Eb und N14 an
Stellen, an denen Gr sich zur übrigen hsl. Überlieferung schlägt, so etwa: unten S. 221,8
dürftigen Gr] nottroftighen; mérer (mer Gr)] der; 222,1 noaenen (noonen Gr)] menen; 223,3
nemen Gr] noedder hemen; 225,10 rämet got Gr] ramen (got fehlt); 226,7 alzemäle (to male Gr)]
fehlt; 227,3 und–4 sinen..] pnde denne ne roke dik noat he mit deme sinen do Grond denne nicht
achten noat god dë siné (synnen N14) do EbN14; 234,4 er* Gr] god; 240,6 allen ] allen luden Gr
fehlt EbN14; 7 ze Gr] mit; 7 daz er Gr] fehlt; 244,7 Wäriu–beste Gr] Auer (fehlt N14) de
aldernoareste ond beste EbN14; 7 ist, Gr] fehlt; 246,5 Ie-erbildet, ] Jo sic de minsche
dat mer in bildet Gr Jo sik de minsche dat (dat] sin N14) lident io de (io de fehlt N14) mer
anbildet EbN14. Diese Stellen dürften wohl, zumal die Übereinstimmungen von Eb und N14
bei 225,10; 227,3; 240,6; 244,7 und 246,5, nicht durch Zufall zu erklären sein, sondern für die
beiden Texte wiederum eine gemeinsame, bereits verderbte Vorlage fordern. N14 müßte dem
nach aus zwei, schon mit jenen Fehlern behafteten Prototypen hergeleitet sein, die N14 einer
seits mit Gr und anderseits mit Eb teilt.

Stammler hat bereits festgestellt, daß die mnd. Fassungen GrN14 und Eb charakteri
stische Übereinstimmungen mit dem kurzen Fragment Ze aufweisen, und a. a. O. S. 186,193 und
197 Stellen aufgeführt, an denen Ze mit den mnd. Texten zusammengeht. Für den Vergleich
der drei Hss. mit Ze kommt nur das Textstück unten S. 240,2–242,2 in Frage, da in N14 die
Textstücke S. 234,7–240,1 und 242,3–243,7 fehlen und das Gr-Fragment bereits unten S. 247,4
abbricht. Innerhalb der kurzen Textpartie S. 240,2–242,2 aber finden sich folgende charakteri
stische Übereinstimmungen der vier genannten Texte: S. 240,2 lebens: ] leuendes ond der drunt
scap godes GrN1EbZe; 3 ez im fehlt; 4 mit–benwise; ] uormiddest ené sunderké lichte
eme benoisede (beroisede ] genemen N14) EbN14 vor vormiddes eyn sunderlic licht eme gheue Gr
em s Kundirlich > liecht gibit Ze; 241,9 mér und lieber ] mer ond noerder ond l. EbGrN14 . . . dir
dñ liber Ze.

Die Stelle 240,4 läßt erkennen, daß Ze innerhalb der Gruppe GrN14Eb am nächsten
bei Gr steht. Für diese engere Bindung zwischen Ze und Gr gegenüber (N14 und) Eb zeugen

155
Traktat 2

weiterhin die Stellen: S. 239,2 daz! Eb] des; 240,1 Von–lebens. Eb] fehlt; 6 allen ] allen luden
Gr allen guSten) Ze fehlt EbN14; 241,4 er enmissetriunwete niht; Eb (241,1 und”–8 gehoeret
fehlt N14) ] he ne mochte ene mistrosten nicht Gr her mochte . . . misse trunoen Ze; 241,7 zehant
Eb] genoch Gr gnuk Ze; 242,6 in* Eb] dar Gr da Ze; (sieh Stammler S. 193).
An den folgenden Stellen, an denen N14 durch Lücke ausfällt, zeugen Gr und Eb allein
für die Zusammengehörigkeit mit Ze: S.238,10 an EbGrZe] von alle anderen Hss. (außer De);
239,5 Und ] fehlt EbGrZe; 7 Dä] dat EbGrZe; 7 daz fehlt; 241,6 enpfindet ] volet EbGr
geoulet Ze.
Und schließlich dürfen wohl auch die folgenden Textstellen, an denen nur mehr Eb mit
Ze übereinstimmt, während die Fragmente Gr und N14 ausfallen, für die Verwandtschaft von
Ze mit der Gruppe EbGrN14 zeugen: S. 255,8 und ] alzo dat Eb daz Ze; 9 ensol] schal din
ghemote EbZe; 257,5 vastenne. ] uasten alzo to eten Eb paste alse zu dem ezzene Ze; 6 got–über
hebet; ] god pp sine frunde grotes ond ueles lidendes nicht uorhenghet Eb got pber sine drunt
grozes vnd vil lidens virhengit Ze; 258,1 und–2 anders sieh Var.-App.; 3 engän] uorghan
EbZe; 6 ganz sin] ghantz gode ghelaten syn EbZe (sieh Stammler S. 197, wo aber auch Stellen
aufgeführt sind, an denen Ze nicht nur mit Eb übereinstimmt).
An der folgenden Stelle verrät Ze seine enge Bindung an die Gruppe GrN14, während
Eb sich zur sonstigen Überlieferung schlägt: S. 240,3 selber (sulues Eb)] fehlt GrN,4Ze.
Nachdem bereits Diederichs (Diss. S. 43 Anm.) auf Berührungen von Ze mit Kas hin
gewiesen hatte, betonte auch Stammler den Zusammenhang zwischen den beiden Texten,
darüber hinaus aber auch den von Kas mit Gr (sieh a. a. O. S. 192f.). Für eine enge Bindung
zwischen Kas einerseits und ZeEbGrN14 anderseits zeugt folgende charakteristische Textstelle:
S. 240,5 Daz–nützer, ] Sunder dar (Mer id Gr men id N14) iz en ander noeten dat vnghelik uele
(oele pnde vngelik Gr) beter iz vnd sote efte nutter (iz–nutter ] is onde soter Gr pnd soter is
N14) EbGrN14 mer iz ist an der roizzen daz pil vnd vnglich bezzir . . . vnd nu Kz >zer Ze Mer ez
ist ein ander daz pil ond pngleichs peßer ist ond nüczer Kao (Die Stelle läßt den engeren
Zusammenhang zwischen GrN. erkennen).
Vielleicht darf man auch die folgenden Stellen, an denen Kas mit GrN14(Eb) übereinstimmt,
als Zeugnisse für die Bindung zwischen Kas und der Gruppe inclus. Ze ansehen, wiewohl das
Fragment Ze diese Stellen nicht enthält: S. 197,7 nü fehlt (auch in GesMus); 198,1 Niht– tuon; ]
Nu denket men hillicheit ocker vp en doyent Gr Nü gedenket man aber heilikeit auf ein tün
Kas (Nv dinct heilicheit op een doen Ges Nun gedenck man aber heilicheit zu seczen auf ein
thun M1s) Nu dencket men hillicheit setten pppe eyn dont N14 (An dieser Stelle wird eine
engere Zusammengehörigkeit von Kas und Gr sichtbar [sieh Stammler S. 192f.], an der auch
Geo teilzunehmen scheint, während Eb sich zur übrigen hsl. Überlieferung schlägt.); 223,6
beroubet ] berait Ka5 berede EbGrN14 (Stammler S. 199 läßt Kas aus!); 245,7 noärem missedallenne ]
noarer (groter N14) mishaghinghe EbGrN14 no. misseballen ond missehagen Kas.
Ebenso wie Ze scheint auch Kas innerhalb der Gruppe EbGrN14 entschieden enger an
GrN1 als an Eb gebunden zu sein, wie schon an der Stelle 198,1 deutlich wurde und überdies
aus folgenden Stellen noch stärker erkennbar wird: 5 noachen ] ez sey sprechen Kao efte
sprekent GrN14 (oft noaken oft spreken Ges); 8 noelherleie geslehte ] noat kunne GrN14 noelch
kunes Kas; 202,1 noer] noas Mais KasN1-Gr; 223,1 allez ] alles daz Kas alle dat GrN14; 227,4 in–
5 üzgiengen.] in rechten polkomen (polkomen fehlt GrN14) noillen komen (ne quemen GrN14) Kas
GrN14; 241,2 äne–créatüren fehlt KasGr (N1 fehlt 241,1 und”–8 gehoeret).
An den folgenden Textstellen dürfte die Übereinstimmung von Kas mit Gr, wenigstens
teilweise, wo N14 und Ze ausfallen, für die verwandtschaftliche Bindung von Ka5 an die
Gruppe (Ze)GrN4(Eb) zeugen: S. 220,1 f. daz aller peste KasGr; 6 durch ein lückern Ka4 ] ain
lungern B17 ain mügeren M17 durch ain lengern M16 dorch en hungerent Gr durch ein hunger
Kas vmb ein (einen Pr2) hunger Pr1 Pr2 omme enes hungers noillen Eb fehlt F2; 228,4 min
houbet ] mich KasGr; 229,8 dir ] ym KasGr; 231,5 niemer ganz Eb] nymmer zu mal Kas to male
nicht Gr; 234,5 ist. N1Eb] sey KazGr; 235,7 ervorschet ] fraischet KasGr (uoruaret Eb); 256,2/3

156
Vorbemerkungen zu den RdU

zitlich ] de(e)rlik Gr zierlich Kas; 238,2 und mérer fehlt KazGr; 246,9 und *– gemeinet. ] vnd
maynunge alle zeit herre als du ez hast gemaint KasGr vnd dat syn menighe alle titsy here
alse du dit hefst ghement ond menen ene alle tit hir inne alze he ons heff ghemenet Eb. Zumal
die zuletzt aufgeführte Stelle, an der N14 mit einer Lücke und das Fragment Ze ebenfalls
ausfallen, ist für die Bindung von Kag an die ganze Gruppe eindrucksvoll.
Diese Bindung wird nun auch, wie man annehmen darf, durch Stellen bezeugt, an denen
Kas mit GrEb, bzw. nur mit Eb übereinstimmt, wo Ze, N14 (und das Gr-Fragment) ausfallen:
S. 200,4 anehaftet,– tugent. ] an hanget deme anhanget alle gut dnde alle doghede Gran hanget
dem hanget got an ond alle tugende Kas anhanghet deme hanget god an Eb; 2006 anehaftet ]
anhanget GrEbKao; 229,3 diu] dat Gr dar Eb da Kas; 5 missedallen ] mishagen Kag EbGr;
234,7 möhte ] mag KasEbGr(N4); 237,2 geroinnet ] gepirt KasGr noert gheboren Eb; 8 áne ]
ob den Kas vp de EbGr; 10 dá fehlt KasEbGr(Ka4); 11 vergebenne ] vertreiben Ka5 uor
gheuen vnd to uordriuende Eb; 270,6 üzern ] vnßn Ka pnsem Eb; 13 die häten eine ] noaren
ein noare Kas noeren in noarer EbMais; 275,2 sieh Var.-App.; 279,12 si ] he Eb Vnd der Kas;
14 si] er KasEb; 281,11 sieh Var.-App.; 283,2 allem dem sinen ] alle siné ond alle den dinghen
Eb allen dingen Ka (Wieder zeigt Eb die Doppelbindung); 287,9 daz ander] daz ein ander
KasEb; 306,7 darben ] enberen EbKas(Prº) (sieh Stammler S. 197, wo aber wieder auch Stellen
aufgeführt sind, die Kas nicht nur mit Eb gemein hat). Besonders charakteristisch für die Bindung
von Kag an Eb(GrN14Ze) sind die beiden deutlich verderbten Stellen 270,6 und 283,2.
Was die beiden Texte Ge- und Ges (sowie Ge) betrifft, so scheint Ges (Ge) sich (wie Kab) der
Gruppe GrN1 anzuschließen, wie für Ges schon an mehreren oben vorgeführten Stellen sichtbar
wurde und an den folgenden Stellen weiterhin zu beobachten ist: S. 185,8 vor–9 noerk ] buten der
noelken gheen noerke Ges buten der nen noerk Gr buten der neen doghet efte noerk N14; 9äne–
186,1 und fehlt GesGrN14; 187,5 mir got ] he mi GrN14 Ges; 188,8 Daz ] Dit GesGrN14; 189,3 ver
ghiffenisse GesGrN14; 5 oder saehe fehlt GesGrN14; 190,14 moghent Gr moghen Ges moghe
N14; 191,2 dar–3 noaeren; fehlt GesGrN14; 197,7 noise ] noesen Ges noesent GrN14; 8 Bist–
gereht. ] Waer dyrecht soe roaren dijn roerken recht Ges Werestu recht so noeren ok dine noerk
recht GrN14; 198,5 sieh oben S. 156; 7 Hie– legen, ] als die vliet soude gaen daer op Geb
Alle de plit (plit ] noille N14) des minschen scal gan dar vp GrN14. Die gemeinsamen Fehler von
Ges und GrN14 insbesondere bei S. 191,2f. und 197,7 sprechen sehr deutlich für die Zusammen
gehörigkeit des Geo-Fragments mit den mnd. genannten Texten.
Ge4, dessen Textstücke aus dem Schlußteil der RdU entnommen sind und daher keine
Übereinstimmungen mehr mit GrN14 und Ze aufweisen können, verrät eine sehr eindrucksvolle
und enge Bindung an Kas (und N.), die an folgenden Stellen deutlich zu Tage tritt: S. 293,6
tiefen ] tiffsten KasGe4 tifsten tiffen N4; 8 brunne] pfücze Kas put Ge4; 295,9 gegeben ] ge
gunnet N. gegunet Kas geionnet Ge; 301,2 niht engaebe.] nicht entet Kas niet engaue ofte dede
oft niet en dede Ge4; 303,4 und*–taete, ] daz er yms tete als liep als mir Kas dat hyt S. Paulus
dede iae alsoo lief alst my Ge; 7f. die gäbe ] alle g. Kas alle die gauen selue Ges; 304,7 in ]
mich N„Ge mich (aus in v. and. Hand) Kas; 305,8 pngerecht N4 vngereht (ge v. and. Hand über
d. Zeile) Kas ongerechtich dat Geº.; 8 taete ] tüt KasGe4; 308,9 gote. ] gote Auch enist nicht in
got des oder da von (oder d. v. fehlt Ge) man getranoren müge (bedroeuen mach Ge4) KasGe4.
Zumal das Textplusstück an der zuletzt aufgeführten Stelle, das Ge und Kas allein über
liefern, beweist die enge Filiationsbindung zwischen den beiden Texten.
Daß Ge4, wie sich schon zeigte, neben Kas an N. gebunden ist, können noch weitere
Stellen verdeutlichen, an denen Ge1 und N4 übereinstimmen, so: S. 295,7 mir fehlt; minen ]
ainem (M1) N. een Ge4; 296,2 durch daz] dar vmb; 3 guot] gauen Ge, gabe N4; 299,10 noär
fehlt; 301,3 so mochst du (moochdy Ge) sprechen; 302,6 ganz fehlt; 306,10 oder–gebe. ] oder
noas noeise dir got gebe oder nem oder yemant anders N. hy d geeft oft iemant anders Ges;
307,1 aber fehlt (auch in der z-Gruppe und Eb).
Was Gi und seine teilweise nur sehr kurzen Textfragmente betrifft, so stellt sich auch
dieser mittelrheinische (Kölnische) Text zur Gruppe der mnd. und mnld. „Übertragungen“, d. h.

157
Traktat 2

zu GrN1EbGe„Ges, wie die spärlichen Vergleichsmöglichkeiten erkennen lassen: 186,3 geden


ken. ] erdenken GiGrN14; 187,1 ernoiget, ] getrost GiGes trostet GrN14; 3 als im selber. ] fehlt
GiGeg glicher–selber fehlt GrN14; 7 ane] an hi Gi an en N14 an eme Gr gancz an yn N.;
8 muoz er] noilt he mir inde muz Gi noil he onde möt GrN14 noille hi my ende noille Ges;
9 mit *] seluer GiGrN14; 189,3 vergift] vergifnisse GiGrN1-Ges; 5 gebe, ] gebede GiGrEb
ghebiede Ges bede N14; 5 oder saehe; ] fehlt GiGrN4Ges; 6 érster fehlt GiGes; 203,2 in
gegennverticheit ] ingegennwordich Gi geghennoordich Gr; 217,10 ez ] dat GiN1-EbKas; 218,2 ich ]
als ich GiN14; 222,5 vernoiget ] getroistit Gi trostet GrN14 trostet efte uornoeghet Eb; 6 sol
ches ] also sulchis Gi alsulke Gr alsulkes Eb; 6 enpfindennes ] geuülins Gi volendes Gr
uolendes ond bevindendes Eb; 7 getraestet sich sin] getrostis sich Gi trostet is sic Gr; 223,1
allez ] allit dat (guot fehlt) Gi alle dat GrN14 alles daz Ka5; 227,10 äne daz. ] inbuzen deme Gi
buten deme GrN14; 228,1 ganz ] alze male GizKas to male Gr; 1 üzgegangen ] uz gedragin
Gi auz getragen KasGr außgangen außgetragen z vthe ghan edder vthghedraghen Eb; 5
dá ] so GiGrzKasEb; 3 in * ] zu GiGrN4; 238,5 zuo möhte getuon, ] zu houen slan mochte Gi
to hope mochte slan Gr; 244,2 unser herre fehlt GiGr; 8 und ] inde ein GiGrN14zKas; 9
und ] noch GiGrN14Eb; 247,4 ez*] dat GiGr zEbKas; 6 noaz **] roilg Ginoelk N14 (noaz * fehlt);
275,5 é] allenoege e GiN14Eb; 6 und *1 jnde ouch Gi Ok EbN14; 6 schuldic ] me schuldich GiN14
Eb; 6 sére ] sere inde harde Gi hartliken N14 hertliker Eb; 281,12 einigen ] armen Giuorarmen
vnd alzo uorenighen Eb; 12 erledigen] intnveldigen Gi entleddighen efte entuoldighen Eb;
285,6 dir ] eme GiEb; 9 getän und fehlt GiEbPra; 293,8 brunne] putze GiKasGe4; 294,2 der*–
3 minste ] de muz der minste genverdin Gi hy moet de minste noerden Ges; 295,7 mir ] fehlt GiGe.
N4; 7 Wan ] noch an GiGe4; 303,5 In ] Och in GiGe.
Die Bindung von Gian Gr geht besonders deutlich aus der Übereinstimmung in verderbter
Lesart bei 238,5 hervor.
Zuletzt gehört auch das S-Fragment, soweit der Sondercharakter seines Textes erkennen
läßt, in den Verband der Gr-N14-Eb-Gruppe und verrät dabei, soweit jeweils Ges und Gr zum
Vergleich zur Verfügung stehen, engste Bindung an diese beiden Texte, wie an folgenden
Stellen zu erkennen ist: S. 187,2 noider fehlt S. GrN1-Ges; 190,3 kreftigeste ] aller krefftigest S1
GrEb; 3 und–almehtigeste, fehlt S. Ges; 4 und– dingen, fehlt SGes; 9 benoorren ] bekümbert S1
Ges; 11 dan ] denn dz S dan dat Ges; 12 des sinen ] sin selbes noillen S sinen noille alte
mael Ges; 194,3 sol–4 läzen ] lass sich selber S KasMaisGesGr; 196,8 dennoch ] noch S1 Ges; 205,6
mit ] an S GrN14; 207,7 innerlich innnoendig S1Eb; 209,1 alle fehlt S1Eb; 3 inerbilden ] inner
bildung S inbildinghe Eb; 10 niht ] kein S nene Eb; 225,1 lerne] ler öch S. lere ok Eb; 2 mei
sten] aller meisten S1 Gr.
Nachdem im voraufgehenden die Geschlossenheit der z-Gruppe, die Filiationsbindungen
innerhalb der Gruppe ZeGrN1Eb und deren verwandtschaftliche Beziehung zu Kas (und Ge,
Ges, Gi) verdeutlicht wurden, wobei Eb sich als ein verbindendes Glied zwischen der z-Gruppe
und den übrigen genannten Texten erwies, lassen die im folgenden aufzuführenden Textstellen
die verwandtschaftliche Zusammengehörigkeit aller genannten Texte (soweit sie jeweils die
aufgeführten Stellen überliefern) gegenüber der x- und der y-Gruppe erkennen: S. 193,1 dü
xy] sunder du (auch Mis); 204,2 got*xy ] gottes; 218,13f. enpfinde xy ] befinde (auch N.); 222,7 sin"
xy ] sein durch got (N14 weicht ab); 228,1 üzgegangen xy ] außgangen außgetragen z pthe ghan
edder pthghedraghen Eb auz getragen KasGr (N1. Lücke); 3 dä xy] so; 8 si] ist xy (fehlt Eb);
229,1 solte xy] sol; 1 müeste xy] müß; 231,8 und xy] pnd sulche (alsulke Gr); 9 als –sprichet",
xy ] fehlt; 289,2 erº Xy] gott (auch N4); 7 ist xy] ist ein; 290,7 und* xy ] oder. Von diesen
Stellen, die inhaltlich im ganzen ziemlich belanglos sind und an denen die Übereinstimmung
der in Frage stehenden Texte gegen die beiden Gruppen x und y wohl auch auf Zufall be
ruhen könnte, ist doch die Stelle 228,1, wie mir scheint, für die Verwandtschaft der z-Gruppe
mit der Ze-Gruppe und Kas zeugend. Daß Eb an der folgenden Stelle mit xy übereinstimmt,
kann wiederum durchaus zufällig sein, ebenso wie die Übereinstimmung der übrigen Texte
untereinander: S. 244,8 polkomen xy Eb] ein p.

158
Vorbemerkungen zu den RdU
Daß Kas Bindung auch an die z-Gruppe (und Eb) verrät, wo GrN14 (Ze) ausfallen oder
sich auf die Seite von xy stellen, zeigen folgende Stellen: S. 193,8 oder xy ] oder ez (ez fehlt
z) sey Kas(Mais) zEb; 196,4 aller xy ] fehlt Kag(MaisMisN) zEb; 198,3 heiligen xy GrN14Eb]
gehayligen zKas; 202,5 menschen xGr] m. in der noarheit Kas(Mais) zEb (5 noeder–6 gehindern
fehlt yN1 infolge von Homöoteleuton); 203,5 in die* xyEb in der Gr] fehlt Kas (Mais) z;
215,10 mit den xy ] auch an guten zKas; 227,6 polkomener–nville xy ] noarer ond ein (ein fehlt
Eb) volkomner noille KaszEbN4; 230,10 daz* xyGr] daz (fehlt B17) nool Kasz dat em Eb; 232,2
ob xy] als KaszN noan Eb; 234,9 und–10 minne xyGr] fehlt Kasz (Homöoteleuton); 238,5 min
ouge xyGr] meine augen Kaz; 249,11 umbe” xyEbN14 ] durch KazzN4; 252,12 ouch xyEb]
auch nool Kasz; 255,2 geballen x gefällig sein y] behagen (hagen B17) KaszEb; 276,13 sprechen:
xy ] leihte s. KazzEb; 281,11 und” xyEb] ond dnß zKas; 282,7 und noürket sie (sie fehlt z) Kas
zEb] vnd xy; 283,8 trächeit x ] krankheit Kasz krancheyt efte tracheyt Eb; 8 oder von * x
(fehlt Mio) ] vnd Kasz (fehlt B17) Eb; 286,10 dem x (der M10) y der Eb] disem Kasz; 290,1 in *
x Eb ] ond in KaszN4; 7 und * x ] oder KabzEb; 301,3 ichs (ich Pr2Eb) denne niht Kasz
Eb N. ] nit mer (mer fehlt Ka) denn x (y Lücke); 303,2 grózen xy ] gutten KaszEb; 305,4
der”–5 haete* xy ] er (ond er Kas) hett (hat M17) es nool verdienet zKas (Eb weicht ab); 307,2 Láz
xy ] laß du zKasEb Laet gy Geº (sieh Stammler S. 196 f.). Für die Beziehung von Kas zur
z-Gruppe sind insbesondere die oben aufgeführten Stellen 215,10; 282,7; 283,8 und 303,2 kenn
zeichnend.

Merkwürdig, aber wohl doch zufällig dürfte die Übereinstimmug zwischen Kas und der
z-Untergruppe Prº Prs an der folgenden Stelle sein, an der die sonstige hsl. Überlieferung
uneinheitlich ist: S. 253,11 geläget Ka4F2 B17 ] gelobet KasPrPrº geachtet M16Eb benoeget M7. Das
gleiche gilt wohl auch für die Übereinstimmung von KasM17 Eb in verderbter Variante: S.253,13
Als–14 in *] als noir daz merken in, und von KasM17: 211,2 und] oder; 252,9 halte] habe; 285,6
trácheit ] krankheit.
Wenn im voraufgehenden Kas an die z-Gruppe gebunden erschien, während Gr(N4) zur
x(y)-Gruppe standen, lassen die folgenden Stellen umgekehrt Gr (N1) mit der z-Gruppe zu
sammengehen, während Kas sich auf die Gegenseite schlägt: S. 206,2 den xy Kas] ainen den
z Greyně deme Eb eyn mynsche de N14; 197,7 noaz xy ] noelches M1-PrPrº Eb Gr N14 noer B17
(N4) noie Kas; 202,4 an xyKasB: in M17 PrPrº EbGrN14; 206,12 als” xyKas] als vil zEbN14 (Gr
Lücke); 227,9 in dem xyKa5 ] fehlt z (in B17 v. and. Hd. nachgetragen) EbGrN14.
Es finden sich einige Textstellen, die die Annahme nahelegen, daß Kas eine Vorlage
benutzt hat, deren Text gelegentlich eine Verbindung der z- (oder der Gr-) und der x-Fassung
darstellte, oder daß Kas neben der mit der z-Gruppe (bzw. der Gr-Gruppe) enger verwandten
Hauptquelle eine Nebenvorlage benutzt hat, die der x-Gruppe verwandt war. Dafür könnten
folgende Textstellen zeugen: S. 245,7 missedallene ] mishaghinghe EbGr N14 missedallen ond
missehagen Kas; 289,6 gnäde] dy natur Pr1 die natür oder gnade Kas.
An der folgenden Textstelle verrät Kas sogar eine Mischung des in z und x überlieferten
Textes mit der Fassung y: S. 280,3 sinne x z Eb] noegy noege am synne Kas.
Mit dem an verschiedenen Stellen beobachteten Zwittercharakter des Kas-Textes vergleicht
sich der zwischen z und der Gr-Gruppe, sowie zwischen diesen beiden und den Gruppen
x und y vermittelnde Eb-Text, der gelegentlich sogar stärker noch als Kas die Kombination
des xy- und des z(Gr-)-Textes verrät, wie oben hie und da schon bemerkt wurde, so ins
besondere S. 222,5 vernoiget] trostet efte uornweghet Eb trostet GrN14; 237,11 ze vergebenne ] zu
vertreiben Kas to uorgheuen ond to uordriuende Eb; 245,3 gelust xzKa5 ] begird y ghunst
GrN1 lust pnd gunst (pnd gunst über d. Zeile) Eb; 246,9 und*–gemeinet. ] vnd maynunge alle
zeit herre als du ez hast gemaint KasGr pnd dat syn menighe alle tit sy here alse du dit hefst
ghement pnd menen ene alle tit hir inne alze he vns heff ghemenet Eb; 263,4 briliche ] frölich
M16Kaa frolichen N4 fryelken ond froliken Eb; 281,11 f. und alsó einigen und erledigen uns selber
in allen dingen. ] pnd ons also ermen ond einfeldigen in allen dingen Kas pnd schollen pns ok
uorarmen dnd alzo uorenighen ond entleddighen efte entuoldighen vns aller dinghere Eb; 285,8

159
Traktat 2

trächeit x ] krankheit zKas krancheyt efte tracheyt Eb; 290,7 einic ] enoig xKa5B17M17 enighefte
enoich Eb (fehlt y).
Was schließlich den Text von N. betrifft, der sich im Wortlaut auf weite Strecken inter
polierend und exegesierend verhält, so scheint er, soweit man darüber urteilen kann, am
nächsten bei Kas zu stehen und, wie dieses (und Eb), zwischen z und xy zu vermitteln. Dafür
dürften wohl etwa folgende Textstellen zeugen: S. 234,5 got* KasGrDeN, J güt alle anderen
Hss.; 251,8 die ] dise KasN4; 252,13 Und fehlt KasN4; 272,5f. in disem ] hie (fehlt KasMais) in di
sem leben N, KazMais; 288,2 nimet einen N. ] meinet ein Kas gibt einem xyzEb; 5 im aller
besten ] in dem pesten ze tün KasN.; 296,3 der ére x (außer Mo) yz (ere über getilgtem zele)
Eb, fehlt KasN4; 297,1 er x (außer Mie) yzEbGe ] fehlt KasN.; 4 minne x (außer Mo) y
zEb] fehlt Kag N4; 306,1 dich ] dir NKas; 307,8 diu rinne] die róre Kas die roren N. Wenn
diese Stellen die Bindung von N. insbesondere an Kas erkennen lassen, so bezeugen die
folgenden Varianten des N-Textes, daß N, wie Kas enge Beziehung zur z-Gruppe aufweist:
199,1 Merke, fehlt N4zEb; 232,1 Daz–sünden, fehlt N4zEb; 233,11 als ] recht alſ zEbN4; 238,7
von der” fehlt N4zEb; 263,8 Wan ] ond N4zEb; 11 noahse ] noachsse ond zü nemme zEbN14
zu nem ond noachse N4; 289,2 er*] gott zEbKa5N1: 294,9 alsó stät geschriben. fehlt zEbN4;
301,7 und fehlt zEbN4; 306,2 darbenne] d. pnd yn mangeln N. mangel zEbenpern Kas; 307,1
aber, fehlt zEbN„Ges; 8 zemäle fehlt zEbN4; 308,2 noeder fehlt zEbN4; 309,3 sinen* fehlt
zEbN4.
Daß der Text von Ba2 sehr eng mit N. verwandt ist, konnte oben S. 138 bereits aus der
Übereinstimmung im Textbeginn, in der Textfolge und in den Kapiteleinleitungen erkannt
werden. Da B32 schon bei S. 244,3 abbricht, kann von den oben aufgeführten nur die Stelle 234,5, an
der Bss mit N. übereinstimmt, für die enge Bindung zwischen den beiden Texten zeugen.
Neben der durchgängigen Übereinstimmung aber bezeugen insbesondere die den beiden Texten
gemeinsamen Texterweiterungen die enge Bindung zwischen ihnen. Ich führe die bedeutsam
sten dieser Plusstücke, deren Wortlaut in N. man an entsprechender Stelle im Variantenapparat
vergleichen möge, aus Ba2 auf; S. 203,9 sträze. ] küche vnd ein höher noirdikeit die priesterschaft
den ein ongeroichter leyge (376 vb); 13 Aber,–204.7 noerk”, ] noer aber von ynnen nöt also ber
sammet ist den mag von pssen gar liecht hindern denn die geselschaft pnd nöt alleine die böse
jo ouch die güte Denn die strösse nö die kilche den die noort vnd nö die noerck vnd nöt alleine
die argen mer ouch die güten. Den des hören vnd nö dz sehen (377.ra); 217,7 dinc.–9 maht. ]
ding ob ich noil jch vermag mit dem aller menschen arbeit volbringen aller menschen liden getragen
alle hüngrigen gespisen alle türstigen getrencken pnd alles dz polbringen liden tün vnd lossen
dz yeman erdencken kan (378 ra); 227,10 trit–228,3 solte, ] trit eines sólichen menschen noer besser den
zü Rome oder öber mer gelöffen in eygé noillen Ein sólicher gelosser mensche durch got noer in
der noorheit gantz gesetzet in gotte vnd dar vmb noo man fürbasser hin in an Rüte (! vgl. N.)
(380 ra).
Der Vergleich dieser Stellen mit N. verrät deutlich die gemeinsame Vorlage der beiden
Texte, läßt aber auch schon erkennen, daß N. diese Vorlage besser repräsentiert als Bs», dessen
Text an vielen Stellen von N4 und den anderen Hss. abweicht, zumal in kleineren Text
zusätzen, die oft Ausdrucksdoppelungen bedeuten, so etwa (N4-Text sieh im Var.-App.): S. 197,1
rehte*–2 als* ] gerecht pnd ein gelicher köff noer alle ding noil haben der müs alle ding lossen als
(375rb); S. 197,3 als–dinen. ] los dich selbs eigenlichen so enpfohet dich got noorlichen loss alle
ding so nourst du besitzen alle ding (375rb); 197,8 gereht ] güt vnd gerecht (375 va); 198,7
daz*–8 si, ] daz noir güt sint vnd tugenhaftig (375 va); 199,2 daz*–7 sint. ] des menschen noessen
liget vnd der do alle zit sin noerck güt machet gerecht ond polkomen ist got selber nö of dyses
setze alles din studiren vnd allen dinen flis ond fürsatze also das er dir gros noerde in der
begirde begere yme allein zü geuallen in allen dinen noercken ond ye mer du dz tüst ye besser
pnd heilger du byst (375 va–b); 200,1 üf–3 herren ] treten joch vf einen stein ich gesnoige aller
ander tugent vnd öbunge Es noer dir ein besser ding vnd ein götlichers noerk den obe du pil
grösser ding tettest die do gesehen sint vor den luten (375vb); 200,3 meinunge] liebe und meynge

160
Vorbemerkungen zu den RdU

zü gotte do (375vb); 2004 tugent. ] tugent vnd gnode vnd selikeit (375vb); 201,12 und in ] in tün
vnd in lossen an (376rb); 202,2 sachet, ] tüt oder sachet zü tün (376 rb); 3 und aleine, ] in allen
dingen bede in tün vnd in lossen (376rb); 203,10 und*–11 ernst. ] tragen in dir zügötte pnd in sin
barmhertzikeit Einen gelichen ernst haben in der liebe pnd in der mime (1) vnd dich nöt lossen
beroegen (376 vb–377.ra); 226,10 noénic-227,2 roille. ] noenig die do also stont von pssen ond von ynnen
sº nooltent als gern also ond also etwas grosses enpfindendes haben Dyse noise besitzen oder die
ond also etnoas güttes schynen Es ist nöt anders denne Eigner noille (379rb); 227,5 üzgiengen. ]
gestundent ond allen dingen ös gingent noch iré vermügen. Es müs ein gruntliches gelossen sin
selb pnd an allem dem dz nöt got ein noorre sache ist (379va); 8 in*–9 nützer ] in einem
sólichen gelos vnd vnder gon noer ime nötzer den grosse öbunge von ossen sol dem menschen
ymer recht noerden so müs er sich selber leren lon vnd ist yme besser vnd nötzer (379 vb–380 ra);
237,1 und–2 gróze ] hie erhebet sich dz gemütte vnd hertze in eine grossen getrunoen zü got dem
herren noan er barmhertzig ist vnd güt Es genoinet do ein gantze (382rb–va); 11 komenne
vertribenne; ] kümen mit syner hilfe die sönd kreftiklichen ös zü triben vnd sü gantz zü ver
tilgen (382 vb); 244,3 der minne mér'. ] der sol ouch vil mimen (!) also es nool billichen ist dnd
dar ombe so hüte dich vor dngeorter liebe yme zit so genoinstu nyemer leit bys dir selbs frömde
ordenlichen pnd nyemants eygen den gottes alleine so blibest du allezit luter vnd Rein Dyses
ist es dz ich sprach an dem anfange götlicher fride ond götliche barmhertzikeit sümit pns allen
zü aller zit amen ffiat bone Jhü fyat fyat (384rb Schluß).
An allen diesen und vielen weiteren Stellen ist der Text von Ba2 gegenüber dem von N.
deutlich als sekundär und erweitert zu erkennen. Außer einigen völlig belanglosen Kleinig
keiten, in denen Ba2 gegen N. mit der sonstigen handschriftlichen Überlieferung übereinstimmt,
bietet sein Text, soviel ich sehe, nur eine beachtliche Variante: S. 198,4 heilic GesN, De J gerecht
yMs. g ü t Ba2 (375 va) fehlt xzEbMsKazGrN, die ich in den Variantenapparat aufgenommen
habe, während ansonsten die Varianten des Bsa-Textes im Apparat nicht verzeichnet wurden.
Ganz eng aber ist nun an Kas das Fragment Mais gebunden, das zwar nur einen Teil des
Umfangs des Kas-Textes umfaßt, dessen einzelne Textstücke aber, wie der Vergleich der oben
S. 146 angegebenen Textfolge zeigt, im Einsatz und im Schluß übereinstimmen, soweit Mais nicht
jeweils schon vorher abbricht. Fraglos stammen Kas und Mais aus einer gemeinsamen Vorlage
und sind beide Texte so eng miteinander verwandt wie Pr1 und Pr2. Es erübrigt sich, dafür
Belegstellen aufzuführen, nachdem im voraufgehenden schon so oft Ka5-Stellen vorgeführt
wurden, an denen Mais die gleiche Variante aufwies wie Ka5.
Das gleiche gilt nun auch für die beiden Texte Bso und Ka3, die zusammen mit dem
M34-Fragment die y-Gruppe bilden und, wie oben S. 137 schon gesagt wurde und unten S. 173f.
noch weiter dargetan werden soll, eine eigene Textfassung darstellen. Ihre verwandtschaftliche
Zusammengehörigkeit ist aus den vielen bisher vorgeführten Textstellen schon mit Evidenz
hervorgegangen und kann fast aus jeder Zeile des Variantenapparates o. w. erkannt werden.
y steht vermittelnd zwischen den beiden Gruppen z (mit Einschluß von EbGrN14ZeKa5Ge5) und
x, hat aber engeren Anschluß an die Gruppe x als an z, wie die oben S. 158 f. aufgeführten
Stellen erkennen ließen. Diese engere Bindung zwischen y und x gegen z dürfte wohl noch
an den folgenden Stellen deutlich werden: S.215,10 mit den xy ] auch an guten zKas (fehlt GrN1);
225,10 rämetz (ohne M17) EbGrN, Kas] meint xy; 237,4 sie zEbGrKas] sich xy. Die Überein
stimmung von x und y an den beiden letzteren Stellen in einer unursprünglichen, bzw. fehler
haften Variante könnte allerdings auch auf Zufall beruhen und braucht also nicht auf einen
bereits verderbten gemeinsamen Prototyp der beiden Gruppen zurückzugehen.
Bleiben schließlich noch die beiden Fragmente M1s und N11. D ie d er i c h s (Diss. S. 41
Anm. 1) hat Übereinstimmungen von M1s (Mün) mit z wie auch mit y, Ka5 (Ka) und M16 (Mü)
aufgeführt und erklärt, daß es für den M18-Text bei der Kürze seiner Textfragmente nicht
möglich sei, „seinen Platz in der Überlieferung genauer zu bestimmen.“ Mir scheint, daß M1s
am nächsten mit M16 und demnach mit der x-Gruppe verwandt ist, wofür folgende Stellen
sprechen dürften: S. 190,2 aller fehlt; 1958 allez fehlt; 2007 gote unglich ] ongötlich; 263,11 dä

11 Eckhart, D 5 161
Traktat 2

von fehlt (auch Eb); 264,7 dem * ] dem menschen. Daß Ms allerdings auch Beziehung zur
z-Gruppe haben dürfte, kann die folgende Stelle bezeugen, die auch Diederichs a. a. O. schon
angeführt hat: S. 187,1 und–ernoiget MiszGes] fehlt xyM3N4(Ka). Ferner etwa noch: S. 192,1
denne fehlt M1szEbGr; 199,7 noelherleie] noaß geschlecht zEbM1s. Und schließlich finden sich auch
Übereinstimmungen mit der Gruppe y, die ebenfalls schon von Diederichs a. a. O. verzeichnet
wurden: S. 188,1 diu got ist fehlt MisyN4; 192,6 man enmerke ez fehlt yMs4Ms.
Das kurze N11-Fragment läßt naturgemäß noch weniger als die Textstücke von Ms eine
genaue Bestimmung seiner verwandtschaftlichen Stellung im Rahmen der Gesamtüberlieferung
zu. Indessen dürfte N11 doch wieder in den Verband der z-Eb-(Gr)-N14-(Kas)-Gruppe gehören,
wie aus folgenden Textstellen hervorgeht: S. 260,4 Dar umbe ] War vmbe N11N4B17M17 PrºEb;
8 andern–dingen; ] andern grossen (groten über getilgtem ghuden Eb) dingen ond an (an
fehlt Eb) sunderlichen snoeren dingen (ond–dingen auf d. Rand nachgetragen Eb) N11Eb anderen
groten sunderliken dingen N14; 8 üebungen] dingen FazEbN11; 261,5 endienent unseriu noerk ]
endüt vnser noerk N11 dot onse noerke N14; 5 uns*] mit vns zN1; 8 gróz ] grot vnd uele EbN11
bele dnde grot N14; 262,1 sol] sol alleine N11 noel allene EbN14; 2 den fehlt z EbN11; 2 blózer ]
blöslicher N11N14.
Das oben S. 146 abgedruckte Mais-Fragment ist wiederum für eine genauere Einordnung
in das Filiationsstemma zu knapp.
Zu den Texten von Ha1 und Ha2 und ihrer Bindung an Eb sieh oben Seite 142.
Die Filiationsuntersuchung hat ergeben, daß sich im Gesamt der handschriftlichen Über
lieferung der RdU die drei Gruppen x, y und z ziemlich deutlich voneinander abheben, ohne
daß man von einer scharfen Abgrenzung sprechen könnte. Neben diesen drei Gruppen wurde
die Gruppe ZeGrN14Eb deutlich, wobei Eb allerdings mindestens ebenso starke, wenn nicht
stärkere Bindung an die z-Gruppe verriet, wie denn aber die ganze Ze-Gruppe nähere Ver
wandtschaft zur z-Gruppe als zu den Gruppen x und y erkennen ließ. Kas und sein Partner
Mais erwiesen sich – wie Eb – als Vermittler zwischen der Ze- und der z-Gruppe mit gleich
zeitiger Zwischenstellung zwischen diesen beiden und der Gruppe x und y. Das gleiche gilt
cum grano salis für die Stellung von N4 und wohl auch für M18, wenngleich dieses Fragment
näher bei der xy-Gruppe zu stehen schien als bei der z- oder Ze-Gruppe. Die Fragmente Ges,
Ge4, Gi, S1 und N11 dagegen gehören in den engeren Verband der Gruppe ZeGrN14Eb.
Was nun den Text der Hs. De (und Has) betrifft, der mit Absicht bisher bei der Filiations
untersuchung im ganzen nicht berücksichtigt wurde, so steht dieser Text insofern am äußersten
Rand der handschriftlichen Überlieferung des RdU-Textes, als er sehr weitgehende Überein
stimmungen mit dem Text der XII Dogheden zeigt. Gotfried van Wevel muß danach für
die RdU-Exzerpte in seinem Traktat einen Quellentext benutzt haben, der mit der Vorlage
des De-Textes sehr eng verwandt, wenn nicht identisch war. Diese gemeinsame Vorlage aber
war ihrerseits deutlich am nächsten mit der Gruppe ZeGrN14EbGeoGe-Gi verwandt, wie die
folgenden Textstellen auch für den Textteil nach Schluß des XII Dogheden-Textes sehr klar
erkennen lassen (ich führe die Varianten der XII Dogheden nach dem Text der Ausgabe von
van Mierlo auf und füge ihnen in Klammern Seite und Zeile der Ausgabe von David bei):
187,1 errviget, ] ghetroest GesGiDe XII D. (32,13) trostet GrN11; 188,4 des dinen Ges] dines (sines
N14) sulues GrN14.De sijns selfs XII D. (33,12); 8 die ] bouen die GesDe boven der XII D.
(33,18 f.); 189,3 vergift ] verghiffenisse GesGiDeGrN14 XII D. (35,6); 5 oder saehe fehlt GrN14
GiGesDe XII D. (55,10); 5 gebe, ] gebede GrEbGi ghebiede GesDe XII D. (35,9) bede N14; 192,2
klóster'. ] cloester dan nooert (nooert ] ghesciet De schut Gr) my recht (recht ] alre eerste recht De)
GesDeGr cloester, ende dan donct hem, dat hem recht schiede XII D. (45,9); 195,2 in den dingen. ]
dar inne GrGesKasMais daer–in XII D. (44,4); 3 hebe an ] beghin is Gr beginnet De beghin
XII D. (44,4); 1943 Er–4érsten, ] he late to dem ersten sik seluen Gr er laz sich selber zu dem
ersten Kas laet di seluen eerste De Hi laet hem zelpen metten eersten Ges XII D. (44,15f.); 195,8f.
hier ane] des GrGes XII D. (49,22); 197,2 als*] rechte alse GrDe XII D. (50,13); 4 Dá*] noant
soe Geb so GrDeN4 XII D. (50,16); 6 vil fehlt GesDe XII D. (50,19); 7 nü fehlt GrN14Eb

162
Vorbemerkungen zu den RdU

KasMsGesDe XII D. (51,1); 7 noise ] noesen GesDe XII D. (51,1) noesent GrN14; 8 Bist–ge
reht. ] Werestu recht so noeren ok dine noerk recht GrN14 Waer dy recht soe noaren dijn noerken
recht Ges Want noaers du gherecht in diins selues gront soe noeren alle dine werken gherect De
Want noaerdi recht in uuroes selfs gront, so roaren alle uunve noerken recht XII D. (51,2f.); 198,3
iemer fehlt GesDe XII D. (51,8); 199,4genzliche ] grotelic ende sere GesGr groot ende seer De
XII D. (51,22); 7 bezzer sint. ] mer gut dm.de gotlik noerdet Gr meer goet ende godlic noerden
Ges XII D. (52,5) meer goet siin ende godlic noerden De; (Schluß des Ges-Fragmentes).
201,8 hät, den ] heeft ende niet sonder god enheeft Dessen De hat vnde eft he sik suluen noch
anders nicht mit eme ne hat den Gr heeft, ende hem selpen ende alle dinc om Gode heeft, dien
XII D. (67,20 f.); 204,9 in allen steten ] to allen tiden Gr in allen steden in allen tiden De XII
D. (70,16); 205,10 in noesenne] ingenoesent Gringhenwesende N14 ghenwesende Deghenwesent XII D. (73,5);
206,12 mérer und mérer] creftigher pnde noarer N14 starker ende crastigher De crachtigher ende meerre
XII D. (74,13); 214,7 und den lón fehlt N14.De XII D. (85,10); 8 machet den menschen oliziger ]
de manet den olijtighen mynschen N14 manen den aernstighen mensche De permanen den eern
stighen mensche XII D. (85,13); 216,11 Daz–217,1 boesen.] De gude noille iz nicht noeynigher krefti
gher to deme ghuden noen de arghe noille to deme arghesten Eb De gude noille is nicht my kref
tich to dem guden roen de arghe to dem arghen N14 Want die goede noille en is niet min crachtiger
te gode dan die quade noille die quaden De Want die goede noille ghervesent in gracien en is
niet min machtich noch crachtich te goede, dan die quade is ten quade XII D. (86,16 ff.); 217,1 Daz
merkel fehlt N1EbDe XII D. (86,18); 3 alsó gróze] de EbN1, die De XII D. (86,22); 218,13 Nü
präge: ] Eyn praghe EbGrDe XII D. (89,7); 222,1 gnäden ] ghenes Gr jennes N14 enichs goede De
enichs goedes XII D. (91,17); 6 solches ] alsulke GrDe XII D. (92,1) alsulkes Eb also sulchis Gi;
226,6 üfgeben ] en roar ouer gheuent GrN14 een ghenvarich ouergeuen De XII D. (93,24 f.); 8
törsten vernoegen, ] dorsten er trosten Gr trosteden N14 noouden ghetroosten De dorsten troesten
XII D. (94,2); 9 dinc fehlt GrN1-De XII D. (94,3); 230,10 vertraete] uorgrepe Eb vergrepe De
XII D. (97,5); 231,5 raten ] kaues Gr caf De cafs XII D. (97, 13); 233,4 gesetzet fehlt GrDe XII
D. (98,5); 8 dir fehlt GrN1-KasDe XII D. (99,8); 234,5 got*] got GrN„KasDe XII D. (100,1) güt
alle anderen Hss.; 235,6 benoiset ] beroiset vnd gheleden Ebgeleden GrDe XII D. (100,19); 236,3
zitliche ] zierlich Kas deerlike runoe Gr sinlike runoe EbDe beestelike rounoe XII D. (101,7);
238,3 im ] eme mer Gr hem meest De Hem meer XII D. (104,16); 5 min ouge zuo möhte
getuon, ] min oghe to hope mochte slan Gr min ougen zu houë slan mochte Gi mijn oge op
ende toe mocht sclaen De XII D. (104,19 f.); 244,7 ist, fehlt EbN14.De XII D. (105,11); 247,3 aller
vrilichest;] alderleuest vnd brighelkest Eb alreliefste ende alre drilicst De XII D. (109,15);
(Schluß von Gr).
247,9 allen dingen ] alle (fehlt N14) vnsen noerken (dingen De) EbN14 De XII D. (110,4); 9 gitic ]
ghirich EbN14 XII D. (110,6) gier De; 250,5 só– tür. ] so gheyt he doch nicht uorder mer he blift
uor der dore Eb soe blijft hi voer die dore De Hi blijft staende voer die doer XII D. (113,20);
254,5 oder bereit fehlt EbDe XII D. (115,24); 10 enist, ] licht Eben leget De en leit XII D.
(116,4); (Schluß der XII Dogheden).
Die an den vorgeführten Textstellen deutlich werdende Bindung der gemeinsamen
Quelle von De und XII Dogheden wird im folgenden über das Ende des XII Dogheden-Textes
hinaus durch Übereinstimmungen von De mit Eb (N1.Le2Les) und gegen Schluß insbesondere
mit dem Geº-Fragment bezeugt: 261,2 abenemen] benemen uan rechter trunoe EbN14 of nemen ...
van groter trounoe De; 265,9 innoonenden gote] innoonende godes Eb innoonen gods DeLesLes;
269,1 genvizzen noch fehlt EbN14DeLe2Les; 6 und daz noirt fehlt EbN14 De; 272,11 geahtet ] ge
ordinert EbDe; 279,4 in saeligen fehlt EbDeLes; 280,12 im*] gode EbDeLes; 12 gaeher] bereder
DeLes mer bereder Eb; 283,6 minne Lea ) leue pnd (mynnen of De) uan klenem (cleynen De)
ernste EbDe; 6 im ? Les] gode EbDe; 293,8 brunne] putze GiKasGe„De; 294,2 der*–3 minste] de
muz der minste genverdin (noerden De) GiDe hy moet de minste noerden Ge4; 7 nidert] vernedert
Ge, EbDe; 7 erhoehet!' ) verhoghet EbGeDe; 295,7 Wan ] noch an GiGe4 noch in De; 296,3
der ére ] der dingen GeDe; 7 disem–läget?] des soe seer begeert De des soo seere acht ende

11* 163
Traktat 2

van ons begeert Ge.; 297,1 groestiu ] groote GeºEbDe; 2 nounne–groezer] blyschap ende
spel ende syn genochte meerder Geº proüde ende siin ghenüechte ende sine noeelde meere De
298,6 ist und fehlt GeDe; 11 áne ] sonder alle GeDe; 299,10 noaz ] noelck GeDe; 300,3 grózen ]
gr. Coninck GeDe; 4 groezer ] meerder Ge4 meere De; 301,5 dicke, fehlt GeDeLes; 8 und
fehlt EbGe„DeLes; 9 üeben. ] oeffenen als v alder beste (v alder beste ] dijn alre best De) Ge.
DeLe2; 9 Dü–10 engibet. fehlt GeLDe; 307,9 ez mir noürde, ] my dat noater quame (comet De)
Ge4De; 308,3 Dä– pride. ] laet hem daer met genoorden ende hebt alleene v.rede in pseluen Ge4
daer laet god mede benoorden Ende holt alleen prede in di De; 309,3 pröude; ] preuch.de ende
prede Ge4 prede EbDe.

Daß De und der Text der XII Dogheden aus einem gemeinsamen Prototyp geflossen sind,
geht aber nun weiterhin aus einer sehr großen Zahl von Übereinstimmungen hervor, die De
und die XIl Dogheden in den ihnen gemeinsamen Textpartien gegen die gesamte sonstige
Überlieferung der RdU absetzen. Unter diesen zahlreichen Gemeinsamkeiten fallen insbeson
dere Texterweiterungen auf. Ich möchte im folgenden nur mehr auf diese De und dem XII
Dogheden-Text gemeinsamen Plusstücke im Var.-App. unter Angabe der entsprechenden Seiten
und Zeilen des XII Dogheden-Textes hinweisen: S. 193,5–194,2 = XII D. S. 44,9–11; 206,12–13
= XII D. 74,12–16; 207,1–5 = XII D. 74,17–75,1; 214,6 = XII D. 85,6–9; 232,5–6 = XII D.
97,22–98,2; 234,9 = XII D. 100,6–9; 235,10 = XII D. 100,26–101,1; 236,6 = XII D. 101,11–14;
246,4–5 = XII D. 108,8–11; 255,3 = XII D. 116,12 f.

Die beiden Texte stimmen aber auch in einigen Textlücken überein, so: 185,9 noch–186,1
und fehlt; 187,3 glicher–188,2 ist. fehlt; 190,1 Von–191,4 got. fehlt; 200,4 Und–8 ist. fehlt;
212,1 Von–8 groezlichen. fehlt; 224,7 Waz–225,6 niemer. fehlt; 250,9 Vindest–252,6 noise. fehlt.
Über die Fragmente von Br, Gei, Has, Le, Les und ihre enge Verwandtschaft mit De sieh
oben S. 139, 140, 143, 144 f. -

Die Aufstellung eines Filiationsstemmas, das die verwandtschaftlichen Beziehungen der


Volltexte und der Fragmente untereinander klar und eindeutig erkennen ließe, ist nach wie
vor, wie mir scheint, nicht möglich, zumal, nachdem festgestellt werden konnte, daß einige der
überlieferten Texte, insbesondere Eb und Ka5, Kombinierung zweier Text-„Fassungen“ erken
nen ließen. Das folgende Stemma, das die Ergebnisse der Filiationsuntersuchung anschaulich
zu machen sucht, will also ebensowenig wie diejenigen D ie der ich s’ und St am m l ers, die
es in etwa zu ergänzen und zu korrigieren versucht, vollgültiger Ausdruck der Verwandtschafts
verhältnisse zwischen den Überlieferungstexten sein:
O

W* y“

f*–u* Z* h* a* Ka4 2 Mio Bso Kas (Ms.)


(Ms Bs)

XIID. De Ge5 Ge4 Ze B17 c 4 Kas Mais

E - 17

(GiN11 S) L -

Pri Pr2

164
Vorbemerkungen zu den RodU

Wenn man von den mnd., bzw. mnld. Übersetzungstexten GrN14EbGe4Ge5 und De mit
ihren durch die Übertragung in ein anderes Idiom bedingten Sonderheiten im Wortlaut, von
der mehr oder weniger eingreifenden Bearbeitung des Textes in De und N4 und von den ebenso
deutlich als solche sich abhebenden Zusätzen der Fassung y absieht, ist der Text der RdU
in der handschriftlichen Gesamtüberlieferung eigentlich recht einheitlich überliefert, wie schon
Spamer (PBB 34 S. 395) feststellen konnte. Von einer scharfen Trennung der y-Gruppe gegen
über der x- und z-Gruppe, die D ie der ich s zu erkennen vermeinte, kann man kaum sprechen.
Wenn überhaupt, dann geht ein Schnitt nicht zwischen y und xz, sondern zwischen z (mit der
Ze-Gruppe und Kas) und xy hindurch. Aber dieser Schnitt ist unscharf: es gehen Beziehungen
zwischen den beiderseitigen Gruppen hinüber und herüber. Die Frage ist, wie unter sotanen
Umständen das Textkonstituierungsprinzip zu wählen und zu befolgen war.

Textkonstituierung: Pfeiffer, der die RdU als Traktat XVII edierte, gründete seine Ausgabe
auf den Text von Fs (vgl. etwa Anm. 63). Spam er (PBB 34 S. 595) aber irrt, wenn er sagt:
„Pf. benutzte bei seinem druck nur die hs. der Frankfurter stadtbibl. Praed. 3500“ (= F„). Pf.
hat nicht nur, wie Spamer meint, „als quellen des tractates die Münchner hss. cgm. 218 [= M17]
und 4482 [= M16]“ angegeben (Pf. S. X zu 43–44); er hat vielmehr diese beiden Münchner
Texte auch nachweislich als Korrektiv für seinen Leittext F2 benutzt, wie schon an der Über
schrift seines Textes zu erkennen ist, wo er S. 545,16 der underscheidunge, was nur in M17 Pr1 Pr»
überliefert ist, offenbar aus M; in den Fa-Text übernahm. Wie der Var.-App. erkennen
läßt, ist Pfeiffer M7 an manchen anderen Stellen gegen F2 gefolgt, so etwa unten S. 288,6,
wo er (S. 572,39) mit M17 noirt, S. 297,2, wo er (S. 575,15) mit M17 sin fröide einsetzte. An anderen
Stellen folgte er Ms, dem Partner von F2 in der x-Gruppe, so etwa: unten S.258,2, wo er
(S. 563,38) aus M10 im, S. 275,4, wo er (S. 568,21) aus Mo die noile, S. 288,9, wo er (S. 573,3) aus
M16 dá, S. 300,3, wo er (S. 576,8) aus Mus oil ein übernahm. Sein Editionsprinzip war, um
dies gleich hier zu sagen, bei der Beschränktheit der ihm zur Verfügung stehenden hsl. Über
lieferung durchaus richtig, insofern Pfeiffer seinen Text nicht ausschließlich auf F2 gründete,
sondern neben Mio auch einen, wenngleich den schlechtesten, Vertreter der z-Gruppe zur Kon
stituierung seines Textes heranzog.
Infolgedessen ist Pfeiffers Text an vielen Stellen besser und zuverlässiger als der von
Die de richs edierte, dem dieser, wie er in der Einleitung (S. 4) sagt, Ka4 zugrunde gelegt
hat, weil dessen Text ihm „die schrift am getreusten“ überliefert zu haben schien. Wenn
Die de richs a.a.O. hinzufügt, daß er dort, wo Ka4 „fehler oder auslassungen aufweist“, B17
„herangezogen“ habe und weiter sagt: „Nur selten habe ich die lesarten der anderen hand
schriften benutzen müssen“, so liegt der Mangel seines Textes eben darin, daß Diederichs sich
zu eng an Ka4 angelehnt und dessen manchmal offenbare Fehler oder isolierte Varianten
stehen gelassen hat, statt sie mit Hilfe der sonstigen hsl. Überlieferung zu bessern, bzw. durch
ursprünglichere zu ersetzen. Ich habe diesen Mangel des Diederichsschen Textes schon in meiner
Übersetzung (S.459) festgestellt und an manchen Stellen für meine Übersetzung auf den bessern
Text Pfeiffers zurückgegriffen. Diederichs hat übrigens an manchen Stellen seines Varianten
apparats (Diss. S. 17–39), wie er S. 17 Anm. 3 angibt, Varianten durch Sperrdruck hervorgehoben,
in denen er eine „Verbesserung des Textes" (Pfeiffers) erkannte, ohne daß er diese Varianten
immer in seinen Text aufgenommen hätte, so etwa unten S. 261,6, wo er (Diss. S. 30) zu 564,34
disem sperrt, in der Ausgabe S. 29,17 aber die sinn nach Ka4 stehen läßt, oder S. 261,4, wo er
(Diss. S. 30) zu 564,52 benwegt sperrt, in der Ausgabe aber (S. 29,15) begertt aus Ka4 übernimmt.
S. 291,5/6 behielt er aus Ka4 die verderbte Lesart einikeit in der Ausgabe (S. 40,56) bei, wie
wohl er (Diss. S. 36 zu 573,37) inikeit bereits durch Sperrung als besser kennzeichnete.
Nun sagt Stamm l e r ZfdA 59 S. 201: „Gegenüber der resignation, mit welcher Diederichs
das hss.-verhältnis der RdU. betrachtete, möcht ich also eine kräftige bejahung zugunsten von
Z + Ka + z [= Ze + Ka5 + z] aussprechen. der wortlaut den sie überliefern scheint mir dem
authentischen am nächsten zu kommen, – sicher aber nicht, wie Diederichs in seiner textaus

165
Traktat 2

gabe meint, Kb [= Ka4]. diese hs. steht vielmehr in einer großen anzahl von fällen ganz allein
gegenüber allen anderen hss., und dann ist ihre lesart (abgesehen von dem einen fall 45,11
[= unten S. 308,7) oder für und) nie so evident, dass sie die maßgebende zu sein braucht“, und
er führt anschließend dann einige Stellen auf, die diese seine Bewertung von Ka4 stützen sollen.
Mit dieser Abwertung des Ka4-Textes zugunsten von ZeKazz aber schießt Stammler gewiß über
das Ziel hinaus, und die Begründung dieser Abwertung mit der großen Zahl von Sondervari
anten des Ka4-Textes ist nicht stichhaltig. Sämtliche Handschriften-Texte, nicht nur die stark
im Wortlaut durch „Übersetzung“ „bearbeiteten“ mnd. und mnld. Texte und der oft den Wort
laut geradezu paraphrasierende N4-(B32-)Text, weisen mehr oder weniger zahlreiche Sonder
varianten auf und nicht zuletzt der von Stammler hoch bewertete Text von Ka5, wie aus dem
Variantenapparat ohne weiteres ersichtlich ist. Ich habe eingangs dieses Abschnittes schon ge
sagt, daß der Text der RdU, wenn man von den jeweiligen Sondervarianten der einzelnen
Textzeugen absieht, in den aufgewiesenen Gruppen x, y, z (+ Ze-Gruppe + KasGesGiGe-De)
recht gleichmäßig überliefert ist im Vergleich zum BgT, dessen allerdings wesentlich dünnere
hsl. Überlieferung, wiewohl es sich im BgT um ein im Wortlaut doch gewiß schriftlich fixiertes
„Buch“ handelt, im ganzen stärkere Varianten-Verschiedenheit aufweist als die RdU (vgl. oben
S. 3).
Das hindert indessen nicht, daß das Ursprüngliche gelegentlich gegenüber einer einen
großen Teil der hsl. Texte beherrschenden Verderbnis nur in wenigen Textzeugen oder gar
nur in einer Hs. erhalten ist. Ja, hie und da halte ich sogar die gesamte hsl. Überlieferung
für verderbt und für durch eine Konjektur korrekturbedürftig, so etwa unten S. 216.6, wo
sämtliche Hss. pnd got gegennwertig überliefern, oder S. 303,9, wo alle Hss. (außer De) noesen
statt noerk und, mit Ausnahme von Ge1, alle got statt gotes schreiben. An der Stelle unten
S. 200,7 bieten nur Ka5Gr gote (und N4 ym), während die gesamte sonstige hsl. Überlieferung
dieses, wie ich meine, sicher ursprüngliche gote verloren hat. S. 258,10 hat nur die Ze-Gruppe
(N14 fehlt) das richtige an überliefert, während alle anderen Hss. (außer De op) von bieten.
S. 283,4 überliefert nur Eb den m. E. einzig richtigen Text mit allem dem, während sämtliche
übrigen Hss. in verderbtem mit dem pnd alles übereinstimmen. S. 288,2 bietet wiederum be
zeichnenderweise nur N4 den richtigen Text nimet einen, in Ka5 verlesen zu meinet ein, während
alle anderen Hss. sicher unursprüngliches gibt einem überliefern.
Schon diese Stellen lassen erkennen, daß in letzter Instanz in der Eckhart-Überlieferung
immer nur innere Kriterien über Echtheit oder Unechtheit des Wortlauts entscheiden können.
Es braucht denn auch nichts für Ursprünglichkeit zu besagen, wenn die Variante einer der er
kannten Gruppen durch eine oder mehrere der anderen Gruppen oder ihrer Glieder bestätigt
wird. Ein paar Beispiele mögen das erhärten: S. 238,3 fehlt das unentbehrliche roan in x, y
und z. S. 280,10 stimmen x, z und Ka5 in der Variante gnade überein, und doch ist gnade sicher
unursprünglich gegenüber dem nur in y, Eb und De überlieferten gäbe, das denn auch Diede
richs (S. 35,40) richtig in seinen Text eingesetzt hat. S. 288,4 steht in x, z und Ka5 sicher falsches
gotheit, während nur y und Eb das richtige guotheit bewahrt haben. S. 290,7 überliefern x,
B17, M17, Ka5 eindeutig falsches enoig anstelle des sicher ursprünglichen einic, das nur von Pr1
Pr2 geboten wird, während der bekannt zwitterhafte Eb-Text beides enthält: enigh efte enoich.
S. 302,5 stimmen x, z und Ka5 wieder im ganzen für das Textstück daz – ist. in sicher fehler
haftem Wortlaut das er mer kennet vnd sin nächstes ist (sieh Var.-App. zur Stelle) überein,
während das Ursprüngliche m. E. nur konjektural aus y und Eb erschlossen werden kann.
Das gleiche gilt für S. 277,4, wo wiederum x, z und Ka5 ganz sinnloses nicht (nichtz) anstelle des
fraglos einzig richtigen und wieder nur von y, Eb und De überlieferten nöt bieten. S. 275,6
lesen x, Ka5, Mais und z auch diesmal sicher falsches daran lyt gegenüber ursprünglichem enliget,
das wieder nur in y und Eb, N14, De (is . . . ghelegen) steht.
Wie diese Übereinstimmung in fehlerhafter Variante in verschiedenen Gruppen – in x
und z + Kas etwa – zu erklären ist, steht dahin. Der Zufall mag dabei eine Rolle gespielt
haben. Jedenfalls sind diese Fehler schwer mit einem der von Di e der ich s, St am m l er
oder von mir aufgestellten Stemmata übereinzubringen, wie mir scheint. Für Zufall möchte

166
Vorbemerkungen zu den RdU

ich denn auch die Übereinstimmung von x, y und z in der fehlerhaften Variante nemest (auch
Mis: nymest) zu S. 263,3 minnest halten, das allein von N4 geboten wird, während Eb sinnver
wandtes noillest und Denvilste hat; für Zufall aber auch die Übereinstimmung von x mit der
z-Gruppe etwa an der Stelle S. 261,4, wo nur die Gruppe y mit N11N14 richtiges enberveget er
halten hat, während x, z und Eb fälschlich begertt schreiben; oder an der Stelle S. 291,5 f. die
Übereinstimmung von x mit Ka5, in 291,6 mit zEb in unursprünglichem einikeit statt des richtigen
innicheit (sieh Var.-App.).
Die aufgeführten Beispiele mögen genügen, um zu zeigen, daß man zur Erstellung eines
möglichst ursprünglichen Textes weder durchgängig dem Text einer der Gruppen x, y, z oder
der Ze-Gruppe noch erst recht nicht dem einer einzelnen Hs. folgen darf. Es wird aber auch
nicht angängig sein, bestimmten Kombinationen der genannten Gruppen, etwa, wie Stammler
wollte, (Ze) + Ka5 + z gegenüber x und y oder z + x oder y durchgehends den Vorzug zu geben
gegenüber abweichenden Varianten der anderen Hss. Das Textkonstituierungsprinzip muß
vielmehr so gewählt und gehandhabt werden, daß die Möglichkeit offen bleibt, das Ursprüng
liche so gut wie in allen Überlieferungsnuancierungen aufzuspüren, d. h. den kritischen Text
unter behutsamer Auswertung der gesamten hsl. Überlieferung zu konstituieren.
Dieses Prinzip suchte ich zu befolgen, indem ich gleichviel als Grundlage im weitesten
Sinne, wie schon Pfeiffer und D ie der ich s, die x-Gruppe und in ihr, wie Diederichs, den
Text von Ka4 wählte, nicht ohne den x-Text weitgehend mit Hilfe der Texte der anderen
Gruppen oder ihrer Vertreter zu bessern. Auf diese Weise kam ein Text zustande, der sich
an vielen Stellen ebenso von dem Pfeiffers wie von dem Diederichs' entfernt, weil er durch
die Anwendung des charakterisierten Konstituierungsprinzips einen wesentlich stärkeren Ein
schuß der y-, insbesondere aber auch der z- und der Ze-Gruppe mit Einschluß von Ka5 erhalten
hat. Ich habe insbesondere an Textstellen die x-Gruppe verlassen, an denen y zusammen mit
der z- und der Ze-Gruppe + Ka5 ging, dafern nicht wichtige innere Gründe für den Text von
x sprachen.
Selbstverständlich schieden als Leittexte alle bloßen Fragmente aus. Bso und Ka3 schieden
als Grundlagentexte nicht nur aus, weil auch sie stark fragmentarisch sind, sondern weil sie
die RdU in einer auf bewußter Bearbeitung beruhenden sekundären Fassung darstellen. Das
gleiche gilt für den Text von De. Als Volltexte im wahren Sinne des Wortes standen dann
neben der x-Gruppe nur mehr die Texte der z-Gruppe, Eb und, wenn man von seiner Lücke
im Eingang, zwischen 206,8 und 209,4 und zwischen 259,7 und 266,10 absieht, auch noch Ka5 zur Ver
fügung. Von diesen Texten aber fiel M17 durch seinen ungemein schlechten, von Verderbnissen
aller Art durchzogenen Text aus. Eb kam als mnd. „Übertragung“ mit vielen Erweiterungen
und sonstigen Wortlautänderungen wiederum nicht als Leittext in Frage, so daß neben der
x-Gruppe nur mehr B17, Pr1, Pr2 und Ka5 einem kritischen Text zugrunde gelegt werden konn
ten. Es hätte bei der schon mehrmals betonten weitgehenden Übereinstimmung der genannten
Texte im Grundtenor des Wortlauts wahrscheinlich wenig am Endergebnis geändert, wenn ich
mich statt für einen Text der x-Gruppe für B17 oder für Kas als Leittext entschieden hätte, da
in jedem Falle die gesamte hsl. Überlieferung zur Kontrolle und als Korrektiv hätte heran
gezogen werden müssen. Daß die RdU nur in der Textfolge und im Textumfang der Volltexte
der x- und der z-Gruppe, nicht aber in denen der y-Gruppe geboten werden durfte, führt
auf die Frage der ursprünglichen Komposition und damit zugleich auf die Frage der Echtheit
der RdU.

Bulle: art. 15 (Arch. II S. 658) Do S. 255,4–5, sieh Anm. 188.


Textausgaben: Pf. Tr. XVII S. 545–578; E. Diederichs Meister Eckharts Reden der Unter
scheidung, hsg. von . . . (Kleine Texte für Vorlesungen u. Übungen, hsg. von H. Lietzmann Nr.
117) 1913, 2. Aufl. 1925; W. Stamm l er Gottsuchende Seelen, 1948, S. 35–75 (Abdruck des Die
derichsschen Textes); J. A. Bizet Mystiques allemands du XIVe siècle. Eckhart – Suso – Tauler
(Bibliothèque de Philologie Germanique XIX), 1957 (Aubier), S. 122–171 (orthographisch bearbei
teter und gelegentlich nach Ka4 und B17 abgeänderter Abdruck des Diederichsschen Textes).

167
Traktat 2

Übersetzungen: Büttner II S. 3 ff., 1934” S. 171 ff., Lehmann S. 50 ff.; Schulze - Maizier“
S. 55 ff., Quint Übersetzung S. 53 ff.; J. M. Clark, Meister Eckhart. Selected Treatises and
Sermons translated from Latin and German with an Introduction and Notes by ... London
(1958) S. 63 ff.

Echtheit (sieh Diederichs Diss. S. 76 ff., ders. RdU S. 5, Spam er PBB 34 S. 395 ff., Fahrner
S. 28–34, Pummer er S. 8 ff., Pahncke Kl. B. S. 16 ff.):
Die einzige direkte handschriftliche Bezeugung und Zuweisung ist in der Überschrift ge
geben, die in neun Handschriften dem Text der RdU vorangestellt ist, u. zw. in den Volltexten
der x-Gruppe Ka4F2M16, in den Volltexten der z-Gruppe M17Pr1Pr2, in B3o und in MusGi (zu B,7
sieh unten S. 185 unter: „Zuweisungen“). Der Wortlaut der Überschrift ist im ganzen fest, wie
aus dem Variantenapparat ersichtlich ist. Wenn Ka4 in Z. 2 tübingen statt Türingen bietet, so
ist das, wie Die der ich s (Diss. S. 76 und vor ihm bereits Spam er PBB 34 S. 395) vermerkte,
bloße Verwechslung oder Verschreibung. Der Name bruoder Eckhart S. 185,3 fehlt bei den
oben genannten Texten nur in M16. Das in Z. 2 f. zwischen Erfurt und bruoder in den Hss. Ka4
F2 Bso M17 Pr1 Pr2 stehende und kann natürlich nicht besagen wollen, daß es sich um die Angabe
von zwei Verfassern der RdU handelt; sieh die Anm. 1 gegen Schluß. Die Überschrift sagt
vielmehr, daß Bruder Eckhart aus dem Predigerorden als Vikar von Thüringen und Prior (des
Ordenskonvents) von Erfurt die „Reden“ seinen jungen Ordensbrüdern vorgetragen habe, als
sie beieinander saßen in collationibus, d. h. zu Konferenzgesprächen (vgl. Anm. 1). Man hat zu
Unrecht bezweifelt, daß es sich in dem genannten bruoder Eckhart um Meister Eckhart handele;
so meinte Pum m er e r (S. 9), es könne sich auch um einen andern Träger des Namens handeln,
etwa um den jüngeren Eckhart oder um Eckhart Rube. Insbesondere Di e d er i c h s (Diss. S. 76
bis 86) und Fahrner (S. 28–34) haben sich bemüht, und, wie mir scheint, mit Erfolg bemüht,
die Bedenken Pummerers zu zerstreuen und stichhaltige Gegenargumente für die Verfasser
schaft Eckharts vorzutragen. Was die Bezeichnung Bru de r Eckhart betrifft, so hat Fahrner
(S. 34) schon darauf hingewiesen, daß sie für sich allein keinen Anhaltspunkt für die Datierung
der RdU bietet, da Eckhart auch nach seiner Ernennung zum Magister von Paris im Jahre
1302 (sieh Denifle Arch. II S. 211 zu 51.) noch jederzeit als Bruder Eckhart bezeichnet und
angeredet werden konnte, wie er denn sich selbst RS. § III Vorbemerkung (Th éry S. 185) Proc.
Col. I n. 76 als frater Ekardus ordinis predicatorum bezeichnete. Gleichviel dürfte die Benennung
des Verfassers der RdU in der Überschrift als bruoder Eckart doch im Zusammenhang mit den
beiden weiteren Kennzeichnungen als picarius von Türingen und prior von Erfurt für die Da
tierung der Entstehung der RdU vor 1298 sprechen, wie schon Pumm er er (S. 8) betonte,
indem er auf die Verfügung des Generalkapitels zu Metz vom Jahre 1298 hinwies, die die Ver
einigung der beiden genannten Ämter in einer Hand untersagte: Item ne conventus per diu
tinam priorum absentiam debito regimine defraudentur, volumus et ordinamus, quod iidem prio
res non fiant vicarii, vel inquisitores, nec alia eis committantur officia, per quae oporteat eos a
suis conventibus absentare: et si de aliquibus secus factum est, ab altero officio absolvantur (Text
in neuer Ausgabe: Monumenta Ordinis Fratrum Praedicatorum Historica. Tomus III: Acta Capi
tulorum Generalium (Vol. I) rec. Fr. Benedictus Maria Reich er t, Romae 1898, S. 289,30 ff.). Daß
Eckhart tatsächlich die beiden genannten Ämter bekleidet habe, wird durch die Tatsache ge
stützt, daß die Notiz am Schluß des „Sermo die b. Augustini Parisius habitus“ n. 12, LW 5 S. 99,5 f.:
Iste sermosic est reportatus ab ore magistri Echardi de hochheim, die beati Augustini, Parisius
Eckhart als aus Hochheim unweit Gotha gebürtig bezeichnet, daß das Provinzialkapitel von
Erfurt im Jahre 1303 den aus Paris heimgekehrten Magister zum ersten Provinzial der neu
gegründeten sächsischen Ordensprovinz ernannte (Arch. V S. 349 Anm. 4), welche Ernennung das
Generalkapitel von Toulouse im Jahre 1304 bestätigte (Arch. II S. 211 zu 51.), und daß Eckhart
schon im nächsten Jahre 1305 eine Schenkungsurkunde des Kreuzklosters der Zisterzienserinnen
zu Gotha als magister Parisiensis, provincialis fratrum ordinis Predicatorum per provinciam
Saxonie mit seinem Siegel beglaubigte (Arch. V S. 354 Anm. 1).

168
Vorbemerkungen zu den RdU

Vielleicht darf man als indirekte Bezeugung Eckharts als Verfasser der RdU auch die in
haltliche Übereinstimmung mit dem Spruch Pf. Nr. 27 (S. 605,16 ff.) anführen, der ausdrücklich
Meister Eckhart zugeschrieben ist (sieh Anm. 25), vielleicht auch die Übereinstimmung mit Spruch
Nr. 45, der ebenfalls für Eckhart bezeugt ist (vgl. Anm. 160). Auch der Einschub der echten Pre
digt 5 b in den RdU-Text von N14 könnte wohl als Echtheitskriterium für die RdU gewertet werden
(sieh unten S. 175).
Die Behauptung Spam ers, „dass keine der hss., die die schrift überliefert, andere Ecke
hartstücke enthält“ (PBB 34 S. 397), hat St am m l er (ZfdA 59 S. 198 Anm. 1) schon als unrichtig
bezeichnet, indem er auf Eb verwies, das u. a. einen Spruch Eckharts überliefert unter ausdrück
licher Nennung des Verfassers: Meister Egghert sprikt (a. a. O. S. 183). N4 enthält auf f. 150v bis
157r, eingeschoben in den Text der RdU, die Eckhart-Predigt Pf. Nr. XV und auf f. 128r–134r
einen Text, in dem sich ein Eckhart zugewiesenes Stück eingeschlossen befindet (vgl. Qu int
Handschriftenfunde S. 149 f. u. S. 11 zu f. 3r–6r). S1 aber überliefert neben einer Fülle von
anderen Mystik-Texten eine große Zahl von Eckhart-Stücken, wie meine Analyse (Handschriften
funde S. 169–205) erkennen läßt. N14 sprengt f. 145v zwei kleine Textexzerpte aus der echten Eck
hart-Predigt DW 1 Nr. 5 b ein, sieh oben S. 147 und unten S. 175. De (und Has) aber überliefert
als angeblich 18. Kapitel der RdU an deren Schluß Fragmente aus Eckhartpredigten, sieh oben
S. 140 (u. 143).
Die Verfasserschaft Eckharts wird aber weiterhin nahegelegt durch eine Reihe von charak
teristischen inhaltlichen Übereinstimmungen mit mehreren Sätzen der Bulle sowie Stellen aus
sicher echten lateinischen und deutschen Werken des Meisters. Auf diese für die Echheitsfrage
besonders wichtigen Übereinstimmungen haben insbesondere wieder Die der ich s und Fahr
n er hingewiesen, nachdem Pa h n cke Kl. B. S. 16 ff. mehrere von ihnen bereits für die positive
Entscheidung der Echtheitsfrage ausgewertet hatte. Alle diese Stellen sind von mir in den An
merkungen aufgeführt, auf die ich hier generell verweisen kann. Als besonders bedeutungs
voll für die Verfasserschaft Eckharts in bezug auf die RdU aber möchte ich hier hervorheben:
1) Die inhaltliche Berührung mit den Sätzen 8, 14, 15 und 19 der Bulle. Satz 8 stammt aus
Pr. 6 (DW 1 S. 100,4–6, vgl. unten Anm. 376) und berührt sich inhaltlich stark mit unten S. 281,5–5
(sieh Diederichs Diss. S. 83, Fahrner S. 31); Satz 14 stammt aus dem BgT (= oben S. 22,5–8, vgl.
unten S. 339 Anm. 188) und berührt sich mit unten S. 233,4 f. (vgl. Diederichs S. 82); Satz 15 wird
als aus den RdU entnommen angesehen (sieh unten S. 339 Anm. 188) und mit unten S. 253,4 f.
identifiziert (vgl. Pahncke Kl. B. S. 19, Diederichs Diss. S. 82, Fahrner S. 30); Satz 19, der aus dem
Sapientia-Kommentar entnommen ist (sieh unten S. 345 f. Anm. 251), stimmt inhaltlich zu unten
S. 247,5 ff. (vgl. Pahncke Kl. B. S. 19, Diederichs Diss. S. 83, Fahrner S. 51 f.). Durch diese Über
einstimmungen sind die RdU an eine sicher echte Eckhart-Predigt, an den für Eckhart absolut
gesicherten Traktat BgT und an den echten lateinischen Kommentar zum Buch Sapientia gebunden.
Mit dem BgT aber verknüpfen die RdU noch weitere sehr charakteristische inhaltliche
Übereinstimmungen, insbesondere an folgenden Stellen: unten S. 505,3 ff. (vgl. Anm. 455) entspricht
oben S. 26,3 ff. (vgl. Diederichs Diss. S. 77), unten S. 228,5 ff. stimmt zu oben S. 52,11 ff. (vgl. Anm. 164,
Diederichs Diss. S. 77 f.), unten S. 257,6 ff. stimmt überein mit oben S. 54,15 ff. (vgl. Anm. 294
S. 349), unten S. 305,10f. entspricht oben S. 19,14 f. (sieh Anm. 456, Diederichs Diss. S. 79). –
Die Stelle unten S. 305,3 ff. aber stimmt zugleich zu In Ioh. n. 78, LW 3 S. 66,5 ff., wie in der
Anm. 455 vermerkt ist, womit auch der Johannes-Kommentar ein Zeugnis der Autorschaft Eck
harts für die RdU liefert.
Was die Parallelen zu deutschen Predigten betrifft, die Di e d er i c h s Diss. S. 79 ff. und
S. 84 ff. vorführt, so sind insbesondere die Übereinstimmungen mit der echten Predigt 4 (DW 1
S.60ff. = Pf. Nr. XL) als Echtheitskriterien von Bedeutung. Dabei ist wiederum die Inhaltsparallele
unten S. 238,2–3 zu DW 1 S. 65,3 ff. deshalb besonders wichtig, weil die Predigt an der angeführ
ten Stelle einen Rückverweis enthält, der, wenn er verläßlich und echt ist, eine relativ-chrono
logische Datierung der RdU vor der Predigt und zugleich die Lokalisierung der Ent
stehung der Predigt an die gleiche Stätte gestatten würde, an der die RdU entstanden (vgl.

169
Traktat 2

Anm. 210, D ie der ich s Diss. S. 79 und 82, Pa h n cke Kl. B. S. 18 und Diss. S. 41 Anm.). Für
eine enge Beziehung der Predigt zu den RdU und damit also auch für die Autorschaft Eck
harts im Hinblick auf die RdU sprechen aber noch weitere charakteristische inhaltliche Über
einstimmungen, so unten S. 300,9–12, verglichen mit DW 1 S. 71,1 ff. (vgl. Anm. 441, Diederichs
Diss. S. 80, Pahncke Kl. B. S. 19), unten S. 285,2–6, verglichen mit DW 1 S. 61,2–7 (vgl. Anm. 390,
Diederichs Diss. S. 79), unten S. 298,3–7, verglichen mit DW 1 S. 71,7–72,5 (vgl. Anm. 432, Diede
richs Diss. S. 80).
Für die Echtheit der RdU aber sprechen weiterhin textliche Übereinstimmungen mit den
echten Predigten 9 (= Pf. Nr. LXXXIV), 11 (= Pf. Nr. XC), 12 (= Pf. Nr. XCVI) und 14 an folgen
den Stellen: unten S. 278,16–279,2, verglichen mit DW 1 S. 149,9ff. (vgl. Anm. 568, Diederichs Diss.
S. 81), unten S. 228,5 ff., verglichen mit DW 1 S. 187,7ff. (vgl. Anm. 164, Diederichs Diss. S. 85), unten
S. 217,9 ff., verglichen mit DW 1 S. 202,4–9 (vgl. Anm. 105, Diederichs Diss. S. 85) und unten
S. 293,2–294,3, verglichen mit DW 1 S. 237,1 ff. (vgl. Anm. 415).
Die von D ie der ich sa.a.O. verzeichneten weiteren Textparallelen sowie die in meinen
Anmerkungen gebotenen vielen Hinweise auf Übereinstimmungen der RdU mit lateinischen
und deutschen Texten, die für Eckhart gesichert oder doch mit Grund in Anspruch genommen
wurden, können den, wie mir scheint, beweisenden, oben aufgeführten Echtheitskriterien zur
Stütze dienen.

Neben diesen vielen Übereinstimmungen oder Berührungen mit echten Werken Eckharts
konnte ich nun aber in den Anmerkungen eine Anzahl von bedeutsamen und charakteristischen
Textparallelen zu Predigten Tau l er s nachweisen. Es handelt sich insbesondere um folgende
Textstellen der RdU, denen ich die entsprechenden Stellen der Wetterschen Tauler-Ausgabe
gegenüberstelle mit Angabe der Anm., in der die Parallele vermerkt und der Tauler-Text mit
geteilt wurde:
RdU Wetter
Seite 197,1 ff. . . . . . . S. 425,29 ff. (Anm. 28)
Seite 205,5 ff. . . . . . . „ 413,19 ff. (Anm. 50)
Seite 221,5 ff. . . . . . . „ 264,9 ff.; 178,29 ff. (Anm. 128)
Seite 260,4. . . . . . . . „ 64,11 ff.; 86,28 ff. (Anm. 300)
Seite 264,2 ff. . . . . . . „ 243,11 (Anm. 313)
Seite 269,3 ff. . . . . . . „ 120,17 ff. (Anm. 332)
Seite 270,11 ff. . . . . . „ 157,13 ff. (Anm. 336)
Seite 272,5 ff. . . . . , . „ 129,18 ff. (Anm. 341)
Seite 273,5 ff. . . . . . . „ 126,4 ff.; 129,30 ff. (Anm. 342)
Seite 275,4 ff. . . . . . . „ 284,2 ff. (Anm. 350)
Seite 281,8 f. . . . . . . „ 314,20 f.; 68,36; 175,26 f.; 295,28 ff. (Anm. 578)
Von diesen Parallelen sind zumal die beiden Stellen S. 272,5ff. und 273,5ff. mit ihren Ent
sprechungen Vetter S. 129,18 ff. und 129,30 ff. sehr auffallend, zumal da die beiden Textstellen
der gleichen Tauler-Predigt angehören und in ihr, wie ihre Parallelen in den RdU, in der
gleichen Reihenfolge stehen. Es handelt sich an der ersten Stelle um den Empfang des Leibes
des Herrn. In beiden Texten wird gesagt, daß der Mensch ihn in solcher Gesinnung empfangen
könne, daß, wenn er dazu bestimmt gewesen sei, in den untersten Chor der Engel aufgenom
men zu werden, er durch diesen Empfang bis in den höchsten Chor der Engel aufsteigen könne.
Dieser Gedanke wird gewiß nicht unabhängig von zwei verschiedenen Autoren entwickelt wor
den sein; er ist vielmehr sicher bei einem von ihnen vom andern übernommen oder aber vom
gleichen Autor an zwei verschiedenen Stellen geäußert worden. In diesem letzteren Falle
könnte nur Tauler dieser Autor sein, da die Predigt, aus der die genannte Stelle zitiert wurde,
sicher nicht Eckhart, sondern Tauler zugehört. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, daß Tauler
den sehr ausgefallenen und kühnen Einfall gehabt haben sollte, der vielmehr bei weitem besser
zu Eckhart und seinen vielen überraschenden Gedanken und zugespitzten Formulierungen,
seinen kühnen Bildern und Vergleichen paßt, sowie zu den oben schon angemerkten Äußerungen

170
Vorbemerkungen zu den RdU

der RdU, die Entsprechungen von Bullen-Sätzen darstellen. Der Einfall an der vorliegenden
Stelle ist denn auch, wie ich in der Anmerkung 541 ausgeführt habe, in den RdU zugespitzter
und knapper formuliert als bei Tauler, der ihn dadurch verwässert, daß er den Aufstieg
durch ständig wiederholtes Empfangen des Sakraments erfolgen läßt (übrigens so auch be
zeichnenderweise die Fassung y der RdU, sieh den Var.-App. zu S. 272,10 jä, bis 11 kór.), wäh
rend in den RdU dieser Aufstieg in Gestalt eines einzigen Aufschwungs bis in den höchsten
Chor als Erfolg eines einzigen Empfangs erfolgt. Es kommt, wie ich meine, hinzu, daß auch
die Fortsetzung der Ausführungen in den RdU (S. 272,11 ff.), die von zwei Menschen spricht, von
denen der eine den bis dahin ihm völlig gleichrangigen andern durch einen einzigen entspre
chenden Empfang des Sakraments wie eine blitzende Sonne überstrahlen könnte, die Kühn
heit des voraufgehenden Gedankens ganz im Eckhartischen Stil beibehält, bzw. fortführt, wäh
rend die bei Tauler folgenden Auslassungen zwar den Gedanken auch weiterführen, den kühnen
Vergleich aber nicht bringen.

Was für die behandelte Stelle gilt, gilt gleicherweise oder in höherem Maße auch für die
übrigen oben verzeichneten Parallelen aus Tauler-Predigten zu den RdU und wiederum ins
besondere für die an die obige unmittelbar anschließende Textstelle RdU S. 273,5 ff., die ihre
Parallele bei Vetter S. 129,30 ff. in der gleichen Tauler-Predigt hat. An allen diesen Stellen
dürfte der Text der RdU das Stigma der Ursprünglichkeit und ersten Formulierung an sich
tragen, während die Taulersche Parallele jeweils als sekundär und zweithändig formuliert er
scheint. Ich möchte glauben, daß man die Originalität der wiederum sehr eindrucksvollen Stelle
unten S. 221,5 ff. im Vergleich zu den beiden Parallelen aus Taulerschen Predigten unmittelbar
spüren kann, wenn man auch hier die scharfe Pointierung der Formulierung und Zuspitzung
des Gedankens mit Präzisierung der Schau im Sinne der Verzückung des Paulus der allgemei
neren und entspannteren Formulierung Taulers gegenüberhält.

Nach alledem scheint mir die Autorschaft Eckharts für die RdU gesichert, allerdings eines
Eckhart, der sich in diesen Collationes anders gibt als in seinen deutschen und lateinischen
Predigten. Es fällt zunächst auf, daß die in den Predigten und Sermones so häufigen, zum
festen Bestand gehörigen Autoren-, bzw. Meister-Zitate bis auf zwei benannte (S. 189,4 und
S. 292,2) und ein unbenanntes (S. 194,9; 195,2) ganz ausfallen. Weiterhin aber fehlen auch so gut
wie ganz die Lieblingsthemen der Eckhartschen Predigt: die Geburt des Wortes in der Seele und
das, worauf sie basiert: die Seins- und Einheitsspekulation, die Trinitätsthematik mit der be
sonderen Spekulation über die Sohnsgeburt aus dem Vater sowie die Ideen-Spekulation, die
Ausführungen über das Wesen des „Seelenfünkleins“, über den Vorrang von Intellekt oder
Wille, die Spekulation über die Beziehung von Erkennen und Sein in Gott, über das „Schein
Sein" der Kreatur u. a., wenngleich hie und da Ansätze zu all dem in den RdU zu finden
sind, so beispielsweise unten S. 201,11 ff.; 202,9 ff.; 2048; 205,10ff. (an allen diesen Stellen:
Einssein aller Dinge in und mit Gott); 207,1 ff. (Ideen der Dinge in Gott gegen Dinge
an sich); 207,8 ff. (Erfassen Gottes in den Dingen und Gott sich einbilden); 208,12 f. (mit der
Form Gottes durchformt und in ihm verwesentlicht werden); 210,5,10 ff. (Gott in allen Dingen
nehmen); 213,4ff. und 270,11 ff. (unbewegt in den obersten Kräften verharren); 228,1 ff. und
269,2 ff. (Einswerdung von Mensch und Gott); 277,4 ff. (Gewöhnung der Vernunft an Gott,
Entwöhnung von der ihr fremden Kreatur); 281,6 ff. (Entwerden und Werden). Und so glaubte
Büttner (S. 218) denn sagen zu können: „aber die Tiefen seiner Wesensschau und die Gluten
der Vergottung schimmern durch und geben allein Farbe und Wärme".

Wie in der Anm. 1 ausgeführt wird, ist der Inhalt der Collationes der RdU nicht, wie er
es weithin in den Predigten ist, spekulativ-mystischer, sondern moralisch-praktischer Natur. Es
handelt sich um Fragen des religiös-praktischen Verhaltens, wie die Überschriften der einzelnen
Kapitel schon erkennen lassen, u. zw. um Fragen des religiösen Lebens und Verhaltens von
Ordensleuten, unter denen man sich, wie schon gesagt, die jüngeren Ordensbrüder Eckharts

171
Traktat 2

in seinem Konvent in Erfurt vorzustellen hat". Die Annahme, daß die RdU sich an Nonnen
oder Beginen richten, wie man gemeint hat (so etwa Büttner S. 217 f., der an „die Insassen
eines Beginenhauses" als an einen „Kreis von Beichtkindern“ denkt und dabei besonders auf
die Stelle unten S. 192,2 hinweist, worin G. della Volpe „Eckhart o della Filosofia mistica"
1952, S. 94 Anm. 2 sich ihm anschließt, nachdem schon Rieger in Wackernagel Alt. Pred.
S. 416 unter den kindern der Überschrift der RdU „Jüngerinnen" verstanden hat und Die de
richs Diss. S. 53 f. ihm darin folgte), war wohl unbegründet, auch dann, wenn Eckhart in den
RdU S. 279,11 ff. offenbar von einer weiblichen Person spricht und deshalb doch noch keineswegs
zu Frauen zu sprechen braucht. Mit Recht hat daher Clark in der Einleitung seiner Über
setzung S. 30 die Annahme eines Nonnenauditoriums für die RdU abgewiesen: „But there is
nothing in the Talks of Instruction that suggests a nunnery". Daß Eckhart indessen zu und
mit Ordensleuten spricht und nicht zu Laien, geht aber wohl doch schon aus den Themen
der einzelnen Kapitel und gleich des ersten hervor, das es mit einem Hauptanliegen der Kloster
disziplin, mit dem „Gehorsam" zu tun hat und in diesem Zusammenhang gleich unten S. 187,4
vom Ordensgelübde in die Hand des préläten, d. h. des Klostervorstehers, spricht.
Dem Sinn und Zweck der Kollazie entsprechend, wie er in der Anm. 1 unten S. 312 f. näher
erläutert wird, wurden die Fragen und Themen, die in den RdU behandelt sind, wohl, wie die
Überschrift angibt, z. T. von den kindern, d. h. also vom Auditorium selbst gestellt oder an
geregt und in einer wohl ungezwungenen Abfolge von abendlichen Konferenzen von Eckhart
abgehandelt, wobei er sich von den Zuhörern Fragen und Einwendungen erheben und ein
werfen ließ. Diese Entstehung der RdU und ihr Anlaß erklären dann ihre im wesentlichen
moralisch-ethische und praktisch-religiöse Thematik und die Abwesenheit der spezifisch Eck
hartisch-spekulativen Note, wobei ich allerdings doch annehmen möchte, daß dieses Fehlen
der spekulativen Hauptthemen der deutschen Predigten (und des BgT) auch auf die frühe
Entstehung der RdU vor dem für Eckharts mystische Spekulation gewiß sehr bedeutsamen
zweiten Aufenthalt in Paris, der mit seiner Ernennung zum Magister 1302 endete, zurückzu
führen sein wird.

Die Entstehung der RdU als Collationes in einer zwanglosen Abfolge nur lose aneinander
gereihter Konferenzvorträge erklärt aber dann auch ihre Form, insbesondere den Mangel
einer planmäßigen oder gar strengen Komposition und Gliederung sowie einer innerhalb der
einzelnen Kapitel und von Kapitel zu Kapitel planmäßig und konsequent fortschreitenden Ge
dankenentwicklung. Die vielen Vor- und Rückverweise auf gleiche oder ähnliche Gedanken
und Formulierungen, die ich in den Anmerkungen biete, lassen erkennen, daß der Autor sich
oft wiederholt oder ungezwungen und unvermittelt an Früher-Gesagtes anknüpft. Spam er s
Behauptung (PBB 34 S. 395): „Es ist eben wie der V. der Pfeiffer'schen 'tractate kein eigent
licher tractat, sondern ein buch: eine einheitliche festgefügte schrift, die nicht den gesetzen der
zersetzung und umformung unterworfen war" ist denn auch mit Recht von D ie der ich s (Diss.
S. 55 und 61) bestritten und durch eingehende Analyse des Inhalts der RdU unter der Über
schrift „Die Komposition“ (S. 47–62) widerlegt worden. Für die ihm einzig bekannte hsl. Über
lieferung der Gruppen x, y, z stellte er fest, daß y eine gegenüber der in x und z vorliegen
den „Originalfassung“ I auf planmäßiger Bearbeitung beruhende Fassung II darstellt, die, wie

In bezug auf die weithin aus den RdU exzerpierten XII Dogheden sagt v. Mierlo
(Verslagen en Mededeelingen 1941 S. 434): „Vanden XII Dogheden is de neerslag van de
geestelijke leiding, die Godefridus Wevel te Eemstein heeft gegeven . . . Waarschijnlijker echter
op zich zelf reeds is het, dat Vanden XII Dogheden de stof bevat van de onderrichtingen, die
Godefridus te Eemstein voor de jonge kloostergemeenschap heeft gehouden, om ze in het gee
stelijk leven op te leiden". – Wie mir scheint, läßt sich der von Spam er Texte S. 78 ff. unter
der Überschrift Ain gütte kloster ler vnd colatze gedruckte Text nach Form und Geist gut
mit den RdU vergleichen.

172
Vorbemerkungen zu den RdU

Diederichs S. 50 sagt: „gegenüber der willkürlich abwechselnden Themenbehandlung in den


23 Abschnitten der ersten Fassung ... eine einheitlichere und übersichtlichere Anordnung des
Stoffes erstrebt, wenn wir auch erst den Versuch einer logischen Gliederung des Traktats vor
uns haben“.

Der Bearbeiter der Fassung II (y) hat den Text im wesentlichen unverändert aus der
Fassung I übernommen, wenngleich die beiden Texte der Hss. Bao Kag mit dem Fragment M,
gegenüber denen der Gruppen x und z einen eigenen Überlieferungszweig darstellen. Er hat
den zusammenhängenden Text der RdU allerdings bereits bei der Stelle unten S. 288,5 aller
besten noch vor Schluß des 22. Kapitels enden lassen und abgeschlossen durch die Schlußbemer
kung: Hie endent sich die red pnd die sticklach (sieh d. Var.-App.). Die Begründung Diederichs
Diss. S. 49 (und 54): „Der Grund dieses rücksichtslosen Eingreifens erklärt sich aus dem neuen
Thema, das hier plötzlich noch behandelt wird“, „nachdem vorher von der besten noise die Rede
gewesen war“ (S. 55), trifft allerdings m. E. nicht zu, denn, was S. 288,6 bis Schluß des Kapitels
vorgetragen wird, ist kein neues Thema, sondern schließt sich zwanglos als durchaus gedank
liche Fortführung an das Voraufgehende an und handelt nach wie vor eben von der besten
wise. Der Bearbeiter hat die Kapitelfolge und Kapiteleinteilung bis zum Schluß des 16. Kapitels
nicht abgeändert, wenn man davon absieht, daß er Kapitel 3 und 4 zu einem Kapitel zu
sammenfaßte, indem er die Überschrift des 4. Kapitels wegließ, da Kap.4 die Fortsetzung des
Themas des 3. Kapitels darstellt. Die bedeutsamste Änderung nahm der Bearbeiter dann hinter
Kap. 16 dadurch vor, daß er die beiden Kapitel 17 und 18 zunächst ausließ, um, wie Diederichs
(S. 48) meint, Kap. 16 und Kap. 19, die dasselbe Thema behandeln, d. h. die richtige Beurteilung
und Praxis der Bußwerke, als Einleitung und Vorbereitung des Kap. 20 mit dem Thema „vom
häufigen Empfang des Leibes des Herrn“ an dieses näher heranzurücken. Richtig ist dabei,
daß Kap. 18 mit der Frage, ob der Mensch zu gegebener Zeit auch zarte spise und höhiu kleit
und proeliche gesellen sich verstatten darf, etwas unmotiviert und zusammenhangslos und daher
leicht entbehrlich erscheint. Bei genauerem Zusehen allerdings gehört auch dieses Kapitel,
ebenso wie Kap. 17, in den gedanklichen Zusammenhang der rechten Bußwerkgesinnung in der
Nachfolge Christi. Deutlicher ist die Absicht der Änderung m. E., wenn das zuletzt genannte
Kap. 17 hinter Kap. 21 verschoben ist, so daß es nun vor Kap. 22 zu stehen kam und mit diesem
– wie Kap. 3 und 4 – zu einem Kapitel zusammengezogen wurde unter einer Überschrift,
die die beiden selbständigen Überschriften kombinierte: beide Kapitel behandeln das Thema
der rechten Nachfolge Christi und der dafür besten Weise. Bei der Zusammenschmelzung
wurden beide verkürzt: Kap. 17 wurde unter Auslassung von S. 251,10 Wan bis 252,13 meinet;
nur bis S. 253,3 und Kap. 22 nur bis S. 288,5 übernommen, wo die Fassung II als solche schließt.
Der Bearbeiter hat aber noch eine Änderung vorgenommen, deren Absicht deutlich wird: er
verkürzte das Kap. 10 um die Stücke S. 218,13 Nü –219,4 minne* und S. 219,8 Disiu minne –221,2
ane, d. h. um die Ausführungen über den Unterschied vom Wesen und vom Ausbruch der Liebe,
und verschob dann den Schlußteil des Kapitels S. 221,2 noan man sol solchen jubilus – S. 224,6
in das Kap. 21 hinter S. 283,5 ermoegen, indem er den Schlußteil des Kap. 21 S. 283,5 Enmac –284,7
gote strich. Die Absicht war wohl, wie Diederichs S. 49 schon bemerkte, die Ausführungen
über den jubilus (S. 221,2ff) und die Frage nach dem Genuß von gotes süezicheit (S. 283,5), die sich
im Thema nahe berühren, miteinander zu verbinden, bzw. das „neue Thema“ im Kap. 21, das durch
die Frage (eines Hörers) S. 283,5 sol man sich ouch gotes süezicheit noillicliche ernoegen ? gestellt wird,
mit Hilfe der Auslassungen von Kap. 10 S. 221,2ff. über minne und minnenverk zu beantworten.
Die Hand des „Bearbeiters“ wird aber auch in gelegentlichen kleineren Tilgungen und
Änderungen sichtbar, so etwa, wenn S. 235,5f., wo in Fassung I nur von den Aposteln allgemein
die Rede ist, sannt pauls ond sannt peter onnd maria magdalena vnd ander vil jn der alten
vnd nenwen ee genannt werden (sieh Var.-App.), weiterhin aber auch in zwei längeren Plus
stücken, die hinter S. 245,7 kéren und hinter S. 267,5 armuot eingeschoben sind und die sich, wie
Diederichs S. 52 schon feststellte, in der Diktion und im Inhalt von ihrer Umgebung als Zutat
abheben.

173
Traktat 2

Wie aus der oben S. 137 unter Bso verzeichneten Textfolge zu erkennen ist, hat der Be
arbeiter der Fassung II hinter dem Schluß dieser Fassung unten S. 288,5 noch fünf Textexzerpte
folgen lassen, die er den in der geschlossenen Fassung ausgelassenen Partien der Kap. 21 und
23 entnahm, wobei er das erste dieser Exzerpte S. 295,2–5 benennen im fünften S. 294,9–
306,2 wiederholte, aber in abweichendem Wortlaut und demnach, wie Diederichs Diss. S. 50 f.
(sieh auch die Anm. 2, wo beide Fassungen nebeneinander gestellt sind) meint, aus zwei ver
schiedenen Vorlagen bezogen. Daß dabei beidemal der Rückverweis (S. 295,3) ausgelassen wurde,
kann nicht verwundern. Es braucht nun aber auch nicht weiter begründet zu werden, daß Fas
sung II nicht die ursprüngliche Fassung gegenüber der Fassung I gewesen sein kann, da diese
sich aus jener nach allem, was vorgetragen wurde, nicht hätte erstellen lassen (Diederichs,
Diss. S. 51).
Wohl aber bestand bei der oben charakterisierten zwanglosen Gedanken verknüpfung und
Themenfolge der nur lose verbundenen 23 Kapitel der RdU jederzeit die Möglichkeit mehr oder
weniger willkürlicher oder zufälliger Änderungen im Textbestand, im Wortlaut und in der
Textfolge wie im Textumfang, die Möglichkeit sowohl mehr oder weniger umfangreicher Aus
lassungen wie insbesondere Interpolationen. Ein in dieser Hinsicht interessanter Text ist der
der Hs. N4 (und Ba2), wie oben S. 146 schon angedeutet wurde. Er ist von zwei verschiedenen
Händen geschrieben, von denen die zweite, die f. 168r–173r und f. 180v Mitte – 182v schrieb,
Verbesserungen in den Partien anbrachte, die die erste Hand geschrieben hatte. Die beiden
Hände aber wechseln jeweils zufällig und mitten im Satz. Bei der Lektüre des ganzen Textes
könnte es zunächst so scheinen, als ob die Text- und Kapitelfolge absichtlich oder willkürlich
abgeändert, bzw. planvolle Umstellungen der Kapitel erfolgt wären. Das ist indessen nicht
der Fall. Der erste Schreiber begann vielmehr mit Kap. 4, schloß Kap. 5 und Kap. 6 bis S. 204,10
an, ließ Kap. 6 ab S. 205,1 sowie Kap. 7, 8, 9 aus, brachte dann Kap. 10 bis S. 218,12, Kap. 11, 12,
13, 14, 15, 16 unter Auslassung von S. 246,6–247,5 und schloß Kap. 16, wie fast alle Kapitel, mit
Amen ab. Nachdem er dann in der gleichen Zeile anschließend mit eigener Überschrift auf
f. 150v–157r den Text der Predigt Pf. Nr. XV geboten hatte, trug er, beginnend auf f. 157r, unter
Auslassung der Überschrift S. 185,1–6, Kap. 1 nach, überschlug Kap. 2, brachte dann Kap. 3 und 9
und schloß den Nachtrag von Kap. 10 ab S. 218,15 mit neuer Überschrift an, ließ dann Kap. 17
und 18 mit ihren Überschriften folgen, überließ aber kurz nach Beginn von Kap. 18 mit f. 168r
dem zweiten Schreiber die Feder. Dieser trug anschließend an den Schluß von Kap. 18 die
Kap. 19 und 20, indem er S. 265,4 daz – 272,4 si übersprang, ein; dann schrieb er Kap. 23 bis
S. 293,7 und” und übergab die Feder wieder dem ersten Schreiber, der anschließend auf der
neuen Seite f. 175v den Rest des Kapitels eintrug und dann Kap. 22 bis S. 286,6 andern mit einer
anschließenden Erweiterung nachtrug, wobei er wieder mitten im Satz durch den zweiten
Schreiber abgelöst wurde (f. 180v), der nun den Rest des Kapitels als Schluß des Ganzen schrieb.
Es fehlen in N. demnach die Kapitel 2, 7, 8 und 21 ganz und Teile der Kapitel 6, 16 und 20:
umgestellt wurden nur Kap. 22 und 23.
Die Reihenfolge der Kapitel war also im Prototyp der Vorlage von N4 (und B32), aus der
die beiden Schreiber ihren Text abschrieben, die gleiche wie in Fassung I. Weshalb diese Vor
lage zunächst nur eine Auswahl von Kapiteln, beginnend mit Kap. 4, bot, um dann erst (nach
Einschub der Pr. Pf. Nr. XV in N4), beginnend mit Kap. 1, Nachträge zum schon geschriebenen
Teil und (in N4 in Abwechslung mit dem zweiten Schreiber) unter Auslassungen den Rest der
RdU mit Umstellung der beiden letzten Kapitel zu bringen, ist mir nicht ersichtlich. Der Ein
schub der Predigt in N4 an der bezeichneten Stelle ist leicht verständlich, da die Predigt mit
ihrem Thema vom Wieder-lebendig-werden der guten Werke, die im Zustande der Todsünde
gewirkt wurden, nach Wiedererlangung des Zustandes der Gnade gut an das Kap. 16 anschließt,
das von der Erlösung aus der Verderbnis der Sünden durch die rechte penitencie in der Nach
folge Christi handelt.
Der Text von N. (und B32), der oben S. 160 f. als zwischen den Gruppen x, z und y ver
mittelnd charakterisiert wurde, ist in der Formulierung des Wortlautes im einzelnen weit

174
Vorbemerkungen zu den RdU

gehend sekundär und eigenständig, bewahrt aber doch an manchen Stellen den ursprünglichen
Wortlaut. Er zeigt aber auch eine Reihe von kürzeren oder längeren sekundären Erweite
rungen, die sich deutlich als solche abheben und exegesierender oder gegen Mißverständnis
sichernder Natur sind, so etwa S. 205,9; 205,13–204,7; 214,8–215,5; 217,7–9; 219,10–220,6; 227,10–
228,3; 244,6–8; 245,8–246,2; 252,2–8; 254,12–255,3; 257,2–5; 259,3–11; 260,7–261,5; 272,11–273,4;
275,7–8; 286,4; 286,5; 286,6–10; 287,11; 289,10–12; 299,5; 500,2; 307,3; 307,9–308,1.
Ein Mosaik aus einer Exzerptenreihe, die über S. 276,12 nicht hinausgeht, stellt der Text von
N14 dar, den Stamm l er ZfdA 59 S. 183 ff. bereits in seiner Zusammensetzung, Textgestaltung
und in seinem Verhältnis zu der vermutlich hochdeutschen Vorlage näher charakterisiert hat.
Seine Angabe, daß sich „der charakter der excerpte auf bl. 142a/147a anders verhält“ als der
jenige der auf f. 115v– 129r voraufgehenden Exzerpte, trifft nicht zu. Abgesehen von gelegent
lichen Verschiebungen, sind die Textauszüge von N14 deutlich einer Vorlage entnommen, die
die Kapitel folge der Fassung l aufwies. Wie Stammler bereits feststellte und an Hand von
Beispielen verdeutlichte, zeigt der N14-Text „mannigfache zusätze, durch die er den hd.
text [seiner Vorlage] aufschwellt“, wenn man etwa folgende Stellen im War.-App. vergleicht:
S. 218,11; 222,7; 225,6–9; 240,2; 247,10; 249,10; 264,9–266,3; 269,8–272,4. Wenn er unten bei
S. 276,7 hinter binden zwei kleinere Textstücke aus der Pr. 5b als in den Zusammen
hang passend einfügt, so verrät der Exzerptor auch darin eine gewisse „geistige selb
ständigkeit“, von der Stammler S. 185 spricht. Er bietet aber damit zugleich auch ein in
direktes Echtheitszeugnis für die RdU, indem er durch das Einsprengen der Textsplitter einer
sicher echten Eckhart-Predigt bekundet, daß er selbst die RdU als ein Werk des Meisters
ansieht. Wieweit auch die mancherlei Umstellungen, die aus der oben S. 147 angegebenen Text
folge erkennbar sind, auf planmäßige Erzielung „größerer klarheit“ schließen lassen, wie
Stammler (a.a.O.) meint, stehe dahin. Sicher aber sind viele der Sondervarianten und Fehler
von N. auf die Tatsache zurückzuführen, daß es sich um eine „Übertragung“ einer hd. Vorlage
ins niederdeutsche Idiom handelt, wobei manches im Ausdruck ersetzt, abgeändert und ins
besondere verbreitert, aber auch ersichtlich mißverstanden und falsch „übersetzt“ wurde, wie
Stammlers Beispiele (S. 185) zeigen.
Darin unterscheidet sich N14 nicht von den beiden anderen mnd. Texten Gr und Eb, mit
denen N14 ja, wie das Kapitel „Filiation“ zeigte, eng verwandt ist. Ich kann hier auf Stamm -
l er s Qualifizierung der beiden Texte Gr und Eb hinweisen, die er a.a.O. S. 190–196 bietet
und in der er, wie bei N14, ihre Fehler und Textänderungen wie Texterweiterungen und Text
verluste auf falsches oder mißverständliches oder umschreibend erläuterndes Kopieren einer
hd., bei Eb, wie er meint, sogar schon mnd. unmittelbaren Vorlage (S 193 f.) zurückführt. Daß
Eb gegenüber Gr und N14 der ursprünglichere Text ist, erklärt sich aus seiner Zwischenstellung
zwischen der ZeGrN14-Gruppe und den Gruppen z und x und seiner an mehreren Stellen
sichtbaren Benutzung zweier verschiedener Vorlagen und nicht so sehr, wie Stammler (S. 195)
glaubt, aus seinem Bemühen, „den hd. text in seine mundart umzudenken, weit mehr als die
beiden anderen übersetzer in N und Gr“. Die Plusstücke des Eb-Textes sind, wie diejenigen
der y-Fassung oder von N4, durchweg erläuternd im Sinne eines praktisch-moralischen, seel
sorgerischen Bemühens oder, wie Stammler sagt (S. 195): sie „tragen durchweg homiletischen
charakter“. Möglich auch, daß wir in Eb aus der Änderung des Originaltextes unten S. 300,11
und 2 – spisete zu vnd arme prestere begiftighede (sieh d. Var-App.) „einen stoßseufzer des
übersetzers hören und ihn selbst unter den armen landpfarrern suchen müssen, vielleicht auch
unter den ordensbrüdern m. Eckharts“, wie Stammler (S. 198) meint.
Jedenfalls repräsentieren nach alledem auch die mnd. Texte N14, Gr und Eb – und ich
darf gleich hinzufügen: auch die mnld. Fragment-Texte Ge- und Ges – die RdU in der Fas

Die Beispiele, die Stammler aufführt, sind m. E. nicht beweisend für die Annahme einer
schon nd. Vorlage.

175
Traktat 2

sung I. Diese Fassung im Umfange und in der Reihenfolge der 23 Kapitel der Text-Ausgaben
hat, wie Stammler (S. 190) richtig bemerkte, einst auch vollständig in der Hs. Gr gestanden und
ist nur durch den Verlust von zwei Lagen hinter f. 232 fragmentarisch geworden. Dagegen
muß bereits die gemeinsame Vorlage des De- und des XII-Dogheden-Textes die Fassung I um
die beiden Kapitel 2 und 8 gekürzt haben. Zur Zusammenfassung mehrerer Kapitel in De sieh
oben S. 139 f.

Aber auch der Volltext Kas (und das mit ihm eng verwandte Text-Fragment Mais) stellt die
Fassung I dar. Die aus der oben S. 144 angegebenen Textfolge der Hs. Ka5 ersichtliche „sinnlose
Verbindung von Abschnitt 18 mit 3, Abschnitt 6 mit 20“ geht, wie Die der ich s Diss. S. 47 rich
tig erklärt hat, „im Grunde auf eine falsch geheftete Vorlage zurück“.
Demgegenüber möchte ich glauben, daß die ganz singuläre Kapitelfolge des M1s-Fragments
auf willkürlicher und planloser Auswahl einiger Textabschnitte unter Beibehaltung der Kapitel
Überschriften aus Fassung I und unter gedankenloser Belassung der Gesamtüberschrift der
RdU an der Stelle unmittelbar vor Kap. 1 beruht. Die Eröffnung des M1s-Textes mit dem
Fragment des Kap. 20 beruht m. E. nicht, wie Die der ich s Diss. S. 47 Anm. 1 meint, darauf,
daß „Abschnitt 20 also aus dem Traktat herausgenommen und vielleicht schon von dem Schrei
ber gar nicht mehr für Eckhartsches Gut gehalten worden ist“, sondern darauf, daß das längste
und wohl auch bedeutendste Kapitel der RdU das stärkste Interesse des Schreibers fand und
daher zuerst von ihm abgeschrieben wurde. Erst dann wohl entschloß sich der Kopist, noch
weitere Exzerpte aus dem ersten Fünftel der 23 Kapitel folgen zu lassen.
Ebensowenig wie bei M1s ist in den Textexzerpten von Gi, S1 und ihrer Reihenfolge so
etwas wie eine plan- und absichtsvolle Anordnung zu erkennen. Die Exzerpte scheinen mir
vielmehr willkürlich ausgewählt und planlos aneinandergereiht zu sein.

Genug: die durch die Volltexte der Gruppe x und z sowie durch die Hss. Gr und Eb (auch
durch De) repräsentierte Fassung I ist sicher gegenüber der durch y vertretenen Fassung II
und den Textfolge-Abweichungen der übrigen Hss. ursprünglicher und vertritt für uns die
„Original-Komposition“ der RdU. Gewiß ist diese Komposition nicht straff und in der Text
und Kapitelfolge konsequent und zwingend, weshalb sie eben leicht durch Verschiebungen und
Auslassungen verändert oder, wenn man will, „zersetzt“ werden konnte. Es wäre aber m. E.
zum mindesten für die Herausgabe des Original-Textes in dieser Ausgabe verfehlt, wollte man,
wie Bütt n er dies in seiner Übersetzung, teilweise mit beachtlichen Gründen, getan hat, Ände
rungen in der Kapitel-Einteilung und auch in der Textfolge vornehmen. Die Textfolge der in
die XII Dogheden eingelassenen Exzerpte der RdU bestätigt die Kapitel- und Textfolge der
Fassung I. -

Die XII Dogheden aber, als in ihrem Text wie De auf eine Vorlage nahe der Gruppe Ze
GrN14Eb zurückgehend, bezeugen auch die Ursprünglichkeit der Kapitel über schriften,
die von Godfried v. W. beibehalten wurden. Diese Kapitelüberschriften fehlen ganz in den frag
mentarischen Texten von Bs1, Br2, Gr, Ge1, Ge4, Ge5, Ha2, Ha3, M34 (mit Ausnahme von Kap. 2), Ze,
N11. In allen übrigen Texten sind sie, wenigstens teilweise, vorhanden: in N14 nur für die Kapitel 9,
16 und 20; im M1s-Fragment fehlt die Überschrift nur für Kap. 4. In N4 sind die Kapitel 6, 10
und 23 zweigeteilt mit Einschub einer besonderen Überschrift für den zweiten Abschnitt. M17 hat
in seiner Flüchtigkeit Kap. 4 und 5 zunächst mit der Überschrift der jeweils vorangehenden Kapitel
versehen, dann aber das Versehen bemerkt und die richtige Überschrift in den Text, bzw. auf dem
Rande nachgetragen.
Alle Volltexte der Gruppen x und z sowie Eb und Ka5, abgesehen von seiner Lücke,
weisen die Kapitelüberschriften auf, die Gruppe y mit der Einschränkung, daß sie, wie oben
S. 173 schon erwähnt wurde, die Überschrift von Kap. 4 und von Kap. 17, das hinter Kap. 22 ver
schoben wurde, wegließ, weil in beiden Fällen zwei Kapitel zu einem zusammengezogen wur
den, und daß y den zusammenhängenden Teil der RdU schon im 22. Kapitel bei unten S. 288,5
abschloß.

176
Vorbemerkungen zu den RdU

Der Text der Überschriften verrät durch seine Varianten die gleiche Filiation der Hss,
wie sie der Vergleich der Kapitel-Texte selbst erkennen ließ, d. h. also die Spaltung in die
Gruppen x, y und z mit den oben unter „Filiation“ verdeutlichten Untergruppierungen, wobei
Eb sehr klar seine nahe Verwandtschaft zur z-Gruppe verrät. Die Sonderformulierung der
drei Kapitelüberschriften in N14 zeigt ebenso deutlich die größere Entfernung der Hs. von der
z-Gruppe im Vergleich zu Eb, wie denn ebenso klar die Zwischenstellung von Kas zwischen
den Gruppen x und z einerseits durch Übereinstimmungen mit dem Text der Überschriften
dieser Gruppen und anderseits durch eigene Formulierung zu erkennen ist, wie sie etwa in den
Überschriften zu den Kapiteln 13, 15, 16, 17, 21, 22, 23 vorliegt.
Ganz ähnlich verhält es sich mit den Überschriften in N4 (und B22), die ebenfalls teilweise
mit denen der Volltexte von x und z übereinstimmen – so etwa für die Kap. 5, 15 und 22,
mit unbedeutenderen Varianten für die Kap. 3, 9, 10, 11, 12, 14 und 20 – dagegen eigene Formu
lierung aufweisen für die Kap. 1, 4, 6, 13, 16, 17, 18, 19 und 23, wie aus dem Variantenapparat
zu ersehen ist. N4 (und B32, sieh oben S. 138) aber hebt sich nun von allen übrigen Texten der
RdU dadurch ab, daß es jeweils nach den einzelnen Überschriften der Kapitel einen lateini
schen Schrifttext aus dem Alten oder aus dem Neuen Testament, oft, zumal in der zweiten
Partie seines Textes, unter Beifügung der Fundstelle, mit nachfolgender deutscher Übersetzung
einschiebt. Die Schrifttexte, die ich im Variantenapparat aufgeführt habe, passen sehr gut zum
Inhalt der jeweiligen Kapitel, denen sie vorgesetzt sind, und man könnte auf den Gedanken
kommen, daß sie den einzelnen Collationes ursprünglich vorangestellt worden seien. Das wird
nun aber ziemlich sicher nicht der Fall gewesen sein, denn dann wäre sehr schwer, wenn über
haupt, zu verstehen, weshalb diese lateinischen Vorsprüche in keinem der anderen Texte, zumal
der Volltexte der x- und z-Gruppe, irgendwo noch erhalten blieben.
Nur in drei Texten sind die Kapitel gezählt, bzw. numeriert: in Ka4 in zunächst arabi
schen, dann römischen Ziffern am Rand des Kapitelbeginns, in Eb jeweils am Schluß der Kapitel
überschrift in römischen Ziffern unter Hinzufügung von Capitulum und in Pr1 erst vom 10. Ka
pitel an in römischen Ziffern am Rande, über oder hinter der Überschrift. In allen drei Hss.
trägt das letzte Kapitel die Zahl 23. Das 1. Kapitel ist in Ka3 als dz erst capitel bezeichnet,
während Ka4 am Schluß der Überschrift das erst hinzufügt, M17 Pr1 Pr2 an den Anfang der Über
schrift Zum ersten setzen und F2 M16 M1s keinerlei Kennzeichnung beigeben. Über die Kapitelüber
schriften und Kapitelzählung des De-Textes sieh oben S. 139 f.
Aus der gebotenen Darstellung des Befundes in bezug auf die Kapitelüberschriften scheint
mir mit ziemlicher Sicherheit hervorzugehen, daß der Prototyp der gesamten, uns noch erhal
tenen handschriftlichen Überlieferung nicht nur die Kapiteleinteilung in 23 Kapitel, sondern
auch bereits die Überschriften zu diesen Kapiteln enthalten hat und nicht, wie Schulze
Mai zier* S. 426 meint, „die Kapitelüberschriften spätere Zutat sein dürften“. Wie sollte sich
sonst die Tatsache erklären, daß die Filiationsbeziehungen der überlieferten Texte der RdU sich
genau auch in den Fassungen der Überschriften spiegeln? Es ist eine andere Frage unerheblicher
Natur, ob die Schreiber unserer Hss. die Überschriften jeweils gleich mitkopierten oder zunächst
ausließen, um sie nachher in mehr oder weniger ausreichend frei gelassenen Zwischenräumen
zwischen den Kapiteln rot oder schwarz, in kleinerer oder größerer Schrift nachzutragen, wie dies
etwa in Ka4 geschehen ist.

Und wieder eine andere, wesentlich erheblichere Frage ist die, ob die ganze Form, in der
uns die RdU in der Fassung I überkommen ist, ob ihr Wortlaut, ihre Kapitelgliederung und
die Überschriften so von Eckhart selbst herstammen oder auf einen Aufzeichner zurückgehen,
der, vielleicht unter Kontrolle oder Mithilfe Eckharts, Aufzeichnungen der jeweiligen münd
lichen Collatio, sozusagen „Sitzungsprotokolle“, nachträglich erst in die sprachliche Form und
Kapitelgliederung gebracht und mit Überschriften versehen hat. Es ist im Grunde die gleiche
Frage, die für die uns überkommene Form der Predigten gilt, in denen wir „Nachschriften“
der Hörer oder Hörerinnen Eckharts sehen zu müssen glauben. Diese Frage wird sich wohl

12 Eckhart, D 5 177
Traktat 2

nie mit Evidenz lösen lassen. Es bleibt jedem überlassen, sich für die Meinung Pah nckes
(Kl. B. S. 16) zu entscheiden, der die RdU als „aus einer Reihe von Einzelreden zusammen
komponiert, wahrscheinlich vom Autor der Reden selbst“ ansieht und sich dabei Rieger
(Wackernagel Altd. Pred. S. 407 und S. 416: „Eckard, der hier selbst der Aufzeichner ist“)
anschließt, oder einen andern Aufzeichner anzunehmen. Büttner (S. 217) und Schulze -
Maizier* (S. 426) treten der Auffassung Riegers bei, ebenso wie Die der ich s (Diss. S. 53), der
zum Beweise dafür, daß, wie Rieger (S. 407) schreibt, „der Bearbeiter sich als eine Person mit
dem Redner kund giebt“, mit diesem auf die Stellen unten S. 200,10 Ich wart gepräget und
S. 289,11 f. Alsó noart gesprochen . . . und sprach ich hinweist. Diese „ich“-Wendungen sind zwar
nicht unbedingt beweisend, denn sie könnten auch – wie in den Predigten – vom Nachschreiber
beibehalten worden sein – mögen aber doch für die Aufzeichnung durch Eckhart selbst mit
Zeugen.
Der Aufzeichner aber, ob nun Eckhart oder ein anderer, „hat sich . . . wahrscheinlich an
die zeitliche Folge gebunden, in der die Gespräche sich entwickelten“, wie Diederichs sagt,
und zum Beweis dafür führt er „die Unterbrechung gleicher Themen durch Betrachtungen
anderer Art“ und den Rückverweis unten S. 295,3 als ich vorlanc eines sprach an (Diss. S. 53),
der sich auf eine Stelle S. 197,1 im 4. Kapitel zurückbezieht. Wenn dieser Rv. in der Formulie
rung, in der er uns überliefert wurde, ursprünglich ist, läßt er erkennen, daß die Entstehung
der RdU tatsächlich aus Einzel-Collationes in einem längeren Zeitraum zu denken ist. Und
wiederum hat schon Rieger (S. 408) betont (sieh auch Diederichs, Diss. S. 54), daß die „Form
der Collazie nur im Äußerlichsten und da nicht durchgreifend . . . getilgt ist“, wobei er auf die
beiden Kapitelschlüsse unten S. 274,5 ff. (K. 20) und S. 309,4 f. (K. 23) hinwies, die ganz wie Predigt
schlüsse klingen. N4 und Eb schließen auch das Kapitel 22 mit solchen Predigtschlußwendungen
ab (sieh den Var.-App. zu S. 290,3), und, wie oben gesagt wurde, beendet N4, das jedem Kapitel
einen Schrifttext voranstellt und auf solche Weise schon den Charakter der ursprünglichen
Selbständigkeit als Collatio verdeutlicht, fast alle Kapitel mit Amen. Manche Stellen dürften
den ursprünglichen Charakter der Kollazie in der noch teilweise erhaltenen Gesprächsform
oder in Reflexen ursprünglichen Dialogs erkennen lassen, etwa S. 200,10; 201,2; 288,6,10; 292,1,6,
auf die Diederichs schon hinwies ebenso wie auf Einwendungen und Fragen, die wie aus dem
Zuhörerkreis kommend klingen an Stellen wie S. 267,8 (schon vorher S. 266,9); 268,3; 279,14;
280,3; 283,5,7; 288,1,3; vielleicht auch Stellen wie S. 251,6,8; 253,13 f.; 264,9; 265,1; 266,9; 267,1;
269,8; 270,1,9,11; 276,13; 277,1, wiewohl diese letzteren Beispiele oder Wendungen, die Diederichs
ebenfalls aufführt, nicht auf ursprüngliche Gesprächsform zurückzugehen brauchen.
Wohl aber scheint mir der Stil oder die Sprachform der RdU, insbesondere die Syntax,
ebenso wie die sorglose und zwanglose Komposition des Inhalts der RdU an vielen Stellen
noch der Reflex einer unbekümmerten, aus dem Augenblick geborenen, improvisierten münd
lichen und nicht vor Anakoluthen zurückschreckenden Formulierung lebendiger Rede, bzw. Ge
spräche zu sein. Es läßt sich natürlich wieder nicht immer entscheiden, ob die betreffende Stelle
wirklich von Hause aus anakoluthisch, bzw. zwanglos mündlich gefügt war oder erst in der
handschriftlichen Überlieferung diesen Charakter gewonnen hat. Jedenfalls aber scheinen mir
etwa an folgenden Stellen Beispiele für eine sorglos anakoluthische oder doch nur im münd
lichen Vortrag geläufige, bzw. zulässige Syntax vorzuliegen: S. 208,7; 233,5 f.; 234,7f. (Relativ
pronomina); 239,3 (Wortstellung); 248,2f. (Wortstellung); 250,9–251,5 (Parenthese und Wieder
anknüpfung); 257,8 f.; 276,7–12; 283,7–284,2; 290,5–291,5; 292,8 (Wortstellung); 302,8–303,3;
309,3ff. Ich habe in den Anmerkungen auf manche dieser Stellen ausdrücklich hingewiesen und
ihre Syntax analysiert.
Wenn O. Behaghel in seinem Aufsatz „Zur Kritik von Meister Eckhart“ (PBB 34 S. 530
bis 552) nun aus einer Anzahl von teils wirklichen, teils nur vermeintlichen Unterschieden in der
Verwendung bestimmter stilistischer Mittel in den RdU, verglichen mit dem BgT, zu dem Schluß
kommt: „Danach kann wol kein zweifel mehr bestehen, dass tractat V und tractat XVII, in
denen man bis jetzt die festesten grundlagen für die erkenntnis Eckharts gesehen hat, von

178
Vorbemerkungen zu den RdU

verschiedenen verfass er n herrühren“, so hat D ie der ich s (Diss. S. 63–75) in seiner


„Kritik Behaghels“ bereits die Haltlosigkeit der Behauptung und die Fragwürdigkeit der Be
weisführung dargetan und mit Recht darauf hingewiesen, daß „das "Buch der göttlichen Tröstung
und die "Reden der Unterscheidung in ihrem Wesen so grundverschieden sind, daß eine rein
sprachliche Untersuchung von vornherein große Bedenken hervorrufen muß“ (S. 73). Er betont,
daß das BgT„eine fest in sich gefügte Schrift, ein Buch“ ist (a. a. O.), wohingegen die RdU, wie
sich oben gezeigt hat, der Reflex lose gefügter und untereinander verbundener „Reden“, Col
lationes, sind, deren stilistische, bzw. rhetorische Sprachmittel durchaus nicht die gleichen zu
sein brauchen, ja a priorisch als verschieden erwartet werden dürften. Auch der Wortschatz
kann verschieden sein, und die Tatsache, daß Behaghel in den RdU eine Reihe von Fremd
wörtern auffiel, die er im BgT nicht fand, braucht nichts gegen Eckharts Autorschaft an den
RdU zu besagen, ebensowenig wie einige deutsche Wörter, die sich sonst, vorderhand wenig
stens, nicht aus echten Werken Eckharts belegen lassen, wie etwa inzuc (S. 221,5), rämen (225,10),
noacheric (210,6), lückern (220,6), saeligen (279,4) u. a. Es versteht sich, daß eine gründliche Unter
suchung des Stils der RdU, die ich hier natürlich nicht bieten kann, vonnöten ist und durchgeführt
werden muß. Ich bin aber ebenso überzeugt, daß sie keine Beweismittel gegen die Verfasser
schaft Eckharts beibringen wird.
Vielmehr dürfte eine solche Untersuchung die eingangs dieses Abschnitts „Echtheit“ dar
gebotenen Echtheitskriterien stützen und bestätigen, wenn man neben den äußeren Stilmitteln
zugleich auf die inneren Ausdrucksmittel achtet. Und da fallen, um nur sie zu nennen, unüber
hörbar zwei den Stil Eckharts in seinen deutschen Predigten kennzeichnende Momente ins
Ohr: der auch in den RdU stilprägende Hyperbolismus und die Antithetik, oft gepaart
mit Parallelismus". Für den hyperbolischen Ausdruck verweise ich etwa auf die folgenden
Stellen: S. 199,8 ff.; 216,4 ff.; 216,8 ff.; 217,3 ff.; 218,2 ff.; 227,4 ff.; 227,8 ff.; 235,11 ff.; 238,2 f.; 238,4 ff.;
241,2 ff.; 245,8 ff.; 268,10 ff.; 273,9; 279,3 ff.; 298,3 ff.; 298,7 ff. Wer möchte in diesen Kühnheiten, die
sich verschiedentlich mit denen berühren oder decken, die man Eckhart im Prozeß und in der
Bulle rügte, das Stigma seines Geistes und seines Temperaments verkennen, und wer in den
scharf antithetischen Fügungen oft parallelen oder chiastischen Baus wie S. 2004 ff.; 204,5ff.;
218,1 f.; 224,11 ff.; 228,2 ff.; 234,6 f; 257,10 f.; 239,3 ff.; 262,2 ff.; 266,4ff.; 271,8ff.; 289,3 f; 297,1 ff.; 306,1 f.;
308,4 ff.? Nimmt man die sehr eindrucksvollen Vergleich e der RdU hinzu, die – im Gegen
satz zu den meisten Taulers – knapp und scharf profiliert, auf das tertium comparationis hin
beschnitten und konzentriert sind, – man vergleiche die Stellen S. 206,1 ff. (Durst-Vergleich),
207,9 ff. (Schreibkunst-Vergleich), 228,4 ff. (Kappen-Vergleich), 228,5 ff. (Zungenbelag-Vergleich),
251,5 ff. (Kornraden-Vergleich), 269,5 ff. (Wasser-Wein-Vergleich) – so wird man Büttner s Be
merkung (S. 217) in bezug auf die RdU als auf eine „Unterweisung für anhebende Menschen“ kaum
zustimmen, wenn er sagt: „sie wahrt den Ton schlichter Erbaulichkeit, meidet das Kecke und
Geistreiche“. Stil und Ton der RdU verraten vielmehr zum mindesten einen Einschlag der für
die Diktion Eckharts kennzeichnenden dynamischen und zuspitzenden Schärfungsmittel.
Daß dies alles noch entwicklungs-, erweiterungs- und ausbaufähig war und daß sich Eck
harts Stil und Wortschatz beim Hinzutreten seiner großen Themen mystischer Einheitsspekula
tion und der „Feinheiten und Intimitäten der Gotteslehre“ (Büttner S. 217) in seinen klassischen
Predigten, wie ich glaube, erst nach seinem zweiten Pariser Aufenthalt, mit den gewandelten
und bereicherten Themen sowohl ändern wie insbesondere reicher entfalten konnte, braucht kaum
betont zu werden. Sicher aber scheint mir nach allem, was zum Thema „Echtheit“ gesagt wurde,
daß der Verfasser der RdU niemand anders war als der Verfasser der echten Predigten und des
BgT: Meister Eckhart.

1 Vgl. J. Qu in t, „Die Sprache Meister Eckeharts als Ausdruck seiner mystischen Geistes
welt“, in: DVSchr 6, 1928, S. 693 ff.

12* 179
Traktat 2

Zur Überschrift in Eb Hir heuet sik an de dudesche karthuser (sieh unten S. 185 „Über
schrift“) hat St am m l e r ZfdA 59 S. 198 bereits einiges, wie mir scheint, Einleuchtende vor
getragen, wenn er sagt: „Die überschrift in E De dudesche Karthuser belegt von neuem die
unsicherheit der verfasserschaft Eckharts auf grund des überlieferten namens. allerdings ist
in der ganzen hs. E Eckharts name nur einmal nebenbei genannt . . . , vielleicht wegen des häre
tischen rufes, in welchem seine lehren zt. standen. daher wurde wol auch dieser unverfäng
liche titel gewählt, mag sein in erinnerung daran, daß eine anzahl von scholastikern und my
stikern (wie Dionysius, Ludolfus von Sachsen, Jakob von Jüterbogk) diesem orden angehörten
– oder auch unmittelbar bezüglich auf den berühmtesten Karthäuser Jakob von Jüterbogk . . .,
einen der fruchtbarsten schriftsteller der spätscholastik und in Mittel- wie Norddeutschland,
wie die hss.-kataloge ausweisen, viel gelesen und abgeschrieben; er würkte die hauptzeit seines
lebens im Salvatorkloster bei Erfurt, und vielleicht trug schon die thüringische vorlage des nd.
geistlichen diesen titel.“ Jedenfalls steht fest, daß der in Eb stehende Titel unursprünglich ist.
Daß man die RdU, um den wahren Verfasser nicht zu nennen, in Zusammenhang mit den Kar
täusern brachte, ist leicht begreiflich, da die Mystik im Kartäuserorden hoch im Schwange
war. Eher als an Jakob von Jüterbogk wäre aber wohl an Geert Groote zu denken, der
sich in Deventer von seinem Freunde Heinrich Eger von Kalkar, einem Kartäuser, beeinflus
sen ließ und dann als Oblat im Kartäuserkloster in Monnichusen sich in die Mystik Eckharts
und anderer Mystiker vertiefte (vgl. den Artikel „Geert Groote“ von M. L ü ck e r in: Verfasser
lexikon Bd. 5 Sp. 310).
Das Zeugnis der Überschrift der RdU trügt nicht, wenn wir in dem als Verfasser
der „Reden“ angegebenen bruoder Eckhart den nachmaligen berühmten Magister von Paris,
Meister Eckhart erkennen. Sie trügt aber m. E. auch nicht in der Angabe, daß Eckhart zur
Zeit, da er diese „Reden“ führte, dó sie säzen in collationibus mit einander, die beiden Ämter
eines Priors von Erfurt und eines Vikars von Thüringen zugleich innehatte, und zwar vor 1298,
auch wenn uns von einem solchen thüringischen Vikariat Eckharts urkundlich sonst nichts be
richtet wird. Wenn Wilhelm A. u e n er in seinem Aufsatz „War Meister Eckhart in Mühlhau
sen?“ (Mühlhäuser Geschichtsblätter Jg. 33/35, 1936, S. 135–144) den Versuch unternahm, die Ent
stehung der RdU auf die Zeit um 1319 zu datieren, indem er zu erweisen suchte, daß der Name
eines in einer Urkunde des Mühlhäuser Stadtarchivs (no. 320) vom 12. März 1319 vor dem da
maligen Provinzialprior von Sachsen Hartung genannten religiosi viri fratris Eckehardi pi
carii . . . (a. a. O. S. 135) identisch mit dem Meister Eckharts sei, dieser demnach um 1319 das
Generalvikariat der Provincia Saxonia verwaltet (a. a. O. S. 137) und als solcher die RdU gehal
ten habe, so hat sein Beweisgang wohl kaum jemanden überzeugen können. Von einem Gene
ralvikariat Eckharts in der Provinz Sachsen zwischen der Straßburger und der Kölner Zeit,
also im zweiten Dezennium des 13. Jhs., verlautet nichts, ja, es bleibt kaum Raum für den
Ansatz eines solchen zwischen Straßburg und Köln um 1319, wenn Eckhart nachgewiesenermaßen
noch 1322 „zum Visitator des Klosters Unterlinden zu Colmar bestellt wurde“ und dies gewiß
von Straßburg aus (vgl. J. Koch Verfasserlexikon Bd. 5 Sp. 164). Daß in der Bulle Johannes XXII.
Sätze aus den RdU „als ketzerisch verworfen“ (S. 139) seien, trifft, wie oben schon gesagt wurde,
höchstens für einen Bullensatz zu und auch für diesen keineswegs sicher. Das Argument
Aueners, daß man Eckhart, wenn er schon vor 1298 solche „kühnen und mißverständlichen
Sätze, die eine Handhabe boten, ihn zu verdächtigen“ (a. a. O. S. 140), geäußert hätte, schon
früher zur Verantwortung gezogen, bzw. „die Inquisition gegen ihn in Bewegung gesetzt“
haben würde, kann nicht überzeugen. Ebensowenig aber seine Auskunft, der Verfasser der
Überschrift der RdU habe „nicht daran gedacht, eine in jeder Hinsicht eindeutige geschichtliche
Tatsache festzustellen“, sondern nur „den Wert seiner Arbeit und des Meisterwerks durch den
Hinweis auf die hervorragenden Stellungen des Verfassers zu erhärten“ (S. 138) gesucht, wobei
er (als mutmaßlicher Thüringer) „gerade die Thüringer Ämter des Meisters nannte: das des
Priors seines Erfurter Klosters . . . sowie sicher das des Generalvikars, das er als höchstes und
letztes Amt in der Hierarchie seines Ordens innehatte“, natürlich „nicht gleichzeitig“, „was ja
auch von vornherein wenig wahrscheinlich war“, wie Auener betont (S. 139). Das alles sind

180
Vorbemerkungen zu den Rou

wenig überzeugende Versuche, den in der Mühlhäuser Urkunde genannten wir religiosus Ecke
hardus vicarius gewaltsam mit Meister Eckhart als dem Verfasser der RdU zu identifizieren und
die Entstehung der „Reden“ wesentlich später als 1298 zu datieren.
Mir scheint nach wie vor Pumm e r er s Argument für die Datierung vor 1298 einleuchtend.
Diese Zeitbestimmung dürfte mit der Entdeckung Th. Kaeppel is gut vereinbar sein, wonach
Eckharts erster Aufenthalt an der Pariser Universität gemäß der Aussage einer Sammlung von
Pariser Universitätspredigten einer Handschrift der Benediktiner-Bibliothek von Kremsmünster
schon auf 1293–1294 zu datieren ist und der „fr. Ekhardus“ damals „lector sententiarum“ war.
(Thomas Kaeppeli, Praedicator Monoculus. Sermons Parisiens de la fin du XIII" siècle, Archi
vum Fratrum Praedicatorum XXVII, 1957, S. 120–167, insbesondere S. 124 zu Nr. 44 und S. 159 f.).
Man darf mit Sicherheit annehmen, daß Eckhart von Paris 1294 zu seinem Heimatkonvent in
Erfurt zurückkehrte. Vielleicht übernahm er erst dann das Priorat und das Vikariat als die
beiden Ämter, von denen einzig die Überschrift der RdU spricht. Diese „Reden“ aber hätte er
im Zeitraum zwischen 1294 und 1298 als Kollazien mit seinen Konventsbrüdern in Erfurt geführt.
Zur Lokalisierung nach Thüringen paßt der von Stamm l er ZfdA 59 S. 200 f. hervorgehobene
Umstand gut, daß das noch aus der ersten Hälfte des 14. Jhs. stammende, d. h. also zu den
ältesten überlieferten Handschriftentexten gehörende Fragment Ze in thüringischem Dialekt
gehalten und in Thüringen entstanden ist. Es leuchtet durchaus ein, daß die mnd. (und mnld.)
Texte der RdU, die, wie sich gezeigt hat, mit Ze zu einer engeren Verwandtschaftsgruppe zu
sammengebunden sind, auf einen aus Thüringen, vielleicht aus Erfurt, stammenden Original
text der RdU zurückgehen, wie Stammler a. a. O. annimmt. Wenn dem so ist, muß man auch
die Predigt 4 nach Aussage ihres Rückverweises, wie oben S. 169 f. schon betont wurde, nach Thü
ringen lokalisieren, wo sie, allerdings u. U. wesentlich später als die RdU, wahrscheinlich erst
während des sächsischen Provinzialats Eckharts (1304–1311) entstanden ist. Daß die genannte
Predigt sich nicht im thüringischen Zyklus des „Paradisus anime“ befindet, der nach Strauch s
Angabe (Par. an. S. VIII) für seine Entstehung in den Ausgang des 13. Jhs., „und zwar ins Er
furter Predigerkloster“ weist, braucht nichts gegen die genannte Lokalisierung zu sagen, da
der Sammler in sein Predigt-Corpus von Stücken verschiedenster „thüringischer“ Prediger ge
wiß nur einige der ihm bekannten Predigten Eckharts aufgenommen hat 1.
Die unter den Titeln „Filiation der Hss.“, „Textkonstituierung“ und „Echtheit“ vorgetragenen
Ausführungen haben deshalb die Form einer breiteren Darstellung angenommen, weil die hand
schriftliche Überlieferung der RdU ungewöhnlich reich und vielgestaltig ist und die verzweigte
Filiation eine über Stamm lers und erst recht über Die der ich s' Filiationsuntersuchung
hinausgehende umfassende erneute Untersuchung und Darstellung verlangte, auf die das Prin
zip der Textkonstituierung gegründet werden konnte. Die Echtheitsuntersuchung aber und die
damit verbundene Untersuchung des Aufbaus und der Form sowie der Versuch einer Datierung
der RdU mußten im Hinblick auf die auch heute noch immer wieder wiederholten Zweifel an
der Verfasserschaft Eckharts und an der Verläßlichkeit des Umfangs und Aufbaus, bzw. der
Kapitelfolge der RdU in der uns überkommenen Überlieferung durchgeführt werden.

Der im folgenden unter dem kritischen Text gebotene Variantenapparat ist bis auf die
Mehrzahl der vielen eindeutigen Fehler, insbesondere im Text von M17, und die meisten
sekundären Zusätze der zweiten Hand im Text von Ka5 sowie die späteren Ersatzwörter für
minne und minnen vollständig und demnach sehr umfangreich. Ich habe ihn unverkürzt geboten,
weil er nur so ein verläßliches Bild vom zwar im ganzen recht einheitlichen, in den Einzel
heiten aber sehr variablen Textbefund der oberdeutschen, mitteldeutschen, insbesondere aber
der niederdeutschen und niederländischen Überlieferung bietet, das erst gestattet, meine text
kritischen Entscheidungen bezüglich des an vielen Stellen trotz der Abwesenheit hoher abstrakter

1 Korrekturnotiz: vgl. jetzt auch J. Koch , Kritische Studien zum Leben Meister Eckharts.
1. Teil (Arch. Fratr. Praedic. XXIX, 1959) S. 15f.

181
Traktat 2

Spekulationen doch nicht leicht richtig zu verstehenden Textes an der gesamten handschriftlichen
Überlieferung zu überprüfen. Einschränkend muß ich allerdings hinzufügen, daß ich die Text
exzerpte der Hss. B31, Gi und S1 im Variantenapparat nicht berücksichtigt habe, weil sie im
ganzen nur kurze Textstücke aneinanderreihen in einer willkürlichen Reihenfolge und jeweils
in einem Text, der, soviel ich sehe, für die Textkritik und das Textverständnis nichts von Belang
beiträgt. Zu B32, Br2, Br7, Ge1, Gö1, Ha1, Ha2, Ha3, Le2, Les, deren Varianten ebenfalls im Varianten
apparat unberücksichtigt blieben, sieh oben S. 138 ff. Ich habe es daher auch für nicht angebracht
gehalten, diese, zusammengenommen doch einen breiteren Raum einnehmenden Exzerpte – etwa
in einem Anhang – abzudrucken, wie ich es mit den Texten von Ha1 und Ha2 gehalten habe.

Im voraufgehenden sowie im Variantenapparat wurden folgende Gruppensiglen verwendet:


X = Ka4F2M16 y = BsoKas Z = B17M17Pr1Pr2

Gemeinsame Varianten der Hss. dieser Gruppen wurden nach der jeweils an erster Stelle
oben aufgeführten Hs. wiedergegeben.

Die kleinen Zahlen am Innenrand des folgenden Textes beziehen sich auf die Seiten und
Zeilen des Textes von Die der ich s, die kursiv gesetzten auf die Textseiten und -zeilen der
Ausgabe Pfeiffer s.

182
Vorbemerkungen zu den RdU

Im folgenden gebe ich die in M7 (f. 142.vb–143rb), Pr. (f. 1r–2r) und Pr» (f. 383 v–384v)
dem Text der RdU vorangestellte Capitulatio nach Pr wieder, indem ich die Varianten der
beiden anderen Hss. unter dem Text mitteile:

Registrum der matery der pnterschaidung


VOn gehorsam
Von dem allerkrefftigsten gepet ond von dem aller hochsten noerck
Von pngelassen menschen dy polaygens noillen sein
5 Von nutzem lassen das man schol warnemmen von ynen ond von außen
Was das roeßen ond den grunt gut macht
Von der abschaidenhait ond pö haben gotis
Wy der mensch sein noerck sol nourcken auf das hochst vernuffticlichen
Von stetigem pleiß in dem hochsten zunemmen
10 Wie dynaygung czu den sunden dem menschen frummen czu aller czeit
(1v) Wy der noill alle dingk vermag pnd noy alle tugent ligen ym noilln ob er anders
gerecht ist
Was der mensch thunn sol so er gotis vermysset pnd sich verporgen ha
Von den sunden noy man sich darczu sol halten alz man sich in sunden pindet
15 Von cznoeyerlay reno synnlich pnd gotlich
Von der noaren czuuersicht pnd hoffnung
Von cznoeyerlay sicherhait des enoigen lebens
Von noarer penitentz pnnd seligem lebenn
Wy sich der mensch ym fried halte ob er sich nit vindt auf anosserlich arbaitalz xpüs
20 ond pil heyligen haben gehabt (2r) noie er got sol nach polgenn
Inn noelcher noeiß der mensch mag alz ym gepurt czarte speis pnd hoche claider vnd frolich
gesellen alz ym dy anhangen nach genoonhait seynner natur
Waromb got offt gestat das gut menschen dy in der noarhait sein das sy dick noerdenn
gehindert von iren guten noercken
25 Von pnsers herren leichnam noy man den nennen sol offt in noelcher noeiß ond in noelcher
andacht

Von dem pleiß


Wyman got bolgen sol dnnd von guter noeiß
Von den ynnerlichen Dnd enosserlichen noercken etc.

1 Registrum bis dnterschaidung fehlt M17 Regist : Pr2 2 VOn bis 3 noerck ] VOn gehorssam /
vnd von aller / creftigisten ge- / petten vnd aller hoch- / sten noerck M17 2 f. gehorsam von
(gleiche Zeile) Pr2 4 gelassen M17 5 nutzem ] niessen M17 das ] pnd noas M17
7 abgeschidenheit Pr2 von gros haben (gotis fehlt) M17 8 vernuffticlichen] vnd vernuftig M17
9 stetê Pr2 stetten M17 10 dem ] de Pr2 den M17 frumt (tv. and. Hand) M17 11 ym ]
yn dem Prº 13 guttes M7 hat Prs hatt M17 14 alz] so Prs 15 suntlich M17 16 vnd hoffnung]
pon (geändert?) hoffnunge (in eigener Zeile abgesetzt) M17 18 Von bis vnnd v. and. Hand
eingefügt (seligem lebenn fehlt aus Platzmangel) M17 noaren Pre 19 ym ] in PraM1
holt M7 hält (?l radiert) Prº ob er sich zweimal Pra an ausserlicher a. M.: 21 mag ]
mag nemen M17 Prº 23 das * ] das das Prº 24 von ] an M17 25 fronleichnam M17
offt dnd in M17 Pr2 27f. fleiß noie (gleiche Zeile) PrºM,7 29 etc. ] noie man gott noolgen /
sol vnd von gutter noeiß (also Wiederholung von Z. 28) M1, fehlt Prs

183
Traktat 2

Capitulatio in De (f. 135v)

Dat eerste capittel is oander ghehoorsamicheit


Dat ander van onghelaten menschen . ij
Dat derde pan afghesceidenheit iij
Hoe die mensche sine noerken noerken sal opt hoechste iiij
Hoe die neignghe (!) der ondogeden alle noege promen /
ende vorderen den goeden mensche
Hoe dat noille alle dinc permach di

Hoe hem die mensche sal holden nae den sunden dij
Ondersceyt pan tnveen rounoen . piij
Hoemen noeten mach ofmen minne hebbe .
Vander sekerheit des enoigen leuens .
Vander penitencien xi

Hoe hem een mensche holden sal of hien gheen herde / . xij
rotroendicheit der penitencien geuoelen en can
Hoe die mensche mach nemen goede spise cleder of goeden dranck xiij
Waer om god ghestadet dat siin prien den dick ghe-/
hindert noorden in goeden noerken . - -
xiiii

Hoe den mensche sal gaen tot den sacrament J'D

Vanden noesende gode x.di

Van ené gotliken nyen leuen ende ghelaten noille . x.dii

Van perduldigher ghelatenheit xdiij

184
5,1 DAZ SINT DIE REDE,
543,77 DIE DER WICARIUS VON TÜRINGEN, DER PRIOR VON ERFURT,
BRUODER ECKHART PREDIGERORDENS
MIT SOLCHEN KINDERN HÄTE,
DIU IN DIRRE REDE VRÄGETEN WIL DINGES,
DÖ SIE SÄZEN IN COLLATIONIBUS MIT EINANDER”.

1. Von wärer gehörs ame daz é rste?.

Wäriu und volkomeniu gehörsame ist ein tugent vor allen tugenden,
und kein werk só gróz enmac geschehen noch getän werden äne die tugent;
Zuro eisung en: im Text der Überschrift oben Z. 3 in den Hss. Ka4 F„M17 Pr1 Pr2 BºoM1s Gi
(sieh d. Var.-App. zu Z. 3), ferner in B17 f. 9?r in einem von junger Hd. (1?. oder 18. Jh. ?) auf
dem obern Rand der ersten Textseite angebrachten Hinroeis: Collationes Eckarti et (?) prioris
Erfortie / invenies in libro forma 4 to cum (?) theolo Kgia) / germanica. Vgl. auch die Bemerkung
am Schluß des Textes f. 125v auf dem untern Rand von der gleichen jungen Hand: huc vsque
sunt in libro for:Kma> 4 ta / vbi Theol(ogia): germa Knica >: collationes / Eckardi et (?)
prioris Erfortie

Überschrift: Hir heuet sik an de dudesche karthuser Eb


1 Daz bis 192,6 mensche fehlt Kas 1 Daz bis 7 érste. fehlt GrN14 Geo DeM34 1 Daz
bis 6 einander. ] Dit sint de reden vicarius von durringen der prior von erfort broder erkart
Gi fehlt B17 N4 Ka3Eb 1 Daz] Diß Ms Das her nach geschriben Bºo rede, die ] red der
vnterscheidung die Prs PrM17 2 tübingen K. durgen Mis erdfortt Ka4 ertfurt Bso
erdfort F, Effrod M16 erdfurd M17 3 bruoder ] vnnd prüder BºoM17 PrProF„Ka4 fehlt Mie
Eckhart ] eckhartt Ka4Pra eckhart Prº BaoM1sF, Eckartt M17 erkart Gi fehlt M16 prediger
ordens fehlt M17 Pr1 Pr2M1s 4 häte, ] geredtt haud Ka4 5 diß red fragen vnd vil Mis
vil ] vnd vil M1sPr1 6 dó ] so M17 in der collacion M17 ein ander etc. Ka4
einander. bis 7 érste..] ain ander vnd / zü dem ersten von / wärer vnd volkumer / gehorsam
etc. (2r) von wärer gehorsam Bao 7 Von bis érste..] von der gehorsame wie nucze die
sey / vnd was sie sey warlichen / non veni facere vocem meam sed eius / qui misit me
(= Ioh. 6,38) Jch pin nicht kumen / zetun mynen willen sunder des der mich gesant hat N.
Zum ersten von der gehorsam (horssam M7) Prº Pr1M1, fehlt B7 Hir heuet sik an de dudesche
karthuser van den waren ghehorsam j Capitulum Eb wärer fehlt M1s daz êrste. ] dz
erst capitel Kas fehlt F2M18M1s 8 Wäriu bis gehörsame ] Want dese ghehorsamheit Ges
Wäriu] ( )araftich (W-Initiale nicht ausgeführt) Eb fehlt De und volkomeniu fehlt GrN14
De und fehlt Mus gehórsame ] GHehoersamheit De vor bis 9 werk] buten der
neen doghet efte werk N1. buten der welken gheen werke Ges sonder welke gheen werke
De buten der nen werk Gr 8 allé tugent N. 9 und ] wann N. geschehen ] gesein
N. ghesijn Gessin N14 noch bis 186,2 gehórsame, fehlt N4 9 noch bis 186,1 und fehlt De
9 gethun Mus äne bis 186,1 und” fehlt N14 GrGes

185
Traktat 2

und swie kleine ein werk und swie snoede ez si, só ist ez nützer getän in
wärer gehörsame, ez si messe lesen, hoeren, beten, contemplieren oder swaz 10

dü maht gedenken 8. Nim aber swie snoede ein werk dü wellest, ez si swaz
dazsi, ez* machet dir wäriu gehörsame edeler und bezzer. Gehörsame würket
alwege daz aller beste in allen dingen. Joch diu gehörsame engeirret 5 niemer
niht und enversümet" ouch nihtes, swaz ieman tuot, in deheinen dingen, daz 15

üz der wären gehörsame gät, wan si enversümet kein guot. Gehörsame bedarf
niemer niht gesorgen, ir engebrichet ouch keines guotes.

1 swie” bis nützer ] wo klene vnde wo snode dat horsamighe werk ok sij id en sij vele
nuttere N1, wo clene vnd wo snode id si id ne si vele nuttere Gr Een cleyn werke es voele
nütter Ges Een veel cleynre werck wat dat waer het en waer beter De wo klen vnd snode
en dingh so iz dat dat nutteste Eb wie ain clain werck ist vnd M16 werck ist vnd Fºy
werck sey vnd Mis gethun Mis 1f. in ghewarigher ghehorsamheit Geo in ghewaer
gehoorsamicheit De 2 ez bis 3 gedenken. ] wen missen horent efte bedent efte lesent efte
contemplerent efte wat du erdencken mochst N14 id si misse horent efte bedent efte lesent efte
contemplerent efte wat du erdenken machst Gr Jae misse horen of lesen of beden off contem
plieren of wattu moechste ghedencken De het sy in horen lesenne ende bedenne in contem
pleren oft is dat du moeths ghedincken Ges 2 ez bis hoeren, dann sust es sey meß lesen
oder hörn Mie messe lesen, hoeren, meß horn lesen MisN.Bso fehlt Kas contemplieren
bis 4 bezzer. ] contempliren etc. das ir geleichen müge noch kein werck also snode vnd klein
man mug in der gehorsame da mit verdinen gehorsame macht alle ding gut vnd edel N.
2 oder ] oder was es sey vnd M24 3 Nim bis wellest, ] Min hoe cleyn werck du wilt De
Nim aber ] nym war aber Kas Neen Ges swie bis wellest, ] en warck wo slim du wult Eb
ain werk wie schnöd MeN14 swie fehlt B17 schnode du ain werck w. M17 SWGZ

daz] wattet De 4 daz] es M1s Kas N14Eb ez bis gehörsame ] de ware horsam maket id
Eb so macht es ware gehorsam M6 id ne make de ware horsam GrN14 dat maett (maket De)
ghehorsamheit GesDe dir ] dy Pr1 die Ms. eddele N14 edeler und fehlt y
und ] oder M17 und bezzer. ] ende die betere Ges ende nutter De fehlt GrN14 Gehör
same ] Ghehoorsamheit De de horsam N. dan alle die andere grote hoghe werke die aen hen
seluen groet hoghe ende edel sijn ghehorsamheit Ges Gehorsam daneben v. and. Hand auf d.
Rand hinzugefügt: werck M17 würket] maket De 5 alczeit N4 aller fehlt Eb
dingen. ] dinghen vnde (vnde ] vnde ok N1) vor allen dinghen GrN14 Joch bis 7 Gehörsame ]
Och soe en waeß (waeß getilgt, darüber v. and. Hand dwaelt) oec (über d. Zeile) die ghehorsam
heit niet / noch nv noch nummermeer Noch sy en / versuemt nummermeer niet soe wat sy /
doet in enighen dinghen Ghehoesamheit Ges Ende ooc die ghehoorsamheit efi vertoornt sich
nymmermeer Ooc en versumet si niet wat yemant doet in cleynen dinghen Ghehoersamheit De
5 Joch] Och Ka4Ges auch yMazF MioMs Ok EbGrN4 fehlt N. de ware horsam ne (ne
fehlt N14) erret GrN14 horsam M34 yrret N. erret GrN4Ebjrrê Ka4 6 niht fehlt N4
niht bis 8 guotes. ] se (he N4) ne vorsumet nummer nen (nen ] welk N4) gut er ne vntbrect
(eme enbreket N1) oc nummer nenes gudes Ghewar (De ware N4) horsam ne darf nicht vor /
arnen (vorarmen N14) GrN14 6 und enversümet ] sie versavět N4 nihtes, ] nit Ka4
nummer nycht Eb swaz bis 7 guot. fehlt N. 6 keine Prº enighen EbGes 7 wären
fehlt Pri wan bis guot. fehlt y (abgeglitten) wan si] vnd he Eb guot. ] gut über
getilgtem werk Pr2 dinghk Eb ding noch kain güt B17 Gehórsame ] Gute g. Prº tarff
FºyMusPrº Pra en derf GesDe bederuet Eb 8 niemer ] nymermer PraGesDe fehlt Eb niht ]
nichtz M17F, fehlt N4 De besorghen EbM, Mis sorgen yF„MisPrº N. beteren Ges ghemissen De
ir bis guotes. fehlt F2 ir ] Eme Eb nocht haer Geo wan ir M1s gebrist Ka4MsN.
ouch ] an N. fehlt GesDe keines guotes. ] keine dinge N. nenes Eb guotes. ] gutt
Kas güten Baodinges Mis

186
Die rede der underscheidunge

Swå der menschein gehörsame des sinen üzgät und sich des sinen erwiget,
dà an dem selben muoz got von nöt wider ingän7; wan só einez im selber
niht enwil, dem muoz got wellen glicher wis als im selber. Swenne ich mines
willen bin üzgegangen in die hant mines préläten 8 und mir selber niht enwil,
dar umbe muoz mir got wellen, und versümet er mich an dem teile, só ver
sümet er sich selber. Alsó in allen dingen, dä ich mir niht enwil, dä wil mir
got. Nü merke! Waz wil er mir, dä ich mir niht enwil? Dä ich mich ane"
läze, dä muoz er mir von nöt wellen allez, daz er im selben wil, noch minner
noch mèr, und mit der selben wise, dä er im mit wil. Und entaete got des

1 Swä] Doe waer De wan Ka4 wann wa N. in gehörsame ] in ghehorsamheit


GesDe auß g. M34 fehlt BsoN4 des" bis üzgät] wt gaet sijns selfs Ges hem niet sich
en soeket ende wtgeet siins selues De auß get an dem seinen N4 des sinen" ) das sein
M1e des sines Gr und bis erwiget, ] ende hem des ghetroest doer god Ges ende hem des
siin ghetroost De fehlt xyM34N4 sich fehlt M1s des sinen*] des sines GrEb
erwiget, ] verwigt B17 trostet GrN14 2 dä bis ingän; ] da muß got von not in gen mit ym
selber N. dä bis muoz ] Daer om soe moet De in dien seluen poente moet Ges
dä an ] dar in GrN14 selben menschen da müß B17 muoz ] da m. zEbM1s so m. Gr
von bis ingän; ] ingaen van noede Ges von nöt wider ] uor noch w. Eb fehlt GrN14
not wegen wider B17M17 F. ingän; ] in den mensche gaen De wan bis sel
ber ] Want wie hem seluen De wan bis im ] wente wor ik mik N14 Wente so wat eme Gr
Want die hem Ges só] wor Eb ayner M17 en Eb im selber ] sines sulues
Eb sein selbs N4 im ] in im Bao selber fehlt M1s 3 dem bis wellen ] dar
mot mik god willen N14 dem ] den N4 dat Gr Die De wellen ] wolgen M16 glicher bis
188,2 ist. fehlt De 3 glicher bis selber. fehlt GrN14 glicher ] geleichë Ms. ze gl.
BsoF2 M16N. glicher wis fehlt Ka4 als im selber. fehlt Geo im ] sich N4 Swenne
ich ] vnd dar vmb wenn ich durch got N. 4 üzgegangen bis mines ] außgegangen
vnd also gesaczt yn den willen meine N. inden handen Ges hend Kas mines]
in aines Bso préläten ] priol-/len (?) M17 öbersten yN4 und bis enwil, fehlt N.
ende ic mijns selfs Ges mir ] in mir Bao mik N14 Eb mi (dahinter Verschmierung) Gr
5 dar umbe ] so N14 GrN. mir got] sich g. N. he mi GrGesN14 wellen, mein
vnterwinden N4 und fehlt N. versümet* ] versampt M16 versamet Baouersamett M1»
mich fehlt M17 an dem teile, Jaen den minsten (minsten über d. Zeile) deel Ges
danne N4 fehlt GrN14 versümet*] versampt M16 versamet BaoM17 6 er sich
he in deme dele sik GrN14 Alsó bis 7 got. fehlt N. 6 Alsó ] vnde also GrN14 Ges
mir! ] mic GrN14Eb wil bis 7 Nü] moet hy my willen ende daer wilt my god nv Ges
6 mir*] mik Gr 7 mercket zEbMs mir, ] mik Gr dä bis enwil ?
fehlt N4 dä] dar dar N14 dar GrEb das xGes das (s getilgt) Pr2 mir*]
mik GrN14 mir niht ] nicht mir Pr EbB17 mich mir M17 enwil ? fehlt B17 Dä]
ende daer Geo so N. ane ] an eme (en N14)GrN14 gancz an yn N. gancz y M34 seluen Ges
ü«late Eb 8 dä bis allez, fehlt N4 dä bis mir ] daer wille hi my ende
wille my Geo Dar wil he vnde möt mic GrN14 mir ] mich M17 allez, ] dat
(auf d. Rand) Alles Eb alle Geo al N14 daz bis 9 mér, ] nicht mynner dann daz er
ym selber wil N. 8 im ] sijk N14 selber PriPrº Ms. selbs M1s wil,
fehlt N14 noch bis 9 wil. fehlt Ges (Homöoteleuton) 9 mit! ] in GrN14 dä]
alse GrN14 das Mis im ] sijk N14 mir Kasym selber N. mit*] nit yB17M17 suluen
GrN14 fehlt M34 wolde Eb Und fehlt Bao got] er N. des ] daz F. Mey
9f. des (das y) got nicht PraGesy

187
Traktat 2

niht, in der wärheit, diu got ist 19, só enwaere got niht gereht noch enwaere
70
got, daz sin natiurlich wesen ist.
In 11 wärer gehörsame ensol niht vunden werden ich wil alsó oder alsó
oder 'diz oder daz', sunder ein lüter üzgän des dinen. Und ? dar umbe in
dem aller besten gebete, daz der mensche mac gebeten, ensol niht sin weder
gip mir die tugent oder die wise, oder jä, herre, gip mir dich selber oder
êwigez leben', dan herre, engip niht, wan daz dü wilt, und tuo, herre, swaz 75

und swie dü wilt in aller wise *. Daz übertriffet daz ërste als der himel die
erden. Und 4 swenne man daz gebet alsó volbringet, só hät man wol gebetet”:

1 diu got ist, fehlt yMusN. diu bis 2 ist. ] die got nahen wäre got das sein
naturlich wesen ist so wär got nit gerecht Me 1 got*] he N14 gereht bis 2
ist. ] got noch got sein selbs naturliches wesen N. 1 gherechtich Geo recht GrN4Eb
noch bis 2 got, ] noch got noch güt GrN14 2 got, ] niet god noch gherechtich goet
Ges got nit y fehlt Mis dat doch sijn Ges sin fehlt Ma4 3 In wärer gehör
same ] Men De ghewarighen oetmoedigher ghehorsamheit Ges “ich bis 4 sunder ]
ic wille alsüs Ic wille alsoe ic wil dat oft dat alsoe (alsoe getilgt) sonder Ges 3 "ich bis
alsó°] ik wille efte ik en wille nicht (en wille nicht] ne Gr) efte aldus efte also N14 Gr
"ich wil] icht M17 wil p. and. Hand auf d. Rand B17 4 oder bis daz’, fehlt M17 oder” .
noch N4 fehlt M1s sunder bis dinen..] Mer een simpel voergant dijns selues De sonder
het sal wesen een Ges ein ] allein Ein N. üzgän] auß ganck MisN. vt gant Gr
des ] aldes Ges des dinen. ] dines (sines N14) sulues GrN14 sein selb N. Und
fehlt M1s N14 4f. Ende daer om / ende in dem (dë p. and. Hand eingeschoben) alder
besten Ges in dem aller besten ] dat alre beste De 5 bede GrN14EbN4
gepott B17 der bis gebeten, man tut N. der ] den De eyn N14 beden (bidden
De) mach GrN14 De gebeten, ] gethon Kag thün Bao ensol bis 8 wise'. ] daer
sal hi segghen fiat voluntas tua Here gheeft dattu wilst hy en sal niet bidden om ewich
leuen noch om duechde mer hy sal segghen doch hoe ende wat du doen wilst in alre
wijs Ges sol nymer gefunden werden herre gib mir dises oder das die oder die tugent
sunder also herre gib dich mir selber vnd alles daz das du wilt N. 5 ensol bis 7
und ] dat is heer gif mi dattu wilste Ende mit mi De 5 niht sin weder ] sein nicht
weder Missin nen wedder N14 niht fehlt Gr weder ] wider M17 wer Kas 6 gip
bis wise', ] die tieff der tugent der die weysse M17 “gip bis tugent] ghift der (de
Eb) doget GrN4Eb mir! | mir p. and. Hand auf d. Rand B17 fehlt M1s Pr1 Prs die*]
der GrN14 oder” fehlt N14 jà, fehlt yMs. gip mir dich gif mi de wise efte
de (de ] so N14) to leuende efte gif mic dic GrN14 mik dik Eb mich dier B17 dich ]
diß M16 6 f. efte dat ewighe Eb 7 leben etc. Dann Pr1 Prº dan bis wilt, ]
Mer (men N1) here ne gif mi (ghiff my here N1) anders nicht mer (mer ] wen N1) wat du
suluen wlt GrN14 Mer allene here gift nicht mer wat du wlt Eb engip bis wilt, ] gib
mir das du wilt F, gib nicht das ich will Pri nichz M1s wan ] dan M17 Pr2 M1s
denn Ka4M16 M34 y wilt, ] wilt in aller weiß Kas und tuo, bis 8 wilt fehlt GrN14B17M17M1s
(Homöoteleuton) 7f. wie vnd was M16 7 swaz ] wattu De 8 Daz bis 9 erden. fehlt N.
8 Daz] Dit GesDeGrN4 8 übertriffet] ouertret GrN14 ouertrit Ebouertreedt ende ouer gheet
Geo ouergeet De érste ] erft F, alder erste N14 der ] die Ms4 die ] bouen die Geo De
9 Und fehlt GesDeN4 swenne bis man*] wer also petet der hat N. swenne ] wanneer
GesDe man* ] dien De gebet] pet Pr. EbN4 fehlt M17 vollbringet, ] vorprengt Prº
verpringt y verre bringet Gr verne br. N14 verre ghebrinct Geg volbrenghet mitter begeerten
De gepeten BsoN14

188
Die rede der underscheidunge

10 als man zemäle üzgegangen ist in got wärer gehörsame 8. Und als wäriu ge
2O
hörsame niht ensol haben ſich wil alsó, alsó ensol niemer von ir gehoeret wer
den ich enwil niht'; wan ich enwil niht' ist ein wäriu vergift aller gehör
same. Als dä sprichet sant Augustinus 17: »der getriuwe diener gotes den
15
engelüstet niht, daz man im sage oder gebe, daz er gerne hoerte oder saehe:
wan sin ërster, hoehster vliz ist ze hoerenne, waz gote allermeist gevellet«.

1 alsº bis 2 haben ] In wareme horsame ne sal men nicht hebben (horsame scal nicht
wesen N14) GrN14 wer also ym selbs ist auß gegangen der ist zu got yn der gehorsame kumen
vnd als in warer gehorsame sol nymer gefunden werden N. 1 als man ] datmen Ges
man fehlt B17 wt es ghegaen Ges ist fehlt Eb wärer ] in w. Ms in ghewarigher
Ges Jn ghewaere De in waré Eb ghehorsamheit GesDe als*] ghelikerwijs dat De
ghewarighe (ghewaer De) ghehorsamheit Geo De warer F2 2 'ich bis ensol] ik wil aldus
efte also (efte ik wil also N4) dat ne scal (ne fehlt N14) GrN14 wil fehlt Mus alsó',
bis 3 niht’; steht in Pr infolge Seitennoechsels zweimal. 2 alsó”, ] also oder also M34 alsó*]
ende alsoe De so Eb also so N4 fehlt GeoM1s (Zeilenroechsel) niemer ] auch da n. N. niemät
De von ir fehlt N4 ir] mir M16 di GrN14 3 "ich" bis niht” fehlt GrN14 niht’; ]
nicht also N. fehlt GesDe wan bis 4. Augustinus: ] wann das yst spricht sanctus augustinus
ein rechte gift der gehorsame N. 3 niht” fehlt GesDe ist] das ist B17M17 Pr2EbGrN14 Ges
fehlt De ein ] geen De fehlt M17N14 wäriu ] warer Kag fehlt DeGeoMus gift M1s
giefft Prº verghiffenisse GesGrN14 De alles ghehorsammes Eb alles horsames GrN14 der
ghehoorsamheit De ghehorsamheit Geo 4 Als bis »der ] Want die mynnende augustinus
(aug) durchgestrichen) seit die Ges Sinte augustinus spreket Dien De Als dä ] das F„M16
M1szEb fehlt GrN14M34 als sannt augustinus spricht y sprichet ] secht N14 sprick Eb
»der ] Er (Es Ka4) spricht och (och ] auch mer N.) der (der ] Den N. deme Eb daz der F)
xzEbMsN.Ms. oc sprect (secht N4) he Enen (Eyn N1) GrN1. Den getrewen N. deme truwen Eb Enen
getruwen Gr Eyn truwe N14 gotes den fehlt M1s den ] deme GrN14 fehlt N4De 5 enge
lüstet ] gelust xyzGesMs M4 gelustet N. ne lustet Gr eñ lust De lustet EbN14 niht, ] n. ze
horen N4 nummer Ges im fehlt De oder bis saehe; ] also oder also geb oder neme
das oder dises (das bis 6 gevellet auf d. oberen Rand v. and. Hand mit Verweisungszeichen
nachgetragen.) N4 5 sagt M17 gebe, ] bede N14 gebede GrEb ghebiede GesDe sech
oder hört (hör MeyMs) xyMs, oder saehe; fehlt GesGrN„De saehe;] sucht M 6 wan
bis gevellet«. fehlt De wan ] mer GrGes men EbN14 hochster erster B17 érster, ]
erste vnd EbN4 fehlt Ges hoechste ernst ende vlijt Ges ist bis waz ] ist alzeit zewarten
das N4 waz bis gevellet«.] van gode dat eme aldermeist beuellich is N14 was got will
vnd aller maist Bso allermeyst vnd best behaghet Eb bevalt Ges bevellic is Gr gefelt
etc. Bao gevallet amen etc N.

189
Traktat 2

2. Von dem aller kreftigesten gebete


und von dem aller hoehsten werke.

Daz kreftigeste gebet und vil näch daz almehtigeste, alliu dinc ze er- 20
werbenne, und daz aller wirdigeste werk vor allen dingen, daz ist, daz dä
gät üz einem ledigen gemüete. Ie lediger daz ist, ie daz gebet und daz werk
kreftiger, wirdiger, nützer und lobelicher und volkomener ist. Daz ledige
gemüete vermac alliu dinc.
Waz ist ein ledic gemüete?
Daz ist ein ledic gemüete, daz mit nihte beworren enist noch ze nihte ge
10 bunden enist noch daz sin bestez ze keiner wise gebunden enhät noch des
sinen niht enmeinet in deheinen dingen, dan alzemäle in dem liebesten willen
gotes versunken ist und des sinen üzgegangen ist. Niemer enmac der mensche
dehein só snoede werk gewürken, ez enneme hier inne sine kraft und sin
vermügen.

1 Von bis 191,4 got. fehlt N. De 1 Von bis 12 ist. fehlt N14 1 Von bis 2 werke. ]
Das aller kreftigest gebett M34 fehlt GesGr 1 aller fehlt M1s kreftigen Kas bede Eb
2 von fehlt Eb aller fehlt M16M1s werck ij Cap(itulum) Eb werck das ander CKapi
tulu >m Mus 3 Dat aller creftigeste GrEb kerstigest M34 gebet] bet Gr gepott B17
werc oft ghebet Ges gebet bis 4 erwerbenne, ] bet vele bi deme almechtighen gode in
allen dinghen to wervende Gr 3 und bis almehtigeste, fehlt Ges näch] nahe F2 M16
nahett Kas nachent BaoB17 Pr1 Prs nochent M17M1s negest Ebnahst M34 daz fehlt M17 aller
mächtigist M16BsoEb dinc bis 5 gemüete. ] dinc mede te werkenne oft te verweruen op
dat hoechste dat es dat wt enen ledighen ghemoede gaet Geo 3f. tho werkende Eb 4 vnd
ist das M1s vor ] uan Eb dingen vnd das M1s ist das das da M16 5 Ie bis
7 gemüete fehlt Kas (Homöoteleuton) 5 Io (hoe Geb) dat gemode leddegher is io (hoe Ges)
GrGes daz gebet bis 6 lobelicher ] dat ghebet krechtigher es oft werc werdigher ende
lofliker Geg kreftigher dat ghebet vnd werck werdigher nutter lofliker Eb kreftiger vnd
wirdiger das werck ist vnd auch nuczer loblicher Mis 5 daz” fehlt F2M17 Pr1 6 wirdiger,
bis lobelicher fehlt M16 wirdiger vnd n. Pr1 und! fehlt GrF2 M34 lieblicher M17
ist. fehlt M1s (vorangestellt !) 8 is nu en Gr ein fehlt Geo 9 Daz bis gemüete,
fehlt GeoGrM17 (Homöoteleuton) mit bis gebunden ] nerghens mede becommerten
es noch tot ghenen dinghen ghebonden noch verhanghen Ges beworren bis 10
enist ] beworren ne is noch to nichte gebunden noch ghehanghen ne is Gr beladen ist oder
verworren ist noch czü nicht gebunden ist F. gepunden ist noch verworren ist Bao 9 ge
worren M16 uorworen Eb beschwert M34 enist fehlt Ka4 10 enist fehlt M10 keiner ]
genigher Grienigher Eb ghev unden Eb des sinen ] des sein Prs des sines Gr der
sin F„M16 der sich M34 das sein y thsine Ges der Ka4 11 niht fehlt M34 in cheinê ding
Mis ienighen Eb genighen Gr dan ] dan dat Ges mer Gr dem ] den F, M1s GrM34
dë Pr2EbGes liebesten ] liechten Ka4 12 versunken] verdroncken ende ontsoncken Ges
und bis ist. fehlt M4 (Homöoteleuton) des sinen ] des sines Gr des sein BºoB17 PrF, dz sein
Kas das sein Mis sinen wille altemael Ges ist. fehlt y nummermeer Ges der ]
en GrN14 13 dehein bis gewürken, ] so (also N1) snode en werk don GrN14 ienich to snode
werck werken Eb só] als M17 het en neemt Ges enneme fehlt B7 hier inne] hen
GrN14 inne fehlt Ges sin fehlt M1s 14 moghent Gr moghen Gesmoghe N14

190
Die rede der underscheidunge

Alsó krefticliche sol man beten, daz man wölte, daz alliu diu gelider des
sºs,7 35 menschen und krefte, beidiu ougen, ören, munt, herze und alle sinne dar zuo
gekéret waeren; und niht ensol man üfhoeren, man envinde denne, daz man
sich welle einen mit dem, den man gegenwertic hät und bitet, daz ist got”.

7,1 3. Von 19 ungeläzenen liuten, die vol eigens willen sint.

5 Die menschen sprechent: eyà, herre, ich wölte gerne, daz mir alsó wol
5 mit gote waere und alsóvil andäht haete und vride mit gote, als ander liute
hänt, und wölte, daz mir alsó waere oder ich alsó arm si', oder: 'mir enwirt

1 creftighen GrN4 kreftliken Eb solde GrN14 Geo men dat volede GrN14 daz
alliu bis 3 waeren;] dat alle die crachte sijnre lede mede beedden Oren oghen ende mont herte
ende alle die synne Geo in alle den (allen N14) ledematen der crefte mit beiden oghen orent
munt herte vnde mit allen sinnen GrN14 1 diu] disse M17 fehlt B17 EbM1s lede Eb
des ] dem M17 2 und krefte, fehlt M34 beidiu bis herze fehlt y bayden ougen
vnd oren F2 augen mund hertz oren vnd M16 alle de s. Eb 3 wäre Mio werden
B7M1s Pr1 niht ] nicht er GrN14 ne solde GrGes scolde N14 ophouden Ges
man envinde bis 4 got. ] men en worde een met dien datmen vint inden erbeit Dat ons dit
ghescie des helpe ons god Amen Ges er men sich vunde eyn mit deme eynen GrN14 3 man"
fehlt Bºoz Eb 4 welle fehlt Pr1 den fehlt F2 got. ] gott etc. F2 gott der ewig
vatter M17 5 Von bis 197,5 anderswä. fehlt N14 5 Von bis sint. ] von ungelosenheit
vnd eigë willen Kas fehlt GrGeoM34 in M17 nachträglich eingeschoben Von ] Das ist von
M1s Von den N4 liuten, ] menschen zEb menschen ij. De die bis sint. fehlt De
vol fehlt zEb sint. ] sein M17 sind ut sequitur F. syn iij Cap Kitulum > Eb sein merck / mit
fleiß M1s sint quid vis vt satiam (!) tibi (= Marc. 10,51) Was wilt du das ich dir tve N4
6 Die menschen sprechent: ] (. . . dien oft dien es) ende den segghen Ges Deminsche sprect
Gr VEle lude preken De eyà, herre, ] nv N. eyá, ] ay Ges fehlt De herr herr M16
gerne, fehlt DeGrGesM1sMs. mir ] mic Gr mit got alz wol z alsó wol fehlt M18
wol fehlt M34 alsó ] aldus Geo 7 und alsó] als disem vnd dem heiligen ist gewest
das ich als N4 und“ bis gote, ] ende dat ic alsoe uele aendachten hadde te gode
in bedinghen Ges ende dat ic vele aendacht mit gode had De vnde dat ik also Gr
und*] in Gr frides zEbM1s mit gote, ] vnd gnade N. 8 hänt,] doen ende hebben
Ges fehlt GrM1s und wölte, bis 192,1 muoz ] oft ic woude aldus oft alsoe erm oft hier oft daer
sijn ende ic en doe alsüs oft alsoe niet oft my en wort nummer recht ic moet Ges Of ic wolde
alsoe arm wesen of ic woude daer of daer siin of ic en doen aldus of alsoe of mi en wert
nymmer recht Jc moet De 8 und wölte, bis 192,1 reht, ] Daß ich also arm wer vnd gelassen
durch got als ye mensche wart mir kan nymer recht werden N. 8 und ] efte ik Gr
wölte, fehlt M34 daz bis ich fehlt Gr alzo wol were Eb oder? vnd M17 oder das
Me oder muß Ms aber M34 ich bis oder:*] ich müß arm sein oder sy sprechñ aber M34
sy sprechen y arm künd sein Mis si', Eb ] sin Ka4F2z Gr mir bis 192,1 reht, ] mi ne
schut nummer rechts Grauß mir wirt nymer nichcz Mus

191
Traktat 2

niemer reht, ich ensi denne dä oder dä und tuo sus oder só, ich muoz in ellende
sin oder in einer klüsen oder in einem klöster'?".
In der wärheit, diz bist dü allez selber und anders niht zemäle. Ez ist 70

10
eigener wille, aleine enweist dü es niht oder endünket dich es niht: niemer
enstät ein unvride in dir üf, ez enkome von eigenem willen, man merke ez
oder man enmerke ez niht?. Swaz wir daz meinen, daz der mensche disiu
dinc sol vliehen und jeniu sol suochen – daz sint die stete und die liute und 75

die wise oder diu menige oder diu werk –, daz enist niht schult, daz dich 15

1 denne fehlt zEbGrM1s und] oder M1s fehlt M17 dä* bis 2 klöster'.] dort Jch mus des
oder dises ledige werden ych mvs gancz in das ellende kumen oder in ein klaußen yn disen
oder in den orden jn das oder gens closter zu der oder diser geselleschaft Der oder diser personen
abkumen etc. Anders mir wirt nymer wol N4 1 tuo ] du Kas ich thue M17 tün Musik ne do Gr
aldus efte also Gr sunst Pr1MisMsyMs ich muoz] so ich musſ Kas oder ich müst Bso in im
MeM34 in ené ellende Gr ellenden Ges lidende Eb 2 oder bis klüsen fehlt zEb
oder*] vnd M17 in einem fehlt M1s klöster'. ] cloester dan woert (woert] ghesciet De
schut Gr) my recht (recht] alre eerste recht De) GesGrDe 3 In bis 8 werk] Es ist in der
warheit alles aygner wille kein vnfrid stet nymer yn dir auf er kum czu dem ersten her auß
dem aygen willen du pist es oder pist es nicht vnd dar vmb Als du meinest du sullest dise
ding süchen vnd gene lassen Die stet oder die bese oder die lewt oder die menyge oder die
ampt oder die werck etc. N4 3 In bis selber ] Dat es alsoe uele te segghen als dit bistu
inder waerheit noch al selue Geo diz] duz F duß Mie das Ka4 dit allet bistu Gr
allez bis 4 wille, ] al seluen in diin eyghen wille dattu lettet De 3 allez fehlt M1s
sulues Eb selber schuldig vnd M1e nichz M17yF2 nichcz in der warheit alczumal Mus
ist] sey M17 3f. es al eyghen Ges 4 aigin zEbyM1s M34 Gr aleine ] tomale alleyne Eb
aleine bis niht: ] al en weet/stüys niet oft al en düncstüys niet Ges al en wetes du des niet
De allene du des nicht ne wetest noch di ne dunke Gr dü fehlt Bso es! des M1s Eb
fehlt Mo (Zeilennwechsel) dich es ] di des Eb dich des M1s es*] des Eb niemer ]
Want nummermeer Ges 5 enstest (!) B17 ent-/stet Ms4F2 entstund M1s ein ] nen Gr chein
M1s fehlt GesDe vrede GrDe in dir üf, ] op in dë menscen De ez enkome von ]
id ne kome allet van Gr es kum denn von Bso het en coemt (come De) al van GesDe
aygen Prº Prs EbGesDe men ne merket efte Gr 5f. merct oft men en mercs niet Ges 5ez” fehlt De
merke ] merckt M34 6 man enmerke ez fehlt yM2M1s man fehlt zGrF2 M1e enmerke
ez] merkens De Swaz bis 193,2 dingen. ] Soe wat mynsche die de dinghe sal vlien dat en
sal niet sijn alsoe dat hy yet sal sueken die oft die steede oft die wyse die liede die menichte
oft die werken Neen neen dat en es niet die sake dat v desse oft dese sake oft dese wise oft
dese dinghen hinderen Sonder ghi sijt in die dinghen seluen dat v hindert want ghi hebt v
on / nordelec daer in Ges 6 Swaz bis 7 suochen ] du bedarfft awch nit gedencken dysse
dinck zu flyhen vnd jene zu suchen Mais 6 Swaz bis meinen, J Alse wi dat merken Gr
dat merket De wat were dat in eyně Eb Was wär das Mis mainen wir das B„o Was das sey Mis
Swaz ] Wer M17 wir ] wirt Ka4 mier B17 die menschen De der ] en Eb disiu]
alle M1s 7 sullen (2x) Kas De und jeniu sol] gen M1s jeniu ] gene (getilgt, auf
d. Rand d. and. Hand: ynn) B17 jnne M17M1e indert F. andre y de anderen Gr dese De daz
sint] id si Gr Alse De die stete und stet die oder B17 fehlt M1s stat M17 stride (1) Gr
und* bis 193,1 hindernt: ] oder die weyß oder die dinck die dich (die dich fehlt Kas) hinttern
Mais Kas 7 und” bis 8 wise ] oder die leute oder weysse zEb ende die wisen of die luden
De efte de wise efte de lude Gr 7 und*] oder M1s 8 diu menige oder fehlt Me
(Homöoteleuton) diu menige ] die menig Ms4M17 PrPra menig Ms die mégin Ka. de men
heit Gr die meninge De oder diu*] edder de dinghe edder de Eb diu” fehlt M1s
daz*] des M1s schult, deß sch. BsoN„Gr die sch. M16 De dich ] die B1, ich Prs v De

192
Die rede der underscheidunge

diu wise oder diu dinc hindernt: dü bist ez in den dingen selber, daz dich
hindert, wan dü heltest dich unordenliche in den dingen??.
Dar umbe hebe an dir selber an ze dem ërsten und läz dich. In der
wärheit, dü envliehest dich denne ze dem ërsten, anders, swä dü hine vliehest,
dá vindest dü hindernisse und unvride, ez si, swä dazsi. Die liute, die vride
suochent in üzwendigen dingen, ez si an steten oder an wisen oder an liuten
oder an werken oder daz ellende oder diu armuot oder smächeit, swie gróz
diu si oder swaz daz si, daz ist dennoch allez nihtes noch engibet keinen

1 diu bis dinc] die werck M1s diu wise oder fehlt yN4 die wisë De die selben
dinge hindern vnd die andern födern du N. dink van enbuten hinderen Gr hindret
B17 hindert Prº dü] sunder du zEbGrKao Mais M1s sonder twiuel du De bist ez ] biste De
ez ] dat Eb seluen DeEb daz] der Bao 1 f. dich da h. M1s dich also hindert oder
fodert wann N. 2 hieltest F2 holst Gr hebst De unordenliche ] seluen oneerdelic De
vnder danicht Eb in den dingen. ]yn den selben d. N. dar inne GrGesKasMais 3 Dar
umbe] Ende daer om GesDe fehlt N. hebe bis érsten ] beghin is to deme ersten an
dik suluen Gr beginnet aen di seluë alreyerst De heft uan disulues Eb seluen ten
eersten aen ende Ges an” fehlt M17Eb érsten ] besten M17 und bis 4 érsten, fehlt
Eb (Homöoteleuton) 3 last Kas dich. bis 194,1 Sie ] dich selber warlichen du kanst anders
nymer ze frid kumen fleüche dich selber zu dem ersten anders du findest dich selber als du
pist an allen steten da du hin kumest vnd auch die selben hindernüsse als vor frid süchen
yn auß wendigen dingen an fremden steten yn andern menschen weisë wort vnd wercke jn
ellende yn armut vnd in smacheit vnd nicht pey im selber ist ein torheit wer die sint die do
also süchent die findent selten wann sie N4 3 dich. bis 4 érsten, ] dich selber zum ersten M1s
3 dich..] di seluë De In] want in Ges 4 dü bis êrsten, ] du en vliets ten eersten seluen Ges fehlt
KasMais envliehest] flyssest Kas dich] dik suluen GrDe denne] denn selbs Ms. fehlt DeGrM17
ze dem bis anders, ende laest die alre eerste ende laet di seluen De anderswo do du M17
anders, fehlt GesGr hine fehlt GesDe flugest M17 5 dä vindest dü ] ende gaeste
du vintste daer De hindernisse ] hinder (Zeilenende) Gr si, swä] sey an steten oder
wa Bao swä] waß KasEbPra daz] dattet De es M1s id Eb Die bis 194,2 einer,
Ende hier om wie hem seluer niet en laet noch en piint te laten hoe verre hi geet hoe hi
min vindt dat hi sueket Als een De 5 Die ] NW die Ges liute, ] sulue Eb die ] de
dar Eb da Ka4 vride ] üele Ges 6 in üzwendigen dingen, van buten Gesenbuten Gr
oder* ] vnd M17 fehlt Mais an wisen bis 7 smächeit, ] aen werken oft aen enegher wisen in
ellenden in ermoeden in versmaetheiden Ges an werken efte an genigher wise id si wat dat
si an luden efte an wisen to leuende an armode efte an ellende efte an smaheit Gr an wesen
efte an werken odder an den luden an armod elende smaheyt Eb 6 an” fehlt Bso wisen]
wesen Pr wessen Pr2 wessen (hinter e p. and. Hd. y eingeschoben) M17 6f. an wercken
oder an leuten z Eb KasMais M1s 6 an” fehlt Bso 7 oder an ellend oder an armüt y Ma«
oder smocheit oder armut M1s diu ] das M17 Pr1 Pr2 KasMais fehlt FM16 8 diu bis swaz
fehlt Gr diu si] dat sy Gessi sey M1s die Mis fehlt Ka4 oder bis si, fehlt Ges
(Homöoteleuton) oder ez (ez fehlt z) sey waz Kao Maisz Eb daz* ] es M1s id Eb
daz” bis nihtes ] noch ne is id allet (al Ges) nicht GrGeo doch iz dennoch nicht Eb allez]
als KasMais fehlt MeM1s nihtes ] nichtz nit Ms nicht B7M17 noch bis 194,1 vride. ]
noch du en vinste daer niet vrede Ges noch ne mach vrede gheuen Gr en noch gift id
ienighen frede Eb noch suchen kein fryd Mais noch (radiert, darüber p. and. Hd. vnd, auf d.
Rand v. and. Hd. nachgetragen: noch gibt) sucht kein fride noch gibt (noch gibt radiert) Kas
8 noch ] vnd Mus gib Fa gibpcz Kas keinen ] kein Pr1Prº d nit M1s

13 Eckhart, D 5 193
Traktat 2

vride. Sie suochent alles unrehte, die alsó suochent: ie?” verrer sie üzgänt,
ie minner sie vindent, daz sie suochent. Sie gänt als einer, der eines weges
vermisset: ie verrer er gät, ie mér er irret. Mér: waz sol er tuon? Er sol
sich selber läzen ze dem ërsten, só hät er alliu dinc geläzen. In der wärheit,
lieze ein mensche ein künicriche oder alle die werlt und behielte sich selber,
só enhaete er nihtes geläzen. Jä, und laezet der mensche sich selber, swaz er
denne beheltet, ez si richtuom oder ére oder swaz dazsi, só hät er alliu dinc
geläzen?4.
Ez sprichet ein heilige üf daz wort, daz sant Péter sprach: 'sich, herre,

9f. Matth. 19,27, vgl. auch Luc. 5,11


1 Sie bis unrehte, ] Se soket alle vnrechte Gr het es te mael onrecht ghesoecht Ges
alles ] als Mais also Kas all zEbN. alles (s getilgt) Bso es Mo die bis 2 vindent, die alle
also fliechent So sy ye weytter auß gin so sye ye mynner vinden M1, 1 die bis üzgänt, ]
vnd da da sie nicht hin gelegt habent vnd dar vmb ye ferre sie also aus gen von yn selbs N.
soket Gr ie bis 2 vindent, ] Jo (hoe Geb) se uorder vtghan io (soe Ge) se mynner vinden
EbGesio se verrer vt gat io min se vindet Gr 2 daz sie suochent. fehlt GesGrMus Sie
bis 3 vermisset: ] Want sy iaghen recht als een dies weechs hebben ghemist Ges dat se iaghet
alse de enes weges heft vormisset Gr 2 Sie] die M17 Sie gänt] s. g. recht N. fehlt
KasMais der bis 3 vermisset: ] der an einem weg irret M1s der ains wegs verstosset Ms
2 eines ] des Eb siins De 3 vermisset:] v. hat N4 is verdwaelt De ie! ) so M17 hoe GesDe
verrer bis irret. ] hi vorder geet hoe hi meer dwaelt De verrer ] ferre N. vorder Ges
vordere Gr mer Eb er* ] der alzo (alzo auf d. Rand mit Vernoeisungszeichen) N. ie* ]
so M17 hoe Ges ie* bis irret. ] ye weitter er dë wirt Mis irret. ] verjrret Mais verdoelt Ges
Mér: ] Merck Ka4 Aber M1s Men Eb nv N4 fehlt DeBºo waz bis tuon?] wat es dat beste
dat hy nv doet Ges wat mach he denne don Gr er*] men dan De Er bis 4 érsten, ]
Hi laet hem zelven metten eersten Ges er laz sich selber zu dem ersten (zu dem ersten fehlt
Mais)KasMais he late to dem ersten sik seluen Gr laet di seluen eerste De 4 sulues ersten
laten Eb läzen bis geläzen.] got vnd den lewten lassen so mag man im geraten N. hät
er alliu] hebstu al De In der wärheit, fehlt De 5 lieze ein mensche] Dat een mensche
liet De lieze ] leßet Kas lest Mais uorlete Eb al liet Geo ein”) der M1s ein ganczes
k. N. oder ] ia oft Ges alle die ] yoch dise gancze N. die ] diße yM1s beheltet Kas
Mais behelt Ka4N. De behoüt hi hem zeluen Ges sich selber, silber Bso s. s. allein N.
6 só bis selber, fehlt y (Homöoteleuton) só bis geläzen. in Pr auf dem Rand nachgetragen
só enhaete er ] er hat N. hat Ka4KasMais M17 enheeft GesDe er*] hi nochtan Ges
nicht EbGeoGrDe mich M17 geläzen. ] cze laussen Fa Jä, bis 8 geläzen. fehlt Eb
(Homöoteleuton) 6 Jä, und ] Mer Ges aber N. Jä, fehlt MisMs. und laezet] last aber Ms.
und fehlt De der ] een De swaz ] vnd was M1s er*] dat hi Ges er ym N. fehlt Gr
7 behilt De behept Bao ez bis 8 geläzen. ] mit vrlaube Es sey gut oder ere vnd was das
ist von außen so spricht man das er alle ding hat gelassen N. 7 ez bis si”, ] tot sijnre
noetdürf Ges ez ] dat Gr daz] es Mis er ] hi nochtan Ges he doch Gr 9 Ez
bis 195,2 sprichet: ] Vppe dat wort dat sprect Here wi hebben alle ding ghelaten sprect
en hilge Petrus ne hadde nicht gelaten wen en cleyne schyp vnde en nette Gr sanctus gregorius
spricht vber dise wort die sant peter sprach czu vnserm herren wir habent alle ding gelassen
vnd hetent doch nicht denn ein posses necze vnd ein schiflein also N. 9 Ez bis heilige ]
Een heilige spreket De sprichet] sprach KasMais ein heilige ] een heilich man Gessant
Jheronimus Ka4yMs. die wort die y sprach:] sprict Ges sprach: bis herre, ] sprach
zü vnßerm herren nym wär y sprach zü cristo Nym war Ms. sich, bis 195,1 geläzen'] Ecce
nos reliquimus omnia Eb 9 sich, fehlt GesDeMus

194
Die rede der underscheidunge

wir hän alliu dinc geläzen – und er enhäte doch niht mèr geläzen dan ein
8,1 blöz netze und sin schiffelin – der heilige sprichet*: swer daz kleine willicliche
laezet, der enlaezet ez niht aleine, mér: er laezet allez, daz werltliche liute
mügen gewinnen, jà, ouch, daz sie mügen begern; wan, der sinen willen und
546,75 sich selber laezet, der hät alliu dinc geläzen als waerliche, als sie sin vri eigen
waeren und sie besezzen haete in ganzem gewalte. Wan, daz dü niht enwilt
begern, daz häst dü allez übergeben und geläzen durch got. Dar umbe sprach
unser herre: 'saelic sint die armen des geistes', daz ist des willen. Und hier

8 Matth. 5,3

1 geläzen'] verlassen M17 verläßen (gelassen Ms) vnd haben dir nach gefolget yMs.
und ] ader Pri und bis niht ] Nun het er doch nichtes Mis er fehlt M34 enhäte
fehlt Mais doch fehlt GeoDeKasMais nichtes EbM1s nichcz B17 Pr1 Pr2 KasMais mér
fehlt zEbGesDeM1s KasMais geläzen*] uorlaten Eb dan ] men Eb 2 blóz ] qüaet Geo fehlt
M34 De sin] ein M1s GeoDeKao Mais schippeken Eb schiff Ka4 scheep Geo schyp GrDe
der heilige sprichet: ] Nv sprect die heilighe Ges Daer seit op die heilige De spricht sant
Jeronimus Ka4 vnd sprach (spricht Kas) doch kienlich (kunnlich Kag) wir haben alle ding geläßen
Sannt Jeronimus spricht y der ] De sulue Eb sprichet: ] sprach KasMais swer]
De Gr die GesDe daz bis 3 laezet, ] sich selbs vnd seinen willen läst y 2 daz ] dit De
willicliche fehlt Gr 3 laezet,*] uorled Eb laezet, bis werltliche] lasset das er hat der lest
nicht myner denn das die werntlichen N. en laet niet dat allene sonder hy Ges enlaezet]
liest M17 uorled Eb ez bis laezet* fehlt Mais (Homöoteleuton) ez ] dat GrDe fehlt M1s
aleine, ] allein das clein M1s mér: ] men Eb sunder Mus laezet*] uorled Eb allez, ] eß
alles Mais ok allet Gr alle Ges alles das Pr1 al De werltliche ] wertlich Kao wertlike Eb
Gr die weerlike De vertich Ges reych Mis liute fehlt Eb 4 winnen mochten Gr
mügen" fehlt De gewinnen, gewingen M34 besiczen N. jä, ) Ja in der warheit Mus
fehlt yMs4 ouch, daz sie ] das (des PrPrºMs) sy (fehlt M17) ouch FM16 z MusKasMais auch
das das sie N4 dat men De oft Ges daz] des Gr mügen*] moge De begern; bis 5 laezet, ]
begeren vnd gewinnen vnd dar vmb der nicht haben wil N. 4 begheren mochten Gr
der ] wer B7Eb wie GesDe sinen bis 5 selber ] sich vnd seinen willen Ms4 4 willen
bis 5 laezet, ] willen lest vnd sich selbs M1s wille laet ende hem seluen laet (seluer wil De)
GesDe 4f. und sich selber fehlt Eb 5 laezet, ] uorled Eb auch lessett M1» alliu dinc.]
sinen willen Eb uorlaten Eb als waerliche, so w. Eb fehlt Gr (Homöoteleuton) als”
bis 8 herre:] recht ob er sie het besesen vnd danne also gelassen mit freyem willen wann
nicht wollen haben ist gelassen durch got vmb des willen sprach auch vnßer herre N. 5 als* ]
als ob y Ms4B17 Pr1 Pr2M16M1s KasMaisGr efte Eb of GesDe sie ] he Eb fehlt Bso vri fehlt
F„Ges (Zeilenroechsel) De 6 waeren ] weren gewesen Ms were Eb sie ] die M1s hise Geg
De he se Gr haete fehlt De in ganzem gewalte. ] in siinre vrier wille De in ] mit Ka4
walt Eb daz bis 7 begern, ] deestu niet efi wilstu begeren De 6 daz] waß Mais Eb
GeoGrM1s wollest Kao wolst M1s woltest. z Eb 7 allez bis got. ] al doer gode ghelaten
Gesal daer toe ghegeuen ende om god gelaten De übergeben ] begeben FayM34B7M17 Pr.
GrKas gegeben Prs übergeben und fehlt MoM1s MaisGes uorlaten Eb Dar] Ende
daer De sprach ) spricht M17 GesGr fehlt M34 8 unser herre:] xpc Gr die bis willen. ]
die erm van gheeste dat es die erm van wille Ges die gene die arm van geeste siin ende is
des willen De des willen. bis 1962 nächvolgen, ] die willigen armen die nicht wollent
haben wider got ja ledige sein irs selbs nymant czweifelt dar an wer kein andre weiße
pesser gesin wann dise er het sye auch gesagt als er auch sprach an einer andern stat wer
mir volgen wolle N4 8 Und fehlt BsoGeo De 8f. hier ane] dar an y B7M1eMais
Daer (en/sal nieman) an De des GesGr fehlt Kas

13* 195
Traktat 2

ane ensol nieman zwivelen: waere dehein bezzer wise, unser herre haete sie 10 5
gesprochen, als er ouch sprach: 'swer mir welle nächvolgen, der verzihe sich
sin selbes ze dem érsten'; dä liget ez allez ane. Nim din selbes war, und swä
dü dich vindest, dä läz dich?"; daz ist daz aller beste.

4. Von dem nützen läzen ne, daz man tuon sol 15 7O

von innen und von üzen.

Dü* solt wizzen, daz sich nie dehein mensche só vil geliez in disem
lebene, er envünde sich dennoch mèr ze läzenne. Der liute ist wénic, die des

2 f. Matth. 16,24

1 waere bis wise, ] Had enighe oft waer enighe wise beter gheweest Ges weer yemen
beter gheweset De dehein ] ain Bso ienicht Eb ienich Gr bezzer ] an der Mus wise, ]
weiß oder weg Bso unser herre] xpc Gr got KasMais haete sie gesprochen, haddet
gesaget De sie fehlt Pr1 2 gesprochen, ] auch g. Me auß g. Mis wil wolghen Gr
wil uolghen Eb volgen wil De nae volghen wilt Geo nach well volgen Mus der bis 3 ane.]
die sie dat hi hem seluen ouer geue ende vercie siins selues ierst Daer legental aen De
2 der fehlt M17 verzihe sich ) uorsake Eb verloeghene Ges verlawgen Mais sich fehlt Gr
3 sines GrGes dä bis ane. ] ende hier lieghet al aen dat es Geo dä] wann da N.
als Prs alle Eb ane. ] inne F. Nim ] Dar vmb nym NDe dines GrGes selbes"
fehlt Ges war in allen dingen vnd N4 4 dich” bis beste..] dich also selbs findest das
laß vnd gib dich selbs gancz das ist das peste Amen etc. N. vindest dich Kas dich; ]
di snelliken De daz” bis beste. fehlt GrGesDe daz* ] da F. aller fehlt z EbM1s
KasMais N. peste etc. Prº peste Amen Amen Mais 5 Von bis 6 üzen. ] von nuczen vnd
lassen das man sol war nemen von jnnen vnd aussen (auf d. Rand; im Text stand ursprünglich:
Von vngelassen menschen die aigens willens sein, d. h. die Überschrift des voraufgehenden
Kapitels, die der Schreiber zunächst zu korrigieren versuchte.) M17 Von den nuczen der man sol
war nemen ynwendig vnd auzwendig Kas Von dem nüczen / lassen sein selbsyn allen dingen /
sequere me (= Matth. 8,22) volg mir N. fehlt y M24 GesGrDeMis 5 dem ] den M1e fehlt Pr1 Prº
nutzem Pr1 Pro tuon sol] sol war nemen B17 Pr1 Prs Eb 6 binnen vnd uan buten iiij
Capittulum Eb 7 Auch solt du wißenn y M34 scalt dat w. Gr daz] (Ende hier suldy
weten dat noet mynsche alsus naect ontcleedt was noch alsoe bloet en was Dat is = Tauler, sieh
Lieftinck S. 254,4 f.) dat Ges sich ] hem seluen De fehlt M1s nie fehlt Eb dehein ]
en Eb fehlt FM16B,7 Pr1 Pr2GrDeGesMusKasN. mensche bis 8 lebene, mynsche in deser tijt
alsoe uele en liet in god ende om god Ges 7 só] als N4 geliez] ne let Gr en liet De
uorled Eb in disem lebene, ] in keinem 1. Kas i. d. czeit vnd yamertale N. fehlt M1s 8 en
vant GesDe er fünd alweg mer M1s nochten Gr noch GesDe mér fehlt Eb
czelassen durch got der N. uorlaten Eb Der liute ] der menschen Ka4N Och kinder
(sieh Lieftinck S. 254,15) Geo weneghen Ges des] das Bso

196
Die rede der underscheidunge

75 20 rehte war nement und darane bestänt. Ez ist rehte ein glich widergelt und
glicher kouf: als vil dü üzgäst aller dinge, als vil, noch minner noch mér, gät
got in mit allem dem sinen, als dü zemäle üzgäst in allen dingen des dinen?8.
Dä hebe ane, und daz läz dich kosten allez, daz dü geleisten maht. Dà vin
25 dest dü wären vride und niendert anderswä.
2O Die ” liute endörften niemer vil gedenken, waz sie taeten; sie sollten aber
gedenken, waz sie waeren. Waeren nü die liute guot und ir wise, só möhten
iriu werk sère liuhten. Bist dü gereht, só sint ouch diniu werk gereht.

1 rehte *] te recht GesDe nicht M17 fehlt N. war bis bestänt.] waer neempt ende hon
daer toe gheuen Ges waer nemen ende die hier aen beginnen De war-/nemet B17 vnde
de dar Gr ane] inne Gr in M1s recht vnd ein geleicher kauff vnd wider gelt als N.
rehte” fehlt Ges glich ] lik Ebgeleichs M1, geleicher Mis widergelten M17 weder geldé
De weder ghilt Ges und*] vnd ein MisGesGr vnd ok en Eb vnd ist ain B17 PrPrº Kas vnd
ist recht ain M17 1 f. vnd vngeleicher M1e 2 glicher ] ghelijc De lik Eb als bis als]
alsoe uele alstu wt gaet alre dinc ende dijns selfs sich alsoe Ges alsº bis üzgäst] alsoe
veer alstu voertgaeste De du nv auß geist N4 dü] alse du Gr als vil”, ] rechte
alse Gr recht also vele De noch” ) nit Ms vnd nicht N. fehlt M17 De noch"] of De
mér, bis 3 sinen, ] mer got (dahinter Auslassungszeichen, auf d. Rand: muß got ein gen) mit in
ellen den sein Pri 2 gät] so g. KasGesGrN. 3 got über d. Zeile v. and. Hd. nachgetr. Kao
in ] in di De allen den (alden Ge) seinen (sein B1) MioB7Ges alle den (deme GrN.)
sinen EbGrN4 al den dinen De allem fehlt M1s Pr2 sinen, fehlt Fa als bis dinen.]
las dich selbs aygelichen in allen dingen so enpfahet dich got warlichen czu allen dingen N.
als ] ende als Ges üzgäst] voert gees De in allen dingen ] aller ding also vil nach
in allen dingen Kas fehlt DeGesGrM1s des bis 4 kosten ] dijns selfs soe coempt godte
mael in dich ende daer om heeft aen dyte gronde te laten ende alsoe dy seluen wt te gaen
ende laet dydat costen Ges 3 dinen. ] deinen do get got zumal ein M1s 4 Dä* ] Dez Kas
hebe ane,] begin aen De daz* ] des F, fehlt Ka5M1s dich fehlt M1s allez, bis maht..]
al wat du liden maghst Eb was du hast Mis al GesDe daz*] des das Kas moghes DeGes
Dä*] want soe Geg so GrN. De 5 wären ] ghewaren GesDe fehlt Mus vride bis 6 liute ]
vrede in dydats in dinen god die in dy es ende nerghers anders die anders vrede sueken
oft willen sueken sy moghent doen Mer het es verloren cost ende pine om niet Want daer
en coempt niet af die lieden Ges 5 niendert anderswä. ] anders nyendert M1s nerghen
anders GrDe anders nerghen wor Eb hie allein vnd nyendert anders N. anderst Bao
6 bederften BoB17 bedorffen M17N en dorsten Ges dorsten Eb ne drosten N14 ne droften Gr
vil fehlt GesDe gedenken, pensen Ges sie” bis 7 waz fehlt Bao (Homöoteleuton)
6 sie* bis 7 gedenken, ] mer si souden pensen Ges want si solden dencken De 6 schollen Eb
aber ] ocker Gr fehlt M1s 7 gedenken, dick vnd vil g. N. fehlt M17 waz.] wer B17 N4 wie
Kas welches M17 Pr1 Pr2EbGrN14 Waeren bis 8 liuhten. fehlt N. 7 Waeren ] went weren EbDe
Wenn wern Kas vnd weren M1s Waeren nü ] Wenn nun werenz nü fehlt DeGesGrN4Eb
Ms Kas die liute] sy y guot fehlt M17 wise, ] wesen GesDe wesent GrN14 mochte Gr
De 8 iriu] iren Kas erer EbGrN4 sére ] vast Ka4 fehlt EbDe liuhten. ] erleuchten B17
lichte GrN14 alte licht De sachte ghenoch Eb Bist bis gereht. ] pist gerechtt so sind auch dine
werk gerechtt (auf d. Rand v. and. Hand nachgetragen.) B17 Waer dy recht soe waren dijn werken
recht Ges Werestu recht so weren ok dine werk recht GrN14 Want waers du gherecht in diins
selues gront soe weren alle dine werken gherect De fehlt M17 PrPrº Eb só bis gereht. ] so füre
auch deine werk vnd deine wort gereht Kas

197
Traktat 2

30
Niht engedenke man heilicheit ze setzenne üf ein tuon; man sol heilicheit setzen
üf ein sin, wan diu werk enheiligent uns niht, sunder wir suln diu werk
heiligen. Swie heilic diu werk iemer sin, só enheiligent sie uns zemäle niht,
als verre sie werksint, mér: als verre als wir heilic sin und wesen hän, als
verre heiligen wir alliu unsriu werk, ez si ezzen, släfen, wachen oder swaz
dazsi. Die niht von grözem wesene sint, swaz werke die würkent, dá enwirt
niht üz 30. Hie* merke, daz man allen vliz sol darüf legen, daz man guot
si, niht als vil, waz man getuo oder welherleie geslehte diu werk sin, sunder, 9,1 30

wie der grunt der werke si.

1 Niht bis tuon;] Nv dinct heilicheit op een doen Ges Nu denket men hillicheit ocker vp en
doyent Gr Nu dencket men hillicheit setten vppe eyn dont N4 Nü gedenket man aber heilikeit
auf ein (darüber v. and. Hand: zeyt zü) tün Kas. Nun gedenck man aber heilicheit zu seczen auf
ein thun M1s Nu seitmen heylicheit op doen De Niht bis heilicheit!] Nu geden-/katt (über
getilgtem en, das zu enk korrigiert nourde, v. and. Hand: denck) man aber heyllikait M17
yr ist vil die heilikeit N. gedenckt Ka4KasPrº M24 dencke Eb man!] man sol F, man aber
zKasMs fehlt Mie ze bis heilicheit” fehlt Ka4M17 Pr1 Pr2Eb (Homöoteleuton) ze setzenne]
seczent N4 solt N. 2 üf ein ] in Ges ein ] daz Pri fehlt Eb sin, ] syn werck Eb
wan ] Mer De enheiligent] gehayligen zKas dene hilget Gren hilghet N14 ende heilighen Ges
uns ] ains y di De uns niht, ] nyement Ges sunder bis 3 heiligen.] Mer siin wi heilich soe
siin onse werken heilich De 2 sunder bis werk ] wir müssen sie N. sunder ] Mer
GesGr men N14 scollet N14 3 gehayligen zKas Swie] wo Gria hoe Ges heilic ]
heiligen N. diu] dat die Ges iemer sin, ] moghen nimmer sin Gr iemer fehlt GesDe
sin,] mugen gesein zKasMs moghen siin DeEb só bis 4 mér:] als vil als sie werck sint so
heiligen sie nicht sunder wir N4 mer Ma4 3 ne hilghet N14 sy nochtan ons Ges zemäle
fehlt M1s De 4 als* ] so Eb al B17 sie ] alß sy zEbN1-GesDe als die Kasalse Gr mér: ]
Men Eb Merke Kas Aber M1s fehlt N4 verre als ] vil M1s uele alzo Eb fehlt GesKao
als" fehlt yN14N. wir ] si De heilic GesN1.De) gerecht yMa güt Ba2 fehlt xzEbMs KasGrN.
und wesen hän, ] vnd (p. and. Hand, dahinter Auslassungszeichen, auf d. Rand nachgetragen:
wesen haben) sein (getilgt) M1s fehlt N14 wesen ] heilich wesen De als“.] alsoe De
4 f. als verre] als vil M1s so N. 5 heiligen ] heylig M17 heyligñ (ñ p. and. Hand) Pri
hilghe N14 alliu unsriu] die N. alliu] all Pr1GesDe als Ka4 fehlt N14M1sMs. Kas VI1SEIT

Ka. z Kas ez bis 7 üz. fehlt N. 5 ez ] dat GesGrN14 Ende De si fehlt B17M17 släfen,
bis 6 si. ] of drincken of sclapen of si wat si si De 5 släfen, ] efte slapent GrN14 ez sey
sloffen Kas wachen ] oft waken oft spreken Ges efte sprekent GrN4 ez sey sprechen Kas
oder fehlt F2 (Zeilenroechsel) 6 daz] es M1s si. ] sy doen Geo Die bis 7 üz. fehlt De
6 Die ] das M17 grózem ] hilghem N14 sint, ] en es Geo ne is Gris N14 swaz bis
7 üz. fehlt y 6 swaz bis würkent, ] wat hy werc Ges so wat werc he werket GrN14 fehlt Mis
werck Pr1 werkes Kas dä bis 7 üz. ] id ne wert nicht wen (men N14) dros GrN14 7 Hie
bis legen, als die vliet soude gaen daer op Geo Ende hier om solde al onse vlite daer op gaen
De Alle de vlit (vlit] wille N1) des minschen scal gan dar vp GrN14 Hie] Do bey Mus
merke, ] m. eben N4 merket Eb daz* ] waß Kas man nv a. N. sol bis legen, ] dar auff
sol haben oder legen Ma4 sol haben vnd dar Ka4 sol fehlt Pr lege Pr1 daz* bis
8 getuo] dat wi goet souden siin niet dat wi gedoen mochten De 7 daz man*] wo he Gr
daz* bis 8 si, ] wo gud he sij N4 8 niht bis 9 si..] Niet allene nocht oec alsoe vele en salmen
dencken wat men ghedoet oft die werken mer hoe die gront sy Ges 8 niht bis 9 wie ] nicht
wo vele werk dat me do wat kunne ok de werk sin men wat N14 nicht alczeit dar auf was
man tue vnd nicht belcher kunde die werck sein sunder wie N. 8 waz] als M17 thü Bso
thunn Kas oder ] vnd B17 Pr1 Pr2EbKa5M1s fehlt M17 Gr welherleie geslehte ] welker slechte
Eb welcher ley M1s wat kunne GrN14 welch kunes Kas wat De diu werk] se Eb fehlt z
sin, ] weren De 8f. sunder, wie ] mer wat kunne Gr Mer welc De 9 der grunt ] die
grunt (r aus e korrigiert) M17 De der werke si..] waer daer die werken wt ghedaen
worden De si. ] sey Amen N. ist Ms.

198
Die rede der underscheidunge

5. Merke, waz daz wesen und den grunt guot mache.

Der grunt, dar ane daz liget, daz des menschen wesen und grunt guot
si groezlichen, dä des menschen werk ir güete abe nement, daz ist, daz des
menschen gemüete genzliche ze gote si°. Darüf setze al din studieren, daz
dir got gröz werde und daz aller din ernst und vliz ze im si in allen dinen
547,7 10 werken und in allem dinem läzenne. In * der wärheit, ie dü des mèr häst,
ie alliu diniu werk, welherleie diu sint, bezzer sint. Hafte gote ane, só henket
er dir alle güete ane. Suoche got, só vindest dü got und allez guot*. Jä, in

1 Merke, bis 201,10 War umbe? fehlt N14 1 Merke, bis mache. fehlt DeGeoGrM34 In M17
ist waz bis mache. in die teilnweise noch erhaltene Überschrift des voraufgehenden Kapitels hinein
geschrieben, doch so, daß der Text teilnweise unleserlich nourde. Merke, fehlt zEbN4 waz ]
wann N. mache. ] macht KasPrº Kas maket CKapitulum) v. Eb mache sancti estote (= Lep. 11,44)
/ yr sült heilige sein N. 2 Der bis 3 nement, Aen den gront daer in (i zu a geändert?)
leget des menschen wesen of siin salicheit daer des menschen werke siin doget ende craft
wt nemet De 2 dar bis des ] daert alaen leghet dat es des Ges daz” bis 7 sint. ] des
menschen wesen an ligt vnd der do seine werck gut machet vnd volkumen ist got auf den
secze nv alles dein studiren fleyße dich das er dir groß werde beger ym allein gefallen yn
allen deinen wercken vnd lassé je mer du das tust ye peßer vnd heiliger du pist N. 2 daz* ]
es alles Ms fehlt Mis daz*] ist das M1s Gr wesen und fehlt M1s und grunt fehlt Gr
3 groezlichen, bis nement, fehlt Mie dä] slechs gheseecht daer Ges menschen fehlt
(Klecks) Geo werk] wesen Ka4M17 güete ] gut KasMs goetheit Ges abe nement,
ab nemet F„Grab nemen sollen M1s aen nemen Ges vthnemen Eb daz ist, bis 4 si..]
dat sy goet heiten oft sijn dat es daer omme dat die mynschen sijn ghemoede grotelic ende sere te
gode hebbe Ges 3 ist, fehlt Kas daz” fehlt F„Kas des*] der Kas des* bis 4 genzliche ] dat
gemode grotliken vnd sere Gr 4 genzliche bis si..] groot ende seer verheuen is te gode De
ze gote si. ] auf erhaben stet zu got Ms si. ] stett M17 setze bis studieren, stet alle
dijn stolderen en dijn vlite De 5 daz bis 6 läzenne. ] alle dijn ernste ende dijn vlite dat
di god groot werde Ende dat alle dijn arnste ende alle dijn vlite ymmer siin te gode in allen
dinen dingen De 5 aller bis vliz] alle deine werck fleiß vnd ernst Kas alle din vlit vnde
din ernst ocker sere Gr ernst und fehlt M1s ze im ] te male zere tot hem Ges in bis
6 läzenne. ] in thun vnd in lassen M1s in allen deinen werken vnd in allem (m aus n) deinem
(m aus n, daneben auf d. Rand v. and. Hd.: tvé vnd) laßen Kas 6 in fehlt Pri allem ]
allen F2M17Prº M34 dinem ] deinen M34 deme Pra ie ] hoe GesDe 7 ie ] ie mer
Bao io beter Eb hoe GesDe ie bis sint. ] ye beß deine werck werden was geschlechcz
sy auch sein Mis alles dein z werk, bis sint. ] werc wat kunne se ok sin mer gut
vnde gotlik werdet se sin welker kunne se sin Gr werken meer goet (goet] goet siin De) ende
godlic werden GesDe werk ie paz kvnnest sey ez (ie bis ez radiert) ie peßer (daneben auf d.
Rand p. and. Hand: sein) ist (radiert) Kas welherleie bis sint, ] waß geschlecht es sei zM1s
(sieh oben) watte slechte id sy Eb diu] sy F2 sint. ] jst zEb Hafte gote ane, ] Holt
di aen god De Hafte] Want hanct dy Ges du hachst M17 Hange du Gr hange KasEbN.
an got Kas 7f. henget di got vnde alle gut an Gr 8 alle güete ] als gut M1s fehlt N. güete ]
güt Ms. Bao Ka4 gutheit Kas goet De Suoche bis guot. ] ende suecstü gode soe vinstü alle goet
Ges fehlt Ka4 soke du got Gr got und fehlt GrDe und allez guot. fehlt Mis
allez guot. ] alle gute Kas alle gut GrDe Já, in d. w., fehlt N. Jä, fehlt GrM1, Ma.
8f. in der wärheit, fehlt De

199
Traktat 2

der wärheit, dü möhtest in solcher meinunge üf einen stein treten, ez waere


mér ein götlich werk, dan ob dü des dinen mèr meintest in dem, daz dü naemest
den lichamen unsers herren und din meinunge minner abegescheiden waere *.
Der gote anehaftet, dem haftet got ane und alliu tugent*. Und daz dü vor
F5 suochtest, daz suochet nü dich; daz dü vor jagetest, daz jaget nü dich, und daz
dü vor mohtest gevliehen, daz vliuhet nü dich*7. Dar umbe, der gote anehaftet
groezliche, dem haftet ane allez, daz götlich ist, und vliuhet allez, daz gote *
unglich und vremde ist.

6. Von der abe gescheidenheit und von haben ne gotes.


10 Ich" wart gevräget: etliche liute zügen sich sère von den liuten und waeren 25

1 s. mynne vnd m. N4 stretten F2 treten, bis 3 herren] terten ich gesweige ander
guten vbünge es wer ein peßers vnd ein gotlichers werck den ob du nemst den leichnam xpi N.
1 ez] eder Gr 2 mér* ] men Ebons De fehlt Ms gutlik Gr götlicher Mis werk, dan ]
werk in deme dat du des dines vt ghingest wen Gr dan ] wen B17 dan bis meintest]
den ob du dez (ez radiert, daneben auf d. Rand p. and. Hand: on die ?) mer (radiert) meynüge
(nü auf Rasur) Kas ob bis dem, fehlt De des dinen ] des dines Gr fehlt M1o mainest
M17 PrPrº Ms daz bis 3 herren] dattu dattu (!) dat heylige sacrament nemes De 2 naemest
bis 3 herren ] das heilig sacrament nemest Mis 2 nymest M17 3 den heiligen l. Prº din ]
die Kas meinunge] minne vnd meynunge da N. minner ] meyer B17 nymmer M17 PrPrº Eb
minner abegescheiden waere. ] daer of ghesceiden waers De 4 Der ] Wer MisN. Soe wie De
gote bis tugent. ] aen god hanghet dien hanget god alle duecht aen ende alle guet ende alle
doget De 4 anehaftet, bis tugent. ] an hanget deme anhanget alle gut vnde alle doghede
Gr an hanget dem hanget got an vnd alle tugende Kas anhanghet deme hanget god an Eb
meynet yn allen guten dingen der get den rechten weg wer got hat der hat alle tugent N.
4 dem ] der M17 haften an alle tugent Mis Und bis 8 ist. fehlt De 4 Und ] denn
beschiet es Das das selbe N4 fehlt GrEb daz] das das Ka4 4 f. vor suochtest,
versüchtest M1eEb versuchest KasKasPr vor suchest MisB7M17 PrºF. 5 suochet ] soke Gr
versucht Pr1 uor socht Eb nü* ] nur Fº man M17 daz” bis dich, fehlt Ka4yEb
(Homöoteleuton) daz*] vnd das F„GrKa5M1s vnd M34 vor bis 6 dü fehlt M16 (Homöoteleuton)
5 vor fehlt Pr1 iagest KasM1sMs4B7M17 Prº veryagest Pri veryagt Pr1 nü*] nur B17 man M17
und bis 6 dich. ] Dar vmme dat du vore mochtest vlen dat vlut nu dik (steht hinter 8 ist.) Gr
fehlt Pr1 (Homöoteleuton) 5 und fehlt N4 daz“ fehlt F2 6 vor mohtest] vor nicht
m. Kas vermochtest M17 uormustest Eb müstest Bso must Kas muste N4 Dar umbe, ]
vnd dar vmb N fehlt Gr der ] dir M17 wer B17M1s KabN4 anhanget GrEbKas 7 groezliche, ]
großglich F. warlichen N. fehlt Mis haftet ] h. auch N. hanget Kao Eb daz” bis allez,
fehlt M16 (Homöoteleuton) ist, fehlt Ka4 vliuhet ] fleüchet in N4 fleuch B17 vluch Eb
allez,*] als Kas 7 f. gote unglich ] vngötlich MoMus 7 gote KasGr]ym N. fehlt Ka4FºyMazEb
8 und vremde fehlt M1s ist etc. Pr1 9 Von bis gotes. fehlt GrM34 der ] d. waren N.
fehlt EbDe abschaidenhait M17 Kas und bis gotes.] vnd uan deme hebbende godes Capi
tKulum > vj Eb vnd waren haben / gottes Tene quod habes (=Apoc. 3,11) / behalte das du hast
N. wie der sey Kas fehlt Mais De von fehlt M1s 10 Ich ] ( )d Eb A(Initiale)uch (?) Ms.
wart bis 201,1 laege ] w. vor czeiten gefraget seit das etliche menschen sich alczeit zichen von
den lewten gern allein sint ob dar an lig N 10 etliche bis 201,1 alles ] men vint luden dien
hem saen (?) ende afsceiden van den luden ende siint De 10 etliche ] Sichteswelke Gr liute ]
lewt die Mais minschen Eb fehlt M17 zügen ] zugent y M16 toghen Gr then Eb sère ]
fast M16 von fehlt M1s waeren fehlt M17

200
Die rede der underscheidunge
15
alles gerne aleine, und darane laege ir vride, und daz sie waeren in der kir
chen, ob daz daz beste waere? Dó sprach ich: nein! und merke, war umbe!
Wem reht ist, in der wärheit, dem ist in allen steten und bi allen liuten
30
reht. Wem aber unreht ist, dem ist unreht in allen steten und bi allen liuten.
20
Wem aber reht ist, der hät got in der wärheit bi im. Wer aber got rehte in
der wärheit hät, der hät in in allen steten und in der sträze und bi allen
35 liuten als wol als in der kirchen oder in der einoede oder in der zellen: ob
er in anders rehte hät und ob er in aleine hät, den menschen enmac nieman
gehindern 40.
War umbe? 10
Dä hät er aleine got und meinet aleine got und werdent im alliu dinc
25 10,1 lüter got*. Dér mensche treget got in allen sinen werken und in allen steten,

1 alles ] als Ka4Mais M1s FºyM34B17M17 Pra alz Pr1 alle tid Gr ghans Eb fehlt M16 vnde dat
were ere vrede Gr ane laege ] leit aen al De ane fehlt Prº ligt M17 Eb ir freude
vnd ir frid M1s und” bis 2 waere? fehlt Eb 1 und daz] of De und” fehlt Gr
waeren ] siin Degern sint N. 2 daz* ] dit of De waere? bis ich: ] sey Jch sprich N.
nein!] non Bso und] Nv De merke,] merck eben N4 merket Kas merckt Mais 3 Wem ]
soe wien die De wen M17 in der wärheit, fehlt De dem ] deme minschen Gr Deen De
ist” fehlt M1s in*] an Mais N4 und ] of De allen*] den Ka4 menschen De 4 reht.
bis liuten. fehlt M16 (Homöoteleuton) Wem bis 7 kirchen] vnd das nicht mynner denn wer er in
der kirchen N4 4 Wem bis 5 rehte ] Wien is dan recht dien got De 4 unreht! bis 5
aber* fehlt Gr (Homöoteleuton) 4 wen M17 ist!, fehlt Prº 5 Wem bis im.
fehlt KasMais (abgesprungen) ist, von and. Hand auf d. Rand nachgetragen Pr1 der hät
bis 6 der*] de got in der warheit bi eme vnde in eme hat de Gr 5 in der wärheit fehlt
Bso rehte fehlt M1s 6 wärheit hät, fehlt Prº hät", hed Eb der*] dien De in!] in
darüber di Pra in*] an Ka4Mais fehlt Kas Pr1 und") vnd auch y fehlt Gr in” bis
und fehlt De (Homöoteleuton) in allen strassen M1, in der gassenn vnd strassen Pr1
in” fehlt Mus bi] in Ka4 7 menschen De als wol ] soe wale alsoe wael De wol]
wol got M17 vil Kao Mais oder bis einoede ] oder als in dem ainot Ka5 alse in eynode Gr
entsamheyt Ebenicheit De oder i. d. z.; fehlt N4 der*] den Ka4 fehlt Pr1 ob bis
8 den ] hat er anders got recht vnd lieb (lieb auf d. Rand) allein Einen solchen N. is dat hi hem
recht heeft ende god allene heeft ende niet sonder god enheeft Dessen De 8 in! fehlt Eb
recht lieb hat Kao Mais in*] got KasMais fehlt Gr aleine ] alzit Ka4 hät, den ] hat
vnde eft he sik suluen noch anders nicht mit eme ne hat den Gr den ] den selben Mais
Dißen y 9 gehindern.] g. an seiner andacht vnd mynne N. 11 Dä bis im ] die mensche
die hem aldus recht heeft ende god alleene mint die worden De Dä bis got*] do meynet
er allein got do sücht er allein got N4 Dä bis got" Wente he heft got allene Gr vnde
we also god heft N14 hed Eb und” bis got fehlt Fay GrN4M16 (Homöoteleuton) meinet]
nenet Eb aleine got] in allain Pr1M17 got” fehlt B7Prº Eb und werdent bis 12 treget]
vnd wer denn in allen dingen got lutter maint der tregt Mie 11 und” bis dinc auf d. Rand
nachgetragen Pra und werdent] vnde dar vmme w. Gr deme werdet N14 im bis 12 Der ]
alle ding in im got lauter vnd eynfalticlichen Diser N. 11 im fehlt N14 alliu dinc fehlt M17
12 lüter ] ein 1. Mais fehlt Eb Der ] vnd der M34 Desse De mensche fehlt M16 treget]
gedruwett Kag in!] mit im in N. werken ] w. dy Pri und bis 202,1 diu mit Ver
noeisungszeichen nach dy auf d. Rand nachgetragen Pr1 12 und in ) an N4 steten, bis
202,3 werk. ] steten vnd pey allen lewten vnd dises ist die sache wer die werck des menschens
sachent des selben sint die selben werck aygelicher füderlicher vnd warlicher denn des der
sye würcket „N.

201
Traktat 2

und alliu des menschen werk diu würket got lüterlichen; wan wer daz werk
sachet, des ist daz werk eigenlicher und waerlicher dan des, der dä würket
daz werk. Meinen wir denne got lüterlichen und aleine, in der wärheit, sö
muoz er unsriu werk würken, und an allen sinen werken enmac in nieman
gehindern, weder menige noch stete*. Alsó enmac disen menschen nieman
gehindern, wan er enmeinet niht noch ensuochet niht noch ensmecket im nih
10
tes dan got; wan er wirt dem menschen in aller siner meinunge geeiniget”.
Und alsó, als got kein manicvalticheit enmac zerströuwen, alsó enmac disen
menschen nihtes zerströuwen noch vermanicwaltigen, wan er ist einez in dem
10 einen, dä alliu manicvalticheit einez ist und ein unvermanicvalticheit ist *.

1 alliu] alles FaM16 al De diu fehlt M17 GrN14 DeM1s werket EbGrN14 De wer] de Eb was
Mais Ka5N14 GrDe 2 sücht y Kas sicht M17 sachet, bis werk] auf d. untern Rand nachgetragen F2
fehlt M16 (Homöoteleuton) des *] das Mais Kas dat N14 De de Eb ist] es M1s dazwerk fehlt
M1s werk fehlt Bao (Zeilenroechsel) eygentlichen KasPrº KasMaisGrN14 eygenlic De waerlicher
dan des, fehlt De warlichen KasGrN14 wirdiklichen KasMais dan bis würket] de werket Gr
de werke N14 vnd das wurckt Mais Kas dan ] wens Eb dä bis 3 werk. ] das werck wircket M34
2 dä fehlt M17 De würket] deyt Eb 3 dat werkt N14 Meinen ] Minnen De denne fehlt N4Ms.
denne got lüterlichen] dë leuterlich (lauterlichen B7 Pr Pra) got M1s z dë lutteren god Eb und
aleine, ] in allen dingen N. ende puerlijc alleen in onsen werken De und fehlt N14 só bis 5
gehindern, so yst er selber der anefange vnd der werck meister vnßer werck vil mer denn wir
vnd mag in danne also nymant gehindern an seinem würcken in vns N. 4 unsriu] vnser xyz
KasMs4vnßM1s vns vnse Eb alle vnse GrN14 De werken GrDeEb an ] in DeGrN14M17 Pr PraEb in fehlt
Ms« nymant gehinderen (mit Anderungsversuchen, über ge p.and. Hand: wider) M1, 5 weder bis
6 gehindern, fehlt N14y (Homöoteleuton) 5 weder bis stete. fehlt Gr weder ] noch
De fehlt M17 menige ] die menichfoldicheit der lude De meynunge Kas stete. ] die
stede De mach ok dessen Gr disen m..] dem menschen der sich gancz got lat N.
menschen in der warheit nymant KasMaiszEb nieman bis 9 menschen fehlt De (Homöo
teleuton) 6 gehindert M34 wan bis 7 menschen ] wann er süchet nichcz dann got ym
smecket nichcz dann got jm wirt nichcz dann got N4 6 wan fehlt N14 niht! ] nichtz
FºyMs4M17 PrPrº EbM16 KazMais fehlt Gr noch bis nihtes fehlt N4 (Homöoteleuton) niht*]
nichcz M17M34MsFºy fehlt B7 Pr: PraEbKao Mais noch” bis nihtes fehlt Gr im ] in Ka4 fehlt M17
nihtes ] nicht Prs Eb 7 dan bis geeiniget. ] wen god (god fehlt Gr) hijrumme (vnde hir vmme
so Gr) weyt deme alle (deme minschen alle Gr) meenheit (menheit Gr) gheeghenet (geeyniget
Gr) N14 Gr wan ] dan M17 vnd KasMais wirt] wirckt Bao den Eb in alle sin
menighe Eb geaigent M17 geendet Mais begegen (v. and. Hand auf d. Rand, im Text großer
Klecks) Kas 8 Und ] vfi (p. and. Hand auf d. Rand nachgetragen) Kas alsó", dar vmb N.
als] das M16 fehlt EbGrN14 kein ] nen GrN14 Eb enmac!] kan Eb uorstrouwen Ebgestrewenn
Pr: zwstoren M1, zerstören F, alsó* bis 9 zerströuwen fehlt Ka4 KasMais (Homöoteleuton)
8 alsó* bis 9 wan ] noch vor manichuoldighen also ne mach dessen minschen wente GrN14
8 enmac*] mag auch N4 disen ] auf d. Rand mit Vernoeisungszeichen statt getilgtem dë Eb
den Kas 9 nihtes ] auch n. Prº geen menichfoldicheit De czerstören F, zwstoren M1
storen De noch vermanicwaltigen, fehlt De vermanicvaltigen, v. oder vnczimlichen ver
pilden N. manigfeltigen KasMais Hinter vormanigualtigen ist 203,12 dines bis 204,1 dem,
getilgt M17 9 ist ains indem eines indem ainen M17 einez ] eyn GrN4DeEb nv e. N.
10 einen, lainem M34 dä bis ist. fehlt Mais dä] Want daer De alle ding manigueltik
lichen eines M17 einez ] eyn Eb eynig Kag geeyniget GrN1 inne e. N. einez bis unvermanic
valticheit] ende enicheit ouer menich foldicheit De fehlt F2 (Homöoteleuton) ist! fehlt Gr
und bis 205,1 habe? fehlt N14 10 und bis ist. ] vnde vnvormanichvoldiget is Gr fehlt Pri
(Homöoteleuton) ain ymermanigueltikait M17 ist. ] is Dat is in god De fehlt MeN.

202
Die rede der underscheidunge

15
Der mensche sol got nemen in allen dingen und sol sin gemüete wenen,
548,7 daz er alle zit got habe in gegenwerticheit in dem gemüete und in der mei
nunge und in der minne. Merke, wie dü dinen got meinest, só dü bist in der
kirchen oder in der zellen: daz selbe gemüete behalt und trac daz under die
20
menige und in die unruowe und in die unglicheit. Und – als ich mèr ge
5
sprochen hän – als man saget von glicheit, só enmeinet man niht, daz man
alliu werk glich sül ahten oder alle stete oder alle liute. Daz waere gar un
reht, wan ez ist ein bezzer werk beten wan spinnen und ein edelriu stat diu
25
kirche dan diu sträze. Aber dü solt in den werken ein glichez gemüete haben
70 und ein glichez getriuwen und eine gliche minne ze dinem gote und einen 10
glichen ernst. Entriuwen, waere dir alsó glich, só enhinderte dich nieman
dines gegenwertigen gotes*.
30
Aber, wem alsó in der wärheit got niht innen enist, sunder alles got von

1 Der ] Wie man got sol meynen in allen / dingen sy oculus tuus fuerit etc. (=Luc. 11,34)
/yst das dein auge eynfaltige ist / so wirt dein ganczer leichname li- / cht Der N. nemen]
nemen efte menen Eb menen (durch Unterpunktierung getilgt) nemen Gr meinen M17 alczeit
meinen N4 sol*] sal daer toe De scal des Gr gewenen Bso wenden M17 2 er] es
B17 N4 id Eb alle zit ] stet N4 habe bis 3 minne.] sel hebben in siin gemuede ende
inder minnen De 2 hebbe geghenwordich Gr in” bis und fehlt N. (Homöoteleuton)
2f. menighe Eb 3 Merke,] Merckt M34 getilgt Grfehlt N. dinen]ainen F2 dem Pr1 fehlt De
meinest, bis bist fehlt Gr meinest, ] m. vnd mynnest N. neñest zEb haddes De só dü
bist fehlt De só ] Wann Ka4 Wenn KasMais 4 oder ] of die du weres De in bis 6 als ] an
der eynot also trag in auch vnter die menige vnd vnrwe Jch hab es mer gesprochen so N.
4 cellen hebbest (hebbest auf d. Rand nachgetragen) dat Gr behalt ] hout De trac bis
5 menige ] trag es vnder die mentschen Bso draget in den ghemeynte der luyden De 5 men
heit Gr in die ,*] in der Gr onrust De und* fehlt Gr in die* fehlt zKasMais Und fehlt
Mais mér ] vor M17 ooc De 6 heb gheseit De als ] so y von glicheit, ] von
der g. M17 vnde geliket Gr von vngleicheit KasMais man* fehlt M12 (Zeilenroechsel) daz]
dant De man” bis 7 Daz] man alle werck vnd alle stet oder alle leüt sulle geleich achten
Es N4 6 man* bis 7 stete] men alle stede vnde alle werk scole ghelik achten Gr 7 oder* ]
auf Kao Mais oder*] auf Kas vnd auf Mais alle* fehlt Pr. gar ] harde Gr
herde De unreht, ] vnrecht der sich dises verstünde N4 8 ez] dat Eb ein” fehlt
M17 De bösser F2 wan*] dan DeM17N den PrPrº M34y Kao MaisF.Ms und fehlt N. edele M1,
stat ist d. Pr2 stede Gr 9 dan] wen Gr sträze.] straße Ein hochwirdiger stat der prister
denn des vngeweichten menschen etc. N. den ] deinen N4 enlik gemode Gr mote Eb
haben ] draghen De 10 und! fehlt M16 ghelike trouwe De truwe GrEb und”
bis 11 ernst. ] zu got vnd einen geleichen ernst in der liebe vnd mynne N. 10 eine gliche
nur in Gr minne ] nym B17M17 Pr EbF2 neme Ka4 ze bis 11 ernst. ] ende anxt tot dinen
gode De 10 und * fehlt xzEb einen fehlt Kag 11 Entriuwen, ] In trüwen Ka4 Ein
trawen M17 Trewenn F. B17 Kao Mais De Gr vfitruwen Eb für wär y M34 zwär M16 fehlt N4 W8B TE

dir ] wär er dir M16 waerstu De glich, bis 12 gotes. ] von ynnen vnd werst du also mit
sele vnd mit herczen in ein solche geleicheit geseczt vor got so mocht dich auch nymant
gehindern an deinem gegenwürtigen got von ynnen N. 11 enhinderte bis 12 gegenwertigen ]
en condi nieman ghewinnen dijns tegenwoerdigen De 12 dines godes ghegenwardicheit
GrMais 13 Aber, bis 204,2 suochet, ] Ende inder waerheit soe wien dat god soe niet en is
noch tegenwoerdich en is Mer die god van buten nemet ende sueket wanneer die mensche in
ongheliken wesen is De 13 Aber, bis 204,7 wan] wer aber nicht also von innen gesammet
ist den mag von aussen gar leicht hindern Denn die geselschaft vnd nicht allein die poße ja

203
Traktat 2

üzwendic muoz nemen in dem und in dem, und wenne er in unglicher wise
75
got suochet, ez si werk oder liute oder stete, só enhät er got niht”. Und daz
mac lihte sin, daz dén menschen hindert, wan er enhät gotes niht, und er
ensuochet in niht aléine noch er enminnet noch enmeinet in niht aléine 47; und
dar umbe enhindert in niht aleine boesiu geselleschaft, sunder in hindert ouch
diu guote und niht aleine diu sträze, sunder ouch diu kirche noch niht aleine
boesiu wort und werk, mér: ouch guotiu wort und werk, wan diu hindernisse ist in
im, wan in im enist niht got worden alliu dinc. Wan waere im daz, só waere im
in allen steten und bi allen liuten gar reht und wol, wan er hät got, und den 11,1

10 enmac im nieman genemen noch sineswerkes enmac in nieman gehindern”.

auch die gute Denn die strosse denn die kirchen Denn die wort denn die werck vnd nicht
allein die poßen ja auch die guten Denn die gesichte denn das horen denn dises denn das etc.
wann N. 13 wem fehlt Ka4 got" fehlt KasMais innen ] inner z inwendicht Eb fehlt
GrMais sunder ] vnd Kas MaisGr alles ] allet Gr als M17 Mais also Eb allweg y M34
got” bis 204,1 nemen ] gute von auzwendikeit mynnet (vor von ein unlesbares Wort getilgt) Kas gut
von awßwendikeit mynner Mais 13 got*] güt M16 fehlt Ms. van enbuten Gr

1 muoz ] noch Eb in” bis unglicher ] in dem vnd in dem (das Ganze getilgt) vnd in
vngeleicher Kas in dem vnd in vngeleicher Mais dem !] desseme Gr und in dem,
fehlt Bao (Homöoteleuton) wenne ] went Gr fehlt M34 in” fehlt Bao 2 suochet, ]
nimt Gr si] sin F2 yB,7 Pr1 Pr2Eb sey in M34 werk bis stete, ] in wercken oder leutten
oder stette M17 oder liute fehlt De gottesz EbGrDeKasMais Und bis 3 niht, fehlt
Pr (Homöoteleuton) 2 daz] deß Kas KasGrDe denn Mais 3 machte Eb mag ez l.
KasMais sin, fehlt GrDe deme minsche hindere Eb den menschen ] hem dan De
den ] dessen Gr got Kag M34 De und ] wan M17 De er* fehlt F„Mey 4 in * bis aleine; ]
noch en meent god alleen niet De in * ] sin ok (ok auf d. Rand nachgetr.) Gr sy Fºz gotes
Kas got Mais noch bis aleine*; ] fehlt Eb Mio (Homöoteleuton), in Pr mit Vernweisungs
zeichen auf d. Rand nachgetragen noch er enminnet fehlt Gr (Homöoteleuton) er fehlt
Fy Ms. enminnet] liebt y nympt M17 Pr1 Prº noch enmeinet ] noch ne (dahinter umrandete
Rasur) / menet (m auf d. Rand nachgetragen.) Gr noch er maint M17 Pr2 fehlt KasMais in* ]
got Mais niht* fehlt Gr 5 umbe ] om soe De boesiu] quaet De boesiu bis
6 aleine" fehlt Bgo (Homöoteleuton) 5 selscap GrEb sunder ] mer De fehlt Gr in
hindert fehlt De in * fehlt M,7 6 diu guote] die güt gesellschafft Ms gude selscap Gr
und bis kirche fehlt z Eb (Homöoteleuton) und fehlt De noch bis 7 werk,” fehlt De
6 noch ] Ok Eb vnde Gr fehlt y 7 und * ] noch Mais mér: bis werk, fehlt B17 Pr1 EbKa5
Mais (Homöoteleuton) mér: fehlt Bgo diu] diß Ms. in ] nit in M17 fehlt Gr 8 im,” ] im
selbs N4 hem seluen De wan ] vnd KasMaisN. De in fehlt GrKasMais niht bis dinc. ]
god niet teghenwoerdich in allen dinghen De niht] noch n. N. got vor allen dingen
wann Mio im daz, ] eme dat geworden Gr er in im M16 im" fehlt N4 im“ bis
10 gehindern. ] auch ym recht an allen steten pey allen lewten wann er het got den ym nymant
genemen mag noch gehindern an seinem wercke amen N4 9 in allen steten ] to allen tiden Gr
steten ] steden in allen tiden De gar ] ghans Ebseer De fehlt Prº Ms. er hät ] soe haddi De
hett Ka4 hedde Gr und” fehlt B17 den bis 10 genemen ] niemant en mocht hem dan nemen De
10 enmac*] möcht Ka, mochte Gr macht Eb im ] eme auf d. Rand nachgetragen Gr ge
nemen bis gehindern. ] ghehinderen (hinderen getilgt, dahinter Vernoeisungszeichen; auf d. untern
Rand: genemen bis gehindern nachgetragen.) Eb benemen Gr genemen noch ] genemen noch
seines werckes mag nyemant genemen noch Kas sins werck F, enmac in nieman fehlt
Kao Mais enmac*] möcht Ka4 ne mochte Gr en / mocht De in ] eme GrEb ooc De

204
Die rede der underscheidunge

War ane liget nü diz wäre haben gotes, daz man in waerliche habe 49?
Diz waerliche haben gotes liget an dem gemüete und an einem inniclichen
vernünftigen zuokérenne und meinenne gotes, niht an einem staeten anegeden
kenne in einer glichen wise, wan daz waere unmügelich der natüre in der
meinunge ze habenne und sère swaere und ouch daz aller beste niht. Der
10
mensche ensol niht haben noch im läzen genüegen mit einem gedähten gote,
wan, swenne der gedank vergät, só vergät ouch der got. Mér: man sol haben
einen gewesenden got, der verre ist obe den gedenken des menschen und aller
créatüre. Dér got envergät niht, der mensche enkère denne willicliche abe 50.
15 Der 5! got alsó in wesenne hät, der nimet got götlichen, und dem liuhtet 10
er in allen dingen; wan alliu dinc smeckent im götlichen, und got erbildet
sich im üz allen dingen ?. In im blicket” got alle zit, in im ist ein abegeschei
1 War bis 212,8 groezlichen. fehlt N. 1 War bis nü] Nv merke waer in leghet De ane] ynne
Kao Mais fehlt Ka4 diz ] das y Eb ghewaer De in waerliche ] ghewaerlic god De
in ] eyn Eb 2 Diz bis liget ] DAt ware hebbent godes dat me ene warliken hebbe dat licht N1.
ghewaer De ende in enen inighen De an” fehlt M1e ainen M34 inniclichen ]jnnechen
Ka4 merkeliken GrN14 3 vernünftigen ] vornuftighem N4 vernuffticlichem Pr Vernufticlichen B17
vnd vernufftiglichê Pr2 fehlt M17 Mais vnd mynne gotes Kao Mais vnde in menunge godes GrN14
ende meninghen gode De und fehlt M34 niht bis 5 niht. fehlt De (Homöoteleuton) 3 an ainer
stat an gedenken Mie andencken Fºy Ma4B17 Pr1 Pr2EbGrN14 KasMais 4 glichen ] gleicher B17
Mais gotlicher Kas daz] ez (über d. Zeile) Kas es Mais in* bis 5 habenne] also got to hebbende
in der menheit alse in der eynheit GrN14 4 in* fehlt Bao 5 meinunge] menige KasMais menighe
godes Eb vnde were sere GrN14KasMais sère ] fast M16 vnde ne were ok dat (vnde
were ok de N14) beste nicht GrN14 ouch fehlt Ka4M16 6 niht bis genüegen ] hem niet laten ge
nugen De haben bis mit ] ein benügen haben mit Ka. im ] in M16 sik EbN14 benügen
KasMaisMs4 mit ] an GrN14 mit angedencken an got wann Mio ghedachte te gode De
gote, ] müt oder got Fa 7 wan, fehlt F2Ka4y M34z EbKasMais swenne bis sol] wanneer dat
ghedacht ontgeet soe ontgeet hem god Daer om sel men De swenne ] so M1e danke
GrN14 danck M1e só vergät fehlt B17 (Homöoteleuton) Mér: ] Merke Kas Merck Mais
als er F2 fehlt Baoz Eb 8 einen gewesenden ] ein (einen MaisGrDe) wesenden KasMaisGrDe
enem wesende N14 ein wesenlichen Ka4B17 PrPrº Eb wessenlich M17 der auf Rand nachgetr.
Prs verre] mer M17 fehlt M34 ist bis menschen ] bouen dat ghedacht des menschen is De
obe ] ab Ka4Fey B7 PrPr2 aft Eb bouen GrN14 vber KasMais den gedenken den gedancken
yM24Kas den danken GrN14 die gedancken Mais dem gedenken M16B,7 Pra dé gedencken Pr. Eb
aller créatüre. ] alle der creatueren De 9 der bis abe..] Ten waer dat saeck dat hem die
mensche sich willichlic van gode keerde Dat is met sinen vrien wille soe mocht hi god deruen
alsoe langhe als die afkeringe duerde De der mensche] er Fs enkére] keren F2 kert
nit Kas ne kere sik GrN14 denne fehlt GrN14 willicliche ] mit willen N14 10 Der bis
hät, ] Soe willic mensche dien god aldus ghewesende heeft in hem De Der ] We N14 der
mensch selber Der Fs in wesenne ] in wesen xyz EbKasMaisingewesent Gr in / ghewesende N14
mynnet KasMaisB7 libt PrPrº beleuet Eb got* ] god in hem De fehlt M17 11 er ] god N4De
wan bis 12 dingen. fehlt B7 (auf d. Rand nachgetragen) M17 Pr PraEb (Homöot.) 11 dinc fehlt Fs
(Zeilennwechsel) smaket De Gr smecket N14 B17 erbildet ] de bildet Gr bildet N14 enpildet Kao
verbeeldet De 12 sich bis 206,1 gotes. ] dien mensche voert allen dingen in desen bliket god ende
scnnt in alre tiit In desen iste male een beelde siins gheminden tegenwoerdicheit De 12 sich
bis blicket ] sic vt in (in fehlt N14) allen dinghen in eme / in eme blicket GrN14 im" in ym M34
im gotlichen Mais fehlt Kas In im blicket ] Eme anblicket Eb im*] in M16 blicket ]
beleipt Bao KasMais 12f. abegescheiden abekéren ] afgheschedentaf Graffschedent N14 abschaiden
abkeren M1 Kas abgeschayden inkeren oder abkeren Fs abscheyden vnd ein abkeren ander ding Mais

205
Traktat 2

den abekéren und ein inbilden sines geminneten gegenwertigen gotes. Glicher 54
wis, als den dä hitziclichen dürstet in rehtem durste, der taete wol anders dan
trinken und mac ouch wol ander dinc gedenken; mér: aber swaz er tuo oder
biswem er si, in swelher meinunge oder swaz er gedenke oder swaz er würke, 549,7

25
im envergät doch daz bilde des trankes niht, die wile der durst wert; und
als vil groezer der durst ist, als vil mèr und inwendiger und gegenwertiger
und staeter ist daz bilde des trankes. Oder der dä hitziclichen ein dinc min
net mit ganzer kraft alsó, daz im niht anders ensmecket und ze herzen gät
dan daz, und meinet daz aleine und anders zemäle nihtes: entriuwen, swä der
10 mensche ist oder biswem er ist oder swes er beginnet oder swaz er tuot, sö
erlischet niemer in im, daz er alsó minnet, und in allen dingen vindet er des 70

dinges bilde und ist im als gegenwertic, als vil der minne mèrer und mèrer
ist. Der mensche ensuochet niht ruowe, wan in enhindert kein unruowe **.

1 ein fehlt N14 pilden M1» seinê Mais geminneten ] leffhebbeliken N14 aller liebsten y
cze glicher F„M16 Glicher bis 2 den ] du weyst wol den Mais geleycher (auf d. Rand v.and. Hand)
weise den Kas 2 als bis 3 und dien seer dorst Soe doet hi wael (140r) Ende hi De 2 als fehlt
Mis den ] ainen den zen den Greyně deme Eb eyn mynsche de N14 hyczlichen M17 hitliken
EbGrN4 dürste Kas rechte Ka4 der taete ] der dutt Kas de deyt Eb He dot Gr deit he N1.
wol] auch w. M1e anders dan/ den M17 anders wat wen GrN14Eb 3 mac] he mach GrN4 ander
dinc] anderst Kas dingen De gedenken;] ghedencken dan den dorst die hem piint ende wee
doet De mér:] Merke Kas Merck Mais fehlt y Ma4EbM16 aber ] aber dennocht M1o fehlt GrN14 De
swaz] dz wat Eb tüt Ka4M16M7M34De oder bis 4 gedenke fehlt im Text (Homöoteleuton), ist
auf d. untern Rand nachgetragen. Eb 3 oder ] vnd N14 fehlt De 4 si, bis 5 doch ] ist er
sey wä er wöll oder gedenck wz er wöll so vergat im doch Mie 4 si, ] is De in bis
meinunge fehlt De in ] oder in Mais meinunge ] menige F mengy Ka4 menig Ms.
menheit GrN14 oder bis gedenke fehlt Ka4 (Homöoteleuton) gedenke bis 5 wile]
gedenke in ym ist doch daz pilde dez trankes wirklich die weile Kas gedenckt in im doch das
pild des trancks wurckt in im weil Mai, 4 gedencket M17 Pr1 dencket De oder * bis
würke, fehlt y wurckett M17 Pr1 werket N14 De wirckt Ms. 5 im envergät doch ) in eme
ne (ne fehlt N14) vorleschet doch GrN14 doch fehlt M17 De niet dat beelde des drinckens De
drinckens M17 wile bis 9 nihtes: ] welke dat die dorst waer ende hoe die dorst langher
duert hoe die pine meere wasset in den mensche ende die een dinc hertelic mint dat alleen
ende trouwen anders niet De 5 wert; ] waret GrN1. ok wart Eb 6 uele grotter alse
de dorst is Gr also vele alse de dorst groter is N14 ist, ] werdt M17 merer KasMais
und! fehlt N14 7 Oder ] Vnde also Gr vnde N14 der ] dem y dä fehlt Bso M17
hicziklicher Kas hitliken N14 GrEb hiczigen Pra minnet] menet GrN14 liebt yMs. Prº Prs
beleuet Eb lieb hat M1e nympt M17 Mais 8 mit ] vnde mit GrN14 anders nichtz Pr: Prº B17
Mais nichtz MsyMigFs ensmecket bis 218,8 wille* fehlt Gr 8 ensmecket
und fehlt N14 und bis 209,4 kunst. fehlt Kas 9 dan] men N14 und meinet daz fehlt N14
(Homöoteleuton) anders nichtcz czu mal nichcz Pra zemäle fehlt EbM16 entriuwen, ] vnd
sicher Ka4 für wär yM,4Eb fehlt MoDe swä] wan Ka4 Waer De 9f. der selb m. M16
10 ist fehlt y er! ] dat hi De ist*] sy Eb oder* fehlt N14 swes bis oder* fehlt M16
(Homöoteleuton) swes] was y Ms.M17 Eb wat hi is of wes De oder*] vnde N14 SWaZ ET

fehlt Eb tü F2B17 Pr2 só bis 11 minnet, het en verdriuet niet van hem dat siin hert
alsoe seer mnt De 10 só] dat N14 11 verlischet M16F, B17 Pr PraMs4EbN14 niemer
bis daz] doch in eme nicht dat Eb in* fehlt Bso er fehlt Kas 11 f. des selben bildes
ding vnd Ka. 12 bilde ] beelde dat hi soe mint De is in eme N14 als* ] alles Kas

206
Die rede der underscheidunge

Der mensche ist verre mèr vor gote gelobet, wan er alliu dinc götliche nimet
und mèr, dan diu dinc an in selber sint 56. Triuwen, hie zuo gehoeret vliz
75 und minne und ein wol warnemen des menschen inwendicheit und ein wak
ker wär vernünftigez würklichez wizzen 57, war üf daz gemüete stät in den
12,1 dingen und bi den liuten. Diz** enmac der mensche niht gelernen mit vlie
henne, daz er diu dinc vliuhet und sich an die einoede kéret von üzwendic
heit; sunder er muoz ein innerlich einoede lernen, swä oder biswem er ist”.
5
Er muoz lernen diu dinc durchbrechen und sinen got dar inne nemen" und
den krefticliche in sich künnen erbilden in einer wesenlichen wise. Glicher"
wis als einer, der dä wil schriben lernen; triuwen, sol er die kunst künnen, 10

als vil z EbN14 soe vele De ieghenwardigher EbN14 als* bis 13 ist. ] alse de leue
creftigher vnde warer is N14 12 der bis 13 unruowe. ] soe dat die minne starker ende
crastigher es in hem Hie en soeket hier tegen ledicheit noch rust noch hem en baet geen onrust
hi en si altiit bereyt te hebben in siinre tegenwoerdicheit dat beelde siins gheminde De
12 der minne] der mensch M1e er Kag der fehlt B17 mérer" bis 13 ist. ] ist mer vnd merer
ist (ist* von and. Hd. nachgetr.) Ma4 12 mer vnd mer Pr2Eb 13 ist. ] lieben ist M16
Der bis unruowe. ] He ne soket hijr to nene rouwe noch leddicheit wente ene hindert dar
ane neen vrouwe N14 Der ] Diser Ms. ensuochet niht ruowe, ] sol nit ruen M17 soch
nicht rouwe Eb nen rouwe Eb

1 Der bis 5 liuten.] Ach lieue mensche alsoe sal god ghemint worden van ons dat hi dat
beelden siinre minnen ende siinre teghenwoerdicheit in ons draghen soude in al onsen werken
bi allen steden ende in allen dingen Want ghelikerwijs als dat god is in allen ende bi allen
dinghen ende dat hem alle dinck teghenwoerdich is Jae teghenwoerdiger siin alle dinghen
gode dan die dinghen hem seluen siin Alsoe ghelikerwiis sal god ons tegenwoerdich siin in
onser meninghe Jn onser begeerten in onser oefeninghe ende in alle dien dat wi doen of laten
dat hi alleen die sake si God aldus tegenwoerdichte hebben De 1 Der bis nimet ] de
ene verne van gode wente he allen dingen jnne is N14 Der ] Wan der M17 Verre

mér ] verer mer B7 PrPrº M24 (ferer aus uerer korrigiert) F. uorder mer Eb uil mer y merer
vnd verrer M17 vil M16 mér fehlt Ka4 vor ] von MeM34yzEb ghelauet Eb geliebt M17 nimet ]
liebt M17 Pr1M16 2 dan] wen dë N14 ding de in sijk suluen sin N14 dingk in sik suluen
syn Eb in ] im F2Kas Pr1M10M24 dir M17 Triuwen, bis 208,10 kunst. fehlt N14 2 Triu
wen, ] Entrewen Pra aber u Sicher M16 firwar Ms. Nün Ka, fehlt Eb hie] dary hord
grod flit Eb 3 minne] liebe M1ey M17 Pr1 Pr»Eb 4 wackers wärs y uornuftich Eb
würcklich FM10B7Eb gemüete fehlt B17 ste B7F2 stand yM16 5 Diz ] das M17 De Sus F,
der mensche] men De 6 er bis 7 sunder ] men die menschen vliet ende scuwet die dinc
van buten ende een enicheit maect van ofghesceidenheit der luden mer De 6 fleuch Pr fle Eb
die ] ain Bao entsamicheyt Eb kere Eb von ] vnd M17 7 sunder ] sunderlich F,
er!] id Eb innerlich bis 8 und” inwendighe afghesceidenheit enicheit leeren waer dat hi
is of wat hi wien dat hi die dingen alsoe doerbreke dat si hem geen hinder en siin van sinen
gheminden gode ende leere De 7 inwendicht Eb entsamheyt Eb lernen, fehlt Kas
swä] wan Ka4 wem das er Ka, F. er*] id Eb 8 leren Eb diu] das M17 sing. xyz
jnnen Pr1 Prº nemen ] meinen Ka4 menen De 9 den ] dem Bso dan Pr1 fehlt Kas kreftic
liche bis wise. ] sterkelike mynnen De künnen ] künden Bso kumen F, M17 verbilden Ka4
einem M16 wise. ] wesen M16 Glicher bis 10 lernen; ] Noch een ander ghelikenisse Een
mensch die wil leeren scriuen De 9 ze gleicher M16 B17 10 dâ fehlt M17 Eb will schriben
wil l. Kas schreyben oder l. M17 triuwen, ] für wär y wan M17 fehlt Ka4M16 De sol bis
künnen, fehlt Kas sol ] sol nun Mie er ] der M16B17 Prs Eb die ] der M17 künnen, kün
den vnd gelernen Bºo

207
Traktat 2

er muoz sich vil und dicke an den werken üeben, swie sür und swaere ez im 10

25
doch werde und swie unmügelichen ez in dünket; wil er ez vliziclichen üeben
und dicke, er lernet ez und gewinnet die kunst. Triuwen, ze dem érsten
muoz er haben ein anedenken eines ieglichen buochstaben und den in sich
verbilden vil vaste. Dar näch, só er nü die kunst hät, só wirt er des bildes 15

zemäle ledic und des anedenkennes; só schribet er lediclichen und vrilichen –


oder ez si videln oder deheiniu werk, diu üz siner kunst suln geschehen. Dä
mite ist im zemäle genuoc, daz er ouch wizze, daz er daz werk siner kunst
wil üeben; und ob er si äne staetez anegedenken; swaz er ouch denke, den
10 noch würket er sin werk üz siner kunst"?.
Alsó sol der mensche mit götlicher gegenwerticheit durchgangen sin und
mit der forme sines geminneten gotes durchformet sin und in im gewesent

1 so müß er y er ] es M17 so Eb vil und dicke ] vil vnd oft Ka4 dick vnd offt M17
vil und fehlt De den werken ] den werck De der kunst Eb den ] der Pri sür und
fehlt De vnd wie schuer B17 Eb ez bis 2 werde ] dattet mit hem worde De 2 doch
fehlt Kas wirt y M16 ez!] dat De in fehlt M17 Pr1 Prº in am ersten dunckt
(gedunckt Kag) y in doch dunckt B» düncke Ka4 duncken F er bis 3 kunst. ] hiit
nochtant dicke oefenen hisal ten laetsten die const leeren De 2 er fehlt M17 (Zeilen
noechsel) he dat mid vlite ouen Eb 3 dicke, oft Ka4 uake Eb er ] ghe Eb es doch
vnd Ka4 Triuwen, bis 4 er ] vnd darü müß er zum ersten Ka4 er müß aber zü dem ersten y
3 Triuwen, ] Mer tr. zDe Men tr. Eb Nu M1s ze bis 4 und ] ten eersten male en can hiis niet
gheconnen Hi moet ten eersten eenre aendencken hebben eenre igheliker litteren of boec
stauen ende moet De 4 muoz ] so müß B17 Pr1 Pr2Eb angedencken Ka4Bso jetlichen
yB7M17 juwelken Eb 5 erpilden y pilden B7M17 Pr De vil vaste. ] vil vnd v. Ka4 gantz
veslik Eb vil] wel De Dar bis hät, ] Ende als hi die boecstauen wel can maken ende die
woerden spellen can De só* ] als z Eb nur B17 er*] es F2 6 zemäle fehlt M16 ane
denkennes;] andenckes FM, andencken Pr angedenckens BsoMo angedenckes Kag der angedéck
nus Ka. boucstauen ende De só bis vrilichen steht in M16 hinter 9 anegedenken; Aus
lassung rourde durch Homöoteleuton veranlaßt. 6 lediclichen bis 7 geschehen. ] toe mael
rustich ende scrijft vrilic ende lichtelic sonder kommer of wat werck of const hi gheleert
heeft De 6 lediclichen ] ledigklich y Pra frey Bso 7 si fehlt M17 videln ]
federlin F„Mis federen (korrigiert aus fidelen) M17 lauten schlachen Bso lutten schlahen Kas
deheiniu] kein Kas claine M10 kunne Ka, FaB7 kune Pr kun Prº küon (geändert aus kain?)
M17 küne Bao kunne (getilgt, darüber watte) Eb werk, ] kunst oder werck M17 diu fehlt
z Eb siner fehlt y Dä bis 10 kunst. fehlt De 8 genügt Me noch Eb ouch
fehlt y 9 er*] es M17 sein Kas andencken z Eb vnd was er gedenckt M1e
denckt M17 11 sol ] soude De so M17 götlicher ] gleycher M17De durchgangen bis
209,1 gegenwerticheit fehlt F. (Homöoteleuton. 11 Alsó bis 209,1 arbeit, nourde hinter 209,4
kunst. in übereinstimmendem Wortlaut nachgeholt, bzno. teilnweise noiederholt.) 11 durch
ganczen sein (aus sin korrigiert?) M17 durchgangen ] in alle sinen werken bi allen luden
ende in alle siinre tiit doorgangen De 12 der forme ] der formen Eb dem formen N.
der fehlt M17 geminneten ] lieben Me aller liebsten y fehlt N1. De gotes] herren y
Door gheformet De dorch formert Eb durch / form (aus forin?) M17 und bis 209,1 sin,
fehlt Bso (Homöoteleuton) 12 und fehlt De gewesent] gewessen M17 gheweest De
geuestet Me wesentlich Ka.

208
Die rede der underscheidunge

35 25 sin, daz im sin gegenwerticheit liuhte äne alle arbeit, mèr: eine blözheit neme
in allen dingen und der dinge zemäle ledic blibe. Dä muozze dem érsten
ein anegedenken und ein merklich inerbilden zuo gehoeren, als dem schuoler
ze der kunst 88.

550,7 7. Wie 84 der mensche siniu w erk sol würken 5

ZO üf daz hoehste vernünftic lichen.

Ders liute vindet man vil, und kumet der mensche lihticliche dar zuo,
ob er wil, daz in diu dinc, dä bi er wandelt, niht enhindernt noch kein bli
5 bende bilde in in setzent%; wan, swä daz herze vol gotes ist, dä enmugen die
35 créatüre niht stat gehaben noch vinden; mér: dar ane ensol uns niht genüe- 10
gen; wir suln uns alliu dinc groezlichen tuon ze vrumen, ez si, swaz daz si,
swä wir sin, swaz wir sehen oder hoeren, swie vremde daz si oder swie un
to glich. Denne allerêrst ist uns reht und niht é, und niemer ensol der mensche
13,1 hier ane ze ende komen, er enmüge hier ane äne underläz wahsen und mèr
gewinnen in einem wären zuonemenne. 15

1 sin, ] sindt M17 im sin] jn seiner M7 gods De liuhte bis neme ] sonder alle
arbeit ende sonder beelde enichs anders dinges bloetlic in hem weer in alle sinen werken bi
allen luden ende De liuhte fehlt N14 alle ] über d. Zeile nachgetr. Bso fehlt Eb
arbeit, J arbeit efte bilde enes vnschedelken andenkendes efte arbeides blotliken jnne were
in allen werken vnde bij allen luden vnde bij allen dingen vnde we also god heft N14
mér: bis 212,8 groezlichen. fehlt N14 1 nemen (auf d. Rand nachgetr.) F2 nym M17
2 und der dinge fehlt B7 (Homöoteleuton) blyben F2M17 De Dä bis 3 gehoeren, ]
Mer daer moet eerste toe behoren een ynich ende een aernstich aendencken De 2 Dä]
das B,7 Prs Dat Eb vnd das M17 3 ein ” fehlt Kag andencken M16 Kas z Eb würcklich einbil
den M16 inerbilden ]jnerpilden sein Pr inbildinghe Eb dem ] die De 4 kunst. ] const
te scriuen De 5 sin x y z 6 aller hoechst M17 vernünfticlichen. ] uornufliken
Cap(itulum) vij Eb vernunfteclichen etc. Ka4 iiij De 7 liute] minschen efte lude Eb
kumet] et comet De der ] den De leichtlich Pri De leiht Kas 8 ob er wil, ] vber
weil M17 fehlt Eb in fehlt De wandert Kas Eb De wont M1s noch ] of De
blibende fehlt De 9 bilde fehlt Ka5 in* ] im Ka4 F. z se Eb siczent Ka4B17 Pr Pra
siczet F2M16M1s gotes ] goets De 10 niht stat] nene stede Eb nit stattes M17 niht!]
geen / geen De noch vinden; fehlt De noch ] oder M17 mér: ] Aber M17 Men Eb
ane ] mede De 11 wir ] Mer wi De schollen al vnse dingk Eb größiclichen Mio
ze fehlt De ez ] das F2M16 Kasz Eb swaz daz] dattet De daz] id Eb
12 swä] oder wo Kao was z Eb swaz bis hoeren, fehlt De swaz ] oder waz Kao
swie*] of hoe De fremde oder vngeleich daz sey Kas fromt Eb daz si] die
dingen De unglich. ] ommogelijc De 13 Denne bis uns ] soe is ons eerste De
é, bis 14 und fehlt De 14 hier ane” ] daran M16 her (h p. and. Hd.) habe Kas fehlt Pr2 (auf
d. Rand m. Vernoeisungszeichen nachgetr.) to dem ende Eb er ] ghe Eb mag M17
hier jn vn vntterloß M17 daran Mie ane” fehlt Eb 15 einem wären ] ghewarighen De

14 Eckhart, D 5 209
Traktat 2

Und der mensche sol ze allen sinen werken und bi allen dingen siner ver
nunft merklichen gebrüchen und in allen dingen ein vernünftigez mitewizzen
75
haben sin selbes und siner inwendicheit und nemen in allen dingen got in
der hoehsten wise, als ez mügelich ist". Wan der mensche sol sin, als unser
herre sprach: 'ir sult sin als liute, die alle zit wachent und beitent irs herren!'
Entriuwen 88, die beitenden liute sint wacheric und sehent sich umbe, wä er
her kome°, des sie beitent, und wartent sin in allem dem, daz dä kumet, swie
vremde ez in doch si, ob er dä mite iht si79. Alsó suln wir haben ein wiz
zendez warnemen unsers herren in allen dingen. Dar zuo muoz vliz gehoeren 7
10 15
und muoz kosten allez, daz man geleisten mac an sinnen und an kreften, só
wirt den liuten reht und nement got in allen dingen gliche und vindent gotes
gliche vil in allen dingen 7?.
Und dä ist wol ein werk anders dan daz ander; aber der siniu werktaete
üz einem glichen gemüete, in der wärheit, des werk waeren ouch alliu glich?”;
15 und dem reht waere, in der wärheit, dem liuhtet got als blöz in dem werlt
lichen 74 als in dem aller götlichesten, dem got alsó waere worden. Triuwen 75,

5 Luc. 12,36

1 Und bis 2 vernünftigez] Als hoe die mensche sal in allen dingen Ende in alle sine
werken een verstantlijc De 1 allen *] allem M17 allen seinen d. M17 siner ] sich (über d.
Zeile) siner Ka, sein M1e 2 gebrachen Kas ein ] ains B17M17 Prº vernünftigez ] ver
nuftigé B7 mercliches Ka4 3 seines M17 De niemen Ka4 4 als* ] so Kas unser ] de
Eb 5 sult] seind M16 beitent] bitten F. betent M16 petten vnd (auf d. Rand nach
getragen.) peytten M17 irs herren!' fehlt M16 6 Entriuwen, ] vnd trewen M17Eb Trouwen De
Nun Ka4 für wär y Sicher M16 beitenden ] bittenden F, betenden Mo bedende De selben y
wacheric wachreich (Rasur) M17 wachtich Eb waker Kas altoos wacker De sich eben vmb y
sich ] dicke De wä er her] wan er her M17 van welker siden dat hi De wann ir her: Ka.
wä der herr y Me wor de hse Eb 7 des ] das MoM17 sie ] seyen B17 bitten Fa
und ] oder M16 wartent bis 8 si..] si waren tot allen dien den si sien connen ooc hoe
vreemde si siin of daer yet mede come des si verwachten De 7 wartent sin] wartent
sindt Kas Kas warttë sind Ka, warden siner Eb in ] vnder Kas allem ] allen Fa
8 ez bis si, ] id vmme den heren sy doch seen se Eb ez fehlt M16 in ] im M16 fehlt M17
ob bis si. ] es so solt er damit icht sein M16 er bis si. ] er icht mit sey y er dar vnter icht
sey Kas nichte M17 suln ] souden De 8f. wissen des warnemen FM16 wizzendez
fehlt De 9 warnemen ] wer / nent Eb herren ] heeren gods De Dar bis 11 gliche
fehlt De 9 gehoeren ] keren M16 10 muoz ] must Kas an” fehlt F2 Pr1 só bis
11 reht fehlt B17 11 vindent] werden M17 gotes gliche ] god godliken De 12 vil
fehlt M16 Pr1 De 13 Und bis ander; fehlt De ein werk] eins Kas dan auf d
Rand nachgetragen Ka. aber bis 14 einem ] Daer om soe wie sine werken werkede in
enen De 13 sein werck zEb 14 mote Eb des menschen werken waren De
ouch fehlt PrKasDe 15 dem *] dan M17 in der wärheit, fehlt De leuhte Kas
lichtende De got fehlt B17 als ] alsoe De so B17 blóz ] pald M17 werltlichen]
roekeloesten mensche De 16 götlichesten, ] gaistlichsten Kas gaystlichen B17 gleichsten M17
lichsten PrPrº likesten Eb ghelijcsten mensche Jae De alsó ] soe De Triuwen, ]
mer trouwen De vnd M1 aber v besunder Ka4

210
Die rede der underscheidunge

niht alsó, daz der mensche selber iht werltliches oder ungliches 76 würke, mér:
swaz im von üzwendigen dingen zuovellet an sehenne und an hoerenne, daz
sol er ze gote kéren. Dem got alsó gegenwertic77 ist in allen dingen und
siner vernunft an dem obersten gewaltic ist und der gebrüchende ist 78, der
weiz aleine von wärem vride, und der hät ein reht himelriche. 5
Wan, dem reht sol sin, dem muoz ie under zwein dingen einez geschehen:
eintweder er sol got nemen und lernen haben in den werken, oder er sol
alliu werk läzen. Wan nü der mensche niht in disem lebene mac gesin äne
werk, diu menschlich sint, der vil ist 79, dar umbe só lerne der mensche sinen
557,7
got haben in allen dingen und ungehindert bliben in allen werken und steten 80. 10
Und dar umbe, swenne der anehebende mensche iht sol würken mit den liuten,
só sol er sich krefticliche gotes vor warnen und vesticliche in daz herze setzen 8
und alle sine meinunge, gedenken, willen und krefte mit im vereinen, daz
sich anders niht enmüge erbilden in dem menschen”.

1 selber bis würke, ] meent (?) eenighe verlichtenisse seluer sal werken De selber
fehlt M16 (Zeilennwechsel) iht ] in M17 werlik Eb vngeleich M17 mér:] Men Eb
2 üzwendigen bis 3 kéren. ] buten toeuallet siende of horende dat hi sinen god alsoe tegen
woerdich hebbe als hier voer gheleert is De 2 dingen fehlt B17 (Zeilenroechsel) und ]
oder M17 Kas an” fehlt Kaa 3 Dem got fehlt M17 Dem ] Soe wien De alsó] soe De
4 siner bis dem ] sine verstentenisse opten De gewaltic] geuellig M7 gewaltikeit Kas des
geprauchen M17 gebruchet ist M16B17 gebrauchen ist PryKas der* bis 5 der fehlt De (abge
glitten) 5 weiz ] was M17 heft allene en hemmelrike Eb reht ] ghewaer De 6 dem! ]
wem Eb doch M17 dem*] den M17 die Kas muoz fehlt y ie under ] immer van De
einez ] een DeEb 7 eintweder ] Enter De got fehlt De niemen Ka4 Il F II1E Il

lernen vnd haben M16 lernen nemen vnd haben M17 lernen haben vnd nemmen B17 Pr Pro Eb
leren De lere Kas 8 alliu werk] al siin werken De werk] ding vnd w. F. welt M17
niht bis äne ] in den ewighen leuen niet en mach siin sonder siin De niht ] nit (hinter
lebene v. and. Hand über d. Zeile nachgetragen) Kas fehlt Bso in ] an M17 disem ] dem Pr1
lebene ] wesen B17 9 diu bis ist, fehlt De menschlichen Pr1 Prº dar umbe ]
Ende daer om De só fehlt Prº EbDe leere DeEb 10 haben ] lieb h. M17 allen" )
alle sinen De bliben ] te bliuen De in*] vnd in M17 alle sine werken ende
in alle sine steden De vnd allen (allen über d. Zeile p. and. Hand nachgetragen) steten Kas
11 swenne] wanneer De anehebende ] geestelike De 12 só fehlt Kag krefticliche
bis 14 menschen. ] sterkelic verwaren ende mit groter cracht in sine ghedachte nemen god
Alsoe dat sine ghedachte anders mit ghenen gedachte onledich en worde of verbeeldet De
12 gotis verwarnen Pr1 warnen ] warnemen (getilgt) warnen Ka4 warnemen M17M16Bao war
den Eb vnd kreftlik vnd vestlik Eb festiglich (ig getilgt) Pr2 herze setzen ]
hertzen M16 setzen ] theen Eb 13 gedencke F2 Bso gedenck Kag B17 Pr2 gedanck M17 Pr1 Kas
dancken Eb willen fehlt Kab uoreyneghen Eb 14 nichtz M17 Bao mag M17
mach Eb bilden Kas menschen. ] mentschen denn got (got etc. Bgo) u menschë / (an
schliessend auf dem untern Rand in kleinerer Schrift :) sequitur spatium textus B17

14* 211
Traktat 2

8. Von dem staeten vlize in dem hoehsten zu onem enne 8°. 14,1

Der mensche ensol ouch niemer dehein werksó wol genemen noch rehte
70
getuon, daz er iemer só vri sol werden in den werken oder ze sicher, daz sin
vernunft iemer müezic sol werden oder gesläfen *. Er sol sich ie mit den
zwein kreften der vernunft und des willen erheben und sin aller bestez dar
inne in dem hoehsten nemen und sich vor allem schaden vernünfticlichen war
nen, üzwendic und inwendic.85; só enversümet er in keinen dingen iemer ihtes”,
sunder er nimet äne underláz zuo groezlichen. 10 75

9. Wie 87 die neigunge ze den sünden


dem menschen v rument ze allen ziten.

Dü solt wizzen, daz der anstöz der untugent enist in dem gerehten men
schen niemer äne grózen vrumen und nutz. Nü merke! Ez sint zwène men 15 20

schen 88: der ein mensche si alsó, daz kein gebreste an in stóze oder wénic;
1 Von bis 8 groezlichen. fehlt De 1 zu nemen in allen dingen Kas czü nemen ut
sequitur F2 to nemende CKapitulum) viij Eb zu nemen etc. etc. etc. Kas 2 niemer ] nymé F.
dehein ] ienicht Eb genemen ] gewenen M17 noch so rechte Kas 3 getuon, ] don Eb
nymmer FayKasM16z Ebymer Ka, dem werck M16 ze] so M16 KasEb sicher, ] solcher
M17 4 nymmer F2M16y Prº Eb müezic ] leddich Eb sol werden ] sulle beleiben oder
werden Kas werd M17 söl werden wachend Ka4 oder ] oder er Kab schlaffen M17 Pr1 Pr2
slapende Eb schlauffen B17 4f. der zuaier B7 4 den fehlt M17 5 des fehlt F, und* bis
6 in auf d. Rand p. and. Hand nachgetragen M17 6 inne fehlt M17 vnd sol sich (auf
d. untern Rand f. 149pb: vnd sich vor allem schaden [schaden fast ganz noeggeschnitten/) M17
allen F2M1e B17Bao schäden Bso schanden B17 wernen Eb 7 ienighen Eb kaynem M17
dingen fehlt M17 nymmer ichcz B-PrPrº nimmer nichczyKasEb nymer nichcz nit M,
8 er nimet fehlt M17 grössiclich Mio 9 Wie bis 10 ziten. ] van der bekoringe N14 Hoe
die neyghinghe der ondogeden alle wege vromen ende vorderen den goeden mensce v De Diß
ist wie dem menschen neygunge zu den vntugenden alle wegen sullen frümen Kas 9 CZu
naygung Prº to neghinghe Eb 10 den M17 dë B17 vrument bis ziten. ] gut / ist bonum
michy domine quod humiliasti / me ps. (= Ps. 118,71) wol mir herre das du mich / gediemuti
get hat N. nutzent Me frumet y cziten etc. F tiden CKapitulum > ix Eb 11 Dü]
GHi De ondogeden Devngetugend F2 enist] efi is De dem ] den N4 rechten
N14 Eb 12 niemer bis nutz. ] nymmermeer sonder groot toemen in dogeden De nymen B17
und nutz. fehlt N14 Nü bis 213,9 érsten, ] nym czwen menschen Der ein stet also das
er selten oder vil leicht nymer in kein gepresten an stoßet von den sunden Den andern stos
sent sie dick vil vnd oft an pede von außen vnd auch von ynnen doch er stet in alczeit wider
mit der hilffe gottes Dißer ander ist ferre mer gelobt vber den ersten vnd ist sein tugent vil
edler dann genes N. 12 Nü merke! ] vnd mirck M7 fehlt N14 De Ez bis menschen: ]
Twee lude sin N14 13 mensche fehlt M16N14M17 Eb De si] siin De ist M17 kein bis
wénic; ] hem geen ghebrec of weynich aenstote De kein bis stóze ] nen ghebreck an eme
sy Eb eme nen ghebreke an stote N14 gebrechst F, geprech y Kas presten M17 oder
gar w. y M11 stozze wenig oder vil Kas

212
Die rede der underscheidunge

aber der ander ist alsó, daz an in stózent die gebresten. Von der üzern
gegenwerticheit der dinge só wirt sin üzer mensche beweget, ez si lihte ze
zorne oder ze iteln éren oder lihte lipliche, näch dem als der gegenwurf ist”.
25 Aber mit sinen obersten kreften só stät er zemäle staete, unbeweget und en
wil niht des gebresten tuon, weder zürnen noch keine der sünden und vihtet
alsó wider den gebresten groezliche; wan der gebreste ist vil lihte natiurlich,
25 als manic mensche von natüre zornic oder höchvertic ist, oder swie dazsi,
und enwil doch die sünde niht tuon 90. Dirre sol verre mér gelobet sin und
ist sin lón vil mèr und sin tugent vil edeler dan des érsten, wan volkomen
heit der tugent kumet von dem strite, als sant Paulus sprichet: 'diu tugent 10
wirt volbräht in der krankheit'9.

10f. 2 Cor. 12,9

1 aber bis gebresten.] De andere sij dat eme de ghebreke dicke vnde grotliken an stoten N14
fehlt De aber ] Edder Eb dz in an st. zEbKas gebrechen Fay Kas ghebreke Eb
Von bis 2 dinge ] van vthwendigher ieghenwardicheyt der dinck Eb vnd van vthwendicheit der
dinge efte van der jeghenwardicheit N14 Die ghebruken van buten in den tegenwoerdicheit der
dinghen De 1 der” fehlt M16 (Zeilennoechsel) 2 der ] dz (z geändert ?) Kas sin bis be
weget, ] die mensche van buten bewegen De üzer ] vthwendighe Eb lihte fehlt z Eb De Mis
ze ] van De fehlt Kas 3 ze ] van De fehlt y M17M1s iteln éren ] ydelre eeren De eyttler
ere M17 Eb N14 hoffartt Ka4 lihte ] villycht Ka4 fehlt z EbM16 Kas lipliche, ] zu leiplichen ge
lusten Kas leiplich etc. M16 vleyscelijc De näch bis ist. fehlt De dem als ] vnd M17
als ] daz Ka5N14 B17 Pr1 Pr2 Eb voreworp N4 4 Aber bis 6 groezliche; ] He ne will sijk
nicht torn noch der sunde nene don vnde vechtet wedder dat ghebreke erliken N14 4 sinen ]
sinem Kas seiner M17 fehlt Ka4 kreften fehlt M17 só fehlt Prs er ] hi des De
staete, ] vast Eb ledich De unbeweget bis 6 groezliche;] ende ombewil sich niet cornen noch
ontsaten noch geenre sonden en vecht weder der ghebreken ende weder te senden dien hem
voer comen De 4 unbeweget] vnd vnbewegt z y vnd vnbewechlik Eb 5 geprechen y
Kas ghebrekes Eb tuon, ] achten M16 weder zürnen fehlt y weder ] wider Pr noch Eb
zürnen Prº De ] zwrnen (erstes n = u?) Kas czuruen (zweites u=n?) Pr zü rüwen Ka4M16 czü
rüwen F2 to ruen Eb zü reué B7 zw. einem M17 (N14 sieh oben) noch zü kainer sund Mis
noch nenen sunden Eb sünd Ka4 Fey sünde Kas vihtet ] weichtett B17 6 wider]
ieghen Eb den gebresten ] de brecklicheyt Eb gebresten ] geprechen y Kas grös
siklichen Fs wan bis 8 verre] Want et mocht siin dat hem die ghebreken in waren van
naturen toernich of houerdich hoe dattet si mer hien wil nochtan niet der sonden Dese men
sche sal nochtan vele De 6 wan bis lihte ] vnde dat ghebreke is eme lichte N14 der
gebreste ] de ghebreck Eb gebrecht Kas gepreche Kas gepräch Bao vil fehlt Eb Kas
7 mensche fehlt N14 oder* ] vnd M17 ist, fehlt Eb oder” fehlt Kas swie bis 8
tuon. ] wat id wat anders sij vnde he ne wel (e aus o?) doch nicht doch der sunde nicht vol
ghen N14 8 sünden F, Dirre] Desse de Eb Der mensch M16 verre ] vil y M16 z Eb
fehlt N14 und* bis 9 mér ] vnde sin lon scal vele groter sin N14 9 vil grösser vnd
mer F2 vil merer vnd großer Kas vil fehlt De vil*] is veel De fehlt Ka4 dan ]
wan B17M17 Pr1 wen N14 EbKa5 Pr2 des érsten, ] den eersten menschen De ersten myn
schen wente N14 10 der tugent fehlt z Eb vanden striden De dem fehlt F2 als
bis 11 krankheit'. steht hinter 214,7 lón N4 11 wart N14 wort De volbräht] wul/len
broch Eb vullenbracht N14 volkumen y

213
Traktat 2

Diu° neigunge ze den sünden enist niht sünde, aber wellen sünden, daz
ist sünde, wellen zürnen, daz ist sünde”. In 9* der wärheit, dem reht waere,
haete der gewalt ze wünschenne, er ensölte niht wellen wünschen, daz im ver
gienge neigunge ze den sünden, wan äne die stüende der mensche ungewis in
allen dingen und in allen sinen werken und äne sorge bi den dingen und 552,7

darbete ouch der éren des strites und siges und des lónes; wan” der anstöz
und diu bewegunge der untugent diu bringent die tugent und den lón in dem
müejenne. Wan diu neigunge machet den menschen vliziger alwege sich in 15,1

1 Neyghen v den sonden dat en is De Neghinge der sunde dat is N14 nogung Bso
toneghinghe Eb niht ] nen N14 geen De aber bis 2 sünde*. fehlt Eb (Homöoteleuton),
auf d. Rand nachgetragen 1 aber bis 2 sünde", ] mer die sonde te willen endete volbrengen
dat is sonde De fehlt N14 (Homöoteleuton) 1 daz bis 2 zürnen, ] vnd der bekorunge nicht wol
len widersten N4 2 wellen bis sünde. fehlt M17Bso De (Homöoteleuton) zürnen, fehlt Kas
sünde. ] torne N14 zwrnen Kas fehlt F2 In bis 3 wünschenne, ] Daer om ganseliken ghe
sproken Soe wien recht waer al had hi ooc wonschens ghewout De 2 In ] vnd in y dem ]
wem N4 3 haete bis er ] hedde he wunsche macht he N14 der Ka4M16 Kas] er alle an
deren Hss. gewalt] danne allen g. N. er bis wünschen, fehlt Kas (Homöoteleuton)
wellen wünschen, ] wonschen noch begeren De wellen ] wöllen (auf d. Rand v. and. Hd.)
N, fehlt M1e (Zeilenroechsel) 3 f. vergienge bis die ] neyginghe Dat v becoringe der sonden of
ghenomen worde Want soe De 4 neigunge] die n. Ka4N, de n. N14 de (über d. Zeile) tone
ghinghe Eb ze den ] der N14 den fehlt Ka4F B17 Pr1 Pr2 Kas sunde N14 äne
fehlt Pr2 äne bis ungewis ] on den streit der mensch vngewiße wer N4 äne bis
der ] ön den anstoß der sund der Mis die ] die da Kas die so B7F2Pr1 Pr2 deme so N14
steyt Eb ungewis] vnwis Eb vnghewernet N14 onghewaert De in ] ist in M16
5 dingen” bis allen fehlt N14 DeKasN4 (Homöoteleuton) in allen sinen fehlt zEb werken
bis 6 darbete ] w. Er lebt on sorge vnd d. N. 6 darbete bis lónes; ] hi solde ooc deruen
des loons ende des seghen die hem van den striden comet Want dat is een vreem striden be
keringhe ende neyginge tot den sonden vromelic te verwinnen De darbete ouch ] moste
ok en beren N14 darbete] darbet F„B17 Pr1 Prs u Kas darffet M17 arbait M1s uorwernet Eb
mangelnd Ka4 de ere Eb N14 strites bis lónes;] strides seghe vechtes vnd lones nicht
Eb strijdes vnd des seghes vnd dar to de kronen der segheuechtere N14 streits vnd des lons
des siges y und! ] des N4 vnd dez s. Kas und des lónes; fehlt Kas und*
fehlt Pri 7 und * fehlt Kas diu” fehlt MoF, y begebung Pri vntugent (vn
p.and. Hd. über d. Zeile) Kas diu” bis tugent fehlt y (abgeglitten) diu*] vnd M17 fehlt F„N14N,
bringent die tugend v. and. Hd. auf d. Rand nachgetragen F, pringt B7N14Kas und den
lón fehlt N14 De lón bis 8 Wan ] lon sant pauls sprichet Die tugent wirt volpracht in der
kranckheit der gepresten ist vil die vns an stossent ze sünden Ein teil sint yr naturlichen als
etliche menschen von natur etwen geneyget sint czu czorn czu hoffart czu andern vnczim
lichen dingen die mus man mit gedult leiden vnd doch mit den obersten kreften sich da von
keren vnd den selben nicht genung sein. Etlich sint von aussen als die gegewürtikeit der ding
die vns bewegent czu sünden czu dem mus man sten vnbeweget mit der hilffe der genaden
Aber (entspricht teilnoeise S. 213,1 ff.) N. 7 lón fehlt Ka4 (Zeilennoechsel) in dem müejenne. ]
in dem müyende Ka4 in dem müenden F, in dem mwndë B7 in dem mund (un geändert?) M17
in den ghemoede De in demut Pra i de nut Eb in den mynschen N14 in der liebe Pr in dem
streiter y fehlt Ms Kas 8 Wan bis 215,3 ie*] Dese neyginge ende aenstoot der sonden manen
den aernstighen mensche in allen tiden Dat hi sich oefenen inder dueget Want dat nauweghe
waerworden der doget ende die ondoget vermanen den menschen ende vestet hem in die doget
Daer om hoe De 8 diu bis vliziger ] desse neghinge de manet den vlijtighen mynschen N.

214
Die rede der underscheidunge

der tugent groezliche ze üebenne und tribet in ze der tugent mit gewalt, und
si ist ein strengiu geisel, diu den menschen ze der huote und ze der tugent
tribet; wan ie sich der mensche krenker vindet, ie baz er sich der sterke und
des siges warnen sol. Wan diu tugent und ouch diu untugent ligent in dem
willen 96.

70 10. Wie 97 der wille alliu dinc vermac und wie alle tugende
10 in dem will en lig ent, ob er an ders gereht ist.

Der mensche ensol sich só sère deheines dinges erschrecken, die wile er
sich vindet in einem guoten willen, noch ensol sich niht betrüeben, ob er des
75 niht volbringen enmac mit den werken; aber er ensol sich niht verre ahten 10

8 neigunge] neygunge dar czu N. thoneghinghe Eb den] dem Fs vliziger bis 215,3
wan ] fleissige vnd sorgvaltige vnd das er sich alczeit sol vben in der tugent wider die selben
vntugent in der er also wirt bekoret sie treibt auch den menschen mit gewalt czu der selben
tugent wann sie yst recht als ein getrewer vnd strenger geselle der die sele nicht lat slaffen
yn den sünden sie treibt sie sie rurt sie sie dringt sie dar zu das sie sich ritterlichen were in
dißer bekorunge vnd dar vmb N. 8 vliziger bis 215,1 üebenne ] fleißig in alle wegen in der tu
gent vnd (dahinter virt si [?] p. and. Hand auf d. Rand) großlichen vben Kas 8 sich bis 215,1
tugent' ) sik fliteghen in der doghet Eb
1 groezliche bis tugent fehlt Eb (Homöoteleuton) größklich F2 groslicher Pri tugent*
bis 3 tribet;] tugend tript zu (tript zu getilgt, auf dem Rand v. and. Hand: zt der tvgend [getilgt
mit gewalt vnd sy ist ain strenge gaisel die den menschen zÜ der hit vnd zÜ der togend tri
bet) F. (Homöoteleuton) 2 strenger Kas gestrenge B17 Pr1 Pr2Eb geisel, bis menschen ]
gar sol der mensch M17 diu] der Kas ze der” fehlt Ka4 3 ie* ] ie mer y
eyn m. N14 krenker ] hem crancket De ie* bis 4 warnen ] hoe hi bet der stercheit ende
seghen waernemen De 3 baz fehlt N14 der sterke ] der sterkt Kas erstirkett M17 der
starke des strijdes N14 3 f. vnd sich dez siges waren sol Kas 4 schal (auf d. Rand nach
getragen) wernen Eb warnen ] war nemen M17 Kas warnemen Bao Wan ] van dem
willen (= Überschrift zum nächsten Kapitel, das mit 4 diu tugent beginnt) N14 und fehlt Ka4
ouch ] och Ka4 fehlt M7N4EbBºoN14 De ligent ] ligt Kas de ligghet N14 in ] an N14 alaen De
5 willen. ] willen Amen N4 willen etc. Prs willen deß (der aus des Bºo) menschen y 6 Wie ]
HOe dat De x capitulum / Wie Pr1 Diß ist wie Kas Wie bis 216,8 si'. fehlt N14 6 vermach
vi De und bis 7 ist. fehlt De 7 in bis ligent, ligen im willen M17 ligent in dem willen
fiat volun / tas tua (= Matth. 6,10) Dein wille werde N. ob bis ist. ] ist er gerecht Mis
fehlt N4 anders fehlt Kas reht Kas ist. ] iz CKapitulumX x Eb ist etc. Ka4Bso
8 sich fehlt N4 só bis erschrecken, niet te seer verneren De só sére ] tos. Eb fehlt M1s
só fehlt Kas N4 sere seins aygen synnes enpfremden vnd weren die weil Kas nenes d. Eb
er] dat hi De 9 vinde (dahinter 1 Buchstabe ausradiert?) Pr» noch bis 216,1 wan fehlt Eb
(Homöoteleuton, das Textstück ist hinter 216,2 willen. nachgetragen) 9 noch ensol sich ) Er sol
sich auch N4 Noch hi en sal hem ooc De niht] nichtz nit F2 z y Kas niet te seer De ob
bis 10 werken; fehlt De 9 des ] das y M16 B17M17 10 nicht vermage zevolpringen mit N.
verbringen KasM17 mit den ] auch an guten z Kas werken;] w. als er gern tete N.
aber bis 216,1 tugenden, als hem duncket dat higode verre si ofvreemde De 10 aber ] oder y
fehlt N4 sich auch n. N. verre ahten ] verachten Ka4y z vs achten F2 ferre scheczen N.

215
Traktat 2

von den tugenden, als er in im vindet einen rehten guoten willen, wan diu 15
tugent und allez guot liget in dem guoten willen”. Dir enmac nihtes ge
brechen, ob dü einen wären, rehten willen häst, weder minne noch démüeti
cheit noch dehein tugent. Aber, daz dü krefticliche und mit allem willen wilt,
daz häst dü, und daz enmac dir got und alle créatüren niht benemen, ob der
wille anders ganz und ein rehte götlich wille ist und gegenwertic ist”. Niht 99
alsó: ich wolte mér 19, daz waere noch zuokünftic, sunder: ich wil, daz ez
iezunt alsó si'. Nü merke! Waere ein dinc über tüsent mile und wil ich ez
25
haben, ich hän ez eigenlicher, dan daz ich in miner schöz hän und daz ich
10 niht wil haben.
Daz guote enist niht minner kreftic ze dem guoten dan daz boese ze dem

1 als bis willen, die weil im got gibt einen guten willen czu den tugenten N. als ]
SO y in fehlt Ka4 (Zeilenroechsel) De einen ] in enen De rehten fehlt y M1s De
wan fehlt De 2 alle Eb De in dem ] an enen De alle an enem Eb dem fehlt Ka4 guo
ten fehlt M17N4 willen. bis gebrechen, ] willen Ok schal du dik nicht verne van der doghet
achten wen du in divindest enen ghuden willen noch nichtz nicht bedrouen nichtz nicht mach
di enbreken (= 215,9 noch bis 1 wan) Eb nüt Ka4 niet De nicht N. gepresten N. 3 ob
dü] is dattu De ob ] als N wen du enen ghuden w. Eb rechten waren B17 Pr1 Pr2
rechten gewaren De rechten waren guten w. N4 weder bis 4 dehein ] noch leue noch oth
modicheyt noch ienich Eb Is dattu willes minne hebben of ootmoedicheit of enighe De 4 kein
andre t. N4 keiner Kas Aber, bis 8 Nü] ob du sie allein krefticlichen wilt wann in
dem so hast du sie warlichen vor got vnd dises mag dir nymant benemen weder got noch die
creature ob der wille allein gancz ist gerecht vnd gotlichen vnd got gegenwürtige nicht also
das ich wolt das er noch czu künftige würde yn mir das ich einen guten willen gewüne sunder
also daz ich in nv gegewürticlichen habe vnd besicze von der genaden gottes Nv N4 4 Aber,
bis 5 benemen, ] Js dattu dat crachtelic of mit dinen wille willes soe heuestu dat ende daten
mach di geen creatuer nemen De isset dat du krefliken vnd mid flite uolest vnd dat wil dy
(dy auf d. Rand nachgetragen) god noch ienich creatur mach diene benemen Eb 4 Aber, daz ]
ob Kas Aber, ] Sunder y daz ] waß B7 Pr1 Pr2 allem ] dem M17 Pr: Prº dem getilgt,
darüber allem B17 willen fehlt B17 5 daz häst dü, ] so hast du sie Kas daz* ] des F2Kas
und*] noch B17 genemen M17 y nemen B17 Pr1 Pr: ob bis 6 rehte ] is dat de wille ghans
vnd recht Eb Js dat diin wiIle anders goet si ende recht ende een De 5 ob der ] ober F2
6 gancz ist vnd z MisKas rehte ] rechter M17 fehlt F2 gottlicher M17 ist” . si De
und” bis 10 haben. fehlt Kas 6 und” bis 8 merke! fehlt De 6 und” bis ist. fehlt Eb M17
(Homöoteleuton, in M17 auf d. Rand nachgetragen.) vnd got gegenwertig Ka4 und alle anderen
Hss., in M17 auf d. Rand nachgetragen Niht bis 10 haben. fehlt Bso 6 Niht bis 8 merke! ]
nicht dat ik wolde noch tho komende sunder dat ik wil seen in desser stunt Latet alzo syn Eb
6 Nichtz M17 7 wolte] will M16 daz*] das das M17 sunder: bis 8 si'. ] oder ich wil yczunt
alsüst sein Kas 8 Nü merke !] Nunt merckt F2 lat aldus sin N14 Waere fehlt F2 und
fehlt KasN. wolde De ez bis 10 haben. ] es dann haben mit einem guten willen so
hab ich es warlichen vnd vil aygelicher denn das ich hie hab in meiner schos vnd wil es micht
haben N4 8 ez ] dat De 9 ich hän ez] soe heb ic dat De ich" bis 10 haben.] so isset
id eghentliké myn vnd hebbe id eghentliker vnd mer wen ift ik id in myně schote hedde vnd
des nicht hebben wil Eb id is eghentliken myn vnde hebbe id mer wen dat ik in schote hebbe
des ik nicht hebben wille N14 9 daz* ] das das Pr2 minen scoot De schoß han p. and.
Hand auf d. Rand Pr1 daz ich” fehlt De daz*] des F„Kasz Eb 11 Daz bis 217,1 boe
sen.] De gude wille iz nicht weynigher kreftigher to deme ghuden wen de arghe wille to
deme arghesten Eb 11 Daz guote ] Want die goede wille De guote] gude wille N14

216
Die rede der underscheidunge

boesen. Daz merke! Daz ich niemer kein boese werk getaete, dennoch, hän
ich den willen ze dem boesen, ich hän die sünde, als ob ich diu werk haete
getän; und ich möhte in einem ganzen willen alsó gróze sünde tuon, als ob
ich alle werlt haete getoetet und doch niemer dehein werk dar zuo getaete 10?.
War umbe ensolte daz selbe niht mügen gesin in einem guoten willen? Jä,
vil und ungliches mér 108!
In 19 der wärheit, mit dem willen vermac ich alliu dinc. Ich mac aller
menschen arbeit tragen und alle armen spisen und aller menschen werk wür
ken und swaz dü erdenken maht. Gebrichet dir niht an dem willen dan aleine
an der maht, in der wärheit, vor gote häst dü ez allez getän, und enmac dir 10

11 Wann das güt ist nit (ist ist nit Kag) y niht minner ] niet min DeN14 . . . mer (Klecks,
m p. and. Hand) Kas kreftic] kreftiger N4 crachtiger De güt F2 Mio y dem * bis 217,1
boesen.] gode dan die quade wille die quaden De 11 dem *] den B17 guoten fehlt Kas
dan ] dem M17 wen N14 daz” bis 217,1 boesen. ] de arghe to dem arghen N14

1 Daz merke! fehlt EbN14 De Daz” bis 6 mér!] Nv mocht ich ein solchen pofen willen
haben in mir zu den sünden ob ich joch kein süntliches werck nymer tet noch volprecht mit
den wercken ich tet so große sünde als ob ich das werck het getun vnd tet es doch nymer noch
wolt es tun war vmb solt dann das auch nicht sein in einem guten seligen willen ja vil vnge
leicher mer vnd aygelicher N. 1 Daz*] also das y kein bis hän] quade werken en dede
Nochtant heb De kein ] ienich Eb fehlt N14 werck mid vthwendighen werken dede Eb
werck (ck p.and. Hand hochgestellt) gettan (e radiert) M17 dennoch, hän ich ] Han ich aber y
noch denne Eb nochten N14 2 den fehlt M17 boesen, ] quaden werken De ich ? bis
sünde, ] Jc ben dier alsoe sculdich voer gode De als fehlt N14 ob fehlt M17 dat
w. N14 werk fehlt De 3 ich bis sünde ] alsoe mocht ic in den gansen wille die sonden De
3 und ich möhte ] Also (vnd also N14) mochte ik Eb N14 mocht (t p. and. Hand) M17 in
einem ] meinen M17 in dem Eb N14 alsó gróze ] de Eb N14 ob ]icht N14 4 alle die
werlt Kas N14 De de ghansen w. Eb doch bis getaete. ] alsoe mocht ic nochtan mit den
gansen wille die werken (werken getilgt) sonden doen ende nochtan mit die werken niet en
dede De niemer ] ny N14 nu Eb dehein ] ein Ka5 dar to hedde ghedan Eb hedde
dar to ghedan N14 gethan M17 5 War ] vnde w. N4Eb daz bis in ]ic dan dat vege
uier mit De selbe über getilgtem ghude Eb niht] ok n. N14 moghent nicht syn Eb
mügen fehlt N14 in ] an Eb 5 f. Ja vnd uele mer Eb N14 6 und ungliches fehlt y
und fehlt Kas vngeleich MigDe mér!] mer in eine gutten willen Kas 7 In der
wärheit, fehlt N4 wärheit, ] waerheit gheseit De mit ] yn N4 dem ghuden w. Eb
vermac ich ] soe vermachmen De dinc. bis 9 maht. ] ding ob ich wil Jch vermag mit dem
aller menschen arbeit vol pringen aller menschen leiden tragen alle hungrigen gespeissen
alle durstigen getrencken etc. vnd alles das volpringen vnd geleiden das yemant erdencken
mag N4 8 tragen und ] draghen Ik mach Eb dingen jk mach N4 und bis spisen fehlt
M16 (Homöoteleuton) alle armen ] allen menschen De armen ] armen menschen M17
minschen Eb und* ] of De würken ] don N14 do vor aller Eb 9 und ] of De fehlt Eb
wat men ghedencken mach De dencken N14 gedencken M17Eb Gebrichet bis 10 maht, ] is
dat (js id d. N14) di an dem willen nicht gebrick (en brekt N1) sunder (men N14) in der macht
EbN14 9 Gebrichet bis aleine ] Heb ict inden wille ende ghebreket mi De ist das dir nit
gepricht y gebrist Ka4N geprech M17 dan ] sunder y N. 10 wärheit, ] w. dir ge
prist nicht an dem wercke N4 häst bis allez] heb ict al De du hast es a. N. ez]
daz Kas EbN14 enmac dir daz ] dat en machmen De

14* Eckhart, D 5 217


Traktat 2

daz nieman benemen noch dich des geirren einen ougenblik 195; wan wellen 40
tuon, als balde ich mac, und haben getän, daz ist vor gote glich. Ouch 108, 161 553,7
wölte ich als vil willen haben, als alliu diu werlt hät, und ist min begerunge
dar zuo gróz und ganz, in der wärheit, só hän ich in; wan, daz ich wil haben,
daz hän ich. Ouch, wölte ich in der wärheit als vil minne haben, als alle
menschen ie gewunnen, und got als vil loben oder swaz dü erdenken maht,
daz häst dü allez in der wärheit, ob der wille ganz ist 197.
Nü möhtest 108 dü vrägen, wanne der wille ein reht wille si?
Dä ist der wille ganz und reht, dä er äne alle eigenschaft ist und dä er 10

10 sin selbes üzgegangen ist und in den willen gotes gebildet und geformieret
70
ist. Jä, ie des mèr ist, ie der wille rehter und wärer ist. Und in dem willen
vermaht dü alliu dinc, ez si minne oder swaz dü wilt 199.
15
Nü10 vräge: wie möhte ich dise minne gehaben, die wile ich ir niht en

1 daz ] des N. genemen y N. auf d. Rand nachgetr. M17 noch auch dises gehin
dern einen N4 dich des geirren ] berouen De dich des ] fehlt EbN14 des fehlt Mo (Zeilen
noechsel) geweren B17 in einem augenplik Kaseyn oghe (Zeilenschluß) N14 wellen bis 2
balde ] ic willen alsoe volcomelic als De 2 als ich pald kan M17 alzo vro alze heuor
mach Eb ich ] alße ik N14 mac,] mag mit der hilf gottes N. vnd han gethan v. and. Hand
auf d. Rand nachgetragen Pr1 haben ] mag M17 glich. ] al ghelik EbN4De Ouch, ] mer N.
3 wultu alßo N14 Eb ich gern als N. als" in der waerheit alsoe De haben wenn
es got gefile als N. als* bis 5vil fehlt De 3 alliu diu ] de ghanse Eb diu] dise N4
fehlt y hed Eb und bis 4 ganz, steht in Eb hinter 5 ich. 3 din b. N14 Eb
4 hän ich in; ] hefstu dat EbN14 han ich si Mie wil] wol B17 wolt (t p.and. Hand hochgestellt)
Pr1 Pr» haben, daz] hassen also das N4 5 woldestu in Eb in der wärheit fehlt yN.
minne ] of mynnen De haben, fehlt De 6 ie bis 7 ist. ] hebben of ye ghehadden als
men ghedencken mach dat heb ic altemale is dat miin wil /lle daer toe goet ende gherecht is De
6 gewinent Kas und ] edder Ebefte N14 got fehlt Kas vil fehlt Fs loben bis
11 ist.” ) loben vnd eren oder andre gute ding haben wie die sint jn der warheit du hast sie
ob allein dein wille gancz ist vnd gerecht besunder on aygenschaft sein selbs vnd da da er ym
selbs außgangen ist vnd yn den willen gottes gancz gepildet ist vnd geformiret N. 6 er
denken ] anders ghedencken EbN14 7 ob ] isset dat Eb oder ob F, der *] dein M17
8 Nü bis si? ] Nv is te merken Waer die wille recht is De fehlt N14 mogstu M17 mohstu
Kas Pr1 Prº dü fehlt Bao vrägen, ] sprechen y wanne ] wa F2 y KasB17 Pr1 Prs w« Eb
ob M17 ein reht wille ] recht Mis ghans Eb 9 Dà bis äne ] Dit were allene eyn recht
vnde gans vullenkomen wille de sunder N14 der wille ] si De alle fehlt M17 dä
er* fehlt N14 10 sin] sonder siins De sines Gr N14 üzgegangen ] voertgaen De
den ] den v. and. Hand aus daz gebessert Kas deme Eb M16 Kas und*] of De geformieret]
gheformert Eb geformet F. z KasGrN14 verwandelt De 11 ist." fehlt y Jä, ] vnde Gr De
vnd dar vmb N4 fehlt EbN14 Jä, bis ist”. v. and. Hand auf Rand nachgetragen Pri ie bis
wille ] ye dest mer ist der wille Ka4 ie *.*] hoe De des ]to des Gr des willen Pr1 der M1s
ist”, fehlt F2 (Zeilenroechsel) ie mer der N4 wille fehlt M17 Pr1 Pr2 rechter is vnde
warer vnde mer an god ghesett is vnd in N14 (sieh S. 227,6) rehter ist vnd Kas gerechter
N4De gheware De Und bis 12 dü* ] Also vermagest du jn disem willen N4 11 dem
willen ] sulke dinghe De dem ] dussem EbGr willen fehlt M17 (Zeilennoechsel) 12 ez] dat N14
liebin y oder anders was du selber wilt amen N4 du anders w. Eb 13 Nü bis
221,5 hän: fehlt N14 13 Nü bis 219,4 minne*. fehlt y 13 Nü vräge:] Nun farg Pr. Nun möch
test du fragen Mio Eyn vragheEbGrDe Nun frag ich (ich über d. Zeile v. and. Hand nachgetragen) Pri

218
Die rede der underscheidunge

pfinde 111 noch gewar enwirde, als ich sihe an vil liuten, die bewisent gröziu
werk und vinde an in gróze andäht und wunder, der ich niht enhän?
75 Hie solt dü zwei dinc merken, diu an der minne sint: daz ein ist ein
wesen der minne, daz ander ist ein werk oder ein üzbruch der minne. Des
wesens der minne stat ist aleine in dem willen 11?; wer mèr willen hät, der
hät ouch der minne mér. Aber, wer des mér habe, daz enweiz nieman von
dem andern, daz liget verborgen in der sèle, die wile got verborgen liget in
dem grunde der sèle. Disiu minne liget alzemäle in dem willen; wer mér
willen hät, der hät ouch mèr der minne 11*.
Nü ist ein anderz, daz ist ein üzbruch und ein werk der minne 114. Daz 10

Die mynne ist czweyerley etc. / Ego quos amo arguo et castigo apoc. (= Apoc. 3,19) / Die sel
ben die ich mynne die straf / ich vnd peinige sye Nv möchst du / fragen N. mag N„De
dise ] die Ka4 disem willen oder dise Fs gehaben, fehlt Ka4F2 die wile] so N. Want De
ir ] see EbDeir an mir N. fehlt M17 enpfinde ] en beuinde De befinde zEbGrKasN4

1 noch ] oder Kas M17 gewar ] enwar Eb gewar (ge p.and. Hand auf d. Rand nach
getragen.) Kas wurd Ka4 wurde Pr1 ich danne s. N4 an vil ] andere Eb
menschen Ka4N4 de dar b. EbGr bewisent bis 2 enhän?] große mynsame werck be
weisent grosse andacht vnd wunder an yn habent der ich keines habe N. 1 bewiset Gr
2 werk bis wunder, aendacht mit den werken De vinde ] fund Ka4 men vindet Gr sind
M16 fehlt B17 vnd grote w. Eb der ] des F„De de Eb ik an my nicht envinde (ne
hebbe Gr) EbGr enthon Ka4 3 Hie bis merken, ] Du sulte weten twee dinghen De
diu bis sint: fehlt M16 daz bis 4 wesen] das ist w. M17 Das erst ist das w. N4 3 ein? fehlt zEb
3f. ein wesen der ] die M16 4 ein! bis ein” fehlt Eb ein!] das N4 ein*] der N4 fehlt
M17 De außspruch Prº M17 auffbruch Mis vtbrekinghe Eb wtbreken De vt luchtinghe Gr
der” bis 5 stat] der minne des wesens (wesen M17) stät (stand M17 Pr1 Pr2) der minne Ka4F2Kasz
der leue de stat dz wesendes der leue Eb der mynne Das wesen der mynne N„De der liebe
die M16 4 Des bis 5 stat] die (wan die Kas) stat der lieb y 5 wesendes Gr stede Gr
ist wesenlich allain y ist] dat is grootheit der mynnen ende die steet De willen! ;
getilgt Pr1 wer mér ] Mers (davor liebe getilgt) wer vil (vil über d. Zeile) Pr1 Wer nü mer
Kas vnd wer mer y N4 so we mer GrDe mer lieb willen M17 mer gutes w. N4De der ?
bis 6 mér. ] dien heeft meer mynnen De 6 der minne mér. ] mer lieb M17M16 mér*. D.
and. Hand auf d. Rand nachgetragen Pr1 Aber, bis habe, Mer wien dat meest mynnen
heeft De Aber, ] sunder Gr des ] der Kag hat Kas daz] des M17EbKasGrKas
7 daz] wann dises N. verborgen”) begraben M17 die bis 9 minne. fehlt De
7 die bis 8 séle. fehlt B17 (Homöoteleuton) 7 die wile] als lang N. de wille alse got Gr
wile] woll aus will M17 8 dem * ] der Gr der edeln s. N4 Disiu bis 221,2 ane: fehlt y
8 Disiu bis 9 minne. fehlt N4 8 dem *] der sele Kas wer nü m. Kas mér fehlt F2 (p
and. Hand fälschl. hinter 10 minne. nachgetragen, ebenso 10 Nü bis minne. noch einmal von dieser
Hand auf d. Rand) 9 der” fehlt z Gr Kas 10 Nü bis 220,6 solchen ] Aber das ander
das ist das werck vnd der außpruch der mynne scheinet sere von aussen als man sichet an an
dacht an ynnickeit an yubiliren vnd des geleichen vil aber dises ist nicht alzeit das aller peste
wan es kvmt (nicht bis kvmt auf d. untern Rand mit Vernveisungszeichen v. and. Hand nach
getragen) etwen nicht von mynne her sunder von nature von smacke von sußikeit Oder es ist
vil (von smacke bis vil auf d. link. Rand d.and. Hand nachgetragen) leicht des himels in drucke
oder sindlichen in getragen an der predige yn der peichte ym sacrament etc. Doch secz wir
das es auch von got sey so gibt dises vnßer herre etwen solchen N. 10 Nü] in der warheit Nu Gr

219
Traktat 2

schinet sère als innicheit und andäht und jubilieren und enist alwege daz
beste niht; wan ez enist etwenne von minne niht, sunder ez kumet von natüre 25

etwenne, daz man solchen smak und süezicheit hät, oder ez mac des himels
indruk sin, oder ez mac sinnelich ingetragen sin 115. Und 116 die des mèr hänt,
daz ensint alwege die aller besten niht; wan, ez si ouch, daz ez wol von gote
35
si, só gibet unser herre daz solchen liuten durch ein lückern 117 und durch ein
reizen und ouch, daz man dä mite sère enthalten 118 wirt von andern. Aber 30

die selben, só sie her näch mér minne gewinnent, só enhänt sie lihte niht als
vil vüelennes und 119 enpfindennes und dar ane schinet wol, daz sie minne
hänt, ob sie äne solchen enthalt gote ganze und staete triuwe haltent.

ein* fehlt Kaz üzbruch bis minne.] vthbrekinghe der leue vnd en werck Eb vtluchtinge efte
en vtbroke der minne Gr üzbruch ] außspruch (s getilgt) Pr2 indruc De
1 schinet sère als ] sciint seer ende coemt hem seer als in De sch. als ser als M17 SET

vnd fast als M16 alzo en doghet also en (en fehlt Gr) andacht Jnnicheyt Jubileringhe
(iubilerent Gr) Eb Gr und! fehlt De jubilieren ] iu wiluen Kas und*] Entruwen
vnd Kas F2 vnd dat EbGrende trouwen dat De ist danocht a. Ka4 1 f. daz aller peste Kas
GrDe 2 niht; ] mitt B17 wan bis 3 hät, ] vnde it ne is ok gichteswanne nen minne id
mach nature sin al sulken smac vnde soticheit to hebbende Gr 2 wan bis 3 man ] Want ten
is onder tiden niet mynnen Men mach van natueren onder wilen De 2 wan bis 3 etwenne, ]
vnd id iz to tiden nen leue wente id mach uan nature syn ichteswan Eb 2 wan ] wem B17
von * fehlt Kas kumpt etwen von natur Etwen PraM16 3 solchen ] solch M17 süche Me
habe Kasz hebben De ez bis 4 oder fehlt De (Homöoteleuton) 3 f. hëmel inflote s. Eb
4 einfluß M16 ez ] ic De sinnelich ] sindlich M17 sunlich B17 sy /licheyt (vor licheyt Til
gung) Eb indraghent sin Grindragen siin De sin”. ] werden oder sein M17 Und
bis 5 niht;] vnd de des meyst hebben (hebbet Gr) de syn (dat ne sint Gr) alle tyid (vnder
wilen Gr) de besten nicht Eb Gr of die viant mach di smaec gheuen ende didet alre beste
niet De 5 daz ensint] die haissen z sind p. and. Hand auf d. Rand F2 alle wegen
vnd vnter weilen die Kas aller fehlt M16 Pr2 wan, bis von ] wo wol eft dat ok uan Eb
al ist nochtan dattet van De wan, fehlt Gr si bis wol] sy dafi das es och wol Ka4
sey auf d. Rand Prº ouch fehlt M17 ez* fehlt M17 Pr1 Prs 6 si, bis 8 näch] comet ende
salt gheuoelen op dat hise daer mede sueren smaec geuet ende suet geuoelen Op dat hise
daer mede mach tot hem trecken ende sterketse tegen die becoringhe ende daer nae als si De
6 só bis 7 andern. ] so wirt vns zu wißen daz sulche leute durch ein hunger vnd durch ein
reißen vnter andern leuten da mit sere enthalden werden Kas 6 gibt es vnser M16 Gr here
god Eb daz fehlt Eb Gr solchen liuten ] sölchen menschen Ka4 itliken minschen Eb
ghichteswelken Gr durch * bis und fehlt Fs (Homöoteleuton) durch ein lückern ] ain lun
gern B7 ain mügeren M17 durch ain lengern Mo dorch en hungerent Gr vmb ein (einen Pr)
hunger PrPrº smak vmme enes hungers willen Eb durch einer ergeczunge willen N. und
durch ein ] vnde en Gr oder Ka4 und fehlt N4 7 reizen ] reyczunge N4 reitten M17
und bis andern. ] durch ein enthaltunge in vnd vor andern dingen N. Vnd das man
auch domit Pr1 man ] se Gr enthaben F2 werdet Gr wirtt etc. von Ka4
von andern. ] von andren menschen F2 vnde anderen Gr fehlt M1e Aber die ] efte den Gr
8 só!] als Kasz EbN. só sie ] alse Gr her näch] na males Gr mér minne ] lieb mer lieb M17
mer wesetlike leue Eb winnet Gr só*] dan De villeicht M16 Eb N4 nicht hinter 9 en
pfindennes EbGr 8 als ] alsoe De so Ka4Eb 9 vüelennes und enpfindennes ] enpfindens vnd
schmeckens (smeckn Pr1) z entfindes vnd smackes nicht efte entfallendes Eb volendes Gr gheuoe
lens niet De vüelennes und ] gefüllens vnd F. gefallens vnd Mis eygens oder Kas fehlt Ka4N.

220
Die rede der underscheidunge

35 17,1 Nü si, daz ez zemäle minne si 120, só enist ez doch daz aller beste niht 1?!;
daz schinet darane ??: wan man sol solchen jubilus 1” underwilen läzen durch
ein bezzerz von minne 24 und underwilen durch ein minnewerk ? ze wür
kenne, dä man sin nöt 126 hät, geistlichen oder liplichen !?7. Als ich mér ge
sprochen hän: waere der mensche alsó in einem inzucke, als sant Paulus was,
und weste einen siechen menschen, der eines suppelins von im bedörfte, ich
ahtete verre bezzer, daz dü liezest von minne von dem und dientest dem
dürftigen in mèrer minne ?8.

und” fehlt M17N4 schinet bis 10 ob ] schinet (merket me Eb) denne (den erst Eb) ef Gr Eb
prüfet man danne wol das sie beseliche mynne habent von ynnen ob N. 9 wol, ] ooc wal De
sie fehlt M17 Pr1 Pr2 minne ] meer mynnen De 10 ob bis enthalt] dan doen si dat ghe
uoelen hadden Ende ist dat site De sie bis haltent. ] sie anders stete trew behaltent zu got N4
solchen ] suchen Kas alsulke EbGr vnthalt Gr entholdinghe Eb zu gote Kas gencz
liken Eb und staete fehlt Eb und fehlt De getrüw x haben Kas

1 Nü bis 5 hän:] Das dises außwendige vben nicht das aller pest sey das merckt man
auch dar an das man solchen jubel etwen vnter wegen sol lassen vmb eines pessern willen
vnd das von mynne als man ein mynne werck wurcken mus so es not ist Es sey danne geist
lichen oder leiplichen ych hab es mer gesprochen N. 1 Nü bis zemäle] Soe ist nochtant te
sien of dat alte male De si, sid Ka4 lad id alzo syn Eb lat dat wesen Gr fehlt M17
alto male rechte leue Eb só bis niht;] Ende ist dat soe en ist nochtan niet dat alre best De
2 daz bis ane: fehlt F„De daz schinet fehlt M17 wan ] Jay sol fehlt Kas
solchen bis 3 würkenne, ] sulke iubilaci of contemplaci of deuoci laten varen om een minnen
werck te doen De 2 solchen jubilus ] alsulken iubilus Gr alsuk iubileren Eb sollich jubili
ren M17 sulchü/vbüng (Rasur aus iubilus?) Kas söllichs y bewilen Gr laßen moht
(moht über d. Zeile v. and. Hand) d. Kas durch bis 4 hät, ] vnd sich des willigklich begeben
vmbain peßers werck ze wircken von priederlicher lieb wegen wä man das not hat y droch
en beter werck vmme dar nas (?) nocht hed Eb 3 bezzerz ] bössers F2 betere vnde Gr
minnen Ka4F2 B17 lieb M17 Pr1 Pr2 lieb willen M16 und fehlt Gr lieb werck M17 Pr2 liebe
w. Pr1 güt w. M16 ze würkenne, fehlt Gr 4 man sin] mens De sin] is Gr sein nit M16
nöt] nit (aus not) M17 geistlichen ] es sey g. y oder l..] oder weltlichen oder liplichen
F„Mis oder auch in trewen lieplich Kas efte ok l. Gr Als bis 5 hän: fehlt De 4 als v.
and. Hand auf d. Rand Pr1 mér ] vor y Als bis 5 mensche ist in Gr noiederholt
5 waere bis als ] DAt eyn mynsche also in enê tucke were alse N14 Want waer een mensche
ghetoghen in den der den hemel als De en m. GrN14 alsó fehlt N4 in einem ] in
einer M17 fehlt B17Eb inzucke. ] ynczuge Kas inzucke B7 in czuck Prº in zick M17 jnczucké
Ka4 inzücken Fa enczuckt Pr enzucken Mio Bao verczucken Kas zucke Gr solchen czuge N. uor
rucket Eb pauel Gr pawel EbN4 6 weste ] wiste he GrN14N4 menschen, fehlt
GrN14 Pr1 der bis 7 dem* ] die noturftich waer eenre dranck of eenre spisen of anders yet
het waer veel beter dattu begaues dine iubilaci ende oefeninghen De 6 der eines fehlt B7
der bis bedörfte, ] de en werck uan ome begherde efte bedarfte Eb der seiner pfleg bederfte y
de siner bedrofte (bedorfte N14) Gr N14 suppelins ] sauffens Kas trunckes N. begert M17
6f. ich ahtete] dat achte ik Ebic achte (achtede N4) dat GrN14 7 verre ] verer PreFa vil y
GrN14 es M16 dü bis 8 dürftigen ] du von minne wegen liste von dem selben czuge vnd
dinste dem armen dürftigen N. 7 von * ] auß z minne ] mynnen F„Gr priederlicher lieb
wegen y von* bis 8 dürftigen ] wann von dem dienst des dürfftigen Mis 7 dem * ] deme
dinen GrN14Eb dieniest F2 dienstest (erstes s korrigiert) Baodienst B17 Pr1 Pr2 denest Eb dei
nes M17 dem°] des De 8 durstigen M17 nottroftighen EbN14 noturftighen menschen De
mérer ] mer Gr der EbN14

221
Traktat 2

Niht ?9 ensol der mensche waenen, daz er gnäden in disem sül beroubet 10
werden; wan, swaz der mensche von minne laezet williclichen, daz wirt im
vil edeler, wan, als Kristus sprach: wer iht laezet durch mich, der sol hun
dertvaIt als vil wider nemen'. Jä, in der wärheit, swaz der mensche laezet
und sich des verwiget 180 durch got, jà 18, ez si ouch, daz der mensche groez 15

lichen beger solches tröstes enpfindennes und innicheit, und tuot dar zuo, waz
er vermac, und got gibet ez im niht und er getroestet sich sin und enbirt sin
willicliche durch got: in der wärheit, er sol in im vinden glicher wis, als ob 7O

3f. Matth. 19,29

1 Niht bis 2 wan, ] Ende die mensche en sal net wenen dat hi enichs goede hier mede
berouet sal De 1 Niht bis sül ] nicht solt du benen das du der gnaden durch das süllest N.
Niht ] Nu M17 der ] en Gr wennen M17 Kas wonen Gr menen EbN14 gnäden ] ge
nad M7Prº Prs der gnaden y der gnade Eb ghenes Grjennes N4 disem ] desse Gr dessem
wercke Eb sül] söllen F, fehlt Eb 2 werde Eb wan, ] dann Ka4 der ]
en EbGrN14 von bis williclichen, ] laet om mynne lichtelike De mynnen F2 lieb wegen
y willen Gr williclichen, williklicher M17 minnichliken Gr hie zeitlich y daz] des Kas
im ] jn B7 also N. fehlt De im bis 3 sprach:] jm (er dortt Kas) hundertfach bezalt werden
als vnnßer her sprach jm ewangelio y 3 edeler, vnedler Fs eddeler wedder EbN14
eddeliker wedder Gr e. dann vor N4 wan, bis sprach:] vnd dar vmb sprach xpS N. Ende
en sprac onse heer niet De sprecht Gr sprikt N14 wer iht ] So we nicht Gr
soe wie yet De we dar wat Eb durch mich, ) von meinen (meint y) wegen M16 y om
minen wille De vmme miner leue willen Eb der ] das M16 solt Pr1 sol bis
4 nemen'. ] wirt es hundertfach widernemen y sol es hundertfelticlichen wider nemen N.
hundert / mol M17 4 wider alß vil nemen B17 als vil ] also vele wele Gr fehlt N14 De
y N. nennen.’ ontfaen De Jä, fehlt N. in bis 5 jà, fehlt De (Homöoteleuton)
4 swaz bis 5 verwiget] wes sich der mensche verwigt N. 4 swaz] wan Gr der*] eyn N14 Gr
5 sich des verwiget] sik des trostet efte uorweghet Eb sic er trostet Gr trostet sik N14 sich
der wiget Kas des ] das M16 got, fehlt Gr jä, bis 7 sin* fehlt N14 (Homöoteleuton,
sieh Z. 7 Gr) 5jà, fehlt Eby N. ouch, ] yoch N4 daz bis 223,3 nennen. ] jubels
ynnikeit vnd andacht die er grosslichen begert wann er dar czu tut was er mag das sye ym
werdent doch wil er ir nv williclichen enpern durch got vnd durch seines nechsten selikeit
willen er sol sye finden yn geleicher weis Recht als ob er sye gancz gehebt hette vnd besessen
vnd volkumelichen vnd doch dem williclichen wer außgegangen vnd het der enporen durch
got also sol er dar vmb hundertfaltigen lon dar vmb nemen N, 5 daz bis 6 innicheit, ] wat
id sy vnd isset dat en minsche begheret grotliken alsulkes trostes uolendes vnd bevindendes
vnd ok ynnicheyt Eb 5 daz] dz p. and. Hand auf d. Rand nachgetragen F, das über d. Zeile Pr.
der ] en Gr grosklichen F2 größ Ka4 gotliken Gr 6 beger ] begert y fehlt M17Prº Prs
alsulke GrDe tröstes bis 7 vermac, ] troost ende ghenesen tot gode De 6 enpfindennes]
enpfinden Ka4 entpfindt M17 vnde volendes Gr fehlt Kas innicheit, ] in i. Ka4 siesßekait y
tuot]tet Kas wes Eb 7 mag F2 got dene gicht (gicht unterpunktiert ?) ghift Gr
gibet ez] en heues hem (heues hem getilgt) gheues De ez] es sy F fehlt Eb er* fehlt Eb
getroestet bis 8 got:] laet hem seluen daer inne onder den wille godes om god De 7 sich sin]
sich sein (sik der Ebis sic Gr) durch got Kasz Eb Gr und enbirt bis 223,2 got; fehlt Eb (Ho
möoteleuton) 7 sin* bis 8 vinden ] des willichliken id sij ok wat id sij he scal dat in gode
vinden N14 8 got p. and. Hand auf d. Rand F, sol] sel dat De vinden ] werden
(radiert, auf d. Rand p. and. Hand: finden) M17 cze gelicher F„Mis als ob ] eft alse Gr
als fehlt M17Prº De

222
Die rede der underscheidunge

20 er allez guot haete gehabet, daz ie wart, in ganzer besitzunge und des willic
lichen waere üzgegangen und sich es getroestet und verwegen haete durch got;
er sol hundertvalt als vil nemen!”. Wan, swaz der mensche gerne haete und
sich des getroestet und enbirt durch got, ez si liplich oder geistlich 188, dazvin
25 det er allez in gote, als ob daz der mensche haete gehabet und es üz waere 5
gegangen williclichen; wan der mensche sol williclichen beroubet 184 sin aller
dinge durch got und in der minne sich verwegen und getroesten alles tröstes
von minne.
Daz185 man solchez enpfinden sül durch minne läzen underwilen, daz be
so wiset uns der minnende Paulus, dä er sprichet: ich hän gewünschet, daz 10

10f. Rom. 9,3

1 allez ] es als Ka4 alles daz Kas alle dat GrN14 al dit De guot] gute Kas fehlt De
daz ie wart, fehlt GrN14 De ganzer fehlt De des bis 2 got; ] hi is siins selues ghetroost
in gode De 1 des ] das Fs fehlt M17 2 waere üzgegangen ] auß wär gegangen (gangen Pray)
M16 B17 Prey Kas uß vergangen F2Pri es ] des yPri KasGrN14 getroestet und ] gedorste
vnd Kas fehlt M16 und verwegen ] vnd erwegen Prº Pr2 y Kas vnder wegen F. fehlt GrN14
3 sol da wider h. Kas hondertwerue De hundert mal Eb hundertfach y alsoe vele
ontfaen De uele wedder n. EbN14 Wan, bis 8 minne. ] van gode dat sij lijflik edder
gheistlik des he sijk willichliken trostet vnd led dor god wente de mynsche scal berede sin
aller dingh dor god vnd broderliker leue sijk to trostende vnde uth to gande N14 3 der ]
en GrEb haete bis 4 durch J van gode hadde god en geues hem niet ende hi blijft des te
vreden ende ghetroost om De 3 hatt B7 hat M17 gehept hät y und bis 4 got, ] vnd durch
got sich des getrostett (getrostett getilgt, darüber p.and. Hand: verzeiht Kas) er (er ] vnd B17 Pr.
PrºKasGr) enpirtt des (is Gr) durch gott (des durch gott fehlt Kas) z Kas Gr 4 sich bis got, ]
sich doch des durch got vertrostet N. sichs g. Ka4 des getroestet ] das empfrembt M16
und enbirt fehlt EbN, empirt sein d. Bao gheyslik efte liflik gud dat Eb ader geystlich
p. and. Hand auf Rand Pr1 daz bis 7 got] das wilym got nicht myner beczalen denn het
er es gehebt vnd williclichen gelassen Dar vmb so sol der mensche alczeit williclichen be
rawbet sein durch got aller dinge von ynnen vnd von aussen N. 4 daz bis 5 gote, ] dat
geeft hi al om gode De 5 als bis 8 minne. fehlt De 5 als fehlt Kas der mensche ]
he EbGr es ] des EbGr sein y waere fehlt Eb 6 wan bis williclichen fehlt M17
Pr1 Pr» (Homöoteleuton) v. and. Hand auf d. Rand B17 williclichen ] willichen Kag fehlt Eb
beroubet ] berait Kas berede EbGrN14 7 in ] in der vnd von y ok Eb fehlt Pr. lieb
wegen y sich bis getroesten ] sik trostende (sic to tr. Gr) vnd vth to ghande EbGr er

wegen F2M17 Pr1 Pr2 Kasy N4 und* bis 8 minne. fehlt M16 7 getroesten bis 10 dâ ] vertrosten
alles des dar an man nv mag getröst werden czeitlichen Dises lert vns auch sanctus paulus
mit ym selber als N4 7 tröstes ] trost Kas dinghes Eb 8 von minne. ] v. minnen Ka4Gr
F2B7 vnd mynne Kas fehlt Eby 9 Daz bis 225,6 niemer. fehlt N14 9 Daz bis 10 Paulus, ]
Daermen ondersceyden alsulke iubilacie ende oefeninge laten sal om mynnen werke Dat
machmen merken aen sinte paulus De 9 Daz bis underwilen, fehlt y (Homöoteleuton)
solchez bis läzen ] nicht sulkes uolen uan leue schal laten Eb alsulc volent van minnen solen
laten Gr man ain s. M17 enpfinden ] enpfindes F2 beseben Kas daz] das selby
bewisede Eb Gr 10 uns fehlt z Eb Gr y Kas der minnende ] der lieb M17 der lieb
habent Prs der liebhaber sand Pri de minnichlike Gr der haillig y sant M6 sanctus Eb
sprak EbGrDe 'ich bis 224,1 werden ] Jc wolde ic hadde ghesceyden gheweest De 10 ge
wünschet, ] gewunst M17 Pr gewinst B17 begerty

223
Traktat 2

ich müeste gescheiden werden von Kristó umbe die minne miner brüeder 136.
Daz meinet er in dirre wise: er enmeinet niht in der ërsten wise der minne 137,
wan von der enwolte er niht sin gescheiden einen ougenblik umbe allez, daz
geschehen mac in himel und in erden; er meinet in dem tröste. 25

Dü solt aber wizzen, daz die vriunde gotes * niemer äne tröst sin, wan,
swaz got wil, daz ist ir aller hoehster tröst, ez si tröst oder untröst.

11. Waz 189 der mensch e tuon sol, 18,1

só er gotes vermisset und sich verborgen hät.

Ouch solt dü wizzen, daz der guote wille gotes niht mac gemissen 140.
10 Mér: daz enpfinden des gemüetes daz misset sin underwilen und waenet dicke,
got si vür gegangen 4. Waz solt dü denne tuon? Rehte daz selbe, daz dü

1 müeste ] mochte Eb fehlt y ghescedet Gr abgeschaiden y N. werdy umbe bis brüe


der'. ] von der prieder wegen y vmb der mynne willen m. N4 die ] der M17 2 Daz] Di
ses N4 Do KasGr De da Bao mende Eb Gr De in * bis enmeinet fehlt N. (abgeglitten)
dirre ] die Ka4 der y deser DeGr wise:] wisen te mynnen De er* bis minne, fehlt M17
Pr1 Pr2 Eby (abgeglitten) en meynde De ne menede Gr niht] ez n. Kas fehlt Ka4
érsten bis minne, ] eerster minnen te minnen De der minne, der liebe M16 fehlt B17 Gr
3 wan bis ougenblik ] nit das er wölt ain augenplick abgeschaiden sein von der lieb vnd gnad
vnßers herren (lieben h. Kag) y von bis gescheiden ] wi der eerster wisen der mynne ende
woude niet gesceiden siin De von fehlt M17 der ] der selben so N. sin geschei
den ] geschiden (scheden Eb) werden M17Eb scheden wesen Gr einen ] ja e. N 3 f. alle
dat dat darschen mochte Eb alles das das do ist N4 4 geschehen ] geschlecht Kas
mochte Gr Eb De y an hemelrike vnde an ertrike Gr er bis tröste. ] Sinte paulus
meent dat hi bescouwinge iubilaci te gode laten wolde om die minne siinre broederen De
fehlt EbGr meynt es in N4 tröste. ] trost vnnd in der empfindung der wolt er emberen
vnd geräten von lieb weg der prieder y 5 Dü bis wizzen, ] aber du solt w. y Jo doh (Mer
doch Gr Mer nochtant De) scholtu w. Eb Gr De godes sunder trost nicht ne sin Gr son
der De tröst] kraft Bao troost van gode De Want gods wille De wan. ] dann Ka4 6 ir
fehlt De aller fehlt De hoechste De tröst!, fehlt Bso ez si tróst fehlt B7 (Homöoteleuton)
ez] dat De sey danne tr. N. vntrost amen N4 vntrost etc. (etc. etc. etc. Kas) y M16 7 Waz
bis 225,6 niemer. fehlt De 7 Waz bis 8 hät. fehlt Gr 8 só ] wan Eb vermisset bis hät. ]
vermisset etc. Dereliquit / me virtus mea et lumen oculorum / meorum non est mecum ps.
(= Ps. 3?,11) / Mein kraft hat mich verlassen / vnd das licht meiner augen ist / nicht pei mir N.
vnd god sick Eb vnd er sich Kas hat xi Pr heft C(apitulum) xj Eb 9 Du solt
w. N4 du dat w. Eb daz] das daß B17 Prº daz du den willen gotes Kas guote
fehlt Gr enmagest Kas gemissen. ] uormissen Eb verlorn werden Ka4 10 Mér:]
Men Eb m Gr Aber N. enpfinden ] uolen Eb volent Gr des bis underwilen ] dat mot
sin vnde wilen Gr gemißet y vermisset Ka4 z sin underwilen ] czu etlichen czeiten sein N.
waenet bis 11 gegangen. ] menet vnder wilen dat god si ghans uorlaten Ebgot delet dicke alse eft
he si vore gegangen Gr 10 waenet dicke, last sich beduncken y maynet d. Pr1 11 si bis 225,2
hieltest. ] sey für gangen so er doch nache ist nv was soll es danne tvn Du solt eben tun das
selbe recht als du tetest da du werde yn dem aller grosten troste ler dich lassen so du in leiden
pist vnd halt dich yn alle weise als vor N. 11 sey vergangen M17 Pr1 daz selbe fehlt Gr

224
Die rede der underscheidunge

taetest, dä dü in dem groesten tröste waerest; daz selbe lerne tuon, só dü in


dem meisten lidenne bist, und halt dich in aller wise, als dü dich dä hieltest 42.
10
Ez enist kein rät als guot, got ze vindenne, dan wä man got laezet; und wie
dir was, dó dü in zem lesten hätest, alsó tuo nü, die wile dü sin missest, só
vindest dü in. Mér: der guote wille der enverliuset noch envermisset gotes
555,7
niht noch niemer. Vil* liute sprechent: wir hän guoten willen, sie enhänt
aber niht gotes willen; sie wellent haben irn willen und wellent unsern her
15
ren léren, daz er tuo alsó und alsó. Daz enist niht ein guoter wille. Man
sol an gote suochen sinen aller liebesten willen 144.
Des 45 rämet * got in allen dingen, daz wir den willen üfgeben. Dó sant 10

Paulus mit unserm herren vil gekósete, und unser herre vil mit im geredete,
daz entruoc allez niht vür, biz daz er den willen üfgap und sprach: 'herre,
waz wilt dü, daz ich tuo?" Dó weste unser herre wol, waz er tuon solte.
12 f. Act. 9,6
1 tet Kas dä bis tuon, fehlt Ka4 (abgeglitten) grossen M17 warest M16 warst
M17 Prs wasest Fºy were Kas daz] da B7 lere don Gr lere ok don Eb só ] als Kas
wen Eb wan Gr in*] an M17 2 dem ] deinem Kas meisten ] aller m. Gr minsten Bso
dich dä] di Eb dich fehlt M17 (da p. and. Hand auf d. Rand Pr1) dich da selben y hieltest. ]
haltest M17 heldest Gr haddest do du in dem hoghesten uolen werst Eb 3 Ez ] do M17
nen EbGr got" fehlt Eb dan ] alzo Eb fehlt M17 wä bis laezet; ] man wo got lest M17
wor du got letest Gr wie vnd ba da man in lasset N. wä] da M16 und fehlt N
4 dir ] di Gr dem Ka4 in ] got Pra in bis hätest, ] to dem besten ene haddest Eb
zu leczten M17 zu leczest Kas lest Gr tuo] du M1e thun Kas nü, ] jm B17 Pr Pr2
in M17 vermissest zy 5 in..] in wider Prº in aller erste N4 Mér: ] Wente Eb
fehlt N4 w. verlüret got nicht noch vermisset sein yn kein weise vil N. verlaßt M16
en / misset Kas ne misset Gr 6 noch niemer. ] kein zeit Kas fehlt EbGr wir hän ] se
hebben GrN14N4 guoten] enen g. EbN4 sie bis 9 willen. ] se wolden gerne dat
eyn alßo efte alßo were vnde dat se god alßo voleden vnd wolden alßodane wijse vnd alßo
dan gud hebben jd is allent nicht men eghene wille se ne hebbet nicht guden willen mense
willet hebben eren willen vnd willet vnsen heren leren dat he aldus vnde alßo do wij scollet
an gode soken sinen alderleuesten willen N14 6 sie bis 7 sie ] Mer nochtant ende hebben wi
ghenen goeden wille Want si De 7 aber ] ouer vor 6 sie Eb fehlt Gr gudes Gr willen; ]
willens M16 eren eghen w. EbN. irn ] onse De unsern ] den N. 8 lernen Mia FeyB7
Pr lern Pr2 he en (hi hem De) alzo efte (vnde Gr) alzo do (doen De) EbGrDe Daz]
Dises N4 Dese mensce is onrecht noch dat De niht fehlt Eb wille. fehlt M17
9 an bis 10 got ] süchen den willen gottes so ist ym recht got remet dises N. 9 an ] den De
10 Des bis dingen, das gat vns allen M17 Des ] das Ka4B7 Pr Pr2M16 Diß y vnd dat Eb
vnde des N14 rämet] remet Kas rempt Pr1 remt Pr» riemt B17 ramen EbN14 meint x y be
geret De got fehlt EbN1- wir den fehlt Ka4 den ] vnssern N. vnsen N14 Devn
ses Eb willen fehlt M16 üfgeben. ] vth ghan Eb 11 paul GrEbN1 herren fehlt M17
vil" fehlt F„De kosede EbGrN14M, gerette Ka4 geret N. sprac De unser bis 12 er ]
er (über d. Zeile) wider vmb mit ym das half alles nicht pis er N. 11 herre fehlt M17 Vil?
fehlt GrDe geredete, redede EbGrN4 fehlt De 12 entruoc ] de.de he Ebne dede Gr
N14 en halp De allez ] in alles Kas vür, biz] virbas B17 vür fehlt GrN14 wente Eb dan De
daz” fehlt Gr den ] sinen EbDe ouer gaft Ebouer gaf GrN14De 13 dü bis 226,2 niemer ]
du auß mir machen Also das vnser frawen der engel erschein vnd nach vil rede die sie mit ein
ander hettent das het sie alles nicht ein N. 13 Dó bis solte. fehlt M17N14 Dó ] Ok Eb
weste ] wste Eb wisede eme Gr wol, fehlt Gr tuon bis 226,1 erschein: ] mit hem
doen wolde Doe den engel onse vrouwe die boetscap bracht De

15 Eckhart, D 5 225
Traktat 2

70
Alsó ouch, dó 147 unser vrouwen der engel erschein: allez, daz si oder er ie
geredeten, daz enhaete sie niemer muoter gotes gemachet, sunder, als balde
25
si irn willen üfgap, alzehant wart si ein wäre muoter des éwigen wortes
und enpfienc got alzehant; der wart ir natiurlicher sun!”. Ouch enmachet
kein dinc einen wären menschen äne daz üfgeben des willen. In der wär
heit, äne üfgeben des willen in allen dingen só schaffen wir niht mit gote *
alzemäle. Mér 150: kaeme ez alsó verre, daz wir allen unsern willen üfgaeben
und uns aller dinge durch got törsten verwegen, üzwendic und inwendic!",
só haeten wir alliu dinc getän und niht é!”.
10 Der 15° liute vindet man wénic – sie wizzen oder enwizzen niht –, sie

1 Alsó ] vnde also Grfehlt Eb dó bis erschein: ] alse de engel vnser leuen vrouwen
entschen Eb frawen Sant maria der Prº oder bis 3 muoter ] tegen den engel sprac
dat en maecte haer niet gods moeder Mer alsoe haesteliken als si den wille ouer gaf ende
sprac my ghescie na dinen woerden doen wert si te hant moeder gods van De 1 oder ]
vnd Ka4 y oder er fehlt M16 er ] der engel Kas fehlt M17 ie ] gy auf d. Rand nach
getr. Gr mit ain ander y Pr1 fehlt Eb N14 2 geredeten, geredte F, getet oder geredt Mis
sprack Eb hat M17 ny N14 zü ainer m. y sunder, bis 3 alzehant] sie het danne
iren willen auf gegeben vnd dar vmb als palde sie das tete zehant N 2 als] so Eb balde
sie ] balde alse se GrN14M17 Pr Prs pald vnd sie Kas drade alse Eb 3 ouer gaft Ebouer
gaf GrN14 alzehant] als czehand F da zü hand y czehand Misalto hant do Gr si* bis
4 wart fehlt N14 (Homöoteleuton) 3 si ein ] die M17 ein fehlt B,7 Pr1 Prs wäre fehlt
M17 EbGrN4 des éwigen fehlt Eb wortes ] gottes wort M17 gottes F2Kas Eb 4 und
bis sun..] vnd entfengh alto hant dat ewighe wort godes vnd sone De er do ok warten en (!)
tuclik (?) vnd (vnd auf d. Rand) naturlik sone Eb und] ende si De enpfienc bis 5 dinc ]
enpfinge warlichen got vnter yrem herczen kein ding macht N. 4 got alzehant; ] alto hant
godes sone Gr zühand Ka4M16 der wart ir ] ende hi wert hoer een De der bis
sun. fehlt y war F2 ir ]ir ein Kasere en Grer eyn N14 natiurlicher ] tijdlik vnde
eyn naturlik N14 Ouch bis 5 willen. fehlt N1. 4 Ouch ] Ok so GrDe 5 kein bis daz ]
den mensche geen dinc eer ghewarich dan dat De einen ] kain B17 kainen M17 einen
wären menschen ] e. w. gotlichen m. N4 ene ware ee Gr äne ] Mer Gr fehlt F2 OU1Er

gheuent Eb vp gheuent Grauß geben M17 In bis 6 dingen fehlt Eb 5 In bis 6 willen
fehlt y (Homöoteleuton) 5 wärheit, ] w. gheseit De 6äne ] on dz zN. sunder daz Kas
sunder en war (ghewarich De) GrN14 De ouer gheuent GrN14 De in allen dingen fehlt
GrN14N4 in ] zu Kas só bis 7 alzemäle. ] wie mit do nit alcze mal M17 6 schaffen ]
ne sceppe Gr schippe EbN14 schiken Kas niht bis 7 alzemäle. ] noch en vorderen alte male
mit gode niet De mit got nichcz da (da ] als Kas) zü mal y 6 mit bis 7 Mér: fehlt N.
7 alzemäle. ] to male Gr fehlt EbN14 kaeme bis 9 é. ] kumpt es aber also ferre das wir
warlichen vnsern aygen willen auf geben vnd vns also aller ding durch got verbegent so möcht
wir alle ding mit seiner hilffe getun N. 7 kaeme bis daz ] komens alzemol also wer das
das M17 kaeme ez ] quemen wi De kome Pri Prº Kas so verne Eb verre, ] so
wer B7 fehlt Fs allen bis üfgaeben ] to male vnsen willen ouer gheuen Gr vnsen willen to
male (ghans Eb) ouer geuen N14Ebons al ende altemael ouergheuen De 8 aller bis ver
wegen, ] allen dingen wouden ghetroosten De got] ene GrN14 törsten verwegen,
dorsten er trosten Gr trosteden N14 verwägen Me erwegen z Kas ergeben oder erwegen F.
beyde uthwendich N14 9 hadden wi De hebbe wij N14 alliu ] al Deaf Gr dinc
fehlt GrN14 De é. fehlt M16 10 Der bis 227,2 wille. fehlt N4 10 Der ] Deser De
Mer de Gr menschen Ka4 wénic bis 227,2 wille. ] wenige die also stant sie woltent als
gern also vnd also vnd großes enpfinden haben die weiße vnd die haben das gut vnd das haben

226
Die rede der underscheidunge

enwölten, daz in alsó waere und daz sie grözer dinge enpfünden, und wölten
die wise und daz guot haben; ez enist allez nihtes dan ein eigenwille 154. Dü
söltest dich gote genzliche 155 ergeben mit allen dingen, und dä enruoche dich,
waz er tuo mit dem sinen 56. Ez sint tüsent menschen töt und in dem himel,
25 19,1 die nie in rehter volkomenheit irs willen üzgiengen 157. Daz waere aleine ein
volkomener und ein wärer wille, daz man ganz waere getreten in gotes willen
und waere äne eigenen willen; und wer des mèr hät, der ist mèr und waer
licher in got gesetzet 158. Jä159, ein Ave Mariä gesprochen in dem, und dä der
mensche üzgät in dem sin selbes, daz ist nützer dan tüsent psalter gelesen
äne daz; jà, ein trit waere bezzer in dem dan über mer gegangen äne daz160. 10

Es ist nicht anders dann ein aygner wille N. 10 sie” bis 227,1 und*] die aldus ghelaten
willen wesen of siin onder den wille godes si wetens of si en wetens niet mer men vinter
vele die De 10 wetent edder ne weten is nicht Gr oder ] oder sie Ka4B17
1 enwölten, ] wöllent F2 wolden gherne GrEb in ] im M17 alsó waere ] also wär
oder also wär y alzo (dahinter Auslassungszeichen, auf d. Rande: efte alzo were) were Eb
sie bis enpfünden, ] se godes also voleden Gr grosse M17 grösser FB7 enpfünden, ]
enpfinden M17Bao also enpfunden Kas be wunden vnd dat se god alzo volden Eb (sieh oben Gr)
wölte F„B7 wolde Eb 2 die wise bis haben; ] alsulke wise vnd sulken ghud hebben Eb
aldus dane wise vnde also dan gut hebben Gr die wise und ] dat manier of De
und ] oder Kas das oder z guot] gute Kas fehlt Prº ez ] das M17 ende dat De enist]
sy F2 allez fehlt De ein fehlt Pr EbGrDe aygner F2M17 Pr1 Pr2 ainiger B7
wille. bis 8 gesetzet. ] wille al dat si doen Die ghelaten mensche in gode die sinen wille in
god gegeuen heeft ende dien hen ouer gegeuen heeft dienen acht niet wat god mit hem Want
het is alle siin wille wat god op hem verhengen wil beide in der tijt ende inder ewicheit De
3 solt N4Kas Ebsolst Pr1 Pr2 gote fehlt M16 (Zeilennoechsel) ghans vnd ghar ouer gheuen Eb
gants vnde to male ouer gheuen GrN14 mit bis enruoche ] Du solt nicht dises oder das erwelen
Er weise wol war czu er dich für sechen hat Rüch N4 und bis 4 sinen. ] vnd denne nicht
achten wat god dë sinê (synnen N4) do EbN14 3 dä] du Kas denne Gr fehlt y dich, ]
dich denn y fehlt Ka4 4 waz ] wie N4 dem* ] den Ka4 Kas tüsent bis und ] tausent
vnd aber tausent menschen in der helle vnd N. und fehlt M17 Pry hemmelrike N14
5 nie ] noch n. GrN4Eb in bis üzgiengen. ] in rechten volkomen (volkomen fehlt GrN4) willen
komen (ne [ne fehlt N14] quemen GrN4) KasGrN. volkomenheit ] gelassenheit vnd v. N.
auß / gangen M17 Daz] Dit GrN14 aleine ] aber N4 ein fehlt M16 6 volkomener bis
wille, ] warer vnd ein (ein fehlt Eb) volkomner wille Kasz EbN war vnde en recht wille Gr
recht vnde gans vullenkomen wille N14 daz bis 8 gesetzet. fehlt N14 (doch sieh oben zu
S. 218,11) 6 man nv gancz wer in gegangen in N. gereten Pr2 in den willen go
des EbGr 7 und bis willen; fehlt M17M16 Bao (Homöoteleuton) waere ] also stunde N,
mér* ] aller merst N. mér* bis 8 in* ] nv aller merst in N 7 mer vnd mer w. F2 II GI'

vnd über d. Zeile Ka4 warlichen Kas Kas 8 Jä, ] Jn der warheit N. fehlt Eb in* bis
9 nützer ] in dem vnd aus dem do der mensche ym selber aus get ist peßer vnd nüczer N.
8 in* bis 9 mensche] na dien dat die mensche De 8 dem, bis 9 selbes, ] dem synne
selbs M16 8 und fehlt GrN14 9 minsche des sinen suluen vth gheyt Eb üzgät] mer
auz get Kas GrN14 in dem fehlt M17 Pr1 Prs EbGrN14.De, über d. Zeile v. and. Hand B17 selb Prº
nützer ] nütz F. oerberlic De 10äne daz; ] aus aygem willen N4 jä, bis daz. fehlt De
(Homöoteleuton) jà, fehlt Eb trit bis 228,3 solte, ] trite eines solchen menschen wer
pesser denn ze rom oder vber mer geloffen in aygem willen Ein solcher gelassen mensche durch
got wer in der warheit gancz gesaczt in got vnd dar vmb wa man in fürpaß an rVte N. 10 ein
bis daz. auf d. Rand Eb in dem synne denn M16 geuarn Ka4 äne daz.] buten deme GrN.

15 * 227
Traktat 2

Der 16 mensche, der alsó ganz waere üzgegangen mit allem dem sinen, in 10

der wärheit, der waere alsó ganz in got gesetzet, swä man den menschen rüe
ren solte, dä müeste man got in dem érsten rüeren; wan er ist in gote alze
mäle, und got ist umbe in, als min kappe umbe min houbet ist; und wer mich
ane wölte grifen, der müeste min kleit ze dem ërsten anerüeren º?. Glicher *
15
wis, sol ich trinken, só muoz daz trank ze dem ërsten über die zungen gän;
dá vindet daz trank sinen smak. Ist diu zunge bekleidet mit bitterkeit, in
der wärheit, swie süeze der win si an im selber, er muoz ie bittern von dem,
20 4O
durch daz er an mich kumet. In der wärheit, der mensche, der des sinen
10 waere ganz üzgegangen, der würde alsó mit gote umbevangen, daz alle créa 556,7

türen in niht enmöhten berüeren, sie enrüerten got ze dem ërsten, und swaz
1 Der bis 231,8 Wan fehlt N14 1 der fehlt Eb ganz ] allzemal z Kas to male GrDe
waere fehlt Pr2De üzgegangen ] außgangen außgetragen z vthe ghan edder vthghedra
ghen Eb auz getragen KasGr voert ghegangen De all dem sin Ka4 alle dem sein B17 Pr1 Pr2
alle siné Eb allen (alle De) den synnen KasDe in der wärheit, ] Weerlic De 2 waere ]
voer De fehlt x ganz ] dep Eb deghere (!) Gr weerlic De fehlt Pri gesetzet, ]
seth Eb geseczt ist M16 gesetzt, darüber p. and. Hand: ver (e perschmiert) Fs fehlt De swä
man ] alsmen De swä] Dat wor Eb va p. and. Hand auf d. Rand Fs den ] dem Fs
rüeren ] anroren Eb to minnest r. Gr 3 dä ] so KasGrz EbDe muß Prº Pra in
dem ] to dem GrN, fehlt EbDe anroren Eb er bis 4 und” fehlt N 3 alzemäle, fehlt M16
4 ist nv gancz vmb N. umbe in, ] mid ome Eb min* ] menig F, fehlt Ka4 kappe]
cappe efte min rok Gr rock vnd myn lift vnd myn kappe Ebrocke De umbe* bis ist; ]
vmb mich ist KasGr is om my De vmb meinen halsß ist Kas min*] ain F2 ist; und
fehlt Eb und* ] so GrDe fehlt N. 4f. mich nv also wolt angreiffen N4 mi nu wolde an
gripen Eb mi woude ruren of aengripen De 5 ane wölte grifen, ] wölt angreiffen BºoM17 Gr
wolde begreiffen Kaz der ] he EbGr müst ymer czu dem ersten mein kleider a. N.
muste ok m. Eb ze dem ] am y fehlt De ersten male roren Eb anerüeren. ] rüren F2
EbGr an greiffen vnd rüren y aengripen of rueren De an greyffen M17 Czegleicher Mio
y B17 Also ze gleicher N. 6 só bis trank ] das tranck mvse N. dat moeste De dat mot EbGr
müst Ka, getranck y ze dem ] von dem y von B17 Kas mit dem Pr1 mit M17 Prs fehlt De
eerst De die ] mein N. gän; ] fleten Eb fehlt Gr 7 dä ] So M17 Want ouer
die tonge De vindet bis bitterkeit, ] sneydet daz gepitterkeit Kas vindet ] empfindet y
nympt EbGr daz trank ] es N, getranck z gesmack M17 Prº ist aber d. y
bekleidet mit ] onghesont van De geclaidet B7 Pr Pr„EbGr in bis 9 kumet. ] uorwar
se mod ok bitter werden wo sote de dranck an sick sulues uan dem dar dorch he quam in
my Eb 7 f. in der wärheit, fehlt De 8 s. dann der N. sote ok de Gr si] ist
xyN. De an ] in GrDe ez müße Kas ie ] nu Gr mir N4 fehlt De bittern bis 9
kumet. ] bitter von dem durch gan sein Mo bitter werden ende siin vander bitter tongen De
8 bittern Prº ] bitter F„B7 Pr pitter werden y KasM17EbGrN„De bitter sin Ka4 von dem,
fehlt Bao 9 durch fehlt M,7 dar dorch GrN. an ] in N4Gr quam Gr kome Kas
kumet. bis 10 üzgegangen. ] kumpt Also ist es auch hie Aber der mensche der do sein selbs gancz
wer außgangen N. 9 der ewighen (ewighen auf d. Rand nachgetragen. Eb) w. GrEb In
bis 10 üzgegangen, ] Weerlic die siins willen woert wt gegaen in god De 9 der*] welk Eb
ain F- sines Gr 10 der ] vnd der F2 würde ] w. nv N. were EbDe U1 II -

bevangen, alsoe ombeuaen De gancz vmb fangen N. creatür xyzGrN. 11 in bis berüeren, ]
in in mochten getrawen M17 niht ] n. mer N. möcht x en mochte DeGr gerüren
KasB,7 PrPrº N. roren GrDe anroren Eb sie bis érsten, ] sie hetten danne got zu dem ersten
berüret N, enroren EbKas ne toreden Gr ze dem érsten, ] eerst De ze] mit M17
Prº Pr» ersten an vnd M16 und ] want die aldus siin in god gelaten Soe De

228
Die rede der underscheidunge

an in komen solte, daz müeste durch got an in komen; dá nimet ez sinen


smak und wirt gotvar”. Swie gróz daz liden si, kumet ez durch got, dar
under lidet got ze dem ërsten 65. Jä1", in der wärheit, diu got ist 167, niemer
enist ein liden só kleine, daz dä gevellet üf den menschen, als verre als man
ez in got setzet, ez si missevallen oder widerwerticheit, ez enrüere got äne
alle mäze mèr dan den menschen und ez ensi im mér wider, als verre als ez
70
dem menschen wider ist. Aber *, lidet ez got umbe ein solchez guot, daz
er dir dar inne hät versehen, und wilt dü daz liden, daz got lidet und durch
in kumet an dich, só wirt ez billiche gotvar, ez si småcheit als ére, bitterkeit
als süezicheit und daz meiste vinsternisse als daz klaerste lieht 169: ez nimet 10

1 an in* ] hem De an“) also in N, in!] den minschen EbGr sol KaszEbGrDe
müß KaszEbGrDe got fehlt Eb an* ] eerst aen De in N4 ez fehlt De 2 ge
schmack Bºo wirt bis Swie ] dat wort dan recht groot Ende daer om hoe De gotvar.]
gat formig (über m Rasur?) M17 golt farb Kas Swie ] vnd dar vmb wie N. gróz fehlt M17
(Zeilennwechsel) si, ] ist N. sey p. and. Hand auf d. Rand Pr1 kumet bis 3 ërsten. ] lidet
god den eersten soe lidet ooc die mensche mit recht alst aen hem comet De 2 kumpt
dor g. Gr ez ] es danne also her N. 3 under ] wider M17 vnder so Eb vnder (nder ge
tilgt, p. and. Hand v zu so geändert) Ka, lidet got] er leidet N4 érsten. ] ersten so
lidet ok de minsche billichliken alse id an ene kumpt wente got lidet to dem ersten Gr Jä,
bis 9 só ] es wirt gotfare yn der warheit die got selber yst Es ist kein leiden so klein das nv auf
den menschen vallet es sey dises oder das misvallen oder behagen als verre als man es mit
gedultyn got seczet es ruret got an allen czveifel E danne den menschen vnd es sey ym mer
wider dann dem menschen also leidet es got durch dich das er dich dar durch zihe czu ym
wilt du es leiden durch in Durch das N. 3 Jä, fehlt De diu bis 4 enist] es ist nimmer M16
5 diu got ist, J getilgt bis auf Buchstabenreste Pr fehlt De diu] dat Gr dar Eb da Kas fehlt Ka4
niemer bis 5äne ] nimmer en vellet geen liden soe groot op den mensche ende si gode tegen ist
dat si den mensche tegen si Ende ten ruere god sonder De 3 niemer bis 4 liden ] do ist nymmer
kein l. Kas 4 ein ] kain z nen Gr als* bis 5 setzet, ] alze me dat in godsetten mach lident Eb
alse men in got nen lident setten ne nemach Gr 5 seczte Ka5 ez*] das F2Kas EbGr si bis
widerwerticheit, ] sey groß oder klain y si] iz Eb mishagen KasEbGr weddermot Eb
äne alle ] an an (2. an über d. Zeile nachgetragen) alle Ka4 an in aller y an aller M17 alle fehlt Gr
6 mér" fehlt M17 und bis 7 ist. fehlt De 6 ez” fehlt Kas mér* fehlt B17Eb als?
fehlt Pray 7 wedder den minschen iz EbGr menschen v. and. Hand über d. Zeile Kas
Aber, bis 8 dir ] mer nochten soe verhenget god om alsulc goet als hi den mensce De
7 Aber, ] vnde Gr als M17 ez ] io Gr got über d. Zeile Ka4 ein solchez ] alsulken Eb
alsulk Gr ein fehlt B17 guot, fehlt Pr1 (Zeilennoechsel) daz er] alse he EbGr 8 dir ]
ym KasGr dar inne ] ynn Kas uor seen EbGrDe und" bis 9 dich, ] vnde wil it
denne got vnde kumpt dor ene an dic Gr Wantet god lidet eerste ende daer goet aen ons co
met De 9 kum M17 ez” bis smächeit] dat liden van recht alsoe suet ende godlic Alsoe
lief is dan versmaetheit De billichliken Gr gotvar, ] got / wer M17 godvar vnd sote EbGr
si] sein M17 smächeit bis 230,7 sehen. ] smacheit pitterkeit oder hertikeit Es sol alles dar
durch süsse werden in dir vnd licht als die finsternüsse in der klarheit der sunnen wann alles das
das solchen menschen czu kumpt daz nement sie nicht anders danne von got Dar vmb so smackt es
nicht anders danne got hye leüchtet das lichte in der finsternüsse des leidens vnd widerwertikeit
vnd die selbe finsternüsse des leidens begreiffet sie nicht in keiner hant vngedult wann der herre
ist mit yn N4 9f. schmachait oder bitterkait als süssikait Mo schmächhait oder pitterkait
oder er oder sießikait Bgo smaheit efte ere efte smaheit sunder ere bittercheit alse soticheit Gr
9 als ] edder Eb 10 als* ] efte Eb die größte v. Mo de minste (meyste Gr) dusternisse
EbGr die meeste bitterheit De dat alder klareste Eb klaerste ] meeste De ez] ende De

229
Traktat 2

allez sinen smak an gote und wirt götlich, wan ez erbildet sich allez näch im, 35
swaz an disen menschen kumet, wan er meinet niht anders und im ensmecket 75

niht anders; und 170 dâ von nimet er got in aller bitterkeit als in der hoehsten
süezicheit.
Daz lieht liuhtet in der vinsternisse, dä wirt man sin gewar. Waz 17 sol 40
den liuten diu lère oder daz lieht, dan daz sie es nützen? Só sie sint in der 20.1
vinsternisse oder die in dem lidene sint, só sol man daz lieht sehen 172. 2O

Jä, ie mèr wir eigen sin, ie minner eigen 17°. Der mensche, der des sinen
waere üzgegangen”, der enmöhte niemer gotes gemissen 175 in keinen werken. 5
10 Waere aber, daz sich der mensche vertraete oder verspraeche, oder daz solchiu

1 allez!] alß z al Eb fehlt De an ] in GrEb von M16 und bis 2 kumet, ] ende ver
beeldet hem sich al van gode ende wert godlic Soe wat dessen menschen toecomet De 1 ez ]
er Kas pildet Kas allez näch im, als mich im M1 al an gode Eb näch] an, dar
über nach Ka4 2 swaz fehlt Kas an disen Gr] in dussen Eb nü disem Kas disem xyz
kumet, ] zü kumpt y er bis 3 anders;] desse minsche menet efte secht nicht anders vnd
ome smecket nicht men god Eb 2 er] ez Kas Inaynet nicht anders v. and. Hand auf d.
Rand, im Text getilgt: nympt nicht vnd smecket Pr1 meinet] nymet Pra und bis 3 an
ders; fehlt M16 Gr (Homöoteleuton) 2 und ] dan god ende De im fehlt Kas De CIl

smecket bis 3 von ] ander niet en smaect dan god soe De 3 anders denn got vnd y und
fehlt Pr Eb dä von ] dar vmme so (so fehlt Eb) GrEb in* ] eerst in De aller ] die
alre meeste De alle (fehlt Eb) der grottesten GrEb hoehsten ] aller hechsten Bso meester De
4 suetenissen De 5 Daz lieht liuhtet ] daer licht dat licht dat De licht dat l. Gr in der ]
in die F, fehlt Eb (Zeilennoechsel) vinsterkeitt Kag dusternisse EbGrDe ward F2 Musy
man fehlt M17 (Zeilennoechsel) Eb sines ghewart Eb sin] des De solt F2 6 diu
bis lieht, ] dat licht of die duusternissen der leeren (of die d. getilgt.) De diu lére oder
fehlt y dan bis nützen?] men dat se des ghebruken vnd sick dat nutte maken Eb wen dat
se sic dat nutte maken Gr es ] daz Kas nützen? ] oerberen sullen De S6 bis 7 sint, ]
wen se in der dusternisse efte (in bis efte fehlt /Homöoteleuton/ Gr) in dem lidende syn EbGr
6 Só.] als Kas De vnd M17 das Pr1 Pr2 dz getilgt, darüber so B17 der fehlt De 7 duuster
nisse De oder ] dowirt man sein gewar (das Ganze getilgt, zurückgeglitten auf Z. 5) ader Pri
Aber Kas die fehlt Prº De dem fehlt y De lidene ] liecht M16 sint, fehlt Prº De
sol bis sehen. fehlt De 8 Jä, fehlt EbGrN„De wir ] ver p. and. Hand auf Rand F2 wie De
sin, bis eigen. ] siin gods soe wie mn (!) eighen siin ons selues De m. got vnser eigen ist
der N4 der bis 9 waere ] de alzo (aldus Gr) des sinen were (were des sines Gr) EbGr der
das seinen wer gancz N. die siins selues waer te mael De 9 voert gegaen in god Die en
mocht De ne mochten Gr niemer gotes] god nimmermeer De got verlieren noch
sin vermyssen Ka4 uormissen Eb geniessen F2M16 keinen werken. ] keinê werk Kas
kain wercke Mio kainen seinen wercken M7 keinen guten wercken N. ienighen creaturen ar
beyden efte dinghen Eb genighen dinghen Gr 10 Waere bis 231,3 läzen.] gescheche aber
das icht her nach daryn file das nicht recht were das man an dem anefange nicht meinte so
müst von not got den selben schaden czu dem ersten auf sich nemen Dar vmb so solt der
mensche das selbe gut werd« yn kein weise ablassen N. 10 Waere aber, Ende weert De
aber ] id ouer Eb aber wol M17Prº Kas aber (dahinter Lücke) Pr1 wol B17 Gr der ] desse Gr
vertraete ] uorgrepe Eb De ußspreche F, inspreke De daz*] daz wol Ka5M17Prº Prs dat
em Eb wöl B17 solchiu bis 231,1 waere: ] hem wael sommighe dingen in vallen mochten
die onrecht weren De

230
Die rede der underscheidunge

dinc dar in vielen, daz unreht waere: die wile daz got daz beginnen was in
dem werke, só muoz er von nót den schaden üf sich nemen, und dü ensolt
10 din werk dar umbe deheine wis niht läzen 176. Des 177 vinden wir ein bilde
an sant Bernhart und an vil andern heiligen 178. Solcher invelle enmac man
in disem lebene niemer ganz ledic werden 179. Dar umbe daz etwenne raten
under daz korn vellet 180, dar umbe ensol man daz edel korn niht verwerfen.
15
In der wärheit, dem reht waere und mit gote wol künde, dem würde alliu
solchiu lidunge und invelle ze grózem vrumen. Wan den guoten koment alliu
dinc ze guote, als sant Paulus sprichet, und als sant Augustinus sprichet”:
»jä, ouch die sünden«. 10

8f. Rom. 8,28

1 vielen, ] willen getilgt, dahinter villen B17 uellen EbGr de dar (dar fehlt Gr) vnrecht weren
EbGr die bis 2 nemen, fehlt De (nachgeholt hinter 3 läzen.) 1 die wile ] Noch dë male Ebna
deme Gr wile fehlt B7 daz* fehlt B17 daz beginnen ] dz begin B7Prº Prº daz begynne Kas
din erste beghin Gr syn erste anbeghyn Eb begint M17 in dem beginné Ka4 was ] wäre Mis
in dem werke, ] in den wercken B17 fehlt EbGr 2 muste Kas must M17 Pr1 Prs er ] god EbGr
von nöt] v. n. wegen Pray fehlt Eb Gr von M17 2 f. vnd he schal syn w. Eb 2 und fehlt De
3 deine w. Ka5 De dar umbe fehlt Ka4 y, hinter dar vmb Lücke durch Rasur Pri deheine
wis] in kein (kainer zy ienigher Eb nene Gr) wiße Ka4zyEbGr fehlt De niht
fehlt GrKas läzen.] laten Want god dat begin ende die sake van deser werelt is so moet
hi van node den scade op hem seluen nemen De (sieh oben!) Des bis 4 heiligen. fehlt y
3 Des] dz B17 vintmen De ebenbild Mie 4 an * ] in EbGr Erhart Kas und
bis heiligen. ] der brediget czu einem male etc. N4 an*] in Gr vil fehlt Kas Solcher
bis 5 ganz ] wente sulkes anfals kan me nicht gentzliken in dessem leuende Eb 4 Alsulker Gr
Alsulken De inualle DeGr 5 in bis ganz] zü mal in Disem leben Nymmer z in disem
lebene fehlt Ka4 niemer ganz ] nymmer zu mal Kas to male nicht Gr niemer ] niet De
ganz fehlt F„Prº Prº De werden. ] sten N4 Dar bis 6 umbe ] Mer doch dat een caf valt
in goet coerne daer om De wann alczeit nv etwas raten vnter dem guten korn waschset vmb
des willen N. 5 vnd dar vmby etwenne raten ] gichtes wat kaues Grichtz wanne wat
radels efte vnreyns Eb etwaz ratwen Kas rauten getilgt, dahinter ratten F, räten M16
6 under ] wider M17 vallent F2 M17 Pr dar umbe ] dar vmb so M17 so Gr fehlt Eb
daz? fehlt x edel fehlt De 7 d. gancz recht w. N. dem!] den M17 und bis 10
sünden«.] der sich nicht süchte der got allein meint der erschrecke nicht jn leiden wann es ym
got czu grossem frumen gibt vnd als sanctus augustinus sprichet Ja auch den vale der sünden
etc. N4 7 wol] gar w. Kas künde, ] were efte konde Eb were Gr conde omme gaen De
7 dem* bis 8 vrumen. ] Die en worde alsulc invalle nummer sonder grote vromen ende baten De
7 wurden KaszGrKag were Eb 7 f. alliu solchiu lidunge] all sollich l. M17 alsulke 1. Gr alle sölli
chen liden F2 alsulk lident Eb alles söllich leiden Bao als solchs leiden Kas alle solliche ledig B17
8 und ] vnd sulche KazzEb alsulke Gr in fal Eb ze grózem vrumen.] to grotem fra
men vnd grot vroude Eb alto grot vrome Gr formen M17 Wan ] von M17 den ]
deme N14 GrM17 den guoten] den (dem Kas) gerechten mentschen y den minre gods De
kumet Pr1 Pr2GrN14 De kañ Eb 9 zü gütem M16Eb zü gott B17 als bis 10 sünden«. fehlt De
9 als bis sprichet”, fehlt zEbKasGrN4 sprichet”, bis 10 sünden«.] spricht ja auch die sünd als
Sannt augustein spricht y 9 und fehlt EbN14 als*] Alse ok N14 auch Mis fehlt Ka4 Sant”
fehlt M17Eb sprichet*: ] secht N14 fehlt Ka4M1s 10 »jä, bis sünden«. fehlt M16 die
sünden«. ] die sunde B17 PrPre der sund (radiert?) M17 den sundigen Kas de (fehlt GrN4) sunde
in der warheyt heft ghud ghedan EbN1-Gr

231
Traktat 2

12. Da z” ist von sünden, wie man sich dar zuo halten sol,
ob man sich in sün den vin de t.

In der wärheit, sünde haben getän enist niht sünde, ob sie leit sint. Der
mensche ensol niht sünde wellen tuon umbe allez, daz geschehen mac in zit
oder in éwicheit, weder toetliche noch tegeliche noch deheine sünde 18°. Der 557,7

mit gote wol künde, der sölte alwege anesehen. daz der getriuwe minnende 25

got den menschen hät bräht üz einem sündigen lebene in ein götlich leben,
üz einem sinem viende hät gemachet einen sinen vriunt, daz mér ist dan ein
niuwez ertriche machen *. Daz waere der meisten sachen einiu, daz 185 den

1 Daz bis 2 vindet. ] Hoemen den mensche holden sal naden sonden vij De fehlt GrN4
1 Daz] Diß Ka4Kas Daz bis sünden, fehlt zEbN, von den s. Kas dar zuo] dan B17
fehlt M17 PrPr„EbN, solt B17 2 ob ] als Kasz N. wan Eb vindet etc. etc. etc. Kaa
vint CKapitulum) xij Eb vint xij Pri findet peccaui / ych hab gesündet N. 3 In bis sint.
fehlt Kas 3 In bis 4 daz] Nicht willen sundigen wente dat (dat] de N14) ne solde de
minsche nicht willen don vmme dat (vñe alle d. N4) GrN14 3 sünde * bis sint. fehlt De
enist ] dz (das das Prº) jst z sünde, ] groß N. ob bis sint. ] es sey leyd sund M17 ob
sie allein l. s. N4 Der bis 4 sünde ] geen sonde en sal die mensce De 3 Der ] do der M17
4 solt B17 Pr1 Pr2 nicht wellen sünden vmb alles das das do g. N. sunden Pr1 al De
daz fehlt Kas mochte EbGrN14 De in ] in der M17 an GrN14 zeité Kas 5 oder ]
noch KasDe vnd N4M17 GrN14 in ] an GrN14 weder bis sünde. ] noch dotliken efte dech
liken noch ienighe sunde Eb nochten (noch N14) dotlik nochten (ten radiert ? noch N14) degelic
Nochten hebbet gesundiget (hebben ok de sundeghet N14) GrN14 aber ist er gefallen so sol er
wider vmb auf sten N. weder ] noch De (über d. Zeile) noch deheine sünde. fehlt De
Der bis 6 daz] Tis wonder dat hem die mensche mach ontholden dat hi hem seluen niet ont
fenct in starker groter mynnen Als hi aensiet dat hem De 5 Der ] de dar Ebdo M17 wer N.
6 wol] wol reden GrN14 künde, bis 233,4 Jä, ] konde (konden GrN4) vnd (fehlt Gr) ok
(ok] dat GrN14) were ok wol (ok wol fehlt Gr) der grotesten (mesten N14 Gr) sake en de (de ]
dat GrN14) den (dem N14) minschen scholde to go (an got GrN14) reytzen (setten GrN14) vnd
entfanghen scholde an godliker (groter GrN1) leue (minne Gr) vnd gensliken (to male GrN1)
des (fehlt N14) sinen (sines GrN14) vth to ghande Alse sunderliken dat me anseghe (Alse bis an
seghe ] Vnde alse men dat ansut Gr wan he ansud N14) dat de truwen milde vnd leue god
(truwe minnede got Gr truwe god N1) den minschen heft ghebrocht vth enem sundighen le
uende in en (en auf d. Rand Gr) godlik leuent vth eynem sinem (l. vnde vte sime GrN1) viende
heft ghemaket (heft he g. N4) sinen vrunt dat dar (dar fehlt GrN1) groter iz wen ene nye
werltde (ertrike Gr) to maken Ja EbGrN14 6 künde, ] kumt M17 sich wil versünen N.
sol FaM16 y N4 alwege fehlt N. anesehen, bis 7 leben, ansechen sein trew Das der
ewige mynnende got den armen sunder also parmhercziclichen hat nv auß gefüret von einem
sundigen leben czu einem götlichen leben N. 6 daz der ] des M17 getriuwe minnende ]
barmherczig y minnende ] nymenden aus minnenden M17 libende Pr liebhabend Prs fehlt M16
7 den menschen fehlt De ghebracht De in ] an M17 Pr1 Prº ainé gottlichen B17
leben, fehlt De 8 üz ] ende van De einem fehlt y N. viende fehlt M17 hät
fehlt Ka4 einen ] ainem M17 fehlt y Ka5N4 sinen fehlt Ka4 (Zeilennoechsel) daz]
Ende De mér ] grösser Ka4 9 ze machen Ka4De schaffen N4 Daz bis 233,4 Jä, ]
Dises solt den menschen ganczyn got seczen Es ist ein wunder das der mensche da von nicht
enczündet wirt in starcker mynne zu got also das er ym selber nicht gancz auß get vnd got
dem herren nicht gancz anhanget jn der warheit N. 9 Daz bis 233,3 üzgienge. fehlt De
(sieh oben zu Z. 6 f.) 9 ains M17 daz ] die F2

232
Die rede der underscheidunge

30
menschen zemäle sölte in got setzen, und waere ein wunder, wie sère ez den
menschen sölte enzünden in starker grózer minne alsó, daz er des sinen ze
mäle üzgienge86.
Jä!”, der rehte waere gesetzet in den willen gotes, der ensölte niht wellen,
diu sünde, dä er in gevallen was, daz des niht geschehen waere; niht alsó, als
70 35
ez wider got was, sunder als verre als dü dä mite bist gebunden ze mèrer
minne und bist dä mite genidert und gedémüetiget, als daz aleine, daz er
wider got hät getän *. Aber dü solt gote wol getriuwen, daz er dir des niht
verhenget haete, er enwölte denne din bestez dar üz ziehen 89. Wanne aber
75 21,1 der mensche genzlichen üfstät von sünden und zemäle abekéret, só tuot der 10
getriuwe got, als ob der mensche nie in sünde enwaere gevallen, und enwil
1 alczu mol Kas sölte bis 2 enzünden ] in got seczen solt vnd in enzinden y 1 ein ]
nit ain M16 den ] dem Fe 2 menschen fehlt M17 (Zeilennwechsel) grózer fehlt Kas
er ] es x B17M17Pra des sinen ] sein M16 2 f. alczu mol Ka5M17 4 der wer gesetzt recht
in B17 der! . de dar Eb dem M17 dien De rehte ]icht Kas gesetzet fehlt GrDe
in bis gotes, fehlt De der ensölte niht ] dien solde De der* ] he GrN14 nicht wil
len haben die Kas niht ] in etliche wegen nicht N, 5 diu bis 7 minne ] das er nicht yn
sünde gefalle wer doch als vil sünde wider got ist so sol sie niemant gefallen Du pist nv gepun
den czu mer mynne denn vor N4 5 diu bis waere;] dat de sunde nicht gheschen were dar he in
uallen was Eb de sunde nicht willen ghedan (s. vngedan N14) hebben dar he in ghevallen was
dat (dat] vnde d. N14) des nicht gheschen were GrN14 diu ] das die y De sunde zu tün
da Kas daz bis waere; ] sunder er solt alle wegen begern daz ir nicht geschehen were Kas
daz des fehlt y De des ] das M17 es M16 niht” bis 7 gedémüetiget, ] Nicht sol er daz
also swere wegen damit er gepunden zu peyne ist vnd damit er genidert vnd gediemütigt
ist Kas 5 alsó, bis 7 gedémüetiget, ] alsoet (t über d. Zeile) en sal hem mishaghen dat hi tegen
den wille gads gedaen heeft Mer alsoe verre als hem die sonden ghebracht hebbe tot peni
tencien ende hi ouermits die sonden gheootmoedicht is De 5 als ] das M17 Pr1 Prs Eb 6 ez ]
er (r perschmiert) F2 M16 dat GrN14 was, ] ist geweßen y sunder ] besonder M1s men N14
als*] so Eb als” fehlt F2 Bso dü] dir M17 uorbunden bist Eb ze mérer minne]
to den (den fehlt Gr) pynen GrN14 7 dä mite] das mit Pradar durch N. uorneddert
Eb neddert N14 genottet M17 gemundrot (?) B17 othmodighet EbN14 geotmodiget Gr getümië
tigot B17 als bis 8 getän. fehlt yGrN14 DeN4 7 als daz aleine, ] Darumb M16 8 het
Pr1 hadde Eb Aber bis getriuwen, ] Also wol scaltu des gode truwen GrN14 Ende alsoe
wale salmen gode getruwen De Auer den scholtu Eb Aber fehlt y er sol Kas
solt auch g. y gote fehlt M17 dir bis 9 haete, ] dat niet en had ghehenget De dat nu
ouer di uerhenghet Eb des ny ne (ne fehlt N1) hedde vorhenget GrN14 dich also noch höcher
erheben wille anders er het es nicht verhenget vber dich N4 8 dir fehlt Kas GrN14 des ]
das Ka4 es M16 9 verheng (e geändert?) M17 haete, fehlt B17M17 en wouden De wil N4
denne fehlt yGrN14 DeN4 den dar . . . vth ten Eb din ] sein Kas Wanne aber ]
Want wanneer De aber ] nu Eby 10 der* ] eyn N14 von den s. Pr1EbGrN14 von ]
in sinen De und z. abek., fehlt N4 und ] ende hem De zemäle ] ghans Eb abe
kéret, ] afkeert van sinen sonden ende verkiest gode voert meer te dienen ende gode alleen
te leuen (über 1. e in leuen a p. and. Hand) De só tuot] so kert so dut Kas tüt dann
d. Ka4 der*] er F2B17 11 getrewest Mis got, ] in g. F2 als ] recht alß zEbGrN14N,
recht De ob fehlt N4 nie bis gevallen, in sonden niet (niet v.and. Hand auf d. Rand)
weer gheuallen ende gifte hem alte male quijt De nie ] nu Eb in sünde ] in sünden
F2 dar ein N4 in ] an Gr an de N14 und bis 234,1 engelten, vnde alle der sunde
der (der fehlt N14) ne wil he eme nummer laten en oghenblic vntgelden (eyn oghenblik vor
ghelden laten N14) GrN14 11 und . Er N4

233
Traktat 2

in aller siner sünden einen ougenblik niht läzen engelten, und waere ir als
vil, als alle menschen ie getaeten 190: des enwil in got niemer läzen engelten,
er 19 enmüge mit dem menschen alle heimlicheit haben, die er ie mit créa
türen gewan. Ob er in anders nü bereit vindet, só ensihet er niht ane, waz
er vor gewesen ist. Got ist ein got 9? der gegenwerticheit. Wie er dich vin
det, alsó nimet er und enpfaehet dich, niht, waz dü gewesen sist, sunder waz
dü iezunt bist. Allen den schaden und smächeit, diu gote möhte geschehen
von allen sünden, den wil er gerne liden und haben geliten vil jär, üf daz
der mensche dar näch kome ze einer grözen bekantnisse siner minne!” und
10 umbe daz sin minne und sin danknaemicheit deste mér und sin ernst deste 15

hitziger werde, daz billiche und dicke kumet näch den sünden.
1 in ] im Ka5M17 ome Eb aller siner sünden fehlt De aller fehlt N4 engelten,
ontgelden al De enthelden Eb und fehlt De waere bis 2 alle ] weer der sonden ooc alsoe
vele als alle die De 1 ir] er ok Grir joch N4 der ok Eb der N14 als ] so N4 2 als
fehlt Pr2 en minsche Eb ghedan hedde Eb des bis 4 gewan. ] Dises alles wil er
ym nymer verwissen wann er mag mit einem solchen menschen her nach alle die heimlikeit
gehaben die er ye gewan mit keiner creature N. 2 des bis engelten, fehlt zEbDe 3 er

enmüge ] vnd he mach Eb God mach ooc De mag Pr mocht M17 dem menschen ] dißem
m. y den m. B17 eme GrN14Eb alle die h. y KasGr die bis 4 gewan. ] de ye hilghe mit
eme hadde (hadde getilgt) wan N14 3 mit kainer (einer Kas) c. M16 Kas creatur Prs
M16 Kas 4 gewan. ] wan efte ienich hilge Eb Ob bis nü] Jst dat hi hem anders De Ob ]
Isset dat Eb anders fehlt Eb nü ] wo N14 fehlt z berede EbGrN14 bereitet Kas
vindet, ] funde M17 vint ende abel De só fehlt N4 er*] god EbN14De er in Bo waz er ]
alle dat N14 5 er fehlt GrN14 De gewesen ] gesin Ka4 ist. ] sey KasGr ist allein als
er nv ist N4 heeft De Got ist ] G. de is Gr Dat is God iz Eb so ist er Kas ein fehlt N14
got* Kas GrN4De ] güt alle anderen Hss. Wie ] alze Eb dich ] den menscen De 6 alsó]
Vnd also Kas soe De nympt vnd entfanghet he dik Eb er dich vnd F2M16 y N. hi hem
ende De er bis dich, ) he dik he ne entfang dik N14 dich, ] hem De niht, bis 7 bist. ]
Das du vor wast das pist du nicht dar vmb sol er auch dir fürpaß sein nicht nach dem pößen
sünder nach dem guten N4 6 niht, ] er sicht nit an (an fehlt Kas) y mit M17 Nicht so Eb
waz") alzo EbN14 welc Gr dü] die mensce De gesin Ka4 sist, ] pist zEbN14M16 heeft De
sunder ] mer GrDe men N14 oder Kas waz*] alzo Eb welc GrN14 7 dü] die mensce De
iezunt] nu jutto N14 nü De den (über d. Zeile) ieghenwardich Eb bist. ] is De Allen
bis 240,1 lebens. fehlt N14 7 Allen bis småcheit, ] Daer alle die scande ende versmaetheit De
den bis diu] de smaheit unde de scade de Gr vnd allen die (die auf d. Rand für getilgtes
dei?) smacheit N4 gescien mach De mag KasEbGrN„De 8 allen ] den GrN,
sünden, sünndern y sünder Ms fehlt Ka4 (Zeilennwechsel) den wil er ] die wil god De
den ] den über d. Zeile p.and. Hand Nº de EbGr haben ] heft EbGrDe vil jär, ] ouer
vele iaren De vil ] man nicht Eb manich Gr üf] allein N. 9 dar bis minne ] come
namels tot enen waren bekennen siinre sonden ende totenen rechten weten hoe ons god ghe
mint heeft in ewicheit De dar näch] dar vth Eb fehlt Gr czu einem grossen bekennen
N. to groterer b. Eb einer ] einem N4F2Kasz fehlt Gr grózen ] wären y erkantnus Ka.
kentnuß Fs und bis 10 minne fehlt zKas (Homöoteleuton) und umbe] vnd auch vmb
das N. fehlt y 10 umbe ] vppe Grfehlt Eb daz] das das M16N4 sin*] seyner M17
fehlt MeyEbDeN. danckperkait M16 z dancberheit De dank Kas deste! bis 11 sün
den..] te meer si ende om dat siin ernst te heyter wordete gode die seer coemt ende wasset
grotelic in den mensce van bekennisse der sonden De 10 deste bis deste ] vnd ernste dester
grosser vnd N. dester merer Kay der merer F desser mer M17 deste groter EbGr II1.ET

wäre vnd Mis und*] vnd greßer werd vnd y sin ernst fehlt Kas ernst] ernst to

234
Die rede der underscheidunge

Dar” umbe lidet got gerne den schaden der sünden und hät dicke geli
ten 95 und aller dickest verhenget über die menschen, die er hät versehen 196,
daz er sie ze grózen dingen ziehen wolte. Nim war! Wer was unserm her
ren ie lieber oder heimlicher dan die aposteln wären? Der bleip nie keiner,
er enviele in tötsünde; alle wären sie tötsünder gewesen 197. Daz hät er in
der alten und niuwen é dicke bewiset von den, die im verre die liebesten
nächmäles wurden; und ouch noch ervorschet man selten, daz die liute koment
ze grózen dingen, sie ensin ze dem érsten etwaz vertreten, und meinet unser
herre hie mite, daz wir sine gróze barmherzicheit erkennen und wil uns manen
hie mite ze grózer und wärer démüeticheit und andäht 198. Wan 199, sóriuwe er 1()
niuwert wirt, só sol diu minne ouch groezlichen geméret und erniuwert?00 werden.
vns EbGr deste*] ester B17 desser M17 11 werde, wird M17 werde bekant uan vns Eb
bekent worde van vns vnde entfenget worde in vns Gr fehlt M16 y und dicke ] dikke (auf
d. Rand) vnd uaken Eb vnd oft Ka4 y vnd gar d. N. näch] van Gr den sünden. ]
dem falle der sünden N4

1 got] er N4 gerne fehlt Kas De hat yn d. N4 dich B7 oft Ka4 y uaken Eb


geliten bis 2 dickest fehlt De geliten fehlt Gr 2 aller dickest fehlt N4 oftest Ka4 y
über bis 3 wolte. ] groter sunde vor de van den he hadde vore seen dat he se wolde then to
groten dinghen Gr 2 die menschen, den m. Ka4y den scade De die* bis versehen,
d.and. Hand auf d. Rande Pr1 dien hi voersien hadde De die ja versechen sint N4 versehen,
uor vth te sen Eb für sehen Kas 3 sie bis wolte. ] sie also her nach czu größern dingen
pringen wolt N. ze ] namels tot De grossern Pr1 trecken De wölle F, will Bso
solte M16 Nim bis 7 wurden; ] als sannt pauls vnd (als bis vnd fehlt Kaz) sannt peter vnnd
maria magdalena vnd ander vil jn der alten vnd newen ee die jm darnach vil die liebsten
wurden y 3 Nim bis was ] Dit merket wie weeren De was] were hinter heimlicher N4
vnsem leuen h. Eb 4 nie lieber vnd h. M16 lieber bis 5 gewesen. ] die liefste vrienden
of die heymelicste daer bleef weynich si en vielen in sonden die een meer dan die ander De
4 oder heimlicher ] vnd h. zN4 o. heimlich Ka4 o. himlischer F2 fehlt Eb oder ] vnd B7N4
die wirdigen a. N. de hilghen a. Eb wären? ] weren Gr Eb fehlt N4 Der bis 5 töt
sünde; ] vnd dar bleft doch nu nen ane dotsunde se uellen alle Eb 4 Der ] dar Gr nie
keiner ] en inich nicht Gr nie fehlt M17N4 5 in! J an Gr todsünden F2M17 alle ] Aber M17
alle wären sie ] a. sint s. GrN4 die da waren alle M16 Daz bis 10 andäht. ] Dises geleich hat
er auch vil in der alten E vnd in der newen e an mangem menschen beweisset die ym her
nach die aller liebsten wurdent Man erforschet es auch noch dicke vnd vil an den die czu gros
sen dingen kument das sie czu dem ersten etwas vber treten habent was meynet got da mit
nicht anders denn das wir sein gut vnd sein grosse parmherczikeit bekennen vnd das er vns
also da mit wil manen czu diemütikeit vnd andacht N. 5 Daz] Dit De er*] god De
6 alten ] alten ee KasEb alder ewe De und] vnd in der M17 Pr1 KasGrDe nyewer De é fehlt
Eb dicke ] dus De oft Ka4 bewiset] bewisen B7 bewiset vnd gheleden Eb geleden GrDe
den ] dem Eb den luden De im bis 7 wurden; ] namels veer die liefste sijn De 6 im ]
nun B17 Pr1 Prs verre ] vier F2 ferr warent M1o weren M17 fehlt EbGr alderleuesten Eb
7 nächmäles ] dar nach mauls F, Eb dar nach Kas vnd noch mals M17 fehlt Mis und fehlt M17 Gr
noch ] so Gr fehlt M17EbDe erfragt MeB7 PrPra er frang M17 fraischet KazGruor
uaret (?) Eb siet De daz fehlt Kag die liute koment] yemant coemt De 8 sie
bis vertreten, se hebben den tom ersten male itliker mate wez auerghetreden Eb hi en sy
ymmer yet gestoort of gheuallen De ze*] denn zü y vbertreten Kas meinet] dit
(über d. Zeile v. and. Hd.) ment De nemet Gr 9 herre fehlt M17 wir ] men De sine
fehlt M17 (Zeilennoechsel) erkennen ] bekennen Gr kennen Kas sullen aensien ende beken

235
Traktat 2

13. Von zweierleie ri uwe. 30 558,7

Diu" riuwe ist zweierleie: diu ein ist zitlich oder sinnelich, diu ander
ist götlich und übernatiurlich. Diu zitliche ziuhet sich alle zit niderwerts in
ein mèrer leit und setzet den menschen in einen jämer, als ob er iezunt ver
zwifeln sül, und dä blibet diuriuwe in dem leide und enkumet niht vürbaz; 35

dä enwirt niht üz 202.


Aber?08 diu götliche riuwe ist vil anders. Als balde der mensche ein
missevallen gewinnet, zehant erhebet er sich ze gote und setzet sich in ein
nen De 9 und bis 10 mite] ende ooc wil god ons mede vermanen De 9 und bis manen]
vnd vns mane M16 vnnd ermant (vermant Kag) vnns y wil fehlt xz uormanen Eb
10 hie mite] damit Bao fehlt z M16 ze fehlt F2 grózer und fehlt Ka4zy KasGr gro
terer Eb und wärer fehlt EbDeM1o othmodicheyt EbGrDe und*] vnder F. tho
grotem vlite vnd Eb vnde to wareme vlite vnde Gr andäht. ] tot gewaren ernst ende aen
scachticheit ewelic voert meer aen gode te leuen ende hem te mynnen De só bis 11 wirt, ]
wanneer die rouwe vernyet wort ouermids dencken dat men ghesondicht heeft De 10 só ]
wan EbGr de ruwe EbGrN4 10 f. ernewet B7Pr1 PrºKazN ernewent Kag uornighet Eb
vornyet Gr 11 diu bis geméret ] de minsche ok grotliken ghemerer entbrant Eb ouch bis
werden. ] ende die arnste ende die aendacht te gode vermeert werden De groezlichen
fehlt N4 geméret ] geoket Gr und erniuwert fehlt N4 ernewet B17 Pr1 Pr2 Kas Kag
genewert Bo vornyet Gruornighet Eb werden Amen N4
1 Von zweierleie riuwe..] Ondersceit van tween rouwen viij De Von dem vnterscheide der
rewe waz sey ein synlich rewe vnd ein gotlich rewe Kas Die rew ist czweyerley Cor me-/um
conturbatum est yn me ps. (= Ps. 3?,11) / Mein hercze ist betrübet in mir / N4 fehlt Gr
riuwe..] rew xiii Pr ruwe sinlik vnd godlik CKapitulum) xiij Eb rüw etc. Ka4 2 Diu ]
W(Initiale)ye M17 twierhande De zwifaltige N4 zitlich oder sinnelich, ] sinlic of
vleyschelic De zitlich ] czeitlichen N4 derlik Gr zierlich Kas naturlik Eb oder sinne
lich, ] vnd sintlichen N4 3 ist fehlt N. und ] of De zitliche] z. die M17 Pr1 zierlich
die Kas deerlike ruwe de Gr sinlike ruwe EbDe ziuhet] trecket De sich fehlt EbGrDe
alle zit fehlt z niderwerts ] niderwart Kas EbGr nider z her nider N4 vnder sich Ka4
in bis 4 und ] vnd yn mer vnd mer leit wann sie N. 5 in Jan Pr Pr» 4 mérer ] mer F2M16 Pr
Prº M17 grotter Gr grod Eb leide Ka4 laide M16 Bao Pr1 Pr2 leidcz Kag layden F2 B17 KasM17 leyt
ende droofnisse De setzet bis 5 sül, ] brenget den mensce daer toe dat den mensce dun
cket recht of hi ter seluer stont veruaren solde of verderuen De 4 setz Fs Pri einen ]
ain B7PrPrºM16 KasGr en grod Eb als ] recht N4 ob fehlt B17 iezunt] ghans Eb
fehlt z 5 solte M16 KasPr scole (?) Gr dä fehlt M17 diu riuwe ] das gemüt N4
in dem leide ] steken in enen leyde ende in enen mishagen De leyden M17 vorwart Gr
vort EbDe 6 dä bis üz. ] Voer dessen rouwe en comet geen saelicheit want hi holt den
mensche al in een mistruwen ende twiuel als of hi te gode niet en hoerde De fehlt N.
vnd dar EbGr nichtz M16 Kas ok nicht Eb 7 Aber ] Sunder Eb Mer Gr Ende De ist ]
die ist KasGr Als ] Wann als N4 Als bis 8 gewinnet, ] So drade alzo an (über d. Zeile)
den minschen mishaghinghe kumpt Eb 7 balde ] b. als F2M16 KasGrDe b. das M17 Kas
der bis 8 gewinnet, ] hi een mishagen denct De dat mishagent kumpt Gr 7 ein bis
8 zehant] von gnaden gewinnet das mishagen vber die sünde Alzehant so N. 7 ein ] dz
B17 des M17 Pr Pr2 daz Kas 8 missehagen Kas zehant bis sich! ] so drade richtet sik
de minsche vp Eb all zü hand F2KasKasz GrDe da zehand B30 erhebet ] heeft De so
e. Gr er ] de minsche Gr sich in seinem gemüt czu N4 setzet bis 237,1 willen; ]
hilt in god sinen ewigen toeuerlaet ende van allen sonden hem voert aente hueden ende nym
mermeer sonde en willen doen De 8 sich da in N.

236
Die rede der underscheidunge

10 22,1 êwigez?9* abekéren von allen sünden in einem unbewegelichen willen; und
dá erhebet er sich in ein gröz getriuwen ze gote und gewinnet eine gröze
sicherheit; und?05 dä von kumet ein geistlichiu vröude, diu die séle erhebet
üz allem leide und jämer und bevestent sie an gote?08. Wan?07, ie sich der
15
mensche gebrestenlicher vindet und mèr missetän hät, ie mèr er ursache hät,
sich an got ze bindenne mit ungeteilter minne, dä kein sünde und gebreste
enist. Dar umbe: der beste grät, darüf man getreten mac, als man ze gote
10
in ganzer andäht wil gän, daz ist, daz man äne sünde si in der kraft der
götlichen riuwe*08.
Und?09 ie man dá die sünde groezer wiget, ie got bereiter ist, die sünde 10

ze vergebenne und ze der sèle ze komenne und die sünde ze vertribenne;


1 ab / keren (ab v. and. Hand auf d. Rand) Kas in ] vnd tut das in N4 einem ]
einen KasM17 Pr1 ein Ka4F2Kas ené Eb und bis 2 gróze ] Hie erhebt sich das hercze in
einen grossen getrawen czu got dem herren Es gewinnet also ein merckliche (merckliche auf
d. Rand für getilgtes ynnerliche) N. Ende hi uerheft hem ooc met in (in durch Rasur getilgt)
enen groten betrouwen te gode ende het coemt in heIn een De 2 in ein gróz ] in aim
grossen M6 in einen grossen N4 mit eme Gr mid ghansé Eb 2 und bis 3 sicherheit; ] vnd
dar wert gheboren grot vnderschet vnd kricht ene grote sekerheyt Eb vnde geberet eyne grote
vnderschett Gr 2 gepirt Kas 3 sicherheit;] sekerheit dat hem god sine sonden vergeuen
wil De dá von ] daer of De von fehlt Kas dä bis ein ] dar van (van über d. Zeile)
kumpt vnd dar kumpt (vnd dar kumpt getilgt) uan ene Eb ene grote g. Eb ein ] dan
een De diu bis erhebet ] der zele de se erheuet EbGr verheft De 4 üz allem leide ]
in allen leden Dea.vngeordentem leit N4 leiden Kas und jämer fehlt EbGrDe beve
stent sie an ] maectse vast in De beuestet M16 Kas Pr1 befestnet Bso B17 befesten M17 vestet Eb
bestetiget N4 sie sich cy an ] in Pr1 ye mer sich N4 5 gebrestenlicher ] mer
geprechenlicher Bso gebrechenlicher B7Pr PraKas geprechlicher Kag GrDe brecliker Eb geprechen
lich M17 und bis hät", vnd io he mer sunde dan (mer missedan Gr) heft EbGr mér!
fehlt N4 missetän hät, ] missetät hatt M16 misgetun haben N. sund gethän haben Bao sunnd
beladen oder haben gethö Kas mishaghen in hem seluer De hät”, hab M17 haben Ka4F2
B17 Pr Pr2N, ie bis ursache ] hoe hi meer saken De hät”, fehlt M17 (Zeilenroechsel)
6 sich bis bindenne ] tot gode hem te vermidden De vnuertaylter B17 Pr1 Prs Kas vnzerttail
ter M17 vnvormiddelder Gr onuermiddeliker De Vde()ghelker (1 Buchstabe unleserlich) Eb
dä kein ] Dan daer en geen De kein ] nen EbGr sünde und fehlt De und] noch
Ka5B17 Pr1 Prs EbGrN, und gebreste ] vn gebrechen Fs gebrestë Ka4 gebrechen Mey ge
prech zEbDe gebreche KasGr 7 enist. ] ane ne (ne fehlt Eb) is GrEb vnde dar vmme Gr
DeN4 der bis mac, ] den besten raet diemen hebben mach De der beste ] ist das der
aller peste N. beste fehlt F2 gräd oder staffel dar y als bis 9 riuwe. ] das man
yn ganczer andacht zu got stet gen vnd alle sünde in der kraft gottes lassen N. 7 als ] so
y z wan Eb 8 in* ] an Gr ganzer ] rechter vnd ghanser Eb rechter GrDe wil gän,
willigen M17 w. treden EbGr äne ] ob den Ka5 vp de EbGr op De sunden Kas De
si ] see EbGr 8 f. der g. ] gotlicher Pr2 des godliker De 10 ie" bis groezer ] hoe hi
sine sonden seere De ie* ] wie Kas ye mer Ka4Baoye mer vnd mer N4 man mit Ver
noeisungszeichen auf d. Rand nachgetragen. Prº man die sünde du grosſ w. N4 dä] das
F2 fehlt Ka4KasEbGr sünde”) sünden F, ie* ] hoe De vnde io Grye me Ka4Baoye mer vnd
Iner N4 die* bis 238,1 wan ] to komen to der zele vnd de sunde to (über d. Zeile) uor
gheuen vnd to uordriuende (vnd to u. fehlt Gr) wente EbGr die sunde zu vertreiben vnd zu
der sele zu kümen wenn Kas 10 die* bis 11 und! fehlt De 10 die sünde* ] die selben N4
11 ze* fehlt M17 (Zeilenroechsel) ze” fehlt Kas N4 komenne bis ze ] kumen mit seiner
hilfe die sünd gancz ze N. sonden De vndertreyben Pr1 Prº

237
Traktat 2

wan ein ieglicher ist daz aller vlizigest abe ze tuonne, daz im allermeist
15
wider ist. Und ie die sünde groezer und mèrer sint, ie sie got äne mäze ger
ner vergibet und belder, wan sie im wider sint?0. Und denne, als diu göt
liche riuwe sich erhebet ze gote, só sint alle sünde belder verswunden in dem
abgründe gotes, dan ich min ouge zuo möhte getuon?", und werdent só alze
mäle ze nihte, als sie nie geschehen enwaeren, ob ein ganziu riuwe dä wirt?!?.

14. Von der wären zu oversiht und von der hoffen unge.

Wäre" und volkomene minne* die sol man darane prüeven**, ob man
hät gróze hoffenunge und zuoversiht ze gote; wan kein dinc enist, darane
10 man ez mèr müge geprüeven, ob man ganze minne habe, dan an getriuwenne”.

1 wan bis tuonne, fehlt De jetlicher y KasM17 Pr islik Eb iewelich Gr daz* ] des N.
EbGr der Kas aldermestplichticht aft Eb fleißigste Kas fleissist N4 abe ze tuon
ne, ] auß zetilgen N4 abziechen F2 ze fehlt z 1 f. hem meest tegen is De 2 Und
bis 3 sint. nourde in Eb infolge v. Homöoteleuton zunächst ausgelassen und dann hinter Zeile 6
nachgetragen und durch Vernoeisungszeichen vorgezogen. 2 Und bis 4 belder ] vnd dar
vmbye mer die sünde groß sint ye mer vnd mere sie got an masse gern vergibt vnd ye E
wann sie im also mer wider sint wenn sich denne also das gemüt auf erhebet in got sower
dent alle sünde da behende N4 2 merer vnd grösser F, mer vnd gresser B7PraEbmer
grosser M17 groezer und fehlt De und mérer fehlt KasGr mer M16y meere De
sint, ] is GrDe ie* ] soe De sie ] so Kas sonder alle maten De gerner ] vnd
g. Ka4 FayM17 lieuer De 3 und belder, fehlt DeEb belder, ] palde Pr behender Ka4
wan GrEbDe ] wa Kas fehlt xyz im ] em drade Eb eme mer Gr hem meest De
dem menschen Kas wider sint.] tegen is De 3 f. vnde wan sik denne (denne
fehlt Eb) d. g. r. erheuet GrEb 3 denne, fehlt De 3 f. diu g. riuwe] een men
sche in dessen godliken rouwe De 4 verheft De sunde sneller vnd drader uorgheuen
in der aftgrunde Eb sünde belder ] sine sonden snelliken De 5 gotes, der gueden goe
des De dan bis getuon, ] dan ic mijn oge op ende toe mocht sclaen De wen ik min oghe
to hope mochte slan Gr wen en oghenblick Eb dan ] vnd vil E dann N4 meine augenz
Kas möhte getuon, ] macht geben M17 und ] sie N4 werdent] se werden Eb se wer
det Gr wurden M17 só] also M16 Gr danal soe De dañ Ka4N4 fehlt zEb to Inale GrDe
gancz y N4 6 als ] als ob y KasEbGr of De recht ob N4 nie] niet De geschehen ] ge
sciet De gewesen vnd geschechen y gesechen M17 were Fs werden ob Prs ob bis wirt. ]
vnd wirt im gancze rewe alda Kas vnd so (so fehlt Gr) wert ome ghans truwe ghedan EbGr
ende dan wert dan een gans getruwen tusschen god ende den sonder De wirt dem menschen
allein da ein gotlicher rewen amen N4 ein M17y ] im x Ka5B17 Pr1 Pr2EbGr wirt etc. F2Pra
7 Von bis hoffenunge. ] von wärer lieb vnd hoffnung y Hoemen weten mach ofmen mynne hebbe
ix De fehlt Gr der! ] den B17 von der* fehlt zEbN4 hoffnung etc. Ka4 hoffenung
xiiii Pr hopeninghe CKapitulum) xiiij Eb hoff/nunge Deus cordis mei et pars / mea deus
in eternum ps. (= Ps. ?2,26) / Got der ist mein got vnd das teil meines herczens allein N.
8 ()e (d in freiem Raum für Initiale Gr) ware EbGr GHeware De und fehlt Gr minne ]
lieb M17 Pr1 PrºEb lieb zü got y züversicht F„Ka4 hoffnung vnd züversicht Mis die
fehlt DeGrN4 ane] bi Gr merken Kas 9 groten hope ende toeuerlaet De ZE

238
Die rede der underscheidunge

Wan, wer den andern sère und genzliche minnet, daz sachet die triuwe 217;
wan allez, daz man gote tar getriuwen, dazvindet man in der wärheit an im
und tüsentmäl mèr. Und alsó, als got nie mensche möhte ze vil geminnen,
alsó enmöhte im nie mensche ze vil getriuwen. Alliu dinc, diu man getuon
mac, diuensint niht als zimelich als gróz getriuwen ze gote. Alle, die gröze
zuoversiht ze im ie gewunnen, die erliez er nie, er enwörhte gróziu dinc mit
559,7 in?”. Dä hät er wol bewiset?19 an allen menschen, daz disiu getriuwunge
kumet von minne, wan minne enhät niht aleine getriuwen, sunder si hät ein
wär wizzen und ein unzwivelliche sicherheit.

gote; ] in got N. 9 wan bis 10 getriuwenne. ] An keinem dinge mag man mer gespüren
lieb vnd mynne dann an einem guten getrauen N. 9 neyn d. EbGr dinc fehlt Ka4 dar
bis 10 geprüeven. ] daermen aen mach proeue De dar me bed anghemerken kan Eb 10 ez ]
fehlt GrZe getilgt Kas mér ] bas Ka4 fehlt Bao es mügen (mag Kag) mer FaKas geprüe
ven, ] berieffen Kas gemerken Kas an EbGrZe ] op De von alle anderen Hss. getriu
wenne. ] ghetruwent Gr getruvnge Ze ghanser truwinghe Eb gode to betrouwen (to unter der
Zeile nachgetragen.) De

1 Wan, bis triuwe; fehlt Gr (Homöoteleuton) Wan, ] Dann Ka4 sère ] fast Mie
recht N4 sère und fehlt De, stattdessen Tilgung eines unlesbaren Wortes Kas gantz Mis
daz bis triuwe; ] daer of comen gode die betrouwen De suechet M17M1s macht Kas die
triuwe; wan unlesbar Ze de ghetruwe Eb die lieb vnd trew Kas 2 wan bis 4 mensche]
vnd dar vmb mag man got allein wol getrauen Man findet in der warheit rechte treü in ym
vnd tausent stund mere denn man ymer getrawen mag Got mocht nye mensche ze vil mynnen
also mag im auch nymant N4 2 wan bis getriuwen, fehlt De wan fehlt Gr daz! ]
das des Prº des GrZe an ] in PrsyZeGral in De im ] gade De 3 und! fehlt M17
tüsentmäl] ze tusentmalen Me tausent valt zEb dusent warue (r über d. Zeile) Gr M weruen
De tausent stünd Kas tvsint Ze vil y Und fehlt DeEbGrZe alsó, als ] Ghelikerwis alze
Eb Aso alse Gr also das PriDe y alsó fehlt Ka4M16 got bis vil] nie mensche gade te vele
(te vele auf d. Rand d. and. Hand) en mochte De nie ] nen Eb nie kain zM16 Bso nye keinen
Kag Kas menschen Kag Ka4KasB7M17 got bis geminnen, ] në minsche in (in über d. Zeile)
god konde touele left hebben Eb 3 f. mocht zelieb sin also Ka4 3 geminnen, lieb M17
gegeben Kas 4 macht M17 im fehlt M17 nie] nie kain MeyKasM17 ooc nie De ok
nu ienich Eb mensche fehlt Gr betrouwen De alle de dinch Gr dinc, ] andre
d. N4 5 als! ] alsoe DeEb all B17 zimelich bis 6 erliez ] groß als die czuuersicht vnd das ge
trawen in got wann alle die die im gancz getrawen die verlisse N. 5 zimelich ] billik vnd
temelik Eb volcomelic (vol über d. Zeile nachgetragen.) De getriuwen ] betrouwen te (te über
der Zeile nachgetragen) hebben De truwe Ze ze ] an Eb gote. ] got ist M16 Alle, ]
wan a. Ze die ] die die M1o de gi Gr die gene die De gróze bis 6 erliez] goet betrouwen
te gode hebben (hebben auf d. Rand v. and. Hand nachgetragen) en liet De 6 ze im fehlt Kas
ie fehlt EbGrZe wunnen Gr krighen Eb die ] da M17 ließ z enliez Kas Gr geliz Ze
verließ yEb nie, ] nit M17 Pr1 Pr2Eb en werkede De wirckte Bao wirckt Kas wurcket M17
Pre werket Eb mit ] an Eb in Gr 7 in..] ome Ze Dä bis menschen, Wann er wol
waist y Dat he bewiset hedft allen minschen Eb Dä] dat GrZeEbDe vnd das N4 hett F2
gewist Ka4 Kas F2Pr2 gewest B17M17 gewust Pri an ] in Gr am Ze allen ] manigen
Ze vele De daz fehlt EbGrZeDeN4 dise trubünge Kas disses getrawen M17y N.
Dese betruwinge De dit getruwent Gr disse ghetürwe (?) Eb 8 van d; (ds radiert)
minné Gr van der leue Eb wan bis aleine ] wat hat minne in sik nicht allene Gr
vnd hat nicht allein N4 hed Eb getriuwen, bis 9 sicherheit. ] die czuuersicht in ir
beschlossen Ja auch das wissen vnd die vnczweifelichen sicherheit amen N4 8 betruwen (t

239
Traktat 2

15. Von zweierleie sicherheit des éwigen lebens.

Ez ist zweierleie wizzen in disem lebene des ewigen lebens: daz ein ist, o 5
daz ez got dem menschen selber sage oder ez im bi einem engel enbiete oder 23,1
mit einem sunderlichen liehte bewise; daz geschihet selten und wénic liuten”.
Daz ander wizzen, daz ist vil ungliche bezzer und nützer, und daz ge
schihet dicke allen volkomenen minnenden liuten: daz ist, daz der mensche
von minne und von heimlicheit??!, die er hätze sinem gote, daz er im só ganz

über der Zeile nachgetragen.) De truwe Eb getrawung M16 sunder ] mer GrZe fehlt De ein ]
ok en EbGr ooc De 9 gewaer De wizzen ] wetent mer se hat ok war wetent Gr und
bis sicherheit. fehlt De vnzweifelhaft Kas vngeczweyfliche Pr1 sicherheit. ] zu virsicht
vnd sichirkeit Ze sicherhait etc. F„Bao

1 Von bis lebens. fehlt GrZe Daz ist von der vnsicherheit dez Kas zweierleie]
der De lebens etc. F„Prº lebenn xv Pr leuens x De leuendes CKapitulum) xv Eblebens scio
cui cre-/didi et certo sum (= 2 Tim. 1,12) Jch weis wol / wem ich gelawbt hab vnd pin / sicher N.
2 Ez bis lebens: ] TIs twierhande weten in dessen leuen des ewichs leuens ende der vruntscap
pan godes De DAt wetent des ewighen leuendes vnde der fruntscop godes in dessem leuende
is twierleye N14 wizzen ] zu w. M17 Kas wetenheyt Eb wissen vnd sicherhait y lebene
fehlt Bso des éwigen l.: ] der ewigen selikeit N4 lebens: ] leuendes vnd der vruntschop
godes EbGrZeN14 ist, fehlt Ze 3 daz] eft N14 so N4 ez“ fehlt Eb dem bis 4
bewise; ] openbare of ontbiede ené mensche ouermits ené sonderlingë licht ende De 3 dem ]
einê KasEbGrZeN14 selber ] sulues Eb fehlt GrZeN14 sagt M16 sede N14 stede Eb offen
waret N. oder* bis 4 selten ] oder durch einen guten engel oder süst mit etlichen sünder
liché licht zaiget daz beschichet aber selten N4 3 ez im ] jm selber hinter engel M17 fehlt Eb
GrZeN14 im fehlt y bi] vor middes Gr enbiete] enbietten F, enpuett M17 erbiet y
fehlt Kas 4 mit bis bewise; ] uormiddest ené sunderkë lichte eme bewisede (bewisede ] ge
nemen N1) EbN14 vor vormiddes eyn sunderlic licht eme gheue Grem s(undirlich) liecht gi
bit Ze beweisen KasF, daz] vnd d. Ze selten ] doch seldene (hinter gheschut ist
6 dicke bis mensche getilgt.) Gr selten und fehlt M16 und ] oder Ka4Eb liuten. ]
menschen Ka4De 5 Daz bis nützer, ] Sunder dar (Mer id Gr men id N14) iz en ander weten
dat vnghelik uele (vele vnde vngelik Gr) beter iz vnd sote efte nutter (iz bis nutter ] is vnde
soter Gr vnd soter is N14) EbGrN14 Mer het is een ander weten dat vele beter is ende nut
ter De mer iz ist ander wizzen daz vil vnd vnglich bezzir . . . vnd nu(z>zer Ze Mer ez ist
ein ander daz vil vnd vngleichs peßer ist vnd nüczer Kas wizzen, daz fehlt N. ist dz
vil z 5vil bis 241,2 sicher, inwendige vnd ist vil nüczer vnd pesser denn das auswendige vnd
beschichet allen volkumen mynnsamen herczen also das der mensche von volle der mynne vnd
von steter heimlikeit die er hat zu dem herren yn ein solches getrawen kumpt czu seinem
got das er so sicher an ym wirt das er nicht geczweifeln mag an seiner güt N. 5 ungliche ]
vngeleicher M16 vnd vngeleich M17 vnd vngeleicher B7Prº Prº und* ]jst vnd z nucz Kas
und * fehlt Ze 6 dicke ] dicke ende De oft Ka4z uaken Eb allen ] alleen De allen luden
vnde Gr allen guKten > vnd Ze fehlt EbN14 volkumen B17M17 Pr2 MioEbN14 De y volkomenden
Ka4F2Pri Kas minnenden fehlt ZeDe liuten: ] menschen Ka4M1eyEbDe daz” bis 7 heim
licheit, ] die gewaerlike god minnen ende heilicheit De 6 daz” über d. Zeile Eb der ]
en EbGrN14 7 von* fehlt Kas h. wegen die y hebbe Gr ze] mit N14Eb sinem
fehlt De daz bis 241,2 créatüren. ] ende niet twiuelen en mach vander gueden godes ende
van siinre bermherticheit want hi god alsoe seker daer in betrostet (betrostet p. and. Hand
über d. Zeile nachgetragen.) De 7 daz er fehlt EbN14 genczlichen M17EbN14

240
Die rede der underscheidunge

getriuwe??? und só sicher an im si, daz er niht zwiveln müge und wirt dà
von alsó sicher, wan er in minnet äne underscheit in allen créatüren?”. Und
versageten im alle créatüren und verswüeren im”, jà, versagete im ouch got
15 10
selber, er enmissetriuwete niht; wan minne enkan niht missetriuwen, si ge
triuwet alles guoten. Und des enist kein nöt, daz man den?” minnenden und
geminneten iht dürfe sagen; wan mit dem, daz er enpfindet, daz er sin vriunt
ist, dä mite weiz er zehant allez daz, daz im guot ist und ze siner saelicheit
15
gehoeret. Wan alsó liep dir ze im ist, des bist dü sicher, daz im äne alle
mäze mér und lieber ist ze dir und dir ungliches mèr getriuwet. Wan er ist

1 getrüwen F getrawet y truwe GrN14 só fehlt Kas sicher] schre (aus scher
st. sicher?) M17 s. ist M16
an im bis 2 sicher, fehlt xyz (Homöoteleuton) 1 an ] to EbGrN14
müge ] müge an im Kas und” bis 8 gehoeret. fehlt N14 1 f. dä von ] denne Kas dar af Gr
2 alsó sicher, fehlt Ze wan bis créatüren. ] daz her en min . . . sicher selber Ze er fehlt M16
in!] yn nv N. god Eb äne bis créatüren. fehlt KasGr vnderschaiden F„B17 Pr1 Pr2 vnder
schedenheyt Eb untterloß Kas vnterlas vnd an vnterschide N. Und bis 6 sagen; ] vnd dar
vmb jst das ym versagten alle creature ya auch got selber er müst im noch getrawen wann
minne kan vnd mage nicht misgetrawen sie getrawt alczeit alles guten vnd dar vmb so ist es
kein not das man den mynnenden herczen icht sicherheit tv N. 2 Und bis 3 créatüren ] weret
dat en alle creaturen uorsakeden Eb vorsakeden sin ok alle creature Gr 2 Und fehlt ZeDe
3 versagen y versagt M16 al ontseident De und verswüeren im, fehlt M16 De schwüren
Ka4F2B17 Pr1u/KasGr sweren Prº verschueren M17 im, ] ene Eb jä, ] vnd M17 VOr

sakede ok god siner suluen Eb vorsakede sin oc got seluen Gr versagete] al ontseidet De
ouch fehlt Ka4M17Ze(?)De 4 er bis niht;] hi en mocht gode niet mistruwen De he ne mochte
(am Schluß n radiert) ene mistrosten nicht Gr her mochte . . . misse truwen Ze enmisstrü
weten Fs enmissetraut M16 Kag missetraut M17 Pr2 niht”; ] im n. y Kas wan bis 5 guoten.
fehlt De 4 wente we de leue hed de kan Eb minne] wäre vnd (vnd fehlt Kas) folkumne
lieb y nicht mysse tün vnd misse trawen Kas mistrosten Gr si] Wenne sie Kas
getrüwent F. 5 güttes F„GrZe Und bis 8 gehoeret. fehlt y 5 des] das M16M17 fehlt Ze (?)
kein ] ooc geen De nen GrEb (über d. Zeile) den ] dem PraGr die De fehlt M17 min
nenden und geminneten ] m. vnd dem g. Kas geminnenden vanden geminden De liebenden vnd
gelibten PrM17 liebhabenden vnd liebgehabten M16 lefhebbenden minschen vnd beleueden Eb
minnenden minschen Gr liebhabenden Prs 6 ichteswat segghe Eb gicht segge Gr yet darf
seggen De durfte B17 mit ] in EbN4 dem, bis enpfindet, dem vnd mit dem das
man befindet N. volet GrEbgevulet ZeDe sin] ein N4 freud B17 7 weiz bis
allez ] beweiset er offelichen alles N4 zehant] genoch GrDe gnuk Ze allez daz, ] alle
des GrDe allene Eb daz” fehlt M17 Pr2Eb im ] do N4 guot] ghud vnd not Eb
vnd das do gehoret czu seiner ewigen selikeit N4 ze fehlt Ze (?) 8 behoert De Wan
bis 242,3 Disiu ] er erkent auch als lieb jm zü got ist das got on alle maß lieber zü jm ist dise
(disser Kag) y 8 Wan ] vnd dar vmb N4 alsó bis ist, alße dij is to gode N14 alsó ]
also als F2KasGr also das M16 liep bis dü] als di is te gode dat wes De liep ] alle
liebe M16 fehlt Gr dir ] die M16 ze im ist, ist zekumen czu ym N. des ] das M16
B17 also N4 im” bis 9 lieber alsoe meer ende bouen alle mate weder De 8äne fehlt
N14 (Zeilenroechsel) alle fehlt N4 9 mer vnd werder vnd l. EbGrN14 . . . dir vfi libs Ze
mér und fehlt N4 und! fehlt M16 ze dir ] cze kumen zu dir N4 dir” bis 242,1 triu
we; ] ooc onghelijc meer ghetruwer is di verren wech dan du hem biste De 9 dir* fehlt
M16Kas vngleich mer trewe ze dir hot Wenne Kas auch wol getrawet recht als du ym wann N.
vnghelike EbGrN4Ze (?) truwet ane tal wente Eb getruwet verre wech wente GrN14
er ] god EbGrN14

16 Eckhart D 5 241
Traktat 2

selber diu triuwe; des sol man an im sicher sin und sint alle die sicher, die
in minnent.
Disiu sicherheit ist verre mèrer, ganzer und wärer dan diu ërste und
enmac niht getriegen. Aber daz sagen möhte getriegen und waere lihte ein
unreht lieht??6. Mèr: dises??? enpfindet man in allen kreften der sèle und
enmac niht getriegen in den, die in waerliche minnent; die zwivelnt als wénic,
als der mensche an gote zwivelt, wan minne vertribet alle vorhte?28. 'Diu
minne enhät niht vorhte, als sant Paulus sprichet und ouch geschriben ist”:
81 Ioh. 4,18: Timor non est in caritate.
1 selber ] allene GrN14 diu triuwe; ] truwer N14 getruwe vnde he is di getruwe Gr
getruwe vnd . . . ge truwe Ze des ] das M16 B17M17 dar Ze (Bech) Dises N4 an im ] eme N14
im ] gode De und bis 2 minnent. ] wen alle mynschen sint de eme truwet vnde ene leffhebbet N14
vnd des syn seker alle de en left hebben Eb vnd dises befindet die mynsamen herczen wol
dar vmb zweifeln sie nicht die in volkumelichen mynnet N4 1 sint bis 2 minnent. fehlt De
1 sicher, fehlt Gr die* fehlt F2 2 in minnent. ] eme truwet vnde minnet Gr
3 Disiu bis 243,7 getriuwen. fehlt N4 3 Disiu ] Nv d. N. verre ] verrewech Gr
vil MeyEbDe mèrer, bis wärer ] beter ende ghewarigher De mérer, ] mer KasM17 gro
ter EbGrfehlt Ze ganzer und ] vnd gantzer vnd M16 FayzKasN4 ghanser vullenkomener vnd Eb
dan ] wen EbGr und*] ende dese sekerheit De 4 niht ] nymant N. betriegen Ka4 bedre
ghen GrEb betrigen PraN, getrogen M17 lieghen De Aber bis 5 lieht. ] Want di mocht
een onghericht licht voer comen dattu mochs wenen het quaem van gode nochtant dattet di
voer quaem vanden viant De 4 Aber bis 6 minnent; fehlt im Text und ist auf einem alten
Zettel von der gleichen Hand nachgetragen und durch Vernoeisungszeichen an die richtige Stelle
vernoiesen Eb 4 daz sagen ] die sagent außwendige sicherheit N4 sagen ] sage B7
secghent des enghels mochte (mochte ] dat m. Gr) bedreghen EbGr getriegen*] betriegen
Ka4PraKasN, trigen KasB7M17Pri waere lihte ] mochte okvil lichte syn Eb w. villeicht M16yz GrN.
5 vngerechtes B17 Mér: bis kreften ] Mer mynne erfullet alle kreft N. Mér: bis man ] Mer
die dese sekerheit gheuoelt De Sunder desser lef hebbenden wetenheyt kraft uolet me Eb Mer
geult dicz enpfint (t aus den korrigiert) man B17 dises ] diß M1oyKas disf F., desses Gr des
Ka4 dicz z entsebet Kas geuolet Gr ge . . . Ze allen ] alle Ka4 Kas alle den GrDeZe allen
den Kas der ] onser De und bis 7 wan fehlt N4 5 und ] dien De 6 enmac ]
se ne mach Gr dat kan Eb betriegen Ka4PreEb bedroghen werden De dreghen Gr in den,
fehlt De in” fehlt Kas die” bis minnent; ] warlich lieb habenden M16 de dar werliken
min.net Gr di da ws . . . Ze Want dien geweerlic ghemint god De minnent;] beleuen etc.
(Schluß des Zettel-Nachtrags) wente god iz allene truwer des scholtu seker syn wen dar syn
alle minschen de ome ghetruwen vnd left hebben Jn den de en werliken beleuen Eb (sieh
oben zu S. 241,9 f.) die* bis wénic, ] dien en heeft geen twiuel De die zwivelnt ] die zweif
felt B7 dar twiuelet men Gr das zweyfelt ez Kas . . . zwivelt iz Ze die* fehlt Kas als bis
244,3 mér'. ] nit an got vnd habent auch kain forcht das er sy beräb der sälligkait also spricht
sant päls die lieb schliust auß die forcht vnd bedeckt die manigfaltigkait der sünd wann nach
greßin der lieb wirt vergeben vnd abgedilgt die greß der schuld als vnßer herr spricht von
maria magdalena jr werden vergeben vil sünnd wann sy hat vil lieb gehept etc. (etc. fehlt
Kas)y 7 als bis vorhte. fehlt De als bis zwivelt, ] an gode alzo dat god god is Eb
der mensche] men Gr an fehlt Kas zwivelt,] twiuelet dat got is Gr wente de leue Eb
alle vorhte. bis 255,8 sunder fehlt Ze 7 allen fruchten (vrochten Gr)EbGr "Diu bis
243,1 'diu] Want sunte paulus spreect Minne en heeft ghene v.rese Ende De 7 'Diu bis 8
vorhte', fehlt Gr (Homöoteleuton) 7 "Diu fehlt N4 8 niht] ya n. N4 frochten Eb
als bis 243,1 "diu fehlt N4 8 als bis ouch] sprect paulus vnde ok alse Gr pawel Eb
ouch ] ok alze Eb und bis ist: v. and. Hand auf d. Rand Pr1

242
Die rede der underscheidunge

diu minne bedecket die manicvalticheit der sünde'. Wan, dä sünde gesche
hent, dä enmac niht ganz getriuwen sin noch minne, wan si bedecket alze
mäle die sünde; si enweiz niht von sünden. Niht alsó, daz man niht gesün
det habe, sunder daz si zemäle sünde verderbet und vertribet?80, als ob sie
nie gewesen waeren. Wan alliu werk gotes sint zemäle volkomen und über
35
vlüzzic alsó: swem er vergibet, dem vergibet er alzemäle und ganz und ouch
35 vil gerner gróz dan kleine, und diz machet ganz getriuwen?”. Diz ahte ich
verre und ungliche bezzer und bringet mér lönes und ist wärer dan dazèrste
wizzen?”; wan dä enhindert weder sünde noch nihtes. Wan, swen got in
1 1 Petr. 4,8
1 'diu fehlt GrN4 bedenck B17 verdecket N4 der sunde mannichuoldicheyt Eb
die ] alle N. fehlt z manicwalticheit der fehlt GrDe sünde'.] sünden F2N. De dä sünde
geschehent, ] wor de sunde scheen Eb dar sunde schinet Grwaer sonden scinen De dä] da
dy Pr wö Mis die s. Kas geschehent, ] wer N4 geschriben B17 2 enmac bis sin]
wer nicht gancze trew N4 niht] kein Kas ganz bis minne, ] ghanse leue syn Ebgants
minne sin Gr gansen trouwe De trewe Kasz getrew Mio noch ] of De
wan bis 3 sünde; ] Daer om die ghewarige minne bedecket alden sonden De fehlt N4
2 si] minne Gr alzemäle ] tomale Gr fehlt M17 Pr Pr2Eb, p. and. Hand über d. Zeile
nachgetragen B17 3 si] vnde se GrEb vnd z enweiz bis sünden. ] wert nicht uan
sunden bedecket Eb niht” fehlt M16 Niht bis 5 waeren. ] nicht das der mensche nie ge
sundet habe sunder also das er sie nv mit mynne gancz verderbet vnd bedecket habe recht ob
sie nie gewest were N. 3 Niht bis 4 habe, ] Niet die menschen sal hem bekennen dat hi heeft
ghesondicht De 3 man ] se Eb ghesundighet EbGrKas 4 sunder ] s. alzo Eb mer GrDe
fehlt F2 si] si hem De fehlt F2 zemäle ] gantz M16Eb sünde bis vertribet, M17 ]
sey verderbet vnd vertreybt (eybt korrigiert aus ?) Kas sund verderbet Ka4 sint (seient B7)
verderbt vnd verderben F2PrPrº B7 sind verderben vnd vergan M16 sint gedelget vnde vor
gheuen Gr sy uorloschet vnd uorgheuen Eb vergeuen siin ende verdroget voer gode De
als ] recht De 5 nie ] nicht GrM16M17 Pr1 Prs ghesciet en waren De gesin Ka4
Wan bis 6 alsó: fehlt N4 5 Wan fehlt Eb werk] die w. Kas GrDe sint] die s. Kasz De
zemäle ] gans Eb ouervlodich EbGr 6 alsó: ] Vnd Kas fehlt GrDe swem ] wan
wem M17 wan Eb er! | got N. god sine sonden De fehlt Gr er*] hise De alzemäle
und ganz ] gancz vnd genczlichen N4 alzemäle und fehlt EbM17 Pr1 Pr2, d. and. Hand auf d.
Rand B17 to male Gr und ganz ] ghansliken Eb fehlt Gr und” bis 7 kleine, ] vnd wil
(ne wil Gr) noch groter noch klener sunde (sunde fehlt Gr) dencken (ghedenken Gr) EbGr
6 ouch fehlt Pr1 6 f. ouch vil gerner] ooc weel lieuer De lieber N. 7 geren M17 dan ]
vnd M17 kleine, ] cleyne want si gode meer tegen siin De und bis Diz ] so vil er
mer ganczer trew hat vnd liebe Dises alles N, gancze trewe Kas ghantze vnd grote
ghetruwe Eb betrouwen De Diz bis 8 bezzer ] Dit weten des ewighen leuens acht ic
een yghelic beter De 7 Diz] vnd dit Eb Dijt wetent N14 das Ka4 ich fehlt M17
8 verre] ferrer N4 meer Eb und' fehlt M17 vngeleiches Kas vngeleicher N. bez
zer ] beter wen dat erste weten (weten fehlt GrN14N4) EbGrN14N4 und* bis 9 wizzen;
ist in Eb auf d. unteren Rand mit Vernveisungszeichen nachgetragen. 8 und bringet ] wann es
pringet auch N4 bringet ] pring Pr id b. Eb het brenget ooc De und” bis 9 wizzen; fehlt N14
8 und ist wärer] ghewarigher De fehlt Gr êrste ] ist (getilgt) Kas 9 dä] in dessen weten
De fehlt N4 weder ] noch F2z EbDeKas news Grene noch N14 noch p. and. Hand auf d.
Rand F2 noch bis 244,3 mér'. ] noch ander gepresten wann die mynne machet alle ding ge
leiche wenn nv got also findet den vrteilet er auch geleiche Er achtet nicht ob der mensche vil oder
wenig hab getan allein ob er vil mynne hab wem aber vil vergeben wirt der sol auch vil mynnen
amen N. 9 nihtes.] nicht B17M17 KasGrN14 anders niet De ienigherleye ane Eb Wan, fehlt GrN14

16 * 243
Traktat 2

glicher minne vindet, den urteilet er gliche, ob er vil oder niht habe missetän. 560,7

Aber, dem mèr vergeben wirt, der sol mér minnen?”, als unser herre Kristus 40

sprach: dem mèr vergeben wirt, der minne mèr'?”.

16. Von der wären pén it en cie und sae ligem leben e. 24,1

5 Vil* liute dünket, daz sie gröziu werk süln tuon von üzern dingen, als
vasten, barvuoz gän und ander dinc des gliche, daz pénitencie heizet?”.
Wäriu und diu aller beste pénitencie ist?”7, dä mite man groezliche und üf daz
hoehste bezzert, daz ist: daz der mensche habe ein gröz und volkomen abe
kéren von allem dem, daz niht zemäle got und götlich ist an im und an allen 70

3 Vgl. Luc. 7,47: Cui autem minus dimittitur, minus diligit.

1 ob bis missetän. ] he hebbe uele edder nicht missedan GrN14 he hebbe weynicht efte uele
(darüber nicht) sunde dan Eb niht ] icht M17 wenig M16 habe fehlt B17 2 Aber,
bis 3 mér'. fehlt N14 2 Aber, Ka4] sunder Gr Ja doch Eb want De Mer alle anderen Hss.
wirt, ] iz Eb der bis minnen, ] mer der sel wirt lieben M17 sol auch m. M16 lieb
han M16Eb lieb hon vnd minnen Ka4 also sprect xpč Gr Kristus ] Jhesus F. fehlt Mis
EbDe 3 sprach: ] spreect etc. De dem bis mér'. ] de maria magdalena ad simonem Eb
fehlt GrDe mér'.] mer etc. F2 fehlt Kao 4 Von bis lebene. ] Van der penitencien van
der penitencie (van d. p. p. and. Hand) xi De Wie man sol pußen sunde Kas van der ruwe N14
war an die recht peniten- / cie gelegen sey facite dignons (!) / fructus penitencie (= Luc. 3,8)
Jr sült wurcken / wirdige frucht der penitenczie N4 fehlt Gr und saeligem lebene.] vnd
püsße y fehlt F. leben etc. Ka4 lebenn xvj Pr1 leuende CKapitulum > xvj Eb 5 Wil bis
6 heizet. fehlt N14 5 Vil ] Dye M17 minschen Eb dunckent Kas daz bis dingen, wen
(efte Gr) se uele hebben ghesundighet (missedan Gr) dat se den ok uele vthwendighe werke
(denne grote w. Gr) schollen don (don vanen buten Gr) EbGr si dan grote penitenci sul
len doen ende groot werck van De grosser M17 süln fehlt KasM17 (Zeilenroechsel)
von fehlt Kas üzern dingen, aussen N„De vnsren d. B7 6 vasten, bis 8 ist: ] vasten
weinen disciplinen nemen parfus gen cilicium tragen vnd des geleich vil das do ware pusse
heiset Aber die pest penitencie ist vnd da mit man auf das hochste mit pessert N. 6 bar
vuoz gän] ende b. g. De verseufczigen Kas andere GrB17 anders De dinc fehlt GrDe
des ] der Eb dem Kas daz] Aber dz z 6/7 pénitencie] pueß M17 6 heist oder busß
ware vnd Kas haist oder wäre büß vnnd Bao 7 Wäriu bis beste ] Auer (fehlt N14) de alder
wareste vnd beste EbN14 Die alre ghewaerichste ende die beste De Wäriu fehlt M.,
Pr1Pra, auf d. Rand p. and. Hand B17 diu fehlt Kas ist, fehlt EbN14 De dä bis 8 bez
zert, ] daermen alre hoechste mede opuaert te gode De 7 und” fehlt M17N14 (Zeilenende) 8 aller
höchst Mis uorbetert Eb peßre Kas piesßet y daz" fehlt N14 der ] en GrN14 De habe
ein gröz] hem (über d. Zeile v. and. Hand nachgetragen) toekeeren te gode De und fehlt yN.
volkomen ] ein v. Kasz GrN14 De volkommes M16 abekéren ] adel M17 9 allem dem,
allen De daz bis und* ] dat hi bekent dat noch De zemäle bis 245,2 minne ] gancz got
ist vnd gotlichen an den creaturen vnd ein groß volkumen czuker hab czu got in einer vn
betrogen mynne N4 9 zemäle fehlt EbM16 und! ] noch EbGrN14 an ,*] in EbDe
im ] hem seluer De

244
Die rede der underscheidunge

créatüren, und habe ein gröz und ein volkomen und ein ganz zuokéren ze
sinem lieben gote in einer unbewegelichen minne alsó, daz sin andäht und
10
gelust gróz ze im si?”. In?” swelhem werke dü des mér häst, in dem bist
dü mèr gereht; als vil des mér und mèr ist, rehte als vil deste wärer péni
75
tencie?” und leschet mér sünde abe und ouch alle pine. Jä241, wol möhtest
dü schiere in kurzer zit dich alsó krefticlichen kéren von allen sünden
15
mit alsó wärem missevallenne und dich alsó krefticlichen ze gote kéren,
haetest dü alle die sünde getän, die von Adámes ziten ie geschähen und
1 und” bis 2 minne ] Desen toekeer sal hi hebben in enen ombewegeliker minnen tot siné
lieuen goede De 1 gróz und ein fehlt N14 und ein fehlt Ka4 ein fehlt B17M17PraEb
volkomen bis ganz ] gantz volkomen Pri und ein ganz fehlt Ka4EbGrN14 ein* fehlt
B17M17Pra ze bis 2 gote fehlt Bao 2 sinem lieben fehlt Kas lieben fehlt N14
vnbewegenlicher F„B: Kas vnbeweglicher Pr1M17EbGr 3 gelust bis si. ] ende siin
arnst groot sal siin toen gode De gelust] lust M17 sein gelust Ms ouch sin gelust F„Kas
syn lust vnd gunst (vnd gunst über d. Zeile) Eb sin ghunst GrN14 begird y gröz fehlt Kas
si. ] werde N4 In ] nv in N4 welchen wercken FszEbGrN14 De weg Kas dü des
mér ] dattu des meest De dises du aller merest N4 des ] das M16 sein Kas fehlt N14 (Zeilen
noechsel) mer ghebroken h. N14 heues De in bis 4 alsº den seltu meeste volgen ende
alsoe De 3 dem ] den M17N14 dë Eb dem selben y bist bis 4 gereht; ] beterest (betere N14)
du (fehlt N14) mer GrN1. 4 dü fehlt Pr2 alsº bis 6 kéren ] vnd hast ein warer penitencie vnd
legest da mit mer schuld vnd pein abe du mochst dich nv also krefticlichen abkeren N. 4 als“
bis 5 pine. fehlt N14 4 als vil! ] So uele alze Eb Rechte alse vele alse Gr alsoe vele alstu De
des ] der F2Kag der lieb Bao und mér fehlt Ka4 ist, ] doest De rehte ] gerecht FaKas
fehlt MeyGr als” bis pénitencie] so (alse Gr) uele mer deystu (doyst du Gr) penitencien
(ware p. Gr) EbGr alsoe vele doestu penitencie De vil mer ist es wäre yvil ist die peni
tencie dester warer vnd Kas dester mer w. F2 4f. warer ist die penitentz vnd rew vnd
l. M16 pénitencie] reu M17 5 leschet bis pine. ] het doet ooc meer sunden af ende ver
sciesset ende mindert die pine De leschet ] le / schet (le getilgt) veschent v. and. Hand auf
d. Rand F2 leschest Eb leggest GrN. mer die s. yEb alle ] aller F„Ka4B7M17 Gr die y
Jä, bis 6 sünden ] vnd in welken werken du mer bist breclik in den betere meyst Du moch
test vil na in korter titalzo krefliken dik uan allen sunden keren Eb Ja du mochtest schire
vnde (vnde fehlt N14) in korter tid also creftliken van allen sunden keren GrN14 5 wol fehlt M16
wol bis 6 dich] mohtest du wol in kürczer zeit vnd schier dich Kas es möcht ain mentsch jn
kurczer zeit sich y die mensche mocht hem seluen De du möchtest dich Mis 6 dü fehlt F2
schiere ] vnd sch. Faz in ] vnd Pr2 kéren ] hinter 7 missevallene Prs fehlt B17M17 Pr1
7 alsó" ] einem a. N. ainem y warer (groter N14) mishaghinghe EbGrN14 waren mishaghen De
missevallen vnd (vnd fehlt F2) missehagen vnd Ka5F2 und bis 8 geschähen ] to gode Al
had hi alsoe veel sonden ghedaen als alle menschen ye ghededen van adams tiden De 7 und
bis krefticlichen fehlt Ka4 dich ] sich u krefticlichen] minnsamlichen N4 bekeren M17 Pr2
kéren, bis 8 alle ] keren jn großer begird wider zü geben vnd zü meren was er hat enzogen
der er vnd der glori gocz vnd ain söllichen ernst zü rechen vnnd zü (zü fehlt Kag) sträffen jn
jm selbs das schmächen vnd die vngerechtigkait die er got getän hät jn zorn jn haß jn allen
dingen die got mißfallen als sünd vnd laster ain söllichen schmerczen vmb götlich verserung
vnd abkerung von jm ain söllichen großmietigen vnd jnprinstigen fürsacz alle ding an zü gan
vnd zü leiden das got will vnd gefelt zütün vnd zü leiden ain hiczige lieb in alle ding die
götlich send vnd jm gefällig ain sölliche demütigkait sich selbs abzüwerffen vnd vndertänigen
der cristenlichen kirchen ain groß andächtig gepet zü got hät er alle y 8 hastu Kas alle
bis 246,2 gotes. ] aller werlt sund getun das dir die gancz wurdent vergeben vnd abgelassen
mit pein vnd mit schulde Das exempel hab wir an Maria magdalena An sant peter an sant
pauls etc. N. 8 alle ] oka. Eb fehlt F2 die fehlt z ie fehlt Eb gescuden Gr schuden N14

245
Traktat 2

iemermé geschehent, daz dir daz allez ganz würde vergeben mit der pine,
daz dü iezunt stürbest, dü vüerest vür daz antlütze gotes”.
Diz 24° ist diu wäre pénitencie, und daz kumet sunderliche aller volkomen
lichest von dem wirdigen lidenne in der volkomnen pénitencie unsers herren
Jésü Kristi. Ie mèr sich der mensche dar in erbildet, ie mèr im abevallent
25
alle sünde und pine der sünde?*. Ouch?45 sol sich der mensche des wenen,
daz er sich in allen sinen werken alle zit erbilde?46 in daz leben und in diu
werk unsers herren Jésü Kristi in allem sinem tuonne und läzenne und lidenne
und lebenne, und meine in alle zit hier inne, als er uns hät gemeinet?47.
1 iemermé] ymmer ziummer N14 Gr ooc vmmermeer De nimmer mer Ebnymmer Kas fehlt y
geschehent, ] gheschen scolen Gr ghescien sullen De schen scolden N14 schen mochten Eb gesche
chen mügen hinfür y daz dir bis 2 gotes. ] das jm das da (da fehlt Kag) alles so gancz
wurd vergeben vnd gancz gerainiget von aller schuld vnd erlest vnd erlediget von aller pein
also das ain söllicher püßer von mund auf gen himel fier für den anplick gotes on alle pein
vnd diße penitencz wirt genemt ain täf des hailligen gaistes das ist ain folle rainigung von der
schuld vnd gancz erleßunge von aller pein y 1 daz” bis vergeben ] das wurd dir gancz ver
geben Ka4 dat se di (se di] dir die PraN4) also (als Pro) ghans worden vorgheuen EbN4Prs dat
se (se über d. Zeile von and. Hand nachgetragen) hem te mael vergeuen worde De daz” bis
allez ] dz dier alles getilgt, am Rand p. and. Hand: alles B17 daz* fehlt M17 Pr allez
also GrEbN14 gentzlich M16 wurden M17 Pr2EbN14 2 daz' bis gotes. ] al storue hi
te hant hi voer vanden monde te hemelrijc Dit mishagen siins selues mit enen groten arnst
ende willen nymmermeer te sundigen mit enen gewaren toeuerlaet ende berouwen te gode De
daz* ] wen zEb iezunt] yecz Ka4 ioto Gr jutto N4 also Me sus Eb fehlt z dü*] vnd M17
uorest uan dem munde to hemmele uor Eb angsicht Ka4 3 Diz bis 4 von ] Desse ware
penitencie kummpt van N14 3 Diz] das yEbM17 diu fehlt De ghewaer De pueß M17
und bis 4 von ] vnd nympt ir kraft vnd wirckung von y 3 und daz] de dar Eb de Gr daz
hinter kumet M17 und fehlt Ka4 daz] desen ghewaer penitencie De fehlt N. ku
met] kumptus F2 sunderliche ] somwiils De fehlt N14N4 aller volkomenlichest] alre vol
comenste De aller volkumen ist M17 aller furderlichst Ka4 fehlt GrN4N. 4 von bis 5 Kristi. ]
dat hem den mensche keert tot den waer liden ons heeren ihesu cristi ende siinre martelien
Ende alle siin leuen in hem trecke alsoe hinaest can ende mach De 4 von ] vth EbN4 in
bis pénitencie] zu der alleruolkumenist pueß M17 fehlt EbGrN14KasN4M1ey unsers herren
Jésü] vnserñ herrñ jhus Pr1 vnssers lieben h. J. Kag .j. N. fehlt Mio 5 Ie bis erbildet, Jo
sik de minsche dat (dat] sin N14) lident io de (io de fehlt N14) mer anbildet EbN14 Ende hoe
hem die mensce hier meer in oefent De mensche fehlt Bso dar (o. and. Hand auf d.
Rand) in F2 ) in in MeKa5B,7 PrPrº an in M17 jn das selb y dat Gr fehlt Ka4 erbildet, . jn
gebildet Ka4 inbildet Gr in pildet N. erwelett M17 ie bis 6 sünde. ] hoe hem meer of vallen
die sunden ende liden De 5 mer vnd mer im nv a. N4 abfallet M16EbGrN14 6 alle ]
de N14 und bis sünde. fehlt N14 (Homöoteleuton) und ] vnd ok Eb der sünde.
fehlt Ka4N4 Ouch bis 247,5 wan fehlt N14N4 6 der*] en Eb des] dar an Eb daer toe
De fehlt Ka4Kas wenen, ] gewenen Ka4y anwenen Gr 7 in! ] an Eb alle zit fehlt
EbDe erbilde ] erbildett Kas jn jm e. Ka4 hem verbeelden sal De inbilde Eb in 2,3 fehlt Eb
7f. inden liden ende in den werken ons liefs heeren De 7 f. vnd wircken vnsers Ka4 8 herren]
lieben h. PraKag in bis 9 gemeinet. ] vndal siner donde vnd latende vnd lidende vnd dat
syn menighe alle tit sy here alse du dit hefst ghement vnd menen ene alle tit hir inne alze
he vns heff ghemenet Eb ende ooc als hi seluer liden heeft ende dat gheuoelt ende alle tijt
gedencke soe wat hem voer coemt lieue heer alsoe als giit gemint hebt mit mi te doen eer ic
mensche wert soe ghescie v alre liefste wille aen my De 8 und” fehlt Ka4 lidenne ]jn l. y
9 und lebenne, fehlt M17yEbGr (Homöoteleuton) und" bis gemeinet. ] vnd maynunge alle
zeit herre als du ez hast gemaint KasGr mainen F2M17 hier ] dar M1ey

246
Die rede der underscheidunge

Disiu* pénitencie ist ein zemäle erhaben gemüete von allen dingen in
30 30 got, und in welchen werken dü diz allermeist gehaben maht und häst von
den werken, diu tuo aller vrilichest; und hindert dich des dehein üzerlich
werk, ez si vasten, wachen, lesen oder swaz ez si, daz läz vriliche äne alle
sorge, daz dü hie mite iht versümest deheine pénitencie?”; wan?50 got ensihet
niht ane, waz diu werksin, dan aleine, waz diu minne und diu andäht und
daz gemüete in den werken si”. Wan im enist niht vil umbe unsriu werk,
sunder aleine umbe unser gemüete in allen unsern werken, und daz wir in
567,7 aleine minnen in allen dingen. Wan? ? der mensche ist alze gitic, den an
gote niht engenüeget. Allen” dinen werken sol dä mite gelónet sin, daz sie 10

1 Disiu bis zemäle ] Disß ist penitencie (ist die p. Kas) czümaul ain F„Kas Diß ist ain wäre
penitencz ain y Dat iz de beste penitencie vnd is en ghans Eb Dit is de beste penitencie Eyn
to male Gr Die beste penitenci is dan te hebben een De Ditz Pr1 Pr2 pueß M17 ZE

mal ein xKasz verheuen De in ] allze maul in F2M1ey Kasz dencken tomale in Eb
2 und! fehlt De in allen werken wo du Eb in welchem werk du Kas werken fehlt Pr2
diz] des M17EbGrDe und häst fehlt De und* ] oder M17 Pr1 Pr2 2 f. von den werken,
dat werck EbGrDe fehlt y 3 diu tuo ] die du M1s dye da M17 daz tu Kas do Gr doch De
fehlt Eb aller vrilichest; ] a. tüst M16 a. ist M17 aller frolichest Kas alreliefste ende alre
vrilicst De alderleuest vnd vrighelkest Eb hindert bis 4 werk, ] is datti enich wtwendich
werck hindert De 3 des ] den Pr Pr2Eb fehlt M17 (Zeilennoechsel) einich Ka4 genich Gr
ienicht Ebiendertain y vthwendich Eb 4 ez” daz KazzEbGrDe wachen petten vasten oder
lesen M17 lesen] peten oder 1. PrPrº Eb lesen lopen De peten Kas ez*] das M10M17Prº Prs
fehlt De vriliche ] frighelken anstan Ebfrolichen Kas alle ] enich De fehlt Ka4Eb
5 daz bis pénitencie; ] wente hir mede uorsumestu nene penitencien Eb ende du en salte niet
meenen dattu daer mede versumes enige penitencie De hie mite] damit y imit B17 iht ]
nichcz y recht M17 pueß M17 6 waz* ] was auf d. Rand nachgetragen N4 welc De fehlt N14
diu” ] dein M16 werk ] werlt Kas sin, ] sind Fey sey M16 Kas Desint von außen N4 fehlt N14
dan aleine, ] er sicht an N4 dan ] sunder M16 BsozEb sunderlich Kas men N14 mer De aleine,
fehlt M16z waz*] welk N14 was vnd wie M1s diu” bis 7 si. ] de menighe sy de (de] vn
de de N14) andacht leue (leue fehlt N14) vnd dat ghemute in den werken EbN14 6 und” bis
7 werken fehlt De 6 diu” fehlt zM16Kas und” bis 7 werken fehlt N4 7 in bis 8 ge
müete fehlt M16 (Homöoteleuton) 7 si. bis umbe fehlt B7 (abgeglitten) si. ] is De Wan ]
von innen N4 im ] gode De niht vil] nicht fast not N4 vnser Ka4F2z EbN14Kas onsen De
werken De 8 sunder ] men N14 Mer De fehlt N4 aleine fehlt zN14 in bis wer
ken, fehlt Kas in* ] allain in M16 allen ] alle De den EbN14N4 fehlt z unsern fehlt
EbN14N4 und ] Dat is De fehlt EbN14 in*] god De 9 aleine fehlt EbN„N. minnen
bis dingen. ] menen in alle (alle fehlt Nº) vnsen werken vnd beleuen (vnd b. fehlt N„) EbN.
minnen ] mainen yDe mynnen von herczen N4 allen ] al onsen De Wan bis 248,3
büezent. fehlt N4 9 Wan bis 10 engenüeget. ] Want sinte augustiin spreect harde gier is die
gene die hem mit gode niet en laet ghenughen De, steht in EbN14 hinter 248,1 dir 9 mensche
fehlt Eb ist] were Eb alze ] alczeit Kasye ze M16 vil ze z geitzig M16 KazM17 geidigy
B7PrPrº güdig Ka. ghirich EbN. den ] den aus dem (?) Kas deme N14 dë Eb dem Prs der M17
an ] in Eb 10 engenüeget. ] benügt Mio en noghede Eben noghet Des secht wol sunte johan
nes crisostomus wultu hebben schouwers diner guden werk sich du hest nicht allenen de engele
men god suluen de alle dingh sud dar lat dijane ghenoghen N14 Alle uwe werken sul
len De gelónet ] gelünt B7 ghenoch belonet Eb eyn nuch g. N4 nicht g. Kas gelouet ende
ghepriset De

247
Traktat 2

din got weiz und daz dü in dar inne meinest; dä mite genüege dir alle zit. 25,1
Ouch ie dü in lediclicher meinest und einvelticlicher, só ie alliu diniu werk
eigenlicher alle sünde büezent.
5
Ouch maht dü gedenken, daz got was ein gemeiner erloeser aller werlt, 5
und dä von bin ich im vil mèr dankennes schuldic, dan ob er mich aleine er
löst haete. Alsó?5* solt dü ouch sin ein gemeiner erloeser alles des, daz dü
mit sünden an dir verderbet häst; und mit allem dem lege dich zemäle in in, 10
wan dü häst mit sünden verderbet allez, daz an dir ist: herze, sinne, lichame, 70

sèle, krefte und swaz an dir und in dir ist, ez ist allez gar siech und ver
10 dorben. Des vliuch ze im, an dem kein gebreste enist, sunder allez guot, daz er si
ein gemeiner erloeser aller diner verderpnisse an dir, inwendic und üzwendic? 5. 15

1 din fehlt yDe daz fehlt EbN14 De dü bis meinest; ] ghi god in uwen werken
alleen mint ende De in fehlt M17 inne ] jnnen Pr Pra ane EbN14 meinest; ] allain
m. y mynest Kas zwnembst M17 fehlt B7 (Zeilennpechsel) dä mite] darane EbN14 ge
nüege dir ] laet v genugen De lad dy noghen Eb genügt Ka4 dir ] dich M16 alle
zit. fehlt N14 2 Ouch bis 249,9 tuon. fehlt N14 2 Ouch bis ie*] Vnd ye lediclicher vnd ein
felteclicher du in meinest ye me mer Ka4 Jo du en ok leddigher vnd entfoldigher nemest io Eb
ie bis einvelticlicher, hoe si god ledichliker ende eenoldeliker mint De leidiclicher B17
meinest] waist M17 fehlt y ainualtiger M17 Pr1 Prs só bis 3 eigenlicher fehlt F2 (ab
geglitten) 2 ie” fehlt Kas De ie” hinter werk M16 alliu fehlt DeM17 diniu werk]
uwe werken De 3 eigenlicher ] aygentlichen M17 volmaecter De sünde ] dein sunde Ka5
sunden De ding Ka4 büezent. ] bueten ende verdeligen De 4 mochstu Eb mochdi De
solt du N. gedenken, pruuen De was ] ist hinter erloeser N4De gemeiner fehlt De
mene uorlozer Eb verlosser De loser Kas aller der w. Kas alder w. De der ghansen w. Eb
5 und bis schuldic, ] vnd dar uan ok mer danckes schuldicht bin Eb und fehlt De dä
von ] daer of De im fehlt M17 danckes F2 B17 Pr1 Pr2KasEbDeBºoN4 danckberkeit Kas
ob ] das N4 aleine ] allen (über d. Zeile v. and. Hand nachgetragen.) De 5 f. verlost Deuor
lozet Eb 6 had De Alsó bis alles fehlt M17 Alsó bis daz] Also schal he ok syn alles
dat Eb mer dat hi ooc is een gemeyn verlosser alles des dat De sol er N4 auch myl
der got sein Pr1 Pr2 sin bis erloeser ] nv ein gemeiner loser sein N4 sin fehlt Bso
löser Kas des, ] daz F fehlt B17Bso dü*] du pis her N. ich Ka4F„KaszEbDe 7 dir ]
mir Ka4F2KaszEbDe han KasKa4B17 Pr1 Pr2 hebbe EbDe haut F2 hett M17 verderbest
h. Kas und bis 11 dir, fehlt N4 7 allem bis 8 ist: ] alle die begerte (begerte über
d. Zeile v. and. Hand nachgetragen) legget v in god en wat ghi mit sunden verderft hebt alle
dat uwes De 7 dem fehlt Eb lege dich ledige auch du (du fehlt Eb) dich PrPrº Eb
in in, ] jm in F2 an jn Ka4 fehlt M17 Pr1 Pr2Eb 8 an dir ] an dier vnd jn dier z in di Eb
ist: ] ist außwendig vnd jnwendig y sinn xyM17 Pr1 lich ame, ] ende lichaem De lib Ka4
fehlt y 9 séle, fehlt De krefte ] krafft Pr1 fehlt Eb und” bis ist, ende al dat v is
ende aen v De etc. B17 Pr1 Pr2 fehlt y M17 und *.*] oder Kas und in dir fehlt Eb ist",
fehlt Ka4 (Zeilennoechsel) ez ] das M1eEbDe fehlt z als Bao alle Ebte mael De
gar ] seer De fehlt zEb 10 Des] das M16 Dar vmme EbDe vliet in hem De im, ]
deme Eb mir M17 an dem ] Daer De dem ] weme Eb kein ] nen Eb fehlt M17
gebrechen FayKas geprech zEbDe enist, ] in en is De sunder a. guot, fehlt De
alle Eb daz bis 11 üzwendic.] om dat hi verlosset heeft al dat giaen v verderft hebt lijflic
ende ooc geestelic De 11 mene uorlozer Eb loser Kas alles dins verderbnüs (ver
derbens Kas) Ka4Kas PrPrº B7 aller fehlt Bao verderbung y an dir, in d. M16
fehlt Eb außwendig vnnd jnwendig etc. Bso uswendig etc. Fs außwendige wann er das
ewige gut ist vnd ein gemeiner widerpringer aller ding Amen N.

248
Die rede der underscheidunge

75 17. Wie sich der mensche in v ride halte,


ob er sich niht en vin de t ü f ü zerl ich er arbeit,
als Kristus und vil heiligen hän t geh ab et;
wie er gote sül nächvolgen.

Den* liuten mac vorhte und krankheit dä von komen, daz unsers her- 5
ren Jésü Kristi leben und der heiligen alsó strenge und arbeitsam was und
der mensche des niht vil vermac noch darüf ist getriben?57. Dar umbe, swenne
sich die liute hier ane als unglich vindent, só ahtent sie sich dicke verre von
gote, als dem sie niht enkünnen gevolgen. Daz ensol nieman tuon. Der
mensche ensol sich deheine wis niemer verre von gote genemen, weder umbe 10

gebresten noch umbe krankheit noch umbe dehein dinc. Nü** si iemer, daz
1 Wie bis 4 nächvolgen. ] Hoe hem die mensce holden sal of higheen wtwendige herdi
cheit der penitencien geuoelen en can xij De 1 Wie man sich zu gote halde Kas in
bis 4 nächvolgen. ] sol ze frid halten ob er nicht / geneiget ist auf die evßerlichen / arbeit vnd
Vbunge Advena / ego sum apud te et peregrinus ps. (= Ps. 38,13) / Jch pin ein herkumen
mensche / vnd ein armer pilgrem vor dir N4 1 habe y 2 ob bis 4 nächvolgen. fehlt Kao
2 niht bis arbeit, ] nit genaigt vindet (vinde M17) vff vsserlich (vthwendighe Eb) werck vnd arbait
(vnd a. fehlt Eb) zEb 3 als ] vnd alze Eb vil] all M17 hänt bis 4 nächvolgen. ]
vnd (vnd fehlt Kas) von güter weise y 4 wie] vnd wo Eb sol M17 Pr1 Pr2Eb nach
folgen xvij (die Zahl auf d. linken Rand) Pr na uolghen CKapitulum > xvij Eb 5 mocht N4
angst vnd bangheyt Eb vrese ende ongemoedicheit De krankheit] klainhait y schrecken N.
von ] of De daz bis 6 der ] das das leiden vnßers herren vnd das leben der N4 5f. dat
leuen ons heeren ihesu cristi De herren ] liebsten h. Ka4 6 Jésü Kristi fehlt Mey
leben bis heiligen ] vnd siner leuen hilghen leuent Eb vnd auch der M1e heiligen ] h.
leben y alsó ] alsoe seer De arbeydelic heeft geweest De was] ist gewesen y Eb
7 der ] das d. N4 dat de (de über d. Zeile p. and. Hand nachgetragen.) De mensche bis getri
ben. ] minsche nicht uele uormach darghedriuen Eb menschen De des ] dz B17 Kas
dat De noch bis getriben. fehlt De ist getriben. ] geVbet ist N. ist fehlt z
getreyben M17 Prs Dar umbe, ] Hier om De nv N4 8 die ] der Kas menschen Ka4
hier ane] daran M16 BaoEb fehlt De hier ane als ] also hie disem N4 als ] alsoe De
so zEbKas ahtent bis 9 niht ] worden si ommuedich ende mistroostich als si dat herde
leuen niet nae De 8 dicke ] oft Ka4 fehlt EbKag verrer B17 wer M17 9 als bis ge
volgen. ] in deme dat se ome so nicht konnen volghen Eb dem ] den B17M17 eynem dem N4
kunden Ka4 kinden Bao komen M17 mügent N. nach gefolgen Bao nach folgen Kas Daz
bis tuon.] aber dises sol man nicht tun N. dat en salmen niet doen De 10 deheine bis
verre] nymer ewiclichen in kein weise fer N. deheine ] in kain MigKas in kainer y M17
nene N14 in ienigherleye Eb nummer DeN14 verre bis genemen, ] verne achten van gode
noch verne nemen N14 verne van gode achten Eb verre ] verrer F2B17 fehlt M17 De ge
nemen, ] seczen oder g. y weder bis 11 krankheit ] worvmme (vmme N14) ghebrekes wil
len efte (efte ] noch vmme N14) k. EbN14 10 weder umbe ] werden in M17 noch aen De umbe ]
ym Prº Prs 11 gepresten willen N4 gebrechen Kasyz ghebrec De noch“ oder Bºo U1II1

be” | in M17 aen De fehlt Ka4 umbe*] durch zKa5N4 an De dehein ] k. ander N4 ienich
Ebnen N14 dinc. bis 250,5 tür. ] ding wie groß die ding sennd sunder jm (jm ] yn Kas) allweg
got nach seczen vnd nemen wann der mentsch geferr (geferrn Kas) oder näch got gät nymmer
ferr (oder bis ferr fehlt Ka3, Homöoteleuton) er beleipt ie nächen stanjst das er nit gancz jnn
mag beleiben y 11 Nü bis 250,1 üztriben, ] Nu id si (sy id N1) alzo dat dine groten ghebreck

16* Eckhart D5 249


Traktat 2

dich dine gróze gebresten alsó üztriben, daz dü dich niht nähen ze gote mü
gest nemen, só solt dü dir doch got nähen nemen. Wan dá liget grózer schade
ane, daz der mensche im got verre setzet; wan der mensche gå verre oder
nähe, got engät niemer verre, er blibet ie stände nähent; und enmac er niht
innen bliben, só enkumet er doch niht verrer dan vür die tür.
Alsó?” ist ez nü in der gestrengicheit des nächvolgennes. Daz merke,
waz dines nächvolgennes darane si. Dü solt merken und gemerket haben,
war zuo dü von gote allermeist gemanet sist; wan alle liute ensint mit nihte
in éinen wec ze gote geruofen, als sant Paulus sprichet ?89. Vindest dü den
9 Vgl. 1 Cor.7,24: Unusquisque in quo vocatus est, fratres, in hoc permaneat apud Deum.

ligheyden (gebreke N4) dik vth driuen vnd hinderen (vnd h. fehlt N4) alzo EbN14 Nv es sey
also das dich ymer dein gepresten wollent außtreiben von got N. 11 Nü bis 250,1 dine ]
vnd ob dich ymer din Ka4 Mer vermer saltu sien dattu dine De 11 iemer, fehlt Kas
1 gebrechen Kasz De alsó fehlt Ka4 üztriben, bis 2 nemen. ] wtdriues Dattu die
om gene sake Weder an en nemeste De 1 daz bis 2 nemen, fehlt N4 1 dich” bis 2 nemen, ]
nicht moghest dik gode uorenighen vnd to don Eb dik nicht moghest gode na nemen N14
1 nahet KasPr1 nachent B7Pro nachest M17 gote nicht m. Kas möchtest Ka4 2 solt
dü] sol Mus dir ] dik Eb doch ] aber N4 fehlt EbKas gode N14Eb nähen ne
men. ] ghenalen Eb nachent achten N. nahet Kas nachentz dä bis 3 setzet; ] dar an
ligt groß not vnd groß schaden denn das sich der mensche ferre von got seczet N. 2 alto
grot N14 grózer fehlt De schade ] stat M17 3 ane, fehlt Pri daz bis setzet; ]
dat sik de minsche gode entfernig Eb dat men verne settet twischen gode vnnd deme myn
schen N14 dat men een verricheit ende een middel sat tusschen god ende den mensche De
im ] Nu M17 verre setzet; ] verseczt M17 verrer s. B17 gä bis 4 engät] gha na efte
wo werne he wil uan gode so gheyt he doch Eb wo verne he gheit van gode so gheit doch
god N14 gaet van gode alsoe verre hi wel god en geet De 3f. mensche geferre oder nahet
got Kas 3 verre*] verrer B17 4 nähe, ] nahet Pr1 nachent B7M17 Pr2N4 got bis nähent; ] so
beleibet got alczeit nachent peyym N. got engät] so gat doch got M16 niemer ] num
Iner mer Eb niet De verrer B17 Kas forder Eb blijft naby (naby über d. Zeile) io be
stan vnd Eb ie stete nahet Kas ie fehlt M16 De nähent; ] naest bi De fehlt M16
und fehlt N4 enmac ] kan Eb 4f. he io nicht dar inne Eb 5 innen bliben, ] bliuen
daer inne De ynwendige N4 só bis tür. ] so gheyt he doch nicht uorder mer he blift uor
der dore alzo der sunnen schyn uor dem togheslaten huse Eb soe blijft hi voer die dore De
doch fehlt F2M1sz niht] noch M17 ferr Ka4 vorder N14Eb dan ] wen N14 6 Alsó
bis 260,3 werken. fehlt N14 6 Alsó bis 7 merken ] Nu van desen strengende nauolgende leuen
soe seltu merken De 6 Alsó bis nächvolgennes. ] Nu in dessem to donde to gode merke wat
dyn to don vnd na uolghent schal syn an der ghestrenheyt Eb ez] es auch N4 fehlt Mio
nü] nv hie N4 fehlt Ka4M17 der ] dem F2 strengikeit Ka4 getrengikeit Pr2 getrenckait
Pr getrenigkait M17 strengheit N. hertikeit Kas Daz bis 7 si. fehlt Pr»Eby 6 Daz bis
7 nächvolgennes fehlt M16M17 Pr (Homöoteleuton) 6 Daz merke, ] Merck eben N. 7 dines
bis si. ] dein nachvolgen sey N. dar bis solt] daran du si solt M16 Dü bis haben,
fehlt N4 merken ] verston Ka4 und gemerket h., fehlt zEbDe y 8 zuo dü] in dat
tu De meest De gemaint M17 Pr1 gemant vnnd gefodert y gliereyset vnd uormanet Eb
verdreuen ende vermaent (vor m p. and. Hand: I) De gerüffet N. bist EbDe aller Kas
mentschen yN. mit nihte] nicht EbDe yN. 9ainem weg Mio Bao PrN, einê wege Kas
einê weg KazF2 ain wege B17 ain weg M17 Prº ze ] in De gherapen edder ghelaten to
gode Eb berieft Bgo berufft Kas geruffen wirt (wirt über d. Zeile) als Kas als bis
sprichet. fehlt N. pauls Ka4 Vindest bis 252,6 wise. fehlt De 9 du dich danne N4

250
Die rede der underscheidunge

26,1 ne, dazdin naehster wec niht enist in vil üzwendiger werke und grözer arbeit
oder in darbenne, – dà alsó einvalticlichen ouch niht gróz ane liget, der
mensche enwerde denne sunderliche dar zuo getriben von gote und habe die
562,7 5
maht, daz wol ze tuonne äne irrunge siner inwendicheit, – und envindest dü
dis niht in dir, só bis ganz ze vride und ennim dich des niht vil ane?". 5
Só möhtest dü sprechen: enliget darane niht, wes hänt ez denne unser
vorvarn, vil heiligen, getän ?
Só gedenke: unser herre hät in die wise gegeben und gap in ouch die
10
maht, daz ze tuonne, daz sie der wise möhten gevolgen, und im daz von in
geviel; und dar inne solten sie irs besten bekomen?”. Wan got enhät des 10
menschen heil niht gebunden ze deheiner sunderlichen wise. Waz éin wise
hät, daz enhät diu ander niht; daz mügen hät got allen guoten wisen gegeben,
70 15
und keiner guoten wise enist daz versaget?”. Wan éin guot enist wider daz
1 uelen Eb außwendigen werken M6M17 PrEb außwendigem werck Pre außwendiger
wirckung yynwendiger werk Kas außwendiger Vbvnge N. und ] vnd in Kas edder in Eb
in M17 in vil N4 grösser Ka4 2 oder in darbenne, ] oder zü verderben M16 oder man
gel Ka4 oder jn tarben vnnd manglung y in vil darwens vnd absprechens N4 fehlt Eb dä
bis gröz] dar an yn einfaltiger weise ze reden nicht grosse not N4 alsó fehlt Ka4y ein
valticlichen ] entfoldighen Eb fehlt y ouch fehlt Pr1M16 Kas gröz] großes Kas uele Eb
3 enwerde denne ] werden B7 were den Eb wurde danne N4 sunder Kas und bis
4 wol] Vnd er die macht wol het (het o.and. Hand über d. Zeile) Kao 3 habe ] hadde EbN.
hat Ka4 u. alle anderen Hss. die bis 4 wol] auch die kraft vnd die macht das selbe N4
5 die fehlt Eb 4 daz Eb N4] die ding y fehlt xzKas äne fehlt Ka4 irrunge ] ver
rüg Ka4 hinder Eb wenug (?) M17 und bis 5 dir, fehlt N4 4 und fehlt y dü fehlt F2
5 dis ] des Eb dicz z in ] an Eb bis ] wes Eb ze vride ] mit fride Pr1 PrºM17 dar zu Kas
dich fehlt Eb des ] diser ding N. fehlt M17 Pr1 Pr2 vil ] to uele Eb fehlt N4 vil ane. ] vil
(vil ann vnd Kas) laß dich deß nit betrieben y 6 Só bis sprechen: ] sprächest du denn y
Só] Nu Eb magstu z enliget bis 8 gedenke: ] ligt nv an disen dingen nicht vil
not wes habent sich dann vnsser vorfadern vnd vil heiligen diser ding also ernstlichen vnter
standen Merck N4 6 enliget] leghe Eb Jr liget Kas mich genügt Pra niht, ] nit vil M16
fehlt Kas wes bis 7 getän? ] wor vmme hebben den vnsen uoruaren vnd andere hilghen
desse wise uor had Eb 6 was Bao ez ] vnser F2 fehlt Ka5M17 Pr1 denne fehlt M17
7 vorfodern y M17 vil ] vnd v. Kag 8 dencke Eb hät] het Kao fehlt M17 dise
w. KasN. ouch bis 13 versaget. ] auch dar czu die kraft dise ding zetun dar vmb wann
ym das von in behaget vnd das sye darynnen soltentyr pestes erkrigen Aber also tut er nv
nicht allen menschen wann er wil den menschen nicht pinden zu diser oder der sunderlichen
weise vnd dar Vmb was ein weise hat an dem vermügen das hat got geben allen guten wei
sen vnd also hat er keiner weise versaget ist sie anders gut der mensche müg dar durch selige
werden N4 9 daz! fehlt Pr1 tuonne, ] tün vnd zü verpringen u und bis 10 geviel; ]
vnd daz im darynne von in behagte Kas 9 und ] von F2 im daz] an dat Eb got das
selby in ] im F„Eb 10 geviel; ] wol g. z wol beuel Eb inne] an M17 sie
fehlt y ires bestes M16 ir bestän bestenn Bso ir pestes Prº Wan bis 252.13 meinet;
fehlt y 11 sunderlicher Kas Eb 12 daz bis niht; fehlt M1e F2Kas (Homöoteleuton) daz”
bis gegeben, De sulue moghelicheyt heft god doch ghegheuen a. g. w. Eb vermügen Ka4
allain gutte weysse M17 gegeben, bis 13 wise fehlt M16 (Homöoteleuton) 12 gegeben,
fehlt B17 13 keiner ] in nener Eb enist* ] nit M16 daz nicht v. Kas Wan bis
252,1 niht. ] Wenn eins ist gut daz ander nicht gut Kas Wan ain gut ist ander das ander
nit M17 13 Wan fehlt N4

251
Traktat 2

ander guot niht?”. Und dar an suln sich die liute merken, daz sie unreht
tuont?85: só sie etwenne einen guoten menschen sehent oder hoerent von im
sagen und er denne niht envolget ir wise, só ist ez allez verlorn 266; ob in ir
20
wise niht engevellet, só enahtent sie ouch zehant ir guoten wise und ir guo
75
ten meinunge niht?97. Daz enist niht reht. Man sol mér ahten der liute wise,
daz sie haben eine guote andäht, und?88 versmaehen niemannes wise. Ein iec
lich enmac niht éin wise gehaben, und alle menschen enmügen niht éin wise
gehaben noch ein mensche alle wise noch eines ieclichen wise.
Ein?” ieglicher halte sine guote wise und ziehe dar in alle wise und neme
10 in siner wise alliu guot und alle wise?79. Wandelunge der wise daz machet
ein unstaete wise und gemüete?". Swaz dir mac gegeben éin wise, daz maht
dü ouch in der andern erkriegen, ob si guot und lobelich ist und got aleine
meinet; noch alle menschen enmügen niht éinem wege gevolgen. Und alsó

1 guot fehlt FM16EbM17 Und fehlt N4 mügent N4 sich ] s. auch Kas fehlt N4
merken, ] unverständliche Korrektur aus nicht M17 2 só bis menschen ] wen se wor enen
framen minschen Eb só ] als F2M16Ka5N1 sie fehlt B17 etwenne fehlt M17 einen
bis 8 wise.] sechent oder horent sagen von einem menschen der do nicht volget irer weise so
achtent sie sein nicht wie wol sie auch gut ist Man sol nymancz weise verwerffen noch ver
smachen sie wer danne von der heilige kirchen verworffen Ein igliches mag nicht mer dann ein
gute weise gehaben alle menschen mügent nicht einer weise gefolgen vnd dar Vmb N. 2 im ]
in F2 eme aus en gebessert Eb 3 nicht enhoret efte uolghet Eb ob ] vnd wen Eb an
M17 on Pr1 Prs in ] im Kas 4 beuellet Eb zehant fehlt Pr1 ir" bis 5 niht. ]
eres ghuden wesens vnd ghuder wise nicht vnd ok erer ghuden meninghe Eb 4 ir guoten”
fehlt z 5 wanung (!) F, Daz ] vnd das M17 liute ] welt B17 6 daz sie ] dat is
se Eb daz bis andäht, ] Das ist ain g. a. F.Kas das ain güte andacht ist Mis verschme
chent F„B7 verschmäch MoKas nymant M17 Pr1 Ein bis 8 wise.] Alle menschen en mogen
niet een wise hebben De fehlt x yz (Homöoteleuton) Eb (doch sieh zu Z. 91) 8 ytlichen Kab
9jedlicher B7 ytlicher Kas M17 Pr islik Eb halte] habe KabM17 sinen goeden De
sine] ain M17 wise und* ] wise Alle minschen konnen nicht ene wise hebben noch en islik
alle wise Doch holde en islik sine ghuden wise vnd Eb ziehe ] trecke De in ] an Eb
wise*] wisen De nem also in N4 nym F2 niem Ka4 nemen Kas 10 sein Kas alliu
bis wise. ] alle gute weise N4 alliu] alles Kas alle die übrigen Hss. guot bis wise. ] guede
wisen De und fehlt M17 Wandelunge ] wan w. N. Want verwandelinge De wisen De
daz bis 11 gemüete. ] maect onstedicheit De 10 daz] de Eb fehlt N4 11 vnstätte wand
lung weise M16F2 wise und fehlt N4 und fehlt F2 Swaz bis wise, ] wente wat dik
mach gheuen de ene wise Eb waß du nit magst gehaben ain weise B,7 Swaz ] aus dem
volget was N4 dir nit mag Prº Prs dir fehlt De (Zeilennwechsel) ein wise. ] ende
wisen Dean was M17 daz bis 13 noch das selb mag dir auch die ander erwerben ob
sie allein gut ist loblichen vnd got genem wann N4 11 daz bis 12 erkriegen, dat mochdi
ooc crigen in die ander De 12 auch wol in Kasz in bis erkriegen, in anderen wisen
wol erweruen Eb ob bis 13 meinet; ] Jsset dat se gud vnd loflik syn vnd du god in
allen menst allene Ebis dattu goet bist ende loeflic ende ende du god alleen minnes in diinre
wisen ende niet anders De 12 güt ist vnd F2M1e lobelich] lob Pri ist fehlt M10 (Zeilen
noechsel) 13 noch ) Want De fehlt Eb noch bis niht] es mügent alle mentschen nit y
niht ] nicht alle N4 einem ] een wise hebben noch enen De ein weg Ka4 ain wege F2
ainen weg M17N. eyně weghe Eb Und bis 253,1 heiligen. ] ende aldus saltu ooc verstaen
van strengicheit ende van herdicheit des leuens ende van heyligen leuen Die strenghe en hart
van leuen ghewest hebben De fehlt y 13 Und fehlt KasN4

252
Die rede der underscheidunge

ist ez ouch von dem nächvolgenne der gestrengicheit solcher heiligen ???. Die
wise solt dü wol minnen und mac dir wol gevallen, der dü doch niht endarft
nächvolgen.
Nü?78 möhtest dü sprechen: unser herre Jésus Kristus der häte ie die
hoehste wise, dem suln wir iemer von rehte nächvolgen.
Daz?74 ist wol wär! Unserm herren sol man billiche nächvolgen, aber doch
in áller wise niht. Unser herre vaste vierzic tage. Alsó ensol sich des nie
man anenemen, daz er alsó volge. Kristus der hät vil werke getän, dä mite
er meinte, daz wir im geistlichen süln nächvolgen und niht liplichen. Und
dar umbe soll man sich vlizen, daz man vernünfticlichen künne nächvolgen; 10
wan er hät mèr geläget unserre minne?75 dan unsern werken. Wir suln im
ie éigenlichen 276 nächvolgen.
Als wie?
Daz merke: in allen dingen. – Wie und in welher wise?
1 ez fehlt M16 Pr1 ouch ] auch nv hie N4 fehlt B17 1 von bis 2 minnen ] mid der strenheyt
Etlike hilghe wise machstu wol left hebben Eb 1 von ] nach M17 Pr1 nach jm B17 fehlt Prº
nächvolgenne bis 2 wise] nach volgen des leidens xpi der strengikeit der heiligen Die selben
weise N4 1 den nachfolgern Ka4 strengikayt B17 Pr PraKa4M16 Kas Die bis 3 nächvol
gen. fehlt De 2 weiß der hailligenn s. y sol dir wol lieben M17 wol" fehlt y minnen
bis 3 nächvolgen. ] mynnen von herczen sye mag dir auch wol behagen yn der gemeyn vnd jn
sunderheit du bedarft ir aber nicht volgen also N4 2 mac] moghen Ebsol y wol* fehlt y
behagen KasM17 Pr Pr2Eb hagen B17 gefällig sein y niht fehlt M17 (Zeilenroechsel) eIn

darft ] bedarft Ka4B17 allweg entarfst noch magst y 3 nach gefolgen Bao 4 Nü bis 259,11
erbildest. fehlt y 4 mochstu PrPr, magstu B7M17 De Jésus fehlt N. Kristus fehlt De
der fehlt M1o De ie ] ymer N„De 4f. de besten wise vnd hoghesten (wise durch Zeichen
hinter hoghesten vernoiesen) Eb 5 wise, bis nächvolgen. ] wise van leuen ende salmen hem
van recht niet naeuolghen De scholde Eb iemer] ye N. von rehte fehlt N4 nächvol
gen. ] uolghen Eb volgen wol wir anders wol vnd recht N, 6 Daz bis nächvolgen, ] Du salt
merken ende weten dat men onsen heer van recht naeuolgen sal De wol fehlt M17N4
Unserm ] an vnsserrem M17 scholle we nimer (vor dem n unverständliches Zeichen hochgestellt,
vielleicht Korrektur vmmer aus nimmer gemeint?) io uan rechten uolghen Eb volgen N4
aber ] mer De io Eb 7 allen weisen N4 Unser herre] Er N4 her der v. Ka4F, De
daghe vnd nacht Eb Alsó bis 9 liplichen. ] des sol sich nymant also vnterwinden als er
gefast hat Er hat auch vil werck getun yn den er meynte das wir ym darynnen mer soltent
volgen geistlichen dann leiplichen N. 7 Alsó] iodoch Eb sich nicht d. Kas des ] das
M1e fehlt De nymantz Fa 8 alsó volge. ] onse heer soe naeuolge De volge. ] vol
gen F2 volge cristo Mio xpö uolghe efte in den gheliken werken Eb wil M17 Kristus der ]
Want cristus De Der herr M16 der fehlt zEb dä bis 9 meinte, daer hi in ghemint
heeft De 9 mende Eb meint xM17 Pr1 Pr2 Kas maynet B17 im fehlt Eb volghen Eb
Und fehlt Ka4EbN4 10 man sich hem die mensche geestelic De sich ] sich nv N. sick
dar ane Eb fehlt M17 daz bis nächvolgen; ] op dat hixpñnauolge De man*] man ym
Pr1 Pr2EbN, künne] kume B17 fehlt M17 volgen N. i uolghen (vor i über d. Zeile: na) Eb
11 geläget] gelauget B7 gelobet Kas PrPre geachtet MioEbbegeert De beweget M17 vnser wercke
F„M,7 PrPrº Eb Wir bis 254,1 gesprochen: fehlt De 12 ie] ymer N, eigenlichen ] aigentlicher B7
gherne wormede Eb mit volgen Kas 13 Als bis 14 in als wir daz merken in KasM17Eb 13 Als
fehlt N4 14 Daz bis 254,1 gesprochen: ] mit den wercken aber in welcher weise vernunfticlichen
Jch hab es mer gesprochen N. 14 merke: ] werck Ka4 M16 merck aus werck gebessert F2 merck
hinter getilgtem werck Prº dingen. bis wise?] dinghen in welker wise we konnen Eb

253
Traktat 2

35
Als ich dicke hän gesprochen: ich ahte vil bezzer ein vernünftigez werk
dan ein liplichez werk?77.
Als 278 wie?
10
Kristus hät gevastet vierzic tage. Darane volge im, daz dü war nemest,
war zuo dü allermeist sist geneiget oder 279 bereit: dä verläz dich ane und
nim wol din selbes war?89. Daz?° gebürt dir dicke mér und unbekümbert ze
15 40
läzenne, dan ob dü zemäle vastest aller spise. Und 28? alsó ist dir etwenne
swaerer ein wort ze verswigenne, dan ob man zemäle swige von aller rede. 563,7

Und alsó ist einem menschen etwenne swaerer ze vertragenne ein kleinez
10 smaehelichez wort, dä niht ane enist, dan im lihte waere ein grözer slac, dä er
sich üf gesetzet hät”, und ist im vil swaerer aleine ze sinne in der menige
dan in der wüeste, und ist im dicke ein kleinez dinc swaerer ze läzenne dan
1 dicke ] oft Ka4 fehlt Eb ich” bis vernünftigez] Daer om acht ic meer een geestelic De
vil ] wol M7 3 Als bis 4 gevastet ] Alsoe xpč vastede De 4 gevastet ] geacht M17 g. an
alle speiße N. vierzic tage. ] xl daghe vnd andere strenghe werck ghedan Eb fehlt Kas
tage. bis 7 spise. ] tage vnd so vil nacht das solt du nicht tun la dich benüngen ze vasten an
dem dar czu du geneyget pist hie nym dein selbs eben war wann dir gepürt dick vnd vil also
zefasten vnd mer danne du selber benest vnd tust auch also mer in dem denn das du faste
von aller speise N4 4 Dar bis war nemest, ] dattu omme darane volghest in der mate Dattu
war nemest in dinem leuende Eb nu volge hem geestelic ende vast van sonden Du sulte mit
groten arnst merken De Darane ] an daz Ka5 volge ] volgen Pr achet M17 W& I"

bis 5 geneiget] wur du aldermest to gheneghet bis uan natur Eb 5 geneycht bist De ge
neiget oder fehlt F2M1ezKas oder bereit: fehlt Eb De dä bis 9 etwenne ] Daer seltu
di in laten ende saltu daer diins selues grotelic waer nemen Want in groten lijfliken werken
daer men ney ginge toe heeft behoert den mensce dieper ende meer hem te laten in alsulken
afbreken der spisen of van anderen dingen dat hise niet en doen als of hise te mael vollbracht
want den mensche is De 5 dä bis 6 nim ] dat lat aft vnd uorlat dik suluer dar ane vnd
dar inne nym Eb 5 verläz ] laß B17 F2M17 Pr1 lä M16 Kas Prs 6 wol] wer getilgt Kas
war. ] war flitelken Eb Daz bis 7 spise. ] Dar an behort dy dattu dik nouwer vnd uaker
uorlatest efte uorlochest wen ift du ghansliken vastest uan aller spice Eb 6 Daz] vnd das
M17 Dar an Kas dicke ] offt vnd Ka4 dicke dich Kas B17 dick vnd dich Pr1 Prs wol dich M17
und fehlt Pr1 Pr2 unbekümbert M17 ] onkümer Ka4 vnkumer Fs vnkümmert M10B7 bekumert
da (da fehlt Pr1) von Pr2 Pr1 kumer Kas 6f. ze läzenne, ] gelaussen F- 7 alczumal Pr1
vastetest M16 alle B17 Und alsó ] Es N. etwenne] to tiden Eb 8 swaerer ] vil
s. N. swer M17Eb ze schweigent M16Eb dan bis 11 im ] denn gancz zesweigen Einen
streich zeleiden dann ein versmechnüsse so man sich darauf gesaczt het N. 8 zemäle ] al
czumal Pr gensliken Eb von ] zu M17 allen worden. Eb 9 einem ] den Eb et
wenne ] vnderwilen Eb swaerer ] großer Kas swaerer ze vertragenne fehlt Ka4 klein
smehlich KasEb 10 smaehelichez fehlt DeM17 dä* ] das F2 dar ome Eb enist, ] licht Eb
en leget De dan bis slac, ] dat ome villichte vn warnes schut wen ift ome were en grod
slach gheuen were Eb im ] onsen heer De lihte ] villeicht M1e fehlt De waere ]
was De dä° bis 255,2 hät. fehlt De 11 gesetzet ] wernet efte gheschikket Eb hett z
hedde Eb hete Kas ist] iz vnder wilen Eb im fehlt M17 aleine fehlt Eb ZE

fehlt N4 menige ] ghemenheyt Ebsamenunge Kas 12 und bis swaerer ] vnd id ome
dicke swarer en klen Eb und bis 255,3 genemen. ] Ein klein ding lassen dann ein großes
Ein klein werck Vben dann ein grosses etc. Jn dem vnd also solt du fasten so wirt dir recht
Also macht du vnßerm herren wol volgen nach deiner kraft vnd in dem dar czu er dich ge
rüffet hat vnd bedarfst dich nymer ferre achten von ym noch dich ferre nemen da von wilt
du allein die vernunft prauchen amen N. 12 im fehlt M17 dicke ] oft Ka4

254
Die rede der underscheidunge

ein gröz und ein kleinez werk ze üebenne dan einez, daz man vür vil gróz
hät. Alsus?84 mac der mensche wol unserm herren nächvolgen näch siner
krankheit?85 und enmac noch endarf sich niemer verre dä von genemen.

18. In welher wise der mensch e mac ne men, als im gebürt,


70 zarte spise und höh iu?” kleit und v roeliche gesellen,
als im die an eh an gent n äch gewon heit der natüre.

Dü endarft in dér wise niht sin beworren mit spise noch mit kleidern,
ob sie dich ze guot dünkent”, sunder wene dinen grunt und din gemüete,
75 daz ez verre dar über erhaben si, und ez* ensol niht berüeren ze mügenne
noch ze minnenne dan aleine got; über diu andren dinc alliu sol ez erhaben sin. 10

1 ein” fehlt M16 üebenne] donde Eb vugen (radiert) M17 dan bis 2 hät. ] wen dat
(daneben auf d. Rand: enwer [?]) me eyn (dahinter kleyn getilgt) groter helde Eb 1 vür vil ]
vil für F2 vür fehlt B17M17 vil auf d. Rand nachgetragen. Prº fehlt Ka4 gróz*] großer Kao M17 Pr1
2 hete Kas Alsus ] Ende aldus De Also KasEb unserm ] dem M17xpo vnsem Eb vol
ghen in allen dinghen na Eb nächvolgen ] naeuolgen in allen dingen De 3 krankheit ]
crachten De noch ] vnd KasM17 Pr2 enmac noch fehlt Eb bedarff B17 verre bis ge
nemen. ] van gode dencken te wesen Want soe die mensche ootmoedigher is hoe hi meer ver
dragen mach ende nie en was mensche ootmoedigher dan onse heer ihesus cristus was De
verne uan gode achten efte menen Eb verrer B17 genemmen etc. B17 4 In bis 6
natüre.] Hoe die mensce mach nemen goede spise cleder of goeden dranck xiij De 4 In ]
Diß ist in KasMais nemen, bis 6 natüre. ] nemen / gute speiße vnd hoche kleider so es /
not ist pater vero tenerrime di- / ligit eum genesis 44 (= Gen. 44.20) Aber sein va-/ ter hat in
gar zertlichen liebe N4 4 gepürte Kas 5 zarte ] klenlike Eb höhiu ] hoghe czirlike
Eb schöne Ka4F2 gesellschafft M16 selschop Eb 6 im ] in M16 anehangent] ynnen
a. Kas der ] siner Eb natur etc. F2 Prs Mais natur CKapitulum > xviij Eb nature xviii Pri
7 Dü bis 10 sin. ] Du bedarft nicht bekumert sein in deiner gewissen vmb speise vnd vmb klei
der so sie dich czu got füdernt besünder so dein grvnt vnd dein gemVt gut ist Es sol ferre
sein vber dise ding vnd sol es nichtz berüren in disen dingen Es sol also erhaben sein in got
das im dise ding hin niclen nicht zeschaffen geben N4 7 Dü endarft ] Nv en darfs De in
d. wise fehlt De der ] deiner M17 bewerren Mais bewaret M1e bekummert Eb spi
sen De noch ] edder Eb mit* fehlt Ka4 cleider x 8 sie ] die (auf Rasur) De
fehlt M17 dich ] sich M17 ze bis sunder ] dunken to ghud syn Sunder Eb gute Kas
F2B17 sunder bis grunt ] ouermits den gront is dattu vallet dattu gheen ander spise off
cleder hebben moges of dat diin gheselscap goede spise etet daer du bi comes dat si diin ge
muede niet enrueren noch dattu geen geneygentheit daer toe en hebs van behagen of Inisha
gen dat selden ghesciet De wene dinen grunt ] wann din g. Ka4 von dem gr. M17 Init deme
gr. Eb vindi den grunt Ze und bis 9 si, ] alzo dat dyn gemote dar verne ouer uorhauen
sy Eb Want diin gemuede sal daer bouen siin verheuen De 8 und ] daz Ze din fehlt Ka4z
9 daz ez ] d. er B17 Pr1 Kas sal Ze fehlt Ka4 verre ] verré Mais verrer B17 wer F. vor M16
farre (darüber vnd v. and. Hand zugefügt) Kas über ] ob Mais abe (darüber v. and. Hand nit
zugefügt) Kas si, ] wer Ka4 und bis 256,1 umbe? fehlt De 9 und fehlt Ka4 und
bis 10 minnenne ] vnd id schal din ghemote nicht roren noch to moyghen noch to leuen Eb
9 und bis berüeren ] vnd iz saldin gemute nicht ruren Ze nichtz M16Kas Maisz berüeren ]
bewenen M17 ze ] das zu Mais 10 noch vnd M17 noch daz KasMais dan aleine got;
fehlt Ze dan ] dein Pr. über bis ez] verre sal din gemute dar vber Ze dingk schal
id alle e. Eb sol] so M17 sin. ] sie Ze

255
Traktat 2

War umbe? 35

Wan daz waere ein krankiu inwendicheit, die daz üzerliche kleit solte be
rihten; daz inner sol daz üzer berihten, als ez aleine an dir stät?89. Mér: sö
ez dir anders zuovellet?", só maht dü ez üz dinem grunde guot nemen alsó,
daz dü dich dar inne vindest, geviele ez anders, daz dü ez gerne und willic- 40 20
liche wöltest nemen. Alsó ist ez ouch mit der spise und mit den vriunden 28,1
und mägen?" und mit allem dem, daz dir got gebe oder neme.
5
Und alsó ahte ich daz bezzer dan alliu dinc, daz sich der mensche gote
25
läze groezliche, swenne er üf in ihtes werfen welle, ez si smächeit, ez si ar
10 beit, ez si, swaz lidens daz si, daz er ez mit vröuden und danknaemicheit
neme und läze sich got mér vüeren, dan daz sich der mensche selber dar in
1 War umbe?] worvmme dat Eb darumb M16 Vnd w. F2z Kao Mais fehlt N4Ze 2 daz waere] dar
M17 das wer das Pr1 dat waerenen volcomen mensche De daz fehlt Ka4 krankiu ] ghar verne
vnd kr. Eb die ] dat De daz” bis berihten;] dat vthwendighe vnd nicht dat inwendighe
klet schatdede Eb die Vssern kleider vnd speise wolt verrichten N. vzzere Ze wtwendige De
solte ] sal Ze hem solde De 2 f. berihten;] entrichten Mis 3 daz” bis stät. fehlt De daz“
bis berihten, fehlt N4 (Homöoteleuton) inwendighe Eb sol ] das s. M17 Kas vthwen
dighe Eb berihten, ] schatten efte b. Eb als ] als vil N4 aleine fehlt N4 an ]
in M17 Pr1 Pr2 Mér: bis 5 anders, so piß benvngige an slechten dingen vallent sie dir
aber pesser zu so mach sie auch gut auß deinem grvnt Also wil es got anders N4 3 Mër:
bis 4 zuovellet, ] Men nu id alzo to uellik iz an dy Eb mer als di soe vallet De 3 só ] alse
Ze sol F2 4 anders ] alsus Ze zuovellet, ] gefelt M17 maht bis 5vindest, ] moech
stuut nemen wt enen goeden gronde dat cleet si van goeden werken of van goeder (r über d.
Zeile nachgetragen) wolle Mer trouwen dattu dat waernemes De 4 üz ] ouch F2 dinem ]
dem M17Eb guot fehlt Pr1 alsó, fehlt EbZe 5 dich bis anders, lerest daran vnd
vindest ghelik mote in snodeme vnd gudeme clede vnd wo id kamet Eb jnnen M17 Pr1 Prº Mais
geviele bis 6 nemen. ] of dat anders (r über d. Zeile nachgetragen) gheuiele dattu ooc ghene
willicheden wildest nemen doch altijt saltu van di seluen gheneyget siin tot den alren snoesten De
5 ez” bis 7 neme. ] es danne auch williglichen alzo nemen wöllest Des gelich ist es auch mit
den freunten vnd mit allen andern dingen die got nympt oder gibt N. 5 iz ouch gerne Ze
6 wollest Pr1 Kas wolst Mais Prs willest Eb Alsó ] vnd a. Ze ist ez fehlt Ze ez bis
7 mägen ] ooc te verstaen van spisen ende van dranck De 7 und mägen fehlt M16 Mais
und* bis neme. fehlt De mit fehlt M17 dem, fehlt B17Eb ghift vnd nymmet Eb
oder ] vnd B17 Pr1 PrºEb 8 Und bis 10 si”, ] vnd achte beter alle dingk id sy smaheyt edder
ere arbeit edder rouwe Jd sywelker dat id silident efte trost Dat sik en minsche darghentz
liken darane late gode wen he id vp en uorhenghen wel Eb vndal . . . ich iz bezz: allin dingë
iz si smaheit iz si er . . . iz si waz lidens iz si . . . zu gote . . . Ze ende daer om ist beter dat hem
die mensche holt in gade van al dat hem god toe seyndet het si versmaetheit of crancheit of
arbeit of enich ander liden dan dat hiit van hem werpe ende De Dises acht ich die aller pesten
weise die man erwelen mag das sich der mensch got lasse in lieb vnd in leit was er vff in lege
vnd werffe Es sie smacheit armvt ellende arbeit etc. N4 8 Und fehlt Kao gote] got
auf d. Rand nachgetragen Pr1 an got KasMais fehlt M17 9 gelasse M17 groezliche, fehlt Mo
ihtes ] icht M17 nichcz Pra wil KasMais ez si*] oder z fehlt Ka4 10 ez si, ] oder
Ka4z swaz fehlt M17 leiden M16 daz*] es Ka4 er ez] man das alles N4
ez*] es denn Mais KasEb fehlt Faz vröuden bis 11 neme] dancberheit neme ende mit weerdic
heit ende mit bliscap als oft hem god seluer mit siinre hantgaue De 10 und 1 vnd mit EbN.
danckperkaytt zN. 11 neme ] vp n. Eb sich alzo got N. got selber m. M17 gode
dar leuer inne uoren Eb mér vüeren, ] regieren De dan bis 257,1 setze. ] den er tVt
sich selber N. 11 der ] en Eb

256
Die rede der underscheidunge

setze. Und dar umbe lernet gerne alliu dinc von gote und volget im, só wirt
iu reht! Und in dem só mac man wolére nemen oder gemach?”. Geviele
aber ungemach und unère üf den menschen, daz man die ouch tragen möhte
und gerne wölte tragen. Und dar umbe mit allem rehte und urteile mügen
die wol ezzen, die als reht und bereit waeren ze dem vastenne 293.
15
Und daz ist wol diu sache, daz got sine vriunde gróz und vil lidens über
hebet: und daz enmöhte sin unmaezigiu triuwe anders niht erliden, dar umbe
daz sóvil und só grózer vrume in dem lidene liget, und er die sinen niht

1 seczet KasMais Und bis 2 reht!] Ende die aldis leren wil alle dage ende (ende
v. and. Hand über d. Zeile nachgetragen) van god nennt ende gode volget na sinë wille Ende
desen mensche wert recht De fehlt N. 1 Und fehlt M16 Und dar umbe fehlt Eb
Leret Eb gerne fehlt Eb gode nennen vnd Eb wirt ] iz Eb 2 Und fehlt N.
dem ] desen De só hinter man Eb fehlt De mac bis 5 vastenne. ] machmen alsoe wael
toenemen als in (in d.and. Hand auf d. Rand) versmaetheit alsoe verre als hi ooc gelijc nemen
wolde onneere ende ongemac of si op hem vielen En des gheliken machmen nemen die coste
like spise alsoe verre alsmen des in ené gheliken moede te vreden siin mocht of men daer
niet en hadde De fint man allein fride vnd gemach Aber vngemach so man hie nicht got vol
get Vs disem volget das solche minnsame vnd andechtige gelassen menschen wol mügent mit
got vnd mit dem rechten zarter spise kleider vnd ander ding brauchen zu irer notdurft dan
die vngelassen besunder als sie von innen bereit sint ze vasten vnd zu aller ander Vswendiger
strengheit des leibes vermöchtent sie es alzo mit der kraft N. 2 man fehlt M17 oder
gemach. ] ab smaheit Ze oder ] vnd KasMais M17 Pr Eb Geviele bis 4 tragen. ] also
smaheyt vnd vnghemack wen god dat uorhenghede ouer den minschen wan he de mid gheliker
vroude wolde vnd mochte dreghen vnd vp nemen Eb 3 aber ] vnd Ze daz bis 4 tra
gen. ] Daz mohte man auch wol in daz zihen vnd tragen Kao Mais 3 ouch bis 4 tragen. ]
auch geren welt vnd mocht tragen B7 PrPrº auch geren mocht tragen M17 4 dar umbe
fehlt Ze rechten M16 Mais mak Ze 4f. mochten de lude eten Eb 5 essen vnd trincken
die alsso Mais die* bis 6 ist] wan se so bered weren to uasten alzo to eten Jn alle des
sen dinghen so sette dik nicht alto grote sekercheyt vnd in enen vngheoueden vrede de wile
du in den wercken nicht hefst itliker mate dorch uaren dat vnstroslike alzo dat troslike beyde
de (?) gheisliken vnd lifliken vnd dit willen laten iz Eb 5 gerecht Mais Kas gerech Ze
und fehlt Ka4Ze gereite Ze waeren ] werden Kao Mais fehlt M17 ze d.v. ] zu der
vaste alse zu dem ezzene Ze ze dem ] czu Pr2 6 Und bis 8 liget, ] Ende daerom want
soe groot vromen ende vrucht Jn den liden gelegen is soe is dat die sake dat die getruwe god
dicke veel liden ende versmadenisse laet vallen op die ghene die sine lieue vrienden siin De
6 Und bis überhebet;] Aber vnser herre verhenget (der v. Mais) vber sein freunde gröz vnd vil
leidens KazMais wol fehlt N4 daz* bis 258,3 liget.] Got der ist ir frevnt vnd wil sie
diser vswendigen hertikeit erlassen wan sie zart sint Nv möcht man sprechen Seit das so vil
großes nutzes ligt an leiden vnd er die seinen ymer alzo haben wil hie im zit vnd also dar
durch zu im zichen war vmb versVmet er sie danne in disem vnd erlest sie der strengikeit
Er tvt es darvmb das er in trew ist das sie von innen gantz gelassen sint wie vnd war durch
er sie zu im zichen wil etc. N. 6 daz” bis überhebet;] dar vmme dat god vp sine frunde
grotes vnd ueles lidendes nicht uorhenghet Eb daz got vber sine vrunt grozes vnd vil lidens
virhengit Ze got fehlt M17 7 und fehlt Ze daz bis 8 vil ] daz sin vnmezige truwe
andirs nicht vermochte wan daz so vil Ze 7 mocht Mais möchte Mo macht Kaz mach Eb
unmaezigiu ] vnümßigew Kas grosse v. M1 triuwe ] gude Eb anders niht erliden, ]
anders geb er in nicht leyden Mais anderst si möchten es nit erleiden M1o fehlt Prº gheliden Eb
dar umbe ] den dar vmb KasMais Nademe Eb 8 und só fehlt M17 só fehlt B17 Pr1 Prs Eb

17 Eckhart, D 5 257
Traktat 2

enwil noch enzimet ze versümenne in deheinen guoten dingen; und er laezet


sich wol benüegen an einem guoten gerehten willen; anders enlieze er in
kein liden engän umbe den unzellichen vrumen, der in dem lidene liget?”. 564,7

Und alsó. die wile got benüeget, só bis ze vride; wanne im ein anderz
behaget an dir, só bis ouch ze vride. Wan der mensche sol inwendic gote só
ganz sin?” in allem sinem willen, daz er sich niht vil bewerre weder mit
wise noch mit werken. Und sunderliche solt dü vliehen alle sunderlicheit”,
ez si an kleidern, an spise, an worten – als höhiu wort ze redenne – oder

in ] an EbZe dem fehlt Pr2 und*] Want De er ] got KasMais die sinen ] die
sein B17 Pr1 die sin F2Ka4 sich des M16 hem De

1 noch fehlt De enzimet fehlt Mais De ze fehlt DeZe in ich eine gute (dingen fehlt) Ze
ienighen Eb und bis 259,4 wisen. ] ende dat si dan dat liden verduldelike liden ende nie
mant en dragent om (om > pin geändert? über p?) die name gods daer mede wort hem recht
ende god laet hem daer mede wel ghenugen ende daer om selmen geerne liden om dat grote
loon dat daer in ghelegen is Ende dat dit waer is dat heeft onse heer seluer bewiist an sinen
heiligen liden ende an sine ghebenedide moeder dien hi in alsoe groten liden heeft in alle
sinen leuen Vrienden heeft hi oc (oc p. and. Hand über d. Zeile nachgetragen) groot liden ghe
geuen Ende daer om wanneer di god groot liden toe sent soe weste vreden want hem ge
nuecht van di Ende wanneer hem een ander van di behaget dat en seltuniet ontseggen hi is
alleen die gene die waket op onse salicheit Ende sonderlinge soe is te sawen van alleden ge
nen dien gade ghewaerlike leuen na sinen wille als Alle sonderlicheit het si aen clederen of
aen spisen off aen woorde of aen sonderlicheit des gelates Mer gode sedicheit salmen holden
in allen manieren De 1 und bis 2 anders ] den dat he se quid vnd leddich led mid deme
groten vnd bereden guden willen to lidende dar ome wol ane noghet anders Eb dan daz her
si quit list mit deme grozen gereiten willen vnd daz ome da mite wol gnvge andirs Ze
2 genügen z gerehten ] rechten M17 Pr1 Pr2 rechte B17 anders ] Vnd a. KasMais als M7
enlieze ] enlezt Kas lest Mais laze (hinter 3 liden) Ze er bis 3 liden ] om en dikein leit Ze
2 er] in M17 fehlt Kas in ] im Mis 3 kaynem M17 nen Eb leyt Mais engän] ein
gin M17 uorghan EbZe geschehen den KasMais umbe bis vrumen, ] dor des vnsprekliken
framen willen Eb vnzimlichen M17 vnmezlichin Ze nütz Ka4 in ] dar an Eb
4 Und bis benüeget,] Die wile also gote gnvgit Ze Seit nv got benvnget N. gode Eb ge
nügtt zEb só fehlt Eb bis ] bis auch du N4 pist M17 wes Eb ze] in KasMais
wanne bis 7 sunderlicheit, ] wan sin vater hat in gar zertlichen liebe wen im ein anders be
haget das kvnnent sie auch wol von got nemen vnd nütz machen in selbs got vnd den leuten
wan sie gantz gelassen sint nach alle seine willen verwirre dich nicht mit sunder weise ja Iner
flüch alle sunderheit N4 4 wanne bis 5 vride. fehlt Eb (Homöoteleuton) 5 gefelt Ka4M16z
an dir, fehlt Ze zu ganczem fride KasMaisZe z der ] eyn Eb mensche fehlt M16
sol] so (davor unverständliche Ergänzung v. and. Hand) Kas so ghantz gode ghelaten syn EbZe
gote só } güt vnd so M16 6 sin] sein, darüber p.and. Hand: ist Kao allem ] alle Eb allen
dingen z seinen B17 Pr1 seine Pr2 niht vil fehlt Eb bewerre Pr1Ze] bewere alle
anderen Hss. weder bis 7 werken. ] mit der notroft noch mid der wise des leuendes noch
mid den wercken Eb wed mit d.s noch mit ds . . . r werkin Ze 6 weder ] noch M16
7 wise ] willen KasMais sunderliche ] besunder Ka4 vliehen ] dich abscheyden vnd ver
schmehen Mais ver/ scheiden vnd (das Ganze durch Rasur getilgt) versuchen (getilgt) versme
hen Kas sunderhait M16 8 an! ] in M17 Pr Pr, an” fehlt M17 Pr1 Prº spisen Eb
an") vnd . . . Ze als bis 259,1 nutz ] an werken an weise an geberden besunder da kein
not oder nutze N4 8 hoer w. Ze ze ] vil zu KasMaisZe redenne ] spreken vake Eb

258
Die rede der underscheidunge

30 sunderlicheit der gebaerde, dä kein nutz ane liget. Mér: doch solt dü wizzen,
daz dir niht enist verboten álliu sunderlicheit. Ez ist vil sunderlicheit, die
70
man in vil ziten und bi vil liuten halten muoz; wan, der sunderlich ist, der
muoz ouch sunderlicheit tuon ze maniger zit in vil wisen *7.
Der mensche sol sich ingebildet haben in unsern herren Jésum Kristum 5
inwendic in allen dingen, daz man in im vinde einen widerschin aller siner
werke und siner götlichen bilde; und sol der menschein im tragen in einer
75
volkomenen glichunge, als verre als er mac, alliu siniu werk. Dü solt wür
ken, und er sol nemen. Tuo dü din werk üz aller diner andäht und üz aller
diner meinunge; des wene din gemüete ze aller zit und daz dü dich in allen 10
dinen werken in in erbildest 298.

1 sunderheit Ka4M16M17 sundirliche stete zu wisene da i kein Ze der perde


MoM17 des gheberes Eb kein nutz] nene noth Eb Mér: doch ] Aber d. z Jodoch Eb Mér:
fehlt ZeEbN4 du zarte w. N 2 enist fehlt B17 allen s. B17 sunderlicheit.” Jsunderhait M16
Ez bis sunderlicheit, fehlt EbM17 (Homöoteleuton) Ez bis 5 in J wan es sint vilsvnder andech
tiger weise die du zu N. 2 ist fehlt F2 sunderlicheit,* ] sunderheit Ka, 3 Inan fehlt B7
haben KasMais M17N4 must N. wan, bis 11 erbildest. ] wan der edel zart vnd sunderlichen vs ge
nvmen ist der mvs auch zu der ere gottes zu etlichen zeiten mangerhant sunderheit tvn Ersol wis
sen was er tu vnd wa mit er vmb ge Ersol in gepildet sein in daz leben vnd in das leiden vnßers
herren jhü xpi Er sol inwendige vnd vswendige also wandel daz man in im vnd an im finde
einen widerschein gotlicher pilde vnd guter siten Dises sol ein solcher mensche alzit in im vnd
an im tragen daz ist vil pesser dan herte kleider mangelunge der spise hoche wort subtile
sinne Got sol wurken du solt nemen Got sol geben du solt danckper sein Also tust alle deine
werck vs hitziger andacht vnd vs lawter meynunge Dises bene dein gemVt zu aller zit Nicht
achte ob du zu ziten nymst gute spisse zu deiner not oder hoche kleider nach deinem stat
Amen N. 5f. de dar sunderlik wilwesen in der werdicheyt de mud Eb 4 sunderlicheit ]
vil s. Ka4 s. uele Eb sunderhait M16 sunderlich z mangen czeiten Prº wisen.] weise
M16 weiß Mais vasten M17 5 Der bis Kristum ] Ende dat beelde ons heeren ihesu cristi
salmen dragen wtwendich ende De sich in gepilde h. Kas in fehlt Eb 6 inwendic
bis dingen, ] beyde inwendich vnd vthwendich Eb jnwendig hinter 5 haben Mais daz
bis 7 bilde: ] Alsoe datmen vinde in den menscen ende in alle sine werken een wederscinen
des godliken beeldes De 6 vindet M17 wedderglans efte schyn alle s. Eb 7 und” bis
266,10 Wie fehlt Ka5 Mais 7 siner fehlt Ka4 und” bis 10 meinunge; fehlt De 7 und”
bis 8 werk. ] vnd de minsche schal sik ome liken in ener wllenkomen uorlikinghe aller siner
werck alzo verne ghe mach Eb 7f. in einer volkomenen ] ein volkomen Ka4 8 als* fehlt
Ka4M17 allen seinen wercken M17 9 und” bis 10 meinunge; auf d. Rand nachgetragen Fs
9f. üz aller diner ] vt diner ghansen Ebgüter Ka, 10 meinunge; des ] meninghe Du scholt
menê vnd doch dy noch dit noch dat tho scsué (?) vnd he schal wercken des Eb des bis
11 erbildest. ] ende alsoe saltu wenen diin gemuede dattu altijtte gode wert staen sult in allen
dinen dingen De 10 des] das Ka4 gewen zEb wäne Mo dich hinter 11 in* Eb
11 werken in fehlt M17 erbildest etc. F„Prº B7

17 * 259
Traktat 2

19. War um be got ofte gestaltet, da z guote liute, 29,1

die in der wärheit guo t sint,


daz sie dicke werden t gehindert von irn guoten werken.

Dar umbe gestatet des der getriuwe got, daz dicke sine vriunde?” vallent
5 in krankheit, üf daz in aller enthalt abegå, dä sie sich üf neigen oder ent
halten möhten”. Wan daz waere einem minnenden menschen ein gróziu
vröude, daz er vil und gróziu dinc vermöhte, ez si an wachenne, an vastenne
oder an andern üebungen und an sunderlichen 30 grözen und swaeren dingen;
diz ist in ein gröziu vröude und ein stiurunge"? und ein hoffenunge, alsó daz
1 War umbe bis 3 werken. ] Waer om god gestadet dat sine vrienden dic gehindert wer
den in goeden werken De fehlt N11 1 War umbe ] W. dz ist (si Eb) dz z Eb ofte ] uaken
Eb dz Kaa fehlt N4 stedet Eb verhengt M1c guote ] got B17 liute, bis 3 werken.] leut
etwen vallent vnd / alzo verlirent gnad vnd andacht / Fortitudo mea et laus mea dominus et
factus est michi in salutem ysa. xij (= Is. 12,2) Got der herre ist / mein stercke vnd mein
lobe vnd ist mir / nv worden zu heile N4 1 menschen Ka4Eb 2 die fehlt Eb wär
heit ] werlt Eb guot] gerecht y fehlt x 3 dat se dicke in eren ghuden wercken (wer
cken auf d. Rand) werden hindert CKapitulum > xix Eb oft Ka4y wercken etc. F„Ka4Bao
wercken xix Pr1 4 Dar umbe bis dicke ] DIe getruwe god gestadet dicke dat De War
vmbe N11N14B,7M17 Pr2 () orvmme Eb stadet N14 verhengt M16M17 Eb des] das M17 Pr1 Pr2 dz N11
es B17M10N4 fehlt EbBso oft Ka4y sein aller liebsten frVnt N4 5 krankheit, bis 6
möhten. ] kranckheit in gebresten vnd in hertikeit das in dar durch abge aller enthalte dar
vff sie sich alzo neigent vnd lassent N. 5 üf bis enthalt] op dat hem op dat hem alle ont
hout ende troost De Dat deyt he dar vmme vp dat eyn (eyn ] ene N14) allerleye entholdinghe
(vntholt N14) EbN14 üf! ] Dar vmbe N11 daz] das das y alle auffenthalt Mie
enthalt vnd trost abgang Ka, abgat Mio dä bis 6 möhten. fehlt N14 5 neigend Ka4
vf enthalten oder geneigen mügen N11 op neygen mochten ende onthouden of hopen ende ver
laten mochten De oder enthalten fehlt Eb 6 möhten. fehlt M17 wer den mynnen
den hertzen alzit ein N. ainem mentschen der got greßlich liebt ain y ein fehlt De
7 vröude, ] wune N11 er bis 261,5 si..] sie allein vil grosſ ding getvn möchtent Es wer mit vasten
mit peten mit knyen mit venigen vnd mit andern sunderlichen gotlichen grossen dingen Dises
alles ist in nicht swer ja ein grosse frewd ein grosse hoffnunge vnd ein grosse stewrunge Vs
disem volget das in ir gute werck vnd andechtige vbunge recht als ein zu flucht ist vnd ein
ding dar vff sie sich etwenn verlassent. Aber dises wil vnß herre nicht alzit haben Er wil
es in etwen benemen vnd vnter zichen dar vmb das er selber vnd allein ir vff enthalte werde
vnd zu flucht N. 7 und gröziu dinc fehlt EbN14 und fehlt De vermöhte, bis 8 an!
fehlt M17 7 vermochten De ez si fehlt EbN14 De an vasten an wachen Ka4 an”
als De an*] oder an N11 als De fehlt Pr1N14 8 an") in Eb fehlt Ka4N14 De andern
bis dingen; ] andern grossen (groten über getilgtem ghuden Eb) dingen vnd an (an fehlt Eb)
sunderlichen sweren dingen (vnd bis dingen auf d. Rand nachgetragen. Eb) N11Eb anderen gro
ten sunderliken dingen N14 an der grote dinge De onn ander ubung Kag üebungen ]
dingen F„z EbN11 vnd sunderlichen an großen schwären Bao und” fehlt M17 Bºo
9 diz bis 261,1 zuoverláz. ] dat makede eme grote hopene vnde touorlat N4 want die grote
werken maken dicke een groot toeuerlaette gode De 9 diz ] die M17 ist] wer Eb
in ] im M16 fehlt Fºz EbN11 Kag vröude ] wunne N11 und” bis hoffenunge, ] vnd makede
en grot touorsicht (stüre N11) vnd hopeninghe EbN11 ein* ] ain große F fehlt Ka4z
stiurunge] hilff M1e ein” fehlt Ka4z hoffen Ka, hoffung F. alsó bis 261,1 zuover
läz. ] dat se sik mochten vpere werck uorlaten Eb

260
Die rede der underscheidunge

in iriu werk sint als ein enthalt und ein stiurunge und ein zuoverläz. Daz
wil unser herre in abenemen und wil, daz er aleine ir enthalt und zuoverläz
si. Und daz tuot er umbe niht anders dan durch sine einvaltigen güete und
15
barmherzicheit. Wan got enbeweget” niht ze deheinem werke dan sin eigeniu
güete; nihtes endienent unseriu werk dar zuo, daz uns got iht gebe oder uns
tuo. Dazwil unser herre, daz sine vriunde disem * entvallent, und dar umbe
nimet er sie abe von disem enthalte, üf daz er aleine ir enthalt müeze sin.
Wan er wil in gröz geben und enwil umbe nihtes dan von siner vrien güete 305;
1 als als ein Pr2 alß in ain B17 enthalten B17 Pr Pr2 entthaltung M17 auffenthalt Me
und ein stiurunge fehlt Bzo und ein fehlt Ka4 ein” fehlt z und ein*] oder Ka4
ein” fehlt Prº N11 Daz bis 2 wil”, ] Desse entholdinghe (Dit vntholt N1) wil en god be
nemen uan rechter truwe vnd wil EbN14 Dit wil onse heer dicke of nemen den menscen van
groter trouwe op dat hem den mensce niet verheffen en sal of hope draghen op siine grote
verken Ende op dat die mensche gode te mael betruwen sal De 1 Daz] Dys N11 vnd das Ka4
2 wil ime vnser lieber herre ab nemen von truwen vnd wil N11 in fehlt F„M1oz daz
bis 3 si..] soe wil hi alleen siin onthout wesen ende siin toeuerlaet De 2 er fehlt N14 ir
bis 3 si. ] ere entholdinghe sy vnd touorsicht Eb 2 vnd ir z. F2M16N11N14 vnd ein z. (ein auf d.
Rand) Pr2 3 Und bis 4 Wan] vnd anders nicht wen dorch (dorch fehlt N14) syn entuoldighe
ghude vnd barmherticheyt deyt he en dat vnd anders nicht (wen bis nicht auf d. untern Rand
mit Verweisungszeichen nachgetragen Eb deyt bis nicht fehlt N4) Wente EbN14 nit den von siner
Einfaltigen güte vnd barmhertzikeit wan N11 3 Und bis durch alleen om De daz fehlt z
umbe bis sine ] vs seiner N. umbe] im M17 Pr1 Pr2 nichtz F. Mey durch ] vmmb F2
fehlt B17 ainfältikait g. M1e vffenthaltig gut Kas 4 Wan bis 262.5 büwen. ] Wan got
nympt nicht anders zu seinem gotlichen wurcken den sein güt vnd erbermde Er bitet vnßers
werkes zu nichte Er wil etwen das wir dem selben vs gen vnd vns im allein lassent vnd
enpfelchent dar vmb so nympt er die seinen alzo etwen abe von disem vff enthalte das er
allein ir trost sie Vmb des willen sullent sich im nv die reynen hertzen alle lassen in dem
vnd in allen andern dingen wie er selber wil vnd wie lange Sich selbs in allen sinen gaben
wie gros sie ymer sint vernichten ledigen vnd blos sten aller aygenschaft mit irem gemVt
allein vf got vallen Allein von im vf enthalten werden Wan ie tieffer alzo der mensch in got
get vnd gesetzt wirt ie höcher er vf bawet in die ewigen selikeit Amen N. 4 Wan bis 6
tuo. fehlt De 4 enbeweget yN11N14] begertt xzEb keinen wercken der gobe den sin N11
ienighëwerke wen Ebjenighen werken wen N14 eigeniu fehlt Eb 5 güete;] gutt Kag fehlt M17
nihtes] Nichtes nicht Eb nichcz anders y Nicht N14 nüt N11 diennet vnsseren wercken M17
endüt vnser werk N11 dot vnse werke N14 endienent] denn Mio unser werck B17 Pr1 Pr2
daz bis 6 tuo. ] dat mid (mid fehlt N14) vns god ichtes (gicht N14) doefte gheue EbN14 5 uns* ]
mit vns zN11 fehlt Ka4 6 Daz] Dit N14 dar vmb N11 De vnser lieber h. N11 daz bis
7 enthalte. ] dattie mensche siinre goeder werken ontualle ende snidet (n korrigiert aus m?)
hem of van alle onthoude der werken ende ooc van troost siinre vrienden De 6 siné frun
dé Ka4 disem ] disë N11 dissé Eb diesem (?) Pr» deme N14 die sin F, die sein M16 B17M17 Pr1
die sinn Ka4 des iren y entvallent, ] entwiken efte entuallen Eb 7 nimet ] snidet N1
tuth EbN14 er”) god Eb he (über d. Zeile v. and. Hand?) N4 abe fehlt Ka4 disem ]
deme N. sölchem Ka4 der entholdinghe Eb üf bis sin. fehlt N14 Eb daz] das dz M16
zKas er* fehlt M17 ir ] irer F2 ire Pr1 Pr2 siin De enthalt sey y enthaltnus sy Ka4M17
müeze sin..] mogen siin De müß F2M16 Pr Prg 8 Wan bis 262,1 enthalt fehlt De 8 in ]
ym Pri gróz] grot vnd uele EbN11 vele vnde grot N14 und bis von ] sunder (fehlt N14)
nicht vmme anders wat men (men über d. Zeile N14) uan EbN14 und bis nihtes ] nit N11
enwil fehlt y umbe ] vns M17 nichcz anders denn y von ] vmmb F2Pri vrien
fehlt B17 gudicheyt Eb

261
Traktat 2

und er sol ir enhalt und tröst sin, und sie suln ein lüter niht sich vinden und
sich ahten in allen den grözen gäben gotes; wan ie blózer und lediger daz 565,7

gemüete üf got vellet und von im enthalten wirt, ie der mensche tiefer
in got gesetzet wirt und in allen den wirdigesten gäben gotes enpfenclicher 25

wirt. Wan der mensche sol aleine üf got büwen 306.

20. Von unsers her ren l ich am e n . 5

wie man den ne men soll ofte und in wel her wise und and äht*07.

Swer den lichamen unsers herren" gerne nemen wil, der endarf niht
warten” des, daz er in im bevinde oder smecke, oder wie gróz diu innicheit
1 er] die N11 sol ] sol alleine N11 wel allene EbN14 sol vnnd will y enthalt und
fehlt EbN14 tröst] ir tr. MeyN11 siin tr. De sin, fehlt De und“ bis 2 gotes;
fehlt N14 1 sie bis vinden ] die mensche en sel hem seluen niet vinden De ein ] an M17
fehlt M16 (Zeilenroechsel) Pr1 nichtz nit M17 Pr1 Pr2Eb sich ] sich nit (nit getilgt.) Kas fehlt M17
Pr1 Pr2Eb sich vor ein N11 2 sich ] sich nit (nit über d. Zeile Ka4) Ka4Eb hem seluen niet De
fehlt u allen fehlt De den fehlt zEbN11 den grözen fehlt y gäben ] dingen vnd
g. Kag fehlt M17 (Zeilennwechsel) wan bis 3 und] Want soe die mensche bloter ende lediger
op god vallet soe hi meer De 2 blöslicher N1N1 und lediger ] vnd (fehlt Pr1) ie l.
(leidiger B7)z in lidikeit N1 3 gemüete fehlt N1 vellet ] vlut N14 und ] vnd o.
and. Hand auf d. Rand nachgetragen F2 im ] gode De enthalttet w. Kas ie bis 4
gäben ] jo id der alderwerdighesten gaue N14 5 ie ] ende soe De tiefer ] yet. M17
4 in* bis gäben ] soe hi alre gauen De in allen den ] aller der yN11 den fehlt zEb
got enpfintlicher M17 5 wirt. fehlt Eb aleine ] hem alleen De büwen. ] pauen etc.
B7 buwen nachgetragen auf Rand Ebgebaren Kas buwen her zü helf vns got amen N11 scich
ten ende niet op sine werken Want werken en bewegen god niet Niet datmen daer om yet
sal laten te doen mer alleen hoop ende troost te setten in god ende niet op die werken De
6 Von bis 7 andäht. ] wan du godes lijcham entfangest (schließt ohne Unterbrechung an das
Woraufgehende an) N1 wie man nemen sol daz heilig sacrament M1s Hoe den mensce sal gaen
tot den sacrament xv De 6 Von bis 7 ofte ] von dem hailligen sacrament wie man das nemen
sol wie oft Bgo 6 f. von dem leichnam vnssers heren wie Kag von dem lichnamen xpi wie N,
6 herren fron l. Ka4 7 entfanghen Eb ofte ] wie o. Kas vaken Eb in ] mid Eb
vnd mid welker andacht CKapitulum > xx Eb wise und andäht. ] weise / Qui manducat car
nem meam et bibit sanguinem I meum in me manet et ego in eo joh. vj. (= Ioh. 6,5?)Wer / mein
fleisch isset vnd mein plut trincket / der beleibet in mir vnd ich in im N4 andacht xx Pr1
andacht etc. Bso 8 Swer bis wil, ] GOdes lijcham wan du dene entfangen wult N1. DIe
mensce die ons heren lichaem gaern neme De Swer ] Der M17 ()e minsche de Eb den
zartten fronlichnam vnsers liebsten h. Ka4 lichamen ] l. gottes M17 nemen ] empfahen
Ka4N14 der bis 263,6 gekéret, ] so nym ware wo dine ouersten krefte in dinen god ghe
richtet sin vnde wat din wille sokende sij vnde wat du in eme menende sijst vnde wo din
truwe an eme bestande sij vnde dat din herte an god ghekeret sij N14 8 bedarff Bso be
darft N4 9 wachten De des, fehlt Pr1N4 De daz] des M1o wes De bis N. in im ] in
sik Eb fehlt M1s bevinde bis 263,1 si, ] findet vnd enpfindet große andacht vnd innikeit N.
9 befindet Ka4F2B17 Pr1 Pr2M1s vindet M1e empfinde yM17 uole Eb geuoelt De oder smecke,
o. smeckt MisB17 PrPrº o. sicht M16 o. besechet F fehlt Kay De oder* fehlt y diu bis 263,1
andäht ] dat geuoelende aendacht De 9 diu] sein y

262
Die rede der underscheidunge

70
oder andäht si, sunder er sol war nemen, wie getän sin wille und meinunge
si. Dü ensolt niht gróz wegen, wes dü enpfindest, mér: ahte gróz, waz dü
minnest und waz dü meinest.
Der mensche. der vriliche wil und mac ze unserm herren gän, der sol ze
dem èrsten an im haben. daz er sin gewizzen vinde äne allez sträfen der sün
den 30. Daz ander ist, daz des menschen wille in got si gekéret, daz er nih
tes enmeine und daz in nihtes niht gelüste dan gotes und daz zemäle götlich
ist, und daz im missevalle, waz gote unglich *!! ist. Wan an dem selben sol
ouch der mensche prüeven, wie verre und wie nähe er gote si: rehte als vil
er des minner oder mèr hät. Daz dritte ist, daz er an im sol haben, daz diu 10
minne ze dem sacramente und ze unserm herren dä von mèr und mèr wahse

1 oder andäht ] oder die a. F2Pr2 vnd a. B17 Eby vnd die a. M17 Pr1 fehlt M16 sunder bis
2 si. fehlt Pr1M1s (Homöoteleuton) 1 sunder ] mer De wie bis 2 si. ] wo syn wille ghe
schikket sy vnd syn menighe Eb 1 wie getän ] welc De getän ] güt M16 groß vnd ge
schickt y wille und fehlt De vnd sein m. B7M17 ProN4 meninge De 2 wegen, J be
geren M17 achten Eb wes dü enpfindest, ] wattu geuoelste De wes] des M16M1s
uolest efte bevinst Eb mér: ] aber z Sunder yEbN. wann F„M16 fehlt M1s ahte
gröz, fehlt De waz ] das N4M1s 3 minnest N. ] willest Eb wilste De nymest Ms nemest xzy
und ] of De waz dü fehlt Ka4M1sN4 4 Der J Nv der N4 Die eerste De der*] de
dar Eb vriliche ] frölich M16 Kas frolichen N. fryelken vnd froliken Eb und mac fehlt
M1aDeEbN1 ons h. lichaem gaen De 5 an ] in Mio daz er fehlt Pri er

fehlt Pro De consiencien EbDe vinde bis sünden.] sonder straffinge der sonden si De
vinde ] vnd B17M17 sey Pr2 fehlt Pr1 alle straff Ms alle straffinghe Eb der ] von B17M17
Pr2 vnd Pr1Eb sünden. ] sunde Pr Eb svnde besvnder der totsvnden N4 6 Daz ander
ist, ] zu dem 2 M1s zu dem andern mal N. Daz] Der M17 ist, fehlt De des men
schen ] sin N. wille vnd herte si to gode ghekeret Eb will sey kert zu got Ms in ]
gantz in N daz er bis 7 enmeine fehlt M1s (Homöoteleuton?) 6 daz” bis 7 gotes] alßo
dat du nicht en menest vnde dij nichtes en luste men godes N14 Alzo das er nicht minne noch
in nichtz lasse erlüsten den got N. 6f. niet De 7 enmeine bis nihtes fehlt M16 (Homöo
teleulon) maint M17 wene Pri und bis gelüste ] noch jn gelust z noch ome nicht en
luste Eb noch en ghelooft niet De Also das in nichz lust M1s niht fehlt Bgo dan ] men Eb
god De daz*] waß z fehlt N14 zemäle götlich] god god De zemäle ] ghans Eb do
gantz N. fehlt zMc 8 und bis ist. auf d. Rand nachgetragen. Eb daz bis gote] das er
laß alles das got mißfelt vnd M1s dat ome (ome ] dij N14) mishaghe al (al fehlt N14) dat gode
EbN14 im auch In. N4 mishagent De waz] dat De Wan bis 9 wie!] Ende
in dessen punten mach die mensce weten ende pruuen hoe De 8 Wan bis 10 haben,
Vindestu denne in dij N11 8 Wan bis selben ] dar om (?) Ms Wan] vnd zEbN an ] außz
9 ouch fehlt EbMºs und ] oder zN. De wie” fehlt M1s nachet M17 Pr1 nachent Prº N4M1s
si:] ist N. rehte bis 10 hät. fehlt M1s 9f. als recht fil als er y 9 vil] ver M17
10 er!] als er M17 Pr2Eb De es N4 diß y min ende Ineer De Daz dr. ist, ] Zu
dem dritten mal N. Zu dem 3 M1s ist, ] por daz* Eb fehlt De daz bis haben, fehlt N4
an ] in B,7 Pr1 Pr»EbDe fehlt M17 im ] in M1s sik Eb sol haben, ] vinde De schal hebben
vnd vinden Eb daz* ] das ist das Ms fehlt De diu] sin N. 11 minne ] leue de Eb
ze bis und” fehlt N14 und bis herren fehlt MisN4 ze” bis wahse ] to vses heren lijch
ammen in dij wasse vnnd toneme N14 dä von fehlt M16M1s Eb mér!] ie m. N4
und mér ] in em Eb wahse ] wachsse vnd zü nemme zEbN1 De zu nem vnd wachse N4

263
Traktat 2

und daz diu érbaere vorhte dá von sich niht minre von dem dicken zuogänne **.
Wan, daz dä dicke ist éines menschen leben, daz ist des andern töt**. Dar
umbe solt dü daz merken in dir, ob din liebe wahse ze gote und diu èrbaeric 10

heit** niht verlischet: ie dü denne dicker ze dem sacramente gäst, ie dü verre


5 bezzer bist und ouch vil und verre bezzer und nützer ist. Und dar umbe en
läz dir dinen got niht abesprechen noch -predigen 35; wan ie mèr, ie bezzer
und gote vil lieber. Wan unsern herren gelüstet, daz er in dem und mit dem
menschen wone. 15

Nü möhtest dü sprechen: eyà, herre, ich vinde mich als blöz und kalt und
10 traege 38, dar umbe entar ich niht ze unserm herren gän!

1 und daz bis 4 verlischet; ] vnde de eerbaren vruchte nicht ghemynnert wert vnde de
leue nicht ghelosschet wert N14 1 und fehlt Eb daz] das auch N4 fehlt Mis diu ] de
über d. Zeile nachgetragen. De érbaere vorhte ] erberge f. Fs erberg v. B7Prº erweg f. M17
erbarheyt des fruchten Eb erwirdig f. MoN eersame vreyse ons heeren De dä von sich
fehlt M1s dä von ] daer of De fehlt Eb mynre en worde van De von* bis zuogänne.]
von disem dicke zu gen N. sich fehlt De dem fehlt De (Zeilennoechsel) dicke De
dick M16 offt M17y zuogänne. ] toe gaen toe den sacrament De zü gän vnd empfachen y
2 Wan, bis leben, J Wente uaken wat des enen leuent iz Eb Want wat des eenen menschen
leuen is De dä dicke ] da oft Ka4M17yM1s etwen N. eines ] ein Kas daz” fehlt Ms
des ] dz B17 dicke des De andern ] ander menschen De menschen F2 Dar umbe ] dat si
seght uan den de de stetliken in dot sunden syn vnd willen sik nicht beteren Darvmme Eb
3 daz ] eben N. fehlt Ms De in dir, ] an d. Eb fehlt N. ob bis gote ] vindestu ouer
in dy dat de leue wasset Eb vintstu dat desse liefte wasset in di De ob die lieb zu got
sich mer M1s ob ] ob dar durch N. wachst FM1ozy und diu] vnd alzo auch din N.
diu fehlt Bao erwirdikeit NEb erber forcht Ms eersame vreyse De 4 erlischet Musy
erlischet zu im N4 erlesch M1s en minret De denne] dan De fehlt Ka4 dicker ] dicke De
ofter Ka4y M17 vaker Eb alzo mer N. ze bis gäst, ] dar to (hin zu N. dar fehlt Eb) gheist
N14EbN, ze ] also zu Mis dem heiligen s. Prº ie* bis 5 ist. ] io du bet deyst vnd
io dy (dy ] id dij N4) beter vnd (b. vnd fehlt N14) nutter is EbN1. ie mer vnd mer du besſ
pist vnd dir nutzer wirt N. ye beß du pist vnd auch vil pesſi vnd nuczer es ist Mis hoe didat
nutre ende oerber is De 4 dü*] das aus du v. and. Hand gebessert F2 verre ] verrer z
vil mer y fehlt M16 5 bist bis bezzer fehlt F. (Homöoteleuton) und! bis bezzer steht
in B17 infolge von Zeilennoechsel zweimal. und” fehlt Ka4 verre ] verrer B17M17 Pr mer Ka,
und verre fehlt M16 Und bis 7 lieber. fehlt N14 5 Und fehlt N. dar umbe ]
den Eb umbe fehlt De 6 niht ] nymant N. noch ] oder M1s efte Eb of De
predigen; ] abpredigen noch ab erschreken N. ie" bis 7 Wan fehlt De (Homöoteleuton)
6 mér, ] uaker Eb ie*] vnd ye Pri 7 gote ] vnserm herren M1s vil] vil vnd vil y
verr Prs verrer F2B17M17 Pr1 mer Ka4 ie N4M1s Wan bis 8 wone. ] wan im ist ein lust ze
wonen in dem menschen vnd bey dem menschen N. 7 herren ] heer Defehlt M17 lustet De
dat he moghe mid den (dem N4) minschen vnd in den (dem N4) minschen wonen (wone N1.)
EbN14 dat hi mach inden mensche ende mit den mensche wonen De dem!] dem menschen
M16M1s fehlt z und mit dem fehlt Ka4Fs (Homöoteleuton) 8 wonde B17 9 Nü bis
266,3 erniuwet..] To dem anderen male scoltu seen dat du dine consciencien vindest sunder
alle straffent der sunde vnde dat du vort hebbest enen ewighen willen alle sunde to vormidende
To dem drudden male dat du willen hebbest to vullenbringende alle dat gude dat alle hilgen
je beghingen an der tijd vnnd an ewicheit eft id moghelik were So dencke in diné herten
aldus O here god were noch helle noch hemmelrike mochte ik dij alßo leeff hebben alße din
leue moder konde ik dij alßo vele louen alße alle engele konde ik dij alßo vele eren alße

204
Die rede der underscheidunge

Só spriche ich: deste baz bedarft dü, daz dü ze dinem gote gangest; wan
von im wirst dü enzündet und hitzic und *!7 in im wirst dü geheiliget und im
aleine zuogevüeget und geeiniget, wan die gnäde vindest dü in dem sacra
mente und niendert anders als eigenlichen, daz dine liplichen krefte dä wer
dent geeiniget und gesament von der wirdigen kraft der liplichen gegenwer
ticheit unsers herren lichamen alsó, daz alle zerströute sinne des menschen
und gemüete diu werdent hier inne gesament und geeiniget, und die sunder
liche wären ze sère geneiget, die werdent hie üfgerihtet und gote ordenlichen
566,7
erboten. Und von dem in wonenden gote só werdent sie inwendic gewenet

alle hilgen vnde alßo vele denen alße alle mynschen dat wolde ik gerne don Dat dem verden
male scoltu gantzen louen hebben dat dar warliken god sij in deme altare wente eyn gantz
loue is meer wen eyn wonent vnde alßo warliken alße du des louest alßo warliken scoltu
louen ewigher salicheit in der entfanginge alße verne alfe du dan hebbest dat in dij was to
donde jeghen dat sacrament wente dat werdighe hilge sacrament is vns gegeuen to enem
pande der ewighen salicheit vnde dar van werstu ghestarket to allen guden werken van deme
hilgen lijchamme wert din lijcham vornyet N14 9 magstu B17M17 De mochstu Pr1 PraM1s N4 Kaa
sprechen: ] lichte s. Eb vil leicht s. N. eyá, herre, ] Jae h. De hye h. M17 fehlt N. als
bis 10 traege, alzo blint blot kolt vnd kranc Eb alsoe blint alsoe cranc ende alsoe traech De
laider alzo blode vnd alzo kalt vnd trege N4 9 und” fehlt M1s 10 vnd darvmb Pr1 Prº
en darf Degetar N. ze bis gän!] zügon Ka, hin zu gen N. unserm herren ] den
sacrament De herren fehlt M17

1 Só ] Daer om De fehlt Bso ich: fehlt B17 deste bis gangest; ] dattu deste bet
bederuest thovnsem heren to ghande Eb dattu daer om bat behouesten sacrament te gaen De
darf da das M17 dü, fehlt Bso du hin zu gest N4 2 von bis und” y ] fehlt in allen
anderen Hss. (doch vgl. das Folgende) und” fehlt Kas in ] jm M1s uan Eb im” bis
3 aleine] de sacrament wortmen heylich die dat mit groter begeerten neemt ende van dingen
is verleget ende alleen gode is De 2 wirst” bis 3 geeiniget, ] findest du alle heilikeit Du
wirst da heilige vnd von allen sunden vnd gebresten erlediget vnd mit got vereyniget N4
2 geheiliget] heilig vnd geraingt von deinen sunden vnd erledigt Ms gehailiget vnd von allen
sunden erledigett (gelediget M17 entleddighet Eb) zEb vnd werst ome Eb 3 uoreni
ghet Eb gheneyget De wan bis 4 eigenlichen, ] Hie vindest du alle gnad vnd nyndert
anders wa also aygelichen als hie N4 3 in dem ]ym Pr1 3 f. dem heiligen s. Pra
4 nerghen EbDe anders fehlt Eb alsoe eygentliken De daz bis 272,4 si. fehlt N4
4 dine ] alle dine De dä] die Ka4 5 vereyniget ende versament De gesamet vnd ge
nigt Mis gesamelt Ka4 F„Eb der wirdigen ] den werken der De der*] des M1s B17
6 unsers herren ] ons heeren ihesu cristi ende (ende p. and. Hand über d. Zeile nachgetragen)
siins waerden De alsó, ] So Eb fehlt De geströte Ka4 gestreute Fs gesträte MoBso gestratt Kas
uorstrouweden Eb zerstrett M17 czu erstrewet Pr1 die verstrafte De 7 und” fehlt Ka4De
vnd sein g. y vnd ok g. Eb gemüete fehlt De diu fehlt Kay EbDe hier inne] darjnne
y weder De inne fehlt Eb gesament und geeiniget, ] uorsammelt vnd uorenighet Eb ver
sament in den sacrament De die bis 8 üfgerihtet ] sonderlinge die daer geneyget waren te
vallen die worden daer mede opgericht De 8 wären bis geneiget,] alto seer weren uor
neddert Eb wären ] werden M17 sère ] ferr Bso hie] hir wedder Eb gote
bis 9 Und fehlt De (Homöoteleuton) 9 enpotten Kas B17M17 gheboden Eb dem ] den M1s De
inwonenden g..] wenenden g. Ka4B17 PrPrº Ms mennenden (m aus w p. and. Hand gebessert) g. F,
wonenden g. Mio gewenden g. M17 inwonende godes Eb inwonen gods De barmherczigen g. y
só fehlt Eb sie fehlt M17Eb inwert EbDe gewenet] gheneyghet De fehlt M17

17* Eckhart, D 5 265


Traktat 2

und gespenet von liplichen hindernissen der zitlichen dinge und werdent ge
ringe ze götlichen dingen, und, gesterket von sinem lichamen, só wirt din so
lichame erniuwet**. Wan wir suln in in werden gewandelt und alzemäle
werden geeiniget, daz daz sine unser wirt, und allez daz unser wirt sin, 5
5 unser herze und daz sine éin herze und unser lichame und der sine éin li
chame. Alsó suln unser sinne und unser wille, meinunge, krefte und glider in 35
in getragen werden, daz man sin enpfinde und gewar werde in allen kreften
libes und sèle 319.
Nü möhtest dü sprechen: eyá, herre, ich enwirde niht grózer dinge in mir to
10 gewar dan armuot. Wie getörste ich denne ze im gän? 40

3f. Vgl. 2 Cor. 3,18: ... in eamdem imaginem transformamur ...

1 und gespenet] vnd gespanen Ka, EbDe v. gespannet B7 PrPrº vnd geczogen Mis fehlt Mie
leiplicher hindernuße yMisM17 lijflike hindernisse De leiplichem hindernuß Pri der zit
lichen dinge fehlt Eb und” bis 2 dingen, fehlt Ms (Homöoteleuton) 1 f. geringe ] ge
ringet M16 begheringhe hebben Eb ghirich De gerayczt M17 2 ze bis gesterket] ende ghe
sterket tot godliken dingen ende De dingen, fehlt M17 und, fehlt Ka4 seinem
heiligen l. PraEb sinen weerden lichaem De só] also y fehlt De só bis 3 lichame
fehlt F2 (Homöoteleuton, über 2 von steht vird v. and. Hand) 2 din ] dat De 3 ernüw
ret F- uornighet Eb vernyet De ermant M17 erneret Ka4 Wan bis 4 geeiniget,] vnde du
werst in ene wandelt vnde du werst eme gantz to male enighet N14 3 Wan wir ] ende si De
scholden Eb in in ] mit hem De in*] en ghans Eb jm M17 werden gewandelt]
werdelt (über er p. and. Hand Vernoeisungszeichen, auf d. Rand van) F2 verwandelt Kas De
und ] vnd ome Eb ende sullen mit hem De fehlt M17 alzemäle ] te mael De gancz B17 Pr1
Pra Eb gancz vnd gar M17 4 werden fehlt Ka4z Eb uorenighet EbDe daz” bis sin, ]
alzo dat dat vnse werde dat sine Eb alsoe dat hito male onse werde dat sine is Dealßo dat
dat din dat wert sin N14 daz*] dz dz B17 wirt* fehlt Kas sin.] das sin F„Prº dz
seint B7 das sey M17 das Pri 5 unser* bis sine”) Ok din herte vnnd sin herte dat wert N14
daz bis herze ] sine hert dat dat eene is De daz] v. and. Hand nachgetragen F2 fehlt yz Eb
sine* ] seins B17 PrPray herze*] h. werde Eb und” bis lichame”.] vnde din lijcham
vnnd sin lijcham dat wert eyn lijcham N14 und” fehlt M1sM17 und” bis lichame. ] vnd
sin licham werde en licham Eb ende sine lichaem een werde De sine ein* ] ain sein M17
lichame”. ] l. vnd vnnßer wille vnd der ßein ain wille y 6 Alsó bis glider] vnnd alßo scol
let ok dine synne vnde din leue vnde din wille vnde din meninge vnde alle dine krefte vnde
ledmate N14 Alsó suln fehlt De schollen ok vnse Eb sollen wir vnser M1e und
unser wille, fehlt y und unser ] ende onse minne ende onse De fehlt z und fehlt Eb unser
fehlt Ka4 wille, ] volle M17 vnd m. M16 ende menynghen De und” fehlt M16M1sF,
vndal vnse lede (leden De) Eb De 6f. in in ] alse in god De 7 getragen werden, tragen
w. Bao tragen Mis ghetoghen w. Eb daz ] denn dz Kas man bis werde ] men des ghe
uoele ende waer worde De du des volest vnde ware werdest N14 me uole vnd bevinde vnd
war werde Eb 8 libes und séle.] des (fehlt M17) leibs vnd der sele yN4EbM17 ende in
allen liuen der sielen De 9 Nü bis 10 gän? fehlt N4 9 magstu M17 mochstu B,7 Pr1 Prs Kas
sprechen: fehlt M7 eyá, fehlt De herre, ] lieber h. zEb grózer dinge ] goets De
grösser F. 10 dan] sunder mer Eb allain y armuot. ] armütz Ka4B17 Pr1 Prº Eb armüt vnd
geprechen yal armoede sunde ende alleynde De Wie bis gän?] hoe solde ic dan derren
gaen tot den sacrament De getörste] derst Baodorst Kas dor Eb ob der sprech getorst
Mais bedarf M17 denne fehlt M17 gee F.

266
Die rede der underscheidunge

31,1 Entriuwen, wilt dü denne dine armuot alle wandeln, só ganc ze dem ge
nüegenden schatze alles unmaezigen richtuomes*20, só wirst dü rich; wan dü
solt daz wizzen in dir, daz er aleine ist der schatz, an dem dir mac genüegen
75
und dich mac ervüllen*. "Dar umbe', sprich, wil ich ze dir gän, daz din
richtuom ervülle mine armuot und alliu din unmaezicheit 322 ervülle mine itel
keit und din unmaezlichiu, unbegriffenlichiu gotheit ervülle mine alze snoede
verdorbene menscheit'.
10
Eyá, herre, ich hän vil gesündiget, ich enmac niht gebüezen!

1 Entriuwen, bis wandeln, Mynsche duncket dij des dat du arm sijst van dogheden N«
Entriuwen, ] Ende trouwen De Getrauwen PrPrº trewn ja Mais für wär y denne] dem
Pr fehlt yDe deiner armüt vnd geprechen ledig werden vnd reich werden so y alle]
alles FzKabMais te mael De fehlt Eb wandeln, wandel M17 verwandlen Mis ver
wandelen ende rijc worden. De boten vnd w. Eb só ganc ] so gand B7 fehlt M17 dem
bis 2 richtuomes, ] den onghemeten scat alles goets ende alre weelden vol is De 1 f. ge
nüegenden sch..] genungen dem sch. Pra genügen des schatzes F2 genugen dem schacz M17 wul
ghenochsam schatte Eb genügclichen sch. Ka, genaigten sch. Me vullen sch. N4 wären sch. y
2 alles] aller y des EbN4 unmaezigen ] v. zeittlichem M17 vngemessens Ka4 fehlt y reich
tumm y Mis wan bis 268,1 ganc] hefstu vele gesundiget vnnd duncket dij dat du nicht
boten konnest ga N14 2 wan bis 3 schatz, wann er ist allain der schacz y 3 daz!
fehlt M17 Pr1 De weten vnd uolen an dy Eb wizzen ] woelen De in ] an Pr1 Eb
in dir, fehlt KasMais aleine bis 4 ich] die meeste scat is die di wael ghenugen sal ende
die di rijc mach maken ende veruollen al dine ghebreke Daer om spreect aldus heer Jc
wil De 3 an ] in F2 4 dich ] de di Eb uoruullen Eb ersetten Ka4 "Dar umbe',
bis gän, ] Darvmb solt du zü jm gan y "Dar umbe', sprich, wil] vnd sprik (auf d. Rand
nachgetragen mit Vernoeisungszeichen) in dinë herten Dar vmme wil Eb Wnd dar vmb M17
sprich, fehlt xB7M17 KasMais ich wil Pr1 Pr2 ik here to Eb gän, ] gaen ende di ontfan
ghen De din ] sein y 5 ervülle!] uoruulle Eb veruolle De mine”) alle miin De dein y
und bis 268,1 ganc] pist du kranck vnd verwundt durch vil sünd gang zü jm er ist der wär
arczet als er von jm selb spricht jn dem (ym Kas) ewangelio (ewangelium Kas) die gesunden
send nit nottirftig des arczets aber die krancken pist du hungrig gang zü jm er ist das prot
des lebens das von himel herab gestigen (himel abgestigen Kas) ist bist du turstig gang zü jm
er ist der prunn des lebens pist du jn jrrung gang zü jm er ist der weg der wärhait vnd das
leben spricht er jm ewangelio pist du geseczt jn die finsternuß gang zü jm er ist das (dar
Kas) wär liecht das da erleicht (erlucht Kas) alle mentschen die da kumen jn diß welt das ist
on jn mag niemant erleicht (erlucht Kas) werden spricht sannt johannes jm ewangelio Hast du
vil gesündet vnd magst nit biesßen gang y 5 alliu fehlt Eb din bis mine] din (nach din
Rasur) ongemeten godhet veruolle alle miin De ervülle*] uorvulle Eb 6 und bis 7 mensch
eit'. ] mit dine ombegripelic ende wonderlike godheit veruolle miin verdoruen crancke mensch
eit Soe machstu noch spreken De 6 und bis alze fehlt B1, din ] du F2 U1I) II) 8BZ

lichiu, ] vnmässige F unawssprechenliche Mais vnlidelke Eb fehlt M17Prº Prs vnbegreyffliche


PrPrº M17 vnbeg/pelke Eb vnbegriffenlicher (hinter gotheit) Kas vnbegriffne Mais U1OI

uulle Eb alze ] alzumole Mais fehlt M1eEb snoede fehlt Mais 7 menscheit'.] gotthaytt
B17 Pr poßheit (getilgt) menscheit Prº 8 Eyá, bis gebüezen!] Lichte machstu spreken Eya
here ik hebbe alto uele ghesundighet vnd kan nicht boten Eb Eyà, fehlt De herre, ]
hoer De gesündet MiezMais ich*] ende ic De gebüezen!] ghebeteren De

267
Traktat 2

Des ganc ze im, er hät wirdicliche gebüezet alle schulde. In im maht dü


wol opfern daz wirdige opfer dem himelischen vater vür alle dine schulde *.
Eyá, herre, ich wölte gerne loben* und ich enkan!
Ganc ze im, er ist aleine ein annemende danknaemicheit des vaters* und 15

ein unmaezic, wär gesprochen, volkomen lop aller götlichen güete”.


Kurzlichen, wilt dü alles gebresten benomen werden alzemäle und mit
tugenden und gnäden bekleidet werden und in den ursprunc wünnicliche ge
leitet und gevüeret werden *7 mit allen tugenden und gnäden 828, só halt dich
alsó, daz dü daz sacrament wirdicliche und dicke mügest nemen; só wirst dü
10 ze im geeinet und mit sinem lichamen geedelt”. Jä, in dem lichamen unsers
herren wirt diu sèle alsó nähe in got gevüeget, daz alle die engel, weder von

1 Des ] daer om De Nicht so Men Eb das ich Pr1 er bis schulde. ] want hi dat weer
delic ghebetert heeft ende alle onse scolt betaelt De er ] ich Pri hat dan w. Pr1
wirdiclichen fehlt N14 gebetert N1. In bis 2 schulde. fehlt De (Homöoteleuton)
1 In bis 2 daz] Jn ome konstu ghenoch don des offere dik vnd en Eb jn eme mochstu vul don
Offere dijt N14 1 f. magst wol B17 2 himelschlichen F, 3 Eyá,..] Nu mochstu spre
ken EbDe Eyà, bis enkan!] woltest du gern loben vnd eren got den himlischen vater vnd
kanst nit (nit] eß nit Kag) y konstu gode nicht dancken vnde gode nicht louen N4 herre,
fehlt De gerne ] in g. M16 gaern god De ghelouen Eb lauffen KasMais und ich
enkan!] so enkan ich nicht Mio enkan nicht Eb 4 Ganc ] Daer om ganc De ET

bis 5 volkomen ] want hi alleen die dancberheit is siins vaders Ende gheweerliken te spreken
soe is hi De 4 aleine fehlt N4Eb annemende ] anemen=/ B17 annem Prs aneme Pr1 vn
gemeine (gebessert) M17 angeneme KasMais fehlt EbN14 dancknamich offer des hemmelschen
vaders Eb dancberkait M17 5 ein fehlt x unmaezic, ] vnmäßlich Bso fehlt z
wär gesprochen, uorghespraken Eb fehlt z gesprochen, fehlt y volkomen ] uolkomen
den F2 wullenkomen wort vnd EbN14 fehlt Ka4 lop ] de loue Eb götlichen fehlt Pri
güete. ] godheit De 6 Kortelken segghe ik di hir vp alsus wultu Eb Cortelic gheseit wil
tu De kurcz Ka4 wilt du] vnd wildu M17 aller B17 Pr PrayN14 alre De alle M17
gebrechen KasMaisyzDeghebreckes Eb breke N14 benomen ] genomen y beraubet KasMais
N,4 De ledig z los Ebb. oder entonet Ka4 alzemäle ] to male N14 da zü mal Bao ghans Eb
fehlt zDe mit bis 7 gnäden ] mit allen genaden vnd tugenden KasMaisEbN4 7 tugen
den ] allen dogeden (Seitennwechsel) ende mit allen dogeden. De und gnäden ] vnd mit g.
M16B17M17 fehlt F- bekleidet werden ] gekleit w. KasMais De kledet w. N4 fehlt Eb
und” fehlt y in den J mit dinen De den ] dein KasMais diné Ebdynem N14 wunik
licher Kas wundercklichen M17 wunderliken N14 vroliken De 7 f. geleitet und] geleyt wer
den vnd Mais fehlt De 8 und gevüeret fehlt N14 mit bis gnäden, fehlt Ka4 KasMais
N14 De gnäden, ] g. vnd in wären frid geseczt werden y 9 alsó, ] alleen De daz
s.] ditz s. B7M17 PrKas dat heylige sacrament De dit hilghe s. Eb dijt werde hilge s. N4 dicz
hohwirdig s. Prº dz wirdig s. Kag wirdicliche bis 10 geedelt. ] dicke weerdiliken mogeste
ontfaen hoe wordestu mit hem vereynicht ende geedelt mit sinen waerden lichaem De 9 wer
dighen Eb und bis nemen; ] entfangest N14 dicke ] oft Ka4y maken (st. uaken) Eb
wirdig nymst vnd M17 10 ze im ] fehlt KasMais ze fehlt EbN14 geeinet] geainiget F2M16 Kas
Mais M17 thogheuoghet EbN14 mit ] van N. s. hilghen licham EbN14 geedelt. ] gheeddelt
vnd uorenighet Ebgedeckt M17 Jä, ] Eya N4 lichamen unsers herren ] sacrament De
lichamen*] heiligen l. Prº N14 10f. unsers herren fehlt N14 11 nähe] nahent Mais fehlt M17 Pr1 Pr2
gevüeget, ] g. vnd uorenighet Eb vorenighet N14 gheeynicht ende ghenoghet De gefürtt B17
die fehlt zy weder bis 269,1 Seraphin, vth (van N1) Cherubin vnd Seraphin EbN14 wie
hoch die send y weder ] noch De

268
Die rede der underscheidunge

25 Cherubin noch von Seraphin, enmügen den underscheit niht gewizzen noch
vinden zwischen in beiden *0. Wan, swä sie got rüerent, dä rüerent sie die
sèle, und swä die séle, dä got*. Nie enwart só nähiu einunge, wan diu séle
ist vil naeher mit gote vereinet dan lip und sèle, die éinen menschen machent.
so Disiu einunge ist vil naeher, dan der einen tropfen wazzers güzze in ein vaz
wines: dä waere wazzer und win, und dazwirt alsó in ein gewandelt, daz alle
créatüren niht enkünden den underscheit vinden 382.
35 Nü möhtest dü sprechen: wie mac diz gesin? Nü enpfinde ich nihtes
niht! 333

1 cheraphin De en mochten Demoghet N14 deß vnderschaides y den ] des


M16 dz B7 das M17 PrPraKasN14 DeMais niht fehlt De gewizzen noch fehlt EbN14 De 2 in ]
den Eb swä] waren De rüerent, dä fehlt B17 (Homöoteleuton) rüerent," roret EbN14
dä fehlt M17 rüerent*] rürett B7EbN14 sye auch die M17 3 séle,”) siele door god De
und bis got. fehlt De swä bis got. ] wa sie die (se de über d. Zeile nachgetragen N14) sele
rürent (roret N14) da rüren (roret N1) sie got KasMaisEbN14 die fehlt z da auch g. Mio
Nie] nit M17 jnne Bao denn nie M16 enwart] waß B,7 nähiu ] nachent M17 Pr2 nahet
Kas nahen Mais einunge, bis 4 vereinet] een eynige als daer is Jae veel naere is die enighe
daer De 3 eynigung Prº aygnunge F2 neygung Kag wan bis 4 vereinet ] vele negher N14
fehlt KasMais (abgeglitten) 4 naeher ] mer M17 verainiget MoEb den der 1. B17
die bis machent. ] in ainem menschen M16 einen ] doch enen EbDe doch N14 maket N14
5 Disiu einunge ist ] Ok N14 ainigung y ain tropflein M17 dropel De güsßt Fay
ein vaz ] eyne boden Ebene bodene vul N14 6 wines:] mit wine De dá bis gewan
delt, ] Dar were dat water vnd win (de w. N14) in en ghesammelt vnd ghewandelt (vnd g. fehlt
N14) EbN14 dä bis win, fehlt M16 waere ] wird M17 und” fehlt Ka4De daz* ]
diß KasMais fehlt De wirt ] ist Pr fehlt De ein ] ainß z ain ander y wein Kas Ver

wandlet MeyMais vereynicht De daz” bis 7 vinden. ] Doch alle creaturen konde (konden
a. cr. N14) de vnderschedinghe (dat vnderscheet N14) nicht vinden EbN14 alsoe datse alle die
werelt net en can ondersceyden De 7 creaturen daz vnterscheid niht (niht p. and. Hand
auf d. Rand) vinden Kas en künden ] kin B17 kunnen M17 Pr1 Pr2 Mais den ] das Mais
fehlt z 8 Nü" bis 272,4 si. fehlt N4 (stattdessen f. 144 r–145r Plusstück: vnde / wan god de
sele in sencket in de vor/borghenheit siner gotheit dar vor/lust se ere eghene formen vnde/
wert ouerformet in de gotheit alße (f. 144 d) eyn gheweket was entfanghet de in/ghedruckeden
formen des jngheseghels / De hoghe voreninge der sele mit gode / is vnsprekelik doch na vn
sem ge/lijknisse alßo vnschedelik alße der / sunnen glans sijk inslut in de lucht / vnde alße
dat bilde in dem speygele / noch vnschedelker is de gotheit in/glantzende invletende dorch
uletende / vorsenkende affgrundelken in sijk de / sele vnde god in de sele vnde de sele / in god
Id is bouen alle wort vnde / bouen alle begripent der synne vnde / der vornunft Des were dat
woll bil/delik dat du dar alßo to schicket we/rest dat du ene mochtest alßo entfan / in alsulker
leue vnde in alßo groter / begheringe vnde mit alßo lutterê / herten alße ene sin leue moder
(f. 145r) entfengk Du scolt eme sinen willen / gantzliken vpdreghen mit lijff vnde / mit sele
Du scolt danknamich sin / in diné herten der hogesten gaue de / alßo grot is dat in tijd vnde
in ewi/cheit nu groter gaue geuen is Ja se is / altöo grot dat de engel mochte al de / tijd de he
mit gode ewighen leuen scal / to enem male godes lijcham entfan / dar wolde he gerne vmme
liden alle / de pine de alle de mynschen leden / hebben vnde noch liden scollen bet / in dat
ende der werlde eft id moghe/lik were noch beschouwet he god / wesentliken alle tijd)
8 mechstu B17 mogstu M17 mochstu Prº Prº KasMais machstu De hoe mach dat siin De
mac] mocht M17Eb das M17Eb wesen FºyKas Nü* bis 9 niht!] ik enuole efte
bevinde des ionicht Eb Ic voel doch des niet De 8 vinde Kao Mais

269
Traktat 2

Waz liget dar ane? Ie dü minner enpfindest und groezlicher gloubest, ie


din gloube lobelicher ist und mèr geahtet und gelobet sol werden, wan ein
ganz glouben ist vil mèr dan ein waenen in dem menschen. In im só hän wir
ein wär wizzen. In der wärheit, uns engebrichet nihtes dan eines wären
glouben. Daz uns dünket, wir haben vil mér guotes in einem dan in dem
andern, daz enkumet niht dan von üzern gesetzen, und enist an einem niht
mèr dan an dem andern. Alsó, swer glich gloubet, der nimet glich und hät
glich 384.
Nü möhtest dü sprechen: wie möhte ich groezer dinc glouben, die wile ich mich 5

10 niht alsó envinde, sunder mich gebrechlich vinde und geneiget ze vil dingen?*
Sich, dä solt dü zwei dinc merken an dir, diu ouch unser herre an im 70

häte. Er häte die obersten und die nidersten krefte; die häten ouch zwei
10
werk: sine obersten krefte die häten eine besitzunge und eine gebrüchunge

1 ane?] an dattu des niet en gheuoeles De Ie bis gloubest, ] eft tu des nummer uolest
vnd doch ghensliken ghelouest Eb enpfindest ] gheuoeles De ensebest Kas groezlicher
gloubest,] hoe du sterkeliken meer gheloues De größlichen Ka-FaBaoPrº B7 groslich KasMais
ie bis 2 werden, ] Jo dyn loue sterker iz io du mer ghekronet vnd belouet vnd achtet (vnd
a. auf d. Rand) vnd gheeyret scholt werden Eb Hoe die gheloue priseliker ende meer ghesciert
is ende ooc gelouet werden sal De 2 lobelicher bis sol] l. vnd mer gerecht ist sol M17 ist
und mér] fehlt Pr1 ist fehlt B17 Prº und gelobet ] v. gelept F2 fehlt z 2f. een ganse
(korrigiert aus eens gansen) De einen ganczen Kas 3 ganczer (ganczler M17) gelaube Kas
MaisM17 gantz gelaub Pr ghans gheloue Eb vil fehlt EbDe mér fehlt Mais
dan fehlt Eb waenen bis 4 ein fehlt De (Homöoteleuton) 3 wene B17 Pr2 wernent Eb
wennen Kas in ] ist in M16 dem ] den Eb In im fehlt KasMais 4 wär]
ghewarich De uns ] vnd Mais nihtes ] nichtes nicht Kas Mais nicht M17 De nicht mer Eb
dan fehlt Eb eines fehlt De 4f. wären glouben. ] ghewaer geloue De fehlt Eb
5 Daz bis 8 glich. fehlt y De 5 Daz] Dat iz Eb mér fehlt x guotes] goddes (ra
diert ?) Eb in dem enen Eb 6 daz bis 7 andern. fehlt M16 Mais (Homöoteleuton)
6 niht" bis gesetzen, nerghen her mer uan vnsem ghesette Eb von ] in M17 üzern ]
ausser B7 vnßn Kas vnsem Eb enist fehlt M17 an bis 7 mér ] an im nit in eym mer
Pr an ein nit in ey mer Pr» in sik suluen nicht mer in deme enen Eb 7 an ] in M17 Pr1 Eb
Alsó, ] So F„M16 Darumb z fehlt Eb KasMais swer] der Pr2 glich" gottlich M17 louet Eb
nimet] mynt Mais nymt aus mynt gebessert Kas glich” fehlt z 9 mochstu zKasMais
machstu De möhte ] mach Eb ich" fehlt Prº grosser Ka4KasMais Kas B17Prº EbDe
grosse Pri dinghen De glouben, ] louen Eb fehlt Mais (Zeilenroechsel) die wile ]
want De 10 niht fehlt Bao alsó] so De envinde, bis vinde fehlt M17 sunder
bis vinde fehlt Mais (Homöoteleuton) sunder bis und fehlt zEb sunder ] besunder y
vnd F2M1s Kas want ic De mich fehlt Ka4 vinde ] vinden De fehlt Ka4 gheenighet Eb
ze vil dingen? ] to uele dinghens vnd breclik Eb tot allen ondogeden De 11 Sich, fehlt y
dä solt dü] du solt M17 Pr da von s. d. KasMais Hie s. d. y zwei ] ooc twee De an!]
in Eb an im ] in sick Eb 12 Er häte fehlt De (Homöoteleuton) die ouerste craft
ende die nederste craft De die*] vnd die Ka4 die selben y hi De hadde De ouch
bis 13 häten fehlt Kas (Homöoteleuton) 13 wirckung Bso oberst krefft Pr oberste
krafft M17 die bis gebrüchunge] waren in ghewarighe besettinghe ende inder ghebruke
nisse der De die fehlt Ka4M17EbKasMais häten eine besitzunge] weren in warer (w.
ein ware Kas) besittinghe EbKao Mais eine” fehlt zEbKasMais gebrüchunge] betrach
tung Mis

270
Die rede der underscheidunge

êwiger saelicheit. Aber die nidersten krefte wären in den selben stunden
in dem meisten lidenne und stritenne üf der erde, und der werke keinez en
75 hinderte daz ander an sinem vürwurfe °°. Alsó sol in dir sin, daz die ober
15
sten krefte suln sin erhaben in got und im zemäle erboten und zuogevüeget.
Mér: triuwen, allez liden sol man zemäle bevelhen dem lichamen und den
nidersten kreften und den sinnen; aber der geist sol sich mit ganzer kraft er
heben und lediclichen in sinen got versenken*7. Mér: diu lidunge der sinne
und der nidersten krefte diu engät in * niht ane noch disiu anvehtunge; wan,
ie der strit mèrer und sterker ist, ie ouch der sic und diu ère des siges groe
zer und lobelicher ist; wan ie denne diu anvehtunge groezer ist und der an 10
stóz der untugent sterker ist und der mensche doch überwindet, ie ouch dir

1 saelicheit. ] s. on vnderläß zü aller zeit y Aber ] Ende De die ] sein KasMais


sine De krefte ] crefft die F„M1o KasMais fehlt Eb weren De in bis stunden ] in
der s. st. Eb inder seluer tijt De allweg y 2 dem meisten fehlt yDe meisten bis stri
tenne ] grotesten stride vnd lidende der pine Eb in striden mitter pynen De vnd in strei
ten hie auf y üf d. erde, fehlt De vnd nen der wercke hinderde Eb der* bis
3 ander] dit een werck en hinderde dat an der niet De 2f. en hinderte ] hinter Pr fehlt
Kao (stattdessen nie p. and. Hand über d. Zeile nachgetragen) 3 an s. v.] in sinem wedder
blicke Eb sein Pr1 vürwurfe. ] opsat ende verwarp De sol] sol es auf d. Rand
v. and. Hand F2 schal dat Eb s. auch KasMais salt ooc De in ] aen De daz* fehlt De
die ] dine EbDe 3f. oberst krefft Pr1 4 verheuen aen god De im ] por zuogevüeget
y fehlt xz zemäle ] ghans Eb erboten u. zuogevüeget. ] ghenoeget siin De erboten
und fehlt Eb 5 Mér:] Men Eb herr M17 triuwen, ] auch M16 fehlt Ka4yz De alle
lident Eb dat liden De alß leiden dem schol man Mais bevelhen bis 6 der ] dat
lichaem beueelen ende die nederste craften in der sielen Mer den De 5 beualen Ebenpfel
hen Ka4M17 den p. and. Hand über d. Zeile Kas 6 sinnen; ] s. als einfäll zweiflung (vnd
z. Kas) vnd ander ding die dem mentschen züfallen vnd anfechten y sol sich fehlt M17
ganzer ] den edelen De kraft] craften De fehlt M17 (Zeilenrwechsel) 6f. erhaben Mie
erhebung M17 verheuen De 7 sinen fehlt De god efte ortsprungh in fleten edder uor
senken Eb versenken. ] uerbliden De Mér: ] Auer Eb dat liden De led
dinghe Eb 8 der ] die Kas fehlt y krefte bis anvehtunge; ] kreft vnd die anfechtung
gat in nichcz (nicht Kas) an die (an wann got sicht allein an die Kas) schickung des gaists vnd
des willen vnnd vrtailt in nach dem selben vnd nit nach dem vnd die nidersten kreft müßen
leiden von der synnlichait als züfäll vnd ander anfechtung on den willen des gaists vnd der
vernunft y craften aengeet mer alleen dat lijfliken beuoelen hoert hem toe Alse honger colde
liden sorge ende anxt ende anders dat hem weder is De 8 diu fehlt M17 in y ] dich Kas
Mais dich dicz M17 diß Ka4M16 ditz F, B17 Pr1 Pr2 ditt (?) Eb nichtz M16 Pr1 ane] daran Mais
noch ] nach aus mach Mais disiu bis 10 denne fehlt Mais (Homöoteleuton) 8 wan,
fehlt y 9 ie auch d. y mérer und fehlt Eb und sterker fehlt De ist, ]
wirt y ie” bis sic] hoe die sege De (ouch hinter ére) ouch bis und fehlt Eb sic]
sicgs (? 2. s p. and. ? Hand über d. Zeile nachgetragen) Pr1 ére ] erde Pr1 des bis 10 ist"; ]
des ouerwinners (u fehlt) lefliker iz Eb 9 des siges fehlt Ka4De groezer bis 10 ist; *] dic
meere is ende groter De 10 wan bis 11 ist] Jo der anuechtinghe to vndoghenden groter iz Eb
10 wan bis ist fehlt De z (Homöoteleuton) denne fehlt y groezer ist] vnd greßer hinter
11 sterker y 10 und” bis 11 ist ) vnd ye stercker der anstos der vntugent ist z Ende hoe
die anxt der ondogeden starker is De 11 der mensche fehlt De doch ] doch ye Pri
nochtan De ouch F2 überwindet, verwonnen wort De ouch fehlt De dir ] hinter
272,1 tugent M17 fehlt FM16 PrPraEbDe

271
Traktat 2

diu tugent eigener ist und dinem gote lieber ist”. Und dar umbe: wilt dü
dinen got wirdicliche enpfähen, só nim war, wie dine obersten krefte in dinen
got gerihtet sin und wie din wille den sinen willen suochende si und waz dü
an im meinende sist und wie din triuwe an im bestanden si”.
Der mensche enpfaehet den werden lichamen unsers herren niemer in di
sem, er enpfähe sunderliche gróze gnäde, und ie dicker, ie nützer. Já, der
mensche möhte den lichamen unsers herren nemen in solcher andäht und mei
nunge, waere der mensche in der orden unge, daz er sölte komen in den under
sten kör der engel, er möhte in alsó enpfähen ze éinem mäle, daz er in den
10 andern würde erhaben; jà, in solcher andäht möhtest dü in enpfähen, dü wür
dest geahtet in den ahten oder in den niunden kör. Dar umbe: waeren zwéne

1 eigener ] ainiger B7Eb meere De ist” wirt y und bis ist. fehlt B17 (Homöo
teleuton) dinem ] din F2 dinem leuen Eb fehlt y M17 Pr1Prº De lieber ] loblicher vnd l.
Bso behaechliker De ist. fehlt De wilt dü] wider M17 2 dinen" fehlt yMais
wie ] das wie M1e dinen obrosten crefften F- dinen*] dein Pr2 den M17 fehlt yMais
3 und bis si] vnd wat dyn wille sokende iz Eb den bis suochende ] god suekende De
den fehlt Ka4yMais suechen M17 Pr1 si] siin De 4 an! ] in Eb fehlt Pr1 im"
god De meinende sist] mynnend s. Mais lieb hast M17 nemende bist l'(?) sist Eb meinest Ka4
B17 Pr1 Pr2 DeKas wie ] dat De bestan iz Eb bestendig sey y gestediget si De 5 Der ]
Dese De Du solt wissen das der N4 Der bis 6 er ] De mynsche nympt nummer godes
lijcham he N14 De minsche entfanghet nummer czarten werden hilghen lich am godes he Eb
5 den ] seinem M17 werden ] waerdigen De fehlt yN. fronlychnam Ka4 niemer ]
nymmermeer De mynner Mais in disem, ] hie (fehlt KasMais) in disem leben N„KasMais in
deser tijt De 6 er enphähe ] an N. enpfahet Kao M17 sonderlinghe Desunder Ka4
und fehlt N14 ie" bis nützer. ] hoe hi hem dicker ontfaet soe hi meer ghenaden van hem
ontfaet ende nemet De dicker, bis Jä, ] dicker er das tvt ie mer vnd mer im die selbe
gnad gemert wirt Ja N4 uaker io leuer vnd beter Eb dicker, ] ofter Ka4M17y nützer. ]
betere N14 mer KasMais Jä, bis 7 möhte ] es möcht der mentsch y 6 Jä, fehlt N1.
7 den bis meinunge, ] nv in solcher andacht zu vnßm hern gen N. den bis herren ] den
heiligen l. v. h. Prº vnssers herren l. Kas Eb godes l. N14 den ] dem M17 in ] an N14 mit De
alsulker De 7f. meinunge, ] begeerten De 8 waere bis understen ] dat die mensche
geordineert worden te comen in den nedersten De waere ] so were Eb der mensche ]
er yN.N14 nydersten Kag EbN14 9 er* bis 11 kór. ] er kem in den newnden N4
9 er bis 10 erhaben;] er wurd durch söllich empfachung erhaben in den andern y 9 er!
bis mäle, fehlt N14 in! fehlt Eb einem mäle, ] eenre tijt soe De in den ] an
dem Eb 10 andren kor w. z EbN14 De verheuen De jä, bis 11 kór. ] Jae in al
sulker meninge mocht hi hem ontfaen hi waer gheordiinert te in den achten choer of inden
negeden De He mochte en ok alzo entfanghen dat he worde geordinert in den achten kor
efte in den negheden Eb vnd das oft (oft ] so oft Kas) tün er wurd geachtet in den achtenden
oder den neindten kor y ja ok wol in de achteden edder in den negheden N14 10 solcher
andäht ] s. seliger a. B7M,7 PrºKasMais s. seliger (ger getilgt, auf d. Rand v. and. Hand: kait) Pr,
in* fehlt Pr1 enpfahen zu einem möl du KasMais 10f. wurst Pri 11 in den* fehlt
Ka.M16M17 Dar umbe: bis 273,4 haben.] Jch setz das zwen menschen in gelichem leben
vnd verdienem stvndent Nv der ein ging allein zu einem mal andechticlichen zu vnßm herren
Aber der dick vnd vil vnd ie mer er das getvn mocht ie lieber er es tete Diser solt ein
sundre freud da von haben vor dem andern vnd soltymer ewiclichen lüchten vber in als ein
glentzede svnne vber den manen vnd ein vil nechende vereinigunge haben mit got den der

272
Die rede der underscheidunge

menschen in allem lebenne glich und haete der einez unsers herren lichamen
mit wirdicheit éin mäl enpfangen mèr dan der ander, durch daz sol der mensche
iemer sin als ein glitzendiu sunne vor dem andern und sol ein sunderliche
einunge mit gote haben *.
Diz nemen und diz saelige niezen des lichamen unsers herren enliget niht
aleine an üzwendigem niezenne, ez liget ouch an einem geistlichen niezenne
mit begirlichem gemüete und in einunge in andäht. Diz mac der mensche só
getriulichen nemen, daz er richer wirt an gnäden dan kein mensche üf ertriche.
Diz mac tuon der mensche tüsentstunt in dem tage und mèr, er si, swä er si,

erst N4 fehlt N14 11 Dar umbe: fehlt M17 waeren bis 273,2 ander, ] id sin twe minschen
de in al erem leuende vnd uordenste ghelik syn vnd de ene hedde godes licham vp en mal
mer entfanghen wen de ander Eb 11 waeren fehlt B17 Pr1Pra

1 al hoer leuen De lebenne ] lob KasMais glich bis 2 mér ] ghelijc heylich
ende die een hadde tot eenre tijt den weerdenlichaem ons heeren dicker ontfaen mit weer
dicheit De 1 der einez] der ein einest x der ain z der menschen eins KasMais der ain ain
mal y 2 mit wirdicheit fehlt z ein mäl fehlt Ka4M1sy durch daz] om dat een
ontfangen soe De mensche bis 3 andern ] mentsch mer klarhait empfachen vor dem
andern als die sunn hat vor dem andern gestirn y 3 iemer bis sol fehlt De iemer ]
nummer Eb mynner Mais fehlt x als ] denn als Mais plitzende s. F„B7KasMais pli
czende glenczende s. Pr2 glantzende s. Pr1Ebpliczendes fuer M17 ein*] sein Pr2 3f. Sunderlik
vnd wunderlik uorenighe to gode hebben Eb sonderlinge enicheit hebben mit sinen gode De
3 selche M17 4 ainigung y M17 Pr2 mainung M16 5 Diz bis 7 andäht. fehlt N. (Homöo
teleuton ?) 5 Diz bis 6 niezenne, ] Alsulke nuttinge des heyligen sacramens efi is niet alleen
ghelegen inden wtwendigen nutten De 5 Diz bis niezen ] Ditz selig nemen vnd nyessen z
an dißem sälligen nießen y diz fehlt Ka4EbN14 niezen ] nüczen KasMais nuttent EbN14
des bis herren ] Vnsers herren leichnam z des hilghen lichammes EbN14 des zarten fron
lychnam Ka4 enliget yEbN14] daran lyt xKao Maisz 6 an üzwendigem niezenne, ] an
außwendiger (vsswendigen Kas) nießung y in deme vthwendighen nutten (nuttende des sacra
mentes N4) EbN14 vßwendiger (außwendiges B7M17) nücz x KasMaisz ez liget ouch ] sunder
(men N14) id licht ok EbN14 Mer et is ooc ghelegen De sunder Ka4 an” bis niezenne ] in
dem gheysliken nemende EbN14 daran ain gaistlich nießen (geistliche nyessung Kas) y dar an
(dar an fehlt Ka4) ain (ain fehlt z) gaistlicher (geystliches M17 gaistlich B17 Pr2) nutz xzKasMais
inden inwendigen nutten ende De 7 mid enem vnbegripelken mote (begripelkem gemode N14)
EbN14 begirlichem ] ené begeerliken De und fehlt Ka4 in einunge] in aini
gung FM17 Pr in wärer verainigung mit got y meninge Demenighe EbN14 in* ] vnd in
x Kao Maisz in rechter y vnd EbN14 De andäht. ] aendacht te comen tot den sacrament De
Diz bis 8 nemen, ] Der mensch mag disen richen schatze alzo trewlichen nv enpfahen N.
7 Das M17 alzo EbN14 De 8 menen Ebtün y er ] er da von N4 richer bis ert
riche. ] gar vil zünimpt an genaden vnd reicht / wirt an tugenden (vnd reichtum der tugent
Kas) u an ] in N4 uan EbN14 De dan enich m. De wen ienicht m. EbN14 kainer M1s
mensche] m. ie wart N4 fehlt M16 erde zN. 9 Diz bis 275,5 vergezzen. fehlt N14
9 Diz bis 274,4 man ] Daran hindert den menschen nicht das er nicht enpfintlichen andacht hat
Er sol das sin tvn so wirt er N4 9 das M17 tuon bis mér, ] die mensche tot dusent werf
des dages ende dicker De der ] en Eb kain M17 tüsentstunt] ze (fehlt Eb) tusent
malen (mal Eb) M1eEb tausentfert B17Prº Prs on zal oft y in dem ] jm y B17 Pr1 Pr2 in enem
Eb am M17 und mér, ] vnd mer gaistlich PrPrº vnd wer Mais fehlt Eby und fehlt Mio
si, swä] sey etwo Mais si”, wel Ka4

18 Eckhart, D 5 273
Traktat 2

er si siech oder gesunt. Mér: man sol sich sacramentlichen dar zuo vüegen 10
und näch wise guoter ordenunge und näch grözheit der begerunge*. Enhät
70
man aber der begerunge niht, só reize man sich dar zuo und bereite sich dar
zuo und halte sich dar näch, só wirt man heilic in der zit und saelic in der
éwicheit; wan gote nächgän und im volgen, daz ist éwicheit”. Die gebe uns 15

der léraere der wärheit 844 und der minnaere 845 der kiuscheit und daz leben der
éwicheit. Amen.

21. Von dem vlize.

Swenne" ein mensche unsers herren lichamen wil nemen, só mac ez wol 75

10 zuogán äne gróz bekümbernisse *7. Só ist ez zimelich und sère nütze, daz man
vor bihte, ouch ob man keine sträfunge hät, umbe die vruht des sacramentes

1 er si fehlt Ka4Mais De er ] oder B17M17 Prs oder er M16 Bao Kas siech ] kranck Eb
reich oder arm siech y Mér: ] Aber M17 Sunder Eb man bis 2 ordenunge] noch
tant sacramentlic van buten sal men daer toe gaen na wise der heyliger kerken De
1 sol] muß Mais sich s..] sich siech auch sacramentlich y vüegen ] bereden vnd v. Eb
2 und fehlt yEb wise fehlt M17Eb ordnung vnd schickung vnd y und* fehlt Eb
grössy Ka. begerunge. ] begeerten De Enhät bis 3 begerunge] Ende heeft die mensce
die begeerte De fehlt Mais M17 (Homöoteleuton) 3 der ] de Eb der ordnung vnd F, be
gerunge] bewegung Kas niht, ] nicht so ser Eb niet so grotelic De reize ] reyse Eb
reiße Kas nücz M17 rein Kas voge De man sich ) hem die mensce De und bis 4
zuo fehlt zEbMais (Homöoteleuton) 4 só] vnd M17 Pr2 Dar nach Pr1 der* fehlt N4
5 wan bis 7 éwicheit. fehlt M17 (Homöoteleuton) 5 wan bis éwicheit. fehlt F„N4 (Homöo
teleuton) nae te gaen De nahen Mio volgen, ]te uolgen is heilige ende dat veruolgen
is saliger De daz bis 7 éwicheit. fehlt De 5 éwicheit.] hillicheyt vnd en krighen dat
izzalicheyt Eb Die bis 7 éwicheit. fehlt B17 Pr1 Pr2 (Homöoteleuton) 5 Die gebe ] die
verleich y des helf N4 6 der bis 7 éwicheit.] die ewig wärhait etc. Bao gott Kas 6 lé
raere ] herr x und” fehlt EbN4 der” bis kiuscheit] die minn d. k. Ka4F2KaoN, de lefheb
ber d. k. Eb der keuschait vnd die mynn der warhait Mio und* fehlt Eb daz leben )
der leuent Eb 7 éwicheit.] ewigen süssikeitt Ka4 warheit Mais gnaden vnd der seli
keit N4 Amen. fehlt KazDeEbyMai, 8 Von bis 284,7 gote. fehlt N. 8 Von
d.v.] Jn welcher weise der mensche sol nemen gotes leichnamen Kas Van dë wesenden gode
en ghelaten wille godes xvj De vlize.] v. xxj Pr v. CKapitulum > xxj Eb flesß etc. Kas
9 Swenne bis 275,6 sträfen. fehlt De 9 vnßern herren will (wolde Kas) y Kas fron
lichnam Ka4 nemen, ] enpfahen Ka4Eb só bis 10 bekümbernisse. ] Jsset dat id ane
grote bekummernisse scheen kan Eb 9 moht Kas ez] er M17 PrPrº KasBso 10 kummer
nuß M17 Prº ez] dat wol Eb fehlt M16 sère ] auch s. Kas ok Eb fast M16 Ka4 man ]
he Eb 11 ouch ob man ] efte me ok Eb Dar vmb daz man Kas Auch das man M17 IN EIlE

bestraffinghe Eb keine fehlt M17 straffünge von den sunden habe Kas umbe ]
vnd das man vmb y vnd auch durch Kab die vruht] die forcht M17 die großen frucht
(frucht fehlt Kas, Zeilenroechsel) vnd nucz y der frucht willen Eb des s. fehlt y

274
Die rede der underscheidunge

der bihte 848. Waere aber, daz den menschen iht sträfete, und mac der bihte
vor bekümbernisse niht bekomen”, só gange er ze sinem gote und gebe sich
dem schuldic mit grózem riuwenne und si ze vride, biz daz er muoze habe der
bihte. Entvallent hier inne die gedanken oder daz sträfen der sünde, só mac
er gedenken, got habe ir ouch vergezzen. Man sol gote é bihten dan den
menschen, und, ist man schuldic, die bihte vor gote gróz wegen und sère strä
fen *0. Ouch ensol man niht lihticlichen, als man ze dem sacramente wil gän,
daz übergän und underwegen läzen durch üzerlichez liden, wan des menschen
méinunge an den werken gereht und götlich ist und guot*.
Man sol daz lernen, daz man in den werken ledic si. Daz ist aber einem 10
ungeüebeten menschen ungewonlich ze tuonne, daz ez der mensche dar zuo

1 Waere bis 2 bekomen, ] Jsset dat de minsche nene straffinghe heft uan grauen sunden
Sunder hedde doch etliker mate grote straffinghe vnd mochte der bicht nicht bekomen ane
grote bekummernisse edder ift id ome uele tit wolde benemen vnd sine andacht hinderen Eb
1 der m. M17 straff M17 mac ] weg M17 möchte Kao 2 vor bek. fehlt y vor ]
von p.and. Hand auf vor Kas kummernuß F, niht ]icht Kag bekomen, ] be
kennen M17 bekvmen (vm d.and. Hand auf ?) vnd sein andacht gehindern (2. n p. and. Hand ge
ändert zu t, über d. Zeile nach andacht v. and. Hand: wrd do vö) Kas sinem gote ] s. leuen
g. Eb seinë (auf d. Rand v. and. Hand: sießë got) gote Kao 3 dem ] ome Eb grózem
riuwenne ] gr. rüwë Ka. gr. rüwen F„KasB großen rewen KasBºoPrº Prs grosser rew Me gros
seren rewen M17 grotem lede vnd groter ruwe vnd harder straffinghe Eb biz bis 4 bihte. ]
das er müge beichten M16 bit he bicht bequemicheyt der bichte hebben kan Eb 3 daz fehlt zy
muoze] m.vnd zit Ka4 habe ] hat hinter bihte Kasz fehlt Kag 4 Entvallent] fallenty
enpfelhen M17 hier ] om hir Eb im aber (pon and. Hand über d. Zeile) hie Kas die weil
hier Mis hier inne ] da ein y hir vnder Eb dancken Eb de straffinghe Eb sünde,
só] sunde uan den sunden de he wolde ghebichtet hebben So Eb sunden Pr2 só bis
5 vergezzen. fehlt F2 5 ir] de (dahinter sunde getilgt) Eb ouch fehlt yKas VET

geßen vnnd secz sein hercz jn frid wann man y me schal (Du scolt N14) alle weghe er
gode b. EbN14 dan den ] wen d. N14 de (auf d. Rand, getilgt?) den F, den B7 denn dem y
6 lüten F2MiezKasN14 und, bis sträfen.] Ok iz me (bistu N14) de bicht mer schuldicht
to straffende hertliker (hartliken N14) uor gode wen uor dë minschen (luden N14) EbN14
und, bis gote ] vnd die sünnd vor jm y man ist z vor gote fehlt Ka4 gr. zu w.
vnd s. zu str. Kas 7 Ouch bis 276,3 menige. fehlt N14 7 Ouch bis 8 läzen ] auch so man
zü dem sacrament will gän so sol man das nit leichtigklichen vnderwegen läßen y WOe als
men dat heylige sacrament ontfaen wil dat en selmen niet lichtelic laten De 7 lichtlichen
F„Eb als ] so z wan Eb dem heiligen s. Prº wolde Kas 8 daz fehlt Eb
übergän und fehlt zEb und ] oder Kas underwegen läzen ] u. zu l. M17 nalaten hinter
7 lihticlichen Eb 8 durch bis 9 ist ] om wtwendige onledicheit Jst dat des menschen
werken anders recht siin ende godlic De 8 vthwendicht Eb liden, ] leiden (leidens Kas
Kas) willen (willen v. and. Hand über d. Zeile Kas) y Kas lident efte vulheyt Eb wan ] wenn
anders y 9 menighe Eb an den werken fehlt F2 an ] in Eb gericht Ka4Ka5B17
gereht bis guot. ] g. vnd ghud iz Eb und! fehlt Pr1 ist hinter guot. z 10 daz” fehlt
zDe daz man fehlt De si. ] siin De Daz bis 11 ungeüebeten] Mer dat is onghewende
menschen ende onvolcomen De 11 vngeloubigen m. F, vnmoghelik EbDe daz bis
276,1 bringe, Die mensce sal hem daer toe wennen ende daer toe brengen De 11 dz er es
dar zEb

18* 275
Traktat 2

bringe, daz in kein menige noch kein werk enhinder – und dar zuo gehoeret
grózer vliz – und im got als gegenwertic si und staeticliche liuhte als blöz
ze einer ieglichen zit und in aller menige °. Dar zuo gehoeret gar ein be 34,1

hender vliz und sunderliche zwei dinc: daz ein, daz sich der mensche wol ver
slozzen 85° habe inwendic, daz sin gemüete si gewarnet vor den bilden, diu
üzwendic stänt, daz sie üzwendic im bliben und in keiner vremden wise mit
im wandeln und umbegän und keine stat in im vinden*. Daz ander, daz sich
sin inwendigen bilde, ob ez bilde sin oder ein erhabenheit des gemüetes, oder
üzwendic bilde oder swaz daz si, daz der mensche gegenwertic hät, daz er 569,7

10
10 sich in den iht zerläze noch zerströuwe noch veriuzer in der menige. Der
mensche sol alle sine krefte dar zuowenen und kéren und gegenwertic haben
sine inwendicheit*55.
Nü möhtest dü sprechen: der mensche muoz sich üzkéren, sol er üzwen
digiu dinc würken; wan kein werk kan gewürket werden dan in sinem eige
15 nen bilde 356.

1 daz fehlt M17 mainung y mynne Kag menichfoldicheit De noch kein ] oder zEb kein fehlt
De werken en hinderen De enhinder] gehinder (darüber v.and. Hand: mvg) Kas dar tho e. Eb
hindern Ka4 und] ende dat te vercrigen De fehlt Eb 1 f. daer hoert groot neerst toe De
2 und” ) vnd das M16 yDe daz Kas Eb als" fehlt De si fehlt M17 und” bis 12 in
wendicheit. fehlt De 3 ietlichen B7M17EbyKasytzlichen PrPra und bis menige. ] alse
in aller ghemenheyt Eb menge Pr1 mainung y mynne Kas Dar bis 5 inwendic,
Hijrumme scoltu seen dat du din herte woll besloten hebbest van en bynnen N14 3 horet
Eb gehoren z gar bis 4 und grod behende flit vnd Eb fehlt z 4 vliz] synn vnd
fleis Kas daz ein, fehlt M17 (Homöoteleuton) 4f. beslozzen KaszEb 5 uan binnen Eb
sin] din N14 si] sta N14 sta wol Eb bewart Kao vor ] von B17M17 Pr2Eb den ]
allen d. Fa fehlt Kas 6 üzw. st., ] ußwendigesten Favan enbuten st. N14 stänt, bis üzwendic
fehlt Bso (Homöoteleuton) stänt, ] sind M17 daz bis bliben ] dat se buten en bliuen Eb
dat en buten bliuen N14 im fehlt M16Kas und bis 7 vinden. ] dat he mid nener
frouden wise de handele (korrigiert aus: handelinghe) efte mid ome wandele (dapor handel
getilgt) vnd vmme gha dat se nene stede in ome vinden Eb dat du de mit ener vromeden
wijse handelst vnnd dat de nene stede an dij en vinde (anschliessend Textstück aus Pred. 5b,
sieh oben. S. 14?) N14 6f. mit zu wandele vnd vmb ge Kas 7 umbegän] vmmb gee F2 Pr1 Prs
gee B7 vmb gang Mio in im ] an im vnd in ym Kab vinden. ] nit v. M17 vinde B17M1s
Daz ander, ] See ok N14 ander iz (iz auf d. Rand) dat Eb 7f. sich sin] dine N14
8 sein inwendigs bild Kas jnwendig z sin*] sey M17 ein fehlt M17 vpghe
hauenheyt Eb vorhauenheit N4 oder* ] ober Pri bouen Ebenbouen edder N14 vber
sich (sich v. and. Hand über d. Zeile) oder Kas 9 üzwendic bis 12 inwendicheit. ] enbuten bil
den sin vnnd wenne dik dar to dat du alle tijd hebbest jeghenwardich dine jnwendicheit N14
9 pilden F„B,7Prº Prs Eb pilden (en p. and. Hand) Kas pildnis M17 der ] de (darüber en) Eb
hab M17 er fehlt z 10 in* bis menige. ] des nicht late uorstrouwen noch uorvteren in
der ghemenheyt Eb den ] dem y ichtz F2 nicht Pr1M17 Kas noch*] oder noch Ka4
oder y VE TäU1SSE Z mainunge yKas 11 krafft M17 gewenen Bso wenden M17
und* bis haben ] dat he hebbe ieghenwardicht Eb 13 Nü bis 309,5 Ämen. fehlt N.
13 mochstu Kaaz machstu De sprechen: ] leihte s. KaszEb üzkéren, ] vthwert keren Eb
ymmer wtwert keeren De keren M17 sol] so B17 13 f. vthwendigh werken Eb
14 dinc würken; ] werken doen De wan ] dan B17 werk ] dinck De kan ] mag M17
Pr1 Pr, kan ieghenwardich werden noch uorstan wen in Eb

276
Die rede der underscheidunge

Daz ist wol wär. Aber diu üzercheit der bilde ensint*57 den geüebeten
menschen niht üzerlich, wan alliu dinc sint den inwendigen menschen ein in
wendigiu götlichiu wise.
Dis ist vor allen dingen nöt:” daz der mensche sine vernunft wol und
FO
zemäle gote gewene und üebe, só wirt im alle zit innen götlich*9. Der ver 5
nunft enist niht als eigen noch als gegenwertic noch als nähe als got. Niemer
gekéret si sich anderswar näch. Ze den créatüren enkéret si sich niht, ir en
geschehe denne gewalt und unreht; si wirt dä rehte gebrochen und verkéret360.
75
Dä si denne ist verdorben in einem jungen menschen, oder swaz menschen
daz ist, dä muoz si mit grózem vlize gezogen werden und muoz man dar zuo 10
tuon allez, daz man vermac, daz die vernunft” her wider wene und ziehe.
Wan, swie eigen oder natiurlich ir got si, só si doch mit dem ersten wirt ver
kéret und wirt begründet mit den créatüren und mit in verbildet und dar
zuo gewenet”, só wirt si an dem teile alsó verkrenket und ungewaltic ir
selbes und ir edeliu meinunge alsó sère verhindert, daz aller vliz, den der 15

1 wol] al De Aber bis bilde ] Mer der intwendigher beelde De vthwendicheyt Eb


ensint] synt de sint Eb den ] dem B17M17 geüebeten bis 2 den fehlt De (Homöoteleuton)
1 geüebeten] geubtem M17 gheoueden uoruaren vnd ghewonden Eb 2 menschen!] mensch Kas
den ] dem B17M17 inwendigen m. ein fehlt Me (Homöoteleuton) menschen” fehlt De
ein bis 3 wise. ] in eenen godliken wise inwendich De 4 ditz F2M17 Pr1 Pr» dz B17 Dat EbDe
nöt: yEbDe ] nicht x Kas B17 Pr2 nichtz M17 Pr1 daz] dann das xz wenn daz Kas der ] en Eb
vernunft] vernuft Ende sine verstendenisse De 4f. und zemäle gote] to gode Eb fehlt M1»
Pr1 Prº und zemäle fehlt B17 und fehlt Bso 5 gote bis üebe, ] tot gode kerre ende wapene De
gewennen Kas wenne EbKas geube M17 vben Kas im ] in KasB. si im M16 eme god EbDe
allen zeitt B17 innen ] inne ende De inwendichliken vnd Eb fehlt M17 Pr1 götlichen
alle Hss. ausser Ka4Prº De Der bis 278,6 im. fehlt De 5 Der bis 6 nähe] vnd nummer
iz der uornuft ichtes so eghen ieghenwardich vnd so na Eb 6 als* ] alles Kas fehlt B17M17 Pr,
nachen FB7 PrKas nachent M1, Pr2Bso 7 gekéret] keret Ka4Pr Eb si* ] sey Kas fehlt B17M17
anderswar näch.] anders wann nach Mis annders darnach y anderswar bis sich fehlt Kas
(Homöoteleuton) näch. ] her noch Eb enkéret bis niht, fehlt Pr1 Pr2Eb sich* fehlt
B17M17 niht, ] mit B17 8 denne fehlt B17 si bis gebrochen ] So wirt das recht ge
sprochen M17 si fehlt B17 dä] dz B17 gebrochen ] als g. Kas tobraken Eb ge
sprechenn Pr1 9 jungen] ynnigem (m aus n korrigiert) Kas oder s. m. fehlt M17 (Ho
möoteleuton) 10 dâ] daz Fs muoz'," müße Kas mit mir in grossen fleys M17
grózem ] gantzem F2 gezogen ] wider g. Pr1 Pr2Eb und bis zuo ] Dar mod me to Eb
11 daz*] das man yPrº Prs vnd dat me Eb her fehlt zEb wene ] gewen Bso kere vnd
gewene Kag wende M17 und ziehe. ] vnd to rechte bringhe vnd thee Eb 12 swie] was M17
oder ] vnd yEb vnd wie Pr1 mit ] to Eb wirt] wort M17 fehlt Kas 12 f. verkéret
und wirt] uorkert uorwerket vnd uorbildet eftte Eb fehlt M17 (Homöoteleuton) 13 gegrün
det yKas und” bis verbildet fehlt Eb (Homöoteleuton) in ] ein Pri 14 verkrenket
bis 15 vliz, ] vor neygunge also sere vermisset Daz allen den fleiße Kas 14 verkrenket
bis ir] ghekrencket uortrencket vnd entuoldighet efte ghesweket in er Eb gekrencket z
verkrenckent Kas ungewaltic ] ein / gewaltig M17 15 ir bis verhindert, erer eddelen
neghinghe alzoser entfrommedet Eb sère fehlt z gehindrotz allen FM1sy
allen den Kao 15f. der m..] ein m. Ka4

277
Traktat 2

mensche vermac, der ist im iemer kleine genuoc, daz er sich alsó zemäle wi- 35
der gewene °°. Só er daz allez getuot, dannoch bedarf er staeter huote.
25
Vor allen dingen só sol der mensche sehen dar zuo, daz er sich sère und
wol gewene. Daz sich ein ungewenet und ungeüebeter mensche alsó wölte
halten und alsó tuon als ein gewenter mensche, der wölte sich alzemäle ver- 40
derben und enwürde niemer nihtes üz im 38“. Swenne sich der mensche selber
zemäle ze dem ersten hät aller dinge entwenet und in entvremdet °, dar näch 35,1
30
mac er danne gewaerliche alliu siniu werk würken und der ledicliche 886 ge
brüchen und enbern äne alle hindernisse. Mér: swaz der mensche minnende
10 ist und lust nimet und im volget mit willen, ez si in spise oder in tranke 5
oder in swaz dinge ez si, daz enmac äne gebresten niht bestän in einem un
geüebeten menschen.
35
Der mensche sol sich wenen, daz er des sinen in keinen dingen niht en
suoche noch enmeine und daz er got in allen dingen vinde und neme”. Wan 10
15 got engibet keine gäbe noch nie gegap, daz man die gäbe haete und dar ane
geruowete; sunder alle die gäbe, die er ie gegap in himel und üferden, die

1 der bis genuoc,] de iz io kleyne Eb das ist ymer kain genüg M17 alsó zemäle] alto
male Eb alsó fehlt B17 2 gewenen M17 wene F2 Só bis huote. ] vnd dar na wen dat
alle deyt so derft he noch siner steden hode Eb getuot, ] garthut M12 dannoch ] So M17
3 vnd uor Eb só fehlt Pr1Eb mensche fehlt M16 sére ] selbs s. Ka4 fehlt M17
sère bis 4 gewene.] dar sere to wenne vnd bestedighe Eb 4 Daz bis 5 halten ] daz ein vn
gewent (vn über d. Zeile) mensch vnd ein vngevbter wolde haben Kas 4 ein ] nu en Eb
ungeüebeter ] ein v. Pr1 vngemtter (!) M7 alsó fehlt z 5 halten ] h. als M1e haben M17 Kas
tuon ] wolde don Eb gewenet F„M16B17Prº Prs Eb mensche, fehlt Eb der bis 6
im. ] de uordorue sik suluen vnd worde ok nummer vt ome Eb 6 wirt M17 Pr1 ward Kas
niemer fehlt Ka4 Swenne ] Wanneer De selber bis 7 entvremdet, ] to dem ersten
sulues alto ser heft entwennet vnd heft sik (sik über d. Zeile) der vthwendighen dingk sik ent
fromdet vnd entwennet Eb mit ernst te mael heeft ontwent van allen dingen en heeft en heeft
hem ontvreemt ende onuerret van hem De 7 hät fehlt Bso gewenet Kas in ] im
xy B17 Kas, auf d. Rand Pra, fehlt M17 Pr1 8 danne fehlt zDe gewaerliche] bestedighen Eb
sinen wercken F2 würken fehlt Eb der dingk leddich g. Eb der dingen ledelike gh. De
8 f. gebrüchen und fehlt Kas 9 oerberen De Mér: bis 10 im ] Sunder wez de minsche
beleuet vnd wor he lust nympt vnd der Eb 9 swaz bis 10 willen, J waer den mensche to
get siinre lust ende mit sinen wille nemet De 10 und l. n. fehlt Kas vnd warjnn er l. y
im ] ir Ka4 Faz er y der Eb mit willen, mit allen dingen B17 ez bis tranke ] Dat si an
spice edder an dancken Eb ez ] daz Kas in* ] ein Kas spisen De in*] mit M17
11 oder bis in*] of in of in niet staen De in*] mit M17 dinges Kas Ebdingen M17 Pr1PraKas ez ]
dat Eb gebrechen KasEby bestän] gestin M17 13 Der ] Eyn Eb scholde Eben soude De
hem daer toe niet wennen De gewenen yEb des ] dz B17 keinen ] enigen Deal
len Eb 13f. ensochte Ebensochten De 14 enmeine ] en neme De neme Ka4 neme
wann M16 nemen F2 enmeine bis und” fehlt Eb (abgeglitten) und” bis neme. fehlt
De (Homöoteleuten) und! fehlt M17 Pr1 Pr» und*] oder M17 15 engibet] gebe B7 gab M17
Pr1 Prº gegap, ] kain gegabt M1 enghaft Eben gaf De fehlt Prº Pro daz bis 16 ge
ruowete; fehlt De 15 gäbe” fehlt Eb und bis 16 geruowete;] vnd dar bleue bestan
efte dar rouwede Eb fehlt Kag 16 ruet Prº PraBso rüchet B1, rue hett M17 sunder bis
279,1 möhte:] Dan om een gaue dat hi die geuen mocht dat hi die geuen mocht De 16 ie ]
nie M17 fehlt FM1e gegeben haut F. üf] in Eb

278
Die rede der underscheidunge

gap er alle dar umbe, daz er éine gäbe geben möhte: daz was er selber. Mit
570,7
disen gäben allen wil er uns bereiten ze der gäbe, diu er selber ist 368; und
15
alliu diu werk, diu got ie geworhte in himel und in erden, diu worhte er
durch éines werkes willen, daz er daz möhte gewürken: daz ist in saeligen,
daz er uns möhte saeligen”. Alsó spriche ich: in allen gäben und in allen
werken suln wir got lernen anesehen, und an nihte suln wir uns läzen ge
nüegen und an nihte stän bliben. Ze keiner wise enist unsers stännes in di
sem lebene, noch nie menschen enwart, swie verre er ouch ie kam 370. Vor
allen dingen soll sich der mensche alle zit haben gerihtet gegen den gäben
gotes und alwege niuwe. 10

Ich spriche kurzlichen von einem menschen, der wolte sère gerne von un
70
serm herren etwaz haben; dä sprach ich: si enwaere niht wol bereit, und gaebe
ir got die gäbe alsó unbereit, só sölte si verderben 371.
Ein vräge: war umbe was si niht bereit? Si häte doch einen guoten wil

1 alle fehlt M17Eb eine gäbe fehlt Pr1 geben bis was] mochte gheuen de ouer
alle ghaue trid dat iz Eb daz* bis selber. fehlt De er selber was y Mit bis 2
wil ] Daer om mit alle sinen gauen dien hi geuet of gegeuen wort om genen wille soe wil De
2 disen ] dessen anderen Eb allen fehlt F, ze] mit De diu] dien De ist; ] is
dat wi die weerdeliken ontfangen mogen De und ] wan B17 3 gewracht De wurcket M17
gewircket y und] of De in*] auf Kas M17 eertrijc De worhte ] wurckt M17 Kas wirckt Bao
er ] he alle Eb 4 durch ] om De ain wercks B12 daz“ bis gewürken: fehlt y (Ho
möoteleuton) daz* ] dat werck EbDe werken EbDe in saeligen, fehlt EbDe in
fehlt M17 selligem Kas 5 daz bis saeligen. fehlt Prº (Homöoteleuton) möhte
saeligen. ] macht selich maken De geseligen B17M17 Pr2 Kas in” bis und fehlt De (Ho
möoteleuton) in allen” fehlt Ka4z Eb 6 lernen got Ka4z lernen anesehen, ] leren
laten id a. Eb loben Kas De an ] in M17 mit De nihte ] nichtz M16 in Ka4 6 f. be
nugen M17 Kas beniegen Bao noghen Eb 7 an bis bliben. ] nae genen dingen stant die niet
en bliuen De stän] bestan Eb auch stende Kao Jn nener wise Eb want in geenre
wiis De unsers stännes] onste staen De standes Ebstend M17 8 noch bis 10 niu
we..] vnd ny wart en minsche so vullenkomen he mochte noch mer tonemen vnd vullen
komener werden Deminsche scholde alle tid berede syn to entfanghende de ghaue godes vnd
alle tit sik uornighen Eb fehlt De 8 mensch M16M17 Pr Pra enwarn Kas swie ] von M17
ye auch kume B7 kume Kas kome Pr1 Pr2 kame M17 9 dingen so sol Kas gerecht M17
gegen ] czu Pr2 10 und alwege niuwe. fehlt Kas niuwe. ] ernewen Pr1 fehlt Bao
11 Ich ] Nun ich Bao spriche fehlt Kag kurzlichen fehlt y wolte ] begeerde De
sère ] fast Me gar Kas fehlt Eb gerne fehlt De von* bis 12 haben; ] van gode ichtz
wes sunder ghes hebben Eb 12 herren fehlt F2 etwaz ] geren e. M17 wat te De
dä spr. ich: fehlt Kas dä bis enwaere ] der sprach Ich sy wer Fs si] he Eb Wnd der Kas
enwaere ] weren B17 en weer noch De were to den dinghen noch Eb wol fehlt Eb De
gaebe ] vere (v. and. Hand re über d. Zeile) dat sake dat De 13 ir] im KasEb alsó bis
verderben. ] gaue dat si begeerde si mocht die gaue bederuen om dat si soe ombereyt was
ende onhebbelic der gauen De só] sy M17 die Kas sölte] wurd y mochte Eb
si] sik Eb in Kas verderben. ] uorderuen vnd godes mer mid der ghaue entwerken Eb
14 vräge:] vragede De war ] Eya wor Eb was ] wer Kas wer hinter bereit? Pr1 si] er
KasEb Si häte] sy het Prº Prº er hete Kao hadde he Eb

279
Traktat 2

len, wan ir sprechet, daz ér alliu dinc vermüge und in dem alliu dinc und 30
volkomenheit lige? 372
Daz ist wär. Ez sint zwéne sinne ze nemenne an dem willen: der ein ist 75

ein zuovallender wille und ein ungewesenter wille, der ander ist ein zuo
verhengender wille und machender wille und ein gewenter wille 37°.
Triuwen, des enist niht genuoc, daz des menschen gemüete abegescheiden 35
si in einem gegenwertigen puncten, als man sich gote vüegen wil, sunder
20
man muoz eine wolgeüebete abegescheidenheit haben, diu vor- und nächgände
si”. Denne mac man gróziu dinc von gote enpfähen und got in den dingen.
10 Und ist man unbereit, man verderbet die gäbe und got mit der gäbe. Daz 40
ist diu sache, daz uns got niht gegeben enmac alle zit, als wir ez biten. Ez 36,1
25
gebrichet an im niht, wan im ist tüsentstunt gaeher ze gebenne wan uns ze

1 wan ir sprechet, ] vnd he sprickt, auf dem Rand: dar uan we segghen Eb fehlt De
daz er ] die De er ] der z vermag zEbDe in bis 2 lige?] daer alle doget ende vol
comenheit in leyt De 1 deme io alle Eb dinc und fehlt Eb 2 vol kranckhait M17
ligt M17 Pr PraEb 3 Ez ] Dat Eb sinne ] weg y wege am synne Kas ze ] hirto Eb
am (59d) willen (auf d. Rand v. and. Hand: dem) Kao an ] in De willen: ] synne Eb
der ] Daz (geändert aus Der) Kas De ist*] der ist B17 4 touallelik w. Eb wille" fehlt y
und bis wille“, ] vnd vngheschikket vnd nicht en en wesentlik wille vnd iz doch nicht komende
vnd ghande Eb ungewesenter] vngeuester Privngewenter vester Prº gewenter Kas der ]
Das M16 Kas mer die De ander] ander wille Ebfehlt Kas ein” fehlt M17 ein” bis 5 wille”. ] ain
gewenter will vndain gemachter will Bso ein gemachtter vnd eingewenter will Kasen wesentlik wille
vnd deizen uorghande vnd nauolghende wille (vnd" bis wille auf d. obern Rand) Eb een ghewe
sent wille dat is een voergaende wille ende een nagaende wille ende een gewoentlic durende
stantachtith wille De 4 ein” bis 5 machender ] ein vorgeender wille vnd nachgender Prº Pra
4f. zuoverhengender ] zugenklich Kas 5 machender ] machende F2B17 gemachender M1e ein
m. Kas und* bis wille.” fehlt Ka4M17 (Homöoteleuton) ein ] nicht ein Kas 6 Triu
wen, des ] desses willen is en noch Also is id ok umme de aueschedenheyt Dat Eb Triu
wen, ] für wär yM17 Nun Ka4 fehlt M16 des" ) das M16B17 M17 EbDe es y gemüete ] ghe
noechte De 7 si] sol sein M17 punckten oder minut so man y als ] so z allene
wen Eb man sich J hem die mensce De gote ] zu g. KasEbDe fehlt M1, gefugen
M17 czufugen Pr1Pra wil, ] sol oder w. Kas sunder ] Sunder mer Eb Mer De 8 man
muoz fehlt Eb müße Kas ein gut wolgeubt Pr1 wol ge Übte get a. Bis wol
geüebete ] ghewapende De abschaidenhait Pr1 angeschaydenhait F2 haben, fehlt B17
M7Mio Bao diu] de dar beyde Eb vor vnd noch gent (gebessert aus: ver vnd nochent)
M17 9 Denne mac ] dan sal De von gote] vnd got M17 Pr1 Prº enpfähen bis dingen. ]
eschen vnd nemen vnd god in den dinghen entfanghen Eb und bis dingen. fehlt De und
got fehlt Pri 10 Und bis gäbe. ] Js me ouer des vnbereyt so uordrift me god vnd ok de
ghaue Eb Mer ismen ombereyt ende onhebbelic tot ten gauen soe mochtmen die gaue te mael
verderuen ende daer om en geeft god niet alwege dat men bidt om die grote ombereidicheit
dien wi dicke in ons hebben ende De gäbe”) gnade xzKas Daz] Dut Eb dit De 11 is
alleen die De daz bis biten. ] dat wi niet en hebben dat wi bidden De nicht mach
efte wel gheuen Eb gegeben enmac ] geit y als bis biten.] alles dat we uan em bidden Eb
ez fehlt y pieten Pr1M17 Ez bis 12 niht,] dat enghebreect niet an god De Nicht dat id an
gode enbreke Eb 12 geprech M1» im*] er Prº Eb De im ist ] es ist ym Pr tüsentstunt]
dusentfalt Eb dusentweruen Deze tusent malen M1e vil y gaeher] nöter Kas gehortt Br be
gerlicher PrPr, mer bereder Eb bereder De wan” bis 281,1 nemenne.] dan te holden wert dat
wi hebbelic ende bereyt weren tenemen De 12 uns ] vns v.and. Hand über d. Zeile Kas wir M1»Eb

280
Die rede der underscheidunge

nemenne. Aber wir tuon im gewalt und unreht mit dem, daz wir in sines
natiurlichen werkes hindern mit unser unbereitschaft 375.
Der mensche sol sich in allen gäben lernen selber üz im tragen und niht
eigens behalten noch nihtes ensuochen, weder nutz noch lust noch innicheit
noch süezicheit noch lón noch himelriche noch eigenen willen 376. Got gegap
10
sich nie noch engibet sich niemer in deheinen vremden willen. Niht engibet
er sich dan in sin selbes willen. Swà got sinen willen vindet, dä gibet er sich
in und laezet sich in den mit allem dem, daz er ist 377. Und ie wir mér des
unsern entwerden, ie mér wir in disem gewaerlicher werden 378. Dar umbe
enist im niht genuoc, daz wir ze éinem mäle üfgeben uns selber und allez, 10
daz wir hän und vermugen, sunder wir suln uns dicke erniuwen und alsó
einigen und erledigen uns selber in allen dingen.
Ouch ist ez sère nütze, daz im der mensche niht läze genüegen dar ane,
40 20
daz er hät die tugende in dem gemüete als gehörsame, armuot und ander tu
577,7 15
gende, sunder der mensche sol sich selber an den werken und an den vrühten
üeben der tugende und sich dicke versuochen und begern und wellen von den
liuten werden geüebet und versuochet”. Wan dä mite enist ez niht genuoc,

1 Aber bis dem, ] Daer in doen wi hem on recht ende ghewelt De in ] ome Eb sines
bis 2 hindern ] hinderen die werken siin natuerlic werke dat hi (hi v. and. Hand über d. Zeile
nachgetragen) altijt werkende is De 2 verhinderen M17 unbereitschaft. ] vnberedicheyt
Eb beraitschaft Bao groter ombereydicheit dien wi ons seluen maken De 3 Der bis 12 din
gen. fehlt De 3 Der bis tragen ] Eyn minsche schal leren allen gauen sik sulues vt sik dra
ghen Eb in ] zu M17 leren Ka5 selber fehlt z und fehlt M17 niht bis 4 be
halten ] nichtzaigens haben vnd nicht aigens behalten M17 4 noch” bis 5 lón ] noch lus
soken noch soticheyt noch nut innicheyt efte lon Eb 4 noch* ] vnd z nihtes ] nicht Pr1
nichcz eygens Kag süche Fs noch innicheit] n. zimlichkait M17 fehlt B17 (Homöoteleuton)
5 himelrichs Ka4 eigens willens Ka4y aygens willen F gab F, KazM17Eb 6 engibet" gegibt Moy
keinem Kas ienighen Eb Niht bis 7 willen". fehlt Pr1 (Homöoteleuton) 7 dan] mer Eb
sin] sines EbM17 ein sein Kas fehlt Bao Swà ] wenn wa Kas sinen willen fehlt Kas
da aus daz gebessert Kas 7f. sich mit in Pr1 8 den ] dem F2 dein M17 daz Kao mit
allem ] mit allen B17 Pr2Eb nitt allein M17 wir bis 9 entwerden, wie mer wirtt des vnsseren
anttwortten M17 9 vnsers F2Kas entweren Kase. vnd vthghan Eb ie bis werden. ]
io we mer werliken efte werklik werden Eb wir dises gewar w. y dißen Pr» ge
wärlichen F„B7M17 Pro 10 im ] dez Eb aus geben M1s 11 suln ] wollen vnd s. Kas
uns ] vnß auch z dat Eb fehlt Kas (Seitenroechsel) oft Ka4 uaken Eb ernüwern Ka4F2
uornighen Eb und” bis 12 dingen.] vnd schollen vns ok uorarmen vnd alzo uorenighen
vnd entleddighen efte entuoldighen vns aller dinghere Eb 11 vnd vnß also zKas 12 eini
gen und erledigen ] ermen vnd einfeldigen Kas in ] zu M17 13 Ouch bis nütze, J Ooc
ist ooc den mensche seer onoerberlic De Ok so iz dat sere Eb ez] er F2 sère ]
sust M16 gar Kas im ] sik Eb ane, ] nae De 14 die fehlt Eb in ] an Eb ghe
hoorsamheit De armuot] vnd a. M17 15 der ] en Eb an” bis 16 tugende ] an
dogheden vnd ander frucht der doghede ouen Eb 15 den* ] dem M17 an den” fehlt M17
der früchte Kas 16 tugend F2 Mioyz dogeden De und! bis 17 versuochet. fehlt De
16 dicke ] dich B, suluen dicke Eb oft Ka4M17 uorsaken Eb und wellen fehlt Eb
17 ez niht fehlt De ennoch Eb

18* Eckhart, D 5 281


Traktat 2

daz man tuo diu werk der tugent oder die gehörsame getuon müge oder ar- 25
muot oder småcheit” enpfähen müge oder daz man sich mit einer andern
wise gedémüetigen oder geläzen müge, sunder man sol dar näch stän und nie
mer üfhoeren, biz man die tugent gewinne in irm wesene und in irm grunde*.
Und daz man sie habe, daz mac man an dem prüeven: als man sich ze der 30
tugent vindet geneiget vor allen dingen, und wenne man diu werk der tu 70

gent würket äne bereitunge des willen und würket sie üz sunder eigenen üf
saz einer gerehten oder grózen sache und si würket sich als mèr durch sich
selber und durch die minne der tugent und umbe kein warumbe – denne hät
10 man die tugent volkomenliche und niht é *?.
Als lange lerne man sich läzen, biz daz man niht eigens enbeheltet*. Al 75

1 tuo bis 3 sunder ] die werke der dogeden werken als aelmisse geuen waken vasten
beden ende ghehoorsam siin Mer De 1 thut M17tet Kas diu] desse efte de Eb werk] werk
an die werk Kas tugent] tugende Kas doghede Eb tugent also dz man die gaub gegeben
mug dz werck der tugent B17 oder bis 3 müge, fehlt Kas 1 die gehörsame] desse efte de
gaue gheue edder dut efte dat werck des horsammes Eb die fehlt F2 gethan mag M17
oder* bis 2 müge] edder dat me des enen efte des anderen in armod noch der beschedenheyt
entbere Eb 1 oder*] oder das F2B17 Pr1 Pr, oder die M17 oder das man M16 fehlt Ka4
2 smächeit] bescheidenheit Ka4Mio die beschaidenhait F„z man mug sich Kas einer
andern ] der a. xM17 Pr1 Pr» der B17 desser efte mid der Eb 3 wise fehlt Pr2 diemüti
gen Bao diemuticklichen Kas uorlaten Eb müge, ] moghe vnd dat id dar mede ghe
noch sy Eb stellen zy 3f. und niemer üfhoeren, sonder opholden De 4 auf gehören Kas
B17 Pr1 Prº biz] dat De alzo langhe wente dat Eb gewinne] vinde Eb in irm” fehlt
Ka4z grunde. ] gronde ghecrigen De 5 Und bis prüeven:] Ende dien die dogeden aldus
heeft dien mach hi daer an ghewaer worden ende pruuen De daz man sie ] ift me de Eb
sy also h. y haben B17 an dem ] an den Pr1 jn d. Bao hir bi Eb prüeven:] pre
sten M7 merken Kao als bis 6 geneiget] ist dat hi hem gheneyget vint tot den dogeden De
5 als] jst (Jsset Eb) das yEb sich fehlt M17 6 vindet] wirt M17 geneiget] bereyde Eb
berait vnd genaigt M16 und fehlt M17 wenne ] dat De man ] aber M17 fehlt Kas
die tugent der werck Bao 6f. tugende Kas dogheden De 7 würket" bis üfsaz ] sonder
eygentscap ende sonder enich waer omme werken ende sonder opsat De an beraitungen B,
ane alle berad efte beredinghe Eb des willen fehlt z würket sie fehlt xy sie
fehlt z üz] uff F. fehlt EbB,7 sunder bis 8 einer ] ane alle vpsen ienighes eghenen
(eghenen auf d. Rand) vpsates ener Eb 7 sunder ] sunderm Ka4 sundren F2 sunder on B17
an sunder M17 Pr1 Pr2 eygen xy Kasz 8 einer ] in (über d. Zeile p.and. Hand) einer Kas
eniger De gerehten oder fehlt De rechten Eb groter De sache ] zale Eb
und ] Sunder Eb want De si] die doget die De 8 sich” bis 9 minne ] haer seluen om
haer seluen ende om mynne De 8 sich!] sy (v. and. Hand aus sich) Kas als ] so Eb fehlt y
mér] ainer F2 mer sulues Eb fehlt Kas sich*] sy Pri 9 tugent und doghetane alle
beweringhe vnd Eb dogeden De kein ] nen Eb anders geen De warumbe ] war
mus M17 wernunge Kas vntugent warumb M1o anders ding y denne ] dan alre eerst De
10 man fehlt De volkomenliche ] volkumlich Pr1 volkomicklich Kas volcomentheit De fehlt Eb
11 vnd alzo EbDe lerne bis man*] sal hem die mensch leeren lat thent hi De leret Eb
sik breken efte laten Eb biz] went Eb daz fehlt B7M17 PrKas niht] nichtz FM16
zy Kas nicht mer Eb behalt Ka4M17 beholde Eben behalde De Alle F2Ka4y B17 Pr1 Prº
EbKas want alle De Aller M16

282
Die rede der underscheidunge

gestürme und unvride kumet zemäle von eigenem willen, man merke ez oder
enmerke ez niht. Man sol sich selber und mit allem dem sinen in einem
lütern entwerdenne willen und begerennes legen in den guoten und liebesten
willen gotes mit allem dem, daz man wellen und begern mac in allen dingen*.
2O 37,1 Ein vräge: sol man sich ouch gotes süezicheit willicliche erwegen? Enmac
daz denne niht ouch wol komen von trächeit* und von kleiner minne ze im?
Jä, harte woläne daz bekennen des underscheides. Wan, ez kome von
trächeit oder von wärer abegescheidenheit oder von geläzenheit, só sol man
merken, ob man sich hier inne vindet, als man só gar von innen geläzen ist,
daz man denne gote als getriuwe ist, als man in dem groesten enpfindenne 10
waere, daz man hier inne allez daz tuo, daz man dä taete, und niht minner,
1 storm Eb gestürme und ] gesturm vnd ungesturm vnd Kas fehlt M10M17 De und
fehlt F2 Ka4B17 Pr1 Pr2 vnrwe Kas alczumal Pr1 altomal EbDe aigin B17 eghen Eb
eygenen De merke bis 2 niht. ] wetes of men wetes niet De 1 oder ] oder man FaM17 Kas
2 enmerke ez] fehlt B17 ez fehlt Kag Man bis 3 liebesten ] daer om sal die mensche vri
licenn willichlic wtgaen ende gaen ende setten hem to male onder den liefsten De 2 Man ]
De minsche Eb selber ] mit dem selben Kas und fehlt zEb allem dem sinen ] al
lem dem seinem M17B7 alle dem sein Pr allem dem sein Prºy allé dë sin Ka4 allé dem synne
F allen synnen M16 alle siné vnd alle den dinghen Eb allen dingen Kas 2f. einem lütern ]
ein lutter alle Hss. (zu De sieh oben 2 Man bis 3 liebesten) 3 entwerdenne ] werden Kas
e. efte uortighent Eb legen ] setten Eb begeren M17 und” fehlt Kas 4 mit bis mac
fehlt De mit allem dem, ] m. alle d. Eb mit dem vnd alles xyz Kas daz] dez KazM17
man fehlt M17 willen Ka4 Fay B17M17 Kas dingen etc. Ka4 5 froge, darüber von and.
Hand: ist Kas sol] Sol oder mag y So B17 man bis erwegen?] hem die mensche alsoe
lichteliken ende alsoe willichliken alles dinges getroosten De ouch ] auf M17 fehlt B,7
süezicheit] sießikait schmack vnd trost y selikeit Kas willenglicher wegen F2
erwegen?] verwegen Ka, M17 der wegen Kao trosten efte verweghen Eb erweren M16 erwegen
vnd sich deß begeben so man Es hat oder haben möcht die antwurt y Enmac bis 284,2
enpfünde. fehlt y 6 das dem auch nit uolkumen M17 denne niht fehlt Eb denne fehlt De
ouch fehlt F, wol komen ] wolkomen F2 volkumen B17M17 Pr1 wol fehlt Eb träc
heit] krankheit Ka5M17 und ] of De minne] liebe Pr Pr2 liebin M16 leue vnd (mynnen
of De) uan klenem (cleynen De) ernste EbDe fehlt M17 im?] gode EbDe 7 harte] halt
Ka4F herre Kas ghar Eb fehlt MoDe äne bis underscheides.] Nv schal me bekennen mit
der vnderschedenheyt Eb waer aen weetmen dat ondersceyt De djz (j aus e korrigiert)
vnterscheide Kas Wan, ez ] oft De wañeer dat Les kumpt M17 PrPrº Eb 8 träc
heit] krankheit Kasz krancheyt efte tracheyt Eb von bis oder* fehlt De (Homöo
teleuton) wärer fehlt B,7 oder von g. fehlt M16 B17 (Homöoteleuton) oder von*]
vnd Kas M17 Pr1 Pr2Eb ongelatenheit De só fehlt De 8 f. man auch m. Kas 9 man!
bis inne] hem die mensce hier yet in De sich fehlt M17 inne ] ynnen KasM17 Prº vinde De
als bis ist, wanneer die mensce van binnen alsoe gelaten is Dealzo war (war über d. Zeile)
me ghans vnd binnen ghelaten sy efte uorlaten sy gode in sik sulues so wen god sine gnade
enthut efte uorberghet Eb SO II GlIl Z 10 man!] hi De denne fehlt Mo De als" fehlt De
als*] als soz alze ift Eb man so in Ka4 , man*] doe hi De dem ] dë Ka4 den B17 Pr1 Pr2
enpfindenne ] geschmecken oder enpfinden z geuoelen Detroste efte uolende Eb entseben (da
hinter verkleckste Tilgung, unleserlich) vnd be / (Tilgung, auf dem Rand v. and. Hand:) findë Kas
11 waere, waze (geändert aus: were) Kas was De were vnd iz Eb daz” bis 284,1 halte ] Ende
dat hi doe inden ontroost al dat hi dede doen hi inden meesten troost was ende dat hi hem
holden alsoe ghelatelic in alre afghesceydenheit De 11 daz” bis tuo, fehlt B17 Pr1 (Homöoteleuton)
daz* fehlt M17 Pr: tuo,] thün F2 thuot M1, tün wär Mie dä] daz (z getilgt.) Kas dir M1, denne Eb

283
Traktat 2

und daz man sich als abegescheidenliche halte von allem tröste und helfunge, 10
als man taete, só man gegenwerticlichen got enpfünde”.
Dem rehten menschen in dem volkomen guoten willen enmac danne kein GÖ

zit ze kurz sin. Wan, wä der wille alsó stät, daz er genzlichen wil allez, 15
5 daz er vermac – niht aleine nü, sunder, sölte er leben tüsent jär, er wölte
tuon allez, daz er vermöhte – dér wille bezalt als vil, als man in tüsent jä
ren möhte getuon mit den werken: daz hät er allez getän vor gote”.

22. Wie man gote volgen soll und von guote r wise*. 20 35

Der mensche, der eines niuwen lebens oder werkes wil bestän, der sol
10 gän ze sinem gote, und von dem sol er mit grózer kraft und ganzer andäht
begern, daz er im vüege daz aller beste und daz im aller liebest und wirdi- 25 572,7

1 als fehlt Ka4Eb auentschedentlik Eb bescheidenlichen Kas halte] scholde Eb


und* fehlt De behelfunge (be v. and. Hand über d. Zeile) Kas hulpe EbDe hoffnung Mis
2 man” bis enpfünde.] me do dede do me god wolde Eb só ] ob Kas doe De gegen
werticlichen bis enpfünde.] gode meest geuoelde in siinre tegenwoerdicheit De gegen
wurtig M17 gottes enpfindet z gotes entsube Kas 3 Dem ] den M17 rechtem Pr1
gerechten y dem rechtem uolkumen g. M17 dem ] sinen De guoten fehlt Eb güten
volkommen M10 enmac bis 4 sin..] is nen tiid to kort Eb 3 danne] dem M17 Pr1 fehlt y Kas De
4 ze] so M17 Pr1 Pr2 gesein Kasz Wan, ] dan Ka4 genzlichen] gentzglichen F2 gee
steliken doen De 4f. alles das das er Mis 5 nü, ] nun oder iecz Bao nu (getilgt, dar
über: iezvnt p. and. Hand) Kas mir M17 armud getilgt, auf d. untern Rand: dat ieghenwardicht
iz Eb he ok l. Eb 5f. wolde alles daz tvé daz (tvé daz p. and. Hand auf d. Rand) Kas
5 wölte] solde De 6 allez, daz] a. das das M6 was y der bis vil, ] Dan betaelt die wille
alsoe vele De der ] Desse Eb zalt Bgo vil, ] ferre Kas als” fehlt Pr1 in
v. and. Hand über der Zeile Kao 7 mit ] in Eb den ] dem M17 daz hät er ] vnd heft
dat Eb daz] Ende dat De allez fehlt De vor gote.] voer gode mitten goeden ghe
laten wille De von gotte etc. M17 fehlt Kas got etc. etc. Bso gott etc. etc. etc. Kas 8 Wie
bis wise.] wie man . . . / vnd von g . . . (auf dem Rand, abgeschnitten) Ka4 Waz der mensch sol
tün der eines newen Leben wil begynnen Kaz Van enen gotliken nyewen leuen xvi De fehlt y
Wie] Vnd wie M17 wise.] wise CKapitulum) xxij Eb weyße xxii Pr. 9 Der ] Stobiles
estote et in mobiles .j. cors xv (= 1 Cor. 15,58) Ir sült (sült auf d. Rand nachgetr.) stet sein vnd
vnbewegelichen Der N4 der bis bestän, ] de dar en nye leuent efte werck anheuen wel Eb
die een niewe leuen of werck wil beginnen De ein nüwes leben oder werck Ka4y
lebens wil begynen oder einz (z p. and. Hand) newë (p. and. Hand auf d. Rand) werkes wil
besten Kao bestän, ] bestin M17 pflegen N4 9f. sol vor an gen N. 10 sinem gote, ] onsen
heer De sinem fehlt N4 dem ] ome Eb hem De er fehlt Eb kraft und ganzer fehlt N.
ganzer ] mit groter De fehlt M17 Eb 11 begern, ] piten vnd b. N4 vüege bis 285,1 aleine]
to uoghe dat ome alder behechlikest sy vnd ome alder nuttest vnd dat nicht dar (dar über d.
Zeile) ane des sinen soke efte mene sunder allene Eb 11 vüege]toeuoge De im” bis 285,1 si,]
göde si dat alre liefste ende dat alre weerdichste De 11 im daz a. Kas aller liebpt Kas
und wirdigest] vnd aller w. Kas vnd gefälligest Bso vnd gefelliget Kas fehlt N4

284
Die rede der underscheidunge

gest si, und enwelle und enmeine dä nihtes des sinen dan aleine den liebe
sten willen gotes und anders niht. Swaz im danne got zuovüege, daz neme
er äne mittel von gote und halte ez vür sin aller bestez und si dar inne ganz
und zemäle ze vride 389.
5 30
Swie wol im nächmäles ein ander wise baz gevellet, só sol er gedenken: 5
dise wise hät dir got zuo gegeben, und si im diu aller beste 890. Des sol er
gote getriuwen und sol alle guote wise in die selbe wise ziehen und nemen
alliu dinc in dem und näch dem, swaz künnes sie sint. Wan, swaz got guotes
70 35
hät getän und geben éiner wise, daz mac man ouch vinden in állen guoten
38,1 wisen. Wan in éiner wise sol man nemen alle guote wise und niht die eigen 10
schaft der wise 39. Wan der mensche muoz ie einez tuon, er enmac niht alliu

1 und enwelle fehlt De enwelle bis sinen] meyn darynnen noch wölle nicht das sein N.
und” bis dan] Ende dese mensce en sal niet meynen des sijns daer inne mer De und*]
noch Kas dä] das Pr1 Pr2 fehlt M17 Kas Kas nicht Kas dan ] sunder N4Eb den
aller l. Kas DeEbN4 2 anders niht.] nicht anders N4 fehlt z Swaz] vnd was M16 Kas
vnd wes Eb im ] jn y zuovüege, ] zu fuegt M17 EbN toeuoget in siinre verstendenisse De
daz] den Kas neme er] sol er nemen N4 3 er fehlt M17 mittel] beiden De von gote]
vnd v. g. M17 fehlt Ka4 ez] daz Kag EbDe es also N4 aller liepstes F aller fehlt Ka4De
si bis 4 zemäle] holde hem daer mede ganseliken ende heel De 3 ghentzliken Eb 4 und
zemäle] vnd gerbe N. fehlt zEb 5 Swie bis gevellet, ] Ende wert ooc dat hem een an der
maniere wel behagede De Swie wol) Wie ob wol Ka4 wie wol das BºoEb Sy wol das F,
Mio Kag Vnd ob z vnd ob wol kume daz Kas Ist aber das N. nächmäles] noch zu mals
M17M16 dar (her N4) nach KasN4 in to komen tiden Eb pas (auf d. Rand) Prº gefall y
behaghede Eb 5f. he doch dencken dat desse wise god ome hebbe to (to getilgt) gheuen Eb
6 dise] die y wise ] maniere De zuo fehlt M17 N4De czugeben Pr1 Pr2B17 Kas und
bis aller beste..] ende sal ooc getruwen Die (Die auf Rasur) maniere des leuens die hem god
vercoren heeft ende dien hem god aen ghesent heeft dat alre beste is De und bis 7 sol]
vnd schal gode truwen dat se ome de alder beste wise sy vnd schal Eb 6 si] sein M17 sey
si M16 dar vmb so sey sie N4 im ] in F2 fehlt M17 die aller liebste vnnd die pest y
Des] das MisyB7M17 7 got wol g. N. betruwen De sol denn also alle ander gut w. N4
guote wise ] goet De der selben F2 selben M17 Pr1 Prº N. Eb wise*] weisen Kas ma
niere des leuens De fehlt Ka4 (Zeilenroechsel) trecken De und” bis 286,1 getuon.] Een
goede wise of maniere des leuens die gheordiniert is by göde of van der heyliger kerken sal
men hebben ende behouden dien hem god gegeuen heeft Want verwandelinge des willen co
met dicke van ongelatenheit des willen Men mach alle wise niet hebben noch een mensce en
mach alle dinck niet doen De 7 und” bis 9 wise, ] vnd mein alle ding yn dem die got mey
net vnd süchetyn einem iglichen vnd was er yn allen vnd einer iglichen weise gutes getun
hat vnd gegeben vnd dar Vmb was got gegeben hat einer N4 8 dem!] der Eb vnd na
der (auf d. Rand) Eb und fehlt Bao swaz künnes] was (fehlt Pr1) welcherley k. PrºPri
watterleye dat Eb was vnnd wie y sie ] die y sein Kag Eb Wan, fehlt M17 got fehlt M17
god jug. Eb 9 hab M17 getän und fehlt Pr2Eb gegeben zEbKas einer ] in der
enen Eb in ] in der anderen vnd in Eb vnd geben F, 9f. allen dingen vnd gutter weisſ Kas
10 Wan bis wise*] went in der wise des leuendes schal me menen vnd leuen dat wesent des
minschen Eb Wan bis wise" fehlt F2 (Homöoteleuton) einer ] aller M17 nemen] mynnen
N, meinen Kas niht fehlt M16 11 Wan bis 286,2 Wan, ] wente me mud en don vnd in dem
enen schal me alle nemen went alle dingk mach me nicht don wente Eb 11 Wan bis 286,1 ge
tuon.] wann der mentsch mag nit alle ding thün er müß aim nachfolgen y 11 ie ]ir M17

285
Traktat 2

dinc getuon. Ez muoz ie einez sin, und in dem einen sol man alliu dinc
nemen. Wan, daz der mensche wölte allez tuon und diz und daz und von
siner wise läzen und nemen eines andern wise, diu im nüvil baz geviele, in 75

der wärheit, daz machete gróze unstaeticheit 39?; wan dér mensche é volkomen
würde, der üz der werlt kaeme zemäle in éinen orden, dan dériemer würde 398,
der üz éinem orden kaeme in einen andern, swie heilic der ouch gewesen
waere: daz ist durch die wandelunge der wise *. Der mensche neme éine
guote wise und blibe iemer dà bi und bringe in die alle guote wise und ahte,
daz si von gote genomen si°, und beginne niht hiute einez und morgen ein
10 anderz und si äne alle sorge, daz er in dem 896 iemer ihtes versüme. Wan mit 15

1 Ez bis 293,1 wan fehlt De 1 Ez] Er F„M17 Kas ie] allein N. fehlt y einen ]
so N4 sol] müß Ka4 dinc fehlt F2M16 B17 Pr1 Pr» 2 daz” fehlt N. wölte] scholde Eb
allez] alle Eb also N4 und!] nu EbN4 fehlt Ka4Kas diz] das M17 und*] nu Eb
denn N4 und” bis 3 wise“, .] heut halten dise weise morgen ein andre N. 2 vnd nü von Kas
3 und bis in ] vnd ene andere uornemen vnd doch nummer nene vullenbringhen Nu uan der
enen wise laten vnd neme ene andere wise de em beter duncket In Eb eines andern] ein
(aus eins gebessert) andern Kasain ander B17 Pr Pr2 nu ain andere M17 im bis baz.] nu in
wol pas M17 nüvil] vil nun F, vil vnd M1e vil fehlt Kas denne N4 geuelt M17 Pr Pra
4 daz machete gróze] d. ist gr. Kas so machte er ym selber gr. N. dat were en sake groter Eb
vngestetikaytt B17 wan ] Er solpey einem beleiben so mag er waschen vnd yn got starck
werden In der warheit N4 wan bis 7 waere: ] wente selden efte nummer werden solke
minschen vullenkomen de alzo uallen van ener wise in de anderen sunder se moten werden
vnstade vele sneller worde en minsche ghud vnd vullenkomen de dar slicht vt der werlde que
me in enen gheysliken orden wende darstedes vt enem orden in den anderen thoghe he were
ok wo hillich he mochte syn Eb 4f. ee ain (ee er ain M17) volkumen mensch wurde (wirt
M17) z 5 der do auß N4 kom B17M17 Pr2 kome Pr1 Kas zemäle fehlt zN4 orden, ]
orden vnd dar ynne belib dën ze halten N4 dan bis 6 orden fehlt Kas (Homöoteleuton)
5 dan] dem B17 dem dem M17 fehlt Fs der iemer ] jmer der mentsch Bao wirt N4 6 der
do auß N4 kom M17 Pr1 Pr2 kome Kas kumpt N. einen ] den N4 andren orden wie z
andern, bis 10 versüme. ] andern vnd aber aus dem furpas hie her vnd dort hin Er mag wol
wandel den stat aber nicht die siten vnd das selbe findet sich an dem ende was sie gesüchet
habent wer got das ende sie hetten sich dort als wol gepessert als hie vnd vil leicht pas wenn
sie des mer gewonet hattent nv aber e sie dises vnd des gewonent so ist die zit vergangen die
kraft enweg etc. vnd belibet er der er was got wolte das er nicht ab nem sie ioch der stat
wie heilige er sie wan da wandellung geratet nicht alzit als sie gern hettent vnd dar vmb so
sol der mensch ein weise fur sich nemen an dem anfange vnd da bey beleiben vnd alle andre
gute weise dar in pringen Achte das es an dem beginne von got ist kvmen Nicht heb das heut
an morgen ein anders bis an alle sorg daz du in disem icht versawmest N. 7 durch ) doch Eb
der verwandlung y der uorwandelinghe (uor auf d. Rand nachgetragen.) Eb wise willen
De Eb mensch auf d. Rand Pr2 neme] n. an sick Eb habe newr Kas 8 guote" fehlt Kas
iemer fehlt zEby bringe ] prin F. pring die M17 in die ] dar in Eb die bis wise]
die andern güt weise alle Bao die weis (weis v. and. Hand über d. Zeile) alle Ka5 guote*]
ander g. Kas gerechtzten M1 9 si] sey Pr2 er (aus ez) sey (unterpunktiert, e getilgt.) Kas
alzo ift dat Eb genomen si, ] g. habe Kassey genomen worden y si, ] sey hinter si
Pr1 fehlt Ka4F2B17M17 Pr2 begünnen F. und*] vnd p. and. Hand über d. Zeile Kas piß Pri
fehlt M16M17 Pr2Eb morgens F2 ein] ains F„BoKas das M17 10 ander M17Eb andern
BaoKas si bis sorge, sorghe ok nicht Eb alle sorge, fehlt Pri in bis ihtes ] in di

286
Die rede der underscheidunge

gote enmac man niht versümen; als wénic als got ihtes versümen mac, als
wénic mac man mit gote ihtes versümen *7. Dar umbe nim einez von gote,
und dar in ziuch allez guot 398.
Ist aber, daz ez sich niht wil vertragen, daz einez daz ander niht enlidet,
dazsi dir ein gewis zeichen, daz ez von gote niht enist. Ein guot enist wider
daz ander niht”; wan, als unser herre sprach: ein ieglich riche, daz in im
selber geteilet ist, daz muoz vergän', und als er ouch sprach: wer mit mir
niht enist, der ist wider mich, und wer mit mir niht ensamenet, der zerströu
wet', alsó si dir ein gewis zeichen: welhez guot daz an der guot oder lihte ein
minner guot niht enlidet oder zerstoeret, daz daz von gote niht enist. Ez solte 10
bringen 400 und niht zerstoeren.

6f. Luc. 11,17: Omne regnum in seipsum divisum desolabitur. 7f. Luc. 11,23

sem ymmer (nymmer z) icht (ich M17 recht Pr) Kasz dem iemer ] der i. M1e der enen Eb
iemer fehlt Ka4 versummen F2 Wan bis 287,1 versümen";] auf d. Rand nachgetra
gen Eb fehlt Kas (Homöoteleuton) 10 mit über d. Zeile nachgetragen N.

1 enmac] kan Eb niht] nichtz F„M16y M17 Eb ichcz B17 sich n. N. als” bis 2 versümen.
fehlt M17 (Homöoteleuton) 1 als!] recht als N4 als” fehlt Ka4 icht F2Pr1 Pr2N4 ichcz B17
nichcz y Kas versvmet N4 (mac fehlt) als” bis 2 versümen. fehlt B17 Pr1 PraEbN4y
2 mac] mag v. and. Hand über d. Zeile Kas man fehlt Ka4 ihtes fehlt Ka4 versämt
werden Ka4 vnd dar vmb so n. N. einez] es N4 ene ghude wise uor alzo Eb 3 ziuch
fehlt Eb alz Pr1 Prs als Bao a. daz das do gut ist N4 4 Ist aber, Id iz ouer
alzo Eb Aber beschech es das N. ez] er M17 wil bis enlidet,] wolt tragen oder ein
anders gut liden N. vertragen, ] mid gode uordraghen Eb betragen B,7 Pr1 Prs betrigen M17
daz” bis 6 riche, so is dat en wis teken dat id uan gode nicht enis wente wat en ghud dat
ander nicht enleyt vnd dat ene ieghen dat ander iz dat mach nicht bestan Alze xpc suluen
sprickt dat rike Eb 4 daz*] also daz Kas enlidet, ] en let Kas 5 daz” bis ein ] so sie
dir dises ein N4 gewis über d. Zeile F, Ein ] Wan ein N. 6 wan, bis sprach: ] Dar
vmb sprach der herrexpS N. herre] h. xp) B7M17 Kas h. jhüs Pr: Jhesus cristus Pra spricht
M17 Eb ietlich B17M17 Pry Kab in ] auf d. Rand nachgetragen Pr» fehlt F2 im ] sich Pri
7 zerteilt Ka4 ist, ] wirt M17 zergon Ka4 und bis sprach:] Ok sprick he Eb als
bis sprach: ] furbas mer N. fehlt y er fehlt M17 mir ] mik Eb 8 niht” fehlt Ka4
wider mich, ieghen my Eb mit mir p.and. Hand auf d. Rand Kas samlet Ka4M17 Eb sav
ñet Pri uorstrouwet Eb zu strett M17 9 Alzo So sol dir dises ein gewises zaichen sein w. N4
alsó] dit Eb si] sie es (es p. and. Hand über d. Zeile) Kab guot” ] zaichen Kas daz
(daz fehlt z) ein ander Kas Ebz guot” bis 10 guot fehlt M16 (abgeglitten) 9 lihte ] villeicht
zKasN4 ok Eb fehlt y einem v. and. Hand aus ein Kas 10 minner] begherende (korrigiert aus
begherighe) Eb niht enlidet] nicht wil leiden N4 an ligt Kas oder bis enist. auf d.
untern Rand mit Vernoeisungszeichen nachgetragen N. oder z.] o. zerströwet FM10B7M Prº N.
ader czu erstrewet Pr1 vnd z. Kas vnd uorstoret Eb daz!] daz beßer (beföer auf d. Rand v.
and. Hand) Kas daz*] daz gettez (?) (gettez v.and. Hand über d. Zeile) Kas es N4 Ez bis
11 zerstoeren. fehlt y 10 Ez solte ] Wente dat schal id Eb sol M16 M17Eb 11 bringen
bis zerstoeren.] sammen nicht zestrewen frücht pringen nicht die frücht verwüsten N4 peingen
vnd nit streytten M17 bringen] gnad (auf d. Rand von and. Hand) br. Kas uorstoren Eb
zerstrewen B17 Pr1 Pr2

287
Traktat 2

Alsó wären kurze rede, die hie in vielen: daz dä kein zwivel enist, der 35

getriuwe got nimet einen ieglichen menschen in sinem aller besten.


Daz ist sicher wär, und niemer ennimet er keinen menschen ligende, den 30

er möhte alsó stände haben vunden, wan diu guotheit gotes meinet alliu dinc
im aller besten 40.
Dó wart gevräget 40°, war umbe denne 40° got niht ennaeme die liute, die
er kennet, daz sie üz der gnäde des toufes sölten vallen, daz sie stürben 35 «O

in ir kintheit, é daz sie ze ir bescheidenheit kaemen, wan er von in erkennet, 39,1 573,7

daz sie sölten vallen und niht wider üfstän – daz waere ir bestez?40
10 Dó sprach ich: got enist niht ein zerstoerer deheines guotes, sunder er ist
ein volbringer! Got enist niht ein zerstoerer der natüre, sunder er ist ein 5 5

volbringer. Ouch diu gnäde enzerstoeret die natüre niht, si volbringet sie.

1 Alsó bis enist, fehlt N. Alsó bis in vielen:] Also ware kurcze Red die er in vilen
(die der ein viellen M17) Ka4F B17M17 Also ain ware kurtze red da er jnn will M16 Also fur war
kurtze rede die (die fehlt Eb) hir (her Pro) jnn falln PrPraEb als ware kürcze rede Kas Disß
ist ain wäre kurcze red y daz bis enist, fehlt y daz fehlt Kab zw. ynne ist Kas
der] das d. Ka4 2 nimet einen N4] meinet (2. e p. and. Hand) ein Kao gibt einem xyz Eb
iedlichen B17M17Pri Kasy isliken Eb menschen fehlt N4 Kas m. sein aller pöstes Bao
m. sein aller liebstes vnd bestes Kaa in sinem ] ein sein M16 in seiner M17 seinen (en v. and.
Hand) aller pesten dingen Kas bestes M16 3 Daz bis wär, fehlt y Daz] vnd d. F. M16 Kas
vnd dises N4 und] wan N. niemer fehlt zEb genympt Kas er fehlt Pri
ligende, liker vt Eb fehlt M17 den ] denn M16 Kas 4 möhte fehlt Ka4Bao alsó] in
a. M1o fehlt N4 stenden M17PrºMo stan Eb habe Ka4 guotheit y ] grote ghudheyt Eb
gotheit x Kasz guotheit gotes] güt der gotheit N4 gotes] gott F. B7M17 meinet]
die m. M16 5 in dem pesten ze (ze p. and. Hand über d. Zeile Kas) tün KasN. aller fehlt yEb
besten. ] besten etc. Ka4 Kaa pesten etc. / Hie endent sich die red vnd die sticklach (Hie bis
sticklach rot) Bao besten vnd scholt ok weten dat dar nen twiuel ane iz de ouerswendighe
gutheyt godes de neme enen isliken minschen in sinem alderbesten to sik Eb 6 Dó bis
291,9 werk". fehlt y 6 Dów. g..] Ain frag Muo Ich wart vor ziten gefraget N. wirt M17
denne M16] das Ka4F2z Eb fehlt N4Kas got bis 9 bestez?] god denne den minschen nicht
to sik neme er dat se uellen uan den he erkende dat se doch uallen wolden vnd dar inne bli
uen vnd steruen eft dat er beste were Eb 6 ennaeme ] mene B17 maint M17 7 er vor hin
er kennet N. kente Kas der tieffe M17 sullen Kas selten M17 daz*] alzo das N4
sterben Kao sweben M17 8 ir*] der M17 kintheit vnd vnschulde e N4 daz fehlt Ka4 N4
ir b..] iren tagen vnd zu der bescheidenheit N. jer vernuft z komen Pr1 Pr2 kumen Kas
wan bis 9 üfstän] besunder so er alzo vor hin bekennet das sie vallen werdent vnd entlichen
nicht wider vff sten N4 8 er fehlt B17 erkennet, ] er erk. Ka4 erken B17 erkant Pr1
9 selten M17 daz” bis bestez? fehlt N4 ir] da ir M16 10 Dó sprach ich:] die ant
wurt Mo Ich antwort vnd sprach N. Ik sprack darvp alzo Eb ich: fehlt M17 U1OT

storer Eb erstörer F, zerstreuer B17 czuerstorer Pri deheines bis 11 zerstoerer fehlt Eb
(Homöoteleuton) 10 deheines bis 12 vollbringer. ] der natur sunder er ist ein vollbringer
auch got ist nicht ein zu störer keines (e über d. Zeile) guten sunder er ist ez volbringë Kas
10 deheines ] des N4 güten M16F2z Kas N4 er ist fehlt N4 er fehlt F2 11 ein” fehlt M17
Got bis 12 vollbringer. fehlt N4 (Homöoteleuton) 11 Gogt (!) Prº zu / streer (er korrigiert) M17
sunder bis 12 vollbringer. fehlt Ka4 11 sunder fehlt M16 er ist fehlt Eb 12 auch
vor die N. uorstoret Eb die stoert M17 si] sunder se Eb mer sie N4 sie.] sye
sy M17 sie wol Ka4

288
Die rede der underscheidunge

Zerstörte nü got die natüre alsó in dem beginnenne, só geschaehe ir gewalt und
unreht; des entuot er niht. Der mensche hät einen vrien willen, dä mite er
10
gekiesen mac guot und übel, und leget im got vür in übeltuonne den töt und
70 in woltuonne daz leben. Der mensche sol sin vri und ein herre aller siner
werke und unzerstoeret und ungetwungen. Gnäde enzerstoeret niht die na 5
türe, si volbringet sie. Diu glórie enzerstoeret niht gnäde, si vollbringet sie,
wan glórie ist volbrähtiu gnäde. Alsó enist niht in gote, daz dehein dinc
zerstoere, daz iht wesens hät, sunder er ist ein vollbringer aller dinge. Alsó
75
ensuln wir kein kleine guot in uns zerstoeren noch kleine wise durch eine
gröze, sunder wir suln sie volbringen in daz aller hoehste”. 10

Alsó wart gesprochen von einem menschen, der solte eines niuwen lebens
beginnen von niuwem, und sprach ich alsó in dirre wise: daz der mensche
solte werden ein gotsuochender in allen dingen und gotvindender mensche”

1 zerstöret x Kas zerstoretz Zerstörte bis 2 niht.] wen god nu uorstorede de naturen
in dem anheuende so scheghe er walt vnd vnrecht dat deyt god nicht Eb 1 alsó fehlt N4
begynne N4 2 des ] das Ka4M16 B17 Pr1 Pr2Eb vnd das M17 er“ ] gott z Eb KasN4 Der]
wan d. N. hed Eb 3 gekiesen] kiesen B17 PrPr»Eb kiesen oder erkennen Ka4 getün Mio
bestin M17 gütz vnd ubels Ka4 übel, ] quad Eb und” bis übeltuonne fehlt Eb (ab
geglitten) in übeltuonne] in vbel Kasain ubel M17 4 in woltuonne fehlt Eb Der
bis sin] vnd he is Eb Der ] Sit nv d. N4 aller fehlt Ka4M1sz 5 und! fehlt Eb VIl

uorstort vnd vnghedwunghen hinter 6 sie. Eb 5 unzerstoeret] ain /zu (zu auf d. Rand) sto
rett M17 ungetwungen.] vngetrungen M17 Pr vnbetwungen so wil in got nicht nöten zu
dem oder zu disem vber sinen willen Er sol selber kisen was er wilwan es stet zu im etc. N.
enzerstoeret] deuorstoret Eb z. auch N4 6 si!] sunder se Eb sie.] si wol Mus Diu]
mer die M16 fehlt N4 uorstoret Eb gnäde, ] die g. B7M17 PrºEbN, dynatur Pr die natür
oder gnade Kas si*] oder si (si p. and. Hd. über d. Zeile) Kas mer se Eb 7 wan bis gnä
de. fehlt N4 ist ein v. KaszEb Alsó bis 8 zerstoere, ] Also temet id gode nicht dat he
uorstore ienicht dingk Eb Alzo so ist es nicht an got das ein ding zerstort wirt N. 7 nichtz Mis
daz] daz er Kas 8 zerstrewe B17 zerstre M17 iht wesens] ichtzw. F. ichtz wesen Mie
Kas ir wesen M17 dar wesen Eb do wesen N. hab Prs hät, bis Alsó] hat wan zer
storunge ist wider nature wider gnad vnd wider glorie Alzo N. er fehlt M17 verprin
ger M17 aller guten d. Pr1 Alzo so s. N. 9 kein ] nen Eb auch k. N4 kleine!
fehlt N4 guot] ding noch g. M16 gut ding Pri in uns fehlt Eb uorstoren Eb zer
strewoen B17 noch bis 10 volbringen] Noch ein klein gut weise wort vnd werck vmb ein
bessers sunder sullent es vollbringen mit der hilffe gottes N4 9f. noch nene klene wise uor
achten dor enes groten Eb 9 kleiner w. M17 9f. ein großers (rs v.and. Hand, s über der Zeile) Kao
10 wollen B17 volbringen p. and. Hd. aus vorbringen Kas aller hoehste. bis 12 wise:] aller
höchste Svnd vnd vntugent sul wir wol in vns töten aber nicht die nature noch auch die
gnade vnd gabe gottes wie klein sie ymer ist Ein mensch fragt mich zu ziten der nv ein ne
wes leben wolt an fachen vnd sich bessern was vnd welche weise er solt haben Jeh antwort
im vnd sprach N4 11 w. kortliken spraken Eb von ]jn M17 einem ] jm B7 wolde Eb
ein neus leben M17PrPrº Ebain neuens lebens B17 12 von niuwem,] uon nüwes F„Prº Prs Eb
v. neuens B17M17 v. newens (s getilgt) Kas fehlt Ka4 und bis wise:] Do sprack ik Eb
und] Do Kas alsó] sol Me daz bis 13 gotsuochender] he scholde leren werden (Du
solt werden N.) en got sokende minsche EbN. 13 werden fehlt B17 und] vnd ein Pri
EbKas Ein N. gotvindender ] got leuende Eb mensche] bey allen menschen N. fehlt Eb

19 Eckhart, D 5 289
Traktat 2

ze aller zit und in allen steten und bi allen liuten in allen wisen. In disem 2O

mac man alle zitäne underläz zuonemen und wahsen und niemer ze ende 25
komen des zuonemennes497.

23. Von den innerlichen und üzer lichen werken.

5 Ein mensche wölte sich in sich selber ziehen mit allen sinen kreften, in
wendic und üzwendic, und in dem selben stät er doch alsó, daz in im kein
bilde noch getwanc enist, und stät alsóäne einic werk, inwendic und üzwen
dic: dà sol man wol war nemen, ob daz sich iht ziehen welle ze im selber.
Ist aber, daz sich der mensche niht wil ze einem werke ziehen und sichs niht
10 anenemen, só sol man sich brechen in ein werk, ez si inwendic oder üz
wendic, – wan an nihte ensol sich der mensche läzen genüegen, swie guot

1 allen zeytten z und',” fehlt EbN4 l. vnd in KaszN. aller wise Eb


wesen M17 Pr Pra In ] Wan in N4 2 und* bis 3 zuonemennes.] vnd minnen vnd des
nymer zu einem ende kvmen bis in die ewigen selikeit zu got selber Amen N. 2 und”
bis ende ] vnd in dessem leuende nummer to enem ende Eb 3 zuonemennes.] z. etc. FaB17 to
nemendes Solken ernst vnd flit to sokende vnd leuende gheue vns de vader vnd de sone vnd
de hilghe gheyst Amen Eb 4 Von bis werken.] xxiii (auf d. link. Rand) von den . . . / vnd
vsser . . . (auf d. rechten Rand, abgeschnitten) Ka4 Jn welches werk sich der mensche zihen sol
Kas Von den wercken Jnnerlich vnd usserlich etc. (etc. fehlt M16)F„M16 den fehlt M17 Eb
inwendighen vnd vthwendighen Eb u. üzerlichen fehlt N4 werken. ] w. xxiii Pr1 w.
CKapitulum > xxiij Eb w. der sele N4 5 Ein ] Adte domine leuaui animam meam etc. ps. 24
(= Ps. 24,1) Zu dir hab ich herre nv vf gehebt mein sele Mein got in dich so setze ich mein
gedinge vnd zu versicht vnd des wil ich mich nicht schamen wen ein N. wölte bis 6
doch ] wolde gerne etwen in ym eins ein zyhens in ym selbs sein vnd aller seiner krefte in
wendig vnd auzwendig in dem selben stunde er dicke vnd nicht veste (v zu w geändert) Kas
5 wölte bis ziehen ] sich selber in sich selber zuchet N. wolt Ka4M1ozEb sik suluer in
sik then Eb sich! fehlt Pri 6 und” bis 7 werk, ] vnd er doch in dem also stet an pilde
on getwange vnd an alle vbung der werck N4 6 selben fehlt zEb er fehlt M17 Prº
in*] er M17 nen Eb 7 gewanck M1s Pr1Eb enist, ] sey Prº were Kas stät] stunde
Kas fehlt M17 sunder Kas ain M17 einic Prº Prº ) enigh efte ewich Eb ewig xKas
B17M17 alle vbung der N4 werk, fehlt M17 7 f. inwendige vnd auch vswendige N.
7 und*] oder zEbKas 8 dä sol man ] So sol er N4 daz] dises N. nicht Eb wolde Eb
ze im s..] in sik s. Eb vf sich selber vnd zu im selber sich selber an zegriffen N. 9 Isset
ouer sake dat Eb sich d. m..] es den menschen N4 sich fehlt Pr1 wil bis ziehen ]
wel ziechen zu jm selber ain werck M17 ziehen ] nechen Fs und bis 10 anenemen,
fehlt N4 9 sichs ] sich Ka4zEb sich dez Kas niht*] nichtz Ka4 si M1e fehlt F„zEbKas
10 man ] er Kas man s. br.] sich da der mensch selber angriffen vnd prechen N. bres
sen F2 si bis 11 ensol] sie danne von innen oder von vssen Er sol nicht lang alzo müssig
sten wan an keinen dinge sol N, 11 läzen] nicht l. PrPrº icht l. Eb genüegen, ] be
nvngen N. fehlt Kas

290
Die rede der underscheidunge

ez schinet oder si –, wä er sich vindet in herticheit oder in twingunge sin


selbes, daz man mèr mac nemen, daz der mensche dä werde geworht dan daz
er würke, daz der mensche dä lerne mitewürken mit sinem gote 408. Niht,
35 daz man dem innern sül entgán oder entvallen oder vermeinen, sunder in dem
und mit dem und üz dem sol man lernen würken alsó, daz man die innic
heit breche in die würklicheit und die würklicheit inleite in die innicheit und
574,7 daz man alsó gewone ledicliche ze würkenne. Wan man sol dazouge ze di
sem inwendigen werke kéren und dar üz würken, ez si lesen, beten oder –
10 ob ez gebürt – üzwendigiu werk. Wil aber daz üzwendic werk daz inner
zerstoeren, só volge man dem innern. Möhten sie aber beidiu sin in einem, 10
daz waere daz beste, daz man ein mitewürken haete mit gote 499.

1 es ymer sch. N4 oder bis 3 mit] oder wa er sich danne findet bis in das ewig
leben. Auch wer hie ser nutze vnd gut wen sich der mensch also funde in einer hertikeit oder
gespanheit oder betwingunge sin selbs das er danne gelassen wer vnd gedultig wan man mag
da mer halten vnd nemen das der andechtige mensche bert danne zemal gewürcket den das
er wurcke vmb des willen das der mensche also auch lere wurcken mit N4 1 wä] waw Ka4
was F2 vindet bis oder ] v. Auch were sere nücze wenne sich der mensche vindet in einer
entspannekeit (Punkt unter erstem t) oder Kas in*] an M17 twingunge] twingen zEb
zweyunge (geändert v. and. Hand zu: zwengunge) Kas sin] seines M17Eb sin / sin Ka4
2 daz* ] da B17 dä fehlt Kas werde ] wer Pr1 geworchte Ka4F2B7Pro geworcke M1,
3 er ] der mensch B17 gotë F2 4 innern ] inwendighen Eb fehlt Kas entgän] enge
F2 vsgen N4 entvallen ] enpfachen M17 entflen Eb vermeinen, vermanen M17 uormy
den Eb vernemen Mo es vermenigen N. sunder bis 5 alsó,] sunder alzo das man in dem
vnd mit dem vnd vs dem lere wurcken N. 5 daz bis 6 breche] so man alzo die innerlic
heit prichet N. 5 die fehlt Eb 5f. innicheit] jnnerikeit Pre inwendicheyt Eb mynni
kaite B7 einikeit x Kas 6 die*] der Eb und d. w..] auf d. Rand nachgetragen Pra fehlt
M17 Kas (Homöoteleuton) inleite bis 7 würkenne. ] vnd (p. and. Hd. über d. Zeile) jm (ge
bessert aus in) die (getilgt, auf d. Rand von and. Hd.: sein) leitlichen (geändert zu?) zu würken Kas
6 inleite] in leitet N. jnleutte M17 jn den leute B17 innicheit] innerlicheit N4 einikeit xzEb
7 daz” bis gewone] vs dem alzo gewonet N. alsó] so Eb sol M17 wane Eb gewan M17
Wan bis 11 gote.] (Vorbemerkung auf f. 38 v sieh oben S. 140f.) Als gy gewaer wort inwendige
werckinge soo slaet die oogen uwer sielen daer toe ende dat wtwercken het sy bidden lesen
oft dancken willet dan te veele werden soo vliet onder den schilt der bescheydenheyt ende
hebt een werck met Gode Ge4 7 Wan fehlt M16 man” bis ouge] diß auge sol sich Kas
sol alzit d. N4 7f. disen jnwendigen wercken B7 8 wercken M17 kéren fehlt M17
dar] den Kas würken, ] w. von vssen N4 ez bis 9 werk”. fehlt Eb (Homöoteleuton)
8 peten etc. oder N. 9 es sich g. Ka4N. üzwendigiu] ußwendig F„B7M17 auswendigen PrPrs
werk”.] wercken Pr. Prs wurcken M17 ze wercken N4 Wil bis 10 só] Mer merkt man daz im (im
v. and. Hd. über d. Zeile) dise ain (ain v. and. H. über d. Zeile) verstrewung vnd verderben wil
(v. and. Hd. aus vil) sein (sein v. and. H. über d. Zeile) so Kas Wenn das außwendig werck (werck
fehlt Kas) das jnner zersteren will Soy 9 Wil aber ] Mer wil F2M1oz inner] inwen
dighe Eb 10 zerströwen Ka4F, verstrewen B7 PrPraEb vertriben N. volge ] wolgt M17
so sol man volgen N4 dem innern.] d. inwendighen EbN4 disem Kas d. i. vnnd läß das
außer y Mer (Jodoch Eb) möchten sy bayde F„MeKaszEb sin bis 11 gote. ] gesin
alzo das man von innen vnd von vssen ein mitwürcken hette mit got das wer daz aller peste N.
11 daz!] de Eb daz man ] vnd dat Eb got etc. Ka4Kas

19* 291
Traktat 2

15
Nüvräge: wie sol man daz mitewürken gehaben, dä der mensche im sel
ben und allen werken entvallen ist und – als sant Dionysius” sprach: der
sprichet aller schoeneste von gote, der von der vülle des inwendigen richtuomes
allermeist kan von im geswigen – dá só entsinkent bilde und werk, der lop
und der dank, oder swaz er gewürken möhte?”
Ein antwurt: éin werk blibet im billichen und eigenlichen doch, daz ist:
ein vernihten sin selbes. Doch ist daz vernihten und verkleinen niemer só
gröz sin selbes, got envolbringe ouch daz selbe in im selber, só gebrichet im”.
Danne ist diu démüeticheit allerërst genuoc volkomen, als got den menschen 25

75
10 démüetiget mit dem menschen selber, und dä aleine genüeget den menschen
und ouch der tugent und niht é.
Ein vräge: wie sol got den menschen ouch mit im selber vernihten? Ez

1 Nü bis 294,8 niht-werdenne. fehlt y 1 Nü vräge:] Nu vr. ik Eb Nv ist ein frage N.


Ain frag M1s fehlt Ge- daz bis dä] een werck met Gode hebben Jnden dancken ofte inden
louen Godts daer Ge4 daz] da M1o dises N4 gehaben, ] haben mit got M17 dä] daz
Kas alzo das N4 1 f. im selben ] sines sulues Eb 2 allen bis ist] alle werck ontualt Ge4
entvallen ist] enpfalle N4 und – als] vnd ein mensche sie als N4 und” bis D(ionys.)
Loch im Papier Ge4 spricht N.Ge. der bis 3 gote, fehlt Ge, (Homöoteleuton) 2 der ]
Der mensch N4 (mensch v. and. Hand über d. Zeile) Kas 3 sprichet] sagt Ka4 alderbest Eb
von* bis des von der fülle von der gott des F2 der* fehlt M16 (Zeilennwechsel) volheyt
(t bis in w . . . Loch im Papier) Ge4 enpfindung Ka4 des fehlt Kas ynwendiges Kas
richtuomes] minschen r. Ebryckkeyt Ge4 4 -meist fehlt M17 von im ] von innen von
got N. getilgt, dafür p. and. Hand: ye sin (sin auf d. Rand) Kas Loch im Papier Ge4 dä bis
werk, ] daer aen ontualt den mensch (dahinter Loch im Papier) rechte werck Ge4 dä bis
bilde] wan da versinckent b. N4 dä] Den Eb entsinket Eb einsincket Pr1 ensickent
Pr2 enschickent M17 bilde] pillich Kas fehlt B17 und] die (auf d. Rand p. and. Hand) Kas
der bis 5 möhte?] gelaube gedencke vnd alles das das der mensche alzo möchte gewurcken N.
4f. des loues vnd (ofte des Ge) danckes EbGe4 des lobes (v. and. Hand aus: der lob geändert)
oder der gedank Kas 5 und der ] oder z der fehlt Ka4 er] hy oock Ge4 mug B17
6 Ein bis 7 vernihten!] Die antwort ist mit diemutikeit wan dises werck beleybet eygelichen
inwendige mit einem steten vernichten N. 6 Ein bis doch, ] maer die mensche blyft te
rechte een werck ende Ge4 alle werk pliben Kas im ] ye M17 daz bis 7. Doch
fehlt Eb (Homöoteleuton) 6 daz ] eß (v. and. Hand aus daz) Kas 7 vernihten! ] vernicht M17
sin bis vernihten” fehlt M7 Pr1 Pr2 Kas (Homöoteleuton) Doch ] maer doch Ge. dat eyn uor
nichten Eb und ] oft Ge4 vnd ein M17 verkleinen ] uornighent Eb nummermeer Ge4
8 sein selbs vor 7 niemer N4Ge4 got] das es genvng sie got der N, got bis 9 Danne]
iae Godt en volbrenget selue in hem den mensche en gebreckt maer dan Ge4 8 volpringt
M17 uolbringen F, ouch bis selber, es danne mit im selber N. selbe ] selbs B17Eb
im!] sik Eb só gebr. im. fehlt N4 im..]ym nichtes Kas 9 Danne] Dat Eb ist] so
ist N. démüeticheit] othmodicheyt Ebootmoedicheyt ofte verlochenen Ge. volkomen, ]
oft v. Ge4 fehlt N4 als ] so zEb 10 gediemütiget KasN. ootmodicht Ge, uorothmodi
ghet Eb mit sik sulues Eb und bis 11 é.] ende die mensche daer aen alleene genoecht
ende geen ander deucht ende niet eer en is die ootmoedicheyt volcomen Ge4 10 und fehlt N4
dä fehlt Kas benÜngt dem N. 11 tugent] t. der diemütikeit N4 12 Ein bis vernih
ten? fehlt Ge4 Nv möchst du fragen N. sol] mag N. ouch ] vor den M16B17 fehlt
M17 (Seitennvechsel) vernihten?] verrichten Kao Ez] Want het Ge«

292
Die rede der underscheidunge

30 schinet, als daz vernihten des menschen waere gotes erhoehen, wan daz ëwan
gelium sprichet: wer sich nidert, der sol erhoehet werden'?418
Antwurt: jà und nein! Er sol sich selber nidern, und daz selbe enmac
niht genuoc sin, got der entuo ez**; und er sol erhoehet werden, niht daz
diz nidern einez si und daz erhoehen ein anderz; sunder diu hoehste hoehe
der höcheit liget in dem tiefen grunde der démüeticheit. Wan ie der grunt
tiefer ist und niderr, ie ouch diu erhoehunge und diu hoehe hoeher und un
25 41,1 maeziger ist, und ie der brunne tiefer ist, ie er ouch hoeher ist; diu hoehe und

2 Matth. 23,12, Luc. 14,11

1 als] alles M17 Pr1 daz” bis 5 si] dat dat vernieten der menschen haere selfs is een
verhogen Godts quasi Kex>altKe>t (Loch im Papier) humilitas in wien dat dat verKnieten >
(Loch im Papier, auf d. linken Rand p. jüngerer Hand: niet) een is Ge4 1 waere bis 2
sprichet:] wer hin niden vnd das vernichten gottes vber das vnd ob dem Nv spricht doch das
ewangelium N4 1 wer (getilgt, unleserlich) gotes ere erhöhet wenn Kas gott B17 gode Eb
uorhoghinghe Eb Wann alß dz zEb daz*] Jc spreke voert als dat De 2 sprichet:]
sprich Ka4 spreect ende seit De ernydert M17 vernedert De uornedderin Eb der fehlt De
verhoget De uorhoghet Eb werden'?] werden nicht der do genidert wirt etc. N4
3 Antwurt:] die (auf d. Rand v. and. Hand) Entbürt Kas Die a. ist N. fehlt EbDe jå bis
4 werden, fehlt im Text (Homöoteleuton), ist auf altem beigeheftetem Zettel v. ders. Hand nach
getragen mit Vernveisungszeichen Eb 3 jà und nein! fehlt De Er bis 5 anderz; ] Dit
vernederen en mach die mensche ooc van hem seluen niet werken sonder dat mede werken
gods Ende hisal vernederen een ende verhoget een ander werck is De 3 Er sol] Der mensch
mvs N4 enmac bis 4 ez; ] ist zu klein got der nidere in danne auch N. 4 genuoc ]
noch Eb fehlt M16 sin, ] sin/Sin Ka4 entuo ez;] mote dat don Eb es denn vnd M1s
und fehlt N4 sol auch e. N4 uorhoget Eb er/hochet (hochet getilgt, auf d. rechten Rand:
hort) B17 5 diz nidern ] das n. N. uornedderen Eb en sy Eb daz ez erhöhe Kas
uorhoghent Eb verhogen Ge4 ein anderz;] das ander N. en ander Eb dKan>der (Loch im
Papier) Ge. sunder ] nicht mehr zu lesen (Loch) Ge4 wan N„De diu fehlt M17 (Zeilen
noechsel) hoehste bis 6 liget] höchest höche (höche] hohait Pri) die hoichayt ligt B7Pr
Pr„Eb höchest der (der getilgt) hochikait der (der auf Rand v. and. Hand) höche die ligt F2 ho
hest hohe gothait ligt M17 hogeste der hoocheit leget De hoochste hoocheyt leg (dahinter Loch) Ge.
6 in dem ] an d. B17 Pr1 Pr2Ge4 an ainem M17 an Eb tiefen ] deper Eb tiffsten KasGe, tifsten
tiffen N4 der démüeticheit.] der othmodicheyt Eb der ootmoedicheit ende der nederheit
De fehlt Ge. ie der ] soo den Ge 7 tieffer hinter 6 ie M1s und niderr, ] ende nederre
(re p.and. Hand über d. Zeile nachgetragen) ende leger De fehlt Ge, sider Eb ie bis
8 ist", recht als den put soo die verhooginge ongemetiger is Ge, 7 uorhoghinghe Eb ver
hoocheit De hochung B17 erhebunge Kas und diu hoehe fehlt De diu? fehlt Eb
hoehe fehlt N4 und” p. and. Hand auf d. Rand Fs 7f. ommeteliker De vngemessner N.
8 und bis ist"; fehlt im Text, ist auf dem eingeklebten Zettel nachgetragen mit Vernoeisungs
zeichen Eb und ie] ie N4 Ende ooc hoe De want soo Ge4 der brunne] d. brund F2
de bom (st. born) Eb die pfücze Kas dien (die De) put GeDe ist”, fehlt M17 tieffer
hinter ie! M16 ie” bis 294,2 und fehlt De 8 höcher vor er M16 ie*] ye mer N. soo Ge.
er bis 294,1 einez.] auch höher ist die höhe der tiffe Kas 8 er] de getilgt, über d. Zeile:
he Eb ist”;] is op syn bouenste Ge diu bis 294,1 ist”; fehlt Ka4 (Homöoteleuton)
8 diu] vnd dar vmb die N. 8f. die tieff vnd die höch F,

293
Traktat 2

diu tiefe ist einez. Dar umbe, swer sich mèr genidern kan, ie er hoeher ist;
und dar umbe sprach unser herre: wer der meiste wil sin, der werde der
minste under iu!'45 Wer dáz wil wesen, der sol diz werden. Diz wesen
wirt aleine vunden in dém werdenne. Der der minste wirt, der ist in der
wärheit der meiste; aber der der minste wórden ist, der ist iezunt der aller
meiste 46. Und alsó wirt daz wort wär und volbräht des éwangelisten: wer
sich nidert, der wirt erhoehet!' Wan allez unser wesen enliget an nihte dan
in einem niht-werdenne417. 10

Sie sint riche worden in allen tugenden', alsóstät geschriben. Entriuwen, 35

2f. Vgl. Marc. 9,34: Si quis vult primus esse, erit omnium novissimus . . . 6f. sieh 293,2
9 Vgl. 1 Cor. 1,5: quod in omnibus divites facti estis in illo, in omni verbo, et in omni scientia: . . .

1 diu fehlt M17 Ge4 ist*] sint N4 Dar umbe, ] Also ist es auch hie N4 meest
vernederen Ge nydren zEb ie bis ist; ] der ist der höchste N. de iz mer othmodich
vnd hogher Eb ie] soo Ge4 2 und bis herre:] want onse lieuen herre spreeckt selue Ge4
und fehlt Eb spricht M16 s. auch vnßer N4 here xpč Eb wer bis 3 iu!'] we
manck iuk wel de groteste werden de sy Juw minister Eb wie dat die eerste wilt syn hy moet
de minste werden Ge4 2 wil sin, ] wesen wil De wil] wil über getilgtem sol Pr1 welle Ka4
der* bis 3 minste] die moet die minste werden De 2 der” fehlt M16 (Zeilennwechsel) wirt
M17 Pr1 3 minste] mayst B17 under iu!' fehlt De Wer ] recht als er sprech wer N.
Wer bis werden. Die dan dit wil wesen dien sal dat ander werden De die dan dit wil syn
die sal dat gerne werden Ge, daz] ditz Pr1 wolle Kas wesen, ] wissen F2 werden Kas
der soll oder wil M17 de mod Eb diz] das Pri dises vor w. N. Diz bis 8 -wer
denne. fehlt im Text, ist auf dem eingeklebten Zettel nachgetragen, mit Vernoeisungszeichen Eb
3 Diz ] vnd dit Eb 4 wirt” bis werdenne.] leget alleen ende wert geuonden aenden wer
den De vunden ] ghewunden Eb in den worden ofte gewerden Ge4 dem ] den B17
Der der ] Die dan die De Der ] De dar Eb want die Ge. Der bis 5 iezunt] da der
maist (t und noeitere 2 Buchstaben verschmiert durch Tilgung) wirt der mynste (y aus u p. and.
Hand) vnd der mynsteyczunt worden ist der wirt dë (dë v. and. Hand über d. Zeile) Kas 4 ist]
vor wirt”, M16 wirt Pr1 ist bis 5 meiste;] is ende wort die meeste De is edelder ge
worden dan dat meeste Ge. 5 meiste;] meyste efte de groteste Eb groste N. aber
bis 5 f. aller meiste. fehlt De (Homöoteleuton) 5 aber ] ende Ge4 der*] do nv der N4 fehlt B17
minste] ringheste Eb worden] vor den B17 der“ ] das Pr iezunt]terstont Ge4
allnighes Eb aller fehlt Pr2Eb 6 meiste. ] groteste Eb hoochste Ge4 Und fehlt N4
wär und fehlt De und volbräht fehlt EbN4 ewangelium N4 wer] want hy spreeckt
soo wie Ge. 7 sich ] s. selber N4 vernedert Ge4EbDe verhoghet EbGe„De Wan
fehlt Geº De all Pr1EbGe4 De wesen] leben Ka4 leben vnd w. N4 7 enliget bis 8 niht
werdenne.] leget an een ontwerden De 7 an nihte dan] niet meer dan Ge4 nihte bis
8 niht-werdenne. ] nicht vnd in ein nicht werden Prs nicht werden in ein nicht werden Pri
7f. nihte dan in fehlt N4 dan in ] den an M17 vnd an Eb 8 einem ] ain B17M17 een
Ge4 fehlt Eb ontworden Ge 8 f. niht-werdenne. Sie nicht werden sint halben aber wie
dises nicht genung sey got halben das mercke vnd verste da pey als hie nach volget / von der
ynnerlichen reicheit / Jn omnibus diuites facti sunt .ij. cor. .j. (= 1 Cor. 1,1) si N. 9 Sie
bis worden ] Wer reich werden will y Wer (do er Prº de dar Eb) wil reich werden PrPrº Eb
riche ] recht M17 gheworden (vor riche) De tugenden', dingen Ge. De alsó bis
295,1 von ] der müßzü dem ersten arm werden von y 9 alsó stät geschriben. ] Daer st. g
vor Sie Ge, als gescreuen staet De fehlt zEbN. alsó bis 299,9 dingen. fehlt Mio 9 En
triuwen, ] maer in trouwen Ge- mer trouwen De vnd Ka4 fur war M17 fehlt N4Eb

294
Die rede der underscheidunge

daz enmac niemer geschehen, man enwerde ze dem érsten arm von allen din
gen. Swer alliu dinc wil nemen, der muoz ouch alliu dinc begeben. Daz ist
15
ein glicher kouf und ein glich widergelt, als ich vorlanc eines sprach 48. Dar
umbe, als got uns sich selber und alliu dinc wil ze einem vrien eigene geben 49,
«O
dar umbe wil er uns alle eigenschaft” gar und zemäle benemen. Jä, in der
575,7 wärheit, des enwil got deheine wis niht, daz wir als vil eigens haben, als
mir in minen ougen möhte geligen”. Wan alle die gäbe, die er uns ie gegap,
noch gäbe der natüre noch gäbe der gnäde, gegap er nie deheine 4?? anders,
dan er wölte, daz wir niht eigens enhaeten; und dés” enhät er niht gegeben

1 daz] Dises N4 niemer] aber n. N4 nummermeer Ge4 niet De nemende Eb be


schechen N4 schen Eb man bis arm ] denn durch die warearmut N. man ] er Pr PraEb
werd den zu zEbKas ze dem érsten ]te vooren Ge4 De armmer allen M17 von] vor
Pr1 Prº 1 f. dingen. fehlt De 2 Swer bis begeben. steht hinter 3 sprach. Ge4 2 Swer
bis will die al wilt Ge4 Want wien dit al wil De moetet oock al b. Ge4 moet ooc dat an
der al b. De ouch ] vor N4 gheuen EbN, Daz] diß y wann das N4 want het Ge4
3 kouf und fehlt De ein glich ) eenen gelycken Ge, fehlt zDe glich fehlt Eb wider
kauf Kas wedergelden Ge4 bezalung y als bis sprach.] Ich hab vor lang gesprochen N.
ende als hier voerscreuen is De fehlt y als Ge4] vnd als Ka4F2KaszEb ich fehlt B17
ick noch voormaels gesproken hebbe Ge. uorlanghes sprakt Eb Dar umbe, bis 4 ge
ben,] dar vmb das sich got selber vns geben wil zv einem freyen aygen N. 3 f. vnd dar
vmb y 4 als bis 5 eigenschaft] als sich got selber vns sich alle ding aigenschaft M17
4 als bis 5 dar umbe fehlt De (Homöoteleuton) 4 als] want Ge. uns ] hinter dinc y
vnd F2 wil bis geben, te eenen vryen eygen geuen wilt Ge4 züainem freyen aigen wil
len geben y zu seinem freyen eygen (eygen fehlt Pr) willen hat (hat fehlt Prº Pra) geben Kas
Pr1 Pr2 in sinen eghenen fryen willen wilgheuen Eb wil fehlt F„B17 einem ] sinem
Ka4F2Kas B17 Pr: PraEb 5 er uns] ons god De ons oock alle Ge4 vns vor hin alle N.
gar und zemäle ] gar zu mol Kas gancz vnnd z. y bloot ende altemaele Ge4 gancz vnd gar z
gancz vnd aller dingk Eb fehlt N. gar und fehlt De zemäle benemen.] af nemen
to male De nemen yN. Jä, bis 7 Wan] er will das wir nichcz aigens haben wann y
5f. Jä, i. d. wärheit, fehlt De 5 Jä,] ende Ge, fehlt N. 6 des bis niht,] Want hi enwil des
vmmer niet De des ] das Ka4Eb deheine] in (über d. Zeile v. and. Hand) kein KasN. in
geender Ge4 nenerleye Eb niht, fehlt Eb als!] alsoe De yoch so N. hetent
N, beholden De 6 f. alzo me mochte in en oghe legghen Eb als ic in miin oge steken mach De
7 mir ] newr Kas fehlt NGe4 minen] meyñem Pr1 Pr2 ainem M17N4 een Ge. auge Pr1 Ge4
Wan bis gäbe, noch in allen den gauen De Wan] noch aen Ge4 die" fehlt y er

uns] vns god Eb ie] i Eb oyt Ge. gegap,] hat geben (gegeben Kas) y 8 noch gäbe” .
n. gauen De nach gaben Kas weder g. y n. gibt M17 noch gäbe”] oder (von and. Hand über d.
Zeile) nach Kas gäbe fehlt y noch*] of De gäbe*] geb M17 fehlt De gegap bis 9
wölte, ] dier en gaf hy noyt gerne anders als dat hy woude Ge4 Deser en gaf hi nie geen om
eenige ander saken dan alleen om dat hi wolde De in dem wolt er kein anders dann N.
8 gegap] gibt M17 Den gaft Eb der (v. and. Hand über d. Zeile) gab Kas nie] nit M17 vns Kas
kains z ienighe Eb 9 dan] men Eb den daz (daz p. and. Hand über d. Zeile) Kas wir ]
wi alleen De niht!] nichtz zKas niets niet Ge. enhaeten;] haben M17 hadden Ge4 en sullen
beholden noch hebben De und bis 296,2 niht. fehlt y 9 und] Want De des] dies Ge. di
ses N4 das zEb enhät bis 296,2 niht.] en gonste hi sijnre moeder niet of enige siner vrien
den De 9 hat auf d. Rand v. 2. Hand nachgetragen N. niht*] oock niet Ge4 evch (p. and.
Hand über d. Zeile) nicht Kas nit anders PrPrº ok nu ienighen anders Eb nimant N. ge
geben ] gegunnet N. gegunet (e” verkleckst) Kas geionnet Ge.

295
Traktat 2

noch siner muoter noch keinem menschen noch keiner créatüre in deheine wis
niht. Und durch daz, daz er uns lerne und uns dis gewarne**, dar umbe
nimet er uns dicke beidiu liplich und geistlich guot; wan daz eigen der ére
ensol niht unser sin, sunder aleine sin. Mér: wir suln alliu dinc haben, als
ob sie uns gelihen sin und niht gegeben, äne alle eigenschaft, ez si lip oder 7O

sèle, sinne, krefte, üzerlich guot oder ére, vriunde, mäge, hüs, hof, alliu dinc”.
Waz meinet got dä mite, daz er disem alsó sère läget?”
Dä wil er selber aleine und alzemäle unser eigen sin**7. Diz wil er und
diz meinet er, und disem läget er aleine, daz er ez müge und müeze sin.
1 noch!] auch Prº Prs Eb weder N. fehlt KasGe, muoter] aygen m. Kas benedieden leuen
moder marien Eb noch keinem m..] noch ienighen (keynen Pr) m. EbPr noch dem
engel N. noch keiner ] efte Eb keiner fehlt Ka4 n. geene Ge4 n. k. andern N4 creatu
ren EbGe4 in bis 2 niht. fehlt N4 1 in ] noch F. mid Eb fehlt z geender w. Ge4
nener w. Eb 2 Und fehlt N4 durch daz, ] dar vmb N4Ge4 om d. De fehlt y daz* fehlt
KasEbDe vns daz gelere Ka5 ons dat geleert heeft Ge4 ons dicke dit heeft geleert De vns
da mit lere N4 vnns söllichs lerne y und bis gewarne, fehlt De uns dis] vns ditz Fs
disses (ditz B17 Pr1 Pr» das M17) vns (vnd B17) EbB7M17Prº Prs ons syns Ge4 vns in dem Ka4 fehlt N.
gewarne,] bewarne Ka4 warne N4 gewene y vermaene Ge. dar umbe] da durch FzKas
vmb des willen so N. soe De 3 dicke bis guot;] auch etwen alle gabe pede geistliche vnd
czeitliche N4 dickwils alle beyde de gauen geestelyck ende oock lichamelyck Ge4 aff
beide die dingen geestelic ende waerlic De dicke ] oft Ka4B3o diß oft Kas beidiu]
pinde M17 fehlt y und] noch M17 guot;] gäb yN-Ge. wan bis 4 Mér: fehlt y
3 daz] dit Ge4 fehlt De eigen] eygendom De der ére] der ere (ere über getilgtem zele)
Eb der dingen GeDe fehlt KasN4 4 ensalons niet syn Ge4 unser sin, ] onse wesen De
sunder a. s..] mer sijn alleen De fehlt Ge, (Homöoteleuton) sunder fehlt N. Mér: w. s. ] auß
dem volget Das wir N. Mér:] Aber Ka4 haben, hebben dien wi hebben De als
bis 5 gegeben, als ein lechen N4 5 ob ] dat De fehlt KasGe4 sie fehlt Ge4 gelihen
sin] sijn geleent van gode De ghelenet EbGe. äne bis 6 dinc.] an alle aygenschaft
vnd nicht (nicht auf d. Rand nachgetragen) als ein gegeben ding Es sey sele oder leip kraft
gesuntheit leben gut ere frewnt haus vnd hoſe N. 5äne ] ende sonder Geº De eigen
schaft, eygentscap besitten De ez] das F2De sy wat dinge dat sy lyf Ge4 oder ]
ende De 6 sinne, ] ynner (r v. and. Hand) Kas fehlt De krefte, ] oder k. M17 Ge4 ende
craft De fehlt B17 üzerlich] vthwendich Eb fehlt De oder ] ende De fehlt zEb
vriunde, bis dinc.] oder was das sey y mäge,] oft m. Ge4 ende magen De hof, ] oder
h. z Ge4 ende hof De alliu dinc. fehlt De alliu] vnd a. F2EbGe4 7 Waz bis 8 er!]
was aber got damit maine oder was er darjnn süche allain sücht vnd maint got das darjnn
das er y 7 Waz bis mite,] Ende wat ist dat god hier in meynt De Waz] Maer wat Ge4
dä] hier Ge4 er ] der Pr1 disem bis läget?] des soe seer begeert De des soo seere acht
ende van ons begeert Ge. disem ] die sein B17 die sein sen M17 den sein Pr den den sein
Pro de sinen Eb also disem ding N. sère fehlt B17 anlaghet Eb 8 Dä bis sin..]
dats daerom dat hy selue alleene ons vry eygen syn wilt Ge4 daer om wil hi dit om dat hi
voer alle dit onse eygen will siin De selber mit jm selber allein gancz vnd gerbe vns
ser N4 und" bis 9 aleine, fehlt F2 (Homöoteleuton) 8 aleine und fehlt B7 und!
fehlt M17 PrPraEb alzemäle] czumal Pr»Kas da zümal Bso unser fehlt Eb 8 sin. bis
9 ez fehlt y 8 Diz bis 9 aleine, ] ende siet dat meynt hy wilt hy ende begeert hy Ge.
8 er*] er vns M17 fehlt Ka4 9 diz ] dat Eb fehlt M17 Pr1 Ka4De er”, fehlt B17 und" bis
aleine, ] vnd dar vmb so lagt er disem allein N. ende daer is hi om wt De disem ] disy B17
er” fehlt Ka4NKas ez] des M17 dat Ge, dit De es (e verkleckst aus ers gebessert) Kas fehlt F,
mach Ge. und*] gesein ja N. muß M17 Pr Pr2EbDeGe4Kas

296
Die rede der underscheidunge

ss Hier ane liget sin groestiu wunne und spil. Und ie er diz mèr und groez
licher mac gesin, ie sin wunne und vröude groezer ist; wan ie wir aller dinge
mèr eigens hän, ie wir sin minner eigens hän, und ie wir aller dinge minner
minne hän, ie wir sin mèr hän mit allem dem, daz er geleisten mac”. Dar
umbe, dó unser herre von allen saeligen sachen wolte reden, dó saste er die
armuot des geistes ze einem houbete ir aller” und was diu érste ze einem
ZC 42,1 zeichen, daz alliu saelicheit und volkomenheit al und alzemäle ein beginnen
hän in der armuot des geistes 480. Und in der wärheit: daz dá ein grunt
waere, dä alliu guot üf gebüwet möhten werden, der enwaere niht áne diz”.

1 Hier ane] hier in De dar an y ende hier nae Ge4 groote Ge4EbDe wunne und
spil.] w. vnd lust Eb wunne N. fräd vnnd begird y vroude ende sijn spel De blyschap ende
spel Ge4 ie] ee M17 wie Kas hoe De soo Ge4 er fehlt KasN. diz] das Ka4Ge:N.
des EbKas fehlt De diz mér] mer das N4 mér und fehlt y 1 f. und groezlicher] vnd
groslichen M17 vnd großer Kas De fehlt N. 2 gesin, ] seen Ebg. unßer halben N4 ie bis
ist;] hoe syn blyschap ende spel ende syn genochte meerder is Ge4 hoe siin vroüde ende siin
ghenüechte ende sine weelde meere is Ende hoe wi min eygens hebben hoe wi meer eygens
hebben De wunne] wan M17 vnd sein fr. M17 frewde zve vns (zve vns v. and.
Hand auf d. Rand) gr. Kas ist; fehlt z wan bis 3 mér] vnd ye mer wir Ka4 2 ie*]
soo Ge4 hoen De wir bis 3 mér] mer wir an andern dingen N4 2 aller ] alle M17 Ge4
der De 3 mér bis dinge fehlt Ge4 (Homöoteleuton) ie bis hän, ] ie mynner wir seines
eigens habent N. ye minder wir minne haben Ka4, fehlt im Text, ist p. and. Hand auf d. untern
Rand nachgetragen F2 sin minner] siner weynigher Eb gotes m. y min gödes De zu got
m. Kas eigens” fehlt yDe und bis 4 hän* fehlt B17 (Homöoteleuton) 3 und bis 4
hän”, fehlt Ka4 (Homöoteleuton) 3 ie*] soe De fehlt Bso alle ding F2M1, alles dinghes Eb
minner* bis 4 hän“,1 minder haben vnd auch minder liebenty 3f. minner minne] min De
te min eygen Ge4 4 minne] fehlt KasN4 ie] soo Ge. De sin] ene Eb gotes yDe sein
vnd gotez (vnd gotez p. and. Hand auf d. Rand) Kas mér] vor wir Ka4 te meer Ge4 hän*]
eygen h. Ge, left h. Eb dem, fehlt Ka4 Ge4M17 er ist vnd gel. N4 4 f. vnd dar vmb N4
5 dó!] doen De so Ka4 unser h..] cristus zEb von bis reden, redet von den acht sällig
kaiten y vanden acht salicheden seggen woude Ge4 vanden achten salicheden spreken wolde De
reden, spreken Eb predigen N. dó* bis 6 aller] Daer segede hi dat armoede des geestes
waer een hooft al der ander salicheden De 5 die] das F„Kao den Eb daer Ge4 fehlt yN.
6 ze! ] voor tot Ge4 vor an zu N4 ir aller] alder salicheyt Ge. ende soo was sy de Ge4
und bis érste fehlt N4 De diu] te Eb 7 daz er a. Kas al bis 8 ein ] aen haer
begonsten ende hoofden ende dat sy inder waerheyt een Ge4 7 al und alzemäle ] gancz vnd
zümal y gancz vnd gar N4 fehlt De al] alle F2z alleine Kas fehlt Eb al und fehlt Ka4
ein bis 8 geistes.] begvnnen hat von im Kas an haer gebonden leyt De 7 beginnen bis
8 geistes. ] begynnen vnnd anfang habent in der tugent Bso beginnen vnd annhaben ein anfang
in der tugent Kag 7 begin M17 anbeghyn Eb 8 hat N4 Und fehlt BsoM17 daz
bis 9 diz.] diß ist der grund da alles güt auff gepauen mag vnd sol werden y 8 daz bis
9 werden, Dises wer der grunt da alles gut möcht auf gepauen werden yn vns N. 8 daz
dä] dat dit De da das Ka4F2B17 das das M17 das Prº Prs da Kas ein ] ienicht Eb die De
9 waere, ist M7 is ende fondament De dä] wor da M17 alliu guot] alle güte Ka4 alle
güte F2 alle gütt B7 alle guet M17 alle gut PrPraEbKas alle goet Ge.De alles gut Ny op
gesticht moeste worden Ge. op ghesticht ende ghetimmert moet werden De mocht M17 Pr1
Pr2Eb der bis diz. fehlt GeyN. De nichtz F2B17M17Prº Prs EbKao diz.] das M17

297
Traktat 2

Daz wir uns blöz halten der dinge, diu üzer uns sint, dä wider wil got 5

ze eigene geben allez, daz in dem himel ist, und den himel mit aller siner 25

kraft, jä, allez, daz üz im ie gevlóz und alle engel und heiligen hänt, daz
daz unser als eigen si als in, jà, mèr dan mir dehein dinc eigen si. Wider
daz, daz ich min selbes üzgän durch in, dä wider sol got mit allem dem, daz 10

er ist und geleisten mac, alzemäle min eigen sin, rehte min als sin, noch min
ner noch mér”. Tüsentstunt sol er mér min eigen sin, dan dehein mensche
ie dehein dinc gewan, daz er in der kisten hät, oder sin selbes ie wart488.
Nie enwart nihtes só eigen*, als got min sol sin mit allem dem, daz er ver 15

10 mac und ist.


Diz eigen suln wir dä mite erarnen, dazwir hie sin äne eigenschaft unser

1 Daz] want voor dat Ge, so N uns” fehlt Ka5 blóz] bloeten (erstes e über d.
Zeile nachgetragen) ende bloot De holden vnd entleddighen der Eb hiltent vnsser selbs vnd
der N4 üzer] auß Pr wt Ge, buten EbDe do außwendige N, uns* fehlt De dä
bis got] Dar uor wel god wedder Eb daer tegen wil ons Godt Ge4 ende daer om wil ons god De
wider] nider (verschrieben ?) M17 2 ze eigene ] vnns zü ainem aigen y tot ene eygenen
gads De tot eygenschap Ge4 allez, bis ist, sich selber vnd alles das das in himel vnd yn
erden ist N4 allez, bis 3 gevlóz] den hemel ende alle dat daer in is Ge, 2 allez,
bis 3 jä, ] den himel vnnd alles das darjnn ist vnndy 2 a. das das in M17 in dem fehlt De
und bis 7 mér. fehlt N4 2 mit ] ooc mit De aller fehlt De 3 jä, fehlt Eb alles
das das M17 al ende dat De üz fehlt Pri im ] god De und alle fehlt De und!]
ende dat Ge, da M17 engel bis 4 mér] heyligen ende engelen en salons nü alsoe eygen
siin Ja eygenre De 3 heiligen ] alle h. Prº hänt, fehlt Pr1 3f. daz daz] daz ez (ez
p. and. Hand über d. Zeile) Kas wilt hy dat Ge, das sol Pr1 Pr, Eb 4 unser als ] als vnser M17
ons alsoo Ge. als!] alles Pr so Eb si!] sein Pr1 Pr2Eb als in, ] a. im B7M17 als
sein Kas alzo syn auf d. Rand nachgetragen. Eb alst hen is Ge, fehlt Prº Prs jà, vnd yEb
mér fehlt B17 mir ] wir M17 Pr1 Prs Eb fehlt Geº dehein ] eenich Ge4 ienicht Eb nü enich De
eigen" bis 5 ich] nu hier eygen syn mach Niet daer voore dat ic Ge. 4 si”.] sein M17 is De
haben Pri Pro Eb Wider bis 5 sol] op dat wi om sinen wille ons selues wtgaen Daer om
wil De 4 Wider] Jeghen Eb 5 ich fehlt B17 selb Prº üzgän] vßgang Ka4y aldus
wtgae Ge, uil (? über d. Zeile) vthgha Eb durch in, ] d. got Prº fehlt y dà wider] daer
entegen Ge, darumb zEb sal my Godt Ge4 dem, fehlt Ka4Bao mit bis 6 mac, ] ende met
al (al] alle dien De) dat hy gelisten (gheleysten De) In. Ge4 De 6 ghewinnen Eb alze
mäle bis 7 mér.] te mael ons eygen sin to mael min of meer De 6 alzem..] da zü mäl Bao
rehte bis sin, ] iae licht myne alsoo hy syns is Ge4 min*] als m. Prº nym Fa noch ]
nit Ka4 6f. weynigher efte mer Eb 7 Tüsentstunt bis 10 ist.] iae na begryp (vor be
gryp d auf d. Rand) dat een geschapen creatuere ontfangen mach Ge4 fehlt De 7 Tüsent
stunt bis 8 wart. fehlt y 7 Tüsentstunt bis eigen] Er sol mir cze tausent stunden dar durch
mer aygen N. Dusentfalt Eb ienicht m. Eb 8 ie fehlt Eb ienigh d. Eb
gewan, ] wan Ebg. vnd besasse N. daz bis 10 ist. fehlt N4 8 daz] wan dat Eb der ]
siner Ka4 kisten ] ersten M17 ie*] ny Pri ghewart Eb 9 nihtes] ichtz zichtes
Eb dem mentschen nichczy min F. ] der min Ka4zEbKas mein aigen y er fehlt Pr.
11 Diz] Niet dit Ge4 Dise aygenschaft N4Eb wir nv d. N. hier mede De er

werben Pr uorweruen Eb vercrygen Ge, ghewinnen De daz] op dat Ge. hie fehlt
M17 Pr1 Pr2Eb sin] leben N. äne] sonder alle Ge.De 11 f. vns s. M17 Ge4 De

298
Die rede der underscheidunge

35
selbes* und alles, daz er niht enist; und ie disiu armuot486 volkomener und
lediger ist, ie diz eigen eigener ist. Und daz selbe widergelt ensol niht ge
meinet werden noch niemer anegesehen werden, und daz ouge ensol sich nie
mer eines darüf gekéren, ob man iemer iht gewinnen sül oder enpfähen sül
4 C
wan aleine durch minne der tugent**7. Wan ie lediger, ie eigener*, als der
576,7 25
edel Paulus sprichet: wir suln sin habende, als ob wir niht enhaben, und
doch alliu dinc besitzen'. Der enhät niht eigenschaft, der niht enbegert noch
enwil haben an im selber noch an allem dem, daz üzer im ist, jà, ouch an
gote noch an allen dingen.
Wilt dü wizzen, waz ein wär arm mensche ist? 10

6f. Vgl. 2 Cor. 6,10: . . . tamquam nihil habentes, et omnia possidentes.

1 alles des (das M17) das N4 Kas M17 daz] des F2Kas das da Bao er] got yDe niht] mit B17
ie] soo Ge4 De disiu] die yGe, Deditz Faz volkomener] uolkomer F2 uolkumer ist M17 fehlt Kas
und” fehlt Kas und lediger fehlt N. 2 ie] soo Ge. De ye er N. diz] dat GeDe eigen] aigen das
ist got y fehlt M17 Kas (Homöoteleuton) ist.] sal syn Ge4 ist vnd dz selb eigner ist Kag
Und bis 3 und fehlt N4 (Homöoteleuton) 2 Und bis ensol] mer dit Mer dit weder louen om
dese willige armoede dat en sal De Und] Ende nochtans Ge4 dasselbig Pr1 EIl

sol] dat e. Ge4 niht] mit F2 fehlt B17 2 f. gemert Kas 3 werden!] werden quia
caritas non querit que sua sunt Pra fehlt B17 M17 noch bis werden, fehlt Pr1 (Homöoteleu
ton) niemer bis und ] dat en salmen niet aen sien noch De niemer ] minder F2M17 Pr2Eb
myñer (? getilgt) Kas nummermeer Ge4 und bis 4 gekéren, fehlt Ge 3 daz] diß Kas
3f. niemer bis 4 gekéren, ] nicht keren auf das wider gelt N4 3f. niemer ] nymmermeer De
nyer Ka4 4 eines fehlt yDe daer toe keeren De dar fehlt Eb ob bis 5 wan
fehlt N. 4 ob ] das y Ge4 iemer bis 5 durch yet weder nemen sal van gode mer
alleen om De 4 iemer ] daer vmmermeer Ge4 iht ] ichcz y iet om Ge4 recht Pr1 ge
win M17 sül!] sal Ge, wöll y fehlt zEb oder enpfähen] o. es empfache F2 o. ez enpfa
hen Kas ofte iet voor ontfangen Ge4 fehlt Ka4 (Homöoteleuton) sül*] sol M17Prº Kas sal Ge4
sölle darvmb y fehlt Ka4 5 wan bis eigener, ] sunder allain sol man das tün durch lieb
willen der tugent vnnd dar jnn süchen den liepsten willen gotes vnd anderst nichcz y wan]
dan Ge. durch bis tugent.] auf die mynne vnd auf die tugent N4 minne] die m. Ge4
Wan bis eigener, vnd ie lediger die sele da yst ye aygner der herre ist N. Want soe die
meninge lediger is soe god des menschen eygenre is De fehlt Ge, ainiger Fa 5f. Also
spricht der edel (der edel fehlt Kas) sannt pälsy 5f. der edel] sant Ka4N4 ooc sinte De
6 wir bis 7 besitzen.' Wi sullen alle dinck hebben ende niet besitten De 6 sin] hinter ha
bende Pr1 Pr2Eb fehlt B17M17 N4 habende, ] haben Ka4 FazN4 fehlt Gey als ] recht als N.
alle dingk alse Eb ob wir ] die die y die Ge4 ob fehlt KasN4 wirn Ka4 niht ]
nichcz NyM17 PrPrº icht B17 der nichten Eb hedden Eb und fehlt M17 7 Der bis
eigenschaft, Die en besittet niet die geen eygenscap en heeft De Der ] der mentsch y
niht“) n. kein Kao nenes dinghes Eb eigenschaft, bis enbegert] die geen eygenschap en
heeft Ge4 der niht enbegert fehlt KasDe 8 im! ] sik Eb noch ] oder N4 & Il

allem ] an alle N4B17 Pr1 Pr2Eb in a. Kas allain M17 dem, fehlt Bao allem dem, ] alle dinc De
geen dinck Ge4 üzer im ] buten ome (hem De) EbGeDe do außwendige sein N. jä,
bis 9 dingen. fehlt De 8 ouch] och noch Ka4 noch oock Ge4 9 noch ] vnd EbN4 ofte Ge4
allen dingen.] alle dinck Ge. a. seinen gaben wider got N. a. d. das jm nit not ist y 10 Wilt
bis ist? fehlt y waz ] welck Ge4 De wär] gewaer De fehlt GeºN. arm fehlt De
ist? bis 300,1 allez] sey von geist. Es ist der Der do alles N. sij ende arm van geeste die al De

299
Traktat 2

Dér mensche ist waerliche arm von geiste, der allez daz wol enbern mac, 30
daz niht nöt enist. Dar umbe sprach der, der in der kuofen blöz saz, ze dem
grózen Alexander, der alle werlt under im häte: ich bin', sprach er, vil ein
groezer herre dan dü bist; wan ich hän mèr versmaehet, dan dü besezzen häst.
73
Daz dü gröz ahtest ze besitzenne, daz ist mir ze kleine ze versmaehenne'4°. 35
Der ist vil saeliger, der aller dinge mac enbern und ir niht enbedarf, dan der
alliu dinc besezzen hät mit nötdurft 449. Der mensche ist der beste, der des
enbern kan, des er keine nöt enhät. Dar umbe, der allermeist kan enbern
und versmaehen, der hät allermeist geläzen. Ez schinet ein gröz dinc, daz ein 40
10 mensche tüsent mark goldes durch got gaebe und vil mit sinem guote büwete 43,1 75

klüsen und kloester und alle arme spisete; daz waere ein gröz dinc. Mér: der
waere vil saeliger, der alsóvil durch got versmaehete*. Der mensche haete

1 Der] Respö De Eb willichliken Eb von geiste, vom g. M16 z des gaistes y


der bis 2 enist.] die al wel des ontberen mach dat des menschelycken herte begeren mach Ge.
1 daz] dez Kas N4 des Ka4 EbDe mac, ] kan Eb mag vnd geraten y 2 daz] des Bso dez Kas
niht nöt enist. ] menschelic hert begeuen mach De niht] ym nit Kas jm Bao nötenist..]
got ist das nicht tugent ist das nicht not ist daz do czeitlichen ist N4 der, ] er der B17 de
ienne EbGe, dyogonas De fehlt M17N. der*] de dar Eb der kuofen ] der baden Eb der
aerden Ge, dem vaß (daneben auf d. Rand: Kdiog>enes) Ka4 den idelen vaet al De blöz ]
nackent yGe, (hinter 2 der”) blóz saz,] plossey M17 fehlt N. 3 gr. Coninck A. Ge„De
a. die w. Ge„DeKas im ] sik Eb sprach er, vor 'ich M1, fehlt yN. ain vil zEbGe4N4
ein fehlt Ka4F2Kas De 4 groezer] meerder Ge, meere De herre fehlt Ka4 dü bist;
gy syt GeDe bist fehlt N. wan fehlt Kas h. vill mer Pra Kas dan*] wen Pr1
gy b. hebt Ge, De 5 Daz bis ahtest] daer om dat ghi achtet groot De Daz] want dat Ge.
das selbe das N4 gy gr. acht Ge. großer Kao M17 daz bis versmaehenne'.] dat acht
ic altemael cleyn ende versmaet De ze kleine ] veel cleynder Ge4 ze fehlt M16M17 U1OT

smaden EbGe4 6 Der bis 9 versmaehen, fehlt De (Homöoteleuton) 6 Der ist] wann d. i. N.
Daeromme is die gene Ge4 alle ding Ka4M17 PrPraEbGe4Kas erberen F2 und bis
enbedarf, fehlt N4 ir] der Eb dier Ge4 endarf Kas darf M17 en behoeft Ge4 der*]
die gene die Ge, fehlt M17 7 besit oft beseten h. Ge4 nottbedurft B17 not N4 Der
bis 8 enhät. fehlt N. (Homöoteleuton) 7 Der bis beste, ) Het is een die beste mensche Ge.
der beste, den pesser M7 des das M7 8 kan*] mach oft can Ge4 des] das MoM17Eby
er bis enhät. ] ome nicht not is Eb keine ] nity vnd dar vmb N4 der] wer Kas
enbern und fehlt N4 9 versmaehen, wersmaeden Ge4 v. vnd (vnd über d. Zeile v. and. Hand)
leiden Kab hät] thuet M17 geläzen.] g. also ist es auch hie etc. N. Ez bis 12 ver
smaehete. fehlt y 9 dinc,] dinck off (off v. and. Hand über d. Zeile nachgetragen) werck De
daz] da Ka4 ein ] die De 10 goldes] gold Me B7 fehlt Ge durch ] om Ge. De got]
gods willen De gab B7 gift Eb und vil] ende het waer oock groot ende die oock Ge.
vil fehlt M17 mit bis 11 kloester] klöster vnd ander goczheusser paute mit seinem gut
etc. Nº cloosteren ende clusen mit siné gelde stichtede De 10 guote] auf d. Rand nachgetra
gen Pr2gott (über op. and. Hand: v) F2 timmerde Ge4 11 klüsen u. kl..] Clöster vnd clusen
Ka4 fehlt Pr1 und” bis spisete;] vnd arme prestere begiftighede vnd spizede uele armer
lude Eb fehlt N. alle ] die Ge4 arme] armen KasGe. a. lütte Ka4 daz bis dinc.
fehlt De daz] Es N4 ein ] wol e. N4 Mér:] Men Eb Aber Ka4N. der ] diser N.
12 were vnd dede uele mer zaligher Eb der bis versmaehete.] der do also alle ding v. N.
der ] das Pr1 der es (es über d. Zeile) Kas vil” fehlt Kas durch ] om De VETSII18B

hete.] versmaeden ende voer niet achten konde De versmaede ende niet achten conde noch en

300
Die rede der underscheidunge

5
ein reht himelriche, der sich durch got künde aller dinge verwegen, swaz got
gaebe oder niht engaebe *.
Só sprichest dü: jà, herre, enwaere ichs denne niht ein sache noch ein
hindernisse mit minen gebresten?**
Häst dü gebresten, só bite got dicke, ob ez sin ère.* si und im behage,
10 daz er dir sie abeneme, wan dü äne in niht envermaht. Nimet er sie abe,
só danke im; und entuot er es niht, só lidest dü ez durch in, mér: niht als
einen gebresten einer sünde, sunder als eine gröze üebunge und dä dü lón
25
ane verdienen solt und gedult ane solt üeben. Dü solt ze vride sin, ob er
dir sine gäbe gibet oder niht engibet*. 10

woude Ge. Der bis 301,1 himelriche, ] Jn der warheit er het ein fröliches himelreiche ia
hie in ym selbs N. 12 hat Ka4M17yDe

1 ein fehlt Ge4 De s. nv d. N4 durch bis verwegen, alle dinc om god getroesten
konde De got' fehlt y künde] conste (hinter verwegen) Ge4 mocht B17 fehlt N. alle
ding MigB7M17 erwegen F„PrPrº der wegen Kas verbege N. getroosten Ge4 swaz bis 2
engaebe. fehlt De 1 swaz.] also was N. wes Eb 2 niht engaebe. ] nicht entet Kas niet en
gaue ofte dede oft niet en dede Ge, nit gäbe (n. g..] nem Kas) vnd der allweg zü frid wär y
neme das er des ze frid stünde N4 3 Só bis 10 engibet. fehlt y 3 so mochst du (mooch
dy Ge.) sprechen N.Ge. Nu machstu spreken De jä, herre, fehlt N. enwaere bis 4
gebresten? ] ick machs oorsaeke syn met mynder gebreken ende hynderlyck daer aen Ge.
3 enwaere bis niht] wer ichcz (ich Pr»Eb ich es N.) den nit B17M17 Pr2EbKasN. waer ic daer niet
De wer nit mer (mer fehlt Ka4) denn x ein!] an M17 noch ein h. fehlt N4 noch ]
vnd Kao oder M17 of De ein” fehlt M17 De 4 mit minen] m. miné Ka4F2KasB7 m.
mein Pr2 m. meynem M17 Pr1 nit meiner Mio m. miner ghebreklicheyt Eb gebresten?]
geprechen zDeKas g. so wer ym recht N. 5 Hoort my hebdy gebreken Ge. Als du heues ge
breke of liden De Respondetur Hefstu Eb geprechen KasPraEb dicke, ] oft
x Kasz uaken Eb dicke vnd oft N4 fehlt Ge. De ob bis behage, ] sey es sein ere vnd behage
ym N. und] oft De behaecht Ge4De gefalle Ka4M16M17 6 dir sie] dier sey B7 se
v Ge4 sye danne dir N4 he dy wille de aft nemen Eb abeneme, ] of nemen De
want gy sonder hem niet en vermooget Ge4 magst M16F2 sie* ] dir s. Kasse
v Ge, dij die De sie* bis 7 im;] sie danne enwege so pis danckper N. 7 S6!
fehlt Ge. danckt Ge4 danckes De und fehlt zEbN4 entuot] tet KasF, deyt Eb
es ] v. and. Hand auf d. Rand F2 dat Eb des De sein Pr» aber des N. só” bis 8 als] des
stant te vreden ende nemet van hem alsoe De 7 lidest bis in,] lydtse geerne door hem Ge.
lidest dü ] leid M16N. ez bis als] ez nicht durch in als Kas ez] des Pr2 durch in,
doch Ka4 fehlt zEb mér: niht] nit mer Ka4M1oz Ebnit (p. and. Hand auf d. Rand) mer F2
aber nicht N. mér: fehlt Ge. 8 einen N4] ein alle anderen Hss. gebrechen Kao ge
breck Ge4Eb der sünden N. üebunge] oeffeninge Ge.De vbunge der tugent N. und
fehlt EbGe. De dä] da mit N4 dü] gy Ge4 lón ] grossen l. N. 9 ane" fehlt N4
solt!] sulstu De gedult bis üeben.] die tugent der gedult erkrigen N. dult Eb ver
duldicheyt Ge. De ane” fehlt De solt*] salste De fehlt M17Eb üeben. ] oeffenen als
v alder beste (v alder beste] dijn alre best De) Ge„De Dü bis 10 engibet. fehlt DeGe.
9 ze] des to Eb 10 gäbe ] gnade Eb oder niht engibet. fehlt Ka4 (Homöoteleuton)
engibet. fehlt Eb getilgt p. and. Hand Kas

301
Traktat 2

Er gibet einem ieglichen näch dem, daz sin bestez ist und im vüeget. Sol 15
man einem einen roc sniden, man muoz in machen näch siner mäze; der dem
einen vüegete, der envüegete dem andern zemäle niht. Man mizzet einem
ieglichen näch dem, und daz im vüeget. Alsó gibet got einem ieglichen 446 daz
aller beste näch dem, daz er erkennet, daz ez sin naehstez ist. In der wär
heit, der im des ganz getriuwet, der nimet und hät als vil in dem minsten
als in dem aller groesten. Wölte mir got geben, daz er sant Pauló gap 447, ich
naeme ez, ob er wölte, gerne. Mèr: nü er mir ez niht wil geben – wan harte 35

1 Er bis 2 mäze;] god weet alleen wes een ygeliken noot is ende daer sniden met
moeten make na des geens mate die den rocke sniden men moeten maken na des geens mate
die den rocke dragen sal De 1 Er bis ieglichen] Gibt er dir ain yeglichem M17 Er bis
4 vüeget. fehlt Kas 1 Er ] want hy Ge4 wann got Bao iedlichen B7Baoytzlichen PrPr»
isliken Ebytlichem Kas näch dem, fehlt Bao daz] was Bso als M17 sin bis
vüeget.] hem beste is oft profyt ende alsoot hem genoecht Ge4 1 sin bestez] beste M16 ym
das peste N. im ] das es ym N. temet Eb 1 f. Want salmen eenen mensche eenen r. Ge4
2 sniden, machen Baos. die hem te pointe sal syn Ge. müß auf d. Rand nachgetragen F2
in ] jm ain M17 näch] noch Kas leng Bao der bis 4 vüeget. fehlt Ge. 2 der ]
vnd der Ka4 wen (p. and. Hand über d. Zeile) der der (r zu m korrigiert v. and. Hand) Kas Want
wie De der do N4 dem ] v. and. Hand getilgt Kas fehlt BºoN. 3 einen ] einem N4M17 Bao
armen Mis vüegete,] füget Me tauchte M1 tauget Bao taugé F. töchte KasEbPr Prº duchte
De wol kem N4 envüegete] fügt Ms tauget F„Bao tavge N. taug Prº entawg Kastag Pr
dochte Eben duchte De zemäle ] alczu mal Kas gancz N. gar Ka4 fehlt zEbDeBso Man
bis 4ieglichen] Men moet ené igeliken maken (maken p. and. Hand über d. Zeile nachgetragen.) De
3f. ain jeglich B17 4 yettlichen M17Bso Kas ytzlichen PrPrº isliken Eb und daz] vnd
es N4 das er M16 das es F2Kao fehlt M17 und fehlt B17 Pr1 Pr2EbDe daz fehlt Bao vüeget..] no
get De recht ist vnd füglichen N4 4 Alsó bis 5 ist.] Aldus doet Godt met eené iegelychen
nae dien dat alderbeste is ende hem behoeft Ge4 4 Alsó] a. so N. wann Kas gibet got]
g. g. nv N. got gibt (gib M17) Prº M17 deyt g. Eb got fehlt Kag ieglichen*] itlichen Pry yett
lichem M17 Kao iczlichen Pra isliken Ebygheliken mensche De daz* bis 5 dem, ] dat hem
alre best uoget na siinre salichet ende daen De 4f. daz aller beste] nach dem aller pe
sten Kas 5 daz” bis ist.] das er mer kennet (erkent M17 bekennet [be v. and. Hand über der
Zeile/ Kas) vnd (fehlt Ka4) sin (ez /über d. Zeile v. and. HandJ sein Kas seinem M17) nächstes
(noch stett M17) ist (ist fehlt Ka4) xzKas dat hi becant dat hi des menschen De daz* ] vnnd yN.
er erkennet, ] er danne bekent N. he mer vnd bed e. Eb daz* bis ist.] das jm nicz ist
vnd eben fieget y daz ez] wesome nutte vnd Eb In ] Ende in Ge. 6 der bis
getriuwet,] die gode ganselic betruwet De 6 der!] wer KasEb des] das M16y B17M17
ganz fehlt Ge4N. getrawte N4 getrouwen can Ge4 nimet] empfacht yGe. hät] hed
Eb hy heeft (aus geeft gebessert) Ge4 als vil] alsoe vele De so uele Eb recht a. v. hinter
minsten N. aen den alren (alren auf Rasur) minsten De 6f. der minsten gäb als y
7 anden alren meesten De dem ] der y aller fehlt Ge. groesten.] maisten F„M17
meisten oder gr. Ka4 meesten ende in den cleynsten als in den grootsten Ge. Wölte] Jck
segge voorwaer woude Ge, Pauls MeyN.M17 paulus PraGe. ich bis 8 gerne. ] ik wolde
id gherne nemen Eb 8 ob bis gerne. ] ob er (ers Kas) geren wölte MeKas fehlt yN. ob er
wölte, fehlt De gerner M17 Mér:] mer so M16 Mer ob Kas Aber Ka4 aber hinter mir
N. fehlt Bao nü bis geben ] wil hijs (hijs v. and. Hand auf Rasur) mi ooc niet geuen De
nü er] nur er B7 miner F. nymer M17 er* bis geben ] alst alsoo is dat hy dat niet en doet
noch en wilt Ge. ez*] des Eb das N4Kas wol M17 geben ] gheuen des wil ik to
vreden wesen Eb geben so sol ichs doch in dem pesten . . . vnd (. . . vnd v. and. Hand über der

302
Die rede der underscheidunge

25
wénic liuten wil er, daz sie in disem lebene daz wizzen –, daz mir daz got
niht engibet, dar umbe ist er mir als liep und sage im als grözen dank und
bin als ze ganzem vride, daz er mir ez entheltet, als daz er mir ez gibet;
und ist mir dar ane genuoc und als liep, als ob er mir ez taete, ob mir an
40 30
ders reht ist*. In der wärheit, alsó solte mir genüegen an dem willen gotes:
577,7
in allem dem, dä got wölte würken oder geben, dä sölte mir só liep und só
wert sin ze sinem willen, daz mir daz niht minner waere, dan ob er mir die
gäbe gaebe und in mir daz worhte”. Só waeren alle gäbe min und alliu
werk gotes, und alle créatüre tuon ir bestez oder ir ergestez dar zuo, des en

Zeile) nemen Kas wan bis 303,1 wizzen ] Wenn vil leuten wil er hart wenig in disem
leben daz sie daz wißen Kas (want dat wilt hy herde luttel lieden in desen leuen geuen) Ge4
(Klammern in d. Hs.) fehlt N. 8 harte] ser Prs ghans Eb fehlt MeyDe

1 lüte F„B7M17 er, bis wizzen] hi dat geuen dat suldi weten De sie fehlt Pri
lebene fehlt Bao (Zeilennoechsel) daz*] söllichs y weten schollen Eb daz” bis 5
ist.] so pin ich des als wol cze frid als ob er mir das gegeben het wann es ymer nicht an
sache ist mir sol dar an als wol benüngen vnd sol mir dar vmb als liebe sein das er mir das
vnterzeuchet als tet er es so ist mir recht N. 1 daz” bis 2 liep ] Siet dat hy nu dan des niet
en doet noch en geeft dat is my alsoo lief deruende als hebbende Ge 1 daz*] Dar Pr.
daz*] des Eb 2 dar umbe bis liep] dat wil ic alsoe lief ontberen als hebben De mir
fehlt M17 (Zeilennoechsel) mir glich a. Ka4 sage ]ic s. Ge4 ic segges De s. sein Kas
als*] allen M17 grózen ] groß FMsy gutten M7 PrPrºEbKas gütt B. 3 bin ] ic b. Ge4 De
pin jm B7 als” bis vride, ] ganschelyck alsoo wel te vreden Ge4 des also waelte vreden
van dien De sein ym alczu gut Kas als ze] alczu Pr1 ze fehlt B17 ganzem ] grossem
frid vnd gantzem Mie guttem M17Pr Pr»Eb gütt B17 ez!] des EbDe fehlt Kas entheltet, ]
enthielt Kas so uorentholt Eb niet en geuet De daz*] ift Eb fehlt M17 ez*] et (p. and.
Hand über d. Zeile nachgetragen.) De dat Eb fehlt Kas gibet;] gebe PrPraEby gaue Ge.
4 und” bis liep,] ende my ghenüghet alsoe wael daer an dat hijt enê anderen doet De ende
het is Ge4 genuoc] als g. Ka4y und” bis taete,] daz er yms tete als liep als mir Kas
dat hyt S. Paulus dede iae alsoo lief alst my Ge, als ob] of als De ob! fehlt Ka4F2
ez bis mir fehlt M17 (Homöoteleuton) ez] er B17 dat Eb taete, ] gäbe y ob” bis
5 ist.] Jst dat my recht is De oft stonde ic anders soo waere my onrecht Ge, 5 In bis
306,2 habenne. fehlt Mio 5 In bis alsó] alsoe i. d. w. De In ] Wnd in KazzEb oock in Ge4
alsó bis genüegen ] soo genoecht my Ge. sol F2 benüngen N. 6 in ] ende in Ge
allem dem,] alle dien De allen dingen Ka4 dä" bis geben, dat god geue of wolde of wer
cken De dä!] das Pr1 Prs EbGe4Bso wölte] wolle Pr1 innen w. N. oder geben,
geben oder nemen N. dä° bis 7 willen, fehlt N4 (Homöoteleuton) 6 dä*] das Ka4 Pr1 Eb
Bso der M17 só!] alsoo Ge. De als Kas l. sein vnndy und bis 8 worhte. ] toe wesen
als of hi my dat gaue of in my wrocht De 6 só* bis 7 ze] alsoo werdelyck toe syn tot Ge.
7 sin bis dan] zu sein vnd ob er mir nichtes gebe als Kas daz” denn y mir" ymer M17
niht minner N-Ge] mynner zEb nümmer Ka4F2 jmer y waere, ] w. efte leuer Eb der werd (!)
M17 dan ] dem M17 fehlt y 7f. die gäbe ] alle g. Kas alle die gauen selue Ge, das N.
8 und*] oder N4 in fehlt Ge4 daz] das oder (oder ] ander Kas) das y da Fs fehlt N.
worhte.] wörchten F„ worde Ge, wirckt Kag wircken Bao Só] siet euen wel Ge. were F2
waren De gäbe”] gauen De min] in ain F2 und” bis 9 gotes, ] in god De 8 f. alliu
werk gotes, ] alle wesen Godts Ge4 alle wesen Got Ka4F2zEbKasy alle wesen nv tu got N4
9 alle Creatüeren (alle Crea p. and. Hand auf Rasur) De tuon fehlt N. (geht vorauf) best De

303
Traktat 2

mügen sie mir mit nihte benemen”. Waz mac ich danne klagen, wenne
aller menschen gäbe min eigen sint? In der wärheit, alsó wol genüeget mir
in dem, daz mir got taete oder daz er mir gaebe oder niht engaebe, daz ich ez
40
mit einem heller niht wölte vergelten, daz ich alsolches lebens waere, daz ich
wizzen möhte daz beste.
Nü sprichest dü: ich vürhte, ich entuo niht genuoc vlizes dar zuo und be
war in niht, als ich möhte! *
Daz läz dir leit sin und lide daz selbe mit gedult, und nim ez vür eine
üebunge und bis in vride. Got der lidet gerne smächeit und ungemach und
10 wil gerne enbern sines dienstes und lobes dar umbe, daz die in in vride hän,

oder ] ende Ge. ir* fehlt y irigstes M17 eygestes Kas ergers N. des bis 304,1 benemen.]
mochten noch en mügen sie mir mit nicht dez benemen Kas Des en connen simyniet ghe
nemen mit genen dingen De so migent sy mir des (des fehlt N.) nit benemen BºoN. sy mugent
mir des nit benemen Kas 9 des] das Ka4 dz B17 dese mynen wille Ge, fehlt M17 (Zeilennoechsel)

1 mit nihte] nitt zEbGe4 benemen. ] b. ist mir anders also weder dises noch das wann
ich nicht anders wile dann das got wil vnd alles das im behaget das behaget auch mir in der
weise N. mac] soude Ge. dan mogen clagen Ge. wenne] so also N. oft Ge- of De
2 alle De eigen sint?] sint eygelichen recht als iryglichés N. eigen fehlt y sint?]
te (p. and. Hand über d. Zeile nachgetragen) sijn De In ] vnd dar vmb in N. alsó bis
3 dem, ] het genoecht my alsoo wel van dien Ge- so benünget mir nv in dem (vor dem ist disem
getilgt) N4 2 benüget Kas 3 in ] an yM17 daz* ] was N4 taete bis 5 beste..] doet
ofte geeft dat ickt niet en woude vercrygen Iae al mocht ickt met eenen helder coopen dat ic
weten mochte dat ic in alsulcken wesen waere Ge. 3 taete bis engaebe, ] gipt oder tüt y tut
nympt oder gibet also wol N. taete] tete oder tut Kas doet De oder n. engaebe, fehlt
De (Homöoteleuton) niht ] dz er mier nit zEb (oder bis engaebe auf d. Rand) fehlt Kas
engaebe, ] gibt Kas ich ez fehlt Bao ez bis 4 vergelten, my nyet en wolde laten
costen enen penninc De 3 ez] dat Eb fehlt Kas 4 hellingh Eb helblinge N. willen (?) ge
ändert zu heller (?) M17 niht fehlt Eb vergelten, bis 5 beste..] anders kaufen ob es
joch sein solt oder in einem andern wege auf das peste N. 4 vergelten, bezalen y ich
also sölch (söliches Fsz) l. Ka4F.z ich ains söllichen l. y lebens] wesens De daz*]
daer De 5 wizzen bis beste..] wißen mohte wie ez wer in dem pesten Kas wiste große vnd
hocher (hohe Kas) ding y daz beste. fehlt De poste PrPra 6 Nü bis 305,9 saelic.
fehlt y 6 Nv möchst du (moochdy Ge, machstu De) sprechen N„EbGe. De ich bis zuo]
Jae heer ic ducht dat ic daer niet genouch ernst toe en doe De ich vürhte, fehlt Ge.
en doe ernsticheyt noch vlyts genoch daer Ge4 genuoc fehlt Kas flyß Ka4 F„zEb und
bis 7 niht, ] ende ick en behoede noch en bewaere my niet soo nauwe ende wel legen Ge.
6 und] ende ic De 7 in ] jm M17 mich N.Ge. De mich aus in v. and. Hand Kas ic wel
mochte De ich scholt vnd vermöchte N. 8 dir ] v Ge4 l. auch d. N. lide ] nemet De
mit ] voer De verdult De verduldicheyt Ge. und” bis 9 vride.] ende onsen heere
Godt ontfenget voor een oeffeninge Ge. 8 nim ez fehlt De es also fur N. 9 pis da
mit cze frid N. wes dar inne to vreden Ebstant te vreden De jm M17 der fehlt Kas
versmaetheyt Ge4 De 9f. ende hy w. Ge. 10 gerne fehlt Kas enbern] deruen Ge4
sines] dijns De dienst F2 diens Ge4 lob B17M17 De dar umbe, bis hän,] op dattu
vrede in di hebbes De daz] op dat Ge4 die bis hän,] die (die geene Ge.. du M17) frid
jn (in ] to Eb) jm haben (habst M17) zEbN-Ge, die fride in in haben Kas die in ] die die
in Ka4

304
Die rede der underscheidunge
75
die* in meinent und in anegehoerent**. Wesensölten wir danne niht vride
haben, swaz er uns gebe oder swes wir enbern? Só ist geschriben, und spri
chet unser herre, daz* sie sint saelic, die dä lident umbe gerehticheit'. In
der wärheit, künde ein diep, den man iezunt hähen solte, der ez wol verdie
net haete und haete gestoln, und einer, der gemürdet haete, den man von rehte
solte redern: künden sie in in dazvinden: sich, dü wilt daz liden durch die
15
gerehticheit, wan man dir rehte tuot, sie würden äne mittel saelic 455. In der
wärheit, swie unreht wir sin, nemen wir von gote, swaz er uns taete oder
niht entaete, von im rehte und liden durch die gerehticheit, só sin wir saelic.
Dar umbe enklage nihtes, dan daz klage aleine, daz dü noch klagest456 und 10

3 Matth. 5,10

1 die bis anegehoerent. fehlt De mynnent N4Ge4 an in g. Ka4F, in” fehlt zEbN.
Wes] was M17 waerom Ge4 De dann wir Ka4 2 halten M17 swaz] des was N4
wes EbDe uns ] vñ Fs gebe] g. oder neme N. gab M7 ghift Eb oder bis enbern?]
ende wes hi ons niet en geue De oder swes] vnd des N4 o. was M17 enbern?] durch
seinen willen eperen soltent N. Só bis 306,11 heilic, fehlt De 2 Só] Es N-Ge, ist ge
schr., und fehlt B17Eb und bis 3 herre, ] ende onsen heere spreeckt selue Ge, fehlt N.
2f. secht Eb 3 vnser liebster h. Ka4 selige sint sie die N4 "sie J de Eb salich
syn Ge. dä fehlt Ge« Vmb die g. KasEbN. door oft voor die g. Ge. 3f. In d. w.,
fehlt zEb 4 künde] waert dat Ge, kumpt M17 fehlt Kas diep, bis 6 vinden:]
dief die gestolen hadde ende diemen hangen soude oft een die gemoort hadde ende diemen
met recht ontlyuen soude consten sy in hem vynden dat sy dachten Ge« def de stalen hedde
vnd ghegrepen worde vnd uorordelt dat me en henghen scholde so dencken he hedde dat wol
uordent vnd ok en morder deghemordet hedde vnd to den dode gherichtet dencken efte seg
ghen Eb 4 sol hachen z solt hencken N. solde höhen Kao hencken Ka4 der* bis
6 sie fehlt N4 4 der* bis 5 haete”) er (vnd er Kas) hett (hat M17) es wol verdienet zKas
4f. verschult Ka4 5 und h. gest., mitt steln Ka4 fehlt Kas hat g. M17 und einer,
oder der (der v. and. Hd. über d. Zeile) ein Kas haete*] hat M17 hett Pr1 den bis 6 redern:
fehlt z 5 von ] mit Ka4 6 entliben F„Ge4 enhaubten Kao jn jm B7N. jn jnen Ka4
daz! fehlt N4 finden etc. Sich Ka4 sich, bis liden ] Jck hebbe des wel verdient dat wil
ic lyden Ge4 dü bis liden ] du wiltuß leiden B7 die welt dicz leyden M17 wilt du Kas
daz*] ditz Prº M1, dich N. durch ] vmb N4 6 f. vmme der rechticheyt willen Eb
7 wan bis tuot, ] wente me deyt dik dit recht Eb ende men doet my recht Ge, fehlt Kas
sie bis saelic.] so du es wolwerschuldet hast er wer der behalten einer N. sie wür
den ] so wurden sye M17 se worden beyde Eb sonder twyfel sy worden Ge. sonder Ge4
7f. In d. w., ] vnd dar vmb N4 8 vngerecht N. vngereht (ge p.and. Hand über d. Zeile) Kas
ongerechtich dat Ge. wir ymer s. N4 nemen wir ] so n. w. Ka4F2B17M17 Pr1 Kas wir
nemen (vor wir Umstellungszeichen?) Pra von ] aldus v. Ge4 doch v. Eb danne v. N4
tüt KasGe. oder bis 9 gerehticheit, oder nement (t über d. Zeile) es für ein recht als es
auch ist N. 8f. oder n. e., fehlt F„Kas (Homöoteleuton) 9 endoet Ge4 9 von bis liden ]
vnd liden dat alzo ift he vns dat mid rechte dede vnd Eb im ] eenen Ge4 fehlt Kas und
liden ] en lydent Ge4 vnd litten Ka4 fehlt Kas durch ] om Ge4 só] yn der warheit so N.
só bis saelic.] wy sullen salich syn Ge. sin] sey Prº Prs wer Ka4 were Eb würdent N.
10 Dar umbe] vmb des willen so N. vnd Kas dann Ka4 denn F, en claeget Ge. nichtz
mer denn F2 nicht N4EbGe4 dan bis 306,1 häst.] dat gy nu claecht maer claecht
dat allene dat v niet en genoecht alsoot v Godt geeft dat hebdy te clagen ende dat mooch

20 Eckhart D 5 305
Traktat 2

daz dich niht benüeget; daz maht dü aleine klagen, daz dü ze vil häst. Wan
dem reht waere, der naeme als in darbenne als in habenne”.
Nü sprichest dü: eyà, got würket alsó gróziu dinc in vil liuten, und sie
werdent alsó mit götlichem wesene überwesent*, und got würket in in und
sie niht.
3C
Des danke got in in ”, und gibet er dirz, in gotes namen, só nimz: en
gibet er dirz niht, só solt dü sin williclichen darben, und enmeine nihtes dan
in, und bis unbeworren, ob got diniu werk würke oder ob dü sie würkest:
wan got muoz sie würken, meinest dü in aleine, er welle oder enwelle *9.
10 Enruoche ouch dich, swaz wesens oder wise got iemanne gebe. Waere ich
alsó guot und heilic, daz man mich mit den heiligen erheben müeste, só sprae

dy ende moet gy clagen Ge- 10 dan] dann Ka4 denn F2y B17 Pr1 Pr2 wan M17 wenn Kas mer
Eb fehlt N, daz*] dis M17 klage bis 306,1 daz” fehlt y (Homöoteleuton) 10 klage fehlt Kas
dü bis 306,1 daz” fehlt Kas (Homöoteleuton) 10 noch fehlt N4

1 dich ] dir N4Kas fehlt M7 niht p. and. Hand über d. Zeile Kas benüeget;] b. an
dem willen gots y genügt zEb daz” bis häst. fehlt y daz” bis klagen, fehlt N, daz*]
vnd d. N4 daz” bis häst. fehlt Kas ze fehlt M17 häst.] hast von ynnen vnd von
außen vnd vndanckper pist etc. N. 2 dem auf d. Rand d. 2. Hand nachgetragen N der ]
des M17 fehlt Ge- naeme ] naemt Ge4 wen M17 hielt sich y als” . a. vil Kao N. alsoo geer
ne Ge4 fehlt zEby in" vmb Kas in den Ge- darbenne] d.vnd yn mangeln N mangel
zEbenpern Kas in*] vmb Kas in den Ge- habenne.] haben etc. Bao haben aus gaben
gebessert M17 3 Nü bis 309,2 si. fehlt y 3 spreeckt gy Ge- eyà, fehlt N.Ge. Godt
die w. Ge4 vil ] uelen Eb 4 mit ] metten Ge4 gar vaste mit N4 über wesent, ] vber
weset Kas droch ghewassen Eb und” bis 5 niht. ] das er würcket also in im das es vn
außsprechelichen ist N. 4 ende dit werckt Godt in Ge, got der w. Pr. 4f. ende
sy niet darüber p. and. Hand (?): puto (?) in my niet Ge4 6 Des bis 7 niht, ] Dies danct Godt
ende geeft hy v dat oock in den naeme Godts ende en geeft hys v niet Ge4 6 Des ] das z
in in, ] vnd lob in dar vmb N4 in”, ] im M17 dirz, ] dir das N4 das F. id di ok Eb
in” bis nimz;] so nym es (es] dat ok Eb) jn gottes namen zEb so nym es auch für ein gnad N.
7 dirz] ouer di des Eb dir des aber N4 suldy Ge4 sin] si M16 des Eb dies Ge- sein
auch N4 willichchen Ka4 darben, d. durch in N4 dancken M17 enperen Prº EbKas mang
len M10Ka4 und bis 307,6 vüeget. fehlt Mio 7 und bis 8 unbeworren, ende blyft des
onberoert Ge4 7 meyn in dem nichcz anders dann N. mainen F2 mane Pr. dan ]
wenn Kas mer Eb 8 unbeworren, ] vnverdorben getilgt, v. 2. Hand auf d. Rand: vnverwor
ren N4 vnuerwaren M17 ob! ) weder ob z des ift Eb diniu] v Ge4 werckt Ge.
oder ob ] efte w« Eb oft dat Ge, ob fehlt Ka4 Kas dü s. w.;] gyt werckt Ge4 dü fehlt
Pr1 Pr2 würkest;] würckest allein an yn N. 9 wan bis enwelle. ] want Godt moetet al
wercken weder gy wilt oft nieten wilt op dat gy hem alleene mint Ge4 sie also w. N.
meinest bis aleine, ] wo du ene alle (alle auf d. Rand) menest Eb manstu M17 enwel
le. ] wol nit zEbN. 10 Enruoche bis gebe. fehlt Eb En roecket oock niet wat Ge.
wesen B17 Pr1 Pr2Ge, oder bis gebe. ] oder was weise dir got gebe oder nem oder yemant
anders N. hy v geeft oft iemant anders Ge. got iemanne] ymmant got Kas g. man M7
got fehlt B7 Waere bis 11 müeste, fehlt N4 10 Waere bis 11 heilic, fehlt Ge. 11 guot
und fehlt Kas vnd also h. Prº man fehlt B17 mit bis müeste, ] verheffen mocht
mitten heiligen De er haben B17 verheffen GeºEb só] Nu Ge. 11 f. sprechent FN.

306
Die rede der underscheidunge

chen die liute und vorschten aber, ob ez gnäde oder natüre si, daz in im ist,
und sint dä mite beworren. An dem ist in unreht. Láz got würken in dir,
dem gip daz werk und enruoche, ob er würke mit der natüre oder ob der
natüre; beide ist diu natüre und gnäde sin. Waz gät dich daz ane, wä mite
578,7 im vüeget ze würkenne oder waz er würke in dir oder in einem andern? Er
sol würken, swie oder swä oder in swelher wise daz ez im vüeget46.
Ein mensche haete gerne geleitet einen brunnen in sinen garten und sprach:
45,1 daz mir daz wazzer würde, des enahte ich zemäle niht, waz künnes diu rinne
si, dä durch ez mir würde, weder isenin oder hülzin oder beinin oder rostic,

1 die ] sommige Ge. und bis ist, dat men wael besiet of die duechden diemen heeft
van naturen sijn of van ghenaden De forschen Ka4N4 forchsten Fº forsten M17 forste B17
forhten Kas vreesen Ge4 bekummerden sik Eb aber, fehlt zEbN4Ge. ob bis si, ] oft
syt van genaede hebben oft van natueren Ge, war dat uan natur efte uan gnaden sy Eb
es vsß gnade Ka4 si, ] were Kas daz bis ist, das danne in in ist N. fehlt Ge. 2 sint]
weren Kass. nv N. dä] die M17 beworren. ] verworren De bewertten M17 bekümert N. Ge4
An dem ] Jn dien De Daran N. in!] im Kas hem De in auch N. Läz] laß du B17 Pr Pra
EbKas lassestu M17 Laet gy Ge4 dir, ] v DeGe. 3 dem bis würke] ende geuet hem dat
werken ende en achtet niet waer hi werket De dem bis werk] ob er wil gibym die ere
deines guten werckes N. dem gip] den ghift Eb ende hem geeft Ge. daz] diß Kas
und enruoche, ] den enreuch M17 ende en laet v niet roecken Ge, fehlt Eb ob") weder Fa
M17 Pr1 Pr2Eb er würke] he w. id Eb dat Godt werckt Ge4 oder bis 4 sin..] efte vt gna
den dat iz bauen de natur wente beyde natur vnd gnade syñ syn Eb oder Vber die nature sye
sint pede sein nature vnd auch gnade N. 3 oder bis 4 natüre” fehlt B17 (Homöoteleuton)
3 oder bis 4 natüre"; fehlt Pri (Homöoteleuton) 3 ob der ] bouen der DeGe, lob Der Kas
4 beide bis sin..] Want beyde die natuere ende die genade syn syne Ge, beide ghenade ende
die natüere die sijn sijn De diu fehlt Pri dich daz] dik des Eb het v Ge. d. d. oder
dises N. daz fehlt Ka4 dich ] v De wä bis 6 vüeget..] fügt im nicht cze würcken ba
mit er wil was er wil wenn vnd ba in dir oder in einem andern N4 4 wä bis 5 vüeget]
wes ome temet Eb Waer mede dat hem genüget De 5 vüeget] genoecht Ge4 werckt
in v ofte Ge4 werket DeEb in” bis 6 oder* fehlt De (Homöoteleuton) 5 Er ] want
hy Ge. 6 daz fehlt zEb ez im ] hem dat De ez fehlt Ge4 belieft Ge4 beuellet Eb
7 Ein bis sprach:] Een man had gheleidet ghehadt eene fonteyne ofte een borne in sinen hof
ende hi sprac aldus De Ein ] Merckt een Ge4 haete] hab M17 die hadde Ge4 gelei
tet bis sprach:] een Fonteyne wt eenen oorspronck in synen hof geleydt met conduyten ende
hy sprack Ge4 sinen ] ain zEb und] Er N. 8 daz bis niht, ] alsoe verre als ic
alleen dat water crigen mach soe en achte ic niet te male De op dat my dwater dat ic geerne
hadde gewerden mochte soo en woude ic temaele niet achten Ge. daz] allein das N.
des wassers M17Eb des wasser M16 werde KasN. des] das M17 so N. enachtet Ka4
ich fehlt B17 zemäle fehlt zEbN4 waz k..] vnd was künens M16 welcherley Ka, N. wat
terleye Eb welc my De hoedanich Ge. künnes] kuñes B17 fehlt M17 diu rinne] d. ryn
nen Pr2 die tüchel oder rinnen Ka. De ronne Eb die röre Kas die roren N. dat die gooten Ge.
die conduten ofte ganc De 9 si,] sein KasGe4 sint N. weren Ka4 dä durch ] waen De
ez mir würde, my dat water quame (comet De) Ge. De werde F„z EbKas wirt N4 weder
bis 308,1 würde'.] oft sy houten waeren oft yseren steenen oft beenen oft looten ic en roeck
niet op dat ic dwater hebben mochte Ge, sie sint pleyen oder zinen eyssenen oder hülczen
gülden oder silbrein küpferein oder messige da frag ich nicht nach N. 9 weder bis rostic,
waen die conduten siin yseren ofte holten of loden ofte stenen De weder] sy sey zEb sie

20* 307
Traktat 2

si, daz mir daz wazzer würde'48?. Alsó ist den gar unreht, die sich dä mite
bewerrent, wä durch got siniu werk würke in dir, weder ez si natüre oder
gnäde 48°. Dä mite läz in würken, und habe aleine vride.
Wan als vil bist dü in gote, als vil dü bist in vride, und als vil üz gote,
als vil dü bist üz vride. Ist iht einez in gote, daz selbe hät vride. Als vil 1C

in gote, als vil in vride. Dar ane kenne, wie vil dü in gote bist und ob ez
anders ist: ob dü vride oder unvride häst; wan, wä dü unvride häst, in dem
müoz dir von nöt unvride sin, wan unvride kumet von der créatüre und niht
von gote 46“. Ouch enist nihtes in gote, daz ze vürhtenne si; allez, daz in 75

sint N4 fehlt Ka, weder sie eysnein sey oder Kas oder fehlt Ka4 oder beinin] oder
baine M16 oder payne Pri Prº oder bainig F2 oder viechtein Kasstenen efte knoken Eb steinin Ka,
oder rostic, si, ] oder ob es rostig sey Me edder slimich Eb oder anders sy Ka, fehlt B7

1 si, bis würde'. fehlt Kas De si, fehlt zEb daz mir ] d. wir F, wo mik m« Eb
werde zEb Alsó bis gar ] Allen den genen is te maele De Ende alsoo siet ist hem herde Ge.
ist auch den hie gar N. ghans Eb dä mite fehlt N4 2 bewarren De bekümern
Ka4N.Ge. waer god sijn werken mede werket De durch ] wt dat Ge got bis
dir, ] sye got treibe vnd würcke N. sein M17EbGe4 würckt FºzEbGe. dir, ] hun Ge4
weder ] ob Kas fehlt zEbN4 w. dat natuere is oft g. Ge4 oft natuer si of g. De 3 gnäde.]
gewalt (lt zu d gebessert ?) M17 gnäde. bis vride.] gnade gut oder pöse lewt allein das sie
got behagen Dar Vmb so pis zefrid N. Dä bis vride.] laet hem daer met geworden ende
hebt alleene vrede in v seluen Ge, daer laet god mede beworden Ende holt alleen vrede in
di De in allein w. Ka4 würken, ] pawen Kas 4 Wan bis vride, ] want recht alsoo
veele syt gy in Godt als gy in vreden syt Ge« want recht alsoe vele bistu in vreden alstu biste
in göde De wann so vil du in got pist so vil ist frid yn dir (dir Korrektur auf d. Rand für ge
tilgtes der im Text) N4 als ,”*] so Eb in” bis vil” fehlt M17 (Homöoteleuton) Vil?
fehlt Pr2 Kas in*] jm B17 und bis 6 vride. fehlt Ge (Homöoteleuton) 4 als vil*
fehlt De vil” fehlt F2 üz gote, ] pist du auz g. Kas du aus got pist N. 5 als bis
6 kenne, so vil ist vnfride in dir Jst icht des deinen in got das haltet frid an dem so beken
ne N. 5 uele also du Eb vil" fehlt De vride".] den vrede De Ist bis 6 vri
de. fehlt De (Homöoteleuton) 5 iht] echt Ka4 nü icht Kas einez] syns Kas Als
bis 6 vride. fehlt zEb (Homöoteleuton) 5 Als bis 6 gote", als vil es in got ist Mis 6 als
bis bist fehlt Mo (abgeglitten) Dar bis 8 sin, ] ende hier aen moochdy selue bekennen
hoe veele dat gy in Godt syt ende ofte iet anders in v is dan dat gy vrede hebt want waer
gy onurede hebt aen dien moet v van noode on recht syn Ge4 6 Dar] vnd dar zEb & IlG

kenne, inne irkenne Eb kenne, machstu bekennen De wie vil] die vil (76r) wie
vil F, gote] vreden De bist bis 8 sin, ] seist vnd wider Vmb hast du vnfride in dem
must du an dir vnfrid haben vnd nicht an got N. 6 und bis 7 ist: fehlt De 7 anders
in dir ist Kas ob] wa F„M16 wan zEb wenne Kas oder Ka4] ofte De vnd F2M1ezEbKas
häst;] habst Kas wan, bis 8 sin, ] hebstu onvrede soe hebstu onrecht De 7 wan, bis
häst”, fehlt Ka4 Pr1M17 (Homöoteleuton) wan, ] vnd Pro 8 nöt] noden Eb got M1,
unvride*] aller vnfrid N. onurede die Ge, die De comen De den (den fehlt De) crea
turen N. GeDe der natur creatur Eb und fehlt N 9 gote. ] gote Auch enist nicht in got
des oder da von (oder d. v. fehlt Ge) man getrawren müge (bedroeuen mach Ge-) KasGe.
Ouch bis 309,2 si..] Want van gode en comet geen verwetentheit noch bekümmernisse De
9 Ouch ] ende oock Ge, nihtes] nit M17 Pr1 PrºGe-N„F„M16Kas das du furchten seyest Mie
ze fehlt M17 te ontsien is Ge4 allez, bis 309,2 si. fehlt Ge4 (Homöoteleuton) 9 allez, bis
309,1 ist, ] wann alles das das do an got ist vnd yn got N.

308
Die rede der underscheidunge

15 gote ist, daz ist aleine ze minnenne. Alsó enist nihtes in im, daz ze trü
renne si.
Der allen sinen willen hät und sinen wunsch, der hät vröude 485; daz en
hät nieman, dan des wille und gotes wille alzemäle einez ist. Die einunge
gebe uns got. Amen. -

1 aleine ] alles N4 ist auch n. N. daz*] dar M16 fehlt N4 trauen B17 bedrou
ende Eb 2 si. fehlt N4 3 Der] DEr mentsch der y want die Ge, wann er N. alle De
sinen" fehlt Fa willen vnd wunsch hat der y hät! fehlt B17 und s.wunsch, J nae
alle sinen wonscen De sinen” fehlt zEbN4 wunsch, wuschst M17 wenschen Ge- der
bis 5 got. ] vnd dar vmb so halt frid vnd frewde mit ym wann des nymant gehaben mag denn
der dez willen eines mit ym ist in liebe vnd in leide Das geb auch vns der die mynne vnd
liebe selber ist N. 3 vröude;] vreuch.de ende vrede Ge4 vrede EbDe daz bis 5 got.]
ende dat en heeft geen mensche dan die geene dies wille metten wille Godts altemaele een is
wie mochte dien oock vertoornen ofte bedroeuen Ge4 3 daz] Des EbKa5 ende die De
4 des] die sinen De alzemäle] zü mal z gancz vnd zümäl y ghans Eb fehlt De ain
F2Kas einez ist.] en syn Eb Die bis 5 got.] das (deß Kaz) helff vnns got etc. y
Hoe mach hi dan bedroeft sijn dien god heeft in seker meninck De 4 ainigung M17 5 got. ]
gott allen Prº god de uader vnd de sone vnd de hilghe gheyst Eb Ämen.] Amen / Disſ
büchly hat ain end gott / vns alle sin gnaud send Amen / Tusent vierhundert vnd iIn / nün
vnd sechtzigosten iaur etc. Daneben auf dem rechten Rand in großen Ziffern: 1469 F, Amen /
Hie endent die vnterscheydung etc. / Anno domini 1472 (oder: 1478?) Jn/translatione sancti thome
(rot p. and. Hand) B17 Amen / Nun sey got gelobt Prº Amen / Hir endighet sik de dudesche
karthuser uan ené / entsamen vnd beschouwelken leuende Eb fehlt yGe„De

Anhang
Textfragment von Ha2 mit Varianten von Ha1
(sieh oben. S. 142 zu Ha2)

( ) Je mensche die eyns nü- / wen leuens oft werc- / kes wille bestaen
die / sal gaen toe sinë gode / ende van deme sal hij mit groeter / cracht ende
aendacht begheeren / dat hij hem toe voeghe dat alre / beste ende gode dat
alre / liefste ende weerdichste ende enwille / noch enmeyne daer aen niet
des / siins Maer alleyne den alre liefsten / wille gods ende anders niet Soe
wat / hem dan god toevoeghet dat ne-/ me hii sonder middel van gode / ende
halde dat voer siin alre beste / Ende si daer ynne gans ende toe mael / in

1 ( ) Je] DJe WerC 3 gode ] hem 5 alre fehlt 6 dan fehlt 7 besten

* dahinter tot alre getilgt.

309
Traktat 2

vreden al est dat hem naema-/ els eyn ander wijse bet behae-/ ghet Soe sal
hij dencken dese / wyse hebbe hem god gegeuen / ende sy hem die alre beste
wyse (93p) des sal hij gode getrouwen ende / sal alle guet in die selue wyse /
tien off trecken ende nemen alle / dinc in den ende nae derre wysen / Wat
kunne dattet sy Want wat / gudes dat god heuet gegeuen / in eynre wysen
dat machmen / oec vynden in aller gueder wysen / Want in der wysen des
leuens sal / salmen meynen dat wesen des / menschen ende niet die eyghene
scap / der wise Want men moet om- / mer eyn doen ende in den eynen /
sal men alle meynen Want dat / die mensche wolde al doen nv / dit nv dat
10 ende laten beghynnen ende / nummermeer volbrengen nv van / der eynre
wysen laeten ende nemen / eyn ander die oen meer beuelle / inder waerheit
dat maket gro- / ete onstedicheit Want nummer / ofte selden wert derre men
schen / eynich volcomen Die also vallen (94r) wyt eynre wisen in die ander
ende / si moeten werden onstedich / Voel balder worde die mensche / volcomen
15 die vter werelt toe / mael quame in een orden Dan / die ommer worde die wt
eynre / orden quame in die ander woe / heylich hii oec waere Dat es / om
die verwandelinge der wise / Die mensche neme aen sich eyn / guede weyse
ende bliue altijt daer / by Ende brenghe in die alle guede / wyse ende reken
die als van gode / genomen Ende en beghynne niet / hueden eyns ende mor
20 ghen eyns / anderen Ende sie oec aen alle sorge / dat hij in deser wisen om
mer niet / enversueme Want in gode en ma / ch een nummermeer niet versü-/
men also wenich alse god yet / mach versümen Daeromme / nym eyn van
gode ende daer (94p) in tee alle guet Jst eüer? alsoe / dattet sich niet en wil
ver- / draghen so es dat eyn wis / teyken dattet van gode niet en / es Want
25 wanner eyn guet / dat ander niet en lidet ende dat / eyn tieghen dat ander
es Dat/ en mach niet beyde staen Als xps / spriect Eyn yegeliic riic dat in /
hem seluen gedeelt es dat moet / vergaen oec sprect hij Soe wie / mit my
niet en es die es tiegen / my Ende wie mit my niet en ver- / gadert die ver
stroeyt Also sy / dy een seker teyken soe welke / guet dat eyn ander guet
30 (dahinter niet / en lidet getilgt) ofte lichte eyn mynre / guet niet en lidet mer
verstre / yt dat dat van gode niet en / es Het sal volbrengen ende / niet ver
streyen Also waren / cortliken reden die hier in / vallen Du salt dat weten
(95r) dat daer gheyn twiuel aen / en es Die guede god hij en” neme / enen
yegeliken mensche in sinen / alre besten Doe waert ghevra- / ghet waer om
35 me dat dan god niet / en neme tot sich die lude van / welken he bekennet
Dat sij vter / genaden der doepen sullen vallen / in hoerre kintheit eer dat
2 heeft 3 gode fehlt 4tien] doen dinc] guet dinck 6 aller gueder]
eynre anderre 7 sal fehlt 11 laeten] vallen oen] hem beuelt 14 ende
fehlt worde] wort 19 niet fehlt 22 also bis versümen fehlt (Homöoteleuton)
23 tee] doen 32 Also bis vallen fehlt

* mit Vernoeisungszeichen auf dem Rande nachgetragen


* korrigiert, über der Zeile nachgetragen " über der Zeile nachgetragen

310
Die rede der underscheidunge

sij tot / hoerre bescheydenheit comen na / dien dat he van hoen bekent / dat
sy sullen vallen ende niet we-/ der op staen of dat waere oer beste JC
sprac doe Also god niet en es een verderuer der na-tueren Mer eyn vol
brenger Oec / die genade en toe storet die na- / tuere niet mer sy volbren
get / se Want waer dat god die natue- / re testuerde inden beghynne soe
geschiede oer gewaelt ende / onrecht Des en doet god niet (95d) die mensche
heuet eynen vryen / wille Daer mede hii keysen mach / ende woert voer
ghelacht guet / en quaet die doet ende dat leuen / Ende hij es vry ende eyn
heer alle sij- / nre werken en hon en to stortet / die ghenade noch die na
tuere / niet mer sy volbrenget want / die glorie es (?) eyn vollbracht / der 10
ghenade Also en est mit / gode niet dat hii eynich denck / toe store dat yet
wesens heeft / Mer hij es eyn volbrenger alre / dinghen Alsoe en sullen wij
gheen cleyn guet aen ons verstoren noch / eyn cleyne wyse om eyn groeter /
Mer wy sullen se volbrenghen / in dat alre hoechste Also wert / cortelik ge
sproken van eynen men- sche Hy soil.de eyns nüwen leue- / ns beghynnen
van nuwes Doe / sprac ic die mensche solde werden (96r) eyn god suekende
mensche in allen / dingen Ende een god mynnende men- / sche tot alre tijt
in allen steden / by allen lueden in alre wyse Jn / desen machmen alle tijt
toenemen / sonder onderlaet ende wassen ende / nummermeer to den eynde
comen / des toe nemens 20

1 bekent van hen 2 weder ] weder ende niet weder 7 ende hem wort
8 en] ende 9 Stoeret 11 te stoeret 12 wenSenS 14 wert] wort 20 t Oe

nemens] toe nennens / Deo gracias

311
Anmerkungen zu RdU

1 Die Überschrift steht in allen Volltexten mit Ausnahme von B17, Kas, Eb, De; sie steht
aber auch in M1s und in Gi.
In Z. 1 schreiben nur die Hss. Pr1 Pr2M17 red der vnterscheidung. In B17 ist am Schluß des
Ganzen (f. 144r) von einer späten Hand (des 17. Jhs. nach. Die der ich s Diss. S. 6) eingetragen:
Hie endent die vnterscheydung etc. (sieh Var.-App. zu S. 309,5). Pfeiffer (S. 543,16) setzte der
underscheidunge aus M17 in seinen Text ein; Di e der ich s, der Ka4 folgte, ergänzte es nicht,
noie mir scheint mit Recht, nach Lage der hsl. Überlieferung. Man hat sich daran genoöhnt, das
Werk als „Die Reden der Unterscheidung“ oder „Die rede der underscheidunge“ zu zitieren, ab
gekürzt: RdU. Ich habe diese Bezeichnung in dieser Ausgabe beibehalten als Titel des Werks und
zur Kennzeichnung von Stellen, die ich aus ihm zitiere, noeil einfaches „die rede“ zu blaß und
unspezifisch klingen noürde. Es scheint mir allerdings, daß mit die rede der terminus technicus
nwiedergegeben noird, der lat. collationes heißt und unter dem abendliche Konferenz-Gespräche ge
meint sind. Du Can ge Bd. 2 S. 402 f. noird collatio definiert als: Collocutio vel confabulatio und
auf folgende Stellen vernoiesen: Smaragdus in Regula cap. 42: de Scripturis divinis aliis conferen
tibus interrogationes, conferunt alii congruas responsiones, et sic quae diu latuerant occulta, con
ferentibus patefiunt perspicua. Honorius Augustod. lib. 2. cap. 63: Quod Religiosi ad Collationem
conveniunt, hoc a sanctis Patribus acceperunt, qui in Vesperis solebant convenire, et de Scripturis
insimul conferre, et quae ipsi tunc invicem contulerint, Collation es (Sperrung von mir)
dicebantur, et haec his similia ad Collationem leguntur. . . . Regula S. Isidori cap. 8: Ad audiendum
in Collatione Patrum tribus in hebdomada vicibus fratres post celebratam Tertiam, dato signo,
ad collectam conveniant: audiant seniorem docentem, instruentem cunctos salutaribus prae
ceptis . . . Ipsa quoque Collatio erit vel pro corrigendis vitiis instruendisque moribus, vel pro
reliquis causis ad utilitatem coenobii pertinentibus, . . . cunctis pariter congregatis praecepta
Patrum regularia recensenda sunt . . . Se den t es autem omnes in Collation etacebunt, nisi
forte quem auctoritas Patris praeceperit ut loquatur. Man nehme hinzu, roas des A la r di
Gaza ei Commentarius zu des Joannis Cassian i Collationum XXIV Collectio im Eingang
ausführt (PL 49, 4?? a): Collationes a conferendo dictas nemonescit. Hinc Smaragdus abbas (In
cap. 40 Regulae D. Bened.): Collatio, inquit, est confessio, collocutio et confabulatio, ubi de
Scripturis dipinis, aliis conferentibus interrogationes, conferunt alii congruas responsiones; et sic
quae diu latuerant occulta, conferentibus fiunt perspicua. Isidorus lib. III de Summo Bono (Cap. 15):
Cum sit, inquit, utilis ad instruendum lectio, adhibita tamen collatione majorem intelligentiam,
praebet. Melius est enim conferre, quam legere. Collatio autem docibilitatem facit. Nam propositis
interrogationibus cunctatio rerum excluditur, et saepe objectionibus latens peritas approbatur.
Quod enim obscurum, aut dubium est, conferendo cito perspicitur. – Die aufgeführten Belegstellen
lassen erkennen, daß noir es in den RaU tatsächlich mit „Collationes“ (mhd. Colatze, vgl. Spam er
Texte S. ?9; die Predigt Pf. Nr. LV ist in der Hs. Z1 am Schluß, f. 119v bestimmt als: Dis ist ein
collacie meister ekarts, vgl. Wa ck er n age l Altd. Pred. S. 158,91) zu tun haben, denn ihr Inhalt
entspricht dem, was Smaragd u s, H on orius August od un en s is und Isidor an den
angegebenen Stellen als Inhalt und Zweck der Collationes bezeichnen. Z. 6 dó sie säzen in colla
tionibus mit einander scheint noiederum einen terminus technicus noiederzugeben, noenn man die
aus der Regula S. Isidori zitierte Wendung Sedentes autem omnes in Collatione vergleicht. Vgl.
auch: Isidor us H is pal en s is Sent. III c. 14, PL 83,688 f.: De collatione; Prologus generalis in
Opus tripartitum n. 2, LW 1 S. 148,8 f.: . . . tum in cottidianis collationibus . . .; Jost e s S. 114
(= Benutzungsanroeisung für „Die Handschriften des Katharinenklosters in Nürnberg nach einem
Verzeichnisse des 15. Jahrhunderts“): Jtem disz ist der notel, wie man sol zu tisch lesen und zu collacio
lesen durch das gancz yor, das man find verczaichend ein yecliche wochen und tag und fest und
hochczeit, waz dar ynnen zu lesen sey.; Wackernagel Altd. Pred. S. 416 f.; Lehm an n S. 9:

312
Anmerkungen 1–3 zu RdU S. 185–186
„. . . noiederum mit den freieren abendlichen Unterhaltungen, der sog. "Kollazie', bei der an einen
freien Vortrag des zu Gaste noeilenden verehrten Lehrers über irgend ein Thema sich die Beant
nwortung der Anfragen aus dem Zuhörerkreise anschloß.“ Vgl. auch Ed. Schaefer, Meister
Eckeharts Traktat „Von Abegescheidenheit“, 1956, S. 133 f. Über die Collatio, für die es noch keine
speziellere und umfassende Darstellung gibt, vgl. insbesondere Th.-M. C h a rl an d, Artes Prae
dicandi. Contribution à l'histoire de la rhétorique au moyen áge (Publications de l'Institut d'Etudes
Médiévales d'Ottanoa Bd. VII), Paris-Ottanoa 1936 S. 224 Anm. 1 (mit Literatur), J. Koc h , LW4
S. XXVIII, noo gesagt ist: „Diese Collationes noaren m. E. religiöse Ansprachen an die Mitbrüder im
Kloster, und die Reden der Unterscheidung geben solche Ansprachen noieder.“ Wenn K. a.a.O. S. XIV
Anm. 2 in bezug auf eine aus Thomas W. a le us „De modo componendi sermones“ zitierte Stelle
(C h a rl an da.a.O. S. 34?) sagt: „Aus der c. 2 S. 34? gebrauchten Wendung »in moralibus ex
hortationibus vel collationibus« ergibt sich, daß die Collationes im noesentlichen der sittlich-aszeti
schen Belehrung dienten“, so trifft er damit den Charakter der RdU in Übereinstimmung mit dem,
noas die Regula S. Isidori an der oben aufgeführten Stelle als Sinn und Aufgabe der Collatio an
gibt: Collatio erit vel pro corrigendis vitiis instruendisque moribus, vel pro reliquis causis ad
utilitatem coenobii pertinentibus ... Wenn aber Spam er PBB 34 S. 395 schreibt: „. . . das Buch
der Unterscheidungen (= 'Divisiones')“, so dürfte er den Sinn von underscheidunge, das zur
Übersetzung mehrerer lateinischer Ausdrücke verwendet wurde, im Zusammenhang der RdU ver
kennen. Von den in der mhd. Teil-Übersetzung der Summa theologiae des Thom a s p on A qu in
(Middle High German Translation of the Summa Theologica by Thomas Aquinas Edited noith
a Latin-German and a German-Latin Glossary by Bayard Quincy Morgan and Friedr. Wilh.
Strothmann) S. 395 aufgeführten Bedeutungen von underscheidunge: 1. differentia, 2. discretio,
3. distinctio, 4. divisio trifft keine den Sinn der RalU. am ehesten noch discretio. Entsprechend dem
Ausdruck der oben zitierten Stelle der Regula S. Isidori instruentem cunctos salutaribus praeceptis
nwürde instructio noohl den Sinn von underscheidunge in den RaU am besten treffen und „Unter
nweisung“ (nicht „Unterscheidung“) die richtige nhd. Übersetzung sein, noie schon Büttner sie
geboten hat. Vgl. etroa noch Se use S. 3,13–18. – In Z. 3 schreiben B30 Pr1 Pr2M17 Ka4F2 und
bruoder. Natürlich besagt dieses und nicht, daß es sich um zwei Verfasser der rede handelt, noie
D ie der i c h s Diss. S. ?? und im Anschluß daran Fahrner S. 34 ausdrücklich betonen und er
noeisen zu müssen glaubten, auch dann nicht, noenn B17 f. 9? r schreibt: Collationes Eckarti et prioris
Erfortie (Hand des 17. Jhs.?).
Z. 5 in habe ich in meiner Übersetzung (S. 53) noie die anderen Übersetzer als Personalpro
nomen „ihn“ und dirre rede, noas die anderen Übersetzer noegließen, als Genitiv (Plur.) der Be
ziehung aufgefaßt und mit „zu diesen Reden“ übersetzt. Ich glaube nicht, daß in als Präposition
verstanden und in dirre rede mit „in dieser Rede“ oder „in diesem Vortrag“ übersetzt noerden kann.
* Godfried v an Wevel, der das 2. Kap. der XII Dogheden „Van Gehoersamheit“ im
roesentlichen Ru us bro e cs Brulocht I, 3 A (Werken Bd. 1 S. 124 ff.) entnommen hat, entlehnte D.
S. 31,24–32,14 (p. M. S. 248 f.) der RdU S. 185,8–187,2.
* Vgl. L ü ck e r S. F4 Anm. 3, noo aus den „Regeln für die Laienbrüder und Donaten von
Eemsteyn“ aus der Leeken ghewoenten in Eemsteyn zitiert ist: Ghehoersamheit is een zaec alles
ghe(e)stelics goets ende do(e)cht die alle doechden in der herten inbrengt ende behoet ende alle
gheestelike menschen boven alle dinc die doghet der ghehoersamheit minnen ende volbrenghen.
„Von warer gehorsam und ungehorsam“ handelt das XV. capitel der Theologia Deutsch
S. 19,23 ff.: Waß ist aber ware gehorsam? Ich sprich: der mensche solt alß gar freyhe an sich selber
stehen und seyn daß ist an selbheit, icheit, mir, meyn, mich und deß gleichen also daß er sich und
deß seyn alß wenigk sucht und meynt yn allen dingen alß ob er nicht wér und solt auch alſ?
wenigk von ym selber hallden alß ob er nit wère und alß ob eyn ander hett alle seyne wercke
gethan. Er solt auch nit halden von allen creaturen. Waß ist dan daß, daß do ist und do von zu
halden ist? Ich sprich: alleyn daß man got nennet. Sich daß ist ware gehorsam yn der warheytt
(sieh dazu S. 187,1 ff.). Vgl. auch Pseudo - Albertus-Magnus, Paradisus animae c. III
(Borgnet 37,452 a–454 b), dessen Eingang Obedientia vera et perfecta est ad Deum die Tugend des
Gehorsams mit den beiden gleichen Adjektiven schmückt noie der Eingang des 1. Kap. der RdU. Die

313
Anmerkungen 3–9 zu RdU S. 186–187

gleichen Adjektive aber fügt der Paradisus animae feststehend fast allen von ihm behandelten
Tugenden bei, vgl. etwa a.a.O. S. 454a: Patientia vera et perfecta est, 456 a: Paupertas vera et
perfecta est, 45? a: Castitas vera atque perfecta est, 459 a: Abstinentia vera et perfecta est usf.
(Hinnveis von Dr. H. Fischer). Das Kap. III enthält auch sonst einige inhaltliche Berührungen
mit dem Kap. 1 der RdU. – Zu Z. 2 f. vgl. etwa Pf. S. 22,36 ff.
4 ez = Objektsakkusativ, Subjekt ist wäriu gehörsame.
* engeirret = „stört nicht“, „behindert nicht“, von den früheren Übersetzern als „irrt nicht“
mißverstanden. Vgl. S. 218,1; Spam er Texte S. 91,26; 136,18,21; Tau l er S. 12,3 u. 8 f.
6 versümen noird hier und im folgenden sonoohl im Sinne von „persäumen“, „verpassen“ noie
von „säumig machen“, „benachteiligen“, „perfehlen lassen“ vernoendet, vgl. S. 187,5; 212,7; 258,1;
286,10 f.; Pf. S. 22,25; 23,21.
7 Vgl. S. 197,2 ff.; 298,4 ff.; Pf, S. 12,9 f.; 22,12 ff.; DW 1 S. 92,? ff. und S. 93 Anm. 1; S. 71,7 ff.;
Sp am er Texte S. 138,23 f.: Vnd ye mer du ausz dir selber gast nach aigenschafft wise, ye mer
ich ein gan in dich vnd in alle deine werck. Vgl. oben S. 19,5 f.; Pf, S. 25,16 ff.: Dá dü dins willen
unde dins wizzens wérliche üz gést, dä gét got gewérliche unde gewillecliche in mit sinem wizzenne
unde liuhtet dä klärliche.; Taul er S. 10,14 f.: Gest du nu alzümole uz, so got er one allen zwifel
zümole in, weder minre noch mere denne alse vil uz alse vil in; 12,1; 45,10: also der mensche
uzget, rehte also vil gat Got in, in der worheit.; Theologia Deut s c h S. 28,5ff.: Wo nü dy
creatur oder der mensche seyn eygen und seyn selbheit und sich verleuset und auß gehet, do gehet
got eyn mit seinem eygen, daß ist mit seyner selbheytt. – Zu Z. 1 sich . . . erwiget vgl. S. 222,5.
* Vgl. Pseudo-Alb er tus-Magnus, Paradisus animae c. III S 2 (Borgnet 37,454 b):
Idemque D. Bernardus: »Omnis bonus obediens, dat suum velle, et suum nolle (scilicet in manibus
sui praelati) ut possit dicere: . . .«; L ü ck er S. 74 Anm. 3 (aus der Leeken ghewoenten in Eem
steyn, sieh Anm. 3): Ende daerom die na dien dat hi hemselven gode ende sinen prelaet gheoffert
heeft syns selfs onderwint teghen den wille sijns overste, die neemt sijn offer vanden autaer goeds,
dat higode gheoffert ende ghegheven heeft ende doet daer een gheestelike dieft ende roef god . . .
Mit prélät ist der Vorsteher des Klosters (öbersten y N14, sieh Var.-App.) gemeint, in dessen Hand
die Ordensgelübde abgelegt nourden. Die Stelle zeigt, daß Eckhart sich mit seinen RdU an Ordens
angehörige richtete, sieh oben. S. 168. Als prelaten nourden aber auch sonstige kirchliche Würden
träger, bzw. Amtsinhaber bezeichnet, pgl. etwa Tauler S. 15,3 f.: Diser hüter der Joseph das
soltent sin die prelaten der heiligen kirchen, pfaffen und bischöfe und epte und priole und priolin
und ouch ein ieglicher bichter, ... .; Seuse S. 5,1? ff.: Dar zü waz er über tütsches land in bredier
orden gewaltige prelat, und hiess maister Bartholomaeus.; 84,30 f.: . . . daz ich ie keins brüders oder
keins andern menschen ding bösreti mit minen worten, weder gen den prelaten noh ane daz, . . .;
126,11 f.: . . . daz dü trukendü burdi dennoht nit für die rihter und prelaten dez ordens waz komen.;
128,2? f.: Der selben menschen eins waz ein prelat gewesen und hat im vil we getan; 145,8f.: „ir
müssent nu erhebt werden ze einem prelaten, . . .“; 421,25 f.: Hier us get denne ein stillü senft
mütikeit, nüt allein gen den prelaten, öch gegen den minnesten kuchischwestran.; vgl. auch Sermo
XLVII, 3 n. 492, LW 4 S. 40?,?.: Ac magis, scilicet curatorum ac praelatorum quam simplicium
clericorum. – Z. 2–3 = XII Dogheden S. 33,9–10 (v. M. S. 249): Want die hem selven niet en
wil, die wil God. Die Bemerkung von Maria L ü ck e r (S. 61) trifft also nicht ganz zu, noenn sie
sagt: „Vorsichtig liess er (= Godeverd) aber die zwei Stellen aus, noorin Eckhart überspitzt gesagt
hatte, dass dann, noenn ich meinen Willen aufgegeben habe aus Gehorsam und für mich selbst
nichts mehr nwill, Gott für mich noill, und zwar genau so, noie er für sich selbst noill. Godeverd
nahm sichtlich daran Anstoss und strich diese Sätze.“ Die der ich s (Diss. S. 87) hat fälschlich
33,9 (st. 32,9)–10 mit Z. 6 f. identifiziert.
" Die Ergänzung von in hinter ane, die ich in meiner Übersetzung S. 54,4 (Anm. S. 460) mit
N4 (yn), N14 (en) und S1 (Gr an eme) vornahm, habe ich nach Prüfung der Gesamtüberlieferung
zurückgenommen. Der Gedanke ist nicht: „Worin ich mich ihm überlasse“ (Übers. S. 54), sondern:
„Worin ich mich lasse“, noill sagen: Da, noo ich mich meiner selbst entäußere. Es liegt also der
gleiche Gedanke vor noie Z. 1 f.

314
Anmerkungen 10–18 zu RdU S. 188–191

" Vgl. S. 229,3; DW 1 S. 8,8 f.: Got der ist diu wärheit . . .; 41,5 f.; oben S. 279 ff.: Entviele got
sinem worte, siner wärheit, er entviele siner gotheit und enwaere niht got, wan er ist sin wort, sin
wärheit.; Pf, S. 57,33 ff.: . . ., wan got ist diu wärheit und allez, daz in der zit ist oder allez, daz got
ie geschuof, daz enist diu wärheit niht.; S. 418,15 ff.: . . . wan wir sin niht diu wärheit, und dar
umbe enderet got unser wizzen, unde sin wizzen niht, wan er ist diu wärheit, unde wir niht.;
289,8; Breth a u e r ZfdA 69, S. 263,18 ff.: wan in vme vme (!) sint alle ding icht vnd sint war, wan
her selber di warheit ist. vnd were warheit etwaz anders dan got, ich wolde warheit ane bete vnd
nicht got. wan were warheit abe gesundert von gote, so in were warheit nicht war got vnd (!) in
were nicht. Vgl. auch DW 1 S. 103,1 f. und dort Anm. 1; Theologia Deut s c h S. 24,9.
1 Z. 3–4 = XII Dogheden S. 33,10–12 (v. M. S. 249).
* Z.4–9 = XII Dogheden S. 33,15–19 (v. M. S. 249 f.).
* Vgl. Pf. S. 1??,22 ff.: Ein mensche ensolte umb ein zergenclich dinc niemer biten; aber
wenne er iht biten wil, só sol er alleine biten umbe gotes willen und anders niht, só wirt ime al.
Bitet er umbe anders iht, só enwirt im niht.; 32,38 ff. K a r r er M.E. S. 266 Anm. 63? vernoeist auf
Nachf. Chr. III 15: „Alles, was dir wünschenswert erscheint, mußt du in Ergebung Gott überlassen
und sprechen: Herr, Du weißt, was das Beste ist. Tue dies oder das, wie Du willst! Gib, was Du
willst, wieviel Du willst und wann Du willst!“
* Z. 9–189,6 = XII Dogheden S. 35,1–11 (v. M. S. 250 f.).
15 Schulze - Maizier 2 S. 56 und Lehmann S. 51 setzen hinter gebetet einen Punkt,
ebenso noch Clark S. 64. Infolgedessen verfehlen ihre Übersetzungen den genauen Sinn und
Zusammenhang der Außerungen Eckharts. Büttner S. 4 setzt einen Strichpunkt, trifft aber auch
den Sinn des folgenden Satzes nicht.
* Statt in got wärer gehörsame heißt es in den XII Dogheden S. 35,3 (p. M. S. 251): in
ghewarigher ghehoersamheit. Ich noürde dies für ursprünglich halten, noenn nicht alle Hss. über
einstimmend got überlieferten, roas denn auch Pfeiffer und D ie der ich s in ihren Texten
beibehalten. Der Text ist dann allerdings grammatisch und inhaltlich fragwürdig: in got kann
dann nur Richtungsakkusativ sein und besagen „in Gott hinein“. wärer gehörsame ist nur als
adverbieller Genitiv zu verstehen: „roahren Gehorsams“ = „in noahrem Gehorsam“. Leh m an n
(S. 51): „Wenn man völlig aus sich selbst heraus in Gott übergegangen ist in roahrem Gehorsam“,
S c h ulze – Ma iz i e r 2 (S. 56): „So ist man im noahren Gehorsam völlig aus sich selbst heraus
übergegangen in Gott.“ Zum Inhalt vgl. etwa Tauler S. 23,9 f.: . . . die lossent Got iren grunt
bereiten und lossent sich Gotte zümole und gont des iren us in allen dingen . . .
17 Vgl. August in u s Confess. X c. 26 n. 37, CSEL XXXIII, 255,8–10: optimus minister tuus
est, qui non magis intuetur hoc a te audire quod ipse uoluerit, sed potius hoc uelle quod ate
audierit. Das gleiche Augustinus-Zitat: In Ioh. n. 230, LW 3 S. 192,14–16; Pseudo- Alb er tu 8 -
Magnus Paradisus animae c. III § 2 (Borgnet 37,453a). Vgl. auch Jost e s S. 83,4 ff.: Sanctus
Augustinus spricht: Der ist ein getrew dienst, der an allen seinen werken niht engesüht dann gots er
allein.; Par an. S. 112,10 ff.: darumme sprichit auch unsir herre: wer vindit einen getruwin und
wisin knecht, der also getruwe si daz he sines nutzis nicht insuche, sunder Godis ere alleine?" –
Wie der Var.-App. erkennen läßt, fügen alle Hss., mit Ausnahme von y, Gi, De und Ges, hinter Z. 4
Augustinus ein: Er sprichet ouch. Offenbar hat die gemeinsame Vorlage dieser Texte Z. 4 Als –
Augustinus fälschlich auf das Voraufgehende bezogen und mußte dann das folgende Zitat
erneut durch. Er sprichet ouch (in N4 deutlich als zweites Zitat verstanden: auch mer) einführen. –
Vgl. Taul er S. 357,5 ff.: Und hetten wir nut me lere und sehen an wie gar die diener und die
dirnen wie wening si irs willen mügent haben, wie alle ir zit, ir flis, ir macht al ze mole gat in
irs herren willen und dienst in aller wise!; 413,5ff. – Zu Z. 1 ff. vgl. Pseudo- Alb er tus -
Magnus a.a.O. S. 453 a: Verus obediens numquam de factis suis ordinat: nec secundum sensum
suum judicat: nec cuiquam de factis suis sensum suum indicat: cum nec velle habeat, necnolle.
Sed omnem ordinationem circa se, simpliciter et secure, Deo committit et Praelato.
18 Über die Forderung der völligen ledicheit und abegescheidenheit des gemüetes für das
rechte Gebet vgl. etwa Ed. Schaefer, Meister Eckeharts Traktat „Von Abegescheidenheit“ 1956,

515
Anmerkungen 18–22 zu RdU S. 191–193

S 180,9 ff. (= Pf. S. 490,27 ff.): Nü fräge ich aber: waz ist des abegescheidenen herzen gebet? Des
antwürte ich alsóunde spriche, daz abegescheideniu lüterkeit kan niht biten, wanswer bitet, der
begert eteswaz von gote, daz im werde, oder begert, daz ime got etwaz abe neme. Nü begert daz
abegescheiden herze nihtes niht, ez enhät ouch nihtes niht des ez gerne ledic waere. Dar umbe sö
stét ez ledic alles gebetes und ist singebet niht anders dan einförmic sin mit gote.; Pf. S. 359,30 ff.;
Ta ul e r S. 154 ff. bringt im Eingang der Pr. 39 auf den Schrifttext Karissimi, estote umanimes in
oratione etc. breite Ausführungen über das „Gebet“, das üz einem ledigen gemüete erfolgen muß
(noie Eckhart sagt), S. 154,27 ff.: wel güt mensch sich zü dem woren gerechten gebette keren wil, das
sin gebet in der worheit gehört werde, der sol den ruiggen haben gekert allen zitlichen und usser
lichen dingen und was nüt götlich enist, . . . (155,25 ff.:) Er sol sich samnen zü im selber und in
sinen inwendigen grunt keren mit uferhabenem gemüte und ufgetenten kreften, mit einem inner
lichen angesicht der gegenwuirtikeit Gotz und mit inwendiger begerunge vor allen dingen des aller
liebsten willen Gotz, in einem entsinkende der mensche sins selbs und aller creatuirlicher dinge und
do in sinken ie tieffer und tieffer in den clarificierten willen Gotz.; Sie pers ZfdA 15 S. 422,26 ff.;
Wa ck er nage l Altd. Pred. S. 608,1 ff.; Seuse S. 476,2 ff. (XXIV. Brief): Daz höhste ende an
dähtiges gebettes daz ist ein mittelosui vereinunge der sele, so si mit allen iren kreften gesamnet
in daz bloss abgruind des ewigen gütes mit lutrem schowen, inbruinstigen minnen und süssen
niessen versoffet wirt, daz sü ir selbes und aller ding untz an daz luter güt ein vergessen gewint.;
Sermo XXXI n. 322, LW 4 S. 282,12 ff. Vgl. auch DW 1 S. 318,12 ff., noo Eckhart das gebet im An
schluß an die Definition des Johannes Da ma s c e n us als ein vernünftic üfklimmen in got
bezeichnet (sieh die Anm. 4 S. 318 zur Stelle). – Zu S. 190,9 f. vgl. S. 252,9 ff.; 285,5 ff.; Pf. S. 685,15 ff.
über das Nicht-gebunden-sein an eine Weise. – Zu S. 190,10 f. vgl. S. 278,13 f. – Z.4 Zum Gott
gegennwärtig-haben vgl. S. 203,2,11 f.
1" Z. 5–192,6 = XII Dogheden S. 43,5–14 (v. M. S. 256).
20 Vgl. Pf. S. 340,30 ff.: Aber nü fliehent guotschinende liute in kloester und in klüsen, daz sie
ledic werden der anevehtunge liplicher dinge. Ez ist guot, obe sie got dar inne lüter meinen, aber
ez ist ze fürhten, etliche meinen sich selber mér dar inne dan got.; Taul er S. 213,26 f.; Dis
getrenge hat manigen tün löffen ze Ache, ze Rome, under die armen und in clusen. So si me us
lieffen, so si minre funden.; 326,21 ff.: Alsus entünt etliche nüt; alle ir würklicheit get uswert;
wenne si von innan berüret werdent, alzehant uf und enweg in ein ander lant, in ein ander stat;
so enkunnent sinüt, si hebent ein ander wise an und löffent maniges in sin eigen verderbnisse.
So sol er ein arm mensche werden; denne sol er in ein klosen, denne in ein kloster. Vgl. auch
S. 200,10 ff.
* Über den eigenen willen vgl. DW 1 S. 88,9 und dort Anm. 3, dazu XII Dogheden S. 43,14 ff.
(p. M. S. 256): Want minne maect vrede in den mensche, die recht contrarie is der eighentheit. Ende
wat haet God meer inden mensche dan eighen wil? Want, doet en-wech eighen wil, als sinte
Barnaert seit, ende en is gheen hel: in wat mochte dat helsche vier barnen, dan in eighen wil?;
DW 1, S. 107,12–109,1 und S. 109 Anm. 1, noo allerdings von eigenminne die Rede ist. Vgl. auch
unten S. 227,2 ff.; 281,5; 283,1. Jost e s S. 82,22 ff.; Pf. S. 54,34 ff. – Z. 4: Die falsche Interpunktion
Pfeiffer s (S. 545,11) wille alleine. Weist . . . (Di e der i c h s RadU S. ?,10 ebenso) hat Lass on
(S. XV) bereits richtig nach XII Dogheden S. 43,11 gebessert.
* Zu S. 192,6 ff. vgl. S. 201,3–9. – S. 192,6–193,5 = XII Dogheden S. 43,20–44,9 (v. M. S. 256 f.)
– S. 1928: Statt menige schreibt Pfeiffer (S. 545,16) meinunge, noas von keiner Hs. (meninge De,
XII Dogh., S. 43,21) geboten noird (sieh Var.-App.). Alle Übersetzer (auch ich) sind Pfeiffers
Konjektur gefolgt. Die der ich s (S. 7,15) blieb bei Ka4 mengin. Es besteht, noie ich meine, keine
Veranlassung, menige, das übereinstimmend von der hsl. Überlieferung geboten noird, als unecht
anzusehen. – Zu S. 192,6–193,5 vgl. etnoa Tau l e r S. 178,9 ff.: Vil liebes kint, wissest: was dir disen
unfriden machet, das entünt nüt die werk, nein nüt, es tüt din unordenunge, die du hast in den
werken.; 284,10 ff.: och, dunket dich das dich dise uswendigen werk hinderen, . . . liebes kint, die
werk enhinderent dich nüt, sunder dine unordenunge in den werken die hinderent dich das du
Got nüt luterlichen für enhast in diner minne, in diner meinunge, in dinem gemüte, das du zer
ströwet bist und verbildet bist und dir Got nüt gentzlich inne enist; entrüwen, kint, das hindert

316
Anmerkungen 22–25 zu RdU S. 193–195

dich und nüt die werk noch kein ding denne du selber.; 309,33 ff.: die werg hinderent dich nüt,
sunder die unordenunge in den wercken hinderent dich. Vgl. auch unten S. 203,13 ff.
* Z. 1–3+3–4 = XII Dogheden S. 44,10–13 (v. M. S. 257)+44,15–16 (v. M. S. 25?). Z. 2 f.:
ähnlich Pf. S. 12,24 ff.: Unde dar umbe verirrete nie kein mensche an keinen dingen danne alleine
umbe daz, daz er disem von érst engangen was unde sich üzewendic ze vil behelfen wolte (vgl.
Qu in t S. 33 zu 12,26); Taul er S. 213,9 f.: Es ist vil sörgklich mit disen lüten umbe gon die in
disem vinsteren wege gont; si mügen sich lichte vermissen. – Zu Z. 193,5 ff. pgl. noch etwa The o -
logia Deutsch S. 17,31 ff.; Hugo v. St. Victor , Eruditio didascalica l. V. c. 5, PL 176,794:
Qui ergo in tanta multitudine librorum legendi modum et ordinem non custodit, quasi in con
densitate saltus oberrans tramitem recti itineris perdidit.
* Zu Z. 3–8 vgl. insbesondere DW 1 S. 202,1 ff.: Dirre mensche muoz sich selben geläzen
hän und alle dise werlt. Waere ein mensche, des alliu disiu werlt waere, und er sie lieze als blöz
durch got, als er sie enpfienc, dem wölte unser herre wider geben alle dise werlt und ouch daz
éwige leben. Und waere ein ander mensche, der niht enhaete dan eines guoten willen, und er ge
daehte: herre, waere disiu werlt min und haete ich denne noch eine werlt und aber eine, daz
waeren dri, dazer des begernde waere: herre, ich wil dise läzen und mich selben alsó blóz, als ich
ez von dir enpfangen hän, dem menschen gaebe got als vil, als ob er ez allez mit siner hant haete
enwec gegeben. Ein ander mensche, der niht enhaete lipliches noch geistliches ze läzenne noch
ze gebenne, der mensche lieze allermeist. Der sich zemäle lieze einen ougenblik, dem würde zemäle
gegeben. Und waere ein mensche zweinzic jär geläzen, naeme er sich selben wider einen ougenblik,
er enwart noch nie geläzen. Der mensche, der geläzen hät und geläzen ist und der niemermé
gesihet einen ougenblik üf daz, daz er geläzen hät, und blibet staete, unbeweget in im selber und
unwandelliche, der mensche ist aleine geläzen. Vgl. auch die in der Anmerkung zur Stelle aufge
führten Parallelen (S. 203 Anm. 1), insbesondere Pf. S. 1??,2 ff.; 259,39 ff.: . . . dü muost dich selber
läzen unde gar läzen, só hästü rehte geläzen . . . Hästü dich selber geläzen, só häst dü rehte ge
läzen.; 418,28 ff.; DW 1 S. 244,5 ff. und dort Anm. 3; B r eth a u e r ZfdA 69, S. 264,77 ff.; Jost es
S. 82,24 f.: Der sich selber lezzet und sein eigein willen, dem sein leiht zu lazzen alle leiphaftig
dink. – Z. 3 habe ich mit Pf. S. 545,28 das sicher ursprüngliche Mér gegen Die der ich s RdU
S. ?,29 merck (Ka4) noieder eingesetzt. – Z. 4–8 = XII Dogheden S. 47,23–48,1 (v. M. S. 259).
* S. 194,9–196,4 = XII Dogheden S. 49,11–50,3 (v. M. S. 260 f.) – S. 1949 und 195,2 bieten nur
Ka4(M34) y sant Jheronimus, noährend die ganze übrige hsl. Überlieferung (außer N4) ein (bznv.
der) heilige aufnoeist. Wie es scheint, hat auch Godfried v. W. erwartungsgemäß aus seiner
Vorlage ein (bzw. der) heilige entnommen, noenn man dem Text van Mier los S. 260 een heilich
man . . . die heilich Glauben schenken darf. Da p id S. 49,11 schreibt een heylighe und Z. 14 sinte
Gregorius mit der Hs. P. Diese Zunveisung des Zitats an Gregorius (auch in N4) ist, noie die Anm.
D ie der i c h s RdU S. ? zu Z. 36 schon feststellte, richtiger als die an Hieronymus, vgl. Grego
rius M. Hom. in evang. I hom. 5 n. 2, PL 76,1093: Sed fortasse aliquis tacitis sibi cogitationibus
dicat: Advocem dominicam uterque iste piscator quid aut quantum dimisit, qui pene nihil habuit?
Sed hac in re, fratres charissimi, affectum debemus potius pensare quam censum. Multum reliquit
qui sibi nihil retinuit, multum reliquit qui, quantumlibet parum, totum deseruit. Certe nos et
habita cum amore possidemus, et ea quae minime habemus ex desiderio quaerimus. Multum
ergo Petrus et Andreas dimisit, quando uterque etiam desideria habendi derelinquit. Multum
dimisit, qui cum re possessa etiam concupiscentiis renuntiavit. A sequentibus ergo tanta dimissa
sunt, quanta a non sequentibus concupisci potuerunt. Nemo igitur, etiam cum quosdam conspicit
multa reliquisse, apud semetipsum dicat: Imitari mundi hujus contemptores volo, sed quod
relinquam non habeo. Multa, fratres, relinquitis, si desideriis terrenis renuntiatis. Bei Diede -
r ich sa.a.O. ist auch vernoiesen auf August in us En. in Ps. CIII sermo 3 n. 16, PL 37, 1371:
Bene, optime; non illi insultemus, non dicamus: Nihil dimisisti. Non superbiat qui multa dimisit.
Petrus ut sequeretur Dominum, novimus quod piscator erat, quid potuit dimittere? Vel frater
ejus Andreas, vel filii Zebedaei Joannes et Jacobus, etiam ipsi piscatores; et tamen quid dixerunt?
Ecce nos dimisimus omnia, et secuti sumus te. Non ei dixit Dominus: Oblitus es paupertatem
tuam; quid dimisisti ut totum mundum acciperes? Multum dimisit, fratres mei, multum dimisit,

317
Anmerkungen 25–30 zu RdU S. 195–198

qui non solum dimisit quidquid habebat, sed etiam quidquid habere cupiebat . . . Prorsus totum
mundum dimisit Petrus, et totum mundum Petrus accepit. Wie der Vergleich zeigt, stimmen
Eckharts Ausführungen im ganzen Textabschnitt S. 194,9–196,4 noeitgehend inhaltlich mit den beiden
aufgeführten Stellen bei Gregorius und Augustinus überein. Vgl. aber doch auch Hieronymus
In Matth. 19,2?. PL 26, 144: »Tunc respondens Petrus, dixit ei: Ecce nos reliquimus omnia, et secuti
sumus te: quid ergo erit nobis?« Grandis fiducia: Petrus piscator erat, dives non fuerat, cibos
manu et arte quaerebat: et tamen loquitur confidenter, Reliquimus omnia. Vgl. auch die Predigt
auf den gleichen Schrifttext in B6 f. 23r–p, die sich auch in der Hs. Egerton 2188 f. 193r findet (vgl.
P rieb s c h II S. 85 f.). – Zu S. 194,9 ff. vgl. noch Pf. S. 279,21 ff.: . . . unde näch dem, der allermeiste
lät, der minnetouch allermeist. Meinden aber die liute sich oder des iren iht, só enhèten sie niht
geläzen, als ich spriche von sant Pétern, daz er sprach 'ecce, nos reliquimus omnia: sich, herre, wir
hän alliudinc geläzen, waz wirt uns dar umbe?" Der dä gesehen hät, waz im dar umbe würde,
wie mac der elliu dinc geläzen hän?; S. 605,16 ff.: Meister Eckehart sprach über daz wort, daz sant
Péter sprichet "wir haben alliu dinc geläzen': dü hést wol gesprochen, wan dü mohtest im geladen
niht gevolgen. Ez ist niht ein unnütziu wehselunge, umbe got alliu dinc ze läzenne: wan mit ime
werdent alliu dinc gegeben, unde dä dü in gevähest, dä wirt er dir für alliu dinc. – Zu Z. 1
und – 2 schiffelin vgl. Matth. 4,20: At illi continuo relictis retibus secuti sunt eum. – Z. 2 der
heilige sprichet nimmt anaphorisch. S. 194,9 Ez – heilige noieder auf, nachdem S. 195,1 und – 2
schiffelin als Zwischenbemerkung Eckharts eingeschoben worden ist, um das angekündigte Zitat
noch einmal einzuführen.
* Vgl. oben S. 193,3; Quint Handschriftenfunde S. 188,22 ff. (S1 f. 224r): Du solt dich din selb
verzihen vnd solt des dinen nvt süchen vnd süch got allein vnd sin ere in allen dinen werken
stetten vnd wisen vnd hab in alle zit in diner meynung wie komestu aber hie zü das tüstu da
mit dz du din selbes war nymmest wo du dich vindest das du dich öch da lassest vnd ler dich
selber dik vberwinden in vil dingen. – Zu Z. 195,6 ff. vgl. S. 223,3 ff.
*7 Z. ?–197,5 = XII Dogheden S. 50,8–1? (v. M. S. 261).
* Zu Z. 1–3 vgl. Tau l er S. 425,29 ff.: Daz dirte ist daz du habest ein ufgerihtet gemüte in
Got, alle zit ein gegenwertekeit Gottes. In der worheit, wilt du haben den schöppfer der creaturen,
so müst du enberen der creaturen, wanne es enmag nüt anders sin, also vil also din sele geblösset
ist und geteilet: also vil minre creaturen, also vil me Gottes; das ist rehte ein glich kouf. – Zu
Z. 1 ff. vgl. S. 295,2 ff.; der Rv. S. 295,3 bezieht sich auf die vorliegende Stelle. – Zu Z. 2 f. vgl.
oben S. 187,1 ff.
* Z. 6–S. 198,6 = XII Dogheden S. 50,18–51,12 (v. M. S. 261 f.).
" Zum ganzen Abschnitt vgl. S. 247,1 ff.; Spam er Texte S. 120,13 ff.: Ich sprach: wisse, das
vasten, wachen, betten vnd alle die werck, die ane vahent vnd endent mit der zeit, die mügent
dich nit hailig vnd ainig mit got gemachen . . . Deine werck sint auch weder güt noch hailig an in
selber, dar vmb so en mügent si weder gut noch hailig machen. Vnd alle, die diese werck würcken
dar vmb, dazsy geainiget wurden mit got, die synt alle betrogen. Zum Gedanken, daß nicht das
Werk heiligt, sondern nur die Gesinnung und das Sein des Menschen, aus dem das Werk fließt,
vgl. noch die ganze Predigt Pf. Nr. XV, insbesondere etwa Pf. S. ?2,18 ff.: Güete, heilikeit unde
sélikeit ist ein zuovallender name des werkes unde der zit, und enist sin eigen niht. War umbe?
Ein werc als ein werc daz enist von ime selber niht, ez enist ouch umbe sins selbes willen niht,
ez geschiht ouch von ime selber niht, ez geschiht ouch umbe sin selbes willen niht, ez enweiz ouch
umbe sich selben niht. Unt dar umbe só enist ez weder sélic noch unsèlic, mér: der geist, üz dem
daz werc geschiht, der ledigöt sich des bildes unde daz enkumet niht wider in. Wan als balde als
daz werc was, só ist ez alzehant ze nihte worden, und ouch diu zit, in der ez geschach, und enist
noch hie noch dort, wan der geist hät des werkes niht mé ze tuonne . . . Dannän abe heizet man
daz werc heilig unde sélig und ouch diu zit, in der daz werc geschach; unde daz ist doch niht wär,
wan daz werc hat enkein wizzen noch ouch diu zit, in der ez geschach: wan ez vergät an ime selber.
Dar umbe enist ez noch guot noch heilic noch sélic, mér: der mensche ist sélig, in dem diu fruht
des werkes belibende ist, niht als zit noch als werc, sunder als ein guot getät, diu dä éwig ist
mit dem geiste, als der geist ouch éwig ist an ime selber und ist der geist selbe (vgl. Quint S. 225 zu

318
Anmerkungen 30–36 zu RdU S. 198–200

?2,18,23 f.; ?3,3); vgl. ferner Pf. S. 611,16 ff.: Ez ist ein vräge, ob dazgebet iht deste bezzer si dar umbe,
só der üzern üebunge vil ist? Hie zuo antwürtet meister Eckehart unde sprichet alsó, dazdiu üzer
üebunge nihtesniht oder gar wénic tuot ze der güeti des gebetes . . . Swaz nüguot ist dar umbe,
daz sin vil ist, daz ist niht guot von eigener kraft ... Alsó ist ez ouch an der üzern üebunge: diu
zal tuot wénic zuo der güeti des gebetes, wan ein ave Mariä mit ganzem herzen unde ledeclich
gesprochen hät mé kraft unde güeti danne tüsent selter üzerlich gebetet . . . Unde diu tugent nimet
niht adels von vili der üzern tugentlichen werken, wan wère si guot dar umbe, daz ir vil wëre, só
wère si niht guot von ir selber, wan allez, daz guot sol sin von im selber, daz muoz guot sin in
siner einekeit unde niht in siner manicveldekeit. Unde swer welle der tugende rehte tuon, der sol
daz werc der tugende tugentlichen wirken. Wan der heizet niht tugenthaft, der tugentlichiu werc
wirket, mér: der heizet tugenthaft, der tugentlichiu werc tugentlichen wirket . . . Swer ein rein
herze hät und in got gerihtet, unt daz der niemer üzer werc getéte, dannoch stüende der
mensche wol, wan daz herze wirt niht rein von dem üzwendigen gebete, mér: daz gebet wirt rein
von dem reinen herzen (vgl. Pa h n ck e Kl. B. S. 18 zu 2); DW 1 S. 82,7 ff. und dort Anm. 2; In
Sap. n. 23?: Non enim sufficit facere iusta, nisi fiant iuste. Non enim merentur nomina, sed ad
verbia. Unde philosoph us ait: non qui facit grammaticalia, grammaticus est, sed qui gram
matice. Neque qui iusta facit, iustus est, sed qui iuste, . . . et Ambrosius De officiis l. I:
»affectus tuus operituonomen imponit«. Sic ergo ex praemissis patet quod non, quid fiat sive
in iusto sive in malo, pensandum est, sed quo affectu et qualiter fiat. Vgl. noch In Ioh. n. 68, LW 3
S. 56,7 f. und Anm. 5. Karrer M. E. S. 253 Anm. 492 verweist auf Aristoteles Eth. Nic. 2,6
und S. 256 Anm. 51? (zum vorliegenden Textabschnitt) auf den scholastischen Satz: »Agere sequi
tur esse«.
Z. 4 heilic steht nur in N14GesDe; y und Ms4 bieten stattdessen gerecht, Ba2 güt, noährend es
in allen übrigen Texten fehlt. Wie mir scheint, ist dieses heilic in jedem Falle, noenn auch nur in
Gedanken, zu ergänzen, noie ich es denn in meiner Übersetzung (S. 5?,21) in Klammern hinzugefügt
habe. Der Gedanke, daß noir schon dadurch, daß noir Sein und Wesen haben, unsere Werke heiligen,
noäre absurd, noienwohl alle Übersetzer, zuletzt auch Clark (S. 6?: „as noe are and have being“),
in Übereinstimmung mit dem Text Pfeiffer s (S. 546,26) und D ie der ich s' (S. 8,34) heilic
roeglassen. De schreibt in Z. 4 heilich wesen statt wesen; vielleicht ist noirklich heilic noenigstens
hinzuzu den k en. Z. 6 von grözem wesene scheint mir dem nicht entgegenzustehen.
* Z. Z–199,5 = XII Dogheden S. 51,15–52,2 (v. M. S. 262).
* Karrer M. E. S. 251 Anm. 46? vernveist u. a. auf Thomas S. theol. I q. 6a. 4: Praeterea,
sicut dicit Boetius, in libro de Hebdomad., omnia dicuntur bona inquantum ordinantur ad Deum,
et hoc ratione bonitatis divinae. Ergo omnia sunt bona bonitate divina. – Pfeiffer (S. 546,35)
ergänzt in Z. 4 gekéret zwischen gote und si, noie mir scheint, unnötigerweise, denn ze gote si
besagt bereits „zu Gott hin genoendet“. Vgl. auch Z. 5 ze im si. – Zu Z. 2–4 pgl. S. 203,1 ff.; 24?,1 ff.
Vgl. auch Taul er S. 155,3 ff.: Das S. Peter heisset das es (d. h. das roahre Gebet) einmütig sülle
sin, das ist das dis gemüte an Gotte alzemole und alleine klebe und das der mensche das antlit
sines grundes und gemütes alzemole an Got gegenwertklichen gekert habe und habe ein milt
gunstlich anhangen an Gotte.
* Z. 6–8 = XII Dogheden S. 52,3–? (v. M. S. 262, noo van Mierlo inder waerheit fälsch
lich zum voraufgehenden Satz zieht).
* Vgl. etwa DW 1 S. 187,4 f.: Aber der niht ensuochet noch niht enmeinet dan lüter got, dem
entdecket got und gibet im allez, daz er verborgen hät in sinem götlichen herzen, daz ez im als
eigen wirt, als ez gotes eigen ist, weder minner noch mér, ob er in aleine meinet äne mittel. Zu
Z. ? f. vgl. BogA S. 20,25 ff.: ein mensche daz alles daz het gelassen daz got und götlich nit enist,
und got zü male an hanget, dem müs got sich selber und alle ding wider geben, . . .
* Ahnlicher Vergleich S. 227,10. Übersetzung des Satzes: „Ja, fürnoahr, du könntest in
solcher Gesinnung auf einen Stein treten, und es noäre in höherem Grade ein gottgefälliges Werk,
als noenn du den Leib unseres Herrn empfingest und es dabei mehr auf das Deinige abgesehen
hättest und deine Absicht noeniger selbstlos noäre.“
* Vom Gott-anhaften handelt Seu s es XXV. Brief (S. 47? ff.): Mihi autem adhaerere deo

519
Anmerkungen 36–40 zu RdU S. 200–201

bonum est; vgl. S. 4??,1? ff.: wanne in dem anhafte da wirt die sele verswemmet in daz einig ein
und wirt widergeflösset in daz güt, dannan sü geflossen ist, und als sant Paulus sprichet: „der
anhaft machet die sele einen geist mit got.“ Vgl. auch BpgA S. 3,16 ff.: Ein arm mensche haftet an
niht, dazunder ime ist, danne alleine an dem, daz über alle ding erhaben ist . . . Und daz ist ouch
der oberste adel der armüte, daz es alleine an haftet dem aller obersten und daz niderste gentzliche
lat als verre es mügeliche ist.
* Zum Jagdmotiv vgl. etnoa J u n dt S. 255,30 ff.: got iaget mit seiner mynn alle creaturen . . .
darumb das sy in wider iagent, . . . alle creaturen die iagent got mit ir mynne . . .; Breth a u er
ZfdA 69 S. 265,112 ff.: Ich spreche etwanne ein wortelin: daz, daz wi iagen, von dem werden wir
geiagit, daz ist di same. vnd ie me wir da von geiagit werden, ie me wir vme nag iagen, . . .; Par.
a n. S. 125,8 ff.: Augustinus sprichit fon der frien sele: 'wan du mich nicht inwilt, so wil ich dich;
wan ich dich wil, so inwilt du mich nicht. wan ich dich jage, so flüis du mich'.; Pf. S. 30,28 ff.;
BogA S. 133,14 ff.: Also ein iagehunt dem wilde nach löffet, so er daz spür begriffet, also louffent
die krefte alle so sie gewar werdent, daz got ist in dem wesen der selen. Und so sie dar zü koment,
daz sie ein ingaffen habent in daz wesen der selen da got inne ist, so vahet sie got und hebet sie,
und sie vahen got und hebent in; und also vahet ein wilde tier daz ander, und iegliches hebet
vaste, und iegliches setzet sich nider zü tische und wil wilbret essen, und iegliches bütet sich dem
andern zü essende und zü trinckende, . . . Breit ausgeführt ist das Motiv, noenn auch ohne direkte
Berührung mit der vorliegenden Eckhart-Stelle: Ta ul e r S. 312,14 ff.: Zü glicher wise wurt der
mensche gejaget also ein wildes tier daz man dem keiser wil geben . . . Unser herre jaget einen
ieglichen noch dem das im nütze und not ist; . . . Vgl. auch S. 413,32 ff.; Grete L ü er s Die Sprache
d. deutschen Mystik des Ma.'s im Werke d. Mechthild v. Magdeburg, 1926, S. 204 und Anm. 185, noo
zur vorliegenden Stelle der RaU auf Sie v er s ZfdA 15 S. 413,41 ff. vernoiesen ist: Augustinus
sprichit fon der frien sèle "wan dü (mich) nicht inwilt, só wil ich dich, wan ich dich wil, só inwilt
dü mich nicht; wan ich dich jage, só flüis dü mich'. Gr. Lüers identifiziert dieses Augustinuszitat
a.a.O. mit En. in Ps. LXIX n. 6, PL 36, 8?1: Jam ergo quaerere eum incipe, qui prior quaesivitte,
et reportavit in humeris suis.
* Wienvohl gote nur in Kas Gr (ym N4) überliefert ist und Pfeiffer (S. 547,12) und Die
der ich s (S. 9,22) es nicht ergänzen, halte ich es in Übereinstimmung mit allen Übersetzern, die
im Gefolge Büttner s (S. 8) „Gott“ ergänzten, für unentbehrlich.
* Z. 10–201,7 = XII Dogheden S. 66,18–6?,? (v. M. S. 272).
"Zum „Haben-Gottes“, unabhängig von Ort und Umgebung, vgl. etwa Pf. S. 221,36 ff.: Daz
ein mensche ein ruowic oder rastlich leben in gote hät, daz ist guot; daz der mensche ein pinlich
leben hät mit gedult, daz ist bezzer; aber daz man denne rast habe in pinlichem lebenne, daz ist
daz allerbeste. Ein mensche gé üf dem velde unde spreche singebet unde bekenne got, oder er si
in der kirchen unde bekenne got: bekennet er got mér dar umbe, daz er in einer rastlichen statist,
daz kumt von siner gebrestlicheit, niht von gotes wegen, want got ist gelich in allen dingen und
in allen steten und ist bereit gelich sich ze gebenne só verre ez an im ist, unde der bekande got
rehte, der in gelich bekande.; 233,16 ff.: Alsó ist allen den menschen, die dä stänt in friheit in
einekeit in in selber unde nement got in dem fride und in der ruowe, und alsó sullent sie in ouch
nemen in unvride und in unruowe, só ist im zemäle reht; mér: nennent sie in minr in unvride
und in unruowe, só ist im unreht; DW 1 S. 81,11 ff. und S. 82 Anm. 2; 91,3 ff. und dort Anm. 2;
Ta ul er S. 413,? ff.: Got enzühet sine diener nüt in einen weg noch in ein werg noch in eine wise,
sunder er zühet sü do er ist, daz ist in alle werg, wege und wise, wanne Got ist in allen dingen
alleine güt. Und der endienet nüt eigenliche der ime nüt kan dienen denne in sinre ufgesatten wise,
das si in dem kore oder in dem gebette, noch sinre wise, und also in die wise nüt envolgent und
sü Got ein andern weg wil ziehen, so kerent sü wider und verfliessent do rihte mit den sinnen
uf die ding do sü bi wandelent oder sint, und ensint do nüt diener Gottes, wanne sü kerent von
Gotte, dem sü in allen stetten, wisen und wercken dienen soltent. Und wan Got in allen stetten
ist und wan sü ime nüt luterlichen noch blöslichen in den dingen dienent und in nüt innerliche
und werlich für enhant noch in inen enist, darumbe vermanigvaltigent und verusserent sü und

320
Anmerkungen 40–44 zu RdU S. 201–202

entfrident sü die werg und wisen und stette, die lüte und dinge.; 178,9 ff. (vgl. oben. Anm. 22);
309,25 ff.; 284,11 ff.: liebes kint, die werk die enhinderent dich nüt, sunder dine unordenunge in den
werken die hinderent dich das du Got nüt luterlichen für enhast in diner minne, in diner meinunge,
in dinem gemüte, das du zerströwet bist und verbildet bist und dir Got nüt gentzlich inne enist;
entrüwen, kint, das hindert dich und nüt die werk noch kein ding denne du selber.; 179,20 ff.: Ich
weis einen den aller höchsten frünt Gotz, der ist alle sine tage ein ackerman gewesen me denne
vierzig jor und noch ist. Und er fragte einest unsern herren ob er wolte das er das begebe und
in die kilchen gienge sitzen. Do sprach er: nein, er ensolt es nüt tün; er solte sin brot mit sinem
sweisse gewinnen sinem edelen türen blüte ze eren. Der mensche sol under nacht und tag iemer
ein güte zit nemen, und in der sol er sich in senken in den grunt, ein ieklichs nach siner wise. Die
edele menschen die mit luterkeit und an bilde und an formen sich in Got künnen keren, die süllen
tün nach ir wise. Und die anderen nach ir wise süllent sich da ein güte stunde inne üben, ein
ieklichs nach siner wise, wan wir enmügen nüt alle ögen gesin. Vgl. auch S. 203,5 ff.
Z. ?–202,4 = XII Dogheden S. 67,19–68,? (v. M. S.273). – Z.8 aleine ist fraglos ursprünglich ge
genüber alzit, das D ie der ich s S. 9,36 mit Ka4 beibehält. Übersetzung: „Wenn anders er ihn
recht und nur ihn hat, so . . .“
* Vgl. S. 204,8.
* Vgl. etwa Pf, S. 243,6 f.: Só enwürket diu séle niht, só enbekennet si ouch, só enminnet si
ouch niht, wan got der würket in ir unde bekennet sich in ir.; 138,27 ff.: . . . wan wir haben ein
eigenschaft an gote, dá mite wir würken mügen als mit unser eigener séle, niht alsó, daz ich würke
und er näch schüre, mére: daz ich mite würke alse mit minem gezowede, dazmin ist und daz in
mir ist.; vgl. auch S. 306,6–9 und Anm. 460.
Z. 3–10 = XII Dogheden S. 68,13–69,1 (v. M. S. 273).
* Vgl. DW 1 S. 10,3 ff. und dort Anm. 1; vgl. auch S. 204,2 ff.
* Vgl. die in Anm. 40 aufgeführten Stellen Tau l er S. 413,7 ff. gegen Schluß: . . . darumbe
vermanigvaltigent und verusserent sü und entfrident sü die werg und wisen und stette, die lüte
und dinge. und 284,11 ff.: . . . das du zerströwet bist und verbildet bist und dir Got nüt gentzlich
inne enist; entrüwen, kint, das hindert dich und nüt die werk noch kein ding denne du selber.
Vgl. auch S. 276,9 ff.; Taul er S. 414,4 ff.: . . . das ist das der mensche alle sine werg mag getün
on sin selbes und das ime Got also gegenwertig blibet in der manigvaltekeit und unvermanig
valtiget blibet, das kummet alleine hievon und daz man daz gemüte nüt enheftet in die ding und
blos luter uf Got go . . .; wanne der diener Gottes in diser wisen blibet, so on allen zwifel waz
uf den fiel werg, wisen, manigvaltikeit, das enmanigvaltiget in nüt, und do enwürre ime ouch
niemer nüt von der dinge wegen, wie vil ouch uf in viele; were das ime Got nüt also getruwe
lichen gegenwertig were in siner vernunft, so ist er doch in dem gemüte aller nehst und inne
wendigest. – So nüt gebreste und nüt creature zügrunde mu in sü slahent, so entfrident der werke
noch der züvelle niemer keins; entfrident in aber einig diser wercke oder wisen, so sol er für
wor wissen von ime selber oder an roeme er es bindet, daz ime dis grundes gebrosten ist und das
die werg nüt rehte geton ensint und nüt sin tün gantz luter uf Got ist gangen; vindet aber der
mensche daz ime Got nüt einig und alleine in enist, so müs er mit allen sinen kreften darnoch
dasten daz er ime werde, . . . (417,8 ff.:) und darumb der sich selber wol durchbrochen het und sich
über die zit wol erheben kan und in Gottes willen und in sin heimlicheit alles sin leben geordent
het, den vermenigent und zerströwent und hinderent nüt die minne und die ding die die zit inne
hat und von ir züsleht; wanne so des menschen gemüte me und inrelicher in Got geheftet ist, so
der mensche gefrideter und geordenter und glicher in allem sime tünde ist und unverworrenre
blibet, . . .; Pf. S. 666,4 ff.: Gedankes solt dü mügen haben, daz ez diu einvaltige wärheit si und
unvermenget blöz aller manicwaltikeit. Waz sol mir allez daz, daz mich vermanicwaltigen mac?;
240,9ff.: . . . daz diu séle gesamenöt werde von den üzeren sinnen, dä si sich in geströwet hät üf
die manicvaltekeit der zerganklichen dinge.; 13,16 ff.; 24,33 ff.: Alle die krefte der séle und alliu
ir werk daz sint allez menige; gehügnisse, verstantnisse unde wille, disiu alliu vermanicwaltigent
dich (vgl. Quint S. ?3 zu 24,35).

21 Eckhart, D 5 321
Anmerkungen 44–45 zu RdU S. 202–203
Zu Z. 9 f. vgl. etwa Par. a n. S. 38,15 ff.: daz geschihit in deme menschin, in deme gesamenet
wirdit alle manicvaldikeit und alle liplich dinc uf getragin werdin in Got in urin erstin orsprunc,
daz Got ist. wan der mensche da zu cumit daz he sich ein mit Gode vindit, dan allir erst kerit
der mensche alle dinc zu urin erstin sachin. hi fon sprichit sente Bernhart: "herre, waz ist der
mensche, daz du un so sere geminnit haist? he ist ein guit in deme gesaminit werdin alle manic
valdige dinc in ein enikeit'.
Z. 9–203,5 = XII Dogheden S. 69,2–11 (v. M. S. 273 f.) – Über Gott als das Eine, in dem alle
Mannigfaltigkeit eins ist, vgl. insbesondere Pr. 21 (DW 1 S. 357 ff., zumal S. 368,5 ff.) – Z. 10 unver
manic valticheit begegnet, soviel ich sehe, nur hier, noährend das zugrunde liegende unvermanic
valtiget in der oben aufgeführten Stelle Tau l e r S. 414,4 ff. auftrat. XII Dogheden S. 69,3 f. (v. M.
S. 273,32) bietet Godfried v an We v el: (daer alle menichvoudicheit teghenwoerdich is ende
enich, ende) onvermenichvoudicht (is). M. L ü ck e r (S. 64) sagt dazu: „Zu kühne Worte läßt er
aus, z. B. das schöne, neugeprägte Wort Eckharts von der Einheit als der unvermanigfeltikeit“.
* Vgl. S. 199,2 ff.; S1 f. 223p–224r (sieh Qu in t Handschriftenfunde S. 187 f.): Sich an got in
diner meynung vnd dar vmb wenn der mensche hat got gegenwürtig in siner meynung so würt
sin hercz sin gemüt vnd sin minne in got gezogen vnd mit got vereinet vnd entfrömdet allen
creaturen ... Zü dem andern mol soltu dich flissen das du glich standest in allen dingen so blibestu
in grosser rüwe alle zit Sol ich alle ding glich achten Neyn da möhten wir gar sere an irren wer
zwifelt dar an essy ein besser werk betten vnd an got gedenken denn kochen oder spinnen aber
du solt glich ston nit die ding sunder du solt glich ston in den dingen also gebürt dir ze sin in der
kirchen oder an dem gebette so soltu din gemüt alzemol zü got keren vnd versamnen czü got
gebürt dir denn andere werk ze würken vnd an andern stetten ze sin in den du mit got mügest
beston so soltu reht haben dz selb gemüt zü got dz du vor hattest vnd solt got reht sin in disem
als in dem ersten Man vindet vil menschen die got vast liep künnen han als sü dunket so sü
sind in rüwe vnd an edelen werken vnd stetten vnd wenn sü da von müssent lassen so tünd sv
reht als ob sü got vrlöb geben vncz das sü aber wider koment an ir rüwe oder in ir wise die
sü erwelt habent Sich in der warheit alle die wil du got also minnest mit wisen vnd nach stetten
so gewinnestu niemer rehten friden wenn es ist din wise vnd ist nit got Soliche menschen hand
grosse fröde an dem morgen in der kirchen vnd ilen vnd ilen wie sü bald komen in die kirchen
reht als ob got nit da heyme syg noch vff der strasse vnd got niena funden werd denn in der
kirchen. Aber für war ylestu vss der kammern du ilest öch vss der kirchen also dz du got niemer
vindest Nvn tünd sü ein güt werk oder sprechen ein gebette got oder einem heiligen vnd ilen
vnd ilen von eyme zü dem andern vnd also würt es alles geilet reht dz leste als dz erste Dar
vmb so vinden sü niena rüwe noch got Ein mensche solt sin gemüt als gar vnd gancz zü got
keren in eyme ieglichen werke vnd got also grösslich meynen dz dz bild des werkes dem menschen
entwiche vnd im got bloss allein belibe in siner vernunfft es sy dz ein fröw eins huses pflege oder
des gesindes oder wz dz sye da ergeb sü sich got inne dz sü im sye in eyme als in dem andern
wenn du weist wenig in welhem er dir begegen wil Dar vmb so bis im in eym ieglichen gelich
das da fellet vnd dissol sin züm mynsten in der meynung vnd wer got nit süchet vnd meynet in
allen dingen in allen wisen vnd in allen stetten der envindet sin niemer wer got nit da heyme
oder an der strasse süchet noch vindet noch nymmet der genam in öch nie reht in der kirchen
Augustinus spricht got ist an allen stetten Also sol der mensche öch got allen stetten dienen.;
Pf. S. 685,26 ff.: Hier umbe solten wir got gelich nemen in aller wise und in allen dingen. Nü
möhte ein mensche sprechen: ich nème wol got gelich in aller wise und in allen dingen, aber min
gemüete belibet niht in der wise noch in dirre als in der. Só spriche ich: dem ist unrehte. Got der
ist alle wise unde gelich in aller wise, der in gelich kan genemen.
Z. 3f. habe ich die Interpunktion Pfeiffer s (S. 548,2f.) und Diederichs " (S. 10,18f.)
geändert in Übereinstimmung mit der Davids (S. 69,8) im Text der XII Dogheden und mit
Büttners Interpunktion (S. 9). Die Übersetzung der Stelle lautet: „Achte darauf, noie du deinem
Gott gesonnen bist, noenn du in der Kirche oder in der Zelle bist: diese gleiche Gesinnung („Ge
mütsverfassung“ B. „Gemüt“ Q.) behalte . . .“ Vgl. die ähnliche Stelle unten S. 225,1–2.
Z. 5–205,3 = XII Dogheden S. 69,16–70,23 (v. M. S. 274 f.) – Der Rv. in Z. 5f. fehlt natürlich

322
Anmerkungen 45–55 zu RdU S. 203–206

in XII Dogheden S. 69,16. Worauf Eckhart sich damit bezieht, weiß ich nicht; er dürfte noohl keine
spezielle Stelle im Auge haben. – Zu Z. 6–12 vgl. S. 210,13–14.
Zu Z. 9 glichez gemüete vgl. noch oben S. 13,12 und S. 69 Anm. 23.
Z. 10 f. lautet bei Pfeiffer (S. 548,9 f. und bei D ie der ich s S. 10,26 f.): ein gelich ge
trüwen, unde nim zuo dime gote einen gelichen ernst. Im Hinblick auf Z. 10 minne halte ich nim
(sieh den Var.-App.) für verderbt aus minne. Lass on ZfdPh 9 S. 25 zu 548,10 konjizierte: ge
trüwen unde minne und zuo. Zu Z. 2 f. gemüete . . . meinunge . . . minne vgl. Tauler S. 284,12 f.:
. . . das du Got nüt luterlichen für enhast in diner minne, in diner meinunge, in dinem gemüte, . . .
– Zu Z. 12 gegenwertigen gotes vgl. Z. 2 und S. 191,4; 284,2.
* Der Satz ist noieder anakoluthisch ungezwungen gefügt. Übersetzung: „Wem aber Gott
nicht so noahrhaft innenpohnt, sondern noer Gott beständig von draußen her nehmen muß in
diesem und in jenem, und noer Gott in ungleicher Weise sucht, sei's in Werken oder unter den
Leuten oder an Stätten, der hat Gott nicht.“
47 Zu Z. 2–4 vgl. S. 202,5f. – Z. 3 daz ist relativisch zu verstehen; Übersetzung: „Und es
mag leicht etwas geben, noas den Menschen hindert . . .“
* Zum ganzen Abschnitt vgl. die in Anm. 40 verzeichnete Stelle Tau l e r S. 413,? ff. und die
in Anm. 45 an erster Stelle aufgeführte Parallelstelle. – Zu Z. 8 vgl. S. 201,11 f.
* Las so n ZfdPh 9 S. 25 zu 548,25 roollte Z. 1 daz – habe? tilgen, noeil er diesen Neben
satz offenbar für tautologisch mit dem voraufgehenden Satz hielt. Abgesehen davon, daß der daz
Satz in der gesamten hsl. Überlieferung und auch in den XII Dogheden (S. 70,20 f., v. M. S. 275),
nwenngleich hier verderbt, steht (Nu merct: waer-in leghet dit ghewarighe hebben Gods ende dat
men ghewarilike Gode hebbe?), ist sein Sinn nicht tautologisch. Übersetzung: „Woran liegt nun
dieses noahre Innehaben Gottes, daß man ihn no a hr haft (= noirklich) besitze?“
* Zum Inhalt des Abschnitts, noonach das noahrhafte Innehaben Gottes „an einer innigen,
geistigen Hinnwendung und Strebung zu Gott, nicht (dagegen) an einem beständigen, gleichmäßigen
Daran denken“ liegt und daran, daß man einen noesenhaften (= vernoesentlichten), nicht dagegen
nur einen „gedachten“ Gott hat, vgl. insbesondere Ta ul e r S. 413,19 ff.: Was ist die sache des ver
ströwendes und des entsetzendes? Das ist daz dir Got nüt ingewesent enist in dime grunde, und
das du hast ein gedahten und ein gemachten Got, den du in dinen wisen haben müst, der nüt
gewesent enist. Darumbe alse dir dine wisen engont, so enget dir ouch die gegenwertikeit Gottes
und enbist do nit ein reht diener der ime volget. – Ich habe in Z. 8 – noie Pfeiffer S. 548,32 –
nach F2 gewesenden in den Text eingesetzt, da diese Variante auch durch die zitierte Tauler-Stelle,
die genwiß der vorliegenden Stelle der RdU nachgebildet wurde, gestützt noird. gewesenden =
„seienden“.
Z. 5–9 = XII Dogheden S. 70,23–71,3 (v. M. S. 275).
5 Z. 10–12 = XII Dogheden S. 73,5–11 (v. M. S. 276).
* Übersetzung: „Gottes Bild noird ihm aus allen Dingen sichtbar.“ Vgl. dazu den schönen
Vergleich Pf. S. 29,6 ff.: já alliu dinc werdent dir lüter got, wan in allen dingen só enmeinest dü
niht denne lüter got. Rehte als ob ein mensche die sunne lange an séhe, waz er dar nächséhe, dä
bildete sich diu sunne inne. Vgl. auch S. 207,8 f.
* blicket = „glänzt“, nicht „blickt“, noie die früheren Übersetzer verstanden.
* Z. 1–13 = XII Dogheden S. 73,24–74,16 (v. M. S. 277).
* Zum Durst-Vergleich vgl. noch etwa Pf. S. 61,22 f.: Só mich türstet, só gebiutet mir daz
tranc, só mich hungert, só gebiutet mir diu spise; S. 146,36 f. Zu Z. 2 f. anders dan trinken anders
wat wen dr. GrN14Eb (sieh Var.-App.) bemerkt Stamm l er ZfdA 59 S. 199 lustigernveise: „548,40
fügen alle drei (Hss.) dem trinken das getränk bei“(1).
Z. 4 meinunge, für das sich auch Pfeiffer S. 549,1 entschied, dürfte sicher ursprünglicher
sein als mengy, das Diederichs RdU S. 11,23 aus Ka4 übernahm und außerdem von F2M34
geboten wird. In De und damit übereinstimmend in den XII Dogheden (S. ?4,2) fehlt in swelher
meinunge.
Z. 5 daz bilde des trankes = „die Vorstellung des Trankes“.

21* 323
Anmerkungen 56–62 zu RdU S. 207–208

sº Z. 2 mér = „mehr“, „nvertvoller“, „höher“. Übersetzung: „. . . noeil er alle Dinge als göttlich
und höher erfaßt, denn sie in sich selbst sind.“ Weshalb Pfeiffer (S. 549,13) das in allen Hss.
gleichmäßig überlieferte götliche durch güetliche ersetzte, weiß ich nicht. Dieses güetliche ist jeden
falls unpassend und ist denn auch von Büttner (S. 11 und S. 218 Anm. zu S. 9 lst. 111 Z. 2?) und
den übrigen Übersetzern durch „göttlich“ ersetzt worden. Vgl. S. 205,10.
57 Übersetzung: „. . . ein noaches, noahres, besonnenes, noirkliches Wissen darum, noorauf das
Gemüt gestellt (eingestellt) ist (mit ten) in den Dingen . . .“.
58 Z. 5–9 = XII Dogheden S. ?5,1–9 (v. M. S. 278).
" Was Eckhart hier mit Flucht vor den Dingen in die äußere einoede meint, entspricht der
eingangs des Kapitels gestellten Frage (S. 200,10 ff.). Vgl. De I m it a tion e C h r ist i I c. 13: Per
solam fugam non possumus vincere. Das in Z. 6 f. stehende von üzwendicheit steht in Gegensatz
zum folgenden ein innerlich einoede. Ich halte daher die Übersetzung „von der Außennwelt
fort“ (Büttner S. 12, S c h ulze - Maizier* S. 64, Qu in t S. 61, „from externality“ Clark
S. 70), „von allem Außeren“ (Lehm an n S. 5?) für unzutreffend oder noenigstens nicht eindeutig
und noürde jetzt übersetzen: „. . . daß er die Dinge flieht und sich ä u ß e r l i c h (oder: von außen)
in die Einsamkeit kehrt; er muß vielmehr eine innere Einsamkeit lernen, noo und bei roem er
auch sei.“
" Die der ich s (S. 12,5) behält das sicher falsche meinen st. nemen aus Ka4 (menen De)
bei; vgl. S. 205,10; 204,1; 203,1. Pfeiffer (S. 549,21) bot schon richtig nemen. – Zum „Durch
brechen“ der Dinge vgl. LW 4 S. 226 Anm. 3, Pf. S. 168,22,23; 232,16 u. ö.
"Z. 9–208,7+ 11–209,2 = XII Dogheden S. 75,12–?6,1+6–13 (v. M. S. 278).
* Was Eckhart in diesem Abschnitt durch das Beispiel des Schreibenlernens verdeutlichen
noill, ist das Lernen und schließliche Beherrschen der „Kunst“ der abgescheidenheit, des Gott-gegen
noärtig-haben-könnens in allen äußeren Lagen und Umständen: das Erlangen eines Habitus aus
einer bloßen Potenz durch immer noiederholte Übung, die schließlich zur unberwußt instinktsicheren
Beherrschung führt. Vgl. dazu etwa Aristoteles Eth. Nic. II c. 3 (B c. 3, 1105a 20–21): Worrepei
rä ſpauuarkä kai rä uououkd; Thomas De ver. q. 26a. ? ad 3; In Ioh. n. 716: Sciendum enim
quod, consuetudo cum sit quasi altera natura, delectabile est unicuique consueta operari. Propter
quod consuetudo et vim legis habet et legem abolet et legem interpretatur. Fit enim consuetudo et
constituitur ex multiplicatis actibus, sicut et habitus virtutis quietiam in modum naturae inclinat, ut
ait Tullius, et ars omnis ex multiplicatis actibus sumpta experientia perfecta est. Experientiaenim
facit artem, inexperientia casum, ut ait Proclus, recte inquiens.; n. 4?? f.: In moralibus siquidem
actus praecedentes habitum serviles sunt cum passione sive tristitia et difficultate, quousque genere
tur virtus, puta iustitia quae filium facit, iustum scilicet . . . Quo facto succeduntactus sequentes
habitum, qui cum delectatione sunt faciles, secundum philosoph um. Sic iterum in doctrina
libus discitur quidem cum labore, cum dolore; scitur autem cum gaudio et dulcore. Ahnliche Ver
gleiche für das unberwußt, unbeabsichtigt instinktsichere Tun: Pf. S. 179, 1 ff.: Ein mensche sol in
allen sinen werken sinen willen zuogote kéren unde got alleine meinen unde gange alsó für sich hin
und enhabe niht vorhte, só daz er iht gedenke, ob im rehte si, daz er iht unreht tuo. Wan wolte
ein mäler aller striche gedenken an dem érsten striche den er strichet, dä enwürde niht üz. Solte
einer in eine stat gán unde gedéhte, wie er den érsten fuoz saste, dä enwürde aber niht üz. Dar
umbe sol man dem érsten volgen unde gán alsó für sich hin, só kumt man dá hin, dar man sol,
unt dem ist reht (vgl. Qu in t S. 527 zu 1?9,3,4,6,8); Taul er S. 234,10 ff.: Das ein mensche ein
kunst solte künnen und ir nüt enwolte leren: solt ein mensche ein schirmer werden und enwolt es
nütleren, er möchte grossen schaden tün ob er des werkes ane die kunst begönde.; Seuse Horo
logium Sapientiae (ed. Strang e) S. 172: Unde sepius contingit quod illud ad quod fortassis homo
in principio se astrinxit cum violencia quadam et difficultate, postea faciliter operabitur, et
tandem cum magna delectacione, dummodo a ceptis non desistat.; Theologia Deutsch
S. 26,10 ff. – Z. 3 ff. lautet übersetzt: „Traun, zuerst muß er seine Gedanken auf jeden einzelnen
Buchstaben richten und sich den oft und fest einprägen (in sich verbilden). Späterhin, wenn er
dann die Kunst beherrscht, so bedarf er der Bildvorstellung (des bildes) und der Überlegung (des

324
Anmerkungen 62–65 zu RdU S. 208–209

anedenkennes) gar nicht mehr, und dann schreibt er unbefangen und frei (und ebenso auch), ob
sich's um Fiedeln oder irgendwelche Verrichtungen handelt, die aus seinem Können geschehen
sollen. Für ihn genügt es völlig zu noissen, da ß er seine Kunst betätigen noill; und noenn er auch
nicht beständig benoußt dabei ist (äne staetez anegedenken), so vollführt er sein Tun doch, woran
er auch denken mag, aus seinem Können heraus.“ – Zu Z. ? videln oder deheiniu werk sieh den
Var.-App. Das in F2M16 überlieferte federlin, das Pfeiffer (S. 549,30) in den Text aufnahm und
Büttner (S. 12) mit „Federspiele“, Lehmann (S. 58) und Schulze - Maizier* (S. 65) mit
„Federübungen“ übersetzten (vgl. auch die verfehlte Konjektur La ss on s ZfdPh 9 S. 25 zu 549,30),
ist fraglos verderbt aus videln, noofür Ka3Bso lauten schlachen = „Laute schlagen“ gesetzt haben.
Auch Bizets Konjektur (S. 131 Anm. 1) ist perfehlt. Das an Stelle von deheiniu in mehreren Hss.
überlieferte kunne (kune, kun, küne), das Pfeiffer (S. 549,30) als künne und D ie der i c h s
(S. 12,1?) als kunne übernahm, nourde von den früheren Übersetzern im Sinne von küene mißverstan
den, noährend fraglos künne = „Geschlecht, Art“ gemeint ist. Während ich in meiner Übersetzung
(S. 460 Anm. zu S. 61,30) vermutete, daß es ursprünglich hieß: dekeines künnes (oder: dekeiner künne)
werk, habe ich geglaubt, einfach deheiniu konjizieren zu können, das in mehreren Hss. unabhängig
zu kunne etc. entstellt, bzro. mißverstanden nourde. Zu künne vgl. S. 285,8; Taul er S. 114,20 u. ö. –
Z. ? oder – geschehen. ist syntaktisch sehr sorglos anakoluthisch an das Voraufgehende angefügt. –
Zum Gedanken, daß der Schreiber sich zuerst das jenoeilige „Bild“ des einzelnen Buchstabens ein
prägen muß, um dann beim Schreiben den Buchstaben nach dem genvonnenen inneren „Bild“, der
Vorstellung, zu bilden (Z. 3 ff.), vgl. noch etwa DW 1 S. 415,6 f.: Ich mache einen buochstaben näch der
glichnisse, die der buochstabe in mir hät in miner séle, und niht näch miner séle.; Sie pers ZfdA 15
S. 427,60 ff.: . . . alse ni kein meinster [der ein bilde machet ader snidet ader büchstaben schribet,
her enmoze (ez) nóch der schrift machen die in siner séle begriffen ist: alsó enmocht ni kein
créatüre gode helfen scheffen die séle, sie enmüst etlicher wis er bilde läizen in der séle.; S. 42?,?5 ff.:
als ich einen büstabe begriffen habe in miner kunst, alsó schriebe ich ein wort in daz blat, doch
engizen ich (mich) nicht selber in den büchstaben, sundern ich schribe en nóch dem bilde daz ich
an mim herzen bekenne.
* Wie aus dem Var-App. zu entnehmen ist, hat der Schreiber von F2 zunächst das Textstück
S. 208,11 durchgangen – 209,1 gegenwerticheit infolge von Homöoteleuton verloren. Er trug dann,
als er den Fehler bemerkte, unbekümmert den ganzen Satz S. 208,11 Alsó – 209,1 arbeit unter Wie
derholung des Textstückes Alsó – gegenwerticheit hinter Z. 4 kunst. nach. Pfeiffer (S. 549,34–40)
hat die Ursache der Textverwirrung offenbar nicht bemerkt, folgte vielmehr F2, noobei er sich je
doch genötigt sah, Z. 1 liuhte > liuhten und Z. 2 blibe > bliben abzuändern. Büttner (S. 12) und
Lehmann (S. 58), die nach Pf, übersetzten, haben sich vergeblich bemüht, der Verderbnis einen
plausiblen Sinn abzugenwinnen, während Schulz e - Mai zier* (S. 65), der den Text. Die de -
r ich sº übersetzte, einen glatten Text vor sich hatte. – Zu S. 208,12 mit der forme sines geminneten
gotes durchformet sin vgl. etwa Taul er S. 263,7 ff.: Als der geist al zemole in sinket und in
smilzet mit sinem innigosten in Gotz innigosten, so wirt er do wider bilt und ernüwet, und also
vil me wirt der geist übergossen und überformet von Gotz geiste, . . . als ingüsset sich hie Got,
als die natürliche sunne güsset iren schin in die lüft, und wirt aller der luft durchformet mit dem
liechte. – Zu S. 208,12f. in im gewesent sin vgl. Anm. 50. – Z. 1 f. eine blözheit neme in allen dingen =
„in allen Dingen Bindungslosigkeit genvinnen“ oder, noie Lehmann (S. 58) übersetzt: „nur Un
abhängigkeit muß er genoinnen in allen Dingen“, nicht aber: „fremder Zutat sich schlechthin ent
kleiden“, noie Büttner (S. 12), oder: „die Urbilder aller Dinge erfasse“, noie Schulze - Mai -
zier* (S. 65) übersetzt. Godfried van Wevel läßt blózheit aus: XII Dogheden S. 76,11 (v. M.
S. 279,1), vgl. L ü ck er S. 64 Anm. 5. – Z. 2 ff. vgl. S. 208,3 ff.
* Die Bemerkung LW 2 S. 304 Anm. 5: „E c h a r dus in Tabulis auctoritatum voce quomodo
saepissime eodem sensu utitur atque quod, qui modus loquendi e lingua vernacula translatus est“
halte ich für zutreffend, noenn a.a.O. auf Überschriften der RdU-Kapitel, u. a. auf die vorliegende
perrwiesen wird, noenngleich das einleitende „Wie“ anderer Kapitel nicht die Bedeutung des lat.
quod, sondern die echte von quomodo: „auf noelche Weise“ hat.
* Z. 5–210,5 = XII Dogheden S. ??,18–78,15 (v. M. S. 280). Das Kapitel betont, daß es nicht

325
Anmerkungen 65–79 zu RdU S. 209–211

nur darauf ankommt, sich pon den Dingen, mit denen man umgeht, innerlich nicht behindern zu
lassen, sondern darauf vielmehr, sie sich durch richtiges Verhalten zu und rechtes Wirken mit
ihnen im höchsten Maße so zunutze zu machen, daß Gott aus jedem Werk „leuchte“.
sº Pfeiffer (S. 550,5 und D ie der ich s S. 12,33): noch kein blibent bilde in ime sitzet
(= F2). Mein Text beruht auf konjekturaler Ausnoertung der gesamten hsl. Überlieferung. Subjekt
ist nicht bilde (Z. 9), sondern diudinc (Z. 8). Der Text besagt: „daß ihn die Dinge, mit denen er
umgeht, nicht hindern noch irgendeine haftende Vorstellung in ihn hineinstiften (hineinversetzen)“,
ein bleibendes „Bild“ in ihn setzen.
"7 Übersetzung von Z. 1–4: „Und der Mensch soll zu allen seinen Werken und bei allen
Dingen seine Vernunft achtsam gebrauchen und bei allem ein einsichtiges Benvußtsein von sich
selbst und seiner Innerlichkeit haben und in allen Dingen Gott ergreifen in der höchsten Weise,
noie es möglich ist.“ – Zu Z. 3 f. pgl. S. 207,8 und Anm. 60.
* Z. 6–15 = XII Dogheden S. 79,12–80,3 (v. M. S. 281).
* Die der ich s (S. 13,10) bleibt bei Ka4: wann ir herr kome, noährend Pfeiffer (S. 550,19)
bereits den richtigen Text bot (F2), den Büttner (S. 13) schon richtig übersetzte: „Traun!
solche harr en de Leute sind auf dem Posten und sehen sich um, noo er noohl herkomme,
des sie harren.“ Das Mißverständnis in einem Teil der hsl. Überlieferung entstand dadurch, daß
man den Satz auf das voraufgehende Schriftzitat bezog, und nourde begünstigt durch Klang- und
Schriftähnlichkeit von her = „her“ und herre = „Herr“. Godfried v an We oel hat den Text
richtig verstanden: XII Dogheden S. 79,13 (v. M. S. 281): . . . van welker side hi (v. M i er lo druckt
dieses hi fälschlich groß und fällt also noieder dem gleichen Irrtum zum Opfer noie die mittelalter
lichen Schreiber) comende is, dien hi ontbeidende is.
70 Übersetzung: „und sie ernoarten ihn in allem, noas da kommt, noie fremd es ihnen auch sei,
ob er nicht doch etnoa darin sei.“
7 Vgl. S. 207,2f. 7? Vgl. Z. 3. 7* Vgl. S. 203,6–12.
74 Pfeiffer (S. 550,28) konjizierte unnötigerweise weltlichesten. Mit werltlichen und aller
götlichesten sind die verschiedenen Werke gemeint, von denen Z. 13 die Rede ist. Es ist daher
verfehlt, in der Übersetzung „Weltlichen“ und „Allergöttlichsten“ zu schreiben, noie das Schulze -
Maizier* (S. 66) und ich selbst (S. 63), ebenso noie Herma Pi es c h (Ethik S. 55) taten, noährend
Büttner (S. 14) und Lehmann (S. 59) richtiger „im roeltlichsten noie im frömmsten Geschäft“
(B.), „im noeltlichsten noie im allerfrömmsten Werke“ (L.) schrieben. Die beiden letztgenannten
Übersetzer übertrugen allerdings dem got alsó waere worden (Z. 16) groteskernweise durch: „einem,
dem “Gott“ auch zur “Welt“ genvorden wär“ (B., der allerdings alsó zu alles abänderte, vgl. S. 218
Anm. zu S. 12 Z. 5) und „und noem Gott so zum All genvorden ist“ (L.), noährend die richtige Über
setzung lauten müßte: „nwem Gott so (gegennwärtig, bzno. eigen) genvorden noäre“. Vgl. S. 211,3. –
Zu Z. 15 liuhtet vgl. S. 205,10.
7 Z. 16 Triuwen – 211,14 menschen. = XII Dogheden S. 81,9–82,10 (v. M. S. 282).
7° ungliches = „Unpassendes“ oder „Ungemäßes“ (Schulze - Maizi er * S. 66, Lehmann
S. 59: „Gottungleiches“, Büttner S. 14: „Widerstrebendes“). Vgl. etwa Pf. S. 22,27 ff.: . . . daz der
üzer mensche dä mite werde in got gerihtet . . ., daz er ime selber niht engange ze dekeiner
ungelicheit, . . .
77 Vgl. S. 191,4; 203,2; 206,1; 208,11; 209,1.
7° Vgl. S. 210,2.
" Übersetzung: „Da nun aber der Mensch in diesem Leben nicht ohne Betätigung (Tätigkeit)
sein kann, die (nun einmal) zum Menschsein gehört und deren es vielerlei gibt, . . .“ Vgl. Pf.
S. 53,23 ff.: Nü wellent eteliche liute dar zuo komen, daz sie werke lidig sin. Ich spriche: es enmac
niht sin. Näch der zit dó die junger enpfiengen den heiligen geist, dóviengen sie érste an tugende
ze würken . . . Só die heiligen ze heiligen werdent, denne aller érst vähent sie an tugende ze
würken, wan denne samenent sie hort éwiger sélden.; Theologia Deutsch XXVII. cap.
S. 31,41 ff.: Wenn man spricht und auch cristuß spricht, man sol alle dingk lassen und vorliesen,
daß sol man nit also vorstehen, daß der mensche nichtſ zwthün oder verhanden sol haben; wan
der mensche müß ye ettwaß zwthün und zu schicken haben, dy weil er lebet . . . Doch müssen dy

326
Anmerkungen 79–95 zu RdU S. 211–214

ding seyn und müß man thün und lassen. Und besunder der mensche müß schlaffen und wachen,
gehen und steen, reden und schweigen, essen und trincken und vil meher der gleichen, daß doch
seyn müß, dyweyl der mensch lebett.
* Vgl. S. 201,5 ff und 204,8 ff.
* Übersetzung: „. . . so soll er sich zuvor kräftig mit Gott versehen und ihn fest in sein Herz
setzen . . .“
* Zu Z. 11–14 pgl. S. 202,5 ff. und 20?,8 f. Vgl. auch DW 1 S. 244,8 ff. und dort Anm. 5.
* Dieses Kapitel hat die gemeinsame Vorlage von De und Godfried van We pel (S. 82,
p. M. S. 282) ganz roeggelassen.
* Übersetzung: „Der Mensch soll auch nie ein Werk so noohl ansehen noch recht so ausführen,
daß er je so frei oder zu selbstsicher in den Werken noerde, daß seine Vernunft je müßig noerde
oder einschlafe.“ Die bisherigen Übersetzungen – auch die meinige (S. 63) – noaren zu frei und
haben Z. 3 getuon gegen die hsl. Überlieferung zu getän geändert, noie ich jetzt glaube, ohne Grund
oder doch ohne Notrvendigkeit. Ich habe denn auch jetzt in Z. 3 ze nicht mehr mit Pfeiffer
(S. 551,9) durch só ersetzt, noie ich's in meiner Übersetzung (S. 63,28, sieh Anm. dazu S. 460) tat.
* Übersetzung: „Er soll sich ständig mit den beiden Kräften der Vernunft und des Willens
erheben und darin sein Allerbestes im höchsten Grade ergreifen und sich äußerlich und innerlich
gegen jeden Schaden besonnen vorsehen (schützen).“
sº Vgl. S. 186,6.
"7 Z. 9–213,11 = XII Dogheden S. 82,11–83,13 (v. M. S. 283).
* Büttner (S. 15) und die übrigen Übersetzer mit ihm übersetzten fälschlich: „Es gibt zwei
Arten Menschen.“ In Wahrheit nimmt Eckhart hypothetisch zwei verschieden geartete Einzel
menschen als Beispiele an, deren verschiedenes Verhalten in bezug auf die Anfechtung durch die
Sünde (?) er im folgenden charakterisiert.
* Übersetzung von Z. 1–3: „Durch das äußere Gegenroärtigsein der Dinge noird sein
äußerer Mensch erregt, sei's etwa zu Zorn oder zu Eitelkeit (eitler Ehrsucht) oder vielleicht zur
Sinnlichkeit, je nachdem, noas ihm entgegentritt (noie der Gegenstand' ist).“
"Zu Z. 1–8 und zum Gegensatz zwischen den niederen Kräften, die angefochten noerden,
und den obersten, die fest und unbenoegt bleiben, vgl. S. 270,11 ff. – Z. 5 zürnen hat D ie der ich s
(S. 14,22) bereits richtig aus Ka5Pr1 Pr2 in seinen Text eingesetzt, statt des in Ka4 (und F2, M16) über
lieferten unsinnigen zü rüwen, das Pfeiffer (S. 551,26) als ze riuwen noiedergab. Auch La s s on
S. XV zu 551,26 hat schon zürnen (nwahrscheinlich nach XII Dogheden S. 83,4 toernen) vorgeschlagen;
vgl. zum Überfluß Z. 3 und ?. Die Verderbnis des zürnen in der hsl. Überlieferung (sieh
Var.-App. zur Stelle) erklärt sich aus falscher Auffassung des Schriftbildes, indem das n als u
verlesen wurde. – Der Satz Z. 6 wan – natiurlich ist von Büttner (S. 15) und den nachfolgenden
Übersetzern fälschlich durch einen Einräumungssatz noiedergegeben noorden: „Wo sie doch vielleicht
in seiner Natur liegt“ (B.), „nwenn es auch vielleicht grade in seiner Natur liegt“ (Lehm an n S. 60),
„Mag auch die Schnoäche vielleicht in seiner Natur liegen“ (Schulze - Maizi er* S. 68), noährend
in Wahrheit ein Begründungssatz vorliegt: „denn vielleicht handelt es sich um eine in der Natur
liegende Schnoäche“.
* Die gleiche Paulus-Stelle zitiert Eckhart im BgT, oben S. 26,2 f. (vgl. S. Z8 Anm. ?5). Zum
Inhalt des voraufgehenden Satzes vgl. S. 214,6 ff. und S. 271,8 ff.
* Z. 1–2 = XII Dogheden S. 84,16–18 (v. M. S. 284).
* Vgl. BogA S. 30,40 ff.: Es ist wol menschlich neigunge der sünde, wan daz hat der mensche
von adams val; aber daz er sündet, daz tüt er von mütwillen und ist nit von natur, mer: es ist
me wider natur, wan die natur wurt zerstört und entsetzet von irem adel. Karrer (M. E. S. 229
Anm. 242) vernveist zur vorliegenden Stelle auf Thomas S. theol. I II q. 80 a. 3 ad 3: Ad tertium
dicendum quod concupiscentia carnis contra spiritum, quando ratio ei actualiter resistit, non est
peccatum, sed materia exercendae virtutis.
* Z. 2–6 = XII Dogheden S. 85,1–7 (v. M. S. 284).
* Z. 6–215,5 = XII Dogheden S. 85,9–19 (v. M. S. 285).

327
Anmerkung 96—99 zu RdU S. 215—216

* Vgl. T h o m a s S. theol. I II q. 20 a. 2: Praeterea, Augustinus dicit, in libro Retract., quod


non nisi voluntate peccatur. Si ergo non sit peccatum in voluntate, non erit peccatum in exteriori
actu. Et ita tota bonitas vel malitia exterioris actus ex voluntate dependet. Praeterea, bonum et
malum de quo nunc loquimur, sunt differentiae moralis actus. Differentiae autem per se dividunt
genus, secundum Philosophum, in VII Metaphys. Cum igitur actus sit moralis ex eo quod est
voluntarius, videtur quod bonum et malum accipitur in actu solum ex parte voluntatis. Edchart
zitiert die gleidhe Augustinusstelle im Sermo XLV, LW 4 S. 382,1 f.: Nam »voluntas est, qua pecca
tur et qua recte vivitur«, ut dicit A u g u s t i n u s. In der Anm. ist auf Retract. I c. 8 n. 4, CSEL
XXXVI 41,15 pernoiesen, sonoie auf P e t r u s L o m b a r d u s Sent. II d. 26 c. 3 n. 232. Vgl. audi
S. 216,2. — Zu S. 214,6 ff. pgl. S. 271,9 ff.; Pf. S. 53,20 ff.: Sehent, dà würde krieg ze luste, wan swaz
der mensche muoz mit grözer arbeit erstriten, daz wirt im ein herzenfröide unde denne wirt ez
fruhtber. — Z. 3 ie* — 4 sol ist pon B ü t t n e r (S. 16) und in seinem Gefolge pon allen anderen
Übersetzern mißperstanden noorden als „darf er sid) der Stärke und des Siegs persehen.“ Die
ridhtige Übersetzung lautet: „muß er sidi mit Stärke und Sieg roappnen".
*7 Z. 6—216,6 = XII Dogheden S. 85,20—86,5 (p. M. S. 285). _ Das Kapitel führt den am Sdhluf?
des poraufgehenden Kapitels betonten Gedanken, daß Tugend und Untugend, Gut und Böse im
Willen als dem inneren Werk begründet liegen, breit und mit der Eckhart eigenen Unbedingtheit
und paradoxalen Pointierung aus und durdi.
** Vgl. oben Anm. 96; In Ioh. n. 236, LW 3 S. 19?,8 ff.: ... Matth. 16: 'qui vult venire post me'.
“Vult' ait, quia volendo deum sequimur. Et hoc est quod A u g u s t i n u s Confessionum l. VIII
ait: »non solum ire, verum et pervenire« ad deum »nihil erat aliud quam velle ire, sed velle fortiter
et integre, et non semisaucius«. Et infra: »ibi facultas ea quae voluntas, et ipsum velle iam
facere«. Et in eodem libro: »amicus dei si voluero, ecce nunc fio«. Et De trinitate l. IX A u g u -
s t i n u s : »qui novit perfecte quam amat iustitiam, iam iustus est, etiamsi nulla exsistit forin
secus per membra corporis operandi necessitas«. Amare enim et velle iustus fieri est iustum fieri.
Ibi voluntas facultas, ibi conceptio parturitio, ibi flos fructus.; Sermo XLV n. 460, LW 4 S. 381,9 ff.:
“Vult', quia sola voluntas bona sufficit. Si aliquid non possis, vel hoc dei, quia opus debet esse
voluntarium. — Zum Gedanken, daß es für einen „guten Willen“ nichts besagt, noenn er das, noas
er noill, nicht dollbringen enmac mit den werken (S. 215,10), pgl. Thomas S. theol. I II q. 20 a. 4: Utrum
actus exterior aliquid addat de bonitate et malitia supra actum interiorem ... Si vero possibilitas
desit, voluntate existente perfecta, ut operaretur si posset; defectus perfectionis quae est ex actu
exteriori, est simpliciter involuntarium. Involuntarium autem, sicut non meretur poenam vel
praemium in operando bonum aut malum, ita non tollit aliquid de praemio vel de poena, si homo
involuntarie simpliciter deficiat ad faciendum bonum vel malum...
* Vgl. Th o m a s S. theol. I II q. 6 a. 4: Utrum violentia voluntati possit inferri ... Ergo quod
fit ex voluntate, non potest esse coactum ... Ad primum ergo dicendum quod Deus, qui est poten
tior quam voluntas humana, potest voluntatem humanam movere; ... Sed si hoc esset per violen
tiam, iam non esset cum actu voluntatis, nec ipsa voluntas moveretur, sed aliquid contra volun
tatem.; a. 5: Quantum igitur ad actum qui est immediate ipsius voluntatis, ut supra dictum est,
violentia voluntati inferri non potest: unde talem actum violentia involuntarium facere non
potest; S i e p e r s ZfdA 15 S. 388,94 ff. — S. 215,10 schreiben P f e i ff e r (S. 522,15) und D i e d e
r i c h s (S. 15,14) verahten (verachten) mit Ka4Fayz statt des sidher riditigen verre ahten, das
L a s s o n (S. XV zu 552,15) sdhon nadh XII Dogheden S. 85,22 porgesdhlagen hatte. — Zu Z. 4
krefticliche und Z. 6 ganz pgl. die in Anm. 98 aufgeführte Augustinus-Stelle: ... sed velle fortiter
et integre. — In Z. 6 schreiben sämtliche Hss. (auch Man, noo f. 150pb Z. 6 und* — ist p. and. Hand
auf d. Rand nachgetragen ist; danach ist die Angabe in meiner Übersetzung S. 461 zu S. 65,20 zu be
richtigen. Dagegen fehlt got in Gi f. 5?o.) mit Ka4: vnd got gegenwertig ist, noas beide Herausgeber
beibehalten; D i e d e r i c h s S. 15,21: und got gegenwertig ist, Pf e i ff e r S. 552,21 f.: unde gote
gegenwürtig ist. Id halte dieses got für unursprünglich und falsdi, denn, noas soll „dor Gott ein
g e g e n noä r t i g e r" (B ü t t n e r S. 16), „ein ... gottesgegennoärtiger" (L e h m a n n S. 61), „ein ...
gottgegennoärtiger" (S c h u l z e- M a i z i e r * S. 69) heißen? Gemeint ist pielmehr, noie die ansdilie

328
Anmerkungen 99–107 zu RdU S. 216–218

ßenden Ausführungen Eckharts zeigen, ein „gegennwärtiger“, auf die Gegenwart gerichteter Wille.
Ich möchte glauben, daß das voraufgehende götlich wille und die noiederholten Ausführungen über
die Notwendigkeit götlicher gegenwerticheit (S. 208,11, vgl. auch S. 12,22f. und Anm. ??) den Fehler
bereits im Prototyp unserer hsl. Überlieferung verursacht haben. Godfried v an Wevel hat
und gegenwertic ist ausgelassen: XII Dogheden S. 86,5 (v. M. S. 285).
"Z. 6–21?,4 = XII Dogheden S. 86,12–23 (v. M. S. 286).
"Dieses mér kann nicht, wie Lasson (S. XV zu 552,22) unter Hinweis auf XII Dogheden
S. 86,12: ic woude; mer men sal willen . . . vorschlug, von wolte abgetrennt und zum folgenden ge
zogen noerden mit der Bedeutung „aber“, „vielmehr“. Es gehört fraglos zu wolte und muß die Be
deutung von „fürderhin“, „demnächst“, „in Zukunft“ haben, wie der Zusammenhang lehrt.
* Godfried v an Wevel (XII Dogheden S. 86,23 ff., v. M. S. 286) fügt hier hinzu: Niet
datic wil segghen, dat die sonden mitten werken niet meerre en sij. Mer dat consent volbringhet
die sonde, al en quamer dat werc nimmermeer toe. – Zu S. 216,11 f. vgl. Thomas S. theol. III
q. 86a. 5 obi. 2: Praeterea, secundum Dionysium, IV cap. de Dip. Nom., bonum est efficacius quam
malum: quia malum non agit nisi in virtute boni.; I II q. 60 a. 5 ad 4: bonum fortius est ad
movendum quam malum: quia malum non agit nisi virtute boni, ut Dionysius dicit, IV cap. de
Div. Nom.; Sent. III d. 2? q. 1 a. 3 ad 3: bonum est vehementius in agendo quam malum. –
Schulze - Maizie r” (S. 69) übersetzt in der Nachfolge Büttners und Lehmanns S. 216,11f.
mit: „Der gute Wille ist nicht minder kräftig zum Guten denn der böse zum Bösen“. Tatsächlich
schreiben N14 und Eb: De gude wille . . . de arghe wille (wille fehlt N14) und ebenso De und XII
Dogheden S. 86,16 ff.: die goede wille . . . die quade wille (wille fehlt XII Dogh.), noas indessen
sicher unursprünglich sein dürfte, denn gemeint ist, noenigstens an der vorliegenden Stelle, zunächst
nicht der gute Wille, sondern das Gute, bzno. das Böse.
” Z. 5–6 = XII Dogheden S. 86,27–29 (p. M. S. 286). – Zum Inhalt des ganzen Text
abschnitts vgl. die oben in Anm. 96 aufgeführte Thomas-Stelle am Schluß: . . . videtur quod bonum
et malum accipitur in actu solum ex parte voluntatis. Karr e r M. E. S. 252 Anm. 480 vernoeist im
Hinblick auf Pahncke, der Diss. S. 41 Anm. 1 von „der merkwürdigen Theorie: Wille gilt vor
Gott so viel noie die Tat“ in den „Reden“ spricht, noch auf Thomas II II q. 81 a. 6 ad 1: Ad
primum ergo dicendum quod laus virtutis in voluntate consistit, non autem in potestate. Et ideo
deficere ab aequalitate, quae est medium iustitiae, propter defectum potestatis, non diminuit laudem
virtutis, si non fuerit defectus ex parte voluntatis. und andere Belege aus Thomas und sonstigen
Autoren (Mechthild, Hugo v. St. Victor).
* Z. ?–218,1 = XII Dogheden S. 87,7–14 (v. M. S. 286).
” Godfried v an Wevel (XII Dogheden S. 87,14 ff., v. M. S. 286 f.) fügt hier hinzu: ... Mer
des en darre ic niet segghen: daer die wille ende minne alghelijc waer in alder wijs, dat hi dan
also groten loen soude hebben diet werc niet en wrachte, als diet wrachte . . . Mer woudeyement
segghen, dat die wille sonder werc also groet waer als mitten wille dat werc, ic en wil daer-om
niet striden; want die volmaecte wille vermach veel, daer hi dat sijn toe doet dat hi vermach
ganselic. – Zu S. 21?,9 ff. pgl. etroa DW 1 S. 202,4–9: Und waere ein ander mensche, der niht enhaete
dan eines guoten willen, und er gedaehte: herre, waere disiu werlt min und haete ich denne noch
eine werlt und aber eine, daz waeren dri, daz er des begernde waere: herre, ich wil dise läzen
und mich selben alsó blöz, als ich ez von dir enpfangen hän, dem menschen gaebe got als vil, als
ob er ez allez mit siner hant haete enwec gegeben.; Pf. S. 56,39 ff.
"Z. 2–? = XII Dogheden S. 88,3–6 (v. M. S. 287).
"Zu Z. 3 f. und ? vgl. oben. Anm. 99 zu Z. 4. – An Z. 7 schließt in den XII Dogheden
S. 88,7–13 = oben S. 284,3–? an. Die de richs (Diss. S. 61) ist der Meinung, daß dieses Text
stück, „das in Fassung I am Ende des Abschnitts 21 ohne jeden inneren Zusammenhang mit diesem
steht“, dahin gehört, noo es in den XII Dogheden steht, d. h. „in die Rede über die Macht des
Willens 553,6 vor nü möhtest dü frägen“ (= S. 218,8). Er findet eine Bestätigung dieser seiner An
nahme in der Tatsache, daß das Textstück sich auch in Fassung II (= y) in einer „isolierten Stel
lung“ findet, nämlich unter den 5 Nachträgen (in Bso f. ?8p–?9r). Keiner der Übersetzer aber hat

329
Anmerkungen 107–115 zu RdU S. 218–220

das Textstück an die Stelle verschoben, an der es in den XII Dogheden steht, und auch Diede
richs selbst hat es stehen lassen dort, noo Ka4 und alle Hss., außer der y-Gruppe, es bieten. Mir
scheint, daß es an dieser Stelle nicht, noie Diederichs meint, „ohne jeden inneren Zusammenhang“
mit dem Abschnitt 21 steht, daß es vielmehr bei der im ganzen doch lockeren Gedanken-Fügung
der RdU auch am Schluß des 21. Kapitels durchaus sinnvoll steht. Daß aber eben erst in den
XII Dogheden die Umstellung vorgenommen wurde – noeil man das Textstück nicht missen
noollte –, geht daraus hervor, daß es in der Vorlage nach Aussage von De noch an der Stelle ge
standen hat, noo alle Hss. der RdU es bringen. Van M i e r lo, der das Textstück in seiner Aus
gabe in spitze Klammern einschließt (S. 28?), sieht es offenbar als einen Zusatz der Hss. P und D
(und danach auch von Surius) an, noie seine Anmerkung 2 S. 28? erkennen läßt: „add. P, D, Surius;
niet in Ww.“ – Wenn Büttner (S. 1? und S. 218 zu S. 15 [st. 1?) Z. 16) in Z. 3 willen > wizzen
abänderte, beruhte das auf einem klaren Mißverständnis des Textes, und so ist ihm denn auch
keiner der anderen Übersetzer in der Anderung gefolgt. Wahrscheinlich ist B. durch Lass on
(ZfdPh 9 S. 25 zu 553,1) verleitet worden, der willen auch nicht verstand und tilgte. Der Sinn des
Satzes ist: „Wollte ich ferner so viel Willen haben, wie die ganze Welt hat (d. h. begehrte ich den
gesammelten Willen der ganzen Welt), und ist mein Begehren danach groß und umfassend, so
habe ich ihn; denn, noas ich haben ro ill, das habe ich“.
108 Z. 8–12 = XII Dogheden S. 88,14–20 (v. M. S. 287 f.).
10° Über das Aufgehen des Willens des Menschen in Gottes Willen vgl. DW 1 S. 244,14–245,2
und die S. 245 Anm. 1 aufgeführten Parallelen, sonoie S. 64,3 ff. und dort Anm. 2; S. 62,5 ff. und dort
Anm. 3; S. 200,14 ff. und S. 201 Anm. 1; Pf. S. 1??,14 ff. Vgl. auch oben S. 20,10 ff. und S. 281,5 ff. –
Zu Z. 9äne alle eigenschaft vgl. DW 1 S. 26 Anm. 1: „ohne jede Ich-Bindung“. – Zu Z. 9 f. vgl.
S. 187,3 f.; 190,10 ff. – Zu Z. 10 vgl. etwa Sermo LV, 4 n. 549, LW 4 S. 459,10 f.: Secundo, quia non
tota (scil. anima) deodicata, non tota in deum transformata.
119 Z. 13 – S. 220,3 = XII Dogheden S. 89,7–90,1 (v. M. S. 288).
11 Vgl. etwa Pf. S. 28,7 f.: Nü möhtest dü sprechen: wie mac daz gesin? ich enbevinde sin
doch niht.; S. 233,4 f.
* Übersetzung: „Die Stätte des Wesens der Liebe ist allein im Willen.“ Vgl. Thomas
S. theol. II II q. 24 a. 1: Utrum voluntas sit subiectum caritatis . . . Ergo caritas est in voluntate
sicut in subiecto . . . Et ideo caritatis subiectum non est appetitus sensitivus, sed appetitus
intellectivus, idest voluntas . . . Unde caritas, cuius obiectum est finis ultimus, magis debet dici
esse in voluntate quam in libero arbitrio.
* Z. ? die wile – 9 minne. fehlt in den XII Dogheden S. 89,17 ff. (v. M. S. 288). Das
Textstück noiederholt im noesentlichen Z. 4 f. Wenn in B17 Z. ? die wile – 8 séle. fehlt (sieh
den Var.-App.), so beruht das auf Homöoteleuton, und es fehlt infolgedessen in B17 gerade der
Satz, der nicht Wiederholung bedeutet. – Zu Z. ? f. vgl. etwa Jost e s S. 96,1? ff.: Ich hon
weilent gesprochen und sprich ez noch, daz ich nü allez daz hon, daz ich ewiklichen haben sol; wann
got mit aller seiner selikeit und mit aller seiner gotheit der gebrauchet daz oberst bild, aber ez
ist verborgen der sele. Dor um spricht der prophet: Werlich, herre, du bist ein verborgener got!;
Pf. S. 301,11 f.: Got möhte niemer nieman funden hän, als der wise sprichet "herre, dü bist ein ver
borgen got?"; Tauler S. 92,25 f.: . . . in den wunnenclichen grunt, do daz edele bilt der heiligen
drivaltikeit verborgen lit, das daz alleredelste der selen ist.; Langenberg S. 203,25 ff.: Dit secht
die prophet: waerlic, got is een verborgen got. Die nu got wil ontfaen, die moet doergrauen den
acker synre gescapenheit, soe vindet hi hem seluen ongescapen nader wisen gads inder ver
borgenheit. Zur Verborgenheit Gottes vgl. Is. 45,15: Vere tu es Deus absconditus.
11“ Vgl. Z. 4.
11“ Vgl. etwa Pf. S. 245,5 f.; DW 1 S. 272,6 ff.: Aber nü klagent etliche liute, daz sie niht
enhaben innicheit noch andäht noch süezicheit noch sunderlichen tröst von gote. Den liuten ist
waerliche noch gar unreht; man mac sie aber wol liden, doch enist ez daz beste niht.; vgl. auch
DW 1 S. 91,3 ff. – Zu Z. 3 süezicheit vgl. S. 283,5 ff. – Z. 3 f.: des himels indruc (impressio) =„Einfluß
des Himmels“. Eckhart sagt, daß das, noas so bedeutsam und eindrucksvoll als Innerlichkeit, Andacht

330
Anmerkungen 115–125 zu RdU S. 220–221

und Jubilieren erscheine, nicht Ausbruch und Werk der Liebe zu sein brauche, daß es sich oft
als das Werk siderischer Einflüsse oder sinnlicher Eindrücke erkläre. Vgl. Thomas S. theol. I
q. 115 a. 4: Utrum corpora caelestia sint causa humanorum actuum.; Langenberg S. 191,39 ff.:
Man leset van drie hemelen. Die ierste is daer die sterren an staen. Die hemel, spreken die meiste
ren, die werct in der fantesien die lyfelike beelden . . . Vgl. etwa noch Spam er Texte S. 138,11 ff.:
Die bilde, die den luten erscheinent, daz geschicht von dem willen gotes vsz der krafft der elementen.
Vnd so daz etlich luten erzaigt wirt, so hat der vsser mensch so vil tröstes daran, daz er in ain
vergessen komet der götlichen krafft, in der das bilde zü samen ist gewurcket. – Der Plustext von
EbGr in Z. 1 alzo en doghet, den Stamm l er ZfdA 59 S. 202 (zu 553,21) als ursprünglich anzusehen
scheint, ist sicher sekundär; er fehlt auch in XII Dogheden S. 89,19 (v. M. S. 288).
* Z. 4–221,8 = XII Dogheden S. 90,2–20 (v. M. S. 288–289).
" lückern = „anlocken“, das XII Dogheden S. 90,5 sicher ursprünglich durch smeken =
„schmeicheln“ noiedergegeben war, das denn da n Mi er lo (S. 288) auch richtig in den Text setzte,
noährend David sich fälschlich für smelten entschied. Seine Ausführungen S. 90 Anm. 1 sind irrig.
Pfeiffer s ein niugern (S. 553,29) beruht auf der Lesart von M17 (sieh den Var.-App.). Zum
Locken Gottes vgl. etwa noch Pf. S. 231,5 ff.: Nieman sol erschrecken dävon, daz ich spriche, dazgot
niht minne dann sich selber: ez ist unser aller bestez, wan er meinet unser allergroesten sélikeit
dar inne. Er wil uns dá mite in sich selber locken, daz wir geliutert werden, daz er uns in sich
setze, üf daz er uns in im unde sich in uns mit im selber müge minnen. Und im ist alsó nót näch
unser minne, daz er uns in sich locket mit allem dem, und er uns in sich mac bringen, ez si gemach
oder ungemach. Trutz got, daz er iemer über uns verhenge, dä mit er uns in sich niht locke (vgl.
Quint S. 644 zu 231,10); P a r. a n. S. 39,15 ff.: . . . und di libe hait Got so gar ubirwondin . . .
und ist alse sere dar uf forstarrit wi he di sele zu sich gezihe und gelocke zu sinir minne, . . .;
S. 130,34 f.: aber bi wilin inzuhit he sich durch nicht wan daz he si reize und wit mache an der
begerunge.
1s sére enthalten wirt von andern muß die Bedeutung haben: „von andern (Menschen) recht
fern gehalten wird“. Vgl. dazu Tau l er S. 399,1? f.: so jonner und not sol werden, so vindet der
minnencliche Got ie ein nestelin do er die sinen inne enthaltet und verbirget. XII Dogheden
S. 90,7 (p. M. S. 288) fehlt von andern.
" Die Ergänzung von vüelennes und gegenüber Diederichs (S. 16,38) noird auch durch
De und XII Dogheden S. 90,8 (v. M. S. 288) ghevoelens bestätigt, deren Vorlage allerdings und
empfindennes noeggelassen hat. Mit als vil vüelennes und enpfindennes ist das in Z. 1 ernoähnte
innicheit und andäht und jubilieren gemeint. Der Sinn des ganzen Satzes ist, daß die echten
minnaere auch dann Gott fest die Treue halten, wenn sie nicht von so starken noohltuenden Ge
fühlen und Empfindungen getragen sind.
120 Übersetzung: „Gesetzt aber, es sei voll und ganz Liebe“.
* Vgl. S. 220,1 f. und 5.
* Übersetzung: „Das noird aus folgendem deutlich:“
* Vgl. S. 220,1 jubilieren; Taul e r S. 7,13 f. . . . daz er rehte von wunnen solte usser ime selber
springen in iubilo und in minnen, . . .; S. 53,1? f.: Daz ist des schult das sü trunken sint worden,
dis heisset jubilieren, . . .; 419,34f: Daz ist kein not daz man allewegent jubiliere oder grosse
süssekeit habe, das ist wol ein züval; 171,23: . . . das er die fröide nüt verbergen enmüge, si
breche us mit einem jubilieren.; Pf. S. 380,29: . . . und ein unzellich jubilieren in deme herzen . . .;
Ruus bro e c Die gheestelike Brulocht, Werken Bd. 1 S. 164,25 f.: ende dit hetet jubile er en ,
ochte jubilacie, dat es: eene vroude diemen met woorden niet ghetonen en can.
* Übersetzung: „um eines Besseren aus Liebe willen“, d. h. um eines Besseren roillen, das
(auch) aus Liebe geschieht.
* ein minnewerk = „eine Liebestat, ein Liebesnwerk“, vgl. etwa BogA S. 12,18 ff.: Aber so
er sich innerlichen verzert, daz es der lip nit me erzügen mag, so mag er sich woluz keren uf ein
usserlich minnewerck, daz ime danne daz nehste ist.; 143,12 f.: Vier hande ordenunge hat ein reht

331
Anmerkungen 125–128 zu RdU S. 221

minnewerk da inne es sol gewürcket werden. Das Wort, das bei Eckhart, soviel ich sehe, sonst
nur noch Pf. S. 18, 12 und 22,3 in der verdächtigen Predigt III vorkommt, findet sich oft bei Tauler,
so etwa S. 23,7; 65,13; 179,3; 185,20; 244,19; 309,28 (sieh das Register bei Vetter S. 480); bei
Seuse S. 487,19: nach allen notdurftigen minnewercken.
* Pfeiffer (S. 553,3?) hat unverständlicherweise sin niht nót hät mit Hilfe von M17 (sieh
den Var.-App.) konjiziert, das nit (aus not?) anstelle von nöt überliefert. Büttner (S. 218 zu
S. 17,5 [st. 19,5I) erkannte mit Lasson (S. XV zu 553,37) den Fehler Pf.'s und schlug vor, Pf.'s
niht durch iht zu ersetzen. Wenn er hinzusetzt: „bestätigt durch Ruisbrock“, so trifft das nicht zu,
denn XII Dogheden S. 90,14 (v. M. S. 289) da er mens noet heeft fehlt das niht (iht) wie in allen
Hss. der RdU.
" Die Ergänzung von oder weltlichen, die ich in meiner Übersetzung (sieh S. 461 zu S. 67,16)
mit Pfeiffer (S. 553,3?) vorgenommen habe, ziehe ich zurück, da sie nur durch F2 gedeckt und
entbehrlich ist; vgl. S. 223,4 f.
* Zu Z. 4–8 vgl. Pf. S. 330,30 ff.: Und wie wol daz inner leben daz beste an im selber si,
doch ist etwenne daz üzer bezzer, só des nöt ist an liplicher hilfe, alse dem hungerigen bezzer ist
ezzen geben denne die wile sich üeben an innerlicher schouwunge. Dar umbe sprichet ein lèrer:
swá ich eines menschen jungeste nöt sihe unde hilfe ich im niht, só bin ich an im schuldic, unde
sant Augustinus sprichet: ich muoz im büezen. Dar umbe an rehter nôt ist bezzer üeben diu werc
des üzern menschen ze der erbermede mir oder dem néhsten, denne sich setzen in ein inner müezi
keit des innern menschen an bekennen unde begerunge. – Godfried van We pel fügt hinter
Z. 8 in XII Dogheden S. 91,3–16 (v. M. S. 289) ein Exempel ein: Ende neemt dies een exempel. Het
was te Brusel in sinte Jansgasthuus een devoet suster, die die sieke plach goedertieren te wesen.
Eens, doe si lach op hoer bed ende onse heer Jhesus Cristus quam bi hoer legghen als een jonc
kijndekijn, doe hoerdse, dat daer was een siec mensche, die hulpe te doen hadde. Doe stont si op
ende ghinc ten sieken ende stont hem bi van dien des hi te doen had, ende liet onse Heer alleen
legghen. Doe si wederquam, toe vant si onsen Heer Jhesum Cristum als enen groten man, dien
si liet als een cleine kijndekijn. Ende si sprac: „Aldus so bin ic in uu herte vermeert, want ghi
Mi om Mi liet, ende [om] dat solaes, dat ghi van Mi hat, om minen wille liet, ende ghinc dienen
minen leden“ (vgl. dazu p. Mi er lo Verslagen en Mededeelingen, 1941, S. 439). – Vgl. auch Tau -
l er S. 264,9 ff.: Nu als dis mensche in disem inwendigen werke were, gebe im denne Got das er das
hoch edele ding liesse und solte einem siechen gon dienen, im lichte ein suffe machen, das solt der
mensche mit grossem friden tün. Und ob ich der menschen einer were und solte das denne lossen
und solte her us keren ze brediende oder des gelich tün, es möchte wol geschehen das mir Got
gegenwürtiger were und me gütz tete in dem usserlichem werke denne lichte in vil grosser
schouwelicheit.; 178,29 ff.: Und och sol der mensche vil innerlichen war nemen wenne in der geist
Gotz mane och ze lidikeit oder ze würklicheit, das er einem ieklichen volge und tü usser der
anwisunge des heiligen geistes: nu rasten, nu würken, und tü denne sine werk als gütlichen und
fridelichen. Do ein alt, krank oder unbehulfen mensche ist, dem solte man engegen löffen und
striten einr für den anderen, minne werk ze tünde, und trage ieklichs des anderen bürdin.;
Se use S. 174,29–175,18 (= Vita, Kap. L), noo vom diener (= Seuse) erzählt noird, daß er einst,
als sin herz vol götlicher jubilierender fröden noar und die dringend erbetene Beichte einer reuigen
armen Frau nicht anhören noollte, von Gott mit plötzlichem Entzug der frölichen gnade bestraft
nourde und ward im sin herz als hert als ein kisling (S. 175,7 f.). Gott aber sagt zu ihm: „lüg, als
du die armen frowen mit einem geladen herzen hast von dir getriben ungetröstet, also han ich
minen götlichen trost von dir gezuket.“ Der diener verrichtet daraufhin das minnewerk und ge
swinde in einem ogenblik do kam der milt herr her wider mit sinem götlichen trost, als ie von
erst. Bihlmeyer vernoeist a.a.O. in der Anmerkung auf unsere Stelle in den RadU, auf eine der obigen
Tauler-Stellen und auf Thomas S. theol. II II q. 182 a. 1 ad 3: Ad tertium dicendum quod ad
opera vitae activae interdum aliquis a contemplatione avocatur propter aliquam necessitatem
praesentis vitae: non tamen hoc modo quod cogatur aliquis totaliter contemplationem deserere.
Unde Augustinus dicit, XIX de Civ. Dei: Otium sanctum quaerit caritas veritatis: negotium iustum,

332
Anmerkungen 128–132 zu RdU S. 221–223

scilicet vitae activae, suscipit necessitas caritatis . . . Et sic patet quod, cum aliquis a contemplativa
vita ad activam vocatur, non hoc fit per modum subtractionis, sed per modum additionis. Auf
die angeführte Thomas-Stelle bezieht sich Pf. S. 18,21: Der heilige Thomas sprichet, dä si daz
würkende leben bezzer denne daz schouwende, dä man in der wirclicheit üz giuzet von minne daz
man in genomen hät an der schouwunge. Vgl. auch BogA S. 12,33 ff.: Zü dem andern male so sol
ein arm mensche sich lassen und sich üben in minnewercken an sinem brüder in drier leige wise:
zü dem ersten, wenne er der tugent notdurftig ist, und nieman het, der ime zü helfe kome,
so müs der sich uz keren, und sinem brüder zü helfe komen. Und were er ioch in der höhsten
schöwunge, die da sin mag in der zit, und keme er sinem brüder nit zü helfe, er dete gebresten.;
XII Dogheden S. 48,12 ff. (v. M. S. 260): Mer als hem donct dat hi in (uutwendigen) dinghen, of
werken, enighen orber doen mach, het si yement te helpen te Gode-wart, of sieken te dienen of
werke van minne te werken, hoe groet gheneichtheit dat hi heeft tot eenvoudicheit, hi keert hem
blidelike uut, daer hi hopet enighe vrucht te doen . . . Ende al keert hi hem uutwart, hi pijnt
hem binnen te bliven, . . .
Z. 4f. Der Ro. fehlt in De und XII Dogheden S. 90,15 (v. M. S. 289); noorauf Eckhart damit ab
zielt, noeiß ich nicht, es sei denn, daß er die angegebene Stelle Pf. S. 330,30 ff. im Auge habe. Die
Entsprechung von Z. 5 waere – was lautet übrigens in den XII Dogheden a.a.O.: Want, waer
die mensche in also groter jubilacien of in contemplacien, als sinte Peter of sinte Pouwels ye
WaS, . . .
Z. 5. Gemeint ist 2 Cor. 12,2/3, vgl. DW 1 S. 403,1; vgl. auch Pf. S. 48,21 f.: . . . denne Paulus
oder dehein heilige in sinem érsten zuke.; 652,8, 2? f.; 653,5; Jost e s S. 20,5;21,4. Das Wort inzuc
in der Bedeutung von „raptus“ = „Verzückung“ habe ich sonst nicht belegt gefunden; zur hsl.
Überlieferung sieh den Var.-App. zur Stelle.
Z. 6 suppelins: noie der Var.-App. zeigt, ist das Wort in EbGr N14 und y durch en werck, bzno.
seiner pfleg oder siner ersetzt. In Kas steht sauffens, dem noohl XII Dogheden S. 90,18 (v. M.
S. 289) supens entspricht, noozu D a pid in der Anm. 5 vermerkt: „Versta een zuipen, heden nog
gebruikt voor zekeren drank, dien men aen zwakke, ziekelyke menschen geeft.“ Ich möchte an
nehmen, daß sauffens (Kas) und supens auf Mißverständnis von mhd. süfe = „Suppe“, bzw. süfen
(stn.) = „schlürfbare Flüssigkeit“ beruht, vgl. die oben aufgeführte Tauler-Stelle S. 264,9 ff.: ein
suffe. Vgl. auch Stamm l er ZfdPh 59 S. 199 oben zu 553,40.
Z. ? von dem = von dem inzucke; Pfeiffer (S. 554,1) hat hinter dem konjiziert: zucke, noas
hsl. nicht bezeugt oder nahegelegt noird und, noie mir scheint, nicht unbedingt erforderlich ist.
* Z. 1–4 = XII Dogheden S. 91,16–21 (v. M. S. 289). – Z.3 fügen EbN14 Gr hinter edeler
hinzu: wedder. Stamm l er ZfdA 59 S. 202 hält dieses wedder für „erroägensnoert“ und meint:
„gehört aber unbedingt dem sinne nach hinzu“. Das heißt aber nicht, daß dieses wedder in den
Text eingesetzt noerden müßte; es fehlt bezeichnenderroeise auch in den XII Dogheden S. 91,19
(v. M. S. 289). – In Z. 2 hat Pfeiffer (S. 554,4) unverständlichernweise von willen st. von minne,
noienwohl sein Leittext F2 mynnen liest. Lasson (S. XV zu 554,4) hat die Korrektur bereits vor
genommen. – Zu Z. 3 ff. vgl. LW 3 S. 205,3 f., noo die gleiche Matthäus-Stelle zitiert und exege
siert ist.
so Vgl. S. 187,1 und 223,7.
* Z. 5–223,5 = XII Dogheden S. 92,1–12 (v. M. S. 289–290).
* Das lange Satzgefüge Z. 222,4 Já, – 223,3 nemen. ist in allen früheren Übersetzungen mehr
oder noeniger ungenau, bzno. falsch noiedergegeben. Es lautet: „Ja, fürnoahr, noas der Mensch läßt und
noas er aufgibt um Gottes noillen – ja, sei's auch, daß, roenn er heftig nach solchem Trostempfinden
und nach Innigkeit verlangt und alles dazu tut, noas er permag, Gott es ihm aber nicht verleiht,
er ihm (dann) entsagt und noillig darauf verzichtet um Gottes noillen, – fürnoahr, er noird's genau
so in ihm (d. h. in Gott) finden, noie noenn er alles Gut, das es je gegeben hat, in vollem Besitz
gehabt, sich aber noillig seiner entäußert, entschlagen und begeben hätte um Gottes noillen: er noird
hundertmal soviel empfangen.“ Godfried p an We pel (XII Dogheden S. 92,1–6, p. M. S. 289 f.)
hat das Gefüge aufgelöst und umgestaltet. Auch Pfeiffer (S. 554,6–13) hat das Gefüge nicht
durchschaut und zerrissen, indem er mit Z. 1 und einen neuen Satz beginnen ließ und sich infolge

533
Anmerkungen 132–152 zu RdU S. 223–226

dessen gezwungen sah, zwischen und und des gegen die hsl. Überlieferung der einzuschieben. –
Zu S. 222,4–223,3 vgl. In Ioh. n. 79, LW 3 S. 67,6 f.: . . . puta si homosciat propter deum carere
illo quod optat accipere, . . .
* Vgl. S. 221,4.
* Zu beroubet vgl. S. 223,6. Der Ausdruck findet sich oft bei Eckhart, vgl. etwa Pf. S. 9,14;
22,15; 62,27,28; 84,33 f.; 132,19 etc.
* Z. 9–224,6 = XII Dogheden S. 92,13–26 (v. M. S. 290).
* Vgl. oben S. 89 Anm. 135 (zu S. 40,7 ff.), noo auf eine Reihe von noeiteren Stellen in
deutschen und lateinischen Werken vernoiesen ist, an denen Eckhart sich über die Römerbrief-Stelle
äußert. Vgl. insbesondere DW 1 S. 195,14 ff. und S. 196 Anm. 1; LW 3 S. 67 Anm. 4.
*" in der érsten wise der minne, d. h. dem Wesen der Liebe nach, im Gegensatz zum „Werk
oder Ausbruch der Minne“, d. h. eben zu den Tröstungen und Begnadungen durch die Minne,
vgl. S. 219,3 ff.
* die vriunde gotes vgl. S. 257,6. Der Ausdruck ist hier nicht im Sinne des terminus technicus
gotesvriunt = „Gottesfreund“ vernoendet, noie er bei Tau l er häufig begegnet (vgl. das Register
bei Vetter S. 464) – das Kompositum habe ich bei Eckhart (außer Pf, S. 182,4, sieh Qu in t S. 545)
nirgends angetroffen –, sondern im Sinne der Schrift Joh. 15,15: Iam non dicam vos servos . . . Vos
autem dixi amicos. In diesem Sinne vernoendet es Eckhart ziemlich häufig, vgl. etwa Pf. S. 47,29,32;
51,11; ??,5,37; 412,20 f. und oben S. 54,10,16. Ta ul er etnoa S. 48,4 ff.
* Z. 7–225,6 fehlt XII Dogheden S. 92,26 (v. M. S. 290).
* Die isolierte Lesart von Ka4 verlorn werden (st. gemissen), die D ie der ich s (S. 18,3 f.)
beibehielt, beruht offenbar auf einem Mißverständnis des Textes: der guote wille gotes nourde
fälschlicherweise als Subjekt gefaßt, noährend gotes fraglos Objekt zu gemissen ist: „der gute Wille
Gott (gar nicht) vermissen kann“, d. h. Gott dem guten Willen gar nicht verlorengehen oder ab
handen kommen kann. Sieh S. 225,5. Auch Ka5 (sieh den Var.-App.) hat den Text mißverstanden
und verballhornt. Zu gemissen sieh S. 230,9.
14 Übersetzung: „Wohl aber vermißt ihn das Empfinden des Gemütszunoeilen und noähnt oft,
Gott sei fortgegangen“. vür = „nweiter“, „vorbei“, „fürder“.
* Vgl. den ähnlichen Gedanken S. 203,3 ff. Es ist möglich, daß Z. 1 taetest, waerest und 2
hieltest für die Indikative taete, waere und hielte stehen, wenn man die Indikative in Z.4 vergleicht,
noienoohl ich dies kaum annehmen möchte.
* Z. 6–9 = XII Dogheden S. 92,26–93,3 (v. M. S. 290).
144 Vgl. S. 303,5 ff. und S. 218,9 ff. und die in Anm. 109 aufgeführten Parallelstellen. Statt Z. ?
niht gotes willen steht in den XII Dogheden S. 92,2? (p. M. S. 290) ghenen goeden wille, noas fraglos
auf Mißverständnis beruht.
145 Z. 10–13 = XII Dogheden S. 93,6–12 (v. M. S. 290–291).
* rämet = „zielt auf“, „trachtet nach“, „hat es abgesehen auf“; vgl. Par. a n. S. 93,25 f.:
also remit (Hs.: reinit) he (= Gott) alle wege unsis beisten; Tauler S. 105,32: . . . züramende noch
volkomenheit.
147 Z. 1–7 = XII Dogheden S. 93,16–26 (v. M. S. 291).
* Vgl. DW 1 S. 375,10f. und die in Anm. 1 dort aufgeführten Parallelen zum ähnlichen
Gedanken, daß Maria erst got geistliche gebären mußte, ehe sie ihn leiblich gebar.
* mit gote = „mit“ oder „bei“ oder „vor Gott“. Die Übersetzung Büttner s (S. 20): „Ohne
sie haben noir mit Gott überhaupt nichts zu schaffen“, der die übrigen Übersetzer folgten, ist falsch.
Das schaffen ist vielmehr im noörtlichen Sinne zu verstehen: „Wahrhaftig, ohne Aufgabe des Wil
lens in allen Dingen schaffen noir überhaupt nichts vor Gott.“ Vgl. den Gegensatz Z. 9: só haeten
wir alliu dinc getän. Zu schaffen vgl. Pf. S. 614,35 ff.
" Z. 7–9 = XII Dogheden S. 93,28–94,4 (v. M. S. 291).
* Zur formelhaften Wendung üzwendig und inwendic vgl. S. 212,?.
* Die groteske Übersetzung Büttner s (S. 21) „so hätten noir (Sperrung von B.) die Welt
geschaffen, nicht er“, die Lehmann (S. 65) übernahm, verdient angemerkt zu noerden.

334
Anmerkungen 153–164 zu RdU S. 226–229

* Z. 10–227,4 = XII Dogheden S. 94,7–13 (v. M. S. 291).


“ Übersetzung: „Solcher Menschen findet man noenige, die, ob sie's nun wissen oder nicht,
nicht (gern) möchten, daß es mit ihnen ganz so stünde (d. h. so, wie es S. 226,7–9 in bezug auf
völlige Aufgabe des Willens ausgeführt wurde), daß sie (dabei aber) Großes empfänden, und sie
möchten gern die Weise (d. h. die großen Gefühle und Empfindungen) und das Gute (d. h. das
Aufgehen im Willen Gottes) haben: das alles (aber) ist nichts als Eigenroille.“ Alle bisherigen
Übersetzungen waren falsch und haben den Sinn des Satzes verfehlt. Zu „Eigennville“ vgl. Anm. 21.
Der Komparativ groezer (227,1), den Pfeiffer (S. 555,20) aus F2 übernahm, ist unberechtigt und
unursprünglich.
* Der Komparativ genzlicher, den Pfeiffer (S. 555,22) konjizierte und den Büttner
und Lehmann übernahmen, ist noiederum unberechtigt und unursprünglich.
“ Die der ich s (S. 18,39) übernahm fälschlich mit den sinen aus Ka4. Übersetzung: „nvas
er mit dem Seinigen (= von sich aus) tue.“
"Vgl. Pf. S. 304,13: Ez sint tüsent menschen töt, die nie ze einem rehten willen kämen. Ahn
lich etwa Pf. S. ??,38 ff.: Die meister sprechent, daz vil liute ze himelriche koment (vgl. Qu int
S. 232 zu ??,39), die götlicher heimlicheit niht mèr enbrüchentüf ertriche, denne als einer der
liehten sunnen in einem vinstern walde. Her umbe sulle wir begern üf daz aller hoehste unde daz
vollebringen mit lebenne unde mit grözem willen.
* Vgl. S. 228,2; 233,1; DW 1 S. 245 Anm. 1.
* Z. 8–10 = XII Dogheden S. 94,15–18 (v. M. S. 291).
"Zu Z. 8 ff. vgl. Pf, S. 611,26 ff.: wan ein ave Mariä mit ganzem herzen unde ledeclich
gesprochen hät mé kraft unde güeti danne tüsent selter üzerlich gebetet (vgl. Pa hn ck e Kl. B.
S. 18, D ie der ich s Diss. S. 81); Sie pers ZfdA 15 S. 423,29 ff.: gébe ein mensch ein ganz lant
durch got und tête nicht mé, . . . der enhette nicht getän, und spréch ein mensch ein einig ave Mariä
und têde mé daz geslecht der sunde an sich, der hette mé getän. Zu Ave Mariä vgl. etwa noch
Tauler S. 166,29: . . . eins halben Ave Marien lang.; Seuse S. 282,25 ff. (BdeW): . . . nu vröwti
mich me an diserstunde ein einig Ave Maria mit andacht gesprochen, owe, denne der mir tusent
Imark goldes in min hende gebe. Vgl. auch S. 200,1 ff. Übersetzung von Z. 8 f.: „Ja, ein Ave Maria,
gesprochen in dieser Gesinnung (= in dem Z. 8), noobei (= Z. 9 in dem, d. h. beim Sprechen des
ein e n Ape Maria) der Mensch sich seiner selbst entäußert, . . .“ Pfeiffer (S. 555,29) hat in dem
(Z. 9) mit M17 getilgt, zu Unrecht, wie aus meiner obigen Übersetzung deutlich noird. Es fehlt
in zEbGrN14 De und ernoartungsgemäß auch in XII Dogheden S. 94,16 (p. M. S. 291). Zu Z. 10
vgl. die ähnliche Formulierung bei Tau l e r S. 200, 8 f.: . . . recht als si über die himele sin geflogen,
und si enkamen noch nie einen trit usser sin selber an bekentnisse irs eigenen nichtes.
sº Z. 1–4 = XII Dogheden S. 94,18–22 (v. M. S. 292).
* Der Vergleich Z. 4 f. fehlt in den XII Dogheden S. 94,22 (v. M. S. 292) ebenso noie der Ver
gleich S. 227,10, noie Maria L ü ck e r (S. 66) meint, noeil diese Vergleiche Godeperd „zuviel“,
bzno. „zu stark“ genwesen seien. Wenn Stamm l er (ZfdA 59 S. 199) glaubt, daß die Zusätze zu
Z. 4 kappe in Grefte min rock und in Ebrock vnd myn lift im Hinblick auf das folgende (Z. 5)
der müeste min kleit ze dem érsten anerüeren „sinngemäßer“ seien, „noo kappe allein zu speciell
ist“, so dürfte diese Argumentierung noohl zu spitz sein. Abgesehen davon, daß Eckhart auch dann
m. E. kleit sagen kann, noenn er vorher nur von der Kopfbedeckung gesprochen hat, ist die Bedeu
tung von kappe aber ja doch nicht nur die der Kapuze, sondern darüber hinaus meint kappe das
ganze Mantel-Genoand, vgl. etwa Seu se S. 110,21: So er denn einen nüwen rok ald kapen an
leite, . . . Zu Z. 1 ff. vgl. unten S. 268,10 ff.
sº Z. 5–229,3 = XII Dogheden S. 95,4–16 (v. M. S. 292).
1* Zum Vergleich S. 228,6ff. vgl. oben S. 52,11 ff. (Di e der i c h s Diss. S. 77 f.) und die in
Anm. 191 und 192 (S. 99) aufgeführten noeiteren Parallelen, dazu noch DW 1 S. 387,4 ff. und dort
Anm. 1. Vgl. auch Pf. S. 300,20: . . ., daz alle créatüre tragent in in bitterkeit (sieh Quint S. 826 zu
300,20/21). – S. 228,8 bittern = „bitter noerden“. Ich habe bittern in den Text eingesetzt, noienwohl es
nur in Pr2 überliefert ist, noeil es, noie mir scheint, durch F2B17Pr1 gestützt noird und gegenüber

335
Anmerkungen 164–175 zu RdU S. 229–230

bitter werden (yKa5M17EbGrN4De) und bitter sin Ka4M16 die lectio difficilior darstellt. – Zum
„Berühren“ durch die Kreaturen vgl. etwa DW 1 S. 128,4f. und dort Anm. 4. Vgl. auch Godfried
p an Wevel XII Dogheden S. 94,22–95,3 (v. M. S. 292): Ende alle dat hem toe-quam, dat soude
hivander hant Gods nemen, ende God daer-of loven ende dancken. Ende also soude hijt ontfaen
als doer Gode. Ende het soude hem al soete toecomen. Want doer God en mach niet come(n)
dat bitter is.
* Zum Gedanken, daß Gott das Leiden für den und mit dem Menschen trägt, vgl. DW 1
S. 3?,1 ff.: Lidest dü aber umbe got und got aleine, daz liden entuot dir niht wé und ist dir ouch
niht swaere, wan got treit den last. Mit guoter wärheit! Waere ein mensche, der liden wolte durch
got und lüterliche got aleine, und viele allez daz liden üf in zemäle, daz alle menschen ie ge
liten und daz al diu werlt hät gemeinlich, daz entaete im niht wé noch enwaere im ouch niht
swaere, wan got der trüege den last. Der mir einen zentener leite üf minen hals und in denne ein
ander trüege üf minem halse, als liep leite ich hundert üf als einen, wan ez enwaere mir niht swaere
noch entaete mir ouch niht wé. Kürzliche gesprochen: swaz der mensche lidet durch got und got
aleine, daz machet im got lihte und süeze . . . Vgl. die a.a.O. S. 3? Anm. 2 verzeichneten Stellen;
vgl. auch Th. Kaeppeli Praedicator Monoculus (Arch. Fratr. Praedicatorum XXVII, 1957, S. 149
unter 10.: »De bonis facit nunc spiritus sanctus sicut parentes de parvulo delicato, cui aliquando
imponunt pondus aliquod, et ipsi illud portant; unde puer letatur et videtur portare« (n. 58, f. 47r).
– »Nunc autem Christus facit sicut pater bonus filio, qui imponit lapidem humero parvuli, ut
portare videatur, ipse autem supportat« (n. 113, f.85v) = Zitate aus zwei Pariser Universitäts
predigten.
* Z. 3–6 = XII Dogheden S. 95,22–23 (v. M. S. 292).
" Vgl. S. 188,1 f. und Anm. 10. Pfeiffer (S. 556,6) hat, ohne Rückhalt in der hsl. Überliefe
rung, st. diu got ist, niemer konjiziert: bigote ist niemer, und Büttner (S. 22) und Lehmann
(S. 66) sind ihm darin gefolgt. XII Dogheden S. 95,22 (v. M. S. 292) fehlt diu got ist.
* Z. ?–230,1 & XII Dogheden S. 95,27–96,5 (v. M. S. 292–293). – Z. ?f. Übersetzung: „das
er für dich darin vorgesehen hat“.
"Z. 9 f. hat Lehmann (S. 66) und ihm folgend Schulze - Maizier* (S. 75) falsch
übersetzt: „Schmach noird Ehre, Bitternis noird Süßigkeit, und größte Finsternis noird klarstes Licht“,
während Büttner (S. 22) den Text Pf's schon richtig übertragen hatte. Die Übersetzung lautet
natürlich: „. . . Verachtung noie Ehre, Bitterkeit noie Süßigkeit und die tiefste Finsternis noie das
klarste Licht.“
"Z. 3–5 = XII Dogheden S. 96,13–15 (v. M. S. 293).
"Z. 5–231,3 = XII Dogheden S. 96,23–9?,? (v. M. S. 293).
*Z. ? haben Büttner (S. 22) und mit ihm die nachfolgenden Übersetzer falsch über
setzt: „so wird man sehen, was es ist mit ihren Erleuchtungen.“ Die richtige Übersetzung lautet:
„Wenn sie in der Finsternis oder im Leiden sind, dann werden sie das Licht sehen.“ Vgl. Pf.
S. 334,2? ff.: Eigenliche vindet man in der vinsternisse daz lieht: alsó swenne man liden hät und
ungemach, só ist uns diz lieht aller nëhest.; S. 82,35f. Der Text der XII Dogheden (S. 96,23 f.
v. M. S. 293) hat, vielleicht infolge von Homöoteleuton, das Textstück Z. ? só – sehen. verloren
und rourde daher auch falsch interpunktiert.
"Der Text ie mér – eigen. ist in der hsl. Überlieferung, abgesehen von De, ohne Variante
geboten. Ich halte es indessen nicht für sicher, daß er ursprünglich so gelautet hat. In den XII
Dogheden (S. 97,1, v. M. S. 293) und in De lautet er: So wi (wie De) meer Gods eighen sijn
(eygen siin gods De), so wi min eighen sijn ons selfs. In meiner Übersetzung (S. 70,27 f.) hatte ich
konjiziert: „Ja, je mehr wir uns zu eigen sind, um so weniger (sind noir Gott) zu eigen“, was in
haltlich auf dasselbe hinausläuft noie der XII-Dogheden-Text. Vgl. Pf. S. 30,2f.: Noch kein dinc
machet dich gote néher unde got dir als eigen, alse diz süeze bant (vgl. Quint S. 77 zu 30,2f.).
17 Vgl. S. 187,1.
" Vgl. S. 224,9 und Anm. 140. Pfeiffer (S. 556,22) hat aus F2 (und M10) das sinnlose

336
Anmerkungen 175–181 zu RdU S. 230–231

geniessen in seinen Text aufgenommen. Lasson (S. XV zu 556,22) hat den Schaden schon mit Hilfe
des Textes der XII Dogheden repariert.
17° Übersetzung: „Geschähe es aber, daß der Mensch fehlträte oder fehlspräche oder ihm
Dinge, die unrecht noären, unterliefen, dann muß Gott, da er beim Beginn in dem Werke roar,
zroangsläufig auch den Schaden auf sich nehmen; du aber sollst darum keinesroegs pon deinem Werk
ablassen.“ Z. 3 dar umbe (= roegen des Fehltretens oder Fehlsprechens) steht auch in den XII Doghe
den S. 9?,? (p. M. S. 293). Stamm lers Meinung (ZfdA 59 S. 202), din erste beghin Gr syn erste
anbeghyn Eb könnten ursprünglich sein, noird durch den Text der XII Dogheden (S. 9?,?f, v. M.
S. 293) dat beghin nicht bestätigt.
77 Z. 3–9 = XII Dogheden S. 97,9–18 (v. M. S. 293–294).
17* Zum Inhalt von S. 230,10–231,4, genauerhin zu Z. 1 f. sagt Karr e r (M. E. S. 25? Anm. 526):
„Aus dem Flos Sanctorum oder der Legenda aurea' des Jakob v. Vor a g in e: 'Deinetwegen habe
ich nicht begonnen; so höre ich auch deinetwegen nicht auf“ – (zum Teufel der Eitelkeit). Die Vor
lage des Legendenschreibers ist zweifelhaft; noeder in den Werken Bernhards noch in seinen alten
Historien noch bei Vacandard findet sich der Spruch. Zur Sache vgl. Thomas II 2. 88,4 ad 2.“
Der Text bei Thomas a.a.O. lautet: Ad secundum dicendum quod quando periculum nascitur
ex ipso facto, tunc illud factum non est expediens: puta quod aliquis per pontem ruinosum
transeat fluvium. Sed si periculum immineat ex hoc quod homo deficit ab illo facto, non desinit
propter hoc esse expediens: . . . Alioquin oporteret ab omnibus bonis cessare quae per accidens
ex aliquo eventu possunt esse periculosa.
17" Übersetzung: „Von solchen Zwischenfällen kann man in diesem Leben nie ganz verschont
bleiben.“ Die der ich s (S. 20,12) hat in disem lebene mit Ka4 ausgelassen.
180 Pfeiffer (S. 556,29 und D ie der ich s S. 20,13): ratten (raten) under daz korn vallent
nourde, bis zu meiner Übersetzung (S. 71,1), auch von mir selbst mißverstanden und übersetzt durch:
„Ratten unter das Korn fallen“, noienwohl der Sg. vallet (auch in Ka4) hätte stutzig machen können.
In Wahrheit ist mit raten der „(Korn-)Raden“ gemeint, dessen Samen zunoeilen unter den Samen des
guten Korns fällt und mit ihm aufgeht. Vgl. dazu etwa „Der Ackermann aus Böhmen“ Kap. 29,30 ff.
(Ausgabe von Krogmann, 1954, S. 133): (Jedoch bei golde blei) bei wei ze ra den, (bei aller
lei münze beislege und bei weibe unweib müssen wesen;). Ich möchte glauben, daß die Schreiber
von F2M17Pr1, die das Verb im Plural haben (vallent), den Text auch schon so mißverstanden haben
nwie die bisherigen Übersetzer. St am m l er (ZfdA 59 S. 192) hat übrigens ratten schon richtig als
kornraden verstanden und darauf hingenoiesen, daß Gr kaues (gichtes wat kaues) für raten hat,
das übrigens auch in De een caf und in den XII Dogheden (S. 97,12 f., v. M. S. 293 f.) steht: een luttel
cafs. Mhd. kaf stn. „Getreidehülse“, „Spreu“, ist nach Grimm D. Wb. 5. Bd. Sp. 20 „hauptsächlich
md. und nd.“ Das in Eb überlieferte (wat) radels ist Genitiv zu rat(t)el, radel („nicht bloß nieder
deutsch“) als Nebenform von mhd. rate, ratte, raten, ratten „der Raden“, vgl. Grimm D. Wb.
8. Bd. Sp. 43.
* Karrer (M.E. S. 234 Anm. 310) noies schon hin auf August in us De correptione et
gratia n. 24, PL 44,930: Talibus Deus diligentibus eum omnia cooperatur in bonum; usque adeo
prorsus omnia, ut etiam si qui eorum deviant et exorbitant, etiam hoc ipsum eis faciat proficere
in bonum, quia humiliores redeunt atque doctiores, sonoie auf Thomas S. theol. I II q. ?9 a. 4:
Peccatum autem ad duo ordinatur: ad unum quidem per se, scilicet ad damnationem; ad
aliud autem ex misericordi Dei providentia, scilicet ad sanationem, inquantum Deus permittit
aliquos cadere in peccatum, ut peccatum suum agnoscentes, humilientur et convertantur, sicut
Augustinus dicit, in libro de Natura et Gratia (c. 22,24 und 28) . . . sed ex divina misericordia
excaecatio ad tempus ordinatur medicinaliter ad salutem eorum qui excaecantur.; I II q. 87a. 2
ad 1: Ad primum ergo dicendum quod hoc etiam quod aliqui puniuntur a Deo, dum permittit eos
in aliqua peccata profluere, ad bonum virtutis ordinatur. Quandoque quidem etiam ipsorum qui
peccant: cum scilicet post peccatum humiliores et cautiores resurgunt. – Der Hinnweis auf Au
gustinus (Z. 9) fehlt XII Dogheden S. 97,18 (v. M. S. 294). Die der ich s, bzno. Bihlmeyer,
(S.20 Anm. zu Z. 17) hatte schon auf die Augustinus-Stelle vernoiesen. Maurice J our jon noies

22 Eckhart, D 5 337
Anmerkungen 181–185 zu RdU S. 231–232

zu etiam peccata in seinem Aufsatz „Minuties Augustiniennes“, in: Vigiliae Christianae IX, 1955,
p. 250 außer auf die oben zitierte August in us - Stelle noch auf De continentia c. 6 n. 16, PL
40,359 hin: Omnipotens enim Deus qui operatur bona etiam de nostris malis . . ., sonvie auf Epist. 166
c. 5 n. 15, PL 33,727: . . . multa bona Deum facere, etiam de nostris malis nostrisque peccatis hin
und machte im Bd. X, 1956, p. 64 in einem Nachtrag auf Henri Mar rou, Saint Augustin et l'au
gustinisme (collect. „Maitres spirituels“ éd. du Seuil, 1955) p. 142 und 143 aufmerksam, noo Marrou
zu etiam peccata auf De lib. arb. III c. 9 n. 26, CSEL ?4, p. 112,5 f. hinnvies: . . . etiam peccata
nostra necessaria sunt perfectioni universitatis quam condidit deus (Hinnveis von Dr. H. Fischer).
* Z. 1–3 + 3–9 = XII Dogheden S. 97,19–98,5 (v. M. S. 294).
* Vgl. oben S. 22,11 ff.: só ist mir sünde leit äne leit, als got hät leit aller bösheit äne leit.
Leit und meistez leit hän ich umbe sünde, wan ich entaete niht sünde umbe allez, daz geschaffen
oder geschepfelich ist, ob joch tüsent werlte éwicliche möhten wesen, doch äne leit; und ich nime
und schepfe diu leit in gotes willen und üz gotes willen.; Pf. S. 10,14ff.: Und in der wärheit geloube
ich des unde bin des sicher, daz dirre mensche, der hie inne rehte stüende, niemer mac von gote
gescheiden werden bi niute niht in keine wise. Ich spriche, er enmag in keine wise in tötsünde
gevallen. Sie liten é den schentlichesten töt, é sie die aller minneste tötsündetéten, als ouch die
heiligen täten. Ich spriche, sie enmügent einer tegelichen sünde niht getuon noch gestaten mit willen
an in selben noch an andern liuten, dä sie ez erwenden mügent.; S. 453,8 ff.: Welt ir wizzen, wie
rehtiu riuwe geschaffen ist? Diu sol sin alsó gröz in dir, daz dü é woldest tüsent töde, é dü immer
gebresten woldist üeben.; Ta ul er S. 107,18 ff.: Hie wurt der mensche also starg daz er nüt alleine
nüt ein totsünde entete, ja e danne er sinen Got erzurnde mit einer tegelichen sünden mit mütwillen
und furdachtes, er wolte e lieber sterben. . . . aber do enist enkein zwifel an, der mensche solte
e lieber sterben e denne er eine totsünde wolte tün wider Got mit willen und mit wissende.
* Vgl. Pf. S. 216,20 ff.: Nü ziuhet uns der vater von dem boesen der sünde in daz bezzer der
gnäde mit der kraft siner unmézigen mehtikeit, wan er bedarf aller siner krefte, daz er den
sünder bekére, mér denne er tüsent himel und erde solte machen, wan die machet er äne aller
créatüre helfe mit siner eigenen kraft.; Sermo II, 2 n. 15, LW 4 S. 16,10 f.: "Iustificati': August i
nus : maius est iustificare impium quam creare caelum et terram., vgl. die Anm. 4, in der ver
roiesen ist auf August in us In Ioh. tr. 72 n. 3, PL 35, 1823: Et maiora horum faciet. Quorum,
obsecro? Numquidnam omnium operum Christi maiora facit, qui cum timore et tremore suam
ipsius salutem operatur? Quod utique in illo, sed non sine illo Christus operatur. Prorsus maius
hoc esse dixerim, quam est caelum et terra, et quaecumque cernuntur in caelo et in terra . . . In
illis tantum opera Dei, in his autem etiam est imago Dei. und auf Thomas S. theol. I II q. 113 a. 9:
Sed contra est quod in Psalmo CXLIV dicitur: Miserationes eius super omnia opera eius. Et in
collecta (Dom. Xp. Pentec.) dicitur: Deus, qui omnipotentiam tuam parcendo maxime et miserando
manifestas. Et Augustinus dicit exponens illud Ioan. XIV, Maiora horum faciet, quod maius opus
est ut ex impio iustus fiat, quam creare caelum et terram . . . Et secundum hoc, maius opus est
iustificatio impii, quae terminatur ad bonum aeternum divinae participationis, quam creatio caeli
et terrae, quae terminatur ad bonum naturae mutabilis. Et ideo Augustinus, cum dixisset quod
maius est quod ex impio fiat iustus, quam creare caelum et terram, subiungit: Caelum enim et
terra transibit: praedestinatorum autem salus et iustificatio permanebit. Auf diese Stellen verwies
schon Karrer M. E. S. 234 Anm. 309; vgl. noch Par. a n. S. 124,16 f.: . . . wan ein werc daz Got
in einir ledigin sele wirkit, daz ist bezzir dan himmilriche und ertriche.
* Pfeiffer (S. 55?,5) hat statt dieses daz aus F2 diu in seinen Text eingesetzt, das sich
relativisch nur auf das voraufgehende der meisten sachen einiu beziehen kann und denn auch von
allen Übersetzern so bezogen noorden ist. Wie mir scheint, ist aber das von allen übrigen Hss.
(außer F2) überlieferte daz ursprünglich. Es kann noohl auch nur relativisch verstanden noerden,
allerdings grammatisch nur als auf den ganzen voraufgehenden Satz bezüglich, so daß die Über
setzung lauten noürde: „Dieses (d. h. das im voraufgehenden charakterisierte Verhalten) noäre einer
der stärksten Antriebe, noas den Menschen ganz in Gott versetzen noürde (oder: rvodurch der
Mensch ganz in Gott versetzt noürde). . .“.

338
Anmerkungen 186–193 zu RdU S. 233–234

* Vgl. S. 230,8 f.; 187,1. – Zu Z. 1 in got setzen vgl. S. 227,8; 228,2 f., dazu Pf, S. 231,? f.: Er
wil uns dá mite in sich selber locken, daz wir geliutert werden, daz er uns in sich setze, . . .
*7 Z. 4–? = XII Dogheden S. 98,5–11 (v. M. S. 294).
* Zu Z.4–5 vgl. Bul le art. 15 (Arch. II S. 638): Si homo commisisset mille peccata mortalia,
sitalis homo esset recte dispositus, non deberet velle se ea non commisisse. Der genaue Wortlaut
dieses Artikels der Bulle ist bisher in keinem der bekannten Werke Eckharts nachgenwiesen. Der
Artikel findet sich auch nicht in der RS. und im „Gutachten“. Man hat den Satz mit der vorliegen
den Stelle der RdU in Verbindung gebracht (sieh insbesondere Pa h n ck e Kl. B. S. 19, Die de –
rich s Diss. S. 82, Fahrner S. 30 f., Pi es c h Ethik S. 45; vgl. auch Karrer M. E.
S. 234 f. Anm. 310 und S. 32? ff.). Fahrner und H. Piesch haben den Wortlaut des Bullen
Artikels mit dem der Ausführungen Eckharts an der obigen Stelle der „Reden“ verglichen
und den Unterschied als eine Verschärfung, Überspitzung und damit zugleich als eine Ver
fälschung der Meinung Eckharts gedeutet. Die Berechtigung oder Nicht-Berechtigung dieses
Verfahrens hängt natürlich davon ab, ob im Artikel der Bulle noirklich die Stelle der „Reden“
gemeint ist oder eine andere Außerung Eckharts, die bisher nicht identifiziert nourde. Wenn man
den lateinischen Wortlaut der in DW 1 nachgewiesenen Artikel der Bulle, der RS. und des „Gut
achtens“ mit ihren Entsprechungen in deutschen Predigten vergleicht, kann man, noie ich glaube,
nicht unbedingt sagen, daß die Unterschiede dort immer geringfügiger seien als zwischen dem des
Artikels 15 der Bulle und dem der vorliegenden deutschen Textstelle. Der Artikel der Bulle kann
also noirklich den „Reden“ entnommen sein und kann demnach auch als Echtheitszeugnis für
diese „Reden“ gelten, braucht es aber nicht. In jedem Falle aber noird die Stelle der Bulle als
eine bedeutsame inhaltliche Parallele zur vorliegenden Textstelle angesehen noerden dürfen. Als
noeitere bedeutungsvolle Text-Parallele nourde schon von Di e der ich s (Diss. S. ??) die Stelle im
BgT oben S. 22,6 ff. angesehen und genoertet: Und dar umbe, wan got etliche wis wil, daz ich ouch
sünde hän getän, só enwölte ich niht, daz ich sie niht enhaete getän, . . . , deren Entsprechung sich
eindeutig in der Bulle art. 14 findet, sieh die Anm. 60 zur BgT-Stelle oben S. ?5 f., noo auch schon
auf die Stelle der „Reden“ S. 23?,10 ff. (Diederichs S. 22,11 ff.) hingenoiesen rourde. Übersetzung von
Z. 4–8: „Ja, noer recht in den Willen Gottes versetzt noäre, der dürfte nicht noollen, daß die Sünde,
in die er gefallen, nicht geschehen noäre. Freilich nicht im Hinblick darauf, daß sie gegen Gott
gerichtet roar, sondern, sofern du dadurch zu größerer Liebe gebunden und du dadurch erniedrigt
und gedemütigt bist, also nur deshalb nicht, noeil er gegen Gott gehandelt hat.“ Die bisherigen
Übersetzer haben Z. ? als – 8 getän nicht verstanden, noie etwa Schulze - Ma iz ie r” (S. ??)
zeigen mag: „. . . und bist geniedert und gedemütigt allein schon dadurch, daß du noider Gott ge
handelt hast“. Das Textstück fehlt in y und N4GrN14De und demnach ernoartungsgemäß auch in
den XII Dogheden S. 98,11 (v. M. S. 294). Übrigens hat Godfried van Wevel in Z. 4 hinter
wellen für gut gehalten na eenre wijs hinzuzufügen (S. 98,6), noas dem etliche wis oben S. 22,6
(= aliquo modo in Bulle Art. 14) entspricht.
* Vgl. zu diesem Satz und zum voraufgehenden Z. 6 ff. die oben in Anm. 181 aufgeführten
Stellen aus August in us (. . . ut etiam si qui eorum deviant et exorbitant, etiam hoc ipsum eis
faciat proficere in bonum, quia humiliores redeunt atque doctiores) und Thom a s (. . . inquantum
Deus permittit aliquos cadere in peccatum, ut peccatum suum agnoscentes, humilientur et con
vertantur). – Z. 8–234,2 = XII Dogheden S. 99,7–15 (v. M. S. 295).
" Vgl. S. 218,5 f.: als alle menschen ie gewunnen.
* Z. 3–11 = XII Dogheden S. 99,21–100,12 (v. M. S. 296).
* Wienvohl got nur in Kas Gr N4 De überliefert ist und alle anderen Hss. güt lesen (sieh d.
Var.-App.), noas denn auch Pfeiffer (S. 55?,21) in den Text eingesetzt hat, sah Lasson (S. XV
zu 557,21) das auch in den XII Dogheden (S. 100,1, p. M. S. 296) gebotene got als einzig richtig an,
das denn auch von D ie der ich s S. 21,8 aus Ka5) und den Übersetzern übernommen nourde.
* Statt ze einer grözen bekantnisse siner minne heißt es in den XII Dogheden (S. 100,7, v. M.
S. 296): tot eenre ghewaerigher kennisse sijnre sonden, noas mit dem Text von De übereinstimmt
(sieh Var.-App.) und noohl auf einem Mißverständnis der Stelle beruht und kaum darauf, daß, noie
M. L ü ck e r (S. 6?) meint, „Godeperd pessimistischer als Eckhart“ sei. Zu Z. 5 f. vgl. S. 288, 3f.

22* 339
Anmerkungen 194–20 zu RdUS235–237
19 Z. 1–10 = XII Dogheden S. 100,13–26 (v. M. S. 296).
* Zum Ausdruck vgl. S. 234,8.
* Zu versehen vgl. S. 229,8. Übersetzung: „. . . über die Menschen, die er dazu ausersehen
hat, sie nach seinem Willen zu großen Dingen emporzuziehen.“ Zum Inhalt des ganzen Satzes vgl.
die in Anm. 181 aufgeführten Stellen aus August in us und Thom a s.
" Hugo von Tr im berg „Der Renner“ V. 24195 ff.:

Ouch schribet uns in der Fräge buo che


San t August in , swer ez wil suoche:
„Wizzet daz ze vil gereht
Wil mére krump ist denne sleht.“
Swer gereht ist mit bescheidenheit,
Des leben hät sunder wirdikeit.
Die wile ein man ist sünden kneht,
S6 enist sin leben niht gereht.
Só ganze tugent doch nieman hät,
Er müeze bekennen missetät.

Vgl. Thomas S. theol. III q. 85a. 1 ad 2: Non autem est contra perfectionem virtutis quod aliquis
prius commiserit turpia facta, de quibus oporteat eum poenitere, cum ex vitioso fiat aliquis
virtuosus.
Z.4 Der –5 gewesen. hat Godfried v an Wevel XII Dogheden S. 100,1? f. (p. M. S. 296)
begreiflicherweise abgeschnoächt: Dier en bleef nie ghien, hien viel in sonden, ende die een swaer
liker dan die ander.
108 Übersetzung von Z. 7–10: „und auch heute noch erfährt man selten, daß die Leute es zu
Großem bringen, ohne daß sie zuerst irgendwie fehlgetreten noären (irgendeinen Fehltritt getan
hätten). Und damit zielt unser Herr darauf ab, daß noir seine große Barmherzigkeit erkennen und
er uns mahne zu grosser und noahrer Demut und Andacht.“
1" Z. 10–11 = XII Dogheden S. 101,1–4 (v. M. S. 296).
*09 Zu erniuwern vgl. auch S. 266,3.
"Z. 1–6 = XII Dogheden S. 101,5–11 (v. M. S. 297) – riuwe ist hier und im folgenden der
spezifisch theologisch-religiöse Begriff „Reue“ (= „poenitentia“), hat nicht die allgemeinere Be
deutung „Schmerz“ (= „dolor“), vgl. etwa „Middle High German Translation of the Summa
Theologica by Thomas Aquinas“ (ed. Morgan - Strothm an n) S. 204,8 f.: „. . . die sünde, die
man snellich übermitz rüwen niht vertilket, . . .“ = (S. 205,37 f.) peccatum, quod mox per poeniten
tiam non deletur . . .
* Vgl. etwa Pf. S. 239,1? ff.: Nü sint etliche guote liute, die hinderent sich selber, daz sie
ze vil haftent an riuwe und an bihte unde belibent üf der bezeichenunge unde vlizent sich niht
ze komende zuo der lüteren wärheit.; S. 248,8 ff.; vgl. auch oben S. 22,10 f.: . . . und daz ist aleine
rehtiu riuwe miner sünden; só ist mir sünde leit äne leit, als got hät leit aller bösheit äne leit.
Karrer (M. E. S. 234 Anm. 305) verweist zur vorliegenden Stelle, die er S. 108 zitiert, auf Th. o -
m a s S. theol. III q. 84 a. 9 ad 3: Ad tertium dicendum quod, secundum Philosophum, in II Ethic.,
ad virtutem pertinet tenere medium in passionibus. Tristitia autem quae in appetitu poenitentis
sensitivo consequitur ex displicentia voluntatis, passio quaedam est. Unde moderanda est secundum
virtutem: et eius superfluitas est vitiosa, quia inducit in desperationem. Quod significat Apostolus
ibidem dicens: ne maiori tristitia absorbeatur qui eiusmodi est. Et sic consolatio de qua ibi Aposto
lus loquitur, est moderativa tristitiae, non autem totaliter ablativa.
* Z. 7–237,1 = XII Dogheden S. 101,19–20 + 21–23 (v. M. S. 297).
* Pfeiffer (S. 558,10) konjizierte st. des gleichmäßig in allen Hss. überlieferten éwigez
unnötigerweise: emezigez. Auch XII Dogheden S. 101,22 (v. M. S. 29?) bezeugt éwigez: (ende keert
hem tot God in een) ewelike (verkiesen nimmermeer sonde te doen . . .). Übersetzung von 236,8 f.:

340
Anmerkungen 204–213 zu RdU S. 237–238

„. . . und versetzt sich in einen unerschütterlichen Willen zu erwiger Abkehr von allen Sünden.“
Vgl. die Tau l e r - Stelle S. 36,11 ff. unten in Anm. 208.
* Z. 3–4 = XII Dogheden S. 102,5–8 (v.M. S. 298).
* Vgl. Pf, S. 222,12 ff: Alsó muoz diu séle gevestet unde bestétet sin in gote, diu got be
kennen sol, daz sich niht in si drücken müge, noch hoffenunge noch vorhte, noch fröude noch jämer,
noch liebe noch leit, noch niht, dazsi entsetzen müge.
*07 Z. 4–6 = XII Dogheden S. 103,7–10 (v. M. S. 298).
* Zu S. 236,7–23?,9, d. h. zu den Ausführungen über die götlich und übernatiurlich riuwe,
die zugleich die „rvesentliche“ riuwe ist, vgl. etwa Tauler S. 36,11 ff.: Die dirte porte von disen
daz ist ein war wesenlicher ruwe der sünden. Welicher ist daz? das ist ein gantz war abeker von
allem dem daz nüt luter Got enist oder des Got nüt ein ware sache enist, und ein war gantz
züker zü Gotte mit allem dem daz man ist; und daz ist alleine der kerne und daz marg des
ruwen; und dan mit einer versaster getrüwunge versinken in das minnenkliche luter güt das Got
ist, und an ime und in ime iemer me zü blibende und anzühangende mit minnen und mit luterre
meinunge in eime vollen bereiten willen, den liebsten willen Gottes zü tünde also verre also er
mag. Kinder, dis ist wesenlicher ruwe, und wer disen ruwen het, dem werdent sunder zwifel alle
sine sünde vergeben, und wer dis me hat, dem wurt öch luterlicher und werlicher und me vergeben.
– Zu Z. ? grät vgl. Pf. S. 278,6,10; 276,8; 326,5, sehr oft auch bei Tau l er (sieh das Register bei
Vetter S. 465). Das Wort hat an der vorliegenden Stelle die Bedeutung von „gradus“ = „Stufe“.
die in der Nebenform mhd. gréde noch deutlicher wird. Übersetzung: „Die beste Stufe drum, auf
die man treten kann, . . .“.
*0° Z. 10–238,5 = XII Dogheden S. 104,12–20 (p. M. S. 299).
*" Vgl. S. 243,6f. und DW 1 S. 65,3 ff. (und dort Anm. 2): Ich sprach einest an dirre stat, daz
got joch gerner vergibet gröze sünde dan kleine. Und só sie ie groezer sint, só er sie ie gerner
vergibet und sneller. Ich vermag auch jetzt noch keine Stelle in den deutschen Werken Eckharts
anzugeben, auf die sich der Rv. der Predigt 4 besser beziehen ließe als auf die vorliegende Stelle
der RdU. Wenn Eckhart tatsächlich diese Stelle gemeint haben sollte und der Rv. verläßlich über
liefert noäre, noürde mit an dirre stat ausgesagt sein, daß die RdU am gleichen Ort vorgetragen
noorden noären noie Predigt 4. Daß die Predigt eine Reihe von auffallenden Übereinstimmungen
mit den RaU aufnoeist (nicht nur an der vorliegenden Stelle), hat D ie der ich s (Diss. S. 79 f.
und 82, sieh auch Pa h. n c k e Diss. S. 41 Anm., Kl. B. S. 18 zu 3, F a hr n e r S. 33 und 43) schon nach
genwiesen. Vgl. auch oben S. 22,6 ff. und S. 75 Anm. 60 sonvie die Anm. 188 zu S. 233,4 ff. – Z. 3 fehlt
wan in den Gruppen x, y, z, und Pfeiffer (S. 558,23) sah sich genötigt, durch konjekturale
Ergänzung von ie mé dem Fehler abzuhelfen: . . . unde belder, ie mé sie ime wider sint. Sicher traf
er damit nicht das Richtige und Ursprüngliche. Die der ich s (S. 22,16) übernahm wa aus Ka5
(nicht aus B (= B17), noie er im App. angibt), das sicher verderbt ist für wan. XII Dogheden
(S. 104,16, v. M. S. 299): want si Hem meer jeghens sijn bezeugt ernwartungsgemäß das einzig richtige,
in GrEbDe überlieferte wan. Der Nebensatz gibt den Grund dafür an, noeshalb Gott lieber große
und zahlreiche Sünden vergibt: noeil die Sünden ihm (seiner Natur nach) zunoider sind, denn ganz
allgemein ist jeder eben am meisten darauf erpicht, das abzutun, bzw. wegzuschaffen, was ihm
am meisten zunoider ist (Z. 1 f.).
*! Die lustige Verballhornung in Gr (sieh Var.-App.): wen ik min oghe to hope mochte slan
und in Gi: dä ich min ougen zu houë slan mochte ist deutlich aus einer Gr, Gi mit De und den
XII Dogheden (S. 104,19, v. M. S. 299) gemeinsamen Vorlage verderbt: dan ic mijn oghe op ende toe
mochte slaen.
** Z. 5–6 = XII Dogheden S. 105,2–3 (v. M. S. 300). – Zu Z. 3–6 vgl. etwa Thomas
S. theol. III q. 85 a. 2 ad 3: Sed poenitentia expellit omne peccatum effective, inquantum operatur
ad destructionem peccati, prout est remissibile ex divina gratia homine cooperante.
** Die beiden Kapitel 14 und 15 sind von Godfried v. W. übergangen worden, noie
M. L ü ck er (S. 68) meint, noeil sie „den Gang von Eckharts aszetischen Gedanken nicht noeiter
führen, sondern mehr beschreibender Art und für Godeperd vielleicht nicht so ansprechend roaren“.

341
Anmerkungen 214–220 zu RdU S. 238–240

?“ Pfeiffer (S. 558,29) übernahm aus F2 (und M16) das sicher unursprüngliche zuoversiht
an Stelle von einzig richtigem minne, das Lasson (S. XV zu 558,29) denn auch schon richtig
konjizierte.
*s prüeven = „erkennen“, nicht „prüfen“, noie Büttner (S. 26) und mit ihm Schulze -
Maizie r? S. 79 („erproben“) und auch Karrer (M. E. S. 111) übersetzen.
** Vgl. Sermo XLVII n. 481, LW 4 S. 397,7 ff.: Dic quam fiducialiter debet homo se deo
committere et quam utile hoc est. Item, quantae efficaciae est fiducia, sicut docet Avicenna
in exemplis. Nota quod ille proprie confidit in domino qui est sanctarum affectionum et bonae
voluntatis, magis autem qui desiderio toto amorisse transponit in deum. Nam ubiquis est, ibi
confidit.
*7 Pfeiffer (S. 558,33) schreibt: diu triuwe (Nom.), sieht also offenbar triuwe als Subjekt
und den voraufgehenden Nebensatz als Objektsatz an. Die Übersetzung müßte infolgedessen
lauten: „Denn noenn einer den andern sehr und vollkommen liebt, dann benoirkt das das Vertrauen
(d. h. nwird das benoirkt, verursacht durch das Vertrauen).“ Büttn er aber (S. 26) übersetzt: „. . . so
ist damit das Vertrauen von selber gesetzt“, und die übrigen Übersetzer sind ihm in diesem Ver
ständnis der Stelle gefolgt. Tatsächlich ist dies der Gedanke des Kapitels: daß die Liebe Vertrauen
schafft und daß man die echte Liebe eben an dem durch sie gestifteten Vertrauen als bestem Kenn
zeichen erkennen kann. Die richtige Übersetzung des Satzes muß also lauten: „Denn, roenn einer
den andern innig und vollkommen liebt, so schafft das Vertrauen.“ Vgl. auch Z. Zf. und S. 240,6 f.
Zu dem hier und im folgenden geäußerten Gedanken über das Verhältnis von Liebe und Vertrauen
vgl. insbesondere auch Tau l er S. 415,25 ff.: Ouch sol der mensche alle sine sachen uf Got legen
und ime lossen: so versiht er ime alle ding in daz aller beste und sol ime daz gantz getruwen
und neme denne in der getruwunge alle ding für daz aller beste, und si gantz züfriden . . . Aber
die getruwunge die sol gon usser truwen, Got meinen in gunst und in willen: so ist getruwunge
über alles güt. Also man Got nit züvil mag geminnen, also mag man ime nüt zü vil getruwen,
so die truwe get usser truwe.
** Der Satz ist von allen bisherigen Übersetzern mißverstanden und falsch übersetzt noorden
(auch von H. Pi es c h Ethik S. 45: „Alle, die sich so zu unbegrenztem Vertrauen zu ihm auf
geschnoungen haben, die hat er nicht noieder losgelassen. Er noußte noohl von solchen Menschen,
dass dieses Vertrauen herkomme – von Liebe/.“). Die richtige Übersetzung lautet: „Bei allen, die
je große Zuversicht zu ihm genoannen, unterließ er es nie (roörtlich: „Allen, die . . . . ersparte er es
nie, . . .), große Dinge mit ihnen zu noirken.“
* Die Lesart gewist, die Pfeiffer (S. 559,1) und Diederichs (S. 22,35) in ihre Texte
aufnahmen (aus Ka4 und F2, sieh d. Var.-App.), halte ich für verderbt aus bewiset = „deutlich
gemacht“, „erwiesen“, „gezeigt“. Vgl. Tau l er S. 65,13; 67,6; 81,17; 149,14; 381,33 f.; 408,28. Vgl.
auch S. 240,4.
” Es handelt sich bei dieser ersten Art des Wissens um ein Wissen durch revelationes, ent
noeder unmittelbar von Gott her oder mittelbar durch einen Engel oder eine besondere Erleuchtung
(Z. 4 mit einem sunderlichen liehte). Vgl. Ruus bro e c Die gheestelike Brulocht II 2,3, Werken
Bd. 1 S. 163,26 ff.: . . . ende hem wert toeghesproken met woorden, oft ghetoent met beelden ende
met gheliken, eenighe waerheit diere hem noot is, ochte anderen menschen, ochte toecomenden
dinghen. Dit hetet rev e la ci e n ochte vision e. Sijnt lijflijcke beelden, hi ontfeetse inder
ymaginacien. Dit werct die inghel wel inden menscen, overmids de cracht Gods.; ders. Vanden
vier Becoringhen, Werken Bd. 3 S. 49,24 ff.: Ende hier-omme beghert hi (d. h. der Mensch, der sich
selbst nicht abgestorben ist) Gode te hebbene te sinen wille endete sinen gherieve, dat es, dat
hem God voer ander menschen zonderlinghe si, ende dat hi hem sinde (enen) inghel oft eenen
heilighen, die segghe ende leere hoe hi leven sal, ende oft sijn leven Gode behaecht. Ende selc
beghert dat hem God sinde enen sonderlinghen brief met gulden letteren, oft in visioene oft in
drome vertoene sinen wille. Eckhart steht den Visionen sehr zurückhaltend gegenüber, vgl. etwa
Pf. S. 240,21 ff.: . . . und hie mit hinderent sich guote liute, daz sie sich ze vil läzent an visiónen . . .;
656,6 ff.: Ich sage dir für wär: solich gesiht wirt den liuten selten oder (getar ichz gesprechen)

342
Anmerkungen 220–230 zu RdU S. 240–243

niemer, daz sie mit mitel der engel solich dinc enpfähen, waz in zit oder in zitlichen dingen
geben wirt.
* Vgl. S. 234,3.
* Vgl. S. 239,1 ff.
* Der Satz ist – noie manche in den RaU – syntaktisch lose gefügt. 240,? daz er nimmt Z. 6
daz der mensche noch einmal auf, noie das bei zwanglosem Gespräch oft begegnet; Übersetzung:
„das beruht darauf, daß der Mensch aus Liebe und vertraulichem Umgang, den er mit seinem Gott
hat, ihm so völlig vertraut und seiner so sicher ist, daß er nicht zweifeln könne, und er dadurch so
sicher noird, noeil er ihn unterschiedslos in allen Kreaturen liebt.“ Das Textstück, das EbGrN14 De
Ka5N4 hinter sicher bieten, ist noohl infolge von Homöoteleuton in der sonstigen hsl. Überlieferung
ausgefallen (sieh d. Var.-App.). Wenn Büttner (S. 27 und S. 219 Anm. zu S. 25,7 [st. 27,7/) Z. 2
minnet > nimet abändert und übersetzt: „. . . noie er ihn denn unterschiedslos entgegen nimmt
(Sperrung von mir) in allem Endlichen“, so ist ihm darin mit Recht niemand gefolgt. Wie das
voraufgehende Kapitel ausdrücklich ausgeführt und betont hat, ist das Vertrauen ja doch die
Frucht der Liebe, und so noird nun hier S. 240,7 f. gesagt, daß der Mensch Gott so völlig
vertraue, noeil er ihn unterschiedslos in allen Kreaturen liebe.
* Übersetzung: „Und noidersagten ihm alle Kreaturen und sagten sich unter Eidschnour von
ihm los, . . .“
* D ie der ich s (S. 23,11) hat das in Ka4 stehende den > dem, das nur in Pr2 und Gr
steht, noie mir scheint, ohne Not abgeändert (vgl. L ass on ZfdPh. 9 S. 25 zu 559,16). Der Satz Z. 5
Und – 6 sagen enthält eine allgemeine Aussage, die auf alle Liebenden zutrifft: „Es bedarf
dessen nicht, daß man den Liebenden und den Geliebten irgend etwas (ausdrücklich) sage.“ Was
unmittelbar anschließt, betrifft dann schon speziell Gott (und den Gott-liebenden Menschen):
„denn damit, daß er (= Gott) empfindet, daß er (= der Mensch) sein Freund ist, noeiß er zugleich
alles, noas ihm (= dem Menschen) gut ist und zu seiner Seligkeit gehört.“ Ahnlich Pf, S. 378,3 ff.:
got wonet in der séle als ein vriunt mit sime vriunde. Ein vriunt der offenbäret sime lieben
vriunde alle sine verborgene heimlicheit: got offenbäret lieplichen sine verborgene heimlicheit sime
lieben vriunde . . . Vriunt ist gerne bi liebem vriunde; got ist alleine ein stête vriunt.
* Mit diu érste (Z. 3) ist das gemeint, noas S. 240,2 ff. ausgeführt wurde, d. h. die Sicherheit,
die sich gründet auf Mitteilung durch Gott, sei's unmittelbar durch göttliche Einsprache oder
mittelbar durch Entbietung über einen Engel oder eine Erleuchtung. Z. 3 bezieht sich nun eben
auf solches „Sagen“ (S. 240,3 sage, enbiete) und Z. 4f. ein unreht lieht auf S. 240,4 einem sunderlichen
liehte. Vgl. Theologia Deut s c h S. 34,39 ff.: Eß ist tzweyerley liecht, eyn wareß liecht und
daß ander ist falsch . . . So ist daß falsch liecht natur oder natürlich; Tauler S. 378,19 ff.: In
disem liechte verlöschent etlicher mosse (si werdent als ein dünsternisse) alle die natürlichen liechter
und die in gegossen liechter die under disem ie geluchtent.; S. ??,30 ff.
” dises = S. 240,5 Daz ander wizzen.
* Über minne und vorhte vgl. insbesondere DW 1 S. 385,15 ff. und S. 386 Anm. 1. Haupt
vergleichsstelle: Pf. S. 235,20 ff.: Ouch sprichet sant Johannes 'diu minne tribet üz die vorhte.'
Darumbe, dazdiu vorhte pinlich ist, darumbe enmac diu minne keine vorhte geliden, wan só der
mensche ie mér zuo nimt an der minne, ie mér er abe nimt an der vorhte, und als er vollekomen
ist an der minne, só gät ime diu vorhte zemäle gar abe. Aber an dem anevange eines guoten
lebens só ist si dem menschen nütze und ist im ein zuoganc zuo der minne. Als diu siule rümet
dem dräte, daz der drät bindet den schuoch unde niht daz isen, alsó in füeret diu vorhte an der
érste zuo der minne unde diu minne bindet zuo gote unde gét diu vorhte üz. (vgl. Quint S. 65?
zu 235,21,26,27). Vgl. auch Pf, S. 221,34 ff.; Sie v er s S. 400,65 ff.; LW 4 S. ?3,4 ff.
**" Pfeiffer S. 559,28 und mit ihm. Die d er i c h s (S. 23,26) setzen fälschlich hinter Z. 8 ist:
einen Punkt, und Diederichs macht überdies einen Text-Absatz, noienwohl La s so n (ZfdPh. 9 S. 25
zu 559,28–30) die Interpunktion schon berichtigt hatte. Der Hinnweis auf St. Paulus ist irrig.
*" Statt Z. 4 sünde verderbet und vertribet (= „die Sünden austilgt und vertreibt“) hat

345
Anmerkungen 230–244 zu RdU S. 243–246

Pfeiffer (S. 559,32): verderbent unde vergänt (sünde fehlt) und Die der ich s (S. 23,31): sund
verderbet. Die hsl. Überlieferung (sieh d. Var-App.) variiert stark. sind bzw. sey, sy halte ich für
verderbt aus sünde. Ich habe den Wortlaut von M17 in meinen Text eingesetzt, weil ich ihn als
den ursprünglicheren ansehe, aus dem die übrigen als Verderbnisse am leichtesten zu begreifen
sind. Zu Z.4 f. vgl. etwa Albertus Magnus De sacramentis tr. 6 p. 2 q. 1 a. 1, Ed. Colon. t. 26
p. 82,25 f.: Caritas enim operit culpam ex virtute bonitatis primae, quam amat.
23 Zu Z. 5 f. vgl. Sermo XLV n. 455, LW 4 S. 377,14 f.: Impium enim est a deo dimidiam
separare sperareque veniam (vgl. die Anm.). – Zu Z. 6 f. vgl. S. 238,2 f. und Anm. 210.
23? sieh oben S. 240,2 ff.
*** Die der ich s (S. 23,39 f.) schreibt: mer lieb hon und minne. Ka4 aber hat lieb hon vnd
minnen (= Inf).
*** Zum Inhalt des ganzen Kapitels mit dem Thema Liebe und Vertrauen vgl. noch Karrer
M. E. S. 235 f. Anm. 319.
**5 Z. 5–245,2 = XII Dogheden S. 105,8–21 (v. M. S. 300).
* Über pénitencie vgl. etwa A la n us de Insul is Summa de arte praedicatoria c. 32,
PL 210,1?3 f.: De poenitentia, seu satisfactione . . . (174) Poenitentiae autem fructus sunt remedia,
orationes, jejunia, psalmodiae, vigiliae, oblationes, lectiones, eleemosynae, asperitas habitus.;
Taul e r S. 65,22 ff.: Was ist nu wore penitencie? Das ist, wanne . . .; Pf. S. 1?1,14 f.; 280,28 ff.:
„. . . daz sint die liute, die sich behaltent mit eigenschaft in penitencie und üzwendiger üebunge . . .
unde sie bekennent doch só wénic der götlichen wärheit.; 29,14 f.: Allez pénitencienleben ist under
andern sachen dar umbe funden, ez si vasten, wachen, beten, venien, discipline nemen, hérine
hemede tragen, herte ligen unde swaz des ist, daz ist allez dar umbe erdäht, wan der lichame unt
daz fleisch stellet sich alle zit wider dem geiste . . . Wer dise süeze bürde (= die minne) üf sich
hät genomen, der ervolget mé unde kumet ouch dä mite näher denne mit aller der üebunge unde
hertikeit, die alle menschen geüeben möhten.
*7 Pfeiffer (S. 560,?) und D ie der ich s (S. 24,4) haben dieses ist (Z. ?) zu Unrecht
getilgt und damit den gemeinten Sinn des Relativsatzes (Z. ? f.) verfälscht, noenn man etwa
S c h ulze – Ma iz i er s” (S. 82 und der übrigen, incl. meiner eigenen) Übersetzung: „Aber die
roahre und allerbeste Pönitenz, mit der man sich mächtig und aufs höchste bessert, ist die, daß
der Mensch . . .“ mit der richtigen vergleicht: „Die noahre und allerbeste Buße aber ist diejenige,
mit der man kräftig und im höchsten Maße Besserung schafft, und das heißt (oder: ist, roill
besagen, besteht darin), daß der Mensch sich gänzlich und vollkommen abkehre von allem, roas
nicht völlig Gott und göttlich an ihm (selbst) und an allen Kreaturen ist . . .“
* Vgl. oben. S. 12,4 f.: Sicherliche, allez leit kumet dä von, daz dü dich niht enkérest in got
noch ze gote aleine. Vgl. auch DW 1 S. 334,1 und Anm. 1 am Schluß.
* Z. 3–5 & XII Dogheden S. 106,18–23 (v. M. S. 301).
” Pfeiffer (S. 560,15) hat hinter pénitencie aus M16 unde riuwe ergänzt, noas ich in meine
Übersetzung (S. 76,3) aufnahm. Da M16, noie ich bei Prüfung des Gesamtüberlieferungsbefundes
feststellte, dieses unde riuwe allein bietet, habe ich es in den Originaltext nicht übernommen.
* Z. 5–246,2 = XII Dogheden S. 107,14–21 (v. M. S. 302).
* Übersetzung: „. . . daß dir das alles ganz vergeben (erlassen) noürde mitsamt der Strafe,
so daß, noenn du jetzt stürbest, du hinführest vor das Angesicht Gottes.“ – Zu 245,8 f. vgl. etwa
David v. Augsburg (?) Pf. I S. 374,19 ff.: Dü bist alsó guot, ob ein mensche alle die sünde
héte getän, die von Adámes ziten ie volbräht wurden oder immer volbräht werdent, die würden
alle in einer wile in diner güete vertiliget. – Zum Ausdruck von mund auf gen himel in y, der
auch in Eb und De noiederkehrt (sieh Var.-App. zu Z. 1–2, bzw. 2) vgl. „Alsoo dat si van monde
(l. moude . . ) te hemele varen sonder vaghevier, Ruusb. 6,23.“ (Verno i js - Verdam, Mnl. Wb.
4, 1986), mund (munde, monde) stände danach für mhd. molte, molt = „Staub, Erde, Erdboden“.
243 Z. 3–5 = XII Dogheden S. 108,6–9 (v. M. S. 302).
24 Z. 4 in der volkomnen pénitencie fehlt in M16yKasEbGrN14N4, es steht also in F2 (daher

344
Anmerkungen 244–251 zu RdU S. 246–247

bei Pf.) Ka4 (daher bei Diederichs) und in z. Ich halte es für ursprünglich. Die Übersetzung des
ganzen Satzes lautet: „Dies ist die roahre Buße, und sie kommt (gründet) insbesondere und am
vollkommensten aus (auf) dem kostbaren Leiden im vollkommenen Bußrwerk unseres Herrn Jesu
Christi.“ Das Komma, das ich in meiner Übersetzung (S. 76,12 in Übereinstimmung mit Schulze
Mai zier* S. 82) hinter „Leiden“ gesetzt habe, dürfte unberechtigt sein. Der Gedanke ist der,
daß der Mensch die noahre Buße dann und am pollkommensten leistet, noenn er das kostbare Leiden
unseres Herrn Jesus Christus in (dessen) vollkommenem (vollendetstem) Bußrwerk selbst nach
erleidet. Demnach noar die Anderung in der > unde der von Lasson (ZfdPh 9 S. 25 zu 560,23),
die Lehmann (S. 72) übernahm, unberechtigt. Zum ganzen Abschnitt pgl. etwa noch Pf. S. 7,2 f.:
. . . unde vor allen dingen, daz daz wirdig leben unde diu edele lére unsers herren Jésü Kristi
in in lebe.; Taul er S. 199,20 ff.: Alsus solt du mit gedultigem lidende und mit aller demütkeit
dich in sin liden erbilden und dich dar in trucken. Nu entünt dis die lüte nicht; aber ein ieklichs
gedenket wol an das heilige liden unsers herren in einer verlöschener blinder rower minne, also
das der gedank in der übunge nüt enwürket das er sins gemaches oder hofart oder eren oder
liplicher genügden ir sinne dar umbe enberen welle, denne si blibent alles als si sint . . . Liebes
kint, alsus solt du das heilig liden unsers herren üben und über denken, das es lebende frucht an
dir bringe.; 211,11 ff.: Ein mensche sol in allem sinem tünde sich erbilden von minnen in das
wirdige krütz und in den gekrüzigotten Christum. Solt du sloffen, so leg dich uf das krüze und
gedenke und begere das der minnenriche schos din bette si und das süsse herze das das din
orküssin si und das die minneklichen arme das die din teckin sin. Die getenten arme, die also wit
uf getent woren, die süllent dine züflucht sin in allen dinen nöten inwendig und uswendig, so bist
du über wol beschirmet.; 1?1,19 ff.: . . . das hochwirdig leben und liden und die heilige minnekliche
wandelunge und werk unsers lieben herren, und sol sich darin als tief erbilden daz im die minne
und die liebe durch ge alle sine krefte und sine sinne mit also grosser minne und fröiden das er
die fröide nüt verbergen enmüge, si breche us mit einem jubilieren.; BpgA S. 134,12 ff.; In Ioh.
n. 173, LW 3 S. 142,12 ff. Vgl. auch oben S. 259,5 ff.
* Z. 6–8 = XII Dogheden S. 109,2–? (v. M. S. 303).
* D ie der ich s (S. 24,25): alczit in im erbilde (= Ka4). Das nur in Ka4 überlieferte in im
ist unursprünglich und sinnlos, wie Schulze - Maizier* (S. 83) es denn auch nicht mitüber
setzt hat.
* Übersetzung: „. . . und halte hierbei allzeit ihn vor Augen, so noie er uns vor Augen gehabt
hat.“ Die Konjektur La sson s (ZfdPh 9 S. 25 zu 560,28) hier inne > alleine, die Büttner (S. 219
zu S. 27,12 /st. 29,12/) anerkannte, roar abnoegig.
* Z. 1–5 = XII Dogheden S. 109,12–18 (v. M. S. 303).
* Vgl. oben S. 197,6ff. und Anm. 30, sonoie Anm. 236. Übersetzung von Z. 2 f.: „. . . und in
noelchen Werken du dies am meisten haben kannst und durch die Werke hast, die tue ganz frei
mütig.“ Z. 2 f. von den werken fehlt y und ebenso XII Dogheden S. 109,14 (v. M. S. 303), noie ich
glaube, zu Unrecht, noienwohl Lasson (ZfdPh 9 S. 25 zu 560,31) und mit ihm die bisherigen Über
setzer es gestrichen haben. Pfeiffer (S. 560,31) und Die der ich s (S. 24,31) setzen m. E. fälsch
licherweise hinter Z. 2 häst ein Komma. Zu Z. 1–5 vgl. noch etwa Pf. S. 153,11 ff. – Zu Z. 5
vgl. etwa Pf. S. 22,25 f.: und ob dirre mensche dirre werke niht entuot, versümet er dar umbe iht?;
23,8 ff.; 29,12 ff.: Nü möhtest dü vrägen: sol der mensche iht pénitencien üeben, der in disem stét,
oder versümet er iht, ob er sich niht enüebet in pénitencien?
*9 Z. 5–9 = XII Dogheden S. 109,23–110,5 (v. M. S. 304).
25 D ie der ich s Diss. S. 83 zu 6, Pa h n c k e Kl. B. S. 19 und Fa h rn e r S. 31 f. vernoiesen
zu Z. 5–9 auf Bul le art. 19 (Arch. II S. 638): Deus animas amat, non opus extra, der aus
Eckharts Sapientia-Kommentar exzerpiert nourde; vgl. G. Thér y Le Commentaire de Maitre
Eckhart sur le livre de la Sagesse, Archives d'hist. doctr. et litt. du moyen áge 4, 1929, S. 320.
Auch die Artikel 16, 17, 18 der Bulle sind von Fahrner (S. 32) unserer deutschen Stelle gegen
übergestellt, inhaltlich mit ihr verglichen und als gleichsinnig angesehen noorden. Fahrner verweist
a.a.O. auf die Ausführungen Karrer s (M.E. S. 351–55) unter der Überschrift „Gesinnung

345
Anmerkungen 251–261 zu RdU S. 247–251

und Werk“, in denen dieser sich über den Sinn der Artikel 16–19 der Bulle eingehend ausläßt
(S. 352 ff.). Zur vorliegenden Stelle vgl. auch 197,6 ff. und Anm. 30.
* Z. 9–10 = XII Dogheden S. 110,5–? (v. M. S. 304): Want sinte Augustijn spreket, dat hi
hardeghierich is, die hem mit God niet en wilghenoeghen laten. Wie man sieht, hat Godfried
v an We pel die Stelle als Augustinuszitat erkannt. Es handelt sich um ein Zitat, das Eckhart
auch zweimal im BgT aufführt, vgl. oben S. 18,2 f. und S. 50,10, und für dessen Identifizierung
mehrere Stellen im Werk Augustins in Frage kommen, vgl. oben S. 72 Anm. 38, noo auf In Ioh.
n. 231, LW 3 S. 194,1 f. und die dortige Anm. 1 vernoiesen noird, in der die in Frage kommenden
Stellen aufgeführt sind. Im Sermo XXVII n.270, LW 4 S. 246,10 ist das gleiche Zitat nicht Au
gustinus zugeschrieben: Hugo : »multum est avarus, cui non sufficit deus«. Vgl. auch Tau l er
S. 425,33 f.: Sprachsant Augustinus: 'der mensche ist alzügitig dem an Gotte nüt enbenüget; wes
maht du begeren daz du an ime nüt envindest?" – Das Textplusstück, das N14 hinter Z. 10 engenüe
get aufnoeist, ist sichtlich sekundär (sieh d. Var.-App.).
* Z. 10–248,6 = XII Dogheden S. 110,10–12 + 16–22 (v. M. S. 304).
* Z. 6–10 = XII Dogheden S. 111,4–11 (v. M. S. 304–305).
* Der Sinn des ganzen Abschnittes ist, daß der Mensch, der durch seine Sünden sich ganz
und gar in allem, noas er ist, verderbt hat, für diese seine totale Verderbtheit dadurch sein eigener
Total-Erlöser noerden soll, daß er zu Christus flieht und sich ganz in ihn legt und versetzt, der ja
doch nicht nur einen einzelnen Menschen, sondern die ganze Welt als allgemeiner Erlöser erlöst
hat und daher, noenn ich mich in ihn hineinfüge, nicht nur eine meiner Einzelsünden, sondern meine
ganze Verderbnis heilt. Der Ersatz von Z. 6 dü* durch ich, von Z. ? dir durch mir und von häst
durch han in Ka4F2Ka5zEbDe zeigt, daß der oben dargelegte Sinn, noenigstens für Z. 6–?, nicht
richtig verstanden und das dü in Z. 6 offenbar fälschlich auf Christus bezogen nourde.
*** Z. 5–11 = XII Dogheden S. 112,1–10 (v. M. S. 305). Die Überschrift des Kapitels der
XII Dogheden (nach David) nourde von M. L ü ck e r (S. 68 Anm. 3) unrichtig übersetzt: „Wie
der Mensch im Frieden bleibt, ohne daß er zu harter äußerer Buße getrieben noird.“ statt: „Wie
sich der Mensch in Frieden halten soll, no e n n er nicht zu äußerer Härte der Buße getrieben noird.“
*7 Übersetzung: „. . . man selbst (der Mensch selbst) aber nicht (eben) viel darin vermag und
sich (auch) nicht dazu getrieben fühlt.“
* Z. 11–250,5 OS XII Dogheden S. 112,13–14+ 18–19+ 113,18–20 (v. M. S. 306). – Zu S. 249,9 bis
250,5 pgl. insbesondere oben S. 11,23 ff. und die zugehörige Anm. 15 (S. 67) mit den dort aufgeführten
Textparallelen, insbesondere Pf. S. 223,30: got ist uns nähe, aber wir sin im verre; Pf. S. 233,20 ff.;
Sermo XXXVI n. 372, LW 4 S. 318,12 ff.; vgl. noeiter Pf. S. 221,8 ff.: Ich bin des só gewis als ich
lebe, daz mir kein dinc alsó nähe ist als got. Got ist mir nëher denn ich mir selber bin, min
wesen hanget dar an, daz mir got nähe unde gegenwertic si. – Zu 250,2 ff. vgl. noch DW 1
S. 239,11–240,1 und die S. 240 Anm. 1 aufgenoiesenen Parallelen, zumal Pf. S. 28,1 ff.: Dü endarft
in niht suochen weder hie noch dä: er enist niht verrer denne vor der tür des herzen, dä stët er
unde beitet unde wartet, wen er bereit vindet, der im üf tuo und in in lá. – Übersetzung von
249,11 ff.: „Sei's denn nun auch immer, daß deine großen Vergehen dich so noeit abgetrieben hätten,
daß du dich nicht als Gott nahe ansehen könntest, so sollst du doch Gott als dir nahe an
nehmen.“ Zu 250,5 sieh den schönen von Eb zugefügten Vergleich: alzo der sunnen schyn uor dem
togheslaten huse (Var.-App.).
* Z. 6–9 = XII Dogheden S. 114,4–? (v. M. S. 307). – Übersetzung von Z. 6 f.: „So auch ist
es nun mit der Strenge der Nachfolge. Gib acht, noorin deine Nachfolge dabei bestehen kann.“
* Das Paulus - Zitat ist unbestimmt und läßt sich nicht genau identifizieren; Karrer
M. E. S. 270 Anm. 68? bezieht es auf 1 Cor. 12,12 ff. David (S. 114,7) und v. Mierlo (S. 30?)
haben XII Dogheden S. 114,? (30?) hinter als sint Pouwels seit einen Doppelpunkt gesetzt, das
Zitat also im folgenden, nicht im voraufgehenden zu erkennen vermeint und daher auf Röm. 12,4
perrwiesen, sicher zu Unrecht.
* Zum Inhalt des ganzen Abschnitts vgl. etwa Tauler S. 178,25–179,9. Zu Z. 8 f. vgl. etwa
Pf. S. 685,20 f.: . . . war zuo er denne geneiget ist und aller dickest wirt ermanet, daz er wizze, daz

346
Anmerkungen 261–272 zu RdU S. 251–253

daz von got ist. – Z. 2 dá – liget = „nvoran schlechterdings so viel auch nicht gelegen ist“. – Z. 4
konjizierte Lasson (ZfdPh 9 S. 25 zu 562,1) maht soliches ze tuon, noas Büttner (S. 31) in seine
Übersetzung aufnahm. Ich halte diese Ergänzung für sinnvoll. Ich hätte mit y diu dinc in den
Text einsetzen können, habe mich aber für das einfache daz in Eb (sieh Var.-App.) entschieden,
das sich auf Z. 1 f. bezieht. – Z. 4 und – 5 dir nimmt in unbekümmerter Redegestaltung den Ein
gang des Satzes 250,9 Windest dü denne noch einmal auf; Übersetzung: „. . . findest du davon also
nichts in dir –“. Zu Z. 4 irrunge = „Störung, Beirrung“ vgl. S. 186,5 und Anm. 5. – Übersetzung
von Z. 5: „und laß dir nicht sehr daran gelegen sein.“
* Übersetzung: „Unser Herr hat ihnen diese Weise gegeben, gab ihnen aber auch die Kraft,
so zu handeln, daß sie diese Weise durchhielten, und eben darin fand er bei ihnen sein Wohl
gefallen; darin sollten sie ihr Bestes erreichen.“
* Vgl. insbesondere Pf. S. 685,28 ff.: Nü möhte ein mensche sprechen: ich néme wol got gelich
in aller wise und in allen dingen, aber min gemüete belibet niht in der wise noch in dirre als in
der. Só spriche ich: dem ist unrehte. Got der ist alle wise unde gelich in aller wise, der in gelich
kan genemen. Daz man gotes mér nimet in einer wise dan in der andern, daz lobe ich wol: ez ist
aber daz beste niht. Got ist alle wise unde gelich in aller wise, der in gelich kan genemen. Swer
dä nimet wise, dazunde daz, daz enist got niht. Swer dä nimet diz unde daz, der ennimet aber
gotes niht. Got ist alle wise und gelich in aller wise, der in gelich kan genemen. Nü möhte ein
mensche sprechen: sol ich got nemen in aller wise und in allen dingen, bedarf ich denne keiner
sundern wise dar zuo? Daz merket. In welher wise ir gotes aller meist bevindent und aller dickest
gewar werdent, dér wise volgent. Vellet aber ein wise, diu der wise alzemäle wider ist, daz man
danne dise wise lät unde got nimet in der, diu gevellet, alsó in dirre, die man lät, dem ist rehte.
Vgl. aber auch S. 285,5 ff. – Übersetzung von Z. 11 ff.: „Was eine Weise hat, das hat die andere
nicht; das Leistungsvermögen aber hat Gott allen guten Weisen verliehen, und keiner guten
Weise ist es versagt.“
2s Vgl. S. 287,5 f. und 9 f.
4

* Übersetzung: „Und daran sollten die Leute bei sich merken, daß sie unrecht tun: . . .
* = „daß dann (in ihren Augen gleich) alles umsonst ist“ oder: „daß dann für sie gleich
alles als verloren gilt“.
*7 Übersetzung: „Gefällt ihnen ihre Weise nicht, so achten sie gleich auch deren gute Weise
und ihre gute Gesinnung nicht“, d. h. also, daß sie alles ablehnen, noas nicht mit ihrer eigenen
Weise, ihrem eigenen Verhalten übereinstimmt. Vgl. Taul er S. 41,1? ff.: Und dan die andern
daz sint die pharisei, das sint die geistlichen die sich für güt hant und haltent von in selber und
stont in iren ufsetzen und wisen und haltent ire gewonheit für alle ding und wellent in den
geachtet sin und gerümet sin, und aller ir grunt der stet vol urteils uf alle die die der wisen nüt
ensint.
* Die bisherigen Übersetzer haben den Satz falsch übertragen, z. B. Schulze - Mai zier*
(S. 85): „Man soll vielmehr der Leute Weise achten, in der sie eine gute Andacht haben, . . .“ statt:
„Man soll bei der Leute Weise mehr darauf achten, daß sie eine gute Meinung haben, . . .“ – Das
Textstück Z. 6 Ein – 8 wise. dürfte infolge von Homöoteleuton in den Gruppen x, y, z verloren
gegangen sein (sieh d. Var.-App.). Es fehlt bei Pfeiffer (S. 562,16) und D ie der i c h s (S. 26,23).
Ich habe es aus Ka5 in den Text aufgenommen.
*** Z. 9–13 = XII Dogheden S. 114,8–14 (v. M. S. 30?).
*70 Vgl. S. 190,10 f.; 285,6 f., 286,7 ff. – Zu Z. 10 alliu guot vgl. S. 287,3.
*7 Vgl. S. 286,4,7. Die Anderung Z. 11 wise > wesen, die Büttner (S. 219 zu S. 29,31
/st. 31,32)) vornahm, noird durch keine Hs. bestätigt und ist m. E. irrig: Der Sinn ist, daß Wechsel
der Weise zugleich Weise und Gesinnung unstetig macht.
*7? Vgl. S. 250,6. Die der i c h s (S. 26,30) behielt zu Unrecht nur in Ka4 überliefertes und ver
derbtes den nachfolgern in seinem Text bei; vgl. S. 250,6. Und noiederum ist Büttner (S. 219 zu
S. 30,3 [st. 32,3]) Lasson (ZfdPh 9 S. 25 zu 562,23) zu Unrecht gefolgt in der Ergänzung von die
ser hart gewesen sint in penitenzien hinter 253,1 heiligen im Anschluß an XII Dogheden S. 114,23

347
Anmerkungen 272–285 zu RdU S. 253–255

(v. M. S. 30?): (Ende aldus mach men verstaen van harden leven van penitencien, van sulken hei
lighen menschen) die harde hart gheweest hebben in penitencien. Das Plusstück findet sich in
keinem hsl. überlieferten Text der RdU außer in De (sieh Var-App.) – Zu 252,13 vgl. S. 250,8f.
und Anm. 260.
*** Z.4–5 = XII Dogheden S. 114,25–115,2 (v. M. S. 307).
*7 Z. 6–11 86 XII Dogheden S. 115,2–4+5–15 (v. M. S. 307–308).
* Vgl. Pf. S. 29,31 f.: Unt dar umbe enläget got keinem dinge alse sére an uns alse der minne
(vgl. Qu in t S. 77 zu 29,31 f.). Übersetzung: „denn er hat es mehr abgesehen auf unsere Liebe
als auf unsere Werke.“ Zu Z. 10 vernünfticlichen künne nächvolgen vgl. etwa Röm. 12,1: . . . ut
exhibeatis corpora vestra . . . rationabile obsequium vestrum.
27° eigenlichen = „auf eigene Weise“. Lass on s Konjektur (ZfdPh 9 S. 25 zu 562,33) geist
lichen st. eigenlichen noar ebenso verfehlt noie Bütt n er s (S. 32) Übersetzung: „Immer müssen noir
seinem eigentlich en Sinne folgen.“
*77 Das Textstück 253,14–254,2 ist sonoohl bei Pfeiffer (S. 562,33 ff.) als auch, damit über
einstimmend, bei D ie der ich s (S. 27,6 ff.) falsch interpunktiert, wie denn auch die Übersetzungen
erkennen lassen, etwa die von Schulze - Maizier* (S. 86): „Wie und in noelcher Weise –, das
mußt du in allen Dingen noohl ernwägen. Schon oft habe ich ja gesagt, daß ich ein geistiges Werk
für noeit besser achte denn ein leibliches.“
*7° Z. 3–5 = XII Dogheden S. 115,2–24 (v. M. S. 308).
" Nach Prüfung der gesamten hsl. Überlieferung habe ich die Tilgung von geneiget oder
(Übersetzung S. 461 zu 79,15) mit Pfeiffer (S. 562,3? nach F2) zurückgenommen.
* Vgl. Pf. S. 1?1,23 ff.: Alsó würde der mensche wérlich riche an tugenden, daz er pruofte,
wä er aller krankest ane wère, daz er dä zuo büezete unde daz er sinen fliz dä zuo kérte,
daz er daz überwünde.; Par. a n. S. 111,1? ff.: ez ist ein groiz torheit daz ein mensche vile vastit
und bedit und groize werc tuit und alliz eine wis, und inbezzerit sine side nicht und ist ungeruwic
und zornic. he solde prufin, der mensche, da he allir krenkis ane were und allir gebrechlichis, da
solde he sinen fliez zu kerin wi he dazubirwonde.; Tauler S. 65,22 ff.: Was ist nu wore peniten
cie? Das ist, wanne der munt allerliebest spreche, das er denne swige, und wenne dazouge aller
liebest mit gelüstlicheit sehe, daz du es denne zütüst und nüt sehest mit gelüstlicheit, und warzü
dine sinne allermeist kerent mit lüstlicheit, daz du dich daruz brechest und darvon kerest und dich
insliessest. – Z. 5 dä – 6 war. nwurde von allen bisherigen Übersetzern falsch verstanden und über
setzt, z. B. von Schulze - Maizier* (S. 86): „da laß von dir ab und gib auf dich selbst noohl
acht.“ statt: „auf das verlege dich, und achte scharf auf dich selbst.“
* Z. 6–7 OS XII Dogheden S. 115,27–29 (v. M. S. 308).
* Z. 7–10 = XII Dogheden S. 116,3–5 (v. M. S. 308).
* Zu Z. 9 ff. vgl. etwa Pf. S. 148,30 f.: . . . unde sie meinent, sie wellen andäht hän, unde sie
enkunnent niht ein wort vertragen.; S. 182,9 ff.: Er meinet, daz wir vrilich und unbeweget funden
werden, só man uns sprichet, daz wir valsche und unwärhafte liute sien und swaz man von uns
gesprechen mac, dä mit wir unsers guoten liumden beroubet werden, und niht alleine daz man
uns übele sprichet, . . . Die Bedeutung von sich setzen üf (Z. 11) muß an der vorliegenden Stelle sein:
„sich gefaßt machen auf“, „sich einstellen auf“, „sich vorsehen vor“; ich habe sie sonst nicht nach
noeisen können, sie geht aber aus der Variante von Eb wernet efte gheschikket hervor. Vielleicht
könnte man die beiden Stellen vergleichen, die bei M ü ller - Zar n ck e Mhd. Wb. Bd. 2,2 S. 348
aufgeführt sind: wer die bischaft merken wil, der setz sich üf des endes zil richte seine aufmerk
samkeit darauf Bon. schlussr. 2. und haetist dich gesetzt üf tugent das. 22,42. Als inhaltliche
Parallele könnte man David von Augsburg, Die sieben Vorregeln der Tugend, Pf. I
S. 316,7f.: wan diu geschóz, gén den man sich vor gewarnet hät, diu tuont minner schaden an
führen.
*s Z. 2–3 = XII Dogheden S. 116,7–10 (v. M. S. 308). Hier enden die Exzerpte aus den
RdU und zugleich mit einem Schlußsatz die XII Dogheden.
* = „in seiner Schnoachheit“, vgl. S. 249,5.

348
Anmerkungen 286–296 zu RdU S. 255–258

* höhiu kleit = „vornehme Kleider“. Zur Überschrift vgl. R u us bro e c Vanden vier Be
coringhen, Werken 3 S. 47,34 ff.: curioeste sine in spisen (ende) in drancke, in cleederen van scoon
der varven ende in zonderlinghen maecsele van abite. Ende oec in sonderlingher costelijcheit (ende
in menichfuldicheit) van cleederen ende van alle dien dinghen daer men den vuylen sac mede
pijnt te chierne die een spise es der wormen, . . .
* Z. ? f. nwurde von allen bisherigen Übersetzern falsch übersetzt, zuerst gleich von Bütt -
n e r (S. 33): „Freilich darfst du bei deiner „Weise nicht benoorren (1) sein mit Speise und Kleidern,
als die zu deinem Heil gehörten!“ statt: „Du brauchst dich nicht über Speise und Kleider in der
Weise zu beunruhigen, daß sie dich zu gut dünken“.
* Dieses ez ist Objekts-Akkusativ und bezieht sich auf Z. 8 din gemüete. Lasson (S. XV zu
563,14) hat dies bei seiner konjekturalen Anderung perkannt, Büttner (S. 33) ließ Z. 9 und – 10
sin aus, L eh ma nn (S. 76) übersetzte es falsch, und erst Schulze – Ma iz i e r * (S. 87) gab die
richtige Übersetzung. Z. 9 f. ze mügenne noch ze minnenne dürfte eine Znoillingsformel mit der Be
deutung „zu Lust oder Liebe“ sein.
* Übersetzung von Z. 2–3: „Nun, noeil es eine schroache Innerlichkeit noäre, die durch das
äußere Kleid ins Rechte gesetzt noerden müßte; das innere soll (pielmehr) das äußere recht be
stimmen, sonveit das allein bei dir steht.“ Z. 3 als – stät nourde schon von Büttner (S. 33) richtig
übersetzt, noenngleich vom voraufgehenden durch falsche Interpunktion abgetrennt. Die übrigen
Übersetzer aber perstanden das Textstück falsch, so auch Karr e r (M. E. S. 165): „Das Innere
allein steht in unserer Macht“ oder Schulze – Maizi e r * (S. 87): „das allein geziemt dir“.
* Übersetzung: „Fällt es (d. h. das äußere Kleid) dir aber anders zu“ oder: „Wird es dir aber
anders zuteil, so kannst du's aus deinem Grunde solchernweise als gut hinnehmen, daß du dich
so darin erfindest, daß, wenn es noiederum anders ausfiele, du es (ebenfalls) gern und roillig hin
nehmen noolltest“. Im Gegensatz zu meiner früheren Übersetzung (S. 80,15) und den übrigen Über
setzern habe ich das Ganze jetzt als einen Satz aufgefaßt und hinter Z. 5 vindest ein Komma
gesetzt. Lasson (ZfdPh 9 S. 25 zu 563,18–19) konjizierte, da er den Text nicht verstand: só dir
etewaz guotez zuovellet, und Büttner (S. 33) übersetzte das mit: „ist dir aber ein anderes Los ge
fallen“ und H. Pies c h Ethik S. 63: „Fällt dir dann etwas Gutes von außen zu, (so kannst du
es recht roohl als etnoas Gutes hinnehmen, . . .).“
* Vgl. die Überschrift des Kapitels.
* Übersetzung: „Und dabei (d. h. bei solcher Haltung oder Gesinnung) kann (oder: mag)
man (dann) auch Ehre (= Ehrung) oder Gemach (= Bequemlichkeit, Unangefochtenheit) hin
nehmen.“ im Sinne der in der Überschrift des Kapitels gestellten Frage.
* Vgl. Anm. 280; Pf. 128,33 . . . só ander liute vastent, só ezzent sie. . . .; ähnlich Tau l er
S. 86,28 ff.: sunder die Gottes gezüge sint in der worheit, die gestont wol in liebe, in leide uf Gotte
und in sime willen sunder wang, er gebe, er neme . . . und geschiht dicke das der mensche nüt ver
mag; wachete er gerne, so müs er sloffen sunder sinen willen; vastet er gerne, so müs er essen: . . .
* Zum Inhalt des Textabschnitts vgl. insbesondere oben S. 54,15 ff. (im BgT): Dar umbe:
vil lihte got enmöhte enkeine wis liden, daz sine vriunde, guote liute, iemer sunder liden en
waeren, ob sie niht enmöhten unlidende liden. Alle güete des üzerlichen lidennes kumet und vliuzet
von güete des willen, als ich vor geschriben hän. Und dar umbe: allez, daz der guote mensche
liden wölte und bereit ist und begert ze lidenne durch got, daz lidet er vor gotes angesiht und
durch got in gote (vgl. auch die Anm. 198 zur Stelle S. 100 f.). – Zu Z. 257,6 sine vriunde vgl.
noch oben. Anm. 138. – 25?,? erliden = „zulassen“, „perstatten“, „dulden“, „hingehen lassen“.
* Die Anderung La sson s (ZfdPh 9 S. 25 zu 564,3) ganz > zuogefüeget und Büttners
(S. 219 zu S. 32,14 /st. 34,14) ganz > geeint ist in der hsl. Überlieferung nicht begründet und un
nötig. gote só ganz sin = „Gott so völlig angehören“.
* sunderlicheit = „Sonderlichkeit“, aber nicht im Sinne von „Absonderlichkeit“, sondern von
„Besonderheit“, „Ausgenommenheit“, „Eigenart“. Zum Gedanken vgl. etwa noch Pf. S. 686,7 f..
Nü möhte ein mensche sprechen: sol ich got nemen in aller wise und in allen dingen, bedarf ich
denne keiner sundern wise dar zuo?; S. 1??,34 f.: . . . unde man sol niht sehen üf ein sunder
liche tuon.

349
Anmerkungen 297–300 zu RdU S. 259–260

"7 Übersetzung: „denn noer ein. Besonderer ist, der muß auch viel Besonderes tun zu mancher
Zeit auf vielerlei Weisen.“
* Zum ganzen Textabschnitt vgl. S. 246,3–9 und Anm. 244; Pfeiffer ZfdA 8 S. 243,25 ff.
(B ru oder Franke von K ö ln e): sin menscheit ist gewest ein wec unser menscheit. daz sol
man prüeven an sinem volkomen bilde und an der öugunge siner lider. wan swá ein lit an uns
tritet üz dem wege sines bildes, dä werden wir bevlecket. wan sant Paulus sprichet daz wir sullen
leben alsó daz got an uns vinde einen widerschin aller siner götlicher werc; daz ist daz wir uns
glich halten dem daz er uns vorgelebt hät. – Z. ? siner götlichen bilde = „seiner göttlichen Er
scheinung“. – Z. ?f. hat D ie der ich s (S. 28,3?) das nur in Ka4 überlieferte ein volkomen ge
lichunge stehen lassen, aber nur als Parenthese verstehen zu können gemeint. Ka4 aber ist hier
sicher fehlerhaft. Der ursprüngliche Text besagt: „und es soll der Mensch in vollkommener An
gleichung, sonveit er's vermag, alle seine (= Christi) Werke in sich tragen.“ – Z. 8 Dü – 9
nemen. kann ich nur so verstehen, daß der Mensch an der Herausarbeitung des „Bildes“ Christi
(Z. ?) in sich noir k en soll, noährend Christus, bzw. das im Menschen entstehende Christusbild,
sich dabei (als die durch das Wirken des Menschen entstehenden Züge) aufnehmend verhält. Vgl.
dazu etnoa DW 1 S. 114,4 f. und dort Anm. 2. – Z. 9 f. bleibt Di e de r i c h s (S. 28,39) bei dem
sicher unursprünglichen, nur in Ka4 überlieferten güter statt aller diner (meinunge). – Z. 10
konjizierte Lasson (ZfdPh 9 S. 25 zu 564,1?) umbe und Büttner (S. 219 zu S. 33,5 [st. 35,51)
unz statt und, beides fälschlicherweise. Übersetzung: „daran geroöhne dein Gemüt zu aller Zeit
und (überdies) daran, daß du dich in allen deinen Werken in ihn hineinbildest.“
* Zu getriuwe got und vriunde vgl. S. 25?,6/? und Anm. 294. – Zum Thema des Kapitels:
Gott hindert gerade seine „Freunde“ oft an großen, ihr Selbstberwußtsein stützenden und stärken
den frommen Werken und Übungen, auf daß sie einzig nur an ihm selbst ihren Halt und ihre
Stütze finden, die Gott nur aus freier Güte und nicht als Lohn und Verdienst für solche Werke
vergönnt, vgl. oben S. 55,11 ff., noo es sich allerdings nur um eine ähnliche Frage handelt; vgl.
auch die ähnlichen Ausführungen über die vriunde gotes oben S. 25?,6 ff.
" Übersetzung: „(Nur) deshalb läßt der getreue Gott zu, daß seine Freunde oft in Schroach
heit fallen, damit ihnen aller Halt abgehe (entnoeiche, abfalle), auf den sie sich hinneigen oder
stützen könnten.“ Zu Z. 5 enthalt und sich enthalten vgl. oben. Anm. 118. Im vorliegenden
Kapitel haben die beiden Wörter eindeutig den Sinn von „Stütze“, „Rückhalt“, „fester Halt“ noie
an der folgenden Stelle, die sich auch sonst inhaltlich noeitgehend mit dem deckt, noas Eckhart im
vorliegenden Kapitel behandelt: Tau l er S. 64,11 ff.: Und er sol dir geben die übunge der heidenin,
die enhettent enkeine wise noch heilikeite noch ewig, danne daz sü noment gnode umb gnode
sunder alle ir verdienen; mer die juden die verliessent sich uf ir tün, die hettent ir cerimonie und
die gebot und den ewen und vil dinges; aber die heidenen die hettent enkeinen enhalt daruf sü
buwetent, denne uf Gottes gnode blöslichen in sine barmherzikeit. Sich, in der wisen sol ouch dine
übunge sin, daz du dich nüt in enthaltest denne uf der blossen gnoden und barmhertzikeit Gottes,
und nemest und gist gnode von gnoden von Gottes güte alleine, und nüt enwisse von keinre dinre
bereitunge oder wirdikeit. Ouch dise judesche wise die hant alles vil lüte und stont uf iren eigenen
wercken, die wellent sü ie haben zü eime understande, sü enhabentire wercke geton, so ist alles
mit in verlorn, so engetürrent sü Gotte noch niemanne gelöben noch zü Gotte kumen, sü buwent
verbörgenliche uf ire werg und uf ir eigen tün, und nüt blöslichen uffe Got. Ich enmeine des nüt
das man güteübunge üt lossen sülle; man sol sich allezit üben, mer man sol nüt daruf buwen
noch daruf sich halten. So haltent soliche sere denne ob sü habent herin hemde angetragen und
halsberge und also vil gevastet, gewachet, gebettet, und viertzig jor ein arm mensche gewesen ist,
und alle dise wisen sint in rehte also ein zügang zü Gotte. Sunder die nüt also sicher oder also
küne enwerent, daz und alles des oder man aller menschen werg geton hette die ie geton wurdent,
das man des also blos und also lidig sye in dem grunde und in der haltender wisen also die nie
kein güt werg getotent weder gros noch kleine, denne ist es alles also blos und also lidig also min
vinger blos ist, und ein hor nit dovon halten denne gnode umb gnode und von der blossen barm
hertzikeit Gottes sunder allen enthalt eigenre züversiht dirre bereitunge, dis ist daz hoffen der
heidenen, und du solt mich vatter heissen und ensolt nit ufhören noch mir in zü gonde.; ebenso

350
Anmerkungen 300–308 zu RdU S. 260–262

S. 86,28 ff.: sunder die Gottes gezüge sint in der worheit, die gestont wol in liebe, in leide uf
Gotte und in sime willen sunder wang, er gebe, er neme. Sü ensint ouch nüt enthalten uf iren
eigenen ufsetzen; so es in domitte wol zü handen get und sü grosse ding duncket, wie sü die wol
vermügent und tünt, do buwent sü sere uf, rehte also ir tün get; was si daruf dis haltent, das
brichet Got dicke von grosser truwen (sieh oben. Anm. 299), und geschiht dicke das der mensche
nüt vermag; wachete er gerne, so müs er sloffen sunder sinen willen; vastet er gerne, so müs
er essen; und so er gerne in stille und in raste were, so müs er anders sin, umb das ime alles
enthalt gebrochen werde und uf sin blos luter niht gewiset werde und uf Got wesenlichen blibe
und sin vergehen alleine in eime simpellen einveltigen gelouben unde enthalt von nichte nüt me.
**sunderlichen = „besonderen“, vgl. auch Anm. 296. Ich glaube nicht, daß sunderlichen
Adperb zu grözen und swaeren ist, als noas ich es in Übereinstimmung mit Schulze – Maizi er ?
(S. 89) in meiner Übersetzung (S. 82: „sonderlich großen u. schnveren Dingen“) aufgefaßt habe.
Lass on s Konjektur (ZfdPh 9 S. 25 zu 564,26) dingen und sunderlich an erledigt sich dadurch.
* stiurunge = „Stütze“. Das Wort habe ich sonst bei Eckhart nicht mehr gefunden, noohl
das gleichbedeutende stiure, das auch bei Ta ul er vorkommt.
* Pfeiffer (S. 564,32) und D ie der ich s (S. 29,15) haben statt enbeweget das in x, z
und Eb überlieferte begertt in ihre Texte aufgenommen, noienwohl Diederichs das in y stehende
bewegt in seiner Dissertation S. 30 zu Z. 32 durch Sperrdruck als eine „Verbesserung des Textes“
(S. 1? Anm. 3) kennzeichnete. Fraglos ist beweget allein richtig, und das Subjekt des Satzes ist,
von den Schreibern verständlicherweise verkannt, das am Schluß des Satzes stehende sin eigeniu
güete, noährend das an der Spitze stehende got Akkusativobjekt ist: „Nichts als seine eigene Güte
bervegt Gott zu irgendwelchem Wirken (Werke).“; vgl. dazu etwa die oben Anm. 300 gebotene
Taul er - Stelle 64,11 ff.: . . . und nemest und gist gnode von gnoden von Gottes güte alleine, und nüt
enwisse von keinre dinre bereitunge oder wirdikeit.; vgl. auch Pf. S. 240,27 ff.: . . . wan got der entuot
dur enkeine créatüre nihtes niht, wan alleine dur sine lüterlichen güete, . . .; S. 272,31 ff.: Diu
érste minne, diu got hät, dá süllen wir an lernen, wie in sin nätiurlichiu güete dar zuo twanc,
daz er alle créatüre geschuof, . . . (sieh Qu in t S. ?50 zu 272,31,32). Sieh auch Z. 8. –
Pseudo- Alb er tus-Magnus, Paradisus animae c. XXV (Borgnet 37, 485 a): Pensandum
est quid cogat eum (scil.: Deum) ad dandum: . . . non aliqua virtus nostra, sed aeterna et immensa
bonitas sua.
* Mit disem ist die im voraufgehenden charakterisierte falsche Gesinnung des do-ut-des
gemeint. Da diese Beziehung für die Schreiber nicht ganz deutlich noar, konnten leicht die Entstel
lungen entstehen, die der Var.-App. aufnoeist. La 8 s on (S. XV zu 564,34) schlug disem sin vor,
aber Büttner (S. 220) blieb bei dem unsinnigen dien sin Pfeiffer s (S. 564,34) und übersetzte
es durch: „den Ihren“. Die der ich s (S. 29,1?) blieb bei dem unsinnigen die sinn seiner hsl. Grund
lage Ka4, noienwohl er Diss. S. 30 zu 564,34 disem durch Sperrdruck als ursprünglich kennzeichnete. –
Zu Z. 6 entvallent pgl. S. 292,2.
sos Vgl. Anm. 303.
" Zu Z. 3 f. vgl. oben S. 233,1. – Büttner läßt das Kapitel 19 aus, noeil er es offenbar als
überflüssig ansieht, nachdem er für das vorangehende Kapitel 18 festgestellt hat: „Das zu Eingang
des Kapitels aufgeworfene Problem ist hiermit erledigt. Im Original folgt noch ein Absatz, der
inhaltlich nach S. 32 oben gehört. Er sei hier nachgetragen.“ (S. 219, wo B. denn auch die Über
setzung von Kap. 19 in der Anmerkung bietet).
" Dieses lange Kapitel, das längste der RaU und das erste von denen, die noch stärker den
Charakter der Collatio im Sinne eines Lehr - Gespräch s erkennen lassen, trägt Gründe für
den häufigen Empfang des Leibs des Herrn vor und entkräftet jerveils dagegen erhobene Einnwände
oder Gegengründe. Die Übersetzung von Z. ? wie – ofte durch Schulze - Ma iz ie r* (S. 90)
„noie oft man den nehmen soll“ ist demnach unzutreffend. Es muß vielmehr heißen: „d a ß man
den oft empfangen soll“. Von den XII nutzen unsers herren lichames handelt der Traktat I, Pf.
S. 373–382.
*08 Die der ich s (S. 29,30) bleibt bei der isolierten Lesart von Ka4 den zartten fronlichnam

351
Anmerkungen 308–318 zu RdU S. 262–266

unsers liebsten herren. Die beiden Adjektive sind fraglos Zutaten des Schreibers von Ka4, noie er
sie auch sonst gelegentlich in unserm Kapitel anbringt. Sie sind Eckhart ungemäß.
*0° Die Bedeutung des warten des, daz ist hier noohl nicht „darauf roarten, daß“, roie ich in
Übereinstimmung mit den übrigen Übersetzern in meiner Übersetzung (S. 82) gesagt habe, sondern:
„auf das achten (danach sehen, ausschauen nach dem), was“.
9 S. 262,8–263,3: nicht also, so meint Eckhart, auf das Gefühl und die Empfindungen, sondern
auf den Willen und die Gesinnung und Strebung kommt es an. Vgl. dazu etwa R u us broec
Die gheestelike Brulocht, Werken Bd. 1, S. 193,33 ff.: Ende Hi wilt dat wij Hem sacramentelijc ende
gheestelijc ontfaen alst tamelijc ende behoorlijc ochte redelijc es. Al en hevet de mensche niet
alsulc ghevoelen noch alsulcke begherte, op dat hi Gods lof ende sine eere meyne, ende sijns selfs
toenemen ende sine salicheit, hi mach vrielijcke gaen ter tafelen ons Heeren, hevet hi eene suvere
conziencie van dootzonden.
* unglich = „ungemäß“.
** Übersetzung von S. 263,10 Daz dritte – 264,1 zuogänne: „Zum dritten muß ihm dies eigen
sein, daß die Liebe zum Sakrament und zu unserm Herrn dadurch (d. h. durch den häufigen Genuß
des Leibes des Herrn) mehr und mehr noachse und daß die Ehrfurcht dabei sich nicht mindere
durch das häufige Hinzugehen.“
* Vgl. Taul er S. 243,11: Wissest das eins menschen leben das ist des anderen tot. Vgl. die
ähnlichen Vergleiche S. 302,1 ff. Vgl. auch Fr. S e il er , Deutsche Sprichroörterkunde, 1922, S. 413:
„Des einen Sterben, des andern Leben. Des einen Tod, des andern Brot. "Sterben schad't mir nicht“,
sagte der Pfarrer. "Sterben ist mein Geroinn', sagte der Totengräber.“
**érbaericheit = „Ehrsamkeit“, „Ehrfurcht“; das Wort begegnet noch Pf. S. 407,22 und 611,10.
Zum Gedanken in Z. 2 f. pgl. etnoa Ta ul er S. 122,37 ff.: und die sich also vindent das sü einen
fürgang und ein merunge irre minnen dinne vindent und das nüt ein unahtsamkeit drin envalle
noch verkleinunge, so sü es denne ie dicker tünt, so es besser und nützer ist. . . . (123,13 ff.): und
getar es allen minen fründen raten sicherlichent, so sü iemer vindent und das gewar werdent daz
die erwürdige vorhte nüt abe ennimmet und die minne und andaht wahsse und zünemme.
* = „abreden noch abpredigen“; abepredigen nur hier. Zu ? f. pgl. Pf. S. 378,3: got wonet
in der séle als ein vriunt mit sime vriunde.
** Vgl. etwa Tauler S. 283,28 ff.: Es sint och noch ander steine, das der mensche von innen
wirt gelossen der von allem sinem herzen Got begert, und vindet sich hert, dürre, kalt und trege.;
Ru us br o e c Een Spieghel der eeuroigher Salicheit, Werken Bd. 3, S. 139 f.: Vooertmeer, e est
dat ghi tra e ch eit, swa e rheit en de dr uef heit gh evo elt in der natueren, ende
dat ghi sijt sonder smaec ende lost, ende sonder drift te gheesteleken dinghen . . . g heeft u
over in de h an de Gods . . . ende al dat bloed in uwe aderen sal verhitten, ende vloeyen al
uwe lede dore.
*7 Z. 2 von – und” steht zwar nur in y (sieh d. Var.-App.), ist aber m. E. ursprünglich, noeil
ohne dieses Textstück, wie mir scheint, die Antwort auf die 264,9 f. beklagten Mängel des blöz-,
kalt- und traege-Seins fehlt. Vgl. Taul er S. 123,21 ff.: Also enist kein mensche so verkert noch so
herte noch so nas von sünden und zügeneiget zü gebresten, es si danne die welt oder die creature,
wil er sich disem göttelichen füre (= dem Sakrament) dicke mit güter andaht und luterre
meinunge nehen, . . . sin dürre, steinin, stehelin hertze müs warm, weich, fürig und göttelich wer
den. Es enist keine merre noch naher bereitunge nüt denne Got selber ist.
** Zu 265,1–266,3 pgl. etroa Taul er S. 122,22 ff.: also tünt alle die menschen die Got
nement in den nidersten kreften, in den sinnen und in dem gedancke und nüt fürbas; der en
kummet niemer keines zü dem lutern güte dar uns Got zü gerüffet und geladen hat mit diser
hoher edelre minneclicher spisen, dis gemüte werde denne mit allen kreften, den obern und den
nidersten, Gotte zümole zügefüget und ime mit aller kraft erbotten verre über alles vermügen mit
dem luteren einveltigen gelouben der lebende si, nüt ein gedaht gemaht geloube der in dem
lebende nüt enlühtet. – Zu 265,6 zerströute sinne vgl. oben S. 202,8 f. – 265,6 f. hat Pfeiffer
(S. 565,36) des menschen und gemüete, das, noie D ie der ich s (Diss. S. 31 zu S. 565,36) schon fest
stellte, in allen Hss. steht, aus seiner Vorlage F2 verloren. – 265,9 habe ich statt wenenden, das

352
Anmerkungen 318–326 zu RdU S. 266–268

D ie der ich s (S. 30,27) aus Ka4 übernahm und ich in meiner Übersetzung (S. 83,27) mit „pfleg
samen“ roiedergab, mit Eb und Deinwonenden in den Text eingesetzt und verroeise dazu auf
264,? f.: Wan unsern herren gelüstet, daz er in dem und mit dem menschen wone. Der nach
dem Genuß des Leibes des Herrn im Menschen innenpohnende Gott geroöhnt und lockt die an die
zeitlichen Dinge zerstreuten Sinne noieder zurück nach innen. Pfeiffer (S. 566,1) bietet minnen
den, offenbar nach seiner Leithandschrift F2, die aber mennenden schreibt, noobei das m aus w
von anderer Hd. geändert nourde (sieh d. Var.-App.). Schulze - Maizier* (S. 92) übernahm
minnenden von Pf. – 265,? sunderliche = „für sich getrennt“, „jedes für sich vereinzelt“. – 266,1 f.
geringe = „leicht und schnell bereit“, „behende“. Die Anderung, die Büttner (S. 220 zu S. 34,20
st. 36,20/) vorschlug: geringe > gerende, noar also verfehlt und unnötig. – Zu 266,2 von sinem
lichamen, só wirt din lichame erniuwet vgl. Taul er S. 123,31 ff.: Womitte woltestu ouch dine
groben unvollekomenheit und dinen ungeistlichen füralteten menschen und nature und sitten und
wisen me vernüwen und widertöiffen und anderwerbe geberen, danne in demme do du enpfohest
den woren Gottes sun, sinen waren, lebenden, göttelichen, heiligen lichamen . . . ? Die der ich s
(S. 30,31) bleibt bei dem sicher verderbten erneret, das noohl für ernewet verlesen nourde.
** Zu Z. 3–8 vgl. DW 1 S. 111,1 ff.: Ze glicher wise, als an dem sacramente verwandelt wirt
bröt in unsers herren lichamen, swie vil der brôte waere, só wirt doch ein lichame . . . Alsó wirde
ich gewandelt in in, daz er würket mich sin wesen ein, unglich; Taul e r S. 124,15 ff.: Were ein ge
weltiger keiser, des alle die schetze, herschaft, richeit, schönheit, kunst und alle genüge aller men
schen und aller creaturen were, nach allem wunsche und in aller wisen daz kein hertze erdencken
mag, und neme derselbe herre den aller ussetzigesten menschen mit blotern und stinkende, blint
und lam, und füreinde sich alzümole mit demselben menschen, das die einunge also ein wurde
das er sin hertze, sin höbet, sin hende, sine füsse und alles das er were indewendig und usse
wendig liesse alzümole fliessen in des armen menschen lichamen, also das alle sine gelieder dis
keisers werent, das were ein wunderliche und alzügrosse minne; noch tusent werbe und sunder
aller begriffenlicheit ist dise einunge (im Sakrament) mere und ist öch die minne merre sunder
alle mosse. – Woher Pfeiffer (S. 566,?) in Z. 6 alle (unser sinne) entnahm, noeiß ich nicht.
Soviel ich sehe, steht dieses alle in keiner Hs.
* Vgl. Tau l er S. 104,10: . . . so alzühant so flühet der heilige geist und gat enweg mit allem
sime richtüme und allen sime schatze.; Pf. S. 379,21 f.: Der ahte nutz, der an unsers herren licham
ist, daz ist ein schatz alles richtuomes.; Jost e s S. 89,15 ff.: Got ist selber selik in der sele, wann
in dem auzbruch, daz got di sele würkt, so behelt er sich so eigen in der sele, daz er seinen
gotlichen schatz und sein gotlichen reichtüm zumol verbirget in der sele.
* Die isolierte Lesart von Ka4 ersetten, die D ie der ich s (S. 31,4 f.) beibehält, ist sicher
unursprünglich, schon im Hinblick auf ervülle in Z. 5 (2×); vgl. auch Stamm l e r ZfdA 59,
S. 201 zu 31,5.
* unmaezicheit = „Unermeßlichkeit“ (immensitas).
* Vgl. etwa 1 Cor. 15,3; Ephes. 2,4; 1 Petr. 3,18: Quia et Christus semel pro peccatis nostris
mortuus est, iustus pro iniustis, ut nos offerret Deo, mortificatus quidem carne, vivificatus autem
spiritu. Karr e r M. E. S. 235 Anm. 31? sagt: „Sinn gemä ß e Zusammenfassung aus dem He
bräerbrief.“
* Pfeiffer (S. 566,21): wolte in gerne loben. Wie der Var.-App. zeigt, ist in nur in M16
überliefert, nooraus Pf. es offenbar entnahm. Ich habe dieses in in meine Übersetzung (S. 84,16,
sieh Anm. dazu S. 462) fälschlichernoeise übernommen. M16 hat das in im Hinblick auf Christus,
von dessen stellvertretender Buße für alle menschliche Schuld vorher die Rede ist, ergänzt und
das Loben eben auf Christus bezogen. In Wahrheit aber bezieht sich das Loben = „Lobpreisen“,
das hier ohne spezielles grammatisches Objekt verwendet ist, auf Gott, den Vater, noie die an
schließenden Ausführungen zeigen.
* = „eine für den Vater annehmbare Dankerstattung (Dankbarkeit oder einfach: Dank).“
Das Partizip des Präsens annemende hat hier, noie oft im Mhd., passivische Funktion (vgl.
H. Paul – L. R. S c h mitt, Mhd. Grammatik 16 § 286).
* Vgl. DW 1 S. 11,7 ff.: . . . als unser herre Jésus Kristus vri und ledic ist und enpfaehet sich

23 Eckhart D 353
Anmerkungen 326–334 zu RdU S. 268–270
alle zit niuwe äne underläz und äne zit von sinem himelischen vater und ist sich in dem selben
nü äne underläz wider ingebernde volkomenliche mit dankbaerem lobe in die veterliche höcheit in
einer glicher wirdicheit; Pf. S. 293,8 ff.
* Vgl. DW 1 S. 302,6 f.: . . . und der sun treit sie (= die Seele) vürbaz in sinen ursprunc,
daz ist in den vater, in den grunt, in dazérste, dä der sun wesen inne hät, . . .
* Z. 8 mit – gnäden hat D ie der ich s (S. 31,20) mit Ka4 noeggelassen. Es fehlt auch in
Ka5Mais N14 De (sieh Var.-App.). Ich halte es aber doch für echt und nicht für eine bloße Wieder
holung von Z. 6 f.
" Vgl. S. 266,5f.
* Vgl. Tau l er S. 129,26 ff.: Die wunder die dis edel sacramente wurket in eime lutern
grunde, das ist über aller engele und menschen verstentnisse, wie der geluterte mensche wurt
alzümole erhaben mit diseme über sich selber und über menschliche wise und wurt in Gotte ge
zogen und mit imme in demme grunde vereinet. Sieh auch Anm. 341.
* Vgl. S. 228,2 f.
* Zu Z. 3–? vgl. Pf. S. 46?,6 f.: Dá wirt diu séle vereinet in der blózen gotheit, daz si
nimmer mér müge funden werden, als vil als ein tropfe wines mitten in dem mer.; 314,19 ff.;
Ta ul e r S. 120,1? ff.: Und wie solte denne enkeine vernunft dis überwesenliche abgrunde be
griffen, do dise minnecliche lebende spise dem menschen wunderlichen wurt vereinet und in alzü
mole in sich zühet und in sich verwandelt, me wanne alle die einunge si die menschliche verstent
nisse erdencken mag in alle und über alle verwandelunge, verre me denne ein kleines tröpfelin
wassers in eime füder wines sich verliere und vereinet mag werden, oder der sunnen schin irme
glaste, oder die sele dem libe, die einen menschen und ein wesen machent.; 33,20 ff.: Dan in dem
do wurt die fruht so unsprechenlich süsse dazdan abe kein vernunft verston mag, und kummet
also verre daz der geist in diseme so versinket das er die underscheit so verlüret, er wurt also
ein mit der süssekeit der gotheit daz sin wesen also mit dem göttelichen wesen durchgangen wurt
daz er sich verlüret, rechte alse ein troppfe wassers in eime grossen vasse wines; also wurt der
geist versunken in Got in götlicher einekeit, daz er do verlüst alle underscheit, . . .; Zu Z. 3 f. vgl.
noch Pf. S. 142,12 f.: Wère iht mitels zwischent libe und séle alse gröz als ein här breit ist, dä wëre
niemer rehtiu einunge.
* Vgl. etwa Pf. S. 233,4 f.: Nü sprechent etliche liute: ir sagent uns schoene rede unde wir
werden des niht gewar.
* Zum Thema Glauben – Wissen pgl. noch Pf. S. 1?1,39 f.: Unde dä diu séle mit iren sinnen
noch kreften niht komen enmac, dá treget si der geloube hin.; 242,28 ff.: Daz ander, daz si
enpfähet von der gotheit, daz ist diu éwige wisheit des vaters, bekantnüsse und underscheit aller
dinge; só wirt ir benomen dunken unde wènen unde gelouben, wan si ist komen ze der wärheit,
unde swaz si vor gloubte unde bekante an allen worten und bewisungen, swaz ir bezeichent
wirt, ez si von menschen oder von geisten, dar umbe endarf si nieman vrägen, . . . (vgl. Quint
S. 676 zu 242,33,34); 380,35 ff.; 537,17 ff.; 454,36 ff.; Taul e r S. 122,22 ff.: . . . also tünt alle die
menschen die Got nement in den nidersten kreften, in den sinnen und in dem gedancke und
nüt fürbas; der enkummet niemer keines zü dem lutern güte dar uns Got zü gerüffet und ge
laden hat mit diser hoher edelre minneclicher spisen, dis gemüte werde denne mit allen kreften,
den obern und den nidersten, Gotte zümole zügefüget und ime mit aller kraft erbotten verre über
alles vermügen mit dem luteren einveltigen gelouben der lebende si, nüt ein gedaht gemaht geloube
der in dem lebende nüt enlühtet.; 420,2ff.: Welich ist nu gloube? . . . Was ist nu ein lebendig gloube?
das enist nit anders wan ein lebendiger gunst zü Gotte und zü allem dem das göttelich ist. Ein
mensche höre oder sehe oder was den glouben anhört, es si von der gotheit oder von der menscheit
oder die drivaltikeit oder waz dazsi, der mensche vindet in ime einen lebendigen glouben der
in bas wiset das Got ist, und ime klerlicher inne ist danne ime alle meister kunnent gesagen,
wanne er lebete und wonete in dem innewendigen riche do diz leben uss quillet uss sime eigenen
burnen. – Z. 6 daz – gesetzen = „das rührt nur von äußeren Satzungen her“, d. h.: rvenn noir
meinen, im einen (Wissen oder Gegenstand, Ding) mehr Gutes zu haben als im andern, so beruht
das auf äußeren Wertmaßstäben, Wertsetzungen oder Übereinkünften der Berwertung.

354
Anmerkungen 335–337 zu RdU S. 270–271

* Z. 9 schreibt Die der ich s (S. 32,4) mit Ka4 (u. a., sieh Var.-App.) grosser. Ich habe
mit Pfeiffer (S. 56?,8) den Komparatid aus F2 (M16 u. a.) übernommen, der m. E. durch Z. 1
groezlicher gloubest gestützt noird, noienoohl der Positiv auf den ersten Blick mehr einleuchtet. –
Übersetzung: „Wie könnte ich an höhere Dinge glauben, dienveil ich mich nicht in solchem Stande
finde (d. h. nicht so, daß ich mich in gleichmäßigem Glauben nicht von den Dingen hin- und her
ziehen und täuschen lasse), sondern mich gebrechlich (anfällig, fehlerhaft) und zu vielen Dingen
hingeneigt (also zerstreut und zersplittert) finde?“
* Vgl. Pf. S. 293,10 ff.: . . . daz er (scil. Christus) sich mit sinen obersten kreften nie abe
gewante einen ougenblik noch einen punten nihtes niht umbe allez, daz diu redelicheit häte ze
berihtenne, noch umbe allez daz, daz der lichname häte ze lidenne, só beleip er nochdanne al zit die
gotheit anschouwende mit wideringebornem lobe die veterliche hérschaft äne underláz.; S. 292,15 ff.;
489,1? ff.; Tauler S. 157,13 ff.: Die edele minnekliche sele, unser herre (lies: unsers herren
ohne das Komma) Jhesus Christus, die was nach iren obersten kreften ane alle underlos gekert
fürwürflichen in die gotheit, und was in irem ersten beginne das si geschaffen wart, in den
fürwurf gekert und was denne aber als selig und gebruchlich als si ietzunt ist. Und nach sinen
nidersten kreften so was er wirklich, bewegelich, lidelich unde hatte gebruchen und würken und
liden mit einander. Do er leit an dem krüce und starb, do was er nach sinen obersten kreften in
dem selben gebruchen do er ietzunt inne ist.; dagegen S. 65,12 ff.: Nu süllen wir wegen die unbe
griffenliche tieffe minne die uns Cristus bewiset hat in dem unbegriffenlichen minnewercke
in dem er so unbegriffenlichen gelitten het in allen sinen übersten kreften und in allen sinen
nidersten kreften unde in allen sinen sinnen indewendig und ussewendig. – Ruu sbro e c Die
gheestelike Brulocht, Werken Bd. 1 S. 176,31 ff.: Van allen den gaven die der menscheit Cristi je
ghegheven worden, soe dancte ende loefde Cristus na sire menscheit sinen eewighen Vader, die
een Vader es alre ghiften ende alre gaven. Ende Hi raste, naden oversten crachten sire zielen,
boven alle gaven in die hoghe eenicheit Gods, daer alle gaven ute vloeyen. – Übersetzung von
Z. 2 f.: „. . . und keines dieser Werke (der obersten und der niedersten Kräfte) behinderte das
andere in seinem Bereich (oder: Anliegen, Befaßtsein)“. vürwurf = „Objekt, Gegenstand“.
*7 Vgl. Pf. S. 373,16 ff.: Soliche liute sprechent: von den nidersten kreften enwerdent mine
obersten niht gehindert, unde sprechent wär. Dazwil ich ouch in deme, dä diu oberste kraft ist
enboben die zit in die éwikeit gezogen, dä si die wärheit bekennet und in ir selber (d. h. in der
ervigen Wahrheit selbst) alliu dinc unde sich selber in allen dingen, dá enhindert noch envürdert
diu verre der nideristen krefte noch kein kréatüre in diser wise. Aber dä si die wärheit verstët
in sich selber unde mit underscheide (d. h. die Wahrheit in der menschlichen Vernunft und in ihren
Einzelgehalten), dä sprich ich, daz diu oberste kraft wirt gehindert von den werken der nidersten
krefte; wan swaz diu niderste kraft sol würken, daz muoz diu oberste kraft berihten alse vil als
daz werc ordenlich ist. Und al die wile si diu dinc ordinieret, diu üzwendic sint, só enmacsi
niht ordinieren diudinc, diu inwendic sint.; Par. a n. S. 104,8 ff.: darumme hait unse herre Got der
sele zweigerleige crefte gegebin, dazsi mit den nidirstin creftin dine unsirme herrin Gode in der
zit und dazsi mit den ubirsten dine unsirme herrin Gode in der ewikeit.; vgl. auch oben S. 11,5 ff.
(BgT) und S. 213,4 ff.; BogA S. 22,16 ff.: Wan danne der mensche nach sinem obersten teil ist
in ewikeit, so ist er unbewegelich und beweget doch die nidersten krefte nach der zit. Wan
danne armüt ist zünemen nach den obersten kreften, und die obersten krefte sint unbewegelich,
sehent so ist ouch armüt unbewegelich, und würcket doch mit den obersten kreften in die nidersten,
und die bewegelicheit des werckes ist in den nidersten kreften und nit in den obersten; Ruus -
bro e c Vanden vier Becoringhen, Werken Bd. 3, S. 58,11 ff.: . . . ende alle knechte werden vry

die van vryen adele zijn, dat sijn die overste crachte der zielen. Die werden alsoe vry, dat si
in harer verhaventheit Gode minnen, dancken ende loven ende dienen moghen in alre wijs, sonder
eenich hinder des viants, der werelt ende des vleeschs. Maer de zinne ende die veeleke crachte
die moeten altoes dienstknechte bliven daer si werken. Want si zijn vleeschs ende uten vleesche
gheboren. – Z. ? lediclichen = „losgelöst“, vom Leiden der niederen Seelenkräfte und Sinne un
behelligt.

355
Anmerkungen 338–341 zu RdU S. 271–273

* Z. 8 hat Pfeiffer (S. 567,21) aus M16 dise und D ie der ich s (S. 32,19) dich aus Kas
in den Text übernommen, beides, noie mir scheint, unberechtigternoeise. dise könnte sich nur sinn
voll beziehen und hat Pf. noohl auch bezogen auf Z. 3 f. die obersten krefte, die indessen recht
noeit abstehen. ditz (sieh Var.-App.) kann m. E. nur Verderbnis für dise sein, und dich trifft den
genauen, an der Stelle geforderten Sinn nicht, noenngleich ich in meiner Übersetzung, noie
S c h u lze – Ma iz i e r * (S. 94), dieses dich des Diederichsschen Textes beibehalten habe. Richtig
ist m. E. einzig das nur von y gebotene in, das sich sinnvoll auf Z. 6 der geist bezieht. – Übrigens
hat Lasson (ZfdPh 9 S. 25 zu 567,21) bereits geist anstelle des von Pf. gebotenen dise konjiziert,
noährend Büttner (S. 220 zu S. 3?,6 /st. 39,6/), statt Lasson zu folgen, die sel einsetzte. – anegän
hat hier nicht die Bedeutung von „angehen, betreffen“, sondern die pon „anfechten, angreifen,
befallen“, noie beispielsweise St. Georgen e r Prediger S. 32,20 f.: alsus stark sont wir sin an
ünsers herren minne daz enkain arbait dü üns an gang, so gröss si daz si üns iemer von Got
geschaide.; 37,32; 41,31: . . . und si enkain ding mag an gan daz sü von Got schaide; 130,9 f. –
* Vgl. S. 214,1–215,5 und dort Anm. 96 mit den aufgeführten Parallelen; dazu noch etwa
Ta ul e r S. 234,13: Also in aller widerwertikeit sol man leren striten.; insbesondere und eingehend
S. 404,13 ff.: Under allen dingen so enist enkeines dinges also grosse not also das sü lerent striten,
wanne in der bekorunge so leret sü (= die Braut = die Seele) sich selber bekennen wie sü ist;
. wie sere wunderlichen nütze das die bekorunge sint, der des war neme und sehe darin, so
werent sü ime also nütze also die tugende, und also der gnoden not ist, also ist ouch der bekorunge
not: wanne die tugent wurt gedoht in der bekorunge, so wurt sü do inne vollebroht.
* Dieser Schlußsatz des Abschnitts zieht genoissermaßen die Summe aus dem Vorangegan
genen. – Z. 4 bestanden = „eingestellt, bestellt“, also: „. . . noie deine Treue zu ihm bestellt ist“.
Vgl. etwa Tau l er S. 403,2 f.: Sü sint bestanden uf Gotz goben me denne uf Gotte = „sie sind
auf Gottes Gaben mehr als auf Gott eingestellt“. Alle bisherigen Übersetzer haben den Sinn
verkannt, so etwa Schulz e - Ma iz ie r* (S. 94): „noie deine Treue in ihm beständig sei“.
* Zum ganzen Abschnitt vgl. Ta ul er S. 129,18 ff.: In disen menschen würcket daz heilige
sacramente wunderlich edele verklerunge, in den ist dis der nehste und der kürtzeste weg. Der
mensche der möhte mit solicheme ernste zügon, wer er in dem grote iezent das er kummen möhte
in den nidersten kor, er möhte ervolgen in dem einen das er geordent wurde in den andern oder
in den dirten oder in den vierden kor. Er möhte wol also dicke und also vil zügan, er wurde
übermittes disen weg erhaben in den obersten kor, jo über cherubin und seraphin, über alle
engelsche nature. Aber dis ensol der mensche nüt meinen nüt anders denne den liebesten willen
Gottes und sine ere. Die wunder die dis edel sacramente wurket in eime lutern grunde, das ist
über aller engele und menschen verstentnisse, wie der geluterte mensche wurt alzümole erhaben
mit diseme über sich selber und über menschliche wise und wurt in Gotte gezogen und mit imme
in demme grunde vereinet. – Die Übereinstimmung mit der vorliegenden Stelle der RdU ist sehr
roeitgehend und auffällig, noenngleich die Ausführungen in den „Reden“, die nur von einem
Empfang sprechen, noährend Tauler sicher noeniger eindrucks- und noirkungsvoll von dicke und
also vil zügan redet (so auch die Fassung y, sieh d. Var.-App. zu 272,10–11). – Pfeiffer
(S. 567,31 ff.) und Die der ich s (S. 32,32 ff.) haben die Syntax und den Sinn des Satzgefüges
Z. 5–11 nicht verstanden, noie ihre falsche Interpunktion (Punkt [Pfeiffer), Strichpunkt [Di e -
der ich s] hinter Z. 9 engel) zeigt. Infolgedessen haben alle Übersetzer das Satzgefüge falsch
übersetzt, als erster Büttner (S. 39): „Ja, es könnte einer den Leib des Herrn nehmen in solcher
Andacht und Gesinnung, noär er anders recht verfaßt, daß er gleich kommen müßte in den untersten
Chor der Engel! Er könnte ihn derart empfangen zum andern Mal, daß er in den z no e it en Chor
erhoben noürde.“ Die richtige Übersetzung dagegen lautet: „Ja, der Mensch vermöchte den Leib
unseres Herrn in solcher Andacht und Gesinnung zu empfangen, daß, noenn der Mensch darauf
hingeordnet (dafür bestimmt) noäre, in den untersten Chor der Engel zu kommen, er ihn bei einem
einzigen Mal so empfangen könnte, daß er (gleich) in den z no e it e n (Chor) erhoben noürde; ja,
in solch e r Andacht vermöchtest du ihn zu empfangen, daß du des a c h t en oder des neunten
Chores noert erachtet noürdest.“ Aſhnliche Ausführungen finden sich Germania (Bartsch) 18, 1873, S. 199f.:

356
Anmerkungen 341–343 zu RdU S. 273–274

Du solt dich gerne bevelen in der lüte gebet; dar von köment vier grösse nütze . . . der vierde nütz
ist, solte der mensche in den érsten kör kummen, es möhte der mensche für in bitten daz er in den
ahten kör kéme. es mac ein sölich gebet uber in bitten daz ir in den nuenden kör kéme; der müß
aber ein vollekümener mensche sin (= ZfdA 8, S. 217,3 ff.). – 273,1 der = Gen. Pl.: „einer von denen“
Pfeiffer (S. 567,38) hat aus F2 der ein einest . . . ein mäl übernommen, noobei „einmal“ doppelt
ausgedrückt ist. Mir scheint die Verroirrung in der x-Gruppe durch Mißverstehen des neutralen
einez (auf mensche bezogen) entstanden zu sein. Die z-Gruppe hat m. E. das Ursprüngliche benoahrt.
* Vgl. Langenberg S. 203,19 ff.: Die ziele, die aldus inden soeken gads verlieset gescapen
heit ende inden vinden gads got bliuet, die en heuet niet noet der sacramenten na sacramenteliker
wisen . . . (39 ff.:) Nu mocht men vragen, of die lude, die aldus volkomelike staen ende gotlike in
die vrucht der sacramenten, of dese iet noet hebben der sacramenten te nemen van buten. Ic segge:
neent, niet ter volcomenheit, nochtant ist goet ende behoerlic, dat sie hem ontmodigen onder die
gebade der heiliger kerken, als in den sacramenten van buten, hier in sullen sys ledich syn als of
sys niet en deden.; Pf. S. 239,26 ff.: Ouch hinderent sich etliche guote liute, daz sie ze vil vlizes
habent üzerliche ze dem heiligen sacramente gotes lichamen, daz sie den niht geistlichen künnent
enpfähen (sieh Quint S. 671 zu 239,28); Taul er S. 126,4 ff.: Die vierden die nement diz sacra
mente geistlichent, sunder sacramente; das sint güte luterre hertzen die dis heilgen sacramentes
begerent und in nüt also zü der zit werden enmag; die enpfohent die genade des sacramentes
villiht me denne die es sacramentlichen enpfohent, darnoch das ir begerunge und ir meinunge ist.
Und dis mag ein güt mensche hundert werbe des tages alsus nemen, er si wo er si, siech oder
gesunt. Alleine man es sacramentlichent enkeine wise me sol nemen denne des tages ein mol, on
alsus geistlichent, so mag man es mit unmessiger genaden und fruht nemen mit heiliger begerunge
und andaht.; 129,30 ff.: Enmag denne demme edeln geluterten menschen dise gobe sacramentlichent
nüt werden, so ergebe er sich darzü das er es geistlichen neme, und das sol er zü dem minnesten
einest des tages tün, er höre messe oder nüt, er lige siech oder wo er si.; Ruus bro e c Een
Spieghel der eeurvigher Salicheit, Werken Bd. 3 S. 19?,28 ff.: Ende alse wi aldus leven, soe
moghen wi Onsen Heere ontfaen a l to es als e wi will e n in den Sacramente ochte,
met minnen, in onsen g h e est e. Übersetzung von 273,5–274,2: „Dieses Empfangen und selige
(beseligende) Genießen des Leibes unseres Herrn liegt nicht nur im (hängt nicht nur am)
äußeren Genuß, sondern liegt auch im geistigen Genuß mit begehrendem Gemüt und in einer
in (bloßer) Andacht erfolgenden Einigung (mit dem Leib des Herrn). Dies kann der Mensch
so vertrauensvoll (nicht „getreulich“, noie S c h u lz e – Maizi e r * S. 95, oder „aufrichtig“, noie
Büttner S. 40 übersetzt) empfangen, daß er reicher an Gnaden noird als irgendein Mensch
auf Erden. Dies (d. h. diesen inneren Empfang) kann der Mensch tausendmal am Tag und
öfter empfangen, er sei, noo er noolle, ob krank oder gesund. Jedoch soll man sich noie zum
äußern Sakramentsempfang dazu bereiten und nach der Weise guter Verordnung und in
(entsprechender) Stärke des Verlangens.“ – Eckhart (und mit ihm Tauler) betont hier die Be
deutung der inneren Kommunion oder Einsnoerdung mit Gott, die, noie die Geburt des jung
fräulichen Menschen (vgl. DW 1 S. 30,3 ff.), über Zeit und Raum geschieht und daher zahllose Male
am Tag erfolgen kann. Er noeist dann allerdings doch auf die Bedeutung der Vorbereitung auf
diese innere Kommunion hin, die noie für den äußeren Empfang des Sakraments erforderlich
ist. – Pfeiffer (S. 568,1) und D ie der i c h s (S. 33,4) haben für 273,6 den verderbten Text
daran lyt von x, z, Ka5, Mais übernommen, der schon von Lasson (ZfdPh 9 S. 25 zu 568,1–3)
als verderbt erkannt wurde. L.'s Konjektur verhalf den Übersetzern zum richtigen Verständnis
der Stelle.
S. 273,? haben m. E. alle Hss. außer y statt in andäht fälschlicherweise und i. a. (sieh die
Übersetzung). – Zu 274,2 nách wise guoter ordenunge und näch grözheit der begerunge vgl.
etwa Ruus bro e c Vanden VII Sloten, Werken Bd. 3 S. 86,18: (Ende ghi sult oec ten Heilighen
Sacramente gaen met innigher devociên, [endel) met groter begherten, (ende met uwen susteren:
niet also dicke als ghi wilt, maer) na ordinancie ende na ghewoenheit der ordenen.
* Pfeiffer (S. 568,11) hat Z. 5 wan – éwicheit, das in seiner Leithandschrift F2 in
folge von Homöoteleuton fehlte, aus den übrigen ihm zur Verfügung stehenden Hss. nicht ergänzt,

357
Anmerkungen 343–351 zu RdU S. 274–275

noienwohl erst durch das, noas Eckhart in diesem Begründungssatz aussagt, die Erklärung für das
voraufgehende (Z. 4 f.) saelic in der éwicheit gegeben noird. – Zu Z. 2 f. vgl. S. 290,9 ff.
* Schon Lasson (ZfdPh 9 S. 25 zu 568,11) hat an Pfeiffer S. 568,11 der herre der
wärheit (Di e der ich s S. 33,15 ebenso) Anstoß genommen und konjiziert: der herre, den geist
der wärheit, noas allerdings auch verfehlt noar. Zu léraere der w. vgl. Pf. S. 606,18: (Swer nü gotes
kunst niht enhät, der mac gotes niht haben, unde der gotes niht hät, der mac keine wärheit
wizzen,) wand got ist der, der alle wärheit léret.: Ruus br o e c Vanden vier Becoringhen, Werken
Bd. 3 S. 46,18 f.: . . . ende inwoenende bliven biden insprekene Gods. Daer zelen wij hooren ende
leeren rechte waerheit ende leven. Vgl. auch oben. S. 188,1 (und Anm. 10), Pf. S. 380,2 f. und 381,2.
* Pfeiffer S. 568,12 diu minne der k., D ie der ich s S. 33,15 f. die minn der k. halte
ich für unsinnig, noie denn Schulze - Maizie r* (S. 95) damit nur so fertig noerden zu
können vermeinte, daß er die minn als Akkusativ verstand und übersetzte: „(Die gebe uns der
Herr der Wahrheit), dazu die Minne der Keuschheit . . .“ Das Ursprüngliche hat m. E. nur Mais
und Eb (de lefhebber d. k.) benoahrt. – Das Kapitel läuft in eine regelrechte Kollazien-Schluß
nwendung aus, die noch die ursprüngliche Selbständigkeit der einzelnen Kollazien erkennen läßt.
Pa h n ck e Kl. B. S. 16 sagt: „568,10f. ist ein alter Predigtschluß rudimentär stehen geblieben.“
340 D ie der ich s (S. 33 zu 33,18–33) meint, das Textstück Z. 9–2?5,9 „gehört noohl eigent
lich an den anfang von abschnitt 20“.
*7 Alle Übersetzer haben den Text mißverstanden, und Büttner (S. 220 zu S. 38,13 /st.
40,18/) hat sich denn gar zu einer verfehlten Anderung veranlaßt gesehen: sol dan es wol zuo gen
ane groz bekümbernüsse, so. Schulze – Ma iz ie r” (S. 96) übersetzt: „so soll das ohne große
Bekümmernis zugehen.“ Man hat zumal das ez, das sich auf Z. 9 mensche bezieht, und das zuogän
mißverstanden. Richtige Übersetzung: „so mag er noohl ohne große Besorgnis hinzutreten (zum
Tische des Herrn)“.
* Übersetzung: „auch dann, noenn man kein Schuldberwußtsein (keine Genoissenspornoürfe)
hat, (schon nur) um der Frucht (des Segens) des Sakramentes der Beichte noillen.“
” Übersetzung: „er aber vor Inanspruchnahme (Bekümmerung, Belastung, Verpflichtungen)
nicht zur Beichte zu gelangen vermag“. Daß bekümbernisse hier nicht die gleiche Bedeutung hat
noie in 274,10, geht aus 275,3 biz daz er m u oz e habe der bihte hervor. Vgl. etwa Taul er S. 126,5 ff.:
das sint güte luterre hertzen die dis heilgen sacramentes begerent und in nüt also zü der zit
werden enmag; die enpfohent die genade des sacramentes villiht me denne die es sacramentlichen
enpfohent, darnoch das ir begerunge und ir meinunge ist.
*" Zu Z.4 ff. vgl. insbesondere Ta ul er S. 284,2 ff.: Und alsus solt du tün: als balde als
du in dehein ding in unordenunge gevallen bist, al ze hant so bichte Gotte sunder beiten.
Enphallent dir denne die gebresten, das du nüt enweist ze sagende als du zü dem bichter kumest,
so gelöbe das die sünde bassi vergeben denne du si dem pfaffen selber gebichtet hettest.; 355,34 ff.;
Pf. S. 349,33 ff.: Dar umbe, swenne der mensche in sine gewizzen gét unde vindet niht dar inne,
daz in sträfe, só ist er fri mit ganzem fride vor allem urteile, . . . Ahnlich Pf. S. 451,8 ff.: Her
umbe só sulle wir der sünden vergezzen und alle die gebresten unsers ebenkristen und sullen
unser gebresten ane sehen und sullen alle wege des vergezzen, des got vergezzen hät, daz ist:
aller der gebreste, des man ganzen riuwen hät gehabt, des hät got vergezzen, des unsulle wir
nimmer gedenken.; S. 239,17 ff. Vgl. Albertus Magnus De sacramentis tr. 6 p. 2 q. 2 a. 13, Ed.
Colon. t. 26 p. 105,54–58: Ad hoc solvendum est per supra dicta, quod duplex est confessio,
scilicet peccati recognitio et peccati per os explanatio. Prima fit deo in obsecratione veniae, et
ita oravit Daniel; secunda fit homini propter absolutionem clavium. – Z. 6 habe ich, ent
gegen meiner Bemerkung in der Übersetzung (S. 462 zu S. 87,7), das Komma hinter und mit
D ie der ich s (S. 33,28) als für das richtige Verständnis nötig gesetzt und damit auch meine
Übersetzung als unzutreffend gekennzeichnet: und, ist man schuldic = „und, noenn man schuldig
(sündig) ist“.
* Übersetzung: „Auch soll man dies, noenn man zum Sakrament gehen noill, nicht leichtfertig
übergehen und beiseite lassen um äußerer Buße roillen, denn (nur) die Gesinnung des Menschen
in seinen Werken ist gerecht und göttlich und gut.“ Lassons Konjektur (S. XV zu 568,26) wirken

358
Anmerkungen 351–356 zu RdU S. 275–276

(st. liden), die von allen Übersetzern übernommen nourde (zuerst von Büttner S. 41: „um
äußerer Geschäfte noillen“), halte ich für verfehlt. Eckhart sagt, man dürfe vor dem Empfang des
Sakraments die Beichte vor Gott nicht unterlassen zugunsten äußerer Bußübung (= üzerlichez
liden). – Zu Z. 8 f. vgl. oben S. 198,1 ff.
* Über die Notwendigkeit des Fleißes und der Übung, auf daz man in den werken ledicsi,
vgl. insbesondere Pf. Predigt Nr. IX über Maria und Martha, in der Maria als der noch ungeübte,
noch in der Schule des Lebens sitzende und lernende Mensch (Pf. S. 53,? ff.) gilt, während Martha
der im Leben geschulte Mensch ist, der mitten in der Unruhe des tätigen Wirkens mit seinem wol
geüebeten grunt (S. 4?,21 f.) ledic und frei und gottverbunden bleibt. Vgl. auch S. 201,3 ff.; 204,8 ff.;
211,6 ff.; über das fleißige Lernen einer Kunst S. 20?,2 ff., 9 ff.; Taul e r S. 12,7 ff.: . . . noanne die
manigvaltikeit der bilde die dis wort in dir bedeckent und übergont, die hinderent dise geburt in
dir. Alleine so ist dir doch nüt benemmet dise raste, allein sü alle zit nüt mag gesin, so sol
sü doch ein geistlich müter diser geburt sin; die sol dismittel swigen in ir dicke und dicke haben
und in ir eine gewonheit machen, daz ir die gewonheit ein habet in ir mache, wan daz eime wol
geübeten menschen als nüt ist, daz duncket einem ungeübeten menschen sin zümole unmügelich,
wan gewonheit machet kunst. – Pfeiffer s (S. 568,28) ungeloubigen statt ungeüebeten (275,11) ist
natürlich, noie schon Büttner (S. 220 zu S. 39,12 /st. 41,12/) richtig gesehen hat, Verderbnis in F2,
die Pf. unbegreiflicherweise stehen ließ und Lehmann (S. 83) in seine Übersetzung übernahm,
nicht ohne in der Anmerkung zu vermerken: „Vielleicht ist besser mit Büttner ungeübten' zu
lesen.“ – Z. 1 f. hat Büttner (S. 41) mit La s so n (ZfdPh 9 S. 25 zu 568,29) die Parenthese
und – vliz unberechtigterrveise roeggelassen.
* Zu verslozzen vgl. DW 1 S. 2?5,1 f.: . . . só sol din herze beslozzen sin vor aller geschaffen
heit . . .
* Übersetzung von Z. 3–?: „Dazu gehört ein gar behender Eifer und insbesondere
znoei Dinge: das eine, daß sich der Mensch innerlich noohl verschlossen halte, auf daß sein Gemüt
geschützt (behütet) sei vor den Bildern, die draußen stehen (= Eindrücken, die von außen kom
men), damit sie außerhalb seiner bleiben und nicht in ungemäßer Weise (perfremdend) mit ihm
noandeln und umgehen und keine Stätte in ihm finden.“ Zum Draußen-bleiben der Bilder der
Kreaturen vgl. etnoa In Sap. n. 60, LW 2 S. 388,4 ff.: Item ipsi (scil. deo) debetur indistinctio et
intraneitas . . . Item ipsi creaturae debetur alienitas et extraneitas, ut stet forinsecus, utpote creata
et sic distincta. Der alienitas entspricht deutlich Z. 6 in keiner vremden wise mit im wandeln.
Vgl. auch S. 278,7, noo gesagt ist, daß der Mensch sich aller Dinge entnoöhnen und sie sich „ent
fremden“ muß. Vgl. ferner Langenberg S. 199,2 ff.: Des syt seker, als got leuet: sal die
mensche syn die selue soen, soe moet hi een syn ende moet hem vremde maken van allen creatue
ren ende van allen beelden ende van allen formen, . . . -- Zu Z. ? wandeln vgl. etroa Taul er
S. 413,12 ff.: . . . so kerent sü wider und verfliessent do rihte mit den sinnen uf die ding do sü bi
wandelent oder sint . . .
* Der Satz Z. ? Daz ander – 10 menige ist anakoluthisch, noie mancher andere in den RalU,
darf aber m. E. nicht, noie es von Lasson (ZfdPh 9 S. 25 zu 568,36–3?) und in seinem Gefolge
von Büttner (S. 220 zu S. 39,23 (st. 41,231) versucht noorden ist, durch Konjekturen geglättet
noerden. Übersetzung (die natürlich eine bruchlose Syntax zu erstellen versuchen muß): „Das
andere, daß sich der Mensch noeder in seine inneren Bilder, seien es nun Vorstellungen oder ein
Erhobensein des Gemütes, noch in äußere Bilder oder noas es auch sein mag, das dem Menschen
gerade gegenroärtig ist, zerlasse noch zerstreue noch sich an das Vielerlei veräußere.“ – Zu Z. 10
vgl. S. 202,8 ff. und Anm. 44 – Z. 11 dar zuo = an die im voraufgehenden charakterisierte Aufgabe,
sich vor „Zerstreuung“ zu hüten. Z. 11 f. und – inwendicheit = „und sich sein Inneres gegenroärtig
halten“, d. h. trotz des Wirkens und Befaßtseins mit der Außennvelt die innere Sammlung be
noahren und sich benoußt halten. Die Konjektur La s so n s (ZfdPh 9 S. 25 zu 569,3) haben in sin
ist demnach unberechtigt und auch von keinem der Übersetzer angenommen noorden.
* Vgl. Pf. S. 18,8 ff.: Nü möhtestü sprechen: ach, herre, sit daz man herzuo bedarf eins
lidigen gemüetes von allen bilden unde von allen werken, diu nochdenne in den kreften sint, joch
von nätüre, wie sol ez denne ergän von den üzern werken, diu man doch underwilent muoz tuon,

359
Anmerkungen 356–363 zu RdU S. 276–278

als minnewerc, diu alliu üzewendic geschehent, als léren unde troesten die dürftigen: sol man in
diseme beroubet werden? . . . sol man disse grózen guotes her umbe beroubet sin, daz man sich
alsó üebet an tugentlichen werken?; 19,14 ff.: Nü möhtestü sprechen: ach herre, waz sol ez denne
sin mit dem stilleswigenne, von dem ir uns sóvil geseit hänt, wan her zuo hoeret vil bilde, wan
ein iegelich werc muoz geschehen in sime eigenen bilde, ez sin indewendigiu oder üzewendigiu
werc, ez si daz ich disen lère oder den troeste unde diz unt daz berihte: waz stille mag ich dó
gehaben? (sieh Quint S. 57 zu 19,15f.). Vgl. auch DW 1 S. 252 ff. – Übersetzung von Z. 14
wan – 15 bilde: „denn kein Werk kann genoirkt noerden, es sei denn in der ihm eigenen Erschei
nungsform“. Die Übersetzung Schulze - Maizi er s* (S. 97) „nwenn nicht nach seinem eigenen
Urbild“ halte ich für unzutreffend.
257 Lass on ZfdPh 9 S. 25 zu 569,6 noollte ensint > ist abändern. Ich halte diese Anderung
nicht für erforderlich, zumal da die hsl. Überlieferung sie nicht stützt. Der Plural ist auf das
pluralische der bilde bezogen.
*ss Pfeiffer (S. 569,9) und D ie der ich s (S. 34,19) bleiben bei dem von ihren Leithand
schriften gebotenen sinnlosen niht anstelle des einzig richtigen, aber nur von y und Eb De über
lieferten nöt, das indessen schon von Lasson (ZfdPh 9 S. 25 zu 569,9) richtig konjiziert, aber von
keinem Übersetzer (auch nicht von mir) bisher übernommen nourde.
* Vgl. S. 278,3 f. Übersetzung von Z. 5: „. . . so noird es allzeit in seinem Innern göttlich“,
denn Gott ist diesem Menschen, noie's im folgenden heißt, stets nahe und innenwohnend gegenrwärtig.
" Zum Nahe-Sein Gottes vgl. S. 249,7 ff. Zum Gedanken, daß die (oberste) Vernunft stets
Gott zugekehrt ist und daß sie geschnoächt und verkehrt noird, noenn sie sich den Kreaturen zu
noendet, vgl. etroa Pf. S. 199,25 ff.: Diu kraft, diu in der séle ist unde diu der man heizet, daz ist
diu obriste kraft der séle, in der got blöz liuhtet; wan in die kraft enkumt anders niht wan got,
unde diu kraft ist alle zit in gote. Und alsó solte der mensche alliu dinc nemen in der kraft, só
nème er sie niht, daz sie dinc sint, sunder er nimt sie näch dem, daz sie in gote sint.; DW 1
S. 337,12 ff.: Diu séle ist alzemäle man, dä si ze gote gekéret ist . . . Aber só si ihtesiht her üz
luoget, dá ist si ein vrouwe.; Pf. S. 100,32 ff.; DW 1 S. 351,1 ff.: der man in der séle daz ist ver
nünfticheit. Swenne diu séle die rihte ist üfgekéret in got mit vernünfticheit, só ist diu séle man
und ist ein und enist niht zwei; mèr: als diu séle sich her nider kéret, só ist si ein vrouwe. Mit
einem gedanke und mit einem nidersehenne só ziuhet si vrouwenkleit ane.
" Pfeiffer (S. 569,17) hat gemeint, daz man d. v. konjizieren zu müssen, und die Über
setzer haben dieses in keiner Hs. überlieferte man aufgenommen. In Wahrheit ist Z. 11 daz2 nicht
final, sondern relativisch: „. . . muß man alles daransetzen, noas man vermag, noas die Vernunft
roieder hergeroöhnen und herziehen kann.“
* Übersetzung von Z. 12ff.: „Denn, wie zu eigen (zugehörig) und naturgemäß Gott ihr auch
sein mag: sobald sie erst einmal falsch gerichtet (fehlgeleitet) und auf die Kreaturen gegründet,
mit ihnen bebildert und an sie genoöhnt noird, . . .“ – Z. 13 verbildet = „mit Bildern versehen“. Die
Bedeutung „entstellen“, die vom Verfasser des Wortverzeichnisses der Tauler-Ausgabe Vetters an
gegeben noird (S. 503), trifft jedenfalls auf die pon ihm aufgeführten Stellen, die die vorliegende
Stelle der RalU gut beleuchten, nicht zu: Tau l e r S. 426,9ff.: Des enist keine ander sache denne
dazdin gemüte nüt blos noch lidigenist, das du mit den creaturen bekumbert bist und domitte
verbildet bist.; 26,33 ff.: Dannan von hinderent dich die ding, sü sint waz kunne sü sint, daz ist
daz du mit den bist verbildet mit eigenschaft.; 284,14: das du zerströwet bist und verbildet bist
und dir Got nüt gentzlich inne enist; 400,33: . . . oder sicher du wurst verbildet und vermanig
valtiget. – Z. 13 begründet mit den créatüren = „grundgelegt mit den Kr.“, „gegründet auf die
Kr.“ Ich habe das Verb begründen sonst bei Eckhart und den übrigen Mystikern nicht belegt ge
funden. Seine Bedeutung an der vorliegenden Stelle aber scheint mir nicht zweifelhaft. Lasson
(ZfdPh 9 S. 25 zu 569,19) hat noenig überzeugend befriundet konjiziert, Büttner (S. 42) und
Lehmann (S. 84) sind ihm gefolgt, noährend Schulze - Maizier* (S. 9?) begründet anspre
chend mit „pernourzelt“ übertrug, verbildet aber unzutreffend mit „verbildet“ noiedergab, noohin
gegen Büttner schon richtig „verbildert“ übersetzt hatte.
* wider gewene = „zurückgenoöhne“, vgl. S. 2??,11.

360
Anmerkungen 364–369 zu RdU S. 278–279

* Es wird deutlich, daß mit gewenen, noie es Eckhart in diesem Zusammenhang immer noieder
gebraucht, nichts anderes als mit üeben gemeint ist, noie denn in Z. 4 ungewenet mensche syn
onym mit ungeüebeter m. verroendet ist. Vgl. auch Anm. 352 und die dort aufgeführte Tauler-Stelle.
* Zu entvremdet vgl. etwa Pf, S. 257,9 f.: Eyá, sol ich nü daz sprechen gotes in mir ver
nemen, só muoz ich alse gar entfremedet sin von allem dem, daz min ist, . . .: 481,6: . . . dä wirt
der geist entfremedet allem gemerke der créatüren . . .; 508,9 f.: Eyá, alsó ist si entfrömedet allen
gesacheten sachen.; 621,5 f.: Und alsó muoz der mensche ein sin und er muoz sich entfrömden von
allen bilden unde formen, . . .; 621,11 f.: alsó muoz sich der mensche entfrömden allen frömden wesen
unde von allem sim eigen wesen . . . Z. ? habe ich mit Lass on S. XV zu 569,29 in gesetzt statt des
in xyB17Ka5Pr2 überlieferten im, das Pfeiffer (S. 569,29) und D ie der ich s (S. 35,1) über
nahmen. Dieses im noäre nur reflexiv zu verstehen, und das Akkusativobjekt müßte aus dem
voraufgehenden Genitiv aller dinge entnommen noerden: „Wenn der Mensch . . . sich alle Dinge
entfremdet hat“, noährend die Übersetzung des Textes mit in lautet: „Wenn der Mensch . . . sich
ihnen (= allen Dingen) entfremdet hat“.
* Lasson (S. XV zu 569,30) glaubte, dinge zwischen Z. 8 der und ledicliche ergänzen zu
müssen, und alle Übersetzer (auch ich selbst) sind ihm darin gefolgt. Da aber mit Ausnahme von
Eb, De (und Br7) keine Hs. dieses dinge überliefert, das sich um so leichter aber jedem Schreiber zur
Ergänzung anbieten konnte, und da S. 275,10 in dem für das Kapitel programmatischen Satz nur
von den werken, nicht von den dingen die Rede ist, in denen man lernen soll ledic zu sein, so habe
ich doch nicht für richtig gehalten, dinge zu ergänzen und noürde die fragliche Textstelle jetzt
übersetzen: „so mag er hinfort dann umsichtig alle seine Werke noirken und sie (d. h. die Werke,
nicht „die Dinge“, noie ich in der Übersetzung S. 88,24 schrieb) unbekümmert genießen (d. h. sich
ihnen hingeben) oder entbehren (= unterlassen) ohne alle Behinderung.“ Genoöhnlich noerden aller
dings Wirken und Genießen (operari et frui) als gegensätzlich vernwendet, so etwa Tau l er
S. 156,16 f.: Das gehört wol zü einem rechten wesenden ingenomenen verklerten menschen, das
würken und gebruchen ein werdent und eines von dem andern ungehindert blibe, also es in Gotte
ist.; 158,1 f.: Die gelicheit hat der mensche mit Gotte das er mag sin wirklich und gebruchlich mit
ein ander, das ist das der inwendige mensche habe ein unwandelberig anhangen an Gotte inner
lichen in eime inwendigem, volkomenem, luterm Got meinent . . . mit der inwendikeit hat er ein
gebruchen, und usser dem selben so kert er sich ze note oder ze nutze us ze würkende us dem
selben in das selbe.
"Zu Z. 13–14 vgl. etwa Pf. S. 29,6 ff.: . . . jà alliu dinc werdent dir lüter got, wan in allen
dingen só enmeinest dü niht denne lüter got . . . Swá dir diss gebristet, daz dü got niht ensuochest
noch enmeinest in allen dingen und in eime iegelichem dinge, dä gebristet dir dirre gebürte (vgl.
Quint S. ?? zu 29,10); vgl. auch S. 190,10 f.; 205,10 ff.
* Zu 278,14–279,2 vgl. insbesondere DW 1 S. 149,9 ff.: aber got gemeinet daz sine, wan er von
im selber ist, daz er ist, und in allen den gäben, die er gibet, só gibet er sich selben ie zem érsten.
Er gibet sich got, als er ist in allen sinen gäben, als verre als ez an im ist, der in enpfähen möhte.
(vgl. die Anm. 1 S. 149 f., D ie der ich s Diss. S. 81); Pf. S. 300,27 f.: . . . und ime (d. h. Gott) ist
alse nöt, daz er dir gebe, daz er niht erbeiten mac, biz daz ergebe sich selber dir von ërste.;
S. 56,31 f.: Aber daz érste, daz got iemer git, só git er sich selber.; S. 132,2 ff.; 149,9 ff.; J und t
S. 262,34 f.: Got geit der gabe enkaine, er geb sich selber zum ersten und glich und geberlich;
Brethauer ZfdA 69 S. 266,119 f., 123 f.: wan daz ist sicher, daz got nummer dikeine Gabe gibt,
he gebe sig selbe da mite.; In Sap. n. 181: Deus autem dat se ipsum primo in omni actione; Tau -
l e r S. 118,1? ff.: Nu sint alle übungen und alle goben und genoden ein weg und eine bereitunge
zü Gotte, das der mensche mitte zü Gotte kome und in Got; mer dise gobe (d. h. das Sakrament)
die ist daz ende und der lon und ist Got selber sunder mittel und on allen underscheit, und git
sich dem menschen alhie selber mit ime selber sunder mittel one alle gelichnisse, und vereinet
sich alhie dem menschen alzümole einvelteklichen und luterlichen; und dannanvon ist dis ein
überminnenclich und ein überwesenliche gobe und hochgezit, die alle ding übertriffet.
* Übersetzung: „das ist (heißt): sich zu beseligen, auf daß er uns beseligen könne.“ Lasson
(S. XV zu 570,3) hat daz ist in saeligen getilgt, und Büttner (S. 43) und Schulze - Maizier*

361
Anmerkungen 369–373 zu RdU S. 279–280

(S. 98) sind ihm darin gefolgt, nicht dagegen Lehmann (S. 85). Ich halte das Textstück, das, mit
Ausnahme von Eb und De, noo in saeligen fehlt, in allen Hss. steht, nicht für einen sekundären
Zusatz, den Gedanken, daß Gott sich durch Hinschenken seiner selbst an den Menschen selbst be
glückt, um den Menschen beglücken zu können, für ursprünglich. Demnach sehe ich auch die Über
setzung der Stelle durch Karrer M. E. S. 116: „. . . um eines Werkes noillen: das ist die Selig
keit, damit Er uns noill selig machen“ als verfehlt an. – Vgl. Pf. S. 231,5 ff.: Nieman sol erschrecken
dá von, daz ich spriche, daz got niht minne dann sich selber: ez ist unser aller bestez, wan er
meinet unser allergroesten sélikeit dar inne. Er wil uns dä mite in sich selber locken, daz wir
geliutert werden, daz er uns in sich setze, üf daz er uns in im unde sich in uns mit im selber müge
minnen.; S. 189,3? f.: . . . wan des gerehten unde gotes sèlikeit ist ein sèlikeit: wande dä ist der
gerehte sélic, dä got sèlig ist.; 198,7 ff.: Daz ander ist, dazer sine sélikeit dä nemende ist in der
lüterkeit, dä si got selbe nemende ist, . . .; Jost e s S. 89,13 ff.: Daz die sele in got ist, da von en
ist si niht selik, aber daz got ist in der sele, davon ist di sele selik. Dez seit sicher: Got ist selber
selik in der sele, . . .; S. 96,7 ff.: Hie bekennet di sele . . ., wie si und got ist ein selikeit und ein
reich, . . .; P reger I S. 487,20 ff.: Gott ist selig in im selben, und alle creaturen, die got selig
machet, die müssen selig sein in der selben seligkeit da got selig ist, und in der selben weiss als
got selig ist.
"7" Vgl. auch S. 290,11 f. – Karrer (M. E. S. 258 Anm. 539 zur vorliegenden Stelle) vernoeist
u. a. auf Cassian Conlatio VI, 14, nooraus ich folgende Sätze zitiere (CSEL XIII Pars II p. 173,16 ff.):
quapropter istud erit euidens nostri indicium detrimenti, si intellexerimus nos nihil amplius
adquisisse, nec dubitemus retrorsum nos omnimodis reuocatos, qua die non senserimus ad superiora
progressos, quia ut dixi nec in eodem statu mens hominis potest iugiter permanere, nec in hac
carne consistens ita uirtutum apicem possidebit quisque ille sanctorum, ut inmobiles perseuerent
. ideoque debemus ad uirtutum studia inremissa cura ac sollicitudine nosmet ipsos semper
extendere ipsisque nos iugiter exercitiis occupare, necessante profectu confestim deminutio sub
sequatur. ut enim diximus, in unomens eodemque statu manere non praeualet, id est ut nec
augmenta uirtutum capiat nec detrimenta sustineat. – Z. ? ze keiner wise haben die Übersetzer
alle falsch übersetzt: Büttner (S. 43): „überhaupt (kein Stehenbleiben)“, Lehmann (S. 85):
„Zu nichts (ist Stillstehen . . . dienlich)“, S c h ulze – Maizi er * (S. 99): „In keiner Weise (gibt
es . . . ein Stehenbleiben)“. Eckhart noiederholt vielmehr den oft geäußerten Gedanken, daß dem
Menschen keine „Weise“ (des Verhaltens oder Tuns) genügen kann. Vgl. auch etnoa Tauler
S. 28,20 ff.: Die bredige . . . von dem wingarten, leret einen iegelichen menschen fürbas ufgon in
sime grote sunder alles stilleston und verbliben.
"! Es noird deutlich, daß Eckhart von einem noeiblichen Wesen, noahrscheinlich von einer
Nonne spricht. Eb und Ka5 haben allerdings bei den Pronomina das Geschlecht zum Maskulinum
abgeändert. Übersetzung von Z. 12 f.: „. . . und noenn Gott ihr so unvorbereitet die Gabe gäbe, so
noürde diese verderben.“, vgl. dazu 280,10, nooraus klar hervorgeht, daß Büttner (S. 43) und mit
ihm alle anderen bisherigen Übersetzer só solte si verderben mißverstanden haben, noenn B. über
setzt: „sie müßte daran zu grunde gehn!“ Zu verderben vgl. DW 1 S. 28,1 f.: Die gäbe verderbent
und werdent alle ze nihte, daz der mensche niemer saeliger noch bezzer dar abe wirt.
* Mit Z. 1 er und dem ist der guote wille (279,14 f.) gemeint. Pfeiffer (S. 5?0,13) hat
vor in (Z. 1) unnötigernveise gegen die hsl. Überlieferung daz einschieben zu müssen geglaubt.
" Übersetzung: „Das ist noahr, jedoch muß man beim Willen zweierlei Bedeutungen unter
scheiden: Der eine (Wille) ist ein zufälliger (= accidentalis) und unnoesentlicher (= non essentialis)
Wille, der andere ist ein entscheidender und schöpferischer und ein eingenoöhnter Wille.“
Die Ausführungen Bizets (S. 159 Anm. 1) unter Hinnveis auf Thomas , S. theol. I q. 19 a. 11 und
die dortige Unterscheidung von voluntas beneplaciti und voluntas signi beim göttlichen Willen sind
abnoegig. Schulze - Maizier s” (S. 99) Übersetzung von ein zuoverhengender wille und machen
der wille durch: „(ist selber) ein Verhängnis und noirkt noie ein schöpferischer Ursprung“ ist, wie ich
meine, zum mindesten mißperständlich. Die der ich s (S. 35,34) hat Z. 5 und? – wille, das in Ka4
(und M17) offenbar infolge von Homöoteleuton verlorenging, nicht ergänzt, und so fehlt es auch
in Schulze - Maiziers * Übersetzung. Z. 4f. zuoverhengender wille ist eine nur hier begeg

362
Anmerkungen 375–380 zu RdU S. 280–282

nende ad-hoc-Bildung, noobei zuoverhengende die Bedeutung von „zuteilend“, „zubemessend“, „zu
entscheidend“ hat. In Predigt Pf. Nr. IX S. 52, ff. noird ein dreifacher Wille unterschieden.
* Z. 8 f. diu – si= „die (schon) vorausgeht noie (auch) nachdauert.“
* Über das Geben Gottes vgl. DW 1 S. 65,5 ff. und dort Anm. 3, S. 77,17 ff. und S. 78 Anm. 1
mit den dort aufgeführten Parallelen, insbesondere Pf. S. 300,26 ff. – S. 280,10 hat Pfeiffer
(S. 5?0,23) unnötigernveise in statt mit konjiziert, noas alle Übersetzer übernahmen. Auch ich selbst
setzte „in“ in meine Übersetzung ein (S. 89,28), sehe aber, nachdem ich feststellte, daß die gesamte
hsl. Überlieferung mit aufnoeist, keinen Grund zur Anderung. – 280,10 gäbe 1 steht nur in y, Eb
und De, noährend alle übrigen Hss. und mit ihnen auch Pfeiffer (S. 5?0,22) sicher verderbtes
gnade bieten, das schon von Büttner (S. 220 zu 42,8 [st. 44,8) durch das richtige gäbe ersetzt
nwurde. – Zu 281,1 f. vgl. Ed. S c h a e fer, M. Eckeharts Traktat „Von Abegescheidenheit“
S. 1??,4 ff.: diu lüteriu abegescheidenheit stët üf dem hoehsten, in dem got näch allem sinem
willen gewürken mac. Nü mac got niht in allen herzen gewürken näch allem sinem willen. Wan
swie dazsi, daz got almehtic ist, só enmac er doch niht gewürken wan als er bereitschaft vindet
oder machet . . . Dä von spriche ich: got würket dar näch, als er bereitschaft vindet. In Anm. 64
perrweist Sch. noch auf Pf. S. 223,29 f.: Got ist alle zit bereit, aber wir sin sère unbereit; got ist
uns nähe, aber wir sin im verre; got ist von binnen, wir sin enbüzen; got ist heimelich, wir sin
fremde.; Tauler S. 22,5 ff.: Got enbegert noch enbedarff nüt in aller der welte denne alleine
eins dinges, des begert er also uznemende sere . . . das er den edeln grunt den er in dem edeln
geiste des menschen geleit hat, daz er in blos und bereit vinde, das er sins edeln götlichen werkes
do inne bekummen müge; wanne Got hat gantzen gewalt in himel und in erden, aber do an
gebristet ime allein daz er sins aller wunnenclichesten werkes an dem menschen nüt bekummen
enmag.
"7" Zu Z. 3–5 vgl. DW 1 S. 9,3–9 und die dort Anm. 1 aufgeführten Parallelen, insbeson
dere noch DW 1 S. 100,1–? und die dort Anm. 2 verzeichneten Parallelen, S. 244,6 ff. (und dort
Anm. 3): . . . vnd hab sich selber gelassen vnd hab im niht behalten.; vgl. auch S. 282,11. Über
setzung von Z. 3 f.: „Der Mensch muß lernen, bei allen Gaben (die er von Gott empfängt?) sein
Selbst aus sich herauszuschaffen (d. h. sich seiner selbst zu entäußern) und nichts Eigenes zu be
halten und nichts zu suchen . . .“. Zu Z. 5 eigenen willen vgl. Anm. 21.
" Zum Aufgeben des eigenen und Einsnoerden mit Gottes Willen vgl. oben. Anm. 109 und
Anm. 18. In Z. 8 habe ich aus Versehen in meiner Übersetzung (S. 90,4) anstelle von den mit
Pfeiffer (S. 570,33) dem gelesen und daher fälschlicherweise übersetzt: „und überläßt er sich in
ihm“ statt: „und läßt sich (fließt, gibt sich) in den hinein“. Pf. folgte F2, das allein dem st. den
bietet.
* Übersetzung: „Und je mehr noir dem Unsern ent noerden, um so noahrhafter no er den
noir in diesem.“ Das Wortspiel hat Büttner (S. 44) und haben mit ihm die übrigen bisherigen
Übersetzer verkannt, noie B.'s Übersetzung zeigt: „Je mehr noir uns entnoerden, um so mehr
noachsen noir aus ihm.“ Vgl. Ta ul e r S. 314,20 f.: also vil entwerdendes, also vil gewerdendes.;
S. 68,36: . . . nieman mag ein anders werden, er enmüsse denne entwerden daz er do ist.; 175,26 f.:
wan sol ein ieklich ding gewerden des es nüt enist, so müs es des entwerden das es ist.; 295,28 ff.:
Solt du denne von im getöwet und gekochet werden, so müst du an dir selber verwerden und des
alten menschen entwerden . . . Wan ein ieklich ding, sol es werden des es nüt enist, so müs es
al zemole des entwerden das es ist; . . . Solt du in Got gewerden, so müst du din selbes ent
werden.
"7" Über die Notwendigkeit des Übens und Erprobens der Tugend pgl. etwa Ta ul er
S. 180,3 f.: Und sint sicher, es ist anders falsch, er (d. h. der weseliche fride) enkome us geübter
tugent; inwendig und uswendig müst geübet sin.
*" Pfeiffer (S. 571,5) hat Z. 2 bescheidenheit statt småcheit aus F2 übernommen. Außer y
bieten alle Hss. bescheidenheit, mit dem aber noeder Büttner (S. 44), noch Lehmann (S. 86)
etnoas anzufangen noußte; beide ersetzten es durch „Entsagung“, noas sicher nicht Wieder
gabe für bescheidenheit sein kann. Die der i c h s (S. 36,25) hat mit Recht bescheidenheit seines
Leittextes Ka4 durch einzig sinnvolles schmacheit aus y ersetzt.

363
Anmerkungen 381–386 zu RdU S. 282–284

* Über die Notwendigkeit, die Tugend in ihrem Wesen und Grunde zu erreichen, vgl. ins
besondere DW 1 S. 276,3 ff.: . . . daz alle tugende in dir beslozzen sin und wesenliche von dir
vliezen. Dü solt alle tugende durchgän und übergän und solt aleine die tugent nemen in dem
grunde, dä si ein ist mit götlicher natüre (vgl. a.a.O. die Anm. 2 und S. 247,2f.).
* Übersetzung von Z. 5 ff.: „Und da ß man sie habe, das kann man daran erkennen: noenn
man sich vor allen (anderen) Dingen zur Tugend geneigt findet und noenn man die Werke der
Tugend noirkt ohne (besondere) Bereitung des Willens und ohne besonderen eigenen Vorsatz zu
einer gerechten und großen Sache und sie sich vielmehr um ihrer selbst roillen und aus Liebe
zur Tugend und um keines Warum noillen noirkt, – dann hat man die Tugend vollkommen
und eher nicht.“
Es handelt sich immer noieder um den gleichen Gedanken, daß der Mensch ein gewenter und
geüebeter menschenwerden muß, dem die Tugend zum Habitus genvorden ist noie dem Künstler die
eingeübte Kunst, vgl. S. 207,9 ff., Anm. 62 und Anm. 352. – Zu Z. 9 umbe kein warumbe pgl.
DW 1 S. 90,11 f.: Üzer disem innersten grunde solt dü würken alliu diniu werk sunder warumbe
(sieh dort Anm. ?).
* Vgl. oben S. 281,3 f. und Anm. 376.
* Vgl. Anm. 3?? und 378 zu S. 281,5 ff. – Z. 1 gestürme sonst, soviel ich sehe, bei Eckhart nur
noch Pf. S. ?,27; (1?8,13); 479,13; bei Tau l e r S. 54,21: . . . alle dise wisen und gesturme und dis
werg . . .; 93,23; 188,30; 21?,34: . . . und ist in im gestilt alles gestürm, gedenke, bilde und formen.
Zu unvride und eigenem willen vgl. oben. S. 192,4 f. (und Anm. 21), noo auch 283,1 f. man – niht zu
finden ist. – Z. 2 hat Pfeiffer (S. 5?1,1?) mit allen sinnen aus M16 entnommen, noas sicher
ebenso unursprünglich und verderbt sein dürfte noie alle den dinghen Eb und allen dingen Kas
(sieh d. Var-App.). Es handelt sich in mit allem dem sinen gerviß um eine inhaltliche Entsprechung
von S. 281,8 mit allem dem, daz er ist und zum eigen, von dem S. 281,4 die Rede ist. Schulze -
Mai zie r* (S. 101) hat mit Di e de r i c h s (S. 36,39) mit allem dem sin (= Ka4) nichts anzu
fangen genoußt und es einfach noeggelassen, noie denn auch Büttner (S. 45) mit Pf.'s mit allen
sinnen nichts anzufangen noußte und es kurzerhand durch „ohn' Besinnen“ (!) noiedergab. Aber B.
übersetzte auch Z. 3 legen – 4 dingen mit: „. . . begraben in Gott es guten und lieben Willen,
mit dem allein man noollen und noünschen darf hinfort.“ (noobei er sich offenbar an La s sons
(ZfdPh 9 S. 25 zu 571,19–20] Konjektur: gotes unde den allein wellen unde begern in allen dingen
anschloß) statt: „. . . in den guten und liebsten Willen Gottes legen mit allem, noas man (nur)
roünschen und begehren mag in allen Dingen.“ – Das und in Z. 2 fehlt in zEb (sieh d. Var.-App.).
noährend alle anderen Hss. es bieten. Lass on ZfdPh 9 S. 25 zu 5?1,1? hat es getilgt, noodurch
geroiß der glattere Text entstand.
* D ie der ich s (S. 37,2) verlas träckheit in Ka4 (f. 29r 2. Z. von oben) als cranckheit,
ebenso in Z. 8. – Mit gotes süezicheit (Z. 5) ist offenbar dasselbe gemeint noie mit S. 220,1 innicheit
und andäht und jubilieren und Z. 3smak und süezicheit sonoie S. 283,10 dem groesten empfindenne.
Ich habe es mit „alles süßen Gottgefühls“ übersetzt.
* Übersetzung von 283,7–284,2: „Ja, genoiß noohl: noenn man den Unterschied übersieht. Denn,
komme es nun aus Trägheit oder aus noahrer Abgeschiedenheit oder Gelassenheit, so muß man
darauf achten, (oder: Denn, ob es aus . . . komme, das kann man daran merken), ob, noenn man
innerlich so ganz gelassen ist, man sich in diesem Zustande so erfindet, daß man dann Gott
genau so treu ist, noie noenn man im stärksten Empfinden noäre, daß man auch in diesem Zustande
alles das tue, noas man in jenem täte, und nicht noeniger und daß man sich aller Tröstung und aller
Hilfe gegenüber ebenso ungebunden halte, noie man's täte, noenn man Gott gegennoärtig empfände.“
Wie ich glaube, habe ich in meiner Übersetzung (S. 91,1 ff.) die Syntax und die Gedankenentroick
lung des Satzgefüges noch nicht genau genug noiedergegeben. – 283,9 als – ist heißt noohl nicht,
noie S c h ulze – Ma iz ie r” (S. 101) übersetzte: „da man innerlich so ganz verlassen ist“ und also
auch nicht, noie meine Übersetzung (S. 91) lautete: „nwenn man sich in diesem Zustande noie inner
lich völlig verlassen findet“, sondern: „nwenn man sich im Zustande der völligen Gelassenheit"
(vgl. 283,8) befindet“. Den Anstoß zum Mißverständnis bot zuerst Büttner (S. 220 zu S. 43,25
(st. 45,251), der konjizierte: als man so gar von ime gelassen ist und dies übersetzte mit: „in

364
Anmerkungen 386–401 zu RdU S. 284–288

diesem Zustand der Verlassenheit“ und sich dabei seinerseits stützte auf Lassons Konjektur
(ZfdPh 9 S. 26 zu 571,25) geläzen > verläzen. – Zu Z. 2 gegenwerticlichen got enpfünde vgl. oben
S. 203,2 und Anm. 45 am Schluß.
* Zum Textstück Z. 3–? vgl. oben. Anm. 107. Zum Inhalt vgl. oben S. 38,19–23 und dort
Anm. 129 S. 88.
* Wie Büttner (S. 220 zu S. 44 /st. 46) schon feststellte, wiederholt das Kapitel „z. T.
noörtlich, Ausführungen des 11. Kapitels“, und B. hat es „daher hier etwas gekürzt“.
* Zu Z. 1 f. vgl. oben S. 282,11 ff. und S. 281,5 ff. – Zu 284,9 eines niuwen lebens pgl. S. 281,11
wir suln uns dicke erniuwen.
*" Zu Z. 2–6 vgl. DW 1 S. 61,4 ff. und dort Anm. 2 (Diederichs Diss. S. 79).
* Vgl. oben S. 252,9 ff. und Anm. 270, ferner S. 286.7 f. – Z. 285,? und ? – 8 sint. hat Schulze
Mai zie r* (S. 102) mißverstanden und übersetzt: „und alle Dinge je nach dem nehmen, noelcher
Art sie eben sind.“ statt: „und alle Dinge darin und demgemäß (d. h. der von Gott gegebenen
wise entsprechend) nehmen, noelcher Art sie auch sein mögen.“ – Z. 9 hat Pfeiffer (S. 572,9)
konjiziert in (einer wise) – das in steht außer in Ebin keiner Hs. – und Schulze - Maizie r*
(S. 102) hat dieses in in seine Übersetzung zu Unrecht aufgenommen: „Denn noas Gott Gutes
getan und gegeben hat in einer Weise“ statt: „Denn noas Gott einer Weise an Gutem angetan
(zugefügt, verliehen) und mitgegeben hat“. – Z. 10 f. die eigenschaft der wise = „die Sonderheit
(die Eigenheit) der Weise“ (denn die hat jenveils immer nur sie), vgl. auch S. 251,11 f.
*** Zu Z. 2–4 vgl. oben S. 252,10 ff. und Anm. 271.
* Pfeiffer (S. 572,18) konjizierte statt Z. 5 der iemer würde überflüssigerweise jener. –
Z. 5 zemäle = „endgültig“ (oder: „ein für allemal“).
* Vgl. oben S. 252,10.
**s Vgl. oben S. 285,6 ff. und S. 252,9 ff. – Die Übersetzung Schulze - Maizi er sº (S. 103)
„und achte nur darauf, daß sie von Gott genommen sei“, mit der die meinige (S. 92,13) überein
stimmt, halte ich jetzt für unzutreffend. Die richtige Übertragung müßte lauten: „und erachte
sie als von Gott empfangen (halte dafür, daß . . ., sehe sie als v. G. e. an)“. Vgl. oben S. 285,6 und
S. 287,5.
3°° Pfeiffer (S. 5?2,23) entnahm dem Text von M16 der statt dem (Z. 10), und Schulze –
Maizier* (S. 103) übersetzte dieses der mit „mit seiner Weise“. Ich halte aber dafür, daß das
von der Mehrzahl der Hss. überlieferte dem ursprünglich ist und mit diesem dem das vorauf
gehend charakterisierte Verhalten gemeint ist, bei der einmal gerwählten „Weise“ zu bleiben. Über
setzung daher: „daß er dabei (oder: darin) je etwas versäume“.
*7 Zu versümen vgl. oben. S. 186,6 f.; 187,5 f. und Anm. 6.
* Zu allez guot vgl. oben S. 252,10.
* Vgl. oben S. 251,13 f. und Anm. 264.
*" Die Bedeutung von bringen ist hier doch noohl „einbringen (Frucht bringen, vollbringen)“.
Lasson (ZfdPh 9 S. 26 zu 572,34) konjizierte: volbringen.
*" Zu Z. 3 f. vgl. S. 234,5 f. Übersetzung von Z. 1–5: „So lautete eine kurze Bemerkung,
die hier eingenoorfen nourde: daß kein Zweifel darüber besteht, daß der getreue Gott einen jeg
lichen Menschen in seinem Allerbesten nimmt. Das ist sicherlich noahr, und nimmer nimmt er
einen Menschen liegend, den er ebenso hätte stehend finden können, denn die Gutheit Gottes hat
es für alle Dinge auf das Allerbeste abgesehen.“ Wie der Var.-App. zu diesem Textstück zeigt,
ist die hsl. Überlieferung und infolgedessen auch der Text von Pfeiffer S. 572,34 ff. und D ie -
der ich s S. 38,28 ff., zumal im Eingang, sehr unterschiedlich und brüchig. Wierveit ich durch
Ausnwertung des ganzen hsl. Befundes das Richtige getroffen habe oder nicht, muß ich dahingestellt
sein lassen. Mir scheint, daß zumal meine Anderungen in Z. 2 und 5 gegenüber dem Text der
bisherigen Herausgeber und ihrer Übersetzer das Ursprünglichere treffen, noenn man beispielsnweise
Schulze - Maizier s* (S. 103) Übersetzung vergleicht: „Bündig und noahr gesagt, auf daß
kein Zweifel bleibe: Der getreue Gott gibt einem jeglichen Menschen stets sein Allerbestes, – das
ist genoißlich noahr. Und nimmer nimmt er einen Menschen liegend, den er ebenso im Stehen hätte
finden können; denn Gott in seiner Gottheit noeiß, noas für jedes Ding das Allerbeste ist.“ Zu

365
Anmerkungen 401–405 zu RdU S. 288–289

Z. 1 vgl. etwa J und t S. 255 (Nr. 7) Z. ?: . . ., da moechti ain frag invallen, . . . Z. 3 hat Pfeif –
fer (S. 572,36) gewis statt sicher, nooher? – Z. 4 guotheit steht, noie der Var.-App. erkennen läßt,
nur in y und Eb (güt N4), ist aber fraglos das Richtige, noährend x, z und Kas unsinniges gotheit
bieten, das Lasson (ZfdPh 9 S. 26 zu 572,38) bereits zu guotheit besserte, ohne daß Lehmann
(S. 89, noo er aber in der Anm. meint: „Wohl besser mit Lasson zu lesen: Güte), Schulze –
Mai zier* (S. 103) und ich selbst (Übersetzung S. 92) die Korrektur vorgenommen hätten. –
Mit Z. 5 aller besten beendet y den geschlossenen Teil der RdU-Bearbeitung, und es schließen
daran nur mehr 5 Exzerpte an, sieh S. 13? und 143). Zu Z. 4 f. vgl. etwa Pf. S. 77,31 f.; In Gen.
n. 127, LW 1 S. 282,7: Dei enim, utpote optimi, est optimum adducere (sieh dort Anm. 4).
* Pfeiffer (S. 5?2,39) übernahm aus M17 wirt statt wart, und alle Übersetzer folgten
dem Pfeifferschen Präsens. Ich habe mich aber für wart entschieden, noeil ich glaube, daß Eckhart
sich – ähnlich etnoa noie DW 1 S. 384,2 ff. – auf ein früheres Vorkommnis bezieht, noie denn N4
schreibt: Ich wart vor ziten gefraget (sieh d. Var.-App.).
* Ich halte denne, das nur in M16 überliefert ist, aber von Pfeiffer (S. 5?2,39) aus M16
übernommen nourde, für ursprünglich, noeil Eckhart mit diesem denne auf das Bezug nimmt, was
im poraufgehenden Abschnitt ausgeführt nourde.
* Übersetzung von Z. 6–9: „Es roard gefragt, noarum dann Gott jene Menschen, von denen
er noeiß, daß sie aus der Taufgnade fallen noerden, nicht so von hinnen nehme, daß sie in ihrer
Kindheit stürben, ehe sie noch zu Verstande (zum Gebrauch der Vernunft) kämen, noo er doch
von ihnen noeiß, daß sie fallen und nicht noieder aufstehen noerden – das noäre doch ihr Bestes?“
Nur ähnlich Thomas S. theol. I II q. 19 a. 10: Praeterea, Deus vult damnare aliquem, quem
praescit in mortali peccato moriturum.
* Zum Inhalt des ganzen Abschnitts pgl. oben S. 4?,3 ff. und die zugehörige Anm. 170 S. 96 f.,
noo auf DW 1 S. 129,2 f. verwiesen ist: Ein meist er sprichet: diu natüre engebrichet niemer,
si engebe ein bezzerz. Als luft ze viure wirt, daz ist bezzer; aber só luft ze wazzer wirt, daz ist
ein zerstoeren und irret. Sit diz din natüre tuot, vil mér tuot ez got: der gebrichet niemer, er
engebe ein bezzerz.; Pf. S. 17,38 ff.: Her umbe wan daz zuo diseme lebenne niht enfüeget noch
zuo behoeret, dar umbe bedecket ez der getriuwe got só er wil unde zeiget ez ouch só er wil
unde só er weiz, daz ez dir aller nützest ist unde dir aller beste füeget, als ein getriuwer arzät ...
Ez stèt in siner hant ze wisende unde ze läzende und als er weiz, daz ez dir lidelich ist. Wan
got ist niht ein zerstoerer der nätüre, mér: er vollebringet si, . . .; BpgA S. 25,26 ff.: . . . wan sanctus
Augustinus sprichet: 'got enist nit ein zerstörer der natur, mer: er ordent sie und machet sie
volkomen'. Den ifle bemerkt zu dieser Stelle (S. 204): „Ist die scholastische Lehre: Deus non
destruit naturam, sed perficit eam.“ Auf dieses „scholastische Axiom“ verweist auch Bihlmeyer
zur Stelle Seuse S. 222,22 f. (BdeW): und wan du, der herr der natur, nit bist ein zerstörer der
nature – du bist der natur ein volbringer. B. meint: „Wohl nicht Augustinus ist benützt, sondern
Thomas, S. Th. 1 q. 1 a. 8 ad 2.“ Auf diese gleiche Thomas - Stelle verweist auch Karrer
M. E. S. 262 Anm. 583; sie lautet: Cum enim gratia non tollat naturam, sed perficiat, . . . K. ver
noeist noch auf S. theol. II II q. 188 a. 8. – Über das Verhältnis von Natur zu Gnade und Gnade
zu Glorie pgl. Thomas S. theol. I q. 95 a. 1 obi. 6: Praeterea, natura plus distat a gratia quam
gratia a gloria, quae nihil est aliud quam gratia consummata. Sed in homine gratia praecessit
gloriam. Ergo multo magis natura praecessit gratiam.; DW 1 S. 366,4 ff. und die dort Anm. 3 auf
geführten Parallelen, insbesondere In Exod. n. 275, LW 2 S. 222,5: Gloria secundum rem est
consummatio gratiae sive »gratia consummata«. Vgl. noeiter Sermo XLIX, 1 n. 508, LW 4 S. 423,5 f.:
"A claritate in claritatem', id est a naturali lumine in supernaturale et a lumine gratiae tandem
in lumen gloriae.; Jost e s S. 21,11 ff.; Pf. S. 229,21 ff.; 27,36 ff. – Die Interpunktion der beiden
Sätze Z. 2–5 durch Schulze – Maizier* (S. 104), der ich mich in meiner Übersetzung (S. 93)
anschloß – Z. 3 Semikolon hinter übel und Z. 4 Komma hinter leben – noar schon diejenige
Pfeiffer s (S. 573,7 ff.), die auch Diederichs beibehielt (S. 39,8 ff.). Sie ist falsch und hat
daher auch falsche Übersetzungen verursacht. Die richtige Interpunktion und Übersetzung hatte
schon Lehmann (S. 89): „Der Mensch hat einen freien Willen, mit dem er zwischen gut und
böse noählen kann, und für sein böses Tun hält Gott ihm den Tod vor und für sein gutes Tun

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Anmerkungen 405–408 zu RdU S. 289–291

das Leben. Der Mensch soll frei sein . . .“ – Zu Z. 2–4 pgl. Eccli. 15,14/18: Deus ab initio constituit
hominem, et reliquit illum in manu consilii sui. . . . Ante hominem vita et mors, bonum et malum:
quod placuerit ei, dabitur illi. – Pfeiffer (S. 573,12) hat das Textstück Z. 6 Diu – sie in
folge pon Homöoteleuton verloren. – Übersetzung von Z. ? f.: „Es gibt also nichts in Gott, noas
etwas zerstörte, das irgendwie Sein hat; vielmehr ist er ein Vollender aller Dinge.“
* gotsuochender und gotvindender mensche habe ich sonst bei Eckhart nicht gefunden; doch
vgl. In Ioh. n. ?04: Magdalena amatrix dei typum gerit animae amantis et desiderantis deum.;
Seuse S. 387,1?f. (IX. Brief): einer gotsüchender sele. Z. 13 in allen dingen ist adverbielle Be
stimmung des Ortes zu (got)suochender, ebenso wie S. 290,1 in * – wisen zu (got)vindender, noäre
also genau zu übersetzen durch: „ein Gott in allen Dingen suchender und Gott zu aller Zeit und
an allen Stätten, bei allen Leuten in allen Weisen findender Mensch.“ Das Komma, das D ie de –
r i c h s (S. 39,23) hinter lütten setzt, ist unberechtigt; es fehlt denn auch bei Pfeiffer (S. 573,20).
*97 Zum Gedanken des beständigen Wachsens und Nie-zu-Ende-kommens pgl. noch Pf.
S. 168,35 ff.; 146,25 ff., auf die D. Ma hn ke, Unendliche Sphäre und Allmittelpunkt, 1937, S. 74
Anm. 2 verroeist.
* Das ganze Textstück von S. 290,5–291,3 ist, noenn ich recht sehe, bisher in den Ausgaben
roie in den Übersetzungen (auch in der meinigen S. 93,27 ff.) falsch interpunktiert und falsch ber
standen worden. Es enthält, dafern ich seinen Sinn richtig verstehe, einen geschlossenen Ge
dankengang in einem einzigen großen Satzgefüge, das ich in interpretierender Übersetzung so
noiedergeben möchte: „(Gesetzt), ein Mensch noollte sich in sich selbst zurückziehen mit allen seinen
Kräften, den inneren und den äußeren, und er stände in diesem Zustande doch überdies so da, daß
es in seinem Innern noeder irgendeine Vorstellung noch irgendeinen (ihn treibenden und zwingenden)
Zroang (Antrieb zum Wirken) gäbe und er solchergestalt ohne jedes Wirken, inneres oder äußeres,
dastände: – da sollte man gut darauf achten, ob es dabei nicht von selber (den Menschen) zum
Wirken hindrängt. Ist es aber so, daß es den Menschen zu keinem Werk zieht und er nichts
unternehmen mag, so soll man sich gervaltsam zroingen zu einem Werk, sei's ein inneres oder
ein äußeres, – denn an nichts soll sich der Mensch genügen lassen, noie gut es auch scheint oder
sein mag –, damit, no e n n er sich (zu anderer Zeit) unter hartem Druck oder Einengung seiner
selbst (durch das Wirken Gottes) befindet (findet), so daß man eher den Eindruck gervinnen
kann, daß der Mensch dabei genoirkt no e r de (= daß mit dem Menschen genwirkt noerde),
als daß er noirke, – (damit, um es zu noiederholen,) der Mensch dann mit seinem Gott mitzu
noirken lerne (bzno. gelernt habe)“. Die Konjekturen Lasson s (ZfdPh 9 S. 26 zu 573,25,31 und
32–33) sind perfehlt und lassen ebenso noie die Übersetzungen erkennen, daß man den Text nicht
verstanden hat, noie etroa Bütt n er s (S. 49) Übertragung, zumal von S. 290,11 ff.: „Denn nie soll man
sich, mag er noch so gut scheinen und auch sein, an einem Zustande genügen lassen, sobald man
sich dabei genötigt sieht zu Härte und Genoaltsamkeit gegen sich selber (1). Wo denn doch auf
einen eher die Bezeichnung paßt, man no e r de getan, als: man tu e. Auf daß man hier ein
M itt u n lerne mit seinem Gott (Sperrungen von B.).“ S. 290,8 daz kann sich auf Ein mensche
(Z. 5) oder auf den im voraufgehenden gekennzeichneten Zustand beziehen. – S. 290,8 ze im bezieht
sich auf das in Z. ? voraufgehende einic werk. Das auf Z. 8 im folgende selber gehört nicht zu
im, sondern zu Z. 8 daz: „. . . ob dieser (scil. Mensch oder dies = dieser Zustand) nicht (von) selbst
zu ihm (= zu irgendeinem innern oder äußern Werk) hindrängt“. Jedenfalls kann nur dies der
Sinn des Satzes sein, noie der folgende (S. 290,9 ff.) deutlich erkennen läßt. Er ist allerdings sehr
mißverständlich formuliert. Lass on s Konjektur (ZfdPh 9 S. 26 zu 5?3,28): zemen welle st. ziehen
welle, der Lehmann (S. 90 Anm. 32) zustimmte, roar perfehlt. – Zu S. 290,9 vgl. S. 274,2 f. –
Zu Z. 2 der mensche dä werde geworht vgl. etwa Ruus bro e c Die gheestelike Brulocht II, 4,
Werken 1 S. 236,28 ff.: Ende (som) houden si (d. h. verkeerde menschen) contrarie, ende segghen
dat si meer loens verdienen dan andere menschen, want God werket hare werke, ende si lijden
Gods werken ledichlijcke ende werden selve ghewracht. – Zu Z. 3 mitewürken vgl. Pf. S. 161,30 ff.;
Jost e s S. 6,22 ff.: Alz si (d. h. die Seele) sich alzo leuterlichen in got getragen hat, so gibt sich
ir gotalzo, daz er ir werch wurket in ir an erbeit, dazsi sei ein mitwurcherin mit got.; Taul er
S. 213,14 f.: An dem anderen ende, do der mensche ist gekert in Got mit allem sinem gemüte,

367
Anmerkungen 408–411 zu RdU S. 291–292

und ist ein mit würker mit Gotte in ime . . .; 372,27 f.: Mer Got der würket ane underlos in uns
vil eigenlicher und adellicher (als die Engel), und si habent ein mitwürken mit Gotte in uns . . .;
vgl. auch Z. 11.
40° Über das Verhältnis von innicheit (= schouwelicheit) und würklicheit vgl. oben S. 221,1 ff.
und Anm. 128; Pf. S. 330,26 ff.: Harüf sprichet Augustinus: Marthá hät niht ein boesez, mér: ouch
ein guotez (scil. teil), doch hät Mariä daz beste. Wan ir teil ist üebunge des innern menschen, daz
váhet hie an unde wert éwecliche . . . Und wie wol daz inner leben daz beste an im selber si, doch
ist etwenne daz üzer bezzer, só des nót ist an liplicher hilfe, alse dem hungerigen bezzer ist ezzen
geben denne die wile sich üeben an innerlicher schouwunge. Dar umbe sprichet ein lérer: swä ich
eines menschen jungeste nót sihe unde hilfe ich im niht, só bin ich an im schuldic, unde sant
Augustinus sprichet: ich muoz im büezen. Dar umbe an rehter nöt ist bezzer üeben diu werc des
üzern menschen ze der erbermede mir oder dem néhsten, denne sich setzen in ein inner müezikeit
des innern menschen an bekennen unde begerunge.; insbesondere Pf. S. 18,18 ff.: Nü merke hie
underscheit dirre frägen. Einz ist gar edel, daz ander ist sère nütze. Mariä was sére gelobet, daz
si daz beste hete erwelt. Só was ouch Marthen leben gar nütze, wan si diende Kristó unde sinen
jungern. Der heilige Thomas sprichet, dä si daz würkende leben bezzer denne daz schouwende, dä
man in der wirclicheit üz giuzet von minne daz man in genomen hät an der schouwunge. Dà
enist niht denne einz, wan man engrifet niergent denne in deme selben grunde der schouwunge
unde machet daz fruhtber in der wirkunge, und aldá wirt diu meinunge der schouwunge volle
bräht. Alleine beschéhe dá bewegunge, ez enist doch niht denne einz, ez kumet üz einem ende, daz
got ist, unde gét wider in daz selbe. Als ob ich gienge in disem hüse von eime ende an daz andere,
daz wère wol bewegunge unde wère doch niut denne einz in eime. Alsó in dirre wirclicheit enhät
man anders niht denne eine schouwelicheit in gote. Daz eine ruowet in deme andern unde volle
bringet daz andere. Wan got der meinet in der einekeit der schouwunge die fruhtberkeit der
würkunge, wan in der schouwunge dienest dü alleine dir selber, aber in den tugentlichen werken
dá dienestü der menige (vgl. Qu in t S. 56 zu 18,28). Die gemeinte Thomas - Stelle ist S. theol. II
II q. 182 a. 1 ad 3: Ad tertium dicendum quod ad opera vitae activae interdum aliquis a con
templatione avocatur propter aliquam necessitatem praesentis vitae: non tamen hoc modo quod
cogatur aliquis totaliter contemplationem deserere (vgl. oben Z. 4: dem innern sül entgán oder
entvallen). Unde Augustinus dicit, XIX de Civ. Dei: Otium sanctum quaerit caritas veritatis:
negotium iustum, scilicet vitae actipae, suscipit necessitas caritatis . . . Et sic patet quod, cum
aliquis a contemplativa vita ad activam vocatur, non hoc fit per modum subtractionis, sed per
modum additionis.; Pf. S. 53,23 ff.; 275,3 ff.; Jost e s S. 91,21 ff.: Mit dem innern menschen sücht
man got mit schawendem leben, mit dem auzzern menschen sücht man got in wurkendem leben.;
Tauler S. 337,32 ff.: Könde das der mensche nu gehaben das das uswendige das innerlich nüt
enhinderte, so weren besser zwei denne eins. Aber vindest du das das dich das uswendig des
innerlichen hindert, so losse ab künlich. Wienwohl D ie der ich s (Diss. S. 36 zu 573,3?) inikeit (z)
bereits durch Sperrung als „Verbesserung des Textes“ kennzeichnete, hat er in seiner Ausgabe
(S. 40,5,6) doch die verderbte Lesart von Ka4(F2M16 Ka5) einikeit beibehalten, die Pfeiffer
(S. 573,37,38) aus F2 übernahm, die Lasson (S. XV) aber bereits zu innigkeit korrigiert hatte. –
Zu Z. 11 mitewürken vgl. oben Z. 3 und Anm. 408.
40 Vgl. Dionysius A re op ag it a De mystica Theologia c. 1 S 1, PG 3,99? (Dionysiaca
t. 1 p. 566,1–4); vgl. In Exod. n. 23?, LW 2 S. 1968 ff.: Et hoc est quod ait Dionysius c. 1 De
mystica theologia: »simplicia et abscondita et inconvertibilia theologiae mysteria cooperta sunt
secundum supersplendentem occulte docti silentii caliginem in obscurissimo superclarissimum
supersplendere facientem«. (sieh dort Anm. 1). Pf, S. 319,5 ff. ist das gleiche Zitat Augustinus zu
geschrieben: Hie von sprichet sant Augustinus: daz schoeneste, daz der mensche gesprechen mac
von gote, daz ist, daz er von wisheit inners richtuomes swigen künne.; vgl. auch Taul er S. 293,1 f.:
Ein meister sprach: 'der spricht aller schonest von Gotte, der von bekenntnisse inwendiges rich
tümes von Gotte kan geswigen'. Vgl. auch das Dionysius - Zitat DW 1 S. 347,1 ff. (sieh Anm. 2)
– Zu Z. 2 entvallen vgl. oben S. 291,4 und S. 261,6.
*!! Die Syntax des ganzen Satzgefüges Z. 1–5 ist, noie oft in den RadU, ungeznoungen;

368
Anmerkungen 411–415 zu RdU S. 292–294

Pfeiffer (S. 574,5 ff.) hat sie verkannt und daher eine irreführende Interpunktion genoählt, an
der schon La s so n (ZfdPh 9 S. 26 zu 574,6,9) Anstoß nahm. Die der ich s (S. 40,18) setzt hinter
dä (Z. 4) fälschlich ein Komma; mit dä só noird der Relativsatz Z. 1 fortgeführt hinter der Paren
these Z. 2–4. Übersetzung: „Nun erhebt sich die Frage: Wie soll man da noch ein Mitwirken
haben, wo der Mensch doch sich selbst und allen Werken entfallen ist und – noie Sankt Dionysius
sagt: Der spricht am allerschönsten von Gott, der vor Fülle des inneren Reichtums am tiefsten von
ihm schroeigen kann – noo Bilder und Werke, Lob und Dank oder noas einer sonst noirken könnte,
entsinken?“.
** Übersetzung: „Ein Werk bleibt einem billig und recht eigentlich doch, das aber ist: ein
Vernichten seiner selbst. Indessen mag dieses Vernichten und Verkleinern seiner selbst auch noch
so groß sein, es bleibt doch mangelhaft (unzulänglich), wenn Gott es nicht in einem selbst voll
endet.“ Schulze – M aiz i e r s* (S. 106) Übersetzung gibt den Gedanken nicht genau noieder. Vgl.
auch S. 293,3 f. Zu Z. ? vernihten vgl. etwa Pf. S. 192,20 f.: Ze glicher wise spriche ich von dem
menschen, der sich vernihtet hät in ime selben in gote und in allen créatüren.
* gotes erhoehen = „Erhöhen durch (oder: „vor“, noie S c h ulze – M aiz i e r * S. 106 über
setzt) Gott.“ Im Hinblick auf den anschließenden Begründungssatz wan dazéwangelium sprichet
etc. und den Inhalt des Schriftzitats kann gotes (Z. 1) nicht objektiver Genitiv sein. S. 291,12 f. Ez
schinet bezieht sich nicht auf die voraufgehenden Ausführungen als Schlußfolgerung, sondern auf
das folgende Schriftzitat. Um den Gedanken Eckharts klar zum Ausdruck zu bringen, müßte man
übersetzen: „Eine Frage: Wie soll denn (aber) Gott den Menschen durch sich selber vernichten? Da
das Evangelium sagt: "Wer sich erniedrigt, der noird erhöht noerden", sieht es doch so aus, als ob
das Vernichten des Menschen ein Erhöhen durch Gott noäre?“
** Vgl. S. 292,8f. Zu Z. 3 já und nein! vgl. DW 1 S. 382,1.
** Zum Thema „Höhe – Tiefe“, „Erhöhung – Erniedrigung“ vgl. insbesondere DW 1
S. 237,3 ff. (und dort Anm. 2): jch dachte zo nachte, godes hoicheit lege an myner nederheit; dar ich
mych nederde, dair wirt got erhoeget . . . mer ich gedachte zo nachte, dat got inthoeget solde
werden . . . it sprycht also: ein inthoeget got, neit ey ale meir ey in; dat wir verhoeget solden
werdene . . .; Pf. S. 614,21 ff. (Spruch 47): Meister Eckehart sprach ouch: min ötmüetikeit erhoehet
got, unde só ich mich selber ie mé ótmüetige, só ich got ie mé erhoehe, und als vil ich got ie mé
erhoehe, ie senfteclicher unde suozlicher er in mich sine götlichen gäbe unde sinen götlichen
influz in mich floezet . . . Wie aber got erhoehet werde mit miner ötmüetekeit, daz bewise ich dä
mite: wan só ich mich ie mé nidere und under drücke, ie hoeher got ob mir ist. Reht alsó diu
putze ie tiefer ist, ie hoeher der wirt, der üf der putzen stät. Alsó ze gelicher wise, só ich mich ie
mér nidere in der ötmüetikeit, ie hoeher got wirt unde ie senfteclicher unde süezeclicher er in mich
giuzet sinen götlichen influz. Alsó muoz daz wär sin, daz ich got erhoehen mac mit miner
ótmüetikeit.; vgl. auch Pf. S. 614,1 ff. (Spruch 46); 348,10 f.: . . . und eine wäre diemüetikeit, dä
mite sie sich selber nidern unde got in allen ir werken erhoehen.; 119,26 ff.; 155,11 ff.; Sie pers
ZfdA 15 S. 424,89 f.: daz ist ein güt gebet, wan van der öitmüdikeit höchit sich god. E. S c h a e -
fer M. Eckeharts Traktat „Von Abegescheidenheit“, 1956, S. 189,6 ff.: Daz vesteste fundament,
darüf disiu volkomenheit gestän mac, daz ist diemüetecheit, wan welhes natüre hie kriuchet
in die tiefesten niclerkeit, des geist fliugetüf in daz hoehste der gotheit, . . .; In Exod. n. 242, LW 2
S. 198,12 ff.: Profundum enim et altum idem. Profundum humilitas et terra, altum caelum. In
caelis deus habitat.; In Sap. n. 48, LW 2 S. 374,4 ff.: Altas, id est profundas, secundum illud Ioh. 4:
'puteusaltus est', et illud: 'duc in altum, et laxate retia', Luc. 5. Altum enim et profundum idem
est, Eccl. 7: 'alta profunditas, quis inveniet eam?"; Sermo VII n. 78, LW 4 S. ?5,13: Humilitas quasi
via hominis ad deum.; Sermo XXIV, 2 n. 245, LW 4 S. 225,1 f.: Iuxta (quod dic) quomodo haec,
scilicet elevatio, fit humilitate solum. Vgl. auch DW 1 S. 73,6 ff. und dort Anm. 2; BogA S. 46,39 ff.:
. wand ein luter arm leben ist gar ein hoch leben, und die hochheit gehöret mir villiht nit zü;
. . . Und ist daz leben hoch, so süllent wir uns nider machen; und in der niderheit so begriffent
wir die hocheit.; Taul er S. 252,8 f.: Und also enwürket die hocheit Gotz niergen als frucht
berlichen noch als götlichen als in der tiefster niderheit des menschen; S. 245,14ff.: Dis kumet
von der niderheit, dise erhebunge; wan ie niderre ie höher. Der sich nidert, der wirt erhöhet;

24. Eckhart D5 369


Anmerkungen 415–428 zu RdU S. 294–297

ie niderre, ie höher: do antwürt eins in das ander und wirt ein einig ein. Gotz hochheit sichet
eigenlichen und aller meist in das tal der demütkeit.
* Übersetzung von Z. 3–6: „Wer jenes (= der meiste) se in roill, der muß dieses (= der
minste) no er den. Jenes Sein ist nur zu finden in diesem Werden. Wer der Geringste noir d ,
der ist fürwahr der Größte; noer aber der Geringste geno orden ist, der ist schon jetzt der
Allergrößte.“
*!7 Übersetzung von Z. ? f.: „Denn unser ganzes (noesenhaftes) S ein liegt in nichts anderm
(begründet oder: hängt an nichts anderm) als in (an) einem Zu n i c h t e - no e r d en“. Es noird
ohne noeiteres deutlich, daß Schulze - Maizier s* Übersetzung (S. 107), die Diederichs
(S. 41,9) falsches leben (= Ka4) übernimmt, einen unzutreffenden Sinn ergibt: „Denn unser ganzes
Leben ist nichtig, noenn noir nicht selber zunichte noerden.“ Vgl. Anm. 378 über werden – ent
werden.
** Der Rp. bezieht sich auf S. 197,1 ff., sieh auch Anm. 28. Er fehlt in y. Mit Recht haben
Pfeiffer (S. 574,38) und D ie der ich s (S. 41,15) das in Ka4F2Ka5zEbDe vor Z. 3 als über
lieferte und getilgt.
* Pfeiffer s (S. 5?4,38 f.) Text: Dar umbe als got sich selber und elliu dinc ze sinem
frien eigen geben hät, der sich auf F2 stützt, ist auf den ersten Blick unsinnig. Büttner (S. 220
zu S. 49,5 (st. 51,51) glaubte, ihm durch die Konjektur siner friunde eigen und La 8 s on (ZfdPh 9
S. 26 zu 574,39) durch die Anderung ze unserm frien aufzuhelfen. Fraglos aber ist in Z. 4 uns
und wil ursprünglich und erforderlich. Ich habe sinem, das auch Diederichs aus Ka4 in den
Text übernahm, durch einem (mit y Ge4 N4), das genoiß ursprünglicher ist, ersetzt.
**" alle eigenschaft = „alles Eigentum“.
* Z. 6 als – ? geligen. ist von den Übersetzern falsch übersetzt noorden, so von Büttner
(S. 51): „(daß noir als unser Eigentum ansprechen dürfen,) noas mir gerad ins Auge sticht!“, aber
auch von S c h u lze – Ma iz ie r? (S. 107): „(daß noir auch nur so viel Eigenes haben roie ein
Stäubchen,) das in meinen Augen liegen könnte.“ oder Lehmann (S. 91): „(daß noir alles das
als unser Eigentum betrachten,) noas noir mit unsern Augen noahrnehmen“. Die richtige Über
setzung aber lautet: „(daß noir auch nur so viel Eigenes besitzen,) noie mir in meinen Augen liegen
könnte“, d. h. überhaupt nichts, denn in meinen Augen darf gar nichts – also auch kein Stäub
chen – liegen, noenn ich sehen soll.
* Pfeiffer (S. 575,3) ergänzte wise hinter Z. 8 deheine, noie mir scheint, unberechtigter
nweise. Eher würde ich vor gegap ergänzen: der (Gen. Pl.), aber auch das noird nicht unbedingt
nötig sein. Wieder scheint mir die Syntax, noie öfter in den RaU, frei gehandhabt zu sein.
* Z. 9 des bezieht sich auf das voraufgehende eigens, also: „solches (oder: von solchem,
d. h. Eigenes) hat er noeder seiner Mutter noch irgendeinem Menschen oder (sonst) einer Kreatur
in irgendeiner Weise gegeben“.
* dis gewarne = „mit jenem (d. h. mit jenem vrien eigen, das er selbst ist, Z. 4 und 7 f.)
persehe (ausstatte)“. Meine Übersetzung (S. 95,33) „und uns damit zu behüten“ und alle anderen
noaren perfehlt.
* Zu Z. 4 ff. vgl. oben S. 3?,4 ff.: sit dem mäle dem menschen allez daz, daz guot oder
troestlich oder zitlich ist, im ze borge gelihen ist, waz hät er danne ze klagenne, só, der ez im
gelihen hät, ez wider nemen wil? Er sol gote danken, der ez im verlihen hät só lange.
* Zu läget vgl. oben S. 253,11.
* Vgl. oben S. 295,4f. – Pfeiffer (S. 575,12) ist F2 gefolgt, das Z. 8 und 1 – 9 aleine infolge
von Homöoteleuton verlor, ohne daß Pf, die Sinnlosigkeit des lückenhaften F2-Textes bemerkt
oder doch mit einem der anderen ihm zur Verfügung stehenden hsl. Texte die Lücke aufgefüllt
hätte. Lass on (ZfdPh 9 S. 26 zu 5?5,13) bemerkte die Verderbnis und suchte ihr durch eine Kon
jektur abzuhelfen.
* Die der i c h s' Text S. 41,36 f., der sich auf den lückenhaften Text von Ka4 (sieh d. Var.
App.) stützt und ihn durch Konjektur zu ergänzen sucht, ist verfehlt gegenüber dem von Pfeif
fer (S. 575,15 ff.), der im noesentlichen intakt ist. Wenn Stamm l er ZfdA 59 S. 201 allerdings
sagt: „grund zu einer änderung lag indes nicht vor“, so dürfte meine Anderung des Textes wohl

570
Anmerkungen 428–453 zu RdU S. 297–298

doch die Notroendigkeit einer Anderung des Ka4-Textes erkennen lassen. Schulz e - Maiziers ?
Übersetzung, die Diederichs' Text folgte (S. 108), ist sinnnwidrig. Übersetzung von Z. 2 ff.: „denn,
je mehr Eigenes pon allen Dingen noir haben, um so noeniger Eigenes von ihm haben noir, und
je noeniger Liebe zu allen Dingen noir haben, um so mehr haben noir pon ihm mit allem, noas er
zu bieten hat.“

* Vgl. Matth. 5,3: Beati pauperes spiritu (= Eingang der Bergpredigt-Seligsprechungen).


* Das Thema von der „Armut des Geistes“ behandelt besonders eindrucksvoll der große
Traktat BogA und die Predigt Pf. Nr. LXXXVII (S. 280–284).
* Übersetzung von Z. 8 f.: „noo (nwenn) es einen Grund gäbe, auf dem alles Gute aufgebaut
noerden könnte, der könnte nicht ohne dies sein“. Pfeiffer s Text (S. 5?5,23): der wëre niht,
sunder diz unde daz ist nicht nur in der Interpunktion, sondern auch in der Hinzufügung von unde
daz, roas in keiner Hs. steht, sinnlos und hat denn auch Büttner (S. 220 zu S. 50,4 [st. 52,41)
zu einer ebenso sinnlosen Anderung veranlaßt: „lies: weder were niht“, noie seine Übersetzung
von Z. 8 f. erkennen läßt: „Und das mit Recht! (= Und in der wärheit:) da das ein Grund ist, auf
dem alles Gute aufgebaut noerden kann; jeder andere noäre nicht ohne eine Beimischung von
Besonderheit.“ (!) Schulze - Maizier * (S. 108) hat sich deutlich an Büttner s Übersetzung
angeschlossen: „Das roäre fürrwahr der Grund, auf dem alles Gute aufgebaut noerden könnte;
jeder andere noäre nichtig“, noienwohl Di e der ich s' Text (S. 42,3 f.) bereits intakt noar und Leh -
m an n (S. 92) den Pfeifferschen Text, noas den Vordersatz betrifft, schon richtig verstanden und
nwiedergegeben hatte: „In der Tat, noo ein Grund noäre, auf dem alles Gute aufgebaut noerden
könnte, der noäre gar nicht an sich, sondern noäre nur dies oder jenes.“
* Die der ich s (S. 42,8 ff.) hat die ganz perfehlte Interpunktion Pfeiffer s (S. 5?5,26 ff.:
. . . geflöz. Und . . . habent daz, daz unser . . . als in; ie minr (!) denne mir . . . si wider daz, daz
ich . . .) übernommen, noienoohl Büttner (S. 52, sieh auch S. 220 zu S. 50,10–13 /st. 52,10–13/)
bereits die richtige Interpunktion bot, aber Z. 4 jà – si (= Pf. S. 575,2? ie – si) fälschlich noieder
gab durch: „– im Maße, wie ich noeniger Eigner von Dingen (Sperrung durch B.) bin.“ Leh -
mann (S. 92) und Schulze - Maizier* (S. 108) und ich selbst (S. 96,21) setzten hinter Z. 3
gevlöz noieder unberechtigterweise einen Punkt und mußten daher notwendig die folgende Syntax
gegen die hsl. Überlieferung ändern. Sch.-M. hat außerdem das Textstück Z. 4 jä– si noillkürlich
und gegen das Zeugnis der hsl. Überlieferung hinter Z. 6 sin! verschoben. Übersetzung von Z. 1–?:
„Daß noir uns frei halten von den Dingen, die außer uns sind, dafür will (uns) Gott zu eigen geben
alles, noas im Himmel ist, und den Himmel mit all seiner Kraft, ja, alles, noas je aus ihm (d. h.
aus dem Himmel) ausfloß, und (noas) alle Engel und Heiligen haben, auf daß das uns so zu eigen
sei noie ihnen, ja, in höherem Maße als mir irgendein Ding zu eigen ist. Dafür, daß ich um seinet
noegen mich meiner selbst entäußere, dafür wird Gott mit allem, was er ist und zu bieten vermag,
ganz und gar mein Eigen sein, ganz so mein noie sein, nicht noeniger noch mehr.“ Zum Inhalt vgl.
insbesondere DW 1 S. 71,7 ff.: Got muoz mir sich selber geben als eigen, als er sin selbes ist, oder
mir enwirt niht noch ensmecket mir niht. Swer in alsus zemäle enpfähen sol, der muoz zemäle sich
selben ergeben hän und sin selbes üzgegangen sin; der enpfaehet glich von gote allez, daz er hät,
als eigen als erz selber hät und unser vrouwe und alle, die im himelriche sint: daz ist disen als
glich und als eigen. Die alsó glich üzgegangen sint und sich selben ergeben hänt, die sulen ouch
glich enpfähen und niht minner (sieh auch die S. 72 Anm. 1 aufgeführten Parallelen); DW 1
S. 93,3 ff. und dort Anm. 2; S. 235,10 ff. und dort Anm. 3 (S. 236 f.); S. 246,13 ff.; Pf. S. 61,38 ff.;
55,2 f.; 158,37 ff.; 209,23 ff.; vgl. auch oben S. 187,1 ff. und Anm. ?.
*** Büttner (S. 52) übersetzte Z. 8 f. oder sin selbes ie wart mit: „oder sich einverleibt hat“,
Lehmann (S. 92) mit: „oder sonst sein Eigentum noard“, beides, noie mir scheint, unzutreffend,
noährend Schulze - Maizier* (S. 108) den Text richtig noiedergab durch: „oder als er je sich
selber gehörte“. Ich übersetzte (S. 96,27 f.): „oder er je sich selbst zu eigen nourde“. Nachdem
Eckhart in Z. 4 ff. gesagt hat, daß Gott genau so mein Eigen noird, noie er sein Eigen ist, sagt er
nun, er noerde tausendmal mehr mein Eigen, als irgendein Mensch je sein eigenes Eigen (sich
selbst zu eigen) gervorden sei.

371
Anmerkungen 434–446 zu RdU S. 298–302

* Übersetzung: „Nie roard etnoas (einem) so zu eigen“.


* = „ohne Eigenbesitz unserer selbst“.
* Hier kommt Eckhart noieder auf die Armut (des Geistes) zurück, von der er S. 29?,5 ff. ge
sprochen hat.
*7 Übersetzung von Z. 2–5: „Auf dieses Entgelt (Gegenleistung, Gegenzahlung) aber darf
man es nicht absehen noch je danach ausschauen, und das Auge soll sich nie auch nur einmal
darauf richten, ob man je etwas geroinnen oder empfangen noerde als einzig durch die Liebe zur
Tugend.“ – Zu Z. 2 f. ensol niht gemeinet werden vgl. etwa noch Pf. S. 177,3 f.; 278,37 ff.: Meinest
aber dü, daz daz dir werden sol, unde häst ein sehen darüf, só wirt dir niht.; 279,22 f.; 334,3?:
Aber ich ensol ez niht meinen (sieh Qu in t S. 895 zu 334,3?) noch begern. – Zu Z. 2 widergelt
vgl. S. 19?,1 und S. 295,3.
* Pfeiffer S. 575,40 hat isoliertes einiger aus F2 statt eigener übernommen, noas Bütt -
n er (S. 52) beibehält, Lehmann (S. 93 Anm. 34) schon als verderbt erkannte und durch eigener
ersetzte. Übersetzung: „Denn: je entblößter, um so mehr (hat man) zu eigen!“
* Zu Diogen es - Alex an der vgl. C i c er o Tusc. 5,92: At vero Diogenes liberius, ut
Cynicus, Alexandro roganti, ut diceret, si quid opus esset, Nunc quidem paululum', inquit, 'a sole'.
Offecerat videlicet apricanti. Et hic quidem disputare solebat, quanto regem Persarum vita
fortunaque superaret; sibi nihil deesse, illi nihil satis umquam fore; se eius voluptates non
desiderare, quibus numquam satiari illi posset, suas eum consequi nullo modo posse. Vgl. auch
S e n e ca De ben. ?,2, 3–6; „Gesta Romanorum“ c. 183 (hsg. von Hermann Oesterle y) S. 589
und die S. ?42 nachgenoiesenen noeiteren Belegstellen.
40 Vgl. Anm. 25.
* Vgl. DW 1 S. ?1,1 ff.: Gaebe ein mensche tüsent mark goldes, daz man dä mite kirchen und
kloester machte, daz waere ein gröz dinc. Nochdenne haete der vil mé geben, der tüsent mark vür
niht geahten künde; der haete verre mé getän dan jener.; vgl. auch die in der Anm. 1 verzeich
nete Parallele Pf. S. 178,38 ff. und den Hinroeis auf D ie der ich s Diss. S. 80 und Pa h n ck e
Kl. B. S. 19, die bereits auf die Übereinstimmung der vorliegenden Stelle der RdU mit der an
gemerkten Stelle der Pr. 4 hingenoiesen haben. Vgl. noch DW 1 S. 32,8 ff. – Z. 11 daz – dinc. hat
Pfeiffer S. 576,16 ausgelassen.
* Vgl. etwa oben S. 23,4 ff. und die S. ?? Anm. 64 aufgeführten Parallelen, insbesondere In
Ioh. n. Z9, LW 3 S. 67,6 ff. und In Ioh. n. 613.
* Der Text von Pfeiffer (S. 576,19 f.): 'jä, herre, wëre niht mér denne ein sache noch ein
hindernüsse mit minen gebresten' und der von Di e der ich s (S. 43,6): „ja, her, wer nit, dann
ein sach noch ein hindernus nit minem gebresten“, die sich auf die Gruppe x stützen, sind offenbar
perderbt. Die Übersetzer haben sich recht und schlecht bemüht, der Verderbnis einen plausiblen
Sinn abzugenwinnen. Ich glaube, mit z EbKa5N4 den richtigen Text hergestellt zu haben, der durch
Ge4 bestätigt noird (sieh d. Var.-App.). Dieser Text ergibt zrvar roörtlich genommen einen logischen
Widerspruch, insofern als man nicht zugleich Ursache und Hindernis für etwas sein kann. Ich
glaube aber, daß man die Stelle, noie so viele andere, nicht pressen darf, sondern als im un
geznoungen improvisierten Vortrag formuliert ansehen muß. Die Übersetzung noürde dann etwa
lauten: „Ja, Herr, noäre ich denn nicht mit meinen Mängeln (Schnvächen) eine (entgegenstehende)
Ursache und ein Hindernis (oder: eine Ursache der Verhinderung)?“
* Vgl. Pf. S. ??,27 ff.: Hie sprechent die meister und gent uns einen wisen rät, daz wir gote
sin ére läzen und enpfähen von ime alliu dinc sunder mitel unde niht von den créatüren. Alsó
läzen wir gote sin ére unde läzen in würken swie er wil und swenne er wil unde sin wir sin
lidig unde blöz . . . Hie sulle wir doch gote helfen sin ére behalten als verre ez an uns ist. (sieh
Qu in t S. 231 f. zu ??,30 und ??,32).; S. 482,34 ff.: . . . unde sol alliu disiu dinc üf tragen in ein
götlich ére unde bevelhen dem götlichen gewalte, wie sie gote gevallen, daz sie im ouch alsó wol
gevallen, . . .; vgl. auch DW 1 S. 100,1 ff.
45 Vgl. oben Z. 1 f.
* Zu Z. 1–4 vgl. oben S. 264,2f. und Anm. 313; Spa m er Texte S. 126,15 ff. („Zwiesprach
znwischen Gott und Mensch“): Der mensche: ach mynniclicher got, du wilt es aber als vngeleich

372
Anmerkungen 446–450 zu RdU S. 302–304

von den menschen han. Es schinet, wie etlich lüt tröst von dir habent vnd auch von der creatur.
Die antwurt: daz mainet daz, das ich erkenne ains ieglichen menschen aller bestes in allen
dingen. Daz ir das nit erkennet, das ist von grobhait ewr sinne vnd von kranckem glauben.
Ich züche mängen menschen mit sussikait, vnd täte ich es aim andern, es wer sein ewiger töd.
Einem gib ich leiden. Geb ich es ainem andern, es wer sein ewiger val. Also bin ich die ewig
weisshait die zü grunde alle ding erkennet. Was ieglichem aller nüczest ist, daz füg ich im zü
vnd wil es von im han, es thü we oder wol.; Taul e r S. 265,25 f.: Ieklich müs sin wise haben,
und als es gerüfet ist, so müs eins komen.; S. 318,8 f.: Wan Got der misset dise wirtschaft mit der
mosse der minne und git eime ieklichen als im aller best ist. – Z. 5 daz er – ist ist in x, z,
Ka5, noie mir scheint und noie der Text der bisherigen Ausgaben erkennen läßt, verderbt:
Pfeiffer S. 576,31: daz er mér kennet unde sin nëhstez ist, Di e der ich s (S. 43,20): das er mer
kentt sin nestes. Alle bisherigen Übersetzer haben denn auch Pfeiffers oder Diederichs' Text
sehr frei übertragen und nicht anders übertragen können, so etwa Schulze - Ma iz ie r* (S. 110):
„. . . einem jeglichen sein Allerbestes, noas er, ders besser noeiß, als das Richtigste für ihn erkennt“
oder Büttner (S. 54): „. . . einem jeden das Beste, noie's seiner überlegenen Einsicht nach für
ihn am Platze ist.“ Lasson (ZfdPh 9 S. 26 zu 576,31) schlug eine ziemlich freie Konjektur vor:
daz ] es ime mér füeget unde. Ich habe meinen Text mit Hilfe der ganzen hsl. Überlieferung
konjiziert.
447 Gemeint ist noohl die Verzückung des Paulus in den dritten Himmel 2 Cor. 12,2,3, vgl.
DW 1 S. 403,1 f. und die dort Anm. 1 verzeichneten Parallelstellen. Daß Eckhart tatsächlich die
Vision des Paulus im Auge hat, geht noohl aus S. 303,1 hervor.
* Die Syntax in 302,8–303,2 ist noieder dem Charakter des ungeznwungenen Vortrags ent
sprechend sehr frei.
* Der Text des ganzen Satzes und die Interpunktion sind bei Di e der ich s (S. 43,30–34)
perfehlt. Pfeiffer (S. 576,40 ff.) hat einen im ganzen bessern Text und eine richtigere Inter
punktion, setzt aber fälschlichernoeise hinter Z. 5 gotes keinerlei Satzzeichen. In Z. ? hat Di e de -
r ich s (S. 43,33) aus Ka4 (F2) sicher verderbtes nümmer anstelle von niht minner übernommen,
und Pfeiffer (S. 577,2) konjizierte stattdessen lieber, noas zwar zu efte leuer Eb (sieh d. Var.
App.) stimmt, aber, noie ich meine, nicht ursprünglich ist. Daß dem so ist, lehrt schon die Über
setzung Büttner s (S. 54): „Einfach sein Wille noird mir genug sein! Überhaupt sollte mir sein
Wille so lieb und noert sein: noo er es anders noill (?), daß mir das lieber noäre, als noenn er
mir die Gabe gegeben, in mir sich betätigt hätte.“ Nicht minder noidersinnig aber ist Schulze -
Maizi er s* (S. 110) Übersetzung des Diederichsschen Textes: „Fürmoahr, so sollte mir genügen
an dem Willen Gottes in allen Dingen, die er noirken oder geben noill; sein Wille sollte mir so
lieb und noert sein, noie es mir nimmer sein noürde, noenn er mir diese und jene Gabe verliehe
oder dies und das in mir noirkte.“ Lehmann s Übersetzung (S. 94) traf noenigstens im ersten
Teil des Satzgefüges den richtigen Sinn, noenngleich der zweite im Anschluß an Pfeiffers Text
in die Irre ging. Richtige Übersetzung des ganzen Gefüges: „Wahrlich, so sollte mir am Willen
Gottes genügen: In allem, noo Gott noirken oder geben noollte, (d. h. überall da, wo oder: in allen
Menschen, in denen G. noirken oder denen er Gaben geben noollte) sollte mir sein Wille so
lieb und noert sein, daß mir das nicht noeniger bedeutete, als noenn er mir diese Gabe gäbe oder
in mir dies noirkte.“ – Zur Hingabe an Gottes Willen vgl. DW 1 S. 64,3 ff. und dort Anm. 2, oben
S. 227,5 ff. und 283,2 ff.
* S. 303,8f. alliu werk gotes habe ich aus dem gedanklichen Zusammenhang konjiziert. Pfeif
fer (S. 577,3): alliu wesen. Got, D ie der ich s (S. 43,35): alle wesen got, haben den unsinnigen
Text der gesamten hsl. Überlieferung (alle wesen Godts Ge4!) beibehalten, aber verschieden inter
punktiert, ohne dadurch den Sinn überzeugender zu machen, noie die Übersetzungen erkennen
lassen: „So trüg ich alle Gaben in mir und alles Wesen: Gott und alle Kreatur . . .“ (Büttner
S. 54), „auf diese Weise noären alle Gaben Eins und alle Wesen. Gott und alle Kreaturen . . .“
(Lehm an n S. 94), „So noären alle Gaben mein und alle Wesen Gott; (1) und ob alle Kreaturen
ihr Bestes oder ihr Argstes dazu tun, das können sie mir nicht nehmen“ (S c h ulze - Ma iz ie r*
S. 110). In Wahrheit besagt der Text – mit meiner Konjektur: „So noären alle Gaben und alle

373
Anmerkungen 450–458 zu RdU S. 304–306

Werke Gottes mein. Und mögen dann alle Kreaturen ihr Bestes oder ihr Argestes dazu tun (daran
setzen), sie könnens mir nicht rauben.“ Es ist doch deutlich, daß der Satz mit 303,8 f. alle gäbe
und alliu werk das gervollte Pendant zu S. 303,6 würken oder geben und 303,8 gaebe und worhte
und Z. 3 taete und gaebe bietet und bieten muß. Clark (S. 106) hat übrigens meine Besserung
des Textes übernommen. – Zu S. 303,9 f. vgl. etroa Pf. S. 334,29: Got der tuosin bestez oder sin
argez dar zuo, er muoz uns sich geben, ez si in arbeit oder in ungemach.
* Übersetzung von Z. 3–5: „. . . daß ich auch nicht einen einzigen Heller dafür zahlen
noollte, das beste Leben führen zu können, das ich mir vorzustellen vermöchte.“ – Ich habe in
meiner Übersetzung (S. 98,27, sieh auch S. 464 Anm.) in Übereinstimmung mit den bisherigen
Übersetzern Lasson s (S. XV zu 5??,10) Konjektur mich statt in (Z. ?), die durch N4Ge4 De und
die Korrektur in Kas (sieh Var.-App.) gestützt noird, übernommen. Ich möchte aber glauben, daß
man das hsl. übernoiegend überlieferte in, auf vlizes bezogen, beibehalten kann und übersetzen:
„Ich fürchte, ich setze nicht genug Fleiß daran und halte ihn nicht so durch, noie ich könnte.“
*** Pfeiffers Text und Interpretation (S. 5??,14): . . . umbe daz, die in in fride haben,
daz die in meinent . . . ist schon von Lasson (S. XV zu 5??,14) als unsinnig erkannt und gebessert
noorden. Schulze - Maizier* (S. 111) hat allerdings S. 304,10 in in fälschlich durch „ihn in“
nwiedergegeben, noienwohl Büttner (S. 55) bereits richtig „in sich“ übersetzt hatte.
* = „ihm angehören“ (oder: „ihm zugehören“).
* D ie der ich s (S. 44,9) da statt daz (Z. 3) ist offenbar bloßer Druckfehler; Ka4 hat deut
lich das.
* Derselbe Vergleich im BgT, vgl. oben S. 26,3 ff. (D ie der ich s Diss. S. 77): Möhte der
diep waerliche, genzliche, lüterliche, gerne, willicliche und vroeliche den töt liden von minne der
götlichen gerehticheit, in der und näch der got wil und sin gerehticheit, daz der übeltaetige getoetet
werde, sicherliche, er würde behalten und saelic.; vgl. auch die in der zugehörigen Anmerkung F6
(S. 78 f.) verzeichnete Parallele In Ioh. n. 78, LW 3 S. 66,5 ff.: Tertio moraliter: Quia, si etiam
homo adversum aliquid sustineat non propter iustitiam sed propter malitiam, puta fur et latro,
adhuc si acceptat mori voluntarie subeundo mortem propter iustitiam, puta quia iustum est
huiusmodi mori, utique salvus erit, ut ait Chrysostomus super Matth. 5 (vgl. die Anm. zur
Stelle). Ahnlich auch Seuse S. 161,16 ff. (Vita): Ein diep hat ein heischen in ime von der bosheit
siner natur, daz er stele. Da wider sprichet sin beschaidenheit: du solt es nit tün, es ist gebrest.
Giengi nu der diep im selber us und liessi sich der beschaidenheit, daz weri dü vorgend und dü
edelst gelassenheit, wan er blibi in siner unschulde. Aber so er sich hier inne nit wil lassen und
wil siner bossheit gnüg sin, dar na, so erwirt gevangen und siht, daz er müss erhangen werden,
so kunt dü nagende gelassenheit, daz er sich in den tod gedulteklich git, wan es anders nit mag
sin. Dü gelassenheit ist och güt und machet in selig, dü vorder waz aber ungelich edelr und besser.
* Vgl. oben S. 19,14 ff. (BgT): Ein guot mensche ensol niemer schaden geklagen noch leit;
er sol daz aleine klagen, daz er klage und daz er klagennes und leides in im gewar wirt.
*7 Vgl. oben S. 23,4 ff. (BgT): Wil got geben, des ich beger, darane só hän ich ez und bin
in wunne; enwil got niht geben, só nime ich ez enbernde in dem selben willen gotes, als er enwil
niht, und alsó nime ich enbernde und niht nemende. Wes gebristet mir danne? Und sicherliche:
eigenlicher nimet man got enbernde dan nemende.; Taul e r S. 89,8 f.: wan nieman kummet zü
worem friden, er ensi in disen zwein wisen, das ist daz er habe fride in unfriden und in leide
liep und lere in darbende haben.; 365,27 ff.: Der mensche der sol ston in einer geordenter gelicheit
liebes und leides, habendes und darbendes, . . .; 28,6: . . . und litte sich in Gottes willen, in habende
und in darbende, . . .; F9,5 ff.: Also darbende und enberende in rechter gelossenheit het man me
und nimet man me danne nemmende und habende in eigen willen . . . do ist ime unzellicher vil
nützer ein willig demütig darben desselben und alles habendes in rechter gelossenheit und in
uzgon dins willen in gelossenheit.; 108,21 f.: sunder Gottes enberen und darben, das ist verre
über alle ding.; 129,12 f.; 146,5; 207,9.
* Die Verb-Bildung überwesenen kommt, soviel ich sehe, nur an dieser Stelle vor; ich
habe sie noeder bei Eckhart noch bei Tauler oder Seuse oder sonstwo anders gefunden; sie noürde
als Modell lat. „transsubstantiare“ poraussetzen? Vgl. Anm. 50.

374
Anmerkungen 459–464 zu RdU S. 306–308

* = „Dafür danke Gott um ihretwillen“, genauer: „Dafür danke Gott in ihn en“, ent
spricht dem voraufgehenden (Z. 3) in vil liuten und (Z. 4) in in.
* Vgl. oben S. 202,1 ff. und Anm. 42. – Zu Z. 8 unbeworren vgl. oben S. 190,9 und
S. 307,2; 308,2.
* Vgl. Pf. S. 1??,27 ff.: Ez si ruowe oder bekennen oder swaz ez si dan gotes willen alleine,
daz ist dur sich selben und enist niht, und wenne er alleine suochet gotes willen, waz im dar üz
fliuzet oder geoffenbäret wirt, daz sol er enpfähen als gäbe gotes unde niemer darüf gesehen
noch gedenken, weder ez von nätüre si oder von gnäden oder wä von oder in welicher wise ez si,
des sol er gar unruochen; dem ist reht unde sol ein gemeine kristenlich leben haben unde man
sol niht sehen üf ein sunderliche tuon (vgl. Qu in t S. 527 zu 1??,31 f.). Vgl. auch unten S. 308,2 f.
Über Natur und Gnade vgl. auch oben S. 288,10 ff. und Anm. 405. – Zu Z. 3 vorschten vgl. oben
S. 235,7. Lass on s Konjekturen (ZfdPh 9 S. 26 zu 577,38 und S. XV zu 577,38) noaren verfehlt.
* Vgl. Pf. S. 76,34 ff.: Ze dem andern mäle suln wir bekennen dazéwige wort, daz dá fliuzet
von dem meister üf dem stuole. Wir sullen ez nemen in siner eigenschaft, als daz wazzer fliuzet
dur den kenel, alsó fliuzet dazéwige wort dur den meister. Wir sullen niht ansehen, ob der meister
stät in dekeinem gebresten: wir suln daz éwige wort ansehen in sime wesenne, als ez éwicliche
gevlozzen ist üz dem grunde sin selbes (= Wackernagel Altd. Pred. S. 273,2 ff.). Ahnlich
Hugo von Tr im berg „Der Renner“ V. 2773 ff.:

Frische brunnen üz rinnen fliezent,


Die boume, krüt und gras begiezent
Und manic unflät machent reine:
Alein wir doch die rinnen keine

Fruht in selber sehen gebern,


Doch mac man ir niht wol enbern:
Si sint uns nütze, in selber niht.
Den priestern rehte alsam geschiht,
Üz der munde der kristenheit
Fliezent die siben heilikeit:

Der priester sünde schadet uns niht,


Genäde von got aleine geschiht.

Ahnlicher Vergleich auch Par. a n. S. 26,24 f.: ein meister sprichit daz di schrift ist an irme sinne
alse ein vlizinde wazzir daz besitin uzbrichit und machit tufe und tiche nuzliche und fluzit doch
for sich.; In Eccli. n. 8, LW 2 S. 237,1 ff.: Verbi gratia: amans ostii apertionem nihil prorsus curat
utrum sit clavis lignea vel aurea, dummodo apte aperiat, ut ait August in us IV De doctrina
christiana.; vgl. W. M us c h g Die Mystik in der Schnoeiz, 1935, S. 390 und S. 443 zu S. 390; vgl.
auch Jost e s S. 111,22 f.: Ich spreche etwanne von bornen: alleine isz wunderliche lute, wir
muszen sprechen nach unseme sinne. – Z. 1 si – würde = „noenn mir nur das Wasser zuteil
noürde.“
* Vgl. oben 307,3 f. – Zu Z. 1 f. sich dá mite bewerrent vgl. S. 307,2.
* Zu Z. 4–9 vgl. DW 1 S. 118,2ff.: Unser herre sprach: 'in mir hät ir aleine vride'. Rehte
als verre in got, als verre in vride. Ist sin iht in gote, daz hät vride; ist sin iht üz gote, daz hät
unvride (vgl. auch die dort Anm. 2 aufgeführte Stelle Sermo XXXIII n. 334, LW 4 S. 292,5f.);
dieser Text rourde verkürzt von Marquard von Lindau in seinen Eucharistie-Traktat über
nommen, vgl. Der Eucharistie-Traktat Marquards von Lindau von Annelies Julia Hofmann
(Hermaea N. F. Bd. ?) 1960, S. 297,25–26; Pf. S. 319,32 ff.: Wan alse verre in fride als verre in gote,
alse verre üz fride, alse verre üz gote.; 382,5 ff. Vgl. auch oben S. 197,4 f.; 211,3 ff. – Z1 f. 53 r und
66v sieh oben S. 148. Lass on s konjekturale Anderung (ZfdPh 9 S. 26 zu 578,8): als vil] dü bist
in gote, als vil dü in fride– got, als vil bist dü üz fride ist unberechtigt und findet in der hsl.

375
Anmerkungen 464–465 zu RdU S. 308–309

Überlieferung keinerlei Stütze. Der in Z. 3 stehende Satz und habe aleine vride benoeist, daß hier
für Eckhart im Zusammenhang seiner Ausführungen das „Im-Frieden-Sein“ Bedingung für das
„In-Gott-Sein“ ist, nicht umgekehrt. Schulze - Maizi er s* Übersetzung (S. 113) von Z. 5ff. ist
ungenau: „Ist irgend etnoas in Gott, dasselbe hat Frieden: so noeit in Gott, so roeit in Frieden. Daran
erkenne, noiepiel du in Gott bist, und, noenn es anders ist, ob du Frieden oder Unfrieden hast.“ statt:
„Ist etnoas (Eins) nur in Gott, so hat es Frieden. So piel in Gott, so viel in Frieden. Wieviel du in
Gott bist, noie auch, ob dem nicht so sei, das erkenne daran: ob du Frieden oder Unfrieden hast.“
Lass on s Konjektur (ZfdPh 9 S. 26 zu 578,13) zu Z. ? f.: in dem ] muost dü von nöt üzer got
sin, wan ist noieder unberechtigt und zeigt, daß er den Sinn des Satzes nicht richtig verstanden
hat. Übersetzung: „Denn noo du Unfrieden hast, darin m u ßt du notwendig Unfrieden haben,
denn Unfriede kommt von der Kreatur und nicht von Gott“, d. h.: Unfriede ist stets ein Zeichen
dafür, daß der Mensch nicht in Gott ist, in dem es nur Frieden gibt, sondern in der Kreatur, die
ebenso notwendig mit Unfrieden verbunden ist.
* Die Angabe S t a m m l er s (ZfdA 59 S. 201), in Ka4 stehe fride statt fröd, beruht auf
einem Irrtum. Wahrscheinlich liegt Vernoechslung mit Eb vor, sieh d. Var.-App.

376
TRAKTAT 3 (Pf. Nr. IX S.483–493, Schaefer „Von Abegesch.“ 1)
VON ABEGESCH EI DEN HEIT

Handschriftliche Überlieferung (sieh Spamer PBB 34 S. 381–383, v. d. Leyen ZfdPh 38 S. 177 f. mit
Anm. 1 und 2, Schaefer S. 34–55):
B. f. 356r–v, Fragmente = S.433,1 Daz–2 liden, + Plusstück + 2–4 hán; + Plusstück + 4
ez–6 hán. + Plusstück + 432,7 reiniget–8 herze +9 und”–10 gote.: Das snelleste tier / Das
üch treit zü aller pollekomenheit / Das ist liden noan es ennwart nie / creature glicher xpö
an bitterlichem / lidende pnd nourt niemer creature glicher / an süsser süssekeit vmb. Das
ich gelitten / han Hie von nüsset in himelriche nieman / me enviger süssekeit Dan Die vf
erden / stant mit xpö in Der höhesten bitterkeit / Es ist nüt glichers Dan liden vnd ist /
nüt honig seimers Dan gelitten han / Es ist in Der zit nüt trurigers Danne / liden vnd ist
in enoekeit nüt frólichers / Dan gelitten han Es ist vor den lüten / nüt hinenwürffigers Dan
liden vnd / ist vor gotte vnd vor sinen engeln nüt / Erbietegers Dan gelitten han Es / en
roart nie so vaste gerümet (356v) Ein nool stritender Ritter also got ond / alles himelsches
her Rüment / einen noollidenden mönschen. Es / entstellet Den lip vor den lüten nüt / me
dan liden ond zieret aber die / sele vor gotte nüt me Denne gelitten / han Liden ist eine
psztriberin Der / mónschen vnd ist eine herbergeryn / gottes Har öber sprichet sant / Bern
hart Herre Du hest gesprochen / Du noellest by allen betrübeten / hertzen sin so bitte ich
Dich Das Du / mich one hertzecliche betrübede niemer / gelossest so das du allenwegent
by mir / sist Liden Reiniget die sele pnd lütert / Die conciencie pnd entzündet dz hertze /
pnd vereiniget sich mit gotte. Im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Vgl. Schaefer S. 35 (mit Lücken im Text infolge von Homöoteleuton).
f. 1r–15r; vgl. Schaefer S. 35f.
Ba2 f. 280rb–281 rb, Fragmente = S.432,3–10 gote. + Plusstück +433,1–2 liden, + Plusstück +
2–4 hän; + Plusstück +433,6 Daz–8 gotheit, + Plusstück + 4 ez–6 hán. + 430,13–432,2
leben. + Plusstück + 2–3 schepfer. + 1 Satz: E(Initiale)in lerer spricht nement / war
alle uernünftigen creature / sit der lust den noir hatten an liep/lichen bilde xpi vns
sumet dc noir / des heiligen geistes nit mochten / enpfahn noie vil sumet pns / denn me
gegen got alle creaturen / der vngeordenoter lust den noir / nement of disen citlichen
din/gen pnt hie pon ist abgescheiden/heit dc beste roan es reiniget / die sele ont lütert
die conciencie / ont entzündet dc herce pnt errveket / den geiste vnt machet snelle die /
begirde pnt übergüldet die tugen/de pnt tüt got erkennen vnt / scheidet abe die creaturen
ont vereinet (280 va) sich mit got roan dü geteilte / minne ist als ein noasser in dem /
dor gotte pnt ein vereiniget minne / ist gotte als der noabe indé honig / N(Initiale)ement
roar allü menschen / dc snelle tiere dc üch do / treit zuo dirre polkomenheit dc ist / lidenne
roan es ennwart nie / creature geliche xpö an bitterlicherm / lidenne vnt ennwirt ime ouch
nie / mer kein creature geliche an süssikeit / pmb dc er gelitten het pnt herbmbe / nüsset
in himelriche nieman mer / enoiger süssikeit denn die in erent / vf ertriche mit lidenne vnt
die / do stant mit xpö in der höchsten / bitterkeit die bruchent vnt niessent / mit ime die

* Eduard Schaefer, Meister Eckeharts Traktat „Von Abegescheidenheit“ 1956. Das Buch
meines Schülers bietet nach voraufgehender Filiations- und Echtheitsuntersuchung eine
Textneuausgabe mit anschließender Kommentierung in Form von Anmerkungen, Über
setzung und Interpretation. Die Arbeit wird im folgenden zitiert: Schaefer S. . . .

24* 377
Traktat 3

groesten froede / Es enist nit bitters denne lidenne / pnt ist nüt süssers denn gelitten / han
es ist in dirre cit nit truri/geres denn lidenn ont ist in enoekeit / nit froedenrichers denn ge
litten / han Liden ist ein ustriberin der / creaturen ont ein herbergerin gottes vnt / dar
vmb begerte s. bern Khart > niemer / ce sinne ane liden (liden auf d. Rand nachgetragen)
durch got / D(Initiale)auid sprichet gerechter / lüten betrüpnüs (280vb) der ist vil aber fon
allen disen / erloeset si got si saten trehern / in der citlicher bitterkeit pnt findent / froede
in enoiger süssikeit dar / vmb sprichet sant paulus brüder noenn üch / etroc von nünoen be
schicht so froenvent üch dc ir gemi worden sint der pine - wer do bunoet / der nature
bitterkeit des herberg stat/ in enoiger seligkeit pnt der do hie / pfricht der nature süssikeit
des hus / stat in enoiger bitterkeit / D(Initiale)as beste fundamente dar / of disü polkomen
heit stat / dc ist demüt noann noelhü menschli/chü nature hie burvet in der tieffi der / de
müt dez geiste flüget indaz / höchste der gotheit es ist vor den / lüten nit uernoorfeneres
denn lidenn / pnt vor got nit noirdigers denne / gelitten han es entstellet den / lip vor den
lüten ont cieret aber / den geist vor got nüt me denn / gelitten han / E(Initiale)s sprichet
xpč es ist üch sere / nütze dc ich von üch / gange ont gan ich von üch nit / so mag üch
der heiliggeist nit noerden recht als ob er (281 ra) spreche ir hant ce fil lustes zuo / minem
gegennourtigen bilde / hervmb mag üch der volkomen / lust des heiligen geiste nicht
noerden heromb scheident abe / dü bilde ont uereinent üch dem / goetlichen noesenne noann
min / geistlicher troste ist zart pnt dar / pmb noil ich mich nieman erbieten / denne dem der
allen fleischlichen / trost uersmahet es ist nieman / bas gemeinet denn der do stat/ in der
hoechsten abgescheidenheit / Es mag enkein fleischlicher / troste beschehen niemer nicht
der än geistlichen schaden mügi / cergan noame (!) dc fleische begeret/ noider den geiste
ont der geist noider / dc fleische ont sü sint noider einander / H (Initiale)eromb noer indc
fleische / seyet ongeordenot min/ne der schnidet von dem fleisch / den enoigen tot ont roer
indem / geist seyet goetliche minne / die snident von dem geist das / erwig leben ont noer
indc flei /(!) znoyet der nature süssikeit/ der liset abe dc ops der bitterkeit / vnt noer indc
fleische denne (281 rb) pflantzet der nature bitterkeit der / snidett abe den truben der
enoigen süssikeit Heromb so / scheident abe dc do fleischlich / ist ont einigent üch zü dem
dc do geistlichen ist noannie / balder ir louffent pnt fliehent / von der geschoepft ie bal
der / pnt snelleclicher üch zülöffet / der schoepfer sterben der citte / ist leben in got. Im
War.-App. nicht berücksichtigt.
Vgl. Schaefer S. 36f.
Brag f. 12r-16 v, 184 v–189 v. Am Schluß der letzten Zeile von f. 16v steht hinter sprechend
(= unten S. 418,7) ein +. Auf dem untern Rand von ders. Hand: süch hinden im büch diß
nachgeschriben / ding / das zü dem gehört +. Auf f. 184v geht der Text mit das noerd
(S.418,7) von ders. Hand weiter, ohne daß das Zeichen + angebracht wäre.
Vgl. Schaefer S. 37 f.
Dau f. 76 r–86 v; identifiziert von M. Pahncke „Zur handschriftlichen Überlieferung des
"Frankfurters' ("Theologia Deutsch')“, in: ZfdA89, 1959, S. 278 unter Hinweis auf H. Butz
m ann, Anhaltische Geschichtsblätter’ H. 13, 1937, S. 76 ff. – Auf f. 75v unten findet sich
eine Notiz von anderer Hand, die auf unsern f. 76r anschließenden Traktat hinweist: Ach
mercke noaz hyr nach geschriben ist / vnd möchtestu darczu kummen by gar bol / noerstu
alhy off erden gebest hastu libe / pnd fleiß darczu so hat got genade ancznoey/fel dy er
dir gebin bil mit eym ruchloßen / lebyn geschit eß nicht forbar
267v, Fragment O> S.411,11 + 12–412,3 noinde. +423,2–3: Jtem aber eyne frage noas abgeschei
denheit /sey abgescheidenheit ist eyn vnbenoeglich / stant des geistes kegen allem czü fallen
libes pnd leides eren schanden vnd lasters / als eyn groß bleyen berck onbenoeglich / ist
kegen eyné cleynen noinde Nota der / kegennvorff der abgescheidenheit ist noid/der dißes
nach das sundern systet pff eyné / bloßen nicht etc.; identifiziert von Schaefer S. 43.
Vgl. Schaefer S. 41 ff.” Dau = Dessau, Landesbücherei Georg. 4° 44.
Schaefer verwendet statt Dau die Sigle De.

378
Vorbemerkungen zu “Von abegescheidenheit'

Do2 f. 74 r–75r, Fragment = S.400,1 Von–401,10 abegescheidenheit.; identifiziert von Quint, Hand
schriftenfunde S. 19f. (Textabdruck).
Vgl. Schaefer S. 44.
Gö1 f. 185 r–187r, Fragmente = S.400,1 (Überschrift)+411,12 abegescheidenheit–412,2 berc +423,1
–8 bindet +425,5 Des–427,3 gote.; identifiziert von Brethauer ZfdA 69, 1952, S. 241 und
AfdA 66, 1953, S. 125. Die Textstücke machen den ersten Teil eines Mosaiktextes aus,
den Spam er Texte S. 113–116 aus M27 mit den Varianten von Mas und St abgedruckt hat.
Vgl. Schaefer S. 44.
Gra f. 132 r–138 r 1.
Vgl. Schaefer S. 44. Gra (bei Schaefer Gr) = Graz U. B. 49 I 910.
Ka7 f.93 v–99v, Fragmente = S.400,4diu–401,10 abegescheidenheit. + 406,2–9 unbesnwaeret. + 410,
1–2 selber + 409,3 Dä–6 üz. +405,10–11 selber. +410,2 und”–6 ist. +411,1–10 mir'. + 12–
413,4 sin. +423,1 Nü–434,4 Amen.; identifiziert von Ruh ZfdPh 78, 1959, S. 101. Ka; = Karls
ruhe, Landesbibliothek, St. Peter 44. Die Kaz-Textstücke waren Schaefer noch unbekannt.
f. 11 r–16 v; der Text schließt mit S. 432,10 gote.; identifiziert von Quint, Handschriften
funde S. 77.
Vgl. Schaefer S. 45.
Ko p. 172–196; der Text schließt mit S. 431,7 versmaehet. Zum Text der Hs. im Vergleich zu
Pfeiffers Ausgabe sieh v. d. Leyen ZfdPh 38, 1906, S. 177 f. Anm. 2.
Vgl. Schaefer S. 45f.
Lü f. 206r–208r, Fragmente = S. 411,12–412,4+421,6–8+423,4–6+7+424,11–425,5 inne. +
Plusstück + 427,2 f. + Plusstück (a-Gr.)* +4–8 ungeschaffenheit. + Plusstück (a-Gr.) + 428,
8 + 11–12 + 429,5–430,2 gote. + Plusstück: Afgescheydentheit gaet bouen / alle deugh den
bouen lief.de ootmoe/dicheit etc. afgescheydentheit is dat den / geest alderonberveechelyckxt
staet / tegen allen oppal lief en leets eere / en lasters recht als eenen yseren / berch on
benoeechlyck is en dat brengt / den mensch in de meeste gelycheit met / godt daer hy im
mermeer toe comen / mach maer nu suldy noeten dat die notwendige mensch noel mach syn
in oeffeningen en noch tans dat die innoendigen / mensch daer ganschelyck ledich af is / en
onberoeechelyck blyft in godt voort (206 v.) ist opt hoochsten als godt daer opt dal/der
hoochste in p noercken mach nu en/kan godt niet noercken dan naer dat / hy gereeschap
pinten in noelcker herten / dit oft dat is en mach godt niet noercken / op het alderhoochste
en daerom ist dat / godt in den mensch sal noercken soo moet / hy staen op een bloot niet
ende daer af / komt een afgescheyden hert op dat alder/hoochstee dat is dat niet roant
daer is / de ontfanckelyckeit in haer gebedt is ledich / te syn en niet te hebben en niette
begeiren / maer allen haer begerten en al noat sy (207 r) oft een an der behoeft dat noorpt
sy al / in godt en alsoo en ist anders niet dan / eenformicheit met godt nu noeedt dat het /
de natuer niet lange en soude konnen / lyden aldus lange te staen ouerformt / in godt s!
paulus seyt sy loopen en allen / haeren loop en is anders niet dan eenen / afkeer van alle
creatueren ende hun / te pereenigen in die ongeschaepenheit / dat is in dat verlies haers
selfs en al / der creaturen ist dan dat den mensche / genaede geschiet dat hy noch een
noey/nich poorder comen mach soo comt hy (207 v) godt alsoo naer als het morgen root /
der sonnen ende dan geschiet haer alsoo / als dat morgen root noelck synen naem / verliest
ende de son suyght dat in haer / dat nochtans in hem selleuen niet / en is alsoo treckt
godt de siel als de / siel compt te noorden pan kennen ken/neloos hier toe en kan men niet
comen / daer door lauter afgescheydentheit en / hoe hem een mensch daer meer op sedt /
hoe hy ontfanckelycker sy des godde/lycken inoloets hoe hy saliger is nu / en mach hem
geen mensch ontfanc/kelycker maecken des goddelycken (208r) invloets dan metter een
formicheit / met godt dat is dat hy hem noorpt / onder godt ende alsoo veel als hy /hem
* Schaefer fälschlich: 137r * a-Gr. = a-Gruppe, sieh unten S. 387.

379
Traktat 3

nvorpt onder de creaturen alsoo / peel min is hy eenformich met godt / daerom persmaedet
al datter is oft / dat okan trosten of permaecken en / hout p alleen aen godt die psal
geuen / die groote deucht afgescheydentheit; identifiziert von Brethau e r AfdA 66, 1953,
S. 125 und AfdA 70, 1958, S. 126 f.: Textabdruck mit anschließender Textanalyse. Vgl. auch
Lücker S. 165 zu 46. Im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Vgl. Schaefer S. 46. Lü = Lüttich, U. B. Wittert Nr. 56.
Mes f. 90 va–94va.
Vgl. Schaefer S. 47.
M25 f. 136 V –153 V.
Vgl. Schaefer S. 47f.
Mso f. 33 r–38 v.
Vgl. Schaefer S. 48f.
M27 f. 262ra–vb, Fragmente = S.411,12–412,2 berc +423,1 Nü–8 vindet + 425,5 Des–427,3 gote.:
gedruckt bei Spam er Texte S. 113,1–114,14, vgl. oben zu Gö.
Vgl. Schaefer S. 49f.
Mas f.98 va–99ra, Fragmente = S. 411,12–412,2 berc +423,1 Nü–8 bindet +425,5 Des–427,3 gote.;
Varianten zum Text von M27 bei Spam er Texte S. 113,1–114,14, vgl. oben Gö.
Vgl. Schaefer S. 50.
Mai2 f. 106 r–112 v; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 83.
Vgl. Schaefer S. 50.
Mai, f. 236 r–239v, Fragment = S. 400,1 (Überschrift) + 402,1 Die–415,5 noerden (mit Plusstücken);
identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 108.
Vgl. Schaefer S. 50f.
Maig f. 2r-17 r; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 120.
Vgl. Schaefer S. 51.
f. 15 r–16r, Fragmente = S. 411,12–412,2 berc +423,1 Nü–8 pindet (Ruh fälschlich: Schaefer
S. 178,3) + 425,5 Des–427,3 gote; identifiziert von Ruh ZfdA 89, 1959, S. 281 zu 3. Es
handelt sich in Mü um den gleichen Mosaiktext wie in Gö, M27, Mas und St., sieh oben
Gö. Die „kurze Interpolation“, die Ruh „nicht zu bestimmen vermochte“ (a. a. O.), ent
spricht Spam er a.a.O. S. 114,14–115,2. Mü war Schaefer noch unbekannt. Mü= Mün
chen, U. B. cod. 482.
N4 f. 182 v–201 r; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 153.
Vgl. Schaefer S. 51 f.
No f. 228r–240 v; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 162.
Vgl. Schaefer S. 52f.
P, f. 207 v–211 v, Fragmente=S.400,1 Von–401,1 müge"+4 Und–406,9 unbesnoaeret. +407,9 Nü–
408,4 abegescheidenheit, + 11 Só–409,6 üz. + Plusstück + 410,7 Ein–414,2f. gervürken, +423,1
Nü–8 bindet +424,2 Dá–4 steine. + 424,11 In–425,1f. enmac. + Plusstück: In einem / ist lust
der ögen. In dem andren lust / der creaturen. In dem dritten lust der Öppigen eren ond des
glichen pil Dz al/les got yrret Dz er nit mag in dem / menschen sin noerck polbringen
Aber / roie ein mensch mag do zü kummen dz / mag nieman geben denn allein got pon
(211 v) dem alle güte goben flüssent Do von noer / sich mit got noil vereinberen df / dz
aller höhste der fliß sich dz er / hab ein abgescheiden leben vnd ein / liddig hercz von
allem anhanck / yrdenscher ond creaturlicher / ding zo kummet er bald zü ei/në abge
scheidené leben; identifiziert von Quint.
Vgl. Schaefer S. 53.
Schaefer fälschlich: 136r

380
Vorbemerkungen zu "Von abegescheidenheit'

S1 f. 257r, Fragmente = S. 430,13–431,5 + 10–11 geist! +4–6 (S) + 433,1 Daz–2 liden, +7–
8 gotheit, : Ihs sprach zü sinen jungern es ist üch nücz das ich / pon üch gon ond gon ich
nit von üch so mag üch der heiliggeist der tröster nit / noerden reht als ob er spreche ir
hant ze villustes pff mynem gegenrourtigen bilde hier pmb so scheiden ab die bilde dnd
pereinigent üch mit formlosem noesen / noann myn liplicher trost niemer beschiht on geist
lichen schaden noann das fleisch / begert noider den geist dar omb so snident ab das fleisch
lich ist noann myn geistlicher / trost ist zart ond einiget üch mit dem das geistlich ist Das
snelliste das üch hie / zü treit das ist liden ond demütikeit pnd roas die natur krenket
nwenn die / tieffe niderheit des (des auf Rand nachgetragen) geistes flöhet vff in die höhste
höhe der gotheit; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 201. Im Var.-App. nicht
berücksichtigt.
Vgl. Schaefer S. 53 f.

St. f. 25r –27v, Fragmente S S. 430,13–431,7 versmaehet. + 433,4–6 hán. + 431,8 merket,
–432,10 gote. + Plusstück + 433,1–4 hán; + Plusstück + 4 ez–6 hán. + Plusstück +
9 noan–liebe. + 6 Daz–8 gotheit,: Also sprach dnser herr ihüs xpč zü / sinen jüngern
Es ist Öch nütz / das ich von Öch gän pnd gän ich / von Öch nit so enmag Öch der
hailig gaist nit noerden reht alz / ob er spräch ir hänt ze vil lu-/stes pff min gegen
noärtig bild / där vmb mag Öch der volkomen / lust des hailigen gaistes nit noerden / hier
vmb schaident ab die bild / ond aingend Öch mit dem form-/losen noesen noon min gaist
lich / trost ist zart dar omb / roill ich mich niemen erbieten denn / dem der flaischlichen
tröst perschmäht / roon ez (ez über d. Zeile) ist vor den lüten nit hinroer-/figers den liden
es ist aber vor gott / nit erbietigers den gelitten hon (25v) Merkent her allü pnuernünftigen /
creaturen ez ist niemen baz gemait denn der da stät in der höch-/sten abgeschaiden
hait Ez mag / kain flaischlicher trost nümmer / geschehen der ön gaistlichen scha-/den
müg zergän noon daz flaisch / begert noider den gaist ond der / gaist begert noider daz
flaisch / hier omb noer in daz flaisch seget / pngeordetü minn der schnit von / dem flaisch
den enoigen tod / ond noer in den gaist seget or-/denlichen minn der schnit von dem /
gaist dz leben dar vmb ie belder / ir fliehent von der geschöpft / ie schneller Öch zü löft
der schöpffer / Apostoli losent her allü (26r) pnuernünftigen creaturen sit der lust / den
noir hatten an dem lieplichen / bild xpi pns sumpt daß noir deß / hailigen gaistes nit moh
ten enpha-/hen noie pil me sumpt denn gegen / gott alle creature der ongeordnet / lust
den ir hond off disen zer-genklichen dingen hie von ist ab-/geschaidenhait daß best
roon sü / raniget die sel vnd lütert die / Conscientz vnd enbründet daz / hertz pnd er
roeket den gaist / pnd machet schnell die begird / pnd Öbergüldet die tugend ond / tüt gott
erkennen ond schait ab / die creaturen ond beraniget sich / mit gott noon die getailt minn /
von gott ist alz daß noasser in dem (26v) für pnd die geaingot minn in gott / ist alſ der
noab in dem honig / Hörent alle pnuernünftigen gaist / daß schnellost tier daz Öch treit /
zü dirr volkumenhait ist liden / noenn ez nüß niemen me önoiger / süssekait denn die mit
Cristo / stänt in der höhstü bitterkait / Es ist nit gelligerz denn liden / ond ist nit honig
sennerz denn gelitten hon roon noer in daz flaisch / zrviget der natur süssekat der list
ab daz obs der enoigen bitterkait ond / noer in daz flaisch flantzt der natur / bitterkait der
schnidet ab die trübel / der envigen süssekat Eß entstellet / vor den lüten nit me den liden
ez / zieret aber die sel vor gott nit (27 r) mer den gelitten hon Liden / ist ain vßtriberin
der menschen vnd / ist ain herbergerin gottes hier / öber spricht Stüs Bernhardus herr du
häst gesprochen du noellest by / allen betrübten hertzen sin So bitt / ich dich daz du mich
än hertz liden / nümmer gelässest pff daz daß du / allnoegby mir sigest Dauid / spricht
gerehter lüt betrübnüsse / der ist vil aber von den allen erlöst / sy gott Sie säten trähen
in zitlicher / bitterkait vnd schnitten fröd in enoiger / süssekait Stüs Paulus spricht / noenn
öch etnoaz von nüroem be/schech so frönwend Öch daz ir ge/mainer sind noorden der pin
xpi / vnd mit aim noort der da hie bu-(27v)noet der natur bitterkait deß her-/berg stät
in enoiger süssekait ond / der da hie zimert der natur süsse-kait des hus gestät in enoiger /

381
Traktat 3

bitterkait noon lieb bringt laid / ond laid bringt lieb daz vest / fundament da pff dez pol
komen-/hait allü stät dz ist demüt noon / roeles natur hie krüchet in der / tieffen nider
kait deß gaist der flügt / pff in daz aller höhst der hochhait etc. (teilweise abgedruckt
bei Spam er PBB 34 S. 382). Im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Es handelt sich um den gleichen Text (mit Umstellungen), den Ba2 bietet (sieh oben).
Vgl. Schaefer S. 54.
f. 38 v–51v, alte Zhlg.: f. 46 v–59 v.
Vgl. Schaefer S. 54.
f. 286ra–va, Fragmente = S. 411,12–412,3 noinde. +423,1 Nü–8 pindet +425,5 Des–427,3
gote.; Varianten zum Text von Ms bei Spam er Texte S. 113,1–114,14, vgl. oben Gö
Vgl. Schaefer S. 55.

Textstücke des Traktats finden sich in:

1) Pf. Tr. III


S. 398,59–399,11 S unten S.410,7–411,10 mir': Üf daz sprichet meister Vincentius: der geist,
der abegescheidenlichen stét, des adel ist alse gróz, snoaz er beschounvet, daz ist noär, unde
sroaz er noil, des ist er geroert, unde snoaz er gebiutet, des muoz man ime gehörsam sin.
Man sol ouch noizzen, snoenne der frie geist in rehter abgescheidenheit stét von allen din
gen, só troinget er got zuo sime noesen, unde möhte ez formeliche äne zuopal bestén, só
néme er gotes eigenschaft ganz an sich. Aber daz enmac got niemen geben dan im selber,
dar umbe mag im got niht mér tuon danne daz er sich im selber gebe, und ein solher
mensche noirt als perre in die énoikeit erhaben, daz in kein zitlich dinc benoegen mac, daz
er iht lipliches enpfinde, unde heizet der noelte tót, dä pon Paulus sprichet ich lebe niht,
mér: Kristus lebet in mir."
S. 399,14–50 <» unten S. 420,6–421,1 + 427,3–428,3 noirt. +4–6 noerdent. + 7–11 enrwären:
Und noaz die fünf sinne von einer solhen séle nement, daz git si allez dem innern men
schen, sö er etnoaz höhes und edels gegennourfes hät, und ein solher heizet danne sinnelós,
noan sin gegennourf ist ein bilde verborgener vernunft. Dionysius sprichet über diu noort
sante Pauls 'noan ir ist pil, die alle näch der króne loufent, und noirt alleine dem noisen
geben. Der louf ist niht anders denne ein abekéren von allen créatüren unde sich per
einen in die unbeschaffene gotheit. Unde snoenne dan diu séle dar zuo kumt, só loufet si
ime näch unde ziuhet got só vaste in sich, dazsi an ir selber ze nihte noirt, als diu sunne
die morgenroete in sich ziuhet, daz si ze nihte noirt. Ouch sprichet sant Augustinus: diu
séle hät einen himelischen ingang in die götliche nätüre, daz ir alliu dinc ze nihte noerdent.
Unde snoer des geistes kostet, dem noirt ungesmak daz fleischliche, und snoenne diu séle üf
daz hoehste kumt, só noirt si von erkennen kennelós, noan in des geistes einunge sint alle
die, die gote alliu dinc geläzen habent, als er sie hete, dó noir niht enroären.
S. 402,7–10 S unten S. 431,5 noan–7 versmaehet. + 432,2–3 + 9 und”–10: Wan der tróst
gotes noirt alleine der séle geben, diu allen zitlichen tróst persméhet; unde ie sneller si von
der créatüre fliuhet, ie sneller ir der schepfer zuo loufet unde vereinet si mit im.
Der Text weicht in diesen Stücken im einzelnen von dem des vorliegenden Traktattextes
ab; vgl. Schaefer S. 27f.
2) Pf. Tr. XI
S. 513,15–23 O unten S. 427,4–428,3 noirt.: Her üf sprichet sant Paulus 'vil ist der, die näch
der krönen loufent, aber der ist niht denne einer, dem si noirt.' Alle krefte der séle lou
fent näch der krönen, aber si noirt dem blözen noesenne alleine, alse sant Dionysius sprichet:
der louf ist niht anders dan ein abekéren von allen geschaffen dingen unde sich vereinen
mit dem schepfer. Snoenne diu séle dar zuo kumt, dazsi sich vereinet mit dem schepfer,
só verliuret si irn namen, noand got hät si in sich gezogen, alsó dazsi an ir selber niht
enist, als diu sunne daz morgenlieht in sich geziuhet, daz ez ze nihte noirt.

382
Vorbemerkungen zu "Von abegescheidenheit'

S. 504,34–37 = unten S. 428,4–6 noerdent. + 8–9 pinster.: Daz sprichet ouch sant Au
gustinus: diu séle hät einen heimelichen inganc in gotliche nätüre, in deme ir alliu dinc
ze nihte noerdent. Dó noart si pon kennende kennelós, von minnende minnelós, von noillen
noillelós unde von liehte pinster.
S. 509,12–15 = unten S. 428,4–6 noerdent. + 8–9 pinster.: Dä von sprichet sant Augusti
nus: diu séle hät einen heimelichen in ganc in gotliche nätüre, dä ir alliu dinc ze nihte inne
rverdent. Dä noirt si von bekennenne kennelós, von roillen noillelós unde von liehte dunster.
Vgl. Spamer PBB 34 S. 383.
Der Text zeigt im einzelnen Abweichungen vom vorliegenden Traktattext.
Das Textstück in Greiths Traktat S. 189,17 Nun–27 noird. entspricht Pf. Tr. XI S. 513,15
–23; dementsprechend ist auch das kurze Textstück in Maio f. 19r, entgegen der Angabe
von Schaefer S.50, nicht mit unten S. 427,4–428,3, sondern mit Pf. S. 513,15–23 zu identi
fizieren, desgleichen das Fragment in Bs f. 100r-v, das Spamer PBB 34 S. 322 zu 19 schon
richtig mit Pf. S. 513,15–23 in Parallele gesetzt hatte, während Schaefer S. 34 es mit unten
S. 427,4–428,3 identifizierte.
3) in einem „zusammengestückten Traktat“, von dem Ernst Ochs in ZfdPh 70, 1948/9, S. 383
–393 Stücke aus zwei Restblättern einer Pap.-Hs. des 15. Jhs. (jetzt im Besitz des Gym
nasiums zu Freiburg i. Br.) abdruckte. Es handelt sich um die folgenden kurzen Text
splitter aus unserm Traktat: S. 386,51 f. So unten S. 427,4–5: Heruf sprichet sanct p . . .
cronen loffent got en . . .; S. 392,3–5 = unten S. 428,5–6: Sanctus augustinus sprichet die /
sele hat einen heimelichen zugang in gotliche n . . . / . . . ir alle ding zu nichte noerdent.;
S. 393,11ff. = unten S. 427,7–8: Sanc-/tus Dionisius sprichet. Der looff enist nit anders dan
ne ein abekeren von allen geschaffen dingen.
4) in einem Traktat Von dem anhebenden menschen, Von denn offnemenden menschen, Von
dem polkommen menschen, der in einer großen Zahl von Hss. überliefert ist, u. a. in D1
f. Ira–LXXXIvb, vgl. Quint, Handschriftenfunde S. 13–15. Der Traktat ist zusammen
mit Werken des Geil er von Kaisersberg und mit des Marquard von Lindau
Schrift Von dem oßgang der Juden von Egypto (Augsburg 1510 und) Straßburg 1511 und
1516 an erster Stelle gedruckt worden. Am Schluß des gedruckten Traktattextes findet
sich eine Notiz, die im Druck von Straßburg 1516 lautet: Also ist geendet das schön büch
Gra-/natapffel dz darumb also genant noürt / rwann züglycher noyß als die Granatöpf/fel
schön geziert seind vßnvendig mit ro/ter schölff ond innnwendig ordenlich er-fült mit pil
süssen körnlin. Also diß büch / hat süß ond heilsam ler. Wenn Goedeke Grundriß”
1. Bd., 1884, S. 400 zu 14) als Titel der genannten Drucke aufführt: Das buch granatapfel.
im / latin genant Malogranatus. helt in ym / gar pil pnd manig hailsam ond süsser onder
noeysung pnd leer, den an / hebenden, auffnemenden, vnd vollkommen mennschen, mitt
sampt / gaystlicher bedeütung des außganngs der kinder Israhel von / Egipto, Item ain
merckliche onderrichtung der gaistlichen spinnerin, Item etlich predigen von dem hasen im
pfeffer / Vnd von siben schroertern, ond schayden, nach gaist / licher außlegung. Meerers
tails gepredigt durch / Johannem Gayler / von Kaysersperg etc., so lag dieser Angabe das
Mißverständnis zugrunde, Das buch granatapfel umfasse den Gesamtinhalt des Bandes
und nicht nur den Traktat pom anhebenden, auffnemenden pnd vollkommen mennschen.
Diesem Mißverständnis ist J. Klapper in seinem Artikel über Marquard von Lindau im
Verf.-Lex. 3. Bd., 1943, Sp. 268–275 zum Opfer gefallen, wenn er (Sp. 270) sagt: „Dieser
Auszug' (= der obengenannte Traktat Marquards) ist später Geiler v. Kaisersberg
zugeschrieben worden und etwas verändert als 2. Stück in dessen Granatapfel' 1510 ge
druckt worden; vgl. Göttinger Kat. II 379.“ Wie man sieht, hielt Klapper zugleich irriger
weise Geiler von Kaisersberg für den Verfasser des vermeintlich den ganzen Band um
fassenden „Granatapfels“, wiewohl bei Goedeke a.a.O. bereits zu lesen war: „Beide Trac

Vgl. Georg Wilh. Zapf, Augsburgs Buchdruckergeschichte nebst den Jahrbüchern der
selben, 2. Teil, Augsburg 1791, S. 44–47.

383
Traktat 3

tate (scil. Von dem anhebenden etc. und Marquards Auszug) sind nicht von Geiler, der
erste (nach Scherrer) von Gallus abbas, der andre von Marcus von Lindau.“ Wenn
W. Stammler (Kleine Schriften zur Literaturgeschichte des Mittelalters [1953] S. 140)
sagt: „Als nach dem Tode des scholastischen Predigers Geiler von Kaisersberg 1510 unter
seinem Namen (Sperrung von mir) ein Druck "Das Buch Granatapfel' in Straßburg
erschien, da enthielt diese Schrift nur wenig von Geiler selbst; sie ist vielmehr in der
Hauptsache merkwürdig zusammengestückt aus der mystischen Schrift des Franziskaners
Marquard von Lindau über den Auszug der Kinder Israel von Ägypten und aus dieser
oberdeutschen Übertragung des scholastischen Malogranatum“, so wird daraus ersichtlich,
daß auch er noch fälschlicherweise den Gesamtinhalt des Straßburger Druckes als "Das
Buch Granatapfel' ansah, wenngleich er richtig erkannte, daß Geiler von Kaisersberg
nicht der Verfasser aller Stücke des Drucks, insbesondere nicht des ersten Traktats als
des eigentlichen Granatapfel-Traktats ist. Fälschlicherweise aber nahm Stammler – wahr
scheinlich verführt durch die Angabe Goedekes (a.a.O.) „der erste (nach Scherrer) von
Gallus abbas“ – an, daß der Granatapfel-Traktat „eine Übertragung des scholastischen
"Malogranatum“ des Zisterzienserabtes Gallus von Königsaal (um 1370?)” sei. Dieser
irrigen Meinung war auch K. Ruh, als er in seiner Besprechung des Schaeferschen Buches"
S. 104 schrieb: „. . . während D 1 (was schon Quint in seinen Untersuchungen" übersehen
hat) nichts anderes ist als der bekannte, Gallus von Königsal zugeschriebene Granat
apfel', den Dutzende von Hss. (unter verschiedenen Titeln mit dem Initium Ihesus o du
hochnoirdiger heiliger nam) überliefern.“ Vgl. auch "Bonaventura deutsch' 1956 S. 62 und
AfdA 73, 1961, S. 18 zu Nr. 25. In Wahrheit handelt es sich in dem Granatapfel-Traktat
der oben angegebenen Drucke von Augsburg und Straßburg und in dem von Stammler
a.a.O. S. 140 Anm. 64 nach Scherrer (a.a.O. S. 362 zu Nr. 968) in verschiedenen Münchner
und Wiener Hss., sowie von Ruh (AfdA 73, S. 18 Nr. 25) u. a. in einer Stuttgarter Hs. nach
gewiesenen Text nicht um eine oberdeutsche Übertragung des "Malogranatum' des Gallus
v. Königsaal, sondern um einen davon nach Form und Inhalt völlig verschiedenen Traktat
eines mir bisher unbekannten Verfassers. Nach der Angabe in D1 f. 81 rb: Nach cristi
gepürd Tusent vierhundert ond jndem pierczigisten jar ist gemacht diß püchlin, die sich über
einstimmend in mehreren von mir eingesehenen weiteren Hss. findet, wurde der Traktat
im Jahre 1440 niedergeschrieben. Ob er ursprünglich in lateinischer Sprache verfaßt war,
wie die Angabe des Katalogs von E. Petzet, Die deutschen Pergament-Handschriften
Nr. 1–200 der Staatsbibliothek in München, 1920, S. 100 zu Cod. germ. 59 „Im Jahre 1440
aus dem Lateinischen übersetzt; vgl. Cgm. 514 Bl. 73 v“ sagt, habe ich nicht eindeutig klären
können. Wenn, was ich nicht annehmen möchte, der Traktat zunächst wirklich in latei
nischer Sprache verfaßt wurde, dürften die Textexzerpte aus unserm Traktat Von abe
gescheidenheit wohl erst bei der Übersetzung ins Deutsche eingeflochten worden sein.
Eine tatsächliche Übersetzung des lateinischen Traktats des Gallus v. Königsaal findet sich
in den von Dolch S. 87 § 151 aufgeführten Hss., deren dort verzeichnetes Incipit denn
auch mit dem "Prohemium' des lateinischen "Malogranatum' (Inkunabel von 1487) überein
stimmt.
Die Textexzerpte aus unserm Traktat Von abegescheidenheit befinden sich im dritten Teil
des Granatapfel-Traktates, der vom vollkommenen Menschen handelt. In diesem Teil
werden zwei Arten der Abgeschiedenheit, eine äußere und eine innere, unterschieden.
In die Ausführungen über die Vollkommenheit und die Abgeschiedenheit sind die folgen
den, ungefähr abzugrenzenden Textstücke eingesprengt“: unten S.400,5–401,2 natüre, +6

* sieh: Verz. d. Hss. d. Stiftsbibl. von St. Gallen, 1875, S. 362 zu Nr. 968.
* sieh ADB 8, S. 346. * in: ZfdPh 78, 1959, S. 100–105.
* Die von Schaefer S. 46 aus Mal f. 2r mitgeteilten Textstücke sind, wie die Fortsetzung
auf f. 2r deutlich erkennen läßt, nicht aus unserm Traktat, sondern verkürzt aus dem
Granatapfel-Traktat entnommen.

384
Vorbemerkungen zu "Von abegescheidenheit'

noan–10 abegescheidenheit. +403,8+409,3 der–5 rede', +410,4 Kürzlichen–5 f. abegescheiden


heit + 7–411,7 enmac, +9 Daz–10 mir'. +401,2 und–3 noas", +411,11 Nü–412,4 gote. +
412,8–413,4 sin, +422,2–4 abegescheidenheit. (O) + 427,2 f. + 425,2–3 nihte, +427,3–428,9
binster. + Pf. S. 492,31–493,1 vollekomenheit. + 431,9–10 schaden, + 429,5–430,7f. Kristó. Ich
teile diese Textstücke, die ich in „Handschriftenfunde“ S. 13–14 aus der Hs. D1 abgedruckt
habe, im folgenden im Wortlaut des Straßburger Drucks von 1516 S. EVIrb ff. mit: . . . seyd
du dich durch die tu-gent der abgescheidenheit zügott allermeist dnnd aller nächst gefügen
magst / pnd verdienen von genaden das gott ist / von natur. Wann alle tugent haben
et-/noas offenthalts onnd pffsehens off die / creatur so steet abgescheidenheit ledig al-/ler
creatur. Darumb sprach der herr zü / Martha. Vnum est necessarium. Das ist als bil
geredt. Wer pnbetrübt vnd lau/ter noöll sein der müß haben eins dz ist / abgescheiden
heit der da nichts empfeng/klich ist dann got allein in diser abgescheidenheit stünd
der heilig prophet Dauid / da er sprach. Ich noil schnoeygen vnd hören noas mein got
ond mein herr in mir / redt. Vnd darumb kurtzlich zü reden so / roiß fürnoar noenn ich
alle tugent an sich / so find ich keine die got so gar züfügig sey / als abgescheidenheit.
. . . Es spricht der natürlich meister Auicenna eines geistes der / abgescheiden steet des
selben adel ist also / groß noas er scharvet dz ist noar ond noas / er begert des noirt er ge
nwert vnd noz er gebeüt dz müß man im gehorsam sein ond / noißt dz fürnvar noenn der
geist frey steet in (E VIva) rechter abgescheidenheit so znoingt er gott / zü seinem roesen
pnnd möcht er gesteen / formloßlich pnd on all züfäll so nem er / gottes eygenschaft an
sich. Das mag aber nicht gesein onnd darumb mag gott / nit mer gethün dem abge
scheiden geist / dann das er sich selbs im gibt onnd der / mensch der also steet in gantzer
abgescheidenheit der noirt also gezuckt in erwigkeit / dz in kein zergengklich ding be
rwegen mag. / Das vermeint sant Pauls da er sprach / Ich leb pnd leb doch nit aber Chri
stus le/bet in mir. . . . Vnd damit du / aller gleychest noerden magst dem bild als / du
an dem anfang in gott genwesen bist / Nun möchtest du fragen noas abgeschei-denheit sey
solt du noissen (das zrveyerley / abgescheidenheit ist. Die erst ist ein oß-/nwendige abgeschei
denheit dz der mensch / lyplich sich von der noelt empfrembt vnd / die ist löblich vnd nutz
den menschen die / da begeren zü kommen in ein volkommens le-/ben. Wann (als Bern
hardus spricht) / Es ist nit müglich dz der mensch in sei-/ (E VIvb) nem gemüt recht ab
gescheiden sey vnd / pest besteen müg in beschanoung so er oß-/nwendig nit abgescheiden
ist.) Die an-der abgescheidenheit ist vil höher zü schä/tzen pnd ist anders nit dann das
des menschen geist als vnbenoeglich stee gegen allen züfällen liebs pnd leids eren schan/
den vnd lasters als ein bleyen berg vn/benoeglich ist gegen einem cleinen noind. / dise
onbervegliche abgescheidenheit bringet den menschen in grössere gleycheit mit / got noan
sie zeiücht den menschen in lauterkeit von lauterkeit in einfaltigkeit von / einfaltigkeit in
onnoandelbarkeit pnd die / ding bringen ein gleycheit zroyschen got / vnd dem menschen.
Doch die gleycheit / müß geschehen in gnaden noann die gnad / zeücht den menschen ond
leütert in von allen zergengklichen dingen pnd macht / in gantz lär sein aller creatur vnd
gotes / allein bol sein. (Also ist gestanden die groß / liebhaberin gotes Maria magdalena /
nit allein in vßnvendiger abscheidung / da sie nach der vffart Christi ein perdries-/sen het
die menschen anzusehen ond gantz / abschied von der noelt in einé noald da sie / ir leben
perzert hat. Mer ist sie bestanden / in onbenoeglicher abgescheidenheit irs ge-/müts) noann
noas sie ye mit reden sehen oder / noürcken gethon hatt von notturfft ir selbs / oder andern
menschen das sie hat allein / gethon nach dem psseren menschen ond / stünd der inner
mensch in einer vnbenoeglichen abgescheidenheit (pnnd darumb / noas sie trübsal oder
noidernwertigkeit lieb / oder leid gethon hat so stünd sie doch all/zeyt in ir innnwendig
keit onbenoeglich ond /) begert nit anders dann einförmig sein mit / got. (Eya du vßer
noelte gesponſ Christi / merck eygentlich vff dise noort noiltu mit / freüden kommen mit
Maria magdalena / darzü du dich in brinnender lieb ond leid / lang zeyt gericht hast) so
müß dein hertz / bereitschafft haben off das aller höchst / pnd müß gantz sein auf einem blos
sen / nicht (inn einer lauteren abgescheiden-/heit so mag denn gott inn dir noürcken / nach allen

25 Eckhart, D 5 385
Traktat 3

seinem noillen. Vnd noürt denn / dein begir gantz ersatt) seyd du doch nicht (Fra) begerest dann
einformig sein mit got dar/zü dich bringen mag sölliche abgescheiden/heit noann über dz noort
sant Pauls da / er spricht. Ir sind pil die da laufen nach / der kron dz ist omb dz cleinat ond
noürt doch / nun einem geben. Spricht der heilig Diony-/sius der lauff ist nichts anders dann ein
abke/ren von allen creaturen pnd sich vereinigen / in die pnbeschaffenheit. Vnnd so die sel/
dartzü kompt so verleürt sie irn namen / vnd zeücht sie got in sich dz sie an ir selbs / zünichten
nwürt. Als die sonn die morgenröt / in sich zeiicht dz sie zü nicht noürt. Dar/zü bringt
den menschen kein ding dann / lauter abgescheidenheit. Von disem synn / spricht sant
Augustin. Die sel hat einen / hymlischen yngang in götliche natur / da ir alle ding zü
nicht noerden. Diser yn-/gang ist dff diser erd nit anders dann lau/tere abgescheidenheit
pnd so die abgescheidenheit kompt vff dz höchst so noürt sie / von bekennen kennenloß
pnd von lieb liebloß / ond von liecht pinster. Darumb du aller/liebster freünd gots noiltu
kommen vff dz / aller höchst leben in diser zeyt ond begreyſ (1)/fen gantz polkommen
heit so merck mit / kurtzen noorten die nachgeschriben ler. Halt / dich abgescheidenlich
von allen menschen / halt dich lauterlich pon allen eingezogen / bilden mach dich frey von
allem dem dz züfäll / anhaftung vnd kummer bringen mag ond / richt dein gemüt allzeyt
off ein tugent-lichs beschanwen in dem du got in deinem hertzen /tragest mit stätem gegen
nourff ab dem deine / augen nymmer noencken ond noas ander übung / ist als fasten noachen
betten vnd deßgleychen / die richt dartzü als vff ir end. Die seind / nit anders dann ein
noerckzeüg. Darumb / hab ir als pil als sie dich dartzü fürderen / mügen so genoinstudz end
der volkommenheit . . . (Frb) . . . (Das dritt er müß sich selber in aller natürlicher noeyß tod
binden dz geschicht so / er gantz bloß vnd ledig steet von aller zeyt-/licheit) seyd doch kein
zeytlicheit oder leyp- lich trost gesein mag on geistlichen scha-/ den . . . (Fva). . . (Darumb
zü vordrist dir not ist) dz du dich setzest in /sollich bereitschafft damit du empfeng-/ klich
rverdest des götlichen ynfluß. Vnd / dz mag nit geschehen dann mit einförmigkeit mit
got. Wann als pil ein yegklich / mensch einförmig ist mit got als pil em-pfenklich ist er
des götlichen ynfluß. Dar/umb so vil ein lauter hertz ledig ist aller / creatur so dil steet
es in einförmigkeit / mit got ond ist auch also empfengklich / des götlichen ynfluß. Das
meynt sant / Pauls da er sprach. Legt an eüch Jesum / christum ond beleybt in im. Das
anlegen / mag nit geschehen dann mit einförmikeit / mit Cristo.

Robert Durrer führt in seinem Buch „Bruder Klaus“, Sarnen 1917–1921 (2. Halbband)
S. 1214f. im VII. Abschnitt des Anhangs unter dem Titel „Die apokryphen Schriften und Pro
phezeiungen des Bruder Klaus“ einen dem Schweizer Eremiten Bruder Nikolaus von Flüe
(1417–1487) zugeschriebenen mystischen Traktat mit der Überschrift „Des Bruder Clausen Büch
lein von der Abgeschiedenheit“ an. Er sagt, daß diese Schrift sich „meines Wissens zum ersten
Male in einer zu Frankfurt im Jahre 1670 erschienenen Ausgabe des fälschlicherweise Tauler
zugeschriebenen Buches von der geistlichen Armut oder die Nachfolge des armen Lebens Jesu'“
(= BvgA), weiterhin aber auch „in des protestantischen Kirchenhistorikers Gottfried Arnold
Leben der Gläubigen' (Halle im Waysenhause 1701 [S. 22–32]) und in des protestantischen My
stikers Gerhard Tersteegen († 1769) Werke: Auserlesene Lebensbeschreibungen heiliger Seelen
(Solingen 1733 und Essen 1786, III, S. 559ff.[–566]“, sowie „im Auszuge der Bruderklausen
Biographie in Leonhard Meisters Helvetiens berühmte Männer (Zürich 1799, II, S. 8ff.[–14])
beigegeben“ abgedruckt findet (a.a.O. S. 1214). Durrer teilt S. 1214–1215 als Probe das „erste
Kapitel“ des Textes mit und erklärt im Anschluß daran: „Dieses erste Kapitel dürfte als
Probe völlig genügen um erkennen zu lassen, daß von der Verfasserschaft Bruder Klausens
keine Rede sein kann . . . Das stark pantheistisch orientierte Elaborat muß aus nachreforma
torischer Zeit und keineswegs aus katholischen Kreisen stammen.“
Im Nachtrag seiner Besprechung des Schaeferschen Buches in ZfdPh 78 S. 104 f. stellt
K. Ruh fest, daß es sich in dem von Durrer und der späteren Bruder-Klaus-Literatur" als
Ruh verweist auf E. Krebs, Verf-Lex.III,582, und W. Muschg, Mystik in der Schweiz S. 388.
386
Vorbemerkungen zu "Von abegescheidenheit'

apokryph angesehenen Text Von abegescheidenheit um nichts anderes als um unsern vorliegen
den Eckhart-Traktat handelt.
Im Frankfurter Druck von 1670 sowie bei Tersteegen ist der Traktat im vollen Text über
liefert. Daß Tersteegen nicht nur den Frankfurter Druck, sondern auch Arnolds „Leben der
Gläubigen“ für seine Ausgabe des Traktats benutzt hat, lassen die gelegentlichen Hinweise
auf beide vorausgehenden Ausgaben in Anmerkungen unter dem Text erkennen.
Bei G. Arnold fehlen die Textstücke unten S. 402,1 Die–404,8 Aber und 429,6 ie–11 invluzzes
(Homöoteleuton!).
L. Meister bietet den Traktat" in neuhochdeutscher Übertragung und, wie er selbst sagt (S.13),
nur „im Auszuge“. Es fehlen im wesentlichen die folgenden Textstücke unten S. 401,8 Dar
umbe–10 abegescheidenheit.; 405,2 noan–8 noan (Homöoteleuton?); 406,9 Dä–407,9 mügen.; 408,2 als
–409,6 üz.; 410,2 und”–6 ist.; 411,8 roan–12 noizzen, daz; 412,8 Diu–413,4 sin.; 415,4 und”–6 tuon, ;
416,5 und–419,2 gesant.; 420,2 und–8 menschen,; 422,4 Und–7 Und (Homöoteleuton); 423,1 Dar
–3 gegenrwurf.; 8 oder–424,3 pindet (Homöoteleuton).; 425,3 und –5 inne.; 426,1 Ze–5 daz.;
427,3 Dar–429,11 invluzzes.; 431,5 noan–432,3 schepfer.; 6 Dä–Schluß.
Im Nachwort zum Traktat (S. 24) bemerkt Meister, der ja Nikolaus von Flüe als den Verfasser
des Traktates ansieht: „Seine fromme Methaphysik scheint er von den bessern Mystikern, z. B.
Johann Tauler und Thomas à Kempis gelernet zu haben.“

Filiation der Hss. (sieh Schaefer S. 57–96): Die gesamte hsl. Überlieferung der Volltexte zer
fällt sehr deutlich in zwei Hauptgruppen, die Schaefer mit a und ß bezeichnete. Die Texte
verteilen sich auf diese Gruppen wie folgt:
a = DauGraKna Mai2MaigSts
ß A- BisBra2KoMasMesMagN„Ns
Schaefer führt S. 58–66 eine den ganzen Text des Traktats umfassende Liste von Textstellen
auf, an denen die Scheidung der beiden Gruppen deutlich wird. Die Fragmente, soweit ihre
Kürze die Zuweisung nicht unmöglich macht, gehören, mit Ausnahme von Do2 und Mai, die
sich deutlich zur ß-Gruppe stellen, zur Gruppe a; es sind die Fragment-Texte Gö„Ka7„Lü„M27,
Mas„Mü„P2,St. Zur a-Gruppe stellen sich auch alle alten gedruckten Voll-Texte des Traktats.
Die Fragmente Ba2,B„St. und S lassen sich wegen ihrer Kürze keiner der beiden Gruppen
zuweisen. Die Hauptunterschiede, durch die sich die beiden Gruppen gegeneinander abheben,
bestehen darin, daß:
1) die ß-Gruppe (abgesehen von Ko, dessen Text bereits bei unten S. 431,7 abbricht) einen
andern, u. zw. mit Sicherheit unursprünglichen Schluß des Traktats überliefert, der, wie Schae
fer S. 100–112 in ebenso eingehender wie überzeugender Weise nachgewiesen hat, vom Schrei
ber des Prototyps der ß-Gruppe aus Seuses Büchlein der ewigen Weisheit', Bihlmeyer S. 288,3–
289,21 entnommen und teilweise umgestaltet wurde, während Bihlmeyer (S. 288 Anm. zu Z. 8 ff.),
der die Übereinstimmung bereits bemerkt hatte, Entlehnung Seuses aus Eckharts Traktat an
nahm. Der Nachweis der Ursprünglichkeit der betreffenden Textpartie in Seuses Bdew gegen
über dem Traktatschluß gelang Schaefer dadurch, daß er überzeugend darlegen konnte, daß
die Übereinstimmungen zwischen der ersten Collation des Joh. Cassian und dem 22. Kapitel
des Bdew, auf die Bihlmeyer a.a.O. bereits hingewiesen hatte, in der lateinischen Fassung des
"Horologium sapientiae Seuses an entsprechender Stelle lib. II c. III genauer und weitgehender
sind als im deutschen Text. Damit war zugleich der von C. Gröber” geführte und von
J. A. Bizet" bestätigte Nachweis, daß das Bdew erst nach dem Hor. sap. entstanden ist, erneut
gestützt. Die hypothetische Möglichkeit, daß der Traktatschluß und die betreffenden Text
partien des 22. Kapitels des Bdew unabhängig voneinander aus der 1. Collation Cassians ent
" Ich habe die frühere Ausgabe Zürich und Winterthur 1784 benutzt, die den Text des
Traktats auf S. 13–23 bietet.
* Der Mystiker Heinr. Seuse 1941, S. 85–90.
* Henri Suso et le déclin de la scolastique 1946, S. 55ff.

25* 387
Traktat 3

nommen worden wären, wird ausgeschlossen einerseits durch die Feststellung, daß der ent
sprechende Bdew-Text durch Übersetzung aus dem Text des Hor. sap. entstanden ist, und
anderseits durch die Übereinstimmung des Traktatschlusses mit dem Bdew-Text.
2) die a-Gruppe eine Reihe von längeren und kürzeren Plusstücken gegenüber dem Text der
ß-Gruppe aufweist, insbesondere hinter S.413,3 dingen. und hinter S. 427,3 gote. (sieh den Var.
App. zu diesen Stellen und unten S.436 f.).
Was die Untergliederung der a-Gruppe betrifft, so stehen in ihr Maio und Sto (ag) in eng
ster verwandtschaftlicher Bindung zusammen gegen die Gruppe DauMaisGra (ai). Schaefer
stellt S. 71–74 eine Liste von Stellen auf, an denen sich die Unterteilung der u-Gruppe in die
beiden genannten Untergruppen deutlich ausspricht. Diese Unterteilung kommt insbesondere
in der Tatsache zum Ausdruck, daß an den Stellen unten S. 401,8, 406,1 und 409,3f. die zitierten
Schrifttexte in der MaigSto-Gruppe sowohl im lateinischen wie im deutschen Wortlaut auf
geführt werden, während die Dau-Gruppe sie nur im deutschen Text bringt. Da Kns sich in
diesem Bezug zu MaigSts schlägt, d. h. also den lateinischen und den deutschen Text der Zitate
aufführt, muß der gemeinsame Prototyp der ganzen a-Gruppe in Übereinstimmung mit Ver
tretern der ß-Gruppe den lateinischen Wortlaut der Schriftzitate mitgeboten haben. Daß dem
tatsächlich so war und daß auch noch die gemeinsame Vorlage der Untergruppe DauMai2Gra
den lateinischen Text der Zitate mit aufführte, ist, wie Schaefer S. 85 f. richtig beobachtet hat,
daran zu erkennen, daß Dau und Mais im Zitaten-Plusstück unten S.413,3 hinter dingen beim
Boethius-Zitat zwar, wie Gra, den lateinischen Text nicht bieten, wohl aber den deutschen Text
dieses Zitats einleiten durch das ist, was sinnlos ist, wenn der lateinische Text nicht vorauf
geht. Die Stelle zeigt demnach, daß erst der Schreiber der gemeinsamen Vorlage der Dau
Gruppe den lateinischen Text wegließ, dabei allerdings unsinnigerweise das ist aus seiner
Vorlage übernahm. Erst Gra beInerkte die Ungereimtheit und ließ das sinnlose das ist weg.
Der Text von Kna, der, wie gesagt, sich im Hinblick auf die genannten Schriftzitate zur Gruppe
MaigSts stellt, vermittelt ansonsten zwischen den beiden Untergruppen von a, wie Schaefer
S. 74f. und S. 78f. zeigt, wo er zunächst charakteristische Übereinstimmungen mit der Dau
Gruppe und an der zweiten Stelle weitere gemeinsame Varianten mit MaigSts aufführt. Die ge
naueren verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den drei Vertretern der Dau-Gruppe lassen
sich nicht näherhin bestimmen, wie Schaefer S. 85 f. ausführt. Der von ihm S. 87 gebotene Stamm
baum für die a-Gruppe dürfte die Filiation innerhalb dieser Gruppe richtig wiedergeben.
Innerhalb der B-Gruppe BsBra2KoM23M2sMsºN„No hebt sich zunächst die Gruppe MesMas
von den übrigen Texten durch gemeinsame charakteristische Lesarten ab, die Schaefer S. 88
aufführt, indem er S. 89 darauf hinweist, daß beide Hss. aus dem Fonds der Tegernseer
Klosterbibliothek stammen, deren Originalsignatur sie noch auf ihrem Einband tragen, und
daß in beiden Hss. auch die gleichen Texte den vorliegenden Traktat umrahmen. Wiewohl
die beiden Hss. für den Text dieses Traktats in sehr enger Filiationsbindung zueinander stehen,
kann doch keine von ihnen die Vorlage der andern gewesen sein (entgegen v. d. Leyen, a.a.O.
S. 177 Anm. 1, sieh Schaefer S. 89), da auch der viel schlechtere und von vielen Lücken infolge
von Homöoteleuton durchsetzte Text von Mas gelegentlich mit der übrigen hsl. Überlieferung
das Ursprünglichere bietet gegenüber Mao, dessen Text an solchen Stellen verderbt ist, wie
Schaefer S.90 durch Aufführung von Mao-Verderbnissen sichtbar macht. Auch zwischen Bus und Bra:
besteht eine engere Bindung, wie insbesondere aus den gemeinsamen eindeutigen Fehlern
unten S. 405,4 dem nihte, ] demütt Bra2 diemütikait B1s und S. 405,4 f. dem nihte ] demüt icht Bras
diemütikait nicht Bus und einigen weiteren gemeinsamen Verderbnissen hervorgeht, die Schaefer
S. 92 verzeichnet. Die beiden Texte verraten ihre engere Verwandtschaft auch darin, daß sie
zu keinem der Zitate, mit Ausnahme des Martha-Zitats unten S. 401,8 und des Augustinus-Zitats
S. 416,9 den lateinischen Text mitüberliefern. Wieder aber wird – wie im Falle von DauMais,
sieh oben – dadurch, daß Bra2 an den beiden Stellen unten S.406,1 und S. 409,3f. daz ist gesprochen
mit den übrigen Hss. überliefert, während B1s es wegließ, deutlich, daß die gemeinsame Vor
lage der beiden Texte den lateinischen Wortlaut der Zitate noch enthalten haben muß (vgl.
Schaefer S. 94).

388
Vorbemerkungen zu "Von abegescheidenheit'

Schaefer macht S. 91 darauf aufmerksam, daß fernerhin zwischen Mas und Ne eine engere
Bindung bestehen muß, die sich etwa im gemeinsamen Fehler unten S. 416,3 érsten ] ernst No
ernsten Mes, insbesondere aber unten S. 417,7, wo nur die beiden genannten Hss. eine überein
stimmende lateinische Quellenangabe zum Augustinus-Zitat bieten, verrät: sieh den War.-App.
und Schaefer S. 91.
Schaefer weist a.a.O. auch darauf hin, daß M2s und N4 unten S. 416,5 durch eine charakte
ristische Textübereinstimmung untereinander gebunden erscheinen: siner unbenoegelichen abe
gescheidenheit seiner enoigen onbenoeglicheit vnd gotlicher eygenschaft N4 seiner pnbervegenleichen
pnd götleicher aigenschaft Mes. Er erklärt allerdings anschließend, daß man die Beziehungen
zwischen den beiden Hss. „nicht weit verfolgen“ kann. Man vermag dies um so weniger, als
N. – ganz so wie für die RdU (sieh oben S. 160) – einen von der übrigen hsl. Überlieferung
stark abweichenden, stellenweise erweiterten, „bearbeiteten“ Text bietet, vgl. Schaefer S. 93f.
Der Text von Ko stimmt im ganzen, wie die große Variantenliste Schaefer S. 58–63 zeigt,
zur ß-Gruppe, auch darin, daß er die großen Plusstücke von a an den Stellen unten S. 413,3;
427,3 nicht bietet. Das hindert indessen nicht, daß Ko auch zur a-Gruppe verwandtschaftliche
Bindung verrät, insbesondere in gemeinsamen Plusstücken, die Ko und a unten S. 418,8 (in a
bei 419,13) und 420,6 einfügen (vgl. die Anmerkungen 64 und 67 zu diesen Stellen), aber auch in
sonstigen gemeinsamen Varianten, wie die von Schaefer S. 60–63 gebotene Liste erkennen läßt.
Ko bietet ansonsten viele Sondervarianten, u.a. auch zwei lateinische Plustexte gegenüber allen
anderen Hss. unten S. 418,8 und 421,6 sieh den Var.-App. Der Ko-Text kann demnach als Ver
mittler zwischen den beiden Gruppen angesehen werden. Da der Ko-Text, wie oben S. 379 an
gegeben wurde, schon bei unten S. 431,7 abbricht, bleibt die Frage offen, ob seine Vorlage den
ß- oder den a-Schluß geboten hat; mit großer Wahrscheinlichkeit aber enthielt sie den ß-Schluß.
Unten S.404,7 und 421,6 weist Ko noch zwei deutsche, wie mir scheint, deutlich sekundäre Plus
stücke auf, sieh den Var.-App. zu den Stellen und die zugehörigen Anmerkungen 17 und 71.
Was die Fragmenttexte B. und BagSt, betrifft, so hat Schaefer S. 70 bereits richtig fest
gestellt, daß Ba2 und St. Fragmente sind, „die zwar Übereinstimmungen mit der a-Gruppe
zeigen, aber mit ihrer Spruchfolge über das Leiden (hinter Pf.492,27) von den übrigen Hss.
dieser Gruppe doch erheblich abweichen, ohne sich damit der ß-Gruppe zu nähern. Zu diesen
beiden Fragmenten stellt sich – wiederum mit Abweichungen im einzelnen – B4. Diese drei
Fragmente fasse ich als eine Sondergruppe zusammen, die keiner der beiden Hauptgruppen
unterzuordnen ist“.
Wenngleich die Beziehungen der Texte der ß-Gruppe sich, wie Schaefer S. 95 sagt, ab
gesehen von MasMao, im einzelnen nicht näher und genauer bestimmen lassen – weniger jeden
falls als die der a-Gruppe – so glaube ich doch, ein gegenüber dem von Schaefer gebotenen
etwas abweichendes Stemma der ß-Gruppe, verbunden mit dem der a-Gruppe, mit der ge
botenen Reserve aufstellen zu können, das wie folgt aussieht:
O

y“

s* u* v* W*

– – – – –
Sto Maio Kns Gra Dau Maig o Bs Bra2 N. No M2s Mas M2e
Die Textstücke aus unserm Traktat, die in den Traktat Pf. Nr. III eingesprengt sind (sieh
oben S. 382), gehören, wie Schaefer S. 28 bereits bemerkte, zur ß-Gruppe. Zum Beweise sei ver
wiesen auf folgende Stellen des Var.-App.s, an denen der oben mitgeteilte Text sich deutlich
dem ß-Text anschließt: 427,5–7; 8–428,3; 8.
Dasselbe gilt für die Exzerpte in Traktat Pf. Nr. XI (Text sieh oben S. 382f.).

389
Traktat 3

Was die Textstücke des vorliegenden Traktats betrifft, die in den Granatapfel-Traktat
eingearbeitet wurden, so lassen sie ihre Zugehörigkeit zum ß-Text um so deutlicher erkennen,
als sie den Schluß unseres Traktates in der 6-Fassung, wenn auch nur mehr bis Pf. S. 493,1
vollekomenheit bieten. Entgegen den Ausführungen von Schaefer (S. 68), der der Meinung ist,
daß „D, K= Granatapfel> keine Belege, die es gestatteten, D, eindeutig als a- oder ß-Hs. an
zusprechen“, biete, zeugen die folgenden Textstellen des Var.-App.s, verglichen mit den Ent
sprechungen im oben S. 385 f. aufgeführten Granatapfel-Text, über den ß-Schluß hinaus für
die Verwandtschaft mit der ß-Gruppe: 409,4; 411,1; 412,4 (Plusstück in a); 413,3 (Plusstück in a);
427,3–428,9; 431,9f.
Sehr eindeutig stellen sich die oben aufgeführten, Nikolaus von Flüe zugewiesenen
Drucktexte des Traktats Von abegescheidenheit zur a-, genauerhin zur al-Gruppe, wie K. Ruh
S. 105 bereits richtig feststellte. Insbesondere bieten die Drucke die Schriftzitate unten S. 401,8;
406,1 und 409,3f. (sieh oben S. 388) wie an nur im deutschen und nicht zugleich, wie a2, im latei
nischen Wortlaut. Was das Gebets-Plusstück der a-Gruppe betrifft, so ist sein Text in den
Drucken in zwei Stücke zerteilt, die mit Umstellung des Traktat-Textes wie folgt in diesen
eingeschoben sind: unten S. 436,1 Hie–8 das + 427,7 sprichet–428,4 abegescheidenheit. +436,9 Wan
–437,5 stande –– 427,3 Von–7 noesene + 428,4 Dá etc.

Textkonstituierung (sieh Schaefer S. 148–151): Pfeiffer gibt in der Übersicht der


von ihm für seine Ausgabe benutzten Hss. (S. VIIIff.) nur die beiden Codices Ko und St. für
den vorliegenden Traktat an. Wie Schaefer S. 29ff. darlegt, können die beiden genannten Hss.
nicht die einzige hsl. Grundlage des Pfeifferschen Textes gewesen sein, weil beide nur unvoll
ständige Texte des Traktats bieten, die zusammengenommen nicht den vollen Text Pfeiffers
ergeben. Schaefers Annahme (S. 32 ff.), daß Pfeiffer noch eine unbekannte Hs. benutzt haben
müsse, trifft indessen nicht zu. Die von ihm gesuchte Hs. ist vielmehr die Hs. M2s, wie aus
folgendem Tatbestand hervorgeht. Die Hs. Wien, Nationalbibliothek 15380 (Suppl. 2780) des
Pfeifferschen Nachlasses (= W1a) enthält auf f. 308 r–314r die modernisierende Abschrift unseres
Traktats nach zwei Hss., die E. von Lassaulx (München) Pfeiffer zur Verfügung gestellt hat
(vgl. Pf. S. XIII). Ein der Abschrift vorgeklebter Zettel enthält die Notiz von der Hand von
Lassaulx': „Aus zwei Paphdschrr. des XV Jahrh. nemlich einer Münchner No 92. fol. 90. B. ff.
(vom J. 1423. s. Docens Katal. S. 349.) u. einer Koblenzer No 43. p. 173. ff.“ Wie die angegebene
Jahreszahl 1423 (in der Initiale f. 1ra, sieh Schaefer S. 47) und die Folioangabe 90. B. ff. zeigen,
muß sich die Angabe über die erste der beiden genannten Hss. auf die Münchner Hs. cgm.
292, d. h. also auf Mea beziehen und v. Lassaulx fälschlicherweise 92 statt 292 geschrieben haben.
Tatsächlich bietet seine Textabschrift zunächst auf f. 308 r–313r die allerdings schon leicht be
arbeitete Abschrift" des Ko-Textes und anschließend f. 313 r–314r den Schlußteil Pf. S. 492,5–
493,11 des Mas-Textes, wie die auf f. 313r Anm. 6 stehende Notiz angibt: „Hier schließt die Cob
lenzer Hdschr. Das Folgende ist aus der M.Künchner > Hdschr. fol. 94“.
Daß Pf. die Hs. Ko nicht selbst eingesehen, sondern nur die Abschrift von Lassaulx' be
nutzt hat, wie Schaefer (S. 31) in Übereinstimmung mit v. d. Leyen (ZfdPh 38 S. 177f. und
Anm. 2) annimmt, geht aus einer Reihe von Stellen hervor, an denen sein Text nicht mit Ko.
sondern allein mit der an diesen Stellen „bearbeiteten“ Abschrift von Lassaulx' übereinstimmt”:
407,6 diernen', Ko] maget PfL; 410,3 roan–4 reht. Ko (mit Varianten)] fehlt PfL; 416,1 endeliche
Ko] redelich PfL; 417,1 é–geschaffen, So die noelt ye noürde Ko é diu noelt noürde (hinter hät)
PfL: 417,2 in die zit, Ko] fehlt PfL: 418,1 Üf disen Ko] In disem PfL; 419,11 der üzer mensche Ko]
fehlt PfL; 420,8 séle Ko] si PfL; 421,6 zergenclich guot, Ko] zergenclichiu güeter PfL; 422,12
ob–tuon. Ko] fehlt PfL; 424,10 er noürket Ko] sunder PfL u.a. Zudem weist Pfeiffers Text eine

Bleistiftnotiz auf d. Rand f. 308r vor Beginn d. Textes (von Spamer?): „bearbeitet“.
* L = v. Lassaulx' Text. -

390
Vorbemerkungen zu “Von abegescheidenheit'

Reihe von Textlücken infolge von Homöoteleuton auf (sieh den Var.-App. etwa zu S.401,1; 402,5;
430,7), die nicht auf das Konto Pfeiffers gehen, sondern auf das seines genannten Gewährs
mannes. Unten S.401,6 und 415,4 hat Pfeiffer allerdings selbst durch Abgleiten infolge von
Homöoteleuton in der Ko-Abschrift von Lassaulx' eine Textlücke verursacht.
Daß von Lassaulx nicht nur den Schlußteil des Traktats nach Mas als Fortsetzung an den
Schluß des Ko-Textes in seiner Abschrift angehängt, sondern auch bei der Abschrift des Ko
Textes den Text von Mas zum Vergleich hinzugezogen hat, geht aus der Tatsache hervor, daß
sein Text, ebenso wie der Pfeiffers, an folgenden Stellen von Ko abweicht und nur mit M2s
übereinstimmt: 404,2 etesnvar in Ko] etesnoar umbe PfLM23; 408,5 anesach Ko] anséhe PfLMas;
410,5 und–zuopüegic, (Ko)] unde zuo gote gefüegic PfLMas; 415,7 daz Ko] dá PfLMas; 415,9 erhaeret
Ko] gehört PfLM2s; 417,4 sie Ko] sich PfLM2s: 425,6 noehsin Ko] noize PfLMsg; 426,5 got dá Ko]
denne got PfLMas; 426,7 abegescheideniu Ko] abegescheidenheit unde PfLM23; 428,9 nemen, Ko]
rool n. PfLM2s. Zudem hat von Lassaulx seiner Abschrift von Ko die Überschrift Von Ab
gescheidenheit noie sie sei über andere Tugend vorangestellt (f. 308r), die Ko fehlt und die die
abgekürzte Überschrift von M2s darstellt.
Daß Pfeiffer auch im Falle von Mss sich wohl mit der Abschrift von Lassaulx' begnügt
und nicht die Hs. selbst eingesehen hat, dürfte wohl durch die folgenden Übereinstimmungen
zwischen Pfeiffer und von Lassaulx gegen Mzº (und die übrige hsl. Überlieferung) nahegelegt
werden: 432,10 sich Mas] si PfL; 433,2 niuzet Mas] geniuzet PfL; 433,4 ez–6 hán. M23 ] fehlt PfL
(Homöoteleuton); Pf.492,35 von PfL] vor Mas; 493,2 unperroanten Pf unverroendeten L] pnuer
rvenkten Mes.
Außer den Texten von Ko und M2s in der Abschrift von Lassaulx' hat Pfeiffer, wie er
selbst a.a.O. angibt, noch das St.-Fragment benutzt. Das geht eindeutig aus folgenden Stellen
hervor, an denen Pfeiffers Text allein mit St, gegen die gesamte hsl. Überlieferung, also auch
gegen Ko und M2s, übereinstimmt: 431,11 noider” LM2s] begert no. PfSt4; 432,5 uns PfSt4] fehlt LM2s;
432,9tuot PfSt. ] macht oder tüt MsºL; 432,10 Plusstück nach gote, sieh Var.-App.; 433,1 menschen!
LM2s ] geiste PfSt4.

Die Filiationsuntersuchung hat die Aufspaltung der gesamten hsl. Überlieferung in zwei
Gruppen der Hss., bzw. in zwei „Fassungen“ des Traktat-Textes ergeben, wobei der ß-Schluß
bereits eindeutig als sekundär, bzw. unursprünglich erwiesen werden konnte. Wenn Weiß"
(Sp. 365) – ebenso wie Fischer” (S. 591) – die oben S. 588 schon erwähnten Plusstücke der a
Gruppe als möglicherweise echt ansieht und dann annimmt, daß Eckhart selbst diese Stücke
ergänzend nachträglich eingefügt haben könnte und demnach die a-Hss. für die Text
konstituierung maßgeblich sein müßten, so habe ich in den Anmerkungen 45, 67 und
87 zu den betreffenden Textstellen die Unwahrscheinlichkeit dieser reichlich hypothetischen
und gewagten Konstruktion dargetan. Die Plusstücke der a-Gruppe sind vielmehr ebenso un
echt wie die Plusstücke des Ko-Textes an den Stellen unten S. 402,7; 404,7; 409,6 (Boethius-Zitat!);
418,8 (entspricht 419,13 in a); 421,6. Die Textkonstituierung konnte daher nicht einseitig nur auf
einer der beiden Handschriftengruppen gründen, sondern mußte, wie Schaefer (S. 150) richtig be
tonte, unter ergänzender Auswertung beider Gruppen-Texte erfolgen. Da der Text der Hs. Mas als
eines Vertreters der ß-Gruppe im ganzen den Traktat im relativ verläßlichsten Wortlaut bietet,
habe auch ich, wie Schaefer (S. 150), Mas für die Textkonstituierung als Leittext gewählt. Ko wurde
zwar als zwischen den beiden Gruppen vermittelnder Text (sieh oben S. 389) in besonderem Maße
neben der gesamten übrigen hsl. Überlieferung als Korrektiv zu Maa herangezogen, kam aber als
Leittext, wie schon Schaefer (S. 150) richtig sagte, nicht nur deshalb nicht in Frage, weil sein Text
schon bei unten S.431,7 endet, sondern auch wegen seiner unursprünglichen Texterweiterungen.

* Besprechung des Schaeferschen Buches durch Konrad Weiß in: Theol. Lit.Ztg. 84, 1959,
Sp. 364–366, im folgenden zitiert: Weiß Sp. . . .
* Besprechung durch Heribert Fischer in: Scholastik 34. Jg., 1959, S. 590–593, im folgenden
zitiert: Fischer S.. . . . - - - - -

391
Traktat 3

Die Textkonstituierung wurde von Schaefer im ganzen schon richtig gehandhabt, und so
stimmt der von mir unten gebotene Text weithin mit dem Schaefers überein. Das hindert
nicht, daß ich an einzelnen Stellen doch zu anderer textkritischer Entscheidung gekommen bin
und daher mein Text an diesen Stellen von Schaefers Text abweicht (so S. 400.5; 402,1; 402,7;
403,3; 405,3; 405,9 f.; 406,1; 409,6; 413,6; 413,7; 416,9f.; 417,9; 418,6; 419,3; 421,1; 422,2; 423,4f.; 425,9;
429,4 f.; 434,2). Die Begründung dafür habe ich in den Anmerkungen gegeben.

Textausgaben: Pf. Tr. IX S. 483–493; Ed. Schaefer, Meister Eckeharts Traktat „Von Abe
gescheidenheit“ 1956.
Übersetzungen: Büttner I S. 9ff.; Ilse Roloff, Meister Eckeharts Schriften zur Gesellschafts
philosophie 1934, S. 67 ff.; R. B. Blakney (sieh oben S. 5) S. 82ff.; Paul Petit, Oeuvres de Maitre
Eckhart (Les Classiques allemands) 1942 p. 19ff.; Schaefer S. 210ff.; J. M. Clark-J. V. Skinner,
Meister Eckhart. Selected Treatises and Sermons translated from Latin and German with an
Introduction and Notes by . . . (1958) S. 160ff.

Echtheit: Schaefer hat (S. 97–147) in eingehender Untersuchung die Echtheit des Traktats
durch eine Reihe von Echtheitskriterien der verschiedensten Art zu erweisen gesucht und, wie
mir scheint, soweit wir bei der mehr oder weniger fragwürdigen und eigenartigen handschrift
lichen Überlieferung der deutschen Werke Eckharts überhaupt in der Lage sind, die Echtheits
frage zu lösen, überzeugend dargetan. Die Einwendungen, die gegen die Argumente Schaefers
und damit gegen die Annahme der Echtheit des Traktats insbesondere in den Besprechungen
des Buches meines Schülers von Fischer, Weiß und Ruh” vorgetragen wurden, sind m. E.
nicht stichhaltig, bzw. auf Irrtum und Mißverständnis beruhend. Soweit es sich um die Fehl
deutung bestimmter Textstellen des Traktats handelt, habe ich in den Anmerkungen zum vor
liegenden Text dazu Stellung genommen (vgl. insbesondere Anm. 16, 38, 41, 69, 94, 107, 115, 117).
Mit meinen Ausführungen in der Anm.94, die sich mit Schaefers und Ruhs Deutung des Meister
Zitats unten S. 428,9ff. auseinandersetzt, glaube ich das einzige erhebliche Gegenargument, das
Ruh a.a.O. S. 102f. vorträgt, entkräftet zu haben. Was die handschriftlichen Bezeugungen be
trifft (sieh die Zusammenstellung im Eingang des Var.-App.s), so sind die diesbezüglichen An
gaben Sudermanns in den Hss. Bs und B. zwar, für sich genommen, bekanntlich wenig be
deutsam und nicht beweisend, wie Schaefer selbst S. 115 im Anschluß an Spamer (PBB 34
S. 387 zu B) sagt. Wenn Ruh (S. 102) allerdings erklärt, „die Aufführung Eckharts im (alten)
Register der Hs. B4 . . . bezieht . . . sich nicht, wie Schaefer meint, auf das Abgescheidenheit-Bruch
stück, sondern auf die Mystikersprüche 352 r–391v schlechthin“, so darf ich darauf hinweisen,
daß das alte Register von B. auf f.4v nicht nur den Beginn der Spruchreihe, die mit einem
Eckhart-Zitat anhebt, meister eckehart zuweist und diesen Beginn mit der römischen Ziffer
xloij versieht, sondern die auf f. 356r mit den Auszügen aus unserm Traktat einsetzenden
Ausführungen über das Leiden gesondert Eckhart zuweist: Item noch meister eckhar(!) piller
ond sprüch die / die lerer ond helgen gelert hand vnd pil / gütter vnderscheid je eis (!) noch
dem andren unter Hinzufügung der Ziffer xlpiij. Diese Ziffer findet sich denn auch auf dem
oberen Rand von f. 356r, auf dem Sudermann in deutlicher Anlehnung an die Angabe des alten
Registers notiert: M. Eckhart erzehlt etliche / sprüch anderer lehrer (sieh Schaefer S. 116). Daß
diese Bemerkung Sudermanns sich nicht, wie Schaefer a.a.O. als möglich annimmt, auf den
Eingang unseres Traktats bezieht, ist Ruh (S. 102) o. w. zuzugeben. Die Berechtigung Schaefers,
in der Angabe des alten Registers „eine originale hsl. Bezeugung“ der Textfragmente unseres
Traktats für Eckhart zu sehen, ist deshalb noch nicht ausgeschlossen. Vielmehr durfte Schaefer

* Die folgenden Ausführungen erscheinen demnächst in erweiterter Form als Aufsatz.


* sieh oben S. 384 Anm. 3, S. 391 Anm. 1 und 2.

392
Vorbemerkungen zu "Von abegescheidenheit'

die Sudermannschen Zuweisungen in den beiden Hss. Ba” und B zusammen mit den Zuwei
sungen des alten Registers in B4 als Stützen des Zeugnisses der Hs. Sts ansehen. Die in dieser
Hs. auf dem obern Rand von f. 33r stehende Notiz: Meister eckehartz bredigen von der / ynner
lichen geburt xpi bezieht sich, wie der Plural bredigen zeigt, nicht nur auf die anschließende
Predigt DW 1 Pr. 1 S. 4ff., sondern, wie ich a.a.O. S. 4 (unter „Zuweisungen“) gesagt habe, auch
auf den in der Hs. folgenden Traktat, dem auf f. 38 v die Überschrift vorangestellt ist: Dis ist
eine güte bredige von abe/gescheidenem leben, in der also auch der Traktat als bredige bezeichnet
ist. So wie unser Traktat in Sto unmittelbar auf eine sicher echte Eckhart-Predigt folgt, so
schließt er in N4 unmittelbar an die sicher echten Rede der underscheidunge an (sieh Schaefer
S. 51 f.)”. Vielleicht darf man in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, daß sich im Tr. Pf.
Nr. III, der ja Stücke aus Von abegescheidenheit enthält (sieh S. 382) und ein Mosaikgebilde mit
vielen Eckhart-Textstücken darstellt (vgl. Spamer PBB 34 S. 372f.), Pf. S. 414,57 ff. folgende Be
merkung findet: . . . só hät meister Eckehart von Paris an dem ende der vorgeseiten dinge, diu üz
siner geschrift genomen sint, sin gebet gesetzet unde sprichet: . . .
Wenn man bedenkt, daß ein für Eckhart so gesichertes Werk wie das „Trostbuch“ in
keiner der vier überkommenen Hss. und die ebenso für Eckhart gesicherten RdU in keiner
einzigen der vielen Hss., die dieses Werk überliefern, dem Meister ausdrücklich zugewiesen
sind, wenn man hinzunimmt, daß die durch die RS. bezeugten Predigten in DW 1 durchweg
nur sehr spärlich durch hsl. Zuweisungen Eckhart zugeschrieben sind, dann wird man zugeben
müssen, daß die hsl. Bezeugungen unseres Traktats für die Verfasserschaft Eckharts relativ
gut und nicht unbedeutend sind, zumal wenn sie durch weitere Echtheitskriterien gestützt
werden.
Weiß und Fischer wollen zwar zugestehen, daß der Traktat echte Bestandteile enthält, mei
nen aber, daß er als Ganzes, wie schon Spamer (PBB 34 S. 381–383) nahelegte, vielleicht als ein
„Mosaiktraktat“ (Weiß Sp. 365) angesehen werden muß, der als solcher nicht von Eckhart selbst
stammen dürfte (Fischer S. 591). Beide Rezensenten halten dafür, daß die Textplusstücke der
a-Gruppe, insbesondere die Zitatenfolge im Anschluß an unten S. 413,3, zwar ebenso wie das
lange Plusstück über das Gebet unten S.427,3 nicht zur Urfassung des Traktats gehört haben,
daß sie aber, vorausgesetzt daß der Traktat echt ist – was Weiß bestreitet (Sp. 366) und
Fischer bezweifelt (S. 593) –, von Eckhart selbst stammen und nach Weiß in der a-Fassung er
gänzt worden seien, was bedeuten würde, daß der Traktat grundsätzlich unter Zugrundelegung
der a-Hss. ediert werden müßte. Ich habe oben S. 391 unter „Textkonstituierung“ bereits zu
dieser Hypothese Stellung genommen und auf meine diesbezüglichen Ausführungen in den An
merkungen hingewiesen.
Die stärksten Argumente gegen die Echtheit des Traktats liegen nach Fischer und Weiß
in angeblichen Widersprüchen im gedanklichen Gehalt und seiner Formulierung und in der
damit zusammenhängenden mangelnden Einheitlichkeit und lückenhaften Thematik des Trak
tats (Weiß Sp. 365f, Fischer S. 592f). Alle von den Rezensenten behaupteten Widersprüche sind
Scheinwidersprüche, und ihre Überprüfung, wie ich sie zu den einschlägigen Stellen in den
Anmerkungen vorgenommen habe, läßt erkennen, daß Fischer und Weiß das Anliegen Eckharts
im ganzen und seine Ausführungen im einzelnen nicht verstanden haben. Schaefer spricht zu

" In B, steht auf f. 100r zu Beginn eines Textmosaiks, das u. a. auch das Textexzerpt aus
unserm Traktat in Tr. Pf. Nr. XI, S. 513,15–23 enthält (sieh oben S. 383), die Notiz von Suder
manns Hand: Auß d . . . (radiert) / Eckarts büch / glaub ich; vgl. Schaefer S. 115.
* Die Angabe Ph. Strauchs in seiner Analyse des Inhalts der Hs. Braz (= Braunau 467)
in ZfdPh 54, 1929, S. 292 zu Nr. 27: „Bl. 94r–101 v: M. Eckhart Von Abgescheidenheit: eine Reihe
von Fragen: Pf. IV,30 . . . Bl. 94r mgr Eber. (P.)“ ist von Schaefer (S. 38) in dem Sinne miß
verstanden worden, als ob „Von Abgescheidenheit“ zur Kennzeichnung der f.94r–101 v gebote
nen Texte in der Handschrift Bras stände. In Wahrheit aber handelt es sich um eine
Kennzeichnung durch PKahncke>. Sie hat jedenfalls nichts mit unserm vorliegenden Traktat zu
tun und kann demnach auch keine Echtheitsbezeugung für diesen Traktat hergeben.

25* 393
Traktat 3

Beginn seines Kapitels „Die Komposition“ (S.99–114) vom „streng ordnenden Geist des Verfassers“
und vom „organischen Aufbau, der in seiner logischen Folge die Einheitlichkeit der Gedanken
führung bewahrt“". Ich kann hier auf seine Analyse des gedanklichen Gehalts des Traktats
verweisen und muß mich darauf beschränken, nur in knappen Angaben den Aufbau zu skiz
zieren. Es versteht sich von selbst, daß eine solche Skizze, die schematisierend verfahren muß,
keinen adäquaten Begriff vom Ideengehalt des Traktats und keine Vorstellung von der inne
ren Verknüpfung der einzelnen Ausführungen vermitteln kann.
Ohne daß die Gliederung des Aufbaus äußerlich markiert und sichtbar gemacht ist, scheint
mir der Traktat in vier inhaltliche Abschnitte zu zerfallen:
I. Abegescheidenheit ist die höchste Tugend (S. 400,2–410,6). Sie ist:
1) höher als die minne
2) höher als die Demut
3) höher als die Barmherzigkeit,
u. zw. weil diese, wie alle anderen Tugenden, hänt etnoaz üfsehennes üf die créa
türe, só stät abegescheidenheit ledic aller créatüren (401,6 f.).
II. Abegescheidenheit erzwingt die Einigung mit Gottes eigenschaft (S. 410,8–422,12), denn
1) schafft die unbenoegelichiu abegescheidenheit ... die groeste glicheit mit gote (412,3f.),
weil Gottes Wesen selbst auf seiner unbenoegelichen abegescheidenheit beruht (412,4f.);
2) hat diese unbenoegelichiu abegescheidenheit Gottes seit Ewigkeit bestanden und wird
sie ewig bestehen. Sie wurde weder durch die Schöpfung (413,6ff.) noch durch die
Menschwerdung des Sohnes (414,6ff.) noch durch Gebet und gute Werke des Menschen
je „bewegt“ (414,2ff.). Nichts wirkt Gott pon niunoem (416,4); es entsteht in ihm weder
eine niunoe minne (417,5f.) noch kein niurve gesiht (417,10) noch kein niunoer noille (418,4);
3) wurde auch bei Christus und seiner Mutter Maria die unbenoegelichiu abegescheiden
heit durch Beanspruchung des „äußern Menschen“ durch das Leiden und sonstige
menschliche Wirken ebensowenig beeinträchtigt wie bei jedem andern Menschen,
bei dem der „innere Mensch“ in seiner abegescheidenheit nicht gestört wird durch
das Tun des „äußern Menschen“ (419.5–422,12).
III. Welches ist der lütern abegescheidenheit gegennourf? (423,1–432,10)
1) roeder diz noch daz, vielmehr das blöze niht (423,2f.), weil die abegescheidenheit
höchste Bereitschaft und Empfänglichkeit für die Einwirkung (der abegescheiden
heit) Gottes bedeutet (423,7 f.; 424,2f.; 424,10ff.);
2) auch nicht das Gebet, weil die abegescheidenheit um nichts zu bitten vermag, viel
mehr nur nach der einförmicheit mit Gott(es abegescheidenheit) verlangt (426,9ff),
die die Abkehr von aller Kreatur (427,8) und völlige Ruhe (429,3f.) und zugleich
höchste Empfänglichkeit des götlichen invluzzes (430,4f) bedeutet;
3) auch nicht die menschliche Erscheinung Christi, sondern die einförmicheit mit Kristó
(430,6), der nicht einen Menschen, sondern die „Menschheit“, d. h. die menschliche
Natur, annahm und in sich mit der abegescheidenheit der Gottheit vereinte. Daher
ist für die einförmicheit mit Kristó die völlige abegescheidenheit von allen Dingen
(430,9), insbesondere auch von den Bild-Vorstellungen der menschlichen Person
Christi erforderlich (431,3 und 432,4ff.).
IV. Kürzester Weg zur abegescheidenheit (433,1–Schluß) führt über das Leiden nach dem
Vorbild Christi (433,1 ff.) auf dem Grunde der Demut, die das festeste Fundament
der abegescheidenheit darstellt (433,6f).

J. M. Clark, der von der Echtheit des Traktats überzeugt ist, sagt in der Einleitung
seiner Eckhart-Übersetzung (sieh oben S. 392) S. 39f.: „It is in the first place, a well-constructed
treatise on a definite subject, admirably developed and without digressions. Although the
author touches on a great variety of topics these are all closely related to the main theme
and subordinated to it. Furthermore, it has the unmistakable Eckhartian style.“ Anschließend
bietet er eine Skizze der wesentlichen Gedanken des Traktats.

T594
Vorbemerkungen zu "Von abegescheidenheit"

Schon diese knappe Skizze des gedanklichen Aufbaus des Traktats läßt, denke ich, die
Geschlossenheit und innere Folgerichtigkeit des Ganzen erkennen. Wenn Fischer (S. 592 und
593) und Weiß (Sp. 365) übereinstimmend Widersprüche darin sehen, daß im Eingangsteil des
Traktats die Tugenden der Liebe und der Demut sowie der Rang des Leidens als der abe
gescheidenheit und damit der höchsten Tugend unterlegen erklärt werden, während sie später
(vgl. S. 421,3f., 433,1 ff. und 433,6ff.) positiv gewertet sind, so kann ich unter Verweisung auf
meine Anmerkungen 69, 115, 118 nur sagen, daß die beiden Rezensenten den Traktat mißver
standen haben. Sagt nicht Eckhart selbst im Hinblick auf abegescheidenheit und démüeticheit:
Nü ist alle zit znoó tugende bezzer dan einiu (405,6)? Und wird nicht mehr als deutlich, daß
damit, daß abegescheidenheit als für die Gotteseinigung unentbehrliche höchste Tugend quali
fiziert wird, die übrigen genannten Tugenden und das Leiden nicht entwertet und als über
flüssig dargestellt, sondern der abegescheidenheit lediglich untergeordnet und als dienlich zu
ihrer Verwirklichung angesehen werden?
Der Traktat zeigt nach alledem nicht nur keine gedanklichen Widersprüche, trägt viel
mehr in seiner Geschlossenheit und hohen Gedanklichkeit durchaus den Stempel Eckhartischen
Geistes und Eckhartischer Diktion. Wenn Fischer (S. 592) in bezug auf die Ausführungen über
die abegescheidenheit des Menschen und Gottes meint: „auffallen muß die Abstraktheit, mit
der diese Thesen vorgetragen werden“ und wenn anderseits Weiß (Sp. 365) im Hinblick auf
das, was S. 419,5–421,6 über üzer mensche und inner mensche ausgesagt ist, erklärt: „So dürfte
es schwer fallen, die psychologischen Erörterungen S. 173–175 Kbei Schaefer > mit solchen aus
echten Eckhart-Texten in Einklang zu bringen“, so kann man sich nur wundern, daß „Abstrakt
heit“ beim spekulativen Mystiker Eckhart auffallen soll und muß ich Weiß auf die in meiner
Anm. 64 verzeichneten Parallelstellen aus deutschen und lateinischen Werken hinweisen, ins
besondere auf die Stellen aus VeM (DW5, S. 109,10ff. und S. 121 Anm. 5).
Weiß aber vermißt nun weiterhin im Traktat den Begriff der „Gottesgeburt in der Seele“,
indem er sagt (Sp. 366): „Was der Traktat unter dem Begriff der Abgeschiedenheit ausführt, ist ja,
wenn nicht der Zustand oder das Ereignis, das Meister Eckhart als Gottesgeburt in der
Seele zu bezeichnen pflegt, so doch wenigstens die Voraussetzung, die dahin führt . . . Er (d.
h. d. Begriff d. Gottesgeburt> ist, will man den Traktat eckhartisch interpretieren, in der
Tat unvermeidlich. Der Autor aber, der Eckhart selbst sein soll, bedient sich im ganzen Trak
tat dieser Formel – nicht ein einziges Mal ! Auch die zugehörigen psychologischen Termini:
das Seelenfünklein, der Seelengrund, die Seelenessenz und vor allem die Intellektualität, die
Vernünftigkeit – Begriffe, nach denen das Thema Abgeschiedenheit', wenn Eckhart der Autor
sein soll, geradezu schreit – fehlen, bis auf die dreimalige isolierte Anrede vernünftige liute
bzw. "menschen' . . . gegen Schluß des Traktates. Der einzige Satz, der der Sache nach vielleicht
hier zu erwähnen ist: 'swenne der frie geist stét in rehter abegescheidenheit, só twinget er
got zuo sinem wesen' erregt mehr Zweifel, als daß er für Eckhart spräche. Denn darf man in
diesem freien Geist die Kraft im Geist, die allein frei ist', von der E. in der Predigt Pf. 8
(144,23 ff.) bzw. Quint 2 (39f) spricht, wiederfinden, oder redet nicht ein anderer als Eckhart mit
einer nicht ganz unbekannten Formel von einer ganz andern Sache?“ Nun, der Traktat han
delt Von abegescheidenheit und damit, wie Weiß richtig feststellt, nicht vom „Zustand“ oder
vom „Ereignis“ der Gottesgeburt in der Seele, sondern von der „Voraussetzung, die dahin
führt“. Das Anliegen Eckharts ist demnach in diesem Traktat – übrigens ganz ähnlich wie
bei den RdU – ethischer, nicht metaphysischer Natur. Es geht um die Voraussetzungen
der Gottesgeburt, nicht um diese selber; sie braucht also selbst auch gar nicht zur Darstellung
zu kommen mit der ganzen ihr zugehörigen Terminologie. Daß sie gleichviel dauernd im
Traktat als Ziel und Antrieb zur Bemühung um die abegescheidenheit indirekt gegenwärtig
ist, wer möchte das verkennen? Und wer erkennte nicht gleich zu Eingang des Traktats die
Terminologie der Gottesgeburt, wenn er hört: . . . noelhiudiu hoehste und diu beste tugent si.
dá mite der mensche sich ze gote allermeist und aller naehest gepüegen müge und mit der der
mensche von gnäden noerden müge, daz got ist von natüre, und dä mite der mensche aller glichest
stande dem bilde, als er in gote noas, in dem znoischen im und gote kein underscheit noas, é daz

395
Traktat 3

got die créatüre geschuof (400,4ff.)? Von was anderm als von der Gottesgeburt ist die Rede,
u. zw. in vertraut Eckhartischer Diktion, wenn es heißt (427,8ff.): Und sö diu séle dá zuo kumet
(d. h. in ein abekéren von allen créatüren und sich vereinigen in die ungeschaffenheit), só verliu
set si irn namen und ziuhet sie got in sich, dazsi an ir selber ze nihte noirt, als diu sunne daz
morgenrót an sich ziuhet, daz ez ze nihte noirt? Ich könnte noch auf eine Reihe von weiteren
Stellen im Traktat hinweisen, an denen das Motiv der Gottesgeburt anklingt, u. a. auch auf
den Satz, der nun gerade für Weiß und, wie ich gleich hinzufügen kann, auch für Fischer
(S. 593) „mehr Zweifel erregt, als daß er für Eckhart spräche“: snoenne de vrie geist stät in
rehter abegescheidenheit, só troinget er got ze sinem noesene (411,1 f.). Der hier genannte vrie geist
hat natürlich gar nichts zu tun mit einem „Einfluß aus der Literatur der Gottesfreunde“, wie
Fischer (S. 593) meint, noch auch mit der „Kraft im Geist, die allein frei ist“, mit der Weiß ihn
gegebenenfalls identifizieren zu müssen glaubt, wenn „nicht ein anderer als Eckhart mit einer
nicht ganz unbekannten Formel von einer ganz andern Sache“ redet. Der orie geist ist viel
mehr ganz deutlich identisch mit dem abegescheiden geist, mit dem es der ganze Traktat zu tun
hat und von dem es dicht bei der obigen Stelle in Übereinstimmung mit der dort gebrauchten
Wendung heißt: dá von enmac got niht mér getuon dem abegescheidenen geiste, noan daz er sich
selben im gibet (411,4f); vgl. auch 402,5: só troinget abegescheidenheit got, daz er mich minne und
403,1 f.: Daz abegescheidenheit troinge got ze mir . . . , wo vom abegescheidenen geiste das Gott
zwingen ausgesagt wird wie an der fraglichen Stelle über den prien geist. Vgl. auch die An
merkungen 1 und 38.
Über die Echtheit und ursprüngliche Zugehörigkeit des Schlußteils S. 431,8ff. zum Traktat
sieh die Anm. 107 und 115.
Schaefer hat zur weiteren Begründung der Echtheit S. 117–131 „Übereinstimmungen“ des
Traktat-Textes mit Stellen aus der „Rechtfertigungsschrift“ (und der Bulle) und aus lateinischen
Werken Eckharts sowie aus gesichert echten deutschen Predigten (DW 1 und Pfeiffers Ausgabe)
zusammengetragen und verglichen. Im ganzen sind diese „Parallelen“ durchaus charakteristisch
und für die Echtheit des Traktats sprechend. Die Fülle der weiteren Übereinstimmungen mit
lateinischen und deutschen Textstellen, wie ich sie in meinen Anmerkungen unter Verwertung
der schon von Schaefer aufgewiesenen Parallelen verzeichnet habe, zeigt, daß der Traktat von
Eckhartischem Gedankengut lebt; ich brauche dafür hier keine besonderen Beweisstücke auf
zuführen, sondern kann auf die Anmerkungen verweisen.
Daß auch der Stil des Traktats die Kennzeichen der Eckhartischen Diktion und die aus
Eckharts echten deutschen Werken her bekannten Stilelemente und Wortbildungen aufweist, hat
Schaefer S. 151–147 in eingehender Untersuchung dargetan, und er hat Beispiele für die Stilmittel
der Häufung, der Steigerung, der Antithese und chiastisch gebauten Doppelantithese sowie der
Paradoxie aufgeführt. Er hat zudem die sehr beachtlichen und eindrucksvollen Vergleiche des
Traktats (sieh unten S. 412,2f. (bleierner Berg); 417,5ff. (Sonnenschein-Auge); 422,7 ff. (Türangel);
424,4ff. (Backofen); 425,6ff. (Wachstafel); 428,2f. (Sonne-Morgenrot) als für Eckhart charakteristisch
gegenüber den Vergleichen Taulers und Seuses im Anschluß an meinen Aufsatz „Mystik und
Sprache“ (DVSchr 27, 1955, S. 48–79) hervorgehoben und damit auf ein letztes Echtheitskrite
rium für die Autorschaft Eckharts bezüglich des Traktats Von abegescheidenheit hingewiesen.
Nun sagt Ruh (S. 101 f.): „Die Kriterien, die Schaefer im Kapitel Stilistik' (S. 131–147)
verwendet, reichen – methodisch gesprochen – allenfalls hin, einen negativen Nachweis zu
führen, nicht aber einen positiven. Es sind (zweifellos richtige und schätzenswerte) Einzel
beobachtungen, aber auch ihre Summe reicht an das Phänomen der Eckhartschen Sprache nicht
heran. Variation, Steigerung. Paradoxie, Antithese, die -heit-Abstrakta: gewiß sind es "bevor
zugte Stilmittel' des Meisters, aber nicht ihr daß', sondern ihr 'wie' entscheidet. Dieses 'wie'
vermögen wir jedoch begrifflich nicht zu fassen, das bindet sich erst in der Synopsis der Ein
bildungskraft. Ich rede damit keinem gefühlsmäßigen Subjektivismus das Wort, sondern weise
auf die Grenzen unserer Erkenntnismöglichkeiten hin.“ Gegen diese Argumente kann man
nicht streiten, mit ihnen aber, so wird man zugeben müssen, wird man jeden Echtheits
„beweis“ auf Grund von Stilkriterien zu Fall bringen können.

396
Vorbemerkungen zu "Von abegescheidenheit'

Ich bin vielmehr der Überzeugung, daß der Traktat Von abegescheidenheit ein echtes Werk
Eckharts ist und daß Schaefer durchaus gültige Kriterien für die Echtheit des Werkes auf
gewiesen hat. Mit ihm (S. 98f.) kann ich nur unterstreichen, was P. Petit im Vorwort seiner
französischen Übersetzung der Werke Meister Eckharts" p. 11 sagt: „ . . . nous ne sommes pas
sans scepticisme à l'égard des méthodes critiques qui sont parfois appliquées en Allemagne.
Quand un Behaghel, par exemple voudrait nous faire croire que des traités comme Von der
Abgeschiedenheit . . . ne sont pas d'Eckhart, nous sommes fondés à nous demander ce qu'il faut
penser de certains soi-disant progrès de la critique. Sijamais les futurs éditeurs d'Eckhart
étaient amenés, sur la foi de respectables savants, à exclure de tels morceaux des oeuvres du
maitre, nous serons sans doute obligés de nous incliner, faute de pouvoir répondre à leurs
arguments, mais personnene pourrait nous empécher de penser in petto que le pseudo-Eckhart
est, lui aussi, un vrai Eckhart (Sperrung von mir) – et de préférer les anciennes éditions
qui contenaient ces textes aux nouvelles qui les auraient exclus.“

Daß der Traktat nicht aus der Feder des Schweizer Nationalheiligen Nikolaus von Flüe
stammen könne, wurde von Durrer an der oben S. 386 aufgeführten Stelle bereits gesagt, wenn
gleich sein Urteil: „Das stark pantheistisch orientierte Elaborat muß aus nachreformatorischer
Zeit und keineswegs aus katholischen Kreisen stammen“ (a.a.O. S. 1215) mit jedem Wort fehlgriff.
Der Frankfurter Druck von 1670 schickt dem Text des Traktats auf der ansonsten leeren
Seite 444 die folgende Notiz voraus: Günstiger Lieber Leser / Dienveillen noch etliche Blättern
noeis übrich / hab ich dieselbige mit das klein Tractätlein von der Abgescheidenheit des Einsidlers /
Bruder Niclassen von pndernoalde im Schnoeitzerlandt / noollen erfüllen / dienveillen es sich
nicht uneben / zu der vorigen Materi schicken thut / Vale.
Diese Notiz läßt erkennen, daß der Traktat Von abegescheidenheit in der Vorlage des
Frankfurter Drucks von 1670. die, wie auf dem Titelblatt dieser Ausgabe angegeben ist, in
Frankfurt 1621 gedruckt wurde, noch nicht gestanden haben kann. Welcher Quelle der Frank
furter Drucker Hermann von Sand die Lehr von der Abgescheidenheit deſ Einsidlers Bruder Nic
lassen von Vnternoalde im Schnveitzerlandt – so lautet die Vorbemerkung des Frankfurter
Textes (S. 445) – entnahm und ob in dieser Quelle der Traktat bereits dem Nikolaus von Flüe
zugewiesen war oder nicht, habe ich bisher nicht klären können. Auch ich möchte, wie K. Ruh
(S. 105), annehmen, daß diese Zuweisung nicht „erst eine Kombination des 17. Jahrhunderts“ sein
dürfte. Vielleicht ist es in diesem Zusammenhang interessant, darauf hinzuweisen, daß in der
Hs. M21 (f. 2r), die ein Fragment aus dem 3. Teil des Granatapfel-Traktats Init den zugehörigen
2 Exzerpten aus unserm Traktat* enthält, auf der voraufgehenden Seite f. 1r ein kurzes Text
stück folgenden Wortlautes steht: proder klas spricht noir /sellen Got also lieb han das noir /
all sind von seinen noegen lasseñ / ond noer die sind lat der perlat (ver über d. Zeile) alle ding ,
das nest ist allen dingen sterben ond / nur allain leben der alle zeit stirpt (stirpt über d. Zeile)
jn jm / selber der hat alrveg ainen nüen / vanfang (!) seines lebens (das Folgende verblaßt) Got
spricht noer / mich sicht der styrpt jm selber vnd lept mir / die stat gocz pnd die mindent sel
(die –sel getilgt) die stat gocz vnd sein gezelt das ist die mindent sel. Wer mit dem eingangs
genannten proder klas gemeint ist, steht dahin. Es dürfte aber doch wohl m. E. jederzeit die
Möglichkeit bestanden haben, ihn mit dem Schweizer Bruder Nikolaus von Flüe († 1487)* zu
identifizieren, der durch sein Eremitenleben in seiner Zelle zu Ranft berühmt geworden war.
Da er gewissermaßen als der Repräsentant der abegescheidenheit gelten konnte, lag es wohl
nicht allzu fern, in ihm den Verfasser eines Traktats Von abegescheidenheit zu sehen, aus dem
Stücke in den Granatapfel-Traktat übernommen wurden. Dieser Traktat wurde bekanntlich
(sieh oben S. 385f.) in die Ausgabe der Werke des Geiler von Kaisersberg aufgenommen. Gei

sieh oben S. 392.


* die Schaefer S. 46 abdruckt.
* Die Hs. Mai verzeichnet f. 7r die Jahreszahl: 1475.

397
Traktat 3

ler von Kaisersberg aber war der „erste mit Namen bekannte fremde Besucher der Ranftzelle“
(Durrer S. 47), und „Zweifellos ist auch das Interesse, das andere Elsässer aus seinem Freundes
kreise, Wimpheling und Peter Schott an dem Schweizer Eremiten nahmen, dem Einflusse Geilers
zuzuschreiben“ (a.a.O. S. 48). Diese Hinweise sind naturgemäß sehr vager und unverbindlicher
Natur. Sie könnten lediglich Fingerzeige für den Weg sein, auf dem man u. U. zu einer Zu
weisung des Traktats Von abegescheidenheit an den Schweizer Nationalheiligen als Verfasser
kommen konnte.

Schaefer wies S. 48f. darauf hin, daß in Mgs und Mas an den Traktat Von abegescheidenheit
anschließend der Text einer Predigt überliefert ist, den Pfeiffer ZfdA 8 S. 253–255 Nr. IX 2 als
zweites von fünf Johannes von Sterngassen zugewiesenen Stücken aus den beiden Baseler
Hss. Ba und Ba2 sowie der Einsiedler Hs. Es herausgegeben hat. Schaefer versäumte an
zugeben, daß auch in Maig dieser Text auf den Traktat Von abegescheidenheit folgt. Wie ich
in „Handschriftenfunde“ S. 120 mitgeteilt habe, umfaßt der Text in Maig den Text von Nr. IX 3,
ZfdA 8 S. 255–256 mit. In der Hs. Ga (Gaesdonck Ms. 16) sowie in Eb (Ebstorf IV 12) geht dem
Text Nr. IX 2 die Predigt Wackernagel Altd. Pred. Nr. LXII S. 163–166 vorauf, u. zw. in Ga
in vollständigem Text, in Eb dagegen nur als Fragment, das S. 163,1 + 164,6–7 + 9–13 + 17–
19 + 20–25 + 26–27 + 35–37 + 31–33 umfaßt (sieh Stammler Kl. Schriften z. Literaturgesch.
d. Ma.'s, 1953, S. 178). In Mas und Mas geht der Text Nr. IX 2 bei der Stelle ZfdA 8 S. 255,21 un
mittelbar in den Eingang der genannten Predigt Wackernagel Nr. LXII über, von der er ein
Fragment bietet, das etwa S. 163,1–164,19 (mit Abweichungen) entspricht.
In unserm Zusammenhang, in dem ich auf die weitere hsl. Überlieferung des Textes ZfdA 8
Nr. IX 2 und ihr textkritisches Problem nicht weiter einzugehen brauche, ist es bedeutsam, daß
dieser Text“, der von der lüterkeit des herzen und damit zugleich von der abegescheidenheit
handelt, deutliche inhaltliche Übereinstimmungen mit dem Traktat Von abegescheidenheit auf
weist, (auf die schon Preger ZfhTh 36,1866, S. 478 f. aufmerksam gemacht hat, sieh Schaefer
S. 49 und unten. Anm. 8). Während Preger a. a. O. bei einem Vergleich der beiden Texte die
stilistischen und inhaltlichen Übereinstimmungen so erheblich findet, daß er für beide Texte
denselben Verfasser, nämlich Eckhart, als sicher annehmen zu müssen glaubt, wobei er auch
in den hsl. Zuweisungen der Hss. Ba2 und E- eine Bestätigung seiner Überzeugung sehen zu
können vermeint, hält Strauch AfdA 9, 1883, S. 131 in seiner Besprechung von Preger II die
Argumente Pregers für nicht überzeugend, indem er sagt: „allein aus ähnlichen gedanken ist
noch nicht auf identität zu schließen, wenigstens nicht mit der sicherheit wie Preger das meist
tut. gerade in diesem falle lassen sich die übereinstimmungen sehr gut aus dem verhältnis
des meisters zum schüler erklären“. Der Meister ist in diesem Falle Eckhart, der Verfasser
des Traktats Von abegescheidenheit, der „Schüler“ ist Johannes von Sterngassen († vor 1320).
Ich möchte Strauch in der Annahme der Verfasserschaft von Johannes v. Sterngassen für den
Text ZfdA 8 Nr. IX 2 um so mehr zustimmen, als dieser Text, ebenso wie der von Predigt
Wackernagel Nr. LXII, der, wie oben angegeben, oft mit ihm verbunden überliefert ist, in den
Hss. überwiegend Sterngassen zugeschrieben wird. Wenn beide Texte ganz vereinzelt – so
in Ga – dem berühmten Eckhart zugewiesen werden, so ist dies m. E. wegen der stilistischen
und thematischen Anlehnung des „Schülers“ an den Lehrer Eckhart leichter zu verstehen als die
sekundäre Zuweisung eines ursprünglich dem Meister zugehörigen Textes an den sicher un
bekannteren und unbedeutenderen „Schüler“ Sterngassen. Der Vergleich des Textes über die
lüterkeit des herzen mit dem Traktat Von abegescheidenheit läßt denn auch gerade für die von
Preger herausgehobenen thematischen Übereinstimmungen, insbesondere was die Ausführungen
über lüterkeit (bzw. abegescheidenheit) und minne betrifft, die Kühnheit und schärfere Formu

übrigens ebenso wie das Stück Nr. IX4, das in Kna textlich erweitert und gereimt über
liefert ist, abgedruckt bei Quint, Handschriftenfunde S. 70 und Stammler, Gottsuchende
Seelen, 1948, S. 99f.

398
Vorbemerkungen zu “Von abegescheidenheit'

lierung des ursprünglichen Eckhartschen Gedankens gegenüber der harmloseren Sterngassens


erkennen (sieh unten S.441 Anm. 8).

Was die äußere Form betrifft, so hat Schaefer S. 133 ff. Argumente aufgeführt, die dafür
sprechen sollen, in Von abegescheidenheit eine Collatio zu sehen und den Text daher den RodU
nahezurücken. Über den ursprünglichen Collatio-Charakter der RdU habe ich mich oben
S. 172ff. und 312f. näher ausgelassen. Sto und Kns bezeichnen unsern Text in der Überschrift
als bredige, Gö und Maio als ler(e). Der Frankfurter Druck von 1670 spricht a.a.O. (sieh oben
S. 397) von einem kleinen Tractätlein. Ich bin der Meinung, daß es sich um eine Abhandlung,
um einen Traktat im Sinne einer „Lehre“ handelt, bestimmt nicht, wie Schaefer (S. 134) meint,
für Klosterschwestern, sondern für Ordensbrüder Eckharts, ebenso wie die RdU (sieh S. 172).
Daß dem so sei, geht m. E. insbesondere aus den genauen Quellenangaben über die Zitate und
aus der Tatsache hervor, daß diese Zitate zunächst in lateinischem Wortlaut aufgeführt werden.
Diese genaue Zitierweise weist darauf hin, daß Eckhart sich mit ihr an Theologen wandte.
Die gelegentlichen Adressen an die Leser – vgl. etwa unten S. 408,2; 409,1; 411,11; 413,3/5/6;
414,9; 415,1/7/9 f.; 419,13; 421,1; 421,6 f.; 422,7; 423,3; 425,5f.: 429,1 f.; 431,8; 432,3 f.; 433,1 sind
auch in Schriftwerken ganz geläufig und begründen m. E. noch keinen „persönlichen Gesprächs
charakter“ für unsern Text, wie Schaefer S. 134 meint. In jedem Falle ist der Collatio-Ge
sprächscharakter in den RdU wesentlich ausgeprägter als in Von abegescheidenheit.

Der von mir gebotene Variantenapparat ist, abgesehen von den Fragmenten, die ich unter
dem Titel „Handschriftliche Überlieferung“ im vollen Wortlaut aufgeführt habe, und den Druck
Texten, die für die Textkonstituierung über die hsl. Texte hinaus nichts von Bedeutung bei
tragen, vollständig. Fehler, Ungenauigkeiten und Lücken im Variantenapparat Schaefers wur
den stillschweigend korrigiert.
Im voraufgehenden sowie im Variantenapparat wurden die schon von Schaefer eingeführ
ten Gruppensiglen verwendet:
a = DauMaig GraKnzMaigSts 8 = MesMasMasBsBraN„NgKo
Gemeinsame Varianten der Hss. dieser Gruppen wurden nach der jeweils an erster Stelle oben
aufgeführten Hs. wiedergegeben.
Die kleinen Zahlen am Innenrand des folgenden Textes beziehen sich auf die Seiten und
Zeilen des Textes von Schaefer, die kursiv gesetzten auf die Textseiten und -zeilen der
Ausgabe Pfeiffers.

399
Von abe gescheidenheit! 152,1 483,37

Ich hän der geschrift vil gelesen, beidiu von den heidenischen meistern
und von den wissagen und von der alten und niuwen é, und hän mit
ernste und mit ganzem vlize gesuochet, welhiu diu hoehste und diu beste
5 tugent si, dä mite der mensche sich ze gote allermeist und aller naehest gevüe

Zurpeisungen: Meister eckehartz bredigen von der / ynnerlichen geburt xpi (f. 33 r; die
Zurveisung dürfte sich, noie der Plural bredigen erkennen läßt, auch auf den f. 39r ff. anschlie
ßenden Traktat beziehen) St meist (!) eckhar (f. 4 d Register) M. Eckhart erzehlt etliche /sprüch
anderer lehrer (f. 356r v. Sudermanns Hand, sieh oben S. 392) B. Auß d . . . (radiert)/Eckarts büch
glaüb ich (f. 100r Notiz von Sudermanns Hand, sieh oben S. 393 Anm. 1) B,
Überschriften: Von abegescheidenheit Do, P.] Von der abgescheidenheit Dau Von warer
Abgescheidenheitt (o. and. Hd.) Bis Von abgeschaidenhait wie sy sey/(sey ] ist MasMo) Über ander
(ander] all a. M2e) tugent daz vindest du hye her nach geschriben (daz bis geschriben ] etc. Mas
fehlt M2e) M23 M25 Mao Von dem lob der Abgeschaidenhait für annder tugend vnd Vber (vnd Vber
über annder nachgetragen) Mai, Eyne/güte predige von der abegescheidenheit Kns Dis nach ge
schriben (nach g. fehlt Stº) ist ein/güte lere (bredige St) von eime abge-/scheiden (von abe
gescheidenem Stº) vnd vol komen (vnd v. k. fehlt Stº) leben MaioSt. ain gute ler/von abgeschaiden
hait Gö Welches die hochste vnd die peste tugent sie/Emvlamini carismata meliora Irsult min
nen die aller besten gaben gottes N. fehlt BrasGraMai»Ka; KoNo M27 MssMüSt.
-

2 Ich bis 4 und” fehlt Ka; 2 der ] in der Kns geschrift] schrifft DauKna heyli
gen g. Gra beidiu bis 3 é, fehlt N. 2 beidiu bis 3 und” fehlt P, 2 beidiu ]
p-/rüder No fehlt MesM26 Gra von bis 3 wissagen ] von (vfi Mais) der heiligen schrifft (ge
schrifft Mai, von bis schrift fehlt Gra) von (vnd vö Knº) den wissagen von (von ] vnd von Kna
vnd Gra) den heiden Dau GraMais Kna 2 den bis meistern ] der heiden schrifft MaioSt.
den ] der Bra2 fehlt PfKoNº Do2 3 den fehlt PfKo und*] vñ ouch B1s auch Gra fehlt Mais
von*] in P2 fehlt Dau der ] den M2s Do2 alten bis é, ] newen vii alden ee Dau Gra
alten ] alten é Pf und*] vnd der MasBra2No vnd in der P2 unde von der Pf é, ]
E orkvnd No hän fehlt M25 4 ernste bis ganzem fehlt P2 ernste und mit
fehlt Gra (Homöoteleuton) ernste ] gantzem e. Bis mit ganzem fehlt B1s mit fehlt Dau
ganzem fehlt N. Mas welhiu] welche Ko wel/ches M2s B1s Bra2M25.MsoN. NºDosaP2 diu
hoehste und fehlt ap, (Homöoteleuton) hoehste ] h. tugent M25Mae und diu beste fehlt Bis
beste] nehste aKa7P2 liebst Mes 5 si, fehlt Ka7 dä bis mensche] die den menschen BisP.
dä mite] mit der Kna sich ] sich nv N4 fehlt B1s Pa ze bis 401,1 müge* ] mag aller
nechst gefugen zü gott Ka; aller naechst zü got fügen müg (moge gefugen Kna) BsKna Braa czu
nehst czü got fugen moge DauMais Gra aller meist zü gotte möchte gefügen MaioSto aller nächst
zü gott züfügen mag Dog aller nöhest müg gefügen zu got P. 5 allermeist und fehlt PfBs
Bra2M2sMse N.No KoDos Dau Maig GraKns Ka7 P. (Homöoteleuton) gevüegen] zuo gefüegen PfKo

400
Von abegescheidenheit

gen müge und mit der der mensche von gnäden werden müge, daz got ist
von natüre, und dä mite der mensche? aller glichest stande dem bilde, als er
in gote was, in dem zwischen im und gote kein underscheit was, é daz got
153,1 die créatüre geschuof*. Und só ich alle die geschrift durchgründe, als verre
min vernunft erziugen und bekennen mac, só envinde ich niht anders, wan
daz lüteriu abegescheidenheit ob allen dingen si, wan alle tugende hänt etwaz
üfsehennes üf die créatüre, só stät abegescheidenheit ledic aller créatüren 4.
5 Dar umbe sprach unser herre ze Marthá: 'unum est necessarium', daz ist als
vil gesprochen: Marthä, wer unbetrüebet und lüter welle sin, der muoz haben
einez, daz ist abegescheidenheit 5. 10

1 müge*] mag Do2 Mas und bis 4 geschuof. fehlt P, (Homöoteleuton) 1 und
bis mensche] alzo daz er N. fehlt Bus mit der ] do mit Dau Mai2 Gra MaioSt5 KazM2s Mas
mensche bis 2 der fehlt Mais (Homöoteleuton) 1 von bis 2 mensche fehlt Pf (Homöo
teleuton) 1 von ] vol Ka7 werden müge,] mag w. Do2 fehlt Bis werden] auf d. Rand
nachgetragen Ka7 verdienen Mas daz] das das Kns got] er Ka, ist fehlt Ko
2 dä bis mensche fehlt N4 stande ] stand ul' (= vel?) ste Gra stee Kna stüende PfNo
fehlt N. dem fehlt Do2 (Zeilenroechsel) bilde, ] blid Bra2 selben pilde N. als
bis 3 was", das er ist in got N. 2 er fehlt Mai, 3 in* bis 4 geschuof.] Alzo das furbas
zwischent im vnd dë selben pilde in got kein mittel mer sie seinét halben N. 3 in*] und
in Mas dem ] dem vnd Bis im ] sein vndym (v. and Hand auf d. Rand) ym Gra
und fehlt Braa gote” fehlt Gra daz fehlt DauMai2 Gra 4 creaturen Kna
geschüffe St. Bis geschüffe Ko geschuffe Kna beschuof Pf beschüeff Gra beschuff Ka7 Und
bis 6 si,] jst luter abgescheydenheit Ka, 4 só ] als ferre DauMai2 Gra alle fehlt Mas Mas
die* fehlt PfDauMai2 GraSt5Maio Bra2 KoN4P2Do2 schrifft DauN4 ergrunde Dau Maig
ergrüntt hob Gra als bis 5 mac, fehlt Gra 4 als ] vnd als DauBis vnd so Mai2
verre] fer alls Do2 vil Dau 5 min bis bekennen ] ich P2 erzeuget MasMas
erz. u. bek..] begriffen. Bis und bek. fehlt N„KoKns Dau Mai2 MaioSts bekennen]
kennen No bedenken Bras niht anders, kain ding Bis anders, fehlt P.
wan] danne N4Maio denn MasMae 6 daz] das die N4 fehlt Pf abegescheidenheit]
abschaidenhait (ab auf d. Rand nachgetr.) Mai, a. vnd die gelassenheit N. a. liddig ston aller
creaturen P2 ob bis 7 abegescheidenheit fehlt Pf (Homöoteleuton) 6 ob allen dingen]
in a. d. N. das nehste DauMaig GraMaioSt5P, das mensche Kns dingen ] tugenden MasM2s
si, ] ist MaioSt5P, ob in allen ist N. alle t..] all andert. Gra die ander tugent alle N.
7 üfsehennes] vff sechens vff sich selbs vnd N. sechen vff sich vnd Bs fehlt Mas (Homöoteleuton)
créatüre, ] creaturen Kna MaioSts NeKa KoDo2 só bis créatüren.] Aber abgeschaidenhait
ist ledig von aller creatur Gra Aber abegescheidenheyt hat eyn ledig steen aller creaturen Kns
Aber die ware abgescheidenheit vnd die gantze gelassenheit stet ledige aller dinge sein selbs
vnd aller creature N4 só fehlt Ka7 stät] hat DauMai2 ledic] ledikeit DauMai2
créatüren.] creatur BisDo2M2s MasBraaGraN4 8 Dar umbe] vnd d. Kns spricht BisMasMae
ze fehlt MasM2s Marthä:] sant martan No Marthen PfStºKoBra2 Kns unum
bis 9 gesprochen: fehlt DauMai,GraKoNN. (Homöoteleuton) 8 unum] porrovnum Do2
necessarium',] n. etc. Maio n. (n. etc. Martha Knº) Eins ist notturftig PaKna daz bis 9 ge
sprochen: fehlt P2 8 ist fehlt Bras 8 f. als vil g. fehlt Dog 9 gesprochen: fehlt Maio
St.Ka Marthä,] Martha martha Dau fehlt PfDo2Ns KoNP- wer bis 10 einez,] Du pist
sorgfaltige vnd betrubest dich vmb vil Wer aber /aber lvter wil sein der muß nicht mer haben
danne eines N. 9 wer bis sin,] wer betrübet wolle sin vnd luter Kna und fehlt Mai,
wil PfN-KoMasMaoDos wöll BraaBisNs sy Mas 10 einez, ] nur ains MasMso eyns das
ist noitdurfftig Kns daz ist] ist das Mas abegesch..] luter a. P. a. vnd gelassen
heit in allen dingen N. a. amen Dos

26 Eckhart D 5 401
Traktat 3

70
Die léraere 6 lobent die minne groezliche, als sant Paulus tuot, der sprichet:
in waz üebunge ich mac gestän, enhän ich niht minne, só enbin ich nihtes
154,1
niht'. Só lobe ich abegescheidenheit vür alle minne 7. Von èrste dar umbe,
wan daz beste, daz an der minne ist, daz ist, dazsi mich twinget, daz ich got
minne, só twinget abegescheidenheit got, daz er mich minne. Nü ist vil edel
75
licher, daz ich twinge got ze mir, dan daz ich mich twinge ze gote”. Und ist
daz dä von, wan” got kan sich invüeclicher 19 vüegen ze mir und baz

2 f. Vgl. 1 Cor. 13,1 f.: Si linguis hominum loquar, et angelorum, caritatem autem non ha
beam, factus sum velut aes sonans, aut cymbalum tinniens. Et si habuero prophetiam, et no
verim mysteria omnia, et omnem scientiam: et si habuero omnem fidem ita ut montes trans
feram, caritatem autem non habuero, nihil sum.

1 Die] Daz abgeschaidenhait sey Über dy lieb (= Überschrift) D (Initiale)ie Mes Die
bis 405,10 selber. fehlt Kay 1 Die bis groezliche, Nv lobent etliche die minne vnd sprechent
das sie die hochste vnd die peste sie N4 léraere ] meister aP2 die] ser dy Dau fehlt Pf
Bra2 KoM2s M2s NeMai2 Kns MaioSt5P2 minne] göttlichen mynn Mai groezliche, groezlichen
PfKo ob (uber Knº) allen dingen (dugenden Ps) aP2 als dann sant Mai, tuot, der
fehlt aF, N4Mai tuot, fehlt Bis der ] dä er Pf sprach MaioSt.P. 2 in bis
gestän, fehlt N4 üebunge] dugé P2 mag ich BisNoMasMas mac gestän,] bin
Kna P2 mac fehlt Mai, gestän,] bestan DauMai2Bra2 stan Mai. Bis geseyn Gra ich
dy mynn nit Gra minne,] minne oder liebe B1s 2f. nihtes niht'.] nichtzit Mais gar
nichtz Bis 2 nihtes fehlt KoN4P2 3 niht'.] nit etc. N4 fehlt Bras Só bis êrste]
Etlich die diemutikeit als maria sprichet Got der sache an die diemutikeit seiner dirne etc. Ich
lobe aber die tugent der lvtern abgescheidenheit vnd der gantzen gelassenheit fur sie alle
vnd zu dem ersten fur alle minne vnd das zu dem ersten N4 alle] dye Gra fehlt Dau
Mai2 MaioSts Kn3P2 Von érste ] Zem êrsten Pf Zü dem ersten Bra2N4 dar umbe,
fehlt Bus 4 wan bis twinget, ] wen die mynne twinget mich P2 daz*] so Sts hinter
daz” Bis fehlt PfN. daz ist, fehlt PfN4Mais M25 M2s twinget, ] betwinget Kna Mai:N.
NeMae bezwind M25 daz” bis 5 minne.] got lieb zu haben. Aber die abgescheidenheit vnd
gelassenheit betwinget got mich ze minnen N. 4 got fehlt Maio 5 minne, só] liephabe
(p. 1?4) Das ist vns nF verborgen m (Das bis m getilgt) So Ko só bis minne. fehlt Pf
(Homöoteleuton) twinget] bezwingt Mai, abegescheidenheit got,] aber in ab
geschaidenhait Bis abegescheidenheit] luter a. P2a minne.] muß liep han Kns Mais
MaioSt.Mai, P. lib muß haben DauGra Nü] Nun getilgt, darüber v.and. Hand: Darumb Mai,
ist] ist es KnaN4P2 vil fehlt P2 edellicher, edeler Kns Mai adler vnd besser N.
hoher vnd würdiger P2 6 daz” bis mir, das mich got lieb hab vnd in zwing zü mir Bis
ich*] ich getilgt, darüber von and. Hand mich (getilgt) abgeschaidenhait Mai, got twinge
PfDauMaig GraKna Bra»KoMasM2s g.betwinge N4 got zü mir twinge P2 dan
bis 7 von, fehlt P2 6 dan bis gote.] dan das got mich czwinget (mich got czwing Mai,Gra)
czü ym DauMai2Gra wan das mich twinge got zu yme Kna danne das mich got betwinge N4
dan ] wanne KoMaioSts gote.] ym Mai 7 daz] dises N. fehlt DauMai2 Gra
dá von, ] dar vmbe Bra2 die sache N. wan] wan min éwigiu sélikeit lit dar an, daz
ich unde got vereinet (vereyniget Ko) werden; wan PfKo wan bis 403,1 gote.] wen er kan
sich bas zü mir gefügen wen ich mich züym P2 7 invüeclicher ] einfüeglicher PfMasKoBraa
einfügelichen MaioSts füglicher MasMasNo einsichclicher Mai, klainfüglicher BisDauGra klein füg
lich Mai, vil füglicher N. entfencklicher Kna vüegen ] gefügen P2 Kns mauchun B1s schic
ken N. und bis 403,1 mir, fehlt BisNoN (Homöoteleuton) 7 baz.] auch paß M26.Mso
neher vnd bas Mai, paz kan Mas fehlt Kna

402
Von abegescheidenheit

vereinigen mit mir, dan ich mich künde vereinigen mit gote. Daz abegescheiden
heit twinge got ze mir, daz bewaere ich dä mite: wan ein ieclich dinc ist
gerne an siner natiurlichen eigen stat!!. Nü ist gotes natiurlichiu eigen stat
155,1
einicheit und lüterkeit, daz kumet von abegescheidenheit!?. Dä von muoz
got von nöt sich selber geben einem abegescheidenen herzen 18. Ze dem an
dern mäle lobe ich abegescheidenheit vür minne, wan minne twinget mich
25
dar zuo, daz ich alliu dinc lide durch got!“, só bringet mich abegescheiden
heit dar zuo, daz ich nihtes enpfenclich bin wan gotes 15. Nü ist vil edeler
nihtes niht enpfenclich sin wan gotes, dan alliu dinc liden durch got, wan in
dem lidenne hät der mensche etwaz üfsehennes üf die créatüre, von der der 10
mensche daz liden hät, só stät abegescheidenheit genzliche ledic aller créa

1 vereinen PfLDauMai2Gra künde bis gote.] zü got Bs künne St.Maio KoNN, kunn Mai,
Bra2 kome (auf d. Rand verbessert zu könne) Dau kan Gra vereinigen*] vereinen PfDauMai-Gra
gote.] im M25 MasN4DauMai2Gra Daz] Das aber (aber die N4) Mai7P2a N. 2 zwinget Bras
MasBs DauP2 got ze mir, ] das got zü mir kum Mai2 daz] dar Mes bewaere ich we war
ich M2s bewert man N. bewise ich Kna DauMai2MaioSt.P2Bs peweist man Gra perürr ich No
wan fehlt N. yetlich Mai, itzlich Dau 3 natiurlichen eigen] naturlicher eigener (aigen MasM2s)
MaigSt5M,3 M2s aigen natürlichen Bra2Mai eygen vnd naturlicher N. natürlich Bis aygen Gra
gotes] sin Pa gotes bis 4 einicheit] gottes natur das sye schwept an ainikait Bis
3 natiurlichiu eigen ] eynige vnd natuerliche Kns eigen* fehlt M2sNs Bra2 MasMsoN.P, MaioSts
stat bis 4 lüterkeit, stad luterkeit Nün (?) luterkeit vnd ewikeit Dau 4 einicheit und
l., ] luterkeit vnd einickeit P2 lauterkeit vnd ewigkeit Mai2 GraKns einicheit] vnd e. No
lüterkeit, an l. Bis daz bis abegescheidenheit. fehlt Bis daz kumet] vnd das k. No
die koment PfKo daz] die MaioSt.Grap2 vnd das N. fehlt Kna Dau von der tugent der
abgescheidenheit her N4 von ] vnd das von Ne Dä bis 5 herzen.] Dar vmb so muß
sich got von not geben allen lvtern abgescheiden vnd gelassen hertzen N. 4 Dä von ] Da
von so Bis Mai2 GraMaioSt.P, vnd da von so Kna Dar umbe PfBrag müst Bra2 5 got bis
herzen.] sich got ainem abschfi herczen geben Mai von not got sich MaioSts sich got von
not Kns P2 Bra2 Bis von fehlt Mas selber fehlt Bra2B „Kna P2 herzen.] menschen Mes
6 mäle fehlt BisP, lobe bis minne”, fehlt N4 lobe ] so l. DauMai2 Gra MaioSts min
ne*, mynn oder lieb Gra wan ] Dar vmb N. 7 ich ] ich got mynne vnd P2 lide
fehlt Kns got, ] in P. gott sei Bra2 got (gotz willen Gra) als sanctus Paulus spricht a
só bis 8 zuo,] Aber abgescheidenheit vnd gelassenheit pringt mich dar zu N. 7 bringet] twin
get Pf bezwingt MesMasMai, 8 nihtes] nith No nit Pa fehlt Mai2 enpfenclich] enpfeng
lichen MaioN. enpfengclich vnd (darüber v.and. Hand: noch) enpfintlich Mai, gotes. ] g. all
ein P2 ist bis 9 dan] ist nichtis entfenglich sin wan gotis vil edeler dan Kns ist dises
vil edler vnd besser nichtzenpfenclichen sein danne gottes danne N. 9 niht fehlt B1-Ko
enpfenclich] entphenglicher DauGra e. noch empfintlich Mai sin fehlt DauMai2 W& Il

gotes, fehlt Ng Ko(Homöoteleuton) dan ] als Pf liden ] leident Mais fehlt Kns got,
gotz willen Gra wan*] Dar vmb etc. wan N4 Vnd Knz 10 dem fehlt N4M25 Mae
etwaz bis 11 mensche fehlt Mas (Homöoteleuton) 10 üfsehennes] vff sechen Bis uff sehende Maio
ein vff sehen N4 creaturen Maio von der ] wenn Bis So aber Mai der*] das Dau
Mai2MaioSt. P2 fehlt Mas 10f. der m..] er PfKnz N. 11 daz l. h., ] leidet N4 hät, ] het
MaioSts hät Bras hast Kns só bis genzliche] Aber abgescheidenheit vnd gelassenheit stat
gantz N. genzliche bis 404,1 abegescheidenheit fehlt Mas (Homöoteleuton) 11 genzliche] ganz
Pa fehlt PfKoM2e ledic] ledig vnd frey Mai, creaturen NeDauMais Kns MaioSt.P.

26* 403
Traktat 3

türe 8. Daz aber abegescheidenheit nihtes niht enpfenclich si dan gotes, daz
10
bewaere ich dä mite: wan swaz enpfangen werden sol, daz muoz eteswar in
enpfangen werden. Nü ist abegescheidenheit dem nihte alsó nähe, daz kein
dinc só kleinvüege enist, daz ez sich enthalten müge in abegescheidenheit 156,1

35
dan got aleine. Der ist alsó einvaltic und alsó kleinvüege, daz er sich in
dem abegescheidenen herzen wol enthalten mac. Dä von ist abegescheiden
heit nihtes enpfenclich dan gotes 17.
Die meister lobent ouch démüeticheits vür vil ander tugende 19. Aber 485,7

ich lobe abegescheidenheit vür alle démüeticheit, und ist daz dar umbe?9,

1 Daz aber ] Also dz P2 vnd das Mai, aber fehlt Mas No Bras abegescheidenheit]
abgescheidenheit vnd gelassenheit N. nihtes fehlt DauMai, niht fehlt PfKoN4MasM26 P2 Gra
MaioSt5B1s enphenklicher Gra si] noch enpfinden mag Mai, gotes,] got Ko gottes allein N.
gottes vmb got P2 2 bewaere ich ) bewert man N4 bewaere] bewise MaioStoKns DauP2 pe
weyst Gra weiß Mais ich fehlt Gra dä mite:] also P2 wan] vnd M2s fehlt N4 enpfan
gen] enpfenclichen N. enpfen glich P, daz] da Kns eteswar in ] e. jnne Ko etwo in P2 etwas
in Maio in ettwas Gra eteswar umbe Pfettwär vmb Bra2 MasBs vmb etwas NeMes von ettwar
Mai, etwar Maig etwas N4Mss 3 enpfangen] enpfenglich P. begriffen vnd vmb fangen N.
werden.] werden vnd was man enpfinden sol das müß man von ettwar enpfinden Mai:
Nü bis 4 enist, ] Aber abgescheidenheit vnd gantzer gelassenheit ist kein ding also klein vnd
gefüge N. 3 ist bis nihte] ist diemüt abgeschaidenhait demüt Bras dem nihte] dem
nichilo (durch Unterpunktierung getilgt) nichte Dau nieman (getilgt, darüber v. and. Hand:
einem) Mai, der nature vnd ir selbs Bis alsó] so Bis nähe, nach bei Mai, 4 só]
also MaioSt5P2 als KoGra kleinvüege] kleine fuge Maio klein gefüge Ko klain fügig MasMas',
klayn vnd füeg Gra klain N„Kns nauche Bis enist,] müggesein No enist, bis 5 daz
vnd als ainfaltig das Mes 4 ez fehlt BisKoMai, enthalten an ir e. N. nit halten Mai
in a. fehlt N4 5 dan] vs genvmen N4 alleine got PfDauMaig GraMaioKo Der ] wan
got der Kna alsó" fehlt Ko einvaltic bis kleinvüege,] klainfugig vnd als ainfaltig Mao
subtile gefüge vnd klein N. einvaltic] mächtig Bis alsó* fehlt PfP, kleinvüege, ]
klein fügig P, cleyne Kns zutetig Ns 5f. in einem lvter abgescheiden vnd gantz gelassen
hertzen N4 6 dem ] den Ko Dä von ] Vnd do von ßo DauGraM25 Mae Vnd dauon Mais
vnd darvmb Kna Mai Dar vmb so N. abegescheidenheit] dise tugent N. 7 nichtes nit
Mai, Bras nicht Bis enpfengclich noch enpfinden dann got Mai, entfencklicher Kns
gotes.] gottes allein vnd keines andern dinges etc. N. gotes. Ein ieglich enpfenclich dinc wirt
enpfangen unde gevazzet in sime enpfähende näch der wise des enpfähenden; ouch ein ieglich
merklich dinc wirt gemerket unde verstanden näch dem vermügende (der vermögunge Ko) des,
der ez verstät, unde niht näch dem, als ez merklich ist an ime selber. PfKo gotz Wann wo
got ein get do muessn alle ding weichen vnd aus utz ds / contra implete aqua implendovino
vnd also ist peweist warumb ich lob abgeschaidenhait für mynne Gra gottes vnd also habe ich
bewiset war vmbe ich lobe abegescheidenheit für minne MaigSt.Mais Kna P. 8 Die] Ab
geschaidenhait ist Über /diemütikait (Überschrift) D(Initiale)ye Mas Die bis 405,1 démüetic
heit ] Zu dem andern male fur alle diemvtikeit vnd ist das vnd dises die erst sache Diemvt N.
8 Die bis tugende. fehlt aF, ouch fehlt M2s Bis No démuot PfKoBras diemut Ns vil ]
all Mai, fehlt Bis M25Mac Aber bis 9 démüeticheit, ] Ich lob sie auch fur diemütikeyt (de
müt P„Kns MaioSt) Mai2 Gra MaioSt. Kna P. Ich lob auch abgescheidenheit vor d. Dau 8 Aber
fehlt PfKo 9 alle fehlt Bis diemut Ne démuot PfKoBras und bis umbe, ] vnd ist
darvmb MasBraa Ns dar vmb MasMasDauGraMaioSts darumb das Mais fehlt P,

404
Von abegescheidenheit

wan démüeticheit mac gestän äne abegescheidenheit, só enmac volkomeniu


abegescheidenheit niht gestänäne volkomene démüeticheit, wan volkomeniu
démüeticheit gät üf ein vernihten sin selbes?. Nü rüeret abegescheidenheit
157,1
alsó nähe dem nihte, daz zwischen volkomener abegescheidenheit und dem
nihte kein dinc gesin enmac??. Dä von enmac volkomeniu abegescheidenheit
niht gesin äne démüeticheit. Nü ist alle zit zwö tugende bezzer dan einiu?”.
f0 5
Diu ander sache ist, war umbe ich lobe abegescheidenheit vür démüeticheit,
wan volkomeniu démüeticheit ist sich selber neigende under alle créatüre,
und in dér neigunge só gät der mensche üz im selber üf die créatüre, só bli
bet abegescheidenheit in ir selber?“. Nü enmac kein üzganc niemer só edel 10
werden, daz innebliben ensi vil edeler in im selber?5. Dä von sprach der

1 démuot PfKoBs No Braa MaioSt5 Kns N4P, gestän] bestan Mai-MasMasN.Bis stén PfKo
DauMai2 Gra MaioSt. Kna wolston P2 abegesch..] lutter a. aP. a. vnd gantze gelassen
heit N4 só] da so Mai2 do P. só bis 2 gestän] Aber volkvmene abgescheidenheit
vnd gelassenheit mag nicht bestan N. 1 volkomeniu] woluolkomen M2s luter aP2
2 niht] nummer Kna bestan Mai-MasMasP„Bis stan Dau Gra volkomene fehlt aF,
démuot, PfKoBrasBs Ng Mai2 Kna MaioSt5P2 volkomeniu] rechte Mai, 3 démüeticheit] démuot
PfKoN. Bra2 Bis NoDauMai2 KnaSt5MaioP2 dmkt (getilgt), auf d. Rand p. and. Hand: abgeschaiden
hait Mai7 üf ein v.] vß ainem vernünftigen weßen. Bis selbes. bis 4 daz] selbs gleich so
wol als diemütigkait (gleich bis d. von and. Hand) nit das Mai, 3 selbes. fehlt Dau Nü
bis 5 enmac.] Aber abgescheidenheit vnd gelassenheit rütet das nichte also nahet das zwischent
dem selben nichte vnd diser tugent der abgescheidenheit vnd gelassenheit kein mittel gesein
mag N. 3 Nü bis 4 alsó] Aber abgeschaidenhait rüret (rütht Nº) alz (so Braa) MesNs MacMasBras
3 rüeret] ist Gra abeg..] volkomnu abgesch. Bis 4 nähe fehlt Dau dem nihte, ] dz nicht P2
demütt Bra2 diemütikait Bis daz fehlt Ko volkomener] volkummen Bus volkummenheit
vnd Ps und bis 5 abegescheidenheit fehlt Mas (Homöoteleuton) 4 und] von P2 4f. dem
nihte] demüt icht Braa diemütikait nicht Bis 5 Dä von ] do von ßo Dau Maig MaioSt5 P„N.
vnd da von so Mai: Kna darumb so Gra enmac fehlt Mais volk. abeg..] sie N. 6 sin] be
stan N. démuot PfKoBrasN4NsBs DauMai2 MaioSt. Kna P2 Nü bis 7 ist, fehlt Ps 6 Nü]
vnd N4 ist] sint PfKoB1saMai7 alle zit] allweg BisGraMai, bezzer] mer vnd b. N.
7 ist, hinter démüeticheit, Pf ist, bis démüeticheit, fehlt Dau war bis 8 under ] dise
volkvmene diemut neiget sich alzit vnter N. 7 war umbe] davon Mai7 umbe fehlt Ps ich ]
ich aber P2 vür ] über Kna démüeticheit, ] démuot PfKoBra2N4NoBis Mai2MaioSt5P2
8 wan v. d.] sy Ko wan ] daz PfM2s Ne So wisse dz P2 dar vmb das Bra2 volkomeniu
fehlt P2 démüeticheit] démuot PfBra2NeNBs DauMai2 Kna MaioSt5P2 ist bis neigende ]
sich naygt No Brag selber fehlt Mai creaturen Mais MaioSt5Kna Pa Ko 9 der ] der
selben N4 só” fehlt BsKna P., üz bis die ] vff in im selber vnd steiget hoche vff vber
die N4 creaturen MaioSt. Kna P2 só* bis 10 selber. fehlt Gra 9f. söbl. a..] Aber (Aber
die P) abegescheidenheit belibet PfM2a N„Bra2Mst MsoP. Aber abgescheidenheit vnd gelassenheit
beleibet alzit N4 10 in ir] nür M2s in ] by P2 Nü bis 11 selber. fehlt P2 (Ho
möoteleuton) 10 Nü] wan es Ka7 kein ] die (die getilgt) kain Ns vßgaun Bis
niemer bis 11 vil] sin das in im selb belibe es sy besser vnd vil Bis 10 niemer] ymmer
M2s n. ewiclichen N4 11 daz bis edeler] es sey das das jnwendig peleib edler Gra
innebliben] neben leyden Ns vil] noch vil PfKa7 noch KoN4 fehlt DauKna in i. s.
fehlt aM25 M2s in ] an PfKo an jm vnd jn Ka7 fehlt Ns Dä bis 406,2 inwendicheit.’ fehlt Ka7
11 Dá von] Vnd da von Knz Darvmb N.Bs vnd dar vmb Mai, vnd darumb so Gra sprichet
KnaBis MasMas

405
Traktat 3

wissage Dävit: omnis gloria eius filiae regis ab intus, daz ist gesprochen: 10 7s
des küniges tohter hät alle ir ère von ir inwendicheit'. Volkomeniu abe- 158,1
gescheidenheit enhät kein üfsehen üf keine neigunge under keine créatüre
noch über keine créatüre; si enwil weder under noch obe sin, si wil alsó
stän von ir selber, niemanne ze liebe noch ze leide, und enwil weder glicheit 20
noch unglicheit mit keiner créatüre haben noch diz noch daz: si enwil niht s
anders wan sin?6. Daz si aber welle diz oder daz sin, des enwil si niht.
Wanswer wil diz oder daz sin, der wil etwaz sin, só enwil abegescheidenheit
nihtes niht sin. Dä von stänt alliu dinc von ir unbeswaeret”. Nü möhte ein

1 f. Ps. 44,14

1 dauid der weyssag Mas wissage] wise man Ko prophet DauGraN. Dävit: fehlt
PfKoN B1saP2Mai, omnis bis gesprochen: fehlt DauMai2GraMai. Bis omnis bis intus',
fehlt Bra2 eius fehlt PfKoN4MaioSts filiae bis gesprochen: ] etc. P. intus', ] intus
etc. N. daz ist gesprochen:] D. i. also vil gesprochen (gesprochen fehlt MaioSt) Kna MaioSt.
daz sprichet also (also fehlt M2s) KoM2s fehlt N.Mso 2 des bis inwendicheit'.] alle die ere
des konniges doichter sint von jnnen Kna Die tochter des kuniges hat alle ir zirheit vnd ere
von innen vnd von irer inwendikeit N4 2 alle bis 3 enhät fehlt Mai2 (Homöoteleuton)
2 alle ] uil Mas von ir i. ] inwendig Gra von ir fehlt M2s ir* fehlt P2 Dau in
wendicheit'.] inwendick Ns Volkomeniu] Mer v. N. luter DauMaioSt.Ka P2 Aber laut
ter Gra Volkomeniu bis 3 kein ] vnd also so hette luter abegescheydenheyt keyn Kns
2f. abeg..] a. vnd gelassenheit N. 3 üfsehen üf] sehen P2 fehlt B1s üf] noch Pfader Kna
keine” bis 4 créatüre;] oder neigen vf die creaturen P2 3 keine!) die N. fehlt Bis
neigunge bis 4 keine fehlt Ka7 (Homöoteleuton) 3 under bis 4 über ] vff kain creatur
noch vnder Bis 3 under ] vff Bra2 Bis wider MasMes keine*] keyner Kna N. aller Ns
créatüre] creaturen Kns Mai9St. 4 noch bis créatüre;] Sie hat auch kein vff sehen zu der
höche ob keiner hant creature N. fehlt aNs (Homöoteleuton) créatüre;] natur Mas Mas
si*] wan sie Kna N. So Mais weder ] noch Pf under ] unden PfKoM25N4P2 KnsSts
vndenan Maio oben Kna GraKoN4P2 obenan MaioSts ober DauBis sin, fehlt Mab si*]
vnd Kna alsó] allein a. N. 5 von ] vor PfMai2 in B1s niemanne] in einem N.
niemancz No Mai2 Gra ze” bis leide, in liebe vnd in leit N4 noch ] oder P2 nieman Ko
und] noch Bis weder ] also w. N4 fehlt Bis 5f. gluckheyt nach vnglilkheit Kns geleichig
noch vngeleichig Ko gleich noch vngleich (vngeleich seyn Gra) Mai, Gra 6 noch!) weder
M2s werder Mºs oder N4 vngelich Ns mit bis daz:] noch diz noch daz mit keiner créa
türe haben PfKo haben fehlt aP2 noch* bis 7 sin..] sw wil diß noch das sin vnd wil
nit denn allain sin Bs 6 das noch dicz N„Ka, noch*] oder N. daz:] das sein MasMas das
erwelen N4 7 wan bis niht. ] sein danne also vnd nicht dises oder das mer oder minner N.
wan sin. fehlt M,5 M2s wan bis daz fehlt No (abgeglitten) sin.] syhen Dau eine sin Pf
Ko dz got wil P2 Daz bis niht. fehlt P2 Daz] adder d. Dau aber ] selber M2s
fehlt Dau diz oder daz welle sin PfKoKa sein welle dicz oder das Mai, diz] das
MasM2s oder ] noch Bis sin*, bis 8 sin”, fehlt Maio (abgeglitten) 7 sin”, ] sy Mes
des bis 8 sin”, fehlt Mas (Homöoteleuton) 7 des] das B1s NeKoKa7 DauGraMai, enwil ] er
wil No 8 swer] w. do Kna fehlt Gra dicz oder das will sein Mai7N4 wil!] wolle
Dau Mai2 fehlt Ng sin”, fehlt Kns St. P? Bis sin*, fehlt aF, só bis 9 sin..] des wil
aber abgescheidenheit vnd gelassenheit nicht N. 8 abegesch..] luter a. Bis 9 nihtes]
niht Sts fehlt DauMai2Kna Maio niht fehlt GraKo sin. fehlt DauMai2 GraKns Dä
von] vnd da von Knz Mai, So do von P2 dar vmb. So N. von ] von so Mai, GraKa7 stänt]
stat MssMas stet DauMais seind Mai belibent Bras von ir fehlt B1s Ko von fehlt Ns

406
Von abegescheidenheit

25
mensche sprechen: nü wären doch alle tugende volkomenliche in unser vrou
159,1 wen, und alsó muoste ouch volkomeniu abegescheidenheit in ir sin. Ist nü
abegescheidenheit hoeher dan démüeticheit, war umbe ruomte sich danne
unser vrouwe ir démüeticheit und niht ir abegescheidenheit, dó si sprach:
'quia respexit dominus humilitatem ancillae suae, daz ist: er sach ane die dé
müeticheit siner diernen', – war umbe ensprach si niht: er sach ane die abe
gescheidenheit siner diernen?” Des antwürte ich alsó und spriche, daz in
gote ist abegescheidenheit und démüeticheit, als verre wir tugende von gote
gesprechen mügen?9. Nü solt dü wizzen, daz diu minnebaere démüeticheit got
10 10
dä zuo brähte, daz er sich neigete in menschliche natüre, und stuont abe

5f. Luc. 1,48

vnberüret N. vnbekimret P2 vnbeschawret No Nü bis 407,10 f. abegescheidenheit fehlt Kaz 9 Nü


bis 407,9 mügen. fehlt P. (Homöoteleuton) 9 Nü bis 407,1 sprechen:] Nv mochtest du fra
gen N. 9f. ein mensche] man Pf

1 nü bis 2 sin..] Seit nv alle tugent volkumelichen in vnser frawen stvndent So must auch
dise tugent der lawtern abgescheidenheit vnd der gantzen gelassenheit in ir sein N. 1 nü]
ez Pf doch fehlt aKo tugende ] ding Sts volkomenliche ] volkumen Bus volkomlich
abgescheyden No fehlt M2sMso in ] an Pf vrouwen, ] lieben fr. KoDau 2 und a. m..] da
was Mai2 DauGra und fehlt Bra2 alsó fehlt Kn3 muoste] mochte Kna volkom
liche a. Gra in bis 3 abegescheidenheit fehlt Bras (Homöoteleuton) 2 sin. fehlt Dau
Mai2 Gra Ist bis 3 hoeher] vnd nü ist abegescheydenheit follenkommer Kna 2 Ist nü ] vnd
ist dann Mai Ist fehlt Mais 3 abegesch..] dise tugent N. démüeticheit, ] die die
mvtikeit N. démuot PfKoBs N„DauMaig MaioSto demüt sin Bra2 berümt (be p. and. Hand)
Mai, sich bis 4 ir!] sie sich danne allein irer N. sich dann maria die müter gotz irer Mai:
3 sich ] sy s. M26Bras danne] do M23 Bras da Kns fehlt PfDauMaig MaioStoKoBis 4 vrouwe]
lieb frawe Dau ir fehlt Bra2 (Seitennoechsel) démuot PfKoBra2N4Bs DauMais MaioStoNe Kna
und bis abegesch., fehlt M25 M2s ir* fehlt Bra2M2a Ns abegesch...] a. vnd gelassenheit N4
dó] als N4 5 quia bis ist: fehlt abras BisNM25Mao Mai: 'quia fehlt Ko Respicit Ko
dominus fehlt M23 Ng daz ist: fehlt M23Ns ist:] ist gesprochen Ko Er hat an ge
sehen die N.Mai. Kna Bis er] Er sprach er Mas démuot PfBragNo Maia 6 maget Pf
mayt Dau war bis 7 diernen?] vnd gesweige diser tugent der lawtern abgescheidenheit
etc. N. fehlt PfKoM25 M26B1s DauMaio (Homöoteleuton) 6 er hat an gesehen die Kna die
fehlt Mais 7 Des bis 408,1 selber, ] Die antwort wie wol in got alle tugent sint Minne die
mut abgescheidenheit etc. So pracht in doch allein minne vnd die diemutikeit dar zu das er
sich von erpermde neigte in menschliche nature vnd stvnde also in im die abgescheidenheit
vnd die gelassenheit in ir selber stille N. 7 Des] Das v (v über d. Zeile) Mai, dar zü KoDau
Mai, MaioSts Kna Dar über Gra antwürte bis spriche, ist antwürt Gra alsó] fehlt Pf
KoBra2 hinter sprich Maio in fehlt Ns 8 ist fehlt M2a abgescheiden Dau dé
muot PfKoBraa NoBs DauMai2 MaioSt5 Kns tugende ] eigen Ns dügent mogen gesprechen
von gode Knz von got tugent Bis 9 diu fehlt Maio minnebaere bis 10 dä] war
mynn die gottes muter dar M2s Mas 9 minnebaere] minnepernde Noberende minne Bis
mynne der P, mynn vnd GraMai, ynnerer Mai mynnenriche tügent Kna libe vnd Dau lieb
habent M2s démuot PfKoBra2Ns B1s Dau Maig MaioSt. Kna P2 10 daz] da Kna in ir m. Mes
menschlicher M26 10f. abegescheidenheit] in (über der Zeile) a. Mai, luter (in lüterer Kna) a.
(l. abgescheidenliche Maio) aP, fehlt PfKo

407
Traktat 3

gescheidenheit unbewegelich in ir selber, dó er mensche wart, als si tete, dó


er himelriche und ertriche beschuof, als ich dir her näch sagen wil*9. Und 160,1 35

wan unser herre, dó er mensche werden wolte, unbewegelich stuont an siner


abegescheidenheit, dó weste unser vrouwe wol, daz er des selben ouch von ir
begerte und daz er in der sache anesach ir démüeticheit und niht ir abe
gescheidenheit. Dä von stuont si unbewegelich in ir abegescheidenheit und
ruomte sich ir démüeticheit und niht ir abegescheidenheit. Und haete si niu
wan gedäht mit einem worte ir abegescheidenheit, dazsi gesprochen haete: 486,7

er sach ane mine abegescheidenheit, dä mite waere diu abegescheidenheit be


10 trüebet worden und waere niht ganz noch volkomen gewesen, wan dá waere
5
ein üzganc geschehen. Só enmac kein üzganc só kleine gesin, in dem diu 161,1

1 unbewegelich] vnbewegenlichen Ko fehlt MasMasKns ir] ym aP, selber, fehlt Dau


Mai2 Gra MaioSt5P2 wart etc. N. als si tete,] also südet MaioSt also thet er (er ] er
auch Kns) DauMai2 GraKna also er deht P2 als] als do Bra2 sy ouch tett B1s 2 er
auch N4 himel vnd erd Bis Mai PaN. geschüff BsN„Braa DauMai, Kna P2 schuof Pf
MaioSts als bis wil. fehlt N4Ps dir fehlt Pf her näch] hie n. PfKoMaig Dau fehlt Gra
Und bis 4 dó] Wan got wolt vnbeweglichen sein als er auch ist in allen seinen wercken Nv
dises N4 2 Und fehlt KoP, 3 unser bis er ] dovnser her Bra2 unser herre,
fehlt Pa dó er fehlt M2s Mag werden wolte, ] wart DauMai2 GraKns unbew. st..]
do stvnt er vnbewegenliche KoP, vnbeweglich in ir selber do er mensch ward als sie tet vnd
(zurückgeglitten auf Z. 1) No an ] in PfM2s NoP2 4 dó bis 11 geschehen. fehlt Ps
4 dö] da von do Kna vnser liebe fr. Dau des s..] das selbe DauMai2GraKns Mai-Mas Mas
das Bs dises N4 ouch fehlt Mai, 5 und bis abgesch..] das ist das sie in diser sache
diemütige wer Aber die abgescheidenheit vnd die gantze gelassenheit solt auch vnbeweglichen
beleiben in ir vnd vnberürt dar vmb. So rümte sie sich allein der diemutikeit vnd nicht der
tugent der lütern abgescheidenheit vnd gantzen gelassenheit Wie wol sie auch in ir was vol
kumenlichen N. und daz] vnd e daz Ko vnd da Mai2 Gra in der sache fehlt M2s Mes
der ]ir Bra2 anesach ] anséhe PfM2s sach an Maio démuot PfKoBra2 NoBs DauMai2 Kna MaioSts
niht ir] das er in der sach nit an sach ir Bis 6 Dä von ] Do von so MaioMai, vnd da von
so Kna darumb Gra Dä bis 7 abegescheidenheit. fehlt No (Homöoteleuton) 6 ston Mai2
und bis 7 abegescheidenheit. fehlt Maio (Homöoteleuton) 7 démuot PfKoBra2B1s DauMais
Knz St. Und bis 10 gewesen, Wan hette sie sich allein mit einem gedancken oder mit
einem einigen wort gerWmet diser tugent vnd gesprochen Got hat an gesehen die abgeschei
denheit vnd die gelassenheit siner dirne So wer dise tugent in ir betrübt worden vnd wer also
nicht gantz gewest noch volkumen N. 7f. niuwan] newr M2s Ns nür Mai nur Mas Mao nun Bras
Mai, nu Gra nün allain Bus nür eyn wenig Kns fehlt DauKo 8 mit] mit ainem gedank oder
berürt mit Mai, einem p. and. Hand über d. Zeile Mai, worte fehlt Pf daz bis 9 abe
gescheidenheit, fehlt KoBs (Homöoteleuton) 8 daz] also d. Mai, da Mais dy (getilgt, auf d.
Rand verbessert zu: das) Gra 9 mine fehlt M25 M2s mite] von Mai war Mas
diu fehlt DauMai2Gra 9f. betrübt vnd verseret w. Mai, 10 und] Noch Bra2 waere!] war Mºs
nichtz Bra2 noch gancz Maio noch ] dennoch Ns fehlt Mais gewesen, ] geweste Kns
gesin Bis MaigSt. dä] das Kna waere* bis 11 Só fehlt DauMai,Gra (abgeglitten) 11 vß
gaun Bs (2><) geschehen. bis üzganc fehlt M2s (Homöoteleuton) geschehen. ] besch. Bis Mai:
gesin MaioSts geweste Kna geschechen das wolt aber got nicht N. Só bis gesin, fehlt Kns
Só bis üzganc] Wan der vs ganck mag nymer N. Só] Aber in dem menschen so P, mocht
Mai2 macht Gra kein ] doch k. Mai, 11 in bis 409,1 bliben.] die tugent der abgeschei
denheit vnd der gelassenheit neme massen dar inne N. 11 diu fehlt MasM2s

408
Von abegescheidenheit

abegescheidenheit müge äne mäsen bliben*. Und alsó häst dü die sache, war
umbe sich unser vrouwe ruomte ir démüeticheit und niht ir abegescheiden
heit. Dä von sprach der wissage: 'audiam, quid loquatur in me dominus
deus', daz ist gesprochen: ich wil' swigen und wil hoeren, waz min got und
70 min herre in mich rede”, als ob er spraeche: wil got ze mir reden, só
kome her in mich”, ich enwil niht hin üz*.
162,1 Ich lobe ouch abegescheidenheit vür alle barmherzicheit, wan barmherzic
heit enist niht anders, wan daz der mensche üz im selber gät üfsines eben

3ff. Ps. 84,9.

1 abegesch..] abgeschaidung Bis luter a. aP, müge bis bliben.] nit ane maße mochte
sin blieben Knz an mail müg beleiben M2s än maillung beleiben M2s müge] möcht
DauMai2 Gra fehlt Bis M25 äne mäsen] ä. mäse PfKo an mausung Bis in aczelen Ns an moßñ
(auf d. untern Rand v. and. Hand: masern daz ist / etbaz vnreynes) DauMaio belibe Bis
Und bis 2 abegesch..] Also hast du dise frag verantwurtet N4 fehlt aP, 2 sich u. vr.] sy
sich Bis démuot PfKoBra2B1sNs niht fehlt B1s ir" fehlt Ns 3 Dä von] vnd d. v. Mai:
Kna Dar vmb N4 spricht Bis MºsMsoNKnz der wissage:] der weis man Mai, der pro
phete also N4 Dauid aP2 Ka; 'audiam, bis 4 gesprochen: fehlt BisDauMai-GraMai 3 "au
diam, bis 4 deus', fehlt Bra2M25 Mes 3 in bis 4 deus', ] etc. KoN. fehlt P2 Ka 3 dominus
deus fehlt Sts 4 deus', ] deus etc. Mas meus Kns fehlt Maio Ns daz ist g.: fehlt N. Kna
daz] dis Ko gesprochen: fehlt P2Maio Ka7Sts 'ich bis hoeren, ich höre KoKa7 swi
gen und wil fehlt aF2 (Homöoteleuton) wil” fehlt Brag hoeren, losun Bis WBZ

bis 5 rede',] was got der herr in miñ sel sprech Bis was der got herre in mich spreche Kns
was got der herre in mir reden welle N. 4 min fehlt M25 M26P2 got fehlt Mais und
min h. fehlt M25.MsoP2 5 min fehlt Gra in ] ich Ko mich ] mir PfM25 M2s N. rede',
spricht P, als bis spraeche: fehlt BisP, als ] Rechte als Kns Recht N4 er] sie (ge
tilgt, Er p. and. Hand über d. Zeile) Mai, fehlt Ns got] min g. Maio ze] mit Bra2M2s M2s
mit mir vnd zu N4 6 her in mich, St. ] herr in mich Mai2Bra2 er in mich Ns DauGraKna Maio
Ka; er her zu mir vnd in mich N. her in MºsBis M25 M2s her ein Ko Er (über d. Zeile v. and.
Hand) herein Mai er in Pf er zü mir in die einnot P2 ich bis üz.] wan ich wille ymer
nicht hin vs gen von diser tugent zu im als lang er selber wil N. ich enwil fehlt Ns ich]
wan ich Kns P2 hin ] in Maio her Bis üz.] vß etc. Bras üz. Ez sprichet Boethius: irmen
schen, waz suochet ir üzwendic iuwer waz (uwer daz daz Ko) in iu ist: die sélikeit? PfKo vs
vnd alsus haben wir (wir fehlt Gra) die sache (haben bis sache] ist bewißet Knº) War vmbe
sich (sich fehlt Kna) vnser frowe (vnser fr.] maria Dau) rümete der (der ] yr DauMai2GraKna
fehlt Maio) demüt (diemutigkait Gra) vnd nit der (der ]ir GraKnz Mais fehlt Dau) abegescheiden
heit St.MaioDau Maig GraKna 7 Ich bis 410,7 sprichet:] Globe mir Dz luter abgescheidenheit
nit mag behalten werden by den lüten on vermosunge Es sy denn dz er sie in der einot vnd
von allen menschen liddig vnd vnbekymret sie So mag er dusen schactz nit über kummen wen
der abgescheidene mensch müß liddig vnd bloß sin aller geschaffener ding vßwendig vnd in
wendig wen alle wile etwz ist Dz sin hercz betuben (!) öder erfrowen mag So ist er noch nit
ein abgescheidener mensch wen in allen dingen ist etwz gebresten on in luter abgescheidenheit
Sant augustinus P. 7 Ich ] Daz abgeschaidenhait/ ist Über parmherczikait (Überschrift) I(Ini
tiale in Mas)ch M23 M2s I(Initiale)Ch Bra2 Ich bis 410,1 wirt. fehlt Ka7 7 Ich bis vür ]
zu dem dritten male fur N4 Auch lob ich Ns ouch fehlt M25 M2s vür ] uber MasMas
alle fehlt M25 M2s erbarmhertzikait Bis MaigSt. 7f. wan b..] wan dise tugent der parm
hertzikeit N4 fehlt Mas (Homöoteleuton) erbarmhertzikait BusMaioSt. Kns 8 niht bis daz]

26* 409
Traktat 3

menschen gebresten und dä von sin herze betrüebet wirt85. Des stät abe 75

gescheidenheit ledic und blibet in ir selber und lät sich kein dinc betrüeben 36;
wan alle die wile dehein dinc den menschen mac betrüeben, só enist dem
menschen niht reht. Kürzlichen geredet: wenne ich alle tugende anesihe, sö
envinde ich keine só gar äne gebresten und ze gote zuovüegic”, als abe
gescheidenheit ist.

Ein meister heizet Avicenna, der sprichet*: des geistes, der abegeschei
den stät, des adel ist alsó gröz, swaz er schouwet, daz ist wär, und swes er 163,1

begert, des ist er gewert, und swaz er gebiutet, des muoz man im gehörsam

mume (!) das Bis anders, fehlt Bra2 üz bis 410,1 wirt.] vff sich selber gat vnd vs im
selber nympt seines nehsten gepresten bekennen vnd sich der von hertzen betrübet N. 8 en

gat MaioSts ebenm.] neben (auf d. Rand p. and. Hand: nesten) menschen Dau eigen men
schen Maio nachsten MasMas

1 brechsten Bus brechen Mai, gebrechen DauMasMºs Des] das M2s vnd des GraKns
Aber des Mai. Aber dises N4 vnd also Kay abegesch. bis 2 und*] die tugent der abgeschei
denheit vnd gelassenheit ledige als vil es der wille gottes ist wan sie N. 2 selber ] s. vnd
pey ir selber N. lät fehlt Maig betrüeben;] b. So beleibet sie auch vnbetrubet N.
3 wan bis 4 reht. fehlt Pf 3 w. all dy weyll Gra dehein ] kain MasM2s MesBra2 Kna kain
(k getilgt) GraMai, (in Mai, auf d. Rand v. and. Hand: ettwas noohl für kain ding?) do ein Ns so
dehein Mai9Sts so kain B1s Maig Ko so eyn Ka7 so yndert kein Dau dehein bis betrüeben, ] den
menschen etwas bewegen mag vnd betruben N. dinc fehlt Ko den m..] daz hertze
Koa des menschen hertzë Ka, enist fehlt Ko dem m..] im N4 4 reht. ] gantz recht
wan den gerechten betrubet nichtest danne er selber es ist also vnd ware etc. N4 geredet:
bis só] zu reden was sol ich hie alle tugent in sunderheit erzelen wan so ich sie alle an sihe
vnd wige vff das höchste So N. gesprochen Kna 5 keine ] k. dugent Kna Kaz só
gar ] ledig Kna fehlt DauMai2GraMaioSts gebresten ] bresten B1s KoMai: prechen M25 Mas
allen gebrechen Dau allen gebresten Mai2GraMaigSt.Ka KnaN, und bis zuovüegic, ] vnd sich
got zü fügé Bs vnd also gantz zu got gefüget N. vnd so got zü gefüget Ko fehlt a ze gote]
zü got als nach Mai.Ka fehlt M25 M2s zuovüegic, ] als z. Mas als z. tugent Mes gefüegic Pf
gefuget Ka7 als bis 6 ist.] dan (d. allein MaigSt.Kna) luter abgescheidenheit a als dise
tugent ist der abgescheidenheit vnd der gelassenheit N. 5 als] so Ko als wol als Bis 6 ist.
fehlt M25B1s Ka7a 7 Ein bis 411,1 sin. fehlt Kaz 7 Ein bis sprichet:] Dyonisius spricht
also DauGra Hie vmb sprichet Avicenna N. Sant augustinus P2 sprichet:] spr. also Kna Mais
DauGra des bis 8 gröz,] daz der geist der abgescheidenheit so edel vnd gros ist N.
7 des bis 8 adel des geistes abgescheydenhait (abgesch..] der a. KoSts M2s Kns P„Bra2) stat des
(stat des fehlt Kna P2 stat fehlt Bra2M25 M2s des fehlt Stº) adel (adel der Kna edler M25 M2s
art die P2) NgKoSt. Kna BrasM2s M2s P2 des geistes adel der abgescheidenheit DauMai2 Gra 7 des
geistes, der gaist Mai des menschen gaist Bis abgeschaidentlich Mai: 8 des fehlt aF2
alsó gróz, fehlt Mas alsó] so Bs fehlt Mais swaz.] das was Kna daz ist w., ] das
bekent er warlich Mai, wär, ] in=/ im (getilgt?) ymmer Ns und swes] was er wil das
hat er was N. und fehlt DauMai2 GraKna N. swes] waz PfMai des Ko alles des (das
M2s) MasMao 9 beger P2 des* bis des* fehlt P2 (Homöoteleuton) des!] daz PfKo
ist] wirt N4MasM2s Bis er!] ime Pf fehlt N swaz] wem DauMai2 GraKna er*] er
auch M2s fehlt Ns des* bis 411,1 sin. ] der (dem Mai2), ist ym gehorsam DauMai2GraKns
9 des*] das StoNs Ko im fehlt Mao

410
Von abegescheidenheit

sin. Und solt daz wizzen vür wär: swenne der vrie geist stät in rehter abe
25
gescheidenheit, só twinget er got ze sinem wesene; und möhte er gestän
formelósiclich und äne alle zuovelle, só naeme er gotes eigenschaft an sich 89.
Daz enmac aber got niemanne geben dan im selber; dä von enmac got niht
mèr getuon dem abegescheidenen geiste, wan daz er sich selben im gibet40.
Und der mensche, der alsóstät in ganzer abegescheidenheit, der wirt alsó ge
zücket in die éwicheit, daz in kein zergenclich dinc bewegen enmac, daz er
10 nihtes niht enpfindet, daz liplich ist, und heizet der werlte töt, wan im sma
164,1 cket niht, daz irdisch ist. Daz meinet sant Paulus, dó er sprach: ich lebe
und lebe doch niht; Kristus lebet in mir'41. 10
Nü maht dü vrägen, waz abegescheidenheit si, wan si als gar edel an ir
35 5 selber ist? Hie solt düwizzen, daz rehtiu abegescheidenheit niht anders enist,

9f. Gal. 2,20: Vivo autem, iam non ego; vivit vero in me Christus.

1 Und bis wär: ] Dü solt wissen fur gantz warheit Kaz Vnd salt wissen vor eyn (eyn
fehlt Kna) gantze warheit DauMai, GraKna vnd solt du dz wissen für gancze worheit MaigSt.
fehlt P2 Und] Du N4 sullent Pf swenne] wen eht P2 vrie] freit Mas gefrid Mas
rehter ] gantzer gerechtiger Ka7 ganczer Kns der M25 2 und bis 6 abegescheidenheit, ]
Dz mag kein ander dugent me getün wen abgescheidenheit vnd wen der mensch also glich stot
in abgescheidenheit P2 2 und fehlt Kna stén Pf 3 formloßlich Ka7 Bra2Mai2 form
weslich Gra formelich Kns Bs formlichen N4 formelós PfM25 M2s Dau on form Mai emßilich Ns
und fehlt M2s DauGra äne fehlt Mao allen zuoval Pfa allen zweyfel (y korrigiert zu i?) Ns
er] es Bras an ] czü Dau 4 Daz] vnd das Mai2 Gra vnd Dau aber fehlt GraKa
got*] g. noch will es MesM2s niemancz N. iemann Mai: selber;] s. allein N. dä von ]
vnd da von so Kna d. v. so N4 vnd darvmb Mai: niht] ieman Mai: 5 dem ] dann dem Mai,
abgescheydëden Ns wan bis gibet. ] er kann ym auch nit me geben dann sich selber Mai,
wan fehlt Mas sich im selber N6M25 Dau 6 ganzer a..] a. gantz Dau rechter a. Kna g.
gelassenheit vnd abgescheidenheit N. der* fehlt Pf alsó*] a. über sich P2 gezücket] ge
ruckt M25 M2s gerukt auß der zeit Mai gezieret Kna 7 die éwicheit, ] der czijt Kns in *]
im Ns fehlt Bra2 zergenclich ] er gen glich Maio fehlt M25 M26 Dau Mai2 Gra dinc] d. me P2
enmac,] mag das zergen glich (vorgenclich Dau) ist Mai2 DauGra daz* bis 8 töt, fehlt P2
7 daz*] vnd d. Bra2Knz 7 f. er sich icht enpfind Ns er fehlt Gra 8 nihtes] ichtes M25Mas ichtz N.
fehlt KoDau niht fehlt Bra2N4M25 M26 GraMai. Bis enpfinde Ko enpfinden mag M23 M25
M2s Mai: daz] waz Ko und bis 9 ist.] das (vnd d. Kns) ym (ym auch Gra) nichtis
(nichtis fehlt Ko) nicht smeckt (smacke Ko) das irdisch ist (ist fehlt Mai») vnd (vnd] vnd der
mensche Kns) heißt tod der werlt a Ka7 Ko 8 der bis 9 irdisch der ist der welt (dahinter
auf d. Rand nachgetragen: tod) wann in siner sinnikait nichtes irdisch Bis 8 der bis wan] er
werlt tode alzo (Umstellungszeichen hinter werlt und vor alzo) wan N4 wan ] vnd Mai,
9 niht, ] me (oder nie?) P2 auch nit Mai nicht mer N. irdisch lyrdens vnd zergenglich P2
liplich Bras Daz bis 10 mir'. fehlt P2 9 Daz] vnd das Mai: Kna Gra da M26M26 Dises N4
Ka-Mais MaioDau meinte PfKna er fehlt B1s (Zeilennwechsel) 10 und bis niht; ] ie
czu vnd doch nit ich sonder Kna Kristus] aber xpus Gra lebet] der l. N4 11 Nü
bis 12 daz fehlt Ka7 11 Nü bis 412,8 muoz] Man mochte sprechen Sit abgescheidenheit alß groß
ist so wust ich gern wz abgescheidenheit wer Ich sprich dz abgescheidenheit nit anders ist wen
dz ein mensch glich stand in liebe vnd in leid. Also dz er von keinen zitlichen trost erfrowet
werd vnd von keiné zitlichë liden betrübt werd Dis müs P2 11 Nü fehlt DauMai2 MaioSt. Ko
maht dü] möhtest dü PfMai, mochst du N. Du möhtest KoDauMaig MaioSto mochte man Kna
möcht ein mensch Gra vrägen, also fragen Mai2 sprechen MaioSt. waz bis 12 ist?] Synt

411
Traktat 3

wan daz der geist alsó unbewegelich stande gegen allen zuovellen liebes und
leides, éren, schanden und lasters als ein bligin berc unbewegelich ist gegen 165,1

einem kleinen winde”. Disiu unbewegelichiu abegescheidenheit bringet den


«O
menschen in die groeste glicheit mit gote48. Wan daz got ist got, daz hät er
487.7
von siner unbewegelichen abegescheidenheit“, und von der abegescheidenheit
hät er sine lüterkeit und sine einvalticheit und sine unwandelbaerkeit. Und
dá von, sol der mensche gote glich werden, als verre als ein créatüre glicheit
mit gote gehaben mac, daz muoz geschehen mit abegescheidenheit. Diu ziu
het danne den menschen in lüterkeit und von der lüterkeit in einvalticheit
10 10
und von der einvalticheit in unwandelbaerkeit, und diu dinc bringent eine

(syt das Knº) abgescheidenheit so recht (recht] gar Gra) edel ist so sage mir was ist abgeschei
denheit a 11 waz bis si,] was ist abgescheidenheit vnd gelassenheit N. waz] wie Bis
wan ] seit N4 als] so BsMasMsofehlt MaiNs gar fehlt PfKoB1s 12 ist? steht in Ns
hinter 11 si Hie] D(Initiale, darin h)ie St, Da Gra fehlt N4M27 M2s Mü Du solt N4M27 M2s Mü
rehtiu] die r. KoKaz DauMai2 Gra MaioSt die M27 M2s MüSt7 abegesch..] a. vnd gelassenheit N.
ist nüt anders Ka7Ns Gö, nichtz Bra2Mais anderst nicht M25 Mas enist,] ist in der sele N.

1 der fehlt Ns gaist des menschen als Gö. alsó] ab Mas fehlt Mai:N. ste Ns
MasMasMs M2s MüGöDauGraKna stat N. stät Bra2 staut Bis gegen ] in Gö zuovellen bis
2 als] den züvellen die sich beweissen mügen von zeit oder von ewigkait alles das im von den
zwaien zü vallen mag es seyn lieb oder laid saurs oder süß eren oder schand das er als vn
beweglich stand als Mai, 1 zuovellen ] uällen Mas leibs vnd leydens Mas leibs vnd (Seiten
roechsel) liebs vnd laids Ns 2 éren, bis lasters] lasters vnd eren Gö eren vnd lasters
vnd schanden Kna éren, ] Er B1s vnd eren Bras schanden ] schande PfKo vnd schande
Bis vnd sch. Bra2N4 GraM27MüSt. Ka7 und lasters fehlt N4Gra laster B1s Bra2 als ]
als vil als M27 Mas MüSt recht als N bligin] pleyer Mai, Gra pleitter M25 pleitert M2s breiter
Pf breyten Ko stehelin MaioStGö M27 Mas MüSt, berc] preg Gra unbewegelich ist]
vnd vnbeweglich ist M25St, fehlt B1sN. unbewegelich bis 3 winde.] gegen ainé klainen windlin
vnbeweglich ist vnd dar vmb spricht ain lerer (dahinter Auslassungszeichen, auf dem Rand:
boeczius) wilt die warhait lauterlich befinden so leg ab pein vnd fröd forcht vnd zü versicht
wann das ist alles mittel dar vor man die warhait nit lauterlich bekent Mai, 2 ist] stét
PfKo 3 kleinen fehlt Kay winde.] sant gries Bis Disiu] Nv d. N4 vnd d. Kna Aber
dise Mai, 4 grosse KazMai9M25 gote.] got do (das Ka) der mensch czü kommen magk aKa.
daz” bis daz*] das selbe das got got ist das N. got” über d. Zeile nachgetr. Maio ist] ist
ist Bra2 got got ist Kna got”, fehlt KoM25B1s Dau Maig Gra hät fehlt Mas er] got Ko
5 unbew..] ewigen vnbew. N4 der] der selben N4 6 und fehlt N4 sine? bis Und
fehlt M25 (Homöoteleuton) sine* fehlt Gra sine" bis Und fehlt M26 (Homöoteleuton)
vnwandelwerck Ng Und fehlt Ns 7 dä von, ] dar vmb Bra2N4Ka, von, fehlt Kna
sol] so sol B1s der ] eyn Ka7 gote glich ] göttlich Bra2DauGraMais Kna Ka; gote fehlt Ns
verre als fehlt MaioStoBs als*] vnd danne N fehlt PfKoBra2 Ma5 M2s glicheit bis 8
mac,] gotlich werden mag Kna gelichen mag Bis 8 mac,] sol Ko daz] dis P2 so N.
mus es g. N. beschehen Mai, P2 mit*] in Bras durch P2 Diu bis 414,1 waere.] wen
die guod der luteren abgescheidenheit zihet den menschen hoch vf über alle yrdensche dinge
vnd erhebet in über alle bild vnd form P2 8 Diu] vnd die Kns Ka7 vnd die selbe N. das
MasM2s 9 danne fehlt No B1s Kna Maig Mai lüterkeit") lautrigkait Mai ware l. N. und bis
10 einvalticheit fehlt M25 M26 (Homöoteleuton) 9 von der lüterkeit fehlt Kna der fehlt Kaza Mai,
lüterkeit*] lautrigkait Mai, kvmt er N, inein vellikait Ns 10 von bis unwandelbaer
cheit, darnach in vnwandelbertikeit N. der fehlt Bis Maia Ka7 vnwandelberck Ns und*]

412
Von abegescheidenheit

glicheit zwischen gote und dem menschen; und diu glicheit muoz beschehen in
1t6,1 gnäden, wan diu gnäde ziuhet den menschen von allen zitlichen dingen und
JG liutert in von allen zergenclichen dingen 45. Und dü solt wizzen: laere sin
aller créatüre ist gotes vol sin, und vol sin aller créatüre ist gotes laere sin46.
Nü solt dü wizzen, daz got in dirre unbewegelichen abegescheidenheit ist
êwelten gestanden und noch stät, und solt wizzen: dó got himelriche und ert
167,1 riche beschuof und alle créatüre, daz gienc sine unbewegeliche abegescheiden

vnd da von sol der mensch got geleich werden (zurückgeglitten auf Z. 6f., getilgt) vnd Mes
diu] disiu PfN. bringet danne ein N.

1 zwischen bis glicheit fehlt Ns (Homöoteleuton) und* bis 2 gnäden, fehlt, in gnaden
mit Auslassungszeichen hinter menschen auf d. Rand nachgetragen N4 1 diu fehlt Ka7 II U1OZ

fehlt M25 M2s geschehen PfNs M2s M2s DauMaia GraKnaSts 2 gnäden, ] g.. oder auß gnaden Mai,
ziuhet] die gezuket Bra2 von ] in die öwikait von Bras allen fehlt Ng zitlichen
bis 3 allen fehlt Bus (Homöoteleuton) 2 zitlichen] zergenglichen Maig GraKns vorgenglichen
Dau for / (getilgt) lichen (davor auf d. Rand: zeit) N. dingen bis 3 zergenclichen fehlt Kns
(Homöoteleuton) 3 in ] den menschen DauMai2GraMaioSt.Ka von bis dingen.] von
aller zergenclicheit N4 zergenclichen] czitlichen DauMai, Gra dingen.] dingen Dissen
(vnd d. Kns) synne hab (den h. St.) ich von dem buch der ewigen wißheit (von bis w..] in der
ewigen wijßheyt buche Kna) Do (wan da Kns) stet also (also] a. geschriben Maio) Er ( Er ] In
se permanens omnia in nouat Das ist er St.Maio Kna) bleibet ynym selber vnwandelbar (vn
uerwandelt MaioSt, fehlt Kna) vnd vornewet (ernewet Mais MaioSt) alle ding So stet yn Mala
chia (malachia dem propheten Knº) Ich (ego sum deus et non mutor ich Kna) bin eyn (eyn
fehlt Knº) got (got] herre MaioSt) vnd wandel (verwandele Maio mandeln Kna) mich nicht Szo
spricht der propheta (weissag MaisMaigSt, der pr. fehlt Kna) Dauid Dy hymmel (hymmel fehlt
Kns, Zeilennwechsel) vorgehen aber dü bleibist (bl. der selbe Kns) Szo spricht meister (der m.
MaigSt) Boecius das (das] stabilis que [quia Maio] manens dans [deus Maio] cuncta moueri
Das St.Maio) ist (das ist fehlt Gra) dü blipst yn dir selber (dir selber der selbe Maio) stet vnd
vnbeweglich vnd gibst bewegung (bewegungen Maig bewegede MaioSt) allen creaturen (Szo
spricht meister bis creaturen fehlt Kna) a 3 Und bis wizzen:] vnd da von so salt du w. Kns
Hie saltu w. DauMai2GraMaigSts Und] vnd setzt in in das nehste der gotheit N. fehlt Ka,
dü fehlt Mas KoBra2M25 Mao wizzen:] vir war w. Mai, w. gentzlichen Ka, laere bis 5 wiz
zen, fehlt a (Homöoteleuton) 3 laere sin] der syñ Ko laere] das l. Bis fehlt Ns 4 aller
fehlt M2s creaturen * KoNg Ka, ist*] das ist Bra2 ist nit anders denn Ka? gotes*] gott Bras
Ns Ka, und bis sin. fehlt Bra2 (Homöoteleuton) und vol sin fehlt Ko (Homöoteleuton)
aller* fehlt Bis creaturen? Ka; Ng Ko gotes*] got Ns sin.] gewesen Ko sein wann so vil die
creature stat in dir hat So vil müß got auß Mai, 5 Nü bis 422,12 tuon. fehlt Kay 5 Nü
bis 6 wizzen:] Nv in diser ewigen vnbeweglichen abgescheidenheit ist got ewiclichen gestanden
vnd beleibet auch also ewiclichen still stan an ende vnd dar vmb N. 5 got ie vnd ie in Mai,
got bis ist] got in diser abgeschaidenhait vnbeweglichen ist M25 M2s got vnbewegenlichen ist der
abgescheidenheit ist Ko dirre unbew..] dir selber Mais dirre] der B1s ist bis 6
und* ] gestanden hat vnd Dau 6 éwelten ] iewelten Ko ie welten MaioSt5 ye werlde Kns
die welt Mai2 dy weil dywelt Gra in die welt B1s ewikleich M23Ns Bra2 ewiclichen N4MasM2s
fehlt Mai, gestanden ] g. ist Gravnd g. Mºs gewest Kna noch] auch n. MasM2s und”
fehlt MasM2s solt wizzen:] wissent Kos. ouch w. Bis fehlt a solt] du s. MasM2s Mai (auf
unterm Rand nachgetr.) dó] daz KoBra2M25MasNo got] er a himel BisN.Mai. Dau
erden N4 erd Bis 7 geschüff BisNo Bra2MasM2Mai2Kns schuof PfDauMaioSt. Creaturen
KoBra2Maia MaioSt. Kna unbewegeliche fehlt Mas NeBs N. Braa MasMasMai: abgescheyden Ne

413
Traktat 3

75
heit als wénic ane, als ob nie créatüre geschaffen waere 47. Ich spriche ouch
mér: allez daz gebet und guotiu werk, diu der mensche in der zit mac ge
würken, daz gotes abegescheidenheit alsó wénic dä von beweget wirt, als ob
niendert gebet noch guotez werk in der zit beschaehe, und enwirt got niemer
deste milter noch deste geneigeter gegen dem menschen, dan ob er daz gebet
oder diu guoten werk niemer gewürhte”. Ich spriche ouch mér: dó der sun
in der gotheit mensche werden wolte und wart und die marter leit, daz gienc
10
die unbewegeliche abegescheidenheit gotes alsó wénic ane, als ob er nie mensche
168,1
worden waere 49. Nü möhtest dü sprechen: só hoere ich wol, allez gebet und
10 alliu guotiu werksint verlorn, wan sich got ir niht anenimet, daz in ieman 50
dä mite bewegen müge, und sprichet man doch: got wil umbe alliu dinc

1 als wénic ] als wenn Mas gantz nicht N4 ane, fehlt M25 als* bis waere.] Er stund
aller creaturen als ledig in dem recht ob er sie nye geschaffen hette N. als* fehlt Mss
ob] ob er PfKo fehlt Nº GraKns Maig Mai, créatüre] kain cr. GraMaio kaines Bis be
schaffen Mai, Gra waere. ] war M2s werñ Ns wurde Bis hête PfKo ouch] noch N. joch Pf
fehlt Bra2 P2 2 mér: fehlt Bis allez daz] alliu Pf daz fehlt Bras und g..] vnd
güt Mas vnd alle andere gute N. werk, ] werg von vssen Pa diu der ] dz ein Ps
diu] das Bra2 in ] hie in N4 in d. z. fehlt Mas P2 der* fehlt N4 mac gewür
ken, ] getün mag Ist got nit also angeneme Also luter abgescheidenheit P2 gewürken, ] ge
thün a 3 daz bis 422,12 tuon. fehlt P2 3 daz bis wirt,] das get die ewigen gotlichen ab
gescheidenheit recht als wenig an vnd wirt auch als wenig davon bewegt N. das gaut gottes
abgeschaidenhait als wenig an Bis wirt, ] werde Pf werd M2s werd oder wirt Mas ward oder
wird Mes als ] recht N4 ob ] ob er Maig fehlt Ko 4 niendert] niemer KoBis Maia
gebet bis werk] g. wer oder kein gut werck N. gütte (ain guetz Gra) werk oder gebett Bras
DauMaig Gra kain güttes gebett noch werck Bs gut gepet oder werck N. kain güt werk Mai,
güt MasMaioKo güte KnaStoBraa Mas Mas in d. zit fehlt M26M2s Bis der ] diß Gra dirre Ko
geschéhe, PfKoN4MasM2s Kns NgBs DauGra und fehlt N4 got] Er N. fehlt GraMai,
5 deste! ] deser Bra2 deste*] dez M2s fehlt Mai. Bis geneigeter] genadiger MasM2sBs gned
niger Ns gegen] zu Nº N. fehlt GraKna dem ] den PfKna dé M2s Mes dan bis 6
gewürhte.] vnd also sprich ich auch von den pösten werken Mai fehlt N. 5 er] es Mais DauBra2
daz] diß Bis 6 oder ] noch PfKoNe Bis diu guoten] daz güte KoKns denn guten Ns gut
DauGra güte Mai2M25 Meg das Bra2 fehlt Bis wercken Ns niemer ] nie B1s nit Gra
gewürhte.] gewrck Ng gewürckt hette Bis getan hiett Gra ouch ] joch Pf sun bis 7
daz] sun gottes mensch ward vnd da er geporn ward von der junckfrawen da er vmb ging
vnd prediget vnd da er die marter leid etc. Dises alles N. 7 wart] auch w. M25 Mae und?
bis leit, fehlt Bis leit, ] laid vnd den tod Mai: daz] da Mes 8 vnbewegenlicheit Ko
abgesch. gotes] gottheit vnd ir abgeschaidenhait Bis gotes fehlt MasMaiNo in Bra2 auf d. obern
Rand nachgetragen als ] recht N4 9 waere.] wer vnd diß ding keines getun hette oder
geliden N. Nü] so MaioSts möhtest dü] mochteyn mensch a dü fehlt M2s (Zeilenroechsel)
sprechen:] s. nach der rede Kna só] nü Bra2 hoere] sich Mai, wol, ] wol alle güt
tät sin verloren. Bis wol, daz PfKoDauMai, GraKns allez bis 10 sint] alle güte werk vnd alles
gebett ist Brag 9 allez g. u.]ällü pett vnd Bs fehlt Mai, 10 alliu fehlt M2s M2sMsoNº Bis
DauGraMais Kna guotiu] die güten Mai, werk] w. hie in zeit N4 wan] wanne sit
MaioSts seit N4 sich ] sy M25 M2s sich nympt yr got nicht an Dau Mais ir ] des N.
daz] vnd Kng N. in ieman ] ich in Bra2 niemant M2s M25 M26N. Mai: DauMai2 GraKns 11 dä
mite fehlt DauMai2 Gra mag MasM2s BisN.Mai, DauGraKna man fehlt Ko, in Bus auf Rand
nachgetragen got bis 415,1 werden.] das got wil gebeten sey (sein Mai2 Gra) vmb alle dingk
DauMaia Gra welle Bis alliu ] a. gute N„Kns

414
Von abegescheidenheit

gebeten werden. Hie solt dü mich wol merken und rehte verstän, ob dü maht,
daz got in sinem êrsten éwigen anblicke – ob wir einen ërsten anblik dä
3O
nemen solten –*, alliu dinc anesach, als sie beschehen solten, und sach in
dem selben anblicke, wanne und wie er die créatüre schepfen wolte und
wanne der sun mensche werden wolte und liden” solte; er sach ouch daz
minste gebet und guote werk, daz ieman solte tuon, und sach ane, welhez
169,1
gebet und andäht er erhoeren wolte oder solte; er sach, daz dü in morgen
wilt mit ernste aneruofen und biten, und daz aneruofen und gebetenwil got
niht morgen erhoeren, wan er hät ez erhoeret in siner éwicheit, é dü ie mensche

1 gebeten] erbetten BrasKoMaioSt. Kna erhört werden oder gebetten Bis werden.] sein N.
Hie] da Gra hie von so Kna mich fehlt DauGra wol bis verstän, ] weislich vnd wol
mercken vnd versten Gra wol fehlt Kns rehte] weißlich DauKna wol wislichen Maio
Sts fehlt Mai Mais No ob dü maht, ] (ob dü möhtest), Pf fehlt aM4 2 daz bis 3 anesach, ] Got
der sahe in seine ersten ewigen anplicke sich vnd alle ding N. das got sach in seinem
ersten anplick ob wir vnd da er den estë anblick da nemen sollent alle ding vnd sach Mai,
2 in ] an Ko érsten éwigen fehlt Nj (Seitennoechsel) érsten* fehlt Gra éwigen fehlt
KoBra2Bis MasMso ob bis 3 dinc fehlt Ko 2 ob bis 3 solten”, fehlt Bis 2 ob bis
anblik fehlt Mas MesSts (Homöoteleuton) ersten ewigen a. Ns dä fehlt Mai, 3 nen
nen Mai, Gra nieman MasMao solten”.] sollen abra2Ns sull MasM26 möchten Mai, alliu bis
solten,] jnn dem ansehen da sach er alle ding die da beschehen wirden Mai, dinc.] d. da
MesMas anesach,] an säch Mas a. nach Kna sie] sich Maio sie ymmer ewiclichen N.
geschehen NoB1s KoM25 M2e DauMai2 GraKn3N4 solten”.] sölti Bs sollen DauN, und bis 4 an
blicke, ) Er sahe auch da in dem selben ersten anplicke N. 3 in ] auch in Kns 4 selben ] sel
bigen Gra ersten M25 erster M2s fehlt M2s blick Kna und! fehlt Mai, er bis 5 wanne
fehlt Bra2 (abgeglitten) 4 die créatüre] d. creaturen MaioSt5Kna die selben creaturen Ko
fehlt Gra beschaffen Gra schaffen Dau geschaffen Bis wolte] wölten Bus schölt Ns
wolte bis 5 liden fehlt Pf (abgeglitten) 4 und* bis 6 tuon, fehlt DauMai2Gra (abgeglitten)
4 und? fehlt N4 5 der ] denn Ng sun fehlt Kns mensche auf d. Rand nachgetragen N.
wolte und liden fehlt Kns (abgeglitten) wolte] solte MaioSts und] wie er N4 solt
etc. N4 er bis 6 tuon, fehlt M25M2s Kna 5 ouch] auch da N4 fehlt MesBra2Ns daz]
da das N4 6 minste] minst vnd das maist Bis und guote werk, das mynst gute werck
N4 fehlt Bis gucz Ns werk an das MaioSts solte t., tun solte MaioStoKo tun solt vff erden N.
und” bis 7 gebet] Er sahe auch da an von ewikeit welhes menschen gepet N. 6 ane, ] vor Wl
Mai2 auch Kns fehlt Ko 7 gebet und andäht] werck vnd gebett Bis und] oder Bra2N.
Maio welche Kna er! fehlt Mais hoeren PfKoM2s wolte oder fehlt Pf oder ]
vnd Gra solte; ] solde irhoren Kna er* bis 8 biten, ] Er sahe alle deine gute werck
alles deines tun vnd lassen Das du in hWt oder morgen wilt an ruffen mit ernst vnd mit an
dacht in deinem gepet N. 7 er* bis 8 wilt] vnd soch auch an das du yne eren wilt vnd Kns
7 sach an das BisMaio daz] dazda M26M2s dä PfMes dü bis 8 aneruofen *] du in wilt
ein morgen an rüffen mit ernst Brag 7 morgen ] niergent Ko 8 wilt fehlt Ng mit
ernste ] mit andacht vnd mit ernst Ns mit andacht Gra mit flize PfKo und biten, ] unde
mit ernste b. PfKo fehlt Bis daz] des Kns da Mao M2e das selbe N. aneruofen u. g..]
anrüffes vnd gebedes Kns gebett vnd andaucht Bis gebet] dein g. N. biten DauGra g. das
Mai, das gebett E die (die über d. Zeile) Creatur geschaffen wolt Bras 9 niht morgen ]
mit oren Ko nicht hit oder morgen N. morgen fehlt Mais erhoeret] gehört PfMss vor hin
e. N e. ee MasMae siner fehlt Kna dü] du oder ich N4 nie MacMas

415
Traktat 3

würde. Enist aber din gebet niht endelich und äne ernst, só enwil dir got
niht nü versagen, wan er hät dir in siner éwicheit versaget**. Und alsó hät
got in sinem êrsten éwigen anblicke alliu dinc anegesehen, und got würket
nihtes niht von niuwem, wan ez ist allez ein vorgewürket dinc. Und alsó
stät got alle zit in siner unbewegelichen abegescheidenheit, und enist doch
dar umbe der liute gebet und guotiu werk niht verlorn; wan der wol tuot,
dem wirt ouch wol gelónet, der übel tuot, dem wirt ouch dar näch gelönet**.
Disen sin redet sant Augustinus in dem fünften buoche von der drivalticheit
in dem jüngesten capitel* und sprichet alsó: »Deus autem« etc., daz ist als
10 vil gesprochen: »nü enwelle got, daz ieman spreche, daz got ieman zitliche
minne, wan bi im enist nihtes niht verloufen und ouch nihtes niht künftic

1 wärdest Mss wrst No ward N. Enist] Ich Mas niht bis ernst, treg kalt vnd
vnendliche N4 niht endelich] vnendelich DauGrKns MaioSts onordenlich Mais niht rede
lich Pf und fehlt M25 M2s ernst, J e. oder andacht Gra 2 niht nü] nun nicht MatDau
nu nit erst Granit erst Maig nit yetz Brag auch nicht hit oder morgen N4 fehlt Bis niht
versagen nv Sts in ] vor hin in N4 gesagt Mºs Und fehlt PfKo 3 sinen
Kns érsten] ernsten (n getilgt) M2s ernsten Maio ernst Ns érsten éwigen fehlt MºsMes
éwigen fehlt KoBraga anblicke ] blicken Kna anplick der vnentlich ist Gra anegesehen,
geschehon No wircket got KoDauMai2GraMaioSt.Bis got der w. Kna got* fehlt PfN.
4 nihtes fehlt KoGraMai2 DauKns N4 niht fehlt B1s von fehlt M26 N4 niuwem,] nV wenn
Ns newes N. newfi dingen DauGra nuwen willen MaioSt5Kna warumbe Pf ist hinter dinc.
BisKo aller Mes vorgewürket] verworht St gewircket vnd eyn geschehen Kns dinc.]
d. in im N4 Und fehlt N4 5 alle zit] all weg Bs fehlt M2s Mºs siner u. a., ] seiner
ewigen vnbeweglicheit vnd gotlicher eygenschaft N. seiner vnbewegenleichen (Zeilenroechsel)
vnd götleicher aigenschaft Mes unbewegelichen fehlt Mes doch ] ouch B1s fehlt MaioSt.
6 dar umbe fehlt KoB1sa der fehlt M25 Mae liute] lauet Mas laüet Mas menschen Bis
gebet fehlt MasM2s und guotiu w. fehlt Bis guotiu] ire güten KoN4 niht v..] vn
verlorn Kna wan fehlt Bis der*] wer PfKoBra2M26M2s B1s Gra 7 ouch” fehlt B1s Dau
GraMais MaioSt. wol bis ouch” fehlt KoNo (Homöoteleuton) wol fehlt Dau der bis
gelónet. fehlt PfBra2M25B1s (Homöoteleuton) der] vnd d. Kns der aber M2e vnd wider vmb
der N4 dem* bis gelönet.] der entphet auch lon (lon] den 1. Maio seinen l. Gra) dor noch
(dor n. fehlt Gra) a 8 Disen bis 10 spreche, ] Es sol nyemant sprechen N. 8 Disen bis 10
»nü] Philippus sprichet Got schöpper haltet dye ding nach dem lauffe vnd ordenunge die er
in hat gegeben von anegenge wie doch er erbetten wirt vmbe ordenunge der dinge von der
welte Das ist also vil gesprochen nü Ko 8 Disen bis 11 wan] Philippus sprichet got schepfer
helt diu dinc näch dem loufe unde näch der ordenunge, die er in hät gegeben von anevange.'
Wan Pf 8 Disen bis 9 alsó: fehlt M23B1s No Bra2M25 M2o 8 Disen s. r.] vnd das spricht Gra
Disen ] vnd d. Kns sin] s. den Sts sant] gantz Sant Mais gantz Dau von fehlt Gra
driv.] heiligen d. DauMaig Gra 9 in dem ] am DauMai2 Gra jüngesten] letzten DauMais
GraKns und sprichet fehlt Gra »Deus bis 10 gesprochen: fehlt a 9 »Deus bis etc.]
Absit autem quod ihs etc. No etc. fehlt Bra2 10 vil fehlt M25 gesprochen: fehlt Bis
»nü] das Kns enwolt Ns wil Ko got,] g. nit Kns ieman*] niemant MesMao
zitliche fehlt Bras 11 minne, ] mynn oder lieb hab M25M26 Gra bi] wie Mais enist
fehlt MesM2s nihtes fehlt PfKoKns nihtes niht*] nichtzet N4 niht" fehlt Bra2 Mes
MasMaig Mss verloufen ] verkauffens Kng vorlaßen DauGra vergangen Ns verganges verlas
sen Maig und bis künftic] noch kunftiges N. und ouch] noch Bra2DauMai2Gra ouch
nihtes niht fehlt Ne ouch fehlt Kns nihtes niht*] niht zü niht MaioSts nihtes fehlt Ko
niht fehlt GraBraa Bis kunfftigs Maig zükunfftig Dau

416
Von abegescheidenheit

und hät alle heiligen geminnet, é diu werlt ie wart geschaffen, als er sie ver
sehen” hät. Und swenne ez kumet in die zit, daz er öuget in der zit, daz er
in der éwicheit hät anegesehen", só waenent die liute, got habe eine niuwe
/O 171,1 minne an sie geleget; und alsó, só er zürnet oder etwaz guotes tuot, só wer
den wir gewandelt und blibet er unwandelbaere, als der sunnen schin tuot den
siechen ougen wé und den gesunden wol, und blibet doch der sunnen schin
unwandelbaere an im selber« **. Den selben sin rüeret Augustinus in dem
zwelften buoche von der drivalticheit in dem vierden capitel 59 und sprichet
alsó: »Nam deus non ad tempus videt, nec aliquid fit novi in eius visione«,
»got ensihet niht näch zitlicher wise und enstät ouch kein niuwe gesiht in im 10

1 und] vnd er Kns BisErN4 hät bis geminnet,] all lut lieb habet M25 Mse heiligen ]
die (fehlt N.) ding KnºN, werlt Ns geminnet, ] gemaynet Mais é bis geschaffen, é diu
welt würde Pf hinter hät verschoben é] ye Mai ee das M25 M26 ie fehlt N4Kns
wart] wurde BisN„St.Kna wurd Mais wrde Maio würde Ko geschaffen, fehlt apfKo als
bis 2 hät.] in seiner ewigen fursichtikeit N. 1 als] alsó PfKoMaioSts nach dem als Kns
vorsehen Dau vorgesehen Pf fur gesehen M25 Mas 2 hatte Maio hette Sts Und ] vnd
dar vmb N4 ez fehlt Bus (Zeilenroechsel) in die zit, fehlt Pf in”] an MesM2s fehlt Bis
die fehlt Bra2 daz* bis zit, fehlt a (Homöoteleuton) daz*] das ist so N. er*] sich
Pf er die ding Bus öuget]aget Bra2 evgent N. ougent Pf errewget No angeuengt MasMas
ougen wil Bis daz*] das das N. waz Pf als Kns Bis er*] er sy Bis Kns der DauGra er
also N4 fehlt M2s 3 der fehlt M26 Mes hät] h. den Dau wantñ Mas wontë M2s
liute, ] leucht Ne menschen Bis got] er N. habe] hat Dau h. nv N. 4 minne]
mynn oder lieb Gra fehlt Bras sie] sich PfMss die lüte Koa und bis oder ] das ist
nicht also vnd wider vmb so er mit vns zurnet oder vns straffet oder N4 alsó, fehlt Pf
só* ] sol Massey Dau fehlt M2s er zürnet] erczörnet (erzirnet er Mai2) als wir wenen a
oder ] o. so er Mai2 tuot, ] gütt Bra2 den leüten thut a só* bis 5 und] so wundrent
wir vnd wenent er uerwandlen sich vnd Bis 4 só*] Nu Mais 5 gewandt M25 M2s und
bis unwandelbaere,] nicht er wan er beleibet ewiclichen in im selbs vnwandelbertige N. vnd
nit Kna er doch vnw. Ko vngewandelt M25 M26 als bis 7 unwandelbaere fehlt
Bra2 (Homöoteleuton) 5 als ] recht als N4 der sunnen schin ] die sunne Bis tuot bis
6 wol,] thut (der düt Knº) den guthen augen wol vnd den (den fehlt Sto) krancken (siechen
GraKna MaioSt) aügen (fehlt Maio) we a 5 den ] dem Mes 6 den ] denn den Ns doch
fehlt Mes der sunnen sch..] er N4 sunnen fehlt PfKo 7 vngewandelbär M2s vn
gewandelt M25 vnwandelberbe N4 an im s. fehlt Bis an ] yn DauMai2 Gra im ] ir
M2s Mes selber. fehlt DauGra Den bis 418,1 üf«.] Es de trono etc. (etc. fehlt M2e) MesMes
fehlt Bra2 Bis 7 Den bis 9 visione«, fehlt PfKo 7 Den bis 9 alsó: ] Augustinus xij° libro de
trinitate capitulo 4° Ns Et xij° libro de trinitate capitulo iiij° Mas 7 Den selben ] Vnd
den Gra vnd diesen Kns vff disen N. rüeret] r. auch GraKna r. aber DauMai2 redet N.
Aug.] sant Aug. N.GraKns 8 zwelften bis und] iiij buche von der heiligen drivaltikeit
vnd N4 driv.] heyligen driualtikait Gra in ] an Gra Mais 9 alsó: fehlt DauMais Kna
MaigSts »Nam bis visione«, fehlt a »Nam fehlt N4 ad tempus ] ad presens (pñs) N.
de tüc (erster Grundstrich des u nach unten verlängert) M2s ad fehlt Ns nec bis visione«, ]
etc. N4 fit ] ſic Ns 10 »got bis 418,1 üf«.] Got der siechet nicht gegenwurticlichen das
er vor nye sahe wan es ist nichtz newes in seiner gesichte oder fursichtikeit N. fehlt MasNs
10 ensihet] suecht Gra näch bis wise ] in die (die ] daz Ko) zit PfKo und bis 418,1 üf«.]
ouch geschiht in sinne (siner Ko) gesihte kein erniuwunge. PfKo 10 und enstät] vnd stat vnd
es stet Kna kein ] nit k. St.

27 Eckhart, D 5 417
Traktat 3

üf«. Üf disen sin redet ouch Isidörus in dem buoche von dem obersten 75

guote 80 und sprichet alsó: »ez vrägent vil liute: waz tete got, é daz er himel
riche und ertriche beschuof, oder wannen kam der niuwe wille in got, daz er
die créatüre beschuof?« und antwürtet" alsó: »kein niuwer wille gestuont 172,1

nie üf in gote, wan swie daz si, daz diu créatüre niht enwas in ir selber«,
als si nü ist, »dä was si doch ëwelten in gote und in siner vernunft«. Got
geschuof niht himelriche und ertriche, als wir zergencliche sprechen: 'daz
werde!', wan alle créatüre sint in dem éwigen worte gesprochen". Dar zuo
mügen wir ouch nemen, als unser herre sprach ze Moyses, dó Moyses sprach

9–419,3 Vgl. Exod. 3,13f.: Ait Moses ad Deum: (Ecce ego vadam ad filios Israel, et dicam eis: Deus
patrum vestrorum misit me ad vos.) Si dixerint mihi: Quod est nomen eius? quiddicam eis? Dixit
Deus ad Moysen: (EGO SUM QUI SUM.) Ait: (Sic dices filiis Israel:) QUI EST, misit me ad vos.
1 Üf bis Isidörus] Ysydorus spricht N4 Üf] vß B1s In Pf vnd GraKns fehlt DauMais
MaioSts disen sin r.] diser redet Bras disen] disem PfB1s disen selben MaioSts den
selben Gra sin] sinne PfKns spricht GraKns ouch fehlt Bra2MaigSts Isidó
rus] Boecius Mai2 DauGra sant Dyonisius Kns in ] an M26M2o der ubersten güte Kns
2 guote] gott Bra2 und sprichet fehlt N. alsó: fehlt DauNs got tête PfN.Ns DauMai,
GraKns daz fehlt N4DauMais himel vnd erd B1s M25N4DauGraKna 3 und ertriche
fehlt Bras beschuof,] geschuof PfBraa DauMais Kna MaioStNoBs beschueff vnd antwurt er also
(über jedem der 4 Wörter Umstellungsziffern) Gra oder bis 4 beschuof?« fehlt Mais (Ho
möoteleuton) 3 oder ] vnd Gra wannen] von w. MasMsoN4Gra kéme Pf 3 in bis 4
wille fehlt M25 (Homöoteleuton) 3 daz] das das Bis 4 die cr.] welt Mae creaturen KoMaioKns
geschüff BsBra2N„DauMaioSt„Kna schuof Pf und bis alsó:] vnd den lüden antworte also er Kns
und] vnd do DauMaia da Bs fehlt Bra2N4 antwürtet] antwurt M23 M2s antwürt Bra2 entwurt Maio
entwirt Ko antwrt Ns antwürte Pf entwurte St. Er antwortet N. antwurt er Bis Mai, antwart er
Dau »kein ] das keyn DauMai2 Gra niuwer fehlt Kna gestuont bis 5 gote] uff steen
stunt in gote Kna uff gestundt yn got DauMai2 in got auf erstüen Gra 4 stuont PfB1s Ko
MasMasMaioSts 5 nie] nicht M25 M2e fehlt a ingot auff Ns swie] wie wol N.
dazsi, daz fehlt B1s si, ] ist N. creaturen nit warent KoMaioSt. Kna niht] da n.
N. do Bis enwas] was Bs enwer No wér M23 wer Mao were N„DauMais wäre Braa war Mas
wär Gra ir ] in KoKns 6 ist, ] sint KoMaigSt. Kns »dä bis doch doch waz sy Mas
»dä] so N. Bra2DauMai2 GraKns was] warent KoMaioStoKna doch sy Bra2 éwelten ]
ye welten Ko ie welten MaioSts ye werlde Kns erwelt DauMai, in ewigkait erwelt Gra ewik
lich MaaNaN4Bra2 ewenclich B1s ewiglichen M25 Mae in *] bij Kns in* fehlt M2s Ver

nunft«.] ewigen v. N. Got] vnd g. Kna Got der N. 7 beschüff MasMasN. Gra schüf Ko
MaioSts niht] bij nichte Kns noch MasMso nicht also N. fehlt M2s (Zeilenroechsel) himel
vnd erd B1s Dau Gra als bis 8 werde!'] zurgenglich als wir sprechen das es were Kns
7 sprechent zergenclichen N. vorgen glich Dau 8 werde!'] w. etc. N4 werden Bus die
würden Pf gesprochen in d. ew. w. Gra ewigen vetterlichem“w. N. Dar bis 419,1
herren:] Augustinus dicit iij" (= De trin.?> vj" c" iiij° dicit iI (= nihil?> n (= enim?> simp
lex nule K= mutabile?> est (vgl. Augustinus Detrin. VI c.6 n. 8, PL42,929) sed deus est simplicis
simus Her zü mögen wir öch nemen als sant agustinus sprichet es ist ein ynner mensche vnd
ein vsser vnd kein zwifel also die vssern synne schopfvnge gebent dem vssern menschen also
gebent sy vernvnft dem ynnern Moyses zü vnserm herren sprach Ko Dises mug wir auch da
mit beweren als moyses sprach zu got N. 8 Dar bis 9 dó fehlt Pf 8 Dar] Hir Dau
Mai2 vnd her Kna har MaigSts 9 ouch wir Gra ouch nemen, ] noch niement getün Bis
als bis 419,1 herren:] das wort das moyses sprach Knz 9 als bis Moyses*] das wort moysi
(Moyses Mai, Gra) do er DauMai,Gra zü (fehlt Maio) moyses do er St.Maio

418
Von abegescheidenheit

ze unserm herren: 'herre, ob Pharäó ze mir sprichet, wer dü sist, wie sol ich
im antwürten?', dó sprach unser herre: 'só sprich: der dä ist, der hät mich ge
10
sant’9°. Daz ist alsóvil gesprochen: der dä unwandelbaere ist an im selber,
der hät mich gesant.
173,1 Nü möhte ein mensche sprechen: häte Kristus ouch unbewegeliche abe
gescheidenheit, dó er sprach: 'min sèle ist betrüebet biz in den töt' und Mariä,
dó si stuont under dem kriuze, und saget man doch vil von ir klage, – wie
mac diz allez bestän mit unbewegelicher abegescheidenheit? Hie solt dü wiz
zen, daz die meister sprechent, daz an einem ieclichen menschen zweierhande
menschen sint: der eine heizet der üzer mensche, daz ist diu sinnelicheit; dém 10
menschen dienent die fünf sinne und würket doch der üzer mensche von kraft
der sèle. Der ander mensche heizet der inner mensche, daz ist des menschen
10 innerkeit*. Nü solt dü wizzen, daz ein geistlicher ° mensche, der got minnet, ge

6 Matth. 26,38, Marc. 14,34

1 herre, fehlt Bra2BsDauMais Gra Pharäó] küng pharo Bs pharo MasMas pharaon Braz
MaioSts pharas Mai2 ze mir fehlt Brag ze fehlt Mas wie fehlt Mes 2 im ] im
danne N. Bis dan Kng nün Dau dó.] Der Ko unser herre:] got N. 'só sprich: fehlt
BisKo der *] Das er der N4 3 Daz] Also soltu sprechen züyme daz Ko Daz
bis 4 gesant. fehlt M25 M26 (Homöoteleuton) 3 Daz] vnd d. N4 alsóvil fehlt Mas (Zeilen
noechsel1) PfNo Bras alsó] so N. dä] der do N4 fehlt M2s unwandelbaere ist] ewige
ist vnd vnwandelbertige N„fehlt Bras an im selber, fehlt Mas N4 5 unbewegeliche] eyn
vnwandelber Kns abeg..] a. gehept Bis 6 in ] uff Kns 7 dó si] die da Bras saget]
redet DauMai2Kna MaioSts doch vil von fehlt Ko klagen Ko 8 diz] nv d. N. das
Bra2M25 M26 Gra allez] also N. vnbeweglich Ns abegesch..] a. do er sprach do sie
stvnd vnter dem creucz Ns Hie bis 9 sprechent,] hie sprechent die meister N. 8 Hie]
hie czu Kna 9 daz” bis sprechent, fehlt B1s (Homöoteleuton) meister] lerer Gra an ]
yn DauMai2 GraKna yetlichen Mao czweierley Dau zwaier hant (darüber lay v.and.
Hd.) Mas 10 mensche Kna sint:] ist Kna der* ] das Kns Ko eine] ain mensch MasMao
heizet ] Der h. Mai, ist Kns vswendige m. N4 daz bis 12 séle. fehlt Gra 10 dem ] vnd
disem N4 da dem Bis wan dem Kns 11 dient No die fehlt PfDauMais Kna sinne
bis von ] sinne bede von innen vnd von vssen. Aber er wurcket nichtes vs im selber Allein
von N. würkent Bras der üzer m. fehlt Pf der ] der selbe MaioSts krefft Braa
12 Der ] Das Kns mensche! ] m. der Mas fehlt Kns Gra inner] inwendige N. menschen ]
andechtigen m. N4 fehlt Brag 13 innerkeit.] yñrickait Mas ynnewendikeit KoBus inwendikeit
oder innerlicheit N4 ynwendikeit Diß (Diß] das Gra vnd Kna) spricht augustinus (Sant augustein
Mai, Knº) yn dem (am Gra) xj (einß einlesten Mai) buche der (der ] von d. MaioSts Maig GraKna)
dreiualdikeit yn (an Gra) dem anfang (ane fangen Maio) des selbenn buchs do findestu (des
bis find.] vnd do vindt man Gra) was (was] das Mais) eyn jnwendiger (inwendiger mensch
Mais i. m. ist Maio) vnd eyn vßwendiger (eyn* bis vßw.] der inwendig vnd was der auswendig
Gra) mensch (was bis mensch] dz ist ein ynne wendiger mensche vnd ein vssewendiger mensche
Sts von eyme inwendigen menschen vnd von eyme ußwendigen menschen Kns) ist (fehlt Kns
Maia MaioSto) a 13 dü fehlt Mas daz] wen N. geistlicher ] gotlicher Dau iegelicher
PfKoBus gebrüchet bis 420,1 vürbaz,] die kreft seiner sele brauchet in dem vswendigen men
schen so tut er das nicht furbas N. 13f. gebrüchet] der g. Kna brucht BsBraaMasMas getrübt Mas

27 * 419
Traktat 3

brüchet der sèle krefte 66 in dem üzern menschen niht vürbaz, wan als die
fünf sinne ze nöt bedürfen; und diu inwendicheit enkéret sich niht ze den
fünf sinnen, wan als verre als si ein wiser und ein leiter ist der fünf sinne
4C
und ir hüetet, daz sie niht gebrüchent irs gegenwurfes näch vihelicheit, als et 174,1

liche liute tuont, die lebent näch ir liplicher wollust, als diu vihe tuont, diu <S9,7

äne vernunft sint; und solhe liute heizent eigenlicher vihe dan liute 97. Und
swaz diu séle krefte hät über daz si den fünf sinnen gibet, die krefte gibet
diu sèle alle dem innern menschen, und só dér mensche etwaz höhes edeles
gegenwurfes hät, só ziuhet si an sich alle die krefte, die si den fünf sinnen
10 gelihen hät, und heizet der mensche sinnelös und verzücket, wan sin gegen

1 krafft Mas dem ] den Kns dë Mas Bis niht] Nü Mai, wan ] deñ Bis GraN.
als ] als vil Bs so vil als N4 2 fünf fehlt Bra2 ze!] von Gra ze* bis bedürfen;]
des bedürffent zu not N. durfent Brag und] wan N. diu bis sich ) kert sich (sich
fehlt Dau) sein jnwendigkeit Mai2 Gra DauKna diu] sine Sts Maio niht ze] nicht an die
vswendikeit noch zu N4 3 als* ] so N. als” fehlt PfKoBra2M25 M26 wiser bis leiter]
wisserin vnd ain laiterin BisN4 leiderynne vnd eyn wyserin Kna wiser] wyser vnwandel
bär ist Bras und ein leiter fehlt Gra ist] synt DauMais Gra fünf sinne] selben N.
4 und ir hüetet,] vnd ain hütterin Bs fehlt Kna hüte MaioSts hütent Maig DauGra brau
chen N4M25 Gra gebruche Bra2Maio gebruchet Ko iren gegenwurff MasMso Gra irer gegenwurfe N.
irs gegenwurffe Bis näch vihelicheit, ] nach ir (ir getilgt Maio) v. St.Maio nach wiklickait
Mas noch vil leicht No noch ir siechlichait MesMso nauch synnlichait Bis nach irer begirden N.
noch ir (irme Kna) wollust noch (noch) oder Gravnd nach Knº) ir (ir fehlt Gra) vichlicheit (tyr
likeit Dau) Mai2 DauGraKns 5 liute] vichliche l. N4 die bis tuont, fehlt a (Homöo
teleuton) die ] die do alzit N4 ir l. wollust, irs leibs lust MesMso irem luste N.
liplicher] liplichen PfN zitlicher Bis als bis tuont,] als ein ander viche N4 das (fehlt
Ko) fiche (sich Mae) tüt BisMesM26Ko diu] das BisKo 6äne v.] vnuernufft M2s vnvernuff
tig M2s ane alle v. KoBisa sint;] ist KoBus leben DauMai2 GraKna und] Dar vmb so N.
fehlt Bis solhe] So getän Bras heissent vor solhe N4 eigenlicher ] aigenlich Mes
M2e etlicher Kns pillicher No vihe dan] wiche d. Maio vieher d. Kns fichisch M25 M2s thyer d.
Dau liute.] menschen N. leüte Do (Do] vnd da Knº) von spricht der edel (der edel fehlt
Gra) meister Boetius wenne (wen Kns Sts wë Mai2) du sihest nach dem vßern menschen leben
den saltu nicht schatczen vor eynen menschen a lüte Boecius sprichet er ist nit ein mensche
geheissen den svnde nit entschüpfet hat Ko Und] vnd dar vmb N4 7 krefte!) der an
dechtigen kreft N. daz] das das N4Dau die PfKns si den ] sein die Mas sie also orde
lichen den N4 sinne No gibet", bis 8 menschen, gibt zu irer not das gibt sie furbas
alles dem inwendigen menschen N. 7 gibet*] die g. Kns 8 diu séle ] si Pf diu fehlt Ko
alle] allen No fehlt Braga den jnner menschen Mas denn innerñ mensch Ns só bis etwaz.]
wen danne der selbe inwendige mensche also etwas N4 der ] der ynner KoBis Im EIl

sche fehlt Pf höhez bis 9 hät, ] hohes gegenwurfes het edels Ko 8 hoches vnd e. Bis N.
MasMao höhes fehlt Bras adels Mais 9 gegenwurff GraMaio gegenworffens Kns
ziuhet] duncket Bis si*] sie auch Kns die sele wider N4 er No an sich fehlt Dau
die fehlt Bra2Mai2 Gra si*] sich Bis sie vor N4 10 und bis mensche] vnd der mensche
heyßet dan Kna vnd also so wirt der mensch Gra heisset den der (der über d. Zeile) men
schen Ko heisset danne der N4MaioSts mensche fehlt Maig sinnelós] also sin
lase N. und verzücket, ] vnd verzuck Mao fehlt Ns und*] oder Gra fehlt Bis sin]
s. eygen Kna

420
Von abegescheidenheit

wurf ist ein vernünftic bilde oder etwaz vernünftiges äne bilde 68. Doch wizze,
175,1 daz got von einem ieclichen geistlichen menschen muotet, daz er in minne mit
70
allen kreften der sèle °. Dä von sprach er: 'minne dinen got von ganzem
herzen.' Nü sint etliche liute, die verzernt70 der sèle krefte alzemäle in dem
üzern menschen. Daz sint die liute, die alle ir sinne und vernunft kérent üf
zergenclich guot, die enwizzen nihtes niht von dem innern menschen 7. Nü
solt düwizzen, daz der üzer mensche mac in üebunge sin, daz doch der in
ner mensche des genzliche ledic stät und unbewegelich. Nü was in Kristó

3 f. Vgl. Marc. 12,30, Luc. 10,27: Diliges Dominum Deum tuum ex toto corde tuo.

1 ist ] ist nv N. ein fehlt M2s Mas vernünftic ] unvernünftic PfM2s Bis oder
bis bilde. fehlt BisNe Kna (Homöoteleuton!) vernünftiges] vernünftig Ko vnvernufftiges Mas
fehlt a bilde.] alles b. MaioSts pilde vnd forme N. Doch wizze ] Doch ist ze wissen
Bis Dar vmb solt du hie wissen N. Doch ] Só PfKo Doch ßo a wais M25 wissest St.
wißet Dau wizzent PfKna 2 von ] an Bs fehlt Koa eynen KoDauKna einê MaioMas
MesBis ieglichen] yetlichen Mas fehlt ako geistlichen fehlt NoN4MasM2s muotet]
zümüdet Kns mütet zo (zo über d. Zeile) Sts heißet Dau haben wil als er selber spri
chet N4 in minne] in lieb hab vnd minne NoB1s Bra2MesMsoNMais MaioSts liephaba vnd in
mynne Koyne lieb habe vnd yne mynne Kna yn lib habe vnd libe Dau 3 allen ] a. sei
nen N4 ganczen MesM2o Dä bis 4 herzen.’ fehlt N4 3 Dä] vnd do GraKnz von!]
vmb MesM2s spricht BisDauMai2 GraKnaSts dinen fehlt Kns ganzem ] g. dinê Maio
4 herzen.'] h. vnd von ganczer sele vnd mit alle dynen crefften Kns Nü] vnd B1s Aber
es N4 sint] ist Mas liute, ] menschen PfM4 die kreft irer selen N4 kraft Ko
alzemäle] mit eynander Kna all Brag gantz vnd gerbe N. in ] myt Ko dem ] den Ns
disem M25Mas 5 vswendigen N4 Daz bis 6 guot, fehlt N. 5 Daz] vnd das GraKns
sind nun die Bis die fehlt Ns (Zeilenroechsel) liute, ] menschen M25 M2s vernunft]
ire v. St. Kns gedanken PfKo und vernunft fehlt B1s (Zeilennwechsel) 6 zergenclich] vor
gen glich Dau zeitlich Gra zergenclichs Ns zergenclichiu güeter Pf die ] vnd die Kns
Gra das sy Bis die enw..] dar vmb so wissent sie N4 niht nihtz St. nihtes fehlt
PfKoKns niht fehlt GraN4 dem ] den NoKo inwendigen NKna menschen.] m.
noch von andacht N. menschen zw sagn Gra menschen de hoc potest sumi / id (quod> augu
stinus de trinitate (?) iiij" scribit homo thesaurisat etc. Cur/ thesaurisat nisi quia fortitudo eius
deum deseruit per / quam deum habens rei Kn>ullius indiget (indigët Ko) et cur nescit cui /
congregat ea (ea unleserlich) nisi quia lumen oculorum eius non est cum eo (vgl. Ps. 3?,11)
/ideo non videt quod veritas ait Stulte hac nocte animam/tuam repetunt abste hec que pre
parasti cuius erunt (Luc. 12,20) the-/sauri possunt mentem[p]plerumque subuertere et mens /
que thesauris non subuertitur facilius et expeditius potest (p. 189) viuere (= Augustinus De
trin. XIV c. 14 n. 19, PL42, 1050f., der ganze lateinische Text fehlt Pf) Als nv ein güter mensche
beröbet etwenne den vssern menschen aller krefte der sele so sy einen hohen gegenwurf hat
also beröbet (beroubent Pf) viheliche lüte den ynren menschen aller krefte der selen vnd ge
bruchent die (sie Pf) in dem vssern menschen KoPf 6 Nü bis 7 wizzen, ] Also merkest du
hie wol N4 6 Nü fehlt Bis 7 wizzen, das w. DauMai2 GraMaioSt. der* ] daz Ko
vswendige N. mac ] wol m. N. sin, ] sey Dau daz*] also das N4 doch fehlt
BisN.Gra inner] inwendige N. 8 mensche fehlt N4 des] doch B1s der selben
ubünge Kna fehlt GraSt. genzliche] gantz Gra geistlichen MasNoBra2 MasMas gaistlich Bis
fehlt N4 stät] ste Ns ist B1s sey Gra unbeweg.] vnbewegelichen KoMaio vnbeweg
lichen ist N. Kristó]xpö vnserm behalter N.

421
Traktat 3

ouch ein üzwendiger mensche und ein inwendiger mensche, und ouch in unser
vrouwen; und swaz Kristus und unser vrouwe ie geredeten von üzern sachen, 10

daz täten sie näch dem üzern menschen, und stuont der inner mensche in 176,

einer unbewegelichen abegescheidenheit. Und alsó redete Kristus, dó er sprach:


'min sèle ist betrüebet biz in den töt', und swaz unser vrouwe klagete, und
ander rede, die si tete, só stuont doch alzit ir inwendicheit in einer unbewege
lichen abegescheidenheit??. Und nim des ein ebenbilde: ein tür gät in einem
angel üf und zuo. Nü gliche ich daz üzer bret an der tür dem üzern men
schen, só gliche ich den angel dem innern menschen. Só nü diu tür üf und
10 zuo gät, só wandelt sich daz üzer bret hin und her, und blibet doch der angel
an einer stat unbewegelich und enwirt dar umbe niemer verwandelt 78. Ze
glicher wise ist ez ouch hie, ob dü im kanst rehte tuon 74. 10

5 Matth. 26,38, Marc. 14,34, vgl. oben zu S. 419,6.

1 ouch fehlt No ausser GraMesMas mensche* fehlt B1s (Zeilenroechsel) Ns und!


bis mensche, fehlt Mesa (Homöoteleuton) mensche”, fehlt N4 ouch*] also auch N. fehlt
Bis in ] an BisN. 2 und” bis sachen, Aber was sie bede von allen vnsern sachen ye
gereten N. und!] vns vnd Ns und* fehlt Ns unser vr.] maria Dau ie fehlt Bis
geredeten] gerieth Ns begerten Bis üzern ] vnsern KoN4MaioSts sachen, dingen Pf
3 täten ] tettent B1s redten M26M26 näch] von PfKoM25M2e üzern ] vssewendigen Ko
vnserm Maio stuont] st. also N. fehlt Ma Mas inwendige N4 4 vnbeweglicher Bis
MasN.Ns KoMai, dó er sprach: fehlt Bis 5 in ] auf MasNoN4 KoKna und bis 7 abe
gescheidenheit.] vnd klagte vnser frawen von vssen in einer vnbeweglicher abgescheidenheit
von innen N4 5 swaz] waz ouch Koa unser vrouwe] maria Dau klagete, ]
ye geclagete Knz klage Ko und” bis 6 tete, ] vnd geritte Kns vnd was sy (sy fehlt Mes)
anders redt M26M25 6 só stuont doch ) doch stunt Kna só] do KoMaioSts doch ] si
doch PfM2a M25 M2e Bra2Ns sie DauGra fehlt BisKoMai9St.Mais alzit] allweg Bs fehlt Knz
ir ] in ir PfNsM26M2o DauGra in (auf d. Rand nachgetragen) irr Mes jn Mais inwendicheit bis
7 abegesch..] inwendikait vnbeweglich in ainer volkumner abgeschaidenhait Bis 6 f. vnbewegen
lich Mss vnbewegenlicher GraKna 7 Und fehlt Pf Des nim (neme Kna) PfGraKns
dis KoMaio dises N. ebenbilde. bis 9 menschen.] eben pilde an einer ture die do an
einem angel vff vnd zu get Das vswendige teile an dem prete das geleich ich dem vswendi
gen menschen vnd das inwendige teile dem inwendigen N. 7 ebenbilde: ein tür] bilde an
der dore Wan die dore Kns ebenbilde:] byspil DauMai2 byschafft Bis MaioSt. vrkvnde Ko
exempel Gra thör Dau tor Maig Gra eynen angen Ko 8 anger Bis Nü
bis 9 menschen.] Nün glich ich den angel (die aügen Kna) dem ynnern menschen ßo (ßo] vnd
Gra) gleich ich (ich fehlt Gra) das vßer bret an dem thor (dem thor] den türen Maio der töre
Kna der türen Stº) dem (den Kna) vßern menschen a 8 Nü] vnd Bra2 gleicht sich Mes
bret] precht Ns kert Mºs an fehlt Ne der ] den No dë Ko 9 angë Ko anger B1s nü]
dor in No das thor DauMai2 Gra 10 sich ) s. wol N. üzer fehlt DauGraN.
bret] precht Ns kert Mes her, fehlt M26 doch ] hinter angel MaNs aber N. fehlt Ko
angel bis 11 unbewegelich] angel an dem (an dem ] dar an Kna an der Mai) die (die fehlt Dau
Mai) tür (das tor Gra thor Dau) hanget (hangent DauMai) jn einer steten vnbewegenlicheit
St.Maio Kna DauMai2 Gra 10 angel] anger Bus angel allzeit stilstan N. 11 an ] in PfKoBis
einer] seiner MasM2s stete PfKo und bis verwandelt.] vnd verwandlt sich darumb
nymmer Gra niemer] niendert PfMss fehlt Ns verwandelt. bis 12 wise ] verwandelt
wie dicke vnd vil also das selbe pret an der selben türe nv von vssen vnd danne von innen

422
Von abegescheidenheit

177,1 Nü vräge ich hie, waz der lütern abegescheidenheit gegenwurf si? Dar
zuo antwürte ich alsó und spriche, daz weder diz noch daz ist der lütern abe
gescheidenheit gegenwurf. Si stät üf einem blózen nihte 75, und sage dir, war
umbe daz ist: diu lüteriu abegescheidenheit stät üf dem hoehsten. Nü stät
5
der üf dem hoehsten 7°, in dem got näch allem sinem willen gewürken mac. Nü
enmac got niht in allen herzen gewürken näch allem sinem willen, wan swie
dazsi, daz got almehtic ist, só enmac er doch niht gewürken, wan als er be
reitschaft vindet oder machet 77. Und spriche ich dar umbe oder machet' von

wirt geschawet vnd gebrauchet also N. 11 Ze] vnd also zu Kns In Pf 12 ist] ich Ns
ez] im Bra2 fehlt KoB1sNo ob bis tuon. fehlt Pf ob] ist das Kns im ] in MasKo
das Gra nun B1s fehlt DauMai, kanst] hast Maio tuon.] getün Sts Kns Dau geton Maio
versten Gra

1 Nü bis hie, ] Nu (Hye Gö) ist ein frag GraP2Gö. hie, fehlt PfDauMaig Kn2M27 M2s Mü
waz bis si?] waz ist der l. a. g. KoDauMai2 GraKnsStoKa P2 waz] war Mas der fehlt Bis
lautter abgeschaiden g. Mü lütern ] rechten l. Gö1 si? fehlt Mao Dar bis 2 spri
che,] Ich sprich P. Antwurt Gö Die antwort ist sprechent die lerer N. 1 Dar] har MaigSts
her KoKna Hie B1s DauMai2M27 MasSt7 2 zuo fehlt Bis antwürte bis spriche, ist antwurt
also Gra entwirt Ko alsó] hinter spriche, PfKo fehlt Bra2M27MºsSt.Mü daz* bis
3 stät] weder ditz noch das wan sie stat N. Es ist weder diss noch das Sunder systet Gö.
2 daz weder ] das daz wider Dau ist] hinter 3 gegenwurf. GraKna sy Bis 2 der bis 4
ist: fehlt Ns (Homöoteleuton) 2f. lautter abgeschaiden Mü 3 gegenwurf. bis 4 abe
gescheidenheit fehlt M26 (Homöoteleuton) 3 gegenwürfft Mes Si] vnd sie Kna so Mais
Sunder sy Gö wan sie N4 fehlt Ka7 blözen ] gantzen N4 fehlt Braa nihte, ] n. blos vnd
vnverdecket N4 und bis 4 ist:] dz ist dar vmb wann Gö fehlt Pf 3 und] vnd ich
M27 M2s Mü fehlt M25 dir,] d. nv N. war fehlt Maio 4 ist:] ist das ist darvmb Kns
diu] das die Bis wan die KoaKa7 M27MasSt.Mü wan si Pf lüteriu abeg. fehlt Pf stät*]
die stot P2 stet alzeit N4 fehlt Ns (Zeilennwechsel) üf fehlt Mü Nü bis 5 hoehsten,..]
auf d. untern Rande nachgetragen M2 fehlt PfMasMesM26NN.BsBra2KaPe 4f. Nü stät der ] Vnd
der stet Gö1 stät*] hat Ko 5 der ] (über der Zeile) Dau er Maig Mü der mensche Kns
üf] in Ko hoehsten ] aller h. Kns got] g. alzeit N. fehlt MasM26 allem sinem ] si
nem aller liebsten Bis allem fehlt Maio 5 gewürken bis 6 willen, fehlt Mais (Homöo
teleuton) 5 gewücké auf dem Rand Bis mac. bis 6 gewürken fehlt Maio (Homöoteleu
ton) 5 Nü bis 6 willen, fehlt M27M2sSt. GöP2Mü 6 got] er Kns fehlt Ko niht] hin
ter herzen PfM23 n. alzeit N4 allen herzen ] allem her Bis a. dingen DauGraKna Kaz
gewürken bis 8 machet.] gewrcken wann als er peraytschafft vint nach allem seiné willen
wie das sey das got almechtig ist so mag er doch nicht gewrcken denn als er perayschafft vin
den oder macht Ne 6 wan bis 7 ist, ] dañ wie das dz got got almechtig ist Gö wan wie
wol er almechtige ist (ist fehlt Ka7) N4Kaz 6 swie] im Maio 7 daz si, fehlt Bs (Homöo
teleuton) got] er KoaM27 M2sSt. P2Mü ist, ] si St.MaioKnaSt. Ko só bis 8 von ] so
wurcket er doch allein da mit gnaden da er bereitschaft findet oder sie machet vnd dises ma
chet spriche ich von N. 7 niht] bij nichte Kna n. vnd will auch nit Gö. wan ] dann Gö1
GraBis M27 Mas wan nach dem Kna er*] die St, bereitschaft] b. vnd geschicklickeit Gö.
8 vindet] fyndet in der creatur Gö1 oder bis 424,2 gnäden. fehlt P2 8 Und
bis von ] Das sprich ich (ich auf d. Rand nachgetr) von Bs vnd das ich spreche ader machete
das spreche ich von Kns vnd ich spriche ader machet (vnd bis machet auf d. Rand v. ders. Hd.)
wan er macht Dau Und] das M25 M26 spricht Mai, ich fehlt KoMai2 Gra ich
bis von ] ich oder machet da von von St. Maio dar umbe] da vom (1) Bra2 fehlt Mai2GraKa.
oder machet’ fehlt M25 M26 von bis 424,1 wan] wann an sand pauls Gra 8 von fehlt Mai,

423
Traktat 3

sant Paulus wegen, wan dä envant er niht bereitschaft, aber er bereite in mit 490,7

dem ingiezenne der gnäden 78. Dä von spriche ich: got würket dar näch, als 178,1

er bereitschaft vindet?9. Sin würken ist anders in dem menschen dan in dem
steine. Des vinden wir ein glichnisse in der natüre: só man einen bakoven
heizet und dar in leget einen teic von habern und einen von gersten und
einen von roggen und einen von weizen, nü enist niht dan éin hitze in dem
ovene und enwürket doch niht glich in den teigen, wan der ein wirtschoene
bröt, der ander wirt rücher, der dritte noch rücher. Und daz enist niht der
hitze schult, ez ist der materien schult, diu dä unglich ist. Ze glicher wise só 70

10 enwürket got niht glich in allen herzen; er würket dar näch, als er bereit 179,1

schaft und enpfenclicheit vindet89. In welhem herzen ist nü diz oder daz*,

1 weg Mai, wegk Dau wan fehlt Brag dä] in dem selben (selben fehlt Kns) NKns
er*] got Kns fehlt Ko aber bis in ] er bereit in aber N. 2 dem fehlt M2o DauMai2 Gra
Kna Kaz yngießunge Kna der] die Mai2 DauMaioSts gnäden.] gnaden oder die
gnade Ko Dä von] vnd d.v. Kns Dar vmb Bis M25 M26 GraKa vnd Sts spriche ] so s. Dau
Mai2 Ka N. ich: ] ich mercklichen N4 got der w. Bra2 Bis als fehlt DauKna Bis Ka7
3 vindet. ] findet in vns N4 findet (f. ader machet Kns) vnd merck das (diß Ka7) dar an (dar an]
dar noch Maio fehlt Gra) aKa7P2 Sin] Wan sein N. würken] mercken (getilgt) wir
cken (p. and. Hd. über d. Zeile) Dau wurckung Ka7 ist] wer Ko anders ist Gra in !
bis 4 steine..] in den (dë Mes) menschen denne in den steinen PfMas in dem stein vnd in dem
menschen N. 3 dan] als Ko vnd Ns dem*] den Ns 4 Des bis 11 vindet. fehlt P2 (ab
geglitten) 4 Des bis glichnisse ] vnd vinden ein gleich Mais vnd des neme eyn g. Kns
Des] vnd des MaigSt.Ka, das Mas vnd Maig DauGraN„No wir fehlt Mai, ein fehlt N4
gleich Maig MaioSts der fehlt N4 natüre:] creatur Mes só] Wan so Kna 5 hei
zet] hitzet Dau hiczet M25 M2s hytzen Ka7 haiß machet Braa und” fehlt Mºs dar fehlt
Mais teic von habern ] heberin deick Kna von hebrim Bis und* ] oder Ko fehlt
BisN. einen* fehlt B1s über d. Zeile nachgetr. Ko von? fehlt Ns und” bis 6 roggen
fehlt aKa, 5f. und einen fehlt Bs 5 und” fehlt N4Bis 6 und fehlt Maio 6 einen* fehlt Bis
von* fehlt M25 wißem Bis nü bis 7 wan] vnd ist doch nur M25M26 6 Nü so ist Kns
enist] ist ez M23 niht dan] da nichtz dann Bra2 danne nicht mer danne N. nur Gra 7 und]
sie N. vnd die hicze Kna doch ] aber N4 fehlt Mais in ] an Ka7 den teigen, dem
taige N. MasMag die taig Ns diesen deygen Ka7 allen t. PfMai, GraKna MaioStoKo wan bis 8
rücher”.] wan eyn brot ist (wirt Kaz) nicht als das ander aKa, 7 der ein ] ein deig Ko vs
dem einen N4 7 der ] das Bra2Bs fehlt Mes 8 der” daz KoNs Bra2 Bis der an
der] vs dem andern N4 wirt fehlt B1s (Seitennoechsel) BrasN4 rücher".] reicher (nwohl
Korrektur zu: reüher) Mas richer Bis reuher No reüchers M2s der*] daz NoKoBra2 Bis der
dritte ] vnd vs dem dritten N4 noch ] ist n. M25 M26 aber Pf rücher”.] reuher MesNs ri
cher Bis reüchers Mas Und bis 9 schult",] dises ist aber nicht schult der hitze N. 8 Und
fehlt PfB1s Ka7KoDauMai2 GraMaioSt5 M25 (vnd radiert, unleserlich) 9 ez bis schult, mér: der ma
terien Pf ez] mer es Kna diu] vnd die M2s wan die Knz dä] do also N4 fehlt Pf
KoaKa7 unglich ] nit geleich Gra ist.] sind Bra2 ist einer der andern N. ist simile
pt3 d' sole (= simile potest de sole unterstrichen) etc. (auf d. Rand v. ders. Hand: Kusa) Gra
Ze bis 10 glich] Also ist es auch hie Got der würcket nicht gelichë mit der genaden N. 9 Ze]
In Pf só fehlt PfBra2 NoB1s DauMai2 Gra 10 niht glich ) ouch vngelich Bis er wür

ket] sunder Pf er* ] sunder er Gra Mer er Kna dar näch] auch MesM2s fehlt Gra
als ] vnd Bra2 fehlt B1s Dau bereitschaft] b. findt Bis 11 und enpf. fehlt aKa, In ]
vnd in Kna Vnd dar vmb jn N. welhen PfKna wercken MasM2s nü fehlt No

424
Von abegescheidenheit

in dem 'diz oder daz mac etwaz sin, daz got üf daz hoehste niht gewürken en
mac. Dä von, sol daz herze bereitschaft haben üf daz aller hoehste, só muoz
75
ez stänüf einem blözen nihte, und dar inne ist ouch diu groeste mügelicheit,
diu gesin mac°. Wan nü daz abegescheiden herze stät üf dem hoehsten, daz
muoz sin üf dem nihte, wan dá ist diu groeste enpfenclicheit inne”. Des nim
ein glichnisse in der natüre. Wil ich schriben an eine wehsin taveln, só en
mac kein dinc só edel gesin, daz an der taveln geschriben stät, ez enirre
180,1 mich, daz ich niht dar ane geschriben enmac; und wil ich wol schriben, só
muoz ich allez daz tilgen und toeten, daz an der taveln stät, und vüeget mir
diu tavel niemer als wol ze schribenne, als só nihtes niht an der taveln stät*. 10

1 in bis sin, ] wan dises vnd das etwas gesein mag das hindert die gnad gottes N. fehlt
P2 (Homöoteleuton) in bis mac ] das got M26M26 in bis daz'] in dißem oder dem Bras
dar inne Pf fehlt Gra (Homöoteleuton) in bis oder fehlt Ko (abgeglitten) in ] oder in Bis
dem ] den selben Kna etwaz fehlt Bis daz* bis enmac..] das got nit do mag gewirc
ken uff das aller hoheste Kns 1 daz*] Also dz P2 das also N. das daz Sts üf d. h. fehlt P2
hoehste] aller h. DauMai2 GraKns Ka? niht bis 2 hoehste, fehlt Mas (Homöoteleuton) 1 niht]
n. da N4M26 fehlt B1s (Zeilenroechsel) enmac..] mag also er gern wolt P2 (Schluß des Fragments)
2 Dä von ] darvmb Kns vnd darumb Gra sol] so must N4 daz herze] got Kng haben ]
vinden Mai2 GraKna Ka7 haben bis 6 natüre. ] haben vnd muß sten vff (Die 3 letzten Zei
len von 194 p blieben unbeschrieben, noeil die entsprechenden Zeilen der voraufgehenden Seite
durchschienen) das hochste in abgescheidenheit vnd vff einem blossen nichte sol got nach allem
seinem willen dar innen würcken wan dar innen stat die groste enpfenclicheit vnd nym dises
ein exempel in nature N. 2 aller fehlt Bra2 so mag er gestan Ko 3 dar] das Mai2
fehlt Ko inné Mais ist fehlt Kna dy aller gr. Dau diu bis 4 mac. fehlt Bis
4 gesin] disem Mais Wan bis 5 sin] vnd da von so steet das abegescheidene hertze uff
dem hohesten das ist Kna 4 nü] wie Dau Maig Gra daz” bis 5 nihte] das nichtz sin vff
dem (dem v. and. Hand korrigiert aus ?) nichtz Bra2 fehlt Mae 5 müse Mü ist ]inn ist M2s
groeste] höchste Bs inne.] jn jr Ka7 Des] vnd des GraMaioSts vnd das das war sij
des Kna nim] myn Mas in Maio 6 gleicheit DauMai, Gra glich MaigSt. natüre...]
creats Gö. an ] in MasM2oKna Sts Gö, üf PfKo wehsin ] wäschin Bus wachs MasN. wize
Pf weizze M2s vesste Mü fehlt Gö. täfellin Bras enmac ] kan PfM23 NoMasM26 Bra2N4
7 kein dinc fehlt Ko (Lücke dafür) dinc fehlt Kna só fehlt MesM26 edel] cleyn DauMai2Gra
an ] in Mas GraMai2Kns vor an N4 vor in Göl geschriben fehlt Kay ez bis 9 stät, fehlt
Ko (Homöoteleuton) 7 ez] Er M27 irret PfKna Ka7 8 mich, ] m. doch Pf fehlt Ns (Zei
lennwechsel) mich, bis enmac;] m. dar an N. mich andë nach genden schreiben Gö dar
ane] dar ein Gra dar ynne Kna darüf Pf an die tafel Bra2 enmac; ] mug Bra2 kan No M25 M26
und ] vnd dar vmb N4 dar vmb Gö1 wol] auch w. Gö. wol schr. ] volschriben Bras
9 allez daz] vor a. d. N4 es alles NgSt. M27MasMü von not alles das Bis daz fehlt PfM2s til
gen] abtilgen GraMai2 Mas und toeten ] vnd (oder M25.Mso) abtün MasM25.Mso fehlt PfMºs Dau
Mai2 Gra an ] in GraDauGö. stät, ] geschriben stet GraGö stet geschriben DauMai,
fehlt M26 und* bis 10 stät.] wan die taffel die füget mir nymer bas dar an ze schreiben
danne so nicht daran geschriben stat N. fehlt Gö (Homöoteleuton) 10 als J só Pf ZE

schribenne, ] zem schriben Pf zü Ko fehlt M25 M2o als só] also No als ob MasM2s alse wenne
Pf denn so Bis nihtes fehlt PfKoDauMai2 GraKna niht fehlt Bra2 MasM26M2M2sSt. Bis Mü
an d. t..]üfir Pf dar an DauM27 MasMai2 GraKa Mü stät. ] geschriben stet GraKo

27 * 425
Traktat 3

Ze glicher wise: sol got in min herze schriben üf daz aller hoehste, só muoz
üz dem herzen komen allez, daz diz und daz geheizen mac, und alsó stät daz
abegescheiden herze. Dä von só mac got dä gewürken üf daz aller hoehste
und näch sinem obersten willen*. Dä von ist des abegescheidenen herzen
gegenwurf weder diz noch daz.
Nü vräge ich aber: waz ist des abegescheidenen herzen gebet? Des ant
würte ich alsó und spriche, daz abegescheideniu lüterkeit enkan niht beten, 181,1

wan swer betet, der begert etwaz von gote, daz im werde, oder begert aber,
daz im got etwaz abeneme”. Nü enbegert daz abegescheiden herze nihtes

1 Ze gl. w.:] Also ist es auch hie N. Ze] also No fehlt Pf wise: ] wiß so wiss Bis
got wol vnd recht in N. min] ein Ko schriben bis 2 herzen fehlt M25 M2e (Homöo
teleuton) 1 só bis 4 willen..] So mussen alle ander ding von pilden vnd formen dar auß
vnd wann dz hercz also abgeschaiden stet. So mag got wurcken nach seinem liebsten willen Gö
1 só bis 2 alsó] es mvs vor alles bede dises vnd das vs dem hertze kvmen also N. 2 üz]
das aus Mü herzen fehlt Gra (Zeilennoechsel) komen ] sin B1s fehlt M27 Mes komen
allez, ] alles das kommen Kna fehlt Mü allez, ] a. daz KoBsBra2 MasMaoGraMes daz*] das
so Ka7 und” oder PflNoBsM25.Mso DauKna MaioM27 MasMüKa, daz*] ennes Bra2 das ist
oder Kna mac,] mag werden Mü ist PfKo mag vnd das got nicht ist DauMaisGra
und” fehlt KoN4 alsó bis 3 herze.] so das hertz stet abgeschidñ Mü 2 daz*] eyn recht
Kns fehlt Mais 3 abschaiden St abgescheydenden Ns gescheiden Mai, abegescheiden
hinter herze M27 M2s Mü herze..] h. ploß NoKa h. ledige aller ding N. Dä bis 4 wil
len.] vnd mag danne also got da gewurcken wie vnd was er wil nach allem seinem pesten
willen N. 3 Dä von] vnd da von MasMao Kns MaigSt.St vnd darumb Gra fehlt MºMºs WMü
só fehlt Bis Mas got dä] denne got PfM2s dä fehlt B1s Braa MaioSt5St. M27 Mas Mü nach dem
aller höhsten Bras aller fehlt M25 M2s 4 und bis willen. fehlt aSt. M27 M2s Mü und
näch fehlt Pf näch fehlt KoNo sinen PfKo obersten ] aller o. Mas Mas höhsten Bras
liebsten Gö. Dä bis 5 daz. fehlt M25 M2e 4 Dá von] da von so BisN.Mai2St.Ka vnd da
von so Kna dar vmb Gö unde só Pf des] daz M2s MüSt. eyns Kna gescheiden Mai?
5 noch ] oder N4 6 Nü bis aber:] Aber ein frag Gö, aber:] aber fur bas N. fehlt Bis
des] das Mai2 daz (e von and. Hand über a) St, des (getilgt) der M2o der Mas abgesaiden
hait hercz gepet Mas hercz pet M2e pet Gra Des bis 7 spriche, ] Antwurt Gö
6 Des] Das Maio fehlt GraN4Pf 7 alsó hinter spriche, KnaN. und spriche, fehlt St: Man
MasMü spriche fehlt MaioSt. daz] Die NGö, dy M27 M2s Mü des (darüber p. and. Hand:
dy St.) St, DauSts das (über a steht e) Bras fehlt Maio abge (Zeilenende) lauterkait Mes abe
gescheideniu] abgescheiden hertzen Dau abegescheidenheit unde PfMas nichtz Mes beten,
petten (getilgt) M2s biten Pf 8 swer] werde Dau wer do N. Gö. betet, ] bitet PfM27
MasSt7 biedet Kna nit pett Mas der begert fehlt Mais etwaz bis begert fehlt No (Ho
möoteleuton) von bis werde, von got das ime werde etwas (p. and. Hand zweimal über
einander auf d. obern Rand mit Auslassungszeichen, das erstemal radiert) Maio daz bis 9
abeneme. fehlt Ko 8 im werde ] ym etwas w. DauMai, GraM27 MasKna KazMü ime werde ette
was St.MaioSt. im das w. MasM2s er im etwas geb Gö oder bis 9 abeneme.] oder das
im benvmen werde etwas N. oder abnem Gö. 8 oder er b.StsSt. M25 M26 begert* fehlt Dau
M2M2s Mü aber] hinter 9 daz Mas aber ettwas Bra2 fehlt PfBsSt. M2M2s MüDau 9 im
got] er im Bra2Dau got fehlt Mais etwaz ] iht Pf fehlt M25 M26 Bra2 nem Gra niem Bis
benem No gert Ko daz*] aber d. Pf ein Gö ein volkumen N. abgeschaidenhait
hercz Mas nihtes] weder diß noch das noch nichtz Bus nichtz das im werde N. fehlt Ko

426
Von abegescheidenheit

5 niht, ez enhät ouch nihtes niht, des ez gerne ledic waere. Dar umbe só stät
ez ledic alles gebetes und enist sin gebet niht anders dan einförmic sin mit
gote 87. Darüfstät allez sin° gebet. Von” disem sinne mügen wir nemen
35
daz wort, daz sant Dionysius sprichet über daz wort sant Pauls, dä er spri
182,1 chet: 'ir sint vil, die alle loufent näch der kröne und enwirt doch niht dan
einem – alle krefte der séle loufent näch der kröne und enwirt doch aleine
dem wesene – hie sprichet Dionysius99: der louf enist niht anders dan ein
abekéren von allen créatüren und sich vereinigen in die ungeschaffenheit. Und

5f. Vgl. 1 Cor. 9,24: Nescitis quod ii, qui in stadio currunt, omnes quidem currunt, sed unus
accipit bravium?

1 niht, fehlt PfN4B1s Gö1 ez” bis niht,” fehlt Bus (Homöoteleuton) ez!] und PfMas
Mas wan Es Bra2 ouch fehlt No Brag nihtes] nichte N. fehlt PfKo niht,” bis 2 an
ders fehlt Gö (abgeglitten) 1 niht” fehlt Mas M25 M26N. Brag des ] das M25 M26B1s Dau KnaSts
ez*] er M25 M2eSts gerne ] begert N. beger St.M27 MasMü waere.] werde St, werden St,
M2M2s zw werdñ Mü stvnd Ns ze stan wider got N. Dar umbe] Do von DauMaig Gra
MaioStSt. M27 MasKa7Mü vnd da von Kna só fehlt BisBra2M25 M2sDauGraKns M27 Mes stät]
ist MasM26 2 ez fehlt Mais gebett Bis enist] nit ist Mais soll Ka fehlt Ko pet
MasMas nichtis Dau einförmic] ain ainformig M25.Mso sin*] zu sein Gö fehlt Kna
Hinter 3 gote bietet die a-Gruppe und Ka7 das Textplusstück über das Gebet, das unten S.436f.
mitgeteilt rourde. Dar bis gebet.] dar vff ist vnd stet alle sein begirde N. fehlt PfaKa
sin] ir M2s NoKoBra2M2s M26 Von bis 4 wort, ] vnd hie von mogen wir auch nemen Kns
3 Von] wann von Bis In Pfvff N. disen sin N. disem ] dem Dau mochten a (ausser Kna)
Ka7 nemen] versten N4 4 daz*] die N4 daz” bis sprichet”:] als sant pauls sprichet N.
daz” fehlt M2s sant” fehlt Bra2M25 M28GraKna sprichet" sprach Maio über bis spri
chet*: fehlt KoNs (Homöoteleuton) über ] aber M25 Mae daz” bis Pauls, sant Pauls wort Pf
wort] w. das St.Maio sant” fehlt MaioSts santi pauli Bis sancti pauli Ka; sanctus paulo
Bra2 dä er spr.: fehlt PfDauMais GraKns Ka7 dä er fehlt MaioSt5 dá ] als Bus
sprichet": ) sprach M25 M26 5 'ir bis 7 wesene] Sy (die Mais) lauffen alle (alle etc. Kaz)
aKa. 5 alle] da B1s und bis 6 und fehlt M25 5 und bis 6 kröne fehlt Mao (Homöo
teleuton) 5 wirt sie d. N4 niht] nymant N4 niht dan] nüwent Ko 6 eine Ns
alle bis 7 wesene] wan alle kreft der andechtigen selen lauffent nach dem lon der ewigen
selikeit sie wirt aber allein dem wesen N4 6 der séle fehlt M2s aleine ] a. nur M25 Mao
nun Bis 7 wesene ] weissen M2s weisen Mao hie] Do Gra Dionysius:] die omely Bis
nichtz MasBrag 8 ablegen Ko allen ] den Dau sich bis ungeschaffenheit. ] ein
mynnsames vereinigen in der vngeschaffenheit gottes N. sich fehlt No verenygen No
vereinen PfM25 Mss ungesch..] vnbeschaffnhait GraKa abgescheydenhait Ns Und bis
428,3 wirt.] das ist yn (yn] ein Maio) dy (dy] ir Kna fehlt St.Mai.Ka) vorloßt syn selber (sines
selbs Ka7 Maio sin selbes Kna GraMai-Sts) vnd (in Kna) aller creatur (allen creaturen MaioKna aller
creaturen KaMai,St) vnd ist (vnd ist fehlt Ka) den (das danne Stº) das dem menschen gnade
(gnade] ein genad Gra gnoden Maio fehlt Knº) wider vert (wider wirt Mai, wirt Kna beschiht
MaioSt) das er enwenig (er danne e. MaioSt) furbaß kommen mag so kumpt dy sele (dy sele]
sü MaigSts er Ka) got also (alczu Kna) nahe als dy morgenröte (der morgen rode Kna
MaioSt) der (ist gegen der Ka7) sonnen so (so] vnd dan Kna ist so Stº) geschiet (beschicht Ka,
MaioSt) den (fehlt Kna) der sele als der morgenröte (dem morgen rote Kna MaioSts der sonnen
bis morgenröte auf dem Rand nachgetragen Mai) dy (wan der Kna der Mai-St.Mai) vorlüßt
yren (sinen Kna Mai MaioSt) namen vnd czuhit yn dy sonnen yn sich (yn sich fehlt Kna) das er

427
Traktat 3

só diu séle dä zuo kumet, só verliuset si irn namen und ziuhet sie got in
sich, daz si an ir selber ze nihte wirt, als diu sunne daz morgenröt an sich 497,7

ziuhet, daz ez ze nihte wirt". Dä zuo enbringet den menschen kein dinc
dan lüteriu abegescheidenheit. Dä zuo mügen wir ouch nemen daz wort, daz
Augustinus” sprichet: diu séle hät einen heimlichen inganc in götliche na 183,1 5

türe, dä ir alliu dinc ze nihte werdent. Dirre inganc enist üf ertriche niht
anders dan lüteriu abegescheidenheit. Und só diu abegescheidenheit kumet
üf daz hoehste, só wirt si von bekennenne kennelós und von minne minnelös
und von liehte vinster 98. Dà von mügen wir ouch nemen, daz ein meister 94
10 sprichet: die armen des geistes sint die, die gote alliu dinc geläzen hänt, als 7O.

er sie häte, dó wir niht enwären 95. Diz enmac nieman getuon wan ein lüter
abegescheiden herze. Daz got in einem abegescheidenen herzen lieber si dan

(er] sie Ka7 also dy morgenröt Gra) an ym (ir GraKa) selber nichts (nichts fehlt Knº) nicht
(mer Gra) ist (das bis ist auf d. untern Rande nachgetragen. Maio) Also (vnd also Kna) czucht got
(got] auch g. GraKna) denn (denn fehlt Kna) dy seleyn sich das sy (sy fehlt Kng) yren namen
vorlußt vnd an yr selbir nicht (nichtes nit Ka7MaioSts nichcz Gra) ist vnd (so nach vnd mit Ver
nweisungszeichen auf dem Rand nachgetragen Gra) ist (so ist Kna) sy denn got mit got aKa
8 Und só ] So aber N.

1 dä] nv dar N4 ir namen Pf sie fehlt Pf sie got fehlt Bras in ] an Ko


danne also an sich vnd in N4 2 ze] recht als ze N. als bis 3 wirt. fehlt M25 M26N4 Ko
(Homöoteleuton) 2 die morgenröt MasBragNo Bis an*] in MºsBisNs 3 ez] er Bra2Ns
sy (auf d. Rand nachgetragen.) Bis Dä] Vnd dar N4 Gra her Ko Hir Dau Mai2 har MaioSts Ka,
vnd hie Kna den ] dem Mai2 kein dinc] nichte Bis 4 lüteriu fehlt Brag Dä
bis 7 abegescheidenheit. fehlt Ns (Homöoteleuton) 4 Dä zuo] dar czü B1s Gra Her zuo Pf
KoMaigSts Ka; hir zü DauMais vnd hie czu Kns Dar von MasM25.MsoBras von disem N. wir
fehlt M2s (Zeilennwechsel) ouch fehlt Bis dazwort, die w. N4 fehlt Gra daz*] als N.
5 Augustinus ] sant Aug. PfKoN4B1s DauMai2 GraKna Ka7 Die edel s. N4 himelischen Pf
M2s B1s Bra2N. KoMaioSt.Ka gang Bis götliche] götlicher M25 MasKo got vnd in seiner got
lichen N. 6 dä] das M25 M2e in dem N4 werdent. fehlt Ko Dirre] vnd d. Kns vnd
diß Gra der Bis enist hinter ertriche Ka, üf ertriche fehlt N4a 7 abegesch. bis 8
hoehste, ] a. vnd volkumene gelassenheit Wan so die gelassenheit vnd die abgescheidenheit
kvmt von gnaden in die sele der andechtigen vff das hochste N. 8 si] dy sele aKa- be
kennenne] erkennen Pf kennen DauMai2Gra volle des bekennens N. bekennenne kenne
lös] b. bekennloß Ka, bekenneloß No und fehlt N4 minne bis 9 von" fehlt Maio (Ho
möoteleuton) 8 minne fehlt Mas 9 Dä von ] Hie von B1s KoDau Maig MaioSt5 Ka vnd hie
von Kns Von disem N4 Dar umbe Pf nemen, ] wol n. PfM2s nemen die wort N. ain wort Bra2
daz bis 10 sprichet:] das wort das aug) spricht No 9 daz] als N. 10 die bis gote] sélic
sint die armen des geistes, die gote PfKo die*] das dy DauGraKa7 sint] das s. Bras
die* bis dinc] die nv alle ding durch got N. die*] die durch M25 M26 Kns die durch mit Aus
lassungszeichen auf d. Rand Bs fehlt DauMai,GraMaigSt. Ka; verlassen M25 M26 als bis
11 enwären.] recht als wir warent E wir geschaffen warent N. fehlt Bis 10 als bis 11 häte, ]
das er hett M25 M2s 11 sie fehlt M23 Bras Diz] vnd d. Kna Aber d. N4 ein bis 12
herze..] die lautterfi abgeschaiden herczen MasM25 ein abgescheiden lüter h. N. 11 lüter
fehlt M2s 12 Daz bis herzen fehlt Mas (Homöoteleuton) Daz] das aber Bra2GraKnaN.
Das nün Ka7 got bis 429,1 herzen, got abgescheyden herczen lieber hab denn alle herczen Ns
12 einem fehlt MasMso MaioStBra2Ka, abegescheidenen ] abgescheydenem Ka, lutern a. Kns sol
chen N4 herzen fehlt Ko

428
Von abegescheidenheit

10
in allen herzen, daz merken wir dar ane, wan vrägest dü mich: waz suochet
5 184,1 got in allen dingen?, só antwürte ich dir üz dem buoche der wisheit; dá spri
chet er: in allen dingen suoche ich ruowe!'96 Só enist niendert ganziu ruowe
dan aleine in dem abegescheidenen herzen. Dä von ist got lieber dä dan in
andern tugenden oder in deheinen dingen". Ouch solt dü wizzen: ie mé sich
der mensche dar üf setzet, daz er enpfenclich si des götlichen invluzzes, ie
saeliger er ist; und wer sich gesetzen mac dä inne in die obersten bereitschaft”,
der stät ouch in der obersten saelicheit. Nü enmac kein mensche sich enpfenc
lich gemachen des götlichen invluzzes dan mit einförmicheit” mit gote, wan
dä näch als ein ieclich mensche einförmic ist mit gote, dä näch ist er enp 10
10
fenclich des götlichen invluzzes. Nü kumet einförmicheit dä von, daz sich der

3 Eccli. 24,11

1 allen ] a. andern N4Gra alle andre Ka7 daz] des Mes merken] pruff No dar
ane ] dan an Kns da von MasMas da pey N. da by Ka7 wan fehlt BrasN. suochet got]
s. g. süchet Ko 2 üz bis 4 herzen. ] rue Aber die selben innerlichen rue meret allein die
abgescheidenheit des hertzen N4 2 üz bis wisheit;] vß der ewigen wißheit buch (buch fehlt
Ka7) DauMai2 Kns Ka7 üz] in Bis wisheit;] ewigen w. Gra wissage Ko dä sprichet
er:] da stat also (also] geschriben also Gra also ynnen geschribin Dau) aKa dä er sprichet Pf
3 er:] der wiß Bis in bis ruowe!'] In omnibus requiem quesiui In allen dingen han ich
rüwe gesuchte (han bis gesuchte] such ich rü Ka) Kna Ka; Só bis ruowe] Nu ist yn ny
mant gantze rwe DauMai-Gra Nün ist mir nierget gantz rü Ka vnd in nyeman gancze rüwe
Kna fehlt Bra2 NoBus (Homöoteleuton) niergent KoMaioSt. Kaz 4 dan aleine fehlt Bis
aleine fehlt Kns dem ] den M2s dë Mas einem MaigSt5 Kns fehlt Dau Maig GraKa- Dä von ]
da von so N4 vnd dauon (von fehlt Dau) Maig DauKa7 vnd da von so Kns vnd das MasM26 vnd
darumb so Gra got] er Bis dä] dar inn Gra deñ Ns da getilgt Dau fehlt M25 M26
in” bis 5 dingen. ] inanderñ tugent oder inkain dingen Ns in keinen andern dingen oder tu
genden PfKoMaioSts in deheinen dinge oder in keynen tügenden Kns in keynen dingen oder
in keyner tugend Ka, yn keynen (kainen andern Gra) dingen DauMaig Gra 5 oder bis
dingen.] oder an keinen andern stat N fehlt Bis Du salt auch wißen Kna Ouch] Jch
M25 Nu Gra ie mé] ie (getilgt) ye (aus: me?) Mes ie] wie Ka7 sich hinter
6 mensche PfKoMaioSts hinter 6 setzet M2s fehlt No 6 dar üf setzet ] dar zü schicket Bis
dar] nv d. N4 enpfenclich] also e. Gra enpfängliché Bis Ka7 in fliessen M2s M26 7 er
auf d. Rand mit Vernveisungszeichen nachgetragen M25 ist;] wirt N4 gesetzen ] nv g. N.
gesechen Bis dä inne fehlt N4 Gra inne fehlt MasMai2 in bis 8 der*] indas höhst
der kumt indie Ne 7 in ] do ist Ka, die] der B1s bereitschaft] herschafft M25 Mao
8 der bis saelicheit. v. ders. Hand auf d. Rand nachgetragen. Bis stät] setzt sich Dau sach
Mai2 sech Gra ouch ] auff Gra der*] die Mais DauGraMaioSt5Ns selikeiten StoMaio
Nü] Nun so M25 enpfenclichen NDau 9 götlichen invluzzes] g. ein fliessen M2sM26 g.
gutis DauMai2 Gra obersten gutis Kng gote,] gott das ist abgescheydenheit Ka fehlt MesMas
wan ] vnd Maig 10 ein ] nv ein N. ieclich ] yedlicher Gra itzlich Dau fehlt N. ein
förmic.] mer einformiger N4 ist*] sein No ist er fehlt No er ] er auch NKns
enpfenclich] mer enpfenclicher N. 11 des ] seines N4 götlichen] öwigen Bras fehlt N.
einfliesses Mai2 in fliessens Bra2 Nü bis 450,5 invluzzes. fehlt Bus (Homöoteleuton) 11 ein
förmicheit] e. gottes N. der] eyn Kn»

429
Traktat 3

mensche wirfet under got; und als vil sich der mensche wirfet under die créa 185,1
türe, alsóvil ist er minner einförmic mit gote. Nü stät daz lüter abegeschei
den herze ledic aller créatüren. Dä von ist ez alzemäle geworfen under got,
und dä von stät ez in der obersten einförmicheit mit gote und ist ouch aller
enpfenclichest des götlichen invluzzes 100. Daz meinet sant Paulus, dó er 5 30
sprach: 'leget an iuch Jésum Kristum, und meinet: mit einförmicheit mit Kri
stó19, und daz anelegen enmac niht beschehen dan mit einförmicheit mit Kri
stó10?. Und wizze: dó Kristus mensche wart, dó ennam er niht an sich einen
menschen, er nam an sich menschliche natüre. Dä von só ganc üz aller dinge,
10 só blibet aleine, daz Kristus an sich nam, und alsó häst dü Kristum an dich
geleget 108.
Wer nü volkomener abegescheidenheit adel und nutz merken welle, der
neme Kristi wort war, diu er von siner menscheit sprach, dó er sprach ze 186,1

6 Rom. 13,14

1 wirfet* ] nv w. N. under*] vnd Kns gantz vntter N. got; bis under" fehlt Mºs
MacNs (Homöoteleuton) und] vnd wider vmb N4 vil] v. als KoDauMaig GraMaioSts Kaz
v. auch Kna wirfet*] nv mer w. N. die auf d. Rand nachgetr. Bras creaturen Sts
MaioMaig Kn3 Ka 2 er] der Ka7 minner] nimer (?) Maio fehlt M25 M2e einformiger N.
mit fehlt Maig Nü bis 4 gote fehlt DauMaiaGraMaio (Homöoteleuton) 3 creatur Mas
Bra2M2s MasNo creature N. Dä von ] Da von so StN.Ka vnd da von so Kns alzemäle]
alles zemal MesBras als zumol Ka zü mole Sts auch gantz N. 4 und” bis gote fehlt M2s (Ho
möoteleuton) und” bis ez] wan es stat N. und! fehlt St. dä von fehlt PfKo
ez fehlt PfKo in ] also in N. auch in Kna obersten fehlt Mes einfaltikeit N4
mit gott auf d. Rand nachgetr. Bras ouch] auch also N. fehlt Kna 5 enpfenclicher N. Kns
vnentphenglichst Dau des in flusses gottes Bra2 Daz] vnd das GraKna Ka da Mas Mes
Ko Vnd dises N. meinet] meinte PfKns niemet Maio m. auch N. 6 sprichet KoN.Ka,
leget] Ich leg Bis iuch fehlt B1s Kn2N4 und meinet] das ist Gra meinde Pf niemet
Maio mit!] nit Ka, dä mit PfN. fehlt DauMai, Gra einförmicheit] die e. N4 formikait Mes
mit” bis 7 Kristó. fehlt Kns 7 und bis Kristó. fehlt PfBrasNs Dau Maig GraKa7 (Homöo
teleuton) und daz] wan dises N. beschehen.] geschehen KoMasMao bestan N. Kri
stó.] xpövnd mit seinem leben N. 8 Und wizze:] Du solt wissen N. vnd wiss auch M2s Mae
vnd mercke das Kns wizzest Pfwizzñt Mas wist Ns wissent BisKoBras wissen Ka7 dó!]
das MasMagSts Kristus] xps vnser behalter N4 mensche wart, ] menscheit an sich
name Ka7 nit hinter sich Bis einen bis 9 sich fehlt M26 (Homöoteleuton)
8 einen] den oder disen N4 ein mensche Ko 9 nam] n. aber Gra Dä von ] vnd da
von M25 Mao dar vmb N„Gra só fehlt Bra2M2s M2e No ganc] g. nv N. fehlt Bus (Zeilen
rpechsel) allen dingen PfM2s BisM2s MagDauMai2GraKna 10 aleine, ] a. da KnºNo a. in dir N.
daz] da M2s M26 nam, und] nam Donam er nit einen menschen an sich er nam an sich
menschliche nature Do von so gang us aller dinge So blibet allein dz cristus an sich nam vnd
(zurückgeglitten auf Z. 8) Maio alsó fehlt Bis dü fehlt Bis an” bis 11 geleget..]
an getun vnd sein siten an geleget N. 12 nü] mit M2s fehlt N. volkommen DauMai2Gra
v. adel vnd nucz der abgeschaidenhait m. Gra adel] a. wirdigkeit N. fehlt Sts und
nutz] nit Bis wil PfN4Sts Mais der ] den M26 13 neme bis war, n. war der wort
xpi Gra n. der worte xpi war Knz n. die wort xpi fur sich N. niem die wort cristi Bis xpS
MasBraa KoNoDauMais MaigSts Chf) Ka; war, fehlt Bra2B1s diu bis sprach, fehlt N. (abgeglitten)
diu] da MaioBsNoKa sprach, bis 431,1jüngern:] zu sinen jüngeren sprach Ka; 13 sprach *] spricht
Bis DauMai, GraNs dó er sprach fehlt PfBs dó] als N. 13f. ze sinen j.fehlt ako ze] von Ns

430
Von abegescheidenheit

sinen jüngern: ez ist iu nütze, daz ich von iu var, und gän ich niht von iu,
só enmac iu der heilige geist niht werden. Rehte als ob er spraeche: ir hät
ze vil lustes üf min gegenwürtigez bilde geleget, dä von enmac iu der vol
komene lust des heiligen geistes niht werden 104. Dä von scheidet abe diu
bilde und einiget iuch mit formelósem wesene!", wan gotes geistlicher tröst
ist zart; dar umbe wil er sich niemanne erbieten dan dem, der liplichen tröst
versmaehet 106.
5 187,1 Nü merket, alle vernünftigen liute!197 Ez enist nieman baz gemeit dan
der dä stät in der groesten abegescheidenheit. Ez enmac kein vleischlicher
und liplicher tröst08 niemer gesin äne geistlichen schaden, wan daz vleisch 10
begert wider den geist und der geist wider daz vleisch'. Dar umbe, swer in
70
dem vleische saejet ungeordente minne 10°, der snidet abe den éwigen töt;

1f. Ioh. 16,7: expedit vobis ut ego vadam: si enim non abiero, Paraclitus non veniet ad vos
10f. Gal. 5,17: Caro enim concupiscit adversus spiritum: spiritus autem adversus carnem.
11–432,2 Vgl. Gal. 6,8: Quoniam qui seminat in carne sua, de carne et metet corruptionem:
qui autem seminat in spiritu, de spiritu metet vitam aeternam.; vgl. auch Rom. 6,21 ff.

1 jüngern fehlt Ns iu nütze, nun zeit MasM2o iu*] auch Mais ich" über d. Zeile Mss
var, ] gange BisDauMaig GraKna und] wan Kn3 Ka- von bis 2 werden'.] enweg so kommet
der droster der heilige geyst nit czu uch etc. Kna 2 só bis werden'.] der heilige geist sal
(wirt Gra) uch nicht werden (werden fehlt Gra) DauMai2Gra werden'.] w. geben M2s geben
w. M2e gesent w. Bis Rehte als ob ] vnd ist so vil Recht ob N4 Rehte] seht Bras
ob fehlt Mae er fehlt Ns ir hät] ich hab Ns 3 üf] an DauMai2 GraKns myñ
(mein Mae) gegenwürtikait pild MasM26 meiner gegenwurtiges keit bild Mais myn gegenwürtig
keit vnd bildüng Ka7 min fehlt Ns gegenwürtige Mas Kns von ] v. so N. Kns Ka vmb Bis
volk. l..] follen drost Kna 4 geistes] g. von innen N. werden.] geben w. Bis Dä
bis 5 iuch fehlt Bis 4 Dà von ] Da von so Ka7 vnd darub so Gra fehlt N. abe von euch
d. N4 5 bildüng Ka- eygnet Mais aingen MasM26 formelósem ] dem f. Kna formlichen
N, fromobisen Mas dem furmobisen M26 gotes bis tröst] der trost gottes N. 6 zart; ]
so z. M25 Mao also z. Mai. DauGraKnaKa fehlt Bra2 dar bis erbieten] das er sich nymant er
biten wil DauMai2 GraKns Ka; dar umbe] vnd N4 er fehlt N4 erbieten] geben
noch e. N. dem ] den Kna der do alle leipliche tröste N. liplichen] czitlichen Dau
Mai, Grafleyschlichen Ko weltlichen Bis 7 versmahet etc. (Schluß) Ko 8 merket] merck
M2s Mas merken Mas merkend Bra2 merckent hie N. alle v. l..] all vnvernüfftig menschen
M2s mit vleis Gra fehlt Kna liute!] menschen MasMas menschen wol N hertzen DauMai,
Mai9St.Ka, Ez bis dan] das nyemant bas ist danne dem N. Ez] wann es Gra ge
meit] gemüt Bus gemeint Maig gemañet Dau gemynnet Knz genaigt MesMae fehlt Gra 9 dä
fehlt B1s M25 M26 groesten] grossen MasMasBraa fehlt No abegesch..] a. vnd in warer ge
lassenheit N4 Ez] wan es Kng kein] auch k. MasMao N. 9f. liplicher undefleisch
licher PfM2s liplicher noch fleyschlicher Ka; 9 fleisch Kns 10 und liplicher fehlt Bisa
und] noch Bra2N4Ka7 tröst] lust Pf niemer] mynner Mais fehlt Bis äne bis scha
den, ] der an geistlichen schaden mag (müge MaioSt.Ka) czergan (auf obern Rand p. and. Hand:
ergan Dau) DauMai2 Gra MaioSt.Ka wan bis 11 vleisch'] wann begern wider die lieb (die
lieb] den leib M2e) des fleisch (fleisches M2e) M25 M26 11 begert] b. alzeit hie N. der bis
wider” fehlt Ng (Homöoteleuton) wider*] begert w. PfBs Dar bis 12 vleische
fehlt Ka7 (Homöoteleuton) 11 Dar umbe, ] vnd darvmb aN, wer nv in N. 12 das

431
Traktat 3

und swer in dem geistesaejet ordenliche minne, der snidet von dem geiste daz
éwige leben 119. Dä von, ie belder der mensche vliuhet von der geschepfede,
ie belder im zuoloufet der schepfer111. Hie merket, alle vernünftigen men 188,1

schen! Sit der lust, den wir gehaben möhten an dem liplichen bilde Kristi 112,
uns sümet an der enpfenclicheit des heiligen geistes, wie vil mé sümet denne 75

gegen gote der ungeordente lust, den wir hän üf zergenclichen tröst! 118 Dà
von ist abegescheidenheit daz aller beste, wan si reiniget die séle und liutert
die gewizzene und enzündet daz herze und wecket den geist und machet snel
die begirde und tuot got erkennen und scheidet abe die créatüre und ver
10 einiget sich!“ mit gote.

flaisch Bisa 12 saejet] swet No sige Bra2 stet Mais vnordenliche Kns minne,] lieb
vnd mynne DauMai, abe] auch von dem fleisch N. im ab Mas von dem gaist jm ab Mas
fehlt aka, éwigen fehlt PfMes

1 und swer] vnd also wider vmb wer nu N4 d. geiste*] dë geist Mas den gaist BisDauGra
MaioSts saejet]swecht Nsstät Bra2 orndenlich Ns megdtlicher Bras der snidet] der wirt auch
sneiden N4 von dem geiste fehlt aKa7 2 leben.] l. in ewiger selikeit N. Dä von ]
dar vmb N. Bra2 vnd darumb Gra belder] plöder Mes mé Pf b. nv N. vliuhet] löffet
Bra2 von ] vor Kns der geschepfede] dem g. Ka der geschepfe Mas der geschöpff Ns
der geschopff Mai, der geschöppffe N. der creatur Gra dem das geschaffen ist Dau 3 bel
der ] pleder Mas mé Pf schneller Bisa Ka; im bis schepfer.] kumpt zw ym d.sch. Gra im
(über d. Zeile) der schöpfer engegen loffet Bras im nv entgegent lauffet der schöppffer N. in
gegnot der sch. Bis im ] dem menschen MesMso Hie bis menschen!] Hye ist ze
mercken Gra fehlt N4 vnd hie Kna merck MasMasBs merkend Bra2Ns alle v. men
schen fehlt Bis menschen!] hertzen Dau 4 Sit] Seit nv N. seind nur Gra wan
sie Kns wir bis 5 der ] die junger Chri hetten an siner lyplichen gegenwürtigkeit sie
sümpte vnd irte der Ka; 4 wir ] w. hie N4 sie hie Kns an ] ab Bis Kristi, ] iesu
criste Bis jhü xpi DauMai2 Gravnsers herren Kna 5 uns] das ünß das B1s auß M2e vns
über d. Zeile N4 fehlt M23 Kns sümet*] irret oder sämet Gra heiligen fehlt Gra wie
bis denne] So svmet vil mer N. O herr wye gar vil mer sawmt vnd irret vns denn Gra
mé ] nü MesM26 fehlt Bis Dau Kna sümet*] s. vnß Bis Dau Kns Ka, 6 gegen fehlt Bra2Mee
der fehlt Kay vngeornt No Gravngeordne Bis lust, ] mynn der creature vnd lüste Ka7
hän] alzeit habent N4 zerg.tr.] den z. tr. N. der zergenglicheit des trostes MesMss zergeng
liche ding St.MaioMais Ka zurgen glichen dingen Kns vorgengliche ding Dau zeittlich vnd leip
lich ding Gra Dä von ] vnd do von so GraKns Da von so N. 7 abegesch..] abegeschai
hait Mesa. vnd gelassenheit N. daz bis wan] die beste tugend der empfenglicheit geist
lichs trost vnd heyligkeit wann Ka7 aller fehlt Brag wan fehlt Bis reiniget]
voreyniget Dau und] Sie N4 8 consciencie MaioStDauMais KnaKa. und '.”*] Sie N.
wecket] erwecket PfN beweget DauMai2 GraKns waichet M25 und* bis 9 begirde fehlt
Bis (Homöoteleuton) 9 begir M23 MesM2eNo Gra und *.*] Sie N. tuot] macht oder tüt
MesN„Bra2 leret N. übergüldet die tugent unde tuot PfBagSt. güt Mao bekennen N.
sneydet Ne creaturen DauMais Kna MaioSt.Ka-NoMºs vereinet Pf 10 sich ) si Pf den
menschen N. gote.] g. mynnsamlichen N. gote; wan diu geteilte minne von gote ist als daz
wazzer in dem fiure unde diu geeinigete minne ist als der wabe in dem honige. PfBaaSt.

432
Von abegescheidenheit

189,1 Nü merket, alle vernünftigen menschen! Daz snelleste tier, daz iuch tre
get ze dirre volkomenheit, daz ist liden 15, wan ez niuzet nieman mé éwi
25
ger süezicheit, dan die mit Kristó stänt in der groesten bitterkeit 116. Ez enist
niht gelligers dan liden und enist niht honicsamers dan geliten-hän; ez ent
stellet den lip nihtes mèr vor den liuten dan liden und enzieret aber die sèle
vor gote nihtes mèr dan geliten-hän117. Daz vesteste fundament, darüf disiu
190,1 volkomenheit gestän mac, daz ist démüeticheit, wan swelhes natüre hie kriu
chet in der tiefsten niderkeit, des geistvliugetüf in daz hoehste der gotheit 118,
30
wan liebe bringet leit, und leit bringet liebe. Und dä von, swer begert ze

1 Nü bis 3 in ] vs disem allen volget das nicht snellers tires ist hie in zeit das vns tragen
mage zu aller volkumenheit den leiden vnd gelassenheit wan es nösset nymant süsser got
vnd die ewigen selikeit danne die die (die auf d. Rand) do nv stant mit xpö irem behalter in N.
1 Nü bis menschen!] Auch ist zw mercken Gra Nü] Ouch Ka; DauMaisSt. Mai, merck
MasMae merkent BraaBisSt.Maig merken No merckend hie Ka7 Mai, menschen!] geiste Pf
hertzen DauMais MaioSts Ka; creatur No Daz bis 2 volkomenheit, das nehste das dem
(den DauGraKa) menschen in einem (in ein MaiGra am Dau) anevange dar zü füget (fugt darzü
Maig dartzü fugen mag Ka;) St.MaioDauMai2GraKa; treibt M25 2 dirre] ds M2s fehlt Pf
volkomenheit, ] abgeschaidenhait vnd zü dißer volkummenhait Bis liden ] das 1. Grage
dultigs l. Mas Mao geniuzet Pf genewßet (auf d. untern Rand d.and. Hand mit Verweisungs
zeichen: gebruchet) Dau éwiger] über d. Zeile Bra2, hinter süezicheit Mai, der ewigen Gra
fehlt Bis 3 süezicheit, ] sélikeit PfM25 M2eSto die bis groesten] der (der do Ka7) mit xpö
stet yn der hochsten DauMai2 GraKa7 groesten ] grossen Bis höhesten MaioSts DauMai2 GraKa7
Ez bis 5 liden fehlt Gra 3 enist fehlt Mas 4 niht” . nichtz Bra2 nihtz niht St.Ka,
gelligers] gelligers (gel getilgt, darüber hey) Ka seligers Maio peßers NoMasMso grössers Bispin
lichers Dau Mais und bis 5 liden fehlt MaioSts (Homöoteleuton) 4 und bis -hän;
fehlt DauMai2 (abgeglitten) und ] aber N. fehlt Ka; enist fehlt PfM25 M26N1 niht*] nichtz
Bra2 honicsamers] hangsamers Bs süsser MasMsoNo ez bis 6 -hän. fehlt Pf (Ho
möoteleuton) 4 ez bis 5 liuten ] vnd entschopffet kein ding mer von (vor Mai) den leuten
DauMais 4f. ez entstellet] Es vnstellet Bis vnd stilt No 5 nicht MasBs nichtz nicht No
vor ] vö M2s dan liden fehlt B1s Dau Maig und bis 6 gote] Aber vor got so ziret N.
5 und] Es Gra aber ] auch Gra fehlt Bra2N6B1s Maio die séle fehlt MasM26 6 nicht Dau
GraMaigSt.Ka-M25 M2oMºs NBs geliten-hän.] das leiden Gra geliden haben vnd ist auch
nichts bessers (süsser Mais) den geliden han DauMais gelitten han vnd enschöpffet kein ding
me vor den lüten danne liden (sieh zu Z. 5) MaioSts 6 Daz vesteste fundament, das
vest pfünd gemynn vnd fündament Ka; vnd dz beste pfunt gemünde (pfüllemvnde St.) zü
allen disen vor geschriben dingen MaigSts vnd der beste grunt czü allen dissen vor geschriben
dingen DauMai, Nu soltu wissen das der höchst vnd pest grunt zwallen vor geschriben dingen
Gra fehlt M25 M26 Daz] Nv das N. vesteste] fest No sicherste Pf fehlt N4 disiu]
die B1s Mais 7 gestän] bestan N. Bra2MasMsoNeSts Ka; geseyn Dau daz fehlt Ka7 dé
müeticheit] die diemutikeit N4 Gra diemut No Bra2Bs DauMais MaioSts Ka; wan ] vnd Dau
MaioSt. swelhes] welches menschens N4 welliche Maio hie kriuchet] hie krachet
Bis hie krencket M25.Mso sich hye (hye fehlt Gra) gekert (kert Mais Gra) hat DauMai2 Gra 8 der!]
die PfDauGra tieff der niderkait Gra tieffen No M25 M2e Dau niderikait Mas niderhait
NoN4Mai9Sts jnnerkait M25 M2s des] däs Bra2 der Sto geist3 No gaistes M25 Mas geistes
(es p. and. Hand) Dau vliuget] der fluget Bs fliegend Bra2 flucht (auf d. Rand p. and. Hand
mit Verrveisungszeichen: flüget) Dau üf] alzeit vff N. fehlt Bis in? fehlt Dau aller
hochste DauMai2 Gra MaioSts gotlicheit Kaz 9 liebe") lieb Mes Bra2NoMasMeeMaioSt.Ka, leip
lich liebe (lieb Mai2 Gra) DauMai2 Gra liebe*] lieb MesBrasMasM2eNoBis Mai»GraWMaioSt.Ka. Und

28 Eckhart, D 5 433
Traktat 5

komenne ze volkomener abegescheidenheit, der stelle näch volkomener dé


müeticheit, só kumet er in die naehede der gotheit 119.
Daz uns daz allen widervar, des helfe uns diu oberste abegescheidenheit,
daz ist got selber. Amen".

bis 434,4 Ämen] Zum abweichenden Schluß von Pfund 8 sieh unten. 9 dä von ] darumb Gra
begerre Ka7

1 stelle ] tracht Gra demüt DauMai2Ka; 2 neheste Dau nehste St„Maio nechste
Mai2 GraKa7 3 daz] dis Sto alles MaioKa- des] das Ka7St. uns* bis 4 Ämen.]
vns got Amen Mai, vns got Ameñ 1477mo etc. Dau vns Maria Amen Gra vns der vatter vnd
der sün vnd der heylig geist Amen Ka7

Anhang
I

Schluß des Traktats in der 8-Fassung


unmittelbar anschließend an oben S. 433,9 liebe* nach Pfeiffer
mit den Varianten der 3-Hss.

Der menschen üebunge ist vil: einer lebet sus, der ander só. Swer komen 492,30

wil üf daz hoehste leben in dirre zit, der neme mit kurzen worten üz aller
geschrift die kurze lère, diu hie näch geschriben stët.
Halt dich abegescheidenlich von allen menschen, halt dich lüterlich von
allen ingezogenen bilden, frie dich von allem dem, daz zuoval, anhaftunge

1 üebunge ist vil: ] ist vil vnd ir vbunge ist menger hant N4 ist] der ist Bra2 einer ]
aine Brag armer M2s lebet fehlt Bra2 sus,] sunst M25 Mae sünst M2s also N. der
über der Zeile nachgetragen. Bis die Bra2 ander fehlt Mas só.] süst N. Swer] wer
aber N., der Bra2 2 well MasNoBs wölle Bra, hoehste] aller höchste Bis leben bis
zit mit Vernoeisungszeichen auf dem untern Rand nachgetragen Bra2 dirre] disem N. üz
aller geschrift fehlt Be 3 die kurze fehlt Bras die ] dise N. kurze] aller kürtze
sten Bis diu bis stèt. ] gezogen als hie nach gat N4 her nach MasMsoBsBrasNs hör
nach Mas 4 Halt bis menschen hinter 5 bilden, MasMso 4 menschen, m.frunden M2s
frauden(?) Mae menschen das stet geschriben indem puch der weijshaijt an dem zehentem ca
pitel No halt bis Schluß fehlt Ns halt bis 5 bilden, ] Bis lüter vnd ein gezogen von
allen pilden N4 4 luter Bis von*] vor MesM25 M2e Bra2 5 frie] hüt MasMao von]
vor Mas MasM2e Bra2Bs N. allem ] allen MesBras alle N. daz] da Bis zuoval, bis 435,1 kum
ber] kumer vnd anfechtunge zufelliclichen N, 5 zuoval, ] z. vnd Bras anhaftunge] an an
haftung Mas angehaften müg Bis

434
Von abegescheidenheit

unde kumber bringen mac unde rihte din gemüete alle zitüf ein tugentlichez
schouwen, in deme dü got in dinem herzen tragest mit stètem gegenwurfe, ob
dem sin ougen niemer gewankent; unde swaz ander üebunge ist, ez si vasten,
wachen, beten, die rihte dar zuo als üf ir ende unde habe ir als vil, als si
493,7 dich dar zuo gefürdern müge, só gewinnest dü daz ende der vollekomenheit.
Nü möhte ein mensche sprechen: wer mac in dem unverwanten aneblicke göt
liches gegenwurfes bestän? Dä spriche ich: nieman der hiute lebet in dirre
zit. Ez ist dir dar umbe geseit alleine, daz dü wizzest, waz daz hoehste si
unde wä näch dü stellen unde begerunge haben solt. Wan aber dirre aneblic
dir underzogen wirt, bist dü ein guot mensche, só sol dir sin, als dir din 10
éwigiu sélikeit benomen si, unde solt balde widerkéren in daz selbe, daz ez
dir wider werde, unde solt din selbes alle zit ahte haben unde sol din mei
70
nunge unde din fluht dar inne sin, alsó verre ez müglich si. Herre got, siest
gelobet éwiclich. Amen.

1 unde bis mac] mag bringen vnd kumbär Bras bringen mac] pringt oder mag Mas
pringet M2s alle zit] auch alzeit M2s M2o steticlichen N4 fehlt Bis tugentlichez] tege
liches Bis togenlichs Bra2 heimliches inwendiges N. 2 got] got alzeit N. gott ze allen zi
ten Bra2 got tegenlich Bis dinem ] dem Bus ob dem ] also das du N. 5 sin] din Bras
dinun Bus deine Mas du deine MasM26 dein innerliche N. Ög Brag gewan
kent;] gewencken solt M25 Mae kument noch wenckent Bs von im wenckest N. unde ]
Nv N. ist, ] an dir ist N4 4 beten, oder petten M25 M2s peten singen oder lesen etc. N.
dar zuo als ] alle hie vff vnd N. dar zuo fehlt M25M2s als "J all M25 M26 ir!] dises N4
habe ir als] nym der so N. 5 dar] hie Bis müge, ] mügen M23 MesM26 BsBraa sint N.
gewinnest] er volgest N4 ende ] recht ende N4 vollekomenheit.] volkumenheit
Amen N4 6 mac] mag also N. vnuerwenkten M23M25 MasBsBra2 vnbewegelichem N.
7 bestän?] stän Bs allzeyt besten MasM2s steticlichen vnd vnbewegelichen b. N. Dä spriche
ich: ] Ich antwort vnd spriche N4 Dä] das Bis ich fehlt Bis hiute] do hie N4 hie Mas
dirre] disem N. der Bra2 8 dir ] dir aber N4 fehlt Bis geseit] gesprochen Bis all
eine, ] vnd hie vor geschriben N. 9 wä] dar Mao dü fehlt M25 M26 stellen und
fehlt Bis und bis solt.] solt vnd das begeren es sol dir her nach wol bezalt werden vnd
dar vmb N. begerunge haben solt. ] begeren söllest Bis berung M2s lernug Mes
Wan ] vnd wen Bras aber ] nv N. dirre] der BsBra2M25 M26 10 bist bis mensche,
fehlt N. dü] du denn Bis mensche] ment Man solt M25 M26 als ] ob M25 M2o
recht ob N4 dir din ] dem Bras 11 genomen MasM26 si, ] wer N. balde bis
selbe, ] also palde hie wider zu keren vff das N4 ez] er M2s Bis 12 werde, ] precht M25M2s
unde solt fehlt N4 selbes fehlt Bras alle bis 14 éwiclich. ] eben war nemen vnd ein
ewige zu flucht hie innen alzeit suchen als vil dir das muglichen ist bis in dem ende N.
13 dar] alle zit dar Bis ez] als es Bis Herre bis 14 Ämen.] vnd dar vmb sy got
geloubt ewenclich vnd niem mich vnd dich in das ewig himelrich in dem ist allu wunn Das
gestiern vnd der sunn fröwden gnüg vnd vil wann man dir nit mag stecken ain zil von wegen
der vnmessenlichait die got haut in siner ewikait amen B1s 13 got, fehlt Mao siest]
du sigost Bra2 14 éwiclich.] ymmer vnd ewiklich an end M25 Mae Ämen.] amen amen
Bra2 amen amen amen M2s amen/Deo gräsamen M2s fehlt M2s

28* 435
Traktat 3

II

Gebets-Plusstück der a-Fassung hinter oben S. 427,3 gote


nach Sts mit den Varianten der übrigen a-Hss.

Hie möhtest du fro/gen Wie mag ein mensche dar zü komen vnd / so er
dar zü komet Mag er iht lange do / vffe bliben Hie soltu lernen wie ein
güt / gebet ane vohet vnd wa sin vrsprung (48p) si vnd wie sine orden unge
si Das edel gebet / nymet sinen vrsprung in dem hertzen mit / einem güten
gedancke vnd kummet danne / von dem gedancke in eine andaht vnd von /
der andaht in eine vsse wendige Vbunge / mit worten Sol nv das gebet kum
men an / das höheste So müs es wider hünder sich / gan vnd von erste sich
der mensche scheiden / von den worten vnd geschiht das in grossem ernste
Wan das aller minste an dem / gebette das sint wort vnd was vssewen/di
10 ger Vbunge ist vnd also vil also me abe / gat vsse wendiger Vbunge also vil
ist / das gebet edeler So nu die vssewendige / Vbunge abe gat so mag dan
noch bliben / andaht noch danne ist das gebet nit vf / dem höhesten Doch sol
ich in die andaht / nemen zü mir alle die für die ich sun/derlich begere Wil
ich nv der andaht reh/te tün So sol ich mich mit allen den die / ich zü mir
15 genomen habe vf tragen mit / der andaht In die wunden xpi mag ich / dar
inne gestan ane abe wencken vf de/heine creature So stan ich rehte doch
stan / ich nit vf dem höhesten Sol aber (49r) ich vf das höheste komen das
müs besche/hen da mitte das mir solliche gnade besche/he Das ich min selbes
al zü mole ver/gisse Vnd xpi menscheit Vnd aller siner / wunden vergisse

1 Hie] Nü Kna möhtest du ] mochte man Kns mochteyn mensch DauGraMais.Ka


mag] mochte Kna dar] hie Kna er] eß Dau 2 dar] hie Kna er ] eß Dau iht] dan
icht Kns nit Ka7 lenger Kna Hie] Do Gra soltestu Mais leren Maio brüefen Gra
bruffen Dau briefen Mais ein ] man eyn Dau 3 pet Gra wa] wie Maio sine
fehlt Mais 5 gedancke*] gedancken Mais Maio kummet fehlt Kna danne] do Ka; Vnd?
fehlt Kna Ka7 5 f. von der andaht fehlt DauGraMai2 Kna Ka7 6 eine fehlt Maig GraKna Maio Ka7
ußwendiger Kna Ka7 7 an ] uff Kna DauGraMai2Ka; höheste] aller hochste DauGra Mais
Kna Ka7 es] er DauGra vnd] vnd müß DauMai2 GraKns Maio Ka7 von bis 8 men
sche] sich der mensch von erst (von erst ] mit ernste Knº) Dau GraMais Kna 7 sich” fehlt Ka,
8 den fehlt Dau vnd bis ernste fehlt Kna beschicht Mais Ka, geschicht (darüber sicht,
dahinter über das: vnd thün o. and. Hd.) Dau in ] mit Ka; 9 Wan] was Ka7 &Il

dem über der Zeile nachgetragen Maio pett Gra das? fehlt Gra sint] synt dy
DauGra vnd ] ader DauGraMaia Kna Kaz 10 vil! fehlt Gra also” fehlt DauKna Gra
me] man Dau abe gat] a. vß Ka; 11 das ] auch das Kna 12 danne] denne so Maio
so Gra pett Gra sol] so sal Kna 13 die! ! dich Ka; der DauMai2 GraKna die?
fehlt Mais begere] begeren wil DauMais begere zu bieden Kna pitten wil Gra Wil
fehlt Mai, 14 sol über der Zeile nachgetragen Dau 15 wnden Maio mag] vnd
mag Kna 16 doch bis 17 höhesten fehlt Ka; 16 doch ] dennoch DauGraMai2 17 stan]
so ston Maio ich abir DauGraMaioKna Kaz höheste] aller hochste DauGraMais KnaKa.
18 gescheen Dau GraKna Mai2 geschee DauGraKna 19 al zü mole] gantz Gra Vnd!
bis vergisse] fehlt Dau GraMais Kna Maio (Homöoteleuton)

436
Von abegescheidenheit

Vnd alles des so crea/türlich nañen het Vnd beschiht das so / die sele alle die
krefte die sü den funf syn/nen hat geluhen zühet von den synnen / ie sich
Vnd das der vsser mensche keine/ Übunge hat Vnd der heisset ein verzuc/ke
ter mensche Vnd wisse das die natu/re nit liden mag das der mensche lange /
also stande 5

1 alles bis het ] aller creatur Gra des ] das DauKns so*] das Maio Ka7 fehlt Dau
Mai2Kna beschiht das ] dis geschicht dan Kna geschyet Dau Gra so*] do Maio
die*] ir GraDauMai, Ka7 2 die fehlt Maia sü fehlt Mais hat geluhen] gegeben hat
DauGraMaig ie] yn DauMai2 GraKns Maio Ka7 3 hab Dau der*] der mensche Kns
ein] also ein Gra 4 wisse] wißet Kns nit] das nit Gra 5 stet Dau

437
Anmerkungen zu Von abegescheidenheit

Der Ausdruck abegescheidenheit kommt nach Aussage der mittelhochdeutschen, der mittel
niederdeutschen und mittelniederländischen Wörterbücher in vormystischer Zeit nicht vor. Es sieht
so aus, als noenn er, jedenfalls in der spezifisch mystischen Bedeutung, erst durch Eckhart geprägt
und in seiner „Schule“ verroendet noorden sei. So sagt Johannes Hoffmeister in seinem
„Wörterbuch der philosophischen Begriffe“ 1955* S. 3 noohl mit Recht: „Abgeschiedenheit, mhd.
abegescheidenheit, von Meister Eckhart gebildeter Ausdruck für das vollkommene Insichselbst
ruhen, Mitsich selbsteinssein der Seele in der Abkehr von Mensch und Welt (Mystik)“. Maria
Lück er S. ??f. stellt fest: „Die Worte 'afgescheidenheit’ (Abgeschiedenheit), 'doergheformet'
(durchbildet, ganz erfüllt), 'eenpoudicheit’ (Einfalt im Gegensatz zu Mannigfaltigkeit), 'ont
noillen' (noeg noollen sein von etnoas), uutbrec' (Ausbruch) finden noir nicht bei Ruusbroec und
auch nicht bei den früheren mystischen Schreibern. Godeperd gebrauchte sie, um Eckharts Ge
danken noiederzugeben.“ A. Am pe nennt in Ons Geestelijk Erf 26, 1952, S. 276 Anm. 34 afghe
sceiden einen „Eckehartsen term.“ M ü ller - Zarn ck e Bd. 2,2 S. 99 belegt das Wort bei Her
man n p. Frits la r Pfeiffer 1 S. 16,30: Daz an der stucke ist bezeichnet bi sente Johanse der
unsen herren toufte, und bedütet lüter abgescheidenheit dirre Iüte von aller dirre werlde
und von gebrechlichkeit dirre dinge, wan Johans ging in di wusten dó er achte jär alt was, . . .
101,Z: Her (= Thomas D. Aquino) hate gar gróze libe zu Ötmutikeit und zu abegescheidenheit
und was ein rechte innewoner sinis selbes. Eckhart hat die Lehre von der abegescheidenheit
breit ausgestaltet; sie macht genoissermaßen die Grundlage seiner ganzen mystischen Verkündi
gung aus, noie etwa Lücker S. 23 ff. in ihrem Kapitel „Die Abgeschiedenheit als Kernpunkt
seiner Aszese, ihre negativen und positiven Formen“ zeigt, bedeutender und tiefer eindringend
Herma Pies c h S. 33–39 im Kapitel: „Abgeschiedenheit“, in dessen Eingang es heißt: „Sein
(= Eckharts) Vermächtnis an die Pilger des Vollkommenheitsnoeges ist vielmehr das denkbar
einfachste. Im Grunde läßt es sich in eine einzige Forderung zusammenfassen, deren Inhalt die
ganze Fülle und Mannigfaltigkeit, den ganzen Reichtum an Erscheinungs- und Entfaltungsformen der
Gottesliebe im anhebenden', fortschreitenden', 'pollendeten Stande durchdringt und umspannt. Sie
lautet: Abgeschiedenheit!“ In seinen programmatischen Ausführungen über seine noichtigsten Pre
digtthemen zu Eingang der Predigt Pf. Nr. XXII S. 91,24ff. sagt Eckhart: Swenne ich predien, só
pflige ich ze sprechende von abegescheidenheit unt daz der mensche lidig werde sin selbes
und aller dinge. Im 6. Kapitel der RdU, das Von der abegescheidenheit und von habenne
gotes handelt (sieh oben S. 200ff.) und das den Nachdruck auf die innerlich einoede (S. 207,7)
und Gottzugenoandtheit legt, kommt der Ausdruck abegescheidenheit allerdings nicht vor, noohl
aber im 21. Kapitel, oben S. 280,8, noo es heißt: . . . man muoz eine wol geüebete abegescheiden
heit haben, diu vor- und nächgände si. Schon aus den angeführten Stellen geht hervor, daß
die abegescheidenheit nicht nur eine negative Seite der Loslösung, Abkehr, Entblößung von der
Kreatur und vom eigenen Ich und Selbst, sondern auch eine positive, implizit gegebene Seite der
Hinroendung und Ausrichtung auf Gott besitzt und damit die Grundbedingung für die unio
mystica bedeutet. Es noird ebenso deutlich, daß die abegescheidenheit zwar bei Eckhart, dem
spekulativen Mystiker, insbesondere erkenntnistheoretisch die Losgelöstheit der obersten vernunft
und ihres Erkennens von Zeit und Raum, von hie und nü und von allen zuovellen und ihres
Gerichtetseins auf das einic ein der Gottheit, daß sie überdies aber auch das ethisch-mystische
Verhalten des Losgelöstseins und Unbenoeglichseins gegenüber allen Kreaturen beinhaltet: vgl.
etnoa DW 1 S. 250,6 ff.; 1?0,8 ff.; Pf. S. 600,33; 616,10; insbesondere unten S. 411,12 ff.: Hie solt dü
wizzen, daz rehtiu abegescheidenheit niht anders enist, wan daz der geist alsó unbewegelich
stande gegen allen zuovellen liebes und leides, éren, schanden und lasters als ein bligin berc
unbewegelich ist gegen einem kleinen winde. Vladimir Loss k y sagt in seinem Buch „Théo
logie négative et connaissance de Dieu chez Maitre Eckhart“, 1960, p. 38: „Cette via remotionis

438
Anmerkung 1 zu "Von abegescheidenheit’ S. 100

n'est pas uniquement une opération intellectuelle dégageant l'esse "latent et caché de tout ce qui le
détermine dans une nature créée; c'est, avant tout, une voie d"abstraction' ou dépouillement spirituel,
l'Abgeschiedenheit: l'homme détaché', ne cherchant plus rien, renonçant à la recherche de Dieu, l'at
teint dans la profondeur inaccessible pour le créé, oü l'on communie avec Dieu dans le jour de l'éter
nité'.“ Es ist schroer, einen das Wesen der abegescheidenheit treffenden und ganz umfassenden Über
setzungsausdruck zu finden, da, noie gesagt, abegescheidenheit eine negative und eine positive Seite
hat, bzno. beides in Einem meint. Herma Piesch sagt denn auch, nachdem sie sich bemüht hat, die
Kennzeichen der Abgeschiedenheit herauszuarbeiten, resigniert (S. 35): „Die Frage, noas Abgeschieden
heit sei, mit einem einzigen Zaubernoort zu beantroorten, das ganz dem von Eckhart Gemeinten ent
spräche, dürfte allerdings auch jetzt noch kaum gelingen. Meinungsreinheit' noürde einigermaßen den
Sinn treffen, klingt aber, von den sprachlichen Mängeln ganz abgesehen, immer noch sehr negativ.“ Es
dürfte ebenso schnver fallen, die genaue Entsprechung des Terminus im lateinischen Wortschatz der
mittelalterlichen Theologie auszumachen. Wenn es sich um eine Lehnübersetzung aus dem Lateinischen
handelte, noürde man noohl am ehesten an separatio’ als Vorbild denken, um so eher, als Eckhart die
aristotelischen substantiae separatae’ DW 1 S. 251,4 f. mit abgeschaidnen gaisten (sieh S. 251 Anm. 3
und unten. Anm. 38) übersetzt; vgl. auch Pf. 1 S. 144,27: Der engel ist ein abegescheidene sub
stancie. Eine genaue Entsprechung zu S. 411,1 der vrie geist stät in rehter abegescheidenheit
findet sich In Ioh. n. 83, LW 3, S. 71,6f.: . . . quarto gradu est intellectus angelicus, et si quis sit
alius a materia et phantasmate liber, separatus, noas a. a. O. mit „. . . auf der vierten Stufe der
Geist der Engel, und noenn es sonst noch einen von Stoff und Bild freien, abgeschiedenen
(Sperrung von mir) Geist gibt“ übersetzt ist. Vgl. noch etnoa In Gen. II n. 211 : Adhuc autem
quattuor sunt causae cuiuslibet motus sphaerici ... et iterum intellectus separatus, qui est de
sideratum ipsius, noo intellectus separatus' adaequat mit abegescheiden geist noiedergegeben
noerden müßte. Daß separatus' die Entsprechung von abegescheiden ist oder doch sein kann,
zeigt auch etwa die Stelle In Ioh. n. 318, noo der Gedanke zum Ausdruck kommt, daß die abe
gescheidenheit des Geistes die abegescheidenheit Gottes als zu ihrem ihr eigenen Ort zu sich
znoingt (vgl. S. 403,1 ff.): Intellectus autem abstrahit ab hic et nunc, et secundum genussuum
nulli nihil habet commune: impermixtus est, separatus est, ex III De anima. ... Esto talis:
humilis, scilicet subiectus deo, separat us a tempore et continuo, impermixtus, nulli nihil
habens commune: venis ad deum, et deus ad te (Sperrungen von mir).; LW 4 S. 311,1 ff.: deus
pater est, et quomodo se parit in diversis secundum naturam suscipientium et quomodo pro
prie magis in separatis, puta potentiis animae, secundum gradum separationis, ubi iam delec
tatur suscipiens. In Ioh. n. 655: Ad hoc facit quod anima separata ex inclinatione naturali
quam habet ad corpus retardatur secundum ipsum Augustinum, ne se tota perfecte fruatur
contemplatione dei ante resurrectionem. Vgl. auch Morgan-Strothmann, Middle High German
Translation of the Summa Theologica by Thomas Aquinas S. 164f. Nr. 190,22f.: ... volget der be
griffunge dez abgescheidenen verstans = . . . sequitur apprehensionem intellectus separati. Wie
noohl an allen diesen Stellen separatus', bzno. separatio' die Entsprechung von abegescheiden,
bznv. abegescheidenheit darstellen, übersetzt doch der Zensor der RS. II art. 55 (Théry S. 263) den
deutschen Text DW 1 S. 162,3 daz ist eines ieglichen abegescheidenen geistes bekantnisse mit:
hoc est uniuscujusque abstracti spiritus cognitio sieh a. a. O. Anm. 1). Pf. S. 492,34 Halt dich
abegescheidenlich von allen menschen in dem aus Seuses BdeW entnommenen 8-Schluß unseres
Traktates entspricht die lateinische Formulierung im Horologium Sapientiae (ed. Strange) p. 1?0:
debes teipsum abstra here a societatibus. Das Thomas-Lexikon von Schütz (2. Aufl. 1958)
roeist für abstractio’ und abstrahere’ (S. 3 ff.) neben der erkenntnistheoretischen auch die mysti
sche Bedeutung nach. Tatsächlich verroendet auch Eckhart die noörtliche Entsprechung von lat.
abstractus', d. i. abegezogen gleichbedeutend mit abegescheiden im mystischen Sinne, so Pf.
S. 106,10ff.: diu tugent ist alsó lüter und alsó gar abgezogen und abegescheiden von allen lip
lichen dingen in irm grunde und in ir eigenschaft . . .; 108,30ff.: Dar umbe sprechen wir allez
abe gescheiden und abe gezogen und abe geschelet, daz dä nihtes niht enbelibet danne ein
einic ist'; 511,9f. : Als abe gezogen solde diu séle sin an ir selber, dazsi dekeiniu gemachtiu
oder genametiu dinc an sich gebilden möhte, . . . Der Ausdruck intellectus separatus = abe

439
Anmerkungen 1–7 zu "Von abegescheidenheit’ S. 400–402

gescheiden geist scheint mir übrigens in letzter Instanz dem aristotelischen voÜçxuptorög nach
gebildet zu sein, vgl. Aristoteles De an. III t. 19 (T c. 5 430 a 1?). Auf diese und noeitere Ari
stoteles-Stellen ist auch In Gen. I n. 168, LW 1 S. 314,1 Anm. 1 vernwiesen. Über die Bedeutung der
Abgeschiedenheit für Eckharts mystische Spekulation vgl. Bernhard Welte, Meister Eckart als
Aristoteliker (Philos. Jahrb. 69. Jg. 1. Halbbd., 1961, S. 64–?4).
* Z. 1 von gnäden–2 mensche fehlt Pf. S.484,1 infolge von Homöoteleuton (Schaefer Anm. 1).
S. 400,5 habe ich allermeist und, das Pf. und Schaefer nicht bieten, aus Mes übernommen, noeil es
leicht infolge von Homöoteleuton in den übrigen Hss. perlorengegangen sein kann. Zu S. 400,5
aller naehest vgl. etwa Pf. S. 277,29: . . . unde joch dem selben gote aller néhest. – Zu Z. 1 f.
vgl. Pf. S. 185,2ff.: Swenne der mensche sin selbes zemäle lidig ist dur got und er niemande
ist dan got alleine unde dur niht enlebet dan dur got alleine, só ist er wérliche daz selbe
von gnäden, daz got ist von nätüre, unde got bekennet sin selbes enkeinen underscheit en
zwischen im unde disem menschen; vgl. etroa auch DW 5 S. 109,3 f. (Schaefer fälschlich: 108,4):
. wie edel der mensche geschaffen ist in siner natüre und wie götlich daz ist, dä er zuo
komen mac von gnäden . . .; Pf. S. 398,33 f.: Alsó sol diu séle sin: waz got von nätüre ist, daz sol
si von gnäden sin . . .; Tauler S. 146,21 f.: In disem wirt die sele alzemole gotvar, gotlich,
gottig. Si wirt alles das von gnaden das Got ist von naturen, in der vereinunge mit Gotte, . . .
(Schaefer Anm. 1). Die von Schaefer a. a. O. aufgeführte Stelle Pf. S. 326,21 ff. trifft nicht zu, ebenso
die von ihm zu S.400,5–401,4 herangezogene Stelle DW 1 S. 276,3ff. sonoie Pf. S. 610,15–27, an denen
der Gedanke ausgeführt noird, daß alle Tugenden in ihrem göttlichen „Ursprung“ eins sind, nicht
aber, noie an der vorliegenden Stelle, nach der Tugend gefragt noird, die am innigsten mit Gott vereint.
* Wie Schaefer (Anm. 1) richtig angibt, meint das bilde (Z. 2), in dem Gott und Mensch
unterschiedslos vereint sind, die Praeexistenz des Menschen als Idee in Gott. Über dieses Sein
als Idee in miner ërsten ursache dgl. insbesondere Pf. S. 281,20 ff.; 600,31 ff.: Das hoehste, dä der
geist zuo komen mac in disem libe, daz ist, daz er eine stéte wonunge habe üzer al in al. Daz
er wonen sol üzer al, daz ist daz er wonen sol in einer abegescheidenheit und in einer blózen
lidekeit sin selbes und aller dinge. Daz er aber wonen sol in al, daz ist, daz er wonen sol in
einer stéter stilheit, daz ist: in einer inswebunge in sinem éwigen bilde, dä aller dinge bilde in
einer einvaltekeit liuhtet.; 619,14ff.: Wan nü min bilde ist éweklich in got gewesen, als ez noch
ist und iemer wesen muoz, her umbe só ist min séle éweklich ein gesin mit gote und ist got,
und alsó vinde ich mich in got in alsó höher wise stän, daz ich éweklich bin gesin got in got.;
668,28 ff.: Swenne daz geschiht, daz der geist mé hät ein anhaftunde inwonunge mit vreuden
sines éwigen bildes, daz got ist, dan er habe ein beliben an ime selber, só liuhtet daz bilderiche
lieht dem geiste in sinéwic bilde. Tauler, S. 262,32: Also als der mensche was eweklichen in
Gotte Got in siner ungeschaffenheit, . . .; 331,30 f.: . . . und git ein gezüg das das der mensche
was eweklichen in Gotte in siner ungeschaffenheit. Do er in im was, do was der mensche Got in
Gotte.; 358,10ff.: In der verborgenheit wirt der geschaffen geist wider getragen in sin ungeschaf
fenheit, do er eweklichen gewesen ist e er geschaffen würde, und bekent sich Got in Gotte . . .
* Schaefer hat in seiner Anm. 2 bereits auf die Textlücke bei Pf. S. 484,6 (es fehlt Z. 6 ob
–? abegescheidenheit) infolge von Homöoteleuton und auf v. d. Leyen ZfdPh 38 S. 1?? Anm. 2
hingenoiesen, der sie schon angemerkt hatte.
* Eckhart legt den Schrifttext von Maria und Martha der Predigt Pf. Nr. IX (S. 4?–53) zu
grunde. An der vorliegenden Stelle (Schaefer Anm. 3 fälschlich Luc. 10,14 st. 10,42) schließt er mit
daz ist als vil gesprochen keine Übersetzung des Zitats, sondern bereits seine eigene Deutung an.
Vgl. auch Schaefer S. 81 zu 484,2.
" Ich habe mit der ß-Gruppe noieder léraere anstelle des von Schaefer mit der a-Gruppe ge
botenen meister (S. 153,8) in den Text eingesetzt. Schaefers Argument (Anm. 4): „da lérer in den
bisher vorliegenden Lieferungen der deutschen Werke Meister Eckeharts nicht belegt ist und
meister außerdem im Traktat selbst als der geläufigere Terminus noiederholt begegnet“ (er führt
5 Stellen auf), ist nicht stichhaltig. Zu léraere vgl. etwa Pf, S. 181,27; 191,31; 270,21; 273,26 u. ö.
" Schaefer (Anm. 6) verrweist auf ZfdA 8 S. 253,29–34 (Johannes von Sterngassen),
„rvo der Abgeschiedenheit ebenfalls ein Vorrang vor der Liebe eingeräumt wird“: dä von sprichet

440
Anmerkungen 7–12 zu "Von abegescheidenheit' S. 402–403

ein heilige 'só ich mich üebe an minne, só vinde ich das mir got unbegriflich ist; só ich mich
üebe an versten.tnisse, sóvinde ich das er mir ungruntlich ist: kére ich mich aber in die fri
heit der lüterkeit miner abegescheidenheit, só vinde ich das mir got an der apscheidunge eben
mézig ist. Die Gründe, die Eckhart an der vorliegenden Stelle für die Überlegenheit der abe
gescheidenheit über die minne aufführt, sind allerdings ganz andere als die an der von Schaefer
herbeigezogenen Parallele.
* Schaefer (Anm. ?) verrveist auf Pf. S. 192,23 ff.: Ich spriche bi gotes éwiger wärheit, daz
sich got in einen ieclichen menschen, der sich zuo grunde geläzen hät, muoz alzemäle ergiezen
näch aller siner vermügentheit alsó ganz unde gar, daz er in sime lebenne, in sime wesenne,
in siner nätüre noch in aller siner gotheit niht behaltet, er muoz ez alzemäle ergiezen in
fruhtberlicher art in den menschen, der sich gote geläzen unde die niderste stat besezzen hät.;
DW 1 S. 214,12 f.; 234,13 f.: dat in leist got neyt dorch synne goitheit, hey in gusset sych altzo
maile in den mynschen; hey wirt getwongen dar zo, dat hey it van noit doyne mois.; Pf, S. 601,
28–31. Vgl. auch DW 1 S. 215 Anm. 6, noo noeitere Parallelstellen zum Gedanken des Gott-Znoin
gens verzeichnet sind. Die von Schaefer a.a.O. aufgeführten sonstigen Parallelstellen DW 1
S. 113,?f.; LW 4 S. ?5,8f. und Tauler S. 222,16 ff. enthalten lediglich das Vergleichsmoment der
Berpegung des Menschen zu Gott und umgekehrt Gottes zum Menschen hin, ohne daß von der
abegescheidenheit die Rede wäre; dagegen bietet die Stelle ZfdA 8 S. 254,22f. (Joh. v. Stern
gassen): minne machet mir got liep sin; lüterkeit machet mich gotte liep sin. eine vollgültige
Parallele zu Z. 3–5, da lüterkeit die Bedeutung von abegescheidenheit hat (vgl. S. 403,4). Das
hindert indessen nicht, daß die Parallele, die nach Preger ZfhTh 36,1866, S. 478f. auf Identität
des Verfassers beider Stellen schließen läßt, den Abstand der Eckhartschen kühnen Formulierung
und Argumentierung von der Sterngassenschen Nachbildung, der die spekulative Begründung
fehlt, deutlich zeigt (sieh oben S. 398f.). – Z. 5 só–minne. fehlt nur bei Pf. infolge von Homöo
teleuton (Schaefer Anm. ?). – Zu Z. 5 pgl. auch S. 411,1 f.
* Das Textplusstück, das Pf. (S. 484,16) hinter Z. ? von aus Ko übernahm: wan minéwigiu
sèlikeit lit dar an, daz ich unde got vereinet werden, ist schnoerlich infolge von Homöoteleuton
in der ganzen übrigen hsl. Überlieferung ausgefallen, sondern, noie Schaefer schon Anm. 8 aus
führte, störender Zusatz in Ko, der zufällig ein Homöoteleuton ergab.
" Pf. (S. 484,1?) und Schaefer (S. 154,5) schreiben fälschlich einfüeglicher, noährend Bs (Dau,
Gra und Maig) ebenso unursprüngliches klainfüglicher bieten. Das m. E. ursprüngliche invüec
licher, das ich sonst nicht belegen kann, hat offenbar die Bedeutung von „einschmiegsamer“ und
hat im Zusammenhang der Stelle einen durchaus passenden und präzisen Sinn. Dagegen noürde
kleinvüeclicher, für das man auf S. 404,4/5 verroeisen könnte, an der vorliegenden Stelle zwar
leicht als lectio facilior anstelle des nur hier belegten invüeclicher getreten sein, aber den ur
sprünglichen Sinn verfehlen.
* Vgl. Pf. S. 531,14ff.: Her üf sprichet künic Dävit got hät allen dingen ir stat gegeben:
dem vische daz wazzer, dem vogel den luft, den tieren die erde, der séle die gotheit. Wacker
nagel Altd. Pred. S. 16?,30f. (Joh. v. Sterngassen): Es ruowent natiurlich ding so si koment
an ir stat. – Es handelt sich um die bekannte aristotelische Lehre vom jenveils natürlichen Ort
der Dinge, vgl. Aristoteles Phys. IV t. 46 (A c. 5 212b 1?–22), noorauf LW 1 S. 21? Anm. ? zu
In Gen. I n. 44 vernoiesen ist, vgl. auch a. a. O. S. 218,1 f.: Secundum hoc ergo in verbis istis do
cetur ordo naturalis elementorum, . . .; In Ioh. n. 200, LW 3 S. 168,12–169,2, noo S. 168 Anm. 3 auf
Aristoteles Phys. IV t. 30 (A c. 4 210b 34–211a 6) vernwiesen ist: Dignum igitur est locum
esse primo quidem continens illud cuius locus est . . . Adhuc neque deficere unicuique . . . Ad
huc autem . . . ferri natura et manere in propriis locis unumquodque corporum; hoc autem
facere aut sursum aut deorsum. -

* Vgl. ZfdA 8, S. 25?,11 ff. (Joh. v. Sterngassen): lüterkeit machet das got in mir wirt
gevangen, lüterkeit tuot mich got vernemen und mit gotte nicht wiſsen, lüterkeit gebirt ab
gescheidenheit. Schaefer (Anm. 9) verweist für das singularische daz kumet, bezogen auf voraus
gehendes einicheit und lüterkeit (Pf. übernahm die koment aus Ko), auf H. Paul, Mhd. Gram
matik 1904°, § 232.

28" 441
Anmerkungen 13–19 zu "Von abegescheidenheit’ S. 403–404

* Vgl. DW 1 S. 80,8ff.: Got enhat kein eygner statt dann ein rein hertz und ein reine sel;
. . . waz ist ein rein hercz? daz ist rein, daz von allen creaturen ist gesündert und gescheiden . . .:
(Schaefer Anm. 9).
* Vgl. Pf, S. 378,20f.: . . . diu götliche minne machet, daz der mensche alliudinc lidet durch
got; (Schaefer Anm. 10). In der a-Gruppe ist Z. 6 f. als Paulus-Zitat bezeichnet (vgl. 1 Cor. 13,?).
* Schaefer (Anm. 9) vernveist auf DW 1 S. 71,7ff.: Got muoz mir sich selber geben als eigen,
als er sin selbes ist, . . . Swer in alsus zemäle enpfähen sol, der muoz zemäle sich selben er
geben hän und sin selbes üzgegangen sin; der enpfaehet glich von gote allez, daz er hät, als
eigen als erz selber hät. ..
* Weil der Mensch im Leiden nach außen hin, auf die Kreatur gerichtet ist, in der abe
gescheidenheit dagegen gänzlich von allen Kreaturen entblößt in sich gekehrt bleibt, ist das Lei
den unvollkommener im Hinblick auf die Gotteinigung als die abegescheidenheit. Das heißt
aber nicht, daß das Leiden nicht, noie S. 433,1 gesagt noird, daz snelleste tier ist, das zur abe
gescheidenheit führt, denn diese ist mit S. 433,2 ze dirre volkomenheit gemeint und nicht, wie
Weiß Sp. 365 glaubt, „eine ganz andere Vollkommenheit“. Zwischen S. 403,8–11 und S. 433,1 klafft
kein Widerspruch, noie Weiß annimmt. -

" Eckharts Benweisgang für seine Behauptung, daß die abegescheidenheit nichts aufnehmen,
empfangen kann als Gott, ist dieser: Da alles, noas aufgenommen, empfangen werden soll, in
et noas, d. h. in einem zur Aufnahme fähigen Etnvas empfangen noerden muß, da aber abe
gescheidenheit ein quasi-Nichts ist, so kann nichts in die abegescheidenheit empfangen noerden
und in ihr enthalten sein, noas nicht so ein valtic und alsó kleinvüege (subtil) ist noie das Nichts,
und das eben ist nur Gott, noeshalb er allein nur in die abegescheidenheit und nur in sie auf
genommen werden kann. Schaefer hat seine Anderung von Pf. S. 484,31 eteswar umbe > etes
war in (sieh den Var.-App.) in seiner Anmerkung 11 schon im angegebenen Sinne richtig begrün
det, noenngleich nicht ganz präzise noie im voraufgehenden. – Zu Z. 4/5 kleinvüege = „fein
gefügt“, „zartgebaut“, „subtilis“ vgl. etwa noch Pf. S. 80,12; 142,23 f.: . . . unde dä von muoz ez
(d. h. das Bild der Hand) geliutert unde kleinfüege werden in der luft und in dem liehte und
als ein bilde getragen in min ouge.; 383,26f.: Der séle nätüre ist alsó kleinfüege, dazsi alsó
wénic stete bekümbert als si dä niht enwère. – Pfeiffer hat S. 484,36–40 ein Textplusstück
aufgenommen, das nur in Ko überliefert ist (vgl. den Var.-App. zu Z. ? gotes.). Dieses Plusstück
besagt, daß alles, noas in etwas empfangen noird, näch der wise des Aufnehmenden, nicht nach
der des Aufzunehmenden empfangen noird. Dieser dem Mittelalter ganz geläufige aristotelische
Gedanke ist an der vorliegenden Stelle nicht nur eine überflüssige Weiterführung des Gedankens,
daß alles, noas empfangen noerden soll, in etwas empfangen noerden muß, sondern auch ein das
präzise Anliegen Eckharts in diesem Zusammenhang störendes Element. Es konnte daher m. E.
leicht von einem Schreiber, nicht aber von Eckhart selbst, noie Weiß (Sp. 365) glaubt, nachträglich
eingefügt noerden.
* Pf. schreibt hier (mit Ko), noie durchgehends, démuot, noährend die Mehrzahl der Hss. die
müeticheit, gelegentlich auch démuot, bietet; vgl. Schaefer Anm. 13.
* Vgl. In Ioh. n. 90, LW 3 S. 78,3ff.: Bernard us De consideratione l. III sic ait: »bonus
fundus humilitas, in quo omne aedificium spirituale constructum crescit in templum sanctum
in domino«. . . . Sine hac, ut ait Augustinus, nulla virtus haberi potest, eo videlicet quod
ipsa sola hominem facit subditum deo et ipsum respicit ut inferius superius.; Sermo XXXVIII
n. 381, LW4 S. 327,1 ff.: De primo Augustinus: humilitas est fundamentum patientiae . . . ra
dix bonitatis, ordo Ka>moris, lux decoris, gradus honoris . . . Fundamentum ergo et radix est
humilitas.; Sermo XXIV n. 235, LW 4 S. 219,5ff.: Augustinus ad Sabinum: »... quia humilitas
virtutum est sublimitas« (pgl. Pseudo-August in us Liber de salutaribus documentis c. 32,
PL40, 1058, sieh LW4 S. 219 Anm. 4); Sermo XIII n. 150, LW 4 S. 140,16f.: humiles, quia humili
tas conservatrix et rectrix est ceterarum virtutum.; Sermo VII n. ?8, LW 4 S. ?5,13ff.: Humili
tas quasi via hominis ad deum. Augustinus: »prima via humilitas, secunda via humilitas«
etc. (sieh dort S. 76 Anm. 1); Sermo XXII n. 206, LW 4 S. 191,10f.: Dic quod humilitas propriis

442
Anmerkungen 19–28 zu "Von abegescheidenheit’ S.404–407

sima est dispositio omnis gratiae; DW 1 S. 235,2f.: Also is de oitmodicheit eyne wortzele alles
goiden (vgl. auch dort Anm. 1).
* Zur falschen Interpunktion Pfeiffers vgl. Schaefer Anm. 14.
* Vgl. DW 1 S. 82,13 f.: ...und blibent allzit in demütiger vernüthait und verworffenhait,...;
Pf. S. 276,16 ff.: Diu ander tugent, diu den menschen gröz machet, daz ist wäriu démüetikeit;
die héte dirre heilige volkomenlich unde vernihtikeit unde verworfenheit sin selbes. Disiu
tugent machet den menschen aller groezest; S. 292,6f.: doch daz ist: ein vernihten sin selbes.:
261,15; 351,9; 601,34; 192,20 f.; 469,22.
* Sieh oben. S. 404,3f.
* Eckhart betont hier ausdrücklich, daß die abegescheidenheit zwar die höhere Tugend ist
gegenüber der Demut, daß die Demut aber deshalb durchaus ihren eigenen Wert besitzt, auch
für die abegescheidenheit, für die sie, wie es S. 433,6 heißt, „das festeste Fundament“ ist. Die
Ausführungen Eckharts S.404,8ff. und S. 433,6ff. sind demnach noiederum keineswegs noidersprüch
lich, wie Fischer S. 592 und Weiß Sp. 365 meinen. – Zum Sg. ist – Schaefer S. 15?,3 schreibt
mit Pf. (Ko etc.) sint – vgl. Paul - Gier a c h , Mhd. Grammatik 1953” § 234.
* Die Unterlegenheit der Demut gegenüber der abegescheidenheit wird hier also ebenso
noie bei der minne, bzno. beim Leiden, zu dem die minne drängt, durch das Hingerichtetsein bei
der auf die Kreaturen begründet, noährend die abegescheidenheit in sich selbst verharrt; vgl.
Anm. 16; DW 1 S. 1?0,8 ff.: Bekante der geist sine blöze abegescheidenheit, er enmöhte sich üf
kein dinc geneigen, er enmüeste bliben üf siner blózen abegescheidenheit (Schaefer S. 123).
* Vgl. etwa DW 1 S. 359,5ff.: Dävit sprichet: diu werk sint lüter und unschuldic, diu dä
loufent und volbräht werdent in dem liehte der séle, und diu noch unschuldiger, diu dä inne
blibent inwendic und in dem geiste und niht her üz koment.; Theologia Deutsch c.9 S. 14,
28 f.: Dar umb so ist eſ noch daß daß man spricht: eß ward nye eyn außgangk alß gut eyn
ynbliben wer vil besser.
* Mit seinen Ausführungen Z. 2–? sucht Eckhart das völlig in sich ruhende und beziehungs
lose Sein der abegescheidenheit näherhin zu bestimmen durch Negierung aller Beziehungs
möglichkeiten des Gleich- oder Ungleichseins, des Drüber- oder Drunterseins im Hinblick auf
eine Kreatur. Ja, er negiert für die abegescheidenheit überhaupt jedes Dies-oder-das-sein-Wol
len als ein Auf-etnvas-gerichtet-Sein und gesteht ihr nur das reine Sein-Wollen zu. – Z. 5 von ir
selber = „aus sich selbst“, besser noäre m. E. in ir s. = „in sich selbst“, das allerdings nur in
Bis steht, oder üf ir s., noie Büttner I S. 211 zu Z. 19 konjizierte. Pf. S. 485,19 vor ir s. scheint
mir auf Druckfehler zu beruhen und nur zufällig mit dem noohl ebenfalls verschriebenen vor in
Mai2 übereinzustimmen. Schaefer (Anm. 18) hat bereits mit richtiger Begründung die in Z. ? von Pf.
aus Ko übernommene Variante eine sin als unursprünglich ernwiesen. Die Lesart von B1s allain sin
braucht nicht, noie Schaefer meint, den gleichen Sinn noie die von Ko zu haben; sie kann auch
bedeuten: „nur sein“ und dann nur verstärktes sin darstellen. – Die Ergänzung von sin hinter
Z. 6 daz, die Büttner I, S. 211 zu Z. 20 vornimmt, hat Schaefer (Anm. 1?) bereits angemerkt.
Daß B. dieses sin „in seiner Übersetzung unberücksichtigt ließ“, dürfte allerdings ein Mißverständ
nis Schaefers sein, denn a.a.O. S. 11 heißt es : „ . . . sie noill nicht dies oder das, sie noill nur: mit
sich selber eins sein!“, noo das „sein“ hinter „das“ nur gespart ist.
” Z. 9 unbeswaeret = „unbehelligt“, „nicht in Anspruch genommen“; Büttner I, S. 11 und
Schaefer S. 211 übersetzen, noie mir scheint, zu roörtlich durch „unbeschnoert“.
* Schaefer (Anm. 19) glaubt, die Echtheit des lateinischen Schrifttextes (Z. 5), der in den
meisten Hss. fehlt, in der Leithandschrift M23 jedoch steht und auch von Pf. in seinen Text auf
genommen nourde, durch das Argument sichern zu können, daß im deutschen Schrifttext Z. 5 er
ohne den voraufgehenden lateinischen Text und sein dominus (Z. 5) unbestimmt bliebe und an
seiner Stelle dann noohl ursprünglich der herre da gestanden haben müßte. Er vernveist auf
Nikolaus v. Straßburg Pr. XIII (Pf. I, S. 302,29 f.): . . . wan si was der aller démüetigöste
mensche der ie (Schaefer fälschl.: si) geborn wart, als si selbe sprichet in dem magnificat:
»got het angesehen die démüetikeit sinre dirnen.« Das Argument ist zwar, noie ich meine,
nicht zwingend, aber doch beachtlich. – Zu Z. 3–6 vgl. Sermo XXII n. 206, LW 4 S. 191,10–12:

443
Anmerkungen 28–37 zu "Von abegescheidenheit’ S. 407–410

Dic quod humilitas propriissima est dispositio omnis gratiae. Unde dicenti angelo: “gratia
plena' quasi respondit virgo: 'respexit humilitatem ancillae suae'. Z. 6 war umbe – ? dier
nen? fehlt in einer Reihe von Hss. (sieh den Var.-App.) offenbar infolge von Homöoteleuton;
auch Pf, der Ko folgte, hat den Satz nicht, der indessen fraglos ursprünglich und im Zusammen
hang unentbehrlich ist, noie Schaefer (Anm. 20) bereits dargetan hat.
” Schaefer (Anm. 21) vernoeist zu Z. ?ff. auf Sermo IV n. 30, LW 4 S. 31,12 ff.: . . . nota duo:
primo, quod li bonus, verus, veritas, bonitas et similia non proprie de deo dicuntur, quia ad
dunt sive numerum faciunt in cogitatione sive conceptione aut ratione venire. und auf die
dort aufgeführten Stellen Pf. S. 318,33–319,5; Jostes S. 90,22–25, noobei alle diese Stellen aller
dings nur sehr indirekte „Parallelen“ zur vorliegenden Außerung Eckharts darstellen.
" Daß in S.40?,10f. abegescheidenheit in Ko und bei Pf. S.485,33 zu Unrecht fehlt, hat Schaefer
(Anm. 22) bereits richtig bemerkt. Wenn er aber erklärt: „Der Sinn der Stelle ist folgender:
Während sich die Menschroerdung Christi vollzog, blieb die Abgeschiedenheit des schöpferisch
noirksamen Vatergottes von dem Vorgang der Schöpfung unbeeinflußt. . . .“, so ist diese Interpre
tation ebenso verfehlt wie Schaefers Übersetzung der Stelle S. 212 und ihre Interpunktion. Der
Text besagt vielmehr, daß es (nur) die liebeträchtige Demut noar, die Gott dazu brachte (ver
mochte), sich in menschliche Natur hinabzuneigen, noährend seine abegescheidenheit, als er
Mensch nourde, ebenso unbenoeglich blieb in sich selbst, wie sie es tat, als er Himmel und Erde
erschuf. Vgl. Pf. S. 510,2f.: . . . unde sol sich vereinen in dem unbewegelichen gote, der nie be
weget wart von deheinen werken, diudiu heilige driveltikeit ie geworhte, . . . Der Vorvernveis
Z. 2 bezieht sich, noie Schaefer a. a. O. schon vermerkte, auf S. 413,6ff. und noeiterhin auf 414,6f.
* Vgl. S.405,10f.
* Die gleiche Psalmstelle zitiert Eckhart Pf. S. 10?,25ff.; In Ioh. n. 488; In Gen. II n. 148. An
keiner dieser Stellen ist der Psalmtext so noie hier in dem Sinne gedeutet, daß Gott in den
Menschen herein- und nicht der Mensch aus sich heraus (in Gott) kommen müsse, auf daß des
Menschen abegescheidenheit nicht gestört werde. Wohl scheint mir dieser Gedanke jedoch an der
Stelle ZfdA 8 S. 254,12 ff. (auf die Schaefer Anm. 23 u. a. hinnweist) bei Joh. v. Sterngassen
vorzuliegen, noenn es dort heißt: dä von sprach der wise "ich wil ruowen unde got läſsen in
mir wirken, unde wil swigen unde hoeren was got in mir spreche, unde wil mich kéren in die
müglicheit miner abgescheidenheit: dä vinde ich das sich got mir verinniget. Auf diese Par
allele zur vorliegenden Stelle noies schon Preger ZfhTh 36 S. 479 hin.
* Zu kome – mich sieh die stark variierenden Lesarten im Var.-App. kome = „komme er“.
* An üz schließt nur in Ko ein Boethius-Zitat an (sieh den Var.-App.), das Pf, in den Text
übernahm (S. 486,11 f.), von dem Schaefer Anm. 23 sagt, daß es „nicht ursprünglich sein kann“.
Wenn Weiß Sp. 366 äußert, „man läse gern eine Begründung dafür“, so läge die Begründung dar
in, daß es sich an der vorliegenden Stelle lediglich um die Wahrung der vollkommenen abegeschei
denheit, selbst dem Einsprechen Gottes in den Menschen gegenüber, handelt, noährend es in der
Boethius-Stelle um die Frage geht, ob der Mensch seine Glückseligkeit in sich oder außerhalb sei
ner suchen soll. Diese letztere Frage noürde jedenfalls viel besser zu der Stelle DW 1 S. 95,4 ff.
(siehe auch die Anm. 2 dazu) und zu v. d. Leyen ZfdPh 38 S. 349,23 ff.: Daz ander ist, daz der
mensche got niht ensuoche üzer sich selber, sunder daz er in sich selber suoche unde schepfe
die éwige sélikeit als zur vorliegenden passen.
* Schaefer (Anm. 24) vernoeist auf Sermo XII n. 132, LW 4 S. 124,12 f.: Tertio misericordia
hominem regulando ad proximum ordinat.; Tauler S. 148,3ff.: Dise barmherzkeit sol der
mensche vinden und üben an sinem gemüte inwendig, also das er in ime vinde ein gruntlich
getrüwelich mitliden mit sinem nechsten, also wo er den in lidende weis, es si inwendig oder
uswendig, und solt mit herzeklicher mitleidunge von Gotte begeren das er in tröste.
* Büttner I, S. 12: „und läßt sich nichts betrüben“ ist nicht „verfehlt“, noie Schaefer
Anm. 25 sagt, sondern durchaus richtig und genauer übersetzt als Schaefers eigene Wiedergabe
durch: „läßt sich überhaupt nicht betrüben“ (S. 212).
" Vgl. S. 402,7 invüeclicher vüegen. Weil Gott sich, noie es dort heißt, invüeclicher vüegen

444
Anmerkungen 37–41 zu "Von abegescheidenheit’ S. 410–411

kann ze mir und die abegescheidenheit Gott zu mir hinznoingt (S. 402,5), kann Eckhart nun sagen,
daß die abegescheidenheit ze gote zuovüegic sei.
* Vgl. A picenna Liber sextus Nat. Pars 4 c. 4, Ed. Veneta 1508 f. 20 pb: Immo cum anima fue
rit constans nobilis similis principiis, oboediet ei materia quae est in mundo et patitur ex
ea et invenitur in materia quidquid formabitur in illa, quod fit propter hoc quod anima hu
mana sicut postea ostendimus, non est impressa in materia sua, sed est providens ei. Et quando
quidem propter hunc modum colligationis potest ipsa permutare materiam corporalem ab eo
quod expetebat materia eius, tunc non est mirum, si anima nobilis et fortissima trans
cen dat operation em suam in corpore proprio ut cum non fuerit dem ersa in affec
tum illius corporis vehementer et praeter hoc fuerit naturae praevalentis constantis in
habitu suo, sanet infirmos et debilitet pravos et contingat privari naturas et permutari sibi
elementa ita ut quod non est ignis fiat ei ignis et quod non est terra fiat ei terra et provo
luntate eius contingat pluviae et fertilitas sicut contingit absorbitio a terra et mortalitas. Et
hoc totum proveniat secundum virtutem (necessitatem) intelligibilem. Omnino enim
possibile est ut comitetur eius velle esse id quod pendet ex permutatione mate
riae in contraria. Nam materia oboedit ei naturaliter et fit exea secundum quod vide
tur eius voluntati. Materia etenim omnino est oboe diens an im ae et multo plus oboedit
animae quam contrariis agentibus in se. Et hae c est etia m una de proprietatibus vir
tut um prophet alium (Sperrung von mir; verifiziert von Bernhard Geyer). Vgl. auch Seuse
S. 94,16–19. Die von Clark - Skinner a.a.O. S. 163 Anm. 2 angegebene Stelle Met. IX c. ? (10?ra,
21–59) hat mit der vorliegenden Textstelle nichts zu tun. Wenn in Pf. Tr. III, S. 398, 39f. das
Zitat eingeleitet wird durch Üf daz sprichet meister Vincentius und Fischer S. 593 meint:
„Dieser Vincentius ist kein anderer als Vinzenz von Aggsbach“, so ist diese Zurveisung des Zitats
fraglos irrig, und es kann sich jedenfalls in den Ausführungen, die Eckhart S. 410,8–411,1 vorträgt,
ganz und gar nicht „um die Frage handeln, ob der höchste Zustand der Entrückung mit Erkennt
nis verbunden oder ob er erkenntnislos sei“. Im Gegensatz zu DW 1 S. 251,4ff, noo von den abge
schaidnen gaisten als von den aristotelischen substantiae separatae die Rede ist, handelt es sich
hier eindeutig um den menschlichen abegescheidenen geist (S. 411,5), von dem der ganze Trak
tat handelt. Es wird deutlich, daß bei S. 411,1 der vrie geist noeder „an einen Einfluß aus der
Literatur der Gottesfreunde“ (Fischer S. 593) noch an „die Kraft im Geist, die allein frei ist',
von der E. in der Predigt . . . Quint 2 (39f.) spricht“, zu denken noch auch anzunehmen ist, daß
„ein anderer als Eckhart mit einer nicht ganz unbekannten Formel von einer ganz andern Sache“
redet, noie Weiß Sp. 366 vermeint. Vgl. auch Anm. 1.
" Zu S. 411,1–3 vgl. DW 1 S. 250,6ff.: Ein vernünftiger mentsch ist, der sich selber vernünf
teklichen verstät vnd in im selber abgeschaiden ist von allen materien vnd formen. ie me er
abgeschaiden ist von allen dingen vnd in sich selber gekeret, ie me er ällü ding clarlich vnd
vernünfteklich bekennet in im selber sunder uskeren . . . wie mag das gesin, das abgeschaiden
hait des verstentniss sunder form vnd bild in im selber ällü ding verstät sunder uskeren vnd
verwandlung sin selbes? . . . Ain ainualtig verstantniss ist so luter in im selber, das es be
griffet das luter blos götlich wesen sunder mittel. vnd in dem influss enpfahet es götlich natur
glich den engeln . . . – Z. 3 formelósiclich und äne alle zuovelle entspricht in etwa dem ab
geschaiden ist von allen materien vnd formen der im voraufgehenden zitierten Textstelle. –
Daß die Entsprechung von Z. 2 er” – 3 zuovelle in Pf. Tr. III S. 399,5: ez formeliche äne zuo
val bestén „bis zur Unsinnigkeit verderbt ist“, hat Schaefer Anm. 28 bereits vermerkt.
"Zum Gedanken, daß Gott seine eigenschaft niemand als sich selbst zu geben vermag und
daß er folglich sich selbst dem abegescheiden geiste geben muß, noenn dieser Gottes eigenschaft an
nehmen soll, vgl. die ähnlichen Ausführungen in den Rall/ oben S. 281,5 –?: Got gegap sich nie noch
engibet sich niemer in deheinen vremden willen. Niht engibet er sich dan in sin selbes willen.
* Zu Z. 6ff. vgl. insbesondere Sermo XXII n. 213, LW 4 S. 198,13f.: Tertio li ego’ non ex
primitur, quia debemus mori mundo, nobis, abnegare nos ipsos: vivo ego, iam non ego’ und
die vielen deutschen Parallelstellen, die dort S. 199 Anm. 1 aufgeführt sind, dazu oben S. ?4
Anm. 54; Pf. Tr. X, S. 494,28–32 (Schaefer Anm.29) – Mit Z.6f. gezücket in die éwicheit ist nicht

445
Anmerkungen 41–46 zu "Von abegescheidenheit' S. 411–413

noie Schaefer Anm. 29 (und Fischer S. 592) glaubt, eine „Entrückung“ oder Verzückung (raptus,
Ekstase) gemeint, sondern das Emporheben des völlig „abgeschiedenen“ Menschen aus aller Bin
dung an das Irdische und Körperliche in die Region des Envigen und Unvergänglichen, vgl. ins
besondere DW 1 S. 128,9–12 und die in der Anm. ? aufgeführten Parallelen: Sermo XLVII n. 486,
LW 4 S. 401,? ff.: Qui enim perfecte ad divina (vult) suspendi, debet huic saeculo mori, Exo
di 33: 'non videbit me homo et vivet'. Quod exponens Gregorius ait in Glossa: huic sae
culo moritur qui eius amore non retinetur.; Sermo LV n. 543, LW4 S. 455,4 ff.: Nota: homo de
bet se habere ad omnia mundi huius, ac si esset mortuus, tamquam non audiat nec videat, et
universaliter, ac si non sentiat. Der Hinnweis auf die Unterscheidung von vier Arten der Ent
rückung in LW 4 S. 202,3–10 bei Schaefer a.a.O. ist demnach müßig.
* Schaefer (Anm. 30 und 31) vernoeist auf DW 1 S. 276,1 : Dü solt sin staete und veste, daz
ist: dü solt glich stän liebes und leides, glückes und unglückes . . .; Sermo VI n. 72, LW 4 S. 69,
Zff.: Tota ergo perfectio hominis est longe fieri et exui creatura, uniformiter se habere in omnibus
et ad omnia, non frangi adversis, non attolli prosperis, non gaudere plus de uno quolibet aut
timere seu dolere quam de altero.; Pf. S. 637,23 ff.: . . . dazsi unbeweget belibe von allen dingen,
daz si noch liep noch leit haben müge von dekeinen dingen, unt daz si nieman si noch ouch
ir nieman si, alsó daz si habe ein blöze lidekeit ir selbes und aller dinge.; Tauler S. 365,2?–29:
Der mensche der sol ston in einer geordenter gelicheit liebes und leides, habendes und darbendes,
hert und weich, und nemen ein ieklich ding von Gotte und nüt von den creaturen.
* Vgl. ZfdA 8 Nr. IX 2 (Joh. v. Sterngassen), S. 253,32ff.: kére ich mich aber in die fri
heit der lüterkeit miner abegescheidenheit, sóvinde ich das mir got an der apscheidunge eben
mézig ist.'; 254,24f.: lüterkeit tuot mich gotte glich wesen (Preger ZfhTh 34 S. 4?9).
* Vgl. Jostes S. 110,38 ff.: Niemandes in ist dywerlt alzo eigen, alse dye alle dywerlt
gelaszen hat. Wiszet ir, wovon got ist got? Davon ist got got, daz he ane creature ist
(Schaefer Anm. 32); Pf. S. 195,21 f.: Ein meister sprichet: gotes eigenschaft daz ist unbewege
licheit; bewegelicheit daz sint alle créatüre (vgl. Quint S. 578 zu 195,22).; 506,25ff.: Daz oberste
guot, daz got ist, daz ist unbewegelicher denne niht, unde swaz danne des obersten unbewege
lichen guotes glichnis aller meist an ime hät, daz ist ouch aller unbewegelichest.
* Zum Wesen und Wirken der Gnade vgl. DW 1 S. 36? Anm. 1 und S. 419 Anm. 1 und die
an beiden Stellen aufgeführten deutschen und lateinischen Parallelstellen. – Was das Textplus
stück der a-Gruppe hinter Z 3 dingen betrifft (sieh den Var.-App.), so hat Schaefer S. 149 be
reits richtig betont, daß die in diesem Plusstück aneinandergereihten Zitate aus der Schrift und
aus Boethius, die alle „nur von der Unbenoeglichkeit und Unrwandelbarkeit Gottes“ handeln, „die
Folgerichtigkeit der Gedankenführung“, die lediglich auf die glicheit zwischen gote und dem
menschen (Z. 1) zielt und ausgerichtet ist, „zerreißen“ und daß dieses Textstück daher als „eine
spätere Ergänzung“ angesehen noerden muß. Wenn, noie Fischer S. 591 betont, Eckhart die
gleichen Zitate an mehreren Stellen seiner lateinischen Werke – auf die Fischer vernoeist: LW 5
S. 20,9–21,3, LW 2 S. 138,14–16 und In Sap. n. 125 und 158 – aufführt, und Weiß Sp. 365 be
merkt, daß „die Einfügung solcher Zitatenhäufung in Es lat. Kommentaren öfters begegnet“, so
braucht das m. E. nicht zu besagen, daß Eckhart der Autor des fraglichen Plusstückes ist, da es
sich um sehr geläufige und bekannte Aussagen über Gottes Unberweglichkeit handelt, die sich je
dem Theologen ohne noeiteres miteinander oder einzeln anboten. Fischer verrveist selbst auf Pe
trus Lombard us Sent. I d. 8 c. 2 n. 82, Thomas Sent. I d. 8 q. 3 a. 1. 2 und Albertus Mag
nus Sent. I d. 8 a. 16.1?, an noelchen Stellen die Zitate in noechselnder Zuordnung, bzw. Anzahl zu
finden sind. Daß das Textstück nur den vorangehenden Text störe, dagegen „ausgezeichnet zu
dem folgenden Text“ passe, noie Weiß sagt, muß ich bestreiten, da im folgenden zwar natur
gemäß bei der abegescheidenheit Gottes auch die mit dieser verbundene Unbenoeglichkeit betont
nwird, nicht aber, noie in den Schriftzitaten und an der Boethius-Stelle, Gott als der unbenoegle Be
noeger charakterisiert noird. Zum Boethius-Zitat des Plusstückes vgl. DW 1 S.218,8f. und dort Anm. 5.
* Vgl. etwa BgT, oben S. 30,8f.: Alsó treget blöz, arm und itel aller créatüren die sèle
üf ze gote. Ahnlich auch Pf. S. 12,8 ff.: . . . wan lieht unde vinsternüsse enmügent niht mit
enander gestän, noch got unde créatüre: sol got in gän, überein só muoz créatüre üz gän.; 141,23f.

446
Anmerkungen 47–54 zu “Von abegescheidenheit’ S. 414–416

"Auf S.413,5 ff. bezieht Eckhart sich mit dem Vorverweis S.408,1f. Was den Gedanken betrifft,
daß Gottes unbewegeliche abegescheidenheit durch die Schöpfung nicht betroffen oder gestört
nourde, so kann man mit Schaefer Anm. 35 auf Pf. S. 179,23–25 vernweisen, wienwohl an dieser
Stelle nicht ausdrücklich von der abegescheidenheit die Rede ist: Dó got himel, erde und alle
créatüren geschuof, dó worhte got niht; ern häte niht ze würkenne, in ime was ouch kein werc.
* Wenn Schaefer (S. 119 f.) für die Ausführungen Z. 2–6 auf die Bulle art. 19 deus animas
amat, non opus extra und auf RS. II art. 56 (Théry S. 264, sieh DW 1, S. 164,11–14 und Anm. 5):
Homo quirectam habet intentionem in omnibus suis operibus, principium illius intentionis, est
deus, et actus intentionis est hoc ipsum, et est pura divina natura, et terminatur in divina
natura in se ipso, hinnweist, so hat Fischer S. 592 bereits richtig bemerkt, daß die beiden
beigezogenen Stellen mit der vorliegenden Frage nichts zu tun haben. Es dreht sich allerdings
nicht, noie Fischer meint, um „die Frage nach der Wirkungsnoeise des Gebetes im Zustand der Ab
geschiedenheit“, sondern darum, ob Gottes abegescheidenheit durch das menschliche Gebet und
die guten Werke des Menschen „benwegt“, d. h. gestört noird oder nicht, während es in den beiden
verglichenen Stellen darum geht, ob Gott auf das äußere Werk oder auf die Gesinnung sieht.
Hingegen ließe sich noohl mit mehr Recht auf die Stelle Pf. S. 328,2? ff. vernveisen: Só hät ouch
got vorgéndiu bilde aller der begirde, minne unde götlicher invelle oder süezekeit oder inne
keit, in dem er zehant list und erkennet alle die begirde, só dü in bitest in dinem gebete: in
den selben bilden erkennet diu séle eins heiligen, den wir an ruofen, alle unsere begirde in
dem gebete von anegenge der welte biz an daz ende in einem blicke götliches wesens, ... Über
das rechte Gebet pgl. oben S. 315 f. Anm. 18.
* Vgl. S.408,2 ff.; Augustinus De trin. II c. 5 n. 9, PL 42, 850: Sed utique in ipso Dei Verbo
quod erat in principio apud Deum et Deus erat, in ipsa scilicet Sapientia Dei, sine tempore
erat, quo tempore illam in carne apparere oporteret. Itaque cum sine ullo initio temporis in
principio esset Verbum, et Verbum esset apud Deum, et Deus esset Verbum; sine ullo tem
pore in ipso Verbo erat, quo tempore Verbum caro fieret, et habitaret in nobis.
° Schaefer nahm (S. 168,2) aus M23 und der Mehrzahl der übrigen Hss. nieman in seinen
Text auf, noährend Pf. S. 487,26 das m. E. richtige ieman (aus Ko) bot. Die Übersetzung Schaefers
S. 213: „noie ich höre, sind jedes Gebet und alle guten Werke verloren, noeil sich Gott ihrer nicht
annimmt, daß ihn niemand dadurch benoegen könne“ ist syntaktisch anfechtbar und dem Sinne
nach schief. Die richtige Übersetzung lautet: „ich höre noohl, daß alles Gebet und alle guten
Werke verloren (umsonst) sind, denn Gott nimmt sich ihrer nicht so an, daß ihn jemand dadurch
bervegen könnte“.
* Vgl. die ähnliche Außerung S. 407,8f.
* Pf. (S. 48?,31) hat das Textstück Z. 4 wolte – 5 liden noohl durch Abgleiten verloren;
sieh auch Schaefer Anm. 38.
* Zu S. 415,1–416,2 vgl. etwa Augustinus De lib. arb. III c. 3 n. 6, CSEL LXXIV S. 94,27 ff.:
A. Expergiscere tandem tecue ipsum paululum intuere et dic mihi, si potes, qualem sis habi
turus cras voluntatem, utrum peccandi an recte faciendi. E. Nescio. A. Quid? deum itidem
nescire hoc putas? E. Nullo modo id putaverim. A. Si ergo voluntatem tuam crastinam no
vit et omnium hominum, sive qui sunt sive qui futuri sunt, et futuras praevidet voluntates,
multo magis praevidet quid de iustis impiisque facturus sit. E. Prorsus simeorum operum
praescium deum dico, multo fidentius eum dixerim praescire opera sua et quid sit facturus
certissime praevidere. – Schaefer S. 169,4 endecliche ist in keiner Hs. überliefert.
* Schaefer verweist in Anm. 40 auf folgende Stellen: RS II art. 2? (Théry S. 229): Deus ni
chil habet facere cum tempore, sed ipse solum dat et operatur ex eternitate; DW 1 S. 1?1,4ff.:
Spraechen wir, daz got die werlt schepfete gester oder morne, só giengen wir mit einer törheit
umbe. Got schepfet die werlt und alliu dinc in einem gegenwertigen nü; und diu zit, diu dä
vergangen ist vor tüsent jären, diu ist gote iezuo als gegenwertic und als nähe als diu zit,
diu iezuo ist.; DW 1 S. 34,8ff.; Pf. S. 190,33 ff.: In éwikeit ist weder vor noch näch. Dar umbe,
daz vor tüsent jären geschehen ist unde näch tüsent jären unde nü geschiht, daz ist ein in der
éwikeit. Dar umbe swaz got vor tüsent unde näch tüsent jären getän unde geschaffen hät

447
Anmerkungen 54–55 zu "Von abegescheidenheit' S. 416

unde daz er nü tuot, daz ist niht dan éin werc.; Pf. 206,36–20?,3. – Zu Z. 3f. führt Schaefer
(Anm. 40 und S. 118) zu Unrecht Sermo XII n. 124, LW 4 S. 118,12: Cum enim in sua natura prae
habens omnia . . . als Parallele an, denn die lateinische Stelle hat inhaltlich mit der deutschen
nichts Spezifisches gemein. Vgl. vielmehr die Stelle S. 418,3f. – In Z. 4 hat Pf. (S. 487,40) statt
von niuwem die Variante von warumbe, die, soviel ich sehe, von keiner Hs. geboten wird und
im Zusammenhang völlig unpassend ist. Pfeiffer verlas noahrscheinlich das richtige nüwem (Ko)
in der undeutlichen Abschrift von Lassaulx' (W1a f. 311 r). – Zu Z. 2–4 vgl. Pf, S. 309,?ff.: In gote ist
ein kleinlicheit, daz dar in enkein verniuwen enmac . . . want allez, daz in got ist, daz ist ein
gegenwertic nü, sunder verniuwen. Die Bemerkungen, mit denen Schaefer a. a. O. die Überset
zung Blakneys als „den Sinn der Pfeifferschen Textfassung“ nicht treffend kritisiert, verfehlen
eben diesen Sinn. – Zu Z. 5 f. vgl. S. 414,9f. Zu Z. 6f. vgl. Matth. 25,46: Et ibunt hi in supplicium
aeternum: iusti autem in vitam aeternam (Fischer S. 591 zu Schaefers Anm. 41 zu S. 169,9 wan
–1?0,2 gelónet in Schaefers Text). – Das Textstück Z. ? der – gelónet fehlt in BsBra2M2s
und bei Pf. (S. 488,3) offenbar infolge von Homöoteleuton. Die noeitere Begründung durch Schae
fer a. a. O. ist überflüssig.
" Augustinus De trin. V c. 16 n. 1?, PL42, 924: Et quod amicus Dei justus esse incipit,
ipse mutatur: Deus autem absit ut temporaliter aliquem diligat, quasi nova dilectione quae
in illo ante erat, apud quem nec praeterita transierunt, et futura jam facta sunt. Itaque om
nes sanctos suos ante mundi constitutionem dilexit, sicut praedestinavit: sed convertuntur et
inveniunt illum, tunc incipere ab eo diligi dicuntur, ut eo modo dicatur quo potest humano
affectu capi quod dicitur. Sic etiam cum iratus malis dicitur, et placidus bonis; illi mutan
tur, non ipse: sicut lux infirmis oculis aspera, firmis lenis est; ipsorum scilicet mutatione, non
sua. – Zu Z. 8 – S. 41?,? vgl. Schaefer Anm. 42: „Die Überlieferung des Traktates ist an dieser
Stelle außerordentlich brüchig. Bei Pf. schließt unmittelbar an den voraufgehenden Satz ein mir
unbekanntes Philippuszitat an: Philippus sprichet: got schepfer helt diu dinc näch dem loufe
unde näch der ordenunge, die er in hät gegeben von anevange. Dieses Zitat noird ebenfalls
von Ko überliefert, in dieser Hs. allerdings hinter anevange noch ernweitert um: wie doch er er
betten wirt umbe orden unge Kder dinge > von der welte. Ohne irgendeinen noeiteren Znoischen
text schließt sich in Ko daran an: Daz ist als vil gesprochen: nü enwil got (S. 1?0,3)–4 minne.
V. d. Leyen (ZfdPh 38 S. 177 Anm. 2), der die Ernoeiterung des Philippuszitats in Ko für einen
den Gedankengang verschönernden Satz gehalten hat, bemerkte nicht, daß in Koznoischen dem
Philippusnoort und dem anschließenden Satz offensichtlich eine Bruchstelle vorliegt. Dieser Bruch
ist deutlich zu erkennen; denn das von Ko überlieferte Textglied Daz ist als vil gesprochen,
das von dem Zitat zu dem folgenden Satz überleitet, kann sich auf keinen Fall auf das vorauf
gehende Zitat beziehen, noeil das Philippusnwort mit dem anschließenden Satz: nü enwelle got . . .
nur in einem sehr losen Zusammenhang steht. Weniger deutlich läßt sich allerdings der Bruch
in dem von Pfeiffer edierten Text erkennen; bei Pf, fehlt nicht nur der Teil des Philippuszitates,
den Ko als Plusstück Khinter anevange> überliefert, sondern auch der erste Teil des folgenden
Satzes einschließlich des Znoischengliedes Daz–gesprochen:; in der Ausgabe Pfeiffers schließt un
mittelbar an das Philippuszitat der Satz: Wan bi ime enist niht verloufen . . . an. Nun liegt es
durchaus im Bereich des Möglichen, daß Pfeiffers Text an dieser Stelle durch einen Eingriff des
Herausgebers beschnitten nourde; denn das von Ko überlieferte Zwischenglied: Daz ist als vil
gesprochen verrät mit Sicherheit, daß hier ein Textstück ausgefallen ist, noie zahlreiche Paral
lelen erkennen lassen, im Traktat etwa S. 153,6; 15?,10; 159,5; 161,5; 1?2,9. Diese Zwischenglieder
bilden genoöhnlich den Übergang von einem lateinischen Text zu dessen deutscher Übersetzung
oder leiten eine Interpretation ein. Wahrscheinlich hat auch die Vorlage der Koblenzer Hs. por
Daz ist als vil gesprochen einen lat. Text überliefert, der noegfiel, als ein Schreiber, vielleicht so
gar der Schreiber der Koblenzer Hs. selbst, an seiner Stelle das Philippuszitat sekundär einfügte,
das in der gesamten Kübrigen > hsl. Überlieferung fehlt. Tatsächlich überliefern anstelle dieses
Zitates die 3-Hss. M23 B1s Bra2M25 MsoNo ein lat. Zitat, das über ein Mittelglied Daz ist als vil ge
sprochen (gesprochen fehlt Bs) mit dem zugehörigen deutschen Text verbunden ist. Keine Hs.
überliefert den lat. Text ausführlich ; alle brechen sie hinter den beiden ersten Worten Deus

448
Anmerkungen 55–59 zu "Von abegescheidenheit’ S.416–417

autem etc. (Absitautem quod ihs Ns) ab. Ohne jede Überleitung schließt dieser kurze lat. Text
Kin 3> unmittelbar an S. 170,2 gelónet als an das letzte Wort des voraufgehenden Satzes an, noes
halb ich diese Fassung zumindest für verderbt halte. Demgegenüber überliefern die Hss. der a
Gruppe diese Stelle in einer sorvohl von KoPf als auch von den übrigen 8-Hss. abnoeichenden
Fassung, d. h. ohne das Philippuszitat noie auch ohne den lateinischen Wortlaut. Dafür geben
diese Hss. einen ausführlichen Hinrweis auf Augustinus: Disen sin redet sant Augustinus in dem
fünften buoch von der drivaltecheit in dem jungesten capitel unde sprichet alsó: . . . Mit diesem
Autorenvermerk noird der voraufgehende Satz . . . der übel tuot, dem wirtouch dar näch gelónet.
mit dem anschließenden Satz aus Augustinus De trin. verbunden. In der Überlieferung dieses
Augustinischen Satzes stimmen nun beide Gruppen überein; sie überliefern ihn vollständig, noäh
rend Pf. erst 1?0,4f. wan bi im . . . einsetzt. Auf Grund dieses Überlieferungsbefundes ist die
Ursprünglichkeit von S. 170,3 nü–4 minne gesichert.“ Bis hierhin stimme ich der Argumentierung
Schaefers zu, noobei ich allerdings feststelle, daß die Textlücke des Pfeifferschen Textes gegenüber
Ko nicht erst durch Pfeiffer, noie Schaefer annahm, sondern schon durch v. Lassaulx in seiner
Abschrift des Ko-Textes (Waf. 311 r) verursacht wurde. Wenn Schaefer anschließend begründet,
noeshalb er dem Text von MaigSts gefolgt ist, d. h. Z. 9f. "Deus autem'–gesprochen noegläßt, halte
ich diese Entscheidung für falsch. Ich sehe dieses Textstück mit dem Eingang des lateinischen
Zitats vielmehr als ursprünglich an, um so mehr als daz–gesprochen auch in Ko überliefert ist,
noo es, roie oben ausgeführt, an das Philippuszitat anschließend, unsinnig ist. Ich kann fernerhin
die Bedenken Schaefers nicht teilen, noenn er meint: „Der Hinnweis auf Augustinus mit der
genauen, in den lat. Schriften Eckeharts nicht außergeroöhnlichen Buch- und Kapitelangabe,
fällt in einem deutschen Text auf“. Er vernoeist selbst auf die Stelle S. 418,1 mit dem Hinroeis
auf die „relativ genaue Quellenangabe“ bei Isidorus, noobei er allerdings Z. 2 und sprichet alsó
mißverstanden hat als auf ein im voraufgehenden nicht aufgeführtes lateinisches Zitat, noährend
Subjekt zu und sprichet alsó Isidórus ist. Er hätte aber für die genaue Quellenangabe auch auf
das Augustinus-Zitat S. 41?,? ff. hinnweisen können, dessen lateinischen Text ich aus Mas (und N.No)
ergänzt habe. Es handelt sich ja doch bei unserm Text um einen Traktat und nicht um eine
Predigt, d. h. um ein schriftlich fixiertes Werk, in dem Eckhart, noie in den lateinischen Werken,
genauere Quellenangaben unter Mitteilung des lateinischen Originalnoortlautes der Zitate gebracht
haben kann und noird als in den mündlich vorgetragenen deutschen Predigten, so noie er ja doch
auch in seinen lateinischen Predigten häufig ebenso genaue Quellenangaben macht noie in den
lateinischen Kommentaren. Sieh auch oben S. 399.
* versehen = „vorhergesehen“.
" Übersetzung: „Und noenn der Zeitpunkt eintritt, daß er in der Zeit(lichkeit) das vor die
Augen treten läßt („offen vor Augen führt“ Schaefer Anm. 43), noas er in der Erwigkeit geschaut
hat“. Zum Textverlust infolge von Homöoteleuton in der a-Gruppe vgl. Schaefer Anm. 43, noo aller
dings die Angabe über DeMaio irrig ist. Die beiden Texte haben dieselbe Textlücke noie die
übrigen Hss.
* Zum Vergleich sieh auch oben. S. 113,16f. und den Schluß des in Anm. 53 aufgeführten
Augustinus-Zitates.
* Augustinus De trin. XII c. ? n. 10, PL 42,1004; die Kapitelangabe im Text ist demnach
falsch, noie Fischer S. 591 bereits feststellte. Zum Zitat führt Schaefer S. 199 Anm. 45 aus: „In
der Überlieferung des Satzes S. 171,4 Den–? üf (= S. 41?,?–418,1> gehen die Hss. verhältnismäßig
nweit auseinander. Nur Ko überliefert den Text in der Fassung Pfs: Got siht niht in die zit,
ouch geschiht in sime gesihte kein erniuwunge. Die Stelle fehlt gänzlich in BisBrag Kabgeglit
ten ?>, und die beiden Münchener Kodizes MasMao kürzen unverständlich ab: S. 1?1,4 selber – ?
Disen (= 417,7–418,1>] selber Es de trono etc. Auf disen. Auch MasNs überliefern diese Stelle
nwahrscheinlich verkürzt, jedenfalls aber verderbt; denn beide Hss. vermitteln nur einen lat. Text,
dem ein knapper, stichrvortartiger Autorenvermerk, gleichfalls in Latein, voraufgeht: Etxij° li
bro de trinitate capitulo iiij° Nam deus non de . . . videt nec aliquid fit novi in eius visione
Mas; Augustinus xiij" Kxij Nº> libro de trinitate ca.(pitu>lo 4° nam deus non opus Kvon
Schaefer verlesen statt: tempusX videt nec aliquid sic noui in eius visione Ne. Als letzte und

29 Eckhart, D 5 449
Anmerkungen 59–62 zu "Von abegescheidenheit’ S. 417–418

einzige der 8-Hss. überliefert N4 den lateinischen Wortlaut einschließlich des deutschen Textes,
allerdings in einer für N4 charakteristischen, bearbeiteten Textfassung, die ebenfalls perderbt ist;
denn das Augustinuszitat ist hinter S. 1?1,? K= 418,1> redet verschoben noorden, noodurch por
dem folgenden Isidoruszitat S. 1?1,? K= 418,1> Disen sin redet ouch roegfiel, so daß dieser Satz
nun mit Isidórus spricht in an das Augustinuszitat angeschlossen noerden mußte. K?> Gegenüber
der Überlieferung dieser Stelle in der B-Gruppe ist die der a-Gruppe einheitlich: diese Hss. bieten
unter Auslassung des latein. Wortlautes nur einen deutschen Quellennachrweis und den deutschen
Zitattext. Ich habe noegen der unsicheren und verstümmelten Überlieferung dieses Textstückes
in der B-Gruppe die Neukonstituierung seines Textes auf MaigSts und die übrigen Hss. der a
Gruppe gestützt, noierwohl die Überlieferung des Augustinuszitates in dieser Gruppe keineswegs
als gültig und gesichert gelten kann“. Wie oben in Anm. 55 bereits gesagt nourde, habe ich, im
Gegensatz zu Schaefer (S. 1?1,6), den lateinischen Text des Zitats aus M2s (und N4No) in meinen
Text eingefügt, den Wortlaut der deutschen Übersetzung aber, noie Schaefer, aus der a-Gruppe
übernommen, noiervohl der Text von Ko (Pf.) und teilnoeise auch der von N4 besser zum lateini
schen Originaltext stimmt. Die a-Fassung scheint mir besser zum Anliegen im gedanklichen Zu
sammenhang Eckharts zu passen und daher diesem benoußt angepaßt und ursprünglicher zu sein
als der Text von Ko (und N4), der von einem Schreiber leicht nach dem lateinischen Wortlaut
umgebildet noerden konnte. – Wie mir scheint, ist der Text von Mas M2s Es de trono etc. verball
hornt aus Ex de trine etc.
° Isidorus Hispalensis Sent. I c.8 n. 4, PL83, 549: Quidam aiunt: Quid faciebat Deus ante
quam coelos faceret? Cur nova voluntas in Deo ut mundum conderet orta est? Sed nova
voluntas in Deo exorta non est, quia etsi in re mundus non erat, in aeterna tamen ratione et
consilio semper erat. Schaefer (Anm. 46 und S. 122f.) vernoeist noch auf folgende Stellen: Ser
mo XXIV n. 228, LW 4 S. 213,5ff. (= Augustinus Confess. XI c. 10 n. 12, CSEL XXXIII, S. 289,3–9;
14–16) und In Ioh. n. 21?, LW 3 S. 182,10ff. (= Augustinus Confess. XI c. 10 n. 12, CSEL XXXIII,
S. 289,3–6; ?–10). Die deutschen Stellen, auf die Schaefer a.a.O. hinnweist, stimmen inhaltlich nicht
zum vorliegenden Isidor-Zitat. Zu Z. 1 f. in dem buoche von dem obersten guote vgl. den Ein
gang des zitierten Isidor-Werkes (PL 83,53?): Summum bon um Deus est, quia incommutabilis
est, et corrumpi omnino non potest (Sperrung von mir). Zu Z. 4ff. (noch zum Isidor-Zitat ge
hörig) vernoeist Schaefer auf In Sap. n. 21, LW2 KS. 342,9f.>: Omnia autem sunt in deo tam
quam in causa prima intellectualiter et in mente artificis. – Die engere a-Gruppe DauMai, Gra
noeisen das Zitat dem Boethius zu und ebenso auch die auf der a-Gruppe gründenden gedruckten
Texte. – Zu Z. 3ff. vgl. Augustinus De lib. arb. III c. 3 n. 6, CSEL LXXIV, S. 95,19f.: E. Iam
semel statuit quem ad modum feratur ordo eius universitatis quam condidit; neque enim ali
quid nova voluntate administrat.
" Schaefer S. 1?2,1 schreibt Und antwürte alsó und übersetzt dies S. 214 mit: „K Darauf >
antnvorte Kich) also“. Es bleibt dabei offen, wer dies sagt: Isidorus oder Eckhart. Im Zitat
Zusammenhang könnte natürlich nur Isidor die Außerung tun. Fraglos aber handelt es sich um
eine Unterbrechung des Zitats durch Eckhart, und der Text muß lauten: und antwürtet alsó =
„und er (d. h. Isidor) antwortet so:“. Zu Z. 2 ff. vgl. die ähnliche Frage in der Bulle art. 1 (Arch. II
S. 63?): Primus articulus. Interrogatus quandoque, quare deus mundum non prius produxerit,
respondit tunc, sicut nunc, quod deus non potuit primo producere mundum, quia res non po
test agere, antequam sit; unde quamcito deus fuit, tamcito mundum creavit., dazu In Gen. I
n. ?, LW1, S. 190,5–?; In Ioh. n. 214, LW 3 S. 180,3–6.
* Schaefer hat den Satz mißverstanden, noenn er ihn (S. 214), noie folgt, übersetzt: „Gott
erschuf nicht Himmel und Erde, noie noir Kes) irdisch-unzulänglich ausdrücken, indem noir sagen:
es noird’“. Die richtige Übersetzung lautet vielmehr: „Gott erschuf nicht Himmel und Erde, so
roie roenn noir auf vergängliche Weise (d. h. im Zeitablauf) sagen: dies (oder das) noerde (d. h.:
entstehe)/'. . .“ Schaefer erklärt allerdings in seiner Anm. 4?: „der Satz ist so zu verstehen: Gott
schuf nicht Himmel und Erde so, noie noir auf irdische Weise sagen, nämlich: es noerde; denn
alle Kreaturen sind ja schon in dem enoigen Wort mit ausgesprochen, d. h. sie sind bereits“.
Ob er daz werde an dieser Stelle übereinstimmend mit meiner Übersetzung perstand, steht dahin.

450
Anmerkungen 62–67 zu “Von abegescheidenheit’ S. 418–420

Pfeiffers Konjektur (S. 488,21) daz die würden noar verfehlt. – Zu Z. 8 wan – gesprochen ver
nweist Schaefer a. a. O. und S. 123 auf DW 1 S. 16,3ff.: Dä er sprichet daz wort, dä sprichet er sich
und alliu dinc in einer andern persöne und gibet im die selbe natüre, die er selber hät . . .
und auf die S. 16 Anm. 1 verzeichneten noeiteren Parallelstellen.
* Schaefer hat S. 1?2,?f, noohl im Anschluß an Pf. S. 488,24, eine nicht ganz richtige Inter
punktion genoählt, indem er mit groß geschriebenem Dó in Z. 8 einen neuen Satz beginnen ließ.
– Zum Schriftzitat vernveist Schaefer Anm. 48 auf Pf, S. 108,30–33: Dar umbe sprechen wir
allez abe gescheiden und abe gezogen und abe geschelet, daz dä nihtes niht enbelibet danne
ein einic ist': daz ist diu eigenschaft sines namen. Dar umbe sprach got zuo Moysese: sprich,
der dä ist der hät mich gesant.'; vgl. auch Pf. S. 659,15f. – Zum Ko-Plusstück (Augustinus-Zitat)
hinter Z. 8 gesprochen (sieh den Var.-App.) pgl. unten. Anm. 64.
* Zur Unterscheidung des äußeren und des inneren Menschen vgl. oben S. 109,10ff.: Dar
umbe sprichet diu geschrift von dem menschlichen, daz in uns ist ein mensche üzerlich und ein
ander mensche innerlich. Ze dem üzerlichen menschen hoeret allez, daz der séle anehaſtende
ist, begriffen und vermischet mit dem vleische, und hät ein gemeine werk mit einem und in
einem ieglichen gelide liphafticliche als dazouge, daz öre, diu zunge, diu hant und des gliche,
und die zu dieser Stelle in der Anm. 5 (S. 121) verzeichneten lateinischen und deutschen Parallel
stellen, insbesondere Jostes S. 91,18 ff.: Die lerer sprechen daz, daz der mensch sei zu versten
in zwü weis: von eim auzzern und noch eim innern menschen. Der inner mensch dez werk
sein geistlich, der auzzer mensch dezwerk sein leiplich (Schaefer Anm. 50). – Hinter Z. 13
innerkeit bietet die a-Gruppe ein Textplusstück (sieh den Var.-App.), das einen Hinnoeis auf
Augustinus De trin. XI, u. zro. auf den Eingangstext des Buches enthält, ohne daß dieser Text
im Wortlaut geboten noürde. Ko aber bietet diesen Text als Augustinus-Zitat ohne noeitere
Quellenangabe hinter S. 418,8 gesprochen und anschließendem lateinischen Augustinus-Zitat (sieh
den Var.-App.), u. zw. dort sicher an unursprünglicher Stelle. Der lateinische Originaltext, zu
dem der deutsche Ko-Text a.a.O. stimmt, lautet (De trin. XI c. 1 n. 1, PL 42,983): Nemini dubium
est, sicut interiorem hominem intelligentia, sic exteriorem sensu corporis praeditum. Ich
zweifle nicht, daß das Ko-Zitat und das a-Zitat sich auf die gleiche Augustinus-Stelle beziehen,
nwienwohl der a-Hinroeis sich auch, noie Wei ß Sp. 365 meint, auf den Eingang von De trin. XII
statt XI beziehen könnte. – Zu S.419,9f. vernoeist Schaefer (Anm. 51) auf Augustinus De trin. XI
c. 1 n. 1, PL42,985: Sensu igitur corporis exterior homo praeditus sentit corpora: et iste sensus,
quod facile advertitur, quinquepartitus est; videndo, audiendo, olfaciendo, gustando, tangendo.;
Pf. S. 329,5f.: Aber des üzern menschen leben lit an wandelbärer sinnelicheit (vgl. Quint S. 894
zu 329,6). – Zu der Bemerkung von Weiß Sp. 365 „So dürfte es schnoer fallen, die psychologi
schen Erörterungen S. 173–175 (= Schaefer) mit solchen aus echten Eckhart-Texten in Einklang
zu bringen“ habe ich oben S. 395 Stellung genommen.
* Daß geistlicher gegenüber iegelicher (PfKoBis) die ursprünglichere Lesart darstellt, be
durfte keiner so eingehenden Begründung, noie sie Schaefer Anm. 52 bot. Vgl. auch S. 421,2: von
einem ieclichen geistlichen m., noonach auch in S.419,13 ursprünglich ein ieclicher geistlicher m.
gestanden haben könnte.
* Mit der séle krefte sind hier die höheren Kräfte der Seele, d. h. also intellectus, voluntas,
memoria (Vernunft, Wille und Gedächtnis), gemeint, von denen ausgesagt noird, daß der geistige
Mensch sie nur sonveit im äußeren Menschen, d. h. im Dienste der fünf Sinne engagiert, noie sie
diese Sinne leiten und behüten, auf daß sie sich nicht in tierischer Weise an die Objekte ihrer
Süchte verlieren. Die von Schaefer (Anm. 53) gegebenen Hinrveise auf Augustinus (vielmehr
Alch er v. Clairvaux, noorauf Fischer S. 591, und Ruh ZfdPh ?8, 1959, S. 104 schon hinrwiesen)
und Stellen bei Pfeiffer passen nicht zum vorliegenden Zusammenhang.
” Zu S.419,13–420,6 vernveist Schaefer Anm. 54 auf Tauler S. 365,30ff.: Den ussern menschen
den sol man betwingen als verre man iemer mag an gelossenheit, und ziehen in inwert in den
andern menschen der innewendig ist. Das ist der vernünftige mensche, das ist: das der usser
mensche nüt enwürke noch us enlöffe denne nach anwisungen des vernünftigen menschen und
nüt nach der vihelicheit.; Seuse S. 532,3ff.: Zü deme an der en male nennent sich sulche lude

29* 451
Anmerkungen 67–68 zu "Von abegescheidenheit' S. 420–421

wider in eynre vilicher wisen. Hie inmeinen ich niet viliche lude, ich meinen die des minneklichen
gudes, daz got heizit und ist, dazsi iz begerent in eynre naturlicher wisen. Der menscheinsal niet
sin werk dün unvernunftlichen alse van naturlicher neigunge oder begerunge alse daz vihe, daz
die nature dribet, aber uz willen und uz wizzen vernunftlichen gode zü dienen und zü leben, man
ezze, man slafe, man spreche, man swige, iz si, waz iz si in ertriche oder waz he dü; und ver
drucke die viliche neigunge und wirke uz vernunft also beden, denken und leben...; Albertus
Magnus Metaph. l. 1 tr. 2 c. 8, Ed. Colon. t. 16 pars 1 p. 25,8 ff., c. 9 p. 26,?1 ff. Über die höheren und
niederen Kräfte der Seele und ihr Verhältnis zueinander vgl. insbesondere DW 1 S. 275,3ff. und die
dort in Anm.2 aufgeführten lateinischen und deutschen Parallelen; noeiterhin oben S. 355 Anm. 33?. –
Das Boethius-Zitat, das a und Ko hinter Z.6 liute” bieten (sieh den Var.-App.) und das roohl Consol.
Phil. IV pr. 3 (Weiß Sp. 365 fälschlich: V prosa 3) entnommen ist, noird von Eckhart In Gen. In. 124,
LW 1 S. 279,4f dem Sinne nach zitiert: Propter quod Boethius homines passionatos dicit non esse
homines, sed bestias irrationales. Der Originalnoortlaut ist (CSEL LXVII, S.8?,6–19): evenit igitur,
ut, quem transformatum vitiis videas, hominem aestimare non possis. Es noird deutlich, daß Ko
diesen Wortlaut genauer (rvenn auch entstellt) noiedergibt als a. Das Zitat paßt zwar zum vorauf
gehenden, unterbricht aber doch den Zusammenhang mit dem folgenden. Es konnte, noie die übrigen
Plusstücke von a (und Ko), noie mir scheint, leicht von irgendeinem Interpolator zugefügt noerden.
* S. 420,6 Und–421,1 bilde nourde in Pf. Tr. III S. 399,14–18 aufgenommen (sieh oben S. 382).
Schaefer (Anm. 55) pernoeist zu S. 420,9f. auf Pf. S. 13,16–23: Nü hét sich diu séle üzewendic zer
spreitet mit den kreften unde zerströuwet, ieclichiu in ir werc: diu kraft der sehe in daz
ouge, diu kraft der gehoerde in dazóre, diu kraft des smeckens in die zungen und alsus sint
ir werc deste krenker indewendic ze wirkenne: wan ein ieclichiu zerspreitetiu kraft ist un
vollekomen. Her umbe, wil si indewendic kreftecliche wirken, só muoz si wider heim ruofen
allen iren kreften unde sie samenen von allen zerspreiten dingen in ein innewendic würken.
Vgl. noch oben S.265,4ff. – Zu S.420,10f. und über den Zustand der Verzückung vgl. insbesondere DW 1
S. 405,4–10: haete man gerüeret sant Paulum mit einer nädelspitze in der zit siner enzückunge,
er waere sin gewar worden, wan sin séle bleip in sinem libe als diu forme in ir materie . . .
Er was enzücket näch der geistlicheit, er bleip näch der sélicheit; vgl. die dortige Anm. 3 mit dem
Hinnveis insbesondere auf Thomas S. th. II II q. 1?5, die De raptu handelt. S. 421,1 liest Pf.
(S. 489,2f.): ein unvernünftic bilde oder etwaz vernünftiges äne bilde, noährend Schaefer S. 1?4,8f.:
ein vernünftic bilde oder etwaz unvernünftigezäne bilde bietet (in Übereinstimmung mit Bütt
ner I S. 211 Anm. zu S. 1? Z. 4) und dazu in Anm. 56 ausführt: „Der Sinn der Stelle ist demnach
folgender: der Gegenstand eines verzückten Menschen ist entweder noch etwas geistig Vorstell
bares oder ist schon etwas Übervernünftiges und deshalb etwas geistig nicht mehr zu Erfassen
des“. Ich halte sonvohl den Wortlaut Pfeiffers und Schaefers (Büttners) noie auch die Inter
pretation Büttners und Schaefers für unrichtig. M. E. sagt Eckhart vielmehr, daß der Mensch,
dessen Seele alle ihre Kräfte aus dem Bereich der Sinne herausgezogen und auf etwaz höhes
edeles gegenwurfes gerichtet hat, als sinnelós und verzucket zum Gegenstand seines nun von
den Sinnen gelösten reinen Vernunfterkennens entnoeder eine erkenntnismäßige Bildporstellung
(Schau) oder etwas bildlos Erkenntnismäßiges (d. h. eine anschauungslose Erkenntnis) hat. Viel
leicht läßt sich zum Verständnis heranziehen, noas Thomas De per. q. 13 a. 2 ad ultimum aus
führt, noo er von vier Arten der Entrückung handelt, noobei das, noas über die beiden letzten Arten
ausgesagt noird. noie mir scheint, noohl Eckharts Außerung an der vorliegenden Stelle zu erhellen
vermag: Et ideo duplicem raptum distinguit Augustinus XII Super Genes. ad litt. (Unum quo
mens rapitur a sensibus ad imaginariam visionem . . .) Alium quo mens rapitur a sensu et
imaginatione simul ad intellectualem visionem; et hoc quidem dupliciter. Uno modo secun
dum quod intellectus intelligit deum per aliquas intelligibiles immissiones, quod est proprie
angelorum . . . Alio modo secundum quod intellectus videt deum per essentiam . . . Die Stelle
ist Sermo XXII n. 216, LW4 S. 202,3ff. zitiert, noorauf Schaefer Anm. 56 hinnwies. Vgl. auch Seuse
S. 183,4ff.: Ein mitelloses schowen der blossen gotheit, daz ist rehtü lutrü warheit ane allen zwivel;
und ein ieklichü vision, so si ie vernünftiger und bildloser ist und der selben blosser scho
wung ie glicher ist, so si ie edelr ist. Bihlmeyer perrveist in der Anmerkung zu S. 183,6ff.

452
Anmerkungen 68–80 zu “Von abegescheidenheit’ S. 421–424

auf Thomas S. theol. II II q. 1?4 a. 2.3, sonoie auf Pf, S. 315,22 ff. – Die Angabe v. d. Leyens
ZfdPh 38, S. 1?? Anm. 2, Ko biete den von Büttner und Schaefer übernommenen Text: vernünftic
bilde oder etwaz unvernünftigezäne bilde und damit „das richtige“, ist irrig, wie der War-App.
zu S. 421,1 vernünftiges zeigt. Der entprechende Text Pf. Tr. III, S. 399,1?f.: wan sin gegenwurf
ist ein bilde verborgener vernunft ist, noie Schaefer a.a.O. urteilt, „perfehlt“.
° Wenn Weiß Sp. 365 sagt: „Auch paßt die 1?5,1 ausgesprochene Forderung der Gottesliebe
schlecht zu der S 153–156 nachgerwiesenen Unzulänglichkeit der Liebe gegenüber der Abgeschie
denheit“, so trifft dieser Einnwand ebensorvenig die grundsätzliche Wertung der Liebe gegenüber
der Abgeschiedenheit im Traktat, noie er anderseits zeigt, daß W. die Stelle im textlichen Zu
sammenhang mißverstanden hat. Der Nachdruck liegt nicht auf in minne, sondern auf mit
allen kreften der séle, noie er im anschließenden Schriftzitat denn auch von Eckhart deutlich
auf von ganzem herzen gelegt noird, das Zitat demnach nicht roegen des minne genoählt rourde.
” Zu verzernt vernoeist Schaefer Anm. 58 auf Pf. S. 254,23 f.: . . . aber daz diu séle lebendic
werde, dar zuo verzeret er (d. h. got) alle sine kraft in sinem (vgl. Quint S. 699 zu 254,24) sune . . .
” Das Textplusstück, das Ko hinter Z. 6 menschen bietet und das Pfeiffer in seinen Text
übernommen hat (Pf. S. 489,14–17), ist deutlich sekundär und noiederholt gedanklich und teil
rweise auch im Wortlaut die voraufgehenden Ausführungen S. 420,6–9, noohl veranlaßt durch das
eingeschobene lateinische Zitat aus Augustinus, noie Schaefer S. 202 Anm. 59 schon bemerkt
hat (sieh den Var.-App.).
* Zum Gedanken, daß der innere Mensch, d. h. die oberen Seelenkräfte, ungestört und un
benwegt durch den äußern Menschen, d. h. durch die Beschäftigungen und Inanspruchnahme der
niederen Seelenkräfte, bleiben kann, vgl. insbesondere RaU oben S. 270,11 ff.: Sich, dä solt dü zwei
dinc merken an dir, diu ouch unser herre an im häte. Er häte die obersten und die nidersten
krefte; die häten ouch zwei werk: sine obersten krefte die häten eine besitzunge und eine
gebrüchunge éwiger saelicheit. Aber die nidersten krefte wären in den selben stunden in dem
meisten lidenne und stritenne üf der erde, und der werke keinez enhinderte daz ander an
sinem vürwurfe.; vgl. auch die S. 355 Anm. 336 und 337 aufgeführten Parallelen: Tauler S. 15?,
13 ff.; Pf. S. 293,10ff.; 292,15 ff.; 373,16 ff.; Par. a n. S. 104,8ff. – Zu Z. 2 f. vernoeist Schaefer Anm. 62
auf RaU S. 18,23f. (sieh oben S. 226,1 f.). – Z. 2 übernimmt Schaefer (S. 175,10) statt sachen das
isoliert stehende dingen von Pf. S. 489,22, das genoiß gegenüber dem in allen Hss. stehenden sachen
die lectio facilior darstellt. – Zu Z. 4f. vgl. S. 419,6f.
” Eine entfernte Parallele zum schönen Türangelvergleich bietet Seuse S. 454,4f.: Owe, da
ist der angel nüt vast in geslagen, er ist in nüt vernietet.
* Z. 12 ob–tuon fehlt, noie Schaefer Anm. 63 vermerkte, nur bei Pf. (und p. Lassa ul x)
S. 489,33. Schaefer übersetzt: „nvenn du nur dich richtig Khierin > zu verhalten roeißt“ statt:
„nvenn du es recht verstehst“.
” Zu Z. 1–3 vgl. S. 406,6–? und Anm. 26.
” Z. 4f. Nü–hoehsten steht in a und Ko, (sonoie in den Fragmenten M27, Ms, St., Mü, Gö)
und ist in den übrigen Hss. infolge von Homöoteleuton verlorengegangen. Pfeiffer (v. Lassaulx)
und Schaefer haben das Textstück zu unrecht nicht aufgenommen. Eckhart identifiziert zunächst
das „bloße Nichts“ mit dem „Höchsten“ – vgl. S. 425,4f. üf dem hoehsten, daz muoz sin üf dem
nihte – und erklärt dann, daß dieses Höchste nur in dem Menschen zu finden ist, in dem Gott
nach seinem ganzen Willen zu noirken vermag.
” Zu Z. 5–8 perrveist Schaefer Anm. 64 auf RalU S. 36,4ff. (sieh oben S. 281,1 f.): Aber wir
tuon im gewalt und unreht mit dem, daz wir in sines natiurlichen werkes hindern mit unser
unbereitschaft., noeiterhin auf Pf. S. 223,29f.; Tauler S. 22,5ff.; vgl. auch S. 424,10ff.
” Schaefer noeist in Anm. 65 auf Apg. 9,3–18 hin (Damaskus-Bekehrung).
” Übersetzung: „Gott noirkt dementsprechend, noie er Bereitschaft findet“. Schaefer verweist
Anm. 66 (perdruckt: 6?) auf Pf. S. 2?2,34 f.: Und under allen créatüren só minnet er (d. h. got)
eine niht (vgl. Quint S. ?50 zu 272,35) mé denne die andern: wan als verre ieglichiu wit ist
ze enpfähenne, als verre ergiuzet er sich in si.
" Vgl. S. 423,5ff.

453
Anmerkungen 81–88 zu “Von abegescheidenheit’ S. 424–427

* Vgl. S.406,6,7,8; 424,11. – Übersetzung des Satzes: „In noelchem Herzen nun dies oder das
ist, da kann in diesem dies oder das etwas Sogeartetes sein, daß Gott nicht zum höchsten zu
noirken vermag“.
* Schaefer Anm. 67 verweist auf Tauler S. 24,34–36 (Schaefer irrtümlich: 29–31): Und
wenne der mensche uf daz allerhöhste kummet das er kummen mag von grossem flisse und
von gnoden, so sol er haben ein gantz verlöucken sin selbes, ...
* Schaefer Anm. 6? zitiert Sermo XI n. 112, LW4 S. 105,11 : quanto nudius, tanto capacius.
Schaefers Übersetzung des ganzen Satzes (S. 216) ist ungenau: „Steht nun das abgeschiedene Herz
in der höchsten (Bereitschaft>, so muß es auf dem Nichts stehen, weil darin die größte Emp
fänglichkeit liegt“. Es muß vielmehr heißen: „Da nun das abgeschiedene Herz auf dem Höch
sten steht, muß es auf dem Nichts stehen, denn darin liegt die größte Empfänglichkeit“.
* Vernoandt ist die aristotelische Vorstellung von der Seele als tabula rasa oder nuda (Ari
stoteles De an. III t. 14 (T c. 4430 a 1), vgl. etwa In Ioh. n. 396: Unde philosophus dicit quod
in fundamento naturae nihil est distinctum . . . Patet hoc in potentiis animae sensitivis, et
maxime in intellectu qui nihil est eorum quae intelligit, sed tabula nuda. Ex quibus conclu
ditur quod dona dei dantur relinquenti omnia et omne quod deus unus non est.; vgl. auch In
Gen. I n. 229, LW 1 S. 3?4,9f., n. 23?, S. 382,1; In Gen. II n. 32; Langenberg S. 190,20ff.: Aristo
teles seecht in den boeke vander zielen, dat die ziele si inden, dat si gescapen si als ene ge
plaenede tauel, daer niet in gescreuen is. In Z. 9 habe ich mit der Mehrzahl aller Hss. der bei
den Gruppen a und ß den zweigliedrigen Ausdruck tilgen und toeten in den Text gesetzt ent
gegen Schaefer, der mit Mas und Ko und toeten noegließ mit der Erklärung (Anm. 69): „rveil mir das
znweite Glied des Doppelausdrucks nicht Meister Eckeharts Ausdrucksnoeise gemäß zu sein scheint“,
roienwohl er in der Anm. Gründe für die ursprüngliche Znweigliedrigkeit darlegt. Es ist nicht ein
zusehen, noeshalb Eckhart nicht toeten im Sinne von „ungültig machen“ verroendet haben sollte.
– Zu Z. 6 wehsin taveln vernoeist Schaefer Anm.68 auf Seuse S. 100,12 f.: daz screib si an an ein
gross wehsin tavel und auf die Anmerkung Bihlmeyers: „Wachstafeln nourden im Mittelalter
noch lange, namentlich für Niederschriften von vorübergehender Bedeutung, mitunter auch zu
Briefen vernoendet; vgl. Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelalter, "1896,81 ff.“.
* Zur Textkonstituierung von Z. 3 üf–4 willen vgl. Schaefer Anm. ?1, noo gesagt ist, daß
der aus 3 (außer Ko) übernommene Text durch die (verderbten) Lesarten von Ko, Ns und Gö,
gestützt noerde.; vgl. auch S. 425,1; 423,5.
* Eckharts Gedanke im vorliegenden Zusammenhang ist der, daß die abegescheidenheit, so
noie sie im voraufgehenden schon im Vergleich zu allen anderen Tugenden qualifiziert nourde,
auf kein diz oder daz gerichtet, sondern ganz nur in sich ruhend „einförmig“ mit Gott als dem
Nichts ganz nahe stehend unbenoeglich dasteht und daher auch kein Gebet um dies oder das
kennen kann.
* Schaefer vernveist Anm. 72 auf Seuse S. 476,2–?: Daz höhste ende andähtiges gebettes
daz ist ein mittelosü vereinunge der sele, so si mit allen iren kreften gesamnet in daz bloss
abgründ des ewigen gütes mit lutrem schowen, inbrünstigen minnen und süssen niessen ver
soffet wirt, daz sü ir selbes und aller ding untz an daz luter güt ein vergessen gewint.; vgl.
auch Tauler S. 155,3ff.: Alsus sol sich der mensche bereiten zü dem woren gebette. Das
S. Peter heisset das es einmütig sülle sin, das ist das dis gemüte an Gotte alzemole und alleine
klebe und das der mensche das antlit sines grundes und gemütes alzemole an Got gegen
wertklichen gekert habe und habe ein milt gunstlich anhangen an Gotte. Über das rechte Ge
bet vgl. auch oben. S. 191,1 ff. und S. 315 Anm. 18. – In der a-Gruppe (und Ka) schließt an Z. 3
gote ein längeres Plusstück (sieh oben S. 436 f.) über das rechte Gebet an, das am Schluß deutlich
Ausführungen noiederholt, die S. 420,6ff. bereits von Eckhart vorgetragen noorden sind. Die Un
echtheit des ganzen Einschubs liegt auf der Hand, noie Schaefer Anm. ?2 und S. 149 bereits fest
stellte.
* Die Variante ir, die die Mehrzahl der 3-Hss. bietet, ist, noie Schaefer Anm. ?2 darlegt, un
ursprünglich; sie konnte sich leicht einstellen, da im voraufgehenden abegescheidenheit und erst
von S. 424,9 an das abegescheiden herze Gegenstand der Ausführungen noar.

454
Anmerkungen 89–92 zu “Von abegescheidenheit’ S. 427–428

* Das Textstück Z. 3 Von – S. 428,11 en wären findet sich auch in Pf. Tr. III S. 399,18–30
(sieh oben S. 382); S.427,4–428,3 wirt steht in Pf. Tr. XI,3 S.513,15–23 (auch in Greith S.189,17–27),
428,4–6 werdent'. + 8 só – 9 vinster, ebenda S. 504,34–3? und S. 509,12–15 (sieh oben S. 382),
desgleichen Jostes S. 34,36–39: Ditz spricht auch sanctus Augustinus: Disel hat ein heimlichen
inganch in gotlicher natur, da alle dinch ze nicht werdent; do wirt si von bechennen chenloz
und von minnen minloz und von willen willoz und von liht vinster (vgl. Schaefer Anm. ?3 und
??, ?8).
° Fischer S. 591 vernoeist auf Dionysius Areopagita De dip. nom. c. 4 § 9 und c. 13
§ 3; vgl. Dionysia ca p. 190,3–192,1 (Übers, des Johannes Sarracenus): Animae autem motus
est circularis quidem ad se ipsam introitus ab exterioribus, et intellectualium ipsius virtutum
uniformis convolutio, sicut in quodam circulo non errare ipsius largiens, et a multis exteriori
bus ipsam convertens, et congregans primum ad se ipsam, deinde sicut uniformem effectam
uniens unitive unitis virtutibus, et ita ad pulchrum et bonum manuducens, quod est super
omnia exsistentia et unum et idem et sine principio et interminabile. – Zur Textkonstituierung
von Z. 4 daz” – sprichet” sieh Schaefer Anm. ?3, dessen Argumentierung im ganzen richtig sein
dürfte und den pon Pfeiffer S. 490,34ff. gebotenen Text bestätigt. Danach ist die Ankündigung
des Dionysius-Zitats in Z. 4 vom Wortlaut des Zitats in Z. ? durch Z. 6 alle – ? wesene als durch
eine Interpretation Eckharts getrennt, noeshalb der Wortlaut des Zitats denn in Z. ? neu ein
geführt noerden muß. Die Übersetzung noürde demnach etwa lauten: „In bezug auf diesen Ge
danken können noir das Wort anführen, das St. Dionysius äußert zum Wort St. Pauls, noo er
sagt: 'Ihrer sind viele, die alle nach der Krone laufen, und doch noird sie nur einem zuteil'
– alle Kräfte der Seele laufen nach der Krone, und doch noird sie nur dem Wesen zuteil – Dio
nysius also sagt: Der Lauf ist nichts anderes als ein Abkehren von allen Kreaturen und ein Sich
pereinigen in die Ungeschaffenheit“. – Mit Z. 8 ungeschaffenheit ist natürlich die Ungeschaffen
heit Gottes gemeint, noie die Entsprechung der Stelle in Pf. Tr. III S. 399,21 in die unbeschaffene
gotheit ausdrücklich sagt. Schaefer verweist Anm. ?5 und S. 124 auf DW 1 S. 14,2ff.: Swenne diu
séle kumet in daz ungemischte lieht, só sleht si in ir nihtes niht só verre von dem geschaffenen
ihte in dem nihtes nihte, daz si mit nihte enmac wider komen von ir kraft in ir geschaffen
iht. Und got der understät mit siner ungeschaffenheit ir nihtes niht und entheltet die séle in
sinem ihtes ihte. Die übrigen von Schaefer a.a.O. aufgeführten Stellen passen nicht, abgesehen
vielleicht von Pf, S. 532,13: . . . unde daz ungeschaffen, daz dä éwic ist gewesen, daz ist niht
minr denne got.
* Zum Text von S. 427,8 Und – 428,3 wirt. vgl. Schaefer Anm. Z6 und S. 149f., noo der Wortlaut
der a-Gruppe (sieh d. Var.-App.) als unursprünglich ernoiesen ist. – Zu Z. 1 só – namen und
zum Sonne-Morgenrot-Vergleich vernveist Schaefer a.a.O. auf Pf. S. 314,20–24: Der einen tropfen
würfe in daz wilde mer, só wandelte sich der tropfe in daz mer unde niht daz mer in den
tropfen, alsó geschiht der séle. Alse si got in sich ziuhet, só wirt si verwandelt in got, alsó
daz si götlich wirt unde got niht diu séle. Dä verliuset diu séle irn namen und ir kraft und
niht ir willen unde niht ir sin. Dä belibet diu séle an gote, als got an im selber belibet (vgl.
Quint S. 861 f. zu 314,20/21/23). Vgl. auch Pf. S. 180,19ff.: Diu sunne wirfet üz iren liehten schin
üf alle créatüren, unde dä diu sunne iren schin üf wirfet, daz ziuhet si in sich unde verliuret
doch niht ir schinlicheit.; DW 1 S. 394,3ff. – Z. 1 got ist Subjekt, sie ist Akkusativobjekt. Bret
hauer AfdA ?0 S. 126 trägt noch Pf. S. 541,22 nach.
* noo? Schaefer Anm. ?? vernoeist vergleichsnoeise auf Pseudo-August in us (Alch er
p. Clairvaux) De spiritu et anima c. 14, PL 40,791: Ab hoc ergo mundo ad Deum revertentes,
et quasi ab imo sursum ascendentes per nosmetipsos transire debemus. Ascendere enim ad
Deum, est intrare ad se ipsum: et non solum ad se intrare, sed ineffabili quodam modo in
intimisse ipsum transire. Der an dieser Stelle zum Ausdruck gebrachte Gedanke, daß der Auf
stieg zu Gott identisch ist mit dem Eingang in die Tiefen des Seelengrundes und mit dem Über
schreiten des eigenen Ich, ist nicht der gleiche noie an der vorliegenden Stelle, die betont, daß
der „heimliche Eingang“ in die göttliche Natur für die Seele zugleich das für sie Belanglos
nwerden der kreatürlichen Dinge bedeutet. Nicht als Augustinus-Zitat bezeichnet findet sich der

455
Anmerkungen 92–94 zu "Von abegescheidenheit' S. 428

gleiche Gedanke in gleicher Formulierung ZfdA 8, S. 250,9–19 (Bruder Franke von Kölne): wan
swanne diu séle sich kéret von allem dem daz dä oben ist – daz heizet gescheiden von bilden
unde von formen – só enpféhet si glichnisse der formelósen nätüre gotes, des eigenlichiu
forme nie créätüre offenbär wart in disem leben. diz ist der heimliche inganc, den diu sèle
hät in gotliche nätüre an eim glichnisse. wan swenne diu séle niht enhät üf dem si sté, só
ist si bereit zuo gän in ein glichnisse gotes, dä nieman zuo komen mac, er si gebloezet von
allen geistlichen matérien. – Eyá, wie sére si sich hinderent dis heimlichen inganges, die só
lihte blibent üf liplichen dingen! (Schaefer Anm. ??).
* Zu Z. 8 só – 9 vinster. vernoeist Schaefer Anm. ?8 über die oben in Anm. 89 bereits
verzeichneten Parallelstellen hinaus noch auf Tauler S. 25?,27ff.: . . . alles do der geist uf rasten
mochte, das müs hie alles ab; und als alle dise formen entwerdent, denne in einem blike wirt
er überformet. Und also müst du einen fürgang haben . . . und ensolt nüt uf hören in ze
gonde, alles fürbas in gon, ie noher ie tieffer versinken in das unbekante und ungenante ab
gründe über alle wise, bilde und formen, über alle die krefte sich selber verlieren und al ze
mole entbilden in disem, so enblibt nüt in diser verlornheit denne ein grunt der weselichen
uf im selber stot, ein wesen, ein leben, ein über al. Us disem mag man sprechen das man
werde kennelos und minnelos und werklos und geistlos.; Pf. S. 257,6f.: Dà diu verstentnisse
unde diu begerunge endet, dä ist ez vinster, dä liuhtet got.
* In der hsl. Überlieferung noird nur in No Augustinus genannt. Daß das Zitat sich auf
Ausführungen in der „Armutspredigt“ Pf. Nr. LXXXVII, bzno. auf eine bestimmte Stelle dieser
Predigt, etrpa auf Pf. S. 281,14 f.: Wan sol der mensche armuot haben gewérliche (pgl. Quint
S. ??8 zu 281,13 f.), só sol er sines geschaffenen willen alsó ledic sin, als er tete (vgl. Quint
S. ??8 zu 281,14), dó er niht enwas bezieht, noie Schaefer S. 12?ff. und in seinem Gefolge K. Ruh
ZfdPh ?8, S. 102 als sicher annehmen, halte ich für nicht nur unbenoiesen, sondern für eine un
begründete Annahme. Schaefer selbst hat S. 12? den Unterschied znoischen dem, roas die dor
liegende Textstelle besagt – die Armen im Geiste sind die, die alle Dinge Gott so überantwortet
haben, noie er sie schon besaß, als noir noch nicht roaren – und dem, noas an der angegebenen
– und noeiteren Stellen – der Pr. LXXXVII gesagt ist – die Armen des Geistes sind diejenigen,
die keinen eigenen Willen (und auch sonst nichts) mehr besitzen, so noie sie nichts Eigenes be
saßen, als sie noch nicht roaren – sichtbar gemacht, dann aber doch diesen Unterschied noieder
perrwischt, um zu der Feststellung zu kommen, daß mit dem meister in Z. 9 nur der Autor der
Pr. LXXXVII gemeint sein kann. Wenn Pr. LXXXVII aber von Eckhart stammt, kann der
Verfasser unseres Traktates nicht ebenfalls Eckhart sein, da dieser Verfasser sich sonst selbst als
„Meister“ zitieren noürde, noie Ruh (S. 102) ausführt. Der Versuch, den Schaefer S. 128f. unter
nimmt, den Widerspruch zwischen der Annahme der Verfasserschaft Eckharts für den Traktat
und der Beziehung der vorliegenden Textstelle im Sinne eines Selbstzitats auf die betreffenden
Ausführungen in der für Eckhart in Anspruch genommenen Pr. LXXXVII aufzulösen, muß
als verfehlt angesehen noerden. Denn, noenn es sich um ein Selbstzitat handelte, hätte Eckhart
dies genoiß nicht mit Nennung seines Namens, sondern durch eine seiner bekannten Wendungen
noie: ich sprach einest oder als ich é sprach eingeführt, und man sähe nicht ein, aus noelchem
Grunde er selbst die Mystifizierung durch ein meister sprichet genoählt haben sollte. Anders
natürlich, noenn unser Traktat nicht von Eckhart stammen noürde. Dann könnte der meister
identisch sein mit Eckhart, dessen Name dann aus irgendeinem Grunde nicht genannt noorden
roäre, sei es, roeil es schon „gefährlich“ roar, den angefochtenen Meister zu zitieren (Schaefer
S. 128f.) oder noeil man „lebende Autoren in der theologischen Literatur des Mittelalters . . . nicht
mit Namen“ zu nennen pflegte (Ruh S. 102f.). Indessen handelt es sich, noie gesagt, gar nicht um
ein „Zitat“ aus Pr. LXXXVII; es liegt vielmehr mit größter Wahrscheinlichkeit ein Zitat irgend
eines Meisters vor, auf den Eckhart sich bezieht, ohne daß ich den Meister hätte nachnoeisen
können. Z. 10 die armen – 11 enwären. findet sich noörtlich, aber nicht als meister-Zitat bezeichnet
im Pf. Tr. XIV, S. 533,20–22: (Kristus sprichet sélic sint die armen des geistes: gotes riche ist
in inen.') Die armen des geistes daz sint die, die got elliu dinc geläzen hänt, als er sie häte,
dó wir niht enwären, . . .; vgl. auch Pf. S. 399,2?ff.: . . . und swenne diu séle üf daz hoehste

456
Anmerkungen 94–100 zu “Von abegescheidenheit' S. 428–430

kumt, sówirt si von erkennen kennelós, wan in des geistes einunge sint alle die, die gote alliu dinc
geläzen habent, als er sie hete, dó wir niht enwären. Es besteht gleichpiel die Möglichkeit, daß es
sich um ein Meister-Zitat handelt, ohne daß ich hätte nachrveisen können, roer der Meister ist. Eine
andere Möglichkeit noill ich nur andeuten: der Text, noie ihn Tr. XIV, S. 533,19 ff. bietet: Kristus
sprichet sélic sint die armen des geistes: gotes riche ist in inen. Die armen des geistes daz sint
die, die got elliu dinc geläzen hänt, als er sie häte, dó wir niht enwären, . . . könnte ursprünglich
sein, in unserm Traktat vielleicht eingeleitet durch: Dä von mügen wir ouch nemen, daz unser herre
(oder Kristus) sprichet. In der hsl. Überlieferung, abgesehen von Ko (sieh d. Var.-App.), könnte
dann infolge Abgleitens das Schriftzitat verlorengegangen sein, noie offenbar Ko infolge von
Homöoteleuton von geistes auf geistes? abgeglitten ist. Der Schreiber des Prototyps der uns er
haltenen hsl. Überlieferung könnte, noie mir scheint, nachdem das Schriftzitat durch den Text
verlust als solches nicht mehr erkennbar noar, unser herre durch ein meister ersetzt haben. So wäre
also der Text von Ko zustande gekommen. Die Vorlage der übrigen hsl. Überlieferung beseitigte
den Rest des Schriftzitats, das als solches nicht mehr erkannt nourde: sélic sint. Wie gesagt: dies
eine Möglichkeit, bei der der Text dann, wie in Tr. XIV, gar nicht mehr als Meister-Zitat erscheint.
95 Zu Z. 11 dö – enwären vernoeist Schaefer Anm. ?9 und S. 12? auf eine Reihe von Stellen, an
denen die gleiche Wendung zu finden ist, noobei einige dieser Stellen allerdings auf die vorirdische
Präexistenz im Geiste Gottes als Idee zielen, so: Pf. S. 242,5; Jost e s S. 91,15–18; dagegen über
einstimmend mit der vorliegenden Stelle: Pf. S. 532,2 f.; 249,16–18 (?).
* Dieser Ecclesiasticus-Text liegt u. a. den Predigten Pf. Nr. XLV, S. 152 ff. (= Par. an.
Nr. 36, S. 81 ff.) und XLIV, S. 149 ff. zugrunde. – Zu Z. 2 f. vergleicht Schaefer Anm. 80 Pf.
S. 152,23 ff.: In der lüteren sélen, dä got vindet einen widerschin sin selbes, dä widerruowet got in
der séle unde diu séle ruowet wider in gote.
" Zur stark variierenden hsl. Überlieferung von Z.4 in* – 5 dingen sieh d. Var-App. und
Schaefer Anm. 82. Ich kann mich der Argumentierung Schaefers, der Pf, Ko und der o-Gruppe
folgt, nicht anschließen, wenn er sagt: „Nun heißt es im voraufgehenden Satz, es sei nirgendwo
eine ungestörtere Ruhe als in einem abgeschiedenen Herzen. Daran schließt sich die Folgerung an,
daß Gott deshalb lieber dort sei als in anderen – Dingen; denn nur dingen kann die folgerichtige
Entsprechung zu herzen geben und tugenden muß das ernoeiternde Glied sein.“ Ich bin vielmehr
der Meinung, daß die Reihenfolge in der B-Gruppe ursprünglicher ist. Z.4 abegescheidenen herzen
steht – noie im voraufgehenden – schon immerfort stellvertretend für die „Tugend“ der abegeschei
denheit, und demnach schließt daran folgerichtig nur in andern tugenden, nicht aber andern dingen
an, noährend oder in deheinen dingen genoissermaßen nur aus der Übersetzung des Schriftzitats der
Vollständigkeit halber noch angefügt ist. – Zu Z. 3 Só – 4 herzen. verrweist Schaefer Anm. 81 auf
Pf. S. 153,12 f.: Got enbedarf niht mé dan daz man ime ein ruowic herze gebe.
* Zu bereitschaft vgl. S. 424,3,10.
" einförmicheit mit gote = „Gleichförmigkeit mit Gott“; Schaefers Übersetzung (S. 218): „Ein
förmigkeit mit Gott“ ist archaisierend ungenau und noohl auch mißverständlich, während Bütt -
n er I, S. 20 f. schon besser „Gleichförmigkeit“ bot. Das Wort ist für Eckhart sonst, soviel ich sehe,
bei Pf. nur noch S. 199,10 und 41?,8 anzutreffen, das Adjektiv einförmic nur im vorliegenden Text;
vgl. ZfdA 8 S. 257,6: lüterkeit machet mich mit gotte einformig; Seuse S. 165,24 f.: Es ist nut lust
lich, denn daz einförmig ist dem innigosten grunde götlicher nature.; 355,10 f.: . . . und ünser
geberunge heisset ein widergeburt, wan sizilet in einförmikeit siner nature. Es handelt sich um
Nachbildungen (Lehnübersetzung) von lat. uniformis und uniformitas, jedoch, noie betont, nicht mit
der Bedeutung „einförmig“ und „Einförmigkeit“ – noie etwa In Gen. I n. 83, LW 1 S. 242,9 f.:
. . . quia primum mobile, quod non est nobis visibile extra propter sui corporis subtilitatem et
puritatem et uniformitatem, . . . und n. 108 (262,7 ff.): Effectus autem semper praesunt in suis causis
essentialibus, et tanto simplicius, uniformius sive plus unite –, sondern mit der von „gleichförmig“,
„Gleichförmigkeit“ = conformis, conformitas; vgl. oben S. 412,4: in die groeste glicheit mit gote.
100 Zu S. 429,11 Nü – 430,5 invluzzes perrveist Schaefer Anm. 83 auf Pf. S. 305,34 ff. = DW 1,
S. 416,6 ff.: . . . und als lange só der mensche sich under gote entheltet, als lange ist er unmittelliche

29* 457
Anmerkungen 100–104 zu “Von abegescheidenheit' S. 430–431
götlichen invluz enpfähende blöz üzer gote und enist niht under keinen andern dingen ... daz got niht
enist. Nü wirf dich zemäle ganz under got, só enpfaehest dü götlichen invluz zemäle und blöz.;
vgl. auch die dort S. 41? Anm. 1 verzeichneten noeiteren Parallelen S. 234,11 ff.; 244,8f. (Schaefer
S. 124); Tauler S. 91,28–92,4: Die nu gegriffen kundent die nehste und die woreste bereitungezü
dirre enpfenglicheit des minneclichen heiligen geistes, und die do rechte one mittel inbringent den
heiligen geist in einer hohen wisen, daz ist wore abgescheidenheit und lidikeit und innikeit und
einikeit; dis ist die allernehste und die woreste bereitunge, und wer dis het und me an diseme zü
nimmet, der ist allermeist und aller enpfenglichest der enpfenglicheit des heiligen geistes.; vgl.
auch S. 412,3ff. Zu Z. 5 enpfenclichest vgl. S. 424,11; 425,5. – Zu Z. 3 geworfen under got verweist
Schaefer Anm. 83 auf Pf. S. 606,23 ff., noo zwar in Z. 24 f. der Ausdruck sich . . . wirfet under got
begegnet, dieser Ausdruck aber eine andere Bedeutung hat als an der vorliegenden Stelle, rooge
worfen under got nicht „(demütig) Gott unternoorfen“, sondern mehr „Gott unterstellt“ besagt.
10 Schaefer setzt S. 218 in seiner Übersetzung mit Recht hinter Z.6 meinet einen Doppelpunkt,
im Originaltext S. 185,6 hingegen nicht. Übersetzung: „Das meint St. Paulus, noo er sprach: 'leget
an euch Jesus Christus', und meint (dabei): u. zw. durch Gleichförmigkeit mit Christus“. Der
Schrifttext liegt der Predigt 24, DW 1 S. 414ff. zugrunde.
102 Z. ? und – ?f. Kristó fehlt Pf. S. 491,32 und in einer Reihe von Hss. (sieh d. Var.-App.)
offenbar infolge von Homöoteleuton, noenngleich das Textstück inhaltlich entbehrlich scheinen
könnte. Es ist es nicht, noie die richtige Übersetzung Schaefers S. 218 zeigt: „. . . denn das Anlegen
kann nur (Sperrung von mir) durch Einförmigkeit mit Christus vollzogen noerden.“ Schaefer noeist
Anm. 85 auf Pf. S. 592,11–15 hin: Wan swä ich Kristi leben mé hän dan min selbes leben, dä hän
ich Kristus mé danne mich selbe, unde dá heize ich ouch wérlicher Kristus danne Johannes oder
Jacob oder Uolrich, unde só daz geschiht über zit, só wirde ich gewandelt in got.
10? Zu Z. 8–11 vgl. insbesondere DW 1 S. 420,3–11: Und dar umbe nam got menschliche natüre
an sich und einigete sie siner persönen. Dä wart menschlich natüre got, wan er menschliche natüre
blöz und keinen menschen an sich nam. Dar umbe, wilt dü der selbe Krist sin und got sin, só ganc
alles des abe, daz daz éwige wort an sich niht ennam. Dazéwige wort nam keinen menschen an
sich; dar umbe ganc abe, swaz menschen an dir si und swaz dü sist, und nim dich näch mensch
licher natüre blöz, só bist dü daz selbe an dem éwigen worte, daz menschlich natüre an im ist.
Wan din menschliche natüre und diu sine enhät keinen underscheit: si ist ein, wan, swaz si ist in
Kristó, daz ist si in dir.; vgl. auch die dort Anm. 2 verzeichneten deutschen und lateinischen Par
allelen: DW 1 S. ??,5 ff.; 86,8 f.; 87,9 ff.; Pf. S. 56,13 ff.; 250,16 ff.; 57,9 ff.; 223,8 ff.; 491,32 ff.; 617,20 ff.:
622,10 f.; 6?5,36 ff.; 158,1 ff.; Sermo VI, 2 n. 5?, LW 4 S. 5? Anm. 1; XX n. 199, S. 184,16 und Anm. 4;
LII n. 523, S. 437,8 ff.; vgl. zudem RS. III art. 27, Proc. Col. II n. 68 (Thér y S. 233): Postremo
notandum quod deus assumpsit prima intentione hominem, naturam scilicet, non personam, docens
nos quod si volumus esse filii dei, diligamus in proximo quod est hominis, non hujus hominis, non
huic aut illi aut michi proprium, RS. S II 4 art. ? (T h éry S. 1?9 f.) Proc. Col. I n. 61: . . . quia filius
assumpsit non personam humanam, sed naturam. Es handelt sich um die allgemeine Lehre der
Christologie, wie Fischer S. 592 gegenüber Schaefer Anm. 86 (und S. 119,125 ff.) betont, indem
er auf Petrus Lomba r du s Sent. III d. 2.5.6 und seine Kommentatoren perrveist.
10“ Der Schrifttext Ioh. 16,1? liegt den Predigten Pf. Nr. LXXV, LXXVI,1 zugrunde, ebenso der
Tau l er -Predigt Nr. 16. – Zu Z. 2 Rehte – 4 werden vernoeist Schaefer Anm. 87 auf: Pf. S. 238,2 ff.;
240,30–35: . . . er sprach selber zuosinen jungern 'ez fürdert iuch, daz ich von iu gän." (pgl. Quint
S. 673 zu 240,31). Dä meinde er niht alleine sine jungeren, sunderlich wan ouch alle, die noch sine
junger sunt werden und ime volgen wellent ze höher vollekomenheit. Wan den ist sin menscheit
ein hindernisse, ob sie mit luste daran gehaftent; 24?,? ff.; 248,15–22: Alsó hindernt sich ouch
vil guoter menschen an geistlicher volkomenheit, só sie mit irs libes luste alleine belibent üf de,
menscheit Kristi. Wan mit den worten, diu der herre zuo sinen jungern sprach 'ez fürdert iuch,
daz ich von iu gén', hät er sie niht alleine gemeinet, sunder ouch alle die sine junger wellent
werden ze höher volkomenheit, den ist sin menscheit ein hindernüsse, ob sie mit luste äne götliche
betrahtunge alleine darüfstént; 658,18 ff.; Taul er S. ?9,13–17: Do unser herre bi sinen jungern
waz, dominneten sü so wunderlichen sine menscheit daz sü nüt zü der gotheit gelangen kundent

458
Anmerkungen 104–114 zu "Von abegescheidenheit' S. 431–432

vor der minnen der menscheit. Do sprach er: 'es ist üch nütze das ich von üch vare, oder der heilige
geist, der tröstcr, enmag üch nüt werden'.; Seuse S. 527,11–19. Vgl. auch Seuse S. 221,25 ff. und
die zugehörige Anm.
19 Z. 4 f. diu bilde = die menschlichen Erscheinungsbilder Christi, im Gegensatz zu seinem
formelósen wesene; vgl. S. 432,4.
" Zu Z. 6 f. verweist Schaefer Anm. 88 auf Pf. S. 402,7ff.: Wan der tróst gotes wirt alleine
der séle geben, diu allen zitlichen tröst versméhet. Es handelt sich um ein Textexzerpt aus unserm
Traktat im Traktat Pf. Nr. III, sieh oben S. 382. Zu Z. 6 zart = 'subtil, fein' pgl. etroa noch Pf.
S. 153,15 f.: Diu éwige wisheit ist só kluoclich zart, dazsi niht liden mac, daz dä dekein créatüre
zuo gesehe.
107 Vgl. S. 432,3 f. und 433,1. Die Anrede alle vernünftigen liute (menschen) hat nichts mit Eck
harts Lieblingsthema vom Erkennen und von der vernünfticheit zu tun, roie Wei ß Sp. 366 meint,
sondern ist ganz einfach Hinnwendung an die, „die Ohren haben zu hören“ und Vernunft und Einsicht,
Eckharts folgende Ausführungen richtig aufzunehmen. Weshalb diese „Schlußnoendungen“ „nveniger
zur Traktatform passen“ sollen, noie Fis c h er S. 592 bemerkt, vermag ich nicht einzusehen. Mir
scheinen sie vielmehr gerade zu dieser Form zu passen, da die Adressen an die Zuhörerschaft in
den Predigten und etwa auch in den RaU direkte Du- oder Ihr-Anreden sind. Schaefer hat S. 113 f.
den Nachrweis geführt, daß der Schlußteil des Traktats S. 431,8–433,9 (liebe”), entgegen der Meinung
von Spam er PBB 34 S. 383, nicht aus einer ursprünglich längeren „Spruchfolge über das Leiden“,
noie sie in den Hss. B4 und BasSt4 überliefert ist, in den Traktat übernommen nourde, sondern daß
dieser Schluß zum ursprünglichen Bestand des Traktats gehörte. Er weist in diesem Zusammen
hang mit Recht darauf hin, daß dieser Schlußteil mit den Ausführungen S. 432,4ff. Sit der lust etc.
deutlich an Z. 2 ff. ir hätze vil lustes etc. anknüpft und daß die beiden Hss. BasSt, mit ihrem Trak
tat-Fragment bereits bei S. 430,13 f. einsetzen, die von Spamer in Hss. schon des 14. Jhs. (Ba„St.B.)
angenommene selbständige Spruchfolge demnach schon mit dem Traktattext verbunden roar.
10° Wei ß Sp. 366 moniert mit Recht Schaefers Übersetzung von liplicher tröst durch „leib
liches Verlangen“ (S. 218); gemeint ist vielmehr „leiblicher Trost“ oder „leibliche Beglückung“.
1oo Wieder findet Wei ß Sp. 366 die Übersetzung Schaefers (S. 218): „unrechte Liebe“ mit
Recht „zu blaß“. Ich noürde übersetzen: „zuchtlose Liebe“ oder „ungezügelte L.“ – Zu Z. 9–432,2
perrweist Schaefer Anm. 89 auf Par. a n. S. 80,14: . . . und ist ein ewic strit schussin deme geiste
und deme fleische.
110 Zu Z. 11–432,2 vernveist Schaefer Anm. 90 auf den Traktat Von den drin fragen, QF 36
S. 138,5 ff.: Hie von sprach sanctus Paulus: Brüder ist dz ir lebent nach dem fleisch so sterbent ir
an dem geist; tötent ir aber mit dem geist dü werk des fleischs, so werdent ir lebent.
111 Zu Z. 2 f. vernoeist Schaefer Anm. 91 auf Pf. S. 402,8–10 (Tr. III): unde ie sneller si von
der créatüre fliuhet, ie sneller ir der schepfer zuo loufet unde vereinet si mit im (sieh oben S. 382).
11? Vgl. S. 431,3 und 5 und Anm. 102.
113 Zu Z. 3–6 noeist Schaefer Anm. 92 auf die Parallele Pf. S. 247,11 ff.: . . . unde wie wol
er daz edeleste guot was, daz got beschaffen hät unde werden mohte, nochdanne was er sinen
jungern ein hindernüsse mit siner liplichen gegenwürtikeit; wie vil mér sint uns denne niht diu
zitlichen groben dinc ein hindernüsse? – Zu Z. 6 ungeordente lust und zergenclichen tröst vgl.
Anm. 105 und 106. Schaefer vernoeist noch auf Pf. S. 247,34 f.: (daz sint die ir unordenlichem luste
niht envolgent). Schaefers Übersetzung S. 219: „die erlaubte Lust“ ist natürlich verfehlt, noie Weiß
Sp. 366 schon bemerkte. Gemeint ist: „die ungezügelte Lust“.
1“ sich bezieht sich auf Z. ? abegescheidenheit als auf das zugehörige Subjekt, noie Schaefer
Anm. 93 schon richtig gesehen hat. – Das Textplusstück, das in Ba2 und St, hinter Z. 10 gote steht
(sieh d. Var.-App.) und das Pfeiffer S. 492,21–23 übernahm, ist schnoerlich ursprünglich, da
keiner der Volltexte es bietet. Das Textstück besagt in der Übersetzung: „denn die pon Gott ab
geznweigte Liebe ist noie das Wasser im Feuer (d. h. verträgt sich nicht mit der reinen Gottesliebe),
noährend die auf Gott vereinigte Liebe (hinter 492,22 minne hat Pf. in gott ausgelassen) noie die
Wabe im Honig ist (d. h. in ihrem Element, in Gott). Derselbe Vergleich für die geteilte minne
findet sich Se use S. 226,18 f.: Herr, gemeinsami in minne ist als wasser in füre.

459
Anmerkungen 115–117 zu "Von abegescheidenheit' S. 433

11“ Zu Z. 1 Daz –2 liden perrveist Schaefer Anm. 94 auf Pf. S. 338,3? f.: Wer alsó loufet dur
alle tugent, só ist liden ein ursache aller tugent. Ich spriche, daz nie kein dinc wart, daz den
menschen gote só gelich möhte machen só liden. Wand wer aller minst untugenden hät, der ist
gote aller gelichest. Nü ist niht, daz alle untugende alsó sère toete in dem menschen denne liden.
Dä von só machet ez den menschen, daz ez ist gote gelich.; Fis c h er S. 593 macht aufmerksam
auf Pseudo - Bern a r du s Lib. Sent. n. 150, PL 184, 1152: Equi quibus ad coelum evehimur, tres
sunt. Dolor ex poenitudine, cujus ungulas coluber mordet. – Wenn Schaefer a. a. O. sagt: „Der
Übergang von den Ausführungen über die Abgeschiedenheit zu den Außerungen über das Leiden
erfolgt ziemlich unvermittelt“ und noenn Wei ß S. 365 ihm darin zustimmt und überdies meint,
daß der „Schlußabschnitt . . . in sich noie eine Sammlung von Gemeinplätzen noirkt“, so kann ich
dem nicht zustimmen; im Gegenteil: der Übergang zum Schlußabschnitt ist durchaus organisch,
denn nicht nur schließt äußerlich der Eingang des Schlußabschnitts mit dem demonstrativen Hin
rpeis ze dirre volkomenheit (Z. 2) an die poraufliegenden Ausführungen über die abegescheidenheit
(S. 432,?) an, vielmehr noird auch das von S. 430,5 an im Anschluß an das Paulus-Zitat „zieht Christus
an“ behandelte Thema pon der richtigen „Nachfolge Christi“ zur Erreichung der „Gleichförmig
keit“ mit Gott in der vollkommenen Abgeschiedenheit (S. 429,9 ff.) durch die Ausführungen über
die Bedeutung des Leidens in der Nachfolge Christi als des „schnellsten Tiers“, das zur poll
kommensten Tugend der Abgeschiedenheit führt, fortgesetzt. Schon diese innere Folgerichtigkeit,
mit der der Schlußabschnitt im Zusammenhang steht mit der Grundthematik des ganzen Traktats
und mit der gedanklichen Entroicklung der unmittelbar voraufgehenden Ausführungen, perbietet
es, von „Gemeinplätzen“ als Inhalt dieses Abschnitts zu sprechen. In Wahrheit handelt es sich piel
mehr um scharf antithetisch formulierte und daher sicher nicht uneckhartisch noirkende eindrucks
volle und im spezifischen Zusammenhang durchaus motivierte und treffende, zugleich auch
rhetorisch wirksame Ausführungen zum Thema.
1" Zu Z. 2 f. perroeist Schaefer Anm. 95 auf Se use S. 508,10 f.: Und dar umbe so söllent sü
es frölich und willeclich liden, wanne in get sicherliche nach der bitterkeit die ewige selikeit.; die
Stelle könnte die Variante sélikeit (statt Z. 3 süezicheit), die Pf, S. 492,25 in Übereinstimmung mit
M25M26St5 bietet, als ursprünglich erscheinen lassen, zumal in Verbindung mit dem Attribut éwiger.
Sicher aber ist süezicheit als genoollter Gegensatz gegen Z. 3 bitterkeit das Ursprüngliche, nicht nur
als die lectio difficilior. Eine genaue Parallele zur vorliegenden Stelle findet sich Seuse S. 207,13 f.:
Mich nüzet nieman me nach ungewonlicher süzikeit, denn die, die mit mir stant in der hertsten
bitterkeit; S. 205,1 ff.: Es mag nieman komen ze götlicher hocheit noch ze ungewonlicher süzikeit, er
werde denn vor gezogen dur daz bilde miner menschlichen bitterkeit. Die Parallele, die Schaefer
Anm. 95 zur Antithese süezicheit-bitterkeit anführt, RdU S. 19,3? f.: . . . davon nimpt er got in aller
bitterkeit als in der höhsten süssikeit (vgl. oben S. 230,3 f.) hat einen andern Sinn als den der vor
liegenden Stelle.
17 Schaefer Anm. 96 führt als Parallele Se use S. 249,22 f. an, die ich hier – noie schon
öfter – ausführlicher zitiere: Teti liden nit we, so hiesse es nit liden. Es ist nüt pinlichers denn liden,
und ist nüt vrölichers denn gelitten han. Liden ist ein kurzes leid und ein langes liep. Liden tüt dem
liden liden ist, daz dem liden nit liden wirt (Übersetzung des letzten Satzes: „Das Leiden benoirkt bei
dem, für den das Leiden Leiden ist, daß dem das Leiden zum Nicht-Leiden noird“, vgl. dazu oben
S. 54,15 ff. und Anm. 198 sonoie Seuse S. 95,2). – Diese Parallelstelle zeigt, zumal im letzten Satz,
nicht nur, daß Seuse sich in seinen Auslassungen über das Leiden an seinen Lehrer Eckhart anschließt
(vgl. Schaefer S. 10?), sondern auch, daß beider Außerung im Gegensatz zu Fischers Meinung
(S. 593) ganz und gar nicht „im direkten Widerspruch zu Eckharts Lehre steht, die er an mehreren
Stellen vorträgt“, noobei F. auf die Stelle oben S. 39,16–40,6 (im BgT) und auf die in der Anmer
kung 134 zu dieser Stelle oben S. 88 f. aufgeführten und zwei noeitere Parallelen aus lateinischen
Werken hinnoeist. Zunächst noäre festzustellen, daß auch an der vorliegenden Stelle das Leiden, indem
es als das „schnellste Tier“ bezeichnet noird, das „zu dieser Vollkommenheit“ führt, nicht negativ
benvertet ist, ganz in Übereinstimmung mit den Außerungen Eckharts an den von Fischer an
gemerkten Stellen. Die Feststellung, daß es nach der allgemeinen Erfahrung nichts Bittereres gibt
als Leiden und nichts Süßeres als Gelitten-Haben, kann demnach nur den Sinn haben, daß die

460
Anmerkungen 117–120 zu "Von abegescheidenheit' S. 433–434

Bitternis des Leidens und nur sie zur enoigen Süßigkeit führt, keinesroegs aber, daß das Leiden
als solches negiert, abgerwertet oder überrounden noerden soll. Was die von F. beigezogenen Parallel
stellen mit der vorliegenden unnoidersprüchlich verbindet, ist der gemeinsame Gedanke vom Wert
und von der Notnvendigkeit des Leidens.
11* Vgl. Anm. 19 und die dort aufgeführten Stellen. In Ioh. n. 90, LW 3 S. 78,3 ff. und Sermo
XXXVIII n. 381, LW 4 S. 327,1 ff. sonoie Anm. 23 zu S. 405,6, noo ausdrücklich betont ist, daß zwö
tugende bezzer dan einiu sind, unbeschadet des höheren Ranges der abegescheidenheit, für deren
höchste Vollkommenheit die Demut eben nur das vesteste fundament, noie das Leiden das schnellste
Geleit zu ihr ist. – Schaefer Anm. 9? vernoeist zu Z. ? f. auf RalU S. 40,35 ff. = oben S. 293,5 ff.:
. . . diu hoehste hoehe der höcheit liget in dem tiefen grunde der démüeticheit. Wan, ie der grunt
tiefer ist und niderr, ie ouch diu erhoehunge und diu hoehe hoeher und unmaeziger ist, und ie der
brunne tiefer ist, ie er ouch hoeher ist; diu hoehe und diu tiefe ist einez. Der Sinn der beiden
Stellen ist allerdings nicht ganz der gleiche. – Z. ? natüre bedeutet hier „leibliche Natur“ oder
„Körperlichkeit“. Schaefers Wiedergabe (S. 219) durch „Natur“ ist nicht besser als die von ihm
Anm. 9? gerügte Büttner s (I, S. 22) durch: „natürlicher Mensch“.
1" Schaefer Anm. 98 vernveist auf ZfdA 8 S. 257,2–4 (Joh. v. Sterngassen ): Diu un
wandelberkeit unde diu abgescheidenheit aller créätiuren das setzet mich in das néchste der gotheit
und in das hoechste der vollekomenheit. Über die Bedeutung der Demut für die Gotteinung vgl.
DW 1 S. 246,16 ff.: Got vnd dirre demütig mentsch sind alzemal ain vnd nit zwai; . . . wan da ist
dirre mentsch götlich wesen, vnd götlich wesen ist dirre mentsch. wan hie so geschiht von der
ainikait gottes vnd von dem demütigen mentschen der kuss. wan die tugend, die da haisset
demütikait, dü ist ain wurtzel in dem grund der gothait, darin si gepflantzet ist, das si allain ir
wesen in dem ewigen ain hät vnd niena anderswa.
* Den Schluß der 6-Fassung habe ich oben S. 434 f. im Anhang mitgeteilt. Über die Herkunft
dieses sekundären Schlusses aus Seu s es Bdeno sieh oben S. 387 und S c h a efer S. 100–112.

Nachtrag
Nachdem der Druck des vorangehenden Traktats bereits abgeschlossen noar, hatte Herr Prof.
Dr. Kurt Ruh, Würzburg, die Freundlichkeit, mir mitzuteilen, daß er auf einer vor kurzem durch
geführten Bibliotheksreise in drei Handschriften der Stiftsbibliothek Melk bisher unbekannte
Texte des Traktats Von abegescheidenheit gefunden habe. Für diese Mitteilung in Briefen vom
18. und 24. 10. 1962 möchte ich Herrn Kollegen Ruh auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank
aussprechen.
Der Text des Traktats findet sich in den folgenden drei Melker Handschriften (in denen die
drei Texte von der Hand Lienhard Peugers über ihn sieh Stamm l er - Langos c h Verf.
Lex. III Sp. 862f.) geschrieben sind):
1389 (olim 72 [B 37) = Me, p. 226–244. Überschrift (rot), unmittelbar an den voraufgehenden
Text anschließend: Hie stet / verschriben von eim gantzen lawtern abgesch-/aiden leben
der doch yetzund wenig funden wern. Inc. A(Initiale)ls vil ich han erfarn mügen dy / heilig
vnd warhaft geschrifft vnd / mein vernufft mit lesen hat pe-/greiffen mügen von haid
nischen / maistern von weissagen vnd von der newn / ee aws den ich mit gantzem fleizz
gesu-/echt han was dy höchst vnd pest tugent / sey da mit sich ein mensch zw got am /
aller nachsten füegen müg vnd mit der er / von gnaden wern möcht das got von natur (227)
ist vnd damit auch der mensch am aller / gleichisten gesein möcht dem pild als er / in got
was in dem tzwischen im vnd got / chain vnterschaid was So vind ich ni-/cht anders dan
das lawtre abgeschaiden-/hait ob allen dingen ist . . . Expl. Halt dich abgeschaiden-/leichen

461
Nachtrag zu Traktat 3

von allen menschen Halt dich lawter / vor allen intzogen pilden vnd frey dich vor / allem
dem das zw väl anhangen vnd ch-/umern) pringen mag vnd richt dich altz-/eit in deim
muet awff ainung in got Amen (= oben S. 434,4–435,1)
235 (olim 639) = Me: f. 186pa–189rb als Schlußteil eines kompilatorischen Traktats f. 160ra–
189rb mit der Überschrift (rot): H(Initiale)ie hebt sich an vom nutz der / sweig vnd vom
schaden vnnützer / wart Es setzt auch hinten in / dem puech von huet des seh-/ens vnd von
laittung der gedan-/kchen vnd von abgeschaidn leben. Der erste Teil, der vom nutz der
sweig handelt, reicht bis f. 1?9ra, der zweite mit der Überschrift (rot): Hie ist schriben das
nutz / ist huet der awgen reicht bis f. 186pa. Daran schließt unmittelbar die Überschrift des
dritten Teils an: Awff dy vadern / mainung ist hie geschriben von / abgeschaiden leben der
man wenig / vint. Das Incipit dieses Teils lautet: A(Initiale)ls vil vnd ich han er-/farn
mügen dy heilig vnd / warhafft geschrift vnd mit / lesen mein vernufft hat pe-/greiffen
chünnen von haidnischen / maistern von weissagen vnd auch von / der newn ee aws dem
ich mit ga-/ntzem fleizz gesuecht han was dy hö=/chst vnd pest tugent sey da mit sich / ein
mensch zw got am aller na-/chsten füegen müg vnd mit der er / von gnaden wern möcht
das got von / natur ist vnd damit auch der men-/sch am aller gleichisten gesein mö=/cht
dem pild als er in got was in / dem tzwischen im vnd got chain vn-/ter schaid was Sovind
ich nicht / anders dann das lautre abgeschaid=/enhait ob allen dingen ist . . . Expl. Halt dich /
abschaidenleichen von allen men-/schn halt dich lauter vor allen intzogen / pildn vnd
gestalt vnd frey dich vor / allem dem das zw väl anhangung / vnd chumern) pringen mag
vnd / richt altzeit deinen muet awff / ainung in got Amen (= oben S. 434,4–435,1)
856 (olim 881/Q. 10) = Mes. f. 203p–212r. Überschrift (rot): Hie vintt man von eim ab / geschaiden
lebn. Inc.: A(Initiale)ls vil ich in der / heiligen geschrifft han ervarn / mügen von haidnischen
maistern vnd / aws der alten vnd newn ee aws den / ich mit gantzem fleizz gesuecht han
was / dy höchst vnd pest tugent sey da mit sich / dysel am nachsten zw got füegen müg /
vnd mit dem sy von gnaden wern möcht das (204r) got von natur ist (ist über d. Zeile) vnd
da mit sy auch am aller / gleichist dem pild sein möcht als sy in got / was in dem tzwischen
ir vnd got chain vnter-/schaid was so vind ich nicht anders dann / das lawtre abgeschaidenhait
ob allen din-/gen ist ... Expl. . . . der nem für / sich dy churtzen ler vnd halt sich von
allen / menschen abgeschaidenleich vnd von allen / intzogen pilden vnd frey sich vor allen
zw / välln anhangens vnd chumern) vnd richt / seinen muet awff ainung in got.
Der Traktattext ist von einer großen Anzahl von Exzerpten durchsetzt, die zum überrwiegen
den Teil dem Traktat III der Pfeifferschen Eckhart-Ausgabe (Pf. S. 394–416) entnommen sind,
z. T. aber auch aus anderen Texten stammen, so aus Pf. Tr. II, VII, XIV, XV und aus Seuses
Bdeno. Einige dieser eingesprengten Textstücke konnte ich bisher nicht identifizieren. Im fol
genden gebe ich eine Analyse des ganzen Textkonglomerats, das von f. 2030–215p reicht:
S. 400,2–10 +
Dar vmb / dysel dy ein himlischswesen an ir haben wil / dy sol an ir drew ding haben dy am
himel / sind Das er ewig ist das er seinen täglei-/chen lawff hat vnd das er der nydristen /
creatur irn influs geit Des ersten ist der / himel ewig vnd hat ein leipleiche mater-/leiche
nattur vnd ein vnleipleiche gestalt dar / vmb mag chain frömde inpildung in in chö-/men noch
chain form noch chain andre / chrafft mag in in würchen vnd dar vmb / ist sein wesen ein
vnwandelpärs pleiben / Das ander ist das der himel vmb lawfft vnd / chümbt wider an sein
erste stat Da von / ein maister der natur spricht des himels pe-/weger ist ain anvang der sunn
vnd chümbt – tägleich an ir erste stat vnd das sol (sol auf d. Rand nachgetr.) man also / nicht
versten das sy irn lawff in aim tag / an ir erste stat volpring sunder sychümbt / erst Vber ein
iar dar an das ist in drein hu=/ndert vnd in fünff vnd sechtzig tagen vnd / also was dy sunn
in eim gantzen iar an irm / lawff volpringt das tuet der himel tägleich / der dy sunn mit im
tzewcht Das dritt ist das / der himel den nydristen dingen der creatur seinen / influs geit (= Pf.
S. 210,28–211,12 mit Abroeichungen im einzelnen) +
Pf. Tr. III S. 398,20 Dar umbe – 23 sélikeit. +

462
Nachtrag zu Traktat 3

wann sy wirt / da ein leipleiche natur haben vnd ein vnlei-/pleiche weis in dem der geist nach
dem lei-/chnam nach vichleichen dingen nicht wirt na=/chuolgen vnd nach dem mag ir chain
frömde (204p) inpildung in vallen so sy das pild mit fleizz / pewart das got nach seiner gleichn)
ge-/macht hat (= Pf. S. 211,24–28 mit Abroeichungen) +
Pf. Tr. III S. 398,23 Und – 26 loesen: + 394,10 got – 15 dinc, + 394,32 Wan – 395,1 worte.
+ 10 Die wile – 12 got. + vnd / chert sich in abgeschaidenhait +
402,1–404,6 mac. + das sein allain / wirdig ist + Pf. Tr. XIV S. 531,6 Her üf – 10 + 13–14 niht. +
Dar vmb sol man sich von allen / merkchen (!) müessig machen wann ein ainiger / awgenplikch
der plazzen gothait ainigt dy/sel mer dann sy mag geainigt wern von / allen den werchen dy
von der heiligen christen-/hait aws wendig ye sind gewaricht warn / (vgl. Pf. S. 602,16f.?) +
Pf. Tr. III S. 398,26 wan – 28 ist. + Pf. Tr. XV S. 53?,10–13 holze. + Pf. Tr. III S. 398,28
wenne – 31 kraft + also das sy in der enphangen gnad / in got ein abgeschaidens leben
füert +
404,8–409,6 üz. + Pf. Tr. III S. 398,32 Wan – 39 hät +
409,?–410,6 ist. + Pf. Tr. III S. 398,39 Üf – 399,14 (= oben S. 410,?–411,10) +
411,11 Nü – 413,4 laere sin. + (20?r) Dar vmb sol man wissen das + Pf. Tr. VII S. 475,35 ez koment
– 476,6 + 8–29 behendikeit. + vnd für das götlei=/ch oder englischs liecht nicht das tewflischs /
erwell + 4??,1 Balaam – 5 pine + (20?p) Nw ist fürpas ze hörn aber von / abgeschaiden
hait +
413,6 dó got – 414,1 waere. + vnd im sind alle ding als ring zu ma=/chen gewesen als ein mukken +
414,1–420,6 sint; + Pf. Tr. III S. 399,14 Und waz – 18 vernunft. + (208p)
421,2–427,6 einem' + (209v) Pf. Tr. III S. 399,18 Dionysius – 24 wirt. +
428,3 Dä – 4 abegescheidenheit. + Pf. Tr. III S. 399,24–27 fleischliche, +
428,6 Dirre – ? abegescheidenheit". + Pf. Tr. III S. 399,2? und swenne – 30 enwären. + 401,36
Dar umbe – 402,5 sint. + Pf. Tr. II S. 382,33–383,1 bekentest. + (210r) wann / der sol nicht
fragen nach der höchsten ler der / noch stet pey den nydristen am leben + Pf. Tr. III S. 402,5
Dar umbe – ? mügent. +
428,12 Daz got – 432,2 leben (m. Umstellung). + (210p) Dar / vmb sprach der herr ihüs zw petro
da er / in strafft da er in gesagt het wie er solt / leiden vnd tött wern vnd am dritten tag /
ersten herr das sey verr von dir vnd es sol / an dir nicht geschehen vnd vmb cherund / sprach
er zw im Gee nach mir Sathanas / wann dw pist mir ein ergern) vnd smek-/chst nicht das
got zw gehört sunder das / dem menschen zw gehört wann wer mir / well nachuolgen der
verlawgen sein selbs / vnd heb awff sein chrewtz vnd wer sein /sel wil hailbärtig machen der
verlies sy so / vintt er sy dar nach in mir +
432,2 Dä von –433,3 bitterkeit. + (211r)
Dar vmb spricht er zw sölhen ir süllt in gen / durch dy engen porten wann der weg ist smal /
der zwm leben füert vnd ir ist wenig dy in / vinden wann als lieb der ewig vater seinen sun /
hat als lieb hat der herr ihüs xpüs sein frewnt / vnd tuet in als er in vom anvang der welt /
tan hat vnd gaiselt einen yeden den er lieb / hat vnd eim sölhen ist nat eins starkchen /
muets als sand pernhart spricht Jn der war-/hait so sind dysäliger dy in leiden einen ver-/
nüftigen starkchen muet haben wann in söl-/her mazz wern dy aller frumisten menschen /
awff das aller ynnrist versuecht vnd ye / williger das leiden ist also das sein ein me-/nsch an
den willen gots nicht wolt Vber / haben sein ye edler wern dy tugent in seim / hertzen wachsen
wann dy awssern truebsal / sind weg zw des himlischen vater lannt vnd / ein sach grazz nutz
wann in chainen dingen / mag man als wohl pewärt wern das er ein / warr frewnt gots sey
dann so er durch seinen / willen mit gedult leitt wer mag mir in / warhait sagen das man dy
frewntschafft / gots in der welt lust vnd trast gewinnen / müg wärleich nayn wann in sölher
mazz / wurden gar wenig pöser menschen funden / wann der selben tar ist weit vnd ir weg
ist / prait der zw der verlust füert vnd ir ist vil als / der herr spricht dy durch den in genn
Dar / vmb wern dy allain mit gnaden ersatt vnd / für gots chinder tzellt dy er an straff nicht
lät / wann mit den want er altzeit wie wol sy / ettwann gedenkchen oder er hab ir vergessen /
wann dy vor genanten ding machen (en auf d. Rand) vns na-/ch den ebenpilden lawffen dy

463
Nachtrag zu Traktat 3

vns der herr ihüs / hat vor tragen in gedult als seins leidens / vnd tzaigen vns awff ze steigen
den geistlei-/chen perg himlische ding zwpeschawn / vnd ye grösser das vnrecht ist das eim /
sölhen von andern geschiecht als vil ist er vor (211p) got wirdiger wann chain mensch möcht
hie / in der tzeit den mynnisten lan der himlischen / frewden erleiden den got vmb das
mynnist / tzeitleich leiden geben wil das hie von lieb / in seim namen geliten wirt (wirt auf d.
Rand) wann das ist sein ew-/ige arnung was edel vnd chöstleich ist das / mues hartt erarnt
wern wann wes sich / got mit der gab vnterwintt des mues von / der welt gantz verlawgent
wern dar vmb / das willigs leiden der churtzist vnd der sichrist / vnd der nachst weg zw dem
ewigen leben (vgl. Seuse S. 251,4–?) / ist wann mit dem verdient dysel vor / got ein so gar
süezz news gesankch ze si=/ngen das all engel im himel nye gesun-/gen haben dar vmb das sy
leiden nye ver-/suecht haben (vgl. Se use S. 252,25–27) Sälig ist der mensch vnd pe=/darff got
wol dankchen der von gnaden sölhen / dingen weisleich mit gedult chan für / warten wann es
ist nichts pitters dann leiden / vnd ist nichts süezzers dann geliten haben (vgl. S. 433,3f.) wann /
den selben ist im ewigen leben sundre süe-/ssichait peraitt vmb dy versmähung vnd / wider
wärtichait dysy hie in ellend geli-/ten haben +
433,6 Daz vesteste – 8 gotheit. + (211p)
Das / wol schein ist gwesen an den warten marie / der junchfrawn da sy sprach vnd mein
geist / hat gefralokcht in got meinem hailant vnd / das fralokchen cham aws irr grassen
diemue-/tichait da sy erchannt das dy grazz gnad dy / got mit ir tan het das sein ainiger mit
ew-/iger sun von irrjungfrawleichen armen per-/san solt mensch enphangen vnd parn wern /
wann got wil wie gras nw ein mensch / in tugenten ist das er sich dannoch albeg / natig
vnd arm schätz vnd erchenn dy mäch-/tichait gots vnd sein selbschlainchait wan / wie wol
der herr ihüs chain sünt nye tan / het dannoch erchannt sein heilige sel gar / wol das sein
raine menschait als das / von gnaden het was sy was welhe creatur (212r) möcht es verdient
haben das sy mit got ain / persan wär wann als pald sein menschait / in der junchfrawn
enphangen wart da was / sy mit got veraint was möcht sy da verdient / haben dy vor der
ainung ain stund nye gwe-/sen was Dar vmb ist auch nye chain grö-/ssere gnad erschinn
dann an der menschait / ihü xpi dy sogar an als verdienen vor aller / creatur zw sölher
haher wirdichait ist von got / erwelt von dem vns alle gnad flewst als / von dem hawbt in
dy glider vnd da das sein /sel lawter erchannt da was er auch tiem-/uetiger dann chain hertz
nye ward vnd gab / all ir er der hahen gothait von der sis het vnd / in der mazz sind auch dy
engel vnd dy heili-/gen diemuetig so sy schätzen was sy von / in selber sind vnd was sy von
got warn sind / der sy von nichte peschaffen hat vnd sy in sölhe / grasse ding von lawtern
gnaden gesetzt hat +
434 (Anhang I) Z. 1 Swer – 435,1 gemüete + awff ainung in got + Seuse (Bdeno), Bihlmeyer
S. 287,20 Setze – 24 kumet. +
vnd halt / sich dytzeit seinslebens mit eim erhaben / geist in got vnd mit einer ledigen vnd
law-/tern sel wann der tod chöm das sy dann sprechen / müg + Pf. Tr. III S. 401,31 'ich – 36
worden. + 403,33 Üf daz – 3? git. + (212v) 404,4 Dar umbe – 6tuo. + 10 unde – 14 Kristi. +
16 wan – 26 versümet. + 405,1 Wan – 3 werden. + 8 diu séle – 10 ist. + 14 got – 16 andern.
+ 26 Wan – 29 geiste. + 34 Wan – 39 gote; + (213r) 406,9 Ouch – 12 kérte. + 19 wan – 28
nätüre, + 40?,? si – 8f. gemachet. + 5 Dar umbe – ? éwikeit, + 408,8 der gerehten – 14
willen, + 16 Dar umbe – 20 tempel + 23 Und – 25f. vollebringen. + 30 Unde – 34 alleine.
+ (213p) 409,2f. Wan sol – 23 gotes. + 26 wan – 32 wärheit. + 40 Unde –(214r) 410,4 abe. +
9 Alsö – 20 ist? + 35 diu séle – 38 ervinstert si. +411,1 Dar umbe – 5 hät, + 9f. Der ander
– 24 mac. + 2? Unde – (214p) 38 hät. +412,2 und in dem – 6 créatüre + 11 Dar umbe – 1?
bliben. + 22 só üebet – 23 si, + 18–19f. sélekeit. +413,5 Wan – 12 würken mac. + 16 Ouch
–(215r) 39 sint. +414,2 Wan – 15 wirt. +
wann sy erchennt das der herr nwr / dyallain guets erfüllt dy nichts anders / pegern dann
sein. Davon spricht sand Au-/genstin Herr dysel dy dw peschaffen hast (215p) nicht von dir
sunder durch dein wart nicht / von einer yeder materi der element sunder von / nichte dy ist
redleich vernüftig geistleich / pewegleich vnd albeg lebund Dw hast / sy petzaihent mit dem
Nachtrag zu Traktat 3

liecht deins antlitz / vnd hast sy geweicht in der chraft deiner / tawff das sy ist enphachleich
warn der /ern deiner maigestat also das sy von dir / vnd von ander nyembt mag erfüllt
wern / vnd wann sy dich hat so ist nichts das symer / peger vnd seittu das höchst guet pist /
so ist nichts das dysel lieber hab dann di-/ch so sy dich pesitzt wann dy selben machstu /
wirdig sälig heilig vnvermailigt vnd / gots frewnt dy awsser dir alle ding sch-/ätzen als den
mist Nymb war mein herr / ich handy statfunden dar inn dw wanest / das ist dysel dy
dein allain pegert O. herr / wie süezzichleichen dw in der sel prinst in der / dw dein wanung
hast vnd wie haimleich / dw sy erlewchts vnd wie pegierleich dw / sy erwermbts Dar vmb
mein herr ni-/cht ertzürn dich so wir dein waisen val-/len seittu vnser chrankchait erchennst
vnd / gib dem chain gwalt das dw nicht pe-/schaffen hast Vber dy creatur dy dw ge-/macht
hast wann seittu laidig pist in / vnserr verlust so hastu auch frewd in / vnserm hail Dar vmb
herr lazz dich vin-/den vnd ersatt dysel dy dich lieb hat mit / deinen gnaden vnd mach sy
von dir trunkchen / das sy in dir allain rue vnd wanung hab / vnd in eim abgeschaiden leben
stee vnd / sunst alle ding awsser dir (dir auf d. Rand nachgetr.) lazz Der dw pist / triueltig
in der persan vnd ainig in göt-/leicher natur Amen
Diese Analyse des Mes-Textes läßt deutlich erkennen, daß Mes den ganzen Text des Traktats
Von abegescheidenheit enthält und daß neben kleineren anderen Textstücken verschiedener Her
kunft ein großer Teil des Traktats III der Pfeifferschen Eckhart-Ausgabe, im noesentlichen in der
Textfolge dieses Traktats, in den Text Von abegescheidenheit eingesprengt ist. Sorweit es sich inner
halb des Textes von Pf. Tr. III um die oben S. 382 verzeichneten Exzerpte aus Von abegescheiden
heit handelt, stimmt der Wortlaut von Mes immer zu dem von Pfeiffer gebotenen Text dieses
Traktats.

Das von mir angegebene Incipit und das Explicit der drei Melker Hss. für den Text Von abe
gescheidenheit lassen eindeutig erkennen, daß alle drei Texte auf eine gemeinsame Vorlage zurück
gehen; keine der übrigen Hss, die den Traktat Von abegescheidenheit überliefern, bringt den ein
leitenden Satz in der syntaktischen Fassung der Melker Texte, und keine schließt den Text an der
Stelle, an der ihn die drei Melker Hss. bei oben S. 435,1 schließen lassen. Dieser Schluß aber läßt
deutlich noerden, daß die Vorlage den Text Von abegescheidenheit in der 6-Fassung bot; keines der
für die a-Fassung charakteristischen Textplusstücke (sieh oben S. 388 und 476f.) findet sich in einer
der drei Melker Hss. Dementsprechend stimmen die Melker Texte für die von Schaefer S. 58ff.
gebotene Liste der unterschiedlichen Varianten der a- und der B-Gruppe durchgehends mit der
ß-Gruppe überein.
Daß der Schreiber der gemeinsamen Vorlage von Me, Mes, Mes den Text, den er abschrieb,
nur sehr mangelhaft verstand, zeigt eine Reihe von eindeutigen Textverderbnissen, die alle drei
Hss. im noesentlichen übereinstimmend aufnoeisen. Ich führe einige dieser verderbten Stellen im
folgenden vor, u. zw. nach Mes:
S. 403,3 eigen stat! *] aigenschaftt 404,2f. eteswar in enpfangen werden.] ettwas ein
vmb vahen haben 405,3 rüeret] ruet 405,11 daz innebliben ensi vil edeler in im selber.]
oder iñ pleiben in im selber sey vil edler Mes oder iñ pleiben in im selber sey edler Me, oder in im
selber pleiben sey edler Mes 409,1äne mäsen] in ir“ mazz MesMe. vnverrukcht Mes 415,1
Hie – 3 und sach] Vber das schol man mich recht versten vnd merkchen (vnd m. fehlt Me) ob man
mag wann wär das man got in seim ewigen ersten anplikch scholt ansehen mit allen dingen als sy
geschehen scholten vnd sach MesMe. Vber das sol man wissen ob es also wär das ein mensch got
von ewichait als yetzund solt an sehen mit allen dingen als sy geschehen solten (vnd geschehen sind
vnd als . . .) Mes 41?,2 öuget] Übt mit werchen Mes würcht vnd Übt Me, dy werch wil wür
chen Mes 425,1 in – 2 mac.] das ettwas gesein (sein MeMº) mag in dem mag got awff das
höchst nicht gewürchen (würchen Me, Mes) 429,9 einförmicheit ainformung 431,5
formelósem formleichem 433,1 tier tar (noohl als "Tor" mißverstanden) 433,6 vesteste
fundament vestist vom endt Mesvestist zw dem endt Me, Mes
Daß der Kompilator des Textes von Pf. Tr. III für seine Exzerpte aus Von abegescheidenheit
einen Text dieses Traktats benutzt haben muß, der mit der gemeinsamen, schon stark fehlerhaften

30 Eckhart D 5 465
Nachtrag zu Traktat 3

Vorlage der drei Melker Hss. eng vernoandt genoesen ist, geht m. E. daraus hervor, daß sein Text an
mehreren Stellen mit dem der drei Melker Hss. übereinstimmend verderbt ist, so in folgenden Ent
sprechungen des obigen Textes Von abegescheidenheit:
42?,? wesene weisen MesMe-Meg(M2s M2s, sieh den Var.-App.) wisen Pf. S. 399,19
428,1 só verliuset si irn namen] so lawfft sy in irm namen MesMe-Mes só loufet si ime näch Pf.
S. 399,22 (Konjektur, während Pfeiffers hsl. Vorlage Me, mit Me-MesMes übereinstimmt!)
428,5 heimlichen] himlischen MesMe-Mes himelischen Pf. S. 399,25 (sieh auch den Var.-App. oben zu
S. 428,5)
428,10 die armen des geistes dy ainung des geists MesMe- des geists ainung Me, des geistes einunge
Pf. S.399,28

Zu diesen Stellen der Übereinstimmung in unursprünglicher Lesart, die die enge Bindung
znoischen den Melker Hss. und dem Text von Pf. Tr. III bezeugen, gehört auch:
410,? Avicenna vincenti Me:Me, vincencius Me, Vincentius Pf. S. 398,40
Wie der Var.-App. (oben S. 410 zu Z. ?) zeigt, ist, abgesehen von DauGra (Dyonisius) und
P. (augustinus), in allen Hss. der a- und der B-Gruppe an der Stelle übereinstimmend Avicenna
genannt, der nachgenoiesenermaßen der von Eckhart gemeinte meister ist; der Name Vincentius,
bzno. vincenti begegnet nur in den Melker Hss. und in Pf. Tr. III. Da diese Texte, noie gezeigt, auf
eine Vorlage zurückgehen, die bereits grobe Textperderbnisse aufnoies, noird man annehmen müs
sen, daß Vincentius aus Avicenna durch Verlesen entstanden ist, vielleicht aber auch, daß der Name
des nicht-christlichen Autors beroußt durch einen christlichen Namen ähnlichen Klangs ersetzt
rourde. Vgl. auch meine Ausführungen in Anm. 38.
Daß der Text von Pf. Tr. III in seinen Exzerpten aus Von abegescheidenheit mit den Melker
Hss. übereinstimmt, braucht nicht zu vernoundern, da Pfeiffer diesen Traktat nach seiner eigenen
Angabe (Pf. S. IX zu 23. g.) aus einer Melker Hs. (L. 27, jetzt 615 = Mes, die auch von Lienhard
Peuger geschrieben nourde) ediert hat.
Die Texte Me, MesMes geben für die Textkritik des Traktats Von abegescheidenheit nichts
her; sie gehen auf eine gemeinsame Vorlage zurück, die nicht nur von vielen eindeutigen Verderb
nissen durchsetzt noar, sondern den Text gegenüber dem der B-Gruppe in einem durchgehends
sekundären Wortlaut bot. Es sind mir nur einige Stellen aufgefallen, an denen es von Interesse
sein könnte, die Lesart der Melker Hss. zur Kenntnis zu nehmen; es handelt sich um die folgenden
Stellen:

406,? sin!] ain sein MesMe-Mes, so auch PfKo (sieh den Var.-App.)
419,1 ob Pharäó ze mir sprichet, ob dy chind von ysrahel zw mir sprechen Me:Me, (. . . dy wart
nemen dy got zwm Moises sprach) ob dich dy chinder von israhel fragen Mes
421,1 ein vernünftic bilde oder etwaz vernünftigezäne bilde.] ein vnvernüftigs pild oder ettwas
vernüftigs an pild MesMe, ein pild verpargner vernufft Me, Pf. Tr. III S. 399,1?f. Vgl. dazu
meine Ausführungen in Anm. 68. Ich perrweise noch auf Pf. S. 4?5,35–476,12.
422,2 sachen dingen Mes Pf. S. 489,22, von üzern sachen fehlt Me, Mes. Vgl. dazu Anm. ?2.
424,8 noch rücher.] noch röher der vierd aller röhist MesMe-Mes
428,9 Dá von –10 sprichet: fehlt Me, Me, Me, Pf. Tr. III S. 399,28, sieh oben S. 456f. Anm. 94.
Aus den folgenden Übereinstimmungen der Texte Me- und Meg gegenüber Mes geht hervor,
daß diese beiden Texte auf einen gemeinsamen Prototyp zurückgehen, der die Vorlage aller drei
Melker Texte als einen Repräsentanten der B-Gruppe noeniger verläßlich noiedergab als Mes, das
deutlich den ursprünglicheren Text benoahrt hat:
403,10 etwaz üfsehennes ettwas ein awfsehen Mes ettwas ein awffmerkchen Me«Mes
404,5 einvaltic und alsó ainig vnd Mes fehlt Me, Mes
405,9 gät der mensche üz im selber üf] get ain mensch aws im selber awff Me, geschiecht ein aws
gang awff Me-Mes

466
Nachtrag zu Traktat 3

408,2 als ich dir her näch sagen wil..] als ich da von her nach mer sagen wil Mes als her nach da von
mer gesagt wirt Me, da von her nach mer gesagt wirt Mes
411,6 Und – wirt. Mes] vnd ein sölher mensch wirt Me, Mes
412,2 éren, schanden und lasters ern vnd schentiis Mes fehlt Me, Mes
414,5 gegen dem menschen, Mes fehlt Me, Mes
417,3 hät anegesehen, Mes] in seim fürsehen gehabt hat Me, Mes
41?,4 an sie geleget; an sich genomen Mes an sich genomen so er in hie vil gueter ding verleicht Me,
Mes
420,6 und solhe liute heizent eigenlicher vihe dan liute.] Dar vmb haissen soleich pilleicher vich dan
menschen Mes fehlt Me, Mes
421,4 herzen.' – 6 menschen.] hertzen vnd da wider sind ettleich menschen dy chern all ir synn hertz
vnd vernufft awff das tzergänkchleich leben vnd söleich wissen nichts von dem ynnern men
schen ze sagen noch zw versten Mes hertzen vnd dar vmbdy menschen dyir hertz zwtzeit
leichen dingen chern (legen Mes) dy wissen von dem ynnern menschen nichts zw sagen Me, Mes
422,6f. só stuont doch (dannoch Mes) alzit (albeg Mes) ir inwendicheit (ir paider inw. Mes) in einer
unbewegelichen (einer unb. fehlt Mes) abegescheidenheit (abschaidenhait Mes). Mes dy pe
trüebt nicht ir abgeschaidenhait Me, davon ward ir abgeschaidenhait nichts petrüebt Mes
422,10 só wandelt sich daz üzer bret hin und her, da von sich das awzzer pret hin vnd her chert
Mes fehlt Me, Mes
423,3f. und sage dir (dir fehlt Mes), war umbe daz ist (sey Mes) Mes] vnd das ist dar vmb das Me-Mes
423,6 allem Mes] fehlt Me, Mes
424,1 bereite Mes] macht Me,Mes
424,6f. nü enist niht dan (niht dan] nwr Mes) ein hitze in dem ovene und Mes] vnd wie wol nwr ain
hitz im ofen ist Me, Mes
429,6 darüf setzet, Mes] dar zw geit Me, Mes
430,10 Kristus an sich nam, xpüs ist vnd an sich nam Mesxpüs ist Me, Mes
431,2 f. ir hät zu villustes üf min gegenwürtigez bilde geleget, jr habt zu villust gelegt awff mein
gegenwürtichait der menschleichen persan Mes jr habt an meiner gegenwürtichait ze vil lust
nach menschleicher persan (nach m. p. fehlt Mes) Me, Mes
432,6f. Dä von (Dar vmb so Mes) ist abegescheidenheit daz aller beste, Mes] Dar vmb ist dy aller
pest vnd sichrist tugent dy abgeschaidenhait Me, Dar vmb ist abgeschaidenhait dygrösst tugent
Mes
433,2 liden, Mes] gedultigs leiden Me-Mes
Mir ist nur eine Stelle aufgefallen, an der der Mes-Text gegenüber dem an dieser Stelle ver
derbten Text von Me- und Mes die ursprünglichere Variante bietet:
429,9 götlichen Mes] obristen Me-Mes. Ich möchte annehmen, daß die Übereinstimmung von Me,
und Mes in einer fehlerhaften Lesart an dieser Stelle auf einem Zufall beruht. Die beiden Texte
haben unachtsamerweise obersten aus den Zeilen 429,7 und 8 übernommen. Ansonsten dagegen ist
der Mes-Text durchgängig da, noo er von dem der übrigen Melker Hss. abnoeicht, deutlich sekundär.
Nachdem bereits festgestellt noerden konnte, daß der Kompilator des Textes von Pf. Tr. III für
die Exzerpte, die er dem Traktat Von abegescheidenheit entnommen hat, eine Vorlage benutzte, die
eng vernoandt noar mit dem Prototyp der drei Melker Texte, kann nun präzisiert noerden, daß diese
Vorlage eng vernoandt genoesen sein muß mit der des Mes-Textes, noie etwa aus der folgenden Text
stelle deutlich noird:

420,? swaz diu séle krefte hät über dazsi den fünf sinnen gibet, Me, Mes] was dyfümf synn chreft
von der selnemen Mes Pf. S. 399,14f., noo Pf. hinter Z. 15 sinne in seiner Genoährshandschrift
Melk Nr. 615 stehendes chrefft versehentlich ausgelassen hat, das in seiner Abschrift Waf.10p
steht.

Die enge Vernoandtschaft zwischen dem Mes-Text und der Tr. III-Kompilation verrät sich,
noie schon oben vermerkt noerden konnte, insbesondere in der Tatsache, daß der Kompilator des

30* 407
Nachtrag zu Traktat 3

Mes-Textes den größten Teil des Tr. III in Exzerpten, die er diesem Traktat in seiner Textfolge ent
nahm, in den Text des Traktats Von abegescheidenheit eingefügt hat. Der Kompilator von Mes
verband demnach einen 6-Text des Traktats Von abegescheidenheit in der Fassung der gemein
samen Vorlage der Melker Texte mit einer zweiten Vorlage, die ihm den Text von Pf. Tr. III bot.
Daß er die Exzerpte dieser zweiten Vorlage selbst der Tr. III-Kompilation entnahm, geht m. E. dar
aus hervor, daß er, noie die Textanalyse oben S. 462ff. zeigte, die Exzerpte aus dem Anfang des Tr. III
S. 394,10–15 und 394,32–395,1 nicht als erste in Von abegescheidenheit einschob, sondern erst später
als Pf. S. 398,20–23, und daß er fernerhin auch Exzerpte aus den Traktaten Pf. Nr. II, VII, XIV
und XV in den Text Von abegescheidenheit einsprengte. Interessant und, noie mir scheint, eine
nachträgliche Bestätigung dafür, daß der 6-Schluß unursprünglich und aus dem Bdeno Seuses ent
nommen noorden ist, dürfte die Feststellung sein, daß der Mes-Kompilator unmittelbar an den
fragmentarischen 6-Schluß unseres Traktates das Textexzerpt aus Seuses Bdeno, Bihlmeyer S. 28?,
20–24 folgen läßt, das dem Text des 6-Schlusses im Bdeno unmittelbar voraufgeht. Daraus geht
m. E. hervor, daß der Mes-Kompilator sich der Tatsache beroußt noar, daß der Schluß seiner Text
vorlage Von abegescheidenheit aus Seuses Bderv entnommen worden noar. Schaefer (S. 52 und
102f.) hat bereits darauf hingenoiesen, daß der Schreiber des Nº-Textes Von abegescheidenheit den
ß-Schluß nur bis oben S. 434,4 menschen, bringt und unmittelbar anschließend schreibt: Das stet
geschriben indem / puch der weijshaijt an dem zehentem / capitel. Fraglos bezieht sich diese An
gabe auf Seuses Bdeno, noenngleich die Kapitelangabe nicht mit der der Seuse-Ausgabe Bihlmeyers
übereinstimmt. Auch der Schreiber von N. hat demnach um die Provenienz des ß-Schlusses genoußt.

Nach alledem ergibt sich für die Beziehungen der drei Melker Texte untereinander sorwie für
ihr Verhältnis zur B-Gruppe einerseits und zum Text von Pf. Tr. III anderseits folgendes Stemma:

ºtºX

Mes y

Me4 Z

Mea -– Tr. III


Übersetzung
der Traktate 1–5

Für die Übersetzung gelten dieselben Richtlinien, die ich in der Vorbemerkung DW 1 S.427f.
angegeben habe.

469
T R AK TAT 1 (S. 8ff.)

DAS BUCH DER GÖTTL I C H EN TR ÖST UNG

B e n e di ct us de us et pat er do m in i
nost ri Jesu Christi et c. (2 Kor. 1,3f.)

Der edle Apostel Paulus spricht diese Worte: "Gesegnet sei Gott und der
Vater unsers Herrn Jesu Christi, ein Vater der Barmherzigkeit und alles Trostes,
der uns tröstet in allen unsern Betrübnissen. Es gibt dreierlei Betrübnis, die den
Menschen anrührt und bedrängt in diesem Elend. Die eine kommt aus dem Scha
den an äußerem Gut, die andere aus dem Schaden, der seinen Verwandten und
Freunden zustößt, die dritte aus dem Schaden, der ihm selbst widerfährt in Ge
ringschätzung, Ungemach, körperlichen Schmerzen und Herzeleid.
Hierum bin ich willens, in diesem Buche etliche Lehre niederzuschreiben, mit
der sich der Mensch trösten kann in allem seinem Ungemach, Trübsal und Leid.
Und dies Buch hat drei Teile. In dem ersten findet man diese und jene Wahr
heit, aus der und von der zu entnehmen ist, was den Menschen füglich und gänz
lich trösten kann und wird in allem seinem Leid. Danach findet man hier etwa
dreißig Stücke und Lehren, in deren jeglicher man recht und völlig Trost zu
finden vermag. Hiernach findet man im dritten Teile dieses Buches Vorbilder in
Werken und Worten, die weise Leute getan und gesprochen haben, als sie im
Leiden waren.
1

Zum ersten muß man wissen, daß der Weise und die Weisheit, der Wahre
und die Wahrheit, der Gerechte und die Gerechtigkeit, der Gute und die Gutheit
aufeinander Bezug nehmen und sich wie folgt zueinander verhalten: Die Gut
heit ist weder geschaffen noch gemacht noch geboren; jedoch ist sie gebärend und
gebiert den Guten", und der Gute, insoweit er gut ist, ist ungemacht und unge
schaffen und doch geborenes Kind und Sohn der Gutheit. Die Gutheit gebiert
sich und alles, was sie ist, in dem Guten: Sein, Wissen, Lieben und Wirken gießt
sie allzumal in den Guten, und der Gute empfängt sein ganzes Sein, Wissen,
Lieben und Wirken aus dem Herzen und Innersten der Gutheit und von ihr
allein. Der Gute und die Gutheit sind nichts als eine Gutheit, völlig eins in allem,

* Sieh S. 62 Anm. 2.

471
Traktat 1

abgesehen vom Gebären einerseits und Geboren-Werden anderseits; indessen ist


das Gebären der Gutheit und das Geboren-Werden in dem Guten völlig ein Sein,
ein Leben. Alles, was zum Guten gehört, empfängt er von der Gutheit in der
Gutheit. Dort ist und lebt und wohnt er. Dort erkennt er sich selbst und alles,
was er erkennt, und liebt er alles, was er liebt, und wirkt er mit der Gutheit in
der Gutheit und die Gutheit mit und in ihm alle ihre Werke gemäß dem, wie
geschrieben steht und wie der Sohn sagt: "Der Vater wirkt in mir bleibend und
wohnend die Werke' (Joh. 14,10). Der Vater wirkt bis nun, und ich wirke'
(Joh. 5,17). "Alles, was des Vaters ist, das ist mein, und alles, was mein und
des Meinen ist, das ist meines Vaters: sein im Geben und mein im Nehmen'
(Joh. 17,10).
Weiterhin muß man wissen, daß, wenn wir vom „Guten“ sprechen, der Name
oder das Wort nichts anders bezeichnet und in sich schließt, und zwar nicht weniger
und nicht mehr, als die bloße und lautere Gutheit; jedoch meint man dann das
Gute, sofern es die sich gebende, gebärende Gutheit ist. Wenn wir vom „Guten“
sprechen, so versteht man dabei, daß sein Gutsein ihm gegeben, eingeflossen und
eingeboren ist von der ungeborenen Gutheit”. Darum sagt das Evangelium: "Wie
der Vater das Leben in sich selbst hat, so hat er dem Sohn gegeben, daß auch er
das Leben in sich selbst habe' (Joh. 5,26). Er sagt: 'in sich selbst', nicht: 'von sich
selbst', denn der Vater hat es ihm gegeben.
Alles, was ich nun von dem Guten und von der Gutheit gesagt habe, das ist
gleich wahr auch für den Wahren und die Wahrheit, für den Gerechten und die
Gerechtigkeit, für den Weisen und die Weisheit, für Gottes Sohn und Gott den
Vater, für alles das, was von Gott geboren ist und was keinen Vater auf Erden hat,
in das sich auch nichts von allem dem gebiert, was geschaffen ist, was nicht Gott ist,
in dem kein Bild ist als der bloße, lautere Gott allein. Denn so spricht Sankt Jo
hannes in seinem Evangelium, daß allen denen Macht und Vermögen gegeben ist,
Gottes Söhne zu werden, die nicht vom Blute noch vom Willen des Fleisches noch
vom Willen des Mannes, sondern von Gott und aus Gott allein geboren sind'
(Joh. 1,12f.).
Unter dem „Blut“ versteht er alles, was am Menschen dem Willen des Menschen
nicht untertan ist. Unter dem „Willen des Fleisches“ versteht er alles, was im Men
schen zwar seinem Willen untertan ist, aber doch mit einem Widerstreben und
Widerstreit, und was der Fleischesbegierde zuneigt und was der Seele und dem
Leibe zusammen angehört und sich nicht eigentlich nur in der Seele findet; und
infolgedessen werden diese Seelenkräfte müde, schwach und alt. Unter dem „Willen
des Mannes“ versteht Sankt Johannes die höchsten Kräfte der Seele, deren Natur
und Wollen unvermischt ist mit dem Fleisch und die in der Seele Lauterkeit stehen,
von Zeit und Raum und von allem abgeschieden, was noch irgendein Absehen auf
oder Geschmack hat nach Zeit und Raum, die mit nichts etwas gemein haben, in
denen der Mensch nach Gott gebildet, in denen der Mensch von Gottes Geschlecht
und Gottes Sippe ist. Und doch, da sie nicht Gott selbst sind und in der Seele und
! Sieh S. 65 Anm. 8.

472
I Das Buch der göttlichen Tröstung

mit der Seele geschaffen sind, so müssen sie ihrer selbst entbildet und in Gott allein
überbildet und aus Gott geboren werden, auf daß Gott allein ihr Vater sei; denn
so auch sind sie Söhne Gottes und Gottes eingeborener Sohn!. Denn alles dessen bin
ich Sohn, was mich nach sich und in sich als gleich bildet und gebiert. Soweit ein
solcher Mensch, Gottes Sohn, gut als Sohn der Gutheit, gerecht als Sohn der Gerech
tigkeit einzig ihr (d. h. der Gerechtigkeit) Sohn ist, ist sie ungeboren-gebärend, und
ihr geborener Sohn hat dasselbe eine Sein, das die Gerechtigkeit hat und ist, und er
tritt in den Besitz alles dessen, was der Gerechtigkeit und der Wahrheit eigen ist.
Aus all dieser Lehre, die im heiligen Evangelium geschrieben steht und im
natürlichen Licht der vernunftbegabten Seele mit Sicherheit erkannt wird, findet
der Mensch wahren Trost für alles Leid.
Sankt Augustinus spricht: Für Gott ist nichts fern noch lange. Willst du, daß
dir nichts fern noch lange sei, so füge dich zu Gott, denn da sind tausend Jahre
wie der Tag, der heute ist. Ebenso sage ich: In Gott ist weder Traurigkeit noch Leid
noch Ungemach. Willst du alles Ungemachs und Leids ledig sein, so halte dich und
kehre dich in Lauterkeit nur zu Gott. Sicherlich, alles Leid kommt nur daher, daß
du dich nicht allein in Gott und zu Gott kehrst. Stündest du ausschließlich in die
Gerechtigkeit gebildet und geboren da, fürwahr, so könnte dich ebensowenig irgend
etwas in Leid bringen wie die Gerechtigkeit Gott selbst”. Salomon spricht: "Den
Gerechten betrübt nichts von alledem, was ihm widerfahren mag' (Spr. 12,21). Er
sagt nicht: 'den gerechten Menschen noch den gerechten Engel' noch dies oder das.
Er sagt: 'den Gerechten'. Was irgendwie dem Gerechten zugehört, insonderheit,
was seine Gerechtigkeit zu der seinigen macht und daß er gerecht ist, das ist Sohn
und hat einen Vater auf Erden und ist Kreatur und ist gemacht und geschaffen,
denn sein Vater ist Kreatur, gemacht oder geschaffen. Aber reines Gerechtes, da
dies keinen gemachten oder geschaffenen Vater hat und Gott und die Gerechtigkeit
völlig eins sind und die Gerechtigkeit allein sein Vater ist, drum kann Leid und
Ungemach in ihn (d. h. in den Gerechten) so wenig fallen wie in Gott". Die Gerech
tigkeit kann ihm kein Leid bereiten, denn die Gerechtigkeit ist nichts als Freude,
Lust und Wonne; und ferner: Schüfe die Gerechtigkeit dem Gerechten Leid, so
schüfe sie sich selbst solches Leid. Nichts Ungleiches und Ungerechtes noch irgend
welches Gemachte oder Geschaffene vermöchte den Gerechten in Leid zu versetzen;
denn alles, was geschaffen ist, liegt weit unter ihm, ebenso weit wie unter Gott,
und übt keinerlei Eindruck oder Einfluß auf den Gerechten aus und gebiert sich
nicht in ihn, dessen Vater Gott allein ist. Drum soll der Mensch sich sehr befleißigen,
daß er sich seiner selbst und aller Kreaturen entbilde und keinen Vater kenne als
Gott allein; dann kann ihn nichts in Leid versetzen oder betrüben, weder Gott noch
die Kreatur, weder Geschaffenes noch Ungeschaffenes, und sein ganzes Sein, Leben,
Erkennen, Wissen und Lieben ist aus Gott und in Gott und ist Gott selbst“.
Und ein zweites muß man wissen, das ebenfalls den Menschen tröstet in all
seinem Ungemach. Das ist, daß der gerechte und gute Mensch sich sicherlich un
* Sieh S. 66 f. Anm. 12. * Sieh S. 68 Anm. 17. * Sieh S. 68 Anm. 19.
* Sieh S. 68f. Anm. 21.

30* 473
Traktat 1

gleich, ja unaussprechlich mehr am Werke der Gerechtigkeit erfreut, als er oder


selbst der oberste Engel an seinem natürlichen Sein oder Leben Wonne und Freude
hat. Darum auch gaben die Heiligen ihr Leben fröhlich hin für die Gerechtigkeit.
Nun sage ich: Wenn dem guten und gerechten Menschen ein äußerer Schaden
widerfährt und er im Gleichmut und im Frieden seines Herzens unbewegt bleibt,
so ist es wahr, was ich gesagt habe, daß den Gerechten nichts von alledem betrübt,
was ihm widerfährt. Ist es hingegen so, daß er durch den äußeren Schaden betrübt
wird, so ist es nur billig und recht, daß Gott zuließ, daß der Schaden dem Menschen
widerfuhr, der da gerecht sein wollte und zu sein wähnte, während ihn doch so
geringfügige Dinge zu betrüben vermochten. Ist es denn also Gottes Recht, fürwahr,
so soll er sich nicht deswegen betrüben, sondern er soll sich dessen freuen viel mehr
als seines eigenen Lebens, dessen sich doch jeglicher Mensch mehr freut und das
ihm mehr wert ist als diese ganze Welt; denn was hülfe dem Menschen diese ganze
Welt, wenn er nicht lebte?
Das dritte Wort, das man wissen mag und soll, ist dies, daß Gott allein natür
licher Wahrheit gemäß einziger Born und Quellader allen Gutseins, wesenhafter
Wahrheit und des Trostes ist, und alles, was nicht Gott ist, das hat von sich selbst
her natürliche Bitterkeit und Untrost und Leid und fügt der Gutheit, die von Gott
stammt und Gott ist, nichts hinzu, sondern sie (d. h. die Bitterkeit) mindert und
bedeckt und verbirgt die Süßigkeit, die Wonne und den Trost, den Gott gibt.
Nun sage ich weiter, daß alles Leid aus der Liebe zu dem kommt, was mir der
Schaden genommen hat. Ist mir denn nun ein Schaden an äußeren Dingen leid, so
ist dies ein wahres Zeichen dafür, daß ich äußere Dinge liebe und in Wahrheit also
Leid und Untrost liebe. Was Wunder also, daß ich dann in Leid gerate, wenn ich
Leid und Untrost liebe und suche? Mein Herz und meine Liebe eignet der Kreatur
das Gutsein zu, das Gottes Eigentum ist!. Ich kehre mich der Kreatur zu, von der
naturgemäß Untrost kommt, und kehre mich von Gott ab, von dem aller Trost
ausfließt. Wie kann es dann wundernehmen, daß ich in Leid gerate und traurig
bin? Wahrlich, es ist Gott und aller dieser Welt wirklich unmöglich, daß der Mensch
wahren Trost finde, der Trost sucht bei den Kreaturen. Wer aber Gott allein in der
Kreatur liebte und die Kreatur allein in Gott, der fände wahren, rechten und glei
chen Trost allerorten. Dies sei nun genug vom ersten Teil dieses Buches.

Nun folgen hiernach im zweiten Teile etwa dreißig” Stücke, von denen ein
jegliches für sich schon den verständigen Menschen in seinem Leide füglich trö
sten soll.
Das erste ist dies, daß kein Ungemach und Schaden ohne Gemach und kein
Schaden bloßer Schaden ist. Drum sagt Sankt Paulus, daß Gottes Treue und Güte
es nicht leiden, daß irgendwelche Prüfung oder Betrübnis unerträglich werde. Er
schafft und gibt allzeit etwas Trost, mit dem man sich behelfen kann (vgl. 1 Kor.

* Sieh S. 70 Anm. 27. * Sieh S. 70 Anm. 30.

474
I Das Buch der göttlichen Tröstung

10,13); denn auch die Heiligen und die heidnischen Meister sagen, daß Gott und
die Natur es nicht zulassen, daß es pures Böses oder Leid geben könne.
Nun setze ich den Fall, ein Mensch habe hundert Mark; davon verliert er
vierzig und behält sechzig. Will der Mensch nun immerfort an die vierzig denken,
die er verloren hat, so bleibt er ungetröstet und bekümmert. Wie könnte auch der
getröstet sein und ohne Leid, der sich dem Schaden zukehrt und dem Leid und
das in sich und sich in es einprägt und es anblickt, und es schaut wiederum ihn an,
und er plaudert mit ihm und spricht mit dem Schaden, und der Schaden hinwie
derum plaudert mit ihm, und beide schauen sich an von Angesicht zu Angesicht?
Wäre es aber so, daß er sich den sechzig Mark zukehrte, die er noch hat, und den
vierzig, die er verloren hat, den Rücken kehrte und sich in die sechzig versenkte
und die von Antlitz zu Antlitz anschaute und mit ihnen plauderte, so würde er
sicherlich getröstet. Was etwas ist und gut ist, das vermag zu trösten; was aber
weder ist noch gut ist, was nicht mein und mir verloren ist, das muß notwendig
Untrost ergeben und Leid und Betrübnis. Darum spricht Salomon: "In den Tagen
des Leids vergiß nicht die Tage des Wohlseins (Jes. Sir. 11,27). Das will sagen:
Wenn du im Leid und Ungemach bist, so gedenke des Guten und des Gemaches,
das du noch hast und behältst. Auch wird das hinwiederum den Menschen trösten,
wenn er bedenken will, wie manches Tausend derer lebt, die, wenn sie die sechzig
Mark besäßen, die du noch hast, sich für große Herren und Damen hielten und sich
sehr reich dünkten und von Herzen froh wären.
Ein Weiteres aber gibt es, das den Menschen trösten soll. Ist er krank und in
großem Schmerz seines Leibes, hat er jedoch seine Behausung und seine Notdurft
an Speise und Trank, an Beratung der Ärzte und an Bedienung seines Gesindes,
an Beklagung und Beistand seiner Freunde: wie sollte er sich da verhalten? Nun,
was tun arme Leute, die dasselbe oder gar noch größere Krankheit und Ungemach
zu ertragen und niemand haben, der ihnen auch nur kaltes Wasser gäbe? Sie müs
sen das trockene Brot suchen in Regen, Schnee und Kälte, von Haus zu Haus. Drum,
willst du getröstet werden, so vergiß derer, denen es besser geht, und gedenk' im
merzu derer, die übler daran sind.
Weiterhin sage ich: Alles Leid kommt her von Liebe und Zuneigung. Drum,
habe ich Leid wegen vergänglicher Dinge, so habe ich und hat mein Herz noch Liebe
und Hang zu vergänglichen Dingen und habe ich Gott nicht aus meinem ganzen
Herzen lieb und liebe noch nicht das, was Gott von mir und mit sich geliebt wissen
will. Was Wunder ist es dann, wenn Gott zuläßt, daß ich ganz zu Recht Schaden
und Leid erdulde?
Sankt Augustinus! sagt: Herr, ich wollte dich nicht verlieren, ich wollte aber
in meiner Gier mit dir zugleich die Kreaturen besitzen; und drum verlor ich dich,
denn dir widerstrebt es, daß man mit dir, als der Wahrheit, die Falschheit und den
Trug der Kreaturen besitze. Er sagt auch an anderer Stelle, daß der allzu gierig
sei, dem an Gott allein nicht genüge. Und wieder an anderer Stelle? sagt er: Wie
könnte dem an Gottes Gaben in den Kreaturen genügen, dem Gott selbst nicht
* Sieh S. 71 f. Anm. 37. * Sieh S. 72 Anm. 38.

475
Traktat 1

genügt? Einem guten Menschen soll nicht zum Trost, sondern zur Pein gereichen
alles, was Gott fremd und ungleich und nicht ausschließlich Gott selbst ist. Er soll
allzeit sprechen: Herr Gott und mein Trost! Weisest du mich von dir auf irgend
etwas anderes, so gib mir einen andern Dich, auf daß ich von dir zu dir gehe, denn
ich will nichts als dich!. Als unser Herr dem Moses alles Gute verhieß und ihn in das
Heilige Land sandte, womit das Himmelreich gemeint ist, da sprach Moses: "Herr,
sende mich nirgends hin, du wolltest denn selber mitkommen." (vgl. 2 Mos. 33,15).
Alle Neigung, Lust und Liebe kommt von dem, was einem gleich ist, denn alle
Dinge neigen zu und lieben ihresgleichen. Der reine Mensch liebt alle Reinheit, der
Gerechte liebt die und neigt zur Gerechtigkeit; der Mund des Menschen spricht von
dem, was ihm innewohnt, wie denn unser Herr sagt, daß der Mund von der Fülle
des Herzens redet' (Luk. 6,45), und Salomon sagt, daß des Menschen Mühsal in
seinem Munde sei' (Pred. 6,7). Drum ist es ein wahres Zeichen, daß nicht Gott, son
dern die Kreatur im Herzen des Menschen wohnt, wenn er noch draußen Neigung
und Trost findet.
Deshalb sollte sich ein guter Mensch gar sehr vor Gott und vor sich selbst schä
men, wenn er noch gewahr wird, daß Gott nicht in ihm ist und Gott der Vater nicht
in ihm die Werke wirkt, sondern daß noch die leidige Kreatur in ihm lebt und
seine Neigung bestimmt und in ihm die Werke wirkt. Darum spricht König David
und klagt im Psalter: "Tränen waren mein Trost Tag und Nacht, solange man noch
sagen konnte: Wo ist dein Gott?" (Ps. 41,4). Denn das Hinneigen zur Äußerlichkeit
und das Trostfinden an Untrost und das lustvoll eifrige und viele Reden darüber
ist ein wahres Zeichen dafür, daß Gott in mir nicht sichtbar wird, nicht in mir
wacht, nicht in mir wirkt. Und weiterhin auch sollte er (d. h. der gute Mensch)
sich schämen vor guten Leuten, daß sie solches an ihm gewahr würden. Ein guter
Mensch soll niemals über Schaden klagen noch über Leid; er soll vielmehr nur
beklagen, daß er klage und daß er das Klagen und Leid in sich wahrnimmt.
Die Meister sagen, daß unterhalb des Himmels weit ausgedehntes und in seiner
Hitze kraftvolles Feuer sei, und doch wird der Himmel ganz und gar in nichts
von ihm berührt”. Nun heißt es in einer Schrift”, daß das Niederste der Seele edler
sei als des Himmels Höchstes. Wie aber kann denn ein Mensch sich vermessen, er
sei ein himmlischer Mensch und sein Herz sei im Himmel, wenn er noch betrübt
und in Leid versetzt wird durch so kleine Dinge!
Nun spreche ich von etwas anderm. Ein guter Mensch kann der nicht sein, der
nicht will, was Gott in jedem besondern Falle will, denn es ist unmöglich, daß
Gott irgend etwas denn Gutes wolle; und insonderheit gerade darin und dadurch,
daß es Gott will, wird es und ist es notwendig gut und zugleich das Beste. Und darum
lehrte unser Herr die Apostel und uns in ihnen und beten wir alle Tage darum,
daß Gottes Wille geschehe. Und doch, noenn Gottes Wille kommt und geschieht,
so klagen wir.
Seneca“, ein heidnischer Meister, fragt: Was ist der beste Trost im Leiden und
im Ungemach? und antwortet: Es ist dies, daß der Mensch alle Dinge so hinnehme,
* Sieh S. 72 Anm. 39. * Sieh S. 73 Anm. 45. * Sieh S. 73 Anm. 46. * Sieh S. 73 Anm. 49.

476
I Das Buch der göttlichen Tröstung

als habe er's so gewünscht und darum gebeten; denn du hättest es ja auch ge
wünscht, wenn du gewußt hättest, daß alle Dinge aus Gottes, mit Gottes und in
Gottes Willen geschehen. Es spricht ein heidnischer Meister!: Herzog und oberster
Vater und Herr des hohen Himmels, zu allem, was du willst, bin ich bereit; gib mir
den Willen, nach deinem Willen zu wollen!
Ein guter Mensch soll darin Gott vertrauen, ihm glauben und gewiß sein und
ihn als so gut kennen, daß es Gott und seiner Güte und Liebe unmöglich ist zuzu
lassen, daß dem Menschen irgendein Leiden oder Leid zustoße, ohne daß er ent
weder dem Menschen größeres Leid dadurch verhüten oder ihn auch auf Erden
schon stärker trösten oder etwas Besseres davon und daraus machen wolle, worin
Gottes Ehre umfassender und stärker in Erscheinung träte. Doch, wie dem auch
sei: deshalb allein, weil es Gottes Wille ist, daß es geschehe, soll des guten Menschen
Wille so ganz und gar mit Gottes Willen eins und geeint sein, daß der Mensch mit
Gott dasselbe wolle, selbst wenn es sein Schaden und gar seine Verdamm-nis wäre.
Darum wünschte Sankt Paulus, daß er um Gottes willen und um des Willen Got
tes und um der Ehre Gottes willen von Gott geschieden wäre (vgl. Röm. 9,3). Denn
ein recht vollkommener Mensch soll sich so gewöhnt haben, sich selbst abgestorben”,
seiner selbst in Gott so entbildet und in Gottes Willen so überbildet sein, daß seine
ganze Seligkeit darin liegt, von sich selbst und von allem (Sonstigen) nichts zu
wissen, vielmehr nur Gott allein zu wissen, nichts zu wollen noch einen Willen zu
kennen als Gottes Willen und Gott so erkennen zu wollen, wie Gott mich erkennt,
wie Sankt Paulus sagt (vgl. 1 Kor. 13,12). Gott erkennt alles, was er erkennt, liebt
und will alles, was er liebt und will, in sich selbst in seinem eigenen Willen. Unser
Herr sagt selbst: "Das ist das ewige Leben, Gott allein zu erkennen' (Joh. 17,3).
Darum sagen die Meister, daß die Seligen im Himmelreich die Kreaturen er
kennen ohne alle Bilder der Kreaturen, die sie vielmehr in dem einen Bilde erken
nen, das Gott ist und in dem Gott sich selbst und alle Dinge weiß und liebt und
will”. Und dies lehrt uns Gott selbst beten und begehren, wenn wir sprechen: "Vater
unser', 'geheiliget werde dein Name, das heißt: dich erkennen ganz allein (vgl.
Joh. 17,3); 'zukomme dein Reich', auf daß ich nichts habe, was ich als reich erachte
und wisse als dich, den Reichen“. Deshalb sagt das Evangelium: "Selig sind die
Armen des Geistes (Matth. 5,3), das heißt: des Willens, und bitten wir Gott, daß
sein Wille geschehe auf Erden', das heißt: in uns, wie im Himmel', das heißt:
in Gott selbst. Ein solcher Mensch ist so einwillig mit Gott, daß er alles das will, was
Gott will, und in der Weise, wie es Gott will. Und darum, da Gott in gewisser Weise
will, daß ich auch Sünde getan habe, so wollte ich nicht, daß ich sie nicht getan hätte,
denn so geschieht Gottes Wille auf Erden', das ist in Missetat, wie im Himmel',
das ist im Rechthandeln. In solcher Weise will der Mensch Gott um Gottes willen
entbehren und von Gott um Gottes willen geschieden sein, und das ist allein rechte
Reue meiner Sünden; so ist mir die Sünde leid ohne Leid, wie Gott alles Böse leid
ist ohne Leid. Leid und das größte Leid habe ich wegen der Sünde – denn ich täte
! Sieh S. 73f. Anm. 50. * Sieh S. 74 Anm. 54. * Sieh S. 74f. Anm. 57.
* Sieh S. 75 Anm. 58.

477
Traktat 1

um alles, was geschaffen oder erschaffbar ist, auch wenn es in Ewigkeit tausend Wel
ten geben könnte, keine Sünde –, jedoch ohne Leid; und ich nehme und schöpfe die
Leiden in und aus Gottes Willen. Solches Leid ist allein vollkommenes Leid, denn
es kommt und entspringt aus der lauteren Liebe der lautersten Güte und Freude
Gottes. So wird wahr und wird man gewahr, was ich in diesem Büchlein gesprochen
habe: daß der gute Mensch, insoweit er gut ist, in das ganze Eigensein der Gutheit
selbst, die Gott in sich selbst ist, eintritt.
Nun merke, welch wundersames und wonnigliches Leben dieser Mensch auf
Erden wie im Himmel' in Gott selbst hat! Ihm dient Ungemach zu Gemach und
Leid gleicherweise wie Liebes, und doch beachte dabei in ebendem noch einen beson
deren Trost: denn, wenn ich die Gnade und die Gutheit habe, von der ich gerade
gesprochen habe, so bin ich allzeit und in allen Dingen gleichmäßig völlig getröstet
und froh; habe ich aber nichts davon, so soll ich's um Gottes willen und in Gottes
Willen entbehren. Will Gott geben, wonach ich begehre, so habe ich es damit und
bin in Wonne; will Gott hingegen nicht geben, nun, so empfange ich's entbehrend
im gleichen Willen Gottes, in dem er eben nicht will, und so also empfange ich,
indem ich entbehre und nicht nehme. Woran fehlt's mir dann? Und sicherlich, im
eigentlicheren Sinne nimmt man Gott entbehrend als nehmend; denn, wenn der
Mensch empfängt, so hat die Gabe das, weswegen der Mensch froh und getröstet
ist, in sich selbst. Empfängt man aber nicht, so hat noch findet noch weiß man
nichts, worüber man sich freuen könnte, als Gott und Gottes Willen allein.
Auch gibt's wieder einen andern Trost. Hat der Mensch äußeres Gut oder
seinen Freund oder seinen Verwandten, ein Auge, eine Hand oder was es sei, ver
loren, so soll er dessen gewiß sein, daß, wenn er es um Gottes willen geduldig
leidet, er zum mindesten alles das bei Gott zugute hat, um dessen Preis er jenes
(den Verlust) nicht hätte erdulden wollen". Ein Mensch verliert ein Auge: hätte
er nun dieses Auge nicht um tausend oder um sechstausend Mark oder mehr missen
wollen, so hat er sich gewiß bei Gott und in Gott eben alles das (= jenen ganzen
Gegenwert) zugute erhalten, um das er jenen Schaden oder jenes Leid nicht hätte
erleiden wollen. Und dies meint wohl unser Herr, da er sprach: "Es ist besser, daß
du mit einem Auge in das ewige Leben kommst, als mit zweien verloren zu gehen'
(Matth. 18,9). Und das meinte wohl auch Gott, wenn er sprach: "Wer da läßt Vater
und Mutter, Schwester und Bruder, Hof und Acker oder was es sei, der wird das
Hundertfache und das ewige Leben empfangen' (Matth. 19,29). Sicherlich wage ich
in Gottes Wahrheit und bei meiner Seligkeit zu sagen, daß der, der um Gottes und
um der Gutheit willen Vater und Mutter, Bruder und Schwester oder was es sei
verläßt, das Hundertfache empfängt auf zweierlei Weise: die eine Weise ist die,
daß ihm sein Vater, seine Mutter, Bruder und Schwester hundertfach lieber wer
den, als sie jetzt sind. Die andere Weise ist die, daß nicht nur hundert, sondern alle
Leute, insofern sie Leute und Menschen sind, ihm ungleich lieber werden, als ihm
jetzt von Natur aus Vater, Mutter oder Bruder lieb sind. Daß der Mensch dessen
nicht gewahr wird, das kommt einzig und allein daher, daß er noch nicht lauter
* Sieh S. 77 f. Anm. 66.

478
I Das Buch der göttlichen Tröstung

nur um Gottes und der Gutheit willen allein gänzlich gelassen hat Vater und Mut
ter, Schwester und Bruder und alle Dinge. Wie hat der Vater und Mutter, Schwe
ster und Bruder um Gottes willen gelassen, der sie noch auf Erden findet in seinem
Herzen, der noch betrübt wird und noch das bedenkt und auf das sieht, was nicht
Gott ist? Wie hat der alle Dinge um Gottes willen gelassen, der noch auf dies und
das Gute achtet und sieht? Sankt Augustinus" spricht: Nimm weg dies und das
Gute, so bleibt die lautere Gutheit in sich selbst schwebend in ihrer bloßen Weite:
das ist Gott. Denn, wie ich oben gesagt habe: Dies und das Gute fügt der Gutheit
nichts hinzu, sondern es verbirgt und bedeckt die Gutheit in uns. Das erkennt und
wird gewahr, wer es in der Wahrheit sieht und schaut, denn es ist in der Wahrheit
wahr, und darum muß man es dort und nirgends anders gewahr werden.
Jedoch soll man wissen, daß Tugend-Besitzen und Leiden-Wollen eine gewisse
Abstufungsweite hat, wie wir ja auch in der Natur sehen, daß ein Mensch größer
ist und schöner in der Erscheinung, im Aussehen, im Wissen, in Künsten als ein
anderer. So sage ich auch, daß ein guter Mensch wohl ein guter Mensch sein kann
und doch von natürlicher Liebe zu Vater, Mutter, Schwester, Bruder mehr oder
weniger berührt werden und schwanken, jedoch nicht von Gott noch von der Gut
heit abfällig werden kann. Indessen ist er in dem Maße gut und besser, in dem er
weniger und mehr getröstet und berührt wird von natürlicher Liebe und Zunei
gung zu Vater und Mutter, Schwester und Bruder und zu sich selbst und sich ihrer
bewußt wird.
Und doch, wie ich oben geschrieben habe: Wenn ein Mensch eben dies in Gottes
Willen hinnehmen könnte angesichts dessen, daß es Gottes Wille ist, daß die mensch
liche Natur jenen Mangel insonderheit aus Gottes Gerechtigkeit im Hinblick auf
die Sünde des ersten Menschen habe, und wenn er es anderseits doch auch wieder
in Gottes Willen bereitwillig entbehren wollte, dafern es nicht so wäre, so stünde
es ganz recht mit ihm, und er würde sicherlich im Leiden getröstet. Das ist gemeint,
wenn Sankt Johannes sagt, daß das wahre Licht in die Finsternis leuchtet' (Joh. 1,5),
und Sankt Paulus sagt, daß die Tugend in der Schwachheit vollbracht wird' (2 Kor.
12,9). Könnte der Dieb wahrhaft, völlig, lauter, gern, willig und fröhlich den Tod
erleiden aus Liebe zur göttlichen Gerechtigkeit, in der und nach der Gott und seine
Gerechtigkeit will, daß der Übeltäter getötet werde, sicherlich, er würde gerettet
und selig.
Wieder ein andrer Trost ist: Man findet wohl niemand, der nicht jemand so gern
leben sähe, daß er nicht willig für ein Jahr ein Auge entbehren oder blind sein wollte,
wenn er hernach sein Auge wiederhaben und seinen Freund so von dem Tode erlösen
könnte. Wenn demnach ein Mensch ein Jahr sein Auge entbehren wollte, um einen
Menschen, der nach kurzen Jahren doch sterben muß, vor dem Tode zu retten, so soll
er wohl billigerweise und bereitwilliger zehn oder zwanzig oder dreißig Jahre, die
er vielleicht noch leben könnte, entbehren, auf daß er sich selbst für ewig selig machte
und ewig Gott in seinem göttlichen Licht und in Gott sich selbst und alle Kreaturen
schauen werde.

* Sieh S. 78 Anm. 70.

479
Traktat 1

Wiederum ein anderer Trost: Einem guten Menschen, soweit er gut und allein
von der Gutheit geboren und ein Abbild der Gutheit ist, dem ist alles das, was ge
schaffen und dies und das ist, unleidlich, eine Bitternis und etwas Schädliches. Und
dies verlieren heißt daher Leid und Ungemach und Schaden loswerden und ver
lieren. Wahrlich, Leid verlieren ist ein echter Trost. Darum soll der Mensch keinen
Schaden beklagen. Er soll vielmehr beklagen, daß ihm Trost unbekannt ist, daß
Trost ihn nicht zu trösten vermag, so wie der süße Wein dem Kranken nicht
schmeckt. Er soll beklagen, wie ich oben geschrieben habe, daß er der Kreaturen
nicht gänzlich entbildet und nicht mit seinem ganzen Sein der Gutheit eingebildet ist.
Auch soll der Mensch in seinem Leide daran denken, daß Gott die Wahrheit
spricht und bei sich selbst als der Wahrheit Verheißungen macht. Fiele Gott von
seinem Wort, seiner Wahrheit, ab, so fiele er von seiner Gottheit ab und wäre nicht
länger Gott, denn er ist sein Wort, seine Wahrheit. Sein Wort nun aber ist, daß unser
Leid in Freude verwandelt werden soll? (vgl. Jer. 31,13). Sicherlich, wüßte ich zu
verlässig, daß alle meine Steine in Gold verwandelt werden sollten, je mehr Steine
und je größere ich dann hätte, um so lieber wäre es mir; ja, ich bäte um Steine, und
wenn ich könnte, erwürbe ich solche, die groß wären, und ihrer die Menge; je mehr
ihrer wären und je größer, um so lieber wären sie mir. Auf solche Weise würde der
Mensch gewiß kräftig getröstet in allem seinem Leide.
Noch ein Weiteres, dem Ähnliches: Kein Gefäß kann zweierlei Trank in sich
fassen. Soll es Wein enthalten, so muß man notgedrungen das Wasser ausgießen;
das Gefäß muß leer und ledig werden. Darum: sollst du göttliche Freude und Gott
aufnehmen, so mußt du notwendig die Kreaturen ausgießen. Sankt Augustinus
sagt”: Gieß aus, auf daß du erfüllt werdest. Lerne nicht lieben, auf daß du lieben
lernst. Kehre dich ab, auf daß du zugekehrt werdest. Kurz gesagt: Alles, was auf
nehmen und empfänglich sein soll, das soll und muß leer sein. Die Meister sagen“:
Hätte das Auge irgendwelche Farbe in sich, wenn es wahrnimmt, so würde es weder
die Farbe, die es hätte, noch eine solche, die es nicht hätte, wahrnehmen; weil es
aber aller Farben bloß ist, deshalb erkennt es alle Farben. Die Wand hat Farbe an
sich, und drum erkennt sie weder ihre eigene Farbe noch irgendwelche andere Farbe
und hat keine Freude an der Farbe, nicht mehr am Gold oder an Lasur als an der
Farbe der Kohle. Das Auge hat keine Farbe und hat sie doch im wahrsten Sinne,
denn es erkennt sie mit Lust und mit Wonne und mit Freude. Und je vollkommener
und reiner die Kräfte der Seele sind, um so vollkommener und umfassender nehmen
sie das, was sie erfassen, auf und empfangen um so mehr und empfinden um so
größere Wonne und werden um so mehr eins mit dem, was sie aufnehmen, und
zwar in dem Maße, daß schließlich die oberste Kraft der Seele, die aller Dinge bloß
ist und mit nichts etwas gemein hat, nicht weniger als Gott selbst in der Weise und
Fülle seines Seins aufnimmt. Und die Meister" erweisen, daß dieser Einigung und
diesem Durchfluß und dieser Wonne sich nichts an Lust und Wonne vergleichen
kann. Darum sagt unser Herr gar bemerkenswert: "Selig sind die Armen im Geiste'
* Sieh S. 79 Anm. 78. * Sieh S. 79 Anm. 82. * Sieh S. 80 Anm. 86.
* Sieh S. 80 Anm. 88. * Sieh S. 81 Anm. 93.

480
I Das Buch der göttlichen Tröstung

(Matth. 5,3). Arm ist der, der nichts hat. „Arm im Geiste“, das heißt: So wie das
Auge bloß ist an Farbe und empfänglich für alle Farben, so ist der, der arm im
Geiste ist, empfänglich für allen Geist, und aller Geister Geist ist Gott. Frucht des
Geistes ist Liebe, Freude und Friede. Bloß, arm (sein), nichts haben, leer sein ver
wandelt die Natur; Leere macht Wasser bergauf steigen und noch manch anderes
Wunder, wovon nun nicht gesprochen werden soll.
Darum: Willst du volle Freude und Trost haben und finden in Gott, so sieh zu,
daß du ledig seist aller Kreaturen, allen Trostes von den Kreaturen; denn sicher
lich, solange dich die Kreatur tröstet und zu trösten vermag, findest du niemals
rechten Trost. Wenn dich aber nichts zu trösten vermag als Gott, wahrlich, so tröstet
dich Gott und mit ihm und in ihm alles, was Wonne ist. Tröstet dich, was nicht Gott
ist, so hast du weder hier noch dort Trost. Tröstet dich hingegen die Kreatur nicht
und schmeckt sie dir nicht, so findest du sowohl hier wie dort Trost.
Wäre der Mensch imstande und könnte er einen Becher vollkommen leer machen
und leer halten von allem, was zu füllen vermag, auch von Luft, der Becher würde
zweifellos seine Natur verleugnen und vergessen, und die Leere trüge ihn hinauf
bis zum Himmel. Ebenso trägt Bloß-, Arm- und Leer-Sein von allen Kreaturen die
Seele auf zu Gott. Auch zieht Gleichheit und Hitze hinauf in die Höhe. Gleichheit
eignet man in der Gottheit dem Sohne zu, Hitze und Liebe dem Heiligen Geist.
Gleichheit in allen Dingen, insbesondere aber und zum ersten mehr noch in gött
licher Natur, ist Geburt des Einen, und Gleichheit von dem Einen, in dem Einen
und mit dem Einen ist Beginn und Ursprung der blühenden, feurigen Liebe. Das
Eine ist Beginn ohne allen Beginn. Gleichheit ist Beginn von dem Einen allein und
empfängt dies, daß sie ist und daß sie Beginn ist, von und in dem Einen. Die Liebe
hat dies von Natur aus, daß sie von Zweien ausfließt und entspringt. Eins als Eins
ergibt keine Liebe. Zwei als Zwei ergibt ebenfalls keine Liebe; Zwei als Eins, dies
ergibt naturgemäße, drangvolle, feurige Liebe".
Nun sagt Salomon, daß alle Wasser, das heißt alle Kreaturen, in ihren Ur
sprung fließen und zurücklaufen (Pred. 1,7). Darum ist es notwendig wahr, wie ich
gesagt habe: Gleichheit und feurige Liebe ziehen hinauf und führen und bringen
die Seele in den ersten Ursprung des Einen, das Vater aller ist im Himmel und
auf Erden (vgl. Ephes. 4,6). So sage ich denn, daß Gleichheit, geboren vom Einen,
die Seele in Gott zieht, wie er das Eine ist in seiner verborgenen Einung, denn das
ist mit Eins gemeint. Dafür haben wir ein sichtbares Anschauungsbild: Wenn das
materielle Feuer das Holz entzündet, so empfängt ein Funke Feuersnatur und wird
dem lauteren Feuer gleich, das ganz unmittelbar unten am Himmel haftet. Sofort
vergißt und gibt er auf Vater und Mutter, Bruder und Schwester auf Erden und
jagt hinauf zum himmlischen Vater. Vater des Funkens hienieden ist das Feuer,
seine Mutter ist das Holz, seine Brüder und Schwestern sind die anderen Funken;
auf sie wartet das erste Fünklein nicht. Es jagt schnell hinauf zu seinem rechten
Vater, welches der Himmel ist; denn, wer die Wahrheit erkennt, der weiß wohl,
daß das Feuer, sofern es Feuer ist, nicht ein rechter, wahrer Vater des Funkens ist.
* Sieh S. 82f. Anm. 102.

31 Eckhart , D 5 481
Traktat 1

Der rechte, wahre Vater des Funkens und alles Feuerartigen ist der Himmel. Und
fürder ist dies noch gar sehr zu beachten, daß dieses Fünklein nicht allein Vater
und Mutter, Bruder und Schwester auf Erden verläßt; vielmehr verläßt, vergißt
und verleugnet es auch sich selbst aus Liebesdrang, zu seinem rechten Vater, dem
Himmel, zu kommen, denn es muß notgedrungen erlöschen in der Kälte der Luft;
gleichviel will es die natürliche Liebe, die es zu seinem wahren, himmlischen Vater
hat, bekunden.
Und wie vorhin vom Leer-Sein oder Bloß-Sein gesagt wurde, daß die Seele,
je lauterer, entblößter und ärmer sie ist und je weniger Kreaturen sie hat und je
leerer an allen Dingen sie ist, die Gott nicht sind, um so reiner Gott und um so mehr
in Gott erfaßt und mehr eins mit Gott wird und in Gott schaut und Gott in sie von
Antlitz zu Antlitz, wie in einem Bilde überbildet, wie Sankt Paulus sagt – ganz so
sage ich's nun auch von der Gleichheit und vom Feuer der Liebe: denn, in dem
Maße, in dem etwas einem andern mehr gleicht, in dem Maße jagt es zu diesem
hin, ist es schneller und ist ihm sein Lauf beglückender und wonnevoller; und je
weiter es von sich selbst und von allem dem wegkommt, was jenes nicht ist, zu dem
es hinjagt, und je ungleicher es sich selbst und allem dem wird, was jenes nicht ist,
in dem Maße wird es beständig dem gleicher, zu dem es hinjagt. Und da Gleichheit
aus dem Einen fließt und durch die Kraft und in der Kraft des Einen zieht und
lockt, drum wird Ruhe noch Genüge weder dem, das zieht, noch dem, das gezogen
wird, bis daß sie in Eins vereint werden. Darum sagt unser Herr im Propheten
Jesaia dem Sinne nach: daß keine hohe Gleichheit und kein Friede der Liebe mir
genügt, bis daß ich selbst in meinem Sohne offenbar werde und ich selbst in der
Liebe des Heiligen Geistes entbrannt und entzündet werde (vgl. Is. 62,1). Und
unser Herr bat seinen Vater, daß wir mit ihm und in ihm Eins würden, nicht nur
vereint. Für dieses Wort und diese Wahrheit haben wir ein sichtbares Bild und
ein anschauliches Zeugnis auch äußerlich in der Natur. Wenn das Feuer seine Wir
kung tut und das Holz entzündet und in Brand setzt, so macht das Feuer das Holz
ganz fein und ihm selbst ungleich und benimmt ihm Grobheit, Kälte, Schwere und
Wässerigkeit und macht das Holz sich selbst, dem Feuer, mehr und mehr gleich;
jedoch beruhigt, beschwichtigt noch begnügt sich je weder Feuer noch Holz bei
keiner Wärme, Hitze oder Gleichheit, bis daß das Feuer sich selbst in das Holz ge
biert und ihm seine eigene Natur und sein eigenes Sein übermittelt, so daß es alles
ein Feuer ist, beiden gleich eigen, unterschiedslos ohne Mehr oder Weniger. Und
deshalb gibt es, bis es dahin kommt, immer ein Rauchen, Sich-Bekämpfen, Prasseln,
Mühen und Streiten zwischen Feuer und Holz. Wenn aber alle Ungleichheit weg
genommen und abgelegt ist, so wird das Feuer still und schweigt das Holz. Und ich
sage weiterhin wahrheitsgemäß, daß die verborgene Kraft der Natur im geheimen
die Gleichheit, insoweit sie Unterschiedenheit und Zweiung in sich trägt, haßt und
in ihr das Eine, das sie in ihr und allein um seiner selbst willen liebt, sucht, so wie
der Mund im und am Weine den Geschmack oder die Süßigkeit sucht und liebt.
* Sieh S. 83 Anm. 112.

482
I Das Buch der göttlichen Tröstung

Wenn Wasser den Geschmack, den der Wein hat, besäße, so würde der Mund den
Wein nicht mehr als das Wasser lieben.
Und aus diesem Grunde habe ich gesagt, daß die Seele in der Gleichheit die
Gleichheit haßt und sie nicht an sich und um ihrer selbst willen liebt; sie liebt sie
vielmehr um des Einen willen, das in ihr verborgen ist und wahrer Vater ist, ein
Beginn ohne jeden Beginn, aller im Himmel und auf Erden'. Und darum sage ich:
Solange noch Gleichheit zwischen Feuer und Holz gefunden wird und in Erschei
nung tritt, gibt es nimmer wahre Lust noch Schweigen, noch Rast, noch Genügen.
Und darum sagen die Meister: Das Werden des Feuers vollzieht sich mit Wider
streit, mit Erregung und Unruhe und in der Zeit; die Geburt des Feuers aber und
die Lust ist ohne Zeit und ohne Ferne. Lust und Freude dünkt niemand lang noch
fern. Alles, was ich nun gesagt habe, meint unser Herr, da er spricht: "Wenn die
Frau das Kind gebiert, so hat sie Leid und Pein und Traurigkeit; wenn aber das
Kind geboren ist, so vergißt sie Leid und Pein' (Joh. 16,21). Darum sagt auch und
ermahnt uns Gott im Evangelium, daß wir den himmlischen Vater bitten, daß
unsere Freude vollkommen werde, und Sankt Philippus sprach: "Herr, weise uns
den Vater, so genügt es uns KJoh. 14,8); denn „Vater“ besagt Geburt und nicht
Gleichheit und besagt das Eine, in dem die Gleichheit zum Schweigen kommt und
alles still wird, was Begierde nach Sein hat !.
Nun kann der Mensch offen erkennen, warum und woher er in allem seinem
Leide, Ungemach und Schaden ungetröstet ist. Das kommt stets und nur daher, daß
er fern von Gott ist und nicht ledig der Kreatur, Gott ungleich und kalt an göttlicher
Liebe.
Noch aber gibt's etwas anderes: wer das beachten und erkennen wollte, der
würde zu Recht getröstet bei äußerem Schaden und Leid.
Ein Mensch zieht einen Weg hin oder verrichtet ein Werk oder unterläßt ein
anderes, und dabei widerfährt ihm ein Schaden: er bricht ein Bein, einen Arm oder
verliert ein Auge, oder er wird krank. Will er dann beständig denken: Wärest du
einen andern Weg gezogen oder hättest du ein anderes Werk verrichtet, so wäre
dir das nicht widerfahren, so bleibt er ungetröstet und wird notwendig leid
bedrückt. Und deshalb soll er denken: Wärest du einen andern Weg gezogen oder
hättest du ein anderes Werk verrichtet oder unterlassen, so wäre dir leichtlich ein
viel größerer Schaden und Kummer widerfahren; und auf solche Weise würde er
zu Recht getröstet.
Und wieder ein anderes will ich annehmen: Du hast tausend Mark verloren;
dann sollst du nicht die tausend Mark beklagen, die verloren sind. Du sollst Gott
danken, der dir tausend Mark gegeben hat, die du verlieren konntest, und der dich
durch die Übung der Tugend der Geduld das ewige Leben verdienen läßt, was vielen
tausend Menschen nicht vergönnt ist.
Noch ein Weiteres, was den Menschen trösten kann: Ich setze den Fall, daß
ein Mensch Ehre und Gemach manches Jahr besessen hat und dies nun durch Gottes
Fügung verliert; so soll der Mensch sich weise bedenken und Gott danken. Wenn
* Sieh S. 84 f. Anm. 116.

31 * 483
Traktat 1

er des Schadens und des Ungemachs, das er nun hat, inne wird, dann weiß er erst,
wieviel Vorteil und Geborgenheit er vorher hatte, und er soll Gott danken für die
Geborgenheit, die er so manches Jahr genoß, ohne doch je recht zu erkennen, daß
er wohl daran war, und er grolle nicht. Er soll bedenken, daß der Mensch seinem
natürlichen Sein nach von sich selbst nichts als Bosheit und Gebresten hat. Alles,
was gut und Gutheit ist, das hat ihm Gott geliehen und nicht zu eigen gegeben.
Denn wer die Wahrheit erkennt, der weiß, daß Gott, der himmlische Vater, dem
Sohn und dem Heiligen Geiste alles, was gut ist, übergibt; der Kreatur aber gibt
er kein Gut, sondern er leiht es ihr nur auf Borg. Die Sonne gibt der Luft Wärme,
Licht aber gibt sie ihr auf Borg; und darum: sobald die Sonne untergeht, so verliert
die Luft das Licht, die Wärme aber bleibt ihr, denn die ist der Luft als zu eigen ge
geben. Und darum sagen die Meister, daß Gott, der himmlische Vater, des Sohnes
Vater und nicht Herr noch auch des Heiligen Geistes Herr ist. Aber Gott-Vater
Sohn-und-Heiliger-Geist ist ein Herr, und zwar ein Herr der Kreaturen. Und wir
sagen, daß Gott ewig Vater war; aber von dem Zeitpunkt an, da er die Kreatur
schuf, ist er Herr.
Nun sage ich: Sintemalen dem Menschen alles das, was gut oder tröstlich oder
zeitlich ist, auf Borg geliehen ist, was hat er dann zu klagen, wenn der, der es
ihm geliehen hat, es zurücknehmen will? Er soll Gott danken, der es ihm so lange
geliehen hat. Auch soll er ihm danken, daß er es ihm nicht insgesamt wieder weg
nimmt, was er ihm geliehen hat; und es wäre doch auch nur billig, daß Gott ihm
alles das, was er ihm geliehen hat, wieder wegnähme, wenn der Mensch zornig wird
darüber, daß er ihm einen Teil dessen, was nie sein und dessen Herr er nie ward,
wieder nimmt. Und darum spricht Jeremias, der Prophet, ganz recht, da er in
großem Leiden und Klagen war: "Mannigfaltig sind Gottes Erbarmungen, daß wir
nicht gänzlich zunichte werden!' (Jer. 3,22). Wenn einer, der mir seinen Rock, Pelz
rock und Mantel geliehen hätte, seinen Mantel zurücknähme und mir den Rock und
den Pelzrock im Froste ließe, so sollte ich ihm sehr zu Recht danken und froh sein.
Und man soll insonderheit erkennen, wie sehr ich unrecht habe, wenn ich zürne
und klage, so ich irgend etwas verliere; denn, wenn ich will, daß das Gute, das ich
habe, mir zu eigen gegeben und nicht nur geliehen sei, so will ich Herr sein und will
Gottes Sohn von Natur und in vollkommenem Sinne sein und bin doch noch nicht
einmal Gottes Sohn von Gnaden; denn Eigenschaft des Sohnes Gottes und des
Heiligen Geistes ist es, sich gleich zu verhalten in allen Dingen.
Auch soll man wissen, daß zweifellos schon natürliche menschliche Tugend so
edel und kräftig ist, daß ihr kein äußeres Werk zu schwer noch groß genug ist, sich
daran und darin erweisen und sich darein einformen zu können. Und darum gibt
es ein inneres Werk, das weder Zeit noch Raum umschließen noch umfassen kann,
und in demselben ist etwas, das göttlich und Gott gleich ist, den Kja ebenfalls)
weder Zeit noch Raum umschließt – er ist allenthalben und allzeit gleich gegen
wärtig –, und es ist auch darin Gott gleich, daß ihn keine Kreatur vollkommen in
sich aufzunehmen noch Gottes Gutheit in sich einzuformen vermag. Und deshalb
* Sieh S. 87 Anm. 125.

484
I Das Buch der göttlichen Tröstung

muß es etwas Innerliches und Höheres und Ungeschaffenes geben, ohne Maß und
ohne Weise, in das der himmlische Vater sich ganz einzuprägen und einzugießen
und in dem er sich zu offenbaren vermag: das sind der Sohn und der Heilige Geist.
Auch vermag jemand das innere Werk der Tugend so wenig zu hindern, wie man
Gott hindern kann. Das Werk glänzt und leuchtet Tag und Nacht. Es lobt und singt
Gottes Lob und einen neuen Gesang, wie David spricht: "Singet Gott einen neuen
Gesang' (Ps. 95,1). Dessen Lob ist irdisch, und das Werk liebt Gott nicht, das äußer
lich ist, das Zeit und Raum umschließt, das eng ist, das man hindern und bezwingen
kann, das müde wird und alt durch Zeit und Ausübung. Jenes Werk aber ist: Gott
lieben, ist Gutes und die Gutheit wollen, wobei der Mensch alles das, was er mit laute
rem und ganzem Willen in allen guten Werken tun will und tun möchte, damit be
reits jetzt getan hat, auch darin Gott gleichend, von dem David schreibt: "Alles, was
er wollte, das hat er jetzt getan und und gewirkt' (Ps. 134,6).
Für diese Lehre haben wir ein anschauliches Zeugnis am Steine: dessen äuße
res Werk ist es, daß er niederfällt und auf der Erde aufliegt. Dieses Werk kann
gehindert werden, und er fällt nicht jederzeit noch ohne Unterlaß. Ein anderes Werk
aber ist dem Stein noch inniger: das ist die Neigung niederwärts, und dies ist ihm
angeboren: das kann ihm weder Gott noch Kreatur noch irgendwer benehmen.
Dies Werk wirkt der Stein ohne Unterlaß Tag und Nacht. Und wenn er tausend
Jahre da oben läge, er würde nicht weniger noch mehr niederwärts neigen als am
ersten Tage.
Genauso sage ich von der Tugend, sie habe ein inneres Werk: ein Streben und
Neigen zu allem Guten und ein Fliehen und Widerstreben weg von allem dem, was
böse und übel ist, der Gutheit und Gott ungleich . Und je böser das Werk ist und
Gott unähnlicher, um so größer ist das Widerstreben: und je bedeutender und Gott
ähnlicher das Werk ist, um so leichter, lieber und lustvoller ist ihr das Werk. Und
ihre ganze Klage und ihr Leid ist es – dafern Leid sie überhaupt befallen kann –,
daß dieses Leiden um Gottes willen und alles äußere Werk in der Zeit viel zu klein
ist, als daß sie sich ganz darin offenbaren und voll erweisen und darin erbilden kann.
Durch Übung wird sie kräftig, und durch Freigebigkeit wird sie reich. Sie möchte
nicht Leid und Leiden schon gelitten und überstanden haben: sie will und möchte
allzeit ohne Unterlaß leiden um Gottes und des Wohltuns willen. Ihre ganze Selig
keit liegt im Leiden, nicht im Gelitten-Haben, um Gottes willen. Und darum sagt
unser Herr gar beherzigenswert: "Selig sind, die da leiden um der Gerechtigkeit
willen' (Matth. 5,10). Er sagt nicht: „die gelitten haben“. Ein solcher Mensch haßt das
Gelitten-Haben, denn Gelitten-Haben ist nicht das Leiden, das er liebt; es ist ein
Überschreiten” und ein Verlust des Leidens um Gottes willen, das er allein liebt.
Und darum sage ich, daß ein solcher Mensch auch das Erst-noch-Leiden-Werden
haßt, denn auch das ist nicht Leiden. Indessen haßt er weniger das Leiden-Werden
als das Gelitten-Haben, denn das Gelitten-Haben ist dem Leiden ferner und unähn
licher, da es gänzlich vergangen ist. Wenn aber jemand erst noch leiden noird, so
beraubt ihn dies nicht völlig des Leidens, das er liebt.
* Sieh S. 88 Anm. 131. * Sieh S. 88 Anm. 133.

485
Traktat 1

Sankt Paulus sagt, daß er um Gottes willen entbehren wolle (Röm. 9,3), auf
daß Gottes Ehre gemehrt würde. Man sagt, Sankt Paulus habe dies in der Zeit ge
äußert, da er noch nicht vollkommen war. Ich hingegen meine, daß dies Wort aus
einem vollkommenen Herzen kam. Man sagt auch, er habe gemeint, daß er nur für
eine Weile von Gott geschieden sein wollte. Ich aber sage, daß ein vollkommener
Mensch sich gleich ungern für eine Stunde wie für tausend Jahre von Gott trennen
möchte. Wäre es jedoch Gottes Wille und Gottes Ehre, daß er Gott entbehrte, so
fielen ihm tausend Jahre oder gar die Ewigkeit so leicht wie ein Tag, eine Stunde.
Auch ist das innere Werk darin göttlich und gottartig und verrät göttliche
Eigenheit, daß, gleichwie alle Kreaturen, selbst wenn es tausend Welten gäbe, nicht
um Haaresbreite den Wert Gottes allein übersteigen würden – so sage ich und habe
es schon vorhin gesagt, daß jenes äußere Werk, sein Umfang und seine Größe, seine
Länge und seine Weite um ganz und gar nichts die Gutheit des inneren Werkes
mehrt; es hat seine Gutheit in sich selbst. Darum kann das äußere Werk niemals
klein sein, wenn das innere groß ist, und das äußere niemals groß oder gut, wenn
das innere klein oder nichts wert ist. Das innere Werk hat allzeit Größe, alle Weite
und Länge in sich beschlossen. Das innere Werk nimmt und schöpft sein ganzes Sein
nirgends als von und in Gottes Herzen; es nimmt den Sohn und wird als Sohn ge
boren in des himmlischen Vaters Schoß. Nicht so das äußere Werk: vielmehr emp
fängt dies seine göttliche Gutheit vermittels des inneren Werkes als ausgetragen
und ausgegossen in einem Abstieg der mit Unterschied, mit Menge, mit Teil um
kleideten Gottheit: dies alles aber und dem ähnliches, wie auch die Gleichheit selbst,
sind Gott fern und fremd. Denn dies alles haftet und verharrt und beruhigt sich in
dem, was einzeln gut ist, was erleuchtet ist, was Kreatur ist, ganz und gar blind für
die Gutheit und das Licht an sich und für das Eine, in dem Gott seinen eingeborenen
Sohn gebiert und in ihm alle die, die Gottes Kinder, geborene Söhne, sind!. Da
(d. h. in dem Einen) ist der Ausfluß und Ursprung des Heiligen Geistes, von dem
allein, sofern er Gottes Geist und Gott selbst Geist ist, der Sohn in uns empfangen
wird, und da ist auch dieser Ausfluß (des Heiligen Geistes) aus allen denen, die
Gottes Söhne sind, je nachdem sie minder oder mehr rein nur von Gott allein ge
boren sind, nach Gott und in Gott überbildet und aller Menge entrückt, die man
doch und selbst noch in den obersten Engeln ihrer Natur nach findet, ja selbst noch,
will man's recht erkennen, entrückt der Gutheit, der Wahrheit und allem dem, was,
und sei's nur in Gedanken und in der Benennung, eine Ahnung oder einen Schatten
irgendeines Unterschieds leidet, und anvertraut nur dem Einen, das frei ist von
jederart Menge und Unterschied, in dem auch Gott-Vater-Sohn-und-Heiliger-Geist
alle Unterschiede und Eigenschaften verliert und ihrer entblößt wird und Eins ist
und sind”. Und dieses Eine macht uns selig, und je ferner wir dem Einen sind, um
so weniger sind wir Söhne und Sohn, und um so weniger vollkommen entspringt in
uns und fließt von uns der Heilige Geist; hingegen, je nachdem wir dem Einen näher
sind, um so wahrhaftiger sind wir Gottes Söhne und Sohn und fließt auch Gott, der
Heilige Geist, von uns aus. Das ist gemeint, wenn unser Herr, Gottes Sohn in der
* Sieh S. 90 Anm. 139. * Sieh S. 90f. Anm. 140.

486
I Das Buch der göttlichen Tröstung

Gottheit, spricht: "Wer da von dem Wasser trinkt, in dem entspringt ein Quell des
Wassers, das da ins ewige Leben springt' (Joh. 4,14), und Sankt Johannes spricht,
er habe dies vom Heiligen Geist gesagt (Joh. 7,39).
Der Sohn in der Gottheit gibt seiner Eigenschaft gemäß nichts anderes als
Sohn-Sein, als Gottgeboren-Sein, Quell, Ursprung und Ausfluß des Heiligen Geistes,
der Liebe Gottes, und vollen, rechten, ganzen Geschmack des Einen, des himm
lischen Vaters. Drum spricht des Vaters Stimme vom Himmel herab zum Sohn:
"Du bist mein geliebter Sohn, in dem ich geliebt und wohlgefällig bin' (Matth. 3,17),
denn zweifellos liebt niemand, der nicht Gottes Sohn ist, Gott genugsam und lauter.
Denn die Liebe, der Heilige Geist, entspringt und fließt aus dem Sohn, und der Sohn
liebt den Vater um seiner selbst willen, den Vater in ihm selbst und sich selbst in
dem Vater. Sehr recht sagt darum unser Herr: "Selig sind die Armen im Geist'
(Matth. 5,3), das heißt: die nichts von eigenem und menschlichem Geist haben und
entblößt zu Gott kommen. Und Sankt Paulus spricht: "Gott hat uns geoffenbart in
seinem Geiste (Kol. 1,8).
Sankt Augustinus sagt, daß der die Schrift am besten versteht, der, allen Geistes
entblößt, Sinn und Wahrheit der Schrift in ihr selbst, das heißt in dem Geiste sucht,
darin sie geschrieben und gesprochen ist: in Gottes Geist. Sankt Peter sagt, daß alle
die heiligen Leute im Geiste Gottes gesprochen haben (2 Petr. 1,21). Sankt Paulus
sagt: Niemand vermag zu erkennen und zu wissen, was in dem Menschen sei, als
der Geist, der im Menschen ist, und niemand vermag zu wissen, was Gottes Geist
und in Gott ist, als der Geist, der Gottes und Gott ist (1 Kor. 2,11). Drum sagt eine
Schrift, eine Glosse, sehr recht, daß niemand Sankt Pauls Schrift verstehen und
lehren kann, er habe denn den Geist, in dem Sankt Paulus sprach und schrieb.
Und dies ist immerfort und meine ganze Klage, daß grobsinnige Leute, die Gottes
Geistes bar sind und nichts davon besitzen, nach ihrem groben menschlichen Ver
stand beurteilen wollen, was sie hören oder lesen in der Schrift, die gesprochen und
geschrieben ist vom Heiligen Geiste, und nicht bedenken, daß geschrieben steht:
"Was unmöglich ist bei den Menschen, das ist möglich bei Gott' (Matth. 19,26). Und
es gilt auch gemeinhin und im natürlichen Bereich: Was der untern Natur unmöglich
ist, das ist der obern Natur gewohnt und naturgemäß.
Darüber nehmt nun doch noch hinzu, was ich vorhin gesagt habe: daß ein guter
Mensch, als Gottes Sohn in Gott geboren, Gott um seiner selbst willen und in ihm
selbst liebt, und viele andere Worte, die ich im voraufgehenden gesprochen habe.
Um es noch besser zu verstehen, muß man wissen, daß, wie ich denn auch öfter
gesagt habe, ein guter Mensch, von der Gutheit und in Gott geboren, in alle Eigen
art göttlicher Natur eintritt. Nun ist es nach Salomons Worten eine Eigentümlichkeit
Gottes, daß Gott alle Dinge um seiner selbst willen wirkt, das heißt, daß er auf
kein Warum außerhalb seiner selbst als vielmehr nur auf das Um-seiner-selbst
Willen schaut; er liebt und wirkt alle Dinge um seiner selbst willen. Wenn daher der
Mensch ihn selbst und alle Dinge liebt und alle seine Werke wirkt nicht um Lohn, um
* Sieh S. 91f. Anm. 145.

487
Traktat 1

Ehre oder um Gemach, sondern nur um Gottes und Gottes Ehre willen, so ist das ein
Zeichen, daß er Gottes Sohn ist.
Mehr noch: Gott liebt seiner selbst wegen und wirkt alle Dinge um seiner selbst
willen, das heißt: er liebt um der Liebe, und er wirkt um des Wirkens willen; denn
zweifellos hätte Gott seinen eingeborenen Sohn in der Ewigkeit nie geboren, wäre das
Geboren-Haben nicht dem Gebären gleich. Darum sagen die Heiligen, daß der Sohn
so ewiglich geboren ist, daß er doch ohne Unterlaß noch geboren wird. Auch hätte
Gott die Welt nie geschaffen, wenn Geschaffen-Sein nicht mit Erschaffen eins wäre.
Drum: Gott hat die Welt in der Weise geschaffen, daß er sie immer ohne Unterlaß
erschafft. Alles, was vergangen und was zukünftig ist, das ist Gott fremd und fern.
Und darum: Wer von Gott als Gottes Sohn geboren ist, der liebt Gott um seiner
selbst willen, das heißt: er liebt Gott um des Gott-Liebens willen und wirkt alle
seine Werke um des Wirkens willen. Gott wird des Liebens und Wirkens nimmer
müde, und auch ist ihm, was er liebt, alles eine Liebe. Und darum ist es wahr, daß
Gott die Liebe ist. Und darum habe ich oben gesagt, daß der gute Mensch allzeit
um Gottes willen leiden will und möchte, nicht gelitten haben; leidend hat er, was
er liebt. Er liebt das Um-Gottes-willen-Leiden und leidet Gottes wegen. Deshalb
und darin ist er Gottes Sohn, nach Gott und in Gott gebildet, der um seiner selbst
willen liebt, das heißt: er liebt um der Liebe, er wirkt um des Wirkens willen; und
darum liebt und wirkt Gott ohne Unterlaß. Und Gottes Wirken ist seine Natur,
sein Sein, sein Leben, seine Seligkeit. Ganz so in Wahrheit ist für den Gottessohn,
für einen Menschen, soweit er Gottes Sohn ist, das Leiden um Gottes willen, das
Wirken um Gottes willen sein Sein, sein Leben, sein Wirken, seine Seligkeit, denn
so spricht unser Herr: "Selig sind, die da leiden um der Gerechtigkeit willen'
(Matth. 5,10).
Überdies sage ich weiterhin zum dritten, daß ein guter Mensch, soweit er gut
ist, Gottes Eigentum hat nicht allein darin, daß er alles, was er liebt und wirkt,
liebt und wirkt um Gottes willen, den er da liebt und um dessentwillen er wirkt,
sondern er, der da liebt, liebt und wirkt auch um seiner selbst willen; denn, noas
er liebt, das ist der ungeborene Gott-Vater, roer da liebt, ist der geborene Gott
Sohn. Nun ist der Vater im Sohn und der Sohn im Vater. Vater und Sohn sind
Eins. Darüber, wie das Innerste und das Oberste der Seele Gottes Sohn und das
Gottes-Sohn-Werden in des himmlischen Vaters Schoß und Herzen schöpft und
empfängt, das suche hinter dem Schluß dieses Buches, wo ich schreibe "Vom edlen
Menschen, der auszog in ein fernes Land, um ein Reich zu empfangen und wieder
zukommen'! (Luk. 19,12).
Man soll überdies wiederum wissen, daß in der Natur der Eindruck und Ein
fluß der obersten und höchsten Natur einem jeglichen Wesen wonnesamer und
lustvoller ist denn seine eigene Natur und Wesensart. Das Wasser fließt infolge
seiner eigenen Natur niederwärts zu Tal, und darin liegt auch sein Wesen. Jedoch
unter dem Eindruck und Einfluß des Monds oben am Himmel verleugnet und ver

* Sieh S. 94 f. Anm. 159.

488
I Das Buch der göttlichen Tröstung

gißt es seine eigene Natur und fließt bergan in die Höhe, und dieser Ausfluß ist
ihm viel leichter als der Fluß niederwärts". Daran soll der Mensch erkennen, ob
er recht daran sei: daß es ihm wonnesam und erfreulich wäre, seinen natürlichen
Willen zu lassen und zu verleugnen und sich völlig seiner selbst zu entäußern in
allem, von dem Gott will, daß es der Mensch leidet. Und dies ist in rechtem Sinne
gemeint, wenn unser Herr sprach: "Wer zu mir kommen will, der muß sich seiner
selbst entäußern und sich verleugnen und muß sein Kreuz aufheben' (Matth. 16,24),
das heißt: er soll ablegen und abtun alles, was Kreuz und Leid ist. Denn sicherlich:
Wer sich selbst verleugnet und sich gänzlich seiner selbst entäußert hätte, für den
könnte nichts Kreuz noch Leid noch Leiden sein, es wäre ihm alles eine Wonne,
eine Freude, eine Herzenslust, und ein solcher käme und folgte Gott wahrhaft.
Denn so wie Gott nichts zu betrüben noch in Leid zu versetzen vermag, ebenso
wenig könnte einen solchen Menschen irgend etwas bekümmern oder in Leid brin
gen. Und wenn daher unser Herr sagt: "Wer zu mir kommen will, der verleugne
sich selbst und hebe sein Kreuz auf und folge mir, so ist das nicht nur ein Gebot,
wie man gemeinhin sagt und wähnt: es ist vielmehr eine Verheißung und eine
göttliche Anweisung, auf welche Weise dem Menschen sein ganzes Leiden, sein
ganzes Tun, sein ganzes Leben wonnevoll und freudig wird, und es ist eher ein
Lohn als ein Gebot. Denn der Mensch, der so geartet ist, hat alles, was er will, und
will nichts Schlechtes, und das ist Seligkeit. Deshalb wiederum spricht unser Herr
mit Recht: "Selig sind, die da leiden um der Gerechtigkeit willen' (Matth. 5,10).
Zudem, wenn unser Herr, der Sohn, spricht: 'der verleugne sich selbst und
hebe sein Kreuz auf und komme zu mir, so meint er dies: Werde Sohn, wie ich
Sohn bin, geborener Gott, und werde dasselbe Eine, das ich bin, das ich innewoh
nend, innebleibend in des Vaters Schoß und Herzen schöpfe. Vater, spricht der Sohn,
ich will, daß, wer mir folgt, wer zu mir kommt, dort sei, wo ich bin (vgl. Joh. 12,26).
Niemand kommt im eigentlichen Sinne zum Sohn, insofern dieser Sohn ist, als der,
der selbst Sohn noird, und niemand ist dort, wo der Sohn ist, der in des Vaters
Schoß und Herzen Eins in Einem ist, als der, der Sohn ist”.
'Ich', spricht der Vater, will sie geleiten in eine Einöde und und dort zu ihrem
Herzen sprechen' (Os. 2,14). Herz zu Herzen, Eins in Einem, das liebt Gott. Alles,
was dem fremd und fern ist, das haßt Gott; zum Einen lockt und zieht Gott. Das
Eine suchen alle Kreaturen, selbst die niedersten Kreaturen suchen das Eine,
und die obersten nehmen dieses Eine wahr; über ihre Natur hinausgezogen und
überbildet, suchen sie das Eine im Einen, das Eine in ihm selbst. Darum will der
Sohn wohl sagen: In der Gottheit Sohn im Vater, wo ich bin, da soll sein, wer mir
dient, wer mir folgt, wer zu mir kommt”.
Noch gibt es aber einen weiteren Trost. Man muß wissen, daß es der gesamten
Natur unmöglich ist, irgend etwas zu zerbrechen, zu verderben oder auch nur zu
berühren, ohne daß sie damit für das, was sie anrührt, etwas Besseres anstrebt.
Ihr genügt es nicht, daß sie ein gleich Gutes schaffe; sie will stets ein Besseres
machen. Wieso? Ein weiser Arzt berührt niemals den kranken Finger des Men
! Sieh S. 95 Anm. 160. * Sieh S. 96 Anm. 166. * Sieh S. 96 Anm. 169.

31 * 489
Traktat 1

schen, so daß er dem Menschen weh tut, wenn er nicht den Finger selbst oder den
gesamten Menschen in einen besseren Zustand zu versetzen und ihm Erleichterung
zu schaffen vermöchte. Vermag er den Menschen und auch den Finger zu bessern,
so tut er's; ist dem nicht so, so schneidet er den Finger ab, auf daß er den Menschen
bessere. Und es ist viel besser, den Finger allein preiszugeben und den Menschen
zu erhalten, als daß sowohl der Finger wie der Mensch verderbe. Besser ist ein
Schaden als zwei, insonderheit, wenn der eine ungleich größer wäre als der andere.
Auch soll man wissen, daß der Finger und die Hand und ein jegliches Glied von
Natur aus den Menschen, dessen es ein Glied ist, viel lieber hat als sich selbst und
sich gern und unbedenklich freudig in Not und Schaden begibt für den Menschen.
Ich sage zuversichtlich und wahrheitsgemäß, daß ein solches Glied sich selbst
durchaus nicht liebt, es sei denn um dessen willen und in dem, von dem es ein
Glied ist. Drum wäre es gar billig und wäre für uns naturgemäß das Rechte, daß
wir uns selbst keinesfalls liebten, wenn nicht um Gottes willen und in Gott. Und
wäre dem so, so wäre uns alles das leicht und eine Wonne, was Gott von uns und
in uns wollte, zumal, wenn wir gewiß wären, daß Gott ungleich weniger irgendein
Gebresten oder einen Schaden zu dulden vermöchte, wenn er nicht einen viel grö
ßeren Gewinn darin erkennte und anstrebte. Wahrlich, wenn jemand darin zu
Gott nicht Vertrauen hegt, so ist es nur zu billig, daß er Leiden und Leid hat.
Noch gibt es einen anderen Trost. Sankt Paulus sagt, daß Gott alle die züchtigt,
die er zu Söhnen annimmt und empfängt (vgl. Hebr. 12,6). Es gehört, wenn man
Sohn sein soll, dazu, daß man leide. Weil Gottes Sohn in der Gottheit und in der
Ewigkeit nicht leiden konnte, darum sandte ihn der himmlische Vater in die Zeit,
auf daß er Mensch würde und leiden könnte. Willst du denn Gottes Sohn sein und
willst doch nicht leiden, so hast du gar unrecht. Im Buch der Weisheit steht ge
schrieben, daß Gott prüft und erprobt, wer gerecht sei, wie man Gold prüft und
erprobt und brennt in einem Schmelzofen (vgl. Weish. 3,5/6). Es ist ein Zeichen,
daß der König oder ein Fürst einem Ritter wohl vertraut, wenn er ihn in den
Kampf sendet. Ich habe einen Herrn gesehen, der bisweilen, wenn er jemand in
sein Gesinde aufgenommen hatte, diesen bei Nacht aussandte und ihn dann selber
anritt und mit ihm focht. Und es geschah einst, daß er beinahe getötet ward von
einem, den er auf solche Weise erproben wollte: und diesen Knecht hatte er danach
viel lieber als vorher.
Man liest, daß Sankt Antonius in der Wüste einmal besonders schwer zu leiden
hatte von den bösen Geistern: und als er sein Leid überwunden hatte, da erschien
ihm unser Herr auch äußerlich sichtbar und fröhlich. Da sprach der heilige Mann:
"Ach, lieber Herr, wo warst du eben, als ich in so großer Not war?" Da sprach unser
Herr: "Ich war ganz so hier, wie ich es jetzt bin. Ich hatte aber den Wunsch, und
es gelüstete mich zu schauen, wie fromm du wärest.'! Ein Stück Silber oder Gold
ist wohl rein; doch, wenn man daraus ein Gefäß machen will, aus dem der König
trinken soll, so brennt man es ausnehmend stärker als ein anderes. Darum steht

* Sieh S. 97 Anm. 176.

490
I Das Buch der göttlichen Tröstung

von den Aposteln geschrieben, sie hätten sich gefreut, daß sie würdig waren, Schmach
um Gottes willen zu erdulden (Apg. 5,41).
Gottes Sohn von Natur wollte aus Gnade Mensch werden, auf daß er um dei
netwillen leiden könnte, und du willst Gottes Sohn werden und nicht Mensch,
damit du nicht leiden mögest noch brauchst um Gottes noch um deiner selbst willen.
Wollte der Mensch sich auch bewußt halten und bedenken, wie große Freude für
wahr Gott selbst nach seiner Weise und alle Engel und alle, die Gott kennen und
lieben, an der Geduld des Menschen haben, wenn er um Gottes willen Leid und
Schaden erduldet, wahrlich, durch das allein schon müßte er sich von Rechts wegen
trösten. Ein Mensch gibt doch sein Gut hin und leidet Ungemach, auf daß er seinen
Freund erfreuen und ihm etwas Liebes erweisen könne.
Auch soll man wiederum bedenken: Hätte ein Mensch einen Freund, der um
seinetwillen im Leiden wäre und in Schmerz und in Ungemach, so wäre es gewiß
gar billig, daß er bei ihm wäre und ihn tröstete mit seiner eigenen Gegenwart und
mit aller Tröstung, die er ihm bereiten könnte. Daher sagt unser Herr im Psalter
von einem guten Menschen, daß er mit ihm sei im Leiden (Ps. 33,19). Diesem Worte
kann man sieben Lehren und siebenerlei Trostgründe entnehmen.
Zum ersten, was Sankt Augustinus sagt": daß Geduld im Leiden um Gottes
willen besser, wertvoller und höher und edler ist als alles, was man dem Menschen
gegen seinen Willen wegnehmen kann; das ist alles bloß äußerliches Gut. Weiß
Gott, man findet gleichviel keinen noch so Reichen, der diese Welt liebt und nicht
willig und gern großen Schmerz erleiden wollte und auch sehr lange erduldete,
wofern er danach gewaltiger Herr dieser ganzen Welt sein könnte.
Zum zweiten leite ich es nicht nur aus jenem Worte, das Gott spricht, er sei mit
dem Menschen in seinem Leiden, ab, sondern ich entnehme es unmittelbar aus und
in dem Worte und sage so: Ist Gott mit mir im Leiden, was will ich dann mehr,
was will ich dann sonst noch? Ich will doch nichts anderes, ich will nichts weiter
als Gott, wenn es recht mit mir steht. Sankt Augustinus spricht: "Der ist gar gierig
und unweise, dem es an Gott nicht genügt, und er sagt anderswo: "Wie kann es
dem Menschen an Gottes äußeren oder inneren Gaben genügen, wenn es ihm an
Gott selbst nicht genügt?" Darum sagt er wiederum an anderer Stelle: "Herr, wei
sest du uns von dir, so gibt uns einen andern Dich, denn wir wollen nichts als dich'.
Darum sagt das Buch der Weisheit: Mit Gott, der ewigen Weisheit, sind mir mit
eins alle Güter zusammen zugekommen' (Weish. 7,11). Das bedeutet in einem
Sinne, daß nichts gut ist noch gut sein kann, was ohne Gott kommt, und alles, was
mit Gott kommt, das ist gut und nur deshalb gut, weil es mit Gott kommt. Von
Gott will ich schweigen. Benähme man allen Kreaturen dieser ganzen Welt das
Sein, das Gott gibt, so blieben sie ein bloßes Nichts, unerfreulich, wertlos und has
senswert. Noch manch anderen köstlichen Sinn birgt das Wort, daß mit Gott alles
Gute kommt, was auszuführen nun zu lang würde.
Es spricht unser Herr: "Ich bin mit dem Menschen im Leiden (Ps. 90,15). Dazu
* Sieh S. 98 Anm. 179.

491
Traktat 1

sagt Sankt Bernhard!: 'Herr, du bist mit uns im Leiden, so gib mir allzeit zu lei
den, auf daß du allzeit bei mir seiest, auf daß ich dich allzeit besitze.'
Zum dritten sage ich: Daß Gott mit uns im Leiden ist, heißt, daß er selbst
mit uns leidet. Fürwahr, wer die Wahrheit erkennt, der weiß, daß ich wahr spreche.
Gott leidet mit dem Menschen, ja, er leidet auf seine Weise eher und ungleich mehr,
als der da leidet, der um seinetwillen leidet. Nun sage ich: Will denn Gott selbst
leiden, so soll ich gar billigerweise auch leiden, denn, steht es recht mit mir, so
will ich, was Gott will. Ich bitte alle Tage, und Gott heißt's mich bitten: "Herr, dein
Wille geschehe!' Und doch, wenn Gott das Leiden will, so will ich über das Leid
klagen; das ist gar unrecht. Auch sage ich für gewiß, daß Gott so gern mit uns und
für uns leidet, wenn wir allein um Gottes willen leiden, daß er leidet ohne Leiden.
Leiden ist ihm so wonniglich, daß Leiden für ihn nicht Leiden ist. Und darum,
wäre es recht um uns bestellt, so wäre auch für uns Leiden nicht Leiden: es wäre
uns Wonne und Trost.
Zum vierten sage ich, daß Freundes Mitleiden naturgemäß dies eigene Leiden
mindert. Vermag mich denn also eines Menschen Leiden, das er mit mir empfindet,
zu trösten, so wird mich um vieles mehr Gottes Mitleiden trösten.
Zum fünften: Sollte und wollte ich mit einem Menschen, den ich lieben und
der mich lieben würde, leiden, so soll ich gern und gar billigerweise mit Gott lei
den, der da mit mir und um meinetwillen leidet aus Liebe, die er zu mir hegt.
Zum sechsten sage ich: Ist es so, daß Gott früher leidet, ehe ich leide, und leide
ich um Gottes willen, so wird mir leichtlich zu Trost und Freude all mein Leiden,
wie groß und mannigfaltig es auch ist. Es ist von Natur aus wahr: Wenn der
Mensch ein Werk um eines anderen Werkes willen verrichtet, so ist das Ziel, um
dessentwillen er es tut, seinem Herzen näher, und das, was er tut, ist seinem Her
zen ferner und berührt das Herz nur im Hinblick auf das, zu dessen Ende und um
dessentwillen er es tut. Wer da baut und das Holz zuhaut und den Stein metzt
darum und zu dem Ende, daß er ein Haus gegen die Hitze des Sommers und den
Frost des Winters herstelle, dessen Herzensanliegen ist zum ersten und ganz und
gar das Haus, und er würde nimmer den Stein behauen und die Arbeit verrichten,
wenn nicht des Hauses wegen. Nun sehen wir wohl, wenn der kranke Mensch den
süßen Wein trinkt, so dünkt ihn und sagt er, daß er bitter sei, und es ist wahr:
denn der Wein verliert alleine seine Süßigkeit draußen in der Bitterkeit der Zunge,
ehe er nach innen kommt, dorthin, wo die Seele den Geschmack wahrnimmt und
beurteilt. So ist, und zwar in ungleich höherem und wahrerem Sinne, wenn der
Mensch alle seine Werke um Gottes willen wirkt, Gott dabei das Vermittelnde
und das der Seele Nächstliegende, und nichts vermag die Seele und das Herz des
Menschen zu berühren, das nicht durch Gott und Gottes Süßigkeit seine Bitterkeit
verlöre und notwendig verlieren und lautere Süße werden müßte, ehe es des
Menschen Herz je zu berühren vermöchte.
Auch gibt's ein anderes Zeugnis und Gleichnis: Die Meister sagen, daß unter
* Sieh S. 98 Anm. 185.

492
I Das Buch der göttlichen Tröstung

dem Himmel Feuer sei, weithin ringsum, und darum kann kein Regen noch Wind
noch irgendwelche Stürme noch Ungewitter von unten her dem Himmel so nahe
kommen, daß es ihn auch nur zu berühren vermöchte; es wird alles verbrannt
und vernichtet von der Hitze des Feuers, eh denn es an den Himmel komme. Ganz
so, sage ich, wird alles, was man leidet und wirkt um Gottes willen, süß in Gottes
Süßigkeit, ehe es zum Herzen des Menschen kommt, der um Gottes willen wirkt
und leidet. Denn dies eben meint das Wort, wenn man sagt: „um Gottes willen“,
da denn nichts je an das Herz gelangt denn im Durchfluß durch Gottes Süßigkeit,
in der es seine Bitterkeit verliert. Auch wird es verbrannt von dem heißen Feuer
der göttlichen Liebe, die des guten Menschen Herz ringsum in sich beschlossen hält.
Nun kann man deutlich erkennen, wie füglich und auf wie vielerlei Weise
ein guter Mensch allenthalben getröstet wird im Leiden, im Leid und im Wirken.
Auf eine Weise ist's, wenn er leidet und wirkt um Gottes willen; auf eine andere
Weise, wenn er in göttlicher Liebe steht. Auch kann der Mensch erkennen und
wissen, ob er alle seine Werke um Gottes willen wirkt und ob er in Gottes Liebe
steht; denn sicherlich, soweit sich der Mensch leidvoll und sonder Trost findet, so
weit geschah sein Wirken nicht um Gottes willen allein. Sieh, und insoweit steht
er auch nicht beständig in göttlicher Liebe. Ein Feuer, spricht König David,
kommt mit Gott und vor Gott her, das verbrennt ringsum alles, was Gott wider
sich findet' (vgl. Ps. 96,3) und ihm ungleich ist, das ist: Leid, Untrost, Unfrieden
und Bitterkeit.
Noch bleibt der siebente Trostgrund in dem Worte, daß Gott mit uns ist im
Leiden und mit uns mitleidet: daß uns Gottes Eigenart kräftig zu trösten vermag
in Ansehung dessen, daß er das lautere Eine ist ohne jede hinzutretende Vielheit
eines Unterschieds, und sei's nur eines gedanklichen, – daß alles, was in ihm ist,
Gott selbst ist. Und da dies wahr ist, so sage ich: Alles, was der gute Mensch um
Gottes willen leidet, das leidet er in Gott, und Gott ist mit ihm leidend in seinem
Leiden. Ist mein Leiden in Gott und leidet Gott mit, wie kann mir dann das Leiden
ein Leid sein, wenn das Leiden das Leid verliert und mein Leid in Gott und mein
Leid Gott ist!? Wahrhaftig, so wie Gott die Wahrheit ist und, wo immer ich Wahr
heit finde, ich meinen Gott, die Wahrheit, finde, ebenso auch, nicht weniger und
nicht mehr, finde ich, wenn ich lauteres Leiden um Gottes willen und in Gott finde,
mein Leiden als Gott. Wer das nicht erkennt, der klage seine Blindheit an, nicht
mich noch die göttliche Wahrheit und liebenswerte Güte.
In dieser Weise also leidet um Gottes willen, da es so überaus heilsam und
die Seligkeit ist! "Selig sind', sprach unser Herr, die da leiden um der Gerechtig
keit willen' (Matth. 5,10). Wie kann der die Güte liebende Gott es zulassen, daß
seine Freunde, gute Menschen, nicht beständig ohne Unterlaß im Leiden stehen?
Hätte ein Mensch einen Freund, der wenige Tage zu leiden auf sich nähme, auf
daß er dadurch großen Nutzen, Ehre und Gemach verdienen und auf lange Zeit
besitzen dürfte, und wollte er das verhindern, oder wäre es sein Wunsch, daß es
von sonst jemand verhindert würde, so würde man nicht sagen, daß er jenes
* Sieh S. 100 Anm. 196.

493
Traktat 1

Freund wäre oder daß er ihn lieb hätte. Darum könnte wohl leichtlich Gott in
keiner Weise dulden, daß seine Freunde, gute Menschen, je ohne Leid wären,
wenn sie nicht ohne Leiden zu leiden vermöchten". Alle Gutheit des äußeren
Leidens kommt und fließt aus der Gutheit des Willens, wie ich oben geschrieben
habe”. Und darum: Alles, was der gute Mensch leiden möchte und zu leiden bereit
ist und begehrt um Gottes willen, das leidet er tatsächlich vor Gottes Angesicht
und um Gottes willen in Gott. König David spricht im Psalter: "Ich bin bereit zu
allem Ungemach, und mein Schmerz ist mir allzeit gegenwärtig in meinem Herzen,
vor meinem Angesicht' (Ps. 37,18). Sankt Hieronymus sagt”, daß ein reines Wachs,
das ganz weich ist und gut dazu, alles daraus zu bilden, was man soll und will,
alles das in sich beschlossen hält, was man daraus bilden kann, wenngleich auch
äußerlich sichtbar niemand irgend etwas daraus bildet. Auch habe ich oben be
schrieben, daß der Stein nicht weniger schwer ist, wenn er nicht äußerlich sichtbar
auf der Erde aufliegt; seine ganze Schwere liegt vollkommen darin, daß er nieder
wärts strebt und in sich selber bereit ist, abwärts zu fallen. So habe ich denn auch
oben geschrieben, daß der gute Mensch bereits jetzt im Himmel und auf Erden
alles das getan hat, was er tun noollte, auch darin Gott gleichend.
Nun kann man erkennen und einsehen die Grobsinnigkeit der Leute, die es
gemeinhin wundernimmt, wenn sie gute Menschen Schmerz und Ungemach er
leiden sehen und ihnen dabei oft der Gedanke und der Wahn einfällt, daß es von
der heimlichen Sünde jener herkomme, und sie sagen denn auch bisweilen: Ach,
ich wähnte, daß jener Mensch gut sei. Wie kommt es, daß er so großes Leid und
Ungemach erduldet, und ich glaubte doch, an ihm sei kein Fehl! Und ich stimme
ihnen zu: Gewiß, noäre es wirkliches Leid und wäre es für sie Leid und Unglück,
was sie erdulden, so wären sie nicht gut noch ohne Sünde. Sind sie aber gut, so ist
ihnen das Leiden kein Leid noch Unglück, sondern es ist ihnen ein großes Glück
und ist ihnen Seligkeit. Selig, sprach Gott, die Wahrheit, sind alle, die da leiden
um der Gerechtigkeit willen' (Matth. 5,10). Drum heißt es im Buche der Weisheit,
daß der Gerechten Seelen in Gottes Hand sind. Törichte Leute deucht's und sie
wähnen, daß jene sterben und verderben, doch sie sind in Frieden' (Weish. 3,1), in
Wonne und in Seligkeit. An der Stelle, wo Sankt Paulus schreibt, wie viele Hei
lige mancherlei große Pein erduldet haben, da sagte er, daß die Welt dessen nicht
würdig war (Hebr. 11,36ff.). Und dieses Wort hat, wenn man's recht versteht,
dreierlei Sinn. Der eine ist, daß diese Welt des Daseins vieler guter Menschen gar
nicht wert ist. Ein zweiter Sinn ist besser und besagt, daß die Gutheit dieser Welt
verachtenswert und wertlos erscheint: Gott allein ist wert, drum sind sie für Gott
wert und Gottes wert. Der dritte Sinn ist der, den ich jetzt meine, und will be
sagen, daß diese Welt, das heißt die Leute, die diese Welt lieben, nicht wert sind,
daß sie Leid und Ungemach um Gottes willen leiden“. Darum steht geschrieben,
daß die heiligen Apostel sich darüber freuten, daß sie würdig waren, für Gottes
Namen Pein zu erdulden (Apg. 5,41).

* Sieh S. 100 f. Anm. 198. * Sieh S. 101 Anm. 199. * Sieh S. 101 f. Anm. 201.
* Sieh S. 102 Anm. 205.

494
I Das Buch der göttlichen Tröstung

Nun sei's der Worte genug. Im dritten Teile dieses Buches nämlich will ich
von mancherlei Trost schreiben, mit dem sich ein guter Mensch in seinem Leide
trösten soll und kann, wie er ihn findet in den Werken, nicht nur in den Worten
guter und weiser Menschen.
3

Man liest im Buch der Könige, daß einer dem König David fluchte und ihm
schwere Schmähungen zufügte. Da sagte einer der Freunde Davids, er wolle den
bösen Hund totschlagen. Da sprach der König: "Nein! denn vielleicht will und wird
Gott mir durch diese Schmähung mein Bestes bewirken' (2 Kön. 16,5ff.).
Man liest im Buch der Väter, daß ein Mensch einem heiligen Vater klagte,
daß er zu leiden habe. Da sprach der Vater: „Willst du, Sohn, daß ich Gott bitte,
er möge dir's abnehmen?“ Da sagte der andere: „Nein, Vater, denn es ist mir
heilsam, das erkenne ich wohl. Bitte vielmehr Gott, er möge mir seine Gnade ver
leihen, auf daß ich's willig leide.“
Man fragte einst einen kranken Menschen, warum er Gott nicht bäte, er
möchte ihn gesund machen. Da sagte der Mensch, das wolle er aus drei Gründen
ungern tun. Der eine wäre, daß er dessen gewiß zu sein glaube, der liebevolle
Gott könne niemals zulassen, daß er krank wäre, wenn nicht zu seinem Besten.
Ein anderer Grund wäre der, daß der Mensch, falls er gut ist, alles will, was Gott
will, und nicht, daß Gott wolle, was der Mensch will; denn das wäre sehr unrecht.
Und darum: will er, daß ich krank sei – denn, wollte er's nicht, so wäre ich's auch
nicht –, so soll ich auch nicht wünschen, gesund zu sein. Denn ohne Zweifel, könnte
es sein, daß mich Gott gesund machte ohne seinen Willen, so wäre es mir wertlos
und gleichgültig, daß er mich gesund machte. Wollen kommt vom Lieben, Nicht
wollen kommt vom Nichtlieben. Viel lieber, besser und nützer ist es mir, daß Gott
mich liebe und ich dabei krank bin, als wenn ich gesund am Leibe wäre und Gott
mich nicht liebte. Was Gott liebt, das ist etwas; was Gott nicht liebt, das ist nichts,
so sagt das Buch der Weisheit (vgl. Weish. 11,25). Auch liegt darin die Wahrheit, daß
alles, was Gott will, eben darin und dadurch, daß Gott es will, gut ist. Wahrlich,
um menschlich zu sprechen: Mir wäre es lieber, daß mich ein reicher, mächtiger
Mensch, etwa ein König, liebte und mich doch eine Weile ohne Gabe ließe, als
wenn er mir sogleich etwas geben ließe und mich dabei nicht liebte in aufrichtiger
Weise, wenn er mir aus Liebe jetzt gar nichts gäbe, mir aber jetzt deshalb nichts
schenkte, weil er mich hernach um so großartiger und reichlicher beschenken wollte.
Und ich setze selbst den Fall, daß der Mensch, der mich liebt und mir nun nichts
gibt, nicht vorhat, mir später etwas zu geben; vielleicht bedenkt er sich hernach
eines Besseren und gibt mir. Ich werde geduldig abwarten, insbesondere, da seine
Gabe von Gnaden ist und unverdient. Gewiß auch: Wessen Liebe ich nicht achte
und wessen Willen der meine entgegen ist und bei wem ich es einzig nur auf seine
Gabe abgesehen hätte, der tut ganz recht daran, daß er mir nichts gibt, mich über
dies haßt und mich im Unglück läßt.

* Sieh S. 102 Anm. 208.

495
Traktat 1

Der dritte Grund, weshalb es mir minderwertig und zuwider wäre, Gott bit
ten zu wollen, daß er mich gesund machte, ist der: daß ich den reichen, freigebigen,
liebevollen Gott um so Geringfügiges nicht bitten will und soll. Gesetzt, ich käme
zum Papst über hundert oder zweihundert Meilen hin und spräche dann, wenn
ich vor ihn träte: Herr, Heiliger Vater, ich bin wohl zweihundert Meilen beschwer
lichen Weges unter großen Kosten hergekommen und bitte Euch – aus welchem
Grund ich denn auch zu Euch hergekommen bin –, daß Ihr mir eine Bohne gebet,
fürwahr, er selbst und jeder, der das vernähme, würde sagen, und zwar ganz mit
Recht, ich sei ein großer Narr. Nun ist es aber gewisse Wahrheit, wenn ich sage,
daß alles Gut, ja die gesamte Schöpfung gegen Gott weniger ist als eine Bohne
gegen diese ganze körperliche Welt. Darum müßte ich es mit Recht verschmähen,
wenn ich ein guter, weiser Mensch wäre, Gott bitten zu wollen, daß ich gesund
würde.
In diesem Zusammenhang sage ich weiterhin: Es ist das Zeichen eines
schwachen Herzens, wenn ein Mensch froh oder bekümmert wird um vergängliche
Dinge dieser Welt. Man sollte sich dessen recht von Herzen schämen vor Gott und
seinen Engeln und vor den Menschen, wenn man's bei sich bemerkte. Man schämt
sich ja so sehr eines Gesichtsmakels, den die Leute äußerlich wahrnehmen. Was
will ich noch länger reden? Die Bücher des Alten und des Neuen Testaments wie
die der Heiligen und auch der Heiden sind voll davon, wie fromme Menschen um
Gottes willen und auch aus natürlicher Tugend ihr Leben hingegeben und sich
selbst willig verleugnet haben.
Ein heidnischer Meister, Sokrates", sagt, daß Tugenden unmögliche Dinge
möglich und zudem leicht und angenehm machen. Auch will ich dies nicht verges
sen, daß jene fromme Frau, von der das Buch der Makkabäer berichtet, eines
Tages vor ihren Augen entsetzliche und unmenschliche und grausenerregend an
zuhörende Folter sah, die man ihren sieben Söhnen zufügte und antat, und dies
frohen Mutes mit ansah und sie aufrecht erhielt und alle einzeln ermahnte, sich
nicht zu erschrecken und willig Leib und Seele aufzugeben um der Gerechtigkeit
Gottes willen. Dies sei der Schluß des Buches. Doch will ich noch zwei Worte hin
zufügen.
Das eine ist dies: daß ein guter, göttlicher Mensch sich gar heftig und gründ
lich schämen sollte, daß ihn je Leid erschütterte, wenn wir sehen, daß der Kauf
mann zur Erlangung eines kleinen Gewinstes und zudem aufs Ungewisse oft so
fern über Land, so beschwerliche Wege, über Berg und Tal, Wildnisse und Meere
zieht, bedroht durch Räuber und Mörder an Leben und Habe, und große Entbeh
rung an Speise und Trank und Schlaf und andere Unbill erleidet und doch alles
gern und willig vergißt um so kleinen, ungewissen Nutzens willen. Ein Ritter
wagt im Kampfe Gut, Leben und Seele um vergängliche und sehr kurze Ehre,
und uns dünkt es so bedeutend, daß wir ein Geringes leiden um Gott und die
ewige Seligkeit!

* Sieh S. 103 Anm. 215.

496
I Das Buch der göttlichen Tröstung

Das andere Wort, das ich noch sagen will, ist dies, daß mancher grobsinnige
Mensch sagen wird, viele Worte, die ich in diesem Buche und auch anderswo ge
schrieben habe, seien nicht wahr. Dem antworte ich mit dem, was Sankt Augusti
nus” im ersten Buche seiner „Bekenntnisse“ sagt. Er bemerkt dort, daß Gott alles,
was noch zukünftig ist, selbst über tausend und aber tausend Jahre, dafern die
Welt so lange bestehen sollte, schon jetzt gemacht hat, und daß er alles, was schon
manches Jahrtausend vergangen ist, noch heute machen wird. Was kann ich dafür,
wenn jemand das nicht versteht? Und wiederum sagt er anderswo”, daß der
Mensch sich gar zu offensichtlich selbst liebe, der andere Leute blenden wolle, auf
daß seine Blindheit verborgen bleibe. Mir genügt's, daß in mir und in Gott wahr
sei, was ich spreche und schreibe. Wer einen Stab in Wasser getaucht sieht, den
dünkt der Stab krumm, wenngleich er ganz gerade ist, und das kommt daher,
daß das Wasser gröber ist als die Luft; gleichviel ist der Stab sowohl an sich wie
auch in den Augen dessen, der ihn nur in der Lauterkeit der Luft sieht, gerade
und nicht krumm.
Sankt Augustinus” sagt: Wer ohne vielfältige Begriffe, vielfältige Gegen
ständlichkeit und bildliche Vorstellungen innerlich erkennt, was kein äußeres
Sehen eingetragen hat, der weiß, daß dies wahr ist. Wer aber davon nichts weiß,
der lacht und spottet meiner; mich aber erbarmt es seiner. Indessen, solche Leute
wollen ewige Dinge schauen und empfinden und göttliche Werke und im Lichte
der Ewigkeit stehen, und dabei flattert ihr Herz noch im Gestern und noch im
Morgen.
Ein heidnischer Meister, Seneca“, spricht: Man soll von großen und hohen
Dingen mit großen und hohen Sinnen sprechen und mit erhabener Seele. Auch
wird man sagen, daß man solche Lehren nicht für Ungelehrte sprechen und schrei
ben solle. Dazu sage ich: Soll man nicht ungelehrte Leute lehren, so wird niemals
wer gelehrt, und so kann niemand dann lehren oder schreiben. Denn darum be
lehrt man die Ungelehrten, daß sie aus Ungelehrten zu Gelehrten werden. Gäbe
es nichts Neues, so würde nichts Altes". "Die gesund sind', sagt unser Herr, 'be
dürfen der Arznei nicht' (Luk. 5,31). Dazu ist der Arzt da, daß er die Kranken
gesund mache. Ist aber jemand, der diese Worte unrecht versteht, was kann der
Mensch dafür, der dieses Wort, das recht ist, recht äußert? Sankt Johannes ver
kündet das heilige Evangelium allen Gläubigen und auch allen Ungläubigen, auf
daß sie gläubig werden, und doch beginnt er das Evangelium mit dem Höchsten,
das ein Mensch über Gott hier auszusagen vermag; und oft sind denn auch seine
sowie unseres Herrn Worte unrecht aufgefaßt worden.
Der liebreiche, barmherzige Gott, die Wahrheit selbst, gebe mir und allen
denen, die dies Buch lesen werden, daß wir die Wahrheit in uns finden und ge
wahr werden. Amen.

* Sieh S. 104 Anm. 218. * Sieh S. 104 Anm. 219. * Sieh S. 104 Anm. 222.
* Sieh S. 104 Anm. 223. * Sieh S. 104 f. Anm. 224.

32 Eckhart D 5 497
II
WOM EDL EN MENSCHEN

Unser Herr spricht im Evangelium: "Ein edler Mensch zog aus in ein fernes
Land, sich ein Reich zu gewinnen, und kehrte zurück (Luk. 19,12). Unser Herr
lehrte uns in diesen Worten, wie edel der Mensch geschaffen ist in seiner Natur
und wie göttlich das ist, wozu er aus Gnade zu gelangen vermag, und überdies,
wie der Mensch dahin kommen soll. Auch ist in diesen Worten ein großer Teil der
Heiligen Schrift berührt.
Man soll zum ersten wissen, und es ist auch deutlich offenbar, daß der Mensch
in sich zweierlei Naturen hat: Leib und Geist. Darum sagt eine Schrift”: Wer sich
selbst erkennt, der erkennt alle Kreaturen, denn alle Kreaturen sind entweder
Leib oder Geist. Darum sagt die Schrift vom Menschen, es gebe in uns einen äuße
ren und einen anderen, den inneren Menschen”.
Zu dem äußeren Menschen gehört alles, was der Seele anhaftet, jedoch um
fangen ist von und vermischt mit dem Fleische und mit und in einem jeglichen
Gliede ein körperliches Zusammenwirken hat, wie etwa mit dem Auge, dem Ohr,
der Zunge, der Hand und dergleichen. Und dies alles nennt die Schrift den alten
Menschen, den irdischen Menschen, den äußeren Menschen, den feindlichen Men
schen, einen knechtischen Menschen.
Der andere Mensch, der in uns steckt, das ist der innere Mensch; den heißt
die Schrift einen neuen Menschen, einen himmlischen Menschen, einen jungen
Menschen, einen Freund und einen edlen Menschen”. Und der ist gemeint, wenn
unser Herr sagt, daß ein edler Mensch auszog in ein fernes Land und sich ein
Reich gewann und wiederkam'.
Man soll fürderhin wissen, daß Sankt Hieronymus“ und auch die Meister
gemeinhin sagen, ein jeglicher Mensch habe von Anbeginn seines menschlichen
Daseins an einen guten Geist, einen Engel, und einen bösen Geist, einen Teufel.
Der gute Engel rät und treibt beständig an zu dem, was gut ist, was göttlich ist,
was Tugend und himmlisch und ewig ist. Der böse Geist rät und treibt den Men
schen allzeit hin zu dem, was zeitlich und vergänglich ist und was Untugend, böse
und teuflisch ist. Derselbe böse Geist hält beständig Zwiesprache mit dem äuße
ren Menschen, und durch ihn stellt er heimlich allzeit dem inneren Menschen nach,
ganz so wie die Schlange mit Frau Eva plauderte und durch sie mit dem Manne

* Sieh S. 120 Anm. 3. * Sieh S. 120f. Anm. 4. * Sieh S. 121 f. Anm. 5.


* Sieh S. 122 Anm. 6.

498
II Vom edlen Menschen

Adam (vgl. 1 Mos. 3,1ff.). Der innere Mensch ist Adam. Der Mann in der Seele!
ist der gute Baum, der immerfort ohne Unterlaß gute Frucht bringt, von dem auch
unser Herr spricht (vgl. Matth. 7,17). Er ist auch der Acker, in den Gott sein Bild
und Gleichnis” eingesät hat und darein er den guten Samen, die Wurzel aller
Weisheit, aller Künste, aller Tugenden, aller Güte” sät: den Samen göttlicher
Natur (2 Petr. 1,4). Göttlicher Natur Same, das ist Gottes Sohn, Gottes Wort
(Luk. 8,11).
Der äußere Mensch, das ist der feindliche Mensch und der böse, der Unkraut
darauf gesät und geworfen hat (vgl. Matth. 13,24ff.). Von dem sagt Sankt Paulus:
Ich finde in mir etwas, was mich hindert und wider das ist, was Gott gebietet und
was Gott rät und was Gott gesprochen hat und noch spricht im Höchsten, im Grunde
meiner Seele (vgl. Röm. 7,23). Und anderswo spricht er und klagt: 'O weh mir
unseligem Menschen! Wer löst mich von diesem sterblichen Fleische und Leibe?"
KRöm. 7,24). Und er sagt wieder anderswo, daß des Menschen Geist und sein
Fleisch allzeit widereinander streiten. Das Fleisch rät Untugend und Bosheit:
der Geist rät Liebe Gottes, Freude, Frieden und jede Tugend (vgl. Gal. 5,17ff.).
Wer dem Geiste folgt und nach ihm, nach seinem Rate lebt, dem gehört das ewige
Leben (vgl. Gal. 6,8). Der innere Mensch ist der, von dem unser Herr sagt, daß
'ein edler Mensch auszog in ein fernes Land, sich ein Reich zu gewinnen'. Das ist
der gute Baum, von dem unser Herr sagt, daß er allzeit gute Frucht bringt und
nimmer böse, denn er will die Gutheit und neigt zur Gutheit, wie sie in sich selbst
schwebt, unberührt vom Dies und Das. Der äußere Mensch ist der böse Baum,
der nimmer gute Frucht zu bringen vermag (vgl. Matth. 7,18).
Vom Adel des inneren Menschen, des Geistes, und vom Unwert des äußeren
Menschen, des Fleisches, sagen auch die heidnischen Meister Tullius und Seneca:
Keine vernunftbegabte Seele ist ohne Gott; der Same Gottes ist in uns. Hätte er
einen guten, weisen und fleißigen Ackerer, so würde er um so besser gedeihen und
wüchse auf zu Gott, dessen Same er ist, und die Frucht würde gleich der Natur
Gottes. Birnbaums Same erwächst zum Birnbaum, Nußbaums Same zum Nuß
baum, Same Gottes zu Gott“ (vgl. 1 Joh. 3,9). Ist's aber so, daß der gute Same
einen törichten und bösen Ackerer hat, so wächst Unkraut und bedeckt und ver
drängt den guten Samen, so daß er nicht ans Licht kommt noch auswachsen kann.
Doch spricht Origenes", ein großer Meister: Da Gott selbst diesen Samen eingesät
und eingedrückt und eingeboren hat, so kann er wohl bedeckt und verborgen und
doch niemals vertilgt noch in sich ausgelöscht werden; er glüht und glänzt, leuchtet
und brennt und neigt sich ohne Unterlaß zu Gott hin.
Die erste Stufe des inneren und des neuen Menschen, spricht Sankt Augustin",
ist es, wenn der Mensch nach dem Vorbilde guter und heiliger Leute lebt, dabei
aber noch an den Stühlen geht und sich nahe bei den Wänden hält, sich noch mit
Milch 7 labt.

* Sieh S. 122 Anm.9. * Sieh S. 122 Anm. 11. * Sieh S. 122 Anm. 12.
* Sieh S. 123 f. Anm. 18. * Sieh S. 124 Anm. 19. * Sieh S. 124 f. Anm. 20.
" Sieh S. 125 Anm. 21. - -

32* 499
Traktat 1

Die zweite Stufe ist es, wenn er jetzt nicht nur auf die äußeren Vorbilder,
darunter auch auf gute Menschen, schaut, sondern läuft und eilt zur Ehre und
zum Rate Gottes und göttlicher Weisheit, kehrt den Rücken der Menschheit und
das Antlitz Gott zu, kriecht der Mutter aus dem Schoß und lacht den himmlischen
Vater an.
Die dritte Stufe ist es, wenn der Mensch mehr und mehr sich der Mutter ent
zieht und er ihrem Schoß ferner und ferner kommt, der Sorge entflieht, die Furcht
abwirft, so daß, wenn er gleich, ohne Ärgernis aller Leute zu erregen, übel und
unrecht tun könnte, es ihn doch nicht danach gelüsten würde; denn er ist in Liebe
so mit Gott verbunden in eifriger Beflissenheit, bis der ihn setzt und führt in
Freude und in Süßigkeit und Seligkeit, wo ihm alles das zuwider ist, was ihm
(= Gott) ungleich und fremd ist.
Die vierte Stufe ist es, wenn er mehr und mehr zunimmt und verwurzelt
wird in der Liebe und in Gott, so daß er bereit ist, auf sich zu nehmen alle Anfech
tung, Versuchung, Widerwärtigkeit und Leid-Erduldung willig und gern, begierig
und freudig.
Die fünfte Stufe ist es, wenn er allenthalben in sich selbst befriedet lebt, still
ruhend im Reichtum und Überfluß der höchsten unaussprechlichen Weisheit.
Die sechste Stufe ist es, wenn der Mensch entbildet ist und überbildet von
Gottes Ewigkeit und gelangt ist zu gänzlich vollkommenem Vergessen vergäng
lichen und zeitlichen Lebens und gezogen und hinüberverwandelt ist in ein gött
liches Bild, wenn er Gottes Kind geworden ist. Darüber hinaus noch höher gibt es
keine Stufe, und dort ist ewige Ruhe und Seligkeit, denn das Endziel des inneren
Menschen und des neuen Menschen ist: ewiges Leben.
Für diesen inneren, edlen Menschen, in den Gottes Same und Gottes Bild ein
gedrückt und eingesät ist, – wie nämlich dieser Same und dieses Bild göttlicher
Natur und göttlichen Wesens, Gottes Sohn, zum Vorschein komme und man seiner
gewahr werde, wie er aber auch dann und wann verborgen werde, – dafür trägt
der große Meister Origenes ein Gleichnis vor: Gottes Bild, Gottes Sohn, sei in der
Seele Grund wie ein lebendiger Brunnen. Wenn aber jemand Erde, das ist irdi
sches Begehren, darauf wirft, so hindert und verdeckt es ihn, so daß man nichts
von ihm erkennt oder gewahr wird; gleichviel bleibt er in sich selbst lebendig,
und wenn man die Erde, die von außen daraufgeworfen ist, wegnimmt, so kommt
er wieder zum Vorschein und wird man ihn gewahr. Und er sagt, daß auf diese
Wahrheit hingedeutet sei im ersten Buche Mosis, wo geschrieben steht, daß Abra
ham in seinem Acker lebendige Brunnen gegraben hatte, Übeltäter aber füllten
sie mit Erde; danach aber, als die Erde herausgeworfen worden war, kamen die
Brunnen lebendig wieder zum Vorschein (1 Mos. 26,14ff.). Noch gibt's dafür wohl
ein weiteres Gleichnis: Die Sonne scheint ohne Unterlaß; jedoch, wenn eine Wolke
oder Nebel zwischen uns und der Sonne ist, so nehmen wir den Schein nicht wahr.
Ebenso auch, wenn das Auge in sich selbst krank ist und siech oder verschleiert,
so ist ihm der Schein nicht erkennbar. Überdies habe ich gelegentlich ein deutliches
Gleichnis vorgetragen: Wenn ein Meister ein Bild macht aus Holz oder Stein, so
500
II Vom edlen Menschen

trägt er das Bild nicht in das Holz hinein, sondern er schnitzt die Späne ab, die
das Bild verborgen und verdeckt hatten; er gibt dem Holze nichts, sondern er be
nimmt und gräbt ihm die Decke ab und nimmt den Rost weg, und dann erglänzt,
was darunter verborgen lag. Dies ist der Schatz, der verborgen lag im Acker, wie
unser Herr im Evangelium spricht (Matth. 13,44).
Sankt Augustinus” sagt: Wenn des Menschen Seele sich vollends hinaufkehrt
in die Ewigkeit, in Gott allein, so scheint auf und leuchtet das Bild Gottes; wenn
aber die Seele sich nach außen kehrt, und sei's selbst zu äußerlicher Tugend
übung, so wird dies Bild vollkommen verdeckt. Und dies soll bedeuten, daß die
Frauen das Haupt bedeckt tragen, die Männer aber entblößt, nach Sankt Paulus'
Lehre (vgl. 1 Kor. 11,4ff.). Und darum: Alles das von der Seele, was sich nieder
wärts wendet, das empfängt von dem, zu dem es sich kehrt, eine Decke, ein Kopf
tuch; dasjenige der Seele aber, was sich emporträgt, das ist bloßes Bild Gottes,
Gottes Geburt, unverdeckt bloß in entblößter Seele. Von dem edlen Menschen, wie
nämlich Gottes Bild, Gottes Sohn, der Same göttlicher Natur in uns nimmer ver
tilgt wird, wenngleich er verdeckt werden mag, sagt König David im Psalter: Ob
zwar den Menschen mancherlei Nichtigkeiten, Leiden und Schmerzensjammer be
fällt, so bleibt er dennoch im Bilde Gottes und das Bild in ihm (vgl. Ps. 4,2ff.). Das
wahre Licht leuchtet in der Finsternis, wenngleich man es nicht gewahr wird (vgl.
Joh. 1,5).
"Nicht achtet darauf“, meint das Buch der Liebe, daß ich braun bin, ich bin
doch schön und wohlgestaltet; aber die Sonne hat mich entfärbt’ (Hohel. 1,5). „Die
Sonne“ ist das Licht dieser Welt und meint, daß selbst das Höchste und Beste, das
geschaffen und gemacht ist, das Bild Gottes in uns verdeckt und entfärbt. "Nehmt
weg', spricht Salomon, den Rost von dem Silber, so leuchtet und glänzt hervor das
allerlauterste Gefäß (Spr. 25,4), das Bild, Gottes Sohn, in der Seele. Und das ist
es, was unser Herr in jenen Worten sagen will, da er spricht, daß ein edler Mensch
auszog', denn der Mensch muß aus allen Bildern und aus sich selbst ausgehen und
allem gar fern und ungleich werden, wenn anders er wirklich den Sohn nehmen
und Sohn werden will und soll in des Vaters Schoß und Herzen.
Jederart Vermittlung ist Gott fremd. "Ich bin', spricht Gott, der Erste und der
Letzte (Geh. Offenb. 22,13). Unterschiedenheit gibt es weder in der Natur noch in
den Personen entsprechend der Einheit der Natur. Die göttliche Natur ist Eins,
und jede Person ist auch Eins und ist dasselbe Eine, das die Natur ist”. Der Unter
schied zwischen Sein und Wesenheit wird als Eins gefaßt und ist Eins. Erst da,
wo es (d. h. dieses Eine) sich nicht mehr in sich verhält, da empfängt, besitzt und
ergibt es Unterschied. Darum: Im Einen findet man Gott, und Eins muß der wer
den, der Gott finden soll. "Ein Mensch', spricht unser Herr, zog aus. Im Unter
schied findet man weder das Eine noch das Sein noch Gott noch Rast noch Selig
keit noch Genügen. Sei Eins, auf daß du Gott finden könntest! Und wahrlich,
wärest du recht Eins, so bliebest du auch Eins im Unterschiedlichen, und das
Unterschiedliche würde dir Eins und vermöchte dich nun ganz und gar nicht zu
* Sieh S. 126 Anm. 30. * Sieh S. 126 Anm. 31. * Sieh S. 127f. Anm. 37.

501
Traktat 1

hindern. Das Eine bleibt gleichmäßig Eins in tausendmal tausend Steinen wie in
vier Steinen, und Tausendmaltausend ist ebenso gewiß eine einfache Zahl, wie
die Vier eine Zahl ist.
Ein heidnischer Meister sagt, daß das Eine aus dem obersten Gott geboren
sei. Seine Eigenart ist es, mit dem Einen eins zu sein. Wer es unterhalb Gottes
sucht, der betrügt sich selbst. Und zum vierten, sagt derselbe Meister, hat dieses
Eine mit nichts eigentlichere Freundschaft als mit Jungfrauen oder Mägden, wie
denn Sankt Paulus spricht: "Ich habe euch keusche Jungfrauen dem Einen ange
traut und verlobt (2 Kor. 11,2). Und ganz so sollte der Mensch sein, denn so spricht
unser Herr: „Ein Mensch zog aus.'
„Mensch“ in der eigenen Bedeutung des Wortes im Lateinischen bedeutet in
einem Sinne den, der sich mit allem, was er ist und was sein ist, unter Gott beugt
und fügt und aufwärts Gott anschaut, nicht das Seine, das er hinter, unter, neben
sich weiß. Dies ist volle und eigentliche Demut; diesen Namen hat er von der Erde.
Davon will ich nun nicht weiter sprechen. Wenn man „Mensch“ sagt, so bedeutet
dieses Wort auch etwas, was über die Natur, über die Zeit und über alles, was der
Zeit zugekehrt ist oder nach Zeit schmeckt, erhaben ist, und das gleiche sage ich
auch mit Bezug auf Raum und Körperlichkeit. Überdies noch hat dieser „Mensch“
in gewisser Weise mit nichts etwas gemein, das heißt, daß er weder nach diesem
noch nach jenem gebildet oder verähnlicht sei und vom Nichts nichts wisse, so daß
man in ihm nirgends vom Nichts etwas finde noch gewahr werde und daß ihm das
Nichts so völlig benommen sei, daß man da einzig finde reines Leben, Sein, Wahr
heit und Gutheit”. Wer so geartet ist, der ist ein „edler Mensch“, fürwahr, nicht
weniger und nicht mehr.
Noch gibt es eine andere Erklärungsweise und Belehrung für das, was unser
Herr einen „edlen Menschen“ nennt. Man muß nämlich auch wissen, daß diejeni
gen, die Gott unverhüllt erkennen, mit ihm zugleich die Kreaturen erkennen;
denn die Erkenntnis ist ein Licht der Seele, und alle Menschen begehren von Natur
nach Erkenntnis”, denn selbst böser Dinge Erkenntnis ist gut“. Nun sagen die
Meister”: Wenn man die Kreatur in ihrem eigenen Wesen erkennt, so heißt das
eine „Abenderkenntnis“, und da sieht man die Kreaturen in Bildern mannigfal
tiger Unterschiedenheit; wenn man aber die Kreaturen in Gott erkennt, so heißt
und ist das eine „Morgenerkenntnis“, und auf diese Weise schaut man die Kreatu
ren ohne alle Unterschiede und aller Bilder entbildet und aller Gleichheit ent
kleidet in dem Einen, das Gott selbst ist. Auch dies ist der „edle Mensch“, von dem
unser Herr sagt: "Ein edler Mensch zog aus': darum edel, weil er Eins ist und Gott
und Kreatur im Einen erkennt.
Noch auf einen andern Sinn dessen, was der „edle Mensch“ sei, will ich zu
sprechen kommen und eingehen. Ich sage: Wenn der Mensch, die Seele, der Geist
Gott schaut, so weiß und erkennt er sich auch als erkennend, das heißt: er erkennt,
daß er Gott schaut und erkennt. Nun hat es etliche Leute bedünkt, und es scheint

* Sieh S. 128f. Anm. 41. * Sieh S. 129f. Anm. 43. * Sieh S. 130 Anm. 44.
* Sieh S. 130 Anm. 45. " Sieh S. 130f. Anm. 46.

502
II Vom edlen Menschen

auch ganz glaubhaft, daß Blume und Kern der Seligkeit in jener Erkenntnis
liegen, bei der der Geist erkennt, daß er Gott erkennt; denn, wenn ich alle Wonne
hätte und wüßte nicht darum, was hülfe mir das und was für eine Wonne wäre
mir das? Doch sage ich mit Bestimmtheit, daß dem nicht so ist. Ist es gleich wahr,
daß die Seele ohne dies wohl nicht selig wäre, so ist doch die Seligkeit nicht darin
gelegen; denn das erste, worin die Seligkeit besteht, ist dies, daß die Seele Gott
unverhüllt schaut". Darin empfängt sie ihr ganzes Sein und ihr Leben und schöpft
alles, was sie ist, aus dem Grunde Gottes und weiß nichts vom Wissen noch von
Liebe noch von irgend etwas überhaupt. Sie wird ganz still und ausschließlich im
Sein Gottes. Sie weiß dort nichts als das Sein und Gott. Wenn sie aber weiß und
erkennt, daß sie Gott schaut, erkennt und liebt, so ist das der natürlichen Ord
nung” nach ein Ausschlag aus dem und ein Rückschlag in das Erste; denn nie
mand erkennt sich als weiß denn der, der wirklich weiß ist. Darum, wer sich als
weiß erkennt, der baut und trägt auf dem Weiß-Sein auf, und er nimmt sein
Erkennen nicht unmittelbar und noch unwissend direkt von der Farbe, sondern
er nimmt das Erkennen ihrer (d. h. der Farbe) und das Wissen um sie von dem
ab, was da gerade weiß ist, und schöpft das Erkennen nicht ausschließlich von der
Farbe an sich; vielmehr schöpft er das Erkennen und Wissen von Gefärbtem oder
von Weißem und erkennt sich als weiß. Weißes ist etwas viel Geringeres und viel
Äußerlicheres als das Weiß-Sein (oder: die Weiße). Etwas ganz anderes ist die
Wand und das Fundament, darauf die Wand gebaut ist”.
Die Meister“ sagen, eine andere Kraft sei es, mit Hilfe derer das Auge sieht,
und eine andere, durch die es erkennt, daß es sieht. Das erstere: daß es sieht, das
nimmt es ausschließlich von der Farbe, nicht von dem, was gefärbt ist. Daher ist
es ganz einerlei, ob das, was gefärbt ist, ein Stein sei oder Holz, ein Mensch oder
ein Engel: einzig darin, daß es Farbe habe, liegt das Wesentliche.
So auch, sage ich, nimmt und schöpft der edle Mensch sein ganzes Sein, Leben
und seine Seligkeit bloß nur von Gott, bei Gott und in Gott, nicht vom Gott-Er
kennen, -Schauen oder -Lieben oder dergleichen. Darum sagt unser Herr beher
zigenswert treffend, ewiges Leben sei dies: Gott allein als den einen, wahren
Gott zu erkennen (Joh. 17,3), nicht aber: zu erkennen, daß man Gott erkennt.
Wie sollte denn auch der Mensch sich als Gott-erkennend erkennen, der sich selbst
nicht erkennt? Denn sicherlich, der Mensch erkennt sich selbst und andere Dinge
überhaupt nicht, vielmehr nur Gott allein, fürwahr, wenn er selig wird und selig
ist in der Wurzel und im Grunde der Seligkeit. Wenn aber die Seele erkennt, daß
sie Gott erkennt, so gewinnt sie zugleich Erkenntnis von Gott und von sich selbst".
Nun ist aber eine andere Kraft – wie ich ausgeführt habe –, vermöge derer
der Mensch sieht, und eine andere, durch die er weiß und erkennt, daß er sieht.
Wahr ist es zwar, daß jetzt, hienieden, in uns jene Kraft, durch die wir wissen
und erkennen, daß wir sehen, edler und höher ist als die Kraft, vermöge derer
wir sehen; denn die Natur beginnt ihr Wirken mit dem Geringsten, Gott aber

* Sieh S. 131 f. Anm. 47. * Sieh S. 133 Anm. 48. * Sieh S. 133f. Anm. 49.
* Sieh S. 134 Anm. 50. * Sieh S. 135 Anm. 54.

503
Traktat 1

beginnt bei seinen Werken mit dem Vollkommensten. Die Natur macht den Mann
aus dem Kinde und das Huhn aus dem Ei; Gott aber macht den Mann vor dem
Kinde und das Huhn vor dem Ei. Die Natur macht das Holz zuerst warm und
heiß, und danach erst läßt sie das Sein des Feuers entstehen; Gott aber gibt zu
erst aller Kreatur das Sein und danach in der Zeit und doch ohne Zeit und jeweils
gesondert alles das, was dazu (d. h. zum Sein) hinzugehört. Auch gibt Gott den
Heiligen Geist eher als die Gaben des Heiligen Geistes".
So also sage ich, daß es zwar Seligkeit nicht gibt, ohne daß der Mensch sich
bewußt werde und wohl wisse, daß er Gott schaut und erkennt; doch verhüte
Gott, daß meine Seligkeit darauf beruhe! Wem's anders genügt, der behalte es
für sich, doch erbarmt's mich. Die Hitze des Feuers und das Sein des Feuers sind
gar ungleich und erstaunlich fern voneinander in der Natur, obzwar sie nach Zeit
und Raum gar nahe beieinander sind. Gottes Schauen und unser Schauen sind
einander völlig fern und ungleich.
Darum sagt unser Herr gar recht, daß ein edler Mensch auszog in ein fernes
Land, sich ein Reich zu gewinnen, und zurückkam'. Denn der Mensch muß in sich
selber Eins sein und muß dies suchen in sich und im Einen und empfangen im
Einen, das heißt: Gott lediglich schauen; und „zurückkommen“, das heißt: wissen
und erkennen, daß man Gott erkennt und weiß”.
Und alles hier Vorgetragene hat der Prophet Ezechiel vorausgesprochen, als
er sagte, daß ein mächtiger Adler mit großen Flügeln, mit langen Gliedern voll
mancherlei Federn zu dem lautern Berge kam und entnahm das Mark oder den
Kern des höchstens Baumes, riß ab die Krone seines Laubes und brachte es her
unter (Ez. 17,3f.). Was unser Herr einen edlen Menschen heißt, das nennt der
Prophet einen großen Adler. Wer ist denn nun edler, als der einerseits vom Höch
sten und Besten, was die Kreatur besitzt, geboren ist und zum andern aus dem
innersten Grunde göttlicher Natur und dessen Einöde? 'Ich', spricht unser Herr
im Propheten Osee, will die edle Seele führen in eine Einöde, und ich will dort
sprechen in ihr Herz (Os. 2,14). Eines mit Einem, Eines von Einem, Eines in Einem
und in Einem Eines ewiglich. Amen.

! Sieh S. 135 Anm. 56. * Sieh S. 136 Anm. 60.

504
TRAKTAT 2 (S. 185 ff.)

RED EN DER UNTER WE IS U N G

Das sind die Reden, die der Vikar von Thüringen, der Prior von Erfurt, Bru
der Eckhart, Predigerordens, mit solchen (geistlichen) Kindern geführt hat, die
ihn zu diesen Reden nach vielem fragten, als sie zu abendlichen Lehrgesprächen
beieinander saßen!.

1. Vom wahren Gehorsam

Wahrer und vollkommener Gehorsam ist eine Tugend vor allen Tugenden,
und kein noch so großes Werk kann geschehen oder getan werden ohne diese
Tugend; wie klein anderseits ein Werk sei und wie gering, es ist nützer getan in
wahrem Gehorsam, sei's Messelesen oder -hören, Beten, Kontemplieren oder was
du dir denken magst. Nimm wiederum ein Tun so geringwertig du nur willst, es
sei, was es auch sei: wahrer Gehorsam macht es dir edler und besser. Gehorsam
bewirkt allwegs das Allerbeste in allen Dingen. Fürwahr, der Gehorsam stört nie
und behindert nicht, was einer auch tut, bei nichts, was aus roahrem Gehorsam
kommt; denn der versäumt nichts Gutes. Gehorsam braucht sich nimmer zu sor
gen, es gebricht ihm an keinem Gute.
Wo der Mensch in Gehorsam aus seinem Ich herausgeht und sich des Seinen
entschlägt, ebenda muß Gott notgedrungen hinwiederum eingehen; denn wenn
einer für sich selbst nichts will, für den muß Gott in gleicher Weise wollen wie
für sich selbst. Wenn ich mich meines Willens entäußert habe in die Hand meines
Oberen” und für mich selbst nichts will, so muß Gott darum für mich wollen, und
versäumt er etwas für mich darin, so versäumt er es zugleich für sich selbst. So
steht's in allen Dingen: Wo ich nichts für mich will, da will Gott für mich. Nun
gib acht! Was will er denn für mich, wenn ich nichts für mich will? Darin, wo ich
von meinem Ich lasse, da muß er für mich notwendig alles das wollen, was er
für sich selbst will, nicht weniger noch mehr, und in derselben Weise, mit der er
für sich will. Und täte Gott das nicht, – bei der Wahrheit, die Gott ist, so wäre
Gott nicht gerecht noch wäre er Gott, was (doch) sein natürliches Sein ist.
In wahrem Gehorsam darf kein „Ich will so oder so“ oder „dies oder das“
gefunden werden, sondern nur vollkommenes Aufgeben des Deinen. Und darum
soll es im allerbesten Gebet, das der Mensch beten kann, weder „Gib mir diese
* Sieh S. 312f. Anm. 1. * Sieh S. 314 Anm. 8.

32* 505
Traktat 2

Tugend oder diese Weise“ noch „Ja, Herr, gib mir dich selbst oder ewiges Leben“
heißen, sondern nur „Herr, gib mir nichts, als was du willst, und tue, Herr, was
und wie du willst in jeder Weise!“ Dies übertrifft das erste (Gebet) wie der Him
mel die Erde; und wenn man das Gebet so verrichtet, so hat man wohl gebetet:
wenn man in wahrem Gehorsam aus seinem Ich ausgegangen ist in Gott hinein.
Und so wie wahrer Gehorsam kein „Ich will so“ kennen soll, so soll auch niemals
von ihm vernommen werden. „Ich will nicht“; denn „Ich will nicht“ ist wahres
Gift für jeden Gehorsam. Wie denn Sankt Augustin sagt: »Den getreuen Diener
Gottes gelüstet nicht, daß man ihm sage oder gebe, was er gern hörte oder sähe;
denn sein erstes, höchstes Bestreben ist zu hören, was Gott am allermeisten ge
fällt.«

2. Vom a ll er kräftigsten Gebet


und vom aller höchsten Werk

Das kräftigste Gebet und nahezu das allmächtigste, alle Dinge zu erlangen,
und das allerwürdigste Werk vor allen ist jenes, das hervorgeht aus einem ledigen
Gemüt. Je lediger dies ist, um so kräftiger, würdiger, nützer, löblicher und voll
kommener ist das Gebet und das Werk. Das ledige Gemüt vermag alle Dinge.
Was ist ein lediges Gemüt?
Das ist ein lediges Gemüt, das durch nichts beirrt und an nichts gebunden ist,
das sein Bestes an keine Weise gebunden hat und in nichts auf das Seine sieht,
vielmehr völlig in den liebsten Willen Gottes versunken ist und sich des Seinigen
entäußert hat. Nimmer kann der Mensch ein noch so geringes Werk verrichten,
das nicht hierin seine Kraft und sein Vermögen empfinge.
So kraftvoll soll man beten, daß man wünschte, alle Glieder und Kräfte des
Menschen, Augen wie Ohren, Mund, Herz und alle Sinne sollten darauf gerichtet
sein; und nicht soll man aufhören, ehe man empfinde, daß man sich mit dem zu
vereinen im Begriffe stehe, den man gegenwärtig hat und zu dem man betet, das
ist: Gott.

3. Von ungel ass e n e n Leuten,


die voll Eigen will e n s sind

Die Leute sagen: „Ach, ja, Herr, ich möchte gern, daß ich auch so gut zu
Gott stünde und daß ich ebensoviel Andacht hätte und Frieden mit Gott, wie
andere Leute haben, und ich möchte, mir ginge es ebenso oder ich wäre ebenso
arm“, oder: „Mit mir wird's niemals recht, wenn ich nicht da oder dort bin und so
oder so tue, ich muß in der Fremde leben oder in einer Klause oder in einem
Kloster.“
Wahrlich, darin steckt überall dein Ich und sonst ganz und gar nichts. Es ist

* Sieh S. 315 Anm. 17.

506
Reden der Unterweisung

der Eigenwille, wenn zwar du's auch nicht weißt oder es dich auch nicht so dünkt:
niemals steht ein Unfriede in dir auf, der nicht aus dem Eigenwillen kommt, ob
man's nun merke oder nicht. Was wir da meinen, der Mensch solle dieses fliehen
und jenes suchen, etwa diese Stätten und diese Leute und diese Weisen oder diese
Menge oder diese Betätigung – nicht das ist schuld, daß dich die Weise oder die
Dinge hindern: du bist es (vielmehr) selbst in den Dingen, was dich hindert, denn
du verhältst dich verkehrt zu den Dingen.
Darum fang zuerst bei dir selbst an und laß dich! Wahrhaftig, fliehst du nicht
zuerst dich selbst, wohin du sonst fliehen magst, da wirst du Hindernis und Un
frieden finden, wo immer es auch sei. Die Leute, die da Frieden suchen in äußeren
Dingen, sei's an Stätten oder in Weisen, bei Leuten oder in Werken, in der Fremde
oder in Armut oder in Erniedrigung – wie eindrucksvoll oder was es auch sei, das
ist dennoch alles nichts und gibt keinen Frieden. Sie suchen völlig verkehrt, die
so suchen. Je weiter weg sie in die Ferne schweifen, um so weniger finden sie,
was sie suchen. Sie gehen wie einer, der den Weg verfehlt: je weiter der geht,
um so mehr geht er in die Irre. Aber, was soll er denn tun? Er soll zuerst sich
selbst lassen, dann hat er alles gelassen. Fürwahr, ließe ein Mensch ein König
reich oder die ganze Welt, behielte aber sich selbst, so hätte er nichts gelassen.
Läßt der Mensch aber von sich selbst ab, was er auch dann behält, sei's Reichtum
oder Ehre oder was immer, so hat er alles gelassen.
Zu dem Worte, das Sankt Peter sprach: "Sieh, Herr, wir haben alle Dinge ge
lassen' (Matth. 19,27) – und er hatte doch nichts weiter gelassen als ein bloßes Netz
und sein Schifflein –, dazu sagt ein Heiliger: Wer das Kleine willig läßt, der läßt
nicht nur dies, sondern er läßt alles, was weltliche Leute gewinnen, ja selbst, was
sie nur begehren können. Denn wer seinen Willen und sich selbst läßt, der hat alle
Dinge so wirklich gelassen, als wenn sie sein freies Eigentum gewesen wären und
er sie besessen hätte mit voller Verfügungsgewalt. Denn was du nicht begehren
noillst, das hast du alles hingegeben und gelassen um Gottes willen. Darum sprach
unser Herr: "Selig sind die Armen im Geist' (Matth. 5,3), das heißt: an Willen. Und
hieran soll niemand zweifeln: Gäb's irgendeine bessere Weise, unser Herr hätte sie
genannt, wie er ja auch sagte: "Wer mir nachfolgen will, der verleugne zuerst sich
selbst' (Matth. 16,24); daran ist alles gelegen. Richte dein Augenmerk auf dich
selbst, und wo du dich findest, da laß von dir ab; das ist das Allerbeste.

4. Vom Nutzen des Lassen s,


das man in n er li c h un d ä u ß e r l i c h vollziehen soll

Du mußt wissen, daß sich noch nie ein Mensch in diesem Leben so weitgehend
gelassen hat, daß er nicht gefunden hätte, er müsse sich noch mehr lassen. Der Men
schen gibt es wenige, die das recht beachten und darin beständig sind. Es ist ein
gleichwertiger Austausch und ein gerechter Handel: So weit du ausgehst aus allen
Dingen, so weit, nicht weniger und nicht mehr, geht Gott ein mit all dem Seinen,
507
Traktat 2

dafern du in allen Dingen dich des Deinen völlig entäußerst. Damit heb an, und
laß dich dies alles kosten, was du aufzubringen vermagst. Da findest du wahren
Frieden und nirgends sonst.
Die Leute brauchten nicht soviel nachzudenken, was sie tun sollten; sie sollten
vielmehr bedenken, was sie noären. Wären nun aber die Leute gut und ihre Weise,
so könnten ihre Werke hell leuchten. Bist du gerecht, so sind auch deine Werke ge
recht. Nicht gedenke man Heiligkeit zu gründen auf ein Tun; man soll Heiligkeit viel
mehr gründen auf ein Sein, denn die Werke heiligen nicht uns, sondern wir sollen
die Werke heiligen. Wie heilig die Werke immer sein mögen, so heiligen sie uns
ganz und gar nicht, soweit sie Werke sind, sondern: soweit wir heilig sind und Sein
besitzen, soweit heiligen wir alle unsere Werke, es sei Essen, Schlafen, Wachen oder
was immer es sei. Die nicht großen Seins sind, welche Werke die auch wirken, da
wird nichts daraus!. Erkenne hieraus, daß man allen Fleiß darauf verwenden soll,
gut zu sein, – nicht aber so sehr darauf, was man tue oder welcher Art die Werke
seien, sondern wie der Grund der Werke sei.

5. Be a c h t e, was das Wesen und den Grund gut m a c h t


Der Grund, an dem es liegt, daß des Menschen Wesen und Seinsgrund, von
dem des Menschen Werke ihre Gutheit beziehen, völlig gut sei, ist dies: daß des
Menschen Gemüt gänzlich zu Gott (gekehrt) sei. Darauf setze all dein Bemühen,
daß dir Gott groß werde und daß all dein Streben und Fleiß ihm zugewandt sei in
allem deinem Tun und Lassen. Wahrlich, je mehr du davon hast, desto besser sind
alle deine Werke, welcher Art sie auch sein mögen. Hafte Gott an, so hängt er dir
alles Gutsein an. Suche Gott, so findest du Gott und alles Gute Kdazu). Ja, fürwahr,
du könntest in solcher Gesinnung auf einen Stein treten, und es wäre in höherem
Grade ein gottgefälliges Werk, als wenn du den Leib unseres Herrn empfingest und
es dabei mehr auf das Deinige abgesehen hättest und deine Absicht weniger selbst
los wäre. Wer Gott anhaftet, dem haftet Gott an und alle Tugend. Und was zuvor
du suchtest, das sucht nun dich; wem zuvor du nachjagtest, das jagt nun dir nach;
und was zuvor du fliehen mochtest, das flieht nun dich”. Darum: wer Gott eng
anhaftet, dem haftet alles an, was göttlich ist, und den flieht alles, was Gott un
gleich und fremd ist.

6. Von der Abgeschieden heit und vom Besitz e n Gottes


Ich wurde gefragt: manche Leute zögen sich streng von den Menschen zurück
und wären immerzu gern allein, und daran läge ihr Friede und daran, daß sie in
der Kirche wären – ob dies das Beste wäre? Da sagte ich: „Nein!“ Und gib acht,
W&I'U1II1.

Mit wem es recht steht, wahrlich, dem ist's an allen Stätten und unter allen
* Sieh S. 318f. Anm. 30. * Sieh S. 320 Anm. 37.

508
Reden der Unterweisung

Leuten recht. Mit wem es aber unrecht steht, für den ist's an allen Stätten und
unter allen Leuten unrecht. Wer aber recht daran ist, der hat Gott in Wahrheit bei
sich; wer aber Gott recht in Wahrheit hat, der hat ihn an allen Stätten und auf der
Straße und bei allen Leuten ebensogut wie in der Kirche oder in der Einöde oder in
der Zelle; wenn anders er ihn recht und nur ihn hat, so kann einen solchen Menschen
niemand behindern.
Warum?
Weil er einzig Gott hat und es nur auf Gott absieht, und alle Dinge ihm lauter
Gott werden. Ein solcher Mensch trägt Gott in allen seinen Werken und an allen
Stätten, und alle Werke dieses Menschen wirkt allein Gott; denn wer das Werk
verursacht, dem gehört das Werk eigentlicher und wahrhaftiger zu als dem, der da
das Werk verrichtet. Haben wir also lauter und allein Gott im Auge, wahrlich, so
muß er unsere Werke wirken, und an allen seinen Werken vermag ihn niemand zu
hindern, keine Menge und keine Stätte. So kann also diesen Menschen niemand be
hindern, denn er erstrebt und sucht nichts, und es schmeckt ihm nichts als Gott; denn
der wird mit dem Menschen in allem seinem Streben vereint. Und so wie Gott keine
Mannigfaltigkeit zu zerstreuen vermag, so auch kann diesen Menschen nichts zer
streuen noch vermannigfaltigen, denn er ist eins in jenem Einen, in dem alle Man
nigfaltigkeit Eins und eine Nicht-Mannigfaltigkeit ist.
Der Mensch soll Gott in allen Dingen ergreifen und soll sein Gemüt daran ge
wöhnen, Gott allzeit gegenwärtig zu haben im Gemüt und im Streben und in der
Liebe. Achte darauf, wie du deinem Gott zugekehrt bist, wenn du in der Kirche
bist oder in der Zelle: diese selbe Gestimmtheit behalte und trage sie unter die
Menge und in die Unruhe und in die Ungleichheit. Und – wie ich schon öfter gesagt
habe – wenn man von „Gleichheit“ spricht, so meint man (damit) nicht, daß man
alle Werke als gleich erachten solle oder alle Stätten oder alle Leute. Das wäre gar
unrichtig, denn Beten ist ein besseres Werk als Spinnen und die Kirche eine wür
digere Stätte als die Straße. Du sollst jedoch in allen Werken ein gleichbleibendes
Gemüt haben und ein gleichmäßiges Vertrauen und eine gleichmäßige Liebe zu
deinem Gott und einen gleichbleibenden Ernst. Traun, wärest du so gleichmütig,
so würde dich niemand hindern, deinen Gott gegenwärtig zu haben.
Wem aber Gott nicht so wahrhaft innewohnt, sondern wer Gott beständig von
draußen her nehmen muß in diesem und in jenem, und wer Gott in ungleicher
Weise sucht, sei's in Werken oder unter den Leuten oder an Stätten, der hat Gott
nicht. Und es mag leicht etwas geben, was einen solchen Menschen behindert, denn
er hat Gott nicht, und er sucht nicht ihn allein noch liebt noch erstrebt er ihn allein.
Und darum hindert ihn nicht nur böse Gesellschaft, sondern ihn hindert auch die
gute, und nicht allein die Straße, sondern auch die Kirche, und nicht allein böse
Worte und Werke, sondern auch gute Worte und Werke. Denn das Hindernis liegt
in ihm, weil Gott in ihm noch nicht alle Dinge geworden ist. Denn wäre dies so bei
ihm, so wäre ihm an allen Stätten und bei allen Leuten gar recht und wohl; denn er
hat Gott, und den könnte ihm niemand nehmen, noch könnte ihn jemand an seinem
Werk hindern.

509
Traktat 2

Woran liegt nun dieses wahre Haben Gottes, daß man ihn wahrhaft besitze?
Dieses wahrhafte Haben Gottes liegt am Gemüt und an einem innigen, geisti
gen Sich-Hinwenden und Streben zu Gott, nicht (dagegen) an einem beständigen,
gleichmäßigen Darandenken; denn das wäre der Natur unmöglich zu erstreben
und sehr schwer und zudem nicht das Allerbeste. Der Mensch soll sich nicht ge
nügen lassen an einem gedachten Gott; denn wenn der Gedanke vergeht, so ver
geht auch der Gott. Man soll vielmehr einen noesenhaften Gott haben, der weiter
haben ist über die Gedanken des Menschen und aller Kreatur. Der Gott vergeht
nicht, der Mensch wende sich denn mit Willen von ihm ab.
Wer Gott so, (d. h.) im Sein, hat, der nimmt Gott göttlich, und dem leuchtet er
in allen Dingen; denn alle Dinge schmecken ihm nach Gott, und Gottes Bild wird
ihm aus allen Dingen sichtbar. In ihm glänzt Gott allzeit, in ihm vollzieht sich eine
loslösende Abkehr und eine Einprägung seines geliebten, gegenwärtigen Gottes.
Vergleichsweise so, wie wenn es einen in rechtem Durst heiß dürstet: so mag der
wohl anderes tun als trinken, und er mag auch wohl an andere Dinge denken; aber
was er auch tut und bei wem er sein mag, in welchem Bestreben oder welchen Ge
danken oder welchem Tun, so vergeht ihm doch die Vorstellung des Trankes nicht,
solange der Durst währt; und je größer der Durst ist, um so stärker und eindring
licher und gegenwärtiger und beharrlicher ist die Vorstellung des Trankes. Oder
wer da etwas heiß mit ganzer Inbrunst so liebt, daß ihm nichts anderes gefällt und
zu Herzen geht als Keben) dies, und er nur nach diesem verlangt und nach sonst gar
nichts: ganz gewiß, wo immer ein solcher Mensch sein mag oder bei wem oder was
er auch beginnt oder was er tut, nimmer erlischt doch in ihm das, was er so sehr
liebt, und in allen Dingen findet er (eben) dieses Dinges Bild, und dies ist ihm um
so stärker gegenwärtig, je mehr die Liebe stärker und stärker wird. Ein solcher
Mensch sucht nicht Ruhe, denn ihn behindert keine Unruhe.
Dieser Mensch findet weit mehr Lob vor Gott, weil er alle Dinge als göttlich
und höher erfaßt, denn sie in sich selbst sind. Traun, dazu gehört Eifer und Hin
gabe und ein genaues Achten auf des Menschen Inneres und ein waches, wahres,
besonnenes, wirkliches Wissen darum, worauf das Gemüt gestellt ist mitten in den
Dingen und unter den Leuten. Dies kann der Mensch nicht durch Fliehen lernen,
indem er vor den Dingen flüchtet und sich äußerlich in die Einsamkeit kehrt; er
muß vielmehr eine innere Einsamkeit lernen, wo und bei wem er auch sei. Er muß
lernen, die Dinge zu durchbrechen und seinen Gott darin zu ergreifen und den
kraftvoll in einer wesenhaften Weise in sich hineinbilden zu können. Vergleichs
weise so wie einer, der schreiben lernen will. Fürwahr, soll er die Kunst beherr
schen, so muß er sich viel und oft in dieser Tätigkeit üben, wie sauer und schwer es
ihm auch werde und wie unmöglich es ihn dünke: will er's nur fleißig üben und
oft, so lernt er's doch und eignet sich die Kunst an. Fürwahr, zuerst muß er seine
Gedanken auf jeden einzelnen Buchstaben richten und sich den sehr fest einprägen.
Späterhin, wenn er dann die Kunst beherrscht, so bedarf er der Bildvorstellung

* Sieh S. 323 Anm. 50.

510
Reden der Unterweisung

und der Überlegung gar nicht mehr, und dann schreibt er unbefangen und frei,
und ebenso ist es auch, wenn es sich um Fiedeln oder irgendwelche Verrichtungen
handelt, die aus seinem Können geschehen sollen. Für ihn genügt es völlig zu wissen,
daß er seine Kunst betätigen will: und wenn er auch nicht beständig bewußt dabei
ist, so vollführt er sein Tun doch, woran er auch denken mag, aus seinem Können
heraus”.
So auch soll der Mensch von göttlicher Gegenwart durchdrungen und mit der
Form seines geliebten Gottes durchformt und in ihm verwesentlicht sein, so daß
ihm sein Gegenwärtigsein ohne alle Anstrengung leuchte, daß er überdies in allen
Dingen Bindungslosigkeit gewinne und gegenüber den Dingen völlig frei bleibe.
Dazu gehört zu Beginn notwendig Überlegung und ein aufmerksames Einprägen
wie beim Schüler zu seiner Kunst.

7. Wie der Mensch seine Werke

am vernünftigsten wirken soll

Man“ findet's bei vielen Leuten, und leicht gelangt der Mensch dahin, wenn
er will: daß ihn die Dinge, mit denen er umgeht, nicht hindern noch irgendeine
haftende Vorstellung in ihn hineinsetzen; denn, wo das Herz Gottes voll ist, da
können die Kreaturen keine Stätte haben noch finden. Daran aber soll's uns nicht
genügen; wir sollen uns alle Dinge in hohem Maße zunutze machen, sei's was
immer es sei, wo wir sein, was wir sehen oder hören mögen, wie fremd und un
gemäß es uns auch sei. Dann erst sind wir recht daran und nicht eher. Und nimmer
soll der Mensch darin zu Ende kommen; vielmehr kann er darin ohne Unterlaß
wachsen und immer mehr erreichen in einem wahren Zunehmen.
Und der Mensch soll zu allen seinen Werken und bei allen Dingen seine Ver
nunft aufmerkend gebrauchen und bei allem ein einsichtiges Bewußtsein von sich
selbst und seiner Innerlichkeit haben und in allen Dingen Gott ergreifen in der
höchsten Weise, wie es möglich ist. Denn der Mensch soll sein, wie unser Herr
sprach: "Ihr sollt sein wie Leute, die allzeit wachen und ihres Herrn harren' (Luk.
12,36). Traun, solche harrenden Leute sind wachsam und sehen sich um, von wan
nen er komme, dessen sie harren, und sie erwarten ihn in allem, was da kommt, wie
fremd es ihnen auch sei, ob er nicht doch etwa darin sei. So sollen auch wir in allen
Dingen bewußt nach unserm Herrn ausschauen. Dazu gehört notwendig Fleiß, und
man muß sich's alles kosten lassen, was man nur mit Sinnen und Kräften zu leisten
vermag; dann wird's recht mit den Leuten, und sie ergreifen Gott in allen Dingen
gleich, und sie finden von Gott gleich viel in allen Dingen.
Wohl ist ein Werk anders als das andere; wer aber seine Werke aus einem
gleichen Gemüt täte, wahrlich, dessen Werke wären auch alle gleich, und mit wem
es recht stünde, wem Gott so (eigen) geworden wäre, fürwahr, dem leuchtete Gott

* Sieh S. 324f. Anm. 62. * Sieh S. 325f. Anm. 65.

511
Traktat 2

ebenso unverhüllt im weltlichen wie im allergöttlichsten Werk. Traun, nun ist das
aber nicht so (zu verstehen), daß der Mensch selbst etwas Weltliches oder Unpas
sendes tun solle: sondern, was ihm von äußeren Dingen her im Sehen und Hören
zufällt, das soll er zu Gott kehren. Wem Gott so in allen Dingen gegenwärtig ist und
wer seine Vernunft im Höchsten beherrscht und gebraucht, der allein weiß vom
wahren Frieden, und der hat ein rechtes Himmelreich.
Denn wer recht daran sein soll, bei dem muß je von zwei Dingen eines ge
schehen: entweder muß er Gott in den Werken zu ergreifen und zu halten lernen,
oder er muß alle Werke lassen. Da nun aber der Mensch in diesem Leben nicht
ohne Tätigkeit sein kann, die nun einmal zum Menschsein gehört und deren es
vielerlei gibt, darum lerne der Mensch, seinen Gott in allen Dingen zu haben und
unbehindert zu bleiben in allen Werken und an allen Stätten. Und darum: Wenn
der anhebende Mensch unter den Leuten etwas wirken soll, so soll er sich zuvor
kräftig mit Gott versehen und ihn fest in sein Herz setzen und all sein Trachten,
Denken, Wollen und seine Kräfte mit ihm vereinen, auf daß sich nichts anderes in
dem Menschen erbilden könne.

8. Vom st et e n Fleiß im höchsten Zu nehmen

Der Mensch soll auch nie ein Werk so gut beurteilen noch als so recht ausfüh
ren, daß er je so frei oder so selbstsicher in den Werken werde, daß seine Vernunft
je müßig werde oder einschlafe. Er soll sich ständig mit den beiden Kräften der
Vernunft und des Willens erheben und darin sein Allerbestes im höchsten Grade
ergreifen und sich äußerlich und innerlich gegen jeden Schaden besonnen vorsehen;
dann versäumt er nie etwas in irgendwelchen Dingen, sondern er nimmt ohne Unter
laß in hohem Grade zu.

9. Wie die Neigung zur Sünde


dem Mensch e n allzeit from mt

Du mußt wissen, daß der Anstoß zur Untugend für den rechten Menschen nie
mals ohne großen Segen und Nutzen ist. Nun hör' zu! Da sind zwei Menschen: der
eine sei so geartet, daß er von keiner Schwäche angefochten wird oder doch nur
wenig; der andere aber ist solcher Natur, daß ihm Anfechtungen zustoßen. Durch
das äußere Gegenwärtigsein der Dinge wird sein äußerer Mensch erregt, sei's etwa
zu Zorn oder zu eitler Ehrsucht oder vielleicht zu Sinnlichkeit, je nachdem, was ihm
entgegentritt. Aber in seinen obersten Kräften steht er völlig fest, unbewegt und
will den Fehl nicht begehen, weder das Erzürnen noch irgendeine der Sünden, und
ficht also kräftig gegen die Schwäche an; denn vielleicht handelt es sich um eine in
der Natur liegende Schwäche, wie ja mancher Mensch von Natur zornig oder hof
färtig ist oder sonstwie und doch die Sünde nicht begehen will. Ein solcher soll weit
512
Reden der Unterweisung

mehr gelobt sein, und sein Lohn ist viel größer, seine Tugend edler als des ersten;
denn Vollkommenheit der Tugend kommt nur aus Kampf, wie Sankt Paulus
sagt: "Die Tugend wird in der Schwachheit vollbracht (2 Kor. 12,9).
Die Neigung zur Sünde ist nicht Sünde, aber sündigen noollen, das ist Sünde,
zürnen noollen, das ist Sünde. Wahrlich, hätte der, um den es recht bestellt wäre,
die Gewalt zu wünschen, er würde nicht wünschen wollen, daß ihm die Neigung
zur Sünde verginge, denn ohne die stünde der Mensch unsicher in allen Dingen
und in allen seinen Werken und unbesorgt gegenüber den Dingen und auch der
Ehre des Kampfes, des Sieges und des Lohnes ermangelnd. Denn der Anstoß und
die Erregung durch die Untugend bringen die Tugend und den Lohn für das Be
mühen. Die Neigung nämlich macht den Menschen allwegs beflissener, sich in der
Tugend kräftig zu üben, und sie treibt ihn mit Macht zur Tugend und ist eine
scharfe Geißel, die den Menschen zur Hut und Tugend antreibt; denn je schwächer
sich der Mensch findet, desto besser muß er sich mit Stärke und Sieg wappnen, liegt
doch Tugend wie Untugend im Willen.

10. Wie* der Wille alles vermag, und wie alle Tugen den
im Willen liegen, wenn an der s er recht ist
Der Mensch soll über nichts groß erschrecken, solange er sich in einem guten
Willen findet, noch soll er sich betrüben, wenn er ihn nicht in Werken zu vollbringen
vermag; wiederum soll er sich nicht als fern von der Tugend achten, wenn er einen
rechten, guten Willen in sich findet, denn die Tugend und alles Gute liegt im guten
Willen. Dir kann's an nichts gebrechen, wenn du einen wahren, rechten Willen hast,
weder an Liebe noch an Demut noch an irgendwelcher Tugend. Vielmehr, was du
kräftig und mit ganzem Willen willst, das hast du, und Gott und alle Kreaturen
können dir das nicht wegnehmen, wenn anders der Wille ein ganzer und ein recht
göttlicher Wille und auf die Gegenwart gerichtet ist. Nicht also: „Ich möchte näch
stens“, das wäre noch erst zukünftig, sondern: „Ich will, daß es jetzo so sei!“ Hör
zu: Wäre etwas tausend Meilen weit weg, will ich es haben, so habe ich's eigent
licher als das, was ich in meinem Schoß habe und nicht haben will.
Das Gute ist nicht minder mächtig zum Guten als das Böse zum Bösen. Merk
dir: Wenn ich auch nimmer ein böses Werk täte, dennoch: habe ich den Willen zum
Bösen, so habe ich die Sünde, wie wenn ich die Tat getan hätte; und ich könnte in
einem entschiedenen Willen so große Sünde tun, wie wenn ich die ganze Welt ge
tötet hätte, ohne daß ich doch je eine Tat dabei ausführte. Weshalb sollte das Gleiche
nicht auch einem guten Willen möglich sein? Fürwahr, noch viel und unvergleich
lich mehr!
Wahrlich, mit dem Willen vermag ich alles?. Ich kann aller Menschen Mühsal
tragen und alle Armen speisen und aller Menschen Werke wirken und was du nur

* Sieh S. 328 Anm. 97. * Sieh S. 329 Anm. 103.

33 Eckhart, D 5 513
Traktat 2

ausdenken magst. Gebricht's dir nicht am Willen, sondern nur am Vermögen, für
wahr, so hast du es vor Gott alles getan, und niemand kann es dir nehmen noch dich
nur einen Augenblick daran hindern; denn tun noollen, sobald ich's vermag, und
getan haben, das ist vor Gott gleich. Wollte ich ferner so viel Willen haben, wie die
ganze Welt hat, und ist mein Begehren danach groß und umfassend, wahrhaftig,
so habe ich ihn; denn was ich haben noill, das habe ich. Ebenso: Wenn ich wahrhaft
so viel Liebe haben wollte, wie alle Menschen je gewannen, und wenn ich Gott eben
sosehr loben wollte, oder was du sonst ausdenken magst, das hast du wahrhaftig
alles, wenn der Wille vollkommen ist.
Nun könntest du fragen, noann der Wille ein rechter Wille sei? Dann ist der
Wille vollkommen und recht, wenn er ohne jede Ich-Bindung ist und wo er sich
seiner selbst entäußert hat und in den Willen Gottes hineingebildet und -geformt
ist. Ja, je mehr dem so ist, desto rechter und wahrer ist der Wille. Und in solchem
Willen vermagst du alles, es sei Liebe oder was du willst.
Nun fragst du: „Wie könnte ich die Liebe haben, solange ich sie nicht empfinde
noch ihrer gewahr werde, wie ich es an vielen Menschen sehe, die große Werke auf
zuweisen haben und an denen ich große Andacht und wunders was finde, wovon
ich nichts habe?“
Hier mußt du zwei Dinge beachten, die sich in der Liebe finden: Das eine ist
das Wesen der Liebe, das andere ist ein Werk oder ein Ausbruch der Liebe. Die
Stätte des Wesens der Liebe ist allein im Willen; wer mehr Willen hat, der hat auch
mehr Liebe. Aber noer davon mehr habe, das weiß niemand vom andern; das liegt
verborgen in der Seele, dieweil Gott verborgen liegt im Grunde der Seele. Diese
Liebe liegt ganz und gar im Willen; wer mehr Willen hat, der hat auch mehr Liebe.
Nun gibt's aber noch ein zweites: das ist ein Ausbruch und ein Werk der Liebe.
Das sticht recht in die Augen, wie Innigkeit und Andacht und Jubilieren, und ist
dennoch allwegs das Beste nicht. Denn es stammt mitunter gar nicht von der Liebe
her, sondern es kommt bisweilen aus der Natur, daß man solches Wohlgefühl und
süßes Empfinden hat, oder es mag des Himmels Einfluß oder auch durch die Sinne
eingetragen sein”; und die dergleichen öfter erfahren, das sind nicht allwegs die
Allerbesten. Denn sei's auch, daß es wirklich von Gott stamme, so gibt unser Herr
das solchen Menschen, um sie zu locken oder zu reizen und auch wohl, auf daß man
dadurch von anderen Menschen recht ferngehalten wird. Wenn aber diese selben
Menschen hernach an Liebe zunehmen, so mögen sie leicht nicht mehr soviel Ge
fühle und Empfindungen haben, und daran erst wird ganz deutlich, daß sie Liebe
haben: wenn sie (auch) ohne solchen Rückhalt Gott ganz und fest Treue bewahren.
Gesetzt nun, daß es voll und ganz Liebe sei, so ist es doch das Allerbeste nicht.
Das wird aus folgendem deutlich: Man soll nämlich von solchem Jubilus bisweilen
ablassen um eines Besseren aus Liebe willen und um zuweilen ein Liebeswerk zu
wirken, wo es dessen nottut, sei's geistlich oder leiblich. Wie ich auch sonst schon
gesagt habe: Wäre der Mensch so in Verzückung, wie's Sankt Paulus war, und

* Sieh S. 330f. Anm. 115.

514
Reden der Unterweisung

wüßte einen kranken Menschen, der eines Süppleins von ihm bedürfte, ich erachtete
es für weit besser, du ließest aus Liebe von der Verzückung ab und dientest dem
Bedürftigen in größerer Liebe.
Nicht soll der Mensch wähnen, daß er dabei Gnaden versäume; denn was der
Mensch aus Liebe willig läßt, das wird ihm um vieles herrlicher zuteil, wie Christus
sprach: "Wer etwas läßt um meinetwillen, der wird hundertmal soviel zurück
erhalten' (Matth. 19,29). Ja, fürwahr, was der Mensch läßt und was er aufgibt um
Gottes willen –, ja, sei's auch, daß, wenn er heftig nach solchem Trostempfinden
und nach Innigkeit verlangt und alles dazu tut, was er vermag, Gott es ihm aber
nicht verleiht, er ihm dann entsagt und willig darauf verzichtet um Gottes willen,
– fürwahr, er wird's genau so in ihm (d. h. in Gott) finden, wie wenn er alles Gut,
das es je gegeben hat, in vollem Besitz gehabt, sich aber willig seiner entäußert,
entschlagen und begeben hätte um Gottes willen; er wird hundertmal soviel emp
fangen. Denn was der Mensch gern hätte, aber verschmerzt und entbehrt um Gottes
willen, sei's leiblich oder geistig, das findet er alles in Gott, als wenn es der Mensch
besessen und sich willig seiner entäußert hätte; denn der Mensch soll aller Dinge
willig um Gottes willen beraubt sein und in der Liebe sich allen Trostes entschlagen
und begeben aus Liebe.
Daß man solche Empfindung bisweilen aus Liebe lassen soll, das bedeutet uns
der liebende Paulus, wo er sagt: "Ich habe gewünscht, daß ich von Christo geschieden
werden möge um der Liebe zu meinen Brüdern willen' (Röm. 9,3). Das meint er
nach dieser Weise, nicht dagegen nach der ersteren Weise der Liebe, denn von der
wollte er nicht einen Augenblick geschieden sein um alles, was im Himmel und auf
Erden geschehen mag, er meint damit: den Trost.
Du mußt aber wissen, daß die Freunde Gottes nie ohne Trost sind; denn was
Gott will, das ist ihr allerhöchster Trost, sei's nun Trost oder Untrost.

11. Was der Mensch tun soll,


wenn er Gott vermißt und Gott sich verborgen hat

Du mußt ferner wissen, daß der gute Wille Gott gar nicht verlieren kann.
Wohl aber vermißt ihn das Empfinden des Gemütes zuweilen und wähnt oft, Gott
sei fortgegangen. Was sollst du dann tun? Genau dasselbe, was du tätest, wenn du
im größten Trost wärest; dasselbe lerne tun, wenn du im größten Leiden bist, und
verhalte dich ganz so, wie du dich dort verhieltest. Es gibt keinen gleich guten Rat,
Gott zu finden, als ihn dort zu finden, wo man ihn fahrenläßt. Und wie dir war, als
du ihn zuletzt hattest, so tu auch nun, da du ihn vermissest, so findest du ihn. Der
gute Wille indessen verliert oder vermißt Gott nie und nimmer. Viele Leute sagen:
„Wir haben guten Willen“, sie haben aber nicht Gottes Willen; sie wollen ihren
Willen haben und unsern Herrn lehren, es so oder so zu machen. Das ist kein guter
Wille. Man soll bei Gott nach seinem allerliebsten Willen forschen.

* Sieh S. 334 Anm. 138.

33" 515
Traktat 2

Darauf zielt Gott in allen Dingen, daß wir den Willen aufgeben. Als Sankt
Paulus viel mit unserem Herrn redete und unser Herr viel mit ihm, da trug das
alles nichts ein, bis er den Willen aufgab und sprach: "Herr, was willst du, daß ich
tue?" (Apg. 9,6). Da wußte unser Herr wohl, was er tun sollte. Ebenso auch, als
Unserer Frau der Engel erschien: alles, was sie und er auch immer reden mochten,
das hätte sie nimmer zur Mutter Gottes gemacht; sobald sie aber ihren Willen auf
gab, ward sie sogleich eine wahre Mutter des Ewigen Wortes und empfing Gott auf
der Stelle; der ward ihr natürlicher Sohn. Nichts auch macht einen zum wahren
Menschen als das Aufgeben des Willens. Wahrhaftig, ohne Aufgabe des Willens in
allen Dingen schaffen wir überhaupt nichts vor Gott. Käme es aber so weit, daß wir
unsern ganzen Willen aufgäben und uns aller Dinge, äußerlich und innerlich, um
Gottes willen zu entschlagen getrauten, so hätten wir alles getan, und eher nicht.
Solcher Menschen findet man wenige, die, ob wissentlich oder unwissentlich,
nicht gern möchten, daß es mit ihnen ganz so stünde, daß sie aber dabei Großes
empfänden, und sie möchten gern die Weise und das Gut haben: das alles ist nichts
als Eigenwille. Du solltest dich Gott mit allem ganz ergeben, und dann kümmere
dich nicht darum, was er mit dem Seinigen tue. Es sind wohl Tausende von Men
schen gestorben und im Himmel, die nie in ganzer Vollkommenheit sich ihres Wil
lens entäußerten. Das allein Kaber erst) wäre ein vollkommener und wahrer Wille,
daß man ganz in Gottes Willen getreten und ohne Eigenwillen wäre. Und wer
darin mehr erreicht hat, der ist um so mehr und wahrer in Gott versetzt. Ja, ein
Ave Maria, gesprochen in dieser Gesinnung, wobei der Mensch sich seiner selbst
entäußert, das ist nützer als tausend Psalter gelesen ohne sie; ja, ein Schritt darin
wäre besser, als ohne sie übers Meer gefahren.
Der Mensch, der sich so gänzlich mit allem dem Seinen aufgegeben hätte, wahr
lich, der wäre so völlig in Gott versetzt, daß, wo man den Menschen auch anrühren
sollte, man zuerst Gott anrühren müßte; denn er ist rundum in Gott, und Gott ist
um ihn herum, wie meine Kappe mein Haupt umschließt, und wer mich anfassen
wollte, der müßte zuerst mein Kleid anrühren. Ebenso auch: Soll ich trinken, so
muß der Trank zuerst über die Zunge fließen; dort empfängt der Trank seinen Ge
schmack. Ist die Zunge mit Bitterkeit überzogen, fürwahr, wie süß der Wein an
sich auch sein mag, er muß stets bitter werden von dem, durch das hindurch er an
mich gelangt. Fürwahr, ein Mensch, der sich des Seinen ganz entäußert hätte, der
würde so mit Gott umhüllt, daß alle Kreaturen ihn nicht zu berühren vermöchten,
ohne zuerst Gott zu berühren; und was an ihn kommen sollte, das müßte durch
Gott hindurch an ihn kommen; da empfängt es seinen Geschmack und wird gott
haft". Wie groß ein Leiden auch sei, kommt es über Gott, so leidet zuerst Gott dar
unter. Ja, bei der Wahrheit, die Gott (selber) ist: Nimmer ist ein Leiden, das den
Menschen befällt, so geringfügig, etwa ein Mißbehagen oder eine Widerwärtigkeit,
daß es nicht, sofern man es in Gott setzt, Gott unermeßlich mehr berührte als den
Menschen und es ihm nicht viel mehr zuwider wäre, als es dem Menschen zuwider
ist. Erduldet Gott es aber um eines solchen Gutes willen, das er für dich darin vor
* Sieh S. 336 Anm. 165.

516
Reden der Unterweisung

gesehen hat, und bist du willens, das zu leiden, was Gott leidet und über ihn an
dich kommt, so wird es naturgemäß gotthaft, Verachtung wie Ehre, Bitterkeit wie
Süßigkeit und die tiefste Finsternis wie das klarste Licht: alles empfängt seinen
Geschmack von Gott und wird göttlich, denn es artet sich alles nach ihm, was diesen
Menschen ankommt, strebt er ja doch nach nichts anderem und schmeckt ihm ja
nichts anderes; und darum ergreift er Gott in aller Bitterkeit wie in der größten
Süßigkeit.
Das Licht leuchtet in der Finsternis, da wird man seiner gewahr. Wozu (sonst)
soll den Leuten die Lehre oder das Licht, als daß sie's nützen? Wenn sie in der
Finsternis oder im Leiden sind, dann werden sie das Licht sehen.
Ja, je mehr wir Kuns) zu eigen sind, um so weniger sind wir (Gott) zu eigen.
Der Mensch, der sich des Seinen entäußert hätte, der könnte Gott nie bei irgend
welchem Tun vermissen. Geschähe es aber, daß der Mensch fehlträte oder fehl
spräche oder ihm Dinge, die unrecht wären, unterliefen, dann muß Gott, da er beim
Beginn in dem Werke war, zwangsläufig auch den Schaden auf sich nehmen; du
aber sollst darum keineswegs von deinem Werk ablassen. Dafür finden wir in Sankt
Bernhard und in vielen anderen Heiligen ein Beispiel. Von solchen Vorfällen kann
man in diesem Leben nie ganz verschont bleiben. Aber deshalb, weil dann und
wann Rade! unter das Korn fällt, darum soll man das edle Korn nicht verwerfen.
Wahrlich, wer rechten Sinnes wäre und sich auf Gott wohl verstünde, dem gerieten
alle solche Leiden und Vorfälle zu großem Segen. Denn den Guten schlagen alle
Dinge zum Guten aus, wie Sankt Paulus (vgl. Röm. 8,28) sagt und wie Sankt Augu
stin äußert: »Ja, selbst die Sünden«.

12. Die s handelt von den Sünden:

wie man sich v er halten soll, wenn man sich in Sü n d en findet

Fürwahr, Sünden getan haben ist nicht Sünde, wenn sie uns leid sind. Nicht
soll der Mensch Sünde tun noollen, nicht um alles, was in Zeit oder in Ewigkeit
geschehen mag, weder tödliche noch läßliche noch irgendwelche Sünde. Wer recht
zu Gott stünde, der sollte sich allwegs vor Augen halten, daß der getreue, liebende
Gott den Menschen aus einem sündigen Leben in ein göttliches gebracht, aus einem
Feind zum Freund gemacht hat, was mehr ist, als eine neue Erde zu erschaffen. Das
wäre einer der stärksten Antriebe, der den Menschen ganz in Gott versetzen würde,
und man sollte sich wundern, wie sehr es den Menschen in starker, großer Liebe
entzünden müßte derart, daß er sich seiner selbst völlig entäußerte.
Ja, wer recht in den Willen Gottes versetzt wäre, der sollte nicht wollen, daß
die Sünde, in die er gefallen, nicht geschehen wäre. Freilich nicht im Hinblick dar
auf, daß sie gegen Gott gerichtet war, sondern, sofern du dadurch zu größerer Liebe
gebunden und du dadurch erniedrigt und gedemütigt bist, also nur deshalb nicht,
weil er gegen Gott gehandelt hat”. Du sollst aber Gott darin recht vertrauen, daß
* Sieh S. 337 Anm. 180. * Sieh S. 339 Anm. 188.

517
Traktat 2

er dir's nicht hat widerfahren lassen, ohne dein Bestes daraus ziehen zu wollen.
Wenn aber der Mensch sich völlig aus den Sünden erhebt und ganz von ihnen ab
kehrt, dann tut der getreue Gott, als ob der Mensch nie in Sünde gefallen wäre, und
will ihn aller seiner Sünden nicht einen Augenblick entgelten lassen; und wären
ihrer auch so viele, wie alle Menschen (zusammen) je getan: Gott will es ihn nie
entgelten lassen; er könnte mit einem solchen Menschen alle Vertraulichkeit haben,
die er je mit einer Kreatur unterhielt. Wenn anders er ihn nur jetzt bereit findet, so
sieht er nicht an, was er vorher gewesen ist. Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie
er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, son
dern als das, was du jetzt bist. Alle Unbill und alle Schmach, die Gott durch alle Sün
den widerfahren könnten, die will er gern erleiden und viele Jahre erlitten haben,
auf daß nur der Mensch hernach zu einer großen Erkenntnis seiner Liebe komme
und damit seine eigene Liebe und Dankbarkeit um so größer und sein Eifer um so
feuriger werde, wie das ja natürlicherweise und oft nach den Sünden geschieht.
Darum duldet Gott gern den Schaden der Sünden und hat ihn schon oft gedul
det und alleröftest über die Menschen kommen lassen, die er dazu ausersehen
hat, sie nach seinem Willen zu großen Dingen emporzuziehen. Sieh doch: Wer war
unserm Herrn je lieber und vertrauter als die Apostel? Keinem von ihnen blieb es
erspart, in Todsünde zu fallen: alle waren sie Todsünder gewesen. Das hat er auch
im Alten und im Neuen Bunde oft an denen bewiesen, die ihm nachmals bei weitem
die Liebsten wurden; und auch heute noch erfährt man selten, daß die Leute es zu
Großem bringen, ohne daß sie zuerst irgendwie fehlgetreten wären. Und damit zielt
unser Herr darauf ab, daß wir seine große Barmherzigkeit erkennen und er uns
mahne zu großer und wahrer Demut und Andacht. Denn wenn die Reue erneuert
wird, wird auch die Liebe stark gemehrt und erneuert werden.

13. Von zwei erlei Reue

Es gibt zweierlei Reue?: die eine ist zeitlich oder sinnlich, die andere ist gött
lich und übernatürlich. Die zeitliche zieht sich immerfort hinab in größeres Leid
und versetzt den Menschen in solchen Jammer, als ob er gleich jetzt verzweifeln
müsse, und dabei beharrt die Reue im Leid und kommt nicht weiter; daraus wird
nichts.
Die göttliche Reue aber ist ganz anders. Sobald der Mensch ein Mißfallen emp
findet, sogleich erhebt er sich zu Gott und versetzt sich in einen unerschütterlichen
Willen zu ewiger Abkehr von allen Sünden. Und darin erhebt er sich zu großem
Vertrauen auf Gott und gewinnt eine große Sicherheit. Und daraus kommt eine
geistige Freude, die die Seele aus allem Leid und Jammer erhebt und sie fest an
Gott bindet. Denn je gebrechlicher sich der Mensch findet und je mehr er gefehlt
hat, desto mehr Ursache hat er, sich mit ungeteilter Liebe an Gott zu binden, bei
dem es keine Sünde und Gebresten gibt. Die beste Stufe drum, auf die man treten
* Sieh S. 340 Anm. 197. * Sieh S. 340 Anm. 201.

518
Reden der Unterweisung

kann, wenn man in voller Andacht zu Gott gehen will, ist: ohne Sünde zu sein kraft
der göttlichen Reue!.
Und je schwerer man (selbst) die Sünde anschlägt, um so bereiter ist Gott, die
Sünde zu vergeben, zur Seele zu kommen und die Sünde zu vertreiben; ist doch ein
jeder am meisten beflissen, das abzutun, was ihm am meisten zuwider ist. Und je
größer und je schwerer die Sünden sind, um so unermeßlich lieber vergibt sie Gott
und um so schneller, weil sie ihm zuwider sind. Und wenn dann die göttliche Reue
sich zu Gott erhebt, sind alle Sünden bälder verschwunden im Abgrund Gottes, als
ich mein Auge zutun könnte, und sie werden dann so völlig zunichte, als seien sie
nie geschehen, dafern es nur eine vollkommene Reue wird.

14. Von der wahren Zuversicht und von der Hoffnung


Wahre und vollkommene Liebe soll man daran erkennen, ob man große Hoff
nung und Zuversicht zu Gott hat; denn es gibt nichts, woran man besser erkennen
kann, ob man ganze Liebe habe, als Vertrauen. Denn wenn einer den anderen innig
und vollkommen liebt, so schafft das Vertrauen; denn alles, worauf man bei Gott zu
vertrauen wagt, das findet man wahrhaft in ihm und tausendmal mehr. Und wie
ein Mensch Gott nie zu sehr liebhaben kann, so könnte ihm auch nie ein Mensch zu
viel vertrauen. Alles, was man sonst auch tun mag, ist nicht so förderlich wie großes
Vertrauen zu Gott. Bei allen, die je große Zuversicht zu ihm gewannen, unterließ
er es nie, große Dinge mit ihnen zu wirken. An allen diesen Menschen hat er ganz
deutlich gemacht, daß dieses Vertrauen aus der Liebe kommt; denn die Liebe hat
nicht nur Vertrauen, sondern sie besitzt auch ein wahres Wissen und eine zweifels
freie Sicherheit.

15. Von zwei erlei Gewißheit des ewigen Lebens

Zweierlei Wissen gibt es in diesem Leben vom ewigen Leben. Das eine kommt
daher, daß Gott selber es dem Menschen sage oder es ihm durch einen Engel entbiete
oder durch eine besondere Erleuchtung offenbare. Dies (jedoch) geschieht selten und
nur wenigen Menschen”.
Das andere Wissen ist ungleich besser und nützer und wird allen vollkommenen
liebenden Menschen oft zuteil: das beruht darauf, daß der Mensch aus Liebe und
vertraulichem Umgang, den er mit seinem Gott hat, ihm so völlig vertraut und seiner
so sicher ist, daß er nicht zweifeln könne, und er dadurch so sicher wird, weil er ihn
unterschiedslos in allen Kreaturen liebt. Und widersagten ihm alle Kreaturen und
sagten sich unter Eidschwur von ihm los, ja, versagte sich ihm Gott selber, er würde
nicht mißtrauen, denn die Liebe kann nicht mißtrauen, sie erwartet vertrauend nur

* Sieh S. 341 Anm. 208. * Sieh S. 341 Anm. 210. * Sieh S. 342f. Anm. 220.

519
Traktat 2

Gutes. Und es bedarf dessen nicht, daß man den Liebenden und den Geliebten irgend
etwas Kausdrücklich) sage, denn damit, daß er (= Gott) empfindet, daß er (= der
Mensch) sein Freund ist, weiß er zugleich alles das, was ihm gut ist und zu seiner
Seligkeit gehört". Denn, so sehr du ihm auch zugetan sein magst, des sei gewiß, daß
er dir über die Maßen mehr und stärker zugetan ist und dir ungleich mehr vertraut.
Denn er ist die Treue selber, des soll man bei ihm gewiß sein und sind auch alle die
gewiß, die ihn lieben.
Diese Gewißheit ist weit größer, vollständiger und echter als die erste”, und
sie kann nicht trügen. Die Eingebung hingegen könnte trügen, und es könnte leicht
eine falsche Erleuchtung sein. Diese Gewißheit aber empfindet man in allen Kräften
der Seele, und sie kann nicht trügen in denen, die Gott wahrhaft lieben; die zwei
feln daran so wenig, wie ein solcher Mensch an Gott (selber) zweifelt, denn Liebe
vertreibt alle Furcht". "Die Liebe kennt keine Furcht (1 Joh. 4,18), wie Sankt Pau
lus sagt; und es steht auch geschrieben: "Die Liebe deckt die Fülle der Sünden zu'
(1 Petr. 4,8). Denn wo Sünden geschehen, da kann nicht volles Vertrauen sein noch
Liebe; denn die Liebe deckt die Sünde völlig zu, sie weiß nichts von Sünden. Nicht
so, als habe man gar nicht gesündigt, sondern so, daß sie die Sünden völlig austilgt
und austreibt, als ob sie nie gewesen wären. Denn alle Werke Gottes sind so gänz
lich vollkommen und reich im Überfluß, daß, wem er vergibt, er voll und ganz ver
gibt und viel lieber Großes als Kleines, und dies schafft ganzes Vertrauen. Dieses
achte ich für weitaus und ungleich besser, und es bringt mehr Lohn und ist auch
echter als das erstere Wissen; denn an ihm hindert weder Sünde noch sonst etwas.
Denn wen Gott in gleicher Liebe findet, den beurteilt er auch gleich, ob einer nun
viel oder gar nicht gefehlt habe. Wem aber mehr vergeben wird, der soll auch mehr
Liebe haben, wie unser Herr Christus sprach: "Wem mehr vergeben wird, der liebe
auch mehr' (Luk. 7,47).

16. Von der wahren B u ß e und von seligem Leben


Es dünkt viele Leute, sie müßten große Werke in äußeren Dingen tun, wie
Fasten, Barfußgehen und dergleichen mehr, was man Bußwerke nennt“. Die wahre
und allerbeste Buße (aber), mit der man kräftig und im höchsten Maße Besserung
schafft, besteht darin, daß der Mensch sich gänzlich und vollkommen abkehre von
allem, was nicht völlig Gott und göttlich an ihm selbst und an allen Kreaturen ist,
und sich gänzlich und vollkommen seinem lieben Gott zukehre in einer unerschüt
terlichen Liebe, dergestalt daß seine Andacht und sein Verlangen zu ihm groß seien.
In welchem Werk du mehr davon hast, in dem bist du auch gerechter; je mehr das
zutrifft, um ebensoviel ist die Buße wahrer und tilgt um so mehr Sünden, ja, selbst
alle Strafe. Ja, fürwahr, du könntest dich rasch in Kürze so kräftig mit solch echtem
Abscheu von allen Sünden abkehren und dich ebenso kräftig Gott zuwenden, daß,
* Sieh S. 343 Anm. 225. * Sieh S. 343 Anm. 226. * Sieh S. 343 Anm. 228.
* Sieh S. 344 Anm. 236.

520
Reden der Unterweisung

hättest du alle Sünden getan, die von Adams Zeiten an je geschahen und hinfort je
geschehen werden, dir das ganz und gar vergeben würde mitsamt der Strafe, so
daß, wenn du jetzt stürbest, du hinführest vor das Angesicht Gottes.
Dies ist die wahre Buße, und die gründet insbesondere und am vollkommensten
auf dem würdigen Leiden im vollkommenen Bußwerk unseres Herrn Jesu Christi.
Je mehr sich der Mensch darein einbildet, um so mehr fallen alle Sünden und Sün
denstrafen von ihm ab. Auch soll sich der Mensch gewöhnen, sich in allen seinen
Werken allzeit in das Leben und Wirken unseres Herrn Jesu Christi hineinzubil
den, in all seinem Tun und Lassen, Leiden und Leben, und halte hierbei allzeit ihn
vor Augen, so wie er uns vor Augen gehabt hat.
Solche Buße ist (nichts anderes als) ein von allen Dingen fort ganz in Gott er
hobenes Gemüt. Und in welchen Werken du dies am meisten haben kannst und durch
die Werke hast, die tue ganz freimütig. Hindert dich aber ein äußeres Werk daran,
sei's Fasten, Wachen, Lesen oder was es auch sei, so laß freiweg davon ab, ohne
Besorgnis, daß du damit irgend etwas an Bußwerk versäumest. Denn Gott sieht
nicht an, welches die Werke seien, sondern einzig, welches die Liebe und die Andacht
und die Gesinnung in den Werken sei”. Ihm ist ja nicht viel an unseren Werken
gelegen, als vielmehr nur an unserer Gesinnung in allen unseren Werken und daran,
daß wir ihn allein in allen Dingen lieben. Denn der Mensch ist allzu habgierig, dem's
an Gott nicht genügt. Alle deine Werke sollen damit belohnt sein, daß dein Gott um
sie weiß und daß du ihn darin im Sinne hast; das sei dir allzeit genug. Und je un
befangener und einfältiger du ihn im Blick hältst, um so eigentlicher büßen alle
deine Werke alle Sünden ab.
Daran auch magst du denken, daß Gott ein allgemeiner Erlöser der ganzen Welt
war, und dafür bin ich ihm viel mehr Dank schuldig, als wenn er mich allein erlöst
hätte. So auch sollst du (für dich) ein allgemeiner Erlöser alles dessen sein, was du
durch Sünden an dir verderbt hast; und mit alledem schmiege dich ganz an ihn,
denn du hast mit Sünden verderbt alles, was an dir ist: Herz, Sinne, Leib, Seele,
Kräfte und was an und in dir ist; es ist alles ganz krank und verdorben. Darum flieh
zu ihm, an dem kein Gebresten ist, sondern lauter Gutes, auf daß er ein allgemeiner
Erlöser für alle deine Verderbnis an dir sei, innen und außen”.

17. Wie sich der Mensch in Frieden halte, wenn er sich


nic h t in ä u ß e r er Mühsal findet, wie Christus und viele
Heilige sie gehabt haben; wie er Gott (dann) nach fol -
gen solle
Die Leute kann wohl Furcht und Verzagtheit überkommen darüber, daß unse
res Herrn Jesu Christi und der Heiligen Leben so streng und mühselig war, der
Mensch aber nicht eben viel darin vermag und sich auch nicht dazu getrieben fühlt.
Deshalb erachten sich die Menschen, wenn sie sich hierin so abweichend finden, oft

* Sieh S. 344 f. Anm. 244. * Sieh S. 345f. Anm. 251. * Sieh S. 346 Anm. 255.

33 • 521
Traktat 2

als fern von Gott, als welchem sie nicht nachfolgen könnten. Das soll niemand tun!
Der Mensch soll sich in keiner Weise je als fern von Gott ansehen, weder wegen eines
Gebresten noch wegen einer Schwäche noch wegen irgend etwas sonst. Und wenn
dich auch je deine großen Vergehen so weit abtreiben mögen, daß du dich nicht als
Gott nahe ansehen könntest, so sollst du doch Gott als dir nahe annehmen. Denn
darin liegt ein großes Übel, daß der Mensch sich Gott in die Ferne rückt; denn, ob
der Mensch nun in der Ferne oder in der Nähe wandele: Gott geht nimmer in die
Ferne, er bleibt beständig in der Nähe; und kann er nicht drinnen bleiben, so ent
fernt er sich doch nicht weiter als bis vor die Tür.
So auch ist es mit der Strenge der Nachfolge. Achte darauf, in was deine Nach
folge darin bestehen kann. Du mußt erkennen und darauf gemerkt haben, wozu
du von Gott am stärksten gemahnt seist; denn mitnichten sind die Menschen alle
auf einen Weg zu Gott gerufen, wie Sankt Paulus! sagt (1 Kor. 7,24). Findest du
denn, daß dein nächster Weg nicht über viele äußere Werke und große Mühsal oder
Entbehrung läuft – woran schlechterdings soviel auch nicht gelegen ist, der Mensch
werde denn eigens von Gott dazu getrieben und habe die Kraft, solches recht zu tun
ohne Beirrung seiner Innerlichkeit – findest du davon also nichts in dir, so sei ganz
zufrieden und laß dir nicht sehr daran gelegen sein”.
Du könntest zwar sagen: Liegt nichts daran, weshalb haben's dann unsere
Vorfahren, viele Heilige, so gemacht?
So bedenke: Unser Herr hat ihnen diese Weise gegeben, gab ihnen aber auch
die Kraft, so zu handeln, daß sie diese Weise durchhielten, und eben darin fand er
bei ihnen sein Wohlgefallen; darin sollten sie ihr Bestes erreichen. Denn Gott hat
der Menschen Heil nicht an irgendeine besondere Weise gebunden. Was eine Weise
hat, das hat die andere nicht; das Leistungsvermögen aber hat Gott allen guten Wei
sen verliehen, und keiner guten Weise ist es versagt, denn ein Gutes ist nicht wider
das andere. Und daran sollten die Leute bei sich merken, daß sie unrecht tun: wenn
sie gelegentlich einen guten Menschen sehen oder von ihm sprechen hören, und er
folgt dann nicht ihrer Weise, daß dann (für sie) gleich alles als verloren gilt. Gefällt
ihnen deren Weise nicht, so achten sie gleich auch deren gute Weise und ihre gute Ge
sinnung nicht. Das ist nicht recht! Man soll bei der Leute Weise mehr darauf achten,
daß sie eine gute Meinung haben, und niemandes Weise verachten. Nicht kann ein
jeglicher nur eine Weise haben, und nicht können alle Menschen nur eine Weise
haben, noch kann ein Mensch alle Weisen noch eines jeden Weise haben.
Ein jeder behalte seine gute Weise und beziehe alle (anderen) Weisen darin
ein und ergreife in seiner Weise alles Gute und alle Weisen. Wechsel der Weise macht
Weise und Gemüt unstet. Was dir die eine Weise zu geben vermag, das kannst du
auch in der anderen erreichen, dafern sie nur gut und löblich ist und Gott allein im
Auge hat. Überdies können nicht alle Menschen einem Wege folgen. So ist es auch
mit der Nachfolge des strengen Lebenswandels jener Heiligen. Solche Weise sollst
du wohl lieben, und sie mag dir wohlgefallen, ohne daß du ihr doch nachzufolgen
brauchst.

* Sieh S. 346 Anm. 260. * Sieh S. 346 f. Anm. 261.

522
Reden der Unterweisung

Nun könntest du sagen: Unser Herr Jesus Christus, der hatte allemal die höchste
Weise; dem sollten wir von Rechts wegen stets nachfolgen.
Das ist wohl wahr. Unserm Herrn soll man billigerweise nachfolgen und doch
nicht in jeder Weise. Unser Herr, der fastete vierzig Tage; niemand aber soll es
unternehmen, ihm darin zu folgen. Christus hat viele Werke getan in der Meinung,
daß wir ihm geistig und nicht leiblich nachfolgen sollen. Darum soll man beflissen
sein, daß man ihm in geistiger Weise nachfolgen könne; denn er hat es mehr abge
sehen auf unsere Liebe als auf unsere Werke. Wir sollen ihm je auf eigene Weise
nachfolgen.
Wie denn?
Hör zu: In allen Dingen! – Wie und in welcher Weise? – So wie ich's schon oft
gesagt habe: Ich erachte ein geistiges Werk für viel besser als ein leibliches.
Wieso?
Christus hat vierzig Tage gefastet. Darin folge ihm damit, daß du darauf achtest,
wozu du am meisten geneigt oder bereit bist: auf das verlege dich und achte scharf
auf dich selbst. Es gebührt dir oft, davon mehr und unbekümmert abzulassen, als
daß du dich ganz aller Speise enthältst. So auch ist's dir manchmal schwerer, ein
Wort zu verschweigen, als daß man sich überhaupt aller Rede enthalte. Und so fällt
es einem Menschen manchmal auch schwerer, ein kleines Schmähwort, das nichts
auf sich hat, hinzunehmen, als vielleicht einen schweren Schlag, auf den er sich ge
faßt gemacht hat, und es ist ihm viel schwerer, allein zu sein in der Menge als in der
Einöde, und es ist ihm oft schwerer, etwas Kleines zu lassen als etwas Großes, und
ein kleines Werk zu verrichten als eines, das man für groß erachtet. So kann der
Mensch in seiner Schwachheit unserm Herrn recht wohl nachfolgen und kann noch
braucht sich nicht für weit von ihm entfernt zu halten.

18. In welcher Weise der Mensch, wie sich's ihm fügt,


hinnehmen mag f eine Speise, vornehme Kleider und
fröhliche Gesellen, wie sie ihm der Natur gewohnheit
gemäß an hangen

Du brauchst dich nicht über Speise und Kleider in der Weise zu beunruhigen,
daß sie dich zu gut dünken; gewöhne vielmehr deinen (innersten) Grund und dein
Gemüt daran, weit darüber erhaben zu sein. Nichts soll dein Gemüt berühren zu
Lust oder Liebe als Gott allein; über alle anderen Dinge soll es erhaben sein.
Warum?
Nun, weil es eine schwache Innerlichkeit wäre, die durch das äußere Kleid in's
Rechte gesetzt werden müßte; das innere soll vielmehr das äußere recht be
stimmen, soweit das allein bei dir steht. Fällt es (d. h. das äußere Kleid) dir aber
anders zu, so kannst du's aus deinem Kinnersten) Grunde in der Weise als gut hin
nehmen, daß du dich so darin erfindest, daß, wenn es wiederum anders ausfiele, du

523
Traktat 2

es ebenfalls gern und willig hinnehmen wolltest. So auch ist es mit der Speise und
mit den Freunden und Verwandten und mit allem, was Gott dir geben oder nehmen
moge.
Und so erachte ich dies als besser denn alles: daß sich der Mensch gänzlich Gott
überlasse, so daß, wenn immer Gott irgend etwas ihm aufbürden wolle, sei's Schmach,
Mühsal oder was es sonst für ein Leiden sei, er es mit Freuden und Dankbarkeit
hinnehme und sich mehr von Gott führen lasse, als daß der Mensch sich selbst darein
versetze. Und darum lernet gern von Gott in allen Dingen und folget ihm, so wird's
recht mit euch! Und dabei kann man dann auch Ehre und Gemach hinnehmen.
Befiele den Menschen aber Ungemach und Unehre, so würde man auch die ertragen
und gern ertragen wollen. Und darum mögen dann die mit vollem Recht und Fug
getrost essen, die ebenso recht bereit zum Fasten wären.
Und das ist wohl auch der Grund dafür, daß Gott seine Freunde großen und
vielen Leidens enthebt; sonst könnte das seine unermeßliche Treue gar nicht zulas
sen, weil ja doch so viel und so großer Segen im Leiden liegt und er die Seinen nichts
Gutes versäumen lassen will noch darf. Er aber läßt sich's wohl genügen an einem
guten, rechten Willen; sonst ließe er ihnen kein Leiden entgehen um des unaus
sprechlichen Segens willen, der im Leiden liegt".
Dieweil es denn also Gott genügt, so sei (auch du) zufrieden; wenn ihm aber
ein anderes an dir gefällt, so sei auch (dann) zufrieden. Denn der Mensch soll inner
lich so völlig mit seinem ganzen Willen Gott angehören, daß er sich nicht viel mit
Weisen noch mit Werken beunruhigen soll. Zumal aber sollst du alle Sonderlichkeit
fliehen, sei's in Kleidung, in Speise, in Worten – wie etwa große Worte zu machen –
oder Sonderlichkeit der Gebärden, die zu nichts nütze ist. Indessen sollst du doch
auch wissen, daß dir nicht jede Besonderheit verboten ist. Es gibt viel Besonderes,
was man zu manchen Zeiten und bei vielen Leuten einhalten muß; denn wer ein
Besonderer ist, der muß auch viel Besonderes tun zu mancher Zeit auf vielerlei
Weisen.
Der Mensch soll sich innerlich in allen Dingen hineingebildet haben in unsern
Herrn Jesum Christum, so daß man in ihm einen Widerschein aller seiner Werke und
göttlichen Erscheinung finde; und es soll der Mensch in vollkommener Angleichung,
soweit er's vermag, alle seine (= Christi) Werke in sich tragen. Du sollst wirken,
und er soll (Gestalt) annehmen. Tu du dein Werk aus deiner vollen Hingabe und
aus deiner ganzen Gesinnung; daran gewöhne dein Gemüt zu aller Zeit und daran,
daß du dich in allen deinen Werken in ihn hineinbildest”.

* Sieh S. 349 Anm. 294. * Sieh S. 350 Anm. 298.

524
Reden der Unterweisung

19. War um Gott oft gestattet, daß gute Menschen, die


wahrhaft gut sind, oft von ihren guten Werken geh in der t
wer den

Nur deshalb läßt der getreue Gott zu, daß seine Freunde oft in Schwachheit
fallen, damit ihnen aller Halt abgehe, auf den sie sich hinneigen oder stützen könn
ten. Denn es wäre für einen liebenden Menschen eine große Freude, wenn er viele
und große Dinge vermöchte, sei's im Wachen, im Fasten oder in anderen Übungen,
sowie in besonderen, großen und schweren Dingen; dies ist ihnen eine große Freude,
Stütze und Hoffnung, so daß ihnen ihre Werke Halt, Stütze oder Verlaß sind. (Ge
rade) das Kaber) will unser Herr ihnen wegnehmen und will, daß er allein ihr Halt
und Verlaß sei. Und das tut er aus keinem anderen Grunde als aus seiner bloßen
Güte und Barmherzigkeit. Denn Gott bewegt nichts Kanderes) zu irgendeinem Werke
als seine eigene Güte; nichts frommen unsere Werke dazu, daß Gott uns etwas gebe
oder tue. Unser Herr will, daß seine Freunde davon loskommen, und deshalb ent
zieht er ihnen solchen Halt, auf daß er allein ihr Halt sei. Denn er will ihnen Großes
geben und will's rein nur aus seiner freien Güte; und er soll ihr Halt und Trost sein,
sie aber sollen sich als ein reines Nichts erfinden und erachten in all den großen
Gaben Gottes. Denn je entblößter und lediger das Gemüt Gott zufällt und von ihm
gehalten wird, desto tiefer wird der Mensch in Gott versetzt, und um so empfäng
licher wird er Gottes in allen seinen kostbarsten Gaben, denn einzig auf Gott soll
der Mensch bauen.

20. Von unseres Herrn Leib, daß man den oft empfangen soll
und in welcher Weise und And a c h t!

Wer den Leib unseres Herrn gern empfangen will, der braucht nicht danach
zu schauen, was er in sich empfinde oder spüre oder wie groß seine Innigkeit oder
Andacht sei, sondern er soll darauf achten, wie beschaffen sein Wille und seine Ge
sinnung seien. Du sollst nicht hoch anschlagen, was du empfindest; achte vielmehr
für groß, was du liebst und erstrebst.
Der Mensch, der unbekümmert zu unserm Herrn gehen will und kann, der
muß zum ersten dies haben, daß er sein Gewissen frei von allem Vorwurf der Sünde
finde. Das Zweite ist, daß des Menschen Wille zu Gott gekehrt sei, so daß er nach
nichts strebe und ihn nach nichts gelüste denn nach Gott und nach dem, was völlig
göttlich ist, und daß ihm mißfalle, was Gott ungemäß ist. Denn eben daran soll der
Mensch auch erkennen, wie fern oder wie nah er Gott sei: gerade daran, wieviel er
weniger oder mehr von diesem Verhalten hat. Zum dritten muß ihm dies eigen sein,
daß die Liebe zum Sakrament und zu unserm Herrn dadurch mehr und mehr
wachse und daß die Ehrfurcht dabei sich nicht mindere durch das häufige Hinzu
* Sieh S. 351 Anm. 307.

525
Traktat 2

gehen. Denn was oft des einen Menschen Leben ist, das ist des andern Tod”. Darum
sollst du dein Augenmerk darauf in dir richten, ob deine Liebe zu Gott wachse und
die Ehrfurcht nicht verlischt. Je öfter du dann zum Sakrament gehst, um soviel bes
ser wirst du und um soviel besser und nützer ist es auch. Und darum laß dir deinen
Gott nicht abreden noch abpredigen; denn je mehr, desto besser und Gott (nur) um
so lieber. Gelüstet's doch unsern Herrn danach, daß er in dem und bei dem Men
schen wohne.
Nun könntest du sagen: Ach, Herr, ich finde mich so leer und kalt und träge,
darum getraue ich mich nicht, zu unserm Herrn hinzugehen.
Dann sage ich: Um so mehr bedarfst du's, daß du zu deinem Gott gehest! Denn
in ihm wirst du entzündet und heiß, und in ihm wirst du geheiligt und ihm allein
verbunden und vereint. Im Sakrament nämlich und nirgends sonst so eigentlich
findest du die Gnade, daß deine leiblichen Kräfte durch die hehre Kraft der körper
lichen Gegenwart des Leibes unseres Herrn so geeinigt und gesammelt werden, daß
alle zerstreuten Sinne des Menschen und das Gemüt hierin gesammelt und geeinigt
werden, und sie, die für sich getrennt zu sehr niederwärts geneigt waren, die werden
hier aufgerichtet und Gott in Ordnung dargeboten. Und vom innewohnenden Gott
werden sie nach innen gewöhnt und der leiblichen Hemmungen durch die zeitlichen
Dinge entwöhnt und werden behende zu göttlichen Dingen; und, gestärkt durch
seinen Leib, wird dein Leib erneuert”. Denn wir sollen in ihn verwandelt und völlig
mit ihm vereinigt werden (vgl. 2 Kor 3,18), so daß das Seine unser wird und alles
Unsere sein, unser Herz und das seine ein Herz, und unser Leib und der seine ein
Leib. So sollen unsere Sinne und unser Wille und Streben, unsere Kräfte und Glie
der in ihn hineingetragen werden, daß man ihn empfinde und gewahr werde in allen
Kräften des Leibes und der Seele.
Nun könntest du sagen: Ach, Herr, ich werde nichts von großen Dingen in mir
gewahr, sondern nur der Armut. Wie könnte ich da wagen, zu ihm zu gehen?
Traun, willst du denn deine Armut ganz wandeln, so gehe zu dem fülligen
Schatz alles unermeßlichen Reichtums, so wirst du reich; denn du sollst in dir gewiß
sein, daß er allein der Schatz ist, an dem dir genügen und der dich erfüllen kann.
„Darum“, so sprich, „will ich zu dir gehen, auf daß dein Reichtum meine Armut
erfülle und deine ganze Unermeßlichkeit erfülle meine Leere und deine grenzen
lose, unfaßbare Gottheit erfülle meine allzu schnöde, verdorbene Menschheit.“
„Ach, Herr, ich habe viel gesündigt; ich kann's nicht abbüßen.“
Eben darum geh zu ihm, er hat gebührend alle Schuld gebüßt. In ihm kannst
du dem himmlischen Vater das würdige Opfer für alle deine Schuld wohl opfern.
„Ach Herr, ich möchte gern lobpreisen”, aber ich kann's nicht.“
Geh (nur) zu ihm, er allein ist ein für den Vater annehmbarer Dank und ein
unermeßliches, wahrgesprochenes, vollkommenes Lob aller göttlichen Güte.
Kurz, willst du aller Gebresten völlig entledigt und mit Tugenden und Gnaden
bekleidet und wonniglich in den Ursprung geleitet und geführt werden mit allen

* Sieh S. 352 Anm. 313. * Sieh S. 352f. Anm. 318. * Sieh S. 353 Anm. 324.

526
Reden der Unterweisung

Tugenden und Gnaden, so halte dich so, daß du das Sakrament würdig und oft
empfangen kannst; dann wirst du ihm zugeeint und mit seinem Leibe geadelt. Ja,
im Leibe unseres Herrn wird die Seele so nahe in Gott gefügt, daß alle Engel, sowohl
die der Cherubim wie die der Seraphim, keinen Unterschied zwischen ihnen beiden
mehr wissen noch herausfinden können; denn wo sie Gott anrühren, da rühren sie
die Seele an, und wo die Seele, da Gott. Nie ward so nahe Einung! Denn die Seele
ist viel näher mit Gott vereint als Leib und Seele, die einen Menschen ausmachen.
Diese Einung ist viel enger, als wenn einer einen Tropfen Wassers gösse in ein Faß
Wein: da wäre Wasser und Wein; das aber wird so in eins gewandelt, daß keine
Kreatur den Unterschied herauszufinden vermöchte.
Nun könntest du sagen: Wie kann das sein? Ich empfinde doch gar nichts davon!
Was liegt daran? Je weniger du empfindest und je fester du glaubst, um so
löblicher ist dein Glaube, und um so mehr wird er geachtet und gelobt werden; denn
ein ganzer Glaube ist viel mehr im Menschen als ein bloßes Wähnen. In ihm haben
wir ein wahres Wissen. Fürwahr, uns gebricht's an nichts als an einem rechten Glau
ben. Daß uns dünkt, wir hätten viel mehr Gutes in dem einen als in dem andern,
das rührt nur von äußeren Satzungen her, und doch ist in dem einen nicht mehr als
in dem anderen. Wer daher gleich glaubt, der empfängt gleich und hat gleich”.
Nun könntest du sagen: Wie könnte ich an höhere Dinge glauben, dieweil ich
mich nicht in solchem Stande finde, sondern gebrechlich und zu vielen Dingen hin
geneigt?
Sieh, da mußt du auf zweierlei Dinge an dir achten, die auch unser Herr an sich
hatte. Auch er hatte oberste und niederste Kräfte, und die hatten auch zweierlei
Werk: seine obersten Kräfte waren im Besitz und Genuß ewiger Seligkeit, die nie
dersten aber befanden sich zur selben Stunde im größten Leiden und Streiten auf
Erden, und keines dieser Werke behinderte das andere an seinem Anliegen. So auch
soll's in dir sein, daß die obersten Kräfte zu Gott erhoben und ihm ganz dargeboten
und verbunden sein sollen. Mehr noch: alles Leiden, fürwahr, soll man ganz und gar
dem Leibe und den niedersten Kräften und den Sinnen anbefehlen, wohingegen
der Geist sich mit ganzer Kraft erheben und losgelöst in seinen Gott versenken soll.
Das Leiden der Sinne aber und der niedersten Kräfte noch auch diese Anfechtung
berühren ihn (= den Geist) nicht; denn je größer und je stärker der Kampf ist,
um so größer und löblicher ist auch der Sieg und die Ehre des Sieges; denn je größer
dann die Anfechtung und je stärker der Anstoß der Untugend ist und der Mensch
(sie) doch überwindet, um so mehr ist dir auch die Tugend zu eigen und um so lieber
deinem Gott. Und darum: Willst du deinen Gott würdig empfangen, so achte dar
auf, daß deine obersten Kräfte auf deinen Gott gerichtet seien, daß dein Wille seinen
Willen sucht, und worauf du's bei ihm abgesehen hast und wie deine Treue zu ihm
bestellt sei.
Nimmer empfängt der Mensch in solchem Stande den teuren Leib unseres Herrn,
er empfange denn dabei sonderlich große Gnade; und je öfter, um so segensvoller.

* Sieh S. 354 Anm. 334.

527
Traktat 2

Ja, der Mensch vermöchte den Leib unseres Herrn in solcher Andacht und Gesin
nung zu empfangen, daß, wenn der Mensch darauf hingeordnet wäre, in den unter
sten Chor der Engel zu kommen, er ihn bei einem einzigen Mal so empfangen könnte,
daß er in den zweiten Chor erhoben würde; ja, in solcher Andacht vermöchtest du
ihn zu empfangen, daß du des achten oder des neunten Chores wert erachtet wür
dest. Darum: wären zwei Menschen im ganzen Leben gleich, und hätte der eine nur
einmal mehr unseres Herrn Leib mit Würdigkeit empfangen als der andere, so wird
dieser Mensch dadurch vor dem anderen wie eine strahlende Sonne sein, und er wird
eine besondere Einung mit Gott erlangen".
Dieses Empfangen und selige Genießen des Leibes unseres Herrn hängt nicht
nur am äußern Genuß, sondern liegt auch im geistigen Genuß mit begehrendem
Gemüt und in andachtsvoller Einung. Dies kann der Mensch so vertrauensvoll emp
fangen, daß er reicher an Gnaden wird als irgendein Mensch auf Erden. Dies kann
der Mensch tausendmal am Tag und öfter vollziehen, er sei, wo er wolle, ob krank
oder gesund. Jedoch soll man sich wie zum Sakramentsempfang dazu bereiten und
nach der Weise guter Verordnung und entsprechend der Stärke des Verlangens”.
Hat man aber kein Verlangen, so reize und bereite man sich dazu und halte sich
dementsprechend, so wird man heilig in der Zeit und selig in der Ewigkeit; denn
Gott nachgehen und ihm folgen, das ist Ewigkeit. Die gebe uns der Lehrer der Wahr
heit und der Liebhaber der Keuschheit und das Leben der Ewigkeit. Amen”.

21. Wom Eifer

Wenn ein Mensch unseres Herrn Leib empfangen will, so mag er wohl ohne
große Besorgnis hinzutreten. Es ist aber geziemend und sehr nützlich, daß man
vorher beichte, selbst wenn man kein Schuldbewußtsein hat, (nur) um der Frucht
des Sakramentes der Beichte willen. Wär's aber, daß den Menschen irgend etwas
schuldig spräche, er aber vor Belastung nicht zur Beichte zu kommen vermag, so
gehe er zu seinem Gott und gebe sich dem schuldig in großer Reue und sei's zu
frieden, bis er Muße zur Beichte habe. Entfällt ihm inzwischen das Bewußtsein
oder der Vorwurf der Sünde, so mag er denken, Gott habe sie auch vergessen.
Man soll Gott eher beichten als den Menschen, und, wenn man schuldig ist“, die
Beichte vor Gott sehr ernst nehmen und sich scharf anklagen. Dies aber soll man,
wenn man zum Sakrament gehen will, nicht leichtfertig übergehen und beiseite
lassen um äußerer Buße willen, denn nur die Gesinnung des Menschen in seinen
Werken ist gerecht und göttlich und gut".
Man muß lernen, mitten im Wirken (innerlich) ungebunden zu sein. Es ist
aber für einen ungeübten Menschen ein ungewöhnliches Unterfangen, es dahin zu
bringen, daß ihn keine Menge und kein Werk behindere – es gehört großer Eifer

* Sieh S. 356 f. Anm. 341. * Sieh S. 357 Anm. 342. * Sieh S. 358 Anm. 345.
* Sieh S. 358 Anm. 350. * Sieh S. 358f. Anm. 351.

528
Reden der Unterweisung

dazu – und daß Gott ihm beständig gegenwärtig sei und ihm stets ganz unverhüllt
zu jeder Zeit und in jeder Umgebung leuchte". Dazu gehört ein gar behender
Eifer und insbesondere zwei Dinge: das eine, daß sich der Mensch innerlich wohl
verschlossen halte, auf daß sein Gemüt geschützt sei vor den Bildern, die draußen
stehen, damit sie außerhalb seiner bleiben und nicht in ungemäßer Weise mit ihm
wandeln und umgehen und keine Stätte in ihm finden”. Das andere, daß sich der
Mensch weder in seine inneren Bilder, seien es nun Vorstellungen oder ein Er
hobensein des Gemütes, noch in äußere Bilder oder was es auch sein mag, was dem
Menschen (gerade) gegenwärtig ist, zerlasse noch zerstreue noch sich an das Vieler
lei veräußere. Daran soll der Mensch alle seine Kräfte gewöhnen und darauf hin
wenden und sich sein Inneres gegenwärtig halten”.
Nun könntest du sagen: Der Mensch muß sich (aber doch) nach außen wen
den, soll er Äußeres wirken; denn kein Werk kann gewirkt werden, es sei denn in
der ihm eigenen Erscheinungsform.
Das ist wohl wahr. Jedoch die äußeren Erscheinungsformen sind den geübten
Menschen nichts Äußerliches, denn alle Dinge haben für die innerlichen Menschen
eine inwendige göttliche Seinsweise.
Dies ist vor allen Dingen nötig: daß der Mensch seine Vernunft recht und
völlig an Gott gewöhne und übe; so wird es allzeit in seinem Innern göttlich. Der
Vernunft ist nichts so eigen und so gegenwärtig und so nahe wie Gott. Nimmer
kehrt sie sich anderswohin. Den Kreaturen wendet sie sich nicht zu, ihr geschehe
denn Gewalt und Unrecht, wobei sie geradezu gebrochen und verkehrt wird“.
Wenn sie dann in einem jungen oder sonst einem Menschen verdorben ist, dann
muß sie mit großem Bemühen gezogen werden, und man muß alles daransetzen,
was man vermag, das die Vernunft wieder hergewöhnen und herziehen kann.
Denn so zu eigen und so naturgemäß Gott ihr auch sein mag: sobald sie erst ein
mal falsch gerichtet und auf die Kreaturen gegründet, mit ihnen bebildert" und
an sie gewöhnt ist, so wird sie in diesem Teil so geschwächt und ihrer selbst so
unmächtig und an ihrem edlen Streben so behindert, daß dem Menschen aller
Fleiß, den er aufzubringen vermag, immer noch zu klein ist, sich völlig wieder zu
rückzugewöhnen. Und setzt er auch das alles daran, so bedarf er selbst dann noch
beständiger Hut.
Vor allen Dingen muß der Mensch darauf sehen, daß er sich selbst fest und
recht gewöhne. Wollte sich ein ungewöhnter und ungeübter Mensch so halten und
so handeln wie ein gewöhnter, der würde sich ganz und gar verderben, und es
würde nichts aus ihm". Wenn sich der Mensch erst einmal aller Dinge selbst ent
wöhnt und sich ihnen entfremdet hat, so mag er hinfort dann umsichtig alle seine
Werke wirken und sich ihnen unbekümmert hingeben oder sie entbehren ohne
alle Behinderung". Hingegen: wenn der Mensch etwas liebt und Lust daran findet
und er dieser Lust mit Willen nachgibt, sei's in Speise oder in Trank, oder in was
! Sieh S. 359 Anm. 352. * Sieh S. 359 Anm. 354. * Sieh S. 359 Anm. 355.
* Sieh S. 360 Anm. 360. * Sieh S. 360 Anm. 362. * Sieh S. 361 Anm. 364.
* Sieh S. 361 Anm. 366.

34 Eckhart, D 5 529
Traktat 2

immer es sei, so kann das bei einem ungeübten Menschen nicht ohne Schaden ab
gehen.
Der Mensch muß sich daran gewöhnen, in nichts das Seine zu suchen und zu
erstreben, vielmehr in allen Dingen Gott zu finden und zu erfassen. Denn Gott
gibt keine Gabe und hat noch nie eine gegeben, auf daß man die Gabe besitze und
bei ihr ausruhe. Alle Gaben vielmehr, die er je im Himmel und auf Erden gegeben
hat, die gab er alle nur zu dem Ende, daß er eine Gabe geben könne: die ist er
selber. Mit allen jenen Gaben will er uns nur bereiten zu der Gabe, die er selber
ist; und alle Werke, die Gott je im Himmel und auf Erden wirkte, die wirkte er
nur, um ein Werk wirken zu können, d. h.: sich zu beseligen, auf daß er uns be
seligen könne. So denn sage ich: In allen Gaben und Werken müssen wir Gott an
sehen lernen, und an nichts sollen wir uns genügen lassen und bei nichts stehen
bleiben. Es gibt für uns kein Stehenbleiben bei irgendeiner Weise in diesem Leben
und gab es nie für einen Menschen, wie weit er auch je gedieh”. Vor allen Dingen
soll sich der Mensch allzeit auf die Gaben Gottes gerichtet halten und immer wie
der von neuem.
Ich will kurz von einer” erzählen, die wollte sehr gern von unserem Herrn
etwas haben; ich aber sagte da, sie sei nicht recht bereitet, und wenn Gott ihr so
unvorbereitet die Gabe gäbe, so würde diese verderben.
Nun fragt ihr: „Warum war sie nicht bereitet? Sie hatte doch einen guten
Willen, und Ihr sagt doch, daß der alle Dinge vermöge und in ihm lägen alle
Dinge und Kalle) Vollkommenheit?“
Das ist wahr, Kjedoch) muß man beim Willen zweierlei Bedeutungen unter
scheiden: Der eine Wille ist ein zufälliger und unwesentlicher Wille, der andere
ist ein entscheidender und schöpferischer und ein eingewöhnter Wille“.
Traun, nun genügt's Kaber) nicht, daß des Menschen Gemüt in einem eben
gegenwärtigen Zeitpunkt, da man sich Gott (gerade) verbinden will, abgeschieden
sei, sondern man muß eine wohlgeübte Abgeschiedenheit haben, die (schon) vor
ausgeht wie Kauch) nachdauert; Knur) dann kann man große Dinge von Gott
empfangen und Gott in den Dingen. Ist man aber unbereitet, so verdirbt man die
Gabe und Gott mit der Gabe. Das ist auch der Grund, weshalb uns Gott nicht all
zeit geben kann, wie wir's erbitten. An ihm fehlt's nicht, denn er hat's tausendmal
eiliger zu geben als wir zu nehmen. Wir aber tun ihm Gewalt an und Unrecht
damit, daß wir ihn an seinem natürlichen Wirken hindern durch unsere Unbereit
schaft".
Der Mensch muß lernen, bei allen Gaben sein Selbst aus sich herauszuschaffen
und nichts Eigenes zu behalten und nichts zu suchen, weder Nutzen noch Lust
noch Innigkeit noch Süßigkeit noch Lohn noch Himmelreich noch eigenen Willen.
Gott gab sich nie noch gibt er sich je in irgendeinen fremden Willen; nur in seinen
eigenen Willen gibt er sich. Wo aber Gott seinen Willen findet, da gibt er und läßt
er sich in ihn hinein mit allem dem, was er ist". Und je mehr wir dem Unsern
* Sieh S. 361 f. Anm. 369. * Sieh S. 362 Anm. 370. * Sieh S. 362 Anm. 371.
* Sieh S. 362 f. Anm. 373. * Sieh S. 363 Anm. 375. * Sieh S. 363 Anm. 377.

530
Reden der Unterweisung

entwerden, um so wahrhafter noerden wir in diesem. Darum ist's damit nicht


genug, daß wir ein einzelnes Mal uns selbst und alles, was wir haben und ver
mögen, aufgeben, sondern wir müssen uns oft erneuern und uns selber so in allen
Dingen einfaltig und frei machen.
Auch ist es sehr von Nutzen, daß der Mensch sich nicht daran genügen lasse,
daß er die Tugenden, wie Gehorsam, Armut und andere Tugend, (lediglich) im
Gemüte habe; vielmehr soll sich der Mensch selbst in den Werken und Früchten
der Tugend üben und sich oft erproben und (überdies) begehren und wünschen,
durch die Leute geübt und erprobt zu werden, (denn) damit ist es nicht genug,
daß man die Werke der Tugend wirke, Gehorsam leiste, Armut oder Verachtung
auf sich nehme oder sich auf andere Weise demütig oder gelassen halte; man soll
vielmehr danach trachten und nimmer aufhören, bis man die Tugend in ihrem
Wesen und Grunde gewinne. Und daß man sie habe, das kann man daran er
kennen: wenn man sich vor allen anderen Dingen zur Tugend geneigt findet und
wenn man die Werke der Tugend wirkt ohne (besondere) Bereitung des Willens
und sie ohne besonderen eigenen Vorsatz zu einer gerechten und großen Sache
wirkt, sie sich vielmehr um ihrer selbst willen und aus Liebe zur Tugend und
um keines Warum willen wirkt, – dann hat man die Tugend vollkommen und
eher nicht!.
Solange lerne man sich lassen, bis man nichts Eigenes mehr behält. Alles Ge
stürm und aller Unfriede kommt allemal vom Eigenwillen, ob man's merke oder
nicht. Man soll sich selbst mit allem dem Seinen in lauterem Entwerden des Wol
lens und Begehrens in den guten und liebsten Willen Gottes legen mit allem dem,
was man wollen und begehren mag in allen Dingen.
Eine Frage: Soll man sich auch alles süßen Gottgefühls mit Willen entschla
gen? Kann das dann nicht auch wohl aus Trägheit und geringer Liebe zu ihm her
rühren?
Ja, gewiß wohl: wenn man den Unterschied übersieht. Denn, komme es nun
von Trägheit oder von wahrer Abgeschiedenheit oder Gelassenheit, so muß man
darauf achten, ob, wenn man innerlich so ganz gelassen ist, man sich in diesem
Zustande so erfindet, daß man dann Gott genau so treu ist, wie wenn man im
stärksten Empfinden wäre, daß man auch in diesem Zustande alles das tue, was
man in jenem täte und nicht weniger, und daß man sich aller Tröstung und aller
Hilfe gegenüber ebenso ungebunden halte, wie man's täte, wenn man Gott gegen
wärtig empfände”.
Dem rechten Menschen in solch vollkommen gutem Willen kann denn auch keine
Zeit zu kurz sein. Denn, wo es um den Willen so steht, daß er vollends alles will,
was er vermag – nicht nur jetzt, sondern, sollte er tausend Jahre leben, er wollte
alles tun, was er vermöchte –, ein solcher Wille trägt soviel ein, wie man in tausend
Jahren mit Werken leisten könnte: vor Gott hat er das alles getan.

* Sieh S. 364 Anm. 382. * Sieh S. 364 f. Anm. 386.

34* 531
Traktat 2

22. Wie man Gott nach folgen soll und von guter Weise
Der Mensch, der ein neues Leben oder Werk beginnen will, der soll zu seinem
Gott gehen und von ihm mit großer Kraft und mit ganzer Andacht begehren, daß
er ihm das Allerbeste füge und das, was ihm am liebsten und würdigsten sei, und
er wolle und erstrebe dabei nicht das Seine, sondern einzig den liebsten Willen
Gottes und sonst nichts. Was immer ihm Gott dann zufügt, das nehme er unmittel
bar von Gott und halte es für sein Allerbestes und sei darin ganz und völlig zu
frieden.
Obzwar ihm auch späterhin eine andere Weise besser gefällt, so soll er doch
denken: Diese Weise hat Gott dir zugewiesen, und so sei sie ihm die allerbeste.
Darin soll er Gott vertrauen, und er soll alle guten Weisen in eben diese selbe
Weise miteinbeziehen und alle Dinge darin und demgemäß nehmen, welcher Art
sie auch sein mögen. Denn, was Gott einer Weise an Gutem angetan und mit
gegeben hat, das kann man auch in allen guten Weisen finden. In einer Weise
eben soll man alle guten Weisen und nicht die Sonderheit (eben) dieser Weise
ergreifen. Denn der Mensch muß jeweils nur eines tun, er kann nicht alles tun. Es
muß je Eines sein, und in diesem Einen muß man alle Dinge ergreifen. Denn,
wenn der Mensch alles tun wollte, dies und jenes, und von seiner Weise lassen
und eines anderen Weise annehmen, die ihm just gerade viel besser gefiele, für
wahr, das schüfe große Unbeständigkeit. Wie denn der Mensch eher vollkommen
würde, der aus der Welt ein für allemal in einen Orden träte, als der je werden
könnte, der aus einem Orden in einen andern überginge, wie heilig der auch ge
wesen wäre: das kommt vom Wechsel der Weise. Der Mensch ergreife eine gute
Weise und bleibe immer dabei und bringe in sie alle guten Weisen ein und erachte
sie als von Gott empfangen und beginne nicht heute eines und morgen ein ande
res und sei ohne alle Sorge, daß er darin je irgend etwas versäume. Denn mit Gott
kann man nichts versäumen; so wenig Gott etwas versäumen kann, so wenig kann
man mit Gott etwas versäumen. Darum nimm Eines von Gott, und dahinein ziehe
alles Gute.
Erweist sich's aber, daß es sich nicht vertragen will, so daß eines das andere
nicht zuläßt, so sei dir dies ein gewisses Zeichen, daß es nicht von Gott herrührt.
Ein Gutes ist nicht wider das andere, denn wie unser Herr sagte: "Ein jeglich Reich,
das in sich selbst geteilt ist, das muß vergehen' (Luk. 11,17), und wie er ebenfalls
sagte: "Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich, und wer nicht mit mir sammelt,
der zerstreut' (Luk. 11,23). So sei's dir ein gewisses Zeichen: Wenn ein Gutes ein
anderes oder gar ein geringeres Gutes nicht zuläßt oder (gar) zerstört, daß es
nicht von Gott herrührt. Es sollte (etwas) einbringen und nicht zerstören.
So lautete eine kurze Bemerkung, die hier eingeworfen wurde: daß kein Zweifel
darüber bestehe, daß der getreue Gott einen jeglichen Menschen in seinem Aller
besten nimmt”.

! Sieh S. 365f. Anm. 401.

532
Reden der Unterweisung

Das ist sicherlich wahr, und nimmer nimmt er einen Menschen liegend, den
er ebenso hätte stehend finden können; denn die Gutheit Gottes hat es für alle
Dinge auf das Allerbeste abgesehen.
Da wurde gefragt, warum dann Gott jene Menschen, von denen er weiß, daß
sie aus der Taufgnade fallen werden, nicht so von hinnen nehme, daß sie in ihrer
Kindheit stürben, ehe sie noch zum Gebrauch der Vernunft kämen, wo er doch von
ihnen weiß, daß sie fallen und nicht wieder aufstehen werden: das wäre (doch)
ihr Bestes?
Da sagte ich: Gott ist nicht ein Zerstörer irgendeines Gutes, sondern er ist ein
Vollbringer. Gott ist nicht ein Zerstörer der Natur, sondern ihr Vollender. Auch die
Gnade zerstört die Natur nicht, sie vollendet sie (vielmehr). Zerstörte nun Gott
die Natur derart schon im Beginn, so geschähe ihr Gewalt und Unrecht; das tut er
nicht. Der Mensch hat einen freien Willen, mit dem er Gutes und Böses wählen
kann, und Gott legt ihm für das Übeltun den Tod und für das Rechttun das Leben
(zur Wahl) vor. Der Mensch soll frei sein und Herr seiner Werke, unzerstört und
ungezwungen. Gnade zerstört die Natur nicht, sie vollendet sie. Die Verklärung
zerstört die Gnade nicht, sie vollendet sie, denn Verklärung ist vollendete Gnade.
Es gibt also nichts in Gott, was etwas zerstörte, das irgendwie Sein hat; vielmehr
ist er ein Vollender aller Dinge. Ebenso sollen (auch) wir kein noch so kleines
Gutes in uns zerstören noch eine geringe Weise um einer großen willen, sondern
wir sollen sie vollenden zum Allerhöchsten!.
So wurde von einem Menschen gesprochen, der ein neues Leben von vorn be
ginnen sollte, und ich sprach in dieser Weise: daß der Mensch ein Gott in allen
Dingen suchender und ein Gott zu aller Zeit und an allen Stätten und bei allen
Leuten in allen Weisen findender Mensch werden müßte. Darin kann man all
zeit ohne Unterlaß zunehmen und wachsen und nimmer an ein Ende kommen des
Zunehmens.

23. Von den inneren und äußeren Werken

Gesetzt, ein Mensch wollte sich in sich selbst zurückziehen mit allen seinen
Kräften, den inneren und den äußeren, und er stände in diesem Zustand doch
(überdies auch noch) so da, daß es in seinem Innern weder irgendeine Vorstellung
noch irgendeinen (ihn) zwingenden Antrieb (von Gott her zum Wirken) gäbe und
er solchergestalt ohne jedes Wirken, inneres oder äußeres, dastände: – da sollte
man (dann) gut darauf achten, ob es dabei (in diesem Zustande) nicht von selber
(den Menschen) zum Wirken hindrängt. Ist es aber so, daß es den Menschen zu
keinem Werk zieht und er nichts unternehmen mag, so soll man sich gewaltsam
zwingen zu einem Werk, sei's ein inneres oder ein äußeres – denn an nichts soll
sich der Mensch genügen lassen, wie gut es auch scheint oder sein mag –, damit,
wenn er sich Kein andermal) unter hartem Druck oder Einengung seiner selbst

* Sieh S. 366 f. Anm. 405.

533
Traktat 2

(durch das Wirken Gottes) so befindet, daß man eher den Eindruck gewinnen
kann, daß der Mensch dabei gewirkt noerde, als daß er wirke, der Mensch dann
mit seinem Gott mitzuwirken lerne!. Nicht als ob man seinem Innern entweichen
oder entfallen oder absagen solle, sondern gerade in ihm und mit ihm und aus
ihm soll man so wirken lernen, daß man die Innerlichkeit ausbrechen lasse in die
Wirksamkeit und die Wirksamkeit hineinleite in die Innerlichkeit und daß man
sich so gewöhne, ungezwungen zu wirken. Denn man soll das Auge auf dieses
innere Wirken richten und aus ihm heraus wirken, sei's Lesen, Beten oder
– wenn es anfällt – äußeres Werk. Will aber das äußere Werk das innere zerstören,
so folge man dem inneren. Könnten aber beide in Einem bestehen, das wäre das
Beste, auf daß man ein Mitwirken mit Gott hätte”.
Nun erhebt sich die Frage: Wie soll man da noch ein Mitwirken haben, wo
der Mensch doch sich selbst und allen Werken entfallen ist und – wie ja Sankt
Dionysius” sagt: Der spricht am allerschönsten von Gott, der vor Fülle des inneren
Reichtums am tiefsten von ihm schweigen kann – wo doch alle Bilder und Werke,
Lob und Dank oder was einer sonst wirken könnte, entsinken?
Antwort: Ein Werk bleibt einem billig und recht eigentlich doch: das (aber)
ist: ein Vernichten seiner selbst. Indessen mag dieses Vernichten und Verkleinern
seiner selbst auch noch so groß sein, es bleibt mangelhaft, wenn Gott es nicht in
einem selbst vollendet. Dann erst ist die Demut vollkommen genug, wenn Gott
den Menschen durch den Menschen selbst demütigt; und damit allein wird dem
Menschen und auch der Tugend Genüge getan und nicht eher.
Eine Frage: Wie soll denn aber Gott den Menschen durch sich selber vernich
ten? Es scheint (doch), als wäre dieses Vernichten des Menschen ein Erhöhen durch
Gott“, denn das Evangelium sagt: "Wer sich erniedrigt, der wird erhöht werden"
(Matth. 23,12; Luk. 14,11).
Antwort: Ja und nein. Er soll sich selbst „erniedrigen“, und das eben kann
nicht genugsam geschehen, Gott tue es denn; und er soll „erhöht werden“, nicht
(aber), als ob dies Erniedrigen eines sei und das Erhöhen ein anderes. Vielmehr
liegt die höchste Höhe der Erhöhung (gerade) im tiefen Grunde der Verdemüti
gung. Denn je tiefer der Grund ist und je niederer, um so höher und unermeß
licher ist auch die Erhebung und die Höhe, und je tiefer der Brunnen ist, um so
höher ist er zugleich; die Höhe und die Tiefe sind eins. Darum, je mehr sich einer
erniedrigen kann, um so höher ist er. Und darum sagte unser Herr: "Wer der
Größte sein will, der werde der Geringste unter euch' (Mark. 9,34)*. Wer jenes
sein will, der muß dieses noerden. Jenes Sein ist nur zu finden in diesem Wer
den. Wer der Geringste noird, der ist fürwahr der Größte; wer aber der Ge
ringste genoorden ist, der ist (schon) jetzt der Allergrößte. Und so (denn)
bewahrheitet und erfüllt sich das Wort des Evangelisten: "Wer sich erniedrigt,
der wird erhöht (Matth. 23,12; Luk. 14,11). Denn unser ganzes wesenhaftes Sein
liegt in nichts anderem begründet als in einem Zunichtewerden.
* Sieh S. 367 f. Anm. 408. * Sieh S. 368 Anm. 409. * Sieh S. 368 Anm. 410.
* Sieh S. 369 Anm. 413. * Sieh S. 369f. Anm. 415.

534
Reden der Unterweisung

"Sie sind reich geworden an allen Tugenden“ (1 Kor. 1,5), also steht geschrie
ben. Fürwahr, das kann nimmer geschehen, man werde denn zuvor arm an allen
Dingen. Wer alle Dinge empfangen will, der muß auch alle Dinge hergeben. Das
ist ein gerechter Handel und ein gleichwertiger Austausch, wie ich lange vorauf
einmal sagte. Darum, weil Gott sich selbst und alle Dinge uns zu freiem Eigen
geben will, darum will er uns alles Eigentum ganz und gar benehmen. Ja, für
wahr, Gott will durchaus nicht, daß wir auch nur so viel Eigenes besitzen, wie
mir in meinen Augen liegen könnte”. Denn alle die Gaben, die er uns je gegeben
hat, sowohl Gaben der Natur wie Gaben der Gnade, gab er nie in anderem Willen
als in dem, daß wir nichts zu eigen besitzen sollten; und derart zu eigen hat er
weder seiner Mutter noch irgendeinem Menschen oder sonst einer Kreatur etwas
gegeben in irgendeiner Weise. Und um uns zu belehren und uns damit zu ver
sehen”, darum nimmt er uns oft beides, leibliches und geistiges Gut. Denn der
Besitz der Ehre soll nicht unser sein, sondern nur ihm. Wir vielmehr sollen alle
Dinge Knur so) haben, als ob sie uns geliehen seien und nicht gegeben, ohne jeden
Eigenbesitz, es sei Leib oder Seele, Sinne, Kräfte, äußeres Gut oder Ehre, Freunde,
Verwandte, Haus, Hof und alle Dinge.
Was beabsichtigt aber Gott damit, daß er darauf so sehr erpicht ist? Nun,
er will selbst allein und gänzlich unser Eigen sein. Dies will und erstrebt er, und
darauf allein hat er es abgesehen, daß er's sein könne und dürfe. Hierin liegt
seine größte Wonne und Lust. Und je mehr und umfassender er das sein kann,
um so größer ist seine Wonne und seine Freude; denn, je mehr wir von allen
Dingen zu eigen haben, um so weniger haben wir ihn zu eigen, und je weniger
Liebe zu allen Dingen wir haben, um so mehr haben wir ihn mit allem, was er zu
bieten vermag. Darum, als unser Herr von allen Seligkeiten reden wollte, da setzte
er die Armut des Geistes zum Haupt ihrer aller, und sie war die erste zum Zeichen
dafür, daß alle Seligkeit und Vollkommenheit samt und sonders ihren Anfang
haben in der Armut des Geistes“. Und wahrlich, wenn es einen Grund gäbe, auf
dem alles Gute aufgebaut werden könnte, der würde ohne dies nicht sein.
Daß wir uns frei halten von den Dingen, die außer uns sind, dafür will uns
Gott zu eigen geben alles, was im Himmel ist, und den Himmel mit all seiner Kraft,
ja alles, was je aus ihm ausfloß und was alle Engel und Heiligen haben, auf daß
uns das so zu eigen sei wie ihnen, ja, in höherem Maße als mir irgendein Ding zu
eigen ist. Dafür, daß ich um seinetwillen mich meiner selbst entäußere, dafür
wird Gott mit allem, was er ist und zu bieten vermag, ganz und gar mein Eigen
sein, ganz so mein wie sein, nicht weniger noch mehr". Tausendmal mehr wird er
mein Eigen sein, als je ein Mensch ein Ding erwarb, das er in dem Kasten hat oder
er je sich selbst zu eigen wurde. Nie ward etwas einem so zu eigen, wie Gott mein
sein wird mit allem, was er vermag und ist.
Dieses Eigen sollen wir damit verdienen, daß wir hienieden ohne Eigenbesitz
unserer selbst und alles dessen sind, was nicht Er ist. Und je vollkommener und
* Sieh S. 370 Anm. 418. * Sieh S. 370 Anm. 421. * Sieh S. 370 Anm. 424.
* Sieh S. 371 Anm. 430. * Sieh S. 371 Anm. 432.

535
Traktat 2

entblößter diese Armut" ist, um so mehr zu eigen ist dieses Eigentum. Auf dieses
Entgelt aber darf man es nicht absehen noch je danach ausschauen, und das Auge
soll sich nie auch nur einmal darauf richten, ob man je etwas gewinnen oder emp
fangen werde als einzig durch die Liebe zur Tugend. Denn: je ungebundener (der
Besitz), um so eigener, wie der edle Paulus sagt: "Wir sollen haben, als ob wir
nicht hätten, und doch alle Dinge besitzen' (2 Kor. 6,10). Der hat keinen Eigen
besitz, der nichts begehrt noch haben will, weder an sich selbst noch an alledem,
was außer ihm ist, ja, (und da) selbst weder an Gott noch an allen Dingen.
Willst du wissen, was ein wahrhaft armer Mensch ist?
Der Mensch ist wahrhaft arm im Geiste, der alles das wohl entbehren kann,
was nicht nötig ist. Darum sprach der, der nackt in der Tonne saß, zum großen
Alexander, der die ganze Welt unter sich hatte: „Ich bin“, sagte er, „ein viel größe
rer Herr als du bist; denn ich habe mehr verschmäht, als du in Besitz genommen
hast. Was du zu besitzen für groß achtest, das ist mir zu klein, (es auch nur) zu
verschmähen“*. Der ist viel glücklicher, der alle Dinge entbehren kann und ihrer
nicht bedarf, als wer alle Dinge mit Bedürfnis (nach ihnen) im Besitz hält. Der
Mensch ist der beste, der das entbehren kann, was ihm nicht not tut. Darum: wer
am allermeisten entbehren und verschmähen kann, der hat am allermeisten ge
lassen. Es erscheint als ein groß Ding, wenn ein Mensch tausend Mark Goldes um
Gottes willen hingäbe und mit seinem Gut viele Klausen und Klöster erbaute
und alle Armen speiste; das wäre eine große Sache. Aber der wäre viel glücklicher
daran, der ebensoviel um Gottes willen verschmähte. Der Mensch hätte ein rechtes
Himmelreich, der um Gottes willen auf alle Dinge verzichten könnte, was immer
Gott gäbe oder nicht gäbe.
Nun sagst du: „Ja, Herr, wäre ich denn nicht eine (hemmende) Ursache und
ein Hindernis dafür mit meinen Gebresten?“*
Hast du Gebresten, so bitte Gott immer wieder, ob es nicht seine Ehre sei und
es ihm gefalle, daß er sie dir abnehme, denn ohne ihn vermagst du nichts. Nimmt
er sie (dir) ab, so danke ihm; tut er's aber nicht, nun, so erträgst du's um seinet
willen, jedoch (nun) nicht (mehr) als das Gebresten einer Sünde, sondern als eine
große Übung, mit der du Lohn verdienen und Geduld üben sollst. Du sollst zu
frieden sein, ob er dir seine Gabe gibt oder nicht.
Er gibt einem jeden nach dem, was sein Bestes ist und für ihn paßt. Soll man
jemand einen Rock zuschneiden, so muß man ihn nach seinem Maß machen; und
der dem einen paßte, der paßte dem andern gar nicht. Man nimmt einem jeglichen
so Maß, wie's ihm paßt. So auch gibt Gott einem jeglichen das Allerbeste nach
dem, wie er erkennt, daß es das ihm Gemäßeste ist. Fürwahr, wer ihm darin
ganz vertraut, der empfängt und besitzt im Geringsten ebensoviel wie im Aller
größten. Wollte Gott mir geben, was er Sankt Paulus“ gab, ich nähme es, wenn
er's wünschte, gern. Da er es mir nun aber nicht geben will – denn nur bei ganz
wenigen Leuten will er, daß sie in diesem Leben (schon) zu solchem Wissen (wie
! Sieh S. 372 Anm. 436. * Sieh S. 372 Anm. 439. * Sieh S. 372 Anm. 443.
* Sieh S. 373 Anm. 447.

536
Reden der Unterweisung

Paulus) gelangen – wenn mir's also Gott nicht gibt, so ist er mir darum doch ebenso
lieb, und ich sage ihm ebenso großen Dank und bin ebenso völlig zufrieden dar
um, daß er mir's vorenthält, wie darum, daß er mir's gibt; und mir ist daran
ebenso genug, und es ist mir ebenso lieb, als wenn er's mir verliehe, wenn anders
es recht um mich steht. Wahrlich, so sollte es mir am Willen Gottes genügen: In
allem, wo Gott wirken oder geben wollte, sollte mir sein Wille so lieb und wert
sein, daß mir das nicht weniger bedeutete, als wenn er mir diese Gabe gäbe oder
dies in mir wirkte. So wären alle Gaben und alle Werke Gottes mein, und mögen
dann alle Kreaturen ihr Bestes oder ihr Ärgstes dazu tun, sie können's mir nicht
rauben. Wie kann ich dann klagen, da aller Menschen Gaben mein eigen sind?
Wahrlich, so wohl genügt's mir an dem, was Gott mir täte oder gäbe oder nicht
gäbe, daß ich (auch) nicht einen einzigen Heller dafür zahlen wollte, das beste
Leben führen zu können, das ich mir vorzustellen vermöchte.
Nun sagst du: „Ich fürchte, ich setze nicht genug Fleiß daran und hege ihn!
nicht so, wie ich könnte.“
Das laß dir leid sein, und ertrage es mit Geduld, und nimm es als eine Übung
und sei zufrieden. Gott der leidet gern Schmach und Ungemach und will gern
Dienst und Lob entbehren, auf daß die Frieden in sich haben, die ihn lieben und
ihm angehören. Weshalb sollten denn noir nicht Frieden haben, was er uns auch
gebe oder was wir auch entbehren? Es steht geschrieben, und es spricht unser
Herr, daß die selig sind, die da leiden um der Gerechtigkeit willen (Matth. 5,10).
Wahrhaftig: könnte ein Dieb, den man zu hängen im Begriff stünde und der's
mit Stehlen wohl verdient hätte, oder einer, der gemordet hätte und den man mit
Recht zu rädern sich anschickte, könnten die in sich zur Einsicht finden: „Sieh, du
willst dies leiden um der Gerechtigkeit willen, denn dir geschieht nur recht“, sie
würden ohne weiteres selig”. Fürwahr, wie ungerecht wir sein mögen, nehmen
wir von Gott, was er uns täte oder nicht täte, als von ihm aus gerecht hin und
leiden um der Gerechtigkeit willen, so sind wir selig. Darum klage nicht, klage
vielmehr nur darüber, daß du noch klagst und kein Genügen findest; darüber
allein magst du klagen, daß du (noch) zuviel hast. Denn wer rechten Sinnes wäre,
der empfinge im Darben ebenso wie im Haben.
Nun sagst du: „Sieh doch, Gott wirkt so große Dinge in so vielen Menschen,
und sie werden so mit göttlichem Sein überformt”, und Gott (ist es, der) in ihnen
wirkt, nicht aber sie.“
Dafür danke Gott in ihnen“, und gibt er's dir, in Gottes Namen, so nimm's!
Gibt er's dir nicht, so sollst du's willig entbehren; habe nur ihn im Sinn, und sei
unbesorgt darum, ob Gott deine Werke wirke oder ob du sie wirkst; denn Gott
muß sie wirken, wenn du nur ihn im Sinne hast, ob er (nun) wolle oder nicht.
Bekümmere dich auch darum nicht, welches Wesen oder welche Weise Gott
jemandem gebe. Wäre ich so gut und heilig, daß man mich unter die Heiligen er
heben müßte, so redeten die Leute und forschten wiederum, ob es sich um Gnade

* Sieh S. 374 Anm. 451. * Sieh S. 374 Anm. 455. * Sieh S. 374 Anm. 458.
* Sieh S. 375 Anm. 459.

34* 537
Traktat 2

oder Natur handele, was darin stecke, und würden darüber beunruhigt. Darin
tun sie unrecht. Laß Gott in dir wirken, ihm erkenne das Werk zu, und kümmere
dich nicht darum, ob er mit der Natur oder übernatürlich wirke; beides ist sein:
Natur wie Gnade. Was geht's dich an, womit zu wirken ihm füglich ist oder was
er wirke in dir oder in einem andern? Er soll wirken, wie oder wo oder in welcher
Weise es ihm paßt.
Ein Mann hätte gern einen Quell in seinen Garten geleitet und sprach: „Da
fern mir nur das Wasser zuteil würde, so achtete ich gar nicht darauf, welcher Art
die Rinne wäre, durch die es mir zuflösse, ob eisern, hölzern, knöchern oder rostig,
wenn mir nur das Wasser zuteil würde“. So machen's die ganz verkehrt, die sich
darum sorgen, wodurch Gott seine Werke in dir wirke, ob es Natur sei oder Gnade.
Laß ihn dabei (nur allein) wirken, und habe du nur Frieden.
Denn so viel bist du in Gott, so viel du in Frieden bist, und so viel außer Gott,
wie du außer Frieden bist. Ist etwas nur in Gott, so hat es Frieden. So viel in Gott,
so viel in Frieden. Wieviel du in Gott bist, wie auch, ob dem nicht so sei, das er
kenne daran: ob du Frieden oder Unfrieden hast. Denn wo du Unfrieden hast,
darin mußt du notwendig Unfrieden haben, denn Unfriede kommt von der
Kreatur und nicht von Gott”. Auch ist nichts in Gott, das zu fürchten wäre; alles,
was in Gott ist, das ist nur zu lieben. Ebenso ist nichts in ihm, über das zu trauern
WBIE.

Wer seinen vollen Willen hat und seinen Wunsch, der hat Freude. Das Kaber)
hat niemand, als wessen Wille mit Gottes Willen völlig eins ist. Diese Einung gebe
uns Gott! Amen.

! Sieh S. 375 Anm. 462. * Sieh S. 375 f. Anm. 464.

538
TRAKTAT 3 (S. 400ff.)

VON ABGESCH I ED EN HEI T1

Ich habe viele Schriften gelesen sowohl der heidnischen Meister wie der Pro
pheten, des Alten und des Neuen Testaments, und habe mit Ernst und mit ganzem
Eifer danach gesucht, welches die höchste und die beste Tugend sei, mit der sich
der Mensch am meisten und am allernächsten Gott verbinden und mit der der
Mensch von Gnaden werden könne, was Gott von Natur ist, und durch die der
Mensch in der größten Übereinstimmung mit dem Bilde stände, das er in Gott
war, in dem zwischen ihm und Gott kein Unterschied war, ehe Gott die Kreaturen
erschuf?. Und wenn ich alle Schriften durchgründe, soweit meine Vernunft es zu
leisten und soweit sie zu erkennen vermag, so finde ich nichts anderes, als daß
lautere Abgeschiedenheit alles übertreffe, denn alle Tugenden haben irgendein
Absehen auf die Kreatur, während Abgeschiedenheit losgelöst von allen Kreaturen
ist. Darum sprach unser Herr zu Martha: Unum est necessarium“ (Luk. 10,42), das
besagt so viel wie: Martha, wer unbetrübt und lauter sein will, der muß Eines
haben, das ist Abgeschiedenheit.
Die Lehrer loben die Liebe in hohem Maße, wie es Sankt Paulus tut, der sagt:
"Welches Tun auch immer ich betreiben mag, habe ich die Liebe nicht, so bin ich
nichts' (vgl. 1 Kor. 13,1f.). Ich hingegen lobe die Abgeschiedenheit vor aller Liebe.
Zum ersten deshalb, weil das Beste, das an der Liebe ist, dies ist, daß sie mich zwingt,
daß ich Gott liebe, wohingegen die Abgeschiedenheit Gott zwingt, daß er mich liebe.
Nun ist es um vieles vorzüglicher, daß ich Gott zu mir zwinge, als daß ich mich zu
Gott zwinge. Und das liegt daran, weil Gott sich eindringlicher zu mir fügen und bes
ser mit mir vereinigen kann, als ich mich mit Gott vereinigen könnte. Daß Abgeschie
denheit (aber) Gott zu mir zwinge, das beweise ich damit, daß ein jeglich Ding
gern an seiner naturgemäßen eigenen Stätte ist”. Gottes naturgemäße eigene Stätte
ist nun Einheit und Lauterkeit: das aber kommt von Abgeschiedenheit. Deshalb
muß Gott notwendig sich selbst einem abgeschiedenen Herzen geben. Zum zweiten
lobe ich die Abgeschiedenheit vor der Liebe, weil die Liebe mich dazu zwingt, daß
ich alle Dinge um Gottes willen ertrage, während Abgeschiedenheit mich dazu
bringt, daß ich für nichts empfänglich bin als für Gott. Nun ist es viel wertvoller,
für nichts empfänglich zu sein denn für Gott, als alle Dinge zu ertragen um Got
tes willen. Denn im Leiden hat der Mensch (noch) ein gewisses Hinsehen auf die
Kreatur, von der dem Menschen das Leiden kommt, wohingegen Abgeschiedenheit
* Sieh S. 438 ff. Anm. 1. * Sieh S. 440 Anm. 3. * Sieh S. 441 Anm. 11.

539
Traktat 3

gänzlich losgelöst ist von aller Kreatur". Daß aber Abgeschiedenheit für nichts
empfänglich ist als für Gott, das beweise ich wie folgt: Was immer aufgenommen
werden soll, das muß in etwas hinein aufgenommen werden. Nun (aber) ist die
Abgeschiedenheit dem Nichts so nahe, daß nichts so fein (subtil) ist, daß es sich
in der Abgeschiedenheit halten könnte, als Gott allein. (Nur) der ist so einfaltig
und so feinfügig, daß er sich in dem abgeschiedenen Herzen wohl halten kann.
Daher ist Abgeschiedenheit für nichts empfänglich als für Gott”.
Die Meister loben auch die Demut vor vielen anderen Tugenden*. Ich aber
lobe die Abgeschiedenheit vor aller Demut, und zwar deshalb, weil Demut ohne
Abgeschiedenheit, vollkommene Abgeschiedenheit aber nicht ohne vollkommene
Demut bestehen kann, denn vollkommene Demut geht auf ein Vernichten des
eigenen Selbst aus. Nun rührt (aber) Abgeschiedenheit so nahe an das Nichts,
daß zwischen vollkommener Abgeschiedenheit und dem Nichts nichts sein kann.
Daher kann vollkommene Abgeschiedenheit nicht ohne Demut sein. Nun sind
allzeit zwei Tugenden besser als (nur) eine*. Der zweite Grund, weshalb ich die
Abgeschiedenheit vor der Demut lobe, ist der, daß vollkommene Demut sich selbst
unter alle Kreaturen neigt, und in dieser Neigung geht der Mensch aus sich selbst
heraus auf die Kreaturen (hin), wohingegen die Abgeschiedenheit in sich selbst
bleibt". Nun kann kein Ausgehen je so edel werden, daß nicht das Innebleiben in
sich selbst viel edler sei. Deshalb sprach der Prophet David: 'Omnis gloria eius filiae
regis ab intus', das heißt: "Des Königs Tochter hat alle ihre Ehre von innen" (Ps.44,14).
Vollkommene Abgeschiedenheit hat kein Absehen auf irgendwelche Neigung unter
irgendeine Kreatur noch über irgendeine Kreatur; sie will weder drunter noch
drüber sein, sie will aus sich selbst dastehen, niemand zu Liebe noch zu Leide,
und will weder Gleichheit noch Ungleichheit mit irgendeiner Kreatur haben noch
dies und das: sie will nichts anderes als sein". Daß sie aber dies oder das sein
möchte, das will sie nicht; denn wer dies oder das sein will, der will etwas sein,
Abgeschiedenheit hingegen will nichts sein. Daher bleiben alle Dinge von ihr un
beschwert.
Nun könnte jemand sagen: Es waren aber doch alle Tugenden auf vollkom
mene Weise in Unserer Frau, und also mußte auch vollkommene Abgeschieden
heit in ihr sein. Ist nun (aber) Abgeschiedenheit höher als Demut, weshalb rühmte
sich dann Unsere Frau ihrer Demut und nicht ihrer Abgeschiedenheit, als sie
sprach: "Quia respexit dominus humilitatem ancillae suae', das heißt: "Er sah an die
Demut seiner Magd' (Luk. 1,48), – warum also sprach sie nicht: „Er sah an die Abge
schiedenheit seiner Magd“? Darauf antworte ich wie folgt und sage, daß in Gott Ab
geschiedenheit und Demut sind, sofern wir von Gott Tugenden aussagen können.
Nun sollst du wissen, daß die liebeträchtige Demut Gott dazu brachte, daß er sich
in menschliche Natur herabneigte, während (seine) Abgeschiedenheit unbeweg
lich in sich selbst verharrte, als er Mensch ward, wie sie es tat, als er Himmel
und Erde erschuf, wie ich dir hernach (noch) darlegen will". Und weil unser Herr,

* Sieh S. 442 Anm. 16. * Sieh S. 442 Anm. 17. * Sieh S.442f. Anm. 19.
* Sieh S. 443 Anm. 23. * Sieh S. 443 Anm. 24. * Sieh S. 443 Anm. 26. "Sieh S. 444 Anm. 30.

540
Von Abgeschiedenheit

als er Mensch werden sollte, unbeweglich in seiner Abgeschiedenheit verharrte,


wußte Unsere Frau sehr wohl, daß er dasselbe auch von ihr begehrte und daß er
in dieser Sache auf ihre Demut und nicht auf ihre Abgeschiedenheit sah. Daher
stand sie unbeweglich in ihrer Abgeschiedenheit und rühmte sich ihrer Demut und
nicht ihrer Abgeschiedenheit. Und hätte sie auch nur mit einem Wort ihrer Ab
geschiedenheit gedacht, so daß sie gesagt hätte: „Er sah an meine Abgeschieden
heit“, so wäre damit die Abgeschiedenheit getrübt worden und nicht (mehr) voll
ständig noch vollkommen gewesen, weil dabei ein Aus-sich-Heraustreten geschehen
wäre. Kein Herausgehen aber kann so geringfügig sein, daß die Abgeschiedenheit
dabei ohne Makel bleiben könnte. Und damit hast du den Grund, warum Unsere
Frau sich ihrer Demut rühmte und nicht ihrer Abgeschiedenheit. Daher sprach der
Prophet: "Audiam quid loquatur in me dominus deus' (Ps. 84,9), das heißt: "Ich will
schweigen und will hören, was mein Gott und mein Herr in mich rede', als ob er
habe sagen wollen: „Will Gott zu mir reden, so komme er herein in mich, ich will
nicht hinaus“.
Ich lobe die Abgeschiedenheit auch vor aller Barmherzigkeit, denn Barm
herzigkeit ist nichts anderes, als daß der Mensch aus sich selbst herausgeht hin zu
den Gebrechen seines Mitmenschen und dadurch sein Herz betrübt wird. Davon
bleibt die Abgeschiedenheit frei und verharrt in sich selbst und läßt sich von
nichts betrüben; denn solange irgend etwas den Menschen betrüben kann, steht
es nicht recht um ihn. Kurz gesagt: Wenn ich alle Tugenden ansehe, so finde ich
keine so ohne Makel und so Gott verbindend”, wie es die Abgeschiedenheit ist.
Ein Meister heißt Avicenna, der spricht”: Der Geist, der abgeschieden ist,
dessen Adel ist so groß, daß, was immer er schaut, wahr ist und, was immer er
begehrt, ihm gewährt ist und man in allem, was er gebietet, ihm gehorsam sein
muß. Und das sollst du für wahr wissen: Wann immer der freie Geist in rechter
Abgeschiedenheit steht, so zwingt er Gott zu seinem Sein; und könnte er ohne
jede Form und ohne alle Akzidentien dastehen, so nähme er Gottes eigenes Sein
an“. Das aber kann Gott niemand geben als sich selbst; daher kann Gott dem ab
geschiedenen Geist nicht mehr tun, als daß er ihm sich selbst gibt”. Und der
Mensch, der so in voller Abgeschiedenheit steht, der wird so in die Ewigkeit ent
rückt, daß ihn nichts Vergängliches (mehr) bewegen kann, daß er nichts (mehr)
empfindet, was leiblich ist, und er heißt tot für die Welt, denn ihm schmeckt nichts,
das irdisch ist. Das meinte Sankt Paulus, da er sprach: "Ich lebe und lebe doch
nicht; Christus lebt in mir“ (Gal. 2,20).
Nun magst du fragen, was Abgeschiedenheit sei, da sie sogar edel ist in sich
selbst? Hierzu sollst du wissen, daß rechte Abgeschiedenheit nichts anderes ist,
als daß der Geist so unbeweglich stehe gegenüber allem anfallenden Lieb und
Leid, Ehren, Schanden und Schmähung, wie ein bleierner Berg unbeweglich ist
gegenüber einem schwachen Winde. Diese unbewegliche Abgeschiedenheit bringt
den Menschen in die größte Gleichheit mit Gott. Denn daß Gott Gott ist, das hat
* Sieh S. 444 Anm. 32. * Sieh S. 444 f. Anm. 37. * Sieh S. 445 Anm. 38.
* Sieh S. 445 Anm. 39. * Sieh S. 445 Anm. 40. * Sieh S. 445 f. Anm. 41.

541
Traktat 3

er von seiner unbeweglichen Abgeschiedenheit, und von der Abgeschiedenheit hat


er seine Lauterkeit und seine Einfaltigkeit und seine Unwandelbarkeit. Und da
her, soll der Mensch Gott gleich werden, soweit eine Kreatur Gleichheit mit Gott
haben kann, so muß das geschehen durch Abgeschiedenheit. Die zieht dann den
Menschen in Lauterkeit und von der Lauterkeit in Einfaltigkeit und von der Ein
faltigkeit in Unwandelbarkeit, und die bringen eine Gleichheit zwischen Gott und
dem Menschen hervor; diese Gleichheit aber muß in Gnade erstehen, denn die
Gnade zieht den Menschen von allen zeitlichen Dingen weg und läutert ihn von
allen vergänglichen Dingen". Und du sollst wissen: Leer sein aller Kreatur ist
Gottes voll sein, und voll sein aller Kreatur ist Gottes leer sein.
Nun sollst du wissen, daß Gott in dieser unbeweglichen Abgeschiedenheit
von Ewigkeit her gestanden hat und noch steht, und sollst wissen, daß, als Gott
Himmel und Erde erschuf, das seine unbewegliche Abgeschiedenheit so wenig an
ging, als ob nie eine Kreatur geschaffen worden wäre”. Ich sage auch weiterhin:
Alle Gebete und guten Werke, die der Mensch im Zeitlichen verrichten kann, da
von wird Gottes Abgeschiedenheit so wenig bewegt, als ob niemals ein Gebet oder
gutes Werk in der Zeit verrichtet würde, und Gott wird deshalb nimmer gnädiger
noch geneigter gegenüber dem Menschen, als wenn er das Gebet oder die guten
Werke niemals verrichtete”. Ich sage zudem weiter: Als der Sohn in der Gottheit
Mensch werden wollte und ward und die Marter erlitt, ging das die unbewegliche
Abgeschiedenheit Gottes so wenig an, wie wenn er nie Mensch geworden wäre.
Nun könntest du sagen: So höre ich wohl, daß alles Gebet und alle guten Werke
verloren sind, weil sich Gott ihrer nicht (so) annimmt, daß ihn jemand dadurch
bewegen könnte, und doch sagt man: Gott will um alles gebeten werden. Hier
sollst du mich wohl anhören und recht verstehen, wenn du kannst, daß Gott in
seinem ersten ewigen Anblick – wenn wir einen ersten Anblick da annehmen soll
ten – alle Dinge ansah, so wie sie geschehen würden, und Ker) sah in diesem selben
Anblick, wann und wie er die Kreaturen erschaffen und wann der Sohn Mensch
werden wollte und leiden sollte. Er sah auch das geringste Gebet und gute Werk,
das jemand verrichten würde, und sah an, welches Gebet und (welche) andächtige
Hingabe er erhören wollte oder sollte; er sah, daß du ihn morgen mit Ernst anrufen
und bitten willst, und dieses Anrufen und Gebet wird Gott nicht (erst) morgen er
hören, denn er hat es (bereits) in seiner Ewigkeit erhört, ehe du je Mensch wur
dest. Ist aber dein Gebet nicht eindringlich und ohne Ernst, so wird dich Gott
nicht (erst) jetzt abweisen, denn er hat dich (ja schon) in seiner Ewigkeit abge
wiesen. Und so denn hat Gott in seinem ersten ewigen Anblick alles angesehen,
und Gott wirkt nichts neu, denn alles ist vorausgewirkt. Und so steht Gott allzeit
in seiner unbeweglichen Abgeschiedenheit, und doch sind darum der Leute Gebet
und gute Werke nicht verloren; denn wer wohl tut, dem wird auch wohl ge
lohnt, wer übel tut, dem wird auch darnach gelohnt. Diesen Gedanken äußert
auch Sankt Augustinus im fünften Buch "Von der Dreifaltigkeit im letzten Kapi

* Sieh S. 446 Anm. 45. * Sieh S. 447 Anm. 47. * Sieh S.447 Anm. 48.

542
Von Abgeschiedenheit

tel“ und sagt: »Deus autem« etc., das will besagen: »Behüte Gott, daß jemand
spreche, Gott liebe jemand auf zeitliche Weise, denn bei ihm ist nichts vergangen
und auch nichts zukünftig, und er hat alle Heiligen geliebt, ehe die Welt geschaf
fen ward, so wie er sie vorhergesehen hat. Und wenn die Zeit kommt, daß er in
der Zeit sichtbar macht, was er (schon) in der Ewigkeit geschaut hat, so wähnen
die Leute, Gott habe ihnen eine neue Liebe zugewendet; so also, wenn er zürnt
oder etwas Gutes tut, so werden wir gewandelt, während er unwandelbar bleibt,
so wie der Sonnenschein den siechen Augen weh tut und den gesunden wohl, und
doch bleibt (dabei) der Sonnenschein in sich selbst unwandelbar.« Denselben Ge
danken berührt Augustinus auch im zwölften Buch "Von der Dreifaltigkeit im
vierten Kapitel* und sagt: »Nam deus non ad tempus videt, nec aliquid fit novi
in eius visione« – »Gott sieht nicht auf zeitliche Weise, und es ersteht auch in ihm
kein neues Sehen.« Zu diesem Gedanken äußert sich auch Isidorus in dem Buch
„Vom höchsten Gute“* und sagt wie folgt: »Es fragen viele Leute: Was tat Gott,
ehe er Himmel und Erde erschuf, oder woher kam der neue Wille in Gott, daß er
die Kreaturen erschuf?«, und er antwortet“ so: »Kein neuer Wille erstand jemals
in Gott, denn obwohl es so ist, daß die Kreatur Kals solche) in sich selbst (noch)
nicht bestand«, wie sie es jetzt tut, »so war sie doch von Ewigkeit her in Gott und
in seiner Vernunft.« Gott erschuf nicht Himmel und Erde, so wie wenn wir im
Zeitablauf sagen: „Dies Koder das) werde!“, denn alle Kreaturen sind (schon) im
ewigen Worte (mit) ausgesprochen. Dazu können wir auch heranziehen, was
unser Herr zu Moses sprach, als Moses unsern Herrn fragte: "Herr, wenn Pharao
mich darauf anspricht, wer du seist, wie soll ich ihm antworten?“, da sprach unser
Herr: So sprich: Der da ist, der hat mich gesandt' (Exod. 3,15f.). Das heißt so viel
wie: Der da unwandelbar ist an sich selber, der hat mich gesandt.
Nun könnte einer sagen: Hatte Christus auch unbewegliche Abgeschiedenheit,
als er sprach: "Meine Seele ist betrübt bis in den Tod' (Matth. 26,38; Mark. 14,34), und
Maria, als sie unter dem Kreuze stand, wo man doch viel von ihrer Klage berichtet,
– wie kann dies alles bestehen mit unbeweglicher Abgeschiedenheit? Hier sollst du
wissen, daß die Meister sagen, daß in einem jeglichen Menschen zweierlei Menschen
vorhanden sind: der eine heißt der äußere Mensch, das ist die Sinnlichkeit; diesem
Menschen dienen die fünf Sinne, und doch noirkt der äußere Mensch kraft der Seele.
Der andere Mensch heißt der innere Mensch, das ist des Menschen Innerlichkeit".
Nun sollst du wissen, daß ein geistiger Mensch, der Gott liebt, die Kräfte" der
Seele im äußeren Menschen nicht mehr in Anspruch nimmt, als die fünf Sinne
notwendig bedürfen; und das Innere kehrt sich den fünf Sinnen nur soweit zu,
wie es ein Führer und ein Leiter der fünf Sinne ist und sie behütet, damit sie sich
nicht wie die Tiere ihrem Sinnesgegenstand hingeben, wie etliche Leute es tun, die
nach ihrer leiblichen Wollust leben, wie's die Tiere tun, die ohne Vernunft sind;
und solche Leute heißen eigentlicher Vieh als Menschen! Und was die Seele über
das hinaus, was sie den fünf Sinnen zuwendet, an Kräften besitzt, diese Kräfte
* Sieh S. 448 f. Anm. 55. * Sieh S. 449 f. Anm. 59. * Sieh S. 450 Anm. 60.
* Sieh S. 450 Anm. 61. * Sieh S. 451 Anm. 64. * Sieh S. 451 Anm. 66.

543
Traktat 3

gibt die Seele alle dem innern Menschen. Und wenn dieser Mensch sich etwas
Hohem und Edlem zuwendet, dann zieht die Seele alle die Kräfte an sich, die sie
den fünf Sinnen geliehen hat, und dieser Mensch gilt (dann) als von Sinnen und
verzückt; denn sein Vorwurf ist eine erkenntnismäßige Bildvorstellung oder
etwas bildlos Erkenntnismäßiges". Doch wisse, daß Gott von einem jeden geistigen
Menschen erwartet, daß er ihn mit allen Kräften der Seele liebe”. Deshalb sprach er:
"Liebe deinen Gott aus ganzem Herzen!' (Mark. 12,30; Luk. 10,27). Nun gibt es etliche
Menschen, die verbrauchen die Kräfte der Seele ganz und gar im äußern Menschen.
Das sind jene Leute, die alle ihre Sinne und ihre Vernunft vergänglichem Gut zu
kehren; die wissen nichts von dem innern Menschen. Nun sollst du wissen, daß
der äußere Mensch sich in Betätigung befinden kann und doch der innere Mensch
davon gänzlich frei und unbewegt bleibt. Nun war in Christus auch ein äußerer
und ein innerer Mensch und ebenso in Unserer Frau; und was Christus und Unsere
Frau je über äußere Angelegenheiten redeten, das taten sie nach ihrem äußeren
Menschen, und Kdabei) stand der innere Mensch in einer unbeweglichen Abgeschie
denheit. Und so auch redete Christus, als er sprach: "Meine Seele ist betrübt bis in
den Tod' (Matth. 26,38; Mark. 14,34); und bei allem, was immer Unsere Frau klagte
und sonstwie redete, stand doch ihr Inneres allzeit in einer unbeweglichen Abgeschie
denheit". Und dazu nimm einen Vergleich: Eine Tür geht in einer Angel auf und zu.
Nun vergleiche ich das äußere Brett der Tür dem äußeren Menschen, die Angel aber
setze ich dem inneren Menschen gleich. Wenn nun die Tür auf- und zugeht, so bewegt
sich das äußere Brett hin und her, und doch bleibt die Angel unbeweglich an ihrer
Stelle und wird deshalb niemals verändert. Ebenso ist es auch hier, wenn du's recht
verstehst.
Hier frage ich nun, was der lauteren Abgeschiedenheit Gegenstand sei. Darauf
antworte ich wie folgt und sage, daß weder dies noch das der lauteren Abgeschie
denheit Gegenstand ist. Sie steht auf einem reinen Nichts, und ich sage dir, warum
das so ist: Die lautere Abgeschiedenheit steht auf dem Höchsten. Nun aber steht
der auf dem Höchsten“, in dem Gott nach seinem ganzen Willen wirken kann. Nun
kann Gott nicht in allen Herzen nach seinem ganzen Willen wirken, denn obgleich
Gott allmächtig ist, so kann er doch nur soweit wirken, wie er Bereitschaft findet
oder schafft. Und ich sage „oder schafft“ Sankt Paulus wegen, denn bei ihm fand
er keine Bereitschaft, doch bereitete er ihn durch das Eingießen der Gnade. Des
halb sage ich: Gott wirkt danach, wie er Bereitschaft findet. Sein Wirken ist anders
im Menschen als im Steine. Dafür finden wir ein Gleichnis in der Natur: Wenn
man einen Backofen heizt und darein einen Teig von Hafer und einen von Gerste
und einen von Roggen und einen von Weizen legt, so ist da nun nur eine Hitze in
dem Ofen, und doch wirkt sie nicht gleich in den Teigen; denn der eine wird zu
schönem Brot, der andere wird gröber, der dritte noch gröber. Und das ist nicht
der Hitze Schuld, es ist die Schuld der Materie, die da ungleich ist. Ebenso wirkt
Gott nicht gleich in allen Herzen; er wirkt danach, wie er Bereitschaft und Emp
fänglichkeit findet. In welchem Herzen nun dies oder das ist, da kann in dem
Sieh S. 452 f. Anm. 68. * Sieh S. 453 Anm. 69. * Sieh S. 453 Anm. 72. * Sieh S. 453 Anm. 76.

544
Von Abgeschiedenheit

„dies oder das“ etwas sein, wodurch Gott nicht auf das höchste zu wirken ver
mag. Soll daher das Herz Bereitschaft haben zum Allerhöchsten, so muß es auf
einem reinen Nichts stehen, und darin liegt auch die größte Möglichkeit, die sein
kann. Da nun das abgeschiedene Herz auf dem Höchsten steht, so muß dies auf
dem Nichts (der Fall) sein, denn in dem liegt die größte Empfänglichkeit. Dafür
nimm ein Gleichnis in der Natur: Will ich auf eine Wachstafel schreiben, dann
kann nichts (noch) so edel sein, was auf der Tafel geschrieben steht, daß es mich
nicht behindert, so daß ich nicht darauf schreiben kann; will ich aber doch schrei
ben, so muß ich alles das tilgen und auslöschen, was auf der Tafel steht. Und die
Tafel schickt sich mir nimmer so wohl zum Schreiben, wie wenn gar nichts auf
der Tafel steht. Ganz ebenso muß, soll Gott auf das allerhöchste in mein Herz
schreiben, alles aus dem Herzen herauskommen, was dies und das heißen kann,
und ganz so steht es mit dem abgeschiedenen Herzen. Deshalb kann Gott darin
auf das allerhöchste und nach seinem höchsten Willen wirken. Drum ist des ab
geschiedenen Herzens Gegenstand weder dies noch das.
Nun frage ich wiederum: Was ist des abgeschiedenen Herzens Gebet? Darauf
antworte ich wie folgt und sage: Abgeschiedene Lauterkeit kann nicht beten, denn
wer betet, der begehrt etwas von Gott, das ihm zuteil werden solle, oder aber be
gehrt, daß ihm Gott etwas abnehme”. Nun begehrt das abgeschiedene Herz gar
nichts, es hat auch gar nichts, dessen es gerne ledig wäre. Deshalb steht es ledig
allen Gebets, und sein Gebet ist nichts anderes als einförmig zu sein mit Gott. Das
macht sein ganzes Gebet aus. Hierzu können wir das Wort anführen, das Sankt
Dionysius äußert zum Wort Sankt Paulus, wo der sagt: 'Ihrer sind viele, die alle
nach der Krone laufen, und doch wird sie nur einem zuteil' (vgl. 1 Kor 9,24) – alle
Kräfte der Seele laufen nach der Krone, und doch wird sie nur dem Wesen zuteil –
Dionysius” also sagt: Der Lauf ist nichts anderes als eine Abkehr von allen Kreatu
ren und ein Sich-Vereinigen in die Ungeschaffenheit. Und wenn die Seele dazu
kommt, so verliert sie ihren Namen, und Gott zieht sie in sich, so daß sie an sich selbst
zunichte wird, so wie die Sonne das Morgenrot an sich zieht, so daß es zunichte wird.
Dahin bringt den Menschen nichts als lautere Abgeschiedenheit. Hierzu können wir
auch das Wort heranziehen, das Augustinus“ spricht: »Die Seele hat einen heimlichen
Eingang in die göttliche Natur, wo ihr alle Dinge zunichte werden«. Dieser Ein
gang ist auf Erden nichts anderes als lautere Abgeschiedenheit. Wenn die Abge
schiedenheit zum Höchsten gelangt, so wird sie von Erkennen erkenntnislos und
von Liebe liebelos und von Licht finster. Dazu können wir auch anführen, was ein
Meister" spricht: Die Armen des Geistes sind diejenigen, die Gott alle Dinge so
überlassen haben, wie er sie hatte, als wir Knoch) nicht waren. Dies vermag nie
mand zu tun als ein lauteres, abgeschiedenes Herz. Daß Gott in einem abgeschie
denen Herzen lieber sei als in allen Kanderen) Herzen, das erkennen wir an fol
gendem: Fragst du mich: „Was sucht Gott in allen Dingen?“, so antworte ich dir
aus dem Buche der Weisheit; dort spricht er (= Gott): "In allen Dingen suche ich
* Sieh S. 454 Anm. 84. * Sieh S. 454 Anm. 86. * Sieh S. 455 Anm. 90.
* Sieh S. 455f. Anm. 92. * Sieh S. 456 f. Anm. 94.

35 Eckhart, D 5 545
Traktat 3

Ruhe!' (Eccli. 24,11). Nirgends aber ist vollständige Ruhe als einzig im abgeschiedenen
Herzen. Deshalb ist Gott dort lieber als in anderen Tugenden oder in irgendwelchen
(sonstigen) Dingen. Auch sollst du wissen: Je mehr der Mensch danach strebt, des
göttlichen Einflusses empfänglich zu werden, um so seliger ist er; und wer sich
dabei in die höchste Bereitschaft zu versetzen vermag, der steht auch in der höch
sten Seligkeit. Nun vermag sich kein Mensch des göttlichen Einflusses empfänglich
zu machen als durch Einförmigkeit mit Gott; denn so weit wie ein jeglicher Mensch
einförmig mit Gott ist, so weit ist er empfänglich des göttlichen Einflusses. Nun
kommt Einförmigkeit daher, daß sich der Mensch Gott unterwirft; so weit sich
aber der Mensch der Kreatur unterwirft, so weit ist er minder einförmig mit Gott.
Nun steht das lautere, abgeschiedene Herz ledig aller Kreaturen. Daher ist es völ
lig Gott unterworfen, und dadurch steht es in der höchsten Einförmigkeit mit Gott
und ist zugleich des göttlichen Einflusses am allerempfänglichsten. Das meinte
Sankt Paulus, als er sprach: "Legt an euch Jesus Christus!', und er meinte: durch
Einförmigkeit mit Christus; das Anlegen nämlich kann nur durch Einförmigkeit
mit Christus geschehen. Und wisse: Als Christus Mensch ward, da nahm er nicht
an sich einen Menschen, er nahm an die menschliche Natur. Entäußere dich des
halb aller Dinge, so bleibt allein, was Christus an sich nahm, und so denn hast du
dir Christus angelegt”.
Wer nun den Adel und Nutzen vollkommener Abgeschiedenheit erkennen
will, der beachte Christi Worte, die er über seine Menschheit sprach, als er zu sei
nen Jüngern sagte: "Es ist euch nütze, daß ich von euch gehe, und gehe ich nicht von
euch, so kann euch der Heilige Geist nicht zuteil werden' (Joh. 16,7), gleichsam, als
ob er spräche: Ihr habt zuviel Wohlgefallen an meiner gegenwärtigen Erscheinung
gefunden, deshalb kann euch die vollkommene Freude des Heiligen Geistes nicht
zuteil werden. Darum scheidet ab die bildhafte Erscheinung, und vereinigt euch
mit dem formlosen Sein, denn Gottes geistiger Trost ist feingeartet; darum will er
sich niemand darbieten als dem, der leiblichen Trost verschmäht.
Nun merkt auf, alle Verständigen!” Niemand ist frohgemuter, als der da steht
in der größten Abgeschiedenheit. Kein fleischlicher und leiblicher Trost kann je
ohne geistigen Schaden sein, denn das Fleisch begehrt wider den Geist und der Geist
wider das Fleisch' (Gal. 5,17). Wer immer daher im Fleische zuchtlose Liebe aussät,
der erntet den ewigen Tod; und wer immer im Geiste rechte Liebe aussät, der erntet
vom Geist das ewige Leben. Daher: je schneller der Mensch von der Schöpfung
flieht, desto schneller läuft ihm der Schöpfer zu. Hier merkt auf, alle Verständi
gen! Da (schon) das Wohlgefallen, das wir an der leiblichen Erscheinung Christi
empfinden könnten, uns an der Empfänglichkeit für den Heiligen Geist behindert,
um wie viel mehr behindert uns denn Gott gegenüber die ungezügelte Lust, die
wir nach vergänglichem Trost empfinden! Deshalb ist Abgeschiedenheit das Aller
beste, denn sie reinigt die Seele und läutert das Gewissen und entzündet das Herz
und weckt den Geist und beschleunigt das Verlangen und läßt Gott erkennen und
scheidet ab die Kreatur und vereinigt sich mit Gott.
* Sieh S. 457 Anm.99. * Sieh S. 458 Anm. 103. * Sieh S. 459 Anm. 107.

546
Von Abgeschiedenheit

Nun gebt acht, alle Verständigen! Das schnellste Tier, das euch zu dieser Voll
kommenheit trägt, ist das Leiden"; denn es genießt niemand mehr ewige Süßig
keit als die, die mit Christus in der größten Bitterkeit stehen. Es ist nichts galliger
als Leiden, und es gibt nichts Honigsüßeres als Gelitten-Haben; es entstellt nichts
mehr den Leib vor den Leuten als Leiden, hingegen ziert nichts mehr die Seele
vor Gott als Gelitten-Haben”. Das festeste Fundament, worauf diese Vollkommen
heit stehen kann, das ist Demut; denn wessen Natur hier in der tiefsten Niedrig
keit kriecht, dessen Geist fliegt empor in das Höchste der Gottheit, denn Liebe
bringt Leid, und Leid bringt Liebe. Wer daher zu vollkommener Abgeschiedenheit
zu kommen begehrt, der trachte nach vollkommener Demut, dann kommt er in
die Nähe der Gottheit. Daß uns das allen widerfahre, dazu verhelfe uns die höchste
Abgeschiedenheit, das ist Gott selber. Amen.

* Sieh S. 460 Anm. 115. * Sieh S. 460 f. Anm. 117.

35* 547
Tabelle zum Vergleich der Nummern der in diesem Bande enthal
tenen Traktate mit den entsprechenden Nummern oder Fundstellen
bisheriger Ausgaben
Pfeiffer Tr. Nr. W, S. 419–448
= Tr. 1 S. 8-61 (BgT)
Strauch, Kl. Texte Nr. 55, S. 3–63
Pfeiffer Tr. Nr. IX, S. 483–493
Schaefer, Meister Eckeharts - 3 400-435

Tr. „Von Abegescheidenheit“, S. 152–190


Pfeiffer Tr. Nr. XVII, S. 543–578
Diederichs, Kl. Texte Nr. 117, S. 5–45 = 2 185–309 (RdU)

Strauch, Kl. Texte Nr. 55, S. 67–80 1 109-119 (VeM)

548
Verzeichnis der in den Traktaten ausgelegten Schrifttexte
Altes Testament
Gen. 3,1 ff. . . . . . . . . . . . . S. 110,4–5 Eccl. 1,7 . . . . . . . . . . . . . . S. 31,1–2
26,14ff. . . . . . . . . . . . . 113,10–13 6,7 . . . . . . . . . . . . . . . . 19,1–2

Exod. 3,13 . . . . . . . . . . . . 418,9–419,3 114,11–13


33,15 18,10–11 1,5 ................ 114,11–12
2 Reg. 16,5 ff. . . . . . . . . . 56,17–57,2
Ps. 1,3 110,6–7 55,21–56,2
114,7–9 48,8–10
114,7–9 - - - - - - - - - - - - - - - 50,14–16
114,7–9 58,1–2
114,7–9
114,7–9 16,11–12
49,19–20 24,11 429,3
26,14–15
54,21–55,1 114,21–115,1
19,9–10 114,21–115,1
406,1–2 33,5–8
409,3–5
12,1–2 110,6–7
51,1
38,16 37,12–13
53,13–14
38,22–23 46,14–15; 119,4–6

12,7–8 118,25–28
16,4 43,20–21
114,15–16 59,15–19

S. 42,12–14 . 24,3–5; 222,3–4


53 ................ 22,2–3; 29,7; 42,18; 293,2; 294,6–7
195,8 419,6; 422,5
39,19–20; 44,19–20;
54,9; 55,19–20; 305,3 110,7–9
110,6–7 294,2–3
111,4–6 421,3–4
110,7–12 419,6; 422,5
110,11–12
113,23–24 407,5–6
45,14–15; 196,2–3 194,9–195,1
24,1–3 61,1–2
43,11–12 18,15–19,1
194,9–195,1 244,3

549
Verzeichnis der in den Traktaten ausgelegten Schrifttexte

S. 110,10 1 Cor. 1,5 S. 294,9


421,3–4 2,11 43,2–3
401,8 - - - - - - - - - - - - - - -
250,9
287,6–7 427,5–6
287,7–9 15,11–13
210,5 114,1–2
293,2; 294,6–7 402,2–3
45,2–3; 109,1-2; 21,10–11; 32,11–12
111,3–4
8,1–4
26,1–2; 114,9–10 32,11; 266,3
10,17–19 299,6–7
42,5–7 41,18–19; 115,17–18
44,10 26,2–3; 213,10–11
9,20
10,7–9 411,9–10
42,7–8 - - - - - - - - - - - - - - - 431,10–11
46,9–10; 47,1–2 110,16–111,1
35,4–5 - - - - - - - - - - - - - - - 29,10–11
9,19–20 110,16–111,2;
35,3–4 431,11–432,2
431,1 f.
27,11 31,4–5
34,20–35,2 31,4; 34,13–14
21,13–14; 21,19–22,1;
117,22–23 42,20
9,20–10,2
33,8–9 56,2–7
33,8–9 12,6 48,3–4

49,4–5; 56,10–11 1 Petr. 4,8 243,1


9,6 - - - - - - - - - - - - - - - - 225,12–13
2 Petr. 1,4 110,10
431,11–432,2 1,21 43,1–2
110,12–15 12,1–2; 40,14
- - - - - - - - - - - - - - - 110,12–15
- - - - - - - - - - - - - - -
110,15–16 111,15
231,8–9 112,8–9; 242,8
21,6–7; 40,7;
223,10–224,1 114,21–115,1
430,6

550
Verzeichnis der in den Anmerkungen und Vorbemerkungen zu den
Traktaten dieses Bandes aufgeführten Autorenzitate, Quellentexte
und Textparallelen
Das Verzeichnis ist wie in DW 1 (Predigten) dreigeteilt und nach denselben Grundsätzen angelegt; vgl.
dort S. 532.

A. Verzeichnis
der von Eckhart selbst mit Namensnennung angeführten Textzitate
ANTONIUS
sieh Vitae Patrum
AUGUSTINUS
De libero arbitrio
l. 3 c. 9 n. 26 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231,9 f., 3371s
Confessiones
l. 1 c.6 n. 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60,7 ff., 104?18
1.4 c. 9 n. 14 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50,12 ff., 98183
l. 10 c. 23 n. 34 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60,11 ff., 104?19
l. 10 c. 24 n. 35 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60,11 ff., 104?"
l. 10 c. 26 n. 37 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189,4 ff., 31517
Augustinus X Confessionum c. 2? = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17,15 ff., 71 f.37
l. 10 c. 41 n. 66 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17,15 ff., 71 f.37
l. 11 c.8 n. 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60,19 ff., 104???
l. 11 c. 11 n. 13 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60,19 ff., 104???
Augustinus XIII Confessionum c. 2 in fine = Eckhart, LW . . . . . . . . . 18,2 ff., 50,9 f., 7238, 98 sº
l. 13 c. 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50,12 ff., 98183

De continentia
c.6 n. 16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231,9 f., 337 f.s

De correptione et gratia
n. 24 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231,9 f., 337 f.s.
Enarrationes in Psalmos
Ps. 30 (En. 2) Sermo 3 n. 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28,6 ff., 808°
Ps. 36, Sermo 1 n. 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11,23 ff., 6715
Augustinus super Psalmum 36 = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11,23 ff., 6715
Epistulae
138 c. 3 n. 12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49,21 ff., 9817"
166 c. 5 n. 15 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231,9 f., 337 f.181
Et in Epistula ad Marcellinum dicit = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . 49,21 ff., 98179
ut ait Augustinus . . . in prima Epistula ad Marcellinum = Eckhart,
LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49,21 ff., 9817"

De vera religione
c. 26 n. 49 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111,22 ff., 124 f."
Augustinus De pera religione 48 = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111,22 ff., 124 f."

551
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen

(AUGUSTINUs)
Sermones
53 c. 6 n. 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18,2 ff., 50,9 ff., 7238, 981s?
105 c. 3 n. 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18,2 ff., 50,9 ff., 7238, 98 sº
De spiritu et anima
c. 14 (sieh Alcher von Clairvaux) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428,5 f., 455 f.9?
De trinitate
l. 5 c. 16 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 416,8 f., 44855
1.8 c. 3 n. 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25,1 ff., 7870
Augustinus VIII De trinitate = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25,1 ff., 7870
l. 11 c. 1 n. 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45164
l. 12 c. 7 n. 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 113,25 ff., 12631, 417,7 ff.,
44959
l. 14 c. 14 n. 19 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45371
ut ait Augustinus = Eckhart, LW (sieh auch Hugo) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18,2 ff., 50,9 ff., 7238, 9818?
Augustinus = Eckhart, LW (2x) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25,1 ff., 7870
dicit Augustinus = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113,25 ff., 12631
Et Augustinus dicit = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113,25 ff., 1263

AVICENNA

Liber sextus Naturalium, pars 4 c.4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410,7 ff., 4453s

BERNHARD voN CLAIRvAUX


In Psalmum XC
Sermo 17 n. 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51,1 ff., 98185
Bernhard (sieh Thomas v. Aquin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231,1 ff., 337178

BoETHIUS
De consolatione philosophiae
1.3 m. 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44645
1.4 Pr. 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . - - - - - - - - - - - - 451 f.67

CICERO
De Tusculanis quaestionibus
hoc est quod Tullius l. III De Tusculanis quaestionibus . . . ait =
Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111,10 ff., 123 f.s
sententia Tuliide tusculanis quaestionibus libro 30 = Eckhart, RS. . 111,10 ff., 123 f.s
verba Tulii = Eckhart, RS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111,10 ff., 123 f.s

DIoNYsIUs AREoPAGITA
De divinis nominibus
c. 4 § 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427,7 f., 45590
De mystica Theologia
c. 1 § 1 : . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292,2 ff., 36810
Et hoc est quod ait Dionysius c. 1 De mystica theologia = Eckhart,
LW ........................... ........... ... - - - - - - - - - - - - - - - - - 292,2 ff., 36810

GLossA ORDINARIA

est verbum in glossa super Ad Romanos = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . 43,5 ff., 91 f.145

552
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen
HIERONYMUs
In Evangelium secundum Matthaeum
l. 3 c, 18, 10-11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109,23 ff., 122°
Epistolae
CXX e. 10 :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: 55,2 ff., 101 f.ºo
quod Hieronymus ait = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109,23 ff., 122°

HUGo voN ST. VICTOR

Hugo = Eckhart, LW (vgl. Augustinus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18,2 ff., 7238

IsIDoRUs HISPALENSIs
Libri Sententiarum
l. 1 c.8 n. 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418,1 ff., 450°0

ORIGENEs
Homilia in Genesim
13 n. 4 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 111,18 ff., 124°
doctrina Origenis in omelia super 26 = Eckhart, RS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111,10 ff., 123 f.s
verba . . . glose Origenis = Eckhart, RS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111,10 ff., 123 f.s
Origenes sic scribit = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111,18 ff., 12419

PLATo

Timaeus, interprete Chalcidio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59,12 f., 103*15

SENECA
Epistolae
71,24 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60,25 ff., 104"
perba Senece, in epistola ?4 = Eckhart, RS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111,10 ff., 123 f.s
Seneca enim Epistula ?4 . . . sic ait = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . 111,10 ff., 123 f.s
Ad hoc est quod Seneca, epistula ?4 dicit = Eckhart, LW . . . . . . . . . . 111,10 ff., 123 f.s
Nat. quaest.
3 praef. n. 12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20,12 ff., 7349
Et Seneca dicit = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19,1 f., 7241
perba . . . Senece = Eckhart, RS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111,10 ff., 123f.18

SoCRATEs

sieh Plato . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59,12 f., 103215

G-9 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 48,16 ff., 9717°


T ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: 57,3 ff., 102ºos

35* 553
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen

B. Zitate, die Eckhart nur durch einen allgemeinen Hinweis ohne Nennung
eines bestimmten Autorennamens als „Meister“-Zitate anführt
Zur näheren Erläuterung des Registers vgl. DW 1 S. 534.

ARISTOTELEs
De anima
B c. 7 (Die meister) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28,9 ff., 80ss
ut dicitur II De anima = Eckhart, LW (Die meister) . . . . . . . . . . . . . . 117,13 ff., 13450
Ethica Nicomachea
A c. 11 (die heiligen und die heidenischen meister) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15,14 ff., 70f.**
Physica
A c. 1 (Die meister) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19,17 ff., 52,20 ff., 7345,
99 f. 193

AUGUSTINUs
De civitate Dei
l. 5 c.8 (ein heidenischer meister) (sieh auch Seneca) . . . . . . . . . . . . . . . 20,16 ff., 73 f.so
Confessiones
l. 7 c. 12 n. 18 (die heiligen und die heidenischen meister) . . . . . . . . . . . 15,14 ff., 70f.**
Enarrationes in Psalmos
Ps. 103 sermo 3 n. 16 (der heilige) (sieh auch Gregorius und Hierony
mus) - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 195,2 ff., 317 f.*s
De Genesi ad litteram
l. 4 c. 23 n. 40 (die meister) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116,12 ff., 130f.“
1.4 c. 24 n. 41 (die meister) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116,12 ff., 130 f.**
De quantitate animae
per hoc Augustinus libro De quantitate animae probat = Eckhart,
LW (ein geschrift) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20,2 f., 7340
Liber de salutaribus documentis
Augustinus ad Sabinum = Eckhart, LW (die meister) (sieh Pseudo
Augustinus und Bernhard) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404,8, 442 f."
ut ait Augustinus = Eckhart, LW (die meister) (sieh Bernhard) . . . . 404,8, 442 f."
Augustinus = Eckhart, LW (die meister) (sieh Bernhard) . . . . . . . . . . 404,8, 442 f."
De primo Augustinus = Eckhart, LW (die meister) (sieh Bernhard) 404,8, 442 f.”
De trinitate
l. 11 c. 1 n. 1 (die meister) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419,9 ff., 451°“

PsEUDo-AUGUSTINUs
Liber de salutaribus documentis
Augustinus ad Sabinum = Eckhart, LW (die meister) (sieh Augusti
nus und Bernhard) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404,8, 442 f.”

BERNHARD voN CLAIRvAUx


De consideratione
Bernardus De consideratione l. III sic ait = Eckhart, LW (die meister)
(sieh Augustinus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404,8, 442 f."

554
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen

GREGORIUS MAGNUs
Homiliae in Evangelia
l. 1 hom. 5 n. 2 (der heilige) (sieh Augustinus und Hieronymus) . . . . . 195,2 ff., 317 fºs
Moralia
l. 2 c. 20 n. 38 (die meister) (sieh Petrus Lombardus) . . . . . . . . . . . . . . . . 109,23 ff., 122°

HIERONYMUs
In Evangelium secundum Matthaeum
19,27 (der heilige) (sieh Gregorius und Augustinus) . . . . . . . . . . . . . . . . 195,2 ff., 317 f.*5

IsAAC IsRAELI
Liber de diffinitionibus
(ein geschrift) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109,8 ff., 1208

MACROBIUS
In Somnium Scipionis
l. 1 c. 6 n. 7–10 (ein heidenischer meister) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115,11 ff., 128 f.“
dicit Macrobius libro I Commentariorum suorum = Eckhart,
LW (ein heidenischer meister) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115,11 ff., 128 f.“
ut ait Macrobius = Eckhart, LW (ein heidenischer meister) . . . . . . . . . . . . 115,11 ff., 128 f.“

ORIGENEs
Super Ieremiam
Unde Origenes super Ieremiam = Eckhart, LW (die heiligen) . . . . . . 44,1 f., 93153

PETRUS LOMBARDUS
Libri Sententiarum
II d. 11 c. 1 n. 74 (die meister) (sieh Gregorius M.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109,23 ff., 122°

SENECA
Ep. ad Lucilium
107,11 (ein heidenischer meister) (sieh Augustinus) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20,16 ff., 73 f.ºo

THOMAs voN AQUIN


Summa theologiae
I q. 12a. 9 (die meister) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21,15 ff., 74 f.57
q. 58 a. 6 ad 2 (die meister) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116,12 ff., 130 f.46
q. 78 a. 4 ad 2 (Die meister) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117,13 ff., 13450
I II q. 3a. 2 ad 4 (die meister) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29,5 f., 8193

Nicht nachgewiesene „Meister“


einmeister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428,9 ff., 456 f."
die meister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34,17; 36,20
die heiligen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44,1

555
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen

C. Vom Herausgeber angeführte Zitate und Textparallelen


Zur Anordnung des Verzeichnisses vgl. DW 1 S. 539.

ACKERMANN AUs BÖHMEN


* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 103 f.*17, 3371so

ALANUs AB INsULIs
Summa de arte praedicatoria
C-32 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 244,5 f., 344***

ALBERTUs MAGNUs
De causis proprietatum elementorum
l. 1tr. 2 c. 5 : . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45,6 f., 95100

Metaph.
l. 1tr. 2 c.8 ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: 420,4 ff., 451 f."7
De sacramentis
tr. 6 p. 2 q. 1 a. 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243,4 f., 343f."
tr. 6 p. 2 q. 2a. 13 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275,5 ff., 358°so
Scriptum super Sententias
I d. 8a. 16.17 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44645

PsEUDo-ALBERTUs
Paradisus animae
e. 3 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 185,8, 313 f."
e, 3 ? ? - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 187,3 f., 189,1 ff., 189,4 ff.,
3148, 31517
G-25 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 261,4 ff., 351ºoº

ALCHER voN CLAIRvAUx


De spiritu et anima
c. 14 (sieh Augustinus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428,5 f., 455 f."

AMBRosIUs
De officiis
et Ambrosius De officiis l. I = Eckhart, LW (sieh Aristoteles) . . . . . . 197,8 ff., 318 f."

ARIsToTELEs
De anima
Tc.4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11,9, 66f.*, 425,6ff., 454°“
T e. 5 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 400,1, 438 ff.
ut dicitur III De anima = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39,15 f., 881a
Ethica Nicomachea
hoc pocat philosophus . . . I Ethicorum = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . 10,15 ff., 65 f.0
B e. 3 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 207,9 ff., 324 f."
B e. 6 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 1978 ff., 318f.*0
Metaphysica
A e. 1::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: 116,10 f., 130“

556
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen

(ARISTOTELEs)
Physica
A c. 4 ............................................................. 403,2 f., 44111
A c. 5 . . ........................................................... 405,2 f., 44111
6 c. 4 ............................................................. 39,3 ff., 881so
secundum philosophum = Eckhart, LW ............................... 11,4 f., 6611
quod philosophus ait = Eckhart, LW ..................... - - - - - - - - - - - - - 15,14 ff., 70 f.se
philosophus ait = Eckhart, LW (sieh Ambrosius) ...................... 197,8 ff., 318 f.so
secundum philosophum = Eckhart, LW ............................... 207,9 ff., 324 f.ss
Unde philosophus dicit = Eckhart, LW ................................ 425,6 ff., 45484

ATHANASIUs

Symbolum “Quicumque' (quod pocatur Athanasianum) = Eckhart, LW 37,1 ff., 86**

AUGUSTINUS
De libero arbitrio
l. 3 c.3 n. 6 ....................................... . . . . . . . . . . . . . . . . 415,1ff., 418,3 ff., 447s*
45000

De assumptione beatae Mariae


ut ait Augustinus in sermone De assumptione beatae Mariae =
Edkhart, LW .................................................. 115,23 f., 129 f.4s
Confessiones
l.4 c. 9 n. 14 ............................................... . . . . . . . 185 ff., 72*•
et hoc est quod Augustinus Confessionum l. VIII ait = Eckhart, LW 38,19 ff., 881*•
Et hoc est quod Augustinus dicit libro Confessionum VIII =
Edchart, LW .................................................. 54,19 f., 101*oo
Et hoc est quod Augustinus Confessionum l. VIII ait = Eckhart, LW 215,8 ff., 328*
l. 11 c. 10 n. 12 .................................................... 418,2 ff., 450••
Augustinus De pera religione c. 100, item XI Confessionum =
Eckhart, LW .................................................. 50,19 ff., 98184
Augustinus XIII Confessionum c. 2 in fine = Eckhart, LW ......... 247,9 f., 346*s*
l. 13 c. 8 ..................................................... . . . . . 185 ff., 72s»
De correptione et gratia
n. 24 .............................................. . . . . . . . . . . . . . . . . 233,6 ff., 235,1 ff., 3391s•,
340106
De doctrina christiana
Augustinus I de doctrina diristiana dicit = Eckhart, LW .......... 58,1 f., 102 f.*10
l. 3 c. 27 n. 38 ..................................................... 43,5 ff., 91 f.14s
ut ait Augustinus IV De doctrina diristiana = Eckhart, LW ........ 307,8 ff., 375**
Enchiridion
c. 14 ............................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . · · · · · · · · · · 15,10 f., 70s1
De immortalitate animae
(Augustinus) in libro De immortalitate animae dicit = Eckhart, LW 116,23 ff., 131 f.**
In Iohannis evangelium tractatus
tr. 72 n. 3 ......................................................... 232,5 ff., 338184

De patientia
c. 1 n. 1 .......................................... · · · · · · · · · · · · · · · · · 22,11 ff., 75 f.••
c.3 ................................................. . . . . . . . . . . . . . . 59,22 ff., 103 f.sit
c. 9 ..................................... . . . . . . . · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 57,1 f., 102*om.

557
Werzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen
(AUGUSTINUS)
De vera religione
c. 33 n. 62 60,14 ff., 104*1
Et secundum Augustinum De pera religione = Eckhart, LW 60,14 ff., 104*1
Augustinus De pera religione c. 100, item XI Confessionum =
Eckhart, LW 50,19 ff., 98184
Sermones
53 n. 6,6 247,9 f., 346*5*
105 n. 3,4 247,9 f., 3462ss.
De trinitate
l. 2 c. 3 n. 9 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 414,6 ff., 4474•
ut dicit Augustinus VIII De trinitate c. 3 = Eckhart, LW 50,15 ff., 98184
Et De trinitate l. IX Augustinus = Eckhart, LW 38,19 ff., 881*•
Et de trinitate l. IX Augustinus = Eckhart, LW - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 215,8 ff., 3288s
secundum Augustinum De trinitate = Eckhart, LW 116,23 ff., 131 f.47
secundum Augustinum = Eckhart, LW 10,21 ff., 6611
Augustinus = Eckhart, LW - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - • • • - - - - - 26,16 ff., 7978
secundum Augustinum = Eckhart, LW - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
110,6, 122°
secundum Augustinum = Eckhart, LW - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
116,11 f., 1304s
et Damascenus ... et Augustinus = Eckhart, LW - - - - - - - - - - • • • • • - - • • • • •
116,11 f., 13048
ut dicit Augustinus = Eckhart, LW 215,4 f., 271,10 ff., 328••,
3568so
Augustinus = Eckhart, LW - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 232,5 ff., 358184
ut ait Augustinus = Eckhart, LW (sieh Hugo) 247,9 f., 346*s*

AVICENNA
Metaphysica
tr. 9 c. 7 109,7 ff., 120*
Unde Apicenna IX Metaphysicae c. ? sic ait = Eckhart, LW 109,7 ff., 120s
Sic illud Apicennae capitulo ultimo = Eckhart, LW 109,7 ff., 120s
Unde Apicenna dicit = Eckhart, LW 109,7 ff., 1208
sicut docet Apicenna = Eckhart, LW - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - • • • • • - - - - - - - - - 238,8 ff., 342*10

BERNHARD voN CLAIRvAUx


De consideratione
Bernardus 5° De consideratione, sic ait = Eckhart, RS. ............ 115,1 ff., 127 f.s7

PSEUDO-BERNHARD
Liber sententiarum
n. 150 433,1 f., 460118

Gen. 1,26 110,8, 12211


Ps. 102,5 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 109,19 f., 121 f.5
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - • • • • • • • • • • • • • • • • 195,1 f., 317 f.as
. . . . . . . . . . . . . • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 297,5 f., 3714es
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - • • • • • • • • • 109,16, 121 f.*
416,6 f., 447 f.**
110,10, 12214
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -- - - - - • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 109,17 ff., 121 f.s
. . . . . . . . . . . • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 109,17 ff., 1215
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen
(BIBLIA)
loh. 15.15 f. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109,17 ff., 121 f.5
21,3 : - - - - --- ---- - -- ---- -- --- - ----------- - ---------- - - - 109,19 f., 121 f.“
Act. 93-18 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424,1 f., 45378
Rom. 6,6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109,16, 121 f.“
6,17ff. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 109,17 ff., 121 f.5
6,20 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 109,17 ff., 1215
12,1 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 253,10, 348275
Cor: 31 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109,19 f., 121 f.“
32 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 112,2, 125?
133 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 268,1 f., 353323
15,47 f . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109,16, 121 f.“
Eph 2,4 :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: 268,1 f., 3533as
3,17, 18, 19 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110,9, 122?
4,22 ff. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109,16, 121 f.“
Hebr. 512 :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: 112,2, 125*1
Petr. 22 ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: 112,2, 125*1
3,18 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268,1 f., 353***

BoETHIUs
De differentiis topicis
? ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: 116,11 f., 13045

„DAS BUCH voN GEISTLICHER ARMUTH“

31934, 319 f.*, 32037, 3270°, 331 f.125, 352 f.128, 344 f.*44, 355337, 366 f.405, 369 f.*15

CASSIANUs
Collationes
VI,44 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279,6 ff., 362370

CATo
Disticha
4?? - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 60,28 ff., 104 f.º24

CHRYsosToMUs

ut ait Chrysostomus super Matth. 5 = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26,3 ff., 78 f.7s


ut ait Chrysostomus = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305,3 ff., 3744ss

CICERO
De Tusculanis quaestionibus
3,92 ------------- --------------------------------.. ......... ... . 300,2 ff., 3724so
ut ait Tullius = Eckhart, LW (sieh Proclus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207,9 ff., 324 f.**

DAVID voN AUGsBURG

Pfeiffer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344***, 348ºss

559
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen
BRUoDER FRANKE voN KöLN
Pfeiffer, ZfdA 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350eos, 455 f.92

" " - * - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 101 f.ºo, 356338

GESTA RoMANoRUM
C. 183 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300,2 ff., 372sº

GoDFRIED VAN WEVEL

XII Dogheden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149, 150, 313*, 3148, 3151, 315*, 3151“, 316°, 316°, 316f.*, 317",
31724, 31725, 31827, 31829, 31931, 31933, 32039, 320 f.40, 32142, 321 f.“, 322 f.45, 32549, 32350, 3235, 3235“,
32458, 324°1, 325°, 325 f.ºs, 32698, 326°°, 32675, 32787, 32792, 3279, 32795, 32897, 329100, 32910?, 32910",
32910, 329105, 32910, 33008, 330110, 53111*, 332 f.128, 353129, 3331a, 33435, 33448, 33445, 33447, 3345",
3351ss, 335is9, 335is, 33516, 335 f.s, 336sº, 336ss, 33670, 3367, 336173, 33777, 3388”, 33987, 3391s",
339191, 34019, 340190, 340°o, 3402o8, 341205, 341207, 34120°, 341**, 344*, 344°, 344*, 344***, 345*,
345248, 345250, 346*sº, 346esº, 346es“, 346°sº, 346°ss, 346°59, 347°°°, 3487*, 348°7“,348°°, 348*, 348*, 348*

GREGORIUS MAGNUS
Gregorius ait in Glossa = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 411,8 f., 445 f.“
Docet hoc Gregorius = Eckhart, RS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23,8 ff., 77ss

GUNDISSALINUs
De divisione philosophiae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109,7 ff., 120°

Pfeiffer I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4381

HIERONYMUs

ait Jeronymus ad Eliodorum = Eckhart, RS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60,28 ff., 104 f.***


ut ait Hieronymus = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57,13 ff., 8612?

„Der Renner“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340107, 375«s?

Eruditio didascalia
3 e. 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194,1 ff., 317"
Hugo = Eckhart, LW (sieh Augustinus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247,9 f., 346?s?

Flos sanctorum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230,10 ff., 337178


Legendaaurea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230,10 ff., 337178

JoHANNES DAMAscENUs
et Damascenus . . . et Augustinus = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116,11 f., 130s

560
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen

JoHANNEs voN DAMBACH

Consolatio theologiae 71*, 713, 735, 737, 7977, 7970, 79sº, 79 f.sº, 8090, 81os, 81 foº,
85117, 86??, 977, 97175, 97170, 97 f.178, 988, 98182, 991s", 999, 99192, 99 f.93, 103215, 103 f.217

JOHANNES voN PoLLIAco


117,14 f., 13450

440 f.7, 4418,1*, 44648,


45799, 461119

De Ignota Litteratura 12,21 ff., 68 f.?

Eucharistie-Traktat 308,4 ff., 375 f.484

MECHTHILD voN MAGDEBURG


„Das fließende Licht der Gottheit“

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Apologia doctae ignorantiae - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 60,7 ff., 104?18


Koch, 4 Predigten 60,27 ff., 104 f.??“, 116,1 ff.,
129 f.43

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Summa Sententiarum
tr. 2 c. 6 109,23 ff., 122°

Contra Celsum
l. 4 n. 25 111,18 ff., 1249
In Exod.
Hom. 8 n. 6 111,18 ff., 1249

Libri Sententiarum
I d. 8 c. 2 n. 82 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 44645
I d.9 c. 4 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 44,1 f., 93153
II d. 26 c. 3 n. 232 215,4 f., 271,10 ff., 328°°,
356339
III d. 2.5.6 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
430,8 ff., 458103

PRocLUs
ut ait Proclus = Eckhart, LW (sieh Cicero) - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
207,9 ff., 324 f.**

36 Eckhart, D 5 561
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen
RUUSBRoEC
„Vanden vier Becoringen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342 f.ºeo, 349ess, 355ss7, 358344
„Die gheestelike Brulocht“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5311*, 342 f.**0, 352*10,
3553ss, 367 f.“os
„Vanden VII Sloten“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357342

„Een Spieghel der eeuwigher Salicheit“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35231, 357s

SENECA
De ben.
72,3-6 . . . . . . . ..... .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300,2 ff., 372“so
ut Seneca epistula 9 exemplum ponit = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39,16 ff., 88 f.**
Et Seneca dicit = Eckhart, LW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18,14 ff., 721

SEUSE

„Deutsche Schriften“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 f.ºo, 3148, 315 f.s, 319 f.*, 531f.es, 332 f.ºs, 335so, sº,
366 f.405, 36740°, 374“ss, 451 fº7, 452 f."8, 45378, 45487, 457°°, 458 f.0“, 4591“, 460118, 460f. 117
Horol. sap. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . - - - - - - - - - - - - - - - 324 f.62

TAULER

„Die Predigten Taulers“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80s", 170, 3145, 7, 8, 31516, 17, 315 f.8, 316*0, 316 f.*, 317*,
31828, 31932, 32037, 320 f.40, 321 f.“, 322 f.45, 32348, 50, 324 f.**, 325°3, 330113, 531118,1*, 331 f.125.
332 f.128, 33438, 14°, 335160, 338183, 340 f.*0, 341*08, 342?17, 19, 343*, 344***, 344 f.*4, 346°sº,
346 fes, 347207, 348-so, 349***, 350 f.300, 351308, 352**, *14, 30, 317, 352 f.*18, 353319, 320, 354*so, ss2, 3s“,
355ssº, 356sso, so, sº, 357**, 358", ssº, 359°sº, as“, 360°sº, 361ss“, sos, sos, 362370, 363375, sts, s79, 364ss“,
367 f.*, 368".**, 369 f**, 372 f*, 374*7, 440*.*, 441°, 444*, 446“, 451 f.", 45372,77, 454sº, sº, 456°s.
457 f.00, 458 f.10“
THEOLOGIA DEUTscH

313 f”, 3147, 3150, 317*, 324 f.*, 326f.", 343eºs, 443-s

THOMAs voN AQUIN


In I Ad Cor.
c. 15, lectio 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109,16, 121 f.“
In II ad Cor.
c.4, lectio 5 : . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109,10 ff., 120 f.“
In Physica
lect-8 n. 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39,3 ff., 881so
Scriptum super Sententias
I d. 8 q. 3a. 12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44645
III d. 27 q. 1 a. 3 ad 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216,11 f., 32910e
Summa contra gentiles
e. 71 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116,11 f., 13045
Summa theologiae
q 1 a. 8ad 2 :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: 289,5 ff., 366 f.405
q-6 a. 4 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 199,2 ff., 319**
q 13 a. 7 ad 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37,1 ff., 8610
q. 95 a. 1 obi. 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289,5 ff., 366 f.405
q-115 a. 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220,3 f., 330 f.115

562
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen
(THOMAs voN AQUIN)
1 : 6 a. 4 :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: 216,4 ff., 328 f.99
q-19 a, 10 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288,6 ff., 366404
q-20 a. 2 : . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215,4 f., 271,10 ff., 328°°,
356339
a. 4 : . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215,8 ff., 32898
q-60 a. 5 ad 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216,11 f., 32910?
q: 79 a. 4 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231,9 f., 233,6 ff., 235,1 ff.,
537 f.181, 539189, 3401os
q-80 a. 3 ad 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214,1 f., 32793
q-87 a. 2ad 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251,9 f., 337 f.181
q-113 a. 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252.5 ff., 338184
III q:2 a. 3 :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: 29,2 ff., 80 f.9?
q-24 a. 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219,4 f., 330112
q-27 a. 8 ad 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40,7 ff., 89135
q-81 a. 6 ad 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217,5 f., 529103
q-88a. 4ad 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250,10 ff., 337178
q-174 a. 23 : . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 420,10 f., 452 f."8
q-182a. 1 ad 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221,4 ff., 291,3 ff., 332 f.!?”,
368409
q-188a. 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289,5 ff., 366 f.405
III q: 84 a. 9ad 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256,3 ff., 34020?
q-85 a.1 ad 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235,5 ff., 340197
a. 2 ad 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . - - - - - - - - - - - - - - - 238,3 ff., 341212
q-86 a. 5 obi. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216,11 f., 32910?
De veritate
q-13 a. 2 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 420,10 f., 452 f.°s
q-26 a. 7 ad 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207,9 ff., 324 f."?

BARTscH
Germania :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: 356 f.341

BRETHAUER
ZfdA 69 („Neue Eckharttexte“) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31510, 31724, 32037, 3613ss

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 459110

„Meister Eckhart u. seine Jünger“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 808, 80f.92, 89135, 9039, 97176, 121 f.5, 135 f.5",
312!, 3157, 316°, 31724, 33013, 332 f.**, 353320, 361 f.3s", 366 f.405, 367 f.408, 3680°, 375 sº, 44429, 44644,
4518, 45589, 45795

„Sermons et pièces diverses de Maitre Eckhart“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7348, 89135, 103218, 32037,


361388, 365 f.401

36* 563
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen

KAEPPELI
Praedicator Monoculus, Arch. Fratr. Praed. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336165

SÖREN KIERKEGAARD
„Religiöse Reden“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61,1, 104 f.***

LANGENBERG

„Quellen und Forsch. z. Gesch. d. deutschen Mystik“ . . . . 98f.*, 330*, 330f.*, 357*, 359*. 454°“

LoTzE
„Kritische Beiträge zu Meister Eckhart“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72", 98 sº

LÜCKER
„Meister Eckhart und die Devotio moderna“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313f.*, 3148

„PARADISUS ANIME“
sieh Strauch
PREGER
Gesch. d. dt. Mystik I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361 f.3so

QUINT
Handschriftenfunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31820, 32245

SEILER
Dt. Sprichwörterkunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352313

SIEVERs
„Predigten von Meister Eckhart“, ZfdA 15 . . . . . . . . . . . 77 f.", 103**, 315 f.8, 320°7, 324 f.**, 328 f.",
335160, 343228, 369 f.415
SPAMER
„Texte aus der deutschen Mystik“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3145,7, 318 f.*0, 330f.15, 372 f.“

STRAUCH

Paradisus anime intelligentis . . . . . . . . . . . . . . 66 f.*, 72", 7340, 80s", 881s, 981s", 101 f.ºo, 135 f.**, 3157,
3207, 321 f.“, 331117, 33449, 33818, 348*so, 355**7, 375***, 45372, 4591oo

WACKERNAGEL
„Altdeutsche Predigten“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312 f., 315 f.8, 375***, 44111

564
Verzeichnis der aus Traktaten dieses Bandes exzerpierten Artikel
der Bulle, des Avignoner „Gutachtens“ und der sogenannten
„Rechtfertigungsschrift“

A. Artikel der Bulle


Tr.
Bulle art. 8 (Arch. II S. 637) S. 169; 363376 (RdU)
14 638 . . . . . ... .. . . . . . ..... .. ... .. . . . .. ... .. . . . .. .. . .. . 4 (BgT)
169; 399ss (RdU)
15 169; 3991ss (RdU)
16 345251 (RdU)
17 345251 (RdU)
18 345251 (RdU)
19 169; 345251 (RdU)
24 106 (VeM)

B. Artikel des „Gutachtens“


Gutachten art. 25 (Pelster S. 1122) 106 (VeM)
27 1123 ---- -- ---- - - ---- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
4 (BgT)

C. Artikel der „Rechtfertigungsschrift“


RS. § II 1 art. 1 (Théry S. 157) Proc. Col. I n. 2 3 (BgT)
2 158 3 (BgT)
158 3 (BgT)
158 3 (BgT)
161 3 (BgT)
161 3 (BgT)
162 3 (BgT)
162 3 (BgT)
162 3 (BgT)
163 3 (BgT)
164 3 (BgT)
165 f. 3 (BgT)
166 3 (BgT)
166f. 106 (VeM)
167 106 (VeM)

565
Verzeichnis der Artikel der Bulle, des „Gutachtens“ und der „Rechtfertigungsschrift“
RS. § II 2 art. 1 (Théry S. 167f) Proc. Col. I n.25 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 4 (BgT)
2 168 26 ----- ------------ -- ------ 4 (BgT)
3 168 27 . ... . . . . .. . . ... . . . ... . . . . 4 (BgT)
4 168 28 . . . . .... .. . .. ... . . .. . .. . . 4 (BgT)
5 169 29 . . . . . ... . . . ..... . . ... . .. . 4 (BgT)
6 169 30 . .. . . . . . . . .. .. . . . . .. . . . . . 4 (BgT)

RS. § III Vorbemerkung (Théry S. 185) Proc. Col. I n. 76 .............. 168 (RdU)
185 78 . .. . ... ...... . 107 (VeM)
1 187 ff. 87 ff. . . . . . . . . . . . . . . 107 (VeM)
2 art. 1–6 191 f. 105–111 . . . . . . . . . . . . . 4 (BgT)

566
Namenverzeichnis

Abraham 113,11 Kristus 8,2; 222,3; 224,1; 244,2; 246,5,8;


Adam 110,5; 245,8 249,3,6; 253,4,8; 254,4; 259,5; 411,10; 419,5;
Alexander 300,3 421,8; 422,2,4; 430,6; 430,7,8,10,13; 432,4;
Antönius 48,16 433,3
Augustinus 11,23; 17,15; 25,1; 28,6; 42,21;
49,21; 50,9; 60,7,19; 111,23; 113,25; 189,4; Machabei 59,15
231,9; 416,8; 417,7; 428,5 Mariä 419,6
Avicenna 410,7 Marthä 401,8,9
Moyses 18,9; 18,10; 113,10; 418,9
Bernhard 51,2; 231,4
Origenes 111,18; 113,4
Dávit 19,8; 38,16,22; 53,13; 54,21; 56,18,19; Osea 119,5
114,7; 406,1
Dionysius 292,2; 427,4,7 Paulus 8,1; 15,11; 21,6,11; 26,2; 32,12; 40,7,8;
42,19; 43,2,6,7; 48,3; 56,2; 110,12; 114,2;
Eckhart 185,3 115,17; 213,10; 221,5; 223,10; 225,11; 231,9;
Erfurt 185,2 242,8; 250,9; 299,6; 302,7; 402,1; 411,9;
Eva 110,4 424,1; 427,4; 430,5
Ezechiel 118,25 Péter 43,1; 194,9
Pharäó 419,1
Iohannes 10,17; 11,6; 26,1; 42,7; 61,5 Philippus 35,4
Isaias 33,5
Isidörus 418,1 Salomón 12,7; 16,11; 19,1; 31,1; 43,20; 114,15
Senecá 20,12; 60,25; 111,11
Jeremias 37,11 Seraphin 269,1
Jeronimus 55,2; 109,23 Socrates 59,12

Cherubin 269,1 Tullius (Cicero) 111,10


Türingen 185,2

567
Wörterverzeichnis
Das Verzeichnis wurde unter tatkräftiger Mitarbeit meiner Hilfskräfte, insbesondere von Fräulein Gisela Mares
und Fräulein Esther Schöl er angeſertigt. Für seine Anlage galten die DW 1 S. 550 angegebenen Richtlinien.

abegän stv. 260,5 abekéren subst.inf. 237,1; 244,8; 427,8 – ein abe
abegescheiden part. adj. 11,7; 280,6 – din mei- gescheiden a. 206,1
nunge minner a. waere 200,3; ein a. abekéren abelegen snop. 45,15
205,12; des geistes, der a.stät, des adel ist alsó abeleschen srop. leschet mér sünde abe 245,5
gröz 410,7; dä von enmac got niht mèr getuon abenemen stv. 261,2, 7; 301,6; 426,9 – só man die
dem abegescheidenen geiste, wan daz er sich erde, diu von üzwendic oben darüfgeworfen
selben im gibet 411,5; abegescheidenin lüter- ist, abenimet 113,9; und nimet abe den rost
keit enkan niht beten 426,7; daz a. herze: 113,22; "Nemet abe' sprichet Salomón, den
426,3; 403,5; 404,6; 428,12; daz a. h. stät üf rost von dem silber 114,15
dem hoehsten 425,4; Dä von ist des abege- äbentbekantnisse stn. só man bekennet die créa
scheidenen herzen gegenwurf weder diz noch türe in ir selber, daz heizet ein á. 116,13
daz 426,4; waz ist des abegescheidenen her- abepredigen snop. Und dar umbeenláz dir dinen
zen gebet? 426,6; Nüenbegert daz a. h. nihtes got niht abesprechen noch -predigen 264,6
niht 426,9; ein lüter a. h. 428,12; Só enist abescheiden stv. 431,4; 432,9
niendert ganziuruowe dan aleine in dem abe- abesniden stv. 47,10; 113,20; 431,12
gescheidenen herzen 429,4; Nü stät daz lüter abesprechen stv. enläz dir dinen got niht a. noch
a. h. ledic aller créatüren 430,2 -predigen 264,6
abegescheidenheit stf. 200,9; 280,8: 283,8; 400,1;
401,6, 7, 10; 403,1, 4, 6, 7, 11; 404,1, 3, 4, 6, 9;
abetion an, er soist 45,16;
und leit
CT1U1ZE
belegen und a allez, daz
ein ieglicher ist daz
05 2, 3, 4, 5, 7, ioöé 8; 407,2, 3, 4, 6, 8, 10; aller vlizigest abe ze tuonne, daz im aller
meist wider ist 238,1
408,4, 5, 6, 7, 8, 9; 409,1, 2, 7; 410,1, 5; 411,1, 6,
abevallen stv. 246,5
11, 12; 412,5, 8; 414,3; 428,7 – Só lobe ich a.
abewerfen stv. 112,8 – Só aber alliu unglicheit
vür alle minne 402,3; só twinget a. got, daz
wirt benomen und abegeworfen 34,3
er mich minne 402,5; volkomener a. adel und
abeziehen sto. zöch abe die hoehe sines loubes
nutz 430,12; in der groesten a. 431,9; ze vol 118,28
komener a. 434,1; diu oberste a. 454,3; lüteriu
abgründe stn. in dem a. gotes 238,5
a.: 428,4; der lütern a. gegenwurf 423,1; we
acker stm. 24,4 – der a., dar in got sin bilde und
der diz noch daz ist der lütern a. gegenwurf
423,2; diu l. a. stät üf dem hoehsten 423,4;
sin glichnisse hät ingesaejet 110,7; Abraham
häte gegraben in sinem a. lebende brunnen
Dirre ingancenist üf ertriche niht anders dan
113,11; der schaz, der verborgen lac in dem a.
l. a. 428,7; unbewegelichiu abegescheidenheit: 113,23
422,4; Disiu u. a. bringet den menschen in die
- - - - - -

adelstm. 410,8; 430,12 – a. des innern menschen


groeste glicheit mit gote 412,3; daz got in dirre 111,9
unbewegelichen a. ist éwelten gestanden
adeler stm. 118,25 – daz nemmet der wissage
413,5; häte Kristus ouch u. a. 419,5; wie mac
einen grözen a. 119,1
diz allez bestän mit unbewegelicher a. 419,8;
- -

só stuont doch alzit ir inwendicheit in einer


- - - - äder stsnof. ä. aller güete 14,4
unbewegelichen a. 422,7; u. a. gotes: 413,7; ht
ahten ch
snoo. erachten
- 22,2; 203,7;
03 221,7; 243,7;
414,8; 416,5 254,1; 256,8; 263,2; 300,5; refl. 215,10; 249,8;
**-/4 M 262,2; achten auf 25,1; 114,11; 252,5; 286,8;
abegescheidenliche adv. 284,1 307,8; achten 58,13; 252,4; 270,2; 272,11
abekéren snov. 205,9; 233,10 – Kére dich abe, daz al adj. 8,4, 10, 13; 9,18; 10,14; 11,8, 14, 18, 20, 22;
dü zuogekéret werdest 28,8 12,3, 4, 16 u. ö.

568
Wörterverzeichnis

al adp. 9,13, 14; 12,14; 24,12; 35,9; 53,12; 117,16; anegeborn part. adj. 39,4
194,1; 201,1 u. ö. anegedenken subst. inf. 205,3; 208,9; 209,3
al pron. 9,9, 15, 17, 20; 10,1, 11, 15, 17, 21; 11,1; anegehoeren snov. 305,1
12,8, 19 u. ö. anegrifen stv. und wer mich ane wölte grifen,
aleine adp. nur 9, 12; 10,16, 19; 11,4, 12, 13, 17: der müeste min kleitze dem érsten anerüeren
12,4, 5, 6, 14 u. ö. 228,5
aleine adj. allein 15,8; 22,1; 201,1; 254,11; 296,8 anehaften snop. 109,12; 199,7; 200,6, 7
alhie adp. 48,20 anehangen stv. 255,6
allenthalben adp. 38,8; 53,7; 112,17 aneheben sto. 193,3; 197,4
allerbeste ado. 42,21 anehebende part. adj. der a. mensche 211,11
allerêrst adp. 36,10; 209,13; 292,9 anehenken srop. Hafte gote ane, söhenket er
allerleie stf. 41,19; 52,22; 60,19; 114,21 dir alle güete ane 199,7
allermeist add. 189,6; 238,1; 247,2; 250,8; 254,5; anelachen snop. 112,6
292,4; 300,8, 9; 400,5 anelegen srop. 59,16; 430,6
aller meiste sieh meiste anelegen subst. inf.430,7
almehtic adj. 423,7 – Daz kreftigeste gebet und anenemenstp. refl. 251,5; 253,8; 290,10; 414,10
vil näch daz almehtigeste 190,3 anenemende part. adj. er ist aleine ein a. dank
alsolch pron. adj. 304,4 naemicheit des vaters 268,4
alt adj. 11,5 – dazwerk . . . daz miiede wirt und aneriten stv. 48,13
a. 38,19; Diu buoch der alten é 59,9; daz aneruofen stp. 415,8
nemmet diu geschrift allez den alten menschen aneruofen subst. inf. 415,8
109,16 anesehen stv. 16,3, 5, 7; 24,17; 25,1; 43,21; 59,17;
altez subst. adj. Enwaere niht niuwes, só en 112,3; 234,4; 247,5; 279,6; 299,3; 407,5, 6; 408,5,
würde niht altes 61,1 9; 410,4; 415,3, 6; 416,3; bedenken 232,6 – . . .
alwege adv. 186,5; 214,8; 220,1, 5; 232,6; 279,10 sol man wizzen, daz der . . . guote und güete
alze ado. 39,14; 247,9; 267,6 sich einander anesehent 9,5; daz er (= Gott)
alzehant ado. 31,9; 58,6; 226,3, 4
öuget in der zit, daz er in der éwicheit hät
alzemäle adp. 9,10; 20,2; 37,7, 13; 40,5, 19; 41,9;
anegesehen 417,3
45,12; 47,8, 18; 48,2; 52,9; 114,1; 115,21 u. ö. anetuon an. D. 59,17
alzit adv. 422,6
angel stm. 422,8, 10 – só gliche ich den a. dem
anblik stm. daz got in sinem érsten éwigen an innern menschen 422,9
blicke – ob wir einen érsten a. dä nemen
angesiht stfn. 54,20; 55,1 – Des hän wir ein
solten –, alliudinc anesach, als sie beschehen
offenbär a. 31,7
solten, und sach in dem selben anblicke 415,2,
anstózstm. a. der untugent 212,11: 214,6; 271,10
4; alsó hätgot in sinem érsten éwigen an
antlütze stn. 16,5, 7, 8; 32,12; 59,8; 112,5; 246,2
blicke alliudinc anegesehen 416,3
andäht stf. 191,7; 219,2; 220,1; 235,10; 237,8; antwurt stn. 292,6; 293,3
245,2; 247,6; 252,6; 259,9; 262,7; 263,1; 272,7, 10; antwürten snop. 60,7; 407,7: 418,4; 419,2; 423,2;
273,7; 284,10; 415,7 426,6; 429,2
ander adj. 206,2, 3, 8; 210,13; 211,14; 261,3; 264,2; anvehtungestf. 112,14; 271,8, 10
401,5; 404,8; 427,7; 429,5 apostel snom. 20,10; 49,4; 56,10; 235,4
anderz subst. adj. 258,4 arbeit stf. 19,2; 52,10; 217,8; 249,2; 251,1; 256,9 –
anders adp. anders 256,4, 5; sonst, ansonsten só ist dä . . . ein a. und ein strit zwischen viure
192,3; 193,4; 206,9; 215,7; 216,6; 234,4; 257,7; und holze 34,2; Alsó sol der mensche mit göt
258,2 licher gegenwerticheit durchgangen sin . . .
anderswá adp. 18,2, 3; 50,11, 13; 60,6, 11; 110,15, daz im sin gegenwerticheit liuhte äne alle a.
17; 1975 209,1
anders war adp. 277,7 arbeitsam adj. 249,6
andungestf. 34,18 arm stm. 35,15
anedenken subst. inf. 208,6 – . . . muoz er haben arm adj. 17,4; 29,7, 8, 11; 30,8; 32,9; 191,8; 295,1;
ein a. eines ieglichen buochstaben 208,4 299,10 – A. in dem geiste 29,8; der a. ist an
anegän sto. 271,8; 307,4; 414,7 dem geiste 29,9; a. von geiste 500,1

36* 569

r
Wörterverzeichnis

arme subst. adj. 217,8; 300,11 – die armen des behaften srop. 41,7
geistes: 22,3; 29,7; 42,18; 195,8; 428,10 behagen srop. 258,5; 301,5
armuot stf. 193,7; 266,10; 267,1, 5; 281,14; 282,1; behalten stv. 15,18; 16,13; 23,18; 30,6; 194,7;
299,1 – a. des geistes 297,6,8 203,4; 281,4; 282,11 – er (der Dieb) würde b.
arzät stm. 17,3; 47,6; 61,3 und saelic 26,6; den vinger verliesen aleine
arzeniestf. 61,2 und den menschen b. 47,12; lieze ein mensche
Ave Mariä: ein Ave Mariä gesprochen in dem, . . . alle die werlt und behielte sich selber, só
und dá der mensche üzgät in dem sin selbes, enhaete er nihtes geläzen 194,5
daz ist nützer dan tüsent psalter gelesen äne behegelich adj. 42,13
daz 227,8 behelfen stv. refl. 15,14
behende adj. 276,3
bäbest stm. 58,19 bein 8tn. 35,15
bakoven stm. 424,4 beinin adj. 307,9
balde adv. 236,7 beiten snop. 31,13; 210, 5, 7
barmherzicheit stf. 8,3; 37,12; 235,9; 261,4; 409,7 – beitende part. adj. 210,6
b. enist niht anders, wan daz der mensche bekantnisse stfn. 116,10, 11, 24; 234,9
üz im selber gät üfsines ebenmenschen ge bekennen snov. 9,17; 11,21; 21,11, 12, 14, 16, 19;
bresten 409,7 25,5; 28,10, 12, 13, 15; 31,14; 35,8, 12; 36,11,
barvuoz adv. 244,6 15; 41,16; 43,2; 51,5; 52,14; 53,6,9; 54,6; 55,11;
baz adp. 17,8; 43,17; 58,11; 111,13: 215,3; 285,5; 57,6; 60,20; 109,9; 116,9, 12, 14, 19, 22, 23, 24,
286,3; 402,7; 431,8 25; 117,3, 14, 22, 23, 27, 28; 118,2, 4, 13, 14, 24;
becher stm. 30,5,7 401,5; refl. 9,16; 109,9; 116,22; 117,5, 10, 24, 25
bedecken snop. 14,7; 25,5; 111,16, 19; 113,7, 20; bekennen subst. inf. 13,3; 117,7, 8, 9, 21; 283,7;
114,1, 2, 7; 243,1, 2 – só dazouge in im selber 428,8
krank ist und siech oder bedecket ist 113,17 bekennende part. adj. 116,22; 117,24
bedenken srop. refl. 58,11 bekleiden snop. diu zunge bekleidet mit bitter
bedürfen an. p. 61,2; 186,7; 221,6; 265,1; 278,2; keit 228,7; mit tugenden und gnäden beklei
300,6; 420,2 det werden 268,7
begäben srop. 58,9 bekomen stv. 251,10 – Waere aber, daz den men
begeben stv. Swer alliu dinc will nemen, der schen iht sträfete, und mac der bihte vor be
muoz ouch alliudinc b. 295,2 kümbernisse niht b. 275,2
begern srop. 21,18; 23,5; 54,19; 116,11; 195,4, 7; bekorungestf. 15,12; 112,15
222,6; 281,16; 283,4; 284,11; 299,7; 408,5; 410,9; bekümbernisse stn. 274,10; 275,2
426,8, 9; 431,11; 433,9 belder adp. comp. 238,3, 4; 432,2, 3
begern subst. inf. in einem lütern entwerdenne benemen stv. 14,10; 20,22; 33,12; 34,3; 39,5; 40,5;
willen und begerennes 283,3 50,19; 57,5; 113,21; 116,5; 216,5; 218,1; 268,6;
begerungestf. 11,3; 113,6; 218,3; 274,2, 3 295,5; 304,1
beginstm. 30,13; 31,2 – Glichnisse ist b. von dem benüegen snov. 35,5; 258,2, 4; 306,1
einen aleine und nimet, daz ez ist und daz berc stm. 59,24; 118,27; 412,2 – itel machet
ez b. ist, von dem und in dem einen 30,14, 15; wazzer ze berge üfklimmen 29,12; und vliuzet
b. äne allen b. 50,13, 14; 34,13 (= das Wasser) ze berge in die hoehe 45,9
beginnen stv. 61,6; 118,5, 6; 206,10; 286,9; 289,12 bereit adj. 20,18; 54,19, 21; 55,7; 112,14; 234,4;
beginnen subst. inf. 231,1; 289,1; 297,7 257,10; 254,5; 257,5
begirde stf. 35,7; 432,9 bereiten snod. 274,3; 279,2, 12, 14; 424,1
begirlich adj. 273,7 bereitschaft stf.423,8; 424,1; 425,2 – got würket
begirliche adv. 112,15 dar näch, als er b. vindet 424,3, 10; sich ge
begrifen stv. 38,7 – allez, daz der séle anehaf setzen . . . in die obersten b. 429,7
tende ist, begriffen und vermischet mit dem bereitungestf. 282,7
vleische 109,13 berihten snop. Wan daz waere ein krankiu in
begründen srop. só si doch . . . wirt verkéret wendicheit, die daz üzerliche kleit solte b.;
und wirt begründet mit den créatüren und daz inner sol daz üzer b., als ez aleine an dir
mit in verbildet 277,13 stät 256,2, 3

570
Wörterverzeichnis

berouben srop. 222,1; 223,6 üzer mensche beweget 213,2; Wan got en
berüeren snop. 20,2; 25,11, 15; 47,7; 255,9 beweget niht ze deheinem werke dan sin
beschehen stv. 35,18, 21; 413,1; 414,4; 415,3; 430,7 eigeniu güete 261,4
bescheidenheit stf. Dó wart gevräget, war umbe bewegungestf. diu b. der untugent 214,7
denne got niht ennaeme die liute . . . daz sie bewerren std. 307,2; 308,2 – Daz ist ein ledic
stürben in ir kintheit, é daz sie zeir b. kae gemüete, daz mit nihte beworren enist 190,9:
men 288,8 Dü endarft in der wise niht sin beworren
beschepfen sieh schepfen mit spise noch mit kleidern 255,7: refl. Wan
besitzen sto. 17,16; 18,2; 36,7; 54,13; 195,6; 299,7: der mensche sol inwendic gote só ganz sin
300,4, 5, 7 in allem sinem willen, daz er sich niht vil
besitzungestf. 223,1; – sine obersten krefte die bewerre weder mit wise noch mit werken
häten eine b. . . . éwiger saelicheit 270,13 258,6
besliezen stv. 10,4; 41,1; 53,5 – ein inner werk, bewisen snop. 29,5; 32,7; 223,9; 235,6; 239,7;
daz noch zit noch stat b. noch begrifen en 240,4 – eine liebe b. 49,14; ich sihe an vil
mac, . . . und gote glich ist, den noch zit noch liuten, die bewisent gröziu werk 219,1; refl.
stat besliuzet 38,6, 8; dazwerk enminnet got daz . . . natiurlichiu menschlichiu tugent s6
niht, daz üzer, daz zit und stat besliuzet edel . . . ist, daz ir kein üzerlichez werkze
38,18; ein reine wahs, . . . hät in im beslozzen swaere ist noch gröz genuoge, dazsi sich dar
allez, daz man dä von gewürken mac 55,3 ane und dar inne b. müge 38,5; dä sich der
bestän sto. 197,1; 278,11; 419,8 – Der mensche, himelsche vater . . . b. müge 38,12; Und alliu
der eines niuwen lebens oder werkes wil b. ir (= der Tugend) klage und leit ist . . ., daz
284,9; wie din triuwe an im bestanden si 272,4 si sich niht ganze eröugen noch volle b. noch
beste(z) subst. adj. 20,9; 57,2, 11; 114,13; 119,3; darin bilden enmac 39,15
220,2; 233,9; 251,10; 285,5; 288,9; 291,11; 302,1: bewisungestf. 33,10; 39,1
303,9; 402,4 – sin b. ze keiner wise gebunden bezaln srop. der wille bezalt als vil, als man in
190,10; aller beste(z): 186,5; 196,4; 205,5; 212,5; tüsent jären möhte getuon mit den werken
220,5; 221,1; 284,11; 285,3; 288,2, 5; 302,5; 432,7 284,6
beten snop. 21,18; 188,5, 9; 191,1; 426,7,8 bezeichenen snop. 113,10
beten subst. inf. 186,2; 203,8; 291,8 bezzerz subst. adj. 21,1; 221,5
betrüeben srop. 12,7; 13,2, 13, 14, 17; 20,5; 24,16; bezzern snop. 47,10, 11; 244,8
45,20; 408,9; 410,1, 2, 3; 419,6; 422,5; refl. 15, bicken srop. Der dä büwet und houwet daz
18; 215,9 holz und bicket den stein 52,7
betrüejen snop. Haete er (= der göttliche Same bieten sto. 56,18
in der Seele) einen guoten . . . werkman, só bihte stf. 275,1, 4, 6 – Augustinus sprichet in
betrüejete er dester baz und wüehse üf ze dem érsten buoche siner b. 60,8
gote 111,12 bihten snop. 274,11; 275,5
betrüepnisse stn. 8,4, 5, 10; 15,12; 16,11 bilde stn. 10,16; 32,12; 60,20; 110,8; 112,3; 114,1;
betwingen stv. dazwerk enminnet got niht . . . 206,12; 421,1; 431,5; Vorbild, Beispiel 8,15;
daz enge ist, daz man hindern mac und b. 33,10; 111,23; 231,3; Erscheinung 25,10; 259,7;
38,18 431,3; 432,4 – gotes bilde: 113, 1, 5, 26; 114,5,
bevelhen stp. 271,5 6, 9, 14; blöz aller b. der créatüren, die sie
bevesten srop. vröude, diu die séle erhebet üz bekennent in dem einen b., daz got ist 21,16,
allem leide und jämer und bevestet sie an 17; ein guot mensche, als verre er guot ist
gote 237,4 und von güete aleine geborn und ein b. der
bevinden stp. 262,9 – die nidersten créatüren güete 26,17; Der sehste grät ist, só der men
suochent ein, und daz ein bevindent die ober sche . . . übergewandelt in ein götlich b., go
sten 46,18 tes kint worden ist 112,21; daz b. götlicher
bewaeren snop. 403,2; 404,2 natüre und götliches wesens, gotes sun 113,2:
bewarn snoo. ich entuo niht genuoc vlizes dar só ein meister b. machet von einem holze . . .
zuo und bewar in niht 304,6 er entreget daz b. in daz holz niht, mér er
bewegen srop. 59,22; 411,7; 414,3, 11 – Von der snidet abe die spaene, die daz b. verborgen
üzern gegenwerticheit der dinge só wirt sin und bedecket häten 113,18, 19, 20; daz b.,

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gotes sun, in der séle 114,16; wan der mensche blfben std. 13,12; 16,1; 25,2; 35,18; 36,19; 50,20;
muoz aller b. und sin selbes üzgän 114,18; 113,7; 114,9; 115,9, 11; 209,2; 211.10; 235,4;
ein äbentbekantnisse, und dä sihet man die 236,5; 250,4, 5; 276,6; 279,7; 286,8; 292,6; 405,9;
créatürein bilden etlicher underscheide 116,14; 409,1; 410,2; 417,5, 6; 422,10; 430,10
ein morgen bekantnisse, und alsó schouwet blibende part. adj. 209,8
man die créatüre äne alle underscheide und blicken snop. In im blicket got alle zit, in im ist
aller b. entbildet 116,16; daz b. des trankes ein abegescheiden abekéren und ein inbilden
206,5, 7; só wirt er des bildes (= des Buch sines geminneten gegenwertigen gotes 205,12
stabens) zemäle ledic und des anedenkennes bligin adj. 412,2
208,5; daz in diu dinc . . . niht enhindernt blint adj. 26,9; 41,9
noch kein blibende b. in in setzent 209,9; blintheit stf. 54,6; 60,13
daz sin gemüete si gewarnet vor den bilden, blöz adj. 10,4, 16; 17,6; 22,1; 25,3; 28,5, 9, 11;
diu üzwendic stänt 276,5; Daz ander, daz 29,3, 8, 15; 32,9; 41,19; 42,19; 50,20; 114,2, 5;
sich sin inwendigen b., ob ez b. sin oder ein 116,5, 9, 29; 117,20; 195,2; 262,2; 264,9; 298,1;
erhabenheit des gemüetes, oder üzwendic b. 300,2; 423,3; 425,3 – daz die saeligen in dem
276,8, 9; wan kein werk kan gewürket werden himelriche die créatüren bekennent b. aller
dan in sinem eigenen b. 276,15; diu üzerkeit bilde der créatüren 21,16; die krefte der
der b. 277,1; daz in im kein b. noch getwanc sèle . . . b. sint 28,17; B., arm, niht-hän, itel
enist 290,7; dä só entsinkent b. und werk sin wandelt die natüre 29,11; Alsó treget b.,
292,4; aller glichest . . . dem b., als er in gote arm und itel aller créatüren die séle üfze
was 401,2 sin gegenwurf ist ein vernünftic gote 30,8; b. alles geistes 42,22; liuhtet got als
b. oder etwaz vernünftiges äne b. 421,1 b. in dem werltlichen als in dem allergötliche
bilden srop. 11,10, 15; 44,14; 116,3; refl. 38,6 – sten 210,15; daz . . . im (= d. Menschen) got
Stüendest dü in gerehticheit gebildet aleine als gegenwertic si und staeticliche liuhte als
und geborn 12,5; er ist . . . gote glich, den b. ze einer ieglichen zit und in aller menige.
kein créatüre volkomenliche enpfähen mac, 276,2
noch gotes güete enmac in sich b. 38,10; in blözheit stf. 32,8; 209,1
den willen gotes gebildet und geformieret bloezliche adp. daz sich der mensche alze b.
218,10; refl. Wie möhte der getroestet sin und minnet, der ander liute blenden wil 60,12
äne leit, der sich kéret ze dem schaden und blüejende part. adj. ein begin und ursprunc
ze dem leide und bildet daz in sich und sich der blüejenden, hitzigen minne 30,13
darin 16,2; dazsi (= die Tugend) sich niht bluome snom. b. und kerne der saelicheit lige in
ganze eröugen noch volle bewisen noch darin bekantnisse 116,24
b. enmac 39,15 bluot stn. 10,18, 21
billich adj. 13,15; 37,8; 47,19; 48,2; 49,17; 58,14 boese adj. 39,10; 48,17; 57,1; 109,25; 110,1, 2, 11;
billiche adv. 8,12; 15,8; 17,13; 26,12; 35,13, 21; 111,6, 7, 16; 116,11; 204,5, 7; 217,1
37,15; 49,12; 51,8, 20; 53,6:58,23; 59,2; 229,9; boese subst. adj. 15,15; 216,11; 217,1, 2
234,11; 253,6; 292,6 bóne stf. 58,22; 59,1
binden stv. 112,10; 190,9, 10; 233,6; 237,6; 251,11 borc stm. ze borge 36,17, 18; 37,5
birboum stm. 111,14 bösheit stf. 22,11; 36,13; 110,18
biten stp. 20,10, 14; 22,3; 33,8; 35,3; 51,9; 57,5, boum stm. 110,6; 111,4, 7; 118,27
6, 8; 58,17, 18, 21; 59,3; 191,4; 280,11; 301,5; brechen stv. 35,15; 47,4; 277,8 – sich b. in ein
415,1, 8 werk 290,10; daz man die innicheit breche in
biten stv. 58,12 die würklicheit 291,6
bitter adj. 27,1; 52,12 breitestf. 40,17
bitterkeit stf. 14,6; 52,13, 18; 53,4, 15; 228,7; breiter ado. comp. 21,2
229,9; 230,3 breitern snop. umbe daz gotes ère gebreitert
bittern snov. 228,8 würde 40,8
biwesen subst.inf. nötdurft an spise und an brennen snop. 48,10; 49,3; 53,14
tranke . . . und an biwesenne siner vriunde bret stn. 422,8, 10
17,4 bringen an. p. 31,3; 110,6; 111,5, 8; 118,28; 214,7;
blenden srop. 60,12 232,7; 243,8; 276,1; 286,8; 403,7; 407,10; 412,3,

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10; 428,3; 433,9 – Ez solte b. und niht zer démüetigen snop. 233,7; 292,10; refl. 282,3
stoeren 287,11 denken snop. 208,9; 408,8
brinnen stv. 111,21 dich subst. pron. gip mir (uns) einen andern d.
bröt stn. 17,6; 424,8 18,8; 50,13
brün adj. 114,11 dicke adj. von dem dicken zuogänne 264,1
brunne snom. 14,4; 42,6, 10; 113,5, 11, 13; 293,8; dicke ado. 55,13; 224,10; 234,11; 235,1, 6; 240,6;
307,7 249,8; 254,1, 6, 12; 260,3, 4; 264,2; 268,9; 281,11,
bruoder stm. 24,4, 7, 8, 12, 14, 15; 25,12, 16; 31,10, 16; 296,3; 301,5
12; 32,4; 224,1 dicker ado. comp. 264,4; 272,6
büechelin stn. 22,17 dickest ado. sup. 235,2
büezen snop. 248,3; 267,8; 268,1 dienen snov. 22,21; 47,1; 221,7; 261,5; 419,11
buoch stn. 8,9, 11, 15; 15,5; 45,1; 56,12; 59,19; diener stm. 189,4
60,6, 8; 61,11; 416,8; 417,8; 418,1 – Diu b. der dienst stm. 17,3; 304,10
alten é und der niuwen und ouch der heiligen dienstlich adj. daz nemmet diu geschrift . . .
und ouch der heidenen 59,9; der künige b. einen dienstlichen menschen 109,17
56,17; daz b. von den Machabeis 59,14; daz diepstm. 26,3; 305,4
b. der minne 114,11; in dem érsten buoche dierne snof. 407,6, 7
Moisi 113,10; in der veter buoche 57,3; der dinc stn. 13,17; 18,13; 20,5, 13, 15; 21,17; 23,3;
wisheit b.: 48,8; 50,14; 55,21; 58,2; 429,2 24,15, 17; 29,3; 30,11; 32,10 u. ö. – schade üzer
buochstabe snom. 208,4 licher dinge 14,10; ein wär zeichen, daz ich
büwen srop. 52,7; 117,12; 262,5; 300,10 – der sich minne üzerlichiu d. 14,11; leit umbe zergenc
bekennet wizen, der büwet und ist üftra lichiu d. 17,10; minne ze zergenclichen din
gende üf wiz-wesenne 117,6; ein grunt . . . gen 17,11; zergenclichiu d. dirre werlt 59,5;
dä alliu guot üf gebüwet möhten werden tugende machent unmügelichiu d. mügelich
297,9 59,13; éwigiu d. 60,23; man sol von grözen
c sieh k
und von höhen dingen mit grözen und mit
höhen sinnen sprechen 60,26; joch boeser
dä adp. 187,2, 6, 7, 8, 9; 192,1; 196,3 dinge bekantnisse ist guot 116,11; Von der
dank stm. 292,5; 303,2 üzern gegenwerticheit der dinge 213,2; von
danken snov. 36,2, 8, 10; 37,6, 7, 15; 301,7; 306,6 üzern dingen, als vasten, barvuoz gän und
danken subst. inf. 248,5 ander d. des gliche 244,5, 6; werdent . . . ge
danknaemicheit stf. 234,10; 256,10 – er (= Chri spenet von liplichen hindernissen der zit
stus) ist aleine ein anenemende d. des vaters lichen dinge und werdent geringe ze göt
268,4 lichen dingen 266,1, 2; daz enmac niemer ge
darben snov. 214,6; 306,7 schehen, man enwerde ze dem érsten arm von
darben subst. inf. 251,2; 306,2 allen dingen 295,1; gröziu d.: daz sie g. d.
daz pron. diz und daz: 25,1, 2, 4; 27,1; 111,7; enpfünden 227,1; daz er (= Gott) sie ze grözen
286,2; 426,2; diz noch daz: 12,9; 406,6; 423,2; dingen ziehen wolte 235,3; die liute koment
426,5; diz oder daz: 188,4; 406,7, 8; 424,11; ze grözen dingen 235,8; er (= Gott) enwörhte
425,1 g. d. mit in 239,6; ich enwirde niht grözer
decke stf. er . . . grebet üz die d. 113,21; allez, dinge in mir gewar 266,9; Denne mac man
daz sich der séle niderkéret, daz nimet des g. d. von gote enpfähen 280,9; Ez schinet ein
selben, in daz ez sich kéret, ein d., ein houbet gröz d. 300,9; got würket alsó g. d. in vil
tuoch 114,4 liuten 306,3; daz er vil und g. d. vermöhte
decken snov. daz hoehste und daz beste, daz . . . an sunderlichen, grózen und swaeren din
geschaffen und gemachet ist, decket und ent gen 260,7,8; ist im dicke ein kleinez d. swae
verwet daz bilde gotes in uns 114,14 rer ze läzenne dan ein gröz 254, 12; üzwen
démüeticheit stf. 115,23; 216,5; 255,10; 292,9; digiu d.: 193,6; 211,2; 276,14
293,6; 404,8, 9; 405,1, 2, 3, 6, 7, 8; 407,3, 4, 5, 8; dine subst. pron. als dü zemäle üzgäst in allen
408,5, 7; 409,2; 433,7; 434,1 – dazdiu minne dingen des dinen 197,3
baere d. got dä zuo brähte, daz er sich neigete diz pron. sieh daz
in menschliche natüre 407,9 drengen srop. Drierleie betrüepnisse ist, daz

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Wörterverzeichnis

den menschen rüeret und drenget in disem edeln snop. mit sinem (= Christi) lichamen ge
ellende 8,5 edelt 268,10
drivalticheit stf.417,8–Augustinus in dem fünf eistn. Natüre machet den man von dem kinde
ten buoche von der d. 416,8 und daz huon von dem eie, aber got machet
dünken snov. 16,15; 34,19; 52,11; 56,1; 60,3, 15; den man vor dem kinde und daz huon vor
116,23; 192,4; 208,2; 244,5; 255,8; 270,5 dem eie 118,7,
durchbrechen std. lernen diu dinc d. 207,8 eigen adj. 13,19; 33,16, 17; 45,6, 7, 9; 115,23;
durchformen snop. mit der forme sines gemin 261,4; 272,1; 276,14; 277,6, 12; 282,7; 298,4, 9;
neten gotes durchformet sin 208,12 299,2; 403,3 – ie mér wir e.sin, ie minner e.
durchgän stv. Alsó sol der mensche mit göt 230,8; ie lediger, ie eigener 299,5; eigen wille:
licher gegenwerticheit durchgangen sin 208,11 227,2; 191,5; 192,4, 5; 227,7; 281,5; 283,1
durchgründen srop. 401,4 eigen subst. adj. 36,20; 195,5; 282,11; 295,4, 6, 9;
durchvluz stm. Und bewisent die meister, daz 296,8; 298,2, 6, 7; 304,2 – die armen in dem
der einunge und dem durchvluzze und der geiste' . . . die niht enhänt eigens 42,18; niht
wunne sich niht glichen enmac an lust und eigens behalten 281,4; daz e. der ére ensol
an wunne 29,5
niht unser sin 296,3; ie wir aller dinge mér
dürfen an. p. 197,6; 241,6; 253,2; 255,3, 7; 262,8
eigens hän, ie wir sin minner eigens hän 297,5;
dürftige subst. adj. 221,8 Diz e. suln wir dá mite erarnen, daz wir hie
durnehtic adj. dar näch daz die krefte der séle sin äne eigenschaft unser selbes . . . und ie
durnehtiger und vürbaz blöz sint 28,17; näch disiu armuot volkomener und lediger ist, ie
dem als diu séle durnehtiger, bloezer und er diz e. eigener ist 298,11; 299,2
mer ist 32,9
eigenlich adj. 115,16
durnehticliche ado. 28,17
durst stm. 206,2, 5, 6 eigenliche adv. 11,4 – Nieman enkumet e. ze
dem sune, als er sun ist, dan der sun wirt
dürsten snop. 206,2
46,11
è stf. Diu buoch der alten é 59,9; in der alten eigenlichen adp. 265,4; 292,6 – Wir suln im ie e.
und niuwen é 235,6 nächvolgen 253,12
ebenbilde stn. Und nim des ein e. 422,7 eigenlicher adp. comp. 202,2; 216,9; 248,3; 420,6
ebenmensche snom. 409,8 – e. nimet man got enbernde dan nemende
edel adj. 8,2; 20,3; 38,4; 49,22; 50,20; 116,18; 23,8
118,3; 119,2, 5; 186,4; 213,9; 222,3; 277,15; 299,6; eigenschaft stf. 42,9; 43,19, 20; 115,14; 295,5;
403,8; 405,10, 11; 411,11; 420,8; 425,7 – wie e. 296,5 – tritet in alle die e. der gerehticheit und
der mensche geschaffen ist in siner natüre der wärheit 11,18; tritet in alle die e. der
109,3; ein edelriu stat diu kirche dan diu güete 22,18; daz inner werk . . . smacket göt
sträze 203,8; dar umbe ensol man daz e.korn liche e. 40,16; enbloezet aller underscheide
niht verwerfen 231,6; edel mensche: 116,6, 17, und e. 41,20; Mensche in der e.sines namen
20; der inner mensche, den heizet diu ge in dem latine meinet in einer wise den, der
schrift . . . einen edeln menschen 109,20; Von sich alzemäle under got neiget 115,20; Dä ist
disem innern edeln menschen, dä gotes säme der wille ganz und reht, dä er äne alle e. ist
und gotes bilde ingedrücket und ingesaejet 218,9; Wan in einer wise sol man nemen alle
ist 113,1; von dem edeln menschen, wie gotes guote wise und niht die e. der wise 285,10;
bilde, . . . in uns niemer vertilgetwirt 114,5; äne e. unser selbes 298,11; Der enhät niht e,
waz unser herre heizet einen edeln menschen der niht enbegert noch enwil haben 299,7;
116,8; der e. m. nimet und schepfet allez sin gotes eigenschaft: 14,14; 38,1; 44,22; 53,17;
wesen, . . . von gote 117,19; Daz unser herre 411,3
heizet einen edeln menschen, daz nemmet der ein adj. 21,4; 29,2; 32,11; 41,20; 115,6, 8, 9, 10, 14;
wissage einen grözen adeler 119,1; ein e. m. 116,19; 117,16; 118,22; 309,4 – daz glichnisse,
vuor (gienc) üz: 109,1, 21; 111,3; 114,17; geborn von einem, ziuhet die sèle in got, als
116,18; 118,20; dä ich schribe "von dem edeln er ist ein in siner verborgenen einunge, wan
menschen, der üz vuor in ein verrez lant 45,2 daz meinet ein 31,6, 7; daz wir mit im und in
edellich adj. 402,5 im ein würden, niht aleine vereinet 33,9; der

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Wörterverzeichnis

sun . . . der in des vaters schöze und herzen von üzwendicheit; sunder er muoz ein inner
ist ein in einem 46,12 lich e. lernen 207,6, 7
ein subst. adj. 46,12; 118,22, 23; 401,10 – Ein als ein ungestf. 273,7; 309,4 – daz der e. und dem
ein engibet niht minne, zwei als zwei engibet durchvluzze und der wunne sich niht glichen
niht minne; zwei als ein gibet . . . minne enmac an lust 29,5; er ist ein in siner verbor
30,16, 17; ich wil dä sprechen in ir herze ein genen e. 31,6; Nie enwart só nähiu e. 269,3;
mit einem, ein von einem, ein in einem und Disiu e. ist vil naeher, dan der einen tropfen
in einem ein 119,6 wazzers güzze in ein vaz wines 269,5; e. mit
ein(e) stsnon. 30,14, 15; 31,5; 33,2, 3, 4; 34,6; 41,21; gote 273,4
42,1, 3, 11; 46,8, 15, 16, 17, 19; 53,18; 115,2, 3, einvaltic adj. 261,3; 404,5
4, 7, 11, 14, 16, 18; 116,19 – Glichnisse . . . ist einvalticheit stf. von der abegescheidenheit hät
geburt des einen, und glichnisse von einem, er . . . sine e. 412,6; Diu ziuhet danne den
in einem und mit einem ist der begin und menschen in lüterkeit und von der lüterkeit
ursprunc der blüejenden, hitzigen minne in e. und von der e. in unwandelbaerkeit
30,12; Ein ist begin äne allen begin 30,13; 412,9, 10
Minne . . . vliuzet und urspringet von zwein einvalticlichen adv. 251,2
als ein 30,16; ursprunc des einen, daz "vater' einvelticlicher ado. comp. ie dü in lediclicher
ist 31,4; si (= die Seele) minnet sie (= glich meinest und e. 248,2
nisse) durch daz ein, daz in ir verborgen ist einwillic adj. ein sógetän mensche ist só e. mit
34,13; daz ein, in dem geswiget glichnisse gote 22,5
35,6; des einen, in dem got gebirt sinen ein eitoven stm. 48,10
gebornen sun 41,9; getriuwet dem einen, blóz ellende stn. 8,5; 192,1; 193,7
allerleie menge und underscheides 41,19; in enbern stp. 22,9; 23,4, 6, 7, 8, 16; 25,20; 26,8, 10,
dem einen vindet man got 115,5; daz ein ist 12; 40,7, 13; 222,7; 223,4; 300,1, 6, 8; 304,10;
geborn üz dem obersten gote 115,13; in dem 305,2 – dar näch mac er danne . . . siniu werk
einen, daz got selber ist 116,17; ich wil dä würken und der ledicliche gebrüchen und e.
sprechen in ir herze ein mit einem, ein von äne alle hindernisse 278,9
einem, ein in einem und in einem ein 119,6 enbieten stv. 240,3
ein num. 427,6 enbloezen snov. 41,20
ein pron. 308,5 enbrennen snop. 31,7; 33,7, 11
ein (ge)born part. adj. 11,14; 41,10; 43,28 ende stn. 15,4; 45,1; 59,19; 112,23; 209,14; 290,2
einen snop. 268,10; refl. 191,4 endelich adj. 416,1
einförmic adj. 429,10; 430,2 – enist sin gebet enge adj. 38,18
niht anders dan e. sin mit gote 427,2 engel stm. 12,9; 13,8; 41,15; 49,10; 59,6; 109,25,
einförmicheit stf. 429,11; e. mit gote 429,9; dä 26; 117,17; 226,1; 240,3; 268,11; 272,9 – allez,
von stät ez (= das abegescheiden herze) in daz üz im ie gevlöz und alle e. und heiligen
der obersten e. mit gote 430,4; e. mit Kristó hänt, daz daz unser als eigen si als in 298,3
430,6, 7 engelten stv. 234,1, 2
einhalp adp. e. . . . anderhalp 119,2, 3 enpfähen stv. 29,1; 31,8; 41,12; 48,4, 12; 109,2, 21;
einic adj. 14,4; 290,7 111,4; 112,14; 118,21; 226,4; 234,6; 272,2, 5, 6, 9,
einicheit stf. Underscheit enist noch in der 10; 273,2; 280,9; 282,2; 299,4 – gote glich, den
natüre gotes noch in den persönen näch der kein créatüre volkomenliche e. mac 38,10;
natüre e. 115,2; Nü ist gotes natiurlichiu eigen wan swaz enpfangen werden sol, daz muoz
stat e. und lüterkeit 403,4 etes war in enpfangen werden 404,2, 3
einigen srop. 21,4; 265,3, 5, 7; 266,4; 431,5 – er enpfenclich adj. 28,9; 29,9, 10; 262,4; 403,9;
wirt dem menschen in aller siner meinunge 404,1, 7; 429,6, 8, 10; 430,5 – daz ich nihtes e.
geeiniget 202,7; wir suln uns dicke erniuwen bin wan gotes 403,8
und alsó e. und erledigen uns selber in allen enpfenclicheit stf. 432,5 – er (= Gott) würket
dingen 281,12 dar näch, als er . . . e. vindet 424,11; üf dem
einoede stf. 46,14; 119,4, 5; 201,7 – Diz enmac nihte . . . ist diu groeste e. 425,5
der mensche niht gelernen mit vliehenne, daz enpfinden sto. 218,13; 227,1; 241,6; 242,5; 263,2;
er diu dinc vliuhet und sich an die e. kéret 266,7; 269,8; 270,1; 284,2; 411,8

575
Wörterverzeichnis

enpfinden subst. inf. 220,9; 222,6; 223,9; 224,10 – erbieten stv. 265,9; 271,4; refl. 431,6
daz man denne gote als getriuwe ist, als man erbilden srop. refl. 211,14 – sinen got . . . in sich
in dem groesten enpfindenne waere 283,10 künnen e. 207,9; refl. got erbildet sich im üz
entbilden snoo. müezen sie (= die Seelenkräfte) allen dingen 205,11; ez erbildet sich allez näch
ir selbes entbildet werden 11,12; daz er (= im (= Gott), swaz an disen menschen kumet
der Mensch) sich entbilde sin selbes und aller 230,1; Ie mér sich der mensche dar in (= in
créatüren 12,22; ein rehte volkomen mensche das Leiden Christi) erbildet . . . 246,5; daz er
. . . sin selbes entbildet in gote 21,8; entbildet sich in allen sinen werken alle zit erbilde in
. . . der créatüren 27,6; der mensche ist ent daz leben . . . Jésü Kristi 246,7; daz dü dich in
bildet und überbildet von gotes éwicheit allen dinen werken in in (= Christus) erbil
112,19; aller bilde entbildet und aller glicheit dest 259,11
entglichet 116,16 erbiten stv. 27,14
entgän stv. anders enlieze er (= Gott) in kein erde stsnof. 22,4, 8, 21; 24,16; 31,5, 10; 34,14;
liden e. 258,3; Niht, daz man dem innern sül 38,17; 39,2; 55,6; 113,6, 8, 12; 115,24; 188,9;
e. oder entvallen 291,4 224,4; 271,2; 278,16; 279,3
entglichen snov. aller bilde entbildet und aller erdenken snov. 217,9; 218,6
glicheit entglichet 116,16 ère stf. 21,1, 7; 36,7; 40,8, 13; 43,24, 25; 54,12;
enthalt stm. 220,10; 260,5 – daz in iriu werksint 60,3; 194,7; 213,3; 214,6; 229,9; 257,2; 271,9;
als ein e. 261,1; er solir e. und tröst sin 262,1; 296,3, 6; 301,5; 406,2; 412,2
er (= Christus) aleine ir e. 261,2, 7 ergeben stv. refl. 227,3
enthalten stv. aufrecht halten 59,17; halten, ergerunge stf. 112,9
stützen 260,5; 262,3; refl. sich halten 404,6; daz ergestez subst. adj. sup. 303,9
kein dinc só kleinvüege enist, daz ez sich e. erhaben part. erhaben e. sin: 255,9, 10; erhoben
müge in abegescheidenheit 404,4; fern halten 271,4
daz man dá mite sére e. wirt von andern erhaben part. adj. mit erhabenen sélen 60,26;
220,7; porenthalten 303,3 ein zemäle e. gemüete 247,1
entriuwen srop. entfremden entriuwet aller erhabenheit stf. ein e. des gemüetes 276,8
menge . . . entriuwet der güete 41,15, 16 erheben stv. 237,3; 272,10; 306,11; refl. 212,5;
entsinken stv. só entsinkent bilde und werk 236,8; 237,2; 238,4; 271,6
292,4 erhoehen srop. 293,2, 4; 294,7
entspringen stv. 42,6 – der heilige geist . . . in erhoehen subst.inf. Ez schinet, als daz vernihten
uns entspringet 42,2 des menschen waere gotes e. 293,1; niht daz
entstellen snoo. 433,4 diz nidern einez si und daz e. ein anderz
entvallen stv. 261,6; 275,4 – Entviele got sinem 293,5
worte, siner wärheit, er entviele siner gotheit erhoehunge stf. ie der grunt tiefer ist und
27,9, 10; Niht, daz man dem innern sül entgän niderr, ie ouch diu e. und diu hoehe hoeher
oder e. 291,4; im selben und allen werken e. und unmaeziger ist 293,7
292,2 erhoeren snop. 415,7,9
entverwen snop. 114,12, 14 erkennen snov. 113,7; 235,9; 288,8; 302,5; 432,9
entvliehen stv. 112,8 erkriegen snop. Swaz dir mac gegeben éin wise,
entvremden snov. aller dinge entwenet und in daz maht dü ouch in der andern e. 252,12
entvremdet 278,7 erläzen stv. 239,6
entwenen SnOU. 278,7 erledigen snop. wir suln uns dicke erniuwen und
entwerden stv. des unsern e. 281,9 alsó einigen und e. uns selber in allen dingen
entwerden subst. inf, in einem lütern ent 281,12
werdenne willen und begerennes 283,3 erleschen stv. 206,11
entziehen stv. refl. 112,7 erliden stv. 257,7
enzünden snop. 33,8, 11; 233,2; 265,2; 432,8 erliuhten snoo. 41,8
erarnen snop. 298, 11 erloesen snoo. 26,10; 248,5
érbaere adj. 264,1 erloeser stm. 248,4 – Alsó solt dü ouch sin ein
érbaericheit stf. 264,3 gemeiner e. alles des, daz dü mit sünden an
erbarmen snov. 118,16; refl. 60,22 dir verderbet häst 248,6; daz er (= Christus)

576
Wörterverzeichnis

si ein gemeiner e. aller diner verderpnisse sünden 237,1; eine gebrüchunge éwiger sae
248,11 licheit 271,1; daz éwige leben: 21,14; 24,2, 5;
erloesungestf. 26,11 36,4; 42,7; 111,2; 112,24; 117,22; 188,7; 240,1, 2;
erniuwen srop. só wirt din lichame erniuwet 432,2
266,3; refl. wir suln uns dicke e. 281,11 éwicheit stf. 43,28; 48,5; 60,24; 112,20; 113,26;
erniuwern srop. sóriuwe erniuwert wirt, só sol 232,5; 274,5, 7; 411,7; 415,9; 416,2; 417,3
diu minne ouch groezlichen geméret und er éwicliche ado. 22,13; 26,14; 37,2; 40,14; 44,2;
niuwert werden 235,10, 11 119,6
ernst stm. 199,5; 203,11; 234,10; 400,4; 415,8; ezzen sto. 198,5; 257,5
416,1
eröugen srop. 39,15 f siehe v
erschinen sto. 19,12; 33,7; 34,15; 48,18; 113,3, 9,
13; 226,1 gäbe stf. 18,4; 23,9; 50,11; 58,6, 12, 14; 262,2, 4;
erschrecken stv. 59,18 278,15, 16; 279,1, 2, 5, 9, 13; 280,10; 281,3;
erschrecken snoo. refl. 215,8 301,10; 303,8; 304,2 – die gäben des heiligen
érste adj. 31,13; 39,7; 60,8; 111,22; 113,10; 188,8; geistes 118,12; alle die g., die er uns ie gegap,
213,9; 242,3; 243,8; 415,2; 416,3 – des érsten noch g. der natüre noch g. der gnäde 295,7,8
menschen sünde 25,19; in den érsten ursprunc gäch adj. 280,12
des einen 31,4 gän stv. 18,8; 112,1; 186,7; 194,2, 3; 206,8; 227,10;
érste subst. adj. 114,21; 116,28; 117,4, 14; 185,7; 228,6; 237,8; 244,6; 250,3, 4; 263,4; 264,4, 10;
228,3, 5; 277,12; 297,6 – ze dem érsten: 30,11; 265,1; 266,10; 267,1,4; 268,1,4; 275,2, 7; 284,10;
52,9; 109,7; 118,8, 10; 193,3, 4; 194,4; 196,3; 405,3, 9; 409,8; 413,7; 422,7, 10; 431,1 – daz . . .
208,3; 209,2; 228,6, 11; 229,3; 235,8, 263,5; 278,7; werk . . . daz dä gät üz einem ledigen gemüete
295,1 190,5; daz enpfinden des gemüetes daz misset
ertriche stn. 10,15; 12,11; 20,22; 32,4; 55,9; 232,9; sin underwilen und waenet dicke, got si vür
273,8; 408,2; 413,6; 418,3, 7; 428,6 gegangen 224,11
ervorschen snop. 235,7 ganz adj. 29,14; 38,21; 42,11; 112,20; 195,6; 206,8;
erVröuwen srod. 49,13 216,6; 217,3; 218,4, 7, 9; 220,10; 223,1; 237,8;
ervüllen srop. 28,7; 267,5, 6 – er aleine ist der 238,6, 10; 242,3; 243,2, 7; 245,1; 258,6; 270,3;
schatz, an dem dir mac genüegen und dich 271,6; 284,10; 303,3; 400,4; 408,10; 411,6; 421,3;
mac e. 267,4 429,3
erwegen stv. refl. 187,1; 283,5 ganz(e) ado. 8,14; 23,3; 27,6; 38,12; 39,14; 117,1;
erwerben stv. 27,14; 190,3 227,6; 228,1, 2, 10; 231,5; 240,7; 243,6; 246,1;
erziugen snop. als verre min vernunft e. und be 251,5; 285,3; 302,6
kennen mac 401,5 gar adp. 12,22; 17,13; 19,5; 21,3; 25,21; 26,12;
etlich adj. 8,11 29,7; 32,2; 37,11; 39,19 u. ö.
etes war adp. 404,2 garte snom. 307,7
etwaz pron. 15,13; 21,1; 58,7; 115,25; 235,8; gebaerde stf. 259,1
279,12; 401,6; 417,4; 420,8; 421,1; 425,1; 426,8,9 geben stv. 10,2, 5, 6, 8, 10, 17; 13,9; 14,8, 13; 15,13
– Wanswer wildiz oder daz sin, der wil e. u. ö.; refl. só gange er ze sinem gote und gebe
sin 406,8 sich dem schuldic 275,2
etwenne (etwanne) adp. 48,12; 113,4, 18; 220,2, 3; gebern stv. 9,7,9; 10,14, 15, 20; 11,13, 15; 12,6, 21;
231,5; 252,2; 254,7, 9 26,17; 31,5; 33,16; 35,1, 2; 41,3, 10, 14; 43,16, 19,
êwangeliste snom. 294,6 28; 44,1, 2, 6; 115,13; 119,2
êwangelium: 10,7, 17; 11,20; 22,2; 35,3; 61,5, 7; gebern subst. inf. Guot und güete ensint niht
109,1; 113,24; 293,1 wan éin güete al ein in allem sunder g. und
éwelten add. 413,6; 418,6 geborn-werden; doch daz g. der güete und
éwic adj. 109,27; 112,22; 415,2; 416,3; 418,8; geborn-werden in dem guoten ist al ein wesen
431,12; 433,2 – mit gote, der éwigen wisheit 9,13, 14
50,15; got, die éwige saelicheit 60,4; smacken gebernde part. adj. 9,7 – só ist si (= die Güte)
éwigiu dinc 60,23; ein wäre muoter des éwigen ungeborn-g. 11,17
wortes 226,3; ein éwigez abekéren von allen gebet stn. 188,5, 9; 190,1, 3, 5; 414,2, 4, 5, 9; 415,6,

37 Eckhart, D 5 577
Wörterverzeichnis

7,8; 416,1, 6; 427,3 – des abegescheidenen her 420,4; só der mensche etwaz höhes edeles
zen g. 426,6; Dar umbe sóstät ez (= das abe gegenwurfes hät 420,9; sin g. ist ein ver
gescheiden herze) ledic alles gebetes und enist nünftic bilde oder etwaz vernünftiges äne
sing. niht anders dan einförmic sin mit gote bilde 420,10; Dä von ist des abegescheidenen
427,2 herzen g. weder diz noch daz426,5; der lütern
gebieten stv. 110,13; 410,9 abegescheidenheit g.: 423,1; weder diz noch
geborn part. adj. 9,8; 11,17; 41,10 – geborn-got daz ist d. l. a. g. 423,2
46,7 gegenwürtic adj. 431,3
geborn-werden subst.inf. Guot und güete ensint gehaben snop. dä enmugen die créatüre niht
niht wan éin güete al ein in allem sunder stat g. noch vinden 209,10
gebern und g.-w.; doch dazgebern der güete gehoeren snop. 48,4; 111,2; 118,11: 207,2; 209,3;
und g.-w. in dem guoten ist al ein wesen 210,9; 241,8; 276,1, 3
9,13, 14 gehörsame stf. 185,7,8; 186,2, 4, 5, 7; 187,1; 188,5;
gebot stn. 45,23; 46,3 189,1, 3; 281,14; 282,1
gebrechen stv. 186,8; 216,2; 217,9; 270,4; 280,12; gehórsam adj. 410,9
292,8 geirren snop. 218,1 – diu gehörsame engeirret
gebrechlich adj. 270,10 niemer 186,5
gebreste snom. 25,19; 36,13; 47,25; 59,8,25; 212,15; geisel stf. ein strengiu g., diu den menschen ze
213,1, 5, 6; 237,6; 248,10; 249,11; 250,1; 268,6; der . . . tugent tribet 215,2
278,11; 301,4, 5, 8; 410,1, 5 geist stm. 29,10, 11; 42,19, 20, 22, 23; 43,1, 2, 3, 4.
gebresten stv. 23,7; 55,16 6, 8; 109,8, 10; 110,17, 18; 111,2, 9; 116,21, 24;
gebrestenlich adj. 237,5 271,6; 412,1; 431,11; 432,1, 8; 433,8 – üzvluz
gebrüchen srop. 210,2; 211,4; 278,8; 419,15 – daz und ursprunc des heiligen geistes, von dem
sie niht gebrüchent irs gegenwurfes näch aleine, alsam er gotesg. und g. got selber ist
vihelicheit 420,4 41,11, 12; des geistes, der abegescheiden stät,
gebrüchunge stf. eine besitzunge und eine g. des adel ist alsó gröz 410,7; der vrie geiststät
éwiger saelicheit 270,13 in rehter abegescheidenheit 411,1; dä von
gebürn srop. 254,6; 255,4; 291,9 enmac got niht mér getuon dem abegeschei
geburt stf. g. des einen 30,12; g. des viures 34,18; denen geiste, wan daz er sich selben im gibet
vater meinet g.. und niht glichnisse 35,5; gotes 411,5; boese geist(e): 48,17; 110,1, 2; ein ieglich
g. 114,5 mensche . . . hät einen guoten g., einen engel,
gedäht part. adj. mit einem gedähten gote 205,6 und einen b. g., einen tiuvel 109,25; arm in
gedank stm. 41,17; 53,19; 55,13; 60,19; 205,7, 8; dem (von) geiste: 29,8; 300,1; die armen des
275,4 geistes: 22,3; 29,7; 42,18; 195,8; 428,10; armuot
gedenken stn. alle sine meinunge, g., willen und des geistes 297,6; der heilige geist: 30,10; 33,7;
krefte mit im vereinen 211,15 36,16; 37,1; 38,1, 13; 41,11; 42,2, 8, 11, 15; 43,11:
gedenken snop. 15,18; 16,13, 14; 17,8; 24,17; 27,8; 118,12; 431,2, 4; 432,5
35,16, 19; 36,8, 12; 43,11; 49,9, 15; 58,10; 186,3; geistlich adj. 223,4; 431,5, 10 – ein geistlicher
197,6, 7; 198,1; 206,3, 4; 248,4; 251,8; 275,5; mensche 419,13; 421,2; ein geistlichiu vröude
285,5 237,3; ez liget ouch an einem geistlichen nie
gedult stf. 36,4; 49,11, 21; 301,9; 304,8 zenne 273,6; g. guot 296,3
gedulticliche adv. 23,14; 58,12 geistlichen ado. 221,4; 253,9
gegenwertic adj. 38,9; 55,1; 191,4; 203,12; 206,1, gekleidet part. adj. in einem nidervalie der ge
6, 12; 211,3; 216,6; 276,2, 9, 11; 277,6; 280,7 kleideten gotheit mit underscheide 41,5
gegenwerticheit stf. 49,17; 56,5; 203,2; 209,1; geläzen part. adj. als man só gar von innen g.
213,2 – Alsó sol der mensche mit götlicher g. ist 283,9
durchgangen sin 208,11; Got ist ein got der g. geläzenheit stf. ez kome von . . . wärer abege
234,5; von der wirdigen kraft der liplichen g. scheidenheit oder von g. 283,8
unsers herren lichamen 265,5 geléret part. adj. dar umbe léret man die un
gegenwerticlichen adp. 284,2 gelérten, daz sie werden von ungeléret g. 61,1
gegenwurf stm. (= Objekt) 213,3 – daz sie niht gelit stn. 47,15, 18, 19; 109,14; 118,26; 191,1; 266,6
gebrüchent irs gegenwurfes näch vihelicheit geliten-hän subst. inf. 39,21; 40,3,4; 433,4, 6

578
Wörterverzeichnis

gelliger(z) subst. adj. comp. Ez enist niht genüegen srop. 18,3, 4, 5; 33,3, 6, 14; 47,5; 50,10,
gelligers dan liden 433,4 11, 12; 60,13; 118,15; 205,6; 209,10; 247,10;
geloben snop. 18,9; 27,9; 115,18 248,1; 267,3; 279,6; 281,13; 290,11; 292,10;
geloubic adj. 61,6 303,5; 304,2
geloubige snom. Sant Johannes sprichet daz genüegende part. adj. ganc ze dem genüegenden
éwangelium allen geloubigen und ouch allen schatze alles unmaezigen richtuomes 267,1
ungeloubigen 61,5 genuoc adj. 15,4; 56,12; 208,8; 280,6; 281,10, 17;
293,4; 303,4; 304,6
gelouplich adj. 116,23
gelt stn. 59,23 genuoc (genuoge) ado. 38,5; 278,1; 292,9
genzliche(n) ado. 8,12; 24,14; 26,3; 199,4; 227,3;
gelübede stn. 46,1
233,10; 239,1; 284,4; 403,11; 421,8
gelücke stn. 55,19
gereht adj. 11,16; 12,8, 9, 10; 13,6, 11, 16; 18,14;
gelust stmf. 245,3 48,9; 188,1; 197,8; 212,11; 215,7; 245,4; 258,2;
gelüsten srop. 189,5; 263,7; 264,7 275,9; 282,8
gemach stm. 15,10; 16,15; 22,21; 36,7, 10, 11: gerehte subst. adj. 9,5; 10,12; 12,7, 9, 12, 17; 55,21
43,24; 48,1; 54,12; 257,2
– Swaz des gerehten ihtes ist, sunder, daz sin
gemachet subst. part. Unglich und ungerehten gerehticheit ist und daz er gereht ist, daz ist
möhte niht noch iht g. noch geschaffen den sun 12,10; Unglich und ungereht enmöhte
gerehten leidic machen 12,18 niht . . . den gerehten leidic machen . . . und
gemeine adj. 11,3, 9; 29,3; 109,13; 116,2 – got was enhät keinen indruk noch invluz in den ge
ein gemeiner erloeser aller werlt 248,4; Alsó rehten 12,19, 21; só ist wär . . ., daz den ge
solt dü ouch sin ein gemeiner erloeser alles rehten niht enbetrüebet allez, daz im ge
des, daz dü mit sünden an dir verderbet häst schihet 13,13
248,6; er si ein gemeiner erloeser aller diner gerehticheit stf. 10,13; 11,18, 19; 12,5, 7, 10, 15,
verderpnisse 248,11 16, 17; 13,7, 10; 18,14; 25,19; 26,4, 5; 39,20;
gemeinliche adv. 43,12; 45,23; 55,11; 109,24 44,20; 46,5; 54,9; 55,20; 59,19; 305,3, 7, 9 – daz
gemeit adj. 431,8 der . . . gerehte und g. . . . sich einander ane
geminnet part. adj. 42,13 – sines geminneten sehent 9,5; gereht sun der g. 11,16; got und g.
(gegenwertigen) gotes 206,1; 208,12 al ein ist und g. aleine sin vater ist 12, 13, 14
geminnet(e) subst. part. des enist kein nót, daz geringe adv. 266,1
man den minnenden und geminneten iht gerne ado. 19,11; 25,20; 26,3, 8; 47,16; 50,3; 51,11,
dürfe sagen 241,6 20; 60,1; 112,15; 191,6; 235,1; 256,5; 257,1, 4;
gemüete stn. 199,4; 203,1, 4; 205,2; 207,4; 224,10; 262,8; 268,3; 279,11; 302,8; 304,9, 10; 307,7;
247,7, 8; 255,8; 259,10; 262,3; 265,7; 273,7; 403,3; 427,1
276,5; 281,14– ein zemäle erhaben g. von allen gerner adp. comp. 26,12; 238,2; 243,7
dingen in got 247,1; Wandelunge der wise gerste srof.424,5
daz machet ein unstaete wise und g. 252,11; ein geruowen srop. 278,16
erhabenheit des gemüetes 276,8; daz des gesanc stm. 38,16
menschen g. abegescheiden si 280,6; glich geschaffen part. adj. 12,13
gemüete: 13,12; 203,9; 210,14; ledic gemüete: geschaffen subst. part. Unglich und ungereht
190,5, 7, 8, 9 enmöhte niht noch iht gemachet noch g. den
geneiget part. adj. 254,5; 270,10 – als man sich ze gerehten leidic machen 12,18; só enmac in
der tugent vindet g. vor allen dingen 282,6; niht leidic gemachen . . . weder got noch créa
und enwirt got niemer deste milter noch deste türe, noch geschaffenez noch ungeschaffenez
geneigeter gegen dem menschen 414,5 13,2
genieten snov. refl. 36,11 geschaffen-wesen subst. inf, obg.-w. niht en
genüegede stf. só enist niemer wärer lust noch waere geschaffen 44,3
swigen noch rast noch g. 34,16; got enminnet geschehen sto. 12,8; 13,11, 14, 16; 20,16; 21,3;
nieman mit g. und lüterliche, der niht gotes 35,15; 48,14; 185,9; 208,7; 211,6; 224,4; 232,4;
sun enist 42,14; In underscheide envindet man 233,5; 234,7; 238,6; 240,4, 5; 243,1; 245,8; 246,1;
noch ein noch wesen noch got noch rast noch 277,7; 289,1; 295,1; 408,11; 412,8
saelicheit noch g. 115,8 geschepfede stf. 432,2

37* 579
Wörterverzeichnis

geschepfelich adj. 22,13 geverwetez subst. part. er schepfet bekennen


geschrift stf. 20,2; 43,5; 109,8; 400,2; 401,4; und wizzen von geverwetem oder von wizem
Hl. Schrift: 42,21, 22; 109,6, 10, 15, 19 und bekennet sich wizen 117,10
geselle snom. 255,5 gewalt stm. 195,6; 214,3; 215,1; 277,8; 281,1; 289,1
geselleschaft stf. 204,5 gewaltic adj. 50,4; 58,5 – siner vernunft an dem
gesetze stn. 270,6 obersten g. 211,4
gesiht stf. enstät ouch kein niuwe g. in im üf gewar adj. 19,6, 13, 15; 22,17; 24,12; 25,5, 7, 15;
417,10 36,9; 59,7; 61,11; 113,3, 7, 9, 16; 114,10; 116,4;
gesinde stn. 17,3; 48,12 219,1; 230,5; 266,7, 10
geslehte stn. 198,8 – der mensche gotes g. 11,10 gewäre adj. 11,22; 15,1, 3; 26,1; 27,5
gesmak stm. 52,14 gewaere adj. 114,9
gesorgen snop. 186,8 gewaerliche adp. 278,8
gesprochen part. adj. ein unmaezic, wär g., vol gewaerlicher adp. comp. 281,9
komen lop 268,5 gewenen snop. 265,9; 277,5, 14; refl. 21,8; 278,2, 4
gestalt sieh stellen gewenet part. adj. ein gewenter mensche 278,5;
gestaten snop. 260,1, 4 ein gewenter wille 280,5
gestern subst. adp. 60,24 gewerden stv. 22,8; 51,10
gestillen snop. 33,3, 14; 34,3; 41,8 – daz ein, in gewerden subst. inf. 34,17
dem . . . ist gestillet allez, daz begirde ze gewern srop. 410,9
wesene hät 35,6; Si (= die Seele) gestillet gewesende part. adj. einen gewesenden got
ganze und aleine in dem wesene gotes 117,1 205,8
gestrengicheit stf. g. des nächvolgennes 250,6; gewin stm. 59,23
253,1 gewinnen stv. 195,4; 209,15; 218,6; 220,8; 234,4;
gestürme stn. 283,1 236,8; 237,2; 239,6; 282,4; 298,8; 299,4 – er ler
gesunt adj. 57,9, 15, 16, 17, 19; 58,17: 59,3; 61,1, 3; net ez und gewinnet die kunst 208,3
274,1; 417,6 gewis adj. 20,19; 23,14; 47,22; 57,10; 58,24; 287,5,
geswigen stv. 33,14; 34,4; 35,6; 50,18 9

getän part. adj. er sol war nemen, wie g. sin gewizzen stfn. 263,5; 432,8
wille und meinunge si 263,1 gewonen snop. daz man alsó gewone ledicliche
getriulichen adv. 273,8 ze würkenne 291,7
getriuwe adj. 189,4; 232,6; 233,11; 260,4; 283,10; gewonheit stf. näch g. der natüre 255,6
288,2
gewonlich adj. daz unmügelich ist der undern
(ge)triuwen srop. 41,16; 233,8; 239,2, 4; 241,1, 4, natüre, daz ist g. und natiurlich der obern
9; 285,7; 302,6 – getriuwet dem einen, blöz natüre 43,13
allerleie menge 41,18; ich hän iuch kiuschen
giezen sto. 269,5 – wesen, wizzen, minnen und
juncvrouwen getriuwet und gelobet dem
würken giuzet si (= die Güte) alzemäle in
einen 115,18
den guoten 9,10
getriuwen subst. inf. 203,10; 237,2; 238,10; 239,5,
8; 243,2, 7
gitic adj. 18,3; 50,10; 247,9
getriuwungestf. 239,7 giticheit stf. 17,16
getroesten snop. 8,13; 36,6; refl. 8,14; 222,7; 223,2, glenzen snop. 38,15; 111,20; 113,22; 114,16
4, 7 glich adj. 15,4; 18,12, 13; 28,3; 31,8; 32,14; 33,1,
getroestet part. adj. 23,3, 10 14; 38,8, 9, 22; 39,12; 40,16; 41,6; 47,5; 55,10;
getrüwen srop. 48,11 – gote g.: 20,19; 48,2 109,15; 111,13; 117,21; 187,3; 197,1, 2; 203,7, 9,
getwanc stmn. daz in im kein bilde noch g.enist 10, 11; 205,4; 206,1; 207,9; 210,14; 218,2; 222,8;
290,7 228,5; 244,1, 6; 270,7, 8; 273,1; 295,3; 401,2;
geüebet part. adj. den geüebeten menschen 412,7; 422,12; 424,7, 9, 10; 426,1 – er blibet
277,1; eine (wol)geüebete abegescheidenheit gliches gemüetes 13,12; üz einem glichen ge
280,8 müete 210,14
gevallen std. gefallen 189,6; 251,10; 252,4; 253,2; gliche adv. 10,12; 11,15; 23,3; 35,17; 38,1, 9;
285,5; 286,3 fallen auf, befallen 229,4; 257,2 115,11; 210,11; 244,1
ausfallen, sich ergeben 256,5 glicheit stf. 116,16; 203,6; 406,5; 412,4; 413,1 –

580
Wörterverzeichnis

g. mit gote 412,7; g. zwischen gote und dem mensche ensol niht . . . im läzen genüegen
menschen 413,1 mit einem gedähten gote . . . sö vergät ouch
glichen snop. 422,8, 9; refl. 29,6 – näch disem der g. 205,6, 7; einen gewesenden g. 205,8; ein
noch näch dem niht gebildet noch gelichet inbilden sines geminneten gegenwertigen go
116,3 tes 206,1; mit der forme sines geminneten
gliches adv. 23,1 gotes durchformet 208,12; die wileg. verbor
glichnisse stfn. Beispiel, Vergleich 52,20; 113,4, gen liget in dem grunde der séle 219,7; G. ist
14, 18; 424,4; 425,6; Gleichheit, Ahnlichkeit ein g. der gegenwerticheit 234,5; in dem ab
30,10, 12; 32,13; 33,6, 15; 34,15; 41,7; 110, 8 – gründe gotes 238,5; von dem inwonenden
G. gibet man dem sune in der gotheit 30,9; gote 265,9; daz g. ist g., daz hät er von siner
Ouch ziuhetüf in die hoehe g. und hitze 30,9; unbewegelichen abegescheidenheit 412,4
G. ist begin von dem einen 30,14; g. . . . brin gotheit stf. 27,10; 30,10; 42,5, 9; 47,1; 48,5; 267,6;
get die séle in den érsten ursprunc des einen 433.8; 434,2 – in einem nidervalle der geklei
31,3; g., geborn von einem, ziuhet die séle deten g. mit underscheide 41,6
in got 31,5; g. vliuzet von dem einen 33,1; diu götlich adj. 26,4, 15; 28,5; 30,11; 35,11; 38,7; 41,4;
verborgen kraft der natüre hazzet verborgen 46,1; 53,4, 9, 12; 54,7; 60,23; 109,4, 27; 110,10;
liche g. 34,5; daz diu séle in g. hazzet und 112,5; 114,6; 119,4; 200,7; 210,16; 230,1; 244,9;
enminnet niht g. als in ir und durch sie 34,11, 259,7; 263,7; 266,2; 268,5; 275,9; 277,3, 5; 429,6,
12; vater meinet geburt und niht g. und mei 9, 11; 430,5 – Ouch ist daz inner werk dar
net daz ein, in dem geswiget g. 35,5, 6 ane g. und gotvar und smacket götliche eigen
glichunge stf. und sol der menschein im tra schaft 40,15; alle die eigenschaft götlicher
gen in einer volkomenen g., als verre als er natüre 43,19; ein guot, g. mensche 59,21; über
mac, alliu siniu werk 259,8 gewandelt in ein g. bilde 112,21; daz bilde
glitzende part. adj. ein g. sunne 273,3 götlicher natüre und götliches wesens 113,2, 3;
glórie stsrof. Diu g. enzerstoeret niht gnäde, si Diu götliche natüre ist ein 115,2; ein g. werk
volbringet sie, wan g. ist volbrähtiu gnäde 200,2; mit götlicher gegenwerticheit durch
289,6, 7 gangen 208,11; ein rehte g. wille 216,6; ein
glöse stsrof. 43,5 g. leben 232,7; mit götlichem wesene über
gloube snom. 270,2, 5 wesent 306,4; g. riuwe: 236,3, 7; 237,9; 238,3
glouben snov. 20,19; 270,1, 7, 9 götliche(n) adp. 205,10, 11; 207,1
glouben subst. inf. ein ganz g. ist vil mér dan gotsuochende part. adj. der mensche solte wer
ein waenen 270,3 den ein gotsuochender in allen dingen und
glüejen srop. 111,20 gotvindender mensche 289,13
gnäde stf. 23,2; 38,1; 49,6; 57,6; 58,12; 109,4; gotvar adj. 229,2, 9 – Ouch ist daz inner werk
222,1; 265,3; 268,7, 8; 272,6; 273,8; 295,8; 307,1; darane götlich und g. und smacket götliche
308,3; 413,2 – daz sie üz der g. des toufes söl eigenschaft 40,15
ten vallen 288,7 g. enzerstoeret die natüre gotvindende part. adj. 289,13 sieh gotsuochende
niht, si volbringet sie 288,12; 289.5; Diu glórie 289,13
enzerstoeret niht g., si volbringet sie, wan graben stp. 113,11
glórie ist volbrähtiu g. 289,6, 7; beide ist diu grät stm. 111,22; 112.3, 7, 13, 17, 19, 22 – der
natüre und g. sin (= Gottes) 307,4; der men beste g., darüf man getreten mac . . . daz
sche von gnäden werden müge, daz got ist ist, daz man äne sünde sf 237,7
von natüre 401,1; er bereite in (= Paulus) griuslich adj. 59,16
mit dem ingiezenne der gnäden 424,2 grop adj. 43,8, 9; 605, 16
golt stn. 27,13; 28,14; 48,9; 49,1; 300,10 gropheit stf. 33,12; 55,11
got stm. 8,2, 4; 10,13, 14, 16, 18, 19; 11,10, 11, 12, groeste subst. adj. sup. 302,7
13, 14, 16, 23; 12,1 u. ö. – gotes geslehte . . . gróz adj. 17,2, 5; 20,22; 25,9; 27,13, 14; 28,1; 29,1;
und gotes sippe 11,10; ein got-vater-sun-und 35,20; 57,12; 38,5; 39,11; 40,21; 47,13; 48,1,19;
heiliger-geist 41,21; got-der-heilige-geist 42,4; 49,9; 50,3; 52,3; 54,12; 55,15, 19; 56,3, 19; 58,21,
got-geborn-wesen 42,10; got-vater-ungeborn 23; 59,25; 60,3; 109,5; 111,18; 113,4; 118,26;
44,25; got-sun-geborn 44,26; gotes-sun-werden 119,1; 185,9; 193,7; 212,12; 217,3; 218,4; 219,1,
44,28; dines gegenwertigen gotes 203,12; Der 2; 227,1; 229,2; 231,8; 233,2; 234,9; 235,3; 237,10;

581
Wörterverzeichnis

238,2, 9; 239,5, 6; 244,5, 8; 245, 1, 3; 250,1, 2; guote subst. adj. m. 9,5, 7, 9, 10, 12, 14, 15; 10,11;
251,1, 2; 254,10; 255,1; 257,6, 8; 260,6, 7, 8, 9; 231,8
262,9; 266,9; 270,9; 271,9, 10; 272,6; 274,10; guot(-ez, e) subst. adj. n. 16,13; 20,8; 25,1, 2, 4;
276,2; 277,10; 280,9; 282,8; 283,10; 284,10; 38,20; 39,9; 186,7; 199,8; 216,2; 231,9; 241,5;
286,4; 289,10; 292,8; 297,1, 2; 300,3, 4, 5, 9, 11; 248,10; 252,10; 270,5; 285,8; 287,3; 289,3; 417,4 –
301,8; 303,2; 306,3; 410,8; 412,4; 425,3, 5; Daz g. enist niht minner kreftic ze dem
431,9; 433,3 – man sol von grózen und von guoten dan daz boese ze dem boesen 216,11;
höhen dingen mit grözen und mit höhen sin Alsó ensuln wir kein kleine g. in uns zer
nen sprechen 60,25, 26; von grózem wesene stoeren 289,9; ein grunt . . . dä alliu g. üf ge
198,6; daz dir got g. werde 199,5; dä erhebet büwet möhten werden 297,9
er sich in ein g. getriuwen ze gote und ge guot stn. 8,6; 18,9; 23,12; 36,17; 37,17; 47,5; 49,13;
winnet eine gröze sicherheit 237,2; in allen 50,1, 16, 21; 58,24; 59,25; 60,2; 186,8; 223,1;
den grözen gäben gotes 262,2; Dü ensolt niht 229,7; 251,13; 252,1; 287,5, 9, 10; 300,10; 418,2;
g. wegen, wes dü enpfindest, mér: ahte g., 421,6 – wölten die wise und daz g. haben
waz dü meinest 263,2; mit grözem riuwenne 227,2; got enist niht ein zerstoerer deheines
275,5 guotes 288,10; liplich und geistlich g. 296,3;
gróz adv. 275,6 üzerlich g. 296,6
gröz subst. adj. dem vergibet er . . . vil gerner guotheit stf. diug. gotes 288,4
g. dan kleine 243,7; er wil in g. geben 261,8
groeze stf. 40,19; 41,1 haben subst. inf. 200,9; 306,2 – h. gotes 205,1, 2
grözheit stf. näch g. der begerunge 274,2 haber snom. 424,5
groezliche(n) adp. 37,16; 48,16; 54,8; 59,22; 199,3; haften snop. 31,9; 41,7
200,7; 209,11; 212,8; 213,6; 215,1: 222,5; 235,11; hähen std. ein diep, den man iezunt h. solte
244,7; 256,9; 402,1 305,4
groezlicher adp. comp. 20,22; 21,2; 58,9; 270,1; halten sto. 252,9; 259,3; 285,3; refl. 9,6; 12,3;
297,1 112,1; 225,2; 249,1; 268,8; 274,4; 278,5; 284,1 –
grunt stm. 199,1, 2; 255,8; 256,4; 282,4; 293,6; ob sie . . . gote ganze und staete triuwe haltent
297,8 – von dem grunde gotes 116,30; in dem 220,10; refl. sich gliche h. in allen dingen 38,2;
grunde der saelicheit 117,27; von dem innige dü heltest dich unordenliche in den dingen
sten grunde götlicher natüre 119,3; der g. der 193,2; Daz ist von sünden, wie man sich dar
werke 198,9; in dem tiefen grunde der dé zuo h. sol 232,1; Daz wir uns blöz h. der
müeticheit 293,6; in dem grunde der séle dinge, diu üzer uns sint 298,1
110,15; 113,5; 219,8 hant stf. 23,13; 47,14; 55,21; 109,15; 187,4
güete stf. 9,6, 9, 15, 16, 18; 10,5, 6, 7, 11; 14,4, här stn. eines häres breite 40,17
7, 13; 15,12; 16,12; 20,20; 22,16, 18; 23,2; 24,6, harte adp. 283,7; 302,8
13; 25,2, 13; 27,7; 36,14; 38,10, 20; 39,10; 40,19, hazzen srop. 34,5, 11; 39,21; 40,2, 3; 46,16; 58,15
20; 41,4, 9, 16; 43,19; 54,17, 18; 56,6; 110,9; heiden stsnom. 59,10
111,6; 116,6; 199,3, 8; 261,3, 5, 8; 268,5 – daz heidenisch adj. heidenische(r) meister: 15,14;
der . . . guote und g. sich einander anesehent 20,12, 16; 59,12; 60,25; 111,10; 115,13; 400,2
9,5; Diu g. gebirt sich und allez, dazsi ist, heil stn. des menschen h. 251,11
in dem guoten 9,9; Guot und g. ensint niht heilic adj. 11,20; 18,10; 43,1; 48,18; 56,10; 57,3;
wan ein g. . . . daz gebern der g. und geborn 58,20; 61,5; 109,6; 111,23; 198,3, 4; 274,4; 286,6;
werden in dem guoten ist al ein wesen 9,12, 306,11 – der heilige geist: 30,10; 33,7; 36,16,
13,14; guot der g. sun 11,16; diz und daz guot 21; 38,1, 15; 41,11; 42,1, 8, 10, 15; 43,10; 118,12;
enleget nihtes niht der g. zuo, sunder ez ver 431,2, 4; 432,5
birget und bedecket die g. in uns 25,4, 5; ein heilicheit stf. Niht engedenke man h. ze set
guot mensche, als verre er guot ist und von zenne üf ein tuon; man sol h. setzen üf ein
g. aleine geborn und ein bilde der g. 26,17 sin 198,1
güete-minnende part. adj. der g.-m. got 54,10 heilige snom. 13,9; 15,14; 44,1; 56,5; 59,9; 1949;
guot adj. 9,8; 10,3, 5; 11,16; 13,6, 11; 16,9; 18,5; 195,2; 231,4; 249,3, 6; 251,7; 255,1; 298,3;
19,5, 13, 14; 20,6, 9, 12, 19, 20; 21,3; 22,17, 18; 306,11; 417,1
24,1; 25,11, 14; 26,16 u. ö. heiligen snop. 21,19 – diu werk enheiligent uns

582
Wörterverzeichnis

niht, sunder wir suln diu werk h. 198,2, 3; 426,6; enbegert daz a. h. nihtes niht 426,9;
als verre als wir heilic sin und wesen hän, Só enist niendert ganziu ruowe dan aleine in
als verre h. wir alliu unsriu werk 198,5; in dem abegescheidenen herzen 429,4; ein lüter
im wirst dü geheiliget 265,2 a. h.: 428,12; Nü stät daz l. a. h. ledic aller
heim(e)lich adj. 55,13; 235,4; 428,5 créatüren 430,3
heimliche adv. läget er (= der böse Geist) h. herzeliep stn. 45,19
. . . des innern menschen 110,3 herzicliche adv. 117,22
heimlicheit stf. er (= Gott) enmüge mit dem herzoge srom. 20,16
menschen alle h. haben 234,3; h., die er hät hezzeclich adj. 50,20
ze sinem gote 240,7 himel stm. 19,17; 20,1, 3, 4, 17; 22,4, 9, 21; 30,8;
heizen stv. heißen, nennen 51,9; 58,6; 109,18; 31,4, 9, 14; 32,2, 6; 34,14; 42,12; 45,8; 52,21, 23,
116,8, 13, 15; 119,1; 244,6; 411,8; 419,10, 12; 24; 188,8; 224,4; 227,4; 278,16; 279,3; 298,2 –
420,6, 10; 426,2 des himels indruk 220,3
heizen snop. heiß machen, heizen 424,5 himelisch adj. ein himelischer mensche: 20,4;
helfen sto. 14,1; 116,26; 434,3 109,19; der himelsche vater: 36,15; 31,11; 35,3;
helfunge stf. 284,1 36,21; 38,12; 42,12; 48,6; 112,6; 268,2; die ez
heller stm. 304,4 (= das Feuer) ze sinem wären himelschen v.
her adp. hin und her 422,10 hät 32,7; in des himelschen vaters schöze 41,3;
herre snom. 16,15; 17,15; 18,7, 10; 20,17; 35,4; 45,1
36,21; 37,1, 3, 11, 18; 48,12, 19; 50,13; 51,2, 9; himelriche stn. 18,10; 21,15; 55,9; 281,5; 408,2;
58,20; 188,6, 7; 191,6; 194,9; 210,5; 225,12; 264,9; 413,6; 418,2, 7 – ein reht h.: 211,5; 301,1
266,9; 267,8; 268,3; 300,4; 501,3; 409,5 – ge himelschlich adj. 109,27
waltiger h. . . . aller dirre werlt 50,4; der hin adp. sieh her
mensche sol sin . . ein h. aller siner werke hindern snop. 38,14, 18; 39,2; 54,13, 14; 110,13;
289,4; unser herre: 8,3; 18,9, 10, 15; 20,9; 21,13; 113,6; 115,11; 201,9; 202,5, 6; 204,3, 5, 10;
24,1; 29,7; 33,5, 8; 34,20; 39,19; 42,5, 18; 44,19; 206,13; 209,8; 243,9; 247,3; 271,2; 276,1; 281,2 –
45,14, 21; 46,5, 6; 48,18, 20; 49,19; 51,1; 54,9; daz enist niht schult, daz dich diu wise oder
61,2, 8; 109,1, 2, 21; 110,7; 111,3, 5; 113,23; diu dinc hindernt: dü bist ez in den dingen
114,17; 115,7, 19; 116,8, 18; 117,22; 118,20, 28; selber, daz dich hindert 193,1, 2; só enhin
119,4; 195,8; 196,1; 200,5; 210,5, 9; 220,6; 225,7, derte dich nieman dines gegenwertigen gotes
11, 12, 13; 235,5,9; 244,2; 246,4, 8; 249,5; 251,8; 203,11; daz sie dicke werdent gehindert von
253,4, 6, 7; 255,2; 259,5; 261,2, 6; 262,6, 8; irn guoten werken 260,3
263,4, 11; 264, 7, 9, 10; 265,6; 267,8; 268,3, 11; hindernisse stf. 193,5; 278,9; 301,4 – diu h. ist
270,11; 272,5, 7; 273,1, 5; 274,9; 279,12; 287,6; in im 204,7; gespenet von liplichen hindernis
294,2; 297,5; 301,3; 305,3; 401,8; 408,3; 418,9; sen der zitlichen dinge 266,1
419,1, 2 hitzestf. 20,1; 30,9; 33,15; 36,17, 19; 52,8; 424,6,
herticheit stf. wá er sich vindet in h. oder in 9 – Glichnisse gibet man dem sune in der got
twingunge sin selbes 291,1 heit, h. und minne dem heiligen geiste 30,10;
herze snon. 8,8; 9,11; 13,12; 16,16; 17,10, 11; 19,1, von der minne h. 32,13; des viures h. 52,24;
5; 20,4; 24,16; 40,10; 46,15; 52,5, 6, 9, 16, 19; 118,16
53,1, 3, 5; 55,1; 59,6; 60,24; 119,6; 191,2; 206,8; hitzic adj. 118,9; 265,2 – von dem hitzigen viure
209,9; 211,12; 248,8; 266,5; 410,1; 421,4; 423,6; der götlichen minne 53,4; sin ernst deste hit
424,10, 11; 425,2; 426,1, 2; 429,1; 432,8 – Min ziger werde 234,11; hitzige minne: 30.13, 18;
h. und min minne gibet die güete der créa 31,3
türe, daz gotes eigenschaft ist 14,13; in gotes hitzicliche adv. 206,2, 7
herzen 41,2; eines kranken herzen zeichen hiute ado. 12,2; 60,10; 286,9
59,4; in des (himelschen) vaters schöze und höch adj. 20,17; 45,5; 49,22; 60,26; 112,22; 118,3,
herzen: 45,1; 46,9, 12; 114,20; abegescheiden 27; 189,6; 190,2; 210,4; 212,1; 224,6; 253,5;
h.: 405,5; 404,6; 426,3; 428,12; daz a. h. stät 293,7; 294,1; 400,4; 407,3; 420,8 – die hoehsten
üf dem hoehsten 425,4; Dä von ist des abege krefte der séle 11,6; h. glichnisse 33,6; höhiu
scheidenen herzen gegenwurf weder diz noch kleit 255,5; höhiu wort 258,8; diu hoehste
daz 426,4; des abegescheidenen herzen gebet hoehe der höcheit 293,5

583
Wörterverzeichnis

höcheit stf. 293,6 götliche natüre 428,5; Dirre i. enist . . . niht


höchvertic adj. 213,7 anders dan lüteriu abegescheidenheit 428,6
hof stm. 24,4; 296,6 ingebern stv. 10,6; 111,19
hoffenungestf. 238,7, 9; 260,9 ingiezen stv. dá sich der himelsche vater ganze
hoehe stf. 30,9; 45,9; 118,28; 293,5, 7, 8 . . . . . . . müge 38,12
hoeher(ez) subst. adj. comp. 38,11 ingiezen subst. inf, mit dem ingiezenne der gnä
hoehste(z) subst. adj. sup. 20,3; 61,7; 114,13; den 424,2
119,2; 209,6; 212,6; 244,8; 289,10; 423,4, 5; 425,1, inleiten srop. daz man . . . die würklicheit in
2, 4; 426,1, 3; 428,8; 433,8 – in dem hoehsten, leite in die innicheit 291,6
in dem grunde miner sèle 110,14 inne(n) ado. 50,21; 115,4; 190,13; 196,6; 203,13;
holzstn. 31,8, 12; 33,11, 12, 13, 15, 16; 34,3, 4, 15; 250,5; 277,5; 283,9, 11
52,7; 113,19, 21; 117,16; 118,8 innebliben subst.inf. Nü enmac kein üzganc
honicsamer(z) subst. adj. comp. enist niht ho niemer só edel werden, daz i. ensi vil edeler
nicsamers dan geliten-hän 433,4 in im selber 405,11
hoeren snop. 43,9; 59,15; 186,2; 189,2, 5, 6; 209,12; inneblibende part. adj. 9,19 – i. in des vaters
252,2; 409,4; 414,9; gehören 109,12 schóze und herzen 46,8
hoeren subst. inf. 211,2 inner adj. 256,3 – inner werk: 38,6, 13; 40,15, 19,
houbet stn. 114,1; 228,4; 297,6 21, 22; 41,1; 291,9, 10; inner mensche: 109,18;
houbettuoch stn. 114,4 110,4, 5; 111,2, 9, 22; 112,23; 113,1; 419,12;
houwen stv. 52.7,9 420,8; 421,6, 7; 422,3, 9
hüeten srop. 420,4 innere subst. adj. Niht, daz man dem innern
hülzfn adj. 307,9 sül entgän 291,4
hundertvalt adp. 24,5, 8; 222,3; 223,3 innerkeit stf. 419,13
hunt stm. 57,1 innerlich adj. 109,12; 290,4 – ein i. einoede 207,7
huon stn. 118.7, 8 innerliche ado. 50,12
huote stf. 215,2: 278,2 innic adj. 39,4; 119,3 – i. werk 39,8; 41,5
hüs stn. 17,2, 7; 52,8, 9, 10; 296,6 innicheit stf. 220,1; 222,6; 262,9; 281,4 – daz man
die i. breche in die würklicheit und die würk
iec(g)lich pron. 8,14; 13,19; 15,7; 45,5; 47,14; licheit inleite in die i. 291,5, 6
109,14, 24; 115.2; 208,4; 238,1; 252.6, 9: 276,3; inniclich adj. 205,2
287,6; 288,2; 302,1, 4: 403,2; 419.9: 421,2; 429,10
inniger(z) subst. adj. comp. só muoz etwaz in
ieman pron. 26,7; 38,14; 54,14; 60,11; 61,3; 186,6;
nigers und hoehers sin und ungeschaffen 38,11
306,10
innigeste subst. adj. sup. von dem herzen und
iht stn. 241,6; 247,5; 256,9; 276,10; 243,9
innigesten der güete 9,12; daz i. und daz
flen snop. 39,9; 112,4
oberste der séle 44,27
fnbilden snop. 27,7 – refl. dä sich der himelsche
vater ganze . . . . müge 38,12: Der mensche
insaejen srop. 111,18; 113,2 – der acker, dar in
got sin bilde . . . hät ingesaejet 110,8
sol sich ingebildet haben in unsern herren
259.5 intragen stv. daz kein üzerlich sehen ingetragen
inbilden subst. inf, ein f. sines geminneten ge enhät 60,20; sinneliche ingetragen 220,4
inval stm. Solcher invelle enmac man in disem
genwertigen gotes 206,1
indrücken snop. 111,19; 113,1 lebene niemer ganz ledic werden 231,4; dem
indruk stm. allez, daz geschaffen ist . . . enhät würde alliu solchiu lidunge und invelle ze
keinen f. noch invluz in den gerehten 12,20; grózem vrumen 231,8
i. und invluz der obersten natüre 45,4; von invallen stv. 288,1 –vellet in dicke ein gedank
indrucke und von invluzze des mänen 45,8; in 55,13
des himels f. 220,4 invliezen stv. sin güete ist . . . ingevlozzen und
inerbilden subst.inf. Dä muoz . . . ein merklich ingeborn von der ungebornen güete 10,6
1. zuo gehoeren, als dem schuoler ze der kunst invluz stm. keinen . . . i. in den gerehten 12,20;
209,3 i. der obersten natüre 45,4; von invluzze des
ingän stv. 187,2; 197,2 mänen 45,8; enpfenclich . . . des götlichen
inganc stm. diu séle hät einen heimlichen i. in invluzzes: 429,6, 9, 11; 430,5

584
Wörterverzeichnis

invüeclicher adp. comp. got kan sich f. vüegen kappe stsrof. als min k. umbe min houbet ist
ze mir . . . 402,7 228,4
inwendic adj. 206,6; 290,5, 7, 10; 292,3 – sin in kelte stf. 17,7; 32,6; 33,13
wendigen bilde 276,8; alliu dinc sint den in kennelös adj. von bekennenne k. 428,8
wendigen menschen ein inwendigiu götlichiu kennen srop. 288,7; 308,6
wise 277,2; dazouge ze disem inwendigen kéren snop. 16,6; 112,5; 191,3; 211,3; 276,11; 421,5;
werke kéren 291,8; ein üzwendiger mensche refl. 12,3, 5; 14,14, 15; 16.2, 5; 113,27; 114,4;
und ein inwendiger mensche 422,1 207,6; 277,7; 299,4; 420,2 – daz des menschen
inwendic adv. 212,7; 226,8; 248,11; 258,5; 259,6; wille in got si gekéret 263,6; man sol dazouge
265,9; 276,5 – der win kome i. 52,13 ze disem inwendigen werke k. 291,8; refl. wol
inwendicheit stf. 207,3; 210,3; 251,4; 406,2 – ein möhtest dü . . . dich alsó krefticlichen k. von
krankiu i. 256,2; gegenwertic haben sine i. allen sünden . . . und dich alsó krefticlichen ze
276,12; diu i. enkéret sich niht ze den fünf gote k. 245,6, 7
sinnen 420,2; só stuont doch alzit ir i. in einer kerne snom. 118,27 – bluome und k. der saelicheit
unbewegelichen abegescheidenheit 422,6 116,24
inwesende part. adj. i. . . . in des vaters schöze kestigen snov. 48,3
46,8 kiesen std. 289,3
inwonende part. adj. von dem inwonenden gote kint stn. 35,1, 2; 185,4 – der guote . . . ist . . . ge
265,9 born k. und sun der güete 9,8; Natüre machet
inzuc stm. in einem inzucke, als sant Paulus den man von dem kinde . . . aber got machet
was 221,5 den man vor dem kinde 118,7, 8; gotes k.:
irdisch adj. 113,6; 411,9 – den irdischen men 41,10; 112,22
schen 109,16 kintheit stf. 288,8
irren snop. 194,3; 425,7 kirche srof. 201,1, 7; 203,4 – ein edelriu stat diu
irrunge stf. äne i. siner inwendicheit 251,4 k. dan diu sträze 203,9; in hindert . . . niht
isenin adj. 307,9 aleine diu sträze, sunder ouch diu k. 204,6
itel adj. 28,5; 30,5, 6, 8; 32,10 – beweget . . . ze kiste srof. 298,8
iteln éren 213,3 kiusch (e) adj. 115,17
itel subst. adj. i. machet wazzer ze berge üf kiuscheit stf. 274,6
klimmen 29,12 klage stf. 17,3; 39,13; 43,8; 419,7
itelkeit stf. 30,7; 32,8 – valle in den menschen klagen snop. 19,9, 14, 15; 20,11; 27,4, 6; 36,2; 37,5,
manigerleie i. 114,8; alliu din unmaezicheit 17; 51,10; 54,6; 57.3; 110,15; 304,1; 305,10; 306,1;
ervülle mine i. 267,5 422,5
itel-sin subst. inf. i.-s. wandelt die natüre 29,11 klagen subst. inf. 19,15; 37,12
klär adj. 229,10
klein(e) adj. 13,17; 20,5; 39,14; 40,21, 22; 59,23;
jagen snop. 32,14, 17; 33,1 – daz dü vor jagetest, 60,2; 186,1; 229,4; 254,9, 12; 255,1; 278,1; 283,6;
daz jaget nü dich 200,5 289,9; 300,5; 408,11; 412,3 – só machet dazviur
jämer stm. 236,4; 237,4 alsó k. daz holz 33,12
jämerkeit stf. 114,8 kleine subst. adj. 58,18; 60,4; 195,2 – vergibet er
jär stn. 12,1; 26,9, 10, 12, 13; 36,7, 11; 39,6; 40,12,
. . . vil gerner gröz dan k. 243,7
14; 60,9, 10; 234,8; 284,5, 6
kleinvüege adj. kein dinc só k. 404,4; Der (=
jubilieren subst.inf. 220,1 Gott) ist alsó einvaltic und alsó k. 404,5
jubilus 221,2 kleit stn. 228,5; 255,5, 7; 258,8 – daz üzerliche k.
junc adj. 109,19; 277,9 256,2
jungeste subst. adj. sup. "Ich bin'. sprichet got, klöster stn. 192,2; 300,11
'der érste und der j. 115,1 klüse snof. 192,2; 300,11
jünger snom. 431,1 kneht stm. 48,15
juncvrouwe srof. 115,16, 17 collatio: dó sie säzen in collationibus mit einan
der 185,6
kalt adj. 17,6; 35,11; 264,9 kolvarwestf. 28,15
capitel stn. 416,9; 417,8 komen stv. 12,4; 14,9, 15; 17,9; 18,12; 20,11; 22,15:

37* 585
Wörterverzeichnis

24,2, 12; 32,5, 16; 34,1; 35,9 u. ö. – herre, kröne stf. 427,5, 6
niergen ensende mich, dü enwellest danne krump adj. 60,15, 17
selber mite k. 18,10 künftic adj. 416,11
contemplieren subst. inf. 186,2 künic stm. 19,8; 48,10; 49,2; 53,13; 54,21; 56,17;
kör stm. in den understen k. der engel 272,9, 11 57,1; 58,5; 114,7; 406,2
korn stn. 231,6 künicriche stn. 194,5
kösen snop. 16,8; 110,5; 225,11 – köset mit im und künne stn. 285,8; 307,8
sprichet mit dem schaden, und der schade künnen an. p. sol er die kunst k. 207,10; (Der)
kóset wider mit im 16,4 mit gote wol künde: 231,7; 232,6
kösen subst. inf. Der selbe boese geist hät alle kunst stf. 25,10; 110,9; 208,5, 7; 209,4 – sol er die
zit sin k. mit dem üzern menschen . . . der k. künnen 207,10; er lernet ez und gewinnet
slange häte sin k. mit vrou Even 110,3, 4 die k. 208,3; daz er daz werk siner k. wil
koste stf. 58,1 üeben 208,8; dennoch würket er sin werk üz
kosten snop. 197,4; 210,10 siner k. 208,10
kouf stm. ein glich widergelt und glicher k.: kuofe srof. sprach der, der in der kuofen blöz
197,2; 295,3 saz (= Diogenes), ze dem grözen Alexander
koufman stm. 59,23 300,2
kraft stf. 11,5; 117,13, 14; 118,1, 2, 3, 4; 190,13; kürsen stf. 37,14, 15
191,2; 206,8; 210,10; 211,13; 248,9; 265,4, 5; kurz adj. 26,11; 54,12; 60,3; 245,6; 284,4; 288,1
266,6, 7; 271,6; 276,11; 284,10; 290,5; 296,6; kürzliche(n) adp. 28,8; 268,6; 279,11; 410,4
298,3 – von der k. und in der k. des einen
33,2, 3; diu verborgen k. der natüre 34,5; mit laben snop. 112,2
den zwein kreften der vernunft und des lachen snop. 60,21
willen 212,5; in der k. der götlichen riuwe laere adj. 1. sin aller créatüre ist gotes vol sin
237,8; krefte (kraft) der séle: 11,6; 28,16; 29,3; und vol sin aller créatüre ist gotes l. sin
242,5; 419,11; 420,1, 7, 9: 421,3, 4; 427,6; (die) 413,3,4
obersten krefte: 213,4; 270,12, 13; 271,4; 272,2; lägen srop. 253,11; 296,7, 9 – durch in läget er
die nidersten krefte: 270,12; 271,1, 6, 8 heimliche alle zit des innern menschen 110.5
krank adj. 11,5; 59,4; 113,16; 215,3; 256,2 lanc adj. 11,25; 12,1; 34,19; 118,26
krankheit stf. 26,3; 213,11; 249,5, 11; 255,3; 260,5 lange adp. 37,7; 50,3, 21:54,15; 60,9; 282,11
créatüre stsnof. 12,11, 12, 22; 13,2; 14,13, 14; 15,2, langer adp. comp. 59,8
3; 17,16; 18,2,4; 19,3; 21,16; 26,15; 27,7; 29,16; lant stn. 45,2; 59,24; 109,2, 21; 111,4; 118,21 – daz
30,3, 8; 31,1; 32,9; 35,10; 36,16; 37,2, 3; 38,9; heilige l. 18,10
39,5; 40,16; 41,8; 46,17; 50,19; 58,24; 109,9; laster stn. 412,2
116,10, 12, 13, 14, 15; 118,10; 119,3; 205,9; läsür stn. 28,14
209,10; 216,5; 228,10; 234,3; 241,2, 3; 245,1; latin stn. 115,20
269,7; 277,7: 296,1; 303,9; 401,4, 7; 403,10, 11; läzen std. lassen 36,3; 58,6, 15; 197,4; 205,6; 234,1,
405,8, 9; 406,3, 4, 6; 412,7; 413,4, 7; 414,1; 415,4; 2; 256,11; 258,1, 2; 264,5; 275,8; 279,6; 281,13;
418,4, 5, 8; 427,8; 430,1, 3; 432,9 – diu leidige c. 290,11; 304,8; 307,2; 308,5; 410,2; ablassen von,
19,7; dü muost von nöt die créatüren üzgiezen verlassen 24,3, 7, 14, 15, 17; 32,5. 4; 35,14, 20;
28,6; daz dü blöz sist aller créatüren, alles 45,12; 194,4, 5, 6; 195,1, 3, 5, 7; 211,8; 221,7;
tröstes von den créatüren 29,15; er bekennet 222,2, 3, 4; 225,3; 231,3; 247,4; 254,7, 12; 286,3;
got und c. in einem 116,19; begründet mit den 300,9; 428,10; refl. sich lassen 187,8; 193,3;
créatüren 277,13; unvride kumet von der c. 194,4; 195,5; 196,7, 8; 282.3, 11; überlassen
und niht von gote 308,8 57,14; 256,9; refl. sich hineinlassen in 281,8;
kreftic adj. 20,1; 38,4; 39,16; 190,1, 3, 6; 216,11 unterlassen 221,2; 223,9
krefticliche adp. 28,2; 53,17; 191,1; 207,9; 211,12; läzen subst. inf. 196,5; 199,6; 246,8
216,4; 245,6, 7 leben stn. 9,15; 10,7, 8; 13,9, 10, 19; 22,20; 44,16,
krenkeste subst. adj. sup. diu natüre beginnet 18; 46,2; 59,11; 116,5, 30; 117,20; 196,8; 211,8;
irs werkes an dem krenkesten 118,5 231,5; 240,2; 246,7; 249,6; 264,2; 279,8; 289,4, 11;
kriechen sto. 112,6; 433,7 303,1; 304,4 – volkomen vergezzenlicheit zer
kriuze stn. 45,15, 16, 17, 22; 46,7; 419,7 gancliches und zitliches lebens 112,21; üz

586
Wörterverzeichnis

einem sündigen lebene in ein götlich l. 232,7; léren snop. 20,9; 21,18; 43,6; 60,28, 29, 30: 109,2:
Von . . . saeligem lebene 244,4; eines niuwen 225,8
lebens 284,9; 289,11; dazl. der éwicheit 274,6: lernen snop. 28,7; 207.5, 7, 8, 10; 208,5; 211,7, 9:
(daz) éwige l.: 21,14; 24,2, 5; 36,4; 42.7; 111,2; 225,1; 257,1; 275.10: 279,6; 281,5: 282,11; 291,5,
112,23; 117,22; 188,7; 240,1, 2; 432,2 5; 296,2
leben srop. 9,16; 19,7; 26,13; 111,1, 23: 112.17; lesen sto. 43,9; 48,16; 56,17; 57,5; 61,11; 247,4;
284,5; 411,9, 10; 420,5 291,8; 400,2 – messe l. 186,2; tüsent psalter
leben subst. inf. 13,3; 246,9; 273,1 gelesen 227,9
lebende part. adj. 26,8; 113,5, 8, 11, 13 lichamesrom. 248,8; 268,10; 271.5 – gesterket
ledic adj. 12,3; 35,10; 43,8; 190,5; 208,6; 209,2; von sinem lichamen, só wirt din I. erniuwet
231,5; 401,7; 403,11; 410,2; 421,8; 427,1, 2; 430,3 266,2, 3; unser 1. und der sine ein l. 266,5; l.
– ie . . . lediger daz gemüete üf got vellet unsers herren: 200,3; 262.6. 8: 265,6; 268.10;
262,2: Man sol daz lernen, daz man in den 272,5, 7: 273,1, 5; 274,9
werken l. si 275,10; ie disiu armuot volkome liden stn. 20,21; 45,18; 46,1; 48,2; 114,8; 229,4;
ner und lediger ist . . . 299,1; ie lediger, ie 230,7; 256,10: 257,6, 8; 258,3 – só ich vindelüter
eigener 299,5; ledic gemüete 190,5, 6, 8, 9 l. durch got und in gote, dä vinde ich got min
ledicliche(n) adp. 271,7; 278,8 – só schribet er l. l. 54,6 -

208,6; daz man alsó gewone l. ze würkenne liden std. 15,12, 15; 17,14; 20,21; 23,14, 15; 24,1;
291,7 26,4; 39,16, 17, 19, 20; 40,5; 41,18; 44.13, 18, 19:
lediclicher ado. comp. 248,2 45,13; 46,5; 47.23; 48,5, 7, 8; 49.5, 7, 8, 11, 13;
legen snop. 198,7; 248,7; 417,4; 424,5; 430,6, 11: 50,3; 51,5, 6, 7, 8, 19, 21: 52,1, 2. 25; 53,2, 8;
431,3 – Man sol sich selber . . . l. in den guoten 54,8, 9, 10, 12, 19, 20:55.12, 15, 17, 20; 56,3, 10,
und liebesten willen gotes 283,3 11; 57,7, 11; 59,25; 60,4; 112,15; 229,3. 7, 8;
leide stf. 22,15 234,8; 235,1; 287,4, 10; 301,7; 304,9; 305,3, 6, 9:
leidic adj. 12,6, 16, 17, 19; 13,1; 20,5; 35,18; 45,20, 403,7, 9; 414,7; 415,5 – der guote mensche wil
21; 53,11; 59,5 – daz ich I. wirde 14,12, 16: diu und wölte alle zit I. durch got, niht geliten
leidige créatüre 19,7 hän; lidende hät er, daz er minnet 44,11, 12:
leisten snop. 197,4; 297,4; 298,6 – allez, daz man daz got só gerne mit uns und durch uns lidet,
geleisten mac an sinnen und an kreften 210,10 só wir aleine durch got l., daz er lidet sunder
leit stn. 8,8, 11, 13; 11,22; 12,2, 3, 4, 14; 14,6, 9, 11: l. 51,12; allez, daz der guote mensche lidet
15,9, 15; 16,10, 11, 12; 17,10, 14; 19,14, 15; 20,21, durch got, daz lidet er in gote, und got ist mit
22; 22,12, 14, 15; 23,1, 18; 27,1, 2, 3, 8, 11; 28,2; im lidende 53,20; got enmöhte enkeine wis l.,
daz sine vriunde . . . sunder l. enwaeren, ob
35,1, 2, 9, 13, 21; 39,13, 17; 45,16, 18; 48,2, 18:
sie niht enmöhten unlidende l. 54.16, 17
49,16; 53,7, 15; 55,15, 16, 17, 18:56,9, 14; 59,22:
112,15; 236,4, 5; 237,4; 406,5; 412,2; 433,9 – só liden subst. inf. 9,2; 20,13; 25,8, 21; 37,12; 39,13,
ich l. und untröst minne 14,12; der sich kéret 17, 21:40,3, 4, 5; 44,12; 48,17; 49,16, 20, 21;
ze dem schaden und ze dem leide 16,2; allez 50,6, 7; 51,1, 2, 3, 4, 10, 17; 52,3; 53,7; 54,1, 5,
l. kumet von liebe und von minne 17,9; só ist 11, 16, 17; 55,18; 57,4; 225,2; 229,2; 246,4, 8;
mir sünde leit äne l., als got hät l. aller bós 271,2, 5; 275,8; 403,11; 433,4, 5 – Alliu ir sae
heit äne l. 22,11; só er durch got lidet l. und licheit ist l., niht geliten-hän 39,18; ein vür
schaden 49,11; wie mac mir danne liden l. ganc und ein verlust lfdennes durch got 40,1;
gesin, só liden l. verliuset und min I. in gote L. ist im só wünniclich, daz l. enist im
ist und min I. got ist 54,2, 3 niht l. 51,13; waere uns reht, só enwaere ouch
leit adj. 14,10; 232,3; 304,8 – ist mir sünde I. äne uns l. niht l. 51,14; daz got mit uns ist in
leit 22,11 lidenne 53,16; Ist min l. in gote und mitlfdet
leiten snop. 31,3; 46,14; 268,7; 307,7 got, wie mac mir danne l. leit gesin, sól. leit
verliuset 54,1, 2; in dem lidenne hät der
leiter stm. ein l. . . . der fünf sinne 420,3 mensche etwaz üfsehennes üf die créatüre
lenge stf. 40,19; 41,1 403,10; Daz snelleste tier, daz iuch treget ze
léraere stm. 402,1 – der l. der wärheit 274,6 dirre volkomenheit, daz ist 1.433,2
lére stf. 8,9, 14; 11,20; 39,1; 46,1; 49,20; 60,27; liden-suln subst. inf. hazzet er minner 1.-s. dan
112,4; 114,2; 116,8; 230,6 geliten-hän 40,3

587
Wörterverzeichnis

lidungestf. 231,8 – diu l. der sinne und der 204,2, 9; 207,5; 209,7; 210,5, 11; 211,11; 219,1;
nidersten krefte 271,7 220,6; 225,6; 226,10; 230,6; 235,8; 240,4; 244,5;
liebe stf. 12,16; 14,9; 17,9, 10; 25,12:49,14; 264,3; 249,5, 8; 250,8; 252,1, 5; 259,3; 281,17; 288,6:
433,9 290,1; 303,1; 306,3; 307,1; 416,6; 417,3; 418,2;
lieber adp. 47,9; 428,12; 429,4 420,5, 6; 421,4, 5; 431,8; 433,5 – wise l. 9,1; alle
liebeste subst. adj. sup. 235,6 die heiligen l. hänt gesprochen in dem geiste
lieht stn. 26,1; 36,18, 19; 41,9; 114,9, 13; 229,10; gotes 43,1; grobe l. 43,8; Tumbel. 56,1; an den
230,5, 6, 7; 428,9 – in dem natiurlichen liehte worten guoter und wiser l. 56,15; vrome l.
der vernünftigen séle 11,21; got in sinem göt 59,10; ungelérte l. 60,29; näch dem bilde
lichen liehte 26,15; in dem liehte stän der guoter und heiliger l. 112,1; werltliche 1.195,3;
éwicheit 60,25; bekantnisse ist ein l. der sèle die beitenden l. sint wacheric 210,6; allen vol
116,10; mit einem sunderlichen liehte 240,4: komenen minnenden liuten 240,6; guote l.:
ein unreht l. 242,5 19,13; 54,10, 16; 55,12; 56,5; 112,4; 260,1
liep stn. 23,1; 406,5; 412,1 liutern srop. 432,7 – liutert in von allen zer
liep adj. 17,12; 24,9, 11, 12; 26,8; 27,13; 28,1; genclichen dingen 413,3
47,15; 48,15, 19; 54,15; 57,18; 58,5; 190,11; lobelich adj. 190,6; 252,12; 270,2; 271,10
225,9; 235,4; 241,8,9; 245,2; 264,7; 272,1; 284,11; loben snop. 38,15; 207,1; 213,8; 218,6; 268,3; 270,2;
303,2, 4, 6 – den . . . liebesten willen gotes: 402,1, 3; 403,6; 404,8, 9; 405,7; 409,7
283,3; 285,1 locken srop. 33,2 – Ze ein locket und ziuhet got
ligen stv. 21,2; 39,2, 6; 45,7; 55,6; 113,22, 23; 46,16
116,24, 28, 29; 117,17; 118,15; 196,3; 199,2; lón stm. 43,24; 46,2; 213,9; 214,6, 7; 243,8; 281,5;
201,1; 205,1, 2; 215,4, 7; 216,2; 219,7, 8; 250,2; 301,8
251,2, 6; 257,8; 258,3; 259,1; 270,1; 273,5, 6; lönen snop. 247,10; 416,7
280, 2; 293,6; 294,7; 295,7; 297,1 – ennimet er lop stm. 38,15, 17; 268,5; 292,4; 304,10
keinen menschen ligende 288,3 lös adj. 27,2
lihen stp. 36,14; 37,5, 6, 9, 13, 18; 420,10 – wir loesen snop. 110,16
suln alliu dinc haben, als ob sie uns gelihen louf stm. 32,15 – der louf enist niht anders dan
sin 296,5 ein abekéren von allen créatüren 427,7
liht adj. 39,12; 40,13; 45,10; 47,21; 59,13 loufen stv. 112,4; 427,5, 6 – alliu wazzer, daz ist
lihte adp. 52,2; 204,3; 213,2, 3; 220,8; 242,4; alle créatüren, vliezent und loufent wider in
254,10; 287,9 – vil lihte: 24,1, 3; 26,7, 13; 35,20; irn begin 31,2
46,19; 54,15; 57,1; 58,11; 213,6 loup stn. 118,28
lihticliche(n) ado. 209,7; 275,7 lückern subst. inf. só gibet unser herre daz
lip stm. 8,8; 11,4; 17,2; 57,19; 59,18, 25; 60,3; solchen liuten durch ein l. und durch ein
110,16; 266,8; 269,4; 296,5; 433,5 – 1. und (oder) reizen 220,6
geist: 109,8, 10 luft stm. 30,6; 32,6; 36,17, 19, 20 – daz dazwazzer
liphafticheit stf. swer allerleie gedenke, allerleie gröber ist dan der l. 60,16; in lüterkeit des
l. und bilde inne bekennet 60,20; daz selbe luftes 60,18
spriche ich ouch von stat und von l. 116,1 lust stm. 18,12; 19,11; 28,14, 16; 29,6; 34,16, 18,
liphafticliche ado. 109,14 19; 278,10; 281,4; 431,3, 4; 432,4 – der unge
liplich adj. 59,1; 223,4; 265,4, 5; 296,3; 411,8; ordente l. 432,6
420,5; 431,6, 10; 432,4 – daz lipliche viur 31,7; liisten snop. 49,1; 112.10
ein l. werk 254,2; gespenet von liplichen lustic adj. ie ir daz werk lihter, williger und
hindernissen 266,1 lustiger ist 39,12
lipliche(n) adp. 213,3; 221,4 – geistlichen . . . lustlich adj. wünniclicher und lustlicher 45,5
nächvolgen und niht l. 253,9 lüter adj. 10,5, 16; 12,13; 15,11, 15; 25,2; 38,21;
liuhten srop. 26,1; 38,15; 111,21; 113,26; 114,10, 52,18; 114,16; 118,27; 401,6,9; 423,1, 2, 4; 428,4,
15; 197,8; 205,10; 209,1; 230,5; 276,2 – dem 7, 11; 430,2 – von lüterer minne der lütersten
liuhtet got 210,15 güete 22,16; glich dem lütern viure, daz äne
liute st.pl. 17,4; 24,10; 43,12; 55,11; 56,9; 59,7, 8; alle mittel haftet unden an dem himel 31,8;
60,12, 22; 112,9; 113,12; 116,23; 191,5, 7; 192,7; daz er daz l. ein ist sunder alle zuovallende
193,5, 6; 196,8; 197,67; 200,10; 201,3,4, 7; 203,7; menge underscheides 53,18; ich vinde l. liden

588
Wörterverzeichnis

durch got 54,5; ein l. üzgän des dinen 188,4; mannesname snom. daz die vrouwen daz houbet
werdent im alliu dinc l. got 201,12; ein l. niht bedecket hänt und die mannesnamen blöz
262,1; in einem lütern entwerdenne willen 114,2
und begerennes 283,5 mantel stm. 37,14
lüterkeit stf. 11,7; 403,4; 412,6, 9 – in l. des mark stf. 15,17; 16,6, 15; 23,17; 56,1, 2, 3; 300,10
luftes 60,18; abegescheideniu l. enkan niht mark stn. daz m. oder den kernen des hoehsten
beten 426,7 boumes 118,27
lüterliche(n) ado. 24,13; 26,3; 42,14; 202,1, 3 – marter stf. 414,7
kére dich l. ze gote 12,4; minner oder mé l. mäse srof. Só enmac kein üzgancsó kleine ge
von gote aleine geborn 41,14 sin, in dem diu abegescheidenheit müge äne
lüterlicher ado. comp. nimet si got l. 32,10 mäsen bliben 409,1
materie stf. 424,9
mäc stm. 8,6; 23,13; 256,7; 296,6 mäze stf. 229,6; 238,2; 241,9; 302,2 – äne m. und
machen snop. 9,6; 12,6, 16, 17, 19: 13,1; 15,13; äne wise 38,11
21,1; 26,14; 30,5; 41,21; 45,20, 21; 47,6, 9; 49,2; meinen srod. 10,21; 11,1, 6; 18,10; 24,1, 3; 26,1;
52,8; 57,9, 16, 17; 58,17; 59,12; 60,10; 61,3; 29,8; 31,6; 33,5; 34,20; 40,10; 42,4; 45,13; 46,7;
118,6, 7; 186,4; 199,1; 214,8; 226,4; 232,8, 9; 47,4; 50,16; 53,2; 56,8; 60,5; 114,1, 11, 13, 17;
243,7; 252,10; 286,4; 302,2; 423,8; 432,8; refl. 115,20, 24; 190,11; 192,6; 200,2; 202,6; 203,6;
429,9–ist gemachet und geschaffen, wansin va 204,4; 206,9; 224,2, 4; 230,2; 235,8; 246,9; 248,1,
ter ist créatüre gemachet oder geschaffen 12,11, 2; 252,13; 253,9; 263,3, 7; 272,4; 278,14; 285,1;
12; itel machet wazzer ze berge üfklimmen 288,4; 296,7, 9; 299,2; 305,1 306,7, 9; 411,9;
29,12; só machet daz viur alsó kleine . . . und 430,5, 6 – vater meinet geburt und niht glich
machet daz holz im selben, dem viure, glich nisse und meinet daz ein 35,5, 6; er . . . mei
33,11, 13; só ein meister bilde machet von net aleine got 201,11; M. wir denne got lüter
einem holze 113,18; geschaffen und gemachet lichen 202,3; Merke, wie dü dinen got meinest
114,14; Natüre machet das holz ze dem érsten 203,3 -

warm und hitzic, und dar näch só machet meinen subst.inf. an einem . . . meinenne gotes
si daz wesen des viures 118,8, 9; daz enhaete 205,3
sie nie muoter gotes gemachet 226,2; lip und meinunge stf. 202,7; 203,2; 205,5; 206,4; 211,13;
sèle, die einen menschen machent 269,4 252,5; 259,10; 263,1; 266,6; 275,9; 277,15 – in
machende part. adj. ein machender wille und solcher m.üf einen stein treten, ez waere mér
ein gewenter wille 280,5 ein götlich werk . . . 200,1; din m. minner
maht stf. 10,18; 217,10; 251,4, 9 abegescheiden waere 200,3; in solcher andäht
maget stf. 115,17 und m. 272,7
mál stn. 37,4; 44,21; 48,16; 50,5; 51,4, 16, 19; meiste adj. 22,12; 232,9; 271,2
52,1; 115,16; 272,9; 273,2; 281,10 meiste subst. adj. sup. 294,2, 5, 6
man an. m. 48,19; 110,5 – von mannes willen meister stm. 19,17; 21,15; 28,9; 29,5; 34,17; 36,20;
10,19; Bi dem willen des mannes 11,5; Der 52,20; 109,24; 115,13; 116,12; 117,13; 404,8; 410,7;
m. in der séle 110,6; Natüre machet den m. 419,9; 428,9 – die heiligen und die heideni
von dem kinde . . . aber got machet den m. schen m. 15,15; ein gröz m. 111,18; der gröze
vor dem kinde 118,6, 7 m. 113,4; só ein m. bilde machet 113,18; heide
mäne snom. von indrucke und von invluzze des nische(r) meister: 20,12, 16; 59,12; 60,25;
mänen 45,8 111,10; 115,13; 400,2
manen snop. 35,3; 59,17; 235,9; 250,8 mengestf. diz üzer werk noch sine m. 40,18;
manic adj. 16,14; 36,4, 7, 11; 60,5, 10; 213,7; mit m., mit teile 41,6; entriuwet aller m. 41,15;
259,4 blöz allerleie m. 41,19; alle zuovallende m.
manicwalt adj. 52,3 53,18
manicvaltic adj. m. sint gotes barmherzicheit menige stf. 192,8; 202,5; 203,5; 254,11; 276,1, 3,
37,12 10
manicvalticheit stf. 243,1 – als got kein m. en mensche snom. 8,5, 10, 12; 10,21; 11,1, 2, 9, 10, 15,
mac zerströuwen . . . dá alliu m. einez ist 22; 12,8, 22; 13,5, 16; 14,1; 15,1, 17, 18; 16,14
und ein unvermanicvalticheit ist 202,8, 10 u. ö. – Wie mac danne ein m. sich vermezzen,

589
Wörterverzeichnis

daz er ein himelischer m. si 20,4; von des natiurlichiu menschlichiu tugent 38,3; näch
érsten menschen sünde 25,19; wie edel der m. irm groben menschlichen sinne 43,9
geschaffen ist in siner natüre 109,3; der m. menschliche subst. adj. sprichet diu geschrift
hät in im zweierhande natüre: lip und geist von dem menschlichen 109,11
109,7; in uns ist ein m. üzerlich und ein ander menschliche ado. m.ze sprechenne 58,4
m. innerlich 109,11; daz nemmet diu geschrift mer stn. 59,24 – ein trit waere bezzer in dem dan
allez den alten menschen, den irdischen men über m. gegangen äne daz 227,10
schen, den üzern menschen, den vientlichen mé (r) adj. 28,1; 206,6, 12; 213,9; 218,11; 219,5, 6,
menschen, einen dienstlichen menschen 109,16, 8, 9; 220,8; 221,8; 234,10; 238,2; 241,9; 242,5;
17; Der ander m., der in uns ist, daz ist der 243,8; 245,4, 5; 248,5; 264,6; 270,3; 271,9; 297,1
inner m., den heizet diu geschrift einen – gebunden ze mérer minne 233,6; ein mèrer
niuwen menschen, einen himelschen men leit 236,4
schen, einen jungen menschen, einen vriunt mé(r) ado. 30,11; 194,5; 196,8; 200,2; 203,5; 207,1,
und einen edeln menschen 109,18, 19, 20; M. in 2; 209,14; 213,8; 216,7; 221,4; 227,7; 229,6;
der eigenschaft sines namen in dem latine 230,8; 237,5; 238,10; 241,9; 244,2,3; 245,4; 246,5;
115,20; Ouch enmachet kein dinc einen wären 252,5; 253,11; 254,6; 256,11; 263,11; 270,2; 273,2,
menschen äne dazüfgeben des willen 226,5; 9; 281,8,9; 282,8; 291,2; 294,1; 298,4, 7; 414,2, 6
lip und séle, die einen menschen machent – minner noch (und) mé(r): 10,4; 25,13, 14;
269,4; in einem jungen menschen 277,9; der m. 34,1; 54,5; 116,7; 187,9; 197,2; 263,10; 298,7
solte werden ein gotsuochender in allen din mér pron. 195,1; 199,6; 217,6; 220,4, 232,8; 239,3;
gen und gotvindender m. 289,12, 13; den re 244,2, 3; 245,3; 270,5, 7; 297,3, 4; 300,4; 411,5
delichen menschen 15,8; Der reine m. 18,15; méren snod. 40,19; 235,11
ein rehte volkomen m. 21,7; ein volkomen m. merken snov. 22,20; 23,1; 32,3; 35,12; 37,16, 198,7;
40,11; der sieche m.: 52,11; 57,8; 221,6; ein 199,1; 201,2; 203,3; 212,12; 216,8; 217,1; 219,5;
richer, gewaltiger m. 58,5; maniger grop m. 250,7; 253,14; 264,3; 270,11; 283,9; 415,1; 429,1;
60,5; der anehebende m. 211,11; in dem ge 430,12; 431,8; 432,3; 433,1; refl. 252,1 – man
rehten menschen 212,11; einem minnenden merke ez oder man enmerke ez niht: 192,5, 6;
menschen 260,6; ungeüebeter m.: 275,11; 278,4, 283,1, 2
12; den geüebeten menschen 277,2; Dem rehten merklich adj. ein m. inerbilden 209,3
menschen 284,3; ein wär arm m. 299,10; ein merkliche(n) adv. 29,7; 39,19 – siner vernunft
geistlicher m.: 419,13; 421,2; vernünftigen m. gebrüchen 210,2
menschen: 432,3; 433,1; üzer (lich), üzwendic messe stf. 186,2
m.: 109,12; 110,3, 11; 111,7, 10; 213,2; 419,10, mezzen stv. 302,3
11; 420,1; 421,5, 7; 422,1, 3, 8; inner, inwendic michel adj. 118,25
m.: 110,45; 111,2,9; 419,12; 420,8; 421,6, 7; milch stf. só der mensche ... labet sich noch mit
422,1, 3, 9; Der érste grät des innern und des milche 112,2
niuwen menschen 111,22; daz ende des innern milestf. 58,19, 20; 216,8
menschen und des niuwen menschen ist éwic milte stf. 39,16
leben 112,23; edel m.: 45,2; 109,1, 21; 111,3; milte adj. 58,18; 61,10; 414,5
113,1; 114,5, 17; 116,6, 8, 17, 18, 20; 117,19; milticheit stf. 54,7
118,20; 119,1; guot m.: 18,5; 19,5, 14; 20,6, 19; minnaere stm. der m. der kiuscheit 274,6
21,3; 22,17; 25,11; 26,16; 43,18; 44,11, 21; 49,19; minne stf. 14,13; 17,11; 20,20; 22,16; 26,4; 29,11;
53,7, 20; 54,19; 55,8; 56,13; 252,2; der gerehte 30,10; 31,3; 32,5, 7, 13; 35,11; 42,11; 43,27; 44,9,
und g. m. 13,6, 11; ein g. m., gotes sun in gote 10, 14; 51,21; 53,9, 10, 13; 57,17; 58,7, 13; 111,1;
geborn 43,16; dem gotes sune, einem guoten 112,10, 14; 117,1; 203,3; 206,12; 207,3; 216,3;
menschen 44,17; des guoten menschen herze 218,5, 12, 13; 219,3, 6, 8, 9; 220,2, 8, 9; 221,1, 3,
53,5; ein guoter, wiser m. 59,2; ein guot, göt 7, 8; 222,2; 223,7, 8, 9; 224,1, 2; 233,2, 7; 234,9,
licher m. 59,21 10; 235,11; 238,8, 10; 239,8; 240,7; 243,2; 245,2;
menscheit stf. 430,13 – kéret den rücke der m. 247,6; 253,11; 263,11; 282,9; 283,6; 297,4; 299,5;
und daz antlitze ze gote 112,5; mine alze 402,1, 2, 3, 4; 403,6; 417,4 – allez leit kumet
snoede verdorbene m. 267,7 von liebe und von m. 17,9; lust und m. kumet
menschlich adj. 25,18; 42,19; 211,9; 407,10; 430,9 – von dem, daz im glich ist 18,12; m. und

590
Wörterverzeichnis

neigunge ze vater und muoter 25,15; ein begin minnern snop. 14,7; refl. 264,1 – vriundes mit
und ursprunc der blüejenden, hitzigen m. liden minnert natiurliche diz liden 51,16
30,13; M. hät von ir natüre, dazsi vliuzet und minnewerkstn. man sol solchen jubilus under
urspringet von zwein als ein 30,15; Ein als wilen läzen . . . durch ein m. ze würkenne
ein engibet niht m., zwei als zwei engibet niht 221,3
m.; zwei als ein gibet . . . m. 30,16, 17, 18; kein minniclich adj. 54,7; 57,10; 58,18; 61,10
vride der m. engenüeget mir, biz . . . in der m. minste adj. 415,6
des heiligen geistes 33,6, 7; m., der heilige minste subst. adj. m. 294,5 – Der der m. wirt,
geist, urspringet und vliuzet von dem sune der ist in der wärheit der meiste; aber der der
42,15; verbrant von dem hitzigen viure der m. worden ist, der ist iezunt der aller meiste
götlichen m. 53,5; daz buoch der m. 114,11; 294,4, 5
eine glichem. ze dinem gote 203,10; wesen der minste subst. adj. n. 23,15; 302,6
m. . . . üzbruch der m. 219,4; Des wesens der missen srop. 224,10; 225,4 – daz der guote wille
m. stat ist aleine in dem willen 219,5; ein gotes niht mac gemissen 224,9; der enmöhte
üzbruch und ein werk der m. 219,10; sich an niemer gotes gemissen 230,9
got ze bindenne mit ungeteilter m. 237,6; m. missetät stf. 22,8
enkan niht missetriuwen 241,4; m. vertribet missetriuwen snod. 241,4
alle vorhte 242,7; m. enhät niht vorhte 242,8; missetuon an. v. 237,5; 244,1
m. bedecket die manicvalticheit der sünde missevallen stv. 263,8
245,1; swen got in glicher m. vindet, den ur missevallen subst. inf. 229,5; 236,8; 245,7
teilet er gliche 244,1; von m. minnelös 428,8; mitewizzen subst. inf. in allen dingen ein ver
ungeordente m. 431,12; ordentliche m. 432,1 nünftigez m. haben sin selbes 210,2
minnebaere adj. dium. démüeticheit 407,9 mitewürken srop. daz der mensche dä lerne m.
minnelós adj. von minne m. 428,8 mit sinem gote 291,3
minnen snoo. 9,17; 14,11, 13; 15,2; 17,12; 18,13, 14; mitewürken subst. inf. daz man ein m. haete
21,12, 18; 28,7; 34,7, 8, 9, 12; 38,17, 19; 39,21; mit gote 291,11; wie sol man daz m. gehaben
40,1, 6; 42,14; 43,22, 23; 44,9, 12, 14, 15, 22, 23, 292,1
24, 25, 26; 46,15; 47,18, 20; 49,11; 50,2; 51,20; mitliden stv. daz got . . . mitlidet mit uns 53,17;
56,9; 57,19; 58,1, 2, 5, 7, 10; 60,12; 117,3; 204,4; Ist min liden in gote und mitlidet got 54,2
206,7, 11; 239,1, 3; 241,2; 242,2, 6; 244,2, 3; mitliden subst. inf. vriundes m. 51,16; gotes m.
247,9; 253,2; 263,3; 278,9; 309,1; 402,5; 416,11; 51,18
417,1; 419,13; 421,2, 3 – der sun minnet den mittelstn. sunder m.: 20,1; 117,7; äne (alle) m.:
vater durch in selben 42,16; ein guot mensche 31,9; 285,3; 305,7; só ist dä got daz m. und daz
. min.net got durch in selben 43,16; got naeheste der séle 52,16; Allerleie m. ist gote
minnet durch sich selben . . . er minnet durch vremde 114,21
minne 43,26, 27; swer von gote geborn ist mittels praep. 41,4
gotes sun, der minnet got durch in selben, daz morder stm. 59,24
ist: er minnet got durch minnen-got 44,7 morgen ado. 286,9; 415,7, 9
minnen subst. inf. 9, 10, 11; 13,3; 44,8; 117,21; morgen subst. ado. ir herze vliuget noch in
255,10 gestern, noch in m. 60,24
minnen-got subst.inf. er minnet got durch m.-g. morgenbekantnisse stn. sö man aber die créa
44,7 türe in gote bekennet, daz heizet und ist ein
minnende part. adj. der m. Paulus 223,10; der m. 116,15
getriuwe m. got 232,6; allen volkomenen morgenröt stn. als diu sunne daz m. an sich
minnenden liuten 240,6; einem minnenden ziuhet 428,2
menschen 260,6 müede adj. 11,5; 38,19; 44,9
minnende subst. part. daz man den minnenden müejen subst. inf. 214,8
und geminneten iht dürfe sagen 241,5 müezic adj. 212,4
minner adj. 42,1; 59,1; 117,11; 287,10; 297,3 mügelich adj. 43,12; 59,13; 210,4
minner ado. 42,2; 47,23; 55,5; 194,2; 200,3; 216,11; mügelicheit stf. muoz ez (= das abegescheiden
230,8; 270,1; 430,2; minner noch mér sieh mér herze) stänüf einem blözen nihte, und dar
minner pron. 29,4; 32,9; 283,11; 297,3; 303,7 inne ist ouch diu groeste m. 425,3

591
Wörterverzeichnis

mügen an. v. ez ensol niht berüeren ze mügenne der gebreste ist vil lihte n. 213,6; der (=
noch ze minnenne 255,9 Christus) wart ir natiurlicher sun 226,4; swie
mugent stf. maht und m. 10,18 eigen oder n. ir got si 277,12; waz wir in sines
munt stm. 18,14; 19,1, 2; 34,7, 9; 191,2 (= Gottes) natiurlichen werkes hindern mit
muoten snod. 421,2 unser unbereitschaft 281,2
muoter stf. 24,4, 7, 8, 11, 14, 15; 25,12, 16; 31,10, natiurliche adv. 24,11; 41,16; 43,12; 47,15, 19;
11; 32,4; 112,6,7; 296,1– daz enhaete sie niemer 51,16; 52,3–sówil ich . . . gotes sunn. sin 37,19
m. gotes gemachet . . . alzehant wart si ein natüre stf. 11,6; 15,15; 25,18; 30,11, 15; 31,8;
wäre m. des éwigen wortes 226,2, 3 33,16; 43,19; 46,18; 47,3; 109,3; 110,10; 113,2;
muozestf. 275,3 114,6; 118,6, 8, 17; 205,4; 213,7; 289,1; 407,10;
mürden snop. einer, der gemürdet haete, den 424,4; 425,6; 428,5; 430,9; 433,7 – als wir ouch
man von rehte solte redern 305,5 sehen in der n. 25,9; itel-sin wandelt die n.
29,12; der becher verzige und vergaeze aller
nächgän stv. 274,5 siner n. 30,7; in der natüre 33,10; diu ver
nächgände part. adj. man muoz eine wol geüe borgen kraft der n. 34,5; der undern n... ... der
bete abegescheidenheit haben, diu vor- und obern n. 43,13, 14; gotes würken ist sinn.
n. si 280,8 44,16; in der n. indruk und invluz der ober
nächmäles adv. 235,7; 285,5 sten n. und der hoehsten ist einem ieglichen
nächvolgen srop. 196,2; 249,4; 253,3, 5, 6; 255,2 – wünniclicher und lustlicher dan sin selbes
geistlichen . . . n. 253,9; vernünfticlichen . . . n. eigen n. 45,4, 5, 6; Daz wazzer vliuzet von
253,10; eigenlichen n. 253,12 siner eigenen n. niderwert 45,7; só verzihet
nächvolgen subst. inf, gestrengicheit des näch und vergizzet ez siner eigenen n. 45,9; Gotes
volgennes 250,6; waz dines nächvolgennes dar sun von n. 49,6; der mensche hätin im zweier
ane si 250,7; von dem nächvolgenne der ge handen. 109,8; ein n.gotes 111,14; Underscheit
strengicheit solcher heiligen 253,1 enist noch in der n.gotes noch in den persönen
naehede stf. 434,2 näch der n. einicheit 115,1, 2; Diu götliche n.
naehest ado. sup. 400,5 ist ein, und ieglichiu persöne ist ouch ein und
naeh(e)ste(z) subst. adj. daz n. der séle 52,16; ist daz selbe ein, dazdiu n. ist 115,2, 3; Ouch
Alsó gibet got einem ieglichen daz aller beste meinet daz wort, só man sprichet mensche,
näch dem, daz er erkennet, daz ez sin n. ist etwaz, daz über n. ist 115,25; diun. beginnet
302,5 irs werkes an dem krenkesten 118,5; von dem
nähe adj. 52,5; 118,18; 251,1; 263,9; 277,6; 404,3 innigesten grunde götlicher n. 119,4; näch ge
– dar näch wir naeher sin dem einen, dar näch wonheit der n. 255,6; Got enist niht ein zer
sin wir waerlicher gotes süne 42,3; n. einunge stoerer der n. 288,11; gäbe der n. 295,8; ob er
269,3; Disiu einunge ist vil naeher, dan der (= Gott) würke mit der n. oder ob der n.;
einen tropfen wazzers güzze in ein vaz wines beide ist diu n. und gnäde sin 307,3, 4; der
269,5 mensche von gnäden werden müge, daz got
nähe(n) add. 48,14; 52,23; 112,1; 250,1, 2, 4; 405,4 ist von n. 401,2; von n.: 14,15; 116,11; 220,2;
– wirt diu séle alsón. in got gevüeget 268,11; diu gnäde enzerstoeret die n. niht: 288,12;
diu sèle ist vil naeher mit gote vereinet dan 289,5; gnäde oder n.: 307,1; 308,2
lip und sèle 269,4 nebel stm. ein wolke oder n. zwischen uns und
nähent adv. 250,4 der sunne 113,15
naht stf. 19,9; 38,15; 39,6 – bin. 48,13 neigen snop. tr. 19,8; 109,26; 110,1; 265,8; refl.
name srom. 10,3; 21,19; 41,17; 56,11; 115,23; 306,6; 111,21; 115,21; 405,8; 407,10 – üf daz in aller
428,1 – Mensche in der eigenschaft sines enthalt abegä, dä sie sich üf n. oder enthalten
namen in dem latine 115,20 möhten 260,5; intr. 11,3; 18,13, 14; 19,10; 39,7,
natiurlich adj. 15,9; 14,6; 25,12, 15; 30,17; 32,7; 9; 55,7; 111,6 – ze der zit (ist) geneiget 115,26
38,3; 43,13; 117,4; 188,2; 403,3 – in dem natiur neigunge stf. 18,12; 19,4; 25,15; 39,4; 214,8;
lichen liehte der vernünftigen séle 11.21; in 405,9 – Volkomeniu abegescheidenheit enhät
natiurlicher wärheit 14,3; näch natiurlicher kein üfsehen üf keinen. under keine créatüre
wärheit 36,13; sinen natiurlichen willen ze 406,3 n. ze den sünden: 212,9; 214,1, 4
läzenne 45,12; durch natiurliche tugent 59,11; nemen stv. 8,12; 9,11, 15; 10,2; 23,6, 7, 8, 9, 10;

592
Wörterverzeichnis

24,5, 7; 25,18; 28,17; 29,1, 2, 4; 30,14 u. ö. – ich niergen ado. 18,10; 25,7; 116,4
nime und schepfe diu leit in gotes willen niezen subst. inf. diz saelige n. des lichamen
22,14; allez, daz man dem menschen . . . gene unsers herren enliget niht aleine an üzwen
men mac 50,1; den sunn. und sun werden in digem niezenne, ez liget ouch an einem geist
des vaters schöz 114,20; Underscheit in wesene lichen niezenne 273,5, 6
und in wesunge wirt genomen ein und ist ein niht stn. 116,3, 4, 5; 404,3; 405,4, 5; 425, 3, 5 – ein
115,4; dä des menschen werk ir güete abe lüter n. 262,1; Sistät üf einem blózen nihte
nement 199,3; eine blözheit neme in allen 423,3
dingen 209,1; dehein werk só wol genemen niht(es) pron. 193,8; 194,6; 202,6, 9; 227,2; 261,8;
212,2; sin aller bestez dar inne in dem 403,8; 404,7 – mit nihte: 11,9; 116,2; m. n. be
hoehsten n. 212,6; hundertvalt als vil wider worren 190,9; ze nihte: 428,2, 3, 6; ze n. ge
n. 222,4; daz dü dich niht nähen ze gote bunden 190,9; alle sünde ... werdent só alze
mügest n., só solt dü dir doch got nähen n. mäle ze n. 238,6; nihtes niht: 14,6; 20,2; 22,1;
250,2; daz sacrament . . n.268,9; nim einez von 25,4; 115,10; 263,7; 269,8 u. ö.
gote, und dar in ziuch allez guot 287,2; der niht-hän subst. inf. n.-h., itel-sin wandelt die
getriuwe got nimet einen ieglichen menschen natüre 29,11
in sinem aller besten 288,2; daz man mér mac niht-werden subst. inf, unser wesen enliget an
n., daz der mensche dä werde geworht 291,2; nihte dan in einem n.-werdenne 294,8
nim ez vür eine üebunge 304,8; alliu dinc niuwe adj. 59,9; 232,9; 284,9; 289,11, 12; 417,3, 10;
nemen: daz der mensche a. d. neme, als er des 418,3, 4 – einen niuwen (ge)sanc 38,16; einen
gewünschet habe 20,14; wan er a. d. götliche (des) niuwen menschen: 109,19; 111,22; 112,23;
nimet 207,1; in dem einen sol man a. d. n. von niuwem: 289,12; 416,4
286,2; den lichamen unsers herren n.: 272,7; niuwe(z) subst. adj. Enwaere nilt niuwes, só
200,2; 262,8; 274,9; got nemen: 204,1; 210,3, 11; enwürde niht altes 61,1
211,7; 278,14; Der mensche sol got n. in allen niuwe ado. 279,10
dingen 203,1; Der got alsó in wesenne hät, der noch-liden-suln subst. inf, ein solich mensche
nimet got götlichen 205,10; diu dinc durch ouch hazzet n.-l.-s. 40,2
brechen und sinen got dar inne n. 207,8; refl. nöt stf. 47,16; 48,19; 221,4; 241,5; 277,4; 300,2, 8
sich verre von gote (dá von) genemen: 249,10; – von n. 16,10; 20,9; 28,4, 6; 30,17; 31,2; 32,6;
255,3 35,18; 52,18; 187,2, 8; 231,2; 308,8; 403,5; ze n.
nemen subst. inf. 273,5 420,2
nemmen, nennen snod. 10,4; 109,15; 119,1 nötdurft stf. sin n. an spise und an tranke 17,2;
netze stn. 195,2 der alliu dinc besezzen hät mit n. 300,7
niden ado. hie n. 31,11 nü adp. 'Der vater würket biz nü, und ich
nider adj. 293,7 – die nidersten créatüren 46,17; würke' 9,20
die nidersten krefte: 270,12; 271,1, 6, 8 nutzstm. 36,10; 54,12; 60,2; 212,12; 259,1; 281,4;
nider adp. 39,2; 55,6, 7 430,12
nider praep. 115,23 nütze adj. 54,8; 57,6, 18; 190,6; 196,5; 227,9; 240,5;
niderkeit stf. swelhes natüre hie kriuchet in der 264,5; 272,6; 274,10; 281,13; 431,1
tiefsten n. 433,8 nützen snoo. 230,6; 433,2
niderkéren srop. refl. allez, daz sich der séle nützer adv. comp. só ist ez (= ein Werk) n.
niderkéret 114,3 getän in wärer gehörsame 186,1
nidern srop. dá mite genidert und gedémüetiget nuzboum stm. Birboumes säme wehset ze bir
233,7; refl. 293,2, 3; 294,1, 7 boume, nuzboumes säme in n. 111,14, 15
nidern subst. inf. daz diz n. einez si und daz
erhoehen ein anderz 293,5 obe praep. 406,4 – o. den gedenken des men
niderste subst. adj. daz n. der séle 20,2 schen 205,8 -

niderval stm. in einem nidervalle der gekleide oben ado. 25,3, 17; 44,11; 55,5, 8
ten gotheit 41,5 obenän adp. 39,6 – in dem himel o. 45,8
niderwert(s) ado. 45,7, 10; 236,3 – neigungen. ober adj. 418,1; 426,4; 429,7, 8; 430,4 – oberste
39,4 engel: 13,8; 41,15; oberster vater 20,17; der
niendert adv. 197,5; 265,4; 414,4; 429,3 ober(ste)n natüre: 43,14; 45,5; die nidersten

38 Eckhart, D 5 593
Wörterverzeichnis

créatüren suochent ein, und daz ein bevin rämen snop. Des rämet got in allen dingen,
dent die obersten 46,18; in übernutze der ober daz wir den willen üfgeben 225,10
sten unsprechelicher wisheit 112,18; daz ein rast stf. 34,16; 115,8
ist geborn üz dem obersten gote 115,14; rät stm. 111,2; 225,3 – an räte der arzete 17,3;
oberste abegescheidenheit 434,3; oberste kraft ilet ze lére und ze räte gotes 112,4
(krefte): 29,3; 213,4; 270,12, 13; 271,3; 272,2 raten stm. (Korn-)Raden Dar umbe daz et
oberste subst. adj. sup. daz o. der séle 44,28; wenne r. under daz korn vellet 231,5
siner vernunft an dem obersten gewaltic räten stv. 109,26; 110,1, 14, 18 – der geistraetet
211,4 minne gotes 110,18
offenbär adj. 109,7 – ein o. angesiht 31,7, ein o. rede stf. 33,9; 56,12; 59,4; 118,24; 254,8; 422,6 –
bewisunge 39,1; ein o. glichnisse 113,18 Daz sint die r., die der vicarius von Türin
offenbären snop. 42,20 gen, der prior von Erfurt, bruoder Eckhart
offenbärliche ado. 53,6 predigerordens mit solchen kindern häte, diu
offenlich adj. ein o. bilde und bewisunge 33,10 in dirre r. vrägeten vil dinges 185,1, 5; Alsö
offenliche ado. 35,8 wären kurze r., die hie in vielen 288,1
ofte adp. 260,1; 262,7 redelich adj. den redelichen menschen 15,8; en
opfer stn. daz wirdige o. 268,2 kein r. séle enist sunder got 111,11
opfern snop. 268,2 reden srop. 19,11; 59,9; 225,11; 226.2; 297,5; 409,5;
orden stm. 286,5, 6 410,4; 416,8; 418,1; 422,2, 4 – höhiu wort ze
ordenlich adj. 432,1 redenne 258,8
ordenliche adv. die werdent hie üfgerihtet und redern snop. einer, der gemürdet haete, den man
gote o. erboten 265,8 von rehte solter. 305,6
ordenunge stf. näch natiurlicher o. 117,4; waere regen stm. 17,6; 52,22
der mensche in der o., daz er sölte komen in reht stn. 13,17; 257,4 – von rehte: 253,5; 305,5
den understen kör 272,8; näch wise guoter o. reht adj. 13,15; 25,21; 31,15; 32,1, 5; 45,11; 47,20;
Öre snon. 109,14; 191,2 [274,2 50,9; 51,8, 14; 61,4; 192,1; 201,3 4, 5; 204,9;
ouge snon. 23,13, 16; 24,2; 26,8, 9, 11; 28,10, 15; 206,2; 209,13; 210,11, 15; 211,6; 214,2; 218,9;
29,8; 35,16; 59,15; 60,17; 109,14; 113,16; 117,13; 231,7; 252,5; 257,2, 5; 284,3; 303,5; 306,2; 410,4;
191,2; 238,5; 291,7; 295,7; 299,3; 417,6 411,1, 12; – rehten (und glichen) tröst: 15,3;
öugen snov. daz eröuget in der zit, daz er in 29,17; rehtiu riuwe miner sünden 22,10; reh
der éwicheit hät anegesehen 417,2 ten, ganzen smak des einen 42,11; Der einen
ougenblik stm. 218,1; 224,3; 234,1 stapschaft sihet gestözenen in ein wazzer, den
oven stm. 424,7 dunket der stap krump sin, aleine er gar r.
si 60,15; ist der stap beidiu in im r. und niht
pénitencie stsrof. 244,4, 6, 7; 245,4; 246,3, 4; krump 60,17; ein r. wille: 218,8; 216,1, 3; ie
247, 1, 5 der wille rehter . . . ist 218,11; in rehter vol
persöne stf. 115,1, 2 komenheit 227,5; ein r. himelriche 211,5;
pin(e) stf. 18,5; 35,1, 2; 56,3, 11; 245,5; 246,1, 6 – 301,1
unmenschliche und griusliche p. 59,16 rehte ado. 21,7; 36,11; 39,8; 110,4; 115,9; 197,1;
pinlich adj. pinliche wege 59,24 201,5, 8; 212,2; 224,11; 233,4; 245,4; 263,9; 277,8;
prasteln subst.inf. ein p., ein arbeit und ein 298,6; 305,7, 9; 415,1; 422,12; 431,2 – daz wort
strit zwischen viure und holze 34,2 hät in im, der im r. tuot, drierhande sinne
predigerorden stm. bruoder Eckhart prediger 56,4; der diz wort, daz reht ist, r. sprichet
ordens 185,3 61,4; ein r. götlich wille 216,6
préläte snom. Swenne ich mines willen bin üz reine adj. 49,2 – Der r. mensche 18,13; ein r.
gegangen in die hant mines préläten 187,4 wahs 55,2
prior stm. der p. von Erfurt, bruoder Eckhart reinicheit stf. Der reine mensche minnet alle r.
predigerordens 185,2 18,14
prüeven snop. 48,9; 238,8, 10; 263,9; 282,5 reinigen srop. 432,7
psalter stm. nützer dan tüsent p. gelesen 227,9 reizen srop. refl. 274,3
puncte snom. in einem gegenwertigen puncten reizen subst. inf. durch ein lückern und durch
280,7 ein r. 220,7

594
Wörterverzeichnis

riche stn. 22,1; 45,3; 109,2, 22; 111,4; 118,21; chen wolte reden 297,5; enwaere ichs denne
287,6 niht ein s. noch ein hindernisse mit minen
riche adj. 16,16; 22,1; 39,16; 50,2; 58,5, 17; 267,2; gebresten 301,3
273,8; 294,9 – daz ich nihtes niht enhabe, daz sachen srop. wer dazwerk sachet, des ist daz
ich r. ahte und wizze dan dich r. 22,2 werk 202,2; daz sachet die triuwe 239,1
richeit stf. 112,18 sacrament stn. 265,3 – diu minne ze dem sacra
richlicher ado. comp. 58,9 mente und ze unserm herren 263,11; ie dü
richtuom stm. 194,7; 267,2, 5; 292,3 denne dicker ze dem sacramente gäst 264,4;
rihten snov. wie dine obersten krefte in dinen daz dü daz s. wirdicliche und dicke mügest
got gerihtet sin 272,3; sol sich der mensche nemen 268,9; umbe die vruht des sacramentes
alle zit haben gerihtet gegen den gäben gotes der bihte 274,11; als man ze dem sacramente
279,9 wil gän 275,7
rinne snof. waz künnes diur. si... weder isenin sacramentlichen ado. man sol sich s. dar zuo
oder hülzin 307,8 vüegen 274,1
ritter stm. ein vürste einem r. wol getrüwet sagen snov. 28,8; 32,8; 40,18; 189,5; 203,6; 240,3;
48,11; Ein r. in einem strite 60,2 241,6; 252,3; 408,2; 419,7; 423,3 – und sage im
riuwestf. 235,10; 236,1, 5 – rehtiu r. miner sün als grözen dank 303,2
den 22,10; Diur. ist zweierleie: diu ein ist sagen subst. inf. dazs. möhte getriegen 242,4
zitlich oder sinnelich, diu ander ist götlich saejen srop. 110,8, 12; 431,12; 432,1
und übernatiurlich 236,2; diu götliche r.: saelic adj. 26,6, 14; 41,21; 59,14; 116,27; 117,26;
236,7; 237,9; 238,4; ein ganziur. 238,6 300,6, 12; 305,7, 9; 429,7 – Von der wären
riuwic adj. 16,1; 45,20 pénitencie und saeligem lebene 244,4; diz sae
riuwen subst. inf. mit grózem riuwenne 275,3 lige niezen des lichamen unsers herren 273,5;
rogge snom. 424,6 só wirt man heilic in der zit und s. in der
rok stm. 37,14; 302,2 éwicheit 274,4; dó unser herre von allen sae
rost stm. 113,22; 114,15 ligen sachen (= 8 Seligkeiten) wolte reden
rostic adj. 307,9 297,5; saelic sint die armen des geistes: 22,2;
rouber stm. 59,24 29,7; 42,18; 195,8; saelic sint, die dä lident
rouch stm. 34,2 durch die gerehticheit: 39,19; 44,19; 46,5; 54,9;
rüch adj. der ein (= Teig) wirtschoenebröt, 55,19; 305,3
der ander wirt rücher, der dritte noch rücher saelicheit stf. 21,9; 39,18; 44,16, 19; 46,4; 54,9;
424,8 55,19; 56,2; 112,12, 23; 115,8; 116,28; 117,20;
rücke stm. 16,6; 112,5 118,13, 15; 241,7 – bi miner s. 24,6; die éwige
rüemen snov. refl. 407,3; 408,7; 409,2 s. 60,4; bluome und kerne der s. lige in be
rüeren snop. 47,4, 5; 52,6, 17, 19, 23; 228,2, 3, kantnisse 116,24; in der wurzeln und in dem
5, 11; 229,5; 269,2; 417,7 – Drierleie betrüep grunde der s. 117,27; eine gebrüchunge éwi
nisse ist, daz den menschen rüeret und dren gers. 271,1; daz alliu s. und volkomenheit al
get in disem ellende 8,5; Ouch ist in disen und alzemäle ein beginnen hän in der armuot
worten gerüeret ein gröz teil der heiligen ge des geistes 297,7; in der obersten s. 429,8
schrift 109,5; wil ich sprechen und r. einen saelige subst. adj. die saeligen in dem himelriche
andern sin 116,20; Nü rüeret abegescheiden 21,15
heit alsó nähe dem nihte 405,3 saeligen snov. daz ist in s., daz er uns möhte s.
ruochen snov. 307,3; refl. 306,10 – dá enruoche 279,4, 5
dich, waz er tuo mit dem sinen 227,3 salter stm. 49,19; 54,21; 114,7
ruofen stv. 250,9 säme snom. 111,13, 15, 17; 113,1, 2 – saejet den
ruowe stf. 112,23; 206,13; 429,3 guoten sämen, die wurzel aller wisheit, aller
ruowen snoo. 112,18 künste, aller tugende, aller güete: s. gotlicher
natüre 110,9, 10; Götlicher natüre s. der ist
sache stf. 8,14; 35,12; 57,10, 12; 257,6; 280,11; gotes sun 110,10; s. gotes ist in uns 111,11;
405,7; 408,5; 409,1; 422,2 – der meisten sachen Birboumes s. wehset ze birboume, nuzboumes
einiu 232,9; einer gerehten oder grözen s. s. in nuzboum, s. gotes in got 111,14, 15; wan
282,8; dó unser herre von allen saeligen sa got selber disen sämen ingesaejet und inge

38* 595
Wörterverzeichnis

drücket und ingeborn hät 111,18; s. götlicher schinen stp. 116,23; 220,1,9; 221,2; 291,1; 293,1;
natüre in uns niemer vertilget wirt 114,6 300,9 – diu sunne schinet äne underläz 113,14;
samenen snop. 287,8 – dine liplichen krefte dä só schinet und liuhtet daz bilde gotes 113,26
werdent geeiniget und gesament . . . alle zer schoene adj. 25,9; 114,12; 424,7
ströute sinne des menschen und gemüete diu schoeneste ado. sup. 292,3
werdent hier inne gesament 265,5, 7 schouwen srop. 25,6; 49,1; 60,22; 116,15; 410,8 –
sanc stm. einen niuwen s. 38,16 der geist schouwet got . . . er bekennet, daz
schade snom. 8,6; 13,11, 15, 16; 14,9, 10; 15, 10, 11; er schouwet und bekennet got 116,21, 22; sö
16,2, 4; 17,13; 19,14; 21,5; 23,18; 27,1, 3, 4; diu séle schouwet got blóz 116,29; dazsi got
35,9, 13, 15, 20; 36,9; 47,13, 17, 23; 49,12; 212,6; schouwet 117,3; daz er got schouwet und be
231,2; 234,7; 250,2; 431,10 – Dar umbe lidet kennet 118,14; daz ist sch. got aleine 118,23
got gerne den schaden der sünden 235,1 schouwen subst. inf. 117,21 – Gotes sch. und
schaffen stv. äne üfgeben des willen in allen unser sch. ist zemäle verre und unglich ein
dingen só sch. wir niht mit gote alzemäle ander 118,18
226,6 schózstf. 112,6, 8; 216, 9 – in des (himelschen)
schamen snoo. refl. 19,5, 13; 59,6, 7, 22 vaters schöze: 41,3; 45,1; 46,9, 12; 114,20
schande stf. 412,2 schriben stv. 8,9; 9,19; 11,20; 25,17; 27,6; 38,22;
schate snom. einen wän oder einen schaten kei 42,23; 43,7, 10, 11; 45,2; 48,8; 49,4; 54,18; 55,5,
nes underscheides 41,18 8; 56,2, 10, 12; 59,14; 60,6, 14, 28, 30; 113,10;
scha(t)z stm. 113,23; 267,2, 3 242,8; 294,9; 305,2; 425,6, 7, 8, 10; 426,1 – einer,
scheiden stv. 224,1, 3 – daz er eine wile von gote der dä wil sch. lernen 207,10; só er nü die
wolte gescheiden sin 40,11; wölte sich von kunst hät . . . só schribet er lediclichen und
gote sch. 40,12 Vrilichen 208,6
schepfen std. creare 9,6; 10,15; 12,12, 19; 27,1; schrift stf. 43,6, 10
44,3, 4, 5; 109,3; 114,14; 401,4; 408,2; 413,8; schulde stf. 268,1, 2
414,1; 415,4; 417,1; 418,3, 4, 7 – in der sèle schuldic adj. 248,5; 275,3, 6
und mit der séle geschaffen 11,11; allez, daz schult stf. 424,9
geschaffen oder geschepfelich ist 22,13; dó er schult adj. 192,8
geschuof die créatüren 37,3 schuoler stm. 209,3
schepfen snov. haurire ich nime und schepfe diu segenen snop. 8,2
leit in gotes willen und üz gotes willen 22,14; sehen sto. 25,5, 9; 26,14; 29,15; 32,11; 48,12; 52,10;
Daz inner werk nimet und schepfet allez sin 53,12; 55,12; 59,8, 15, 22; 60,14, 18 u. ö.
wesen niergen dan von und in gotes herzen sehen subst.inf. daz kein üzerlich s. ingetragen
41,2; wie daz innigeste und daz oberste der enhät 60,20; an sehenne und an hoerenne
séle schepfet und nimet gotes sun und gotes 211,2
sun-werden in des himelschen vaters schöze sélestf. 11,4, 6, 7, 11; 28,17; 29,3; 30,8; 31,4, 6;
44,28; daz selbe ein, daz ich bin, daz ich 32,9; 34,11; 52,14, 16; 55,21; 59,18; 60,3; 109,12;
schepfe inwesende, inneblibende in des va 113,25, 27; 114,3, 4, 5, 16; 116,21, 27, 29; 117,27;
ters schöze 46,8; Dä nimet si allez ir wesen 119,5; 237,3, 11; 242,5; 248,9; 266,8; 268,11;
und ir leben und schepfet allez, dazsi ist, 296,6; 419,6, 12; 420,1, 7, 8; 421,3, 4; 422,5;
von dem grunde gotes 116,30; und enschepfet 427,6; 428,1, 5; 432,7; 433,5 – in dem natiur
niht bekennen von der varwe aleine . . . er lichen liehte der vernünftigen s. 11,21; daz
schepfet bekennen und wizzen von geverwe niderste der s. ist edeler dan des himels hoeh
tem 117,8, 9; der edel mensche nimet und stez 20,3; daz innigeste und daz oberste der
schepfet allez sin wesen . . . in gote 117,19 s. 44,28; got dazmittel und daz naehste der s.
schepfer stm. 432,3 52,16; mit erhabenen sélen 60,27; Der man in
schiere ado. 245,6 der s. daz ist der guote boum 110,6; in dem
schiffelin stn. 195,2 grunde miner s. 110,15; enkein redelich s.
schin stm. 113,16, 17 – als der sunnen sch. tuot 111,11; in der s. grunde 113,5; bekantnisse ist
den siechen ougen wé und den gesunden wol. ein lieht der s. 116,10; daz liget verborgen
und blibet doch der sunnen sch. unwandel in der s., die wile got verborgen liget in dem
baere an im selber 417,5, 6 grunde der s. 219,7, 8; swá sie got rüerent,

596
Wörterverzeichnis

dä rüerent sie die s., und swä die s., dä got sin subst. inf. man sol heilicheit setzen üf ein
269,3; wan dius. ist vil naeher mit gote ver s. 198,2
einet dan lip und s., die einen menschen ma sine subst. pron. n. 228,1; 283,2; 285,1 – Swá der
chent 269,3, 4 mensche in gehörsame des sinen üzgät und
selten ado. 235,7; 240,4 sich des sinen erwiget 187,1; des sinen niht
senden srop. 18,9, 11; 48,6, 11; 419,2, 4 enmeinet . . . und des sinen üzgegangen ist
setzen snop. 112,11; 236,4; 297,5; refl. 257,1; 429,6, 190,11, 12; gät got in mit allem dem sinen
7 – Nü setze ich, daz ein mensche hät hun 197,3; waz er tuo mit dem sinen 227,4; der des
dert mark 15,17; Noch setze ich aber ein an sinen waere (ganz) üzgegangen: 228,9; 230,8;
derz 36,1; Ich setze, daz ein mensche hät ère daz er des sinen zemäle üzgienge 233,2; daz
36,6; Niht engedenke man heilicheit ze set daz s. unser wirt 266,4; daz er des sinen in
zenne üf ein tuon; man sol heilicheit s. üf ein keinen dingen niht ensuoche 278,13
sin 198,1; Darüf setze al din studieren 199,4; sine subst. pron. m. und er die sinen niht en
kein blibende bilde in in setzent 209,9; sö wil noch enzimet ze versümenne in deheinen
sol er sich krefticliche gotes vor warnen und guoten dingen 257,8
vesticliche in daz herze s. 211,12; der ist mér singen stv. 38,15, 16
. in got gesetzet 227,8; in got gesetzet sinnelich adj. Diuriuwe ist zweierleie: diu ein
228,2; als verre als man ez (= das Leiden) in ist zitlich oder s. 236,2
got setzet 229,5; daz den menschen zemäle sinneliche ado. s. ingetragen 220,4
sölte in got s. 233,1; der rehte waere gesetzet sinnelicheit stf. der üzer mensche, daz ist diu
in den willen gotes 233,4; daz der mensche S. 419,10
im got verre setzet 250,5; ie der mensche tie sinnelös adj. und heizet der mensche s. und ver
fer in got gesetzet wirt 262,4; refl. und setzet zücket 420,10
sich in ein éwigez abekéren von allen sünden sippe stf. in den der mensche gotes geslehte ist
236,8; ein grözer slac, dä er sich üf gesetzet und gotes s. 11,10
hät 254,11 sitzen stv. 185,6; 300,2
sic stm. 214,6; 215,4; 271,9 slac stm. 254,10
sicher adj. 212,3; 241,1, 2, 8; 242,1; 288,3 släfstm. 60,1
sicher adp. 45,16 släfen sto. 198,5; 212,4
sicherheit stf. 237,3; 242,3 – ein unzwivelliche slähen stv. 57,1
s. 239,9; Von zweierleie s. des éwigen lebens slange snom. 110,4
240,1 smächeit stf. 8,7; 49,5; 56,19; 57,2; 193,7; 229,9;
sicherliche adp. 11,21; 12,4; 13,6; 16,7; 23,8, 18; 234,7; 256,9; 282,2; 304,9
24,5; 25,21 u. ö. smacken (smecken) srop. 27,5; 30,3; 206,8; 230,2;
siech adj. 17,1; 35,16; 47,7; 52,11; 57,8, 11, 14, 19; 262,9; 411,8 – daz inner werk . . . smacket göt
113,17; 221,6; 248,9; 274,1; 417,6 liche eigenschaft 40,15; sógetäne liute wellent
sieche subst. adj. 27,5; 61,3 schouwen und s. éwigiu dinc 60,23; daz . . .
siechtage snom. 17,5 näch zit smacket 115,26; noch ensmecket im
silber stn. 49,1; 114,15 nihtes dan got 202,6; alliudinc smeckent im
simpel adj. ein s. zal 115,12 götlichen 205,11
sinstm. 42,22; 43,9; 45,14; 50,16, 21; 56,5, 6, 8; smaehelich adj. ein kleinez smaehelichez wort
116,20; 191,2; 210,10; 248,8; 266,6; 296,6; 416,8; 254,10
417,7; 418,1; 419,11; 420,2, 7, 9; 421,5; 427,3 – smak stm. 11,9; 34,8, 9; 42,11; 220,3; 228,7; 229,2;
mit grözen und mit höhen sinnen 60,26; alle 230,1
zerströute sinne des menschen 265,6; allez smerze snom. 8,8; 17,2; 50,3; 55,1, 12
liden sol man zemäle bevelhen . . den sinnen sné stm. 17,7
271,6; diu lidunge der sinne und der nider snel adj. 52,15; 432,8; 433,1
sten krefte 271,7; Ez sint zwéne sinne zene snelliclichen ado. 31,13
menne an dem willen 280,3; diu inwendicheit sniden stp. 432,1 – Sol man einem einen rok s.
enkéret sich niht ze den fünf sinnen 420,3; 302,2
ein wiser und ein leiter . . . der fünf sinne snoede adj. 186,1, 3; 190,13 – mine alze s. ver
420,3 dorbene menscheit 267,6

597
Wörterverzeichnis

sógetän adj. 11,15; 22,5, 15; 46,3; 60,22, 27 staeticliche adp. und im got als gegenwertic si
sorge stf. 112,8; 214,5; 247,5; 286,10 und st. liuhte 276,2
spän stm. ein meister . . . snidet abe die spaene, stein stm. 27,12, 13, 14; 39,4, 6; 52,7, 10; 55,5;
die daz bilde verborgen und bedecket häten 113,19; 117,16; 424,4 – ein offenbäre bewisunge
113,20 an dem steine 39,1; Ein blibet gliche ein in
tüsentwarbe tüsent steinen als in vier steinen
spenen srvp. só werdent sie inwendic gewenet
und gespenet von liplichen hindernissen 266,1 115,11; dü möhtest in solcher meinunge üf
spilstn. 297,1 einen st. treten, ez waere mér ein götlich werk
200,1
spinnen subst. inf. ez ist ein bezzer werk beten
wan sp. 203,8 stellen srop. ich bin doch schoenc und wol ge
stalt 114,12; der stelle näch volkomener dé
spise stf. 17,2; 59,25; 254,7; 255,5, 7; 256,6; 258,8;
müeticheit 434,1
278,10
steln stv. 305,5
spisen srop. alle armen sp.: 217,8; 300,11
sterben stv. 26,12; 56,1; 246,2; 288,7
spotten snov. 60,21
sterke stf. 215,3
sprechen stv. 8,2; 9,1, 19; 10,3, 5, 7, 9, 11, 17;
11,23; 12,2, 7, 8, 9; 13,11, 13; 14,9; 15,11 u. ö. – sterken srop. 266,2
waere dehein bezzer wise, unser herre haete stille adv. 112,17
sie gesprochen 196,2; als verre wir tugende stimme stf. 42,12
von gote gesprechen mügen 407,9 stiurungestf. diz ist ein gröziu vröude und ein
springen stv. 42,6 st. und ein hoffenunge, alsó daz in iriu werk
stän stv. 11,7; 12,5; 48,8; 60,23; 213,4; 214,4; sint als ein enthalt und ein st. 260,9; 261,1
250,4; 256,3; 276,6; 279,7; 284,4; 288,4; 290,6, stózen stv. Der einen stapschaft sihet gestöze
7; 294,9; 401,7; 402,2; 403,11; 405,1, 2; 406,5,9; nen in ein wazzer 60,15; daz kein gebreste
407,10; 408,3, 6; 410,1, 8; 411,1, 2, 6; 412,1; an in stóze . . . daz an in stózent die gebresten
413,6 u. ö. – war üf daz gemüete stät in den 212,13; 213,1
dingen 207,4; man sol dar nächst. und niemer sträfen srop. daz den menschen iht sträfete,
üfhoeren 282,3 und mac der bihte vor bekümbernisse niht
stän subst. inf. Ze keiner wise enist unsers stän bekomen 275,1; die bihte vor gote gröz we
nes in disem lebene 279,7 gen und sère st. 275,6
stapstm. 60,15, 17 sträfen subst. inf. st. der sünde(n): 263,5; 275,4
stapschaft stm. Der einen st. sihet gestözenen sträfunge stf. daz man vor bihte, ouch ob man
in ein wazzer, den dunket der stap krump keine st. hät 274,11
sin 60,14 sträze stf. 201,6 – ein edelriu stat diu kirche
stark adj. 233,2; 271,9, 11 dan diu st. 203,9; in hindert . . . niht aleine
stat stf. 192,7; 193,6; 201,3, 4, 6, 12; 202,5; 203,7; diu st., sunder ouch diu kirche 204,6
204,2, 9; 211,10; 219,5; 290,1; 422,11 – abege strenge adj. 249,6 – ein st. geisel 215,2
scheiden von zit und von st. und von allem strit stm. 34,2; 48,11; 60,2; 214,6 – volkomen
dem, daz ze zit und st. kein zuoversiht hät heit der tugent kumet von dem strite 213,10;
11,8; noch zit noch st. 38,6, 8; daz zit und st. ie der st. mèrer und sterker ist, ie ouch der
besliuzet 38,18; von st. und von liphaſticheit sic . . . lobelicher ist 271,9
116,1; näch der zit und näch der st. 118,18; striten stv. 110,18
ein edelriu st. diu kirche dan diusträze 203,8; striten subst. inf. die nidersten krefte wären
dá enmugen die créatüre niht st. gehaben . . . in dem meisten lidenne und stritenne üf
209,10; gewarnet vor den bilden, diu üzwen der erde 271,2
dic stänt, daz sie . . . keine st. in im vinden stücke stn. 15,7
276,7; wan ein ieclich dinc ist gerne an siner studieren subst. inf. Darüf setze al din st. 199,4
natiurlichen eigen st. 403,3; Nü ist gotes na stunde stf. 40,12, 14; 271,1
tiurlichiu eigen st. einicheit und lüterkeit stuol stm. 112,1
403,3 sturm stm. 52,22
staete adj. 205,3; 206,7; 208,9; 212,1; 213,4; 220,10; süeze adj. 27,5; 32,15; 52,11, 18, 25; 59,13; 228,8
278,2 süezicheit stf. 14,8; 34,8; 52,12; 112,11; 220,3;

598
Wörterverzeichnis

229,10; 230,4; 281,5; 433,3 – gotes s.: 52,17; . . mit einem sunderlichen liehte bewise
53,1, 3; 283,5 240,4: got enhät des menschen heil niht ge
sümen snop. 432,5 bunden ze deheiner sunderlichen wise 251,11;
sumer stm. 52,8 der s. ist, der muoz ouch sunderlicheit tuon
sun stm. 9,19; 10,8, 13; 12,11; 33,7; 36,15, 21; 259,3; an sunderlichen, grözen und swaeren
37,19; 38,1, 13; 41,3, 10, 12, 13; 42,5, 13, 15, 16; dingen 260,8; ein sunderliche einunge mit gote
43,25, 28; 44,1, 7, 13, 26, 27; 46,6, 7, 9, 19; 47,1; 273,3
48,4, 5, 7; 49,6, 7; 57,4; 59,16; 113,3, 5; 114,6, sunderliche adp. 25,19; 30,11; 37,16; 47,13, 22;
16, 20; 226,4; 414,6; 415,5 – geborn kint und s. 48,16; 49,3; 59,18; 246,3; 251,3; 258,7; 265,7;
der güete 9,9; gotes süne ze werdenne 10,18; 272,6; 276,4 – Ein guot mensche enmac niht
alsó sint sie ouch gotes süne und gotes ein gesin, der dä niht enwil, daz got s. wil,
geborn s. 11,14; alles des bin ich s., daz mich . . . und S. in dem und von dem, daz ez got
näch im und in sich gliche bildet und gebirt wil 20,7, 8
11,15; Ein sógetän mensche, gotes s., guot der sunderlicheit stf. solt dü vliehen alle s., ez si
güete s., gereht s. der gerehticheit, alsó verre an kleidern . . . oder s. der gebaerde 258,7;
als er aleine ir s. ist, só ist si ungeborn-ge 259,1; niht enist verboten allius. 259,2; Ez
bernde, und ir geborn s. hät daz selbe eine ist vil s., die man . . . halten muoz; wan, der
wesen, daz diu gerehticheit hät 11,16, 17; sunderlich ist, der muoz ouch s. tuon 259,2, 4
Glichnisse gibet man dem sune in der got sundern snoo. sant Paulus, daz er von gote ge
heit 30,10; ie minner wir süne und s. sin sundert waere durch got 21,6; von gote durch
42,1; dar nächsin wir waerlicher gotes süne got gesundert sin 22,10
und s. 42,3, 4; Der s. in der gotheit näch siner sündic adj. üz einem sündigen lebene in ein
eigenschaft engibet niht anders dan sun-we götlich leben 232,7
sen 42,9; ein guot mensche, gotes s. in gote sündigen srop. 267,8
geborn 43,16; dem gotes sune, einem guoten sunne stsrof. 36,17, 18; 113,14, 15; 114,12; 428,2 –
menschen, sóvil er gotes s. ist, durch got als ein glitzendiu s. 273,3; als der sunnen
liden, durch got würken ist sin wesen 44,17; schin tuot den siechen ougen wé und den ge
und nimet gotes s. und gotes-sun-werden in sunden wol, und blibet doch der sunnen schin
des himelschen vaters schöze 44,28; Nieman unwandelbaere an im selber 417,5, 6
enkumet eigenliche ze dem sune, als er s. ist, sun-wesen subst. inf. Der sun in der gotheit
dan der s. wirt, und nieman enist, dä der s. näch siner eigenschaft engibet niht anders
ist, der in des vaters schöze und herzen ist dan s.-w. 42,10
ein in einem, dan der s. ist 46,11, 12, 13: got suochen srop. 14,13; 15,2; 17,6; 34,6, 8; 42,22;
kestiget alle, die er ze sünen nimet 48,4; Göt 45,1; 46,16, 18; 115,14; 118,22; 192,7; 193,6;
licher natüre säme der ist gotes s. 110,10 194,1, 2; 199,8; 200,5; 202,6; 204, 2, 4; 206,13;
sündestf. 22,7, 10, 11, 12; 25,20; 55,14, 18; 212,9; 225,9; 272,3; 278,13; 281,4; 400.4; 429,1, 3
213,5, 8; 217,2, 3; 231,10; 232,1, 2, 4, 5; 233,5, suppelin stn. und weste einen siechen menschen,
10, 11; 234,1, 8, 11; 235,1; 237,1, 6, 8, 10, 11; der eines suppelins von im bedörfte 221,6
243,1, 3, 4, 9; 245,5, 6; 246,6; 248,3, 7, 8; 263,5; sür adj. 208,1
275,4; 301,8 – Diu neigunge ze den sünden sus adp. s. oder só 192,1
enist niht s.., aber wellen sünden, daz ist s., swaere adj. 38,4; 55,6; 205,5; 208,1; 254,8. 9, 11,
wellen zürnen, daz ist s. 214,1, 2; daz im ver 12; 260,8
gienge neigunge ze den sünden 214,4; s. ha swaere stf. 55,6
ben getän enist niht s., ob sie leit sint 232,3; swaerheit stf. 33,13
ie die s.groezer und mérer sint, ie sie got äne sweben srop. só blibet lüter güete in ir selber
mäze gerner vergibet 238,2; só sint alles. bel swebende 25,3; in güete in ir selber swebende
der verswunden in dem abgründe gotes, dan 111,6
ich minouge zuo möhte getuon 238,4; haetest swester stf. 24,4, 7, 9, 14, 15; 25,12, 16; 31,10, 12;
dü alle die s. getän, die von Adämes ziten ie 32,4
geschähen und iemermé geschehent 245,8 swigen stv. 254,8; 409,4 – der sprichet aller
sünden srop. 243,3 – wellen s., daz ist sünde 214,1 schoenste von gote, der . . . allermeist kan von
sunderlich adj. 23,1 – daz ez got dem menschen im geswigen 292,4

599
Wörterverzeichnis

swigen subst. inf. 34,16 trahen stm. trehene wären min tröst 19,9
trank stn. 17,3; 28,3; 59,25; 278,10 – daz bilde
tac stm. 12,2; 16,11, 12; 19,9; 20,10; 38,15; 39,6, des trankes 206,5, 7; sol ich trinken, só muoz
7; 40,14; 51,9; 54,12; 59,15; 253,7; 254,4; 273,9 daz t. ze dem érsten über die zungen gän;
tal stn. 45,7; 59,24 dä vindet daz t. sinen smak 228,6, 7
tavel srof. 425,7, 10 – an eine wehsin taveln treten std. und tritet in alle die eigenschaft der
425,6; muoz ich allez daz tilgen und toeten, gerehticheit 11,18; tritet in alle die eigenschaft
daz an der taveln stät 425,9 der güete 22,18; tritet in alle die eigenschaft
tegelich adj. weder toetliche noch tegeliche noch götlicher natüre 43,19; in solcher meinunge
deheine sünde 232,5 üf einen stein t. 200,1; daz man ganz waere
teicstm. 424,5, 7 getreten in gotes willen 227,6; der beste grät,
teil stn. 8,11, 15; 15,4, 7; 37,10; 41,6; 56,12; 187,5; darüf man getreten mac 237,7
277,14 – ein gröz t. der heiligen geschrift 109,5 triben stv. 215,1, 3; 249,7; 251,3
teilen srop. 287,7 triegen std. 115,15 – daz sagen möhte getriegen
tief adj. 293,8; 433,8 – in dem tiefen grunde der 242,4; Disiu sicherheit . . . enmac niht getrie
démüeticheit 293,6; ie der grunt tiefer ist und gen 242,4; dises enpfindet man in allen kref
niderr 293,7 ten der séle und enmac niht getriegen 242,6
tiefe stf. diu hoehe und diut. ist einez 294,1 trinken stv. 42,5; 49,2; 52,11; 206,3; 228,6
tiefer adv. comp. ie der mensche t. in got ge trit stm. 227,10
setzet wirt 262,3 triuwe stf. 15,12; 220,10; 239,1; 242,1; 257,7;
tier stn. daz snellestet, daz iuch treget ze dirre 272,4
volkomenheit, daz ist liden 433,1 triuwen ado. 207,2, 10; 208,3; 210,16; 271,5; 280,6
tilgen srop. allez daz t. und toeten, daz an der tropfe snom. 269,5
taveln stät 425,9 tröst stm. 8,4; 11,22; 14,5, 8, 15; 15,2, 4, 13; 18,5,
tiure adj. 49,22 7; 19,4, 9; 20,12; 23,2, 12; 26,7, 16; 27,4, 5; 29,14,
tiuvel stm. ein ieglich mensche . . . hät . . . einen 15, 17; 30,24; 47,3; 48,3; 49,18, 20; 51,15; 52,2;
boesen geist, einen t. 109,26 53,11; 56,13; 222,6; 223,7 224,4, 5, 6; 225,1;
tiuvelisch adj. boese und t. 110,2 262,1; 284,1–neigen üf üzerlicheit und an un
tohter stf. 406,2 tröstet. vinden . . . ist ein wär zeichen, daz
töt stm. 26,10, 11; 57,1; 289,3; 419,6; 422,5; 431,12 got in mir niht erschinet 19,11; leit verliesen
– vroeliche den t. liden 26,4; daz dä dicke ist ist ein gewäre t. 27,3; gotes geistlicher t. ist
eines menschen leben, daz ist des andern t. zart; dar umbe wil er sich niemanne erbieten
264,2 dan dem, der liplichen t. versmaehet 431,5;
töt adj. 227,4 – ein rehte volkomen mensche sol Ez enmac kein vleischlicher und liplicher t.
sich selben sót. gewenet sin 21,8; heizet der niemer gesin äne geistlichen schaden 431,10;
werltet. 411,8 zergenclichen t. 432,6
toeten snop. 26,5; 48,14; 217,4 – allez daz tilgen troesten srop. 8,4, 10; 13,5; 15,8; 16,1, 8, 9, 14;
und t., daz an der taveln stät 425,9 17,1, 7; 21,1; 25,14, 21; 27,5; 28,2; 29,16, 17;
toetlich adj. von disem toetlichen vleische und 30,1, 2; 35,13, 21; 49,12, 17; 51,17, 18; 53,7, 17;
libe 110,16; weder toetliche noch tegeliche noch 56,13
deheine sünde 232,5 troestlich adj. 37,5
tötsünde stf. 235,5 trüge stf. wan dir ist unmaere, daz man mit dir,
tötsünder stm. alle wären sie (= die Apostel) der wärheit, valscheit und t. der créatüren
t. gewesen 235,5 besitze 18,2
touf stm. daz sie üz der gnäde des toufes sölten trüren snop. 309,1
vallen 288,7 trüric adj. 14,16
trächeit stf. 283,6, 8 trüricheit stf. 12,2; 35,1
traege adj. 264,10 tugent stf. 25,8; 26,2; 36,4; 59,11, 12; 109,27; 110,9;
tragen stv. 30,7, 8; 34,6; 113,19; 201,12; 203,4; 111,1; 185,8, 9; 188,6; 200,4; 213,9, 10; 214,7;
217,8; 257,3, 4; 259,7; 266,7; 433,1 – Der men 215,1, 2; 216,1, 2, 4; 268,7,8; 272,1; 281,14, 16;
sche sol sich in allen gäben lernen selber üz 282,1, 4, 6, 9, 10; 292,11; 294,9; 299,5; 401,6;
im t. und niht eigens behalten 281,3 404,8; 405,6; 407,1, 8; 410,4; 429,5 – daz äne

600
Wörterverzeichnis

zwfvel ouch natiurlichiu menschlichiu t. sö bildet 41,14; gezogen über natüre und über
edel und só kreftic ist 38,4; daz inner werk bildet suochent sie ein in einem 46,18; só der
der t. 38,14; spriche ich von der t., dazsi hät mensche ist entbildet und überbildet von
ein innigez werk 39,8; swenne aber diu sèle gotes éwicheit 112,19
sich kéret üzwert, joch in die t. üzerlicher übergän stv. 275,8
üebunge 113,27; diut. und ouch diu untugent übergeben stv. daz häst dü allez ü. und ge
ligent in dem willen 215,4; wie alle tugende läzen durch got 195,7
in dem willen ligent 215,6; diu hoehste und überheben stv. daz got sine vriunde gröz und
diu beste t. 400,5 vil lidens überhebet 257,6
tump adj. 56,1; 111,15 überliden stv. Sienwölteniht geliten noch über
tuon an. p. 9,1; 17,4; 22,12; 35,14; 38,20, 21, 23; liten hän 39,16
47,8, 9, 10; 49,18; 52,4, 5, 6, 10; 55,9; 56,4; 57,2, übernatiurlich adj. Diuriuwe . . . ist götlich
9; 112,9 u. ö. – Die liute endörften niemer vil und ü. 236,3
gedenken, waz sie taeten; sie solten aber ge übernuz stm. in übernutze der obersten unspre
denken, waz sie waeren 197,6; wir suln uns chelicher wisheit 112,18
alliu dinc groezlichent. zevrumen 209,11; Der übertreffen stv. 188,8
mensche ensol ouch niemer dehein werk sö übervlüzzic adj. alliu werk gotes sint zemäle
wol genemen noch rehte getuon 212,3; dan ich volkomen und ü. 243,5
min ouge zuo möhte getuon 238,5; daz sie überwandeln srop. übergewandelt in ein götlich
unreht tuont 252,2; sunderlicheit t. ze mani bilde 112,21
ger zit in vil wisen 259,4; wir t. im gewalt überwesenen srop. mit götlichem wesene über
und unreht 281,1; alle créatüre t. ir bestez wesent 306,4
oder ir ergestez dar zuo 303,9; ob dü im kanst überwinden stv. 48,17; 271,11
rehtet. 422,12 üeben srop. 208,1, 2, 9; 255,1; 277,5; 281,17; refl.
tuon subst. inf. Niht engedenke man heilicheit 215,1; 281,16 – gedult ü.: 36,4; 301,9; refl. Sich
ze setzenne üf ein t. 198,1; in allem sinem üebende wirt si kreftic 39,15
tuonne und läzenne 246,8 üebungestf. 38,19; 113,27; 260,8; 301,8; 304,9;
tür stf. 250,5; 422,7, 9 402,2 – der üzer mensche mac in ü. sin 421,7
turren an. p. 24,5; 226,8; 239,2; 264,10; 266,10 üfgeben stv. daz sie . . . willicliche lip und séle
tüsentwarbe adp. 115,11, 12 üfgaeben durch gotes gerehticheit 59,18; ü. uns
twingen stv. 402,6; 403,2, 6; 411,2 – daz beste, selber 281,10; (den) willen ü.: 225,10, 12;
daz an der minne ist, daz ist, dazsi mich 226,3, 7
twinget, daz ich got minne, só twinget abe üfgeben subst. inf. ü. des willen 226,5, 6
gescheidenheit got, daz er mich minne 402,4, 5 üfheben stv. sin criuze ü. 45,15, 22; 46,6; roeg
twingungestf. wá er sich vindet in herticheit nehmen hebe üf diz und daz guot 25,2
oder in t. sin selbes, daz man mér mac nemen, üfhoeren snop. 191,3; 282,4
daz der mensche dä werde geworht dan daz üfjagen srop. jaget üf an den himelschen vater
er würke 291,1 (= der Funke) 31,10; Er jagetüf . . . ze sinem
rehten vater 31,13
übel adj. 39,10 üfkéren srop. refl. 113,25
übel subst. adj. 46,4 – ü. und unreht tuon 112,9; üfklimmen stp. itel machet wazzer ze berge ü.
dá mite er gekiesen mac guot und ü. 289,3 29,12
übel adp. 59,21; 416,7 üfrihten srop. 265,8
übeltaetic adj. übeltaetige liute 113,11 üfsehen subst.inf. alle tugende hänt etwaz üf
übeltaetige subst. adj. daz der ü. getoetet werde sehennes üf die créatüre 401,7; in dem lfdenne
26,5 hät der mensche etwaz üfsehennes üf die
übeltuon subst. inf. leget im got vür in übel créatüre 403,10; Volkomeniu abegescheiden
tuonne den töt 289,3 heit enhät kein ü. üf keine neigunge under
überbilden srop. in gote aleine überbildet 11,12; keine créatüre 406,3
sin selbes entbildet in gote und in gotes wil üfsaz stm. sunder eigenen ü. 282,7
len só überbildet 21,9; als in einem bilde üfstän stv. 192,5; 233,10; 288,9; 417,10; 418,4
überbildet 32,12; näch gote und in gote über üftragen stv. der sich bekennet wizen, der . . .

38* 601
Wörterverzeichnis

ist üftragende üf wfz-wesenne 117,6; refl. daz und zweiunge 34,6; in einem nidervalle der
sich aber üftreget der séle, daz ist blöz gotes gekleideten gotheit mit underscheide 41,6;
bilde 114,4 daz er daz lüter ein ist sunder alle zuoval
üfwert adp. ü. got aneschouwet 115,22 lende menge underscheides 53,18; U. enist
üfziehen stv. Ouch ziuhetüf in die hoehe glich noch in der natüre gotes noch in den persönen
nisse und hitze 30,9; glichnisse und hitzige 115,1; U. in wesene und in wesunge wirt ge
minne üfziuhet und leitet und bringet die nomen ein und ist ein 115,3; In underscheide
séle in den érsten ursprunc des einen 31,3 envindet man noch ein noch wesen noch got
umbegán stv. daz sie (= die äußeren Bilder) noch rast 115,7; só blibest dü ouch ein in un
üzwendic im bliben und in keiner vremden derscheide und u. würde dir ein 115,9, 10; dä
wise mit im . . . ü. 276,7 sihet man die créatüre in bilden etlicher un
umbevähen stv. der würde alsó mit gote um derscheide 116,14; schouwet man die créatüre
bevangen 228,10 äne alle underscheide 116,16
unbedäht adp. sich gerne und u. vroeliche gibet undertaenic adj. 11,2 – Bi dem bluote meinet er
in die nöt 47,16 allez, daz an dem menschen niht u. ist des
unbedecket adv. daz ist blöz gotes bilde, gotes menschen willen 10,21
geburt, u. blóz in blözer séle 114,5 underwegen adp. 275,8
unbegriffenlich adj. unbegriffenlichiu gotheit underwilen adv. 55,14; 221,2, 3; 223,9; 224,10
267,6 unére stf. 257,3
unbekant part. adj. 27,4; 113,17 ungeborn part. adj. ingeborn von der ungebor
unbekümbert adp. 254,6 nen güete 10,6
unbereit adj. gaebe ir got die gäbe alsö u. ungeborn-gebernde part. adj. só ist si (= die
279,13; ist man u., man verderbet die gäbe Güte) u.-g. 11,17
280,10 ungehindert part. adj. 211,10
unbereitschaft stf. Aber wir tuon im gewalt ungelázen part. adj. Von ungeläzenen liuten
und unreht mit dem, daz wir in sines natiur 191,5
lichen werkes hindern mit unser u. 281,2 ungeléret part. adj. 60,29 – dar umbe léret man
unberüeret part. adj. 111,7 die ungelérten, daz sie werden von u. geléret
unbeswaeret part. adj. 406,9 61,1
unbetrüebet part. adj. 401,9 ungelérte subst. part. 60,28, 30
unbewegelich adj. 408,1, 3, 6; 412,1, 2, 3, 5; 413,5, ungeloubige srom. 61,6
7; 414,8; 416,5; 421,8; 422,11 – in einem un ungelücke stn. 55,17, 18
bewegelichen willen 237,1; in einer unbewege ungemach stn. 8,7, 10; 12,3, 15; 13,6; 15,10: 16,12;
lichen minne 245,2; häte Kristus ouch unbe 17,5; 20,13; 22,21; 27,2; 35,9; 36,9; 49,13, 16;
wegeliche abegescheidenheit 419,5; wie mac 54,21; 55,12, 15; 56,9; 60,1; 257,3; 304,9
diz allez bestän mit unbewegelicher abege ungemachet part. adj. der guote . . . ist u. und
scheidenheit 419,8; der inner mensche in einer ungeschaffen 9,8
unbewegelichen abegescheidenheit 422,4; sö ungenaeme adj. 50,20
stuont doch alzit ir inwendicheit in einer un ungeordentpart. adj. 431,12; 432,6
bewegelichen abegescheidenheit 422, 6 ungereht subst. adj. Unglich und u. enmöhte
unbeweget part. adj. 13,12; 213,4 niht noch iht gemachet noch geschaffen den
unbeworren part. adj. bis u., ob got diniu werk gerchten leidic machen 12,18
würke oder ob dü sie würkest 306,8 ungerne ado. 40,12; 57,9
unden adp. 19,17; 31,9; 52,22 ungeschaffen part. adj. der guote . . . ist unge
under adj. daz unmügelich ist der undern na machet und u. 9,8
türe 43,13; in den undern kör der engel 272,8 ungeschaffen (ez) subst. part. 13,2; 38,11
under praep. 52,21; 406,3,4 ungeschaffenheit stf. ein abekéren von allen
undergän stv. 36,18 créatüren und sich vereinigen in die u. 427,8
underlázstm. äne u.: 39,3, 6, 17; 44,2, 5; 54,11; ungescheiden part. adj. 33,17
109,26; 110,6; 111,21; 113,14; 209,14; 212,8; 290,2 ungeteilt part. adj. mit ungeteilter minne 237,6
underscheit stm. 41,18, 19, 20; 115,5; 241,2; 269,1, ungetroestet part. adj. 16,1; 35,9, 18
7; 283,7; 401,3 – als verre ez in im treget u. ungetwungen part. adj. 289,5

602
Wörterverzeichnis

ungeüebet part. adj. ungeüebeter mensche: unrehte adp. 61,4, 9; 194,1


275,11; 278,4, 11 unrouwe stf. 34,18; 206,13 – daz selbe gemüete
ungewaltic adj. sö wirt si (= die Seele) . . . u. behalt und trac daz under die menige und
ir selbes 277,14 in die u. und in die unglicheit 203,5
ungewenet part. adj. ein u. und ungeüebeter unsaelic adj. owé mir unsaeligen menschen!
mensche 278,4 110,15
ungewesent part. adj. ein zuovallender wille unser subst. pron. allez daz u. wirt sin 266,4;
und ein ungewesenter wille 280,4 des unsern entwerden 281,9
ungewis adj. 60,2 – stüende der mensche u. in unsprechelich adj. in übernutze der obersten
allen dingen 214,4 unsprechelicher wisheit 112,18
ungewis subst. adj. üf ein u. 59,23 unsprecheliche adv. 13,7
ungewitter stn. 52,22 unstaete adj. 252,11
ungewonlich adj. 275,11 unstaeticheit stf. 286,4
unglich adj. 18,6; 32,17; 33,12; 35,11; 39,10, 11; untiuricheit stf. von u. des üzern menschen
40,4; 53,14; 112,12; 114,19; 118,17, 19; 200,8; 111,9
204,1; 209,12; 249,8; 263,8; 424,9 untröst stm. 14,6, 12, 14; 16,10; 19,11; 53,15; 224,6
ungliche(s) adp. 13,7; 24,11; 47,13, 22; 51,7; 52,14; untugent stf. 110,2, 18; 212,11; 214,7; 271,11 –
217,6; 240,5; 241,9; 243,8 diu tugent und ouch diu u. ligent in dem
unglich(ez) subst. adj. U. und ungerehtenmöhte willen 215,4
niht . . . den gerehten leidic machen 12,18; unvermanicvalticheit stf. in dem einen, dä alliu
daz der mensche selber iht . . . u. würke 211,1 manicvalticheit . . . ein u. ist 202,10
unglicheit stf. 34,3; 406,6 – in die unruowe und unvermischet part. adj. u. mit dem vleische 11,7
in die u. 203,5 unvride stm. 53,15; 1925; 1935; 283,1; 3087, 8
unkrüt stn. 110,11; 111,16 unwandelbaere adj. 417,5; 419,3 – blibet doch
unlidelich adj. daz kein bekorunge oder be der sunnen schin u. an im selber 417,7
trüepnisse u. werde 15,13 unwandelbaerkeit stf. 412,6, 10
unlidende part. adj. ob sie niht enmöhten u. unwert adj. 50,20; 56,7, 9; 57,17
liden 54,17 unwirdic adj. 56,4, 5
unmaere adj. 18,1; 26,17; 56,6; 57,17; 112,12 unwise adj. 50,10
unmaezic adj. sin (= Gottes) unmaezigiu triuwe unwizzende part. adj. der sich bekennet wfzen,
257.7; alles unmaezigen richtuomes 267,2; ein der . . . nimet niht sin bekennen sunder mit
u., wär gesprochen, volkomen lop 268,5; ie tel und u. noch von der varwe 117,7
ouch diu erhoehunge und diu hoehe hoeher unzellich adj. umbe den unzellichen vrumen,
und unmaeziger ist 293,7 der in dem lfdene liget 258,3
unmaezicheit stf. alliudin u. ervülle mine itel unzerstoeret part. adj. Der mensche sol sin vrf
keit 267,5 und ein herre aller siner werke und u. und
unmaezlich adj. dfn u., unbegriffenlichiu gotheit ungetwungen 289,5
ervülle mine alze snoede verdorbene men unzwivellich adj. ein unzwivellfche sicherheit
scheit 267,6 ursache stf. 237,5 [2399
unmenschlich adj. unmenschliche und griusliche urspringen stp. 22,15; 30,16; 42,15
pin 59,16 ursprunc stm. 30,13; 268,7 – bringet die séle in
unminne stf. niht-wellen kumet von u. 57,18 den érsten u. des einen 31,4; üzvluz und u.
unmügelich adj. 15,1; 20,7, 20; 43,11, 13; 47,3; des heiligen geistes: 41,11; 42,10
205,4 – tugende machent unmügeliche dinc urteil stn. 257,4
mügelich 59,13 urteilen srop. 43,9; 52,14; 244,1
unmügelichen adp. 208,2 üzbruch stm. ein ü. der minne 219,4, 10
unordenliche adp. dü heltest dich u. in den din üzen adp. 196,6
gen 193,2 üzer adj. 256,3; 270,6; 422,2, 8, 10 – ü. neigunge
unreht stn. 37,16; 48,8; 112,9; 252,1; 277,8; 281,1; und tröst 19,3; daz werk enminnet got niht,
289,2 daz ü. . . . ist 38,17; Von der üzern gegen
unreht adj. 51,11; 57,13; 201,4; 203,7; 231,1; 242,5; werticheit der dinge 213,1; von üzern dingen
305,8; 307,2; 308,1 244,5; ü. werk: 39,1, 14; 40,18, 20, 21; 41,4; ü.

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mensche: 109,16; 110,3, 11; 111,7, 10; 213,2; nidervalle der gekleideten gotheit mit under
420,1; 421,7; 422,3, 8; der ü. m., daz ist diu scheide 41,5
sinnelicheit 419,10; würket doch der ü. m. von üzgraben stv. grebet üz die decke und nimet abe
kraft der sèle 419,11; die verzernt der séle den rost 113,21
krefte alzemäle in dem üzern menschen 421,5 üzkéren srop. refl. der mensche muoz sich ü., sol
üzer praep. 11,20; 298,1; 299,8 er üzwendigiu dinc würken 276,13
üzerkeit stf. diu ü. der bilde 277,1 üzliuhten srop. 111,17
üzerlich adj. an dem schaden üzerliches guotes üzsenden srop. 48,13
8,6; von dem üzerlichen schaden 13,14; schade üzslac stm. dazsi (= die Seele) got schouwet,
üzerlicher dinge 14,10; üzerlichiudinc 14,11; bekennet und minnet, daz ist ein ü. und ein
an üzerlichem schaden 35,13; kein üzerlichez widerslac üf daz érste näch natiurlicher
werk 38,4; güete des üzerlichen lidennes 54,17; ordenunge 117,4
kein ü. sehen 60,20; ein mensche ü. 109,11; üztragen std. üzgetragen und üzgegozzen in
dem üzerlichen menschen 109,12; die üzer einem nidervalle der gekleideten gotheit mit
lichen bilde 112,3; die tugende üzerlicher underscheide 41,5
üebunge 113,27; Wiz ist . . . üzerlicher dan üztriben stv. daz dich dine gróze gebresten alsó
wiz-wesen 117,11; dehein ü. werk 247,3; üf ü., daz dü dich niht nähen ze gote mügest
üzerlicher arbeit 249,2; daz üzerliche kleit nemen 250,1
256,2; durch üzerlichez liden 275,8; diu üzer üzvarn stv. 45,2; 109,1, 21; 111,3; 114,18; 118,20
keit der bilde ensint den geüebeten menschen üzvliezen stv. 14,15
niht ü. 277,2; Von den innerlichen und üzer üzvluz stm. ü. und ursprunc des heiligen gei
lichen werken 290,4; ü. guot: 23,12; 50,1; 296,6 stes: 41,11; 42,10; ü. von allen den, die gotes
üzerliche ado. 13,12; 48,18; 50,11; 52,13; 55,4, 6; süne sint 41,13; ist im (= dem Wasser des
59,8 – ein offenlich bilde und bewisunge in Meeres) der ü. vil lihter dan der vluz nider
wert 45,10
der natüre, ouch ü. 33,10
üzwahsen stv. daz er (= der Same) niht üz
üzerlicheit stf. neigen üf ü. 19,10
liuhtet noch ü. enmac 111,17
üzgän stv. 115,7, 19; 116,18; 223,2, 5; 228,1; 430,9
üzwendic adj. 193,6; 211,2; 290,6, 7, 10; 291,9 –
– alzemäle üz ze gänne in allem dem, daz got
vil üzwendiger werke 251,1; an üzwendigem
den menschen liden wil 45,12; der mensche
niezenne 273,6; ü. bilde 276,9; sol er üzwendi
muoz aller bilde und sin selbes ü. 114,18; Swä
giu dinc würken 276,13; Wil aber daz ü. werk
der menschein gehörsame des sinen üzgät daz inner zerstoeren 291,9; Nü was in Kristó
187,1; Swenne ich mines willen bin üzge
ouch ein üzwendiger mensche und ein inwen
gangen 187,4; als man zemäle üzgegangen ist
diger mensche 422,1
in got in wärer gehörsame 189,1; ie verrer sie üzwendic adp. 113,8; 204,1; 212,7; 226,8; 248,11;
üzgänt, ie minner sie vindent, dazsie suochent 276,6
194,1; als vil dü üzgäst aller dinge . . . als dü
üzwendic praep. 276,6
zemäle üzgäst in allen dingen des dinen 197,2, üzwendicheit stf. daz er diu dinc vliuhet und
3; die nie in rehter volkomenheit irs willen
sich an die einoede kéret von ü. 207,6
üzgiengen 227,5; daz ich min selbes ü. durch
üzwerfen stv. dö diu erde wart üzgeworfen
in 298,5; sin selbes ü.: 45,15, 17; 218,10; 227,9;
113,12
des sinen ü.: 190,12; 228,10; 230,9; 233,3
üzwert adp. 113,27
üzgän subst. inf. ein lüter ü. des dinen 188,4
üzganc stm. Nü enmac kein ü. niemer só edel vallen std. 12,15; 39,3, 13; 55,8; 114,8; 231,1, 6;
werden, daz innebliben ensi vil edeler in im 233,5, 11; 235,5; 260,4; 288,7 – daz er (= der
selber 405,10; dä waere ein ü. geschehen. Só Stein) nider valle und lige üf der erde 39,2; ie
enmac kein ü. sö kleine gesin, in dem diu blözer und lediger daz gemüete üf got vellet
abegescheidenheit müge äne mäsen bliben valscheit stf. 18,1 [262,3
408,11 varn std. 35,14, 17, 19; 59,25; 246,2; 431,1
üzgiezen sto. 28,4 – dü muost von nöt die créa varwestf. 25,10; 28,10, 11, 12, 13, 14; 117,7, 9, 17
türen ü. 28,6; giuz üz, daz düervüllet werdest – als daz ouge arm und blöz ist der v. und
28,7; üzgetragen und üzgegozzen in einem enpfenclich aller varwen 29,9; daz ez sihet,

604
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daz nimet ez alzemäle von der v., niht von verbrennen snop. 52,23; 53,4
dem, daz geverwet ist 117,15 verderben std. intr. 56,1; 277,9; 279,13; snop. tr.
vasten srop. 244,6; 247,4; 253,7; 254,4, 7 47,4; 52,24; 248,7,8; 280,10; refl. 278,5 – daz si
vasten subst. inf. 257,5; 260,7 zemäle sünde verderbet und vertribet 243,4;
vater stm. 8,3; 9,19, 20; 10,1, 2, 7, 9, 14, 15; 11,13; dan beidiu vinger und mensche verderbe 47,12
12,11, 12, 21; 13,1; 19,6; 21,19; 24,3, 7, 8, 11, 14, verderpnisse stf. 248,11
15; 25,12, 15; 31,4; 32,3, 5; 33,8; 34,13; 35,5; verdienen srop. 36,4; 54,13; 301,9; 305,4
42,12, 16, 17; 46,9, 14; 47,1; 57,4, 5 u. ö. – der verdorben part. adj. 248,9 – mine alze snoede
himelsche v.: 35,3; 36,15, 21; 38,12; 48,6; 112,6; verdorbene menscheit 267,7
268,2; in des (himelschen) vaters schöze: 41,3; verdringen stv. 111,16
45,1; 46,9, 12; 114,20; Aber gereht lüter, wan vereinen snop. 211,13 – biz daz sie in ein vereinet
daz niht geschaffen noch gemachet v. enhät werdent 33,4; daz wir mit im und in im ein
und got und gerehticheit al ein ist und ge würden, niht aleine vereinet 33,9; diu séle ist
rehticheit aleine sin v. ist 12,13, 14; herzoge vil naeher mit gote vereinet dan lip und séle,
und oberster v. und herre des höhen himels die éinen menschen machent 269,4
20,17; Alzehant vergizzet und verzihet er v. vereinigen snop. 403,1; refl. 432,10
und muoter . . . und jagetüf an den himel vereinigen subst. inf. refl. 427,8
schen v. 31,10, 11; V. hie niden des vunken ist vergän std. 40,4; 60,10; 206,5; 214,3; 287,7 –
daz viur 31,11; Er (= der Funke) jaget üf swenne der gedank vergät, só vergät ouch der
snelliclichen ze sinem rehten v., daz der himel got 205,7; Dér got envergät niht 205,9
ist . . . daz daz viur niht enist ein reht, wär v. vergangen part. adj. Allez, daz v. ist und waz
des vunken, als ez viur ist 31,13; 32,1; Der zuokünftic ist 44,5
rehte, wäre v. des vunken und alles viuriges vergeben stv. 237,11; 238,3; 243,6; 244,2, 3; 246,1
ist der himel 32,2; natiurliche minne, die ez vergelten stv. 304,4
(= daz vünkelin) ze sinem wären, himelschen vergezzen stv. 16,11; 17,8; 30,7; 31,9; 32,3,4; 35,2;
v. hät 32,7; ganzen smak des einen, des himel 45,9; 59,14; 60,1; 275,5
schen vaters 42,12; Nü ist der v. in dem sune vergezzenlicheit stf. ganze volkomen v. zer
und der sun in dem v. 44,26, 27; V. und sun gancliches und zitliches lebens 112,20
sint ein 44,27; Man liset in der veter buoche, vergift stf. Gift 'ich enwil niht' ist ein wäriu v.
daz ein mensche klagete einem heiligen v. aller gehörsame 189,3
57,3, 4; ein anenemende danknaemicheit des verhencnisse stfn. von gotes v. 36,8
vaters 268,4 verhengen srop. 233,9; 235,2 – daz got verhenget
vaz stn. 28,3, 4; 49,2; 114,16; 269,5 (hät): 13,15; 17,13
veder stf. 118,26 verhindern snop. 277,15
vehten stv. 48,13; 213,5 veriuzern srop. daz er sich in den iht zerläze
vellic adj. abtrünnig niht v. werden von gote noch zerströuwe noch veriuzer in der menige
noch von güete 25,13 276,10
verbergen stv. 14,7; 25,4; 111,19; 113,4, 20 – refl.
verkéren snop. 277,8, 12
224,8
verbieten sto. 259,2
verkleinen subst. inf. daz vernihten und v.
verbilden snop. muoz er haben ein anedenken 292,7
eines ieglichen buochstaben und den in sich verkrenken snop. sówirt si (= die Seele) an dem
v. vil vaste 208,5; só si (= die Seele) . . . wirt teile alsó verkrenket und ungewaltic ir selbes
277,14
begründet mit den créatüren und mit in ver
bildet 277,13 verläzen sto. refl. dä verläz dich ane 254,5
verborgen part. adj. 34,13; 60,13; 113,22, 23 – verleschen stv. 32,6; 264,4
got, als er ist ein in siner v. einunge 31,6; diu verleschen snop. tr. 111,20
v. kraft der natüre hazzet verborgenliche verliesen stv. 15,17; 16,1; 17,15; 18,1; 23,12, 16;
glichnisse 34,5; daz liget v. in der séle, die 24,3; 27,2; 35,15; 36,1, 3, 7; 37,17; 41,19; 47,11;
wile got v. liget in dem grunde der séle 219,7 52,17, 18; 53,3; 225,5; 252,3; 414,10; 416,6; 428,1
verborgenlich adj. diu verborgen kraft der na – alzehant sódiu sunne undergät, só verliuset
türe hazzet verborgenliche glichnisse 34,5 der luft daz lieht 36,19; der win verliuset alle

605
Wörterverzeichnis

sine süezicheit in der bitterkeit der zungen verre stf. aber geburt des viures und lust ist
üzerliche 52,12; só liden leit verliuset 54,2 sunder zit und sunder v. 34,19
verliesen subst. inf. leit v. ist ein gewäre tröst verre adj. 12,1; 42,1; 44,6; 46,16; 112,8; 118,17 –
27,3 gote enist niht v. noch lanc 11,23; Lust und
verlihen stv. 36,17; 37,7, 8 vröude endünket nieman lanc noch v. 34,19;
verlorn part. adj. 16,7, 10; 36,2 geliten-hän ist verrer und unglicher lidenne
verloufen stv. 416,11 40,4; daz allez und dem glich und ouch glich
verlust stf. ez ist ein vürganc und ein v. lidennes nisse selbe gote v. und vremde sint 41,7; der
durch got, daz er aleine minnet 40,1 mensche muoz . . . dem allem gar v. und un
vermanicvaltigen snoo. alsó enmac disen men glich werden 114,19; Gotes schouwen und
schen nihtes zerströuwen noch v. 202,9 unser schouwen ist zemäle v. und unglich
vermeinen snop. Niht, daz man dem innern sül einander 118,19; sich v. ahten (genemen) von:
entgán oder entvallen oder v. 291,4 215,10; 249,8, 10; 255,3; ein verrez lant: 45,2;
vermezzen stv. refl. Wie mac danne ein mensche 109,2, 21; 111,4; 118,21
sich v., daz er ein himelischer mensche si 20,4 verre ado. 12,19, 20; 29,2; 32,15; 35,10; 52,5; 53,11,
vermischen srop. daz der sèle anehaftende ist, 12; 59,23 u. ö.
begriffen und vermischet mit dem vleische versagen srop. versagen 251,13; 416,2; roidersa
109,13 gen. Und versageten im alle créatüren und
vermissen srop. só er gotes vermisset 224,8; der verswüeren im, jä, versagete im ouch got sel
guote wille . . . envermisset gotes niht 225,5; ber 241,3
perfehlen der eines weges vermisset 194,3 versehen stv. vorsehen ein solchez guot, daz er
vermügen an. p. 190,7; 215,6; 217,7; 218,12; 222,7; (= Gott) dir dar inne hät v. 229,8; die men
249,7; 260,7; 277,11; 278,1; 280,1; 281,11; 284,5, schen, die er hät v., daz er sie ze grözen din
6; 298,9; 301,6 gen ziehen wolte 235,2; und hät alle heiligen
vermügen subst. inf. 190,14 geminnet, é diu werlt ie wart geschaffen, als
vernemen stv. verstehen 10,5; 43,17; 61,4, 9 – daz er sie v. hät 417,1
der allerbeste die geschrift vernimet 42,21; versenken snov. refl. 271,7
daz nieman enmac v. noch léren kan sant versinken stv. in den liebesten willen gotes ver
Pauli schrift 43,6 sunken 190,12
vernihten snop. wie sol got den menschen ouch versliezen sto. refl. daz sich der mensche wol
mit im selber v. 292,12 verslozzen habe inwendic 276,4
vernihten subst. inf. ein v. sin selbes 292,7; daz versmähen srop. Dar umbe versmähete mir bil
v. und verkleinen 292,7; daz v. des menschen liche, ob ich ein guoter, wiser mensche waere
waere gotes erhoehen 293,1; volkomeniu dé 59,2
müeticheit gät üf ein v. sin selbes 405,3 versmaehen snop. 252,6; 300,4, 5, 9, 12; 431,7
vernunft stf. 210,1; 211,4; 212,4, 5; 277,4, 5, 11; versprechen stv. refl. Waere aber, daz sich der
401,5; 418,6; 420,6; 421,5 mensche vertraete oder verspraeche 230,10
vernünftic adj. in dem natiurlichen liehte der verstän stv. 60,11; 415,1
vernünftigen sèle 11,21; an einem inniclichen versuochen snop. 48,9, 10, 15 refl. der mensche
vernünftigen zuokérenne und meinennegotes sol . . . sich dicke v. und begern und wellen
205,3; ein wacker wär vernünftigez würklichez von den liuten werden geüebet und versuo
wizzen 207,4; ein vernünftigez mitewizzen chet 281,16, 17
haben sin selbes 210,2; ich ahte vil bezzer ein versümen srop. verpassen, versäumen 247,5;
vernünftigez werk dan ein liplichez werk 287,1, 2 – Joch diu gehörsame engeirret nie
254,1; sin gegenwurf ist ein v. bilde oder mer niht und enversümet ouch nihtes . . . wan
etwaz vernünftiges äne bilde 421,1; alle ver si enversümet kein guot 186,6, 7; só enver
nünftigen (liute) menschen: 431,8; 432,3; 433,1 sümet er in keinen dingen iemer ihtes 212,7;
vernünfticlichen adp. 209,6; 212,6 – daz man v. daz er in dem iemer ihtes versüme 286,10
(= geistig) künne nächvolgen 253,10 (be)hindern versümet er mich an dem teile,
vernünftigez subst. adj. sin gegenwurf ist ein só versümet er sich selber 187,5; und er die
vernünftic bilde oder etwaz vernünftiges äne sinen niht enwil noch enzimet ze versümenne
bilde 421,1 in deheinen guoten dingen 258,1

606
Wörterverzeichnis

verswern stv. sich lossagen von Und versageten vihe stn. die lebent näch ir liplicher wollust,
im alle créatüren und verswüeren im 241,3 als diu v. tuont 420,5; solhe liute heizent
verswigen stv. 254,8 eigenlicher v. dan liute 420,6
verswinden stv. 238,4 vihelicheit stf. daz sie niht gebrüchent irs ge
vertilgen srop. 111,20; 114,7 genwurfes näch v. 420,4
vinden stv. 8,13, 15; 11,21; 15,2, 3; 19,4, 11; 23,10;
vertragen stv. ertragen alsó ist einem menschen
24,16; 26,7; 29,14 17; 30,3; 34,15; 41,15; 50,2;
etwenne swaerer ze vertragenne ein kleinez
53,11, 14; 54,4, 5; 56,14; 61,11; 110,12; 115,5,
smaehelichez wort 254,9; refl. sich vertragen
6, 7, 9; 116,4, 5; 188, 5; 191,3; 193,5; 194,2;
Ist aber, daz ez sich niht wil v., daz einez
196,4, 8; 197,4; 199,8; 206,11; 209,7, 10; 210,11;
daz ander niht enlidet 287,4
215,9; 216,1; 219,2; 222,8; 223,4; 225,3, 5;
vertreten stv. fehltreten, fehllaufen daz die 226,10; 228,7; 231,3; 234,4,5; 239,2; 244,1; 250,9;
liute koment ze grózen dingen, sie ensin ze
251,4; 259,6; 263,5; 265,3; 269,2, 7; 276,7;
dem érsten etwaz v. 235,8; refl. Waere aber, 278,14; 281,7; 285,9; 288,4; 294,4; 305,6; 401,5;
daz sich der mensche vertraete oder ver
410,5; 423,8; 424,1, 3, 4, 11; refl. 256,5; 283,9;
spraeche 230,10 291,1 – ie sich der mensche krenker vindet
vertriben std. 237,11; 242,7; 243,4 215,3; ob man sich in sünden vindet 232,2;
vert(d)üemnisse stn. 21,5 ie sich der mensche gebrestenlicher vindet
verwandeln snop. 27,12 – blibet doch der angel 237,5; ob er sich niht envindet üf üzerlicher
an einer stat unbewegelich und enwirt dar arbeit 249,2; swenne sich die liute hier ane
umbe niemer verwandelt 422,11 als unglich vindent 249,8; sie suln ein lüter
verwegen stv. refl. sich entschlagen in der minne niht sich v. 262,1; herre, ich vinde mich als
sich v. und getroesten alles tröstes von minne blöz und kalt 264,9; die wile ich mich niht
223,7; sich durch got aller dinge v.: 301,1; alsó envinde, sunder mich gebrechlich vinde
226,8 270,10; als man sich ze der tugent vindet ge
verwen snop. Daz érste, daz ez (= das Auge) neiget 282,6
sihet, daz nimet ez alzemäle von der varwe, vinger stm. 47,7, 8, 10, 11, 12, 14
niht von dem, daz geverwet ist 117,15; Her vinster adj. von liehte v. 428,9
umbe ist daz al ein, ob daz, daz geverwet ist, vinsternisse stfn. 26,2; 114,10; 229,10; 230,5, 7
ein stein si oder ein holz 117,16 viur stn. 33,11, 12, 14, 15, 16, 17; 34,15; 53,13 –
verwerfen sto. Dar umbe daz etwenne raten unden an dem himel ist v. vil wit 19,17; sö
under daz korn vellet, dar umbe ensol man daz lipliche v. enbrennet daz holz, ein vunke
daz edel korn niht v. 231,6 enpfaehet des viures natüre und wirt glich
verwigen stv. refl. 222,5; 223,2 dem lütern viure, daz äne allez mittel haftet
verzer(e)n srop. etliche liute, die verzernt der unden an dem himel 31,7, 8; Vater hie niden
sèle krefte alzemäle in dem üzern menschen des vunken ist daz v., muoter siniu ist daz
421,4 holz 31,11; daz daz v. nihtenist ein reht, wär
verzihen sto. 30,7; 31,10; 32,5; 45,8, 12, 15, 16, 22; vater des vunken, als ez v. ist 32,1; só ist dá
iemer . . . ein arbeit und ein strit zwischen
46,6; 59,11; refl. der verzihe sich sin selbes
196,2 viure und holze 34,2; Só aber alliu unglicheit
verzücket part. adj. und heizet der mensche wirt benomen und abegeworfen, só gestillet
sinnelös und v. 420,10 daz v. und geswiget daz holz 34,4; gewerden
verzwiveln srop. 236,4 des viures ist mit widerkriege, mit andunge
und unruowe und in der zit; aber geburt
vest(e) adj. 433,6 des viures und lust ist sunder zit und sunder
vesticliche adv. 211,12
verre 34,17, 18; die meister sprechent, daz
vicarius: der v. von Türingen, der prior von under dem himel ist v. vil . . . ez wirt allez
Erfurt, bruoder Eckhart predigerordens 185,2 verbrant und verderbet von des viures hitze,
videln snod. 208,7 é dan ez an den himel kome 52,21, 24; von
vient stm. 232,8 dem hitzigen viure der götlichen minne 53,4;
vientlich adj. den üzern menschen, den vient Natüre machet das holzze dem érsten warm
lichen menschen: 109,16; 110,11 und hitzic, und dar näch só machet si daz

607.
Wörterverzeichnis

wesen des viures 118,9; Hitze des viures und volkomen adj. 21,7; 22,15; 35,4; 37,19; 40,9, 10,
wesen des viures sint gar unglich 118,16 11; 55,7; 112,20; 185,8; 190,6; 227,6; 238,8;
viuric subst. adj. Der rehte, wäre vater des vun 240,6; 243,5; 244,8; 245,1; 246,4; 259,8; 284,3;
ken und alles viuriges ist der himel 32,2 286,4; 292,9; 299,1; 405,1, 2, 4, 5, 8; 406,2; 407,2;
vleisch stn. 10,19; 11,1, 3; 110,16; 111,10; 431,10, 408,10; 430,12; 431,3; 434,1 – ein unmaezic, wär
11, 12 – die hoehsten krefte der sèle, der na gesprochen, v. lop aller götlichen güete 268,5
türe und ir werk ist unvermischet mit dem volkomenheit stf. 213,9; 227,5; 280,2; 297,7; 433,2,
vleische 11,7; allez, daz der séle anehaftende 7

ist, begriffen und vermischet mit dem vleische volkomenliche adp. 38,10; 42,2; 282,10; 407,1
109,13; daz des menschen geist und sin v. alle volkomenlichest ado. sup. 246,3
zit wider einander stritent 110,17; Daz v. volkomenste subst. adj. got der beginnet siner
raetet untugent und bösheit 110,18 werke an dem volkomensten 118,6
vleischlich adj. 431,9 volle adp. 39,15
vliegen stv. 60,24; 433,8 vor ado. 32,8; 36,10; 43,17; 48,15; 52,1; 54,18;
vliehen sto. tr. 192,7; 193,4; 200,7; 207,6 intr. 234,5
193,4; 248,10; 432,2 – daz dü vor mohtest gev., vorgände part. adj. man muoz ein wol geüebete
dazvliuhet nü dich 200,6 abegescheidenheit haben, diu vor- und näch
vliehen subst.inf. Diz enmac der mensche niht gände si 280,8
gelernen mit vliehenne, daz er diudinc vliu vorgewürket part. adj. ez ist allez ein v. dinc
het 207,5 416,4
vliezen sto. 30,16; 31,1; 42,2; 45,6, 9; 54,18; vorhin adp. 27,6
298,3 – glichnisse vliuzet von dem einen 33,2; vorhte stf. 112,9; 242,7, 8; 249,5 – (= Ehrfurcht)
ouch vliuzet von uns got-der-heilige-geist42,4; dazdiu érbaere v. dä von sich niht minre von
Wan minne, der heilige geist, urspringet und dem dicken zuogänne 264,1
vliuzet von dem sune 42,15 vorlanc adv. als ich v. eines sprach 295,3
vliezende part. adj. 53,3 forme stf. mit der f. sines geminneten gotes
vliz stm. 112,11; 189,6; 198,7; 199,5; 207,2; 210,9; durchformet sin 208,12
212,1; 274,8; 276,2, 4; 277,10, 15; 304,6; 400,4 formelós adj. 451,5
vlizen sto. refl. 253,10 formelósiclich adj. möhte er gestän f. und äne
vlizic adj. 12,22; 111,12; 214,8 – ein ieglicher ist alle zuovelle 411,3
daz aller vlizigestabe ze tuonne, daz im aller formieren snop. Dä ist der wille ganz und reht,
meist wider ist 238,1 dá er . . . in den willen gotes gebildet und
vliziclichen adp. 208,2 geformieret ist 218,10
vlügel stm. 118,26 vorschen srop. und vorschten aber, ob ez gnäde
vluochen snop. 56,17 oder natüre si 307,1
vluz stm. 45,10 vorsprechen stv. alle dise rede hät vorgespro
vol adj. 42,11; 59,10; 115,23; 191,5; 413,4 chen der wissage Ezechiel 118,25
volbräht part. adj. glórie ist volbrähtiu gnäde vorvar snom. 251,7
289,7 vräge stf. 279,14; 283,5; 292,12
volbringen an. v. 26,2; 188,9; 213,11; 215,10; vrägen srop. 20,12; 57,8; 185,5; 200,10; 218,8, 13;
289,10; 292,8 – diu gnäde enzerstoeret die na 288,6; 292,1; 411,11; 418,2; 423,1; 426,6; 429,1
türe niht, si volbringet sie: 288,12; 289,5; Diu vremde adj. 18,6; 41,7; 44,6; 46,16; 112,12; 114,21;
glórie enzerstoeret niht gnäde, si volbringet 200,8; 209,12; 210,8; 281,6 – daz sie (= die
sie 289,6; alsó wirt daz wort wär und vol äußeren bilde) üzwendic im bliben und in
bräht des éwangelisten 294,6 keiner vremden wise mit im wandeln 276,6
volbringer stm. got enist niht ein zerstoerer . . ., vri adj. 195,5; 212,3; 261,8; 289,4; 295,4 – einen
sunder er ist ein v. 288,11, 12; er (= Gott) vrien willen 289,2
ist ein v. aller dinge 289,8 vride stm. 13,12; 29,11; 33,6; 56,2; 111,1; 112,17;
volgen snop. 15,7; 45,19, 22; 46,10; 47,2; 111,1; 191,7; 193,5; 194,1; 197,5; 201,1; 211,5; 249,1;
249,9; 251,9; 252,3, 13; 254,4; 257,1; 274,5; 304,9, 10; 305,1; 308,3, 5, 7 – Wan als vil bist
278,10; 284,8; 291,10 – alle menschen enmügen dü in gote, als vil dü bist in v., und als vil
niht einem wege gevolgen 252,13 üz gote, als vil dü bist üz v. 308,5; Als vil in

608
Wörterverzeichnis

gote, als vil in v. 308,6; ze v.: 251,5; 258,4, 5; Daz vesteste f., darüf disiu volkomenheit
275,3; 285,4; 301,9; als ze ganzem v. 303,3 gestän mac 433,6
vriliche(n) ado. 208,6; 247,4; 263,4 vunke snom. ein v. enpfaehet des viures natüre
vrilichest adv. sup. 247,3 31,8; Vater hie niden des vunken ist daz viur,
vriunt stm. 8,7; 17,4; 23,13; 26,9; 49,13, 15; 51,16; muoter siniu ist daz holz, bruoder und swe
54,10, 11, 15, 16; 56,19; 109,20; 232,8; 241,6; ster sin sint die andern vunken 31,11, 12; daz
256,6; 257,6; 260,4; 261,6; 296,6 – die vriunde dazviur niht enist ein reht, wär vater des
gotes 224,5 vunken 52,1; Der rehte, wäre vater des vun
vriuntschaft stf. 115,16 ken und alles viuriges ist der himel 32,2
vró adj. 16,16; 23,3, 9; 37,15; 59,5 vünkelin stn. 31,13; 32,3
vroelich adj. 45,11; 46,2; 255,5 vürbaz adv. 14,9; 17,9; 19,13; 28,17; 32,11; 43,26;
vroeliche ado. 13,9; 26,4; 47,16; 48,18; 59,17; 44,21; 112,22; 116,1; 236,5; 420,1
112,16 vürganc stm. ez ist ein v. und ein verlust liden
vrom (vrum) adj. 49,1; 59,10 nes durch got 40,1
Vrost stm. 37,15; 52,8 vürhten snov. 304,6 – Ouch enist nihtes in gote,
vröude stf. 12,16; 13,8; 22,16; 27,11; 28,5, 16; dazze vürhtenne si 308,9
29,11, 14; 34,19; 35,4; 45,18; 49,9; 52,2; 112,11; vürlegen snov. und leget im got vür in übel
256,10; 260,7, 9; 297,2; 309,3 – der geist raetet tuonne den töt und in woltuonne daz leben
289,3
minne gotes, v., vride und alle tugent 111,1;
ein geistlichiu v. 237,3 vürste snom. 48,11

vrouwe srof. 16,16; 35,1; 59,14; 422,5 – vrou vürtragen stv. eintragen dazentruoc allez niht
Even 110,4; daz die vrouwen daz houbet be vür 225,12
decket hänt und die mannesnamen blóz 114,1; vürwurf stm. Objekt und der werke keinez en
unser V.: 226,1; 407,1, 4; 408,4; 409,2; 422,2 hinderte daz ander an sinem vürwurfe 271,3
vröuwen snoo. refl. 13,7, 18, 19; 23,11; 49,4; 56,11
vruht stf. 29,10; 110,7; 111,5, 8, 13; 274,11; 281,15 wachen snov. 19,12; 210,5
Vrume snom. 209,11; 212,12; 231,8; 257,8; 258,3 wachen subst. inf. 198,5; 247,4; 260,7
Vrumen Snoo. 212,10 wacheric adj. die beitenden liute sint w. und
sehent sich umbe, wä er her kome, des sie
vüegen snov. 302,4; 307,5, 6; 425,9; refl. 402,7 –
in dem lichamen unsers herren wirt du sèle beitent 210,6
alsó nähe in got gevüeget 268,11; daz er im wacker adj. ein w. wär vernünftigez würklichez
wizzen 207,4
vüege daz aller beste 284,11; näch dem, daz
sin bestez ist und im vüeget 302,1; der (= der waege adj. Waeger ist ein schade dan zwéne 47,12
Rock) dem einen vüegete, der envüegete dem wägen snoo. 60,2
andern zemäle niht 302,3 refl. só vüege dich wahs stn. ein reine w., daz wol weich ist und
ze gote 12,1; der sich alzemäle under got nei guot, dar üz und dä von ze würkenne, waz
get und vüeget 115,21; man sol sich sacra man sol und wil 55,2
mentlichen dar zuo v. 274,1; als man sich gote wahsen stv. 111,13, 14, 16; 209,14; 263,11; 264,3;
v. wil 280,7; dä mite der mensche sich ze gote 290,2
allermeist und aller naehest gev. müge 400,5 wän stm. 55,13 – einen w.. oder einen schaten
vüelen subst. inf. só enhänt sie lihte niht als vil keines underscheides 41,18
vüelennes und enpfindennes 220,9 wandeln snop. 27,11; 266,3; 269,6; 417,5 refl.
vüeren snoo. 119,5; 256,11; 268,8 422,10 – Blöz, arm, niht-hän, itel-sin wandelt
vülle stf. von der v. des herzen 19,1; ennimet die natüre 29,11; noandern, gehen daz in diu
niht minner dan got selben in der wite und dinc, dä bi er wandelt, niht enhindernt 209,8;
v. des wesens 29,4; von der v. des inwendigen daz sin gemüete si gewarnet vor den bilden,
richtuomes 292,3 diu üzwendic stänt, daz sie . . . in keiner
vüllen snov. 113,12 – itel behalten von allem vremden wise mit im w. 276,7
dem, daz v. mac, ouch luftes 30,6 wandelunge stf. w. der wise 252,10; 286,7
fundament stn. Ez ist vil anderz diu want und waenen snoo. 13,16; 40,9; 45,23; 55,14, 15; 56,1;
daz f., darüf diu want gebüwen ist 117,12; 222,1; 224,10; 417,3

39 Eckhart D5 609
Wörterverzeichnis

waenen subst. inf. ein ganz glouben ist vil mér 17; 14,16; 27,3; 44,17; 48,1; 49,12; 51,5; 52,2;
dan ein w. in dem menschen 270,3 54,3; 115,9
wanken snov. berüeret werden und w. von na waerlicher ado. comp. 42,3; 52,15; 202,2; 227,7
tiurlicher liebe vaters, muoter 25,12 warm adj. 118,8
want stf. 112,1 – Diu w. hät varwe an ir, und war nemen stv. 196,3; 197,1; 235,3; 254,4; 263,1;
dar umbe enbekennet si weder ir varwe noch 272,2; 290,8; 430,13
kein ander varwe 28,12; Ez ist vil anderzdiu warnemen subst.inf. ein wol w. des menschen
w. und daz fundament, darüf diu w. ge inwendicheit 207,3; ein wizzendez w. unsers
büwen ist 117,11, 12 herren in allen dingen 210,9
wär ado. 268,5 – ze wäre 58,7 warnen srop. schützen vor 276,5; 296,2 refl. 212,6
wär adj. 10,12; 13,13; 14,10; 19,2, 11; 22,16; 25,6; sich versehen mit sich krefticliche gotes vor
31,2; 32,1, 2, 7; 34,13, 16; 44,10; 51,6; 52,3, 12; w. 211,12; sich der sterke und des siges w.
53,19; 60,14, 21; 116,27; 117,23; 118,3; 189,3; 215,4
197,5; 207,4; 209,15; 211,5; 218,11; 226,3; 243,8; warten snoo. rwarten 262,9 ausschauen nach die
253,6; 270,4; 277,1; 280,3; 288,3; 294,6; 299,10; beitenden liute . . . wartentsin in allem dem,
410,8 – diz wäre haben gotes 205,1; Ouch en daz dä kumet 210,7
machet kein dinc einen wären menschen äne warumbe subst. pron. daz er niht üz im ane
daz üfgeben des willen 226,5; ze grózer und sihet w. dan durch sich selben 43,21; umbe
wärer démüeticheit und andäht 235,10; Von kein w. 282,9
der wären zuoversiht 238,7; Wäre und vol wazzer stn. 17,6; 28,4; 42,5, 6; 269,5, 6; 307,8;
komene minne 238,8; ein w. wizzen 239,9;
308,1 – itel machet w. ze berge üfklimmen
Disiu sicherheit ist verre mérer, ganzer und 29,12; Nü sprichet Salomón, daz alliu w., daz
wärer 242,3; mit alsó wärem missevallenne ist alle créatüren, vliezent und loufent wider
245,7; uns engebrichet nihtes dan eines wären in irn begin 31,1; Haete w. den smak, den der
glouben 270,4; von wärer abegescheidenheit win hät, só minnete der munt den win niht
283,8; Und solt daz wizzen vür w. 411,1; mé dan dazw. 34,8, 10; Dazw. vliuzet von
wäriu gehórsame: 185,7,8; 186,2, 4, 7; 188,3; siner eigenen natüre niderwert ze tal 45,6;
189,1; ein wärer wille: 227,6; 216,3; wäriu
Der einen stapschaft sihet gestózenen in ein
pénitencie: 244,4, 7; 245,4; 246,3 w, den dunket der stap krump sin, aleine er
wäre subst. inf. m. der wise und wisheit, w. gar reht si, und kumet daz dä von, daz daz
und wärheit 9,4; daz ist ouch gliche wär von w. gröber ist dan der luft si 60,15, 16
dem wären und der wärheit 10,12
wé adv. 417,6
wärheit stf. 8,11; 9,5; 10,12; 11,19; 14,11; 18,1;
wec stm. 35,14, 17, 19; 59,24; 194,2; 250,9; 251,1;
25,6; 27,8, 9, 10, 11; 31,14; 33,9; 34,4; 36,15;
252,13
41,16; 47,17; 49,10; 51,5; 55,20; 61,10, 11;
wecken snop. 432,8
113,10; 116,6; 2015, 6; 203,13; 218,5, 7, 239,2;
260,2; 294,5 – daz in natiurlicher w. ein eini wegen stv. ie man dá die sünde groezer wiget
gerbrunne und äder aller güete, wesender w. 237,10; Dü ensolt niht grözw., wes dü enp
und tröstes ist got aleine 14,4; getar ich daz findest 263,2; die bihte vor gote grözw. 275,6
sprechen in gotes w. und bi miner saelicheit wehsin adj. 425,6
24,6; als got w. ist und swá ich w. vinde, dá weich adj. ein reine wahs, daz wol w. ist und
vinde ich minen got, die w. 54,3, 4; die göt guot 55,2
liche w. 54,7; daz der mensche näch natiur weize snom. 424,6
licher w. niht von im selben enhät dan bös wellen subst.inf. W. kumet von minne, niht
heit und gebresten 36,13; sin und w. der ge wellen kumet von unminne 57,17; w. sünden,
schrift in ir selben 42,22; der léraere der w. daz ist sünde, w. zürnen, daz ist sünde 214,1,
274,6; in der w.: 188,1; 192,3; 193,4; 194,4; 2; w.tuon, als balde ich mac, und haben ge
199,6; 200,1; 201,3; 202,3; 210,14, 15 u. ö. tän, daz ist vor gote glich 218,1
waerlich adj. Diz waerliche haben gotes liget an wenen snop. 203,1; 255,8; 259,10; 276,11 refl. .
dem gemüete 205,2 246,6; 278,13 – muoz man dar zuotuon allez,
waerliche ado. 26,3; 28,15; 45,19; 59,21; 115,12; daz man vermac, daz die vernunft her wider
195,5; 205,1; 242,6; 300,1 noahrlich 12,6; 13,15, wene und ziehe 277,11

610
Wörterverzeichnis

wénic adp. 12,6, 15; 38,14; 45,20; 242,6; 287,1, 2; aber, daz sich der mensche niht wil ze einem
414,1, 3, 8 werke ziehen . . . sö sol man sich brechen in
wénic adj. 196,8; 212,13; 226,10; 240,4; 303,1 ein w. 290,9, 10; dä der mensche im selben
werden stv. als wir zergencliche sprechen: 'daz und allen werken entvallen ist . . . dä só ent
werde!'418,8 sinkent bilde und w. 292,2; bis unbeworren,
werden subst. inf. Diz wesen wirt aleine vun ob got diniu w. würke oder ob dü sie wür
den in dem werdenne 294,4 kest 306,8; götlich w.: 60,23; 200,2; üzer
werfen stp. 110,12; 113,6, 8; 256,9; 430,1, 3 (lichez, üzwendigez) w.: 38,4; 39,1, 14; 40,18,
werkstn. 9,18, 20; 19,7, 8; 35,14, 15, 17, 20; 38,15, 20; 41,4, 5; 251,1; 290,4; 291,9; inner(lichez,
17, 19, 21; 39,2, 3, 5, 10, 11, 12; 43,24; 44,8; innigez, inwendigez) w.: 38,6, 14; 39,8; 40,15,
46,2; 52,4, 15; 53,10, 12; 56,14; 109,13; 185,9; 20, 22; 41,1; 290,4; 291,8, 9; diu w. der tugent
186,1, 3; 190,2, 5, 13; 192,8; 193,7; 197,8; 198,6; 282,1, 6
199,3, 6, 7; 201,12; 202,1, 2, 3, 4; 203,7; 204,2, werkman stm. einen guoten, wisen und vlizigen
7, 10; 208,1, 8; 209,5; 210,1, 13, 14; 211,7, 8, w. 111,12; einen tumben und einen boesen w.
9, 10; 212,2, 3; 214,5; 215,10; 217,1, 2, 4, 8; 111,16
219,2, 4, 10; 230,9; 231,2; 243,5; 245,3; 246,7,8; werlt stf. 14,1, 2: 15,1; 50,2, 4, 19:56,4, 5; 59,1, 5;
247,2, 3, 4, 6, 7, 8, 10; 248,2; 253,8, 11; 255,1; 60,9; 1945; 217,4; 218,3; 248,4; 300,3; 411,8:
258,7; 259,7, 8, 9, 11; 260,3; 261,1; 270,13; 271,2; 417,1 – joch tüsent werlte: 22,13; 40,17; Ouch
276,1; 278,8; 279,3, 4, 6; 281,2, 15; 284,7, 9; enhaete got die w. nie geschaffen, ob geschaf
289,5; 292,6; 303,9; 307,3; 308,2; 414,2, 4, 6, 10; fen-wesen niht enwaere geschaffen 44,3; got
415,6; 416,6 – an werken und an worten 8,15; hät alsó geschaffen die w., daz er sie noch
die hoehsten krefte der séle, der natüre und äne underläz schepfet 44,4; güete dirre w. ist
ir w. ist unvermischet mit dem vleische 11,6; unmaere und unwert 56,6; disiu w., daz sint
in dem werke der gerehticheit 13,7; diu na die liute, die dise w. minnent 56,8, 9; Diu
türe beginnet irs werkes an dem krenkesten, sunne ist daz lieht dirre w. 114,13; der üz der
aber got der beginnet siner werke an dem w. kaeme zemäle in einen orden 286,5
volkomensten 118,5, 6; daz aller wirdi werltlich adj. werltliche liute 1953
geste w. 190,4: Bist dü gereht, só sint ouch werltlich(e) subst. adj. dem liuhtet got als blöz
diniu w. gereht 197,8; diu w. enheiligent uns in dem werltlichen als in dem aller götliche
niht, sunder wir suln diu w. heiligen 198,2; sten 210,15: daz der mensche selber iht werlt
Swie heilic diu w. iemer sin, só enheiligent liches oder ungliches würke 211.1
sie uns zemäle niht, als verre sie w. sint, wermde stf. 33,15
mér: als verre als wir heilic sin und wesen wer(e)n snop. dauern 60,9; 206,5
hän, als verre heiligen wir alliu unsriu w. wert adj. 13,19; 40,22; 303,7 – got ist aleine w.,
198,3, 4, 5; niht als vil, . . . welherleie ge dar umbe sint sie gote w. und gotes w. 56,7;
slehte diu w. sin, sunder, wie der grunt der den werden lichamen unsers herren 272,5
werke si 198,8, 9; ez ist ein bezzer w. beten wesen stn. 11,18: 29,4; 33,17; 41,2; 45,6, 7; 115,7;
wan spinnen 203,8; dü solt in den werken 116,5, 29; 117,2, 18, 19: 118,9, 16; 188,2; 199,1;
ein glichez gemüete haben 203,9; daz er daz 289,8; 306,10; 411,2; 427,7 – daz gebern der
w. siner kunst wil üeben . . . dennoch wür güete und geborn-werden in dem guoten ist
ket er sin w. üz siner kunst 208,8, 10; Vil al ein w., ein leben 9,14; der oberste engel
liute dünket, daz sie gröziu w. süln tuon von wunne hät und vröude in sinem natiurlichen
üzern dingen 244,5; ich ahte vil bezzer ein wesene oder lebene 13,9: allez, daz begirde
vernünftigezw. dan ein liplichez w. 254,1, 2; ze wesene hät 35,7: gotes würken ist sin na
Wan got enbeweget niht ze deheinem werke türe, sin w., sin leben 44,16; durch got würken
dan sin eigeniu güete; nihtes endienent un ist sin w., sin leben 44,18; Benaeme man allen
seriu w. dar zuo, daz uns got iht gebe oder créatüren aller dirre werlt daz w., daz got
uns tuo 261,4, 5; des menschen meinunge an gibet 50,19; daz bilde götlicher natüre und
den werken 275,9; Man sol daz lernen, daz götliches wesens 113,3; Underscheit in wesene
man in den werken ledic si 275,10; kein w. und in wesunge wirt genomen ein und ist ein
kan gewürket werden dan in sinem eigenen 115,3; got gibet ze dem ërsten daz w. aller
bilde 276,14; stät alsóäne einic w. 290,7; Ist créatüre 118,10; als verre als wir heilic sin

39* 611
Wörterverzeichnis

und w. hän 198,4; von grózem wesene 198,6; widerslac stm. ein üzslac und ein w. üf daz
des menschen w. und grunt 199.2; ein w. der érste näch natiurlicher ordenunge 117,4
minne 219.4: Des wesens der minne stat 219.5; widerstrſt stm. 11,3
biz man die tugent gewinne in irm wesene widervarn stv. 434,3
und in irm grunde 282,4; mit götlichem widerwerticheit stf. 229,5
wesene über wesent 306,4; einiget iuch mit wilestf. eine w. 40,11; die w.: 19,9; 29,16; 34.14;
formelósem wesene 431,5 206.5; 215.8; 218,13; 219,7; 225,4; 231,1; 258,4;
wesen subst. inf. w., wizzen, minnen und wür 270,9; 410,3
ken giuzet sialzemäle in den guoten, und der wille snom. 8,9; 10,19; 11,1, 2, 5; 20,10, 11, 16, 18;
guote nimet allez sin w., wizzen, minnen und 21,3, 7, 9, 10, 13; 22,3, 8, 14, 15; 23,4. 6, 11;
würken von dem herzen und innigesten der 25,18, 21; 38,21:40,13; 49,16; 50,1; 51,10: 54,14;
güete 9,10. 11; allez sin w., leben, bekennen, 57,16; 187,4; 195,4, 8; 211,13; 212,5; 2156, 7, 9;
wizzen und minnen ist üz gote und in gote 216,1, 2, 3, 4, 6: 217,2, 3, 5, 9; 218,3, 7, 8, 9, 10,
und got 13,3; Der got alsó in wesenne hät 11; 219.8, 9: 224,9; 225,5, 6, 7, 8, 9, 10.12: 226,3,
205.10: Diz w. wirt aleine vunden in dem 7; 227,5; 258.2, 6; 263,1, 6; 266,6: 272,3; 278,10;
werdenne 294,3; Wan allez unser w. enliget 279.4, 14; 2815, 7; 284,3, 4, 6: 285,2; 303.5, 7;
an nihte dan in einem niht-werdenne 294,7 309,3, 4; 423.5. 6 – sfnen natiurlichen willen ze
wesende part. adi. äder aller güete, wesender läzenne 45,12; Alle güete des üzerlichen
wärheit und tröstes ist got aleine 14,4 lidennes kumet und vliuzet von güete des
(ge)wesenen snop. Alsó sol der mensche . . . mit willen 54,18; in dem liebesten willen gotes
der forme sines geminneten gotes durchfor versunken 190,11; diu tugent und ouch diu
met sin und in im gewesent sin 208.12 untugent ligent in dem willen 215.5: mit dem
wesenlich adj. in einer wesenlichen wise 207,9 willen vermac ich alliu dinc 217.7: Des wesens
wesungestf. Underscheit in wesene und in w. der minne stat ist aleine in dem willen; wer
wirt genomen ein und ist ein 115,4 mér willen hät, der hät ouch der minne mêr
wezzericheit stf. só machet daz viur als6 kleine 219,5; Ouch enmachet kein dinc einen wären
daz holz . . . und benimet im gropheit, kelte, menschen äne dazüfgeben des willen 226,5;
swaerheit und w. 33,13 äne üfgeben des willen in allen dingen s6
wider adp. 187.2: 222,4; 288.9 zurvider 229,6, 7; schaffen wir niht mit gote 226,6; Daz waere
238.2, 3 zurück die vernunft her w. wene und aleine ein volkomener und ein wärer w., daz
ziehe 277,11; daz er sich alsó zemäle w. ge man ganz waere getreten in gotes willen und
wene 278,1 waere äne eigenen willen 227,6; gesetzet in
widerbilden snop. refl. daz er sich kérte üf die den willen gotes 233.4; in einem unbewege
sehzig mark . . . und widerbildete sich in die lichen willen 237,1; Ez sint zwéne sinne ze
sehzig 16,7 nemenne an dem willen: der ein ist ein zuo
widergelt stn. ein glich w.. und glicher kouf: vallender w. und ein ungewesenter w., der
197,1; 295.3; daz selbe w. ensol niht gemeinet ander ist ein zuoverhengender w. und
werden 299,2 machender w. und ein gewenter w. 280,3. 4, 5:
widerkomen 8tp. 45,3
Got gegap sich nie noch engibet sich niemer
widerkriec stm. allez, daz in dem menschen in deheinen vremden willen 281.6: äne be
sinem willen undertaenic ist, doch mit einem reitunge des willen 282.7: Man soll sich selber
widerkriege 11,2; só ist dä iemer ein rouch, . . . in einem lütern entwerdenne willen und
ein w. . . . zwischen viure und holze 34,2; ge begerennes legen in den guoten und liebesten
werden des viures ist mit widerkriege 34,17; willen gotes 285.3: Der mensche hät einen
ie daz werk boeser ist und gote unglicher, ie vrien willen 289,2; wannen kam der niuwe w.
der w. groezer ist 39,11 in got 418.3; kein niuwer w. gestuont nie üf
widerkriegen srop. 39,9 in gote 418.4: Dä von só mac got dä gewürken
widermüete stfn. alsó daz er bereit ist ze enpfä üf daz aller hoehste und näch sinem obersten
henne alle anvehtunge, bekorunge, w. und willen 426,4; eigen w.: 191,5; 192,4, 5; 227,2;
leit liden 112,15 283,1
widerschin stm. einen w. aller siner (= Christi) willic adj. ie ir daz werk lihter, williger und
werke und siner götlichen bilde 259,6 lustiger ist 39,12

612
Wörterverzeichnis

williche adv. 57,7 des wesens 29,4; diz üzer werk . . . noch sin
williclich adj. natiurliche, willicliche, hitzige w. niht alzemäle méret die güete des innern
minne 30,18 werkes 40,19
willicliche adp. 26,3; 50,2; 59,11, 18; 60,1; 112,15; witer adp. comp. 29,1
195,2; 205,9; 222,2, 8; 223,1, 6; 256,5; 283,5; wiz adj. 117,5, 8, 10 – der sich bekennet wizen,
306,7 der büwet und ist üftragende üf w.-wesenne
wiltnisse sffn. 59,24 117,6; W. ist vil minner und vil üzerlicher dan
win stm. 27,5; 28,4; 34,8, 9; 52,11, 12, 13; 228,8; w.-wesen 117,10
269,6 wiz(ez) subst. adj. er schepfet bekennen und
wint stm. 52,22; 412,3 wizzen von geverwetem oder von wizem
winter stm. 52,8 117,10
wirdic adj. 49,4; 56,11; 190,4, 6; 246,4; 262,4; wiz-wesen subst. inf, der sich bekennet wizen,
265,5; 268,2; 284,11 der büwet und ist üftragende üf w.-wesenne
wirdicheit stf. 273,2 117,6; Wiz ist vil minner und vil üzerlicher
wirdicliche adp. 268,1,9; 272,2 dan w.-w. 117,11
wis(e) adj. 9,1; 47,6; 56,15; 59,2; 111,12 wizzen an. v. 9,4; 10,3; 13,1, 5; 14,3: 20,15, 20;
wise subst. adj. der w. und wisheit 9,4; 10,13 21,9, 10, 17; 22,2; 25,11; 25,8; 27,12; 31,14; 36,10,
wisestf. 22,6; 24,8, 9; 38,12; 49,10; 51,6; 53,6, 8; 15; 38,3 u. ö. – herwider komen daz ist w. und
54,8, 16; 115,21; 116,2, 8 u. ö. – etliche wis 22,6; bekennen, daz man got bekennet und weiz
in einer wesenlichen w. 207,9; in der hoehsten 118,24
w. 210,4; ze deheiner sunderlichen w. 251,11; wizzen subst. inf. 25,10; 117,8, 10; 240,5; 243,9 –
Ein ieclich enmac niht ein w. gehaben, und wesen, w., minnen und würken giuzet sialze
alle menschen enmügen niht ein w. gehaben mäle in den guoten, und der guote nimet allez
noch ein mensche alle w. noch eines ieclichen sin wesen, w., minnen und würken von dem
w. 252,7,8; Ein ieglicher halte sine guote w. herzen und innigesten der güete 9,10, 11; allez
und ziehe dar in alle w. und neme in siner w. sin . . . w.. und minnen ist üz gote und in gote
alliu guot und alle w. 252,9, 10; Wandelunge und got 13,5; enweiz von wizzenne niht noch
der w. daz machet ein unstaete w. und ge von minne 117,1; ein wacker wär vernünftigez
müete 252,10, 11; unser herre Jésus Kristus würklichez w. 207,4; ein wär w. und ein un
der häte ie die hoehste w. 253,5; daz sie (= zwivelliche sicherheit 239,9; Ez ist zweierleie
die bilde) üzwendic im bliben und in keiner w. in disem lebene des éwigen lebens 240,2;
vremden w. mit im wandeln 276,6; alliu dinc ein wär w. 270,4
sint dem inwendigen menschen ein inwen wizzende part. adj. ein wizzendez warnemen
digiu götlichiu w. 277,3; alle guote w. in die unsers herren in allen dingen 210,8
selbe w. ziehen 285,7; in einer w. sol man wolke stf. só ein w.. oder nebel zwischen uns
nemen alle guote w. und niht die eigenschaft und der sunne ist 113,15
der w. 285,10; (ze) glicher wis(e): 40,16; 187,3; wollust stf. die lebent näch ir liplicher w., als
206,2; 207,10; 222,8; 228,5; 422,12; 424,9; 426,1 diu vihe tuont 420,5
wisen snop. 18,7; 35,4; 50,13; 112,11 woltät stf. "in der erden', daz ist in missetät, als
wiser stm. ein w. und ein leiter . . . der fünf in dem himel', daz ist in w. 22,9; durch got
sinne 420,3 und durch w. 39,18
wisheit stf. 429,2–mit gote, der éwigen w. 50,15; woltuon subst. inf. und leget im got vür in übel
die wurzel aller w. 110,9; götlicher w. 112,5; tuonne den tót und in woltuonne daz leben
in übernutze der obersten unsprechelicher w. 289,4
112,18; der wise und w.: 9,4; 10,13; der w. wonen srop. 9,16; 264,8
buoch: 48,8; 50,14; 55,21 wonende part. adj. 'der vater in mir inne
wisliche ado. 36,8 blibende und w. würket diu werk' 9,20
wissage snom. 33,5; 37,11; 118,25; 119,1, 4; 400,5; wort stn. 8,2; 10,3; 14,5; 27,11; 40,9; 43,17, 20;
406,1; 409,3 49,20; 50,5, 7, 21; 53,2, 16; 56,4, 14; 59,20; 60,5,
wit adj. 19,17 6; 61,3, 4, 8; 109,3, 5; 110,10; 114,17; 115,25;
wite stf. 25,3; 41,1 – tugent haben und liden 194,9; 204,7; 254,8, 10; 294,6; 408,8; 427,4;
wellen hät eine w. 25,8; in der w. und vülle 428,4; 430,13 – an werken und an worten 9,1;

613
Wörterverzeichnis

Entviele got sinem worte, siner wärheit, er zal stf. 115,12


ent viele siner gotheit und enwaere niht got, zart adj. 431,6 – zarte spfse 255,5
wan er ist sin w., sin wärheit 27,9, 10; ein zeichen stn. 14,11; 19,2, 12; 43,25; 48,10; 52,20;
wäre muoter des éwigen wortes 226,3; hohiu 287,5, 9; 297,7 – eines kranken herzen z. 59,4
w. ze redenne 258,8; alle créatüre sint in dem zelle srof. in der kirchen (oder in der einoede)
éwigen worte gesprochen 418,8 oder in der zellen: 201,7; 203,4
wüeste stf. 48,16; 254,12 zemen stv. 258,1
wunder stn. 14,12, 16; 17,13; 29,12; 219,2; 233,1 – zemäle adv. 30,5; 40,4; 50,15; 58,8; 113,25; 117,26;
die gemeinliche w. hänt, só sie sehent guote 118,19; 189,1; 192,3 u. ö. – Und alsó ist dir
liute smerzen liden 55,12 etwenne swaerer ein wort ze verswigenne,
wunderlich adj. 22,20 dann ob man z. swige von aller rede 254,8;
wunderliche adp. 59,15; 118,17 der üz der werlt kaeme z. (= endgültig) in
wunnestf. 12,16; 13,8; 14,8; 23,5; 28,16; 29,2, 6; einen orden 286,5
30,1; 45,18; 47,21; 51,14; 56,2; 116.25, 26; zerge(a)nclich adj. 17,10, 11; 59,5; 60,3; 110,1;
297,1, 2 411,7; 421,6; 432,6 – zergencliches und zitliches
wünniclich adj. 22,20; 32,15; 45,5, 11; 46,2; 51,13 lebens 112,20; liutert in von allen zergenc
wünnicliche adp. 268,7 lichen dingen 413,3
wunsch stm. 309,3 zergencliche adv. 418,7
wünschen snov. 20,14, 15; 21,6; 57,15; 214,3; 223,10 zerläzen stv. refl. daz er (= der Mensch) sich in
würken srop. 9.17, 20; 19,7, 8, 12; 33,11; 38,23; den (= in den bilden) iht zerläze noch zer
39,5; 43,21, 22, 23; 44,15, 23, 24; 52,15, 25; 53,1, ströuwe noch veriuzer in der menige 276,10
8, 10; 55,3, 4, 5; 186,4; 190,13; 198,6; 202,1, 2, 4; zerstoeren snop. 287,10, 11; 289,8, 9 – diu gnäde
206,4; 208,10; 209,5; 211,1, 11; 217,8; 239,6; enzerstoeret die natüre niht, si volbringet sie
276,14; 278,8; 279,3, 4; 282.7,8; 291,2, 3, 5, 7, 8; 288,12; 289,5; Zerstörte nü got die natüre alsó
292,5; 303,6, 8; 306,3, 4, 8, 9; 307,5, 6; 308,2, 3; in dem beginnenne 289,1; Diu glórie enzer
414,3, 6; 416,3; 419,11; 423,5, 6, 7; 424,2, 7, 10; stoeret niht gnäde, si volbringet sie 289,6; Wil
425,1; 426,3 – got . . . würket alliu dinc durch aber daz üzwendic werk daz inner z. 291,10
sich selben, daz ist: er minnet durch minne, zerstoerer stm. got enist niht ein z. . . . sunder
und würket durch würken 43,26, 27; er . . . er ist ein volbringer 288,10, 11
würket alliu siniu werk durch würken 44,8, zerströut part. adj. alle zerströute sinne des
15; durch got w. ist sin wesen 44,18; ein menschen 265,6
minnewerk ze würkenne 221,3; Dü solt w., zerströuwen snop. 287,8 – als got kein manicval
und er (= Christus) sol nemen 259,8; kein ticheit enmac z., alsó enmac disen menschen
werk kan gewürket werden dan in sinem nihtes z. 202,8; daz er (= der Mensch) sich in
eigenen bilde 276,14; Láz got w. in dir, dem den (= den bilden) iht zerläze noch zer
gip dazwerk und enruoche, ob er würke mit ströuwe 276,10
der natüre oder ob der natüre 307,2, 3 ziehen stv. 31,5; 46,16; 233,9; 235,3; 277,10, 11;
würken subst. inf, 9, 10, 11; 43,27; 44,8, 15, 18; 287,3; 412,8; 413,2; 420,9; 428,1, 3 refl. 200,10;
424,3 – Got der enwirt minnennes und wür 236,3; 290,5 – glichnisse . . . ziuhet und locket
kennes niemer müede 44,9; gotes w. ist sin von der kraft und in der kraft des einen, dar
natüre 44,16; an leide und würkenne 53,7 umbe engestillet noch engenüeget niht noch
würklich adj. ein wacker wär vernünftigez dem, daz dá ziuhet, noch dem, daz dä gezogen
würklichez wizzen 207,4 wirt 33,2, 4; gezogen über natüre 46,18; ge
würklicheit stf. sol man lernen würken alsó, zogen . . . in ein götlich bilde 112,21; Ein ieg
daz man die innicheit breche in die w. und die licher halte sine guote wise und ziehe dar in
w. inleite in die innicheit 291,6 alle wise 252,9; alle guote wise in die selbe
wurzel stsrof. die w. aller wisheit 110,9; in der wise z. 285,7 refl. ob daz sich iht z. welle ze
wurzeln und in dem grunde der saelicheit im selber 290,8; daz sich der mensche niht wil
117,27 ze einem werke z. 290,9
wurzeln srop. sö er mé und mé zuonimet und zieren snop. 433,5
gewurzelt wirt in der minne und in gote zimelich adj. 239,5; 274,10
112,13 zft stf. 34,18, 19; 37,3; 39,14; 40,9; 41,1; 48,6;

614
Wörterverzeichnis

232,4; 245,6; 259,3, 4; 276,3; 414,2, 4; 417,2 – zuoloufen stv. 432,3


abegescheiden von z. und von stat und von zuonemen stv. 112,13; 290,2
allem dem, daz ze z. und stat kein zuoversiht zuonemen subst. inf, in einem wären zuone
hät 11,8; noch z. noch stat 38,6, 8; z. und stat menne 209,15; in dem hoehsten zuonemenne
38,17; alt von z. und von üebunge 38,19; daz 212,1; niemer ze ende komen des zuonemen
. . . über z. ist und über allez daz, daz ze der nes 290,3
z. (ist) geneiget oder näch z. smacket 115,25, zuoval stm. möhte er gestän formelósiclich und
26; von Adämes ziten 245,8; só wirt man äne alle zuovelle 411,3; unbewegelich stande
heilic in der z. und saelic in der éwicheit 274,4; gegen allen zuovellen liebes und leides 412,1
Dem rehten menschen in dem volkomen zuovallen stv. 256,4 – swaz im von üzwendigen
guoten willen enmac danne kein z. ze kurz dingen zuovellet an sehenne und an hoerenne
sin 284,4; alle zit: 15,15, 18; 18,7; 23,3; 38,8; 211,2
39,3, 17; 41,1; 44,11; 51,3; 54,11 u. ö. ze allen zuovallende part. adj. daz er daz lüter ein ist
ziten 212,10; ze aller z.: 259,10; 290,1 sunder alle z. menge underscheides 53,18; ein
zitlich adj. 37,5; 110,1; 413,2; 417,10 – volkomen zuovallender wille 280,4
vergezzenlicheit zergancliches und zitliches zuoverhengende part. adj. ein zuoverhengender
lebens 112,21; Diuriuwe ist zweierleie: diu wille 280,4
ein ist z. oder sinnelich 236,2; Diu zitliche zuoverlázstm. daz in iriu werksint als ein ent
(= riuwe) ziuhet sich alle zit niderwerts halt und ein stiurunge und ein z. 261,1; daz
236,3; von liplichen hindernissen der zitlichen er aleine ir enthalt und z. si 261,2
dinge 266,1 zuoversiht stf. 238,7, 9; 239,6 – daz zezit und
zitliche ado. 416,10 stat kein z. hät 11,8
zorn stm. 213,3 zuovüegen snop. 285,2 – in im wirst dügeheiliget
zornic adj. 213,7 und im aleine zuogevüeget 265,3; die obersten
zücken snop. gezücket in die éwicheit 411,6 krefte suln sin erhaben in got und im zemäle
zunge srof. 52,13; 109,15; 228,6, 7 erboten und zuogevüeget 271,4
zuogán stv. sö mac ez wol z. (zum Sakrament) zuovüegic adj. ze gote z., als abegescheidenheit
äne gröz bekümbernisse 274,10 410,5
zuogán subst. inf. von dem dicken zuogänne zürnen srop. 36,12; 37,9, 17; 213,5; 214,2; 417,4
(zum Sakrament) 264,1 zwei num. Minne hät von ir natüre, daz si
zuokéren snop. Kère dich abe, daz dü zuogekéret vliuzet und urspringet von zwein als ein
werdest 28,8 30,16; z. als z. engibet niht minne; z. als ein
zuokéren subst. inf. an einem inniclichen ver gibet von nöt natiurliche, willicliche, hitzige
nünftigen zuokérenne 205,3; ein ganz z. ze minne 30,17
sinem lieben gote 245,1 zweiungestf. glichnisse, als verre ez in im treget
zuokomen stv. 20,21; 22,1 underscheit und z. 34,6
zuokünftic adj. 44,5; 60,8; 216,7 zwivel stm. 288,1 –äne z.: 30,6; 38,3; 42,14; 43,28;
zuolegen snop. enleget nihtes niht zuo der güete 57,15
14,6; diz und daz guotenleget nihtes niht der zwivelen snov. 196,1; 241,1; 242,6
güete zuo 25,4

615
Personenverzeichnis

Arnold, G. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 Denzinger – Umberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86120


Auener, W. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 Diederichs, E. . . . . . . 72“,75so, 77s, 787", 862,
Auer, A. . . . . . . . . . . . . . . 1, 703, 713, 7977, 977" 999, 137, 140, 143, 144, 145, 147–153, 156, 161,
Axters, St. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149, 151 162, 164–170, 172, 173, 174, 176, 178, 179, 181,
Bech, F. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . - - 148 182, 312 f., 3148, 315°, 316?,?”, 317*, 318 f.",
Behaghel, O. . . . . . . . . . . 95**, 103f.?17, 178, 179 32038, 520f.40, 322f.45, 32355, 324°0, 324f.**, 326",
Benz, E. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . - - - - - - - 7031 326°, 32790, 328", 329107, 331119, 3340, 355s",
Bihlmeyer, K. . . . . 130f.“, 133*, 332*, 337", 160, 1s“, 337179, 180, 1s, 339188, 192, 341210, 342?19,
366*05, 387, 452 f."s 343225, 229, 343 f2so, 344237, 344 f. 2“, 34524s, 249, 2s,
Bizet, J. A. . . . . . . . . . . . 167, 324 f.**, 36237°, 387 347268,272, 348277, 350eos, 351303, 304, sos, 352 f.3s,
Blakney, R. B. . . . . . . . 5, 6817, 776,77 f.ºs, 798", 3533e, 354328, 355335, 356338, 341, 35732, 35S344, 345,
8198, 85118, 90s", 90f.40, 9148, 951a, 96 s, ºs, so, 350, 360858, 361365, sos, 362373, 363380, 364384, 3ss,
1os, 170, 97173, 9887, 100:98, 107, 1227, 8, 126", 365300, 40, 36605, 3674oº, 368oº, 368 f.“1, 3707,
128 f., 13349, 134 f.**, 135°“, s”, 392, 447 f,54 «18, 19, 28, 371s, sº, 372“,443, 372 f.“, 373*,
Borchling, E. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141, 147 373 so, 374s“,4ss
Bracken, E. von . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 f.*, 120° Dolch, W. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149, 150, 384
Brethauer, K. . . . . . 71 f.*7, 977°, 124 f.*0, 126", Durrer, R. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386, 397, 398
1305, 139, 140, 379, 380 Fahrner, R. . . . . 1, 5, 707, 137, 168, 169, 312 f.”,
Büttner, H. . . . . . . 1, 5, 6, 65°, 66 f.”, 68:7, 70”,
339188, 341210, 345251
77s, 77 f.sº, 798, 8198, 82oº, 8518, 89f.*,
Fischer, H. . . . . . 313 f.*, 337 f.18, 391, 392, 393,
90137, 138, 1s", 90 f.140, 91148, 9247, 95160, 161, 96164,
395, 396, 443*, 445°, 445 f., 446”, 447*,
165, 166, 170, 97173, 98187, 100196, 1os, 101?0, 107,
447 f.5, 449 f.sº, 451°°, 45590, 4580°, 45997,
1227, 10, 12523, 128 f.4, 1305, 133 f.”, 134 f.”,
460115, 460f. 17
13554,5°, 168, 171, 172, 176, 178, 179, 312 f.,
Geyer, B. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7, 951so, 44538
31515, 32038, 3225, 32458,5°, 324 f.**, 325°, 326°,
32674,7, 32788, 90, 32898, 99, 32902, 329f.07, 332", Goedeke, K. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383
334149, 152, 335155, 336167, 169, 172, 342215, 217, 343-23, Grimm, J. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3571so
345247, 346 fºs, 347271,27*, 348*7", 349287, 288,289, Gröber, C. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387
290, 2os, 350eos, 55130, so", 352 f,318, 356338, 34, Hammerich, L. L. . . . . 1, 2, 3, 5, 6, 62., 64°, 65°,
35732, 358347, 358f.3s, 359°sº, ass, 360°, 361", 65 f.10, 6612, 6713, 6819, 68 f.*, 70°, 7455, 85°,
362370, 37, 363375, 378, 380, 364384, ssº, 565388, 367408, 871es, 90137, 39, 90f.40, 921*, 93 f. 57, 945", 95",
37019,421, 371431,432,433, 37238, 372f.“,3739, sº, 96 f. 70, 103 f.*17, 104?18, 106, 107, 108, 120°,
37445°, 392, 44326, 27, 444", 452 f.°, 457°, 461* 12317, 125 f.8, 125es, 12735, 127 fº7, 128 f.“,
Butzmann, H. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378 129 f.**, 133 f."
Cange, A. C. D. du . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3121 Hense, O. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 f.so
Charland, Th.-M. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312 f.1 Heyer, Fr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Clark, J. M. . . . . . 168, 172, 31515, 318f.*0, 324", Hoffmeister, J. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4381
373 f.450, 394 Hofmann, A. J. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375:64
Clark – Skinner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392 Iwánka, Endre von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73f.50
Curtius, E. R. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 f.224 Jostes, Fr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
Daniels, A. . . . . . . . . 64 f.7, 66f.”, 86f.*, 87*, Jourjon, M. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 575181
93 f.157, 107, 123 f.8 Kaeppeli, Th. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
David, J. . . . . . . . 149, 150, 151, 162, 317*, 322”, Karrer, O. . . . . 124 f?", 143, 315°, 318f.", 319”,
331117, 332f. 28, 346ess, so 327os, 329103, 337178, 18, 33818, 339 sº, 340",
Degering, H. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138, 139 342215, 34422, 34525, 346*0, 349*, 353*,
Denifle, H. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151, 168, 366*0 361 f.309,36270, 36605

616
Personenverzeichnis

Karrer – Piesch . . . . . . . . 62, 63“, 7027, 93f.157, 318 f.80, 3290°, 335160, 33988, 341*10, 345°s.
94 f.sº, 127 f 37 35835, 3724, 378
Klapper, J. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383 Paul, H. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4411?
Koch, J. . . . . . . 1, 7, 7345,4°, 73 f.so, 7867, 80f.", Paul – Gierach . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101?o, 443*
81", 84 f.11, 8935, 987", 104219, 222,223, 107, Paul – Schmitt . . . . . . . 341210, 345-5, 353*, 378
121 f.5, 122°, 1241°, 129 f.**, 1305, 13347, 1355", Petit, P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392, 397
180, 181, 312 f. Petzet, E. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384

Krebs, E. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386 Pfeiffer, Fr. . . . . . . 5, 64 f.7, 658, 66!?, 689, 71*,


7455, 77s“, 797", 8202, 83108, 85118, 8813", 9013",
Langer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
90 f.10, 924s, 147, 93 f.157, 96164, 165, 1ss, 96.197, 1so,
Lassaulx, E. von . . . . 390, 391, 398, 399, 447 f.*,
97172, 173, 998°, 100108, 101?0, 10220°, 165, 167,
448f.55, 45374,79
182, 312, 315°, 316*, **, 3172, 318 f*0, 319**,
Lasson, A. . . . . . . 5, 66 f.*, 6819, 7238, 7558, 81°°,
32038, 3225, 322 f.45, 32350, 55, 32456,60, 324f.",
85118, 89 f.sº, 90 f.140, 316*, 322 f.45, 32549, 325sº, 326ss, so,7“,32784, 90, 328", 331117, 332ss, 17,
324 f.sº, 32700, 32899, 32910, 329 f.07, 5322",
332 fas, 333129, 1sº, 335154, 155, 100, 336167, 175,
333129, 336f.175, 339192, 342e“,3432es, ze", 344 f.?“,
537180, 538185, 539192, 34020, 341210, 342214,217, 21",
345-47,24", 346 fºs, 347272, 348276, 349288, 200, 2os,
3432e", 343 fºso, 344233, 237,240, 344 f24“, 345249,
350eos, 351301, so, 356338, 357342, 358344, 351,
347268, 348277,279, 3513os, so“, 352 f,318, 553319, 32,
359352, sss, 360357, 358, so", 361365, 366, sso, 36438“,
355385, 356338, 341, 35732, 33, 358344,345, 359ss",
364 fºss, 36500, 365 fºo, 367.08, 36800, 368 f*11, 360858, 3s, 3613a, 362372, 363375,377, "sº, 364"s“,
370419, «27, 372 f“s, 37451,452, 375«s, «s“, 375 f.46
365391, 393, 396 365 f.401, 366402, «o", 366 f.“os, 36740",
Lehmann, W. . . . . . . 5, 6, 658, 6817, 77, 77 f.", 3680°, 368f.411, 370-18,419,4*, 370427,428, 371431,4**,
7982, 8198, 821oº, 85118, 89 f.3s, 9013°, 90f.40, 37238,41,4*, 372f.“, 373“9,450, 374s*, 379,
91142, 9247, 95100,1s, 96es, 1ss, 170, 977, 9717", 390, 391, 398, 399, 440–444, 447–453, 455–460
98187, 100:98, 101?0, 168, 312 f., 31515, 19, 324°, Piesch, H. . . . . . . 3267“,33988, 34228, 349°0, 438
324 f.**, 325°, 32674,7°, 32790, 328°°, 3290?. Preger, W. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398, 441°, 446*
33452, 335155, 336107,1so, 344 f24, 349288,3593s?, Priebsch, R. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31725
360°sº, 361 f.soº, 362370, 363380, 365 fºo, 36605, Pummerer, A. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168, 181
367408, 370“e, 371431,432, 4ss, 3724ss, 373449, 450 Quint, J. . . . . 1, 2, 3, 5, 64°, 64f.”, 65°, 66”, 67*,
Lexer, M. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12525 68f.*, 69f.*, 70:7, 71 fº7, 72ss, sº, 7348, 73 f.sº,
Leyen, Fr. v. d. . . . . . . 377, 379, 388, 390, 440“, 7455, 76f.00, 7765, 78°8, 8137, 82f.oº, 84113, 85f.",
44835, 452 fºs 88131,13", 90137,1s", 911**, 9458, 95 so, 98 f.ss,
Lieftinck, G. I. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139, 140, 141 100197, 101 f.ºo, 103**, 106, 107, 120°, 122",
Lievens, R. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 1238, 129 f.*, 131 f.“7, 138, 140, 142, 143, 144,
Loofs, Fr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6715, 7137 146, 148, 151, 168, 169, 179, 314°, 317*, 318 f.",
Lossky, V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 438 f.! 321“, 3225, 3245°, 324 f.", 328°°, 331117, 332",
Lücker, M. A. . . . . . . . 141, 149, 180, 313°, 314°, 33438, 335157, 18, 33617*, 343228, 34827, 351ºoº,
321 f.“, 325°, 335°, 339103, 341218, 346°s", 380, 35433, 357sº, 359 fºss, 361367, 3680°, 372“s,“,
438! 375*, 379, 380, 381, 383, 396, 398, 399, 446“,
Lüers, G. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32037 451°“, 455°, 456 f."“
Mahnke, D. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151, 367407 Ralfs, G. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7, 120°
Marrou, H. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337 f.181 Reichert, Fr. B. M. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
Meister, L. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 Rieger, M. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172, 178
Mierlo, J. van . . 149, 149, 162, 172, 317*, 319°, Roloff, I. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392
326°, 329 f.07, 331117, 53228, 346eso Roos, H. . . . . . . . . . . . . 6, 107, 108, 131 ff.“7, 134"
Mitzka, W. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101201 Ruf, P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
Morgan – Strothman . . . . 312 f., 340", 438 f. Ruh, K. . . . . . . 146, 379, 380, 384, 386, 390, 392,
Müller – Zarncke . . . . . . . . . . . . . . . . 348°83, 438! 396, 397, 451", 456 f."
Muschg, W. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,375***, 386 Schaefer, E. . . . 312 f., 363*75, 377–384, 387-393,
Ochs, E. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383 396–399, 440–461
Oesterley, H. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3724so Schanze, W. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Pahncke, M. . . . . . . 139, 150, 168, 169, 170, 178, Scherrer, G. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384

39* 617
Personenverzeichnis

Schiller – Lübben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88133 82oº, 83108, 85118, 881", 1a, 89 f.sº, 90127,1ss, sº,
Schulze – Maizier, Fr. . . . . 5, 6”, 79°, 107, 1227, 90f.140, 92147, 93f.157, 94f1sº, 96s, 1ss, 1ss, 107,1°,
128f4, 1305, 133 f.*, 134 f.**, 135s", 168, 177, 97172, 173, 998°, 100°, 198, 101*o, 102ºoº, 106, 107,
178, 31515, 19, 3245°, 324f.**, 325°, 32674,7", 122°, 12630, ", 12735, 1305, 130f.*, 13348, 133f.“°.
32790, 328°, 3290*, 336°°, 33988, 342*15, 344*7, 181, 393, 398
344 f..?“, 345*, 347es8, 348°77, 80, 349288,28", Sudermann, D. . . . . . . . . . . . . . . . . . 139, 392, 393
351ºo, so7, 352 fºs, 356°ss, 30, 357*, 358ss, *7, Théry, G. . . . . . . . 6, 7, 64f.7, 66 f.*, 70°7, 871es,
359 fºss, 360°sº, 361300, 362370,378, 364884, 38°, 93 f.157, 107, 127 f."7, 132f.“7, 168, 345°s
365so,sos,so", 365 f“o, 366405, 369****, 370417,4e, Vansteenberghe, E. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 f.s7
370f.“es, 371s, sº, sº, 372f“, 37349, «so, 374“sº,
Verschueren, L. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
375 f.464
Schütz, L. . . . . . . . . . . . . .
- - - - - - 438 f.
- - - - - - - - -
Verwijs – Verdam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344242
Vetter, F. . . . . . . . . . . . . . . 331 fes, 334ss, 341eos
Seewald, G. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7, 124°, 126"
Spamer, A. . . . . . 1, 5, 6, 6., 68f.*, 103 f.*7, 106, Volpe, G. della . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
137, 143, 165, 168, 169, 172, 312 f., 377, 379, Wackernagel, W. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398
380, 382, 383, 390, 392, 393, 45907 Waley, Th. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312 f.1
Stammler, W. . . . . . . 1, 137, 140, 142, 147, 148, Weiß, K. . . . . . . 391, 392, 393, 395, 396, 4421*, 17,
151–157, 159, 164–167, 169, 175, 176, 180, 181, 443*, 444*, 445*, 446“5, 451“, 451 fº7, 453°,
323ss, 330f115, 332f 128, 3331*, 3351oº, 33717s, so, 459107, 1os, 109, 11", 46015
353**, 370428, 376“ºs, 384, 398 Wöhrmüller, Abt Bonifaz . . . . . . . . . . . . 1, 106
Strauch, Ph. . . . . 3, 5, 6, 6,”, 64 f.?, 65°, 66 f.”, Zapf, G. W. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383
6715, 6817, 19, 707, 71*, 728, 745,7558, 77s“, 7970, Zirnbauer, H. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148

618
Nachträge und Berichtigungen
Vorbemerkung. Für die Anlage des Verzeichnisses gelten die in den Vorbemerkungen
DW 1 S. 591 angegebenen Richtlinien.

1 Hinter Johann es von Dambach (1288/89–1372) ergänze: *)


unten Anm.: 3) vgl. Gerhard Eis, ZfdA 86 (1955), S. 79.
Mitte der Seite st. verständnis lies verständnis-.
5 Hinter London o. J. (1941) S. 43 ff. ergänze: CEuvres de Maitre Eckhart, Sermons – Traités,
traduction de Paul Petit, in: Les classiques allemands (Paris) 1942, S. 200–234.
75 Hinter ante quem 1311. ergänze: Vgl. jetzt J. Koch , Krit. Stud. z. Leben Meister Eckharts
I S. 37,46 f.: 1313? -

12,18 st. gemachen lies gemachet.


12 (B.) st. 2 lies 1 f.
19,10 st. got? lies got?"
20,21; 22,1 st. zuo kome lies zuokome.
24,5 st. leben 97. lies leben'97.
28,8 st. zuo gekéret lies zuogekéret.
35,9 st. nnd lies und.
37,4 st. male lies mäle.
39,16 st. Sie lies Si.
45,15st. Üfheben, lies üfheben',.
49 (B.) st. Apost. lies Act.
58,24 st. gewizziu lies gewissiu.
67* Hinter RdU S. 32,7 ff. ergänze: (= unten S. 270,11 ff.).
67* Hinter RaU S. 25,26 ff. ergänze: (= unten S. 249,9 ff.).
67* Hinter Vgl. RdU S. 24,4 ff. ergänze: (= unten S. 244,7 ff.).
69* Hinter Pf. S. 267,14 ff. ergänze: (= DW 1 S. 174,1 ff.).
Hinter vgl. RdU S. 10,25f. ergänze: (= unten S. 203,9–10).
71*7 5. Z. von unten st. DW 1 S. 178,16 ff.: lies DW 1 S. 178,7 ff.:
2. Z. von unten st. Loofs lies Loofs'.
72” st. »non est egestas est« lies »non est, egestas est«.
st. "ostende nobis patrem' etc. Cor. 11: lies 'ostende nobis patrem' etc.; Cor. 11:
Hinter In Ioh. n. 607. ergänze: Vgl. auch unten S. 346 Anm. 252.
Hinter vgl. auch RdU S. 24,39f. ergänze: (= unten S. 247,9 f.).
72“ Hinter Vgl. RdU S. 44,17 ff.( ergänze: = unten S. 305,10 ff.
73" Hinter (ed. Hense, Bibl. Teubn. 1898 ergänze: (vgl. auch: Hense, Otto, L. Annaei Senecae ad
Lucilium epistolarum moralium editionis Teubnerianae supplementum Quirinianum. Lipsiae:
Teubner 1921).
75° st. beari lies beati.
Hinter RdU S. 19,1 ff. ergänze: (= unten S. 227,5 ff.).
Hinter RdU S. 19,1 ff. (Diederichs, Diss. S. 78). ergänze: Vgl. auch unten S. 399 Anm. 188.
Hinter RaU S. 20,21 ff. ergänze: (= unten S. 232,3 ff.).
Hinter (22,11 ff. ergänze: = unten S. 237, 10 ff.).
76,11 st. versehe: lies versehe:
77“ Hinter Vgl. RdU S. 44,20f. ergänze: (= unten S. 306,1 f.).
Hinter 43,3 ff. ergänze: (= unten S. 300,12 ff.).
Hinter 43,15 ff. ergänze: (= unten S. 302,1 ff.).

619
Nachträge und Berichtigungen

78" Hinter Vgl. RdU S. 14,13 ff. ergänze: (= unten S. 212,11 ff.).
78" Hinter Vgl. RdU S. 44,10 ff. ergänze: (= unten S. 305,3 ff.).
79" Hinter zu dieser Stelle). ergänze: Vgl. auch unten S. 374 Anm. 455.
797° Hinter 99,20 ergänze: [= DW 1 S. 56,7 f.].
79* 5. Z. von unten hinter minores.“ ergänze: Vgl. auch A u e r S. 338, Anthonius van Hemert
(† 1560) Kap. 11.
80* Hinter Anders RadU S. 31,29 ff. ergänze: (= unten S. 269,5 ff.).
80° Hinter Vgl. etrva RdU S. 12,33 ff. ergänze: (= unten S. 209,9 f.).
80° Letzte Z. hinter 3069 ff. ergänze: (= DW 1 S. 41z,8 ff.).
82" Mitte der Seite st. longing.“ lies longing“ (B lak n e y).
830“ Hinter Pf, Nr. C S. 320 ff. ergänze: (= DW 1, Pr. 21, S. 357 ff.).
8310 st. in allen Hss. fehlt lies in allen Hss. fehlt,.
86" Hinter vgl. RdU S. 41,27 ff. ergänze: (= unten S. 294,4 ff.).
86" Hinter Vgl. etwa RdU S. 13,16 f. ergänze: (= unten S. 210,11 f.).
87?" Hinter Vgl. etwa RdU S. 9,29 ff. ergänze: (= unten S. 201,3 ff.).
88" Hinter vgl. etwa RdU S. 37,13 ff. ergänze: (= unten S. 284,3 ff.).
88" Hinter noie es Pf, S. 113,39 ff. ergänze: (= DW 1 S. 333,4 ff.).
89* Z. 9 hinter partitur; ergänze: ibid. S. 288,1–5 (Fischer);
Am Ende der Anm. hinter quod est facere, ergänze: In Sap. n. 212.
89as Hinter Parallelstellen: RdU 17,29 ff. ergänze: (= unten S. 223,9 ff.).
93* Am Ende der Anm. st. das Um-seiner-selbst-rpillen lies das Um-seiner-selbst-Willen.
9357 2. Z. von unten hinter et ea que dei sunt. ergänze: Vgl. auch In Ecclin. 23, LW 2 S. 249,10 f.;
251,12 f.
977" Hinter innovat omnia. ergänze: Vgl. auch unten S. 366 Anm. 405.
977 Hinter magis nobile membrum'.“ ergänze: Vgl. auch Pf. S. 150,11 f.; Thom as I II q. 79
a. 4,2; II II q. 64 a. 23; In Gen. n. 153, LW 1 S. 304,2f.
98“ Am Ende hinter 266,15 ergänze: [= DW 1 S. 1?0,3].
99" Hinter Pf, S. 287,40 ff. ergänze: (= DW 1 S. 387,4 ff.).
Hinter RdU S. 19,15 ff.( ergänze: = unten S. 288,5 ff.
st. oben S. 27,5. lies oben S. 27,5 und unten S. 335 Anm. 164.
10095 Hinter vgl. etwa Pf. S. 322,9 ff. ergänze: (= DW 1 S. 361,6 ff.).
1011°° Hinter RdU S. 28,15 ff.( ergänze: = unten S. 260,4 ff.
Hinter ist echt eckhartisch. ergänze: Vgl. auch Seuse S. 249,25f.
102?" Hinter Eckharts RdU S. 29,4 ff. ergänze: (=unten S. 260,4 ff.).
103? Hinter (vgl. auch die dort Anm. 3 ergänze: und 4.
104” st. ipse es lies ipse es.
107 Hinter Bla kney S. 74 ff. ergänze: Petit S. 235–243.
3. Z. von unten st. des lies des.
108 3. Z. von unten st. erkennend – lies erkennend) –.
108 Am Ende ergänze: Vgl. heute zur Interpretation der Predigt VeM: Herma Piesch, Der
Aufstieg des Menschen zu Gott nach der Predigt „Vom edlen Menschen“, in: Meister Eckhart
der Prediger, Festschrift zum Eckhart-Gedenkjahr, hg. von P. Udo M. Nix O. P. und P.
Dr. Raphael Öchslin O. P. (1960), S. 167–199.
112,14st. anevehtunge lies anvehtunge.
119,4 ff. st. Ich . . . wil . . . herze lies "Ich" . . . 'wil . . . herze'.
120,12 Hinter zitiert. Vgl. auch ergänze: Jost e s S. 1,24 f.; Pf. S. 463,20 ff.; B pg A 48,18;
121“ Hinter Pf. S. 180,16 f./25 ff.; 250,31 ff.; 488,31 ff. ergänze: (= unten S. 419,8 ff.).
Hinter Jost e s S. 91,18 ff. ergänze: ; vgl. auch Schaefer S. 200 Anm. 50.
122* Am Ende hinter 575,12 ergänze: (= unten S. 296,?).
124° Hinter (Koch). ergänze: Vgl. auch Jos t es Nr. ?4, S. 78,1 ff.
125* st. to do so“ sind lies to do so“ (Bla k ney) sind.

620
Nachträge und Berichtigungen

126 Rubrik st. Anmerkuugen lies Anmerkungen.


126* Hinter Pf, S. 488,11 f. ergänze: (= unten S.417,5 ff.). -

Hinter an ime selber, ergänze: (= August in us De trin. l. 5 c. 16, PL 42924).


126" Hinter (PG 3 col. 1025/6), ergänze: Vgl. Seuse S. 522,2 ff. (Eva Lüders, Zur Überliefe
rung der St. Georgener Predigten, III, 1, in: Studia Neophilologica, A Journal of Germanic
and Romance Philology, vol. XXXII, Nr. 1, 1960, S. 16? unten); PBB 49 S. 385, 27 ff. (Pahncke
ZfdPh 80, S. 31 f.).
127* Vor / Zu Z. 11–14 vgl. ergänze: Zu Z. ? ff. vgl. In Gen. I n. 301, LW 1 S. 437: Notandum quod
deus, imago dei nobis impressa, 'lumen vultus dei super nos signatum, nobis ostendens
bona et dirigens in agendis, ut in Psalmodicitur, semper in nobis est, sed non apparet.
131* Hinter Pf, S. 111,2 ff.; 122,39 ff. ergänze: (= DW 1 S. 319,12 ff.).
13147 st. „Utrum lies „Utrum.
1344° st. 144.2? ff. lies 144,27 ff.
Hinter vgl. RdU S. 42,3 f. ergänze: (= unten S. 297,8f.).
148 Ergänze zu Z1: dasselbe Fragment findet sich auch in St. Florian, Stiftsbibl. XI 123 f. 25r/v.;
id. von K. Ru h , Brief vom 18. 10. 62.
220,4 st. sinnelich lies sinneliche.
236,4 f. st. verzwifeln lies verzwiveln.
260,8 st. sunderlichen grózen lies sunderlichen, grózen.
266 (B.) st. 3 f. lies 3.
268,4 st. annemende lies anenemende.
277,1 st. üzercheit lies üzerkeit.
302,2 st. roc lies rok.
316” Hinter dan einförmic stn mit gote ergänze: (= unten S. 4266 ff.).
324* Hinter räuououkä; ergänze: vgl. auch Aristoteles, Met. VIII, 8 (1049 b) und X,8 (1064b).
332125 st. Tauler lies Tau ler.
3377° st. Znoischenfällen lies Vorfällen.
348*75 st. Röm. lies Rom.
353* st. annemende lies anenemende.
363* Hinter got würket dar näch, als er bereitschaft vindet. ergänze: (= unten S. 423,4 ff.).
367” st. Nie-zu-Ende-kommens lies Nie-zu-Ende-Kommens.
369** Hinter solden werdene . . .; ergänze: Seuse, S. 533,26–534,1;
372* st. etroas sein kann. Ich lies etwas sein kann, ich.
374” st. beibehalten kann und übersetzen lies beibehalten kann, und übersetzen.
375* st. als vil dü in fride lies als vil bist dü in fride.
383 Vor 3) ergänze: Tr. XIV S. 533,20–22 = S. 428,10–11, vgl. Anm. 94, S. 456f.
401,9 st. hän lies haben.
401 (B) Ergänze: 8 Luc. 10,42.

Nachtrag
zur handschriftlichen Überlieferung der RdU (S. 137ff.)
Nach Fertigstellung des Bandes teilte mir Herr Dr. Heribert Fischer freundlicherweise mit,
daß er in der Handschrift der Stiftsbibliothek Einsiedeln Msc zzo (1261) f. 12v–27r Textfragmente
der RdU gefunden habe, die dem Umfange und der Textfolge nach mit dem Text B, (sieh S. 137 f.)
übereinstimmen. Es fehlen allerdings die lateinischen Plusstücke von B,1, noohingegen der Einsiedler
Text acht kurze, deutlich sekundäre Texterroeiterungen aufnoeist, die in B, fehlen. Die beiden
Texte gehören der Gruppe x an und gehen deutlich auf eine gemeinsame Vorlage zurück, noie aus
einer Reihe von übereinstimmenden Lesarten hervorgeht, so etwa an folgenden Textstellen, an
denen ich die Varianten nach der Einsiedler Hs. aufführe:

621
Nachtrag zur handschriftlichen Überlieferung der RdU

oben S. 190,4 werk ] ding 191,3 üfhoeren, 1 vff hóren zu betten (zebitten Bs) 194,5
Mér: bis 4 läzen ] der mensch losse sich selber 196,7 Dü solt wizzen, 1 Nün (fehlt B,1)
merck 197,1 rehte ein glich ! ein rehtes (reht B,) vnd ein (ein fehlt B31) gliches (glich
Bs) 1 f. und glicher kouf: fehlt 4 Dä bis maht. fehlt 198,2 üf ein sin, ]
vff ein synne vnd nit vs (vff B31) eym tün 203,13 wem ] wen alles got ] das er
in (in ] got Bs) 204,1 dem”, ] dysem 250,8 gemanet ] gemanet vnd berüffet (gerieft
Bs) 261,2 zuoverläz 1 trost vnd zu uerlos syge Amen

Was die Anmerkung 38 (oben S. 320) betrifft, so fehlt gote (S. 200,7) auch in Einsiedeln 770 und
in B,

622
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 5
Für die Anlage des Verzeichnisses gelten die in den Vorbemerkungen DW 1 S. 591 angegebenen
Richtlinien.

2 Z. 13 lies Hss.
5 Unter Übersetzungen Z. 1 st. 1934* lies 1934.
8,9 st. Herumbe lies Her umbe.
12,21 st. Herumbe lies Her umbe.
17,7 st. sné lies snèwe.
35,8 st. warumbe lies war umbe.
42,20 setze got bis geiste in ". . .".
42 (B.) st. Z. 2 Spiritus bis 3 complacui. lies Hocautem dixit de Spiritu, . . . 12ff. Marc.
1, 11: Et vox facta est de caelis: Tu es filius meus dilectus, in te complacui. Vgl. Luc. 3,22.
(B.) statt Z. 3 20 bis Z. 4 spiritu. lies 1 Cor. 2, 10: nobis autem revelavit Deus per spiritum
SU1UMIl : . . .

43,11f. setze 11 daz” bis 12 gote in ". . .".


43 (B.) Z. 3 st. 11f. bis sunt. lies Luc. 18,27: Quae impossibilia sunt apud homines, possibilia
sunt apud Deum.
44 (B.) st. Ioh. 4,16 lies 1 Ioh. 4,8, 16.
46 (B.) Z. 1 hinter 9f. ergänze Ioh. 17,24: Pater, quos dedisti mihi, volo ut ubi sum ego, et
illi sunt mecum: . . .;
58,16 st. warumbe lies war umbe.
60,2 st. nuz lies nutz.
7137 Z. 4f. st. Augustinus X Confessionum c. 27 lies Augustinus X Confessionum c. 27 (=
c. 41 m. 46).
Hinter Z. 6 possideri« ergänze und dort Anm. 2.
7238 Z.7 hinter deus«. setze ;
7980 st. unten lies oben.
83” Z. 1st. Vgl. Sermo XXX n. 313f.: Quantum lies Vgl. Sermo XXX n. 313f., LW 4 S. 276,6ff.:
Quando.
95160 Z. 12 hinter Parallelen. ergänze: Vgl. noch Thomas De occultis operationibus naturae ad
quemdam militem (Marietti Opuscula philosophica n. 442 S. 159b); ders. De motu cordis
ad magistrum Philippum (a.a.O. n. 453 S. 165b).
1 11 (B.) Z. 2 st. 15 lies 11f.
114 (B.) Z. 1 statt 7ff. bis Z. 5 Domine. lies 8f. Vgl. Ps. 38,7: Verumtamen in imagine pertransit
homo: sed et frustra conturbatur.
117,16 st. Herumbe lies Her umbe.
139 Vor De ergänze:
Br1of. 189r–191r, Fragmente aus Kap. 11, 9, 10, 21, 10, 11; Textabdruck sieh Quint Fund
bericht S. 1 f.
140 Vor F2 ergänze:
Eg f. 295r–350r; vgl. Ruh ZfdA 98 S. 208.
Em f. 201rb–212va, Fragmente aus Kap. 3, 6, 7, 9–12, 14–23, sieh Quint Fundbericht
S. 3f.
141 Vor Gi ergänze:

623
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 5

Ges. f. 3r, 6v–7r, 7v–10v, 15r–16r, 16r–17r, Fragmente aus Kap. 23, 3, 4, 5, 23; Text
abdruck sieh Quint Fundbericht S. 13f.
Ge, f. 6r, 100r-v, 107r–v, Fragmente aus Kap. 5 und 4; Textabdruck sieh Quint Fund
bericht S. 9f. (Dort S. 10 ist in der letzten Z. des dritten Textabsatzes Kap. 4 zu tilgen.)
144 Vor Le2 ergänze:
Kas f. 193r–198r, Fragmente aus Kap. 1–7, 9–11, 14, 16, 17, 19; Textabdruck sieh Quint
Fundbericht S. 18–21.
147 Vor Pr1 ergänze:
Nis f. 233r–236v, Fragmente = Kap. 16, 5, 7 S. 209,5–211,13. Sieh K. Schneider u.
H. Zirnbauer, Die Hss. der Stadtbibliothek Nürnberg. Bd. I: Die deutschen mittelalter
lichen Hss., 1965, S. 334.
N17 f. 103r–113v, Fragmente = Kap. 16 und 17 S. 249,1–250,5. Sieh K. Schneider u.
H. Zirnbauer, a.a.O. S. 370.
Nus f. 13lr–139r, Fragmente = Kap. 8, 14, 16, 13, 9, 12, 10, 15. Sieh K. Schneider u.
H. Zirnbauer, a.a.O. S. 82.
N1, f. 102rb–106ra, Fragmente aus Kap. 1–19 S. 187,7–262,1. Sieh K. Schneider u.
H. Zirnbauer, a.a.O. S. 58.
Nuf. 160r–162r, Fragment = Kap. 12 unten S. 232,3–235, 11, vgl. R. Lievens, Leuvense
Bijdragen 5", 1962, S. 14f.
148 Vor Z1 ergänze:
S, f. 256v–257v, 258r–262r, 262r–266r, 266r–275v, 278r–280r, Fragmente = Kap. 9,
10, 11, 23, 15; Textabdruck sieh Quint Fundbericht S. 51f.
W, f. 26r–32v, Fragmente = Kap. 1–7, 9–11, 14, 16, 17, 19; sieh Quint Fundbericht
S. 87 f.
Ws f. 203r–204r, Fragmente = Kap. 14 und 15; Textabdruck sieh Quint Fundbericht
S. 90f.
168 Z. 1 st. 1934” lies 1934.
219,2 st. werk und lies werk, und.
262,1 st. enhalt lies enthalt.
336165 Z. 5 von unten st. 10. lies 10).
352313 Z. 1 hinter tot. ergänze: 433,29f.
354332 Z. 3 von unten hinter underscheit, . . .; ergänze: Par. an. S. 56,20ff. (Eckhart Rube)
und dazu S. XXXIII.
375461 Z. 2 von unten st. Z. 3 lies Z. 1.
378 Vor Dau ergänze:
Buf. 118r–123r (hier Nicolaus Kempf zugeschrieben); nach freundlicher Mitteilung
von Georg Steer vom 22. 2. 1967.
379 Vor Do2 ergänze:
Do1 p. 103a–b, Fragment (in „Spiegel der Seele“) = unten S. 427,4 Sant–5 króne + 6
alle–loufent + 7 der–8 ungeschaffenheit. +428,1 só”–3 ziuhet,: Sant (103b) pauls spricht
vil lauffent / nach der Cron das ist all / kreft lauffent vnd der lauf / ist anders nicht dann ain /
abkeren von allen beschaf-fen dingen vnd sich verainen / in die vnbeschaffenhait / da verliusset
sich die sel / wann got hat sy in sich ge-/czogen das on ir selbers / nichtz ist als die sunn die /
morgen rót in sich ziucht /; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Vor Gö1 ergänze:
Egf. 194r–210r, vgl. Ruh ZfdA 98, 1969, S. 207.
Vor Kna ergänze:
Kao f. 213v, Fragment = unten S. 433,9 swer–434,2 gotheit., Textabdruck sieh Quint
Fundbericht S. 23.
382 Hinter den Angaben zu St, ergänze:
Str, f. 11v, Fragment (in „Spiegel der Seele“) = unten S. 427,4–5 + 6 + 7–8 + 428,1
–3; sieh oben Do1.

624
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 5
392 Unter Echtheit Z. 2 st. gesucht lies versucht.
403,2 st. ieclich lies ieglich.
419,9 st. ieclichen lies ieglichen.
44321 Z. 2 von unten vor S. 292,6f. ergänze oben.
458103 Z. 7 von unten st. III lies II.
529 Z. 13 st. ist lies wird.
549a Unter Ps. tilge die Stellen 4,2–7 bis 4,7 mit den entsprechenden Verweisen auf 114,7–9.
Ergänze 38,7. . . . . . . . . . 114,8–9.
Unter Matth. tilge 3,17 mit dem Verweis auf 42,12–14, sowie 19,26 mit dem Verweis auf
43, 11–12.
Unter Marc. ergänze 1, 11 . . . . . . . . . . . . . . . . 42,12–14.
Unter Luc. ergänze 3,22. . . . . . . . . . . . . . . . 42, 12–14.
550a Unter Luc. ergänze 18,27. . . . . . . . . . . . . . . . 43, 11–12.
Unter Ioh. tilge 4,16 mit dem Verweis auf 44,10.
Ergänze 17,24. . . . . . . . . . . . . . . 46,9–10.
550b Unter 1 Cor. ergänze 20, 10. . . . . . . . . . . . . . . . . 42,20.
Tilge Col. 1,8. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42,20.
Unter 1 Ioh. zu 3,9 st. 1 11, 15 lies 111, 11–12.
Ergänze 4,8, 16. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44, 10.
565 Unter A. Z. 3 und 4 st. 399 lies 339.
567 st. Iohannes lies Johannes, das unter Jeronimus zu placieren ist.
568a Unter abegescheiden part. adj. Z. 6 st. abegescheidenin lies abegescheideniu.
584a, Unter iec(g)lich st. 15,7 lies 15,8.
589a, maht ist unter maget zu placieren.
594a Hinter persöne st. stf. lies stsuf.
602b st. ungeteilt lies ungeteilet.
603b st. unrouwe lies unruowe.
606a, Hinter vermügen st. subst.inf. lies stn.
610b Hinter warumbest. subst. pron. lies subst. adv.
613b wonende–9,20 ist zu tilgen.
615 st. zwivelen lies zwiveln.
619 Unter 75° ist „st. beari lies beati“ zu tilgen.
621 401,9–haben. ist zu tilgen.

625
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