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Schwerpunkt: Energieeffiziente Fassaden

Farbige Photovoltaikmodule
Vogelschutz und Glasfassaden

02/17 Zeitschrift für nachhaltige Architektur und energetische Sanierung


Review of Sustainable Architecture and Energy-Efficient Refurbishment

gr
inhalt
content

02 hintergrund 56
background Vögel und Glasfassaden —
ein Konflikt und seine Lösungen
14 Birds and glass facades — a conflict
Nachhaltiges Bauen braucht globale and its solution
Kooperation Hans Schmid, Wilfried Doppler
Sustainable building requires global
cooperation
Rainer Vallentin
05 produkte
products

03 nachhaltige architektur 62
sustainable architecture Fenster, Fassaden
Windows, facades
20
Universitätsgebäude in Kopenhagen 66
University building in Copenhagen Dächer
C. F. Møller Architects, Kopenhagen Roofs

67
01 magazin 28 Technische Gebäudeausrüstung
journal Stadtverwaltung in Venlo Building services
Venlo City Hall
04 Kraaijvanger Architects,
Flughafenterminal in Oslo Rotterdam
Airport teminal in Oslo
Nordic — Office of Architecture, Oslo
36
06 Sanierung eines Akademiegebäudes
Wohngebäude in Los Angeles in Amsterdam
Residential building in Los Angeles Renovation of an academy building in
Brooks + Scarpa, Los Angeles Amsterdam
bureau SLA, Amsterdam
08
Supermarkt in Lüttich
Supermarket in Liège 42
MDW Architecture, Brüssel Bürogebäude in Monte Carasso
H+G Architects, Brüssel Office building in Monte Carasso
Studio Meyer e Piattini mit /with
10 Francesco Fallavollita,
Forschungsgebäude in Potsdam Lamone
Research building in Potsdam
BHBVT Gesellschaft von Architekten,
Berlin
04 forschung und praxis
12 research and practice
Bücher
Book reviews 48
Neue Gestaltungspotenziale für die
Solarenergie
New design potentials for solar energy
Jakob Schoof

2 inhaltsverzeichnis ∂green 02/17


editorial

Bauen, bauen, bauen — und zwar schnell und ‘Build, build, build – as quickly and cost-effec-
kostengünstig: Dieses Mantra ist in der politi- tively as possible’: this mantra can currently be
02/2017
schen Arena derzeit immer wieder zu hören. heard over and over and again in the political
green
Nicht nur in Deutschland brauchen die Städte arena. It is not only in Germany that cities are Redaktion:
Dr. Sandra Hofmeister
dringend zusätzlichen, bezahlbaren Wohn- in urgent need of additional, affordable hous- (Chefredakteurin)
Jakob Schoof
raum. Etablierte Standards im Brand-, Schall- ing. In this context, many people feel that
Umschlaggestaltung:
und Wärmeschutz erscheinen vielen in diesem standards established in the areas of fire pre- Sabine Drey
Übersetzung englisch:
Zusammenhang als lästiger Kostentreiber. Als vention, soundproofing and thermal insulation Feargal Doyle, Sharon
teurer Luxus, propagiert von Vertretern jener are merely burdensome cost-drivers, propa- Heidenreich, Sean
McLaughlin, Susanne Hauger
Industrien, die an der regelmäßigen Verschär- gated by representatives of those industries Korrektorat deutsch:
Annegret Scholz
fung der Vorschriften kräftig mitverdienen. that stand to gain considerably from the regu-
Korrektorat englisch:
Zumindest beim Brandschutz ist diese Ansicht lar tightening of regulations. Anna Roos
Verlag und Redaktion:
seit dem Inferno im Londoner Grenfell Tower The inferno in London’s Grenfell Tower may DETAIL Business Information
viel seltener zu hören. Wo Menschenleben in well have marked a turning point in this de- Hackerbrücke 6
80335 München
Gefahr sind, sollten ein paar Prozent Mehrkos- bate, at least when it comes to fire prevention. Anzeigen:
anzeigen@detail.de
ten für höhere Standards keine Rolle spielen. Where there is a hazard to human life, a small Tel.: 089 381620 48
Schwieriger ist die Lage bei den energetischen percentage increase in costs for higher stand- Vertrieb und Abonnement:
detailabo@vertriebsunion.de
Vorschriften für Gebäude. An laxeren Dämm- ards should be absorbed. The situation with Tel.: 06123 9238-211
Einzelheft:
standards und fossilen Energieschleudern im regard to energy regulations for buildings is 18,90 €
Heizungskeller stirbt niemand — zumindest more difficult. Poor insulation standards and
nicht hier und heute. Und doch gefährdet un- inefficient, fossil-fuelled heating systems are
ser CO2-Ausstoß die Lebensgrundlagen künfti- not fatal. Yet our CO2 emissions are endanger-
ger Generationen. Da hilft auch der Verweis auf ing the lives of future generations. Pointing
dreckige Kohlekraftwerke in China nichts: Kli- the finger at dirty coal power stations or fuel-
maschutz bedeutet Strukturwandel — auch im guzzling cars in other parts of the world is of
europäischen Bauwesen. Der Rekurs auf ver- no help to anyone; climate protection means
gangene Zeiten, als das Bauen vermeintlich viel structural transformation, including in the Eu-
einfacher war, ist da nur bedingt zielführend. ropean building industry.
Dennoch muss die Frage, was nachhaltiges Nevertheless, questions as to what sustaina-
Bauen wirklich bedeutet und welches Komfort- ble building actually means and what level of
niveau Gebäude erreichen sollten, erlaubt sein. comfort buildings should achieve need to be
Rainer Vallentin stellt sie in seinem Beitrag in raised. Rainer Vallentin addresses these topics
dieser Ausgabe. Mit den Nebenfolgen des zeit- in his article in this issue, while Hans Schmid
genössischen Bauens für die Vogelwelt haben and Wilfried Doppler focus on the effects of
sich Hans Schmid und Wilfried Doppler für uns contemporary building on birdlife. In addition,
befasst. Des Weiteren dokumentiert DETAIL DETAIL green reports on a facade renovation
green eine Fassadensanierung, die Flagge rich in pan-European symbolism, Europe’s
zeigt, Europas wohl größten »vertical garden« largest ‘vertical garden’ and promising new
und vielversprechende Neuentwicklungen bei developments in the colouring and surface
der Farb- und Oberflächengestaltung von design of solar modules. After all, design
Solarmodulen. Wenn die Energiestandards aspirations should be retained even though
beim Bauen schon immer ambitionierter wer- energy standards in the building industry are
den, sollte dabei zumindest der gestalterische becoming increasingly ambitious.
Anspruch gewahrt bleiben. Jakob Schoof

∂green 02/17 editorial 3


Flughafenterminal in Oslo

0
Airport teminal in Oslo

magazin
Am Flugverkehr sind die internationa- standsgebäude weiter. Die Eingangs- allem die Verwendung von Flugasche
len Bemühungen um mehr Klima- halle überspannen sieben doppelte als Zementersatz im Beton, ein hoher
schutz weitgehend spurlos vorbeige- Holzfachwerkträger mit je 54 Meter Recyclinganteil im Baustahl und die
gangen. Doch zumindest bei ihren Spannweite, die über V-förmige Stahl- Dachhaut aus Eichenholz statt Metall.
Immobilien setzen einige Flughafen- auflager auf Betonstützen aufliegen. Heizenergie bezieht der Flughafen
betreiber auf Nachhaltigkeit. Ein Vor- In dem röhrenförmigen neuen Termi- aus einem Nahwärmenetz, an das 18
reiter ist der internationale Flughafen nal tragen 17 Bogenbinderpaare aus Grundwasserbrunnen und ein Block-
Oslo-Gardermoen, der nun von ei- Brettschichtholz die Hauptlast. Die heizkraftwerk angeschlossen sind.
nem Planungskonsortium unter Lei- Bögen sind 46 Meter lang und errei- Weitere Wärme liefert der Abwasser-
tung des Architekturbüros Nordic chen eine Höhe von 16 Metern. kanal eines nahe gelegenen Wohn-
um ein neues Terminal, eine zweite Der Energiebedarf der Erweiterungs- gebiets, der am Flughafen vorbei-
Check-in-Halle sowie einen neuen un- bauten sollte nur halb so hoch sein führt. Als Kältequelle für den Sommer
terirdischen Bahnhof erweitert wurde. wie derjenige der Bestandsgebäude. wurde auf dem Rollfeld ein 8000 m2
Dieselben Architekten hatten Ende Um dies zu erreichen, wurden der großes Schneedepot errichtet, wo im
der 90er-Jahre auch schon das beste- Planung die Kriterien des Passivhaus- Winter Schnee eingelagert und zur
hende Flughafengebäude geplant. standards zugrunde gelegt. Vor allem Wärmedämmung mit Sägespänen ab-
Das neue Terminal erweitert das zu- die Dachflächen sind dick gedämmt gedeckt wird. Im Sommer wird über-
vor lineare Flughafengebäude zu ei- und an die Luftdichtheit der Gebäu- schüssige Wärme aus dem Gebäude
ner T-Form. Erstmals können dort so- dehülle galten strenge Anforderun- in das Depot geleitet und dort an das
wohl Inlands- als auch internationale gen, die abschnittsweise mit einem kalte Schmelzwasser abgegeben. JS
Flüge abgefertigt werden, während Blower-Door-Test überprüft wurden. Bauherr / Client:
diese Bereiche im bisherigen Termi- Energie spart das Gebäude auch Oslo Lufthavn AS, Oslo
nal strikt getrennt waren. Die neue durch seine Flächeneffizienz: Laut Architekten / Architects:
Nordic — Office of Architecture, Oslo
Eingangshalle liegt westlich der alten Architekten ist das Terminal nur halb
Tragwerksplaner / Structural engineering:
und schließt direkt an den Bahnhof so groß wie sonst bei gleicher Passa- Aas-Jakobsen, Oslo
an, über den rund 65 % aller Fluggäs- gierkapazität üblich. Die CO2-Emissio- HLS-Planung / Building services engineering:
te nach Gardermoen anreisen — eine nen für die Herstellung der Baumate- Cowi, Oslo
rekordverdächtige Zahl. rialien fielen um rund ein Drittel nied- Elektroplanung / Electrical engineering:
Per Rasmussen, Vøyenenga
Das Holztragwerk der Erweiterungs- riger aus als bei einem Standardge- Standort / Address:
bauten führt die Materialwahl der Be- bäude. Maßgeblich dafür waren vor Edvard Munchs veg, 2061 Gardermoen (NO)

4 magazine ∂green 02/17


While efforts to limit CO2 emissions in
b
international air traffic have had limit-
ed success so far, some airports are at
least investing in a sustainable build-
ing stock. A forerunner in this respect
is the airport of Oslo-Gardermoen,
which has just been added a new ter-
minal, a second entrance hall and a a d e f
c
new unterground train station by a
planning consortium led by the archi-
tects’ office, Nordic. The same archi-
tects had already designed the exist-
ing airport buildings, which opened in
1998. The new terminal extends the
h
airport northwards to form a T-shape g
whereas the new entrance hall (locat-
ed west of the existing one) connects
directly to the underground train sta-
tion. Large glulam trusses arranged in
pairs support the roofs of the new en- j
trance hall and the tubular pier. To re-
duce their energy demand by 50 %
compared to the existing ones, the i
new parts of the building meet the h
Passive House requirements. Their
j
heated volumes are minimized, the
roofs highly insulated and the build-
ing envelope meets stringent require-
ments in terms of airtightness. The
embodied CO2 in the building materi- i
k
als is 35 % lower than in a standard
construction. This was achieved by us-
ing fly ash as a cement replacement,
increasing the recycled content in the
steel elements and specifying grey
oak cladding for the roof of the termi-
nal. Heating is supplied via the air- Axonometrie der Wege- Axonometric layout map
Schnitt/Energiekonzept Section/energy concept
port’s district heating network from 18 Maßstab 1:1250 führung (Ankunft) Scale 1:1250 (arrivals)
geothermal wells, a CHP unit as well a Schneespeicher g Terminal (neu) a Snow depot g Terminal (new)
b Tageslicht h Terminal (Bestand) b Natural illumination h Terminal (existing)
as the sewer of a nearby housing area. i Check-in-Halle (neu) i Check-in hall (new)
c Lüftung mit Wärme- c Ventilation with heat
To cool the buildings, snow is stored rückgewinnung j Check-in-Halle recovery j Check-in hall (exist-
in a 8000-m2 depot between the run- d BHKW (Bestand) d CHP unit ing)
e Wärmerückgewin- k Bahnhof e Heat recovery from k Train station
ways in winter, covered with sawdust — Inlandsflüge — Domestic flights
nung aus Abwasser waste water
for insulation and the cold meltwater f Grundwasserbrun- — Internationale Flüge f Groundwater wells — International flights
used as a heat sink in summer. nen + Wärmepumpe

∂green 02/17 magazin 5


Wohngebäude in Los
Angeles
Residential building in Los
Angeles

In der Sprache der US-Militärs heißt


»I’ve got your six« so viel wie »Ich
stehe hinter dir«. Für den Skid Row
Housing Trust, der Wohnraum für so-
zial Benachteiligte in Los Angeles Ornamentale Lüftungsgitter verde- The Six is a new, affordable housing
schafft, war dies ein passendes Motto cken die wenigen Fenster. Im Norden project that accommodates 52 US ar-
für seinen jüngsten Neubau: Das und Westen passt sich der Neubau my veterans, many of whom are disa-
Wohngebäude The Six bietet 52 teils mit schmalen, raumhohen Fenstern bled and have formerly been home-
kriegsversehrten US-Veteranen eine deutlich stärker an die Nachbarge- less. The building site, a former park-
neue Heimat. Viele von ihnen haben bäude an. ing lot around two kilometres west of
zuvor auf der Straße gelebt. Der Neu- Im Erdgeschoss sind neben dem Büro downtown Los Angeles, is situated in
bau steht auf einem ehemaligen Park- der Hausverwaltung ein Konferenz- an area with one of the highest popu-
platz im Viertel MacArthur Park zwei raum, Fahrradstellplätze und die lation densities in the United States.
Kilometer westlich von Downtown Parkgarage untergebracht. Weil die To provide protection for the inhabit-
L. A. Früher ein Wohnviertel der bes- meisten Mieter kein Auto besitzen, ants, yet foster a sense of community
seren Leute, gilt der Stadtteil heute konnte sie mit 19 Stellplätzen relativ interaction, architects Brooks + Scar-
als Immigrantenquartier und weist mit klein ausfallen. Eine Etage höher pa arranged the apartments around a
fast 15 000 Personen pro Quadratkilo- stehen den Bewohnern ein Gemein- courtyard on the first upper floor,
meter die zweithöchste Einwohner- schaftsraum und ein Waschsalon zur which opens out to the streetscape
dichte in den USA auf. Verfügung. Auf dem Dach gibt es ei- via two enormous openings on the
In diesem Umfeld wollten die Archi- ne teils begrünte Terrasse, die noch- south and east sides. This measure al-
tekten Brooks + Scarpa den Bewoh- mals deutlich privateren Charakter hat so supports cross-ventilation and day-
nern einerseits Schutz bieten und an- als der halböffentliche Innenhof. light provision to the apartments. The
dererseits deren Gemeinschaftsgefühl Auch ökologische Qualitäten standen north and west elevations feature a
stärken. Sie gruppierten die 45 Ein- im Pflichtenheft der Architekten weit more conventional pattern of narrow
und sieben Zweizimmerwohnungen oben. Das Haus ist 35 % energieeffizi- French windows. On the southeast
um einen erhöhten Innenhof, der sich enter als es der — im nationalen Ver- corner, a reception office is tucked
nach Süden und Osten mit zwei gro- gleich bereits recht strenge — kalifor- away beneath the ‘picture frame’, with
ßen Rahmen zum Straßenraum öffnet. nische Energiestandard verlangt. Im the rest of the ground floor being oc-
System LEED for Homes (Version cupied by bike storage and car park-
2008) hat es eine Platin-Zertifizierung ing. The roof accommodates a terrace
erreicht. Der zu den Seiten und nach (with light-coloured paving to miti-
oben offene Hof unterstützt die Quer- gate heat gain), a roof garden and a
lüftung und Tageslichtversorgung der 55 m2 solar thermal array. With up-
Wohnungen. Helle Fassaden- und graded roof and wall insulation, the
Dachoberflächen wirken einer Über- building uses 35 % less energy than
hitzung entgegen. Auf dem Dach wur- required by the Californian Building
den 55 m2 Solarkollektoren zur Warm- Standard. Furthermore, The Six has
wasserversorgung installiert. All dies been awarded a 2008 LEED for
und die überdurchschnittliche Däm- Homes Platinum certification.
mung des Dachs sowie der in Holz-
rahmenbauweise vorgefertigten Fas- Bauherr / Client:
Skid Row Housing Trust, Los Angeles
sadenelemente halfen, den rechneri- Architekten / Architects:
schen CO2-Ausstoß auf 19 kg/m2a zu Brooks + Scarpa, Los Angeles
begrenzen. Einschließlich der Pflanz- Tragwerksplaner / Structural engineering:
John A. Martin & Associates, Los Angeles
beete im Hof und auf dem Dach ist
HLS-Planung / Building services engineering:
rund ein Drittel der Grundstücksfläche Innovative Engineering Group, Monterey Park
begrünt. Gemeinsam mit zwei unterir- Bauingenieure / Civil engineers:
dischen Regenwassertanks soll dies Barbara L. Hall PE, Monrovia
dafür sorgen, dass weniger als 10 % Landschaftsarchitekten / Landscape architects:
Brooks + Scarpa mit / with LandStudio360, Orange
des jährlichen Niederschlags direkt in Standort / Address:
die Kanalisation abfließen. JS 811 S. Carondelet Street, Los Angeles 90057 (USA)

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a

e
f

d
g

Grundriss 4. Obergeschoss 4th floor plan Axonometrie Axonometric


Grundriss 1. Obergeschoss 1st floor plan a Gründach a Green roof
Maßstab 1:750 Scale 1:750 b Solarthermie b Solar thermal array
a 1-Zimmer-Wohnung a Studio c Dachterrasse c Roof terrace
b 2-Zimmer-Wohnung b One-bedroom apartment d Quer- und Auftriebslüftung d Cross ventilation / stack ventilation
c Waschküche c Laundry e helle Dachoberfläche e Cool roof (heat reflective surface)
d Gemeinschaftsraum d Community space f Fassade mit Zellulosedämmung f Facade with cellulose insulation
g Rückhaltebecken für Regenwasser g Rainwater retention reservoir

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Supermarkt in Lüttich Ein Teil der Parkplätze ist nun in einer
Tiefgarage untergebracht, sodass den
Supermarket in Liège Fußgängern deutlich mehr Fläche zur
Verfügung steht als zuvor. Das Areal
ist nach wie vor in Privatbesitz und
nachts abgesperrt. Tagsüber bietet
sich nun jedoch die Möglichkeit, den
Block zu Fuß zu durchqueren.
Der neue Supermarkt umfasst rund
3500 m2 Verkaufsfläche und wurde im
Wesentlichen als Holzskelettbau er-
richtet. 1,20 Meter hohe Leimholzbin-
der tragen das Trapezblechdach, das-
Nicht nur durch Santiago Calatravas zum größten Teil begrünt wurde. Um belichtet. Dieser ist zwar nicht zu-
aufsehenerregenden Fernbahnhof hat das Gebäudevolumen weniger domi- gänglich, für die Angestellten wurde
der Lütticher Stadtteil Guillemins ein nant in Erscheinung treten zu lassen, jedoch eine Dachterrasse neben dem
neues Gesicht erhalten. Wenige Hun- achteten die Architekten auf eine ab- Personalraum im ersten Oberge-
dert Meter entfernt haben die Archi- wechslungsreiche Fassadengliede- schoss eingerichtet. Für seine städte-
tekturbüros MDW und H+G einen rung mit zahlreichen Vor- und Rück- baulichen und ökologischen Qualitä-
neuen Supermarkt errichtet, der zu sprüngen. Die geschlossenen Fassa- ten hat der Neubau inzwischen das
den ökologisch nachhaltigsten im denflächen bestehen aus zellulose- Zertifikat BREEAM Very Good erhal-
Land gehört. Der Neubau steht im In- gedämmten Holzrahmenelementen. ten. Neben der omnipräsenten Ver-
neren eines dreieckigen Gebäude- Außen erhielten sie eine Zedernholz- wendung von regionalem oder PEFC-
blocks, dessen östliche Begrenzung schalung, die durch vertikale, sieben zertifiziertem Holz trugen dazu das
das Ufer der Maas bildet. Schon zuvor Zentimeter breite Lisenen in unter- viele Tageslicht, die Dachbegrünung
hatte die Delhaize-Kette hier einen schiedlichen Abständen rhythmisiert und die Regenwassernutzung für die
Supermarkt betrieben, der auf einer wird. Noch auffälliger für einen Super- Toilettenspülung bei. Die Kühltheken
riesigen asphaltierten Parkplatzfläche markt ist jedoch der große Anteil werden mit einem HFC-freien Kälte-
stand und überdies die fußläufige transparenter Flächen. Die Eingangs- mittel betrieben und ihre Abwärme
Querverbindung durch den Block ver- front ist fast über ihre ganze Breite zur Gebäudeheizung verwendet. Für
sperrte. Das Bestandsgebäude wurde verglast. Oberlichter bringen Tages- die Gestaltung der Freianlagen enga-
daher abgerissen, der Neubau an den licht auch in die Tiefe des Verkaufs- gierte der Bauherr einen Spezialisten,
Südrand des Grundstücks gerückt raums. Dessen rückwärtiger Teil wird der darauf achtete, dass die Bepflan-
und der Rest der Flächen von MDW zudem über einen lang gestreckten, zung bestmöglich der örtlichen Arten-
Architecture landschaftlich gestaltet. baumbestandenen Innenhof natürlich vielfalt zugute kommt. JS

8 magazine ∂green 02/17


Only a stone’s throw away from Santi-
ago Calatrava’s new Guillemins train
station, the architects’ offices MDW
and H+G have erected a supermarket
that is one of the most environmental-
ly ambitious buildings of its kind in
Belgium. The new-build is located in-
side a triangular urban block which,
on its eastern edge, borders the River
Maas. The Delhaize Group had al-
ready operated a supermarket here,
which was surrounded by huge
swathes of asphalt (it even had park-
ing bays on the roof). Furthermore,
the building blocked pedestrian circu-
lation across the site. To overcome
these disadvantages, the new super-
market was moved to the southern
edge of the plot, making way for a
landscaped area (also designed by
MDW) in front of the supermarket. An
underground parking garage accom-
modates the majority of the custom-
ers’ cars. For the first time, pedestri-
ans can now walk across the plot
(which is still private land and closed
off at night) from one side to the oth-
er. The new-build accommodates
some 3,500 m2 of commercial area
and mainly consists of a timber skele-
ton construction. 1,20-metre-deep
glulam beams support the flat (largely
vegetated) roof. The opaque parts of
the facade consist of timber-framed
elements with cellulose insulation and
cedar cladding. Vertical facade pro-
files placed at varying intervals help
break the monotony of the large vol-
ume. The entrance facade is almost
entirely glazed and even the rear part
of the supermarket receives daylight
via an (inaccessible) patio planted
with trees. The new-build has been
awarded a BREEAM ‘Very Good’ cer-
tificate. Alongside the use of regional
and PEFC certified timber, the reuse
of rainwater (for toilet flushing) and
the planting of the landscaped area
(which was targeted at maximum bio-
diversity) contributed to this achieve-
ment. The excess heat from the refrig-
erated display cases is also re-used to
heat the building.

Bauherr / Client:
Delhaize Group, Molenbeek-Saint Jean
Architekten / Architects:
MDW Architecture, Brüssel
H+G Architects, Brüssel
Tragwerksplaner / Structural engineering:
Setesco, Ixelles
HLS-Planung / Building services engineering:
B.E. DTS, Sart-Dames-Avelines
Bauunternehmen / Contractor:
BCDG (Bernard Construction, Villers-le-Bouillet/
Donnay-Goffin, Dalhem/Cordeel, Temse
Standort / Address: Axonometrie (städtebauliche Einbindung) Axonometric of the urban design concept
Rue de Fragnée 41, 4000 Liège (BE) Grundriss Erdgeschoss Maßstab 1:750 Ground floor plan Scale 1:750

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Forschungsgebäude in sein Tarnkleid aus beflammtem Lär- 1
chenholz lässt ihn optisch mit dem
Potsdam Waldhintergrund verschmelzen. Die
Research building in Potsdam senkrechten Lamellen sind über eine
schwarz gestrichene Holzunterkonst-
ruktion auf den Holzelementfassaden 4 2
montiert. Oben ragt die Fassadenver-
kleidung wie eine Korona weit über
das Flachdach hinaus und verdeckt
die dort aufgestellten Kältemaschinen
des Rechenzentrums. 3
Angesichts der dunklen Fassade wirkt
das Innere als eine Überraschung:
Seit den 1870er-Jahren wird auf dem Durch den trichterartigen Eingangs- Gebäudehülle, in die stellenweise zu
Potsdamer Telegrafenberg wissen- bereich gelangt man direkt in das Forschungszwecken Vakuumdäm-
schaftlich geforscht. Der damals ent- kreisrunde Atrium mit Oberlicht, von mungen und -verglasungen integriert
standene Wissenschaftspark in Form dem aus sich die Erschließungskorri- wurden.
einer Villenkolonie im Grünen steht dore auf jeder Ebene wie Endlos- Vor allem aber soll die Haustechnik
mittlerweile unter Denkmalschutz. schleifen durchs Haus ziehen. Die Ne- ihren Beitrag zu einem energieeffi-
Nach der Wende siedelte sich hier benräume und Treppenhäuser sind zienten Gebäudebetrieb leisten: Die
unter anderem das neu gegründete zu rechteckigen Kernen zusammen- Abwärme des Großrechners wird in
Potsdam-Institut für Klimafolgenfor- gefasst, die einheitlich 12 m2 großen eine Wärmepumpe eingespeist, die
schung (PIK) an. Für die Klimaforscher Einzelbüros an den Fassaden aufge- die Büros über Heiz- und Kühldecken
hat das Berliner Architekturbüro reiht. Abwechslung in die Raumfolge mit Heizwärme versorgt. Auch die
BHBVT jetzt etwas abseits der übrigen bringen sechs Konferenzräume, die zentrale Lüftungsanlage mit Wärme-
Gebäude, aber ganz in der Nähe von sich in den Fassaden durch zurückge- rückgewinnung steht im Keller. Die
Erich Mendelsohns Einsteinturm, ei- setzte Loggien mit bodentiefer Ver- Zuluft gelangt über Luftkanäle in den
nen Büroneubau errichtet. Er beher- glasung abzeichnen. An den Aufwei- Hohlraumböden in die Büros, strömt
bergt 190 der rund 340 PIK-Forscher tungen der Flure zwischen Kern und von dort in die Flure über und wird
auf den oberen Ebenen sowie einen Büro sind kleine, informelle Bespre- an den Kernen wieder abgesaugt.
neuen Großrechner und ein Auditori- chungszonen mit angeschlossenen Heizung, Lüftung, Beleuchtung und
um in dem halb in den Hang einge- Teeküchen entstanden. (bei Bedarf) Kühlung der Räume wer-
grabenen Untergeschoss. Die rund Um das Renommee des PIK als Vor- den bedarfsgerecht über Präsenz-
6600 m2 Bruttogeschossfläche bedeu- denker des Klimaschutzes zu wahren, melder gesteuert. In den Konferenz-
ten einen ziemlichen Maßstabssprung sollte der Energiebedarf des 20 Milli- räumen sind zusätzlich CO2-Sensoren
zu den Nachbarbauten. Durch den onen Euro teuren Neubaus 50 % unter installiert, sodass sich die Zuluftmen-
kleeblattförmigen Grundriss wirkt der den Vorgaben der EnEV 2009 liegen. ge an die Anzahl der Personen im
Neubau jedoch kleiner, als er ist, und Das gelang durch eine gut gedämmte Raum anpasst. JS

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The new research building by Berlin-
based architects BHBVT is located
nearby to Erich Mendelsohn’s Einstein
Tower on the Telegrafenberg in Pots-
dam, a forested science park where
research into natural sciences has
been conducted since the 1870s.
The new-build accommodates 190
out of 340 researchers as well as a
new computing centre for the Pots-
dam Institute for Climate Research,
Germany’s foremost climate research
institute. To tie the 6,600-m2 volume
into its wooded surroundings, the ar-
chitects designed the floor plan in a
clover-leaf formation and specified
vertical larchwood louvers for the fa-
cade cladding. These louvers pro-
trude well beyond the flat roof plane,
thus concealing the coolers of the da-
ta centre from view.
The funnel-shaped entrance extends
into a circular, top-lit atrium, from
where access corridors encircle the
building in endless loops. Ancillary
rooms and staircases are concentrat-
ed in three rectangular cores, and the
12-m2, single offices are strung along
the curved facades. The rhythm of of-
fices is interrupted by six conference
rooms that can be distinguished in
the facade by their recessed loggias
with floor-to-ceiling windows.
To ‘walk the talk’ in terms of climate
protection, the client stipulated that
the new-build undercut the legal Ger-
man requirements in terms of energy
demand (EnEV 2009) by 50 %. To-
gether with the highly insulated tim-
ber-framed facade elements, this is
achieved by using the exhaust heat of
the data centre for heating the build-
ing. A heat pump located in the base-
ment supplies the heating and cool-
ing ceilings in the offices. The central
MVHR unit is also located in the base-
ment. Fresh air is supplied to the offic-
es via raised access floors and extract- a a
ed near the building cores.

Bauherr / Client:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Potsdam
Architekten / Architects:
BHBVT Gesellschaft von Architekten, Berlin
Tragwerksplaner / Structural engineering:
ifb frohloff staffa kühl ecker, Berlin
HLS-Planung / Building services engineering:
W33 Ingenieurgesellschaft, Berlin
Elektroplanung / Electrical engineering:
HellPlan, Potsdam
Bauphysik / Building physics:
Müller BBM, Berlin
Energieberatung / Energy consultants:
Technische Universität Dresden, Institut für
Bauklimatik + Institut für Energietechnik Lageplan Maßstab 1:5000 Site plan scale 1:5000
Landschaftsarchitekten / Landscape architects: 1 Hauptgebäude; 2 Großer Refraktor (Teleskop) 1 Main building; 2 Great Refractor (telescope)
Extern Garten- und Landschaftsarchitektur, Berlin 3 Einsteinturm; 4 Forschungsneubau 3 Einstein tower; 4 New research building
Standort / Address: Schnitt Maßstab 1:500 Section scale 1:500
Telegrafenberg A 31, 14473 Potsdam (DE) Grundriss Erdgeschoss Maßstab 1:500 Ground floor plan scale 1:500

∂green 02/17 magazin 11


draußen Rebeauty Targeting Zero

Andres Lepik (Hg.). Hatje Cantz Verlag, Ostfildern Tegnestuen Vandkunsten (Hg.). Kopenhagen 2016. Simon Sturgis. RIBA Publishing, Newcastle upon
2017. 160 S. ISBN 978-3-7757-4258-0. 96 S. ISBN 978-87-999731-0-1. Tyne 2017. Englisch. 128 S. ISBN 978-1-85946-
32,— € Download unter http://bit.ly/nordic_built 643-8. £ 35.—

Längst hat Landschaftsarchitektur — zu- Welchen Beitrag zum Klimaschutz Simon Sturgis zählt zu den führenden
mal im globalen Kontext — nicht mehr leistet die Wiederverwendung von Experten für die Lebenszyklusanalyse
den Hauptzweck, unseren Lebensraum Baumaterialien, welche Marktpotenzi- von Gebäuden in Großbritannien.
durch gestaltete Grünräume zu ver- ale hat sie und welche technischen Mit diesem Buch liefert er all jenen
schönern. Das macht dieses Buch Hindernisse stehen ihr im Weg? Die- Munition, die schon lange fordern,
schon mit seinem verstörenden Titel- sen Fragen hat sich ein skandinavi- die »grauen« CO2-Emissionen beim
bild deutlich. Der Begleitband zu einer sches Expertenteam unter Leitung Bauen stärker in den Blick zu nehmen.
Ausstellung im Frühjahr 2017 in Mün- des Architekturbüros Tegnestuen Anhand von Fallbeispielen aus sei-
chen enthält drei Essays und zehn Do- Vandkunsten in einem 18-monatigen nem eigenen Büro erläutert er, wo
kumentationen von Landschaftsanaly- Forschungsprojekt gewidmet. Dabei und wann im Lebenszyklus die größ-
sen und –planungen, die die Autoren entstanden 20 Mock-ups (zumeist von ten Emissionen anfallen und skizziert
(die alle an Hochschulen in Deutsch- Fassaden- und Wandverkleidungen) Ansätze, mit denen sie sich minimie-
land, den USA und Australien lehren) im Maßstab 1:1 aus sehr unterschied- ren lassen. Der größte Verdienst des
in fast allen Kontinenten der Erde lichen Materialien, vom Blech ehema- Buchs ist, dass es Größenordnungen
durchgeführt haben. Die Bandbreite liger Wickelfalzrohre bis zu zersägten begreifbar macht — etwa die, dass
reicht von urbaner Landwirtschaft in Hohlkörperdielen aus Beton. Fünf da- (über eine Lebensdauer von 60 Jah-
Casablanca über Wasserretention in von wurden anschließend ökobilan- ren gerechnet) rund 60 % der Emissio-
chinesischen Großstädten bis zu Städ- ziert und auf ihre Markttauglichkeit nen eines heutigen Neubaus in den
tebaukonzepten für Europas größten hin untersucht. Der Forschungsbe- Baumaterialien stecken. Ein Hand-
Slum bei Madrid. Viele der Projekte richt zeigt eindrücklich den ästheti- buch für das klimaschonende Konst-
sind »work in progress« oder erschöp- schen Reiz vermeintlicher Abfallstoffe. ruieren ist der schlanke Band freilich
fen sich in Analysen ohne echte Lö- Er verdeutlicht aber auch die hohen nicht. Dafür verschafft er einen guten
sung, weil diese im jeweiligen politi- technischen und ökonomischen Hür- Eindruck, wie sich fast alle Planungs-
schen Umfeld unrealistisch scheint. den, die ihrer breiten Wiederverwen- und Konsumentscheidungen an ihrer
Das macht das Buch zu einer eher er- dung entgegenstehen. Eventuellen CO2-Bilanz messen lassen — von der
nüchternden Lektüre, die gleichwohl Nachahmern gibt die Veröffentli- Frage eines neuen Flughafenstand-
viele Erkenntnisse über die planeri- chung überdies eine Systematik an orts für London über die Sanierung
schen Herausforderungen in den är- die Hand, um die Umsetzbarkeit ihrer Londoner Reihenhäuser bis zum Kaf-
meren Regionen der Welt liefert. JS Ideen zu evaluieren. JS feekonsum in Bürogebäuden. JS

‘Less aesthetics, more basics’ sums up During an 18-month-long research Simon Sturgis is the foremost expert
the essence of this book about land- project, a Scandinavian team of ex- for the life cycle assessment of build-
scape architecture in a global context. perts investigated the ecological be- ings in the UK. Drawing on case stud-
The authors, who are all university nefits and the technical and economic ies from his own practice, Targeting
teachers, present ten research-driven feasibility of building materials’ re- Zero demonstrates how carbon foot-
projects that range from urban agri- use. Twenty, full-scale mock-ups were printing can virtually inform any de-
culture in Casablanca to ‘sponge cit- produced, five of which underwent a sign decision from the relocation of
ies’ in China and informal settlements full life cycle assessment. The project an entire airport to housing renova-
in Haiti. As many of these are still work report underlines the aesthetic poten- tion. Readers should not expect a
in progress, solutions are scarce. This tial of re-used building materials, but complete manual for carbon-neutral
makes the book a somewhat sobering also the significant obstacles to their design, but the book does provide a
but — with regards to the situation in application. It also formulates a set of compelling argument for taking em-
developing nations — highly informa- criteria against which the feasibility of bodied carbon into account at all
tive read. re-use projects can be assessed. stages of urban and building design.

12 magazine ∂green 02/17


geSTAHLtung 0.49
+ grossflächige Perspektiven für Passivhausfassaden
 Wärmedämmung Uf 0.49 und schlanke Ansichten ab 45 mm
+ ideal kombinierbar: Fassadenelemente für Brandschutz, Einbruch- und
Durchschusshemmung von forster thermfix vario
+ System: forster thermfix vario HI
Sieben Stock Dorf

Barbara Nothegger. Residenz Verlag, Salzburg/


Wien 2017. 176 S. ISBN 978-3-7017-3409-2.
19,— €

Barbara Nothegger ist Journalistin


und Bewohnerin des partizipativ
geplanten, vielfach preisgekrönten
Wohnprojekt Wien (veröffentlicht in
DETAIL 09/2015, S. 854 ff.). In »Sie-
ben Stock Dorf« berichtet sie über
ihre Erfahrungen als Bauherrin und
Bewohnerin des Vorzeigeprojekts:
die endlosen Abstimmungs- und Ent-
scheidungsprozesse während der Pla-
nung, die bis zuletzt unsichere Finan-
zierung des Vorhabens, einen zwi-
schenzeitlichen Baustopp wegen In-
solvenz des Rohbauunternehmers
und die intensive soziale Dynamik, die
gemeinschaftlichen Wohnprojekten
zu eigen ist. Immer wieder zieht sie
Parallelen zu anderen Baugruppen-
projekten und zitiert Experten, mit
denen sie gesprochen hat. All dies
macht aus »Sieben Stock Dorf« noch
kein Fachbuch oder einen Leitfaden
für die Gründung ähnlicher Wohn-
projekte. Aber das Buch ist ein unter-
haltsamer, lebensnaher Erfahrungs-
bericht, aus dem einiges über die
Do’s und Dont’s partizipativer Pla-
nungsprozesse und des Wohnens in
Gemeinschaft zu erfahren ist. JS

Barbara Nothegger, a journalist and


resident of the Wohnprojekt Wien co-
housing project in Vienna, reports on
her experience with the award-win-
ning scheme. She recalls the exten-
sive discussions in the design phase
as well as the struggle for a funding
scheme and discusses what ambitious
changes in lifestyle living in homes
can achieve. The book is not a manual
for cohousing projects, but does con-
tain plenty of information on the ‘dos’
and ‘dont’s’ of participatory planning
and community living.

www.forster-profile.ch
02
Nachhaltiges Bauen braucht

hintergrund
globale Kooperation
Sustainable building requires global
cooperation

Rainer Vallentin ist Architekt, Der Begriff »Nachhaltigkeit« scheint umso Nachhaltigkeit ohne Gerechtigkeit ist blind
Stadtplaner, Autor und
Künstler in München, wo er
beliebter zu sein, je unbestimmter und weiter Alle Aktivitäten des Planens und Entwerfens
mit Alexander Reichmann er gefasst wird. Er wird heute auf alles ange- bewegen sich zwischen den Sphären von Sein
das Architekturbüro Vallentin wendet, was als allgemein wünschenswert gilt. und Sollen. Ausgangspunkt ist fast immer eine
+ Reichmann leitet. Seine
Arbeitsschwerpunkte sind Demgegenüber droht der eigentliche Kern vorgefundene Situation, die als unzureichend
Partizipation, Klimaschutz, re- von Nachhaltigkeit, nämlich die Erweiterung bzw. untragbar beurteilt wird oder die eines
generative Bau- und Versor-
gungssysteme sowie Theorie der Gerechtigkeitsfragen um eine globale bewusst gesetzten Neuanfangs bedarf. Damit
und Praxis der Nachhaltigkeit und generationenübergreifende Perspektive, gehören Planen und Entwerfen in den Zustän-
und Kunst. Gemeinsam mit aus dem Blick zu geraten. Es fehlt schlicht an digkeitsbereich der praktischen Philosophie,
Roberto Gonzalo verfasste er
2013 das DETAIL green Buch einem Fundament im Sinne einer philosophi- das heißt der Ethik und Moral. Statt dies nüch-
»Passivhäuser entwerfen«. schen und dennoch praxisbezogenen Herlei- tern anzuerkennen, weisen viele Architekten,
tung und einer darauf bezogenen Positionie- Stadt- und Fachplaner ethische Ansprüche
Rainer Vallentin is an archi- rung. Wie sie aussehen könnte und was daraus weit von sich. Es bleibt jedoch offen, wie die
tect, urban planner, author
and artist living in Munich, für die Planungs- und Baupraxis in der Archi- Planungspraxis ohne ein ethisches Funda-
where he has headed the tektur folgt, skizziert der folgende Beitrag. ment ihrem Verantwortungscharakter gerecht
Vallentin + Reichmann archi-
tectural office since 2011. werden soll.
The focal points of his work Die Nicht-Nachhaltigkeit des Bauens In der Stadtplanung und in der Architektur
are participation, climate
protection, generative build-
Es braucht keine umfangreichen Analysen, geht es um besonders langlebige Güter, die
ing and supply systems as um festzustellen, dass das Bauen im Wesent- (zumeist indirekte) Auswirkungen auf überre-
well as the theory and prac- lichen nicht nachhaltig ist und als wichtiger gionaler oder gar globaler Ebene haben. Sie
tice of sustainability and
art. Together with Roberto Wirtschaftssektor Ungerechtigkeiten stützt betreffen damit schon immer das Thema der
Gonzalo, Vallentin wrote the und mitproduziert: Nachhaltigkeit als zeitlich und räumlich grenz-
DETAIL green book ‘Passive
House Design’ in 2013.
Ř Die ökologischen Folgen des Bauens sind überschreitende Verantwortung. Derart weit-
längst auf globaler Ebene sichtbar. Kritisch reichende Planungsentscheidungen können
sind vor allem die langfristigen Auswirkun- nicht allein aus der Perspektive des Privat-
gen von Gebäuden und deren Nutzung auf interesses oder des Gemeinwohls räumlich
Klima, Artenvielfalt und Wasserökosysteme. begrenzter Gemeinschaften (z. B. Städte,
Ř Wohn- und Arbeitsverhältnisse sind immer Regionen oder Nationen) betrachtet werden.
auch räumlich und baulich geformt. Daher Wenn man dies anerkennt, wird die Gerech-
bilden sich soziale Ungerechtigkeiten in der tigkeit und ihre auf Nachhaltigkeit bezogene
gebauten Umwelt ab. Besonders deutlich Auslegung zu einer Schlüsselfrage.
wird dies am Gegensatz zwischen den ho-
hen Ansprüchen an Gebäude in den entwi- Was leisten Nachhaltigkeitszertifizierungen?
ckelten Ländern und den Lebensbedingun- In den vergangenen 20 Jahren ist rund um
gen der Armen. Es handelt sich dabei nicht den Globus eine Vielzahl an Zertifizierungs-
um Rand-, sondern um Massenphänomene. systemen entstanden, die die Nachhaltigkeit
Ř Planungs- und Bauaktivitäten sind wichtiger von Gebäuden bewerten sollen. Inwieweit
Teil der Wirtschaft und Finanzwelt. Eine Ent- wenigstens sie eine globale und generatio-
wicklung in Richtung Nachhaltigkeit steht nenübergreifende Perspektive in die Planung
dem Streben nach möglichst wenig be- integrieren, soll in der Folge kurz anhand des
schränkter Gewinnmaximierung entgegen. DGNB-Systems untersucht werden. Das 2007
Sie stößt daher auf erheblichen Widerstand eingeführte Nachhaltigkeitssiegel fußt auf
bei den finanzstarken Wirtschafts- und Kapi- dem Drei-Säulen-Modell aus ökonomischen,
talinteressen, die heute häufig länderüber- sozialen sowie ökologischen Aspekten und
greifend agieren. erweitert dies um eine kulturelle und prozess-
Ř Weniger augenfällig und oft ambivalent ist orientierte Säule sowie um standortspezifische
die Rolle der Baukultur als stabilisierender Aspekte. Auf diese Weise soll ein ganzheitli-
Faktor von Nicht-Nachhaltigkeit. Im Kunst- cher Bewertungsansatz sichergestellt werden.
und Kulturverständnis von Architekten und Der Katalog umfasst — dem oben genannten
Stadtplanern sind meist überkommene Säulenmodell entsprechend — sechs Hand-
Denk- und Planungsroutinen enthalten. Auf- lungsfelder mit bis zu 60 Einzelkriterien. Die-
grund der großen Trägheit der Baukultur sen sind jeweils spezifische Indikatoren zuge-
und des Planungshandelns insgesamt ste- ordnet, die über eine Punktebewertung mitei-
hen sie notwendigen Neuerungen im Weg. nander vergleichbar sind. Über Gewichtungs-

14 background ∂green 02/17


faktoren fließt die Wichtigkeit des jeweiligen nicht nachhaltig kennzeichnen. Ein derartiger
Kriteriums in die Bewertung ein. Am Ende Nachweis ist nicht trivial. Er lässt sich in der
werden die Punkte addiert und damit eine Ge- Regel nicht direkt führen, sondern setzt ver-
samtbewertung des untersuchten Gebäudes gleichende Betrachtungen, z. B. in Form von
oder Stadtteils vorgenommen. Multi-Szenarien-Untersuchungen, und deren
Das System entstand in einem intensiven Dis- kritische Auswertung voraus (Problem der
kussionsprozess in Arbeitsgruppen aus Archi- Schwellenwertbildung).
tekten, Stadt- und Fachplanern, Vertretern aus Der eben skizzierte »Leitplankenansatz« nähert
Immobilien- und Bauwirtschaft sowie diversen sich der Nachhaltigkeit mühsam mit einem
Wissenschaftsdisziplinen. Der so entwickelte Set aussagekräftiger Indikatoren an, die je-
Katalog soll den facettenreichen Nachhaltig- weils unabhängig voneinander zu erfüllende
keitsbegriff handhabbar und im konkreten Anforderungen begründen. In den gängigen
Bauvorhaben umsetzbar machen. Dabei er- Zertifizierungssystemen kommt stattdessen
möglicht die Bewertung einen Vergleich zwi- die sogenannte Benchmark-Methode zum Ein-
schen verschiedenen Entwurfsalternativen satz. Dabei werden ausgehend vom Mindest-
und Projekten. standard (= 0 Punkte) die in Gesetzen oder
Besonderer Wert wird darauf gelegt, keine Normen festgelegten Anforderungen als Mitte
unüberwindlichen Hürden aufzubauen. Daher definiert (= 50 Punkte) und das in aktuellen,
orientieren sich die Anforderungen am heute vorbildlich realisierten Vorhaben erreichte
gut Machbaren und bereits Bewährten. Der Niveau als Zielwert (= 100 Punkte). Nach die- 1 Spielplatz in Bangkok
Kriterienkatalog ist ein guter Überblick über ser Definition stellt ein Leuchtturmprojekt, das (TH), TYIN Tegnestue
die Prinzipien guter Planung, wie sie einer in sich die heutigen Best-Practice-Lösungen 2011. Klong Toey ist die
größte und älteste infor-
zeitgemäßen Entwurfslehre zugrunde liegen. vereinigt, das Nachhaltigkeits-Optimum dar. melle Siedlung in der
Damit schafft das System eine hohe Akzeptanz Einfache Überlegungen zeigen aber, dass es thailändischen Haupt-
für Nachhaltigkeitsaspekte bei Bauherren, purer Zufall wäre, wenn eine Kombination stadt. Gemeinsam mit
ihren Einwohnern entwi-
Bau- und Immobilienwirtschaft und bleibt an- der derzeit besten Planungskonzepte und der ckelten und bauten die
schlussfähig an die heutige Planungs- und fortschrittlichsten Technik bereits ein Garant norwegischen Architek-
Baupraxis. für Nachhaltigkeit wäre. Was wirklich nach- ten diesen Spielplatz für
alle Altersgruppen mit
haltig ist, bestimmen nicht die momentanen Basketballkörben, Kletter-
Kritik indikatorengestützter technischen und planungsstrategischen Mög- wänden, Sitzgelegen-
Zertifizierungssysteme lichkeiten. Entscheidend sind vielmehr die heiten und einer kleinen
Bühne.
Der große Umfang von Nachhaltigkeitsnach- langfristigen und globalen Konsequenzen 1 Klong Toey Community
weisen in Multi-Indikatoren-Systemen wird von Planungsentscheidungen und baulichen Lantern in Bangkok (TH),
häufig mit der Notwendigkeit einer ganzheit- Maßnahmen. TYIN Tegnestue 2011.
Klong Toey is the oldest
lichen Methode begründet. Nur damit sei es Je nach Handlungsfeld und Betrachtungs- and largest informal set-
möglich, so wird behauptet, Nachhaltigkeit winkel sind die Schwellenwerte daher deutlich tlement in Thailand’s cap-
in ihrer Komplexität und Vielfalt der Anforde- strenger zu fassen oder sie liegen spürbar ital city. Together with its
residents, a group of Nor-
rungen zu erfassen. Ein derartiges Unterfan- darunter. Das ist bisweilen nur eine Frage der wegian architects devel-
gen ist jedoch von vornherein zum Scheitern Perspektive und soll an zwei Beispielen ver- oped and built this small
verurteilt: Es wird niemals möglich sein, auch deutlicht werden: play centre for all age
groups. The concept inte-
nur einen kleinen Einzelaspekt von Nachhal- Ř Im Bereich Klimaschutz sind die in den Zerti- grates an existing football
tigkeit in seiner Ganzheit, d. h. in allen rele- fizierungssystemen geforderten Mindest- pitch and adds new bas-
vanten Einflussfaktoren und deren Wechsel- standards nachweislich zu gering. Langfrist- ketball hoops, walls for
climbing, concrete seat-
beziehungen untereinander, zu erfassen. szenarien des Gebäudebestands zeigen, ing and a small perfor-
Noch aussichtsloser ist die Anwendung der dass eher die Zielwerte (z. B. Passivhaushülle mance stage.
ganzheitlichen Methode auf künftige Entwick-
lungen, vor allem von menschlichen Gemein-
schaften oder Institutionen. Beispielsweise
ist es aus streng logischen Gründen nicht
möglich, künftiges, heute unbekanntes Wis-
sen und seinen Einfluss auf spätere Entwick-
lungen vorherzubestimmen. Ganzheitlichkeit
bleibt somit ein leeres Postulat ohne prakti-
sche Konsequenzen.
Alle Zertifizierungssysteme, auch diejenigen,
die an sich einen ganzheitlichen Anspruch
stellen, sind darauf angewiesen, bestimmte
Einzelaspekte auszuwählen und diese zu aus-
sagekräftigen Repräsentanten für Nachhaltig-
keit zu erklären. Soll diese Auswahl wohlbe-
gründet sein, müssen zunächst nachvollzieh-
bare Auswahlkriterien aufgestellt werden (Pro-
blem der Indikatorenrelevanz). Anschließend
sind mögliche Schwellenwerte zu bestimmen,
die den Unterschied zwischen nachhaltig und
1

∂green 02/17 hintergrund 15


Zeit und Kosten. Diese Ressourcen fehlen am
Ende für eine Realisierung konkreter Nach-
haltigkeitsprojekte außerhalb der eigentlichen
Bauaufgabe, d.h. im globalen Kontext.

Skizze eines Neuansatzes


Jede Kritik (zumal eine so deutliche) sollte
auch einen Gegenvorschlag enthalten, der
dann seinerseits einer Kritik unterzogen wer-
den kann. Dabei geht es nicht darum, aus-
gehend von den bestehenden Zertifizierungs-
systemen »an ein paar Schrauben zu drehen«.
Die Grundfrage lautet: Wie lassen sich die
Prinzipien globaler und generationenüber-
greifender Gerechtigkeit in eine neue Pla-
nungspraxis integrieren?
Das ist kein triviales Unterfangen. Denn bis-
2 herige Konzeptionen von Gerechtigkeit, wie
2 Kulturzentrum in Sinthian + erneuerbare Energieversorgung bei Neu- sie z. B. Immanuel Kant oder John Rawls ent-
(SN), Toshiko Mori Ar- bauten; abgestufte Anforderungen je nach wickelt haben, gelten vor allem für die Zeit-
chitect 2015. Für die New
Yorker Josef-und Anni- baukultureller Bedeutung im Bestand) als genossen innerhalb klar definierter räumlich-
Albers-Stiftung entwarf Mindestanforderung gelten müssten, um politischer Einheiten. Für die Umsetzung
Toshiko Mori dieses die jährlichen Pro-Kopf-Emissionen im Jahr einer kosmopolitisch ausgerichteten Gerech-
Mehrzweckgebäude in
einem Grenzort im Nord- 2050 auf 0,5 —1,5 Tonnen CO2-Äquivalente tigkeit fehlt es hingegen an einer durchset-
osten Senegals. Es vereint zu begrenzen. zungsfähigen Instanz. Einen Ausweg aus die-
Künstlerwohnungen, Ř An vielen Stellen werden hohe Komfort- sem Dilemma bilden vor allem die Modelle
Ateliers, Räume für Per-
formances sowie eine und Ausstattungsniveaus positiv gewertet. kooperativer Gerechtigkeit, weil sie nicht
offene Halle für Märkte Sie binden jedoch Ressourcen und Finanz- vor der Schwierigkeit stehen, einen räumlich
und Versammlungen mittel, die möglicherweise an anderer Stelle eindeutigen Rahmen für die eigene Gültigkeit
unter einem Dach. Um
möglichst vielen Einhei- fehlen. Der Zielkonflikt besteht dabei zwi- anzugeben. Sie ermöglichen vielmehr auch
mischen Arbeit zu geben, schen eigenen Ansprüchen, die z. B. unter abgestufte Gerechtigkeitsanforderungen, die
kombinierte die Archi- dem Aspekt der Langlebigkeit und Nutzer- z. B. nach Nähe, Zugehörigkeit oder Dringlich-
tektin (die ohne Honorar
arbeitete) Stahlbeton- akzeptanz durchaus als nachhaltig einge- keit der Problemlagen differenziert ausfallen
stützen mit traditionellen stuft werden können, und Ansprüchen können.
Baumethoden wie Ziegel- armer Menschen, bei denen nicht einmal Eine neue, auf diesen Modellen aufbauende
mauerwerk, einem Dach-
stuhl aus Bambusholz und elementare Grundbedürfnisse erfüllt sind. Planungspraxis stellt das Konzept der Partner-
einer Reetdeckung. Hier ist ein Ausgleich nötig, z. B. über Suffi- projekte in den Mittelpunkt. Sie beruht auf
3 Herleitung des neuen zienzstrategien, um Mittel für die Bekämp- folgenden Überlegungen:
Nachhaltigkeitskonzepts
fung globaler Armut freizusetzen. 1) Sie lässt sich bis auf Weiteres nur in Form
von Kooperationen verwirklichen. Daher
Schließlich birgt die Zusammenführung der kann sie nur exemplarisch sein, weil Nach-
Einzelbewertungen über Punkte und deren haltigkeit in realen Gebäuden und Pla-
Aufsummierung weitere grundsätzliche Prob- nungsprozessen unmöglich in einem um-
leme in sich: fassenden Sinne zu verwirklichen ist. Indem
Ř Gegenseitige Verrechnung von Indikatoren der Schwerpunkt auf konkreten Projekten
mit unterschiedlichen, bisweilen sogar phy- liegt, wird auch die Komfortzone der Theo-
sikalischen Größen, rie bzw. der Philosophie verlassen.
Ř Ausgleichsmöglichkeiten zwischen völlig 2) Die Anforderungen an das auslösende
wesensfremden und daher nicht vergleich- Bauvorhaben im Heimatland (Primärpro-
baren Handlungsfeldern, jekt) werden in einem knappen Katalog
Ř Ignorieren von Zielkonflikten innerhalb der von Schlüsselkriterien zusammengefasst,
Kriterien bzw. zwischen den Kriterien, die unabhängig voneinander einzuhalten
Ř Bildung von Klassen (Bronze, Silber, Gold, sind (z. B. Klimaschutz, Flächenschonung,
Platin), obwohl es unmöglich erscheint, ob- sozio-ökonomische Aspekte, Suffizienz).
jektive Abgrenzungskriterien zwischen den Wo möglich, sollten die Anforderungen
Klassen zu begründen. über Langfristszenarien und eine Risiko-
bewertung bestimmt werden (z. B. bei Kli-
Als Hauptkritikpunkt erweist sich am Ende maschutz und Flächeneffizienz). Teilweise
das sogenannte Homogenisierungsproblem: werden aber auch projektbezogene Maß-
Die Zusammenführung von Einzelkriterien in nahmen und Ziele festgelegt, deren Wir-
einem Punktesystem und die anschließende kung sich nicht exakt quantifizieren lässt
Summenbildung ergibt eben keine Bewer- (z. B. bei den sozio-ökonomischen Aspek-
tung der »Gesamt-Nachhaltigkeit«. Nicht zu- ten und der Suffizienz). Der Nachweis kann
letzt verursacht der Zertifizierungsprozess dann als Open-Source-Verfahren sehr ein-
selbst einen nicht unerheblichen Aufwand an fach gehalten werden.

16 background ∂green 02/17


3) Jedes Bauvorhaben löst über seine Pla- The more vaguely and broadly the term ‘sus- 2 Cultural centre in Sinthian
(SN), Toshiko Mori Archi-
nung und Realisierung hinaus ein oder tainability’ is interpreted, the more popular
tect 2015. For the New-
mehrere soziale Nachhaltigkeitsprojekte it seems to become. Today, it is applied to York-based Josef and
(Partnerprojekte) im globalen Kontext aus. anything that is vaguely environmentally con- Anni Albers Foundation,
Toshiko Mori designed
Dabei bleibt bewusst offen, welcher Ort scious. In contrast, the actual core meaning
this multi-functional build-
und welches Thema gewählt wird. Langfris- of sustainability, namely the application of a ing in a small village in
tig wirksame Problemlagen sollten jedoch global and cross-generational perspective to north-eastern Senegal.
The centre comprises art-
den Vorrang vor kurzfristigen (z. B. unmit- issues of justice, is threatening to be lost. In
ists’ residences, ateliers,
telbare Hilfe in Notlagen) haben. Zudem ist both architecture and urban planning, there is performance spaces and
ein direkter Bezug zum Bauen und Planen a lack of a well-founded rationale for sustaina- a covered marketplace.
To be able to employ as
wünschenswert. Die Finanzierung dieser bility concepts. The following article outlines
many local labourers as
Partnerprojekte erfolgt am besten über what this could entail for the design and con- possible, the architect
eine pauschale Beteiligung (z. B. 5 Promille struction of buildings. (who worked pro bono)
combined concrete pillars
der Baukosten), die bereits zu Planungs-
with traditional local ma-
beginn verbindlich vereinbart wird. The unsustainability of building construction terials such as brick, bam-
4) Die Kooperationsprojekte werden in Form Extensive analyses are not necessary to under- boo roof trusses and
thatch roofing. and thatch
sozialwissenschaftlicher Experimente stand that building construction is fundamen- roofing.
durchgeführt. Sie durchlaufen eine Eva- tally unsustainable and, as an important sector 3 Derivation of the new
luierung, um Ausgangspunkt für künftige, of the economy, actually fosters and helps to sustainability concept
verbesserte Projekte sein zu können. Ne- breed injustices.
ben dem konkret gebauten Projekt sollten Ř The ecological consequences of building
sie auch die Planungs- und Beteiligungs- have long been visible on the global level.
prozesse sowie die spätere Nutzungsphase Above all, the long-term effects of buildings
umfassen. and their use on climate, biodiversity and
water eco-systems are critical.
Es geht also keineswegs um »Entwicklungs- Ř Social injustices arise constantly in the built
hilfe«, sondern um gegenseitiges Lernen, weil environment as well, a fact that is particular-
dabei auch die Anspruchshaltungen in den ly highlighted by the vast contrast between
entwickelten Ländern auf den Prüfstand kom- the high level of requirements placed on
men. Es handelt sich um aufrichtige Koopera- buildings in developed nations and the dire
tionen und überschaubare Experimente, die living conditions of the poor all over the
darauf abzielen, kleine Verbesserungen unter world. This is not a marginal phenomenon
Praxisbedingungen zu erproben und aus Feh- but a central one.
lern zu lernen. Dadurch wird der oftmals viel Ř Planning and building activities are an im-
zu hoch gesetzte Anspruch der Nachhaltigkeit portant component of the economy and the
auf den Boden der gelebten Wirklichkeit zu- world of finance. Development in the direc-
rückgeholt. Anstelle des Ideals steht der viel tion of sustainability is opposed by the striv- 1)
Weitere Erläuterungen,
bescheidenere Anspruch, sich den konkreten ing to maximise profit with minimal restric- Ausführungen und Quel-
Aufgaben und Problemen zu stellen und eine tions. It therefore faces resistance from pow- lenangaben zum Thema
enthält ein ausführlicherer
neue kooperative Praxis der Nachhaltigkeit zu erful economic and financial interests, which Onlinebeitrag des Autors
begründen.1) are often internationally active. auf www.vraie.de.

Nachhaltigkeit verliert ihre Bedeutung, wenn damit alles


Nachhaltigkeit erweitert Gerechtigkeit um eine globale und generationen-
Wünschenswerte im Hier und Jetzt bezeichnet wird /
übergreifende Perspektive / Sustainability supplements justice with a
Sustainability loses its meaning if it is used to refer to anything
global and cross-generational perspective
that is desirable here and now

Die künftige Entwicklung des Wissens, der Technik und des Nachhaltiges Handeln ist Handeln in Unsicherheit
menschlichen Zusammenlebens ist nicht vorhersehbar / (d. h. in einem räumlich und zeitlich offenen Rahmen) /
The future development of knowledge, technology and human Acting sustainably is acting in uncertainty (i.e. in a framework that is open
coexistence cannot be predicted with respect to time and geography)

Die ganzheitliche Methode (Holismus) ist nicht durchführbar / Es ist unmöglich, Nachhaltigkeit als Ganzes zu erfassen und zu bewerten /
The holistic method is not feasible A comprehensive evaluation of sustainability is impossible

In der Planungs- und Baupraxis lässt sich Nachhaltigkeit nur exemplarisch


Auch komplexe Probleme können nur schrittweise angegangen
Evaluierung, Rechenschaft /
Evaluiation, accountability

in Form von Kooperationen verwirklichen / In planning and building practi-


werden / Even complex problems can only be approached
ce, sustainability can only be implemented in the form of cooperative
step-by-step
partnerships

Lernen,
Nachhaltigkeitskriterien müssen gut begründet sein und immer Nachhaltigkeitsprojekte als soziale Experimente /
Kritik /
wieder überprüft werden / Sustainability criteria must be well- Sustainable projects as social experiments
founded and regularly verified Learning,
critique Auslösendes Projekt / Partnerprojekt /
Triggering project Partner project
3

∂green 02/17 hintergrund 17


lished according to what is currently feasible.
As a result, the system generates a high de-
gree of acceptance for sustainability consider-
ations in construction and real estate indus-
tries and, at the same time, remains compati-
ble with today’s design and building practice.

Criticism of indicator-based certification


systems
The large number of criteria in certification
systems is often justified by the need to adopt
a holistic method. Only in this way — so it is
said — is it possible to assess sustainability in
all its complexity and with regard to the wide
variety of requirements. Such an undertaking,
4 however, is doomed to fail. It will remain im-
4 Gesundheitszentrum in Ř What is less evident is the role of the build- possible to assess even a small, individual as-
Port Sudan (SD). Studio
Tamassociati 2012.
ing sector as a factor that normalises unsus- pect of sustainability with all the relevant influ-
Die Kinderklinik in der tainable practices. The established value encing factors and their interrelationships. The
einzigen Hafenstadt des systems, planning processes and aesthetic application of holistic methods to future de-
Sudan ist offiziell ein
Kunstprojekt. Finanziert
preferences of architects and urban design- velopments is even more futile. For example,
wurde sie aus 2 % der ers have all been formed in the fossil age. it is not possible to predict future knowledge
Bausumme des Museums They frequently stand in the way of neces- and how it will affect later developments. Sus-
MAXXI in Rom (Zaha
Hadid Architects), die ei-
sary innovations and new ideas. tainability therefore remains a hollow demand
gentlich für Kunst am Bau without any practical consequences.
vorgesehen waren. Der Urban planning and architecture create long- All certification systems, including those that
Neubau von Tamassociati
umfasst 18 Betten, drei
lasting commodities that have (mostly indirect) purport to be holistic, are based on the selec-
Ambulanzen sowie eine effects on a cross-regional and even global tion of specific individual aspects as ‘repre-
Apotheke und ein Diag- level. Thus they inevitably relate to the issue of sentatives’ of sustainability. For this to be un-
nosezentrum. Damit leis-
tet er wichtige Beiträge
sustainability as a responsibility that extends dertaken properly, selection criteria that are
zur Gesundheitsversor- geographically across borders and over time. open to scrutiny must be established. Thresh-
gung in Port Sudan. Das Such far-reaching planning decisions cannot old values that indicate the difference be-
umliegende Viertel ist seit
2000 aufgrund von Land-
solely be considered from the viewpoint of tween sustainable and non-sustainable must
flucht und der Zuwande- private interest or of the common good of then be specified. Such verification is impera-
rung von Bürgerkriegs- geographically limited communities (e.g. cities, tive. As a rule, it cannot be provided directly,
flüchtlingen um mehr als
das Zehnfache gewach-
regions or nations). Once this is recognised, but presupposes comparative considerations
sen. justice and its interpretation in relation to sus- e.g. in the form of multiple-scenario investiga-
5 Sportzentrum in Caracas tainability becomes a key question. tions and their critical evaluation.
(VE), Urban-Think Tank
2004. Mit seinem »Verti-
The approach outlined above targets sustain-
cal Gym Chacao« schuf What do sustainability certificates achieve? ability painstakingly with a set of requirements
das Büro Urban-Think During the last two decades, a large number that should be fulfilled independently of one
Tank einen neuen Typ
Sportzentrum mit vertikal
of certification systems intended to assess the another. In the commonly used certification
gestapelten Nutzungen sustainability of buildings have been created systems, the so-called benchmark method is
für die dicht bebauten all round the world. To what extent do they used instead. With this method, the require-
Armensiedlungen Latein-
amerikas. Er basiert auf
integrate a global and cross-generational per- ments specified in laws or standards are de-
einem modularen Bau- spective in building design? Let us consider fined as medium (= 50 points), whereas the
kastensystem mit Stahl- the DGNB system (i.e. the German Sustainable level achieved in current exemplary projects
skelett, das sich flexibel
an die jeweiligen Stand-
Building Council) as an example. The DGNB is defined as the target value (= 100 points).
ortbedingungen und die list of criteria covers six areas of action with up According to this definition, a ‘lighthouse’ pro-
gewünschte Nutzungs- to 60 separate criteria, depending on the type ject that combines today’s best-practice solu-
kombination anpassen
lässt. In der Zwischenzeit
of building. Specific indicators, which can be tions represents the optimum in sustainability.
hat Urban-Think Tank drei compared by means of a points-based evalua- However, simple considerations show that this
weitere »Vertical Gyms« tion, are assigned to each of them. In addition, would be a highly unlikely scenario. What is
an anderen Stellen des
Landes errichtet.
weighting factors are used to incorporate the really sustainable is not determined by current
importance of each criterion in the assess- technical possibilities, but by long-term global
ment. Subsequently, the points are added up consequences of planning decisions and
to produce an overall assessment of the build- building measures.
ing or area being investigated. Ultimately, the combination of individual as-
The list of criteria is intended to make the mul- sessments by means of points and their addi-
tifaceted concept of sustainability managea- tion generates further fundamental problems.
ble in building design. The assessment ena- Ř Offsetting indicators against each other with
bles a comparison between different designs different (even physical) variables.
and projects, whereby emphasis is placed on Ř Possibilities of compensation between com-
avoiding the creation of insurmountable hur- pletely alien and therefore non-comparable
dles. The requirements are therefore estab- areas of action.

18 background ∂green 02/17


Ř Ignoring conflicts of goals within the criteria assessment (e.g. with respect to climate 4 Health centre in Port
Sudan (SD), Studio Ta-
or between the criteria. protection and land efficiency). In some massociati 2012. The pae-
Ř Definition of certification levels (bronze, cases, however, project-related measures diatric clinic in the only
silver, gold, platinum) although it appears and goals are defined, the effect of which harbour city of Sudan is
officially an art project. It
impossible to justify objective demarcation cannot be quantified exactly (e.g. with re- was financed by the 2 %
criteria between them. spect to socio-economic aspects). portion of the building
3) Every building project triggers one or more sum of Zaha Hadid’s
MAXXI museum in Rome
At the end of the day, the so-called homoge- social sustainability projects in the global which had to be dedicat-
nisation problem is the main point of criticism. context, over and above the design and re- ed to art projects accord-
The combination of individual criteria in a alisation. The location and topic chosen are ing to Italian law. Tamaso-
ciati’s new-build compris-
points system and the subsequent addition intentionally left open. However, problem- es 18 hospital beds, three
of these points do not result in an evaluation atic situations that have an effect over the outpatient clinics, a phar-
of ‘overall sustainability’. Last but not least, the long term should have priority over short- macy and diagnostic ser-
vices. The new centre
certification process itself results in considera- term issues (e.g. immediate assistance in greatly contributes to the
ble expenditure of time and money. In the emergency situations). Moreover, direct provision of health servic-
end, these resources are lacking, for the im- relevance to the building and planning es in the surrounding
suburb, which has grown
plementation of concrete sustainability pro- process is desirable. These partner projects more than tenfold since
jects are separate from the actual building should preferably be financed by means 2000 due to rural exodus
task, i.e. in the global context. of flat-rate participation (e.g. 0.5 % of the and the immigration of
refugees.
building costs), which is agreed on at the 5 Sports centre in Caracas
Outline of a new approach beginning of the planning process and (VE), Urban-Think Tank
Every criticism should include a counter pro- which is binding. 2004. With the ‘Vertical
Gym Chacao’, Urban-
posal, which can then be subjected to a re- 4) The cooperation projects are carried out Think Tank invented a
view. The aim is not to ‘tighten a few screws’ in the form of social-science experiments. new type of multifunction-
of the existing certification systems but to ask They follow a process of evaluation in or- al sports and recreational
centre for the densely
a more fundamental question: how can the der to serve as starting points for future im- built slums of the Vene-
principles of global and cross-generational proved projects. In addition to the actual zuelan capital. The build-
justice be integrated into a new form of plan- built project, this should also address the ing is based on a flexible
kit of parts and a steel
ning practice? design and participation processes, as well skeleton that can be flexi-
This is by no means a trivial endeavour. Previ- as the later use of the building. bly adapted to the site
ous conceptions of justice such as developed conditions and desired
mix of uses. In the mean-
by philosophers like Immanuel Kant or John Rather than ‘development aid’, the new para- time, three further vertical
Rawls were applicable within clearly defined digm involves mutual learning, as the stand- sports halls have been
geographical/political units, especially as far ards of living and building in the developed built in other parts of the
country.
as their contemporaries were concerned. countries will also be subjected to scrutiny.
However, there is no agency today that can Honest cooperation and clear experiments,
enforce a globally oriented form of justice. A the aim of which is try out small improvements
resolution of this dilemma is mainly provided under practical conditions and to learn from
by models of cooperative justice. The reason mistakes, are essential in this context. Rather
for this being that they are not faced with the than comprehensive sustainability, the far
difficulty of setting out a geographically spe- more modest goal should be to deal with 1)
A further elaboration of the
cific framework for their own applicability. On concrete tasks and problems and provide concept can be found in a
longer version of this article
the contrary, they also enable graduated jus- justification for a new cooperative practice of on the author’s website
tice requirements, which can vary according sustainability.1) www.vraie.de.
to proximity, affiliation or the urgency of the
problematic situation in question.
A new form of design practice based on these
models is already visible in many initiatives
and projects. It is grounded in the following
fundamental considerations:
1) At the moment, it can only be implemented
in the form of cooperative partnerships.
These have, by necessity, an exemplary
character as the implementation of sustain-
ability in real buildings and planning pro-
cesses is simply impossible in any compre-
hensive sense.
2) The requirements for building in one’s
home country are summarised in a brief list
of key criteria that are to be complied with
independently of each other (e.g. climate
protection, land conservation, socio-eco-
nomic aspects, use of resources). Where
possible, the requirements should be
based on long-term scenarios and a risk
5

∂green 02/17 hintergrund 19


03
Universitätsgebäude in Kopenhagen

nachhaltige
architektur
University building in Copenhagen

Bauherren / Clients: Der Wettbewerb um die klügsten Köpfe in der ten- und Ingenieurteams zum Wettbewerb für
Bygningsstyrelsen,
Kopenhagen
Forschung wird längst auch mit den Mitteln einen Erweiterungsbau ein.
Universität Kopenhagen der Architektur geführt. Wer wissenschaftliche Sieben Jahre später ist der Neubau der Büros
Finanzielle Unterstützung / Talente an sich binden will, sollte ihnen neben C. F. Møller und Rambøll für rund 200 Millio-
Financial support:
A.P. Møller Fonden,
individuellen Entfaltungschancen auch ein gut nen Euro fertiggestellt worden. Etwa 40 % der
Kopenhagen gestaltetes Arbeitsumfeld bieten. Baukosten hat die Stiftung des 2012 verstor-
Architekt / Architect: Das Panum-Institut in Kopenhagen erfüllte benen Reeders Mærsk Mc-Kinney Møller bei-
C. F. Møller Architects,
Kopenhagen
diesen Anspruch zuletzt immer weniger. gesteuert. Ihr zum Dank firmiert das Gebäude
Ingenieure / Engineers: Der Gebäudekomplex aus den 1970er- und inzwischen offiziell als »Mærsk Tower«. Selbst-
Rambøll, Kopenhagen 1980er-Jahren war für die medizinischen bewusst besetzt es die Mitte eines dreiecki-
Landschaftsarchitekten / Forschungsinstitute, die er beherbergte, zu gen Straßenblocks, dessen nordöstlichen
Landscape architects:
SLA, Kopenhagen klein geworden und mit seiner brutalistischen Abschluss der 350 Meter lange Panum-Kom-
Standort / Location: Betonästhetik auch gestalterisch nicht jeder- plex bildet. Im Südwesten schließt sich die
Blegdamsvej 3B manns Sache. 2010 luden die Universität und St.-Johannes-Kirche samt Kindergarten an,
2200 Kopenhagen (DK)
die Immobilienverwaltung des dänischen auf den übrigen Seiten stehen fünf- bis sechs-
Staats daher sieben interdisziplinäre Architek- geschossige Wohnhäuser.

20 sustainable architecture ∂green 02/17


2 3

In diesem Umfeld setzt der 75 Meter hohe Osten über einen großen, leicht abschüssigen Fachberatung (Wettbe-
werb) / Specialist consultants
Neubau einen spürbaren vertikalen Akzent. Vorplatz. Darunter befinden sich ein Kiesfilter (competition stage):
Wirklich turmartig wirkt er jedoch nur in der und eine Regenwasser-Versickerungsanlage Cenergia
Übereck-Ansicht. An den Breitseiten erscheint mit 650 m3 Fassungsvermögen. Das ist nach Aggebo & Henriksen
Gordon Farquharson
der Baukörper eher gedrungen und hätte gut Berechnungen der Ingenieure genug, um Innovation Lab
noch das eine oder andere zusätzliche Ge- auch bei künftigen Starkregenereignissen Rohbauunternehmen /
schoss vertragen können. Seine Dreiecksform kein Wasser in die Kopenhagener Kanalisati- Shell contractor:
Per Aarsleff, Viby
resultierte aus den baurechtlich einzuhalten- on abzugeben. Das Wasser von den Flach- Landschaftsgärtner /
den Abstandsregeln, während die abgerun- dächern wird in einem eigenen Speicher im Landscape gardener:
deten Ecken unter anderem Windturbulenzen Untergeschoss gesammelt und für die Toilet- Skælskør Anlægsgartnere,
Skælskør
mindern sollen. Die Architekten vergleichen tenspülung im Haus sowie für die Bewässe- Fassadenbau / Facade
die Gebäudeform mit einem Baumstamm mit rung der Freianlagen verwendet. contractor:
Wurzeln. Das ist nicht nur auf die profilierte, Waagner-Biro Stahlbau,
Wien
rötlichbraune Fassade bezogen, sondern auch Atrien als Kommunikationsförderer
auf die Komposition des 13-geschossigen In zwölf der 13 Turmgeschosse erforschen
Turms mit sternförmig ausgreifendem, zwei- Mediziner unter anderem die Gesetze der
geschossigem Sockelbau. Letzterer stellt zum menschlichen Alterung und den menschlichen
einen die Verbindung zum Altbau her und be- Stoffwechsel sowie die Behandlung von Herz-
herbergt zum anderen die gemeinschaftlichen rhythmusstörungen und Zellkrankheiten. Das
Nutzungen: eine Cafeteria, drei Vortragssäle oberste Geschoss beherbergt Konferenzräu-
für insgesamt 850 Personen sowie eine groß- me und den Fakultätsclub, einen Veranstal-
zügige, treppenartig angelegte Eingangshalle. tungsbereich mit grandioser Aussicht über die
Gleichzeitig ist der Sockel der einzige öffent- Kopenhagener Innenstadt.
lich zugängliche Teil des Gebäudes. Die Turm- Jedes der 1800 m2 großen Turmgeschosse
geschosse erreicht man nur per Chipkarte mit fasst drei Forscherteams mit je 15—20 Mitar-
dem Aufzug. Im Untergeschoss sind neben beitern, deren Büros sich um einen gemein-
Technikräumen 950 Fahrradparkplätze unter- samen Laborbereich gruppieren. Drei Trep-
gebracht. 1400 weitere befinden sich auf dem penhaus- und Aufzugskerne erschließen den
Freigelände hinter dem Neubau. Turm und stabilisieren ihn zugleich. Auch die
Ortbetondecken sind mit 35 cm relativ dick,
Dem Universitätsbetrieb aufs Dach steigen um Schwingungen auf ein absolutes Minimum
Mit dem Neubau bot sich die Möglichkeit, zu reduzieren. Statt auf Gründungspfählen 1 Ansicht von Südosten
den relativ großen Straßenblock mit einer ruht der Mærsk Tower auf einem Plattenfun- 2 Lageplan
Maßstab 1:4000
neuen, öffentlichen Wegeverbindung zu que- dament mit seitlichen Verankerungen. 3 Stadtpanorama von Sü-
ren. Dabei folgten die Architekten der däni- Je vier bis fünf Etagen sind durch Atrien mit den; im Vordergrund der
schen Tradition, städtische Infrastrukturele- Wendeltreppen auf der Ostseite zusammen- Sortedam-See. Der Neu-
bau überragt die Nach-
mente gestalterisch zu überhöhen: Statt eines gefasst. Diese Art der vertikalen Durchlässig- barhäuser im Stadtviertel
geraden Weges legten sie einen 300 Meter keit war bisher allenfalls aus dem Bürobau be- Indre Nørrebro deutlich.
langen Stahlsteg an, der vom Blegdamsvej im kannt — man denke etwa an Foster + Partners‘
1 Southeastern elevation
Südosten in vielen Windungen emporsteigt, Commerzbank-Hochhaus in Frankfurt. Für La- 2 Site plan
den nördlichen Flügel mit den Auditorien borbauten ist sie hingegen ein typologisches scale 1:4000
überquert und schließlich relativ flach nach Novum. Auch in der Fassade zeichnen sich die 3 View from the south with
Sortedam Lake in the
Nordwesten hin ausläuft. Sein messingfarbe- Atrien als Zäsur ab, da die sonst omnipräsen- foreground. At 75 metres,
nes Staketengeländer aus Stahl führt die ten Brise Soleils hier fehlen. Im Inneren sind the new Maersk Tower
Formensprache der kupferfarbenen Verschat- die Lufträume auf jeder Ebene von Teeküchen rises significantly higher
than the neighbouring
tungslamellen an den Fassaden fort. und Sitzecken umgeben. Diese heben sich buildings in the Indre
Der Hauptzugang zum Gebäude führt von auch durch ihren Parkettbelag vom Rest der Nørrebro area.

∂green 02/17 nachhaltige architektur 21


Büro- und Laboretagen ab, die aus Gründen
der Hygiene einen Linoleumboden erhielten.

Brise soleil mit Kupferhaut


Um die Aussicht vor allem aus den Turm-
etagen bestmöglich zu nutzen, erhielten alle
Gebäudeteile geschosshoch verglaste Fassa-
den aus je 3 m breiten und 4,20 m hohen Ele-
menten. Auf Höhe der Geschossdecken kra-
gen L-förmig profilierte Formteile aus Faser-
beton von der Fassade aus. Sie weisen abhän-
gig von der Gebäudekontur unterschiedliche
Krümmungsradien auf. Auch die Dreifach-
verglasung der Fassaden ist an den abgerun-
deten Ecken des Turms gekrümmt.
Traditionell ist Kopenhagen jedoch eine Stadt
der Putz- und Ziegelfassaden, in der trans-
parente Glastürme eigentlich keinen Platz
4 haben. Daher umgaben die Architekten das
Haus mit Ausnahme der Atrien mit geschoss-
4 Schnitt 4 Section
Maßstab 1:1250 Scale 1:1250 hohen kupferverkleideten Vertikallamellen.
5 Ansicht von Westen 5 View from the west Sie lassen den Baukörper aus den meisten
6 Veranstaltungsbereich im 6 Event space on the Blickrichtungen eher geschlossen erscheinen.
obersten Geschoss upper floor
7 Eingangshalle 7 Entrance hall Sämtliche 3300 Lamellen haben den gleichen
8 Grundriss Regelgeschoss 8 Standard floor plan Querschnitt mit einer senkrecht von der Fas-
(Turm) Maßstab 1:1250 (tower) Scale 1:1250 sade abstehenden und einer abgeschrägten
9 Grundriss Erdgeschoss 9 Ground floor plan
Maßstab 1:1250 Scale 1:1250 Seite. Um sparsam mit dem Metall umzuge-
hen, bestehen die Elemente nur aus 0,3 mm
starkem Kupferblech auf einem Trägermate-
rial aus Kunststoff. Die charakteristische grüne
Patina soll bei diesem Werkstoff erst nach vie-
len Jahren einsetzen, sodass der Turm noch
lange seine jetzige Farbe behalten wird.
Die Kupferlamellen mindern Windturbulenzen
und wirken vor allem als Sonnenschutz. Nach
Berechnungen des Planungsteams sind die
Fenster dadurch maximal 3 — 4 Stunden täg-
lich direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt.
Bei rund zwei Dritteln der Lamellen liegt an
der schrägen Seite ein Schiebeladen aus
Streckmetall an, der sich mit einem Motor
vor das Fenster fahren lässt. Alle Fenster sind
darüber hinaus mit innen liegenden, teils ein-
und teils zweilagigen Textilscreens als Ver-
schattung und Blendschutz ausgestattet. Eine
der beiden Lagen lässt rund 50 % des einfal-
lenden Lichts durch, mit der anderen lässt sich
der Raum komplett verdunkeln.
Die Fenster des Mærsk Towers sind dreifach
verglast und außer zu Wartungszwecken nicht
zu öffnen. Die Hygienevorschriften für die
Labore, die den Großteil der Turmetagen
einnehmen, ließen dies nicht zu. Hygienische
Gründe hatte auch eine weitere ingenieur-
technische Finesse: In die Fassadenstützen
sind Heizkörper integriert. Sie sind über seitli-
che Revisionsklappen zugänglich, die in den
Laboren ringsum mit dauerelastischen Fugen
verschlossen wurden. In den Büros, wo gerin-
gere Hygieneanforderungen galten, blieben
die Fugen offen.

Mehrere getrennte Luftkreisläufe


Mit dem Neubau am Blegdamsvej wollten die
Bauherren das bis dato energieeffizienteste
5

22 sustainable architecture ∂green 02/17


6 7

Laborgebäude in Dänemark schaffen. Obwohl


2010 konzipiert, erfüllt es bereits die gesetz-
lichen Energievorschriften für 2015, die für
Nichtwohnbauten dieser Größe einen maxi-
malen Primärenergiebedarf von knapp über
40 kWh/m2a vorsehen. Seine Heizenergie
bezieht das Gebäude — wie fast ganz Kopen-
hagen — aus dem städtischen Fernwärmenetz.
Zur Kühlung ist es an ein universitätseigenes
Fernkältenetz angeschlossen, das das Meer-
wasser aus dem Kopenhagener Hafen als
Kältequelle nutzt. Die Kühlung der Büros,
Labore und Auditorien erfolgt über die Zuluft.
Mit einem Zuluftvolumen von 500 000 m3/h 8
sprengen die Lüftungssysteme im Haus den
bei Gebäuden dieser Größe sonst üblichen
Maßstab deutlich. Der hohe Luftwechsel war
notwendig, um sowohl Schadstoffe als auch
Wärme effektiv aus den Laboren abführen
zu können.
Die Be- und Entlüftung gliedert sich in meh-
a
rere dezentrale Systeme. Die Zuluft für die
Büros, die Eingangshalle, die Kantine und die
Auditorien wird über dem Gründach des Au-
ditoriums angesaugt und im Untergeschoss in
mehreren Lüftungsanlagen mit Rotationswär-
metauschern vorgewärmt. Über Steigschächte
in den Gebäudekernen und Lüftungskanäle
nter den abgehängten Decken gelangt sie
schließlich in die einzelnen Räume. Die Abluft
passiert erneut die Lüftungsanlage und wird
schließlich in den Fahrradkeller ausgeblasen.
Dabei erwärmt sie diesen leicht.
Beim Lüftungssystem für die Labore steht die
Zuluftanlage ebenfalls im Untergeschoss; die
Abluftanlage hingegen unter dem Dach des
Turms. Beide sind über ein Kreislaufverbund-
system mit Wärmeträgerflüssigkeit verbun-
a
den, um die wechselseitige Kontamination der
Luftströme auszuschließen.
Komplettiert wird das Energiekonzept durch
eine 1500 m2 große Photovoltaikanlage auf
dem Flachdach des Panum-Bestandsgebäu-
des. Ihr Ertrag soll übers Jahr gerechnet
knapp ein Fünftel des Strombedarfs des
Mærsk Towers decken. JS 9

∂green 02/17 nachhaltige architektur 23


10 11

10 Atrium mit Wendel- In order to attract scientific talent, employers the only part of the building which is open to
treppe
11 Laborraum
need to provide a well-designed work envi- the public at all times; the upper storeys only
12 Lüftungsschema ronment as well as good job opportunities. being accessible via elevators and chip cards.
Laborräume In recent years, the Panum Institute in Copen- In the basement level there are 950 bicycle
13 Lüftungsschema
sonstige Räume
hagen seemed to fulfil these requirements to parking spaces as well as technical rooms.
a Zuluft a lesser and lesser degree. The building com- Space for 1,400 more bikes is provided in the
b Abluft plex, designed in the 1970s and 1980s had external areas to the rear of the tower.
c Zuluftanlage
d Abluftanlage
become too small for the medical research in-
e Wärmerückgewin- stitute which it accommodated and its brutalist University life above the roofs
nung über Wärmeträ- concrete aesthetic was no longer very popu- The new building offered the possibility to
gerflüssigkeit (Kreis-
laufverbundsystem)
lar. In 2010, the University and the Danish traverse the relatively large city block with
f Lüftungsanlage mit Building and Property Agency, the state’s a public thoroughfare. Instead of a straight
Rotationswärme- property enterprise and developer, invited route, the architects created a meandering
tauscher
g Temperierung des
seven interdisciplinary teams of architects and path in the form of a 300-metre-long steel
Fahrradkellers mit engineers to participate in a competition for a bridge, which starts from Blegdamsvej in the
warmer Abluft new building extension. south-east, rising and curving several times
14 Mensa im Erdgeschoss
Seven years later and the new building by and crossing the northern wing over the audi-
10 Atrium with spiral C. F. Møller Architects, SLA landscape archi- torium, before finally extending relatively level
staircase tects and the engineering firm Rambøll has towards the north-west. The main approach
11 Laboratory space
12 Ventilation concept
been completed at a cost of around 200 mil- to the building is from the east across a large,
(laboratories) lion Euros. About 40 % of the construction gently sloping forecourt, beneath which is a
13 Ventilation concept budget was provided by the foundation of the gravel filter and rainwater percolation pit with
(other rooms)
a Fresh air
ship owner Mærsk Mc-Kinney Møller who died a capacity of 650 m3. According to the engi-
b Exhaust air in 2012. In his memory, the building is now of- neers, this is sufficient to prevent overflow into
c Air-handling unit ficially called the Mærsk Tower. The new-build Copenhagen’s canal system, even with pre-
(fresh air)
d Air-handling unit
sits confidently in the centre of a triangular city dicted future heavier rainfall. Rainwater from
(exhaust air) block, the north-eastern side of which is held the roofs is collected in a separate reservoir in
e Heat recovery with by the 350-metre-long Panum complex. St Jo- the basement and used to flush the toilets and
liquid coils
f Air-handling unit with
hannes Church and its kindergarten are situat- irrigate the planted areas around the building.
rotary heat exchanger ed to the south-west and five to six-storey high
g Warm exhaust air residential buildings surround the site on the Atria as communication hubs
heating bike storage
14 Canteen on the ground
remaining two sides. On 12 of the tower’s 13 floor levels scientists
floor The triangular form of the 75-metre-high new- research, among other things, the laws of hu-
build is the result of planning regulations for man ageing, the human metabolism and man-
setback distances, whilst the rounded corners, agement of cardiac arrhythmia and cellular
apart from aesthetic considerations, are de- diseases. The uppermost level accommodates
signed to reduce wind turbulence on the tow- conference rooms and the faculty club, a mul-
er facades. The architects compare the build- ti-functional space with panoramic views over
ing form to a tree with roots. It is formed by a Copenhagen’s historic skyline.
13-storey tower rising above a double-storey, Each of the tower’s 1,800 m2 floor levels can
star-shaped plinth, which creates a connection accommodate three research teams each with
to the existing Panum complex and also ac- 15 — 20 people, whose offices are arranged
commodates the new communal facilities, around shared laboratory areas. Vertical circu-
such as a cafeteria, three lecture rooms for a lation is provided by three stair and lift cores,
total of 850 people and a generous cascading which also give the tower structural rigidity.
entrance foyer. At the same time the plinth is The 35-cm, in-situ floor slabs are relatively

24 sustainable architecture ∂green 02/17


b Bruttogrundfläche /
Gross floor area:
42 000 m2
b a (24 000 m2 Labore, Büros,
d Gemeinschaftsflächen +
18 000 m2 Foyer, Kantine,
b a Hörsäle, Technik /
24,000 m2 labs, offices +
common spaces + 18 000 m2
foyer, canteen, auditoria +
technical installations)
Primärenergiebedarf /
Primary energy demand:
40— 45 kWh/m2a
Endenergiebedarf / Final
energy demand:
Heizung / Heating
25 kWh/m2a
Kühlung / Cooling
a e a 20 kWh/m2a
Beleuchtung / Lighting
a 7,5 kWh/m2a
g
f Lüftung / Ventilation
c 5 kWh/m2a
U-Werte / U-values:
12 13 Fassade (Durchschnitt) /
Facade (average)
thick in order to reduce vibrations to an abso- laboratories, which all have linoleum floors for 0,61— 0,70 W/m2K
lute minimum. Rather than piles, the tower sits hygienic reasons.
on a raft foundation with lateral anchors.
On the eastern side of the building, a series Copper clad brise-soleil
of vertical atria with open spiral stairways con- In order to optimise the views across the city,
nect the tower in sections of four to five sto- especially from the uppermost floors, the en-
reys each, supporting the visual and physical tire building was designed with floor to ceiling
connectivity between the various research glazed facades, with each facade element
departments. 3 metres wide and 4,2 metres high. L-shaped,
The position of the atria is clearly visible on glass-fibre reinforced concrete spandrel pan-
the facade by the omission of the otherwise els protrude from the facade on the edge of
omnipresent russet brown brise-soleil. Inter- each floor slab. Traditional building facades in
nally the atria are surrounded by informal Copenhagen are plastered masonry, here
meeting points and tea kitchens on every lev- transparent glass towers are rather alien; thus
el, the parquet floors of which differentiate the architects equipped all facades — with the
these areas from the surrounding offices and exception of the atria — with storey-high, cop-

14

∂green 02/17 nachhaltige architektur 25


f

d e

c c

b a

Schnitte Fassade per-clad vertical fins. These all have the same set out a maximum primary energy require-
horizontal + vertikal shape in section with one side perpendicular ment of just over 40 kWh/m2a for non-residen-
Maßstab 1:20
a Fassadenprofil: to the facade and the other at an oblique tial buildings of this size. Like most of Copen-
Sandwichpaneel aus angle. To use the metal economically, the ele- hagen, the building gets its heat energy from
Kupferblech 0,3 mm + ments are just made of 0.3-mm-thick copper the citywide district heating network. For cool-
Polymer mit minerali-
schem Zuschlag 3,4 mm sheeting laminated on a plastic substrate for ing it is connected to the university’s own dis-
+ Kupferblech 0,3 mm rigidity. trict cooling network, which uses seawater
b Schiebeladen:
The copper elements reduce wind turbulence from the Copenhagen harbour as a cooling
Streckmetall Kupfer
16 ≈ 10 ≈ 2,7 ≈ 1 mm around the tower, but primarily function as source. The offices, laboratories and auditoria
Unterkonstruktion Alumi- sunshades. Thereby, according to the design are cooled by the ventilation system. With a
niumrohr | 70/50/5 mm
team’s calculations, the windows are only ex- fresh air intake volume of 500,000 m3/h, the
c Aluminiumblech 2 mm
Luftspalt 8 mm posed to 3–4 hours of direct sunlight per day. air handling system is considerably larger than
Wärmedämmung Mine- About two thirds of the elements are also pro- is normally the case for a building of this scale.
ralwolle 220 mm
vided with expanded copper sunshades on A high air exchange rate was required in order
Stahlblech verzinkt 2 mm
Wärmedämmung Mine- the angled side, which can be mechanically to effectively expel not only excess heat, but
ralwolle 55 mm (Installa- pulled across the window if needed. Further- also any hazardous airborne substances from
tionszone)
more, all windows are fitted internally with one the laboratories.
Kassette Aluminiumblech
lackiert 2 mm to two layers of fabric screen to provide fur- Fresh air and exhaust air are separated into
d Pfosten-Riegel-Fassade ther shading and glare protection. One of the several decentralised systems. Fresh air to the
Aluminium mit integrier-
two layers allows about 50 percent of daylight offices, entrance areas, cafeterias and audito-
tem Heizkörper
e Dreifachverglasung VSG to penetrate into the building, while with the ria is drawn in above the auditorium’s green
5/5 mm + SZR 18 mm + other the space can be completely darkened roof and preheated in several air handling
Float 6 mm + SZR 18 mm
if required. units with rotary heat exchangers on the lower
+ Float 6 mm
f Stütze Stahlbeton The tower windows are triple glazed and are floor. After passing through vertical risers in
400/600 mm not operable except for maintenance purpos- the building cores and horizontal ducts above
g Linoleum 3,2 mm
es. The hygiene requirements of the laborato- the suspended ceilings, fresh air is drawn into
Estrich 47 mm
Decke Stahlbeton ries, which take up the largest area of each the individual rooms. Exhaust air is filtered out
350 mm tower floor level, would not permit manual through the air ducts and expelled in the bike
h Verkleidung Glasfaser-
opening. Similarly, for reasons of hygiene the cellar, slightly warming the air in this storage
beton 12 mm
Unterkonstruktion Stahl heaters are integrated into the facade sup- space. The ventilation system that serves the
70 mm ports. They are accessible through lateral ac- laboratories draws fresh air in at lower floor
i Stahlrohr | 70/70/3 mm
cess panels, which are sealed in the laborato- level and expels exhaust air from the roof
j Gipskartonplatte feuer-
hemmend 2 ≈ 15 mm ries with permanent elastic joints. In the offic- of the tower. Both are connected through a
k Kabelkanal es, where the hygiene requirements are more combined circulation system which uses heat
l Verschattung Textilscreen
relaxed, the joints remain unsealed. transfer liquid coils to avoid cross-contamina-
2-lagig
m Unterkonstruktion Metall tion of the air streams.
abgehängte Decke MDF Several separate air handling systems The energy concept is completed by a
weiß 9 mm
n abgehängte Decke
The developers wanted to make Maersk Tow- 1,500 m2 photovoltaic installation on the flat-
Metallkassetten er the most energy efficient laboratory build- roof of the existing Panum building. Its yield
perforiert ing ever built in Denmark to-date. Even though is sufficient to provide one fifth of the Maersk
it was conceived in 2010, the building com- tower’s annual electrical requirements.
plies with the 2015 energy standards, which

26 sustainable architecture ∂green 02/17


Facade section
Horizontal + vertical
Scale 1:20
a Brise-soleil:
Sandwich panel; 0.3 mm
d e copper sheeting + 3.4 mm
polymer with mineral
filler + 0.3 mm copper
g sheeting
b Sliding shutters:
h 16 ≈ 10 ≈ 2.7 ≈ 1 mm
expanded copper sheet-
ing on | 70/50/5 mm alu-
minium pipe substructure
c 2 mm aluminium sheet
8 mm air gap
220 mm mineral wool
thermal insulation
j 2 mm galvanised
steel sheet
k 55 mm mineral wool
thermal insulation
(service void)
l 2 mm varnished alumi-
nium cassette
i d Post and beam facade
m with integrated heaters
e Triple glazing made of
5/5 mm laminated safety
glass + 18 mm gap +
6 mm float glass + 18 mm
gap + 6 mm float glass
f 400/600 mm reinforced
concrete column
g 3,2 mm linoleum
47 mm screed
350 mm reinforced
concrete slab
h 12 mm glass-fibre rein-
forced concrete cladding
70 mm steel substructure
n i | 70/70/3 mm steel pipe
j 2 ≈ 15 mm fire resistant
plasterboard
k Cable tray
l 2-layer fabric sunshade
m Metal substructure
9 mm white MDF
suspended ceiling
n Suspended ceiling
Perforated metal
cassettes

∂green 02/17 nachhaltige architektur 27


Stadtverwaltung in Venlo
Venlo City Hall

Bauherr / Client: Abfall ist Nahrung — getreu diesem Motto angrenzende Wohn- und Gewerbegebiet ge-
Stadt Venlo / Municipality
of Venlo
formulierten der Chemieprofessor Michael gen die Verkehrswege im Norden und Westen
Architekten und Innen- Braungart und der Architekt William McDo- ab. Darüber erhebt sich ein neungeschossiger
architekten / Architects and nough vor rund 15 Jahren das Cradle-to- Turm mit zwei sehr unterschiedlichen Fassa-
interior designers:
Kraaijvanger Architects,
Cradle-Konzept. Es zielt auf geschlossene den. Die Südseite gliedern horizontale Band-
Rotterdam Material-, Energie- und Wasserkreisläufe ab fenster mit auskragenden Brise Soleils; die
Mitarbeiter / Team: und stellt damit tradierte Denkmuster in Pro- Nordfassade ist hingegen auf rund 2000 m2
Hans Goverde, Daniela
Schelle, Vincent van der
duktdesign und Architektur ebenso infrage Fläche begrünt. Die Pflanzen wurzeln in mo-
Meulen, Bart van der Werf, wie etablierte Geschäftsmodelle vieler Unter- dularen, substratgefüllten Pflanztrögen aus
Edward Timmermans, Jan- nehmen. Die ostniederländische Stadt Venlo Kunststoff und sollen nach Berechnungen der
Hein Franken, Annemiek
Bleumink, Anja Mueller, Hiro- hat sich dieses Prinzip früh zu eigen gemacht. Ingenieure den Feinstaub aus 3000 m2 Stra-
ko Kawakami, Remco Visser, Sie betreibt eine eigene Cradle-to-Cradle- ßenfläche binden. Eine über alle Büroge-
Patrick Keijzer
Beratungsagentur und hat bereits mehrere schosse reichende Glasöffnung versorgt die
Tragwerksplanung /
Structural engineers: Gebäude nach diesem Prinzip realisiert. Das Innenräume mit blendfreiem Tageslicht. An-
WSM Engineering, jüngste und größte von ihnen beherbergt sonsten ist die Nordfassade bis auf wenige
Heythuysen
rund 600 städtische Angestellte sowie das schmale Fenster weitgehend geschlossen.
Landschaftsarchitekten /
Landscape architects: zentrale Bürgerbüro der Stadt. Der Neubau Am Fuß des großen Glasschlitzes führt der
Copijn, Utrecht von Kraaijvanger Architects steht an einer viel Haupteingang ins Gebäude, dessen untere
TGA-Planung, Bauphysik, befahrenen Straßenkreuzung am westlichen beiden Geschosse öffentlich zugänglich sind.
Brandschutz / Building servi-
ces engineering, building Innenstadtrand, unweit des Ufers der Maas. Darin sind das Bürgerbüro, Konferenzräume
physics, fire safety: Früher diente das Gelände als Parkplatz. Ein und das Standesamt untergebracht. Mit gro-
Royal Haskoning, Nijmegen
L-förmiger Sockelbau schirmt das südöstlich ßen Glasfassaden, die im oberen Teil von

28 sustainable architecture ∂green 02/17


2

Mattglaslamellen verschattet werden, öffnen tion aus verzinktem Stahl tragen großformatige Elektroplanung / Electrical
engineering:
sie sich zum Innenhof und zum Fluss. Verbundglasscheiben, durch deren Fugen die Royal HaskoningDHV,
Die darüber liegenden Büroetagen erreicht Außenluft hereinströmt. Der Glaskubus dient Nijmegen
man nur per Chipkarte, doch sie lassen sich als Pausenzone, Ort für Veranstaltungen und TES Installatietechniek,
Tilburg
zumindest erahnen: Ein paar Schritte hinter zur Vorerwärmung der Zuluft für die Büros. Kostenplanung / Construc-
dem Eingang öffnet sich ein Atrium bis hinauf Die Idee der Architekten, im Gewächshaus tion cost consultants:
ins neunte Obergeschoss. Mit seinen holzver- Gemüse und Kräuter für die Kantine anzubau- bbn adviseurs, Houten
Cradle-to-Cradle-Beratung /
kleideten, geschossweise versetzten Decken en, ist jedoch bisher nicht Realität geworden. Cradle to cradle consultants:
und Brüstungen bildet es den zentralen Blick- Im Gewächshaus wurde das begrünte Fassa- C2C ExpoLab, Venlo
fang im Haus. Zugleich ist es dessen sozialer densystem stellenweise in den Innenraum hin- Bürokonzept / Office
concept:
Mittelpunkt. Dafür sorgen eine Treppenkas- ein fortgeführt. Auch Teile der West-, Ost- und Veldhoen + Company,
kade über alle Bürogeschosse sowie auf jeder Südfassade sind damit ausgestattet — jeweils Eindhoven
Ebene angrenzende, offene Teeküchen mit mit unterschiedlicher Bepflanzung, um dem Bauunternehmer /
Contractor:
langen Tischen. unterschiedlichen Sonnenlichteinfall Rech- Laudy, Sittard
Oben schließt das Atrium mit einer Beton- nung zu tragen. In die Pflanztröge sind kleine Standort / Location:
decke ab; darüber folgt eine Techniketage. Bewässerungskanäle integriert, die die Pflan- Hanzeplaats 1
5912 AT Venlo (NL)
Unter der Eingangsebene reicht das Gebäude zen computergesteuert mit Wasser (haupt-
vier Geschosse tief in den Untergrund. Das sächlich vom Gebäudedach) und Nährstoffen Grundstücksfläche /
erste Untergeschoss beherbergt eine weitere versorgen. Um die langfristige Funktionssicher- Site area:
2532 m2
Technikzentrale sowie die Fahrradparkplätze heit zu garantieren, hat die Stadt mit dem Sys- Bruttogrundfläche /
für die Angestellten und die Poststelle. In den temhersteller einen zehnjährigen Wartungs- Gross floor area:
drei untersten Ebenen ist eine öffentliche, na- vertrag geschlossen, der auch eine eventuelle 27 700 m2
Bruttorauminhalt /
türlich belichtete und belüftete Tiefgarage mit Neuanpflanzung einschließt. Gross volume:
400 Plätzen entstanden. An den Bandfassaden im Süden, Westen 108 100 m3
und Osten fallen vor allem die vorkragenden Baukosten / Construction
cost:
Freie Platzwahl in der Bürolandschaft Verschattungselemente ins Auge, in deren ca. 35 Mio. €
Bei der Raumaufteilung setzt die Stadtverwal- Oberseite Photovoltaikmodule integriert sind. Energiebilanz / Energy
tung auf das Prinzip Non-Territorialität. Zwar Sie sind der einzige außen liegende Sonnen- balance:
EPC 0,487
ist jeder Abteilung eine eigene Etage zuge- schutz für die Büros. Mit innen liegenden Tex-
wiesen, doch innerhalb dieser Fläche können tilscreens können die Mitarbeiter den Licht-
die Mitarbeiter ihren Platz frei wählen. Die einfall zusätzlich regulieren. Die Brise Soleils
Innenarchitektur macht ihnen dafür reichlich
Angebote: klassische Schreibtische, Teamar-
beitstische, Loungemöbel oder die langen
Tische bei den Teeküchen. Auch die Cafeteria
im fünften Obergeschoss ist ein potenzieller
Arbeitsplatz — und zugleich der einzige Be-
reich, der aus Brand- und Schallschutzgrün-
den mit Glaswänden vom Atrium getrennt 1 Ansicht von Nordosten
ist. In der Südfassade ist sie leicht durch ihre 2 Südansicht
3 Lageplan
eingerückte Loggia abzulesen. Den ruhigen Maßstab 1:7500
Gegenpol zum Bürobetrieb bildet ein drei-
geschossiges Gewächshaus in den obersten 1 Northeastern elevation
2 Southern elevation
Etagen mit Panoramablick Richtung Fluss. 3 Site plan
Leimholzbinder und eine Sekundärkonstruk- Scale 1:7500
3

∂green 02/17 nachhaltige architektur 29


aus Aluminium dienen zugleich als Reflekto-
ren, die das Tageslicht durch einen Oberlicht-
streifen gegen die Raumdecke und damit tief
in die Innenräume lenken sollen. Leider funk-
tioniert das in der Realität nicht wirklich, weil
die abgehängten Decken zu dicht an die Fas-
sade heranreichen. Dennoch sind die Innen-
räume angenehm hell. Die weißen Metallde-
cken verfügen über eine Heiz- und Kühlfunk-
tion und dienen als akustischer Absorber für
die Großraumbüros.

Nackte Oberflächen für besseres Recycling


Die Baumaterialien haben eine Schlüsselfunk-
tion für die Umsetzung des Cradle-to-Cradle-
Konzepts. Zu Planungsbeginn vor sieben Jah-
ren waren nur wenige Bauprodukte mit ent-
sprechendem Zertifikat verfügbar. Daher for-
derten die Architekten von den Herstellern
eine Liste aller Inhaltsstoffe für die gelieferten
Produkte sowie Angaben zur Recyclingfähig-
4
keit ein. Weil überdies sortenreine Trennbar-
keit die Grundlage jeder Wiederverwendung
ist, prägen vor allem unbeschichtete Ober-
flächen die Innenräume. Als Fußbodenbelag
wählten die Architekten im Erdgeschoss dun-
kelgrauen belgischen Kalkstein, in den Ober-
geschossen Stabparkett und Teppichfliesen
mit Cradle-to-Cradle-Zertifikat. Die geschlos-
senen Außenwände bestehen aus Brettsperr-
holz, das mit Holzdübeln statt mit Leim herge-
stellt wird. Die Glasfassade an der Nordseite
ist an einem Tragskelett aus verzinkten, unla-
ckierten Stahlprofilen verankert. Für die La-
mellendecken in den unteren Geschossen,
die Tragstruktur des Gewächshauses und die
Fensterrahmen verwendeten die Architekten
acetyliertes Holz, das auch ohne Lasuren und
Lacke wetterfest ist. Selbst beim Beton gelang
es den Architekten und dem Bauunterneh-
men, bis zu 70 % der Zuschlagsstoffe durch
Recyclingsand und -kies zu ersetzen. Ästhe-
tische Negativfolgen hatte dies keine: Die
Sichtbetonoberflächen im Haus sind makellos,
mit samtiger Oberfläche und einem ange-
nehm gelblichen Farbton.
Um auch den Wasserkreislauf im Haus zu
schließen, legten die Landschaftsarchitekten
zwischen den beiden ausgreifenden L-Flügeln
einen Teich an, der als Pflanzenkläranlage fun-
giert. Das Abwasser aus den Waschbecken,
der Restaurantküche und den Dächern wird
hier auf natürlichem Wege gereinigt und an-
schließend zur Toilettenspülung und für die
Fassadenbewässerung wiederverwendet.

Solarenergie für Lüftung und Strom


Der Cradle-to-Cradle-Philosophie zufolge soll
die Verwendung sortenreiner, unbeschich-
teter und schadstoffarmer Materialien auch
eine gesunde Atemluft sicherstellen. Auf eine
Überprüfung dieser Behauptung durch VOC-
oder Formaldehydmessungen wurde interes-
santerweise verzichtet. Stattdessen soll in den
kommenden Jahren evaluiert werden, wie sich
5

30 sustainable architecture ∂green 02/17


6 7
der Krankenstand nach dem Umzug ins neue
Haus verändert.
Die Be- und Entlüftung des Hauses erfolgt rein
mechanisch über zwei zentrale Lüftungsgerä-
te. Eines davon versorgt die unteren Etagen
und steht im Untergeschoss, das zweite ist im
Dachgeschoss aufgestellt. Unterstützt wird es
durch einen Solarkamin auf dem Dach, der
aus acht dunkel beschichteten Blechkanälen 8
in einem großen Glaskasten besteht. Bei Son-
neneinstrahlung erwärmt sich das Blech stark,
die umgebende Luft steigt auf und saugt die
verbrauchte Luft aus dem Atrium nach. Der
Vorteil dieser Strategie: Indem sich die Abluft
von selbst Richtung Dachgeschoss bewegt,
a a
sind weniger Ventilatorenergie und keine Luft-
kanäle für die Abluft mehr erforderlich.
Den Berechnungen zufolge liegt der Primär-
energiebedarf des Neubaus um mehr als 50 %
unter dem zu Baubeginn geltenden gesetz-
lichen Grenzwert. Selbst heutige Standards
unterschreitet er noch um 40 %. Heiz- und
Kühlenergie bezieht das Gebäude über eine
Wärmepumpe aus zwei Grundwasserbrunnen.
Das System ist so ausgelegt, dass es auch die
auf den Nachbargrundstücken geplanten
Wohnhäuser mitversorgen könnte. Über-
schusswärme aus der Stadtverwaltung ließe
sich dann dort für die Heizung verwenden.
Als zweite Kältequelle neben dem Grundwas-
ser zapft der Neubau die eigene Tiefgarage
an, die im Sommer deutlich kühler ist als die
Büros. In den Decken der Untergeschosse
sind zu diesem Zweck Rohrleitungen wie bei
einer Bauteilaktivierung verlegt.
Auf dem Dach des Hochhauses sind 1000 m2
Photovoltaikmodule installiert, die rund 15 %
des Strombedarfs im Gebäude (ohne Küchen
und Nutzerstrom) decken sollen. Ihren rest-
lichen Strom kauft die Stadtverwaltung aus
9
zertifiziert erneuerbaren Quellen zu. Insge-
samt hat die Stadt rund ein Zehntel der 35
4 Schnitt Maßstab 1:750 9 Grundriss Erdgeschoss 7 Ground floor with view
Millionen Euro Baukosten in Nachhaltigkeit 5 Ansicht von Westen Maßstab 1:750 towards the courtyard
und Energieeffizienz investiert. Abhängig von 6 Gewächshaus 8 4th floor plan
der künftigen Energiepreissteigerung sollen 7 Erdgeschoss mit Blick 4 Section Scale 1:750 Scale 1:750
zum Innenhof 5 Western elevation 9 Ground floor plan
sich diese Kosten binnen 15 bis 20 Jahren 8 Grundriss 4. Oberge- 6 Greenhouse on the upper Scale 1:750
amortisieren. JS schoss Maßstab 1:750 floor

∂green 02/17 nachhaltige architektur 31


work place. It is the only place separated from
the atrium since glass partitions had to be in-
stalled to meet fire safety and sound protec-
tion requirements. A loggia in the southern
facade marks the position of the cafeteria.
A triple-storey greenhouse on the uppermost
storeys is not only a tranquil contrast to the
busy office space, but also a place to enjoy the
panoramic view of the river Maas. The glass
cube is designed as a break room, a venue for
events and a system to preheat the supply air
for the offices. Unfortunately, the architects’
idea of planting vegetables and herbs for the
canteen here has not yet materialised.
In addition to the north-facing side of the build-
ing, greenery has also been added to parts of
the west, east and south facades. The plants
10 have been selected to take account of the
10 Blick hinauf ins Atrium ‘Waste equals food’ – this motto inspired different light incidence. A computer-con-
11 Schemazeichnungen: Michael Braungart and William McDonough trolled irrigation system has been integrated
Wasserkreislauf, Energie-
und Lüftungskonzept to define the cradle-to-cradle design concept in the planters to supply the vegetation with
a Abwasser aus Wasch- based on closed-loop cycles of materials, en- water and nutrients. The town has signed a
becken ergy and water. The Dutch city of Venlo was ten-year maintenance contract with the manu-
b Grauwasser für
Toilettenspülung one of the first municipalities in the world to facturer of the system to ensure long-term
c Abwasser von Dach- adopt this principle, and has, in the meantime, functionality.
flächen developed several buildings in line with it. The The ribbon windows and the protruding shad-
d Grauwasser für Fassa-
denbewässerung largest was completed at the end of 2016 and ing elements, which have been equipped with
e Pflanzenkläranlage accommodates around 600 municipal workers photovoltaic modules, are particularly promi-
f Grauwasserzisterne as well as the town’s citizen’s service centre. nent in the south, west and east facades. The
g Luftvorerwärmung im
Gewächshaus The new-build is located on a busy junction on brise soleil are the only exterior shading de-
h Solarkamin für Abluft the outskirts of the city centre. An L-shaped vices for the offices. However, textile screens
i Brise Soleils mit base shields the neighbouring residential area have been fitted in the interior to regulate the
Photovoltaikmodulen
j Grünfassade als Wär- from the traffic to the north and west. A nine- incidence of daylight and to prevent glare.
meschutz storey tower with two contrasting facades rises
k Grundwasserbrunnen up from the plinth. The southern elevation has Bare surfaces for better recycling
l Abluft der Tiefgarage
als Wärme- und Kälte- horizontal ribbon windows and protruding The building materials play a key role in meet-
quelle brise soleil; the north facade, an area of al- ing the requirements of the cradle-to-cradle
m Abluftführung durch most 2,000 m2, on the other hand, is planted concept. To facilitate the recyclability of the
Atrium
n Luftreinigung durch throughout with plants growing in soil-filled building materials, the interior is predomi-
Gewächshaus und plastic modules. These absorb the particulate nately characterised by bare, uncoated sur-
Grünfassaden pollution from an estimated 3,000 m2 of roads. faces. The architects chose Belgian blue stone
12 Büroetage; links das
Atrium A glazed area extending from the base all the for the floor covering on the ground floor and
way up to the roof of the building provides the strip parquet flooring and carpet tiles with a
10 View up the atrium offices with daylight. cradle-to-cradle certification for the upper
11 Concept sketches:
Water circuit, energy The two lowest levels, accommodating the cit- floor levels. The exterior walls are made of
and ventilation concepts izen’s service centre, conference rooms and cross-laminated timber produced with dowels
a Wastewater from sinks the registry office, are accessible to the public. rather than with glue. A framework of uncoat-
b Grey water for toilet
flushing The office levels above can only be accessed ed galvanised steel sections supports the
c Wastewater from roofs with a chip card and lifts or, alternatively, via glass facade on the north-facing elevation.
d Grey water for facade the cascading stairway in the central atrium. Acetylated wood, which is extremely durable
irrigation
e Helophyte filter Thanks to the adjoining open kitchenettes on even without being stained or sealed, has
f Grey water cistern each level, the atrium is the social hub of the been used for the lamella ceilings on the low-
g Greenhouse pre- building. Four further storeys are embedded er floors, the greenhouse’s load-bearing struc-
heats the air
h Solar chimney for below ground incorporating plant rooms and ture and the window frames. The architects
exhaust ventilation bicycle parking facilities for employees as well and the contractor even managed to replace
i Brise-soleils with PV up to 70 % of the aggregate in the structural
as a public underground car park for 400 cars.
modules
j Green facade insulates concrete with sand and gravel. In order to
against heat stress Office landscape with free seating close the water cycle in the building, the land-
k Groundwater wells scape architects have created a pond, which
Each department is assigned a level in the
l Air from car park as
heat and cold source tower within which the employees can choose functions as a helophyte filter, between the
m Exhaust air rises their work place. The interior design provides two L-shaped wings on the ground floor. The
through atrium
a wide range of possibilities: individual desks, waste water from the sinks, the cafeteria’s
n Greenhouse + green
facade purify the air team tables, lounge furniture as well as long kitchen and the roofs is purified here naturally
12 Office floor with atrium dining tables alongside the kitchenettes. The and then reused to either flush the toilets or to
to the left
cafeteria on the fifth floor is also a potential irrigate the green facades.

32 sustainable architecture ∂green 02/17


a b

h h
d g n

i
m
c n

f
e
k l l

11

Solar energy for ventilation and electricity two groundwater wells, generates the energy
The building is ventilated mechanically using to heat and cool the building. The under-
two central ventilation units. One, situated in ground car park, which has been equipped
the basement, supplies the lower floors with with thermally activated building surfaces for
fresh air; another in the attic level is supported this purpose, functions as the second cold
by a solar chimney, which consists of dark source. Heat or cold is distributed throughout
coated sheet metal ducts incorporated in a the building via heating and cooling ceiling
large glass cube on the roof of the building. panels. A total of 1,000 m² of photovoltaic
The sheet metal is solar heated; this causes modules on the roof and the facades cover
the surrounding air to rise, thus drawing the approximately 15 % of the building’s power
exhaust air out of the atrium. The advan- demand. The remaining demand is supplied
tage of this method is that the air is extracted by purchasing certified green electricity. Alto-
from the building without using dedicated gether, the City of Venlo invested almost a
waste air ducts or energy-intensive fans. tenth of the €35 million construction budget
The primary energy demand of the building is in sustainability and energy efficiency meas-
more than 50 % lower than the specified level ures. Depending on energy price increases, it
was in the Netherlands at the project design should be possible to recover the costs within
stage. A heat pump, which is connected to the next fifteen to twenty years.

12

∂green 02/17 nachhaltige architektur 33


a

Schnitte Dach / Fassade


(Südwest + Nordost)
Maßstab 1:20
a Photovoltaikmodule
monokristallin gerahmt
Unterkonstruktion
Aluminium
Betonsteine 50 mm
(Ballast)
Auflager Neopren
Abdichtung
Wärmedämmung EPS c
im Gefälle 200 — 350 mm
Hohlkörperdecke
Stahlbeton 350 mm e
(Halbfertigteil)
b Photovoltaikmodule
monokristallin d
Rahmen Aluminium f
42 mm
Unterkonstruktion
Aluminium fi 50 mm
Abdichtung EPDM-Folie
Wärmedämmung XPS
170 mm
Mauerwerk Kalksandstein
150 mm
c Fenster:
Dreifachverglasung
(Ug = 0,7 W/m2K)
Rahmen Aluminium
d Photovoltaikmodul mono-
kristallin gerahmt
e Kassette Aluminiumblech
eloxiert weiß 3 mm g
Konsole Stahl
f Tageslichtreflektor Alumi-
niumblech 3 mm
g Kassetten Aluminumblech
h
eloxiert weiß 3 mm
Hinterlüftung 260 mm
Aluminiumblech 1 mm
Wärmedämmung EPS
170 mm
Aluminiumblech eloxiert
2 mm
h Teppichfliesen
Zementestrich 70 mm
Hohlkörperdecke Stahl-
beton (Halbfertigteil)
350 mm

34 sustainable architecture ∂green 02/17


a

h
i Laibung Aluminiumblech c window:
eloxiert weiß mit integ- triple glazing
rierter Regenrinne (Ug = 0.7 W/m2K)
j Fenster: aluminium frame
Dreifachverglasung d photovoltaic modules,
(Ug = 0,7 W/m2K) monocrystalline, framed
Rahmen Weichholz e 3 mm white anodised
acetyliert aluminium sheet panel
i k Begrünung intensiv steel bracket
Substrat in modularem f 3 mm aluminium sheet
Pflanztrögen Kunststoff daylight reflector
Unterkonstruktion g 3 mm white anodised
Aluminium-Rechteckrohr aluminium sheet panel
eloxiert 260 mm rear ventilation
j Hinterlüftung 200 mm 1 mm aluminium sheet
Unterspannbahn 170 mm XPS insulation
diffusionsoffen 2 mm anodised alumini-
Wärmedämmung um sheet
Flachsfaserplatte 120 mm h carpet tiles
Außenwand Brettsperr- 70 mm cement screed
holz verdübelt mit Holz- 350 mm hollow core rein-
dübeln 170 mm forced concrete floor slab
l Bewässerung (semi-finished product)
i white anodised alumini-
um sheet window reveal
Sections roof / facade with integrated rain gutter
(south west and north east) j window:
Scale 1:20 triple glazing
a photovoltaic modules, (Ug = 0,7 W/m2K)
monocrystalline, framed acetylated soft wood
k
aluminium substructure frame
50 mm concrete pavers k planting
(ballast) soil in modular PVC
neoprene bearing pads planters
waterproofing membrane anodised square alumini-
200 — 350 mm EPS insula- um tube substructure
tion, to falls 200 mm rear ventilation
350 mm hollow core rein- separating membrane,
forced concrete floor slab open to diffusion
(semi-finished product) 120 mm flax fibre
b photovoltaic modules, insulation
monocrystalline 170 mm cross laminated
l 42 mm aluminium frame timber, dowelled
fi 50 mm aluminium l irrigation system
substructure
EPDM waterproofing
membrane
170 mm XPS insulation
150 mm calcium silicate
brickwork

∂green 02/17 nachhaltige architektur 35


Sanierung eines Akademiegebäudes in
Amsterdam
Renovation of an academy building in Amsterdam

Bauherr / Client: Keine eineinhalb Kilometer östlich des Ams- riegel schon in den 90er-Jahren saniert wur-
Rijksvastgoedbedrijf,
Amsterdam
terdamer Hauptbahnhofs liegt ein 14 Hektar de, stand das Gebäude 27E zuletzt leer. Für
Architekten / Architects: großes Gebiet, in das die meisten Bürger der den niederländischen Staat bot sich somit die
bureau SLA, Amsterdam Stadt bis heute keinen Fuß gesetzt haben. einzigartige Möglichkeit, ein Signal für die
Mitarbeiter / Team: Hohe Mauern schirmen das ehemalige Areal Neunutzung des ganzen Areals zu setzen, zu-
Peter van Assche, Joti
Weijers-Coghlan, Alejandro der niederländischen Marine noch immer vom mal die Niederlande in der ersten Jahreshälfte
Hernandez, Christine van Rest der Stadt ab. Doch die Tore stehen seit 2016 die EU-Ratspräsidentschaft innehatten.
Gemert, Jordi Herfst,
Susanne Leon
2015 offen; bis 2018 soll das Militär aus den 2014 erhielt bureau SLA den Auftrag, die ehe-
Projektsteuerung / Project Gebäuden ausgezogen sein. Auch danach malige Marineakademie zu diesem Anlass zu
management: noch wollen sich der Staat und die Stadt Ams- einem Verwaltungs- und Konferenzgebäude
Bureau Marineterrein
Amsterdam
terdam neun Jahre Zeit lassen mit der endgül- umzubauen. Zwischen der ersten Skizze und
Tragwerksplanung / tigen Entscheidung über eine Nachnutzung. der Baufertigstellung sollten dabei nur einein-
Structural engineers: Das Gebäude 27E steht am Westufer des halb Jahre liegen.
Van Zuilen Constructie Marineareals, mit Blick Richtung Innenstadt.
Advies, Nieuwegein
Aufgrund des (vermeintlich) temporären Cha-
Nachhaltigkeitsberatung / Gemeinsam mit seinem ursprünglich bauglei- rakters der Umnutzung galten die sonst übli-
Sustainability advisors: chen »Zwilling« wurde es Ende der 50er-Jahre chen Energiestandards für die Sanierung
Adviesbureau VanderWeele, errichtet und diente als Ausbildungsakademie nicht; es musste noch nicht einmal ein Ener-
Groningen
Bauunternehmen / für angehende Elektrotechniker. Im Osten gieausweis erstellt werden. Die Architekten
Contractor: docken die beiden Gebäuderiegel an einen nutzten die Regelungslücke, um den Charak-
Prins Bouw, ‘t Harde eingeschossigen Verbindungsbau an. Das ter dieses klassischen, doch auf den ersten
Standort / Location:
Kattenburgerstraat 7 Haus ist ein zeittypischer, aufgeständerter Blick unscheinbaren Vertreters der Nach-
1018 JA Amsterdam (NL) Stahlbeton-Skelettbau mit flexibel nutzbaren kriegsmoderne zu erhalten. Die zweischaligen
Grundrissen und schlanken Geschossdecken. Ziegelwände an den beiden Stirnseiten des
Während der südliche der beiden Gebäude- Gebäudes erhielten eine Kerndämmung und

36 sustainable architecture ∂green 02/17


2 3

die Decke unter dem ersten Obergeschoss über eine Stahlunterkonstruktion am Rohbau 1 Ansicht von Süden
2 Lageplan
wurde von unten gedämmt, wobei die Unter- befestigt. Zusätzlich lassen sich die Fenster Maßstab 1:10 000
züge jedoch frei blieben. Die neue Gefälle- mit außen liegenden Textilscreens hinter den 3 Südostansicht im
dämmung auf dem Dach ist nach außen ge- Holzgittern verschatten. Ursprungszustand
neigt, sodass die Aufbauhöhe am Dachrand Auf der Nordseite fehlen die beiden Verschat- 1 View from the south
kaum dicker ist als vor der Sanierung. tungssysteme. Umso deutlicher tritt hier ein 2 Site plan
Das eingerückte Erdgeschoss mit dem Ein- gestalterischer Kniff in Erscheinung, der die Scale 1:10 000
3 Southern elevation before
gangsbereich ließen die Architekten gering- natürliche Belüftung der Büroebenen sicher- the renovation
fügig vergrößern, um dort das bei politischen stellt: Um die großzügigen Fensterflächen
Veranstaltungen übliche Security-Personal nicht durch klassische Lüftungsflügel zu stö- Bruttogrundfläche /
Gross floor area:
samt Gepäckscanner unterbringen zu können. ren, versahen die Architekten die Festvergla- 2500 m2
Heute dient es als Ausstellungsfläche und wird sungen mit nach innen kippbaren, dreiecki- Baukosten / Construction
für Vorträge genutzt. gen »Eselsohren«. Sie lassen sich auf Tasten- costs:
3 Mio. € exkl. MwSt./
Am deutlichsten spürbar ist der Geist der spä- druck motorisch öffnen, sind aber auch in das € 3,000,000 excl. VAT
ten 50er-Jahre in den beiden Treppenhäusern zentrale Gebäudemanagementsystem einge-
an den Gebäudeenden mit ihrem rostroten bunden. Eine Zwischenlage aus matter Folie
Ziegelmauerwerk und den teils originalgetreu in der Verglasung hebt die Lüftungsecken
erhaltenen Treppenläufen. Um dem erwarte- gestalterisch von der restlichen Fassade ab.
ten Ansturm von bis zu 500 Nutzern Herr wer- Die je 500 m2 großen Büroetagen wurden
den zu können, fügten die Architekten jedoch bewusst halbfertig belassen. Die Lüftungs-
eine neue, dritte Fluchttreppe in das westliche kanäle und Stromleitungen verlaufen sichtbar
Treppenhaus ein. unter den Betonbalkendecken. Heizungskon-
vektoren und Stromauslässe sind in flachen
Die EU-Flaggen als Brise Soleil Brüstungselementen unter den Fenstern un-
Die größte Veränderung hat das Haus an sei- tergebracht. Die Lüftungszentrale befindet
nen beiden Längsfassaden erfahren. Hier sind sich im angrenzenden Flachbau; ebenso die
die ursprünglichen Bandfassaden gebäude- bestehende Heizzentrale, die auch das Nach-
hohen, rund 3,5 ≈ 3,5 Meter großen dreifach bargebäude mit Wärme versorgt.
verglasten Lochfenstern gewichen. Die De- Anfang 2016 wurde der Umbau des Akade-
ckenränder und Fassadenstützen dazwischen miegebäudes fristgerecht fertiggestellt und
erhielten eine Außendämmung mit Verklei- dem Auftraggeber übergeben. Doch der
dung aus anthrazitfarbenen Faserbetonele- hatte wegen des engen Zeitplans inzwischen
menten. Größtenteils handelt es sich dabei Angst vor der eigenen Courage bekommen
um L- und U-förmig geknickte Formteile, um und auf dem Marineareal einen temporären
die Anzahl der Fassadenfugen zu minimieren. Containerbau als Konferenz- und Pressezent-
Aus dem Lochraster schert nur die gebäude- rum für die Ratspräsidentschaft errichtet. Das
hohe Südverglasung der Treppenhäuser aus, Gebäude 27E wurde also nie seiner ursprüng-
die mit einem Siebdruckmotiv des niederländi- lichen Zweckbestimmung zugeführt. Dennoch
schen Künstlers Jan Schoonhoven (1914—1994) ist es inzwischen komplett vermietet und be-
verziert ist. Dennoch unterscheiden sich die herbergt rund 150 Mitarbeiter von drei Start-
beiden Fassaden äußerlich fundamental von- up-Unternehmen aus der Technologie- und
einander. Das liegt vor allem an den Brise Kreativbranche. Die Empfehlung von Peter
Soleils aus thermisch vorbehandeltem Holz van Assche von bureau SLA, die eigentlich ob-
auf der Südseite, deren Gliederung von den solet gewordenen Brise-Soleil-Flaggen wieder
Flaggen der EU-Mitgliedsstaaten inspiriert abzunehmen, hat der Bauherr abgelehnt. Sie
ist. Die voluminösen Verschattungselemente sind inzwischen zu einer Art Wahrzeichen für
sind an Scharnieren drehbar gelagert und das ganze Marineareal geworden. JS

∂green 02/17 nachhaltige architektur 37


4 5
Less than one and a half kilometres east of
Amsterdam’s main train station lies a 14-hec-
tare site, which most inhabitants of the city
have never set foot in. In 2015, the former site
of the Dutch marine corps was opened to the
public for the first time. The military will com-
pletely vacate the buildings by 2018. Building
27E is located at the western edge of the site
with a view towards the city centre. Together
with its formerly identical twin, the building
was built in the late 1950s and initially served
as a training academy for budding techni-
cians. At their eastern ends the two blocks are
connected by a single-story adjoining struc-
6 ture. Typical for its time, the building is raised
on pilotis and has a reinforced concrete frame,
allowing flexibility of use and layout of floor
plans. Whilst the southern building was al-
ready renovated in the 1990s, building 27E
remained vacant. This presented the Dutch
state with a unique opportunity to regenerate
the site, particularly as the Netherlands was
hosting the EU presidency during the first half
of 2016. In 2014, Bureau SLA was awarded
the contract to transform the former marine
academy, this time into an administration and
conference building. From the first concept
sketches to building completion only took a
year and a half.
7 During the renovation the architects took
great care to retain the character of this seem-
ingly inconspicuous example of post war
modernism. The brickwork cavity walls at each
end of the building were treated with hollow-
core insulation and the soffit of the first floor
was insulated from below leaving the down-
stand beams exposed. The new flat roof insu-
lation slopes outwards so that the overall in-
a a crease in the eaves’ depth could be kept to a
minimum. The architects slightly increased the
size of the setback ground floor entrance area,
so that the required security personnel and
baggage scanners for political events could
be accommodated. Today it is used as an
exhibition space and for lectures. The 1950s
spirit is most obvious in the two stairwells at
either end of the building, with their russet red
8 brickwork and their faithfully preserved stairs.

38 sustainable architecture ∂green 02/17


In order to accommodate the anticipated ac- chitects furnished the windows with inward 4 Ansicht des Areals von
tivity of up to 500 additional building users, opening triangular ‘dog-ears’. These can be Westen
5 Bürofläche im 1. Ober-
the architects inserted a third flight of stairs mechanically opened at the touch of a button geschoss
on the western side of the building. and are also integrated into the central build- 6 Längsschnitt
Maßstab 1:500
ing management system. A layer of matt film
7 Grundriss Regelgeschoss
The EU flags in brise-soleil within the glazing differentiates these triangu- Maßstab 1:500
The greatest alteration to the building is the lar ventilation flaps from the rest of the facade. 8 Grundriss Erdgeschoss
articulation of the long elevations. Here the Maßstab 1:500
The three, 500-square-metre office floors have
9 Ansicht von Nordwesten
original curtain wall facades have been re- been given a raw and unfinished aesthetic.
placed with to 3,5-metre-wide triple glazed The ventilation ducts and cable trays are visi- 4 View of the area from
the west
windows on all three upper floors. The edges ble below the concrete floor slabs. Convection 5 Open-plan office on the
of the concrete frame between the windows heaters and electrical outlets are concealed 1st floor
are clad with anthracite grey, glass-fibre ce- in cill-height elements beneath the windows. 6 Section
Scale 1:500
ment panels. The ventilation system is located in the adjoin- 7 Standard floor plan
The only exception to the grid of square win- ing low-rise structure, as is the existing heating Scale 1:500
dows is the full-facade glazing on the south- system, which also provides heat to the neigh- 8 Ground floor plan
Scale 1:500
facing stairwell facades, which is embellished bouring building. The renovation of the acad- 9 Northwest elevation
with a screen print pattern by the Dutch artist emy building was completed on schedule at
Jan Schoonhoven (1914–1994). None-the-less, the beginning of 2016. Due to the tight sched-
the two main facades have a fundamentally ule however, the client had already erected a
different aesthetic. This is mainly due to the temporary container building to use as a con-
thermally-treated timber brise-soleil on the ference and press centre for the presidency.
southern facade, the design of which was in- Thus building 27E was never put to use for its
spired by the flags of the EU member states. originally intended purpose. Meanwhile, the
In addition, the windows can be further shad- building has been rented out and accommo-
ed by external textile screens located behind dates around 150 employees from three start-
the timber framework. up businesses in the technology and creative
Both shading systems have been omitted on sectors. The client rejected a suggestion from
the shaded north-facing facade. Their absence Peter van Assche of Bureau SLA to remove the
reveals a design feature that ensures the natu- brise-soleil EU flags, which are now obsolete.
ral ventilation of the office floors. In order to At this point the installation has already be-
avoid the subdivision of the large glazed win- come a landmark for the former site of the
dows with traditional ventilation flaps, the ar- marine corps.

∂green 02/17 nachhaltige architektur 39


a

d m d l k

h g
e

40 sustainable architecture ∂green 02/17


Schnitte Dach / Fassade Geschossdecke Stahl- m Stütze Stahlbeton Ventilation gap Suspended threaded rods
vertikal + horizontal beton (Bestand) 110 mm (Bestand) 360/400 mm mineral wool insulation 45 mm timber sub-
Maßstab 1:20 f Verkleidung Bambus- n Traverse Stahl (Befesti- (variable thickness) structure
a Dach: sperrholz 10 mm gung Brise Soleil) c 150/230 mm reinforced 30 mm suspended
Abdichtung EPDM g Brüstungskonvektor o Außenwand Ziegelmauer- concrete beams (existing) pinewood ceiling, matt
Wärmedämmung EPS h Stahlträger IPE 160 werk (Bestand) 190 mm d Window: varnish finish
im Gefälle ≥ 100 mm i Geschossdecke 1. OG: Dämmschüttung 188 mm Triple glazing j 800/550 mm reinforced
Dampfbremse Bodenbelag (Mieter- Innenschale Leichtziegel Aluminum frames concrete beams (existing)
Dach Stahlbeton (Fertig- ausbau) (Bestand) 90 mm e 2nd/3rd level floor slab: k 140/70 mm acetylated
teil, Bestand) 125 mm Estrich 60 mm p Verglasung Treppenhaus: Floor finish (by tenant) soft wood slats, heat-
b Fassadenverkleidung Trittschalldämmung Pfosten-Riegel-Fassade 60 mm screed treated
Glasfaserbeton sand- 30 mm Aluminium 30 mm footfall acoustic l ¡ 140/70 mm hollow
gestrahlt 13 mm Geschossdecke Stahl- Zweifachverglasung insulation steel profile
Unterkonstruktion beton (Bestand) 150 mm siebbedruckt 110 mm reinforced con- m 360/400 mm reinforced
Aluminium Wärmedämmung crete floor slab (existing) concrete column (exist-
Hinterlüftung Mineralwolle 120 mm Sections roof / facade f 10 mm bamboo plywood ing)
Wärmedämmung Mine- Abhängung Gewinde- vertical + horizontal cladding n Steel fixings for brise-
ralwolle (Stärke variabel) stangen scale 1:20 g Cill level convection soleil
c Unterzug Stahlbeton Unterkonstruktion Holz a EPDM membrane heater o 190 mm brickwork exter-
(Bestand) 150/230 mm 45 mm ≥100 mm EPS thermal h IPE 160 steel profile nal wall (existing)
d Fenster: Decke Kiefernholz matt insulation laid to falls i 1st level floor slab: 188 mm hollow core
Dreifachverglasung lackiert 30 mm Vapour barrier Floor finish (by tenant) insulation fill
Aluminiumrahmen j Unterzug Stahlbeton 125 mm reinforced con- 60 mm screed 90 mm brickwork inner
e Geschossdecke 2. /3. OG: (Bestand) 800/550 mm crete roof slab (precast, 30 mm footfall acoustic leaf (existing)
Bodenbelag (Mieter- k Lamellen Weichholz existing) insulation p Stairwell glazing:
ausbau) acetyliert, thermisch b 13 mm sand blasted 150 mm reinforced con- Screen printed double
Estrich 60 mm behandelt 140/70 mm glass-fibre reinforced crete floor slab (existing) glazing
Trittschalldämmung l Stahl-Rechteckrohr concrete facade cladding 120 mm mineral wool Aluminium post-and-
30 mm ¡140/70 mm Aluminium substructure insulation beam facade

d
m

k
n
p
l

∂green 02/17 nachhaltige architektur 41


Bürogebäude in Monte Carasso
Office building in Monte Carasso

Bauherr / Client: Der Tessiner Energieversorger Azienda Elettri- dreigeschossigen Neubau am Ufer des Ticino
Azienda Elettrica Ticinese, ca Ticinese (AET) hat seinen Firmensitz an umgibt. In seiner Strenge knüpft es an die
Bellinzona
Architekten / Architects:
einer jener Stellen, die Marc Augé als »non- Bauten von Livio Vacchini und Luigi Snozzi
Studio Meyer e Piattini mit / lieux« (Nicht-Orte) bezeichnet hat. Unmittelbar an, der im nahe gelegenen Ortszentrum von
with Francesco Fallavollita, östlich braust die Autobahn A 2 vorbei, im Monte Carasso einige Höhepunkte der Tessi-
Lamone
Bauleitung / Site supervision: Westen eine Ortsstraße, und quer über das ner Nachkriegsarchitektur geschaffen hat. Als
Direzione Lavori, Lugano Firmengelände führt eine Straßenbrücke, Vorbild nennen die Architekten aber auch
Tragwerksplanung / die Bellinzona mit seinem Nachbarort Monte ein Bauwerk des italienischen »razionalismo«,
Structural engineers:
Reali e Guscetti, Ambri Carasso verbindet. Mit diesem prägnanten das kurz hinter der Grenze im italienischen
Consorzio Luce, Tajana & Straßenkreuz auf mehreren Ebenen hatten es Como steht. Anfang der 30er-Jahre errichte-
Partners, Bellinzona
Spadea e Bondini, Lugano auch die Teilnehmer eines Ideenwettbewerbs ten Cesare Cattaneo und Pietro Lingeri dort
TGA-Planung / Building zu tun, den AET 2011 für ein neues Verwal- den Verwaltungssitz der Industriegewerk-
services engineering: tungsgebäude auslobte. Erstmals sollten darin schaft ULI mit einer ähnlichen Rasterfassade.
IFEC, Rivera
Rigozzi, Giubiasco alle Mitarbeiter des Unternehmens an einem
Erisel, Bellinzona Ort zusammengeführt werden. Die Architek- Hängekonstruktion im Betonskelett
Umweltberatung / Environ- tengemeinschaft Meyer, Piattini und Fallavolli- Heute sind außen liegende Betontragwerke
mental consultants:
Dionea, Locarno ta gewan die Konkurrenz mit einem zweiteili- aus gutem Grund selten geworden, weil sie
Fassadenplaner /Facade gen Entwurf aus einem Hochhaus und einem unvermeidliche Wärmebrücken provozieren.
consultant: flachen Riegel. Davon wurde am Ende nur der Das wäre umso negativer ins Gewicht gefal-
Patocchi, Cevio
Flachbau für etwa 100 Angestellte realisiert. len, als der Bauherr höchste Standards in
Standort / Location:
El Stradún 74 Erhalten geblieben ist aus dem Wettbewerb Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit
6513 Monte Carasso (CH) außerdem das prägende Betonraster, das den anstrebte. Der Neubau erfüllt nicht nur den

42 sustainable architecture ∂green 02/17


2 3

mit dem Passivhaus vergleichbaren Standard tungsanlage aufgestellt. Von hier aus gelangt 1 Ansicht von Westen
Minergie-P-Eco, sondern er entspricht auch die Frischluft über zwei vertikale Schächte in 2 Lageplan
Maßstab 1:4000
den Anforderungen des Schweizer Plusener- die Büros, die an den Gebäudeenden liegen. 3 Ansicht von Norden mit
gielabels Minergie-A. Sie erstrecken sich über die gesamte Gebäu- dem Bestandsgebäude
Um die Wärmebrücken zu minimieren, ersan- detiefe, sind aber nur ein Fassadenfeld breit. im Vordergrund

nen die Architekten gemeinsam mit den Trag- 1 West elevation


werksplanern eine unkonventionelle Hänge- Energiebilanz im Plus 2 Site plan
scale 1:4000
konstruktion. Das Betonskelett setzt sich über Die thermische Gebäudehülle mit geschoss- 3 View from the north with
dem Flachdach in Form von Querträgern fort, hohen Dreifachverglasungen und Holz /Alumi- the existing building in
die die beiden Längsfassaden miteinander niumrahmen liegt hinter dem Exoskelett aus the foreground
verbinden. Sie liegen innerhalb des Gebäudes Beton. Zwar lassen sich die Fenster nicht öff- Energiebezugsfläche /
nur auf einer einzigen, etwas außermittigen nen, doch in unregelmäßigen Abständen füg- Energy reference area:
2334 m2
Stützenreihe auf. Die Dachträger tragen nicht ten die Architekten opake Fassadenpaneele Energiebilanz / Energy
nur eine Photovoltaikanlage, sondern vor al- mit manuell zu öffnenden Lüftungsflügeln ein. balance:
lem auch − über dunkelrot lackierte, stählerne Auf diese Weise erhalten zumindest ein Teil Heizwärmebedarf /
Heating demand:
Zugstäbe − das Dach selbst sowie die beiden der Einzelbüros und der Open Space im zwei- 16,7 kWh/m2a
Decken der Obergeschosse. In der Rohbau- ten Obergeschoss Frischluft durch die Fassa- gewichtete Energiekennzahl
gemäß Minergie-P /
phase wurden zunächst sämtliche Betonbau- de. Innen sind die Fassadenpaneele mit Holz Primary energy demand
teile erstellt und die Decken der Obergeschos- und außen mit Aluminium verkleidet. Der according to Minergie-P
se mit temporären Abstützungen versehen. Künstler Paolo Foletti hat die Metalloberfläche —18,1 kWh/m2a
gewichtete Energiekennzahl
Erst ganz zum Schluss wurden die Stahlstäbe mit Applikationen versehen, die aus der Ferne gemäß Minergie-A /
in die Konstruktion eingefügt und die Fassade an breite Risse erinnern. Während an der Primary energy demand
according to Minergie-A
geschlossen. Nordostseite nur das Betontragwerk als Brise —11,6 kWh/m2a
Durch diese Bauweise gewann der Bauherr Soleil wirkt, wurden im Südwesten zusätzlich U-Werte / U-values:
nicht zuletzt maximale Flexibilität bei der außen liegende Textilrollos installiert. Außenwand / External wall
0,18 W/m2K
Aufteilung der Innenräume. Lediglich einen Gute Dämmwerte waren die Grundvorausset- Außenwand gegen Erdreich/
Treppenhauskern und die Stützenreihe im zung für den Plusenergiestandard. Das Dach unbeheizte Räume /
zentralen Erschließungsbereich gilt es dabei hat einen U-Wert von 0,1 W/m2K, die Fenster- External wall to subsoil/
unheated spaces
zu berücksichtigen. Die zweite Treppe ist als fronten erreichen hervorragende 0,73 W/m2K. 0,20 W/m2K
offene Fluchttreppe außerhalb der beheizten Heizwärme und Warmwasser liefert eine Dach / Roof
0,10 W/m2K
Gebäudehülle an der Stirnseite des Gebäudes Grundwasser-Wärmepumpe im Zusammen- Fußboden gegen unbe-
untergebracht. An der Längsseite im Norden spiel mit Heiz- und Kühlpaneelen unter den heizt / Floor to unheated
basement
dockt ein zweigeschossiger, flach gedeckter Bürodecken. Diese strahlen Wärme (und im 0,15 W/m2K
Bürobau aus den 70er-Jahren an, der weitere Sommer Kälte) nicht nur in den Raum darunter Glasfassaden / Glazed
Büroräume der AET beherbergt. ab, sondern aktivieren auch die Rohdecken facades
Ucw = 0,73 W/m2K
Die sich bietende Freiheit hat das Unterneh- aus Beton. Außerdem ist in den Deckenpanee- Ug = 0,50 W/m2K
men weitgehend ausgenutzt: Im Erdgeschoss len ein Teil der Luftverteilung untergebracht. g = 0,46
sind neben dem Empfangsbereich und einer Die Zuluft gelangt von den Steigschächten an Photovoltaikanlage /
PV array:
Cafeteria für die Mitarbeiter vorwiegend Einzel- den Gebäudeenden über Luftkanäle hinter Spitzenleistung /
büros untergebracht, die sich zum Flur mit der abgehängten Decke im Mittelflur zu den Peak power output:
56,9 kWp
Glastrennwänden öffnen. Im ersten Oberge- einzelnen Büros. Dort wird sie am fensterseiti- jährlicher Stromertrag
schoss dominieren konventionellere, mit Gips- gen Ende der Deckenpaneele in den Raum (Prognose) / Annual energy
kartonwänden abgetrennte Zellenbüros, wäh- eingeblasen und in der Nähe der Türen wie- yield (calculated):
1130 kWh/kWp
rend das zweite Obergeschoss als Großraum- der abgesaugt. = 64,3 MWh/a
büro angelegt ist. Im dritten »Obergeschoss«, Zum Plusenergiegebäude wird der neue Stromüberschuss gemäß
Minergie-A / Electricity sur-
einem halbhohen Außenraum zwischen dem Verwaltungsbau durch die Photovoltaikanlage plus according to Minergie-A
Flachdach und den Dachträgern, ist die Lüf- auf den Dachträgern. Sie soll pro Jahr gut ca. 13 500 kWhe/a

∂green 02/17 nachhaltige architektur 43


4 5

20 000 kWh mehr Energie liefern, als im Ge-


bäude verbraucht werden. Die Freianlagen
komplettieren das Ökologiekonzept: Auf einer
kleinen Restfläche nordöstlich des Gebäudes
gestalteten die Architekten gemeinsam mit
der Firma Dionea ein Biotop, das zugleich als
Versickerungsgrube und Pflanzenkläranlage
für das von den Dächern abfließende Regen-
6 wasser dient. Gleichzeitig bietet es einen der
attraktiveren Ausblicke aus den Büroräumen.
Konkurrieren kann damit allenfalls die Aus-
sicht von der Fluchttreppe. Dort geben vier
große Öffnungen in der Stirnfassade den Blick
frei auf die Rebhänge, die sich fast zum Grei-
fen nah jenseits der Ortsstraße am Rand des
Ticino-Tals emporziehen. JS

The headquarters of Ticino’s energy utility


company, Azienda Elettrica Ticinese (AET)
7 is located in what Marc Augé would have
described as a ‘non-place’. The A2 motorway
borders the east of the site, a local road bor-
ders the western side and a vehicular bridge
traverses the site connecting Bellinzona with
the neighbouring town of Monte Carasso. It
was precisely this junction that participants of
the design competition for AET’s new office
building had to negotiate in 2011. The aim
was to accommodate all members of staff in
one location. The architects Meyer e Piattini
and Francesco Fallavollita won the competi-
tion with a design consisting of a high-rise and
8 a low-rise block. In the end, only the latter was
completed for approximately 100 employees.
The characteristic concrete grid enveloping
the three-storey new-build is a remnant from
the original competition design. Its strict order
is reminiscent of the buildings designed by
Livio Vacchini and Luigi Snozzi; the latter well-
known Swiss architect designed a number of
Ticino’s post-war architectural landmarks in
the nearby town Monte Carasso. Visible con-
crete frameworks have, for good reasons, be-
come a thing of the past due to the fact that
they allow for thermal bridges. The conse-
quences would have been even more severe
9

44 sustainable architecture ∂green 02/17


in this case since the client requested the sitioned outside the thermal envelope, but 4 Ostansicht mit Bestands-
highest standards in terms of energy efficiency within the concrete framework at the western gebäude (rechts)
5 Detailansicht der
and sustainability. The new-build not only end of the block. A double-storey, flat-roofed Ostfassade
meets the Minergie-P-ECO standard, which is 1970s office building connects to the north- 6 Querschnitt
comparable to the Passive House Standard, facing side of the building providing further Maßstab 1:500
7 Längsschnitt
but also the requirements of the Swiss plus- office space for AET employees. Maßstab 1:500
energy label Minergie-A. The company has taken advantage of the flexi- 8 Grundriss 1. Oberge-
bility in the floor plans: in addition to the re- schoss Maßstab 1:500
9 Grundriss Erdge-
Suspended structure in a concrete framework ception area and a staff cafeteria, the ground schoss Maßstab 1:500
In order to minimise thermal bridges, the floor accommodates numerous single cell 10 Großraumbüro im
architects, together with the civil engineers, units that are separated from the corridor by 2. Obergeschoss

developed an unusual suspended structural glass partition walls. Conventional single cell 4 Eastern elevation with
system. The concrete framework is continued units with gypsum plasterboard walls domi- existing building to
the right
across the flat roof using an array of cross nate the first floor, whereas the second floor 5 Detail of the east facade
beams to connect the two long facades. The is designed as an open plan office. Further 6 Cross section
roof beams are supported by a slightly off- above, a half-height exterior zone between Scale 1:500
7 Longitudinal section
centre row of columns within the building. the flat roof and the roof beams accommo- Scale 1:500
The beams not only support the photovoltaic dates the ventilation plant. Fresh air is drawn 8 First floor plan
panels but also, thanks to the installation of in from here and directed into the offices Scale 1:500
9 Ground floor plan
red-coated steel tension rods, the roof itself through two vertical ducts at either end of the Scale 1:500
as well as the two upper floor slabs. All of the building, each of which extends throughout 10 Open plan office on the
concrete elements were produced and assem- the full depth of the office block. second floor
bled at an early stage, then supported by tem-
porary shoring until the steel rods were in- Positive energy balance
stalled and the facade was completed during The thermal building envelope with floor-to-
the final completion stages. ceiling triple glazing in aluminium frames is
This construction method provided the client positioned behind the concrete exoskeleton.
with maximum flexibility regarding the ar- The architects have compensated for the fact
rangement of interior space. The only restric- that the large glazed areas cannot be opened
tions in the floor plans are imposed by the by including opaque, manually operable vents
staircase and the row of columns in the central at irregular intervals. This solution ensures that
access zone. The second open stairway is po- at least some of the single cell units and the

10

∂green 02/17 nachhaltige architektur 45


Schnitte Dach / Fassade j Betonstein 60 mm 50 mm  steel rod with open office landscape on the second floor
horizontal + vertikal Mörtelbett fire protection coating have access to fresh air through the facade.
Maßstab 1:20 Abdichtung Flüssig- f 2 mm anodised alumi-
a Fenster: kunststoff nium sheet The ventilation panels are clad with wood
Dreifachverglasung Aufbeton im Gefälle 100 mm mineral wool on the inside and aluminium on the outside.
Holz-Aluminiumrahmen (2 % Neigung) ≥ 120 mm insulation Whereas the concrete framework acts as a
b Zugstab Stahl  50 mm Decke Stahlbeton g fire-resistant silicon seal
mit Feuerschutzanstrich 300 mm h 35 mm polished concrete brise soleil on the north-eastern side of the
c Träger Stahlbeton k Schwelle Beton paving slab building, textile blinds have been installed to
450/410 mm (Oberseite (Fertigteil) 60 mm metal crossbeams provide additional shading on the exterior of
2 % Gefälle) Mörtelbett 75 mm 105 mm metal pedestals
d Kiesbett ≥ 50 mm Wärmedämmung PUR 280 mm reinforced con- the south-western facade.
Abdichtung Bitumenbahn 160 mm crete slab Good insulation values were a key require-
2-lagig Trennlage PE i 35 mm polished concrete ment to reach the plus-energy standard.
Wärmedämmung PUR im Decke Stahlbeton paving slab
Gefälle (1,5 % Neigung) 300 mm metal crossbeams The roof has a U-value of 0.1 W/m2K and
208 mm l Außenwand Stahlbeton 102 mm metal pedestals the glazed facades a remarkable value of
Dampfbremse wasserundurchlässig 23 mm gypsum fibre- 0.73 W/m2K. A groundwater heat pump sup-
Decke Stahlbeton 280 mm 450 mm board
e Manschette Stahlblech Wärmedämmung XPS 120 mm EPS insulation plies hot water and thermal comfort in combi-
mit Feuerschutzanstrich 100 mm 300 mm reinforced nation with heating and cooling panels sus-
Zugstab Stahl  50 mm Dampfsperre concrete slab pended from the office ceilings. The panels
mit Feuerschutzanstrich Wärmedämmung 60 mm mineral wool insu-
f Aluminiumblech eloxiert Mineralwolle 50 mm lation/cement-bound not only radiate heat (and cold in summer) to
2 mm Gipskartonplatte wood wool panel (sand- the space below, but also activate the visible
Wärmedämmung Mine- 2 ≈ 12,5 mm wich panel) concrete floor slab above. Some of the fresh
ralwolle 100 mm j 60 mm concrete pavers
g Abdichtung Silikon Section roof / facade mortar bed air supply ducts are accommodated within
feuerbeständig horizontal + vertical liquid plastic sealant the ceiling panels. The fresh air is drawn in
h Betonstein geschliffen Scale 1:20 ≥ 120 mm concrete
a Window:
through the two vertical shafts at the ends of
35 mm overlay with 2 % slope
Traversen Metall triple glazing 300 mm reinforced the building and delivered to the individual
Stelzfüße Metall 105 mm wood-aluminium frame concrete slab offices through air supply ducts positioned
Decke Stahlbeton b 50 mm  steel tension k 60 mm concrete sill
rod with fire protection
above the suspended ceiling in the central
280 mm (prefabricated element)
i Betonstein geschliffen coating 75 mm mortar bed corridors. Fresh air is then supplied to the
35 mm c 450/410 mm reinforced 160 mm PUR insulation rooms on the facade side of the ceiling panels
Traversen Metall concrete beam (surface PE separating sheet
with 2 % slope)
and extracted on the opposite side close to
Stelzfüße Metall 102 mm 300 mm reinforced
Gipsfaserplatte 23 mm d ≥ 50 mm gravel bed concrete slab the doors.
Wärmedämmung EPS double-layer bituminous l 450 mm exterior rein- The photovoltaic modules on the roof beams
120 mm waterproofing membrane forced concrete wall,
208 mm PUR insulation
of the new office block are responsible for
Decke Stahlbeton watertight
300 mm with 1.5 % slope 100 mm XPS insulation achieving the plus-energy standard. They
Wärmedämmung Mine- vapour barrier vapour barrier generate a total of 56.9 kWp, which is approxi-
ralwolle/Deckschicht 280 mm reinforced 50 mm mineral wool
concrete slab
mately 20,000 kWh more energy than is con-
Holzwolleplatte zement- insulation
gebunden (Sandwich- e steel sheet sleeve with 2 ≈ 12.5 mm gypsum sumed by the building on an annual average.
paneel) 60 mm fire protection coating plasterboard The exteriors complete the ecological con-
cept: the landscape architects have used the
small remaining area north-east of the build-
b b
ing to create a biotope, which functions as an
infiltration pit and an aquatic plant treatment
system for rainwater runoff from the roofs. It
a
also provides one of the more attractive views
from the building. Four large openings in the
otherwise closed end facade provide views of
the grapevines on the slopes of the valley.

46 sustainable architecture ∂green 02/17


d e

c f

a a

b b

h g h

k i
j

∂green 02/17 nachhaltige architektur 47


04
Neue Gestaltungspotenziale

und praxis
forschung
für die Solarenergie
New design potentials for solar energy

1 Sanierung eines Mehr- Das Verhältnis vieler Architekten zur Photo- Photovoltaikmodule so zu gestalten, dass sie
familienhauses in Zürich,
voltaik gleicht einer Hassliebe: Die Module gar nicht mehr als solche erkennbar sind. In
Viridén + Partner 2016.
Fassade: 1535 m2 sind ein probates Mittel, um Gebäude mit Brütten bei Winterthur haben René Schmid
monokristalline regenerativer Energie zu versorgen. Zudem Architekten im Auftrag der Umwelt Arena
Siliziummodule
sind die Anschaffungskosten über die Jahre Schweiz mit zahlreichen Kooperationspartnern
Leistung: 148 kWp
Dach: 165 m2 monokris- deutlich gesunken − allein zwischen 2006 und das erste energieautarke Mehrfamilienhaus
talline Siliziummodule 2016 um etwa 70 %. Doch weil sich gerade die der Schweiz realisiert (Abb. 2).1) Um komplett
(PERC-Zellen) + 15 m2
besonders effizienten kristallinen Module in unabhängig von externer Energiezufuhr zu
Flachkollektoren
Leistung (Photovoltaik): einer schwarz-blauen Einheitsästhetik präsen- sein, müssen Strom und Wärme in dem Ge-
30 kWp tieren, stellen sie Architekten vor erhebliche bäude auch langfristig gespeichert werden.
Ertrag (Solarthermie):
gestalterische Herausforderungen. Dazu verfügt das Neunfamilienhaus neben
ca. 9000 kWh/a
2 Mehrfamilienhaus in Seit einigen Jahren ist allerdings Bewegung zwei Wärmespeichern und zwei Hausbatterien
Brütten, René Schmid geraten in die Gestaltung der Module. Dabei auch über einen Elektrolyseur mit angeschlos-
Architekten 2016.
nimmt insbesondere die Schweiz eine Vor- senem Wasserstofftank und Brennstoffzelle.
Fassade: 485 m2 mikro-
morphe Dünnschicht- reiterrolle ein. Das hat vor allem vier Gründe: Doch nicht nur die in dem Haus realisierte
module die verfügbaren, oft relativ hohen Baubud- Speichertechnik ist außergewöhnlich, sondern
Leistung: 47 kWp
gets, das Netzwerk hochkarätiger Forschungs- auch die 485 m2 große Photovoltaikfassade
Ertrag: ca. 27 000 kWh/a
Dach: 512 m2 mono- institute im Land, recht liberale Regelungen aus mikromorphen Dünnschichtmodulen. Das
kristalline Siliziummodule bezüglich der Zulassung der Produkte und die Deckglas wurde nachträglich sandgestrahlt
Leistung: 80 kWp
stringente Energiegesetzgebung. Seit 2015 und hydrophob beschichtet. Mit seiner außer-
Ertrag: ca. 65 000 kWh/a
3 Mehrfamilienhaus in müssen alle Neubauten in der Schweiz mit ordentlich matten Textur erinnert es eher an
Aesch, Mark Röösli 2016. Anlagen zur Eigenstromerzeugung versehen Faserzementtafeln als an Solarmodule. Laut
Fassade (West): 74 m2
sein, deren Leistung 10 W/m2 Energiebezugs- Eric Langenskiöld, Photovoltaikexperte beim
monokristalline Silizium-
module fläche beträgt. Für ein 150 m2 großes Einfami- Planungsbüro Basler & Hofmann, hat die
Leistung: 12 kWp lienhaus entspricht das einer Photovoltaik- Oberflächenbehandlung die Leistung der
Ertrag: ca. 6500 kWh/a
anlage von 8—10 m2 Größe. Nicht immer lassen Module (ca. 100 —110 W/m2) nicht beeinträch-
Dach: 276 m2 monokris-
talline Siliziummodule sich diese Anlagen dezent verstecken, und tigt. »Unsere Labormessungen haben keine
Leistung: 50 kWp vielerorts macht sich in der Schweizer Bevöl- Ertragsminderungen ergeben, und auch bei
Ertrag: ca. 39 000 kWh/a
kerung bereits Unmut darüber laut, dass rote Messungen im Gebäudebetrieb haben sich
Ziegeldächer mit blau oder schwarz glänzen- bisher keine Abweichungen gezeigt.«
den Modulen zugepflastert werden. Die Kosten der PV-Fassade inklusive Montage
beziffert Langenskiöld auf umgerechnet rund
Pilotprojekte mit neuen Oberflächen 560 €/m2. Üblicherweise, so Langenskiöld,
Dabei gibt es bereits heute Möglichkeiten, kosten Photovoltaikfassaden in der Schweiz
mindestens die Hälfte mehr. Um die Kosten im
Rahmen zu halten, wurden vorwiegend Stan-
dardmodule eines asiatischen Herstellers ver-
wendet und der Fassadenentwurf an ihre Pro-
portionen angepasst. Für die Giebelanschlüsse
lieferte der Hersteller gegen einen geringen
Aufpreis entsprechende Sonderformate.
Durch teilweises Ätzen des Frontglases erziel-
te der Architekt Mark Röösli die gestreifte
Textur der Photovoltaikmodule, die er an der
westlichen Giebelfront eines Zehnfamilien-
hauses in Aesch bei Luzern anbringen ließ
(Abb. 3). Auf diese Weise gelang es ihm, die
Module optisch an die Holzverschalung der
Längsfassaden und des Sockelbaus anzunä-
hern. Verwendet wurden in diesem Fall Hoch-
leistungsmodule aus kristallinem Silizium,
deren einzelne Zellen hinter der Modulober-
fläche kaum noch erkennbar sind.2) Die Modu-
le an der Westfassade und auf dem Dach sol-
1

48 research and practice ∂green 02/17


len im Jahr genug Strom liefern, um den Ener-
giebedarf des Hauses zur Hälfte zu decken.
In unauffälligem Grau präsentiert sich ein
1981 errichtetes Mehrfamilienhaus in zentraler
Lage in Zürich nach seiner Sanierung und
Aufstockung durch die Architekten Viridén +
Partner (Abb. 1). Auch hier ist der vorgehäng-
ten hinterlüfteten Glasfassade nicht anzuse-
hen, dass sie mit Photovoltaik aktiviert wurde.
Insgesamt knapp 1700 monokristalline Modu-
le in 18 Größen sind an den Fassaden verbaut.
Die Abdeckung aus satiniertem Sicherheits-
glas ist auf der Rückseite mit einem Glaskera-
mikdruck versehen. Im Laufe der rund einjäh-
rigen Produktentwicklung entstanden neben
grauen auch farbige Module in Rot, Grün und
Gelb, die die Architekten für künftige Entwürfe
verwenden wollen.3) Karl Viridén schätzt, dass 2

sich die Mehrkosten gegenüber einer Glas- Folien verwendet, um rötliche Solarmodule 1 Refurbishment of an
apartment building in
fassade ohne Photovoltaik durch die Stromer- zur Integration in Ziegeldächer herzustellen.5) Zurich, Viridén + Partner
träge binnen etwa 15 Jahren amortisieren. In Dazu verwendeten die Forscher Dünnschicht- 2016.
der Jahressumme sollen die Module mehr zellen aus amorphem Silizium, die im Urzu- Facade: 1535 m2
monocrystalline silicon
Strom liefern, als in den 28 Wohnungen und stand eine dunkelrote Färbung besitzen, mo- modules
zwei Büroeinheiten im Haus verbraucht wird. difizierten ihre Dicke und laminierten hinter Power: 148 kWp
die Zellen eine Farbfolie aus Polyvinylbutyral Roof: 165 m2 monocrys-
talline silicon modules
Farbgebung von Solarmodulen (PVB) (Abb. 10). Mit einem matten, texturier- (PERC cells) + 15 m2 flat
Um farbige Photovoltaikmodule herzustellen, ten Solarglas gelang es, auch den Reflexions- plate collectors
kann man prinzipiell drei ihrer Bestandteile grad der Module an jenen traditioneller Zie- Power (PV): 30 kWp
Solar thermal yield:
einfärben: die Solarzellen selbst, das Front- geldächer anzunähern. Das Schweizer Tech- approx. 9,000 kWh/yr
glas oder die Einbettfolien im Inneren der nologietransfer-Unternehmen ÜserHuus 2 Apartment building in
Module (Abb. 4, 7−13).4) (schweizerdeutsch für »unser Haus«) 6) hat die Brütten, René Schmid
Architekten 2016.
Farbige Photovoltaikmodule sind kein ganz Module inzwischen an einem Musterhaus Facade: 485 m2 micro-
neues Phänomen. Das zeigen Pilotprojekte im britischen Watford und − in modifizierter morph thin-film modules
wie der Pavillon »home+«, den die Hochschu- Form − an einem Carport im schweizerischen Power: 47 kWp
Yield: approx.
le für Technik Stuttgart zum Solar Decathlon Hergiswil einem Praxistest unterzogen. Ein 27,000 kWh/yr
Europe 2010 in Madrid realisiert hat (Abb. 5). Nachfolgeprojekt steht jedoch nicht in Aus- Roof: 512 m2 monocrys-
Die Farben entstehen dabei durch leichte Mo- sicht. Patrick Heinstein vom CSEM verweist zur talline silicon modules
Power: 80 kWp
difikationen im Herstellungsprozess: Silizium- Begründung auf den geringen Wirkungsgrad Yield: approx.
Wafer sind im Naturzustand grau und erhalten der Module von nur rund 4 %, der ihren Ein- 65,000 kWh/yr
ihre blaue oder schwarze Färbung erst beim satz unwirtschaftlich macht. Stattdessen arbei- 3 Apartment building in
Aesch, Mark Röösli 2016.
Auftrag einer wenige Nanometer dünnen ten die Forscher aus Neuchâtel inzwischen an Facade (west-facing):
Antireflexschicht, die die Effizienz der Zellen Terrakottamodulen auf Basis hocheffizienter 74 m2 monocrystalline
deutlich steigert. Modifiziert man die Dicke kristalliner Siliziumzellen, deren Herstellung silicon modules
Power: 12 kWp
dieser Schicht, so lassen sich (auf Kosten von das belgische Unternehmen Issol übernom- Yield: approx.
15−30 % geringeren Energieerträgen) fast alle men hat.7) Dabei werden keine zusätzlichen 6,500 kWh/yr
denkbaren Farben erzeugen. Die Methode ist Roof: 276 m2 monocrys-
talline silicon modules
seit rund 15 Jahren erprobt und vergleichs- Power: 50 kWp
weise kostengünstig. Wirklich homogen er- Yield: approx.
scheint die Moduloberfläche bei dieser Tech- 39,000 kWh/yr
nologie indes nicht – die charakteristische 1)
Weitere Informationen zu
Kristallstruktur der Zellen bleibt in jedem Fall dem Neubau vermittelt die
Umwelt Arena in Spreiten-
erhalten. Auch die reflektierenden Leiterbah- bach in einer Ausstellung.
nen (Busbars) auf der Zellvorderseite prägen www.umweltarena.ch
2)
nach wie vor das Fassadenbild. Modulhersteller: ertex
solartechnik, www.ertex-
solar.at
Filterfolien 3)
Modulhersteller: PVP Pho-
Eine zweite Möglichkeit, die Modulfarbe zu tovoltaik, www.pvp.co.at
4)
Christian Roeske / Hoch-
verändern, sind Farb- oder Filterfolien, die auf schule Luzern: Farbige PV-
Photovoltaikmodule auflaminiert oder darin Module — Technologien,
integriert werden. So lässt sich − bei ähnlichen Typen und Anwendungen.
Vortrag beim 32. Symposi-
Ertragseinbußen wie bei den Farbsolarzellen um Photovoltaische Solar-
− ein deutlich homogenerer Farbeindruck er- energie, Bad Staffelstein,
zielen. Das Schweizer Forschungs- und Ent- 8.—10.3.2017
5)
www.ccem.ch/archinsolar
wicklungszentrum CSEM in Neuchâtel hat im 6)
www.userhuus.com,
Rahmen des Forschungsprojekts Archinsolar www.userhuus.ch
3

∂green 02/17 forschung und praxis 49


cSi-Zellen mit Anti- und auf der Vorderseite mit einer weiteren
reflexbeschichtung /
cSi cells with antireflec-
ETFE-Schutzfolie versehen (Abb. 11).
tive coating Um die auf den sichtbaren Wellenlängen-
Farbige Zellen / bereich beschränkte Lichtreflexion zu errei-
Coloured cells Dünnschicht / chen, nutzen die Forscher das Phänomen der
Thin-film
(aSi, CIS, DSC)
Interferenz. Auf die Filterfolie sind zahlreiche
nanometerdünne Metalloxidschichten aufge-
dampft, die abwechselnd aus Materialien mit
Spektral selektive Farbige Front- hohem und geringem Brechungsindex beste-
Folien / Spectrally sheets (Filter) /
selective foils Coloured front hen. Damit die Folie homogen weiß erscheint,
Farbige PV / Farbige Folien / sheets (filters) statt in allen Regenbogenfarben zu schillern,
Coloured PV Coloured foils
PVB-Folien / ist sie zudem mit einer stark lichtbrechenden
PVB foils Farbige Back- Oberflächenstruktur versehen. Durch Modifi-
sheets / Coloured
back sheets
kationen des Schichtaufbaus auf der Reflektor-
folie lassen sich außer Weiß auch andere Far-
Spektral selektive ben erzeugen, was jedoch einen nicht uner-
Keramischer
Beschichtungen / Spec-
Digitaldruck /
heblichen Entwicklungsaufwand voraussetzt.
trally selective coatings Hergestellt wird die Folie derzeit von dem
Farbige Gläser / Ceramic digital
Coloured glass print Schweizer Unternehmen Solaxess.8) Als erster
Glasdruck /
Printed glass
Industriepartner will Issol die Folien in Solar-
Siebdruck / module integrieren und diese vermarkten.
Screen-print
4
Gläser mit spektral selektiver Beschichtung
4 Methoden der Farbge- Folien ins Modul integriert, sondern die Innen- Bereits praxiserprobt ist eine Farbgebungs-
bung von Photovoltaik- seite der Frontscheibe mit einem Siebdruck technik, die an der EPFL in Lausanne entwi-
modulen
5 Plusenergiehaus versehen (Abb. 21). ckelt und inzwischen von dem Schweizer Start-
»home+« für den Solar Mit einer weiteren Folientechnologie erregte up-Unternehmen SwissInso vermarktet wird.9)
Decathlon Europe in das CSEM 2014 weltweites Aufsehen: Erstmals Dabei werden auf die Rückseite des Frontgla-
Madrid, Hochschule für
Technik Stuttgart 2010 gelang dem Forschungsinstitut die Herstel- ses nanometerdünne Oxidschichten aufge-
6 Kristalline Photovoltaik- lung weißer Solarzellen. Aus physikalischer dampft, die einen eng umgrenzten Spektral-
module mit und ohne Sicht erscheint dies zunächst widersinnig, da bereich des Lichts reflektieren. Die Vorder-
weiße Streu- und Filter-
folie weiße Oberflächen alle Wellenlängen des seite des Deckglases wird überdies im Ätz-
7 Eigenschaften und Kenn- einfallenden Lichts reflektieren. Die Module verfahren mattiert (Abb. 18). Durch Variation
daten farbiger Photo- absorbieren also nur noch die nicht sichtba- der Schichtanzahl und -dicke lassen sich un-
voltaikmodule
ren (vor allem Infrarot-) Anteile des Lichts und terschiedliche Glasfarben herstellen. Die Glä-
4 Colouring methods for wandeln sie in Strom um. Damit gehen zwar ser wurden ursprünglich für thermische Solar-
photovoltaic modules
5 Plus-energy house
rund 40 % des Modulertrags verloren. Verwen- kollektoren entwickelt, eignen sich aber auch
“home+” for the Solar De- det man im Inneren der Module jedoch hoch- für alle Arten von Photovoltaikmodulen.10)
cathlon Europe in Madrid, effiziente Heterojunction-(HJT-)-Solarzellen, Eine Schwierigkeit bei ihrer Entwicklung lag
Hochschule für Technik
Stuttgart 2010
lassen sich dennoch Gesamtwirkungsgrade darin, unabhängig vom Blickwinkel des Be-
6 Crystalline photovoltaic von über 11 % erreichen (Abb. 6, 17). trachters einen gleichmäßigen Farbeindruck
modules with and without Prinzipiell lassen sich jedoch alle Arten kristal- zu erzielen. Das ist mit Einschränkungen ge-
white diffuser and filter
film
liner Siliziummodule auf diese Weise — auch lungen, wie das bisher größte mit den Modu-
7 Properties and physical nachträglich — zu weißen Modulen umrüsten. len ausgestattete Gebäude in Europa zeigt.
characteristics of col- Außen auf das Frontglas (statt wie bei anderen Beim Neubau der Internationalen Schule in
oured PV modules
Folientechnologien im Inneren des Moduls) Kopenhagen ließ das Büro C. F. Møller die
wird eine Streu- und Filterfolie auflaminiert Fassaden mit 6000 m2 bläulich schimmernden
Photovoltaikmodulen ausstatten (Abb. 15).
Sie sollen rund 40 % des Strombedarfs im Ge-
bäude decken. Die 70 ≈ 70 cm großen Fassa-
denmodule sind auf unterschiedlich geneigte
Metallkassetten montiert. Je nach Neigung er-
scheinen sie heller oder dunkler, und je nach
Sonneneinstrahlung changiert ihr Farbton von
hellblau bis türkisgrün.
Der Wirkungsgradverlust durch die Farbbe-
schichtung beträgt laut Hersteller je nach
Farbton nur 8 bis 15 %. Diese Angaben sind
jedoch etwas zu niedrig gegriffen, wie ein
erster Praxistest an einem sanierten Kohlesilo
in Basel zeigte (Abb. 16). Dort wurden in der
Südfassade Module in vier Farben installiert;
auf dem Pultdach kamen überdies schwarze
Standardmoule zum Einsatz. Auf diese Weise
war auch ein Vergleich der unterschiedlichen
5

50 research and practice ∂green 02/17


7)
www.issol.be
Modulerträge möglich. Nach rund einjährigen 8)
www.solaxess.ch
Messungen der Fachhochschule Nordwest- 9)
www.swissinso.com,
schweiz liegt der Ertrag der Farbmodule auf www.emirates-insolaire.
com
dem Dach um 12−19 % niedriger als derjeni- 10)
Folgende Modulhersteller
ge der schwarzen Module.11) Auch zwischen bieten die Gläser derzeit
den einzelnen Farben zeigten sich leichte Effi- an: Antec Solar, SI Module,
Solvis (Photovoltaik), Ernst
zienzunterschiede: Türkis lieferte die höchsten Schweizer, Doma Solar
Erträge vor Blau, Grau und Gelb. (Solarthermie)
11)
Falk Dorusch: Coal silo
transformation. Perfor-
Druckverfahren und Pigmentauftrag auf Glas mance analysis of a multi-
Siebdruck ist ein schon lange bewährtes Ver- coloured building integra-
fahren, um Gläser farbig zu gestalten. Bei ted PV system. Vortrag
zum Kongress »Advanced
Photovoltaikmodulen wird in der Regel die Building Skins« in Bern,
den Solarzellen zugewandte Innenseite des 10.10.2016
Frontglases bedruckt. Je nach Farbton und – 12)
Stephen Wittkopf: Schön
viel Strom produzieren.
intensität ergeben sich Wirkungsgradverluste Gebäudehülle 12/16,
zwischen 15 und 50 %. Kristalline Solarmodule S. 16ff.
6
erreichen so flächenbezogene Leistungen von 13)
www.nfp70.ch/de/News/
Seiten/04072016_news_
90 W/m2 (Weiß) bis 140 W/m2 (dunkle Farb- »Bei mehrfarbigen Druckverfahren besteht die nfp70_energy-challenge.
töne). Einfarbiger Siebdruck ist von allen Me- Kunst darin, die durch die Druckfarbe verur- aspx
thoden der Farbbeschichtung für Solargläser sachte Abschattung über die ganze Modul- 14)
mit Anzeige der Anlagen-
leistung in Echtzeit, vgl.
die kostengünstigste; bei mehrfarbigen Moti- fläche gleich zu halten. Sonst entstehen an www.hslu.ch/umweltarena
ven können jedoch rasch deutlich höhere Kos- den Kontraststellen Hot Spots, an denen sich 15)
Projektleitung:
ten zusammenkommen. das Modul stark aufheizen und Schaden neh- Energie Impulse Region
Basel
Die Firma Issol verwendet das Verfahren zur men kann. Wir erreichen diesen einheitlichen Projektbeteiligte:
Herstellung ihrer Terrakottamodule, fertigt Lichtdurchlass, indem wir die Schichtdicke der Architekturbüro raumweg
aber auch projektindivuduelle Lösungen an: Farbe und den Abstand des Punktrasters je www.raumweg.ch
Atelier Weidmann
2015 stattete das Unternehmen ein Büro- nach Farbton variieren.« Als Leistungsnach- www.atelier-weidmann.ch
gebäude in Drammen bei Oslo mit einer weis für die Technologie präsentierten Witt- Solvatec AG
1250 m2 großen Photovoltaikfassade aus sma- kopf und seine Kollegen gemeinsam mit der www.solvatec.ch
Weitere Informationen
ragdgrün bedruckten Modulen aus. Laut Her- Firma ÜserHuus Glas/Glas-Module mit den unter www.gewerbe-basel.
steller betrug der Verlust beim Wirkungsgrad aufgedruckten Wappen der Schweizer Kanto- ch/content/uploads/2017/
hier lediglich 17 %. ne.13) Sie wurden inzwischen an einem Trep- 03/Photovoltaik-Panels-
Hintergrundinfo.pdf
Maximal 20 % Wirkungsgradverlust − hier penturm neben der Umwelt Arena in Spreiten- 16)
www.solaronix.com
jedoch unabhängig vom Farbton − verspricht bach installiert (Abb. 20).14)
auch Stephen Wittkopf, Professor an der Auf eine Farbbeschichtung auf der Außen-
Hochschule Luzern, von dem optimierten ke- seite der Module setzt hingegen die Basler Ar-
ramischen Digitaldruckverfahren, das er ge- beitsgemeinschaft Solarglaslabor, zu der sich
meinsam mit seinen Mitarbeitern und dem mehrere mittelständische Unternehmen und
Unternehmen Glas Trösch entwickelt hat.12) das Architekturbüro raumweg zusammenge-
Dabei wird die Farbe während des normalen schlossen haben.15) Dabei wird die Oberfläche
Glashärtungsprozesses bei rund 600 °C in das des fertigen Moduls zunächst sandgestrahlt
Glas eingebrannt. Laut Wittkopf bietet das und die dadurch entstandenen Vertiefungen
Verfahren bei mehrfarbigen Motiven Kosten- im Glas in einem (geheim gehaltenen) Verfah-
vorteile gegenüber dem Siebdruck. Außer- ren mit Farbpigmenten aufgefüllt. Abschlie-
dem lässt sich die Farbdicke und damit die ßend wird die Oberfläche als Schutz vor Ver-
Moduleffizienz genauer steuern. Wittkopf: schmutzungen versiegelt (Abb. 19).

farbige Silizium- Farbstoffzellen / Folie / Foil Glasbeschichtung / Glas-Siebdruck / Glas-Digitaldruck /


zellen / Coloured Dye-sensitized Colour coating on Coloured screen- Digital print on
cSi cells solar cells glass print glass
Effizienzverlust durch Farbe / 15 — 40 % — 20 — 45 % 8 — 15 % 1) 15 — 60 % 10 — 40 %
Efficiency loss through colour
Resultierende Moduleffizienz (Referenz: 10 — 15 % 2—4% 9 — 14 % 14 — 15 % 1) 7 — 14 % 10 — 15 %
16,5 %) / Resulting module efficiency
(reference: 16,5 %)
Zusatzkosten farbige Schicht / — — 75 — 150 €/m2 ca. 70 €/m2 > 50 €/m2 75 — 150 €/m2
2)
Additional cost for coloured layer
Anzahl verfügbarer Farben (2017) / ca. 10 ca. 5 — 10 8 Standardfarben / 8 unbegrenzt / unbegrenzt /
Number of colours available (2017) 8 standard colours unlimited unlimited
Individuelle Motive / Customised patterns — — (‡) — ‡ ‡

Anbieter / Manufacturer Sunshine PV, Solaronix Solaxess/ SwissInso / ertex, ViaSolis, ÜserHuus, ertex
LOF Solar Issol Emirates Insolaire 3) Hero-Solar, Issol
1)
lt. Herstellerangabe. Bei Feldmessungen leicht höhere Effizienzverluste (12— 19 %) / according to manufacturer. Slightly higher efficiency losses (12—19 %)have be-
en observed in field tests 2) Kosten abhängig von Anzahl der Farben / costs depend on number of colours 3) Modulhersteller / module manufacturers: Antec So-
lar, Si-Module, Solvis (PV), Ernst Schweizer, Doma Solar (ST)
7

∂green 02/17 forschung und praxis 51


8 Kristallines Modul mit
farbiger Antireflexschicht
(schematischer Aufbau)
9 Modul mit Farbstoffzellen
10 Terrakottafarbenes
Dünnschichtmodul
11 Weißes Modul mit Streu-
und Filterfolie
12 Modul mit spektral
selektiver Glasbeschich-
tung
13 Modul mit bedrucktem
Solarglas
a Glas a b cb a a bd b a a b ef b a gb hb a b cb i a‘ b c b a a‘‘ b c b a
a’ Glas mit spektral
selektiver Rückseiten- 8 9 10 11 12 13
beschichtung Auch dieses Verfahren lässt sich prinzipiell an 300 m2 großen Installation an der Westfassade
a’’ Glas mit rückseitigem
Farbaufdruck (Sieb- jedem Modultyp anwenden. Die Spiegelung des SwissTech Convention Centers der EPFL
oder Digitaldruck) der Glasoberfläche wird durch den Farbauf- in Lausanne von Richter Dahl Rocha (Abb. 14).
b Einbettfolie (PVB oder trag weitgehend eliminiert. Erste Messreihen Dabei wurden aber auch ihre Grenzen deut-
EVA)
c kristalline Solarzellen haben ergeben, dass der Modulwirkungsgrad lich: Die verbauten Module haben Wirkungs-
d Farbstoff-Solarzelle je nach Farbton um 10 bis 25 % sinkt. Martin grade unter 1 % und die gesamte Anlage er-
e Dünnschichtzelle Gruber vom Basler Gewerbeverband schätzt reicht eine Leistung von gerade einmal 1 kWp,
f farbige Rückseiten-
folie (PVB) die Gefahr von Hot Spots als eher gering ein. auch weil rund die Hälfte der Module zulas-
g ETFE-Schutzfolie »Wir legen Wert darauf, dass unsere Farben ten der Stromausbeute nur mit einer relativ
h Streu- und Filterfolie möglichst transparent sind und nur denjeni- schwachen Färbung versehen ist. Überdies
(weiß oder farbig)
i Backsheet (schwarz) gen Lichtanteil reflektieren, der optisch wahr- war die Modulfertigung von Hand unverhält-
genommen werden soll. Dadurch entstehen nismäßig teuer. Außerdem bestehen mit Farb-
8 Crsystalline module with nur sehr geringe Leistungsverluste, selbst bei stoffzellen noch keine Langzeit-Praxiserfahrun-
coloured antireflex coat- vollflächig eingefärbten Panels.« Ein erstes gen. Inzwischen sind mit verändertem Modul-
ing (structural diagram)
9 Module with dye-sensi- Referenzprojekt ist bereits realisiert: Im Früh- aufbau zwar Wirkungsgrade um die 4 % mach-
tised cells jahr 2017 wurden die Fassaden eines Mehr- bar. Der Modulhersteller Solaronix16), eine
10 Terracotta-coloured thin- familienhauses in Basel mit gelben Modulen Ausgründung der EPFL, konzentriert sich in-
film module
11 White module with dif- aus dem Solarglaslabor bestückt. zwischen jedoch auf eine andere Technolgie,
fuser and filter films die sogenannten Perowskit-Zellen, die einen
12 Module with spectrally Farbstoff-Solarzellen Wirkungsgrad von 10 −12 % erreichen. Sie
selective glass coating
13 Module with printed Einen ganz anderen Aufbau als die bisher vor- sind komplett schwarz, können aber kosten-
solar glass gestellten Modultypen haben die Farbstoff- günstig mittels Siebdruck auf das Glas aufge-
a Glass Solarzellen oder (nach ihrem Erfinder Michael tragen werden. Dabei sind auch Muster und
a’ Glass with spectrally
selective coating on Grätzel so genannten) Grätzelzellen. Bei ihnen unterschiedliche Grauabstufungen realisier-
the reverse absorbiert eine dünne Farbstoffschicht das bar, sodass Perowskit-Zellen interessante Per-
a’’ Glass with reverse- einfallende Licht. Da sowohl sie als auch die spektiven als teiltransparenter Sonnenschutz
side colour print
b Encapsulation foil nanometerdünnen, auf Glasplatten aufgetra- auf Ganzglasfassaden eröffnen.
(PVB or EVA) genen Elektroden transluzent sind, lassen sich
c Crystalline solar cells mit Grätzelzellen farblich homogene, durch- Ausblick
d Dye-sensitised cell
e Thin-film solar cell scheinende Solarfassaden konstruieren. Die Der Boden scheint bereitet für Photovoltaik-
f Coloured PVB foil Farbpalette umfasst Rot, Orange und Oliv- dächer und -fassaden, die sich weit besser als
g ETFE protective foil grün, blaue und graue Module lassen sich bisher an ihr Umfeld anpassen. Dennoch dürf-
h Diffuser and filter film
(white or coloured) hingegen nicht herstellen. Ihren ersten Groß- ten die hier beschriebenen Technologien
i Back sheet (black) einsatz erlebte die Technologie 2014 in einer zunächst auf einen Nischenmarkt beschränkt
bleiben: Sie kosten mindestens 40−50 €/m2
mehr als Standardmodule und bringen einen
10−50 % geringeren Ertrag. Realistisch wurde
ihre Anwendung erst durch die Wirkungs-
gradsteigerungen und den Preisverfall der So-
lartechnik in den letzten 10 Jahren. Es ist heu-
te leichter zu verkraften, wenn ein paar Pro-
zent Stromertrag zugunsten einer ansprechen-
deren Gestaltung »verschenkt« werden. Au-
ßerdem machen die neuen Technologien die
Photovoltaik in Bereichen hoffähig, wo sie es
bisher nicht war. Patrick Heinstein verdeutlicht
dies am Beispiel terrakottafarbener Module:
»Die Module ermöglichen die Installation von
Photovoltaik in bislang strikt davon ausge-
nommenen, da denkmalgeschützten Zonen.
Unter diesem Blickwinkel ist jede derartige
Solaranlage ein hundertprozentiger Gewinn
gegenüber einer nicht installierten.« JS
14

52 research and practice ∂green 02/17


15 16

The installation of photovoltaic arrays on Architect Mark Röösli used partial etching of 14 Westfassade des Swiss
buildings is an essential component of cli- the front glass to achieve the striated texture Tech Convention Cen-
ters in Lausanne, Richter
mate-neutral construction. Yet the fact that the of the photovoltaic modules that he used on Dahl Rocha & Associés
especially efficient crystalline modules have the west-facing gable of a ten-unit apartment mit Catherine Bolle 2014
thus far only been available in uniform shades building in Aesch, near Lucerne (fig. 3). The 15 Internationale Schule
in Kopenhagen, C.F.
of black or blue has presented architects with process allowed him to visually adapt the Møller 2017
a substantial challenge. modules to the timber panelling of the long 16 Sanierung eines Kohle-
In recent years however, changes have begun facades and the plinth. In this case, the indi- silos in Basel, Baubüro
in situ 2014
to take place in module design. Switzerland is vidual cells of the high-performance crystal- 17 Absorptions- und Trans-
adopting an especially active leadership role line silicon modules he employed can barely missionsspektrum der
in these developments. Together with numer- be distinguished behind the module surface.2) am CSEM entwickelten
weißen Filterfolie. Sicht-
ous collaborators, René Schmid Architekten After being renovated and furnished with ad- bares Licht wird nahezu
have built Switzerland’s first energy-self-suffi- ditional storeys by architects Viridén + Partner, komplett reflektiert, der
cient apartment building in Brütten (fig. 2).1) an apartment building in central Zurich built in größte Teil der Infrarot-
strahlung kann die Folie
Its grid-independent energy concept is not 1981, is clad in an unobtrusive shade of grey hingegen passieren.
the only unusual feature of this building – it (fig. 1). Here, too, the appearance of the rear- 18 Funktionsweise des an
also boasts a 485 m2 photovoltaic facade of ventilated glass curtain facade does not reveal der EPFL entwickelten
Solarglases mit spektral
micromorph thin-film modules. The glass cover its photovoltaic activation. In all, just under selektiver Beschichtung
panes were retroactively sandblasted and 1,700 monocrystalline modules in 18 sizes are auf der Rückseite
coated with water repellent. Their strikingly incorporated into the facades. The reverse
matte texture is more reminiscent of fibre ce- sides of the satin-finished safety glass cover 14 Western facade of the
ment panels than solar modules. According to panels are printed with a glass ceramic layer.3) Swiss Tech Convention
Centre in Lausanne,
Eric Langenskiöld, photovoltaics expert at the Karl Viridén estimates that the electricity gen- Richter Dahl Rocha &
engineering firm Basler & Hofmann, the sur- erated by the modules will amortise their ad- Associés with Catherine
face treatment did not compromise the power ditional cost (compared to a non-activated Bolle 2014
15 International school
output of the modules, which is about 100– glass facade) over a period of about 15 years. in Copenhagen, C.F.
110 W/m2. ”Our laboratory measurements Møller 2017
showed no declines in yield, and measure- The colouration of solar modules 16 Refurbishment of a coal
silo in Basel, Baubüro
ments performed during building operations In principle, there are three components of in situ 2014
have indicated no deviations thus far.” photovoltaics that can be dyed to produce 17 Absorption and trans-
mission spectra of the
UV sichtbar / visible infrarot / infrared white filter film devel-
[%]

100 Lichtstreuende Oberfläche / Farbbeschichtung / oped at CSEM. Visible


Diffusive Surface Colored Coating light is almost complete-
80 ly reflected, while the
Sonneneinstrahlung / bulk of the infrared radi-
Solar irradiation ation passes through
60
the film.
18 Functioning of the EPFL-
40 Diffuse Reflektion developed solar glass
(farblos) / Diffused with spectrally selective
glass reflection coating on the reverse
20
side
Diffuse farbige Strahlungstransmission /
0 Reflektion / Diffused Transmitted radiation
400 600 800 1000 1200 colored reflection
Wellenlänge / Wavelength [nm]
Reflexion / Reflectance Transmission/Transmittance Verglasung / Glazing
17 18

∂green 02/17 forschung und praxis 53


19 Farbig beschichtete coloured modules: the solar cells themselves, Glasses with spectrally selective coatings
Solargläser der Arbeits- the facing glass or the embedding films within A colouration technique that has already been
gemeinschaft Solarglas-
labor the module (fig. 4, 7−13). Coloured crystalline proven in practice was developed at the Swiss
20 Digital bedruckte Glas / solar cells are not a new phenomenon (fig. 5). Polytechnical Institute in Lausanne (EPFL) and
Glas-Module mit den The colours arise from slight modifications in is now being marketed by the Swiss start-up
Wappen der Schweizer
Kantone an einem Trep- the manufacturing process. Silicon wafers are enterprise SwissInso.6) In this technique, nano-
penturm neben der Um- grey in their natural state and only acquire metre-thin oxide coatings, which reflect a nar-
welt Arena in Spreiten- their blue or black hue after the application of rowly defined bandwidth of visible light, are
bach (CH)
21 Terrakottafarbene Solar- a nanometre-thin, antireflective coating, which deposited onto the reverse side of the front
module mit siebbe- significantly raises the efficiency of the cells. glass. An etching process renders the facing
drucktem Frontglas auf Changes in the thickness of this coating can side matte (fig. 18). Here too, variations in the
einem Bauernhof in
Ecuvillens (CH) produce just about any imaginable colour, number and thickness of the coating layers
at the cost of a 15 – 30 % reduction in energy result in varying colours of glass. The glass is
19 Colour-coated solar
glass developed by the
yields. This technique has been successfully not only suitable for all types of PV modules,
Solarglaslabor consorti- employed for about 15 years and is relatively but also for thermal solar collectors.7)
um inexpensive. However, it does not lend the The effect of the module colouration is strik-
20 Digitally printed glass /
glass modules with the
modules a homogeneous appearance, since ingly showcased in the new building of the
coats of arms of the the characteristic crystalline structure of the International School in Copenhagen by C.F.
Swiss Cantons on a stair- cells is preserved. The reflective busbars on Møller Architects (fig. 15). The facade mod-
case tower next to Um-
welt Arena Spreitenbach
the front of the cells likewise remain visible in ules, each 70 ≈ 70 cm in size, are mounted on
(CH) the facade. variously inclined metal cassettes. The inclina-
21 Terracotta-coloured so- tion angle determines whether they appear
lar modules with screen-
printed front glass on a
Filter films brighter or darker, and changes in the inci-
farm building in Ecuvil- A second method of changing module colour dence of sunlight create colour shifts ranging
lens (CH) is through the use of coloured or filter films from light blue to turquoise green.
that are either deposited onto or integrated According to the manufacturer, the decline in
into photovoltaic modules. In 2014, the Swiss efficiency resulting from the colour coating is
research centre CSEM achieved worldwide only 8 to 15 %. In practice, however, tests on a
renown when its researchers managed to pro- refurbished coal silo in Basel indicated slightly
duce pure white solar cells using such films greater losses (fig. 16). About a year’s worth of
for the first time (fig. 6). From a physical stand- measurements revealed that the yield of the
point this achievement appears somewhat coloured roof modules was 12—19 % lower
counterintuitive, since white surfaces reflect all than that of standard black modules.8)
visible wavelengths of incident light. The mod-
ules therefore absorb only the invisible (main- Printing processes and pigment application
ly infrared) portions of the spectrum and con- Screen-printing is a long-established method
vert these into electricity, resulting in a loss in for colouring glass. In PV modules, the print
module yield of approximately 40 %. If, how- is usually applied to the inner surface of the
ever, highly efficient heterojunction (HJT) solar front glass, facing the solar cells. Depending
cells are employed, overall module efficien- on the shade and intensity of the colour, the
cies of over 11 % are nevertheless achievable resulting losses in efficiency range between
(fig. 6, 17). In principle, this technique can 15 and 50 %, so a white crystalline module will
be used to turn all types of crystalline silicon have an efficiency of up to 90 W/m2, while
module white – even retroactively. The exteri- those with darker-hues reach 140 W/m2. Sin-
or of the facing glass is laminated with a dif- gle-colour screen-printing is the least expen-
fuser and filter film and protected with an ad- sive of all PV module colouring methods. The
ditional ETFE foil (fig. 11). firm Issol uses it to manufacture terra-cotta-
In order to limit the reflectivity to visible wave- coloured modules for roof-integration that it
lengths, researchers have made use of the has developed in collaboration with CSEM in
phenomenon of interference. Numerous na- Neuchâtel (fig. 21). In principle there are no
nometre-thin metal oxide coatings, the indices limits to the range of colours: in 2015, Issol
of which reflection alternate between high equipped an office building in Drammen near
and low values, are deposited onto the filter Oslo with a 1,250 m2 photovoltaic facade
film. To ensure that the film appears uniformly made up of emerald-green printed modules.
white instead of shimmering in all colours According to the manufacturer, the loss in effi-
of the rainbow, a strongly diffractive surface ciency in this case was only 17 %.
structure is also utilised. In principle, modifica- Stephen Wittkopf, a professor at the University
tions in the layering on the reflector foil will of Lucerne, guarantees a maximum efficiency
produce other colours as well, though this loss of 20 % — regardless of colour — using
process would require a considerable devel- an optimised ceramic digital printing process
opmental investment. Currently, the Swiss that he developed together with his col-
enterprise Solaxess4) manufactures the film. leagues and the firm Glas Trösch (fig. 20). In
Solaxess’ first industrial partner, the Belgian this method, the colour is burned into the
firm Issol, intends to integrate the films into glass at approximately 600 °C during the nor-
solar modules and sell them commercially.5) mal glass-hardening process. According to
19

54 research and practice ∂green 02/17


2014 on the western facade of the EPFL’s 1)
Further information on the
Swiss Tech Convention Centre in Lausanne by project can be found in an
exhibition at Umwelt Arena
Richter Dahl Rocha (fig. 14). Its limitations soon Spreitenbach,
became evident: the installed modules have www.umweltarena.ch
2)
efficiencies of less than 1 %, and the entire in- Module manufacturer:
Ertex Solartechnik,
stallation achieves a peak power of barely one www.ertex-solar.at
kilowatt. In addition, there is as yet no long- 3)
Module manufacturer:
term practical experience with dye-sensitised PVP Photovoltaik,
www.pvp.co.at
cells. Though variations in module structure 4)
www.solaxess.ch
have now made efficiencies of about 4 % 5)
www.issol.be
6)
achievable, the cell manufacturer Solaronix10), www.swissinso.com,
www.emirates-insolaire.
a spin-off of the EPFL, has since turned its fo- com
cus to another technology: so-called perovs- 7)
The following manufactur-
kite cells, which have higher efficiencies of ers are currently integrat-
ing the coloured glass into
10 —12 %. These are completely black, but can their modules: Antec Solar,
be inexpensively applied to glass via screen- Si-Module, Solvis (PV),
printing. Since they can be used to create pat- Ernst Schweizer, Doma
Solar (solar thermal)
20 terns and various gradations of grey, perovskite 8)
Falk Dorusch: Coal silo
Wittkopf, digital printing has cost advantages cells open up interesting possibilities in semi- transformation. Perfor-
over screen-printing for multi-coloured appli- transparent sun shading on glass facades. mance analysis of a multi-
coloured building integrat-
cations. In addition, the colour thickness and ed PV system. Presentation
therefore the module efficiency can be con- Future outlook at the Advanced Building
trolled more precisely. “In printing processes The ground seems to have been prepared for Skins congress in Bern,
10.10.2016
with multiple colours, it is critical to ensure photovoltaic roofs and facades that are far 9)
gewerbe-basel.ch/con-
that the shading created by the print colour better adapted to their surroundings than pre- tent/uploads/2017/03/
remains constant throughout the entire mod- viously. Nevertheless, the new technologies Photo
voltaik-Panels-Hintergrund
ule surface,” says Wittkopf. “Otherwise, ‘hot are likely to remain limited to a niche market info.pdf
spots’ will develop at the contrast points, at for the time being, since they cost at least 10)
www.solaronix.com
which the module can become damaged from €40−50/m2 more than standard modules and
overheating. We achieve this uniform translu- yield 10 – 50 % less energy. Their use has only
cency by varying the print thickness and the become a realistic option thanks to the effi-
dot matrix spacing as a function of colour.” ciency increases and price reductions of solar
In contrast, the Solarglaslabor consortium in technologies over the past decade. Nowadays
Basel, which consists of several medium-sized it is easier to stomach the loss of a few per-
businesses and the architecture firm raum- centage points of energy generation in favour
weg, colour-coats modules on the outside.9) In of an appealing design. In addition, the new
this approach, the module surfaces are sand- photovoltaic array technologies are opening
blasted, and the resulting pits in the glass are up completely new areas of application. Pat-
filled with colour pigment using a proprietary rick Heinstein of CSEM illustrates this with his
process. Subsequently, the surface is sealed use of terracotta-coloured modules. “They
to protect against contamination (fig. 19). make it possible to install photovoltaics in situ-
This method is likewise usable for every mod- ations that were strictly off-limits before due to
ule type. Reflections from the glass surface are historic preservation concerns. Viewed from
largely eliminated by the application of the this perspective, employing such solar arrays
pigment. An initial series of measurements has as opposed to none at all can only be viewed
shown that the module efficiency declines by as a one-hundred-per-cent win.”
10 to 25 %, depending on the colour. A first
reference project has recently been complet-
ed: in the spring of 2017, Solarglaslabor out-
fitted the facades of an apartment building in
Basel with yellow modules.

Dye-sensitised solar cells


Dye-sensitised solar cells (also known as Grät-
zel cells) have a completely different structure
than the cells used in the module types dis-
cussed thus far. In these cells, a thin layer of
dye absorbs the incident light. Since both this
layer of dye and the nanometre-thin elec-
trodes are translucent, Grätzel cells can be
used to construct homogeneously coloured,
transparent solar facades. The colour palette
includes red, orange and green, whereas blue
and grey modules cannot be manufactured.
This technology saw its first large-scale use in
21

∂green 02/17 forschung und praxis 55


Vögel und Glasfassaden —
ein Konflikt und seine Lösungen
Birds and glass facades — a conflict and its solution

Hans Schmid studierte Biolo- Glas ist aus der modernen Architektur nicht Weil Vögel stets vor Feinden auf der Hut sein
gie an der Universität Bern
und arbeitet seit 1986 an der
mehr wegzudenken, bedeutet aber für frei- müssen, sind ihre Augen meist seitlich am
Schweizerischen Vogelwarte lebende Vögel auch eine permanente Gefahr. Kopf positioniert. Dies gestattet ihnen, bei-
Sempach, wo er den Fach- Mit umsichtiger Planung lassen sich jedoch nahe rundum zu sehen, schränkt jedoch ihre
bereich Monitoring leitet.
Zudem ist er stellvertreten- viele Risikostellen vermeiden. 1) räumliche Wahrnehmung stark ein. Vögel kön-
der Leiter des Fachbereichs nen Grüntöne weit besser differenzieren als
Konflikte mit Vögeln. Seit
mehr als 25 Jahren berät er Wie eine Tankerkatastrophe, aber jeden Tag Menschen, viele sehen auch im UV-Bereich,
Architekten und Bauherren Deutschland zählt rund 19 Millionen Gebäude, und sie haben eine Bildauflösung von bis zu
im Bereich des vogelfreund- Österreich deren 2,3 und die Schweiz etwa 180 Bildern pro Sekunde. Letzteres ist ein Vor-
lichen Bauens.
1,7 Millionen. Untersuchungen aus Amerika teil bei schnellen Flugmanövern im Schwarm.
Wilfried Doppler ist Land-
schaftsplaner und bei der und Kanada zeigen, dass pro Jahr und Ge- Doch um die Bilderflut einzudämmen, funktio-
Wiener Umweltanwaltschaft bäude durchschnittlich zwischen ein und zehn niert dieses Bewegungssehen wahrscheinlich
für Naturschutz zuständig.
Er engagiert sich seit zwanzig
Vogelunfälle an Scheiben auftreten. Aus Euro- nur im Schwarzweißkanal. Die Wahrnehmung
Jahren für die Vermeidung pa gibt es dazu keine verlässlichen Untersu- eines Vogels ist somit eine völlig andere als
von Vogelanprall an Glasflä- chungen, doch Stichproben der Schweizeri- unsere. Das macht es schwierig vorauszuse-
chen. Ein weiterer Schwer-
punkt seiner Arbeit ist die schen Vogelwarte Sempach bestätigten diese hen, welche Signale am wirkungsvollsten sein
Bekämpfung der Lichtver- Größenordnung. In aller Regel erleiden die könnten, um für ihn Hindernisse zu kennzeich-
schmutzung durch umwelt-
schädigende Außenbeleuch- Tiere durch den Zusammenprall ein tödliches nen. Da die meisten Anflüge einen tödlichen
tung. Schädeltrauma. Kleinvögel erreichen Flugge- Ausgang haben, darf man zudem nicht auf
schwindigkeiten um die 40 km/h und haben Lerneffekte bei den Vögeln zählen.
einen sehr leichten Körperbau, sodass ihr
Schädel dem Aufprall nur wenig entgegen- Je stärker durchgrünt, desto höher das Risiko
zusetzen hat. Wenn pro Jahr und Gebäude Grundsätzlich ist überall mit Vogelschlag zu
lediglich zwei Vögel an Scheiben umkommen, rechnen. Das wurde Mitarbeitern der Schwei-
lässt sich eine Zahl von rund 50 Millionen Op- zerischen Vogelwarte bewusst, als sie im
fern allein im deutschsprachigen Raum erah- Oberengadin einen über mannshohen, stark
nen. Das wären 140 000 Vögel pro Tag und spiegelnden Glaskubus inspizierten. Als
damit ähnlich viele, wie den größten Tanker- Kunstwerk gedacht, war er auf einem Glet-
unfällen zum Opfer gefallen sind. schervorfeld in einer öde wirkenden Hochge-
Betroffen sind die unterschiedlichsten Vogel- birgslandschaft installiert. Doch Federspuren
arten. Die Schweizerische Vogelwarte führt verrieten: Selbst hier war es zu Anflügen ge-
eine Liste der Kollisionsopfer. Diese umfasst kommen. Generell nimmt die Kollisionsrate
aktuell 131 verschiedene Spezies vom Auer- zu, je stärker begrünt ein Gebiet ist. In einem
huhn bis zum Zaunkönig. Einige Arten sind gut durchgrünten mitteleuropäischen Einfa-
besonders häufig von Kollisionen betroffen. milienhausquartier leben oft mehr als 30 ver-
Dazu zählen solche, die schnell fliegen, aber schiedene Brutvogelarten; im Bereich von
wegen ihrer kurzen Schwänze nur schlecht attraktiven Parkanlagen und naturnahen Wald-
Ausweichmanöver durchführen können, wie rändern können es auch über 40 sein. Weit
Spechte, Eisvögel oder Kernbeißer. Betroffen über 500 Vogelpaare können auf einem Qua-
sind häufig auch Arten, die sich meist in Bü- dratkilometer naturnahem Lebensraum ihr
schen und Bäumen aufhalten. Auskommen finden. Entsprechend ist das
Risikopotenzial von Bauten in solchem Gelän-
Vögel nehmen ihre Umwelt anders wahr de massiv höher als in einem tristen Industrie-
»Wie konnte der nur?« fragt man sich oft, quartier.
wenn man einen Vogel am Fuß einer Glas-
fassade findet. Was jedoch aus menschlicher Drei Phänomene sind zu beachten
Sicht eine klar erkennbare Glaswand ist, ist Viele Vogelkollisionen lassen sich mit ein-
für den Vogel ein unerwartetes, schlecht wahr- fachen Maßnahmen verhindern. Schwierig
nehmbares Hindernis. Das hat verschiedene ist nur, dass dabei drei verschiedene Phäno-
Gründe. Einerseits kannten Vögel in ihrer mene berücksichtigt und je nach Situation
natürlichen Umgebung über Jahrmillionen mit unterschiedlichen Mitteln angegangen
kaum vertikale Hindernisse. Falls doch welche werden müssen. An einem Hochhaus sehen
auftraten, waren sie von Weitem als solche wir im Eingangsbereich eine geschosshohe
erkennbar wie etwa Bäume und Felswände. Glasfront und eine Baumreihe davor. Hier ist
1

56 research and practice ∂green 02/17


die Spiegelung ein Thema, denn die Vögel
steuern die in den Scheiben gespiegelten
Bäume an. In den Obergeschossen haben wir
in den Eckbereichen transparente Scheiben,
die rahmenlos aufeinander treffen. Hier ver-
lockt die Durchsicht die Vögel, die Abkürzung
über Eck einzuschlagen. Und im Dachge-
schoss befindet sich ein Restaurant, das für
seine Gäste bis weit nach Mitternacht geöffnet
und entsprechend hell erleuchtet ist. Dort
droht besonders in nebligen Herbstnächten
Gefahr, dass sich Zugvögel vom Lic ht anlo-
cken lassen und an den Scheiben verenden.
Es ist das gleiche Phänomen, das uns von den
Insekten her vertraut ist.

Reduktion der Durchsicht 2


Es gibt unzählige gefährliche Situationen mit früher gebräuchlichen Doppelverglasungen. 1 Hier droht Gefahr: Stark
spiegelnde Glasfassaden
Durchsicht: Windschutz- und Balkonvergla- Oft klagen Hausbesitzer nach einem Fenster- in gut durchgrünten Ge-
sungen, transparente Brüstungen, Eckvergla- austausch über gehäufte Vogelunfälle. bieten werden schnell
sungen, Wintergärten, Räume mit geringer Heutige Isoliergläser weisen eine Vielzahl von zur Todesfalle für Vögel.
2 Alles, was das Licht streut
Raumtiefe, Passerellen oder außen liegende, Beschichtungen auf. Insbesondere sogenann- und die Spiegelung ver-
verglaste Aufzugsschächte. Auch Lärmschutz- te Sonnenschutzgläser sollen einen Teil des zerrt, reduziert das Risiko
verglasungen vor Innenhöfen und entlang von Lichtes reflektieren und damit verhindern, für die Tiere. In diesem
Fall wurde ein Metall-
Straßen bergen ein hohes Risiko für Vögel. dass sich die Innenräume zu stark aufheizen. gewebe in die Verbund-
Einzig Glasdächer — selbst solche mit offenen Dies hat eine Verstärkung der Spiegelung zur glasfassade einlaminiert.
Seiten wie z. B. bei Bahnsteigüberdachungen Folge. Allerdings sind Spiegelungen eine Verwaltungsgebäude in
Rorschach (CH), Gigon /
— gelten in der Regel als ungefährlich. komplexe Angelegenheit und hängen stark Guyer 2014
Ein effektiver Vogelschutz an transparenten von der jeweiligen Beleuchtung innen und
Bauteilen bedeutet: flächige Maßnahmen! außen, der Innengestaltung und der Umge- 1 Danger: Highly reflective
glass facades in leafy
Dem Vogel muss auf der ganzen Fläche ge- bung ab. Intensivste Spiegelungen treten dann neighbourhoods quickly
zeigt werden, dass er auf ein Hindernis stößt. auf, wenn draußen grell die Sonne scheint und become death traps for
Glas lässt sich durchaus einsetzen, doch es in den Innenräumen kein Licht brennt. Dunkle birds.
2 Anything that disperses
sollte vorzugsweise gerippt, geriffelt, mattiert, Objekte oder abgetönte Wände im Gebäude- light and distorts reflec-
sandgestrahlt, geätzt oder bedruckt sein. innern verstärken den Effekt. Spiegelt sich im tivity reduces the risk
Gussglas, Kathedralglas, Drahtglas, Milchglas, Fenster eine graue Häuserzeile, dann ist dies for birds. In this case, a
metal mesh has been
Glasbausteine oder Stegplatten gelten als für Vögel weit weniger gefährlich, als wenn ein laminated into the com-
vogelsicher und können einem Gebäude Waldrand 1:1 abgebildet wird. posite glazed facade.
eigene gestalterische Akzente verleihen. Wo Um die Risiken für Vogelschlag an spiegeln- Administration building
in Rorschach (CH),
man nicht auf transparentes Glas verzichten den Scheiben zu minimieren, stehen uns heute Gigon /Guyer 2014
will, helfen Mittel der Innenraumgestaltung verschiedene Mittel zur Verfügung. Ihr Effekt
wie Gardinen, Rollos, auf Glas selbsthaftende ist jedoch unterschiedlich und kann für eine
Gewebe oder Beschattungssysteme. Für die Beleuchtungssituation vollkommen ausrei-
Nachrüstung stehen heute Folien zur Verfü- chen, während er fünf Minuten später am sel-
gung, die der Schriftenmaler mit Dekors in al- ben Ort bereits unzureichend ist. So bieten
len Formen und Farben bedrucken kann. Hier Gläser mit einem möglichst geringen Außen-
besteht eine große Gestaltungsfreiheit, nur reflexionsgrad einen gewissen Basisschutz,
sollte die Handflächenregel eingehalten wer- aber keinesfalls hohe Sicherheit. Dreifachglä-
den. Sie empfiehlt, dass keine Lücke größer ser mit einem Außenreflexionsgrad um 12 %
als eine Handfläche offen bleibt. Die aus Sicht sind heute als Standardware ohne oder mit
des Menschen unauffälligste Lösung sind dün- nur geringem Aufpreis erhältlich. Für einen
ne, horizontal ausgerichtete schwarze Streifen. erhöhten Schutz empfiehlt es sich, hinter
Mindestens 3 mm breit und in einem Abstand dem Fenster zusätzlich helle Flachvorhänge
von 50 mm aufgetragen, sind sie schon aus zu montieren. In vogelreichen Gebieten soll- 1)
Weitere Informationen
wenigen Metern Distanz kaum mehr zu erken- te außen auf der Scheibe überdies eine Mar- vermittelt die Website
nen. Sie haben sich jedoch mittlerweile an vie- kierung aufgebracht werden. Dies kann mit vogelglas.vogelwarte.ch.
Dort steht auch die Bro-
len Einsatzorten bewährt. einem Sieb- oder Digitaldruck schon im Glas- schüre »Vogelfreundliches
werk erfolgen und ist entsprechend dauerhaft, Bauen mit Glas und Licht«
zum Download bereit,
Spieglein, Spieglein an der Wand … oder man kann für Außenanwendungen kon- die sich an Architekten,
Ein hoher Prozentsatz aller Vogelkollisionen zipierte Folien nachrüsten. Da das Gebäude- Bauherren und Baube-
hörden richtet. Für beson-
geht auf das Konto der Spiegelungen. Diese innere meist dunkel wirkt, sollte mit hellen dere Fälle bietet die
Tendenz nimmt zu, auch weil heute z. B. an Dekors eine hohe Kontrastwirkung gesucht Schweizerische Vogelwarte
Wohnhäusern in der Regel Isoliergläser mit werden. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass eine kostenlose Beratung
an. Kontakt:
Dreifachverglasung verbaut werden. Sie spie- z. B. bei einem Digitaldruck eine Sättigung glas@vogelwarte.ch
geln aus physikalischen Gründen mehr als die des Aufdrucks um 50 % ausreicht, sofern ein 2)
http://bit.ly/vogelanprall

∂green 02/17 forschung und praxis 57


größerer Flächenanteil (ca. ein Viertel des Versuche im Flugkanal
Vogelfreundlich Glases) bedruckt wird. Die Aufdrucke wirken Trotz der Tragweite des Problems wurde bis-
bauen
damit insbesondere auch für den Betrachter lang nur eher wenig Forschung betrieben.
Um Vogelunfälle an Glas- von innen deutlich dezenter. Materialien mit Eine Ausnahme in Europa bildet der Biologe
flächen zu minimieren, bombierten oder profilierten Oberflächen Martin Rössler mit seinem Flugkanal, den er
helfen Maßnahmen in drei
Bereichen:
verfremden die Spiegelungen und gelten als in Hohenau bei Wien im Auftrag der Wiener
vogeltauglich. Unproblematisch sind auch Umweltanwaltschaft und anderer Einrichtun-
Durchsichten vermeiden Solarpaneele, wobei die aktuelle Entwicklung gen aufgebaut hat. Seit rund 15 Jahren hat
durch
Ř entsprechende Konst-
hin zu großflächigen, dunklen und unstruktu- er diesen und die darin angewandten Mess-
ruktion rierten Fassadenelementen etwas kritischer zu verfahren laufend optimiert. So lässt sich der
Ř Wahl halbtransparenter betrachten ist. Tunnel drehen und stetig dem Sonnenstand
Materialien
Ř innen liegende Vorhän- Eine simple Möglichkeit, Kollisionen zu verhin- anpassen. Im Inneren des Flugkanals lässt
ge, Rollos etc. dern, bieten zudem automatisierte Beschat- Rössler einzelne Vögel fliegen und stellt sie
Spiegelungen vermeiden tungssysteme, beispielsweise in gewerblichen am Ende des Tunnels vor die Wahl: Sie kön-
durch Bauten oder Schulhäusern. Wo möglich, sollten nen entweder eine mit Markierungen verse-
Ř Scheiben mit geringem diese bei Betriebsschluss, an Wochenenden hene Scheibe anfliegen oder eine völlig trans-
Außenreflexionsgrad
(max. 15 %) oder in den Ferien automatisch in Position ge- parente. Natürlich lässt sich auch im Direkt-
Ř Insektenschutzgitter, fahren werden. Dies hilft nicht nur den Vögeln, vergleich beurteilen, ob die Vögel z. B. eine
Verschattungselemente
(wenn geschlossen) sondern spart auch Energie. Scheibe mit roten Punkten eher meiden als
Ř Strukturierte/profilierte eine solche mit gelben Streifen. Damit die Tie-
Oberflächen
Ř Verzicht auf Spiegel im
Standortwahl und Bepflanzung re keinen Schaden erleiden, werden sie unmit-
Außenbereich Bäume und Büsche bringen zweifellos Le- telbar vor dem Aufprall durch ein feines Netz
bensqualität in die Quartiere. Bei der Grün- aufgefangen und anschließend gleich wieder
Markierungen zur Vermei-
dung von Durchsicht und planung sollte aber darauf geachtet werden, in die Freiheit entlassen. Dank diesem Ver-
Spiegelungen sollten dass sie nicht das Gefahrenpotenzial verstär- fahren kann mittlerweile für eine Vielzahl von
Ř flächig sein (Lücken
nicht größer als eine
ken. Deshalb ist es besser, wenn Bäume etwa Markierungen in unterschiedlichen Farben
Handfläche) an Gebäudeecken zu stehen kommen statt ausgesagt werden, wie wirksam sie sind. Da-
Ř außenseitig angebracht vor spiegelnden Fassaden. Auch sollten keine mit eine Markierung mit dem Prädikat »hoch
werden
Ř vorzugsweise mit ge- Bäume direkt hinter transparenten Bauteilen wirksam« bzw. »Vogelschutzglas nach ONR
prüftem Vogelschutz- stehen. Klassische Fallen sind zudem Innen- 191040« ausgezeichnet wird, dürfen maximal
muster umgesetzt wer-
den höfe. Bäume ziehen dort viele Vögel an. Wer- 10 % der Anflüge auf die Testscheibe erfol-
Ř sich vor dem Hinter- den diese jedoch erschreckt, sehen sie sich gen.2) Diese Kriterien erfüllt haben beispiels-
grund kontrastreich weise orange-schwarze Punktreihen, ein grö-
abheben (hell /dunkel)
ringsum von Glas umgeben.
Ř folgende Dimensionen Neben einer geeigneten Standortwahl beein- beres schwarzes Punktraster, feine orange-
aufweisen (gilt v. a. für flusst auch die Art der Büsche und Bäume de- farbene Linien oder breitere Linien aus Kristall-
schwarze und orange-
farbene Markierungen): ren Attraktivität für die Vögel. Beerensträucher folie. Daraus sind verschiedene Produkte her-
— vertikale Linien: mind. oder Obstbäume sind ein Magnet für Vögel, vorgegangen, die heute im Handel erhältlich
5 mm breit bei max.
10 cm Abstand
während ihnen beispielsweise Ahorne, Eschen sind und sich in der Praxis bewähren. Andere
— horizontale Linien: oder Linden eher wenig bieten. Ideen erwiesen sich als wenig aussichtsreich.
mind. 3 mm breit bei Pflanzen können auch innerhalb eines Gebäu- So fielen Produkte mit nur im UV-Bereich sicht-
max. 5 cm Abstand
— Punktraster: mind. des Vögel anziehen, wenn sie von außen gut baren Markierungen wie Aufkleber, Folien
25 % Deckungsgrad sichtbar sind. Große Pflanzen in Atrien oder oder UV-Pens im Test durch.
ab 5 mm Ø oder
mind. 15 % Deckungs- Wintergärten platziert man deshalb möglichst
grad ab 30 mm Ø nicht direkt hinter Scheiben. Auch Gewächs- Viele Möglichkeiten beim Vogelschutz
häuser besitzen ein Risikopotenzial, dem sich Ein gewisses Restrisiko für Vögel wird immer
in letzter Konsequenz nur durch flächige Mar- bestehen bleiben, solange Glas und andere
kierungen auf dem Glas begegnen lässt. transparente Materialien in der Architektur
eingesetzt werden. Es lässt sich jedoch deut-
lich verringern, wenn man einige Grundregeln
des vogelfreundlichen Bauens beachtet. Dazu
zählt zunächst, Gefahrensituationen durch
großflächige Reflexionen oder transparente
Bauteile wo immer möglich von vornherein zu
vermeiden. Das gilt vor allem an Standorten
mit üppiger Vegetation, die für Vögel ent-
sprechend attraktiv sind. Doch auch bei einer
transparenten Bauweise lässt sich mit einer
geeigneten Wahl der Verglasung und ent-
sprechender Oberflächengestaltung im Sinne
des Vogelschutzes viel erreichen. Bauherren
und Architekten, die bereit sind, zum Wohle
der Vögel kleinere gestalterische Kompromis-
se einzugehen, steht heute nicht zuletzt dank
der Forschungsarbeiten von Martin Rössler
eine Vielzahl von Möglichkeiten offen.
3

58 research and practice ∂green 02/17


discern obstacle for birds. There are various Hans Schmid studied biology
at the University of Bern and
reasons for this. On the one hand, for millions
has worked since 1986 at the
of years there were hardly any vertical obsta- Swiss Ornithological Institute
cles in the natural environment. When one did at Sempach, where he runs
the department for monitor-
appear, like a tree or a rock face, it was recog-
ing. Furthermore he is depu-
nisable as such from a distance. Birds need ty head of the department
to be constantly on the lookout for predators, for conflicts with birds. For
over 25 years he has advised
and this is why most species have eyes posi- architects and developers on
tioned on the sides of their heads, giving them the subject of bird-friendly
an almost 360° view of their surroundings. building.
Wilfried Doppler is a land-
However, with such good peripheral vision, scape designer and responsi-
they also have the disadvantage of very limit- ble for environmental protec-
ed stereoscopic vision, resulting in poor spa- tion at the Viennese Environ-
mental Protection Agency.
tial perception. Birds can differentiate be- For 20 years he has been
tween shades of green far better than humans. committed to the prevention
Many can also see within the UV spectrum and of bird strike on glass surfac-
es. Another key issue of his
have an image resolution of up to 180 pictures work is to combat light pollu-
4 per second. The latter is advantageous when tion from environmentally
Even though it is almost impossible to imagine it comes to split second flight manoeuvres in harmful external lighting.
modern architecture without glass, it repre- a flock. In order to comprehend this flood of
sents an omnipresent danger to wild birds. visual data, their motion perception probably
Nevertheless, with careful planning many of only functions in black-and-white mode. Hence,
the risks can be avoided. the perception of a bird is completely differ-
ent from ours, making it difficult to predict
Like an oil tanker disaster every day which signals could be most effective in help-
Research from the USA and Canada shows ing birds to recognise obstacles. Since most
that annually on average between one and collisions end in fatalities, we cannot count on
ten birds strike the windows of every building. individual birds learning from experience.
There is no reliable research available on
the subject in Europe, however random spot Three phenomena to consider
checks by the Swiss Ornithological Institute in Many bird collisions could be avoided by the
Sempach confirm these figures. In most cases adoption of some simple measures. The diffi-
the creatures suffer a fatal traumatic head inju- culty is that one has to take three different
ry from the collision. Small birds can reach a phenomena into account. Depending on the
flight speed of about 40 km/h and have a very specific situation, each of them must be re-
light physical frame, so their skulls can’t with- solved by the application of different meas-
stand the impact. Even if we estimate that ‘on- ures. At the entrance of a high-rise building,
ly’ two birds per building are killed annually as we have storey-height glazing with a row of
a result of collision with glass, we can estimate trees in front of it. In this case reflectivity is an
a figure of around 50 million fatalities in Ger- issue; as birds fly towards trees they see them
man-speaking countries alone. This equates to reflected in the glass facade. On the upper
140,000 birds every day — approximately the floors we have transparent corner windows,
same number that die as a result of largest oil where two glass panes meet with a frameless
tanker accidents. joint. In this case the transparency lures the
A great variety of bird species are affected, birds into trying to take a shortcut around the
although some species are particularly at risk. corner. There is a restaurant on the top floor, 3 Geschlossene Jalousien
This includes species such as woodpeckers, which remains open for its guests long after und Rollos reduzieren —
kingfishers or hawfinch, which fly quickly, but midnight and is accordingly brightly illuminat- auch wenn sie innen
angebracht sind — das
have poor evasive manoeuvring capabilities ed. This is particularly hazardous on foggy au- Risiko für Vögel, an Glas-
due to their short tails. Species that spend tumn nights, as migrating birds can be attract- fassaden zu prallen.
most of their time in bushes or trees also tend ed by the light, only to meet their doom 4 Verglaste Lärmschutz-
wände bilden eine große
to suffer large losses. In a leafy central Europe- against the glazed facades. This is the same Gefahr für Vögel. Sie
an residential neighbourhood, more than thir- phenomenon we observe with insects. sollten daher unbedingt
ty different bird species can often be found, mit einem ausreichend
feinmaschigen Muster
while over forty species can be found near Reducing transparency bedruckt werden.
parks or pristine forests. Well over 500 pairs There are countless dangerous situations with
of mating birds can make their livelihoods in relation to transparency: glazed wind and bal- 3 Even when mounted in-
ternally, closed venetian
a single square kilometre of natural habitat. cony screens, transparent balustrades, corner blinds and roller blinds
Hence, the risk posed by buildings in such windows, winter gardens, glass connecting- help to reduce the risk
areas is far greater than buildings located in bridges or external lift shafts. Large-scale of birds colliding into
glazed facades.
bleak industrial areas. glazed acoustic screens enclosing inner court- 4 Glazed acoustic screens
yards or along streets also pose a great risk to pose a huge danger for
Birds perceive their environment differently birds. Glass roofs — even open sided canopies birds. Therefore they
should absolutely be
What appears to humans as a clearly visible over train platforms — are generally not con- covered with a densely
glass facade, can be an unexpected, hard to sidered dangerous. printed pattern.

∂green 02/17 forschung und praxis 59


Bird friendly Effective bird protection for transparent build- es reflected in the windows, rather than a for-
building ing elements requires extensive measures. est’s edge at full scale.
It must be made clear to birds over the entire Nowadays there are several measures availa-
To mitigate bird strike surface area that they are about to encounter ble, which we can use to help minimise the
against glass surfaces, an obstacle. Glass can be used, but it should risk of bird casualties caused by reflective
there are three areas
where helpful measures preferably be ribbed, rippled, frosted, sand- glazing. The effectiveness of these measures
can be taken: blasted, etched or printed on. In the case however, remains inconsistent. They could be
where one doesn’t want to abstain from using completely sufficient for a particular lighting
Avoid transparency by:
Ř appropriate construc- transparent glass, elements of interior design condition, yet five minutes later prove insuffi-
tion like curtains, blinds, self-adhesive materials, cient in the exact same location. Hence, using
Ř VHOHFWLQJ VHPLWUDQVSDU- or shading systems can help. Nowadays, films glass with the lowest possible external reflec-
ent materials
Ř LQWHUQDO UROOHU FXUWDLQV printed with patterns in all manner of shapes tivity factor provides a basic level of protec-
blinds etc. and colours can be retrofitted. This presents tion, but by no means any reliable guarantee.
Avoid reflectivity by:
extensive design possibilities, as long as the Triple-glazed units with a reflectivity factor of
Ř glass with low external pattern has no gaps larger than the palm of a about 12 % are available today as a market
reflectivity factor hand. From the point of view of humans the standard, at either the same price or just a
(max. 15 %)
Ř insect mesh, or sun
most inconspicuous solution is thin horizontal little higher than standard triple glazing. To
shades (when closed) black stripes, at least 3 mm thick and laid out provide better protection, it is also recom-
Ř structured or profiled at 50 mm intervals; from just a few meters they mended to install brightly coloured planar
surface
Ř avoiding mirrors in
are hardly discernible to the eye. This pattern curtains behind the windows. Furthermore, in
external areas concept has already been tried and tested in areas with high bird populations, additional
several applications. markings should be applied to the external
Markings to mitigate
transparency and mirror- windowpanes. These can be applied by silk-
ing should: Mirror, mirror on the wall screen or digital printing during the glass pro-
Ř be extensive (no gaps
A high percentage of all bird collisions occur duction process and are accordingly durable,
larger than the palm of
the hand) as a result of reflections. This trend is also on or can be retrofitted with film designed for
Ř be applied to the exter- the increase, as these days triple-glazed insu- external applications. Since the building’s inte-
nal window panes
lated windows are generally installed as stand- rior appears mostly dark, one should try to
Ř preferably be imple-
mented using a verified ard in new residential homes. Due to their achieve a high contrast by using bright decor.
bird-friendly pattern physical structure, these windows are more New findings show that — with a digital print
Ř stand out and contrast
reflective than the previous standard double- for example — a print saturation of 50 % is suffi-
with the background
(bright/dark) glazing. Homeowners often complain about cient as long as it is applied over a large pro-
Ř comply with the follow- an increase in bird casualties after upgrading portion of the glass surface. This also makes
ing dimensions (espe-
their windows. the printing appear far more discreetly when
cially true for black and
orange patterns); Modern insulated windows have a complex viewed from within the building. Materials
— Vertical lines: min. structure consisting of several layers. In partic- with chamfered or profiled surfaces inhibit re-
5 mm wide with
ular, solar control glass — which reflects a rath- flectivity and thus are considered bird-friendly.
max. 10 cm gaps
— Horizontal lines: er large proportion of daylight — also results Solar panels do not pose a problem, however
min. 3 mm wide with in increased reflectivity. Reflections are a com- a more critical view should be taken on the
max. 5 cm gaps
plex phenomenon however, and depend a current trend towards large-scale, dark and
— Dot matrix: min. 25 %
coverage ratio with great deal on both internal and external light- unstructured facade elements.
min. 5 mm Ø, or ing conditions, as well as the interior design In addition, automated sunshade systems —
min. 15 % coverage
and the external environment. The most in- in schools or commercial buildings for exam-
ratio with dots over
30 mm Ø tense reflections occur when the sun is shining ple — offer a simple way to reduce bird colli-
brightly outside, and there is no lighting within sions. Wherever possible, they should be
the building. Dark furnishings or shaded inte- left in closed position automatically during
rior walls increase this effect. It is far less dan- non-business hours, at weekends or during
gerous for birds if they see a row of grey hous- holidays. This would not only save birds, but
would also conserve energy.

Positioning and selection of planting


There is no doubt that trees and bushes en-
hance the quality of life in a neighbourhood.
In the design of landscaping however, care
should be taken that the positioning of trees
does not increase the potential risk to birds.
Hence, it is preferable for trees to be posi-
tioned at the corners of buildings rather than
in front of reflective glass facades. Also, trees
should not be placed directly behind transpar-
ent building elements. A common example of
this is inner courtyards, where trees within a
building envelope attract a lot of birds. If star-
tled however, the animals will find themselves
surrounded by glass.
5

60 research and practice ∂green 02/17


5 Flugkanal für den Test
von Vogelschutzvergla-
sungen in Hohenau (A)
6 Bedruckte Glasscheiben
für den Vogelschutz.
Ihre Wirksamkeit hängt
von vielen Faktoren ab
wie der Kontrastwir-
kung, dem bedruckten
Flächenanteil und dem
Linien- bzw. Punktab-
stand des Motivs.

5 Flight tunnel for testing


6 bird safety glass, in
Hohenau (A)
6 Printed glazing for bird
Besides selecting a suitable position, the spe- stand the effectiveness of several types of safety: Its effectiveness
cies of bushes and trees also influences their markings in different colours. In order for depends on many factors,
attractiveness to birds. Berry bushes or fruit markings to be distinguished with the rating such as contrast, propor-
tion of printed area and
trees are a magnet for birds, whilst maple, ash ‘highly effective’ or ‘Bird Protection Glass the spacing between lines
or lime trees are less attractive. according to ONR 191040,’ no more than or dots in the pattern.
Internal greenery can also attract birds if it is 10 % of flights may be in the direction of the
visible from outside. Whenever possible, large test pane. These criteria have been satisfied
plants in atria or winter gardens should not be by the following patterns: orange and black
placed directly behind the glass. Greenhouses rows of dots, a heavy grid of black dots, thin
also pose a potential danger. orange lines or crystal film. As a result of
this research, several new products have
Experiments in a flight tunnel emerged on the market, have been proven
Despite the magnitude of this problem, up to in practice and are commercially available.
now only a small amount of research has been Some other ideas have proven to be less
carried out on this subject. In Europe, biolo- promising. Products only visible in the UV
gist Martin Rössler is an exception to this, with light spectrum with markings applied by
his flight tunnel which he developed in Ho- adhesive stickers, film or UV pens all failed
henau near Vienna. The tunnel can be con- at test phase.
stantly rotated to adjust to the position of the
sun. Rössler allows a single bird to take flight Conclusion
inside the tunnel, and presents it with a choice As long as glass and other transparent mate-
at the end; either it can fly towards a glass rials are used in facades there will always be
pane with markings, or towards one that is a certain level of risk for birds. It could be
completely transparent. Of course this also significantly reduced however, if a few prin-
allows us to assess, by direct comparison, cipals of bird-friendly design were consid-
whether birds would rather avoid a pane ered. These days, developers and architects
marked with red dots or one with yellow who are prepared to incorporate small de-
stripes. In order that the animal comes to no sign compromises for the benefit of birds
harm, it is caught by a thin net immediately have a multitude of possibilities available
before the collision, and released again after- to them; thanks in no small part to Martin
wards. Thanks to this process, we now under- Rössler’s valuable research.

broetje.de

Gemeinsam packen wir es an.


Bei BRÖTJE arbeiten wir Hand in Hand mit unseren Fachhandwerkspartnern.
Daher wissen wir, welche Anforderungen an zukunftsfähige Heizsysteme
gestellt werden. Dank der einzigartigen Multilevel-Technologie lassen
sich unsere Produkte flexibel kombinieren, schnell installieren und
einfach warten. Als Vollsortimenter bieten wir beste Qualität, digitale
Produktlösungen und eine deutschlandweite Verfügbarkeit im Handel.
BRÖTJE ist eben einfach näher dran.
05
Fenster, Fassaden
Fenster, Verglasungen,

produkte
Wärmedämmung,
Fassadenverkleidungen

Lamellenfenster unterstützen Lüftung Plusenergie-Wasserturm Multifunktionale Fassadenelemente

Die Solarlux GmbH hat 2016 im nie- In Radolfzell am Bodensee ist in den Um für das Institut für Sport- und
dersächsischen Melle einen neuen vergangenen Jahren ein Plusenergie- Ernährungswissenschaft der Universi-
Unternehmenssitz eingeweiht. Bei Hotel entstanden — in einem ehemali- tät Kopenhagen dringend benötigte
den vom Berliner Architekturbüro gen Wasserturm, der einst zum örtli- neue Räumlichkeiten zu schaffen,
DIA179 geplanten Neubauten waren chen Milchwerk gehörte. Verantwort- versah das Architekturbüro Mikkelsen
ein geringer Energiebedarf, aber lich für den Umbau waren Jürgen, Arkitekter ein dreiflügeliges Bestands-
auch Transparenz und direkter Natur- Norman und Thorsten Räffle, die In- gebäude aus den 20er-Jahren mit
bezug wichtig. Erdwärmenutzung und vestor, Bauunternehmer und Architekt einer eingeschossigen Dachaufsto-
begrünte Dächer sollen die Öko- und in Familienunion sind. Für das vom ckung. Der weitgehend verglaste
Energiebilanz des Solarlux Campus Bundesumweltministerium geförderte Dachaufbau setzt sich mit einer zu-
optimieren. Für die Fassaden ver- Modellgebäude wurden eigens Fens- rückspringenden Fuge vom Rest des
wendete Solarlux eigene Produkte in ter entwickelt, die den Passivhaus- Gebäudes ab. Erstmals kamen in den
Kombination mit Lamellenfenstern Grenzwert nochmals um 30 % unter- Glasfassaden sogenannte Multifunk-
von Fieger. Letztere unterstützen vor schreiten. Die Toiletten werden mit tionale Module (MFM) von Okalux
allem die natürliche Lüftung, sodass Regenwasser gespült und die Wasser- zum Einsatz. Sie ermöglichen die
auf eine Klimatisierung der Produkti- hähne verbrauchen lediglich 0,6 l/min Kombination unterschiedlicher Pro-
onshallen und Büros ebenso verzich- Wasser. Die Wände wurden zwecks dukte des Herstellers in einem einzi-
tet werden konnte wie auf eine me- besserer Feuchtepufferung mit Kalk gen Fassadenelement ohne dazwi-
chanische Lüftung. Insgesamt sind in und Ton verputzt. schen liegenden Riegel.
den Fassaden 179 Elemente des Typs Seine Energie bezieht der Hoch- In diesem Fall handelt es sich um
FLW von Fieger verbaut; teilweise mit hausturm aus Windkraft, Solar- und Okatech-HPI-Einlagen aus Vakuum-
Zweifach- (FLW 24) und teils mit Drei- Geothermie sowie aus 700 m2 Photo- Isolationspaneelen mit zusätzlicher
fachverglasung (FLW 40). Einige La- voltaikmodulen. Diese wurden als vor- vorgeblendeter Schicht aus Alumi-
mellenfenster sind darüber hinaus als gehängte hinterlüftete Fassade vom nium-Streckmetall überall dort, wo
natürliche Rauch- und Wärmeabzugs- Typ StoVentec Artline Inlay an den keine Durchsicht möglich sein sollte.
geräte (NRWG) zertifiziert nach DIN massiven Außenwänden montiert, Für eine blendfreie Tageslichtversor-
EN 12 101-2. Dreifach verglaste La- nachdem diese mit einer Mineralwoll- gung vor allem in den oberen Fassa-
mellenfenster vom Typ FLW erreichen dämmung versehen worden waren. denbereichen sorgen Einlagen aus
U-Werte bis 0,9 W/m2K, mit Zweifach- Insgesamt soll die Solarfassade pro transparenten Kapillarröhren vom Typ
verglasung sind Werte bis 1,8 W/m2K Jahr 39 000 kWh Strom liefern. Kapilux T. Damit weist die Glasfassade
realisierbar. ähnlich gute Dämmwerte wie eine
Sto SE & Co. KGaA
Ehrenbachstraße 1, 79780 Stühlingen (DE) geschlossene Wand auf. Die HPI-Ein-
Solarlux GmbH
Industriepark 1, 49324 Melle (DE) Tel.: +49 7744 57-0 lagen erreichen Ug-Werte von 0,3 m2K
Tel.: +49 5422 9271-0 infoservice@sto.com und die transparenten Bereiche erzie-
info@solarlux.de www.sto.de
len Werte von 0,8 W/m2K.
www.solarlux.de
Okalux GmbH
Fieger Lamellenfenster GmbH Am Jöspershecklein 1, 97828 Marktheidenfeld (DE)
Auf der Aue 10, 69488 Birkenau (DE) Tel.: +49 9391 900-0
Tel.: +49 6201 84434-0 info@okalux.de
info@fieger-lamellenfenster.de www.okalux.de
www.fieger-lamellenfenster.de

62 products ∂green 02/17


achten von Ruscheweyh Consult aus
Aachen, bei dem das gesamte Haus
samt Nachbarbebauung im Windka-
nal getestet wurde. Dank der genau-
en Berechnungen reicht eine einzige
Wetterzentrale vom Typ Warema
climatronic am Gebäude aus, um alle
für die Steuerung relevanten Wetter-
daten (Helligkeit, Niederschlag, Au-
ßentemperatur, Windgeschwindigkeit
und -richtung) für sämtliche Fassaden
zu ermitteln. Die Verschattungssteue-
rung ist ihrerseits in 281 Zonen einge-
teilt — für jeden Raum eine eigene. Sie
berücksichtigt nicht nur die gemesse-
Effiziente Verschattungsautomatik nen Wetterdaten, sondern auch die — Hochselektives Sonnenschutzglas
vorab am Rechner simulierten — Ver-
Die Verwaltungszentrale des Netzbe- schattungen einzelner Fassadenflächen Das neue, nahezu farbneutrale Son-
treibers 50Hertz in Berlin hat als erstes durch Nachbargebäude im Jahres- nenschutzglas SGG Cool-Lite Xtreme
Gebäude überhaupt das Label »Dia- verlauf. Um eine optimale Balance aus 50/22 II von Saint-Gobain kombiniert
mant« der Deutschen Gesellschaft für Lichteinfall und Wärmeschutz zu schaf- laut Hersteller hohe Lichtdurchlässig-
Nachhaltiges Bauen erhalten. Damit fen, kann die Steuerung die Lamellen- keit mit gutem Sonnenschutz. Bei
werden Gebäude ausgezeichnet, die neigung der Raffstores in fünf Stufen einer Zweischeibenverglasung mit
nicht nur höchste Nachhaltigkeitsan- nachführen oder diese komplett öff- einem Glasaufbau von 6/16/4 mm
forderungen (DGNB Gold oder Platin) nen. Bei Bedarf können die Nutzer liegt der Lichtdurchlass (TL) bei 47 %
erfüllen, sondern auch in puncto Äs- die Automatik aber auch jederzeit per und der g-Wert bei 21 %. Das ent-
thetik überzeugen. Tastendruck übersteuern. spricht einer Selektivität (TL/g) von
Zur Energieeffizienz des 13-geschos- 2,24. Die Glasbeschichtung ist ther-
WAREMA Renkhoff SE
sigen, voll verglasten Neubaus nörd- Hans-Wilhelm-Renkhoff-Str. 2, misch vorspannbar.
lich des Berliner Hauptbahnhofs trägt 97828 Marktheidenfeld (DE)
Tel.: +49 9391 20-0 Saint-Gobain Glass Deutschland GmbH
auch die Verschattungssteuerung Nikolausstraße 1, 52222 Stolberg (DE)
info@warema.de
BAline von Warema bei. Sie basiert www.warema.de Tel.:+49 2402 121-0
unter anderem auf einem Windgut- www.saint-gobain-glass.com

Nachhaltigkeit
Mehrwert liegt im Detail © Stefan Schilling

Green Building mit Lindner zeigt Qualität im Detail, zum Beispiel bei der erfolgreichen Gebäudezertifizierung mithilfe
von ressourcenschonenden Systemprodukten. Und immer wenn sich der technische Kreislauf schließt.

www.Lindner-Group.com
wurden. Das Rundum-Dämmpaket
kann wahlweise mit einem Rollladen-
oder Raffstorekasten ausgestattet
werden — inklusive Antriebstechnik
und Behang. Weitere Bestandteile
des Systems sind Thermo-Laibun-
gen mit integriertem Führungsschie-
nensystem sowie ein thermisch ge-
trennter Fensterbankanschluss. Auf
Garagentore auf Passivhausniveau Wunsch wird auch das dezentrale Lüf-
tungssystem Airfox in die Laibungen
Mit UniTherm hat Wisniowski ein integriert. Es gewinnt laut Beck+Heun
Garagentor entwickelt, das U-Werte bis zu 91 % der Raumwärme zurück
im Bereich des Passivhausniveaus er- und erfüllt die Anforderungen der
Neues Vogelschutzglas reicht. Das neue Sektionaltor nutzt ein DIN 1946-6.
60 mm dickes Dämmpaneel, das mit
Beck+Heun GmbH
Durchsichtige oder verspiegelte Glas- PU-Schaum gedämmt ist, und erreicht Reinhold-Beck-Straße 2,
flächen können leicht zur Todesfalle damit einen U-Wert von 0,79 W/m2K. 35794 Mengerskirchen (DE)
für Singvögel werden, weil die Tiere Zwischen den einzelnen Gelenken Tel.: +49 6476 91320
info@beck-heun.de
im Flug dagegenprallen. Wirksamen und zwischen Tor und Rahmen sor- www.beck-heun.de
Vogelschutz soll jetzt das neue Silver- gen entsprechende Detaillösungen,
star Birdprotect bieten, das Glas Abdeckungen und Abdichtungen für
Trösch gemeinsam mit der Schwei- eine hohe Luftdichtigkeit. Mit dem
zerischen Vogelwarte in Sempach automatischen Torantrieb Metro lässt
entwickelt hat. Die Verglasung ist voll- sich das UniTherm-Tor optional auch
flächig mit einen sichtbaren Linien- in das Smart-Home-Konzept von Som-
muster bedruckt, das für die Vögel fy mit zentralen Steuereinheiten wie
klar als Hindernis zu erkennen ist. TaHoma oder Connexoon einbinden.
Aber auch projektspezifische Muster
Wisniowski Sp. z o.o. S.K.A.
sind realisierbar. Als Faustregel gilt 33-311 Wielogłowy 153 (PL)
dabei, dass der Abstand zwischen Tel.: +48 18 44 77 111
zwei Linien nicht mehr als eine Hand- www.wisniowski.pl

breit betragen darf, weil die Vögel die


Linien sonst als Zweige interpretieren Aerogel-Dämmputz für innen
und dazwischen hindurchzufliegen
versuchen. Wichtig ist zudem eine Heck Wall Systems hat einen neuen
Deckkraft der eingesetzten Druckfar- Aerogel-Dämmputz für Innenanwen-
ben von mindestens 15 %. dungen entwickelt, der eine Wär-
meleitfähigkeit (Lambda-Wert) von
Glas Trösch Beratungs-GmbH
Benzstraße 13, 89079 Ulm (DE) 0,040 W/mK erreicht. Der Putz wird in
Tel.: +49 731 4096-0 Stärken von 20 −100 mm aufgebracht,
info@glastroesch.de wobei schon 20 mm Schichtdicke in
www.glastroesch.de
den meisten Fällen die Mindestanfor-
derungen an den Wärmeschutz nach
DIN 4108 erfüllen. Er eignet sich vor
Passivhaustauglicher Fenstereinbau allem für unebene Altbauwände, Run-
ENERGIE- Beck+Heun hat mit Roka-CO2mpact 2
dungen und verwinkelte Raumgeo-
metrien. Die Verarbeitung folgt dem
GEWINNUNG ein neues Komplettsystem für den
Fenstereinbau vorgestellt. Es soll das
gleichen Schema wie bei herkömmli-
chen Innenputzen. Ältere Wände wer-
Wärmebrückenproblem rund um das den mit Putzträgermatte oder Vor-
MIT SYSTEM Fenster beseitigen, indem es sämtli- spritzmörtel vorbereitet und dann der
che Anschlüsse in einen Korpus aus Dämmputz aufgebracht. Im Neubau
www.optigruen.de
EPS-Dämmstoff (O = 0,032 W/mK) in- sind diese Vorarbeiten zumeist nicht
tegriert. Bereits die Standard-Ausfüh- nötig. Es folgt eine Armierungsschicht
rungen unterschreiten laut Hersteller mit Armierungsgewebe und dann der
die geforderten Referenzwerte der Oberputz sowie die Farbbeschich-
DIN 4108, Beiblatt 2, deutlich. Im Be- tung. Für den Schlussanstrich eignet
OPTIGRÜN-SYSTEMLÖSUNG
reich der Laibung und des unteren sich am besten eine diffusionsoffene
SOLARGRÜNDACH Fensterbankanschlusses sind sogar Silikatfarbe.
negative Psi-Werte die Regel. Darü-
Heck Wall Systems
ber hinaus bietet Beck+Heun passiv- Thölauer Str. 25, 95615 Marktredwitz (DE)
hauszertifizierte CO2mpact-Varianten Tel.: +49 9231 802-0
an, bei denen die Dämmung und da- info@wall-systems.com
www.wall-systems.com
mit die Psi-Werte nochmals verbessert

64 products ∂green 02/17


Dächer Systems von Velux verbaut — teilweise
als Sonderanfertigung mit integrier-
Gründächer, ten Solarzellen. Auch in dem neuen,
Dachabdichtungen, fächerförmigen Konferenzbereich
Oberlichtsysteme legten die Architekten auf eine gute
Tageslichtversorgung Wert. Neben
einer Ganzglasfassade zum Garten
wurden hier 15 elektrisch betriebene
Dachfenster mit Hitzeschutzmarkisen
und Verdunkelungsrollos installiert.
Velux Deutschland GmbH
Nachhaltiges Leuchtturmprojekt Gazellenkamp 168, 22527 Hamburg (DE)
Tel.: +49 40 54707-0
Am Rande von Bornholms Inselhaupt- architektur@velux.de
www.velux.de
stadt Rønne ist in den letzten Jahren
ein Hybrid aus Hotel und Showroom
für Nachhaltigkeitstechnologien ent-
standen. Das ehemalige Hotel Rytter- Wasserabfluss per App steuern
gården aus dem Jahr 1966 wurde bei
seinem Umbau zum »Green Solution Zu viel Regenwasserabfluss von ver-
House« um einen Konferenztrakt und siegelten Dachflächen kann die Kana- Gründächer für (fast) jedes Klima
eine neue Eingangshalle erweitert lisation überlasten. Um Abhilfe für das
und mit moderner, teils experimentel- Problem zu schaffen, hat Optigrün Dass Dachbegrünungen sich an fast
ler Energietechnik und Abfallbehand- schon vor einiger Zeit das Retentions- jede Klimasituation anpassen lassen,
lung ausgestattet. Aber auch gesun- dach Typ »Drossel« entwickelt. Der zeigt der Hersteller ZinCo mit zwei in
de, kreislauffähige Materialien stan- Systemdachaufbau vereint eine Was- den letzten Monaten neu oder weiter-
den im Mittelpunkt des Sanierungs- serretentionsbox (Fassungsvolumen entwickelten Dachaufbauten.
konzepts von 3XN Arkitekter. So gibt bis 140 l/m2) mit einem Grün- oder Das »Klima-Gründach« weist aufgrund
es beispielsweise Teppichböden, die Verkehrsdach. Die eingebaute Dros- seiner Bauart mit Bewässerung und
die Luft reinigen, Mobiliar aus recycel- sel stellt sicher, dass vom Dach immer spezieller Bepflanzung eine sehr hohe
ten Holzwerkstoffplatten und eine nur maximal die zuvor eingestellte Verdunstungsrate auf und kühlt dabei
Kleinkläranlage, in der das Abwasser Wassermenge (1−10 l/s/ha) abfließt. laut ZinCo die Umgebungstemperatur
des Hotels durch biologische Reini- Neu ist nun, dass sich die Drossel spürbar. Um Trinkwasser zu sparen,
gungsverfahren Trinkwasserqualität auch über das Internet steuern lässt, ist die Dachbewässerung auch mit
erreichen soll. Im neuen Ostflügel um nach Möglichkeit bevorstehende Grauwasser möglich. Die Pflanzen
trägt eine mit heimischen Farnen be- Regenfälle berücksichtigen zu könn- auf dem Dach, die ZinCo gemeinsam
pflanzte Wand zu einem guten Mikro- nen. Die Drossel 4.0 »Smart Flow mit der Deutschen Bundesstiftung
klima bei. Control« korrespondiert dazu mit Umwelt und der Hochschule Weihen-
Auch die Energie wird direkt vor Ort einer Wettervorhersage-App. Ein stephan-Triesdorf ausgewählt hat,
erzeugt. Dazu dienen Photovoltaik- verzögerter Abfluss erfolgt nur, wenn sind hierauf ausgelegt. Laut Hersteller
module, eine Solarthermieanlage und der Speicher voll ist. Kündigt sich hin- kann das neue Klima-Gründach je
eine Pyrolyseanlage, die den gesam- gegen Regen an, öffnet die Drossel 100 m2 Fläche eine Verdunstungsleis-
ten biologischen Hotelabfall in Kom- den Ablauf und der Stauraum auf tung von rund 700 —1000 l/Tag errei-
post und Biogas aufspaltet. Ersterer dem Dach leert sich so weit, dass er chen. Das entspricht etwa der Ver-
wird zur Düngung des Gartens ver- die angekündigte Regenmenge auf- dunstung zweier ausgewachsener
wendet, das Biogas in einem Block- nehmen kann. Der Abfluss vom Dach Bäume.
heizkraftwerk verfeuert. erfolgt also in der Regel nur vor einem Ebenfalls mit einer Zusatzbewässe-
Im tageslichtdurchfluteten Foyer Regenfall − also dann, wenn die Kana- rung ausgestattet ist das neue System
des Hauses wurden insgesamt 196 lisation (noch) nicht belastet ist. »Bewässerte Extensivbegrünung« von
Elemente des Modularen Oberlicht- ZinCo. Hier jedoch ist die Kapillarbe-
Optigrün international AG
Am Birkenstock 15—19 wässerung so konzipiert, dass sie den
72505 Krauchenwies-Göggingen (DE) Pflanzen direkt im Wurzelraum zur
Tel.: +49 7576 772-0 Verfügung steht und nicht verdunstet.
info@optigruen.de
www.optigruen.de Auf diese Weise soll der neue Dach-
aufbau Gründächer auch in sehr re-
genarmen Gegenden und Zeiträumen
am Leben halten.
ZinCo GmbH
Lise-Meitner-Straße 2, 72622 Nürtingen (DE)
Tel.: +49 7022 6003-0
info@zinco-greenroof.com
www.zinco.de

66 products ∂green 02/17


Technische
Gebäudeausrüstung
Smart-Home-Lösungen,
Hausbatterien, Wärme-
pumpen, Lüftungsgeräte

Frisch, aber nicht zu trocken feuchtigkeit und die Klappen im Ventil Kiefer auf sich. Darüber hinaus wirkt
werden je nach Feuchtegrad weiter es mit einem Reflexionsgrad von
Stiebel Eltron hat für seine Woh- geöffnet oder geschlossen. Das ge- > 90 % als Lichtreflektor. Indusail ist
nungslüftungssysteme eine Lösung schieht mechanisch, ohne Stroman- vor allem für Büroräume konzipiert,
erdacht, die mit dem häufig auftreten- schluss. Die Druckkonstantregelung in denen es auf hohe Flexibilität an-
den Problem zu trockener Luft im im Lüftungsgerät passt die Abluft- kommt. Erhältlich sind die Deckense-
Winter aufräumen soll. Das Integral- menge ständig an die sich ändernden gel in drei Ausführungen: Indusail
gerät LWZ 504 sowie die Lüftungs- Bedingungen an. So wird der Luftaus- Plus mit akustischer Absorberfunktion
systeme LWZ 180 und 280 sind künf- tausch auf das Minimum optimiert, sowie Umluftkühlung (Umluftvolu-
tig auch in einer Balance-Variante mit ohne Feuchteschäden zu riskieren. menstrom 200—800 m3/h; Kühlleis-
feuchtegeregelten Abluftventilen er- tung bis 1630 W), Indusail Plus (Qua-
Stiebel Eltron GmbH & Co. KG
hältlich. Bislang wurden bei der kon- Dr.-Stiebel-Straße 33, 37603 Holzminden (DE) dro) mit zusätzlicher Zuluftanbindung
trollierten Wohnungslüftung die erfor- Tel.: +49 5531 702702 sowie Indusail Silent mit reiner Akus-
derlichen Luftmengen pro Abluftventil info-center@stiebel-eltron.de tikfunktion. Indusail Plus und Plus
www.stiebel-eltron.de
in der Regel bei der Installation vor- (Quadro) erreichen gemäß DIN EN
eingestellt. Wenn sich der Luftwechsel ISO 11654 die Schallabsorberklasse C
dann im Winter als zu hoch heraus- und Indusail Silent sogar die Klasse A.
stellte und die Luft zu trocken wurde, Aktives Akustiksegelsystem
Maschinenfabrik Gg. Kiefer GmbH
musste — sofern überhaupt möglich — Heilbronner Straße 380—396, 70469 Stuttgart (DE)
von Hand nachgeregelt werden. Die Funktionen Akustik, Kühlung und Tel.: +49 711 8109-0
Bei den neuen Abluftventilen hinge- auf Wunsch auch Lüftung vereint das info@kieferklima.de
www.kieferklima.de
gen erfasst ein Feuchtefühler die Luft- neue Deckensegelsystem Indusail von

energy-efficient
Das Lüftungsgerät der Zukunft

Der Nexxt

 Rekuperativer Wärmetauscher
mit bis zu 90 % Wärmerück-
gewinnungsgrad

 Unerhört leise bei nur


5-35 Watt Leistungsaufnahme

 Intelligente Temperatur-,
Feuchte- und CO- Sensorik
regelt den Volumenstrom
von 15-95 m3/h

 Bereit für das Haus der Zukunft

Fordern Sie unseren Katalog kostenlos an: +49 30 362001-0 oder info@lunos.de www.lunos.de
Bauherren und Sanierer ihr Gebäude sind in der Lage, noch bei Außenluft-
bis zu 100 % unabhängig von fossiler temperaturen von –25 °C eine Lade-
Energie und vom Stromnetz machen temperatur von bis zu 63 °C zu erzeu-
können. Die Rechnung geht so: Wär- gen. Bei Temperaturen oberhalb von
meseitig ist ein Haus mit Pellethei- –10 °C sind sogar Ladetemperaturen
zung stets zu 100 % »nicht-fossil« ver- von 65 °C möglich.
sorgt. Beim Strom liefert eine PV-An-
NIBE Systemtechnik GmbH
lage auf dem eigenen Dach normaler- Am Reiherpfahl 3, 29223 Celle (DE)
weise rund 30 % des Stroms, in Kom- Tel.: +49 5141-75460
info@nibe.de
bination mit einem Batteriespeicher
www.nibe.de
sogar bis zu 70 %. Die noch fehlenden
30 % kann künftig der Stirlingmotor
im Heizkessel beisteuern. Aber auch
Brennstoffzellen-BHKW ohne Photovoltaikanlage liefert Pelle-
matic Smart_e bis zu 600 Watt elektri-
Mit dem Dachs InnoGen hat SenerTec sche Energie für den Haushalt. Die
ein Brennstoffzellen-Heizgerät für thermische Leistung des Geräts be-
neue Einfamilienhäuser und Bestands- trägt 9 kW, die Spitzenlast 13 kW.
bauten mit geringem Wärmebedarf Das Kombigerät besteht aus einem
konzipiert. Es arbeitet wie alle Dachs- Pelletbrennwertmodul, Stirlingmotor
Modelle nach dem Prinzip der Kraft- und einem 600-Liter-Schichtspeicher
Wärme-Kopplung (KWK). Allerdings und benötigt ca. 1,5 m2 Stellfläche.
findet in der Brennstoffzelle kein Ver- Alternativ können der Pellematic
brennungsprozess statt, sondern Smart und der Pellematic Condens
durch die chemische Reaktion zwi- auch nur mit einem e-Ready-Paket
schen Wasserstoff und Sauerstoff ent- vorgerüstet werden. Damit halten
stehen Heizwärme und Strom. Der sich Kunden, die die Stromfunktio- Lüftung trifft Batteriespeicher
elektrische Wirkungsgrad beträgt laut nen noch nicht nutzen möchten, alle
SenerTec nahezu 40 %. Daher trägt Möglichkeiten für eine spätere Kraft- Eine Lösung für die 100 %-ige Selbst-
der Dachs InnoGen das europäische Wärme-Kopplung offen. versorgung mit Energie hat HPS mit
Energielabel mit der Bewertung A++. dem Kompaktgerät Picea vorgestellt.
ÖkoFEN Heiztechnik GmbH
Neben der PEM-Brennstoffzellenein- Schelmenlohe 2, 86866 Mickhausen (DE) Es umfasst eine Brennstoffzelle mit
heit ist das Gerät mit einem 300-Liter- Tel.: +49 8204 2980-0 Elektrolyseur und Wasserstoffspei-
Pufferspeicher ausgestattet. Mit dem info@oekofen.de cher, einen Batteriespeicher mit Solar-
www.oekofen.de
Hydraulikmodul lassen sich bis zu laderegler und Inselwechselrichter,
zwei Heizkreise ansteuern; außerdem einen Warmwasserspeicher sowie ein
enthält es eine 27-Liter-Frischwasser- Lüftungsgerät mit Enthalpie-Wärme-
station. Durch die modulierende tauscher. Ein integriertes Energiema-
Arbeitsweise des Geräts variiert die nagementsystem steuert das Zusam-
elektrische Leistung zwischen 250 menspiel aller Komponenten. Das
und 700 Watt und die Wärmenenn- Gerät ist auf einen Jahresstrombedarf
leistung zwischen 210 und 950 Watt. von 3000— 6000 kWh ausgerichtet und
bietet mit seiner Batterie eine Spei-
SenerTec Kraft-Wärme-Energiesysteme GmbH
Carl-Zeiss-Straße 18, 97424 Schweinfurt (DE) cherkapazität von 25 kWh. Im Wasser-
Tel.: +49 9721 651-0 stoffspeicher lassen sich weitere 350
info@senertec.de
bis 1000 kWh Strom (umgewandelt in
www.senertec.de
SCOP größer 5 Wasserstoff) speichern. Die bei der
Rückverstromung anfallende Wärme
Mit einem saisonalen Leistungskoeffi- kann zur Heizungsunterstützung ge-
zienten (SCOP) von über 5,0 wartet nutzt werden. Das Lüftungsgerät kann
die Luft / Wasser-Wärmepumpenserie bis zu 300 m2 Wohnfläche mit Frisch-
F2120 von Nibe auf. Die leistungsge- luft versorgen und erreicht laut Her-
regelten Monoblock-Geräte stehen steller einen Wärmerückgewinnungs-
in Leistungsgrößen für bis zu 8, 12, grad von 93 %. Der Hersteller emp-
16 und 20 kW Heizlast zur Verfügung fiehlt, die Energiezentrale samt Batte-
und eignen sich sowohl zum Heizen rie im Gebäude aufzustellen, während
als auch zum Kühlen. Für höhere Leis- der Langzeit-Wasserstoffspeicher in
tungsbedarfe lassen sich bis zu acht der Regel im Freien platziert wird. Der
Geräte in einer Kaskade betreiben. Platzbedarf beträgt rund 3 m2 im Ge-
Für stromautarke Häuser Passend zu den Wärmepumpen Nibe bäude und 4 —7 m2 im Freien.
F2120 stehen verschiedene Innen-
HPS Home Power Solutions GmbH
ÖkoFEN hat damit begonnen, seine einheiten (Nibe VVM) zur Verfügung. Carl-Scheele-Str. 16, 12489 Berlin (DE)
Pelletheizkessel optional mit Stirling- Vor allem bei Temperaturen unter Tel.: +49 30 5169581-0
motoren für die regenerative Stromer- dem Gefrierpunkt spielen die neuen mail@homepowersolutions.de
www.homepowersolutions.de
zeugung auszustatten. Damit sollen Geräte laut Nibe ihre Stärken aus. Sie

68 products ∂green 02/17


HOCHKARÄTIG KLIMATISIEREN

Effizientere Warmwasserspeicher

Vaillant hat die ersten Warmwasser-


speicher aus seiner Green-iQ-Linie
präsentiert. Die beiden Speicher
auroSTOR und uniSTOR verringern
laut Hersteller im Vergleich zu konven-
tionellen Speichern die Wärmeverluste
um die Hälfte. Bis zu 82 % des Materi-
als sind recycelbar. Eine wartungsfreie
Fremdstromanode verhindert Korrosi-
on und erhöht die Lebensdauer des
Speichers. Beide Produkte erhalten
das derzeit bestmögliche Energieeffi-
zienzlabel A. Für Wärmepumpenanla-
gen werden in den neuen Serien spe-
ziell ausgestattete Speicher mit der
gleichen Ausstattung angeboten.
Vaillant Deutschland GmbH & Co. KG
Berghauser Str. 40, 42859 Remscheid (DE)
Tel: +49 2191 5767920
info@vaillant.de
www.vaillant.de

Wärmepumpen-Schallschutzhaube

Als (auch nachträgliche) Verbesse-


rung des Schallschutzes eigener Wär-
Das Diamond Wandgerät MSZ-LN
mepumpen und von Fremdfabrikaten
bietet Remko die Schallschutzhauben
vom Typ SWK an. Die Verkleidungen
aus EPP-Polypropylen reduzieren laut
Hersteller den Schalldruckpegel der
Ihr Stil. Ihr Klima.
Außeneinheit je nach Aufstellungsort Exklusives Design und innovative Sensortechnik.
um bis zu 12 dB(A). Die Funktionsfä- Das Diamond Wandgerät brilliert in vier exklusiven
higkeit der Wärmepumpe bleibt da- Farbvarianten und schafft ein Klima, das sich Ihnen
bei voll erhalten. individuell anpasst.
Remko GmbH & Co. KG
Im Seelenkamp 12, 32791 Lage (DE) Bekennen Sie Farbe!
Tel.: +49 5232 606-0 myDocs App herunterladen und das Diamond Wandgerät
info@remko.de in Onyx Black, Ruby Red, Natural White oder Pearl White
www.remko.de entdecken.

www.mitsubishi-les.com/diamond
Anlehnung an die DIN 1946-6 sicher-
gestellt. Zudem verfügt die Automatik
über einen Frostschutz. Dabei schal-
ten sich die Lüfter automatisch ab,
sobald die Raumtemperatur länger
als eine Stunde unter 8 °C sinkt, und
werden erst ab einer Temperatur
von 15 °C wieder aktiviert. Auch eine
Nachtabsenkung, Sommer- und Inten-
sivlüftung sind mit dem Gerät mög-
lich. An ein Steuergerät lassen sich
Dezentral und passivhaustauglich wahlweise bis zu 20 Lüfter vom Typ e2, Der Schall bleibt draußen
zehn ego- oder drei RA 15-60-Geräte
Das dezentrale Lüftungsgerät CWL- anschließen. Doppelt um die Ecke lenkt der neue
D-70 von Wolf eignet sich vor allem SmartFan L Plus von getAir den Luft-
LUNOS Lüftungstechnik GmbH
für die Nachrüstung in Bestandsbau- Wilhelmstr. 31, 13593 Berlin (DE) strom — und erreicht (unter anderem)
ten oder wenn im Neubau Kanalnetze Tel.: +49 30 362001-0 damit einen hohen Schutz gegen
vermieden werden sollen. Mit einem info@lunos.de Außenlärm. Die Normschallpegeldif-
www.lunos.de
maximalen Wärmebereitstellungs- ferenz beträgt laut Hersteller 60 dB.
grad von 87 % erreicht das Gerät laut Das Lüftungsgerät wird neben dem
Hersteller nicht nur die DIBt-Zulassung Fenster in der Außenwand integriert
und das Passivhauszertifikat, sondern und saugt die Zuluft über die Fenster-
erfüllt auch die Richtlinie EN 13141-8 laibung an. Dadurch entfallen An-
(2015). Ein elektrisches Vorheizregi- sauggitter oder Außenblenden in der
ster (275 W) sowie ein Bypass zur Außenfassade. Der einzige von außen
Sommernachtlüftung sind serienmä- sichtbare Bestandteil der Anlage ist
ßig integriert. Durch den gleichzeiti- ein Lüftungsgitter in der Laibung. Die
gen, kontinuierlichen Zu- und Abluft- Lüftereinheit und der Keramikwärme-
volumenstrom werden laut Wolf Um- tauscher verschwinden mittels Kern-
schaltgeräusche, Zugerscheinungen bohrung (162 mm Durchmesser) in
und niedrige Zulufttemperaturen der der Hauswand. Der SmartFan L Plus
Vergangenheit vermieden. ist in vier Stufen schaltbar und liefert
je nach Stufe einen Luftvolumenstrom
Wolf GmbH
Industriestraße 1, 84048 Mainburg (DE) Luftverteilungssystem im Rohbau von 18 bis 46 m3/h. Den Wärmebe-
Tel.: +49 8751 74-0 reitstellungsgrad gibt getAir mit bis
info@wolf.eu Aera LVS ist ein Luftverteilungssystem zu 91 % an. Damit (und mit einer Leis-
www.wolf.eu
für Wohngebäude, das bereits wäh- tungsaufnahme von je nach Betriebs-
rend der Bauphase im Rohbau inte- stufe 0,8 bis 4 W) erreicht das Gerät
griert wird. Daran lassen sich entwe- die Energieeffizienzklasse A.
der sofort oder auch im Rahmen einer
getAir GmbH & Co. KG
Nachrüstung so gut wie alle handels- Krefelder Straße 670,
üblichen Lüftungsgeräte mit Wär- 41066 Mönchengladbach (DE)
merückgewinnung anschließen. Das Tel.: +49 2161 99095–0
info@getair.eu
System besteht aus einem zentralen www.getair.eu
Steigschacht aus Leichtbeton-Lüf-
tungssteinen, sogenannten Multiver-
teilern auf Höhe jeder Geschossdecke
und flexiblen Universalrohren mit
63 mm Außendurchmesser, die in die
Rohdecken einbetoniert werden. Da-
her muss das Luftverteilsystem bereits
Steuerung für die Komfortlüftung in der Planung berücksichtigt werden,
erspart später jedoch abgehängte
Der Lüftungsgerätehersteller Lunos Decken, Stemmarbeiten und Wand-
hat für seine Lüfter mit Wärmerück- durchbrüche. Die zentralen Steig-
gewinnung sowie das Abluftgerät leitungen in den Lüftersteinen haben
RA 15-60 eine neue Steuerung mit einen Durchmesser von 160 mm.
automatischem Feuchte- und Frost- Raumseitig ist das System mit allen
schutz entwickelt. Das Steuerungs- Ventileinsätzen mit 125 mm Durch- Effizient dezentral klimatisieren
gerät 5/SC-FT erlaubt neben einem messer kompatibel.
manuellen Betrieb mit vier Lüftungs- Mit den Geräten der Serie PulseVenti-
Schiedel GmbH & Co. KG
stufen auch einen feuchtegeführten Lerchenstraße 9, 80995 München (DE) lation bietet LTG dezentrale Lösungen
Automatikbetrieb der Lüftungsanlage Tel.: +49 89 35409-0 für die Lüftung mit Wärmerückgewin-
mit acht Stufen. Auf diese Weise wird info@schiedel.de nung sowie die Klimatisierung von
www.schiedel.de
die nutzerunabhängige Lüftung in Büroräumen an. Während das Lüf-

70 products ∂green 02/17


tungsgerät FVPpulse bisher nur als
Lösung für den Bodeneinbau verfüg-
bar war, gibt es nunmehr auch eine
Brüstungsvariante. Durch den alter-
nierenden Betrieb (abwechselndes
Ansaugen und Ausblasen in regel-
mäßigen Zeitabständen) benötigen
die Geräte nur eine Fassadenöffnung.
Dabei steuert ein Klappensystem die
Luftrichtung. Die resultierende insta-
tionäre Strömung wird laut Hersteller
von Gebäudenutzern als sehr natür-
lich empfunden. Das neue Brüstungs- Modularer Stromspeicher
gerät unterstützt aber auch Betriebs-
modi wie die Nachtauskühlung oder Konsequent modular aufgebaut hat
den reinen Zuluftbetrieb. Solarwatt sein neues Stromspeicher-
system MyReserve Matrix. Damit sol-
LTG Aktiengesellschaft
Grenzstraße 7, 70435 Stuttgart (DE) len sich künftig (fast) alle Nutzungs-
Tel.: +49 711 8201-0 anforderungen vom kleinen Einfamili-
info@ltg.de enhaus bis zum Industriebetrieb mit
www.ltg.de
nur einem System abdecken lassen.
Das neue Speichersystem besteht nur
noch aus zwei Komponenten: dem
Batteriemodul MyReserve Pack und
HOLZFASER-
der Leistungselektronik MyReserve
Command. Ein MyReserve-Command-
DÄMMSTOFFE
Modul kann jeweils mit bis zu fünf
Batteriemodulen kombiniert werden,
was einer Kapazität von 11 kWh und Kälteschutz
einer Leistung von 4 kW entspricht. im Winter
Das Speichersystem ermöglicht einfa-
che anwendungsorientierte Konfigu- Sommerlicher
rationen in einer Größenordnung von Hitzeschutz
Per Funk zum Wunschklima 2,2 kWh bis zu 2 MWh: Sollten Nutzer
mehr Speicherkapazität bzw. Leistung
Für die funkgesteuerte Einzelraum- benötigen, lassen sich beliebig viele Schutz der
regelung in Wohngebäuden bietet MyReserve-Command- und -Pack- Bausubstanz
Viessmann das System ViCare Smart Module miteinander kombinieren.
Climate an. Damit verspricht der Her- Diese exakte Dimensionierung der Atmungsaktive
steller Heizenergieeinsparungen von Speicherlösung wirkt sich laut Herstel- Dämmschicht
bis zu 15 %. Basis des Systems sind ler positiv auf die Wirtschaftlichkeit
die Internet-Schnittstelle Vitoconnect des Gesamtsystems aus. Gesundes
und die kostenlose ViCare App zur Zur Ansteuerung des Batteriespei- Wohnklima
Heizungsbedienung via Smartphone. chers hat Solarwatt einen sehr schnel-
Herzstück aller ViCare Smart Climate- len Sensor für die dreiphasige Mes- Optimaler
Lösungen ist das ViCare-Thermostat. sung von Strom, Spannung und Fre- Schallschutz
Es zeigt per Farbwechsel an, ob noch quenz entwickelt. Dadurch kann der
geheizt wird oder ob die vorgewählte Speicher binnen 0,7 Sekunden auf
Raumtemperatur schon erreicht ist. eine geänderte Stromanforderung Für jeden
Das Thermostat lässt sich vor Ort reagieren. Dies ist wichtig, da bei- Anwendungsbereich
oder mit der App aus der Ferne be- spielsweise Haushaltsgeräte wie eine
dienen. Auf Wunsch können in weite- Kaffeemaschine oder ein Induktions- Natürlicher
ren Räumen Klimasensoren ange- herd im Sekundentakt an- und aus- Klimaschutz
bracht werden, die dort für eine opti- schalten. Wenn der Sensor zur Ener-
male Balance zwischen Wärme und giemessung nicht schnell genug rea- Hergestellt in
Luftfeuchtigkeit sorgen. Neben Wand- giert, kann ein Großteil der Strom- Deutschland
thermostaten umfasst das System anforderungen nicht oder zu spät
auch Heizkörperthermostate und Fuß- bedient werden, was den Eigenver-
bodenverteiler. brauch verringert.
Viessmann Werke GmbH & Co. KG Solarwatt GmbH
Viessmannstraße 1, 35108 Allendorf (DE) Maria-Reiche-Straße 2 a, 01109 Dresden (DE)
Tel.: +49 6452 70-0 Tel.: +49 351 8895-0
info@viessmann.com info@solarwatt.com
www.viessmann.de www.solarwatt.com

∂green 02/17
www.schneider-holz.com
Kongress
TRANSFORMATION Architektur
im
Wandel

Die Gesellschaft wandelt sich und damit auch der städtische Raum. Individualisierungs-, Hybridisierungs- und Frag-
mentierungsprozesse wirken sich auf die Stadt aus. Architekten und Stadtplaner müssen deshalb den Status quo kritisch
reflektieren und den Wandel gestalten. Denn der städtische Raum ist nur dann zukunftsfähig, wenn der Bestand
intelligent transformiert und Neues sensibel integriert wird.
Hochkarätige Experten erklären die Zusammenhänge des Wandels, erläutern Trends und Positionen zur Zukunft des
Bauens und stellen Lösungsansätze vor.

Mitglieder der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen können mit der Teilnahme am DETAIL Kongress gemäß
§ 3 der Fortbildungsordnung 7 Fortbildungspunkte erwerben.

Vortragssprache: Deutsch und Englisch

REFERENTEN MAKING CITIES FOR PEOPLE – TOOLS FOR CHANGE


Birgitte Bundesen Svarre, Gehl Architects, Kopenhagen
RE-INVENT THE EXISTING, TRANSFORM, ADD, REUSE, NEVER DEMOLISH,
TO DO MORE AND BETTER
Julien Callot, lacaton & vassal, Paris
BAUEN FÜR DIE ZUKUNFT – LEBEN 2050
Martin Haas, haascookzemmrich STUDIO2050, Stuttgart
BIOTECH DESIGN TO RESILIENT CITIES
Mitchell Joachim, Terreform ONE, New York
TRANSFORMATION ALS RESSOURCE – GEBAUTE BEISPIELE AUS KOPENHAGEN
Caroline Nagel, COBE Architects, Kopenhagen
URBAN MINING
Tobias Nolte, Certain Measures, Berlin/Boston
FUTURE CONSTRUCTION DIGITAL
Alexander Rieck, Fraunhofer-Institut, Stuttgart
CITIES ALIVE: GREEN BUILDING ENVELOPE
Rudi Scheuermann, ARUP, Berlin
TRANS-FORMATIONEN. ENGENDERING ARCHITECTURE
Christian Veddeler, UNStudio, Amsterdam, in Kooperation mit MDT-tex

NEWCOMER UPDATE//ACCELERATE – ENABLING FOR RESILIENT ARCHITECTURES


Paul Bart, Marvin Bratke, BART//BRATKE, Berlin/London
STADT ALS LABOR
Verena Schmidt, teleinternetcafé, Berlin

START-UPS WIE WERDEN WIR IN ZUKUNFT PLANEN?


Sebastian Doppelhammer, popularc, München
BUILDINGRADAR – BAUVORHABEN 2 – 3 JAHRE VOR BAUBEGINN ENTDECKEN
Paul Indinger, Building Radar, München

Donnerstag, 16. November 2017


10.00 bis 18.00 Uhr
Portikus, Alte Brücke 2 / Maininsel Informationen und Anmeldung unter
D-60594 Frankfurt am Main www.detail.de/detailkongress

Partner: Ideeler Partner:


Büroleuchte mit C2C-Zertifikat Strom speichern in Salzwasser

Waldmann hat für die Büroleuchte Die österreichische Firma Blue Sky
Lavigo das Cradle-to-Cradle-Zertifikat Energy hat sich auf Stromspeicher
in Bronze erhalten. Laut Hersteller ist mit Salzwasser-Elektrolyt spezialisiert.
sie damit das erste Produkt ihrer Art Das System Greenrock basiert auf
weltweit, das das von Michael Braun- Batterien des US-amerikanischen Un-
gart und William McDonough entwi- ternehmens Aquion und zeichnet sich
ckelte Label erhalten hat. Um die An- laut Hersteller durch eine besonders
forderungen zu erfüllen, wurden alle umweltfreundliche Fertigung aus.
verwendeten Materialien der Leuchte Dafür haben die Batterien als bisher
identifiziert sowie hinsichtlich ihrer einziges Produkt ihrer Art das Cradle-
toxikologischen Eigenschaften und to-Cradle-Zertifikat erhalten. Neben
der Recyclingfähigkeit bewertet und dem Elektrolyt bestehen auch die üb-
teilweise optimiert. Darüber hinaus rigen Bestandteile der Batterien aus
waren für die Zerfizierung Nachweise ungiftigen, in großem Umfang verfüg-
über die Energiebilanz, die erforderli- baren Materialien. Die Separatoren System umfasst Lösungen von 4 bis
che Wassermenge und -qualität sowie werden aus synthetischer Baumwolle 24 kWh Kapazität. Bezüglich der An-
die Einhaltung sozialer Kriterien vor- hergestellt, die Elektroden aus Man- kopplung der PV-Anlage und der
zulegen. Die Bewertung wurde von ganoxid und Kohlenstoff-Titanphos- Stromabgabe lassen die Stromspei-
der Stuttgarter Beratungsfirma Drees phat. Laut Hersteller sind die Speicher cher alle Optionen offen: Möglich
& Sommer begleitet. wartungsfrei und optimiert für die täg- sind eine AC- oder eine DC-Kopp-
Lavigo (Entwurf: StructureLab Archi- liche Tiefenentladung. lung sowie eine ein- oder dreiphasige
tekten, Düsseldorf) ist in drei Leis- Die Kehrseite der Medaille ist die Anwendung.
tungsklassen wahlweise mit einem relativ geringe Speicherdichte des
blue.sky energy GmbH
oder zwei Leuchtenköpfen lieferbar. Elektrolyts, sodass die Batterien in Fornacher Straße 12, 4870 Vöcklamarkt (AT)
Direkt- und indirektanteil des Lichts etwa dreimal so viel Volumen bean- Tel.: +43 720 010188
lassen sich bei der Leuchte unabhän- spruchen wie Lithiumbatterien glei- office@bluesky-energy.eu
www.bluesky-energy.eu
gig voneinander steuern. Optional cher Speicherkapazität. Das modulare
lässt sich Lavigo mit Tageslicht- und
Präsenzsensoren vom Typ Pulse aus-
statten, um den Energieverbrauch zu
minimieren. Darüber hinaus können
mehrere Leuchten über die Steue-
rungselektronik Pulse Talk drahtlos
Regenwasserbremse
miteinander vernetzt werden.
für die Kanalisationsnetze
Herbert Waldmann GmbH & Co. KG
Peter-Henlein-Straße 5, in unseren Städten!
78056 Villingen-Schwenningen (DE)
Tel.: +49 7720 601-0
sales.germany@waldmann.com
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Wasserrückhalt via
Retentions-Gründach
als wirkungsvolle Maßnahme gegen die Folgen zunehmender Stark-
regenereignisse. Der natürliche Wasserkreislauf ist empfindlich gestört,
keine Frage! Mit diesem Systemaufbau bieten wir Ihnen ein wirkungsvolles
Instrument, das Wasser trotzdem in den Griff zu bekommen.
www.zinco.de/systeme/retentions-gruendach

hier geht es zu
unseren neuesten
Objektfilmen

∂green 02/17 produkte 73


Edition
Roland Krippner (Hrsg.)

Gebäudeintegrierte
Solartechnik

Gebäudeintegrierte
Solartechnik
2016. Roland Krippner (Hrsg.).
144 Seiten mit zahlreichen
Projektspezifische
Lösungen im Detail Abbildungen und Zeichnungen.
Format 21 × 29,7 cm.
ISBN 978-3-95553-325-0
∂ Green Books
Hardcover: € 59,90
aus der Reihe ∂ Green Books

Energieversorgung als Gestaltungsaufgabe


Trotz sinkender Einspeisevergütungen sind Herausforderungen bei der Integration von
erneuerbare Energien im Gebäudebereich Photovoltaik und Solarthermie in Gebäude
noch immer auf dem Vormarsch. Dazu lösen? Das Buch »Gebäudeintegrierte Solar-
tragen zum einen die immer kostengüns- technik« gibt Antworten. Es wurde von einem
tigeren Photovoltaikanlagen und Batterie- interdisziplinären Team aus Architekten, Bau-
speicher bei. Zum anderen hegt aber auch ingenieuren, Physikern und Umweltingenieu-
der Gesetzgeber große Pläne: Bis 2050 ren verfasst und behandelt alles Wissens-
soll der deutsche Gebäudebestand nahezu werte zu den verfügbaren Solarenergie-
klimaneutral sein – auch das wird nur mithilfe systemen, deren Normierung und Zulassung,
der Erneuerbaren zu leisten sein. der Einbindung in die Haustechnik sowie zur
Die Technologien für eine gelingende, dezen- gestalterischen und konstruktiven Integration
trale Energiewende sind heute weitgehend in die Gebäudehülle. Unterstützt wurde die
vorhanden. Doch wie setzt man sie sinnvoll Buchpublikation durch den Solarenergieför-
ein? Und wie lassen sich die gestalterischen derverein Bayern e.V.

4 Technik und Systeme Photovoltaik 4 Technik und Systeme Photovo ta k

bzw 72 Zellen in einem, mitunter in zwei Zellsträngen


Übersicht über verfügbare Technologien
35W 100 250 W

(Strings) elektrisch hintereinander (in Reihe) verschaltet 60 100 cm 1 kW 10 MW


15 6 cm
Geometrisch ordnet man die Solarzellen im Module häu
fig in 4 6 Zellreihen an Sie werden im Herstellungspro
100 – 200 cm

zess zwischen einer Glasscheibe auf der Vorderse te und

46
einer Kunststoffverbundfolie (z B Tedlar) auf der Rück
seite verkapselt, indem sie beidseitig in den durchsichti
gen Kunststoff Ethylenvinylacetat (EVA) eingebettet wer
und Systeme
1 kW 500 kW
den und sind so vor Witterungseinflüssen, mechanischen
Beanspruchungen und Feuchtigkeit geschützt sind Als Zel e Zel st ing Modul Strang Generator
Frontglas dient ein spezielles, gehärtetes Solarglas, das 45

eisenoxidarm und daher besonders lichtdurchlässig ist


Die meisten Module sind mit einem Rahmen aus Alumi
nium versehen, der die empfindlichen Glaskanten schützt
und zur Montage genutzt wird Der Einsatz von rahmenlo
schiedenen Hochofenprozessen zu monokrista linen oder
polykristallinen Solarzellen verarbeiten Bei der Ze lferti
gung werden kristalline Siliziumblöcke (sogenannte
Hochleistungszellen
Hersteller und Forschungsinstitute arbeiten kontinuierlich
an der Verbesserung von Solarzellen Hochleistungszel
Gestalterische und konstruktive
sen Modulen ist mit entsprechenden Montageklemmen Ingots) in dünne S liziumscheiben (Wafer) geschnitten len zeichnen sich dadurch aus, dass sich ihre Wirkungs
bei achtsamer Montage ebenfalls problemlos möglich
Über rückseitig aufgeklebte Anschlussdosen werden die
elektrischen Kontakte aus dem Modul herausgeführt Die
Diese werden anschließend m t einer we teren phosphor
dotierten Zellschicht sowie einer Antireflexschicht
beschichtet und mit Kontakten versehen, sodass fertige
grade deutlich von der Masse abheben Sie basieren
beispielsweise auf dem Einsatz hochreinen Siliziums
sowie auf besseren Zellstrukturen in Verbindung mit inno
Integration in Gebäude
Dosen sind standardmäßig mit Anschlussleitungen sowie Solarzellen entstehen vativen Kontaktierungen, z B einer Rückseitenkontaktie
verpolungs und berührungssicheren Steckkontakten ver ° AĩğĩĊœýśŨyČ ýğÐ X ČýƖýŵĘ uÐ ČÐğ śýğÄ ĘÐýśŨ ňŵyÄœyŨýś±÷ rung Dadurch werden Zellwirkungsgrade von über 22 %
sehen Neben EVA bei Standardmodulen werden mitun ĩÄÐœ ňŵyÄœyŨýś±÷ ĘýŨ y¦éÐœŵğÄÐŨÐğ ±ĊÐğ ĽÞ śÐĘýňŵy erreicht Andere Hersteller kombinieren verschiedene
ter auch Polyvinylbutyral (PVB), Teflon oder Gießharz zur ÄœyŨýś±÷ľ yś 9yğŨÐğĘyî ÄÐœ ňŵyÄœyŨýś±÷Ðğ uÐČČÐğ Technologien, beispielsweise indem sie monokristal ine
Verkapselung verwendet Diese Alternativen kommen
zum Einsatz, wenn statt einer Rückseitenfolie Rückseiten
glas verwendet wird Solche Doppelglasmodule eignen
sich als Überkopfverglasung und für den Fassadenbau
beträgt 12,5 oder 15 cm Weil das Zellmaterial aus nur
einem Kristall besteht, ist die Oberfläche der Zellen
homogen dunke blau bis schwarz Die elektrische Qua
lität von monokrista linen Solarzellen ist sehr hoch Sie
Wafer mit einer zusätzlichen amorphen Siliziumschicht
beschichten und so die Ze lwirkungsgrade über 21 %
erhöhen Eine Mög ichkeit, Hochleistungszellen kosten
günstig zu fertigen, bietet das sogenannte PERC Kon
Ökonomie und Ökologie von Solaranlagen
Solarglas Solarglas (Abb 4 6) erreichen Wirkungsgrade zwischen 15 und 19 % (Abb zept, bei dem polykristalline Zellen in automatisierten
Zellenverbund Zel enverbund
rückse tiger rückse tiges VSG Bei Solarmodulen unterscheidet man zwischen Standard 4 7) Standardprozessen we terverarbe tet werden PERC steht
Folienverbund oder Sondermodulen Standardmodule werden »von der ° RĩČƑĊœýśŨyČČýğÐ uÐČČÐğ śýğÄ ČÐý±÷Ũ yğ ÷œÐœ ŵğŨÐœś±÷ýÐÄČý±÷ für »Passivated Emitter and Rear Ce l«, Emitter und
Stange« in großen Stückzahlen preisgünstig für Photovol blau schimmernden Kristallstruktur zu erkennen Sie Rückseite der Zelle sind durch eine Schutzschicht so
taik Anlagen hergeste lt, die keine spezie len Anforderun
gen an die Module stellen Sie werden mit Standard Mon
tagesystemen auf dem Dach oder auf Freiflächen
śýğÄ ňŵyÄœyŨýś±÷ Ę Ũ ÐýğÐœ 9yğŨÐğČğéÐ ƍĩğ ijƚÀ ijųÀä
oder 15 bzw 15,6 cm Die üblichen Wirkungsgrade lie
gen zwischen 14 und 17 % Polykristallines Silizium ist
beschaffen, dass auftreffendes Licht gespiegelt und zum
Wafer zurück reflektiert wird Auf diese Weise kann
zusätzliche Energie nutzbar gemacht werden Es sind
Einbindung in Energieversorgungssysteme
insta liert einfacher und kostengünstiger herzustellen als mono damit Wirkungsgrade um 19 % mög ich
Es gibt eine Vielzahl von Materialien und Konzepten für kristallines Polykristalline PV Module dominieren des
Solarzellen (Abb 4 8), die sich in Form und Farbe sowie ha b zu 50 % den We tmarkt
in ihren Eigenschaften und Leistungsdaten unterschei
Solarglas
Zellenverbund
Glasscheibe/Fol enverbund
Luftzwischenraum
innere Iso ierglassche be
Solarg as
Zellenverbund
Glasscheibe/Folienverbund
Luftzw schenraum
innere Isol erg assche be
den Im Folgenden werden einige wichtige Solarze lenty
pen vorgestel t

Mono und polykristalline S lizium Zellen


kr s al ine
Sil z um Solarzel en
Dünnschicht
So arzel en
organische
Solarzel en Projektspezifische Lösungen im Detail
VSG
Solarzellen auf Basis von krista linem S lizium (S ) domi monokrista lin polykr stall n auf G assche be
Fo ien und S rei en
Fo ien /G assubs rat
4 6x So arzel en
nieren mit einem Anteil von 90 % den heutigen Markt Si i
45 zium ist ein ungiftiges und in der Elektron k bereits länger amorphes Sil z um
W rkungsgradrekorde [%]

Sonder ypen CdTe amorphes S l zium #yœ¦śŨĩââ XĩČyœƖÐ ČÐğ


40 Hoch eistungszellen mikromorphes S li CIS CIGS CIGS Rĩ ƑĘÐœ XĩČyœƖÐ ČÐğ
bekanntes sowie erprobtes Material Nach Sauerstoff ist Hybridze len zium G ýéĩĘÐœ Xĩ yœƖÐČ ČÐğ
es das zwe thäufigste Element auf der Erde und damit
30 reichlich verfügbar Es kommt jedoch nicht in Reinform
vor, sondern muss aus eingeschmolzenem Quarzsand
20
unter hohen Temperaturen gewonnen werden In chemi
schen Verfahren wird das Rohsilizium so lange gereinigt,
bis ein nahezu hundertprozentiger Reinheitsgrad erreicht
10
ist Anschließend lässt sich das hochreine Silizium in ver

0 4 5 modularer Aufbau des Solargenerators nyâÐœŨб÷ğýĊ œŵğÄÐ ¦ýś ňŵyÄœyŨ ś±÷Ð ýğƖÐČ Vakuumtechn k Galvan k in der Regel vol fläch ge Substra beschich Druckverfahren o Ä
4 6 Schnitt durch gerahmtes Standardsolarmodul scheiben tung ByğĩśŨœŵĊŨŵœ
1990 1995 2000 2005 2010 Scheibendicke 0 2 mm Kan en änge Schichtdicke 0 5 5 0 μm Ze lbreite 0 5 17 0 mm bzw Bandbrei e P lo stadium
4 6x yp sche Schichtenfo ge (von außen nach innen) bei Photovoltaik
S apelzel en (Konzentra or) C S CIGS modulen zur Gebäude ntegrat on 10 0 15 6 cm 1 36 cm 2 3 % Wirkungsgrad
S lizium monokrista lin CdTe 4 7 Wirkungsgradentwick ung veri iz erte Rekorde von laborgefert gten ca 85 % Marktante l ausgereif e Techno og e ca 15 % Marktante l steigend
S lizium polykristal in Farbstoffzel en Mini Solarze len ijç ųƚ ŀ 13 17 % ţ ijƚ ŀ 8 14 %
S lizium mikro /amorph organische Zellen 4 8 Typologie und Merkmale der d ei Solarzellengenerat onen Zel w rkungsgrad Modulwirkungsgrad
47 48

2 3

detail.de/green-solartechnik
Schwerpunkt: Energieeffiziente Fassaden
Farbige Photovoltaikmodule
Vogelschutz und Glasfassaden

02/17 Zeitschrift für nachhaltige Architektur und energetische Sanierung


Review of Sustainable Architecture and Energy-Efficient Refurbishment

green

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