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52 B1
Finanzplatz Frankfurt
Umbruch wird weitere Konsolidierungen bei Banken auslösen
Nicht Größe schafft Gefahren, sondern schlechtes Management – Geschäftsmodelle sind besonders tragfähig, wenn das Kundengeschäft im Mittelpunkt steht
Börsen-Zeitung, 16.3.2011 Veränderungsprozess nur dann noch auch eine makroprudenzielle Auf- Zusammenhang zu konstatieren, Es ist zu erwarten, dass Banken zukunftsfähigen Geschäftsmodellen
Die Welt des „New Normal“ nach eine Rolle spielen, wenn sie als sicht. Zweitens Maßnahmen, die dass mit den Regierungen ein neuer, Positionen im Trading Book, bei De- stehen werden. Die Sorge, dass
der Finanzmarktkrise wird Banken Arrangeur Nutzen stiften durch Spill-over-Effekte begrenzen. Hierzu wichtiger Stakeholder am Tisch der rivaten, Verbriefungen und Proprie- durch das Entstehen größerer Ban-
dauerhaft vor große Herausforderun- Schaffung von Qualität im Prozess, gehören Stärkung der Marktinfra- Banken sitzt. Aufbau und Pflege des tary Investments konsequent zuguns- ken wiederum Instabilitäten ausge-
gen stellen. Schließlich ist kein Wirt-Exekutionssicherheit und Zugang zu struktur, Finanzsektorabgaben, In- Dialogs zu Regierungsvertretern kön- ten von renditearmen, aber liquiden löst werden, ist in diesem Zusam-
schaftszweig infolge der Krise und den passenden Investoren. solvenzregime, Sanierungs- und Re- nen nicht mehr nur am Rande erfol- Positionen wie Cash und Staatsanlei- menhang unbegründet. Nicht die
ihrer Nachwirkungen mehr dem Ohnehin müssen Banken in strukturierungsregime, Reform der gen. Umso wichtiger wird auch in hen reduzieren. Daneben wird die Größe einer Bank schafft Gefahren,
Wandel unterworfen als die Banken- Zukunft ungleich mehr investieren, Einlagensicherung. Darüber hinaus Zukunft eine konsistente, leistungs- Umschichtung von langfristiger zu sondern schlechtes Management.
um den Mehrwert ihrer gehende Initiativen wie Größenbe- starke und Vertrauen schaffende kurzfristiger Kreditvergabe erfolgen. Corporate Governance, Transpa-
Leistungen zu vermit- grenzungen von Banken, Leverage Bankenverbandsarbeit sein. Als bewusst in Kauf genommene renz, Risiko- und Liquiditätsmanage-
teln. Das in der Finanz- Ratio, Trennbankensystem („Volcker Die Auswirkungen der neuen Kapi- Nebenwirkung wird die neue, deut- ment, Konzentration auf Kernkompe-
Von marktkrise verloren Rule“) oder Vergütungsbeschränkun- talunterlegungsvorschriften indes lich risikoärmere Bankbilanz ceteris tenzen, kompetente und motivierte
Tilman Wittershagen gegangene Vertrauen gen entstammen einem kurzsichti- wirken unmittelbar auf die Fähigkeit paribus weniger Erträge erwirtschaf- Mitarbeiter und ein Vergütungssys-
wird sich erst über gen politischen Reflex und werden der Banken, profitabel zu wirtschaf- ten und somit auf die zweite Stoß- tem, das nachhaltigen Unterneh-
Jahre intensiver und nicht zum Ziel führen, sind aber in ten. Wenn die Mindestanforderung richtung der Anstrengungen – die menserfolg fördert, sind für Banken
glaubwürdiger Partner- Teilen bereits beschlossen. „Weniger für die Kernkapitalquote von 2 % auf Steigerung der Profitabilität – kon- auch in Zukunft die entscheidenden
schaft mit Kunden und ist mehr“ ist man versucht zu sagen. 7 % (inklusive Capital Conservation trär wirken. Zudem wird die Bereini- Erfolgsfaktoren.
Marktteilnehmern zu- Kluge, qualitativ hochwertige und in- Buffer) erhöht wird, gleichzeitig gung der Bilanzen in vielen Fällen Und eine der erfreulichsten Er-
rückgewinnen lassen. ternational abgestimmte Regulie- bestehende Kapitalelemente nicht noch zu einmaligen Verlusten füh- kenntnisse aus der Finanzmarktkrise
Vorstandsvorsitzender Die gute Nachricht ist, rung ist vonnöten, um das Ziel der mehr auf das Kernkapital anrechen- ren, mit entsprechender Belastung ist, dass sich Geschäftsmodelle insbe-
des Bankenverbandes dass die Voraussetzun- Systemstabilisierung zu erreichen. bar sind und zusätzlich das Risikoge- für das Eigenkapital. Umso heftiger sondere dann als tragfähig erwei-
Hessen e.V. gen dafür geradezu wicht der meisten Aktiva deutlich wird die vor uns liegende Dekade sen, wenn sie das Kundengeschäft in
ideal erscheinen. Das Neuer Stakeholder am Tisch steigen wird, sind Szenarien, in de- von Kostensenkungsmaßnahmen den Mittelpunkt stellen und auf lang-
„New Normal“ im Wirt- nen das neue regulatorische Kernka- begleitet werden, nicht zuletzt auch, fristige, partnerschaftliche Geschäfts-
branche. Die wesentlichen Treiber schaftsgeschehen dieser Dekade Wie immer die finale Ausprägung pital im einzelnen Fall bis zum Fak- um die Attraktivität des Eigenkapi- beziehungen ausgerichtet sind. Inso-
der Veränderung sind bekannt: (i) wird geprägt sein von hoher Unsi- aller Regulierungsmaßnahmen letzt- tor zehn erhöht werden muss, nicht tals von Banken wieder zu erhöhen. fern überwiegt trotz der Herausfor-
neue und schärfere Regulierung, (ii) cherheit und Schwankungsanfällig- lich aussehen wird, die organisatori- auszuschließen. Nun ist hartes Eigen- derungen die Zuversicht, dass der
Rückgewinnung von Vertrauen, (iii) keit bei für Investoren und Unter- schen Herausforderungen zur Adap- kapital für Banken eine knappe Res- Unbegründete Sorge Umbruchprozess am Ende erfolg-
auf Kundenanforderungen zuge- nehmen gleichermaßen wichtigen tion, Umsetzung und Steuerung der source und weder am Kapitalmarkt reich gestaltet werden wird. Und als
schnittene Geschäftsmodelle mit in Risikoparametern wie Liquidität, hochkomplexen Maßnahmenpakete noch durch Beiträge bestehender Es braucht daher nicht viel Fanta- Orientierungspunkt auf dem Weg
der Folge veränderten Ertrags- und Zinsen, Währungen, Rohstoffe, sind gewaltig. Und die deutlich stei- Eigentümer beliebig abrufbar. Inso- sie, um sich vorzustellen, dass der zum Ziel wird es für Marktteilneh-
Kostenstrukturen. Energiepreise, Immobilienmärkte gende Frequenz der Überprüfungen fern werden massive Anstrengungen Prozess des Umbruchs eine weitere mer wichtig sein zu sehen, dass Vor-
oder Kreditwürdigkeit von Staaten. durch die Aufsicht wird die Banken bei der Optimierung der risikoge- Konsolidierungswelle im Banken- reiter in der Branche in der Lage
Im vierten Jahr der Krise Dadurch werden die Akteure ihre zwingen, hierfür dauerhaft hochqua- wichteten Aktiva einerseits und der markt auslösen wird, an dessen sind, alle wesentlichen Regulierungs-
Entscheidungen nur mit Hilfe kom- lifizierte, teure Mitarbeiterkapazitä- Steigerung der Profitabilität anderer- Ende zwar weniger, dafür aber sta- schritte bereits bis zum Jahr 2013
Nüchtern betrachtet, befinden wir petenter und transparenter Bera- ten vorzuhalten. Es ist in diesem seits unternommen werden. bile Institute mit leistungs- und umgesetzt und etabliert zu haben.
uns im vierten Jahr der Bankenkrise. tung vornehmen können.
Dieser Zustand spiegelt auch der Das wird der entscheidende Fak-
Kapitalmarkt wider: Der Euro Stoxx tor in der Kunde-Bank-Beziehung
Banken verlor im Jahr 2010 rund sein: Vertrauen schaffen durch ehrli-
18 % an Wert, während der che Aufklärung. Und hierfür werden
Euro Stoxx 50 sein Niveau halten Kunden auch weiterhin bereit sein,
konnte und der Dax 30 sogar rund einen angemessenen Preis zu bezah-
20 % an Wert gewann. Die Geld- len. Es mutet in diesem Zusammen-
beschaffung im Interbankenmarkt hang geradezu grotesk an, dass
läuft weiterhin nicht störungsfrei, Regierungen sich aufgerufen fühlen,
und einige Marktteilnehmer sind zum Wohle der Anleger den Um-
unverändert von den Vollzuteilun- gang zwischen Kunde und Bank im
gen der Europäischen Zentralbank Detail regeln zu müssen – bis hin zur
(EZB) abhängig. Unterdessen ver- Einführung eines Registers für ca.
weilen die Liquiditätsbeschaffungs- 300 000 Bankberater in Deutsch-
kosten der Banken auf einem atem- land. Der Kunde wünscht nicht seine
beraubend hohen Niveau. Wenn eigene Entmündigung. Stattdessen
sich aber Unternehmen am Kapital- erwartet er ein Mehr an individuel-
markt ähnlich günstig wie Banken ler Beratungszeit und keine zeitfres-
refinanzieren, wird beispielsweise senden administrativen Formalitä-
ein im Wesentlichen auf Kreditver- ten wie Beratungsprotokolle. Regula-
gabe ausgerichtetes Geschäftsmo- torischer „Overkill“ am Kunden wird
dell kaum überleben können. zwangläufig nicht zu einer besseren
Erschwerend kommt hinzu, dass Qualität in der Beratung führen.
(nicht hypothekenunterlegte) Kre-
dite mit einer Laufzeit von mehr als Weniger wäre mehr
einem Jahr künftig fristenkongruent
zu refinanzieren sind und somit Im Konsens der Expertenmeinun-
wichtige Erträge aus Fristentransfor- gen gibt es zwei große Säulen, die
mation fehlen werden. In der Folge als regulatorische Initiativen geeig-
werden die Margen für langfristige net erscheinen, das Finanzsystem
Bankkredite merklich anziehen. auf Stabilität auszurichten. Erstens
Zwar wird der Markt für alternative, Maßnahmen, die die Wahrschein-
kapitalmarktorientierte Finanzie- lichkeit von Schocks reduzieren. Hie-
rungsinstrumente hiervon profitie- runter fallen Kapitalanforderungen,
ren und sich dynamisch entwickeln, Liquiditätsstandards, antizyklische
jedoch werden Banken in diesem Kapitalpuffer, Transparenz, aber
„Made in Germany“ wächst weiter füllen? Wie stark werden sich Kun- Gesprächs. Zukunft gemessen werden.
Dynamisches Gebiet
Fortsetzung von Seite B 6 einzelne Städte: Weltweit gewinnen
urbane Ballungsregionen rasant an
Motor des Banken- und Börsenplat- Bedeutung. Zwischen diesen Metro-
zes Frankfurt noch gar nicht ange- polregionen besteht der eigentliche
sprochen, nichts gesagt von Frank- Wettbewerb. FrankfurtRheinMain
furter Leitmessen wie Ambiente, ist wirtschaftlich stark, wissenschaft-
Buchmesse oder IAA, nichts von den lich exzellent aufgestellt, hat einen
zahllosen Fachtagungen mit interna- hohen Freizeitwert und eine weltof-
tionaler Besetzung, der Informati- fene, tolerante Bevölkerung. Die
onsarbeit der vielen in Frankfurt an- Menschen zieht es in metropolnahe
sässigen Industrieverbände. Kommu- Räume, die wirtschaftliche, technolo-
nikation, das professionelle Networ- gische und kulturelle Vielfalt sowie
king werden großgeschrieben in der einen hohen Freizeitwert bieten. Ein-
Region. zelne Gemeinden und Städte der
Rhein-Main-Region können für sich
„Place to be“ genommen diese Vielfalt nicht vor-
halten – nur durch regionale Koope-
Eine wesentliche Stärke des Stand- rationen lassen sich „High Poten-
orts ist die Vernetzungskompetenz tials“ anziehen, denen dann oft auch
der hier ansässigen Unternehmens- die Unternehmen folgen. Die vorhan-
dienstleister. Das Anbahnen, Planen denen Strukturen sind leistungs-
und schließlich Anschieben komple- fähig, können aber weiter als Netz-
xer Projekte erfordert räumliche, werk optimiert werden, wobei die
professionelle und kulturelle Nähe. Zukunftsfelder zu definieren und in
Darum ist das Projektemachen an optimierter Zusammenarbeit entwi-
reale Orte gebunden. An Orte mit ho- ckelt werden müssen.
her professioneller Kontaktdichte, in
denen zufällige Treffen geradezu un- Günstige Ausgangslage
ausweichlich sind: in Lokalen, auf
Empfängen, in Clubs, bei Kongres- Die Ausgangslage der Metropol-
sen, beim Gang durch die City. Ori- region mit ihren drei ökonomischen
entierungskontakte verringern nicht Standbeinen ist hervorragend: Inter-
nur geschäftliche Risiken; in den nationaler Verkehrsknoten, europäi-
Clustern verwandter, interdiszipli- scher Finanzplatz und leistungsfähi-
när kooperierender Firmen verbrei- ges Industriezentrum – dieses Kon-
ten sich Nachrichten und Gerüchte zept von koordinierten Zentrums-
rascher, finden ständig neue, auch funktionen hat sich als sehr tragfä-
unerwartete Lernprozesse statt, ent- hig erwiesen und ist Vorbild für an-
wickeln sich Wertvorstellungen und dere Regionen geworden. Die Re-
Ziele. Deshalb ist Frankfurt „Place to gion kann aber nur dann Potenzial
be“. Nicht allein wegen der hier ver- entfalten, wenn sie geschlossen auf-
sammelten Headquarterfunktionen, tritt und als Einheit wahrgenommen
mehr noch wegen der hochkonzen- wird. Die Region ist die Stadt der Zu-
trierten Kompetenzen für komplexe kunft. Nachhaltiges Wachstum wird
Unternehmensdienstleistungen. in FrankfurtRheinMain vor allem da-
Wer hier Geschäfte macht, kommuni- durch entstehen, dass die regionale
ziert mit der Welt. Heute konkurrie- Kooperation und Integration eine
ren Metropolregionen – nicht mehr neue Qualität erreicht.
B 8 Börsen-Zeitung Nr. 52 Sonderbeilage Mittwoch, 16. März 2011
Anlageklasse Aktien
gewinnt an Popularität
2011 positive Bedingungen für Börsengänge
Börsen-Zeitung, 16.3.2011 ist dementsprechend groß, insbeson-
Der Aufwärtstrend am europäischen dere bei Transaktionen, die entspre-
Aktienmarkt hat sich wieder stabili- chende Liquidität bieten. Folglich
siert. Trotz der Unsicherheit über sind die Rahmenbedingungen für Ak-
die Situation in Libyen und die Ölver- tienplatzierungen gut, wir sehen da-
sorgung wurden die Befürchtungen her positive Bedingungen für Börsen-
an den Märkten von positiven Daten gänge.
des US-Arbeitsmarktes und von gu- Ein Ende 2010 von der Royal Bank
ten Unternehmenszahlen verdrängt. of Scotland (RBS) in Auftrag gege-
Auch die europäische Schuldenpro- bener Investor Survey zur Lage des
Initial-Public-Offering
(IPO)-Marktes in Europa
macht deutlich: Das Inte-
Von resse von Anlegern an
Klaus Schinkel einer IPO-Beteiligung ist
erheblich. Entscheiden-
de Kriterien für eine
Investition sind dabei so-
lides Wachstum, Stabili-
Head of Equity Capital tät, Visibilität des opera-
Markets Germany, tiven Ergebnisses sowie
Austria & Switzerland ein kompetentes Ma-
bei der Royal Bank of nagement mit erfolgrei-
Scotland chem Track Record. Die
Umfrage belegt aller-
dings auch, dass für In-
blematik, die im vergangenen Jahr vestoren das Thema Bewertung wei-
auf dem europäischen Aktienmarkt terhin eine sehr wichtige Rolle spielt.
lastete, scheint die Investitionsbereit-
schaft der Anleger nicht nachhaltig Zweiter Anlauf geplant
zu hemmen.
In den ersten zwei Monaten dieses Gleichzeitig wagen immer mehr
Jahres nutzten die Verkäufer das Unternehmen nach einem misslunge-
günstige Umfeld für Platzierungen nen IPO in den vergangenen Jahren
von Aktienpaketen auf dem Markt. erneut den Schritt an die Börse. Ein
Das führte zu einer Reihe von Trans- Beispiel ist die GSW Immobilien AG:
aktionen, die mit sehr kleinen Ab- Im Mai 2010 wurde der Börsengang
schlägen platziert werden konnten. wegen hoher Volatilität und somit
Trotz eines kurzfristigen Rückgangs ausgeprägter Unsicherheit an den
der Platzierungen aufgrund der poli- globalen Aktienmärkten verscho-
tischen Ereignisse im Nahen Osten ben. Für den kommenden April ist
und Nordafrika und des damit ein- nun der zweite Versuch geplant.
hergehenden Anstiegs der Volatilität Die Verkäufer dieser Assets su-
erwarten wir aber, dass die Aktivitä- chen Strukturen, die eine gewisse
ten in einem ruhigeren Marktumfeld Absicherung bieten. Der Deal muss
wieder zunehmen. auch für sie zu einer akzeptablen Be-
wertung stattfinden. Daraus resul-
Interesse an Aktienfonds tiert unter anderem die unverändert
recht hohe Anzahl an sogenannten
Seit Ende 2010 ist besonders ein Dual Tracks. Dual Tracks sind paral-
Trend zu beobachten: Aktien als lele Verkaufsprozesse an Aktienin-
Investitionsklasse sind attraktiver vestoren sowie an strategische Anle-
geworden. Die Gründe liegen vor ger und Finanzinvestoren. Der erste
allem in der Unterbewertung gegen- Härtetest steht dem IPO-Markt in
über Anleihen und dem insgesamt diesem Jahr allerdings noch bevor:
besser gewordenen makroökonomi- Die ersten Transaktionen sind
schen Umfeld. Das belegen auch die voraussichtlich Ende März zu erwar-
hohen Zuflüsse in Aktienfonds. ten. Auch für die Frankfurter Börse
Die Nachfrage von institutionel- ist momentan eine spannende Zeit.
len Investoren bei Aktienemissionen Fortsetzung Seite B 10
B 10 Börsen-Zeitung Nr. 52 Sonderbeilage Mittwoch, 16. März 2011
Anlageklasse Aktien
Fortsetzung von Seite B 9 sitions (M & A) getrieben werden.
Durch moderate Bewertungen und
Die Fusion der Deutschen Börse mit günstige Finanzierungen lassen sich
der Nyse Euronext wird von Investo- mit Übernahmen derzeit mehr
ren mit Argusaugen beobachtet. Die Werte heben als in starken Jahren.
möglichen Auswirkungen sind der- Zusätzlich werden auch vermehrt
zeit schwer abzuschätzen. Share Buybacks in Betracht gezogen.
In diesem Umfeld ist ein weiterer
Trend erkennbar: Unternehmen Deals in Schwellenländern
ziehen vermehrt Alternativen zu den
traditionellen Listing-Plätzen in Laut einem White Paper der RBS
Europa in Betracht. Das Listing soll in Zusammenarbeit mit der Boston
in einigen Fällen auch dazu dienen, Consulting Group plant dieses Jahr
die eigene Marke in neuen Märkten, eines von sechs Unternehmen einen
speziell in Asien, zu stärken. Hierbei Zukauf im Volumen von mehr als
stellt sich Hongkong als beliebte 0,5 Mrd. Euro. Fast zwei Drittel der
Alternative im Luxusgütersektor Unternehmen beabsichtigen Deals
heraus – siehe das L’Occitane-Listing in den Schwellenländern. Dies un-
terstreicht ebenso eine weitere
RBS-Umfrage: Nach der bevorzug-
ten Anlageklasse befragt, entschie-
„Für Emittenten den sich insgesamt 45 % der Teil-
kann es sich also nehmer für Aktien oder Schwellen-
länder-Aktien.
auszahlen, rechtzei- Eine Ausnahme bildet der Ban-
tig gut vorbereitet kensektor, der von den Vorbereitun-
zu sein, um ein gen auf strengere Core-Tier-1-Defini-
tionen und Regeln zu Kapitalerhö-
vielversprechendes hungen in den nächsten Jahren be-
Emissionsumfeld lastet sein wird. Ab 2013 müssen
zu nutzen.“ Banken mindestens 3,5 % hartes
Kernkapital vorhalten, statt bislang
2 %. Eigenkapitalinstrumente, die
die Basel-III-Kriterien nicht erfüllen,
im November 2010. Auch Samso- werden schrittweise aberkannt.
nite hat dort kürzlich ein geplantes 2013 werden sie nur noch zu 90 %
Listing bekannt gegeben. Ein solcher akzeptiert, endgültig abgeschafft
Schritt ist allerdings tendenziell werden sie 2022.
eher für Unternehmen geeignet, die
bereits über eine starke Präsenz in Rechtzeitig reagieren
Asien verfügen. Dient das Listing ins-
besondere dazu, einen potenziellen Generell sehen wir den Ausblick
Bewertungsvorteil zu erzielen, wird für den Aktienmarkt 2011 sehr posi-
es von Investoren kritisch bewertet. tiv. Allerdings können sich Emissi-
Die Mehrheit der europäischen Un- onsfenster in Zeiten wirtschaftlicher
ternehmen kann indes abseits des und politischer Unsicherheit schnell
IPO-Marktes starke Bilanzen und wieder schließen. Für Emittenten
hohe Liquidität vorweisen. Es ist da- kann es sich also auszahlen, rechtzei-
her damit zu rechnen, dass Kapitaler- tig gut vorbereitet zu sein, um ein
höhungen im Corporate-Sektor vielversprechendes Emissionsum-
hauptsächlich von Mergers & Acqui- feld zu nutzen.
Mittwoch, 16. März 2011 Sonderbeilage Börsen-Zeitung Nr. 52 B 11
In Frankfurt zuhause
Finanzzentrum bedarf kompetenter Berichterstattung cw – Die German CFA Society
wurde im September 2000 als
Zu den wichtigen Aufgaben des
Vereins gehören neben der Förde-
Fortsetzung von Seite B 11 verständlich zu kommunizieren. In schaft zu tragen. Wir sind auf funk- stein der „Education Industry“ am Lokalverband des CFA Institute rung und Weiterentwicklung der
mehreren Unterrichtseinheiten, wie tionierende Finanzmärkte und eine Finanzplatz Frankfurt. Es werden gegründet. Nach Großbritannien ethischen Grundsätze und Standes-
von der Frankfurt School of Finance zum Beispiel der Berichterstattung stabile Wirtschaft angewiesen – diejenigen Mitarbeiter ausgebildet, und der Schweiz ist die German richtlinien des CFA Institute in
& Management und der Hessischen zu Unternehmen, Banken und auch am Finanzplatz muss das Ver- die nicht nur in der Lage sein wer- CFA Society die drittgrößte CFA- Deutschland unter anderem die
Landesregierung initiierte einjäh- Finanzmärkten, lehren Fachleute trauen in das Finanzsystem wieder- den, die Brücke zwischen Finanz- Vereinigung in Europa. Mitglieder Intensivierung des Bekanntheits-
rige, berufsbegleitende Weiterbil- des Finanzplatzes – Professoren der hergestellt werden. Dies beginnt mit dienstleistern und der Öffentlichkeit sind in erster Linie Analysten und grades des CFA-Titels wie auch die
dungsstudiengang „Finance Journa- Frankfurt School und erfahrene Jour- einer offenen und transparenten zu schlagen, sondern auch Finanz- Asset Manager mit Chartered- Schaffung einer Plattform für den
lism“: Studierende sollen sowohl nalisten –, wie Finanzthemen aufge- und Wirtschaftsthemen so vermit- Financial-Analyst-Qualifikation. Erfahrungsaustausch innerhalb der
fachlich im Bereich Wirtschaft und arbeitet werden müssen, damit teln zu können, dass auch Laien sie Der Verband hat seinen Sitz in deutschen Investment-Branche.
Finanzen weitergebildet werden, Leser sie verstehen und einen Nut- verstehen. Eine qualifizierte Bericht- Frankfurt am Main. (Börsen-Zeitung, 16.3.2011)
aber auch kompakte, praxisnahe zen daraus ziehen können. erstattung über Akteure und Ereig-
und finanzjournalistische Kompeten- „Seit jeher besteht nisse in der Finanzwirtschaft sowie
zen vermittelt bekommen. Darüber Zusammenhänge verstehen am Finanzplatz über finanzpolitische Themen trägt
hinaus fördert der Studiengang den Frankfurt eine maßgeblich dazu bei, den Finanz-
Dialog zwischen Finanzjournalisten Seit jeher besteht am Finanzplatz platz Frankfurt insgesamt zu stärken
und Öffentlichkeitsabteilungen von Frankfurt eine enge Verbindung zwi- enge Verbindung und im internationalen Wettbewerb
Unternehmen. Denn Untersuchun- schen der Real- und Finanzwirt- zwischen der Real- zu positionieren. Impressum
gen haben gezeigt, dass Finanzjour-
nalisten die Meldungen und Präsen-
schaft. Für dieses komplexe Bezie-
hungsgefüge fehlt vielen Menschen
und Finanzwirt- Börsen-Zeitung
schaft.“ Leistungsstipendien Sonderbeilage
tationen von Unternehmen nur zu das Verständnis. Für eine gute Zu-
66 % als präzise und nachvollzieh- kunft des Finanzstandorts Frankfurt Deshalb führte das Land Hessen Finanzplatz Frankfurt
bar bewerten. Hier leistet der Studi- ist es wichtig, dass die Bürger diese im Rahmen seines Engagements für Am 16. März 2011
engang einen Beitrag, die beste- Zusammenhänge verstehen. An die- den Finanzplatz gemeinsam mit der
hende Diskrepanz zu verringern. ser Stelle stehen die wesentlichen Kommunikation. Der Finanzplatz Frankfurt School dieses Studienpro-
Akteure des Finanzplatzes in der Frankfurt braucht daher sowohl eine gramm ein und fördert die Teilneh- Redaktion: Claudia Weippert-Stemmer
Dem Leser Nutzen stiften Pflicht, Kompetenz und Wissen zur glaubwürdige Berichterstattung von mer mit Leistungsstipendien. So- Anzeigen: Dr. Jens Zinke (verantwortlich)
Verfügung zu stellen sowie für eine Unternehmen und Banken als auch wohl auf Seiten der finanzjournalisti- Andrea Kineke
Wer professionell und kompetent offene und transparente Kommuni- einen guten Wirtschafts- und Finanz- schen Medien wie auf Seiten der Un- Technik: Tom Maier
über Finanzthemen berichten und kation zu sorgen. journalismus. ternehmenskommunikation hat die Typografische Umsetzung: Daniela Störkel
dem Leser einen Nutzen stiften will, Für einen starken Finanzplatz Aus- und Weiterbildung in diesem
muss tiefgehende Kenntnisse über sind die Akzeptanz und das Ver- Zusammenhang eine große Bedeu- Verlag der Börsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft WERTPAPIER-
Zwölfmonatiges Programm MITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG, Düsseldorfer Straße 16,
die Finanzmärkte, die komplizierten ständnis der Bevölkerung für die tung. Mit der Vergabe der Leistungs-
Verbindungen der Finanzwelt mit komplexen Vorgänge unerlässlich. Als essenzieller Standortfaktor für stipendien unterstreicht das Hessi- 60329 Frankfurt am Main, Tel.: 069/2732-0, (Anzeigen) Tel.: 069/2732-115,
der realen Ökonomie sowie über Gerade durch die Krise wurde das den Finanzplatz Frankfurt ist das sche Wirtschaftsministerium nicht Fax: 069/233702, (Vertrieb) 069/234173.
komplexe Finanzprodukte haben. Er- Vertrauen der Menschen in die Fi- Studienprogramm „Finance Journa- nur die Bedeutung des Programms, Geschäftsführer: Ernst Padberg
forderlich ist aber nicht nur die intel- nanzbranche erschüttert. Die Folgen lism“ nicht nur ein Investment in die sondern leistet einen wichtigen Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH;
lektuelle Durchdringung der kompli- dieses Vertrauensverlustes haben Zukunft der Branche. Das zwölfmo- Beitrag zur journalistischen Nach- Kurhessenstraße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf
zierten Materie, sondern auch die Fä- nicht nur die Finanzbranche, son- natige berufsbegleitende Weiterbil- wuchsförderung am Finanzstandort
higkeit, dies dann transparent und dern auch die Politik und die Gesell- dungsprogramm ist ein weiterer Bau- Frankfurt.