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Konsumfolgen

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Welche ökologischen,
sozialen oder ökonomischen
Folgen hat Konsum?
Welche Folgen hat Konsum für
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Welche Folgen hat
Konsum für die Umwelt?

Welche Folgen hat Konsum?

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Grundanspruch Erweiterter Anspruch


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86 y/H+ 8- Konsumfolgen

Konsum geh@rt
zu unserem Alltag
Wir kaufen Güter für den einmaligen Gebrauch, zum Beispiel Nahrungsmittel oder
Papiertaschentücher Ebenso geben wir Geld aus für Güter, die wir länger verwenden,
zum Beispiel Möbel oder ein Radio. Mit unserem Konsum tragen wir zu einer
gesunden Wirtschaft bei, belasten aber auch die Umwelt
Wer sich ein Paar Turnschuhe kauft oder ein Konzertticket, Konsum und Wirtschaft
konsumiert etwas. Mit Konsum ist aber nicht nur der Kauf eines Die Nachfrage nach Konsumgütern beeinflusst die Wirtschaft
Produkts oder einer Dienstleistung gemeint, denn wir konsu- eines Landes stark. Sind die Konsumentinnen und Konsumen-
mieren - oftmals unbewusst - Güter und Dienstleistungen ten konsumfreudig, profitieren der I lande! und die Herstelle-
auch dann. wenn wir alltägliche Dinge erledigen So benötigen rinnen und Hersteller von Produkten, die Umsätze in der Indus-
wir beispielsweise beim Kochen Wasser, Strom, einen Kochherd trie, in der Landwirtschaft und im Dienstleistungsbereich
und Pfannen. Auch die uns durch den Tag begleitenden Geräte steigen.
wie Radios oder Smartphones und die abends leuchtende
Lampe sind Teil unseres alltäglichen Konsums. Konsum gehört Wie konsumfreudig Menschen sind, hängt auch von der wirt-
somit zu unserer Lebensführung: Wir konsumieren auch dann, schaftlichen Stimmung in einem Land ab. Blicken die Menschen
wenn wir nichts kaufen. optimistisch in die Zukunft. konsumieren sie eher wertvollere
Gebrauchsgüter. Ist die wirtschaftliche Stimmung schlecht.
schieben sie teure Anschaffungen auf und erhöhen ihre Erspar-
nisse.

Konsum kurbelt nicht nur die Wirtschaft an, sunder nu gel oft
auch auf Kosten der Umwelt und der natürlichen Ressourcen.
Deshalb wird immer nachdrücklicher auch von den Konsumie-
renden nachhaltiges Handeln gefordert.

«lrgendwann reicht die Zeit gerade noch,


um Konsumgüter zu suchen, zu identifizieren,
zu vergleichen, zu prüfen, zu kaufen, entgegen-
zunehmen, unterzubringen ... Aber für die
eigentliche Nutzung fehlt die notwendige Zeit.»
Niko Paech. Volkswirtschaftler und Nachhaltigkeitsforscher
y/H 87

Unser absurder Konsum


Wir shoppen und sharen immer mehr, doch vieles davon konsumieren wir gar nicht.
Dabei macht Kaufen nur zufrieden, wenn wir die Dinge auch benutzen.

Eine kleine Testfrage vorab: Wie viele ner glücklich macht, im schlimmsten Glücklicher durch Erlebnisse als durch
Bücher haben Sie im vergangenen Fall sogar immer unglücklicher. gekaufte Gegenstände
Jahr gekauft? Ob gedruckt oder digi- «Vieles davon kaufen wir, ohne es je
tal, ist an dieser Stelle einerlei. Da Was die Forscher als Problem betrach- zu konsumieren», sagt der Soziologe
müssen Sie zählen gehen? Gut. Dann ten, ist unsere Angewohnheit, in im- und Politikwissenschaftler Hartmut
zählen Sie aber bitte gleich auch, wie mer schnellerer Folge immer mehr Rosa, Direktor des Max-Weber-Kol-
viele davon Sie tatsächlich gelesen Geld auszugeben für Dinge, die wir legs in Erfurt. Bei einer Veranstaltung
haben. Und wie sieht es mit neuer Mu- zwar nutzen könnten - Bücher, Mu- in Weimar beschrieb er es kürzlich so:
sik aus? Bestimmt haben Sie da auch sik, Kleidung, Elektronik und andere «Wir kaufen uns heute lediglich die
einiges runtergeladen oder sogar ei- Technik, Carsharingdienste oder eine Option, Dinge zu benutzen, also den
nen Streamingdienst abonniert. Aber Mitgliedschaft im Fitnesssstudio -, Zugang zu vielen Dingen. Aber wir
wie oft haben Sie die Musik schon die wir aber nur sehr selten wirklich konsumieren immer weniger, weil wir
wirklich angehört? nutzen oder verbrauchen. Vor allem leider keine Zeit mehr haben - Kon-
bei den digitalen Angeboten ist das sum ist ja zeitaufwendig. Ausserdem
Wenn Ihre Antwort jetzt lautet «nicht auffällig. Der Absatz an E-Books ist gibt es immer etwas Interessanteres,
so oft», dann befinden Sie sich mit vie- zuletzt um 15 Prozent gestiegen. was wir uns noch kaufen könnten,
len anderen Käufern in bester Gesell- Doch werden wirklich auch mehr Di- deshalb kommen wir gar nicht mehr
schaft - aber auch in grösster Gefahr, gitalbücher gelesen? Und wie viele dazu, das Erworbene zu benutzen.»
warnen Soziologen und Konsumfor- Stücke aus den 16 Millionen Titeln des
scher. Sie stellen nämlich fest, dass Streaminganbieters Spotify hat man © DIE ZEIT

unser Kaufverhalten uns immer selte- als Abonnent schon wirklich gehört?
88 \y/H+ 8- Konsumfolgen

Folgen von Konsum


für die Umwelt
Für die Produktion der konsumierten Güter werden Rohstoffe verwendet - nicht erneuer-
bare wie Erdöl und erneuerbare wie beispielsweise Holz. Durch den steigenden Konsum
werden die Rohstoffe knapper und die Umwelt wird zunehmend durch Abfall belastet

Natürliche Ressourcen Ressourceneinsatz und Umweltfolgen


Naturliche Ressourcen stellen Bestandteile der Natur dar, die Der weltweite Verbrauch an natürlichen Ressourcen nimmt
uns Menschen Nutzen bringen, ohne dass wir sie anbauen oder laufend zu und bereits jetzt übernutzen wir bestehende Reser-
herstellen müssen. Dazu zählen Rohstoffe, Wasser, Boden, ven. In der Schweiz sind vor allem die Konsumbereiche Ernäh-
I uft, Fnergieressourcen, Landfläche, Landschaft und die Bio- rung, Wohnen und Mobilität dafür vcrantwortlich. Weil wir
diversität. viele Produkte und Rohstoffe importieren, fallen die Umwelt-
belastungen durch den Schweizer Konsum grösstenteils im
Bedeutung natürlicher Ressourcen Ausland an- nach aktuellen Schätzungen über 70 Prozent.
Die natürlichen Ressourcen bilden unsere Lebensgrundlage.
Wir nutzen sie als Rohstoff für den Konsum oder die Produk- Der übermässige Ressourceneinsatz wirkt sich in zweierlei Hin-
tion, als Lebensraum und zur Erholung. Daneben benötigen wir sicht auf die Umwelt aus: Ressourcen werden zum einen knap-
die natürlichen Ressourcen auch wegen ihrer Fähigkeit, Abfall per und zum andern durch Schadstoffe und Abfälle belastet.
und Schadstoffe aufzunehmen. Ein Beispiel dafür ist die Filter- Dadurch kann unser Planet die ökologischen Auswirkungen
wirkung von Böden und Wäldern. unseres Konsums immer weniger auffangen.

Nicht erneuerbare und erneuerbare natürliche Konkrete Umweltfolgen sind: Wasserverknappung, Abholzung
Ressourcen der Wälder, Flächenverbrauch, Verschmutzung von Wasser,
Bodenschätze werden früher oder später ausgehen, weil sie in Böden und Luft, Verlust der Biodiversität, Zunahme von Abfall
einem für uns fassbaren Zeitraum nicht mehr neu entstehen und Klimawandel.
können. Zu diesen sogenannten nicht erneuerbaren Ressour-
cen gehören beispielsweise Miner alien - wie etwa das für Ak-
kus benötigte Kobalt - oder fossile Brennstoffe wie Kohle und
Erdöl.

Im Unterschied dazu gibt es Ressourcen, die sich schneller er-


Rohstoffe sind natürliche Ressourcen
neuern. Diese sind unbegrenzt vorhanden, solange sie nachhal- in un- oder wenig bearbeitetem
tig genutzt werden, das heisst: wenn nur so viel verbraucht
wird, wie sich regenerieren kann. Dies trifft etwa auf Wälder,
Zustand - zum Beispiel Mineralien,
Fische oder Wasser zu. fossile Brennstoffe wie Kohle oder
Erdöl, landwirtschaftliche Erzeug-
nisse, Holz, Fisch oder Wasser.
Sie werden entweder in einem
Produktionsprozess als Produktions-
faktor eingesetzt oder direkt
konsumiert.
Umweltbelastung verschiedener Konsumbereiche

Staatliche Nachfrage

····.·····.·.·.•·····r / Dienstleistongen

Nahrungsmitte'. . .-· x /

» '
Restaurants und Hotels

Bekleidung

>.
° Gesundheit

Energieverbrauch im Haushalt « 4
a «

Wohnen ohne Energie


Quelle: ESU-services (2018)

«Die Ernährung trägt mit 28 % am meisten zur Umweltbelastung


durch die Konsumentinnen und Konsumenten bei. Fleisch und
andere tierische Produkte fallen dabei am meisten ins Gewicht.»
Schweizerischer Bundesrat (2015)

Umweltfolgen entlang des Lebenszyklus von Gütern

Beanspruchung von Ressourcen


z.B. Rohstoffe, Energie, Wasser, Boden, Luft

1 l l 1 1
Rohstoffe Verkauf Entsorgung

l l l 1 l
Schadstoffe in Wasser, Boden, Luft
Abfälle
90 \y/H+ 8- Konsumfolgen

Energieverbrauch
Übrige erneuerbare
Der Gesamtenergieverbrauch der Schweiz hat sich Energien
zwischen 1910 und 2011 verachtfacht. Während der Fernwärme
Verbrauch fossiler Brennstoffe seit 2000 auf dem
Elektrizität
gleichen Stand geblieben und teilweise sogar ruck-
läufig ist. steigt der Verbrauch von Elektrizität und
von anderen erneuerbaren Energien weiterhin an. Gas

Treibstoffe

Erdölbrennstoffe
Kohle
Industrieabfälle
Holz
1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010
Quelle: Bundesamt für Energie

Wasserverbrauch für Landwirtschaft, Kantone verbieten


Industrie und Haushalte in unterschiedlichen
Weltregionen Wasserentnahme
100% Ab heute (Freitag) setzt der Kanton Thurgau ein
teilweises Verbot der Wasserentnahme aus Ober-
90% flächengewässern durch.

80% Regen sei im Kanton Thurgau seit drei Monaten Mangelware,


teilte das Amt für Umwelt mit. Die Wärme der vergangenen
70% Wochen, die hohe Verdunstung bzw. der Wind hätten die Si-
tuation verschärft. Die Wasserstände von Bächen und Flüssen,
60% aber auch die Erträge aus Quellen seien zurückgegangen.
Der Pegel des Bodensees liege 60 Zentimeter unter der Norm.
50%
Wegen der tiefen Wasserstände musste die Jagd- und Fische-
reiverwaltung bereits Gewässer auf einer Länge von knapp
40%
23 Kilometern abfischen.
30%
Das Departement für Bau und Umwelt setzt nun ab Freitag
20% für den ganzen Kanton ein teilweises Verbot für die Entnahme
von Wasser in Kraft und folgt damit einer Empfehlung des
10% Fachstabs Trockenheit. Die Massnahme betrifft Bäche, Flüsse
und natürliche Weiher sowie Teiche für die Fischaufzucht oder
0%
Kanäle für die Nutzung von Wasserkraft. Ausgenommen sind
Europa Nord- Süd- Asien Afrika Süd-
Bodensee und Rhein. Auch Entnahmen aus dem Grundwasser
amerika amerika asien
oder aus Quellen bleiben bis auf Weiteres erlaubt. Der Kanton
■ Landwirtschaft ■ Industrie ■ Haushalte St. Gallen hat die Bevölkerung aufgefordert, sorgsam mit Was-
ser umzugehen. Landwirtschaftliche Bewässerungen sollten
Globaler Wasser- nach Möglichkeit nachts in der verdunstungsarmen Zeit erfol-
verbrauch gen. In der Region St. Gallen-Bodensee und im Rheintal darf
für Landwirtschaft kein Wasser aus kleinen Bächen entnommen werden.
Quelle Aquastat (2012) o Toggenburger Tagblatt
y/AH 91

Entsorgung
Die Schweiz hat eines der höchsten Abfallaufkommen welt- «Rund ein Drittel der Lebensmittel
weit. Gleichzeitig verfügen wir über hohe Entsorgungsstan-
landen nicht in unserem Magen,
dards. Die gebräuchlichen Verfahren der Abfallentsorgung in
der Schweiz sind Recycling, Verbrennung und die Ablagerung sondern im Abfall.»
in Deponien. Erhebungen zeigen, dass viele rezyklierbare Stoffe Claudio Beretta, Präsident foodwaste.ch
im Abfall statt in der Sammelstelle landen. Schätzungsweise
rund ein Fünftel wäre noch verwertbar.

Die Herstellung eines Produktes aus rezyklierten Stoffen be-


nötigt in der Regel weniger Rohstoffe und Energie als seine
Neuproduktion. Trotzdem ist sie energieintensiv und kaum
ohne Qualitätsverlust möglich. Wie gut Recycling funktioniert.
unterscheidet sich je nach Material und Produkt.

Recycling Recycling beschreibt die direkte Wiederverwendung ausge-


(Wiederverwendung dienter Produkte (z.B. Gebrauchtkleider oder funktionstüch-
oder stoffliche tige Teile aus Altfahrzeugen) oder die stoffliche Verwertung
Verwertung) durch die Gewinnung von Rohstoffen aus Abfall (z • Produk-
tion von neuem Glas aus Scherben).

Verbrennung/ Beim Verbrennen von Abfällen in Kehrichtverbrennungsan-


thermische Verwertung lagen entsteht Wärme. Diese lässt sich zur Energieproduktion
nutzen, zum Beispiel zur Stromerzeugung oder beim Heizen.


1
Rückstände aus der Abfallverbrennung oder Abfälle, die sich
Deponien
nicht für Recycling oder die thermische Verwertung eignen,
werden in Deponien kontrolliert abgelagert.

Littering bezeichnet Kleinabfälle, die im öffentlichen Raum absichtlich oder


#fesi, «

unabsichtlich fallen-/liegengelassen werden. Gelitterte Abfälle verhindern,


dass Materialien rezykliert und Ressourcen geschont werden. Böden und
oiitit., .shifts
Gewässer werden verschmutzt, Pflanzen
e
und Tiere gefährdet.
92 y/H 8- Konsumfolgen

Ökobilanz
Die Ökobilanz ist eine Methode, um die Auswirkungen von Gü- den Flächenbedarf. Er gibt an, wie viel Fläche auf der Erde not-
tern und Dienstleistungen auf die Umwelt zu berechnen. Sie wendig ist, um den aktuellen Lebensstil eines Menschen oder
betrachtet den gesamten Lebensweg: von den Rohstoffen und einer Gruppe von Menschen dauerhaft zu ermöglichen
der Produktion über den Verkauf und Konsum bis zur Entsor-
gung. Der ökologische Fussabdruck dient auch zur Berechnung des
«Earth Overshoot Day» (auf Deutsch: Welterschöpfungstag).
ökologischer Fussabdruck Dieser bezeichnet den Tag des laufenden Jahres, ab dem wir
Eines der bekanntesten Instrumente, um die globale Umwelt- mehr natürliche Ressourcen verbrauchen, als die Erde in die-
belastung durch den Konsum zu berechnen, ist der ökologische sem Jahr wiederherstellen kann. Jedes Jahr rückt der Tag im
Fussabdruck. Dieser berücksichtigt (nur) CO,-Emissionen und Kalender weiter nach vorne.

Earth Overshoot Day/Welterschöpfungstag


Jahr Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

a
2000 9o6.os 001.11.
2005 o »os 0.10. 2
2010
2015
2020
2025
••o
25.04.

s.os.2ors
21.0s.,%
+3.08.
o.os.2o1s

2030

- Schweizerischer - Welterschöpfungstag
Erschöpfungstag

Ab übermorgen lebt die Menschheit


für den Rest des Jahres auf Kredit
übermorgen, am 2. August 2017, werden wir sämtliche uns zur Verfügung stehenden natürlichen
Ressourcen aufgebraucht haben, die unser Planet innerhalb eines Jahres erneuern kann.

Der Welterschöpfungstag 2017 wird Mehr als drei Erden für die Schweizer Auch in der Schweiz müssen wir die
eine ganze Woche früher erreicht als im Würde die ganze Welt wie die Schweizer Energiewende als Antwort auf die öko-
vergangenen Jahr. Dieser Tag entspricht Bevölkerung leben, bräuchte es mehr als logischen Herausforderungen beschleu-
dem Datum, ab dem der Bedarf der drei Planeten, um den Bedarf der Welt- nigen und unseren Lebensstil anpassen»,
Weltbevölkerung an natürlichen Res- bevölkerung zu befriedigen - im Ver- so WWF-Sprecherin Corina Gyssler.
sourcen (ökologischer Fussabdruck) jene gleich zu durchschnittlich 1,7 Planeten
Menge überschreitet, die unsere Erde in für alle Länder zusammen. Ein Lebens-
einem Jahr an Nachschub (Landwirt- stil, wie ihn die Amerikaner oder die Die vom Global Footprint Network
schaft, Fischfang, Forstwirtschaft) pro- Australier pflegen, wäre für die Umwelt entwickelte Berechnungsmethode
duzieren kann (Biokapazität). 1997 be- noch schädlicher: Dann wären sogar footprintnetwork.org
nötigte die Weltbevölkerung dafür rund fünf Planeten zur Deckung des Bedarfs
neun Monate. Zwanzig Jahre später an natürlichen Ressourcen nötig. Der vom WWF Schweiz entwickelte
beginnt die globale ökologische «Schul- Footprint-Rechner zeigt den persönli-
denphase» bereits nach sieben Monaten. «Der Welterschöpfungstag rückt im Ka- chen ökologischen Fussabdruck, indem
lender zwar immer weiter nach vorne, er die von der Bevölkerung verbrauch-
jedoch nicht mehr im selben Tempo wie ten Ressourcen und die von ihr produ-
in den vergangenen Jahrzehnten. Die zierten Abfälle berechnet
Problematik ist erkannt und Lösungen www.wwf.ch/footprint
sind bekannt, allerdings verläuft deren
Umsetzung immer noch viel zu langsam. © WWF
y/H+ 93

Wie viele Erden würden benötigt, wenn die Welt-


bevölkerung so leben würde wie die Bewohnerinnen
und Bewohner folgender Staaten?

USA

Australien

Schweden
Würden alle Länder so konsumieren ·

wie die Schweiz, bräuchte es dafür


Südkorea
fast drei Erden. Wir leben somit auf

Russland Kosten anderer Erdteile sowie künf-


tiger Generationen.
Deutschland

Schweiz

¢
Japan

Italien

Spanien

China

Brasilien

Indien

Nigeria

Äthiopien

Eritrea

Gesamte Welt

Quelle: Global Footprint Network, National Footprint Accounts (2018)


94 /H+ 8- Konsumfolgen

Nachhaltigkeit urd Konsum


Weltweit werden immer mehr Ressourcen verbraucht -

mit weitreichenden ökologischen. sozialen und wirtschaft-


lichen Konsequenzen. Eine nachhaltige Entwicklung Gesellschaft
hingegen zielt darauf ab,
unseren Planeten dauerhaft
und gerecht.· zu bewirtschaften
·'

a a a « ««« « « «a a

Nachhaltige Entwicklung

lebenswert• «Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwickc- \


lung, die die Bedürfnisse der Gegenwart
befriedigt, ohne die Möglichkeiten künftiger
Generationen zu gefährden, ihre eigenen
• gerecht
Bedürfnisse zu befriedigen.»
Brundtland-Bericht (1987)

Nachhaltige Entwicklung zielt auf eine dauerhafte und gerechte Bewirt-


schaftung unseres Planeten ab. Hauptziele sind der Umweltschutz, eine
solidarische Gesellschaft und wirtschaftliches Wohlergehen. Nachhaltige
Entwicklung erfordert. dass das heutige Handeln die Lebenschancen künf-
tiger Generationen nicht einschränkt und die Lebensqualität der aktuell
lebenden Mentshie weltweit ver esset wird. Über die konkreten Ziele
besteht keine Einigkeit. deshalb sind sie politisch auszuhandeln. Wirtschaft

.. ······ ··•·· ······ ....


lebensfähig

Umwelt
a t
a

Nachhaltigkeit
Der Begriff «Nachhaltigkeit» hat seine Wur-
zeln in der deutschen Forstwirtschaft des
frühen 18. Jahrhunderts. Als sich aufgrund
der intensiven Holznutzung eine Holzknapp-
heit anbahnte, wurde eine Waldbewirtschaf-
tung gefordert. bei der nur so viel Holz ge-
schlagen wird, wie durch Aufforstung wieder
nachwachsen kann.
y/H+ 8- Konsumfolgen

177ele fr nachhal.ge
Entwicklung Frieden,
• • • •
• •

Die Menschheit steht vor enormen 16 Gerechtigkeit und


starke Institutionen
Herausforderungen wie Migration,
••
Klimawandel, Umweltzerst@rung, Armut •

und Hunger. Diese Probleme kann in
Leben an
der globalisierten Welt kein Staat 15

Land
allein bewältigen. Darum hat die inter- •

nationale Gemeinschaft 2015 einen

Rahmen für gemeinsame Lösungen •

geschaffen: die Agenda 2030 für Leben unter
nachhaltige Entwicklung 14 Wasser

• •
• •
Kernstück der internationalen Vereinbarung sind •
• •
17 Ziele - Sustainable Development Goals, SDGs ge- • •
nannt. Sie definieren eine Vision der nachhaltigen • •
• •
Entwicklung, die soziale, wirtschaftliche und umwelt- • •
politische Aspekte vereint. Die SDGs sind allgemein •
abgefasst Konkret sind dagegen die 169 Unterziele,

Massnahmen •
die bis 2030 weltweit erreicht werden sollen. 13 zum Klimaschutz •

Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ist uni- • •
versell gültig. Mit ihrer Verabschiedung haben sich • •
• •
alle Staaten bereit erklärt. die Ziele für nachhaltige •
Entwicklung bis 2030 gemeinsam zu erreichen, in- •
dem jedes Land einen angemessenen Beitrag zu de-

ren Umsetzung auf nationaler und internationaler
Ebene leistet. 12 Verantwor~u~gs-
bewusstsein in
Konsum und
Produktion

«Entsprechen unsere Geschäfts- •e


modelle den Anforderungen •
der Zukunft? Die SDGs sind der Nachhaltige Städte
Zielrahmen, an dem sich Staaten, 11 und Gemeinden

Firmen und zivilgesellschaftliche ••


••
Organisationen messen müssen.» •
Thomas Vellacott, CEO WWF Schweiz

10 Weniger
Ungleich-
heiten
• •
u
Folgen von Konsum
Unser gegenwärtiges Konsumverhalten und die damit einhergehenden
Produktionsweisen ziehen weitreichende ökologische. soziale und wirtschaftliche
Konsequenzen nach sich.

Ökologische Folgen Ökonomische Folgen


Die Umwelt wird nicht erst bei der Entsorgung eines Die Überbeanspruchung natürlicher Ressourcen
Produkts belastet, sondern bereits während dessen durch die Herstellung von Konsumgütern wirkt
Herstellung Die Produktion neuer Güter beansprucht Ressour- sich auch auf die Wirtschaft aus. Die Verknappung von Roh-
cen und generiert Schadstoffe und Abfall entlang dem gesam- stoffen führt zum Beispiel zu höheren Herstellungskosten. Da
ten Lebensweg. Dabei leben wir aus ökologischer Sicht schon die Unternehmen in Konkurrenz zu anderen Firmen stehen,
heute über unsere Verhältnisse. Der Ressourcenverbrauch können sie die Preise ihrer Produkte nicht beliebig erhöhen. Die
wächst weltweit und stetig. Mehrkosten müssen vielmehr im Produktionsablauf eingespart
werden. Unternehmen sind deshalb gefordert, ihre Produktions-
prozesse effizient zu gestalten und Ressourcen zu sparen.
Soziale Folgen
Die Herstellung von Gütern ist mit vielfältigen so-
zialen Auswirkungen verbunden. Darunter fallen
Menschenrechtsverletzungen, schlechte Arbeitsbedingungen,
Hungerlöhne oder Kinderarbeit Global betrachtet geht es um
die gerechte Verteilung von Rohstoffen, die weltweite Ernäh-
rungssicherung oder das Gefälle zwischen reichen und armen
Menschen.

Schuften bis zum Umfallen


China Labor Watch wirft dem Tech-Zulieferer Foxconn Ausbeutung von Arbeitern vor.
In der kritisierten Fabrik werden vor allem Produkte für Amazon hergestellt.
Die Nichtregierungsorganisation China Labor Watch hat neun Keine Absicherung bei Krankheit
Monate lang verdeckt in einer chinesischen Fabrik des Ama- Auch arbeiten die Leiharbeiter ohne Krankenversicherung
zon-Zulieferers Foxconn ermittelt und miserable Zustände oder andere soziale Absicherungen und werden bei wenig
entdeckt. In der untersuchten Fabrik des Unternehmens in der Arbeit unbezahlt nach Hause geschickt. In Hochzeiten kom-
chinesischen Provinz Hunan werden Produkte für Ama- men Arbeiter dagegen auf bis zu 100 Überstunden im Monat
zon-Geräte gefertigt, etwa Echo-Lautsprecher, Kindle-E- und arbeiten teilweise 14 Tage ohne Pause. Der Stundenlohn
Book-Reader oder Tablets. liege bei 2,26 Dollar, auch regulär angestellte Arbeiter sollen
schlechter als üblich bezahlt werden. Zudem seien die Brand-
ln einem knapp 100 Seiten langen Bericht führt die amerika- schutzmassnahmen in Schlafbereichen nicht ausreichend und
nische NGO zahlreiche Verstösse auf und kritisiert unter an- es fehlen Schutzgeräte. Einern US-Medienbericht zufolge hat
derem die schlechte Bezahlung der Arbeiter, fehlende soziale Foxconn erklärt, die Vorgänge zu untersuchen.
Absicherung sowie unzureichende Schutzmassnahmen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Arbeitsbedingungen bei Foxconn
So seien unter anderem mehr Arbeiter als gesetzlich erlaubt angeprangert werden. Immer wieder wird auf Missstände in
in der Fabrik als Leiharbeiter tätig und hätten keine Kranken- Fabriken des taiwanischen Unternehmens hingewiesen, das
versicherung. 40 Prozent der Belegschaft sind dem Bericht auch der Hauptlieferant von Apples iPhone ist.
zufolge Tagelöhner, zulässig sind höchstens 10 Prozent. Re-
guläre Arbeiter erhalten ein fünftägiges Sicherheitstraining NZZ Online
zur Einführung, Leiharbeiter werden in lediglich acht Stunden
eingewiesen - vorgeschrieben sind mindestens 24 Stunden.
• • • • • •
Partnerschaften
17 zur Erreichung
• • • •
••
der Ziele
1 Keine
Armut
• •

••
Kein ••
2 Hunger ••
ti •
••

Gesundheit und
3 Wohlergehen

•t


• • • • • • • • • •
• • •
••
Hochwertige
4 Bildung





Geschlechter-
5 gleichheit






Sauberes Wasser
und Sanitär-
einrichtungen




Bezahlbare und

7 saubere Energie

• ••
Menschenwürdige
••

9 Industrie,
Innovation und
8 Arbeit und
Wirschaftswachstum
Infrastruktur
• • • • • • •
98 »/H 8- Konsumfolgen

Ckologische, soziale und


ökonomische Fragen
bei Konsumentscheidungen
Konsumentinnen und Konsumenten stellen sich vor dem Kauf eines Produkts
ganz unterschiedliche Fragen.

.ItticaProdukt jetzt 1
Zukunft die Ur Fragen stellen
sich?

I l
3

.
" wiederverwendet
werden? Wie kann
es entsorgt werden? Lebensbedingungen
anderer Menschen
Welche Wie lässt sich eine Unter welchen
Rohstoffe und möglichst lange Arbeitsbedingungen
Ressourcen Lebensdauer ist das Produkt
wurden erreichen? hergestellt und
verwendet? verkauft worden?

I
I
\
y/++ 99

Konsumfolgen durch persönliche


Entscheidungen beeinflussen
Wer nichts nach Hause bringt, braucht auch nichts im Abfalleimer zu entsorgen
Die Folgen unseres Konsums lassen sich durch persönliche Entscheidungen beeinflussen

Produkt-
Nutzungs-
dauer Verzicht
.. . . .· · ·················œ
a o o

· Gegen Food Waste ·


w w o e

wahl In über zehn Schweizer Städten stehen sie bereits:


Kühlschränke, in denen Lebensmittel deponiert
• werden, die nicht mehr verkauft werden können.
Die Angebote stehen allen offen, richten sich aber
Tauschen, insbesondere an bedürftige Personen, die diese •
Teilen, Recycling Produkte dort kostenlos abholen können. SDA

leihen &

0Ihr Abfall passt


Loo
: ••••••••••••••••••••••••••••••• º (j
Repair Cafés
in ein Glas
Eine Schweizer Familie produziert im Schnitt über
9 von 10 defekten
700 Kilo Abfall pro Jahr - die Binos bloss 20 Kilo.
Velos fahren wieder
In einem Glas, einem einzigen Einmachglas - darin hat der
Die Reparaturbewegung in der Schweiz
gesamte Abfall Platz, der bei der vierköpfigen Familie Bino in
nimmt laut der Stiftung für Konsumenten-
den letzten drei Wochen angefallen ist und den sie nicht kom-
schutz (SKS) Fahrt auf. Die Bewegung
postieren oder rezyklieren konnte.
wachse und wachse, schreibt die SKS in
Übrig geblieben sind Plastikverschlüsse von Joghurtgläsern, einer Mitteilung.
Klebeetiketten auf Früchten oder Papier von der Hefeverpa-
Inzwischen gibt es 78 Repair Cafés in der Schweiz,
ckung. Während bei der Schweizer Durchschnittsfamilie jähr-
wo Ehrenamtliche Gegenstände flicken. 31 Repair
lich mehr als 700 Kilo Abfall anfallen, haben die Binos ihren
Cafés führten im letzten Jahr Buch. Resultat:
Müll auf rund 20 Kilo pro Jahr reduziert.
4700 defekte Gegenstände wurden unter die Lupe
Schweizer Familie
genommen. Davon konnten mehr als 2900 repariert
0018 werden. Vergleichszahlen zum Vorjahr gibt es
Ganzer Text nicht. oSDA
• •
0019
Ganzer Text
100 \y/H+ 9- Konsumentscheidungen

Konsum-
entscheidungen

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