Praxis der
Unterrichtsvorbereitung/Artikulationsphasen
Basismodul
Unterrichten
Stand 23.07.2013
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Bereich Erziehungswissenschaften, Schulpraxissemester
Basismodul Unterrichten: Unterrichten II
Inhalt (mit didaktischem Kommentar):
Ziele:
Die Praktikantinnen und Praktikanten können..
- die Notwendigkeit einer schriftlichen Unterrichtsvorbereitung erläutern
- wesentliche Planungsprinzipien erläutern
- bei der Unterrichtsvorbereitung systematisch vorgehen
- die Artikulationsphasen lernpsychologisch begründen
- Funktionen der Konfrontationsphase/Konsolidierungsphase erläutern
- dieses Konzept für die Unterrichtsvorbereitung nutzen
- Unterrichtseinstiege planen
- die Unterrichtsvorbereitung zwischen Bildungsplänen und Unterrichtsreflexion verorten.
Stand 23.07.2013
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Basismodul Unterrichten: Unterrichten II
Wilhelm H. Peterßen:
Notwendigkeit der schriftlichen Unterrichtsplanung
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(Handbuch Unterrichtsplanung. Oldenbourg 2000. S. 24ff)
Stand 23.07.2013
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Bereich Erziehungswissenschaften, Schulpraxissemester
Basismodul Unterrichten: Unterrichten II
M. Böhmann/Regine Schäfer-Munro:
Unterricht planen - ein komplexes Geschäft
[…] Jeder Unterricht wird von Lehrer/innen irgendwie geplant, mal längerfristig, mal sehr
kurzfristig, mal relativ starr, mal sehr offen. Dabei gilt als Berufsweisheit: schlecht geplanter
Unterricht kann auch gelingen, gut geplanter Unterricht geht aber seltener schief.
Eine wichtige Aufgabe Ihres Schulpraktikums ist es, dass Sie schrittweise daran
herangeführt werden, Unterricht »gut« zu planen. Was bedeutet das konkret? Sie sollen in der
gebotenen Ausführlichkeit und Reflexionstiefe diejenigen Überlegungen darstellen, die bei
der Planung einer Unterrichtsstunde bzw. einer längeren Sequenz oder Einheit für Sie
handlungsleitend waren.
Wer berufserfahrene Lehrer/innen zu ihrer Unterrichtsplanung befragt oder diese dabei
beobachtet, wird auf vielfältige Stile und Routinen treffen: Es gibt Kolleg/innen, die nur mit
kleinen Notizen ins Klassenzimmer kommen, vielleicht haben sie sich auf einer Karteikarte
die wichtigsten Punkte zum Ablauf einer Stunde oder eines Schultages notiert. Andere
Lehrer/innen wiederum haben ein gebundenes Buch im DIN-A4-Format, in das sie alle
wichtigen Phasen der Stunde notieren, mögliche Vermittlungshilfen für Lernschwächere
aufschreiben und auch zentrale Arbeitsanweisungen oder Impulse im Wortlaut
vorformulieren. Es soll sogar Lehrer/innen geben, die gänzlich ohne schriftliche Unterlagen
die Stunde bestreiten. Gleichgültig wie viel zu der zu haltenden Stunde aufgeschrieben steht -
alle Lehrer/innen müssen im Geiste mehr oder weniger intensiv ihren Unterricht planen.
Dabei fallt auf, dass erfahrene Lehrer/innen die verschiedenen Aspekte der
Unterrichtsplanung, z.B. die Analyse der Klassensituation, die Auswahl der Inhalte, die
Bestimmung der Lernziele oder auch die Auswahl der Methoden, vernetzt in ihre
Überlegungen mit einbeziehen, auf jeden Fall nicht so in einer bestimmten Reihenfolge, wie
es das nachfolgende Schema assoziieren könnte.
Die meisten Lehrer/innen tun dies, ähnlich wie das Unterrichten selbst, in einer sehr
routinierten Art und Weise, die zu vergleichen ist mit dem Autofahren. Quasi simultan lenken
sie, gleichen ihre Geschwindigkeit mit dem erlaubten Richtwert ab, schalten in den nächsten
Gang, bremsen, halten nach Gefahrenpunkten Ausschau, versetzen sich in die Rolle des vor
ihnen fahrenden Autos, unterhalten sich mit der Beifahrerin und beschäftigen die Kinder
nebenher auf dem Rücksitz. Wer das Auto- fahren erst erlernen muss, braucht Hilfe und
Unterstützung dabei, diese hochkomplexe Handlung in einzelne Tätigkeiten aufzugliedern
und einerseits die Kompetenz in den einzelnen Bereichen zu steigern, andererseits aber auch
aus den einzelnen Tätigkeiten ein gelingendes Ganzes zu schaffen.
Sie als Noviz/in in diesem Berufsfeld, quasi als Fahrschüler/in, werden im
Schulpraktikum Teilkompetenzen erlernen und gleichzeitig an die komplexe Gesamthandlung
der Unterrichtsplanung herangeführt.
Aus: M. Böhmann; Regine Schäfer-Munro: Kursbuch Schulpraktikum. Weinheim: Beltz 2005: 78
Arbeitsauftrag:
Führen Sie in den nächsten Wochen mit (mindestens) zwei LehrerInnen ein Interview, in dem Sie sich genau
erkundigen, wie diese ihren Unterricht vorbereiten. Bereiten Sie sich mit Hilfe des Textes auf dieses Interview
vor und dokumentieren Sie Ihre Fragen und die Antworten in geeigneter Form, so dass Sie sie in der nächsten
Sitzung präsentieren können. Lassen Sie sich dabei auch zeigen, wie die KollegInnen ihre Vorbereitung
verschriftlichen (wenn das der Fall ist).
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Basismodul Unterrichten: Unterrichten II
Grobstruktur einer Unterrichtsvorbereitung für Studierende im Schulpraxissemester
Erläuterungen
Die folgenden OHFn haben die Funktion, die Studierenden in die Praxis der
Unterrichtsvorbereitung einzuführen – auf allgemeine Weise, unabhängig von
fachdidaktischen Spezifika. Berücksichtigt wird dabei die besondere Situation der
Studierenden im Schulpraxissemester: Im Vergleich zu Referendaren sind sie nur eine kurze
Zeit in einer Klasse und übernehmen einzelne Unterrichtsphasen bzw. –stunden mitten im
Stoffplan der betreuenden LehrerInnen. Üblicherweise sehen die Absprachen dann
folgendermaßen aus, dass die betreuende Lehrperson zu den Studierenden sagt: „In der
nächsten Stunde würde es mit dem Thema X weitergehen, übernehmen Sie doch mal diese
Stunde (bzw. einen Teil dieser Stunde)“.
Didaktische Modelle beschreiben in der Regel, welche Überlegungen grundsätzlich
und systematisch bei der Unterrichtsplanung zu berücksichtigen sind. Sie versuchen, den
komplexen Prozess der Unterrichtsplanung umfassend abzubilden und haben dabei allerdings
die elaborierte Version der erfahrenen Lehrperson im Auge, nicht die des Berufsanfängers.
Aus diesem Grund wird im Folgenden z.B. auf die Analyse der anthropogenen und
soziokulturellen Voraussetzungen bewusst verzichtet, da zum einen die Studierenden die
Klassen kaum kennen, zum anderen fehlt ihnen die Erfahrung, wie sich diese
Voraussetzungen auf die anderen methodisch-didaktischen Entscheidungen auswirken. Auch
die Frage nach der Gegenwarts-, der Zukunfts- und der exemplarischen Bedeutung der
Unterrichtsinhalte stellt sich dem Praktikanten in der Regel nicht, dies wird von den
betreuenden Lehrern (bzw. von den Lehrplänen) vorentschieden. Als selbstverständlich wird
dabei allerdings die fachliche Einarbeitung vorausgesetzt.
Mit der Vorgabe der betreuenden Lehrerin stellt sich für die Studierenden ganz
pragmatisch die Frage: „Wie gehe ich jetzt vor? Was mache ich als erstes?“ Diese Fragen
versucht das folgende Modell zu beantworten. Es ist daher prozessorientiert und nicht
systematisch. Im Sinne Klafkis geht es dabei von der Vorstellung aus, dass am Beginn der
Unterrichtsvorbereitung die Frage nach den Lernzielen (i.S.v. Stundenzielen) stehen muss 1, da
sich daraus alle weiteren Entscheidungen ableiten lassen. Um einem häufigen Fehler (auch
der Referendare) vorzubeugen, wird betont, dass der Unterrichtseinstieg zuletzt geplant
werden sollte, ebenso die Phase der Konsolidierung (Ergebnissicherung, Übung, Transfer
usw.).
Die erste OH-Folie beschreibt den Ablauf einer Unterrichtsvorbereitung im o.g. Sinne,
die zweite erläutert dies anhand von Beispielen.
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Dies war in der Geschichte der allgemeinen Didaktik nicht unumstritten, jedoch fasst Peterßen zusammen:
„Die Priorität der Zielsetzung kann als heute allgemein anerkannte didaktische Auffassung zur
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Unterrichtsplanung gelten […]“ (Peterßen: Handbuch Unterrichtsplanung 2000: 24) Der aktuelle
vorherrschende Ansatz der Kompetenzorientierung bestätigt diese Aussage.
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Planungsprinzipien
(nach Peterßen 2000: 32ff )
Beispiel: Deutsch (Berufliches Gymnasium Eingangsstufe)
1) Kontinuität
2) Reversibilität
3) Eindeutigkeit/Transparenz
Kommunikation: Sprachnormen
Modelle usw.? Normabweichungen
4) Widerspruchsfreiheit
5) Angemessenheit
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Schritt 2:
„Elementarisierung“ der Lernziele:
Was müssen die SS wissen/können, um diese Ziele erreichen zu können?
Teilziele
Schritt 2a:
In welchem Verhältnis stehen die Teilziele zueinander?
- sie bauen sachlogisch aufeinander auf
-> sachlogische Reihenfolge einhalten!
- sie stehen additiv nebeneinander
-> Reihenfolge an Schülerbedürfnisse anpassen
Schritt 3:
Wie kommen die SS zu ihrem Wissen?
Entscheidungen treffen über
- die Sozialformen: LV/UG, EA, PA, GA
- die Methoden: Lernzirkel, Rollenspiel, Leittexte, Projekt usw.
- die Medien: Schulbuch, Tafel, OHP, Arbeitsblatt usw.
Schritt 5:
Wie können die Ergebnisse gesichert werden?
Schritt 6:
Wie kann ich überprüfen, ob die SS sich das Wissen tatsächlich angeeignet
haben?
Wie können die SS ihr neues Wissen, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten
anwenden, üben usw.
Schritt 7:
Wie viel Zeit werden die einzelnen Teile der Stunde beanspruchen?
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Grobstruktur einer Unterrichtsvorbereitung - Beispiele
Schritt 2: Schritt 2:
TZ 1: Überproduktion TZ 1: Krankenversicherung
TZ 2: Variabilität (Ursachen) TZ 2: Unfallversicherung
TZ 3: Selektion TZ 3: Arbeitslosenversicherung
TZ 4: Vererbung TZ 4: Rentenversicherung
TZ 5: Pflegeversicherung
Schritt 3: Schritt 3:
TZ 1: LV, OHF Additive Teilzielordnung macht arbeitsteilige
TZ2: Problematisierung: Ungleiche Gruppenarbeit (atGA) möglich:
Geschwister G1: Krankenversicherung
- (OHF); Ursachen? G2: Unfallversicherung
- Text mit Fragen in PA G3: Arbeitslosenversicherung
- UG: Auswertung/Sicherung G4: Rentenversicherung
TZ 3: OHF, LV, Bsp. für G5: Pflegeversicherung
Überlebensstrategien
TZ 4: Vererbung, LV
Schritt 4: Schritt 4:
Informierender Unterrichtseinstieg: „Heute Lohnzettel: Unterschied Brutto – netto: Was
geht es um...“ wird abgezogen und warum?
Schritt 5: Schritt 5:
Ergebnissicherung: TA, Abl. o.ä. Ergebnissicherung: TA, Abl. o.ä.
Schritt 6: Schritt 6:
Konsolidierung: Abl. mit Text aus Kurztest
Biologiebuch von 1957: SS sollen
überprüfen/korrigieren/ergänzen
Schritt 7: Schritt 7:
Zeitplanung abhängig vom Leistungsniveau Zeitplanung abhängig vom Leistungsniveau
der Klasse der Klasse
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Arbeitsauftrag:
Zeit: 60 Minuten
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Arbeitsaufträge
2. Didaktische Fragestellungen
Notieren und ordnen Sie alle Fragen, die Sie zur Vorbereitung des
Unterrichts klären müssen. Zeit: 10 Min.
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Unterrichtsplanung
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Stufen des Lernens nach Werner Corell Stufen des Lernens bei Heinrich Roth
Arbeitsauftrag: Leiten Sie aus der Grafik Fragen ab, die Sie sich bei der Unterrichtsplanung stellen müssen.
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Die Unterrichtseröffnung
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Ansätze für eine sachbezogene Motivation: Das Rätselhafte – das Problematische – das Fehlerhafte – das Andersartige – das Brauchbare – das
Provozierende – das Fragwürdige – das Erschütternde – das Unvollständige – das Unglaubwürdige – das Unbekannte – das Überraschende – das
Ungewöhnliche – das Neue – das Interessante – das Aktuelle – das Verwirrende – das Herausfordernde – das Widersprüchlich.
Arbeitsaufträge:
Notieren Sie sich, wie in den von Ihnen besuchten Hospitationsstunden der Unterricht eröffnet wurde.
Reflektieren Sie die Funktionalität der Unterrichtseröffnung im Hinblick auf den weiteren Unterrichtsverlauf sowie die angestrebten Lernziele der
Stunde.
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Konfrontationsphase/Unterrichtseinstieg
Funktionen:
Konsolidierungsphase/Ergebnissicherung
Funktionen:
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Unterrichtsplanung
Einfache Dreischrittmethode
Dieses Dreischritt-Schema erfasst die wichtigsten Stationen des schulischen Lehrens und Lernens:
das Abholen der Schüler bei ihrem aktuellen Wissensstand
das Hinführen zum Thema
die Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsstoff
das Üben
das Einbetten in einen größeren Sinnzusammenhang
das Überprüfen des Lernerfolgs.
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Basismodul Unterrichten: Unterrichten II
Planungsraster - Vorlage
Unterrichtsstunde zum Thema ..............................................................................................................................................................................
Ziel der Stunde: .........................................................................................................................................................................................................
Zeit Artikulation, Inhalte, Teilziele Unterrichtsform Methoden Medien, Material
......................................................................................................
Leitfrage:
Teilziel:
......................................................................................................
Leitfrage:
Teilziel:
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Basismodul Unterrichten: Unterrichten II
BILDUNGSPLÄNE/LEHRPLÄNE
- Reflexion der Bildungspläne
- Verbindlichkeit, Freiräume
- Stoffverteilung/Querverbindungen
- Zusammenhang: Ziele-Inhalte
UNTERRICHTSVORBEREITUNG UNTERRICHTSDURCHFÜHRUNG
- Bedingungsanalyse - Impulse, Motivation
- Didaktische Analyse - Steuerung von Lernprozessen
- Ziele und Inhalte - Schüler- und Handlungsorientierung
- Methoden und Medien - Lehrer-Schüler-Beziehung
- Lernzielkontrollen - Flexibilität und Änderung
- Stufen/Verlaufsplanung - Zielorientierung
UNTERRICHTSREFLEXION
- Erfolgsüberprüfung
- Analyse: Erfolg-Misserfolg
- Lehrer-Schüler-Beziehung: förderlich, nicht förderlich
- Begründung der Änderungen
- Auswertung der Erfahrungen
- Erarbeitung von Alternativen
- Aus: Reinhold Miller: Lehrer lernen. Ein pädagogisches Arbeitsbuch. Weinheim; Basel, Beltz Verlag 1995, S. 224.
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Basismodul Unterrichten: Unterrichten II
Arbeitsaufträge:
Ergänzen Sie die Tabelle mit dem Medium „Dokumentenkamera“.
Erinnern Sie sich an eine Hospitationsstunde oder eine selbst gehaltene Stunde. Begründen Sie den
Medieneinsatz im fachlich-didaktischen sowie pädagogischen Kontext.
Material zusammengestellt und Aufgaben erstellt von Pfister, Judith und Miebach, Christoph
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