2021
Bisgaard Arnold Gehlen
Stell dir vor, ein Flugzeug stürzt über dem Dschungel ab, in dem viele Gefahren lauern: Da sind Raubtiere, wie Panther
usw. Es gibt auch eine unübersichtliche und dadurch gefährliche Pflanzenwelt, zum Beispiel Sümpfe, Schlingpflanzen
usw.
- Eine kleine Gruppe von Menschen versucht sich durch circa 300 Kilometer Dschungel durchzuschlagen bis zur
nächsten Siedlung von Menschen
- 2 Hunde, ein Pekinese und eine Bulldogge, die auch in der Maschine waren, haben ebenfalls überlebt
Vergleiche die Überlebenschancen der kleinen Menschengruppe mit denen der 2 Hunde. Wer schafft es deiner Meinung
nach am besten den Dschungel zu überleben und warum?
Die Kultur hat also nach Arnold Gehlen die existenziell wichtige Aufgabe, diese körperlichen Defizite des
Menschen auszugleichen, also zum Beispiel Waffen herzustellen, ein Haus zu bauen usw.
Die Kultur ist also Kompensation der Natur.
Der Mensch ist durch die Kultur aber auch Schöpfer seiner eigenen Welt und seines selbst; das ist wichtig zu
verstehen, denn genau das unterscheidet den Menschen vom Tier:
Der Mensch kann seine Natur bilden, er drückt sich durch Natur aus. Er verändert sich auch, je nachdem, was
er braucht. Das macht ihn offen. Das erst macht ihn zum Menschen.
Ein Tier kann sich nicht einfach verändern. Ein Tier ist 100% durch seine Instinkte und Veranlagungen geprägt.
So kann zum Beispiel eine Ameise nicht einfach die Art und Weise ändern, wie sie ihr Haus baut. Ein Mensch
kann es aber ändern. Er ist also nach Arnold Gehlen offen und flexibel im Gegensatz zum Tier, das komplett
determiniert ist.
Es ist also zugleich eine Chance und Schwäche des Menschen, was ihn ausmacht.
„Er (der Mensch)ist „organisch mittellos“, ohne natürliche Waffen, ohne Angriffs- oder Schutz- oder
Fluchtorgane, mit Sinnen von nicht besonders bedeutender Leistungsfähigkeit, denn jeder unserer Sinne wird von
den „Spezialisten“ im Tierreich weit übertroffen. Er ist ohne Haarkleid und ohne Anpassung an die Witterung
(…)Diese „Retardation“, der der Mensch einen sozusagen embryonischen (von Embryo) Aussehen verdankt, ist
ein höchst wertvolles Erklärungsprinzip, weil sie auch andere menschliche Eigenheiten verstehen lässt, vor allem
die unverhältnismäßig verlängerte Entwicklungszeit, die lange Hilflosigkeit der Kleinkindphase, die späte
Geschlechtsreifung usw. Die Gesamtheit dieser Merkmale fasst man unter dem Begriff der „Unspezialisiertheit“
zusammen, und daher stammt die Berechtigung, den Menschen in einen beschreibenden und vergleichenden
Gegensatz zum Tier zu bringen, vor allem zu seinen nächsten Verwandten, den ja sehr hoch spezialisierten
Großaffen. (…)
Wir sehen weiter, wo wir auch hinblicken, den Menschen über die Erde verbreitet und trotz seiner physischen
Mittellosigkeit sich zunehmend die Natur unterwerfen. (…) wir sehen ihn Überall, unter Pol und Äquator, auf dem
Wasser und auf dem Lande, in Wald, Sumpf, Gebirge und Steppe „sich halten“. Und zwar lebt er als
„Kulturwesen“, d. h. von den Resultaten seiner voraussehenden, geplanten und gemeinsamen Tätigkeit, die ihm
erlaubt, aus sehr beliebigen Konstellationen von Naturbedingungen durch deren voraussehende und tätige
Philosophie 11 Der Mensch als Kulturwesen 22.03.2021
Bisgaard Arnold Gehlen
Veränderung sich Techniken und Mittel seiner Existenz zurechtzumachen.(…) Irgendwelche Techniken der
Nahrungsbeschaffung und -zubereitung, irgendwelche Waffen, Organisationsformen gemeinsamer Tätigkeit und
Schutzmaßnahmen vor Feinden, vor der Witterung usw. gehören daher zu den Beständen auch der primitivsten
Kultur, und „Naturmenschen“, d. h. kulturlose gibt es überhaupt nicht.
(…) und diese Aussage gilt für kein Tier. Die Bauten der Biber, die Vogelnester usw. sind niemals voraussehend
geplant und gehen aus rein instinktiven Betätigungen hervor. Den Menschen als Prometheus zu bezeichnen hat
daher einen exakten und guten Sinn.
(…)
Der Mensch ist also organisch »Mängelwesen« (Herder), er wäre in jeder natürlichen Umwelt
lebensunfähig, und so muss er sich eine zweite Natur, eine künstlich bearbeitete und passend gemachte
Ersatzwelt, die seiner versagenden organischen Ausstattung entgegenkommt, erst schaffen, und er tut dies
überall, wo wir ihn sehen. Er lebt sozusagen in einer künstlich entgifteten, handlich gemachten und von ihm ins
Lebensdienliche veränderten Natur, die eben die Kultursphäre ist. Man kann auch sagen, dass er biologisch zur
Naturbeherrschung gezwungen ist.“
(Arnold Gehlen: Ein Bild vom Menschen, In: Anthropologische Forschung. Zur Selbstbegegnung und
Selbstentdeckung des Menschen, s. 1961)
Aufgabe:
Notiere den Gedankengang Arnold Gehlens und seine Schlussfolgerung in Stichworten.
Macht ein kleines Word-Dokument, in dem ihr eure Gruppenarbeitsergebnisse darstellt und
ladet dies dann in unserem Chat am Ende der Stunde hoch!