de
Deutsch
als Fremdsprache
Zeitschrift zur Theorie und Praxis
des Faches Deutsch als Fremdsprache
Herausgegeben vom
Herder-Institut der Universität Leipzig
und von interDaF e.V. am
Herder-Institut der Universität Leipzig
ESVbasics
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Deutsch als Fremdsprache
Zeitschrift zur Theorie und Praxis
des Faches Deutsch als Fremdsprache
INHALTSVERZEICHNIS
Ausgehend von der audiolingualen Methode in den 1950er Jahren gibt diese Einführung in den The-
menschwerpunkt einen kurzen Überblick über Methoden zur Förderung der Mündlichkeit im DaF-Unter-
richt der vergangenen Jahrzehnte. Anschließend werden vier aktuelle Diskussionsstränge identifiziert: die
mediale Mündlichkeit, die konzeptionelle Mündlichkeit, die gesprochene Sprache und die Konversation
bzw. der Diskurs.
Schlüsselwörter: Mündlichkeit, Überblick über didaktische Methoden
Starting with the audio-lingual method in the 1950s, this introduction to the special issue briefly revisits
the practices of fostering oral skills in the GFL classroom in the intervening decades. It then identifies
four major strands in the current GFL discussion: orality in the phonetic sense of sound, orality in the
stylistic sense of variety, orality in the sense of spoken language grammar and orality in the encompassing
sense of conversation and discourse.
Key words: orality, survey of teaching methods
Das Spektrum des neuen Themenschwer- sprache auf. Man könnte beispielsweise an ein
punkts „Mündlichkeit im DaF-Unterricht“ ist Sprachlabor der 1950er Jahre denken, in dem
weit: Es reicht von phonetischen Aspekten, die DaF-Lernende – mit großen Kopfhörern und
auch an den Themenschwerpunkt „Phonetik Mikrofonen ausgestattet – strukturalistisch
in Deutsch als Fremd- und Zweitsprache“ (in begründete mündliche Pattern Drills im Sinne
dieser Zeitschrift 2012–2013) anknüpfen, über eines behavioristischen Overlearnings wieder
gesprochene Sprache, mündliche Korpora, und wieder üben. Die Lehrperson am Schalt-
Bewusstheit und Kommunikationsstrategien pult versucht, die avantgardistische Technik
bis hin zum situationsangemessenen Sprechen dazu zu nutzen, sich bei einzelnen Schü-
im DaF-Unterricht. ler(inne)n dazuzuschalten, um ihre Fehler zu
korrigieren, die sich nach behavioristischer
Vorstellung sonst dauerhaft einschleifen
1 Schlaglichter auf das Thema könnten.
„Mündlichkeit im DaF-Unterricht“ Auch könnten vor dem geistigen Auge
in vergangenen Jahrzehnten DaF-Lernende in den Zeiten der sogenannten
alternativen Methoden der späten 1960er
Das Themenfeld „Mündlichkeit im DaF-Un- Jahre erscheinen, die beispielsweise zu impe-
terricht“ ruft eine Vielzahl unterschiedlicher rativisch gestalteten mündlichen Impulsen
Methoden, Medien und Meilensteine in der nach der Methode des Total Physical Response
Geschichte des Faches Deutsch als Fremd- aufstehen und sich setzen, in einem Stuhlkreis
Die Koexistenz von Beiträgen im fremdsprachendidaktischen Diskurs, die feststellen, es gebe im Unter-
richt (zu) viel Mündlichkeit, und solchen, die darauf hinweisen, echte Mündlichkeit werde dort vernach-
lässigt, ist der Ausgangspunkt für diese Bestandsaufnahme. Im ersten Teil wird die Diskussion zu allge-
meineren Aspekten zusammengefasst: der wachsende Anteil von Mündlichkeit in den globalen Methoden
des 20. Jahrhunderts, das (fehlende) Eingehen auf die Unterscheidung von konzeptioneller und medialer
Schriftlichkeit und Mündlichkeit, die Bedeutung von Mündlichkeit im Gemeinsamen europäischen Refe-
renzrahmen und die Kritik an der einseitigen Orientierung an schriftsprachlichen Normen.
Im zweiten Teil liefert der Beitrag einen Überblick über die fremdsprachendidaktische Diskussion zu einer
Auswahl von mit der Mündlichkeitsthematik verbundenen Einzelaspekten: (fehlende) Authentizität von
Lehrwerkdialogen und die Arbeit mit Transkripten, gesprochene Sprache in didaktischen Grammatiken,
Progression, Redeanteil der Lehrenden im Unterricht, Arbeit mit Medienformaten und Inszenierungen,
Arbeit mit medial mündlichen und konzeptionell eher schriftlichen Textsorten und Bedeutung von Sprach-
bewusstheit für eine über die Produktion korrekter Sätze hinausgehende mündliche Kommunikation.
Schlüsselwörter: Mündlichkeit, didaktische Konzepte, didaktische Methoden, Sprachbewusstheit
The coexistence of publications on foreign language teaching which state that there is sufficient (or even too
much) orality in the classroom and those which point out that genuine orality is neglected there is the point
of departure for this stocktaking exercise. The first part summarises the discussion of such general aspects
as the growing share of orality in the global methods of the 20th century, the interest or lack of interest in the
distinction between conceptual and medial written and oral language, the importance of orality in the Com-
mon European Framework of Reference for Languages and the criticism of the unilateral focus on the norms
of written language.
The second part of the article provides an overview of the discussion in foreign language teaching research
on a range of individual aspects associated with the topic of orality: the authenticity or lack of authenticity of
textbook dialogues and work with transcripts, spoken language in didactic grammars, progression, the pro-
portional amount teachers speak in the classroom, work with media formats and theatrical productions, work
with text types which are medially oral but conceptually closer to written texts, and the importance of language
awareness for verbal communication which goes beyond the production of correct sentences.
Key words: orality, concepts of language teaching, teaching methods, language awareness
Gründerväter der modernen Linguistik wie de Sprache zum Thema. Ein ähnliches Paradox
Saussure und Bloomfield gingen zwar davon lässt sich auch in der Fremdsprachendidaktik
aus, dass die gesprochene Sprache primär und beobachten: Die methodischen Ansätze, die sich
die Schrift lediglich ein System zu deren Auf- nach der Grammatik-Übersetzungs-Methode
zeichnung sei, das hielt die moderne Linguistik in Abgrenzung zu ihr entwickelten, warfen ihr
aber nicht davon ab, sich zunächst überwie- einen fehlenden Fokus auf Mündlichkeit und
gend mit den Normen der geschriebenen Spra- Kommunikation vor und stellten ihrerseits
che zu beschäftigen. Erst viel später wurden diese in den Vordergrund, was sich auch in
innerhalb der Linguistik die jeweiligen Spezi- Namen wie audiolinguale / audiovisuelle Me-
fika der geschriebenen und der gesprochenen thode und kommunikativer Ansatz nieder-
2
Es sei denn, man ist Oulipo-Autor und schafft es wie
1
Siehe den Beitrag von Ursula Hirschfeld / Dietmar Rös- Georges Perec in „La Disparition“, einen Roman ohne den
ler / Karen Schramm in diesem Heft, S. 131–134. Buchstaben „e“ zu schreiben.
Literatur
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im interkulturellen DaF-Unterricht. In: U. Reeg sequenzen für den audiovisuellen Fachsprachun-
u. a. (Hg.), 145–168. terricht Wirtschaft. Frankfurt a. M. u. a.
UNIVERSITÄT LEIPZIG
Studienkolleg Sachsen
In dem Beitrag wird das 2014 erschienene „Deutsch-russische Neologismenwörterbuch“ vorgestellt, das
besonders dem russischsprachigen Benutzer den neuen Wortschatz im Deutschen präsentiert, den er in
Gesamtwörterbüchern meist vergeblich sucht. Auf einige Datentypen, d. h. Typen lexikografischer Infor-
mationen, wird genauer eingegangen, so auf die typischen Verwendungen der Stichwörter, auf die ver-
schiedenartigen Verknüpfungen zwischen den Stichwörtern, auf die obligatorische Bedeutungserklärung
und – ausführlich – auf die russischen Äquivalente.
Schlüsselwörter: Neologismen, Wörterbuch Deutsch – Russisch, Lexikografie
This article presents the „German-Russian Dictionary of Neologisms“, which was published in 2014 and
contains new German vocabulary which Russian-speaking users usually look for in vain in comprehensive
dictionaries. We address some types of data more closely, i.e. types of lexicographic information including
the typical uses of headwords, the different kinds of links between them, the mandatory definition of mean-
ing, and – in detail – the Russian equivalents.
Key words: neologisms, dictionary German – Russian, lexikography
Literatur
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zur deutschen Sprache, 25). phischen Lücke in zweisprachigen Wörterbü-
UNIVERSITÄT LEIPZIG
Studienkolleg Sachsen
Der vorliegende Beitrag fasst Ergebnisse einer Untersuchungsreihe zum Einfluss von syntaktischer Kom-
plexität auf den beiläufigen Erwerb des semantischen und morphosyntaktischen Wortwissens beim Lesen
in Deutsch als Fremdsprache und als Muttersprache zusammen. Die psycholinguistische Methode des
Self-paced-Reading wurde eingesetzte, um experimentelle Daten über den Erwerb von neuem Wortwis-
sen in syntaktisch komplexen Kontexten (lange Sätze mit Nebensätzen, Infinitiv-, Partizip- und Passiv-
konstruktionen) und in einfachen Kontexten zu gewinnen. Die Ergebnisse zeigen Erwerbsvorteile für
neue Wörter, die in syntaktisch komplexen Kontexten präsentiert wurden, allerdings nur bei den fortge-
schrittenen DaF-Lernern. Die Interpretation der Daten beruht u. a. auf der Noticing- und der Cognitive-
Load-Hypothese und stellt eine Grundlage für Überlegungen zur Erstellung von didaktischen Texten dar.
Schlüsselwörter: Wortschatzerwerb, beiläufiger Erwerb, syntaktische Komplexität, empirische Studie
The article summarises results from a series of studies on the role of syntactic complexity in incidental ac-
quisition of semantic and morphosyntactic lexical knowledge during reading in German as a native and as a
foreign language. The psycholinguistic method of self-paced reading was employed to obtain data about the
acquisition of new lexical knowledge in syntactically complex (long sentences with subordination, passive,
participle and infinitive constructions) and simple contexts. The results reveal acquisition advantages for
new words which were presented in syntactically complex contexts, albeit only for the German learners. The
interpretation of the data follows the Noticing and the Cognitive Load Hypotheses and motivates considera-
tions about didactic adaptations of texts designed for L2 learners.
Key words: vocabulary acquisition, incidental acquisition, syntactic complexity, empirical study
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Anhang
Beispiel: syntaktisch einfacher Text für Pseudowort Beispiel: syntaktisch komplexer Text für Pseudo-
Welb (= Melisse) wort Welb (= Melisse)
Paula hat morgen eine Prüfung. Deshalb ist sie sehr Paula ist sehr aufgeregt, weil sie morgen eine Prü-
aufgeregt. Ihre Freundin Jana sagt: „Nimm doch fung hat. Ihre Freundin Jana sagt, sie soll eine Tab-
eine Tablette. Die wird dich beruhigen und du lette nehmen, damit sie sich beruhigt und gut schla-
kannst gut schlafen.“ Paula möchte aber keine Tab- fen kann. Paula möchte aber keine Tablette nehmen,
lette nehmen. Sie denkt, das ist ungesund. „Dann denn sie denkt, dass das ungesund ist. Jana rät ihr,
trinke doch einen Kräutertee. Ich habe frisches einen Kräutertee zu trinken. Sie hat dafür noch fri-
Welb auf dem Balkon“, rät ihr Jana. „Das ist gesund sches Welb, das sehr gesund und harmlos ist, auf
und ganz harmlos.“ Jana holt ihr ein paar Blätter dem Balkon. Jana holt ihr ein paar sehr intensiv rie-
vom Balkon. Das Welb riecht sehr intensiv. Sie chende Blätter vom Balkon, um daraus einen Tee zu
macht davon einen leckeren Tee. Paula trinkt den machen. Das Welb schmeckt sehr lecker. Nachdem
Tee aus und sagt: „Das Welb ist wirklich sehr gut. Paula den Tee getrunken hat, sagt sie, dass das Welb
Ich bin schon gar nicht mehr so nervös. Ich kann wirklich sehr gut ist und sie jetzt gar nicht mehr so
bestimmt gut schlafen und werde die Prüfung mor- nervös ist. Sie ist sich sicher, jetzt gut schlafen zu
gen bestehen.“ können und die Prüfung morgen zu bestehen.
Annelies Häcki Buhofer / Marcel Dräger / die Einträge ein hochinteressantes Material dar,
Stefanie Meier / Tobias Roth: Feste Wortver- etwa zur Untersuchung des Nebeneinanders, der
bindungen des Deutschen. Kollokationen- Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen usuellen
wörterbuch für den Alltag Wortverbindungen und entsprechenden usuellen
A. Francke Verlag, Tübingen 2014, 1003 S., 29,99 € Komposita (die Sonne geht auf / geht unter, dazu
Sonnenaufgang/-untergang; dagegen der Sommer
Das vorliegende Werk ist ein vorzügliches, allen in- beginnt, aber Sommeranfang).
haltlichen und gestalterischen Ansprüchen an die In den Umtexten (IX–XIX) wird leicht verständ-
moderne Lexikografie bestmöglich gerecht werden- lich erläutert, wie die Sprachdaten gewonnen wur-
des Nachschlagewerk. Die vor allem seit dem ersten den, leider ohne detaillierte Angaben zu den ge-
Erscheinen des Großwörterbuchs Deutsch als wählten statistischen Methoden. Die Lemmaliste
Fremdsprache 19931 theoretisch und praktisch wei- umfasst demnach die „statistisch häufigsten Wörter
terentwickelten Standards für einsprachige Wörter- des Deutschen“ (XIX), abgestimmt mit verschiede-
bücher sind optimal berücksichtigt. Das Werk ist nen, nicht näher bezeichneten Lernwortschätzen.
nicht nur als Buch erschienen, sondern kann auch Für die Auswahl der festen Wortverbindungen mit-
auf der Homepage unter www.kollokationenwörter- tels computerbasierter Verfahren stellten riesige
buch.ch in einer Betaversion genutzt werden. Textkorpora (das „Schweizer Textkorpus“, das
Das Wörterbuch verzeichnet zu einem Grundwort- „Kernkorpus des digitalen Wörterbuchs der deut-
schatz von 2.000 Substantiven, Verben und Adjekti- schen Sprache“ sowie ein „eigenes Korpus mit In-
ven 95.000 usuelle Wortverbindungen (einschließ- ternettexten aus Österreich, der Schweiz und
lich Komposita), die man nicht wie Idiome nur als Deutschland“; XIX) mit „Gebrauchstexten, Fach-
Einheit verstehen kann, die aber doch eine große texten sowie journalistischen und literarischen Tex-
Hürde beim Spracherwerb und -gebrauch darstel- ten aus Deutschland, der Schweiz und Österreich“
len. Denn man kann sie nicht frei bilden, sondern (XIX; insgesamt 895 Millionen Textwörter) die
muss sie, will man die deutsche Sprache unauffällig Quellen dar.
und korrekt verwenden, als Einheiten lernen. Wird Die Lemmata sind alphabetisch geordnet, natio-
ihre relative Festigkeit beim Sprechen und Schrei- nale Varianten gekennzeichnet (parken D, A; par-
ben nicht beachtet, entstehen falsche bzw. unange- kieren CH). Die Wörterbuchartikel zeichnen sich
messene Textbausteine, vgl. eine Aussage machen, durch einen einheitlichen Aufbau aus, was die Ori-
ein Geständnis ablegen, aber nicht *eine Aussage entierung sehr leicht macht. Geordnet sind die den
ablegen. Kollokationen in dieser Menge und mit so Lemmata zugordneten Kollokationen nach „Kate-
großer Zuverlässigkeit zu erfassen galt lange als gorien“. Als Kategorien gelten die Wortarten der
unerreichbar. Erst der Einzug des Computers in die Kollokationspartner, angeführt in der Reihenfolge
linguistische und lexikografische Forschung und Adjektive / Adverbien, Verben, Nomen, des Weite-
Praxis hat ein solches wissenschaftlich fundiertes ren Routineformeln, falls das Stichwort in einer
Spezialwörterbuch möglich gemacht. Formel belegt ist (zu Abend: Guten Abend!; zu ma-
Adressaten des Wörterbuchs sind vornehmlich chen: Mach schon!), sowie Komposita mit dem
Deutschlernende und -lehrende, aber auch Überset- Stichwort als Erst- und Zweitglied (z. B. zu Abend:
zer und Autoren, denen das Wörterbuch in erster Abendbrot, Sommerabend; zu machen: weiterma-
Linie bei der Textproduktion eine große Hilfe sein chen). Am Ende findet man schließlich den Hinweis
kann. Ein Nebeneffekt: Auch für Linguisten stellen auf weitere Artikel, in denen das Stichwort vor-
kommt. Bei mehrdeutigen Stichwörtern werden die
Bedeutungsvarianten mit sinnverwandten Ausdrü-
cken angegeben und jeweils separat mit Artikeln
1
Dieter Götz / Günther Haensch / Hans Wellmann (Hg.)
(1993): Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremd- ausgestattet (bitter 1. ‚von bitterem Geschmack‘
sprache. Berlin u. a. (Neubearbeitung von Dieter Götz 2015). und 2. ‚hart, tragisch‘).
Deutsch lernen
– Sprachunterricht, Phonetikübungen und Projektarbeit
– Sprechen, Lesen, Hören, Schreiben
– in kleinen Gruppen (ca. 15 Personen) nach einem Einstufungstest
– Abschlusstest (Möglichkeit zum Erwerb von 8 ECTS-Punkten)
VORGESEHENE ARBEITSGRUPPEN
– Überlegungen zur theoretischen Fundierung des GER
– GER in der Curriculumentwicklung
– GER-Nutzung im Bereich des Testens und Prüfens
– Materialentwicklung und GER
– GER und Mehrsprachigkeit
– Der GER in der philologischen Ausbildung
– „Außersprachliches“ und GER: Interkulturalität, Mediation, Strategien …
VORTRAGSANMELDUNG
Einreichen eines Abstracts: 30. April 2016 bis 15. Oktober 2016
Nur online möglich unter: http://www.fremdsprachenzentrum-bremen.de/symposion
VERANSTALTER
Fremdsprachenzentrum der Hochschulen im Land Bremen (FZHB) in Kooperation mit dem Arbeitskreis
der Sprachenzentren, Sprachlehrinstitute und Fremdspracheninstitute (AKS)
ORGANISATION
Prof. Dr. Claudia Harsch (Fremdsprachenzentrum Bremen / Universität Bremen)
Anikó Brandt, M.A. (Fremdsprachenzentrum Bremen)
KONTAKT
Prof. Dr. Claudia Harsch; Fremdsprachenzentrum der Hochschulen im Land Bremen (FZHB)
Universität Bremen, Bibliothekstraße 1, 28359 Bremen, Tel.: 0421-218-61967
symposion@fremdsprachenzentrum-bremen.de – www.fremdsprachenzentrum-bremen.de/symposion
Deutsch lernen
– 200 Stunden intensiver Sprachunterricht auf jeder Niveaustufe des Gemeinsamen europäischen
Referenzrahmens für Sprachen (Wortschatz- und Grammatikarbeit, Training des Hör- und
Leseverstehens, Training der mündlichen und schriftlichen Ausdrucksfähigkeit)
– 15 Stunden Unterricht mit unterschiedlicher Ausrichtung
(z. B. Niveaustufe A1: Einführungskurs in die deutsche Phonetik)
– Test bzw. Prüfung am Ende jeder Niveaustufe; Erwerb von ECTS-Punkten möglich
Deutschland kennenlernen
– Informationen zur Landeskunde und zum Leben in Deutschland
– zwei Kulturveranstaltungen (A1, A2, B2) oder eine Ganztagsexkursion (B1, C1)
Organisation
– Gruppen mit ca. 15 Teilnehmern; Unterrichtszeit: Montag bis Freitag (in der Regel) vormittags,
25 bis 30 Wochenstunden; Lernmaterial im Kurspreis enthalten
– Sprachkursdauer durch zeitnahe Übergänge optimiert
Betreuung und Beratung durch die Mitarbeiter des Kursbüros
Unterbringung in Einzelzimmern in Studentenwohnheimen
Kurskosten: 1.230 € pro Niveaustufe
Bestellungen bitte an den Buchhandel oder: Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG · Genthiner Str. 30 G · 10785 Berlin
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Rezensionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
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