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ALPINE GEFAHREN Eine Übersicht

von Konstantin Burmann k.

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GLIEDERUNG
1. Begriffsdefinition „Alpine Gefahren“
2. Unfallstatistiken
3. Gefahren beim Bergwandern
4. Spezielle Gefahren auf Schnee, (Firn) und Lawinen
5. Conclusio
VI. Improve Your Skills
VII. Literaturempfehlungen
VIII. Sources

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1. BEGRIFFSDEFINTION „ALPINE
GEFAHREN“
Gefahr = Möglichkeit, dass jemandem etwas zustößt; dass ein
Schaden eintritt; drohendes Unheil (Duden)
Alpine Gefahren (Alpinismus) = Gefahren, die Bergsportler
bedrohen können.
 Subjekive vs. Objektive Gefahren (Individuelles Risikomanagement)
(*) Alpine Gefahren (Geologie / Geomorphologie) = Bedrohung
von Menschen und menschlicher Kulturleistungen durch alpine
Naturereignisse wie Steinschlag, Fels-/Bergstürze,
Hangrutschungen, Talzuschub, Hochwasser, Muren, Lawinen,
GLOFs, etc.
 Alpines Risikomanagement (z.B. Wildbach-/Lawinenverbauung)
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(*) Beispiel - Steinschlag oder Felssturz

Felssturz in Vitznau. Source: https://www.wsl.ch/de/naturgefahren/steinschlag-


und-rutschung/steinschlag/bildgalerie-steinschlag.html, 7.2.2019
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1. BEGRIFFSDEFINTION „ALPINE
GEFAHREN“
Gefahr = Möglichkeit, dass jemandem etwas zustößt; dass ein
Schaden eintritt; drohendes Unheil (Duden)
Alpine Gefahren (Alpinismus) = Gefahren, die Bergsportler
bedrohen können.
 Subjekive vs. Objektive Gefahren (Individuelles Risikomanagement)
(*) Alpine Gefahren (Geologie / Geomorphologie) = Bedrohung
von Menschen und menschlicher Kulturleistungen durch alpine
Naturereignisse wie Steinschlag, Fels-/Bergstürze,
Hangrutschungen, Talzuschub, Hochwasser, Muren, Lawinen,
GLOFs, etc.
 Alpines Risikomanagement (z.B. Wildbach-/Lawinenverbauung)
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2. UNFALLSTATISTIK (CH / A)

nach: Schweizer Alpen Club (SAC), 2013. in: Aargauer Zeitung, 2017.
Source: https://bergrettung.at/wp-content/uploads/KURASI-Presseaussendung_r%C3%BCckblick-2017.pdf

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UNFALLTOTE NACH BETÄTIGUNG (A)

v saAlpine Gefahr:
v Bergwandern (Klettern)asd
v

saAlpine Gefahr: Spezielle


Gefahren auf Schnee & Eis
https://bergrettung.at/wp-content/uploads/KURASI-Presseaussendung_r%C3%BCckblick-2017.pdf, 8.2.2019

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3. ALPINE GEFAHR: BERGWANDERN
Bis zu 40 Millionen Touristen / Jahr in den Alpen; Bergwandern neben Skisport
sehr populär
• (hohe) konditionelle Anforderungen = mehrstündige Belastungsdauer
• Schmale Bergpfade und -steige
• spezielle klimatische Bedingungen alpiner Höhenlagen wie Kälte, Höhe und Sauerstoffmangel

ca. 1600 Bergunglücke pro Jahr in Österreich, 100 tödlich – nicht tödliche Unfälle
von 474 (2006) auf 700 (2014) gestiegen
• Sturz durch Stolpern oder Ausgleiten auf Wegen und Steigen, v.a. auf (nassem) Gras und Schnee
• Sturz durch Griffausbruch und Ausrutschen beim Klettern; 61% der Kletterunfälle im Vorstieg, 24 %
im Nachstieg – 6 % tödlich
• Herzkreislauf-Notfälle, resp. plötzlicher Herztod, durch Überanstrengung
• Verirren
~ 75 % der Unfälle beim Abstieg
> 80 % auf markierten Wanderpfaden/Trails unterhalb 2500 m Seehöhe – >50% auf Schutt /
Geröll, 5-10 % Schnee/Eis
Faktoren: Lebensalter ! Ermüdungszustand ! Ausrüstung ! (Schuhtyp?)
Source: Faulhaber, Pocecco, Niedermeier et al., 2017.
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4. SPEZIELLE GEFAHREN AUF SCHNEE, (FIRN)
UND EIS: PASSIEREN VON ALTSCHNEEFELDERN
- Exposition bei der Tourenplanung berücksichtigen
 große Unterschiede
„Schneefelder zwischen oft
werden sonniger Süd- und schattiger
unterschätzt, Nordseite
auch von
erfahrenen Wanderern … Bergsteiger erreichen beim
- Rutschen
Verhalten und
aufAusrüstung
einem anpassen
40 Grad steilen und harten
 sauberes Trittsetzen erfordert trittfeste Schuhe, Sohlenkanten kräftig einschlagen
Firnfeld schon tragen
 Handschuhe nach kurzer Distanz beinahe dieselbe
Geschwindigkeit wie im freien
 Wanderstöcke erleichtern Fall.“täuschen aber eine trügerische Sicherheit vor, ggfs.
das Begehen,
HändeKarl
nutzen
Gabl, Präs. Österreich. Kuratorium f. Alpine Sicherheit
 auf harten Schneefeldern Grödel / Steigeisen und Pickel verwenden
 etwaiger Aufstieg schräg zum Hang

- Gefahrenstelle im Zweifelsfall umgehen – oder umkehren, wenn der Weg (auf Schnee)
unsicher ist

Welche Handlungsstrategien bestehen?


- Im Falle eines Ausgleitens möglichst intuitiv Stöcke wegwerfen, in eine gespannte,
gespreizte, aktionsbereite Liegestützbremshaltung kommen

Queren von Altschnee. Vordere Platteinspitze, Imst/Nordtirol, Juni 2017.


Source: Christian Klingler, https://www.alpinesicherheit.com/2017/risiko-beim-wandern-ausrutschen-auf-altschnee/, 7.2.2019 9
4. SPEZIELLE GEFAHREN AUF SCHNEE, (FIRN)
UND EIS: LAWINENABGANG

137 Lawinenunfälle in
Österreich (2017) –
26 Tote
• Variante (11)
• Skitour (9)
• Eisklettern (2)
• Wandern/Bergsteigen (2)
• Hochtour (1)
• Straßenverkehr/Güterweg
(1)
Source: https://bergrettung.at/wp-
content/uploads/KURASI-
Presseaussendung_r%C3%BCckblick-
Source: Alpine Sicherheit.at, 7.2.2019. 2017.pdf, 8.2.2019
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FAKTOREN DER LAWINENBILDUNG
Wetter
• Wind als Baumeister von Lawinen  Triebschneeansammlungen im Lee
• Temperaturveränderungen = Schneedeckenveränderungen (s.u.)
Schnee: Art und Menge des (Neu-)Schnees
• 10-20 cm bei ungünstigen Bedingungen (starker Wind, > 50 km/h;
Temperaturen < 8° Kälte; Schmelzharsch/Reif/Eis
• bei „guten“ Bedingungen etwa doppelte Neuschneemenge
• Ständige Veränderungen in der Schneedecke  Schichten /
Gleithorizonte

Gelände
• ab 15° Hangneigung möglich – zwischen 30-40° deutlich
wahrscheinlicher
• Exposition, 55 % aller Lawinen in nördlichen Richtungen (NO-NW)
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LAWINENARTEN
Staublawine
• Bei lockerem Schnee, ausreichender Steilheit und Sturzbahnprofil bis zu 250 km/h
• Luft-Schneegemisch mit enormer Zerstörungskraft
• Geringe Fluchtmöglichkeit !

Schneebrettlawine
• Verschiede Schneeschichten/Gleithorizonte unterschiedlicher Scherfestigkeiten –
Spannungsabfall löst Lawine aus
• „plötzliche“ Auslösung, oftmals oberhalb des auslösenden Skifahrers
• für 90 % der Todesopfer verantwortlich

Lockerschneelawine
• In Schneeverhältnisse nahezu ohne Bindungen – oftmals als Folge örtlicher
Erwärmung durch Sonneneinstrahlung
• Auslösung auch durch herabfallende Steine oder Schnee; Skifahrer; Wildwechsel

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LAWINEN-FACTS
Lawinen ereignen sich v.a. in der
Lawinennotfallausrüstung nivalen und alpinen Höhenstufe über –
(Lawinenverschüttetensuchgerät/LVS,
ihre Zugbahnen reichen allerdings auch in tiefere Höhenstufen
Sonde, Schaufel - Lawinenairbag) nutzen

90 % aller Lawinen werden vom Wintersportler selbst ausgelöst


Fluchtfahrt – sich von Ski und Stöcken lösen

20 % aller Verschütteten sind sofort tot oder zerquetscht


Schwimmbewegung
60 % aller Verschütteten sind nach 30 Minuten tot

Arme/Hände vor Nase/Mund –> Atemhöhle


70 % aller Verschütteten sind nach einer Stunde tot – und machen 50 %
aller tödlichen alpinen Unfälle aus

Befreiungsversuch schwer – Ruhe bewahren, Sauerstoff sparen

Urin ausscheiden, wenn Lawinenhund hörbar (?)

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La Pare
Wächten

Es gilt immer, das gesamte Umfeld im


Blick zu haben !

Und wie würde deine Route aussehen?


Windgangel und große Wächten am La Pare, Berner Alpen. Source: Ueli Grundisch.
https://www.wsl.ch/de/schnee-und-eis/schneedecke/schneeverfrachtung.html
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Lawinenwarndienst

DEVELOP YOUR KNOWLEDGE !!!


 https://www.whiterisk.ch/de

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4. SPEZIELLE GEFAHREN AUF SCHNEE, (FIRN)
UND EIS: SKILANGLAUF / CROSS-COUNTRY
Überbelastung
• Dosierung der
Seitenbänder des Sportausübung
Knieapparats
• Bandverletzungen am Daumen
• Achillessehne

Unterkühlungen / Erfrierungen
Ausrüstung

Verletzung durch Sturz


• Im allgemeinen
Verstauchung aber
des Daumens geringes Verletzungsrisiko –
/ Handgelenk
• 0,5-5,5 Verletzungen auf 1000 Skitage
Sprunggelenksverletzungen
• Knie

Source: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=injuries+cross-country+skiing+review, 8.2.2019 16


6. CONCLUSIO

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BEDINGUNGSFAKTOREN ALPINER GEFAHREN
„DER BERG ALLEINE IST NOCH KEINE GEFAHR; DER UNKUNDIGE MENSCH DA RIN IST ES.“

Mensch * Kultur Alpine Umwelt * Natur E


S I
T Physische Belastbarkeit (Fitness, Gras, Schutt/Geröll, Fels N
Gesundheit)
E S
Steinschlag, Felssturz
U Psychische Belastbarkeit (Stress,
Furcht, Angst, Toleranz, Geduld, Mut)
C
E Firn, Schnee, Lawinen H
R Technisches Können Ä
Eis, Eisschlag / Wächtenbruch, Gletscher,
B Gletscherspalten T
A Vorbereitung, Planung
Z
Hochwasser, Muren
R B
Material, Ausrüstung
Wettergeschehen (Sonne, Kälte, Nässe,
Regen, Gewitter, Nebel, Sturm)
A
?! Gruppendynamik R
Jahreszeit (Helligkeit, Dunkelheit)
!?
nach DAV / OEAV, 1983, 2018
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OBJEKTIVE GEFAHREN BESSER VERSTEHEN
DURCH KENNTNIS ÜBER…
…geologische, geomorphologische, glaziologische und hydrologische
Ausgangsbedingungen wie Gestein, Schnee, Eis, Wasser

…Eigenheiten dieser „Bodenbeschaffenheiten“ wie Felsgrate, Schrofen,


Grashänge, Firnfelder, Gletscher, Rinnen beim Begehen

…Veränderungen der „Bodenbeschaffenheiten“ unter verschiedenen


Wettereinflüssen und Wetterlagen

…Klima und Wetter im Hochgebirge in Abhängigkeit zur Uhrzeit /


Jahreszeit

…Einflüsse von Höhe und Sonne, Wärme und Kälte auf den menschlichen
Körper

…eigene Wahrnehmungsfähigkeit hinsichtlich der Erkennung von Gefahren


aus den momentanen Verhältnissen und der „Bodenbeschaffenheit“

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SUBJEKTIVE GEFAHREN VERRINGERN
DURCH…
…langsamere Steigerung der eigenen Handlungen

…ständiges Training

…verbesserte Einschätzung des eigenen Gesundheitszustands und der


körperlichen Verfassung

…Erweiterung theoretischer Kenntnisse und deren Anwendung in der Praxis

…Vermeidung von panikartigem Fehlverhalten und der Reflexion


subjektiver bzw. gruppendynamischer Entscheidungshandlungen nach Faulhuber et al., 2012

…Optimierung von Planung infolge erweitertem Erfahrungswissen und


Nutzung relevanter Hilfsmittel (Wetter-/Lawinenbericht; Medieneinsatz etc.)

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Nur die genaue Kenntnis der
Naturerscheinungen und Phänomene, deren
ständige Beobachtung und ein auf die Natur
abgestimmtes Verhalten minimiert das Risiko,
bei alpinen Unternehmungen Schaden zu
nehmen.

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Seilschaften am Gipfelhang des Matterhorns, Wallis. Source: NZZ Online, 2018.
VI. IMPROVE YOUR SKILLS
https://www.wsl.ch/de/schnee-und-eis/lawinen/lawinenkunde-und-
Teste praevention/lawinenarten/hintergrundinfo-zu-gleitschneelawinen.html

Dein https://avalanche.report/albina-web/bulletin/latest?lang=en

Wissen https://www.whiterisk.ch/de

https://www.lawinenwarndienst-bayern.de/res/start_winter.php

https://www.auf-den-berg.de/web_weit_wandern/die-lawinen-quiz-app

https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?lv2=101518&lv3=101634

https://quiz.sueddeutsche.de/quiz/f7eab543820d0d48aeff329afd31f370-wetter-
quiz/abort?number=7

https://www.bergwelten.com/lp/bergnotruf-quiz

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VII. LITERATUREMPFEHLUNGEN
Matthias Kuhle, 1991, Glazialgeomorphologie, WBG.
Buch
Hans Fuchs & Arnold Hasenkopf, 1983, Alpin-Lehrplan 10:
Orientierung. Alpine Gefahren, DAV/ÖAV (Hrsg.), BLV.

Werner Munter, 2013, 3x3 Lawinen: Risikomanagement im


Wintersport, Tappeiner.

Rudi Mair & Patrick Nairz, 2018, lawine. Die entscheidenden


Probleme und Gefahrenmuster erkennen, Tyrolia.

Hans Häckel, 2016, Meteorologie, UTB.

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VIII. SOURCES
Faulhaber, Pocecco, Niedermeier et al., 2017, Fall-related accidents among hikers in the Austrian Alps: a 9-year retrospective study, in BMJ
Open Sport & Exercise Medicine 2017, 3, 8 S.

Pocecco E, Philippe M, Niedermeier M, Faulhaber M.: Unfallursachen beim Bergwandern. Fachmagazin Analyse:Berg
(http://www.alpinesicherheit.at/de/analyse-berg/), Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit. 2017.

Faulhaber M, Ruedl G, Burtscher M.: Unfälle beim Bergwandern, auf Hochtouren und beim Klettern. (https://www.thieme-
connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0032-1327455) Flugmedizin – Tropenmedizin – Reisemedizin 2012; 19: 171-175

Ruedl G, Faulhaber M, Burtscher M.: Risiken für alpine Skifahrer, Skitourengeher und Skilangläufer. (https://eref.thieme.de/ejournals/1864-
175X_2012_01#/10.1055-s-0032-1307042) Flugmedizin – Tropenmedizin – Reisemedizin 2012; 19: 12-16

Hans Fuchs & Arnold Hasenkopf, 1983, Alpin-Lehrplan 10: Orientierung. Alpine Gefahren, DAV/ÖAV (Hrsg.), BLV.

http://prd.at/newsroom-kunden/wanderunfaelle-obacht-beim-abstieg/

https://www.alpinesicherheit.com/2017/risiko-beim-wandern-ausrutschen-auf-altschnee/

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/

http://www.bewegung.ac.at/fileadmin/unterricht/Alpine_Gefahren.PDF

https://www.uni-frankfurt.de/59683036/Referat_2_Alpine_Gefahren.pdf

https://www.wsv-ski.de/uploads/tx_wsvcustomizing/Referat_Alpine_Gefahren.pdf

http://www.dav-donauwoerth.de/index.php/verein-geschaeftsstelle/datenschutz-impressum/alpine-gefahren-bergsportpedia

https://www.yumpu.com/de/document/read/24305767/vortrag-alpine-gefahren

https://docplayer.org/23066376-Alpine-gefahren-skriptum-2002-klaus-stillger-sportzentrum-universitaet-augsburg.html

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