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Alexander Meng
Philosophie – Krankheitslehre –
Diagnostik – Therapie
SpringerWienNewYork
Prof. Dr. Alexander Meng
Oberarzt der Neurologischen Abteilung
am Krankenhaus Lainz, Wien (von 1983 bis 2005)
Adresse: Frauenfelderstr. 8, 1170 Wien
www.meng.at
Das vorliegende Buch ist für das Verstehen und Anwenden in der Praxis gedacht.
Es enthält Neuestes über TCM aus erster Hand und direkt aus chinesischen Ori-
ginalquellen. Eingeflossen sind meine mehr als 30-jährigen Erfahrungen mit der
TCM im Westen, außerdem Erkenntnisse aus meinen ersten Publikationen („Lehr-
buch Tuina-Therapie“, „Handbuch der Akupunktur“, „Basistheorie der TCM“
u.a.) und Übersetzungen (Mitarbeit bei Publikationen der Autoren König/Wan-
schura, H. Zeitler, J. Bischko, G. Kubiena, D. Gross, E. Petricek, O. Bergsmann,
O. Kothbauer etc., die heute zu den Standardwerken zählen).
Hauptanliegen dieses Buches sind die Integration traditioneller mit westlicher
Medizin unter Berücksichtigung des kulturellen Hintergrundes der TCM in
China, das Erarbeiten effektiver Therapiekonzepte aus Geriatrie, Tumorerkran-
kung, kardio-, zerebrovaskulären Erkrankungen, Problemfällen des Verdauungs-
und Immunsystems mittels Akupunktur, Tuina, Moxibustion, Guasha, Qigong,
Taijiquan, Diät, chinesischer Kräutertherapie und Fengshui.
Mein besonderer Dank geht an Frau Mag. Eichhorn und Hrn. Dr. Treiber vom
Springer-Verlag, die dieses Buch durch ihren persönlichen Einsatz erst ermöglicht
haben.
1 Einleitung .................................................................................................................... 1
Huang Di Nei Jing (der Klassiker der TCM) .......................................................... 2
Lao Zi .......................................................................................................................... 3
Meng Zi ...................................................................................................................... 3
Yang Sheng ................................................................................................................ 4
Yang Lao Feng Qin Shu (Meisterwerk der Geriatrie) ............................................ 5
3 Zhou Yi ........................................................................................................................ 17
Die Deutungen des chinesischen Schriftzeichens Yi .............................................. 17
Das Yin/Yang-Konzept .............................................................................................. 18
Die Ordnung des Universums in binärer Symbolsprache ...................................... 20
Hetu ........................................................................................................................ 24
Aufbau des Tripelsystems .................................................................................... 26
Ba Gua, 8-Trigramme, eine Symbolsprache des Yin Yang in der TCM .......... 27
Mögliche Entstehung der acht Symbole (Bagua) ................................................ 27
Die Symbole und die Bedeutung der acht Trigramme (Bagua) ........................ 28
Die Bausteine der 64 Hexagramme sind die 8 Trigramme ................................ 29
Biorhythmus (Wu Yun Liu Qi) .............................................................................. 31
Fengshui ................................................................................................................ 32
Die Organphysiologie im Tripelsystem .................................................................... 34
Tai Ji Ba Gua .......................................................................................................... 35
Die primäre, ältere Form der acht Trigramme Hetu nach Fu Xi ...................... 36
Die sekundäre, jüngere Form der 8 Trigramme nach (Zhou) Wen Wang ........ 36
Hetu-Zahlendiagramm für die 5 Elementelehre (5E) ........................................ 36
Luo Shu Fang Wei (Formel der Himmelsanordnung) ........................................ 38
Die Entstehung des Universums (siehe die Abbildung oben) .......................... 38
Die 8 Trigramme (Ba Bagua), ihre Entsprechungen und das Zahlensystem .... 40
Die 64 Hexagramme mit je zwei Trigrammen .................................................... 40
Die Kardinalpunkt-Paare (Meridian-Paare) aus dem Yi Jing ............................ 41
Jiu Gong Ba Gua Baxue (Neun Paläste, neun Trigramme, acht Punkte) ........ 42
VIII Inhaltsverzeichnis
4 Holographie .............................................................................................................. 43
Die drei Pulstastpositionen ........................................................................................ 43
Zungendiagnose ........................................................................................................ 45
Bauchdecken-Diagnose und -Therapie (Ba Kuo) .................................................... 49
Chinesische Schädelakupunktur (Tou Pi Zhen) ...................................................... 51
Die antike Hand mit dem Bagua .............................................................................. 53
Die Gesichtsreflexzone .............................................................................................. 54
Ohrreflexzonen .......................................................................................................... 55
Die Augenreflexzonen der Meridiane (von Peng Jingshan) .................................. 59
Nase mit Bagua .......................................................................................................... 60
Körper und Rumpf ventral mit Bagua ...................................................................... 61
Fußreflexzonen mit Bagua ........................................................................................ 61
Die Handreflexzonen des Kindes mit Bagua (für Diagnose und Therapie) .......... 62
„Das Teuerste auf der Erde ist das Leben“ (Lao Zi: Shi Si Xian Gui Sheng). Der
Arzt im alten China wurde von seinen Patienten so lange gut bezahlt, als die ihm
Anvertrauten gesund blieben. Die erfolgreiche Behandlung von Kranken im Früh-
stadium ist genau so wichtig wie die Gesundenberatung zum Thema: Essen, Trin-
ken, Schlafen, Wohnen (nach Feng Shui), körperliche Bewegung (Taijiquan), Se-
xualität, Ehe und Psyche. Das Gesundheitsbewusstsein im Westen beginnt etwa
mit dem 50. Lebensjahr oder mit der Pensionierung bzw. mit der ersten ernsthaf-
ten Erkrankung. Da wir jedoch von Geburt an altern, beginnt in China die
Gesundheitspflege mit der Schwangerschaft. Der Mensch hat theoretisch eine
Lebenserwartung bis 120 Jahren. Alt zu sein bedeutet nicht unbedingt, krank zu
sein. Biologisch gesehen ist das Altern eine natürliche Abnützungserscheinung.
Am Alterungsprozess sind viele Faktoren beteiligt: Neben den Genen (in der TCM
etwa das Organsystem Niere) ist der Lebensstil entscheidend dafür, mit welcher
Geschwindigkeit der Lebenszyklus eines Menschen abläuft. Ein ausgezeichneter
Arzt berät den ihm Anvertrauten in seinem Lebensstil schon in jungen Jahren. Er
behandelt bereits im subklinischen Stadium einer Erkrankung bzw. durch opti-
male Gesundheitsberatung beugt er vor (Hofarzt); der gute Arzt heilt (Stadt- oder
Dorfarzt); der schlechte Arzt kann nicht heilen. Er ist meistens auf Reisen (Wan-
derarzt). In den folgenden Kapiteln werden wir auf die Prinzipien, Regeln und
Konzepte der TCM bei geriatrischen Patienten eingehen. Akupunktur und Selbst-
massage (Akupressur) sind wie Atem- und Konzentrationsübungen (Qigong)
wichtige und sehr beliebte Methoden der Prävention.
Die Herausforderung der modernen Zeit an einen Arzt ist, durch Gesundheits-
pflege einer Erkrankung vorzubeugen; wenn bereits Befindlichkeitsstörungen
vorliegen, diese effektiv zu behandeln. Bei den zahlreichen Problemfällen wie
chronischen Erkrankungen und der Psychosomatose werden geeignete Maßnah-
men ergriffen: geistig, seelische Mäßigung, Schonung des wahren Qi (Zheng Qi)
im Körper sowie spezielle TCM-Techniken, um Yin und Yang zu harmonisieren.
Diese TCM-Techniken nennen wir Gesundheitspflege (Yangsheng). Der Begriff Qi
kommt schon in den so genannten Skapulaschriften (Jia Gu Wen) vor. Qi be-
zeichnet ursprünglich etwas Gasförmiges, wie Wolken, Dampf, Rauch und Wind.
Qi hat zwei Zustände, eine sichtbare, greifbare Form und auch eine nicht greif-
bare, sehr bewegliche Form. Später (in der Zhou-Dynastie) wurde der konkrete
Begriff Qi zum abstrakten Begriff umgeformt. Und kurz darauf wurde das Qi als
Yin und Yang in die Philosophie übernommen. Ursprünglich wurden konkrete,
gasförmige Zustände als Xing (Körper, Gestalt) bezeichnet. Qi gilt jetzt als körper-
los, ist aber gleichzeitig die Basis alles Körperlichen (siehe Zhang Qicheng, 5/2003).
2 Einleitung
„Die chinesische Lebensweisheit ist sicher etwas, das für uns ungemein wert-
voll ist, teils als Ergänzung dessen, was wir haben, teils als Bestärkung in gewis-
sen wertvollen Richtungen unseres eigenen Erlebens“ (Richard Wilhelm, „China
im Umbruch“, in: DG 2 China, 1973, Seite 89).
Yin/Yang-, 5 Elemente- und Organ-Lehre bilden ein komplexes Regulations-
system, ein Zeit- und Raum-Denkmodell; sie sorgen für die Synchronisation des
komplexen Systems; das System ist dynamisch, geordnet und autoregulierend.
wogen und regelmäßig, sie vermieden jede geistige und körperliche Überan-
strengung, sie standen zu bestimmten Zeiten auf und gingen zu bestimmten Zei-
ten zu Bett und waren in jeder Hinsicht maßvoll.“ An einer weiteren Stelle: „Frü-
her führten die Menschen ein ruhiges, ehrliches Leben, sie waren frei von unge-
bührlichen Wünschen und Bestrebungen; sie hatten ein reines Gewissen und
waren ohne Furcht … Zufrieden mit ihrem Platz im Leben, waren sie frei von
Eifersucht oder Neid. Sie verspürten Mitleid mit anderen Menschen und standen
ihnen hilfreich zur Seite, sie waren ehrlich und frei von zerstörerischen Neigun-
gen“ (Maoshing Ni, 2003).
Im Nei Jing wurde die Grenze für das Altsein (Geriatrie) mit dem 50. Lebens-
jahr festgelegt. In diesem Alter beginnt das Leber-Qi schwächer zu werden, Gal-
lensaft wird weniger, die Sehkraft wird schlechter. Ab dem 60. Lebensjahr wird
das Herz-Qi schwächer, Bitterkeit, Sorgen und Trauer treten verstärkt auf, man
ermüdet leichter, will mehr liegen, weil das Blut (Xue) und die Vitalenergie (Qi)
träger wird. Mit 70 Jahren wird das Milz-Qi schwächer, daher beginnt die Haut
zu welken. Mit 80 Jahren wird das Lungen-Qi schwächer, daher entfernt sich der
Geist, daher häuft sich das verwirrte Reden. Mit 90 Jahren ist das Nieren-Qi aus-
gebrannt, das Meridiansystem bleibt leer (Versorgung des Körpers unzureichend).
Mit 100 Jahren werden alle 5 Yin-Organe leer (erschöpft), der Geist und die Vi-
talenergie (Qi) verschwinden. Es bleibt eine leere (geistlose, leblose) Hülle zu-
rück. Wir finden also einen biologischen Rhythmus mit Zehn-Jahres-Abständen.
Wobei für den tatsächlichen Zustand neben der angeborenen Vitalität (Erbanla-
ge) die Verzögerung des Verbrauches an Blut und Qi im Alter ganz entscheidend
ist.
Lao Zi
Lao Zi ist älter als Konfuzius (Kong Zi). Beide sind einander begegnet. Lao Zi wird
als Schöpfer des Daoismus sowie als Autor des Dao De Jing (entstand etwa 500
v. Chr.) angesehen. Yi Jing (das Buch der Wandlungen) wird auch als das „rät-
selhafte Orakelbuch“ bezeichnet. Es entstand etwa 700 v. Chr. Der Autor ist nicht
bekannt. Das noch ältereYijing bildet die Basis der chinesischen Kultur (siehe Ka-
pitel 3 Zhou Yi und Daoismus und TCM auf Seite 17).
Lao Zi wie auch Konfuzius lebten etwa 500 v. Chr. Viele Gedanken dieses groß-
artigen Lehrers, Philosophen und Denkers sind fest als Kulturgut in China veran-
kert: „Was Du nicht willst, dass man dir tut, das tue den anderen auch nicht an“.
„Um Ordnung in der Familie zu haben, muss man zuerst selbst ethisch in Ord-
nung sein; um sich ethisch in Ordnung zu bringen, muss man zuerst den eigenen
Geist in Ordnung bringen“; „um den Geist in Ordnung zu bringen, ist das Los-
sagen von Begierden das Wichtigste“. Er hat drei Mahnungen für ein gesundes
Leben aufgestellt: 1. In der Jugend, wenn Xue-Blut und Qi-Vitalenergie noch nicht
fix sind, auf die Sexualität achten. 2. Im Mannesalter, wenn Blut (Xue) und Vital-
energie (Qi) völlig ausgebildet sind, die Streitsucht meiden. 3. Im Alter, wenn Blut
(Xue) und Vitalenergie (Qi) geschwächt sind, die Habgier meiden.
Meng Zi
Meng Zi lebte etwa 372 bis 289 v. Chr. Er ist ein großer Schüler des Konfuzius und
wird als der zweithöchste Heilige Gelehrte nach Konfuzius in China verehrt. Die
4 Einleitung
Yang Sheng
Die TCM-Gesundheitspflege (Yang Sheng) basiert auf den Konzepten der TCM
und der altchinesischen Philosophie: Der Mensch bildet mit der Natur, Himmel
und Erde eine untrennbare Einheit (Tian Di Ren). Der Mensch ist im ständigen
Informations- und Energieaustausch mit der Umwelt (Tian Ren Xiang Ying). Die
Änderung der Natur hat Einfluss auf unsere Gesundheit. In der Gesundheitspfle-
ge ist es enorm wichtig, den Rhythmus der Natur zu beachten. Der Mensch kann
den Rhythmus der Natur erkennen und sich aktiv anpassen. Das chinesische Den-
ken, die Anpassung an die Umwelt, entspricht dem Prinzip der Evolution. Der
Himmel hat in der TCM keine Absicht und kein Bewusstsein, der Himmel ändert
sich nicht durch menschliche Aktivitäten.
Dong Zhongshu, ein berühmter Konfuzianer aus der Han-Zeit (306 v. Chr. bis
220 v. Chr.,) meint, der Himmel reagiere auf menschlichen Aktivitäten (Tian Ying
Ren); durch Opfergaben, Zeremonien etc. könne der Mensch den Himmel zu
Wohltaten bewegen. Er ist auch der Ansicht, die Macht des Kaisers komme vom
Himmel (Jun Quan Shen Shou). Der Geist und der Körper sind untrennbar (Shen
Xin He Yi); Bewegung und Ruhe sind untrennbar (Dong Jing Jie He).
In der Organpflege haben Milz und Niere den Vorrang (Shen Yang Zhang Fu,
Pi Shen Wei Xian). In der Methodik wird eine Verbesserung der Selbstheilungs-
kraft (Zheng Qi) angestrebt. Weiters ist die Vermeidung von schädigenden No-
xen (Xie Qi) wichtig. Schließlich seien Maßnahmen zu ergreifen, um das Altern
zu verlangsamen. Zeichen des Alters sind: Abnahme der Elastizität der Haut, Fal-
ten und Zunahme von Hautpigmenten, Ergrauen und Schütterwerden der Haa-
re, unruhiger Schlaf, verlangsamte Reaktion, Schwerhörigkeit, Inappetenz, Ge-
dächtnisstörungen, Abnahme der Sexualfunktionen, Abnahme der Abwehrkraft
und Anpassungsfähigkeit, Bluthochdruck, Altersdiabetes, COPD, Arthrose, Pros-
tatahypertrophie etc. Die TCM sieht in der Alterung eine Schwäche von Milz und
Niere sowie eine Disharmonie von Yin/Yang. In weiteren Kapiteln wollen wir uns
diese Aspekte der TCM genauer ansehen.
Der große Daoist Zhuang Zi lehrte über das „Leben“: Erstens: „Stille und we-
nig Reden (Jingmo)“, da lautes Sprechen, Schreien und Schimpfen dem Quellen-
Qi (Yuan-Qi) schadet und dadurch der natürlichen Abwehrkraft abträglich ist.
Zweitens: „regelmäßig die inneren und die äußeren Augenwinkel (Anzi, B1 und
3E 23) massieren“. Drittens: „die innere Ruhe bewahren“ (Ning), positiv denken,
keinen Ärger, keinen Schrecken, keine Depression etc. aufkommen lassen.
Im bekanntesten TCM-Fachwerk der Geriatrie aus dem Jahre 1085 „Yang Lao
Feng Qinshu“ (der Autor ist Chen Zhi aus der Song Dynastie) werden wichtige
Maßnahmen genannt: auf Psychohygiene, Ernährung, Sexualität, Begierde, Ehr-
geiz und Biorhythmus des Tages sowie des Jahres etc. achten. Zur Erklärung:
1. Psychohygiene: Der ältere Mensch neigt zur Vereinsamung, Eigensinnigkeit,
Depression, daher sollte auf Zuwendung und Förderung der Lieblingsbeschäf-
tigungen wie Malen, Musizieren, Kalligraphie, Garten etc. geachtet werden.
2. Die richtige Ernährung steht über der medikamentösen Therapie: Nur wenn
die Verdauung gesund ist, arbeiten die empfindlichen Organe optimal.
3. Die Gesundheitspflege soll dem Jahresrhythmus entsprechen: Im Frühjahr
mehr Süßes, weniger Saures zu sich nehmen. An warmen Tagen mit Angehö-
rigen und Freunden Ausflüge in den Garten, in die Berge unternehmen, damit
die Vitalenergie (Qi) sich frei entfalten kann, die Depression sich löst – dadurch
wird die Milz gepflegt. Im Sommer weniger Bitteres, mehr Scharfes essen, sich
in ruhiger, erfreulicher Gegend aufhalten, wodurch das Lungen-Qi gepflegt
wird. Im Herbst weniger Scharfes, mehr Saures essen, um das Leber-Qi zu pfle-
6 Einleitung
gen. Im Winter weniger Salziges, mehr Bitteres essen, um das Herz-Qi zu pfle-
gen. Alle diese Punkte werden wir in einem eigenen Kapitel ausführlich be-
handeln.
4. Achten auf Schlaf und Bewegung: Um die Beweglichkeit zu erhalten, sollten
Schlaf und Bewegung dem Alter und der Jahreszeit angepasst sein. Jedoch soll-
te man auf Verletzungen, Stürze etc. achten.
Yang Sheng
2 (Gesundheitspflege)
Gesundheitspflege (Yang Sheng) und Daoismus sind eng verbunden. Der „Dao
De Jing“ wurde 700 v. Chr. vermutlich von Lao Zi verfasst. Dao bedeutet der Weg,
die Gesetze des Universums. De bedeutet Tugend, natürliche innere Kraft. Den
Effekt und die Wirkung der Meditation bezeichnet die TCM als Xiu Dao. Xiu Dao
ist die völlige Entspannung und das Loslassen von sämtlichen irdischen Begier-
den und Emotionen. Das Dao des Himmels ist eigennutzlos, daher ewig. Das Dao
der Menschen ist verbunden mit Eigennutz, der Mensch erliegt in dieser Welt Be-
gierden und Emotionen, daher ist unsere Lebensdauer begrenzt. Daher ist für das
Streben nach langem Leben (Yang Sheng), die Entsagung der Begierden und
Emotionen der natürliche Weg des Dao (Wu Wei Zustand). Wenn man sich um
innere Ruhe bemüht (Xu Qi Xin, Gedanken ausschalten, siehe Kap. 3 des Dao De
Jing), dann tritt bei der Meditation ein Wärmegefühl im Unterleib (Dantian, KG
6-Zone) auf. Ferner sollte man sich um Konzentration bemühen, dann sieht und
hört man nicht, was in der Umgebung geschieht. Die TCM kennt viele Techni-
ken, Qigong ist eine von vielen. Auch im Alltag sollte man sich von Reizüberflu-
tungen fernhalten (siehe Kapitel 5 des Dao De Jing). Denn intensive Freizeitver-
gnügen schaden den 3 Schätzen unseres Lebens (Jing-Essenz, Qi-Vitalenergie
und Shen-Geist). Wer seine Grenzen in Karriere und materiellem Reichtum kennt,
dem ist die Lebensgefahr fern (Zhi Zu Bu Ru, Zhi Zhi, siehe Kap. 44 im Daode-
jing sowie Cheng Dongqi, 1998). Da Dao De Jing die Grundlage der chinesischen
Kultur und Lebensphilosophie ist, sind die TCM-Ärzte neben ihrer hohen konfu-
zianischen Bildung meist auch berühmte Daoisten. Um ein guter Arzt zu sein, ge-
hört neben umfassender Bildung auch ein hoher Grad an Tugendhaftigkeit.
Stabiles und selbstgeregeltes Gleichgewicht im Organismus sowie auch von
Organismus und die Erhaltung des Gleichgewichtes im Körper und die des Kör-
pers mit seiner Umwelt wird als die Autoregulation bezeichnet. Yinqi (diverse Kör-
perstoffe) in Harmonie, Yangqi (Körperfunktion) geschieht ebenso autoregulativ
(Yin Ping Yang Bi). Zwischen Yin und Yang gibt es einen Austausch von Materie,
Energie und Information.
Es gibt kein Gleichgewicht von Yin und Yang in Zahlen (auch nicht im Zah-
lenverhältnis). Drei unterbrochene Linien (Kungua, Erde, charakterisiert das Sen-
ken) symbolisieren das Yin, drei volle Linien sind Symbol (Qiangua, Himmel,
charakterisiert das Aufsteigen)) für Yang. Wenn die drei unterbrochenen Yin-Li-
nien oben (die drei vollen Yang-Linien unten) sind, bedeutet das Gesundheit, da
hier Yang-Aufsteigen und Yin-Senken einander begegnen können. Wenn aber
die drei vollen Yang-Linien oben, die drei Yin-Linien unten sind, dann hat es eine
negative Bedeutung (Yin und Yang trennen sich, sie können sich nicht treffen). In
8 Yang Sheng (Gesundheitspflege)
Yin und Yang haben wir gleichzeitig sowohl die Eigenschaft der Quantität wie
auch die Eigenschaft der Qualität.
Yin Ping Yang Bi besagt, dass die Yun Hua-Funktion des Körpers optimal ist
(das Substrat der Organe des Körpers ist optimal), dass sich Yin und Yang in den
besten qualitativen und quantitativen Verhältnissen befinden. Bei Instabilität des
Yin/Yang tritt die Selbstheilung auf den Plan. Erkrankung tritt ein, wenn die
Selbstregulation reduziert ist. Eine Therapie ist immer eine Stärkung der Selbst-
regulation des Körpers. Reparatur und spezifische Therapie sind die Stärke der
westlichen Medizin. Die Stabilität des dynamischen Autoregulationssystems zwi-
schen Qi, Yin/Yang und den 5 Elementen hat Gesundheit zur Folge.
Das Qi ist die Quelle des Universums, die Qi Hua-Bewegung (Transformation)
ist die Quelle aller Prozesse. Bewegung des Qi (Qi Ji) ist geordnet und ohne Unter-
brechung. Die Struktur des Qi liegt zwischen Materie und formloser Leere. Die
Physiologie im Körper ist nicht teilbar, die Physiologie ist auch von der Umwelt
nicht trennbar. Die moderne westliche Medizin geht geradlinig in die Tiefen der
(leblosen) Strukturen (= Histologie, Chemie etc.). Die TCM hingegen berück-
sichtigt die Querverbindungen, sie ist daher stets im Leben stehend.
– Huang Di Nei Jing: das sogenannte „Lehrbuch der Inneren Medizin“ wur-
de in den daoistischen Schriften fest verankert. Viele konfuzianische Ärzte
sind gleichzeitig hervorragende daoistische Gelehrte. Konfuzius hat die klas-
sische Schrift Yi Jing (Das Buch der Wandlungen) gründlich überarbeitet und
kommentiert. (Siehe Jiang Youli, Akademie für TCM Chinas, in: Zhongyi
Zazhi, 8/1995.)
Sexualität ist ein wichtiger Bestandteil des gesunden Lebens. Die TCM sieht
jedoch in der Zügellosigkeit eine große Gefahr für die Gesundheit. Insbesondere
ab dem 60. Lebensjahr sollte das mehr Beachtung finden. In drei Fällen ist die se-
xuelle Aktivität unbedenklich, bleibt sie im physiologisch zuträglichen Rahmen:
1. wenn die Libido natürlich vorhanden ist; 2. wenn der Geschlechtsakt völlig na-
türlich, körperlich und psychisch angenehm abläuft; 3. wenn durch den Beischlaf
keine Beeinträchtigung des Schlafes und der psychischen Verfassung am nächs-
ten Tag zurückbleibt.
Burnout:
Anzeichen einer geistigen Erschöpfung sind: Müdigkeit, Sehstörungen, Hör-
verminderung, heiße Ohrmuscheln, müde Extremitäten, häufiges Gähnen, Schläf-
rigkeit, Unkonzentriertheit, Gedächtnisverminderung, ein verlangsamter Duk-
tus, wenig Appetit, Übelkeit, Charakteränderung, innere Unruhe, Reizbarkeit,
Depressivität, Gedächtnisschwierigkeiten (man kann sich an den Inhalt von Ge-
lesenem nicht mehr erinnern), häufige Fehler beim Schreiben.
Einige allgemeine Regeln für ein gesundes Leben 11
Emotionale Ausgeglichenheit
Diese ist wichtig, da aus emotionalen Entgleisungen Disharmonie zwischen Yin
und Yang, Blut- und Qi-Zirkulations- und Funktionsstörung in den Organen ent-
stehen können. Die Psyche benötigt die 5 Organe als Basis ihrer Funktion. Die 5
Organe hängen funktionell zusammen. Jede psychische Störung kann Herz, Le-
ber, Milz oder Niere betreffen. In der Psychosomatik spielen jedoch das Herz und
die Leber die größte Rolle.
Beispiele für entsprechende emotionale Belastungen sind:
■ Zorn schadet der Leber, Freude dem Herzen, Denken der Milz, Trauer/Sorge
der Lunge und Schrecken/Angst der Niere. Alle 7 Emotionen können dem Her-
zen schaden. Zorn, Denken, übermäßige Sorgen, Trauer, Schrecken und Angst
können alle der Leber schaden. Denken, Sorgen, Trauer, Angst und Zorn kön-
nen Lunge und Milz schädigen. Manchmal kann eine Emotion mehreren Or-
ganen schaden, z.B. schadet Angst der Niere, aber auch dem Herzen und der
Gallenblase.
■ Emotionen führen zu Qi-Störungen (Qi Ji). Bei Zorn steigt das Qi hoch, bei Freu-
de wird die Bewegung des Qi ruhiger, langsamer, bei Trauer „verschwindet“
das Qi, bei Angst senkt sich das Qi, bei Schrecken kommt das Qi „durchein-
ander“, es „verknotet“ sich, und bei Sorgen „versammelt“ sich das Qi. Solche
Qi Ji-Störungen (mit Aufwärtsbewegung von Qi) können im Körper zur Stag-
nation (Füllesyndrom) von Blut, Qi, Tan, Feuer, Feuchtigkeit, Nahrung füh-
ren. Anderseits kann es, wenn die gestörte Qi-Richtung distal gerichtet ist, zu
Leeresyndrom (Qi-Leere, Blutleere, Essenzleere etc.) führen. Wenn der emo-
tionale Reiz verschwindet, normalisiert sich in der Regel auch das Qi Ji.
■ Wenn jeoch die emotionalen Reize zu lange anhalten und zu intensiv sind, dann
kommt es zur Organstörung mit Schlafstörung, Palpitation, lebhaften Träumen,
12 Yang Sheng (Gesundheitspflege)
eine Gesundung ist, unter der ärztlichen Anleitung optimistisch und ausdauernd
gegen die Krankheit anzukämpfen. Im Alter macht bei einer Therapie 70% die
Anpassung der Lebensführung und 30% die medikamentöse oder chirurgische
ärztliche Behandlung aus. Schließlich sollte jeder älterer Mensch ein Hobby ha-
ben, das ihm ein Ziel im Leben gibt. Er weiß sich so konzentriert und mit Freude
zu beschäftigen.
Ernährung
Entscheidend für die Gesundheit ist Ausgeglichenheit in der Nahrung; daher mehr
vegetarische und weniger tierische Nahrung. Menge und Zeitpunkt der Mahl-
zeiten sollten geregelt sein. Mäßigung im Konsum von Fleisch, Alkohol, stark Ge-
würztem, Süßigkeiten und Speisesalz. Viel Tee statt Kaffee trinken (es steht Grü-
ner, Schwarzer, Jasmin-, Chrysanthemen-, Früchte-, Malztee und viele weitere
Sorten zur Auswahl). Schwer verdauliche, rohe und kalte Speisen sollte man kaum
zu sich nehmen.
Nahrungmittel, welche in China von älteren Menschen bevorzugt werden, sind:
– Mais-Brei: süß, neutral, stärkt den mittleren 3E und Magen.
– Reis-Brei: süß, neutral, stärkt den mittleren 3E und Magen, stärkt Essenz-Jing
und kühlt die Hitze durch Yin-Leere.
– Süßkartoffel-Brei: süß, neutral, stärkt den mittleren 3E (Magen und Milz/Pan-
kreas), tonisiert bei Leere-Syndrom, kräftigt das Qi gegen Obstipation.
– Chinesische Datteln in der Suppe: süß, neutral, schont den mittleren 3E (Ma-
gen und Milz/Pankreas), tonisiert das Blut und den Geist (Shen).
– Mandel-Tee: herb, süß, leicht bitter, öffnet den Magen und fördert die Qi-Des-
zendenz, verschönert das Gesicht, wirkt gegen Husten und Keuchen.
– Weiße Morchel in der Suppe: süß, etwas kühl, günstig für Qi und Yin, harmo-
nisiert alle 5 Zang-Organe.
– Milch: süß, leicht wärmend, stärkt den mittleren 3E, ergänzt Essenz (Jing) und
Mark (Sui).
– Sellerie: herb, süß, leicht kalt, klärt die Hitze (Qingre) und fördert die Diurese,
harmonisiert die Leber und kühlt das Blut (Xue).
– Spinat: süß, neutral, kühl, stärkt das Blut-Yangxue und Shengxue, fördert die
Qi-Zirkulation (Xingqi) und den Stuhlgang.
– Bohnenkeimlinge (grüne Bohnen): süß, neutral, kühl, stärken die Milz (Jianpi),
fördert das Qi-Liqi, und damit die Diurese.
– Bohnenkeimling (Soja Bohne): süß, neutral, stärkt die Milz (Jianpi), fördert das
Qi-Liqi.
– Gurken: süß, neutral, leicht kühlend, klärt die Hitze (Qingre), löscht den Durst,
beseitigt innere Unruhe, fördert die Diurese.
– Karotten: süß, neutral, stärken den Magen, stärken das Blut, senken den Blut-
hochdruck, wird in China als „Mini-Ginseng“ bezeichnet.
– Weiße Rüben: herb, süß, neutral, fördern die Deszendenz des Qi (Xiaqi), för-
dern den Verdauungsablauf, stillen den Husten, fördern die Diurese, klären die
Hitze (Qingre), fördern die Entgiftung.
– Erdnüsse: süß, neutral, appetitfördernd, regulieren das Blut (Lixue), befeuch-
ten die Lunge (Runfei), fördern die Diurese, sehr nahrhaft, hilfreich bei vielen
geriatrischen Erkrankungen.
14 Yang Sheng (Gesundheitspflege)
Nahrungs-Biorhythmus
Im Frühjahr erwacht die Natur langsam, es regiert das Leber-Qi. Zu dieser Zeit
ist es sinnvoll weniger Saures zu essen, um die Milz/Pankreas zu schonen.
Im Sommer ist sehr heiß, die Verdauungsleistung reduziert sich, daher sollte
man wenig Gewürztes (Qing Dan) und leichter Verdauliches wie Obst, Gemüse,
Tomaten, Melone, Gurken, Sellerie und grüne Bohnen-Suppe essen sowie Tee
trinken. Eisgekühlte Speisen nur mäßig konsumieren, da sie dem Magen scha-
den können.
Im Herbst zieht sich das Yang langsam in die Tiefe des Körpers zurück, das Yin
beginnt zu dominieren. Eine Leere (Xu) ist in Magen und Darm, die Anpassungs-
und Abwehrkraft wird geringer, daher erkranken Magen und Darm im Herbst
leichter. Daher nicht zuviel Obst, Gemüse und kalte Getränke im Herbst konsu-
mieren.
Im Winter ist das Yin stark, das Yang schwach. Der Körper befindet sich im
„Winterschlaf“. In dieser Ruhezeit sollte tonisierend ernährt werden. Am Besten
ist es, wenn die Nahrung dem Konditionstyp entspricht und mehr wärmende oder
kühlende Nahrung zu sich genommen wird. Mehr dazu siehe Kapitel Die Vier
Jahreszeiten.
Schlaf-Biorhythmus
Regelmäßigkeit der Tagesabläufe, zeitiges Aufstehen (ideal um 6 Uhr), zeitiges
Schlafen gehen (ideal um 22 Uhr) sind günstig für die Gesundheit (die Zeiten va-
riieren etwas nach dem Jahresrhythmus). Etwa 6 Stunden Schlaf sollten in jedem
Fall erreicht werden. Ein Mittagsschlaf (um 13 Uhr) von etwa einer Stunde wird
in China von vielen Menschen geschätzt. Der Frühling und der Sommer zählen
zum Yang, daher später schlafen gehen und früher aufstehen. Der Herbst und
Winter werden dem Yin zugeordnet; im Herbst deshalb früher schlafen gehen und
früher aufstehen. Im Winter früher schlafen gehen und später aufstehen. Mehr
dazu siehe Kapitel Die Vier Jahreszeiten.
Die Wohn-, Schlaf- und Arbeitsumgebung sollte man mit Pflanzen, Licht, Luft,
Lärmschutz etc. verschönern. Auch das eigene Aussehen (wie Kleidung und Out-
fit) sollte der ältere Mensch nicht vernachlässigen. Mehr dazu siehe Kapitel Die
Vier Jahreszeiten.
Einige allgemeine Regeln für ein gesundes Leben 15
Schlaf-Hygiene
Ein gutes Bett und eine gesunde Umgebung sind die Grundvoraussetzungen für
einen guten Schlaf. Bei Einschlafstörungen sollte man eine Stunde vor dem Schla-
fen gehen durch etwas Spazieren gehen den Geist beruhigen bzw. eine halbe
Stunde zuvor Qigong zur Entspannung praktizieren bzw. nach einem warmen
Fußbad die Fußsohle (N 1) massieren. Körperlich, geistig und emotional anstren-
gende Tätigkeiten nicht vor dem Schlafen gehen ausüben. Die letzte, leicht ver-
dauliche Mahlzeit sollte spätestens um 16 Uhr eingenommen werden. Keinen Tee
oder Kaffee vor dem Schlafen gehen trinken. Auf die richtige Schlafposition ach-
ten. Kopfpolster sollten nicht zu hoch sein, die Decken nicht zu warm.
3 Zhou Yi
Die Ganzheitlichkeit der TCM kommt aus dem Zhou Yi (Kommentare zu Yi Jing,
dem Buch der Wandlungen, verfasst etwa 700 v. Chr. von dem König Wen Wang
in der Zhou-Dynastie). Das chinesische Zeichen für Yi setzt sich aus Sonne (Yang)
und Mond (Yin) zusammen. Yi bedeutet einfach, stetig und in Wandlung. Jing be-
deutet Lehre. Der große deutsche Chinakenner Richard Wilhelm sagt über Yi Jing:
„Das Buch der Wandlungen ist ein uraltes chinesisches Orakelbuch. Es unter-
scheidet sich von anderen Orakelbüchern dadurch, dass es nicht allein dem Zweck
der Erkundung der tatsächlichen Zukunft diente, sondern immer zugleich An-
weisungen für das menschlichen Handeln unter gewissen Umständen gab, um
auf diese Weise dem Fragenden die Möglichkeit zu geben, nicht wehrlos einem
blinden Faktum überliefert zu sein, sondern selbst an der Gestaltung der Zukunft
durch Tun oder Lassen, durch Streben oder Meiden mitzuwirken. So ergab es sich
von selbst, dass in die geheimnisvollen Zeichen, durch die die verschiedenen
Lagen des Menschenlebens symbolisiert waren, zugleich Ratschläge für richtiges
Handeln verwoben wurden. Dies hatte wieder zur Voraussetzung eine ganz be-
stimmte, sozusagen philosophische Theorie von den Gesetzen des Geschehens.
Und so ist es kein Wunder, dass das Buch der Wandlungen gleichzeitig das
älteste philosophische Werk Chinas ist. Ein langer Weg führt bis zu seiner heu-
tigen Gestalt. Und durch Tradition ist in das Buch der Wandlungen die gesam-
melte Erfahrung der Jahrtausende und die reifste Lebensweisheit der bedeu-
tendsten Männer Chinas hineingeheimnist.“ (Siehe Richard Wilhelm, Botschafter
zweier Welten, China im Umbruch, in: DG 2 China, 1973, Seite 63).
Das Zeichen Yi
Das Zeichen
RI (Sonne, oben)
Ming, hell
Yue (Mond
Sonne links
unten)
Mond rechts
Dan,
Yi in Zinnober
bildhafter Sonne oben,
Skapulaschrift Mond unten
Das Yin/Yang-Konzept
Aus Dao, Yuan Qi, Tai Ji, Tai Yi entstehen Yin und Yang. Dao ist die Urkraft, der
Ursprung des Universums und die Quelle aller Dinge, wenn Zeit und Raum noch
eine Einheit sind. Was das Dao ist, das kann man nur über Yin und Yang verste-
hen. Die erste Teilung sind die einander ergänzenden Gegensätze Yin und Yang.
Jetzt sind Zeit und Raum geteilt. Dann folgt die Teilung in die „Vier Bilder“ (Si-
xiang, die vier Himmelsrichtungen, die vier Jahreszeiten). Im Zentrum steht das
spätere Element Erde. Die vier Richtungen, die vier Jahreszeiten werden vier Ele-
menten zugeordnet. Die Lehren von Yuan Qi, Yin/Yang und den 5 Elementen bil-
den die Grundlage der TCM-Lehre. Nach der chinesischen Philosophie stellt das
System der Trigramme (Bagua) die Ordnung von Raum und Zeit dar. Zeit und
Raum sind im Tai Ji ungeordnet (siehe Jun Xi, 1994).
Undifferenzierter Ausbrütungszustand
Zustand (Wu Ji) (Brutzustand)
Dui Gua (See, junge Frau, Yin) oben, Gen Gua (Berg, junger Mann, Yang) unten.
Xian Gua bedeutet, wenn es um die Eheschließung geht, eine günstige und po-
sitive Zukunft. Auch im Xian Gua steigt das Yang auf und das Yin senkt sich, es
ist daher eine positive Begegnung. Ji Gua ist die Konstellation von Li Gua (Feu-
er, steigt auf) unten und Kan Gua (Wasser, sinkt nach unten) oben. Im Ji Gua tref-
fen sich das aufsteigende Feuer und das sinkende Wasser, es ist daher eine posi-
tive Voraussage. Wei Ji Gua ist die Konstellation von Li Gua (Feuer, steigt auf)
oben und Kan Gua (Wasser, sinkt nach unten) unten. Im Wei Ji Gua können sich
Yin und Yang nicht treffen, daher wird ein Versagen vorausgesagt (siehe Liu
Chengcai, 11/1995 Shandong, China, in: Zhongguo Zhongyi Jichu Zazhi).
Philosophisch Symbolisiert das Leben, das Symbolisiert den Tod, das Ende
Wachsen, den Beginn und die und den Stillstand.
Vorwärtsbewegung.
Substrat, Funktion, Bewegung, Aktivität, Um- Substanz, Parenchym, Beruhi-
Aufgabe wandlung, Transport, Wärme, Vor- gung,Solidität, Kühlung, Basis
gang der Ernährung, Blutkreislauf der Ernährung, Blut.lauf.
Aus dem undifferenzierten (Wu Ji) Urzustand (Yuan Qi) differenziert sich das Paar
Yin und Yang (Tai Ji) heraus. Die dynamische Wechselwirkung – der dynamische,
rhythmische, ständige Austausch und die Umwandlung von Energie und Materie –
ist das Leben.
Interessant ist die Formulierung von F. Fiedler zu Yin und Yang: „Wir sind es ge-
wöhnt, die Welt objektiv, d.h. als eine Welt von Objekten, von Gegenständen zu den-
ken, die sich in einem raum-zeitlichen Kontinuum befinden und verhalten. Der An-
satz der Yin/Yang-Polarität geht nicht von der Dingwelt aus, sondern von der Welt
der Erscheinungen. Das „kolossale Muster“, auf dessen Formulierung und Durch-
dringung sich der chinesische Geist verlegt hat, ist fundamental ein Erscheinungs-
muster – nämlich das Erscheinungsmuster, in dem sich die natürliche Umwelt des
Menschen auf der Erde darstellt. Das chinesische Denken liefert so den systemati-
schen Ansatz für ein echtes und philosophisch fundiertes, d.h. in der Struktur der
Umwelt selbst begründetes, Umweltbewusstsein.“
➞
Dao
Taiji
Yin Yang
Die 8 Trigramme
Sie symbolisieren das komplexe, dreidimensionale Weltbild: Raum, Zeit und
Mensch.
Die 8 Trigramme in der Houtianbagua genannten Reihenfolge nach Zhou Wen
Wang (Li-Süden, Kan-Norden, Zhen – Osten, Dui – Westen)
Qian Gua Kun Gua Yi Gua Da Gua Kan Gua Li Gua Zhong Fu Xiao Gua
(1. Gua) (2. Gua) (27. Gua) Gua (29. Gua) (30. Gua) Gua Gua
(28. Gua) (61. Gua) (62. Gua)
22 Zhou Yi
Die Einteilung in 3 Yin: Jueyin (1 × Yin), Shaoyin (2 × Yin) und Taiyin (3 × Yin)
und 3 Yang: Shaoyang (1 × Yang), Yangming (2 × Yang) und Taiyang (3 × Yang)
ist eine Erfindung der TCM.
In Huangdi Neijing kann man das nachlesen. Sie drückt eine quantitative Stei-
gerung des Yin-, bzw. Yang-Gehaltes aus. Die Zahl 3 symbolisiert dabei einen
Zwischenzustand (Chungqi bzw. Yin Yang He Qi) der Begegnung von Yin und
Yang. Aus dieser Yin/Yang-Begegnung entsteht alles im Universum (siehe Dao-
dejing, Kap. 42). Vieles in der chinesischen Kultur und in der TCM hat mit der
Zahl „Drei“ zu tun: je drei Yin- und Yang-Meridiane an den Extremitäten, Him-
mel-Mensch-Erde, 12 Doppelstunden, 12 Monate; die 5 Elemente bestehen aus
je 2 Yin-Elementen (Wasser, Holz) und 2 Yang-Elementen (Himmel, Feuer) mit
der Erde im Zentrum. Im Yin/Yang-Doppelfischsymbol umkreisen sich zwei Fi-
sche ohne Unterbrechung, keiner kann den Anderen verschlucken. Der S-förmi-
ge Mittelteil entspricht dem Positiven, dem Harmonischen zwischen den Gegen-
sätzen (Yin und Yang). Das Prinzip des Yin/Yang ist der Hegelschen Dialektik ver-
gleichbar: 1. Thesis: positive Äußerung; 2. Antithesis: Verneinung der ersten Äu-
ßerung; 3. Synthesis: sowohl Thesis wie auch Antithesis werden negiert und auf-
gehoben zugleich (siehe Zhang Xutong, Laoxu de sanlianshi bianzheng siwei,
USA, 2003).
Nach dem Autor Zhang Qicheng symbolisieren die Zahlenfolge 1, 2, 4 und 8
(Trigramme) die Steigerung der Dimensionen. In der Zahl von 64 Hexagrammen
kommen noch die Beziehungen zwischen den Menschen, zu Himmel, zu Erde,
die ethischen, menschlichen und gesellschaftlichen Aspekten dazu. Dadurch ist
das Yi Jing ein universelles, komplexes philosophisches System der chinesischen
Kultur geworden.
Die „Vier Bilder“ symbolisieren, in zweidimensionaler Weise, die vier Rich-
tungen der Ebene (Raum) und die vier Jahreszeiten (Zeit).
Tayang Shaoyang
Kun,
Dui,
Erde
Teich
Li,
Feuer Qian,
Himmel
Xun,
Wind
Zhen, Kan,
Donner Wasser
Gen,
Berg
halten etc. werden nach der Ähnlichkeit zu Bildern geordnet. Die 5 Elementelehre
etwa beschreibt nichts Konkretes in der Medizin, sondern sie beschreibt Funk-
tionskreise sowie ihre Beziehungen untereinander und mit der Umwelt. Die TCM-
Formulierung „die Leber ist links und die Lunge ist rechts im Körper“ ist z.B. kei-
ne anatomische Beschreibung der Organlokalisation, sondern ein Bild aus dem Yi
Jing/Hetu: links ist der Osten, die Leber hat Ähnlichkeit mit der aufsteigenden
Sonne und daher charakterisiert das Leber-Qi die Funktion der Aszendenz. Nach
dem Yi Jing/Hetu hat die Leber als Zahlensymbol die Ziffer 8 (weitere Zuord-
nungen siehe Kapitel 11 zur 5 Elementelehre). Die Zahlen werden hauptsächlich
als Symbole (Bilder) in der Philosophie und nicht als Messgrößen verwendet. Ein
weiteres Modell der TCM ist das von Yin/Yang. Besonderheiten dieser Philoso-
phie im Rahmen der TCM sind:
■ Die TCM legt den Schwerpunkt auf die Gemeinsamkeit, auf die Analogie, die
Ganzheit steht in ihrer Wertigkeit über dem Einzelbestandteil.
■ Die TCM legt großen Wert auf dynamische Prozesse, Funktionen, im Hinter-
grund steht die Materie und Struktur (wie etwa bei der Angabe, dass Leber
links und die Lunge im Körper ist). Im mathematischen Taiji-Modell steht Links
für Osten, Frühling, und dementsprechend wird die Physiologie der Leber als
aufsteigend betrachtet. Rechts steht für Westen, Herbst, und daher kommt die
Charakterisierung der Physiologie der Lunge als absteigend.
■ Alles in der Natur und im Körper ist in ständiger Bewegung. Die Produktions-
kette der 5 Elemente, Yin/Yang, der Weg von der Geburt bis zum Tod, die vier
Jahreszeiten, das Schattenboxen (Tajiquan) sind charakterisiert durch Ände-
rung, Bewegung, Fließen und relative Ruhe. „In der Ruhe liegt die Bewegung,
in der Bewegung fehlt nicht die Ruhe“ (Zitat nach Wang Fuzhi, „Zhonghua
Yangsheng Baojian“, 9/2003, China, 17. Jahrhundert).
■ Die TCM legt großen Wert auf subjektive Eindrücke und Reflexionen, im
Hintergrund steht das Konkrete, Materielle und die Messgröße. Daher ist die
Qualität der subjektiven Reflexion des Arztes entscheidend für die Effektivität
einer Behandlung. Die TCM kennt die Messverfahren der klinischen Befunde
nicht.
■ Die TCM legt großen Wert auf Formeln, Zirkulation, im Hintergrund steht die
Schöpfung und die Suche nach Differenzen. Die Formeln der 5 Elementelehre,
der Yin/Yang-Lehre und der 8 Prinzipien der Befundanalyse etc. werden seit
24 Zhou Yi
Hetu
Ein Hetu-Zahlensymbol zeigt sich der Sage nach erstmals auf dem Rücken eines
aus dem gelben Fluss steigenden Drachenpferdes in der Urzeit. Der Herrscher
Fuxi zeichnet dieses Bild auf. Im Hetu-Bild sind die Ziffern 1, 3, 5, 7 und 9 Ziffern
des Himmels, sie haben die Yang Eigenschaft. Die Ziffern 2, 4, 6, 8 und 10 sind
Ziffern der Erde, sie haben Yin Eigenschaft. Wir sehen im Bild den Himmel, die
Erde, die vier Himmelsrichtungen mit dem Zentrum in der Mitte des Bildes. Die
Deutung des Hetu-Bildes: Die Ziffer 1(Himmel) gebiert das Wasser, die Erde (Zif-
fer 6) ist im Norden. Die Erde (Ziffer 2) gebiert das Feuer – der Himmel (Ziffer 7)
ist im Süden. Der Himmel (Ziffer 3) gebiert das Holz, die Erde (Ziffer 8) ist im Os-
Hetu-Zahlendiagramm: Luoshu-Zahlendiagramm:
Primäres, älteres System, auch die Sekundäres, jüngeres System, auch als
„vorweltliche Ordnung“ genannt. die „innerweltliche Ordnung“ genannt.
➞
S-Qian
4 9 2
Sommer, vorne
SO Süd/Herz SW
S–O-Dui S–W-Xun vorne
O-Li West-Kan 3 5 7
Frühling, Herbst, Ost/Leber Mitte/Milz West/Lunge
links rechts links rechts
N–O-Zhen N–W-Gen 8 1 6
N-Kun NO Nord/Niere NW
Winter, hinten hinten
Die Ordnung des Universums in binärer Symbolsprache 25
ten. Die Erde (Ziffer 4) gebiert das Metall, der Himmel (Ziffer 9) ist im Westen.
Der Himmel (Ziffer 5) gebiert die Erde, die Erde (Ziffer 5) ist im Zentrum. Die Zif-
fern 1, 2, 3, 4 und 5 sind Shengshu. Die Ziffern 1, 2, 3, 4 plus 5 ergeben die Zif-
fern 6, 7, 8,und 10. Die Ziffern 6, 7, 8, 9 und 10 sind Chengshu. Das Neue (im Uni-
versum) entsteht aus der Vereinigung von Yin-Ziffern (geraden Zahlen) und Yang-
Ziffern (ungeraden Zahlen).
Der urzeitliche Herrscher Dayu gilt als ein großer Meister der Flussregulation,
er fand auf dem Rücken einer Schildkröte auch ein Zahlendiagramm, welches als
Luoshu bezeichnet wird. Im Luo-Bild geben die 5 Yang-Ziffern 1, 3, 5, 7 und 9 die
Himmelsrichtungen (Ziffer 5 ist das Zentrum) an. Die 4 Yin-Ziffern 2, 4, 6 und 8
geben die vier Zwischenräume an. Die Ziffer 1 (kan) ist Norden, die Ziffer 9 (li)
ist Süden, die Ziffer 3 ist Osten und die Ziffer 9 Westen. Im Luoshu-Bild liegt be-
reits die Grundidee der 5 Elementenlehre. Die zeitliche Ordnung des Universums
– das aus Himmel, Menschen und Erde besteht – kommt hier besonders zur Gel-
tung. Das Luoshu-System wird heute in der TCM häufig verwendet.
Ein voller Strich ist das Yang Yao, – – der geteilte Strich ist das Yin Yao.
Drei Striche bilden ein Trigramm. Es gibt 8 solcher Trigramme (Ba Gua). Je-
des Trigramm hat einen Namen und eine Bedeutung. Ein Beispiel ist das
Gua-Symbol für Qian (Himmel).
Oben Kun (Erde) und unten Qian (Himmel) ergeben das Hexagramm Tai.
Unten Kun (Erde) und oben Qian (Himmel) ergeben das Hexagramm Pi.
Wind, Donner, Berg, See, Wasser und Feuer setzen sich aus Yin und Yang zu-
sammen. Die Anzahl (wie viel Yin, wie viel Yang) und die Position (oben, Mitte oder
unten) charakterisieren die einzelnen Trigramme. Drei Yang-Striche symbolisieren
den Himmel, drei Yin-Striche die Erde, die restlichen Trigramme symbolisieren un-
sere Umwelt und das Universum. Die Verdoppelung der Trigramme zu Hexagram-
men wurde notwendig, um die Mannigfaltigkeit und Komplexität der Dinge zu be-
schreiben. Die Verdoppelungen der Trigramme behalten ihre Namen. So besteht das
Hexagramm Qian aus zwei übereinanderliegenden Qian-Trigrammen.
Die Ordnung des Universums in binärer Symbolsprache 27
Der Berg ragt aus der Erde, Yang ist auf der Erde, daher
Gen
Der See ist das Gegenteil des Berges, es ist Wasser im See, daher
Dui
28 Zhou Yi
Qian Himmel Pu(pures Yang): stark, hart, Herrscher, Vater, oben, Kopf,
Gesetz des Universums (Tian Dao), Aktualität. Seine Eigenschaft ist
die Kraft.
Kun Erde (pures Yin): weich, sanft, Untertan, Mutter, unten, Bauch, Emp-
fangende, reine Rezeptivität (nicht Passivität). Ihre Eigenschaft ist
die Fügsamkeit.
Zhen Donner (ist Yang): hart, ältester Sohn, Fuß, das Bewegliche. Enthält
als Determinante den ersten Strich des Schöpferischen, der durch
die beiden geteilten Linien als nach oben eruptiv sich durcharbei-
tend gedacht wird. Das Zeichen bedeutet daher das Erregende, so-
zusagen die elektrische Kraft. Seine Eigenschaft die energische Be-
wegung.
Kan Wasser (ist Yang): Regen, Wolken und Volk gehören zum Zeichen
des Wassers sowie der zweite Sohn, das Ohr. Als Determinante der
mittlere Strich des Schöpferischen, der zwischen den beiden geteil-
ten Strichen eingeschlossen ist, wie ein Gebirgsbach zwischen stei-
len Ufern, daher die Bedeutung des Abgründigen. Seine Eigenschaft
ist die Gefahr.
Gen Berg (ist Yang): symbolisiert Höhe, Vornehmheit, hohe Ethik. Der
Berg ist unbeweglich, somit auch Symbol für Stabilität. Er ist der
dritte Sohn, die Hand. Enthält als Determinante den obersten Strich
des Schöpferischen, der die beiden unter ihm befindlichen geteilten
Striche beherrscht und stabilisiert. Seine Eigenschaft ist die Ruhe,
und zwar die aktive, kraftvolle Ruhe.
Xun Wind (ist Yin): in der Härte verbirgt sich die Zartheit, Bewegung in
Ruhe, guter Charakter, angenehme Gewohnheiten. Er ist die ältes-
te Tochter, das Bein. Enthält als Determinante den ersten Strich des
Empfangenden. Das Weiche kann sich dem Harten gegenüber nicht
direkt und aggressiv durchsetzen, sondern nur durch Anpassung.
Das Zeichen bedeutet daher das Sanfte und doch unwiderstehlich
Eindringende.
Li Feuer (ist Yin): deutet auf Sanftheit, Licht. Yin ist hier in Yang ein-
gebettet. Daher ist in der Sanftheit auch Härte. Es ist die zweite Toch-
ter, das Auge. Es enthält als Determinante den mittleren Strich des
Empfangenden, der von den beiden starken, hellen Strichen schüt-
zend und leuchtend umhüllt wird. Das Zeichen bedeutet daher das
Bedingte, das auf einem Anderen beruht, wie die Flamme auf dem
Brennmaterial, und ferner der Schein, die Helligkeit.
Dui See (zu Yin): weich, unten. Er ist die jüngste Tochter, der Mund, ent-
hält als Determinante den obersten Strich des Empfangenden, der
auf den beiden starken Strichen erheiternd ruht. Das Zeichen be-
deutet das Heitere, das Muntere, das nach außen hervortritt. Sein
Bild ist das Wasser, als ruhend in einem See gedacht: „Es lächelt
der See“.
In der TCM ist das Konzept des Zhou Yi fest verankert. Dieses philosophische
Modell der Erkenntniss eines universalen Weltbildes beschreibt die Entstehung
des Universums wie folgt: Aus dem undifferenzierten Urzustand (Yuan Qi) ist zu-
nächst Yang-Qi und Yin-Qi entstanden, in der Wechselwirkung dieser beiden tei-
len sich Yin und Yang in vier Bilder (Si Xiang), aus einer weiteren Teilung ent-
stehen die acht Trigramme, schließlich die 64 Hexagramme etc.
Yang Yin
Der Qian Gua (1.) wird im Yi Jing (Buch der Wandlungen) mit Bewegungen
des Drachens beschrieben. Aus dem Yang entsteht das Yin, aus dem Zusammen-
kommen von Yang und Yin (yinyang jiaogan = der Geschlechtsverkehr) entste-
hen die Kinder. Das Kostbarste des Mannes ist die Jing-Essenz (Samen), das kost-
barste der Frau ist das Blut (Menstruation). Das Wichtigste im Leben und in der
Gesellschaft ist die Fruchtbarkeit. Die Anbetung der Fruchtbarkeitssymbole ist in
allen Kulturen der Erde verbreitet. Das gesunde Sexualleben (Fangzhongshu) ist
in der TCM eine wichtige Maßnahme für ein langes, gesundes, vitales Leben. Die
chinesische Lebensphilosophie ist auf das Diesseits gerichtet. Der Mensch im Dies-
seits ist für die Chinesen das Höchste, nicht die Reinkarnation wie in der alten in-
dischen Weltanschauung. Daher haben die chinesischen Gelehrten, Konfuzianer
wie auch Daoisten, großes Interesse für das reale, aktuelle Leben. Das Leben hat
zwei Quellen, Yin und Yang. Das prägt das Yin Jing und die TCM (siehe Guo Mo-
ruo; Yuan Zhong, Che Li in China in Zhong Hua Yi Shi Za Zhi, 4.1988, TCM –
Heilungjiang, China).
■ Yang Gua (Summe der Striche ist eine ungerade Zahl): Qian, Zhen, Kan, Gen.
■ Yin Gua (Summe der Striche ist eine gerade Zahl): Kun, Xun, Li, Dui.
Die Bedeutung der Hexagramme auf Deutsch stammt von Richard Wilhelm (siehe I Ging,
Diederichs Gelbe Reihe, Sonderausgabe 2001).
Das Verständnis des Yi Jing ist deshalb enorm wichtig für die Vertiefung der TCM
im Westen.
Die oben stehende Abbildung gibt die 64 Kombinationen der Trigramme auf
Chinesisch wieder.
Das „Buch der Wandlungen“ (Yijing) bildet seit mehr als 3000 Jahren das
Grundkonzept der chinesischen Kultur und der TCM. Die nachfolgende Abbil-
dung zeigt: Im Zentrum sind Yin und Yang („die zwei Fische“). Die nach außen
gehenden 6 konzentrischen Kreise zeigen die Kombinationen der jeweiligen He-
xagramme. Etwa bei 5 Uhr ist das Hexagramm mit dem Namen Tai zu finden; es
bedeutet Gesundheit, Harmonie etc.: außen (= Himmel) 3 schwarze (Yin) und In-
nen (= Erde) 3 weiße Blöcke (Yang). Bei etwa 11 Uhr ist das Hexagramm Pi Krank-
heit etc.) zu finden: außen (Himmel) 3 weiße Blöcke (Yang), innen (Erde) 3 schwar-
ze (Yin). Ein Hexagramm besteht aus jeweils zwei Trigrammen.
Die Ordnung des Universums in binärer Symbolsprache 31
Hexagramm
Pi, 3 Yang
außen (Him-
mel), 3 Yin
innen (Erde)
Hexagramm
Tai, 3 Yin
außen (Erde),
3 Yang innen
(Himmel)
hinderen die Rückkehr zu Himmel und Erde. Die Anerkennung des Lebensrech-
tes der Mitmenschen bringt auch die Akzeptanz der Existenzberechtigung der
Natur mit sich (siehe Peng Yongjie, 2001).
Yin und Yang als Dualsystem folgen der Ansicht des „Zhou Yi“, dass der Him-
mel, rund wie eine Eierschale, die Erde wie ein Schachbrett deckt. Der Rhythmus
der Sonne verursacht Tag (Yang) und Nacht (Yin) und im Jahreslauf Kälte und
Hitze. Yin und Yang symbolisieren so gegensätzliche Bewegungen, sie sind re-
gelmäßig, begrenzt und ohne Fortschritt. Die bedeutendste Weiterentwicklung
der TCM wurde mit Einführung des Tripelsystems, 3 Yin und 3 Yang, erreicht. Da-
mit wurde die unendliche Variations- und Entwicklungspotenz aller Dinge er-
weitert. Das Dualsystem Yin/Yang des Zhou Yi ist geeignet um das Gesetz (Dao)
des Himmels zu beschreiben; das Tripelsystem aus 3 Yin und 3 Yang eignet sich
zur Beschreibung der Gesetze (Dao) der Menschen. Im Dualsystem spielt das So-
ziale, Ethische und Psychosomatische eine wichtige Rolle.
Im Tripelsystem wird der Himmel (Tai Xu) als ein undifferenziertes Yin/Yang
angesehen. Die Sonne und die Sterne sind konkret, haben eine Gestalt (You Xing),
in diesem Yang gibt es Yin; Himmel und Erde sind im Taixu, im Yang gibt es Yin,
im Yin gibt es Yang. Die 5 Elemente sind Ying und Yang der Erde. Die Begeg-
nung (Jiao Gan Yun Xing) des Himmels mit der Erde ist Leben (Keimen, Gedei-
hen, Zurückziehen und Speichern). Die TCM betont die Einheit der Lebensvor-
gänge mit den Vorgängen des Himmels und der Erde. Die Eigenschaften und Dy-
namik der Jahreszeiten, der Wärme und Kälte, der räumlichen Positionen, des
menschlichen Körpers und die Krankheiten stehen eng mit Himmel und Erde in
Zusammenhang.
Fengshui
Feng bedeutet Wind und Shui Wasser. Fengshui ist eine chinesische Wissenschaft
über die richtige Verteilung und Bewegung des Yin-Qi und Yang-Qi im Raum der
Lebenden (Wohnung, Arbeitsraum etc.) und der Toten (Grabstätte). Die richtige
Planung von Wind (Feng) und Wasser (Shui) ist für Leben und Wohnen in Har-
monie wichtig. „Seit Jahrtausenden waren die Chinesen überzeugt, dass ihr Le-
ben magisch mit ihrer Umwelt verbunden ist. Sie glaubten, dass bestimmte Orte
besser, glücksbringender und heiliger waren als andere und dass die Beschaf-
fenheit ihrer Umwelt – Berge, Flüsse, Straßen, Wände und Türen – die Menschen
beeinflusst. Daher folgerten sie, dass ein Mensch sein Leben in Einklang bringen
und verbessern könnte, wenn er seine Umgebung veränderte und ausglich“ (Sa-
rah Rossbach, 2000). Dabei spielt das Bagua (die 8 Trigramme) die Schlüsselrol-
le. Das Wort Feng (Wind) steht für die Qi-Vitalenergie, das Qi des Himmels (zeit-
lich), der Erde (örtlich), des Berges, des Wassers etc. Wenn es in einem Raum oder
an einem Ort (für Lebende) keinen Wind (Qi, Atmung, Dynamik) mehr gibt, be-
deutet das den Tod. Wenn es in einer Grabstätte keinen Hauch von Wind (Qi,
Energie, Dynamik) gibt, dann sistiert dies nach der altchinesischen Weltanschau-
ung den Lebensfluss dieses Geschlechtes. Fengshui-Kundige in China sorgen für
gesundes Leben und Gedeihen des Geschlechtes auch nach dem Tod. Durch die
Ahnen stehen wir mit der Vergangenheit und durch die Kinder mit der Zukunft
in Verbindung. Es gibt ein interessantes Experiment: Eine Schildkröte wird in ein
leeres Zimmer gelegt. Nach einigen Erkundungsgängen ruht die Schildkröte an
einer Stelle. Wenn man sie nun verlegt, dann kehrt diese wieder an diese Stelle
Die Ordnung des Universums in binärer Symbolsprache 33
zurück. Die Schildkröte scheint den energetisch günstigsten Ort für die Ruhe ge-
funden zu haben. Der Mensch sollte ebenfalls solche Orte für das Wohnen, Ru-
hen, Arbeiten finden und schaffen. Dabei sind drei Faktoren wichtig: Himmel,
Erde und Mensch (Tianshi, Dili, Rebnhe). Das günstigste Zusammenspiel von
Himmel und Erde wird durch Beachtung der Fengshui-Regeln erreicht. Unser Kör-
per steht im engen energetischen Austausch mit seiner Umgebung (Feng Shui).
Daher ist der Lebensraum wichtig für das leibliche und seelische Wohlbefinden.
Am Ort des günstigen Fengshui sind Yang-Qi (Himmel, Sonne, Berg, südseitig,
sonnig etc.) und Yin-Qi (Erde, nordseitig, schattig, Wasser etc.) in Harmonie. Die
Yang-Anteile des Qi folgen der Strömung des Windes, die Yin-Anteile folgen dem
Fluss des Wassers. Ein ideales Haus hat Berge und Wasser in der Umgebung. Zu-
viel Zugluft ist schlecht, aber total luftstille Räume und Orte sind ebenfalls unge-
sund.
Die Dynamik des Fengshui basiert auf der Lehre von Yin und Yang. Yang ist
der Himmel, die Sonne, der Süden, die Wärme, Helligkeit, die Aktivität mit Ten-
denz nach außen und nach oben. Yin ist die Erde, die sonnenabgewandte Seite,
der Norden, die Kühle, der Schatten, die Ruhe, die Aktivitäten nach innen und
auch unten. Yin und Yang bilden eine unzertrennliche dynamische Einheit. Die
wissenschaftliche Basis des Fengshui ist die chinesische Erfahrung in der Astro-
nomie (Himmel) und Geographie (Erde). Ihre Beschreibung ist im Zhouyi, Bagua
(Formel der 8 Trigramme) zusammengefasst. Im Luoshu (siehe Bild unten) steht
die Ziffer 1 für Norden und entspricht im Körper der Niere. Daher sollte ein Pa-
tient mit Schwäche der Niere (Shen Qi Xu) seinen Arbeitsraum oder sein Bett im
Norden haben. Im Luoshu steht die Ziffer 9 für Süden und korreliert im Körper
mit dem Herz, weshalb sich ein Patient mit Schwäche des Herzes (Xin Qi Bu Zu)
hier mehr aufhalten sollte. Die Ziffer 3 korreliert im Luoshu mit dem Osten, ent-
spricht im Körper der Leber, daher ist es für Personen mit Schwäche der Leber
(Gan Qi Xu) besser, im Süden zu wohnen. Im Luoshu steht die Ziffer 7 für Wes-
ten, entspricht im Körper der Lunge, weshalb für Personen mit Schwäche der Lun-
ge (Fei Qi Xu) der Westen günstig für die Gesundheit ist. Im Zentrum, in der Mit-
te, ist im Luoshu die Ziffer 5, im Körper steht die Milz im Zentrum, daher ist bei
Schwäche der Milz (Pi Qi Xu) der Aufenthalt im Zentrum einer Wohnung für das
Wohlbefinden günstig.
3 5 7
Osten/ Mitte/ West/
Leber Milz Lunge
links rechts
8 1 6
NO Norden/ NW
Niere
unten
34 Zhou Yi
Fengshui Instrument
mit Kompass
Yang Ming, Shao Yang und Shao Yin zählen zu He (schließen). Sie regulieren
die Energiespeicherung. Im Yang Ming wird „formlose“ Form (Wu Xing) der Ener-
gie und im Shao Yin die „geformte“ Energie gespeichert. Sowohl Dickdarm (Yang
Ming) wie auch Magen (Yang Ming) sondern Schlacken ab und speichern Wert-
volles. Herz (Shao Yin) und Niere (Shao Yin) sind die Energiequelle. Shao Yang
und Jue Yin zählen zu den Vermittlern (Shu). Im Shao Yang (Gallenblase, 3E) wird
der Rhythmus bestimmt und Formloses wird in Geformtes transformiert. Im Jue
Yin (Leber, KS) wird Geformtes in Ungeformtes transformiert.
Tai Ji Ba Gua
Aus dem Einen (Dao, Taiyi, Qi, Taiji) wird Zwei (Yin,
Yang) (Xiang sheng liang yi). Die Grenze ist S-förmig;
wie zwei eng verschlungene Fische. Yang steigt auf,
Yin sinkt. Die Augen der Fische symbolisieren Mikro-
teilchen des Yin bzw. Yang.
Wie wird aus der Eins das Bagua? Eine symbolisierte Weltformel. Der Mensch ist ein un-
trennbarer Teil des Systems. Der Mensch ist das Universum in Miniaturausgabe. Die ge-
setzmäßigkeiten der Natur gelten auch für uns Menschen. Wir studieren und beobachten
die Natur und das reflektiert unser Leben.
36 Zhou Yi
TAI JI
YIN YANG
Die 64 Gua-Symbole
➞
(Hexagramme)
Yang-Gua
Yin-Gua
Die sekundäre, jüngere Form der 8 Trigramme nach (Zhou) Wen Wang
Diese entstand um das Jahr 1000 v. Chr. Sie wird heute meist verwendet. Hier
wird eine andere Reihenfolge verwendet: Süden – Li-6, Kun-7, West-Dui-8, Qian-
1, Norden-Kan-2, Gen-3, Osten-Zhen-4, Xun-5. Die 9 Höfe haben auch eine Rei-
hung.
Süd-Li-6
Xun-5 Kun-7
Ost Zhen-4 West- Dui-8
Gen-3 Qian-1
Nord-Kan-2
8 3 555 4 9
Taiji Hetu. Hier die Darstellung Yin Yang mit dem He Tu Zahlensymbol (aus „Yin Yang Jia“
von Lu Yunkui, Taiwan 1996).
Die Organphysiologie im Tripelsystem 37
Im alten China wurden die Zahlen zunächst als Bilder gesehen. Die Mathe-
matik ist im antiken China hoch entwickelt, aber ungenügend beschrieben mit
abstrakten Symbolen. Die praktische Anwendung steht stets im Vordergrund. Das
Universum wurde/wird stets als EIN lebendiger Organismus angesehen. Zwi-
schen Himmel, Erde, Mensch, Lebewesen, Leblosem, Psyche, Gesellschaft und
Natur existiert keine strenge Grenze, alles ist miteinander vernetzt. Viele Re-
chenoperationen dienen zur Lösung praktischer Probleme. Im berühmten Lehr-
buch der Mathematik (Jiu Zhang Suan Xu) kann die Reihenfolge der Kapitel be-
liebig erfolgen, auf das gesamte Werk hat das keinen Einfluss. Es gibt keine sys-
tematische, aufbauende Struktur. In China nutzte man die Mathematik um alles,
was im Universum in der Gegenwart, in der Zukunft und Vergangenheit vor-
kommen kann, zu verstehen, erklären, vorauszusehen. Diese Zahlensymbole sind
fest in der TCM verwurzelt. Auf die zeitliche Struktur des menschlichen Körpers
– Reifung, Biorhythmus, Bezug der Physiologie zu den Jahreszeiten etc. – legt die
TCM großen Wert. Das Verständnis für die Funktion, für die Prozesse steht in der
TCM im Vordergrund. Erkenntnisse zur Struktur (Anatomie, Messgröße einer Stö-
rung etc.) wurden nicht angestrebt. Experimente, wie in der westlichen Medizin
üblich, wurden vernachlässigt. Eine zusätzliche Bremse für die detaillierte Struk-
turanalyse kommt von den konfuzianischen Einwänden, der intakte Körper dür-
fe nicht mutwillig zerstört werden. Daher ist Sezieren verboten. Das Festhalten an
den „Zahlen“ und Bildern des Yijing hat die Entwicklung der TCM eingeschränkt
(Meng Qingyun, 1997).
Zahl 1: Unzerteilbare Zahl, Anfang der Yang-Zahlen, Symbol für Dao (Einheit),
für Taiji, in Hetu für Norden, Winter, Niere/Wasser, in der 5E Sheng-Zahl
der Niere.
Zahl 2: Zwei Teile (Er yi), Anfang der Yin-Zahlen, Symbol für Erde, in Hetu für
Süden, Sommer, Herz/Feuer, in der 5E Sheng-Zahl des Feuers.
Zahl 3: Yang-Zahl mit Entwicklungsfähigkeit, Symbol für Gebären, in Hetu für
Osten, Frühling, Leber/Holz, in der 5E Sheng-Zahl für Holz.
Zahl 4: Vier Bilder (vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten, vier Extremitä-
ten etc.), in Hetu für Westen, Herbst, Lunge/Metall, in der 5E Sheng-Zahl
für Metall.
Zahl 5: Summe aller Zahlen zwischen Himmel und Erde (alle Entsprechungen
mit der Zahl 5), in Hetu für Zentrum, Erde, in der 5E Sheng-Zahl für
Milz/Erde.
Zahl 6: Symbol für das Hexagramm (6 Yao), alle Yin-Hexagramme werden mit
der Zahl „6“ bezeichnet, Hohlraum (Liu Jian, vier Richtungen mit Oben
und Unten), in Hetu für Norden, Winter, Niere/Wasser, in der 5E Cheng-
Zahl (5+1) für Wasser.
Zahl 7: Summe der vier Jahreszeiten plus Himmel, Mensch und Erde, auch Son-
ne, Mond plus den 5 Sternen, in Hetu für Süden, Sommer, in der 5E
Cheng-Zahl (5+2) für Herz/Feuer.
Zahl 8: 8 Trigramme, 8 Himmelsrichtungen, 8 Winde, in Hetu für Osten, Früh-
ling, in der 5E Cheng-Zahl (5+3) für Holz.
Zahl 9: Extreme Yang-Zahl, Symbol für extreme Entwicklung, Höhe, Tiefe, im
Dezimalsystem die höchste Ziffer, in Hetu für Westen, Herbst, in der 5E
Cheng-Zahl (5+4) für Lunge/Metall.
Zahl 10: Eine Zahl mit dem Symbol für Ende, in Hetu für Zentrum, in der 5E
Cheng-Zahl (5+5) für Milz/Erde. Wir haben 10 Finger.
38 Zhou Yi
Die Summe der Reihe ist immer 15! Yang ungerade Zahl; Yin gerade Zahl. Die
Summe ist 45.
Hier liegt die Basis der TCM-Organ-Positionen – eine Synopsis der Yin/Yang-
Lehre und der 5 Elementelehre. Die TCM legt beim Körperbau Wert auf die Dy-
namik und Verknüpfung der Strukturen. Nicht so die westliche Medizin, wo die
statische Struktur der Anatomie im Zentrum der Medizin steht.
4 9 2
Süd/Herz
vorne
3 5 7
Ost/Leber Mitte/Milz West/Lunge
links rechts
8 1 6
Nord/Niere
hinten
Symbol
Reihenfolge 1. 2. 3. 4.
Dualsystem 11 10 01 00
Dezimalsystem 3 2 1 0
Die Organphysiologie im Tripelsystem 39
Reihen- 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
folge f.
Zahlen-
systeme
Dezimal- 7 6 5 4 3 2 1 0
system
Mit Bagua ist der Mensch, das Leben in ein dreidimensionales System einge-
bunden.
Qian Kun Gua Yi Gua Da Guo Kan Gua Li Gua Zhong Fu Xiao Guo
(1. Gua) (2. Gua) (27. Gua) Gua (29. Gua) (30. Gua) Gua Gua
Himmel Erde Die (28. Gua) Das Ab- Das Haf- (61. Gua) (62. Gua)
Mund- Das gründige, tende, Innere Das Klei-
winkel Große das Das Wahrheit ne Über-
(Die Er- Über- Wasser Feuer gewicht
nährung) gewicht
Die Nummerierung der Hexagramme in der Klammer folgt der heute üblichen Reihung.
Bei den weiteren 56 Hexagramme (von insgesamt 64) sind oben (3 Symbole)
und unten (3 Symbole) vertauscht, jeweils auf den Kopf gestellt. Dazu 4 Bei-
spiele:
LG (Dü 3): das Meer der Yang-Gefäße, KG (Lu 7): das Meer der Yin-Gefäße.
Chongmai MP 4. Daimai G 41 Yin- (Yang-) qiaomai N 6 (B 62) Ruhe und Aktivität,
Muskeltonus, Krampfanfälle. Yangqiaomai. Yin- (Yang-) weimai KS 6 (3E 5) ver-
bindet alle Yin bzw. Yang-Meridiane, Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Kältescheu mit
Hitzegefühl, Stenocardie.
42 Zhou Yi
Jiu Gong Ba Gua Baxue (Neun Paläste, neun Trigramme, acht Punkte)
Daimai KG Yinqiao
G 41 LU 7 N6
4 9 2
Xun Li Kun
Yangwei LG
3E 5 Dü 3
5
3 7
Zhen Dui
Fu, oberflächlich Leicht an der Syndrom der Oberfläche oder der Hitze
Oberfläche tastbar oder der Leere etc.
Chi, wenig Schläge Pro Ein- und Syndrom der Kälte oder der Feuchtigkeit
(bradycard) Ausatmung weniger oder der Blutstagnation etc. (auch beim
als 4 Schläge Gesunden).
Shu, viele Schläge Pro Ein- und Syndrom der Hitze oder der starken
(tachycard) Ausatmung mehr als Schmerzen oder des Schreckens etc.
5 Schläge
Tendenz des Pulsschlages werden beurteilt. Der erfahrene TCM-Arzt kann bis zu
28 Pulsqualitäten unterscheiden. Das Alter, das Geschlecht, die Konstitution und
die angeborenen Variationen der Gefäße müssen individuell berücksichtigt wer-
den. Von außen können Emotion, körperliche Belastung, Essen, Trinken, Jahres-
zeit, Tageszeit und Geographie die Pulsqualität enorm beeinflussen.
Die heute in der TCM gebräuchlichen Pulspositionen sind (Lehrbuch TCM-
Universität Chinas, 2003):
Jede Pulskategorie kann wiederum in 4–6 Untergruppen eingeteilt werden.
Auch der erfahrene Arzt stellt die TCM-Diagnose nach der Pulsqualität nur ge-
meinsam mit anderen Untersuchungsergebnissen.
Die Pulsdiagnose bei Kopf, Hand und Fuß (San Bu Jiu Huo Zhenfa)
Dies ist eine uralte Form der Pulsdiagnose an diesen 3 Taststellen (Kopf, Hand
und Fuß) und der 9 Positionen (Tian–Himmel, Di–Erde und Ren–Mensch); sie
stammt aus dem Neijing. Damit wird ein umfassendes Zustandsbild der Organe
und der Meridianzirkulation gewonnen.
• Taiyang – Kopf Himmel,
A.temp.sup.
• Ermen-3E 21 – Ohr Augen- Oben –
Mensch, A.facialis Kopf
• Juliao-M 6 – Mund – Pharynx-
Erde, A.temp.sup.
Jimen-MP 11,
A.fem.
Taixi-N 3-
• Taichong-Le 3 – A.dors. Ped
Niere – Erde,
oder – Wuli – Leber – Himmel,
A.tib.pos. A.femo.
• Jimen-MP 11 und Chongyang- Unten –
Chong- M 42 Milz/Magen – Mensch, Fuß
yang-M 42-Milz/ A.fem. bzw. A.dors.ped.
Magen-Mensch, • Taixi-N 3 – Niere – Erde,
A.dors.ped. A.tib.pos.
Taichong-Le 3-Leber-
Himmel
Zungendiagnose
Zungendiagnose ist eine Spezialität der TCM. Im Verlauf einer Krankheit kann
sich der Zungenbefund sehr rasch ändern. Denn die Zunge ist ein Spiegel der Or-
ganfunktion. Die körperliche Kondition in Bezug auf Leere oder Fülle, Qi- und
Blut-Zustand im Körper, die Situation der Körpersäfte, Stadium, Schweregrad und
46 Holographie
Prognose einer Erkrankung spiegeln sich an der Zunge. Dieser Befund ist im Ver-
gleich zur Pulsdiagnose objektiver. Der Zustand der Zunge hängt mit Organen,
Meridianen, Vitalenergie (Qi) und Blut (Xue) sowie Körpersäften zusammen. Das
Herz, die Milz, die Leber und die Niere haben physiologisch enge Beziehung zur
Zunge (siehe Kapitel 4). Allgemein zeigt der Zungenkörper (ZK) schwerpunkt-
mäßig den Zustand der 5 Yin-Organe und des Blutes, der Zungenbelag (ZB) zeigt
hauptsächlich den Zustand der 6 Yang-Organe und der Vitalenergie (Qi). Die To-
pographie siehe nachfolgende Abbildung.
■ Risse auf der Zunge sprechen für starke Hitze, wodurch ein starker Flüssig-
keitsmangel entsteht (ZK: dunkelrot). Auch bei Blutmangel infolge Milzschwä-
che (ZK: blass) kommen Risse an der Zunge vor.
■ Zahneindrücke am Zungenrand weisen auf Milzschwäche mit Flüssigkeitsstau
hin. Wenn der ZK: blass, dick und feucht ist, dann zumeist wegen feuchter Käl-
te im Körper oder Wasserstau im Rahmen einer Yang-Leere.
■ ZK: blassrot hingegen spricht für Milzleere oder Qi-Leere. ZK: rot und er füllt
den Mund aus bedeutet feuchte Hitze und Schleim im Körper. ZK: blassrosa
und zart mit wenig Zahneindrücken spricht für angeborene Eindrücke an der
Zunge oder bei leichten Erkrankungen.
Unterer Erwärmer
Urogenitalsystem N
Oberer Erwärmer
Kreislauf-, Respirationssystem H (Lu)
Niere
Dickdarm
Milz/Magen Kan/Niere
Leber/ Leber/
Gallen- Gallen- Qian/Dickdarm Gen/Milz
blase blase
(Lunge)
Dui/Lunge Zhen/Leber
Kun/Magen Xun/Gallenblase
Herz,
Lunge Li/Herz
Zunge und Ba Gua Bagua nach Houtian (Muster von Wen Wang)
Bauchdecken-Diagnose 49
In der Bauchdeckendiagnose sind die Zonen oberhalb der Narbe Yang, unter-
halb Yin; links vom Nabel Yang, rechts vom Nabel Yin; Oberfläche der Bauchde-
cke Yang, Tiefe Yin. Über die Bauchdecke verlaufen KG, Niere-, Magen-, MP-
und Leber-Meridiane. Der Lungen-Meridian beginnt im Bereich des mittleren 3E
und ist gekoppelt mit dem Dickdarm-Meridian. Der Herz-Meridian steht mit dem
Dünndarm in enger Beziehung, die über den Bauchdeckenraum ziehenden Wun-
dermeridiane koordinieren die 12 regulären Meridiane. So gesehen steht die
Bauchregion im Zentrum der Regulation.
50 Holographie
•
Äußerer, oberer
Rheumapunkt,
Handgelenkregion
der SK
o o
o • o
•
MP 15,
Unterer Rheumapunkt, • •
Daheng
Knieregion der SK.
Lok: 5 Fen lat. und • •
prox. von M 26 o o
KG 6, Guanyan,
o o Schwanzregion der
SK.
N 14, Siman, Beginn
•
der Steißregion der
SK
Tieferer, unterer Rheu-
mapunkt,
Sprunggelenkregion Mit Nabel als Zentrum die Spielzone der Bauchdeckediagnose. Das sog.
der SK. Shenguitu, das Bild der heiligen Schildkröte (SK) nach Bo Zhiyun.
Lok: 1 Cun lat.
von M 27
M 26, Wailing, Hüftregion der SK
In der Praxis steht das Ba Gua-System für die Diagnose und Organtherapie.
Die Topographie nach der „heiligen Schildkröte“ ist für die Zuordung zu den
Extremitäten interessant.
Der Nabel als Zentrum ist die Spezialzone der Bauchdeckendiagnose. Das Shenguitu, das
Bild der heiligen Schildkröte (SK) nach Bo Zhiyun.
Schädelakupunktur 51
Hinweise für die Praxis: Eher oberflächliche Nadelung mit zarter Nadelstimu-
lation ohne Auslösung eines Deqi-Gefühls. Es werden sehr dünne Nadeln für die
nicht tiefe Nadelung verwendet. Dies wird auch die schmerzlose Akupunktur ge-
nannt. Besonders geeignet bei neurologischen Defektzuständen wie nach einem
Insult, nach spinalnervösen Erkrankungen, bei Vertigo im Rahmen einer Hyper-
tonie, Erkrankungen des Stützapparates, besonders wenn hier ein Qi-Mangelzu-
stand vorliegt.
Das Syndrom des Qi-Mangels (Qi Xu) sind: Müdigkeit, Lustlosigkeit, untertags
Schweißausbrüche durch mangelnde Porenkontrolle, Organ-Insuffizienz (meist
bei angeborener Konstitutionsschwäche oder bei alten Menschen bzw. nach lan-
ger Krankheit, Stress); Puls: kraftlos, ZK: blass, ZB: dünn, Gesichtsfarbe: blass.
Therapie: Tonisierende Akupunktur und Moxa, um das Qi zu stärken. Punkte: KG
4, KG 6, M 36, MP 6. Um die Milz und den Magen und das postpartale Qi zu stär-
ken, verwenden wir die Punkte B 20, MP 6, KG 12.
Ex-HN 1 B 7
Zone 8 G 17
LG 24 Zone 1
B3 Zone 2 Zone 9
G 15 G4
Zone 3 Zone 10
M1 G8
G6
Zone 11
Zone 4 G 7
LG 20
LG 18 Zone 12
Zone 13
Zone 5
LG 20
LG 17
Zone 14
B9
LG 21
Ex-HN 1
LG 20 Zone 6
Zone 7 G6
G7
Die 14 Schädelzonen
Zone 1 Stirnmitte: entspricht LG 24 (Shenting). Akupunktur: nach distal 1 Cun
stechen. Anwendung bei: psychischen Störungen, Erkrankungen des
Kopfes, der Nase, der Zunge, der Augen und des Larynx und Pharynx.
Symptome: Benommenheit, Schlafstörung, verstopfte Nase, rote Augen,
Halsschmerzen.
52 Holographie
Zone 2 Seitlich 1: auf einer Linie des inneren Augenwinkels, entspricht dem
B 3 (Meichong). Akupunktur: nach distal 1 Cun stechen. Anwendung
bei: Erkrankungen der Lunge, des Herzens und allgemeinen Syndromen
des oberen 3E, wie Husten, Brustschmerzen, Verkühlungen, Dyspnoe,
Schlafstörungen, Schwindel, Palpitationen, Stenocardie etc.
Zone 3 Seitlich 2: auf einer Linie über den Pupillen, entspricht dem G 15 (Tou-
linqi). Akupunktur: nach distal 1 Cun stechen. Anwendung bei: Erkran-
kungen von Milz, Magen, Leber, Gallenblase und allgemeinen Syndro-
men des mittleren 3E, wie Magenschmerzen, Druckgefühl am Ober-
bauch, Durchfall, Meteorismus, Flankenschmerzen.
Zone 4 Seitlich 3: auf einer Linie des äußeren Augenwinkels, entspricht 0,75 Cun
medialem M 1 (Touwei). Akupunktur: nach distal 1 Cun stechen. An-
wendung bei: Erkrankungen der Niere, der Blase und allgemeinen
Syndromen des unteren 3E, wie Potenzstörung, Harnverhaltung, Polla-
kisurie, Harninkontinenz etc.
Zone 5 Scheitel: zwischen LG 20 (Baihui) und LG 21 (Qianding). Anwendung
bei: Kreuz- und Beinbeschwerden, wie Parese, Parästhesie, Schmerzen,
Prolapsus ani, Enuresis nocturna, Pollakisurie, Vertigo, Cephalea etc.
Zone 6 Vordere Temporalschräge: zwischen Ex-HN 1 (Qianshencong) und G 6
(Xuanli). Anwendung bei Erkrankungen des Bewegungsapparates. Pro-
ximaler 1/5 für Parese des Beines; mittlerer 2/5 für Parese des Armes und
distaler 2/5 für zentrale Fazialisparese und motorische Aphasie.
Zone 7 Hintere Temporalschräge: zwischen LG 20 (Baihui) und G 7 (Qubin).
Akupunktur: etwa 1,5 Cun dorsal der vorderen Temporalschräge. An-
wendung bei Vertigo.
Zone 8 Seitlich der Scheitellinie 1: 1,5 Cun lateral von der Scheitellinie, d.h. von
B 7 (Tongtian) 1,5 Cun nach dorsal stechen. Anwendung bei Erkran-
kungen der Kreuz- und Bein-Region, wie Parese, Hypästhesie und
Schmerzen. In der Praxis oft mit der Scheitellinie und oberen 1/5 der vor-
deren Schläfenschräge kombiniert.
Zone 9 Seitlich der Scheitellinie 2: am Scheitel, 0,75 Cun lateral von der seit-
lichen Scheitellinie 1, d.h. von G 17 (Zhengying) 1,5 Cun nach dorsal ste-
chen. Anwendung bei Erkrankungen der Schulter- und Armregion, wie
Parese, Hypästhesie und Schmerzen. In der Praxis wird oft mit der Schei-
tellinie und mittleren 2/5 der vorderen Schläfenschräge kombiniert.
Zone 10 Vordere Temporallinie: Verbindungslinie zwischen G 4 (Hanyan) und
G 6 (Xuanli). Anwendung bei Migräne, motorische Aphasie, periphere
Facialisparese und Erkrankungen der Mundhöhle.
Zone 11 Hintere Temporallinie: Verbindungslinie zwischen G 8 (Shuaigu) und
G 7 (Qubin). Anwendung bei Migräne, Vertigo, Tinnitus und Hörsturz.
Zone 12 Mittlere Occipitallinie: am Hinterhaupt zwischen LG 18 (Qiangjian) und
LG 17 (Naohu). Anwendung bei Erkrankungen der Augen und der Wir-
belsäule.
Zone 13 Obere seitliche Occipitallinie: 0,5 Cun lateral von der mittleren Occipi-
tallinie. In der Praxis oft für ähnliche Erkrankungen mit der mittleren
Occiptallinie kombiniert.
Zone 14 Untere seitliche Occipitallinie: zwischen B 9 (Yuzhen) und B 10 (Tianz-
hu). Anwendung bei Erkrankungen des Kleinhirnes mit Gleichgewichts-
symptomatik.
Hand mit dem Bagua 53
Xungua/Galle
Ligua/Herz
Zhenghua/Leber Kungua/Magen
Gengua/Milz Duigua/Lunge
Kangua/Niere Qiangu/Darm
Meist werden die sekundären 8 Trigramme nach (Zhou) Wen Wang verwen-
det. Achtung: Hier ist eine andere Reihenfolge: Süden – Li, Kun-7, West –
Dui, Qian, Nord – Kan, Gen, Ost – Zhen, Xun üblich. Die sogenannten 9 Höfe
haben auch eine Reihung. Die Pfeile geben die Dynamik des Qi an. Die Abbil-
dung ist für die linke Hand gültig. Im Uhrzeigersinn. Für den Mann ist die domi-
nierende Hand die linke Hand. Für die Frau ist die rechte Hand dominierend.
Die Gesichtsreflexzone
Die Gesichtsreflexzone (hier nach dem Lehrbuch der TCM-Universität, 2002)
dient in erster Linie für die Diagnose nach den unterschiedlichen Veränderungen
von Farbe, Form, Glanz in verschiedenen Zonen des Gesichtes. Ausgehend von
der Mittellinie sind die Zonen spiegelbildlich zu finden.
Kopf/Gesicht
Larynx
Leber
Lunge
Dickdarm Herz
Gallenblase
Dünndarm
Niere
Nabel
Blase/Uterus
Organ-Präsentation am Gesicht,
aus dem Lehrbuch der TCM-
Universität 2003
Die Ba Gua-Abbildung des Gesichts folgt der Einteilung nach Houtian (Wen
Wang Muster).
Süd-Li
Mittag-Wu
Xun
Kun
West-Dui
Ost-Zhen
Qian
Geng
Nord-Kan
Mitternacht-Zi
Gesicht mit Houtian-Bagua
aus Yixue Yu Zhongyi,
Zhang Qicheng, China, 1999
Ohrreflexzonen 55
Ohrreflexzonen
Geschichte
Der französische Arzt Paul Nogier fand 1950 Berichte aus dem Mittelmeerraum,
wo seit mindestens zwei Generationen bei Ischias bestimmte Ohrpartien kauteri-
siert wurden. Daraufhin entwickelte er aus der praktischen Arbeit an Patienten
das Konzept der Ohrreflexzonen. Wenn wir heute von der französischen Ohraku-
punktur sprechen, dann beziehen wir uns auf Nogier. Im Jahre 1956 wurde die
Entdeckung des Franzosen ins Chinesische übersetzt und fand sofort großes Inter-
esse. Daraus ist die chinesische Version der Ohrakupunktur entstanden. Die
Punktbezeichnungen beider Richtungen weichen oft weit voneinander ab.
Der Autor dieses Buches übersetzte als erster die chinesische Version der Ohr-
akupunktur in die deutsche Sprache, daraus wurde von den österreichischen
Autoren G. König und I. Wanschura im Jahre 1978 im Haug Verlag ein Buch pu-
bliziert, das die heute noch üblichen 110 Ohrpunkte beschreibt. In einer Konfe-
renz, 1987 in Seoul, wurde unter dem Patronat der WHO und mit Beteiligung von
Vertretern aus China, Australien, Japan, Philippinen, Frankreich, Südkorea und
Vietnam ein Konsens für die Ohrzonen gefunden. Der Autor nahm an einer spä-
teren Sitzung in Genf (1989) teil. Später fand noch eine Sitzung in Lyon statt, wo
Prof. Bischko teilnahm mit den Anregungen und Bemerkungen vom Autor des
vorliegenden Buches.
Trotz der Bemühungen um eine Vereinheitlichung bestehen noch zahlreiche
Differenzen zwischen den einzelnen Vertretern, sodass die Experten für die Ohr-
akupunktur noch keine abschließende Empfehlung abgeben können.
Die Standardisierung
1. Die vorliegende Arbeit berücksichtigt die übereinstimmenden Erfahrungen
beider großer Schulen: China und Frankreich (Paul Nogier), die immerhin in
43 Punkten gegeben ist. Weitere 60 Punkte entstammen den Erfahrungen der
Ohrakupunktur in China, wo sie seit Mitte der 50er Jahre praktiziert wird. Die
systematischen Forschungen und die praktischen Erfahrungen mit wissen-
schaftlichen Arbeiten in China sind ganz klar der westlichen Erfahrung an Um-
fang und Qualität überlegen. Ferner zeichnet sich die chinesische Ohraku-
punktur durch ihre Einfachheit in Lokalisation und Praxis aus.
2. In Deutschland hat sich Dr. Frank Bahr, ein Schüler von P. Nogier, sehr stark
für die Verbreitung der Aurikulotherapie (Ohrakupunktur) eingesetzt. Es wird
hier sogar von einer Aurikulomedizin gesprochen.
Wir können sagen, das grobe Gerüst der Somatotopien und der Organprojek-
tionen stimmt in beiden Schulen überein. Die Besonderheit Chinas liegt in der In-
tegration der Ohrzonen in die TCM, besonders die Organprojektion entspricht
meist der Organlehre der TCM und nicht jener, die wir aus der modernen Medi-
zin kennen.
Wir können die Regeln, welche wir von der Körperakupunktur kennen, ohne
große Mühe auf die chinesische Ohrakupunktur übertragen.
Indikationen
Indikation und die Kontraindikation sind gleich wie für die Tuinatherapie. Wegen
der günstigen Zugänglichkeit wird sie oft zur Behandlung von akuten Schmerzen
und zur Unterstützung von chronischen Beschwerden verwendet, weiters zur
Unterstützung der Befunderhebung und der Behandlung von akuten Symptomen
und in bestimmten Fällen auch zur Selbsthilfe.
Wegen der leichten Verletzbarkeit und der geringen Größe der Ohrmuschel
sollte bei der Ohrreflexzone in der Tuinatherapie größte Sorgfalt in der Anwen-
dung walten.
Erste Hilfe
Bei akut aufgetretenen Schmerzen und Beschwerden immer zuerst eine exakte
Diagnose stellen, dann erst ist eine Indikation für die Reflextherapie gegeben.
1. Bei akut auftretenden Schmerzen an Gelenken und Weichteilverletzungen. Zu-
erst das Aufsuchen von schmerzhaften Reflexzonen am linken bzw. rechten
Ohr. Diese Zone dann mit der Zone für „Leber“ und „Shenmen“ behandeln.
Die entsprechenden schmerzhaft blockierten Gelenke bewegen.
2. Bei akut aufgetretenen Schmerzen im Magen und im Bauchraum: Zuerst das
Aufsuchen von schmerzhaften Reflexzonen am linken bzw. rechten Ohr. Diese
Zone dann mit der Zone für „Sympathikus“, „Lunge“, „Subcortex“ und „Shen-
men“ behandeln.
3. Beim Schluckauf: Massieren der entsprechenden Zone am Ohr, dann „Magen“
und „Shenmen“.
Pro Behandlung nur etwa 5 Punkte verwenden. Die Punkte etwa 1 bis 2 Min.
lang behandeln. Die Auswahl der Punkte erfolgt nach:
1. Empfindlichkeit der entsprechenden Ohrzone.
2. Nach der Organzugehörigkeit am Ohr.
3. Nach der Physiologie des Organs im Körper.
4. Nach den Regeln der TCM. Z.B. bei Hauterkrankungen die „Lunge“, da die
„Lunge die Haut regiert“.
Es sollte bei der Massage auf keinen Fall die Haut der Ohrmuschel verletzt wer-
den. Die Anwendung der Nadel ist nur dem Arzt vorbehalten. Denn die Infek-
tionsgefahr ist groß. In chronischen Fällen ist die Fixierung eines Rapskernes an
der Reflexzone für 1 Woche empfehlenswert. Der Rapskern sollte dabei vorher mit
75 % Alkohol behandelt oder gekocht und anschließend getrocknet werden.
58 Holographie
Die Ohrreflexzone:
Aus dem Lehrbuch der Tuina-Therapie, A. Meng, 4. Aufl., Haug-Verlag.
Auch die weiteren Abbildungen aus diesem Buch.
Augenreflexzonen 59
Le/G Leber/Gallenblase
m 3E mittlere 3E
u 3E
H/Dü
HP/M MP/M
Herz/Dünndarm
Herz, Ligua
Leber, Xungua
Magen, Kungua
Milz, Gengua
Lunge, Qiangua
Leber
Milz
Niere
Lunge
Leber
Hirn
Niere
Zhengua
Gengua
Qiangua Duigua
Kangua
Di-Meridian
N-Meridian
MP-Meridian Dü-Meridian
Xiao Heng
Li, Feuer, Kan, Wasser,
men
Herz Nei lao gong, Niere
innerer KS 8
Wu zhi jie
Kun (Bagua),
Erde Er shan
Di 4
Er ren shang ma
Zhen (Bagua)
Donner
Jing ning
Die Diagnose und der Therapieerfolg werden in der Schulmedizin (modernen Me-
dizin, abgekürzt MM) meist exakt in Zahlen gemessen und Strukturen zugeord-
net. Die moderne Medizin diagnostiziert oft invasiv und behandelt ein erkrank-
tes Organ direkt. Diagnostisch werden schädigende physikalische und chemische
Noxen analysiert, die Mikrozirkulation wird betrachtet, ein Hormonstatus bzw.
Die Diagnose und die Basistherapie sollten immer zuerst nach der Evidence Based Medici-
ne erfolgen. Die TCM-Anwendungen wie Kräuter und Akupunktur können dann als adju-
vante Heilverfahren angewendet werden.
64 TCM und Schulmedizin
Die Lebensbasis nach der Geburt schützen (Zhi Bing Qiu Ben)
In der TCM werden Milz (Pi) und Niere (Shen) als die Lebensbasis nach der Ge-
burt bezeichnet. In der Niere wird der Vitalstoff der Essenz (Jing) ständig erneu-
ert. Die Milz und der Magen werden bei chronischen Krankheiten und auch im
Alter schwächer, empfindlicher, ihre Aufgabe der Nährstofferzeugung (Ying Qi,
Nahrungs-Qi) wird ungenügend erfüllt. Die meisten Tabletten werden oral ein-
genommen. Magen- bzw. Darmprobleme sind aber im Alter oft der Grund, ein
Medikament abzusetzen. Mit Recht, denn die Medikamente schaden vor allem
den Verdauungstrakt. Deshalb ist die Minimierung der Tabletten im Alter ganz
wichtig. Die TCM kennt eine Vielzahl von Maßnahmen, um Magen und Milz zu
schonen bzw. zu tonisieren.
66 TCM und Schulmedizin
Wie wir bereits an früherer Stelle sagten, leiten sich aus dem Buch der Wandlun-
gen (Yijing) viele TCM-Konzepte ab, so auch das chronomedizinische Konzept.
Die Zeit, die fünf Wandlungsphasen, die Lehre von Yin und Yang bilden ein Kom-
plexsystem der TCM.
Ziwu-Liuzhu heißt der historische Biorhythmus-Kalender (ein reiner antiker
Sonnenkalender). In der Frühling/Herbst-Periode (770–221 v. Chr., Entstehungs-
zeit des Klassikers „Neijing“) wurde das Jahr in 5 Perioden zu je 72 Tagen ein-
geteilt, je ein Yin- und Yang-Abschnitt, 10 Monate, insgesamt 360 Tage. Dieser
Kalender wurde in den späteren Jahrhunderten in China nicht mehr verwendet.
Der Begriff des Spätsommers wurde geschaffen, um das Modell der fünf Wand-
lungsphasen zu integrieren. Das verursacht wegen der allgemeinen Verwendung
des Bauernkalenders mit 12 Monaten einige Verwirrung: Die letzten 18 Tage je-
der Jahreszeit (die 4 Jahreszeiten haben für jede Periode 3 Monate). Der letzte
Monat des Sommers im Bauernkalender (das ist Juni) ist der Spätsommer. Es wird
in TCM-Kreisen der Begriff Spätsommer nicht als Zeitabschnitt des Jahres (es ist
einfach die Mitte des Jahres) gesehen. Bzw. wenn das Jahr aus 5 Perioden be-
steht, dann ist jede Periode 73 Tage und 5 Viertelstunden lang (siehe Hao Bao-
hua, Xian, China, Zhong Ji Xue, 2002).
Der neuzeitliche chinesische Bauernkalender ist eine gemischte Form von
Yin/Yang: 12 Monate und 4 Perioden hat das Jahr, jede Periode hat 3 Monate, je-
der Monat hat 30 Tage, das Jahr hat 365 und 1/4 Tage.
Allgemeine Zeiteinheiten
– Tagesrhythmus: Je Organ und Meridian wird eine Doppelstunde als maxima-
le Zeit der Aktivität und optimale Zeit einer Akupunktur-Therapie bzw. Qi-
gong-Übung etc. angesehen.
– Monatsrhythmus: In der Vollmondphase sind Qi und Xue (Vitalenergie/Blut)
voll (im optimalen Zustand), die Muskulatur fest. Bei abnehmendem Mond ist
die Muskulatur schwächer, die Meridiane (Gefäße) sind leerer. Daher sollte man
bei Vollmond nicht tonisieren, bei abnehmendem Mond wiederum nicht se-
dieren.
– Jahresrhythmus: Zur Winter-Sonnenwende wird das Yang langsam stärker;
zur Sommer- Sonnenwende wird das Yin allmählich stärker. (Siehe dazu das
nächste Kapitel über die Jahreszeiten.)
68 Zeit im Rahmen der TCM
Spezielle Zeiteinteilungen
Mit Tian Gan (Zehn Himmelsstämme) und Di Zhi (Zwölf Irdische Zweige) wird
noch heute das Jahr im chinesischen Bauerkalender angegeben. Das Jahr 2004
hat demnach die Bezeichnung Jia Shen Nian (T1. D9.). Erst nach 60 Jahren (2064)
wird es wieder ein Jia Shen Nian geben. Diese Zeitangabe geht auf die astrono-
mische Berechnung des Jupiter-Umlaufes (11,86 Jahre) zurück. Da es nicht ge-
nau 12 Jahre sind, haben die Astronomen im antiken China (Xi Han, westliche
Han-Dynastie) erkannt, dass immer nach 144 Jahren eine Korrektur vorzunehmen
ist. Die Zeitangabe im Gan Zhi (60 Jahre) in Kombination mit dem Umlauf der
Sonne (Ji Nian) hat sich bis heute in China gehalten. Es gibt verschiedene Mo-
delle für die Berechnung des Gan Zhi-Jahres. In der Kombination 60 Jahre-Rhyth-
mus (Gan Zhi) wird Tian Gan 6-mal (denn 10 × 6 = 60) und Di Zhi 5-mal vorkom-
men (denn 12 × 5 = 60).
Die Kenntnisse der Perioden der Jahreszeiten hat große Bedeutung für die
Landwirtschaft. Der Frühling ist die Zeit für das Säen, Herbst die Zeit der Ernte,
im Winter werden die Speicher aufgefüllt etc. Der Rhythmus des Jahres und des
Tages bedeutet für den einzelnen Menschen ebenfalls viel: wann aufstehen,
arbeiten, schlafen gehen etc. In der Akupunktur kennen wir je Meridian 5 Punk-
te, welche den 5 Elementen zugeordnet sind. Jeder dieser Meridianpunkte hat zu
einer bestimmten Zeit die optimale energetische Aktivität. Die Akupunktur zu
dieser Zeit bringt die maximale Wirksamkeit. Solche Berechnungen sind wichtig
für die sog. Chronopunktur. (Siehe G. Kubiena/F. Ramakers, Bestzeitakupunktur
Chronopunktur, W. Maudrich Verlag 2002). Die Berechnung erfolgt nach dem spe-
ziellen chinesichen Mondkalender und dessen Zeiteinteilung.
– Zehn Himmelstämme (Tian Gan): Auch Yang Sui = Yang-Aspekt im Jahr ge-
nannt. Das Jahr wird in 5 × 2 Einheiten eingeteilt. Jeder Doppelmonat ist
einem Element zugeordnet. Diese Einteilung gibt uns Hinweise darauf, wel-
chen Einfluss der Himmel auf uns Menschen, besonders auf die 5 Organ-
paare, die 5 Wandlungsphasen in der Produktionsfolge hat.
– Zwölf Irdische Zweige (Di Zhi): Auch als Yin Su = Yin-Aspekt des Jahres ge-
nannt. Dies beschreibt den Einfluss des Jahresrhythmus (12 Zeiten, 6 Kosmi-
schen, klimatischen, jahreszeitlichen Energien) auf den Qi/Xue-Fluss in den 12
Meridianen des Menschen.
Biorhythmus (Wu Yun Liu Qi), die 6 Kosmischen Energien und die 5 Elemente
beschreiben die Zu- und Abnahme des Qi der 5 Elemente gemeinsam mit den
kosmischen und bioklimatischen Faktoren im Laufe eines Tages und Jahres. Die
Tagesperiode beginnt mit Shaoyang im Lungen-Meridian Taiyin mit der Atmung
dem als dominanten System in diesem Zeitfenster. Auf chinesisch wird dieser
Biorhythmus als Zi Wu Liu Zhu bezeichnet. Die 6 Kosmischen Energien und Zi Wi
Liu Zhu beschreiben, dass in jedem Meridian das Qi und Xue eine Maximalzeit
der Wirkung hat. In der entsprechenden Doppelstunde ist das Organ für die The-
rapie und Beurteilung gut zugänglich.
Spezielle Zeiteinteilungen 69
Zehn Himmelsstämme
(Tian Gan)
Perioden nach Bruder/Yin Yang 10 Gan 12 Meridian- Die Endpunkte Reihen- Charakterisierung
den 5 Ele- (1 Monat = bezug Jin (nach Zhang folge
menten 36 Tage) Qicheng,
China, 2002)
Die 8 fett gedruckten Abschnitte werden in einer späteren Tabelle nochmals genauer dar-
gestellt.
ergeben sich daraus auch die 5 Elemente), Bagua (8 Trigramme). Die wichtigste
Basisziffer in der TCM ist die 3. Mit der Ziffer 3 im Denkmodell ist das Leben viel
besser zu beschreiben (siehe Zhang Qicheng, dongfang shengming huayuan,
Zhongguo shudian, Beijing, 1999).
Qiufen, Herbst-Tag-
und Nachtgleiche
Herbst Sommer
23. September
Sommerferner
Dongzhi, Punkt
22. Dezember
Winter-
Sonnen-
wende
22. Juni
Xiazhi,
Sommer-
Sonnennaher Sonnenwende
Punkt 23. März
Frühling
Winter
Chunfen, Frühling,
Tag- und Nachtgleiche
Spezielle Zeiteinteilungen 73
Lixia, Sommerbeginn
Lichun, Liqiu,
Frühlingsbeginn Herbstbeginn
➞
Dongzhi, Winter- Qiufen, Herbst-,
Sonnenwende Tag- und Nacht-
gleiche
Yang
steigt Yin
auf sinkt ab
Lidong, Winterbeginn
Das klassische Taiji-Bild, zwei S-förmige ineinander verschlungene Fische mit Augen
Chunfen Qiufen
Frühling-, Tag- und Herbst-, Tag- und
Nachtgleiche Mitte Nachtgleiche
20.–22. März Milz 22.–24. September
3 5 7
Ost West
Zhen Dui
Leber (links) Lunge (rechts)
Zur Erklärung:
■ Anatomie: 9 ist Kopf, 1 der Schuh, links 3, rechts 7, 2 und 4 tragen die Schul-
tern, 6 und 8 sind die Füße.
■ Zu den Vier Jahreszeiten (nach unserem Kalender): Im Uhrzeigersinn gesehen
nimmt im Sommer (Xiazhi, Mai, Mittag) das Yang ab, im Herbst (Qiufen, Juli,
Abend) nimmt das Yin zu, im Winter (Dongzhi, November, Mitternacht) nimmt
das Yin ab, im Frühling (Chunfen, Februar, Vormittag) nimmt das Yang zu.
■ Die 4 ungeraden Zahlen symbolisieren die Vier Jahreszeiten und den Tag-
Nacht-Rhythmus (Licht und Temperatur). Die Addition der diagonal gegenüber
liegenden Ziffern ergibt immer die Summe 10 (9 + 1, 2 + 8 etc.). (Wenn die Zahl
Fünf im Zentrum dazu gerechnet wird, dann ist die Summe immer 15.) Die Sum-
me der Yang-Zahlen und Yin-Zahlen ohne Zentrum (= 5) multipliziert mit 5 er-
gibt immer 100.
■ Xiazhi: der längste Tag; Dongzhi: die längste Nacht.
Der Mensch ist ein Teil der Natur (Tian Ren He Yi). Der Mensch ist ein Produkt
der Natur, er ist die Miniatur des Universums. Alles in der Welt und somit auch
der Mensch ist ein Produkt des Qi Hua (Physiologie und Transformation des Qi).
So gesehen ist das Qi das alles verbindende Element. Das Universum ist ein le-
bendiger Organismus. Der Mensch ist ein Teil des riesigen Lebensstroms. Im an-
tiken Griechenland wurde die Welt ebenfalls als lebendig und beseelt angesehen.
Das ist mit dem christlichen Mittelalter verloren gegangen. Wir unterliegen den
Einflüssen der Natur (Tian Ren Xiang Ying). Es entsteht die Vorstellung, dass der
Mensch der Herr der Natur ist. Die Natur hat uns zu dienen. Wir zerlegen, ver-
ändern, beuten die Natur aus. Großartige Ergebnisse wurden in vielen Detail-
wissenschaften erzielt. Auch die Erkenntnisse über den Menschen werden heu-
te bis in die kleinsten Bestandteile (Gene) erforscht. So entfernt sich der Mensch
noch weiter vom Leben. Die bioklimatischen (Wind, Feuchtigkeit, Trockenheit,
Hitze etc.) und astronomischen (Bewegung der Sonne, des Mondes, der Gestirne)
Besonderheiten der Vier Jahreszeiten müssen mit exakten quantitativen Metho-
den erfasst und mit dem Organismus in Verbindung gebracht werden. Die Ärzte
im Westen und die TCM-Ärzte können durch Toleranz, und Verständigung viel
von einander profitieren (Sun Tiansheng, 1999). Nach der TCM ist die Vorausset-
zung für ein langes Leben, dass wir nach den Zyklen (den vier Jahreszeiten) und
im Einklang mit der Natur leben (Zhou Yi, Yi Jing, das Buch der Wandlungen).
Zyklus der 5 Elemente, die Analogie der 5 Elemente zu den Himmelsrichtungen, Jahres-
zeiten, der Mensch in der kosmischen Ordnung von Zeit und Raum.
Prinzip der Prophylaxe: In Frühjahr und Sommer behandeln wir nach dem Prin-
zip „stärkt das Yang“, im Herbst und Winter behandeln wir durch „Stärkung des
Yin“. Rezidivierende Erkrankungen des Winters werden im Sommer prophylak-
tisch behandelt. Rezidivierende Erkrankungen des Sommers werden im Winter
vorbeugend behandeln.
Die Dynamik der 5-Elementelehre (5E) ist eine Lehre der Analogie – in der TCM
werden damit Gesundheit und Krankheit beschrieben. In der 5E ist die Physiolo-
gie der 5 Organe in eine selbst stabilisierende, regulierende Ordnung eingebun-
den. Wir haben hier eine Schiene der Produktion/Aktivierung und eine der Kon-
sumation/Hemmung. Es handelt sich um ein zyklisches Geschehen auf vielen Ebe-
nen. Der Körper als offenes System ist abhängig, in Wechselwirkung mit der Zeit
(die Vier Jahreszeiten) und dem Raum (Oberfläche, Tiefe, Süden, Osten, Norden
etc.).
Süden, Sommer,
Feuer, Herz
Feuer
Holz
Pin Yin f. Maximalzeit
Di Zhi, irdische
Metall Zweige
Osten,
Frühling, Zi von 23–01 h
Westen, Herbst, Chou von 01–03 h
Holz, Yin von 03–05 h
Leber Metall, Lunge Mao von 05–07 h
Chen von 07–09 h
Si von 09–11 h
Erde Wu von 11–13 h
Wei von 13–15 h
Wasser Shen von 15–17 h
Zi = Mitter- You von 17–19 h
nacht = Xu von 19–21 h
Norden, Winter, Wasser, Niere Hai von 21–23 h
23.00–01.00 h
= Winterbeginn Tabelle der Tageszeiteinteilung,
Dizhi, irdische Zweige
76 Zeit im Rahmen der TCM
Prinzip der Prophylaxe: Im Frühjahr und Sommer behandeln man durch „stärkt
das Yang“, im Herbst und Winter durch „Stärkung des Yin“. Rezidivierende Er-
krankungen des Winters werden im Sommer prophylaktisch behandelt. Rezidi-
vierende Erkrankungen des Sommers werden im Winter vorbeugend behandelt.
Frühling
Im chinesischen Bauernkalender (ChK) werden damit jene Monate bezeichnet,
denen in unserem Kalender (UnK) die Zeit vom 5. Februar bis 6. Mai entspricht.
Yin zieht sich in den Körper zurück (wird schwächer), Yang tritt mehr nach außen
(wird stärker). In der 5-Elementenlehre (5E) entspricht der Wind (weil sich das
Wetter rasch ändert). Weitere Charakteristika sind Kälte (der Rest vom Winter),
die Wärme (die Sonne wird wärmer), die Feuchtigkeit (öfters Regen). Im Frühling
und Sommer ist das Yang-Qi mehr, das Yin-Qi weniger; im Herbst ist Yin-Qi stark
und Yang-Qi schwächer. Der Stoffwechsel erwacht im Frühling. Das Yang-Qi tritt
im Frühling stärker vom Körperinneren nach außen. Der Puls wird oberflächlicher.
Der vermehrte Wind kühlt und lässt rascher verdunsten (akute Störungen, Infek-
tionen, Epidemien etc.) und hat eine Steigerung des Stoffwechsels und der seeli-
schen Aktivitäten zur Folge. Nach 5 E gehört zum Frühling die Leber, daher ver-
stärken sich zu dieser Zeit die Symptome bei chronisch Leberkranken, bei De-
pressionen, bei Symptomen wie Nasenbluten, Petechien, Blutungen im oberen
Verdauungstrakt (Leber speichert das Blut). Die Krankheitsanfälligkeit richtet sich
nach dem Konstitutionstyp (Qi-Xue-Mangeltyp, Milzschwäche-Typ). COPD,
Asthma, Grippe, Rheumatismus etc. Im Frühjahr und Sommer sollte das Yang ge-
pflegt werden, d.h.: vermehrte Aktivitäten, später schlafen gehen, früher aufste-
hen. Empfehlenswert ist, wenig Hitze-Produzierendes zu essen, da im Winter der
Körper viel Yang-Qi gespeichert hat. Im Frühling ist besonders darauf zu achten,
sich nicht zu verkühlen – öfters die Kleider wechseln.
Therapieempfehlungen
Moxen
G 39 (3 Cun über dem Außenknöchel, Hinterrand der Fibula) und M 36 am Früh-
lingsbeginn, später die Nabelregion moxen.
Akupunktur/Akupressur
Kopfregion: B 2, M 4 (For. infra orb.), PdM, Taiyang, G 20.
Schulter, Rücken: G 21, B 12, B 13, B 18, B 23.
Thorax, Abdomen: KG 17, KG 12, KG 8.
OE/UE: KS 6, Di 4, M 36, MP 6, N 3, Le 3, G 37 Guangming (5 Cun über Außen-
knöchel, Vorderrand der Fibula), N 1.
Sommer
Im ChK werden damit jene Monate bezeichnet, denen in unserem Kalender (UnK)
die Monate Mai bis Juli entsprechen. In der TCM gibt es jedoch noch den Spät-
sommer, dieser entspricht dem letzten Sommermonat bis zum ersten Herbstmo-
nat (UnK: August bis September). Das Yang-Qi erreicht im Sommer das Maxi-
Spezielle Zeiteinteilungen 77
mum, Yin-Qi das Minimum. Nach der 5E werden das Feuer und auch die Erde
(Spätsommer), Wachstums (Zhang), Umwandlung (Hua), Hitze (Re) und Feuch-
tigkeit (Shi) zugeordnet. Die heißesten Tage des Sommer werden in China die
3 Fu-Tage genannt. Die Gesundheitspflege ist im Sommer nach der TCM sehr hei-
kel, da das Yang-Qi sich jetzt mehr an der Oberfläche befindet, im Körperinne-
ren ist das Yang-Qi geringer, das Yin-Qi tief verborgen. Deshalb können kalte
Getränke und Nahrung bzw. Umgebung das Yang-Qi im Inneren der Körpers
zusätzlich dezimieren – die physiologische Arbeitstemperatur sinkt. Der starke
Feuer-Typ sollte Zornausbrüche bremsen. Der starke Schleim- und Feuchtigkeits-
Typ sollte fettes und süßes Essen reduzieren. Der (rote) Trocken-Typ (Yin-
Leere/Lunge-Leere-Typ) fühlt sich im Sommer und Herbst nicht wohl. Er verträgt
Trockenheit und Hitze nicht, neigt zu fieberhaften Erkrankungen. Der Qi- und
Blut-Leere Typ kann sich schlecht an das Wetter anpassen, weder an Hitze noch
an Kälte. Dieser kann im Sommer leicht einen Hitzschlag erleiden bzw., wenn er
etwas Kaltes gegessen hat, am Magen-Darm-MP erkranken.
Akupunktur/Akupressur
– Qing Re Jie Shu (Hitze vertreibend): KS 9, Di 11, Di 4, B 54, KS 8 (Querfurche
der Handfläche, zwischen Metacarpale III und IV; bei Faustschluss zwischen
Mittel- und Ringfingerkuppe), LG 14, G 20. Vorgehen: Sedierend, Mikroader-
lass oder Guasha-Methode.
– Ningxin Anshen (Psychovegetative Beruhigung): H 7, B 15, KG 17.
– He Zhong Hua Shi (Magen und Darm harmonisierend, Feuchtigkeit vertrei-
bend): M 25, M 36, M 37 (3 Cun distal von M 36), M 39 (Cun distal von M 37),
B 20, B 21, KG 12.
– Fu Zheng Zhu Yang, Dong Bing Xia Zhi (Abwehrkraft stärken, Winterleiden
im Sommer behandeln): B 13, KG 4 Guanyuan (3 Cun distal vom Nabel), KG 6
Qihai (1,5 Cun distal vom Nabel), KG 8 Nabel.
Guasha
Mit der Hand oder Hornkamm von oben nach unten, von innen nach außen rei-
ben, 5 bis 10 Minuten bis zur Rötung der Haut (bis rote bzw. blaue Punkte an der
Haut zu sehen sind).
Indikationen
– Geeignet bei Hitzschlag ohne Schwitzen (nicht anwenden bei Hitzschlag mit
Schwitzen): Kopf, Thorax, Rücken und G 20.
– Bei leichten Fällen genügt es, 1 bis 2 Regionen gleichmäßig zu reiben, dabei
nicht die Haut verletzen. Die Hand ist das schonendere Instrument als ein Hilfs-
mittel aus Horn, Holz etc. Bei geschwächten Personen zart und kurz, B 14,
B 15 auslassen. Auf Luftzug achten, besser in nicht klimatisiertem Raum durch-
führen. Nach dem Guasha die Haut reinigen, die Kleidung wieder anlegen, et-
was Ruhen, etwas Lauwarmes trinken. Nachher Ventilator und Sonnenschein
meiden.
– Vertigo/Kopf mit schwerem Gefühl: Handrücken, Di 4.
– Insomnie: Kopf, Schulter, Rücken und UE.
– Müdigkeit: Kopf, Schulter und Nacken, Arm vorne und UE.
– Inappetenz: LG, Abdomen, UE.
78 Zeit im Rahmen der TCM
Regionen
– Kopfregion: von Taiyang zu G 20, PdM Region.
– Schulter und Nacken: von Haargrenze zur Schulter (20- bis 30-mal).
– Thoraxregion: am Sternum von oben nach unten, von innen nach außen.
– Abdomen: von KG bis zum Magen-Meridian und vom Oberbauch zum Unter-
bauch.
– Rücken: von HWS entlang LG bzw. innerer Ast des Blasenmeridians.
– OE: von der Schulter bis zum Handgelenk, dorsal bzw. palmar.
– UE: von Knie zum lateralen Unterschenkel, bis zum Sprunggelenk und Fuß-
rücken.
Mikroaderlass
Dieser ist geeignet bei akuten Beschwerden, Hitzesyndromen bzw. Füllesyndro-
men, zumeist bei Sommerhitzschlag. In leichten Fällen nur einseitig, sonst beid-
seitig etwas bluten lassen.
Ohrspitze mit Dreikantnadel stechen, 3 bis 5 Bluttropfen ausdrücken.
Die 10 Fingerspitzen (Shixuan): die Handfläche nach oben, an einem bzw. meh-
reren Fingern mit Dreikantnadeln stechen, einige Bluttropfen ausdrücken.
B 54: Oberschenkel mit Stauschlauch stauen, die Venen um B 54 mit Drei-
kantnadel stechen, ein paar Tropfen Blut austreten lassen.
Moxen
Allgemein
M 36, KG 4 und KG 8.
Herbst
Das Prinzip der Körperpflege ist: im Herbst und Winter das Yin schützen, auf-
bauen.
Nach dem Chinesischen Bauernkalender beginnt der Herbst mit dem 7. bzw.
8. August unseres Kalenders, d.h. wenn es langsam kühler wird, der Herbst en-
det um den 9. bzw. 10. Oktober unseres Kalenders, dann ist das Wetter kühl und
Spezielle Zeiteinteilungen 79
reich an Morgentau. Yin kehrt nun zum Boden zurück, ein Bild der Ernte und der
Klarheit des Himmels (wie das Element Metall) ist zu sehen. Nach der 5 Elemen-
telehre sind Herbst und Metall in Analogie zu sehen. Die Trockenheit dominiert
das Bild in der Natur und im Körper (Trockenheit der Haut, der Nase, des Rachen,
des Stuhls etc). Für die TCM sind Herbst und Winter Yin; Frühling und Sommer
sind Yang. Im Herbst beginnt das Yin langsam stärker zu werden, daher ist der
Herbst im Vergleich zum Winter Yang im Yin.
Akupunktur/Akupressur
– Zur Stärkung der Lunge und gegen Husten: B 13, B 38 (2 QF lat. von BWD 4),
Lu 9, KG 17.
– Zur Stärkung des Darms: M 25, B 25, M 37 (6 Cun distal von B 35), M 36.
– Zur Befeuchtung von Yin und Rachen: Lu 10, N 1, Lu 11, N 3, N 6, KG 23.
– Zur Kräftigung der „Atemfunktion der Niere“ (Na Qi): LG 4, KG 6 (1,5 Cun
unter dem Nabel), Nabel (KG 8), LG 4 (3 Cun unter dem Nabel), B 23.
– Für die freie Nasenatmung, zur Vorbeugung von Verkühlungen: Di 20, G 20,
Di 4, PdM, LG 20, B 12, LG 12 (unter BWD 3).
– Kräftigt das Rückgrat, reguliert die Lendenmuskulatur: LG 26, B 54, B 60, G 39
(4 QF über dem Außenknöchel).
– Für die Befeuchtung und zur Pflege des Gesichts: G 14, M 7 (lat. Mundwinkel),
M 4 (Foramen infra orb.), KG 24, M 3 (vor Kieferwinkel, auf Masseter), M 2 (bei
geschlossenem Mund in einem Grübchen vor dem Proc. artic. mandibulae,
unterhalb des Arcus zygomaticus – Grübchen, wenn Mund offen, kein Grüb-
chen, wenn Mund zu), M 36, MP 6, PdM.
Moxen
M 36, KG 4, KG 6, B 23, LG 4 allgemein zur Yin Kräftigung im Herbst.
Winter
Dem Winter im Chinesischen Kalender entspricht in unserem Kalender die Zeit
vom 11. November bis 2. Februar. In dieser Zeit ist das Yang-Qi am schwächsten,
das Yin-Qi am stärksten. Im letzten Monat des Chin. Kalenders kippt das Yin-Ma-
ximum langsam in Yang um. Nach der 5E sind dem Winter Kälte, Wasser, Spei-
chern, Sammeln, Schlummern, Ruhe zugeordnet. Im letzten Monat ist die Yin-Käl-
te außen am stärksten, im Inneren des Körpers ist das Yin-Qi am schwächsten.
Das Yang-Qi ist ganz tief im Körper verborgen. Man neigt dazu, sich in zu war-
mer Umgebung aufzuhalten und zu viel von warmer (Wen) und trockener (Zao)
Nahrung zu essen. Wenn man nicht aufpasst, kann das Yin im Inneren des Kör-
pers dadurch geschwächt werden. Die Folge ist eine Erkrankung. Personen mit
der Konstitution der Yang-Leere (eigentlich Yang-Qi-Leere) vertragen den Win-
ter schlecht, sie erkranken leichter im Winter. Der Qi-Leere- und Blut-Leere-Typ
verträgt sowohl Kälte wie auch Hitze nicht. Im Winter treten öfters Erkrankungen
durch Kältereize, wie Grippe, Bronchitis, Pneumonie und Entgleisungen der
Hypertonie auf. Das Auftreten von kardio-, cerebro-vaskulären Erkrankungen,
auch die Neigung zur Venethrombose nimmt zu. Wichtig ist es, das Yin zu scho-
nen, d.h. mehr seelische und körperliche Ruhe, früh schlafen gehen, später auf-
stehen. Nach der TCM ist im Winter auch sexuelle Mäßigung angesagt. Die Nie-
re (Shen) sollte besonders im Winter geschützt werden.
Akupunktur/Moxibustion
Da im Winter Qi/Xue eine Tendenz zur Tiefe zeigen, sollte auch tiefer mit der Na-
del gestochen und länger liegen gelassen werden. Die Moxibustion steht im Win-
ter im Vordergrund. Punkte:
KG 8, KG 4 Guanyuan, M 36, KG 6 Qihai, B 23, LG 14 (C7).
Spezielle Zeiteinteilungen 81
Tuina
– Kämmen: die 10 Finger als Kamm benützen und die Haare von vorn nach hin-
ten 100-mal zart schieben.
– Augen: in der Früh beide Augen von links nach rechts und umgekehrt je 14-
mal drehen, dann fest zusammendrücken, plötzlich weit öffnen.
– Zähne: 36-mal klopfen, mit der Zunge mind. dreimal die Zähne massieren, den
Speichel langsam schlucken bis zum Dantian (KG 6).
– Lendenregion: mit warmer Handfläche die B 23-Zone und von hier bis zum
Steißbein-Ende reiben, dann B 23 unter LWS-Mobilisierung klopfen.
– Um den Nabel: 100-mal reiben.
– Bein und Knie: mit beiden Händen das Bein von der Leiste/Hüfte bis zum Knö-
chel, dann zurück 20-mal reiben, bis sie warm werden, dann die Kniegelenke
mit den Händen je 10-mal im Uhrzeigersinn und gegen den Uhrzeigersinn rei-
ben.
– Anus: diesen heben, bei Einatmen fest den Anus zusammendrücken, etwas die
Luft anhalten, dann locker lassen und ausatmen; 5- bis 7-mal.
– Fußsohle: massieren.
Tages-Maximalzeit im Meridiansystem
Aus der Tabelle unten können wir die Maximalzeit von Qi/Xue im jeweiligen Me-
ridianabschnitt ablesen. Es folgt daraus eine Organzuordnung und eine Empfeh-
lung für die Therapie zur entsprechenden Maximalzeit.
Ideal ist eine entsprechende energetische Maßnahme (Tuina-Behandlung) in
den Maximalzeiten des betroffenen Meridians. Lunge-Leere: In der Zeit von 3 bis
5h morgens Lu 9 (= Tonisierungspunkt der Lunge) tonisierend behandeln. Der
Quellpunkt (in diesem Fall auch der Lu 9) ist zu jeder Tageszeit gut zu verwen-
den.
Prinzip der Prophylaxe: Im Frühjahr und Sommer zu behandeln, stärkt das
Yang; im Herbst und Winter zu behandeln, stärkt das Yin. Erkrankungen des Win-
ters sollten schon im Sommer behandelt werden. Erkrankungen des Sommers ent-
sprechend im Winter.
82 Zeit im Rahmen der TCM
Nasenflügel
4. MP (09–11) Großzehe medial 3. Magen (07–09)
Brust
5. Herz (11–13) Kleinfinger 6. Dünndarm (13–15)
Brust
9. KS (19–21) Ringfinger 10. 3E (21–23)
Augenwinkel lat.
12. Leber (01–03) Großzehe lat. 11. Gallenblase (23–01)
Die optimale Therapie und Therapiezeit richtet sich ebenfalls nach dem Bagua:
Fei Teng Ba Fa oder Ling Gui Ba Fa (siehe Chronoakupunktur, v. Kubiena, G. und
Ramaker F. W. Maudrich Verlag, 2002).
7 Behandlungsmethoden der TCM
Vorbeugung
Der gute Arzt behandelt eine Krankheit schon im „Keimstadium“, der weniger
gute behandelt erst das Vollbild einer Krankheit. Vorbeugende Gesundheitspfle-
ge und Früherkennung einer ev. Erkrankung ist anzustreben. Ein Beispiel: Vor-
stadium einer Apoplexie (in der TCM als Zhong Feng bezeichnet) ist oft Ge-
fühlsstörung der Finger, Schwindel etc.; schon jetzt sollte der Arzt mit der Be-
handlung beginnen. Dazu gehört, dass der Arzt die feinen Veränderungen von
Psyche, Sprache, Gesichtsfarbe, Puls, Zunge, Ernährung, Schlaf, Ausscheidung
etc. erkennt.
wird durch das Abbrennen von getrocknetem Beifuß (Artemisia vulgaris, Ai Ye)
zugeführt, die in Form einer Zigarre genau über eine Akupunkturzone gehalten
wird. Eine lokale Rötung und angenehmes Wärmegefühl ist die Folge. Dieser
Wärmereiz wird noch durch den aromatischen Rauch (reich an ätherischen Ölen)
verstärkt und wirkt lokal wie eine Iontophorese (eine Form der Physikalischen
Therapie, wo mittels Strom aus Elektroden schmerzlindernde Stoffe in das Ge-
webe gebracht werden). Im Westen hat sich die Moxibustion wegen des, für
viele sehr fremden und unangenehmen, Geruches nicht durchgesetzt (Bischko
beschreibt den Geruch einer Moxibustion so: „wie das Verbrennen von alten Fet-
zen“. Für China ist der Moxageruch das typische Kennzeichen einer Akupunk-
turambulanz.). In gewissen Fällen, wo eine lokale Erwärmung und überhaupt eine
„tonisierende“ Behandlung, wie z.B. bei manchen Arthrosen, angezeigt ist, kann
der Patient die angegebene Hautstelle mit Moxa erwärmen. Dabei ist streng da-
rauf zu achten, dass die Haut nicht verbrannt wird. Mit Moxa ist so achtsam wie
mit einer Wärmelampe umzugehen. Nicht über den empfindlichen Körperteilen
mit Moxa behandeln. Pro Punkt ca. 5 Min.
Moxabehandlung mit einer Trommel, Moxa Moxabehandlung mit einer Schachtel mit
ist in der Trommel Sieb, Moxa ist auf dem Sieb
Kontraindikationen:
– Bestimmte Punkte dürfen nicht mit Moxa behandelt werden: über großen Ge-
fäßen, im Gesicht, oder in der Nähe von Sinnesorganen und lebenswichtigen
Organen. Auch am Bauch und im Lendenbereich einer Schwangeren ist die
Moxibustion kontraindiziert. Wenn ein Areal stark behaart ist, dann darauf Acht
geben bzw. diese Stelle auslassen.
– Fieberhafte Erkrankungen, Hitzesymptomatik, Füllesymptomatik mit Hitze.
– Wie bei der Massage sollte nicht behandelt werden bei starker Ermüdung, Er-
schöpfung, psychischer Erregung, alkoholisiertem Zustand.
88 Behandlungsmethoden der TCM
– Wenn der Patient allergisch auf Rauch ist oder auf Grund einer Krankheit bzw.
wegen einer physikalischen Therapie bzw. infolge bestimmter Medikamente
eine sehr empfindliche Haut hat, dann sollte man Moxa nicht anwenden.
– Am Kopf nur sehr sorgsam lokal erwärmen.
Anwendung
Bei der Anwendung sollte das Folgende beachtet werden:
– Der Patient muss eine stabile, angenehme Körperhaltung während der Be-
handlung einnehmen.
– Die Reaktion der Haut ist genau zu beachten. Es sollte nicht mehr als eine Rö-
tung der Haut entstehen.
– Es ist darauf zu achten, dass es nicht durch herunterfallende Moxa-Asche zu
einer Hautverbrennung oder zur Beschädigung von Kleidung kommt.
– Die Moxazigarre muss nach dem Gebrauch richtig gelagert werden.
Durchführung
Einige Punkte, die dabei zu beachten sind:
– Erwärmung des gewünschten Hautareals durch
wiederholte Annäherung (Kreisen, Picken oder
in konstanter Höhe bleiben) der Moxa-Zigarre,
ca. 5 bis 10 Min., insgesamt etwa 20 Min.
– Die Moxakegel auf eine (etwa 0,5 cm dicke,
2 cm im Durchmesser messende) Scheibe aus
Ingwer oder Knoblauch – als Isolierschicht –
legen. Auch hier darauf achten, dass es nur zu
einer angenehmen Erwärmung und Rötung der
Haut kommt. In China werden auch noch
Isolierschichten aus Kräutern und anderem
Material verwendet.
– Es gibt auch Geräte wie Moxabox, Moxakam-
mer für die Moxibustion. Die Wärme und der Rauch kommen aus diesem Ge-
rät. Die Moxakegel können während einer Akupunkturbehandlung durch den
Arzt auch auf die Nadeln gesteckt werden, welche die Wärme weiterleiten.
– Es gibt auch Elektromoxa, Lichtmoxa; sie können aber nur teilweise die Moxi-
bustion mit Wermutkraut ersetzen. Die Wirkung der ätherischen Öle fehlt hier.
– Die direkte Moxibustion, d.h. ohne Isolierschicht werden die Moxakegel auf
die Haut gelegt, ist wegen der Gefahr der Bläschenbildung, Narbenbildung im
Westen obsolet (und kontraindiziert!).
Durchführung
Der mit Alkohol getränkte Wattebausch wird entzündet und mit einer schnellen
Bewegung in den Schröpfkopf geführt, danach sofort entfernt. Mit einer schnel-
len Handbewegung wird der Schröpfkopf nun auf die zu behandelnde Hautstel-
le gesetzt. Richtig geschröpft wurde dann, wenn eine sichtbare Rötung auftritt,
die später nicht in einen Bluterguss übergeht. Die Verweildauer der Flamme im
Glas bestimmt die Stärke des Vakuums.
Schröpfmethoden
– Man bringt einige Schröpfköpfe auf bestimmten Hautarealen an. Der Schröpf-
kopf verbleibt etwa 5 bis 30 Minuten.
90 Behandlungsmethoden der TCM
Tuina-Therapie
Tuina ist für Ärzte und alle Therapeuten als komplementäre Therapie konzipiert.
Man versteht darunter die Heilmassage aus China. Akupressur wiederum ist die
Bezeichnung für eine Laienmassage zur Selbstbehandlung. Diese Therapieform
wird bei all jenen Fällen, die auch für Akupunktur und Moxibustion geeignet sind,
mit Erfolg eingesetzt. Ihre Anwendung empfiehlt sich im besonderen Maße bei
sensiblen und nadelempfindlichen Patienten sowie bei alten Menschen und Kin-
dern. Besonders die Physiotherapeuten sind immer wieder positiv überrascht, um
wie viel leichter nach einer solchen Vorbereitung mit Druckpunktmassage die
Heilgymnastik erfolgen kann. Für viele Physiotherapeuten ist deshalb die Vorbe-
handlung mit chinesischer Massage zu einem Grundbestandteil ihrer Tätigkeit
mit Schlaganfallpatienten geworden. Die Theorie, Indikation und Arbeitshypo-
these für Tuina und Akupunktur sind in der TCM identisch. Alle funktionellen,
reversiblen Erkrankungen und Störungen können wir mit Tuina oder Akupunk-
tur behandeln. Therapeuten, die Tuina anwenden, müssen natürlich die Anato-
mie, Physiologie, Pathophysiologie und Theorie der TCM (Meridianlehre, Organ-
lehre, Modalitäten, Grundgriffe, Reizdosierung, Behandlungsplanung etc.) be-
herrschen.
„Die Tuina-Therapie gewährt einen hochinteressanten Einblick in die älteste
Therapieform auf dieser Erde. Das Anfassen eines Menschen ist wohl der mensch-
lichste Akt in der Medizin. Er bedarf auch keines Hilfsmittels. Es ist wohl be-
zeichnend für unsere Zeit, dass die Ärzte diese Methodik im Wesentlichen ver-
nachlässigen, sie lassen sie meist von geschulten Physiotherapeuten durchführen.
Dennoch bemerkt man in zunehmendem Maße eine Rückkehr bzw. ein neues Er-
wachen des Interesses der Ärzteschaft an der Massage. Dies ist sicherlich ein Ver-
dienst der chinesischen Massage, die ein weit kompletteres Spektrum anbietet als
die hier übliche Körpermassage. In vielen Belangen geht sie auch noch über die
leider zu wenig geübte Bindegewebsmassage nach Teirich-Leube hinaus” (Prof.
J. Bischko, 1981).„Keine andere Form des Einwirkens auf den Körper – sowohl
beim Gesunden als auch beim Kranken – wird so häufig verlangt oder verordnet
wie die Urform jeden Behandelns: die Massage. Das Behandlungsobjekt ist in der
Mehrzahl aller Fälle der Bewegungsapparat, der sich auch beim noch Gesunden
durch seinen statischen Missbrauch bzw. auch durch seine dynamische Überbe-
lastung häufig im Zustand einer latenten Erkrankung befindet. Durch seine Be-
handlung, aber auch durch die Behandlung der Haut ist es möglich, Befindlich-
keitsstörungen aller Art, auch Erkrankungen innerer Organe, zu beeinflussen.
Es findet sich nirgends auch nur der geringste Ansatz zum Mystizismus, son-
dern das Bestreben, eine in Jahrhunderten entwickelte chinesische Empirie des
Behandelns nach europäischen bzw. schulmedizinischen Gesichtspunkten in ih-
rer Indikation, Intensität, Dosierung und in den Techniken zu verfeinern und zu
präzisieren. So kommt es, dass man wohlbekannte klinische Phänomene be-
92 Behandlungsmethoden der TCM
schrieben sieht, wenn man z.B. die muskulotendinären Gefäße studiert, die doch
so deutlich an die so genannten pseudoradikulären Phänomene erinnern” (Prof.
H. Tilscher, 1991).
Den Wirkungsmechanismus der chinesischen Massage können wir vereinfacht
in zwei Punkten zusammenfassen:
– Reflektorisches Geschehen: Der mechanische lokale Reiz bewirkt über den
nervalen und humoralen Weg eine segmentale Reaktion in Eingeweiden, Mu-
skulatur, Durchblutung etc.
– Lokale Veränderungen: Die Durchblutung, der Muskeltonus und der Stoff-
wechsel im erkrankten Bereich werden zur Regeneration und Normalisierung
angeregt.
Qigong
Wie wir schon an einer früheren Stelle ausführten, bedeutet Qi Atmung, Vital-
energie, energetische Partikel und Funktion, Information und ist der Urbaustein
des Universums. Qi wird als extrem dynamisch verstanden, da es zwischen Ma-
terie und Energie hin und her gewandelt werden kann. Gong bedeutet das Üben.
Qigong ist also salopp ausgedrückt die chinesische Version des Yoga bzw. des
Autogenen Trainings.
Es gibt tatsächlich Ähnlichkeiten zwischen Qigong und den Yoga-Übungen. In
beiden Fällen spielt die Atmung eine Schlüsselrolle. Die drei Komponenten At-
mung, entspannte Körperhaltung und Meditation sind wichtig. Die TCM be-
schreibt dies so, dass durch diese Übung das Qi im Körper in Harmonie gebracht
wird. Qigong ist also geeignet, das vegetative Nervensystem, das endokrine Sys-
tem und das Immunsystem im Sinne einer Therapie, aber auch prophylaktisch zu
aktivieren.
Qigong 93
Wenn im Körper die Yin-Essenz (Yin Jing) und das Yang-Qi harmonisch und
stark sind, dann sprechen wir von starkem, aufrechten Qi (Zheng Qi). In solch
einem Fall kann negatives, exogenes Qi (Xie Qi) nicht in den Körper eindringen.
Durch Bewegung stärken wir das Yang-Qi, in Ruhe regeneriert das Yin-Qi. Des-
halb ist das Qigong seit langem eine wichtige Maßnahme der Gesundheitspfle-
ge. Ferner unterscheiden wir ein Qi im Inneren des Körpers (Nei Qi) und ein Qi
außen am Körper (Wai Qi). Das Wai Qi kann von bestimmten Personen (soge-
nannten Qigong-Therapeuten) aktiv abgegeben werden.
Über das Wesen des inneren Qi ist das Verständnis noch immer ein lücken-
haftes. Es gibt keinen analogen Begriff in der modernen Medizin. Jeder Körper
besitzt außen ein schwaches elektromagnetisches Feld. Die nachfolgend ge-
nannten Experimente aus China sind in ihrem Design nicht streng und in der Re-
produzierbarkeit unbefriedigend. Es ist immer noch nicht geklärt, ob das Waiqi
existiert und ob Suggestion wesentlich für den Therapieerfolg durch das Waiqi
eines Qigongmeisters ist. (Siehe Liu Tianjun, Stand des Qigong in Forschung und
Entwicklung, TCM-Universität Peking, in: Zhongyi jichu yxue zazhi, Vol. 3, No 6,
1997).
Es besteht jedoch kein Zweifel darüber, dass der Qigong-Therapeut eine gute
psychologische Schulung haben muss.
Eine moderne Untersuchung hat ergeben, dass, wenn ein Qigongmeister aus
seinen Händen, meist KS 8, Energie (Qi) abgibt, diese nur nach vorne bis zu
einer Entfernung von 3,5 m mit einer Geschwindigkeit von 20–50 cm/sec zu mes-
sen ist. Von der Rückseite des Qigongmeisters kann kein messbares Signal fest-
gestellt werden. Diese Strahlung von positiven und negativen Mikropartikeln,
kann ein Lasergitter von 60±2 mm, nicht aber eine Glaswand passieren. Bei
einem Qigong-Meister ist während seiner Aktivität die allmähliche Zunahme
(nach 3 bis 4 Min.) seiner Infrarotstrahlung zu messen, welche eine Erhöhung der
Hauttemperatur am Oberarm, Unterarm und der Hand um 0,7 Grad Celsius an-
zeigt. An der Handfläche kann die Temperatur sogar maximal 2 Grad Celsius hö-
her sein. Die Temperatur normalisiert sich nach Beendigung der Aktivität (= Kon-
zentration).
Die „Selbstakupunktur“ durch Atem- und Konzentrationsübungen ist in der
Praxis möglich, weil der Übende seine Gedanken bestimmten Körperzonen zu-
wendet. Schon vor mehr als 20 Jahren hat der Autor auf die Bedeutung und die
Techniken des Qigong zur Behandlung von chronischen Leiden aufmerksam ge-
macht.
3 Cun tiefer v. KG 6,
unteres Dantian-
Qihai, das wichtigste
von den 3 Dantians
ral entlang des KG bis zum Beckenboden (KG 1), dann in der Wirbelsäule (LG)
aufwärts über Hinterkopf, Scheitel und wieder zur Nase. Die Zunge sollte leicht
an den harten Gaumen gedrückt werden, damit das KG und das LG sich schlie-
ßen. Den Beckenboden leicht zusammendrücken, damit sich das KG und das LG
schließen. Wer nicht einatmet ist tot. Die Niere kontrolliert unter anderem die At-
mung. Mit einer Atemübung/Qigong wird die Niere, die Lebensquelle gestärkt.
Qi-Bewegung im Kleinen Kreislauf (Xiao Zhou Tian): zwischen den Augen be-
ginnen, ventral des Körpers (KG) zum unteren Dantian (KG 6) bewegen, dorsal in
Region (LG 4) entlang des LG wieder zurück (aus: Qio Ling, Auswahl von Qi Gong
Praktiken in China <in Chinesisch>, Guangdong Keji Chubanshi, 1987).
Qigong erfordert besondere Vorsicht bei Schwangerschaft und während der
Menstruation. Absolut kontraindiziert ist es bei latenten und manifesten psycho-
tischen Erkrankungen.
Tai Ji Quan 95
Das Meridiansystem ist ein effektives, praktisches Arbeitsmodell für die TCM. Der
Reiz von außen trifft auf die Rezeptoren des Organismus und wird als Nerven-
impuls im Nervensystem weiterverarbeitet. Dabei haben das vegetative Nerven-
system, das periphere Nervensystem, das endokrine System und das Meri-
diansystem eine sehr enge Wechselwirkung. Der Organismus antwortet auf eine
physiologische oder pathophysiologische Weise.
Eine plausible Hypothese einer Ausbreitung im ZNS ist: Die Ausbreitung einer
Sensation entsteht entlang des Meridianverlaufes im ZNS. Im Meditationszustand
tritt das Meridianphänomen leichter auf, oft auch spontan. Die Somatotopien der
verschiedenen Abschnitte des ZNS erlauben keine einwandfreie, kettenförmige
Verknüpfung der einzelnen Somatotopien mit dem Meridiansystem. Die Mor-
phologie des Meridiansystems und der Meridianpunkte ist bis heute nicht be-
kannt. Entweder sind die Strukturen noch unentdeckt, oder es sind uns bis heu-
te einige Funktionen alter, bereits entdeckter Strukturen nicht bekannt.
In jedem Meridianpunkt finden wir jedenfalls direkt (50%) und indirekt im Um-
kreis von 5 mm durchziehende Nervenfasern. Eine einfache wie auch moderne
Hypothese (Liu Liyuan, China 1997) besagt, dass die Meridiane sich in der Haut
befinden. Die Haarfollikel mit ihren überaus reichlichen nervösen, sympathischen
Versorgungen könnten also die morphologische Basis der Meridianpunkte dar-
stellen. An den Punkten verweilt das Qi (Zheng Qi, Xie Qi) und es ist dort kon-
zentriert, aber es wird nicht das Qi produziert oder gespeichert.
Auch die Arterien und Venen könnten die morphologische Grundlage des Me-
ridiansystems sein.
Qi/Xue-Zirkulation und die Übergänge der 12 Meridiane, ähnlich einem geschlossenen Blut-
kreislauf
Es sind hier 12 Organe in der Reihenfolge ihrer Meridianverbindungen aufgezählt. Über ihre
Übergänge an den Händen und Füßen sowie am Kopf und Rumpf findet man hier Angabe.
Nur Yang-Meridiane sind am Kopf vertreten. Am Rumpf beginnen bzw. enden alle Yin-
Meridiane. In gleicher Zeile befindliche Meridiane bilden ein Yin/Yang-Paar (gekoppelte
Meridiane und Organe). Alle links in der Tabelle aufgezählten Organe bzw. Meridiane wer-
den zu Yin gerechnet. Die rechts in der Tabelle befindlichen Meridian und Organe sind dem
Yang zugeordnet. Die Bezeichnungen Taiyin, Yangming etc. geben die korrespondierende
Beziehungen zwischen „Hand und Fuß“ der Meridiane wieder.
Diagnose
Im Verlauf eines Meridians können wir mittels Druck, Temperaturmessung, elekt-
rischer Hautwiderstandsmessung, Palpation etc. seine unterschiedliche Sensibi-
lität feststellen. Zur Befunderhebung kennen wir eine Reihe von sehr bewährten
Spezialpunkten, wie Alarmpunkte, Zustimmungspunkte, Quellpunkte etc. Diese
stimmen in der Lokalisation sehr oft mit den Triggerpunkten, den Headschen Zo-
nen etc. überein. Wir können die Lokalisation der Triggerpunkte sehr leicht mit
den Meridianpunkten dokumentieren und praktisch verwenden.
1. Die Richtung der Nummerierung der Meridianpunkte. Wir können leichter die
Punkte lernen.
2. Die Richtung des Energiestromes (Qigong, Deqi). Der Energiestrom folgt den
Meridianbahnen, aber nicht nur in einer Richtung und nicht der Zickzacklinie
der Punktverbindungen.
3. Die Flussrichtung der Meridianenergie bedeutet für die klassische Version der
Massage die therapeutisch interessante Richtung. Massieren in Richtung der
ansteigenden Punktnummern ist Tonisierung, in absteigenden Punktnummern
massieren bedeutet Sedierung.
4. Im Qigong ist immer zu beobachten, dass das Qi stets von den Yang-Meridia-
nen (Hände und Füße) ausgehend, aber entlang der Yin-Meridiane (Hände,
Füße) zum Rumpf zurück läuft. Das bedeutet, Yang-Meridiane sind immer zent-
rifugal (vom Herzen weg) und Yin-Meridiane zentripetal (zum Herzen). Im Qi-
gong steigt das Qi (ein subjektives Empfinden des entspannenden Wärmeflus-
ses) im KG (Konzeptionsgefäß) nach caudal, im LG (Lenkergefäß) nach kranial.
100 Das Meridiansystem
An den Extremitäten fließt das Qi bei Qigong entlang der Yin-Meridiane zum
Rumpf zurück, aber viel langsamer als im KG oder LG.
5. Die antiken Punkte, die Vitalenergie und das Blut kreisen Tag und Nacht
50-mal. Das entspricht einer Periode von 28,8 Minuten. In Experimenten zei-
gen die Wirkungen der Akupunktur auch annähernd diesen Rhythmus. Die
Wirkung einer Behandlung ist nicht geradlinig – ein auf und ab ist physiolo-
gisch bedingt. Der Körper muss sich nach der Therapie neu einpendeln. Die
Wirkung einer Behandlung trifft immer den ganzen Organismus.
Sonst breitet sich die Meridiansensation (Deqi, Wärme, Schwere etc.) etwa 12 m
pro Minute aus. Die A-delta Fasern, die Leiter für Schmerz und den Temperatur-
sinn haben eine Ausbreitungsgeschwindigkeit von etwa 12–30 m pro Minute.
Die Meridiane und die zugehörigen Punkte befinden sich immer in einer (Mu-
skel-) Rinne bzw. Vertiefung.
Alle oberflächlich zu sehenden Venen gehören zum Sekundärsystem des Me-
ridians.
Meridian (und die Meridianpunkte) sind Orte mit deutlich niedrigerem Haut-
widerstand als die Umgebung. Solche elektrisch vorzüglichen Hautzonen können
wir mit einem Messgerät finden und gezielt therapeutisch angehen.
Vorne, ventral
12. Jueyin des Fußes, Leber 11. Shaoyang des Fußes, Gallenblase
Vitalenergie (Qi)
9 und Blut (Xue)
Qi
Das Qi ist in der TCM die Ursubstanz des Universums. In der chinesischen Um-
gangssprache steht Qi auch für die Luft, die Atmung, den Wind, eine Form von
Kraft, den Geist etc. Es gibt auch einen Spruch: „Der noch einen Atemzug hat, der
lebt noch; der Geist hat ihn noch nicht verlassen“. In der TCM ist der Begriff Qi im
Laufe der Jahrtausende vielfältiger geworden. Qi bezeichnet sowohl etwas Fein-
stoffliches, als auch die Information, die Vitalität, die Atmung und Physiologie.
Eine Liste der Bedeutungen von Qi:
– Wind, Regen, Wolken, Nebel, Rauch, Dampf.
– Das Atmungs-Qi wird zum Lebens-Qi erweitert.
– Das Essen von Nahrung wird als Jing-Qi bezeichnet.
– Die Kraft der Gedanken, Emotionen und des Willens.
– Alle unerklärlichen Phänomene und die Erkenntnisse über Teufel, Geister und
Götter.
– Beschreibung vom Ursprung und der Genesis des Universums.
Die TCM unterscheidet Qi in Form von Yin und Yang. Durch einen Umwand-
lungsvorgang (Qi Hua, auch die Stoffwechselphysiologie der TCM verstanden)
entstand alles in dieser Welt – auch der menschliche Organismus. Yin/Yang und
die 5 Elementelehre (Wuxing) beschreiben die Bewegungsformen des Qi. Der
Funktionskreis bzw. die Physiologie eines Organs (Zangxiang) ist der Umwand-
lungsvorgang (Qi Hua) des menschlichen Organismus. Die Ätiologie einer Er-
krankung ist nach der TCM eine Störung der Qi Hua-Funktion. Das Qi wird in
Yin/Yang-Bestandteile eingeteilt.
Die Dynamik der Vitalenergie (Qi Ji) wird in 2 Punkten beschrieben:
1. Funktionelle Aktivität der Vitalenergie (Qi Ji). Hier ist die Leber (Gan)haupt-
verantwortlich. Die Organbegriffe der TCM repräsentieren eine physiologische
Einheit ohne exakte morphologische Struktur. Das bedeut für den Europäer,
dass die TCM-Physiologie der Leber nahezu völlig anders ist, als die Leber der
modernen westlichen Medizin. Diese Bemerkung gilt für sämtliche Begriffe der
TCM.
2. Zirkulation und Transformation der Vitalenergie (Qi Hua = Stoffwechselphy-
siologie). Hier ist das Nieren-Shen hauptverantwortlich.
Qi Ji beschreibt die Bewegung des Qi im Meridiansystem und in den Organen:
auf, ab, nach außen und nach innen. Es bewegen sich, es fließen das Yin (Nähr-
stoffe), Xue (Blut), Jin Ye (Körpersäfte) zwischen Kopf und Fuß sowie zwischen
102 Vitalenergie (Qi) und Blut (Xue)
den Organen. Das klare Qi steigt auf, tritt aus dem Körper, das trübe Qi steigt ab
und zieht sich nach innen. So ist Qi Ji die Beschreibung der TCM-Physiologie.
Das Qi Ji des Herzens und der Lunge steigt ab; das Qi Ji der Milz steigt auf und
jenes, des Magens steigt ab. Qi Ji von Leber und Niere steigen auf. Der Magen
und die Milz sind in der Mitte des Körpers, daher besitzen sie die Funktion eines
zentralen Verteilers. Die Leber ist dem Wind und dem Holz zugeordnet. Die Le-
ber hat ihrer Funktion nach Yang-Charakter. Die Leber bedarf des Yin der Niere
und des Bluts für ihre geregelte Funktion. Sonst steigt das Yang der Leber zu hef-
tig aufwärts, die Folge sind Vertigo, rote Augen, Zornausbrüche etc. Das Feuer
des Herzens muss ausreichend nach unten absteigen, um die Niere zu wärmen,
sonst treten Harmoniestörungen zwischen Niere und Herz auf, mit Syndromen
eines Yin-Mangels der Niere: Schlafstörung, lebhafte Träume, Aphtose.
Im Laufe der Jahrtausende hat diese Lehre des Qi negativ auf die Weiterent-
wicklung der TCM-Theorie gewirkt. Die nicht notwendige strukturelle Zuord-
nung bedeutet auch eine enorme Individualität in der Auffassung, Beschreibung,
Zuordnung und Behandlung von Krankheiten. Eine verbindlicher, objektiver diag-
nostischer Standard fehlt bis heute in der TCM. Qi wurde in der TCM als etwas
Materielles angesehen, aber zugleich ist es auch form- und strukturlos. Das Qi
kann in verschiedenen Formen in Erscheinung treten, so z.B. in Form von den
5 Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Holz kann in Feuer überge-
hen, Feuer kann wieder in Erde etc., die Vitalenergie kann in Blut, und Blut kann
in Vitalenergie übergehen.
Blut
Der chinesische Ausdruck für Blut: Xue entspricht in etwa dem schulmedizini-
schen Begriff.
104 Vitalenergie (Qi) und Blut (Xue)
Xue entsteht unter Mitwirkung von Magen und Milz aus den Nährstoffen der
Nahrung. Xue gelangt aufwärts zur Lunge und mischt sich hier mit den Stoffen
aus der Atemluft (O2). Durch den Einsatz von Lunge und Herz gelangt diese Mi-
schung in das „Meridiangefäßsystem“.
QuP = Quellpunkt
AP = Alarmpunkt
He-P = He-Punkt
10 Organphysiologie
Die Organe der TCM (Zangxiang) entsprechen anatomisch nicht der westlichen
Medizin. Vier Besonderheiten kennzeichnen die TCM-Organe:
– Es wird nur von der Physiologie, aber nicht von der Struktur der Organe ge-
sprochen.
– Jedes Organ in der TCM umfasst Funktionen vieler uns vertrauter Systeme.
– Die Verbindungen der Organe sind vielfältiger Art. Eine Hypothese besagt,
dass die Schwingungen der Organe wie ein Orchester sind, man kann die
Position des einzelnen Instruments nicht genau bestimmen, sie ist verschwom-
men. Die Schwingungen einzelner Organe folgen einem Biorhythmus und sie
interferieren miteinander, die Physiologie ist feststellbar, aber Biorhythmus und
Schwingungen sind in den alten Zeiten nicht nachweisbar. Jede Schwingung
in unserem Körper kann nicht alleine existieren. Daher formuliert die TCM die
Verknüpfungen der Organe im Körper so komplex (Siehe Wu Guoxing, 1998).
108 Organphysiologie
Hirn – Suihai
Ösophagus
Bronchien
Lunge
Lunge
Herz
Zwerchfell
Zwerchfell
Milz Leber
Magen
Dünndarm
Gallenblase
Nabel
Dickdarm Niere
Rectum
Ausgänge für
Urin und Samen Anus
Die fünf Zang- und sechs Fu-Organe Yang Jizhou, „Zhenjiu dacheng“, Ming-Dynastie (1601)
Herz (Xin)
Shen (Geist) ist das äußere Zeichen aller Lebensaktivitäten und Ausdruck der Or-
ganfunktionen. Aus der geistigen Ausstrahlung, der Motorik, der Gesichtsfarbe,
dem Blick, der Körperhaltung, dem Sprechen, der Atmung und den Reaktionen
auf äußere Reize können wir den Zustand des Geistes beurteilen. Eine andere
Funktion des Herzens ist die als Pumpe des Blutkreislaufes. Im Komplex des Kör-
pers ist die Rolle des Herzens dem König im Staat vergleichbar.
Die Verbindung des Herzens mit dem Körper und den Sinnesorganen
Lunge (Fei)
Die Lunge be- 1. Die Lunge beherrscht die At- 1. Störung der Atmung: Druck in
herrscht das Qi mung; reines Qi = Atmungs-Qi der Brust, Husten, Kurzatmigkeit.
(Fei Zhu Qi). wird aufgenommen, unreines 2. Mangel an Qi (Qi Xu Bu Zu):
Qi wird ausgeatmet. Die ge- wortkarg und kraftlos, leise Stim-
sunde Lunge ist die Vorausset- me, schreckhaft, kraftlose At-
zung der Qi Hua-Funktion, mung, kraftlose Extremitäten.
d.h. des Stoffwechsels.
2. Die Lunge beherrscht das Qi
im ganzen Körper: das At-
mungs-Qi und das Nahrungs-
Qi vereinigen sich im Thorax
zu Zong Qi. Dieses steigt auf
und kontrolliert die Atmung.
Es gelangt zu den Gefäßen und
treibt das Qi Xue überall in den
Körper und ernährt so diesen.
Die Lunge be- Die Lunge ist die obere Quelle, Störung im Wasserhaushalt und in
herrscht die Was- sie reguliert die Wasserwege, sie der Wasserausscheidung: Wasser-
serzirkulation. beteiligt sich an der Regulation stau im Körper (Tan Yin, Ödeme).
des Wasserhaushaltes.
110 Organphysiologie
Blutzirkulation Die Lunge assistiert dem Herzen Störung der Blutzirkulation, Dishar-
beginnt in der bei der Kontrolle der Blutzirkula- monie von Qi Xue zwischen Lunge
Lunge und führt tion. Eine Beziehung des Qi der und Herz.
zu allen Gefäßen. Lunge (Fei Qi) und des Blutes
(Qi Xue) ist gegeben.
Die Lunge be- 1. Die Lunge beherrscht das Ver- 1. Störung der Atmung.
herrscht das Ver- teilen von Nährstoffen (Xuan 2. Störung des Wasserhaushaltes.
dampfen (Xuan Fa) und von Körperflüssigkeit 3. Störung der Qi-Xue-Zirkulation.
Fa) und die Rei- (Jin Ye). Einatmen von reinem
nigung, Deszen- Qi, ausatmen von unreinem Qi
denz (Su Jiang). reguliert das Öffnen und
Schließen der Hautporen.
2. Die Lunge beherrscht die Be-
seitigung von Fremdstoffen,
die Reinhaltung des Atemwe-
ges (Su Jiang). Z.B. Schlacken-
stoffe
der Verdauung in Form von
Urin und Kot. Hier beschreibt
die TCM bildhaft die Beteili-
gung der Lunge an solchen
Prozessen.
Die Lunge be- 1. Die Lunge beherrscht die Störung der Atmung, des Wasser-
herrscht die Re- rhythmische Ein- und die Aus- haushaltes und der Blutzirkulation.
gulation (Fei Zhu atmung.
Zhi), wodurch 2. Die Lunge beherrscht das Qi
eine normale Be- des ganzen Körpers (Qi Ji).
wegung des 3. Die Lunge assistiert dem Her-
Qi (Qi Ji) gege- zen in der Regulation und im
ben ist. Antrieb der Blutzirkulation.
4. Die Lunge reguliert den Was-
serhaushalt.
Die Lunge be- Die Lunge verteilt das Verteidi- Bei Schwäche und Leere des Lun-
herrscht die Haa- gungs-Qi-(Wei Qi), transportiert gen-Qi, wenn Wasser und Essenz
re und die Haut. die Essenz zur Haut, reguliert nicht verteilt werden, die äußere
die Körpertemperatur und die Verteidigung daher nicht stabil ist:
Atmung, erwärmt und befeuch- Trophische Störung von Haut und
tet Haut und Muskulatur, sorgt Haaren, Schwitzen ohne Grund,
für Schweißsekretion, Abwehr man verkühlt sich leicht; diese Stö-
der äußeren Noxen (Wai Xie). rung breitet sich nach innen aus
(Fei Qi Bu Xuan).
Die Lunge hat in Wenn das Qi der Lunge (Fei Qi) Gestörte Lunge-Qi Passage: Nasen-
der Nase ihre freie Passage hat, dann ist die rinnen, Anosmie, gestörte Atmung.
Öffnung. Atmung gleichmäßig, die Nasen-
atmung ist frei und der Geruchs-
sinn ist normal.
Milz 111
Die Lunge be- Der Pharynx ist die Eintrittspfor- Störung der Stimme, Heiserkeit,
herrscht die Stim- te der Atmung und Ort der Pho- Aphonie.
me. nation, die Lunge ist also das Tor
der Stimme.
Milz (Pi)
Die Milz be- 1. Die Milz sorgt für Transport 1. Resorptionsstörung: kann wenig
herrscht die Ver- und Umwandlung von Nah- essen, Meteorismus, dünner Stuhl,
teilung (Yun rung und von Körpersäften; sie fahl gelbe Gesichtsfarbe, Mager-
Hua). ist die Grundlage des Lebens keit.
und die Quelle von Qi-Xue. 2. Störung des Wasserhaushaltes:
2. Sie sorgt für Transport und Tan Yin, Ödem, Diarrhö.
Umwandlung von Wasser: Re-
sorption, Transport, Ausschei-
dung von Flüssigkeit, Erhal-
tung des Gleichgewichtes im
Wasserhaushalt.
Die Milz erzeugt 1. Blut wird in ausreichender 1. Zu wenig Blut wird erzeugt: Blut-
und beherrscht Menge erzeugt. leere (Xue Xu).
das Blut (Pitong- 2. Blut bleibt in der Zirkulation 2. Kontrollverlust über das Blut: Hä-
xue). des Meridiansystems. morrhagie.
Die Milz be- 1. Nährstoffe (Qing) und Körper- 1. Nährstoffe werden nicht trans-
herrscht die säfte (Jin) werden zum Her- portiert, Qi-Xue verliert ihre
Aszendenz zen, zur Lunge, zum Kopf, zum Quelle der Erzeugung von Nähr-
(Shengqing). Mund und zum Auge (Aszen- stoffen:
denz) transportiert. Rachen- und Mundtrockenheit.
2. Erhaltung der stabilen Posi- 2. Qi-Mangel der Milz (Pi Qi Xu):
tion der Organe im Körper. Ptose, Prolaps von Organen, chro-
nische Diarrhö etc.
Die Milz be- Wenn das Qi der Milz gesund ist Wenn das Qi der Milz nicht in Ord-
herrscht die Mu- und eine gute Ernährung vor- nung ist und Mangelernährung vor-
skulatur und die liegt, dann ist die Muskulatur liegt, dann kommt es zu Muskela-
Extremitäten. voll, kräftig, die Extremitäten trophie, schlaffem Tonus, Extremitä-
sind in der Bewegung geschickt ten ermüden leicht bis hin zur Apra-
und kräftig. xie.
Die Funktion der Wenn das Qi der Milz gesund Wenn das Qi der Milz nicht in Ord-
Milz sehen wir und Qi-Xue reichlich vorhanden nung ist und Mangel an Qi-Xue vor-
am Glanz der ist, dann sind die Lippen gut liegt, dann sind die Lippen blass,
Lippen. durchblutet, glänzend und voll. gelb und welk.
112 Organphysiologie
Die Milz hat Wenn das Qi der Milz gesund Wenn das Qi der Milz nicht in Ord-
ihre Öffnung am ist, dann ist der Appetit gut und nung ist, dann hat das geringen
Mund. der Geschmackssinn normal. Appetit und einen abnormen Ge-
schmack im Mund zur Folge.
Leber (Gan)
Die Leber be- 1. Die Leber reguliert die Emo- 1. Emotionale Störungen: leicht
herrscht den tionen, die Ausgeglichenheit zornig und aufbrausend, de-
freien Fluss, die der Psyche. pressiv, freudlos.
Verteilung und 2. Sie fördert die Verdauung 2. Verdauungs- und Resorptionsstö-
das Absteigen und Resorption: Ausge- rung: Störung in Aszendenz und
(Shu Xie). glichenheit zwischen Magen Deszendenz von Milz und Ma-
(Deszendenz) und Milz gen, Störung in der Gallensaft-
(Aszendenz, normale Sekre- sekretion und -ausscheidung.
tion und Ausscheidung des 3. Störung in der Zirkulation von
Gallensaftes). Qi Xue: Qi-Stagnation (Qi Xie),
3. Sie reguliert die Blutzirkula- Blutstau (Xue Yu), Störung im
tion. Wasserhaushalt.
Wenn das Qi stagniert (Qi Xie),
dann steht auch das Wasser.
Dies hat Tan Yin (viel Sekret)
und Ödembildung etc. zur Folge.
4. Störung im Wundermeridian
Chongmai und Renmai-KG: Er-
krankungen im Meridiansystem
im Monatszyklus, während der
Gravidität und bei der Geburt.
Die Leber kont- 1. In der Leber wird das Blut Mangel an Leberblut, Mangel an
rolliert die Blut- gespeichert: Kontrolle des Le- Blutflüssigkeit: Sehnen und Augen
speicherung ber-Yang, Verhinderung von werden schlecht ernährt.
(Cang Xue). Hämorrhagie. Wenn in der Leber das Blut nicht
2. Sie reguliert die Blutmenge: gespeichert wird, dann ist die Blut-
Bei Bewegung wird das Blut zirkulation gestört, es treten Epis-
im Meridiansystem gespei- taxis, Menorrhagie, Hyper-
chert, in Ruhe in der Leber. menorrhö auf.
Die Leber be- Bei ausreichendem Leberblut: Mangel an Yin-Blut (Yin Xue):
herrscht die kräftige Muskel und Sehnen, Störung der Muskulatur und der
Sehnen, die gute Beweglichkeit, die Finger- Sehnen, glanzlose Fingernägel,
Funktion der nägel sind rosa und glänzend. Kribbeln, Zittern, Krämpfe an den
Leber zeigt sich Extremitäten.
an der Brillanz
der Nägel.
Niere 113
Die Öffnung der Bei ausreichender Essenz und Bei Mangel: verschwommenes Se-
Leber ist das Blut: klares Sehen, normale Op- hen, ikterische Sklera, Strabismus.
Auge. tomotorik.
Niere (Shen)
Die Niere spei- 1. Die Niere kontrolliert Fort- 1. Impotenz und Infertilität.
chert die Essenz pflanzung, Potenz und 2. Wachstumsstörungen: Störung
(Jing). Fruchtbarkeit. der kindlichen Entwicklung, vor-
2. Sie fördert das Wachstum, die zeitige Alterung beim Erwachse-
Alterung und ist eng mit dem nen.
Zustand der Essenz verbunden. 3. Blutbildstörung: Blutleere
3. Sie beteiligt sich an der Blut- (Xue Xu).
bildung. Die Essenz der Niere 4. Anfälligkeiten gegen über Kälte,
(Shen Jing) wird in Blut um- Hitze etc. im Alter und bei chro-
gewandelt. nisch Kranken werden mit Man-
4. Sie sorgt für die Abwehr von gel an Essenz in Verbindung ge-
äußeren Noxen. bracht.
Die Niere be- Die Qi Hua-Funktion der Niere Störung der Qi Hua-Funktion,
herrscht das ist der Mittelpunkt der Regula- Miktionsstörung, Störung des Was-
Wasser. tion des Wasserhaushaltes. Die serhaushaltes: Oligurie, Ödeme
Niere wird deshalb mit dem oder Pollakisurie, Polyurie.
Element Wasser in Verbindung
gebracht.
Die Niere be- Die Niere ist die Wurzel des Qi, Wenn die Na Qi-Funktion der Nie-
herrscht die In- das Qi der Lunge deszendiert re gestört ist, dann kommt es zu
spiration (Naqi). zur Niere und dadurch wird die einer Dyspnoe.
Atmung reguliert.
Die Niere be- In der Niere wird die Essenz Bei Mangel an der Essenz der Nie-
herrscht die gelagert; aus der Essenz wer- re (Shen Jing Xu) und Leere des
Knochen (Shen den Knochen, und das Mark er- Knochenmark: Es kommt zu
Zhu Gu). nährt. Die Essenz der Niere Wachstumsstörung der Knochen
(Shen Jing) fördert Knochen- und Kraftlosigkeit in den Gliedern.
wachstum, -entwicklung und Zähne werden locker, Zahnausfall.
-regulation.
In der TCM werden die Zähne
als die Ausläufer der Knochen
angesehen. Wenn das Shen
Jing voll ist, dann finden wir in-
takte, feste Zähne.
114 Organphysiologie
Die Außenbe- In der TCM werden die Haare Wenn das Shen Jing leer ist, dann
grenzung der als die Ausläufer des Blutes an- sind die Haare brüchig, weiß und
Niere ist das gesehen. Aus dem Shen Jing sie fallen aus.
Haar. wird Blut. Wenn das Shen Jing
voll ist, sind die Haare farbig
und glänzend.
Die Niere hat 1. Wenn Shen Jing voll ist,dann 1. Ein Mangel an Shen Jing führt
Öffnungen an funktioniert das Gehör normal. zu Tinnitus und Taubheit.
den Ohren und 2. Wenn Qi Hua-Funktion in 2. Eine Störung in Qi Hua führt zu
an den beiden Ordnung ist, dann ist die Blase Miktionsstörungen und zu Stö-
Ausscheidungs- gesund und die Sexualfunk- rungen der Sexualfunktionen.
organen. tion normal. 3. Störung der Stuhlqualität: Obsti-
3. Wenn die Milz ausreichend pation oder Diarrhö.
Wärme bekommt, sind Stuhl
und der Stuhlgang normal.
Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser bilden nach der chinesischen Naturphilo-
sophie die materielle Basis des Universums und auch des Menschen. Sie sind also
die so genannten 5 Grundbaustoffe der Natur. Diese 5 Grundstoffe sind letztlich
Zustände und Erscheinungen von Qi. Die Lehren des Yin/Yang und der 5 Ele-
mente wurden im alten China dazu benützt, die Erscheinungen und Gesetzmä-
ßigkeiten in der Astronomie, Wetterkunde, Kalenderkunde, Landwirtschaft, Bio-
logie, Chemie etc. zu beschreiben. Physiologische Mutter-Kind-Regel: Das im Uhr-
zeigersinn vorausgehende Element ist immer die Mutter des nachfolgenden Ele-
ments: Wasser ist Mutter von Holz; Holz ist Kind von Wasser; Holz ist Mutter von
Feuer; Feuer ist Kind von Holz usw. Produktion (Kreation, Förderung, Schöpfung
oder Generation, Sheng) und Hemmung (Destruktion, Kontrolle oder Restriktion,
Ke) bilden ein selbstregulierendes Feedback-System. Es gibt Forscher, die mei-
nen, dass Qi die Basis der Elemente ist. Das Qi ist weder konkret materiell, noch
ein rein metaphysischer Begriff. Mit der 5 Elementelehre beschreibt die TCM die
Wandlungen des Qi (Qihua). (Siehe Jun xi, 1994.)
Metall/Westen/Lunge Holz/Osten/Leber
Erde/Südwest/MP Feuer/Süden/Herz
Die volle Linie beschreibt in der obigen Abbildung die Richtung der Produktion,
die strichlierte Linie die Richtung der Hemmung. Die 5 Elementelehre, eine Über-
sicht ihrer Bewegungen und Umwandlungen.
118 Die 5 Elementelehre
*Aus „5 E und die einfache Tonleiter“, Li junlong, TCM-Universität Beijing 100102, Vol. 9,
No. 8, Zhongguo zhongyi jichu yixuzazhi, 2003
Süden/Herz/Feuer, vorne
Osten/Leber/Holz, Westen/Lunge/Metall,
Qi aufsteigend, links Qi absteigend, rechts
Norden/Niere/Wasser, hinten
Yang-Meridiane
1. Jing/Metall G 44 Dü 1 3E 1 M 45 Di 1 B 67
2. Ying/Wasser G 43 Dü 2 3E 2 M 44 Di 2 B 66
3. Shu/Holz G 41 Dü 3 3E 3 M 43 Di 3 B 65
4. Jing/Feuer G 38 Dü 5 3E 5 M 41 Di 5 B 60
5. He/Erde G 34 Dü 8 3E 10 M 36 Di 11 B 54
Komplexes Regulationssystem 121
Yin-Meridiane
1. Jing/Holz Le 1 H 9 KS 9 MP 1 Lu 11 N 1
2. Ying/Feuer Le 2 H 8 KS 8 MP 2 Lu 10 N 2
3. Shu/Erde Le 3 H 7 KS 7 MP 3 Lu 9 N 3
4. Jing/Metall Le 4 H 4 KS 5 MP 5 Lu 8 N 7
5. He/Wasser Le 8 H 3 KS 3 MP 9 Lu 5 N 10
Komplexes Regulationssystem
Das komplexe Regulationssystem der TCM besteht aus den Lehren von Qi,
Yin/Yang und den 5 Elementen. Das ist ein abstraktes Funktions- und Bezie-
hungssystem. Die Beziehung im System ist realistisch. Die Dynamik im System ist
relativ und austauschbar. Qi ist das ungeteilte Yin/Yang. Qi geteilt ist Yin und
Yang. Die 5 Elemente entsprechen den 5 Qi-Formen.
Die 5 Elemente teilen sich in Yin und Yang: Feuer/Wasser bzw. Metall/Holz;
die Erde ist Vermittler zwischen Yin und Yang. Die Vernetzung der vier Jahres-
zeiten mit Yin/Yang und den 5 Zangorganen (siehe Su Jing, TCM-Universität Bei-
jing, China, aus: Zhongguo, Zhongyi, Jichuyixue, Zazhi, 11/1995) stellt sich wie
folgt dar:
Im Zentrum der Regulation und Krankheitslehre steht das System der 5 Zang-
organe. Für die Funktion gelten sichtbare Strukturen und nicht sichtbare Verbin-
dungen. Lebendiger Austausch von Energie, Materie und Information und damit
Erhaltung des Lebens. Die Umwandlung von Energie (Qi) in Materie (z.B. Blut)
und Information ist Qi Hua. Das Leben ist Qi Ji, das sind die vier Bewegungs-
richtungen des Qi (auf, ab, nach außen und nach innen). Das Komplexe Regula-
tionssystem ist ein mehrdimensionales System von Zeit und Raum. In einem sol-
chen System leben wir in Abhängigkeit von Rhythmus der Zeit und Änderungen
der räumlichen Strukturen. Alle Subsysteme im Körper müssen harmonisch sein.
Alles ist ständig in geordneter Aktivität. Der Körper ist ein sich selbst stabilisie-
rendes System. Der Pfeil von außen (1) bis innen (11) symbolisiert die Ebene der
11 Subsysteme. Die Richtung der Verknüpfungen ist aber mehrdimensional und
vernetzt.
Schwächen des TCM-Regulationssystems sind: 1. Es ist ein Modell ohne die
Möglichkeit der Quantifizierung. 2. Die Beziehungen der Subsysteme ist unzu-
reichend. 3. Im Modell sind viele subjektive Elemente. Darin sind nicht inkludiert
naturwissenschaftliche Aspekte wie Soziologie, Politik, Philosophie und Kultur.
Das TCM-Modell besteht aus Funktion, Zahlensymbolen und einem Modell des
ständig (zeitlich) in Änderung befindlichen Selbstregulationssystems aus Akti-
vierung und Hemmung (Sheng, Cheng).
Die westliche Medizin hingegen basiert auf dem Substrat bezogene Physiolo-
gie und Pathologie. Wie z.B. die Histologie, die Röntgenbilder; sie beschreiben
einen Momentzustand des Lebens. (Siehe Zhang Qicheng, TCM-Universität Bei-
jing, in: Zeitschrift „Zhong Guo Yi Yao Xue Bao“, 5/2003.)
122 Die 5 Elementelehre
1. Taiyang
2. Süden – 5 Rich-
tungen
3. Sommer/Feuer –
5 Zeiten
4. Hitze – 5 Qi
Yin Yang der 5. Gluthitze –
5 Zeiten 5 Klima
6. Wachsen –
5 Hua/Umwand-
lung
Yin-Abnahme 7. Herz –
5 Zangorgan
8. Dünndarm –
1. Shaoyang 5 Fuorgan 1. Zhiyin
2. Osten 9. Blut/Gefäß – 2. Mitte
3. Frühling/Holz 5 Körper 3. Spätsommer/Erde
4. Wind 10. Zunge – 5 Sinne 4. Feuchtigkeit
5. Feuer/warm 11. Gesicht – 5. Feucht
6. Gedeihen 5 Äußerung 6. Umwandlung
7. Leber 7. Milz
8. Gallenblase 8. Magen
9. Sehen 9. Muskel
10. Augen 10. Mund
11. Nägel 11. Zunge
Yin-Zunahme
Yang-Zunahme
1. Taiyin
5 Zang-System 1. Shaoyin
2. Winter 2. Herbst/Metall
3. Norden/Wasser 3. Westen
4. Kalt 4. Trocken
5. Kalt/kühl 5. Kühl
6. Verbergen 6. Zurückziehen
7. Niere 7. Lunge
8. Blase Yang-Abnahme 8. Dickdarm
9. Knochen/Mark 9. Haut
10. Ohr 10. Nase
11. Haar 11. Körperhaare
ZB = Zungenbelag
ZK = Zungenkörper
124 Die 5 Elementelehre
Nasenbluten, ZK rot, ZB
gelb, Puls sehnig und tachy-
card.
Leber-Qi- Die Leber erfüllt ihre vertei- Koliken, Depression, kolikartige
Stau (Gan lende (Shu Xir) Funktion Globusge- Flanken- oder Oberbauch-
Qi Yu Jie) nicht. fühl schmerzen, Globusgefühl,
3 Typen: Qi-Stau, Qi-Stau mit Menstruationsstörung; Puls
Tan, Qi Ji Niluan (Disharmo- sehnig; Zungenbelag: dünn,
nie der Qi-Funktion). weißlich.
Kälte Exogene Kälte schädigt den Unterleibs- Kälte-Schmerzen am Unter-
blockiert oberflächlichen Verlauf des schmerzen, bauch, Besserung bei Wär-
den Le- Le-Meridians. Hernie me.
Meridian
(Han Xie
Gan Mai)
Feuchte Am Verlauf des G- und Le- Cholezysti- ZK rot, ZB gelb-glitschig,
Hitze in Meridians staut sich Feuch- tis, Ver- Puls sehnig, Flanken-
Leber und tigkeit und Hitze. Grund: schlussikte- schmerzen, wenig Appetit,
Gallenbla- Exogene Hitze und Feuchtig- rus, Ulkus, Völlegefühl, bitterer Mund-
se (Gan keit bzw. sog. endogene Hit- Salpingitis, geschmack, Miktion- und
Dan Shi ze und Feuchtigkeit infolge Orchitis, Defäkationsstörung, Ikterus,
Re) des Genusses von zuviel Fett, Skrotalek- Skrotalekzem, Puritus, hit-
Gewürzen und Süßwaren; In- zem zige, schmerzhafte Hoden-
suffizienz der Milz (Pi Yun schmerzen, übel riechender
Shi Jian). Fluor flavus, Puritus geni-
tale.
Gallenbla- Depression, psychischer Feigheit, Schreckhaftigkeit, Unruhe,
sen-Qi- Stress verursachen eine Stau- Wehleidig- ZB gelb, glitschig, Depres-
Mangel ung des Leber-Qi, dieses ver- keit, Schwä- sion (in der Anamnese meist
(Dan Yu wandelt sich in pathogenen che exogene psychische Trau-
Tan Rau) Schleim (Tan), dann in Hitze mata); bitterer Mundge-
und stört so das Qi der Gal- schmack, Übelkeit, Thorax-
lenblase; die Harmonie zwi- und Flankendruckgefühl,
schen Mut und Feigheit ist Vertigo, Augenflimmern etc.
ebenso gestört.
Herz-Qi- Die Stadien der Herzpump- Herzinsuffi- Stadium 1 (Xin Qi Xu): Pal-
Mangel, funktionsstörung sind zuerst zienz pitation, Dyspnoe, Belas-
Herz- Xinqi, dann Xinyang, zum tungsdyspnoe, Gesichts-
Yang-Man- Schluss der Zusammenbruch blässe, schwitzen ohne An-
gel (Xin Qi (Baotuo). lass, kraftlos, ZK blass, z.B.
Xu, Xin Gründe: chronische Leiden, weiß, Puls zart (alles wie bei
Yang Xu, Alter, akutes Ereignis, ange- Qi-Mangel-Syndrom);
Xin Yang borene Organschwäche des Stadium 2 (Xinyangxu): wie
Bao Tuo) Herzens. oben, zusätzlich Kältescheu,
kalte Extremitäten, Ge-
sichtsfarbe grau, Druck bzw.
Schmerzen in der Brust, ZK
dick, blass bis livid, Puls
zart und dünn.
Stadium 3 (Xinyangbaotuo):
wie oben, zusätzlich, Kalt-
Organsyndrome im Rahmen der TCM 127
schweiß, Benommenheit,
Atemdepression, Blässe,
Lippenzyanose.
Herz-Yin- Es sind dies zwei Stadien der Organische Palpitation, Vergesslichkeit,
Mangel, Herz-Yin-Schädigung. Herzkrank- Schlafstörung, lebhafte
Herz-Blut- Die Eigenschaft von Yin und heit, Anämie Träume, Vertigo, Blässe an
Mangel Blut sind gleich, weil Blut Yin Gesicht, Lippen und Zunge,
(Xin Yin ist. Daher sind die Symptome Puls zart. Bei Xin Yin Xu zu-
Xu, Xin gleich. sätzlich: Magerkeit, Hitze
Xue Xu) an Handfläche, Fußsohle
und in der Brust, schwitzen
ohne Grund, Wangen gerö-
tet, Mund- und Rachen-
trockenheit.
Herz-Blut- Viele Gründe können die Angina Thoraxschmerzen, Schmer-
Stau „Meridiane des Herzen verle- pectoris zen an der ulnaren Seite des
(Xin Mai gen“. Typisch sind hier die Armes, Palpitationen, an der
Bi Zhu) Chronizität und die Stenocar- Zunge sind blaue Punkte
die. Gründe: Chronische Lei- bzw. Flecken zu sehen, Puls
den; zuviel an trübem, patho- dünn, knotig (Herzrhyth-
genem Schleim (Tanzhu), musstörung).
Stagnation von Qi und Xue 1. Qi Xu Xue Yu: Thorax-
(Vitalenergie- und Blut-Stau), schmerzen, deutliche Pal-
Blutstau infolge lange anhal- pitation, am gesamten
tender exogener Kälte oder Körper sind Zeichen des
endogener Kälte bei relativer Qi-Mangels festzustellen.
Yin-Fülle durch Yang Man- 2. Tanning Xue Yu: Deutli-
gel. Emotionale Schädigung che Thoraxschmerzen,
führt ebenfalls zu einer Qi- Adipositas; Schwerege-
Stagnation und Blutstau. fühl, Müdigkeit; ZB weiß
glitschig, Puls schlüpfrig.
3. Hanning Xue Yu: Plötz-
lich einsetzende Stenocar-
die, bei Wärme bessert
sich der Schmerz, Kälte-
scheu, kalte Extremitäten,
ZK blass, ZB weiß, Puls
tief und fest.
4. Qiyu Xue Yu: Stenocardie
mit Dehnungsgefühl,
Schmerzanfall (von der
Psyche abhängig), oft
kombiniert mit Sympto-
men der Leber-Qi-Stagna-
tion.
Aufsteigen Ist von den Symptomen und Hypertonie, Schlafstörung, Aphtose, Na-
des Herz- der Topik ein sehr komplexes Hyperthy- senbluten, Ulzera der Haut,
Feuer (Xin Krankheitsbild. Ursachen: reose, Glos- rote Zungenspitze, Hitze-
Huo Emotionen; endogene Hitze; sitis und Unruhegefühl in Tho-
Kang Genuss von zuviel Fettem, rax, rotes Gesicht, häufiger
Sheng) Süßem, Gewürzen. Durst, konzentrierter Harn,
fester Stuhl.
128 Die 5 Elementelehre
Befunderhebung
TCM-Syndrom –
Zheng Xing
12 Krankheitslehre
Die Dreier-Regel
Diese ist eine Vereinfachung der TCM-Diagnose für Akupunktur/Tuina im Wes-
ten für den Anfänger (nach Alexander Meng).
Die im letzten Kapitel über die Differentialdiagnose der TCM gezeigten Tabelle
dienen der Standardisierung der TCM-Diagnose.
Eine empfehlenswerte Vorgangsweise ist, nach der schulmedizinischen Diag-
nose eine Zuordnung nach den TCM-Syndromen vorzunehmen. Die Diagnose der
Schulmedizin ist meist exakt, die TCM hingegen unscharf. Dennoch gibt es vie-
le Bemühungen, diese zu standardisieren.
132 Krankheitslehre
Exogene
Noxe
Stagnation Hitzestau
Magen-Qi- des Qi Ji im Magen
Schädigung (Qi Ji (Wie Re
Yong Xie) Zhi Sheng)
Diätfehler Fülle-
Schmerzsyndrom
Stagnation Magen-Yin-
Psyche Blutstau
des Leber-Qi Schädigung
Qi-Senkung
Milz- in Mitte
Chronische (Zhong Qi
Beteiligung
Krankheiten Xia Xian)
Leeres
Schmerzsyndrom
Körper
geschwächt
Milz-Qi-Mangel
(Pi Qi Bu Zu)
Blutverlust
Milz-Yang
geschwächt
(Pi Yang
Bu Zhen)
Über-
müdung
134 Krankheitslehre
Apparative und
Labor-Unter-
suchungen
Diagnose nach
MM
Erkranktes Organ
bzw. erkrankte
Region feststellen
Erkrankungsdauer beur-
teilen; Differenzieren, ob
Mangel an Vital-Qi, oder
ob es um Fülle pathologi-
sches Qi handelt
Syndrom-Quantifizie-
Typen-Qualifizierung nach
rung nach Vital-Qi
pathologischem Qi (Xie-qi shi)
(Zheng-qi xu)
Wind – Kälte – Som- Feuch- Trocken- Feuer Energie Blut – Schleim Wasser – Nah- Tier – Energie- Blutlee- Yin
Energie- Yang
Feng Han merhitze tigkeits- heit – (Hitze) – Qi Xue – Tan Shui rungs- Chong leere –– re –
leere Leere – Leere –
Shu Shi Zao Huo (Re) Shi Qi Xu
Qi Xu Xue Xu Yin Xu Yangxu
XX- XX-
Syndrom Syndrom
Zheng Zheng
XX-Typ XX-Typ
Xing Xing
Standardisierunug von Zhnghou (Y), Kardinalsymptom (A), Nebensymptom (B), Zunge und
Puls (C), Lokalbefund bzw. Laborbefund (D)
Y = A + B; Y = A + C; Y = A + D; Y = B + D; Y = A + C; Y = A + B + C; Y = B + C + D; Y =
A + B + C + D; Y = A1 + A2 + AN
Zang Zuordnung bedeutet nicht anatomische Lokalisation, da Zang im Stoffwechsel der TCM
Morphologie, Physiologie und Pathophysiologie inkludiert.
Zheng Hou Syndrome der TCM inkludieren Ätiologie, Lokalisation (System), Pathogenese und
Dynamik einer Erkrankung
Bing Krankheit (z.B. Bi Rheuma)
Zheng Symptom, z.B. Fröstelns
Jin, Ye Kot
Milz
Atmung Lunge
Schwitzen
Herz Leber
136 Krankheitslehre
Nach der Anamnese gilt es, die möglichen Ursachen von Krankheiten zu fin-
den.
Krankheitsursache/Xie Qi = Noxe
Erkrankung Anamnese
Xie
Funktions- Bian-zheng
Symptome
störung (Differenzialdiag-
Zheng nose der TCM)
Qi
Kälte ist eine Noxe mit Han Zheng (Kältesyndrom) Shanghan: Kältescheu, man
Yin-Eigenschaft schadet dem Yang-Qi kann nicht schwitzen;
Zhonghan: Kältegefühl im
Magen und Oberbauch, Er-
brechen, dünner Stuhl, Frös-
teln, kalte Arme und Beine
blockierend, stagnierend Verzögerung der Qi/Xue- Hanbi: Gelenksschmerzen mit
Zirkulation bis zum Kältezeichen; Shanghan:
Auftreten von Schmerzen Kopfschmerzen, Körper-
schmerzen; Zhonghan:
Magen- und Oberbauch-
schmerzen
zurückziehend, Schweißporen schließen Kältescheu, man kann nicht
zusammenziehend schwitzen, Hitzegefühl
Muskelkrämpfe, Kontraktionen der Extremitä-
Kontraktionen ten, Störung bei Beugung und
Streckung
Feuchtigkeit 139
Re Xie (Hitze)
Zorn
Grübelei
Angst
Stress
Pathomechanismus
Zorn – Leber
Schreck, Freude – Herz
trifft direkt ein vom Herzen Grübeln – Milz
Trauer, Sorge – Lunge
Organ ausgehend Angst – Niere
Diätfehler
Sättigungsfehler
Unreine Nahrungsmittel
Einseitige Ernährung
Ba Gang
Die 8 Prinzipien des Ba Gang (Grundmuster) sind Regeln für eine TCM-Diffe-
renzialdiagnose und eine Anleitung zur Therapie. Die 8 Prinzipien (Modalitäten,
„Konditionen“) beziehen sich ursprünglich auf das Eindringen pathogener Fak-
toren von außen nach innen bei fieberhaften Erkrankungen, sind aber geeignet,
bei jeder Erkrankung gewisse Kriterien zu beschreiben. Diese Prinzipien sind:
Yin/Yang, Bao/Li, Re/Han, Shi/Xu.
Yin/Yang
Erschöpfung, nach langer Krankheit (wenn viel vom Yin der Niere verbraucht
wurde), im Spätstadium einer fieberhaften Erkrankung (Hitze verbraucht viel Yin
der Niere), nach sexuellen Exzessen etc. auf. Bei Yin-Mangel des Herzens ist
ebenfalls das Bild der Hitze durch Leere (Xu Re) zu finden, dazu kommen inne-
re Unruhe (Herz), Palpitationen (Herz). Die Ursachen sind emotionale Überan-
strengungen bzw. auch Erkrankungen, bei denen es zu Yin-Mangel in der Leber
bzw. Niere kommt.
Dieser Komplex ist von den folgenden zu unterscheiden:
– Bei Yang-Mangel in der Niere (Shen Yang Xu) finden wir im Unterschied Ge-
sichtsblässe oder ein dunkelverfärbtes Gesicht, Kreuz- und Knieschmerzen,
Katergefühl, kalte Hände und Füße (besonders an der unteren Extremität), Mü-
digkeit, Potenzstörungen, Ejakulatio precox, Frigidität und Fertilitätsstörung
bei Frauen, dünnen Stuhl, morgendlichen Durchfall, Pollakisurie, Nykturie, ZK
blass, ZB weißlich, Puls tief, dünn und kraftlos (besonders an der Position Lu
7). Ursache hierfür ist oft eine angeborene Yang-Schwäche oder das hohe Al-
ter bzw. schwere Krankheit oder Stress. Typisch ist dabei die Reduktion der
Sexualität und Fortpflanzung, gleichzeitig Kälte an OE und UE, Knie, Lumbal-
region, also Zeichen von Kälte durch Leere (Xu Han). Wenn im Krankheitsbild
Ödeme vorkommen (Shen Xu Shui Fan), dann spricht dies für ein weiteres Fort-
schreiten des Yang-Mangels.
– Von Yang-Fülle der Niere, Yin-Fülle der Niere wird allgemein nicht gesprochen.
– Beim Syndrom des Essenz-Mangels der Niere (Shen Jing Bu Zu) finden wir
wiederum Reifungsstörungen bei Kindern und Erwachsenen, Abnahme der
Sexualität und vorzeitige Alterung. Der Unterschied zum Yin-Mangel in der
Niere (ShenYin Xu) ist das Fehlen des Bildes der Hitze bei Leere (Xu Re).
– Bei Störung der Qi-Haltefunktion in der Niere (Shen Qi Bu Gu) kommt es zu
Miktionsstörung, Pollutionen, Ejakulatio precox, Fluor albus sowie zu einer
Funktionsstörung in den Wundermeridianen Chongmai und Renmai.
– Bei sehr fortgeschrittenem Yin-Mangel in der Niere finden wir das prognostisch
sehr ernste Bild von Shen Bu Na Qi, das sich durch Folgendes zu erkennen gibt:
Ruhedyspnoe, ZK blass, Puls tief und dünn.
Im Unterschied dazu finden wir bei Qi-Stagnation in der Leber (Gan Yu Qi Xie)
Depression, wechselnde Druckschmerzen in Flanken bzw. im Epigastrium, Glo-
busgefühl, häufiges Seufzen, bei Frauen Brustschmerzen, Dysmenorrhoe, ZB
dünn, weißlich, Puls sehnig. Die Symptome sind stark von den Emotionen ab-
hängig. Der Grund ist die gestörte „Verteilungsfunktion der Leber” (Shu Xie).
Ausgelöst meist das durch seelische Belastungen oder durch leberschädigende
Noxen. Das Fertigpräparat Xiao Yao San wirkt in diesen Fällen sehr positiv (sie-
he auch Kap. 11 und 12 zum Menopause-Syndrom).
Spezielle Syndrome
Nach der stofflichen Zugehörigkeit unterscheidet man: Störungen von Blut (Xue),
Vitalenergie (Qi) und Körpersäften (Jinye).
Qi-Stagnation und Tan-Blockade (Qi Yu Tan Jie) zeigen sich an folgenden
Symptomen: Depression, innere Unruhe, Druck- und Spannungsgefühl in Brust
und Flankenregion, Druck am Oberbauch, öfters Aufstoßen, Müdigkeit, wenig
Appetit, ZK blass, ZB weißlich, Puls sehnig bzw. schlüpfrig.
154 Die Acht Prinzipien (Ba Gang) und die TCM-Differenzialdiagnose (Bian Zheng)
gestörte Funktionen:
exogene Noxe Lunge: Xuanjiang
Stoffwech-
schadet Milz: Jian Yun
Tan
Diätfehler Niere: Qi Hua
selstörung
den Ein- (Jin Ye), Yin
emotionale Noxe Leber: Shu Xie
geweiden Wasserstau
Stress 3E: Wasserwege
Blase: Qi Hua
• Trauma – Blut
aus dem
Lo-Gefäß
• Qi-Leere – Qi Blut verlässt das
kann das Blut Gefäß, bleibt im
nicht kontrol- Körper
lieren
• Blut-Hitze – Blut
zirkuliert irre-
gulär
exogene Noxe schadet
Emotionen Blutstau
dem
Diät (Yu Xue)
Körper
Stress • Qi-Leere – kraft-
Trauma lose Blutzirkula-
tion
• Qi-Stagnation –
Blutzirkulation
blockiert Blutzirkulations-
• Blut-Kälte störung, auch in
• Kälte blockiert Organen
die Blutzirkula-
tion
• Blut-Hitze –
„überhitztes Blut
ist zäh“
dunkelrotes Blut
Blutung
mit Koagula-Beimischung
1. Gesicht, Mund, Lippen, Nagel
2. ZK dunkelrot, mit blauen
Flecken
Inspektion blaue Flecken 3. blaue Flecken unter der Haut
4. Gesicht dunkelgrau
Pulsdiagnose zähes Fließen des Blutes, Puls langsam, sehnig, knotig etc.
TCM-Differenzialdiagramm (Bian Zheng) 157
Qi-Syndrome
Blutstau Fixierte Schmerzen, vibrie- zyano- unchar. zyano- Einfluss auf das
(Xue Yu) Knoten, Tumore (Symptome, rend tisch tisch Blut: B 17,
je nach Lokalisation, meist MP 10;
nach Trauma oder Stress). Qi und Blut
bewegen: MP 6,
KG 6, M 36;
Bluten lassen:
B 54Bi/ B 40ch,
Lu 5. Moxa lokal.
Blut-Hitze Rote Exantheme, Blutungen, bran- tiefrot gelb hochrot Blut-Hitze ent-
(Xue Re) Durstgefühl, wenig Trinken, dend fernen:
nächtliches Hitzegefühl, Un- B 54Bi/ B 40ch,
ruhe bis zum Delirium. Meist Lu 5 bluten
als Folge äußerer Hitzeein- lassen;
wirkung, von Depression, Hitze entfernen:
Diätfehlern. Di 11, LG 14
Blut nähren und
kühlen:
B 17, B 20,
MP 10.
Bluttro- Trockenheit der Haut, im sehnig, rot, tro- wenig schup-
ckenheit Mund und Rachen, Mager- schnell cken pig,
(Xu Zao) keit, Stuhl fest, wenig Harn. trocken
Meist durch Blutverlust oder
bei langer Krankheit, aber
auch im Alter.
Blutkälte Taubheitsgefühl an Händen dünn
(Xue Han) und Füßen, glanzlose Haut,
Frösteln, kalte Bauchdecke,
auf Wärme weniger Schmer-
zen, Dysmenorrhoe. Meist
durch äußere Kälte (Yin Han)
oder Qi-Leere (Qi Xu) aus-
gelöst.
■ Zorn schadet der Leber, Freude dem Herzen, Denken der Milz, Trauer/Sorgen
der Lunge und Schreck/Angst der Niere. Alle 7 Emotionen können dem Her-
zen schaden. Jede einzelne Emotion, wie Zorn, Denken, Sorgen, Trauer,
Schreck und Angst kann der Leber schaden. Jede einzelne Emotion, wie
Denken, Sorgen, Trauer, Angst und Zorn kann der Lunge und Milz schaden.
Manchmal kann eine Emotion vielen Organen schaden, wie Angst der Niere
schadet, aber auch dem Herzen und der Gallenblase.
■ Emotionen führen zur Qi-Störung (Qi Ji). Bei Zorn steigt das Qi hoch, bei Freu-
de wird die Bewegung des Qi ruhiger, langsamer, bei Trauer „verschwindet“
das Qi, bei Angst senkt sich das Qi, bei Schreck wird das Qi „durcheinander“,
„verknotet“ das Qi und bei Sorgen „versammelt” sich das Qi. Solche Qi Ji-Stö-
rung (mit Aufwärtsbewegung von Qi) können im Körper zur Stagnation (Fül-
lesyndrom) von Blut, Qi, Tang, Feuer, Feuchtigkeit, Nahrung führen. Ander-
seits wenn die gestörte Qi-Richtung nach distal gerichtet ist, kann sie zu Lee-
resyndromen (Qi-Leere, Blutleere, Essenzleere etc.) führen. Wenn der emotio-
nale Reiz verschwindet normalisiert sich das Qi Ji auch.
■ Wenn aber die emotionalen Reize zu lange, zu intensiv einwirken, dann kommt
es zur Organstörung mit Schlafstörung, Palpitation, vielem träumen, innere Un-
ruhe, Depression, psychische Auffälligkeiten. Weiters auch zu Asthma, Tho-
raxschmerzen, Aufstoßen, Erbrechen, Durchfällen, Meteorismus, Kopf-, Ma-
gen-, Bauch- und Rippenschmerzen, Vertigo, Diabetes mellitus, Potenzstörun-
gen, Zyklusstörungen etc. Hier muss Akupunktur, Pharma- und Psycho- The-
rapie gleichzeitig angewendet werden.
■ Die Psyche benötigt die 5 Organe als Basis ihrer Funktion. Die 5 Organe hän-
gen funktionell zusammen. Jede psychische Störung kann das Herz oder Le-
ber oder die Milz oder die Niere treffen. In der Psychosomatik spielen das Herz
und die Leber die wichtigste Rolle.
Zunächst wollen wir uns aber den „Drei Schätzen der Gesundheit“ zuwenden.
Shen, Psyche,
Seele
A. Psyche-Seele (Shen)
Der erste und wichtigste Schatz unseres Körpers ist die Shen (die Psyche, der
Geist). Shen ist etwas Abstraktes, es ist das Erscheinungsbild unseres Lebens, der
Funktionen der Eingeweide. Die Psyche (Shen) bedarf für ihre optimale Funktion
der stofflichen Basis des Qi und der Essenz der Niere. Shen ist so der Herrscher
aller Organfunktionen.
Das Gehirn wird in der TCM oft gemeinsam mit dem Mark unter dem Begriff
Naosui zusammengefasst. Dadurch bringt die TCM eine enge Beziehung des
Hirns/Markes mit dem Knochen und der Niere zum Ausdruck. Bei der schulme-
dizinischen Diagnose Gehirnerkrankung geht die TCM von einer möglichen Be-
teiligung einer Nierenfunktionsstörung aus. Deshalb spielt die Essenz der Niere
(Shen Jing) eine wichtige Rolle in der Differenzialdiagnose und Therapie.
„Das Organ Herz bewahrt den Geist, die Seele, die Psyche und die Persön-
lichkeit“. Shen bezeichnet in der TCM den gesamten Ausdruck des vitalen Kör-
pers, wie Haltung, Gesichtsfarbe, Ausdruck der Augen, Sprache (z.B.auf eine Fra-
ge folgt die Antwort rasch), Bewegungsabläufe etc.; im weiteren Sinn auch See-
lenleben, Duktus und Bewusstsein. Die Basis des Shen ist die Essenz der Niere
(Shen Jing). Die pathophysiologischen Erscheinungen der Organe (Zangxiang)
und der Emotionen und des Geisteszustandes werden ebenfalls als Shen be-
zeichnet.
Die Beurteilung des Augenausdruckes des Patienten gibt z.B. wichtige Infor-
mationen über den Zustand von Geist (Shen), Essenz des Nieren (Jing Qi) und Vi-
talenergie (Qi). Das Herz reguliert und kontrolliert auch die 7 Emotionen (Freu-
de, Zorn, Sorge, Grübeln, Trauer, Angst und Schrecken), welche nach der 5 Ele-
mentelehre wiederum jeweils einem Organ zugeordnet sind. Die Chinesische Me-
dizin kennt keine scharfe Trennung zwischen Körper und Psyche. Jing Qi (Essenz
der Niere, Extrakt) bildet die materielle Basis des lebenden Organismus. Aus dem
Jing Qi entsteht aber auch der Geist (Shen). Der Geist entsteht mit der Befruch-
tung, und erlischt mit dem Tod. Der Geist bedarf der Kräftigung durch Nahrungs-
und Atmungs-Qi.
Anatomisch gesehen ist das Gehirn der TCM mit dem Gehirn der westlichen
Medizin identisch, aber physiologisch wird in der TCM die Psyche (die Gehirn-
funktion) mit den Organen Herz, Leber, Niere, Gallenblase etc. in Zusammen-
hang gebracht. Das Herz wird der Funktion nach mit dem König eines Staates
verglichen. Besonders wichtig für uns ist die psychosomatische Kontrollfunktion
des Herzens über alle übrigen Organe.
164 Psychovegetative Syndrome
B. Vitalenergie (Qi)
Der zweite Schatz unseres Körpers ist die Vitalenergie (Qi). Drei Arten von Qi ken-
nen wir in der TCM:
Aufgaben des Qi sind: Antrieb (Soma und Psyche), Funktion (z.B eines Organs),
Erwärmen des Körpers, Abwehr und Umwandlung/Transformierung von Stoffen
aus der Nahrung, der Luft und der Erbanlage in Blut, Qi, Jing etc.
Vitalenergie wird aus der Atmung (Sauerstoff), Verdauung (Nährstoffe) und der
„Beimengung von Essenz der Niere“(Jing) im Körper aufgebaut. Die Bedeutung
des Qi liegt in der TCM in seiner Wichtigkeit für Lebenskraft (Alter, Sexualität,
Wachstums), für die Informationsverarbeitung (z.B. das Nervensystem), Atmung
(Sauerstoff, Oxydation), Energiestoffwechsel (Aufbau der energiespeichernden
Verbindungen, z.B. ATP).
Therapie
Nadelakupunktur
Punkte: Vier kluge Götter, LG 20, G 20, PdM, LG 14 (chi), B 23, KG 4, KS 6, M 36,
MP 6.
Bei Herz-Milz-Mangel (Xin Pi Liang Xu): zusätzlich B 15, B 20, KG 6 (Bufa durch
Drehung).
Bei Herz-/Nieren-Yin-Mangel (Xin Shen Yin Xu): H 7, N 3, LG 4 (Bufa durch
Drehung und Auf- und Abbewegung).
Bei aufsteigendem Leber-Yang (Ganyang Shangkang): N 1, M 36, M 40 (Xiefa
durch Drehung).
Schröpfen
LG 14 (Dazhui), LG 11(Shendao, unter D5), B 15, B 18; LG 12 (Shenzhu, Unter
D3), LG 10 (Lingtai, unter D 6), B 20, B 23; KG 12, KG 4. Diese 3 Programme ab-
wechselnd verwenden.
Bei Herz-Milz-Mangel (Xin Pi Liang Xu): Schröpfglas von B 13 langsam bis
B 20 bewegen, bei B 15 und LG 14 (Dazhui) die 3 Gläser 15 Min. liegen lassen.
Bei Qi-Stagnation und Tan-Blockade (Qi Yu Tan Jie): von B 18 bis B 13 die Glä-
ser bewegen, dann bei B 18 und LG 14 (Dazhui) 5 Min. liegen lassen.
Bei Herz-/Nieren-Yin-Mangel (Xin Shen Yin Xu): die Gläser von B 13 nach B
23 bewegen, dann bei B 23 10 Min. liegen lassen, anschließend noch bei LG 14
(Dazhui) 5 Min. liegen lassen. Jeden Tag eine Sitzung. Eine Woche Pause zwi-
schen den einzelnen Zehner-Serien.
Laserpunktur
Sedativpunkt 1, Anmian 1 (= Neu-Punkt 27, Mittelpunkt der Verbindungslinie
zwischen 3E 17 und Yiming = PaM 13 (PaM = Punkt außerhalb des Meridiansys-
tems) und Sedativpunkt 2, Anmian 2 (Neu-P. 28 Mittelpunkt von der Verbin-
dungslinie zwischen G 20 und PaM 13). Oder in der Knochenrinne zwischen War-
zenfortsatz und Hinterhauptschuppe, in der Höhe des Antitragus (PaM 13, Yiming
= hinter dem Warzenfortsatz, 1 Cun dorsal von 3E 17).
H 7, Taiyang-Sonne, KS 6, M 36 und MP 6. Täglich eine Behandlung, pro Punkt
10 Min. Zur Laseranwendung:
He-Ne-Laser mit 2 bis 4 mW Ausgangsleistung.
166 Psychovegetative Syndrome
Tuina
PdM (Point de Merveille, Wunderpunkt, zwischen den Augenbrauen gelegen.),
Taiyang-Sonne (liegt zwischen G 1 und 3E 23), LG 23, LG 20, LG 14 (Dazhui), G 20,
Di 20, Di 4, KS 6, 3E 5, H 7. Behandlung im Sitzen oder Liegen. In 5 Schritten:
Von PdM über G 14 zu Sonne 15-mal Tui-Schieben; etwas fester Andrücken
bei Sonne.
Mit einer Hand das Hinterhaupt (wenn der Patient sitzt) halten, mit dem Dau-
men der anderen Hand von PdM bis LG 20 20-mal schieben (Tui). Bei LG 23 und
LG 20 immer etwas fester Andrücken.
Von LG 14 (Dazhui) bis G 20 schräg nach oben 20-mal schieben. Bei G 20 et-
was fester drücken.
Mit dem Fingerbauch die Zone Di 20 andrücken und Friktionieren (Rou); bis
zum zarten Deqi-Gefühl.
Andrücken der Zonen Di 4, KS 6, 3E 5. H 7 links und rechts je 2 Minuten pro
Zone. Ideal ist die tägliche Behandlung.
Ohr-Dauernadel
Punkte: Shenmen, Subcortex, Occiput, Hirn, Neurastheniepunkt. Je nach der Si-
tuation zusätzlich noch Milz, Magen, Leber, Niere, Dickdarm, Taiyang, Stirn, NN,
Sympathikus, Endokrinum. Jeweils 3 bis 5 Hauptpunkte und 2 bis 3 Zusatzpunk-
te. Der Patient kann selbst die Punkte 3- bis 5-mal pro Tag drücken. Nach ca. ei-
ner Woche die Nadeln entfernen. Linkes und rechtes Ohr abwechselnd verwen-
den.
Burnout-Syndrom
Das Burnout-Syndrom ist stark im Zunehmen. Nach den Entdeckern Freuden-
berger und North lässt sich das Burnout-Syndrom in verschiedene Stadien unter-
teilen: Am Beginn steht der Zwang, sich selbst zu beweisen. Es mangelt an der
Bereitschaft zu erkennen, dass die eigenen Möglichkeiten und Grenzen erreicht
sind, deswegen Rückschläge und Misserfolge sich häufen. Dann kommt es zu ver-
stärktem persönlichen Einsatz und der Vernachlässigung eigener Bedürfnisse. Im
fortgeschrittenen Stadium schließlich kommt es zum völligen Burnout mit geisti-
ger, körperlicher und emotionaler Erschöpfung sowie besonderer Infektanfällig-
keit. Die Gefahr von Herz-, Kreislauf- oder Magen-/Darmerkrankungen steht im
Vordergrund.
Warnsignale für drohendes Burnout sind:
– Man arbeitet viel, redet nur noch darüber, nimmt sich keine Zeit für sich und
seine Familie.
– Man will immer mehr Pausen einlegen, alles wird einem lästig und zuwider.
– Man bekommt Aggressionen gegen seine Mitmenschen.
– Man wird zynisch.
– Kompensatorische Handlungen nehmen zu: übermäßiges Einkaufen, Essen,
Trinken, Rauchen.
– Äußere Auffälligkeiten (z.B. der Zerfall von Beziehungen) treten auf.
– Psychosomatische Beschwerden wie extreme Müdigkeit, Schlaflosigkeit, etc.
nehmen zu.
Chronic fatigue Syndrom 167
Die chinesische Medizin geht meist von einer Beteiligung der Organe Herz, Le-
ber, Niere und Milz/Pankreas aus.
Behandlung
Programm 1: LG 20, G 20, PdM (Yintang, EX-HN 3), Di 4, H 5, H 7, Le 2, M 36,
B 20, B 14 und B 23.
Programm 2: Ginseng als Antistressmittel. Dabei sollte man darauf achten, nur
qualitativ hochwertige Präparate (aus der Apotheke) zu verwenden, die eine Ta-
gesdosis von mindesten 10 mg an Ginsenosiden garantieren.
Adipositas
Allgemein günstig: M 34, MP 4, M 40, M 36, M 25, KG 12.
Raucherentwöhnung
Zur Behandlung: Drei Sitzungen sind ausreichend. Im Abstand von 3 Tagen je
eine Sitzung. Mit der Behandlung nur dann beginnen, wenn der Patient bereit ist,
ab sofort keine einzige Zigaretten mehr zu rauchen. Bei einem Rückfall muss wie-
der neu mit der Behandlung begonnen werden.
Hauptpunkte: LG 20, Lu 7. Je nach den bei einem Entzug zu erwarteten Symp-
tomen sind zusätzliche Punkte zu verwenden. Bei Husten: KG 17, KG 22. Bei
vegetativer Symptomatik: H 7, G 20, KS 6. Bei verstärktem Appetit: KG 12, M 25,
M 21, M 36.
Ohrpunkte: Lunge, Magen, Shenmen und die symptomatischen Punkte.
Pro Sitzung nur ein Ohr verwenden. Pro Sitzung nur 2 bis 3 Punkte behandeln.
Neurologische
16 Krankheiten
Polyneuropathie
Meist ist ein mehr oder weniger symmetrischer Befall einer Reihe von peripheren
Nerven gegeben, an den unteren Extremitäten distal beginnend. Symptome: Miss-
empfindungen, in der Nacht sich verschlimmernd (burning feet Syndrom), abge-
schwächte bis fehlende Reflexe etc.
Wenn die Symptomatik nicht stark ausgeprägt ist, wird auf die Therapie sogar
recht gut angesprochen.
Programm 1: Lu 5, Di 15, Di 11, 3E 5, Di 4, EX-UE 9 (Baxie, interdigitale Punk-
te), B 54, M 36, G 39, MP 6, B 60, EX-LE 10 (Bafeng, interdigitale
Punkte).
Programm 2: (nach Wang Qicai 2003): Für den Arm: Di 11, Di 4, Di 10, 3E 5 und
EX-UE 9.
Für das Bein: M 32, M 36, M 40, G 30, G 31, G 34 und EX-LE 10. Im Frühsta-
dium Le 3 und B 17. Die Punkte an den Extremitäten mit kontinuierlichen elekt-
rischen Impulsen 30 Min. stimulieren. Bei Spätstadium MP 10, MP 6 und N 3 zu-
sätzlich. Die elektrische Stimulation mit Intervallimpulsen von 30 Min. ist in die-
sem Fall günstiger.
Cephalea
Es werden 8 Typen der Cephalea nach ihrer Ätiologie eingeteilt. In der chinesi-
schen Literatur werden diese unter vaskuläre Cephalea eingereiht. Nachfolgend
die entsprechenden Behandlungspunkte:
Typ A: „äußerer Wind/Kälte“: 3E 7, B 12, G 20, Taiyang/Sonne, Di 4.
Zusätzlich bei Husten Lu 7, Nasenrinnen Di 20, Fieber, Frösteln LG 14, 3E 5.
170 Neurologische Krankheiten
Trigeminusneuralgie
Der schmerzhafte Trigeminus entsteht zumeist ab dem 50. Lebensjahr, meist im
2. Ast des N. trigeminus. Wenn der Patient auf die übliche Schmerztherapie nicht
anspricht bzw. wenn wegen Nebenwirkungen der Patient die Menge der Medi-
kamente einschränken muss, dann ist die Akupunktur eine sinnvolle Ergänzung.
Die Punkte sind: G 14, B 2, Taiyang, Dü 18, Di 20, G 20 und Di 4, Le 3 und M 36.
Wei Tong
Dies ist eine sanfte Form der Qi-Stimulation mit der feinen Akupunkturnadel. In
allen Stadien des Insultgeschehens ist sie geeignet. Sie stärkt das Qi, damit das
Qi in den Meridianen wieder ungehindert fließen kann. Klinische Symptome wie
Hemihypästhesie, Hemiparese, Dysarthrie gehören nach TCM zum Syndrom der
Meridianstörungen.
– Bu Zhong Yi Qi Fang: Programm um die Mitte (Milz/Pankreas) und das Qi zu
stärken. Es besteht aus KG 20, KG 12, KG 6, LU 9, M 36 und MP 6.
– Shou Zu Shi Er Fang: Programm aus 12 Nadeln an Arm und Bein. Es besteht
aus Di 11, KS 6, Di 4, G 34, M 36 und MP 6.
– Lao Shi Zhen Fang: Programm aus 10 Nadeln (von Wang Leting, Doyen der
Akupunktur). Es eignet sich zur Verbesserung der Verdauung (Milz/Pankreas
und Magen). Ursprüngliches Programm: KG 11, KG 12, KG 13, KG 6, M 25, KS
6 und M 36. Modifiziert nach Huang Shixi, Guanganmen Hospital Beijing: KG
12, KG 6, M 25, KS 6, M 36 und MP 4.
– Jie Yu Fang: Ein Aphasie-Programm bestehend aus 2 Programmen.
Programm 1: KG 22, Dü 16, KS 6, H 5, und N 6.
Programm 2: LG 16, LG 15, G 20 und 3E 17. Es sollte abwechselnd genadelt
werden.
– Du Mai Shi San Zhen Fang: Das Programm besteht aus der Nadelung von 13
Punkten des Lenkergefäßes. Es ist ein Programm von Wang Leting für sehr lan-
ge bestehende Insulte. Es besteht aus: LG 20, LG 16, LG 14 (Dazhui), LG 13,
LG 12, LG 11, LG 9, LG 8, LG 6, LG 5, LG 4, LG 3 und LG 1.
172 Neurologische Krankheiten
Qiang Tong
Der Mikroaderlass mit Dreikantnadeln ist eine starke Stimulationstechnik.
– Li Qi Hua Tan Fang: ein Qi regulierendes, schleimlösendes Programm. Es be-
steht aus KG 12, KS 6, M 40 und MP 4.
– Qi Bi Fang: ein die Sinne öffnendes Programm. Für soporöse oder depressive
bzw. agitierte Patienten. Es besteht aus: KG 26, KS 6 und N 1.
– Aderlass mit Dreikantnadeln: An Punkten wie LG 20, die „vier Klugen Götter
(Ex-HN 1)“, 10-Fingerkuppen (Ex-UE 11), 12-Jing xue (Meridian-Endpunkte
der Hand, Lu 11, Di 1, KS 9, 3E 1, Dü 1 und H 9).
– Shi Er Tou Fang: 12 Durchstichpunkte (von einem Punkt in Richtung des an-
deren die Nadel vorschieben). Es ist besonders wichtig, um die Qi-Stauung an
Gelenken zu beseitigen. Die 12 Punkte sind: Di 15 zu Di 14, Di 11 zu H 3, 3E 5
zu KS 6, Di zu KS 8, G 30 zu G 31, Le 8 zu G 33, G 34 zu MP 9, M 36 zu B 57
(Cheng Shan), G 39 zu MP 6, G 40 zu N 6, B 60 zu N 3 und Le 3 zu N 1.
– Tong Bian Fang (Shi Zheng): Programm gegen Obstipation vom Fülle-Typ. Es
besteht aus G 34, M 36 und M 40.
Wen Tong
Die Wärmepunktur ist besonders geeignet bei langjährigem Leiden und ge-
schwächten Schlaganfallspatienten.
– Hui Yang Gu Tuo Fang: ein Yang stärkendes Programm. Es wird jeder Punkt
(KG 8 und KG 4) mit 5–7 Moxakegeln gewärmt. M 36 wird mit Moxa am Na-
delgriff behandelt.
– Huo Zhen Liao Fa: Feuernadel an der Yang-Seite des Gelenkes. Die Technik
ist im Westen wenig bekannt. Es wird eine spezielle Akupunkturnadel an
einer Spirituslampe erhitzt und rasch in die Hautstelle eingestochen und gleich
wieder herausgezogen. Geeignet bei spastischen Gelenkskontrakturen.
– Shan Guan Fa: Schröpfkegel-Technik. Es wird an den Zustimmungspunkten
des Blasenmeridians gesetzt. Dies löst den Blutstau und die Schmerzen am
Rücken.
Postcommotionelles Syndrom
Symptome: Kopfschmerzen, Vertigo, Konzentrationsstörung, Hirnleistungsschwä-
che etc. Punkte:
G 20, LG 20, Di 4, die „vier Klugen Götter (EX-HN 1, Sishencong)“, Le 3, N 3,
M 36, M 40.
Dazu noch die Punkte nach der Dreier-Regel der Wiener Schule verwenden.
Diese Indikation spricht besonders gut auf die Tuina-Behandlung an.
Multiple Sklerose
Die Multiple Sklerose (MS) bzw. Encephalomyelitis disseminata ist eine in Schü-
ben verlaufende, entzündliche Erkrankung von Gehirn und Rückenmark. Als
Symptome finden wir: Lähmung, Sensibilitätsstörung, Schmerzen, Sehnervschä-
Parkinson-Krankheit 173
Parkinson-Krankheit
Das Parkinson-Syndrom ist gekennzeichnet durch eine Störung der willkürlichen
und unwillkürlichen Bewegungen (Akinese, Rigor und Ruhe-Tremor). Schulter-
Arm-Syndrom, Lumbalgien oder Lumbo-Ischialgien sind die Quelle häufiger
Fehldiagnosen des beginnenden Parkinson-Syndroms. Im weiteren Verlauf kom-
men die vegetativen Symptome, wie vermehrter Speichelfluss, Schluckstörungen,
Störungen der Schweißsekretion (Hypo- bzw. Hyperhidrose), vermehrte Talgab-
sonderung der Gesichtshaut (Salbengesicht), Harndrang als Zeichen der Blasen-
störungen, Potenzstörungen, Störungen der Kreislauf-Funktion, Störungen der
Verdauungsfunktion (wie Obstipation), Atemstörungen etc. dazu. Auch psychi-
sche Symptome wie depressive Verstimmung, Schlafstörungen, Gedächtnisstö-
rungen können dazukommen. Eine Reihe von hochwirksamen modernen Arz-
neien steht uns heute zur Verfügung. Die Tuina-Therapie kann als eine sympto-
matische, adjuvante Methode, wie auch Krankengymnastik, Ergotherapie, Logo-
pädie und Massage, eingesetzt werden.
Die TCM ordnet hier ebenfalls der Organ-Niere und der Organ-Leber zu: Man-
gelsyndrome des Blutes und der Vitalenergie; Mangelsyndrom der Leber und der
Niere; Syndrom des Blutmangels in der Leber (mit Entstehung des „inneren Win-
des“). Die meist verwendeten Punkte sind: die „vier klugen Götter (EX-HN 1), Le
3, N 3, LG 16, Di 4, G 20, 3E 5, Di 11, G 34, M 36, MP 6, LG 26, M 2, B 56.
Programm 1: EX-HN 1, G 20, Di 11, Di 4, Le 3, G 34 und N 3.
Programm 2: LG 20, LG 16, Di 4, MP 6, Le 3, G 34 und M 36.
174 Neurologische Krankheiten
Programm 3: (nach Wang Qicai, 2003): LG 20, „vier klugen Götter“ (EX-HN 1),
G 20, Di 4, Le 3 und G 34. Bei Leber/Niere-Leere dazu: B 18, B 23,
BMP 6. Bei Qi-/Xue-Leere zusätzlich: KG 6, MP 10 und M 36. Bei
Tanzhu Dongfeng (Schleim-Tan Störung): M 40, KG 12 und MP 9.
Bei Tremor-Dominanz zusätzlich LG 14 (eventuell anschließend hier
schröpfen). Bei Rigor-Dominanz zusätzlich Le 14 und MP 21 (je 10
Min Moxen).
Es sollte auf einen abwechslungsreich gestalteten Speiseplan geachtet werden,
um eine adäquate Nährstoffversorgung zu gewährleisten.
17 Onkologie
In den vielen Jahren als Lehrer der Akupunktur und Arzt habe ich mich viel mit
onkologischen Problemen beschäftigt. Für die adjuvante Behandlung mit der Aku-
punktur haben wir zahlreiche Ansätze. Voraussetzung für einen optimalen Ein-
satz ist die genaue Kenntnis der „exotischen“ Betrachtungsweise der TCM und
der Technik der Nadeltherapie.
Ziel der Behandlung ist eine deutliche Besserung der Lebensqualität, mehr Ap-
petit, Schmerzreduktion, Aktivierung der Immunabwehr, Verlängerung der Le-
benszeit, Verbesserung der Verträglichkeit der Chemo-/Radiotherapie und der
operativen Eingriffe.
Das Verständnis von der Entstehung von Tumoren und ihre Behandlung ist in
der modernen Medizin eng mit der apparativen Diagnostik, wie Röntgen, Labor,
Histologie, Chirurgie, Chemo-/Radiotherapie etc., verbunden. Die TCM kennt alle
diese Verfahren der Diagnose und Therapie nicht. Die histologische Unterschei-
dung der Tumore in gutartige bzw. bösartige ist demnach mit den Regeln TCM
nicht möglich.
Es ist für den im Westen tätigen Arzt Pflicht, die Diagnose und Therapie zuerst
exakt nach den Regeln der Evidence-based Medicine (EBM) durchzuführen, erst
dann kann man, als zusätzliche Möglichkeit, die TCM-Therapie anwenden.
– Flankenschmerzen: Le 14.
– Schwitzen ohne Anstrengung: H 6.
– Blutungsneigung (Nasenbluten, Blaue Flecken etc.): B 17, Lu 5, MP 1 (besser
nur Moxatherapie bzw. Druckpunkte an den entsprechenden Ohrreflexzonen,
keine Nadelung).
– Hämatemesis: Erbai (EX-UE 2).
– Blut im Stuhl: B 25, B 27, Erbai (EX-UE 2), Zhoujian (EX-UE 1), KG 6, G 34,
M 39.
– Anämie: B 15, KG 14, G 39, B 38.
– Lymphödem mit schmerzhaften Schwellungen: Di 11, G 34.
Behandlungspunkte
– Gehirn: LG 20, G20, B 39, MP 6.
– Nasopharynx: LG 23, Di 20, Lu 7, N 6 .
– Larynx-Karzinom: Am Beginn handelt es sich meist um junge Patienten mit
Fülle-Zustand (Shi). Später mit Leere-Zustand (Xu). Bei Fülle-Zustand: M 44,
Lu 10, Lu 7, KG 23. Bei Leere-Zustand: N 3, KG 22; N 6, M 36.
– Schilddrüsen-Karzinom: Dü 17, Di 17, KG 22, 3E 13, KS 6, KG 22, B 10, B 11.
– Lunge/Bronchus-Karzinom: Allgemein: B 13, Lu 7, Lu 6, Lu 1, KS 6. Programm
nach den 3 Stadien. Früh: B 12, B 13, Lu 9. Mittel: B 13, LU 1, Lu 5, 3E 6, M 36.
Spät: B 13, LU 1, Lu 9, B 38 (Gaohuang), KG 6, H 7, B 20, B 23. Nach der Che-
mo/Radiotherapie allgemein: B 13, KG 6, M 36.
– Ösophagus-Karzinom: In China ist es die zweithäufigste Karzinomdiagnose.
Programm nach den 3 Stadien: Früh: KS 6, KG 13. Mittel: KG 17, B 17, KS 6, M
36. Spät: MP 6, KS 6, KG 22, MP 2.
– Magen-Karzinom: G 12, M 21, MP 4, M 36, M 34. Punkteprogramm nach den
3 Stadien: Früh: KG 12, KS 6, M 36, G 34. Mittel: KG 12, M 36, KS 6, B 21, 3E
22. Spät: KG 12, B 21, Le 13, B 20, MP 6.
– Leber-Karzinom: Im Grunde liegt hier ein Mangelzustand im Körper vor, aber
die oberflächlichen Symptome zeigen oft Zeichen der Fülle. Von der anfäng-
lichen Erkrankung des Qi mit Füllezeichen entwickelt es sich zu einer Erkran-
kung des Blutes, zuerst Stagnation, dann Hitze, am Ende oft Blutleere. Pro-
gramm nach den 3 Stadien: Früh: B 18, KS 6, G 34, EX-B4 (Bigen). Mittel: B 18,
LE 14, G 34, EX-B4 (Bigen). Spät: B 18, Le 14, B 20, M 36. Für den Zustand nach
Chemo-/Radiotherapie: M 36, KG 6, Di 4.
– Dickdarm-Karzinom: M 25, Di 11, M 36. Am Beginn oft ein Zustand der Fülle,
dann kommt es langsam zum Zustand der Leere. Die Stagnation von Verdau-
ungsbrei gibt ein Bild der Fülle. Programm nach den 3 Stadien. Früh: M 25, B
25. Mittel: M 25, B 25, M 36. Spät: B 25, M 25, M 36, KG 6. Für den Zustand
nach Chemo-Radiotherapie: M 36, KG 6, Di 4.
– Mamma-Karzinom: M 18, M 16, M 15, M 36, M 40, Le 14, LG 14 (Dazhui),
KG 17, M 36, Le 5, B 17(Moxa), B 18 (Moxa). Von LG 11(Shendao) subcutan zu
LG 9 (Zhiyang).
– Myoma uteri: KG 2, N 11, EX-CA1 (Zigong), MP 6.
– Cervix-Karzinom: Das Programm wird je nach dem, ob es sich um einen Zu-
stand der Fülle oder Leere handelt, differenziert. Im Füllezustand, meist am Be-
ginn der Erkrankung, Unregelmäßigkeit im Monatszyklus, Kontaktblutung,
Fluor albus mit üblem Geruch, Unterleibsschmerzen, ZK und Lippen sehr rot,
ZB: gelb oder weiß, Puls sehnig kräftig. Punkte: KG 6, Le 5, Le 2, MP 6. Im Fül-
lezustand, meist im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung, viel Blutverlust,
Konzepte der Tumortherapie 183
Tumorschmerztherapie
Die moderne Schmerztherapie ist bei Tumorpatienten mit den Empfehlungen des
WHO-Stufenschemas und den die Befindlichkeit verbessernden Begleittherapien
wie Autogenes Training, Physiotherapie, Massage, Psychotherapie, Kreativthera-
pie, Kneipptherapie etc. eine Selbstverständlichkeit geworden.
In China verzichtet man nicht auf operative Therapie und auch die Chemo-/Ra-
diotherapie wird hoch geschätzt. Doch Angebot und Kosten setzen hier eine Gren-
ze. Wir dürfen uns im Westen sehr glücklich schätzen, dass die Sozialsysteme noch
die meisten Therapien der Medizin bezahlen und der Mittellose nicht vor die Tür
gesetzt wird.
Prinzip der Punktauswahl bei der Schmerztherapie ist in der TCM der Primär-
tumor und die Meridianzugehörigkeit.
Bei Schmerzen (Qi-Stagnation), meist zeigt das Gesicht eine bläuliche Verfär-
bung, bei lokalisierten Schmerzen bzw. dumpfen, nicht lokalisierten Schmerzen
ist allgemein ein Mikroaderlass an den Punkten Lu 5 und B 54 günstig.
Weitere günstige Maßnahmen sind:
– Die Xi-Punkte des betroffenen Organs zeigen starke, regulierende Wirkung auf
das Organ. Für die Lunge ist der Xi-Punkt Lu 6. Für den Dünndarm ist Dü 6.
Für den Magen ist es M 34 etc.
– Anfangs- und Endpunkte des betroffenen Meridians, z.B. bei Bronchus-Karzi-
nom der Anfangspunkt des Lungemeridians Lu 1 und bei Lu 11 der Endpunkt.
– Alarmpunkt und Zustimmungspunkt des betroffenen Meridians, z.B. bei Bron-
chus-Karzinom ist Lu 1 der Alarmpunkt und B 13 der Zustimmungspunkt der
Lunge.
– Beim Karzinom eines Yang-Organs (Magen, Dünndarm, Dickdarm, Gallenbla-
se, Harnblase) ist der untere He-Punkt des betroffenen Meridians besonders
wirksam. Z.B. bei Magen-Karzinom ist M 36 der untere He-Punkt des Magens,
bei Gallenblasen-Karzinom ist G 34 der untere He-Punkt etc.
184 Onkologie
pie enden. Insgesamt 18 Tage lang behandeln. Die obige Studie zeigt eine Stei-
gerung der Leukozytenzahl und von IgG, IgA und IgM im Vergleich zur Zeit
vor der Chemotherapie. Die in diesen Studien praktizierte Aku-Injektion von
1–1,5 ml Injektionslösung (aus Chengdu bestehend aus Huang Qi-Astragalus
membranaceus) an M 36 und MP 6 zeigt das gleiche positive Ergebnis wie
Moxa.
Nieren- und
18 Leber-Schwäche
Im Alter findet man oft die Syndrome der Nieren und Leber-Schwäche (Shen Xu,
Gan Xu). Nach der TCM basieren alle Symptome bei älteren Menschen auf einer
Nieren-Schwäche. Nicht alles, das im Alter auftritt ist reversibel, nicht alles ist zu
stoppen oder wenigstens zu verlangsamen. Die TCM setzt auf Akupunktur, Aku-
pressur, Moxibustion, Qi Gong, gesundheitsfördernde Nahrung (TCM-Diät) und
angepasste Lebensführung und Psychohygiene, um das bestmögliche zu errei-
chen. In der TCM bilden die Niere und die Leber eine physiologische Gemein-
schaft, da nach der TCM-Theorie Mark (Rücken, Hirnmark) von der Niere erzeugt
wird und Mark wiederum die Leber erzeugt.
Rind, Schaf, Ingwer etc., aber auch Nahrung, welche die Essenz und das Yin der
Niere stärken. Das Tor zum Leben (Ming men) ist in der Akupunktur der LG 4.
Die TCM hat dazu 3 Meinungen: 1. Ming meng ist Lebensfeuer (ming men hua
= Nieren-Yang). 2. Nieren-Yin und Nieren-Yang zusammen sind das Ming men.
3. Ming men ist ein eigenständiges Organ, ihre Wirkung umfasst alle Yang- und
Yin-Aspekte des Körpers. Die Niere ist nur für ihr eigenes Yang und Yin zustän-
dig.
TCM-Arzneien, die allgemein günstig dafür sind:
Sheng Di Huang (Rhemanniae Radix), Shou Wu (Polygoni multiflori Radix), Gou
Qi Zi (Lycii Fructus), Nu Zhen Zi (Ligustrum Lucidum), Yin Yang Huo (Epimedii
Herba), Liu Wei Di Huang Wan (besteht aus Shoudihuang – Rehmanniae Radix
prep. Shanzhuyu – Corni Fructus, Shan Yao – Discoreae oppositae Rhiz., Zexie –
Alismatis Rhizoma, Mu Dan Pi – Moutan Radicis Cortex, Fuling – Poriae cocos
Sclerotium). Diese sind als Fertigpräparate in Drageeform im Handel erhältlich.
Allgemein günstige Akupunktur-Punkte bei Leere-Syndromen der Niere sind:
M 36, MP 6, B 23, KG 4 und LG 20 (meist mit tonisierendem Reiz oder Moxi-
bustion). Zusätzlich symptomatische Punkte sind B 13 für die Lunge, B 15 für das
Herz, B 20 für die Milz, B 21 für den Magen, B 18, LG 4, KG 6 und N 3 für Leber
und Niere.
Moxibustion: B 20, B 23, KG 4, KG 6 und M 36. Jeweils 2 bis 4 Punkte, jeden
2. Tag einmal jede Zone 1 Min. lang.
Depression
Symptome: übertriebene Sorgen und Angstgefühle, vermindertes Selbstwertge-
fühl, negatives Denken, Zukunftsangst, gestörter Schlaf, morgendliches Stim-
mungstief, Abgeschlagenheit, Energielosigkeit, Freudlosigkeit, man lebt zurück-
gezogen.
Behandlung
Programm 1: M 25, H3, LG 20, KG 15, MP 3.
Programm 2: LG 20, Yintang (EX-HN 3), LG 14, G 20, B 23, N 3, LE 3 und
MP 6.
Programm 3:
Bei Leere-Syndrom von Herz und Milz/Pankreas: KS 6, MP 6, B 15, B 20, Tai-
yang (EX-HN 5), H 7 und LG 20.
Bei Stagnation des Leber-Qi: KG 17, Le 3, Le 14 und B 18.
Programm 4: LG 20, LG 24, KG 17, KG 14, G 20, KS 6, LG 14 und LG 12.
Moxibustion:
Programm 1: LG 15, KS 6, Le 2, Le 3 und N 3.
Programm 2: LG 20 (dabei auf die Haare Acht geben), Di 4, H 7, B 18, KG 6
und MP 6.
Die tägliche Durchführung der 21 Qigongübungen (siehe Seite 215 Bao Jian
Gong) kann in leichten Fällen überraschend viel positive Effekte bewirken.
Aus dem Bereich der Phythotherapie ist Johanniskraut bei milder Form der
Depression empfehlenswert.
Wenn die stimmungsaufhellende Wirkung nicht ausreichend ist, dann sind auch
Kalte Hände/Füße, Frieren 189
Müdigkeit
Symptome: Kraftlosigkeit, Schläfrigkeit am Tag, man ist wenig belastbar, man
macht öfters eine Ruhepause.
Behandlung
KS 6, Di 11, M 36.
Das tägliche Trinken von Ginseng-Tee kann innerhalb von einigen Tagen die
Müdigkeit beseitigen. Die einfachste Art der Zubereitung ist das Aufweichen von
einer einen halben Daumen großen getrockneten Ginsengwurzel in Menge von
100 cc kochend heißem Wasser über 1 bis 2 Stunden. Die gleiche Wurzel kann
man noch 2 × in je 100 cc kochend heißem Wassern ziehen lassen. Die Ginseng-
Wurzel in weißer Farbe sollte bevorzugt werden, da die Wurzel von braun-roter
Farbe ev. den Blutdruck erhöhen kann.
mitkochen. Pro Topf genügen abwechselnd 1 bis 2 Pflanzen. Alle oben genann-
ten Pflanzen gehören in China sowohl zur Medizin wie auch zur Gesundheits-
nahrung. Sie sind in gut sortierten Apotheken erhältlich.
Behandlung
H 3, H 7, N 1, Le 3 und LG 14 (über dem 7. Halswirbeldornfortsatz).
Behandlung
N 7 (2 Fingerbreit über dem Innenknöchel des Unterschenkels, am Rand des
Schienbeins), Lu 7 (etwa 3 Fingerbreit über dem daumenseitigen Handgelenks-
querfaltenende, genau über der Arterie; hier ist die Stelle der Pulsdiagnose für
die Niere), LG 14.
Bei trockenem Mund, Kehle bzw. Augen: Die allgemeine Ausgetrockenheit
kommt nicht nur davon, dass man weniger Flüssigkeit zu sich nimmt, der Haupt-
grund liegt darin, dass das Gewebe – wie Haut, Schleimhaut, Unterhautgewebe,
Muskulatur – „altert wie ein welkendes Blatt im Herbst“. Das morgendliche Tro-
ckenheitsgefühl, aber auch der Reizzustand der Augen verweist auf ein Versie-
gen der Tränen (Konjunktivitis sicca).
Mehr zu trinken ist sicher wichtig, aber die TCM legt auch Wert auf eine Ver-
besserung der Organfunktionen, welche mit dem Wasserhaushalt direkt zu tun
haben. Es sind dies die Organe: Milz/Pankreas, Lunge und Niere.
Punkte: MP 6, MP 4, Lu 7, KG 17, B 13, B 23, N 1.
Kurzatmigkeit
Wenn diese schon bei geringen Belastungen auftritt, spricht das neben einem
Trainingsmangel auch für eine Schwächung der Vitalkapazität, der Atmungshilfs-
muskulatur und es ist auch ev. ein Anzeichen für das Vorliegen zu hohem Drucks
im Bauchraum (z.B. bei Blähungen).
Behandlung
LG 14, B 13, KG 17, KS 6, M 36, M 25, B 25.
Palpitationen
Wenn das Herz laut internistischem Befund in einem dem Alter entsprechenden
Zustand ist, dann kann diese Störung auf ein psychosomatisches Krankheitsbild
Vergesslichkeit, Demenz 191
Behandlung
Wenn die Palpitation nur fallweise auftritt, dann hilft zumeist die Akupressur der
Punkte KS 8, H 3, H 7, Lu 1, B 65 und KS 6.
Vergesslichkeit, Demenz
Vergesslichkeit bedeutet nicht immer automatisch Demenz. In aller Munde ist
heute die Angst, man stehe am Beginn der sog. Alzheimer Krankheit. Bei diesen
Symptomen ist zuerst eine genaue neurologische Untersuchung angebracht, denn
dahinter kann neben einer organischen Störung oft auch eine Depression oder
eine vaskuläre Demenz stecken.
Auf das Bestehen einer Demenz weisen folgende Punkte hin: Störung des Kurz-
zeitgedächtnisses (des gerade Erlebten), gestörte Erinnerungsfähigkeit, z.B. der
alte Mensch ist ständig auf der Suche nach seinen Gebrauchsgegenständen wie
die Brille, der Schlüssel etc. Auffallend ist auch das Verleugnen der Vergesslich-
keit. Eine Fassade wird aufrecht erhalten. Ausweichende floskelhafte Antworten
sind oft zu hören. Später kommen Orientierungsstörungen (hinsichtlich Adresse,
Wohnung, Jahreszeiten etc.) hinzu. Schwierigkeiten beim Erkennen von Freun-
den, Angehörigen und Störungen der Sprache und der Bewegungen verursachen
Probleme im Alltag. Schließlich treten geistiger und körperlicher Verfall auf. In
speziellen Memory-Kliniken (-Ambulanzen) können fortgeschrittene Fälle multi-
professionell betreut werden.
Behandlung
Programm 1: LG 20, Vier Klugen-Götter (EX-HN 1), M 36 und MP 6.
Programm 2: H 7, KS 6, Yintang (EX-HN 3) und N 3.
Programm 3: (nach Wang Qicai, 2003): LG 20, die „Vier Klugen Götter“ (EX-
HN 1), N 3, N 4, G 39 und M 36. Bei Leber/Niere-Leere: B 18, MP 6. Bei Qi-/Xue-
Mangel: KG 6, B 17. Bei Schleim-Stagnation in der Körpermitte: M 40 und KG 12.
Bei Blutstau: B 17 und B 54 (Weizhong).
Am Beginn der Alzheimer-Krankheit schützt die regelmäßige Einnahme von
speziellen Medikamenten (z.B. Galantamin, Donepezil Hydrochlorid, Rivastig-
mindehydrogentartrat, Memantinhydrochlorid, Ginkgopräparate etc.) vor einem
raschen Fortschreiten der Vergesslichkeit. Bei der sog. Altersdepression kann die
gezielte antidepressive medikamentöse Einstellung binnen kurzer Zeit den Zu-
stand bessern.
je 5 Gramm He Tao Ren (Walnuss, Juglans regia) und Fu Shen (Poriae cocos Pra-
dicis Slerotium). Die Mischung in 4 Schüsseln Wasser kochen bis nur 1 Schüssel
übrig bleibt (erst aufkochen, dann bei kleiner Flamen weiterkochen). Bei Fieber,
Grippe und Husten mit viel Schleim damit pausieren. (Rezept von Chen Jianbo,
China, Zhong Hua Yang Sheng Bao Jian 2/2003.)
Chronische Bronchitis
Nach der TCM werden Lunge, Milz/Pankreas und Niere als beteiligte Organe an-
gesehen.
Behandlung
Programm 1: B 13, B 15, B 17, KG 21 und KG 17.
Programm 2: Lu 1, M 40, LG 12, B 13 und B 38 (Gaohuang).
Moxaprogramm: LG 14, KG 12, B 13, B 23 und B 38 (Gaohuang).
Schlafstörung
Wenn die Schlafdauer weniger als 5 Stunden beträgt, sprechen wir von Ein- und
Durchschlafstörung. Die Therapie des Mangels an Qi und Xue sieht die TCM als
Schwerpunkt an.
Obstipation 193
Behandlung
Programm 1: H 7, MP 6.
Programm 2: LG 20, LG 24, G 20, EX-HN 1, Di 4, LE 3, MP 6, H 7 und M 36.
Programm 3: N 1 (nur 5 Min. lang zart stimulieren, die Nadeln etwas liegen las-
sen). Der Patient kann selbst vor dem Schlafengehen diese Stelle massieren oder
N 1 und M 36 mit Moxa erwärmen.
Programm 4: B 15, B 23, B 18, B 20, B 19, KS 6, MP 6 und Di 11 zu KS 3.
Schlafapnoe-Syndrom
Wenn eine konservative bzw. nicht apparative Therapie erwünscht wird, dann
kann man es mit der Akupunktur versuchen. Die Nadeln werden neutral stimu-
liert, 2 × in der Woche, nach einer Behandlungsserie von 10 × ist eine Pause von
etwa einer Woche sinnvoll. Um ein Urteil über das Ansprechen zu fällen, ist zu-
nächst eine Serie erforderlich. Insgesamt sind aber mindestens 3 Behandlungsse-
rien erforderlich, um den Zustand zu stabilisieren. (Empfehlungen von Liu Gui-
ling, Shenyang, China, 2000).
Behandlung
Hauptprogramm: LG 20, LG 26, M 36, Di 4, MP 6.
Zusatzprogramm: KG 4, M 25, M 40.
Vertigo
Schwankschwindel wird in der TCM als verursacht durch das Aufsteigen des Le-
ber-Yang bzw. durch Schleim (Tan), der die Sinne vernebelt, angesehen. Leber
und Niere zeigen dabei zumeist Mangelzustände. Es gehört zu den Störungen,
die relativ gut auf Akupunktur ansprechen.
Behandlung
Programm 1: Yintang (EX-HN 3), KS 6, G 20 und Dü 19.
Programm 2: G 12 und KS 6.
Programm 3: Le 3 in Richtung N 1.
Programm 4: Le 3, M 40, Dü 19, MP 6, Di 4 und KS 6.
Programm 5: LG 23 in Richtung LG 20, H 7 und G 20.
Programm 6: (nach Wang Qicai 2003): G 20, M 1 (Touwei), Taiyang und G 39.
Bei Aufsteigen des Leberwindes: Le 2, Le 3 und N 3 zusätzlich. Bei Beteiligung
von Schleim (Zhu Tan Shang Meng) auch KS 6, KG 12 und M 40. Bei Mangel an
Vitalenergie und Blut (Qi Xue Bu Zu): KG 6, MP 10 und M 36 zusätzlich. Bei Yin-
Leere in Leber und Niere (Gan Shen Yin Xu) auch B 18, B 23 und N 3.
Obstipation
(Empfehlungen nach Zhu Zhaogang, China)
Hauptpunkte: M 25, M 36, M 37, 3E 6, B 25, B 57.
Zusatzpunkte: KG 12, Di 4, 3E 3, G 34, MP 6, M 40.
194 Nieren- und Leber-Schwäche
Spezielle Zusatzpunkte:
Analhämorrhoiden: LG 1, KG 1, Erbai (EX-UE 2), B 35
Analfissur: Lu 6 und KG 24.
Analprolaps: LG 20, KG 1.
Arterielle Hypertonie: M 1 (Touwei), LG 14, M 36.
Weitere Empfehlungen: Sich regelmäßig am Morgen für den Stuhlgang Zeit
nehmen, viel faserreiche Nahrung essen (Gemüse, Obst, Bohnen, schwarzer Se-
sam, Walnüsse etc.), täglich dreimal mit übereinander gelegten Händen um den
Nabel je 36-mal in der einen und anderen Richtung kreisen.
Chronische Diarrhö
(Empfehlungen von Guo Zhili, Nanking, China, Nanjing)
Hauptpunkte: M 25, B 25, M 36, B 20, B 21, B 18, B 19, B 27 und B 23. Nade-
lung je nach Fülle- oder Leere-Syndrom, sedierend bzw. tonisierend. Bei Leere-
Syndrom in MP sowie Stauung von Feuchtigkeit und Hitze nicht moxen. Immer
nach Entfernung der Nadel an den entsprechenden Zustimmungspunkten 10 Min.
lang Schröpfen.
Spezielle Zusatzpunkte:
– Bei Qi-Leere in Magen/MP (Wei Pi Qi Xu): LG 20, KG 6.
– Bei Yang-Leere in MP und Niere (Pi Shen Yang Xu): KG 6, LG 4.
– Bei Stagnation in Leber und Leere in MP (Gan You Pi Xu): KS 6, Le 3, MP 4.
– Bei Stauung von Feuchtigkeit und Hitze (Shi Re Wen Jie): MP 9, MP 6.
Chronische Gastritis
Symptome: wenig Appetit, Druckgefühl am Oberbauch, Gewichtsabnahme, Mü-
digkeit etc.
Behandlung
Programm 1: KG 12, M 36 und KG 6.
Programm 2: B 20, B 21, KG 12 und Le 13.
Programm 3: MP 3, MP 4, M 34, KS 6.
Programm 4: Die „Zehn Punkte für Magen und MP“ nach Wang Leting: KG 12,
M 26, KG 6, KS 6, M 36 und MP 4. Das Programm wirkt auch bei Schlafstörung,
Dyspnoe, innerer Unruhe, Vertigo, Obstipation und gegen den Zustand nach
einem cerebralen Insult.
Moxibustion:
Programm 1: M 36 und M 36.
Programm 2: B 20, B 21, KG 12, LE 13, KG 6 und M 36.
Schröpfen: B 13, B 36 (Dashu), B 18, B 19, B 20, B 21, B 22, B 23, B 24, B 25 und
B 26.
Jedes Mal 2 bis 4 Punkte verwenden, ca. 30 Minuten.
Harninkontinenz 195
Tinnitus, Schwerhörigkeit
Im Alter treten diese Beschwerden meist im Rahmen eines Leeresyndroms (Xu
Zheng) der Leber und Niere auf.
Der Erfolg mit Akupunktur ist nicht besonders gut.
Behandlung
Programm 1: 3E 17, Dü 19, 3E 21 und LG 20.
Programm 2: B 23, 3E 17, 3E und G 2.
Zahnschmerzen
Programm 1: Le 3 und 3E 5.
Programm 2: 3E 17.
Programm 3: G 12.
Moxibustion: Di 4, M 2 (Xiaguan) und M 3 (Jiaju), Le 2 oder M 44 zusätzlich.
Pro Punkt etwa 15–20 Minuten bis zu leichter Rötung der Haut moxen.
Akupressur: homolateraler G 21 mit sedierendem (starkem) Griff 1 bis 3 Minu-
ten lang drücken. Besonders wirksam bei Schmerzen der hinteren Zähne.
Pollakisurie
Wenn ein alter Mensch in der Nacht mehr als dreimal aufstehen muss, dann kann
mit Akupunktur und Moxa eine Besserung erreicht werden. Die TCM sieht als
Ursache einen Qi-Mangel der Niere, eine Leber-Qi-Stagnation (Gan You Qi Xie)
oder Innere Hitze, durch Yin-Mangel (Yin Xu Nei Re) ausgelöst, an.
Behandlung
Selbstmassage der Lumbosacral- und Nabelregion.
Programm 1: B 23, N 3 und N 7.
Programm 2: Moxa an KG 4 und LG 4.
Programm 3: KG 6, MP 6 und KG 3.
Programm 4 (nach Jiang Junqing, China 2003): B 23, LG 4, H 7, N 3 und KG 4.
Zuerst die Blase entleeren, dann mit Moxa die Punkte B 23, LG insgesamt 10 Mi-
nuten lang mit Moxazigarre erwärmen, anschließend in Rückenlage H 7 und N 3
nadeln (30 Minuten), während des Verweilens der Nadeln KG 4 mit Moxazigar-
re 10 Min. lang erwärmen. Am besten ist es, täglich oder jeden 2. Tag zu behan-
deln. Nach 5 Behandlungen eine Pause von 3 Tagen einlegen. Wenn ein Syndrom
des Qi-Mangels in der Mitte (Zhong Qi Bu Zu) vorliegt, dann KG 12 und M 36 na-
deln, während des Verweilens der Nadeln etwa 5 Minuten lang die Zone LG 20
mit Moxazigarre erwärmen. Wenn ein Leere-Syndrom des Yin (Yin Xu Huo Wang)
vorliegt, dann nur kurz moxen.
Harninkontinenz
Harnstress und Dranginkontinenz sind die zwei häufigsten Inkontinenzformen.
Seit Jahren wird „Beckenbodentraining“ zur Vorbeugung einer Beckenboden-
196 Nieren- und Leber-Schwäche
schwäche während der Schwangerschaft und Geburt, aber auch bei leichteren
Formen der Harnstressinkontinenz empfohlen. Initial kann neben der Elektrosti-
mulation des Beckenbodens, dem Biofeedback, der Verhaltenstherapie, der
Physiotherapie auch die Akupunktur angewendet werden. Die Nadelung der
Punkte B 23, MP 6 ist zu empfehlen, während die Punkte B 32 und B 35 links so-
wie B 32 und B 35 rechts an ein elektrisches Nadelstimulationsgerät angeschlos-
sen sind (wechselnde Impulsbreite mit 15 Hz). Die Intensität sollte gut tolerierbar
sein. Die Stimulationsdauer beträgt 20 Minuten. Ideal ist eine tägliche Behand-
lung, mit einer Wochenendpause. Mindestens 15 Sitzungen sind notwendig. Zur
Not kann auch ein TENS-Apparat diese Punkte transkutan stimulieren. Nur die
Punkte B 23 und MP 6 müssen mit der Nadel behandelt werden. Eine Studie der
Arbeitsgruppe Liu Zhiyuan (siehe Guanganmen Hospital, China Academy of
TCM, in Zhongguo Zhenjiu, Okt. 2001, Vol. 21, Nr. 10) zeigt, dass die Akupunk-
turgruppe ein besseres Ergebnis als die Vergleichsgruppe mit medikamentöser
Behandlung und Blasentraining aufweist.
Uterussenkung
Die TCM sieht darin einen Zustand des Nieren-Qi-Mangels (Shen Qi Bu Zu)
und/oder Qi-Mangels (Qi xu) sowie eine Störung in den Sondermeridianen Dai-
mai, Chongmai und Renmai. Die Uterussenkung tritt oft bei älteren Frauen auf.
Behandlung
Programm 1: EX-CA 1 (Zigong), KG 2, N 11, KG 4, LG 4, B 32, B 33, B 34, M
36, LE 3 und B 60.
Programm 2: LG 20, KG 6 und M 36.
Programm 3: Mit Moxakegeln auf Ingwerscheiben an LG 20, KG 4, KG 6, M
29, B 23.
Programm 4: MP 6, KG 6 und KG 4.
Menopause-Syndrom
Nach der Philosophie der TCM schädigt die psychosoziale Umstellung die Leber
(Stagnation des Leber-Qi führt zu innerer Hitze) und es kommt zum Verschleiß an
Essenz der Niere und Blut (Jing/Xue); weiters nimmt die Yin/Yang-Harmonie und
die Organfunktionen ab.
Behandlung
Programm 1: LG 20, H 7, B 15 und KS 6.
Programm 2: Le 2, MP 2 und Le 3.
Programm 3: KG 4, KG 6, B 23, Yintang (EX-HN 3), N 8, MP 6, MP 10 und H 7.
Programm 4: MP 6, N 3, B 23, M 40, LG 20, 3E 6, KS 7.
Programm 5: Moxa von KG 4, KG 6, B 20, MP 6, M 36 und H 7.
TCM-Kräuterrezepte: Xiao Yao San (Chai Hu – Bupleurum, Dang Gui – Ange-
lica sin., Bai Shao – Paeonia alba, Bai Zhu – Atractylodes macrocephalae, Fu Ling
– Poria cocos, Gan Cao – Glycyrrhiza; Jiang – Zingiberis rec., Bo He – Mentha).
Diese können als Kräutermischung selbst frisch gekocht oder in Drageeform ver-
Chronisches Zervikalsyndrom 197
wendet werden. In China wird diese Rezeptur gerne zur Therapie dieser Wohl-
standskrankheit verwendet sowie zur Gewichtsreduktion, zum psychovegetati-
ven Ausgleich; sie wirkt auch antidepressiv. Nach Erfahrung der TCM wirkt die-
se Rezeptur besonders positiv auf die Leber. Empfohlen sind täglich zweimal je 8
Gramm.
Potenzprobleme
Das Auftreten von erektiler Dysfunktion steigt mit dem Alter, bei über 60-Jähri-
gen sind mehr als 45% betroffen. Als Ursache kommen psychische Probleme, or-
ganische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Arteriosklerose, Herzerkrankungen,
Zuckerkrankheit, manche Medikamente und Stress in Frage. Aber auch Lifesty-
le-Faktoren wie mangelnde körperliche Bewegung, übermäßiger Alkoholgenuss,
Nikotingenuss und Adipositas beeinträchtigen die Erektion und Libido. Nach der
TCM spielt die allgemeine biologische Schwächung von Yin und Yang, insbe-
sondere die Schwäche der Niere, eine große Rolle.
Behandlung
Programm 1: B 23, KG 3, MP 6, M 36.
Programm 2: B 32, Le 11 (Yinlian), KG 2, Le 1.
Programm 3: KG 4 mit Moxa 10 Min. lang behandeln.
Arthroseschmerzen können neben der medikamentösen Therapie (z.B. Nat-
riumchondroitinsulfat, Nichtsteroidale Antirheumatika, Refecoxib, Celcoxib) mit
Akupunktur unterstützend behandelt werden.
Akutes Zervikalsyndrom
Nach Erreichen des Deqi-Gefühls wird der Patient aufgefordert, selbst die
schmerzhafte Region zu mobilisieren.
Behandlung
Programm 1: Di 4, lokaler Schmerzpunkt, Dü 3, G 39. Weitere Punkte: Dü 13,
Di 15, B 11 und Dü 14.
Programm 2: Di 10.
Programm 3: Ein Daumen breit lateral von LG 14 und G 20.
Tuinaprogramm: Zuerst die schmerzhafte Region leicht klopfen, dann Druck an
Dü 15 der betroffenen Seite, stabiler Griff (Nafa) an G 21, Dü 9 der betroffenen
Seite, dann Zupf-Griff (Tanbo) an Dü 8. Zum Abschluss sollte bei Friktion (Roufa)
am 3E 5 der Patient die Halswirbelsäule selbst mobilisieren.
Ohrakupunktur: Zone für Halswirbelsäule und Schmerzpunkt am Ohr nadeln
und der Patient sollte die Halswirbelsäule selbst mobilisieren.
Chronisches Zervikalsyndrom
Programm 1: Paravertebrale Punkte nach Huatuo im Bereich schmerzhafter Seg-
mente der Halswirbelsäule (etwa 1 cm lateral der Dornfortsätze) und Dü 6.
198 Nieren- und Leber-Schwäche
Schulterschmerzen
Nach den Regeln der TCM ist die Ursache meist eine äußere, bioklimatische Noxe
(Wind, Kälte, Feuchtigkeit etc.) und die Schmerzen werden hervorgerufen durch
Anstrengungen, Verletzungen und Schwäche in der Autoregulation (Zheng Qi
Xu). Nach Erreichen des Deqi-Gefühls wird der Patient aufgefordert, selbst die
schmerzhafte Region zu mobilisieren.
Behandlung
Programm 1: M 38 zu B 56.
Programm 2. 3E 3, Dü 3 und Di 4.
Programm 3: Je nach Schmerzlokalisation Anfangs- und Endpunkte des vor-
beiziehenden Meridians verwenden. Bei Schmerz beim Heben des Armes: Di 1
und Di 20. Wenn der Schmerz ventral liegt und die Abduktion schmerzhaft ist:
Lu 1 und Lu 11. Wenn der Schmerz dorsal und die Innenrotation schmerzhaft ist:
Dü 1 und Dü 19.
Programm 4: MP 9.
Programm 5: Jeweils einen Daumenbreit lateral von C 4, C 5, C 6 und Dü 3.
Programm 6: Di 15 zu Di 14, Dü 9 zu H 1, 3E 14 zu 3E 13, Di 11 zu H 3. Die Na-
deln 20 Minuten liegen lassen, dann die Einstichstelle schröpfen bis eine Rötung
der Haut sichtbar wird.
Programm 7: Moxen der Schmerzpunkte, insgesamt etwa 10 Minuten.
Programm 8: Das Tuinaprogramm nach Alexander Meng, Lehrbuch der Tuina-
therapie, Haug-Verlag, anwenden.
Chronische Lumbalgie
Die TCM sieht als Ursachen – wie bei chronischen Schulterschmerzen – Ab-
nützung, Einwirkung bioklimatischer Noxen und eine Schwäche des Nieren-Qi.
Schmerzen an den Fußsohlen 199
Behandlung
Programm 1: B 23, B 25, LG 3, B 31, B 54 (Weizhong), G 34, B 60 und lokale
Schmerzpunkte.
Programm 2: Moxa an B 23, B 25 und lokale Schmerzpunkte mit Moxazigarre.
Programm 3: Moxa an B 23, B 25, LG 3 und lokale Schmerzpunkte mit Ing-
werscheibe und Moxakegel.
Programm 4: Das Tuinaprogramm nach Alexander Meng, Lehrbuch der Tuina-
therapie, Haug-Verlag, anwenden.
Gonarthrose
Die TCM sieht als Ursachen – wie bei chronischen Schulterschmerzen – Abnüt-
zung, Einwirkung bioklimatischer Noxen und eine Schwäche des Nieren-Qi.
Behandlung
Programm 1. M 36 und EX-LE 5 (Xiyan).
Programm 2: G 34, MP 9, EX-LE 2 (Heding), M 34, MP 10 und M 36.
Programm 3: Moxazigarre an M 36, EX-Le 5 (Xiyan), G 33, G 34 und MP 9.
Programm 4: Das Tuinaprogramm nach Alexander Meng, Lehrbuch der Tuina-
therapie, Haug-Verlag, anwenden.
Behandlung
Programm 1: MP 6, lokale Schmerzpunkte.
Programm 2: KS 7, lokale Schmerzpunkte.
Programm 3: B 60, B 57.
Chinesische
19 Kräutermedizin
Allgemein
Anti-Aging aus der Natur bedeutet, Pflanzen, Mineralien und Bestandteile der
Tierwelt zu nützen, um die Gesundheit zu fördern. Die Kräuterheilkunde beruht
in China auf einer dreitausendjährigen klinischen Erfahrung. Es wird in China
immer die ganze Pflanze verwendet. Wenn Kräuter mit giftigen Bestandteilen in
Rezepturen benutzt werden, kombiniert man sie mit anderen Pflanzen, von de-
nen bekannt ist, dass diese gezielt diese Giftwirkung aufheben. Die chinesische
Kräutermedizin kennt mehr als 8000 natürliche Heilsubstanzen (Pflanzen, Mine-
ralien und tierische Bestandteile), aber nur etwa 300 von ihnen werden in der täg-
lichen Praxis verwendet. Die therapeutischen Effekte der Kräuter werden nach
vier Eigenschaften (Si Xing), fünf Geschmacksrichtungen (Wu Wei), vier Akti-
vitäten (Sheng, Jiang, Fu, Cheng), nach dem Organ- und Meridianbezug (Gui
Jing) sowie der Giftigkeit (Du Xing) eingeteilt.
Die Eigenschaften hinsichtlich Temperaturverhalten (aber auch Qi-Verhalten)
im Körper sind: kalt, heiß, warm, (neutral) und kühlend.
Geschmack: herb (pungent), süß (sweet), sauer (sour), bitter (bitter), salzig (sal-
ty), ohne Geschmack (tasteless) und astringierend (astringent).
Wirkrichtung des Qi: aufsteigend (lifting), verringernd (lowering), schwebend
bzw. nach außen (floating) und absteigend (sinking).
Organ- und Meridianbezug: auf einen oder mehrere Meridiane selektive Wir-
kung.
Giftigkeit: Es gibt die Bewertung extrem starke Giftigkeit, mäßige Giftigkeit
oder wenig Giftigkeit. Die Anwendung giftiger Substanzen sollte mit äußerster
Sorgfalt verbunden sein.
(Gu Biao Sheng Yang). Wenn auf Grund des Qi-Mangels und der Organsen-
kungen, Menorrhagie, Verzögerung im Blutkreislauf und schlecht heilende
Wunden auftreten, dann kann Huang Qi helfen. Es stärkt das Herz, erweitert
die Blutgefäße, aktiviert das ZNS. Wird bei Krankheiten wie KHK, Hypertonie,
chronische Nephritis, chronische Ulzera und Hemiparese nach cerebralem In-
sult gerne verwendet.
– Shan Yao (Rhizoma Dioscoreae): Stärkt das Qi, ohne es zu stagnieren, kräftigt
das Yin ohne zu viel (Ni) zu sein. Es ist das ideale Mittel, um den mittleren 3E
(Verdauung) zu tonisieren.
– Huang Jing (Rhizoma Polygonati): Stärkt das Qi des mittleren 3E, kräftigt das
Yin und befeuchtet die Lunge. Dyspepsien bei Verdauungsstörungen im Rah-
men von chronischen Krankheiten sprechen gut darauf an. Es wird oft verwen-
det bei Diabetes mellitus, KHK, Rheumatismus, Anämie etc.
– Ci Wu Jia (Radix Acanthopanacis Senticosi): Stärkt sowohl das Qi des mittle-
ren 3E wie auch Leber und Niere. Günstig bei allen chronischen Leere-Syn-
dromen. Es soll eine dem Ginseng ähnliche Wirkung haben.
– He Shou Wu (Radix Polygoni Multiflori): Kann Leber und Niere stärken, ver-
bessert den Zustand vom Blut- und Essenz-Jing und kräftigt die Knochen. Da
es sehr milde wirksam ist, besteht keine Gefahr für Stagnation (Ni Xie). Es ist
ein ideales Tonikum für chronische Lumbalgie, Schlafstörung, Palpitationen,
Hypertonie, Vertigo und müde, kraftlose Beine. Es wirkt gefäßerweiternd, spas-
molytisch, senkt den hohen Cholesterinspiegel im Blut, wirkt gegen Arterio-
sklerose, fördert die Erythropoese. Findet klinisch oft Anwendung bei KHK.
– Dang Gui (Radix Angelicae Sinensis): Tonisiert und belebt das Blut, wirkt anal-
getisch durch Förderung der Qi-Zirkulation. Bei vielen Blut-Syndromen findet
es Verwendung. In der Gynäkologie, z.B bei Regelstörung, bei Verletzungen
wie Zerrung, Prellung sowie in der Rheumatologie wird es zur Beseitigung von
Blutleere (Xuexu), Blutstagnation (Xuexie) verwendet.
– A Jiao (Colla Corii Asini): Tonisiert und stoppt eine Blutung, tonisiert das Yin
und wirkt der Trockenheit entgegen. Bei allen Syndromen, wo Yin-Leere bzw.
Blut-Mangel vorliegen, wie Schlafstörung, Menorrhagie etc., wird es verwen-
det.
– Gou Qi Zi (Fructus Lycii): Kräftigt Niere und Leber, tonisiert Essenz (Jing) und
Blut (Xue), verbessert die Sehfähigkeit und beruhigt den Geist. Seit jeher ein
hoch geschätztes Tonikum. Bei Lumbalgie als Folge einer Nieren-Leere und
eines Essenz-Mangels sowie bei Sehstörung als Folge eines Mangels an Leber-
Blut oder bei innerer Unruhe.
– Sha Shen (Radix Glehniae): Befeuchtet die Lunge, besänftigt den Husten,
schont den Magen und fördert die Säfte-Produktion, wird daher oft bei Reiz-
husten als Folge von Hitze in der Lunge verwendet.
– Lu Rong (Cornu Cervi Pantotrichum): Kräftigt das Yang der Niere, kräftigt Es-
senz und Blut, kräftigt den Knochen. Daher oft Anwendung bei Yang-Mangel
der Niere, Essenz und Blut-Mangel, z.B. bei Frösteln, Tinnitus, Vertigo, Kraft-
losigkeit der Extremitäten, Lumbalgie, Pollakisurie, Impotenz etc. Wird auch
oft bei Krankheiten mit körperlicher Schwäche, wie chronische Leiden, Hypo-
tonie und Neurasthenie, angewendet.
– Tai Pan (Placenta Hominis): Stärkt die Niere und Essenz, auch Blut und Qi wer-
den gestärkt, verbessert die Lungenfunktion und besänftigt den Husten. Es ist
ein Mittel, welches bei allerlei Schwächezuständen sowohl als Einzelstoff, als
204 Chinesische Kräutermedizin
auch innerhalb einer Rezeptur hilfreich ist. Es stärkt die Abwehr, fördert die
Rehabilitation und hat positive Effekte bei Allergien. Wird oft verwendet bei
Atrophie des Uterus, funktioneller Amenorrhoe, Metrorrhagie, Neurasthenie,
Anämie, Bronchitis und COPD.
– Ha Jie (Gecko): Stärkt die Lunge und die Niere. Reduziert die Symptome bei
Asthma.
– Du Zhong (Cortex Eucommiae): Stärkt Leber und Niere, dadurch auch Kno-
chen und Muskulatur. Senkt den Blutdruck. Wird oft zur Behandlung von Kraft-
losigkeit in Knie und Kreuz, bei Impotenz, Pollakisurie, Hypertonie etc. ver-
wendet.
– Suan Zao Ren (Semen Ziziphi Spinosae): Beruhigt die Sinne und stoppt das ver-
stärkte Schwitzen, Schreckhaftigkeit, Schlafstörungen infolge einer Yin-Leere.
– He Huan Hua (Flos Albizziae): Wirkt psychisch ausgleichend, antidepressiv,
verbessert die Gedächnisleistung und den Schlaf.
– Xiang Fu (Rhizoma Cyperi): Reguliert das Qi und ist antidepressiv. Wird ver-
wendet bei Druckgefühl in der Brust, im Bauch, bei Menstruationsstörung als
Folge der Leber-Qi-Stagnation. Diese Pflanze wird auch als Meisterheiler bei
allen Qi-Erkrankungen bezeichnet und wirkt hervorragend in der Frauenheil-
kunde.
– Ju Pi (Pericarpium Citri Reticulatae): Reguliert die Verdauung durch Qi-Regu-
lation und entfernt Feuchtigkeit. Dyspepsie, Druckgefühl im Oberbauch, Ap-
petitlosigkeit, Übelkeit, viel Schleim in der Lunge sind die passenden Krank-
heitsbilder. Wird gerne zusammen mit Ban Xia (Rhizoma Pinelliae und Fu Ling
(Poria) gegeben, um den mittleren 3E (Verdauung) zu stärken und den Schleim
zu lösen, ohne zu blockieren.
– Sha Ren (Fructus Amomi): Fördert die Qi-Beweglichkeit und stoppt den
Schmerz, wärmt den Magen, hilft gegen Erbrechen. Zur Behandlung von
Schmerzen im Oberbauch als Folge der Nahrungsstagnation und bei Appetit-
losigkeit. Das aromatische Öl fördert die Sekretion des Magensaftes.
– Dan Shen (Radix Salviae Miltiorrhizae): Fördert die Blutzirkulation und löst den
Schleim, wirkt psychisch beruhigend, beseitigt die Schwellung und ist schmerz-
stillend. Besonders geeignet bei Dismenorrhoe, Unterleibsschmerzen, innerer
Unruhe, Hitzegefühl als Folge einer Yin-Leere. Es erweitert die peripheren Ge-
fäße, senkt so den Blutdruck.
– Chuan Ciong (Rhizoma Ligustici Chuanxiong): Verbessert den Blut- und Qi-
Fluss, beseitigt den pathogenen Wind und ist schmerzstillend; ist bei Kopf-
schmerzen, Dismenorrhoe, Stenocardie zu verwenden.
– Ju Hua (Flos Chrysanthemi): Verteilt die Wind-Hitze, beruhig die Leber und
verbessert die Sehfähigkeit; oft verwendet bei Erkrankungen durch pathoge-
ne, äußere Wind-Hitze sowie bei Vertigo im Rahmen eines Ansteigens von Le-
ber-Yang.
– Gui Zhi (Ramulus Cinnamomi): Wärmt die Meridiane, vertreibt die Kälte, unter-
stützt das Yang bei der Transformation. Zu verwenden bei Verkühlungen,
rheumatoider Arthritis und Gastralgie als Folge von Kälte.
Spezielle Rezepte 205
Vorsichtsmaßnahmen
– Die chinesische Kräutermedizin und die Nahrungsergänzungen sind in den
meisten Fällen sanft, harmonisch und unkompliziert. Dennoch sollte vor jeder
Verwendung professioneller ärztlicher Rat eingeholt werden. Einige Wochen
vor einer Operation muss der Arzt festlegen, wann eine Pause der Kräuterthe-
rapie notwenig ist. Im vorausgehenden Kapitel ist bereits viel über die An-
wendung der Heilkräuter zur Behandlung und Vorbeugung gesagt worden.
– Vor dem Schlafengehen sollte kein Tee (die drei chinesischen Tee-Sorten: Grü-
ner, Jasmin- oder Schwarzer Tee) getrunken werden. Tee vom Vortag sollte man
nicht mehr trinken. Auf den leeren Magen nicht Tee trinken und nach dem Es-
sen nur wenig. Ältere Menschen mit koronarer Herzkrankheit, Bluthochdruck,
Herz/Lungen-Erkrankungen, Magen-Darm-Geschwüren, chronischer Obsti-
pation sollten starken Tee nicht trinken. Patienten mit Schilddrüsenüberfunk-
tion dürfen keinen Tee trinken. Zur Medikamenteneinnahme sollte nicht Tee
als Getränk verwendet werden.
Spezielle Rezepte
Die nachfolgend angeführten Rezepte wurden von Su Yongan (in: Zhonghua
yangsheng baojian, 9/2002) empfohlen. Alle genannten Pflanzen sind in gut sor-
tierten Apotheken und manchen Chinageschäften als Trockensubstanz erhältlich.
Jungbrunnen-Rezept
Ling Zhi (Ganoderma Lucidum), eine Pilzart, genießt in China den Ruf eines Wun-
dermittels. Daoistische Einsiedler nehmen sie, im Kaiserlichen Speiseplan darf sie
nicht fehlen. Die letzte Kaiserin Chinas sah mit 60 Jahren noch immer wie eine
40-Jährige aus. Rezept: Ling Zhi mit Hühnerbein ohne Zutaten kochen, am Ende
des Kochens wird etwas Long Yan (Drachenaugen, Arillus Longan) zum Süßen
verwendet.
Kandiszucker zubereitet. Die tägliche Menge sollte 3–10 Gramm betragen. Bei
Husten, Fieber muss pausiert werden.
Der Mund bleibt geschlossen. Nur mit der Nase ein- und ausatmen. Eventuell
den Körper mit einem dünnen Tuch zudecken.
■ Liegen auf dem Rücken: Der Patient liegt auf dem Rücken. Der Polster sollte
etwa zwei Hand breit sein. Die Beine gestreckt, mit einem flachen Polster un-
ter beiden Kniegelenken. Die Hände sind locker neben dem Oberschenkel an-
gelegt. Die Augen werden bis auf einen kleinen Spalt geschlossen. Der Blick
ist auf die Zehenspitzen gerichtet. Der Mund bleibt geschlossen. Nur mit der
Nase ein- und ausatmen. Eventuell den Körper mit einem dünnen Tuch zu-
decken.
■ Sitzen (Droschkenkutschersitz): Der Patient sitzt aufrecht auf einem Hocker, so-
dass beide Füße auf dem Boden sind, die Kniegelenke sollen einen Winkel von
90 Grad bilden. Die Beine sind in Schulterbreite gespreizt. Die Hände liegen
auf den Oberschenkeln. Die Augen werden bis auf einen kleinen Spalt ge-
schlossen. Der Blick ist auf die Zehenspitzen gerichtet. Der Mund bleibt ge-
schlossen. Der Kopf ist leicht nach vorne geneigt. Nur mit der Nase ein- und
ausatmen.
Stehen (Ballhalten)
Man steht aufrecht, den Kopf gerade, leicht nach vorne geneigt, man spreizt die
Beine in Schulterbreite, leichte Hockstellung im Kniegelenk, beide Arme leicht
gebeugt vor dem Unterbauch oder vor der Brust (eine Stellung als ob man einen
Ball hält). Diese Übung verlangt eine bessere körperliche Verfassung. Man übt
täglich zweimal, frühmorgens und abends; man soll sich während und nach der
212 Drei Qigong-Formen
Übung wohl fühlen, nicht ermüden. Diese Übung kann man im Zimmer vor
einem offenen Fenster und auch im Freien durchführen.
Freistil
Man kann an jedem Ort und in jeder Körperstellung üben. Ein ruhiger Ort mit
guter Luft ist ideal. Man konzentriert sich mit seinen Gedanken auf den Dantian.
Personen mit reduziertem Allgemeinzustand sollten zuerst die Übungen im Lie-
gen oder Sitzen machen, erst wenn sie kräftiger sind, auch im Stehen üben.
Atemtechniken
Für die drei Atemtechniken gilt in der Regel das gleiche wie bei Nei Yang Gong.
Bei allen Übungen darf man sich nicht zwingen. Bei der Nasenatmung muss
der Mund geschlossen sein. Die Zunge stößt leicht an den harten Gaumen. Die
Übungen mit vertiefter Atmung und irregulärer Atmung dürfen nicht ummittel-
bar nach dem Essen praktiziert werden. Hingegen kann man die Übung mit ru-
higer Atmung sowohl vor wie auch nach dem Essen machen.
Therapieempfehlungen
b) Dann mit beiden Händen das Ohr zudecken, die Finger kommen an das
Hinterhaupt, man legt den Zeigefinger auf den Mittelfinger, dann rutscht
man mit dem Zeigerfinger abrupt herunter und klopft so auf das Hinter-
haupt, etwa 24-mal. Es soll sich wie Trommelschläge im Ohr anhören. Die-
se Übung eignet sich besonders zur Vorbeugung und Verbesserung des
Ohhrensausens, bei Altersschwerhörigkeit, Spannungs- und Nackenkopf-
schmerzen und Schwindel.
3. Übung: Zähne klopfen: Man konzentriert sich und presst Oberkiefer und
Unterkiefer 36-mal leicht zusammen, die Zähne sollen dabei nicht zu kräftig
klopfen. Diese Übung dient zum Kräftigen der Zähne und zur Vermeidung
von Zahnlockerung.
4. Übung: „Die Zunge im See umrühren“: Die Zunge kreist im Mund außerhalb
der Zahnreihen entlang, nach links und nach rechts je 18-mal. Den dabei ver-
mehrt produzierten Speichel nicht gleich hinunterschlucken.
5. Übung: Mundspülen: Der angesammelte Speichel wird 36-mal im Mund ge-
gurgelt, dann in 3 kleinen Portionen geschluckt. Beim Schlucken muss man
den Speichel in Gedanken bis zum Dantian (Zinnoberfeld) begleiten; nach
längerer Zeit wird dann das Schlucken mit Geräuschen verbunden sein. Die-
se Übung dient zur Prophylaxe von bitterem Mundgeschmack, trockener Zun-
ge, Halsschmerzen und sie verbessert die Verdauung.
6. Übung: Nasenreiben: Die Daumenrücken gegeneinander warmreiben, dann
damit beiderseits den Nasenrücken 18-mal reiben. Die Punkte Di 20 (Ying
Xiang, der Duftempfänger) beiderseits mäßig etwa 30 Sekunden drücken.
Dies beugt einer Erkältung vor.
7. Übung: Für die Augen (Mu Gong): Die Daumenrücken gegeneinander reiben
bis sie warm werden. Dann damit 18-mal die Augenlider zart massieren, an-
schließend noch je 18-mal die Augenbrauen zart massieren. Als letztes schaut
der Patient nach links und rechts je 18-mal bei geschlossenen Augen. Diese
Übung beugt Augenleiden vor und stärkt die Sehkraft.
8. Übung: Für das Gesicht: Die beiden Handflächen gegeneinander warm rei-
ben, dann die Hände von der Stirn beiderseits entlang des Nasenrückens nach
unten bis zum Unterkiefer führen, von da dann über die Wange zur Stirn zu-
rück, auf und ab 36-mal. Dies beugt der Faltenbildung vor, fördert die Durch-
blutung der Wangen.
9. Übung: Für den Nacken (Xiang Gong): Die beiden Hände verschränken sich
hinter dem Nacken, Blick nach oben, Kopf nach hinten neigen, die Hände
leisten dem Nacken Widerstand, 3- bis 9-mal. Dies verhindert Schulter-
schmerzen und Schwindel.
10. Übung: Für die Schulter: Mit der linken Hand die rechte Schulter, dann mit
der rechten Hand die linke Schulter je 18-mal im Kreis massieren. Dies ver-
hindert Schulterschmerzen.
11. Übung: Für die Paravertebralregion (Jia Ji Gong): Ellbogen leicht beugen, die
Hände zur Faust schließen, dann den Arm abwechselnd nach vorne und hin-
ten bewegen, 18-mal. Diese Übung stärkt die Eingeweidefunktion.
12. Übung: Für die Lenden (Cuo Nei Shen): Zuerst die beiden Hände warm mas-
sieren, dann mit den warmen Händen beiderseits des Kreuzes (entlang des
Blasenmeridians = 2 Fingerbreit neben den Dornfortsätzen) auf- und abmas-
sieren, je 18-mal. Diese Übung beugt Kreuzschmerzen und Unterleibsbe-
schwerden vor.
Bao Jian Gong 215
13. Übung: Für das Steißbein (Cuo Wei Lü): Mit den Zeige- und Mittelfingern bei-
der Hände die Gegend beiderseits des Kreuzbeines je 36-mal massieren. Dies
beugt der Beckenbodenschwäche vor.
14. Übung: Für den Dantian (Ca Dan Tian, entspricht dem KG 6, Meer der Ener-
gie, eines der drei Energiezentren):
a) Zuerst die beiden Hände warm reiben, dann mit linker und rechter Hand
je 100-mal um den Nabel reiben, dann noch die Region unterhalb des Na-
bels (KG 6, Dantian) massieren. Das verbessert die Darmtätigkeit, die Ver-
dauung und es entsteht ein angenehmes Wärmegefühl im Unterleib.
b) Wenn eine Potenzstörungen (z.B. erektile Dysfunktion) vorliegt, dann mit
einer Hand den Hodensack halten, die andere Hand reibt die Dantian-Re-
gion 81-mal, anschließend die Hände wechseln, erneut 81-mal.
15. Übung: Für die Knie: Mit beiden Händen gleichzeitig beide Knie je 100-mal
massieren. Das beugt der Kniearthrose vor.
16. Übung: Für die Niere: Ca Yong Quan = N 1 (ist in der Fußreflexzonenmassa-
ge die Zone für den Solar Plexus, in der TCM der 1. Punkt des Nierenmeri-
dians): Mit der linken und rechten Hand die Zone an der Fußsohle (Mitte zwi-
schen den Fußballen) je 100-mal massieren. Das stärkt die Niere, verbessert
den Kreislauf, den Schlaf und den Schwindel.
17. Übung: Der Weber: Sitzen im Langsitz, die Handflächen nach außen gerich-
tet, beide Hände zu den Füßen drücken. Der Oberkörper beugt sich beim Aus-
atmen nach vorne, danach kehren beim Einatmen die Hände wieder zurück,
diesmal aber die Handflächen nach innen gerichtet. Das ganze 36-mal durch-
führen.
18. Übung: Das Wundermeridian-Gürtelgefäß (Daimai) harmonisieren (He Dai
Mai): Im Türkensitz sitzend die 4 Finger der einen Hand mit der anderen Hand
halten. Man dreht den Oberkörper von links nach rechts im Kreis 16-mal, dann
von rechts nach links 16-mal. Beim Strecken der Brust einatmen und beim
Vorbeugen ausatmen. Diese Übung stärkt die Funktion der Niere. Bevor man
mit der nächsten Übung beginnt, sollte man zuerst wie bei der Übung 1 ru-
hig sitzen und dabei die Atmung regulieren, 50-mal ein- und ausatmen, dann
langsam die Augen öffnen und aufstehen.
19. Übung: Der Hand nachschauen: Im Stehen:
a) Den Kopf gerade halten, die rechte Hand wird mit gestreckten Fingern und
die Handfläche zum Körper gerichtet vor das Gesicht gehalten, der Mittel-
finger bildet mit der Nase eine Linie. Die Hand bewegt sich von Gesichts-
nähe in die Ferne, dann wieder zurück, die Augen fixieren immer die Fin-
ger. Etwa 50-mal.
b) Wolkenhand (aus dem Tai Ji Quan): Der rechte Arm leicht gebeugt vor dem
Gesicht, Handfläche zum Körper, Augen schauen zu den Fingern und ver-
folgen die Bewegung des Armes nach links und rechts. Diese Übung ver-
bessert die Nackenmuskulatur und die Koordination sowie den Gleichge-
wichtsapparat. Schwindel wird besser.
20. Übung: Hocken:
a) Ältere Personen sollten sich anfangs am Tischrand aufstützen. Mit in Schul-
terbreite gespreizten Beine stehen. Langsam niederhocken, dann wieder
langsam aufstehen. Diese Übung stärkt die Beinmuskulatur und den venö-
sen Rückstrom aus den Beinen. Etwa 3 bis 4-mal.
b) Frei, ohne anhalten, mit in Schulterbreite gespreizten Beinen stehen. Nie-
216 Drei Qigong-Formen
derhocken und Aufstehen (3- bis 4-mal). Diese Übung nur durchführen,
wenn man kräftig und sicher ist.
21. Übung: Stehen auf einem Bein, Einbeinstand des goldenen Hahnes: Freiste-
hend beide Arme seitlich des Thorax in Schulterhöhe gestreckt halten, mit der
linken Fußsohle zum rechten Knie, dann die Arme heruntersenken und das
linke Bein wieder auf den Boden stellen. Die gleiche Übung anschließend sei-
tenverkehrt mit dem rechten Fuß durchführen (etwa 5-mal). Die Übungen 20
und 21 sind präventive Maßnahmen, um Balance und Koordination zu trai-
nieren. Das Risiko zu stürzen wird dadurch im Alter minimiert.
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Sachverzeichnis
A Di Zhi 68
Abwehrkraft 66 Dong Zhongshu 4
Abwehr-Qi 102 drei Dan Tian 93
Akupunktur/Akupressur 76 Dreier-Regel 131
Analogie 23 Drei Schätze der Gesundheit 162
Angst 142 Dualsystem 31
Anti-Aging 201 Dui 21
aristotelische Lehre 22
Atmungs-Qi 102 E
Aufsteigendes Leber-Yang 151 5 Elementenlehre 24
Augenreflexzonen 59 7 Emotionen 11
Elemente 2
B emotionale Faktoren 141
Bagang 122 Ernährung 5, 13
Bagua 18 Ethik 12
Bao Jian Gong 188, 209 exogene, klimatische Faktoren 137
Bauchdeckendiagnose 49
Bi-Krankheiten 136 F
Biorhythmus 14 Feng Shui 1
Blut-Hitze (Xue Re) 158 Feng Xie 138
Blutkälte (Xue Han) 158 Feuchtigkeit der Qi-geschwächten Milz
Blutmangel 105 153
Blut-Mangel im Herzen 152 F. Ramakers 68
Blut-Mangel (Xue Xu) 157 Freude und Schrecken 141
Blut-Stau 105 Frühling 75
Blut-Stau (Xue Yu) 158 Frühwarnsystem 64
Blut-Syndrome (Xue Zheng) 157 Fußreflexzonen 61
Bluttrockenheit (Xu Zao) 158 Fu Xi 36
Burnout-Syndrom 166
G
C Ganyang Shangkang 151
Chemo-/Radiotherapie 184 Ganzheitlichkeit 65
Chronic Fatigue Syndrom (CFS) 167 Gen 21
Chronoakupunktur 42 Gesichtsreflexzone 54
G. König und I. Wanschura 55
D G. Kubiena 68
Dantian 7 Grübelei 141
Dao De Jing 3 Guasha 77
Daoismus 3
Daoyin 2 H
De La Fuye 84 Handreflexzonen 62
Demenz 191 Han Xie 138
Deqi 84 Hegelsche Dialektik 22
222 Sachverzeichnis
N S
Nahrungs-Qi 102 Santong-Technik 171
Sachverzeichnis 223
Z
U
Zao Xie 140
Urkraft 18
Zhang Qicheng 22
Zhang Zhongjing 8
V Zhen 21
Vergesslichkeit 191 Zheng Qi 1, 5
Zhong Dantian 93
W Zhou Yi 3, 17
wahres Qi 1 Zhuang Zi 5
Wai Dan 8 Ziwu-Liuzhu 67
Wei Ji Gua 20 Zorn 141
Wei-Qi 102 Zungendiagnose 45