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Q1 Deutsch Flaspöhler 1

Spracherwel!b - Instinkt odel"Erzlehung?


Datum:

Wiederholung Einführungsphase
Was Ist Sprache?

Der Zeichencharakter der Sprache

Ferdinand de Saussure: Die Natur des sprachlichen Zeichens (1916/dt. 1931)


Wie hangen ein Wort bz111. ein Ausdrnck imd seine Ferdinand de Saussure (1857-1913). Dieser defi·
Bedeutung bzw. sein Inhalt zusammen? Antwor- niert - wie auch die folgende Grafik zeigt - das
ten dazu liefert der folgende Auszug aus der be- sprachliche Zeichen als die Verknüpfung eines
rühmten Abhandlung .Die Natur des sprachlichen Lautbildes mit einer Vorstellung (von einem Gegen-
Zeichens• des schweizerischen Sprachforschers stand, von einem Sachverhalt).

Bezeichnetes (Inhaltsseite) Vorstellung

Bezeichnung/Bezeichnendes
(Ausdrucksseite)
Lautbild

sprachliches Zeichen

[...] Mit dieser Definition wird eine wichtige ter- Das Band, welches das Bezeichnete mit der Be- 2;
minologische Frage aufgeworfen. Ich rienne die zeichnung verknüpft, ist beliebig; und da wir
Verbindung der Vorstellung mit dem Lautbild unter Zeichen das durch die assoziative Verbin-
das Zeichen; dem üblichen Gebrauch nach aber dung einer Bezeichnung mit einem Bezeichne-
; bezeichnet dieser Terminus im Allgemeinen ten erzeugte Ganze verstehen, so können wir
das Lautbild allein, z.B. ein Wort (arbor usw.). dafür auch einfacher sagen: Das sprachliche io·
Man vergisst dabei, dass, wenn arbor Zeichen Zeichen ist beliebig. So ist die Vorstellung
genannt wird, dies nur insofern gilt, als es Trä- .Schwester• durch keinerlei innere Beziehung
ger der Vorstellung .Baum" ist, sodass also die- mit der Lautfolge Schwester verbunden, die ihr
,c se Bezeichnung außer dem Gedanken an den als Bezeichnung dient; sie könnte ebenso wohl
sensorischen Teil den an das Ganze einschließt. dargestellt sein durch irgendeine andere Laut- ;;
Die Mehrdeutigkeit dieses Ausdrucks ver- folge: Das beweisen die Verschiedenheiten un-
schwindet, wenn man die drei hier in Rede ste- ter den Sprachen und schon das Vorhandensein
henden Begriffe durch Namen bezeichnet, die verschiedener Sprachen: Das Bezeichnete
11 unter sich in Zusammenhang und zugleich in .Ochs" hat auf dieser Seite ·der Grenze als Be-
Gegensatz stehen. Ich schlage also vor, dass zeichnung o-k-s, auf jener Seite b-ö-f (boeuf). ""
man das Wort Zeichen beibehält für das Ganze, [... ]
und Vorstellung bzw. Lautbild durch Bezeich- Das Wort .beliebig" erfordert hierbei eine Be-
netes und Bezeichnung (Bezeichnendes) er- merkung. Es soll nicht die Vorstellung erwe-
setzt; die beiden letzteren Ausdrücke haben den cken, als ob die Bezeichnung von der freien
!n Vorzug, den Gegensatz hervorzuheben, der sie Wahl der sprechenden Person abhinge [...]: es .,,
voneinander trennt und von dem Ganzen, des• soll besagen, dass es unmotiviert ist, d. h. belie-
seil Teile sie sind. Für dieses selbst begnügen big im Verhältnis zum Bezeichneten, mit wel-
wir uns mit dem Ausdruck „Zeichen", weil kein chem es in Wirklichkeit keinerlei natürliche
anderer sich dafür finden lässt. [...] Zusammengehörigkeit hat.

Aufgaben
1. Fasse mit eigenen Worten zusammen, was de Saussure unter einem sprachlichen Zeichen
versteht. Definiere dazu die Begriffe sprachliches Zeichen; Bezeichnetes und Bezeichnung.
2. Erläutere an einem prägnanten Beispiel aus dem Text die Arbitrarität (lat. arbitrium =Willkür)
von Sprache.
3. Erkläre, warum die Zuordnung von Bezeichnetem und Bezeichnung nicht verändert werden
sollte.
Ql Deutsch Flaspöhler 1
Spracherwerb~ Instinkt oder Ertlehung?
Datum:

Wiederholung Einführungsphase
Was ist Sprache?

Die Ebenen der Sprache (2013)

Die folgenden Ebenen der Sprache lassen sich nur in Kombination mit anderen Morphe- 1 •
;mtcrscheiden: men auftreten (z.B. bc-. -e11. -st).
- Phonologische Ebene: Die Phonologie be- - Syntaktische Ebene: Die Syntax beschreibt,
fasst sich mit der Lautstniktur sprachlicher wie Wört~r zu Wortgruppen und Sätzen
Zeichen. Laute (Phoneme) haben eine be- kombiniert werden können. So gilt z. B. die
deutungsunterscheidende Funktion. So be- Rege,!, dass Kasus, Nurnerus und 'Genus ei- 1,
wirkt z.B. bei dem Wort „Mut• der Aus- nes Artikels, ~djektivs und Nomens in einer
:;;.usch des Lauts m durch g, dass das Wort Wortgruppe übereinstimmen müssen.
.~1t· entsteht, also ein anderes Wort mit ei• - Semantische Ebene: Die Semantik beschäf-
::er anderen Bedeutung. tigt sich mit der Bedeutung ;on Wörtern und
- \lorphologische Ebene: Die Morphologie be- Sätzen. So ist der Satz .Die Polizei fängt den ,.,
:ass: sich mit öer Strukh\r der Wörter. Wör• ausgebrochenen Vulkan wieder ein" zwar
:er können aus mehreren Morphemen beste- syntaktisch richtig. semantisch jedoch nicht.
~.er:. z. B. ti11-la1if-e11, L111if-sc/111h, renn-st. - Pragmatische Ebene: Die Pragmatik be-
~lorpheme sind die kleinsten beqeutungs- schreibt, wie wir mit Sprache handeln und
=genden Einheiten einer Sprache. Man un- uns miteinander verständigen. So hat die i1
:;;~scheidet freie Morpheme, die 'als selbst- Aussage „Du musst dieses Buch lesen!" eine
;.~ndige Wörter auftreten können (z.B. lauf, andere Bedeutung, wenn sie von einem Leh-
5:h :,h. r~nn) und gebunden'e Morpheme, die rer oder einem Freund stammt.

Aufgaben
a) Definiere die Ebenen der Sprache nach folgendem Muster (Phonologie= Lehre von der ... ).
b) Untersuche den Satz auf verschiedenen Ebene:
r "

Das Fenster ist offen.


a) Syntaktische Ebene
• Handelt es sich um einen Haupt- oder Nebensatz?
• Aus welchen Satzgliedern
,, besteht der Satz?
t
• In welchem Kasus stehen Artikel und Nomen?
b) Semantische Ebene
• Erkläre die Bedeutung des Wortes „Fenster".
c) Pragmatische Ebene
• Erläutere, welche Bedeutung der Satz in verschiedenen Situationen haben kann (bspw.
eine frierende Person, ein Eibrecher, ein Fensterputzer ... )

• 11 .. ••• • II ,i 11 11 " ' 11 •••II II• II a III U • II 'I \II >1 U • ·• " , . 11 • a a II II a „ S " • 1 a 1

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NJr q Hausaufgaben
1. überprüfe, ob de Saussures Theorie bei der Untersuchung folgender sprachlicher Phänomene
greift:
a. Homonyme= gleiche Wörter mit verschiedenen Bedeutungen (z.B.: Schimmel)
b. Onomatopoetische Wörter= Lautmalereien (z.B.: das Krähen eines Hahnes - deutsch:
Kikeriki; italienisch: Chicchirichi; türkisch: Kukkurrikun)
• •• • • 1 •• •• • •• • • ••• • •• •••••••• • • ••• • •• • • • • • •• 11 • •• •••••• • •• " ••
.
~\Ül"~ Deutsch GK Ql Flaspöhler 1
Spracherwerb - Instinkt oder Erziehung? Spracherwerbstheorien
-------- Datum : .
Wie lernen Kinder sprechen?
Spracherwerbstheorien erschließen
Der Wisscnschafisjoumalist Dieter E. Zimmer stellt in seinem ßm:h ..So kommt der Mensch zur SprJche" vier
grundlegende Th1.'<lricn zur Erkll111111g des kindlichen Spr.1chcrwcrhs vor: Behaviorismus. lnteraktionismus.
Nativismus/Mo..'lltalismus und Kognitivismus/Konstruktivismus. Der folgende Textauszug befasst sich mit dem
Modell des lntcraktionismus.

Dieter E. Zimmer: lnteraktionismus (2008)


Der lntcraktionismus. Er[ ... ) wird von Linguisten wie Immerhin ist ein Kind beschrieben worden. dessen
Jeroine Bruner und Catherine Snow vertreten und geht Mutter sprachlich fast gar nicht auf es einging und es
von der Beobachtung aus, dass die Sprache. in der meist mit Bemerkungen wie „ach wirklich'!'' abspeiste.
Erwachsene mit Kindern sprechen, sich konsequent Sein Sprechen war zunächst voll von Wiederholungen.
·. und systematisch von der Erwachsenensprache unter- inhaltsam1 und schwer versllindlich; aber es lernte
scheidet. Immer ist sie in ihrem Komplexitätsgrad auf schließlich seine Munersprachc dennoch.
das Niveau des Kindes abgestimmt. Einer dermaßen Auch ist die „Babysprache" der Müner zwar einfach.
vereinfachten Sprache sei sein Lemvermögen redundant und grammatisch richtig. aber sie ist doch
gewachsen. sie stelle es vor keine unmögliche Auf- immer komplexer als die Sprache des Kindes. vor
1:• gabc. Der Spracherwerb vollziehe sich in der Inter- allem syntaktisch. Auch die einfachsten Äußerungen
aktion vo~ Mutter und Kind: In dieser Interaktion und etwa kommen als Aussagen, Aufforderungen oder
nur in ihr werde dem Kind Sprache in einer Weise Fragen mit jeweils anderen Wortstellungen und
angeboten und abgefordert. die auf die jeweilige Wortformen vor. Sie richtig zu analysieren, ist für das
Verarbeitungskapazität seines Gehims abgestimmt ist. Kind zwar leichter als die Analyse kompromissloser
1
i: , Das expcrimentum crucis kann der lnteraktionismus
Erwachsenensprache. aber immer noch außer-
nicht machen. Er müsste prüfen, ob ein Kind auch ordentlich schwer. Kritiker des lnteraktionismus
dann seine Muttersprache lernt. wenn es immer nur wenden darum gegen ihn ein, dass er gar keine
Erwachsenensprache hört; und ob es sie ebenso schnell Erklärung des Spracherwerbs sei. sondern nur eine
und leicht oder sehr viel mühsamer lernt. Hätte er interessante .Beschreibung der Bedingungen~unter
,,, recht, dann lernten seine Versuchspersonen ihre denen dieser normalerweise vonstattengeht. [... ]
Muuersprache nicht oder nur mangelhaft und langsam Dh•1,•r E. Zimmer: So kommt der A.fen.'ich zur Sprach,,.
ÜIJL•r Spr,1che11ntrh. Sprt1,·hc111stt.•l11111g. 'Sprache & Di.'nk,.>n.
- und wären vielleicht für ihr Leben sprachgestört. Conrright (": 2/K/8 hy ll'ilhe/111 lf<:m,• V<•rlt1g•.\f1i11c/ze11, S.S7.f

1 experimentum crucis: lat: Experiment des Kreuzes; ein Experiment


dessen Ausgang eine (wissensehaflliche) Hypoth&Se entweder beStätigl
oder widerlegl

Aufgaben
1. EA@: Markiere Schlüsselbegriffe und zentrale Passagen im Text und kennzeichne
unbekannte Begriffe mit einem Fragezeichen.
2. PA (2 Schüler*innen mit dem gleichen Erklärungsmodell kommen zusammen.)
a. Vergleicht die zentralen Gedanken des Textes und klärt ggf. unbekannte Begriffe.
b. Entscheidet, welche/r der folgenden Begriffe/Aussagen auf die im Text
beschriebene Position zutrifft und begründet eure Entscheidung schriftlich.
• Es gibt kein besond_eres Sprechorgan
• Imitation
• Semantisch und syntaktisch vereinfachte Sprache
• Output größer als Input
c. Fasst die Grundidee der Position unter Berücksichtigung der Ergebnisse von
Teilaufgabe b in wenigen Sätzen zusammen. ·
d. Beantwortet stichwortartig für die oben dargestellte Position die folgenden
Fragen:
Q •
Bringt das Kind etwas mit, bevor es erstmals eine Sprache erwirbt (z.B.

rJ'f! --•__
# o !tl- spezielle genetische Voraussetzungen)?
w_i_e_g_e_st_a_lte_t_s_ic_h_d_e_r_P_ro_z_e_ss_d_e_s_s_p_ra_c_h_e_rw_e_r_bs_?_ _ _ _ _ _ _ _
000~
Aufgaben zur Präsentation
nnn1,n
1. GA: Bereitet euch darauf vor, euer Erklärungsmodell zum Kindlichen
Spracherwerb im Kurs vorzustellen. Geht dazu so vor:
a. Erstellt auf Basis eurer Beschäftigung mit dem jeweiligen
Erklärungsmodell gemeinsam ein Ergebnis-Poster. Beachtet bei der
Umsetzung die unten stehende Checkliste.
b. Bereitet eure Präsentation der Spracherwerbstheorie vor.

Checkliste Ergebnis-Poster

)
Kriterien ®
Die Überschrift ist für die vorgestellte
Position passend gewählt.

Eine passende Grafik veranschaulicht •


die Grundidee der Position.

Die Grundidee der Position wurde


selbstständig formuliert.

In einer Plus-Minus-Tabelle wird


gegenüberges~ellt, was für und was
gegen die Position spricht.
Überschriften und Texte sind auch
von Weitem gut lesbar.

Das Poster ist übersichtlich gestaltet


und gegliedert.

Weiteres Kriterium:

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