Sie sind auf Seite 1von 4

Wer eine Fremdsprache beherrschen will, der muss grammatische Kenntnisse

haben. Wenn man als Kind sprechen lernt, lernt man die Muttersprache natürlich
und automatisch und benutzt damit auch die grammatischen Regeln in der
mündlichen Form. Die meisten Kinder beginnen eine Fremdsprache erst in der
Grundschule zu lernen. Hier lernen sie das Regelsystem der Sprache kennen. Nach
meiner Erfahrung ist das Thema „Grammatik“ bei den Schülern nicht attraktiv und
sie finden sie manchmal langweilig und uninteressant. Sie enthält nämlich die
Grammatikregeln, welche die Schüler lernen müssen, um richtig sprechen zu
können. Als Lehrer stelle ich mir die Frage, warum die Grammatik bei den
Schülern unpopulär ist. Regeln werden gelernt, um getestet zu werden. Das Testen
finden die Lernenden oft als ein notwendiges Übel. Sie haben Angst vor der
schlechten Bewertung und den schlechten Noten. Einerseits können die Lernenden
die Grammatik beherrschen, andererseits sollten die Lernenden sie in den
verschiedenen Sprechsituationen verwenden können. Grammatikkenntnisse sind
also kein Lernziel des Fremdsprachenunterrichts, sondern wichtig ist das Können:

Unter dem Begriff „Grammatik“ versteht man die Lehre von den Regeln des
Sprachbaus bzw. des Baus von einzelnen Ausdrücken einer Sprache. Grammatik
ist eine Art, wie eine Sprache organisiert ist.

Heyd unterscheidet die Grammatik in der Linguistik und im


Fremdsprachenunterricht.

In der Linguistik umfasst der Begriff „Grammatik“ das System von Regeln einer
Sprache und die Beschreibung dieses Systems von den Linguisten. Was den
Fremdsprachenunterricht angeht, ist die Grammatik der „Lehr- und Lernstoff, den
die Schüler beherrschen müssen, damit sie richtige Sätze bilden, verstehen und die
Texte konstruieren können“. (Heyd, 1991: 163) Bei der Auswahl der Grammatik
werden die Lernziele der Gruppe, die lerntheoretischen und lernpsychologischen
Bedingungen beachtet.

Helbig (1981:49) unterscheidet bei der Verwendung des Begriffs


„Grammatik“ folgende Grammatiken: Grammatik A, Grammatik B und
Grammatik C.

Als Grammatik A versteht man das komplette Regelsystem einer Sprache,


unabhängig von der Benennung oder Beschreibung durch die Sprachwissenschaft.
Das bedeutet, dass die Grammatik einer Sprache und ihr Regelsystem unabhängig
von der wissenschaftlichen Beschreibung existieren. Als Grammatik B bezeichnet
man die sprachwissenschaftliche Beschreibung des Regelsystems. Die Grammatik
B ist eine Sprachbeschreibung zu wissenschaftlichen Zwecken. Als Grammatik C
versteht man das Regelsystem, das sich die Schüler im Sprachunterricht
systematisch aneignen, oder ohne Sprachunterricht unsystematisch erwerben.
Darunter versteht man „Grammatik im Kopf“. Bei der Grammatik B
unterscheidet Helbig zwischen der linguistischen (B1) und der pädagogischen
(didaktischen) Grammatik (B2).

Linguistische Grammatik beschreibt die Sprache zu wissenschaftlichen


Zwecken.

Die pädagogische / didaktische Grammatik bezieht sich auf die Beschreibung


einer Sprache, deren Ziel das Lehren und Lernen der betreffenden Sprache ist.
Diese Grammatik gibt dem Lehrer / der Lehrerin einer Fremdsprache die Hinweise
und Hilfen für die Unterrichtsplanung und Unterrichtsvorbereitung und führt zur
Entwicklung der grammatischen Kompetenz. Die Präsentation der Grammatik in
einer pädagogischen / didaktischen Grammatik muss vereinfacht werden. Sie muss
drei Kriterien haben: Verstehbarkeit, Behaltbarkeit und Anwendbarkeit

Die pädagogisch-grammatischen Darstellungen müssen sprachlich einfach und für


die Schüler angemessen sein, um die ersten zwei Kriterien zu erreichen. Diese
Darstellungen sollen knapp, konkret und anschaulich sein. Rein verbale
Beschreibungen sind für die Schüler unnützlich, weil sie eine Struktur besser
verstehen, wenn sie diese Struktur mit einem Bild verbinden können. Farbe,
Zeichen, Symbole, Tabellen und Schemen erhöhen die Verständlichkeit.
Komplizierte Strukturen einer Sprache sollten möglichst einfach, anschaulich und
übersichtlich gegeben werden. Es ist auch sehr wichtig, dass man nur das
Wesentliche mit einer Farbe oder durch eine Unterstreichung hervorgibt. Was das
Kriterium der Anwendbarkeit betrifft, ist es bekannt, dass viele Schüler ihr
theoretisches Wissen nicht in das praktische Können übertragen können. Wegen
dieses Problems ist es wichtig, dass eine geringe psychologische Distanz zwischen
Darstellung und Wirklichkeit besteht. Es wäre am besten, wenn die grammatischen
Darstellungen handlungsanweisend wären.

Im Fremdsprachenunterricht unterscheidet man zwischen der produktiven


und der rezeptiven Grammatik. Unter der produktiven Grammatik versteht
man die Strukturen, die die Schüler selbst produzieren können. Und
umgekehrt unter der rezeptiven Grammatik versteht man die Strukturen, die
die Schüler nur verstehen, aber nicht produzieren können. Hier spricht man
auch von der „Mitteilungsgrammatik“ und „Verstehensgrammatik“
Wer Grammatik unterrichten möchte, wird es schwer haben. Schüler hassen sie.
Aber Grammatik gehört zum Spracherwerb wie die Butter zum Brot. Man kommt
ohne sie aus, aber richtig gut wird es erst, wenn man sie drauf hat.

Schüler wollen keine Grammatik lernen wehren sich gerne gegen sie. Wie oft
kämpfen Deutschlehrer mit der Aussage: “Die deutsche Grammatik ist so schwer”.
Grammatik verständlich und einfach zu unterrichten und den Schülern die Angst
zu vor ihr zu nehmen, ist eine große Herausforderung.

Lass uns heute durchgehen, wie du einfach und verständlich Grammatik


unterrichten kannst

1. Erkläre nicht mehr als notwendig

Viele Lehrer neigen dazu, im Unterricht sehr viel zu quatschen. Sie verstricken
sich in ihrem eigenen Wissenssaft und fangen an, Regeln zu erklären, die der
Schüler im Augenblick nicht braucht. Gang im Gegenteil, dieses Wissen schadet

ihm.

Bringe nur bei, was aktuell wirklich notwendig ist. Wenn der Akkusativ mit dem
Personalpronomen “wen” dran ist, dann erkläre nicht auch noch den Dativ mit
“wem”. Das muss der Schüler jetzt nicht wissen. Das wird sich das Gedächtnis
nicht merken. Trainiere einen Schwerpunkt, dann aber so, dass der Stoff hängen
bleibt

2. Zeige einen praktischen Nutzen

Im Idealfall fragt der Schüler selbst nach einem Grammatik-Thema. Dann ist der
Nutzen für ihn am höchsten.

Darüber hinaus bringt der Grammatik-Unterricht richtig Spaß, wenn der Schüler
erfährt, wofür er die Grammatik braucht. In Lehrwerken wird neue Grammatik
durch kurze Texte oder Konversationen eingeführt. Sie helfen dem Lerner, sich zu
fragen, warum er das jetzt so sagen soll und nicht anders.

Danach folgt die Grammatikerklärung und Übungen.

Ein praktischer Nutzen entsteht dann, wenn der Lerner Sätze lernt, die er im Alltag
gebrauchen kann.

Was nützt es ihm zu wissen, dass es vier verschiedene Fälle gibt, wenn er sie nicht
einsetzen kann.

3. Lass nie mehr Übungen machen als notwendig


Der durchschnittliche Lerner braucht keine stundenlangen Erklärungen. Ihm reicht
eine Erklärung, die maximal drei Mal wiederholt wird. Ähnlich verhält es sich mit
schriftlichen Übungen. Nachdem die Grammatik eingeführt ist, bekommt der
Lerner kurze schriftliche Übungen. Sollten weitere Übungen notwendig sein, dann
gib sie als Hausaufgabe auf. Verschwende die Zeit im Unterricht nicht für die
Theorie

4. Sofortige Anwendung in der Praxis

Die Praxis ist die beste Schule. Sofort nach der Einführung und kurzen
schriftlichen Übungen gehst du direkt in die Praxis über. Gib allen deinen Schülern
die Chance, zu sprechen. Baue das Gespräch so auf, dass die gerade eingeführte
Grammatik so oft wie möglich angewendet wird. Dieser Teil des Unterrichts ist der
wichtigste. Damit hebst du dich vom theoretischen Unterricht ab, der an vielen
Sprachschulen üblich ist.

Konversationen sollten von der ersten Unterrichtsstunde an, üblich sein. Mit
Anfängern wird der Umfang kleiner sein, aber verzichte nicht darauf.

5. Schaffe Verbindungen zu Bekanntem

Grammatik baut aufeinander auf. Die Grundlagen der Grammatik sind der
Grundstein für die richtige Anwendung der folgenden Grammatik. Wer die vier
Fälle nicht beherrscht, der wird später die meiste Zeit Fehler machen.

Versuche im Unterricht immer wieder an alte Grammatikthemen zu erinnern.

Beispiel:

Weißt du noch, was wir letzte Woche gelernt haben?

Kannst du mir die Grammatik von letzter Woche zusammenfassen?

Oder erkläre die Folgen. Beispiel:

Solange du das nicht lernst, kannst du nicht…

Fazit

Grammatik lässt sich einfach in der Praxis anwenden. Je mehr Fehler dein Schüler
macht, desto mehr praktische Übungen braucht er. Lass deine Schüler neue
Grammatik deshalb durchs Gespräch lernen

Das könnte Ihnen auch gefallen