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ich, im Feld draußen sein soll – Wenn der so Schönstein: Hält er Wort, dann soll er noch

heute zurück käm? ein Pflaster auf’s Gewissen bekommen – ha!


Wenn ich sie nur noch heute sprechen kann.
Johann: O, der Kerl ist schon längst auf- (ab)
gehenkt worden. Das war ein böser Gaudieb!
Johann: Mir ist, als wenn ich die Prügel
Schönstein: Ein Deserteur – ein Mordbren- schon auf dem Buckel hätte. (ab)
ner.

Johann: Die Rose weiß alles; denn ich hab ZWÖLFTER AUFTRITT
ihr selber den Totenschein gebracht. Peter und hernach Jakob
Peter: So? Nun, so tröst ihn der liebe Gott – Peter: Himmel! Was man alles erlebt, wenn
Ich möchte Euer Gnaden gern dienen, aber es man sechs Jahre vom Hause weg ist? Aber
ist eine kleine Gewissens-Sache dabei. wartet nur, ihr verdammten Stadtmäuse! Der
Landspeck soll euch teuer zu stehen kommen.
Schönstein: Das wollen wir zu beruhigen Ja, ich will euch in das Haus führen; aber ihr
suchen. Hier sind sechs Dukaten. sollt sehen, wie ihr mir heraus kommt. (blickt
nach der Straße) Seh ich recht? – Ja, es ist der
Peter: O Sie schlauer Herr! Sie wissen mich
alte Jakob, Rosens Vater. Ha! Nun kann ich
bei meiner schwachen Seite anzugreifen. Es
meinem Herzen Luft machen.
sei! Wissen Euer Gnaden was? Es wird jetzt
bald Nacht. Finden Sie sich also, wenn es
Jakob (mit einem Schubkarren, wie ihn
finster wird, in der Gegend der Hütte ein. Ich
Milchmänner haben, hält mitten im Wege still
werde sehen, wie ich Sie hinein praktiziere.
und singt. Man merkt ihm an, dass er ein
Still! Dort kommt jemand die Straße herauf.
kleines Räuschchen hat)
Entfernen Sie sich. Man darf uns nicht bei-
sammen sehen.

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Peter: Ha! Mein alter Jakob hat ein kleines möcht ich, wenn ich daran denke. Es sind
Räuschchen; aber das ist just recht. (tritt ihm noch nicht fünf Minuten, dass ich sie auf die-
in den Weg) Guten Abend, lieber Jakob. sem Flecke hier mit einem Stadtherrn ange-
troffen hab, und der will sie heimlich heira-
Jakob (freundlich): Guten Abend, lieber ten.
Freund! (will weiter fortfahren)
Jakob: Geh Peter, du bist ein Narr! Meine
Peter (ihn aufhaltend): Jakob! Rose einen Stadtherrn zum Amanten, und ich
soll nichts davon wissen? Das wär eine sau-
Jakob: So heiß ich – aber was will er denn bere Wirtschaft.
von mir? Ha! Ich errat es schon: ein Almosen.
Wart er, guter Freund. (langt in die Tasche) Peter: Als wenn Ihr der einzige Vater wärt,
der nichts um die Liebeshändl seiner Tochter
Peter: Jakob! Kennt ihr mich nicht mehr? weiß. Genug, ich gebe euch mein Soldaten-
wort zum Pfande, und wenn Ihr daran zwei-
Jakob: Ich mag ihn ansehn, wie ich will – die felt, so könnt Ihr den Amanten mit eigenen
Stimme ist mir bekannt. Augen noch heute bei eurer Tochter im Haus
sehen. Ja, ich muss euch noch mehr sagen.
Peter: Euer Peter! Ich selbst muss ihm Gelegenheit machen,
dass er in’s Haus kommt. Da sind sechs Du-
Jakob: Der Peter! Wahrhaftig, du bist es – du katen; die hat er mir geschenkt, damit ich ihn
Teufelsbube! Komm, laß dich an mein Herz hineinpraktizier.
drucken. Aber, wer hätte dich in diesem Auf-
zug kennen sollen! Wir haben dich schon Jakob: Pfui, Peter! Du wirst dein Madl doch
längst für tot gehalten. O, deine Rose wird ei- nicht verhandeln wollen?
ne Freud haben, wenn sie hört, dass du lebst.
Peter: Sorgt euch nicht, alter Vater. Es ist nur
Peter: Die Freude wird so groß nicht sein! eine Mausefalle für die Stadtmäuse. Doch
kommt nur: ich will euch im Gehn alles er-
Jakob: Was sagst du? Nicht groß? Schau zählen.
Peter, seit du ins Feld fort bist, hat mein Madl
keinen Bubn angschaut. Jakob: Nein, Peter, das hätt ich von meinem
Madl nicht geglaubt.
Peter: Ha! Ha! Keinen Bauernbubn freilich,
aber Stadtherrn. – Peter: Eure Rose ist auch im Grund unschul-
dig; denn, wenn ihre Tugend ein Gut wäre,
Jakob: Peter! Jetzt könntst du mich bös ma- das auf offener Straße herum anzutreffen ist,
chen. so würden die Diebe nicht darum ins Haus
einsteigen.
Peter: Schaut, lieber Jakob, es ist eine
Schande für einen Soldaten; aber weinen
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