wie auch Diamant Experte Ludwig Karsch
Es wird schlicht vermu-
1944 Einheitsmodell EH
NEUE ZEIT,
NEUER ANTRIEB,
NEUE WEGE:
DIAMANT NACH
DEM KRIEG
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges ent-
geht das Unternehmen, das in der sowje-
tischen Besatzungszone liegt, einer dro-
henden Demontage nur durch den glück-
lichen Umstand, dass Fahrräder drin-
gend benötigt werden. Bis zu Beginn der
1950er Jahre werden deshalb zunächst
nur die letzten beiden Vorkriegsmodelle
EH und ED gebaut, diese Produktions-
reihen werden dann um die Tourenräder
des Modells 106 ergänzt. Das Gros der Pro-
duktion ist als Reparaturleistung für die
Sowjetunion bestimmt. In dieser Zeit ent-
stehen lediglich einzelne Rennräder des
Modells 67, indem vorhandene Teile aus
Vorkriegsbeständen für die Montage zum
Einsatz kommen. Es sind klare Prioritäten,
1955
Herren Sport Modell 108
fer extrem grazil.
zu berichten weiß: „Die Zeit brauchte ro-
buste Transportmittel, nur die wenigsten
dachten angesichts von Not und Hun-
ger an den Radsport. Glücklich war, wer
überhaupt noch ein Fahrrad besaß.“
ANSCHLUSS
UND
ENTWICKLUNG
Während der 1950er Jahren beginnt die
Lage sich langsam zu verbessern. Nach-
dem die gröbsten Kriegsfolgen überwun-
den waren, sucht die junge DDR in vielen
Bereichen den Anschluss an internatio-
nale Standards. Im Zuge dieser Neuorien-
tierung wird es auch den Mitarbeitern
von Diamant ermöglicht, an die Entwick-
lung neuer sportlicher Modelle zu gehen.
Diese werden der breiten Öffentlichkeit
erstmals im Jahr 1954 vorgestellt: Da gibt
es das neue Sportrad Modell 108 und da-
neben das Rennrad Modell 167, die na-
mentlich an die Vorkriegsmodelle 8 und
67 angelehnt sind. Für die 6. DDR-Rund-
fahrt als prestigeträchtiges Sportereig-
nis wird das komplette Starterfeld mit
den neuen Rennrädern vom Modell 167
ausgestattet, was allerdings auf der Fah-
rerseite durchaus auch skeptisch aufge-
nommen wird: Insbesondere die filigrane
Rundscheidengabel wird kritisch beäugt,
denn sie wirkt gegenüber ihrem Vorläu-
1958
Straßenrennrad Modell 167
DIAMANT / / 0 2 H IS TO RISCHE H IG HLIG HTS
tet, dass dieses Ding die Strapazen einer
ausgedehnten Rundfahrt niemals aushal-
ten würde. Ein Trugschluss, denn Gabel
und Rennrad bestehen ihren erste großen
Einsatz – und zwar mit Bravour.
Zeitgleich zu diesem Straßenmodell ent-
steht auch das Modell 177, das mit ver-
kürztem Radstand, steilerem Steuerrohr
und höherer Tretlagerposition auf den
Bahnrennsport zugeschnitten ist und sich
13
ebenfalls an das entsprechende Vorkriegs-
modell 77 anlehnt.
FLITZER
FÜR DEN MARKT
Wenn man einmal von „Täve“ Schurs
Rennmaschine mit Friedensfahrt-Rahmen
absieht, die weder frei verkäuflich ist,
noch bezahlbar wäre, kann Diamant schon
ab 1955 die ersten neuen Rennräder in den
Handel bringen.
1955
„Täve“ Schur auf Modell 167