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Leserbrief Bettelverbot Karla Tschavoll, 5A2

Der Text unter Verwendung des generischen Femininums verfasst. Dies inkludiert alle Geschlechter.

Sehr geehrte Leserinnen!


In den kalten Monaten zieht sich die Österreicherin in die eigenen vier Wände zurück
– doch die Armut bleibt in den Gassen hängen, frierend, hungernd, bettelnd, und das
schlechte Gewissen klebt den Vorbeiziehenden am Rücken wie Kaugummi auf dem
Bahnsteig. Sollte man Bettlerinnen eine Spende zukommen lassen, oder fördert das
die Armut nur zusätzlich? Katharina Krawagna-Pfeifer und Andreas Unterberger
stellen sich der umstrittenen Thematik des Bettelverbots in Österreich. In ihren
Kolumnen „Bitte hinschauen und nachdenken“ und „Wirklich helfen sieht anders aus“,
veröffentlicht am 29. März 2012 in den Salzburger Nachrichten, äußern sie
verschiedene Meinungen.

Während Krawagna-Pfeifer einen Appell an die Österreicherinnen ausspricht, mehr


Empathie für Bettlerinnen aufzubringen, plädiert Unterberger stark für das
Bettelverbot. Er behauptet, dass Österreich an der zunehmenden Anzahl an
Bettlerinnen keine Schuld trägt und dass das Problem allein von den
Herkunftsstaaten der ausländischen Bettlerinnen ausgeht.
In der Kernaussage Krawagna-Pfeifers sehe ich einen guten Grundgedanken:
Empathie. Bettlerinnen werden durch Angst, Ekel und Fremdheit so entmenschlicht,
dass es für die gewöhnliche Bürgerin schwer ist, Empathie zu zeigen. Jedoch ist es
wichtig, sich die Situation aus der Perspektive eines Individuums mit einer Familie
und Gefühlen anzusehen, anstatt kalt über demographische Entwicklungen zu
urteilen. Krawagna-Pfeifer bringt dies auf den Punkt.
Über die Behauptungen von Herrn Unterberger kann man jedoch streiten: Die
Aussage, dass der Anstieg an Bettlerinnen rein den Roma-Dörfern zuzuschreiben ist,
scheint ein Versuch zu sein, Österreich in die Opferrolle zu stecken und die eigentlich
Betroffenen als Gefahr dastehen zu lassen. (Nehme ich da einen Hauch von
Ausländerfeindlichkeit wahr?) Die Unterstützung wirtschaftlich schwächerer Länder,
wie Unterberger sie vorschlägt, ist allerdings eine gute Idee. Gerade ein reiches Land
wie Österreich sollte sich dazu berufen fühlen. Dabei darf jedoch nicht vergessen
werden, dass in Österreich Verweilende – anderer Herkunft oder nicht – trotzdem auf
der Straße landen können und diesen Menschen geholfen werden muss.

Dass das Bettelverbot in Österreich so heiß diskutiert wird, ist ein gutes Zeichen.
Jedoch sollte die eigentliche Frage gestellt werden: Was kann Österreich tun, um so
vielen Menschen wie möglich das kleinstmögliche Leid zu verschaffen? Bevor
modernere Lösungen gefunden sind, bleibt uns nur die Empathie. Ob man das
Verbot nun befürwortet oder nicht, Fakt bleibt, dass ein paar Euro jemandem den
Magen für einen Tag füllen können.

Mit Freundlichen Grüßen


Leserbrief Bettelverbot Karla Tschavoll, 5A2

Karla Tschavoll

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