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IV Die Funde
Noch während der laufenden Grabungskam- ta. Durch diese sporadischen Arbeiten mit den
pagne in den 1970er Jahren wurden die Funde im Museum Tărgovište deponierten Materialien
am nahegelegenen Bach Oteki dere gewaschen wurden Teile der Dokumentation und der Gra-
und mit schwarzer Tusche beschriftet. Als wich- bungsfunde immer wieder benutzt und blieben
tig erachtete Knochen- und Feuersteinartefakte so im Blickfeld der Forschung, wenngleich das
sowie ein Großteil der Kleinfunde wurde unter weitgehend unsystematische Herausziehen von
Angabe der Auffindungskoordinaten in Feldin- verschiedenen Einzelinformationen teilweise
ventarbüchern verzeichnet. Nach dem Ab- zur Zerstückelung und Zerstreuung der Gra-
schluss der Grabungsarbeiten gelangte ein bungsdokumentation beitrug. Soweit in der Ver-
Großteil der Funde in das Historische Regional- gangenheit auf die originalen Fundgegenstände
museum Tărgovište. Eine nicht mehr genau zu aus Ovčarovo-Gorata zurückgegriffen wurde, be-
benennende Anzahl der Funde, darunter über- traf dies also lediglich die in der permanenten
wiegend unsignifikante Keramik, wurde nach archäologischen Ausstellung gezeigten Funde
Auskunft der Ausgräberin vor Ort wieder vergra- und dazu vereinzelt noch die im Museumsinven-
ben. tar erfassten Stücke, welche im Fond aufbewahrt
werden. Die Massenfunde jedoch, welche seit
Als wir im Frühjahr 2004 das erste Mal die Mate- dem Ende der Grabungen in großen Holzkisten
rialien von Ovčarovo-Gorata in Augenschein nah- aufbewahrt wurden, sind bis zu unserer Aufnah-
men, lag der Abschluss der Grabungen bereits me im Frühjahr 2006 nicht systematisch bearbei-
25 Jahre zurück. Seitdem wurden lediglich die tet worden. Für die Auswertung standen somit
genannten Vorberichte veröffentlicht. Eine ein- drei verschiedene Kategorien an Funden zur Ver-
gehende Bearbeitung erfuhren lediglich die Feu- fügung: 1. die in der Dauerausstellung des Mu-
ersteinartefakte im Rahmen einer Dissertation seums gezeigten Funde, darunter viele der Idole
durch Nguyen Van Binh und die Tierknochen und Knochengeräte sowie überwiegend vollstän-
durch Günter Nobis. Darüber hinaus hatten Kol- dige Gefäße, 2. inventarisierte Funde aus dem
legen, die zum Neolithikum der Region arbeite- Museum, darunter zumeist ebenfalls überwie-
ten immer wieder Zugriff, hauptsächlich auf das gend ganze Gefäße und zahlreiche Kleinfunde
inventarisierte Fundmaterial von Ovčarovo-Gora- und 3. die Massenfunde, welche nicht im Muse-
umsinventar erfasst worden sind, darunter vor
allem zerscherbte Gefäße und die überwiegende
Zahl der Tierknochen. Nicht genau benennbar ist
der Anteil der unmittelbar nach der Grabung wie-
der vergrabenen Funde. Nach Auskunft der Aus-
gräberin handelt es sich um eine durchaus sta-
tistisch relevante Menge im Umfang mehrerer
Holzkisten. Die Kriterien, welche der Funde auf-
bewahrt und welche weggeworfen wurden,
scheinen nach so langer Zeit nur noch schwer re-
konstruierbar. Die Entscheidung über die Entsor-
gung eines Teils der Funde wurde unmittelbar
nach dem Ende der Grabung getroffen und bleibt
in ihrer Tragweite unbekannt. Auch der genaue
Ort war nicht zu erfahren, so dass ohne größeren
Aufwand kein Zugriff auf die Materialien mehr
möglich ist. Der Zustand der ins Museum gelang-
ten Funde war entsprechend ihrer Einstufung un-
terschiedlich gut. Während die inventarisierten
Stücke in der Ausstellung und im Depot gut er-
Abb. 49. Museum von Tărgo-
vište. Zustand der im Muse-
halten waren, mussten die Scherben aus den
umsdepot einlagernden Mas- Holzkisten zunächst mit einer Bürste gereinigt
senfunde vor dem Beginn der werden, da sie über die Jahrzehnte stark einge-
Dokumentationskampagne staubt waren und z. T. sogar restauriert werden
2006. mussten (Abb. 49).
44
IV Die Funde
45
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
46
IV Die Funde
der Oberfläche des Scherbens. Ausschlagge- Hohlräume im Gefüge könnten von einer voll-
bend für die Zuweisung war in der Regel das Aus- ständig verbrannten oder vergangenen organi-
sehen des Bruches, da die Porosität und Farbig- schen Magerung herrühren. Außen- und Innen-
keit der Außen- und Innenflächen (Munsell Color fläche sind rötlich, wie von einem Schlicker
Code) stark von der Oberflächenbehandlung überzogen. Der Bruch ist dagegen grau.
aber auch vom Erhaltungszustand der Keramik Außen: rötlich-braun (5YR5/4)
abhängig ist. Die Arten der Oberflächenbehand- Innen: rötlich-braun (5YR6/4)
lung wurden darum gesondert erfasst. Nach den Bruch: inhomogen von grau (5YR6/1) über gelb-
makroskopisch unterscheidbaren Kriterien lie- grau (10YR6/4) bis rötlich-braun (5YR6/6)
ßen sich folgende Keramikwaren-Gruppen im
Material von Ovčarovo-Gorata unterscheiden: Probe 5: Harte, leicht poröse Ware mit feinkörni-
gem Bruch. Feine Magerungsbestandteile sind
Probe 1: Sehr harte bis klingend harte, dichte im gleichmäßigen Gefüge erkennbar. Ähnlichkei-
Ware mit glattem, leicht schiefrigem Bruch. Die ten bestehen zu den Waren 3, 13, 17, 18 und 23.
Magerungsbestandteile sind sehr fein und mit Die Färbung des Scherbens ist durchgängig grau.
bloßem Auge kaum erkennbar. Homogenes Ge- Einzig im Bruch ist sowohl zur Innen-, wie auch
füge, sehr dichte, dunkle Oberfläche und tief- zur Außenfläche hin eine sehr dünne rötliche
schwarzer, mitunter auch etwas hellerer, ins röt- Schicht erkennbar.
liche gehender Bruch. Aus dieser Ware sind Außen: grau (10YR5/3)
überwiegend kannelurverzierte Becher gefertigt Innen: grau (10YR5/3)
worden. Die Ware zeigt Ähnlichkeiten zur Ware Bruch: in der Mitte grau (10YR5/1), zur Innen-
7, die etwas gröber gemagert erscheint. und Außenfläche hin ins Rötliche (5YR6/3) ten-
Außen: schwarz-braun (7.5YR2.5/1-2) dierend
Innen: schwarz-grau (10YR3/1)
Bruch: leicht ineinander übergehende Farb- Probe 6: Feinsandige aber harte, im Bruch fein-
zonen – rötlich-braun (2.5YR5/6) bis schwarz körnige Ware. Kaum sichtbare Magerungsbe-
(2.5YR2.5/1) standteile im dichten Gefüge. Die Innen- und Au-
ßenfläche sind oxydiert und dadurch ziegelrot.
Probe 2: Harte, körnig geklüftete Ware mit grob- Im Bruch zeigt der Scherben eine dunklere Fär-
poriger Oberfläche. Im ungleichmäßigen Gefüge bung. Formale Ähnlichkeiten bestehen zu den
sind sehr grobe Magerungsbestandteile, vor al- ebenfalls feinsandigen Waren 9, 10, 11 und 21,
lem Steinchen, erkennbar. Die Außenfläche ist die allerdings stark in der Farbigkeit variieren.
heller als der Bruch und die Innenfläche. Offen- Außen: rötlich-braun (5YR6/6)
bar handelt es sich um einen farbigen Schlicker. Innen: rötlich-braun (5YR6/6)
Aus dieser Ware sind zumeist große Gefäße ge- Bruch: homogen grau (5YR4/1)
fertigt worden. Nach makroskopischen Kriterien
ähnlich gefertigt sind die Waren 12 und 14. Probe 7: Sehr harte, dichte Ware mit glattem
Außen: braun-rot (7.5YR6/6) Bruch. Die Magerungsbestandteile sind sehr fein
Innen: schwarz (10YR3/2) und mit bloßem Auge kaum erkennbar. Homoge-
Bruch: ineinander übergehende Farbzonen von nes Gefüge, sehr dichte, dunkle Oberfläche und
der Farbe der Innenseite bis leicht helleres röt- tiefschwarzer Bruch. Die Ware zeigt Ähnlichkei-
lich-grau (7.5YR5/3) ten zur noch etwas feineren Ware 1.
Außen: braun-schwarz (7.5YR4/2)
Probe 3: Harte, dichte Ware mit glattem Bruch. Innen: schwarz (7.5YR3/1)
Sehr feine Magerungsbestandteile sind im Bruch: schwarz (2.5YR2.5/1)
gleichmäßigen Gefüge mit bloßem Auge erkenn-
bar. Es handelt sich um eine Variante, die einige Probe 8: Dichte, harte Ware mit gleichmäßigem
Ähnlichkeiten mit den Waren 5, 13, 17, 18 und Gefüge. Bricht splittrig, mit sehr feinen Mage-
23 aufweist. Verbindende Elemente sind die rungsbestandteilen. Der Ton zeigt die beinahe
aschegraue bis leicht ziegelrote Farbe der Au- unveränderte Erdfarbe des örtlichen Lösses, wo-
ßen- und Innenfläche, sowie im Bruch erkenn- bei die Außen- und Innenflächen leicht heller
bare schwarze Farbpartikel, die möglicherweise sind als der Bruch. Die Ware lässt sich zu einer
von einer organischen Magerung herrühren. Gruppe mit den Waren 20, 22 und 24 stellen,
Außen: rötlich-grau (5YR6/6-1) die allesamt vollständig durchoxydiert sind und
Innen: rötlich-grau (5YR5/4-1) gleichfalls sehr feine Magerung zeigen.
Bruch: von der Innen- und Außenseite vom rötli- Außen: ockerfarben (10YR6/6)
chen ausgehend (5YR6/6) zum klaren Grau Innen: ockerfarben (10YR6/6)
(5YR6/1) in der Mitte des Bruches übergehend. Bruch: nur in der Mitte ockergrau (10YR5/3),
sonst wie Innen- und Außenseite
Probe 4: Poröse aber harte Ware mit körnigem
Bruch. Grobe Magerungsbestandteile sind im Probe 9: Feinsandige, feste Ware mit körnigem
unregelmäßigen Gefüge erkennbar. Größere Bruch. Feine Magerungsbestandteile sind in der
47
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
gleichmäßigen Textur erkennbar. Es handelt sich oxydiert, der Kern dagegen dunkel. Die rötliche
um eine fast vollständig durchoxydierte Ware mit Außenfarbe könnte von einem Schlicker herrüh-
einem schmalen dunkleren Bruchkern. Varianten ren. Formale Ähnlichkeiten bestehen zu den Wa-
davon stellen die Waren 6, 10, 11 und 21 dar. ren 6, 9 und 21, besonders aber zur Ware 11, mit
Außen: rötlich (5YR5/4) der sie die etwas gröbere Steinchenmagerung
Innen: rötlich (5YR5/4) gemein hat.
Bruch: zu den Rändern hin etwas kräftigerer Rot- Außen: rötlich (2.5YR5/6)
Ton als innen und außen(5YR5/6), nur im Kern Innen: rötlich-braun (2.5YR5/3)
grau-schwarz (5YR 4/2) Bruch: homogen schwarz-grau (2.5YR4/1)
Probe 10: Dichte, harte Ware mit feinsandigem Probe 11: Harte, feinsandige und feste Ware. Im
Bruch. Kleinere Steinchen im leicht inhomoge- ungleichmäßigen Gefüge sind zahlreiche Stein-
nen Gefüge. Die Innen- und Außenflächen sind chen erkennbar. Die Färbung des Scherbens ist
48
IV Die Funde
regelmäßig hellgrau bis ockerfarben und er- gen lässt sie sich mit den Waren 2 und 14 verbin-
scheint an der Außenfläche etwas heller. Formal den. Die Ware ist durchgängig braun gefärbt und
erscheint die Ware 10 sehr ähnlich, ist aber stär- nur an der Außenfläche etwas heller als an der
ker an der Oberfläche oxydiert. Weitere formale Innenfläche und im Bruch.
Ähnlichkeiten ergeben sich zu den Waren 6, 9 Außen: braun (5YR5/4)
und 21, die aber feiner gemagert sind. Innen: braun (5YR4/2)
Außen: ockergrau (10YR5/4) Bruch: homogen braun (5YR4/2)
Innen: grau (10YR5/2)
Bruch: homogen grau (10YR4/1) Probe 13: Sehr harte, dichte Ware mit glattem
Bruch. Sehr wenige und sehr kleine Magerungs-
Probe 12: Sehr dichte, harte Ware mit splittrigem bestandteile sind im homogenen Gefüge erkenn-
Bruch. Im homogenen Gefüge fallen größere bar. Innen- und Außenfläche sind oxydiert, der
Steinchen auf. Über diese groben Beimengun- Bruchkern aber gleichmäßig grau. Ähnlichkeiten
49
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
bestehen zu den ebenfalls sehr fein gemagerten gefärbt und nur an der Innen- und Außenseite
Waren 3, 5, 17, 18 und 23. leicht ziegelrot-ockerfarben, wie von einem
Außen: rötlich (5YR7/6) Schlickerüberzug. Ähnlich fein gemagert sind
Innen: braun (5YR4/2) die Waren 3, 5, 13, 17, und 23.
Bruch: im Kern ein helles Grau (5YR6/2) das zu Außen: ockerfarben (7.5YR5/6)
den Rändern ins Rötliche übergeht (5YR6/6) Innen: rötlich (5YR6/6)
Bruch: homogen bräunlich (10YR4/4) mit schwar-
Probe 14: Sehr grob mit Steinchen gemagerte, zen Einsprengseln
feste Ware. Im schiefrigen Bruch sind Sand und
kleinere Steinchen erkennbar. Die Textur er- Probe 19: Sehr harte und dichte Ware mit glat-
scheint dennoch gerichtet und sehr dicht. Ähn- tem, schluffigem Bruch. Im homogenen Gefüge
lich grobe Magerungen zeigen die Waren 2 und sind schwarze Flecken, wie von einer organi-
12. schen Magerung erkennbar. Darüber ergibt sich
Außen: dunkelgrau-braun (5YR4/1) eine Ähnlichkeit zur Ware 18. Die Oberfläche ist
Innen: dunkelgrau-braun (5YR4/1) leicht heller als der Bruch, bei einer ansonsten
Bruch: einzelne Farbzonen von dunkel in der Mit- homogen dunkelgrauen Färbung des Scherbens.
te (5YR2.5/1) über Rot-Töne (5YR4/6) bis grau- Außen: ockerfarben (10YR6/4)
braun (5YR6/4) Innen: grau (10YR6/2)
Bruch: homogen grau (10YR3/1)
Probe 15: Nur an einem Stück (MTg 2394) beleg-
te Ware mit gelbem Schlicker an der Außen- und Probe 20: Dichte, harte Ware mit geklüftetem
Innenfläche. Sehr dichtes und homogenes Gefü- Bruch. Im gleichmäßigen Gefüge sind kaum Ma-
ge, mit kaum sichtbaren Beimengungen. Wäh- gerungspartikel zu erkennen. Das verbindet sie
rend die Oberfläche eine helle Ockerfarbe zeigt, mit den Waren 8 und 24. Der Scherben ist gleich-
ist der Bruch grau. Der sehr gut erhaltene Über- mäßig ockerfarben durchfärbt.
zug des Gefäßes lässt diese Ware vordergründig Außen: ockerfarben (10YR7/4)
fremdartig im Spektrum von Ovčarovo-Gorata er- Innen: ockerfarben (10YR7/4)
scheinen, wenngleich sie im Bruch den Waren 3 Bruch: homogen ockerfarben (10YR7/4)
und 13 ähnelt. Einzig von dieser Ware konnte
keine Probe entnommen werden, da das Stück Probe 21: Vollständig durchoxydierte, harte und
inventarisiert ist. Gewisse Ähnlichkeiten beste- dichte Ware. Im glatten Bruch sind kleinere und
hen auch zu den ebenfalls sehr fein gemagerten größere Steinchen erkennbar. Ähnlichkeiten be-
Waren 5, 17, 18 und 23. stehen zu den mehr oder weniger ebenfalls
Außen: gelblich-ocker (10YR6/6) durchoxydierten Waren 6, 9, 10 und 11.
Innen: gelblich-ocker (10YR6/6) Außen: ziegelrot (2.5YR5/6)
Bruch: homogen grau (10YR5/2) Innen: ziegelrot (2.5YR6/6)
Bruch: homogen ziegelrot (2.5YR5/6)
Probe 16: Sehr harte, dichte Ware mit schief-
rigem Bruch. Die Oberfläche ist stark verdichtet Probe 22: Sehr harte, leicht poröse Ware mit ge-
und oxydiert während sich der Scherben im klüftetem Bruch. Im unregelmäßigen Gefüge
Bruch dunkel zeigt. Magerungsbestandteile sind sind größere Steinchen erkennbar. Der Scherben
mit bloßem Auge nicht erkennbar. ist gleichmäßig ockerfarben.
Außen: rötlich (2.5YR4/6) Außen: ockerfarben (10YR6/4)
Innen: rötlich-grau (2.5YR6/2) Innen: ockerfarben (10YR7/3)
Bruch: homogen schwarz-grau (2.5YR 4/1) Bruch: homogen ockerfarben (10YR6/4)
Probe 17: Graue, sehr dichte, harte Ware mit ho- Probe 23: Harte, sehr grobe Ware mit zahlrei-
mogenem Gefüge. Im feinsandigen Bruch sind chen Magerungspartikeln im unregelmäßigen
wenige Steinchen erkennbar. Die Farbe des Bru- Gefüge. Im Bruch zeigt sich der Scherben porös
ches entspricht weitgehend jener der Außen- und geklüftet. Außen- und Innenfläche sind oxy-
und Innenfläche. Ähnlichkeiten bestehen zu diert, der Kern erscheint dagegen in einem etwas
den ebenfalls sehr fein gemagerten Waren 3, 5, dunkleren Braunton. Gewisse Ähnlichkeiten be-
13, 18 und 23. stehen zu den ebenfalls stark gemagerten Waren
Außen: grau (7.5YR6/2) 3, 5, 13, 17 und 18.
Innen: grau (7.5YR7/1) Außen: rötlich-braun (5YR4/3)
Bruch: homogen grau wie Innen (7.5YR7/1) Innen: rötlich-braun (5YR4/3)
Bruch: relativ scharf begrenzte Farbzonen von
Probe 18: Harte, dichte Ware mit feinsandigem rötlich an den Rändern (5YR5/6) bis braun im
bis schluffigem Bruch. Im gleichmäßigen Gefüge Kern (5YR4/2)
sind nur einzelne schwarze Punkte, wie von ei-
ner organischen Magerung auszumachen. An- Probe 24: Vollständig durchoxydierte, sehr ho-
sonsten ist der Scherben homogen grau-braun mogene Ware ohne sichtbare Magerungsbe-
50
IV Die Funde
standteile im Gefüge. Im Bruch zeigt sich der zur Standfläche (B1d). Die niedrigen Becher zei-
Scherben glatt und schluffig. Im Vergleich zu gen alle eine einfache, abgeplattete Standfläche
den ähnlichen Waren 8 und 20 ist es die feinere ohne ausgeprägte Fußbildung.
Variante.
Außen: ziegelrot (2.5YR6/6) Bei den Bechern mit seitlichem Bandhenkel (B2)
Innen: ziegelrot (2.5YR6/6) lassen sich ebenfalls hohe (B2a) und niedrige
Bruch: homogen ziegelrot (2.5YR5/6) Typen (B2b) unterscheiden. Sie stehen auf einer
einfachen, abgeplatteten Standfläche oder zei-
Probe 25: Sehr feste und dichte Ware mit fein- gen eine leichte Fußbildung. Ob Becher auf ho-
sandigem Bruch. Im unregelmäßigen Gefüge hem Standring teilweise auch mit seitlichem
sind zahlreiche Magerungspartikel erkennbar, Bandhenkel ausgestattet waren, lässt sich nicht
darunter auch größere Steinchen. Außen- und In- ausschließen. Bei den aufgefundenen Fragmen-
nenfläche sind leicht oxydiert, der Kern dagegen ten von Bechern auf hohem Standring sind je-
etwas dunkler. denfalls keine Henkel oder Henkelansätze erhal-
Außen: ockerfarben (7.5YR6/4) ten. Neben den Exemplaren mit einfachen
Innen: rötliches ocker (5YR6/4) Bandhenkeln ist aus Ovčarovo-Gorata nur ein
Bruch: fließend ineinander übergehende Farb- Exemplar überliefert, das neben dem unteren
zonen von ockerfarben an der Außenseite Ansatz des Bandhenkels zu beiden Seiten je ei-
(10YR5/4) bis rötlich an der Innenseite (5YR5/6) ne senkrecht durchbohrte Buckelöse aufweist
(Taf. 3,1).
Alle Proben der Keramikwaren, mit Ausnahme
der nur an einem Gefäß belegten und darum Von den eigentlichen Bechern abzugrenzen sind
nicht entnehmbaren Ware 15, wurden der Ar- Formen, die in ihrem Aufbau formale Ähnlichkei-
beitsgruppe Archäometrie am Institut für Anorga- ten zu den Bechern zeigen, aber aufgrund ihrer
nische Chemie der Freien Universität Berlin über- bauchigen Gestalt zu den Töpfen gezählt werden
geben und dort keramologisch untersucht. Die müssen. Die hohe Form und der sich fließend
Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Unter- aus der Schulter entwickelnde verengte Mund-
suchungen sind in Kapitel IV.3.5 beschrieben. saum stellt sie dennoch nahe zu den Bechern,
weshalb sie im Folgenden als becherartige Töpfe
bezeichnet werden. Auch die becherartigen Töp-
IV.3.1.2 Formen fe (B3) lassen sich über ihre Fußbildungen glie-
dern. Es gibt Typen auf massivem Fuß (B3a), Ty-
Becher und becherartige Töpfe pen auf hohem Standring (B3b) und Typen mit
einer einfachen, abgeplatteten Standfläche, die
Becher (B) sind hohe Gefäße mit annähernd zy- sich in Ihrer Stärke kaum von der der Wandung
lindrischem Körper, meist auf niedrigem Fuß unterscheidet (B3c).
(Abb. 54). Ihr Gefäßfuß ist entweder massiv oder
als hoher Standring ausgebildet. Abweichend Einige Miniaturformen (B4) scheinen ebenfalls
von der allgemein zylindrischen Form der Becher Becher vorzustellen. Allerdings ist ihre Gestalt
(B1; B2) kann die Wandung auch leicht gebaucht oft recht unregelmäßig, so dass kaum ein Gefäß
sein. Der Übergang zu den becherartigen Töpfen wie das andere aussieht. Das heterogene Er-
(B3), welche sich durch ein deutliches S-Profil scheinungsbild der Miniaturbecher mag in ihrer
der Wandung auszeichnen, ist hier fließend. nachlässigeren Machart begründet liegen. Bei
Zum Rand hin ist die Gefäßlippe dann leicht aus- einigen Kleinformen ist die Wandung sehr steil
kragend. Wenige Exemplare zeigen eine gerade, und leicht nach außen gestellt, wodurch sie re-
leicht konisch eingestellte Wandung. Neben ein- gelrecht konisch sind (Taf. 2,6–7.16).
fachen Formen ohne Handhaben (B1) begegnen
Exemplare mit seitlich angesetztem Bandhenkel Die typische Becherverzierung ist die Kannelur.
oder abgeplattetem Rundhenkel (B2). Dieser Die Sorgfalt ihrer Ausführung reicht von sehr prä-
Henkel findet sich stets im unteren Teil des Ge- zise ausgeführten Plisseekanneluren, die sich in
fäßkörpers, nur selten steht er bis zur Mitte Flächen ornamental überlagern bis zu einfachs-
hoch. ten, sich mehr oder weniger vertikal um den Ge-
fäßkörper spannenden Glättspuren. An einem
Die Becherformen ohne Handhaben lassen sich Becher (Taf. 48,3) ist eine Bemalung mit dunkler
noch einmal untergliedern in hohe Formen auf Farbe nachgewiesen, die auf die sehr fein ge-
einer einfachen, abgeplatteten Standfläche schlickerte und polierte Oberfläche eines sonst
(B1a) und gelängte Formen auf hohem Standring unverzierten Becherunterteils aufgebracht wur-
(B1b). Davon abzugrenzen sind wiederum ge- de. Schwache Reste einer Bemalung, ebenfalls
drungene Formen mit einem leicht konisch zu- mit dunkler Farbe, finden sich auch auf einem
laufenden Oberteil und einem leichten Umbruch Gefäßfuß, der möglicherweise ebenfalls zu ei-
zur Standfläche hin (B1c) sowie einfache, nied- nem Becher gehörte (Taf. 48,4). Nur wenige
rigere Formen mit einem fließenden Übergang Exemplare zeigen eine glatte, unverzierte Ober-
51
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
52
IV Die Funde
fläche. Möglicherweise waren die wenigen un- Bei den Töpfen mit einbiegendem Rand lassen
verzierten Becher bemalt, wobei sich die Farbe sich Formen mit enger Mündung (T1a) und For-
nicht erhalten hat. Sehr häufig ist der Fuß von men mit weiter Mündung, die aber immer noch
Bechern und becherartigen Töpfen mit Kerben als geschlossen anzusehen sind (T1b), unter-
verziert, unabhängig davon, ob der Gefäßkörper scheiden. Davon abzugrenzen sind noch einmal
kanneliert oder glatt belassen wurde. Von den Formen mit einer geraden, leicht nach innen ein-
Miniaturbechern sind einige zudem ritzverziert. gestellten Wandung (T1c) und regelrechte Kugel-
Selten belegt bei Bechern ist die Kerbung der formen (T1d). Die Fußbildungen variieren bei
Randlippe (Taf. 1,5; 2,6). allen Subtypen von einfach abgeplatteten Stand-
flächen bis zu massiven, leicht vom Körper abge-
B1 Becher ohne Henkel setzten Füßen.
B1a auf massivem Fuß
B1b auf hohem Standring Töpfe mit ausbiegender Randlippe lassen sich in
B1c von gedrungener Form auf abgeplat- große Formen mit deutlich ausgeprägtem S-Profil
teter Standfläche (T2a) und niedrige Formen mit leicht ausbiegen-
B1d auf abgeplatteter Standfläche der Randlippe (T2b-d) gliedern. Unterschieden
B2 Becher mit Bandhenkel werden können hier wiederum gedrungene (T2b)
B2a auf massivem Fuß von schlankeren Formen (T2c). Nur in einem
B2b auf abgeplatteter Standfläche Fragment (Taf 16,9; 59,7) ist ein weiterer Typus
B3 Becherartige Töpfe mit seitlich angesetztem Bandhenkel belegt
B3a auf massivem Fuß (T2d). Auch bei den Töpfen mit ausbiegender
B3b auf hohem Standring Randlippe sind sowohl einfache Standböden als
B3c auf abgeplatteter Standfläche auch massive, leicht vom Körper abgesetzte Fuß-
B4 Miniaturformen der Becher bildungen erhalten.
53
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
54
IV Die Funde
Als Varianten zu nennen sind kurze Leisten, die dige Exemplare zeigen jedoch, dass nicht immer
als hängende winkel- oder hufeisenförmige Bän- zwingend Handhaben vorhanden gewesen sein
der, in der Art von angedeuteten Handhaben, müssen. Dass diese Gefäße auch auf den Boden
den Gefäßbauch verzieren. In einigen Fällen sind gestellt werden konnten, bezeugen die wenigen
an die Ecken eines aus Leisten gebildeten Zick- erhaltenen Standflächen, welche jedoch nie zu
Zack-Bandes runde Rosetten oder Tupfen ge- regelrechten Füßen ausgeformt sind. Es handelt
hängt. Bekannt sind weiterhin zur Spirale einge- sich in allen Fällen um eine einfach abgeplattete
rollte Tupfenleisten und auch einzelne, appli- oder nur leicht vom Körper abgesetzte, flach auf-
zierte Kreis-Spiralen. In mehreren Variationen liegende Standfläche.
treten plastisch modellierte Blumenblüten auf
(Taf. 47,1–5; 54,9–12). Selten belegt sind kerb- Die Gruppe der Gefäße mit deutlich abgesetz-
verzierte Füße (Taf. 8,3; 10,10) und eingekerbte tem, zylindrischem Hals (K1) wirkt so einheitlich,
Randlippen (Taf. 12,6; 13,7; 16,7). Kleinere Töp- dass eine Unterscheidung verschiedener Sub-
fe sind oft anstelle der Aufrauhung durch Ritzun- typen wenig sinnvoll erscheint. Bei den Gefäßen
gen und Eindrücke mit Kanneluren verziert mit ausgezogenem Hals (K2) lassen sich große
(Taf. 9,3; 10,9–10; 12,2; 16,8–9). Die Kannelur Formen (K2a) von kleineren unterscheiden, die
der Gefäße zieht sich meist einfach diagonal ihrerseits wieder in Typen mit deutlicher Schul-
oder diagonal in Kombination mit waagerechten terbildung (K2b) und Typen ohne Schulterbil-
Kanneluren um den Gefäßkörper, wobei wieder- dung (K2c) zerfallen. Bei letzterem Typ geht der
um der eigentliche Fuß und die Randlippe aus- verengte Mundsaum direkt aus dem sich stetig
gespart bleiben. Bei einigen Exemplaren findet verschlankenden Oberteil hervor. Dazu gehören
sich zusätzlich am Bauch ein einzelner Buckel zwei Töpfe ohne klare Trennung von Schulter-
(Taf. 10,9), der auch vertikal durchbohrt und und Halsbereich, die mit ihrer gedrungenen Form
somit als Schnuröse ausgebildet sein kann singulär erscheinen (Taf. 19,9.11). Der Zusam-
(Taf. 16,8). menhang mit den krugartigen Gefäßen erklärt
sich jedoch über die großen Schnurösen, die
T0 Töpfe allgemein beide Formen am Bauch tragen. Derartige Hand-
T1 bauchige Töpfe mit eingestelltem Rand haben können als typisch für die Gruppe der
T1a mit enger Mündung krugartigen Gefäße gelten.
T1b mit weiter Mündung
T1c mit annähernd konischem Oberteil Die überaus meisten Gefäße der Gruppe sind un-
T1d kugelige Formen verziert, wobei die Oberfläche ausgesprochen
T2 Töpfe mit ausbiegendem Rand gut geglättet oder häufig sogar poliert ist. He-
T2a hohe Gefäße auf massivem Fuß rausragend aus dem Material sind einige Frag-
Abb. 56. Ovčarovo-Gorata.
T2b niedrige Gefäße mit S-Profil mente mit einer Verzierung aus scharfkantigen Typologie der krugartigen
T2c niedrige Gefäße mit nur leicht aus- Eindrücken, die Bänder oder Dreiecksmuster bil- Gefäße mit Zylinderhals (K1)
biegender Randlippe den, welche sich um den Gefäßkörper ziehen oder mit konisch sich
T2d gedrungene, weitmundige Formen (Taf. 17,2; 18,4; 20,3.7). Unverziert sind bei die- verengendem Hals (K2).
T2e Einzelform mit seitlich angesetztem
Bandhenkel
T3 bikonische Töpfe
T4 Miniaturformen der Töpfe
55
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
sen Gefäßen der Hals und die Zone unmittelbar Warzenreihe als Verzierung (Taf. 19,7–8). Eines
oberhalb der Standfläche. Da einige der Deckel der einstichverzierten Gefäße zeigt einen gekerb-
eine gleichartige Eindruckverzierung aufweisen, ten Fuß (Taf. 18,4).
und diese sonst an keiner weiteren Gefäßform
nachgewiesen ist, sind die krugartigen Töpfe sehr K1 Töpfe mit Zylinderhals
wahrscheinlich mit Deckeln zu rekonstruieren. K2 Töpfe mit ausgezogenem Hals
Dies würde auch die Schmalheit der Gefäßhälse K2a hohe Formen mit durchbohrten Bu-
begründen, die zudem bei den verzierten Exem- ckeln am Bauch
plaren stets unverziert bleiben. Lediglich ein Frag- K2b Formen ohne durchbohrte Buckel
ment mit breiter Kannelurverzierung ist bekannt, K2c niedrige Formen ohne deutlich ab-
welche sich horizontal um den Hals zieht und auf gesetzten Hals
der Schulter vertikal verläuft (Taf. 17,1). Gemein-
sam ist allen Verzierungen die zusätzliche Beto-
nung des Umbruches vom Hals zur Schulter, was Schüsseln
entweder durch die Aussparung der Halszone
oder durch eine andere Ausrichtung der Verzie- Das Spektrum der Schüsselformen (S) ist breit
rung erreicht wird. Bei zwei Gefäßen ohne Schnur- gefächert (Abb. 57). Grundlegend lassen sich
ösen finden sich an deren Stelle Buckel bzw. eine Formen mit S-profilierter (S1), kugeliger (S2)
56
IV Die Funde
und leicht kalottenförmiger bis gerader Wan- Insbesondere einige der bikonischen Schüsseln
dung (S3) sowie Knickwandschüsseln (S4) un- sind umlaufend kanneliert (Taf. 31,1.4–5). Aber
terscheiden. Die Grenzen zwischen den Varian- auch bauchige Formen können kanneliert sein
ten sind nicht immer klar bestimmbar, erlauben und haben in einigen Fällen zusätzlich einen Bu-
aber grundsätzlich eine Zuordnung zu einem ckel, der den Bauch in der Mitte der Gefäße be-
der genannten Grundtypen. Weitere Glie- tont (Taf. 22,1; 23,2.4–5.7). Als Varianten begeg-
derungsmöglichkeiten bietet die Gestaltung der nen platte, runde, spitze und gespaltene Buckel.
Standfläche. Die Fußbildungen variieren von ein- Eine Knickwandschüssel mit kanneliertem Ober-
fach abgeplatteten Standflächen über massive teil zeigt mehrere kleine Warzen am Umbruch
Ständer bis zu sehr hoch ausgezogenen Stand- (Taf. 31,5). Bei einem weiteren Fragment einer
ringen. Von den gängigen Schüsselformen sind Knickwandschüssel ist der Umbruch mit einer
auch Miniaturexemplare überliefert, welche die Reihe aus Eindrücken betont (Taf. 31,2). Kleinere
großen Formen mehr oder weniger deutlich Schüsseln sind gerne ritz- oder eindruckverziert
nachahmen und darum in einer eigenen Katego- (Taf. 28,8–9; 31,8.13). Nur ein Mal belegt ist an
rie zusammengefasst wurden (S5). Ähnlich wie dem Fragment einer sehr steilwandigen Schüssel
bei den Töpfen lassen sich auch bei den Schüs- ein unterhalb der Randlippe verlaufendes, sehr
seln zahlreiche Fragmente aufgrund ihrer Profil- fein eingeritztes Band, das mit Fingernagelein-
position nur allgemein der Gruppe zuordnen, drücken gefüllt ist (Taf. 28,7). Seltener verziert
auch wenn keine genauere Typenansprache vor- sind die sehr großen Schüsseln (Taf. 28,1; 30).
genommen werden konnte (S0). Zwei flache Schüsseln sind horizontal kanneliert
(Taf. 27,7–8).
Die S-profilierten Schüsseln (S1) lassen sich
gliedern in flache Typen mit geradem, koni- S0 Schüsseln allgemein
schem Unterteil und sehr weiter Mündung (S1a) S1 Schüssel mit S-profilierter Wandung
sowie Formen mit rundlicherem Körper, die sich S1a ohne Fußbildung
noch einmal nach gedrungenen (S1b) und ge- S1b mit schwacher Fußbildung
streckten Typen (S1c) unterscheiden lassen. S1c auf massivem Fuß
S2 Schüsseln mit kugeligem Körper
Auch die kugeligen Schüsseln (S2) teilen sich in S2a große Formen, ohne Fußbildung
weitmundige (S2a) und geschlossenere Formen, S2b kleine Formen, ohne Fußbildung
die über ihre Fußbildungen wiederum in drei S2c auf massivem Fuß
Subgruppen zerfallen. Es gibt darunter Typen S2d auf Standring.
auf einer einfach abgeplatteten Standfläche S3 Schüsseln mit gerader Wandung
(S2b), solche mit einem leicht abgesetzten mas- S3a flache, weit ausladende Formen oh-
siven Fuß (S2c) und Formen auf hohem Stand- ne Fußbildung
ring (S2d). S3b tiefe Formen, ohne Fußbildung
S3c auf leicht ausgeprägtem, massivem
Eine große Vielfalt zeigen die Schüsseln mit ge- Fuß
rader oder leicht kalottenförmiger Wandung S3d auf hohem, massivem Fuß
(S3). Belegt sind weitmundige (S3a) und hohe S3e auf Standring
(S3b) Schüsseln auf einer einfach abgeplatteten S3f auf hohem, schlankem Ständer
Standfläche, Formen mit niedrigem (S3c) und S4 Knickwandschüsseln
hohem, massiv ausgeführtem Fuß auf abgeplat- S4a auf massivem Fuß
teter Standfläche (S3d) sowie Formen auf hohem S4b auf Standring
Standring (S3e). Obwohl nur in einem Exemplar S5 Miniaturformen der Schüsseln
belegt, muss eine Schüssel auf hohem, massiv
ausgeführtem Ständer als eigenständiger Typ
(S3f) herausgestellt werden, da sich die Form Randformen
grundlegend gegen die übrigen Standflächen ab-
grenzen lässt (Taf. 29,8; 52,5). Die überaus meisten Randfragmente lassen sich
in aller Regel einem der genannten Gefäßtypen
Unterscheidungskriterium bei den Knickwand- zuordnen. Unter den wenigen nicht klar einem
schüsseln (S4) ist wiederum ihre Fußbildung. Gefäßtypus zuweisbaren Fragmenten gibt es ge-
Belegt sind Formen auf massiven Füßen mit ab- schlossene Formen mit eingestelltem Rand und
geplatteter Standfläche (S4a) und solche auf ho- verschieden stark ausgeprägte S-profilierte Rand-
hen Standringen (S4b). lippen, die sich entweder den Becher- oder den
Topfformen zuweisen lassen. Selten belegt sind
Die überaus meisten Schüsseln sind unverziert. deutlich senkrecht zu positionierende Fragmente,
Unter den seltenen Verzierungen finden sich häu- denn selbst bei den Becherformen mit weit-
fig gekerbte Gefäßfüße (Taf. 22,1–2.4; 24,6; gehend zylindrischem Körper ist das Profil leicht
29,1.3.6–8). Bei wenigen Exemplaren ist auch geschwungen. Sich konisch verengende Mündun-
die Randlippe gekerbt (Taf. 21,7; 26,4; 30,2). gen können entweder den krugartigen Gefäßen
57
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
mit ausgezogenem Hals oder den becherartigen der Suche nach Gefäßen, zu denen die pilzförmi-
Töpfen zugewiesen werden. Eine klare Zuordnung gen Deckel gehören können, bieten sich vor al-
fällt hier schwer, da beide Gefäßformen ähnliche lem die krugartigen Gefäße mit konischem oder
Mündungen aufweisen. Offene Mündungen müs- zylindrischem Hals an (K). Neben der charakte-
sen als Schüsselfragmente gelten, weswegen sie ristischen Halsform, die für die Aufnahme eines
nicht gesondert unter den Randfragmenten auf- Deckels wie geschaffen scheint, zeigen viele die-
tauchen. Es sind aber auch einzelne Randfrag- ser Gefäße auch die gleiche charakteristische
mente bekannt, die sich vordergründig keiner Verzierung aus umlaufenden Einstichbändern.
der aus Ovčarovo-Gorata bekannten Gefäßgrup-
pen zuordnen lassen. Zu nennen sind hier einige Da Einfache Deckel mit flacher Decke
Fragmente von kugeligen Gefäßen, deren Randlip- Db Deckel mit gewölbter Decke und
pe scharf nach außen gebogen ist (Taf. 35,1.4.7) eingezogenem, abgesetztem Saum
und Fragmente von regelrechten Trichtermündun- Dc Kalottenförmige Deckel mit vierfacher
gen (Taf. 34,5.7). Letztere können im Vergleich zu Durchbohrung
den bekannten Formen am besten zu den Schüs- Dd Pilzförmige Deckel mit vierfacher
seln gezählt werden. Durchbohrung
Bei den Deckeln handelt es sich durchweg um Nur in wenigen Exemplaren sind Tassen (X1) be-
runde Exemplare. Unterscheiden lassen sich legt. Darunter befindet sich eine kugelige Tasse
einfache Deckel mit einer flachen Decke (Da) mit im Querschnitt rundem Henkel, auf dem ein
und verschiedene Typen mit gewölbter Decke kleiner Buckel sitzt, deren Boden leider nicht er-
(Abb. 58). Unter letzteren finden sich ebenfalls halten ist (Taf. 38,3). Möglicherweise ebenfalls
einfache Formen, mit einer gewölbten bis leicht als Tasse anzusprechen ist ein niedriges, zylin-
spitz zulaufenden Kappe, die sich unterhalb der drisches Gefäß mit dem Ansatz eines Henkels,
Krempe verengen (Db). Die übrigen der gewölb- der möglicherweise als Zapfen gebildet war, da
ten Deckel zeigen in der Decke vier gegenstän- kein weiterer Ansatz vorhanden ist (Taf. 38, 4).
dig eingebrachte Bohrungen und eine Verzie- Eben solch eine Handhabe trägt ein sanduhrför-
rung aus Bändern, die von Einstichen gebildet miges Gefäß an seinem Rand, dessen Unterteil
werden. Neben einfachen Kalottenformen (Dc) abgebrochen ist (Taf. 38,6).
zeigen viele der derartig verzierten Deckel einen
Aufbau aus einem leicht gebauchten, zylindri- Drei weitere Fragmente (Taf. 39,8–10) stammen
schen Unterteil und einem klar durch eine Krem- von Siebgefäßen (X2). Während eines der Stücke
pe abgesetzten, gewölbten Oberteil, wodurch aufgrund der starken Wölbung zu einer schüssel-
die Form eines Pilzhutes entsteht (Dd). Während artigen, runden Form ergänzt werden kann
die Einstichbänder auf dem gewölbten Oberteil (Taf. 39,10), zeigen die anderen zwei ein gera-
entweder konzentrisch oder spiralförmig um die des Profil. Der Anordnung der Durchbohrungen
Mitte herumgeführt sind, bildet das Ornament scheint keinerlei Ordnungsprinzip zugrunde zu
auf dem zylindrischen Unterteil Bänder, welche liegen. Die Löcher wurden in weitgehend regel-
den Körper umspannen. Auf einem besonders mäßigen Abständen ungeordnet in den lederhar-
Abb. 58. Ovčarovo-Gorata. gut erhaltenen Fragment (Taf. 36,1) erkennt ten Ton eingebracht.
Typologie der Deckel (D). man ein derart gebildetes Zick-Zack-Band. Auf
Weitere Formen sind entweder nur in einem
Exemplar belegt oder in ihrer Gestalt so vielfäl-
tig, dass die einzelnen Typen sich gleichfalls in
keiner Gruppe zusammenfassen lassen. Sie bil-
den eine eigene Kategorie der Sonderformen
(X3), die aufgrund ihrer geringen Zahl die allge-
meine Statistik kaum betrifft. Dazu rechnen wir
eine uns in ihrer gesamten Gestalt unbekannte
Gefäßgruppe, die regelhaft unterhalb der Rand-
lippe umlaufend kleine Durchbohrungen auf-
weist (Taf. 39,1–3.5–7). Es handelt sich durch-
weg um sehr grobe Fragmente mit einer durch
Ritzungen oder mit Fingernageleindrücken auf-
gerauhten Oberfläche. Über die Gestaltung ins-
besondere des Bodens lässt sich keine Aussage
treffen, da kein einziges Exemplar weiter als bis
kurz unterhalb des Randes erhalten ist. Mögli-
cherweise lässt sich anhand eines Miniaturgefä-
58
IV Die Funde
59
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
dem Bruchstück einer horizontalen Platte war of- geknickt auftreten (Taf. 45,8–9). Die zwei über-
fenbar Teil eines Füßchentellers (Taf. 44,7). Ein lieferten geknickten Henkel sind profiliert und
weiterer, stark fragmentierter Gefäßfuß lässt sich bilden zur Schauseite zwei Rippen aus (Taf.
wiederum als Dreiecksform rekonstruieren, die 45,8–9).
den Boden nur an den Ecken berührte (Taf. 44,4).
An den krugartigen Gefäßen sind häufig vertikal
Fa Abgeplattete Standfläche durchbohrte Buckel zu beobachten, die als Ösen
Fb Massive Füße auf gerader oder leicht zum Aufhängen der Gefäße dienten (Taf. 17,3–
konkav eingewölbter Standfläche 6; 18,1.3; 19,9.11). Dass derartige Schnürauf-
Fc Massive Füße auf gerader, ovaler hängungen nicht auf diese Gefäßform be-
Standfläche schränkt waren bezeugen das Fragment eines
Fd Standringe Henkelbechers, der unterhalb des Henkels seit-
Fe Kreuzfüße und verwandte Fußbildungen lich zwei durchbohrte Buckel trägt (Taf. 3,1) und
Ff Formen mit Füßchenbildung das Fragment eines kleinen kannelierten Töpf-
chens (Taf. 16,8). Schnurösen finden sich ent-
weder an der breitesten Stelle des Gefäßkörpers
Handhaben oder leicht darunter angebracht. Bei vollständi-
gen Gefäßen lässt sich feststellen, dass sie in
Gemessen an ihrem allgemein seltenen Auftreten der Regel vierfach auftreten und gegenständig
sind die Henkelformen und weitere Arten von angebracht sind. Zwei Varianten der Schnurösen
Handhaben (H) an den Gefäßen aus Ovčarovo- lassen sich unterscheiden: zum einen solche,
Gorata recht vielfältig. Erhalten sind einige klei- bei denen die Durchbohrung in die Gefäßober-
ne, im Querschnitt runde, leicht gebogene Hen- fläche eingreift, sogenannte subkutane Ösen
kel (Ha), die als einzelne Fragmente (Taf. 45,1– (He), und solche, bei denen die Bohrung nur
6) aber auch an Becherformen belegt sind den Buckel selbst durchstößt, ohne die Gefäß-
(Taf. 3,6). Zu welchen Gefäßen gerade Henkel wandung zu berühren (Hf).
mit rundem Querschnitt, die in einem zapfenarti-
gen Fortsatz enden (Hb) gehörten, bleibt unklar Ha leicht gebogene, im Querschnitt runde
(Taf. 45,7). Überliefert ist einzig ein Tassenfrag- Henkel
ment mit einem ähnlichen Henkel (Taf. 38,3). Hb gerade, im Querschnitt runde Henkel mit
Nachweislich vorhandene Griffzapfen (Hc), las- Zapfenfortsatz
sen sich ebenfalls nur an singulären Gefäßen Hc Griffzapfen
nachweisen. Eine Schüssel mit unbestimmter Hd Bandhenkel
Fußbildung trägt seitlich einen hochstehenden He Buckelöse subkutan
Griffzapfen (Taf. 38,6). Das Fragment einer Tasse Hf Buckelöse aufgesetzt
zeigt einen runden Ansatz, der ebenfalls von ei-
nem Griffzapfen herrühren könnte, da kein wei-
terer Ansatz für einen geschlossenen Henkel vor- Verteilung der Formen
Abb. 59. Ovčarovo-Gorata. handen ist (Taf. 38,4). Drei einzelne Fragmente
Verteilung der grundlegen- solcher Griffzapfen sind überliefert (Taf. 45,11– Die Statistik der Keramik bezieht sich auf 23.744
den Gefäßtypen auf die 13). Eines der Fragmente trägt an der Oberseite aufgenommene Funde. Es handelt sich um sämt-
postulierten eine aufgesetzte Zierlinse, die kein Zweifel an liche Gefäße und Gefäßfragmente, die von der
„Siedlungshorizonte“. der horizontalen Anbringung dieser Handhabe Altgrabung Ovčarovo-Gorata noch im Museum
Rundungsfehler: 99,92;
lässt (Taf. 45,11). Ein weiterer, aufrecht stehend Tărgovište aufbewahrt werden. Obwohl diese
B = Becher und becherartige
Töpfe; T = Töpfe; K = krug-
angebrachter Griffzapfen mit einem im unteren recht hohe Zahl eine gewisse Repräsentanz bie-
artige Gefäße; S = Schüsseln; Teil angebrachten Buckel erinnert stark an Köpfe tet, lassen sich zur Fundverteilung nur aus-
D = Deckel; X = sonstige For- der Tonidole von Ovčarovo-Gorata (Taf. 45,13). gesprochen begrenzte Aussagen treffen. Allein
men (Siebgefäße, Tassen, Vielfältig erhalten sind Bandhenkel (Hd), die ent- 52,37 % der Keramikfunde waren keinem der
Sonderformen) weder gebogen (Taf. 3,1–5; 45,10) oder seltener vier von Angelova festgestellten „Siedlungshori-
zonte“ zuzuweisen (Abb. 59). Eine gewisse Ver-
gleichbarkeit untereinander bieten darüber hi-
naus einzig die Horizonte I und II die mit 12,51 %
Hor. B T K S D X unb. Sum
und 12,29 % etwa gleichviel an erhaltenen Fun-
I 0,23 6,68 0,27 1,72 0,01 0,01 3,57 12,51 den aufweisen. Überdurchschnittlich stark re-
präsentiert ist der Horizont III mit immerhin
II 0,13 5,03 0,22 1,07 0,02 – 5,80 12,29
20,32 % aller Keramikfunde. Dagegen fällt der
III 0,24 7,50 0,29 1,90 0,02 0,01 10,34 20,32 unterste Horizont IV mit gerade einmal 2,51 %
kaum ins Gewicht. Der geringe Fundanteil aus
IV 0,08 0,89 7,00 0,55 0,01 0,01 0,90 9,44
Horizont IV fällt um so stärker auf, da nur diese
unbek. 0,45 17,48 0,51 3,12 0,06 0,05 30,68 52,37 Schicht auf der Fläche der gesamten Siedlung
freigelegt wurde. Es ist darum zu vermuten, dass
Sum 1,13 37,58 8,29 8,36 0,12 0,08 51,29 106,93
ein Großteil der nicht mit der Angabe eines Hori-
60
IV Die Funde
zonts versehenen Scherben dieser „Siedlungs- III entfielen. Gleiches muss folglich auch für die
schicht“ angehört. Gegen Ende der Grabung Keramik angenommen werden. Die Verteilung
blieb offenbar nicht mehr genug Zeit, um die insbesondere der großen Gefäßgruppen verläuft
letzten umfangreichen Fundkollektionen zu be- weitgehend parallel zur Verteilung aller Formen
schriften. Da wir zudem nicht genau wissen, wie- auf die Horizonte und zeigt damit keinerlei Ver-
viel Material von der Grabung nicht aufbewahrt änderungen vom untersten zum obersten Hori-
wurde, müssen noch weitaus größere Verzerrun- zont an. So erklärt sich etwa das signifikante
gen in der Fundverteilung veranschlagt werden. Überwiegen der Töpfe (T) und Schüsseln (S) im
Sichere Aussagen über die Formenentwicklung Horizont III schlicht mit der hohen Zahl an erhal-
durch die einzelnen Besiedlungsphasen sind da- tenen Fragmenten aus dieser Schicht. Aussage-
rum nicht abzuleiten, so dass wir uns mit der all- kräftig ist lediglich das Mengenverhältnis der
gemeinen Verteilung des gesamten Fundstoffes einzelnen Formen zueinander, unabhängig von
auf die Horizonte begnügen müssen. Aus der Be- ihrer jeweiligen Schichtenzuweisung. Da wir ei-
handlung der Feuersteinartefakte durch Nguyen ne stratigraphische Trennung der postulierten
Van Binh, die relativ zeitnah zum Abschluss der vier Siedlungshorizonte ohnehin in Zweifel zie-
Grabungsarbeiten erfolgte, wissen wir, dass et- hen, erscheint dieses Vorgehen als einziger Aus-
wa gleich viele Steinartefakte auf den IV. und weg.
die zusammen behandelten Horizonte I, II und
61
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
Insofern lohnt es sich auch die horizontale Ver- ob sich dieses Verteilungsbild erst durch die
breitung des Fundstoffes auf der freigelegten Flä- Auswahl der ins Museum gelangten Funde erge-
che, jenseits der festgestellten Baubefunde, in ben hat, bleibt schwer zu entscheiden. Ange-
den Blick zu nehmen. Die Verteilung sämtlicher sichts der großen Zahl an überlieferten Funden
Keramikfunde (Abb. 60) zeigt einen deutlichen und den sich doch deutlich abzeichnenden Kon-
Schwerpunkt im Nordwesten, dem Grabungs- zentrationen ist es dennoch möglich, dass sich
areal, welches seit 1974 freigelegt wurde. Bei- hier in etwa die ursprüngliche Fundverteilung
derseits des Hauptprofilsteges, südöstlich des spiegelt. Die Unschärfen in der Fundüberliefe-
Wasserkanals sind dagegen bedeutend weniger rung äußern sich eher darin, dass aus benach-
Gefäßfunde überliefert. Auffällig ist hier ein barten Quadranten ein krasses Missverhältnis an
deutliches Überwiegen der Keramikfunde nord- erhaltenen Funden festzustellen ist. So sind aus
östlich des Profilsteges gegenüber der Fläche Quadrant Н8 gerade einmal insgesamt sechs
im Südwesten. Eine maßgebliche Fundkonzen- Funde überliefert, wogegen die südlich angren-
tration zeigt sich dann erst wieder in der letzten zenden Quadranten М9 und Н9 mit 140 bzw.
Erweiterungsfläche nach Süden, die in den letz- 212 Funden recht gut repräsentiert sind. Es ent-
ten Grabungskampagnen der Jahre 1978 und 79 steht der Eindruck, als seien aus Quadrant Н8
angelegt wurde. Ob diese Flächenverteilung dem nicht alle Funde ins Museum gelangt. Auf die Ge-
tatsächlichen Fundaufkommen entspricht oder samtstreuung der Keramikfunde hat diese Fund-
62
IV Die Funde
oder besser Überlieferungslücke, angesichts der Exemplaren die größte Gefäßgattung darstellen.
großen Zahl an Funden aus den Nachbarqua- Während die Besiedlung hangabwärts ihre Gren-
dranten, aber nur geringen Einfluss. Der Ein- zen erreicht zu haben scheint, zeigt die dichte
druck einer ungleichmäßigen Fundverteilung Fundkonzentration im Nordwesten, dass mit ei-
auf der Fläche verstärkt sich noch beim Blick ner weiteren Besiedlung im Gebiet des heutigen
auf die Kartierung einzelner Formen. Betrachtet Waldes gerechnet werden muss (Abb. 63).
man etwa die mit lediglich 178 Exemplaren über-
lieferte recht seltene Gefäßgattung der Becher Was das Mengenverhältnis der Gefäßfunde zuei-
ohne Bandhenkel (B1) so zeigt sich eine deutli- nander anbelangt, so waren etwas mehr als die
che Konzentration im Norden der Siedlung Hälfte der Gefäßfragmente (51,29 %) formen-
(Abb. 61). Die krugartigen Gefäße mit konischem kundlich nicht näher bestimmbar. Aus dem übri-
Hals (K2), von denen 206 Exemplare bestimmt gen, formenkundlich bestimmbaren Material las-
wurden, konzentrieren sich ebenso in diesem sen sich aufgrund der immer noch großen Zahl
Bereich, wobei die Funddichte nach Norden, Sü- von 11.563 Funden einige Aussagen über den
den und Osten hin merklich ausdünnt (Abb. 62). Anteil der wichtigsten Gefäßgattungen am Ge-
Deutlich werden die Grenzen der Besiedlung samtspektrum treffen (Abb. 64). Mit 37,58 %
beim Blick auf die Verteilung der nicht näher zu überwiegen deutlich die Topfformen unter den
bestimmenden Topfformen (T0), die mit 8777 Gefäßen. Mit großem Abstand folgen die Schüs-
63
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
seln mit 8,36 %. Kleinere Anteile am Formen- Entwicklung kann daraus nicht abgeleitet wer-
spektrum nehmen die Becher mit 1,13 % und den. Das Überwiegen der henkellosen Formen
die krugartigen Gefäße mit 1,36 % ein. Der mit (B1) gegenüber den Bechern mit Handhabe (B2)
0,12 % äußerst geringe Anteil der Deckel am Ge- erklärt sich zum Teil durch die schlechtere Erhal-
fäßspektrum lässt darauf schließen, dass offen- tung der Henkel. Die geringe Zahl an überliefer-
bar nicht zu jedem Gefäß mit engem Mundsaum ten Einzelhenkeln legt jedoch den Schluss nahe,
ein keramischer Deckel gehörte. Als Abdeckun- dass nicht alle Becher einen Henkel getragen ha-
gen können allerdings auch Schüsseln gedient ben können. Gegenüber den eigentlichen Be-
haben. Ein sekundär gebrannter Tonpfropfen chern (B1 und B2) (0,74 % und 0,11 %) fallen
(Taf. 38,10) bietet einen Hinweis auf weitere Ar- die becherartigen Töpfe (B3) deutlich ab
ten der Gefäßversiegelung. (0,25 %). Der Anteil an Miniaturformen (B4) ist
mit 0,03 % statistisch gerade noch erfassbar.
Innerhalb der einzelnen Gefäßgattungen lassen
sich folgende Beobachtungen machen: Die Ver- Entgegen der allgemeinen Verteilung der Funde
teilung der Becher und becherartigen Töpfe (B) auf Horizonte ist bei den Töpfen (T) eine gering-
spiegelt die allgemeine Streuung des Fundstof- fügige Zunahme von Horizont II zu I zu verzeich-
fes auf die postulierten Horizonte (Abb. 65). Eine nen (Abb. 66). Angesichts der übrigen Fundver-
64
IV Die Funde
Hor. B1 B2 B3 B4 B
Hor. T0 T1 T2 T3 T4 T
65
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
die Horizonte als auch der verschiedenen Vari- wieder. Im Vergleich der verschiedenen Henkel-
Hor. D
anten zueinander irgendwelche Aussagen ablei- formen zueinander überwiegen deutlich die auf-
I 0,01 ten ließen (Abb. 69). Gleiches gilt für die 25 Son- gesetzten und subkutanen Schnurösen, die zu-
II 0,02
derformen (X) zu denen unter anderem vier sammengenommen immerhin 1,7 % des gesam-
Tassen (X1) und vier Siebgefäße (X2) gehören ten Fundaufkommens ausmachen. Es wurde
III 0,02 (Abb. 70). bereits darauf verwiesen, dass sich damit auch
IV 0,01 der Anteil der krugartigen Gefäße (K) erhöht, da
Bei den überaus zahlreichen Gefäßböden lassen es sich um eine für diese Gefäßform typische
unbek. 0,06 sich gleichfalls keinerlei Schwerpunkte in einem Aufhängung handelt. Unter der Voraussetzung,
Sum 0,12 der postulierten Horizonte ausmachen. Alle For- dass in der Regel vier Buckelösen zu einem Ge-
men kommen entsprechend der allgemeinen fäß gehören, kann der Prozentsatz jedoch nur
Abb. 69. Ovčarovo-Gorata. Fundverteilung gleichermaßen häufig in allen um 0,42 Punkte erhöht werden, womit die krug-
Prozentuale Verteilung der Schichten vor. Signifikante Verteilungsmuster artigen Gefäße insgesamt auf einen geschätzten
Deckel (D) auf die zeigen einzig die wenigen Füßchengefäße und Anteil von 1,78 % am gesamten Formenspek-
„Bauhorizonte“. die Fragmente von Kreuzfußgefäßen, die sich trum kommen. Von den eigentlichen Henkelfor-
auf die unteren Horizonte III und IV konzentrie- men und Griffzapfen (Ha-d) sind im Material von
ren. Die geringe Zahl der Stücke lässt allerdings Ovčarovo-Gorata gerade einmal 59 Exemplare
auch hier keine verallgemeinernden Aussagen nachgewiesen. Davon sind 42 Bandhenkel, was
über eine Entwicklung der Typen zu. etwa dem Doppelten der nachgewiesenen Be-
cher mit Bandhenkel (B2) entspricht.
Auch die Verteilung der Henkel und übrigen
Handhaben zeigt, aufgelöst nach „Bauhorizon-
ten“, kein spezifisches Verbreitungsmuster IV.3.1.3 Formen und Waren
(Abb. 71). Insgesamt sind regelrechte Henkel
im südosteuropäischen Frühneolithikum noch Im Folgenden werden diejenigen Proben als
überaus selten. Die im Querschnitt runden Hen- „Waren“ bezeichnet, die eingangs beschrieben
kel (Ha; Hb) und Griffzapfen (Hc) sind insgesamt wurden. Es handelt sich um zunächst rein ma-
zu wenige, um aus deren Verteilung etwas aus- kroskopisch bestimmte Gruppen von Waren, die
sagen zu können. Bei den Bandhenkeln (Hd) an den Funden bestimmt wurden, bevor die Pro-
und durchbohrten Buckeln oder Schnurösen ben zur keramologischen Untersuchung gege-
(He; Hf) spiegelt die Streuung ganz allgemein ben wurden.
die Verteilung des Fundstoffs auf die Horizonte
Noch viel weniger als die Formen in ihrer Vertei-
lung auf die „Bauhorizonte“ eine Tendenz erken-
Hor. X1 X2 X3 X nen lassen, die sich auch chronologisch deuten
ließe, sind die einzelnen Warenproben charakte-
I – – 0,01 0,01 ristisch für den einen oder anderen Horizont,
II – – – – was angesichts der Tatsache, dass schon die
Formen keinerlei Entwicklung zeigen auch nicht
III – – 0,01 0,01
verwundern kann. Allgemein häufig belegt ist
IV – – 0,01 0,01 die Warengruppe 10, die allein knapp 25 % des
Fundspektrums abdeckt. Ebenfalls sehr zahl-
unbek. – 0,01 0,04 0,05
reich belegt sind die Waren 7 (18,83 %) und 17
Sum – 0,01 0,07 0,08 (12,74 %). Alle übrigen Waren bleiben dagegen
weit unter 10 % des gesamten Fundspektrums.
Abb. 70. Ovčarovo-Gorata. Prozentuale Verteilung der Tassen (X1), Siebgefäße (X2) und
Soderformen (X3) auf die „Bauhorizonte“. Die Korrelation der makroskopisch bestimmten
Waren und Gefäßformen lässt einige Regelhaf-
tigkeiten erkennen, in dem Sinne, dass be-
Hor. Ha Hb Hc Hd He Hf H stimmte Warengruppen bevorzugt zur Anferti-
gung bestimmter Gefäße verwendet wurden
I 0,02 0,01 – 0,06 0,03 0,40 0,53 (Abb. 72). Die Becherformen (B) sind besonders
II 0,01 – – 0,02 0,05 0,30 0,39 häufig aus den Waren 1 und 7 gefertigt worden.
Immer noch viele, aber deutlich weniger Exem-
III 0,01 – – 0,08 0,06 0,71 0,87 plare lassen sich den Waren 3, 10 und 17 zuord-
IV – – 0,01 0,01 0,02 0,13 0,17 nen. In geringen Anteilen vertreten sind die Wa-
ren 4, 5, 6, 9, 11, 12, 13, 14, 16, 18, 20, 22, 23
unbek. 0,03 0,01 – 0,2 0,11 1,44 1,79 und 24. Nie sind die Becher dagegen aus den
Sum 0,04 0,01 0,01 0,17 0,16 1,54 1,96 Waren 2, 8, 15, 19, 21 und 25 gefertigt worden.
Abb. 71. Ovčarovo-Gorata. Prozentuale Verteilung der im Querschnitt runden Henkel (Ha- Töpfe (T) sind weit überwiegend aus der groben
Hb), Griffzapfen (Hc), Bandhenkel (Hd) und Schnurösen (He-Hf) auf die „Bauhorizonte“. Ware 10 hergestellt. Signifikante Werte liefern
66
B1 B2 B3 B4 T0 T1 T2 T3 T4 K1 K2 S0 S1 S2 S3 S4 S5 D X1 X2 X3 unb. Sum
1 0,18 0,01 0,01 – 0,24 0,01 0,01 – – 0,02 0,04 0,15 – 0,01 – – – – – – – 0,72 1,40
3 0,05 – 0,01 – 0,55 – – – – 0,05 0,02 0,24 – 0,02 0,01 – 0,01 0,02 – – 0,01 0,97 1,96
5 0,02 – – – 0,89 0,01 – – – 0,03 0,03 0,53 0,01 – 0,02 – – 0,02 – – – 1,22 2,78
7 0,25 0,06 0,08 0,01 3,73 0,05 0,02 – – 0,15 0,20 1,89 – 0,04 0,04 0,02 0,01 0,01 – – 0,01 12,26 18,83
9 0,01 – – 0,01 1,11 0,01 – 0,01 – – – 0,14 – 0,01 0,01 – – – – – – 1,20 2,51
10 0,03 0,01 0,01 – 13,56 0,05 0,02 – – 0,03 0,18 0,85 – 0,01 0,01 – – 0,01 – – 0,01 9,90 24,68
11 0,01 – 0,01 – 3,02 0,02 0,01 – – 0,02 0,06 0,35 – – – – – – – – – 2,55 6,05
15 – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
17 0,05 – 0,04 – 3,94 – – – – 0,06 0,12 1,58 – – 0,01 – – 0,02 – – – 6,92 12,74
Sum 0,68 0,09 0,17 0,03 37,24 0,27 0,09 0,02 0,01 0,51 0,80 7,86 0,04 0,14 0,14 0,04 0,05 0,11 0,02 0,01 0,06 51,59 99,97
67
IV Die Funde
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
auch die Waren 2, 7, 9, 11 und 17, die jeweils Verwendung der Ware 10 für grobes Kochge-
über 1 Prozent am gesamten Fundaufkommen schirr lässt demnach eine technologische Funk-
der Töpfe ausmachen. Im Übrigen sind alle Kera- tion vermuten. Es liegt nahe, auch für die mit
mikwaren, bis auf die nur einmal belegte Ware Schamotte gemagerte Ware 4 eine technologi-
15, zum Anfertigen von Töpfen verwendet wor- sche Funktion anzunehmen. Die höchsten Werte
den. hat sie bei den Töpfen, was die Erwartung bestä-
tigt, da Schamotte insbesondere die ther-
Bei den krugartigen Gefäßen (K) ist die Bevor- mischen Eigenschaften der Keramik verändert.
zugung einer bestimmten Ware nicht in gleichem Der Anteil der Ware 4 am Gesamtspektrum liegt
Maße deutlich zu erkennen. Spitzenpositionen allerdings unter einem Prozent, so dass hier nur
nehmen die Waren 7, 10 und 17 ein, aber auch vorsichtige Aussagen über ihre Funktion möglich
die Waren 1, 3, 5, 11, 13, 22, 23 und 24 sind sind. Der Zusatz von Kalk oder Kalkspat zu den
noch zahlreich belegt. Nicht vertreten bei den Waren 2, 11, 12, 14, 17, 22, 23 und 25 mag
krugartigen Gefäßen sind die Waren 4, 9 und 15. ebenfalls technologisch bedingt sein. Auch aus
diesen Waren ist überwiegend grobe „Haus-
Schüsseln (S) wurden weit überwiegend aus den haltskeramik“ hergestellt worden.
Waren 7 und 17 gefertigt, wodurch sich auch der
hohe Anteil beider Waren am gesamten Fund-
spektrum erklärt. Relativ häufig begegnen dane- IV.3.1.4 Arten der Oberflächenbehandlung
ben auch Schüsseln aus den Waren 3, 5, 10, 11, und Verzierungen
13, 18, 23 und 24, wogegen die übrigen Waren
kaum signifikant belegt sind. Ebenso wie die Charakteristisch für die Keramik aus Ovčarovo-
Töpfe sind auch Schüsseln aus allen in Ovčaro- Gorata ist eine Schlickerung der Oberfläche, die
vo-Gorata belegten Keramikwaren gefertigt wor- an beinahe allen Gefäßen zu beobachten ist. Die
den. Nicht vertreten ist wiederum einzig die sin- Erhaltung des Überzugs ist jedoch höchst unter-
guläre Ware 15. schiedlich, so dass auf eine Unterscheidung von
geschlickerten und nicht geschlickerten Scher-
Bevorzugte Waren bei den Deckeln (D) sind 3, 5 ben verzichtet werden musste, da auch bei den
und 17, wenngleich diese Beobachtung auf- wenigen Stücken, die vordergründig keine der-
grund der allgemein geringen Anzahl der Deckel artige Oberflächenbehandlung erkennen lassen,
nicht überbewertet werden darf. Nicht nach- offenbar mit einer solchen zu rechnen ist. Die
gewiesen werden konnte die Verwendung der überwiegende Mehrzahl der Keramikgefäße
Waren 1, 4, 6, 9, 12, 13, 15, 16, 19, 20, 21, 22 (62,83 %) ist zudem außen geglättet (Abb. 73).
und 25 für die Anfertigung von Deckeln. Formen- Nur bei 20,66 % der Funde lässt sich keinerlei
kundlich scheinen die Deckel überwiegend zu Oberflächenbehandlung in der Art einer Glättung
den krugartigen Gefäßen mit engem Mundsaum oder Rauhung nachweisen. Weitere 16,15 % der
(K) zu gehören. Zu erwarten wäre also auch ein erfassten Scherben sind an der Oberfläche po-
übereinstimmendes Warenspektrum bei beiden liert. Es handelt sich überwiegend um kannelur-
Formen. Die Bevorzugung der Waren 3, 5, 7, 10 verzierte Becher, Töpfe und Schüsseln, deren
und 17 sowohl bei den Deckeln wie auch bei Oberfläche nach der plastischen Verzierung
den krugartigen Gefäßen scheint dies zu bestäti- noch einmal verdichtet worden ist. Eine künst-
gen. liche Rauhung durch Barbotine-Auftrag ist zwar
überaus selten, konnte aber bei immerhin 62
Auffallend häufig ist die feine Keramikware 7 zur Fragmenten nachgewiesen werden (Taf. 56,15–
Anfertigung von Bechern, krugartigen Gefäßen 17). Nur sieben Fragmente machten den An-
und Schüsseln verwendet worden, während sie schein, als sei ihre Oberfläche durch Wegnahme
bei den Töpfen nur verhältnismäßig selten vor- von Material aufgerauft worden, was bei dieser
kommt. Nach den keramologischen Untersu- geringen Zahl ohne weiteres lediglich den Lage-
chungen lässt sich die Ware 7 in die große Grup- rungsbedingungen im Sediment und einer da-
pe der „natürlich“ gemagerten Waren einfügen. raus resultierenden Verwitterung der Oberfläche
Damit scheint es sich um eine besonders feine geschuldet sein kann (Taf. 56,18).
Variante zu handeln, die bevorzugt zur Herstel-
lung von dünnwandigem Geschirr verwendet Knapp 40 % der Gefäße aus Ovčarovo-Gorata
wurde und der keine spezifische technologische sind verziert (Abb. 74). Überaus mannigfaltig
Funktion zugewiesen werden kann. Die gröbere sind die verschiedenen Arten der Negativverzie-
Ware 10, aus der mehrere tausend Töpfe und im- rung (V1), die durch Eindrücken oder Ritzen der
merhin über 150 Exemplare der Schüsseln her- lederharten Gefäßoberfläche mit einem festen
gestellt sind ist dagegen nur sehr selten bei den Gegenstand herrühren. Unterschieden werden
Bechern belegt. Bemerkenswerter Weise ist die- grobe Eindrücke (V1a), die in der Regel Material,
se Ware auch bei den keramologischen Unter- welches vom Vorgang des Eindrückens heraus-
suchungen auffällig, denn es ist die einzige Wa- gepresst wurde an der Oberfläche als überste-
re, der Granitgruß zugesetzt worden ist. Die hende Grate zurückgelassen haben (Taf. 6,5–6;
68
IV Die Funde
13,6–7). Diese können durch ein Stöckchen 55,15). In einigen Exemplaren sind darüber hi-
oder einfach mit dem Fingernagel eingebracht naus kleine, ringförmige Buckel (Taf. 11,7; 21,7;
worden sein. Ferner gibt es scharfkantige, sehr 24,2; 25,4) überliefert. Unter den applizierten
fein ausgeführte Eindrücke (V1b), die mit einem Motiven (V2b) sind zunächst verschiedene Vari-
spitzen Gegenstand hergestellt wurden und die anten von Fingertupfen- und Kerbleisten zu nen-
Oberfläche um diese herum glatt belassen. Die- nen, die insbesondere die großen ritz- und kerb-
se scharfkantigen Eindrücke sind in der Regel in verzierten Töpfe umspannen. Bezüglich ihrer
Reihen aufgetragen worden, die ganze Dekor- Lage am Gefäßkörper können kaum Regelhaftig-
bänder bilden. Insbesondere von den kugeligen keiten ausgemacht werden. Häufig ziehen sich
Töpfen mit ausgezogenem oder Zylinderhals und plastische Leisten diagonal über den Körper
von den Deckeln ist eine derartige Einstichver- (Taf. 6,1; 7,6; 8,3; 14,7; 15,3; 16,2), in einigen
zierung bekannt (Taf. 18,4; 20,3; 36; 37,1–3; Fällen handelt es sich um Bogen- oder Winkel-
46,1–7). Einige der Eindruckbänder werden von motive, die am Bauch der Gefäße appliziert sind
linearen Ritzungen betont, die vielleicht eine (Taf. 13,2.5; 14,1; 51,5; 58,13). Belegt sind
Vorzeichnung darstellen (Taf. 46,1). Belegt ist auch plastische Leisten, die horizontal unter-
diese Technik auch an den Dreifußschälchen. halb der Randlippe von Töpfen verlaufen, wobei
Diese Form der Verzierung charakterisiert ins- diese in einigen Fällen im rechten Winkel abfal-
besondere die Gefäßkeramik der spätneolithi- len und sich dann vertikal über den Gefäßkörper
schen Hamangia-Kultur und ist sonst für das ziehen (Taf. 8,2; 10,4; 11,1; 13,4.6; 51,1). Von
Frühneolithikum eher untypisch. An wenigen den genannten Blütenmotiven gleicht kaum ei-
Stücken ist eine Furchenstichtechnik (V1c) be- nes dem anderen. Hierbei offenbart sich eine Abb. 73. Ovčarovo-Gorata.
legt (Taf. 46,3). Überaus häufig ist die Einritzung große Individualität bei der Herstellung der Zier- Prozentuales Verhältnis von
der Gefäßoberfläche (V1d), die oft an groben Ge- motive. Ebenfalls appliziert wurden Spiralwirbel, Arten der Oberflächenbe-
fäßen zu beobachten ist. Es handelt sich meist von denen einige aus Tupfenleisten gebildet handlung und Gefäßformen.
um einfache Ritzlinien, die sich in der Art einer
Schraffur auf weiten Flächen des Gefäßkörpers
überkreuzen (Taf. 6,1.4; 7). Seltener sind einge-
unbehandelt gerauht geglättet poliert Barbotine
ritzte Zick-Zack-Motive, die bei unsorgfältiger
Ausführung jedoch ebenfalls als unorganisierte B1 0,05 – 0,32 0,31 –
Schraffuren erscheinen (Taf. 8,1.3; 9,2.4–7).
B2 0,02 – 0,06 0,01 –
Als weitere Ziertechnik ist eine positive Profilie- B3 0,01 – 0,13 0,03 –
rung der Gefäßoberfläche (V2) belegt. Darunter
B4 0,01 – 0,02 – –
fallen kleine Buckel, die aus der Gefäßoberflä-
che herausgearbeitet wurden (V2a). Diese sind T0 10,09 0,02 24,17 2,93 0,02
jedoch nicht aus dem Gefäßinneren herausge-
T1 0,11 – 0,13 0,02 –
drückt, sondern aus der Oberfläche herausge-
formt worden. Neben den einfachen, mehr oder T2 0,01 – 0,05 0,03 –
weniger spitz zulaufenden Buckeln (Taf. 10.2; T3 – – 0,02 – –
22,1; 24,12; 26,10; 31,7; 55,16) sind verschie-
dene „motivisch“ geformte Buckel bekannt. T4 0,01 – – – –
Überaus häufig sind vertikal gespaltene Buckel, K1 0,01 – 0,34 0,16 –
die in Ihrer Gestalt an Vulven erinnern (Taf. 23,4;
47,9–11; 54,5–8). Die Anbringung sowohl der K2 0,05 – 0,61 0,14 –
einfachen spitzen, als auch der gespaltenen Bu- S0 1,04 – 5,31 1,50 –
ckel jeweils nur in einem Exemplar, an der brei-
testen Zone des Gefäßes oder leicht unterhalb S1 0,01 – 0,02 0,01 –
des Bauches, lässt in der Tat eine Idee von S2 0,02 – 0,10 0,02 –
„männlichen“ und „weiblichen“ Gefäßen vermu-
ten, wenngleich dieser Geschlechtsdimorphis- S3 0,03 – 0,10 0,01 –
mus keinesfalls auf das gesamte Inventar der S4 – – 0,02 0,02 –
Gefäßkeramik aus Ovčarovo-Gorata zu übertra-
gen ist. Weitere Motive sind runde, platte S5 0,01 – 0,04 – –
Buckel, die sich häufig durch kleine Eindrücke D 0,02 – 0,08 0,01 –
am Rand als Blüten identifizieren lassen
X1 – – 0,02 – –
(Taf. 23,2.5.7; 47,4–5; 54,1–4.9). Dieser Ein-
druck wird bestärkt durch zahlreiche plastisch X2 – – – – –
ausgeformte Blüten, die in Applikationstechnik
X3 0,02 – 0,03 0,01 –
auf die Gefäße aufgebracht wurden (Taf. 47,1–
3; 54,10–12). Selten belegt sind horizontale Rei- unbest 9,14 0,01 31,26 10,94 0,23
hungen von mehreren kleinen Buckeln oder War-
Sum 20,66 0,03 62,83 16,15 0,25
zen am Bauch der Gefäße (Taf. 19,7; 31,5;
69
70
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
Verzierungsarten und
Abb. 74. Ovčarovo-Gorata.
Gefäßformen.
Prozentuales Verhältnis von
V1a V1b V1c V1d V2a V2b V2c V3a V3b V4 V5 V1a+ V1a+ V1a+ V1a+ V1a+ V1a+ V1d+ V1d+ V1d+ V1d+ V1d+ V2a+ V2a+ V2a+ V2b+ V3b+ un- Sum
V1d V1d+ V1d+ V2a V2b V3b V2a V2a+ V2b V3a V3b V2b V3b V4 V4 V4 verz.
V2b V3b V3a
B1 – – – – – – – – 0,01 0,58 – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,08 0,67
B2 – – – – – – – – – 0,07 – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,02 0,09
B3 – – – – – – – – – 0,16 – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,01 0,17
B4 – – – 0,01 – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,02 0,03
T0 7,99 0,05 – 13,49 0,20 0,87 0,01 0,02 – 0,70 – 0,13 0,07 – 0,04 1,31 0,02 0,14 – 2,72 – 0,08 0,01 – 0,05 0,01 – 9,32 37,23
T1 0,04 – – 0,07 – – – – – 0,02 – 0,01 – – – 0,01 – – – 0,01 – – – – – – – 0,10 0,26
T2 – – – 0,01 – – – – – 0,02 – – – – – – – – – 0,01 – – – – 0,01 – 0,01 0,01 0,07
T3 – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,01 0,01
T4 0,01 – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,01
K1 – 0,01 – – – – – – – 0,03 – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,46 0,50
K2 – – – – – – – – – 0,02 – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,77 0,79
S0 0,03 – – 0,02 0,02 – – 0,02 – 0,59 – – – – – – – – – – – – – – 0,05 – – 7,12 7,85
S1 – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,03 0,03
S2 – – – – 0,02 – – – 0,01 – – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,10 0,13
S3 0,02 – – 0,01 – – – – 0,02 – 0,01 – – – – – – – – – – – – – – – – 0,08 0,14
S4 – – – – 0,01 – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,02 0,03
S5 – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,05 0,05
D 0,04 0,04 – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,03 0,11
X1 – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,02 0,02
X2 – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,01 0,01
X3 0,01 – – – 0,01 – – – 0,01 – – – – – – – – – – – – – – – – – – 0,02 0,05
unb. 0,13 0,29 – 0,24 0,12 0,04 – 0,01 3,55 3,44 – 0,03 – – – – 0,02 – – – – 0,02 – – 0,13 0,02 0,06 43,44 51,54
Sum 8,27 0,39 – 13,85 0,38 0,91 0,01 0,05 3,60 5,63 0,01 0,17 0,07 – 0,04 1,32 0,04 0,14 – 2,74 – 0,10 0,01 – 0,24 0,03 0,07 61,72 99,79
IV Die Funde
sind (Taf. 47,12–14; 54,13–15). Der Übergang von deutlich ausgeprägten Riefen, die durch Rit-
zwischen den Tupfen- und Kerbleisten sowie zungen der Gefäßoberfläche erzielt und dann
den kleinen, kompakteren Bildmotiven ist oft überpoliert wurden (Taf. 2,5; 21,1) bis zu kaum
fließend. Mitunter bilden die Leisten eckige Gir- sichtbaren Glättspuren, welche die Gefäßober-
landen, an deren Zipfeln kleine Appliken ange- fläche nur wenig strukturieren (Taf. 3,5; 4,8).
bracht sind (Taf. 46,11; 47,19; 58,15.17). Als ei- Sehr häufig erzeugen die Polituren Strukturen,
genständige Zierart treten an zwei Fragmenten die sich einer Kannelur annähern und umgekehrt
Warzenleisten auf (Taf. 49; 55,13.17). Die ent- sind kannelierte Gefäße in aller Regel sehr sorg-
sprechenden Formen können als Füßchengefäße fältig überpoliert worden. Insofern ist der Über-
mit Zapfenhenkel rekonstruiert werden, wie be- gang von einer ornamentalen Politur zur tatsäch-
reits oben ausgeführt wurde. lichen Kannelur ein fließender. Der allgemein
stark ausgeprägte Hang zur Verzierung der Gefä-
Die bisher beschriebenen Ziertechniken betref- ße äußert sich auch darin, dass die Kannelur bei
fen maßgeblich den Gefäßkörper auf einer brei- einigen Gefäßen bis auf die Henkel ausgreift
ten Zone, beginnend unterhalb der Randlippe (Taf. 3,2–3; 45,10), sich vereinzelt über Buckel
bis kurz oberhalb des Fußes. Der Hang zur Ver- hinwegzieht (Taf. 23,7; 47,6; 54,1.16) und in ei-
zierung greift in vielen Fällen aber auch auf die nigen Fällen sogar die Gefäßfüße nicht auslässt
weniger exponierten Zonen der Gefäße aus. So (Taf. 43,8–9).
sind zahlreiche Randlippen mit feinen Kerben
verziert (V3a). Ebenso gekerbt sind viele Gefäß- Üblicher Weise wurden gleich mehrere der be-
füße (V3b), wobei mitunter durch besonders tie- schriebenen Ziertechniken an einem Gefäß an-
fe Einbuchtungen in der Unteransicht der Ein- gewandt. So treten gekerbte Ränder und Füße
druck von Blüten entsteht (Taf. 43), wie sie sowohl bei ritz- und eindruckverzierten (Taf. 8,3;
bereits als Buckel oder plastische Applikationen 12,6; 13,7; 16,7; 18,4), als auch bei kannelier-
vom Bauch der Gefäße bekannt sind. Dass die- ten Gefäßen auf (Taf. 22,1–2; 31,4). Ebenso
ser Effekt bewusst erzielt worden ist, belegen kommen Buckel und plastische Applikationen
einige Bodenfragmente, an denen das Blüten- in Kombination mit sämtlichen Arten der Oberflä-
motiv zusätzlich negativ in die Standfläche ein- chenverzierung vor. Eine gewisse Ausschließ-
gearbeitet wurde (Taf. 43,6–7). Dieser Hang zur lichkeit besteht bei der Eindruck- (V1a) und Ritz-
Verzierung sogar der Gefäßböden ist umso er- technik (V1d), die in der Regel auf ein Gefäß
staunlicher, da diese Zone bei einer „normalen“ beischränkt ist. Die gemeinsame Verwendung
Nutzung der Gefäße für den Betrachter kaum von beiden Techniken an einem Gefäß ist dage-
sichtbar war. Weitere Beispiele für eine Verzie- gen überaus selten belegt (Taf. 7,1.5). Niemals
rung der Böden sind Eindrücke, die nicht etwa in Kombination mit einer anderen Ziertechnik
vom Absetzen der noch nicht vollständig ge- treten scharfkantige Eindrücke (V1b) auf. Die
trockneten Gefäße, etwa auf einer Matte herrüh- mit dieser Technik verzierten Gefäße sind offen-
ren können, sondern sicherlich intentionell ein- bar zusammengehörig und nehmen aufgrund der
gebracht wurden (Taf. 40,1–2). Bindung an eine einzige Verzierungstechnik in-
nerhalb der Keramikproduktion der Siedlung ei-
Bei den Arten der Oberflächenbehandlung wurde ne Sonderstellung ein. Deutlich sichtbar wird
bereits die Kannelierung der Gefäße (V4) ange- der Zusammenhang bei den krugartigen Gefä-
sprochen. Sie findet sich bevorzugt auf feinen ßen, deren gelängter Hals besonders für die Auf-
Töpfen und Schüsseln. Am häufigsten ist sie nahme eines Deckels geschaffen scheint.
jedoch an Bechern belegt. Die Anordnung der
Kanneluren ist überaus vielfältig. Bekannt sind Die Bemalung der Gefäße (V5) ist in Ovčarovo-
einfache, diagonal oder horizontal den Gefäß- Gorata so selten belegt, dass alle Stücke na-
körper umspannende Kanneluren. Oft wechselt mentlich angeführt werden können. Das Unter-
die Orientierung der Kanneluren, so dass sie or- teil eines Bechers ist mit breiten Linien in dunk-
namental überlagernde Flächen, in der Art eines ler Farbe bemalt (Taf. 48,3). Drei der Linien
Flechtbandes ergeben. Mitunter ist auf diese verlaufen parallel und ziehen sich schräg den
Weise eine regelrechte Zonierung des Gefäßkör- Gefäßkörper hinauf. Eine vierte Linie ist stärker
pers erzielt worden, wobei die einzelnen Bänder geneigt und bricht ab, kurz bevor sie in einem
aus kannelurgefüllten Dreiecken und Rhomben annähernd rechten Winkel auf die anderen trifft.
von schmalen Bändern horizontaler Kanneluren Spuren von ursprünglich wohl weißer Farbe, die
getrennt werden (Taf. 1,3; 2,3; 23,7; 41,1; jetzt stark verschmutzt ist, zeigt ein hoher Stand-
56,12.14). Einfachere Varianten davon sind ring, der ebenfalls zu einem Becher gehört ha-
Fischgrät- oder Tannenzweigmuster. Überhaupt ben mag (Taf. 48,4). Die Farbe ist jedoch so stark
fällt die Kannelur von Gefäß zu Gefäß derartig in- abgerieben, das keinerlei Struktur der Bemalung
dividuell aus, dass sie kaum einer strengen Ty- mehr zu erkennen ist. Eine kleine Scherbe von
pologie unterworfen werden kann. Ebenso man- einem weit ausladenden Gefäß zeigt an der Au-
nigfaltig wie die mit der Kannelur erzielten ßen- und Innenseite als einziges Exemplar siche-
Muster ist ihre technische Ausführung. Sie reicht re Reste von einer Bemalung mit weißer Farbe
71
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
(Taf. 48,5). Nur an der Außenseite des Frag- Schüsseln aus, Bereiche, die ausschließlich ei-
ments ist auch eine Struktur erkennbar, die aus ner Kerbenzier vorbehalten waren. Becher wur-
zwei parallel verlaufenden Linien besteht. Das den dagegen auf ihrer gesamten Oberfläche sehr
Randstück eines weiteren offenen Gefäßes zeigt fein geglättet oder sogar poliert und mit Kannelu-
wieder Überreste einer Bemalung in dunkler Far- ren überzogen. An Stelle der Kannelur konnte
be (Taf. 48,1). Recht gut erkennbar sind zwei pa- auch die Bemalung treten, die sich zwar nur in
rallel verlaufende Zick-Zack-Bänder, die erneut wenigen Fällen erhalten hat, aber nachweislich
sehr stark abgerieben sind. An einer Scherbe, vorhanden war. Eindruck- und Ritzverzierung so-
die sich vordergründig keinem Gefäßtyp zuord- wie plastische Applikationen gehören dagegen
nen lässt (Taf. 48,2) findet sich eine Fläche nicht regelmäßig zu den Verzierungen der Be-
dunkler Farbe, die linear abschließt. Da die Farb- cher. Dieses Spannungsfeld zwischen einer
reste ausnahmslos nur schwach erhalten sind, stark individualisierten Produktion, die aber
muss mit einer größeren Zahl an bemalten Gefä- gleichzeitig gewissen Formkonventionen unter-
ßen gerechnet werden, deren Verzierung sich le- liegt, spricht unseres Erachtens für eine wenig
diglich nicht erhalten hat. Da die Bemalung aus- spezialisierte Töpferei, die von mehreren Per-
schließlich an Stücken nachgewiesen ist, welche sonen gleichzeitig betrieben wurde. Es ist vor-
mit keiner weiteren Technik verziert worden stellbar, dass jeder Haushalt seine eigenen Töp-
sind, ist eine Bemalung insbesondere an den ferwaren nach Bedarf anfertigte, womit sich die
scheinbar unverzierten Gefäßscherben zu erwar- relativ große Breite des Formenspektrums erklä-
ten, die immerhin 61,74 % des Fundinventars ren würde. Zweifellos unterlag aber auch dieses
ausmachen. Hauswerk gewissen Traditionen, die mehr durch
strenge Konventionen als durch wechselnde Mo-
V1 Negativverzierungen den bestimmt waren, wodurch die Produktion
V1a grobe Eindrücke auf uns heute insgesamt geschlossen wirkt. Eine
V1b scharfkantige Eindrücke einheitliche Form ist in der Regel auch als Anzei-
V1c Furchenstich chen für eine gleichartige Verwendung der Ge-
V1d Ritzungen fäße zu werten. In viel stärkerem Maße als die
V2 Positivverzierung Ziertechniken unterliegt die Formgebung der
V2a Buckel Zweckbestimmung der Gefäße. Unter den Ver-
V2b plastische Applikationen wendungsmöglichkeiten der Keramik ist in erster
V2c Warzen Linie die Nutzung als Ess- und Trink- sowie als
V3 Kerbungen Kochgeschirr aber auch die Funktion als Vorrats-
V3a Kerbrand behältnis zu erwägen. Zum Kochen geeignet er-
V3b Kerbfuß scheinen die größeren Töpfe (T1a, T1b und T2a)
V4 Kanneluren sowie die tieferen Schüsseln ohne ausgeprägte
V5 Bemalung Fußbildung (S1a, S1b, S1c, S2a und S2b). Im Zu-
sammenhang mit der Nahrungszubereitung wer-
den auch die Siebgefäße verwendet worden sein
IV.3.1.5 Keramikproduktion und Verwendung (X2). Wahrscheinlich ebenfalls der Zubereitung
der Gefäße von Speisen dienten die großen, groben Gefäße
mit durchbrochenem Mundsaum (Taf. 39,1–
Die Funde der Gefäßkeramik aus Ovčarovo-Gora- 3.5–7). Als eigentliches Geschirr, in dem Spei-
ta zeigen eine große Varianz an Typen und Zier- sen serviert und aus dem sie gegessen wurden,
weisen, die sich jedoch innerhalb enger Grenzen scheinen die zahlreichen Schüsselformen geeig-
bewegt. Trotz der Tatsache, dass kaum ein Gefäß net. Als Besteck dazu kann man sich sehr gut die
dem anderen gleicht, ist an den Töpferwaren ein Verwendung der überaus zahlreich in Ovčarovo-
gewisses Streben nach Vereinheitlichung zu er- Gorata gefundenen Knochenlöffel vorstellen. Mit
kennen. Eine genaue metrische und stilistische einem Satz bestehend aus Schüssel und Löffel
Analyse lässt vordergründig zwar die individuel- ist bereits das grundlegende Essgeschirr, wie
len Unterschiede erkennen, dennoch lassen sich wir es noch heute verwenden, vorhanden gewe-
beinahe alle in ihrer Form rekonstruierbaren Ge- sen. Andererseits deutet Petăr Zidarov in seinem
fäße einer bestimmten Typengruppe zuweisen. Beitrag über die Knochengeräte (Kap. IV.7.) die
Gleichwohl unterliegen die Tektonik der Gefäße Löffel und Spatulen eher als Geräte, die bei der
und die Anbringung der Verzierungen klaren Herstellung von Keramik Verwendung fanden. Si-
Konventionen und lässt gesamt betrachtet einen cherlich wurden derartige Instrumente zum Ver-
ausgeprägten Lokalstil erkennen. Die regionale streichen und Polieren der Oberflächen benötigt
Tradition gebot offenbar stets, den Körper großer und auch die Kanneluren sind sehr wahrschein-
Töpfe mit einer Eindruck- oder Ritzzier aufzurau- lich mit solchen Hilfsmitteln aufgebracht wor-
hen, eine Art der Oberflächenbehandlung, der den. Eigentliche flache Teller fehlen im kera-
bei den kleinen Formen die Kannelur entspricht. mischen Inventar, wenn man von den wenigen
Alle drei Zierweisen sparen regelmäßig den Sonderformen absieht, die aufgrund ihrer Ge-
Mundsaum und die Fußzone von Töpfen und stalt und Verzierung aber vordergründig nicht
72
IV Die Funde
als Speisegeschirr geeignet scheinen. Als regel- vo III abgrenzen, die nur noch wenige Bezüge
hafte Trinkgefäße sind die meisten der Becher zum anatolischen Fundstoff erkennen lässt. Wie
und Topfformen zu groß. Die Miniaturformen sich das keramische Formenspektrum mit wei-
sind dagegen zu wenige, als dass sie als übli- teren bekannten frühneolithischen Inventaren
ches Trinkgeschirr gelten könnten. Bleiben also korrelieren lässt, wird im Folgenden zu unter-
auch hier in erster Linie die Schüsselformen als suchen sein (Abb. 75).
Trinkgefäße. Für die Becherformen wird man al-
lerdings auch an eine Nutzung als Trinkgefäße
denken müssen, wenngleich viele davon im Ver- IV.3.2.1 Der untere Donauraum
gleich zur übrigen Keramik so aufwendig verziert
sind, dass man sie sich nicht als alltägliches Ge- Ludogorie und Einzugsgebiet
schirr vorstellen mag. Der Phantasie sind keine der Goljama Kamčija
Grenzen gesetzt, sich dieses grundlegende Ser-
vice aus Schüsseln, Bechern und Knochenlöffeln Das Einzugsgebiet am Oberlauf des Kamčija-
um weiteres Geschirr aus organischen Materia- Flusses und seiner Nebenläufe bietet ein dichtes
lien ergänzt vorzustellen. Die Gruppe der sehr Netz an neolithisch-kupferzeitlichen Fundplät-
großen Töpfe könnte auch zur Vorratshaltung ge- zen, zu dem auch die Siedlung von Ovčarovo-Go-
nutzt worden sein. Krugartigen Formen mit en- rata gehört. Das Früh- und Mittelneolithikum be-
gem Mundsaum scheinen besonders zum Auf- treffen davon die Fundplätze bei Poljanica-
bewahren von Flüssigkeiten geeignet, zumal Platoto, Ovčarovo-Platoto, Ovčarovo-Zemnika,
wenn sie mit Deckeln verschließbar waren. Eine Zelena Morava und Drinovo.
Analyse von mutmaßlichen Speiserückständen
in den Gefäßen scheint 30 Jahre nach Abschluss Die älteste Siedlung der Region lokalisiert Hen-
der Grabungen nunmehr unmöglich. Proben von rieta Todorova auf einem Höhenzug östlich von
den Gefäßinhalten wurden im Museum Tărgoviš- Ovčarovo, in der Flur Poljanica-Platoto.103 Von
te nicht aufbewahrt. der 1972 bekannt gewordenen Siedlung sind
bislang sieben Gefäße veröffentlicht worden,
die als Belege eines „monochromen“ Neolithi-
IV.3.2 Die chronologische Stellung kums, als frühestem Keramikkomplex in der Re-
der Keramik innerhalb der südosteuro- gion immer wieder angeführt werden.104 Es han-
päischen und nordwestanatolischen delt sich um zwei halbsphärische Schüsseln auf
Kulturentwicklung einem massiven, mit Kerben verzierten Fuß, die
der Typengruppe S3d von Ovčarovo-Gorata ent-
Nachdem die Keramikformen von Ovčarovo-Go- sprechen und eine weitere, kugelige Schüssel
rata, ihre Zierformen und technologischen Kera- mit gekerbtem Rand des Typs S2a. Weiterhin ver-
mikwaren beschrieben wurden, gilt es, die rela- treten sind zwei kugelige Töpfe mit ausbiegen-
tivchronologische Position der Funde zu bestim- der Randlippe, ein Gefäß mit engem Mundsaum
men. Eine binnenchronologische Gliederung der und Schnurösen leicht unterhalb des Bauches
Materialien ist anhand der verfügbaren Angaben sowie eine weitere Schüssel mit gerader, leicht
der Grabungsdokumentation, aber auch schon ausschwingender Wandung. Bis auf die Töpfe
wegen der in den 1970er Jahren angewandten sind alle Gefäße mit einem roten Tonschlicker
Grabungsmethodik, nicht ohne weiteres mög- überzogen. Als altertümliches Merkmal können
lich, wie bereits detailliert dargelegt wurde. Al- die massiven Füße der Schüsselformen heran-
lerdings gehen wir innerhalb der Gesamtent- gezogen werden. Letztlich wird die frühe Zeit-
wicklung der Siedlung von keiner nennenswer- stellung der Siedlung aber anhand von 14C-Da-
ten Unterbrechung aus, so dass es angemessen ten begründet, die von der Keramik selbst
erscheint, die Funde als Ganzes mit den bekann- genommen wurden. Bislang liegt im gesamten
ten Stratigraphien der Nachbargebiete in Bezie- Großraum der Unteren Donau eine durchgehen-
hung zu setzen und zu vergleichen. Allgemein de Stratigraphie vom Horizont vor-Karanovo I
handelt es sich um ein Formenspektrum, das bis zur klassischen Phase der weiß-auf-rot be-
dem entwickelten bulgarischen Frühneolithikum malten Keramik (Karanovo I) nur aus Džuljunica
zugerechnet werden kann. Es steht noch deut- vor.
lich in der Tradition der ältesten Keramikformen
des südosteuropäischen Neolithikums. Die zu Eine Auswahl der Keramikfunde von Ovčarovo-
diesem Zeitpunkt bereits gut etablierte Keramik- Platoto wurde gemeinsam mit dem Material der
produktion zeigt eine ausgeprägte eigene Cha- Grabung des kupferzeitlichen Tells von Ovčarovo
rakteristik, die keineswegs mehr nur aus Nord- veröffentlicht.105 Die Formen entsprechen weit-
westanatolien inspiriert scheint, wie man es für
die früheste Keramikproduktion noch durchaus 103
behaupten kann. Andererseits lässt sich das Ma- Todorova 1990; Тодорова/Вайсов 1993, 127–128; To-
dorova 2003.
terial aus Ovčarovo-Gorata deutlich von der mit- 104
Todorova 1990, Abb. 2; Todorova 2003, Abb. 1.
telneolithischen Keramik des Horizontes Karano- 105
Тодорова et al. 1983, Taf. 1; 2A; 3; 5–6.
73
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
Abb. 75. Lage der im Text genannten neolithischen Fundplätze in Südosteuropa und Nordwestanatolien. 1 Ovčarovo-Gorata; 2 Poljanica-Platoto; 3
Ovčarovo-Platoto; 4 Ovčarovo-Zemnika; 5 Zelena Morava; 6 Drinovo; 7 Goljamo Delčevo; 8 Dălgopol-Balkuzu; 9 Medgidia-Cocoaă; 10 Durankulak-Niva-
ta; 11 Malăk Preslavec; 12 Koprivec; 13 Bălgarsko Slivovo; 14 Čakmaktepe; 15 Hotnica; 16 Strelec-Eren bunar; 17 Orlovec; 18 Džuljunica-Smărdeš; 19
Samovodene; 20 Goljamata lisica, Pločite sowie Kleine und Große Höhle bei Veliko Tărnovo; 21 Devetaki-Höhle; 22 Krušuna; 23 Gradešnica-Malo pole und
-Lukanovo dărvo; 24 Bešovica; 25 Ohoden; 26 Rebărkovo; 27 Zakonica; 28 Banica; 29 Tlačene; 30 Komarevo; 31 Altimir; 32 Devene; 33 Bjala Slatina; 34
Dulceana; 35 Dudeti; 36 Drâghiceanu; 37 Cîrcea; 38 Grădinile-Islaz; 39 Perieni; 40 Moreti; 41 Rupea; 42 Valea Lupului; 43 Cipău; 44 Glăvăneti Vechi;
45 Larga Jijiei; 46 Traian; 47 Bal; 48 Dîr u-Ceahlău; 49 Trestiana; 50 Suceava-Parcul cetă ii und -Cîmpul an urilor; 51 Probota; 52 Sacarovca; 53 Sokol´
cy; 54 Soroki; 55 Ocna Sibiului; 56 Cluj-Gura Baciului; 57 eua-La cărarea morii; 58 Cauce-Höhle; 59 Le ; 60 Turia-La silozuri; 61 Donja Branjevina; 62
Dubova-Cuina Turcului; 63 Ostrovul Golu; 64 Gornea; 65 Schela Cladovei; 66 Giulvăz; 67 Golokut; 68 Foeni-Săla und -Gaz; 69 Dudetii Vechi; 70 Par a; 71
Lepenski Vir; 72 Padina; 73 Divostin; 74 Banja Aranđelovac; 75 Ornice-Makrešani; 76 Grivac; 77 Blagotin; 77a Drenovac; 78 Ajmana-Mala Vrbica; 79
Tečić; 80 Bubanj; 81 Crnokalačka bara; 82 Svetozarevo (Jagodina)-Bunar; 83 Vinča-Belo brdo; 84 Pavlovac-Gumnište und -Čukar; 85 Karagač-Žitkovac; 86
Gladnice; 87 Rudnik; 88 Anzabegovo; 89 Vršnik; 90 Govrlevo; 91 Rug Bair; 92 Zelenikovo; 93 Tumba Mađari; 94 Na Breg; 95 Thessaloniki; 96 Thermi; 97
Veluška Tumba und Porodin; 98 Čuka; 99 Radin Dol; 100 Podgorie; 101 Vashtëmi; 102 Barç; 103 Rajc; 104 Dunavec; 105 Slatina; 106 Kremikovci; 107
Čavdar; 108 Čelopeč; 109 Krajnici; 110 Nevestino; 111 Vaksevo; 112 Priboj; 113 Gălăbnik; 114 Pernik; 115 Negovanci; 116 Sapareva banja; 117 Ko-
vačevo; 118 Bălgarčevo; 119 Toumba Serron; 120 Karanovo; 121 Azmak; 122 Stara Zagora-Okrăžna bolnica; 123 Kazanlăk; 124 Ezero; 125 Glufiševo; 126
Veselinovo-Maleva Mogila; 127 Kalojanovec; 128 Mednikarovo; 129 Knjaževo-Rovnište; 130 Lesovo-Quellenfassung und -Djadopaneva vodenica; 131
Drama-Gerena, -Kajrjaka und -Merdžumekja; 132 Simeonovgrad-Čavdarova češma; 133 Rakitovo; 134 Elešnica; 135 Kapitan Dimitrievo; 136 Dobrinište;
137 Jabălkovo; 138 Krumovgrad; 139 Muldava; 140 Kărdžali; 141 Ljubimec; 142 Hoca Çeme; 143 Aağı Pınar; 144 Toptepe; 145 Yarımburgaz; 146 Pri-
morsko; 147 Makri; 148 Fikirtepe; 149 Pendik; 150 Çalca; 151 Musluçeme; 152 Barcin Hüyük; 153 Ilıpınar; 154 Mentee; 155 Aktopraklık; 156 Cokun-
tepe; 157 Uğurlu; 158 Orman Fidanlığı; 159 Demircihüyük; 160 Ulucak; 161 Ege Gübre; 162 Yeilova; 163 Dedecik-Heybelitepe; 164 Çukuriçi Höyük.
74
IV Die Funde
gehend dem Material von Ovčarovo-Gorata. So- der Basis von zwei mit Tupfenleisten verzierten
wohl die charakteristischen Becherformen B2a Scherben lässt sich diese Zuweisung aber weder
und B2b mit Bandhenkeln und henkellosen Be- bestätigen noch verwerfen.
cher B1b mit massivem Fuß als auch die Sub-
typen der einfachen großen Töpfe T1 sind vertre- Von den Funden der Grabungen bei Drinovo ist
ten. Auch Töpfe der feineren Art mit Kanneluren ebenfalls nur eine Auswahl veröffentlicht wor-
der Gruppe T2 kommen in Ovčarovo-Platoto vor. den.109 Allerdings wird eine größere Kollektion
Von den Schüsselformen wurden lediglich die der Keramikgefäße im Museum Tărgovište prä-
Typen auf schmalem Fuß abgebildet, die sich al- sentiert, die einen guten Eindruck vom Mittel-
lerdings ebenfalls auf fast alle Varianten aus neolithikum der Region bietet. Die Becherformen
Ovčarovo-Gorata verteilen lassen. Im Wesentli- haben sich hier zu hohen, schlanken Gefäßen
chen sind das S-profilierte Schüsseln S1b-c, ku- mit einer nach oben hin konisch zulaufenden
gelige Schüsseln S2c und Schüsseln mit gerader Wandung entwickelt. Beibehalten gegenüber
Wandung S3c-d. Nicht belegt sind lediglich die den älteren Exemplaren wird der Bandhenkel im
bikonischen Formen der Töpfe und Schüsseln unteren Teil der Gefäße. Bei den Schüsselformen
S4, welche allerdings in Ovčarovo-Gorata auch überwiegen jetzt stärker profilierte Typen wie
nur selten vorkommen. Ebenso fehlen die krug- etwa Knickwandschüsseln, die bereits auf die
artigen Gefäße und die charakteristischen ein- nachfolgende Entwicklung im Spätneolithikum
druckverzierten Deckelformen. Auffällig im Mate- hindeuten. Neu hinzu treten außerdem große,
rial von Ovčarovo-Platoto ist weiterhin das Feh- kannelierte Tassen mit leicht trichterförmig aus-
len von hohen Standringen, was im Hinblick auf gestellten Rändern und einem breiten Bandhen-
die Formenentwicklung in Thrakien als Anzei- kel. Auch an den krugartigen Gefäßen sind nun
chen für eine frühere Zeitstellung gewertet wer- einzelne, sehr breite Bandhenkel zu beobach-
den kann. Wenn das Material von Ovčarovo-Pla- ten. Diese Formen mit einer weit ausladenden,
toto aufgrund dieser Beobachtungen im Ver- oft bikonischen Wandung und einem engen Zy-
gleich zu Ovčarovo-Gorata etwas älter wirkt, so linderhals erinnern nur noch entfernt an die eng-
darf man dies angesichts der beschränkten mundigen Formen aus Ovčarovo-Gorata. Weiter-
Fundvorlage nicht überbewerten. Vordergründig hin üblich sind die grundlegenden Ziertechniken
überwiegen die Ähnlichkeiten in beiden Fund- des Frühneolithikums wie Ritz-, Eindruck- und
kollektionen, was eher für eine Gleichzeitigkeit Kannelurzier, wobei die Kannelur nun stärker in
beider Siedlungen sprechen würde. die Gefäßoberfläche eingreift und breite Riefen
bildet.
Aus der Flur Ovčarovo-Zemnika sind lediglich
neun Gefäße in Umzeichnung veröffentlicht wor-
den.106 Es handelt sich um Formen die zwar in Unterlauf der Kamčija und die Dobrudža
der Tradition von Ovčarovo-Gorata stehen, sich
aber andererseits mit neuen Typen auch deutlich Der Unterlauf des Kamčija-Flusses mit der Küs-
davon abgrenzen lassen. Verbindende Elemente tenzone des Schwarzen Meeres zeigt eine eigen-
sind die Deckelformen Dc, welche die charakte- ständige Ausprägung des Frühneolithikums, die
ristische Ritzverzierung fortführen und ein Gefäß sich im Spätneolithikum mit einem deutlichen
mit engem Mundsaum und Schnurösen unter- Einfluss der in der Dobrudža lokalisierten Ha-
halb des Bauches, das an die krugartigen For- mangia-Kultur auf diese Gebiete äußert. Natur-
men aus Ovčarovo-Gorata erinnert. Neuartig ist räumlich stellt die Dobrudža heute ein Gebiet
ein kanneliertes Tönnchen, das offenbar einen mit aridem Klima dar, welches keine ganzjährig
sehr tiefen Henkelansatz trägt und über dieses wasserführenden Flussläufe hervorbringt, wäh-
Merkmal vielleicht als Weiterentwicklung der Be- rend die südlich anschließende Zone durch die
cher mit Bandhenkel ohne Fußbildung B2b ver- Flussläufe der Provadijska reka und der Kamčija
standen werden kann. Ebenfalls nur entfernt ver- über bedeutend mehr Wasser verfügt. Nach Os-
wandt mit den Formen aus Ovčarovo-Gorata ist ten hin stehen beide Landschaften dem Meer of-
eine große, halbrunde Fußschüssel mit einer fen, wobei von einer sehr viel weiteren Ausdeh-
kannelurverzierten Wandung.107 Um die unmit- nung des besiedelbaren Landes in neolithischer
telbar auf Ovčarovo-Gorata folgende Formenent- Zeit aufgrund des stetig ansteigenden Meeres-
wicklung zu verstehen, wäre jedoch die Vorlage spiegels seit dem Ende des Pleistozäns aus-
von mehr Material dringend erforderlich. zugehen ist. Zwei frühneolithische Keramikkom-
plexe aus Goljamo Delčevo und Dălgopol-Balku-
In einen formenkundlichen Zusammenhang mit zu können besprochen werden. Die im Vergleich
den Funden aus Ovčarovo-Gorata stellt Todorova mit dem Frühneolithikum im Landesinneren hier
auch die Funde aus Zelena Morava.108 Allein auf interessierende Frühphase der Hamangia-Kultur
ist in den Siedlungen Durankulak-nivata, Medgi-
106 dia-Cocoaă und Cernavodă belegt.
Тодорова et al. 1983, Taf. 2b.
107
Тодорова et al. 1983, Taf. 2b, 19.
108 109
Тодорова/Вайсов 1993, Abb. 116,4–5. Тодорова/Вайсов 1993, Abb. 117.
75
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
Unter den Ablagerungen des kupferzeitlichen zier an Gefäße der Hamangia-Kultur erinnern
Tells von Goljamo Delčevo trat als älteste Phase I (Taf. 17,2; 18,4; 20,3; 36; 37,1–3). Ein Zusam-
eine frühneolithische Siedlung zu Tage,110 deren menhang von Hamangia mit dem entwickelten
Fundmaterial Todorova der sog. Conevo-Kultur Frühneolithikum ist allerdings nicht leicht zu
zuweist.111 Vertreten sind im Fundmaterial die begründen, da allgemeiner Konsens über die
Schüsseltypen S2c und S3c, wobei in Goljamo spätneolithische und damit deutlich jüngere
Delčevo häufig ein leichtes Ausbiegen der Rand- Zeitstellung der Hamangia-Kultur besteht.116
lippe zu beobachten ist, was an die Profilierung Die vorhandenen Ähnlichkeiten zum frühneo-
der Schüsseln des Typus S1b erinnert. Die gro- lithischen Material aus Ovčarovo-Gorata geben
ßen Gefäße mit verengtem Mundsaum sind be- dennoch Anlass, insbesondere die Frühphase
reits sehr verschieden von denen aus Ovčarovo- dieser Kulturgruppe genauer zu untersuchen.
Gorata, indem die Mündung oberhalb der Ein-
schnürung trichterförmig ausschwingt oder es Unter der Feinkeramik der Siedlung von Medgi-
sich um sehr viel breitere Formen handelt. Punk- dia-Cocoaă finden sich einige einstichverzierte
tuelle Überschneidungen zeigen sich bei einer Gefäßfragmente, die unmittelbar mit Ovčarovo-
Tasse mit Knubbenhenkel,112 die eine gute Ent- Gorata vergleichbar sind.117 Ein Wandungsfrag-
sprechung in einem Gefäß aus Ovčarovo-Gorata ment mit drei parallel angeordneten Bändern
findet (Taf. 38,3) und bei den zahlreichen hoch aus runden Einstichen118 findet beispielsweise
ausgezogenen Standringen. Deckel kommen im beste Entsprechungen in den Fragmenten Taf.
Material von Goljamo Delčevo I noch nicht vor, 46,4.6. Sehr gut vergleichbar sind auch die aus
was als Anzeichen für eine frühere Zeitstellung scharfkantigen, dreieckigen Einstichen gebilde-
gelten kann. Das genaue Verhältnis zu Ovčaro- ten Flächenmuster aus Medgidia-Cocoaă119
vo-Gorata kann angesichts dieser Beobachtun- mit Verzierungen auf dem kleinen bikonischen
gen allerdings nur ungefähr bestimmt werden. Töpfchen Taf. 16,14 sowie die Gefäßfragmente
Erst in Goljamo Delčevo II treten gleich mehrere Taf. 46,2.5.7. Die für einige Hamangia-Töpfe ty-
Deckelformen auf, die allerdings bereits der pische, sehr feine Kannelurverzierung insbeson-
frühkupferzeitlichen Sava-Kultur angehören, mit dere am Oberteil von zweiteiligen Schüssel und
der die eigentliche Tellbildung an diesem Platz Topfformen120 findet sich in Ovčarovo-Gorata
beginnt. Charakteristisch für diese Zeit sind zy- zwar meist an Becherformen, doch auch einzel-
lindrische, teilweise ineinander stapelbare For- ne Schüsseln zeigen mitunter diese spezifische
men mit einer tiefgreifenden Kerbschnittverzie- Zierleiste (Taf. 23,1–7). Ebenso lassen sich
rung.113 Ob es sich um eine jüngere Siedlung Übereinstimmungen bei der Grobkeramik aufzei-
als in Ovčarovo-Gorata handelt, die erst mit Kara- gen, etwa im Hinblick auf Topffragmente mit
novo III zu parallelisieren ist, wie von Jan Lichar- eckigen Einstichen unterhalb der Randlippe121
dus und Hermann Parzinger angenommen (Taf. 7,5) oder die sehr spezifischen Zick-Zack-
wird,114 bleibt somit fraglich. Muster122, die in ganz ähnlicher Art auch in
Ovčarovo-Gorata auftreten (Taf. 6,4; 7,4; 15,1;
Weiteres Material der Conevo-Kultur ist aus Dăl- 16,4).
gopol-Balkuzu bekannt geworden.115 Die in Aus-
wahl vorgestellten Gefäßfragmente lassen sich Noch deutlichere Parallelen lassen sich im Mate-
gut mit Ovčarovo-Gorata verbinden. Belegt sind rial von Durankulak-nivata aufzeigen. Ein Gefäß-
Schüsselformen mit halbrunder und gerader deckel mit abgesetzter Krempe123 entspricht un-
Wandung der Typengruppen S2 und S3 sowie serem Typus Dd sowohl in der Form als auch in
Topfformen auf einer einfachen, abgeplatteten der Art seiner Verzierung (Taf. 36,1–8). Die aus
Standfläche. Die Oberfläche der Gefäße zeigt scharfkantigen Einstichen gebildeten Bänder
Eindruck- und Ritzzier sowie die plastische Ap- der Schüsseln auf Taf. 28,7.8 finden sich in Du-
plikation von kleinen Buckeln oder Warzen. rankulak-nivata als mit Kanneluren gefüllte Bän-
Ebenfalls belegt ist die charakteristische Kanne- der wieder.124 Allerdings unterscheidet sich die
lierung der Feinkeramik. Profilierung der Schüsseln mit ihren abgesetzten
Rändern deutlich von den in Ovčarovo-Gorata zu
Besonders auffällig im Material von Ovčarovo-Go- beobachtenden Formen. Die einfachen Topffor-
rata sind die profilierten Deckelformen Dc und Dd men125 lassen sich allerdings ohne Schwierig-
sowie einige der Gefäße mit zylindrischem und
konisch ausgezogenem Hals der Typengruppen 116
Berciu 1966, 109ff; Тодорова/Вайсов 1993, 146f; Ha-
K1 und K2a, die nicht nur über ihre Form, sondern otti 1997, 19–23.
117
Haotti 1997, Fig. 30,3.7–10.
vor allem wegen ihrer sehr spezifischen Eindrucks- 118
Haotti 1997, Fig. 30,3.
119
Haotti 1997, Fig. 30,9–11.
110 120
Тодорова et al. 1975, 15–20. Haotti 1997, Fig. 29.
111 121
Тодорова/Вайсов 1993, 142–147. Haotti 1997, Fig. 31,2–3.
112 122
Тодорова et al. 1975, Taf. 4,1. Haotti 1997, Fig. 31,6; 32,7.
113 123
Тодорова et al. 1975, Taf. 9–16. Димов 1982, Abb. 9e.
114 124
Vgl. Lichardus et al. 2002, 360; Parzinger 2005, 54. Димов 1982, Abb. 10г.з.и.
115 125
Тодорова/Вайсов 1993, Abb. 124. Димов 1982, Abb. 11в–ж.
76
IV Die Funde
keiten unserem Material gegenüberstellen Schnitt В deckte eine Siedlung des beginnenden
(Taf. 6–7). Frühneolithikums auf, bei der insgesamt vier
aufeinanderfolgende Schichten beobachtet wer-
Angesichts der zahlreichen Übereinstimmungen den konnten. Das Fundmaterial aller vier Schich-
zwischen dem Material aus Ovčarovo-Gorata ten wurde zusammen vorgelegt und repräsen-
und der ältesten Hamangia-Keramik muss eine tiert die früheste Entwicklungsstufe des Neolithi-
zeitliche Nähe beider Erscheinungen in Betracht kums nördlich der Balkankette, die älter als
gezogen werden. Es erscheint schwer möglich, Karanovo I angesehen wird. Unter den Gefäßfor-
dass sich ein derart übereinstimmendes For- men überwiegen kugelige Schüssel- und Topffor-
menspektrum nach Jahrhunderten noch einmal men, teilweise mit ausbiegenden Rändern sowie
völlig selbständig entwickelt. Darum ist es eher bikonische Schüsseln mit tiefliegendem Um-
wahrscheinlich, dass sich beide Kulturgruppen bruch und senkrecht stehendem Rand.130 Cha-
zeitlich berührt haben. In der Konsequenz be- rakteristisch sind sehr niedrige, kaum vom Ge-
deutet dies ein früheres Einsetzen der Haman- fäßkörper abgesetzte Standringe. Verzierungen
gia-Kultur und somit eine deutlich ältere Neo- sind selten zu beobachten, bekannt sind plas-
lithisierung der Dobrudža, die möglicherweise tische Leisten und Buckel am Bauch der Gefäße.
bereits in der Mitte des 6. Jts. einsetzt. Bedauer- Bei einer erneuten Sichtung des Materials in den
licherweise fehlen aber 14C-Daten für den Beginn Magazinen des Museums Ruse konnten weitere
der Hamangia-Kultur bislang vollständig. Ziertechniken dokumentiert werden.131 Danach
war auch die Ritz- und Eindrucksverzierung der
Geographisch isoliert liegt die frühneolithische Gefäße bereits üblich. Die Dekoration der Gefäß-
Siedlung von Malăk Preslavec, als einziger Fund- oberfläche mit mehreren, unregelmäßig verteil-
ort unmittelbar auf dem südlichen Steilufer der ten Warzen und Grübchen in der Randlippe von
Donau. Veröffentlicht wurden aus dem Fundma- ausbiegenden Gefäßen sind ebenso belegt. An
terial einige mit dunkler Farbe bemalte Keramik- Handhaben begegnen Schnurösen, die entwe-
fragmente, die im näheren Umfeld keine Ent- der als durchbrochene Buckel oder als auf-
sprechungen finden.126 Naturräumlich liegt der gesetzte Röhren auftreten. Die Mehrzahl der Ge-
Platz bereits an der Peripherie der in Muntenien fäßfragmente ist mit einem rötlichen Schlicker
verbreiteten Dudeti-Kultur, die allerdings durch überzogen, auf dem in einigen Fällen eine Bema-
sehr komplexe Ritz- und Plissékannelurmuster lung mit weißer Farbe aufgebracht wurde. Das
charakterisiert ist. Die Technik der Gefäßbema- stratigraphisch ältere Material der Sondage A
lung stellt die Station bei Malăk Preslavec eher von Koprivec wurde bereits von Popov mit Ovča-
in einen frühneolithischen Zusammenhang, wo- rovo-Gorata verbunden.132 Ausschlaggebend da-
bei sich die nächsten Vergleichsfunde erst in für sind vor allem Becherformen und becherähn-
Nordwestbulgarien oder in Thrakien aufzeigen liche Töpfe, die den Typen B1a bzw. B3a und B3c
lassen.127 Lichardus parallelisiert die Funde mit ähneln, sowie die Schüsseltypen S1b und S3c.
Karanovo I.128 In Umzeichnung vorgelegt wurden vor allem kan-
nelierte Fragmente, die im Verhältnis zu den un-
kannelierten Stücken eine ähnliche Verteilung
Einzugsgebiet von Jantra und Russenski Lom wie in Ovčarovo-Gorata zeigen. Belegt sind au-
ßerdem plastisch applizierte Blüten, welche
Dem Kamčija-Lauf westlich benachbart bildet auch im Material von Ovčarovo-Gorata auftreten.
das Einzugsgebiet von Russenski Lom und Jantra Nach dieser Besiedlung wurde der Platz offenbar
eine natürliche Fortsetzung des Ludogorie. Aus verlassen und erst am Ende des Spätneolithi-
dieser Region sind die nächsten Siedlungen mit kums wieder aufgesucht. Charakteristische
einer durchgängigen Siedlungsstratigraphie vom Knickwandschüsseln mit hohem Umbruch stel-
Früh- zum Mittelneolithikum bekannt, die eine len das Material in einen Zusammenhang mit Ka-
Einbindung des Materials von Ovčarovo-Gorata ranovo IV, dessen regionale Ausprägung unter
gestatten. dem Namen der „Hotnica-Kultur“ bekannt ge-
worden ist.133
Von 1990–1994 durchgeführte Sondierungsgra-
bungen durch V. Popov bei der Ortschaft Kopri- Geländebegehungen am Unterlauf der Jantra er-
vec erbrachten an einem zum Baniski Lom hin brachten in der Flur Livadite bei der Ortschaft
abfallenden Hang, in drei stratigraphisch nicht Bălgarsko Slivovo wenig Material, das sich mit
miteinander zu verbindenden Grabungsschnit- den ältesten Funden von Koprivec verbinden
ten, eine Kultursequenz vom Früh- zum Spätneo- lässt134 und damit um einiges älter als die Funde
lithikum.129 Der am Fuße des Hanges gelegene
130
В. Попов 1996, Abb. 18.
126 131
Панайотов et al. 1992. Krauß 2006a, Taf. 1–5; 6,3–7; 7.
127 132
Etwa in Tlačene, Čavdar, Rakitovo oder Kazanlăk, vgl. Попов 1996, Abb. 30–36.
133
Николов 2002. Тодорова/Вайсов 1993, 137–142; Попов 1996, 91–
128
Lichardus et al. 2002. 92.
129 134
В. Попов 1996, 35 ff. Krauß 2006a, Kat.Nr. 27.
77
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
von Ovčarovo-Gorata ist. Angaben von Popov mit sehr groben organischen Beimengungen ge-
zufolge soll der markante Siedlungshügel Čak- magert und zeigt einen braunen Schlickerüber-
maktepe bei Borovo ebenfalls frühneolithisches zug. Darauf ist an wenigen Stücken eine Bema-
Material erbracht haben, das er mit der soge- lung mit einer dunkleren braunen Farbe zu beob-
nannten „Ovčarovo-Samovodene-Kultur“ verbin- achten.140 Die Feinkeramik zeichnet sich durch
det.135 eine ausgesprochene Dünnwandigkeit und
kaum sichtbare Beimengungen im Gefüge aus.
N. Elenski veröffentlichte weiteres frühneolithi- Auch sie ist geschlickert, aber im Gegensatz zur
sches Material aus den Fluren Vodopada, Pešte- Grobkeramik innen wie außen glänzend poliert.
rata und Mečata dupka bei Hotnica, aus Strelec- Neben dem Braunton der Grobkeramik sind bei
Eren bunar, sowie aus der Höhle Goljamata lisica der Feinkeramik auch schwarz- und graufarbige
bei Veliko Tărnovo.136 Die Funde aus Hotnica- Fragmente belegt. Technologisch und typolo-
Pešterata, Hotnica-Vodopada und ein Teil der gisch handelt es sich um gleichartige Keramik
Funde aus Strelec-Eren bunar lassen sich mit wie aus der Sondage В in Koprivec. Bemerkens-
dem ältesten Material aus Koprivec verbinden. wert ist hier aber die Bemalung einiger Gefäße
Es handelt sich um stark organisch gemagerte mit brauner Farbe, eine Technik, die nicht sofort
und im Bruch tiefschwarze Grobkeramik die in ins Auge springt und bei einer nur flüchtigen Be-
der Regel mit einem ockerfarbenen oder roten trachtung der Keramik leicht übersehen werden
Überzug versehen ist sowie um sehr feine, hoch- kann. Wenn die Keramik von Džuljunica 1 und
polierte Feinkeramik, die klingend hart gebrannt die damit zu verbindenden Fundplätze tatsäch-
ist. Ebenfalls mit Koprivec zu synchronisieren ist lich den Zeitpunkt der Neolithisierung Südost-
die unterste im Hügel von Orlovec nachgewiese- europas markieren, so haben wir es von deren
ne Besiedlungsphase A1.137 Der Platz liegt etwa Anbeginn mit Bemaltkeramik zu tun! Die darauf-
4 km östlich der Jantra bei Polski Trămbeš. Aus folgenden Schichten 2 und 3 zeigen ein ähn-
der darauffolgenden Phase Orlovec A2 stammen liches Formenspektrum wie zuvor, wobei der
wenige Fragmente mit Weißbemalung, woraus Tonschlicker sowohl der dickwandigen, wie auch
Elenski eine Parallelisierung mit dem frühen Ka- der dünnwandigen Keramik nun häufig rot ge-
ranovo I ableitet.138 In diesem Zusammenhang färbt ist. Auf diesem Hintergrund wurde mit wei-
sieht er auch die Funde von Hotnica Mečata dup- ßer Farbe gemalt, wie es für die Phase Karanovo I
ka und einen weiteren Teil der Materialien aus charakteristisch ist.141 Die oberste Schicht Džul-
Strelec-Eren bunar. junica 4 führt ein etwas anderes Formenspek-
trum, das sich ohne Schwierigkeiten mit Ovčaro-
Am deutlichsten lässt sich die frühneolithische vo-Gorata verbinden lässt.142 Belegt sind
Keramikentwicklung in Džuljunica-Smărdeš er- schlanke Becherformen der Typengruppen B1
fassen, einer großflächigen Siedlung, die etwa und B2 sowie becherartige Töpfe des Typs B3
3 km nördlich der eponymen Ortschaft liegt. Die mit Kannelurverzierung. Weiterhin treten die
neolithische Siedlung liegt zu Füßen eines kup- Topftypen T1b und T2, die Schüsselformen S1b
ferzeitlichen Tells, der bereits 1983–84 von Sta- und S2b-c sowie ein Gefäß mit engem Hals, ähn-
nev gegraben wurde. Seit 2001 leitet Elenski die lich K2c, allerdings dort mit angesetztem Band-
laufenden Grabungen, welche in mehreren henkel auf. Neben der Kannelierung sind auch
Schnitten das frühneolithische Siedlungsareal Eindruckszier und eine Verzierung mit applizier-
sondieren.139 Stratigraphisch gelang die Unter- ten Kerbleisten belegt.
scheidung von vier Siedlungsphasen, die nun
erstmals eine Anbindung der ältesten neolithi- Im Hinblick auf die Formenentwicklung in Džulju-
schen Keramik an das entwickelte Frühneolithi- nica können auch die bereits länger bekannten
kum erlauben. Die unterste Bauphase, Džuljuni- neolithischen Funde des Plateaus von Beljako-
ca 1, erbrachte eine Keramik, wie sie von zahlrei- vec eingeordnet werden, über die bereits R. Po-
chen mit der ältesten Phase von Koprivec zu pov am Beginn des 20. Jahrhunderts berichte-
synchronisierenden Plätzen bekannt ist. Es han- te.143 Das Frühneolithikum betreffen die Funde
delt sich zumeist um Schüsseln mit kugeliger aus der Kleinen und Großen Höhle beim Preobra-
oder gerader, steil stehender Wandung auf ei- ženski Kloster sowie in der Flur Pločite. Die süd-
nem leicht abgesetzten, massiven Fuß, kumpf- östlich von Beljakovec auf einem terrassierten
artige Formen mit eingestellten Rändern und Hang gemachten Funde von Pločite lassen sich
bauchige Gefäße mit einem engen, kurzen Hals. mit Džuljunica 1, der frühesten neolithischen Er-
Neben den massiven Füßen sind gerade oder scheinung in der Region, verbinden. Veröffent-
leicht konkav einbiegende Standflächen be- licht ist bislang lediglich ein Teil der Grobkera-
kannt. Der Scherben der Grobkeramik ist stets mik in Umzeichnungen, darunter vor allem
135
Попов 1996, 118; vgl. Krauß 2006a, Kat.Nr. 142.
136 140
Еленски 2000. Vgl. Еленски 2006, Abb. 7,6.
137 141
Станев et al. 1994; Станев 1995; Еленски 2000, 24. Vgl. Еленски 2006, Abb. 9.
138 142
Еленски 2000, 24. Vgl. Еленски 2006, Abb. 10.
139 143
Еленски 2006; Krauß 2011. Попов 1925.
78
IV Die Funde
hohe, weitmundige Formen mit ausbiegenden weder dem Nordosten oder dem Nordwesten des
Rändern und Fragmente von Gefäßen auf nied- Landes zuschlägt.151 Tatsächlich bildet das zen-
rigen Standringen.144 Ausschlaggebend für die tralbulgarische Donautiefland mit dem Einzugs-
Zuordnung zur frühesten Stufe ist aber vor allem gebiet der Flüsse Osăm und Vit jedoch eine na-
die klingend hart gebrannte und exzellent polier- turräumliche Einheit, die sich aufgrund ihres
te Feinkeramik, die im Magazin des Museums flachen und nur sanft zum Balkanhauptkamm
Veliko Tărnovo aufbewahrt wird.145 Die wenigen hin ansteigenden Reliefs gut gegen das hügelige
aus der Kleinen und Großen Höhle bekannt ge- Ludogorie im Osten und das von zahlreichen
wordenen Fragmente, wie etwa drei mit groben Flussläufen zerschnittene schmale Vorland des
Einstichen verzierte Töpfe, lassen sich mit gro- Westbalkans abgrenzen lässt.
ßer Vorsicht der Stufe Džuljunica 4 zuordnen,
die mit Ovčarovo-Gorata parallelisiert werden Die in einem Felsmassiv unmittelbar oberhalb
kann.146 Eine bereits von Popov veröffentlichte des Osăm gelegene Devetaki-Höhle gehört zu
Knickwandschüssel auf vier Füßchen könnte den frühesten in Bulgarien bekannt gewordenen
aber auch auf eine spätere Zeitstellung, parallel prähistorischen Fundplätzen.152 In den 1950er
zu Karanovo III, und damit auf das Mittelneolithi- Jahren führten V. Mikov und N. Džambazov dort
kum hindeuten.147 systematische Grabungen durch, die von Vent-
sislav Gergov erst in den 1990er Jahren wieder
Der Hügel von Samovodene liegt an einer ver- aufgenommen wurden.153 Mikov und Džamba-
kehrsgünstigen Position, unmittelbar am Austritt zov veröffentlichten mehrere frühneolithische
der Jantra aus den Felsmassiven von Veliko Tăr- Funde aus der Höhle, die von ihnen noch als mit-
novo. Von 1974–94 wurde der Platz durch P. Sta- telneolithisch angesprochen werden.154 Weitere
nev ergraben, wobei er fünf einzelne Besied- Fragmente der Grobkeramik mit charakteristi-
lungsschichten A, A-B1, B1, B2 und B2-C schen Ritz- und Einstichverzierungen sowie gan-
voneinander trennen konnte.148 Namentlich das ze Topfformen auf hoch ausgezogenen Standrin-
älteste Fundmaterial aus Samovodene A ist mit gen und Gefäße mit engem Hals lassen sich gut
Ovčarovo-Gorata verglichen worden.149 Obwohl mit dem Material aus Ovčarovo-Gorata verglei-
einzelne Formen etwa an die Becher mit Band- chen.155 Einige Fragmente mit Weißbemalung
henkel B2a, die Schüsseln vom Typ S2c und sowie mehrere warzenverzierte Fragmente las-
S3c oder Topfformen T1b erinnern, ist das Mate- sen sich eher zum älteren Material aus Koprivec
rial viel eher mit den Funden von Drinovo zu ver- stellen und gehören darum in die Zeit vor Ovča-
binden und damit etwas jünger zu datieren. Ins- rovo-Gorata.156 Andere Elemente, wie etwa ein
besondere die schlanken Becher mit einem fünfgliedriger, hoch ausgezogener Kreuzfuß oder
langen, konisch zulaufenden Hals, auskragen- die zahlreichen Schnurösen-Buckel können so-
der Randlippe und tief liegendem Umbruch150 wohl der älteren als auch der jüngeren frühneo-
finden gute Entsprechungen in den Formen von lithischen Besiedlung der Höhle angehören.157
Drinovo. In Samovodene B1 treten hohe Zylin- Allein durch den typologischen Vergleich der
derbecher mit einem massiven, im Profil runden Funde aus Devetaki scheint die Höhle von der
Zapfenhenkel auf, die für Karanovo III charakte- Phase Karanovo I bis in die Zeit von Ovčarovo-
ristisch sind. Ab Phase B2 bis zum Ende der Be- Gorata besiedelt gewesen zu sein.
siedlung begegnen Knickwandschüsseln, die
das Spätneolithikum in der Art von Karanovo IV Darüber hinaus sind nur aus der Umgebung der
markieren. nahegelegenen Ortschaft Krušuna weitere früh-
neolithische Funde bekannt geworden.158 Ein
Fragment mit Schnurösen-Buckel sowie ein wei-
Einzugsgebiet des Osăm teres von einem Gefäß mit Standring erlauben
79
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
allgemein eine Synchronisierung mit dem Früh- ten aus Banica überliefert ist,167 als verbinden-
neolithikum,159 ohne dass die Zeitstellung der des Merkmal gewertet werden. Die Kannelierung
Siedlung näher eingegrenzt werden kann. der Feinkeramik ist in Nordwestbulgarien in die-
ser Zeit allerdings nicht üblich, was eine deutli-
che Abgrenzung zum ostbalkanischen Frühneo-
Zwischen Iskăr, Westbalkan und Donau lithikum erlaubt, wo diese Art der Verzierung
weit verbreitet ist und durchweg in hohen Antei-
Dass der Forschungsstand einer Region in ho- len im Gefäßspektrum auftritt.
hem Maße von den jeweiligen Forscherpersön-
lichkeiten abhängig ist, beweist die hohe Dichte Von 2002 bis 2004 nahm Georgi Ganecovski die
an bekannten Fundplätzen in Nordwestbulga- Grabungen bei Ohoden, in der Flur Valoga wieder
rien, die beinahe sämtlich durch die intensive auf und veröffentlichte jüngst weitere frühneo-
Feldtätigkeit Bogdan Nikolovs bekannt gewor- lithische Funde, die er der Phase A von Gradešni-
den sind. Seine durch zahlreiche Stratigraphien ca-Malo pole voranstellt und mit Protostarčevo
abgesicherte Periodisierung des Neolithi- parallelisiert.168 Es handelt sich um rot- oder rot-
kums160 kann auch als Leitskala für die benach- braun geschlickerte Gefäße, die unbemalt sind
barten Gebiete genommen werden. und darüber der sogenannten „monochromen
Phase“ des Frühneolithikums zugerechnet wer-
Für das Frühneolithikum nimmt Nikolov aufgrund den. Einige der vorgestellten Formen wie etwa bi-
der Siedlungsstratigraphie von Gradešnica-Malo konische Schüsseln und sehr hohe Gefäßfüße
pole eine dreiphasige Entwicklung an, die er wie- lassen sich jedoch viel eher mit dem entwickel-
derum in mehrere Etappen aufgliedert. Die ältere ten Frühneolithikum, etwa der Phase Karanovo
Etappe der ersten Phase sieht er nur in den Fun- II und schließlich auch mit Ovčarovo-Gorata ver-
den der Devetaki-Höhle und in Materialien aus binden.169 In diesen zeitlichen Zusammenhang
der Umgebung der Stadt Bjala, die im Museum gehören wahrscheinlich auch einige der Frag-
Ruse aufbewahrt werden, vertreten.161 Die jün- mente mit Tupfenleisten.170
gere Etappe der ersten Phase des Frühneolithi-
kums repräsentieren die Funde der Schicht A Die zeitlich darauffolgende Entwicklung während
von Gradešnica-Malo pole, die durch Gefäßbe- der zweiten Phase des Frühneolithikums ist in
malung in weißer oder schwarzer Farbe charak- Schicht B von Gradešnica-Malo pole belegt.171
terisiert ist.162 Der Großteil der Gefäße ist aller- Mit ihr beginnt die polychrome Gefäßbemalung
dings noch immer unbemalt.163 Umfangreichere in den Farben Weiß, Schwarz und Rot auf einem
Fundkollektionen liegen für die zeitgleichen etwas helleren Grund als in der vorangegange-
Fundplätze bei Banica, Gorna Bešovica, Ohoden, nen ersten Phase. Allgemein handelt es sich um
Rebărkovo und Zakonica vor. Trotz der relativ stärker profilierte Formen, zum Teil auf schlan-
großen geographischen Distanz sind das Fund- ken, hohen Füßen mit bauchigen Körpern und
material und vor allem die verschiedenen Zier- andererseits Gefäßen mit lang ausgezogenem
techniken dieser Plätze gut mit Ovčarovo-Gorata Zylinderhals. Die insgesamt vierschichtige Sied-
vergleichbar. Einige plastisch ausgeformte Blü- lung von Tlačene gehört vollständig dieser Phase
ten- und Bogenmotive auf der Grobkeramik aus an.172 Im Keramikinventar zeigt sich ein Fort-
Bešovica und Ohoden etwa finden genaue Ent- leben der ritz- und eindruckverzierten Grobkera-
sprechungen in unserem Fundmaterial.164 Aus mik. Allerdings ist auch hier die stärkere Profilie-
Rebărkovo ist eine appliziertes Spiralmotiv be- rung der Gefäße zu beobachten, denn der Anteil
kannt,165 das sich neben die Motive auf der bikonischen und S-profilierten Formen
Taf. 47,12–14 und Taf. 54,13–15 stellen lässt. nimmt deutlich zu.173 Bei den krugartigen Gefä-
Ein kleines Töpfchen aus Zakonica mit flachen ßen liegen die Schnurösen nun etwas oberhalb
Buckeln am Bauch166 entspricht den Töpfchen der breitesten Ausdehnung am Gefäßbauch und
auf Taf. 23,2.5.7. Ganz allgemein kann auch die die Fingerriefenbarbotine ist häufiger zu beob-
Bemalung mit schwarzer Farbe, wie sie am bes- achten. In dieser Phase beginnt auch die Ent-
wicklung eines organisierten Ritzdekors,174 der
allerdings erst im Spätneolithikum zur dominie-
159 renden Zierform wird.
Стоянов 1997, 14 Abb. 1.
160
Николов 1992.
161
Mit großer Sicherheit handelt es sich bei letzteren um
die Funde von Koprivec, die entsprechend den Angaben
167
von Nikolov erst im Jahre 1990 entdeckt wurden. Vgl. Николов 1992, Abb. 1.
162 168
Николов 1974, Abb. 1–2; Тодорова/Вайсов 1993, Ганецовски 2007; Ганецовски 2008.
169
Abb. 95,1–5. Ганецовски 2007, Taf. 6,3; 11.
163 170
Николов 1992, 12. Ганецовски 2007, Taf. 15–16.
164 171
Vgl. Николов 1992, Abb. 2–3. Vgl. Николов 1974, Abb. 6–7; Тодорова/Вайсов 1993,
165
Vgl. Николов 1992, Abb. 4, zweite Reihe von Oben, Mit- Abb. 97.
172
te. Николов 1992, 13.
166 173
Vgl. Николов 1992, Abb. 5, zweite Reihe von unten, Vgl. Николов 1992, Abb. 6.
174
links. Николов 1992, 13.
80
IV Die Funde
Die finale, dritte Phase des Frühneolithikums ist kaum vollständige Formen bietet.185 Es handelt
bislang nur in der Schicht C von Gradešnica-Ma- sich weiterhin maßgeblich um bikonische For-
lo pole belegt.175 Die Formenentwicklung lässt men, die ritzverziert sind. Erst im entwickelten
sich aus der vorangegangenen zweiten Phase Mittelneolithikum, d. h. in der Zeit von Karanovo
herleiten und zeigt kaum Veränderungen. Aller- III, ist in Nordwestbulgarien mit kannelierter Ke-
dings überwiegen nun die bikonischen Formen ramik zu rechnen. Diese Ziertechnik ist selbst
bei der groben Keramik.176 Unter den Verzie- dann noch selten und von einer grundsätzlich
rungsarten der Grobkeramik spielt die Fingerrie- anderen Machart, indem sie sehr viel breiter
fenbarbotine eine größere Rolle.177 ausgeführt ist, als es aus dem Frühneolithikum
des Ostbalkanraumes bekannt ist.186
Die Gefäßbemalung auf Feinkeramik ist weiter-
hin polychrom, wobei häufig der gesamte Gefäß-
körper mit einer Farbe (weiß oder schwarz) über- Muntenien
zogen ist und darauf die Bemalung angebracht
wurde.178 An Motiven kommen komplexe, inei- Funde des beginnenden Frühneolithikums, die
nander verschachtelte Mäanderbänder und Spi- dem älteren Material aus Koprivec und Džuljuni-
ralmotive vor. ca oder der weißbemalten Phase südlich der Do-
nau entsprechen würden, fehlen aus der großen
Die zeitlich folgende Entwicklung im Mittelneo- Walachei weitgehend. Einzig von einem Fund-
lithikum ist in der benachbarten Flur Gradešni- platz bei Dulceana im Jude Teleorman sind eini-
ca-Lukanovo dărvo belegt. Die stratigraphische ge mit schwarzer oder weißer Farbe bemalte
Abfolge ist in diesem Falle gesichert, da die äl- Fragmente bekannt geworden, die Coma der
teste Schicht von Lukanovo dărvo am Rande der Phase Starčevo III zuordnet.187 Außer diesen
Siedlung die jüngste Schicht von Malo pole über- Fragmenten ist kein mit Ovčarovo-Gorata zu ver-
lagert.179 Charakteristische Formen des frühen gleichendes Material aus Muntenien bekannt
Mittelneolithikums sind bikonische Schüsseln geworden. Die Fundleere in diesem riesigen Ge-
und Schüsseln mit abgesetzten, auskragenden biet ist zwar frappierend, erklärt sich aber mögli-
Rändern und hohe, ebenfalls leicht bikonische cherweise durch die Sedimentierung der relativ
Töpfe mit sich verengendem Hals.180 Die Gefäß- flach liegenden Gebiete durch die nördlichen Zu-
bemalung ist nun nicht mehr nachgewiesen und flüsse der Donau.
an ihre Stelle ist eine flächige, ornamentale Ritz-
verzierung getreten.181 Die Motive zeigen noch Eine neolithische Besiedlung ist erst durch die
Anklänge an die spiraloiden Bemalmuster des Dudeti-Kultur faßbar, deren grundlegende Ein-
ausgehenden Frühneolithikums, werden aber er- teilung in die Phasen Malu Rou, Fundeni und
gänzt durch Treppenmäander- und Schachbrett- Cernica auf Coma zurückgeht.188 Die Gesamt-
motive, die in frühneolithischer Zeit ausschließ- entwicklung der Kulturgruppe sah er parallel zu
lich auf den „Dreifußschälchen“ belegt sind. Karanovo III. Am namengebenden Fundplatz Du-
Erstmals treten nun auch große, im Querschnitt deti konnten zwei sich überlagernde Schichten
runde Zapfenhenkel auf,182 die eine Verbindung nachgewiesen werden (Comas Phasen Malu
mit Karanovo II/III und III in Thrakien anzeigen. Rou und Fundeni), deren ältere Parzinger mit
Ebenfalls in diesen Zeithorizont gehört eine dem entwickelten Karanovo II parallelisiert, wäh-
Schüssel auf vier hohen Füßchen.183 Dieser ers- rend erst die Phase Fundeni Karanovo III entspre-
ten Phase des Mittelneolithikums ordnet Nikolov chen soll. Dem entspricht die Synchronisierung
einen weiteren Fundplatz bei Komarevo zu. Als von Lichardus, der Malu Rou mit Karanovo II/III,
neue Form taucht dort ein Zwillingsgefäß auf, Fundeni mit Karanovo IIIa und Cernica mit Kara-
das sich aus zwei bikonischen Töpfchen zusam- novo IIIb verbindet.189 Ausschlaggebend sind
mensetzt.184 für ihn vor allem Ähnlichkeiten zwischen dem
Material aus Drâghiceanu mit der Keramik von
Für die jüngere Phase des Mittelneolithikums Drama-gerena B, das er mit Karanovo IIIb paralle-
stellte Nikolov Material von Fundplätzen bei Alti- lisiert. Unberührt bleibt davon aber die Frage,
mir, Devene und Bjala Slatina vor, das allerdings wie weit das ältere Material aus Dudeti, na-
mentlich die Phase Malu Rou, herab datiert
werden kann. Bereits bei der Erstveröffentli-
175
Николов 1992, 14–15. chung von Drâghiceanu spricht Păunescu von
176
Николов 1992, 15. zwei stratigraphisch sich überlagernden Schich-
177
Vgl. Николов 1974, Abb. 12.
178 ten, deren Fundmaterial er allerdings zusammen
Vgl. Николов 1974, Abb. 14–15.
179
Николов 1992, 17.
180
Николов 1974, Abb. 19; 21–23; Николов 1992,
185
Abb. 8–9. Николов 1992, 18 Abb. 12–14.
181 186
Николов 1992, Abb. 10. Vgl. Николов 1992, Abb. 14, unten rechts.
182 187
Николов 1992, Abb. 8, oben links. Coma 1995.
183 188
Николов 1992, Abb. 9, zweite Reihe von unten, rechts. Coma 1971; Coma 1974, 10.
184 189
Николов 1992, Abb. 11, unten links. Lichardus et al. 2002, Tab 3.
81
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
vorstellte.190 Auffällig im Keramikmaterial sind scheidet sich kaum von dem der älteren. Signifi-
eine mit Warzen verzierte Scherbe191 sowie kante Veränderungen sind in der Bemalung fest-
eindruck- und ritzverzierte Töpfe mit gekerbten zustellen, die nun großflächiger die Gefäßober-
Rändern,192 die sich ebensogut auch mit dem flächen bedeckt. Weiterhin üblich ist die
Frühneolithikum südlich der Donau verbinden Verwendung von weißer Farbe. Daneben tritt ei-
lassen. Von Süden betrachtet fremdartig wirken ne polychrome Bemalung in den Farben Weiß,
dagegen die komplexen, vertikal über die Gefäß- Rot und Braun.199 Wenig Material ist aus der
körper verlaufenden Ritzmuster aus ineinander obersten frühneolithischen Schicht von La Hanu-
verschachtelten Mäanderbändern, die für die ri (Cîrcea III) veröffentlicht, die dem untersten
entwickelten Dudeti Phasen so charakteristisch Stratum von Viaduct entspricht. Ein Überzug der
sind.193 Dem jüngeren Material zuzuordnen ist Gefäße mit Barbotine ist nun erstmals nachweis-
auch ein Gefäß mit zylindrischem Hals und einer bar.200 Weiterhin üblich bleibt die polychrome
feinen Kannelurverzierung, das allein von der Bemalung überwiegend in den Farben Rot und
Form her einem klassischen Toptepe-Krug ent- Braun bei kaum feststellbaren Veränderungen
spricht und damit erst spätneolithisch zu datie- im Gefäßspektrum. Deutliche Unterschiede wer-
ren ist.194 Jenseits formaler Übereinstimmungen den hier erst in Cîrcea IV erkennbar, einer Spät-
in der Grobkeramik lassen sich damit bislang phase, die nur in Viaduct belegt ist. Charakteris-
keine direkt mit Ovčarovo-Gorata zu verbinden- tisch sind scharf umbrochene Schüsseln und
den Gefäßfunde in Muntenien aufzeigen. Töpfe mit S-profilierten Rändern. Erstmals nach-
gewiesen sind nun auch Tassen mit Zapfenauf-
satz auf dem Henkel. Die bemalten Gefäße zei-
Oltenien gen großflächige, spiralförmige Muster überwie-
gend in den Farben Ockergelb, Rot und Braun.
Von 1971 an erforschte M. Nica zwei Siedlungs- Allgemein ist von Cîrcea I nach IV ein Rückgang
plätze bei Cîrcea im Jude Dolj.195 Zum einen ist der rotpolierten zugunsten der einfach geglätte-
es ein Fundplatz in der Flur La Hanuri, an dem ei- ten Waren festzustellen.201 Eine statistische
ne dreiphasige Entwicklung nachgewiesen wer- Auswertung der Keramik durch Parzinger, nach
den konnte und zum anderen eine Station mit den sehr detaillierten Angaben von Nica, zeigt,
dem Toponym Viaduct, die eine Fortsetzung der wie komplex die Keramikentwicklung verlaufen
Entwicklung von La Hanuri darstellt. Die Strati- ist, indem die verschiedenen Arten der Oberflä-
graphie in Cîrcea-La Hanuri erlaubte die Unter- chenbehandlung nicht etwa für eine Phase allein
scheidung von insgesamt fünf Siedlungsni- typisch sind, sondern sich lediglich in ihren pro-
veaus, wovon die untersten drei das Frühneo- zentualen Anteilen zueinander verschieben.202
lithikum betreffen. In Cîrcea-Viaduct konnten Im Hinblick auf Ovčarovo-Gorata ergeben sich
insgesamt vier Siedlungsniveaus nachgewiesen die größten Übereinstimmungen mit Cîrcea III.
werden, von denen die untersten zwei frühneo- Ausschlaggebend dafür sind neben einer all-
lithisch sind. Die ältere Schicht kann über das gemeinen Ähnlichkeit der grundlegenden Gefäß-
daraus geborgene Material mit der obersten formen die Schüsseln auf hohem Fuß, die Gefä-
frühneolithischen Schicht von La Hanuri verbun- ße mit Zapfenhenkel und letztlich auch die Ge-
den werden. Das unterste Stratum von La Hanuri fäßbemalung mit brauner Farbe auf rötlichem
(Cîrcea I) erbrachte u. a. kugelige Töpfe auf einer Schlickergrund.203 Die große Zahl an bikoni-
leicht abgesetzten, geraden Standfläche und ka- schen Formen erscheint als regionale Besonder-
lottenförmige Schüsseln auf hohem Standring, heit, wenngleich ähnliche Gefäße, wie etwa die
sowie Gefäße auf Kreuzfüßen.196 Ein geringer Topf- und Schüsselformen T3 und S4a-b auch in
Teil der Scherben ist eindruck- oder ritzver- Ovčarovo-Gorata nachgewiesen sind. In der
ziert.197 Neben der Mehrzahl der einfarbig ge- Grobkeramik der oberen Schicht von Cîrcea-Via-
schlickerten Gefäße, überwiegend mit einem ro- duct finden sich ebenfalls zahlreiche Entspre-
ten Überzug, sind wenige Exemplare zudem mit chungen,204 wenngleich die polychrome Gefäß-
weißer Farbe bemalt.198 An Malmotiven sind bemalung und vor allem der Barbottineüberzug
hauptsächlich lineare Muster aus parallelen Lini- an nun sehr viel zahlreicheren Gefäßen uns hier
en, Gitterbänder und Zick-Zack-Motive, sowie ein fortgeschrittenes Stadium des Frühneolithi-
Pünktchenmuster belegt. Das Typenspektrum kums vor Augen führt.205
der darüber liegenden Schicht (Cîrcea II) unter-
Die vorangehende, mit Cîrcea I und II zu paralle-
190
lisierende Entwicklung, ist außerdem in Grădine-
Păunescu 1964.
191
Păunescu 1964, Fig. 3,13.
192 199
Păunescu 1964, Fig. 2,2.9; 3,1–3.5. Nica 1976, Abb. 10–13.
193 200
Păunescu 1964, Fig. 2,4.6–8.11; 3,4. Parzinger 1993, 85.
194 201
Păunescu 1964, Fig. 2,1. Parzinger 1993, Abb. 5.
195 202
Nica 1976; Nica 1977. Parzinger 1993, 85–86 Abb. 5.
196 203
Nica 1976, Abb. 7. Vgl. Nica 1977, Fig. 17; 19.
197 204
Nica 1976, Abb. 8. Vgl. Nica 1977, Fig. 20.
198 205
Nica 1976, Abb. 1–4; Nica 1977, Abb. 2. Vgl. Nica 1977, Fig. 21 ; 23–28.
82
IV Die Funde
le-Islaz belegt.206 Veröffentlicht wurden haupt- einanderfolge von Notenkopfkeramik und Präcu-
sächlich Formen der Feinkeramik, die eine recht cuteni aufgrund von stratigraphischen Beobach-
großflächige Bemalung mit weißer Farbe auf rot- tungen erwiesen scheint,213 war das Verhältnis
braunem Schlickergrund zeigen.207 An Formen von spätem Cri und Bandkeramik lange Zeit un-
sind weit ausladende Schüsseln auf niedrigem klar. Der Zusammenfund von Cri- und Bandke-
Standring und S-profilierte, kugelige Schüsseln, ramik beispielsweise in Moreti und Rupea in
zum Teil mit einem flachen, runden Buckel am Transsilvanien, aber auch in Valea Lupului am
Bauch, bekannt geworden.208 Prut deutete auf ein zeitweiliges Nebeneinander
beider Kulturgruppen hin.214 Wiederum aus dem
Inneren des Karpatenbogens ist bei Cipău ein
IV.3.2.2 Das Nordwestpontikum Grab mit überwiegend Cri-Keramik und einzel-
nen bandkeramischen Scherben bekannt gewor-
Zwischen Siret und Prut den.215 In Glăvăneti Vechi in der Moldau liegen
der Cri III/IV-zeitliche Fundplatz und eine linear-
Das weitgehende Fehlen von frühneolithischen bandkeramische Siedlung dicht nebeneinan-
Fundplätzen in Muntenien ist besonders vor der.216 Der Cri-Fundplatz von Glăvăneti Vechi
dem Hintergrund frappierend, dass sich über ist gleich in mehrerlei Hinsicht von Bedeutung,
das Fundmaterial enge Verbindungen des nord- da sich hier nicht nur einzelne der aus Ovčaro-
ostbulgarischen Frühneolithikums zur Variante vo-Gorata bekannten Gefäßformen, sondern
der Cri-Kultur in der weiter nördlich gelegenen auch einige spezifische Formen nachweisen las-
rumänischen Moldau aufzeigen lassen. Auf di- sen, die an der Unteren Donau bislang isoliert
rektem Wege könnten diese Kontakte nur über dastehen. So finden die weitmundigen Gefäße
das walachische Tiefland vermittelt worden sein. mit mehrfach durchbrochenem Mundsaum
Eine natürliche Verbindung nach Norden bieten (Taf. 39,1–7) dort ihre nächsten Entsprechun-
zwar die großen Flussläufe des Siret und des gen.217 Besonders die zahlreichen Buckel und
Prut, wobei der Weg entlang des letzten Donau- plastischen Applikationen im Material von Glă-
abschnittes letztlich aber doch entweder über văneti Vechi lassen sich ohne Schwierigkeiten
Muntenien oder über die Dobrudža gelaufen zu den aus Ovčarovo-Gorata bekannten Zierfor-
sein muss. men stellen.218
Vom Fundplatz Perieni sind seit längerem früh- Wenn wir uns nun den linearbandkeramischen
neolithische Funde bekannt, die zwei stratigra- Komplexen der Moldau zuwenden, so lassen
phisch aufeinanderfolgende Phasen repräsen- sich auch dort vereinzelt Parallelen zum Material
tieren.209 Die Keramik der untersten, Cri IV- aus Ovčarovo-Gorata aufzeigen. Angeführt seien
zeitlichen Schicht Perieni I lässt sich mit hohen hier ringförmige Buckel (Taf. 11,7; 21,7; 24,2;
Kreuzfußgefäßen, Ritz- und Eindrucksverzierun- 25,4), die auch aus der linearbandkeramischen
gen auf den Töpfen, plastisch applizierten Tup- Siedlung des bereits genannten Glăvăneti Ve-
fenleisten sowie Buckel- und Warzenverzierun- chi und aus Larga Jijiei sowie aus Traian überlie-
gen gut mit dem Material von Ovčarovo-Gorata fert sind.219 Dazustellen lassen sich plastisch
vergleichen.210 Darüber folgt die jüngere Schicht ausgeformte Blüten (Taf. 47,1–3; 54,10–12), von
Perieni II mit Linearbandkeramik in Notenkopf- denen ein Exemplar auf einer Topfscherbe aus
zier, was in diesem einen Fall als Beleg für ein Glăvăneti Vechi auftritt.220 Ein Fragment mit
zeitliches Ablösen beider Kulturgruppen genom- vier Warzen aus Larga Jijiei221 findet gute Ent-
men werden kann. sprechungen in den Fragmenten auf Taf. 49,1–2
und 55,13–14. Bezeichnenderweise findet das
Der Frage nach dem zeitlichen Verhältnis von in Ovčarovo-Gorata als Sonderform anzuspre-
Cri-Kultur und südöstlichen Gruppen der Noten- chende kleine Töpfchen mit horizontal abste-
kopfkeramik wurde bereits frühzeitig nachge- hender Ausgusstülle (Taf. 38,8) seine beste Pa-
gangen.211 Im Unterschied zum Pannonischen rallele in einem Fragment aus Valea Lupului.222
Becken, das als Entstehungsgebiet der Linien-
213
bandkeramik aus dem Starčevo-Cri-Körös-Mi- Bspw. in Traian und mit einigen Vorbehalten auch in
Larga Jijiei (Coma 1959, 42–44); C. M. Mantu geht dage-
lieu gelten kann,212 muss in der Moldau von ei-
gen von einem langen Fortbestehen von bandkeramischen
nem späteren Aufeinandertreffen oder besser Gruppen zwischen Prut und Dnestr aus, was das Fehlen von
gesagt Überlagern beider Kulturgruppen ausge- Präcucuteni I-Siedlungen in diesem Raum erklären würde
gangen werden. Während eine zeitliche Auf- (Mantu 2000, 87).
214
Coma 1959, 41–43.
215
Coma 1959, 41.
206 216
Nica 1992; Nica 1995. Coma 1959, 44.
207 217
Nica 1992, Abb. 1,1.2.4–5, 2,1–8. Coma 1978, Abb. 12,5.
208 218
Nica 1992, Abb. 1,2.6–7; 2,3.7. Coma 1978, Abb. 15–20.
209 219
Petrescu-Dîmbovi a 1957. Coma 1959, Taf. 1 II, 17.32.49.51.
210 220
Petrescu-Dîmbovi a 1957, Fig. 3–5. Coma 1959, Taf. II, 15.
211 221
Coma 1959. Coma 1959, Taf. II, 45.
212 222
Bánffy 2000. Vgl. Ursulescu 1983, Taf. 44,15.
83
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
Dieses einseitige Eindringen von Cri-Elementen gesetztem Hals, als auch mit konisch einziehen-
in das Formenspektrum der Notenkopfkeramik dem Hals, wie die Varianten K2a-c234 sowie die
kann mit einer zeitlichen Ablösung der Cri- Topftypen B3a, T1a und T2a-b.235 Unter den
Gruppen durch die Träger der Linienbandkera- Schüsselformen überwiegen Typen mit deutlich
mik erklärt werden, wobei einzelne Stilelemente ausgeprägter Fußbildung, ähnlich den Varianten
der Cri-Keramik im bandkeramischen Milieu S3c-f.236 Knickwandschüsseln mit tief liegen-
fortleben. Die Übernahme von gleich mehreren dem Umbruch sind dagegen wieder als spezi-
dieser Zierelemente könnte auf eine enge zeitli- fische Ausprägung der östlichen Cri-Fundplätze
che Folge der Linienbandkeramik unmittelbar anzusehen.237 Genaue Entsprechungen finden
auf die Phase IV der Cri-Kultur, nach der Periodi- sich aber auch in Einzelformen, wie den warzen-
sierung von Lazarovici223 hindeuten. Zahlreiche verzierten Gefäßen auf Taf. 49238 und dem nega-
Übereinstimmungen der Keramik aus Ovčarovo- tiv ausgesparten Kreuzmotiv in der Standfläche
Gorata mit der moldauischen Variante der spä- auf dem Fragment Taf. 44,1239. Letzteres ist
ten Cri-Kultur lassen sich jedoch vor allem in auch von einem Bodenfragment aus Probota
den älteren Komplexen ohne Linienbandkeramik und von zweien aus Glăvănetii Vechi be-
aufzeigen. kannt.240 Unter den Verzierungsarten begegnen
in Suceava-Parcul cetă ii parallele Zick-Zack-
Zu nennen ist hier ein Fundplatz bei Bal, der vor Muster in Ritztechnik und grobe Einstiche sowie
allem mit seiner Grobkeramik den Materialien einzelne Buckel am Bauch der Gefäße,241 wie sie
aus Ovčarovo-Gorata vergleichbar ist.224 Gekerb- ähnlich in Ovčarovo-Gorata auftreten (Taf. 10,2;
te Ränder sind hier wie dort im Fundmaterial ver- 11,7; 21,7; 22,1; 24,2; 26,10). In gleicher Weise
treten.225 Darüber hinaus ist eine Kreuzfuß- sind die Randlippe und die Zone am Gefäßboden
schüssel bekannt.226 Auch die Gefäßbemalung von der Verzierung ausgespart. Gefäßränder
mit dunkler Farbe auf rotem Schlickergrund ist sind häufig gekerbt,242 wogegen gekerbte
aus Bal überliefert.227 Weniger signifikant sind Standfüße eher selten zu sein scheinen. Verein-
die wenigen, aus Dîr u-Ceahlău bekannt gewor- zelt lässt sich diese einfache Form der Verzie-
denen Funde, von denen sich einige kerbenver- rung jedoch nachweisen, beispielsweise an ei-
zierte Randscherben und ritzverzierte Mittel- nem Fragment aus Suceava-Parcul cetă ii wie
scherben nur ganz allgemein dem Frühneolithi- auch vom Cîmpul an urilor, ebenfalls in Sucea-
kum zuordnen lassen.228 va.243 Schließlich ist auch an wenigen Stücken
aus Suceava-Parcul cetă ii eine Kannelurverzie-
Folgt man der Periodisierung von Ursulescu, so rung überliefert.244
handelt es sich bei Bal um einen späten Fund-
platz der Phase Cri IV.229 Neben dem bereits ge- Aus dem gesagten ergibt sich eine Parallelisie-
nannten Glăvăneti Vechi sind Fundschichten rung von Ovčarovo-Gorata mit Perieni I, dem älte-
der Phase Cri III nur noch aus Testiana230 und ren Material von Glăvăneti Vechii und mit Su-
aus dem Stadtgebiet von Suceava231 bekannt. ceava-Parcul cetă ii während der Phase Cri III
Die schematisch vorgelegten Gefäßformen aus in der Moldau. In der darauffolgenden Phase Cri
Trestiana zeigen Kreuzfußschalen mit stark ge- IV ist ein Vordringen von Gruppen der Bandkera-
längten Füßen und bauchige Gefäße mit enger mik mit Notenkopfzier festzustellen, die ihrer-
Mündung, die sich allgemein mit dem nordost- seits Elemente der Cri-Keramik in ihr Formenre-
bulgarischen Material vergleichen lassen.232 pertoire aufnimmt. Angesichts der aufgezeigten
Die zahlreichen bikonischen Schalentypen, da- Parallelen dieser Fremdelemente zum Fundmate-
runter insbesondere die Formen mit niedrig lie- rial von Ovčarovo-Gorata ist es aber auch gut
gendem Umbruch, erscheinen dagegen als Be- möglich, dass das Vordringen der Bandkerami-
sonderheit der hier beheimateten östlichen ker in die Moldau schon während der Phase Cri
Cri-Variante.233 III stattgefunden hat.
84
IV Die Funde
Einzugsgebiet von Dnestr und südlichem Bug Anteil der flachbodigen Keramik am Gesamtkera-
mikspektrum der frühneolithischen Fundplätze
Während ihrer Phase IV ist ein Ausgreifen der im Nordpontikum mit zunehmender Entfernung
Cri-Kultur auch auf die Gebiete östlich des von der Balkanhalbinsel abnimmt.256 Der grund-
Dnestr festzustellen. Die Gefäßformen etwa vom legende Unterschied in der Gefäßtektonik lässt
Fundplatz Sacarovca zeigen noch schwache An- sich wahrscheinlich durch die andersartige Öko-
klänge an die Typen von Ovčarovo-Gorata. Einige nomie der neolithischen Steppengruppen erklä-
Gefäße mit engem Hals erinnern entfernt an die ren, die in starkem Maße auf Jagd, Fischfang
Typen K2a und K2b und sind auf der Oberfläche und Sammeln ausgerichtet war.257 Interessanter
mit groben Eindrücken verziert.245 Charakteris- Weise ist die mehrfache Durchlochung der Rand-
tisch sind Standfußschalen auf sehr hohen Fü- lippe schon bei den frühen Gefäßen der Bug-
ßen und S-profilierte Töpfe.246 Neue Formen Dnestr-Kultur nachgewiesen,258 was zu der Über-
sind zwei- bis dreigliedrige, scharf profilierte legung Anlass bietet, ob diese spezifische Be-
Schüsseln, die mitunter noch immer einen zen- handlung der Gefäße (Taf. 39,1–7) nicht als
tralen Buckel am Bauch aufweisen.247 Ein indi- Übernahme aus dem Nordpontikum zu werten
rekter Einfluss des südosteuropäischen Früh- ist. Andererseits finden sich Gefäße mit mehr-
neolithikums auf die nordpontischen Steppen- fach durchbrochener Randlippe sehr zahlreich
gebiete ist aber schon zuvor greifbar, da sich auch im frühneolithischen Gefäßspektrum
bereits die herausbildende Bug-Dnestr-Kultur Transkaukasiens, so dass auch ein Einfluss ganz
maßgeblich durch die Cri-Keramik beeinflusst aus dem Osten des Schwarzen Meeres ange-
zeigt. Einige in Sokol´cy I vorkommende Typen nommen werden kann.259
werden als direkte Cri-Importe angesehen.248
Unabhängig von der Frage, ob frühneolithische
Keramik über so große geographische Distanzen IV.3.2.3 Das Karpatenbecken
verhandelt worden sein kann, lässt sich eine S-
profilierte Schüssel auf einem Standring mit un- Transsilvanien
serem Typ S1b vergleichen.249 Weitere in Soroki
I, Schicht 1b entdeckte Topfformen entsprechen Neben der Passage des Olt scheint das Tal der
den Typen B3a, und T2a.250 Ebenso finden zwei Mure von einiger Bedeutung für die Neolithisie-
kugelige Töpfe mit Schnurösen am Bauch aus rung der innerkarpatischen Gebiete gewesen zu
Soroki II, Schicht 1 und aus Soroki III Parallelen sein, worauf die Konzentration der ältesten Plät-
im Material von Ovčarovo-Gorata (Taf. 17,5–6; ze entlang der Flussläufe hindeutet. Die Entwick-
18,3).251 Die Verzierung der Töpfe mit einfachen lung des Neolithikums in Transsilvanien war
Eindrücken, die mit dem Fingernagel oder einem schon mehrfach Gegenstand zusammenfassen-
einfachen Stöckchen eingebracht wurden, ist der Arbeiten260 und ist erst vor wenigen Jahren
hier noch vorhanden.252 Verbindend wirken aber von Marius-Mihai Ciută speziell mit dem Fokus
vor allem die senkrecht verlaufenden parallelen auf das Frühneolithikum, unter Einbeziehung
Zick-Zack-Ritzlinien (Taf. 2,5; 15,1; 16,4) die für der neueren Grabungen, behandelt worden.261
die Bug-Dnestr-Keramik sehr charakteristisch Wir können uns damit ganz auf die fundreichen
sind.253 In Sokol´cy VI begegnet dieses Motiv so- Komplexe mit aussagekräftiger Stratigraphie
wohl auf einem Topf mit flachem Boden als auch und diejenigen Plätze beschränken, welche für
auf spitzbodigen Formen.254 Das Vorkommen einen Vergleich mit dem Frühneolithikum des
von spitz- und rundbodigen Formen in der Bug- Unteren Donauraumes von Relevanz sind.
Dnestr-Kultur ist ein entscheidender Unterschied
zu den frühneolithischen Formen des West- Die Aufdeckung neuer Fundplätze mit überwie-
schwarzmeergebiets, denn Gefäßböden sind gend monochromer und teilweise weißbemalter
dort durchweg unüblich. Im Gegenzug kommen Keramik veranlasste zunächst I. Paul das von
die für das Balkanneolithikum so charakteristi- Gheorghe Lazarovici anhand der Fundstellen im
schen Standflächen vor allem an Gefäßen der Banat vorgenommene und letztlich auf der Glie-
frühen Bug-Dnestr-Kultur vor.255 Diese Beobach- derung V. Milojčićs beruhende viergliedrige Sys-
tung wird bestätigt durch die Tatsache, dass der tem der Starčevo-Cri-Kultur aufzubrechen.262
Paul und ganz in seinem Sinne auch Ciută gehen
245
Vgl. Larina 1994, Abb. 3,36–37. von einer älteren, sogenannten „Präcri-Kultur“
246
Vgl. Larina 1994, Abb. 3,25–27.39–42.
247
Vgl. Larina 1994, Abb. 3,28–33.
248 256
Welcher 2001, 277. Vgl. Даниленко 1969, Abb. 1; 3; 5.
249 257
Vgl. Даниленко 1969, Abb. 63,4; 64,5. Wechler 2001, 81–91.
250 258
Vgl. Маркевич 1974, Abb. 17,4–5.8.10–11. Vgl. Маркевич 1974, Abb. 27,5.7.
251 259
Vgl. Маркевич 1974, Abb. 48,5; 55,3. Даниленко 1969, 177–186.
252 260
Vgl. Маркевич 1974, Abb. 27,1–5. Berciu 1961; Vlassa 1966; Vlassa 1974; Lazarovici
253
Vgl. Маркевич 1974, Abb. 17,1; 18; 48,4; Wechler 1984; Maxim 1999.
261
2001, Taf. 7. Ciută 2005.
254 262
Vgl. Даниленко 1969, Abb. 56. Paul 1995; vgl. Milojčić 1949, 70–71; Lazarovici 1979,
255
Vgl. Wechler 2001, Taf. 1; 6; 7,1–6. 15–25; Lazarovici 1984.
85
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
263 270
Ciută 2000; Ciută 2005, 26–42. Vgl. Ciută 2005, Taf. LV–LIX.
264 271
Ciută 2005, 18. Vlassa 1966; Vlassa 1972.
265 272
Paul 1989. Lazarovici/Maxim 1995.
266 273
Ciută 2005, Taf. XLVII. Vlassa 1972, 176–179.
267 274
Ciută 2005, Taf. XLVIII. Lazarovici/Maxim 1995, 53–61.
268 275
Vgl. Ciută 2005, Taf. XXXV,3–4; XXXVII. Vgl. Lazarovici/Maxim 1995, Abb. 39–40; 41,2–4.
269 276
Vgl. Ciută 2005, Taf. XXIX; XXX,1–5; XXXI,3–5; XXXII,6–7. Vgl. Lazarovici/Maxim 1995, Farbtaf. I–III.
86
IV Die Funde
festzustellen.277 Bei der Bemalung werden auch eher die jüngeren Cri-Phasen als zeitlich paral-
dunkle Farben auf hellerem Malgrund verwendet, lel ansehen müssen. Ganz allgemeine typologi-
wobei die Tradition der Weißbemalung auf rotem sche Übereinstimmungen ergeben sich zu den
Grund sich fortsetzt.278 In dunkler Farbe sind hoch ausgezogenen Standringen und einigen
überwiegend Linien- und parallele Winkelmotive an unsere Becher- und Topftypen B3a, T1a, T2a
aufgemalt, während in weißer Farbe nach wie und T2c erinnernde Gefäße aus Gura Baciului IIIB
vor Punktbänder und Linien aufgetragen sind. In bis IVB. Über die Gefäßbemalung mit dunkler
Phase III (A-B) treten neue Formen, wie weit aus- Farbe wird man sich innerhalb dieser weiten
ladende Schüsseln mit gerader Wandung, bau- Spanne jedoch eher zu der älteren Phase Gura
chige hohe Töpfe und Knickwandschüsseln mit Baciului IIIB hin orientieren müssen.
sehr tief liegendem Umbruch auf.279 Neben den
flachen Fußbildungen kommen nun auch hohe Die uns im Hinblick auf Ovčarovo-Gorata beson-
Standringe und Füßchengefäße vor. Zu den Arten ders interessierende späte Cri-Entwicklung
der Oberflächenbehandlung tritt die Fingerriefen- lässt sich am besten am Material von Le verfol-
barbotine hinzu. Eine Gefäßbemalung mit dunk- gen.288 Im Zwickel zwischen Ost- und Südkar-
ler Farbe ist nur noch selten belegt.280 Für die paten liegt der Fundplatz zudem geographisch
Phase IV sind nun ganz die bereits in der voran- dem nordwestbulgarischen Raum am nächsten.
gegangenen Phase aufgekommenen länglichen Die mit Gura Baciului III zu parallelisierende
Töpfe charakteristisch.281 Einige kugelige Töpfe Phase Le I zeigt halbsphärische Schüsseln und
zeigen eine deutlich abgesetzte Randlippe.282 Knickwandschüsseln mit tiefliegendem Um-
Die Gefäßbemalung ist nun gänzlich zugunsten bruch auf massiven Fußbildungen oder leicht er-
von plastischen Verzierungsarten verschwun- höhten Standringen, weit ausladende Schüsseln
den. Neben Fingerriefenbarbotine, Ritzungen mit gerader Wandung auf hohen zylindrischen
und plastischen Applikationen begegnen nun oder kreuzförmigen Füßen und kugelige Gefäße
verstärkt auch Formen mit auskragender und wel- mit konisch verengtem Hals.289 Überliefert sind
lig geschwungener Randlippe und Töpfe mit ap- auch einige Fragmente mit einer dunklen, linea-
plizierten Warzen.283 ren Bemalung auf hellerem Schlickergrund.290
In Le II treten bikonische Formen mit einem ho-
Mit dem Material der Phasen IC-IIA von Gura Ba- hen, konischen Oberteil und leicht S-profilierte
ciului werden auch die Funde von eua-La căra- Töpfe und Schüsseln hinzu.291 Unmittelbar mit
rea morii bei Alba Iulia verbunden.284 Das Vor- Ovčarovo-Gorata (Taf. 44,1–3) vergleichbar sind
kommen von zahlreichen kugeligen Formen mit einige massive, hohe Gefäßfüße mit einem ne-
deutlich abgesetztem Zylinderhals und Fragmen- gativ ausgesparten Kreuzmotiv in der Standflä-
ten mit Eindrucksverzierungen würden aber che. 292 Ebenso tritt an mehreren Gefäßen eine
auch eine Parallelisierung mit der Phase III oder Ritzverzierung aus vertikal verlaufenden paralle-
sogar IV erlauben.285 Als zeitgleich werden auch len Zick-Zack-Linien auf,293 wie sie in Ovčarovo-
die Cri-Funde aus der Cauce-Höhle bei Cerior Gorata vorkommen (Taf. 15,1; 16,4; 41,2) und
im Jude Hunedoara angesehen.286 Aber auch darüber hinaus auch für die Cri-Gruppen in der
hier lässt das Vorhandensein von zahlreichen Moldau charakteristisch sind. Bei der Gefäß-
Fragmenten mit Eindruckszier, das Auftreten bemalung ist neben der dunklen Farbe noch im-
von Fingerriefenbarbotine und einer großen mer die weiße Farbe auf rotbraunem Grund be-
Schüssel mit abgesetztem Trichterrand eher an legt. 294 Die Malmotive sind im Gegensatz zu
eine jüngere Zeitstellung denken.287 den frühen Cri-Phasen jedoch rein linear oder
es wurden ganze Flächen mit Farbe ausgemalt.
Direkt mit Ovčarovo-Gorata ist der frühneolithi- Die Keramikformen der Phase Le III zeigen dann
sche Fundstoff des südlichen und nördlichen zunehmend weichere Profilierungen, bei einem
Transsilvanien nicht mehr vergleichbar. Über Fortlaufen der älteren Typen.295 Die Gefäßbema-
das Auftreten von Kerbrändern und Kerbfüßen, lung ist nach wie vor linear, wobei ein Trend zu
sowie Eindruck- und Ritzverzierungen wird man breiteren Linien zu erkennen ist.296 Beliebt sind
insbesondere ineinander verschachtelte Mäan-
277
Vgl. Lazarovici/Maxim 1995, Abb. 42–43. dermotive und hängende Dreiecke. Insgesamt
278
Vgl. Lazarovici/Maxim 1995, Farbtaf. VII–IX.
279 lässt sich das Formenrepertoire aus Le gut mit
Vgl. Lazarovici/Maxim 1995, Abb. 44–45.
280
Vgl. Lazarovici/Maxim 1995, Farbtaf. X,1. Ovčarovo-Gorata vergleichen, wobei sich die
281
Vgl. Lazarovici/Maxim 1995, Abb. 48.
282
Vgl. Lazarovici/Maxim 1995, Abb. 49,1–2.
283 288
Vgl. Lazarovici/Maxim 1995, Abb. 46,2–3.5–6; 47,2.7; Zaharia 1962.
289
49,1–2; 50,2. Vgl. Zaharia 1962, Abb. 4; 7,1–8; 14,17–24.
284 290
Ciută 2000. Vgl. Zaharia 1962, Abb. 10,1–5.
285 291
Ciută 2000, Abb. 13; 16; 20; vgl. Lazarovici/Maxim Vgl. Zaharia 1962, Abb. 5.
292
1995, Abb. 44–45; 49. Vgl. Zaharia 1962, Abb. 8,3–4.7.
286 293
Luca et al. 2004, 44–45; Taf. XII–XIV; XV,1–2.4–9; XVI– Vgl. Zaharia 1962, Abb. 5,1–2.15.
294
XVIII; XIX,1–2.5. Vgl. Zaharia 1962, Abb. 10,6–13; 11.
287 295
Luca et al. 2004, Taf. XII,1–8; XIII,1–4; XIV,4; XV,1– Vgl. Zaharia 1962, Abb. 6.
296
2.6.9; vgl. Lazarovici 1984, Abb. 5; 8. Vgl. Zaharia 1962, Abb. 12.
87
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
größten Überschneidungen mit dem Typen- und phien von Dubova-Cuina Turcului, von der Do-
Verzierungsspektrum von Le II ergeben, einer nauinsel Ostrovul Golu und seinen Grabungen
Phase, die innerhalb Transsilvaniens zwischen bei Gornea sowie die typologische Gliederung
den Phasen Gura Baciului IIIB und IVA angesie- der Cri-zeitlichen Funde aus Schela Cladovei
delt wird.297 Hinzufügen lassen sich weitere von der rumänischen Seite des Eisernen Tores.
Funde aus Turia-La silozuri die neben den be-
reits aus Le II bekannten Formen an einigen gro- Die Stratigraphien von Gornea und Cuina Turcu-
ßen Vorratsgefäßen eine aus Ovčarovo-Gorata lui beginnen bereits in seiner Phase IIB, für die
bekannte Ziertechnik aus motivisch gelegten noch flachbodige Gefäße, wie einfache Schüs-
Tupfenleisten zeigen (Taf. 13,2–6; 46,10–11; seln mit gerader oder leicht gerundeter Wan-
51,1.5; 58,10–17).298 dung, Töpfe mit abgesetztem, geradem Rand
oder mit ausschwingendem Profil sowie bauchi-
ge Gefäße mit engem Hals typisch sind.305
Banat, Bačka und Srem
In deutlicher Abgrenzung dazu treten ab der Pha-
Das Frühneolithikum des Pannonischen Beckens se IIIA Gefäße auf hohen Standringen auf und die
zeigt nur noch schwache Bindungen zu dem des Aufrauhung der Oberfläche von Grobgefäßen mit
nordostbulgarischen Raumes. Da der Landschaft Fingerriefenbarbotine und groben Eindrücken
aber eine Schlüsselstellung für die Kulturse- nimmt deutlich zu.306 Eine Entwicklung in der
quenz insbesondere Transsilvaniens und des Gefäßbemalung ist dagegen kaum auszuma-
Morava-Gebiets zukommt, soll an dieser Stelle chen, weshalb beide Phasen bei Schubert in sei-
auch kurz auf die dortige Entwicklung eingegan- ner Stufe klassisches Starčevo II zusammenge-
gen werden. Die erstmals von Milojčić vorge- fasst werden.307 Sowohl für Starčevo-Cri IIB
nommene vierstufige Einteilung der Starčevo- wie auch für IIIA ist eine Dunkelbemalung aus
Kultur in die Stufen I–IV299 wurde von D. und gittergefüllten Dreiecksmotiven, parallelen Lini-
M. Garašanin für die jugoslawischen und von en und schraffierten Bändern überliefert.308 Für
Lazarovici für die rumänischen Gebiete konse- uns ist die Trennung beider Phasen dennoch
quent angewandt und mit Material unterfüt- von Relevanz, da die in Starčevo-Cri IIIA erst-
tert.300 Hinzu kam später noch die durch D. Sre- mals auftauchenden Elemente, wie hohe Stand-
jović anhand der Funde von Lepenski Vir ringe und grobe Eindrucksverzierungen, auch im
geprägte Protostarčevo-Kultur.301 Material von Ovčarovo-Gorata vorkommen und
damit einen Vergleich mit dem Westpontikum er-
Den Übergang von Protostarčevo zu Starčevo lauben. Dieser Stufe werden von Lazarovici auch
konnte Karmanski stratigraphisch bereits in den die Funde von Ostrovul Golu I, Cuina Turcului II,
1960er Jahren in Donja Branjevina erfassen.302 Schela Cladovei und das ältere Material aus Gor-
Nachgewiesen sind dort drei Schichten, von de- nea zugewiesen.309
nen die unterste ausschließlich eindrucksver-
zierte Grobkeramik und eine rotgeschlickerte Noch stärkere Überschneidungen im Formen-
Feinkeramik führt. Darauf folgt ein Stratum mit spektrum ergeben sich zu den Funden der Phase
weißbemalter Feinkeramik, die sich über die Starčevo-Cri IIIB, wenn zu den genannten For-
Tupfenmotive und Gittermuster mit dem ältesten men noch Füßchengefäße, eine mit plastischen
Material aus Gura Baciului und damit der Phase Leisten kombinierte Ritzverzierung und zahlrei-
Starčevo-Cri I parallelisieren lässt. Die jüngste che auf der Gefäßoberfläche applizierte Orna-
Schicht in Donja Branjevina führt linear-dunkel mente hinzutreten.310 Die Übereinstimmungen
bemalte Keramik, die Holger Schubert mit Gura sind demnach zu Ostrovul Golu II, Cuina Turcu-
Baciului III verbindet.303 Für diese Synchronisie- lui III und den jüngeren Cri-Materialien aus Gor-
rung sprechen auch die hohen Standfüße einiger nea am größten. Ein Vergleich der Malmotive
Schüsseln, die ab Starčevo-Cri III auftreten, hilft hier nicht viel weiter, da sich über die Tech-
dann allerdings bis in Stufe IV fortlaufen.304 nik der linearen Bemalung mit dunkler Farbe nur
ein ganz allgemeiner Zusammenhang von Ovča-
Grundlegend für die Untergliederung der jünge- rovo-Gorata mit den Phasen Starčevo-Cri IIB bis
ren Starčevo-Cri-Phasen III und IV waren für IVA im Banat herstellen lässt.311
Lazarovici insbesondere die Siedlungsstratigra-
Ebenfalls mit Starčevo-Cri III zu verbinden sind
297
die bereits von Lazarovici diskutierten Funde aus
Vgl. Lazarovici/Maxim 1995, 5; Lazarovici 2006,
Abb. 20.
298 305
Vgl. Ciută 2000, Taf. XI–XII; XV,2. Vgl. Lazarovici 1979, Taf. V, A1–12.14–29.
299 306
Milojčić 1949, 70–81. Vgl. Lazarovici 1979, Taf. VI, A–C.
300 307
Гарашанин 1973, 36–42; Lazarovici 1979, 15–69. Schubert 1999, 86–87.
301 308
Srejović 1971. Vgl. Lazarovici 1979, Taf. V, B; VI, B43–46.
302 309
Karmanski 1979; Karmanski 2005. Vgl. Lazarovici 1979, Taf. VI, A–B.
303 310
Schubert 1999, 86–87. Vgl. Lazarovici 1979, Taf. VII, C22; E–F.
304 311
Vgl. Lazarovici/Maxim 1995, Abb. 45,4; 47,5. Vgl. Schubert 1999, 86–88.
88
IV Die Funde
Giulvăz, die er seinen Phasen Starčevo-Cri IIIA Für die in Ostrovul Golu IV erfasste Phase Starče-
bis IIIB zuweist.312 Die Keramik zeigt nun keinen vo-Cri IVB sind scharf profilierte, mehrgliedrige
roten Schlickerüberzug mehr. Nach wie vor üb- Formen charakteristisch, die bereits auf das Mit-
lich sind aber Grübchen in der Randlippe von telneolithikum hindeuten und möglicherweise
Schüsseln, was an der Unteren Donau als Indiz bereits im Zusammenhang mit dem sich heraus-
für eine sehr frühe Zeitstellung gelten kann. Im bildenden Vinča A-Komplex gesehen werden
Banat scheint sich diese Ziertechnik allerdings müssen.318 Die Formen lassen sich deutlich ge-
sehr viel länger zu erhalten und kann darum gen die älteren abgrenzen, weshalb sie für einen
nicht als Merkmal für ein hohes Alter der Funde Vergleich mit Ovčarovo-Gorata nicht mehr von
genommen werden. Offenbar konnten bei den Belang sind. Einen in etwa vergleichbaren Ge-
Grabungen in den 1960er Jahren stratigraphisch fäßaufbau zeigen die Typen aus Samovodene A-
zwei Schichten unterschieden werden, von de- B1 und B2319 sowie Karanovo III,320 was die
nen allerdings nur eine Fundauswahl des Hori- Nachzeitigkeit dieses Fundhorizontes zu unse-
zontes I durch Lazarovici vorgestellt wurde.313 ren Funden bestätigt.
Die darunter zu findenden Gefäße mit dunkel-
brauner, linearer und spiraloider Bemalung sind Das Wissen über die älteste neolithische Besied-
nach Schubert mit dem jüngsten Material aus lung des Banats hat sich gerade in den letzten
Donja Branjevina I und Gura Baciului III zu ver- Jahren aufgrund zahlreicher neuer Grabungen er-
binden, was allgemein der Phase Starčevo-Cri heblich verbreitert. Die rumänisch-kanadischen
III nach Lazarovici entspricht.314 Hinzustellen Grabungen in Foeni-Săla konnten seit 1992 ei-
lassen sich die Funde eines Siedlungsplatzes ne einschichtige Siedlung mit fünf Grubenhäu-
bei Golokut aus der Sremska Gora, südlich von sern nachweisen.321 Das Fundmaterial besteht
Novi Sad.315 Aus mehreren unregelmäßig ge- überwiegend aus rotgeschlickerter Monochrom-
formten Gruben wurde eine Siedlungskeramik keramik, wobei auch zwei Fragmente von weiß-
geborgen, die das Typenspektrum aus Donja bemalter Keramik gefunden wurden.322 Zwei
Branjevina I und Gura Baciului III wiederholt. grundlegend voneinander zu unterscheidende
Charakteristisch sind grobe, barbotine- und ein- Keramikwaren sind bekannt: eine stark orga-
drucksverzierte Gefäße sowie Feinkeramik auf nisch gemagerte Grobware die stets geschlickert
hohen Standringen. Unter der Bemaltkeramik ist, und eine tiefschwarze Feinkeramik ohne ma-
finden sich vor allem Spiralmotive, die mit dunk- kroskopisch sichtbare organische Beimengun-
ler Farbe auf einen helleren Hintergrund auf- gen. Das Formenspektrum wird von weiten
getragen wurden.316 Schüsseln mit gedellten Rändern, kugeligen Töp-
fen mit enger Mündung und hoch ausgezogenen,
Während der in Ostrovul Golu III und Gornea hohlen Gefäßfüßen bestimmt.323 An Verzierun-
nachgewiesenen Phase Starčevo-Cri IVA wer- gen sind grobe Eindrücke, Fingerriefenbarbotine
den zahlreiche bereits zuvor entwickelte Ele- und vertikal verlaufende Eindrücke in Form von
mente fortgeführt, wobei das Auftreten von biko- Weizenähren bekannt. Über das Keramikmateri-
nischen Formen hier ein klares typologisches al lässt sich der Fundplatz in die Phase Starče-
Unterscheidungskriterium bietet. Die plastische vo-Cri IIA einordnen.324
Verzierungstechnik mit Ritzungen, Eindrücken
und applizierten Motiven zeigt dann eine erste Ein weitgehend ähnliches Material stammt vom
Blüte und so ist es auch nicht verwunderlich, etwa zwei Kilometer westlich gelegenen Fund-
dass sich aus dem reichhaltigen Motivschatz platz Foeni-Gaz.325 Auffälliges Merkmal ist wie-
einzelne Formen mitunter sehr gut mit Ovčaro- derum die starke organische Magerung der Grob-
vo-Gorata vergleichen lassen.317 Ein Vergleich keramik und der rote Schlickerüberzug.326 Die
auf rein formenkundlicher Basis über solch gro- Feinkeramik hat eine graue, feinpolierte Oberflä-
ße Distanzen bleibt allerdings immer mit einer
gewissen Unsicherheit behaftet. Über den sehr 318
Vgl. Lazarovici 1979, Taf. IX, A–C.
viel deutlicher ausgeprägten Zusammenhang 319
Vgl. Stanev 2002, Taf. 5–10.
unserer Funde mit den Materialien aus Transsil- 320
Vgl. Николов 1998, Taf. 11–13.
321
vanien und insbesondere der Moldau scheint Ciobotaru 1998; Ciută 2005, 149–150; Luca 2006, 112;
Draovean 2007.
ein chronologischer Zusammenhang mit der 322
Draovean 2007, Abb. 5.
Phase Starčevo-Cri IIIB im Banat viel wahr- 323
Vgl. Spataro 2004, Abb. 2–6; weitere Funde konnten im
scheinlicher. Mus. Banatului eingesehen werden.
324
Auf seinem jüngsten Chronologieschema setzt Lazarovi-
ci (2006, Abb. 20) Foeni-Sala bereits in seine Stufe IB, was
offenbar mit zwei veröffentlichten 14C-Daten zusammen-
hängt (Biagi/Spataro 2004, Tabelle 1; Spataro 2006, Tabel-
312
Lazarovici 1979, 47–49; Lazarovici 2006, Abb. 20. le 2), die den Platz älter erscheinen lassen (GrN-28454;
313
Lazarovici 1979, Taf. VII, B6–14; D1–2; F37–45. GrN-28455).
314 325
Schubert 1999, 86–87; vgl. Lazarovici 2006, Abb. 20. Der Fundplatz wurde von D. Ciobotaru während der Frei-
315
Petrović 2006. legungsarbeiten in Foeni-Sala entdeckt; s. auch Luca
316
Petrović 2006, Taf. I–II. 2006, 112.
317 326
Vgl. Lazarovici 1979, Taf. VIII, E–F. Unveröffentlichte Funde im Mus. Banatului, Timioara.
89
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
che und zeigt sich im Bruch tiefschwarz, aber oh- eine spätere Zeitstellung, etwa in der Phase IIIA,
ne sichtbare organische Beimengungen. Auch vielleicht sogar erst in der Phase IIIB denken.332
auf der Feinkeramik lässt sich mitunter ein sehr Für eine solche Zuordnung spricht unseres Er-
feiner Überzug mit braunem Schlicker feststel- achtens auch, dass die Cri-Funde von Par a-Tell
len. Applizierte Warzen auf der Grobkeramik II genau in den Elementen Übereinstimmungen
und massive Fußbildungen sowie sehr leicht mit den Funden von Ovčarovo-Gorata zeigen,
ausbiegende Randlippen der sonst kugelig aus- die sonst nur für die Phase Starčevo-Cri IIIB cha-
geformten Formen der Feinkeramik lassen even- rakteristisch sind. Insofern sehen wir die Mate-
tuell an eine ältere Zeitstellung dieses Materials, rialien von Par a den Funden aus Ostrovul Golu
noch vor Foeni-Săla denken. II und Cuina Turcului III nahestehend.333
90
IV Die Funde
Über statistische Angaben zum Verhältnis der Grivac III 74,11 10,46 2,55 9,68 0,44 0,65 – 0,39 1,72
Keramikwaren zueinander verfügen wir aus der
Siedlung von Grivac.345 Drei frühneolithische
Schichten, die Protostarčevo zugewiesen wer- chrome, weiß-schwarze Bemalung ist u. a. aus Abb. 76. Grivac. Zierarten
den, folgen aufeinander. Sie werden von wei- Tečić, Bubanj, Pavlovac-Gumnište und Crnoka- der frühneolithischen Kera-
teren drei Schichten mit Vinča-Material über- lačka bara bekannt.350 Eine Verknüpfung dieser mik. Aufteilung auf die un-
tersten Schichten.
lagert. Die Angaben Milenko Bogdanovićs zu Plätze mit der Keramikentwicklung in Bulgarien
den Zierarten der frühneolithischen Keramik über die Gefäßbemalung wurde von Schubert
aus Grivac erlauben eine feine Auflösung.346 vorgeschlagen. Er verbindet das Material aus Ka-
Abb. 76 zeigt die Verteilung auf die untersten ranovo I mit seiner Stufe Protostarčevo III, für die
Schichten in Grivac. ein gemeinsames Auftreten von Weißbemalung
und Barbotineverzierung charakteristisch ist.351
Signifikant ist zunächst die Zunahme von ein- Die Entwicklung von Karanovo I versteht er als
druck- und barbotineverzierten Waren im Laufe sich kontinuierlich bis zur Phase der spiraloid-
der frühneolithischen Entwicklung. Aus der Ta- dunkel bemalten Keramik in seiner Stufe Starče-
bellarischen Aufstellung wird deutlich, dass Be- vo II fortsetzend.352 Es ist klar ersichtlich, dass
maltkeramik zwar erst ab der zweiten Besied- die Bemaltkeramik im Zentralbalkanraum meh-
lungsphase nachgewiesen ist, aber auch in rere Entwicklungsstadien durchläuft, die sich im
Grivac II und III maßgeblich weniger als 2 % am Westschwarzmeergebiet nicht ohne weiteres
Gesamtspektrum einnimmt. Es handelt sich weit nachweisen lassen. Aus diesem Grunde bleibt
überwiegend um lineare Malmotive und erst in eine präzise Parallelisierung der Kulturentwick-
Grivac III treten kurvolineare Malmuster hinzu. lung in beiden Großräumen einzig aufgrund der
Die prozentuale Verteilung der Malfarben gibt Malmotive ungewiss. Als gesichert gelten kann
Abb. 77 wieder. aber eine Vorzeitigkeit dieser Entwicklung vor
Karanovo II und damit auch vor Ovčarovo-Gorata.
Während in Grivac II noch ein maßgeblicher An- Die lineare Schwarzbemalung auf den Gefäßfrag-
teil an Weißbemalung nachgewiesen ist, so menten von Ovčarovo-Gorata wäre interessanter
nimmt dieser in Grivac III zugunsten der Rotbe- Weise mit Schuberts Stufe Starčevo III zeitgleich,
malung stark ab. In Grivac lässt sich damit die in der er einen Rückgang der spiraloiden Motivik
Entwicklung von zunächst weißer zu weit über- zugunsten von linear-girlandoiden Mustern er-
wiegend roter und schließlich schwarzer Bema- kennt.353 Tatsächlich erinnern auch einige der
lung gut nachvollziehen. Ziertechniken an jene aus Ovčarovo-Gorata, wie
etwa plastische Verzierungen, motivisch gelegte
Eine kontinuierliche Entwicklung von Protostar- Tupfenleisten und applizierte Blüten sowie das
čevo zu klassischem Starčevo ist im östlichen bereits mehrfach genannte Ritzmotiv aus senk-
Serbien nur an wenigen Plätzen stratigraphisch recht verlaufenden, parallelen Zick-Zack-Linien,
abgesichert. Eine Überlagerung der Schichten z. B. auf Gefäßen aus Tečić und Svetozarevo (Ja-
mit ausschließlich monochromer Keramik durch godina)-Bunar.354 Auf jenen Fundhorizont folgt
solche mit weißbemalter Ware ist sonst noch in im östlichen Serbien mit Vinča A eine grund-
Lepenski Vir und Drenovac nachgewiesen.347 legend andere Formengruppe, bei der nun erst-
Weißbemalte Keramik ist darüber hinaus aus mals auch kannelierte Keramik auftritt. Eine Ab-
der einphasigen Siedlung Ajmana-Mala Vrbica folge von spätem Starčevo und Vinča A ist am
bekannt.348 In Lepenski Vir und Drenovac ist
auch die darauffolgende Entwicklung bis zur
Phase der dunklen Bemalung auf hellerem Schli- weiß dunkelrot dunkel schwarz
ckergrund belegt,349 der sich zahlreiche weitere
Grivac II 32,07 64,83 2,09 1,01 Abb. 77. Grivac. Prozentuale
Fundplätze zuordnen lassen. Dunkle oder bi-
Grivac III 11,53 75,96 5,76 6,75 Verteilung der Keramikmal-
344
Das Material wurde von Jasna Vuković auf der Tagung farben.
„Beginnings. New Research in the Appearance of the Neolit-
hic between Northwestern Anatolia and the Carpathian Ba-
sin“ im April 2009 in Istanbul vorgestellt. Vgl. Vuković
350
2011. Schubert 1999, 87.
345 351
Bogdanović 2004, 47–59. Vgl. Schubert 1999, 79.
346 352
Bogdanović 2004, 51–54. Vgl. Schubert 1999, 86–87.
347 353
Bogdanović 1995; Schubert 1999, 43–47. Schubert 1999, 88–89.
348 354
Srejović 1988, 51; Schubert 1999, 47; Taf. 23. Vgl. Galović 1962/63, Taf. 1,1; 3–4; 6,4–7; 7; Vetnić
349
Schubert 1999, 45–47. in: Srejović 1988, 74.
91
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
eponymen Fundplatz Vinča-Belo brdo nach- werden. Wenn also Karanovo II diesen Horizont
gewiesen worden,355 wobei zwischen beiden Be- markiert, so dürfte die Gleichung Karanovo II/
siedlungen offenbar ein gewisser Hiatus bestan- III = Vinča A1 in etwa aufgehen. In diesem Zu-
den hat.356 Parzinger füllt die Lücke in seinem sammenhang sind auch die Funde von Samovo-
Horizont 3b mit den Funden aus Pavlovac-Gum- dene A-B1 von Bedeutung, wo einige Knickwand-
nište.357 Schubert äußert dagegen Zweifel an schüsseln mit seichtem Umbruch sich gut mit
der dafür grundlegenden stratigraphischen Ab- Vinča A1 verbinden lassen.365
folge von Pavlovac-Čukar (mit linear dunkel be-
malter Keramik) und Pavlovac-Gumnište (mit spi-
raloid dunkel bemalter Keramik).358 Das Kosovo
Die direkte Parallelisierung der Stratigraphien Bei Ausgrabungen auf der Siedlung von Karagač-
von Karanovo und Vinča ist mit einigen Schwie- Žitkovac im Jahre 1955 gelang es Nikola Tasić
rigkeiten verbunden, worauf W. Schier hinge- zwei Schichten zu unterscheiden, die er der Star-
wiesen hat.359 In Karanovo zeigt sich eine Ent- čevo- und der älteren Vinča-Kultur zuweisen
wicklung von flachen Schüsseln mit verdickter konnte.366 Neben grober Ware, die mitunter bar-
Randlippe in Horizont III zu den für Horizont IV ty- botineverziert ist, kommt eine polierte Feinkera-
pischen Knickwandschüsseln mit hohem Um- mik mit überwiegend linearer, dunkler Bemalung
bruch. Im Hügel von Vinča begegnen ähnliche vor. Weitgehend ähnliche Keramik wurde ab
Schüsseln mit hochsitzendem Umbruch aller- 1959 bei Gladnice freigelegt. Neben der linear-
dings unter den frühesten Formen. Sie stammen dunklen Bemalung wurden auch wenige Frag-
aus Gruben, die in den sterilen Untergrund ein- mente mit Weißbemalung gefunden.367 Die Ma-
getieft sind und gehören somit in die Phasen terialien wurden von J. Glišić im Rahmen einer
Vinča A1 und A2. Schüsseln mit innen verdick- Dissertation bearbeitet, sind aber bis auf wenige
tem Rand und einer weitgehend Karanovo III- Kleinfunde bislang unveröffentlicht geblie-
ähnlichen Kannelurverzierung an der Innenseite ben.368 Eine längere stratigraphische Sequenz,
begegnen dagegen erst in den jüngeren Phasen bietet der Hügel von Rudnik, der von 1966–68
Vinča C1 und C2. Die Formenentwicklung scheint und 1984 ebenfalls von Glišić gegraben wur-
damit an beiden Plätzen gegenläufig zu sein.360 de.369 Die dort angetroffene Abfolge entspricht
Parzinger geht von einem Beginn der Vinča-Be- derjenigen auf zahlreichen mehrschichtigen
siedlung während seines Horizonts 4 aus, was Siedlungen in Westbulgarien und Makedonien.
Karanovo III entspricht.361 Nach der modifizier- Rudnik I erbrachte ausschließlich monochrom
ten Periodisierung für Thrakien setzt Lichardus geschlickerte Keramik sowie eindruck- und bar-
Vinča A1 mit Karanovo II/III gleich.362 Seine Ar- botineverzierte Ware. Darauf folgt mit Rudnik II
gumentation bezieht sich allerdings auf die eine Schicht mit schwarz- und weiß-bemalter
gleichfalls unsichere Verbindung der südrumä- Feinkeramik. Die Malmotive sind sowohl kurvoli-
nischen Dudeti-Kultur mit Vinča, die ihrerseits near als auch linear ausgeführt. In Rudnik III
nur wenig besser mit der thrakischen Entwick- weicht die Weißbemalung einer ausschließ-
lung zu korrelieren ist. Ein weiteres Problem ist lichen Dunkelbemalung, unter wesentlicher Bei-
der Charakter des Phänomens Karanovo II/III in- behaltung der Malmotivik. In Rudnik IV über-
nerhalb Thrakiens. Nach Lichardus handelt es wiegt dann die plastische Verzierung der
sich um eine Zeitstufe, zu der er allerdings nur Gefäße und bikonische Formen treten verstärkt
wenig Material, das zudem sehr unspezifisch ist, auf. Es scheint, dass mit dieser Phase der Hori-
vorgelegt hat.363 Nikolov zufolge ist es dagegen zont von Ovčarovo-Gorata erreicht ist, während
lediglich eine regionale Formenvariante.364 die älteren Phasen I bis III die Entwicklung von
Protostarčevo bis Starčevo II repräsentieren,
Zur Diskussion um die Synchronisierung von Ka- dem in Thrakien und Nordbulgarien die Entwick-
ranovo und Vinča können wir beitragen, dass die lung vom Horizont vor-Karanovo I bis Karanovo I
Funde von Ovčarovo-Gorata mit den späten Star- entspricht.
čevo-Komplexen Ostserbiens verbunden werden
können, die Vinča A1 unmittelbar vorgestellt
IV.3.2.5 Makedonien
355
Milojčić 1949, 72; Гарашанин 1984, 13–21.
356
Parzinger 1993, 60. Das Flusstal des Vardar/Axios bildet eine natürli-
357
Garašanin/Garašanin 1971; vgl. Parzinger 1993, 67; che Passage vom Thermaischen Golf und der
Beilage 2.
358 makedonischen Ebene bis weit hinauf in das In-
Schubert 1999, 49.
359
Schier 2000; vgl. auch Garašanin 2000.
360 365
Schier 2000. Stanev 2002, Taf. 6,3–4; Станев 2002, Abb. 160; vgl.
361
Parzinger 1993, 80. Parzinger 1993, Taf. 46,2–3.
362 366
Lichardus et al. 2002, 361–364. Тасић 1958.
363 367
Vgl. Lichardus et al. 2002, Taf. 7. Tasić 1998, 47.
364 368
Николов 1998, 55–56; Nikolov 2006; vgl. auch Krauß Tasić 1998, 438–445.
369
2008a. Tasić 1998, 49–53; 423–438.
92
IV Die Funde
nere des Zentralbalkans. Als Ausbreitungsweg wiegend kurvolineare Muster.376 Für Anza III ist
für die Neolithisierung von Süden nach Norden dann ganz die dunkel-auf-hell-Bemalung mit ver-
bietet es sich in idealer Weise an. Es verwundert tikalen Linienmustern charakteristisch. Darauf
darum nicht, dass sich gerade dort zahlreiche folgt nach den Angaben bei Gimbutas mit Anza IV
Fundplätze finden, die über die gesamte früh- eine abschließende Siedlung mit Vinča-Mate-
neolithische Zeit besiedelt waren. Die Region rial.377 Die Fundamentalkritik Milojčićs an der
zeigt eine eigenständige Entwicklung, die in die vorgestellten Siedlungsstratigraphie betraf vor
Nachbargebiete ausstrahlt, ohne dass sie selbst allem die oberste Vinča-Schicht, stellte schließ-
maßgeblich von anderen Kulturgruppen beein- lich aber die gesamte Formenentwicklung, wie
Flusst worden wäre. Für das Verständnis der neo- sie von Gimbutas gesehen wurde, in Frage.378
lithischen Formenentwicklung insbesondere im Später bestätigte Schubert aufgrund seiner Ana-
östlich angrenzenden Strumatal ist der Entwick- lyse der Malmotive zwar prinzipiell die von Gim-
lungsgang in Makedonien somit von grundlegen- butas aufgestellte Abfolge,379 erst zeitgleich zu
der Bedeutung. dieser Arbeit legte Garašanin aber genauere An-
gaben zur Stratigraphie und Formenentwicklung
in Anzabegovo vor, die das System von Gimbu-
Ober- und Mittellauf des Vardar tas in weiten Teilen erneut demontieren.380
Letztlich gründet sich das von Garašanin bereits
Von 1969–70 führten M. Garašanin und M. Gim- frühzeitig propagierte Schema der frühen Starče-
butas, räumlich getrennt voneinander, Sonda- vo-Entwicklung wesentlich auf Erkenntnissen, die
gegrabungen auf dem Hügel von Anzabegovo er in Anzabegovo gewonnen hatte.381 Das dahin-
durch.370 Die für lange Zeit einzigen verfügbaren terstehende System aus vielen stratigraphischen
Angaben zur Stratigraphie des Hügels von Gim- Beobachtungen an unterschiedlichen Plätzen ist
butas sind nach der monographischen Veröffent- bedauerlicher Weise von ihm selbst jedoch nie
lichung371 harsch kritisiert worden und müssen in befriedigender Weise vorgelegt worden.
nach den später veröffentlichten erörternden An-
gaben Garašanins nun grundlegend neu bewer- Bereits von 1958 an gruben D. und M. Garašanin
tet werden.372 Gleichwohl steht die endgültige auf dem nicht weit von Anza entfernt gelegenen
Publikation der Ergebnisse des jugoslawischen Hügel bei Vršnik.382 Zwar sind auch von diesen
Grabungsteams noch immer aus und kann we- Funden nur wenige Scherben in Schwarz-Weiß-
gen des Ablebens beinahe sämtlicher Protago- Photographien vorgelegt worden, sie werden
nisten wohl auch nicht mehr erwartet werden. aber von den Ausgräbern hinreichend gut be-
Von Gimbutas wurde zunächst eine vierphasige schrieben, so dass über die Abfolge der Typen-
Siedlungsstratigraphie postuliert. Danach führt entwicklung einigermaßen gesicherte Angaben
die unterste Schicht, Anza I, kugelige Formen vorliegen. Dennoch sind die Aussagen aufgrund
auf einfach abgeplatteten Standflächen oder der improvisierten Veröffentlichungen kaum über-
nur leicht erhöhten Standringen und verschiede- prüfbar. In Vršnik I überwiegt bei weitem die
ne Schüsselformen mit einem flächendecken- grobe Keramik, die teilweise mit Fingernagelein-
den rotbraunen oder orangebraunen Schlicker- drücken und seltener mit Barbotine verziert ist.
überzug. Wenige Gefäße der Feinkeramik sind Die Gefäßoberfläche ist rötlich bis braun gefärbt,
darauf mit weißer Farbe bemalt. Die Malmotive offenbar handelt es sich um geschlickerte Ware.
sind großflächig aufgetragen – es überwiegen Einige Scherben sind zudem mit weißer Farbe
florale Motive und einfache Linienmuster.373 Ei- bemalt. Die darauffolgende Schicht Vršnik II
nige Gefäße der Grobkeramik wurden flächen- führt ähnliche Waren, wobei die Eindrucksver-
deckend mit groben Einstichen verziert.374 Das zierung zurücktritt. Unter der Feinkeramik über-
Formenspektrum von Gimbutas Phase Anza II wiegt eine graue, sehr harte und polierte Ware,
entspricht weitgehend dem älteren Material. deren Politurspuren an Kanneluren erinnern.383
Hinzu treten Formen mit S-Profil sowie große bi- Bei der Maltechnik weicht die Weißbemalung ei-
konische Schüsseln mit hoch sitzendem Um- ner Bemalung mit schwarzen, linearen Motiven
bruch. Neben die noch nachweisbare Bemalung auf rotem Grund. In Vršnik III ist eine Zunahme
mit weißer Farbe tritt nun verstärkt eine Bema- der grauen Ware gegenüber der braunen fest-
lung mit dunkler Farbe, wie Rot oder Braun auf zustellen. Die Bemaltkeramik ist weiterhin line-
einem helleren Schlickergrund.375 Die Malmoti- ar-schwarz auf rotem Grund; hinzu tritt eine plas-
ve sind noch immer flächig aufgetragen, bilden
aber in Abgrenzung zum älteren Material über- 376
Gimbutas 1976, Fig. 59.
377
Gimbutas 1976, 119–155.
378
Milojčić 1978. vgl. dazu auch Parzinger 1993, 69–70.
370 379
Gimbutas 1976. Schubert 1999, 51–54.
371 380
Gimbutas 1976. Garašanin 1998.
372 381
Milojčić 1978; Garašanin 1998. Garašanin 1979, 124–129.
373 382
Gimbutas 1976, Fig. 23, 24, 48–49. Гарашанин/Гарашанин 1958/59; Гарашанин/Гараша-
374
Gimbutas 1976, Fig. 22, 47. нин 1960/61.
375 383
Gimbutas 1976, Fig. 57–58. Гарашанин/Гарашанин 1960/61, 27.
93
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
tische Verzierung der Grobkeramik. Für Vršnik IV die nun häufiger als Eindrucksverzierung vor-
ist dann vor allem grobe Waren mit rauher Ober- kommt. In Phase III tritt eine schwarze Ware her-
fläche von grauer oder hellbrauner Farbe und ei- vor, die bereits in Phase II in geringer Zahl nach-
ne dicht gebrannte und polierte Feinkeramik von gewiesen ist. Die dunkel-auf-helle Bemaltechnik
schwarzer, brauner und seltener roter oder heller führt die kurvolinearen Netzmuster fort. Erste
Farbe charakteristisch.384 Offenbar handelt es große Spiralmuster treten hinzu. Die letzte Pha-
sich bei einigen Stücken noch immer um geschli- se IV der Entwicklung zeigt „Krallenspiralen“ als
ckerte Waren. Unter der Grobkeramik kommen Leitmotive der Bemaltkeramik. Sehr häufig be-
Fingernageleindrücke und seltener Barbotine- gegnet nun eine Fingerriefenbarbotine auf den
auftrag vor. Hinzu kommt die an einem Gefäß Grobgefäßen.
nachgewiesene Ritzverzierung, welche von den
Autoren als Kerbschnitt bezeichnet wird.385 Eini- Während in Anzabegovo die gesamte Entwick-
ge Fragmente der Feinkeramik wurden kurvoline- lung vertreten ist, beginnt die Besiedlung von
ar mit dunkler Farbe bemalt. Unter den Formen Vršnik erst in Garašanins Phase Ic.389 Frühes
werden bikonische Gefäße genannt. Material mit linearer Weißbemalung ist auch
aus Govrlevo am südwestlichen Stadtrand von
Die Formenentwicklung in Anza und Vršnik wurde Skopje bekannt geworden.390 In Rug Bair setzt
später von Garašanin parallelisiert, mit dem we- die Entwicklung erst in Phase II mit dunkel-auf-
sentlichen Unterschied, dass er Gimbutas Pha- hell und sehr selten mit weiß-auf-hell Bemalung
sen Anza III und IV vertauschte, so dass linear ein.391 Die Spätphase IV mit einer flächigen Dun-
dunkle Bemalung auf hellem Grund vor dunkel- kelbemalung ist noch einmal in Zelenikovo be-
spiraloider Bemalung zu liegen kommt.386 Auch legt.392 Von der Tumba Mađari sind insbesonde-
Garašanins Phase Anzabegovo-Vršnik IV ent- re ganze Formen kugeliger Becher auf hohem
spricht keinesfalls mehr Gimbutas´ Anza IV son- Standfuß mit einer dunkel-linearen und Bema-
dern ist eine weitere Stufe mit spiraloid dunkler lung mit kurvolinearen Netzmustern bekannt ge-
Bemalung. Dragiša Zdravkovski fasste seiner- worden,393 wie sie für die Phase II nach Garaša-
seits Gefäße aus Garašanins Stufen II, III und IV nin charakteristisch sind. Die seit 2002 unter der
zu einer Phase Anzabegovo-Vršnik III zusammen. Leitung von Dragiša Zdravkovski und Elena Kan-
Die Phase Anzabegovo-Vršnik IV sieht er, ähnlich zurova wieder aufgenommenen Grabungen leg-
wie Gimbutas, durch Vinča-Material charakteri- ten allerdings eine mindestens dreischichtige
siert.387 Unklar bleibt bei dieser Verteilung des Siedlung frei, die die gesamte Spanne von Anza-
Fundmaterials auf die Schichten, welche Art von begovo-Vršnik II–IV abdeckt.394
Bemaltkeramik dann für Anzabegovo-Vršnik II
bestimmend sein soll. Wiederum für die Spätphase des Komplexes An-
zabogovo-Vršnik ist die Siedlung in der Flur Na
Nach der abschließenden Gliederung Garaša- Breg der Ortschaft Mlado Nagoričane relevant.
nins stellt sich die Anzabegovo-Vršnik-Entwick- Der Platz liegt wenige Kilometer nordöstlich von
lung wie folgt dar:388 Für Phase Ia sieht er ver- Kumanovo an der Straße nach Kriva Palanka. Bei
schiedenfarbige Keramikwaren als charakteris- Grabungen im Jahre 1986 konnte Zdravkovski
tisch an. Wenige Scherben davon sind mit vier Siedlungshorizonte feststellen, von denen
weißer Farbe auf hellem Grund bemalt. Es über- nur die unteren zwei dem Neolithikum angehö-
wiegen Dreiecke und florale Muster, wogegen ren.395 Der ältere Horizont, Na Breg I, führt rund-
Mäander- und Zick-Zack-Bänder seltener vor- liche Formen, teilweise auf hohen Hohlfüßen,
kommen. Selten belegt sind auch Barbotine- die der Ausgräber mit denen der Tumba Mađari
und Eindruckszier. In Phase Ib treten bei der Be- vergleicht.396 Einige Scherben sind rot geschli-
maltkeramik Treppen- und „Augen“-Muster her- ckert und darauf mit brauner Farbe bemalt. Die
vor, wogegen florale Motive nicht mehr vertreten Malmotive sind einfach linear, aber auch mit gro-
sind. Ab Phase Ic kommen Tropfenreihen und Za- ßen Spiralen kombiniert. Ein einziges Fragment
ckenbänder hinzu. Ein grundlegender Wandel ist zeigt noch eine Bemalung mit weißer Farbe.397
ab Phase II zu verzeichnen, wo die weiß-auf-hell Die Grobkeramik ist mit Barbotine, Eindrücken,
Bemalung allmählich durch dunkel-auf-hell be- Ritzungen, plastischen Tupfenleisten und War-
malte Ware abgelöst wird. Kurvolineare Netz- zen verziert, und erinnert an die aus Ovčarovo-
muster kommen nun vor. Bei den plastischen Ar- Gorata bekannten plastischen Verzierungsar-
ten der Oberflächenbehandlung ist zudem eine
389
breite Kannelur zu beobachten. Hinzu kommen 390
Garašanin 1998, 37.
Zdravkovski 2006, Abb. 1 oben.
flächige Muster aus scharfkantigen Dreiecksein- 391
Санев 1975; Garašanin 1998, 37.
stichen. Nach wie vor üblich ist Barbotinezier, 392
Galović 1962/63, 11–29; Гарашанин/Спасовска 1976.
393
Санев 1988, Abb. 9; Sanev 2004, Taf. III; Sanev 2006,
384
Гарашанин/Гарашанин 1960/61, 17–19. Abb. IIa–b; Zdravkovski 2006, Abb. 4–7.
385 394
Гарашанин/Гарашанин 1960/61, 19. Kanzurova/Zdravkovski 2011, 140–151.
386 395
Garašanin 1979, 87–98. Здравковски 1988.
387 396
Zdravkovski 2006. Здравковски 1988, 46.
388 397
Garašanin 1998. Здравковски 1988, 59 (Nr. 99).
94
IV Die Funde
ten,398 ohne diese Ähnlichkeiten aufgrund der südöstlich von Thessaloniki und wurde in den
Kleinteiligkeit der aus Na Breg stammenden Jahren 2000–2001 untersucht.406 Anhand der
Scherben überbewerten zu wollen. Über die Be- Funde konnten drei Besiedlungsphasen unter-
maltechnik scheint hier die Stufe Anzabegovo- schieden werden, die an das Ende des Frühneo-
Vršnik II belegt zu sein. In Na Breg II tritt eine be- lithikums sowie in die frühe und späte Phase
reits in Phase I vorhandene feine graue Ware des Spätneolithikums (nach griechischer Termi-
deutlich im Fundspektrum hervor. Die Gefäßfor- nologie) datiert werden. Besagte weißbemalte
men bleiben allerdings weitgehend die gleichen. Scherbe gehört dem ältesten Fundensemble an.
Hervorgehoben wird die hohe Qualität der Be- Aus der Früh- und Spätphase des Spätneolithi-
maltkeramik, auf der sich nun auch die soge- kums stammen schwarz-polierte Gefäße und
nannten „Krallenspiralen“ finden,399 welche Ga- das Fragment eines weißgrundierten Gefä-
rašanin als Leitmerkmal für seine Phase ßes,407 was ohne Schwierigkeiten eine Paralleli-
Anzabegovo-Vršnik IV anführt. sierung mit Garašanins Phasen Anzabegovo-
Vršnik II und III erlaubt.
Obwohl die geographische Distanz zum west-
lichen Schwarzmeergebiet beträchtlich ist, las-
sen sich zum Material von Ovčarovo-Gorata vor Pelagonien
allem Parallelen im Material der Phasen Anzabe-
govo-Vršnik II bis III aufzeigen.400 Verbindungen Die westlich angrenzende pelagonische Ebene
ergeben sich insbesondere zu unseren Schüs- öffnet sich nach Süden und bildet mit der Ebene
selformen S1b-c und S2d, die auf ähnliche Wei- von Edessa eine naturräumliche Einheit, die im
se mit vertikalen Kanneluren auf der Schulter Süden erst vom Aliakmon begrenzt wird. Über
verziert sind. Vergleichbar sind auch bauchige die hohen Gebirgszüge westlich von Bitola und
Gefäße mit engem Hals, die unseren Formen K1 Florina hinweg steht der Raum durch sanfte Päs-
und K2 entsprechen.401 Ähnlich ist letztlich se mit den albanischen Ufern des Prespa- und
ebenso die lineare Dunkelbemalung, wenngleich Ochridasees sowie der Ebene von Korça in Ver-
sie im Vardar-Gebiet auf etwas anderen Gefäß- bindung. Erst das noch weiter westlich gelegene
formen als in Nordostbulgarien auftritt. Bergland der Albaniden grenzt diesen zusam-
menhängenden Kulturraum gegen den breiten
albanischen Küstenstreifen der Adria ab.
Das Axios-Mündungsgebiet
Im Wissen um die Kulturstratigraphie des Var-
Aus dem Mündungsgebiet des Axios sind erst in dar-Tales lässt sich die Entwicklung in Pelago-
den letzten Jahren Funde balkanischer Prägung nien sowie dem Ochrida- und Prespa-Seengebiet
bekannt geworden. In Nachbarschaft des Ar- relativ gut verstehen, auch wenn die Fundplätze
chäologischen Museums in Thessaloniki konnte dort ähnlich schlecht veröffentlicht sind.
auf dem Gelände der Internationalen Messe in
den Jahren 1992–93 eine Siedlung des Mittel- Von Bedeutung für die Kulturentwicklung in Pela-
neolithikums (nach griechischer Terminologie) gonien ist vor allem die Siedlungsstratigraphie
freigelegt werden.402 Einige Scherben mit linea- der Veluška tumba bei Porodin, südlich von Bito-
rer Weißbemalung auf rotem Grund lassen sich la, kurz vor der griechischen Grenze. Die Ausgra-
grob mit Garašanins Stufe Anzabegovo-Vršnik I bungen von 1971–72, auf einer relativ großen
verbinden.403 Die Anwesenheit einer mit linea- Fläche im Zentrum des Tells, erbrachten vier auf-
ren Dreiecksmustern in roter Farbe auf cremefar- einanderfolgende Siedlungshorizonte.408 Bei
benem Grund bemalten Schüssel404 lässt dage- der Beschreibung der Funde aus den einzelnen
gen eher an Verbindungen mit der Stufe Anzabe- Schichten sind aber leider die Tafelverweise
govo-Vršnik II denken, so dass eine Zeitstellung durcheinander geraten, so dass allein aufgrund
der Siedlung in Thessaloniki etwa am Übergang der Publikation von Dragica Simoska und Vojis-
von Anzabegovo-Vršnik Ic zu II zu denken ist. lav Sanev keine gute Vorstellung von der For-
menentwicklung zu gewinnen ist. Belegt sind
Beste Parallelen in Pelagonien findet dagegen bauchige, sanft profilierte Formen mit einer
eine mit Zick-Zack-Liniengruppen in weißer Far- großflächigen Weißbemalung, wie sie vor allem
be auf rotem Grund bemalte Scherbe aus der für die frühen Phasen von Anzabegovo-Vršnik
Siedlung Thermi.405 Der Fundplatz liegt etwas charakteristisch sind.409 Fremdartig wirken da-
gegen schärfer umbrochene Töpfe mit einge-
398 schnürtem Rand oder gerade hochstehender
Здравковски 1988, 55–58.
399
Здравковски 1988, 48.
400
Vgl. Garašanin 1998, Abb. 9–10.
401 406
Vgl. Garašanin 1998, Abb. 6c; Tasić 2006, 168. Pappa 2007, 263–268.
402 407
Pappa 2007, 269–270. Pappa 2007, Abb. 23–25.
403 408
Pappa 2007, Abb. 29. Симоска/Санев 1975.
404 409
Pappa 2007, Abb. 28. Симоска/Санев 1975, Taf. IX–X; Zdravkovski 2006,
405
Pappa 2007, Abb. 22. Abb. 1 unten, Abb. 2.
95
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
Randlippe410 und man wüsste nur allzu gern, wie tisch sind kugelige Schüsseln und Töpfe sowie
sich diese Formen relativchronologisch zu den Gefäße mit eingeschnürtem Hals. Die Oberflä-
übrigen Funden verhalten. Dem Text ist zu ent- chen sind mit farbigem Ton geschlickert, die
nehmen, dass diese bereits in der ältesten Grobkeramik mit Barbotine überzogen. Unter
Schicht auftreten.411 Auffällig sind weiterhin ku- den abgebildeten Scherben des ersten Vor-
gelige Gefäße mit rundem Boden und einem lang berichtes finden sich zwei Stücke mit Resten
ausgezogenen, schmalen, leicht konisch sich weißer Bemalung auf rotem Grund.418 Bei den
öffnenden Hals.412 Die Weißbemalung mit paral- regulären Grabungen fanden sich weitere Frag-
lelen Wellenlinien auf einigen dieser Gefäße mente mit Weißbemalung.419 Darüber hinaus
deutet auch hier auf eine frühe Zeitstellung.413 sind als Zierformen kleine Buckel am Bauch der
Eine Parallelisierung ergibt sich damit in der Ten- Gefäße, umlaufende Einstichreihen und Grüb-
denz eher zu den älteren Phasen Anzabegovo- chen in der Randlippe belegt. Ab Phase II treten
Vršnik I und II. bikonische Formen auf, während die älteren For-
men weiterlaufen.420 Neben einer rotgeschli-
Ein sehr ähnliches Material stammt vom nicht ckerten konischen Schüssel mit Weißbemalung
weit entfernt gelegenen Hügel Porodin. Leider sind ein Fragment mit rot-auf-rot Bemalung und
lassen sich aber auch diese Funde nicht klaren ein weiteres mit dunkler Farbe auf rotem Grund
Schichten zuweisen. Während M. Grbić das Ma- bekannt.421 In Čuka III begegnen S-profilierte
terial einer einzigen Schicht zuordnete,414 trenn- Formen und Gefäße mit zylindrischem Hals, ähn-
te Harald Hauptmann die Funde typologisch in lich unseren Typen K1. Die Bemalung ist hier
ein älteres Starčevo-Material und ein jüngeres gänzlich der plastischen Verzierung der Gefäße
mit spätneolithischen Formen.415 An Gefäßtypen gewichen. Nach wie vor üblich ist der Barbotine-
sind neben rundlichen Formen wiederum scharf- auftrag auf Grobgefäßen. Hinzu kommen plas-
kantig umbrochene Schüsseln vertreten. Auf bei- tische Applikationen, etwa in Form von Blüten,
den Varianten kommt allerdings die Weißbema- wie wir sie ebenfalls aus Ovčarovo-Gorata ken-
lung in Form von kleinen parallelen W-Linien vor, nen.422 Über die Anwesenheit von Weißbema-
was auf die Phase Anzabegovo-Vršnik I, genauer lung und dem Fehlen von dunkler Bemalung in
deren Subphase Ic, nach Garašanin verweist. Čuka I wird man diese Phase der Stufe Anzabe-
Hinzu kommt seltener Keramik mit dunkler Be- govo-Vršnik I nach Garašanin zuordnen können.
malung, die chronologisch kaum aussagekräftig Čuka II lässt sich über das gemeinsame Vorkom-
ist. Bemerkenswert sind in Porodin wie auf der men von weiß-auf-rot und rot-auf-rot bzw. dun-
Veluška Tumba die bikonischen und scharf pro- kel-auf-roter Bemalung zu Anzabegovo-Vršnik II
filierten Formen, welche im Frühneolithikum des stellen. In dieser Zeit ist offenbar auch das Auf-
nördlichen Balkangebiets gänzlich unbekannt kommen von bikonischen Formen zu erfassen,
sind. Eine Verbindung ergibt sich über das öst- eine Phänomen das weder auf der Veluška Tum-
lich angrenzende Strumatal bis in das Marica- ba noch in Porodin stratigraphisch zugeordnet
Mündungsgebiet in Thrakien. Denn sowohl im äl- werden konnte. Čuka III bewegt sich möglicher-
testen Material von Kovačevo als auch in Hoca weise ebenfalls noch im Rahmen von Anzabe-
Çeme kommen ähnlich umbrochene Formen govo-Vršnik II, wobei das Fehlen von Bemaltke-
vor. Wenn man eine chronologische Differenz ramik eine genauere Parallelisierung erschwert.
zum ältesten Material nördlich des Balkangebir- Überregional könnten also das Formenspektrum
ges ausschließen kann, so haben wir es hier mit und die plastische Verzierung der Gefäße auf ei-
einem kulturellen Unterschied zwischen Norden nen Zusammenhang mit dem Horizont Karanovo
und Süden zu tun. II und Ovčarovo-Gorata hindeuten.
Auf der östlichen Seite der pelagonischen Ebene Wohl ebenfalls in diesen Zeithorizont gehört der
wurden bei der Ortschaft Topolčani in der Flur einschichtige Siedlungsplatz von Radin dol,
Čuka zunächst bei Notgrabungen,416 später bei nördlich von Prilep.423 Ausschlaggebend für die
regulären Untersuchungen,417 weitere frühneo- Parallelisierung mit Čuka III sind S-profilierte For-
lithische Funde gemacht. Drei Siedlungsphasen men und das Auftreten von Zylinderhalsgefäßen.
konnten unterschieden werden. Die älteste Pha- Das Vorhandensein eines hoch ausgezogenen,
se Čuka I führt weich profilierte Formen auf ein- hohlen Gefäßfußes424 deutet ebenfalls auf einen
fach abgeplatteten Standflächen oder nur sehr Zusammenhang mit der späten Starčevo-Ent-
leicht abgesetzten Standringen. Charakteris- wicklung einerseits oder mit dem Horizont von
Karanovo II/Ovčarovo-Gorata andererseits. Die
410
Симоска/Санев 1975, Taf. VII.1–3; VIII.
411 418
Симоска/Санев 1975, 59. Китаноски 1977, 36 Nr. 33–34.
412 419
Симоска/Санев 1975, Taf. XIII. Китаноски et al. 1978, Abb. S. 14.
413 420
Симоска/Санев 1975, Taf. XVII.3–4. Китаноски et al. 1978, Abb. S. 16 ; 18.
414 421
Grbić et al. 1960. Китаноски et al. 1978, 19.
415 422
Hauptmann 1967, 5. Китаноски et al. 1978, Abb. S. 20,48.
416 423
Китаноски 1977. Китаноски et al. 1987.
417 424
Китаноски et al. 1978. Китаноски et al. 1987, Taf. I oben rechts.
96
IV Die Funde
Verzierung der Keramik mit Grübchen in der Malmotive wurde nicht vorgenommen. Abgebil-
Randlippe scheint dort, ähnlich wie im Banat, det wurde Keramik mit einer flächigen Weiß-
nicht nur für die älteste Keramik charakteristisch bemalung mit Treppenmustern, W- und Zick-
zu sein.425 Sie findet sich vielmehr bis in die jün- Zack-Motiven sowie Tropfenmustern, wie sie be-
gere Starčevo-Entwicklung hinein. sonders für Garašanins Phase Anzabegovo-
Vršnik I charakteristisch sind.428 Die wenigen
veröffentlichten Gefäßformen sind bauchig mit
Das Ochrida- und Prespa-Seengebiet leicht ausbiegendem Lippenrand und einem nur
mit der Ebene von Korça leicht abgesetzten Standring.429 Die darüber ge-
legene Schicht Podgorie II gehört nach der Peri-
Umfassende Informationen über die albanischen odisierung Korkutis bereits dem Mittelneolithi-
Gebiete verdanken wir den zusammenfassenden kum an. Das Formenspektrum erweitert sich
Darstellungen von Muzafer Korkuti und Petrika nun erheblich. Nachgewiesen sind verschiedene
Lera.426 Es sind vor allem die Fundplätze Podgo- Schüssel- und Topfformen, Deckel und verschie-
rie, Vashtëmi, Barç und Dunavec in der Ebene dene Formen von Handhaben, darunter einfache
von Korça sowie die Siedlung von Rajc am West- Schnurösen und Griffzapfen.430 Die Gefäßbema-
ufer des Ochrida-Sees, die eng mit der frühneo- lung tritt nun völlig hinter der plastischen Verzie-
lithischen Entwicklung des makedonischen Rau- rung der Gefäße zurück. Es gibt verschiedene
mes verbunden sind. Arten von Ritz- und Eindrucksverzierungen, kan-
nelierte Oberflächen, Knubben- und Buckelrei-
Von der Siedlung Podgorie veröffentlichten zu- hen sowie Barbotineauftrag.431 Erst mit diesem
nächst Lera und Prendi Lesefunde aus einem Stratum lassen sich entfernte Beziehungen zum
später so genannten Abschnitt A, die einem älte- Horizont von Ovčarovo-Gorata aufzeigen, wohin-
ren und einem jüngeren Horizont zugewiesen gegen die gesamte Entwicklung mit Gefäßbema-
wurden. Bei späteren Grabungen von Prendi lung der Phasen Podgorie Ia-c älter zu sein
und Andrea in Abschnitt B gelang eine Unter- scheint. So begegnen in Podgorie II Schüsselfor-
scheidung der insgesamt 3,20 m hohen Kultur- men die unseren Typen S1b und S1c sowie den
ablagerungen in drei Schichten. Für Podgorie Ia Topfformen T2b und T2d entsprechen. Auch das
ist rotgeschlickerte Keramik mit Weißbemalung, Überwiegen plastischer Verzierungen und das
weißgrundige Keramik mit roter Bemalung, poly- Vorkommen von Bandhenkeln sind verbindende
chrome Keramik und eindruckverzierten Ware Elemente.
charakteristisch.427 In Podgorie Ib tritt erstmals
Barbotine-Keramik hinzu. Für Podgorie Ic ist In der Siedlung von Vashtëmi konnten gleichfalls
schließlich ein Rückgang der Bemaltechnik zu drei frühneolithische Schichten unterschieden
verzeichnen. Ausführlichere Angaben sind nur werden, die ein ähnliches Fundmaterial erbrach-
aus einem offenbar randlich der Siedlung gele- ten.432 Dominierend ist auch dort rotgeschlicker-
genen Abschnitt C verfügbar, in dem Korkuti nur te Keramik, die mitunter weißbemalt ist. Seltener
noch zwei frühneolithische Siedlungsschichten anzutreffen ist eine Bemalung mit weinroter Far-
aufdecken konnte, die Podgorie Ia und Ib im Ab- be auf weißem oder ockerfarbenem Grund. Hin-
schnitt B entsprechen. Das Keramikspektrum zu kommt monochrom-grauschwarze Ware. An
setzt sich aus monochrom rotgeschlickerter, mo- plastischen Verzierungen sind Eindruck- und
nochrom grauschwarzer und bemalter Keramik Ritzverzierungen, Barbotineauftrag sowie appli-
zusammen. Letztere entspricht technologisch zierte Warzenreihen und Kerbleisten belegt.433
der rotgeschlickerten Ware und ist mit weißer Wie sich die genannten Waren und Ziertech-
Farbe bemalt. Seltener ist auch in diesem Be- niken auf die festgestellten Schichten verteilen
reich rotbemalte Keramik auf weißem Grund be- bleibt allerdings ein Rätsel. Über die Weißbema-
kannt. Eine typologische Unterscheidung zwi- lung ergeben sich Beziehungen zu Podgorie. An-
schen dem älteren und dem jüngeren Material dererseits scheint der verstärkte Hang zur plas-
sieht Korkuti in der Qualität der Keramik, die zu- tischen Verzierung der Gefäße ein deutliches
erst monochrom glänzend und später nur noch Fortleben von Vashtëmi, noch über das Ende
matt oder schwach glänzend ist. Bei der Bema- von Podgorie I hinaus, anzuzeigen.
lung steht am Beginn ein kräftiges weiß, das
später durch matte Bemalung ersetzt wird. Die Über die rotgeschlickerte Keramik mit Weiß-
plastisch verzierten Waren, wie die mit Barboti- bemalung verbindet Korkuti auch die Siedlungen
ne oder Eindrücken versehenen, scheinen in von Barç und Rajc mit Podgorie I.434 Allerdings
der jüngeren Schicht zuzunehmen. Eine genaue-
re Unterteilung des Materials etwa anhand der 428
Korkuti 1995, Taf. 6–7.
429
Lera 2002, Abb. 4,1.3.
430
Korkuti 1995, Taf. 65; Lera 2002, Abb. 5.
425 431
Китаноски et al. 1987, Taf. IV oben. Lera 2002, Abb. 6.
426 432
Hier wie im folgenden: Korkuti 1995, 32–58, 90–93 so- Korkuti 1995, 41–57.
433
wie Lera 2002. Korkuti 1995, Taf. XII–XV.
427 434
Korkuti 1995, Taf. 6; 7; 8,1–6; Lera 2002, Abb. 3–4. Korkuti 1995, 57–58; 90–91.
97
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
verweist er bei Rajc auf die Seltenheit der weiß- ladenden Trichterrändern. Generell ist eine kräf-
bemalten Ware, was bei einer freigelegten Flä- tigere Profilierung der Formen zu verzeichnen.442
che von immerhin 228 m2 von einiger Relevanz Bei der Gefäßverzierung entwickeln sich die typi-
ist. Möglicherweise kann dies als Anzeichen für schen Doppelleisten weiter zu einem Motiv in
eine etwas spätere Zeitstellung gewertet wer- der Art einer Kaffeebohne. Dieses findet sich
den. Die veröffentlichten Gefäßformen sind dies- weiterhin am Bauch der Gefäße oder am Um-
bezüglich nur wenig aussagekräftig.435 bruch von bikonischen Formen. Dieser Bereich
kann auch durch Eindrücke, einfache Buckel,
Im Hinblick auf Ovčarovo-Gorata ist vor allem der Warzen oder plastische Ringe betont sein.443
Horizont von Podgorie II von Interesse, der auf Die Ritzverzierung ist jetzt sehr fein ausgeführt
der Siedlung von Dunavec im Zentrum der Kor- und bildet komplexe Muster aus netzgefüllten
ça-Ebene gut belegt ist.436 Zwei maßgebliche Dreiecken.444 Weiterhin üblich sind die großflä-
Siedlungsphasen konnten an dem Platz unter- chige Kannelurzier sowie der Gefäßüberzug mit
schieden werden. Die älteste Phase Dunavec I Barbotine.445 Bemalung findet sich nun in matt-
besteht aus zwei Wohnhorizonten, von denen weinroter Farbe auf grau-grünlichem Untergrund,
der ältere offenbar zu einer Pfahlbausiedlung rotbraun auf weinrotem Grund oder in grauer Far-
gehört, während der zweite ebenerdige Behau- be auf schwarzem Grund. An Malmotiven sind
sungen erbrachte. Das Fundmaterial beider Hori- schlichte parallele Linienmuster, kombiniert mit
zonte wurde zusammen vorgelegt. Neben zahl- flächig ausgemalten Dreiecken in den freiblei-
reichen Felsgesteinbeilen in verschiedenen benden Zwickeln, belegt.446 Im Vergleich mit
Fertigungs- und Abnutzungsstadien ermöglich- Ovčarovo-Gorata ließen sich auch hier zahlrei-
ten die Feuchtbodenbedingungen die Erhaltung che Übereinstimmungen aufzeigen, die von ein-
auch von Geräten aus Knochen, Horn und Ge- zelnen Gefäßformen bis in kleinste Verzierungs-
weih.437 Die Keramik von Dunavec I zeigt Schüs- details reichen. Die feinen Ritzmuster und die
seln mit gerundeter, leicht bikonischer oder ge- Formen mit deutlich ausgeprägtem Trichterrand
rader, konischer Wandung, bauchige Töpfe mit lassen hier andererseits eine neue Formenspra-
abgesetzten zylindrischen oder Trichterrändern, che aufscheinen, die nur noch sehr entfernte
flache Wannen und Gefäßformen auf hohen Verbindungen zum Westschwarzmeerraum er-
Standringen oder Ständern.438 Die Formen ent- kennen lässt. Angesichts der großen geographi-
sprechen unseren Typen S1, S2 und S3 sowie schen Entfernung ist es bemerkenswert, über-
T2b und T2c. Belegt sind auch bauchige Gefäße haupt Beziehung zwischen beiden Regionen
mit abgesetztem Zylinderhals oder sich konisch aufzeigen zu können.
verengender Mündung, ähnlich unseren Typen
K1 und K2. Ebenso vergleichbar sind die Zierfor-
men, wie die vertikale oder schräge Kannelie- IV.3.2.6 Ebene von Sofia mit dem Plateau
rung des Gefäßbauches oder der Schulter von von Zlatica und Pirdop
Töpfen, die Buckel- und Eindruckszier am Um-
bruch bikonischer Formen, die Ritzverzierung Die Ebene von Sofia
mit parallelen Zick-Zack-Linien und Fingernagel-
eindrücke an groben Töpfen.439 Wenige Stücke Zwischen Westbalkan, Vitoša-Gebirge und Anti-
sind mit linearen Mustern in grauer Farbe be- balkan bildet die Hochebene von Sofia eine ei-
malt.440 Die charakteristischen gespaltenen Bu- genständige geographische Einheit. Über den Is-
ckel im Material von Ovčarovo-Gorata entspre- kăr-Durchbruch durch den Balkan und die
chen dem Motiv der applizierten, kurzen sanften Anhöhen des Ljulin bestehen natürliche
Doppelleisten auf der Keramik von Dunavec I.441 Verbindungen nach Norden und Süden. His-
Zumindest scheint die gleiche Bildaussage da- torisch-geographisch gehört die Sofioter Ebene
hinter zu stehen. Das obere Schichtpacket Duna- noch zu Thrakien, liegt aber de facto am Durch-
vec II teilt sich auf drei Wohnhorizonte, die nach gang vom Strumatal in das Donautiefland. Trotz
erhaltenen Baustrukturen gegliedert wurden. seiner verhältnismäßig hohen Lage auf ca.
Das daraus stammende Fundmaterial wurde al- 500 m über NN ist das Gebiet naturräumlich be-
lerdings wieder zusammen vorgelegt. Es stellt ei- günstigt durch fruchtbare Böden, mineralische
ne Weiterentwicklung der Formen aus Dunavec I Rohstoffe aus den umliegenden Gebirgen und ei-
dar. Bei einem Fortleben der älteren Schüsselfor- ne Vielzahl an Mineralquellen.
men begegnen nun auch Schüsseln mit weit aus-
Im Stadtteil Slatina der bulgarischen Hauptstadt
435 wurden in den 1950er und noch einmal in den
Korkuti 1995, Taf. 118.
436
Korkuti 1995, 95–134. 1980er Jahren Ausgrabungen auf einer bereits
437
Korkuti 1995, Taf. XXII–XXVI.
438 442
Korkuti 1995, Taf. 32–39. Korkuti 1995, Taf. 43–47.
439 443
Korkuti 1995, Taf. XXXI–XXXIII; XXXV; 32,7; 33,3.5–10; Korkuti 1995, Taf. XXXVIII–XXXIX.
444
34; 38,8.10. Korkuti 1995, Taf. XLI.
440 445
Korkuti 1995, Taf. XXXIV; 32,1–3; 33,4. Korkuti 1995, Taf. XL; XLII–XLIII.
441 446
Korkuti 1995, Taf. XXX,8–11. Korkuti 1995, Taf. XLIV.
98
IV Die Funde
99
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
100
IV Die Funde
geschlickert, der geglättet aber nicht poliert wur- in die Phase Anzabegovo-Vršnik II nach Garaša-
de. Ausschließlich plastische Verzierungen, wie nin einfügen.
Fingernageleindrücke, Ritzungen oder ein Barbo-
tineauftrag auf dem Gefäßkörper, Reliefverzie- Für die Gliederung der Formenentwicklung des
rungen und Grübchen in der Randlippe, sind entwickelten Frühneolithikums war insbesonde-
nachgewiesen, die Gefäßbemalung ist dagegen re die Stratigraphie des Siedlungshügels von
noch nicht belegt.471 Typologische Parallelen zu Gălăbnik ausschlaggebend.478 Der Platz liegt
Krajnici I erkennt Čohadžiev vor allem im Materi- strategisch günstig in einem breiten Talein-
al von Poljanica-Platoto und Divostin. Die darauf- schnitt zwischen dem Vorgebirge des Vitoša-
folgenden Schichten Krajnici II und III gehören Massivs und der Konjavska planina, am Über-
bereits Čohadžievs Phase II an, für die Weiß- gang der Ebene von Radomir in das mittlere Stru-
bemalung auf rotem Schlickergrund charakteris- matal. Die Grabungen in den Jahren 1980–82
tisch ist.472 konnten vier Bauhorizonte nachweisen, wovon
der unterste nur teilweise ausgegraben werden
Innerhalb dieser Phase unterscheidet Čohadžiev konnte, da er bereits im Grundwasser liegt. Da-
anhand der Malmotive nochmals drei Subpha- raus stammt weißbemalte Keramik mit kurvoli-
sen. Für seine Subphase IIa führt er die Funde nearen Netzmustern, wie sie typisch für Čohad-
von Nevestino und Vaksevo I–II an. Tatsächlich žievs Phase IIb sind.479 In Gălăbnik II tritt neben
findet sich in Vaksevo I eine flächige Weißbema- die fortlaufende Weißbemalung eine Bemalung
lung, die vor allem Dreiecks- und florale Motive mit roter Farbe auf rotem oder hellbraunem Ton-
wiedergibt, wie sie für die Stufe Anzabegovo- grund. Bekannt geworden sind Fragmente mit
Vršnik Ia nach Garašanin typisch sind.473 In Vak- komplexen Spiralornamenten, langgezogenen,
sevo II und Nevestino treten Zick-Zack-Linien, strichgefüllten Dreiecksmotiven und kombinier-
gitterliniengefüllte Dreiecke, Punktreihen und ten Mustern aus gitterschraffierten Bändern.480
erste spiraloide Motive auf, was auf eine Paralle- Für Gălăbnik III ist keine Weißbemalung mehr
lisierung mit Anzabegovo-Vršnik Ib und Ic hin- nachgewiesen. An ihre Stelle tritt vollständig ei-
deutet.474 Nach einer beträchtlichen Siedlungs- ne Bemalung mit schwarzer, braunschwarzer bis
unterbrechung wurde der Hügel von Vaksevo rotbrauner Farbe.481 Die Malmotive spiegeln das
erst in der Spätphase der Anzabegovo-Vršnik- klassische Repertoire der Phase Anzabegovo-
Entwicklung wiederbesiedelt. Im Material von Vršnik III mit vertikal parallel über den Gefäßkör-
Vaksevo III finden sich überwiegend braun-auf- per verlaufenden Linienbündeln und großen Spi-
rot oder braun-auf-beige verzierte Gefäße.475 Es ralornamenten, in deren Zwickeln sich hin und
dominieren breite Spiralmotive, die mitunter in wieder Gitterfüllungen finden.482 Hinzu kommen
„Krallen“ enden – ein Leitmotiv für Anzabegovo- „Krallenspiralen“, die bereits auf Anzabegovo-
Vršnik IV. Vršnik IV hindeuten.483 Nicht recht deutlich wird,
welche Formen für den jüngsten Horizont Gă-
Eine klare Vorstellung von Čohadžievs Phase IIb lăbnik IV charakteristisch sind. Für drei zur Ab-
ist anhand des Materials der einschichtigen bildung gelangte Tassen nehmen die Ausgräber
Siedlung von Priboj zu gewinnen.476 Es handelt eine Zeitstellung nach dem klassischen Starčevo
sich um kugelige oder sanft profilierte Formen an.484 Der Form nach zu urteilen gehören diese
mit geraden oder leicht ausschwingenden Rän- Gefäße in die Übergangsperiode von der Kupfer-
dern. Neben einfach abgeplatteten Standflächen zur Frühbronzezeit. Nach der Periodisierung Čo-
sind hohe, innen hohle Gefäßfüße überliefert, hadžievs gehören Gălăbnik II zu seiner Phase IIIa
die auch dreigeteilt sein können. Die wenigen und Gălăbnik III zu Phase IIIb. Als Abgrenzungs-
Fragmente der Bemaltkeramik zeigen überwie- kriterium gegenüber der Phase II fungiert dabei
gend kurvolineare Netzmuster in weißer Farbe. die dunkel-auf-hell Bemalung.485
Hinzu kommen sehr sporadisch bereits Frag-
mente mit dunkler oder polychromer Keramik, Noch einmal deutlich zu fassen ist der Übergang
von denen der Ausgräber Michail Čohadžiev al- von reiner Weißbemalung zu dunkel-auf-heller
lerdings nicht sicher ist, ob sie eindeutig der Bemalung in Pernik.486 Die Siedlung wurde im
Siedlung mit weißbemalter Keramik zugeordnet Rahmen einer Notbergung im Winter 1975/76
werden können.477 Einige Formen des veröffent- von M. Čohadžiev in Teilen freigelegt. Dabei
lichten Materials lassen sich aber ganz zwanglos konnte er vier Bauhorizonte feststellen. Der un-
471 478
Čohadžiev/Bakamska 1990, Abb. 10–11; Чохаджиев Pavúk/Čohadžiev 1984.
479
2007, 97; Чохаджиев et al. 2007, Abb. 11,1–10. Pavúk/Čohadžiev 1984, Abb. 5; 7.
472 480
Čohadžiev/Bakamska 1990, Abb. 13; 18–21; 23–24. Pavúk/Čohadžiev 1984, Abb. 10.
473 481
Чохаджиев 2001, Abb. 26,2; 27. Pavúk/Čohadžiev 1984, 204.
474 482
Чохаджиев 2001, Abb. 21–45; Čohadžiev/Genadieva Pavúk/Čohadžiev 1984, Abb. 9; 11.
483
1998, Abb. 1–2. Pavúk/Čohadžiev 1984, Abb. 12,1.
475 484
Чохаджиев 2001, Abb. 51–55. Pavúk/Čohadžiev 1984, 207–208; Abb. 13,1–3.
476 485
Чохаджиев 1986. Чохаджиев 2007, 100–101.
477 486
Чохаджиев 1986, 44–46; Abb. 9. Čohadžiev 1983.
101
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
terste, nur in Teilen angeschnittene Horizont Per- beitragen, an dem St. Čohadžiev und A. Bakăms-
nik 0 führt weiß-, rot- und schwarzbemalte Kera- ka zwei Straten mit weißbemalter und darüber
mik.487 Die Malmotive bestehen aus schmalen zwei weitere mit dunkelbemalter Keramik fest-
und breiten parallelen Linien und gittergefüllten gestellt haben.496 Nach dem vorab veröffentlich-
Dreiecken. Kaum typologische Unterschiede ten Material zu urteilen, erstreckt sich die Strati-
sind zum Material von Pernik 1 auszumachen, graphie von der Phase mit weißfarbigen,
einzig dass aufgrund der größeren freigelegten kurvolinearen Gittermotiven bis zu den in dunk-
Fläche mehr Material geborgen werden konnte. ler Farbe aufgetragenen Krallenspiralen und so-
Deutlich erkennbar sind zu den genannten Moti- mit von Anzabegovo-Vršnik II bis IV.497
ven auch kurvolineare Netz- und große Augen-
muster.488 St. Čohadžiev parallelisiert diesen Das Ende der frühneolithischen Entwicklung im
Horizont mit Gălăbnik I in seiner Phase IIc, ob- nördlichen Strumatal markieren die älteren Fun-
wohl die Dunkelbemalung bereits nachweislich de des spätneolithischen Hügels bei Sapareva
vorkommt.489 Grundsätzlich ist keine Verände- banja in der Flur Kremenik.498 Unter den weni-
rung bei den Malmotiven in Pernik 2 gegenüber gen vorgestellten Funden finden sich bislang
dem älteren Material festzustellen. Nach wie vor die besten Parallelen des Strumatals zu den Fun-
ist Weißbemalung neben dunkel-auf-heller Be- den aus Ovčarovo-Gorata. Zu nennen sind hier
malung üblich.490 Die vollständigen Gefäße zei- insbesondere ein kannelierter Becher auf hohem
gen bauchige Formen mit eingeschnürtem Hals, Fuß,499 der unserem Typ B1b entspricht, eine
weitausladende Schüsseln auf segmentierten ebenfalls kannelierte Henkeltasse500 ähnlich
Hohlfüßen und erstmals bikonische Schüsseln unserem Typ B2b nur mit leichtem Standring
auf sehr hohen Fußbildungen.491 In Pernik 3 und zwei Tassen mit Knubbenhenkel,501 die ei-
überwiegen unter den Malmotiven schmale pa- nen Typ vorstellen, der in Ovčarovo-Gorata nur
rallele Linien, die sich überlagernde Bänder oder in einem Fragment überliefert ist (Taf. 38,3).
großflächige Netzmuster bilden. Weiterhin üb-
lich ist neben der rot-auf-hellen die Weißbema-
lung.492 Die vollständig erhaltenen Gefäßformen Mittleres Strumatal
zeigen konische Töpfe und Töpfe mit S-Profil so-
wie eine sehr scharf profilierte, weit ausladende Von großer Bedeutung zur Gliederung der früh-
bikonische Schüssel auf einem mit Kerben ver- neolithischen Keramik im Mittleren Strumatal
zierten Hohlfuß.493 St. Čohadžiev sieht Pernik 2 ist die Siedlung von Kovačevo im Kreis Blago-
und 3 mit Gălăbnik II und III als parallel an. Die evgrad, von der erste Ergebnisse veröffentlicht
Formenentwicklung entspricht seinen Phasen wurden.502 Für das Frühneolithikum konnten an
IIIa und IIIb.494 Schubert nimmt eine Durch- diesem Platz vier Bauphasen Ia bis Id nach-
mischung des Materials wegen der prekären Um- gewiesen werden. Im keramischen Material sind
stände bei den Freilegungsarbeiten an, wobei er für den ältesten Horizont Ia vor allem Schüsseln
aber von einer falschen stratigraphischen Rei- und Töpfe mit eingestellter Wandung und einer
henfolge der Horizonte ausgeht.495 Allerdings er- leicht ausbiegenden Randlippe sowie hohe, bau-
scheint auch uns das Material ausgesprochen chige Töpfe mit ausgezogenem Hals und vertikal
heterogen, wenngleich sich einzelne Formen, durchbohrten Buckelösen am Bauch charakteris-
wie die mit senkrechten parallelen Linien ver- tisch. Die Gefäße sind nur an der Außenseite mit
zierten Fußschalen, ohne Schwierigkeiten mit einem roten bis rot-braunen Tonschlicker über-
der Phase Anzabegovo-Vršnik II nach Garašanin zogen. Einige Stücke sind dazu mit weißer Farbe
verbinden lassen. Problematisch erscheint zu- bemalt. Der Anteil der Bemaltkeramik am gesam-
nächst die Anwesenheit von weißbemalten ten Fundaufkommen beträgt allerdings nicht
Scherben in allen Horizonten von Pernik, wobei mehr als 3 %.503 Es ist sehr wahrscheinlich, dass
das zeitgleiche Vorkommen von Weißbemalung dieses Verhältnis auch auf andere Plätze des
mit dunkel-auf-hell Bemalung gleich von mehre- weißbemalenden Neolithikums zutrifft. Die über-
ren Fundplätzen im Strumatal belegt ist. proportionale Präsenz der Bemaltkeramik in den
Grabungspublikationen ist einzig der Tatsache
Zur Aufklärung der Abfolge der einzelnen Mal- geschuldet, dass dekorierte Keramik bevorzugt
techniken im entwickelten Frühneolithikum abgebildet wird, wogegen die Masse des unver-
könnte der Fundplatz Negovanci bei Radomir zierten Materials nur selten zur Abbildung ge-
487 496
Čohadžiev 1983, Abb. 30. Чохаджиев 2007, 33–34.
488 497
Čohadžiev 1983, Abb. 28–29. Димитров 1996, Abb. 5–7; Чохаджиев 2007, Taf. 18–
489
Чохаджиев 2007, 91; Tab 7. 19.
490 498
Čohadžiev 1983, Abb. 25; 27. Вандова 2000; Чохаджиев 2007, 40–41; 92.
491 499
Čohadžiev 1983, 22–23; 26. Чохаджиев 2007, Taf. 48,2.
492 500
Čohadžiev 1983, Abb. 20. Чохаджиев 2007, Taf. 48,3.
493 501
Čohadžiev 1983, Abb. 19. Чохаджиев 2007, Taf. 48,5–6.
494 502
Чохаджиев 2007, 91; Tab 7. Pernitcheva 1990; Lichardus-Itten et al. 2002.
495 503
Schubert 1999, 65–66. Lichardus-Itten et al. 2002, 118.
102
IV Die Funde
langt. An Malmotiven überwiegen in Kovačevo Ia lerdings mit dunkler Farbe, überliefert. Weitaus
einfache Zick-Zack-Muster, Wellenbänder und li- häufiger sind die Gefäße dann plastisch verziert,
neare Motive, die von Punktreihen begleitet wer- etwa mit sich flächig überlagernden Kanneluren,
den.504 Das Typenspektrum der darauffolgenden Ritzungen und Einstichen. Mit Blick auf die Ent-
Phase Ib ist grundsätzlich von der älteren Kera- wicklung in Makedonien scheint sich die gesam-
mik nicht zu unterscheiden. Neu sind lediglich te Entwicklung der Maltechniken in Kovačevo im
einige schärfer profilierte Schüsseln, die zu bi- Rahmen der Phasen Anzabegovo-Vršnik Ic und II
konischen Formen tendieren. Auch ist die Bema- nach Garašanin zu bewegen. Kovačevo Ia lässt
lung mit weißer Farbe auf rotem oder rot-brau- sich über das Dominieren von Tropfenreihen
nem Schlickergrund weiterhin üblich. Häufige und Zackenbändern mit Anzabegovo-Vršnik Ic
Malmotive sind nun allerdings Leiterbänder und parallelisieren.511 Ab Kovačevo Ib treten die für
mit Gittern gefüllte Dreiecksmotive.505 Neu hin- Anzabegovo-Vršnik II charakteristischen Netz-
zu tritt eine Bemalung in dunklerem Braun oder muster auf. Hinzu kommt die dunkel-auf-hell Be-
Rot auf gleichfarbigem, hellerem Schlicker- malung, mit dem Unterschied, dass in Kovačevo
grund.506 Malmotive in dieser Technik sind erst- der Anteil der Weißbemalung am Gesamtspek-
mals Schachbrettmuster. Daneben begegnen trum der Bemaltkeramik bis einschließlich der
auch weiterhin Wellenbänder und lineare Moti- Phase Id kaum nennenswert zurückgeht.512 Das
ve. Folgerichtig ordnet Čohadžiev das Material Stadium von Anzabegovo-Vršnik III mit schwar-
von Kovačevo Ia und Ib seiner Phase IIa zu.507 zer Bemalung und vor allem großen Spiralmoti-
In Kovačevo Ic, das mit dem Horizont Karanovo I ven wird in Kovačevo dagegen nicht erreicht.513
parallelisiert wird, treten erstmals kurvolineare
und spiraloide Motive bei der weiß-auf-rot be- Wiederum für die späte Entwicklung des Früh-
malten Keramik auf.508 Allgemein ist der Auftrag neolithikums relevant sind die untersten Schich-
der weißen Farbe großflächiger als zuvor. Das Ty- ten des bis in die frühe Kupferzeit (Marica-Kul-
penspektrum ändert sich dahingehend, dass die tur) hinein besiedelten Tells von Bălgarčevo.
Mehrzahl der Gefäße nun auf deutlich vom Kör- Auffällig im Formenspektrum der das Frühneo-
per abgesetzten Standringen steht, während zu- lithikum betreffenden Schicht Bălgarčevo I sind
vor lediglich abgeplattete Standflächen oder zahlreiche bikonische Schüsseln und bauchige
massive Füße üblich waren. Einige der Töpfe zei- Gefäße mit engem Mundsaum.514 Die Anwesen-
gen jetzt auch einen vom Körper abgesetzten, zy- heit von breiten Krallenspiralen, die mit dunkler
lindrischen Hals. Dem entspricht die Phase IIb Farbe auf hellem Schlickergrund aufgemalten
Čohadžievs, der auch die Funde von Krajnici II wurden, erlaubt eine Parallelisierung mit Anza-
und III zugeordnet werden.509 Weitere Verände- begovo-Vršnik IV.515 Bemerkenswerter Weise
rungen im Typenspektrum sind in Kovačevo Id sind aber noch immer vereinzelte weißbemalte
zu erkennen. Das zuvor übliche leichte Ausbie- Fragmente gefunden worden,516 was als erneute
gen der Randlippe entwickelt sich nun zu regel- Bestätigung dafür genommen werden kann,
rechten S-Profilen. Einige Formen zeigen nun dass die Weißbemalung im Strumatal bedeutend
sehr hohe zylindrische Standfüße, die ebenfalls langlebiger als in anderen Regionen des Balkan-
hohe zylindrische Gefäße tragen. Es handelt sich raumes gewesen war.
um bauchige Becherformen der Phasen Karano-
vo I und II. Regelrechte Tulpenbecher kommen Der Horizont von Bălgarčevo I und der frühneo-
im Strumatal allerdings nicht vor, was eine klare lithischen Funde von Sapareva banja im nördli-
typologische Abgrenzung zu Thrakien erlaubt. chen Strumatal füllt die Phase IIIc in der Periodi-
Weiterhin üblich ist die weiß auf rote Bemalung sierung Čohadžievs und markiert gleichzeitig
mit Gittermustern, spiraloiden und linearen Mo- das Ende der frühneolithischen Keramikentwick-
tiven, die nun häufig den gesamten Gefäßkörper lung des Strumatales.517 Mit Blick auf die Ent-
flächig überziehen. Wegen der noch weit über- wicklung im Westschwarzmeerraum zeigen sich,
wiegenden Weißbemalung ist die Synchronisie- über die genannten Funden aus Sapareva banja
rung von Kovačevo Id mit Karanovo II, wie sie hinaus, nur einige wenige Übereinstimmungen
von Lichardus-Itten vorgeschlagen wurde,510
eher unsicher. Möglicherweise kann man darin
noch eine Entwicklung innerhalb des Horizontes 511
Lichardus-Itten et al. 2002, Taf. 17–18.
Karanovo I erkennen. Bei Čohadžiev ist es die 512
Lichardus-Itten et al. 2002, Taf. 11–16.
Phase IIc des Frühneolithikums. Für Karanovo II 513
Lichardus-Itten et al. können einige Bemaltgefäße aus
ist dann nur noch sehr selten eine Bemalung, al- Kovačevo sehr überzeugend direkt mit Formen aus Hacılar
vergleichen. Vgl. Lichardus-Itten et al. 2006, Taf. 2; Brami/
Heyd 2011, Abb. 13.
504 514
Lichardus-Itten et al. 2002, Taf. 17–18. Perničeva 2002, Taf. 1–2. Die Ergebnisse der Grabung
505
Lichardus-Itten et al. 2002, Taf. 15. sind mittlerweile umfassend veröffentlicht worden. Perniče-
506
Lichardus-Itten et al. 2002, Taf. 16. va-Perets/Grębska-Kulow 2011, Abb. 4.8–9; 4.12.
507 515
Чохаджиев 2001, 98–99. Perničeva 2002, Taf. 3–4; Perničeva-Perets/Grębska-
508
Lichardus-Itten et al. 2002, Taf. 13–14. Kulow 2011, Abb. 4.40–42.
509 516
Чохаджиев 2001, 91. Perničeva 2002, Taf. 4,1.4.7.
510 517
Lichardus-Itten et al. 2002, Fig. 3. Чохаджиев 2007, 92–93; Tab 7.
103
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
zum Material von Ovčarovo-Gorata.518 Diese be- mit Weißbemalung aus Dikili Tash lassen sich
treffen die Spätphase des Frühneolithikums, zwanglos zu den spätneolithischen Waren stel-
wenn man etwa die bikonischen Schüsseln und len,529 so dass die Diskussion um ihr vermeint-
Gefäße mit engem Hals aus Bălgarčevo519 im lich frühneolithisches Alter nun endgültig als ab-
Vergleich mit unseren Typen B3a, T2a-d, T3, geschlossen gelten kann.530
S4a und K2a-b betrachtet. Ein weiteres verbin-
dendes Merkmal stellt die Kannelurverzierung
auf einigen Gefäßen dar.520 Dagegen sollte die IV.3.2.8 Thrakien
Tatsache Berücksichtigung finden, dass die älte-
ren Phasen IIIa bis IIIb nach Čohadžiev beinahe Antibalkan (Sredna gora)
ausschließlich über Bemaltkeramik definiert
sind, wogegen ganze Gefäßformen nur selten in Mit einer Höhe der Schichtenablagerungen von
Betracht gezogen wurden. Im Vergleich zur Ent- 12,40 m und einer Fläche von etwa 3,7 ha ist
wicklung im westlich angrenzenden Makedonien der Siedlungshügel von Karanovo einer der
wäre aber gerade die Formenentwicklung in die- größten Tells in Europa. Bereits 1936 fanden
sen Schichten für unser Material von besonde- kleinere Sondagegrabungen auf dem Hügel statt
rem Interesse. und von 1947–57 wurde er großflächig durch
Vassil Mikov und Georgi Georgiev untersucht.531
Eine erste Gliederung der in Karanovo fest-
Unteres Strumatal mit der Ebene von Serres gestellten Schichten wurde von Mikov 1958 vor-
und Drama gestellt. Er gliederte die Kulturabfolge in fünf
Schichten, wonach die Schicht I das Mittelneo-
Im Vergleich zu den nördlichen anschließenden lithikum, Schicht II das Spätneolithikum, die
Gebieten sind vom Unterlauf des Strymon-Flus- Schichten III bis IV die Kupferzeit und Schicht V
ses und aus seinem Mündungsgebiet kaum die Bronzezeit repräsentieren sollten.532 Die
noch frühneolithische Fundplätze überliefert. heute befremdlich anmutende Parallelisierung
Einzig von der Toumba Serron sind aus der ältes- der Schichten mit weiteren Fundplätzen in der
ten Schicht wenige Fragmente weißbemalter Ke- Ägäis und im Balkanraum geht letztlich auf die
ramik bekannt geworden,521 die Dimitrios Gram- irrtümliche Synchronisierung zwischen Troia
menos und Eva Alram-Stern allgemein mit und Vinča zurück.533 Überregional bekannt wur-
Karanovo I verbinden,522 eine Datierung, die de Karanovo vor allem durch die Präsentation
von Čohadžiev übernommen wird.523 Chaido der Siedlungsstratigraphie auf dem Kongress
Koukouli Chrissanthaki hält die Funde dagegen zur Jungsteinzeit 1959 in Prag durch Georgiev,
für problematisch.524 die zwei Jahre später publiziert wurde534. Wenn-
gleich sich durch neuere Forschungen wichtige
Gesichert sind erst Funde des frühen Spätneo- Veränderungen in der Phasengliederung der Ur-
lithikums, die aus der untersten Schicht des Hü- geschichte ergeben haben, hat das 1961 auf-
gels von Kryoneri bei Amphipolis stammen.525 gestellte System aus sieben Besiedlungshori-
Es handelt sich um schwarz polierte und um so- zonten in seinen Grundzügen Bestand. Die
genannte black topped Keramik, wie sie im bul- stratigraphische Sequenz bot erstmals ein Ge-
garischen Abschnitt des Strumatales erst in der rüst der frühen Urgeschichte in Südosteuropa,
Zeit ab Karanovo IV auftritt.526 Ähnlich spät zu wogegen zuvor nur auf komparatistischem Wege
bewerten sind die Funde aus den ältesten Abla- über Kettendatierungen eine Verknüpfung der
gerungen der Hügel Sitagroi527 und Dikili europäischen Urgeschichte mit den altorienta-
Tash528. Die vereinzelten Funde von Scherben lischen Hochkulturen möglich war.535 Nachdem
auch von anderen Tellsiedlungen wichtige Er-
518
kenntnisse zur Kulturgeschichte Südosteuropas
Einige Gefäßfragmente mit Zierbändern aus Einstichmo-
beigetragen wurden, konnte Henrieta Todorova
tiven und eine ganze Reihe von zylindrischen Deckeln mit
ebensolchen Einstichverzierungen (Perničeva-Perets/Grębs- 1981 die Karanovo-Sequenz in die allgemeine
ka-Kulow 2011, Abb. 4.66; 4.71) stellen überregional eine Entwicklung des Neolithikums bis zur Frühbron-
Verbindung mit der frühen Hamangia-Keramik in der Do- zezeit einordnen. Sie machte deutlich, dass der
brudža her. Die Vorläufer dieser spezifisch verzierten Gefä-
frühesten Stufe Karanovo I noch ein älteres Früh-
ße finden sich in einigen krugartigen Gefäßen (K1) und De-
ckelformen (Dc und Dd) aus Ovčarovo-Gorata. Die Formen neolithikum voranzustellen ist, dem sie die Fun-
aus Bălgarčevo II sind etwas später. de ihrer Grabung von Poljanica-Platoto (Kr. Tăr-
519
Vgl. Perničeva 2002, Taf. 1,1.4.13; Taf. 2,8.10.12.
520
Vgl. Perničeva 2002, Taf. 4,9.12.
521 529
Grammenos 1984. Treuil 2004, Taf. VI, 1a–b.
522 530
Grammenos 1984, 85; Alram-Stern 1996, 436. Vgl. Alram-Stern 1996, 436; Commenge-Pellerin/Tsirt-
523
Чохаджиев 2007, 53–54; Taf. 7. soni 2004, 36–37.
524 531
Koukouli Chrissanthaki 1996, 112–113. Миков 1937; Mikov 1939.
525 532
Malamidou 2007. Миков 1958.
526 533
Bspw. in Promachon-Topolnica (Vajsov 2007). Todorova 1981, 203.
527 534
Keighley 1986. Georgiev 1961.
528 535
Commenge-Pellerin/Tsirtsoni 2004. Vgl. Childe 1929; Milojčić 1949.
104
IV Die Funde
govište) zuordnete. Den Übergang von Karanovo kerem Maße als beim Protostarčevo-Komplex
I zu II sah Todorova als kontinuierliche Entwick- lassen sich nun auch regionale Unterschiede
lung an. Danach erkannte sie zwischen Karanovo feststellen, die sowohl die Bemalmuster wie
II und III eine erste Siedlungsunterbrechung, die auch die Form der Gefäße betreffen. Als Leitform
einer Erscheinung Karanovo II/III entsprechen des Karanovo-Stiles innerhalb der Gesamtver-
sollte, die auf dem Hügel von Kazanlăk erfasst breitung der weißbemalten Keramik können
wurde.536 Damit war das siebenstufige Chrono- hohe zylindrische Becher auf hohem, innen hoh-
logiesystem Georgievs durchbrochen und den- lem Fuß, die sogenannten Tulpenbecher, gel-
noch hielt man an der traditionellen siebenstufi- ten.541 Insbesondere über die ausgeprägte Fuß-
gen Benennung fest. Das war insofern noch nicht gestaltung lassen sich die Karanovo I-Formen
problematisch, da der Übergangshorizont II/III gegen das ältere Material aus Nordbulgarien, et-
sich zunächst nicht auf Material aus dem Hügel wa von Koprivec und Poljanica, abgrenzen. Es
von Karanovo selbst, sondern ausschließlich treten nun massive Füße auf, die deutlich vom
auf die Funde von Kazanlăk bezog. Verwirrung Gefäßkörper abgesetzt sind oder Gefäße auf
in der Bezeichnung der Horizonte kam erst spä- sehr hohen Standringen. Weiterhin stehen eini-
ter auf, als der Horizont II/III auch auf dem Hügel ge Gefäße jedoch auch auf einer einfach abge-
von Karanovo nachgewiesen wurde.537 Damit platteten Standfläche oder einem niedrigen
konnte nun wieder von einer durchgehenden Standring, wie es für den Fundhorizont vor Kara-
Entwicklung zumindest in den untersten Hori- novo I durchweg charakteristisch ist. Neben der
zonten ausgegangen werden. Siedlungsunter- Gefäßbemalung treten nun flächige Ritz- und
brechungen erkannte Todorova aber auch zwi- Eindruckszier sowie Applikationen aus plas-
schen den Horizonten Karanovo IV und V sowie tischen Leisten und Buckeln auf. Allgemein hat
zwischen VI und VII, die jeweils von beträcht- die Keramik mit Weißbemalung in der Zeit des
licher Dauer gewesen waren. Die Auflassung Horizontes Karanovo I ihre weiteste Verbreitung.
des Hügels zwischen Karanovo IV und V ent- Etwa zeitgleich anzusetzen sind im Norden und
spricht nach Todorova der Marica-Kultur, die erst Westen die Komplexe Starčevo-Cri I bis II. Mit
in ihrer letzten Phase Marica IV auf dem Hügel, Karanovo I zu verbindenden sind auch die ältes-
als Karanovo V, vertreten ist. Allgemein von der ten Schichten in Čavdar542, Čelopeč543 und Tell
Forschung akzeptiert ist auch die lange Sied- Azmak544.
lungsunterbrechung nach der kupferzeitlichen
Schicht Karanovo VI. Der Hügel wurde danach Für die darauffolgende Schicht Karanovo II er-
erst wieder in der Frühbronzezeit (Karanovo VII) brachten die neueren Grabungen noch einmal
besiedelt und danach für immer verlassen. Die umfangreiches Material.545 Das erfasste Fund-
Wiederaufnahme der Grabungen in Karanovo spektrum entwickelt sich weitgehend bruchlos
1984–99 durch das Bulgarische Archäologische aus dem weißbemalten Frühneolithikum. Die
Institut in Zusammenarbeit mit der Universität Kontinuität äußert sich vor allem in der Beibehal-
Salzburg führte zu einer Überprüfung und in Tei- tung der grundlegenden Gefäßtypen. Tulpenbe-
len zu einer Neubewertung der Chronologie.538 cher kommen nun in zahlreichen Varianten, von
Die Modifizierung der traditionellen Schichten- klassischen Zylinderformen bis zu gebauchten
folge von Karanovo I bis VII durch Nikolov lässt Typen vor.546 Sie entsprechen unseren Typen
die Stratigraphie von Karanovo als Schlüssel- B1 und B3. Nachgewiesen ist auch die sehr cha-
sequenz der Kulturentwicklung auf der östlichen rakteristische Variante B2 mit seitlich ansetzen-
Balkanhalbinsel sehr viel komplexer erschei- dem Bandhenkel.547 Die von Nikolov so bezeich-
nen.539 neten „Gefäße mit sphärischem Körper und
hohem zylindrischen Hals“548 entsprechen der
Aus der ältesten Siedlung in Karanovo stammt Typengruppe K1. Nicht als einzelner Typ behan-
Keramik, die bis zur Entdeckung des Protostarče- delt aber nachweislich vorhanden ist auch die
vo-Horizontes als früheste Töpferware nördlich Variante K2 mit konisch sich verengendem Hals,
der Ägäis galt.540 Diese Keramik ist charakteri- typischer Weise mit Schnurösen am Bauch.549
siert durch einen ganzflächig aufgetragenen ro- Hinzugerechnet werden können auch die „ge-
ten Tonschlicker und darauf seltener eine Bema- schlossenen topfähnlichen Gefäße“ in der Vari-
lung mit weißer Farbe. Die große Masse der
Keramik ist dagegen weiterhin unbemalt. In stär- 541
Vgl. Hiller/Nikolov 1997, Taf. 65,5–7; 66; 67,1.
542
Тодорова/Вайсов 1993, Abb. 87.
536 543
Георгиев 1974. Петков 1948a, Abb. 3–4.
537 544
Николов 1996b, 136–141; Николов 1998, 23–56. Георгиев 1963, 167–168; Georgiev 1965, 6; Taf. VI;
538
Hiller/Georgiev 1984; Hiller/Georgiev. 1985; Hiller/ Тодорова/Вайсов 1993, Abb. 102–103.
545
Georgiev 1986; Hiller/Georgiev 1987; Hiller/Nikolov 1988; Nikolov in: Hiller/Nikolov 1997, 117–120.
546
Hiller/Nikolov 1989; Hiller/Nikolov 1990; Hiller/Nikolov Vgl. Nikolov in: Hiller/Nikolov 1997, 117–118;
1991; Hiller et al. 1992; Hiller/Nikolov 1994; Hiller/Nikolov Taf. 59,3–7.
547
1995; Hiller/Nikolov 1997; Hiller/Nikolov 2000; Hiller/Ni- Vgl. Nikolov in: Hiller/Nikolov 1997, Taf. 59, 1–2.
548
kolov 2002. Vgl. Nikolov in: Hiller/Nikolov 1997, 117.
539 549
Vgl. Николов 1998. Vgl. Nikolov in: Hiller/Nikolov 1997, Taf. 36,17; 58,5–
540
Vgl. Vajsova 1966, 8–9. 6.9.
105
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
ante 1 mit „niedrigem, annähernd zylindrischem nymen Fundplatz noch in Ezero und Glufiševo re-
Hals“550. Die Variante 2 dieser Gruppe ent- präsentiert.558 Gleichfalls soll die Schicht II im
spricht ihrerseits unserer Typengruppe T1. Soge- Hügel von Azmak dazu gehören.559 Diese Phase
nannte „topfähnliche Schüsseln“ mit abgerun- ist bislang entsprechend wenig mit Material un-
det bikonischem Profil fallen in unsere Gruppe terfüttert, denn bis auf die hohen zylindrischen
T3. Diese Gefäße sind in Karanovo offenbar ähn- Tassen sind alle übrigen Formen ebensogut in
lich selten wie in Ovčarovo-Gorata. Töpfe mit S- der klassischen Karanovo III-Phase vertreten.
Profil (T2) sind in Karanovo II ebenso belegt wie Kannelierte Becher, die bereits in Karanovo II
auch alle Varianten der Schüsseln (S1 bis S4). auftreten, lassen sich weiterhin nachweisen.560
Bei den von Nikolov angeführten „Wannen“ Erstmals vorhanden sind dagegen hohe Becher
bleibt aufgrund der unspezifisch verwiesenen und Töpfe mit ausgeprägten Zapfenhenkeln,561
Abbildungen unklar, um was für Gefäße es sich wie sie dann insbesondere in Karanovo III ty-
genau handelt.551 Möglicherweise sind es ein- pisch sind, oder auch Schalen mit verdicktem
fache Schüsseln. Unmittelbar vergleichbar sind Rand, welcher gerne ritz- oder kannelurverziert
schließlich auch die verschiedenen Deckelfor- ist.562 Verwundern kann die typologische Nähe
men, die bis in Details des Aufbaues und der des Fundstoffes zu den älteren und jüngeren
Verzierung unseren Typen Da bis Dd entspre- Schichten nicht, wenn man von einer kontinuier-
chen.552 In Karanovo II ist keinerlei Gefäßbema- lichen Entwicklung des Siedlungsgeschehens
lung mehr nachgewiesen. Die überwiegende auf dem Tell ausgeht. Befremdlich wäre hier im
Mehrzahl der Gefäße ist an der Oberfläche plas- Gegenteil sogar eine strikte Abgrenzung der ein-
tisch verziert. Ritz- und Eindruckszier überziehen zelnen Phasen voneinander und insofern ist die-
ähnlich wie in Ovčarovo-Gorata die Gefäßwan- ser „Übergangshorizont“ Karanovo II/III tatsäch-
dungen unter Aussparung der Gefäßlippe. Man- lich nur eine Bestätigung für die ununterbroche-
nigfaltig sind ebenfalls die plastischen Applika- ne Siedlungsentwicklung auf dem Tell.
tionen. Erstmals tritt auch hier die sehr feine
Kannelur an den Gefäßen auf, die häufig orna- Für die klassische Phase III bleiben ihrerseits
mental ausgeführt worden ist.553 Damit kann Formen typisch, die bereits auf der bekannten
die von verschiedenen Autoren vorgenommene Profilzeichnung Georgievs von 1961 wiederge-
Parallelisierung von Ovčarovo-Gorata mit Kara- geben sind.563 Zu nennen sind flache Schüsseln
novo II hier nur bestätigt werden.554 mit innen verdicktem Rand, die auf vier hohen
Füßchen stehen564 sowie weitere Formen mit
Nikolov weist weitere unveröffentlichte Funde Zapfenhenkeln.565 Auch hier konnte Nikolov Ma-
aus Stara Zagora-Okrăžna bolnica der Phase Ka- terial aus Karanovo, Ezero und Kazanlăk auswer-
ranovo II zu.555 Darüber hinaus ist diese Stufe ten. Hinzu kommt ein Komplex von der Maleva
des entwickelten Frühneolithikums im nördli- Mogila in Veselinovo.566 Obwohl die genannten
chen Thrakien nicht belegt. Fundplätze geographisch eng beieinander lie-
gen, unterscheidet Nikolov mindestens zwei re-
Ein Ergebnis der neuen Grabungen im Südsektor gionale Stil-Gruppen: die Varianten Kazanlăk
ist die Aufgliederung der klassischen Phase Ka- und Karanovo.567 Insbesondere die Abgrenzung
ranovo III in drei selbständige chronologische des Fundstoffes aus Karanovo III gegen das älte-
Abschnitte (II/III, III und III/IV), was in der Folge re Material aus Karanovo II/III ist schwer nach-
zu einiger Verwirrung in der Verwendung der be- zuvollziehen. Weiter führen würde hier eine sta-
kannten Karanovo-Gliederung geführt hat. Unter tistische Auswertung der belegten Gefäßtypen,
Beibehaltung der traditionellen Benennung der die jedoch allein aufgrund des bislang vorgeleg-
Horizonte führte Nikolov zunächst eine Phase ten Materials nicht vorgenommen werden kann.
Protokaranovo III oder Karanovo II/III ein, für die Solange nur vom Hügel Karanovo ein repräsenta-
insbesondere hohe zylindrische Tassen mit Zap- tives Fundmaterial vorliegt und die Funde von
fenhenkeln charakteristisch sein sollen.556 Der den übrigen Tells nur in der Diskussion auftau-
Horizont ist in etwa identisch mit der Erschei- chen, ohne dass die Argumentation anhand von
nung, die bereits Georgiev als Karanovo II/III an- Abbildungen überprüfbar ist, bleiben auch die
hand der Funde aus Kazanlăk beschrieben von Nikolov postulierten synkopenartigen Ver-
hat.557 Nikolov sieht den Horizont außer am epo- schiebungen in der Kultursequenz von Kazanlăk
550 558
Vgl. Nikolov in: Hiller/Nikolov 1997, 118. Николов 1998, 68 ff.
551 559
Vgl. Nikolov in: Hiller/Nikolov 1997, 119. Görsdorf/Bojadžiev 1996, 134.
552 560
Vgl. Nikolov in: Hiller/Nikolov 1997, Taf. 19,17; 59,9– Николов 1998, Taf. 1,3.5–7.9.
561
10. Николов 1998, Taf. 15; vgl. Николов Taf. 7,12–
553
Vgl. Hiller/Nikolov 1997, Taf. 57,3.10.15.18; 59,1.5– 13.20.22–26.
562
6.8. Николов 1998, Taf. 2,1–3.5.7.11–14.
554 563
Vgl. Ангелова 1988, 36; Ангелова 1992, 50; Тодо- Georgiev 1961, Falttafel.
564
рова/Вайсов 1993, 134. Николов 1998, Taf. 8,1–12; 9.
555 565
Nikolov in: Lichardus-Itten et al. 2002, 93. Николов 1998, Taf. 7,12–13.20.22–26.
556 566
Николов 1998, 68–75. Николов 1998, 80 ff.
557 567
Георгиев 1974, 6–7; Todorova 1981, 204. Nikolov 2006.
106
IV Die Funde
zum Material aus Karanovo nicht nachvollzieh- die im Folgenden einzugehen sein wird, unter-
bar.568 Ein Zusammenhang von Vinča A mit Kara- gliedert Lichardus den Horizont Karanovo IV
novo II/III und III ist allein anhand des Keramik- nochmals in drei Stufen IVa bis c, die er mit den
spektrums nicht ohne weiteres nachzuvollzie- ersten zwei Boian Stufen, Bolintineanu und Giu-
hen.569 Die Indizienkette läuft hier über die leti in den Gebieten unmittelbar nördlich der
Parallelisierung der nach Ovčarovo-Gorata zeiti- Donau verbindet.576 Anhand des Materials aus
gen Entwicklung in Thrakien mit der Dudeti-Kul- Karanovo selbst lässt sich diese Untergliederung
tur in Muntenien. jedoch nicht nachvollziehen.
107
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
der Flur Gerena (B und C) erbrachten Funde der češma lassen sich mit Karanovo I verbinden.588
Phasen Karanovo III und IV. Unabhängig von Darüber folgt eine mittelneolithische Siedlung
den Beobachtungen im Hügel von Karanovo er- mit typischem Karanovo III-Material. Kürzlich
lauben offenbar auch die Funde der Region um sind weitere Funde aus Simeonovgrad-Čavdaro-
Drama eine Aufgliederung der Phasen Karanovo va češma bekannt geworden, die mit der jünge-
III und IV in Subphasen, die Lichardus, ebenfalls ren neolithischen Besiedlung in Zusammenhang
unter Beibehaltung der traditionellen Karanovo- gebracht werden.589 Diese unterstützen mit For-
Terminologie, als Karanovo II/III, IIIa und IIIb so- men wie Schüsseln mit verdicktem und ritzver-
wie IVa bis IVc benannt hat. Seine Phase II/III ziertem Rand sowie Gefäßen mit Zapfenhenkeln
entspricht Nikolovs Karanovo II/III, obwohl sich eine Synchronisierung mit Karanovo III.590 Das
in der Gegend um Drama selbst, vielleicht mit Vorhandensein von zahlreichen Fragmenten mit
Ausnahme der Funde von Gerena A, kaum Mate- Ritz- und Eindrucksverzierungen in Kombination
rialien dieses Zeithorizonts gefunden haben. Li- mit plastischen Applikationen zeigt andererseits
chardus´ Stufe Karanovo IIIa sieht er an den ein Fortleben von älteren Elementen, wie sie be-
Fundplätzen in der Flur Djadopaneva vodenica reits für Karanovo II charakteristisch sind.591
bei Lesovo, in Knjaževo-Rovnište und aus Veseli-
novo von der Maleva mogila vertreten. Aus Leso-
vo-Djadopaneva vodenica und Knjaževo-rovnište Rhodopengebiet
ist das vorgelegte Material sehr kleinteilig, so
dass sich kaum ganze Formen rekonstruieren Zahlreiche Siedlungen des Frühneolithikums
lassen.582 Charakteristisch ist vielleicht die aus- sind aus den Rhodopen und ihrem nördlichen
geprägte Ritzverzierung, die noch an die Zier- Vorgebirgsland bekannt geworden. Insbesonde-
technik in Karanovo II erinnert. Das Material von re der weißbemalte Keramikhorizont von Karano-
der Maleva mogila wird von Nikolov auf seine vo I ist gleich an mehreren, sehr fundreichen
Stufen II/III, III und III/IV verteilt. Der Fundstoff Plätzen belegt.
ist allerdings heterogen. Es handelt sich ganz
allgemein um Formen, die mit klassischem Kara- In Rakitovo konnten zwei Bauhorizonte nachge-
novo III zu verbinden sind.583 Insofern bleibt wiesen werden, die sich innerhalb dieser Phase
auch Lichardus´ Horizont Karanovo IIIa rätsel- bewegen und erst nach einer Siedlungsunterbre-
haft. Gut belegt ist erst seine Stufe Karanovo IIIb chung von einer Karanovo III-Schicht überlagert
am Fundort Drama-Gerena B.584 Flache Schalen werden.592 Charakteristisch für das frühneolithi-
mit innen verdicktem und gerieftem Rand, frühe sche Material ist die Weißbemalung, welche sich
Knickwandschalen und charakteristische Be- an Bechern und Fußschalen findet. Neben typi-
cherformen mit breitem Unterteil, die sich zur schen Tulpenbechern sind auch niedrigere, bau-
Mündung hin verjüngen, erlauben eine Paralleli- chige Formen, wie sie besonders im Strumatal
sierung mit Karanovo III. Die Aufgliederung der vorkommen, nachgewiesen. Offenbar liegt Raki-
Phase Karanovo IV ist gleichfalls noch immer we- tovo bereits im Übergangsbereich zwischen
nig überzeugend, da jede einzelnen Subphase dem Frühneolithikum der thrakischen Ebene
für sich an unterschiedlichen Plätzen nach- und dem des westbulgarischen Raumes. Ähnlich
gewiesen ist. Dadurch bleibt auch deren relativ- zu beurteilen sind die wenigen bekannt gewor-
chronologischer Bezug nur schwer nachvollzieh- denen Keramikformen, zum Teil mit Weißbema-
bar. Danach ist die Subphase Karanovo IVa in lung, aus Elešnica,593 worin Nikolov eine eigen-
Drama-Gerena C belegt sowie Karanovo IVb und ständige geographische Variante der Karanovo I-
IVc jeweils in der untersten Schicht der Siedlun- Kultur erkennt.594 Während das meiste Material
gen von Drama-Kajrjaka und Drama Merdžumek- sich über die lineare Weißbemalung zu Karanovo I
ja.585 Typologische Unterschiede lassen sich für stellen lässt, könnte das Vorhandensein von
die drei Subphasen, schon allein aufgrund der großflächigerer Bemalung mit Spiralmotiven,
geringen Zahl der abgebildeten Funde, kaum besonders aber das Aufkommen der Kannelur-
ausmachen.586 Bemerkenswert ist aber das Auf- verzierung, auch auf eine etwas spätere Zeitstel-
treten von Bemaltkeramik auf Merdžumekja587, lung, etwa am Übergang zu Karanovo II hindeu-
was auch als Besonderheit des Siedlungsplatzes ten. Da in beiden Schichten von Rakitovo sowohl
und nicht als chronologisch relevantes Anzei- die altertümlich wirkenden Elemente als auch
chen gewertet werden kann. die typologisch jüngeren vorkommen, stellt sich
hier nachdrücklich die Frage, ob das Material
Einige weißbemalte Scherben aus der untersten
Siedlungsschicht von Simeonovgrad-Čavdarova 588
Radunčeva 2002, Taf. 1–5.
589
Бояджиев et al. 2008.
582 590
Lichardus et al. 2002, Taf. 8–9. Бояджиев et al. 2008, Taf. II,1–6; III; VIII,7.9–11.14–
583
Lichardus et al. 2002, Taf. 10; vgl. Nikolov 1992. 18.
584 591
Lichardus/Iliev 2001, Abb. 8–10. Vgl. Бояджиев et al. 2008, Taf. VI; VII,1–10; IX.
585 592
Lichardus et al. 2000b, 172–174; Abb. 61. Macanova 2002; Радунчева et al. 2002, 10–13.
586 593
Lichardus et al. 2002, Taf. 14–28. Николов 1996a, Abb. 1–2; Николов 2002, Taf. 25–30.
587 594
Lichardus et al. 2002, Taf. 20–21, 23. Николов 1996a.
108
IV Die Funde
sauber getrennt werden konnte oder nicht viel- Kernbereich von Karanovo I und dem zentral-
mehr durchmischte Komplexe vorliegen,595 balkanischen Kreis der weißbemalten Keramik
denn der Zusammenfund von kannelierter und darzustellen. Einem jüngeren Horizont von Do-
weißbemalter Keramik ist für Thrakien zumin- brinište müssen einige Keramikfragmente mit
dest ungewöhnlich. Aus der stark zerstörten Kul- gespaltenen Buckeln, Kannelurverzierungen
turschicht des Mittelneolithikums von Elešnica und horizontalen Henkeln zugerechnet wer-
sind bislang keine Funde vorgelegt worden. den.603 Diese Fragmente lassen sich ohne
Schwierigkeiten mit Karanovo II und darüber hi-
Eine ähnliche Stratigraphie liegt in Kapitan Di- naus mit Ovčarovo-Gorata verbinden. Allerdings
mitrievo vor. Die Besiedlung des Tells begann bergen die geringe Zahl der veröffentlichten
ebenfalls während der Phase Karanovo I. Nach Fragmente und deren stark fragmentierter Zu-
einer beträchtlichen Siedlungsunterbrechung stand doch gewisse Unsicherheiten für eine ge-
wurde der Platz danach erst wieder in der Phase naue Parallelisierung des Fundstoffes mit unse-
Karanovo III/IV besiedelt.596 Obwohl nur ca. rem Material.
20 km östlich von Rakitovo entfernt, entspricht
das frühneolithische Fundmaterial mit typischen Damit sind aus dem westlichen Rhodopengebiet
Tulpenbechern, kugeligen Zylinderhalstöpfen – abgesehen von den zuletzt genannten Frag-
und Hohlfußschalen ganz der Karanovo-Fa- menten aus Dobrinište – bislang ausschließlich
zies.597 Charakteristisches Merkmal ist auch Funde bekannt, die entweder etwas älter oder
hier die Weißbemalung, neben der, wie in Raki- maßgeblich jünger als die Materialien aus Ovča-
tovo, bereits kannelierte Gefäße auftreten.598 rovo-Gorata sind. In etwa berührt wird dieser
Für das Karanovo III/IV-zeitliche Material ist die Zeithorizont in Jabălkovo, ein Fundplatz in un-
Kannelierung charakteristisch. Sie findet sich mittelbarer Nähe zur Marica, 10 km westlich
häufig im Oberteil der Gefäße. Typische Formen von Dimitrovgrad.604 Das stratigraphische Ver-
sind Knickwandschüsseln mit hoch liegendem hältnis der in verschiedenen Grabungsschnitten
Umbruch und Schüsseln mit gerader Wandung, erfassten Einzelbefunde zueinander ist noch
die auf der Innenseite ritzverziert sind. Das Ma- nicht vollständig geklärt. Große Teile des Fund-
terial ist insgesamt typisch für das beginnende materials lassen sich über charakteristische Be-
Spätneolithikum und lässt sich weiträumig mit cher- und Schüsselformen mit linearer Weiß-
Aağı Pınar 4 in Türkisch Thrakien599 und mit Sa- bemalung zu Karanovo I stellen. Wieder andere
movodene B2-C in Nordbulgarien600 verbinden. Befunde lassen sich über ihr Fundmaterial gut
mit Karanovo II und Ovčarovo-Gorata verbinden.
Wenige Kilometer südwestlich von Elešnica, Zu nennen sind hier bauchige Becher auf sehr
aber bereits auf dem westlichen Ufer des Mes- hohen Hohlfüßen, ähnlich unseren Typen B1b
ta/Nestos-Flusses, liegt die Siedlung von Dobri- und B3b,605 welche zudem in einigen Fällen kan-
nište. In mehreren, weit voneinander entfernt ge- neliert sind, Fragmente von bauchigen Schnur-
legenen Grabungsschnitten wurde der Fundplatz ösengefäßen unserer Typengruppen K1 und K2606
von Vassil Nikolov und Mladenka Radeva son- sowie eindrucksverzierte Deckel, entsprechend
diert.601 Das Fundmaterial gehört offenbar zwei unserem Typ Dd607. Zweifellos lassen sich einige
verschiedenen Phasen des Frühneolithikums dieser Elemente bereits in Karanovo I nachwei-
an. Einige Scherben mit Weißbemalung lassen sen. Die Kombination der einzelnen Merkmale
sich mit Karanovo I parallelisieren.602 Bemer- und vor allem das Vorkommen von zahlreichen
kenswerter Weise finden sich unter den Gefäßen ritz- und kannelurverzierten Gefäßen lässt zu-
aber keine Profile, die deutlich als Tulpenbecher mindest einen Teil des Materials aus Jabălkovo
anzusprechen wären. Vielmehr handelt es sich mit Karanovo II verbinden. Der Fortgang der Frei-
dort um bauchige Becher und Fußschüsseln, legungsarbeiten lässt erwarten, dass der Über-
wie sie insbesondere für das westlich angren- gang von Karanovo I zu II, welcher ja keinesfalls
zende Strumatal charakteristisch sind. Obwohl als klare Grenze gedacht werden kann, erfasst
mit den Hochgebirgsmassiven von Rila und Pirin werden wird. Über die zahlreichen veröffentlich-
eine deutliche naturräumliche Barriere zum Stru- ten Fragmente mit Weißbemalung lassen sich
matal besteht, und die Siedlung von Dobrinište auch die Siedlungen bei Krumovgrad, Muldava
damit noch klar zum Rhodopengebiet gehört, und Kărdžali der Phase Karanovo I zuordnen.608
scheint der Flusslauf der Mesta im Frühneolithi- Die veröffentlichte Bemaltkeramik aus Kărdžali
kum eine Grenze zwischen dem eigentlichen ist allerdings überaus heterogen, so dass wir
595 603
Vgl. Радунчева et al. 2002, Abb. 27; 39. Николов/Радева 1992, Abb. 12.
596 604
Детев 1950; Николов et al. 1999. Лещаков 2006; Leštakov et al. 2007.
597 605
Николов et al. 1999, Taf. 1–7. Vgl. Leštakov et al. 2007, Abb. 6,13–14.17–18; 22,12;
598
Vgl. Николов et al. 1999, Taf. 2,3–4; 4,2. 23,14.
599 606
Vgl. Parzinger 2005, Taf. 79–94. Vgl. Leštakov et al. 2007, Abb. 6,11.16; 23,11.
600 607
Vgl. Stanev 2002, Taf. 9–12. Vgl. Leštakov et al. 2007, Abb. 7,14; 12,4.
601 608
Николов/Радева 1992. Пейков 1972; Тодорова/Вайсов 1993, Photo Abb. 30;
602
Николов/Радева 1992, Abb. 7–9. Николов 2002, 21–27; Taf. 102–148,1–3.
109
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
nicht ausschließen möchten, ob an diesem Platz ständig. Eine allgemeine Ähnlichkeit zur Keramik
nicht bereits die Zeit vor Karanovo I erfasst wer- aus Koprivec ist zu erkennen, allerdings fehlen
den kann, wenn man etwa das Fragment einer dort vollständig die bikonischen Formen. Bislang
mit weißen Tupfen bemalten Scherbe berück- nicht veröffentlicht, aber nachweislich vorhan-
sichtigt,609 eine Maltechnik, die ganz am Beginn den sind wenige Fragmente eindrucksverzierter
der Weißbemalung im östlichen und nördlichen Keramik aus Hoca Çeme II wie sie ebenfalls für
Balkanraum steht. das Material aus Koprivec typisch sind.616 Das
charakteristische bikonische Profil mit tiefsit-
Der auf dem südlichen Ufer der Marica gelege- zendem Umbruch aus Hoca Çeme lässt sich erst
nen Fundplatz Ljubimec ist einer der letzten vor im Material der unteren Schichten von Kovače-
der türkischen Grenze. Der Platz zeigt zahlreiche vo617 und eventuell auch in Krajnici618 beobach-
Gruben, die vom Ausgräber rituell gedeutet wer- ten. Das der Phase Hoca Çeme I zugewiesene
den. Das bislang unveröffentlichte Material der Material stammt aus verschiedenen Gruben, die
andauernden Grabungen wird vom Ausgräber, zudem durch moderne Bodeneingriffe stark ge-
Vassil Nikolov, der Phase Karanovo III/IV zuge- stört waren. Die Funde sind bislang unveröffent-
ordnet.610 Einige der Materialien, wie krugartige licht und sollen mit Karanovo III bis IV bzw. spä-
Gefäße mit hohem zylindrischem Hals, einer flie- tem Kumtepe A und Toptepe zu verbinden
henden Schulter und konischem Unterteil, las- sein.619 Damit scheint genau der Horizont von
sen sich gut mit den Funden der Toptepe-Fazies Ovčarovo-Gorata und Karanovo II in der Tellstra-
in Türkisch Thrakien verbinden.611 tigraphie zu fehlen.
110
IV Die Funde
Gebiet muss dieses Bild nun wohl endgültig revi- Bislang wurden gerade die flachen Schüsseln
diert werden. Die Entwicklung der Gefäßformen mit eingebogenem, außen gekehltem Rand als
von Aağı Pınar 5 bis 2 kann als beispielhaft für Leitformen für das bulgarische Spätneolithikum
das gesamte Einzugsgebiet der Marica genom- genommen, ein Paradigma, das nach Analyse
men werden und erlaubt eine gute Vorstellung der Funde von Aağı Pınar zwar nicht gänzlich
von den typologischen Veränderungen der Sub- verworfen, aber dringend überprüft werden
phasen Karanovo II/III, III und III/IV zu gewinnen. muss. Diese Formen kommen in Aağı Pınar 2
Das bislang vorgestellte Material aus Bulgarien bis 3 noch vor, obwohl ihr Anteil am gesamten
ist außerdem aufgrund der meist unsicheren Be- Fundaufkommen rückläufig ist. Das Material der
funde noch zu wenig differenziert vorgestellt jüngsten Schichten Aağı Pınar 2 und 3 paralleli-
worden, als dass es eine solche Determinierung siert Parzinger vor allem über den Vergleich mit
rechtfertigen würde.623 Die Keramik aus Aağı den Siedlungen Drama-Kajrjaka und Drama-
Pınar 6 lässt sich klar gegen die jüngeren Stufen Merdžumekja mit dem Horizont Karanovo IV,
abgrenzen und kann mit Karanovo II paralleli- denn aus Karanovo selbst sind auch durch die
siert werden. So sind dort zumindest die aus neueren Grabungen nur stark zerscherbte Gefä-
Ovčarovo-Gorata bekannten Töpfe mit zylindri- ße bekannt geworden.
schem Hals (K1), verschiedene Schüssel- und
Topfformen (S1a, S3a und T2b) und Gefäße mit Die spätneolithische Keramik aus Aağı Pınar
Zapfenhenkel belegt.624 Übereinstimmungen bei zeigt eine sehr eigenständige Ausprägung, die
den Verzierungen bieten die charakteristischen sich gut mit dem Material des Fundplatzes Top-
mit Eindrücken gefüllten Bänder,625 die sich tepe an der Nordküste des Marmarameeres ver-
gern auf Deckelformen finden,626 wie sie ganz binden lässt.634 Als Leitformen können große
ähnlich aus Ovčarovo-Gorata (Dc-d) bekannt Kannen mit einem deutlich vom Körper abge-
sind. Gleichfalls in diesen Zeithorizont verweist setzten Zylinderhals, einer fallenden Schulter
ein Fragment mit Plissékanneluren.627 Etwas äl- und konischem Unterteil gelten.635 Spezifisch
ter zu datieren sind allerdings drei Fragmente ist die Verzierung der Gefäße mit linearen Mus-
von Gefäßen auf hohem Standfuß mit weißer Be- tern, die erst nach dem Brand mit einem spitzen
malung auf rotem Schlickergrund, die dem Hori- Gegenstand eingeritzt wurden.
zont Karanovo I zugeordnet werden können.628
In die obersten Schichten des Höhlenfundplat-
Aağı Pınar 5 zeigt ein großes Spektrum an Scha- zes von Yarımburgaz636 eingetieft fand sich in
len- und Schüsselformen, die sich mit dem Hori- unstratifizierten Gruben (Yarımburgaz 0) typi-
zont Karanovo III verbinden lassen. Ebenfalls sches Toptepe-Material zusammen mit einem
signifikant für diese Zeitstufe sind zahlreiche warzenverzierten Gefäß mit Zapfenhenkel, das
Griffzapfen,629 die zu charakteristischen Karano- nach Karanovo III datiert werden kann.637 Damit
vo II/III-Bechern gehört haben mögen.630 Bemer- ist wahrscheinlich, dass Toptepe wenigstens
kenswert ist das Auftreten von Knickwandschüs- zeitweilig mit Karanovo III als parallel angesehen
seln bereits in Aağı Pınar 5/6,631 die in Karano- werden muss. Bis vor kurzem war spezifische
vo erst für den Horizont III/IV typisch sind.632 Toptepe-Keramik aus Bulgarien erstaunlicher-
Lehrreich ist hier der Blick auf die Statistik,633 weise nicht bekannt. Aus dem Museum Varna
aus der hervorgeht, dass flache Schalen mit wurden nun zwei Toptepe-Krüge veröffentlicht,
nach innen geknicktem, außen gekehltem Rand die aus der Gegend von Primorsko, wenige Kilo-
und bikonische Schalen zwar in allen Schichten meter südlich von Burgas stammen sollen.638
von Aağı Pınar vorkommen, aber nur in den älte- Größere Mengen von Toptepe-Material sind aus
ren Schichten 5 bis 4 häufiger auftreten. Dieses der genannten Siedlung bei Ljubimec bekannt,
Beispiel zeigt einmal mehr, wie relevant nicht al- die derzeit von Nikolov ausgegraben wird.639 In
lein die Präsenz oder Absenz einer Keramikform, der Tendenz zeichnet sich nun eine Ausbreitung
sondern sehr viel mehr deren Häufigkeit in den von Toptepe-Keramik entlang des westlichen
Schichten ist. In der Tat sind Knickwandschalen Uferstreifens des Schwarzen Meeres ab, die
auch noch in den jüngeren Schichten 2 bis 3 vor- durch die zukünftige Forschung im bulgarischen
handen, sie nehmen jedoch zu Gunsten einer Strandža-Gebiet und im Hinterland von Burgas
Variante mit stärker ausgestelltem Oberteil ab. sicherlich an Konturen gewinnen wird. Obwohl
der Forschungsstand in dieser Region sehr ge-
623
Vgl. Николов 1998.
624 634
Parzinger 2005, Taf. 116–117. Özdoğan et al. 1991, 75–81.
625 635
Parzinger 2005, Taf. 116,4; Taf. 117,11.13–14. Özdoğan et al. 1991, Abb. 20,1–3; 22,2–3.5.8.
626 636
Parzinger 2005, Taf. 117,11.14. Kansu 1972; Özdoğan/Koyunlu 1986.
627 637
Parzinger 2005, Taf. 117,15. Özdoğan et al. 1991, Abb. 13.
628 638
Parzinger 2005, Taf. 117,8–9; 12. Славчев 2008, Abb. 5.
629 639
Parzinger 2005, Taf. 101,7–12; Taf. 102,1–4. Ein weiteres Toptepe-Gefäß stammt aus der Grabung
630
Vgl. Николов 1998, Taf. 1,18–27; Taf. 2,15. Budžaka unter der Leitung von P. Leštakov. Über die laufen-
631
Parzinger 2005, Taf. 115,4–6. den Grabungen wurde bislang nur im Rahmen der jähr-
632
Vgl. Николов 1998, Taf. 16,8–13; Taf. 17. lichen Rechenschafts-Sitzungen des Archäologischen Insti-
633
Parzinger 2005, Tab 8. tuts in Sofia berichtet (Николов et al. 2008).
111
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
ring ist, scheint sich Toptepe-Keramik nicht weit verbinden.646 Interessanterweise sind die
ins Landesinnere verbreitet zu haben. Bei den Schüsseln aus Kovačevo aber nicht in Ritztech-
intensiven Forschungen der Saarbrücker Kolle- nik mit umlaufenden Dreiecksmotiven verziert
gen im Gebiet der unteren Tundža sind jeden- sondern bemalt. Erst mit Yarımburgaz 3 ist also
falls keine vergleichbaren Formen aufgedeckt ein schwacher Anhalt gegeben, dass die älteren
worden640. Wenn nun Toptepe mit Karanovo III Schichten tatsächlich in die Zeit vor Karanovo I
zu parallelisieren ist, so sind für den Vergleich zu datieren sind. Wie alt die Funde der Schichten
mit Ovčarovo-Gorata bzw. Karanovo II vor allem Yarımburgaz 5–4 tatsächlich sind kann mit dem
die älteren Schichten der Yarımburgaz-Höhle Blick von Norden schwer gesagt werden, da es
von Interesse. Die Ablagerungen reichen vom Pa- sich offenbar um Material handelt, das um eini-
läolithikum bis in byzantinische Zeit und sind ges älter als die bislang bekannte früheste Kera-
vor allem durch Eingriffe in das Höhlensediment mik im Balkanraum ist. Wenn man die Verbin-
während der jüngeren Siedlungsperioden stark dung von Yarımburgaz 3 mit Kovačevo Ia
durchmischt worden.641 Die unterste Siedlungs- akzeptiert, muss der Fund von an Notenkopf-
ablagerung der Schicht 5 erbrachte nur stark zer- keramik erinnernden Gefäßfragmenten und frü-
scherbtes Material. Es überwiegen rot (34 %) hen Toptepe-Formen in derselben Schicht ver-
und dunkel (38 %) geschlickerte Waren mit wundern.647 Die vermeintliche Ähnlichkeit mit
Sand- und feiner Kiesmagerung. Klar erkennbare der klassischen Notenkopfkeramik, wie sie von
Formen lassen sich aufgrund der starken Frag- Özdoğan postuliert wurde,648 erscheint allein
mentierung nicht ausmachen. Eine ritz- und eine wegen der gewaltigen geographischen Distanz
einstichverzierte Scherbe sowie ein Fragment rein zufällig, zumal im gesamten Raum zwischen
mit Ösenhenkel sind bekannt.642 Die schüttere dem nördlichen Ufer des Marmarameeres und
Materialgrundlage erlaubt jedoch in keinem Fall der rumänischen Moldau keine auch nur annä-
eine sichere Parallelisierung mit anderen Fund- hernd vergleichbare Keramik gefunden wurde.
plätzen. Dass es sich um vor Karanovo I-zeitli- Selbst die Annahme eines grundlegend von der
ches Material handeln soll,643 kann nur auf- heutigen Uferlinie des Schwarzen Meeres abwei-
grund der stratigraphischen Überlagerung durch chenden Küstenverlaufes vermag hier kaum, die-
Schichten begründet werden, deren Funde ihrer- se große Fundleere zu erklären. Wie bereits dar-
seits nur indirekt mit Karanovo I zu verbinden gelegt werden konnte, gibt es besonders in der
sind. Die betreffende Keramik aus Yarımburgaz rumänischen Moldau einige Anzeichen für eine
4 zeigt weich profilierte Formen. Es überwiegen Zeitstellung der Notenkopfkeramik erst nach
halbsphärische Schüsseln und hohe Gefäße mit Cri III und damit auch dem Horizont von Ovčaro-
kugeligem Unterkörper und einem konisch sich vo-Gorata. Was die krugartigen Gefäße mit fal-
verengendem Hals.644 Während sich für diese lender Schulter und tief sitzendem Umbruch649
Formen kaum noch gute Entsprechungen in den anbelangt, so könnten sich diese aus den kuge-
nördlichen Gebieten aufzeigen lassen, so steht ligen Formen mit konischem Hals von Yarımbur-
die sehr charakteristische Ritzverzierung aus Za- gaz 4650 entwickelt haben und ihrerseits als Pro-
cken- und Treppenbändern, Hakenmäandern totypen der späteren Toptepe-Krüge angesehen
und tiefen, parallelen Ritzlinien645 aus südost- werden. Wie das Material aus Yarımburgaz 2 zu
europäischer Sicht völlig isoliert da. Darin offen- bewerten ist bleibt in weiten Teilen unklar. Eini-
bart sich deutlich ein südlicher Einfluss, der auf ge der weich profilierten Formen, teilweise mit
dem Balkan, was die Formen anbelangt nur noch leicht ausbiegender Randlippe, erinnern ganz
in schwachen Ausläufern und bei den Zierfor- allgemein an das balkanische Frühneolithi-
men überhaupt nicht mehr zu fassen ist. Man kum.651 Gut dazu passen einige Fragmente mit
kann nur mutmaßen, ob diese Keramik gering- Ritzverzierungen und Fingernageleindrücken.652
fügig älter oder jünger als Karanovo I ist. Einige Ganz aus dem Zusammenhang fällt dagegen ei-
Fragmente von dreieckigen Füßchenschalen mit ne vollständig erhaltene Tasse mit leichtem S-
Schachbrett-Impresso können sowohl mit Kara- Profil und parallelen Ritzungen am Unterteil. Die
novo I wie auch mit Karanovo II verbunden wer- Form erinnert, bis auf den untypischer Weise
den. Wenngleich in stetig abnehmender Zahl, seitlich am Bauch angesetzten Bandhenkel, an
begegnen derartig verzierte Tischchen sogar charakteristische Tassen des Co ofeni-Cernavo-
noch bis Karanovo IV (vgl. Kap. IV.3.3). Einige dă III-Komplex und damit bedeutend jüngere
leicht bikonische Schüsseln aus Yarımburgaz 3 Funde.653
mit tief sitzendem Umbruch und umlaufend ein-
646
geritzten Dreiecksmustern auf der Schulter las- 647
Lichardus et al. 2002, Taf. 18,1–4,6,10.
Özdoğan et al. 1991, Abb. 8.
sen sich eventuell mit Formen aus Kovačevo Ia 648
Özdoğan 2007a, 413; Özdoğan 2013, 178.
649
Özdoğan et al. 1991, Abb. 8,3–4.
640 650
Lichardus et al. 2000b. Özdoğan et al. 1991, Abb. 6,2–5.
641 651
Özdoğan et al. 1991, 67–68. Özdoğan et al. 1991, Abb. 10.
642 652
Özdoğan et al. 1991, Abb. 4,2–4. Özdoğan et al. 1991, Abb. 9,6–9.16–17.
643 653
Parzinger 2005, 43. Vgl. Morintz/Roman 1968, Abb. 37; Abb. 39,14–16;
644
Özdoğan et al. 1991, Abb. 5–6. Джамбазов/Катинчаров 1974, Abb. 12–13; 14a; Roman
645
Özdoğan 2013, Abb. 46–48. 1977, Taf. 46, 3; 47,1. Der nächtsgelegene Fundplatz mit
112
IV Die Funde
113
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
chronologisch gliedern lassen.668 Selbst für die garien weitgehend unbekannt ist.675 Überhaupt
Gebiete nördlich des Marmarameeres ist die Ab- ist das Spektrum der Fundplätze im Marmara-
folge der Formen in Ilıpınar relevant, da sich da- gebiet sehr viel typen- und variantenreicher;
rüber etwa auch die Schichtenansprache in der man gewinnt geradezu den Eindruck, dass aus
Yarımburgaz-Höhle korrigieren lässt.669 Bezeich- dem umfangreichen Inventar nur wenige Typen
net wurden die Schichten von Ilıpınar mit römi- nach Norden gelangten. Eine Yarımburgaz-spezi-
schen Ziffern, von denen die Straten X-V die neo- fische Verzierung lässt sich im Norden lediglich
lithischen und chalkolithische Ablagerungen be- an den Drei- und Vierfußschälchen beobachten,
treffen. Das unterste Stratum Ilıpınar X zeigt auf der Gefäßkeramik bleibt sie dagegen eine
kugelige Formen mit ausbiegender Randlip- seltene Ausnahme. Für Ilıpınar VII sind kleine Bu-
pe.670 Die Oberfläche der Gefäße ist innen wie ckel knapp unterhalb des Gefäßrandes von eng-
außen gut geglättet. Maßgeblich eine graubrau- mundigen Formen charakteristisch.676 Nach wie
ne und eine hellbraune Ware lassen sich unter- vor sind spitze Buckelösen belegt, die allerdings
scheiden. Der Scherben ist stark organisch ge- kaum noch nach oben gebogen sind. Auch ver-
magert, dabei aber bemerkenswert hart ge- tikale Buckelösen und Henkel sind belegt, da-
brannt. An Handhaben sind spitze Buckelösen runter spitze, ellenbogenartige Exemplare. Ty-
bekannt, die häufig nach oben gebogen sind. pisch für diesen Horizont sind spitze, scharfkan-
Als Variante davon treten flache, scheibenförmi- tige Eindrücke in der nach wie vor sehr gut
ge Ausstülpungen auf, die in der Mitte eine verdichteten Oberfläche.677 In Ilıpınar VI tritt ein
Durchbohrung aufweisen. Auch diese sind nach roter Schlickerüberzug auf, der für das balka-
oben gebogen.671 Allgemein lässt sich Ilıpınar X nische Frühneolithikum so charakteristisch ist.
mit dem Material von Fikirtepe und Pendik ver- Daneben ist für Ilıpınar VI eine breite Ritzverzie-
binden, wodurch deutlich wird, dass es sich um rung typisch, deren Ritzlinien selbst poliert
eine Stufe handelt, die dem ältesten balka- sind.678 An Motiven überwiegen konzentrische
nischen Neolithikum noch vorangeht. Ein Fort- Bögen, die oberhalb des Umbruches am Gefäß-
leben der genannten Formen ist in Ilıpınar IX zu bauch ansetzen.679 Kleine Buckel sitzen nun
verzeichnen. Darüber hinaus sind nun auch Ge- unmittelbar am Gefäßrand.680 Die Formen von
fäße mit deutlich von der Schulter abgesetzter Ilıpınar Va entsprechen weitgehend denen der
Halsbildung belegt.672 Von Bedeutung ist vor al- Schicht VI. Allerdings tragen kugelige Gefäße
lem das Hinzutreten von zunächst sehr wenigen mit engem Mundsaum oder Zylinderhals nun
Fragmenten eindrucksverzierter Keramik, die zu- seitlich an Bauch oder Schulter ansetzende
vor unbekannt war. Es handelt sich um grobe Bandhenkel.681 Darüber hinaus sind zahlreiche
Einstiche, die offenbar mit dem Fingernagel ein- Schalen mit leicht eingestellten Rändern be-
gebracht wurden und unter Aussparung der legt.682 In der Feinkeramik sind noch immer die
Randlippe die gesamte Gefäßoberfläche bede- polierten Ritzungen mit einzelnen Bogenmotiven
cken. Ab Ilıpınar IX ist keine organische Mage- aktuell.683 Mit Ilıpınar Vb schließlich ist ein Sta-
rung des Scherbens mehr nachweisbar. Das Ke- dium erreicht, dass dem bulgarischen entwickel-
ramikspektrum besteht dann ausschließlich aus ten Frühneolithikum entspricht.684 Wichtigstes
mineralisch gemagerten Waren. Mit Ilıpınar VIII Anzeichen dafür ist das Auftreten von charakte-
ist eine maßgebliche Zunahme der eindruckver- ristischen, sehr feinen Kannelurverzierungen,
zierten Keramik festzustellen.673 Nach wie vor die im Norden den Horizont von Karanovo II und
überwiegen die kugeligen Formen mit ausbie- Ovčarovo-Gorata bestimmen.685 Allerdings ha-
gender Randlippe und Gefäße mit Zylinder- ben wir es in Ilıpınar eher mit breiten, bauchigen
hals.674 Erst im Material von Ilıpınar VIII begeg- Formen zu tun, wogegen dieser Horizont im Ost-
nen damit alle Elementen, die für die ältesten balkanraum durch schlanke Becherformen cha-
Keramikkomplexe im Balkanraum charakteris- rakterisiert ist. Direkt miteinander vergleichbar
tisch sind. Vergleichbar wären in Nordbulgarien sind die bereits in Ilıpınar Va auftretenden gro-
etwa das ältere Material aus Koprivec und die ßen, bauchigen Gefäße mit konisch verengtem
Formen von Poljanica-Platoto. In dieser Phase Hals und seitlich ansetzenden Handhaben, ähn-
tritt jedoch auch charakteristisch ritzverzierte lich unseren Typengruppen K1 und K2a. Die
Yarımburgaz-Keramik hinzu, die bislang in Bul-
675
Thissen 2001, Abb. 30,4; 45–46.
668 676
Roodenberg 1995; Roodenberg/Thissen 2001; Rooden- Thissen 2001, Abb. 61,3–5.
677
berg/Alpaslan Roodenberg 2008. Thissen 2001, Abb. 65,6.
669 678
Ich danke M. Özdoğan für die Möglichkeit, eine reprä- Thissen 2001, Abb. 64,2–5.
679
sentative Auswahl der Funde in der Universität Istanbul stu- z. B. Thissen 2001, Abb. 62,15.
680
dieren zu können. Van As/Jacobs/Wijnen 2001, Abb. 7,6–9.
670 681
Van As/Wijnen 1995, 94–95; Thissen 1995, 109–110; Thissen 2001, Abb. 72,4; 73,5; 74,1. 5.
682
Thissen 2001, Abb. 4–12. Thissen 2001, Abb. 75,11; 76,1–3; 77,3–5.
671 683
Thissen 1995, Abb. 1; Thissen 2001, Abb. 4–5. Thissen 2001, Abb. 70,2; 71,2–3; 76,3; 77,5.
672 684
Van As/Wijnen 1995, 95; Thissen 1995, 110–111; This- Nach den verfügbaren absoluten Daten handelt es sich
sen 2001, Abb. 21–22. etwa um die Mitte des 6. Jts. cal BC (Thissen 2008,
673
Thissen 2008, Abb. 26–27. Abb. 10).
674 685
Van As/Wijnen 1995, 95; Thissen 1995, 111; Abb. 3. Thissen 2008, Abb. 5,1. 3–5. 7; 8,6–7; 9, P26. P29.
114
IV Die Funde
Exemplare aus Ilıpınar tragen jedoch anstelle der ufer des Ulubat-Sees, durch.695 Es handelt sich
Buckelösen regelrechte Henkel.686 Weitere um eine chalkolithische Flachsiedlung (A), einen
Übereinstimmungen zwischen Ilıpınar Va und mindestens vierschichtigen chalkolithischen
Ovčarovo-Gorata zeigen sich bei den Schüsseln, Tell und eine weitere, mehrschichtige neolithi-
insbesondere bei Exemplaren mit einer breiten sche Siedlung, die von einem chalkolithischen
Ritz- oder Eindrucksverzierung (Taf. 9,7; 22,11; Gräberfeld überlagert wird.696 Nach Aussage
28,1; 30,1.3; 31,1; 46,12–13).687 Bestechend des Ausgräbers N. Karul zeigt der Platz bislang
ist letztlich auch die Übereinstimmung der kan- folgende Stratigraphie: Die Funde des offenbar
nelierten Schüsseln aus Ilıpınar Vb mit unseren einschichtigen Aktopraklık A lassen sich mit Ilı-
Exemplaren (Taf. 23,3.6.10; 25,2).688 Formen- pınar Va verbinden. Der nördlich benachbarte
kundlich ergeben sich demnach Bezüge von Platz Aktopraklık B steht damit offenbar im Zu-
Ovčarovo-Gorata zu Ilıpınar Va, vor allem aber sammenhang, wird aber noch von Schichten mit
zu Ilıpınar Vb.689 Ilıpınar Vb Material und zuoberst von einem
stark durchmischten Horizont überlagert. Funde
Die bereits mit Fikirtepe und Pendik erfasste Ent- von mit Ilıpınar VIII zu verbindendem Material
wicklung, welche dem Tell von Ilıpınar voran- am Fuße des Hügels lassen darunter eine noch
zustellen ist, kann noch einmal im südlich des ältere Siedlung vermuten, die bislang aber nicht
Iznik-Sees gelegenen Mentee nachvollzogen hinreichend gut erforscht werden konnte. Aus
werden.690 Die dritte und älteste Siedlungs- dieser Schicht stammen offenbar auch einige
schicht wird vom Ausgräber Roodenberg in ein Gefäße, die sich über ihre charakteristische Ritz-
unteres, mittleres und oberes Besiedlungs- verzierung mit Yarımburgaz verbinden lassen.697
niveau gegliedert691 und spiegelt insgesamt die Etwas abseits des Tells liegt das zur chalkolithi-
Entwicklung vom sogenannten „archaischen“ schen Siedlung gehörende Gräberfeld, unter
zum „klassischen Fikirtepe“.692 Wenn man das dem sich eine mindestens zweischichtige neo-
Aufkommen von frühesten Keramikkomplexen lithische Siedlung (Aktopraklık C) befindet, die
in Südosteuropa erst etwa parallel zu Ilıpınar VIII Karul mit Ilıpınar IX–X bzw. „archaischem Fikirte-
annimmt, so müsste sich die gesamte Entwick- pe“ verbindet. Große Teile des Fundmaterials
lung der Phase Mentee 3 noch davor abspielen. der jüngeren Schichten von Aktopraklık B zeigen
Ulf Schoop verbindet das obere Besiedlungs- Ähnlichkeiten zum Material aus Ovčarovo-Gora-
niveau von Mentee 3 mit Ilıpınar X. Bezeichnen- ta, die noch einmal stärker ins Gewicht fallen
derweise treten im ansonsten rein monochrom- als die Funde aus Ilıpınar Vb selbst, da von dort
keramischen Milieu von Mentee 3 bereits kaum eindrucksverzierte Keramik bekannt ge-
wenige Scherben mit Bemalung auf,693 was uns worden ist. Auch wenn die Zahl an eindruckver-
erneut an der Existenz eines monochromkera- zierten Scherben gegenüber dem balkanischen
mischen Horizontes am Beginn der Neolithisie- Frühneolithikum bereits zurückgegangen ist, so
rung des Balkans zweifeln lässt. Nach einer als sind sie im Material von Ovčarovo-Gorata noch
Mentee 2 bezeichneten Siedlungsunterbre- in großer Zahl belegt. Das Fehlen von eindruck-
chung von beträchtlicher Dauer ist der Platz erst verzierten Scherben im Material von Ilıpınar Vb
wieder im entwickelten Chalkolithikum besiedelt stellt insofern ein Problem für die Parallelisie-
worden. Funde von Knickwandschalen mit cha- rung beider Fundplätze dar. Im Material von Ak-
rakteristischen breiten Ritzmotiven in Form von topraklık B scheinen nun sowohl die in Ilıpınar
konzentrischen Bögen oder übereinander ge- Vb als ähnlich mit Ovčarovo-Gorata angesehe-
setzten Dreieckswinkeln gestatten eine Paralleli- nen Elemente als auch eindrucksverzierte Waren
sierung von Mentee 1 mit Ilıpınar Va.694 in hinreichend großer Zahl vorhanden zu sein.
Hinzu kommt in Aktopraklık B eine Verzierung
Seit 2004 führt die Universität Istanbul zusam- aus breiten Ritzbändern, die mit kleinen, scharf-
men mit dem Archäologischen Museum Bursa kantigen Einstichen gefüllt sind,698 eine Zier-Art,
Ausgrabungen auf dem komplexen, mehrschich- die ebenfalls an die zu Bändern organisierten
tigen Fundplatz Aktopraklık bei der Ortschaft Ak- Einstichreihen aus Ovčarovo-Gorata (Taf. 18,4;
çalar, etwa 25 km westlich von Bursa, am Ost- 20,3; 28,7; 36; 46,1–2. 5–7; 57,1–9.15.20.22)
erinnert.
686
Vgl. Thissen 2001, Abb. 73–74; Van As/Jacobs/Wijnen
2001, Abb. 1,3–4; Thissen 2008, Abb. 3.
687
Vgl. Thissen 2001, Abb. 75,9–10; 76,1.
688 695
Vgl. Thissen 2008, Abb. 8,6–7. Karul/Avcı 2013. Im Jahre 2006 hatte ich Gelegenheit,
689
Diese Parallelisierung wird auch durch die 14C-Daten die laufenden Grabungen zu besuchen. Ich danke dem Gra-
von beiden Plätzen bestens gestützt (Vgl. Kap. VI; Rooden- bungsleiter N. Karul für die Informationen zu den aktuellen
berg/Schier 2001). Arbeiten und Ergebnissen sowie für die Möglichkeit, Teile
690
Roodenberg 1999a; Roodenberg et al. 2003. des Fundmaterials im Grabungshaus in Akçalar und in Is-
691
Roodenberg et al. 2003, 19–20. tanbul zu studieren.
692 696
Vgl. Schoop 2005, 206. Karul 2006; Karul 2007a; Karul 2007b.
693 697
Roodenberg et al. 2003, Abb. 17,7. Karul 2006, 126 oben; Karul 2007a, Abb. 6.
694 698
Roodenberg 1999a, Abb. 12,7–14; 13,7. Karul 2007a, Abb. 5 unten links.
115
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
Durch Lesefunde wurde auch vom in der Troas Vb von Ilıpınar zeichnet sich für die untersten
gelegenen Cokuntepe neolithisches Material Straten Orman Fidanlığı I–V eine Zeitstellung im
bekannt,699 das Seeher mit den Schichten IX–VI zweiten Viertel des 6. Jts. ab,708 was der absolu-
von Hacılar verbindet.700 Es handelt sich um ver- ten Datierung von Ovčarovo-Gorata entspricht.
schiedene Töpfe mit rotem Schlickerüberzug, Jenseits von allgemeinen Übereinstimmungen
mit eingestellter oder leicht S-förmig ausschwin- etwa bei den zahlreichen Schüsselformen709
gender Randlippe, z. T. mit verdickten Rändern und kugeligen Töpfen mit engem Mundsaum710
sowie langen Tunnelösen.701 Die Keramik ist lassen sich aber nur wenige gute Parallelen im
ausschließlich mineralisch gemagert. Wenn- Fundmaterial aufzeigen. Kugelige, bis leicht bi-
gleich Seeher hier eine deutliche Anbindung an konische Töpfe mit eingeschnürtem Hals, wie
Formen aus Südwestanatolien erkennt und diese sie in Orman Fidanlığı I–V durchweg typisch
strikt gegen die Fikirtepe-Gruppe im Norden ab- sind711 fehlen im Material von Ovčarovo-Gorata
grenzt zeigen sich doch formale Ähnlichkeiten vollständig. Andererseits sind die für den Ost-
zu den Töpfen aus Mentee 3,702 was keinesfalls balkanraum charakteristischen kannelierten Be-
im Widerspruch zur Parallelisierung mit der Kul- cherformen in Anatolien nirgends belegt. Die be-
tursequenz im anatolischen Seengebiet steht, stechende Ähnlichkeit von einzelnen Gefäßen
sondern ganz im Gegenteil, diese sogar bestä- beider Fundplätze, wie etwa einiger kugeliger
tigt. Auf eine Verbindung mit Fikirtepe deutet Töpfchen (Taf. 19,8.10),712 das Motiv einer um-
auch das sehr kleine Fragment eines Kästchen- laufenden Einstichreihe am Umbruch einer biko-
gefäßes aus Cokuntepe.703 nischen Schale (Taf. 31,2)713 oder die an beiden
Plätzen auftretenden umlaufenden Tannen-
Ein ähnliches Material erbrachte ein Survey bei zweig- oder Fischgerät-Ritzmuster (Taf. 2,5; 6,4;
der Ortschaft Uğurlu im Westteil der Insel Gök- 10,9–10; 15,1; 16,4)714 lassen bei aller Unter-
çeada/Imbros.704 Auch diese Fragmente sind schiedlichkeit dennoch einen gemeinsamen
mit einem roten, zudem aber auch mit schwar- Zeitgeist erkennen. Interessanterweise finden
zem, Tonschlicker überzogen. Kurze und extrem auch die in Ovčarovo-Gorata beinahe aus-
lange Tunnelösen sowie einige Fragmente mit schließlich an Bechern belegten seitlichen
ausbiegender Randlippe erinnern stark an früh- Bandhenkel in Orman Fidanlığı I–V recht gute
chalkolithische Funde der Izmir-Region.705 Aller- Entsprechungen, allerdings an ganz unter-
dings sind aus der Gegend von Izmir keine schiedlichen Gefäßformen.715 Bemerkenswert
schwarz polierten Waren überliefert.706 Diese ist das Vorkommen von roter und dunkler Bema-
spezifische Art der Oberflächenbehandlung lässt lung auf einigen Gefäßen vor allem der älteren
sich eher mit den älteren Schichten von Hoca Schichten Orman Fidanlığı I–III, da aus dem
Çeme verbinden. westlich angrenzenden Marmara-Gebiet nur weit
überwiegend monochrome Keramik bekannt ge-
Das Porsuk-Sakarya-Gebiet worden ist. Es ist reizvoll, auch darin eine Paral-
lele zu unserem Material zu sehen, zumal aus
Während sich einige Elemente des durch Ovča- Orman Fidanlığı, genau wie aus Ovčarovo-Gora-
rovo-Gorata und Karanovo II bestimmten ent- ta, lediglich lineare Malmotive bekannt sind.
wickelten Frühneolithikums im Ostbalkanraum
noch bis in die Gebiete unmittelbar südlich des Eine große Zahl von neolithisch-chalkolithischen
Marmarameeres verfolgen lassen, so sind Ver- Funden konnte innerhalb der frühbronzezeitli-
bindungen in das weiter landeinwärts gelegene chen Siedlung des Demircihüyük geborgen wer-
Einzugsgebiet der Flussläufe Porsuk und Saka- den.716 Dieser Befund erklärt sich durch die Ab-
rya kaum noch feststellbar. tragung eines älteren Siedlungshügels durch die
bronzezeitliche Bevölkerung, um dessen Sedi-
Ein breites Formenspektrum ist aus der Siedlung ment zum Bau der Mauern und Häuser zu ver-
Orman Fidanlığı veröffentlicht worden.707 Über wenden. Aufgrund von fehlenden stratigraphi-
die deutlich erkennbaren Bezüge zu Hacılar I im schen Beobachtungen gliederte Seeher das
südwestanatolischen Seengebiet, vor allem aber Material in verschiedene Warengruppen A–E auf,
über die Parallelisierung mit den Schichten VI– die in das Neolithikum bis mittlere Chalkolithi-
kum zu datieren sind. Über den Vergleich der Ke-
699
Seeher 1990; Takaoğlu 2005; Takaoğlu/Özdemir 2013.
700 708
Seeher 1990, 11–14. Efe 2001, 57–61; Schoop 2005, 297–298.
701 709
Seeher 1990, Abb. 1. Efe 2001, Abb. 1; 2,12–23.
702 710
Vgl. Roodenberg et al. 2003, Abb. 12,1–4; 13–14. Efe 2001, Abb. 3,33–35.43.
703 711
Seeher 1990, Abb. 1,22. Die Ausgräber parallelisieren Efe 2001, Abb. 3,41–51; 4,52–57; 6,115; 7; 10,168–
die Funde mit Ulucak V (Takaoğlu/Özdemir 2013, Abb. 3– 171; 14,242–246.
712
4). Vgl. Efe 2001, Abb. 6,109.
704 713
Erdoğu 2003, 16–17. Vgl. Efe 2001, Abb. 1,12.
705 714
Erdoğu 2003, Abb. 4. Konkret kann Uğurlu mit Ulucak V Vgl. Efe 2001, Abb. 11,187–189.
715
verbunden werden (Erdoğu 2013). Vgl. Efe 2001, Abb. 1,13; 3,33; 8,125; 11,180; 14,239–
706
Freundliche Mitteilung von Çiler Çilingiroğlu. 241; 15,252.
707 716
Efe 2001. Seeher 1987.
116
IV Die Funde
ramikwaren mit stratifiziertem Material von an- Formen aus Ilıpınar VII–Va vergleicht.725 In De-
deren Fundplätzen gelang es, sie in eine relative mircihüyük scheint demnach mindestens die
zeitliche Ordnung zu bringen. Für die sogenann- Entwicklung von „klassischem Fikirtepe“ bis Ilı-
te „Schieferware“ A erkannte Seeher vor allem pınar VIII vertreten zu sein.
Parallelen zu den untersten Schichten von Çatal
Hüyük Ost717. Etwas jünger datiert er die soge- Region İzmir
nannte „Glimmerware“ B und sieht sie zeitlich ir-
gendwo zwischen den oberen Schichten von Ça- Die neolithisch-chalkolithische Kultursequenz
tal Hüyük und den spätneolithischen Schichten der Izmir-Region erschließt sich zunächst über
von Hacılar angesiedelt.718 Andererseits erkennt den etwa 20 km östlich der Hafenstadt gelege-
er auch gewisse Parallelen der Warengruppe B nen Hügel von Ulucak.726 Die seit 1995 fortlau-
zu Fikirtepe.719 Die Formen der Waren A und B fenden Grabungen konnten bislang 22 über-
zeigen z.T. gekehlte Ränder und die charakteris- einanderliegende Siedlungsschichten feststel-
tische feine Ritzverzierung, so dass zumindest len.727 Davon repräsentieren die untersten
Teile des Materials als gleichzeitig mit Fikirtepe Schichten Ve-a und IVk-a eine weitgehend un-
angesehen werden müssen. Recht präzise mit Fi- unterbrochene Entwicklung vom Neolithikum
kirtepe zu verbinden ist zudem Seehers Ware C, bis zum Frühchalkolithikum. Nach einer maß-
die ein umfangreiches Typenspektrum u. a. mit geblichen Siedlungsunterbrechung ist der Hügel
Kästchengefäßen und S-profilierten Schüsseln wieder im Mittelchalkolithikum (Ulucak III) und
aufweist. Schoop hingegen hält eine einheitliche nach weiteren Hiaten in der Frühbronzezeit (II)
Datierung der Waren A–D in eine Zeitstufe mit und in römisch-byzantinischer Zeit (I) besiedelt
„archaischem Fikirtepe“ für wahrscheinlich, und gewesen. Unterscheidungskriterium zwischen
schließt damit eine frühere Datierung nur der den Schichtpaketen Ulucak V und IV ist ein Wan-
Waren A und B vom Demircihüyük aus.720 Die del in der Bautradition von zunächst Pfostenbau-
rotbemalte Ware D und die sogenannte „Stein- ten in V zu reinen Lehmziegel-Bauten in IV.728
grusware“ E verbindet Seeher ebenfalls mit Hacı- Das Fundmaterial der neolithischen Schichten
lar, ohne dass er eine genauere Eingrenzung in- Ulucak Ve-a ist charakterisiert durch gerundete,
nerhalb der dortigen Entwicklung vornehmen weich profilierte Formen, darunter S-profilierte
möchte.721 Das Vorkommen von derart zahlrei- Schüsseln und schlanke hohe Töpfe mit einge-
chen bemalten Scherben, in einer Region, die stellter oder leicht tulpenförmiger Wandung und
ansonsten eine weit überwiegend monochrome eine, bislang singuläre sogenannte Red-Cross-
neolithisch-chalkolithische Keramikproduktion Bowl. Typisch sind deutlich vom Gefäßgrund ab-
aufweist, ist immerhin bemerkenswert. Man gesetzte, aber niedrige Standflächen. An Hand-
kann mutmaßen, ob die rotbemalte Ware D viel- haben begegnen sehr lange Tunnelösen und ein-
leicht doch in einen späteren Zusammenhang, fach durchbrochene Ösenbuckel.729 Auffällig ist
vielleicht mit den spätchalkolithischen Waren F ferner das vollständige Fehlen von eindrucksver-
und G gehört, denn im Milieu der Fikirtepe-Kultur zierter Ware. In deutlicher Abgrenzung zu den
mutet sie doch recht fremdartig an. Naheliegen- neolithischen Schichten treten ab Ulucak Va ein-
der Weise wird man sie aber eher noch mit den drucksverzierte Waren auf. Weiterhin belegt sind
rotbemalten Gefäßen aus Orman Fidanlığı I–III mitunter lange, aber auch kurze Tunnelösen so-
zu verbinden haben, was aber gleichfalls eine er- wie kleinere Ösenbuckel. Hinzu kommt Bemalt-
heblich jüngere Datierung zur Folge hätte. Im keramik in roter Farbe auf beigem Grund und in
Hinblick auf die Keramiksequenz von Ilıpınar beiger Farbe auf rotem Grund, die allerdings nur
lässt sich ein Gutteil der Formen der „Steingrus- sehr geringe Anteile am Gesamtspektrum ein-
ware“ E auch mühelos mit der dortigen Phase nehmen.730 Das Formenspektrum von Ulucak
VIII verbinden, wenn man etwa die zahlreichen IVd-c ist dem der darunter liegenden Schichten
eindruckverzierten Scherben betrachtet, die in sehr ähnlich, allerdings begegnen etwas weicher
Fikirtepe noch nicht belegt sind.722 Hinzu kom- profilierte Formen. Neuartig sind große Gefäße
men die charakteristischen Scheinösen und das mit einem deutlich von der Schulter abgesetzten
überaus typische getreppte Ritzmotiv der Yarım-
burgaz-Fazies.723 Zwei mit kurvigen Ritzmotiven 725
Vgl. Thissen 2001, Abb. 62,14–15; 63,5–8; 70,2–5;
verzierte S-profilierte Töpfe724 könnten sogar
71.
noch jünger sein, wenn man sie mit ähnlichen 726
Die Annäherung an das Thema der neolithisch-chalkoli-
thischen Kulturentwicklung in der Izmir-Region verdanke
ich in großen Teilen Ç. Çilingiroğlu, die an der Eberhard
717
Seeher 1987, 46–48. Karls Universität Tübingen ihre Dissertation über den Hügel
718
Seeher 1987, 48–49. von Ulucak erfolgreich abschließen konnte.
719 727
Seeher 1987, 49–50. Çilingiroğlu/Abay 2005; Çilingiroğlu/Çilingiroğlu 2007;
720
Schoop 2005, 295. Çilingiroğlu et al. 2012.
721 728
Seeher 1987, 50–51. Die laufenden Grabungen haben mittlerweile den älte-
722
Seeher 1987, Taf. 21,1–10; darauf hat auch Schoop ren Horizont Ulucak VI erreicht (Çilingiroğlu 2011).
729
(Schoop 2005, 296) bereits hingewiesen. Çilingiroğlu/Çilingiroğlu 2007, Abb. 24–25.
723 730
Seeher 1987, Taf. 20,24–25; 21,17–19. Nach Auskunft von Çilingiroğlu handelt es sich um we-
724
Seeher 1987, Taf. 21, 11–12. niger als 1 %.
117
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
Trichterhals.731 Nach wie vor üblich ist rot-auf- bindend zwischen Džuljunica 1 und Ulucak IVk-e
beige Bemalung. Generell spielt allerdings Be- sind auch Waren mit cremefarbenem Überzug,
malung in der Izmir-Region nur eine untergeord- die an beiden Plätzen vorkommen.734 Damit ist
nete Rolle, da durch alle Schichten nur ein ver- auch klar, dass erst Ulucak IVd-c in etwa mit Kara-
schwindend geringer Teil der Gefäßkeramik be- novo I zu synchronisieren ist. Diese Parallelisie-
malt ist. Aus den Gefäßen mit abgesetztem rung wird vor allem unterstützt durch die Verbin-
Trichterhals entwickeln sich in Ulucak IVb-a Ge- dung von Ulucak IVb-a mit Teilen des Materials
fäße mit verengtem Hals oder mit deutlich von aus Ovčarovo-Gorata, das dem Karanovo II-Hori-
der Schulter abgesetztem Zylinderhals, ähnlich zont in Thrakien entspricht. Ein Zwischenglied
unseren Typen K1 und K2a-b. Die Parallelen zu auf dem Weg nach Norden bietet allerdings Ilıpı-
unserem Material sind hier am deutlichsten, nar VII–VI, das sich seinerseits mit Ulucak IVb-a
denn sowohl einzelne Formen, wie etwa bauchi- verbinden lässt. Indizien für diese Parallelisie-
ge Gefäße mit leicht ausbiegender Randlippe rung sind vertikale Henkel unterhalb der Randlip-
und weit ausladende, große Schüsseln, ver- pe, wie sie an beiden Plätzen in diesem Horizont
wandt mit unserer Typengruppe S3c, als auch auftreten.735 Damit wird deutlich, dass eine direk-
die Art der Eindrucksverzierungen sind ähnlich. te Verbindung des Horizontes Ovčarovo-Gorata/
Einige der Gefäße tragen kleine Buckel knapp Karanovo II im Ostbalkanraum mit Ulucak allein
unterhalb des Bauches. Gefäße von ovaler Form deswegen schwer möglich ist, weil der in Frage
treten nun verstärkt auf. In Ulucak IVb-a sind au- kommende Zeitabschnitt von Ilıpınar Va und vor
ßerdem ovale Gefäßböden belegt, ein Detail, das allem Ilıpınar Vb in Ulucak nicht belegt ist.
sich in Ovčarovo-Gorata an immerhin drei Exem-
plaren beobachten lässt (Taf. 40,3–5). Ein we- Vom 40 km nördlich von Izmir, unmittelbar an
sentlicher Unterschied besteht allerdings im der Ägäisküste gelegenen Ege Gübre sind Funde
Fehlen von ausgeprägten hohen Standfüßen bekannt geworden, die sich mit dem spätneo-
oder regelrechten Ständern, wie sie in Ovčaro- lithisch-frühchalkolithischen Material aus Ulu-
vo-Gorata in großer Zahl vorkommen. Die Stand- cak verbinden lassen.736 Es handelt sich um For-
flächen in Ulucak IVb-a sind dagegen entweder men mit langen Tunnelösen und auf die Ober-
einfach abgeplattet oder nur sehr leicht durch ei- fläche applizierten, stark stilisierten Capriden-
nen flachen Standring erhöht.732 Insgesamt ge- Köpfen.737 Auffällig sind ein hoher Anteil an ein-
winnt man den Eindruck, in Ulucak IVb-a sei erst drucksverzierter Ware738 und der rote Schlicker-
die Ovčarovo-Gorata/Karanovo II unmittelbar überzug auf vielen Fragmenten. Das Fehlen von
vorausgehende Entwicklung greifbar, so dass publizierten ganzen Formen erschwert einen ge-
keine eigentliche Parallelisierung vorgenommen nauen Vergleich mit der Sequenz von Ulucak.
werden kann, da sich in Ulucak daran ein größe- Wenn man allerdings das Vorkommen von ein-
rer Hiatus anschließt, der dem fraglichen Sied- drucksverzierter Ware und verdickten Rändern
lungshorizont entsprechen müsste. Bemerkens- sowie die zahlreichen Fragmente mit rotem
werterweise ist in Ulucak die Technik, Gefäße Schlickerüberzug als Kriterien ansetzt, ergibt
mit einem roten Schlickerüberzug zu versehen, sich eine Parallelisierung ab Ulucak IVk-e bis
von Anbeginn belegt. Die rotgeschlickerten Wa- mindestens IVd-c. Etwas früher beginnen dürfte
ren werden allerdings im Laufe der neolithisch- die Kultursequenz739 des am westlichen Stadt-
chalkolithischen Entwicklung immer zahlrei- rand von Izmir gelegenen Hügels von Yeilova.
cher.733 Mit Blick auf die Kultursequenz im süd- Dem Neolithikum und Frühchalkolithikum zuzu-
lichen Marmararaum, wird das älteste Schicht- ordnen ist das unterste Schichtpaket III, das sich
paket Ulucak Ve-a mit den unteren Ablagerungen aus insgesamt acht Einzelschichten zusammen-
von Mentee 3 oder „archaischem Fikirtepe“ zu setzt.740 In den ältesten Ablagerungen Yeilova
verbinden sein. Eine Reihe von 14C-Daten stellt III8–6 sind dunkel- und rotpolierte Waren vertre-
diese Entwicklung in das Jahrhundert von etwa ten. Eindrucksverzierte Waren kommen dagegen
6300–6200. Wir befinden uns damit zeitlich am noch nicht vor. Ab Yeilova III5–3 dominieren
Vorabend der Neolithisierung des östlichen Bal- dann rotpolierte Waren das Inventar.741 Erst in
kanraumes. Die frühchalkolithischen Ablagerun- den jüngsten Schichten Yeilova III2–1 sind
gen Ulucak IVk-e betreffen etwa die Zeit unmit- dann auch eindrucksverzierte Waren vertreten,
telbar vor 6000. Sie lassen sich mit Ilıpınar X ver- die eine Parallelisierung mit den Schichten ab
binden und müssten im Zentralbalkanraum dem
Protostarčevo-Horizont entsprechen. In Nordbul- 734
Unpublizierte Scherben von Džuljunica im Museums-
garien können wir damit die Funde von Poljani- depot von Veliko Tărnovo.
735
Vgl. Thissen 2001, Abb. 61, 1–2.
ca-Platoto, das ältere Material von Koprivec und 736
Sağlamtimur 2007.
die Funde von Džuljunica 1 parallelisieren. Ver- 737
Sağlamtimur 2007, Abb. 6b; 7.
738
Sağlamtimur 2007, Abb. 8–9.
739
Die 14C-Daten geben für Ege Gübre entsprechend eine
731
Çilingiroğlu/Çilingiroğlu 2007, Abb. 9, zweites Gefäß Zeitstellung zwischen 6200–6000 cal BC an (Sağlamtimur
von oben rechts. 2007).
732 740
Vgl. Çilingiroğlu/Çilingiroğlu 2007, Abb. 6; 9. Derin 2007.
733 741
Freundliche Mitteilung von Ç. Çilingiroğlu. Derin 2007.
118
IV Die Funde
Ulucak IVk-e erlauben. Entsprechend älter anzu- im Material von Ovčarovo-Gorata ist diese Form re-
setzen ist das Material der Schichten Yeilova präsentiert durch die Typengruppe K2c. Bemer-
III8–3, das zumindest zeitweilig parallel mit Ulu- kenswert im Material von Çukuriçi sind einige rot-
cak V anzusetzen sein wird. geschlickerte Keramikfragmente mit einer Tupfen-
bemalung in weißer Farbe,755 eine Dekortechnik,
Wiederum eher mit einer der chalkolithischen die für das balkanische Frühneolithikum überaus
Schichten von Ulucak zu verbinden sein dürfte typisch ist. Sie findet sich bspw. in den untersten
das Material vom Dedecik-Heybelitepe, einem Schichten von Aağı Pınar756, in Kărdžali757, Džul-
Hügel etwa 35 km südlich von Izmir, am west- junica 2758, Grivac II759, Donja Branjevina II760 und
lichen Rand der Ebene von Torbalı.742 Das Früh- im ältesten Material der Gura Baciului761. Die auf
chalkolithikum betrifft eine relativ schmale Sied- dem Çukuriçi Höyük erfasste älteste Fundsequenz
lungsschicht, die direkt dem Fels aufliegt und belegt damit wahrscheinlich den Zeithorizont am
von einer Schicht des Spätchalkolithikums und Beginn der Weißbemalung im Balkanraum an der
von frühbronzezeitlichen Gräbern überlagert Wende vom 7. zum 6. Jt. Einzig in Makedonien ist
wird. An Formen sind bauchige Töpfe mit einge- vor der Tupfenbemalung noch eine flächige Weiß-
stelltem Rand, Gefäße mit Trichterrand und wohl bemalung belegt. Die Tupfenzier ist dort erst für
auch Schalen sowie S-profilierte Gefäße bekannt die Stufe Anzabegovo-Vršnik Ic nach Garašanin
geworden.743 Diagnostisch ist das Auftreten von charakteristisch,762 die sich aber ihrerseits
Eindrucksverzierungen und langen Tunnelösen, zwanglos mit den genannten Fundplätzen im öst-
von Scheinösen sowie verschiedenen Gefäß- lichen und nördlichen Balkanraum parallelisieren
füßen, was an eine Parallelisierung mit den obe- lässt.
ren Schichten von Ulucak IV denken lässt.
Ein vergleichbares Material stammt auch aus der IV.3.2.10 Katalog der abgebildeten
Phase VIII des Çukuriçi Höyük, ein Platz im Hinter- Gefäßkeramik
land des antiken Ephesos.744 Im Fundmaterial fin-
den sich rot geschlickerte, kugelige Töpfe mit ge- Vorbemerkungen
rader eingestellter oder S-profilierter Wandung.745
Die auf den Abbildungstafeln vorgestellte Keramik aus
Lange Tunnelösen und eindrucksverzierte Scher-
Ovčarovo-Gorata ist in Ermangelung sicherer stratigra-
ben sind ebenfalls bekannt. Die Ausgräberin Bar- phischer Angaben ausschließlich nach Typen geordnet.
bara Horejs vergleicht einen kugeligen Topf mit Abgebildet sind die grundlegenden Keramikformen wie
konisch sich verengender Mündung und vier ver- Becher, Töpfe, krugartige Gefäße und Schüsseln, ferner
tikalen Ösen am Oberteil u. a. mit zwei kugeligen ausgewählte Randformen, Gefäßdeckel und Typen, die
Töpfchen aus den oberen Schichten von Ulucak aufgrund ihrer einmaligen Belegung als Sonderformen
IV, die allerdings einen leicht abgesetzten Rand gelten müssen, sowie verschiedene Boden-, Henkel-
aufweisen.746 Eine Datierung in das anatolische und Zierformen. Bei vollständigen oder zumindest voll-
ständig rekonstruierbaren Gefäßen sind die wichtigsten
Frühchalkolithikum kann dennoch als gesichert
Maße angegeben. Die Oberflächenbehandlung (Of)
gelten. Vergleichbare Formen dieses Zeithorizonts konnte nur bei Stücken ermittelt werden, die wir selbst
in Nordbulgarien sind etwa aus Koprivec747, Polja- aufgenommen haben. Von den Größenangaben ist je-
nica-Platoto748 und Džuljunica 1749 bekannt. Auf- weils die maximale Höhe (H) und Breite (Br) der Gefäße
fällig an den balkanischen Exemplaren ist aber die in cm aufgeführt. Bei Gefäßfragmenten wurde eine Unter-
niedrige Anbringung der Ösen stets unterhalb der teilung in drei Größenklassen (Gr) vorgenommen: 1.
breitesten Zone am Bauch der Gefäße, wogegen Fragmente bis zu 5 cm, 2. Fragmente bis zu 8 cm und 3.
die Töpfe der Izmir-Region durchweg ihre Ösen- Fragmente, die über 8 cm in der maximalen Länge erhal-
henkel im oberen Teil des Gefäßkörpers tragen. ten sind. Ebenso wurde die Dicke (D) der Wandung nach
Klassen bestimmt: 1. Wandungsstärken bis 0,7 cm, 2.
Wie langlebig und weit verbreitet diese Formen
Wandungsstärken bis 1,4 cm und 3. Wandungsstärken
im Norden sind bezeugen ganz ähnliche Exempla- über 1,4 cm. Fundstücke, die wir selbst im Museum Tăr-
re aus Starčevo750, Goljamo Delčevo I751, Drino- govište aufgenommen haben, konnten einer der 25 be-
vo752, Samovodene A753 und Jabălkovo754. Noch schriebenen Warenproben zugewiesen werden. Da aber
ein Großteil der signifikanten Keramikfragmente nicht in
das Museum gelangt ist, mussten wir auch auf bereits in
742
Lichter/Meriç 2007; Herling et al. 2008; Lichter/Meriç den 1970er Jahren umgezeichnetes Material zurückgrei-
2012.
743
Herling et al. 2008, 21; Abb. 4–5.
744
Horejs 2008a; Horejs 2008b; Horejs 2012.
745 755
Horejs 2008b, Abb. 5. Unveröffentlichte Stücke werden im Grabungshaus von
746
Horejs 2008a, Abb. 14. Ephesos aufbewahrt.
747 756
Krauß 2006a, Taf. 5,3. Funde der älteren Schichten 7–8 in der Universität Is-
748
Тодорова/Вайсов 1993, Abb. 53,6. tanbul.
749 757
Еленски 2006, Abb. 7,3. Николов 2002, Taf. 134, 2.
750 758
Benac 1979, Taf. XVII,2–3.4. Еленски 2006, Abb. 9,6.
751 759
Тодорова et al. 1975, Taf. 4,5. Bogdanović 2004, 95,a.c; 96,a.e.g
752 760
Тодорова/Вайсов 1993, Abb. 117,10. Benac 1979, Taf. XXXVIII,1–3.
753 761
Станев 2002, Abb. 138 links. Lazarovici/Maxim 1995, FarbTaf. I; Ciută 2005, Taf. XVI.
754 762
Leštakov et al. 2007, Abb. 10,9. Garašanin 1998, Abb. 5a.e.
119
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
fen (Dokum. Angelova). In diesem Falle listet der Katalog Bruch ziegelrot, Tonmagerung gereinigt; „Hor. I“; Qu: 6
lediglich die damals vorgenommene Bestimmung der (Dokum. Angelova); Nr: 24074.
technologischen Keramikware auf, die sich auf die Farbe
der Außen- und Innenfläche des Scherbens sowie auf die
Tafel 2. Becher.
Farbe des Bruches und die Magerung des Tones bezieht.
1 – Becher auf massivem Fuß (B1a); Of: poliert; die ge-
Die Angaben zum Auffindungskontext beginnen jeweils
samte Oberfläche ist mit Kanneluren (V4) überzogen,
mit dem Fundjahr soweit diese Information verfügbar
die sich spiralförmig vom Boden zur Randlippe hochzie-
war. Aus rein konservatorischen Gründen folgt die Anga-
hen, der Fuß ist mit Kerben verziert (V3b); H: 20,3; Br:
be des sogenannten „Siedlungshorizonts“, wie er von
12,7; D: 1; Ware: 1; 1974; Qu: 62; Tiefe: –0,20; InvNr:
Angelova bestimmt wurde. Wie bereits dargelegt, ist die-
24; MusNr: MTg-1883A; Nr: 4; vgl. Taf. 50,1.
se Zuweisung jedoch nicht von stratigraphischer Rele-
vanz. Dahinter folgen der Quadrant und die Angabe zur 2 – Randfragment eines Bechers (B) mit gerader Wan-
Auffindungstiefe in m. In der Reihenfolge ihrer Vergabe dung; Gr: 3; D: 1; Ware: 7; 1978; „Hor. III“; Qu: з3; Tiefe:
folgen dann im Idealfall drei Inventarnummern. Zunächst –0,20; Nr: 6809; vgl. Taf. 56,13.
ist die Feldinventarnummer (InvNr) genannt, sofern diese
zu rekonstruieren war. Unter einer dieser Nummern wer- 3 – Randfragment eines Bechers (B) mit gerader Wan-
den häufig mehrere verschiedene Funde aufgeführt. Eine dung; Of: geglättet; kannelurverziert (V4); Gr: 3; D: 2;
Auswahl der Funde wurde später zusätzlich im Museum- Ware: 7; 1978; „Hor. IV“; Qu: 135; Tiefe: –2,00; Nr:
sinventar (MusNr) registriert. Am Schluss steht die zur 24075; vgl. Taf. 56,12.
eindeutigen Identifizierung der Stücke notwendige Num-
4 – Becher auf abgeplatteter Standfläche (B1d); Of: ge-
mer in der Funddatenbank (Nr), die von uns bei der Auf-
glättet; die gesamte Fläche ist mit Kanneluren überzogen
nahme der Stücke angelegt wurde.
(V4); D: 2; MusNr: MTg-2364A; Nr: 24077.
Angefertigt wurden die Zeichnungen von M. Brückner,
5 – Randfragment eines Miniaturbechers (B4) mit gera-
A. Möser, J. Weschenfelder und vom Autor. Die Funde
der Wandung; Of: poliert; kannelurverziert (V4); Gr: 2;
der Altdokumentation wurden nur vom Autor umgezeich-
D: 2; Ware: 7; 1978; „Hor. II“; Qu: 112; Tiefe: –0,15; Nr:
net. A. Scheibner half bei der Erstellung des Kataloges
24076; vgl. Taf. 56,4.
aus der elektronischen Datenbank und überprüfte dan-
kenswerterweise die Einträge anhand der Originalzeich- 6 – Miniaturbecher (B4); Of: geglättet; der Rand ist mit
nungen. Kerben versehen (V3a); Gr: 2; D: 2; Ware: 6; 1974; Qu:
62; InvNr: 20; Nr: 2029; vgl. Taf. 50,7.
Tafel 1. Becher.
7 – Miniaturbecher (B4); Of: unbehandelt, mit Ritzungen
1 – Randfragment eines Bechers (B); Of: geglättet; un- überzogen (V1d); der Fuß ist mit Kerben verziert (V3b); H:
verziert; Gr: 2; D: 1; Ware: außen braun, innen braun, 8,1; Br: 6,1; D: 2; Ware: 9; MusNr: MTg-2381A; Nr:
Bruch braun/grau, Tonmagerung gereinigt; „Hor. I“; Qu: 24033; vgl. Taf. 50,6.
14 (Dokum. Angelova); Nr: 24072.
8 – Bodenfragment eines Miniaturbechers auf massivem
2 – Randfragment eines Bechers (B) mit einer leicht aus- Fuß (B4a); Of: unbehandelt; der Fuß ist mit Kerben ver-
biegenden Randlippe; Of: geglättet; die Oberfläche ist ziert (V3b); Gr: 2; D: 1; Ware: 22; 1978; „Hor. I“; Qu: 11;
mit einer tiefen Kannelur (V4) überzogen, die sich über- Tiefe: –0,10; InvNr: 314; Nr: 2020.
lagernde Bänder und Flächen bildet; Gr: 3; D: 1; Ware: 1;
1978; „Hor. I“; Qu: К4; Tiefe: –0,20; Nr: 6810; vgl. 9 – Bodenfragment eines Miniaturbechers auf hohem
Taf. 56,11. Standring (B4b); Of: geglättet; der obere Teil ist mit Kan-
neluren verziert (V4); Gr: 2; D: 1; Ware: 7; 1974; Qu: 61;
3 – Randfragment eines Bechers (B) mit leicht sich ver- Tiefe: –0,20; MusNr: MTg-1916A; InvNr: 57; Nr: 20.
engendem Mundsaum; Of: geglättet; die Oberfläche ist
mit tiefen Kanneluren (V4) verziert, die sich überlagern- 10 – Miniaturbecher (B4) auf hohem Fuß; Of: gerauht;
de Bänder und Dreiecksflächen bilden; Gr: 3; D: 1; Ware: unverziert; H: 6,6; Br: 1; Ware: 24; InvNr: 447; Nr: 24078;
1; 1978; „Hor. IV“; Qu: 147; Nr: 8113; vgl. Taf. 56,14. vgl. Taf. 50,7.
4 – Randfragment eines Bechers (B); Gr: 3; D: 1; Ware: 11 – Miniaturbecher (B4) auf niedrigem Fuß; Of: geglät-
außen schwarz, innen schwarz, Bruch schwarz, Tonma- tet; der Fuß ist mit Kerben verziert (V3b); H: 9; Br: 7,5; D:
gerung gereinigt; „Hor. I“; Qu. 125 (Dokum. Angelova); 2; Ware: 20; InvNr: 271; Nr: 24079; vgl. Taf. 50,3.
Nr: 24073. 12 – Miniaturbecher (B4) auf abgeplatteter Standfläche
5 – Randfragment eines Bechers (B) mit leicht auskra- und ausgezogenem Hals; Of: geglättet; unverziert; H:
gender Randlippe; Of: poliert; Kerbrand (V3a); Gr: 2; D: 4,8; Br: 4,6; D: 1; Ware: 6; MusNr: MTg-2402A; Nr: 246.
2; Ware: 7; „Hor. II“; Qu: 51; Nr: 23293; vgl. Taf. 58,7.
13 – Miniaturbecher (B4) mit leicht ausbiegendem Profil;
6 – Randfragment eines Bechers (B1) mit leicht ausbie- Of: unbehandelt; unverziert; H: 3,7; Br: 2,4; D: 1; Ware:
gender Randlippe; Of: geglättet; kannelurverziert (V4); 5; MusNr: MTg-2403A; Nr: 245.
Gr. 3; D: 1; Ware: 1; „Hor. I“; Qu: 14; Nr: 6811; vgl.
14 – Miniaturbecher (B4); Of: unbehandelt; unverziert;
Taf. 56,3.
H: 3,4; Br: 2,7; D: 1; Ware: 9; MusNr: MTg-2375A; Nr:
7 – Randfragment eines Bechers (B) mit ausbiegendem 24032.
Profil; Gr: 3; D: 1; Ware: außen hellbraun, innen hell-
15 – Leicht bauchiger Miniaturbecher (B4) mit leicht sich
braun, Bruch hellbraun, Tonmagerung mit Sand; „Hor.
verengendem Mundsaum und leicht ausbiegendem Fuß;
I“; Qu: 6 (Dokum. Angelova); Nr: 24051.
Of: geglättet; mit annähernd horizontalen Ritzungen
8 – Randfragment eines Bechers (B) mit gerader Wan- (V1d) verziert; H: 6,2; Br: 4,2; D: 1; Ware: 7; MusNr:
dung; Gr: 2; D: 2; Ware: außen ziegelrot, innen ziegelrot, MTg-2404A; Nr: 242.
120
IV Die Funde
16 – Miniaturbecher (B4) mit ausbiegendem Profil und 8 – Becherartiger Topf auf hohem Standring (B3b); Of:
abgeplatteter Standfläche; Of: geglättet; unverziert; H: geglättet; mit horizontalen Kanneluren verziert (V4); H:
6,4; Br: 6,2; D: 1; Ware: 7; 1974; „Hor. I“; Qu: 15; Tiefe: 22,5; Br: 18,1; D: 1; Ware: 4; 1976; „Hor. I“; Qu: 22;
–2,50; MusNr: MTg-1929A; Nr: 24060. MusNr: MTg-1972A; InvNr: 101; Nr: 1; vgl. Taf. 50,4.
9 – Becherartiger Topf auf massivem Fuß (B3a); Of: un-
Tafel 3. Becher mit Bandhenkel. behandelt; unverziert; H: 17,5; Br: 15,1; D: 1; Ware: 5;
1976; „Hor. I“; Qu: 22; MusNr: MTg-1966A; InvNr: 95;
1 – Mittelstück eines Bechers (B2) mit profiliertem Band- Nr: 5; vgl. Taf. 50,5.
henkel (Hd); Of: geglättet; kannelurverziert (V4) mit zwei
senkrechten Ritzungen auf dem Henkel; Gr: 3; D: 2; Wa- Tafel 5. Becher und becherartige Töpfe.
re: 5; Nr: 24288.
1 – Randfragment eines becherartigen Topfes mit leicht
2 – Fragment eines Bechers (B2) mit Bandhenkel (Hd); ausbiegender Randlippe (B3); Of: geglättet; unverziert;
Of: geglättet; oberhalb des Henkels und am unteren Hen- Gr: 3; D: 2; Ware: 6; „Hor. I“; Qu: 125; Nr: 24088.
kelabschnitt mit Kanneluren verziert (V4); Gr: 3; D: 2;
Ware: 7; 1975; Qu: 59; MusNr: MTg-1640A; Nr: 24066. 2 – Randfragment eines becherartigen Topfes (B3); Of:
unbehandelt; kannelurverziert (V4); Gr: 3; D: 2; Ware:
3 – Mittelstück eines Bechers (B2) mit Bandhenkel (Hd); außen grau/braun, innen grau/braun, Bruch grau, Ton-
Of: geglättet; kannelurverziert (V4), der obere Abschnitt magerung ohne Beimengungen; „Hor. I“; Qu: 7 (Dokum.
des Henkels ist mit Kanneluren (V4) versehen; Gr: 3; D: Angelova); Nr: 24089.
2; Ware: 7; 1977; „Hor. II“; Qu: 52; InvNr: 151; Nr: 217.
3 – Randfragment eines becherartigen Topfes (B3); un-
4 – Becher (B2a) auf massivem Fuß mit profiliertem verziert; Gr: 3; D: 2; Ware: außen dunkelbraun/beige, in-
Bandhenkel (Hd), der mit zwei senkrechten, parallel ver- nen dunkelbraun, Bruch beige, Tonmagerung mit feinem
laufenden Kanneluren verziert ist; Of: poliert; kannelur- Kies; „Hor. I“; Qu: 16 (Dokum. Angelova); Nr: 24090.
verziert (V4); H: 18,6; Br: 12,5; D: 1; Ware: 1; MusNr:
MTg-2367A; Nr: 239. 4 – Randfragment eines Bechers mit gerader Wandung
(B); Of: unbehandelt; kannelurverziert (V4); Gr: 2; D: 2:
5 – Becher (B2b) auf abgeplatteter Standfläche und mit Ware: außen beige, innen beige, Bruch beige, gereinigte
leicht ausbiegender Randlippe mit Bandhenkel (Hd); Of: Tonmagerung; „Hor. I“; Qu: 125 (Dokum. Angelova); Nr:
geglättet; mit horizontalen Kanneluren verziert (V4); H: 24091.
18; Br: 11,8; D: 1; Ware: 7; 1979; „Hor. IV“; Qu: O;
5 – Randfragment eines Bechers mit gerader Wandung
MusNr: MTg-2462A; InvNr: 643; Nr: 238; vgl. Taf. 50,2.
(B); Of: unbehandelt; kannelurverziert (V4); Gr: 2; D: 2;
6 – Bodenfragment eines Bechers (B2) mit Ansatz eines Ware: außen braun, innen braun, Bruch braun, Tonmage-
runden Henkels (Ha); Of: geglättet; unverziert; Gr: 3; D: rung gereinigt; „Hor. I“; Qu: 125 (Dokum. Angelova); Nr:
2; Ware: 7; „Hor. I“; Qu: 6; Nr: 24080; vgl. Taf. 59,5. 24092.
6 – Randfragment eines Bechers mit leicht ausbiegender
Randlippe (B); Of: unbehandelt; unverziert; Gr: 2; D: 2;
Tafel 4. Becherartige Töpfe.
Ware: außen beige, innen beige, Bruch beige; Tonmage-
1 – Becherartiger Topf auf abgeplatteter Standfläche rung gereinigt; „Hor. I“; Qu: 125 (Dokum. Angelova); Nr:
(B3c); Of: geglättet, kannelurverziert (V4); H: 16,5; Br: 24093.
12,8; D: 2; Ware: 9; MusNr: MTg-1967A; Nr: 24081.
7 – Randfragment eines Bechers mit bauchiger Profilie-
2 – Randfragment eines becherartigen Topfes mit aus- rung (B1); Of: geglättet; mit schräg nach unten verlaufen-
biegendem Profil (B3); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: au- den Kanneluren verziert (V4); Gr: 3; D: 1; Ware: 1; 1979;
ßen braun, innen braun, Bruch braun, Tonmagerung ge- „Hor. IV“; Qu: 4; Kontext: aus einem Grubenhaus; InvNr:
reinigt; „Hor. I“; Qu: 17 (Dokum. Angelova); Nr: 24082. 638; Nr: 236.
3 – Randfragment eines Bechers (B) mit ausbiegender 8 – Becherartiger Topf (B3) mit ausbiegender Randlippe;
Randlippe; unverziert; Gr: 1; D: 2; Ware: außen beige, in- Of: poliert; unverziert; H: 9,6; Br: 10,5; D: 1; Ware: 1;
nen beige, Bruch beige, Tonmagerung mit Quarz (Do- 1977; „Hor. IV“; Qu: O2; Tiefe: –1,20; Kontext: aus ei-
kum. Angelova); Nr: 24083. nem Grubenhaus; InvNr: 536; Nr: 2035; vgl. Taf. 50,9.
4 – Randfragment eines becherartigen Topfes mit aus- Tafel 6. Töpfe mit eingestelltem Rand.
biegender Randlippe (B3); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware:
außen beige/grau, innen beige/grau, Bruch grau, Ton- 1 – Randfragment eines bauchigen Topfes mit eingestell-
magerung porös; „Hor. I“; Qu: 50 (Dokum. Angelova); tem Rand (T1); mit einer Fingertupfenleiste (V2b) und Rit-
Nr: 24084. zungen (V1d) verziert; Gr: 3; D: 2; Ware: außen braun, in-
nen schwarz; Bruch schwarz, poröse Tonmagerung;
5 – Randfragment eines becherartigen Topfes mit leicht „Hor. I“; Qu: 44 (Dokum. Angelova); Nr: 24094.
ausbiegender Randlippe (B3); unverziert; Gr: 2; D: 2; Wa-
re: außen dunkelbraun, innen braun, Bruch grau; „Hor. 2 – Randfragment eines bauchigen Topfes mit eingestell-
I“; Qu: 54 (Dokum. Angelova); Nr: 24085. tem Rand (T1); mit groben Eindrücken verziert (V1a); Gr:
3; D: 2; Ware: außen hellbraun, innen hellbraun, Bruch
6 – Bodenfragment eines Bechers auf hohem Standring beige, mit feinem Sand gemagert; „Hor. I“; Qu: 50 (Do-
(B1b); Of: geglättet; unverziert; Gr: 3; D: 2; Ware: 10; kum. Angelova); Nr: 24095.
InvNr: 173; Nr: 24086.
3 – Randfragment eines bauchigen Topfes mit eingestell-
7 – Bodenfragment eines Bechers auf massivem Fuß tem Rand (T1); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen beige,
(B1a); Of: geglättet; unverziert; Gr: 3; D: 2; Ware: 24; innen schwarz, Bruch dunkelbraun, Tonmagerung mit
Qu: 55; Nr: 24087; vgl. Taf. 55,5. Quarz; „Hor. I“; Qu. 12 (Dokum. Angelova); Nr: 24096.
121
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
4 – Randfragment eines bauchigen Topfes mit eingestell- 2 – Randfragment eines großen Topfes mit eingestelltem
tem Rand (T1); ritzverziert (V1d); Gr: 3; D: 2; Ware: außen Rand (T1); ritzverziert (V1d); Gr: 3; D: 2; Ware: außen
braun, innen schwarz, Bruch schwarz, Tonmagerung ge- dunkelbraun, innen schwarz, Bruch schwarz, Tonmage-
reinigt; „Hor. I“; Qu: 125 (Dokum. Angelova); Nr: 24097. rung mit Sand; „Hor. I“; Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr:
24105.
5 – Randfragment eines bauchigen Topfes mit eingestell-
tem Rand (T1); mit groben Eindrücken verziert (V1a); Gr: 3 – Randfragment eines Topfes mit eingestelltem Rand
3; D: 2; Ware: außen grau/braun, innen dunkelbraun, (T1); kannelurverziert (V4); Gr: 2; D: 2; Ware: außen dun-
Bruch beige, Tonmagerung mit Sand; „Hor. I“; Qu: 61 kelbraun, innen beige, Bruch beige, Tonmagerung gerei-
(Dokum. Angelova); Nr: 24098. nigt; „Hor. I“; Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr: 24106.
6 – Randfragment eines bauchigen Topfes mit eingestell- 4 – Randfragment eines Topfes mit eingestelltem Rand
tem Rand (T1); mit groben Eindrücken verziert (V1a); Gr: (T1); ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 2; Ware: außen braun,
3; D: 2; Ware: außen beige/braun, innen beige/braun, innen braun, Bruch braun, Tonmagerung gereinigt;
Bruch beige/braun, Tonmagerung gereinigt; „Hor. I“; „Hor. I“; Qu: 17 (Dokum. Angelova); Nr: 24107.
Qu: 16 (Dokum. Angelova); Nr: 24099.
5 – Randfragment eines kugeligen Topfes (T1d); ritzver-
ziert (V1d); Gr: 2; D: 1; Ware: außen braun, innen rot,
Tafel 7. Töpfe mit eingestelltem Rand. Bruch grau, poröse Tonmagerung mit Quarz; „Hor. I“;
1 – Randfragment eines Topfes mit eingestelltem Rand Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr: 24108.
(T1); Of: geglättet; Ritz- und Eindruck verziert (V1d und
6 – Randfragment eines Topfes mit eingestelltem Rand
V1a); Gr: 2; D: 2; Ware 10; 1978; „Hor. 1“; Qu: 112; Tie-
(T1); ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 2; Ware: außen beige, in-
fe: –0,15; Nr: 24035; vgl. Taf. 57,13.
nen beige, Bruch beige, Tonmagerung gereinigt; „Hor. I“;
2 – Randfragment eines Topfes mit eingestelltem Rand Qu: 15 (Dokum. Angelova); Nr: 24109.
(T1); Of: geglättet; ritzverziert (V1d); Gr: 3; D: 2; Ware:
7 – Randfragment (unbestimmt); ritzverziert (V1d); Gr: 3;
14; MusNr: MTg-2416A; InvNr: 121; Nr: 24041.
D: 2; Ware: außen braun, innen schwarz, Bruch grau/
3 – Randfragment eines Topfes mit eingestelltem Rand braun, Tonmagerung mit Sand; „Hor. I“; Qu: 61 (Dokum.
(T1); ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 2; Ware: außen ziegelrot, Angelova); Nr: 24110.
innen dunkelbraun, Bruch dunkelbraun, poröse Magerung
mit Sand; „Hor. I“; Qu: 33 (Dokum. Angelova); Nr: 24100.
Tafel 10. Töpfe mit eingestelltem Rand.
4 – Randfragment eines kugeligen Topfes (T1d); ritzver-
ziert (V1d); Gr: 3; D: 2; Ware: außen braun, innen dunkel- 1 – großer Topf mit kugeligem Unterteil und einer gera-
braun, Bruch grau, Magerung mit Sand; „Hor. I“; Qu: 14 den, leicht eingestellten Wandung (T1c); Of: geglättet,
(Dokum. Angelova); Nr: 24101. unverziert; H: 30,5; Br: 29,2; D: 2; Ware: 23; InvNr: 303;
Nr: 24045.
5 – Randfragment eines kugeligen Topfes (T1d); ritz- und
eindruckverziert; Gr: 3; D: 2; Ware: außen ockerfarben, 2 – Mittelstück eines kugeligen Gefäßes; Of: geglättet;
innen schwarz, Bruch grau, Magerung porös; „Hor. I“; einzelne Zierwarze unterhalb des Bauches (V2c); Gr: 3;
Qu: 55 (Dokum. Angelova); Nr: 24102. D: 2; Ware: 5; 1976; „Hor. III“; Qu: 146; Tiefe: –0,40;
Nr: 24111; vgl. Taf. 55,16.
6 – Randfragment eines Topfes mit eingestelltem Rand
(T1); verziert mit Ritzungen und Fingertupfenleiste (V1d 3 – Topf mit eingestelltem Rand, kugelige Form (T1d); Of:
und V2b); Gr: 3; D: 3; Ware: außen beige, innen beige, geglättet; unverziert; H: 14,6; Br: 19,6; D: 2; Ware: 11;
Bruch beige, Magerung mit Sand; „Hor. I“; Qu: 125 (Do- 1977; „Hor. IV“; Qu: 5; Tiefe: –0,40; Kontext: aus einem
kum. Angelova); Nr: 24103. Grubenhaus; InvNr: 278; Nr: 2032; vgl. Taf. 51,2.
122
IV Die Funde
9 – Mittelstück eines kugeligen Gefäßes; Of: geglättet; 3 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
ritz- und buckelverziert (V1d und V2a); Gr: 1; D: 2; Ware: (T2); ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 2; Ware: außen braun,
3; 1978; „Hor. III“; Qu: Ж1; Tiefe: –0,20; InvNr: 450; Nr: innen grau, Bruch grau, Tonmagerung gereinigt; „Hor.
260. I“; Qu: 7 (Dokum. Angelova); Nr: 24124.
10 – Bodenfragment eines kugeligen Miniaturtöpfchens 4 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
(T4); Of: poliert; kannelurverziert (V4), der Boden ist mit (T2); ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 1; Ware: außen hell-
Kerben verziert (V3b); Gr: 2; D: 2; Ware: 7; 1978; „Hor. braun, innen dunkelbraun, Bruch beige, Tonmagerung
I“; Qu: Б2; Tiefe: –0,10; InvNr: 407; Nr: 2021; vgl. gereinigt; „Hor. I“; Qu: 14 (Dokum. Angelova); Nr: 24125.
Taf. 51,11.
5 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
11 – kugeliges Miniaturtöpfchen (T4); Of: unbehandelt; (T2); ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 2; Ware: außen dunkel-
unverziert; H: 7,1; Br: 7,9; D: 1; Ware: 10; 1978; „Hor. braun, innen braun/rot, Bruch schwarz, Tonmagerung
III“; Qu: 136; Tiefe: –0,20; MusNr: MTg-2385A; InvNr: gereinigt; „Hor. I“; Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr:
545; Nr: 12; vgl. Taf. 51,7. 24126.
12 – kugeliges Miniaturtöpfchen (T4); Of: unbehandelt; 6 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
unverziert; H: 5,1; Br: 9; D: 2; Ware: 13; InvNr: 277; Nr: (T2); ritzverziert (V1d), der Rand ist mit Kerben verziert
24047; vgl. Taf. 51,10. (V3a); Gr: 3; D: 2; Ware: außen dunkelbraun, innen dun-
kelbraun, Bruch dunkelbraun, Tonmagerung mit Quarz;
„Hor. I“; Qu: 64 (Dokum. Angelova); Nr: 24127.
Tafel 11. Töpfe mit ausbiegendem Rand.
7 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
1 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
(T2); ritzverziert (V1d); Gr: 1; D: 2; Ware: außen braun,
(T2); Leiste und Ritzung (V1d und V2b); Gr: 3; D: 2; Ware:
innen dunkelbraun, Bruch dunkelbraun, Tonmagerung
außen ziegelrot, innen, grau/beige, Bruch grau/beige,
gereinigt; „Hor. I“; Qu: 14 (Dokum. Angelova); Nr:
Tonmagerung gereinigt (Dokum. Angelova); Nr: 24115.
24128.
2 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand 8 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
(T2); unverziert; Gr: 1; D: 1; Ware: außen braun, innen (T2); ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 2; Ware: außen hell-
grau/schwarz, Bruch beige, Tonmagerung mit Sand; braun, innen dunkelbraun, Bruch hellbraun, Tonmage-
„Hor. I“; Qu: 44 (Dokum. Angelova); Nr: 24116. rung mit Sand; „Hor. I“; Qu: 15 (Dokum. Angelova); Nr:
3 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand 24129.
(T2); mit groben Eindrücken verziert (V1a); Gr: 2; D: 2;
Ware: außen schwarz, innen schwarz, Bruch schwarz, Tafel 13. Töpfe mit ausbiegendem Rand.
Tonmagerung mit Sand; „Hor. III“; Qu: Л2; (Dokum. An-
gelova); Nr: 24117. 1 – Randfragmente und Mittelstücke eines großen Top-
fes mit ausbiegendem Rand (T2); Ritz- und Buckelzier
4 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand (V1d und V2a); Gr: 3; D: 2; Ware: 10; Qu: 51; Nr: 24036.
(T2); unverziert; Gr: 1; D: 1; Ware: außen braun, innen
braun, Bruch braun, Tonmagerung mit Sand; „Hor. III“; 2 – Topf mit ausbiegendem Rand (T2); Of: geglättet; Leis-
Qu: Б2 (Dokum. Angelova); Nr: 24120. te und Ritzung (V1d undV2b); H: 11,5; Br: 13,3; D: 2; Wa-
re: 10; MusNr: MTg-2366A; Nr: 24037.
5 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
(T2); ritzverziert (V1d); Gr: 3; D: 2; Ware: außen braun, 3 – Randfragment eines Topfes (T0); Of: Barbotine; ver-
innen dunkelbraun, Bruch dunkelbraun, Tonmagerung ziert mit einer plastisch profilierten Leiste; Gr: 3; D: 2;
mit Sand; „Hor. I“; Qu: 14 (Dokum. Angelova); Nr: Ware: 10; 1978; „Hor. III“; Qu: O; Nr: 10767; vgl.
24118. Taf. 58,16.
6 – Randfragment, wahrscheinlich eines Topfes mit aus- 4 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
biegendem Rand; unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen (T2); Fingertupfenleiste und Ritzung (V1d u.V2b); Gr: 3;
grau/ziegelrot, innen grau, Bruch grau/beige, poröse D: 2; Ware: außen beige, innen dunkelbraun, Bruch grau,
Tonmagerung mit Quarz; „Hor. I“; Qu: 22 (Dokum. Ange- Tonmagerung gereinigt; „Hor. I“; Qu: 61 (Dokum. Angelo-
lova); Nr: 24119. va); Nr: 24130.
5 – Topf mit ausbiegendem Rand (T2b); Of: geglättet; Fin-
7 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
gertupfenleiste und Ritzung (V1d und V2b); H: 17,4; Br:
(T2); Ritz- und Buckelzier (V1d und V2a); Gr: 3; D: 2; Wa-
19,5; D: 2; Ware: 12; 1977; „Hor. III“; Qu: 31; Tiefe:
re: außen grau/beige, innen dunkelbraun, Bruch dunkel-
–0,60; InvNr: 254; Nr: 92; vgl. Taf. 51,5.
braun, poröse Tonmagerung mit grobem Sand; (Dokum.
Angelova); Nr: 24121. 6 – Großer Topf mit ausbiegendem Rand (T2a); Of: ge-
glättet; Kerbleiste und Eindrücken (V2b und V1a); H: 29;
Tafel 12. Töpfe mit ausbiegendem Rand. Br: 29; D: 2; Ware: 10; Qu: 53; Nr: 24038; vgl. Taf. 51,1.
1 – Randfragment eines kleinen Topfes mit ausbiegen- 7 – Kleiner Topf mit ausbiegendem Rand (T2b); Of: unbe-
dem Rand (T2); ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 2; Ware: au- handelt; mit groben Eindrücken (V1a) und gekerbter
ßen hellbraun, innen hellbraun, Bruch beige, Tonmage- Randlippe (V3a) verziert; H: 9,3; Br: 11,4; D: 2; Ware:
rung gereinigt; „Hor. I“; Qu: 50 (Dokum. Angelova); Nr: 10; 1977; Qu: 60; Tiefe: –0,80; MusNr: MTg-2387A;
24122. InvNr: 268; Nr: 9; vgl. Taf. 51,4.
123
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
V1a); Gr: 3; D: 2; Ware: 10; 1978; Tiefe: –2,10; Nr: Tafel 16. Töpfe und Miniaturtöpfe.
24131; vgl. Taf. 58,13.
1 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
2 – Randfragment eines Topfes mit abgesetztem, leicht (T2c); ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 2; Ware: außen beige,
ausbiegendem Rand (T2); ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 2; innen schwarz, Bruch beige, Tonmagerung mit Sand;
Ware: außen grau, innen grau/beige, Bruch grau, Tonma- „Hor. III“; Qu: Л1 (Dokum. Angelova); Nr: 24145.
gerung porös; „Hor. I“; Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr:
24132. 2 – Randfragment eines kugeligen Topfes mit ausbiegen-
dem Rand (T2b); Fingertupfenleiste und Ritzung (V2b
3 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand und V1d); Gr: 2; D: 2; Ware: außen braun, innen braun,
(T2); unverziert; Gr: 3; D: 2; Ware: außen beige, innen Bruch beige, Tonmagerung mit Sand; „Hor. I“; Qu: 13
schwarz, Bruch beige, Tonmagerung mit Sand; „Hor. III“; (Dokum. Angelova); Nr: 24146.
Qu: Л1 (Dokum. Angelova); Nr: 24133.
3 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
4 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand (T2c); ritzverziert (V1d); Gr: 3; D: 1; Ware: außen ziegel-
(T2); ritzverziert (V1d); Gr: 3; D: 2; Ware: außen hell- rot, innen schwarz, Bruch schwarz, Tonmagerung mit
braun, innen grau/braun, Bruch hellbraun, Tonmagerung Sand; „Hor. I“; Qu: 33 (Dokum. Angelova); Nr: 24147.
gereinigt; „Hor. I“; Qu: 6 (Dokum. Angelova); Nr: 24134.
4 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
5 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand (T2); ritzverziert (V1d); Gr: 3; D: 2; Ware: außen braun,
(T2); ritzverziert (V1d); Gr: 3; D: 2; Ware: außen braun, innen dunkelbraun, Bruch grau, Tonmagerung mit mittel-
innen schwarz, Bruch dunkelgrau, Tonmagerung mit großem Kies; „Hor. I“; Qu: 16 (Dokum. Angelova); Nr:
Sand; „Hor. I“; Qu: 50 (Dokum. Angelova); Nr: 24135. 24148.
6 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand 5 – Bikonisches Töpfchen (T3); Of: geglättet; unverziert;
(T2); ritzverziert (V1d); Gr: 3; D: 2; Ware: außen beige, in- H: 4,2; Br: 5,9; D: 1; Ware: 9; 1976; „Hor. I“; Qu: 14;
nen dunkelbeige, Bruch dunkelbeige, Tonmagerung mit MusNr: MTg-1939A; InvNr: 80; Nr: 244.
Sand; „Hor. I“; Qu: 14 (Dokum. Angelova); Nr: 24136.
6 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
7 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand (T2); Of: geglättet; Kerbleiste und Ritzung (V2b und V1d);
(T2); Leiste und Ritzung (V2b und V1d); Gr: 3; D: 2; Ware: Gr: 2; D: 2; Ware: 2; 1978; „Hor. IV“; Qu: 127; Tiefe:
außen hellbraun, innen beige, Bruch beige, Tonmage- –1,30; Nr: 10742; vgl. Taf. 58,12.
rung mit grobem Sand; „Hor. I“; Qu: 50 (Dokum. Angelo-
va); Nr: 24137. 7 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
(T2); Of: geglättet; ritz- und warzenverziert (V1d und
Tafel 15. Töpfe mit ausbiegendem Rand. V2c), der Rand ist mit Kerben versehen (V3a); Gr: 2; D:
2, Ware: 14; Hor. III“; Nr: 24149; vgl. Taf. 57,16.
1 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
(T2); ritzverziert (V1d); Gr: 3; D: 2; Ware: außen hell- 8 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
braun, innen dunkelbraun, Bruch beige, Tonmagerung (T2b); Of: geglättet, kannelurverziert (V4); Buckelöse
mit feinem Sand; „Hor. I“; Qu: 61 (Dokum. Angelova); aufgesetzt (Hf); Gr: 2; D: 1; Ware: 1; „Hor. I“, Qu: 14; Nr:
Nr: 24138. 9250; vgl. Taf. 59,6.
2 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand 9 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
(T2); mit groben Eindrücken verziert (V1a); Gr: 3; D: 2; und dem Ansatz eines Henkels (T2e); Of: geglättet; kan-
Ware: außen grau/ziegelrot, innen grau/beige, Bruch nelurverziert (V4); Bandhenkel (Hd); Gr: 2; D: 1; Ware: 7;
grau/schwarz, poröse Tonmagerung; „Hor. I“; Qu: 22 1976; Qu: 5; Tiefe: –0,20; Nr: 10934; vgl. Taf. 59,7.
(Dokum. Angelova); Nr: 24139. 10 – Topf mit ausbiegendem Rand (T2b) mit Fuß; Of: unbe-
3 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand handelt; unverziert; H: 7,5; Br: 10,1; D: 1; Ware: 6; 1977;
(T2); Fingertupfenleiste und Ritzung (V2b und V1d); Gr: Tiefe: –0,80; MusNr: MTg-2365A; Nr: 2; vgl. Taf. 51,12.
3; D: 2; Ware: außen braun/rot, innen schwarz, Bruch 11 – Kleiner kugeliger Topf mit leicht ausbiegender
hellbeige, Tonmagerung mit Sand; „Hor. I“; Qu: 6 (Do- Randlippe (T2c); Of: poliert; unverziert; H: 8; Br: 9; D: 1;
kum. Angelova); Nr: 24140. Ware: 7; 1978; „Hor. III“; Qu: E5; Tiefe: –0,10; InvNr:
4 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand 440; Nr: 113.
(T2b); ritzverziert (V1d); Gr: 3; D: 2; Ware: außen braun, 12 – Bikonischer Topf (T3); Of: geglättet; der Fuß ist mit
innen dunkelbraun, Bruch dunkelbraun, Tonmagerung Kerben verziert (V3b); H: 6,9; Br: 11,4; D: 1; Ware: 6;
mit Sand; „Hor. I“; Qu: 1 (Dokum. Angelova); Nr: 24141. 1977; „Hor. IV“; Qu: 5; Tiefe: –0,70; Kontext: aus einem
5 – Randfragment eines kugeligen Topfes mit ausbiegen- Grubenhaus; InvNr: 267; Nr: 2034; vgl. Taf. 51,8.
dem Rand (T2c); ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 2; Ware: au- 13 – Randfragment eines Miniaturtopfes (T4); Of: geglät-
ßen braun, innen schwarz, Bruch schwarz, Tonmagerung tet; unverziert; Gr: 1; D: 1; Ware: 3; 1976; „Hor. I“, Qu:
mit grobem Sand; „Hor. I“; Qu: 14 (Dokum. Angelova); 38; MusNr: MTg-1978A; Nr: 24062.
Nr: 24142.
14 – Randfragment eines bikonischen Töpfchens (T3);
6 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand Of: geglättet; scharfkantige Eindrücke (V1b); Gr: 2; D: 2;
(T2d); ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 2; Ware: außen hell- Ware: 9; „Hor. III“; Nr: 24150; vgl. Taf. 57,8.
braun, innen braun, Bruch braun, Tonmagerung mit
Quarz; „Hor. I“; Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr: 24143. 15 – Bikonisches Miniaturtöpfchen (T4); Of: unbehan-
delt; unverziert; H: 4,4; Br: 6; D: 2; Ware: 9; InvNr: 508;
7 – Randfragment eines Topfes mit ausbiegendem Rand
Nr: 24046.
(T2c); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen grau/beige, in-
nen grau/beige, Bruch grau/beige, poröse Tonmage- 16 – Bikonisches Miniaturtöpfchen mit ausgeprägtem
rung; „Hor. I“; Qu: 44 (Dokum. Angelova); Nr: 24144. Fuß (T4); Of: geglättet; unverziert; H: 5,1; Br: 6,2; D: 2;
124
IV Die Funde
Ware: 7; 1978; „Hor. I“; Qu: H2; Tiefe: –0,15; MusNr: bem Sand; „Hor. I“; Qu: 22 (Dokum. Angelova); Nr:
MTg-2382A; InvNr: 368; Nr: 14; vgl. Taf. 51,6. 24158.
17 – Kugeliger Miniaturtopf (T4); Of: unbehandelt; mit 4 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem
groben Eindrücken verziert (V1a); H: 5,5; Br: 7,7; D: 2; Hals (K2); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen braun, in-
Ware: 10; 1978; „Hor. III“; Qu: K3; Tiefe: –0,10; InvNr: nen dunkelbraun, Bruch dunkelbraun, Tonmagerung ge-
476; Nr: 97; vgl. Taf. 51,9. reinigt; „Hor. I“; Qu: 14 (Dokum. Angelova); Nr: 24160.
18 – Bauchiger Miniaturtopf (T4); Of: unbehandelt; mit 5 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem
groben Eindrücken verziert (V1a); H: 7, Br: 7,5; D: 1; Wa- Hals (K2); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen schwarz,
re: 11, 1979; MusNr: MTg-2380A; InvNr: 605; Nr: 8. innen schwarz, Bruch schwarz, poröse Tonmagerung mit
Sand; „Hor. I“; Qu: 44 (Dokum. Angelova); Nr: 24159.
Tafel 17. Krugartige Gefäße. 6 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem
1 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem Hals (K2); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen grau/
Hals (K2); Of: geglättet; kannelurverziert (V4); Gr: 3; D: braun, innen schwarz, Bruch grau, Tonmagerung mit
1; Ware: 17; Nr: 9030; vgl. Taf. 56,2. Sand; „Hor. I“; Qu: 50 (Dokum. Angelova); Nr: 24161.
2 – Randfragment eines Gefäßes mit Zylinderhals (K1); 7 – Fragment eines kugeligen Gefäßes mit ausgezoge-
Of: geglättet; am Halsansatz mit groben Eindrücken ver- nem Hals (K2); Of: geglättet; mit plastischen, eng neben-
ziert (V1a); Gr: 3; D: 2; Ware: 17; 1978; „Hor. I“; Qu: 145; einanderstehenden Warzen am Bauch verziert (V2b); Gr:
Tiefe: –0,20; Nr: 16029; vgl. Taf. 57,18. 3; D: 2; Ware: 3; „Hor. II“; Qu. 3; Nr: 23312; vgl.
Taf. 55,15.
3 – Randfragment eines Gefäßes mit Zylinderhals (K1);
Of: poliert; unverziert; Buckelöse subkutan (He); Gr: 3; 8 – Randfragment eines kugeligen Gefäßes mit ausgezo-
D: 1; Ware: 12; Qu: 5'; Nr: 24151. genem Hals (K2); Of: geglättet; mit Buckelzier (V2a); Gr:
2; D: 2; Ware: 7; 1978; „Hor. I“; Qu: Ж1; Tiefe: –0,40;
4 – Mittelstück eines kugeligen Gefäßes (K); Of: geglät- Kontext: aus einem Grubenhaus; Nr: 18641; vgl.
tet; unverziert; Buckelöse aufgesetzt (Hf); Gr: 3; D: 2; Taf. 58,4.
Ware: 18; 1979; „Hor. III“; Qu: Л1; InvNr: 634; Nr: 2010.
9 – Kleines kugeliges Gefäß mit engem Mundsaum
5 – Bodenfragment eines kugeligen Gefäßes (K); Of: po- (K2c); Of: geglättet; unverziert; Buckelöse aufgesetzt
liert; unverziert; Buckelöse subkutan (He); Gr: 3; D: 2; (Hf); H: 6,7; Br: 8,4; D: 2; Ware: 12; InvNr: 489; Nr:
Ware: 24; Nr: 24152; vgl. Taf. 53,5. 24162; vgl. Taf. 53,2.
6 – Bodenfragment eines kugeligen Gefäßes (K); Of: ge- 10 – Anpassende Fragmente eines Gefäßes mit ausgezo-
glättet; unverziert; Buckelöse subkutan (He); Gr: 3; D: 2; genem Hals (K2b); Of: geglättet; unverziert; Gr: 3; D: 1;
Ware: 14; 1977; „Hor. III“; Qu: 51; Tiefe: –0,24; InvNr: Ware: 7; Qu: 115; Nr: 261; vgl. Taf. 53,3.
301; Nr: 90; vgl. Taf. 53,4.
11 – Randfragment eines kugeligen Gefäßes mit engem
Mundsaum (K2c); Of: geglättet; unverziert; Buckelöse
Tafel 18. Krugartige Gefäße.
aufgesetzt (Hf); Gr: 2; D: 1; Ware: 1; 1977; „Hor. III“;
1 – Gefäß mit ausgezogenem Hals (K2a); Of: geglättet; Qu: 23; Tiefe: –0,40; InvNr: 292; Nr: 2026.
unverziert; Buckelöse aufgesetzt (Hf); H: 30,9; Br: 24,5;
D: 2; Ware: 10; InvNr: 302; Nr: 24153; vgl. Taf. 53,1. Tafel 20. Krugartige Gefäße.
2 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem 1 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem
Hals (K2); Of: geglättet; unverziert; Gr: 3; D: 2; Ware: Hals (K2); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen braun, in-
12; InvNr: 302; Nr: 24154. nen dunkelbraun, Bruch: dunkelbraun; Tonmagerung ge-
3 – Gefäß ausgezogenem Hals (K2); Of: geglättet; unver- reinigt; „Hor. I“; Qu: 50 (Dokum. Angelova); Nr: 24163.
ziert; Buckelöse subkutan (He); H: 23,5; Br: 21,5; D: 2; 2 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem
Ware: 12; InvNr: 297; Nr: 24155. Hals (K2); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen braun, in-
4 – Bodenfragment und offenbar zugehörige Schulter- nen dunkelbraun, Bruch: grau, Tonmagerung gereinigt;
fragmente eines Gefäßes mit ausgezogenem Hals (K2); „Hor. I“; Qu: 54 (Dokum. Angelova); Nr: 24164.
Of: geglättet; scharfkantige Eindrücke und Kerbfuß (V1b 3 – Randfragment eines Gefäßes mit Zylinderhals (K1);
und V3b); Gr: 3; D: 2; Ware: 7; 1976; „Hor. I“; Qu: 34 Of: geglättet; mit scharfkantigen Eindrücken (V1b) ver-
+ 21; Tiefe: –0,20; Nr: 23506. ziert; Gr: 3; D: 2; Ware: 12; „Hor. II“; Qu: 50; Nr: 24165;
vgl. Taf. 57,22.
Tafel 19. Krugartige Gefäße.
4 – Randfragment eines Gefäßes mit Zylinderhals (K1);
1 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem unverziert; Gr: 3; D: 2; Ware: außen hellbraun, innen
Hals (K2); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen braun, in- hellbraun, Bruch hellbraun, Tonmagerung gereinigt;
nen beige, Bruch beige, Tonmagerung mit Sand; „Hor. „Hor. I“; Qu: 125 (Dokum. Angelova); Nr: 24166.
III“; Qu: Л2 (Dokum. Angelova); Nr: 24156.
5 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem
2 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem Hals (K2); unverziert; Gr: 1; D: 1; Ware: außen dunkel-
Hals (K2); unverziert; Gr: 3; D: 2; Ware: außen grau/bei- braun, innen dunkelbraun, Bruch braun, Tonmagerung
ge, innen grau, Bruch grau, Tonmagerung gereinigt; gereinigt; „Hor. I“; Qu: 7 (Dokum. Angelova); Nr: 24167.
„Hor. I“; Qu: 44 (Dokum. Angelova); Nr: 24157.
6 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem
3 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem Hals (K2); Of: geglättet; unverziert; Gr: 3; D: 2; Ware:
Hals (K2); unverziert; Gr: 2; D: 1; Ware: außen ziegelrot, 12; 1978; „Hor. II“; Qu: 112; Tiefe: –0,15; Nr: 24168;
innen ziegelrot, Bruch ziegelrot, Tonmagerung mit gro- vgl. Taf. 58,9.
125
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
7 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem Hals 7 – Schüssel mit ausbiegendem Rand auf massivem
(K2); Of: geglättet; mit sehr feinen, scharfkantigen Eindrü- Standfuß (S1c); Of: geglättet; unverziert; H: 8; Br: 12,2;
cken (V1b) verziert; Gr: 3; D: 2; Ware: 9; 1979; „Hor. III“; D: 1; Ware: 10; 1976; „Hor. I“; Qu: 6; MusNr: MTg-
Qu: 146; Tiefe: –0,15; Nr: 24169; vgl. Taf. 57,21. 1975A; Nr: 24065.
3 – Randfragment einer Schüssel mit S-Profil (S1); unver- 10 – Randfragment einer Schüssel mit leichtem S-Profil
ziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen braun, innen grau/braun, (S1); unverziert; Gr: 3, D: 2; Ware: außen beige, innen
Bruch braun, Tonmagerung gereinigt; „Hor. I“; Qu: 7 (Do- schwarz, Bruch beige, Tonmagerung gereinigt; „Hor. I“;
kum. Angelova); Nr: 24171. Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr: 24176.
4 – Schüssel mit S-Profil auf flacher Standfläche (S1a); 11 – Randfragment einer Schüssel mit schwachem S-
Of: unbehandelt; unverziert; H: 13,9; D: 2; Ware: 5; Profil (S1); ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 2; Ware: außen
1978; „Hor. III“; Qu: 145; Tiefe: –0,20; MusNr: MTg- braun, innen schwarz, Bruch schwarz, Tonmagerung mit
2377A; InvNr: 546; Nr: 10. Quarz; „Hor. I“, Qu: 13; Nr: 24177.
4 – Schüssel mit S-Profil (S1a); Of: poliert; die Standflä- 6 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
che ist mit Kerben verziert (V3b); H: 4,9; Br: 10,7; D: 1; (S2) Fußschüssel; kannelurverziert (V4), Gr: 3; D: 1; Wa-
Ware: 7; 1978; „Hor. III“; Qu: 145; Tiefe: –0,20; MusNr: re: außen dunkelbraun, innen dunkelbeige, Bruch grau/
MTg-2379A; InvNr: 548; Nr: 13. beige, Tonmagerung gereinigt; „Hor. I“; Qu: 14 (Dokum.
Angelova); Nr: 24178.
5 – Randfragment eines Gefäßes mit engem Mundsaum
und ausbiegender Randlippe; Of: poliert; kannelurver- 7 – Randfragment einer kugeligen Schüssel (S2); Of: ge-
ziert (V4); Gr: 2; D: 1; Ware: 7; „Hor. III“; Qu: 59; Nr: glättet; kannelur- und buckelverziert (V4 und V2a); Gr: 3;
24044; vgl. Taf. 56,7. D: 2; Ware: 7; 1978; „Hor. III“; Qu: 127; Tiefe: –1,30; Nr:
10961; vgl. Taf. 54,16.
6 – Schüssel mit leichtem S-Profil (S1c); Of: geglättet;
unverziert; H: 4,4; Br: 9,1; D: 2; Ware: 10; 1979; „Hor. IV“; 8 – Randfragment einer Schüssel mit S-Profil (S1); Of:
Tiefe: –1,70; Kontext: aus einem Grubenhaus; InvNr: 607; geglättet; unverziert; Gr: 3; D: 2; Ware: 6; 1977; „Hor. I“;
Nr: 99. Qu: 25; Tiefe: –0,40; InvNr: 255; Nr: 88.
126
IV Die Funde
9 – Randfragment einer Schüssel mit S-Profil (S1); Of: 13 – Schüssel mit kugeligem Körper auf hohem Stand-
geglättet; unverziert; Gr: 2; D: 1; Ware: 14; „Hor. II“; Qu: ring (S2d); Of: geglättet; unverziert; H: 7,2; Br: 11,3; D:
57; Nr: 9211; vgl. Taf. 58,3. 1; Ware: 1, „Hor. IV“; Qu: 23; MusNr: MTg-2363A; InvNr:
92; Nr: 3.
10 – Randfragment einer Schüssel mit S-Profil (S1); Of:
poliert; kannelurverziert (V4); Gr: 3; D: 1; Ware: 5; 1977; 14 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
„Hor. II“; Qu: 51; Tiefe: –0,40; InvNr: 285; Nr: 2025. (S2); Of: geglättet; einzelne Warze am Bauch (V2c); Gr:
3; D: 1; Ware: 3; 1977; „Hor. IV“, Qu: 54; Tiefe: –0,20;
11 – Randfragment einer Schüssel mit S-Profil (S1); Of:
Kontext: aus einem Grubenhaus; InvNr: 264, Nr: 103;
geglättet; unverziert; Gr: 3; D: 1; Ware: 17; 1976; „Hor.
vgl. Taf. 55,14.
I“; Qu. 23; Tiefe: –0,05; Nr: 9202.
15 – Schüssel mit kugeligem Körper auf einem hohen,
massiven Standring (S2d); Of: geglättet, unverziert; H:
Tafel 24. Schüsseln mit kugeligem Körper.
12; Br: 18,4; D: 2; Ware: 9; 1976; „Hor. I“, Qu: 17;
1 – Schüssel mit kugeligem Körper auf einer leicht abge- MusNr: MTg-1976A; Nr: 24068.
setzten Standfläche (S2a); Of: geglättet; unverziert; H:
9,7; Br: 19,5; D: 2; Ware: 6; MusNr: MTg-2397A; Nr: Tafel 25. Schüsseln mit kugeligem Körper.
24050.
1 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
2 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper (S2); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen dunkelbraun,
(S2); Of: geglättet; am Bauch ein kleiner, ringförmiger innen dunkelbraun, Bruch dunkelbraun, Tonmagerung
Buckel (V2a); Gr: 2; D: 1; Ware: 3, 1978; „Hor. III“; Qu: gereinigt; „Hor. I“; Qu: 15 (Dokum. Angelova); Nr:
154; Tiefe: –0,20; InvNr: 539; Nr: 104. 24179.
3 – Schüssel mit kugeligem Körper auf einem massiven 2 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
Fuß (S2c); Of: geglättet; unverziert; H: 12; Br: 20,4; D: 1; (S2); kannelurverziert (V4); Gr: 2; D: 2; Ware: außen dun-
Ware: 16; 1979; „Hor. IV“; Qu: 128; Tiefe: –1,28; Kon- kelbeige, innen beige/grau, Bruch beige, Tonmagerung
text: aus einem Grubenhaus; InvNr: 642; Nr: 102, vgl. gereinigt; „Hor. I“; Qu: 50 (Dokum. Angelova); Nr:
Taf. 52,4. 24180.
4 – Schüssel mit kugeligem Körper auf massivem Fuß 3 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
(S2c); Of: geglättet; unverziert; H: 6,9; Br: 15; D: 2; Ware: (S2); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen grau/beige, in-
7; 1977; „Hor. IV“; Qu: 5; Tiefe: –0,40; Kontext: aus ei- nen grau/beige, Bruch grau/beige, Tonmagerung mit fei-
nem Grubenhaus; InvNr: 273; Nr: 2033; vgl. Taf. 52,1. nem Sand; „Hor. I“; Qu: 44 (Dokum. Angelova); Nr:
5 – Schüssel mit kugeligem Körper auf einem leicht er- 24181.
höhten Standring (S2d); Of: unbehandelt; unverziert; H: 4 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
7,5; Br: 11; D: 1; Ware: 11; 1976; MusNr: MTg-1951A; (S2); Reste eines ringförmigen Buckels am Bauch (V2a);
InvNr: 92; Nr: 25. Gr: 3; D: 2; Ware: außen hellbraun, innen hellbraun,
6 – Kleine Schüssel auf einer abgeplatteten Standfläche Bruch hellbraun, Tonmagerung gereinigt; „Hor. I“, Qu:
(S2b); Of: poliert; der Fuß ist mit Kerben verziert (V3b); 15 (Dokum. Angelova); Nr: 24182.
H: 6,3; Br: 12,8; D: 2; Ware: 7; 1978; „Hor. IV“; Qu. 135; 5 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
Tiefe: –2,0; Kontext: aus einem Grubenhaus; InvNr: 583; (S2); unverziert; Gr: 3; D: 2; Ware: außen braun/grau/
Nr: 106. beige, innen dunkelbraun/beige, Bruch beige, Tonmage-
7 – Schüssel mit kugeligem Körper auf massivem Fuß rung gereinigt; „Hor. I“; Qu: 16 (Dokum. Angelova); Nr:
(S2c); Of: geglättet; unverziert; H: 4,9; Br: 11; D: 2; Ware: 24183.
17; 1979; InvNr: 641; Nr: 2014. 6 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
8 – Schüssel mit kugeligem Körper auf massivem Fuß (S2); unverziert; Gr: 2: D: 2; Ware: außen braun, innen
(S2c); Of: poliert; unverziert; H: 4,5; Br: 10,1; D: 1; Ware: beige, Bruch beige, Tonmagerung mit Sand, gereinigt;
1; 1974; Qu: 62; Tiefe: –0,20; Kontext: aus einem Gru- „Hor. I“; Qu: 17 (Dokum. Angelova); Nr: 24184.
benhaus; MusNr: MTg-1882A; InvNr: 23; Nr: 17. 7 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
9 – Kleine Schüssel mit kugeligem Körper auf einer mas- (S2); unverziert; Gr: 3; D: 2; Ware: außen dunkelbeige,
siven, abgeplatteten Standfläche (S2b); Of: unbehan- innen dunkelbeige, Bruch grau/beige, Tonmagerung mit
delt; am Bauch sind die Reste eines winkelförmigen Bu- Sand; „Hor. 12“; Qu: 14 (Dokum. Angelova); Nr: 24185.
ckels erkennbar (V2a); H: 4,7; Br: 7,7; D: 1; Ware: 6; 8 – Randfragment einer kugeligen Schüssel mit leicht
1978; Qu: H; Tiefe: –0,20; Kontext: aus einem Gruben- ausschwingender Randlippe (S2); unverziert; Gr: 3; D:
haus; MusNr: MTg-2395A; InvNr: 505; Nr: 23. 1; Ware: außen hellbraun, innen dunkelbraun, Bruch
10 – Randfragment einer Schüssel mit kugeliger Wan- dunkelbraun, Tonmagerung mit mittelgrobem Sand;
dung (S2); Of: geglättet; unverziert; Gr: 2; D: 1; Ware: 3; „Hor. I“; Qu: 17 (Dokum. Angelova); Nr: 24186.
1979; „Hor. IV“; Qu: M2; Kontext: aus einem Gruben-
haus; InvNr: 649; Nr: 95. Tafel 26. Schüsseln mit kugeligem Körper.
11 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper 1 – Schüssel mit kugeligem Körper auf abgeplatteter
(S2); Of: geglättet; unverziert; Gr: 1; D: 1; Ware: 10; Standfläche (S2a); Of: unbehandelt; unverziert; H: 7;
1974; Qu: 62; Tiefe: –1,0; MusNr: MTg-1921A; Nr: 24064. Br: 10; D: 2, Ware: 6; 1978; „Hor. IV“, Qu: 101; Tiefe:
–0,95; Kontext: aus einem Grubenhaus; InvNr: 576; Nr:
12 – Schüssel mit kugeligem Körper auf hohem Stand-
115.
ring (S2d); Of: geglättet; Buckelzier am Bauch (V2a); H:
4,5; Br: 9,2; D: 1; Ware: 1; 1978; „Hor. III“; Qu: 148; Tie- 2 – kleine Schüssel mit kugeligem Körper auf einem
fe: –0,20; InvNr: 507; Nr: 225. leicht abgesetzten, massiven Fuß (S2c); Of: geglättet;
127
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
ritzverziert (V1d); H: 4,8; Br: 7,6; D: 1; Ware: 9; MusNr: nen grau/beige, Bruch beige, Tonmagerung mit Sand;
MTg-2390A; Nr: 24049. „Hor. I“; Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr: 24193.
3 – Schüssel mit kugeligem Körper auf kleiner Standflä- 5 – Randfragment einer Schüssel mit gerader, steiler
che (S2a); Of: geglättet; unverziert; H: 8,4; Br: 14,1; D: 2; Wandung (S3); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen hell-
Ware: 7; 1978; „Hor. IV“; Qu: 134; Tiefe: –1,70; Kontext: braun, innen dunkelbraun, Bruch dunkelbraun, Tonma-
aus einem Grubenhaus; MusNr: MTg-1952A; InvNr: 580; gerung mit Sand; „Hor. I“, Qu: 14 (Dokum. Angelova);
Nr: 22. Nr: 24194.
4 – Kleine Schüssel mit kugeligem Körper auf abgeplat- 6 – Randfragment einer Schüssel mit gerader, steiler
teter Standfläche (S2b); Of: unbehandelt; der Rand ist Wandung (S3); unverziert; Gr: 3; D: 2; Ware: außen zie-
mit Kerben versehen (V3a); H: 6,1; Br: 12,3; D: 2; Ware: gelrot, innen grau/beige, Bruch ziegelrot, Tonmagerung
18; MusNr: MTg-512A; Nr: 24187. ohne Beimengungen; „Hor. I“; Qu: 33 (Dokum. Angelo-
va); Nr: 24196.
5 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
(S2); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen beige, innen 7 – Randfragment einer Schüssel mit gerader Wandung
beige, Bruch beige, Tonmagerung mit Quarz; „Hor. I“, (S3); kannelurverziert (V4); Gr: 2; D: 2; Ware: außen
Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr: 24188. braun, innen dunkelbraun, Bruch grau, Tonmagerung
mit Sand; „Hor. I“; Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr:
6 – Schüssel mit kugeligem Körper (S2); Of: geglättet;
24195.
unverziert; H: 5,7; Br: 16,2; D: 1; Ware: 7; InvNr: 312;
Nr: 117. 8 – Randfragment einer Schüssel mit gerader Wandung
7 – Kleine Schüssel mit kugeligem Körper auf abgeplat- (S3); kannelurverziert (V4); Gr: 1; D: 2; Ware: außen bei-
teter Standfläche (S2b); Of: unbehandelt; unverziert; H: ge, innen dunkelbraun, Bruch schwarz, Tonmagerung ge-
7,2; Br: 13,3; D: 2; Ware: 8; 1979; „Hor. IV“; Kontext: reinigt; „Hor. I“; Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr: 24197.
aus einem Grubenhaus; InvNr: 626; Nr: 110.
Tafel 28. Schüsselformen.
8 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
(S2); Of: unbehandelt; unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: 6; 1 – Randfragment einer Schüssel mit gerader Wandung
1978; „Hor. II“, Qu: 115; Tiefe: –0,10; InvNr: 435; Nr: (S3); Of: unbehandelt; ritzverziert (V1d); Gr. 3; D: 2; Wa-
112. re: 7; 1978; „Hor. I“; Qu: H2; Tiefe: –0,15; Nr: 16501;
vgl. Taf. 57,24.
9 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
(S2); Of: poliert; unverziert; Gr: 3; D: 1; Ware: 7; 1979; 2 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
„Hor. IV“; Tiefe: –2,10; Kontext: aus einem Profil; InvNr: (S2) im Ansatz ist eine Fußbildung erkennbar; Of: geglät-
606; Nr: 101. tet; unverziert; Gr: 3; D: 3; Ware: 14, Qu: 53; Nr: 24052.
10 – Bodenfragment einer großen Schüssel mit kugeli- 3 – Randfragment einer Schüssel mit gerader, steiler
gem Körper auf abgeplatteter Standfläche (S2a); Of: ge- Wandung (S3); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen zie-
glättet; kannelurverziert (V4), der Fuß ist mit Kerben ver- gelrot, innen ziegelrot, Bruch schwarz, Tonmagerung mit
sehen (V3b), auf dem Bauch ist ein kleiner, spitzer grobem Sand; „Hor. I; Qu: 33 (Dokum. Angelova); Nr:
Buckel appliziert (V2a); Gr: 2; D: 2; Ware: 11; InvNr: 302; 24198.
Nr: 24189.
4 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
11 – Randfragment einer Schüssel mit kugeligem Körper
(S2); unverziert; Gr: 2; D: 1; Ware: außen braun, innen
(S2); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen braun, innen
braun/schwarz, Bruch braun/schwarz; „Hor. I“; Qu: 55
braun, Bruch braun, Tonmagerung mit Sand; „Hor. I“;
(Dokum. Angelova); Nr: 24199.
Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr: 24190.
5 – Randfragment einer Schüssel mit gerader, steiler
12 – Große Schüssel mit kugeligem Körper auf abgeplat-
Wandung (S3); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen hell-
teter Standfläche (S2a); Of: unbehandelt; unverziert; H:
braun, innen braun, Bruch grau, Tonmagerung mit Quarz;
11,4; Br: 21; D: 2; Ware: 13; 1974, Qu: 62; Tiefe: –1,15;
„Hor. I“; Qu: 7 (Dokum. Angelova); Nr: 24200.
MusNr: MTg-1884A; Nr: 24058.
6 – Randfragment einer Schüssel mit gerader, steiler
Wandung (S3); unverziert; Gr: 2; D: 1; Ware: außen dun-
Tafel 27. Schüsseln mit gerader Wandung. kelbraun, innen dunkelbraun, Bruch dunkelbraun, Ton-
1 – Randfragment einer Schüssel mit gerader Wandung magerung mit mittelgrobem Sand; „Hor. I“; Qu: 17 (Do-
(S3); unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen beige, innen kum. Angelova); Nr: 24201.
beige, Bruch beige, Tonmagerung porös; „Hor. I“; Qu:
7 – Randfragment einer Schüssel mit gerader, steiler
13 (Dokum. Angelova); Nr: 24191.
Wandung (S3); Of: poliert; unterhalb des Randes verläuft
2 – Randfragment einer Schüssel mit gerader, steiler ein Band aus scharfkantigen Eindrücken (V1b); Gr: 2; D:
Wandung (S3); Of: geglättet; mit groben Eindrücken ver- 2; Ware: 7; Nr: 24202; vgl. Taf. 57,5.
ziert (V1a); Gr: 2; D: 2; Ware: 9; „Hor. III“; Qu: 50; Nr:
8 – Randfragment einer Schüssel mit gerader, steiler
24055; vgl. Taf. 57,2.
Wandung (S3); Of: geglättet; mit groben Einstichen (V1a)
3 – Randfragment einer Schüssel mit gerader Wandung verziert; Gr: 2; D: 1; Ware: 7; 1977; Qu: 6'; Tiefe: –0,30;
(S3); unverziert; Gr: 3; D: 2; Ware: außen dunkelbraun, Kontext: aus einem Grubenhaus; InvNr: 276; Nr: 105.
innen braun/grau, Bruch grau, Tonmagerung mit Sand;
9 – Randfragment einer Schüssel mit gerader, steiler
„Hor. I“; Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr: 24192.
Wandung (S3); Of: geglättet; mit scharfkantigen Eindrü-
4 – Randfragment einer Schüssel mit gerader Wandung cken (V1b) verziert; Gr: 2; D: 1; Ware: 22; „Hor. II“; Qu:
(S3); unverziert; Gr: 1; D: 1; Ware: außen grau/beige, in- 22; Nr: 2534; vgl. Taf. 57,6.
128
IV Die Funde
1 – Fußschüssel mit kugeligem Körper auf massivem Fuß 1 – Randfragment einer großen Schüssel mit gerader
(S2c); Of: poliert; der Fuß ist mit Kerben versehen (V3b); Wandung (S3); Of: poliert; mit groben Eindrücken ver-
H: 6,3; Br: 15,1; D:1; Ware: 3; 1978; Qu: M; Tiefe: –0,80: ziert (V1a); Gr: 3; D: 2; Ware: 5; 1978; „Hor. III“; Qu: M,
Kontext: aus einem Grubenhaus; InvNr: 512; Nr: 114. Tiefe: –0,10; Nr: 6612; vgl. Taf. 57,19.
2 – Fußschüssel mit kugeligem Körper auf Standring 2 – Randfragment einer großen Schüssel mit gerader
(S2d); Of: geglättet; unverziert; H: 5,8; Br: 13; D: 1; Wa- Wandung (S3); Of: unbehandelt; der Rand ist mit Kerben
re: 7; 1977; „Hor. IV“; Qu: 54; Kontext: aus einem Gru- versehen (V3a); Gr: 3; D: 2; Ware: 17; 1978; „Hor. I“; Qu:
benhaus; MusNr: MTg-2373A; InvNr: 280; Nr: 7. Л; Tiefe: –0,20; Nr: 15935; vgl. Taf. 58,6.
4 – Fußschüssel mit kugeligem Körper auf massivem Fuß Tafel 31. Knickwand- und Miniaturschüsseln.
(S2c); Of: geglättet; unverziert; H: 5,7; Br: 17,3; D: 2; Wa- 1 – Randfragment einer Knickwandschüssel (S4); Of: ge-
re: 7; 1978; „Hor. III“; Qu: 145; Tiefe: –0,20; InvNr: 547; glättet; ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 1; Ware: 19; Nr: 263.
Nr: 98.
2 – Randfragment einer Knickwandschüssel (S4); Of: po-
5 – Fußschüssel mit gerader Wandung auf Standring liert; mit groben Eindrücken am Umbruch verziert (V1a);
(S3e); Of: unbehandelt, unverziert; H: 7,4; Br: 16; D: 2; Gr: 3; D: 2; Ware: 7; 1977; „Hor. III“; Qu: 5; InvNr: 262;
Ware: 5, 1978; „Hor. III“; Qu: 127; Tiefe: –0,20; Kontext: Nr: 120.
aus einem Grubenhaus; InvNr: 461; Nr: 2012.
3 – Randfragment einer Knickwandschüssel (S4); der An-
6 – Fußschüssel mit gerader Wandung auf massivem Fuß satz eines Gefäßfußes ist erhalten; Of: poliert; unver-
(S3d); Of: geglättet; der Fuß ist mit Kerben versehen ziert; Gr: 3; D: 1; Ware: 5, „Hor. III“, Qu: 43, Nr: 9196;
(V3b); H: 11,6; Br: 26,2; D: 2; Ware: 18; 1977; „Hor. III“; vgl Taf. 58,2.
Qu: 51; Tiefe: –0,24; InvNr: 259; Nr: 2005; vgl. Taf. 52,2.
4 – Knickwandschüssel auf hohem Standring (S4b); Of:
7 – Fußschüssel mit kugeligem Körper auf hohem, mas- geglättet; am Oberteil kannelurverziert (V4), der Fuß ist
sivem Fuß (S2c); Of: geglättet; der Fuß ist mit Kerben ver- mit Kerben verziert (V3b); H: 6,3; Br: 13,6; D: 1; Ware:
sehen (V3b); H: 5,2; Br: 12,6; D: 1; Ware: 8; MusNr: MTg- 7, 1978; „Hor. I“; Qu: M; Tiefe: –0,20; Nr: 250.
2388A; Nr: 16; vgl. Taf. 52,8.
5 – Randfragment einer Knickwandschüssel (S4); Of: ge-
8 – Schüssel mit gerader Wandung auf hohem, schlan- glättet; Kannelurzier am Oberteil (V4); mehrere Zierwar-
kem Ständer (S3f); Of: geglättet; der Fuß ist mit Kerben zen markieren den Umbruch (V2c); Gr: 3; D: 2; Ware: 7;
versehen (V3b); H: 7,5; Br: 15; D: 1; Ware: 7; 1978; „Hor. IV“; Qu: 50; Nr: 9177; vgl. Taf. 56,10.
„Hor. III“, Qu: 135; Tiefe: –0,20; MusNr: MTg-2459A; 6 – Knickwandschüssel auf massivem Standfuß (S4a);
InvNr: 549; Nr: 247; vgl. Taf. 52,5. Of: poliert; unverziert; H: 6,2; Br: 13,7; D: 2; Ware: 1;
MusNr: MTg-2396A; Nr: 15; vgl. Taf. 52,10.
9 – Bodenfragment einer Fußschüssel mit gerader Wan-
dung (S3d); Of: geglättet, unverziert; Gr: 3; D: 2; Ware: 7, 7 – Randfragment einer Knickwandschüssel (S4); Bu-
1977; „Hor. III“; Qu: 31; Tiefe: –0,20; InvNr: 299; Nr: ckelzier am Umbruch (V2a); Gr: 2; D:1; Ware: außen hell-
2003. beige, innen hellbeige, Bruch hellbeige, poröse Tonma-
gerung; „Hor. I“; Qu: 8 (Dokum. Angelova); Nr: 24203.
10 – Schüssel mit gerader Wandung (S3c); Of: geglättet;
unverziert; H: 5,7; Br: 9,1; D: 1; Ware: 7, 1977; „Hor. IV“; 8 – Miniaturschüssel mit ausbiegendem Rand (S5); Of:
Qu: 32; Tiefe: –0,30; Kontext: aus einem Grubenhaus; unbehandelt; ritzverziert (V1d); H: 3,4; Br: 5,8; D: 1; Wa-
InvNr: 279; Nr: 87; vgl. Taf. 52,11. re: 11; 1977; Qu: 33; Tiefe: –0,80; InvNr: 254; Nr: 100.
11 – Tiefe Schüssel mit gerader, steiler Wandung auf ab- 9 – Kugelige Miniaturschüssel (S5); Of: geglättet; unver-
geplatteter Standfläche (S3b); Of: geglättet; unverziert; ziert; H: 2,9; Br: 6,9; D: 2; Ware: 18; 1977; „Hor. IV“; Qu:
H: 5,6; Br: 9; D: 2; Ware: 6, 1978; „Hor. IV“; Qu: 105; Tie- 42; Tiefe: –0,40; Kontext: aus einem Grubenhaus; InvNr:
fe: –1,00; Kontext: aus einem Grubenhaus; InvNr: 472; 237, Nr: 231.
Nr: 2016; vgl. Taf. 52,9.
10 – Konische Miniaturschüssel (S5); Of: unbehandelt;
12 – Flache Schüssel mit gerader Wandung (S3a); Of: ge- unverziert; H: 2,5; Br: 3,8, D: 1; Ware: 6; 1979; „Hor. IV“;
glättet; unverziert; H: 5; Br: 19,5; D: 2; Ware: 12; 1976; InvNr: 647; Nr: 2036.
„Hor. I“; Qu: 15; MusNr: MTg-1969A; InvNr: 98, Nr: 241. 11 – Konische Miniaturschüssel (S5); Of: geglättet; un-
13 – Flache Schüssel mit gerader Wandung (S3a); Of: ge- verziert; H: 2,8; Br: 4,9; D: 1; Ware: 21; MusNr: MTg-
glättet; unverziert; H: 2,9; Br: 14,8; D: 1; Ware: 7; 1978; 2401A; Nr: 243.
„Hor. III“; Qu: П; Tiefe: –0,20; InvNr: 159; Nr: 255. 12 – Miniaturschüssel mit kugeligem Körper (S5); Of: ge-
glättet; unverziert; H: 2,5; Br: 4,8; D: 1; Ware: 7; 1978;
14 – Kleine Schüssel mit gerader Wandung auf abgeplat-
„Hor. IV“; Tiefe: –1,80; Kontext: aus einem Grubenhaus;
teter Standfläche (S3b); Of: geglättet; unverziert; H: 3,2;
InvNr: 583; Nr: 234.
Br: 8,4; D: 2; Ware: 7; „Hor. IV“; Qu: 23; Tiefe: –0,20;
Kontext: aus einem Grubenhaus; InvNr: 284; Nr: 84; vgl. 13 – Miniaturschüssel auf leicht abgesetztem Fuß (S5);
Taf. 52,6. Of: unbehandelt; unverziert; H: 3,8; Br: 6,2; D: 1; Ware:
129
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
3; 1978; „Hor. II“; Qu: B1; Tiefe: –0,15; MusNr: MTg- 7 – Randfragment eines Bechers (B1); unverziert; Gr: 2;
2393A; InvNr: 427; Nr: 21. D: 1; Ware: außen beige, innen schwarz, Bruch schwarz,
Tonmagerung gereinigt; „Hor. III“; Qu: 13 (Dokum. Ange-
14 – Kugelige Miniaturschüssel auf deutlich abgesetz- lova); Nr: 24210.
tem Fuß (S5); Of: geglättet; unverziert; H: 3,5; Br: 6,6;
D: 1; Ware: 7; 1978; „Hor. IV“; MusNr: MTg-2383A; Nr: 6.
6 – Randfragment eines Gefäßes mit engem Hals; unver- 5 – Randfragment eines Gefäßes mit Trichterrand; unver-
ziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen dunkelbraun, innen grau/ ziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen beige, innen dunkelbraun/
braun, Bruch grau/braun, Tonmagerung mit Quarz; rot, Bruch beige, Tonmagerung mit feinem Sand; „Hor. I“;
„Hor. I“; Qu: 7 (Dokum. Angelova); Nr: 24209. Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr: 24220.
130
IV Die Funde
6 – Randfragment eines becherartigen Topfes (B3); un- 3 – Randfragment eines pilzförmigen Deckels (Dd); Of:
verziert; Gr: 2; D: 1; Ware: außen grau, innen schwarz, geglättet; ritz- und eindruckverziert (V1d und V1b); Gr:
Bruch grau; „Hor. I“; Qu: 17 (Dokum. Angelova); Nr: 2; D: 1; Ware. 3; „Hor. II“; Qu: 55; Nr: 5173; vgl.
24223. Taf. 57,9.
7 – Randfragment eines Gefäßes mit ausbiegender Rand- 4 – Deckenfragment eines Deckels (Dd) mit vier gegen-
lippe; unverziert; Gr: 1; D: 2; Ware: außen ziegelrot, in- ständigen Durchbohrungen im Scheitel; Of: geglättet;
nen dunkelbraun, Bruch schwarz, Tonmagerung ohne mit scharfkantigen Eindrücken verziert (V1b); Gr: 3; D:
Beimengungen; „Hor. I“; Qu: 33 (Dokum. Angelova); Nr: 2; Ware: 14; 1977; Tiefe: –0,20; InvNr: 176; Nr: 215.
24219.
5 – Deckenfragment eines Deckels (Dd oder Dc) mit vier
8 – Randfragment eines Gefäßes mit enger Mündung; gegenständigen Durchbohrungen im Scheitel; Of: geglät-
unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen ocker, innen ocker/ tet; mit scharfkantigen Eindrücken (V1b) verziert; Gr: 3;
grau, Bruch ocker, Tonmagerung gereinigt; „Hor. I“; Qu: D: 2; Ware: 21; Qu: 65; Nr: 24234.
55 (Dokum. Angelova); Nr: 24225.
6 – Randfragment eines Deckels (Dd) im Scheitel sind
9 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem die Reste von zwei Bohrungen erhalten, weitere zwei
Hals (K2); unverziert; Gr: 2; D: 1; Ware: außen ziegelrot, können ergänzt werden; Of: geglättet; mit scharfkanti-
innen hellbeige, Bruch dunkelbeige; „Hor. I“; Qu: 6 (Do- gen Eindrücken verziert (V1b); Gr: 2; D: 2; Ware: 11;
kum. Angelova); Nr: 24226. „Hor. II“; Qu: 8; Nr: 3245; vgl. Taf. 57,15.
131
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
132
IV Die Funde
4 – Bodenfragment eines schlanken Topfes auf ovaler (Fb); Of: poliert; unverziert; Gr: 3; D: 2; Ware: 13; 1977;
Standfläche (Fc); Of: geglättet, unverziert; Gr: 2; D: 2; „Hor. IV“; Qu: 43; Tiefe: –0,80; Kontext: aus einem Gru-
Ware: 18; 1979; „Hor. IV“; Qu. Ж2; InvNr: 653; Nr: 230. benhaus; InvNr: 295; Nr: 2009.
5 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf 9 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf
ovaler Standfläche (Fc); Of: geglättet; unverziert; Gr: 2; massiver Standfläche (Fc); der Fuß ist mit Kerben verziert
D: 1; Ware: 22; Nr: 24243. (V3b); Gr: 3; D: 2; Ware: außen dunkelbraun, innen bei-
ge, Bruch grau, feine Tonmagerung; „Hor. I“; Qu: 13 (Do-
6 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes; die
kum. Angelova); Nr: 24250.
Form steht auf einem hohen Standring (Fd), der in seiner
Mitte einen ausgeprägten Buckel aufweist; Of: poliert; 10 – Bodenfragment eines bauchigen Gefäßes auf mas-
unverziert; Gr: 3; D: 3; Ware: 20; 1978; „Hor. IV“; Qu: sivem Fuß mit leicht konkav eingewölbter Standfläche
146; Tiefe: –0,20; Nr: 253. (Fb); Of: geglättet; unverziert; Gr: 1; D: 1; Ware: 3; 1978;
„Hor. IV“; Qu: H; Tiefe: –1,30; Kontext: aus einem Gru-
7 – Bodenfragment eines unbestimmten, schlanken Ge-
benhaus; InvNr: 544; Nr: 232.
fäßes; die Form steht auf einem hohen Standring (Fd),
der in seiner Mitte einen ausgeprägten Buckel aufweist; 11 – Bodenfragment eines bauchigen Gefäßes auf mas-
unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: außen braun, innen braun, sivem Fuß mit leicht konkav eingewölbter Standfläche
Bruch braun/schwarz, mittelgrobe Tonmagerung; (Fb); Of: unbehandelt; unverziert; Gr: 2; D: 1; Ware: 1;
„Hor. I“; Qu: 14; (Dokum. Angelova); Nr: 24245. 1978; „Hor. III“; Qu: 112; Tiefe: –0,15; InvNr: 499; Nr:
2028.
8 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf
niedrigem Standring (Fd); unverziert; Gr. 3; D: 2; Ware:
außen dunkelbeige, innen schwarz, Bruch grau, Tonma- Tafel 42. Gefäßböden.
gerung mit grobem Sand; „Hor. I“; Qu: 14 (Dokum. Ange-
lova); Nr: 24246. 1 – Bodenfragment eines bauchigen Gefäßes auf abge-
platteter Standfläche (Fa); mit groben Eindrücken (V1a)
9 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf verziert; Gr: 3; D: 2; Ware: außen beige, innen dunkel-
sehr hohem Standring (Fb), der in diesem Falle auch als braun, Bruch grau, feine Tonmagerung; „Hor. I“; Qu: 13
Ständer bezeichnet werden kann; Of: poliert; unverziert; (Dokum. Angelova); Nr: 24251.
Gr: 2; D: 2; Ware: 6; 1977; „Hor. IV“; Qu: 42; Tiefe: –0,20;
Kontext: aus einem Grubenhaus; InvNr: 206; Nr: 2030. 2 – Bodenfragment eines bauchigen Gefäßes auf massi-
vem Fuß mit gerader Standfläche (Fb); mit groben Eindrü-
cken (V1a) verziert; Gr: 3; D: 2; Ware: außen beige, innen
Tafel 41. Gefäßböden. beige, Bruch beige, feine Tonmagerung; „Hor. I“; Qu: 13
1 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf ab- (Dokum. Angelova); Nr: 24252.
geplatteter Standfläche (Fa); Of: poliert; kannelurverziert
3 – Bodenfragment eines bauchigen Gefäßes auf abge-
(V4); Gr: 3; D: 2; Ware: 1; 1978; „Hor. II“, Qu: Г1; Tiefe:
platteter, leicht abgesetzter Standfläche (Fa); ritzverziert
–0,20; Nr: 24247; vgl. Taf. 56,5. (V1d); Gr: 3; D: 2; Ware: außen beige, innen beige, Bruch
2 – Bodenfragment eines Topfes auf abgeplatteter grau, Tonmagerung gereinigt; „Hor. I“; Qu: 16 (Dokum.
Standfläche (Fa); Of: unbehandelt; ritzverziert (V1d); Gr: Angelova); Nr: 24253.
3; D: 2; Ware: 7, 1977; „Hor. IV“; Qu: 33; Kontext: aus ei-
4 – Bodenfragment eines bauchigen Gefäßes auf abge-
nem Grubenhaus; InvNr: 300; Nr: 2015.
platteter, leicht abgesetzter Standfläche (Fa); ritzverziert
3 – Bodenfragment eines bauchigen Gefäßes auf leicht (V1d); Gr: 2; D: 1; Ware: außen braun, innen braun,
konkav eingewölbter Standfläche (Fb); Of: geglättet; Bruch braun, mittelfeine Tonmagerung; „Hor. I“; Qu: 13
kannelurverziert (V4); Gr: 2; D: 1; Ware: 7; 1978; „Hor. (Dokum. Angelova); Nr: 24254.
III“; Qu: 117; Tiefe: –0,20; Nr: 265.
5 – Bodenfragment eines bauchigen Gefäßes auf abge-
4 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf platteter, leicht abgesetzter Standfläche (Fa); Of: unbe-
massivem, deutlich abgesetztem Fuß (Fc); Of: geglättet; handelt; ritzverziert (V1d); Gr: 3; D: 1; Ware: 22; 1978;
mit Buckelzier (V2a); Gr: 2; D: 1; Ware: 3; 1978; „Hor. „Hor. IV“; Nr: 252.
IV“; Qu: 135; Tiefe: –1,70; Kontext: aus einem Gruben-
6 – Bodenfragment eines Topfes (T0) auf abgeplatteter
haus; InvNr: 584; Nr: 2017.
Standfläche (Fa); Of: unbehandelt; mit Leiste und Eindrü-
5 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf cken verziert (V1a+V2b); Gr. 3; D: 3; Ware: 4; MusNr:
leicht abgesetzter Standfläche (Fb); Of: poliert; der Fuß MTg-1970A; Nr: 24256.
ist mit Kerben (V3b) verziert; Gr: 1; D. 1; Ware: 24;
MusNr: MTg-2412A; InvNr: 361; Nr: 24248.
Tafel 43. Verzierte Gefäßböden.
6 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf
1 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf
massivem Fuß (Fc); Of: geglättet; unverziert; Gr: 2; D: 1;
massivem Fuß (Fb); der Fuß ist mit Kerben (V3b) verziert;
Ware: 1; 1979; „Hor. IV“; Qu: 4; Kontext: aus einem Gru-
Gr: 3; D: 2; Ware: außen grau/beige, innen grau/beige,
benhaus; InvNr: 638; Nr: 237.
Bruch grau/beige, Tonmagerung mit Sand; „Hor. I“; Qu:
7 – Bodenfragment eines bauchigen Gefäßes auf leicht 33 (Dokum. Angelova); Nr: 24257.
abgesetzter Standfläche (Fc); der Fuß ist mit Kerben ver-
2 – Bodenfragment eines unbestimmten, bauchigen Ge-
ziert (V3b); Gr: 3; D: 1; Ware: außen schwarz/rot, innen
fäßes auf abgeplatteter, leicht abgesetzter Standfläche
schwarz, Bruch braun, Tonmagerung mit Sand; „Hor. I“;
(Fa); der Fuß ist mit Kerben (V3b) verziert; Gr: 2; D: 2; Wa-
Qu: 13 (Dokum. Angelova); Nr: 24249.
re: außen dunkelbraun/braun, innen schwarz, Bruch bei-
8 – Bodenfragment eines kugeligen Gefäßes auf massi- ge, Tonmagerung mit feinem Sand; „Hor. I“; Qu: 14 (Do-
vem Fuß mit leicht konkav eingewölbter Standfläche kum. Angelova); Nr: 24258.
133
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
3 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf 4 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes; der
massivem Fuß (Fb); Of: geglättet; der Fuß ist mit Kerben hoch ausgezogene Fuß lässt sich zu einem unregelmäßig
(V3b) verziert; Gr: 3; D: 1; Ware: 10; MusNr: MTg-1971A; ausgeformten Dreieck ergänzen, das nur an den Ecken
Nr: 24069. den Boden berührt; Of: unbehandelt; unverziert; Gr: 3;
D: 2; Ware: 10; 1979; Qu: 157; Nr: 23087; vgl. Taf. 55,4
4 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf und 55,7.
Standring (Fd); der Fuß ist mit Kerben (V3b) verziert; Gr:
3; D: 2; Ware: außen ocker, innen schwarz, Bruch braun, 5 – Randfragment einer kugeligen Schüssel auf Füßchen
Tonmagerung mit gereinigtem Sand; „Hor. I“; Qu: 55 (Do- (Ff); Of: poliert; unverziert; Gr: 2; D: 1; Ware: 3; Qu: 135;
kum. Angelova); Nr: 24259. Nr: 248.
5 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf 6 – Fragment einer Miniaturschüssel mit hoch ausgezo-
leicht abgesetzter Standfläche (Fa); Of: geglättet; der genem Ständer, der in drei Füßchen endet (Ff); Of: unbe-
Fuß ist mit Kerben (V3b) verziert; Gr: 2; D: 2; Ware: 5; handelt; H: 4,1; Br: 4,3; D: 1; Ware: 7; 1977; „Hor. I“; Qu:
„Hor. II“; Qu: Ж1; Nr: 251. 42; InvNr: 149; Nr: 213.
6 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf 7 – Flache, an allen Seiten bestoßene Platte an der ein
Standring (Fd); Of: geglättet; der Fuß ist außen mit Ker- kurzes Füßchen angesetzt ist; Of: unbehandelt; unver-
ben (V3b) und auf der Standfläche mit eng aneinander- ziert; Gr: 3; D: 3; Ware: 10; 1978; „Hor. III“; Qu: Л1; Tiefe:
gesetzten Eindrücken verziert; Gr: 2; D: 1; Ware: 5; Nr: –0,15; InvNr: 558; Nr: 96.
24260; vgl. Taf. 55,3.
8 – Bodenfragment eines Füßchengefäßes (Ff); ein Füß-
7 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf chen ist vollständig, zwei weitere sind fragmentiert er-
massivem Fuß (Fb); Of: geglättet; der Fuß ist mit Kerben halten – ein viertes kann über die Form rekonstruiert
(V3b) verziert; die Standfläche ist ebenfalls plastisch werden; Of: poliert; unverziert; Gr: 2; D: 2; Ware: 21;
modelliert worden, so dass in der Unteransicht eine Blü- 1977; „Hor. III“; Qu: 33; InvNr: 160; Nr: 201.
tenform erkennbar wird; Gr: 3; D: 2; Ware: 2; InvNr: 354; 9 – Einzelner Fuß eines Füßchengefäßes; Of: poliert;
Nr: 24261. Zierkerben am unteren Abschluss (V3b); Gr: 2; D: 1; Wa-
8 – Bodenfragment eines unbestimmten Gefäßes auf re: 7; Nr: 24263.
Standring (Fd) mit einem Buckel in der Mitte; Of: poliert; 10 – Einzelner Fuß eines Füßchengefäßes; Of: unbehan-
der Fuß ist seitlich mit senkrecht verlaufenden Kannelu- delt; der Fuß mit mehreren, ineinander verschachtelten
ren verziert; Gr: 2; D: 2; Ware: 6; 1978; „Hor. IV“; Qu: O2; V-Kanneluren (V4) verziert; Gr: 2; D: 2; Ware: 14; 1978;
Tiefe: –1,80; Kontext: aus einem Grubenhaus; InvNr: „Hor. IV“; Qu: 124; Tiefe: –0,15; InvNr: 419; Nr: 109.
556; Nr: 229.
134
IV Die Funde
2; D: 2; Ware: 17; 1978; „Hor. I“; Qu: K; Tiefe: –0,15; Nr: 12 – Randfragment einer Schüssel mit gerader Wandung
23146; vgl. Taf. 59,1 und Taf. 59,2. (S3); Of: geglättet; ritzverziert (V1d); Gr: 2; D: 2; Ware: 2;
„Hor. II“; Qu: 61; Nr: 24054; vgl. Taf. 57,11.
10 – Fragment eines Bandhenkels (Hd); Of: geglättet;
kannelurverziert (V4); Gr: 1; D: 2; Ware: 7; 1978; Qu: 13 – Randfragment einer Schüssel mit gerader Wandung
Л1; Tiefe: –0,30; InvNr: 389; Nr: 235. (S3); Of: geglättet; ritzverziert (V1d); Gr: 3; D: 2; Ware: 3;
1978; „Hor. III“; Qu: M; Tiefe: –0,90; Nr: 24053; vgl.
11 – Fragment eines Griffzapfens (Hc) mit Buckelzier Taf. 57,14.
(V2a) auf der Oberseite; Of: geglättet; Gr: 2; D: 2; Ware:
18; 1978; „Hor. IV“; Qu: O2; Tiefe: –1,80; Kontext: aus
einem Grubenhaus; InvNr: 541; Nr: 228. Tafel 47. Positivverzierungen.
12 – Fragment eines im Querschnitt rechteckigen Griff- 1 – Unbestimmtes Mittelstück; Of: geglättet; ritzverziert
zapfens (Hc); Of: poliert; unverziert; Gr: 1; D: 3; Ware: (V1d) mit einer applizierten plastischen Blüte (2b); Gr:
13; 1978; „Hor. III“; Qu: K4; Tiefe: –0,15; InvNr: 460; 2; D: 2; Ware: 12: Nr: 24271; vgl. Taf. 54,11.
Nr: 233.
2 – Mittelstück eines unbestimmten, bauchigen Gefä-
13 – Fragment eines vertikal abstehenden Griffzapfens ßes; Of: geglättet; ritzverziert (V1d) mit einer applizier-
(Hc) mit Buckelzier (V2a) am Gefäßansatz; Of: geglättet; ten plastischen Blüte (2b); Gr: 3; D: 2; Ware: 10; Nr:
Gr: 2; D: 2; Ware: 18, Nr: 256. 21512; vgl. Taf. 54,12.
135
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
19 – Unbestimmtes Mittelstück; Of: unbehandelt; ein- 4 – Becherartiger Topf auf Standring (B3b); kannelurver-
druckverzierte Oberfläche mit darauf applizierten ziert (V4); vgl. Taf. 4,8.
Schlaufenmotiven, die aus Tupfenleisten gebildet wer-
5 – Becherartiger Topf auf massivem Fuß (B3a); vgl.
den (V1a und V2b); Gr: 3; D: 2; Ware: 4; „Hor. II“; Nr:
Taf. 4,9.
24284; vgl. Taf. 58,17.
6 – Miniaturbecher (B4); ritzverziert (V1d); vgl. Taf. 2,7.
20 – Unbestimmtes Mittelstück; Of: unbehandelt; mit
plastischen Tupfenleisten verziert, die im spitzen Winkel 7 – Miniaturbecher (B4) auf hohem Fuß; vgl. Taf. 2,10.
aufeinandertreffen (V2b); Gr: 2; D: 2; Ware: 19; Qu: 5, Nr:
8 – Miniaturbecher (B4) mit gekerbtem Rand (V3a); vgl.
24285.
Taf. 2,6.
9 – Niedriger becherartiger Topf (B3); vgl. Taf. 5,8.
Tafel 48. Gefäßbemalung.
136
IV Die Funde
11 – Kugeliges Miniaturtöpfchen (T4) auf niedrigem Fuß 4 – Fragment eines kannelurverzierten Gefäßes mit
mit Kerbverzierung (V3b); Oberfläche ist kannelurver- kreisrunder Applikation; auf dem Rand der Applikation
ziert (V4); vgl. Taf. 10,10. umlaufend Eindrücke; vgl. Taf. 47,5.
12 – Niedriges Töpfchen mit leichtem S-Profil (T2b); vgl. 5 – Randfragment eines Gefäßes mit gespaltenem Bu-
Taf. 16,10. ckel, vgl. Taf. 23,4.
6 – Fragment mit gespaltenem Buckel; vgl. Taf. 47,11.
Tafel 52. Schüsseln.
7 – Fragment eines kannelierten Gefäßes mit gespalte-
1 – Fußschüssel mit kugeliger Wandung (S2c); vgl. nem Buckel; vgl. Taf. 47,10.
Taf. 24,4.
8 – Fragment eines ritzverzierten Gefäßes mit gespalte-
2 – Fußschüssel mit gerader Wandung (S3c); die sehr fla- nem Buckel; vgl. Taf. 47,9.
che Rekonstruktion entspricht nicht der originalen Posi-
tion der Scherben; vgl. Taf. 29,6. 9 – Applizierte Rosette; vgl. Taf. 47,4.
3 – Fußschüssel mit kugeliger Wandung (S2c); vgl. 10 – Fragment eines eindruckverzierten Gefäßes mit ap-
Taf. 31,15. plizierter Rosette; vgl. Taf. 47,3.
4 – Weitmundige Schüssel mit kugeliger Wandung (S2c); 11 – Fragment eines ritzverzierten Gefäßes mit applizier-
vgl. Taf. 24,3. ter Rosette; vgl. Taf. 47,1.
5 – Fußschüssel auf hohem, schlankem Ständer (S3f); 12 – Fragment eines ritzverzierten Gefäßes mit applizier-
vgl. Taf. 29,8. ter Rosette; vgl. Taf. 47,2.
6 – tiefe Schüssel mit gerader Wandung (S3b); vgl. 13 – Fragment eines eindruckverzierten Gefäßes mit ap-
Taf. 29,14. plizierter Spiralleiste; darauf Eindruckverzierungen; vgl.
Taf. 47,13.
7 – Schüssel mit S-profilierter Wandung (S1c); kannelur-
14 – Fragment eines eindruckverzierten Gefäßes mit ap-
verziert (V4) mit Kerbfuß (V3b); vgl. Taf. 22,2.
plizierter Spiralleiste; vgl. Taf. 47,8.
8 – Fußschüssel mit kugeliger Wandung (S2c); Fuß mit
15 – Gefäßfragment mit Spiralleiste; vgl. Taf. 47,12.
Kerben verziert (V3b); vgl. Taf. 29,7.
16 – Randfragment eines kannelurverzierten Gefäßes
9 – Tiefe Schüssel auf gerader Standfläche (S3b); vgl.
mit kreisrunder Applikation; vgl. Taf. 23,7.
Taf. 29,11.
10 – Bikonische Fußschüssel auf massivem Fuß (S4a);
vgl. Taf. 31,6. Tafel 55. 1–7 Bodenformen; 8 Einstichverzierung; 9–12
Gefäßfragmente mit durchbrochenem Mundsaum; 13–
11 – Tiefe Schüssel auf leicht ausgeprägtem, massivem 18 Warzenverzierungen.
Fuß (S3c); vgl. Taf. 29,10.
1 – Durchbohrter Standring; vgl. Taf. 55,6 und Taf.
12 – Fußschüssel mit S-profilierter Wandung (S1c); vgl. 43,11.
Taf. 22,3.
2 – Kreuzförmiger Eindruck in der Standfläche; vgl.
Taf. 44,1.
Tafel 53. Krugartige Gefäße.
3 – Eindruckverzierter Boden; vgl. Taf. 43,6.
1 – Hoher Topf mit ausgezogenem Hals und vertikal
durchbohrten Schnurösen unterhalb des Bauches (K2a); 4 – Fragment eines unregelmäßig-dreieckigen Gefäß-
weitere Scherben konnten in der Zeichnung angepasst fußes; vgl. Taf. 55,7 und Taf. 44,4.
werden; vgl. Taf. 18,1.
5 – Gefäßboden; vgl. Taf. 4,7.
2 – Kugeliges Töpfchen mit engem Mundsaum und 6 – Durchbohrter Standring; vgl. Taf. 55,1 und Taf.
Schnurösen unterhalb des Bauches (K2c); vgl. Taf. 19,9. 43,11.
3 – Kugeliges Töpfchen mit ausgezogenem, engem Hals 7 – Fragment eines unregelmäßig-dreieckigen Gefäß-
(K2b); vgl. Taf. 19,10. fußes; vgl. Taf. 55,4 und Taf. 44,4.
4 – Kugeliger Topf auf schmalem Fuß mit vertikal durch- 8 – Fragment eines unbestimmten Gefäßes mit regel-
bohrten Schnurösen unterhalb des Bauches (K); vgl. mäßigen runden Einstichverzierungen;
Taf. 17,6.
möglicherweise Fragment eines „Kulttischchens; Of: po-
5 – Kugeliger Topf auf schmalem Fuß mit vertikal durch- liert; Einstiche (V1b); Gr: 2; D: 2; Ware: 14; Nr: 24289.
bohrten Schnurösen unterhalb des Bauches (K); vgl.
Taf. 17,5. 9 – Randfragment eines offenen Gefäßes mit Löchern in
der Randlippe; vgl. Taf. 39,2.
Tafel 54. Plastische Applikationen. 10 – Randfragment eines offenen Gefäßes mit Löchern in
der Randlippe; vgl. Taf. 39,6.
1 – Kreisrunde Applikation mit Kanneluren; vgl.
Taf. 47,6. 11 – Randfragment eines offenen Gefäßes mit Löchern in
der Randlippe; vgl. Taf. 39,1.
2 – Fragment mit Ritzverzierungen und kreisrunder Appli-
kation; vgl. Taf. 47,7. 12 – Randfragment eines offenen Gefäßes mit Löchern in
der Randlippe; vgl. Taf. 39,5.
3 – Randfragment eines kannelurverzierten Gefäßes mit
kreisrunder Applikation; vgl. Taf. 23,2. 13 – Fragment eines Warzengefäßes; vgl. Taf. 49,2.
137
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
14 – Randfragment mit Warzenverzierung; vgl. Taf. 24,14. 2 – Randfragment mit scharfkantigen Eindrücken; vgl.
Taf. 27,2.
15 – Randfragment mit drei eng nebeneinandergesetz-
ten Warzen am Bauch; vgl. Taf. 19,7. 3 – Randfragment mit Ritzungen und Eindrücken; Gr: 1;
D: 2; Ware 6; Nr: 24293.
16 – Gefäßfragment mit aufgesetzter Warze am Bauch;
vgl. Taf. 10,2. 4 – Deckelfragment mit scharfkantigen Eindrücken; vgl.
Taf. 36,2.
17 – Fragment eines Warzengefäßes; vgl. Taf. 49,1.
5 – Drei Randfragmente eines Gefäßes mit umlaufendem
18 – Schüsselfragment mit Warzenverzierung unterhalb Zierband aus scharfkantigen Eindrücken; vgl. Taf. 28,7.
des Randes; vgl. Taf. 38,1.
6 – Randfragment mit scharfkantigen Eindrücken; vgl.
Taf. 28,9.
Tafel 56. 1–14 kannelurverzierte Gefäßoberflächen; 15–
17 Barbotineauftrag; 18 gerauhte Oberfläche. 7 – Gefäßfragment mit scharfkantigen Eindrücken; vgl.
Taf. 46,2.
1 – Zwei anpassende Randfragmente eines kannelurver-
zierten Gefäßes mit S-Profil; zur Flickung des Gefäßes 8 – Randfragment eines Miniaturgefäßes mit scharfkan-
wurden sekundär Bohrungen angebracht; vgl. Taf. 23,1. tigen Eindrücken; vgl. Taf. 16,14.
2 – Drei anpassende Randfragmente eines Gefäßes mit 9 – Deckelfragment mit scharfkantigen Eindrücken; vgl.
ausgezogenem Hals; kannelurverziert; vgl. Taf. 17,1. Taf. 36,3.
3 – Randfragment eines kannelierten Bechers (B1); vgl. 10 – Fragment mit Ritzverzierungen; vgl. Taf. 46,9.
Taf. 1,6.
11 – Randfragment einer großen Schüssel mit Ritzverzie-
4 – Randfragment eines kannelierten Miniaturbechers rungen; vgl. Taf. 46,12.
(B4); vgl Taf. 2,5.
12 – Randfragment eines kugeligen Gefäßes mit Finger-
5 – Bodenfragment eines kannelierten Gefäßes; vgl. nageleindrücken; vgl. Taf. 10,7.
Taf. 41,1.
13 – Randfragment mit Ritzungen und Eindrücken; vgl.
6 – Kannelierter Standring; vgl. Taf. 43,9. Taf. 7,1.
7 – Randfragment eines bauchigen, kannelurverzierten 14 – Randfragment einer ritzverzierten Schüssel; vgl.
Gefäßes mit S-Profil; vgl. Taf. 22,5. Taf. 46,13.
8 – Randfragment eines kannelierten Gefäßes; sekundär 15 – Deckelfragment mit scharfkantigen Eindrücken; vgl.
wurde das Gefäß von zwei Seiten angebohrt; vgl. Taf. 36,6.
Taf. 22,8.
16 – Randfragment mit Ritzungen, einer applizierten
9 – Randfragment einer kannelierten Schüssel; vgl. Warze und Kerbrand; vgl. Taf. 16,7.
Taf. 23,3.
17 – Randfragment mit vertikal verlaufenden plastischen
10 – Randfragment einer Knickwandschüssel (S4); kan- Leisten und Fingernageleindrücken; Gr: 2; D: 2; Ware:
nelurverziert mit Warzenverzierung am Umbruch; vgl. 14; Nr: 24294.
Taf. 31,5.
18 – Randfragment eines Gefäßes mit abgesetztem Hals
11 – Kannelurverziertes Randfragment eines Brechers (K1) und Eindrücken am Umbruch; vgl. Taf. 17,2.
(B); vgl. Taf. 1,2.
19 – Randfragment einer großen Schüssel mit Eindrü-
12 – Zwei anpassende Randfragmente eines kannelur- cken; vgl. Taf. 30,1.
verzierten Bechers (B); vgl. Taf. 2,3.
20 – Fragment mit vier parallel verlaufenden Bändern
13 – Zwei anpassende Randfragmente eines Bechers aus scharfkantigen Eindrücken; vgl. Taf. 46,4.
(B); vgl. Taf. 2,2.
21 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem
14 – Großes, in drei Teile zerbrochenes Randfragment ei- Hals (K2) und Eindrücken am Umbruch und auf der
nes kannelurverzierten Bechers (B); vgl. Taf. 1,3. Schulter; vgl. Taf. 20,7.
15 – Gefäßfragment mit Barbotineauftrag; Gr: 2; D: 2; 22 – Randfragment eines Gefäßes mit abgesetztem Hals
Ware 6; Nr: 9481. (K1); auf der Schulter Bänder aus scharfkantigen Eindrü-
cken; am Umbruch zwei Bohrungen, die zur Flickung des
16 – Randfragment mit einer von der Randlippe aus-
Gefäßes eingebracht wurden; vgl. Taf. 20,3.
gehenden Fingerriefenbarbotine; Gr: 1; D: 2; Ware 10;
Nr: 15860. 23 – Gefäßfragment mit Ritzungen; vgl. Taf. 46,8.
17 – Randfragment mit einer von der Randlippe aus- 24 – Randfragment einer großen Schüssel mit Ritzverzie-
gehenden Fingerriefenbarbotine; Gr: 2; D: 2; Ware 17; rungen; vgl. Taf. 28,1.
Nr: 24290.
18 – Randfragment einer Schüssel mit aufgerauhter Tafel 58. Plastische Applikationen, Eindruck- und Ritz-
Oberfläche; Gr: 3; D: 2; Ware: 6; Nr: 24291. verzierungen sowie Oberflächenbehandlungen.
1 – Randfragment eines kleinen Bechers mit einer weit
Tafel 57. Eindruck- und Ritzverzierungen. herausragenden plastischen Leiste; vgl. Taf. 38,5.
1 – Gefäßfragment mit scharfkantigen Eindrücken; Gr: 2; 2 – Randfragment einer Knickwandschüssel (S4) mit po-
D: 2; Ware 13; Nr: 24292. lierter Oberfläche; vgl. Taf. 31,3.
138
IV Die Funde
3 – Randfragment einer Schüssel mit S-Profil und geglät- cherweise gefärbten, Paste gefüllt waren, die
teter Oberfläche; vgl. Taf. 23,9. sich in einigen der Eintiefungen als kalk- oder
4 – Randfragment eines bauchigen Gefäßes mit geglätte- kreideartige Masse erhalten hat. Obwohl die Ein-
ter Oberfläche und Buckel; vgl. Taf. 19,8. stich- und Ritztechnik auch an anderen Gefäßfor-
men überliefert ist, und hier insbesondere die
5 – Fragment mit tiefen, parallelen Kerben am verdickten
Bauch; vgl. Taf. 47,15.
als V1b beschriebene Art der Oberflächenbe-
handlung, sind die Dreifußschälchen aus-
6 – Randfragment einer großen Schüssel mit gekerbtem schließlich in dieser Technik verziert worden.
Rand; vgl. Taf. 30,2. Die Aufsicht der Stücke aus Ovčarovo-Gorata
7 – Randfragment eines Bechers mit gekerbtem Rand zeigt durchweg ein gleichseitiges Dreieck, das
und polierter Oberfläche; die rötliche Verfärbung des aus drei in ihrer Form identischen, planen Sei-
Scherbens rührt vom oxydierenden Brand her; vgl. tenflächen gebildet wird. In die Oberseite ist
Taf. 1,5. stets eine niedrige Schale eingetieft, wodurch
8 – Fragment mit polierter Oberfläche; Gr: 3; D: 2; Ware: diese Gegenstände klar als Gefäße angespro-
20; Nr: 24295. chen werden können. An den Ecken sind die Sei-
tenflächen nach unten verlängert, so dass drei
9 – Randfragment eines Gefäßes mit ausgezogenem
Hals (K2); vgl. Taf. 20,6. Füßchen gebildet werden (Abb. 79). Diese sind
in der Regel nach innen offen, indem sie aus
10 – Fragment eines kugeligen Gefäßes mit Ritzverzie- den zwei im Winkel aufeinanderstoßenden Sei-
rungen und einer applizierten Kerbleiste; vgl. Taf. 46,10.
tenflächen gebildet werden und nur sehr selten
11 – Fragment mit applizierten Leisten und Eindruckver- sind sie als rundplastische, massive Füßchen
zierungen; vgl. Taf. 47,17. ausgeführt. Die Länge der Füßchen entspricht
12 – Randfragment eines ritzverzierten Topfes mit senk- bei den meisten Exemplaren in etwa der Tiefe
rechter Kerbleiste; vgl. Taf. 16,6. des Schalenkörpers. Nach den zu beurteilenden
Fragmenten sind die Füßchenschalen aus Ovča-
13 – Randfragment eines kugeligen Topfes mit ausbie-
rovo-Gorata durchweg dreieckig. Viereckige
gendem Rand (T2); Fingernageleindrücke und Kerbleiste;
vgl. Taf. 14,1. Schälchengefäße oder zu den Füßen hin konisch
Abb. 79. Ovčarovo-Gorata.
zulaufende Exemplare bzw. Tischchen mit einer
14 – Fragment mit zwei Tupfenleisten und davon abge- Nahezu vollständig erhalte-
deutlich abgesetzten runden Schale, wie sie nes Dreifußschälchen mit
henden parallelen Ritzungen; vgl. Taf. 47,16.
von anderen neolithischen Plätzen aus Südost- leichten Gipsrestaurierungen.
15 – Fragment mit Ritzverzierungen und plastischen Ap- europa bekann geworden sind,764 kommen da- Museum Tărgovište 2472A
plikationen; vgl. Taf. 46,11. gegen nicht vor. (vgl. Taf. 60,2).
16 – Randfragment eines Topfes mit applizierter plas-
tischer Leiste; vgl. Taf. 13,3.
17 – Fragment eines eindruckverzierten Gefäßes mit
plastischen Applikationen; vgl. Taf. 47,19.
139
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
Die Herstellungstechnik der Dreifußschälchen ganzen Gefäßen restauriert (Abb. 80). Im Bestre-
lässt sich nicht leicht rekonstruieren. Den Bruch- ben, möglichst viele vollständige Formen zu er-
stücken nach zu urteilen wurde die Masse der halten, wurden in wenigen Fällen auch nicht an-
Schälchen aus einem Stück gefertigt, denn es passende Fragmente zu ganzen Gefäßen er-
zeigen sich keine spezifischen Bruchmuster, gänzt, so dass nicht ausgeschlossen werden
die auf ein späteres Ansetzen der verschiedenen kann, dass Teile verschiedener Dreifußschäl-
Teile hindeuten würden.765 Nur bei einigen grö- chen zusammengefügt und die Fehlstellen da-
ßeren Exemplaren ist aufgrund des Fragmentie- zwischen mit Gips ergänzt wurden. Die Restau-
rungszustands ein separates Ansetzen der Füße rierung bezog oft auch die Rekonstruktion der
anzunehmen. Kerbschnittmuster auf den Gipsteilen mit ein,
die sich bei entsprechender Farbfassung kaum
Über die Funktion der eckigen Füßchengefäße ist von den originalen Teilen unterscheiden lassen.
bereits viel geschrieben worden, ohne dass man Bei der zeichnerischen Umsetzung der Stücke
zu einem eindeutigen Ergebnis kommen konn- wurden die in Gips ergänzten Partien nur im Um-
te.766 Aufgrund ihrer reichen Verzierung und riß wiedergegeben, um den tatsächlichen Erhal-
dem verhältnismäßig geringen Anteil am Ge- tungszustand hervorzuheben. In einem Fall wur-
samtinventar neolithischer Siedlungen wird es de eine erhaltene Schälchenecke zu einem
sich um Gefäße mit einer besonderen Funktion spitzwinkligen Tischchen ergänzt (Taf. 66,7), ei-
handeln. Diese Wertung klingt auch bei der im ne Form die nirgendwo sonst überliefert ist und
Deutschen und im Bulgarischen meistgebrauch- somit als Phantasieprodukt des Restaurators an-
ten Bezeichnung für diese Gegenstände als gesehen werden muss. Ebensogut lässt sich die-
„Kulttischchen“ bzw. „култови масички“ an. ses Eckfragment in die übliche Form der Schäl-
Auf einige Indizien zur Funktion der Gefäße soll chen mit gleichlangen Seiten einfügen. Aufgrund
am Ende dieses Beitrages eingegangen werden. der planen Seitenflächen und der nur wenig ab-
Wir werden im Folgenden zunächst jedoch die gerundeten Ecken lassen sich auch kleinere
deutungsneutrale Bezeichnung „Dreifußschäl- Fragmente eindeutig dieser Gefäßgattung zuord-
chen“ verwenden. nen. Hinzu kommt die spezifische Zierart der
Dreifußschälchen, so dass von einer weitgehend
vollständigen Erfassung der Fragmente im erhal-
IV.3.3.1 Erhaltungs- und Restaurierungs- tenen Material von Ovčarovo-Gorata ausgegan-
zustand gen werden kann.
140
IV Die Funde
Der Schalenrand ist mit den drei Ecken in der Re- IV.3.3.3 Verzierungsmuster
gel plan und glatt gearbeitet. Nur an einem Frag-
ment ist die Ecke als Tierkopf-Protome ausge- An den Dreifußschälchen aus Ovčarovo-Gorata
führt (Abb. 81; Taf. 61,2). Deutlich zu erkennen ist durchweg Ritz- oder Einstichtechnik belegt,
sind die Schnauzenbildung und ein Auge des die in der Art eines Kerbschnittes tief in die Ge-
Tieres. Abgebrochen sind dagegen beide Hörner, fäßoberfläche eingebracht wurde, um mit einer
von denen sich allerdings an der linken Seite weißen Paste verstrichen zu werden. Reste die-
zumindest ein weit zurückragender Ansatz erhal- ser weißen Masse haben sich an mehreren
ten hat. Analog zu anderen Funden des Frühneo- Exemplaren erhalten. Ob die weiße Masse an-
lithikums aus Südosteuropa ist es als Widder- schließend noch gefärbt worden ist, wie bei-
kopf zu ergänzen, der prominent die Ecke des spielsweise in Karanovo mit roter Farbe,771 kann
Schälchens besetzt.767 An den weiteren, nicht nicht festgestellt werden. Theoretisch bietet sich
erhaltenen Ecken wird man entsprechend eben- der kalkige Grund zur Aufnahme von Farbpig-
falls Protomen in Form von Tierköpfen ergänzen menten an, die mutmaßlich nicht in gleicher Wei-
können.768 Interessanter Weise gehören alle gu- se wie die Füllmasse haltbar sind. Es scheint, als
ten Entsprechungen, bei denen tatsächlich die sei die Weiß-Inkrustationstechnik eine spezi-
Ecken des Tischchens als Tierkopfprotomen aus- fische Zierart der Dreifußschälchen, da sie weit-
geführt sind, bereits in das 5. Jt.. Das Fragment gehend auf diese Fundgruppe beschränkt bleibt.
aus Ovčarovo-Gorata steht damit am Übergang Während sich sehr vereinzelt auch rundplas-
der naturalistischeren Darstellungen des Früh- tische Gefäße aufzeigen lassen, deren Ritzungen
neolithikums, etwa aus Donja Branjevina,769 zu und Eindrücke möglicherweise ebenfalls mit ei-
den Tischchen mit Tierkopfprotomen der frühen ner weißen Masse ausgestrichen waren, so wei-
Vinča- und Marica-Zeit.770 sen die dreieckigen Tischchen keine weitere als
diese eine Ziertechnik auf. Lediglich bei den
Die Größenvarianz der Dreifußschälchen bewegt Mustern, die in dieser Technik aufgetragen wur-
sich in engen Grenzen. Zwar lassen sich größere den, besteht eine gewisse Varianz. Bevorzugte
und kleinere Exemplare ausmachen, innerhalb Zierzonen sind durchweg die Seitenflächen der
des Gesamtspektrums ist aber kaum ein Stück Tischchen. Festgestellt werden kann das Bestre-
breiter als 16 und schmaler als 10 cm. Entspre- ben, gleichmäßig alle drei Seiten zu verzieren. Ei-
chend variiert die Höhe der Schälchen etwa zwi- ne Hauptansichtsseite besteht somit nicht. Nur
schen 8–4 cm. Innerhalb dieses Rahmens las- vernachlässigbar wenige Fragmente zeigen keine
sen sich keine spezifischen Größenklassen Verzierung, was dem Umstand geschuldet sein
mag, dass die verzierten Partien in diesen Fällen
767
Vgl. Benac 1979, Taf. XXX,6; Schwarzberg 2005, Abb. 29. abgebrochen sind und sich nur zufällig keine
768
769
Vgl. Schwarzberg 2005, Abb. 22,4–5. Ziermuster darauf finden. Bei einem größeren
Vgl. Schwarzberg 2005, Abb. 29,1.2. Dreifußschälchen sind auch die zwei erhaltenen
770
Vgl. Srejović 1988, 98 unten links; Петровиђ/Катиђ/
Cпасиђ 2009, Inv.Nr. 213–217; Thrakerkatalog 2004, Inv.
771
Nr. 48. Gauß 1997, 242.
141
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
142
IV Die Funde
143
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
Im Einzelnen kann die Durchmischung des Fund- der die dreieckigen Tischchen mit eingetiefter,
stoffes an zwei konkreten Beispielen aufgezeigt dreieckiger Schale umfasst.776 Ganz ähnlich de-
werden. Die anpassenden Fragmente des Tisch- terminiert ist die Klassifikation von Nikolov,
chens auf Taf. 61,5 wurden in den Grabungsjah- nach der unsere Formen zum Typ I.1a gestellt
ren 1977 und 1978 geborgen. Nach Auskunft werden können.777 Die Beschreibung Vandovas
des Feldinventarbuchs fanden sich die ersten trifft auch auf die Typen 1.2.1.1 bis 1.2.1.3 nach
Teile in Quadrant 8, nördlich des Wasserkanals Čohadžiev zu.778 Bei ihm sind es die dreieckigen
und die übrigen Fragmente im darauffolgenden Fußschälchen mit dreieckiger Schale, die sich le-
Jahr in Quadrant Ж2 südlich des Kanals. Eine diglich in ihren Größenverhältnissen voneinan-
derartig weite Verschleppung zusammengehöri- der unterscheiden.
ger Funde auf der Fläche ist allein durch die
Siedlungsaktivitäten bereits im Neolithikum Im Hinblick auf die typologische Entwicklung in
oder spätestens durch die landwirtschaftlichen Karanovo, von wo zahlreiche Dreifußschalen be-
Eingriffe in der Neuzeit zwar durchaus möglich. kannt geworden sind, zeigt sich erneut der Zu-
Befremdlich muss hier aber die Zuweisung sammenhang mit dem dortigen Horizont II. Wäh-
dieser Funde einmal zum IV. und dann zum III. rend die Schälchen aus Karanovo I noch weit
Siedlungshorizont anmuten, was erneut als An- überwiegend an den Seiten mit einem flächen-
zeichen für die künstliche Bestimmung der Be- deckenden Schachbrettmuster und deren ein-
siedlungsstraten, zumindest aber für die Zusam- fachere Variante als einfache Eindrücke verziert
mengehörigkeit des postulierten III. und IV. sind,779 so ist die spezifische Zonierung der
Horizontes, genommen werden kann. Ähnlich Schachbrett- oder Einstichornamentik, wie sie
liegt der Fall bei den Fragmenten, die zu dem in Ovčarovo-Gorata beobachtet werden kann,
Tischchen auf Taf. 62,1 zusammengefügt wur- besonders für Karanovo II charakteristisch.780
den. Einige Teile wurden 1978, weitere 1979 je- Ein in Metopen oder Mäanderbändern gesetztes
weils in den Quadranten Г1 und Ж5 geborgen. Schachbrett ist auch noch in Karanovo II/III, III,
Während die Auffindungstiefen mit -0,60 und III/IV und IV belegt. Allerdings treten im Laufe
-0,50 m nur geringfügig voneinander abweichen der Entwicklung zunehmend weitere Motive hin-
wurden die Fragmente jeweils dem III. und dem zu, die das zuvor dominierende Schachbrett-
I. Siedlungshorizont zugewiesen. Wenn die Frag- muster nun verdrängen.781 Im Tell von Kazanlăk
mente nicht zu völlig unterschiedlichen Tisch- bestätigt sich diese generelle Tendenz von zu-
chen gehört haben, so liegt hier ein weiterer Be- nächst einfachem, flächendeckendem Schach-
weis für die künstliche Trennung der postulier- brett zu Schachbrettfeldern, die sich mit leeren
ten „Siedlungshorizonte“ vor. Flächen abwechseln und dem sukzessiven Hin-
zutreten von weiteren Ziermustern im Laufe der
Entwicklung.782 In Kapitan Dimitrievo scheint
Die Stellung der Dreifußschälchen innerhalb sich das flächendeckende Schachbrettmotiv al-
der neolithischen Kulturentwicklung lerdings von frühneolithischer bis in spätneo-
lithische Zeit zu erhalten.783 Gute Entsprechun-
Im überregionalen Vergleich gehören die Fuß- gen für die Organisation des Schachbretts wie
schälchen aus Ovčarovo-Gorata zu einer großen in Ovčarovo-Gorata bietet dagegen der Fund-
Gruppe von dreieckigen Fußgefäßen, deren Ver- platz Rakitovo.784 Auch unter den zahlreichen
breitung sich auf den östlichen Balkanraum kon- Funden aus Sapareva Banja lassen sich mehrere
zentriert.773 Sie treten bereits im Horizont von Parallelen zu unseren Füßchenschalen aufzei-
Karanovo I auf und wurden ohne nennenswerte gen, die allerdings bereits dem Spätneolithikum
Veränderungen in ihrer Form oder Verzierungs- zugewiesen werden.785 Darin ist allerdings kein
weise durch die gesamte neolithische Zeit hin- Widerspruch zu sehen, da sowohl die Form als
durch produziert und benutzt.774 Hier offenbart auch die Zierweise durch das gesamte Neolithi-
sich ein Konservativismus, der sonst an keiner kum belegt sind. Bezeichnend ist hier wiederum
weiteren Gefäßgattung zu beobachten ist und die Tatsache, dass in Sapareva Banja das
der zweifelsfrei im Zusammenhang mit der Funk- Schachbrettmotiv neben vielen weiteren Mus-
tion der Schälchen gesehen werden muss. Nach tern auftritt, was bereits als typisch für das ent-
der Klassifikation von Schwarzberg gehören un- wickelte Neolithikum nach dem Horizont von
sere Exemplare alle zum Typ 1, den dreifüßigen
Tischchen, welche sich schwerpunktmäßig auf 776
Вандова 1995, 3–4.
777
seine Datierungsgruppen 2 und 3 verteilen, was 778
Николов 2007, 82.
Чохаджиев 2007, 124; Abb. 93.
dem gesamten 5. Jt. entspricht.775 Nach der Glie- 779
Vgl. Gauß 1997, 237–239; Николов 2007, Taf. 6,6–7;
derung von Vandova gehören die Dreifußschäl- 7,1.
chen aus Ovčarovo-Gorata zu ihrem Typ 1.1.1.1, 780
Vgl. Gauß 1997, 242; Николов 2007, Taf. 9,4–8; 10.
781
Vgl. Gauß 1997, 246–248; Николов 2007, Taf. 11–16.
782
Vgl. Николов 2007, Taf. 17–37.
773 783
Schwarzberg 2005, Abb. 21. Vgl. Николов 2007, Taf. 38,11–13; 39; 40,11.
774 784
Vgl. Николов 2007, 81–87. Vgl. Николов 2007, Taf. 42,1–5; 43,6.
775 785
Schwarzberg 2005, 282–287. Etwa Николов 2007, Taf. 53; 65,1–3.
144
IV Die Funde
Ovčarovo-Gorata und Karanovo II benannt wur- maßgeblich unter den übrigen Sonderformen
de. In Sofia-Slatina begegnen überwiegend die hervor. Für die funktionale Deutung der Gegen-
älteren Typen mit flächendeckendem Schach- stände kann ihre relative Häufigkeit im Fundma-
brettmuster und nur vereinzelt ist das in Meto- terial durchaus von Bedeutung sein. Allein
pen organisierte Schachbrett belegt.786 aufgrund ihrer Menge könnten mehrere Dreifuß-
schälchen zu einem Haushalt gehört haben. Es
Ausgehend vom Material aus Ovčarovo-Gorata scheint sich also um übliche Gebrauchsgegen-
ist die weitgehende Beschränkung auf das stände zu handeln. Dennoch bleibt die Anzahl
Schachbrettmotiv mit seinen verschiedenen Ab- der überlieferten Schälchen noch hinter der der
wandlungen von gewisser chronologischer Rele- Figuralplastik zurück.
vanz, da sich eine solche Einschränkung nur für
Fundplätze nachweisen lässt, die mit dem Früh- Aufgrund der eingetieften Schale handelt es sich
neolithikum der östlichen Balkanhalbinsel, kon- zweifellos um Behältnisse. Die Vorbestimmung
kret mit den Horizonten von Karanovo I und II, zu zur Aufnahme eines Gegenstandes ist sogar
verbinden sind. Eine genauere chronologische stark betont, da die Schale die größte Fläche
Eingrenzung lässt sich allein anhand der Drei- der Dreifußgefäße einnimmt und im Gegensatz
fußschälchen nicht vornehmen, da es sich um zu den übrigen Gefäßen ein darin befindlicher
eine äußerst konservativ behandelte Fundgat- Inhalt von außen gut einzusehen ist. Darin hi-
tung handelt. neingelegte Gegenstände werden regelrecht prä-
sentiert. Der Präsentationscharakter wird noch
zusätzlich verstärkt durch die Erhöhung der
IV.3.3.5 Zur Funktion der Dreifußschälchen Schälchen durch ihre Füße. Die Erhöhung des
Schälchens ist bei einem Exemplar aus Muldava
Dieses Festhalten an Form und Dekor bietet den noch um ein Vielfaches übersteigert, da es auf
Hinweis auf eine gleichartige Tätigkeit, die mit einer aus dem Schalengrund ragenden, sehr ho-
diesen Gegenständen über mindestens ein Jt. hen zylindrischen Säule steht.789 Die reale Funk-
hinweg durchgeführt worden ist. Möglicherweise tion der Füßchen ist hier aufgehoben, denn sie
wird hier der Bereich des Religiösen berührt, hängen in der Luft. Eine Funktion der Dreifuß-
denn kaum eine Tätigkeit im menschlichen Sozi- schälchen als Lampe oder Räuchergefäß kann
alleben wird derart stabil über Generationen hin- offenbar ausgeschlossen werden, da bislang kei-
weg vererbt wie eine rituelle Praxis. Dennoch nerlei Brandrückstände in den Schälchen nach-
weist vor allem Eszter Bánffy nachdrücklich da- gewiesen werden konnten.790 Nikolov möchte
rauf hin, dass Fußschälchen oder eckige Schäl- zudem ausschließen, dass darin Flüssigkeiten
chengefäße zu den üblichen Siedlungsfunden aufbewahrt wurden, da ihre verhältnismäßig gro-
gehören.787 Sie wurden in den Häusern benutzt be Oberfläche nicht dicht genug sei.791 Einige
und zusammen mit dem ‚normalen‘ Siedlungs- der Tischchen, etwa aus Karanovo und Kazanlăk,
abfall entsorgt. In Gräbern finden sie sich dage- seien zudem bereits mit einem kleinen Loch in
gen nur ausnahmsweise und auch in herausra- einer Ecke der Schüssel gefertigt, durch welches
genden Gebäuden, für die eine rituelle Funktion Flüssigkeit ablaufen konnte. Bei weiteren Tisch-
angenommen werden kann, werden sie in aller chen ist auch die Schüssel selbst mit einer wei-
Regel nicht angetroffen.788 ßen Masse verstrichen, die durch die Aufnahme
von Flüssigkeiten abgewaschen worden wäre.792
Bezogen auf alle übrigen Keramikgefäße stellen In der Tat spricht der Präsentationscharakter der
die Dreifußschälchen 0,48 % der Fundmateria- Dreifußschälchen eher für einen Inhalt, der über
lien der Siedlung. Ein kurzer Vergleich mit dem den glatten Rand herausragte und der somit ei-
gewöhnlichen Geschirr der Siedlung bietet sich nen festen Aggregatzustand gehabt haben muss.
an. Es sind etwa so viele wie die Schüsseln mit Profan kann man hier natürlich auch an Behält-
S-profilierter Wandung S1, mit kugeligem Körper nisse für Nüsse oder kleineres Obst denken.
S2 und mit gerader Wandung S3 zusammen-
genommen aber etwas weniger als die krugarti- Auffälliges Merkmal der Dreifußschälchen ist
gen Gefäße mit abgesetztem Zylinderhals K1. Al- aber neben ihrer sehr eigenwilligen Form die flä-
lerdings dürfte bei den genannten Formen die chendeckende Verzierung aller drei Seitenflä-
Anzahl der ursprünglich vorhandenen Gefäße chen, die sie von allen übrigen Keramikgefäßen
noch etwas höher liegen, da diese, anders als abhebt. Die spezifische Technik der Inkrustation
die Fragmente der Dreifußschälchen, nicht sehr ist zudem nicht für einen Gegenstand geeignet
häufig eindeutig aus dem Massenmaterial anzu- mit dem oft hantiert wurde, da die weiße Paste
sprechen sind. Dreiseitige Schälchen sind dem- nicht sehr fest in den Vertiefungen haftet und
nach nicht selten, sie treten mengenmäßig sogar
789
Николов 2007, Taf. 3,7.
790
Bánffy 1997, 53–54; Schwarzberg 2005, 304–305; Ни-
786
Vgl. Николов 2007, Taf. 82,1–4; 84,2–3; 85,1–2; 87,2. колов 2007, 107.
787 791
Bánffy 1997, 54–60. Николов 2007, 107.
788 792
Bánffy 1997, 67–71. Николов 2007, 107.
145
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
recht schnell durch häufiges in die Hand neh- wohnen, wenn man etwa an die Bedeutung der
men verschmutzen und von ihrer Strahlkraft ver- Dreifußkessel in der Mythologie der Klassischen
lieren würde. Antike denkt.798 Losgelöst von seiner ursprüng-
lichen Funktion als Haushaltsgerät ist der Drei-
Auffällig ist auch die dreieckige Form, die im Hin- fuß ein Attribut des Apollon und somit Kultgerät,
blick auf die ansonsten durchweg rundplasti- das während der Kulthandlung selbst benutzt,
sche Keramik heraussticht. Man kann vermuten, der Gottheit geweiht und als Kampfpreis im
dass der Dreizahl in der neolithischen Kunst, wie Wettkampf errungen werden konnte. Interessan-
übrigens in allen Kulturen, eine besondere Be- ter Weise sind die Füße von dreibeinigen Möbeln
deutung zukam. Die Form des Dreiecks steht für in der antiken Kunst häufig als Tiertatzen oder
eines der Ursymbole dessen allgemeiner Cha- -hufe gestaltet, was sicherlich einem Zierbedürf-
rakter eine einfache Interpretation beinahe un- nis entspringt, hinter dem aber eine rudimentäre
möglich macht. In historischen Kulturen tritt das animistische Vorstellung stehen kann.
Dreieck als Symbol für die vier Elemente Feuer,
Wasser, Luft und Erde auf,793 was die Universali- Etwas weniger auffällig im Material von Ovčaro-
tät dieses Zeichens bereits hinreichend begrün- vo-Gorata, aber an vielen weiteren frühneolithi-
den mag. Als Dreieck angegeben ist bei neolithi- schen Fußschälchen immer wiederkehrend, ist
schen Statuetten die weibliche Scham.794 die Symbolik des Widders. Schafe gehören zu
Dreieckig sind aber auch die Gesichtsmasken den ältesten und gängigsten Haustierrassen
der älteren Vinča-Figurinen.795 Bei gemalten Südosteuropas. Als Wildtiere des anatolischen
Menschendarstellungen stehen drei Finger pars Berglandes können sie aber auch Teil eines my-
pro toto für die ganze Hand.796 In starker Reduk- thologischen Landschaftsbildes der neolithi-
tion können drei Finger am Ende einer sogenann- schen Bauern gewesen sein, wenn nicht sogar
ten Krallenspirale auf der entwickelten Starčevo- direkte Verbindungen zwischen den benachbar-
Keramik die nicht dargestellte (oder nicht dar- ten Großräumen bestanden haben. Augenfällig
stellbare) Person hinter dem Bildmotiv symboli- ist die Symbolik des Widders noch in den rei-
sieren.797 Allgemeiner noch kann eine dreifache chen Bestattungen der Kupferzeit der Region, et-
Gotteserscheinung als kulturelle Konstante in wa im berühmten Gräberfeld von Varna.799 Von
der Alten Welt angenommen werden. Sie zieht zentraler Bedeutung ist das Fell eines mythi-
sich mindestens vom alten Ägypten in Form von schen Widders in der Sage von den Argonauten,
Osiris, Isis und Horus über die indische Trimurti die ausziehen um das „goldene Vlies“ zu errin-
von Brahma als Schöpfer, Vishnu als Erhalter gen. Im alten Indien ist der Widder Reittier des
und Shiva als Zerstörer bis zum dreifaltigen Got- Feuergottes Agni800 und taucht schließlich als
tesbild im Christentum. Dreigeteilt ist auch die Aries unter den zwölf Tierkreiszeichen auf. Die
Welt in der Vorstellung der alten Griechen, die konkrete Ansprache des Widders als Attribut ei-
sich in den Olymp als Göttersitz, die diesseitige ner Vogel-Gottheit, wie sie sich für Gimbutas
Welt der Menschen und den Hades als Unterwelt ganz selbstverständlich darstellt,801 muss aller-
gliedert. Die Vorstellung von drei sich ablösen- dings abgelehnt werden, da die Ikonographie
den Zeitaltern in der Art von Werden, Blüte und der Figuren eine solche Verbindung schlicht
Vergehen zieht sich ebenfalls durch die mensch- nicht hergibt.
liche Kulturgeschichte und ist in Form des Drei-
periodensystems bis auf uns gekommen. Bei Nicht in gleicher Weise bedeutungsgeladen ist
den Fußschälchen könnte die Dreiansichtigkeit die Schachbrett-Ornamentik. Man kann darin ei-
also dazu dienen, drei verschiedene Aspekte ei- ne einfache Möglichkeit erkennen, gewebten
ner ansonsten als Einheit verstandenen Erschei- Stoff darzustellen. Auf griechischen Vasenbil-
nung darzustellen. dern der geometrischen Zeit wird auf diese Bild-
chiffre häufig zurückgegriffen.802 Das Schach-
Funktional betrachtet haben Möbel mit nur drei brettmuster ist ein beliebtes Motiv der Heraldik
Beinen eine bessere Standsicherheit als vierfü- und kann in diesem Zusammenhang ganz ver-
ßige. Jenseits der Statik kann der Dreifüßigkeit schiedene Bedeutungsinhalte tragen. In Verbin-
aber durchaus auch ein symbolischer Wert inne- dung mit dem Widderköpfchen wird es sich viel-
leicht um die stilisierte Darstellung eines Felles
793
Bauer et al. 1991, 39–40; 325–326. handeln. Gimbutas erkennt im Schachbrettmotiv
794
Vgl. Николов 2007, 207; auch Hansen (2007, 345) ak-
zeptiert das Schamdreieck als Kennzeichen weiblicher Ge-
798
schlechtlichkeit, betont ansonsten jedoch nachdrücklich Wissowa 1905.
799
die „Problematik der geschlechtlichen Kennzeichnung“ Etwa die Widder- und Hörnerappliken sowie der golde-
(ebd. 341–345). ne Astragal aus Grab 36 (Ivanov 1991, 141–142).
795 800
Vgl. Benac 1979, Taf. XXX,2; XXXI,4; Schier 2005, So auf zahlreichen Darstellungen des Gottes. Warum er
Abb. 57. auf dem Tier reitet, ist unklar, der Mythos selbst bietet da-
796
Vgl. Benac 1979, Taf. XVI, 2a; Чохаджиев 2007, rauf offenbar keinen Hinweis (Gonda 1960, 67–73).
801
Abb. 58,158. Gimbutas 1989, 75–79.
797 802
Vgl. Benac 1979, Taf. XXII, 3; Чохаджиев 2007, Bspw. auf der Ekphora-Darstellung der großen Vase
Abb. 58,156.5. vom Dipylon in Athen.
146
IV Die Funde
803 806
Gimbutas 1989, 322. Aus Karanovo V sind gerade einmal 18 Füßchengefäße
804
Schwarzberg 2006b; Николов 2007, 108–110; Taf. 90– bekannt geworden, aus Karanovo VI noch 17. Auch die ge-
91. waltigen Schichten der Nordostbulgarischen Tellsiedlun-
805
Gimbutas etwa erkennt in einigen Schälchen Modelle gen, wie Ovčarovo (4), Vinica (4) und Goljamo Delčevo (17)
von Schreinen ihrer „Vogel-Gottheit“ (Gimbutas 1989, erbrachten nur noch wenige Stücke (Николов 2007, 116–
Abb. 118). 117; 127–128).
147
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
2 – Nahezu vollständig erhaltenes Dreifußschälchen mit erhaltene Ecken mit kreisrunden Löchern verziert; H (res-
leichten Restaurierungen entlang des Schalenrandes; tauriert): 8,8; Br: 16,0; 1977; „Hor. IV“; Qu: 8 (Nord
zwei Seiten sind mit Schachbrettmotiven, die dritte mit 2,30/Ost 1,40); Tiefe: –0,20; InvNr: 246; sowie 1978;
großen, ausgestanzten Dreiecken und Winkelbändern „Hor. III“; Qu: Ж2 (Nord 0,65/Ost 4,25); Tiefe: –0,20;
verziert; H: 6,2; Br: 11,6; 1978; „Hor. IV“; Qu: 127 (Nord InvNr: 513; MusNr: MTg-2475A.
4,40/Ost 4,00); Tiefe: –0,30; MusNr: MTg-2472A.
3 – Fußfragment eines Dreifußschälchens; zwei Seiten- 1 – Mehrere kleine, offenbar zusammengehörige Drei-
flächen; die Fläche des Schachbrettmotivs wurde mit fußschälchen-Fragmente, die zu einem ganzen restau-
Ritzlinien vorgezeichnet und die einzelnen Felder als riert wurden; Teile der Schale und von allen drei Seiten;
rundliche Eindrücke ausgestochen; H: 4,9; Br: 4,1; an den Seiten mehrere Felder mit Schachbrettmuster,
„Hor. I“; Qu: 4. zum Teil mit Karo-Vorritzungen; H (restauriert): 7,8; Br
(restauriert): 16,4; 1978; „Hor. III“; Qu: Г1 (Nord 1,20/
4 – Dreifußschälchen-Fragment; Reste der Schale mit Ost 4,10); Tiefe: –0,60; InvNr: 568; sowie 1979; „Hor.
dem Großteil eines Füßchens; die zwei Flächen des I“; Qu: Ж5; Tiefe: –0,50; InvNr: 618; MusNr: MTg-2476A.
Schachbrettmotivs wurden mit Ritzlinien als Karos vor-
gezeichnet und die einzelnen Felder als rundliche Ein- 2 – Zwei Dreifußschälchen-Fragmente, eine Ecke mit Tei-
drücke ausgestochen; H: 5,2; Br: 4,9; Qu: 64 (Nord 2,30/ len der Schale, die zu einer ganzen Form restauriert wur-
Ost 1,30); MusNr: MTg-1899A. den; an der einen erhaltenen Seitenfläche Reste von
zwei Schachbrettbändern; wenige Ritzlinien einer Vor-
5 – Dreifußschälchen-Fragment; Großteil der Schale mit zeichnung sind erkennbar; H: 7,1; Br (restauriert): 14,3;
einem nahezu vollständig erhaltenen Füßchen; großflä- MusNr: MTg-2479A.
chig mit Schachbrettmotiven überzogen, vorgeritzte Ka-
ros; H: 5,8; Br: 8,6; 1977; Qu: 61 (Nord 2,75/Ost 2,59);
Tiefe 1,00; MusNr: 2472. Tafel 62,3–4. Dreifußschälchen mit Ritzlinienverzierun-
gen.
6 – Dreifußschälchen-Fragment; wahrscheinlich Reste
eines Füßchens; wenige Schachbretteindrücke auf der 3 – Dreifußschälchen-Fragment; eine Ecke mit vollstän-
Oberfläche; H: 6,3; Br: 4,2; „Hor. II“. dig erhaltenem Füßchen und Resten der Schale; auf ei-
ner Seitenfläche drei durch Ritzlinien abgetrennte Fel-
7 – Dreifußschälchen-Fragment; Rest einer Seitenfläche;
der, die mit kurzen Strichen gefüllt sind – auf der
Schachbrettmuster mit Karo-Vorritzung; H: 5,6; Br: 7,5;
anderen Seite sich kreuzende Ritzlinien, eventuell Vor-
1978; „Hor. IV“.
zeichnung für ein nicht mehr ausgeführtes Schachbrett-
8 – Dreifußschälchen-Fragment; Rest eines Füßchens; muster; H: 7,3; Br: 5,8; 1978; „Hor. III“; Qu: И2 (Nord
flächendeckendes Schachbrettmuster mit Karo-Vorrit- 2,20/Ost 3,90); Tiefe: –0,15.
zung; H: 5,0; Br: 6,6; 1978; „Hor. IV“; Qu: 155 (Nord
0,15/Ost 0,10); Tiefe: –1,80; MusNr: MTg-2434A. 4 – Dreifußschälchen-Fragment; eine Ecke mit nahezu
vollständig erhaltenem Füßchen und Resten der Schale;
an zwei Seiten Karo-Ritzverzierung, eventuell Vorzeich-
Tafel 61. Dreifußschälchen mit Schachbrettverzierun- nung für ein nicht ausgeführtes Schachbrettmuster; an
gen. einer der Seiten darüber vier quer verlaufende, weit-
1 – Dreifußschälchen-Fragment; ein Füßchen mit Resten gehend parallele Linien; H: 6,2; Br: 7,2; 1978; „Hor. I“;
der Schüssel; Schachbrettmuster mit Karo-Vorritzung, Qu: М (Nord 1,80/Ost 2,40); Tiefe: –0,20; MusNr: MTg-
zwei Zierfelder sind durch ein leeres Band getrennt; H: 2429A.
6,3; Br: 8,0; 1977; „Hor. IV“; Qu: 48 (Nord 2,50/Ost
2,90); Tiefe; -0,20; InvNr: 178.
Tafel 63. Dreifußschälchen mit Einstichverzierungen.
2 – Dreifußschälchen-Fragment; Ecke mit Widderkopf-
Protome, erhalten sind Reste der Schüssel; auf einer Sei- 1 – Dreifußschälchen-Fragment; eine Ecke mit nahezu
te vertikales Schachbrettmuster mit Karo-Vorritzung; am vollständig erhaltenem Füßchen und Resten der Schale;
Widderkopf sind die Hörner abgebrochen; H: 5,5; Br: 7,6; Schalenrand bestoßen; an den Seitenflächen Zonen mit
1978; „Hor. III“; Qu: М (Nord 1,80/Ost 4,30); Tiefe: parallel verlaufenden Einstichreihen; H: 6,2; Br: 9,6;
–0,20; InvNr: 473; MusNr: MTg-2421A. 1975; Qu: 65 (Nord 4,00/Ost 3,00); „östlich des Ofens“;
InvNr: 4; MusNr: MTg-1637A.
3 – Dreifußschälchen-Fragment; Reste eines Füßchens;
nur an einer Seite Schachbrettmuster mit erhaltener wei- 2 – Dreifußschälchen-Fragment; Reste einer Ecke mit
ßer Paste in den Einstichen; H: 4,6; Br: 3,5; 1977; Qu: Fußansatz und Schalenrest; unregelmäßige Einstiche an
76; Tiefe: –0,20; MusNr: MTg-1633A. beiden Seiten des Fußes; H: 3,4; Br: 7,0; „Hor. I“; Qu:
124; Tiefe: –0,10.
4 – Dreifußschälchen-Fragment; Reste einer Seitenflä-
che oder eines Füßchens; Schachbrettmuster mit Karo- 3 – Fragment eines eckigen Gefäßes mit drei Einstichen
Vorritzung; H: 4,1; Br: 7,9; „Hor. II“; Qu: Ж4. auf der Oberfläche; wahrscheinlich Reste eines Dreifuß-
schälchen-Fußes; H: 3,4; Br: 2,9; ohne Angaben.
5 – Mehrere anpassende Fragmente eines Dreifußschäl-
chens, die zu einer ganzen Form restauriert wurden; er- 4 – Fragment eines eckigen Gefäßes mit mehreren run-
halten sind große Teile der Schale und Teile von allen den Einstichen auf der Oberfläche; wahrscheinlich Reste
drei Seiten mit Ansätzen der Füßchen; an allen drei Sei- eines Dreifußschälchen-Fußes; eine Gruppe aus sieben
ten finden sich Streifen aus Schachbrettmustern, zum Einstichen bildet ein vertikal über die Fläche laufendes
Teil mit Karo-Vorritzungen; der Schalenrand ist an zwei Band; H: 5,9; Br: 2,3; ohne Angaben.
148
IV Die Funde
5 – Fragment eines eckigen Gefäßes mit mehreren gro- Tafel 65,1–2. Dreifußschälchen mit Einstichverzierun-
ben, unregelmäßigen Einstichen auf der Oberfläche; gen.
wahrscheinlich Reste der Seite eines Dreifußschälchens;
H: 4,9; Br: 8,3; ohne Angaben. 1 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Resten der
Schale und eines Füßchens; an zwei Seiten Ziermotiv
6 – Fragment eines Dreifußschälchen-Fußes; an beiden aus kreisrunden, großen Einstichen – eine Einstichreihe
Seiten unregelmäßige Einstiche; H: 4,1; Br: 2,8; Qu: 64 unterhalb des Randes und Feld aus parallelen Einstich-
(Nord 2,70/Ost 3,40); MusNr: MTg-1892A. reihen am Fuß, in der Mitte der einen Seitenfläche wei-
teres Feld aus parallelen Einstichen; H: 7,2; Br: 8,7;
7 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Resten der
1977; „Hor. IV“; Qu: 64/4 (Nord 4,00/Ost 3,8); Tiefe:
Schale; an beiden Seiten Felder aus feinen Einstichen – ei-
–0,80; InvNr: 241; InvNr: MTg-2426A.
nes durch Ritzlinien begrenzt; H: 3,3; Br: 4,2; 1978; „Hor.
I“; Qu: Л (Nord 0,80/Ost 3,10); Tiefe: –0,10; InvNr: 371. 2 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Resten der
Schale und eines Füßchens; Füßchen unten abgebro-
8 – Schalenfragment eines Dreifußschälchens mit Res-
chen, Schalenrand bestoßen; an den Seiten Felder aus
ten einer Seitenfläche; auf der Seite Reste von sechs bei-
parallel verlaufenden Reihen von runden Einstichen; H:
einanderstehenden Eindrücken; H: 2,6; Br: 12,7; Qu: 34;
7,5; Br: 9,1; 1977; „Hor. III“; Qu: 48 (Nord 1,50/Ost
Tiefe: –0,20.
3,70); Tiefe: –0,25; InvNr: 140; MusNr: MTg-2425A.
9 – Fragment eines Dreifußschälchen-Fußes; an einer
Seitenfläche Zierfeld aus runden Einstichen; H: 2,3; Br: Tafel 65,3–5. Dreifußschälchen mit kurzen Ritzlinien-
3,4; „Hor. I“; Qu: 37. verzierungen.
10 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Resten ei-
3 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Resten der
nes Fußes; auf den Seitenflächen Gruppen aus ovalen
Schale; Schalenrand bestoßen; an einer Seitenfläche
Einstichen, die durch leere Zone getrennt sind; H: 4,2;
Gruppe aus länglichen Einstichen oder Ritzungen; H:
Br: 3,8; 1978; „Lesefund Hor. I“; Qu: Г1; InvNr: 338.
2,2; Br: 7,0; 1978; Qu: 155-Л3; Tiefe: –0,15.
Tafel 64. Dreifußschälchen mit Einstichverzierungen. 4 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Resten der
Schale und Ansatz eines Füßchens; an einer Seite zwei
1 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Resten der vertikal verlaufende Doppelreihen aus kurzen, hinter-
Schale und nahezu vollständig erhaltenem Füßchen; an einandergesetzten Ritzlinien; H: 4,5; Br: 10,5; 1977;
den Seitenflächen Felder aus parallel angeordneten run- Qu: 5 (Nord 1,20/Ost 2,00); Tiefe: –0,50; InvNr: 207.
den Einstichen; die Zierzone ist oben und an der einen
Seite durch eine tiefe Ritzung begrenzt; H: 5,4; Br: 6,6; 5 – Füßchen eines Dreifußschälchens mit Resten der
1978; „Hor. IV“; Qu: 55 (Nord 1,30/Ost 1,80); Tiefe: Schale; an beiden Seiten des Fußes vertikal verlaufen-
–0,80; MusNr: MTg-2428A. des Ritzornament aus kurzen Ritzlinien die von langen
Ritzungen gerahmt, teilweise aber auch geschnitten wer-
2 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Resten der den; H: 7,4; Br: 8,5; ohne Angaben; MusNr: MTg-1906A.
Schale und einer Seitenfläche; an der Seite kleine Grup-
pe aus sieben in zwei parallelen Reihen angeordneten
runden Einstichen; H: 2,0; Br: 6,2; ohne Angaben. Tafel 66. Dreifußschälchen mit kurzen Ritzlinienverzie-
rungen.
3 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Resten der
Schale und zwei Seitenflächen; auf den Seiten jeweils 1 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Resten der
zwei Felder mit feinen Einstichen, von denen die auf der Schale und einem Füßchen; an zwei Seiten rechteckige,
einen Seite durch Ritzlinien begrenzt sind; auf dem Rand mit kurzen parallelen Ritzlinien gefüllte Felder, dazwi-
eine tiefe Ritzlinie; H: 2,9; Br: 9,4; 1978; „Hor. III“; Qu: schen leere Streifen; H: 5,5; Br: 9,7; 1978; „Hor. I“; Qu:
Ж2 (Nord 0,20/Ost 3,10); Tiefe: –0,20; MusNr: MTg- 0 (Nord 0,05/Ost 0,05); Tiefe: –0,15; InvNr: 400; MusNr:
2433A. MTg-2430A.
4 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Resten der 2 – Fuß eines Dreifußschälchens mit geringem Rest der
Schale und eines Füßchens; Rand bestoßen; auf den Sei- Schale; an den Seiten Verzierung aus kurzen, parallelen
tenflächen mehrere Zonen aus feinen Einstichen; H: 4,0; Ritzlinien, die zwei doppelte Winkelbänder bilden; H:
Br: 6,8; 1978; „Hor. II“; Qu: И3 (Nord 0,20/Ost 4,60); 7,0; Br: 5,0; 1978; „Hor. IV“; Qu: 125 (Nord 2,80/Ost
Tiefe: –0,15; MusNr: MTg-2431A. 0,10); Tiefe: 1,70; InvNr: 488; MusNr: MTg-2432A.
5 – Rundplastisches Füßchen, wahrscheinlich von einem 3 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Resten der
Dreifußschälchen; auf der Oberfläche drei vertikal ver- Schale und einem Füßchen; Schalenrand bestoßen; an
laufende Reihen aus runden Einstichen; H: 5,1; Br: 4,4; beiden Seiten unregelmäßig angeordnete grobe, tiefe
1976; „Hor. I“; Qu: 6/4 (Nord 2,70/Ost 2,60); Tiefe: Ritzungen; H: 4,0; Br: 4,8; 1978; „Hor. I“; Qu: 117/4
–0,30; MusNr: MTg-1933A. (Nord 3,80/Ost 0,75); Tiefe: –0,10; InvNr: 324.
6 – Fußfragment eines Dreifußschälchens; auf den Sei- 4 – Fragmentierter Fuß eines Dreifußschälchens; an zwei
ten versetzt angeordnete Linien aus runden Einstichen; Seiten rechteckige, aus parallelen, kurzen Ritzlinien ge-
H: 4,6; Br: 2,0; „Hor. II“; Qu: Ж4. bildete Felder; H: 6,5; Br: 4,8; 1978; „Hor. I“; Qu: З1/1
(Nord 1,72/Ost 1,86); Tiefe: –0,10; InvNr: 329.
7 – Dreifußschälchen mit einem vollständig und einem
weiteren teilweise erhaltenen Füßchen; eine Ecke mit- 5 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Resten der
samt Fuß ist ergänzt; an allen drei Seiten Motive aus ab- Schale und einem Füßchenrest; an beiden Seiten mit
wechselnd einstichgefüllten und leeren Feldern, die kurzen, parallelen Ritzlinien gefüllte Felder, die durch
durch Ritzlinien voneinander getrennt sind; H: 6,3; Br Ritzlinien begrenzt sind; H: 5,3; Br: 11,3; Qu: 48 (Nord
(restauriert): 15,5; ohne Angaben. 4,20/Ost 4,60); MusNr: MTg-1890A.
149
Ovčarovo-Gorata – M. Daszkiewicz, G. Schneider und E. Bobryk
6 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Resten der wird. Eine einfache und kostengünstige Klassifi-
Schale und einem Füßchen; an zwei Seiten mit paralle- zierung nach der Matrix, gleichzeitig mit Infor-
len, kurzen Ritzlinien gefüllte Felder, die durch lange mationen zur Art der Magerung, lässt sich durch
Ritzlinien begrenzt sind, dazwischen leere Streifen; H:
systematisches Nachbrennen kleiner Fragmente
6,6; Br: 5,7; 1975; Qu: 39 (Nord 1,50/Ost 4,80); Tiefe:
–0,20; InvNr: 28; MusNr: MTg-1887A.
erreichen (MGR-Analyse807). Auf der Basis der
damit gebildeten Matrixgruppen können dann
7 – Eckfragment und weiteres Seitenfragment eines Drei- gezielt Proben für die weiteren Untersuchungen
fußschälchens mit Resten der Schale; nicht korrekt zu ei- ausgewählt werden. Achtzehn Proben wurden
nem sehr schmalen Tischchen ergänzt; an zwei Seiten
chemisch analysiert und acht Dünnschliffe ange-
strichgefüllte Felder, die von langen Ritzungen begrenzt
werden und eine weitere Strichritzungs-Gruppe am Fuß- fertigt. Die angewandten Methoden sind detail-
ansatz; H (restauriert): 6,7; Br: 11,8; 1975; Qu: 65 (Nord lierter im Anhang beschrieben. Mit der chemi-
1,00/Ost 0,80); „auf dem Weg“; InvNr: 26; MusNr: MTg- schen Analyse mittels wellenlängendispersiver
1885A. Röntgenfluoreszenz (WD-XRF) können die Matrix-
gruppen überprüft werden. Damit lässt sich dann
Tafel 67. Unbestimmte oder unverzierte Fragmente von festlegen, welche Proben nach ihrer Zusammen-
Dreifußschälchen. setzung (Matrix plus Magerung) so ähnlich sind,
dass sie aus einer „Werkstatt“ stammen können.
1 – Fragment der Schale eines Dreifußschälchens; H:
3,3; Br: 3,5; ohne Angaben. Für die Identifizierung bezüglich der Art, Korngrö-
ße und Menge der nichtplastischen Einschlüsse,
2 – Fragment der Schale eines Dreifußschälchens; H: welche die natürliche oder zugesetzte Magerung
2,8; Br: 3,7; ohne Angaben.
darstellen, dienen die polarisationsmikroskopi-
3 – Eckfragment eines Dreifußschälchens mit Schalen- schen Untersuchungen von Dünnschliffen.
rest und Ansatz eines Füßchens; Schalenrand bestoßen,
an der erhaltenen Seitenfläche Beschädigungen aber
keine Reste einer Verzierung; H: 4,2; Br: 7,2; 1977; IV.3.4.1 Methoden und Analysenergebnisse
„Hor. IV“; Qu: 22 (Nord 0,20/Ost 3,00); Tiefe: –0,40;
InvNr: 219.
In Abb. 86–88 sind die untersuchten Fragmente
4 – Eckfragment eines Dreifußschälchens; Reste einer sowohl im frischen Bruch als auch im angeschlif-
Seitenfläche ohne Verzierung sind erhalten; H: 3,2; Br: fen Querschnitt zusammen mit den bei 1100°
2,5; „Hor. II“; Qu: Ж4.
und 1200 °C nachgebrannten Fragmente zu se-
5 – Schalenfragment eines Dreifußschälchens mit Res- hen. Während die Originalscherben in den Far-
ten einer Seitenfläche; keine sichtbaren Verzierungen; ben und Farbzonen stark variieren, erscheinen
H: 1,4; Br: 5,7; ohne Angaben. die unter gleichen Bedingungen oxidierend
6 – Schalenfragment eines Dreifußschälchens mit Res- nachgebrannten Fragmente einheitlicher. Da die
ten einer Seitenfläche; keine sichtbaren Verzierungen; Nachbrenntemperatur weit oberhalb der Origi-
H: 2,2; Br: 3,0; ohne Angaben. nalbrenntemperatur der Scherben liegt, ist das
Erscheinungsbild der Nachbrände unabhängig
vom originalen Brand.
150
IV.3.4 Archäokeramologische Untersuchungen
151
Ovčarovo-Gorata – M. Daszkiewicz, G. Schneider und E. Bobryk
152
IV.3.4 Archäokeramologische Untersuchungen
153
154
Abb. 89. Ovčarovo-Gorata. Gruppierung der Waren nach dem Brennverhalten bei 1200 °C (MGR-Analyse) und Kurzbeschreibung der Dünnschliffe. Qz = Quarz, Cc = grobspätiger Calcit,
cc = kryptokristalliner Calcit, Agg. = Aggregate, Afsp = Alkalifeldspat, Plg = Plagioklas, Abkürzungen in Spalte 3 siehe Fußnote 808.
Probe/Wa- Labornummer MGR-Analyse (pw und cr Farbe Matrix- Einschlüsse nach dem Nach- Einschlüsse nach der mikroskopischen Untersuchung
re (WD-RFA) nach 2 Wochen) gruppe brennverhalten
Erscheinungsbild
1 MD 3435 ovF rötlichbraun 1 einzelne cc-Agg., feiner Qz. –
13 MD 3438 ovF rötlichbraun 1 einzelne cc-Agg., feiner Qz. –
20 nicht analysiert ovF rötlichbraun 1 einzelne sehr feine Qz. –
2 MD 3444 sMLT cr braun 2 Cc, Qz (0,4 mm) Cc zersetzt, Tonaggregate, Plg
Ovčarovo-Gorata – M. Daszkiewicz, G. Schneider und E. Bobryk
überbrannte Oberfläche (ovF) mit Farben von röt- Rand her zersetzt. Die Magerung mit zerkleiner-
lichbraun über braun zu dunkelbraun. Trotz der ter oxidierend gebrannter, im Mikrofoto heller er-
Unterschiede im Farbton und in der Oberflächen- scheinenden Keramik ist in der durch organi-
struktur bei 1200 °C (von überbrannt bis leicht sches Material dunkel gefärbten Matrix gut zu
angeschmolzen bei den Matrixgruppen 1 bis erkennen. In den etwas niedriger gebrannten
11) kann man von sehr ähnlichen kalkarmen to- Scherben 11 und 17 lassen die groben Kalk-
nigen Sedimenten ausgehen. spateinschlüsse keine Anzeichen einer ther-
mischen Zersetzung durch den Brand erkennen.
Die chemischen Analysen in Abb. 90 zeigen, Hier sind im Gegensatz zu Probe 2 (Abb. 93)
dass zumindest die Proben der Matrixgruppen 1 auch noch die feinen Glimmer der Tonmatrix er-
bis 9 noch in den Rahmen einer recht einheitli- halten.
chen Tonzusammensetzung fallen, wenn man
von den zwischen 1,5 und 14 % CaO schwanken- Eine andere Magerung zeigen die beiden Proben
den Calciumgehalten absieht, die, wie weiter un- 7 und 10 bei denen Calcit weder als Zusatz noch
ten dargelegt wird, auf die Magerung zurück- als feiner Gemengeteil im Ton enthalten ist. Die
zuführen sind. Bei Matrixgruppe 9 (Probe 21) wahrscheinlich natürliche, schon im Tonrohstoff
sind Magnesium, Kalium, und mit Kalium ver- enthaltene Magerung bei Probe 7 besteht über-
bunden Rubidium, etwas höher als in den ande- wiegend aus Quarz mit wenig Feldspat und
ren Proben. Die Matrixgruppen 10 bis 13 sind einzelnen Fragmenten feiner Quarz-Muskowit-
chemisch davon mehr oder weniger deutlich ver- Schiefer. In Probe 10 ist die Magerung aus Ge-
schieden. Matrixgruppe 10 und 11 (Proben 10 steinsfragmenten von Graniten oder Gneisen of-
und 7) zeichnen sich durch höhere Silicium- fensichtlich zugesetzt. In dieser Probe ist der An-
gehalte aus, Matrixgruppe 10 auch durch weni- teil der Magerung höher als in den untersuchten
ger Titan, Chrom, Nickel, Yttrium, Zirkonium und mit Kalkspat gemagerten Scherben.
Cer und durch mehr Natrium gegenüber den an-
deren Proben. Die beiden im Brennverhalten ein- Die beiden vor allem im Brennverhalten abwei-
zeln stehenden Proben 22 und 25 fallen mit Ti- chenden, nach dem Brennverhalten offensicht-
tan, Eisen, Chrom, Nickel und Zirkonium aus der lich grobe Karbonateinschlüsse enthaltenden
Reihe. In Abb. 92 sind die Analysen für die bei- Scherben 22 und 25 unterscheiden sich von-
den Elemente Silicium und Titan dargestellt. einander in der Art der Karbonateinschlüsse.
Das Variationsdiagramm zeigt deutlich die ab- Während in Probe 22 neben Quarz bis über ein
weichenden Proben. Millimeter große Bröckchen von kryptokristalli-
nem Kalk sehr wahrscheinlich zugesetzt wurden,
Die Gehalte an Calcium sind direkt mit dem Vor- besteht bei Probe 25 die hier mit Sicherheit zu-
handensein von Calcitaggregaten oder dem ma- gesetzte Magerung aus zerkleinertem grobkörni-
gernden Zusatz von Calcit (Kalkspat) verbunden. gem Kalkspat. Die Tonmatrix ist bei Probe 22
Diese Gehalte an mehr oder weniger groben Kar- deutlich schluffiger als bei Probe 25, was der hö-
bonateinschlüssen sind bei den Nachbränden here Siliciumgehalt in der chemischen Analyse
sehr deutlich am Zerfall der Nachbrände zu er- bestätigt.
kennen, der meist schon kurz nach der Abküh-
lung eintritt, bei den hier vorliegenden Proben
aber erst nach Wochen bemerkbar war (Beispie- IV.3.4.2 Interpretation und
le in Abb. 91). In der Abb. 89 ist dieses Verhalten Schlussfolgerungen
als cr bzw. pw notiert. Damit lassen sich die wei-
ßen Einschlüsse als Karbonate deutlich von Für eine Reihe von Waren sind die verwendeten
Quarz oder Silikaten unterscheiden. Mit der kalkarmen Tone mehr oder weniger ähnlich und
Menge der Kalkspatmagerung korrelieren erwar- stammen wahrscheinlich aus derselben Region.
tungsgemäß die Calciumgehalte (Abb. 90), die Diese Gruppe umfasst verschiedene Matrixgrup-
von 1,5 % bis 15 % CaO reichen. pen und schließt auch mit Schamotte oder Kalk-
spat besonders gemagerte Waren ein. Dazu ge-
Eine weitergehende Charakterisierung der Ein- hören die Matrixgruppen 1 bis 9 und, stärker
schlüsse ist mit dem Polarisationsmikroskop zu abweichend, wahrscheinlich auch Matrixgruppe
erhalten. Bei starker Vergrößerung (jeweils unte- 11. Die Unterschiede innerhalb dieser Gruppe
res Mikrofoto in Abb. 93 und 94) lässt sich auch lassen sich durch die Herkunft aus denselben to-
die durch den Brand veränderte Tonmatrix und nigen Sedimenten deuten, von denen verschie-
deren Schluffanteil beschreiben. Probe 2 ist wie dene Stellen oder Schichten als Keramikrohstof-
Probe 4 etwas höher gebrannt als die übrigen fe verwendet wurden. Die Waren mit natürlicher
Proben, wie an der isotropen, im Mikrofoto we- Magerung (Proben 1, 3, 8, 9, 13, 16, 18, 19, 21,
gen der gekreuzten Polarisationsfilter dunkel er- 24) bilden eine chemisch einheitliche Gruppe.
scheinenden Matrix zu erkennen ist. Bei Probe 2 Dabei fällt Probe 21 mit etwas abweichender
sind wegen der etwas höheren Brenntemperatur chemischer Zusammensetzung etwas aus der
die zugesetzten Kalkspatbruchstücke von ihrem Reihe. Viele Scherben enthalten mehr oder weni-
155
156
Abb. 90. Ovčarovo-Gorata. Ergebnisse der chemischen Analysen mit wellenlängendispersiver Röntgenfluoreszenz (gültig für bei 900 °C geglühte Proben, GV = Glühverlust, Elemente in Klammern sind
mit geringerer Genauigkeit bestimmt).
Wa- Matrix- Labor- SiO2 TiO2 Al2O3 Fe2O3 MnO MgO CaO Na2O K2O P2O5 V Cr Ni (Cu) Zn Rb Sr Y Zr (Nb) Ba (Ce) (Pb) GV Summe
re gruppe nummer
Gewichtsprozent ppm % %
natürliche Magerung oder planzliche Magerung
1 1 MD 3435 67,28 0,93 16,81 6,23 0,15 1,50 3,52 0,72 2,35 0,52 139 112 64 41 97 97 151 30 228 17 802 85 27 5,27 100,25
13 1 MD 3438 66,25 0,96 17,74 6,92 0,15 1,60 2,72 0,86 2,47 0,34 136 123 63 43 96 119 129 35 243 18 619 96 22 2,27 100,75
Ovčarovo-Gorata – M. Daszkiewicz, G. Schneider und E. Bobryk
3 3 MD 3437 66,09 0,95 16,36 5,99 0,10 1,52 3,93 1,10 2,35 1,63 116 114 74 42 105 96 226 35 272 15 989 78 21 5,29 99,36
8 5 MD 3446 69,04 0,97 16,28 5,95 0,13 1,12 2,38 0,79 2,32 1,03 113 117 57 39 90 90 197 33 260 16 932 86 21 4,03 100,27
24 5 MD 3448 69,35 0,99 16,21 6,34 0,16 1,50 1,47 1,03 2,63 0,32 112 118 61 26 95 108 108 38 263 16 668 96 26 1,81 100,17
16 7 MD 3450 67,40 0,97 16,45 6,20 0,15 1,20 2,68 0,86 2,20 1,90 128 120 62 33 86 94 240 38 268 16 1224 93 26 4,90 99,30
18 7 MD 3440 67,42 0,93 16,06 6,63 0,14 1,49 2,90 1,10 2,50 0,84 123 117 62 42 90 99 170 34 248 15 828 85 21 4,07 99,87
19 8 MD 3451 64,50 0,95 15,90 6,00 0,13 1,54 4,91 1,08 2,29 2,70 118 116 66 28 100 100 254 40 270 15 1087 89 26 5,99 99,23
21 9 MD 3443 65,25 0,96 17,56 6,90 0,17 1,81 3,00 0,80 3,04 0,51 120 119 69 43 128 127 142 30 235 19 530 93 16 1,46 100,78
Schamottemagerung
4 4 MD 3449 67,02 0,99 16,58 6,31 0,09 1,49 2,89 0,82 2,07 1,75 114 131 58 36 82 89 160 39 280 14 797 96 21 2,75 99,41
mit Kalkspat gemagert
2 2 MD 3444 63,27 0,90 14,65 5,80 0,16 1,48 9,89 0,63 1,95 1,28 103 102 52 39 92 96 243 32 247 16 532 85 17 2,78 99,48
11 6,1 MD 3442 60,27 0,86 15,33 5,88 0,12 1,52 11,86 0,87 2,20 1,09 102 108 54 41 89 95 414 34 238 15 820 77 35 8,67 99,49
14 6,1 MD 3445 59,28 0,84 15,08 5,98 0,11 1,45 13,91 0,67 2,06 0,62 113 103 56 43 93 96 304 32 215 15 724 91 22 12,23 99,90
17 7,1 MD 3439 65,17 0,95 15,49 6,14 0,15 1,62 6,95 0,93 2,33 0,29 110 112 54 35 90 103 251 35 264 16 526 90 25 4,50 100,04
ohne zugesetzte Magerung
7 11 MD 3436 71,30 0,89 14,54 5,50 0,07 1,28 2,30 1,10 1,93 1,10 117 100 49 40 78 84 184 28 242 15 987 70 20 4,92 99,29
mit Gesteinsfragmenten gemagert
10 10 MD 3441 70,93 0,66 15,51 5,37 0,09 1,03 2,21 1,36 2,27 0,58 109 73 40 52 74 78 209 24 178 10 815 62 14 3,80 99,78
Magerung aus Kalkbröckchen
22 12 MD 3447 63,37 0,71 14,06 5,01 0,08 1,12 11,85 0,64 1,91 1,25 88 92 47 30 90 72 242 30 190 12 995 69 25 10,23 99,30
Magerung mit Kalkspat
25 13 MD 3452 58,86 0,81 14,38 5,71 0,14 1,44 15,22 0,48 2,52 0,44 112 95 52 35 90 96 274 30 210 16 565 79 19 11,89 99,98
IV.3.4 Archäokeramologische Untersuchungen
157
Ovčarovo-Gorata – M. Daszkiewicz, G. Schneider und E. Bobryk
z. B. einer Magerung mit Quarz erkennbar. Viel- Verwendung von Flusssanden meist nicht gege-
leicht spielt bei den für temperaturwechselbe- ben sind, die leichtere Zerkleinerung von Kalk-
ständige Gefäße sicher vorteilhaften möglichst spat eine Rolle. Andere Gründe könnten ein bes-
eckigen Formen der Einschlüsse, die z. B. bei serer Geschmack der in solchen Gefäßen ge-
158
IV.3.4 Archäokeramologische Untersuchungen
kochten Speisen oder nicht nachvollziehbare deren Waren (2, 11, 14, 17) vor. Aus der Statis-
Traditionen für die Verwendung dieser besonde- tik der Formen lässt sich keine Bevorzugung
ren Magerung sein. Die Magerung mit grob zer- dieser Magerung für die Funktion zum Kochen
kleinertem Kalkspat kommt auch bei einigen an- ablesen.
159
Ovčarovo-Gorata – M. Daszkiewicz, G. Schneider und E. Bobryk
160
IV.3.4 Archäokeramologische Untersuchungen
IV.4. Kleinfunde
IV.4.1 Figurinen und Anhänger im Rahmen des vorliegenden Bandes vor. Nach
den Einträgen im Feldinventarbuch handelt es
Die ursprüngliche Konzeption zur Veröffentli- sich um mindestens 129 Fragmente von anthro-
chung der Funde aus Ovčarovo-Gorata sah eine pomorphen Figurinen und noch einmal 40 frag-
Bearbeitung der Kleinfunde, insbesondere aber mentierte oder ganze zoomorphe Figürchen. Al-
der zahlreichen Tonfiguren, durch Ivan Vajsov lein aufgrund dieser hohen Zahl erscheint eine
eigenständige Bearbeitung dieser wichtigen
811
Abkürzungen in der Tabelle: Si = Silicium, Gehalt be- Fundgattung sinnvoll und so war es die Entschei-
rechnet als SiO2; Ti = Titan, Gehalt berechnet als TiO2; Al = dung von Herrn Vajsov, den tönernen Figürchen
Aluminium, Gehalt berechnet als Al2O3; Fe = Gesamteisen-
aus Ovčarovo-Gorata eine eigene Studie zu wid-
gehalt berechnet als Fe2O3; Mn = Mangan, Gehalt berech-
net als MnO; Mg = Magnesium, Gehalt berechnet als MgO; men. Ohne seiner endgültigen Publikation der Fi-
Ca = Calcium, Gehalt berechnet als CaO; Na = Natrium, Ge- gürchen vorgreifen zu wollen kann an dieser
halt berechnet als Na2O; K = Kalium, Gehalt berechnet als Stelle lediglich eine sehr geringe Auswahl der
K2O; P = Phosphor, Gehalt berechnet als P2O5; V = Vanadi- Funde (Abb. 97–101) knapp kommentiert vorge-
um; Cr = Chrom; Ni = Nickel; Cu = Kupfer; Zn = Zink; Rb =
Rubidium; Sr = Strontium; Y = Yttrium; Zr = Zirconium; Nb = stellt werden. Ein Katalog der Funde wird jedoch
Niobium; Ba = Barium; Ce = Cer; Pb = Blei. erst mit der abschließenden Veröffentlichung
161
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
vorliegen. Repräsentativität kann hierbei nicht se Arten der Oberflächenbehandlung können Be-
erzielt werden, denn jedes der Stücke ist auf sei- kleidung, Bemalung oder Tätowierung meinen,
ne Art einmalig und bedarf einer gesonderten oder aber eine andere Art der Körperverzierung
Besprechung. An dieser Stelle allein die Anga- darstellen. Möglicherweise diente die Verzie-
ben des Feldinventars wiederzugeben wäre sinn- rung aber auch einfach zur Inszenierung des Kör-
los, denn sämtliche Daten wurden von Vajsov pers, da die Profilierung der Figuren vordergrün-
selbst am Objekt überprüft und korrigiert, so dig ihre Nacktheit hervorkehrt. Die Arme sind bei
dass man auf seine in Aussicht gestellte Publika- den meisten Exemplaren als kurze, waagerecht
tion der Ergebnisse verwiesen ist. vom Körper abstehende Stummel ausgebildet
(Abb. 99,1.3–5). Eine Ausnahme bildet das Frag-
Unter den deutlich anthropomorph ausgebilde- ment einer flachen Figur, die ihren angewinkel-
ten Figuren ist ein Typus mit kräftig ausgepräg- ten linken Arm in die Hüfte stemmt (Abb. 100,1).
tem Gesäß und schmalem Oberkörper dominie- Oft sehr einfach aus dem zylindrischen Hals aus-
rend (Abb. 97; 98,7.8.10–12; 99,4.5; 100,4–7; geformt sind die Köpfe der Figuren (Abb. 98,9;
101,4). Die Geschlechtlichkeit der Figuren ist 100,7; 101,1). In einigen Fällen sind dreieckige
dennoch nicht eindeutig, da keines der Stücke Gesichtsmasken modelliert worden, die an Ge-
über klar angegebene primäre Geschlechtsmerk- sichter von Figuren der Vinča-Kultur erinnern
male verfügt und die Angabe von Brüsten (Abb. 99,3–5; 100,3.6). Zur Angabe eines Ge-
(Abb. 99,4.5) mitunter auch bei deutlich als sichtes reichte aber auch ein Zwicker mit Dau-
männlich gekennzeichneten Figuren angetroffen men und Zeigefinger, wodurch die charakteristi-
werden kann.812 Man kann sogar behaupten, schen Augenhöhlen und die Andeutung einer
dass die Geschlechtlichkeit der Figuren stark zu- Nase erzielt wurden (Abb. 99,2). Auf die Angabe
rückgenommen ist, denn auffällig ist nur die von Augen- und Mundöffnungen konnte ganz
starke Hervorhebung des Gesäßes. Diese aus- verzichtet werden (Abb. 98,9; 99,3.4), oder sie
geprägte Betonung des Steißes mag aber viel- wurden durch einfache Einstiche angegeben
leicht schlicht auch nur dazu gedient haben, die (Abb. 99,1.5). Eine interessante Sonderform der
Figuren sowohl stehend als auch sitzend arran- Figurinen liegt in einem röhrenförmigen, leicht
gieren zu können. Ob es sich bei den drei koni- konisch zulaufenden Körper vor, dem durch drei
schen Bruchstücken (Abb. 98,3–5), von denen Einstiche Augen- und Mundöffnungen hinzuge-
zwei längs durchbohrt sind, um Penisdarstellun- fügt wurden (Abb. 100,2). Auf der Rückseite fin-
gen handelt, bleibt ebenso ungewiß. Zumindest det sich eine weitere kreisrunde Öffnung. Dass
scheinen diese Fragmente nicht zu den Figuren es sich hier nicht um ein Produkt des Zufalls
mit massiv ausgeformtem Unterkörper zu gehö- handelt, bezeugt ein weiterer, ganz ähnlicher
ren, da bei diesen das Geschlecht niemals deut- Fund dieser Art aus Brunn am Gebirge.814 Man
lich angegeben ist. Trotz der starken Stilisierung kann vermuten, dass es sich hierbei um den Auf-
der Figuren war man in einigen Fällen um bemer- satz eines vierbeinigen Tischchens handelt, wie
kenswerte anatomische Details bemüht. So zei- er etwa aus der Siedlung von Nevestino bekannt
gen einige der Beine deutlich ausgeprägte Knie geworden ist.815 Die in ihrer Grundform zylindri-
(Abb. 98,1; 100,5; 101,4) und bei dem Fragment schen Ständeraufsätze der makedonischen Fund-
eines Unterkörpers auf Abb. 101,7 hat sich der orte Porodin, Veluška Tumba, Madžari und Cerje
Künstler die Mühe gemacht, sogar die heraus- haben eine anthropomorphe Gestalt.816 Dieser
stehenden Sprunggelenkknöchel der Füße und im Material von Ovčarovo-Gorata als Sonderform
alle fünf Zehen anzugeben. Fertigungstechnisch auftretende Figurentypus findet zahlreiche Ent-
ist bei einigen Exemplaren eine Anfertigung des sprechungen allerdings erst in der Kupferzeit.
Unterkörpers aus zwei Teilen nachgewiesen Dort tritt dieser Bildtypus in der Region an ver-
(Abb. 97,4.5.8.12; 98,10.12; 99,4.5; 100,4), um schiedenen Fundplätzen mehrfach auf. Als Bei-
die Figuren leicht der Länge nach spalten zu spiel seien hier drei direkt vergleichbare Exem-
können. Sie sind also gezielt so gefertigt wor- plare von Tell Hotnica aufgeführt (Abb. 102).
den, um ohne große Krafteinwirkung zerstört zu Unsere Figur ist allerdings etwas dünnwandiger
werden, eine übliche Praxis bei neolithischen als die kupferzeitlichen Exemplare und läuft
Statuetten.813 Das Zusammenfügen der Beine leicht konisch zu. Eine fälschliche Zuordnung
erfolgte in einigen Fällen mit Hilfe eines kleinen dieser Figurine zum Material von Ovčarovo-Gora-
Stiftes, wahrscheinlich aus Holz, von dem sich ta möchte ich ausschließen, da der Fund ord-
die Abdrücke erhalten haben (Abb. 97,4.5.12). nungsgemäß mit allen übrigen Kleinfunden in-
Ein weiteres Merkmal ist die plastische Verzie- ventarisiert wurde. Der Fund aus Brunn am
rung der Unterkörper mit spiralförmigen Ritzli-
nien (Abb. 97,3.7.11.12; 98,8.10–12; 99,4.5; 814
Der Gegenstand wird im Naturhistorischen Museum
100,4; 101,4.7) oder einem fellartigen Einstich- Wien aufbewahrt. Ich danke Herrn Peter Stadler für die Mög-
muster (Abb. 97,1.2.5.8–10; 98,2; 101,10). Die- lichkeit die Funde zu besichtigen. Er hält es für wahrschein-
lich, dass der Gegenstand als Musikinstrument, in der Art
einer Okarina, benutzt wurde.
812 815
Hansen 2007, 347. Thrakerkatalog 2004, 62, Kat.Nr. 12.
813 816
Hansen 2007, 351–354. Schwarzberg 2006b, 122.
162
IV.4 Kleinfunde
163
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
Gebirge belegt zusätzlich, daß dieser sehr spezi- deuten. Ein Tier auf Abb. 101,2 zeigt die Reste
fische Figurentypus bereits im Frühneolithikum eines Kopfputzes auf der Stirn, was darauf hin-
entwickelt worden ist. deuten könnte, dass die Tiere in irgendeiner
Form geschmückt waren. Bei den Tierplastiken
Die Tierfiguren aus Ovčarovo-Gorata sind trotz wird es sich wahrscheinlich um Darstellungen
ihrer einfachen Machart deutlich als Haussäuge- von Schafen, Ziegen oder Rindern handeln. Ob
tiere, genauer sogar als Wiederkäuer und Horn- die Figuren Wild-Wiederkäuer, wie etwa Rehe
träger anzusprechen (Abb. 101,2.3.5.6.8.9.11– oder Dammhirsche, wiedergeben, kann ange-
13). Insgesamt 40 zoomorphe Figuren werden sichts der einfachen Darstellung nicht gesagt
im Inventarbuch aufgeführt. Die Plastiken zeigen werden. Die kompakte Körperwiedergabe der
vier Gliedmaßen, einen kurzen Schwanz und meisten Stücke, mit sehr kurzen Hälsen, lässt
deutlich ausgeprägte Tierschnauzen mit Zipfel- hier aber eher an Haustiere denken, wie sie auch
enden, die entweder ein Gehörn oder Ohren an- unter den Schlachtabfällen der Siedlung bei wei-
164
IV.4 Kleinfunde
165
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
166
IV.4 Kleinfunde
167
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
817
Костов 2004; Okrusch/Matthes 2005, 98. Nephrit wird
von der International Mineralogical Association nicht als ei-
genständiges Mineral anerkannt.
818
Okrusch/Matthes 2005, 95.
819
Dass es sich bei den Gegenständen aus Ovčarovo-Gora-
ta um Nephrit handelt, ist sicher (Костов 2004). Diese Be-
stimmung wurde von Pierre Pétrequin, auf Vermittlung von
Lutz Klassen, anhand von Photos bestätigt. Ich danke bei-
den herzlich.
168
IV.4 Kleinfunde
wobei die Perforierung nicht nur der Aufhängung ger bekannt (Abb. 104,4.6–9.11.12.14.15). Die
des Gegenstandes gedient haben mag, sondern hinter der stilisierten Form stehende Gestalt ei-
mit zur Stilisierung des Körpers beiträgt. Trotz ner hockenden Frau lässt sich am ehesten an ei-
der vordergründig symmetrischen Erscheinung ner Figur aus Achilleion erkennen (Abb. 104,1),
des Anhängers lassen sich doch Ober- und Un- wobei dort die zentrale Bohrung als wichtiges
terkörper unterscheiden, indem die Brust der Fi- ikonographisches Element fehlt. Dass diese
gur als dickeres Dreieck und das gegenüberlie- Bohrung nicht immer vorhanden sein muss, be-
gende Ende, welches die Schenkel bezeichnet, weisen die nur aus einem Unterkörper bestehen-
als Winkel ausgearbeitet ist. Entsprechend sind den Figuren aus Goljam Porovec und Ruse
die daran ansetzenden oberen Extremitäten et- (Abb. 104,14.15), welche eine bzw. zwei Boh-
was schmaler und kürzer gearbeitet als die unte- rungen zum Aufhängen nur am oberen Ende
ren. Erhalten sind aber nur gegenständig ein Arm aufweisen. Ähnlich kann vielleicht auch der
und ein Bein. Die fehlenden Gliedmaßen sind fragmentierte Fund aus Hoca Çeme rekonstru-
bereits alt verloren gegangen, wie die kaum iert werden, an dem kein Loch überliefert ist
noch sichtbaren, stark überschliffenen Bruch- (Abb. 104,13). Obwohl der anthropomorphe Cha-
stellen bezeugen. Die Figur fügt sich zwanglos rakter an den Exemplaren aus Achilleion und Sa-
in eine große Gruppe ähnlicher Amulette des liagos deutlich erkennbar ist (Abb. 104,1.5),
Frühneolithikums ein, die trotz erheblicher Un- werden die Figuren, vielleicht auch wegen ihrer
terschiede in ihrer Gestalt über die zentrale grünen Farbe, häufig als Darstellungen von Frö-
Durchbohrung, die vom Körper abgespreizten schen angesehen. Eine Ähnlichkeit mit dem
Gliedmaßen und schließlich auch über das ver- Froschkörper kann zumindest einer Figur aus
wendete Material miteinander verbunden sind. Nea Nikomedeia nicht abgesprochen werden
Allein aus Bulgarien sind mehrere solche Anhän- (Abb. 104,2). Es stellt sich die Frage, ob die am-
169
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
170
IV.4 Kleinfunde
stelle des Beilchen-Anhängers deckt sich aber schiedenen Zwecken aber an ein und demselben
auch mit einer größeren Grube des untersten Ho- Webstuhl dienten. Davon mehr oder weniger gut
rizontes, den wir, wie eingangs dargelegt, als abzugrenzen sind vor dem Gebrauch gebrannte
einzigen für glaubwürdig halten. Ob der Fund Gewichte, die zum einen in ihrer Form regelmäßi-
mit dieser Struktur im Zusammenhang stand ger sind und auch ein kreisrundes, nicht durch
kann allerdings nur vermutet werden, da die Auf- eine Schnur gekerbtes Loch zum Aufhängen auf-
findungstiefe nicht bekannt ist. Zusammenfas- weisen (Abb. 105,5–6). Die Oberfläche dieser
send kann lediglich festgestellt werden, dass Gewichte ist deutlich glatter als die der unge-
beide Nephritgegenstände sicher aus der Sied- brannten und ihre Form sehr regelmäßig und
lung stammen. Da aufgrund der methodisch nicht gestaucht. Gefunden wurden ein koni-
fragwürdigen Grabungsmethodik und den ge- sches Exemplar, das den ungebrannten Gewich-
schilderten Schwierigkeiten bei der Auswertung ten weitgehend entspricht, und ein Typus mit
der Grabungsdokumentation der Bauplan der trapezoider Grundform. Während für die unge-
Siedlung nur in groben Umrissen rekonstruiert brannten Gewichte kaum eine andere Funktion
werden kann, bleibt auch der genaue Fundkon- als die in einem Webstuhl vorstellbar ist, könn-
text dieser wichtigen Funde weitgehend unklar. ten die gebrannten Gewichte durchaus auch an-
deren Zwecken gedient haben. Denkbar wäre
aber auch eine gemeinsame Verwendung von
IV.4.2 Funde des Hausrates und ungebrannten und gebrannten Gewichten an ei-
Tonkugeln nem Webstuhl, indem das unterschiedliche Ge-
wicht bei der Verspannung der Fäden eine Rolle
Zu jeder neolithischen Siedlung gehören Gewich- spielte. Von den beschriebenen Gewichten noch
te aus Ton (Abb. 105; 106,1). Im Inventarbuch einmal abzugrenzen ist ein fragmentierter run-
sind für Ovčarovo-Gorata insgesamt 27 tönerne der Gegenstand aus grobem Ton, der umlaufend
Gewichte verzeichnet. Die Form der Gegenstän- eine Rille und zusätzlich eine tangentiale Boh-
de variiert sehr stark, was auf eine unterschiedli- rung in dieser Rille aufweist (Abb. 106,1). Der
che Funktion hindeuten könnte. Da ist zunächst Gegenstand kann ebenfalls als Gewicht in einem
eine große Gruppe von ovalen und konischen Webstuhl verwendet worden sein, erfüllte dann
Gewichten, die offensichtlich im ungebrannten aber eine erweiterte Funktion, da der Faden nicht
Zustand verwendet wurden, wie das Einschnei- nur beschwert sondern auch in der Art eine Spu-
den der Schnur in den frischen Ton am Aufhän- le darauf aufgewickelt werden konnte.
gungsloch, aber auch die grobporige Oberfläche
der Stücke bezeugt. Das höhere Gewicht wird Ebenfalls mit der Textilverarbeitung zu verbin-
der Grund sein, warum diese Stücke im unge- den sind Spinnwirtel, wobei Spindeln mit Wirteln
brannten Zustand verwendet wurden. Die Ver- im heutigen Bulgarien weitgehend unbekannt
wendung von ungebrannten Gewichten zum sind. Das Gewicht der Spindel selbst, zumal mit
Spannen der Kettenfäden von vertikalen Web- bereits aufgewickeltem Wollfaden reicht voll-
stühlen lässt sich bis in die Kupferzeit in der Regi- kommen aus, um eine regelmäßige und kraftvol-
on nachweisen.821 Eine andere Funktion als die le Drehbewegung zu gewährleisten, nur in den
für eine Verwendung in Webstühlen lässt sich östlichen Rhodopen gibt es Spindeln mit hölzer-
bei ungebrannten Gewichten kaum vorstellen, nen Wirteln.823 Die Verwendung von Spindeln
da beispielsweise eine Nutzung als Netzsenker ohne ein zusätzliches Gewicht zum Beschleuni-
ausfällt. Der positive Nachweis eines Webstuh- gen der Drehkraft lässt sich allerdings nicht oh-
les ist allerdings schwer zu erbringen und doch ne weiteres auf das neolithische Hauswerk über-
deutet der Fund von mindestens vier Gewichten tragen, da heutzutage beinahe ausschließlich
im Quadranten 22 in einer Auffindungstiefe von leicht zu verzwirnende Schafswolle versponnen
0,48 m auf enger Fläche auf die Existenz eines wird und die Einführung des Wollschafes in Euro-
solchen hin. Es ist davon auszugehen, dass die pa offenbar erst deutlich nach dem südosteuro-
weiteren, ohnehin im ungebrannten Zustand päischen Frühneolithikum erfolgte.824 Man muss
sich schlecht erhaltenden, Gewichte bei den also annehmen, dass für die Herstellung von
Freilegungsarbeiten nicht beachtet wurden. Ob Textilien hauptsächlich pflanzliche Fasern ver-
eine funktionale Trennung zwischen ovalen und wendet wurden, für die möglicherweise andere
konischen Webgewichten bestand lässt sich oh- Spindeln als heutzutage genutzte erforderlich
ne Dokumentation der genauen Fundlage schwer waren. Gut zum Beschweren von Spindeln geeig-
sagen. Der gemeinsame Fund von beiden Typen net sind einige rund zugeschliffene Keramik-
auf engem Raum, beispielsweise in der frühneo-
lithischen Siedlung von Samovodene,822 lässt 823
Grönwald/Jeute/Krauß 2000, 63, K31.
aber darauf schließen, dass sie vielleicht ver- 824
Sichere Belege für die Wollnutzung des Schafes in Eu-
ropa stammen erst aus dem 4. Jt. (Benecke 1994a, 231–
232; Abb. 51). Ob es sich bei dem Fragment einer Tierfigur
821
Vgl. etwa in Goljamo Delčevo (Тодорова et al. 1975, vom Tepe Sarab im Iran aus der Zeit um 6000 bereits um
27; Abb. 11,1) und Pietrele (Hansen et al. 2007, 48–52). die Darstellung eines Wollschafes handelt ist umstritten
822
Stanev 2002, Abb. 38. (Benecke 1994a, 231; Abb. 50).
171
Ovčarovo-Gorata – R. Krauß
172
IV.4 Kleinfunde
scherben mit mittigem Bohrloch (Abb. 106,6–9). Gegenstände auch anderen Zwecken gedient ha-
An einen Spinnwirtel erinnert auch ein weiterer ben, zumal eine Verwendung als Spinnwirtel nur
Gegenstand aus Ton mit nur einseitiger, nicht schwer zu beweisen ist. Drei weitere Scherben
durchgehender Bohrung (Abb. 106,2). Lediglich sind lediglich rund zugeschliffen worden, zeigen
elf durchbohrte Tongegenstände zeigen die Form aber keinerlei Spuren von Bohrungen. In diesem
von klassischen Spinnwirteln, wie man sie aus Fall kann man auch an Spiel- oder Zählsteine
späteren Zeiten kennt (Abb. 106,10.21). Von denken. Deutlich von den sekundär durchbohr-
den insgesamt 24 durchbohrten Scherben der ten oder einfach nur zugerundeten Scherben zu
Siedlung stellen wir hier lediglich eine kleine unterscheiden sind kleine Keramikringe, die be-
Auswahl vor. Selbstverständlich können diese reits ursprünglich in dieser Form gefertigt wur-
173
Ovčarovo-Gorata – F. Klimscha
den (Abb. 106,4–5). Sicherlich handelt es sich regelhafte Waffen angesehen zu werden. Selbst
hierbei wiederum um irgendeine Art von Ge- bei der apriorischen Behauptung, es hätte sich
brauchtkeramik, da den Gegenständen im Ver- um eine friedliche Gesellschaft gehandelt,
gleich zur übrigen, mitunter sehr fein ausgear- müssten Waffen zumindest für die Jagd benutzt
beiteten und verzierten Keramik kaum ein worden sein. Die Frage nach den fehlenden Waf-
Schmuckwert zugesprochen werden kann. In fen in der frühneolithischen Siedlung ist also
der Kombination mit anderen Stein- und Kno- keinesfalls banal und die Interpretation der Ton-
chenperlen könnten diese Ringe aber durchaus kugeln als Geschosse kann hier immerhin einen
einen dekorativen Charakter besessen haben. Ausweg aufzeigen. Ein positiver Nachweis über
Ein Fragment eines Knochenringes aus Ovčarovo- ihre tatsächliche Verwendung kann bei den er-
Gorata wird im Museum Tărgovište aufbewahrt haltenen Stücken jedoch nicht erbracht werden,
(vgl. Kap. IV.7 von P. Zidarov, Abb. 191,4). Im In- da sie allesamt weitgehend unversehrt sind und
ventarbuch werden allerdings weitere Knochen- keinerlei Stauchungen oder Abplatzungen auf-
ringe aufgezählt. weisen, die von einem harten einseitigen Auf-
schlag herrühren würden. Auch sind die Fund-
Üblicherweise als Schleudergeschosse825 ange- kontexte durchweg unklar. Selbstverständlich
sehen werden die zahlreich auf neolithischen können auch diese Gegenstände als Spiel- oder
Siedlungsplätzen angetroffenen kleinen Tonku- Zählsteine gedient haben. Idealerweise bieten
geln. Aus Ovčarovo-Gorata verfügen wir über An- sie sich auch als Murmeln an. Es ist im Gegenteil
gaben zu 97 dieser Tonkugeln, die Durchmesser sogar kaum vorstellbar, dass derartige Gegen-
von 0,97 bis 2,90 cm aufweisen. Dokumentiert stände nicht durch Kinderhände gegangen sind.
werden konnten im Museum Tărgovište davon Denkbar wäre auch eine Funktion als Kochku-
noch 10 Exemplare (Abb. 106,11–20). Auffällig geln zum Zubereiten von Mahlzeiten.827 Ethno-
im Vergleich etwa zur Siedlung von Çatalhöyük graphisch belegt sind zwei Techniken, entweder
ist das Fehlen von größeren, etwa faustgroßen indem man die Kugeln wie Kochsteine in der Glut
Tonkugeln, was möglicherweise mit einer ande- erhitzt, um sie anschließend in Flüssigkeiten zu
ren Funktion der Kugeln in Ovčarovo-Gorata zu- tauchen und diese dadurch zu erhitzen (soge-
sammenhängt. Gleichfalls fehlen hier eiförmige nanntes indirektes Kochen) oder um in der über
und spitzovale Schleudergeschosse, wie sie et- einer Flamme erhitzten Flüssigkeit das Über-
wa vom Aktopraklık bei Bursa bekannt sind.826 kochen zu vermeiden.828 In allen genannten Fäl-
Die im Museum Tărgovište aufbewahrten Exem- len wäre mit einer Vielzahl dieser Kugeln in der
plare sind sämtlich sehr gut gebrannt und einige Siedlung zu rechnen. Möglicherweise lässt sich
durch sekundären Brand sogar verziegelt. Die ihre Funktion auch nicht auf eine einzige Tätig-
Deutung der Kugeln als Geschosse erhält einiges keit beschränken. Sehr wahrscheinlich wurden
Gewicht, da unter den Knochen- und Steingerä- sie, wie die meisten Gebrauchsgegenstände,
ten keine Artefakte deutlich als Geschoßspitzen bei einer Vielzahl von verschiedenen Handlun-
angesprochen werden können. Zumindest sind gen benutzt.
die angespitzten Geräte viel zu wenige, um als
Vollständige Fundbestände geschliffener Stein- Dabei wird es zuerst das Ziel sein, beschreibend
geräte sind im südosteuropäischen Neolithikum vorzugehen und die einzelnen Stücke nach typo-
verhältnismäßig selten vorgelegt. Welche Mög- logischen und funktionalen Kriterien zu ordnen.
lichkeiten die intensivere Beschäftigung mit Dies ist nötig, da für die frühneolithische Zeit
Steinwerkzeugen bietet, soll im Folgenden de- bisher nur spärliche Fundvorlagen vorhanden
monstriert werden.829 sind. Mit den insgesamt 88 Fundstücken wird ei-
ner der größten, zusammenhängenden Steinge-
rätekomplexe des südosteuropäischen Neolithi-
825
Korfmann 1972, 4–16; Korfmann 1973. kums vorgelegt. Mit dieser Objektgruppe soll
826
Karul 2007a, Abb. 7; Karul 2007b, Abb. 12. eine methodische Grundlage erarbeitet werden,
827
Atalay 2005; Atalay/Hastorf 2005; Hodder 2006, 120–
121.
anhand derer ein Vergleich mit räumlich und
828
Atalay 2005, 155–159; Abb. 6.9. zeitlich nahen Funden möglich ist.
829
Die Bearbeitung des Materials wurde anhand der zeich-
nerischen und photographischen Dokumentation der Funde
sowie der vorhandenen Ausgrabungsunterlagen durch- der auch die Gesteinsbestimmungen vornahm. Verantwort-
geführt. Die Fundaufnahme und Dokumentation vor Ort wur- lich für die Umzeichnungen in Tusche zeichnen sich Holger
de von Ivan Vajsov (Bulgarisches Archäologisches Institut Grönwald und Daniela Kratz. Für das Korrekturlesen der Ar-
an der Akademie der Wissenschaften, Sofia) durchgeführt, beit danke ich Kristina Nowak herzlich.
174
IV.5 Die geschliffenen Steingeräte
175
Ovčarovo-Gorata – F. Klimscha
Der Fundbestand der Steine mit Gerätcharakter von kleineren Hölzern, Ausebnen oder Aushöh-
ist zu klein, um ihn zufriedenstellend erklären zu len von Stämmen diente (Querschäftung). Auch
können. Für die einzelnen Stücke sind auf die- ist die Größe der Beilklinge von Belang. Längere
sem Weg hauptsächlich theoretisch erwogene Er- und dickere Beilklingen können wuchtiger ge-
klärungen möglich. Es ist ein Desiderat der Neo- schwungen werden, sind aber weniger genau
lithforschung größere Fundinventare genau zu anzuwenden. Funktional wäre ihnen also ein an-
analysieren. Dabei muss zukünftig neben der Be- deres Tätigkeitsspektrum zuzuweisen, als klei-
trachtung von Gebrauchsspuren und der Er- neren Klingen.
schließung von Arbeitsketten insbesondere die
Umarbeitung dieser Geräte geklärt werden. Die Neben diesen die Funktion betreffenden Beson-
Fundkontexte spielen bei einer solchen Analyse derheiten gibt es auch noch eine Reihe von kon-
eine wichtige Rolle und sollten entsprechend gut struktionsabhängigen Merkmalen: Es ist zwi-
schon bei der Ausgrabung dokumentiert werden. schen einer Klingenschäftung, bei der der Holm
in die Klinge eingesetzt wird, und einer Holm-
schäftung, bei der die Klinge in den Holm gesetzt
IV.5.3 Die Beile wird, zu unterscheiden. In der deutschsprachi-
gen Ur- und Frühgeschichtsforschung wird der
Wie bereits erwähnt bilden die Beile den größten Terminus technicus „Axt“ für Beile mit Klingen-
Anteil der Funde und sollen gesondert bespro- schäftung (und senkrecht zur Klinge stehendem
chen werden. Von den Beilen sind in neolithi- Holm) genutzt, während das Wort „Beil“ inner-
schen Fundstellen meist nur die steinernen Klin- halb dieses sprachlichen Systems für die Exem-
gen erhalten geblieben.832 Die Rückschlüsse, plare mit Holmschäftung835 Verwendung findet.
die von den Klingen allein auf das gesamte Gerät Da in Ovčarovo-Gorata keine Hinweise auf Loch-
gezogen werden können, sind eingeschränkt. äxte vorliegen und alle Funde undurchbohrt
Dennoch erlaubt die Analyse von Nackengestal- sind, spricht man hier also richtigerweise von
tung, Querschnitt und Größe eine annähernde Beilen, eigentlich sogar nur von Beilklingen.836
Rekonstruktion der Schäftung und damit der Diese Unterscheidung ist dessen ungeachtet le-
Nutzung. Ausschlaggebend sind dabei neben diglich auf die Konstruktion bezogen; aus ihr
den aus der Ethnographie bekannten Beispielen kann nicht ohne Bedenken auf funktionale Be-
geschäfteter Beilklingen vor allem die erstaun- sonderheiten geschlossen werden.837 Implika-
lich ähnlichen Konstruktionsprinzipien während
des Verlaufes der gesamten Vorgeschichte. Josef 835
Doch ist auch die scheinbar logische Verknüpfung des
Winiger hat in mehreren Aufsätzen versucht, die- Begriffs „Beil“ mit der Holmschäftung problematisch: Klei-
se Möglichkeiten zu systematisieren und dabei nere Beilklingen werden nämlich häufig in Zwischenfuttern
die Zusammenhänge zwischen der Form des geschäftet. Diese wiederum können auf verschiedenste Art
und Weise am Holm befestigt werden, u. a. in Form einer
Beils und seiner Funktion aufzuzeigen.833 Durchbohrung, womit es sich um eine Klingenschäftung im
Sinne Winigers handeln würde. D. h. aus dem Fachterminus
Zunächst einmal lässt sich bei den Beilen allge- „Beil“ kann lediglich erschlossen werden, ob die Klinge
mein zwischen einhändiger und zweihändiger durchbohrt ist. Doch ist auch dies unkorrekt, da es durch-
aus „durchbohrte Beilklingen“ gibt, die nicht mit Äxten ver-
Führung unterscheiden, wofür das Gewicht der wechselt werden sollten. Auf diese Schwierigkeiten will ich
Klinge und die Länge des Holms ausschlagge- hier aber nicht weiter eingehen, da solche Stücke im Fund-
bend sind.834 Für das Material aus Ovčarovo-Go- material von Ovčarovo-Gorata nicht auftauchen.
836
rata lässt sich dies nicht mehr erschließen. Eine Anderssprachige Archäologien kennen diese Unter-
scheidung nicht. So differenzieren britische Archäologen
einhändige Führung kann lediglich über den Ver- zwar häufig zwischen quer geschäfteten („adze“) und paral-
gleich mit typologisch ähnlichen Stücken mit er- lel geschäfteten Beilen („axe“) aber nicht zwischen durch-
haltenem Holm wahrscheinlich gemacht werden. lochten und undurchlochten. Ebenso gilt im Französischen
der Begriff „hache“ für Beile wie für Äxte.
837
Im rezenten deutschen Sprachgebrauch wird der Begriff
Die Stellung der Schneide parallel oder quer zum
„Beil“ nämlich eher für kleinere, einhändig geführte Geräte
Holm gibt einen weiteren Hinweis, nämlich ob benutzt, wohingegen „Axt“ für zweihändige, schwere Objek-
das Gerät eher zum Fällen, Zuspitzen und Spal- te eingesetzt wird. Eine Verwechslung zwischen archäologi-
ten (Parallelschäftung) oder aber zum Zurichten scher und umgangssprachlicher Terminologie ist natürlich
genauso möglich, wie die durch die umgangssprachliche
Bedeutung gegebene Suggestion der beiden archäologi-
832
Ausnahmen bilden hier nur extreme klimatische Bedin- schen Termini. Ein Beil – im Sinne der deutschsprachigen
gungen, wie z. B. in den nordeuropäischen Mooren oder Archäologie – kann jedoch weitaus größer sein, als eine
den circumalpinen Seeufersiedlungen, die die hölzernen Axt. Beide Begriffe beziehen sich lediglich auf die Schäf-
Schäfte in großer Zahl überliefert haben. Auch die (aller- tung. Trotzdem wird Äxten häufig auch eine Funktion als
dings kupferne) Beilklinge des Toten vom Hauslabjoch („Öt- Waffe zugesprochen (z. B. Winiger 1999; Schmidt 2002),
zi“) konnte mit Holm geborgen werden. Darüber hinaus be- wohingegen dies bei Beilen nur sehr selten geschieht. Auch
läuft sich unser Wissen über die Schäftung der Steinbeil- wenn in späteren Zeiten Hinweise für eine andere Bedeu-
klingen aus Versuchen, morphologischen Hinweisen sowie tung von Beilen und Äxten vorliegen, so gilt es aber für die
den am Material sichtbaren Spuren einer Schäftung. frühneolithische Zeit festzuhalten, dass derartige Unter-
833
Winiger 1981; Winiger 1987; Winiger 1991; Winiger scheidungen bisher keinerlei Bestätigungen im Material fin-
1999. den. Im Gegenteil: Im bandkeramischen Massengrab von
834
Winiger 1981. Talheim ist deutlich zu belegen, dass die tödlichen Verlet-
176
IV.5 Die geschliffenen Steingeräte
tionen zur Konstruktion und Funktion müssen gologisch betrachtet, verlängert das Beil nicht
zunächst am Material überprüft werden und kön- nur den menschlichen Arm, sondern verbessert
nen nicht bereits aus der Bezeichnung abgelei- auch die Hebelwirkung. Anstatt von reinem
tet werden. Da in Ovčarovo-Gorata die hölzernen Druck oder der Kombination von Druck und
Schäfte fehlen, kann man die exzellente Syste- Schlag mittels zweier Werkzeuge, wirkt die Per-
matik J. Winigers nicht einfach übernehmen, kussion bei Beilen nur durch Schwung. Die bei
doch darauf soll weiter unten detaillierter einge- dem Aufprall auf die Klinge ausgeübte Kraft wird
gangen werden. nicht mehr auf das Handgelenk übertragen, son-
dern auf den Schaft des Beils, der sie aufnimmt
und so die Arbeit erheblich weniger schmerzhaft
IV.5.3.1 Aufkommen steinerner Beilklingen macht.846 Beile sind zwar auch aus anderen
Rohmaterialien belegt als Stein,847 aber für die
Das Beil ist eine Erfindung, die wahrscheinlich europäische Vorgeschichte sind verschiedene
mehrfach gemacht wurde. Neben den bekannten Steine bis zum Aufkommen metallener Klingen
frühen Funden in der Maglemose-Kultur Däne- bestimmend.
marks und dem Präkeramischen Neolithikum
des Vorderen Orients,838 ist eine frühe Nutzung Bereits mit dem Mesolithikum werden die Ge-
u. a. im Niltal839 und der präklassischen Maya- weihbeile durch Beile mit steinerner Klinge er-
Zivilisation840 bekannt. gänzt. Die grundlegende Technik der separaten
Herstellung von Klinge und Schaft wird als Prin-
Die Kraftanwendung erfolgt bei Beilen mittels zip bis heute beibehalten. Die Maglemose-Kultur
Schwung, der eingesetzt wird, um mithilfe der kennt von Anfang an Kern- und auch Scheiben-
scharfen Seite der Beilklinge ein Material – in beile.848 Ein spitzes Kernbeil ist auch aus einem
der Regel Holz oder Knochen – zu verändern. Grabfund in Duvensee bekannt.849 Kern- und
Diese sog. Schwungperkussion unterscheidet Scheibenbeile der Duvensee-Gruppe wurden in
Beile grundlegend von anderen Steinwerkzeu- großer Menge in Hohen Viecheln, Kr. Wismar ge-
gen, die durch Druck oder mittels eines Schlages borgen.850 Darüber hinaus sind auch Geröllbei-
funktionieren. Von den Hämmern und Pickeln le851 und Geweihäxte852 und -hacken bekannt.
lassen sich Beile durch die nur bei ihnen vorhan- Im Gebiet der Mecklenburgischen Seenplatte ist
dene breite Schneidenpartie trennen. die Oldesloe-Kobrow-Gruppe verbreitet, zu deren
Fundgut ebenfalls Scheiben-853 und Kernbei-
Bisher konnte noch kein Hinweis auf geschäftete le854 gehören. Walzenbeile, Kern- und Scheiben-
Spaltwerkzeuge in paläolithischen Zusammen- beile855 kommen auch in der brandenburgischen
hängen geliefert werden, auch an Fundstellen Jühnsdorfer Gruppe vor. In der bereits mit neo-
mit guten Erhaltungsbedingungen fehlen ent- lithischen Gruppen zeitgleichen Ertebølle-Kultur
sprechende Funde.841 schließlich kommen erstmals auch größere Kern-
beile vor.856 Daneben sind weiterhin Scheiben-
Die Bedeutung der seit dem Paläolithikum be- und Walzenbeile bekannt.857 Diese sehr detail-
kannten Lyngbybeile aus Geweihstangen ist um- lierte chronologische Abfolge verschiedener
stritten.842 Morphologisch wären diese Gegen- Beiltypen lässt sich in Dänemark von Maglemose
stände zwar den Beilen zuzuordnen,843 aber es über Kongemose hin zu Ertebølle beschreiben.
bestehen erhebliche Zweifel an ihrer Funktion. Mit Duvensee und Oldesloe wird das nördliche
Wenngleich die Gebrauchsspurenanalyse eines Deutschland erfasst; im Süden dagegen ist der
in England gefundenen Lyngbybeils zeigen konn- Forschungsstand noch lückenhaft.
te, dass das Stück nicht zur Bearbeitung von Holz
sondern zur Bearbeitung pflanzlicher Materia- 846
Finsterbusch/Thiele 1987, 12.
847
lien, Fleisch, Fett oder Leder genutzt wurde,844 So publizierte bereits Montelius (1885, 29; Abb. 51)
ein in Knieholmtechnik geschäftetes, spitznackiges Flach-
haben Experimente gezeigt, dass man mit Lyng-
beil mit einer Klinge aus einer Muschelschale von den Pe-
bybeilen theoretisch Bäume fällen könnte.845 lew-Inseln als Gegensatz zu den neolithischen Steinbeilen.
In Australien sind aus Colaflaschen, d. h. Glas, hergestellte
Das neue und überlegene Element der Beile lässt Beile im 20. Jh. aufgekommen, von denen ich einen Vertre-
ter in den Sammlungen des Ruhrlandmuseums, Essen dank
sich gegenüber der Holzbearbeitung mit Klingen
der freundlichen Unterstützung von Tom Stern in Augen-
und Keilen auf zweierlei Gebieten aufzeigen. Er- schein nehmen durfte.
848
z. B. Bandi 1966, Abb. 74,1–2; Sarauw 1914, Abb. 44.
849
zungen durch Keulen, Pfeile und Schuhleistenkeile, also Schwantes 1928, Abb. 21.
850
Beile!, verursacht wurden (Wahl/König 1987). Vgl. Schuldt 1961.
838 851
Vgl. Jankuhn 1978. Gramsch 1987, Abb. 9, 1.
839 852
Holmes 1991. Schuldt 1961, Taf. 51.
840 853
Shafner/Hester 1983; Shafner 1983; Shafner 1985. Schwabedissen 1957–1958, Abb. 41.
841 854
Kleindienst/Keller 1976, 180. Schwabedissen 1944, Abb. 52; Schwabedissen 1968,
842
Schwantes 1939, 84; Abb. 82. Abb. 52; Taf. 71, 33.
843 855
Jankuhn 1978, 537. Gramsch 1976, Abb. 33–35.
844 856
Pryor 2003, 68–69. Schwabedissen 1944, Abb. 13.
845 857
Jensen 1991. Gramsch 1973 Taf. 4,30–137,14.
177
Ovčarovo-Gorata – F. Klimscha
Die Anwendungsmöglichkeiten von Beilen sind siedlung durch Ackerbauern in Mitteleuropa auf.
sehr vielfältig.858 Für menschliche Gruppen hat Die sich daraus ergebende Frage, ob man deswe-
das Lichten des Waldes eine lebenswichtige Be- gen das Aufkommen des Beils in der stärkeren
deutung, unter anderem die der Orientierung bei Bewaldung der mesolithischen Lebenswelt su-
der Fortbewegung im ansonsten unberührten chen muss, oder aber hier bereits sehr frühe
Urwald. Durch gezieltes Schlagen von Bäumen Fernbeziehungen zwischen europäischen Jägern
werden Orientierungspunkte für bestimmte und den präkeramisch-neolithischen Gesell-
Routen markiert. Die Bedeutung solcher Wege- schaften Westasiens zu sehen sind, kann der
netze wurde ausführlich von verschiedenen Au- Verfasser nicht beantworten.863
toren für das Mesolithikum untersucht.859 Durch
menschliche Eingriffe wird der lebensfeindli-
che860 Wald zum Raum für die Spezies Mensch. IV.5.3.2 Größe der Beilklingen
Jeder verlassene Platz, jeder Ort abseits des nor-
malen Verkehrs, jeder Winkel außerhalb der Bei der ersten Durchsicht von Beilklingen ist die
Wohnplätze ist dagegen mit gefährlichen Unge- Ordnung nach Größen sinnvoll. Verschiedene
heuern bevölkert.861 Der Urwald ist ein Teil der Größen geben einen ersten Hinweis auf ver-
„anderen Welt“, die der Mensch sich noch nicht schiedene Funktionen und helfen das morpholo-
Untertan gemacht hat. gisch meist sehr heterogene Material vorzusor-
tieren. Jedoch treten auch dabei verschiedene
Das Beil ist ein Schwergerät, welches mehrere Probleme auf, über die man sich zunächst im
Funktionen erfüllt, aber sehr viel Rohmaterial Klaren sein muss: Durch den Gebrauch werden
bei seiner Herstellung verschlingt. Die Vergröße- Steinbeilklingen beschädigt und müssen repa-
rung des Geräts dient dabei primär der Erhöhung riert werden. Meistens ist es die Schneidenpar-
der Masse. Das Gewicht einer Beilklinge erhöht tie, die am leichtesten abnutzt. Durch eine er-
die Wucht, mit der es auftrifft, aber erfüllt an- neute Schärfung wird das Beil kürzer. Ph. Lüth
sonsten keine Funktion. Es ist nur die Schneide, hat sich sehr detailliert mit der Längenreduktion
mit der bei einem Beil gearbeitet wird. Der Rest von Feuersteinbeilen auseinandergesetzt und
des Objektes erfüllt lediglich den Zweck, die konnte sogar regelhaft die Verkürzung pro Repa-
Schneide zu stabilisieren und die Kraft mit der ratur berechnen.864 Vergleichbare Daten für Beil-
sie auftrifft zu erhöhen. klingen aus metamorphen Gesteinen fehlen bis-
her; dessen ungeachtet muss auch hier damit
A. Léroi-Gourhan berechnete, dass bei der Her- gerechnet werden, dass ursprünglich bedeutend
stellung eines Steinbeils auf ein Kilogramm Roh- größere Klingen durch fortwährendes Nach-
material nur ca. 100 cm Schneidenfläche fal- schleifen wesentlich kürzer werden oder sogar
len.862 Dieser Wert ist nur mit paläolithischen ihre Form verändern.865 Hinweise auf solche Um-
Faustkeilen vergleichbar; bei der Herstellung arbeitungen sind im Verhältnis zum gesamten
von Klingen kann aus derselben Menge Rohstoff Beilkörper relativ breite Nackenpartien oder
das Zehnfache an schneidender Fläche produ- auch nachträglich einseitig verschmälerte Klin-
ziert werden. Léroi-Gourhan sah die Ursache da- gen. Wirkliche Regeln zur Identifikation gibt es
für in der Landwirtschaft. Diese wandle die tech- jedoch nicht. Die beste Methode bleibt die Au-
nischen Bedürfnisse an Geräte derart um, dass topsie einer möglichst großen Menge von Origi-
nun ein hohes Gewicht verlangt werde und da- nalfunden, bei denen die Chance besteht, Beile
durch eine völlig neue rohstoffintensive Hand- in möglichst vielen verschiedenen Bearbeitungs-
werkstradition hervorgebracht werde. Jedoch stadien vorzufinden. Dazu bietet sich die von
tauchen Beilklingen aus Stein vor der ersten Be- A.C. Spaulding erstmals vorgestellte Methode
an, Brüche in der Verteilung von Histogrammen
858
verschiedener Maßeinheiten zu suchen.866
So hatte auch der kupferzeitliche Wanderer „Ötzi“ eine
geschäftete Beilklinge dabei und obwohl er am Similaun si-
cherlich keine Farm errichten wollte, muss das Beil Ötzis Dennoch bleibt es schwierig, eine Einteilung
deswegen nicht im jägerischen Kontext gesehen werden, durchzuführen. Grund dafür ist die erhebliche
denn Holzbearbeitung gehört zu den alltäglichen Aufgaben Varianz der Größen von Beilklingen. Eine Ab-
in einer prä-industriellen Gesellschaft, z. B. zum Bauen ei-
grenzung kann durch die Starrheit der gewählten
ner Unterkunft oder zur Zerkleinerung von Brennholz.
859
Davies u. a. 2005; Tilley 1994; Edmonds 1999; Bell Einheiten erschwert werden. Ein Unterschied
2003. von 3 cm mag zwischen einer 3 cm lange Beil-
860
Verschiedene Mythen lokalisieren folglich auch Oger, klinge und einer 6 cm langen Beilklinge ganz er-
Schlangen, Drachen, Riesen u.ä. außerhalb des mensch-
heblich sein. Durch diesen Unterschied ist näm-
lichen Lebensraums, im Urwald. Das bedrohliche der nicht-
menschlichen Sphäre wird in ihnen inkarniert (Vgl. Camp- lich das eine Beil doppelt so lang, wie das
bell 1953, 93). Das Lichten des Waldes hat auch im wirk-
863
lichen Leben den Sinn, die Gefahr (durch Ungeziefer, giftige Vielleicht dient diese Ungewissheit aber jemand ande-
Pflanzen, Raubtiere) vom menschlichen Raum fernzuhalten. rem als Anregung für eine vergleichende Untersuchung.
864
Der Mythos erinnert daran nur in bildgewaltiger Sprache. Lüth 2003.
861 865
Campbell 1953, 80. Vgl. Becker 1973.
862 866
Léroi-Gourhan 1980, bes. 174; Abb. 64. Spaulding 1953.
178
IV.5 Die geschliffenen Steingeräte
andere. Aber welchen Unterschied macht diesel- Schema, welches im nördlichen Europa bis heu-
be Differenz zwischen einer 17 cm langen und te Gültigkeit hat, zwei wichtige Anmerkungen zu
einer 20 cm langen Beilklinge? Er besagt ledig- machen: Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass
lich, dass die eine ein wenig länger ist als die an- die Abfolge anhand von Horten erarbeitet wurde.
dere. Um es als Bruch auszudrücken ist der Un- Innerhalb dieser Horte kommen nur sehr sorgfäl-
terschied von 3 cm im ersten Falle 50 % des tig gearbeitete Beilklingen vor, die zumeist nicht
größeren Beils, im zweiten Fall jedoch nur 15 %! praktisch genutzt wurden und entsprechend
Es gilt also zu beachten, dass gewählte Katego- vollständig und nicht umgearbeitet sind.870 Es
rien bei höheren Dimensionen dem Material an- ist jedoch unsinnig, zu glauben, das Spektrum
zupassen sind. Ansonsten erhält man zwar eine an Flintbeilen in Siedlungen der TRB-Kultur sei
konsistente Ordnung, jedoch ist diese kaum in- identisch mit dem in den zeitgleichen Horten.
terpretierbar. Entweder sind die kleineren Ein- Seitdem C.J. Becker871 und V. Arnold872 gezeigt
heiten mit zu vielen Stücken belegt, oder aber haben, dass ein dünnackiges Beil ohne Proble-
die größeren mit zu wenigen. Nimmt man dann me ein dicknackiges werden kann, dass bereits
noch die Längenreduktion von Steinbeilen hinzu geschliffene Beile neu behauen wurden und
(s.o.), so wird klar, dass man bei jedweden auf auch aus beschädigten Dolchen neue Beile ent-
metrischen Daten beruhenden Ordnungen große stehen können, ist die Analyse der Morphologie
Vorsicht walten lassen sollte. von Steinwerkzeugen erheblich komplexer ge-
worden. Neue Arbeiten nutzen die von Arnold er-
J. Winiger wählte bei der Ordnung von Steinbei- arbeiteten Re-fittings, um auch längst nicht mehr
len deswegen keine linear ansteigenden, son- existente Werkzeuge nachzuweisen.873 Damit
dern exponentiell ansteigende Einheiten; er un- wurde auch gezeigt, dass im Laufe der Nutzung
terschied zwischen Beilklingen mit bis zu 30 g Artefakte alle Merkmale verlieren können, die
Gewicht, solchen mit bis zu 90 g Gewicht und wir typologisch erfassen können. Ohne die
schließlich solchen, die bis zu 270 g schwer wa- Kenntnis des bei der Herstellung angefallenen
ren.867 Dadurch wurden ebenjene oben erwähn- Abfalls können wir manchmal gar nicht entschei-
ten Probleme zwar umgangen, jedoch ließ sich den, ob bestimmte Artefakttypen an einem Platz
das Resultat schwer überprüfen, denn wie sollen vorkommen. Der Archäologe muss sich folglich
Brüche in der Verteilung sichtbar gemacht wer- darüber im Klaren sein, dass die Gegenstände,
den, wenn die Verteilung so angelegt wurde, die ihm vorliegen einen „Lebenslauf“ hatten.
dass gar keine Brüche sichtbar sein können? D. h. die Ordnung des Materials muss auch da-
Für Winiger war das Ergebnis seiner Ordnung, rauf hin überprüft werden, ob einzelne Formen
dass alle Kategorien ungefähr gleich oft belegt nicht vielleicht aus der Nutzung anderer Formen
waren, die Begründung derselben: Eine funktio- entstanden sind. Hierbei ist es nützlich, eine
nale Aufgliederung müsse alle Funktionsspek- möglichst große Materialbasis zu haben, aus
tren gleichmäßig abdecken. Dies mag zwar stim- der ebensolche Vergleiche möglich sind. Eine
men und die Kategoriengrenzen von Winiger Differenzierung von Gegenständen in ihrem Ur-
haben tatsächlich ihre Berechtigung – nur nach- sprungszustand, modifizierten Gegenständen
vollziehbar werden sie so nicht. oder vollständig umgearbeiteten Objekten (so-
fern diese identifizierbar sind) ist nötig, um die
Will man sich dem Fundstoff auf typologischem Auswahl für spezielle Fragestellungen ein-
Wege weiter nähern, so hat die Fundgattung der zuschränken. Ein zweites Problem betrifft dazu
Steinbeile auch hier ihre Tücken. Weiter oben noch die typologische Methode selbst: Analog
wurde bereits auf die mögliche Umarbeitung zur Artenbestimmung führte O. Montelius dieses
und das Recycling von Steinbeilen hingewiesen, Vorgehen in die archäologische Wissenschaft
aber darüber hinaus gilt es auch – im Unter- ein und präsentierte sie als ein Instrument zur
schied zu Metallformen – ein heterogenes Spek- Altersbestimmung, am ausführlichsten demons-
trum an Formen in den Griff zu bekommen. Jedes triert bei Artefakten der Bronzezeit.874 Für Mon-
Steinbeil wird von Hand gefertigt. Im Gegensatz telius gab es eine der Evolution ähnliche Ent-
zu Kupfer- oder Bronzebeilen gibt es keine Guss- wicklung, bei der sich bestimmte Stadien durch
formen und entsprechend können Steinbeilklin- ihre Fundumstände zeitlich fixieren ließen. Da-
gen ein sehr individuelles Aussehen aufweisen. mit war es möglich, sämtliche Stadien zwischen
Natürlich mag man nun auf die klassischen Ord- den von Montelius definierten Typen zu datie-
nungen von O. Montelius868 und S. Müller869 ren. Vorausgesetzt, die Entwicklung von Typ X
hinweisen, die das spitznackige vom dünnacki- zu Typ Y stimme.875 Wichtig ist es, hier heraus-
gen und dicknackigen Flintbeil schieden und ei- zustellen, dass nur einige wenige Stücke alle Kri-
ne chronologische Abfolge dieser drei Typen
postulierten. Jedoch sind zu genau diesem 870
Vgl. Rech 1979; Rech 1999.
871
Becker 1973.
872
Arnold 1974; Arnold 1981; Arnold 1989.
867 873
Winiger 1991. Hassmann 2000.
868 874
Montelius 1876. Montelius 1903.
869 875
Müller 1888; Müller 1897. Montelius 1876.
179
Ovčarovo-Gorata – F. Klimscha
180
IV.5 Die geschliffenen Steingeräte
tierten Zeitabschnitt bisher noch nicht möglich. Die Übertragung derselben Werte in ein Koor-
Das bedeutet wiederum, dass sich bis auf die dinatendiagramm, in dem die Länge und die
Gruppierung zwischen 3,8 und 8,5 cm bisher Schneidenbreite miteinander verglichen wird
keine anderen Gruppen hinsichtlich der Länge (Abb. 110) macht deutlich, wie die anhand der
der Beilklingen bilden lassen. Histogramme nur vermuteten Gliederungen letzt-
lich zu setzen sind. Die Gruppe von Beilen, deren
Die Schneide eines Beils ist der am meisten be- Schneiden niemals breiter als 2 cm sind, setzt
anspruchte Teil. Sie wird fortwährend repariert sich deutlich in der linken unteren Ecke des Dia-
und nachgebessert. Aber die breite Schneide ist grammes ab; im Diagramm ist sie von einer weiß
auch entscheidend dafür, wie eine Beilklinge gefüllten Ellipse umgeben. Das Gros der Beile
eingesetzt werden kann. Gröbere Arbeiten, bei dagegen ist in einer diagonal ausgerichteten
denen es auf einen möglichst langen und breiten Wolke zu fassen und im Diagramm hellgrau un-
Spalt ankam lassen eine breite Schneide erwar- terlegt. Die Darstellung in dieser Form zeigt deut-
ten, während Arbeiten, die eine hohe Genau- lich, dass bei diesen Stücken ein normiertes Ver-
igkeit erforderten, mit einer verhältnismäßig hältnis von Länge zu Schneidenbreite existiert,
schmalen Schneide ausgeführt worden sein soll- welches sich proportional verhält. Während bei
ten. Hier ist die Verteilung einfacher zu lesen der ersten Gruppe die Schneidenbreite bei stei-
(Abb. 108). Eine kleine Gruppe mit einer Schnei- gender Länge konstant bleibt, steigt sie hier mit
denbreite von weniger als 2 cm setzt sich im ers- der Länge an. Anders wiederum ist dies bei der
ten Peak deutlich ab. Danach folgt die haupt- dritten Gruppe. Auch dort ist die Schneidenbrei-
sächliche Einheit mit einer Schneidenbreite te konstant und es wird deutlich, dass der im
zwischen 2 und 6,5 cm. Eventuell ließe sich zwi- Histogramm bemerkte Bruch bei 5,5 cm keines-
schen 5 und 6 cm ein weiterer Bruch sehen, der wegs zufällig war, sondern mit dem Bruch der
für eine feinere Einteilung anzuführen wäre, aber Längen um 10 cm zusammenfällt. Diese Gruppe
da die daraus entstehende Gruppe bei 6,5 cm ist folglich durch eine wesentlich höhere und va-
bereits ihre Obergrenze erreicht, ließe sie sich riablere Länge bei einer sehr stark normierten
auch noch an den vorhergehenden Block an- Schneidenbreite gekennzeichnet. Als viertes ist
schließen. Abseits ist ein einziges Stück mit ein Einzelstück zu nennen, welches derartig
8,6 cm Schneidenbreite. überdimensioniert erscheint, dass fraglich ist,
ob ein funktioneller Zusammenhang mit den üb-
Die Dicke der Beilklingen variiert hauptsächlich rigen Stücken überhaupt besteht. Es handelt
zwischen 0,7 und 1,7 cm (Abb. 109). Zwei Stü- sich dabei um den Fund mit der InvNr. MTg 2043.
cke sind sogar dicker als 5 cm und insgesamt
elf weitere streuen zwischen 1,9 und 4,5 cm. Einzuschränken ist diese Erkenntnis selbstver-
Durch die Analyse der Verteilung der Maße der ständlich durch die Beschränkung auf lediglich
Fundstücke wurde relativ gut herausgearbeitet, zwei der drei gemessenen Dimensionen. Die ge-
wo die „Normen“ der Masse der Funde liegen, wählte Darstellungsform erlaubt jedoch nicht
und auch, dass bei den längeren Stücken mit er- mehr. Eine mögliche Lösung ist es, den Dia-
heblicher Varianz zu rechnen ist. grammtyp beizubehalten, aber unterschiedliche
181
Ovčarovo-Gorata – F. Klimscha
Daten für die Analyse zu nutzen. Wenn die Klas- noch deutlicher. Eines der Stücke würde man
sifikation der Größe eine gewisse Relevanz hat, zwar einer anderen Gruppe zuordnen, aber das
ist zu erwarten, dass sie sich bei der Analyse ist im Einzelfall immer möglich. Die kleineren
des Verhältnisses von Schneidenbreite zu Dicke Beilklingen, bei denen Schneide und Länge pro-
nur unwesentlich verändert: portional anstiegen, sind ebenfalls wieder deut-
lich als eigenständige, hellgrau unterlegte Grup-
Das überdimensionierte „Riesenbeil“ (Taf. 73,7) pe zu identifizieren und die größeren Beilklingen
bleibt auch bei der Analyse des Verhältnisses mit relativ konstanter Schneide variieren in ihrer
von Schneidenbreite zu Dicke isoliert als außer- Dicke zwar erheblich, setzen sich jedoch deutlich
gewöhnliche Erscheinung in der rechten oberen davon ab (dunkelgrau). In diesem Diagramm fin-
Ecke des Diagramms (Abb. 111). Von großer Be- det sich auch wieder bestätigt, was bei der Be-
deutung ist jedoch, dass die drei anderen Grup- trachtung des Histogramms der Dicken auffiel:
pen relativ konsistent bleiben. Die kleinen Beile Die maximale Dicke dieser Gruppe ist nämlich we-
mit schmaler Schneide gruppieren sich nun sogar sentlich uneinheitlicher als ihre Schneidenbreite.
182
IV.5 Die geschliffenen Steingeräte
Es lassen sich damit vier verschiedene durch ih- Größenklasse A Größenklasse B Größenklasse C Größenklasse D
re Größen voneinander absetzbare Gruppen von Länge 3,8 cm bis 6,5 cm 3,1 cm bis 7,8 cm 8,5 cm bis 17,5 cm 26 cm
Beilen aufzeigen. Eine erste Gruppe war relativ Schneidenbreite 1,1 cm bis 1,8 cm 2,2 cm bis 5,3 cm 4,9 cm bis 6,3 cm 8,6 cm
kurz und hatte sehr einheitliche, niemals eine
Dicke 1,0 cm bis 1,5 cm 0,7 cm bis 1,9 cm 1,3 cm bis 5,6 cm 6,2 cm
Breite von 2 cm überschreitende Schneiden; die
Dicke war ebenfalls sehr ähnlich und betrug im- Abb. 112. Ovčarovo-Gorata. Dimensionen der Größenklassen der vollständigen Beilklin-
mer zwischen 1,0 und 1,5 cm Die nächste Grup- gen.
pe von Beilklingen war am häufigsten vertreten
und ebenfalls relativ kurz, jedoch konnte sie ei-
nerseits sogar kürzer andererseits sogar etwas
länger als die ersten Stücke sein. Kennzeich-
nend war der proportionale Anstieg der Dicke
wie auch der Schneidenbreite bei zunehmender
Länge. Die dritte Gruppe wiederum variierte sehr
stark hinsichtlich ihrer Länge und Dicke, war je-
doch verhältnismäßig konstant hinsichtlich der
Breite der Schneiden. Außerdem war sie signifi-
kant länger und dicker. Die vierte und letzte
Gruppe wiederum musste gebildet werden, weil
das einzige Stück in allen Dimensionen sehr viel
größer war als die restlichen Stücke und sich –
nicht einmal bei der Betrachtung von nur einem
Maß – an eine der anderen Gruppen anschließen
ließ.
877
Sie sind nicht mit den kupferzeitlichen Größenklassen
des Autors (Vgl.: Klimscha 2004; Klimscha 2007) zu verwech- Mit einem Anteil von nahezu zwei Dritteln domi-
seln, weswegen absichtlich auch Buchstaben gewählt wur- niert die Klasse B deutlich den Fundbestand
den. Das Frühneolithikum, wie es sich in Ovčarovo-Gorata
(Abb. 113). Die Klassen A und C sind mit 14 %
darstellt, ist zwar ähnlich zu klassifizieren, wie die Karanovo
VI-Gumelni a-Zeit, aber eben nicht gleich. Deswegen musste respektive 21 % eher selten vertreten und die
eine neue, eigenständige Gliederung erarbeitet werden. Klasse D lediglich einmal.
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Ovčarovo-Gorata – F. Klimscha