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DEUTSCHE NORM September 2004

DIN EN 1300
X
ICS 13.310 Ersatz für
DIN V ENV 1300:1999-04

Wertbehältnisse –
Klassifizierung von Hochsicherheitsschlössern nach ihrem
Widerstandswert gegen unbefugtes Öffnen;
Deutsche Fassung EN 1300:2004
Secure storage units –
Classification for high security locks according to their resistance to unauthorized opening;
German version EN 1300:2004
Unités de stockage en lieux sûrs –
Classification des serrures haute sécurité en fonction de leur résistance à l’effraction;
Version allemande EN 1300:2004

Gesamtumfang 40 Seiten

Normenausschuss Eisen-, Blech- und Metallwaren (NAEBM) im DIN


DIN EN 1300:2004-09

Die Europäische Norm EN 1300:2004 hat den Status einer Deutschen Norm.

Beginn der Gültigkeit


Diese Norm gilt ab 1. September 2004.

Nationales Vorwort
Diese Europäische Norm wurde vom CEN/TC 263 „Sichere Aufbewahrung von Geld, Wertgegenständen und
Datenträgern“ (Sekretariat: Vereinigtes Königreich) erarbeitet.

Die nationalen Interessen bei der Erarbeitung dieser Norm sind vom Arbeitsausschuss „Hochsicherheits-
schlösser“ im Normenausschuss Eisen-, Blech- und Metallwaren (NAEBM) im DIN wahrgenommen worden,
der auch die Deutsche Fassung erstellt hat.

Änderungen

Gegenüber DIN V ENV 1300:1999-04 wurden folgende Änderungen vorgenommen:

a) Normenbezeichnung angepasst;
b) vorliegende Prüferfahrung, z. B. Prüfung mit Kälte/Wärme angepasst.

Frühere Ausgaben

DIN V ENV 1300: 1999-04

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EUROPÄISCHE NORM EN 1300
EUROPEAN STANDARD
NORME EUROPÉENNE Juni 2004

ICS 13.310 Ersatz für ENV 1300:1999

Deutsche Fassung

Wertbehältnisse - Klassifizierung von


Hochsicherheitsschlössern nach ihrem Widerstandswert gegen
unbefugtes Öffnen

Secure storage units - Classification for high security locks Unités de stockage en lieux sûrs - Classification des
according to their resistance to unauthorized opening serrures haute sécurité en fonction de leur résistance à
l'éffraction

Diese Europäische Norm wurde vom CEN am 24. März 2004 angenommen.

Die CEN-Mitglieder sind gehalten, die CEN/CENELEC-Geschäftsordnung zu erfüllen, in der die Bedingungen festgelegt sind, unter denen
dieser Europäischen Norm ohne jede Änderung der Status einer nationalen Norm zu geben ist. Auf dem letzten Stand befindliche Listen
dieser nationalen Normen mit ihren bibliographischen Angaben sind beim Management-Zentrum oder bei jedem CEN-Mitglied auf Anfrage
erhältlich.

Diese Europäische Norm besteht in drei offiziellen Fassungen (Deutsch, Englisch, Französisch). Eine Fassung in einer anderen Sprache,
die von einem CEN-Mitglied in eigener Verantwortung durch Übersetzung in seine Landessprache gemacht und dem Management-
Zentrum mitgeteilt worden ist, hat den gleichen Status wie die offiziellen Fassungen.

CEN-Mitglieder sind die nationalen Normungsinstitute von Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland,
Irland, Island, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, der
Schweiz, der Slowakei, Slowenien, Spanien, der Tschechischen Republik, Ungarn, dem Vereinigten Königreich und Zypern.

EUROPÄISCHES KOMITEE FÜR NORMUNG


EUROPEAN COMMITTEE FOR STANDARDIZATION
COMITÉ EUROPÉEN DE NORMALISATION

Management-Zentrum: rue de Stassart, 36 B-1050 Brüssel

© 2004 CEN Alle Rechte der Verwertung, gleich in welcher Form und in welchem Ref. Nr. EN 1300:2004 D
Verfahren, sind weltweit den nationalen Mitgliedern von CEN
vorbehalten.
EN 1300:2004 (D)

Inhalt Seite

Vorwort............................................................................................................................................................... 3
1 Anwendungsbereich ............................................................................................................................ 4
2 Normative Verweisungen .................................................................................................................... 4
3 Begriffe.................................................................................................................................................. 5
4 Klassifizierung...................................................................................................................................... 8
5 Anforderungen ..................................................................................................................................... 8
6 Technische Dokumentation .............................................................................................................. 14
7 Prüfmuster .......................................................................................................................................... 15
8 Prüfverfahren...................................................................................................................................... 16
9 Prüfbericht .......................................................................................................................................... 26
10 Kennzeichnung .................................................................................................................................. 27
Anhang A (informativ) Montageanleitung ..................................................................................................... 28
Anhang B (normativ) Bestimmung des Widerstandes gegen Manipulation aufgrund von
konstruktiven Anforderungen........................................................................................................... 29
Anhang C (normativ) Herstellererklärung (nur für Schlüsselschlösser) ................................................... 37
Literaturhinweise ............................................................................................................................................ 38

2
EN 1300:2004 (D)

Vorwort
Dieses Dokument (EN 1300:2004) wurde vom Technischen Komitee CEN/TC 263 „Sichere Aufbewahrung
von Geld, Wertgegenständen und Datenträgern“ erarbeitet, dessen Sekretariat vom BSI gehalten wird.

Diese Europäische Norm muss den Status einer nationalen Norm erhalten, entweder durch Veröffentlichung
eines identischen Textes oder durch Anerkennung bis Dezember 2004, und etwaige entgegenstehende
nationale Normen müssen bis Dezember 2004 zurückgezogen werden.

Dieses Dokument ersetzt ENV 1300:1999.

Diese Europäische Norm wurde von der Arbeitsgruppe 3 des CEN/TC 263 im Rahmen einer Normenreihe zur
sicheren Aufbewahrung von Wertsachen und von Datenträgern erarbeitet. Weitere Normen dieser Reihe
tragen folgende Titel und weitere Normen befinden sich noch in Vorbereitung:

EN 1047-1, Wertbehältnisse — Klassifizierung und Methoden zur Prüfung des Widerstandes gegen Brand —
Teil 1: Datensicherungsschränke.

EN 1047-2, Wertbehältnisse — Klassifizierung und Methoden zur Prüfung des Widerstandes gegen Brand —
Teil 2: Datensicherungsräume und Datensicherungscontainer.

EN 1143-1, Wertbehältnisse — Anforderungen, Klassifizierung und Methoden zur Prüfung des Widerstandes
gegen Einbruchdiebstahl — Teil 1: Geldschränke, Tresorraumtüren und Tresorräume.

EN 1143-2, Wertbehältnisse — Anforderungen, Klassifizierung und Methoden zur Prüfung des Widerstandes
gegen Einbruchdiebstahl — Teil 2: Deposit-Systeme.

Entsprechend der CEN/CENELEC-Geschäftsordnung sind die nationalen Normungsinstitute der folgenden


Länder gehalten, diese Europäische Norm zu übernehmen: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland,
Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande,
Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische
Republik, Ungarn, Vereinigtes Königreich und Zypern.

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EN 1300:2004 (D)

1 Anwendungsbereich

Diese Europäische Norm legt die Anforderungen an Hochsicherheitsschlösser hinsichtlich ihrer


Zuverlässigkeit, ihres Widerstandswertes gegen zerstörende Angriffe und gegen unbefugtes Öffnen sowie die
Prüfverfahren fest. Sie bietet außerdem ein Schema zur Klassifizierung von Hochsicherheitsschlössern auf
der Grundlage einer Bewertung ihres Widerstandswertes gegen zerstörende Angriffe und gegen unbefugtes
Öffnen.

Sie gilt für mechanische und elektronische Hochsicherheitsschlösser. Die Schlösser können die folgenden
Merkmale als Option enthalten, diese sind aber nicht zwingend erforderlich:

1) Berechtigungscode zur Verhinderung einer Codeänderung und/oder der Freigabe/Sperrung


eines Parallelcodes,

2) Berechtigungscode zur Freigabe einer Zeitschlossfunktion,

3) Einbau von Bauteilen oder Funktionen einer Alarmanlage,

4) Funktionen zur Fernsteuerung und -überwachung,

5) Widerstand gegen Angriffe mit Säuren,

6) Widerstand gegen Angriffe mit Röntgenstrahlung,

7) Widerstand gegen Angriffe mit Sprengstoffen,

8) Zeitfunktionen.

2 Normative Verweisungen

Diese Europäische Norm enthält durch datierte oder undatierte Verweisungen Festlegungen aus anderen
Publikationen. Diese normativen Verweisungen sind an den jeweiligen Stellen im Text zitiert, und die
Publikationen sind nachstehend aufgeführt. Bei datierten Verweisungen gehören spätere Änderungen oder
Überarbeitungen dieser Publikationen nur zu dieser Europäischen Norm, falls sie durch Änderung oder
Überarbeitung eingearbeitet sind. Bei undatierten Verweisungen gilt die letzte Ausgabe der in Bezug
genommenen Publikation (einschließlich Änderungen).

EN 1143-1, Wertbehältnisse — Anforderungen, Klassifizierung und Methoden zur Prüfung des Widerstandes
gegen Einbruchdiebstahl — Teil 1: Geldschränke, Tresorraumtüren und Tresorräume

EN 50130-4, Alarmsysteme — Teil 4: Elektromagnetische Verträglichkeit — Produktfamiliennorm: Anfor-


derungen an die Störfestigkeit von Anlageteilen für Brand- und Einbruchmeldeanlagen sowie Personen-
Hilferufanlagen

EN 60068-2-1, Umweltprüfungen Alarmsysteme — Teil 2: Prüfungen; Prüfgruppe A: Kälte


(IEC 60068-2-1:1990)

EN 60068-2-2, Umweltprüfungen — Teil 2: Prüfungen; Prüfgruppe B: Trockene Wärme (IEC 60068-2-2:1974


+ IEC 60068-2-2A:1976)

EN 60068-2-6, Umweltprüfungen — Teil 2: Prüfungen; Prüfgruppe Fc: Schwingen, sinusförmig (IEC 60068-2-
6:1995 + Corrigendum 1995)

EN 61000-4-2, Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) — Teil 4: Prüf- und Messverfahren —


Hauptabschnitt 2: Prüfung der Störfestigkeit gegen Entladung statischer Elektrizität (IEC 61000-4-2:1995)

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EN 1300:2004 (D)

EN 61000-4-4, Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) — Teil 4: Prüf- und Messverfahren —


Hauptabschnitt 4: Prüfung der Störfestigkeit gegen schnelle transiente elektrische Störgrößen/Burst
(IEC 61000-4-4:1995)

EN 61000-4-5, Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) — Teil 4: Prüf- und Messverfahren — Hauptab-


schnitt 5: Prüfung der Störfestigkeit gegen Stoßspannungen (IEC 61000-4-5:1995)

EN 61000-4-6, Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) — Teil 4: Prüf- und Messverfahren — Hauptab-


schnitt 6: Störfestigkeit gegen leitungsgeführte Störgrößen, induziert durch hochfrequente Felder (IEC 61000-
4-6:1996)

EN 61000-4-11, Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) — Teil 4: Prüf- und Messverfahren — Hauptab-


schnitt 11: Prüfung der Störfestigkeit gegen Spannungseinbrüche, Kurzzeitunterbrechungen und Spannungs-
schwankungen (IEC 61000-4-11:1994)

EN ISO 6988, Metallische und andere anorganische Überzüge — Schwefeldioxid-Prüfung mit allgemeiner
Feuchtigkeitskondensation (ISO 6988:1985).

3 Begriffe

Für die Anwendung dieser Europäischen Norm gelten die folgenden Begriffe.

3.1
Hochsicherheitsschloss (HSS)
unabhängige Einheit, die gewöhnlich an Türen von Wertbehältnissen angebracht ist. In diese Einheit kann die
Eingabe eines Codes erfolgen, der dann mit einem gespeicherten Code verglichen wird (Auswerteeinheit). Bei
Übereinstimmung der Codes kann eine Blockiereinheit bewegt werden

3.2
Code
erforderliche Identifikationsinformation, die, wenn sie die richtige ist, es bei Eingabe in ein Hochsicherheits-
schloss ermöglicht, den Sicherheitszustand des Schlosses zu ändern

3.2.1
Öffnungscode
Identifikationsinformation, die ein Entsperren des Hochsicherheitsschlosses gestattet

3.2.2
Berechtigungscode
Identifikationsinformation, die einen Zugang zur Auswerteeinheit gestattet. Der Berechtigungscode kann auch
der Öffnungscode sein

3.2.3
Überfallcode
Parallelcode, der zusätzliche Funktionen aktiviert

3.2.4
Parallelcode
Öffnungscode, der identische Funktionen wie ein bereits existierender Öffnungscode aufweist, aber aus
anderen Zeichen besteht

3.3
Codierarten
alle Mittel/Verfahren, durch die der Code gespeichert wird

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EN 1300:2004 (D)

3.3.1
materieller Code
Code, der durch physikalische Merkmale oder andere Eigenschaften des Codeträgers bestimmt wird

3.3.2
mnemonischer Code
Code, der aus numerischen und/oder alphabetischen Informationen besteht und im Gedächtnis festgehalten
wird

3.3.3
biometrischer Code
Code, der aus charakteristischen Merkmalen des Menschen besteht

3.4
Eingabeeinheit
Teil eines HSS, über das Codes in die Auswerteeinheit eingegeben werden

3.5
Auswerteeinheit
Teil eines HSS, das auswertet, ob der eingegebene Code richtig ist und die Bewegung einer Sperreinheit
freigibt oder sie verhindert

3.6
Sperreinheit
Tourstift (ggf. Tourstifte), der Teil eines HSS ist und der die Bewegung der Blockiereinheit freigibt oder sie
verhindert

3.7
Codeträger
Gegenstand, dessen physische Form oder physikalische Eigenschaften den Berechtigungscode bestimmen,
z. B. ein Schlüssel

3.8
mechanisches HSS
HSS, das nur durch mechanische Elemente gesichert wird

3.9
elektronisches HSS
HSS, das teilweise oder vollständig durch elektrische oder elektronische Elemente gesichert wird

3.10
Blockiereinheit
Teil eines HSS, das sich nach Eingabe des richtigen Öffnungscodes bewegt oder bewegt werden kann, um
entweder eine Tür zu sichern oder die Bewegung eines Riegelwerks zu verhindern. Ein Beispiel für eine
Blockiereinheit ist der Riegel eines mechanischen Schlosses

3.11
zerstörender Angriff
Angriff, der an einem HSS Schäden verursacht, die irreversibel sind und vor dem rechtmäßigen Benutzer
nicht verborgen werden können

3.12
Zuverlässigkeit
Fähigkeit, nach einer großen Anzahl von Schließzyklen noch richtig zu funktionieren und die Sicherheitsan-
forderungen zu erfüllen

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EN 1300:2004 (D)

3.13
Manipulation
Angriffsverfahren, das darauf abzielt, die Blockierfunktion aufzuheben, ohne dabei Schäden zu verursachen,
die für den Nutzer offensichtlich sind

ANMERKUNG Nach einer Manipulation kann ein HSS funktionsfähig bleiben, obwohl sein Sicherheitswert dauerhaft
beeinträchtigt sein kann

3.14
ausspähen
Angriff, bei dem versucht wird, den richtigen Code zu ermitteln, ohne das HSS mit der Hand zu berühren, es
mit einem Werkzeug in Kontakt zu bringen oder sonstige Instrumente zu benutzen

3.15
nutzbare Codes
Codes oder Codeträger, die vom Hersteller zugelassen sind und die den Anforderungen dieser Norm
entsprechen. Bei mechanischen HSS ist im Allgemeinen die Anzahl der nutzbaren Codes weit geringer als die
Gesamtzahl der Codes, auf die das HSS eingestellt werden kann

3.16
verworfen-Zustand
Zustand, bei dem sich die Codierungselemente nicht in der Anordnung befinden, die erforderlich ist, um das
HSS ohne Eingabe des richtigen Codes oder passenden Codeträger zu entsperren

3.17
Schließsequenz
Handlungsablauf, der mit einer offenen Tür beginnt und der beendet ist, wenn die Tür geschlossen, verriegelt,
gesperrt und gesichert ist

3.18
offene Tür
die Tür liegt nicht im Rahmen

3.19
geschlossene Tür
die Tür liegt im Rahmen, der/die Riegel können jetzt ausgefahren werden

3.20
verriegelte Tür
die Riegel sind ausgefahren

3.21
gesperrte Tür
das Riegelwerk kann nicht eingefahren werden, weil es vom Hochsicherheitsschloss blockiert wird

3.22
gesicherte Tür
die Tür ist geschlossen, verriegelt und mit einem Hochsicherheitsschloss, das sich im gesicherten Zustand
befindet, gesperrt

3.23
HSS im gesicherten Zustand
die Blockiereinheit ist ausgefahren und kann nur nach Eingabe des/der Öffnungscodes wieder eingefahren
werden

3.24
Normalzustand
das HSS befindet sich nach einer Prüfung im gesicherten Zustand und alle Schlossfunktionen können ausge-
führt werden

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EN 1300:2004 (D)

3.25
Zustand der Funktionsfähigkeit
das HSS befindet sich nach einer Prüfung im gesicherten Zustand und kann mit dem (den) Öffnungscode(s)
entsperrt werden, es sind aber nicht alle Schlossfunktionen ausführbar

3.26
Sicherheit bei Ausfall
das HSS befindet sich nach einer Prüfung im gesicherten Zustand, aber nicht alle Schlossfunktionen sind
funktionsfähig, es kann deshalb mit dem (den) Öffnungscode(s) nicht mehr entsperrt werden

3.27
Widerstandseinheiten RU
RU: der Widerstandswert gegen einen zerstörenden Angriff bei Einsatz eines Werkzeugs mit dem Koeffi-
zienten 1 und dem Basiswert 0 über einen Zeitraum von 1 Minute

3.28
Sperrzeit
Zeitverzögerung aufgrund der Überschreitung der zulässigen Zahl falscher Codeeingaben

4 Klassifizierung

Aufgrund der Sicherheitsanforderungen erfolgt bei Hochsicherheitsschlössern die Klassifizierung in die


Schlossklassen A, B, C und D gemäß den Tabellen 1, 2 und 3. Allgemeine Anforderungen und Zuverläs-
sigkeitsanforderungen (siehe 5.1, 5.2 und 5.3) müssen erfüllt sein.

ANMERKUNG Für Hochsicherheitsschlösser der Klasse A gelten die niedrigsten Anforderungen und für Hochsicher-
heitsschlösser der Klasse D die höchsten Anforderungen.

5 Anforderungen

5.1 Allgemeine Anforderungen

5.1.1 Anforderungen an alle HSS-Klassen

5.1.1.1 Der (die) Öffnungscode(s) müssen so lange als allein gültige Codes erhalten bleiben, bis sie
absichtlich umgestellt werden. Die Bewertung erfolgt gemäß 8.1.2.

5.1.1.2 Werden bei HSS mnemonische Codes benutzt, müssen diese geändert werden können.
5.1.1.3 Es darf nicht möglich sein, dass durch zusätzliche vom Schlosshersteller eingebaute Vorrich-
tungen (z. B. Mikroschalter) Informationen über den Code gewonnen werden können. Die Bewertung erfolgt
gemäß 8.1.2.
5.1.1.4 Eine Eingabeeinheit ist notwendiger Teil eines HSS. Mit einer Eingabeeinheit können mehrere
HSS (Auswerteeinheit) bedient werden. Jedes HSS muss eine Auswerteeinheit besitzen, die den richtigen
Code von der Eingabeeinheit verarbeitet. Jedes HSS muss auch eine Blockiereinheit enthalten oder die Be-
wegung einer Blockiereinheit steuern können. Wenn diese Einheit vor der ersten Nutzung aktiviert werden
muss, ist in der Bedienungsanleitung des Schlosses darauf hinzuweisen.

5.1.1.5 Wird die Blockiereinheit nicht manuell bewegt, so muss auf irgendeine Weise angezeigt werden,
ob sich das HSS im gesicherten, gesperrten und verworfenen Zustand befindet.

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EN 1300:2004 (D)

5.1.1.6 Es darf nicht möglich sein, einen Öffnungscode zu ändern, ohne einen Autorisierungscode
einzugeben. Die Bewertung erfolgt gemäß 8.1.2.

5.1.2 Hochsicherheitsschlösser der Klasse D

5.1.2.1 Der Verschlusszustand des Schlosses, ob gesperrt oder entsperrt, muss offensichtlich sein.

5.1.2.2 Ein mechanisches Kombinationsschloss muss sich nach dem Sperren im Verworfen-Zustand
befinden. Die Bewertung erfolgt gemäß 8.1.2.

5.1.2.3 Ein HSS der Klasse D muss eine Vorrichtung enthalten, die den Verworfen-Zustand anzeigt.

5.1.3 Mechanische Schlüsselschlösser

5.1.3.1 Bei HSS der Klasse A (siehe 4) darf der gleiche Code erst dann wiederholt werden, wenn
mindestens 80% der nutzbaren Codes schon verwendet wurden. Die Bewertung erfolgt gemäß 8.1.2.

5.1.3.2 Codes (und gleichschließende Codeträger) müssen nach einem Zufallsverfahren ausgewählt
werden. Die Bewertung erfolgt gemäß 8.1.2.

5.1.3.3 Weder auf dem Codeträger noch auf dem HSS dürfen sich eine Nummer oder eine
Kennzeichnung befinden, mit denen sich der Code feststellen lässt. Die Bewertung erfolgt gemäß 8.1.2.

5.1.3.4 Es darf nicht möglich sein den Schlüssel von einem HSS abzuziehen, wenn das Schloss entsperrt
ist, außer für die Codeumstellung. Diese Anforderung gilt für alle Klassen. Es ist zulässig, dass diese Funktion
erst vor der ersten Nutzung des Schlosses aktiviert wird.

5.1.3.5 Neben der Erfüllung der vorhergehenden Anforderungen muss der Hersteller eine
Herstellererklärung gemäß Anhang C abgeben.

5.1.4 Codierungsstufen für mechanische Schlüsselschlösser

5.1.4.1 Nutzbare Codes dürfen höchstens 40% der Codierelemente (Zuhaltungen) mit gleich hohen
Codierungsstufen enthalten.

5.1.4.2 Bei nutzbaren Codes dürfen höchstens zwei gleiche Codierungsstufen einander benachbart sein,
z. B. zwei gleiche Zuhaltungen.

5.1.4.3 Bei nutzbaren Codes muss der Unterschied zwischen der höchsten und tiefsten Codierungsstufe
größer als 60% des größtmöglichen Stufensprungs des HSS sein.

5.1.5 Elektronische Hochsicherheitsschlösser

5.1.5.1 Bei elektronischen HSS mit mehr als einem Parallelcode müssen die Aufzeichnungen der
durchgeführten Öffnungsvorgänge gemäß Tabelle 1 gespeichert werden. Die gespeicherten Daten müssen
selbst bei Stromausfall mindestens 1 Jahr erhalten bleiben.

5.1.5.2 Bei elektronischen HSS in gesichertem Zustand darf ein Datenverkehr mit der Auswerteeinheit nur
möglich sein zur Eingabe eines Berechtigungscodes und Anzeige des Schlosszustandes.

5.1.5.3 Bei elektronischen HSS der Klassen B, C und D muss die Eingabeeinheit fest an der zu
sichernden Tür oder dem Türrahmen des Wertbehältnisses befestigt sein. Es darf nicht möglich sein, die
Eingabeeinheit gewaltsam zu entfernen, ohne dass für den Nutzer offensichtliche dauerhafte Spuren oder
Beschädigungen entstehen oder es dem Nutzer angezeigt wird. Die Prüfung erfolgt gemäß 8.1.2.

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EN 1300:2004 (D)

5.1.5.4 Bei elektronischen HSS der Klassen B, C und D dürfen unberechtigte Versuche, Zugriff auf
sicherheitsempfindliche Teile der Eingabeeinheit zu erlangen, nicht möglich sein, ohne dass für den Nutzer
offensichtliche dauerhafte Spuren oder Beschädigungen entstehen oder es dem Nutzer angezeigt wird. Die
Prüfung erfolgt gemäß 8.1.2.

5.1.5.5 Bei elektronischen HSS der Klasse A können die Eingabeeinheiten vom Schloss getrennt sein. Sie
sollten dann aber mit einem abgeschirmten Kabel dauerhaft und sichtbar mit der Tür oder dem Türrahmen
des Wertbehältnisses verbunden sein.

5.1.5.6 Bei elektronischen HSS aller Klassen muss es dem Nutzer eindeutig angezeigt werden, wenn eine
Sperrzeit aktiviert ist.

5.1.5.7 Anzeige des Batteriezustandes: mit Batterie betriebene Schlösser müssen für mindestens 3000
vollständige Öffnungsvorgänge funktionsfähig bleiben. Die Batteriekapazität muss überwacht werden. Im Falle
eines Spannungsabfalls der Batterien muss während oder unmittelbar nach dem Entsperrvorgang ein
akustisches oder optisches Signal erfolgen. Nach der ersten Anzeige des Spannungsabfalls der Batterien
müssen noch mindestens zehn vollständige Entsperr- und Sperrvorgänge möglich sein. Diese Anforderung
muss nicht erfüllt werden, wenn eine Stromversorgung von außen möglich ist.

5.2 Sicherheitsanforderungen

5.2.1 Nutzbare Codes

Die Mindestzahl der nutzbaren Codes für alle Klassen und Arten von Hochsicherheitsschlössern muss den
Werten von Tabelle 1 entsprechen. Die Prüfung erfolgt gemäß 8.2.1.

HSS mit Parallelcodes: die Mindestzahl der nutzbaren Codes muss mit der Zahl der möglichen
Parallelcodes multipliziert werden.

HSS mit variabler Länge der Öffnungscodes: die niedrigste Zahl der benutzten Zeichen, die das HSS als
Öffnungscode verarbeiten kann, ist für die Berechnung der nutzbaren Codes heranzuziehen.

Mechanische Schlüsselschlösser dürfen von den zusätzlichen Schlüsseln nicht entsperrt werden. Die Prüfung
erfolgt gemäß 8.2.1.3.

5.2.2 Hochsicherheitsschlösser mit Parallelschloss

Bei HSS mit einem Parallelschloss (z. B. ein elektronisches HSS parallel mit einem mechanischen HSS)
erfolgt die Klassifizierung nach dem Schloss mit dem geringsten Sicherheitswert.

5.2.3 Widerstand gegen Manipulation

5.2.3.1 Höchstwerte für Öffnungsversuche

Die zulässige maximale Anzahl der Öffnungsversuche pro Stunde muss den Werten in Tabelle 1 entsprechen.

ANMERKUNG Tabelle 1 enthält für mechanische HSS mit Codeträgern keine Anforderungen an die Anzahl der
Öffnungsversuche, weil der Zeitaufwand für den Wechsel der Codeträger die Anzahl der Öffnungsversuche ausreichend
begrenzt.

5.2.3.2 Manipulation

Bei den Prüfungen zur Ermittlung des Widerstandswertes gegen Manipulation gemäß 8.2.2. müssen die
Mindestwiderstandswerte M gemäß Tabelle 1 bei mindestens 2 der 3 Prüfmuster überschritten werden.

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EN 1300:2004 (D)

5.2.4 Widerstand gegen zerstörende Angriffe

Bei den Prüfungen gemäß 8.2.3, bei denen eine äußere Kraft aufgebracht wird, müssen die Mindestwider-
standswerte gemäß Tabelle 1 überschritten werden.

5.2.5 Widerstand gegen Ausspähen

5.2.5.1 Alle Eingabeformationen in ein elektronisches HSS dürfen 30 s nach der Eingabe nicht mehr
erkennbar sein, selbst wenn nur ein Teil des Öffnungscodes eingegeben wurde.

5.2.5.2 Bei HSS der Klassen C und D darf der Winkelbereich, in dem die Codeinformation optisch
beobachtet werden kann, nicht größer als 30° sein, gemessen von der Mittellinie aus in der Horizontalebene
(d. h. 60° Gesamtwinkel; siehe 8.2.4).

5.2.5.3 Bei HSS der Klasse D ist die direkte Codeeingabe über eine Tastatur mit fester Zeichenbelegung
nicht gestattet.

5.2.6 Widerstand gegen elektrische und elektromagnetische Einflüsse

5.2.6.1 Elektronische HSS, die aus dem Netz gespeist werden, müssen bei Spannungsschwankungen,
Spannungseinbrüchen und Kurzzeitunterbrechungen im Normalzustand bleiben. Die Prüfung erfolgt gemäß
8.2.5.5.

Befindet sich ein elektronisches Schloss im gesicherten Zustand, so muss es bei einem Ausfall der
Versorgungsspannung auch gesichert bleiben (siehe 8.2.5.3).

Netzbetriebene HSS müssen bei einem bis zu 12 h dauernden Ausfall der Netzversorgung gesichert werden
können (siehe 8.2.5.4).

5.2.6.2 Elektronische HSS müssen nach der Prüfung ihrer Widerstandsfähigkeit gegen elektrostatische
Entladung die Anforderungen gemäß Tabelle 2 erfüllen. Während der Prüfung dürfen die Prüfmuster
höchstens 5 ms lang in den ungesicherten Zustand gehen. Die Prüfung erfolgt gemäß 8.2.5.6.

5.2.6.3 Bei der Prüfung der Widerstandsfähigkeit von elektronischen HSS gegen eingestrahlte
elektromagnetische Felder müssen die Anforderungen der Tabelle 2 erfüllt werden. Die Prüfung erfolgt gemäß
8.2.5.9.

5.2.6.4 Nach der Prüfung der Widerstandsfähigkeit von netzbetriebenen elektronischen HSS (ggf. mit
Kabel mit mehr als 10 m Länge, die an externe Geräte angeschlossen sind) gegen schnelle transiente
elektrische Störgrößen (Burst) müssen die Anforderungen der Tabelle 2 erfüllt werden. Während der Prüfung
dürfen die Prüfmuster höchstens 5 ms lang in den ungesicherten Zustand gehen. Die Prüfung erfolgt gemäß
8.2.5.7.

5.2.6.5 Nach der Prüfung der Störfestigkeit von elektronischen HSS gegen Stoßspannungen (Surge)
müssen die Anforderungen der Tabelle 2 erfüllt werden. Während der Prüfung dürfen die Prüfmuster
höchstens 5 ms lang in den ungesicherten Zustand gehen. Die Prüfung erfolgt gemäß 8.2.5.8.

5.2.7 Widerstand gegen physikalische Umwelteinflüsse

Bei allen HSS ist die Widerstandsfähigkeit gegen Schwingen und Schockeinwirkung gemäß 8.2.6.1 und
8.6.2.2 zu prüfen. Der Prüfer muss entscheiden, ob die konstruktive Ausführung des Prüfmusters es
erforderlich macht, dass der gesicherte Zustand des Schlosses während dieser Prüfung ständig überwacht
wird. Ständig überwachte Prüfmuster dürfen während der Schwing- und Schockprüfung höchstens 5 ms lang
in den ungesicherten Zustand gegen; Prüfmuster, die nicht ständig überwacht werden, müssen sich nach der
Schwing- und Schockbelastung noch im gesicherten Zustand befinden. Alle Prüfmuster müssen nach
Abschluss dieser Prüfungen noch funktionsfähig sein.

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EN 1300:2004 (D)

5.2.8 Temperaturwiderstand

5.2.8.1 Kälte

Das elektronische HSS muss sich nach einer Prüfung 16 h lang bei –10 °C im Normalzustand befinden. Die
Prüfung erfolgt gemäß 8.2.7.1.

5.2.8.2 Trockene Wärme

Während der Prüfung 16 h lang bei +55 °C muss das elektronische HSS im Normalzustand bleiben. Die
Prüfung erfolgt gemäß 8.2.7.2.

Tabelle 1 — Sicherheitsanforderungen an alle HSS


Klasse und Mindest- Mindestanzahl der Maximale Anzahl der Widerstand Widerstand
-art anzahl der nutzbaren Codes für Öffnungsversuche gegen gegen
gespeicher- jede Codierungsart pro Stunde für jede Manipula- zerstörende
ten Auf- Codierungsart tion Angriffe
zeichnungen M D
der Öffungs-
vorgänge Mindest- Mindest-
widerstands- widerstands-
einheit RU einheit RU

materieller mnemoni- beliebig mnemo-


Code scher nisch
Code2)
A
elektronisch Keine 25.000 80.000 300 30 80

mechanisch entfällt 25.000 80.000 entfällt 30 80

B
elektronisch 10 100.000 100.000 100 60 135

mechanisch entfällt 100.000 100.000 entfällt 60 135

C
elektronisch 50 1.000.000 1.000.000 30 100 250

mechanisch entfällt 1.000.000 1.000.000 entfällt 100 250

D
elektronisch 500 3.000.000 3.000.000 10 620 500

mechanisch entfällt 3.000.000 3.000.000 101) 620 500

1) Ausgenommen Schlüsselschlösser

2) Die Mindestanzahl der geforderten Zeichen ist bei elektronischen Schlössern sechs (6)

12
EN 1300:2004 (D)

Tabelle 2 — Mindestanforderungen an den Widerstand gegen elektrische und elektromagnetische


Einflüsse bei den angegebenen Prüfbedingungen

Störfestigkeit gegen hochfrequente elektromagnetische Felder


HSS-Klasse Schlosszustand1)
A N2) O2) FS FS FS2) FS
2) 2) 2)
B N O O FS FS FS
2) 2) 2)
C N O O O FS FS
D N2) O O O O2) FS2)
Spannung V 3 10 10 10 10 10
Prüfbe- Frequenzbereich 150 kHz bis 100 MHz (Prüfmethode EN 61000-4-6)
dingungen Feldstärke V/m 3 10 20 30 503) 504)
Frequenzbereich 80 kHz bis 1 GHz5) (Prüfmethode EN 61000-4-6)
Störfestigkeit gegen elektrostatische Entladung, schnelle transiente elektrische Störgrößen und
hochenergetische Stoßspannungen

HSS-Klasse Schlosszustand1)
A bis D N O FS
EN 61000-4-2 3 4 -

Schärfe- EN 61000-4-4:1995 3 - 4

grad EN 61000-4-5:1995 3 - 4

1)
N > Normalzustand O > funktionsfähig FS > Sicherheit bei Ausfall
2)
Bezeichnet den Zustand, auf den hin das Hochsicherheitsschloss geprüft werden soll.
3)
Dies ist der größte Wert, den derzeit gebräuchliche Prüfeinrichtungen erreichen.
4)
Dieser Wert sollte auf 100 V/m erhöht werden, wenn entsprechende Prüfeinrichtungen verfügbar sind.
5)
EN 50130-4 und EN 61000-4-2:1995 decken nur einen Bereich bis 1 GHz ab. Wenn geeignete Ergänzungen zur Norm EN 50130-4
verfügbar sind, sollte dieser Wert auf 2 GHz angehoben werden.

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EN 1300:2004 (D)

Tabelle 3 — Physikalische Umweltbedingungen

HSS-Klasse Beschleunigung Geschwindigkeit der Frequenzbereich


Frequenzänderung
(g Scheitelwert) (Hz)
(Oktave/min)

A 1 3 10 bis 150
B 1 2 10 bis 150
C 2 2 10 bis 150
D 2 1 10 bis 150

5.3 Anforderungen an die Zuverlässigkeit

5.3.1 HSS müssen sich nach 10.000 Schließzyklen gemäß 8.3.1 im Normalzustand befinden.

5.3.2 Bei HSS, bei denen die Codeeingabe über einen drehbaren Zahlenknopf erfolgt, darf sich die
Codeeinstellung um höchstens 1% des Gesamteinstellbereichs ändern, wenn sie einer Codeeingabe mit
definierter Dynamik gemäß 8.3.2 unterzogen werden.

5.3.3 Umstellbare HSS müssen sich nach 100 durchgeführten Codeänderungen gemäß 8.3.2 im
Normalzustand befinden.

5.3.4 Nach einer Korrosionsprüfung, bei der drei Prüfzyklen gemäß ISO 6988:1985 durchlaufen wurden,
muss sich das HSS in funktionsfähigem Zustand befinden. Dieser Prüfung muss ein HSS in vollständig
montiertem Zustand unterzogen werden, Batterien können weggelassen werden.

6 Technische Dokumentation

6.1 Die folgende Technische Dokumentation ist mit den Prüfmustern mitzuliefern:

6.2 Detaillierte Konstruktionszeichnungen mit Maß- und Toleranzangaben.

6.3 Die Berechnung der nutzbaren Codes und alle wesentlichen Parameter für diese Berechnung.

6.4 Charakteristische Werte der Sperreinrichtungen, wie:

 Abmessungen des Riegels oder anderer Blockierelemente,

 Bewegung und Ausschlussweg der Blockiereinheit wie Riegel oder andere Blockierelemente.

6.5 Alle Maßangaben, die für einen Anschluss oder eine Verbindung des HSS mit außenliegenden
Bauteilen (z. B. Codeeingabeeinheit, Vorrichtung zum Bewegen der Blockiereinheit) erforderlich sind, wie:

 Abmessung der Öffnung zur Eingabe des Codes (z. B. Schlüsselloch),

 Abmessungen von Spindeln und Zahlenknopfgarnituren,

 Abmessung(en) von Kabelverbindungen.

6.6 Detaillierte Beschreibung des Verfahrens zum Ein- und Umstellen des Codes und
Vorsichtsmaßnahmen, die dabei zu beachten sind.

6.7 Montageanleitung

14
EN 1300:2004 (D)

6.8 Dokumentation zur Software und Hardware bei elektronischen HSS, wie

 Struktur der Software,

 Schaltplan,

 Codelisting,

 Bedienungsanleitung.

6.9 Beschreibung der Softwareverfahren, die angewandt werden, um

 den Code zu speichern,

 den Code auszulesen,

 vor dem Zugriff auf gespeicherte Daten und Programme zu schützen,

 ein Löschen des Speichers zu verhindern,

 eine Manipulation zu unterbinden.

6.10 Angabe der Schlossklasse, die von dem HSS erreicht werden soll.

7 Prüfmuster

7.1 Es müssen mindestens vier Prüfmuster zur Verfügung gestellt werden. Wenn der Widerstandswert
gegen Manipulation geprüft werden soll, müssen drei zusätzliche Prüfmuster zur Verfügung gestellt werden.
Diese drei Prüfmuster müssen versiegelt sein, ihre Öffnungscodes müssen im Zufallsverfahren ausgewählt
werden und diese Codes dürfen den Prüfern nicht bekannt sein.

Die Prüfmuster für die Manipulationsprüfung sind vom Antragsteller auf Stahlplatten montiert mit einem
Gehäuse gemäß 8.1.3 zu liefern.

ANMERKUNG Prüfmuster für die Manipulationsprüfung können spezielle Abmessungen haben, die aber innerhalb
der Toleranzen der Technischen Dokumentation liegen. Sie werden von der Prüfstelle ausgewählt.

7.2 Jedes Prüfmuster muss alle sicherheitsrelevanten Teile eines HSS enthalten, insbesondere:

 die Eingabeeinheit,

 die Auswerteeinheit,

 die Sperreinheit,

 die Blockiereinheit,

 ein Parallelschloss (wenn vorhanden),

 alle anderen Teile, welche die Sicherheit des zu prüfenden Schlosses beeinflussen.

7.3 Handelt es sich bei den Prüfmustern um mechanische Schlüsselschlösser, dann muss eines der
Prüfmuster neben dem passenden Schlüssel mit zwei zusätzlichen Schlüsseln ausgestattet werden. Einer der
Zusatzschlüssel muss eine Codierungsstufe einen Stufensprung höher als die entsprechende
Codierungsstufe des passenden Schlüssels haben. Der andere Zusatzschlüssel muss die gleiche Codie-
rungsstufe einen Stufensprung tiefer als der passende Schlüssel haben.

15
EN 1300:2004 (D)

8 Prüfverfahren

8.1 Allgemeines

8.1.1 Die Prüfmuster werden hinsichtlich ihres Sicherheitswertes und ihrer Zuverlässigkeit geprüft. Bei
Sicherheitsprüfungen ist es das Ziel, das Prüfmuster zu entsperren oder es bei Ausfall in den ungesicherten
Zustand zu bringen; bei Zuverlässigkeitsprüfungen ist es das Ziel, festzustellen, ob das Prüfmuster nach
Durchlaufen des Prüfverfahrens weiter ohne Sicherheitseinschränkungen funktionsfähig ist.

Prüfmuster von mechanischen HSS für die Manipulationsprüfung (siehe 8.2.2) dürfen vor der Manipula-
tionsprüfung einer Dauerbelastung von bis zu 1000 Zyklen (siehe 8.3.1) ausgesetzt werden. Diese Prüfmuster
dürfen vor der Manipulationsprüfung keiner weiteren Prüfung unterzogen werden.

8.1.2 Bewertung durch Sicht- und Maßkontrolle

Die Prüfmuster und die Technische Dokumentation sind auf Übereinstimmung mit den Anforderungen gemäß
5.1.1.1, 5.1.1.2, 5.1.1.3, 5.1.1.6, 5.1.3.1, 5.1.3.2, 5.1.3.3, 5.1.3.4, 5.1.3.5, 5.1.5.1, 5.1.5.2, 5.1.5.3, 5.1.5.4,
5.1.5.5 und 5.2.5.3 zu prüfen.

8.1.3 Prüfablauf

Um den Einsatz in einem Wertbehältnis zu simulieren, ist das Prüfmuster für die folgenden Prüfungen auf
einer Montageplatte aus Stahl gemäß der Montageanleitung des Herstellers zu befestigen und mit einer
Abdeckung zu versehen: Widerstand gegen Manipulation (siehe 8.2.2), Widerstand gegen zerstörende
Angriffe (siehe 8.2.3), Widerstand gegen Ausspähen (siehe 8.2.4), Widerstand gegen elektrische und
elektromagnetische Einflüsse (siehe 8.2.5). Die Montageplatte und die Abdeckung dürfen nur die für die
Montage gemäß der Technischen Dokumentation (siehe 6) erforderlichen Durchbrüche aufweisen, die
Abmessungen müssen Bild 1 entsprechen.

Für die dynamische Codeeingabe mit einer Dauerprüfeinrichtung ist es nicht erforderlich, eine Vorrichtung zu
verwenden, die ein Wertbehältnis simuliert.

Zugriff auf das Prüfmuster darf nur in Übereinstimmung mit der Technischen Dokumentation nach Abschnitt 6
möglich sein. Handelt es sich bei dem Prüfmuster um ein elektronisches Hochsicherheitsschloss, muss die
Abdeckung aus Stahlblech gefertigt werden und mit der Montageplatte allseitig verschraubt werden, wobei der
Schraubenabstand kleiner als 50 mm sein muss.

Bei den Prüfungen des Wiederstandes gegen Manipulation (siehe 8.2.2), Widerstandes gegen zerstörende
Angriffe (siehe 8.2.3) und Widerstandes gegen Ausspähen (siehe 8.2.4) sind in die Angriffe nur jene Teile des
Prüfmusters einzubeziehen, auf die ein Zugriff möglich ist, wenn das Prüfmuster auf der Montageplatte
befestigt ist und keine Durchbrüche durch Montageplatte und Abdeckung geschaffen werden.

Bei der Prüfung auf Widerstand gegen zerstörende Angriffe sind Angriffe auszuschließen, die vom Inneren
des Schlosses aus gegen das Schlossgehäuse oder dessen Abdeckplatte gerichtet sind mit dem Ziel, Teile
des Gehäuses oder der Abdeckplatte zu beschädigen und/oder teilweise oder vollständig zu entfernen.

Muss der gesicherte Zustand des Prüfmusters überwacht werden, ist die Überwachung mit einer Genauigkeit
von 5 ms durchzuführen.

16
EN 1300:2004 (D)

Maße in Millimeter

Legende
1 Abdeckung aus Stahlblech
2 Montageplatte aus Stahl
3 Eingabeeinheit
4 Schloss
5 Abdeckung
ANMERKUNG Mindestabstand der Stahlabdeckung vom Schloss 20 mm

Bild 1 — Schematische Darstellung der Abdeckung und der Montageplatte

8.2 Prüfung des Sicherheitswertes

8.2.1 Nutzbare Codes

8.2.1.1 Die vom Hersteller bereitgestellte Berechnung der nutzbaren Codes (siehe 6.3) ist auf ihre
Richtigkeit zu überprüfen.

8.2.1.2 Anhand der Vorgehensweise im folgenden Beispiel und mit Hilfe einer Dauerprüfvorrichtung ist
die Anzahl der nutzbaren Codes eines mechanischen Kombinationsschlosses zu bestimmen:

a) die Kombinationsscheiben, mit Ausnahme der Scheibe, die als letzte eingestellt wird, werden auf ihre
Öffnungszahlen eingestellt,

b) die letzte Kombinationsscheibe wird dann auf die Prüfzahl eingestellt,

c) es ist zu prüfen, ob das Schloss entsperrt werden kann. Wenn das Schloss entsperrt werden kann, ist
die kleinste Öffnungszahl Nmin und die größte Öffnungszahl Nmax, zu bestimmen,

d) die Prüfzahl wird um 0,25 Teilstriche erhöht,

e) die Schritte a) bis d) werden wiederholt bis die Prüfzahl die Öffnungszahl plus 5 Teilstriche beträgt.

17
EN 1300:2004 (D)

Die Einstelltoleranz ist: T = Nmax – Nmin

Die Zahl der nutzbaren Codes ist:

bei einem 3-Scheiben-Schloß: Cn = (D1/T) x (D2/T) x (D3/T)

d. h. (100/1,75) x (100/1,75) x (80/1,75) = 149.271

bei einem 4-Scheiben-Schloß: Cn = (D1/T) x (D2/T) x (D3/T) x (D4/T)

d. h. (100/1,75) x (100/1,75) x (100/1,75) x (80/1,75) = 8.529.771

wobei Dx die Zahl der Teilstriche der Kombinationsscheibe x ist, abzüglich des verbotenen Bereichs gemäß
Angaben der Hersteller (gewöhnlich auf der letzten einzustellenden Kombinationsscheibe).

8.2.1.3 Bei mechanischen Schlüsselschlössern muss mit den Zusatzschlüsseln, die in einer Codierungs-
stufe einen Unterschied von einem Stufensprung aufweisen (siehe 7.3), mit einem maximalen Drehmoment
von 1,5 Nm versucht werden, ob sie jeweils das Prüfmuster entsperren.

8.2.2 Widerstand gegen Manipulation

8.2.2.1 Grundsätzliches

Nach Überprüfung der Prüfmuster und der Technischen Dokumentation (siehe 6) ist unter Beachtung der
folgenden Punkte das Verfahren zur Beurteilung des Widerstandes gegen Manipulation festzulegen:

Mechanische HSS der Klasse A, die die konstruktiven Anforderungen des Anhangs B erfüllen, werden nicht
auf ihren Widerstand gegen Manipulation geprüft.

Mechanische HSS der Klasse B, die die konstruktiven Anforderungen des Anhanges B erfüllen, werden nur
dann geprüft, wenn von Seiten der Prüfstelle Unsicherheit besteht, dass die Anforderungen an den
Widerstand gegen Manipulation (siehe Tabelle 1) erfüllt werden.

Bei elektronischen HSS aller Klassen und allen mechanischen HSS der Klassen C und D muss eine Prüfung
des Widerstandes gegen Manipulation erfolgen.

Bei mechanischen HSS der Klassen A und B, die die konstruktiven Anforderungen des Anhangs B nicht
erfüllen, oder für die nicht gezeigt werden kann, dass die konstruktiven Anforderungen erfüllt werden, darf auf
Wunsch des Antragstellers eine Prüfung des Widerstands gegen Manipulation durchgeführt werden. Für die
Bewertung, ob die Anforderungen an den Manipulationswiderstand erfüllt werden, gibt das Ergebnis der
Prüfung und nicht die Beurteilung der Maßtoleranzen den Ausschlag.

8.2.2.2 Prüfeinrichtung

8.2.2.2.1 Uhr, die Stunden, Minuten und Sekunden anzeigt.

8.2.2.2.2 Werkzeuge gemäß den Kriterien der Tabelle 4.

8.2.2.3 Prüfverfahren

Auf der Grundlage einer Vorprüfung einer ausreichenden Anzahl von Prüfmustern (siehe 7) anhand der
Technischen Dokumentation (siehe 6.2) und des Anhangs B ist ein Prüfprogramm zur Manipulationsprüfung
mit Werkzeugen (siehe Tabelle 4) aufzustellen, das nach Einschätzung des Prüfungsteams den niedrigsten
Widerstandswert gegen Manipulation erzielt. An unversiegelten Prüfmustern (siehe 7) sind alle erforderlichen
Vorversuche und Messungen zur Ermittlung der für ein Entsperren des Hochsicherheitsschlosses geeigneten
Manipulationsmethoden durchzuführen.

18
EN 1300:2004 (D)

8.2.2.4 Unter Anwendung des in 8.2.2.3 festgelegten Prüfverfahrens für die Manipulationsprüfung sind
alle drei versiegelten Prüfmuster zu manipulieren. Die für die Manipulation erforderliche Zeit ist zu messen,
wobei die Prüfung dann abgebrochen wird, wenn der Widerstandswert gegen Manipulation M der jeweiligen
Schlossklasse (siehe Tabelle 1) überschritten wurde.

8.2.2.5 Darstellung der Ergebnisse

Der Widerstandswert gegen Manipulation M ist anhand der folgenden Formel zu berechnen:

M=t+B

Dabei ist

t die Zeit in Minuten zum Entsperren des Prüfmusters und

B der Basiswert. Der Basiswert ist einer der beiden Werte 0 oder 15 aus Tabelle 4 entsprechend der
höchsten Kategorie der Werkzeuge, die zur Anwendung kommen.

M der Manipulationswiderstand in Widerstandseinheiten RU.

19
EN 1300:2004 (D)

Tabelle 4 — Werkzeugliste für die Prüfung des Manipulationswiderstandes von mechanischen und
elektronischen Hochsicherheitsschlössern
Nummer Kategorie- Basis Beschreibung Beispiele Beispiele
Bezeichnung -wert mechanisch elektronisch

1. Handelsüb- 0 Handelsübliche Werkzeuge Schraubendreher Spannungsmess-


liche Geräte, und Geräte, die von Kombizange gerät
Werkzeuge jedermann im Werkzeug- Zange Strommessgerät
und Instru- handel erworben werden Pinzetten Lötkolben
mente können. Diese Werkzeuge Feilen Kabel
sind klein genug, dass sie Durchtreiber Phasenmesser
unauffällig mit sich geführt Hammer PC
werden können. Messmittel Batterien
Lupen Stromversorgungen
Es sind keine besonderen
Fertigkeiten erforderlich, um
sie wirkungsvoll einzu-
setzen, sie benötigen keinen
Stromanschluss und ihr
Gebrauch verursacht keinen
Lärm, der Aufmerksamkeit
erregt.

2. Werkzeuge 15 Werkzeuge und Instrumente Picking Spektrumanalysator


zum Öffnen zum Öffnen von Schlössern, Werkzeuge Oszilloskop
von die nur bei speziellen Firmen Schlossersatz- Stethoskop
Schlössern gekauft werden können, und teile optische/
nur an ausgewiesene Schlüsselrohlinge faseroptische
Schlosser / Schlüsseldienste (ungeschnitten) Sonden
abgegeben werden oder Spezialschlüssel Empfangs-/
speziell konstruiert, herge- Stethoskop Auswertegeräte für
stellt oder verändert werden. optische/faseropti elektromagnetische
sche Sonden Strahlung
Der wirkungsvolle Einsatz Maschinen zum automatische Öff-
dieser Werkzeuge erfordert automatischen nungsvorrichtungen
besondere Fertigkeiten und Einstellen des
eine detaillierte Kenntnis des Zahlencodes
Hochsicherheitsschlosses
und der Sperrverfahren für
Hochsicherheitsschlösser.
Diese Werkzeuge können
hochspezialisiert und nur
wirkungsvoll bei einem
einzigen Schlosstyp sein.

8.2.3 Widerstand gegen zerstörende Angriffe

8.2.3.1 Grundsätzliches

Nach Überprüfung der Prüfmuster und der Technischen Dokumentation (siehe 6) wird das Verfahren zur
Beurteilung des Widerstandes gegen zerstörende Angriffe festgelegt und durchgeführt.

20
EN 1300:2004 (D)

8.2.3.2 Prüfeinrichtung

8.2.3.1 Uhr, die Stunden, Minuten und Sekunden anzeigt.

8.2.3.2.2 Werkzeuge der Kategorie A aus EN 1143-1.

8.2.3.2.3 Werkzeuge nach den Kriterien der Tabelle 4 der EN 1300.

8.2.3.3 Prüfverfahren

Auf der Grundlage von Vorprüfungen am/an unversiegelten Prüfmuster(n) anhand der Technischen
Dokumentation (siehe 6) und nach allen erforderlichen Vorversuchen und Messungen sind die Prüfmethoden
und Prüfwerkzeuge festzulegen, mit denen der niedrigste Widerstandswert gegen zerstörende Angriffe erzielt
wird. Ein versiegeltes Prüfmuster ist zu prüfen und die Prüfzeit ist zu messen. Die Prüfung darf abgebrochen
werden, wenn der Widerstandswert gegen zerstörende Angriffe der jeweiligen Klasse (siehe Tabelle 1) über-
schritten wird.

8.2.3.4 Darstellung der Ergebnisse

Der Widerstandswert D gegen zerstörende Angriffe ist anhand der folgenden Formel zu berechnen:

D = 5t +  BV + B

Dabei ist

D der Widerstand gegen zerstörende Angriffe in Widerstandseinheiten RU;


t die zum Entsperren des Prüfmusters ermittelte Zeit in Minuten;
BV die Summe der Basiswerte für alle zur Anwendung gekommenen Werkzeuge der Kategorie A
nach EN 1143-1 und
B der Wert 0 oder 15 je nach der höchsten Kategorie der zur Anwendung gekommenen Werk-
zeuge aus Tabelle 4.

8.2.4 Widerstand gegen Ausspähen

8.2.4.1 Grundsätzliches

Das Prüfmuster ist gemäß Bild 1 zu montieren und in senkrechter Lage so hoch aufzustellen, dass alle Stellen
des HSS, die ein Ausspähen des Eingabecodes zulassen, eingesehen werden können.

Es ist zu prüfen, ob die Eingabeinformation bei der Eingabe erkannt wird.

Zur Begrenzung des gegen ein Ausspähen zulässigen Winkels werden als Sichtschutz zwei Schirme am
Prüfmuster positioniert.

Es sind Ausspähversuche durchzuführen, um festzustellen, ob außerhalb dieses Winkelbereiches noch ein


Erkennen der Eingabeinformation möglich ist.

8.2.4.2 Prüfeinrichtung

8.2.4.2.1 Prüfvorrichtung, mit der das montierte Prüfmuster in senkrechter Lage gehalten werden kann.

8.2.4.2.2 Uhr, die Stunden, Minuten und Sekunden anzeigt.

8.2.4.2.3 Zwei Schirme, mit denen der gegen ein Ausspähen zulässige Winkelbereich dargestellt wird.

21
EN 1300:2004 (D)

ANMERKUNG Für HSS-Klassen C und D kann notwendig sein, die Prüfung des Ausspähens bei unterschiedlichen
Lichtverhältnissen durchzuführen.

8.2.4.3 Prüfverfahren

8.2.4.3.1 An einem elektronischen HSS wird der Öffnungscode eingegeben. Es wird gemessen, ob 30 s
nach der letzten Eingabe eines Zeichens alle Eingabeinformationen nicht mehr feststellbar sind.

Diese Prüfung ist sowohl mit der Eingabe des vollständigen Codes als auch Teilen des Eingabecodes
durchzuführen.

8.2.4.3.2 Zwei Schirme (siehe 8.2.4.2.3) werden gemäß Bild 1 und 2 in einem Winkel von 60° vor dem
Prüfmuster positioniert. Während Codes eingegeben werden, ist festzustellen und aufzuzeichnen, ob
Eingabeinformationen erkannt werden können.

Legende
1 Schirm
2 Blickwinkel
3 Draufsicht
4 Seitenansicht

Bild 2 — Schematische Darstellung des Prüfaufbaus zum Ausspähen in Draufsicht und Seitenansicht

8.2.5 Widerstand gegen elektrische und elektromagnetische Einflüsse

8.2.5.1 Grundsätzliches

Bei elektronischen HSS ist der Widerstand gegen elektrische und elektromagnetische Einflüsse gemäß
EN 50130-4 zu prüfen, wobei die Prüfwerte der Tabelle 2 der vorliegenden Norm EN 1300 zugrunde zu legen
sind. Die Schlösser müssen sich vor jeder Prüfung im Normalzustand befinden. Außerdem ist eine Prüfung
des Verhaltens bei Ausfall der Stromversorgung durchzuführen.

8.2.5.2 Prüfverfahren

Die Prüfung erfolgt gemäß den Anforderungen 5.2.6. Nach jeder Prüfung wird eine Bewertung durchgeführt,
ob sich das HSS im Normalzustand befindet, funktionsfähig ist oder sich nach Ausfall im gesicherten Zustand
befindet, jeweils entsprechend den Anforderungen.

22
EN 1300:2004 (D)

8.2.5.3 Prüfung des Verhaltens bei Ausfall der Stromversorgung

Das Prüfmuster wird in den gesicherten Zustand gebracht und die Stromversorgung abgeklemmt. Es ist
festzustellen, ob es im gesicherten Zustand bleibt.

8.2.5.4 Sichern des Schlosses nach Stromausfall

Ein netzbetriebenes HSS wird in den ungesicherten Zustand gebracht. Die Netzversorgung wird abgeklemmt.
Es ist festzustellen, ob das HSS noch 12 h nach Abschalten der Stromversorgung gesichert werden kann.

8.2.5.5 Spannungsschwankungen, Spannungseinbrüche und Kurzzeitunterbrechungen der


Netzversorgung

Die Prüfung erfolgt gemäß EN 50130-4 und EN 61000-4-11.

8.2.5.6 Elektrostatische Entladung

Die Prüfung der elektrostatischen Entladung ist gemäß EN 50130-4 und EN 61000-4-4 durchzuführen, wobei
die Entladung mit den Schärfegraden der Tabelle 2 über die Teile des HSS erfolgen muss, die vom Benutzer
bei Bedienvorgängen wie Codeeingabe, Entsperren, Sperren oder Codeumstellung, berührt werden. Die
Polarität der Montageplatte kann + oder - sein, deshalb muss mit beiden Polaritäten geprüft werden. Die
Abdeckung (siehe 8.1.3) darf für diese Prüfung abgebaut werden.
ANMERKUNG Bei Hochsicherheitsschlössern, die in Wertbehältnissen ohne Metallgehäuse eingesetzt werden sollen,
können zusätzliche Prüfungen an einem nicht montierten Prüfmuster oder einem Prüfmuster mit einer nichtleitenden
Montageplatte durchgeführt werden. Diese Prüfungen haben aber keinen Einfluss auf die Klassifizierung.

8.2.5.7 Schnelle transiente elektrische Störgrößen

Die Prüfung von netzbetriebenen Schlössern erfolgt gemäß EN 50130-4 und EN 61000-4-4, wobei die
Schärfegrade gemäß Tabelle 2 anzuwenden sind.

8.2.5.8 Störfestigkeit gegen Stoßspannungen

Die Prüfung erfolgt gemäß EN 50130-4 und EN 61000-4-5, wobei die Schärfegrade gemäß Tabelle 2
anzuwenden sind.

ANMERKUNG Die Schlossprüfmuster können erst mit dem höchsten Schärfegrad geprüft werden und brauchen nicht
mehr bei niedrigeren Schärfegraden geprüft werden, wenn sie diese Prüfung bestehen.

8.2.5.9 Elektromagnetische Einstrahlung

Die Prüfung erfolgt gemäß EN 50130-4, wobei Pulsmodulation anzuwenden ist.

8.2.5.10 Darstellung der Ergebnisse

Es ist festzustellen, ob während oder nach der Prüfung eine Änderung des gesicherten Zustandes des HSS
aufgetreten ist oder ob das Prüfmuster während und nach der Prüfung im gesicherten Zustand bleibt, wie es
in der Tabelle 2 gefordert wird.

23
EN 1300:2004 (D)

8.2.6 Widerstand gegen physikalische Umwelteinflüsse

8.2.6.1 Schwingen

Die Prüfung der Widerstandsfähigkeit gegen Schwingen, die für alle drei Achsen x, y und z durchgeführt wird,
erfolgt gemäß EN 60068-2-6, wobei die Prüfwerte der Tabelle 3 anzuwenden sind. Für die Prüfung muss das
Prüfmuster funktionsfähig sein.

Prüfverfahren: (1) Dauerbeanspruchung mit gleitender Frequenz

(2) zehn Zyklen.

Es ist festzustellen, ob der gesicherte Zustand des Prüfmusters während der Prüfung länger als 5 ms aufge-
hoben wird, wenn das Prüfmuster ständig überwacht wird (siehe 5.2.7). Wird das Prüfmuster nicht ständig
überwacht, ist festzustellen, ob das Prüfmuster nach Durchführung der Schwingprüfung noch funktionsfähig
ist. Nach jeder Prüfung ist der Zustand des Prüfmusters aufzuzeichnen.

8.2.6.2 Schockprüfung

8.2.6.2.1 Grundsätzliches

Um einen Aufprallschock zu erzeugen, werden die Prüfmuster aus einer Höhe von 1 m fallengelassen. Das
Schloss wird in einer Achse, die vom Prüfer gewählt wird, mit fünf Schocks belastet. Nach fünf Schocks wird
der Zustand des Prüfmusters festgestellt (siehe 5.2.7).

8.2.6.2.2 Prüfeinrichtung

Es ist eine Prüfvorrichtung zu verwenden, an der man das Prüfmuster senkrecht aus einer Höhe von
(1000 ± 5) mm fallen lassen kann und es mit (50 + 0 -5) g abgebremst wird. Das Prüfmuster ist dazu auf einer
starren Montageplatte entsprechend der Montageanleitung der Technischen Dokumentation (siehe 6) zu
befestigen. Die Abbremsbeschleunigung wird an der Montageplatte gemessen und nur die Montageplatte hat
Kontakt mit der übrigen Prüfvorrichtung.

8.2.6.2.3 Prüfverfahren

a) Das Prüfmuster ist vor der Prüfung in den Zustand mit dem Blockierelement in gesicherter Stellung zu
bringen.

b) Das Prüfmuster wird so positioniert, dass es (1000 ± 5) mm tief fallen kann.

c) Es werden 5 Aufschläge in der gewählten Achse und Richtung durchgeführt und dann wird festgestellt,
ob das Schloss im gesicherten Zustand geblieben ist.

8.2.6.2.4 Darstellung der Ergebnisse

Wenn das Prüfmuster ständig überwacht wird, ist festzustellen, ob während der Fallprüfung der gesicherte
Zustand des Prüfmusters länger als 5 ms aufgehoben wurde, (siehe 5.2.7). Wenn das Prüfmuster nicht
ständig überwacht wird, ist festzustellen, ob sich der gesicherte Zustand wegen der Schockprüfung geändert
hat. Es ist außerdem festzustellen, ob das Prüfmuster nach Durchführung der Schockprüfung noch
funktionsfähig ist. Der Zustand des Prüfmusters ist nach der Schockprüfung aufzuzeichnen.

24
EN 1300:2004 (D)

8.2.7 Temperaturwiderstand

8.2.7.1 Kälte

Das elektronische HSS, das sich im Normalzustand befindet, ist 16 h lang bei –10 °C gemäß EN 60068-2-1,
Prüfung Ab, zu prüfen. Hat das Prüfmuster nach Abschluss der Prüfung eine Temperatur von mindestens +5
°C erreicht, ist der Schlosszustand festzustellen und aufzuzeichnen.

8.2.7.2 Trockene Wärme

Das elektronische HSS, das sich im Normalzustand befindet, ist 16 h lang bei +55 °C gemäß EN 60068-2-2,
Prüfung Bb, zu prüfen. Unmittelbar nach der Prüfung, bevor sich das Prüfmuster auf unter 10 °C abgekühlt
hat, ist der Schlosszustand festzustellen und aufzuzeichnen.

8.3 Prüfung der Zuverlässigkeit

8.3.1 Dauerprüfung

8.3.1.1 Grundsätzliches

Ein Prüfmuster, das sich vor jeder Prüfung im Normalzustand befindet, ist einer Dauerbelastung mit
folgendem Zyklusablauf auszusetzen: Code eingeben, entsichern, entsperren, sperren, sichern.

Bei elektronischen HSS darf eine Prüfung der Zuverlässigkeit der Eingabeeinheit getrennt von der Auswerte-
einheit und der Sperreinheit erfolgen. Für diesen Fall darf die Software durch den Hersteller so geändert
werden, dass eine getrennte Prüfung möglich ist.

8.3.1.2 Dauerprüfvorrichtung

8.3.1.2.1 Die Prüfvorrichtung für den Dauerversuch muss ein speziell konstruiertes Gerät sein, das in der
Lage ist, den Öffnungscode einzugeben und das Schloss zu entsperren, zu sperren und zu sichern.
Gegebenenfalls darf mit diesem Gerät auch der Code umgestellt werden.

8.3.1.3 Prüfverfahren

Das Prüfmuster ist den in Abschnitt 5.3.1 festgelegten Schließzyklen auszusetzen.

8.3.1.4 Darstellung der Ergebnisse

Der Zustand des Hochsicherheitsschlosses ist festzustellen und aufzuzeichnen.

8.3.2 Codeumstellung

8.3.2.1 Grundsätzliches

Ein Prüfmuster, das sich im Normalzustand befindet, ist wiederholt dem folgenden Verfahren zur Codeum-
stellung auszusetzen:

 der gültige Code ist einzugeben;


 das Umstellverfahren ist zu beginnen, z. B. durch Einführen/Drehen eines Umstellschlüssels bei einem
mechanischen Kombinationsschloss;

 der neue Code ist einzugeben;

ANMERKUNG Bei manchen elektronischen HSS wird es notwendig sein, die Codeeingabe zu wiederholen.

25
EN 1300:2004 (D)

 der neue Code ist zu fixieren, z. B. durch Drehen/Herausziehen des Umstellschlüssels bei einem mecha-
nischen Kombinationsschloss;

 das Schloss ist mit dem neuen Code mindestens dreimal zu entsperren.

Der Ablauf der Codeumstellung darf manuell oder mit der Prüfvorrichtung für die Dauerprüfung durchgeführt
werden (siehe 8.3.1.2.1).

8.3.2.2 Prüfverfahren

Am Prüfmuster sind die in 5.3.3 festgelegte Zahl der Codeumstellungen durchzuführen.

8.3.2.3 Darstellung der Ergebnisse

Der Schlosszustand ist festzustellen und aufzuzeichnen.

8.3.3 Codeeingabe mit definierter Dynamik bei mechanischen Kombinationsschlössern

8.3.3.1 Grundsätzliches

Das Prüfmuster, das die Dauerprüfung durchlaufen hat und das sich im Normalzustand befinden muss, wird
über das Bedienelement beschleunigt gedreht, die Drehzahl gehalten und dann wieder abgebremst.

8.3.3.2 Prüfvorrichtung

Die Prüfvorrichtung ist ein speziell konstruiertes Gerät, mit dem der Code mit definierter Beschleunigung und
Drehzahl eingegeben werden kann.

8.3.3.3 Prüfverfahren

8.3.3.3.1 Am Prüfmuster, an dem auch die Dauerprüfung (siehe 8.3.1) durchgeführt wurde, werden die
Codeträger 6 Umdrehungen mit einer Winkelgeschwindigkeit von 10 rad s-1 in eine Richtung gedreht.

Wenn sich das Schloss nicht entsperren lässt, werden weitere Codes eingestellt, die maximal um 1 % des
Einstellbereichs vom ursprünglichen Code abweichen und es wird festgestellt, ob sich das Schloss entsperren
lässt.

8.3.3.3.2 Am Prüfmuster, das die Prüfung gemäß 8.3.3.3.1 durchlaufen hat, ist der Öffnungscode mit einer
Winkelgeschwindigkeit von 10 rad pro Sekundenrotation einzugeben und dann mit einer Beschleunigung von
(800 + 300/-100) rad s-2 bis auf Stillstand abzubremsen. Die Änderung der Codeeinstellung in % ist zu
messen.

8.3.3.4 Darstellung der Ergebnisse

Es ist festzustellen und aufzuzeichnen, ob das Schloss entsperrt werden konnte.

9 Prüfbericht

9.1 Dem Prüfbericht ist eine einmalig zu vergebende Identifikationsnummer zuzuordnen.

9.2 Der Prüfbericht muss Folgendes enthalten:

 Name des Herstellers, Ort und Jahr der Herstellung,

 Technische Dokumentation, die gemäß Abschnitt 6 eingereicht wurde,

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EN 1300:2004 (D)

 Identifizierung des Prüfmusters durch den Hersteller,

 Zeitraum und Ort der Prüfung,

 Prüfergebnisse einschließlich der Beschreibung der Prüfverfahren, der zur Anwendung gekommenen
Werkzeuge und der Berechnungen bei der Manipulationsprüfung und der Prüfung gegen zerstörende
Angriffe,

 die aufgrund der Bewertung nach dieser Europäischen Norm erreichte Schlossklasse.

10 Kennzeichnung

Jedes HSS muss auf dem Gehäuse gut leserlich und dauerhaft gekennzeichnet werden. Die Kennzeichnung
ist so anzubringen, dass sie auch sichtbar ist, wenn das HSS in einem Wertbehältnis eingebaut ist.

Die Kennzeichnung muss Folgendes enthalten:

a) Bezeichnung des Herstellers,

b) Typnummer,

c) Jahr der Herstellung,

d) Schlossklasse,

e) Hinweis auf diese Europäische Norm.

Wenn sich der Widerstandswert und damit die Schlossklasse eines HSS je nach verwendeter Eingabeeinheit
ändert, ist dies auf dem HSS zu kennzeichnen.

27
EN 1300:2004 (D)

Anhang A
(informativ)

Montageanleitung

Die Gesamtsicherheit eines HSS hängt von der Art des Einbaus und allen Informationen ab, die beim Einbau
helfen können, sollten vom Hersteller zur Verfügung gestellt werden.

Die Montageanleitung sollte Folgendes enthalten:

 Abmessungen des Riegels oder anderer Blockierelemente,

 Bewegung und Ausschlussweg des Riegels oder anderer Blockierelemente und Kraft, die vom Riegel
oder anderen Blockierelementen über die Lebensdauer von mindestens 10 000 Schließzyklen hinweg
ausgeübt werden kann,

 Stärke der zulässigen seitlichen Kraft auf den Riegel,

 Stärke der zulässigen Kraft auf den ausgefahrenen Riegel in der Bewegungsrichtung,

 Werkstoffe der Wertbehältnisse, auf denen das Schloss angebaut werden kann.

Sicherheitsempfindliche Teile eines HSS sollten gegen zerstörende Angriffe durch das Wertbehältnis, in das
das Schloss eingebaut ist, bei geschlossener Tür geschützt werden.

Auf sicherheitsempfindliche Teile eines HSS sollten Unbefugte keine Zugriffsmöglichkeit haben, wenn die Tür
des Wertbehältnisses, in das das Schloss eingebaut ist, offen ist.

Die Prüfstelle darf als Information für die Einbruchprüfung des Geldschrankes oder Tresorraums (EN 1143-1)
eine Liste von empfindlichen oder zu erwartenden Schwachstellen erstellen (Option).

28
EN 1300:2004 (D)

Anhang B
(normativ)

Bestimmung des Widerstandes gegen Manipulation aufgrund von


konstruktiven Anforderungen

ANMERKUNG Die folgenden konstruktiven Anforderungen liefern bekanntermaßen gute Hinweise für den Widerstand
gegen Manipulation bei einigen speziellen konstruktiven Ausführungen von HSS. Bei diesen Konstruktionen ist soviel
Manipulationserfahrung vorhanden, dass die konstruktiven Kriterien, die Einfluss auf den Manipulationswiderstand haben,
bestimmt und quantifiziert werden können. Bei anderen Konstruktionen können solche kritischen Punkte noch nicht
angegeben werden, aber nach genügend Prüferfahrung können möglicherweise auch da Kriterien für einen
ausreichenden Manipulationswiderstand erarbeitet werden. Solche Informationen werden, wenn sie verfügbar sind, in
zukünftige Überarbeitungen dieser Norm eingearbeitet.

B.1 Schlüsselschlösser

B.1.1 Allgemeines

Der Mechanismus der Codeidentifikation bei dem betrachteten Beispiel von Schlüsselschlössern erfolgt so, dass
ein Tourstift in die Tourkanäle der Zuhaltungen eindringen kann, wenn alle Zuhaltungen richtig eingeordnet sind.
Bei diesen Schlössern hängt der Manipulationswiderstand von bestimmten Maßtoleranzen und von konstruktiven
Ausführungen der Zuhaltungen, des Zuhaltungspakets und des Tourstifts ab.

Schlüsselschlösser der Klassen A und B, die die in B.1.2, B.1.3 und B.1.4 festgelegten Kriterien und die
konstruktiven Anforderungen in B.1.5 erfüllen, können hinsichtlich ihres Manipulationswiderstandes als
ausreichend manipulationssicher bewertet werden (siehe Tabelle 1), eine Prüfung zur Bewertung des
Manipulationswiderstandes ist deshalb nicht erforderlich.

B.1.2 Spiel zwischen Tourstift und Tourkanal

Der Maßunterschied zwischen der Breite des Tourkanals und der Breite des Teils am Tourstift, der beim
Entsperren in den Tourkanal einfährt, darf nicht größer als die halbe Sperrpunktbewegung sein, die durch eine
Codierungsstufe hervorgerufen wird. Es gilt:

H
C
2

Dabei ist

C das gemäß nachfolgender Formel berechnete Spiel zwischen Tourkanal und Tourstift und

H die Sperrpunktbewegung aufgrund einer Codierungsstufe (siehe Bild B.1).

C wird unter Beachtung der Radien der Sperrkanten von Tourkanal und Tourstift (siehe Bild B.2) wie folgt
berechnet:

C = S2 - S1 + 0,3 (R1 + R2 + R3 + R4)

Dabei ist

S1 die geringste Breite des Tourstiftes, die auch den Maßangaben in den Konstruktionszeichnun- gen; des
Herstellers entspricht. Wenn der Tourstift keine einheitliche Breite hat, ist S1 an der Stelle zu messen,
wo die Kantenradien R3 und R4 enden;

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EN 1300:2004 (D)

S2 die größte Breite des Tourkanals, die auch den Maßangaben in den Konstruktionszeichnungen
des Herstellers entspricht. Wenn die Seiten des Tourkanals nicht parallel sind, ist S2 gemäß
Bild B.3 zu bestimmen;
R1, R2, R3 und R4 die Größtwerte der Kantenradien der Sperrkanten des Tourkanals und des
Tourstiftes, die auch den Maßangaben in den Konstruktionszeichnungen
des Herstellers entsprechen.

Bild B.1 — Schematische Darstellung der Bewegung des Tourkanals aufgrund eines Stufensprungs
der Zuhaltung

Legende
1 Tourstift
2 Tourkanal
3 Zuhaltung

Bild B.2 — Schematische Darstellung der Kantenradien am Eingang des Tourkanals und an der
Frontseite des Tourstifts

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EN 1300:2004 (D)

Bild B.3 — Vergrößerte Darstellung der Kantenradien am Eingang des Tourkanals und an der
Frontseite des Tourstifts

31
EN 1300:2004 (D)

Legende
1 Tourstift
2 Zuhaltungen

Bild B.4 — Schematische Darstellung des Spiels zwischen Tourstift und Zuhaltungen

B.1.3 Tourstift

Wenn der Tourstift eine der Zuhaltungen berührt, darf das Spiel zwischen dem Tourstift und einer der anderen
Zuhaltungen (siehe Bild B.4) höchstens folgenden Wert haben:

Lc
L
50

Dabei ist

L der maximale Abstand zwischen der dem Zuhaltungspaket zugewandten Seite des Tourstiftes
und der Vorderkante einer der Zuhaltungen (das bedeutet, zwischen allen Teilen der Vorderkante der
Zuhaltung, die Kontakt mit dem Tourstift haben können, außer Tourkanal und Täuschungs-
verzahnungen/falsche Touren);
Lc die Höhe des Zuhaltungspaketes.

B.1.4 Täuschungsverzahnungen/falsche Touren

Bei Schlüsselschlössern der Klassen A und B müssen die Zuhaltungen Täuschungsverzahnungen oder falsche
Touren haben (siehe Bild B.5). Bei Schlössern der Klasse B muss die Lage der Täuschungsverzahnungen/
falschen Touren der Lage des Tourkanals und die Breite der Breite des Tourkanals entsprechen. Das Spiel
zwischen Tourstift und Tourkanal bzw. Tourstift und den Täuschungsverzahnungen/falschen Touren der
einzelnen Zuhaltungen sollte nicht unterschiedlich sein.

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EN 1300:2004 (D)

Bild B.5 — Schematische Darstellung der Täuschungsverzahnungen/falschen Touren

B.1.5 Weitere konstruktive Anforderungen

B.1.5.1 Schlüsselschlösser der Klasse A müssen mindestens sieben, Schlösser der Klasse B mindestens
neun doppelt wirkende Zuhaltungen haben. Doppelt wirkende Zuhaltungen sind Zuhaltungen, die auf eine
vorgegebene Höhe angehoben werden müssen, damit ihre Tourkanäle mit dem Tourstift in der Flucht liegen.
Werden die Zuhaltungen zu hoch oder zu wenig angehoben, befinden sich Tourstift und Tourkanäle nicht
mehr in der Flucht, die Zuhaltungen verhindern ein ausreichendes Einfahren des Tourstifts in die Tourkanäle,
um den Riegel zurückzuziehen.

B.1.5.2 Der Schlüssellochquerschnitt darf 100 mm2 nicht überschreiten.

B.1.5.3 Es darf nicht möglich sein, Informationen über den Öffnungscode aus den Konturen der
Zuhaltungen oder aus dem Weg, um den die Zuhaltungen angehoben werden können, zu gewinnen. Wenn
diese Anforderung nicht erfüllt wird, sollte in einer Manipulationsprüfung festgestellt werden, ob die
Anforderungen an Klasse A und B erfüllt werden.

B.2 Mechanische Kombinationsschlösser

B.2.1 Allgemeines

Der Mechanismus der Codeidentifikation bei dem betrachteten Beispiel von Zahlenkombinationsschlössern
erfolgt so, dass ein Einfallfinger in die Öffnungsschlitze der Kombinationsscheiben einfallen kann, wenn alle
Kombinationsscheiben richtig ausgerichtet sind. Der Manipulationswiderstand dieser Schlösser hängt von

33
EN 1300:2004 (D)

bestimmten Maßtoleranzen und der konstruktiven Ausführung der Kombinationsscheiben, Öffnungsschlitze


und Einfallfinger ab.

Zahlenkombinationsschlösser der HSS-Klassen A und B, die die in B.2.2 und B.2.3 festgelegten Kriterien
erfüllen, können als ausreichend manipulationssicher bewertet werden (siehe Tabelle 1) und brauchen keiner
Manipulationsprüfung unterzogen werden (siehe 8.2.2).

Legende
1 Einfallfinger
2 Kombinationsscheiben

Bild B.6 — Schematische Darstellung des Abstandes zwischen Einfallfinger und


Kombinationsscheiben

34
EN 1300:2004 (D)

B.2.2 Einfallfinger

B.2.2.1 Die Kraft, mit der der Einfallfinger auf dem Scheibenpaket aufliegt, ist zu messen. Wenn die Kraft
0,35 N nicht übersteigt, darf der Abstand zwischen dem Einfallfinger und einer der Kombinationsscheiben
höchstens folgenden Wert haben:

Lc
F
50
Dabei ist

F der Abstand zwischen der den Scheiben zugewandten Seite des Einfallfingers und der Außenkante
einer der Kombinationsscheiben (das bedeutet, der gesamte Umfang der Kombinationsscheibe mit
Ausnahme des Öffnungsschlitzes, mit der der Einfallfinger Kontakt haben könnte, wenn er nicht von
anderen Kombinationsscheiben daran gehindert würde), siehe Bild B.6;

Fc die Höhe des Scheibenpakets.

Ist die Kraft, mit der der Einfallfinger auf dem Scheibenpaket aufliegt, größer als 0,35 N, darf der Abstand F zu
einer der Kombinationsscheiben nicht größer als 0,2 mm sein.

B.2.3 Prüfung der Dauerfestigkeit

Nach durchgeführter Dauerprüfung (siehe 8.3.1) muss der Abstand Fr zwischen dem bis zum Anschlag
angehobenen Einfallfinger, gemessen von der den Scheiben zugewandten Seite, und der Außenkante der
Kombinationsscheiben (siehe Bild B.7) den folgenden Wert haben:

Fc
Fr 
100

35
EN 1300:2004 (D)

Legende
1 angehobener Einfallfinger
2 Kombinationsscheiben

Bild B.7 — Schematische Darstellung der Kombinationsscheiben mit angehobenem Einfallfinger

36
EN 1300:2004 (D)

Anhang C
(normativ)

Herstellererklärung (nur für Schlüsselschlösser)

Wir erklären hiermit, dass bei der Herstellung des folgenden Schlüsselschlosses Modell ________________
in unserem Herstellungsbetrieb ________________ folgende Maßnahmen getroffen wurden:
Codevariationen: Eine Permutationstabelle wurde erstellt, auf deren Grundlage die Anzahl von _________
nutzbaren Codes gefertigt werden können. Es wird versichert, dass ein Code frühestens nach ____________
hergestellten Codes wiederholt wird.

______________________________________________________________________

Anforderungen

Bei der Auswahl der Codes wurden die folgenden Einschränkungen beachtet:

a. Für die Berechnung wurde keine feste Zahlenfolge und kein existierendes Schema verwendet.
b. Im Schloss werden maximal drei identische Codierungsstufen verwendet.1)
c. Es werden maximal zwei identische, benachbarte Codierungsstufen verwendet.1)
d. Der Unterschied zwischen der höchsten und niedrigsten Codierungsstufe ist größer als 60 % des
möglichen Stufensprungs des Schlosses.

Kennzeichnung der Schlüssel

a. Auf dem Schlüssel befinden sich keine Buchstaben, Ziffern oder sonstige Zeichen, mit denen sich der
Öffnungscode feststellen lässt.
b. Keinerlei Unterlagen, die ggf. mit dem Schlüssel mitgeliefert werden, geben Hinweise auf den
Öffnungscode.

Kenntnis über den Verwendungsort des Schlosses

Es wurden Maßnahmen getroffen, die verhindern sollen, dass Mitarbeiter, die unmittelbar mit der
Schlossfertigung betraut sind, Kenntnis über den Verwendungsort der Schlösser bei Kunden erlangen.
______________________________________________________________________

Unterschrift _______________________________________

Name ____________________________________________

Ort, Datum ________________________________________

Funktion im Betrieb__________________________________

1) Bei umstellbaren Schlüsselschlössern bezieht sich die Erklärung auf den Schlüssel.

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EN 1300:2004 (D)

Literaturhinweise

IEC 60721-3-3:1994, Klassifizierung von Umweltbedingungen — Teil 3: Klassifizierung von Einflussgrößen


und deren Schärfegrade — Abschnitt 3: Ortsfester Einsatz an wettergeschützten Orten

IEC 60721-3-4:1995, Klassifizierung von Umweltbedingungen — Teil 3: Klassifizierung von Einflussgrößen


und deren Schärfegrade — Abschnitt 4: Ortsfester Einsatz an nicht wettergeschützten Orten

EN ISO/IEC 17026:2000, Allgemeine Anforderungen an die Kompetenz von Prüf- und Kalibrierlaboratorien
(ISO/IEC 17025:1999)

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