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Schuster, J., 2004 Die Ur- und Frühgeschichte Hollens, in M.

Schwieger (ed) Hollener


Chronik. Ein Lese- und Bilderbuch zur 1000-jährigen Geschichte des Dorfes Hollen in der
Börde Lamstedt, 12-19. Lamstedt.

Die Ur- und Frühgeschichte Hollens


von Jörn Schuster
Im Inventar archäologischer Fundstellen, das von der Archäologischen Denkmalpflege des
Landkreises Cuxhaven geführt wird, sind in der Gemarkung Hollen bislang 25 Eintragungen
verzeichnet. Hinzu kommen noch ungefähr zehn Fundstücke, von denen lediglich bekannt ist,
daß sie aus Hollen stammen, ohne daß eine genauere Angabe zum Fundort gemacht werden
könnte. Von den in der archäologischen Karte verzeichneten Bodendenkmalen sind sicherlich
nur zwei obertägig sichtbare Grabhügel weiteren Bevölkerungskreisen seit Generationen
bekannt. Die meisten Fundstellen sind hingegen erst im Rahmen der Archäologischen
Landesaufnahme in den 80-iger Jahren des 20. Jhs. entdeckt worden. Damals haben die
Mitarbeiter der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Cuxhaven systematisch
sämtliche zugänglichen Flächen der Gemarkung begangen und alle an der Oberfläche
liegenden Funde, hauptsächlich Keramikscherben und Steingeräte, aufgesammelt und deren
genaue Fundstellen in eine Karte eingetragen. Die Flurbegehung wurde durch die Auswertung
alter Akten und Fundberichte vervollständigt. Wichtige Hinweise auf ehemals vorhandene
Bodendenkmäler oder Fundstücke lieferten aber auch Hinweise aus der Bevölkerung.
Die ältesten Zeugnisse menschlicher Aktivitäten im nordwestlichen Elbe-Weser-Dreieck
datieren in die mittlere Altsteinzeit. Entsprechende Geräte, sogenannte Faustkeile, wurden im
Landkreis Cuxhaven in Appeln und auch ganz in der Nähe von Hollen, in Rhaden
Hackemühlen, gefunden. Beide Geräte wurden sicher nicht von modernen Menschen, sondern
von Neandertalern noch vor dem Höhepunkt der letzten Eiszeit hergestellt. Diese sogenannte
Weichsel-Eiszeit dauerte annähernd 100000 Jahre, erreichte ihr Maximum aber erst vor
ungefähr 18000 Jahren. Im Gegensatz zu der vor ca. 125000 Jahren zu Ende gegangenen
Saale-Eiszeit, zu deren Endmoräne als Teil der Lamstedter Staffel in der Gemarkung Hollen
auch der Dulonsberg, der Vörwohldsberg, der Buchweizenberg und der Knüllberg gehören,
sind die Gletscher der jüngsten Vereisung nicht mehr bis in den Raum des Elbe-Weser-
Dreiecks vorgestoßen.
Bei den bislang ältesten Funden aus Hollen handelt es sich um Feuersteinbeile die der
Jungsteinzeit des 4., vor allem aber des 3. Jahrtausends v. Chr. zuzuordnen sind. Ebenfalls in
den genannten Zeitraum gehört wohl eine Felsgesteinaxt, die in der Flur „Im Knüll“ gefunden
wurde. In die Jungsteinzeit datiert wohl auch eine Geröllkeule (Abb. 1), die 1960 in einem
Lesesteinhaufen an der Gemarkungsgrenze zu Nindorf gefunden wurde. Siedlungsbereiche
dieser ersten seßhaften bäuerlichen Bevölkerung im Elbe-Weser-Dreieck und darüber hinaus
in der gesamten Norddeutschen Tiefebene, die der Trichterbecherkultur angehörten, sind aus
dem Gebiet der Gemarkung Hollen bislang nicht bekannt. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen,
daß einige der Fundstreuungen von Feuersteinabschlägen, die bei der Archäologischen
Landesaufnahme gefunden wurden, von Siedlungsplätzen dieser Zeit stammen. Die Träger
der Trichterbecherkultur sind es auch gewesen, die die Großsteingräber errichtet haben. Ein
nahegelegenes Beispiel ist das „Steinofen“ genannte Megalithgrab auf dem Westerberg.
Das beeindruckendste vorgeschichtliche Monument Hollens ist zweifelsohne der „Saßberg“,
der im Westen der Gemarkung bei Petersdorf liegt. Dieser Grabhügel hat heute noch einen
Durchmesser von ca. 35 m. Seine Höhe beträgt annähernd 5 m. Ungeachtet seiner
beeindruckenden Ausmaße ist der Hügelkörper des Saßbergs gegen Ende des 19. und in der
ersten Hälfte des 20. Jhs. durch Sandentnahme, vor allem an seiner westlichen und nördlichen
Flanke, stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Aber nicht nur die Sandentnahme, sondern
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auch die Suche nach urgeschichtlichen Funden führte dazu, daß der Saßberg heute nur noch
die Ruine eines Grabhügels ist. Die Kammer des Grabes wurde im November 1899 von einem
gewissen Hinrich Winter aus Westerhamm in der Wingst auf der Suche nach Urnen geöffnet.
Bei der Untersuchung Winters, dessen Grabungsmethode bereits dem damaligen Stand der
Wissenschaft nicht entsprach, war auch ein Mitarbeiter des Hamburger Museums anwesend,
der wenigstens einige Angaben zum Aufbau der Grabkammer festgehalten und eine Skizze
(Abb. 2) derselben angefertigt hat. Diese Angaben sind nur in Berichten des Heimatpflegers
Willy Klenck aus den Jahren 1927 und 1957 überliefert. Danach hat Winter in der Mitte des
Hügels ein Loch gegraben, um – von oben her – an die Grabkammer zu gelangen. Wie bei so
vielen anderen Grabhügeln auch, ist in diesem Bereich des Saßberges noch heute eine
trichterförmige Mulde vorhanden. Bereits vor der Grabung Winters soll hier eine
bronzezeitliche Nachbestattung - eine Urne, die von einer Steinsetzung umgeben war -
gefunden worden sein. Als Beigaben werden zwei „lange Rasiermesser“ erwähnt. Der
Verbleib dieses Fundes ist unbekannt. Die Grabkammer erreichte Winter in einer Tiefe von
3,40 m, wohl gemessen von der Kuppe des Hügels. Die Kammer war von annähernd
rechteckiger Form und wurde von vier plattigen Findlingen gebildet. Die Kantenlängen des
Rechtecks betrugen 130 cm, 102 cm, 140 cm und 90 cm. Ein fünfter Stein in der östlichen
Ecke verschloß den Eingang zur Kammer. Auf den vier plattigen Tragsteinen lag ein nur ca.
30 cm dicker Deckstein von 210 cm x 132 cm Größe. Die Zwischenräume zwischen den
Tragsteinen waren mit Verkeilungen aus kleineren Steinen verschlossen. Über den Boden der
Grabkammer verstreut lag eine mehrere Zentimeter starke Holzkohleschicht. Außer einem
Kreis aus faustgroßen Steinen in der Nähe des Eingangs sowie einem „kleinen, kurzen
Bronzenagel“ sei „weiter nichts Besonderes“ gefunden worden. Die Kammer war von einer
Packung aus Rollsteinen umgeben, die bis in die Höhe des Decksteins reichte. Wie leider in
so vielen anderen Fällen auch, wurden die Steine der Kammer nach ihrer Freilegung aus dem
Hügel herausgerissen und zerschlagen, um als Baumaterial beim Straßen- und Hausbau zu
dienen.
Die wenigen Angaben zum Aussehen der Grabkammer ermöglichen es immerhin, sie mit
anderen sogenannten „Steinkisten“ zu verbinden, die im Elbe-Weser-Raum zu einer nur selten
belegten Form von Großsteingräbern gehören. Häufiger finden sich derartige Grabanlagen in
Schleswig-Holstein und Dänemark. Als Grabform der Einzelgrabkultur, die die
Trichterbecherkultur ablöst, treten Steinkisten erst am Ende der Jungsteinzeit gegen Ende des
3. Jahrtausends v. Chr. auf. Sie werden aber auch noch in der nachfolgenden Bronzezeit
errichtet. Bei Flögeln wurde 1956 ein solches Grab untersucht, daß heute noch besichtigt
werden kann. Im Inneren der Kammer konnte der Leichenschatten eines in gehockter Lage
bestatteten Individuums dokumentiert werden. Wahrscheinlich lag auch in der Hollener
Steinkiste eine in dieser Weise beigesetzte Bestattung.
Mehr als 1000 Jahre jünger als der Saßberg ist ein Friedhof der späten Bronze- und frühen
Eisenzeit, der in Altona entdeckt wurde. Dort kamen beim Bau eines Hauses nördlich der
Straße im Februar 1930 zahlreiche Urnen zu Tage, von denen bereits einige unbeobachtet
zerstört worden sein müssen, bevor W. Klenck noch insgesamt sieben einzelne Befunde selbst
untersuchen konnte. Seinen Unterlagen ist zu entnehmen, daß die meisten Urnen von einer
Packung aus zum Teil gespaltenen Steinen umgeben waren. Bei einer Urne, die 75 cm tief
eingegraben war, reichte die Steinpackung noch bis in die Grasnarbe. Es ist also durchaus
möglich, daß die Steine ursprünglich an der Oberfläche sichtbar waren und als
Grabmarkierung dienten. Bei der Zahl von nur elf gesicherten Befunden ist die
Vielgestaltigkeit der Gefäßformen, die hier als Urnen Verwendung fanden, bemerkenswert:
Neben Näpfen und Tassen kommen Töpfe und terrienenartige Gefäße vor (Abb. 3). Ein
Gefäß, von dem nur der Unterteil erhalten ist, weist eine flächendeckende Verzierungen auf,
die mit dem Fingernagel eingekniffen wurde. Bei einigen anderen beschränkt sich die
Verzierung auf den Halsbereich der Gefäße, z. B. in Form von fischgrätförmig
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eingestochenen Rillen oder einfachen Dellen. Die Ausstattung mit Beigaben ist in diesem
Zeitraum im nördlichen Elbe-Weser-Dreieck meist recht kümmerlich. Wenn sich überhaupt
noch Beigaben erhalten haben, handelt es sich oft nur um einfache Bronzenadeln oder kurze
Bronzepfrieme. In den Jahren 1955, 1957 und 1967 wurden weitere Urnen südlich der Straße,
genau gegenüber der Fundstelle von 1930 gefunden. Sie datieren ebenfalls in die ausgehende
Bronze- und die beginnende Eisenzeit, also in die Jahrhunderte um die Mitte des 1.
Jahrtausends v. Chr. Es ist daher davon auszugehen, daß sich der Urnenfriedhof in Altona
über ein bislang noch nicht genau abgrenzbares Areal nördlich und südlich der Straße
erstreckt. Die zu dem Friedhof gehörige Siedlung ist bisher noch nicht gefunden worden.
Bereits 1880 wurde ein gewundener Bronzehalsring, möglicherweise ein sogenannter
„Wendelring“ aus der Gemarkung Hollen in der Inventarliste des Geschichts- und
Heimatvereins Stade verzeichnet. Wendelringe gehören in den gleichen Zeitraum, in dem
auch der Altonaer Urnenfriedhof in Benutzung war. Da keine genaue Fundortangabe
vorhanden ist, kann heute nicht mehr entschieden werden, ob es sich um die Beigabe einer
Bestattung oder vielleicht einen Opferfund handelt, der in einem Moor niedergelegt wurde.
Als ein solches Mooropfer muß ein früheisenzeitlicher „Kronenhalsring“ angesehen werden,
der 1860 beim Torfgraben in der Nähe des „Römerbrücke“ genannten Bohlenweges im
Langenmoor in der Gemarkung Dornsode gefunden wurde.
Der bislang einzige gesicherte urgeschichtliche Siedlungsbereich in Hollen liegt in der Flur
„Am Scheunenbalken“ am nördlichen Rand der Niederung des Mühlenbachs. Entdeckt
wurden die Befunde im Herbst 1935 als der Bauer Peters beim Anlegen von
Steckrübengruben auf große Bodenverfärbungen und zahlreiche Keramikscherben stieß. Im
Rahmen einer kleinen Ausgrabung fand Willy Klenck dort im Frühjahr 1936 insgesamt drei
größere Gruben, die er für Wohnhäuser hielt. Er untersuchte nur zwei Gruben genauer, denn
die dritte war beim Anlegen der Rübenkuhlen bereits weitgehend zerstört worden. Die erste
Grube war 4,0 m lang, 2,5–3,0 m breit und hatte eine Tiefe von 0,9 m unter
Geländeoberfläche. Am nordöstlichen Grubenrand lagen zahlreiche große Steine, zwischen
denen viel Holzkohle gefunden wurde. Wie Klenck richtig bemerkte, ist dieser Befund als ein
Herd oder vielleicht sogar ein kleiner Ofen anzusehen. Den Eingang des Hauses vermutete er
in der gegenüberliegenden Ecke im Südwesten. In der Grubenfüllung wurden abgesehen von
einem Spinnwirtel und einem nicht näher bezeichneten eisernen Gegenstand insgesamt 180
Keramikscherben gefunden, die laut Klenck von mindestens elf verschiedenen Gefäßen
stammen mußten. Die Grube des zweiten Hauses war 4,0 m lang, 3,0 m breit und 0,7 m tief.
Möglicherweise war auch dieses Haus mit einem Herd versehen, der aber beim Anlegen der
Rübenkuhlen zerstört wurde. Aus der Füllung der Grube hat Klenck 250 Keramikscherben
geborgen, die von mindestens zwölf Gefäßen stammen sollen. Zur Datierung der beiden
Häuser macht Klenck unterschiedliche Angaben. In einem bereits 1936 verfaßten Manuskript
datiert er die meisten Scherben in die frühe Eisenzeit, für die er einen Zeitraum von 700 bis
400 v. Chr. angibt. Es seien aber auch einige Scherben aus der Zeit um Christi Geburt und aus
den ersten Jahrhunderten n. Chr. gefunden worden. In seiner 1957 erschienenen
„Heimatkunde des Kreises Neuhaus/Oste“ datiert er die Scherben, und damit die Häuser, dann
ausschließlich in die Zeit um Christi Geburt. Leider sind diese Angaben heute nicht mehr zu
überprüfen, denn die Scherben sind nicht mehr auffindbar. Wahrscheinlich sind sie gegen
oder kurz nach Ende des 2. Weltkriegs verloren gegangen.
Hinsichtlich der Häuser, die Klenck noch für Wohnhäuser gehalten hat, lassen sich aus
heutiger Sicht genauere Aussagen machen. Es handelt sich um sogenannte Grubenhäuser, die
auch im Landkreis Cuxhaven an vielen Orten zum Teil in großer Zahl ausgegraben worden
sind. So wurden in der völkerwanderungszeitlichen Siedlung „Am Geestberg“ in der Wingst
26 Grubenhäuser ausgegraben. In einer Siedlung, die vom 1. Jh. v. Chr. bis ins 6. Jh. n. Chr.
westlich von Loxstedt bestanden hat, sind bislang 129 Grubenhäuser untersucht worden, und
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in der großen Siedlung von Flögeln-Eekhöltjen aus dem gleichen Zeitraum sind sogar 183
gefunden worden. Die Ausgrabungsergebnisse der genannten Siedlungen zeigen eindeutig,
daß die Grubenhäuser als Nebengebäude für verschiedenste Aktivitäten – z. B. als Webhütten
oder Werkstätten – genutzt wurden. Meist bildeten mehrere Grubenhäuser zusammen mit
einem oder mehreren Speichern und einem ebenerdigen sogenannten Wohn-Stallhaus, in dem
Mensch und Vieh unter einem Dach lebten, ein Gehöft. Die Grubenhäuser, die 1936 am
nördlichen Rand der Mühlenbach-Niederung gefunden wurden, gehören sicherlich zu einer
größeren Siedlung, in der gewiß auch zu ebener Erde errichtete Wohn-Stallhäuser gestanden
haben. Das legen die bei Feldbegehungen im Rahmen der Archäologischen Landesaufnahme
aufgelesenen Funde in den nördlich der Fundstelle gelegenen Flurstücken nahe. Sie zeigen,
daß der Siedlungsbereich noch mindestens bis zur Schulstraße nach Norden reicht.
Möglicherweise liegt in diesem Areal auch ein mittelalterlicher Siedlungsbereich, denn neben
vorgeschichtlichen Funden wurden hier auch mittelalterliche Scherben aufgelesen.
Aus jüngerer Zeit stammt ein nur ungefähr 300 bis 500 Jahre alter eiserner Topf mit drei
kleinen Standfüßchen, ein sogenannter Grapen. Er wurde 1971 in Altona beim Fällen eines
Baumes zwischen den Wurzeln gefunden. Der Topf war bei seiner Auffindung zur Hälfte mit
Muschelkalk gefüllt. Unter ähnlichen Umständen werden immer wieder Münzhorte aus
verschiedenen Jahrhunderten gefunden. Aus der Gemarkung Hollen ist ein solcher Fund
allerdings bislang noch nicht bekannt geworden. Weshalb es der ehemalige Eigentümer im
vorliegenden Falle aber für nötig erachtete, Muschelkalk zu vergraben, wird wohl auf immer
sein Geheimnis bleiben.
Zum Schluß sei noch auf eine kleine gelbe Glasperle (Abb. 4) hingewiesen, die 1947 im
„Hollener Moor“ gefunden wurde. Die gelbe Farbe, die an einigen Stellen grünlich
schimmert, scheint nur auf der Oberfläche aufgetragen zu sein. Im Inneren des klaren
Perlenkörpers sind milchige Schlieren zu erkennen. Der 12 mm lange im Querschnitt ovale
Perlenkörper wird durch vier gewundene Rillen gegliedert. Am Grund der Rillen erkennt man
kleine Querrillen, die vielleicht von einer Art Perldraht herrühren, mit dem die Rillen bei der
Herstellung der Perle in das noch zähflüssige Glas gedrückt wurden.
Die genaue Fundstelle der Perle läßt sich heute nicht mehr ermitteln. Zu den Fundumständen
erlauben jedoch die Aufzeichnungen von W. Klenck, der laut eigener Aussage „erst viel
später von dem Fund Kenntnis erhielt“, zumindest einige wenige Angaben. Danach fiel die
Perle aus einem dunkelbraunen Torfsoden heraus als ein Mädchen mit dem Wegschieben des
Torfs beschäftigt war. Die Farbe des Sodens erlaubt den Schluß, daß die Perle bereits aus der
Schwarztorfschicht stammt. Diese Schicht beginnt in den Hochmooren der Elbe-Weser-
Region in der Regel zwischen 1 m und 2 m unter der Geländeoberfläche. Diese Angaben sind
für die Datierungen der Perle von Bedeutung, denn bislang sind keine Vergleiche bekannt, die
eine zeitliche Eingrenzung ermöglichen. Aufgrund der Lage im Moor ist aber zumindest
unwahrscheinlich, daß es sich um eine moderne Perle handelt.
Die im Vergleich mit anderen Gemarkungen im Landkreis Cuxhaven geringe Zahl von
archäologischen Fundstellen in Hollen, von denen hier die wichtigsten vorgestellt worden
sind, erlaubt bislang nicht, eine lückenlose Geschichte der Besiedlungsentwicklung in der
Gemarkung darzustellen. Nur wenn weitere archäologische Untersuchung der schon
bekannten und neuer Fundstellen durchgeführt werden, wird diese Siedlungsentwicklung
besser verstanden werden können. Daher bleibt auch in Zukunft die Mithilfe der Bevölkerung
unentbehrlich, die die Archäologische Denkmalpflege des Landkreises Cuxhaven von
Baumaßnahmen und anderen Bodenaufschlüssen unterrichtet. Vielleicht läßt sich so auch
eines Tages klären, wann und wo das Dorf, dessen erste urkundliche Erwähnung Anlaß für
das Ortsjubiläum ist, seinen Anfang genommen hat.
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Literatur
AUST, H., 1976: Forschungsgeschichte des westlichen Elbe-Weser-Dreiecks. In. Römisch-
Germanisches Zentralmuseum (Hrsg.): Führer zu vor- und frühgeschichtlichen
Denkmälern 29, 9-29. Mainz.
BEHRE, K.-E., 1995: Kleine historische Landeskunde des Elbe-Weser-Raumes. In:
Dannenberg, H.-E. u. Schulze, H.-J. (Hrsg.): Geschichte des Landes zwischen Elbe und
Weser, Bd. 1, Vor- und Frühgeschichte, 1-59. Stade.
KLENCK, W., 1927/1928: Vorgeschichtliche Stätten der Börde Lamstedt. Jahrbuch der
Männer vom Morgenstern 23, 49-91.
KLENCK, W., 1957: Heimatkunde des ehemaligen Kreises Neuhaus an der Oste. - Faks.-Dr. d.
Ausg. von 1957 / hrsg. von d. Kranichhaus-Ges. e.V. Otterndorf 1986.
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Abbildungen

Abb. 1
Jungsteinzeitliche Geröllkeule, 1960 in einem Lesesteinhaufen gefunden.
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Abb. 2
Saßberg. Skizze und Grundriß der Steinkiste, 1899 bei der Öffnung des Grabhügels
angefertigt.
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Abb. 3
Urnenfriedhof Hollen-Altona. Urnen der Spätbronzezeit/Früheisenzeit aus dem nördlichen
Friedhofsbereich.

Abb. 4
Gelbe Glasperle aus dem Hollener Moor.
Hollen, SG Börde Lamstedt
Fundstellen und Fundstücke, die z.Z. nicht lokalisiert werden können bzw deren Verbleib
unbekannt ist.

Inv.Nr.: ML 608
Am 25.05.59 fand Christoph Schönau bei Ausschachtungen für einen Ständer (1 qm) auf
seiner Hausstelle im westlichen Ortsteil von Hollen in 50 cm Tiefe 2 große Scherben eines
sächsischen Vorratsgefäßes (Rand und Schulter) Größter Rand Durchm. 32,5. Im Abstand
von 22 cm 4 einen cm hohe senkrechte Leisten (4 Stück), Randlippe 2,8 cm breit.

Inv.Nr.: ML 623
FO. Ortsteil Hollener Mühle, „Am Brunnen bei Wintjen“.
Schlüssel? mit geradem Bart und spiralförmig aufgerolltem Ende als Griff.
Der Fund wurde im Mai 1961 von Lehrer Walther Reckel abgegeben.

Hügelgräber, die von W. Klenck erfaßt wurden (überprüfen, ob heute noch vorhanden):
Nr. 4. (Klenck 1927, Karte IV,9) Hügelgrab, Dm. 12 m, Höhe 1,80, getrichtert.
Nr. 5. (Klenck 1927, Karte IV,10) 4 Hügelgräber, 1. Dm. 10 m, H. 1 m; 2. Dm. 8 m, H. 0,7 m;
3. Dm. 12 m, H. ?; 4. Dm. 12 m, H. „glatt“.
Nr. 6. (Klenck 1927, Karte IV,11) Hügelgrab.
Nr. 7. (Klenck 1927, Karte IV,12) Hügelgrab, Dm 15 m, H. 1,7 m, getrichtert.

Gewunder Bronzehalsring, Bruchstück. An das Museum Stade abgegeben von Aufseher


Ehlers, Bornberg. Mus. Stade (7?)23, Kat.Nr. 1880: 274 (52).

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