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PLANUNGSHANDBUCH
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Planung, Konstruktion, Ausführung
Hrsg. Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.,
Entenfangweg 15, 30419 Hannover, Telefon 05 11/2 79 54-0
www.kalksandstein.de
www.facebook.com/kalksandstein
BV-902-18/01
Redaktion:
Dipl.-Red. B. Büttner, Hannover
Dipl.-Ing. B. Diestelmeier, Dorsten
Dipl.-Ing. W. Grethe, Hannover
Dipl.-Ing. R. Herz, Ludwigshafen
Dipl.-Ing. O. Roschkowski, Haltern am See
Dr.-Ing. M. Schäfers, Hannover
Dipl.-Ing. A. Schlundt, Hannover
Dipl.-Ing. P. Schmid, Röthenbach
Dipl.-Ing. H. Schulze, Buxtehude
Dipl.-Ing. N. Schumann-Jäkel, Duisburg
Dipl.-Ing. D.-C. Worthmann, Durmersheim
Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr.
Gesamtproduktion und
© by Verlag Bau+Technik GmbH, Düsseldorf
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch. Planung, Konstruktion, Ausführung 3
Gerade diese Fülle der Möglichkeiten erfordert heute aber auch ein
hohes Maß an Ordnung und Verlässlichkeit der Inhalte, weshalb die
Kalksandsteinindustrie ihr anerkanntes Standardwerk „KALKSAND-
STEIN – Planungshandbuch. Planung, Konstruktion, Ausführung“ in
einer komplett überarbeiteten und aktualisierten 7. Auflage heraus-
gibt. Architekten und Ingenieure, aber auch Bauausführende, Stu-
dierende und alle anderen am Bau Beteiligten finden darin fachlich
abgesicherte Informationen und innovative Lösungsansätze für die
Herausforderungen des modernen Bauens.
Gerade der Schallschutz zeigt, wie die bewährte Bauweise mit Kalk- Dipl.-Kfm. Roland Meißner
sandstein auf steigende Ansprüche und Fortschritte im modernen Geschäftsführer Bundesverband
Kalksandsteinindustrie e.V.,
Bauen reagieren kann. Denn neben der hohen Rohdichte, die auch im
Hannover
differenzierten Schallschutznachweis ein wichtiges Kriterium bleibt,
bieten speziell funktionsgetrennte KS-Außenwände verschiedene
Möglichkeiten für schallschutzoptimierte Bau- und Anschlussdetails im Sinne der neuen Norm. Andere zukunftweisende Aspekte
des Kalksandsteins sind die sehr tragfähigen, aber schlanken und damit flächensparenden Bauteile, der gute Brandschutz des
nicht brennbaren Materials oder der zeitgemäße Wärmeschutz durch die funktionsgetrennte Bauweise.
Die wichtigste Bauaufgabe der nächsten Jahre und Jahrzehnte ist aber wohl die Schaffung des dringend benötigten Wohnraums
in der gebotenen Schnelligkeit und auf einem bezahlbaren Niveau. Ein Schlüssel dafür kann Kalksandstein durch seine Poten-
ziale für wirtschaftlich zu errichtende, nachhaltige Gebäude sein. Klein- und mittelformatige Kalksandsteine im traditionellen
Mauerwerksbau stehen hierfür ebenso zur Verfügung wie großformatige Elemente für die zeitsparende Verarbeitung mit Versetz-
geräten. Systembauweisen mit klar definierten Regelformaten oder individuell vorkonfektionierte Wandbausätzen ohne Baustel-
lenzuschnitt weisen den Weg zum seriellen Planen und Bauen, das Kosten minimiert, ohne die gestalterische Freiheit und das
architektonische Niveau einzuschränken.
Ein so verstandenes modernes Bauen wird in hohem Maße digital unterstützt sein. Für uns bedeutet dies nicht nur, dass Sie
dieses KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch wahlweise als gedrucktes Werk sowie als PDF mobil auf dem Tablet oder stationär
an Ihrem Arbeitsplatzcomputer lesen können. Es beinhaltet auch, dass wir unter www.kalksandstein.de weitere Einzelbroschü-
ren zu speziellen Themen, Berechnungstools wie den KS-Schallschutzrechner oder den KS-Wärmebrückenkatalog sowie Videos
zu Herstellung und Eigenschaften von Kalksandstein zur Verfügung stellen.
An der Erarbeitung der 7. Auflage des Planungshandbuchs und der weiterführenden Materialien haben sich eine Vielzahl von
Experten aus Wissenschaft und Baupraxis als Autoren oder Redaktionsmitglieder beteiligt, denen wir für ihre engagierte Arbeit
herzlich danken.
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Frank Ulrich Vogdt, TU Berlin, Dipl.-Ing. Michael Schober, TU Berlin
Literatur.........................................................................................117
6 Inhalt KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
1. Mauermörtel......................................................................119
1.1 Definition, Aufgaben.............................................. 119
1.2 Technische Regelwerke......................................... 119
1.3 Lieferformen......................................................... 119
1.4 Mörtelarten.......................................................... 120
1.5 Anforderungen...................................................... 120
1.6 Allgemeine Anwendung.......................................... 122
1.7 Mörtel für Sichtmauerwerk.................................... 122
1.8 Bauseitige Lagerung, Mörtelsilos........................... 124
2. Putz.....................................................................................125
2.1 Definition, Aufgaben.............................................. 125
2.2 Technische Regelwerke......................................... 125
2.3 Lieferformen......................................................... 126
2.4 Einteilung der Putze.............................................. 126
2.5 Ausführung von Putz............................................. 128
3. Fliesenbekleidungen........................................................132
Literatur.........................................................................................133
1. Einführung und Stand der Normung..............................151 5. Bemessung nach dem vereinfachten Berechnungs-
1.1 Geschichtliche Entwicklung von verfahren in DIN EN 1996-3/NA:2012-01................... 170
Kalksandstein-Mauerwerk..................................... 151 5.1 Allgemeines und Anwendungsgrenzen.....................170
1.2 Stand der Normung............................................... 151 5.2 Erweiterung der Anwendungsgrenzen
1.3 Begriffe................................................................ 153 für größere Wandhöhen..........................................172
1.4 Tragverhalten von Bauteilen aus 5.3 Knicklänge und Schlankheit....................................172
Kalksandstein-Mauerwerk..................................... 157 5.4 Nachweisformat und Bemessungswert
der einwirkenden Normalkraft.................................174
2. Sicherheitskonzept und Einwirkungen..........................158 5.5 Ermittlung des Tragwiderstandes (Bemessungs-
2.1 Grundlagen des semiprobabilistischen wert der aufnehmbaren Normalkraft).......................174
Teilsicherheitskonzepts ( Ed # Rd)........................... 158 5.6 Nachweis der Mindestauflast..................................177
2.2 Charakteristische Werte der wesentlichen 5.7 Nachweis bei Querkraftbeanspruchung...................178
Einwirkungen im Mauerwerksbau........................... 159 5.8. Einzellasten und Teilflächenpressung......................178
2.3 Bemessungswert der Einwirkungen und
zugehörige Einwirkungskombinationen.................... 160 6. Bemessung von Aussteifungsscheiben nach dem
2.4 Bemessungswert des Tragwiderstandes genaueren Berechnungsverfahren nach
von Mauerwerkswänden........................................ 161 DIN EN 1996-1-1/NA:2012-05......................................179
Literatur.........................................................................................192
Literatur.........................................................................................215
8 Inhalt KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
5. Raumnutzungsklassen....................................................222 7. Innenraumabdichtungen..................................................238
5.1 Raumnutzungsklasse RN1-E.................................. 222
5.2 Raumnutzungsklasse RN2-E.................................. 222 Literatur.........................................................................................239
5.3 Raumnutzungsklasse RN3-E.................................. 222
4. Beispiel: Vergleichsrechnungen
zum sommerlichen Wärmeschutz.................................287
4.1 Beispielräume....................................................... 287
4.2 Nachweis mit dem vereinfachten
Sonneneintragskennwertverfahren......................... 290
4.3 Nachweis mittels thermisch-dynamischer
Gebäudesimulation............................................... 290
4.4 Vergleich der Ergebnisse....................................... 292
Literatur.........................................................................................341
10 Inhalt KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
1. Nachhaltigkeit...................................................................403 4. Nutzungsphase.................................................................414
1.1 Veranlassung........................................................ 403 4.1 Minimierung von Energieaufwendungen
1.2 Entwicklung.......................................................... 403 und Emissionen.....................................................414
1.3 Dimensionen der Nachhaltigkeit............................. 406 4.2 Behaglichkeit.........................................................414
1.4 Schutzziele und Indikatoren................................... 406 4.3 Gesundheit........................................................... 420
1.5 Lebenszyklusbetrachtung...................................... 408 4.4 Minimierung weiterer Aufwendungen
in der Nutzungsphase........................................... 421
2. Planungsphase..................................................................409
2.1 Ökonomische Lebenszyklusanalyse....................... 409 5. Lebenszyklusende............................................................422
2.2 Ökologische Lebenszyklusbewertung..................... 411 5.1 Regelung.............................................................. 422
5.2 Verfahren............................................................. 422
3. Errichtungsphase..............................................................412
3.1 Rohstoffgewinnung............................................... 412 Literatur.........................................................................................424
3.2 Herstellung........................................................... 413
3.3 Transport.............................................................. 413
3.4 Verarbeitung......................................................... 413
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch Inhalt 11
1. Kalksandstein im Erdreich..............................................427
2. Kabelabdeckungen...........................................................427
3. Aggressive Medien...........................................................428
4. Strahlenschutz in Gebäuden...........................................429
4.1 Das elektromagnetische Spektrum........................ 429
4.2 Elektromagnetische Strahlung............................... 429
4.3 Radioaktive Strahlung........................................... 430
5. Beschuss-Sicherheit.........................................................431
7. Erdbebensicherheit...........................................................433
7.1 Anforderungen an Mauerwerksbaustoffe................ 433
7.2 Erdbebennachweis................................................ 433
8. Einbruchhemmung...........................................................434
Literatur.........................................................................................437
Stichwortverzeichnis
Stichwortverzeichnis...................................................................439
Bildnachweise
Bild S. 5: Dariusz Jarzabek/AdobeStock; Bild S. 6: KS-Quadro GmbH;
Bild S. 9: photographee.eu/AdobeStock;
Bild S. 11: Tiberius Gracchus/AdobeStock
Kapitel 1 KALKSANDSTEIN
Als am 5. Oktober 1880 ein Patent zur Erzeugung von Kalksand- Regeln für die Verwendung in Deutschland auf Grundlage der
steinen an Dr. Michaelis in Berlin erteilt wurde, konnte niemand Landesbauordnungen und der Verwaltungsvorschrift Technische
ahnen, welcher Erfolg dieser Entwicklung beschieden sein wür- Baubestimmungen (VV TB) sind für Kalksandsteine in der Norm
de. Die Formgebung durch Pressen und die Hochdruckdampf- DIN 20000-402 [2] festgelegt.
härtung ermöglicht bereits seit mehr als 120 Jahren eine in-
dustrielle Kalksandstein-Produktion. Im Jahre 1900 wurden Dort sind alle wesentlichen Merkmale (Leistungen) aufgeführt,
rund 300 Mio. Steine und 1905 bereits 1 Mrd. Kalksandsteine die für die Verwendung in Deutschland in der Leistungserklä-
produziert. Durch die schnelle Marktverbreitung und das Ver- rung zu deklarieren sind. Gleichzeitig werden die deklarierten
trauen zu diesem Mauerstein erschien bereits 1927 die erste Leistungen für die Anwendung nach DIN EN 1996/NA (Euro-
Ausgabe der deutschen Kalksandsteinnorm DIN 106. Im Jahr code 6) [3] klassifiziert, so dass Kalksandsteine auch nach
2005 löste die europäisch harmonisierte Kalksandsteinnorm DIN 20000-402 die traditionelle Bezeichnung erhalten und in
DIN EN 771-2 die nationale Produktnorm ab. Auf dieser Grund- die bekannten Steinarten, Druckfestigkeits- und Rohdichteklas-
lage werden Kalksandsteine nunmehr mit einer Leistungserklä- sen sowie Formate eingeordnet werden können. Ist eine Ein-
rung versehen und mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet. gruppierung nach DIN 20000-402 nicht möglich, muss für die
betreffenden Steine eine Bauartgenehmigung (früher Anwen-
Kalksandsteine sind Mauersteine, die aus den natürlichen Roh- dungszulassung) vorliegen.
stoffen Kalk, kieselsäurehaltigen Zuschlägen (Sand) und Was-
ser hergestellt, nach intensivem Mischen verdichtet, geformt Kalksandsteine gehören damit zu den wenigen harmonisier-
und unter Dampfdruck gehärtet werden (Bild 1). Für die Zu- ten Bauprodukten, für die allein die Angaben in der Leistungs-
schläge sollen Gesteinskörnungen nach DIN EN 12620 ver- erklärung ausreichen, um alle Anforderungen gemäß den Lan-
wendet werden. Die Verwendung von Gesteinskörnungen nach desbauordnungen zu erfüllen. Die VV TB und DIN 20000-402
DIN EN 13055-1 ist, mit Ausnahme von Blähglas und Kessel- fordern keine zusätzlich einzuhaltenden Eigenschaften. Der
sand, zulässig, soweit hierdurch die Eigenschaften der Kalk- Verwender kann bei Planung, Bemessung, Ausschreibung und
sandsteine nicht ungünstig beeinflusst werden. Bestellung allein durch Bezugnahme auf DIN 20000-402 und
die dort verwendeten Bezeichnungen sicherstellen, dass Kalk-
Kalksandsteine werden für tragendes und nicht tragendes sandsteine nach DIN EN 771-2 in Deutschland auch verwendet
Mauerwerk vorwiegend für die Erstellung von Außen- und In- werden dürfen. Diese Angaben reichen zudem aus, um Kalk-
nenwänden verwendet. Für tragende und nicht tragende Au- sandsteine nach DIN EN 1996/NA bemessen und ausführen
ßenwände sowie für tragende Innenwände gilt in Deutschland zu können. Gleichzeitig erübrigt sich für den Verwender auch
DIN EN 1996/NA, für nicht tragende Innenwände DIN 4103-1. die aufwändige Überprüfung von Leistungserklärungen (Bild 2).
DIN EN 771-2
Kalksandsteine
DIN 20000-402
Regeln für die Verwendung von
Kalksandsteinen nach DIN EN 771-2
DIN EN 1996/NA
Eurocode 6 – Bemessung und
Konstruktion von Mauerwerksbauten
Bild 1 Die Rohstoffe: Kalk, Sand und Wasser Bild 2 Verwendbarkeit von Kalksandsteinen
14 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
2. Herstellung
Bild 4 Nach dem Mischen werden die Rohlinge gepresst. Bild 5 Das Härten der Rohlinge erfolgt in Dampf-Härtekesseln.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 15
3. Kalksandsteinprodukte
Von der Kalksandsteinindustrie wird eine Tafel 1 Wichtige Steinarten und -bezeichnungen nach DIN 20000-402
Vielzahl an Formaten für die Handvermau-
erung und für das Mauern mit Versetzge- Bezeichnung Kurz- Schicht Eigenschaften und Anwendungsbereiche
rät angeboten. Das KS-Bausystem um- zeichen höhe
fasst neben den Steinformaten für die [cm]
Erstellung von Mauerwerk nach DIN EN a) Kalksandsteine: Lochanteil # 15 % der Lagerfläche
1996/NA auch Bauteile zur Systemer- 1 KS-Vollsteine KS # 12,5 Für tragendes und nicht tragendes
gänzung sowie Sonderprodukte. Mauerwerk in Normalmauermörtel versetzt
2 KS -R-Block- KS -R > 12,5 Wie Zeile 1, zusätzlich mit Nut-Feder-System an
Die KS-Palette zur Herstellung von tra-
steine # 25 den Stirnseiten; Stoßfugenvermörtelung kann
genden und nicht tragenden Wänden daher im Regelfall entfallen
reicht von traditionellen, kleinforma-
tigen Kalksandsteinen zur Handvermau- 3 KS-Plansteine KS P # 25 Wie Zeile 2, aufgrund höherer Anforderungen
KS -R-Plansteine KS -R P an die Abmaßklasse (Toleranzen) zum Verset-
erung über mittelformatige Voll- und Loch-
zen in Dünnbettmörtel geeignet
steine bis zu großformatigen Elementen
mit Nut-Feder-System zum maschinellen 4 KS-Fasensteine KS F # 25 Wie Zeile 3, jedoch mit beidseitig umlaufender
Versetzen. Fase an der Sichtseite von ca. 4 bis 7 mm
5 KS XL-Raster- KS XL-RE $ 50 Wie Zeile 3; Lieferung von Regelelementen der
Mit KS-Bauplatten werden schlanke nicht elemente1) # 62,5 Länge 498 mm sowie Ergänzungselementen
tragende Wände hergestellt. Besonders der Längen 373 mm und 248 mm
wirtschaftlich sind zudem KS-Plansteine 6 KS XL-Plan- KS XL-PE $ 50 Wie Zeile 3; Lieferung von werkseitig vorkonfek
und KS-Planelemente, die mit Dünnbett- elemente1) # 65 tionierten Wandbausätzen mit Regelelementen
mörtel verarbeitet werden. KS -E-Steine der Länge 998 mm
ermöglichen – auch nachträglich – die 7 KS XL-E-Plan- KS XL-E = 50 Wie Zeile 5, jedoch mit durchgehenden Installa-
Verlegung von Elektroinstallation ohne elemente tionskanälen (KS -E-Steine)
Schlitzen und Fräsen. Steine zur Erstel- b) Kalksandsteine: Lochanteil > 15 % der Lagerfläche
lung von Sichtmauerwerk runden die Pa-
8 KS-Lochsteine KS L # 12,5 Für tragendes und nicht tragendes
lette ab.
Mauerwerk in Normalmauermörtel versetzt
Alle Kalksandsteine sind nach DIN EN 9 KS -R-Hohl- KS L-R > 12,5 Wie Zeile 8, zusätzlich mit Nut-Feder-System an
771-2 mit dem CE-Kennzeichen verse- blocksteine # 25 den Stirnseiten; Stoßfugenvermörtelung kann
daher im Regelfall entfallen
hen. Anhand der in der Leistungserklä-
rung deklarierten wesentlichen Merkmale 10 KS-Plansteine KS L P # 25 Wie Zeile 9, aufgrund höherer Anforderungen
werden die Steine nach DIN 20000-402 KS -R-Plansteine KS L-R P an die Abmaßklasse (Toleranzen) zum Verset-
für die Verwendung in Deutschland ein- zen in Dünnbettmörtel
gestuft und bezeichnet. c) Frostwiderstandsfähige Kalksandsteine 2)
11 KS-Vormauer- KS Vm # 25 Kalksandsteine mindestens der Druckfestig-
steine keitsklasse 10, die frostwiderstandsfähig sind
3.1 Bezeichnung (mindestens Frostwiderstandklasse F1)
12 KS-Verblender2) KS Vb # 25 Kalksandsteine mindestens der Druckfestig-
Die Bezeichnung der Kalksandsteine er- keitsklasse 16 mit höheren Anforderungen an
folgt nach DIN 20000-402. Sie setzt sich die Abmaßklasse (Toleranzen) als Zeile 11 und
zusammen aus der Steinsorte, der DIN- erhöhter Frostwiderstandsfähigkeit (mindestens
Hauptnummer, der Steinart, der Stein- Frostwiderstandklasse F2)
druckfestigkeitsklasse, der Steinrohdich- 1)
Im Markt sind unterschiedliche Marken bekannt.
teklasse und dem Format-Kurzzeichen. 2)
KS-Verblender werden regional auch als bossierte Steine oder mit bruchrauer Oberfläche angeboten.
Ab dem Format 4 DF ist zusätzlich die Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.
Wanddicke anzugeben. Anstelle des For-
mat-Kurzzeichens dürfen auch die Ma-
ße in der Reihenfolge Länge/Breite/Höhe
angegeben werden. Die Breite entspricht Steindruck- Steinroh- Wanddicke
der Wanddicke (Bild 6). festigkeits- dichte- (bei Steinen
Steinsorte KS-Norm Steinart klasse klasse Format mit Nut-Feder-
System an den
Stirnflächen)
3.2 Steinarten Kalksandstein DIN 20000-402 – KS L-R P 12 – 1,4 – 8 DF (240)
Kalksandsteine werden in verschiedenen
Eigenschaften für unterschiedliche An-
Hohlblockstein Plan- mind. 1,21 bis 248 x 240 x 248 mm
wendungsbereiche angeboten. Bei der mit Nut-Feder- stein 12 N/mm2 1,40 kg/dm3
Unterscheidung der Steinarten sind nach System Trockenroh- 240 mm
DIN 20000-402 verschiedene in der Leis dichte
tungserklärung deklarierte Merkmale zu
beachten (Tafel 1, Bilder 7 bis 13). Bild 6 Bedeutung der Kurzzeichen (Beispiel)
16 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
3.2.1 Maße
Kalksandsteine halten die in DIN 20000-
402 angegebenen Mindest- und Höchst-
maße ein. Hierbei wird unterschieden in
Sollmaße von Klein- und Mittelformaten
(Voll-, Loch-, Block-, Hohlblock-, Plan- und
Fasensteine) sowie Sollmaße von groß-
formatigen Planelementen (KS XL). Für
KS-Bauplatten gelten gesonderte Abmes-
sungen.
INFO
Die regionalen Lieferprogramme sind zu
beachten.
Für die Zuordnung in die Druckfestig- Tafel 3 Übliche Druckfestigkeitsklassen von Kalksandstein
keitsklassen nach DIN 20000-402 muss
die nach DIN EN 772-1 geprüfte und in Druckfestigkeitsklasse1) 102) 12 162) 20 282)
der Leistungserklärung deklarierte mitt-
lere Druckfestigkeit noch auf die in Mittlere Mindestdruckfestigkeit fst 12,5 15,0 20,0 25,0 35,0
[N/mm2]
Deutschland maßgebende Druckfes-
1)
tigkeit unter Berücksichtigung des Form- Entspricht auch dem kleinsten zulässigen Einzelwert bei einer Prüfung
2)
Nur auf Anfrage regional lieferbar
faktors und des Faktors für den lufttro-
ckenen Zustand umgerechnet werden.
Voll- und Blocksteine sind dabei den Rohdichteklassen 1,6 Frost-Tau-Wechseln, wobei die Temperatur im Verlauf der Prü-
zuzuordnen, Loch- und Hohlblocksteinen den Rohdichteklas- fung zwischen -15 °C und +20 °C wechselt. Zudem müssen
sen 1,6. Ob Steine der Rohdichteklasse 1,6 zu den Voll- oder KS-Vm mindestens die Druckfestigkeitsklasse 10 und KS-Vb
Lochsteinen zu zählen sind, ist abhängig vom prozentualen mindestens die Druckfestigkeitsklasse 16 aufweisen.
Lochanteil der Steine. In der Praxis werden im Wesentlichen
die Rohdichteklassen 1,4 bis 2,2 hergestellt.
INFO
Die Frostwiderstandsklasse wird in der Leistungserklärung ge-
3.3.3 Frostwiderstand mäß DIN EN 771-2 nur bei Kalksandsteinen für ungeschütztes
Kalksandsteine für ungeschütztes Mauerwerk, die der Wit- Mauerwerk deklariert.
terung ausgesetzt sind (z.B. in der Verblendschale von zwei-
schaligem Mauerwerk), müssen frostwiderstandsfähig sein.
Die Einstufung in Vormauersteine und Verblender erfolgt nach
DIN 20000-402. Bei KS-Vormauersteinen (Vm) muss mindes 3.3.4 Brandverhalten
tens die Frostwiderstandsklasse F1 und bei KS-Verblendern Kalksandsteine nach DIN 20000-402 entsprechen der Brand-
(Vb) mindestens die Frostwiderstandklasse F2 deklariert sein. verhaltensklasse A1 (nichtbrennbar) und werden entsprechend
Dies entspricht einer extremen Beanspruchung von 25 bzw. 50 deklariert.
18 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
DF NF 2 DF
113
71
52
0 0 0
11 24 11 24 11 24
5 5 5
3 DF 4 DF 5 DF
113
113
113
0
17 24 24 0 24 30
0
5 0 24 0
KS-Verblender, glatt
DF NF 2 DF 113
71
52
0 0 0
11 24 11 24 11 24
5 5 5
3 DF 4 DF 5 DF
113
113
113
0
17 24
0 24
0 24
0 24
0 30
5
DF NF 2 DF DF NF 2 DF
113
113
71
71
52
52
0 0 0 0 0
95 24
0
95 24 95 24 95 22 95 22 95 22
/10 /10 /10 /10 /10 /10
5 5 5 5 5 5
Bild 8 Beispiele von KS-Produkten für Sicht- und Verblendmauerwerk, zur Verarbeitung mit Normalmauermörtel
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 19
113
113
24 8 30
0 24 0 24
8 36
5 8
24
Bild 9 Beispiele von KS -R-Steinen (h = 113 mm), zur Verarbeitung mit Normalmauermörtel
123
123
24 8
0 24 30
0 8 36
24 5 8
24
248
248
248
8
11 24 24
8 8
5 15
0 17 24 20 24
8
5 0
248
248
24 8
0 24 30 8
0 24 36 8
5 24
248
248
8 8
49 49 8
49
11 15 17
5 0 5
Steine mit einem Gewicht bis zu 25 kg lassen sich von Hand mauern.
Bei größerem Einzelsteingewicht werden Versetzgeräte eingesetzt.
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.
Bild 10 Beispiele von KS -R-Plansteinen (h = 123 mm bzw. 248 mm), zur Verarbeitung mit Dünnbettmörtel
20 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
248/373
248/373
3
37 3
8/ 37
d 24 d 8/
24
498/623/648
498/623/648
8 8
99 99
15
11 0
10 15
0 )
498/623/648
498/623/648
8
99
8 99
17 20
5 0
498/623/648
498/623/648
8 8
99 99
30
24 0/3
0 65
1)
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten. Im Markt sind unterschiedliche Marken bekannt. Nur für nicht tragende Wände
Regelelement Ergänzungselemente
498/623
498/623
8
49 3
37 8
d d d 24
8
49
71
KS BP10
498/623
498/623
8
99
248
8)
24 8
3/ 49
( 37
498
10 10 10
0 0 0
3.6.3 KS-Stürze
Als vorgefertigte Bauteile zur Öffnungs-
überdeckung werden vorgefertigte KS-
Stürze nach allgemeiner bauaufsicht-
licher Zulassung angeboten (Bild 16). 8
1132)
49 8
8/
h
49
24
d d
Es wird unterschieden zwischen KS-
Flachstürzen (h 12,5 cm), deren Druck- 1)
Im Markt sind unterschiedliche Marken bekannt.
2)
zone (Übermauerung) auf der Baustelle Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten. Andere Höhen auf Anfrage
8
115
875
150
123 bis
175
3.0002)
200
d 240
1) 3)
Abgestuft in 250 mm-Schritten Nur für nicht tragende Wände
2) *)
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten. Abgestuft in 125 mm-Schritten Auf Anfrage
00 00
2.0 2.0
0 0– 00–
1.0 1.0
248–498
248–498
240
240
175
175
175
65
65
65
0
11 24 24
0 0
5 15
0
17
5 24 5)
1
(1
240
240
175
175
175
65
65
65
0
20
0 24 24
24
0
30
0 0 0
24
365 52 5
260
52 5
240
175
65
1)
Als Bewehrung sind korrosionsgeschützte Stähle einzusetzen.
36
5 Regional können die Wandungsdicken der KS -U-Schalen unterschiedlich sein.
0
24 Dadurch verändern sich u.U. die lichten Innenmaße.
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.
Bild 18 KS -U-Schalen
248
498
498
8
d 24
8
3 49
37
d d
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.
Grundlage für das Inverkehrbringen von Kalksandsteinen ist die Gemäß VV TB ist die im Mauerwerksbau bei Bemessung und
Bauproduktenverordnung (BauPVO) [4]. Diese gilt europaweit Anwendung einzuhaltende Technische Regel der Eurocode 6
für alle Bauprodukte mit europäisch harmonisierter Norm. Die (DIN EN 1996/NA) mit den verschiedenen Teilen und Natio-
für Kalksandsteine geltende Norm DIN EN 771-2 wird in der je- nalen Anhängen. Gleichzeitig sind nach VV TB die für Mauer
weils aktuellen Fassung im Amtsblatt der Europäischen Kom- steine geltenden Anwendungsnormen – für Kalksandsteine
mission bekannt gemacht und gilt dann unmittelbar in allen DIN 20000-402 – zu beachten.
Mitgliedsländern.
Hintergrund ist, dass nicht alle nach DIN EN 771-2 herstell-
Auf dieser Grundlage erhalten alle Kalksandsteine eine Leis baren Kalksandsteine auch die in Deutschland geltenden Bau-
tungserklärung und werden mit dem CE-Kennzeichen versehen. werksanforderungen erfüllen. Daher legt DIN 20000-402 fest,
welche der in DIN EN 771-2 definierten wesentlichen Merkmale
CE-gekennzeichnete Bauprodukte dürfen zwar ohne zusätzliche in der Leistungserklärung mindestens zu deklarieren sind und
Anforderungen im Markt bereit gestellt, aber nicht ohne weitere welchen Wert die deklarierten Leistungen erfüllen müssen. Für
Verwendungsregeln in Bauwerken auch verwendet werden. Die Produkte, die diese Anforderungen nicht erfüllen, muss ge-
Festlegung der Bauwerksanforderungen obliegt im Gegensatz mäß den Landesbauordnungen eine Bauartgenehmigung (frü-
zum Inverkehrbringen von harmonisierten Bauprodukten den her Anwendungszulassung) des Deutschen Instituts für Bau-
einzelnen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. technik vorliegen.
Grundlage der Anforderungen an Bauprodukte zur Verwen- Kalksandsteine werden in DIN 20000-402 zudem für die An-
dung in Bauwerken sind in Deutschland gemäß den Landes- wendung nach DIN EN 1996/NA klassifiziert. Sind alle Anfor-
bauordnungen die bauaufsichtlich eingeführten Technischen derungen an die wesentlichen Merkmale erfüllt und sind die
Baubestimmungen. Diese sind in der vom Deutschen Institut Steine entsprechend klassifiziert, darf für die betreffenden Kalk-
für Bautechnik (DIBt) herausgegebenen Verwaltungsvorschrift sandsteine die in Deutschland bekannte Bezeichnung verwen-
Technische Baubestimmungen (VV TB) aufgelistet. det werden (Bild 6).
5. Kennzeichnung
Wegen der umfangreichen Deklarationspflicht in der Leistungs- Planung, Bemessung, Ausschreibung und Bestellung von Pro-
erklärung und im CE-Kennzeichen ist die Einordnung von Kalk- dukt und Qualität in der deutschen Baupraxis mit einem über-
sandsteinen nach DIN 20000-402 aufwändig und für den Ver- schaubaren Aufwand möglich.
wender ohne detaillierte Kenntnisse nur schwer zu leisten. Die
deutsche Kalksandsteinindustrie nimmt die Einstufung ihrer
Produkte nach der nationalen Anwendungsnorm daher bereits INFO
im Vorfeld selbst vor. Die deutsche Kalksandsteinindustrie hält – zusätzlich zur
CE-Kennzeichnung – an der bewährten und etablierten Kurz-
Die zusätzliche Bezeichnung nach DIN 20000-402 auf Liefer- kennzeichnung nach DIN 20000-402 fest.
schein, Beipackzettel und/oder auf der Verpackung gibt dem
Verwender in bekannter Form die notwendigen Hinweise für die
Verwendung. Bei Kalksandsteinen, die diese Bezeichnung tra- Neben den bauaufsichtlich relevanten Aspekten ist mit der Klas-
gen, braucht der Verwender daher nicht mehr selbst zu über- sifizierung von Kalksandsteinen nach DIN 20000-402 durch
prüfen, ob CE-gekennzeichnete Kalksandsteine nach den Lan- den Hersteller damit sicher gestellt, dass Kalksandsteine auch
desbauordnungen in Deutschland auch verwendbar sind. Die in der Praxis einfach und für alle Beteiligten leicht überschau-
prägnante und bewährte Bezeichnung nach DIN 20000-402 bar im Mauerwerksbau nach DIN EN 1996/NA (Eurocode 6)
vereinfacht zudem ganz wesentlich den Umgang mit Kalksand- verwendet werden können.
steinen in der Baupraxis. Erst durch diese Bezeichnung ist die
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 25
6.1.1 KS -R-Steine
INFO Wesentliche Kennzeichen der KS -R-Steine für die Verarbeitung
Kalksandsteine mit Nut-Feder-System entsprechen ebenso wie mit Normalmauermörtel (Bild 20) sind die Stirnflächenausbil-
Kalksandsteine mit glatten Stirnseiten der Maßordnung der dung mit Nut- Feder-System für das Mauern in der Regel ohne
DIN 4172. Stoßfugenvermörtelung und die ergonomisch gestalteten Griff-
hilfen für das Mauern der Steine von Hand.
Bild 22 Anlegen der Kimmschicht Bild 23 Vermauern von KS XL-Raster - Bild 24 Vermauern von KS XL-Plan-
elementen elementen
26 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
113
125
nn fk = 10,5 N/mm2 für Mauerwerk mit Dünnbettmörtel
250
248
12
113
125
6.1.3 KS XL
KS XL sind großformatige Kalksandsteine, die mit Schicht-
12
2
höhen von 50 cm bzw. 62,5 cm geliefert werden. Die Länge
113
125
der jeweiligen Regelelemente beträgt je nach System 50 cm
(KS XL-Rasterelemente = KS XL-RE) oder 100 cm (KS XL-Plan-
248
250
12
elemente = KS XL-PE).
125
113
KS XL werden nur mit Dünnbettmörtel verarbeitet. Die charak-
12
2
teristische Mauerwerksdruckfestigkeit für KS XL ist gegenüber
Plansteinen nochmals erhöht (Tafel 6). Das Versetzen erfolgt
mit einem Minikran. Bild 25 Schichtmaß
INFO
Eine Verringerung des Regelüberbindemaßes von KS XL ist in
hu
Montagestützen
Bild 26 Erforderliche Montagestützen Bild 27 Vorgefertigte KS-Flachstürze Bild 28 KS-Fertigteilstürze für groß-
sind in Abstimmung mit dem zur schnellen und rationellen formatiges Mauerwerk
Statiker zu setzen. Öffnungsüberdeckung
zu erstellenden Wände festgelegt wird. Zusätzlich ist im Ab- 6.1.4 KS-Bauplatten (KS BP)
laufplan das Umsetzen des Versetzgerätes zu berücksichtigen. Für nicht tragende innere Trennwände nach DIN 4103-1 [5]
können KS BP eingesetzt werden. KS-Bauplatten sind Kalk-
sandsteine nach DIN EN 771-2 und DIN 20000-402 mit Regel-
KS XL-Planelemente (KS XL-PE) höhen von 248 mm und einer Dicke < 115 mm, die bei einer
Kennzeichnend für KS XL-PE (siehe Bild 24) ist die Anlieferung Dicke von 70 mm mit einem umlaufenden Nut-Feder-System
als kompletter Wandbausatz mit objektbezogenem Versetzplan, ausgebildet sind. Die Stoßfugen der KS-Bauplatten werden in
der aus dem Grundriss entwickelt ist. der Regel vermörtelt.
Heute werden im Mauerwerksbau in der Regel Steine mit Nut- 6.4 Querschnittsabdichtung von Kalksandsteinwänden
Feder-System ohne Stoßfugenvermörtelung angewandt. Die
Ausführung des Mauerwerks ohne Stoßfugenvermörtelung ist Als Querschnittsabdichtung für Kalksandsteinwände im Kel-
in DIN EN 1996/NA geregelt. Die Steine werden knirsch anein ler (Erddruckbeanspruchung) werden die in DIN 18533-3 ge-
ander gereiht. normten, mineralischen Dichtungsschlämme (MDS) empfohlen.
Die nach DIN EN 1996/NA ebenfalls zulässigen Bitumendach-
Sinnvollerweise erfolgt daher die Planung für die Wandlängen bahnen mit Rohfilzeinlage (R 500) sind für eine Dünnbettfuge
im Baurichtmaß (12,5 cm-Raster). Hinsichtlich der Höhenmaße nicht geeignet. Bei Verwendung der R 500 ist die Abdichtung
ergeben Steinhöhe und Lagerfugendicke das Schichtmaß, das nur in der Dickbettfuge unterhalb der Kalksandsteinwand mög-
stets ein Vielfaches von 12,5 cm und somit das Rohbau-Richt- lich. Andere Mauersperrbahnen benötigen ein allgemeines bau-
maß darstellt. aufsichtliches Prüfzeugnis.
Bei Planstein-Mauerwerk erfolgt der Toleranz- und Höhenaus- Fenster- und Türöffnungen werden rationell durch Stürze (KS-
gleich in der Regel am Wandfuß. Das Aufmauern der Wände Flachstürze u.a. für Sichtmauerwerk oder KS-Fertigteilstürze)
beginnt mit einer Höhenausgleichsschicht aus Normalmauer- überdeckt. In der Druckzone über Flachstürzen sind die Stoß-
mörtel der Mörtelgruppe III, Dicke d = 1 bis 3 cm, und KS-Kimm- fugen unabhängig von Mörtelart und Stirnseitenausbildung
oder KS-Wärmedämmsteinen. Die Mörtelschicht dient neben grundsätzlich zu vermörteln. Fenster- und Türöffnungen las-
dem Höhenausgleich der Wand zur Herstellung eines planebe- sen sich auch mit deckengleichen Unterzügen überspannen.
nen Niveaus in Längs- und Querrichtung und dem Ausgleich von Geschosshohe Öffnungen können mit entsprechenden, darauf
Unebenheiten in der Betondecke (Bild 22). abgestimmten Tür- und Fensterelementen ausgeführt werden
(Bilder 27 und 28).
7. Rationelle Verarbeitung
Aus der zuvor beschriebenen, breiten Produktpalette der Kalk- bei der Vermauerung mit Hand mit geringster Anstrengung
sandsteinindustrie kann für jeden Anwendungszweck das pas- die größte Menge, wenn die Arbeitshöhe zwischen 60 und
sende Produkt gewählt werden. Eine gute Arbeitsvorbereitung, 90 cm über Tritthöhe ist.
moderne Arbeitstechnologien sowie systemgerechte KS-Ergän-
zungsbauteile ermöglichen eine rationelle Verarbeitung und ei- nn Richtiges, überlegtes Abstellen der Mauersteine und Mör-
nen schnellen Baufortschritt (Bild 30). telkübel an der Arbeitsstelle
Der Arbeitsplanung und Arbeitsvorbereitung kommt bei der Ra- nn Mauerlehren für das Anlegen von Ecken und Öffnungen ein-
tionalisierung besondere Bedeutung zu. setzen, um die ständige Unterbrechung des Arbeitsrhythmus
durch das Benutzen der Wasserwaage zu vermeiden
Auf den Baustellen, in den Betrieben und in den Planungsbüros
geht es darum, die Kontinuität der Arbeitsabläufe zu sichern. nn Wahl der jeweiligen Mauertechnik und der Steinformate in
Dazu einige Regeln: Abhängigkeit von Gebäudeart und -größe, Platzangebot für
Versetzgeräte und Wandzuschnitt
nn Objektunterteilung in Ausführungsabschnitte
Steuereinheit
mit Stein Wand
120 cm
Arbeitsraum
100 cm
Steinlagerung
und Mörtel
230 cm
m Steinlagerung falsch!
5,00
r= UNNÖTIGES SCHWENKEN VERMEIDEN!
7.2.5 Mörtelauftrag
Der Mörtel wird zweckmäßigerweise mit
dem Mörtelschlitten aufgetragen, das
Mauerwerk ist ggf. vorzunässen. Mör-
telschlitten lassen sich für Normal- und
Dünnbettmörtel in der gewünschten Fu-
gendicke genau einstellen und reduzie-
ren Mörtelverluste. Für Dünnbettmörtel
ist die vom Mörtelhersteller empfohlene
Zahnschiene zu verwenden. Die Breite
des Auftragswerkzeugs muss der Wand-
dicke entsprechen (Bild 39).
Bild 33 Mörtel auf die Betonsohle Bild 34 Kimmsteine ins Mörtelbett Der gleichmäßige, vollflächige Mörtelauf-
auftragen verlegen trag bei Einsatz von Mörtelschlitten er-
möglicht ein lückenloses Versetzen der
Steine. Bei zweischaligen Haustrenn-
wänden hat das fachgerechte Aufziehen
des Dünnbettmörtels den Vorteil, dass
kein Mörtel in die Trennfuge fällt und die
Schalldämmung somit erhalten bleibt.
7.2.7 Stumpfstoßtechnik
Die liegende Verzahnung bedeutet in vie-
len Fällen eine Behinderung beim Auf-
mauern der Wände, bei der Bereitstel-
lung der Materialien und beim Aufstellen
der Gerüste. Stumpf gestoßene Wände
vermeiden diese Nachteile.
Bild 37 Anreißen der zu erstellenden Bild 38 Mörtel für Anschlussfuge Bild 39 Auftragen des Mörtels für die
Wand auftragen Lagerfuge
Bild 40 Versetzen eines XL-Elements Bild 41 Vollfugiger Stumpfstoßanschluss Bild 42 Versetzen der folgenden
mit Dünnbettmörtel vor dem Elemente
Abstreichen
mit Normalmauer- oder Dünnbettmörtel vermörtelt wird. Die Ver- Innerhalb kürzester Zeit ist das Mauerlehrensystem aufgestellt.
mörtelung ist ggf. auch aus statischen und schalltechnischen Der Maurer setzt die Steine gegen die Öffnungslehren, da-
Gründen wichtig. Aus baupraktischen Gründen wird empfohlen, bei entfällt das zeitaufwändige schichtweise Einloten der Lai-
den stumpfen Wandanschluss durch Einlegen von Edelstahl- bungen. Die Öffnungsmaße werden exakt eingehalten und Ab-
Flachankern in die Mörtelfuge zu sichern. Es wird jedoch emp weichungen wie beim Arbeiten mit der Wasserwaage werden
fohlen, die Außenecken von Kelleraußenwänden – auch unter vermieden.
Annahme zweiseitiger Halterung – aus konstruktiven Gründen
immmer miteinander zu verzahnen (Bilder 37 und 41).
7.2.9 Arbeitsgerüste
Kurbelböcke, Arbeitsbühnen und Rollgerüste ermöglichen das
7.2.8 Mauerlehren Arbeiten in der je nach Körpergröße der Maurer günstigen Ar-
Bei Verwendung von Eck- und Öffnungslehren kann auf das beitshöhe zwischen 60 und 90 cm über Tritthöhe und sind Vor
Vorziehen der Ecken und auf Abtreppungen verzichtet werden. aussetzung für hohe Arbeitsleistung bei geringstmöglicher kör-
Die Schnur lässt sich jederzeit einfach und exakt verstellen. perlicher Belastung und Ermüdung.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 33
8. Wirtschaftliche KS-Wandkonstruktionen
Der Bedarf an Wohnraum ist in den vergangenen Jahren konti- lung und mit Dünnbettmörtel. Kalksandsteine mit hoher Stein-
nuierlich angestiegen. Insbesondere in den Ballungsgebieten druckfestigkeit und Steinrohdichte sind damit bestens geeig-
fehlen hunderttausende neuer Wohnungen vor allem im Be- net für schlanke, tragende Wände – auch bei Anforderungen
reich des kostengünstigen Bauens. Knappes Bauland und ho- an den Schallschutz. Kalksandstein-Außenwände tragen auf-
he Grundstückspreise verteuern hingegen das Bauen. Die ra- grund des Konzepts der Funktionstrennung besonders auch bei
tionelle Nutzung der Grundflächen wird daher immer wichtiger. steigenden Anforderungen an den baulichen Wärmeschutz zu
Schlanke KS-Wände vergrößern bei gleichen Gebäudeaußen- besonders wirtschaftlichen Gebäuden bei. Beispiele für wirt-
maßen die Wohn- und Nutzfläche gegenüber Gebäuden mit schaftliche KS-Wandkonstruktionen für verschiedene Anwen-
dickeren Wandkonstruktionen um bis zu 7 %. Alternativ kann dungsbereiche sind in den Tafeln 7 und 8 zusammengefasst.
bei gleich bleibender Wohn- und Nutzfläche das Gebäudevolu-
men reduziert werden. Dies führt zu einer erheblichen Verbes- Das bewährte KS-Bausystem rationalisiert und humanisiert
serung der Wirtschaftlichkeit. den Mauerwerksbau bei hoher Qualität und berücksichtigt öko-
logische Aspekte.
Werden nicht tragende Wände durch hochbelastbare, tragende
KS-Wände, d = 11,5 cm, ersetzt, können ggf. auch die Decken Das KS-Bausystem umfasst wie zuvor beschrieben systemge-
durch die geringeren Stützweiten schlanker dimensioniert wer- rechte Mauersteine und Ergänzungsprodukte, berücksichtigt
den. Die Deckendurchbiegung wird somit reduziert und die Riss- Arbeitsvorbereitung und Arbeitstechniken, ermöglicht die mau-
sicherheit weiter erhöht. Tragende Wände, die nicht durch Quer- erwerksgerechte Planung und Wandoptimierung und die Be-
wände ausgesteift sind, sind als zweiseitig gehaltene Wände messung von schlanken Wänden. Es bietet damit die Grundla-
zu bemessen. DIN EN 1996/NA bietet dazu die Bemessungs- ge für die Planung und Errichtung technisch hochwertiger und
grundlagen und regelt neben der traditionellen Ausführung auch gleichzeitig kostengünstiger Gebäude. Spezifische KS-Service-
Mauerwerk mit Stumpfstoßtechnik, ohne Stoßfugenvermörte- leistungen und komplette Systemlösungen runden das KS-Bau-
system ab.
Art und Dicke des
Art und Dicke des mineralischem Fasemin
Dämmstoffs undDämmstoffs
Putzart und Putzart stoff RDd,w = -2 stof
dB b
Hartschaumdämmst Hart
Wohnungstrennwände
Wohnungstrennwände
34 Kalksandstein
Außenwände RDd,w = Rs,w + RR
Außenwände Dd,w
Dd,w
= Rs,w + RDd,w 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
RDK 2,0: R = 56 dB RDK 2,0: R = 56 dB RDK 2,0: R =
4
56 dB RDK 1,8: Rw2,0:
RDK
4=RDK
58,8
Rw 1,8:
=dB56RdB
w =RDK
58,82,0:
dB Rw =RDK
58,22,0:
dB Rw =RDK
58,22,0:
dB Rw =RDK
63,42,0:
dB
RDK 2,0: Rw = 56 dB RDK 2,0: Rw = 56 dB
w RDK
w 2,0: Rw = 56 dB w RDK 2,0: Rw = 56 dB
7
10
15
7
10
15
16 16
17,5 17,5
20 20
22 22
24 24
30 30
9. Zusammenfassung
Tafel 7 Außenwände
Schalldämm-Maße RRwDd,w
Außenwände
Außenwände
Beispiele für KS-Wandkonstruktionen: =RDd,w
bzw. Rs,w=R+Dd,w
Rw,2RRund
s,w
=Dd,w
+RR + RDd,w
Wärmedurchgangskoeffizienten
s,w Dd,w U
RDK 2,0:
RDKR2,0:
RDK
w = 56
R2,0:
w =
dB56
Rw =
dB56RDK
dB 2,0: w = 56
RDKR2,0:
RDK w =
dB56
R2,0: Rw =
dB56
RDK
dB 2,0:
RDKR2,0:
RDK
w = 56
R2,0:
w =
dB56
Rw =
dB56 dB
RDK 2,0:
RDKR2,0:
RDK
w = 56
R2,0:
w =
dB56
Rw =
dB56 dB
Außenwände Außenwände RDd,w = Rs,w R+Dd,w RRs,wDd,w
R=Dd,w += RRDd,w + R = Rs,w + R1Dd,w 1 1
Außenwände Außenwände s,w RDd,w Dd,w
1
20 17,5 20 17,5 20 17,5 20 17,511,5 14 17,5 11,5 14 17,5
11,5 14 24
17,5 11,5 14 2417,5 1 20 1 1 20 1 30
RDK 2,0: RRDK
w = 56 dB
RDK
2,0: Rw =2,0: RdB
56RDK =2,0:
RDK 562,0:
dB
wR=w56
RRDK = dB
RDK
56
2,0: RdB
w = 56RDK
2,0: RdB =2,0:
RDK 562,0:
R
dB
RDK=w56
w R dB
RDK
2,0:
= 56 RdB2,0:
w = 56 RdB
RDK
= 562,0:
dB RRDK
w = 56 dB
RDK
2,0: Rw =2,0:
56 RdB = 562,0:
RDK dB Rw = 56 dB
4
7
w w w w
4 10
15 4
7
16
17,5
7 37,5 37,5 37,5 37,5 44 44 44 44
Zweischalige Haustrennwände
Zweischalige Haustrennwände
20
22
1024 10
15
30
15 Außenwände
U = 0,15 W/(m2U·K)= 0,15 W/(mU2·K)
= 0,15 W/(m2U·K)= 0,15 W/(m ·K) W/(m2U·K)= 0,15 W/(m
U =20,15 2
U = a)·K)
0,15mitW/(m 2U = 0,15 W/(m2·K)
·K)a) mit Unterkellerung
Unterkellerung b) ohne Unterkellerung
b) ohne Unterkellerung
(Bodenplatte
16 16
5 17,5 17,5 R = 4 dB, je nach R = 0 dB R = + 5 bis 8
dBR bei = + 5 bis 8RDK
dB 1,8:
bei R’ 67
w,2 RDK dB
1,8: R’w,2 67 dB = 67 2,0:
RDK 2,0: R’w,2 RDK dB R’w,2 = 67 dB
RDd,w = 4 dB, je nach
Außenwände R
Dd,wAußenwändeDd,w R = 0 dB
= Rs,w +Dd,wRDd,w RDd,wDd,w= Rs,w + RDd,w Dd,w
20 20 Art und Dicke des Art und Dicke des Dd,w mineralischem Faserdämm-
mineralischem Faserdämm-
22 22 RDK 2,0: Rund
Dämmstoffs w = 56 dBRDK 2,0:
Dämmstoffs
Putzart RDK
und RPutzart
= 56
w2,0: RwdB
= 56 dBRDK 2,0:
RDK w2,0:
= 56
Rstoff RRwDd,w
dB= =56
-2 dBRDK
bei 2,0:
dBstoff RDd,wRDK
R
=w-2=dB
2,0:
56bei
dB
Rw = 56 dBRDK 2,0: Rw = 56 dB
24 24 Hartschaumdämmstoff Hartschaumdämmstoff
30 30
Wohnungstrennwände
Wohnungstrennwände 4
7
4
7
10
15
10
15
1 1 1 1 1 1
4
7 4 4 4
RDKdB
RDK 1,8: Rw = 58,8 1,8: RwRDK
= 58,8
2,0:dB RDKdB
Rw = 58,2
20 2,0:
17,5 R
20 20 = 58,2
w RDK
17,5 2,0:
17,5 dBRw = 63,4
RDK 2,0:
20 dB17,5Rw20
20 =RDK
63,4
17,5 dBRw 11,5
2,2:
17,5
16
17,5 RDK
= 61,8 2,2:
14dB
11,5 14Rw =
11,5
17,5
16
17,5 61,817,5
17,5
14 dB 11,5 11,5
14 11,5
17,5
14 17,5
14 17,5
20 20
10 7 7 7 22 22
15 10 10 10 24 24
16 15 15 15 30 30
17,5
20
16
17,5
16
17,5
16
17,5
37,5 37,5
1 37,5 1 1 37,5 137,5
1 37,5 1 1 44 44
1 44 44 44 44
22 20 20 20
4
24
30 20 22
24 17,5 20
22
24
22
24 20
17,5 17,5 20
20 17,5
17,5 20 20
17,5 17,5
11,5 2014 11,5
17,5 1411,517,514 11,5
17,5 17,5 141411,5
11,5 17,5
17,51411,517,514 11,5
17,5 14 17,5
30 30 30
U = 0,15
U = 0,15
W/(m
U = W/(m
0,15
2
·K) W/(m
2
·K) 2·K) U = 0,15
U = 0,15
W/(m
U = W/(m
0,15
2
·K) W/(m
2
·K) 2·K)
U = 0,15
U = 0,15
W/(m
U = W/(m
0,15
2
·K) W/(m
2
·K) 2·K)
U = 0,15
U = 0,15
W/(m
U = W/(m
0,15
2
·K) W/(m
2
·K) 2·K)
7
2.
10
·K)Art=und ArtDicke
2 und Art
UDicke
des
=und
2 des
Dicke =des U4 =mineralischem
= mineralischem
mineralischemFaserdämm- 42·K)
Faserdämm-
Faserdämm- 20 4 20 4
30
215 215 15 15 20 20
U = 0,15 W/(mU = 0,152
·K)UW/(m
= 0,15 W/(m
·K) UU==20,15
·K)
0,15W/(m
W/(m 2
U = 20,15
·K) UW/(m0,15 U
·K)W/(m
= 0,15 ·K)
0,15W/(m
UW/(m ·K)·K)
2 2
0,15 UW/(m
= 0,15 2
UW/(m
·K) =U0,15 ·K)W/(m
= 20,15 U W/(m ·K)U·K)
2 2
= 0,15 W/(m0,15 W/(m
·K) ·K)
0,15 W/(m
Direktschalldämm-Maß [dB] Dämmstoffs s,w
RDämmstoffs = Putzart
56,0
Dämmstoffs
und und Putzart Rs,w = 56,0
und Putzart Rs,w stoff
stoff RDd,w= 63,0
=stoff
R-2 dB
Dd,w
=Rbei
-2 dB= bei
(Summe
Dd,w
-2 dBaus
bei Vor- und Hintermauerschale)
RDd,w = 4dB, je=nach
R dB,=jenach
4 RRDd,w
dB, je = 0 dB RDd,w
nach RDd,w = 0 dB
= 0dB RDd,w = + 5 bis
RDd,w 8 dB
RDd,w = +bei
5RDd,w
bis 1=8 +dB5 bei
bis
R8 dB= bei Hartschaumdämmstoff
+ 5 bis 81dB bei Hartschaumdämmstoff
Hartschaumdämmstoff
RDd,wDickeRRdes
=Art
Dd,w + R
s,w
4Dd,w
Dd,w [dB] Dd,w= 4 dB, je nach
RDd,w = ± =40mineralischem
mineralischem
dB
Faserdämm-
Dd,w
R1Dd,w = + 5 bis 8 (bei 1 mineralischem Faserdämmstoff)
Art und Art und
und Dicke des DickeArt
20 desund Dicke des20
17,5 17,5 20Wohnungstrennwände
Wohnungstrennwände 17,5
Wohnungstrennwände 20 mineralischem
Faserdämm-
17,5
11,5 Faserdämm-
14 mineralischem
17,5 11,5Faserdämm-
14
Nicht 17,5
11,5tragende
14 17,5 Nicht
Trennwände 11,5 14 17,5
4
7
Dämmstoffs und Putzart
gegen Dämmstoffs
Außenlärm Dämmstoffs und
und Putzart Putzart und Putzart
Dämmstoffs je Art/Dickestoff v. Dämmstoff
RDd,w =stoff u.Rbei
-2 dB
Putz
stoff
Dd,w
= -2R dB systemabhängig
=stoff
bei
Dd,w
-2 dBbei
RDd,w = -2 dB bei RDd,w = -2 (beitragende Trennwände
Hartschaumdämmstoff)
RDK37,51,8:
RDKR1,8:RDK
w = 58,8
R1,8:
w = 58,8
dB
Rw Hartschaumdämmstoff
= dB
58,8
RDKdB2,0:
RDKR2,0:
RDK= 58,2w = 58,2
dB
Rw = dB58,2
RDK
RHartschaumdämmstoff
2,0: dB44
2,0:
RDKR2,0:
RDK
= 63,4
R2,0:
w = 63,4
dB
Rw = dB
63,4
RDKdB44
2,2:
RDKR2,2:
RDK
w = 61,8
R2,2:
w = 61,8
dB
RRww ==RDK
dB
61,8 dB Rw = 40 dB
10
15
16
4 4
37,5 4
Hartschaumdämmstoff
37,5 Hartschaumdämmstoff
37,5 w 44 w 44 RDK 1,2: 40 dB1,2: a) u
Schalllängsleitung [dB] horizontal Rw,1 = 56,0 Rw,1 = 56,0 = 56,0
7 7 7
17,5
20
10
15
10
15
10
15 Rw,1 = 56,0 RDK R1,4:
w,1 R w =RDK
44 dB1,4: Rw = 44 dB
Wohnungstrennwände
22
Wohnungstrennwände
Wohnungstrennwände
16
Wohnungstrennwände
16 16
a) mit Unterkellerung
a) mit Unterkellerung b) ohneHartschaumdämmstoff
b) ohne Unterkellerung Unterkellerung
(Bodenplatte (Bodenplatte
getrennt) getrennt)
Hartschaumdämmstoff
1,8: R’w,2 RDK
67 dB
RDKWohnungstrennwände R’w,2 67 dB RDK 2,0: R’w,2 = RDK
1,8:Wohnungstrennwände 2,0: R’w,2 = 67 dB
67 dB
Wohnungs- 4 Nicht
4
Trennwände
15 17,5 17,5
16 20 20
17,5 22 22
20 24 24
22 30 30
4
24
7
30
10
15
16
17,5 24 24 24 1 20
1 11
20 20
1 1 30 30 30 1 124 1
124 24
1 1
20
22
24
30
24 24 24 1 20
24 11 Zweischalige
20 1Zweischalige
1 20Zweischalige
Haustrennwände
11 Haustrennwände
3020 Haustrennwände
1 30 30 1 24
30 1 1 241 1724 11 247 1 10 10
a) mita)Unterkellerung
mita)Unterkellerung
mit Unterkellerung b) ohne
b) ohne
Unterkellerung
b) ohne
Unterkellerung
Unterkellerung
(Bodenplatte
(Bodenplatte
(Bodenplatte
getrennt)
getrennt)
getrennt)
Rohdichteklasse
Zweischalige Haustrennwände
Zweischalige
Zweischalige RDK 1,8:
1,8 Haustrennwände
[–] Zweischalige
Haustrennwände
Haustrennwände RDK
2,0R’1,8:
RDK
w,2 R’67
1,8: dB
R’67
w,2 dB
w,2 67 dB
2,0 RDK
2,2 2,0:
RDKR’ w,2 =
2,0:
RDK R’67
2,0: =
dB
R’67
w,2 =
dB67 dB Direktschalldämm- Direktschalldämm-
w,2 Rohdichte-
4
7
10
15
Zweischalige Kelleraußenwände
15 4 15 15 4 15 4 15 15 4 4 2020 4 20 4 20 20 4
7
Haustrennwände 15 20Nicht
15 Nicht 20 Trennwände 20
16
10
15
16
17,5
20
22
tragende
Nicht
tragende
Trennwände
tragende
Trennwände Kelleraußenwände
Kelleraußenwände
Kelleraußenwände
17,5 24
RDK 1,2:
RDKR1,2:
RDK R1,2:
w = 40w = Rw =
dB40 dB40 dB a) unbeheizt
a) unbeheizt
a) unbeheizt b) beheizt
b) beheizt
b) beh
20 30
22
24
30
Nicht tragende
NichtTrennwände
Nicht tragende
tragende NichtTrennwände
Trennwände tragende Trennwände RDK 1,4:
RDKR1,4:
RDK R1,4:
w = 44w = Rw =
dB44 dB44
KelleraußenwändedB Kelleraußenwände
Kelleraußenwände Kelleraußenwände
RDK 1,8:
RDKR1,8:
RDK R1,8:
w = 43w = Rw =
dB43 dB43 dB RDK 1,8:
RDKR1,8:
RDK R1,8:
w = 47,5 Rw = dB
w = 47,5
dB 47,5 dB
RDK 1,2: RRDK = 40
1,2:RDK
dB =1,2:
40RR
RwR2,0: =44
RDK
dB R40 dB
1,2: a) unbeheizt
RwdB= 40 dBRDK RDKa)R2,0:
a) unbeheizt
2,0: unbeheizt
RDK a)
Rwunbeheizt b) beheizt
RDK 1,8:
RDK Rb)
b) Rbeheizt
w = 61
1,8:
RDK beheizt
w =
dB61
1,8: Rw =dB61b)dB
beheizt RDK 1,4:
RDKR1,4:
RDK
w = 6
R1
R2,0:
w = 49w =
dB49 =
dB49 dB
w RDK 2,0:
RDK RDK 2,0:
w = 44w =dB w =
dB 44
w
RDK 1,4: RRDKw = 44
1,4:RDK
dB Rw =1,4:
44 R =
RDK
dB
w 44 dB
1,4: R w = 44 dB
4 RDK
7 Rw1,8:
= 43RRDK 41,8:RDK
= 47,5 Rw =1,8:
dB 4 4 36,5 16 36,5
RDK 1,8: RRDK
w = 43
1,8:RDK
dBRw7=1,8:
43 RdB
15 RDK
w = 431,8:
15 dB wdB
15 15 10RwRDK
47,5 = 47,5
dB 1,8:dB
20 Rw 10
= 47,5 dB
20 20 20 36,5 16 36,5
RDK 2,0: RRDK
w = 44
2,0:RDK
dBRw =2,0:
44 RdB
RDK
w RDK
dB Rw2,0:
= 442,0: = 44RRDK= 49
wdB 2,0:RDK
dB Rw =2,0:
49 RdB dB RDK
= 492,0:
RDK
w Rw = 1,8:
49 dB w = 61
RRDK dB
RDK
1,8: Rw =1,8:
61 RdB = 611,8:
RDK
w dB Rw = 61RDK
dB 1,4: RRDK
w = 61 dB
RDK
1,4: Rw =1,4:
61 RdB = 611,4:
RDK
w dB Rw = 61 dB
2. U = 0,15 W/(m3) .K)= 0,15 W/(m2.K)
2U
Rohdichteklasse [–]
Nicht tragende Trennwände 1,8
Nicht tragende Trennwände 2,0 U-Wert [W/(m K)] 2,04
Kelleraußenwände Kelleraußenwände 0,19 mit Perimeterdämmung
mit Perimeterdämmung
Direktschalldämm-Maß [dB] Rw,2 67RDK 1,2: Rw = R 67 1,2: Rw = 40 Rohdichteklasse [–] a) unbeheizt1,8 b) beheizt 1,4 b) beheizt
4 4 4
7
10
15
7
10
15
7
10
15 40 RDK
w,2dB a) unbeheizt
dB
Direktschalldämm- Rw = 64,1 Rw = 60,5
16 16 16
Schalllängsleitung [dB]
17,5
20
22
17,5
20
22
17,5
20
22
Rw,1 = 52,4 RDK 1,4: Rw = R 44 =RDK
w,1dB 57,71,4: Rw = 44 dB
4
7 horizontal undRDKvertikal
24
30 1,8: Rw = 43 dBRDK 1,8: Rw = 43
24
30
24
30 RDKdB 1,8: Rw = 47,5 dB RDK 1,8: Rw = 47,5MaßdB 2)
[dB]
10
RDK 2,0: Rw = 44 dBRDK 2,0: Rw =2)44 RDKdB 2,0: Rw = 49 dBRDK 2,0: Rw = 49 dB RDK 1,8: Rw = 61 dBRDK 1,8: Rw = 61 dB RDK 1,4: Rw = 61 dBRDK 1,4: Rw = 61 dB
14 cm Dämmstoff = 0,024 W/(m.K)
15
16
17,5
1) Direktschalldämm-Maße gelten auch für die horizontale und vertikale Schalllängsleitung.
Perimeterdämmung = 0,036 [W/(m2.K)] mit Zuschlag U nach abZ von 0,04 [W/(m2.K)]
20
22
24
3)
30
n Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten. n Die Direktschalldämm-Maße Rw nach DIN 4109-2:2016-07
36,5 36,5gelten
36,5 nur in Ver- 16
7 7 7 10 10 10
n Sofern nicht anders angegeben, wurden bei den Wandkonstruktionen Wärme- bindung mit beidseitigem Dünnlagenputz (d = ~ 5 mm) oder einseitigem Putz
dämmstoffe mit l = 0,032 W/(m·K) verwendet. (d = ~ 10 mm) oder mit Stoßfugenvermörtelung.
4
U = 0,1
U
7
n7 Aus Gründen
7 der7Winddichtigkeit
7 ist auf10der Innenseite
10 der
10 Außenwände
10 ein n Die Direktschalldämm-Maße
36,5 36,5 36,5 Rw beschreiben
36,5 16 die Leistungsfähigkeit
36,5
16 16
36,5 eines
16 Bau- 36,5
36,5
mit Perim
mit
10
15
16
17,5
20
Putz aufzubringen. teils ohne Berücksichtigung der Flankenübertragung. Für die vertikale und ho-
n Sofern die Erhöhung des Wandflächengewichts durch beidseitigen Putz (2 x rizontale Schalllängsleitung im InnerenU des Gebäudes 2. ist mit Rw,1
2. zu rechnen.
.K) W/(m2.K)
22
24
30 = 0,15 W/(m
U = 0,15K)UW/(m
= 0,15 W/(m
K) U = 20,15
10 mm ~ 20 kg/m2) erforderlich ist, ist dies in den Zeichnungen angegeben. mit Perimeterdämmungmit Perimeterdämmung
mit Perimeterdämmung mit Perimeterdämmung
Kalksandstein hat sich seit mehr als 120 Jahren als Wand- Mit einer breiten Palette von Kalksandsteinen verschiedener
baustoff für Wohn- und Nichtwohngebäude etabliert. Er wird Formate und unterschiedlicher Druckfestigkeiten und Rohdich-
ausschließlich aus den natürlichen Rohstoffen Sand, Kalk und teklassen bietet die Kalksandsteinindustrie für nahezu jede
Wasser hergestellt. Kalksandsteine sind vollständig norma- Bauaufgabe das passende Produkt.
tiv erfasst. Es bedarf deshalb keiner weiteren Dokumente wie
Zulassungen, Herstellererklärungen oder Ähnlichem. Auf der Systemgerechte Mauersteine und Ergänzungsprodukte, ratio-
Grundlage der europäisch harmonisierten Produktnorm DIN EN nelle Verarbeitungstechnologien sowie schlanke und hochleis-
771-2 und der nationalen Anwendungsnorm DIN 20000-402 tungsfähige KS-Wandkonstruktionen bilden die Grundlage für
sind sowohl die Deklaration als auch die Anwendung von Kalk- qualitativ hochwertiges und gleichzeitig kostengünstiges Bauen.
sandstein in Deutschland eindeutig geregelt.
1. Anforderungen
nn Außenlärm
1.1 Standsicherheit
nn Chemische Beanspruchung durch Schadstoffe oder
Reinigungsmittel Die Standsicherheit der Außenwandkonstruktion muss dau-
erhaft gewährleistet sein (Musterbauordnung MBO §12 [1]
nn Vandalismus und Landesbauordnungen LBO). Die Planung und Ausführung
von Mauerwerk sind durch Eurocode 6 [2] (DIN EN 1996-1-1
bis DIN EN 1996-3 mit jeweils Nationalem Anhang/NA) gere-
Aus diesen Einwirkungen leiten sich zunächst Anforderungen in gelt. Der Nachweis der Standsicherheit kann bei Einhaltung
statischer, bauphysikalischer und baukonstruktiver Hinsicht ab, konstruktiver Begrenzungen im vereinfachten Verfahren nach
die durch die Außenwandkonstruktion erfüllt werden müssen: DIN EN 1996-3/NA oder im genaueren Verfahren nach DIN EN
1996-1-1/NA erfolgen. Dabei sind neben den Eigen- und Nutz-
nn Standsicherheit lasten sowie den Winddruck- bzw. Windsoglasten im Hinblick
auf die Dauerhaftigkeit und Gebrauchstauglichkeit auch mög-
nn Brandschutz liche Zwängungsspannungen aus hygrothermischer Beanspru-
chung zu berücksichtigen.
nn Winterlicher und sommerlicher Wärmeschutz
nn Schallschutz
nn Ökologie
nn Wirtschaftlichkeit
nn Ästhetik
38 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Temperatur [°C]
20 20
15 si= +8,4 ºC 15 si= +17,9 ºC
1.3.1 Anforderungen nach DIN 4108 10 10
5 5
In DIN 4108 sind Mindestanforderungen 0 0
an den Wärmeschutz definiert, bei de- -5 -5
-10 -10
ren Einhaltung zunächst nur feuchte- -15 -15
bedingte Gefährdungen und unzumut- -20 -20
0 50 100 150 200 250 0 50 100 150 200 250 300
bare Bedingungen für die Nutzer sowie Dicke d [mm] Dicke d [mm]
Schädigungen der Baukonstruktion aus-
geschlossen werden sollen. Geregelt
sind in diesem Zusammenhang der win- Bild 1 Minimale Innenoberflächentemperatur Θsi sowie jahreszeitlich bedingte
terliche und der sommerliche Wärme- Temperaturänderung des KS-Mauerwerks mit und ohne Wärmedämmung
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 39
FINAL
FINAL
FINAL
FINAL
Tafel 1
FINAL
U-Werte von KS-Außenwänden (Beispiele)
44,0 10 0,20 0,22 0,28 0,30 Zweischalige KS-Außenwand mit Wärmedämmung und
Luftschicht
46,0 12 0,17 0,18 0,24 0,26 Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
0,01 m Innenputz = 0,70 W/(m∙K)
48,0 14 0,15 0,16 0,21 0,22 0,175 m Kalksandstein (RDK 1,8)1) = 0,99 W/(m∙K)
50,0 16 0,13 0,14 0,18 0,20 Wärmedämmstoff Typ WZ
Rse = 0,13 (m²∙K)/W
52,0 18 0,12 0,13 0,16 0,18 0,04 m Luftschicht
0,115 m2) KS-Verblendschale
54,0 20 0,10 0,11 0,15 0,16 (KS Vb RDK 2,0)
31,5 10 – – 0,28 0,30 Einschalige KS-Außenwand mit hinterlüfteter
Außenwandbekleidung
33,5 12 – – 0,24 0,26 Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
0,01 m Innenputz = 0,70 W/(m∙K)
37,5 16 – – 0,18 0,20 0,175 m Kalksandstein (RDK 1,8)1) = 0,99 W/(m∙K)
41,5 20 – – 0,15 0,16 Nichtbrennbarer
Wärmedämmstoff WAB
45,5 24 – – 0,13 0,14 Rse = 0,13 (m²∙K)/W
0,02 m Hinterlüftung
51,5 30 – – 0,10 0,11 0,01 m Fassadenbekleidung
47,5 10 – – – 0,34 Einschaliges KS-Kellermauerwerk mit außen liegender
Wärmedämmung (Perimeterdämmung)
51,5 14 – – – 0,26 Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
0,01 m Innenputz = 0,70 W/(m∙K)
53,5 16 – – – 0,24
0,365 m Kalksandstein (RDK 1,8)1) = 0,99 W/(m∙K)
57,5 20 – – – 0,20 Perimeterdämmung3)
Typ PW
61,5 24 – – – 0,18 Rse = 0 (m²∙K)/W
47,5 10 – – – 0,32 Einschaliges KS-Kellermauerwerk mit außen liegender
Wärmedämmung (Perimeterdämmung)
51,5 14 – – – 0,25 Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
0,01 m Innenputz = 0,70 W/(m∙K)
53,5 16 – – – 0,23
0,365 m Kalksandstein (RDK 1,4)1) = 0,70 W/(m∙K)
57,5 20 – – – 0,20 Perimeterdämmung3)
Typ PW
61,5 24 – – – 0,17 Rse = 0 (m²∙K)/W
Zur Berechnung der U-Werte sind ausschließlich Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit B anzusetzen.
1) 2)
Bei anderen Dicken oder Steinrohdichteklassen ergeben sich nur geringfügig andere U-Werte. 9 cm möglich, nach DIN EN 1996-2/NA
3)
Der Zuschlag U = 0,04 W/(m∙K) nach allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen ist bereits berücksichtigt.
40 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
1.3.2 Anforderungen nach Energieeinsparverordnung maximal 5 M.-% bei Holz bzw. um maximal 3 M.-% bei Holz-
Mit dem Wärmeschutz nach Energieeinsparverordnung (EnEV) werkstoffen.
sollen insbesondere die Ziele des Umweltschutzes – und hier
konkret der schonende Umgang mit begrenzten Ressourcen so-
wie die kontinuierliche Reduzierung des Schadstoffausstoßes INFO
– im Bauwesen umgesetzt werden, die gleichzeitig auch zur Schon bei Einhaltung des Mindestwärmeschutzes sind alle
Senkung der Betriebskosten beitragen. Mit diesen Zielen kön- KS-Außenwandkonstruktionen (Tafel 1) hinsichtlich der Was-
nen zwei zentrale Anforderungen der Energieeinsparverordnung serdampfkondensation unkritisch und bedürfen nach DIN
benannt werden: 4108-3 keines Nachweises für den Tauwasserausfall im Wand
innern.
nn Begrenzung des Jahres-Primärenergiebedarfs
Durch die effektive Kombination der wärmeschutztechni
schen Gestaltung der Gebäudehülle mit den Möglichkeiten
(und Erfordernissen) der technischen Gebäudeausrüstung ist 1.4.2 Vermeidung von Tauwasserbildung und Schimmelpilz
der jährliche Energiebedarf auf einen zielorientierten Höchst- gefährdung auf der raumseitigen Wandoberfläche
wert zu begrenzen. Um Tauwasserbildung auf der raumseitigen Oberfläche von Au-
ßenbauteilen zu vermeiden, muss durch eine ausreichende Wär-
nn Begrenzung des Transmissionswärmeverlustes medämmung sichergestellt sein, dass die Oberflächentempera-
Der auf die wärmeübertragende Umfassungsfläche bezogene tur die Taupunkttemperatur nicht unterschreitet. Der Nachweis
spezifische Transmissionswärmeverlust ist – als eigenstän- erfolgt unter Annahme von standardisierten Klimarandbedin-
dige Anforderung an die bauliche Gestaltung – ebenfalls auf gungen. Nutzungsbedingte Beeinträchtigungen (wie ein stark
einen vorgegebenen Höchstwert zu begrenzen, d.h., dass die behinderter Wärmeübergang durch Möblierung oder Vorhänge)
Gebäudehülle im Mittel der einzelnen Bauteile (Dach, Außen- sollten dabei entsprechend berücksichtigt werden.
wände, Fenster, etc.) einen hohen baulichen Wärmeschutz
aufweisen muss. Umfangreiche Untersuchungen (z.B. [9]) zeigen, dass auch
ohne sichtbaren Tauwasseranfall bereits eine oberflächen-
nahe relative Luftfeuchte ab zeitweise 80 % ausreichend ist,
Bei der Ermittlung des für die bauliche Energieeffizienz maß- um Schimmelpilzbildung zu fördern. Zusätzlich zur Vermeidung
gebenden U-Werts ist der Einfluss etwaiger Beeinträchtigun- von Tauwasserbildung wird deshalb in DIN 4108-2 die folgende
gen durch Wärmebrücken – z.B. infolge von Verankerungen mit Anforderung gestellt:
Dübeln, Konsolen, Wandhaltern etc. – zu berücksichtigen, so-
fern sich durch diese Bewertung eine Korrektur um mehr als si - e
fRsi = 0,7 [–] (1.1)
3 % ergeben sollte. Weitergehende konstruktive Vorgaben zur i - e
Vermeidung von Wärmebrücken können u.a. dem Beiblatt 2
zu DIN 4108 und dem KS-Wärmebrückenkatalog [8] entnom- mit
men werden. fRsi Temperaturfaktor für die Bauteiloberfläche
si Erforderliche raumseitige Oberflächentemperatur [°C]
i Innenlufttemperatur [°C] (i = 20 °C bei einer relativen
1.4 Feuchte- und Witterungsschutz Raumluftfeuchte i 50 %)
e Außenlufttemperatur [°C] (e = -5 °C)
Der Feuchte- und Witterungsschutz von Außenwandkonstrukti-
onen ist zu verstehen als Schutz vor:
Grundlage ist unter der Voraussetzung eines sachgerechten
nn Tauwasserbildung im Wandinnern (DIN 4108-3) Heiz- und Lüftungsverhaltens auch hier die Annahme von stan-
dardisierten Klimarandbedingungen. Mit diesem Ansatz wird in
nn Tauwasserbildung und Schimmelpilzgefährdung auf der DIN 4108-2 explizit formuliert, dass die raumseitige Oberflä-
raumseitigen Wandoberfläche (DIN 4108-2) chentemperatur – auch im Bereich von Wärmebrücken – durch-
gängig mindestens 12,6 °C betragen muss, damit sich an der
nn Schlagregen und Spritzwasser (DIN 4108-3) raumseitigen Oberfläche eine relative Luftfeuchte von nicht
mehr als 80 % einstellt und so die Gefahr von Schimmelpilz-
bildung ausgeschlossen werden kann. Hinweise zum sachge-
1.4.1 Begrenzung der Tauwasserbildung im Wandinnern rechten Nutzerverhalten können z.B. [10] und [11] entnom-
Es ist nachzuweisen, dass das ggf. in der Tauperiode (Winter- men werden.
monate) im Innern von Außenbauteilen anfallende Tauwasser in
der Verdunstungsperiode (Sommermonate) wieder ausdiffundie- Die notwendige raumseitige Oberflächentemperatur wird durch
ren kann. Gleichzeitig ist die anfallende Tauwassermenge auf den normativ geforderten Mindestwärmeschutz im normalen
1,0 kg/m2 bei kapillar wasseraufnahmefähigen Bauteilschich- Flächenbereich gewährleistet. Da die Oberflächentemperatur
ten und auf 0,5 kg/m2 bei kapillar nicht wasseraufnahme über die gesamte Gebäudehüllfläche eingehalten werden muss,
fähigen Bauteilschichten zu begrenzen. Dabei dürfen Baustoffe, ist jedoch der Einfluss von ggf. vorhandenen geometrisch oder
die mit Tauwasser in Berührung kommen, nicht geschädigt konstruktiv bedingten Wärmebrücken (z.B. durch Verankerungs-
werden. Für Konstruktionen aus Holz oder Holzwerkstoffen elemente) zu erfassen und durch eine wärmeschutztechnisch
muss deshalb die Erhöhung des massebezogenen Feuchte- optimierte Gesamtgestaltung und Detailausbildung auf ein un-
gehaltes begrenzt werden, zulässig ist eine Erhöhung um kritisches Maß zu minimieren.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 41
1.4.3 Schutz vor Schlagregen und Spritzwasser Die KS-Funktionswand bietet die wesentlichen Voraussetzungen
Nach DIN 4108-3 werden die Beanspruchungsgruppen I (ge- für einen guten Schallschutz gegen Außenlärm und zwischen
ringe Schlagregenbeanspruchung) bis III (starke Schlagregen- benachbarten Wohnungen, da mit einer hohen flächenbezo-
beanspruchung) definiert in Abhängigkeit von genen Masse des KS-Mauerwerks sowohl ein hohes Schall-
dämm-Maß erreicht als auch die flankierende Schallübertra-
nn regionalen klimatischen Bedingungen (Regenmenge und gung minimiert werden kann.
Windstärke),
nn örtlicher Lage (windgeschützt oder windausgesetzt) sowie 1.6 Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit
nn Gebäudeart (Hochhaus oder Flachbau). Im Hinblick auf die Gebrauchstauglichkeit sind insbesondere die
Beanspruchungen durch Temperatur- und Feuchtewechsel be-
züglich möglicher Eigen- und Zwängungsspannungen zu berück-
In DIN 4108-3 werden Beispiele genormter Wandkonstruktionen sichtigen. Wie in Bild 1 gezeigt, wird im Vergleich zu anderen
angegeben, die den Anforderungen an die jeweiligen Beanspru- Konstruktionen die tages- und jahreszeitliche Temperaturam-
chungsgruppen genügen, ohne andere Konstruktionen mit ent- plitude der tragenden Schicht durch die funktionale Trennung
sprechend gesicherter, praktischer Erfahrung auszuschließen. von der außen liegenden Wärmedämmung erheblich reduziert
Zu diesen Beispielen gehören u.a.: und damit die Risssicherheit deutlich erhöht.
nn Zweischaliges KS-Mauerwerk Die Dauerhaftigkeit von KS-Mauerwerk kann als bekannt vo-
rausgesetzt werden und wird auch durch die Beständigkeit ge-
nn Einschaliges KS-Mauerwerk mit allgemein bauaufsichtlich genüber UV-Beanspruchung und möglichem chemischen Angriff
zugelassenem Wärmedämm-Verbundsystem – z.B. durch Luftschadstoffe oder Reinigungsmittel – bestimmt.
Für die Wärmedämmung und den Witterungsschutz mit Baupro-
nn Einschaliges KS-Mauerwerk mit hinterlüfteter Außenwand dukten nach Norm oder nach allgemeiner bauaufsichtlicher Zu-
bekleidung nach DIN 18516 lassung liegen ebenfalls umfassende positive Erfahrungen zur
Dauerhaftigkeit vor.
2. Konstruktionsübersicht
Bei Gebäuden mit niedrigen Innentemperaturen oder Bauwer- nn Einschaliges KS-Mauerwerk mit Außenputz
ken ohne Anforderungen an den Wärmeschutz – wie z.B. Wirt-
schafts- und Industriegebäude oder landwirtschaftliche Bauten nn Einschaliges KS-Verblendmauerwerk
mmung mit Wärmedämmung mit Wärmedämmung mit Wärmedämmung mit Wärmedämmung mit Wärmedämmung
icht und verputzter und Luftschicht mit Luftschichtund verputzter
mit Wärmedämmung mit Wärmedämmung
Vormauerschale mit Wärmedämmung Vormauerschale
und Luftschicht und verputzter
Einschaliges KS-Mauerwerk Einschaliges KS-Mauerwerk
Vormauerschale
Einschalig
Einschaliges KS-Mauerwerk
3.1 Konstruktionsprinzip Bei dieser Konstruktion besteht eine klare funktionale Tren-
nung der einzelnen Bauteilschichten. Die Innenschale ist Teil
Zweischalige KS-Außenwände (zweischalige Wände mit Vorsatz- des Tragwerks und zugleich Wärmespeicher. Sofern das Mauer-
schale nach DIN EN 1996-1-1) bestehen aus einer tragenden werk der Innenschale ohne Stoßfugenvermörtelung ausgeführt
Innenschale und einer nichttragenden Außenschale, die beide wird, dient der Innenputz der Luftdichtheit. Die Außenschale
aus KS-Mauerwerk erstellt werden und durch den Schalenzwi- übernimmt die Aufgaben des Witterungsschutzes. Die Wärme-
schenraum getrennt sind (Bild 4). Die Außenschale kann als dämmung im Schalenzwischenraum bestimmt im Wesentlichen
KS-Verblendschale oder als verputzte Vorsatzschale ausgeführt den Wärmeschutz. Die beiden massiven Schalen zusammen er-
werden. Die baukonstruktive Unterscheidung erfolgt mit Bezug geben den besonders guten Schutz gegen Außenlärm.
zum Schalenzwischenraum wie folgt:
3.4 Komponenten
7
7
7
5 5
7
h 10 m 10 m < h 18 m 18 m < h 25 m
h 10 m 10 m < h 18 m 18 m < h 25 m
Bild 5 Erforderliche Ankeranzahl im Binnenland in Abhängigkeit von der Gebäudehöhe und Windlastzone
Der lichte Abstand der beiden Schalen (d.h. die Dicke des
Schalenzwischenraums) darf nach Norm höchstens 150 mm
betragen. Der vertikale Abstand der Drahtanker soll höchstens
500 mm, der horizontale Abstand höchstens 750 mm betra- am oberen Ende
gen. der Außenschale
Schalenabstand 40 bis 150 mm 100 bis 170 mm 100 bis 200 mm 120 bis 200 mm 200 mm > 200 bis 250 mm
Ankerlänge 103 bis 213 mm 250 bis 320 mm 250 bis 340 mm 280 bis 360 mm 275 bis 350 mm 380 bis 400 mm
2) 1)
Beispiele für Z-17.1-1062 Z-17.1-633 Z-17.1-463 Z-17.1-888 Z-17.1-825 Z-17.1-1155 2)
1)
Zulassungen (Bever GmbH) (Bever GmbH) 1) (Gebr. (Bever GmbH) (Bever GmbH); (Bever GmbH);
Bodegraven bv) Z-17.1-822, Z-17.1-1142 1),
Anlage 11) (H & R GmbH)
(H & R GmbH)
1)
Vormauerschale nur in Normalmauermörtel NM IIa zulässig
2)
Auch für Vormauerschalen aus Plan- oder Fasensteinen in Dünnbettmörtel zulässig
Bei Anforderungen an den Brandschutz (Gebäudeklasse nach Landesbauordnung) sind ggf. vorhandene Einschränkungen zur Verwendung von Dämmstoffen in den
abZ zu beachten.
Max. Schalenabstand > 150 bis 200 mm > 200 mm bis 250 mm
Tragschale Vollsteine, SFK 12 mit Normalmauermörtel NM IIa, Vollsteine, SFK 12 mit Normalmauermörtel NM IIa,
Dünnbettmörtel oder Leichtmauermörtel der Gruppe LM 36 Dünnbettmörtel oder Leichtmauermörtel der Gruppe LM 36
Ankerdurchmesser 4 mm 4 mm
Bohrerdurchmesser 8 mm 8 mm
Bohrlochtiefe 60 mm 60 mm
Beispiele für Z-17.1-825 mit Dübeln nach Z-21.2-1009 (Bever GmbH); Z-17.1-1138 mit Dübeln nach Z-21.2-1009 (Bever);
Zulassungen Z-17.1-822, Anlage 2 mit Dübeln nach Z-21.2-1732 Z-17.1-1142 mit Dübeln nach Z-21.2-1732 (H&R GmbH)
(H&R GmbH)
Bei Anforderungen an den Brandschutz (Gebäudeklasse nach Landesbauordnung) sind ggf. vorhandene Einschränkungen zur Verwendung der Dämmstoffe und
Dübel in den abZ zu beachten.
46 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
INFO
Gerade für die KS-Verblendschale ist die
Lieferform Werktrockenmörtel dem Bau-
stellenmörtel vorzuziehen:
15 bis 20 mm Fugenglattstrich Fugenglattstrich
Nachträgliche Verfugung nn Gleich bleibend hohe Qualität und
Sicherheit durch Gewährleistung einer
Ungünstige Ausführung
genaueren Dosierung der Mörtelaus-
gangsstoffe und damit einfache Hand-
habung auf der Baustelle
3.5.1 Standsicherheit
Aufgrund der hohen Druckfestigkeit der Kalksandsteine kann Bild 9 Verputzte Vormauerschale
die tragende Innenschale sehr schlank ausgeführt werden. Die
Mindestdicke beträgt nach DIN EN 1996-1-1 + NA 115 mm.
Tafel 6 Höhenabstand der Abfangung von Verblendschalen Zur Begrenzung der Beanspruchungen
muss die Höhe der Außenschale be-
Dicke der Außenschale Maximale Höhe Maximaler Überstand Höhenabstand der grenzt werden, so dass nach DIN EN
über Gelände über Auflager Abfangung 1996-2/NA folgende Abfangungen er-
forderlich werden (Tafel 6 und Bild 10):
9,0 cm d < 10,5 cm 20,0 m 1,5 cm ca. 6,0 m
10,5 cm d < 11,5 cm 25,0 m 1,5 cm ca. 6,0 m nn Außenschalen mit einer Dicke
d = 11,5 cm unbegrenzt 3,8 cm d/3 2 Geschosse t = 115 mm
Sollten in Höhenabständen von 12 m
d = 11,5 cm unbegrenzt 2,5 cm ca. 12,0 m
abgefangen werden. Sie dürfen bis zu
25 mm über ihr Auflager überstehen.
Werden sie alle 2 Geschosse abgefan-
gen oder sind sie nicht höher als 2 Ge-
Detail A
schosse, dürfen sie bis zu 38 mm über
ihr Auflager überstehen.
Verblend-
Trag- t 105 mm bis t < 115 mm
schale Dürfen bis zu einer Höhe von maximal
schale
25 m über Gelände geführt werden und
sind in Höhenabständen von ca. 6 m
A
Abfang- abzufangen. Bei Gebäuden mit bis zu
Konstruktion 2 Vollgeschossen darf ein Giebeldrei-
eck bis 4 m Höhe ohne zusätzliche Ab-
ca. 6 m
Dehnungs-
fuge fangung ausgeführt werden. Sie dürfen
bis zu 15 mm über ihr Auflager über-
stehen.
Detail B
B nn Außenschalen mit einer Dicke von
t 90 mm bis t < 105 mm
Verblend- Dürfen bis zu einer Höhe von maximal
schale
20 m über Gelände geführt werden und
Außenschale t 9,0 cm t < 10,5 cm Trag-
Gesamthöhe 20 m über Gelände schale sind ebenfalls in Höhenabständen von
ca. 6 m abzufangen. Bei Gebäuden mit
Außenschale t 10,5 cm t 11,5 cm KS-Wärme-
Gesamthöhe 25 m über Gelände ü 1,5 cm dämmstein bis zu 2 Vollgeschossen darf auch hier
ein Giebeldreieck bis 4 m Höhe oh-
ne zusätzliche Abfangung ausgeführt
werden. Sie dürfen bis zu 15 mm über
ihr Auflager überstehen. Wie oben er-
wähnt, müssen die Fugen bei Verblend-
Keller-
bzw. 2 Geschosse bzw. 2 Geschosse
Für die Ermittlung der Feuerwiderstandsdauer sind die baukon- Im Hinblick auf den Wärmeschutz stellen Konsolanker für die
struktiven Gegebenheiten (primär Dicke und Ausnutzungsfak- Abfangung der Außenschale bei Durchdringung der Dämmstoff-
FINAL
FINAL
tor) des KS-Mauerwerks der tragenden Innenschale maßge-
bend, eine ggf. brandschutztechnisch erforderliche Putzschicht
schicht Wärmebrücken dar, deren Einfluss anhand des punkt-
förmigen Wärmedurchgangskoeffizienten (chi) in Abhängigkeit
wird gleichwertig durch die Außenschale ersetzt. Fugendicht von den baukonstruktiven Gegebenheiten konkret zu ermitteln
stoffe oder Fugendichtungsbänder der Baustoffklasse B1 ist. Durch umfassende Wärmebrückenberechnungen am Fach-
(DIN 4102-1) sowie Dämmstoffe der Baustoffklassen B1 oder gebiet Bauphysik und Baukonstruktionen der TU Berlin [14]
B2 (DIN 4102-1) im Schalenzwischenraum haben keinen abmin konnte nachgewiesen werden, dass sich dieser Einfluss durch
dernden Einfluss auf die Einstufung. die Optimierung der Formgebung der Konsolanker deutlich ver-
ringern lässt.
3.5.3 Wärmeschutz Für den sommerlichen Wärmeschutz wirkt die tragende Innen-
Um besonders hochwärmedämmende Konstruktionen – z.B. schale als hohe speicherfähige Masse, da sie über die Wärme-
für den Passivhausstandard – zu erzielen, wird die Verwen- dämmung vom Außenklima weitgehend abgekoppelt ist. Durch
Tafel 7 U-Werte von zweischaligen KS-Außenwänden mit Wärmedämmung bzw. mit Wärmedämmung und Luftschicht
instationäre Wärmestromberechnungen sowie praktische Mes- höht werden. Wenn die flächenbezogene Masse der auf die In-
sungen wurde nachgewiesen, dass die gelegentlich geäußerte nenschale der Außenwand anschließenden Trennwände größer
Vermutung nicht zutrifft, dass bei Konstruktionen mit einer voll- als 50 % der flächenbezogenen Masse der inneren Schale der
ständigen Ausfüllung des Schalenzwischenraums mit Dämm- Außenwand beträgt, darf das Schalldämm-Maß Rw um 8 dB er-
stoff ein Wärmestau in der Außenschale entstehen würde. Die höht werden.“
Temperaturunterschiede zwischen hinterlüfteten und nicht hin-
terlüfteten Außenschalen sind sowohl im Sommer wie auch im Bei Sandwich-Elementen aus Beton oder bei Mauerwerk mit
Winter bei ansonsten gleichen Randbedingungen gering. Viel- einer Kerndämmung, die unter Verwendung von Hartschaum-
mehr wird die sommerliche Erwärmung durch die Absorption stoffen hergestellt werden, wird in DIN 4109-32 übergangs-
der Sonnenstrahlung und damit durch die Farbe der Fassade weise vorgesehen, dass das bewertete Schalldämm-Maß RDd,w
bestimmt. Helle Fassaden – wie sie bei KS-Verblendmauerwerk aus den flächenbezogenen Massen beider Schalen abzüglich
gegeben sind – wirken sich dabei besonders günstig aus, weil 2 dB ermittelt wird.
sie ein hohes Rückstrahlvermögen (Albedo) aufweisen.
Im Hinblick auf den Schlagregenschutz können zweischalige nn die Verwendung von KS-Verblendern, die die Frostwider-
Außenwände aus KS-Mauerwerk in der höchsten Beanspru- standsfähigkeit der Verblendschale gewährleisten und
chungsgruppe III nach DIN 4108-3 verwendet werden. Bei einer
Außenschale aus KS-Verblendern wird Feuchtigkeit, die durch nn die robuste Konstruktion mit hohem Widerstand gegenüber
Schlagregenbeanspruchung in die äußere Zone der Verblend- jeder Form von mechanischer Beanspruchung wie Stoß und
schale eindringt, durch die Kapillarität des Baustoffes verteilt Perforation.
und nach dem Ende der Regenphase durch Diffusionsvorgänge
wieder an die Außenluft abgegeben. Zur Erhöhung der Schlagre-
gensicherheit kann ggf. eine dampfdiffusionsoffene hydropho- Mit den baustofflichen und baukonstruktiven Eigenschaften er-
bierende Beschichtung auf die Verblendschale aufgebracht wer- gibt sich für zweischalige KS-Außenwände eine sehr hohe Le-
den, die gleichzeitig einer örtlich vorhandenen Veralgungsgefahr bensdauer mit nur geringen Wartungs- und Instandhaltungs-
entgegen wirkt – z.B. bei Standorten mit hohem Baumbestand. aufwendungen.
Bei einer Vorsatzschale aus KS-Mauerwerk mit Außenputz wird
der Schlagregenschutz durch das Putzsystem gewährleistet.
3.5.7 Gestaltung
Um ggf. eindringende Feuchtigkeit aus der Konstruktion ablei- Die Außenschale wird überwiegend großflächig erstellt und z.B.
ten zu können, dürfen in der KS-Verblendschale oben und un- durch Fugen, Fenster- und Türöffnungen oder Versätze struktu-
ten Lüftungs- bzw. Entwässerungsöffnungen angeordnet wer- riert. Durch die Ausführung in Sichtmauerwerk kann die Bauart
den. Das gilt auch für Brüstungsbereiche sowie für die Bereiche des (traditionell handwerklichen oder ingenieurmäßigen) Mauer-
über Türen oder Fenstern. werksbau visuell transportiert werden, für die gewünschte Ge-
staltung steht eine Vielzahl von frostwiderstandsfähigen Kalk-
sandsteinen zur Verfügung. Bei einer Ausführung mit Außenputz
3.5.5 Schallschutz kann wiederum auf die Möglichkeiten der aktuellen Putzmör-
Derzeit ist die nach DIN 4109-2 vorgesehene Berechnung der teltechnik in ihren vielfältigen Varianten von Farbgebung und
Schalldämmung zweischaliger Außenwände nach DIN EN 1996/ Oberflächenstruktur zurückgegriffen werden.
NA nicht möglich, da für die Luftschallverbesserung RDd,w von
massiven biegesteifen Verblendschalen aus Mauerwerk oder
Vorsatzschichten aus Beton mit Luftschicht oder Dämmschicht 3.6 Details
noch keine abgesicherten Angaben vorliegen. Ersatzweise wird
deshalb für zweischalige Außenwände mit Luftschicht für die 3.6.1 Dehnungsfugen in der Außenschale
Ermittlung der Schalldämmung der gesamten Konstruktion in Anordnung der Dehnungsfugen
Abschnitt 4.4.4. der DIN 4109-32 folgendes Verfahren vorge- Da die Außenschale den klimabedingten Einwirkungen unmittel-
schlagen: bar ausgesetzt ist, wird zur Begrenzung der Zwangsbeanspru-
chungen auf ein hinsichtlich von Rissbildungen unkritisches
„Bei zweischaligen Konstruktionen mit Luftschicht oder mit Kern- Maß eine Unterteilung durch Dehnungsfugen erforderlich. Über
dämmung aus mineralischen Faserdämmstoffen darf das be- die Höhe ist der Abstand der horizontalen Dehnungsfugen durch
wertete Schalldämm-Maß RDd,w aus der Summe der flächenbe- die Vorgaben der DIN EN 1996-2 + NA zur Abfangung (s.o.)
zogenen Massen der beiden Schalen […] ermittelt werden. Das festgelegt.
so ermittelte bewertete Schalldämm-Maß Rw darf um 5 dB er-
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 51
Umfangreiche Untersuchungen zur Ermittlung der rissfreien Zum optischen Verschluss von Fugen sind auch Abdeckprofile
Wandlänge wurden von Schubert ([15] bis [19]) durchgeführt, geeignet, die in die Fuge eingeklemmt oder eingeklebt werden.
der Nachweis kann explizit mit diesem Ansatz in Abhängigkeit Bei eingeklemmten Abdeckprofilen muss die vorgegebene Pres-
von den folgenden Parametern geführt werden: sung ausreichen, um ein Herausfallen des Profils bei Vergrö-
ßerung der Fuge oder Kontraktion des Profils zu verhindern –
nn Zugfestigkeit und Zugelastizitätsmodul des Mauerwerks in z.B. infolge Temperaturabnahme.
Wandlängsrichtung
nn m m
20
12
m
5–
m
6–
m
1
Behinderungsgrad am Wandfuß der
2
nn
1
weichelastische
6–
Außenschale alterungsbeständige
Schaumstoffschnur imprägniertes
Fugendichtungsband
Öffnungen mit
Höhenversatz
Konsolanker
Dehnungsfuge
Auflagertiefe
bzw. Überstand
nach Tafel 6
Bild 14 Zwischenabfangung
Auflagerwinkel Einfache Abfan-
gung über Öff-
nungen, ohne
Verschluss des
Schalenraums
Dehnungsfuge
horizontal Dehnungsfuge
vertikal
Bild 15 Abfangkonstruktion für Eckbereich mit höhenverstell- Bild 16 Übersicht unterschiedlicher Abfangkonstruktionen
baren Konsolankern
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 53
Sockel
Grundsätzlich ist die Ausbildung eines Sockels mit wasserab-
weisendem Sockelputz oder Dichtungsschlämme zu empfeh-
len. Der Sockelbereich ist einer erhöhten Spritzwasserbean-
spruchung ausgesetzt und mindestens 10 cm über Gelände
Bild 17 Attikaanschluss zu führen. Bei entsprechender Einfärbung (Pigmentierung) des
Putzes bzw. der Dichtungsschlämme sind Eindunklungen weni-
ger störend, die sich aufgrund der erhöhten Feuchtebeanspru-
ser Variante dürfen nicht frostwiderstandsfähige Mauersteine chung ergeben.
verwendet werden, für die jedoch im Bereich der Öffnungen
mit einer erhöhten Feuchte- und insofern auch Frostbeanspru- Um die Höhe des Spritzwasserbereichs weitestgehend auf
chung zu rechnen wäre. den Sockel beschränken zu können, ist es sinnvoll, einen
Kiesstreifen (ca. 50 cm breit und 20 cm tief) vor dem Ver
In KS-Verblendschalen dürfen oben und unten Lüftungs- bzw. blendmauerwerk anzuordnen. In diesen Fällen kann unter Um-
Entwässerungsöffnungen angeordnet werden. Die konkrete La- ständen auf einen Sockelputz verzichtet werden (siehe Bild 18
ge und die Fläche dieser Öffnungen werden nicht in DIN EN links). Wenn harte Beläge, Erdreich oder Rasen direkt an den
1996-1-1 und DIN EN 1996-2 oder den Nationalen Anhängen Sockelbereich anschließen, ist in jedem Fall die Anordnung
geregelt, jedoch kann DIN 1053-1 entsprechende Hinweise ge- eines wasserabweisenden Sockelputzes oder einer Dichtungs-
ben. Die Ausführung erfolgt entweder in Form von offenen (un- schlämme vorzusehen.
Tragschale
Verblend- Verblend-
schale Abdichtung schale
KS-Wärme-
dämmstein
Ausgleichs-
mörtel NM III
30
30
ü ü Dichtungs-
10
schlämme
10
und/oder
Sockelputz
Keller-
außenwand
Abdichtung mit
Schutzschicht
Unbeheizter
Keller
Maße in cm
Ein Herabführen der Verblendschale bis unter Gelände ist zwar DIN 18533 [20] (in Verbindung mit DIN (SPEC) 20000-202) fol-
möglich, da aber mit deutlich erhöhter Feuchte- sowie Frost- gende Bahnen eingesetzt werden:
beanspruchung und auch erhöhter Verschmutzung zu rechnen
ist, wird eine besonders sorgfältige Planung und Ausführung nn Bitumen-Dachbahnen mit Rohfilzeinlage (R 500)
notwendig. nach DIN EN 14967
Unbedingt zu vermeiden ist der Kontakt des Mauerwerks mit nn Bitumen-Dachdichtungsbahnen (G200DD/PV200DD)
Tausalzen, da hier die Struktur geschädigt wird. nach DIN EN 14967
Abdichtung
Die Abdichtungsfolie ist im Schalenraum
mit Gefälle nach außen zu verlegen, an
der Innenschale hoch zu führen und zu
befestigen. Die Befestigung (ca. 30 cm
Klebemörtel
über Gelände) erfolgt in der Regel durch
Ankleben z.B. mit Montagekleber oder
durch punktuelles Andübeln von Klemm- Wärmedämmschicht
leistenstücken. Dies ist völlig ausrei-
chend, da die Abdichtungsfolie nach der Armierungsschicht
Montage der Dämmstoffplatten in der La-
ge fixiert ist. Ein Einbinden der Abdich-
Außenputz
tungsfolie in die Lagerfugen der Innen- Innenputz
schale ist nicht erforderlich und bei z.B.
großformatigem Planstein-Mauerwerk
mit Dünnbettmörtel baupraktisch nicht
durchführbar. Zudem würde der Verbund KS-Mauerwerk
des tragenden Mauerwerks durch die Ab-
dichtungsfolie gestört werden.
und ca. 2 cm vor der Vorderkante der Verblendschale enden nn Die Entwässerungsöffnungen sind oberhalb der Abdichtung
zu lassen. Mit der mineralischen Dichtungsschlämme (MDS), des Schalenraums in der untersten Verblender-Schicht an-
die über die komplette Dicke der Verblendschale gezogen zuordnen.
wird, wird die Abdichtung des Schalenraums mit der Vertikal
abdichtung (nach DIN 18533) verbunden. Dabei ist ein Über- nn Sofern bei Konstruktionen mit Luftschicht die Entwässe-
lappungsbereich von ca. 10 cm einzuhalten [21]. Zur Haftver- rungsöffnungen am Fußpunkt gleichzeitig als Lüftungsöff-
besserung (z.B. im Übergang zu einer kunststoffmodifizierten nungen dienen, sind sie mindestens 10 cm über Gelände
Dickbeschichtung (PMBC) oder eines Sockelputzes) ist das Ab- anzuordnen.
streuen der Dichtungsschlämme im noch frischen Zustand mit
Sand zu empfehlen. nn Nach DIN 18533 ist die Entwässerung unterhalb Gelände
möglich, wenn sie in eine versickerungsfähige Verfüllung
erfolgt und die Stöße der Bahnen verklebt sind. Mit einer
Entwässerung höheren Durchfeuchtung der unteren Schichten des Ver
Auf eine planmäßige Entwässerung kann verzichtet werden und blendmauerwerks ist dabei zu rechnen. Erhöhte Frostbean-
wird in der Regel auch verzichtet. Falls dennoch Entwässerungs- spruchung sowie optische Beeinträchtigungen können die
öffnungen vorgesehen werden, sollten die folgenden Hinweise Folge sein.
berücksichtigt werden:
KS-Mauerwerks können die tragenden EPS- Mineralwolle- EPS- Mineralwolle- EPS- Mineralwolle-
Hartschaum Lamellen Hartschaum Platten Hartschaum Platten
Außenwände sehr schlank ausgeführt
werden, so dass sich ein deutlicher Nutz-
flächengewinn ergibt. Bei hoher Roh- Kunstharzputz Kunstharzputz Kunstharzputz –
dichte sind gleichzeitig der Schallschutz (organischer – (organischer – (organischer
Putz) Putz) Putz)
sowie der sommerliche Wärmeschutz ge-
Beschichtung
4.4 Komponenten
nn Mit DIN EN 13499 und DIN EN 13500 werden ebenfalls nur nn Systeme mit Schienenbefestigung: e 30 mm
allgemeine Anforderungen mit Bezug zu den Bewertungs-
und Zulassungsregelungen formuliert.
Bei fachgerecht ausgeführtem KS-Mauerwerk werden stets die
höchsten Anforderungen an die Ebenheit – nämlich die für die
Da die Eigenschaften von WDVS wesentlich durch die Abstim- Verwendung von ausschließlich verklebten WDVS – problem-
mung der Komponenten – wie z.B. in der Kombination von los eingehalten.
Dämmung und Unterputz oder Unterputz und Gewebeeinlage
– definiert werden, dürfen nur systemkonforme Komponenten
verwendet werden. Der Austausch einzelner Komponenten au- 4.4.2 Verankerung
ßerhalb der eindeutig formulierten Zulassungsbestimmungen Ausschließlich verklebte WDVS mit EPS-Dämmplatten werden teil-
ist unzulässig, die allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen oder vollflächig verklebt. Bei der teilflächigen Verklebung erfolgt
sind in diesem Sinne als „geschlossene System-Zulassungen“ der Kleberauftrag entweder mit einem Flächenanteil von ca.
zu verstehen. Im Hinblick auf die Detailgestaltung wird durch die 40 % nach der Wulst-Punkt-Methode (Bild 24) auf der Dämm-
Systemanbieter In Ergänzung zu Zulassungsbestimmungen eine plattenrückseite oder mit einem Flächenanteil von ca. 60 %
Vielzahl bewährter Konstruktionsdetails in Form von Verarbei- durch ein maschinelles, mäanderförmiges Aufspritzen des Kle-
tungsrichtlinien, technischen Merkblättern etc. herausgegeben. bemörtels (Bild 25) auf den tragenden Untergrund. Bei ebenen
50/60 cm
ø 10 cm
b 10 cm
A
100 cm/120 cm Dämm-
platten
Dämmplatte
Untergründen ist häufig auch eine vollflächige Verklebung im neralwolle) oder mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung
Kammbett zulässig, jedoch zeigen Erfahrungen, dass die Wulst- verwendet. Durch die Zulassung kann u.a. eine höhere Quer-
Punkt-Methode oder der mäanderförmige Auftrag hinsichtlich zugfestigkeit oder eine geringere Wärmeleitfähigkeit als nach
der erforderlichen Klebefläche eine höhere Ausführungssicher- Norm nachgewiesen werden.
heit aufweisen.
nn EPS-Dämmplatten
Ausschließlich verklebte WDVS mit Mineralwolle-Lamellen wer- Bei verklebten sowie verdübelten und verklebten WDVS wer-
den in der Regel vollflächig verklebt. Dabei ist der Klebemörtel den derzeit Dämmplatten aus expandiertem Polystyrol-Hart-
ausreichend in die Dämmplattenrückseite „einzumassieren“, schaum (EPS) bis zu einer maximalen Dicke von 400 mm
um einen hinreichenden Verbund zum hydrophobierten Dämm- verwendet. Die Querzugfestigkeit muss mindestens 80 kPa
stoff zu erzielen. Zunehmend werden vorbeschichtete Lamel- betragen oder bei nach MVV TB eingeschränkter Anwendung
len angeboten, die auch für eine teilflächige Verklebung – z.B. alternativ der Stufe TR 100 nach DIN EN 13163 entsprechen.
mit maschinellem, mäanderförmigem Klebemörtelauftrag auf Bei Systemen mit Schienenbefestigung werden Dämmplat-
den tragenden Untergrund mit einem Flächenanteil von mindes ten bis zu einer maximalen Dicke von 200 mm verwendet,
tens 50 % – zugelassen werden. Bei höherer Windsogbeanspru- die eine Querzugfestigkeit von mindestens 150 kPa aufwei-
chung wird nach den jeweiligen Zulassungsbestimmungen eine sen müssen (alternativ: Stufe TR 150 mit eingeschränkter
zusätzliche Verdübelung erforderlich (z.B. im Gebäuderandbe- Anwendung).
reich mit Windsoglasten von in den Zulassungen „alter“ Nor-
mung definierten -1,6 kN/m2 bis -2,2 kN/m2). Eine Variante sind Dämmplatten aus expandiertem und zusätz-
lich elastifiziertem Polystyrol-Partikelschaum, die bei WDVS
Bei verdübelten und verklebten WDVS richtet sich die Anzahl der gemäß allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung ggf. alterna-
erforderlichen Dübel u.a. nach der Güte des tragenden Unter- tiv eingesetzt werden dürfen. Elastifizierte EPS-Dämmplatten
grundes. Hier erweist sich KS-Mauerwerk als besonders trag- weisen eine geringere Steifigkeit auf, so dass sich eine Ver-
fähiger Untergrund. Im Hinblick auf die Windsogbeanspruchung besserung der schallschutztechnischen Eigenschaften erge-
ist darüber hinaus der Dübelkopfdurchzug durch den Dämmstoff ben kann. Im Vergleich zu nicht elastifizierten EPS-Dämmplat-
bemessungsrelevant. Maßgebend sind neben der Art und der ten ist jedoch gleichzeitig auch die Querzugfestigkeit reduziert.
Dicke des Dämmstoffes der Durchmesser und insbesondere die
Lage des Dübeltellers. Umschließt der Dübelteller das Beweh- Eine Weiterentwicklung hinsichtlich des Wärmeschutzes sind
rungsgewebe des Putzes, wird ein höherer Durchzugwiderstand die seit geraumer Zeit erhältlichen (grauen) Dämmplatten,
erzielt als bei Anordnung des Dübeltellers unterhalb des Gewe- die durch den Zusatz von Grafit- oder Aluminiumpartikeln ei-
bes direkt auf der Dämmstoffoberfläche. Hieraus ergibt sich ne geringere Wärmestrahlungsübertragung im Zwickelbereich
für den Nachweis der Standsicherheit die WDVS-Versagenslast der Polystyrolkügelchen aufweisen. Dadurch wird der Bemes-
nach europäischer technischer Bewertung sowie der abgeleite- sungswert der Wärmeleitfähigkeit auf bis zu 0,032 W/(m·K)
te Bemessungswert des WDVS-Widerstandes oder die WDVS- verringert. Ohne diesen Zusatz erreichen (weiße) Dämmplat-
Lastklasse nach allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung. ten einen Bemessungswert von 0,035 W/(m·K).
Die geforderten Werte der Querzugfestigkeit der Dämmstoffe Deshalb wird durch das DIBt für eine notwendige Zulassungsver-
sind nach den deutschen Zulassungsbestimmungen für WDVS längerung ggf. eine Zusammenstellung der jeweils ausgeführten
als Mindestanforderung an jeden Einzelwert einer Prüfserie de- Objekte vom Systemanbieter angefordert. Eine entsprechende
finiert und ergänzen die Regelungen der harmonisierten euro- Regelung ist zum Teil explizit in den Zulassungsbestimmungen
päischen Dämmstoffnormen, da in diesen mit der TR-Klassifi- für diese WDVS enthalten. Darüber hinaus ist zu beachten, dass
zierung die Angabe nur von Mittelwerten festgelegt ist. Gemäß gerade bei vergleichsweise neuen Dämmstoffen zum Teil be-
dem oben genannten EuGH-Urteil ist eine derartige nationale sondere Anforderungen an die abgestimmte Materialwahl der
„Nachregelung“ der Normung (hier als Forderung an den Kleinst- systemzugehörigen Kleber und Putzsysteme gestellt werden
wert anstelle des Mittelwerts) als unzulässig zu werten. Um das (z.B. bei Mineralschaum-Dämmplatten aufgrund ihrer hohen
bisherige Sicherheitsniveau von WDVS beizubehalten, muss Steifigkeit oder bei Phenolharz- und Polyurethan-Dämmplatten
eine Anpassung der für den Verwendbarkeitsnachweis erfor- zur Vermeidung irreversibler feuchtebedingter Verformungen).
derlichen Teilsicherheitsbeiwerte erfolgen. Bei Ansatz nur der
Mittelwerte (d.h. ohne Kenntnis der statistischen Größen zur Unabhängig vom verwendeten Dämmstoff sind die Dämmplat-
Streuung der Bauprodukteigenschaften) wird eine Erhöhung der ten dicht gestoßen im Verband zu verlegen (Bild 26). Dies gilt
Teilsicherheitsbeiwerte gegenüber dem bislang angewandten auch für Bauwerkskanten, an denen eine verzahnte Verlegung
Verfahren der Kleinstwertbetrachtung unumgänglich. Diese auszuführen ist. Stoßfugen im Bereich der Ecken von Wand-
Anpassung korrespondiert mit der aktuell durch die Muster- öffnungen sind unzulässig (Bild 27). In Ausnahmefällen nicht
Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen vorgege- dicht gestoßene Fugen sind nachträglich vollständig und ma-
benen signifikanten Einschränkung der Anwendung von WDVS terialgleich zu verfüllen.
mit ETA und Dämmstoffen nach TR-Klas-
sifizierung, z.B. hinsichtlich der Reduzie-
rung der „zulässigen“ Windlasten für ver-
klebte WDVS. Falsch Richtig
nn Mit Phenolharz-Dämmplatten in einer Bild 26 Verlegung von WDVS-Dämmplatten im Verband bzw. mit Verzahnung
maximalen Dicke von 200 mm kann
der Bemessungswert der Wärmeleit-
fähigkeit auf bis zu 0,021 W/(m·K)
reduziert werden. Die Befestigung er- Falsch Richtig
folgt ebenfalls durch Verdübelung und
Verklebung.
4.4.4 Putzsysteme
In überwiegender Anzahl werden Wärme-
~
0
20
40
dämm-Verbundsysteme ausgeführt, bei
0
~
Diagonale
denen der Witterungsschutz durch einen Zusatzgewebe
Außenputz erfolgt. Die diesbezüglichen
Putzsysteme bestehen aus einem Unter-
putz mit Gewebeeinlage und einem Ober- Gewebebewehrung
ü 100
putz, ein wesentliches Unterscheidungs-
merkmal ist die Art des Bindemittels:
−− Silikonputz (aus Silikonharzemulsion und Polymerdispersion) kann jedoch eine Aufteilung in Einzelfelder notwendig werden.
Im Einzelnen sind hier die systemspezifischen Vorgaben der all-
−− Silikatputz (aus Kali-Wasserglas und Polymerdispersion) gemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen zu beachten.
Weitere Unterschiede bestehen hinsichtlich der Dicke der Putz- 4.5 Systemeigenschaften
systeme (Dünn- oder Dickputze mit Einfluss insbesondere auch
auf den Schallschutz) und der Art der Ausführung und der resul- 4.5.1 Standsicherheit
tierenden Oberflächenstruktur (z.B. als Glatt-, Rau- oder Kratz- Der Nachweis der Standsicherheit von Wärmedämm-Verbund-
putz). systemen wird für den in den Zulassungsbestimmungen defi-
nierten Anwendungsbereich im Rahmen des Zulassungsver-
Kennzeichnend für die Putzsysteme sind u.a. die produktspe- fahrens systembezogen erbracht. Unter anderem ergeben sich
zifischen Eigenschaften hinsichtlich des notwendigen Feuch- hieraus die Anforderungen an
te- und Witterungsschutzes. Hier ergeben sich häufig gegen-
läufige Tendenzen. Ein in dampfdiffusionstechnischer Hinsicht nn den Untergrund (Beschaffenheit, Abreißfestigkeit, Eben-
günstiges Putzsystem mit geringer dampfdiffusionsäquivalenter heit, etc.),
Luftschichtdicke sd weist in der Regel eine höhere Wasserauf-
nahme w auf und umgekehrt. Auch aus diesem Grund wird der nn die Verankerung (Befestigungsart, Klebeflächenanteil,
Außenputz als Systembestandteil im Zusammenhang mit dem Anzahl der Dübel, etc.),
Dämmstoff in den Zulassungsbestimmungen exakt festgelegt.
nn die WDVS-Komponenten (Querzugfestigkeit, Abreißfestig-
Die Gewebeeinlage aus Textilglass-Gittergewebe hat – vergleich- keit, etc.).
bar mit der Bewehrung im Stahlbeton – in erster Linie die Funk-
tion, vorhandene Zugkräfte aufzunehmen und unvermeidliche
Rissbildungen auf ein hinsichtlich der Rissbreite und der Riss- Wie bereits erwähnt, kann aufgrund der Qualität des KS-Mauer
verteilung systemverträgliches Maß zu begrenzen. Beim Auf- werks die Verwendung von rein verklebten WDVS mit EPS-
bringen des Unterputzes ist zu beachten, dass die Gewebe- Dämmplatten oder Mineralwolle-Lamellen empfohlen werden.
einlage glatt und faltenfrei sowie ohne Hohllagen zu verlegen
ist und nicht geknickt werden darf. Das Textilglas-Gittergewe-
be soll etwa im äußeren Drittelspunkt der Unterputzdicke an- 4.5.2 Brandschutz
geordnet werden. Die Gewebebahnen sind mit einer Überlap- Die Anforderungen der Landesbauordnungen an die Baustoff-
pungsbreite von mehr als 100 mm auszuführen. Im Bereich klasse der Wärmedämm-Verbundsysteme richten sich nach der
von Fenster- bzw. Türöffnungen sind die Öffnungsecken mit dia- Gebäudeklasse und sind der Tafel 8 zu entnehmen.
gonal ausgerichteten, ausreichend großen
Gewebestreifen (ca. 400 mm · 200 mm)
zusätzlich zu bewehren (Bild 28). Tafel 8 Brandschutzanforderungen an Wärmedämm-Verbundsysteme
Die überwiegend verwendeten WDVS mit Putz und einer Wär- nichtbrennbaren Mineralwolle-Lamellen oder Mineralwolle-
medämmung aus expandiertem Polystyrol-Hartschaum oder Dämmplatten auszuführen. Vorgesetzt – in der Dämmstoff-
aus Mineralwolle können exemplarisch anhand der aktuellen ebene – montierte Fenster sind zusätzlich seitlich in den
Zulassungsbestimmungen brandschutztechnisch wie folgt klas- Laibungen nichtbrennbar einzufassen. Alternativ können
sifiziert werden: umlaufende Brandriegel in mindestens jedem zweiten Ge-
schoss angeordnet werden. Bei Dämmstoffdicken von mehr
nn Normalentflammbare WDVS mit mindestens normalent- als 300 mm ist aktuell in einzelnen Zulassungen die nicht-
flammbaren EPS-Dämmplatten brennbare Ausbildung der Stürze und Laibungen geregelt.
nn Schwerentflammbare WDVS mit schwerentflammbaren EPS- −− Zusätzliche konstruktive Anforderungen beziehen sich auf
Dämmplatten und zusätzlichen konstruktiven Brandschutz- die EPS-Dämmplatten (z.B. zur Begrenzung der Rohdichte
maßnahmen (Bilder 29 bis 31): und zur Verwendung von Klebemörteln und Klebeschäumen)
und auf die Art und Ausführung der Putzsysteme (z.B. zur
−− Brandbeanspruchung von außen: Als Schutz sind bei Dämm- Gewebeeinlage und zur Putzdicke).
stoffdicken bis zu 300 mm drei umlaufende Brandriegel im
Bereich bis zur Decke über dem 2. Obergeschoss und ggf. nn Normal-/schwerentflammbare WDVS mit normal-/schwer
zusätzlich unterhalb z.B. eines – in wesentlichen Bestand- entflammbaren Mineralwolle-Dämmplatten/Mineralwolle-
teilen – brennbaren Daches anzuordnen. Diese Brandrie- Lamellen
gel müssen aus Mineralwolle-Lamellen (nicht brennbar und
nicht glimmend mit einer Rohdichte zwischen 60 kg/m3 nn Nichtbrennbare WDVS mit nichtbrennbaren Mineralwolle-
und 100 kg/m3 und einer Querzugfestigkeit von mindes Dämmplatten/Mineralwolle-Lamellen und zusätzlichen kons-
tens 80 kPa) oder Mineralwolle-Dämmplatten (nicht brenn- truktiven Brandschutzmaßnahmen (Begrenzung der Roh-
bar und nicht glimmend mit einer Rohdichte von mindes dichte und des PCS-Brenn-Werts der Mineralwolle sowie Ein-
tens 90 kg/m3 und einer Querzugfestigkeit von mindes schränkungen in der Kombination der Putzsysteme).
tens 5 kPa) jeweils aus Steinfasern (Schmelzpunkt min
destens 1.000 °C) bestehen. Bei Dämmstoffdicken von
mehr als 300 mm ist (zusätzlich) die Ausführung einer Eine zusammenfassende Darstellung der konstruktiven Brand-
nichtbrennbaren Außenwandbekleidung (z.B. eines nicht- schutzmaßnahmen ist in [29] enthalten. Detaillierte Vorgaben
brennbaren WDVS) im Erdgeschoss und im 1. Oberge- für WDVS mit abZ sind den jeweiligen Zulassungsbestimmungen
schoss erforderlich. zu entnehmen, mit Einschränkungen übereinstimmende Rege-
lungen für WDVS mit ETA enthält Anhang 11 der Muster-Ver-
−− Brandbeanspruchung aus den Fensteröffnungen: Als Schutz waltungsvorschrift Technische Baubestimmungen. Im Rahmen
sind bei Dämmstoffdicken zwischen 100 und 300 mm ab der Zulassungsbestimmungen können derzeit auch alternati-
dem 3. Obergeschoss die Stürze oberhalb aller Fenster aus ve Brandschutzmaßnahmen geregelt werden. Beispiel ist bei
max. 1,0 m Brandriegel (Höhe mindestens 200 mm) gegen Brandbeanspruchung von außen
Z-BR
Unterhalb nn aus
nichtbrennbaren Mineralwolle-Lamellen (oder alternativ: Mineralwolle-
brennbarer Dämmplatten) aus Steinfasern
Bauprodukte
nn 1.
– 3. Brandriegel mit mineralischem Klebemörtel vollflächig angeklebt und
(z.B. Dach)
zusätzlich mit zugelassenen WDVS-Dübeln verdübelt
nn Zusatz-Brandriegel
unterhalb brennbarer Bauprodukte, nur angeklebt, wenn
keine Verdübelung infolge Windsoglasten zusätzlich erforderlich wird
nn Mit
mineralischem Klebemörtel vollflächig angeklebt und ggf. zusätzlich mit
zugelassenen WDVS-Dübeln verdübelt
2. BR
In Höhe Decke nn Gewebeeinlage des Putzsystems im Kantenbereich mit Gewebeeckwinkeln
1. Geschoss max. 3,0 m verstärkt
über OKG
nn In
der Dämmstoffebene montierte Fenster sind dreiseitig nichtbrennbar
1. BR max. 0,9 m (oberhalb/links/rechts) einzufassen
Oberkante Gelände
Bild 29 Schwerentflammbare WDVS mit EPS (d 300 mm) – Ausbildung mit umlaufenden Brandriegeln sowie Schutz der Fensteröffnungen
62 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
max. 1,0 m Brandriegel (Höhe mindestens 200 mm) gegen Brandbeanspruchung von außen
Z-BR
Unterhalb nn aus
nichtbrennbaren Mineralwolle-Lamellen (oder alternativ: Mineralwolle-
brennbarer Dämmplatten) aus Steinfasern
Bauprodukte
(z.B. Dach)
nn 1.
– 3. Brandriegel mit mineralischem Klebemörtel vollflächig angeklebt und
max. 0,5 m zusätzlich mit zugelassenen WDVS-Dübeln verdübelt
nn Zusatz-Brandriegel
unterhalb brennbarer Bauprodukte, nur angeklebt, wenn
keine Verdübelung infolge Windsoglasten erforderlich wird
nn Mit
mineralischem Klebemörtel vollflächig angeklebt und ggf. zusätzlich mit
2. BR zugelassenen WDVS-Dübeln verdübelt
In Höhe Decke
1. Geschoss max. 3,0 m nn Gewebeeinlage des Putzsystems im Kantenbereich mit Gewebeckwinkeln ver-
über OKG
stärkt
1. BR
max. 0,9 m
Oberkante Gelände
Bild 30 Schwerentflammbare WDVS mit EPS (d 300 mm) – Ausbildung alternativ nur mit umlaufenden Brandriegeln
Bild 31 Schwerentflammbare WDVS mit EPS (d > 300 mm) – Ausbildung mit nichtbrennbarer Außenwandbekleidung unten und
umlaufenden Brandriegeln sowie Schutz der Fensteröffnungen
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 63
FINAL
Tafel 9 U-Werte von einschaligen KS-Außenwänden mit Wärmedämm-Verbundsystem
Zur Berechnung der U-Werte sind ausschließlich Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit B anzusetzen.
1)
Bei anderen Dicken oder Steinrohdichteklassen ergeben sich nur geringfügig andere U-Werte.
WDVS mit EPS-Dämmplatten der Schutz vor Brandbeanspru- Dübel zeichnen sich durch einen geringen Wärmeverlustkoef-
chung aus den Fensteröffnungen durch die Ausführung des fizienten (chi) aus, der den Dübel-Zulassungen entnommen
Putzsystems mit einer zusätzlich vorgelegten Gewebeschlau- werden kann. Der Nachweis muss nach dem in den Zulassungs-
fe im Sturzbereich bei Verwendung von entsprechend zuge- bestimmungen angegebenen Algorithmus erbracht werden. In
lassenen Dämmplatten. Ebenfalls geregelt ist hier ggf. die Tafel 10 wird – in Abhängigkeit vom Wärmeverlustkoeffizienten
Ausführung von vertikalen Brandriegeln zur Überbrückung von der Dübel und von der Dämmstoffdicke – die Dübelanzahl an-
Brandwänden, die in durchlaufende Außenwände einbinden. gegeben, ab der ein Nachweis des Wärmebrückeneinflusses
erforderlich wird. Bei ausschließlich verklebten WDVS, deren
Für eine umfassende Darstellung der brandschutztechnischen Ausführung gerade bei Außenwänden aus KS-Mauerwerk prin-
Anforderungen an WDVS zur Vermeidung eines Brandüber- zipiell zu empfehlen ist, erfolgt systembedingt keine Abminde-
schlags im Bereich von Gebäudeabschluss- und Gebäudetrenn- rung des Wärmeschutzes.
wänden wird auf die Ausführungen im Kapitel Brandschutz die-
ses Planungshandbuches verwiesen. Bei üblicher Fassadengestaltung ist nach Energieeinsparverord-
nung EnEV der Nachweis eines ausreichenden sommerlichen
Die brandschutztechnisch vergleichbare Klassifizierung von Wärmeschutzes erforderlich und mit dem in DIN 4108-2 be-
WDVS mit anderen Dämmstoffen ergibt sich jeweils aus den schriebenen Verfahren zu führen. Nur bei einem vergleichswei-
konkreten Zulassungsbestimmungen, so können z.B. Mineral se geringen Fensterflächenanteil kann in Abhängigkeit von der
schaum-Dämmplatten ebenfalls für nichtbrennbare WDVS ein- Orientierung der Fenster auf diesen Nachweis verzichtet wer-
gesetzt werden. den. Ziel der Anforderungen ist es, durch geeignete bauliche
Maßnahmen – z.B. durch eine schwere Bauart mit hoher spei-
Die Feuerwiderstandsdauer des tragenden Untergrundes wird cherfähiger Masse – unzumutbare Temperaturen zu vermeiden
durch die baukonstruktiven Gegebenheiten des KS-Mauerwerks und damit auf eine aktive Kühlung verzichten zu können. Auf-
definiert, bei Verwendung von nichtbrennbaren Dämmstoffen grund der hohen Wärmespeicherfähigkeit von Außenwänden
kann das WDVS als Ersatz für eine ggf. brandschutztechnisch aus KS-Mauerwerk ergeben sich bei Verwendung von WDVS
erforderliche Putzschicht angesetzt werden. – und ebenso bei hinterlüfteten Außenwandbekleidungen und
4.5.3 Wärmeschutz Tafel 10 Dübelanzahl n je m2, ab der eine rechnerische Berücksichtung des punktuellen
Die Anforderungen an den winterlichen Wärmebrückeneinflusses erforderlich ist (Regelung in WDVS-Zulassung)
Wärmeschutz sind mit Wärmedämm-Ver-
bundsystemen problemlos erfüllbar, da χP 60 d 100 100 < d 150 d > 150
eine Vielzahl von Dämmstoffen mit ge- [W/K] [mm] [mm] [mm]
ringer Wärmeleitfähigkeit und mit Dicken 0,008 n4 n4 n4
bis zu 400 mm angeboten wird.
0,006 n5 n4 n4
Der Wärmedurchgangskoeffizient der Au- 0,004 n7 n5 n4
ßenwandkonstruktion ist für WDVS mit
0,003 n9 n7 n5
Verdübelung und hoher Dübelzahl oder
bei Verwendung von thermisch ungüns 0,002 n 13 n9 n7
tigen Dübeltypen unter Berücksichtigung 0,001 n 17 )1
n 171)
n 13
eines ggf. punktuell erhöhten Wärmever- 1)
Maximale Dübelanzahl ohne gegenseitige Beeinflussung
lustes zu ermitteln. Thermisch günstige
64 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
nn Wasseraufnahmekoeffizient: w 0,5 kg /(m2 · h0,5) Bei der Ermittlung der horizontalen oder vertikalen Schalllängs-
leitung im Gebäude kann der Einfluss eines WDVS vernachläs-
nn dampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke: sd 2,0 m sigt werden, es wird nur die Wandkonstruktion aus KS-Mauer-
werk berücksichtigt.
nn Begrenzung des Produkts w · sd : w · sd 0,2 kg /(m · h0,5)
Die Berechnung des Schalldämm-Maßes der gesamten Wand-
konstruktion einschließlich WDVS (oder auch z.B. von zweischa-
Detaillierte Angaben zu den Unter- und Oberputzen (oder ligem KS-Mauerwerk) wird durch den KS-Schallschutzrechner
„Schlussbeschichtungen“) können den Zulassungsbestim- [30] ermöglicht.
mungen entnommen werden.
Tafel 11 Korrekturwerte Rw für das bewertete Schalldämm-Maß bei Verwendung eines WDVS – Beispiel (WDVS mit elastifizierten EPS-
Dämmplatten auf 17,5 cm KS-Außenwand, RDK 1,8)1)
Die angebotene Farbvielfalt wird mit pigmentierten Oberputzen Im Bereich von Anschlüssen an angrenzende Bauteile – wie
oder durch zusätzliche Farbbeschichtungen erzielt. Um tempe- z.B. beim Blendrahmenanschluss – sind ebenfalls Systemlö-
raturbedingte Zwängungsspannungen zu begrenzen, sollte der sungen zu verwenden, z.B. mit spezieller Anputzleiste und Fu-
Hellbezugswert der Oberflächen 20 nicht unterschreiten (es gendichtungsband. Fenstersohlbänke sind mit einer seitlichen
sind also möglichst helle Oberflächen anzustreben) und bei Aufkantung sowie Unterschnitt im Laibungsbereich des WDVS
in der Fläche unterschiedlich verwendeten Farbtönen nicht zu anzuschließen. Dabei ist insbesondere bei Aluminium-Sohlble-
stark differieren. Durch den Einsatz von neu entwickelten Be- chen auf eine Schiebestoßausbildung zu achten, um eine zwän-
schichtungssystemen wird jedoch auch die Nutzung von dunk gungsfreie Verformungsmöglichkeit zu gewährleisten.
len Farbtönen unterhalb dieses Grenzwerts möglich. Da der
Hellbezugswert jedoch nur das sichtbare Spektrum der Solar- Bei allen Anschlüssen und Fugen muss der erforderliche Schutz
strahlung berücksichtigt, ist in diesem Fall zusätzlich der TSR- vor einer Hinterläufigkeit oder Hinterströmung des WDVS dau-
Wert zu Bewertung heranzuziehen. Der TSR-Wert beschreibt erhaft gewährleistet sein.
das Reflexionsverhalten über das gesamte Spektrum (Total So-
lar Reflectance) und sollte nach derzeitigem Erkenntnisstand In Form von Verarbeitungsrichtlinien, technischen Merkblättern
nicht weniger als 25 betragen [31]. etc. werden durch die Systemanbieter eine Vielzahl bewährter
Konstruktionsdetails herausgegeben, die über die Angaben in
Abweichend von der „klassischen“ Variante mit Putz ergeben den allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen hinausgehen.
sich mit keramischen Bekleidungen oder Naturwerksteinbeklei- Im Hinblick auf die Vermeidung von Wärmebrücken ist zudem
dungen in unterschiedlichen Formaten weitere vielfältige Ge- auf Beiblatt 2 zu DIN 4108 und die wärmeschutztechnisch op-
staltungsmöglichkeiten. timierten KS-Details zu verweisen [32].
Hinterfüllschnur
Überlappung der
Dichtstoff
nach DIN 18540
KS-Mauerwerk oder KS-Mauerwerk
Bewehrung
imprägniertes
Wärme- Dichtungsband Wärme-
dämmung dämmung Fugenschlaufen-Profil
Fugenprofil mit angearbeiteter
Putzsystem (nicht rostender Putzsystem Gewebebewehrung
Stahl)
Bild 32 Kantenprofil mit werkseitig an- Bild 33 Dehnungsfugenausbildung mit Bild 34 Dehnungsfugenausbildung mit
gearbeitetem Gewebestreifen Dichtstoff Dehnungsfugenprofil
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 67
Das baukonstruktive System (Bild 35) besteht aus den auf- Hinterlüftete Außenwandbekleidungen sind in Form von klein-
einander abgestimmten Komponenten der hinterlüfteten Au- formatigen Schiefer- oder Holzschindel-Bekleidungen bereits
ßenwandbekleidung (oder auch vorgehängten hinterlüfteten seit dem Mittelalter bekannt. Zeugen dieser Bauweise finden
Fassade) mit einer Verankerung im tragenden Untergrund aus sich beispielsweise in der Eifel, im Harz, in Thüringen und in
KS-Mauerwerk: Sachsen. Dabei sind bis heute die Deckungsbilder, wie die
„Deutsche Deckung“, die „Wabendeckung“ oder die „Schablo-
nn Bekleidung mit Befestigung an der Unterkonstruktion nendeckung“, traditionell überliefert. Hinterlüftete Außenwand-
bekleidungen mit großformatigen Platten aus z.B. Naturwerk-
nn Unterkonstruktion mit Verankerung im tragenden Untergrund stein oder Keramik werden seit dem 20. Jahrhundert verwendet.
Unterkonstruktion: Holz
Dämmstoff: Mineralwolle
senkr. Schnürabstand
waager. Schnürabstand
150 mm
Üb
5 mm
er
de
ck
u
ng
5.4.4 Wärmedämmung Trennung der Wandhalter vom Untergrund mit einer wärmedäm-
Die Wärmedämmung muss – bei in der Regel geschossüber menden Unterlagscheibe z.B. aus geschlossenzelligem Hart-PVC
greifendem Hinterlüftungsraum – aus nicht brennbaren Dämm- (Bild 40) minimiert werden. Eine neue Entwicklung sind Wand-
stoffen bestehen. Verwendet werden unkaschierte oder vlieska- halter mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung, die eine
schierte Dämmplatten aus Mineralwolle mit Wärmeleitfähigkeiten thermische Trennung in ihrem tragenden Querschnitt aufweisen.
vorwiegend zwischen 0,032 W/(m·K) und 0,040 W/(m·K), die für
den Anwendungsbereich WAB nach DIN 4108-10 geregelt sind. Bei geringeren Anforderungen an den Brandschutz, d.h. unter
der Voraussetzung einer nicht geschossübergreifenden Hinter-
Die Dämmplatten sind durchgehend wasserabweisend, die mög- lüftung, können nach jeweiliger Landesbauordnung in den Ge-
liche werkseitige Kaschierung mit einem dampfdiffusionsof- bäudeklassen 1 bis 3 normalentflammbare Dämmstoffe und
fenen Glasvlies dient als zusätzlicher Witterungsschutz wäh- in den Gebäudeklasse 4 und 5 schwerentflammbare Dämm-
rend der Bauphase, zudem wird durch ein schwarzes Glasvlies stoffe verwendet werden. Die geschossweise erforderliche und
erreicht, dass bei Bekleidungen mit offenen Fugen der Dämm- vollständige Unterbrechung der Hinterlüftung ist jedoch mit er-
stoff optisch nicht erkennbar ist. heblichen Problemen hinsichtlich des erforderlichen Feuchte-/
Wasserdampftransports verbunden. Insofern ist dieser Ansatz
Die Verlegung der Dämmplatten erfolgt grundsätzlich dicht ge- mit Ausnahme von eingeschossigen Gebäuden als Sonderfall
stoßen im Verband (Bild 38). Dabei muss die Wärmedämmung zu werten, z.B. für den räumlich bedingten (und detailliert zu
auch an angrenzende Bauteile und insbesondere an die Un- planenden) Einsatz von „Vakuum-Isolations-Paneelen (VIP)“ mit
terkonstruktion dicht angepasst werden, um Wärmebrücken äußerst geringer Wärmeleitfähigkeit. Darüber hinaus ist zu be-
zu vermeiden. Die Dämmplatten sind hohlraumfrei zum Unter- rücksichtigen, dass mit dieser Ausführung von den Vorgaben
grund zu verlegen, um eine Hinterströmung durch die Außen- der VOB – Teil C (hier DIN 18351) zur Verwendung ausschließ-
luft zu verhindern. lich von Mineralwolle-Dämmplatten abgewichen wird.
Bei der Ermittlung des Wärmedurchgangskoeffizienten der ge- An den Kopf- und Fußpunkten der hinterlüfteten Außenwandbe-
samten Außenwandkonstruktion ist der Einfluss der der Veran- kleidung sind Be- und Entlüftungsöffnungen von 50 cm2/(lfd. m
kerung der Unterkonstruktion zu berücksichtigen [34]. Punk- Fassadenlänge) anzuordnen, die mit so genannten Insektengit-
tuelle Beeinträchtigungen können hier durch die thermische tern oder Ähnlichem gesichert werden sollten.
8 40 100 8
Bild 38 Anordnung von Bild 39 Dämmstoffhalter mit Bild 40 Maßnahmen zur Minimierung
Dämmstoffhaltern Tiefenanschlag des Wärmebrückeneinflusses
von Wandhaltern (aus [35])
70 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Montage
ohne
Nietsetz-
lehre
Fest-
punkt
Dämm-
schicht
Montage
mit
Nietsetzlehre Gleitpunkt
Bild 41 Sichtbare Nietbefestigung von großformatiger Bekleidung Bild 42 Nicht sichtbare Befestigung von großformatiger Beklei-
dung mit Hinterschnittdübeln
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 71
Profilband
aus EPDM
Unterlegscheibe aus EPDM
Unterleg-
scheibe
Trichterscheibe aus EPDM aus nicht
rosten-
1,5
dem Stahl
1,5 10
1,5 1,5
15
1
2 d
10 10 10
Profilsteg
d Ankersteg
30
Bild 43 Sichtbare Schraubbefestigung Bild 44 Nicht sichtbare Befestigung mit Bild 45 Nicht sichtbare Befestigung in
von Naturwerksteinbekleidungen Profilstegen den Bekleidungsplatten mit
Hinterschnittdübeln
festigungsmittel auch als punktuelle Gestaltungselemente für verzichtet werden kann, wenn eine dauerhaft wirksame verti-
die Fassaden eingesetzt. kale Windsperre im Bereich der Gebäudekanten (Bild 46) ange-
Belüftungsspalt
Bild 46 Vertikale Windsperre im Bereich von Gebäudekanten zur Reduzierung der Windsoglasten im Randbereich [35]
72 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
ordnet wird und die Außenwandbekleidung eine ausreichende Die Brandsperren müssen über mindestens 30 Minuten ausrei-
Durchlässigkeit aufweist. Eine diesbezügliche Regelung wurde chend formstabil sein (z.B. aus Stahlblech mit einer Dicke von
mit einer Begrenzung der Luftschichtdicke in DIN EN 1991-1-4 mindestens 1 mm) und im tragenden Untergrund in Abständen
und den zugehörigen Nationalen Anhang aufgenommen. von höchstens 60 cm verankert werden. Unterkonstruktionen
aus brennbaren Baustoffen sind im Bereich der Brandsperren
vollständig zu trennen. Die Größe von Öffnungen in den Brand-
5.5.2 Brandschutz sperren ist auf 100 cm2/(lfd. m Fassadenlänge) begrenzt. Die
Die Vorgaben der Landesbauordnungen zur Baustoffklasse der Öffnungen können als gleichmäßig verteilte Einzelöffnungen
Einzelkomponenten sind unter Einbeziehung der zusätzlichen oder als durchgehender Spalt angeordnet werden.
Anforderungen bei geschossübergreifender Hinterlüftung (d.h.
im Regelfall bei mehrgeschossigen Bauten) in der Tafel 13 dar- Nicht erforderlich sind diese horizontalen Brandsperren
gestellt.
FINAL nn bei Außenwänden ohne Öffnungen,
Als ergänzende konstruktive Anforderung zur Verhinderung einer
Brandausbreitung sind nach den Regelungen im Anhang 6 der nn wenn durch die Fensteranordnung eine Brandausbreitung
Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen in im Hinterlüftungsraum ausgeschlossen ist (z.B. bei durch-
jedem zweiten Geschoss horizontale Brandsperren im Hinter- gehenden Fensterbändern) oder
lüftungsraum zwischen dem tragenden Untergrund und der Be-
kleidung anzuordnen. Bei üblicherweise außenliegender Wärme- nn bei Verwendung von ausschließlich nichtbrennbaren Bau-
dämmung genügt der Einbau zwischen den Dämmplatten und stoffen für alle Bauteile, wenn der Hinterlüftungsraum im
der Bekleidung, wenn der Dämmstoff im Brandfall formstabil Laibungsbereich von Öffnungen umlaufend im Brandfall
ist und einen Schmelzpunkt von mehr als 1.000 °C aufweist. über mindestens 30 Minuten formstabil verschlossen ist.
Tafel 13 Brandschutzanforderungen an die Komponenten von Der Hinterlüftungsraum mit einer maximal zulässigen Tiefe von
hinterlüfteten Außenwandbekleidungen 50 mm (bei Holz-Unterkonstruktionen) bzw. 150 mm (bei Me-
tall-Unterkonstruktionen) darf zudem nicht über eine Brand-
Bauprodukt Baustoffanforderung wand geführt werden. Als entsprechend erforderliche vertikale
(Bauteil) Brandsperre ist der Hinterlüftungsraum mindestens in Brand-
Gebäudeklassen
wanddicke mit einem im Brandfall formstabilen Dämmstoff mit
1 bis 3 4 und 5 Hochhäuser einem Schmelzpunkt von mindestens 1.000 °C zu schließen.
Bekleidung normal schwer nichtbrennbar
entflammbar entflammbar Die Einstufung der Feuerwiderstandsdauer der Außenwand er-
Unter- normal schwer nichtbrennbar folgt anhand der baukonstruktiven Gegebenheiten des KS-Mau-
konstruktion entflammbar entflammbar1) erwerks, die hinterlüftete Außenwandbekleidung ist in ihrem
brandschutztechnischen Einfluss wie eine Putzschicht zu be-
Wärme nicht- nichtbrennbar2) nichtbrennbar2)
dämmung brennbar2) 3) rücksichtigen.
1)
Die Verwendung von normalentflammbaren Baustoffen (z.B. stabförmige
Unterkonstruktionen aus Holz) ist zulässig, wenn die Brandausbreitung
„ausreichend lang begrenzt ist“. 5.5.3 Wärmeschutz
2)
Gilt nicht für die Dämmstoffhalter. Mit hinterlüfteten Außenwandbekleidungen können auch die
3)
Nach Empfehlung FVHF e.V.
höchsten Anforderungen an den winterlichen Wärmeschutz er-
füllt werden, da durch die Dimensionierung der Unterkonstruk Der Schutz vor Schlagregen und Spritzwasser erfolgt im Zusam-
tion und der Verankerung nahezu jede beliebige Dämmstoffdi- menwirken der Bekleidung mit der Hinterlüftung. Durch die Be-
cke eingesetzt werden kann. Wie bereits oben ausgeführt, sind kleidung wird die Menge der eindringenden Feuchte begrenzt,
dabei punktuelle Beeinträchtigungen im Bereich der Veranke- durch die Hinterlüftung wird diese Feuchte in Form von Was-
rung, soweit nicht durch konstruktive Maßnahmen zur ther- serdampf in kurzer Zeit nach außen abgeführt.
mischen Trennung ausgeschlossen, bei der Ermittlung des Wär-
medurchgangskoeffizienten zu berücksichtigen. Bei traditionellen kleinformatigen Bekleidungselementen erfolgt
der Witterungsschutz im Bereich der Fugen durch die notwen-
Im Hinblick auf den sommerlichen Wärmeschutz erweisen sich dige Überdeckung (Bild 47). Bei großformatigen Bekleidungs-
Außenwände aus KS-Mauerwerk mit hinterlüfteten Außenwand- elementen sind offene Fugen möglich, wenn die Fugenbreite
bekleidungen aufgrund der Wärmeabfuhr durch die Hinterlüf- maximal 10 mm beträgt und der Abstand der Bekleidung zur
tung der Bekleidung, der außen liegenden Wärmedämmung und Wärmedämmung gegenüber den Mindestanforderungen nach
der innen liegenden hohen speicherfähigen Masse als beson- DIN 18516-1 auf 40 mm erhöht wird. Unter diesen Vorausset-
ders günstig. Auf Grundlage der Ergebnisse von aktuellen Un- zungen ist die eindringende Feuchte von vernachlässigbarer
tersuchungen erscheint perspektivisch zudem die Nutzung der Größenordnung, da bei Verwendung von hydrophobierten Mine-
im Hinterlüftungsraum anfallenden Wärme zur energetischen ralwolle-Dämmplatten lediglich ein 3 bis 4 cm breiter Streifen
Gebäudeoptimierung möglich. im Fugenbereich bis zu einer Tiefe von ca. 1 mm durchfeuch-
tet und die Feuchte nach Beendigung
der Regenphase durch Dampfdiffusi-
Tafel 15 Untersuchungsergebnisse der Schalldämmung vorgehängter hinterlüfteter Fas-
on schnell abgeführt wird. Aus diesem
saden nach DIN 52210 [36] (Grundkonstruktion: 24 cm KS-Mauerwerk, einseitig
verputzt mit Rw = 54 dB) Grund können hinterlüftete Außenwand-
bekleidungen auch mit offenen Fugen in
Nr. Fassadenbekleidung Fugen Unter- Mineralwolle- Rw,P der höchsten Beanspruchungsgruppe III
konstruktion dämmung gemäß DIN 4108-3 verwendet werden.
Material Formate [mm] offen geschl. Alu Holz 6 cm 12 cm [dB]
1 Faserzement, X X X 62 5.5.5 Schallschutz
600 x 300
2 4,5 mm X X X 64 Umfangreiche Eignungsprüfungen [36]
an Außenwänden aus KS-Mauerwerk zei-
3 Faserzement, X X X 62
2.500 x 1.110 gen, dass mit einer hinterlüfteten Außen-
4 8 mm X X X 62 wandbekleidung eine nochmals deutliche
5 Aluminium- X X X 62 Verbesserung der Direktschalldämmung
Sandwich, 2.513 x 1.120 gegen Außenlärm erreicht werden kann.
6 4 mm X X X 62
7 X X X 60
In Tafel 15 sind die Untersuchungsergeb-
Keramik, 8 mm 592 x 592 nisse für eine Wand aus 24 cm KS-Mau-
8 X X X 63 erwerk (einseitig verputzt) angegeben,
Tonstrang- die ohne zusätzliche Bekleidung ein be-
9 200 x 390 X X X 1) 64
platten wertetes Schalldämm-Maß R w = 54 dB
10 Aluminium, 630 x 4.480 X X X 66 aufweist. Mit den untersuchten Ausfüh-
bandbeschich- rungsvarianten der hinterlüfteten Außen-
11 tet, 2 mm 1.228 x 4.480 X X X 64 wandbekleidung wurde eine Verbesse-
1)
rung des Schalldämm-Maßes zwischen
8 cm Dämmstoffdicke
6 und 12 dB erreicht.
74 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Für die Ermittlung der horizontalen oder vertikalen Schalllängs- phylaxe durch eine gezielte Oberflächenbehandlung und entspre-
leitung im Gebäude wird nur die tragende Schicht aus KS-Mau- chend auf das diesbezügliche WTA-Merkblatt [37] zu verweisen.
erwerk berücksichtigt, der Einfluss einer hinterlüfteten Außen-
wandbekleidung kann vernachlässigt werden. Ein weiterer systembedingter Vorteil ist neben der geringen
Wartungsintensität die vergleichsweise einfache Demontier-
barkeit, sei es zum Austausch von einzelnen Bekleidungsele-
5.5.6 Dauerhaftigkeit und Gebrauchstauglichkeit menten oder im Hinblick auf die im Sinne eines angestrebten
Die Dauerhaftigkeit der traditionell eingesetzten metallischen, „Lifecycle“ perspektivisch steigenden Anforderungen an die
mineralischen oder organischen Baustoffe kann als bekannt Baustofftrennung in der Phase eines zukünftigen Rückbaus
vorausgesetzt werden, Angaben zum Schutz (vornehmlich be- und die anschließende Wiederverwendung.
zogen auf Metall und Holz) enthält die DIN 18516.
Für den Nachweis der Verwendbarkeit von „neuen“ Baupro- 5.5.7 Gestaltung
dukten für die Bekleidung und Befestigung werden in den Zu- Die großen Gestaltungsmöglichkeiten von hinterlüfteten Außen-
lassungsverfahren umfassende Untersuchungen zum Einfluss wandbekleidungen werden durch die Material- und Formvielfalt
insbesondere von klimatisch bedingten Einwirkungen durchge- der Bekleidungselemente und ihrer Befestigung bestimmt. Zu-
führt, so z.B. für Faserzementtafeln nach harmonisierter euro- nehmend werden auch Kombinationen mit Wärmedämm-Ver-
päischer Normung. bundsystemen oder mit zweischaligem Mauerwerk eingesetzt.
Hinterlüftete Außenwandbekleidungen können konkret auf die Als Systemlösung bieten hinterlüftete Außenwandbekleidungen
örtlich gegebenen Beanspruchungen abgestimmt werden, so die Möglichkeit, andere Elemente in der Fassade zu integrieren.
dass z.B. ein sehr hoher Widerstand gegenüber Stößen mit har- So können z.B. Photovoltaik- oder Solarthermie-Module einge-
ten oder weichen Gegenständen oder Perforation gewährleistet fügt werden, wenn die Verwendbarkeit als großformatiges Be-
werden kann. Vorteilhaft im Hinblick auf die Erhaltung des ge- kleidungselement durch eine allgemeine bauaufsichtliche Zulas-
wünschten Erscheinungsbildes ist die Möglichkeit, die Beklei- sung (oder durch eine Zustimmung im Einzelfall) nachgewiesen
dung bei Bedarf wiederholt reinigen zu können. Bezüglich des wird. Darüber hinaus können auch nicht sichtbare Blitzschutz-
Schutzes vor Vandalismusschäden, insbesondere in Form von einrichtungen (unter Nutzung der vorhandenen Metall-Unter-
Graffiti, ist in diesem Zusammenhang auf die wirkungsvolle Pro- konstruktion) ausgeführt werden [38].
Bei einschaligem KS-Verblendmauerwerk (Bild 48) wird der Bei hohen Anforderungen insbesondere an den Witterungs-
Witterungsschutz durch die außen liegende Steinreihe aus schutz kann zweischaliges KS-Mauerwerk mit Luftschicht (oh-
frostwiderstandsfähigen KS-Verblendern und die Schalenfuge ne Wärmedämmung und in der Regel mit KS-Verblendschale)
bestimmt. Nach DIN EN 1996-1-1 muss jede Mauerschicht min- verwendet werden. Im Hinblick auf die Eigenschaften und die
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 75
6.3 Anwendungsbereiche
6.3.1 Wirtschaftsbauten
Für Wirtschaftsbauten wie Industriehal-
len, Werkstattgebäude usw. eignen sich
Kalksandsteine besonders gut (Tafel 16).
Kalksandsteine sind
Mechanische Belastbarkeit
Der starke Bewegungsdrang der Tiere
setzt mechanisch belastbare Baustoffe
voraus, die in der Lage sind, statische
31 cm 37,5 cm
und insbesondere dynamische Beanspru-
chungen aufzunehmen. Das betrifft zum
Beispiel Schweineställe oder Pferdestäl-
Bild 48 Ausführungsbeispiele für einschaliges Verblendmauerwerk le, in denen die Wandflächen durch grö-
ßere harte Stöße, z.B. durch Hufschlag,
punktuell hoch beansprucht werden.
konstruktive Ausbildung ist mit Ausnahme der Wärmedämmung Diesen Anforderungen werden Wände aus KS-Mauerwerk
auf die Ausführungen in Abschnitt 3 zu verweisen. durch ihre hohe Festigkeit in hohem Maße gerecht. Aufgrund
der glatten Oberflächen der Kalksandsteine sind zudem Verlet-
Da Sichtmauerwerk und sichtbar bleibendes Mauerwerk keine zungen der Tiere, die bei rauer Oberfläche auftreten können,
Industrieprodukte sind, liegt der optische Reiz in der handwerks- nicht zu erwarten.
gerechten Verarbeitung. Nicht die Beschaffenheit der einzelnen
Steine entscheidet, sondern die ästhetische Gesamtwirkung Glatt verputztes KS-Mauerwerk bietet hervorragenden Schutz
der Fläche. Die Anforderungen an das Erscheinungsbild sind vor Ankauen bzw. Befressen durch alle Tiere, insbesondere Rin-
deshalb vom Planer eindeutig zu definieren. der, Pferde und Schweine.
76 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
1
●
1 175
●
2
●
30 Konstruktion Anwendungsbereich
175
175 14
2
● Einschalige KS-Außenwand Niedrig beheizte Gebäude, konstante Temperatur-
115
mit hinterlüfteter Bekleidung und Wärmedämmung und Feuchtebedingungen, z.B. Werkstattgebäude,
2
● Produktionsstätten, Verkaufsmärkte
30 innen: KS-Sichtmauerwerk (RDK 2,0),
●
5
gestrichen, Fugen raumseitig winddicht nn Wärmeschutz
30
verspachtelt nn Hoher Regenschutz
1
● Dämmschicht = 0,035 W/(m·K) nn Hoher Schallschutz
außen: hinterlüftete Bekleidung
1
● 175 10
U = 0,31 W/(m2·K)
175 10
●
4 175 15
●
4
Zweischalige KS-Außenwand mit Wärmedämmung Niedrig beheizte Gebäude, konstante Temperatur-
175 und Luftschicht und Feuchtebedingungen, z.B. Werkstattgebäude,
●
3
175 Produktionsstätten, Verkaufsmärkte
innen: KS-Mauerwerk (RDK 2,0),
2 gestrichen, Fugen raumseitig winddicht nn Wärmeschutz
● verspachtelt nn HoherRegenschutz
2
● 175 14 Dämmschicht = 0,035 W/(m·K) nn HoherSchallschutz
115 Luftschicht 4 cm (stark belüftet) nn Robuste Wandoberflächen
175 14 außen: Sichtmauerwerk aus
115 KS-Verblendern (RDK 2,0), imprägniert
●
5 4
175
U = 0,31 W/(m2·K)
10 115
●
5
175 10
●
3 175 14
115
175 14
115
●
5 Einschalige KS-Außenwand mit WDVS Beheizte Gebäude, konstante Temperatur- und Feuch
tebedingungen, z.B. Gebäude mit hohen Innentempe-
●
5
4 innen: KS-Mauerwerk (RDK 2,0), raturen, vorzugsweise Büro- und Verwaltungsgebäude,
175 verputzt landwirtschaftliche Gebäude mit hohen Innentempe
10 115 außen: WDVS mit Putzbeschichtung raturen (z.B. Schweineställe)
4
175 = 0,032 W/(m·K)
10 115 nn Hoher Wärmeschutz
U = 0,20 W/(m2·K) nn Hoher Regenschutz
175 15 nn Hoher Schallschutz
175 15
●
3
●
3
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 77
Beständigkeit bei der Reinigung und Verwendbarkeit von Für Stallgebäude mit hohen relativen Luftfeuchten im Innern
Anstrichen und Beschichtungen sind hochgedämmte KS-Außenwandkonstruktionen (einscha-
Von großer Bedeutung für die Tierhaltung ist die Stallhygiene liges KS-Mauerwerk mit Wärmedämm-Verbundsystem oder hin-
sowohl durch ein gutes Stallklima als auch durch die erforder- terlüfteter Außenwandbekleidung sowie zweischaliges KS-Mau-
liche Reinhaltung. Stetig wiederkehrende Reinigung und Des- erwerk mit Wärmedämmung) besonders geeignet.
infektion sind ausschlaggebend für die Gesundheit der Tiere.
Hierfür sind glatte Wandflächen notwendig, die auch einer wie-
derholten Einwirkung von Wasser und Desinfektionsmitteln oh- Brandschutz von Ställen
ne Schäden widerstehen und unempfindlich sind gegen die stän- Der Brandschutz spielt bei landwirtschaftlichen Bauten eine
dige Belastung durch die in der Stallluft enthaltenen Gase (NH3, große Rolle, zumal die Tiere selbst im Brandfall ihre gewohnte
H2S, CO2) in Verbindung mit Staub oder hoher (Luft-) Feuchte. Umgebung nicht verlassen. Die Kalksandsteine sind nicht
brennbar und sind der Baustoffklasse A1 nach DIN 4102 bzw.
Das KS-Mauerwerk ist ein hervorragend geeigneter Untergrund der europäischen Klasse A1 oder A2-s1,d0 nach DIN EN 13501-1
für Anstriche, Beschichtungen oder Fliesen. Die Wände sind so zuzuordnen. Damit bieten KS-Wände mit hoher Feuerwider-
leichter zu reinigen und zu desinfizieren. Bei Anstrichen müssen standsklasse den notwendig hohen Brandschutz.
die Fugenbereiche zwischen den Steinen sauber ausgebildet
und glatt gestrichen sein. Zur besseren Reinigung können un-
verputzte Kalksandsteinwände auch mit einem elastischen Ab- Anforderungen bei der Lagerung von landwirtschaftlichen
dichtungssystem versehen werden. Verschiedene Hersteller von Nebenprodukten
bauchemischen Produkten bieten hier erprobte Lösungen an. Bei der Lagerung und dem Umschlagen von landwirtschaftlichen
Nebenprodukten wie Jauche, Gülle und Silagesickersäften sind
In Schweineställen sollten die Wände stets bis zu einer Hö- u.a. die Vorgaben der folgenden Regelungen einzuhalten:
he von ca. 1,25 m durch Anstriche oder Beschichtungen ge-
schützt werden. Die Stoffe müssen toxisch unbedenklich sein. nn Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (WHG) [39]
Das ist durch Prüfzeugnisse der Hersteller nachzuweisen. Bei
der Reinigung der Wände ist darauf zu achten, dass Anstriche nn Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefähr-
bzw. Beschichtungen nicht in Folge ungeeigneter Düseneinstel- denden Stoffen (VAwS) [40] und die diesbezüglichen Verwal-
lung oder eines zu hohen Drucks des Hochdruckreinigers ab- tungs- und Ausführungsvorschriften der Bundesländer
gelöst werden.
Stallklima
Das Klima in geschlossenen Ställen mit steuerbaren raumkli-
matischen Anlagen – Schweineställe für Mast und Ferkelauf-
zucht, Geflügelställe für Mast und Eierproduktion – wird durch
eine Reihe von Einflussfaktoren bestimmt, u.a. durch:
Frei stehende Wände werden weder seitlich durch Querwände 7.2 Gebrauchstauglichkeit
oder Stützen, noch oben durch anschließende Decken- oder
Ringbalken gehalten. Dies trifft z.B. für Einfriedungen und Brüs Zur Minimierung der Rissgefährdung aus hygrothermischer
tungen zu. Zwangsbeanspruchung sollten die Einzelwandlängen frei ste-
hender Wände (ohne zusätzliche Aussteifung) 6 bis 8 m nicht
überschreiten.
7.1 Standsicherheit
Die Ermittlung der Eigen- und Horizontallasten erfolgt gemäß 7.3 Witterungsschutz
DIN EN 1991-1-1/NA [41] und DIN EN 1991-1-4/NA [42]. Für die
Windlastannahmen sind die Windlastzone, die Geländekatego- Für unverputzte frei stehende Wände sind KS-Verblender zu
rie und die Höhenlage der Bauteile über Gelände zu beachten. wählen.
Ohne Aussteifung und ohne Auflast ergibt sich nach [43] bei Ver- Frei stehende Wände müssen an der Mauerkrone gegen Regen-
wendung von KS-Blocksteinen (Steinrohdichteklasse 2,0) mit wasser geschützt werden. Hierfür eignen sich Natursteinplat-
einer Schichtmaßhöhe 25 cm exemplarisch für die Windlast- ten, Mauerabdeckungen aus vorgefertigten Aluminiumprofilen,
zone 2 die folgende zulässige – und in der Regel wenig prakti- Betonfertigteile, Dachziegel etc. Dabei ist auf einen ausrei-
kable – Anzahl von Steinschichten: chenden Überstand sowie die Ausbildung von Abtropfkanten
(Bild 50) zu achten.
nn Wanddicke 17,5 cm: 1 Steinschicht
Rollschichten aus Mauerwerk haben sich als obere Abdeckung
nn Wanddicke 24 cm: 2 Steinschichten von frei stehenden Wänden nicht bewährt, da insbesondere der
Fugenmörtel durch die starke Regenbeanspruchung in der Dau-
nn Wanddicke 30 cm: 3 Steinschichten erhaftigkeit gefährdet ist.
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KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 81
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KS-Schallschutzrechner (kostenfreier Download unter windbeanspruchter Mauerwerkswände aus Kalksandstein
www.kalksandstein.de) nach DIN EN 1996/NA; Gutachten 120243 von 06/2013
[31] Industrieverband WerkMörtel e.V.: Merkblatt – Total So-
lar Reflectance, 2014
Bildnachweise
Bild S. 36, Bild S. 37 unten: Csaba Mester; Bild S. 41: Walter Graf;
Bild S. 47 unten: Architekten Spiekermann/Frank Vinken/KS-ORIGINAL;
Bild 15, Bild 16: Halfen; Bild S. 79: Andreas Friese
Bild S. 37 oben, Bild S. 43, Bild 7, Bild 11, Bild 23, Bild S. 65, Bild S. 68,
Bild S. 75, Bild 49, Bild 50: Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.
Kapitel 3 SICHTMAUERWERK
Der Begriff Sichtmauerwerk ist nicht eindeutig definiert, und es ben werden. Zu empfehlen ist, dass in der Leistungsbeschrei-
kann sehr Unterschiedliches darunter verstanden werden. Ein- bung neben Mustersteinen auch eine Musterfläche vereinbart
heitliche Kriterien für das optische Erscheinungsbild von Sicht- wird. Mit Hilfe einer solchen Musterfläche können Steine, Mau-
mauerwerk gibt es nicht. Um Missverständnisse zwischen Pla- erverband und Verfugung festgelegt und abgestimmt werden.
nern, Bauunternehmern und Bauherren zu vermeiden, muss
daher die erwartete Leistung – das Sichtmauerwerk – in der Leis- Die konstruktive Ausführung von Mauerwerk dagegen ist in Nor-
tungsbeschreibung möglichst vollständig und eindeutig beschrie- men, Richtlinien und Merkblättern eindeutig beschrieben.
84 Sichtmauerwerk 3 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Bild 1 Sichtmauerwerk aus glatten KS-Verblendern im Bild 2 Sichtmauerwerk aus bruchrauen KS-Verblendern,
Format NF Format NF
Bild 3 Sichtmauerwerk aus bossierten KS-Verblendern, Bild 4 Sichtmauerwerk aus KS-Fasensteinen, außen in Verblen-
Format NF, weißer Fugenmörtel derqualität und mit vermörtelten Stoßfugen
Konstruktive Ausführung Von der Tradition her gibt es weiterhin Regeln und Festlegun-
Sicht- und Verblendmauerwerk wird nach der Mauerwerks- gen bei den Mauerverbänden, z.B. bei Läuferverband, Kreuz-
norm DIN EN 1996/NA [1] ausgeführt sowie nach VOB/C:ATV verband, Blockverband.
DIN 18330 [3] ausgeschrieben und abgerechnet.
Festgelegt sind:
nn Die Soll-Dicken der Fugen mit Stoßfu- Tafel 2 Übersicht über verschiedene Anwendungsbereiche und die entsprechenden Stein-
gen = 1 cm und Lagerfugen = 1,2 cm arten
nn Das Überbindemaß beträgt minde- Anforderungen an die Steine Steinart Anwendungsbereich, Beispiele
stens das 0,4-fache der Steinhöhe. Hohe optische Anforderungen, KS-Verblender (KS Vb); Verblendmauerwerk von ein- und
Bei Schichthöhen unter 12,5 cm gilt Frostwiderstandsfähigkeit mit oder ohne Anstrich zweischaligen Außenwänden
lol 4,5 cm. oder Imprägnierung
Normale optische Anforderun- KS-Verblender (KS Vb); Außensichtmauerwerk für Indus-
nn Die Begrenzung der zulässigen Maß- gen, Frostwiderstandsfähigkeit KS-Vormauersteine triebauten und Bauten in der
abweichungen der Steine und des (KS Vm) Landwirtschaft
Sichtmauerwerks
Hohe optische Anforderungen, KS-Verblender (KS Vb); Innensichtmauerwerk in Wohn
jedoch keine Anforderungen an mit oder ohne Anstrich bereichen und repräsentativen
die Frostwiderstandsfähigkeit Gebäuden
Diese Festlegungen sind konstruktiv be-
gründet und betreffen sowohl Sichtmauer- Geringe optische Anforderun- Kalksandsteine (auch Sichtbar belassenes Innenmauer-
werk als auch Hintermauerwerk, das ver- gen, keine Anforderungen an nicht frostwiderstands werk in untergeordneten Räumen,
putzt wird. Sie sagen jedoch wenig über die Frostwiderstandsfähigkeit fähige), vorzugsweise mit Kellermauerwerk, Industriebauten
Anstrich oder Schlämme und Bauten in der Landwirtschaft
das optische Erscheinungsbild aus.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 3 Sichtmauerwerk 85
nn Oberflächenbehandlung
Verblendsteine gibt es in sehr unterschiedlichen Formaten, vom
DF (Schichthöhe 6,25 cm) und NF (Schichthöhe 8,3 cm) zum
2.1 Steinart und Steinformat 2 DF (Schichthöhe 12,5 cm) und größeren Formaten, z.B. 4 DF
(115) (Schichthöhe 25 cm).
Für Sichtmauerwerk sind hochwertige Verblendsteine zu verwen-
den. Sofern das Sichtmauerwerk nicht deckend gestrichen wird, Hierbei ist zu berücksichtigen: Je größer das Steinformat ist,
sind die Verblendsteine für ein Gebäude nur von einem Werk zu desto stärker fallen Unregelmäßigkeiten bei den Steinen oder
beziehen, da sonst Farbunterschiede nicht zu vermeiden sind. insbesondere beim Mauerverband auf. Bei großformatigen Ver-
blendsteinen sollten daher der Mauerverband, die Eckausbil-
Weiterhin sollten die Liefermengen so disponiert werden, dass dungen sowie das Einpassen der Tür- und Fensteröffnungen in
sie für einen Bauabschnitt oder zumindest für einen Wand- den Mauerwerksverband geplant werden.
abschnitt ausreichen, da auch geringe Unterschiede von Pro-
duktionscharge zu Produktionscharge nicht ganz auszuschlie-
ßen sind.
86 Sichtmauerwerk 3 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Gotischer Verband mit Läufer-Binder-Schichten Gotischer Verband – Abwandlung Gotischer Verband – Abwandlung als Zickzack-
Verband
Gotischer Verband – Abwandlung mit Läufer- Märkischer Verband mit Läufer-Binderschichten Märkischer Verband – Abwandlung
schichten
Märkischer Verband – Abwandlung als Zick- Märkischer Verband – Abwandlung mit Läufer-
zack-Verband schichten
2.2 Steinoberfläche
INFO
Durch die Wahl der Steinoberfläche – glatt oder strukturiert Für Außensichtmauerwerk sind frostwiderstandsfähige KS-Ver-
(bruchrau, bossiert oder gefast) – lassen sich sehr unterschied- blender und KS-Vormauersteine nach DIN 20000-402 und vor-
liche gestalterische Wirkungen erreichen (siehe Bilder 1 bis 4). zugsweise Werk-Trockenmörtel zu verwenden.
anschließend mit einem deckenden Anstrich versehen werden Bei deckenden Anstrichen wirkt das Sichtmauerwerk flächig.
kann. Wirtschaftlich erstelltes Planstein-Mauerwerk mit unver- Der Kontrast zwischen Steinen und Fugen tritt in der Fläche
mörtelten Stoßfugen erhält durch Schlämmen eine optisch ge- deutlich zurück. Leichte Verschmutzungen beim Erstellen des
schlossene Oberfläche. Sichtmauerwerks oder Unregelmäßigkeiten der Verfugung sind
weniger auffällig.
2.5 Oberflächenbehandlung Eventuelle Mängel an den Steinen müssen bei der Anlieferung,
in jedem Fall jedoch vor der Verarbeitung dem Lieferanten an-
Sichtmauerwerk kann aus optischen Gründen farblos imprä- gezeigt werden. Keinesfalls sollten Steine verarbeitet und erst
gniert oder mit einem deckenden Anstrich versehen werden. später reklamiert werden.
Die Verblender werden im Allgemeinen mit Folien geschützt Die Entladestellen auf der Baustelle sind so vorzubereiten, dass
und auf Paletten angeliefert. Das gewährleistet eine schonen- die angelieferten Steine auf einem befestigten ebenen Unter-
de Behandlung beim Be- und Entladen und schützt die Stein- grund abgesetzt werden können. Für den Weitertransport auf
pakete vor Verschmutzung. Der Transport zur Baustelle erfolgt der Baustelle sind Krangreifer zu empfehlen (Bild 6).
mit Kranfahrzeugen.
0°
Bild 6 Die Lagerung von Steinen und Mörtel erfolgt witterungsgeschützt auf tragfähigem, ebenem Untergrund.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 3 Sichtmauerwerk 89
Die Steine entziehen dem frischen Mörtel einen Teil des An- Das Auskratzen der Fugen soll mit einem Holzbrettchen erfol-
machwassers. Damit der Mörtel nicht aufbrennt, muss der Mör- gen, Bild 7. So werden Beschädigungen an den Steinkanten
tel ein auf die Saugcharakteristik der Kalksandsteine abge- vermieden und es wird eine gleichmäßige Fugentiefe erreicht.
stimmtes Wasserrückhaltevermögen haben.
Der Fugenmörtel wird in einem späteren Arbeitsgang hohlraum-
Für KS-Sichtmauerwerk müssen die Mörtel frei sein von Salzen, frei so eingebracht, dass die Fugen mit der Vorderkante der
Lehmanteilen und anderen organischen oder anorganischen Steine bzw. des Mauerwerks bündig abschließen.
Verunreinigungen, die zu Ausblühungen oder Verfärbungen des
Sichtmauerwerks führen können. In der Praxis gut bewährt ha-
ben sich Werk-Trockenmörtel. 4.1.1 Ausführung
Die Fugen des Sichtmauerwerks werden gesäubert und gründ-
Für KS-Sichtmauerwerk ist die Lieferform Werk-Trockenmör- lich vorgenässt. Danach wird der erdfeuchte bis plastische Fu-
tel dem Baustellenmörtel aus folgenden Gründen vorzuziehen: genmörtel mit einer Fugenkelle hohlraumfrei eingebracht und
verdichtet. Dabei werden die Lager- und Stoßfugen gut mitein-
nn Gleich bleibend hohe Qualität und Sicherheit durch Gewähr- ander verbunden. Es ist auf eine gute Flankenhaftung des Mör-
leistung einer genaueren Dosierung der Mörtelausgangs- tels an den Steinen zu achten.
stoffe und damit einfache Handhabung auf der Baustelle
Es ist darauf zu achten, dass der Fugenmörtel nicht über die
nn Einheitliche Farbe der Fugen Verblendsteine gewischt wird. Bei weißem Fugenmörtel ist da-
rauf zu achten, dass nicht durch ungeeignetes Werkzeug Stahl-
nn Abstimmung des Wasserrückhaltevermögens auf das Saug- abrieb die weißen Fugen dunkel verfärbt. Es sollte z.B. eine Fug-
verhalten der jeweiligen Kalksandstein-Verblender und damit kelle aus nicht rostendem Stahl verwendet werden.
höhere Sicherheit gegen das „Aufbrennen“ des Mörtels
Nach VOB/C ATV DIN 18330 ist die Ausführung mit Fugenglatt- 4.2 Fugenglattstrich
strich die Regelausführung. Dies ist bei Ausschreibung bzw.
Angebot zu beachten. Außenschalen von zweischaligem Ver- Das Sichtmauerwerk wird vollfugig erstellt. Beim Fugenglatt
blendmauerwerk mit Dicken < 105 mm dürfen nur mit Fu- strich sind die Fugen in ihrer ganzen Tiefe „aus einem Guss“,
genglattstrich ausgeführt werden. das heißt, der Mauermörtel ist gleichzeitig auch der Fugenmör-
tel. Hierbei handelt es sich um eine technisch einwandfreie und
Bei der nachträglichen Verfugung beträgt die Mindestdicke der sehr wirtschaftliche Technik, bei der jedoch vorauszusetzen ist,
Außenschale 105 mm. Die Fugen sind mindestens 1,5 cm tief dass die Maurer die Technik des Fugenglattstrichs beherrschen
und flankensauber beim Aufmauern „auszukratzen“. und ein optisch einwandfreies Fugenbild erstellen können.
Fuge
Holzbrettchen
INFO
Sichtmauerwerk unterliegt rohstoffbedingt gewissen farbli-
„Abschneiden“ mit der Kelle chen Schwankungen. Handwerksgerecht erstelltes Sichtmau-
und nach dem Ansteifen: erwerk lebt von diesen kleinen hinzunehmenden Unregel -
Glattstreichen mit einem
abriebfreien Schlauchstück
mäßigkelten und sollte z.B. nicht mit einer Fliesenbekleidung
verglichen werden.
4.2.1 Ausführung
Beim Aufmauern wird der herausquellende Mauermörtel nach 4.2.2 Nachbehandlung
Beginn des Ansteifens mit einem Fugholz oder Schlauchstück Das frische Sichtmauerwerk muss vor starkem Regen und star-
– ggf. über ein Fugeisen gezogen – glattgestrichen und dabei ker Sonneneinstrahlung geschützt werden und ist bei sommer-
verdichtet. licher, trockener Witterung mit Wasser zu besprühen.
5.2 Musterbauteile
Die Musterfläche sollte vom Planer, vom Bauherrn und vom 5.4 Betrachtungsabstand
Bauunternehmer gemeinsam abgenommen werden. Alle am
Bau Beteiligten wissen im Voraus, was sie zu liefern bzw. zu Bei großflächigem Außensichtmauerwerk ist ein Betrachtungs-
erwarten haben. Die Musterfläche bildet den Maßstab für die abstand von ca. 5 m bis 10 m als angemessen anzunehmen.
Beurteilung des weiter zu errichtenden Sichtmauerwerks und Das gilt insbesondere auch dann, wenn sich zwischen Betrach-
ist nach allgemeiner Erfahrung eine gute – oft die einzige von ter und Gebäude ein Garten oder Vorgarten befindet. Kleinere
allen akzeptierte – Möglichkeit, späteren Streitigkeiten bei der Unregelmäßigkeiten an den Steinen oder an den Fugen sind in
Beurteilung und Abnahme des Sichtmauerwerks aus dem We- solchen Fällen aus diesem Abstand nicht zu erkennen, beein-
ge zu gehen. Dies gilt besonders auch für sichtbar belasse- trächtigen das Erscheinungsbild des Gebäudes nicht und sind
nes Mauerwerk, das mit einem Anstrich versehen werden soll. daher nicht zu beanstanden.
Die Ausführung der Elektroinstallation erfordert bei Innensicht- Fugen bleiben hierfür etwa 25 mm tief ausgekratzt und werden
mauerwerk eine gewisse Vorplanung, um möglichst günstige nach dem Verlegen der Leitungen mit Fugenmörtel geschlossen.
Leitungsführungen zu erreichen; dann lässt sie sich jedoch
ohne Schwierigkeiten durchführen. Bei der Verlegung sind die Ähnlich wird bei Wänden verfahren, die einseitig verfliest sind.
VDE-Bestimmungen – z.B. VDE 0100 – zu beachten. Die Elt-Leitungen werden auf der später verfliesten Seite – bei
geklebten Fliesen im Verlauf der Fugen – verlegt und zu den
Vorzugsweise sollte bei Innensichtmauerwerk die Elektroinstal- Steckdosen und Schaltern durch die Wand geführt.
lation mit Kunststoffmantelleitungen NYM erfolgen. Vor dem
Verlegen der Leitungen sollten die Rohbauarbeiten abgeschlos- Bewährt haben sich außerdem bei Büro-, Verwaltungs- und In-
sen sein, so dass sich die Handwerker – Maurer und Elektriker dustriebauten u.a. Stahl-Türzargen mit Kabelkanal und Aus-
– nicht gegenseitig behindern. lässen für Schalter und Steckdosen sowie auch sichtbare Lei-
tungsführungen mit oder ohne Kunststoffkanäle.
Die Zuleitungen vom Zählerkasten bzw. vom Stromkreisvertei-
ler werden auf der Rohbetondecke verlegt. Dabei werden die Eine weitere Möglichkeit ist das Einmauern von Installations-
Leitungen durch Installationsrohre – z.B. Kunststoffpanzerrohr rohren (leicht oder mittelschwer) in mindestens 24 cm dicke
– oder etwa 2 cm hohe Kanäle aus Kunststoffen zweckmäßi- Wände und das anschließende Einziehen der NYM-Leitungen.
gerweise vor Beschädigungen geschützt. Die Kanäle und In
stallationsrohre werden durch geschüttete oder weich federn- Bei Lampenanschlüssen an Sichtbetondecken werden Elt-Lei-
de Dämmungen überdeckt. tungen auf der Rohdecke verlegt und entweder durch ein ein-
betoniertes Installationsrohr oder durch ein Bohrloch – von un-
Die NYM-Leitungen werden z.B. in Türlaibungen bis auf die Hö- ten gebohrt – durch die Decke zum Lampenanschluss geführt.
he der Steckdosen oder Schalter hochgeführt und durch eine
Horizontalbohrung zu den Schalterdosen geführt. Die Leitun- Grundsätzlich sind für Elt-Installationen bei Sichtmauerwerk nur
gen sind im Endzustand später durch Türfutter und Bekleidun- Schalter-Klemmdosen zu verwenden. Diese sind tiefer als übli-
gen abgedeckt. che Klemmdosen und ermöglichen das Verklemmen der Leitun-
gen. Das Ausbohren bzw. Ausfräsen für die Schalter- und Steck-
Zuleitungen zu Schaltern oder Steckdosen, die sich nicht im Be- dosen erfolgt durch übliche Dosensenker. Es können aber auch
reich einer Türöffnung befinden, erfolgen durch Einlegen der Lei- spezielle KS-Steckdosen-Steine verwendet werden, die sich in
tungen in die Mörtelfugen im Verlauf des Mauerverbandes. Die den Verband harmonisch einfügen.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 3 Sichtmauerwerk 93
Die Mörtelfugen treten optisch in der Fläche zurück. Farbige Die außen auf das Verblendmauerwerk aufgebrachten Impräg-
Beschichtungen sind im Prinzip auch möglich, jedoch ist bei nierungen und Beschichtungen unterliegen hohen Witterungs-
dunklen Beschichtungen zu beachten, dass sich besonnte Flä- belastungen und müssen starkem Schlagregen, Frost und
chen stärker aufheizen und es dadurch zu größeren Verformun- intensiver Sonneneinstrahlung widerstehen. Die gesamte Wand-
gen kommt. konstruktion einschließlich Imprägnierung oder Beschichtung
muss einwandfrei funktionieren. Eine langjährige Funktionsfä-
Farblose Imprägnierungen sind nicht filmbildend und belassen higkeit und optische Wirkung der Beschichtungen und Impräg-
dem Mauerwerk das natürliche Aussehen der Steine und der nierungen setzt voraus
Mörtelfugen. Nach Beregnung trocknet imprägniertes Verblend-
mauerwerk schnell und gleichmäßig an der Oberfläche ab und nn die richtigen Baustoffe (frostwiderstandsfähige Kalksand-
bleibt hell. steine),
7.3 Geeignete Beschichtungen und Imprägnierungen Beschichtungen und Imprägnierungen können die Austrocknung
des einmal feucht gewordenen Mauerwerks mehr oder weni-
Folgende Beschichtungssysteme und Imprägnierungen sind für ger stark behindern. Bei dichten Beschichtungen und Impräg-
KS-Verblendmauerwerk geeignet, sofern die nachfolgend auf- nierungen kann sich das Verblendmauerwerk in den oft feuch-
geführten Anforderungen erfüllt werden und die Hersteller die ten Herbstwochen nach und nach mit Feuchtigkeit anreichern,
Eignung ausdrücklich bestätigen: gibt diese aber nicht schnell genug wieder ab, so dass zu Be-
ginn der Frostperiode das Mauerwerk einen maximalen Feuch-
nn Farblose Imprägnierungen, außen: Kieselsäure-Imprägnier- tigkeitsgehalt hat und damit erhöhter Frostbeanspruchung aus-
mittel, Silikon-, Silan- und Siloxan-Imprägniermittel gesetzt ist.
nn Deckende Beschichtungen, außen: Dispersions-Silikatfar- Bei Mauerwerk ohne Beschichtung oder mit günstiger Beschich-
ben, Silikon-Emulsionsfarben, Kunststoff-Dispersionsfarben, tung oder Imprägnierung dagegen trocknet das Mauerwerk zwi-
Siloxanfarben schenzeitlich immer wieder aus, so dass ein kritischer Feuch-
tegehalt nicht erreicht wird. Es ist dann nicht mit Frostschäden
zu rechnen.
Andere Beschichtungssysteme z.B. für Sanierungen sollten nur
verwendet werden, sofern der Hersteller die Eignung auf das Kennwerte für die Austrocknungsbehinderung des Mauerwerks
Objekt bezogen bestätigt und das Austrocknungsverhalten des durch Beschichtungen oder Imprägnierungen sind
Mauerwerks nicht entscheidend reduziert wird.
nn Wasserdampfdurchlässigkeit und
Alle als außen anwendbar genannten Systeme sind auch innen
anwendbar. Bei Innenbeschichtungen können auch Dispersions- nn Austrocknungsbehinderung.
farben nach DIN EN 13300 – Kunststoff-Dispersionsfarben für
innen – verwendet werden.
7.4.1 Wasserdampfdurchlässigkeit
Ein Teil der Austrocknung des Mauerwerks erfolgt durch Was-
7.4 Anforderungen serdampfdiffusion. Die Bestimmung der Wasserdampfdurchläs-
sigkeit von Baustoffen erfolgt nach DIN EN ISO 12572.
Beschichtungen und Imprägnierungen für KS-Verblendmauer-
werk müssen folgende Anforderungen erfüllen: Zur Beurteilung von Beschichtungen auf KS-Verblendmauer-
werk wird zweckmäßigerweise der sd -Wert zur Bewertung her
nn Haftfestigkeit und Kälteelastizität: angezogen werden.
Wichtig ist eine hohe Haftfestigkeit der deckenden Beschich-
tung auf dem Untergrund. Beschichtungen und Imprägnie- 0,1 m: sehr gut
rungen dürfen bei niedrigen Temperaturen sowie bei feuch- bis 0,2 m: gut
ter Witterung nicht abblättern oder reißen und auch nicht zu bis 0,3 m: befriedigend
Spannungen auf dem Untergrund führen. bis 0,4 m: ausreichend
> 0,4 m: unbefriedigend
nn Alkalibeständigkeit:
Insbesondere frisches KS-Mauerwerk ist alkalisch (pH-Wert Bei dieser Bewertung ist berücksichtigt, dass Beschichtungen
≈ 13). Beschichtungsstoffe und Imprägniermittel müssen da- eine Lebensdauer von etwa zehn Jahren haben und dann er-
her in hohem Maße alkalibeständig sein. neuert oder aufgefrischt werden müssen. Nach einer weiteren
Wiederholungsbeschichtung ist dann ggf. ein Entfernen der Alt-
nn Hohe Wasserdampfdurchlässigkeit und günstiges Austrock- beschichtung notwendig.
nungsverhalten
INFO
Durch Schlagregenbeanspruchung sowie Undichtigkeiten im Auch bei einer Wiederholungsbeschichtung sollte sd 0,40 m
Bereich der Bauteilanschlüsse dringt Feuchtigkeit in die Wand- sein.
konstruktion ein und wird durch die Kapillarität der Baustoffe
verteilt und gespeichert. Ausschlaggebend dafür, dass keine
Schäden an Beschichtungen und am Mauerwerk auftreten, ist
ein möglichst geringer Feuchtegehalt im Mauerwerk zum Zeit- 7.4.2 Austrocknungsbehinderung
punkt der Frostbeanspruchung. Dies gilt selbst bei hoher Frost- Für die Beurteilung der Eignung von Imprägnierungen und Be-
beanspruchung. schichtungen ist die Prüfung auf Austrocknungsbehinderung
sehr aussagefähig. Die Prüfung erfolgt üblicherweise an Stein-
Untersuchungen zur Frage der Frostwiderstandsfähigkeit von proben im Format NF, die auf einer Läuferseite beschichtet oder
Beschichtungen und Mauerwerk haben gezeigt, dass es für imprägniert und nach Wasserlagerung fünfseitig mit wasser-
KS-Verblendmauerwerk einen „kritischen Feuchtegehalt“ gibt. dampfundurchlässiger Folie abgedichtet sind. Die Austrocknung
Dieser liegt bei etwa 80 % der maximalen Wasseraufnahme. der Steinproben kann nur über die „Außenläuferseite“ erfolgen.
Wird er überschritten, ist bei gleichzeitig hoher Frostbeanspru-
chung mit Schäden zu rechnen. Wird er unterschritten, kommt
es nicht zu Frostschäden.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 3 Sichtmauerwerk 95
Für die Beurteilung von Imprägnierungen ist der sd -Wert weni- INFO
ger gut geeignet. Das Mauerwerk ist so zu erstellen, dass es nicht gereinigt wer-
den muss. Da Säuren und andere starke chemische Reini-
Als gut geeignet ist eine Beschichtung oder Imprägnierung dann gungsmittel die Steinoberflächen angreifen können, ist auf
einzustufen, wenn sie die Austrocknung kaum oder nicht behin- diese Mittel bei Kalksandstein-Mauerwerk zu verzichten. Ein
dert oder sie sogar beschleunigt. „Absäuern“ mit Salzsäure führt bei Kalksandstein-Mauerwerk
zu Schäden und ist nach VOB/C:ATV DIN 18330 nicht zulässig.
Beispiel
Die Austrocknungskurve Bild 10 der
Steinprobe mit der Beschichtung A4 ist
nahezu deckungsgleich mit der Kurve
100
der Steinprobe ohne Beschichtung. Die-
se Beschichtung behindert die Austrock- Anstrich
(bezogen auf die Anfangsfeuchte = 100 %)
70
(80 %) nicht einmal bei Beendigung der A1
Messungen nach 160 Tagen unterschrit-
ten wurde. 60
A2
ohne
Übertragen auf die Praxis bedeutet das, 50 A9
dass Sichtmauerwerk, das z.B. im Herbst
nach einer längeren Regenperiode durch- A4
40
feuchtet wird und mit dieser Beschich-
tung versehen ist, in den regenfreien Zei-
ten nicht austrocknet. Die Beschichtung 30
schließt die Feuchtigkeit ein. Bei wieder- 0 20 40 60 80 100 120 140 160
holter Beregnung kann sich der Feuch- Austrocknung nach Tagen
tegehalt „aufschaukeln“, in Extremfäl-
len sogar bis zur vollständigen Sättigung
des Verblendmauerwerks. Zu Beginn der Bild 10 Austrocknung durch Beschichtungen, Klima: 4 °C/70 % rel. Feuchte (A1 = Acryl-
Frostperiode ist dadurch das Mauerwerk Siloxanfarbe, A2 und A4 = Dispersions-Silikatfarbe, A5 = Polymerisatharzfarbe,
erhöhter Frostbeanspruchung ausgesetzt. A9 = Acrylat)
96 Sichtmauerwerk 3 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
7.6 Verarbeitung bei denen die einzelnen Schichten stofflich aufeinander abge-
stimmt sind. Beschichtungen mit hydrophoben Grundierungen
7.6.1 Farblose Imprägnierungen (Imprägnierungen) haben sich in der Praxis gut bewährt.
Farblose Imprägnierungen können bereits kurz nach Fertigstel-
lung des Gebäudes aufgebracht werden – bei trockener, nie- Der Grundanstrich als vollwertige Imprägnierung kann unmittel-
derschlagsfreier Witterung und Temperaturen über 5 °C. Der bar nach Fertigstellung des Gebäudes aufgebracht werden. Das
Untergrund muss „handtrocken“ (Augenschein) und genügend Gebäude ist dadurch sofort gegen Verschmutzung geschützt.
saugfähig sein, um die ausreichende Menge Wirkstoff aufzuneh- Der deckende Anstrich kann dann zu einem späteren Zeitpunkt
men (ca. 500 bis 800 cm3/m2 Wandfläche, wobei der untere erfolgen.
Wert für glatte Steine, der obere Wert für KS-Struktur gilt). Als
besonders wirksam hat sich das Aufbringen durch Fluten mit In den ersten drei Wochen nach Aufbringen sind Beschichtun-
entsprechenden Geräten erwiesen. Das Verblendmauerwerk gen empfindlich gegen erhöhte Feuchtigkeit im Untergrund und
sollte von unten nach oben imprägniert werden. Das ist insbe- gegen Frosteinwirkung. Beschichtungen sollten daher unbedingt
sondere bei wässrigen Imprägnierungen notwendig, um Lauf- bei trockenem, niederschlagsfreiem Wetter und bei Tempera-
spuren zu vermeiden. Auf Imprägnierungen können zu einem turen über 5 °C verarbeitet werden.
späteren Zeitpunkt auch Beschichtungen aufgebracht werden.
Hierbei ist jedoch auf Systemverträglichkeit zu achten. Außerdem sollten sie frühestens drei Monate nach Fertigstel-
lung des Verblendmauerwerks aufgebracht werden, wenn das
Mauerwerk genügend ausgetrocknet ist, nicht mehr mit Setzun-
7.6.2 Deckende Beschichtungen gen oder Verformungen zu rechnen ist und die Hersteller nicht
Deckende Beschichtungen bestehen im Allgemeinen aus einem andere, weitergehendere Angaben machen.
Grundanstrich und zwei Deckanstrichen. Grundsätzlich sollen
nur geschlossene Beschichtungssysteme verwendet werden,
Sichtmauerwerk aus Kalksandsteinen sollte so sauber herge- recht erstellt wird, richtige und einwandfreie Baustoffe zur An-
stellt und anschließend geschützt werden, dass es nicht ge- wendung kommen und die Bauteilanschlüsse technisch und
reinigt werden muss. Ein Absäuern von Kalksandstein-Mauer- bauphysikalisch einwandfrei ausgeführt werden.
werk ist nicht zulässig und kann im ungünstigen Fall sogar zu
deutlichen optischen Beeinträchtigungen führen.
INFO
Ein langfristig einwandfreies Erscheinungsbild von KS-Sicht- Auf eine wirksame Ableitung des Regenwassers ist besonders
mauerwerk setzt voraus, dass das Mauerwerk handwerksge- zu achten. Horizontale und schräge Mauerwerksflächen sollten
mit wasserundurchlässigen Materialien abgedeckt werden.
Fensterbänke und Attikaabdeckungen sollten mit Überstand
und Tropfkante ausgeführt werden.
Tafel 3 Reinigungsmethoden
8.2 Stärkere Verschmutzungen und größere Flächen Die Dampfstrahlreinigung hat sich bei größeren Flächen sowie
bei Verblendmauerwerk aus bruchrauen oder bossierten Stei-
Bei stärkeren Verschmutzungen z.B. auf älterem Verblendmau- nen gut bewährt.
erwerk ist eine Nassreinigung zu empfehlen, wobei geschlosse-
ne Flächen, also keine eng begrenzten Bereiche gereinigt wer-
den sollten. Mit folgenden Reinigungsmethoden wurden gute INFO
Ergebnisse erzielt: Bei Verblendmauerwerk ist darauf zu achten, dass durch ent-
sprechende Düseneinstellung und genügend große Entfernung
nn Nassreinigung mit klarem Wasser unter Zusatz eines Netz- der Düse vom Mauerwerk der Heißwasserstrahl bzw. der
mittels, das die Oberflächenspannung des Wassers herab- Dampfstrahl nicht so stark ist, dass die Steinoberflächen ange-
setzt, und mit einer Wurzelbürste. Möglich ist auch die Reini- griffen werden.
gung mit einem Hochdruckreiniger. Die Reinigungsintensität
ist vorab an einer Probefläche zu testen.
Anmerkung: Grundsätzlich ist die Reinigungsintensität an einer
nn Dampfstrahlreinigung bzw. Heißwasser-Hochdruckreinigung, Probefläche zu testen. Bei Anwendung eines Hochdruckreini-
wobei ebenfalls dem Wasser ein technisches Netzmittel zu- gungsgeräts mit Kaltwasser ist der Reinigungseffekt geringer.
gegeben werden sollte.
98 Sichtmauerwerk 3 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
verschmutzt gereinigt
INFO
Da chemische Reinigungsmittel die Oberfläche der Steine auf-
rauen und dadurch den Farbeindruck verändern können, sollte
grundsätzlich die Reinigung an einer Probefläche ausprobiert
werden, insbesondere dann, wenn das Mauerwerk nach der
Reinigung nicht deckend gestrichen wird.
9.1 Beschichtungen
9.2 Imprägnierungen
Literatur
Entsprechend ihrer Definition dürfen nicht tragende Wände kei- Nicht tragende Innenwände sind Raumtrennwände, die keine
ne Lasten aus anderen Bauteilen aufnehmen oder weiterleiten. statischen Aufgaben für die Gesamtkonstruktion, insbesondere
Sie müssen jedoch in der Lage sein, auf sie selbst einwirkende die Gebäudeaussteifung, zu erfüllen haben. Sie können entfernt
Belastungen – z.B. infolge Eigengewicht oder Wind – auf andere werden, ohne dass die Standsicherheit des Gebäudes beein-
tragende Bauteile abzutragen. Demzufolge sind aussteifende trächtigt wird. Die Standsicherheit der nicht tragenden Innen-
Wände, welche ausschließlich der Aussteifung tragender Wän- wände selbst ist durch die Verbindung mit den an sie angren-
de dienen, ebenfalls tragende Wände und können nicht mit den zenden Bauteilen (Querwände oder gleichwertige Maßnahmen
nachfolgenden Regelungen beschrieben werden. und Decken) gegeben, sofern die zulässigen Grenzlängen (frü-
her: Grenzabmessungen) der Wände (siehe Tafeln 7, 8 und 12)
Grundsätzlich ist zwischen nicht tragenden Außenwänden (z.B. nicht überschritten werden.
Giebelwände oder Ausfachungswände bei Stahlbetonskelett-
bauten) und nicht tragenden Innenwänden (z.B. Trennwände) Nicht tragende KS-Innenwände werden in Wohngebäuden sowie
zu unterscheiden. Im Eurocode 6 – DIN EN 1996 [1], [2] – sind in Stahl- und Stahlbetonskelettbauten als Zwischen- oder Aus-
Regelungen für nicht tragende Außen- und Innenwände zu fin- fachungswände ausgeführt. Sie werden auch bei Gebäuden mit
den. Nicht tragende innere Trennwände sind darüber hinaus großen Deckenspannweiten – z.B. Schulen, Verwaltungsgebäu-
auch in DIN 4103-1 [3] geregelt. de, Krankenhäuser, Hallen- und Wirtschaftsbauten – eingesetzt.
2.1 Vereinfachter Nachweis nach DIN EN 1996-3/NA 2.3 Erhöhte Werte der Ausfachungsfläche für Mauerwerk mit
Dünnbettmörtel
Bei vorwiegend windbelasteten, nicht tragenden Außenwän-
den ist nach DIN EN 1996-3/NA Anhang C [2] kein gesonderter Nach DIN EN 1996-1-1 [1] können Ausfachungsflächen mit Hil-
Nachweis erforderlich, wenn fe eines Verfahrens mit Biegemomentenkoeffizienten nachge-
wiesen werden. In Deutschland ist die Anwendung dieses Ver-
nn die Wände an den angrenzenden Bauteilen vierseitig gehal- fahrens mit den in [1] angegebenen Parametern gemäß dem
ten sind (z.B. durch Verzahnung, Versatz oder Anker) und zugehörigen Nationalen Anhang jedoch nicht zulässig, da die in
EC 6 angegebenen Biegemomentenkoeffizienten die begrenzte
nn die Größe der Ausfachungsflächen Aw = h·l nach Tafel 1 ein- Rotationskapazität vom Mauerwerk nicht hinreichend abde-
gehalten ist, wobei h die Höhe und l die Länge der Ausfa- cken. Daher wurde in verschiedenen Forschungsvorhaben an
chungsfläche bezeichnet. der Technischen Universität Darmstadt – z.B. [5] und [6] – ein
vereinfachtes Nachweisverfahren zur Bestimmung der im Grenz-
zustand der Tragfähigkeit aufnehmbaren Beanspruchungen für
Zur Ermittlung des Seitenverhältnisses der Ausfachungsflächen nicht tragende Wände entwickelt, welches gleichzeitig auch die
sind die lichten Maße des Ausfachungsmauerwerks zwischen Angabe zulässiger Ausfachungsflächen in Abhängigkeit einer
den angrenzenden tragenden Bauteilen (Stützen, Riegel usw.) Einheitswindbelastung erlaubt.
zu verwenden. Die angegebenen Höhen über Gelände beziehen
sich auf die Oberkante der jeweiligen Ausfachungsfläche. Eine Das Berechnungsmodell beruht auf einer umfangreichen wis-
Stoßfugenvermörtelung ist entsprechend DIN EN 1996-3/NA senschaftlichen Forschungsarbeit zur Beanspruchbarkeit nicht
auch bei zweiachsigem Lastabtrag nicht zwingend erforderlich, tragender Wände und einer in diesem Zusammenhang entwi-
wenn das Überbindemaß lol 0,4 · hu ist. ckelten Nachweismethodik zur Bestimmung der sich einstel-
lenden Schnittgrößenverteilung. Grundgedanke ist die Bestim-
mung eines dimensionslosen Tragfähigkeitskoeffizienten Yw,
2.2 Erhöhte Werte der Ausfachungsfläche für Mauerwerk mit welcher die verschiedenen Einflussgrößen beinhaltet. Neben
Normalmauermörtel den direkten Effekten aus Wandgeometrie, Lagerungsbedin-
gungen und Verhältnis der Biegezugfestigkeiten in horizontaler
Die in den Normen, z.B. auch in DIN EN 1996-3/NA [2] ange- und vertikaler Richtung beinhaltet der Tragfähigkeitskoeffizient
gebenen Größtwerte von Ausfachungsflächen nicht tragender auch die Einflüsse aus dem anisotropen Verformungsverhalten
KS-Außenwände dürfen nach Kirtschig [4] bei Verwendung von von Mauerwerk. Mit der entwickelten Nachweismethodik ist es
Kalksandsteinen der Höhe hu = 238 mm (KS-Blocksteine und möglich, die Tragfähigkeit biegebeanspruchter Ausfachungs-
KS-Hohlblocksteine) und einem Überbindemaß von lol 0,4 ∙ hu wände einfach und praxisnah unter Verwendung weniger Ma-
vermauert mit Normalmauermörtel NM III und Stoßfugenver- terialkenngrößen zu bestimmen.
mörtelung, überschritten werden. Die Steine sind vorzunässen.
Es bleibt festzuhalten, dass das entwickelte Nachweisverfahren
Unter diesen Voraussetzungen sind in einigen Fällen – siehe die Berücksichtigung eines sich in vielen Fällen einstellenden
Tafel 2 – auch dreiseitig gehaltene Wände mit oberem freiem Membranspannungseffektes auf der sicheren Seite liegend
Rand als Ausfachungsfläche realisierbar. vernachlässigt. Damit ergeben sich bei bestimmten Randbe-
dingungen mit diesem Nachweisverfahren zum Teil auch klei-
nere Ausfachungsflächen als nach den Normen. In diesen Fäl-
len sollten daher die in den Tafeln 1 und 2 angegebenen Werte
verwendet werden.
Tafel 1 Zulässige Größtwerte der Ausfachungsfläche von nicht tragenden Außenwänden ohne rechnerischen Nachweis nach
DIN EN 1996-3/NA
Tafel 2 Erhöhte Größtwerte der Ausfachungsflächen von nicht tragenden Außenwänden mit Normalmauermörtel
KS-Blocksteine und KS-Hohlblocksteine mit Steinhöhen hu = 238 mm, mit Stoßfugenvermörtelung, NM III
Wanddicke Erhöhte Größtwerte1) der Ausfachungsfläche Aw [m²] bei einer Höhe über Gelände von
t 2)
0 m bis 8 m 8 m bis 20 m 3)
[mm] h / l 0,5 h / l = 1,0 h / l 2,0 h / l 0,5 h / l = 1,0 h / l 2,0
4-seitig gehalten; lol 0,4 · hu
115 11 16 11 – – –
150 11 16 11 7 11 7
175 22 20 22 13 13 13
240 38 36 38 25 23 25
300 60 54 60 38 35 38
3-seitig gehalten; oberer Rand frei; lol 0,4 · hu
175 8 10 16 – – –
240 16 20 30 10 12 18
300 25 30 45 16 20 28
1)
Bei Seitenverhältnissen 0,5 < h/l < 2,0 dürfen die größten zulässigen Werte der Ausfachungsflächen geradlinig interpoliert werden.
2)
Für andere Wanddicken dürfen die Zwischenwerte geradlinig interpoliert werden.
3)
In Windlastzone 4 nur im Binnenland zulässig
Das Berechnungsmodell benötigt als Eingangsgrößen zur Be- In Tafel 3 werden die zulässigen Ausfachungsflächen für Mau-
stimmung der aufnehmbaren Beanspruchung von Ausfachungs- erwerk aus KS-Plansteinen und KS XL (hu und lu 248 mm)
wänden lediglich die Biegezugfestigkeiten des Mauerwerks mit Dünnbettmörtel und Überbindemaßen lol /hu 0,4 an-
senkrecht und parallel zur Lagerfuge. Für den eigentlichen Nach- gegeben. Für ein Überbindemaß von 0,2 lol /hu < 0,4 sind
weis auf Grundlage des Teilsicherheitskonzepts sind diese Ma- die Werte um 50 % abzumindern. Eine Stoßfugenvermörte-
terialkenngrößen als 5 % -Quantilwerte anzusetzen. Dabei ist lung ist nicht erforderlich. Die Materialkenngrößen der Stein-
besonders vorteilhaft, dass durch die Verwendung der Biege- Mörtel-Kombinationen stammen aus [7] (f tk1 = 0,2 N/mm²;
zugfestigkeit parallel zur Lagerfuge eine Reihe von Einflussgrö- t = f tk1/f tk2 1,11) und die Ausfachungsflächen wurden in An-
ßen – z.B. das Überbindemaß, die Steingröße und die Art der lehnung an [8] ermittelt. Für die Berechnung der Bemessungs-
Stoßfugenausbildung – integral erfasst werden. Die zulässige windlast nach DIN EN 1991-1-4/NA [9] wurden die folgenden
Ausfachungsfläche ergibt sich mit Hilfe des Tragfähigkeitskoef- in den überwiegenden Fällen geltenden Faktoren verwendet:
fizienten Yw und der Biegezugfestigkeit f tk1 senkrecht zur Lager-
fuge. Letztere wird üblicherweise vernachlässigt, darf aber nach wd = Q • cpe,10 • qp • = 1,5 • 0,8 • qp(2.2)
DIN EN 1996-1-1/NA [1] bei Mauerwerk aus KS XL, KS XL-E und
KS XL-N mit Dünnbettmörtel, welches nur durch zeitweise ein- mit
wirkende Lasten rechtwinklig zur Oberfläche beansprucht wird, Q Teilsicherheitsbeiwert für Windeinwirkung auf der
mit f tk1 = 0,2 N/mm2 angenommen werden. Einwirkungsseite nach DIN EN 1990/NA [10]
cpe,10 Aerodynamischer Außendruckbeiwert für vertikale
Nach dieser Nachweismethodik ergibt sich für die zulässige Wände für den Bereich D nach DIN EN 1991-1-4/NA [9]
Ausfachungsfläche: qp Vereinfachter charakteristischer Böengeschwindigkeits-
druck nach DIN EN 1991-1-4/NA [9]
ftk1 1 1
Aw = t 2 • • • w •Yw (2.1)
t M d
In Tafel 3 sind für verschiedene Lagerungsbedingungen sowie
mit verschiedene Verhältnisse h/l die zulässigen Ausfachungsflä-
Aw Ausfachungsfläche chen in den folgenden Anwendungsbereichen angegeben:
t Wanddicke
ftk1 Vertikale Biegezugfestigkeit Windzone 1: Gebäudehöhe h bis 18 m
ftk2 Horizontale Biegezugfestigkeit Windzone 2: Gebäudehöhe h bis 10 m
t Biegezugverhältnis: t = ftk1 /ftk2
Yw Bezogene Traglast in Abhängigkeit von: Lagerungsbedin- Für die Anwendung in anderen Windzonen (z.B. WZ 2 mit
gungen, h/l, t h > 10 m, WZ 3 und WZ 4) müssen die in Tafel 3 angegebenen
M Teilsicherheitsbeiwert auf der Widerstandsseite: M = 1,5 Ausfachungsflächen mit dem entsprechenden Faktor k wd aus
wd Bemessungswert der Windlast Tafel 4 multipliziert werden. Für die Windzone WZ 1 und Gebäu-
dehöhen h 10 m können die in Tafel 3 angegebenen Ausfa-
104 Nicht tragende Wände 4 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Tafel 3 Erhöhte Größtwerte der Ausfachungsflächen von nicht tragenden Außenwänden mit Dünnbettmörtel
KS-Plansteine und KS-XL, KS XL-E und KS XL-N ohne Stoßfugenvermörtelung mit Dünnbettmörtel, mit Überbindemaß lol 0,4 · hu
Erhöhte Größtwerte 1) der Ausfachungsflächen Aw0 in m2
in den Windzonen WZ 1 bis h 18 m und WZ 2 (Binnenland) bis h 10 m 2)
4-seitig gehalten; seitlich gelenkig gelagert
Wanddicke Verhältnis h / l (Verhältnis der Wandhöhe zur Wandlänge) 3)
t
[mm] 0,30 0,50 0,75 1,00 1,50 2,00
115 11,7 7,4 6,1 5,9 6,4 7,2
150 19,9 12,5 10,3 10,0 10,8 12,2
175 27,0 17,0 14,0 13,6 14,7 16,6
200 35,3 22,2 18,3 17,8 19,2 21,7
240 50,9 32,0 26,4 25,6 27,7 31,2
300 79,5 50,0 41,3 40,0 43,3 48,8
365 117,6 74,1 61,1 59,2 64,1 72,2
4-seitig gehalten; seitlich eingespannt
Wanddicke Verhältnis h / l (Verhältnis der Wandhöhe zur Wandlänge) 3)
t
[mm] 0,30 0,50 0,75 1,00 1,50 2,00
115 11,8 7,8 7,7 8,5 10,5 12,5
150 20,0 13,3 13,1 14,4 17,8 21,3
175 27,3 18,1 17,8 19,7 24,3 28,9
200 35,6 23,6 23,3 25,7 31,7 37,8
240 51,3 34,0 33,5 37,0 45,7 54,4
300 80,1 53,2 52,4 57,8 71,4 85,0
365 118,6 78,7 77,5 85,5 105,7 125,8
3-seitig gehalten; oberer Rand frei; seitlich gelenkig gelagert
Wanddicke Verhältnis h / l (Verhältnis der Wandhöhe zur Wandlänge) 3)
t
[mm] 0,30 0,50 0,75 1,00 1,50 2,00
115 3,0 2,7 2,9 3,3 4,5 5,8
150 5,2 4,5 4,9 5,6 7,6 9,8
175 7,1 6,2 6,6 7,6 10,3 13,4
200 9,2 8,0 8,6 10,0 13,5 17,5
240 13,3 11,6 12,4 14,3 19,4 25,2
300 20,7 18,1 19,4 22,4 30,3 39,4
365 32,4 28,3 30,3 35,0 47,4 61,5
3-seitig gehalten; oberer Rand frei; seitlich eingespannt
Wanddicke Verhältnis h / l (Verhältnis der Wandhöhe zur Wandlänge) 3)
t
[mm] 0,30 0,50 0,75 1,00 1,50 2,00
115 4,6 5,0 5,5 6,1 7,5 9,2
150 7,9 8,4 9,3 10,4 12,8 15,7
175 10,7 11,5 12,7 14,1 17,5 21,3
200 14,0 15,0 16,6 18,4 22,8 27,9
240 20,1 21,6 23,8 26,5 32,8 40,1
300 31,5 33,7 37,3 41,5 51,3 62,7
365 49,2 52,6 58,2 64,8 80,2 98,0
1)
Bei Überbindemaßen 0,2 lol /hu < 0,4 sind die zulässigen Größtwerte der Ausfachungsflächen um 50 % abzumindern.
2)
In anderen Windzonen ist der Tabellenwert mit dem Faktor kwd nach Tafel 4 zu multiplizieren.
3)
Zwischenwerte dürfen geradlinig interpoliert werden.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 4 Nicht tragende Wände 105
chungsflächen noch mit dem Faktor 4/3 Tafel 4 Faktor kwd für die Umrechnung der Windlast in andere Windlastzonen nach
erhöht werden (siehe Tafel 4). DIN EN 1991-1-4/NA [9]
2.4 Anschlüsse an angrenzende Bauteile es ist eine dreiseitige Halterung mit freiem oberen Rand an-
zunehmen.
Nicht tragende Außenwände müssen in den sich aus den vor-
stehenden Tafeln ergebenden Abständen horizontal gehalten Nicht tragende Außenwände und ihre Anschlüsse müssen so
werden. Werden die Größtwerte der Ausfachungsflächen über- ausgebildet sein, dass sie die auf sie wirkenden Windlasten
schritten, kann eine Zwischenhalterung durch andere Maß- auf die angrenzenden tragenden Bauteile sicher abtragen; die-
nahmen erreicht werden, z.B. mit Hilfe von Stahlprofilen in se Forderung wird bei den Konstruktionsbeispielen (Bilder 1
C- oder I-Form. Werden die Wände nicht bis unter die Decke und 2) erfüllt. Für den Anschluss der Wand kann auf einen sta-
oder den Unterzug gemauert, sind für eine vierseitige Halte- tischen Nachweis an angrenzende Bauteile verzichtet werden,
rung am Wandkopf entsprechende Riegel, z.B. aus Stahl oder wenn diese Verbindungen offensichtlich unter Einhaltung der
Stahlbeton bzw. ausbetonierte KS -U-Schalen, erforderlich oder üblichen Sicherheiten ausreichen. Bei den Wandanschlüssen
Kalkmörtel Dreikantleiste
Gleithülse
Fugendichtung
Bild 1 Beispiel für einen gelenkigen Wandanschluss an eine Bild 2 Wandanschluss von KS-Sichtmauerwerk an eine
Stahlbetonstütze mit Ankerschienen bei Verwendung von Holzfachwerkkonstruktion
Normalmauermörtel
106 Nicht tragende Wände 4 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
ist zu beachten, dass infolge der Verformungen keine Zwän- mit Drahtankern aus nicht rostendem Stahl an die Innenschale
gungsspannungen auftreten können. angeschlossen. Die Mindestanzahl der Drahtanker je m2 Wand-
fläche ist DIN EN 1996-1-1/NA zu entnehmen. Andere Ankerfor-
Einflüsse, die aus den Formänderungen angrenzender Bauteile men (z.B. Flachstahlanker) sind zulässig bei entsprechendem
resultieren, z.B. durch Längenänderungen oder nachträgliches Nachweis der Brauchbarkeit, z.B. durch eine allgemeine bau-
Durchbiegen weitgespannter Tragkonstruktionen sowie Form- aufsichtliche Zulassung. Bei nicht flächiger Verankerung der Au-
änderungen der Wände selbst infolge von Witterungs- und Tem- ßenschale (linienförmige oder geschossweise Verankerung) ist
peratureinflüssen, sind bei der Wahl der Anschlüsse zu berück- die Standsicherheit entsprechend nachzuweisen.
sichtigen.
Der obere Anschluss der nicht tragenden Außenwand an die tra-
Der seitliche Anschluss an angrenzende Bauteile erfolgt in der genden Bauteile sollte sinngemäß wie der seitliche Anschluss
Regel gleitend und elastisch gleitend ausgeführt werden. Entsprechend Art und Spannwei-
te der tragenden Konstruktion erfolgt im Bereich des oberen
nn durch Einführen der Wand in eine Nut, Wandanschlusses ein Toleranzausgleich, im Allgemeinen von
ca. 2 cm. Der Hohlraum ist mit Mineralwolle auszufüllen und
nn durch übergreifende Stahlprofile oder Ankersysteme in korro- gegen Schlagregenbeanspruchung abzudichten. Dadurch wird
sionsgeschützter Ausführung. vermieden, dass die tragenden angrenzenden Bauteile durch
Formänderungen und nachträgliches Durchbiegen unbeabsich-
tigte Lasten und Spannungen auf die nicht tragenden Außen-
Zwischen nicht tragenden Außenwänden und angrenzenden wände übertragen.
Bauteilen werden z.B. Streifen aus Mineralwolle o.Ä. eingelegt,
äußere und innere Fugen sind elastoplastisch oder mit Fugen- Am unteren Anschluss werden die Horizontalkräfte aus Wind-
bändern abzudichten. Bei zweischaligen Wänden wird die Wand- lasten zwischen der nicht tragenden Außenwand und dem tra-
schale verankert, die für die Bestimmung der Größe der Ausfa- genden Bauteil durch Reibung auf die tragende Konstruktion
chungsfläche herangezogen wird, im Normalfall die Innenschale. abgeleitet. Dies ist bei der Auswahl von Feuchtesperrschichten
Die Außenschale wird entsprechend DIN EN 1996-1-1/NA [1] zu berücksichtigen.
3.1 Vereinfachter Nachweis nach DIN 4103-1 und nn Sie müssen zum Nachweis ausreichender Biegegrenztragfä-
DGfM-Merkblatt higkeit eine horizontale Streifenlast qh,k nach Abschnitt 3.1.2
aufnehmen, die 0,9 m über dem Fußpunkt der Wand angreift.
3.1.1 Anforderungen
Nicht tragende KS-Innenwände und ihre Anschlüsse müssen nn Sie können auch Funktionen zur Sicherung gegen Absturz
so ausgebildet sein, dass sie Anforderungen nach DIN 4103-1 übernehmen (s. Abschnitt 3.1.3).
[3] erfüllen.
0,30
1,65
nn Sie dürfen sowohl bei weichen als auch bei harten Stößen
nicht zerstört oder örtlich durchstoßen werden. Bild 3 Statische Belastungen nach DIN 4103-1 [3]
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 4 Nicht tragende Wände 107
8
49
71
KS BP10
498/623
498/623
8
248
8) 99
/ 24
3 73 8
8( 49
49
10
0
10 10
0 0
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.
nn Wenn Trennwände durch Windkräfte beansprucht werden, steinprodukte angeboten (Bild 4). Die Lasten nicht tragender
z.B. in Hallenbauten mit großen, häufig offenstehenden Trennwände auf Decken dürfen vereinfachend über einen flä-
Toren, ist hierfür neben den nachfolgenden Nachweisen auch chig anzusetzenden Zuschlag auf die charakteristische Nutz-
der Nachweis nach Abschnitt 2 für nicht tragende Außenwän- last berücksichtigt werden. Die in Tafel 5 angegebenen Wer-
de erforderlich, wobei der Lastfall „Windlast“ nicht mit den te gelten dabei für leichte Trennwände mit einem zulässigen
anderen Lastfällen (z.B. Konsollast) zu kombinieren ist. Gesamtgewicht von bis zu 5 kN/m. Schwerere Trennwän-
de (> 5 kN/m) müssen gemäß DIN EN 1991-1-1/NA [11] als
Linienlasten in der statischen Berechnung der Decken berück-
Nicht tragende innere Trennwände sind auch mit Wanddicken sichtigt werden.
t < 115 mm zulässig. Hierfür werden spezielle Kalksand
Tafel 5 Technische Daten für nicht tragende KS-Wände mit Linienlasten 5 kN/m
3.1.2 Einbaubereiche (drei- oder vierseitig), einer möglichen vertikalen Auflast sowie
Entsprechend der Nutzung der Räume, zwischen denen die der Wanddicke und der verwendeten Steinart durch umfang-
nicht tragenden KS-Innenwände errichtet werden sollen, sind reiche Versuche ermittelt. Diese werden seit Jahrzehnten im
beim Nachweis der Biegegrenztragfähigkeit in Abhängigkeit Mauerwerksbau angewendet und haben sich allgemein bewährt.
vom Einbaubereich unterschiedlich große horizontale Streifen-
lasten anzusetzen. Nach DIN 4103-1 [3] werden die Einbaube- Bei dem Lastfall „mit Auflast“ handelt es sich dabei nicht um
reiche wie folgt definiert: eine planmäßige Auflast, z.B. aus darüber stehenden Wänden,
sondern um einen ungewollten Lastabtrag der Decke infolge
Kriechens und Schwindens. Werden die Trennwände an der
Einbaubereich 1: Deckenunterkante voll vermörtelt, kann bei der Ermittlung der
Bereiche mit geringer Menschenansammlung, z.B. Wohnungen, zulässigen Wandlängen vom Lastfall „mit Auflast“ ausgegan-
Hotel-, Büro-, Krankenräume und ähnlich genutzte Räume ein- gen werden [14].
schließlich der Flure:
Bei dreiseitiger Lagerung ist zu unterscheiden, ob sich der
qh1,k = 0,5 kN/m freie Rand an der Wandseite oder am Wandkopf befindet. Bei
Wandhöhen h > 6 m ist stets ein statischer Nachweis erfor-
derlich. Freie Wandlängen l > 12 m sollten vermieden werden
Einbaubereich 2: [14]. Bei Verwendung von Kalksandsteinen mit Wanddicken
Bereiche mit großer Menschenansammlung, z.B. größere Ver- t < 115 mm ist Mörtelgruppe III oder Dünnbettmörtel erfor-
sammlungsräume, Schulräume, Hörsäle, Ausstellungs- und Ver- derlich; bei t 115 mm genügt Mörtelgruppe IIa.
kaufsräume sowie ähnlich genutzte Räume. Hierzu zählen auch
stets Trennwände zwischen Räumen mit einem Höhenunter- Die in den Tafeln 7 und 8 aufgeführten Grenzmaße gelten für
schied der Fußböden 1,00 m: ein Überbindemaß lol 0,4 · hu, da ein kreuzweiser Abtrag der
auf die nicht tragende Wand wirkenden horizontalen Linienlast
qh2,k = 1,0 kN/m vorausgesetzt wird.
nn Konzertsäle, Terrassen und Eingangsbereiche für große Menschen 2,0 Vermeintliche Unstimmigkei t en der
ansammlungen Grenzlängen zwischen vierseitig und drei-
nn Tribünen einschließlich Treppen und Zugänge
seitig gehaltenen Wänden sind vor allem
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 4 Nicht tragende Wände 109
auf die Art der Belastung (Linienlast ge- Tafel 7 Zulässige Wandlängen [m] nicht tragender Trennwände mit und ohne Auflast bei
nerell in 90 cm Höhe über Wandfuß) und vierseitiger bzw. dreiseitiger Halterung, vertikaler Rand frei
unterschiedlich große Biegefestigkeiten
des Mauerwerks senkrecht und paral- Einbau- Wandhöhe Wanddicke [mm]
lel zur Lagerfuge zurückzuführen (unter- bereich [m]
50 70 100 115/ 175/ 240
schiedliche Auswirkungen).
150 200
Zulässige Wandlänge [m]
3.2 Nachweis nach DIN EN 1996-3/NA Vierseitige 2,5 3 5 7
Halterung 3 3,5 5,5 7,5
1 3,5 4 6 8 10 12 12
In DIN EN 1996-3/NA [2] ist im Anhang B 4 – 6,5 8,5
ein weiteres Verfahren für die Bemes- 4,5 – 7 9
sung von nicht tragenden Innenwänden > 4,5 – 6 – – – – 12 12
enthalten. Das Verfahren baut auf den 2,5 1,5 3 5 6
Regelungen in DIN 4103-1/DGfM-Merk- 3 2 3,5 5,5 6,5
blatt [3, 15] auf und liefert mit den Ta- 2 3,5 2,5 4 6 7 12 12
ohne 4 – 4,5 6,5 7,5
feln 7 und 8 vergleichbare Werte. Ent- 4,5 – 5 7 8
sprechend den Anwendungsbedingungen Auflast
> 4,5 – 6 – – – – 12 12
nach DIN EN 1996-3/NA [2] gilt das Ver- 2,5 5,5 8
fahren für Wanddicken t 115 mm im Vierseitige 3 6 8,5
Einbaubereich 1. Die von Kirtschig auf Halterung 3,5 6,5 9 12 12 12 12
1 4 – 9,5
der Grundlage von DIN 4103-1 veröf-
4,5 – –
fentlichten und seit Jahrzehnten in der
> 4,5 – 6 – – – – 12 12
Praxis ausschließlich angewendeten Be-
2,5 2,5 5,5 8
messungstabellen sind damit nunmehr 3 3 6 8,5
für Wanddicken t 115 mm im Einbau- 3,5 3,5 6,5 9 12 12 12
bereich 1 – insbesondere auch hinsicht- 2 4 – 7 9,5
lich der von Kirtschig nachgewiesenen 4,5 – 7,5 10
mit Auflast1)
aufnehmbaren Stoßbelastung – auch nor- > 4,5 – 6 – – – – 12 12
mativ bestätigt. 2,5 1,5 2,5 3,5
Dreiseitige
3 1,75 2,75 3,75
Halterung 3,5 2 3 4 5 8 12
1
4 – 3,25 4,25
3.3 Befestigung an angrenzende 4,5 – 3,5 4,5
Bauteile > 4,5 – 6 – – – – 8 12
2,5 0,75 1,5 2,5 3
3.3.1 Allgemein 3 1 1,75 2,75 3,25
Die nicht tragenden Innenwände erhalten 3,5 1,25 2 3 3,5 6 12
2 4 – 2,25 3,25 3,75
ihre Standsicherheit durch geeignete An- ohne 4,5 – 2,5 3,5 4
schlüsse an die angrenzenden Bauteile. Auflast
> 4,5 – 6 – – – – 6 12
Die Anschlüsse müssen so ausgebildet 2,5 2,75 4
sein, dass die Formänderungen der an- Dreiseitige
3 3 4,25
Halterung 3,25 4,5 6 8 10 12
grenzenden Bauteile sich nicht negativ 3,5
1 4 – 4,75
auf die nicht tragenden Innenwände aus-
4,5 – –
wirken können (siehe z. B. Bild 5).
> 4,5 – 6 – – – – 10 12
2,5 1,25 2,75 4
Werden die nicht tragenden Innenwän- 3 1,5 3 4,25
de nicht bis unter die Decke gemauert, 3,5 1,75 3,25 4,5 6 8 12
z.B. bei durchlaufenden Fensterbändern, 2 4 – 3,5 4,75
so ist zunächst einmal von einem freien 4,5 – 3,75 5
mit Auflast1) > 4,5 – 6 – – – – 8 12
Rand auszugehen. Die KS-Innenwände
können dann als ausreichend gehalten 1)
Unter Auflast wird hierbei verstanden, dass die Wände an der Deckenunterkante voll vermörtelt sind und
angesehen werden, wenn die Wandkro- die darüber liegenden Decken infolge Kriechens und Schwindens sich auf die nicht tragenden Wände
zum Teil absetzen können. Ganz allgemein gilt, dass das Verfugen zwischen dem oberen Wandende und
nen mit durchlaufenden Aussteifungsrie- der Decke mit Mörtel geringer Festigkeit eher zu empfehlen ist als das Dazwischenlegen von stark nach-
geln z.B. aus Stahlbeton (ausbetonierte giebigem Material. Dies gilt insbesondere dann, wenn davon ausgegangen werden kann, dass nach dem
KS -U-Schalen) oder aus Stahlprofilen ge- Verfugen in die Trennwände keine Lasten mehr aus Verformung infolge Eigengewichts der darüber liegen
halten werden. den Bauteile eingetragen werden. Das Vermörteln der Anschlussfuge zwischen nicht tragender Wand
und Stahlbetondecken soll daher möglichst spät erfolgen.
Bei KS-Mauerwerk mit Dünnbettmörtel darf generell auf eine Stoßfugenmörtelung verzichtet werden.
In diesem Fall können die Grenzmaße
aus Tafel 7 oder 12 bei vier- oder dreisei- Dies gilt auch bei Verwendung von Normalmauermörtel mit statisch zulässigen Wandlängen 12 m oder
bei Wänden mit Wandlängen größer als die doppelte Wandhöhe. Für Wanddicken von 50 und 70 mm so-
tiger Halterung (ein freier vertikaler Rand) wie 100 mm unter Auflast im Einbaubereich 2 gelten die angegebenen Grenzmaße bei Verwendung von
entnommen werden. Ist innerhalb einer Normalmauermörtel der NM III (trockene Kalksandsteine sind vorzunässen) oder Dünnbettmörtel.
nicht tragenden KS-Innenwand eine Öff- Bei Wanddicken 115 mm ist Normalmauermörtel mindestens der Mörtelgruppe IIa (trockene Kalksand-
steine sind vorzunässen) oder Dünnbettmörtel zu verwenden.
nung angeordnet, gilt die Wand im Regel-
110 Nicht tragende Wände 4 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Tafel 8 Zulässige Wandlängen [m] nicht tragender innerer Trennwände ohne Auflast bei delt, ist ein Nachweis in der Regel jedoch
dreiseitiger Halterung, oberer Rand frei nicht erforderlich.
fall an dieser Stelle vertikal als nicht gehalten. Es ist ein freier 3.3.3 Gleitender (gelenkiger) Anschluss
vertikaler Rand anzunehmen. Raumhohe Zargen oder Stahlpro- Gleitende Anschlüsse sind insbesondere dann auszuführen,
file in U- oder I-Form oder auch ausbetonierte KS -U-Schalen wenn mit unplanmäßigen Krafteinleitungen in die nicht tra-
gelten bei entsprechender Ausbildung als seitliche Halterung. genden Innenwände durch Verformung der angrenzenden Bau-
teile zu rechnen ist und diese zu erhöhten Spannungen führen
Während die Wandscheiben selbst als nachgewiesen gelten, können. Gleitende Anschlüsse werden durch Anordnung von
wenn die Grenzmaße nach den Tafeln 7, 8 und 12 eingehalten Stahlprofilen oder Nischen, eventuell in Verbindung mit einer
sind, ist die Aufnahme der Belastungen durch die Anschlüsse Gleitfolie, hergestellt (siehe Bilder 7 und 8). Bei Anschlussfu-
nachzuweisen. Sofern es sich um bewährte Anschlüsse han-
Draufsicht Draufsicht
tragende Wand
Mörtelfuge schwimmender
Stahlbeton- Estrich nicht tragende Wand
decke Mörtel Mörtel
Anker aus
Bei größeren Deckenspannweiten eine Trennlage nicht rostendem
R 500 auf der Stb. Rohdecke verlegen, um einen Flachstahl
evt. Abriss unterhalb des Fertigfußbodens zwangs-
weise vorzugeben.
Draufsichten a) b) c)
Stahlträger
Fugenabdichtung
Stahlprofil KS-Bauplatte Mineralwolle
Stahlträger Gleitschicht,
Stahlträger z.B. Folienstreifen
Gleitschicht,
Mineralwolle
Gleitschicht, z.B. Folienstreifen
Bauplatten-Anker KS-Bauplatte
z.B. Folienstreifen
als Federanker
Stahlbeton-Stütze Fugendichtung
Dämmschicht
b) d)
Bei Anforderungen an den Brandschutz: Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1000 $C, Rohdichte * 30 kg/m3
Fugenabdichtung
Stahlbeton-Stütze Fugendichtung
Stahlprofil KS-Bauplatte Stahlbeton-StützeMineralwolle Fugendichtung
senkrecht/horizontal verschiebbarer
Mineralwolle Maueranschlussanker
Bauplatten-Anker KS-Bauplatte
als Federanker Gleithülse
senkrecht/horizontal verschiebbarer
senkrecht/horizontal verschiebbarer Maueranschlussanker
Maueranschlussanker Dämmschicht
Gleithülse
mmschicht Bei Anforderungen an den Brandschutz:
Gleithülle
rungen an den Brandschutz: Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1000 $C, Rohdichte * 30 kg/m3 Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1000 $C,
Dämmschicht
Rohdichte * 30 kg/m3
Dämmschicht
Dämmschicht Bei Anforderungen an den Brandschutz:
Bei Anforderungen
Bei Anforderungen an den
anBrandschutz:
den Brandschutz: Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1.000
Baustoffklasse ºC, Rohdichte
A, Schmelzpunkt $C,30 kg/m3
> 1000
Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1000 $C, Rohdichte * 30 kg/m3
Rohdichte * 30 kg/m 3
gen, die mit Mineralwolle ausgefüllt werden, ist der Schallschutz 3.4 Beschränkung der Deckendurchbiegung
besonders zu beachten.
Wenn durch zu große Durchbiegungen der Stahlbetondecke
Die Profiltiefe ist so zu wählen, dass auch bei einer Verformung Schäden an nicht tragenden Innenwänden entstehen können,
der angrenzenden Bauteile die seitliche Halterung sichergestellt so ist die Größe dieser Durchbiegungen durch gezielte Maß-
bleibt. Beim Anschluss im Fußpunktbereich (Trennwand/Stahl- nahmen zu beschränken oder es sind andere bauliche Vorkeh-
betondecke) ist zur Abkopplung beider Systeme ohne Profil ei- rungen zur Vermeidung derartiger Schäden zu treffen. Der Nach-
Stahlträger
ne besandete Bitumendachbahn R 500 – insbesondere bei gro weis der Beschränkung der Deckendurchbiegung kann durch
ßen Deckenspannweiten – vorzusehen (siehe Bild 5). die Begrenzung der Biegeschlankheit geführt werden.
Gleitschicht,
z.B. Folienstreifen
Schnitt Ansicht Schnitt
a) Drei- bzw. vierseitig gehaltene Wand, b) Drei- bzw. vierseitig gehaltene Wand, c) Dreiseitig gehaltene Wand,
a)oberer
Stahlprofil
Rand außen
gehaltenliegend
(Stahlprofil) oberer Rand gehalten (Federanker) oberer Rand frei
Stahlbeton-Stütze Fugendichtung
) 30 Stahl ) 30
* 20 * 20
Dichtstoff
Dämmschicht
Bei Anforderungen an den Brandschutz:
Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1000$ C,
3
112 Nicht tragende Wände 4 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Tafel 9 Seitliche Wandanschlüsse für nicht tragende Innenwände unter Berücksichtigung von Statik, Brand- und Schallschutz
Anschlüsse im eigenen Wohnbereich Starr gehalten Schalltechnisch biegesteif und Anschlussfuge voll vermörtelt
dicht mit NM oder DM
Stumpfstoßanker
T = 0,75 mm
durch Maueranker und voll Bei Baustoffen mit unter- EI 90 ab Wanddicke
flächig satt vermörtelte An- schiedlichem Verformungsver- 100 mm und
Mauerwerk schlussfuge mit NM oder DM halten oder nicht vollflächiger Wanddicke 70 mm mit
mit NM Vermörtelung ist ggf. eine Ent- beidseitig 10 mm Putz;
oder DM kopplung und Undichtigkeit an- sonst EI 60
zunehmen.
Mörtelgruppen:
NM II bis NM III
Dünnbettmörtel
Stumpf- durch Mauerwerksanker und bei Einlage von z.B. Kork-, Schmelzpunkt 1.000 °C
stoßanker nachgiebiger Füllung mit Mineralfaserstreifen, bzw. Rohdichte 30 kg/m3
Mineralfaserstreifen des Streifen aus bitumen
Stumpfstoßanschlusses imprägnierter Wollfilzpappe2) Lagesicherung erforderlich,
EI 90 ab Wanddicke
Schalltechnisch dicht 100 mm und
Wohnungs- Wanddicke 70 mm mit
trennwand
mit beidseitigem elastischem beidseitig 10 mm Putz;
Nicht tragende Innenwand
Flächenbezogene Masse
Fugendichtstoff sonst EI 60
< 200 kg/m2
1)
Die Klassifizierung des Wandanschlusses entspricht der Klassifizierung der Wand, wenn die angegebenen Bedingungen eingehalten werden.
Nicht tragende raumabschließende Wände EI nach DIN EN 13501-2
2)
Der Putz ist bei entkoppelten Anschlüssen mit einem Kellenschnitt zu trennen und nachträglich z.B. mit Acryl zu schließen.
Tafel 10 Obere Wandanschlüsse für nicht tragende Innenwände unter Berücksichtigung von Statik, Brand- und Schallschutz
≤ 30 mm
die Wand kann 4-seitig bzw. Als trennendes Bauteil nur Schmelzpunkt 1.000 °C
Stahlwinkel
≥ 20 mm 3-seitig gehalten sein, mit geeignet mit zusätzlichem Rohdichte 30 kg/m3
Dämmschicht einem freien vertikalen Rand Fugendichtstoff in der An-
schlussfuge Lagesicherung durch Stahlwinkel,
EI 90 ab Wanddicke 100 mm
und Wanddicke 70 mm mit beid-
seitig 10 mm Putz; sonst EI 60
mit Auflast infolge Kriechen Bei Wänden mit Schall- EI 90 ab Wanddicke 100 mm
≤ 20 mm NM II, und Schwinden der Stahlbe- schutzanforderungen sollte und Wanddicke 70 mm mit beid-
Leichtmörtel tondecke 2) diese Ausführungsvariante seitig 10 mm Putz; sonst EI 60
oder Putz gewählt werden.
die Wand kann 4-seitig bzw.
3-seitig gehalten sein, mit
einem freien vertikalen Rand
Anschlussfuge vollständig
durch NM II, Leichtmörtel
oder Putz ausgefüllt
1)
Nicht tragende raumabschließende Wände EI nach DIN EN 13501-2
2)
Bei Wandlängen > 5 m sollte dieser Anschluss mit dem Tragwerksplaner abgestimmt werden.
Die Schlankheit biegebeanspruchter Bauteile mit normalen An- in technische und soziokulturell-funktionale Qualitäten einge-
forderungen nach Abschnitt 7.4.2 von DIN EN 1992-1-1/NA teilt werden. Zu den technischen Qualitäten von Trennwänden
[18], die mit ausreichender Überhöhung der Schalung herge- aus Kalksandstein gehören neben den Vorzügen im statisch-
stellt werden, darf nicht größer sein als lf /d K·35. konstruktiven Bereich vor allem die Vorteile in den bauphysi-
kalischen Disziplinen des Brand-, Schall- und Wärmeschutzes.
Bei Deckenplatten, an die höhere Anforderungen gestellt wer- Die soziokulturell-funktionalen Qualitäten werden durch das
den, weil sie beispielsweise nicht tragende Innenwände zu tra- entstehende Komfortniveau bestimmt. Hierzu gehören der ther-
gen haben, sollte die Schlankheit wie folgt begrenzt werden: mische, visuelle und akustische Komfort sowie die Qualität der
Innenraumluftqualität.
lf 150 lf 2
K 2 • bzw. d 2 (3.1) Die massive Bauweise von Trennwänden aus Kalksandsteinen
d lf K • 150
mit ihrer homogenen Struktur aus Steinen und Mörtel zeichnet
sich insbesondere durch hervorragende Stabilität aus. Hierzu
mit zählt auch die herausragende Tragfähigkeit bei angehängten
lf Stützweite der Decke [m] Konsollasten einschließlich der Dübelverankerung von Lasten,
d Statische Höhe des biegebeanspruchten Bauteils [m] die beispielsweise durch schwere angehängte Küchenschrän-
K Beiwert zur Berücksichtigung der verschiedenen statischen ke entstehen. Durch die Wahl massiver Trennwände ergeben
Systeme nach Tafel 11 sich zudem erhebliche Vorteile hinsichtlich der Gebrauchstaug-
lichkeit, da bei der Verwendung identischer Materialien für tra-
Auch Verformungen, die angrenzende Bauteile des Tragwerks gende und nicht tragende Außen- und Innenwände neben einem
beschädigen könnten, sind in der Regel zu begrenzen. Für die einheitlichem Putzgrund auch gleiche Verformungseigenschaf-
Durchbiegung unter quasi-ständiger Einwirkungskombination ten der Wände gegeben sind. Hierdurch wird in hohem Maße
nach Einbau dieser Bauteile kann die Begrenzung 1/500 der zur Vermeidung von Rissbildungen beigetragen.
Stützweite angenommen werden.
In Bezug auf die bauphysikalischen Eigenschaften zeigen sich
In DIN EN 1992-1-1/NA sind in Abschnitt 7.4.2 weitere Glei- die Vorteile von Kalksandstein-Mauerwerk vor allem im vorbeu-
chungen zur Berechnung der zulässigen Biegeschlankheit an- genden baulichen Brandschutz. Die bauordnungsrechtlichen
gegeben, in welche neben der Betondruckfestigkeit auch der Anforderungen an das Brandverhalten von Baustoffen und an
Längsbewehrungsgrad der Stahlbetonplatte eingeht. Es darf je- den Feuerwiderstand der Wände werden vollumfänglich erfüllt.
doch davon ausgegangen werden, dass unter Einhaltung dieser Trennwände aus Kalksandstein-Mauerwerk sind nicht brennbar
zulässigen Biegeschlankheiten die bereits erläuterte Begren- und können damit auch nicht selbst zu einem Brand beitragen.
zung der Verformung von 1/500 der Stützweite eingehalten ist. Bei normgerechter Ausführung der Wandanschlüsse an die an-
grenzenden Bauteile wird der geforderte Feuerwiderstand pro-
blemlos erfüllt. Alle Brandschutzeigenschaften von Kalksand-
3.5 Vorteile massiver nicht tragender innerer Trennwände stein-Mauerwerk sind zudem seit langem normativ geregelt
und bedürfen keiner weiteren Prüfzeugnisse oder Bescheini-
Nicht tragende Innenwände aus Kalksandstein, die auch als gungen. Im Brandfall wirken sich die Materialeigenschaften von
Trennwände bezeichnet werden, zeichnen sich durch viele Vor- Kalksandstein-Mauerwerk zudem positiv auf das Sicherheits-
teile gegenüber anderen Bauweisen aus. Diese Vorteile können niveau der Gebäude aus, da der Entstehung und Ausbreitung
in Anlehnung an die Nachhaltigkeitsbewertung von Bauwerken von Rauch vorgebeugt wird.
in der Lage, thermische Energie zu puffern. Sie können zusätz- nn Die Mauerwerksbewehrung wird in die Lagerfugen eingelegt
liche Wärme- bzw. Kälteenergie aufnehmen, speichern und erst und hat den Zweck, die Bogentragwirkung zu stärken und
zeitverzögert im Tag-Nacht-Rhythmus wieder abgeben. Auch hin- Risse zu verhindern oder zumindest so zu verteilen, dass sie
sichtlich des akustischen Komforts schützt die Trennwand aus unschädlich sind [19].
Kalksandstein-Mauerwerk den Nutzer vor Schallbelästigungen
aus anderen Wohnbereichen in hohem Maße. Die große Roh- nn Bei der Anordnung von Schlitzen sind die Angaben in DIN EN
dichte von Kalksandsteinen ist ausschlaggebend für die gute 1996-1-1/NA [1] zu beachten.
schallschutztechnische Qualität der Gebäude.
nn Die Schlitztiefe ist generell zu berücksichtigen. Im üblichen
Für das Wohlbefinden und insbesondere die Gesundheit der Fall sollte diese von der Wanddicke t abgezogen werden
Nutzer ist die Innenraumluftqualität in Gebäuden von entschei- und die Wand anschließend mit dem reduzierten Wandquer-
dender Bedeutung. Trennwände aus Kalksandstein-Mauerwerk schnitt bemessen werden.
sind zur Sicherstellung einer hohen Innenraumluftqualität her-
vorragend geeignet. Dies gilt insbesondere, weil Trennwände nn Schlitze für Elektroinstallationen sind mit dafür geeigneten
aus Kalksandstein unbehandelt auch als Sichtmauerwerk aus- Geräten zu sägen oder zu fräsen, damit das Gefüge des Mau-
geführt werden können und in anderen Fällen auch die heute erwerks nicht zerstört wird und die Standsicherheit gewähr-
verfügbaren Ausbaumaterialien (Spachtelmassen, Putze, An- leistet bleibt. Nach Verlegen der Elektroinstallation lassen
striche etc.) emissionsarm sind. Vor allem ältere Menschen sich diese Schlitze problemlos mit Putz schließen.
und Kinder gelten als besonders empfindlich hinsichtlich ei-
ner Belastung der Innenraumluft mit Schadstoffen biologischer
(Schimmelpilze, Milben etc.) oder chemisch-physikalischer Her- 3.7 Nicht tragende Innenwände aus KS-Bauplatten BP7
kunft (Faserstäube, Lösungsmittel, Halogene etc.). Ein erheb-
licher Teil an potentiellen Schadstoffquellen in Gebäuden kann Schlanke nicht tragende Innenwände aus KS-Bauplatten mit
bereits in der Planungsphase vermieden werden, indem bei der 70 mm Dicke haben sich seit vielen Jahren im Wohnungsbau,
Auswahl von Baumaterialien emissionsarme Produkte in Ver- aber auch in Büro- und Wirtschaftsbauten, im Schul- und Kran-
bindung mit Trennwänden aus Kalksandstein-Mauerwerk ge- kenhausbau bewährt. Durch ihr günstiges Format und das Nut-
wählt werden. Feder-System lassen sie sich äußerst rationell versetzen. Durch
die Verarbeitung mit Dünnbettmörtel gelangt während der Her-
stellungsphase zudem wenig Baufeuchte in den Rohbau. Stoß-
3.6 Schadensfreie Ausführung und Lagerfugen sind zu vermörteln. KS-Bauplatten sind auch
für den nachträglichen Einbau, für Ausbauten und Sanierungen
Zur schadensfreien Ausführung nicht tragender Innenwände im Baubestand sehr gut geeignet.
sind folgende Konstruktions- und Ausführungshinweise zu be-
achten: Auch für nicht tragende Innenwände kann alternativ das bereits
in Abschnitt 2.3 erläuterte Bemessungsverfahren der Tech-
nn Begrenzung der Deckendurchbiegung durch Einhalten einer nischen Universität Darmstadt [5], [6] angewandt werden, um
Grenzschlankheit (siehe Abschnitt 3.4) erforderlichenfalls größere Wandlängen ausnutzen zu können.
Jedoch ist bei nicht tragenden Innenwänden eine direkte Be-
nn Verringerung der Deckendurchbiegung aus Kriechen und rechnung der Wandlänge nicht möglich, da die bezogene Trag-
Schwinden durch Beachtung der Ausschalfristen und sorgfäl- last Yw von der absoluten Wandhöhe h und gleichzeitig über
tige Nachbehandlung des Betons nach DIN EN 1992-1-1/NA das Seitenverhältnis von der Wandlänge l abhängt, so dass ei-
[18]. Bei kurzen Ausschalfristen sind wirksame Notstützen ne iterative Berechnung erforderlich ist.
zu setzen.
Nachfolgende Gleichung gibt die maximale Länge der Wand in
nn Nicht tragende Innenwände möglichst spät, d.h. nach Aus- Abhängigkeit der einwirkenden Horizontallast an.
schalen der Geschossdecken, aufmauern und ggf. verput-
zen. Um feuchtebedingte Verformungen gering zu halten, 1 ftk1 1 t 2
sollten auf der Baustelle die Materialien – Mauersteine, Bau- lmax = • • • •Yw (3.2)
qh,d t M h
platten – trocken gelagert bzw. vor starker Durchfeuchtung
geschützt werden.
mit
nn Durchbiegungen der unteren Decke können bei nicht tra- l Wandlänge [m]
genden Innenwänden zu einer Lastabtragung als Gewölbe qh,d
Horizontale Holmlast = qh,k · Q
oder Biegeträger führen. Es wird empfohlen, die Innenwände ftk1
Vertikale Biegezugfestigkeit
als selbsttragend (z.B. als Dünnbettmauerwerk) auszubil- ftk2
Horizontale Biegezugfestigkeit
den. Zudem sollte die Wand auf eine Trennlage R 500 aufge- t Biegezugverhältnis: t = ftk1 / ftk2
mauert werden. Yw Bezogene Traglast in Abhängigkeit von: Lagerungs
bedingungen, h, h/l, t
nn Bei großen Deckenstützweiten können weitere Maßnahmen, M Teilsicherheitsbeiwert auf der Widerstandsseite:
z.B. eine Bewehrung der Wand zur Erhöhung der Risssicher- M = 1,0
heit, erforderlich werden. Q Teilsicherheitsbeiwert auf der Einwirkungsseite: Q = 1,0
h Wandhöhe [m]
t Wanddicke [m]
116 Nicht tragende Wände 4 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Damit können 70 mm dicke Wandbauplatten alternativ zur Er- Bei Türüberdeckungen bis etwa 1 m Breite werden die Platten
mittlung nach den Tafeln 7 und 8 entsprechend nachgewiesen ohne Sturz fortlaufend verlegt und vermörtelt (Bild 9). Während
werden. Da die Wandbauplatten nur als nicht absturzsichernde der Bauphase wird empfohlen, die Bauplatten im Öffnungsbe-
Trennwände eingesetzt werden (Nachweis der Gebrauchs reich mit einem horizontal angeordneten Kantholz zu unterstüt-
tauglichkeit), ist im Schadensfall die Auswirkung gering. Vor zen. Vom Arbeitsablauf rationeller ist es jedoch, raumhohe Öff-
diesem Hintergrund ist ein Teilsicherheitsbeiwert von M = 1,0 nungen mit entsprechend ausgebildeten Türzargen vorzusehen.
ausreichend (siehe [20]). In diesem Fall kann bei der Ermittlung der Grenzmaße von ei-
ner vertikalen Halterung der nicht tragenden Innenwand aus-
In Tafel 12 sind für den Haupteinsatzbereich (Einbaubereich 1 – gegangen werden.
siehe Abschnitt 3.1.2) die zulässigen Wandlängen für Kalksand-
stein-Wandbauplatten KS BP7 mit einer
Wanddicke von t = 70 mm in Dünnbett-
mörtel mit Stoßfugenvermörtelung ohne Tafel 12 Erhöhte Wandlängen nicht tragender Innenwände aus KS-Bauplatten BP7
Auflast angegeben. Die Werte gelten für
ein Überbindemaß von lol / hu 0,2 und Wanddicke t = 70 mm, Überbindemaß lol /hu 0,2, Dünnbettmörtel,
charakteristische Biegezugfestigkeiten mit Stoßfugenvermörtelung
v o n f t k 1 = 0 , 3 4 N / m m 2 u n d
Wandhöhe Zulässige Wandlänge [m]
f tk2 = 0,49 N/mm2, die in [20] ermittelt
[m]
wurden. 4-seitig gehalten, 3-seitig gehalten,
seitlich gelenkig gelagert seitlich gelenkig gelagert;
Weitere Vorteile von Wänden aus KS-Bau- freier seitlicher Rand
platten sind:
2,5 12,0 12,0
Einbaubereich
nn Hohe Beständigkeit, unempfindlich 1 3,0 12,0 12,0
gegen Feuchtigkeit
3,5 12,0 12,0
nn Flächengewinn durch geringe Wand-
dicken 4,0 12,0 12,0
nn Hohe Steinrohdichte, bereits bei 7 cm Durch raumhoch angelegte Türöffnungen in nicht tragenden Wänden kann der
Dicke mit einem Direktschalldämm- zusätzliche Arbeitsaufwand für die Stürze eingespart werden. Bei üblicher Ausführung
erfolgt der Höhenausgleich unter der Decke durch abgelängte, hochkant stehende,
Maß Rw 046 dB (RDK 2,0 zzgl. 2 ·
vermauerte Platten. Schmale Zuschnittplatten sind zu vermeiden.
10 mm Putz) für guten Schallschutz
auch innerhalb der Wohnungen
Literatur
[1] DIN EN 1996-1-1:2013-02 Eurocode 6: Bemessung und [12] Röser, W.; Gusia, W.: Gutachten Deckenzuschläge für
Konstruktion von Mauerwerksbauten. Teil 1-1: Allgemeine nicht tragende Wände aus Kalksandstein; Aachen 2005
Regeln für bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk; in Ver- + A1:2015-05
bindung mit DIN EN 1996-1-1/NA:2012-05 + A1:2014- [13] Kirtschig, K.: Gutachtliche Stellungnahmen zur Tragfähig-
03 + A2:2015-01 keit von nichttragenden KS-Innenwänden. Hannover Mai
[2] DIN EN 1996-3:2010-12 Eurocode 6: Bemessung und 1988, Oktober 1986, Januar 1992, Januar 1993, Mai
Konstruktion von Mauerwerksbauten. Teil 3: Vereinfachte 1998
Berechnungsmethoden für unbewehrte Mauerwerks- [14] Kirtschig, K.; Anstötz, W.: Zur Tragfähigkeit von nicht-
bauten; in Verbindung mit DIN EN 1996-3/NA:2012-01 tragenden inneren Trennwänden in Massivbauweise. –
+ A1:2014-03 + A2:2015-01 In: Mauerwerk-Kalender 11, S. 697–734, Verlag Ernst &
[3] DIN 4103-1:2015-06: Nichttragende innere Trennwände Sohn, Berlin 1986
– Teil 1: Anforderungen und Nachweise [15] DGfM Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Woh-
[4] Kirtschig, K.: Gutachtliche Stellungnahme zur Größe der nungsbau e.V.; ZDB Zentralverband Deutsches Baugewer-
Ausfachungsflächen von nichttragenden Außenwänden be (Hgg.): Nichttragende innere Trennwände aus Mauer-
unter Verwendung von großformatigen Kalksandsteinen. werk; Berlin, 2. Auflage 2017
Hannover Juli 1993 [16] Kirtschig, K.: Gutachten zu nichttragenden, unter Ver-
[5] Richter, L.: Tragfähigkeit nichttragender Wände aus Mau- wendung von Dünnbettmörteln hergestellten KS-Innen-
erwerk, Dissertation, Technische Universität Darmstadt, wänden mit nichtvermörtelten Stoßfugen, 27.4.1998
2009 [17] Schubert, P.: Zur rissfreien Wandlänge von nicht tragen
[6] Graubner, C.-A.; Richter, L.: Nichttragende Wände aus den Mauerwerkswänden. – In: Mauerwerk-Kalender 13,
Mauerwerk; Forschungsbericht F01-06; Juni 2008 S. 473–488, Verlag Ernst & Sohn, Berlin 1988
[7] Brameshuber, W., Saenger, D.: Forschungsbericht F 7066 – [18] DIN EN 1992-1-1:2011-01 + A1:2015-03 Eurocode 2: Be-
Erarbeiten einer elektronischen Datenbank zu Biegezug messung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spann-
festigkeitsversuchen an Mauerwerk aus Kalksandstei- betontragwerken, Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsre-
nen sowie Auswertung der Daten; Aachen, 28.11.2011 geln und Regeln für den Hochbau; in Verbindung mit
[8] Graubner, C.-A.; Richter, L.: Nichttragende Wände aus DIN EN 1992-1-1/NA:2013-04 + A1:2015-12
Mauerwerk; Forschungsbericht F01-08; September 2008 [19] Mann, W.; Zahn, J.: Bewehrtes Mauerwerk zur Lastabtra-
[9] DIN EN 1991-1-4:2010-12 Eurocode 1: Einwirkungen auf gung und zur konstruktiven Rissesicherung, N. V. Bekaert
Tragwerke Teil 1-4: Allgemeine Einwirkungen – Windlasten; S. A., 1996
in Verbindung mit DIN EN 1991-1-4/NA:2010-12 [20] Graubner, C.-A.; Brehm, E.; Schmitt, M.: Bericht – Nicht-
[10] DIN EN 1990:2010-12 Eurocode 0: Grundlagen der tragende Innenwände aus Kalksandstein – Wandbauplat-
Tragwerksplanung; in Verbindung mit DIN EN 1990/ ten KS P7; Frankfurt, 2011
NA:2010-12
[11] DIN EN 1991-1-1:2010-12 Eurocode 1: Einwirkungen auf
Tragwerke Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen – Wichten,
Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau; in Verbindung
mit DIN EN 1991-1-1/NA:2010-12
Bildnachweise
Bild S. 100: Dariusz Jarzabek/AdobeStock; Bild S. 101: Erich Spahn
1. Mauermörtel
1.1 Definition, Aufgaben für Mauerwerk nach DIN EN 1996/NA verwendet werden, wo-
bei sich in der Praxis die Verwendung mit DIN V 18580 durch-
Mauermörtel ist ein Gemisch aus Gesteinskörnung(en) (Zu- gesetzt hat. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieses
schlag, Sand), Bindemittel(n) sowie ggf. Zusatzstoffen und Zu- Buches wurden Anwendungsnorm und Restnorm grundlegend
satzmitteln. überarbeitet. Zukünftig soll DIN 20000-412 als alleinige An-
wendungsnorm mit allen erforderlichen Regelungen für die Ver-
Mauermörtel werden zur Herstellung der Lager-, Stoß- und wendung von Mauermörtel in Deutschland herangezogen wer-
Längsfugen im Mauerwerk sowie zum nachträglichen Verfu- den. Die Norm DIN 18580 soll dann nur noch Regelungen für
gen verwendet. Wesentliche Aufgaben des Mauermörtels sind auf der Baustelle hergestellte Normalmauermörtel (Baustellen-
der Ausgleich der Maßtoleranzen der Mauersteine, deren kraft- mörtel) enthalten, die in DIN 20000-412/DIN EN 998-2 nicht
schlüssige Verbindung und ein funktionsgerechter Fugenab- geregelt sind.
schluss bei Sichtmauerwerk. Er trägt insofern maßgeblich zum
Tragverhalten des Mauerwerks und bei Sichtmauerwerken zum
Witterungsschutz bei. 1.3 Lieferformen
Zu unterscheiden sind:
1.2 Technische Regelwerke
nn Werk-Frischmörtel
Normalmauermörtel (NM) Leichtmörtel (LM) Dünnbettmörtel (DM) Gebrauchsfertiger Mörtel in verarbeit-
d 1.500 kg/m3 d < 1.500 kg/m3 d 1.300 kg/m3 barer Konsistenz, der in Fahrmischern
auf die Baustelle geliefert, dort in Mör-
Gesteinskörnungsarten nach DIN EN 13139
telkübeln entladen wird und in der Re-
Größtkorn: 1,0 mm gel 36 Stunden verarbeitbar ist. Eine
bauseitige Wasserzugabe ist nicht zu-
NM II, II a, III, III a LM 21, LM 36 NM III
lässig!
nach Rezept
nach Eignungsnachweis
Baustellenmörtel nn Mehrkammer-Silomörtel
In einem Silo sind in getrennten Kam-
Werkmörtel mern die Mörtelausgangsstoffe enthal-
Werk-Vormörtel ten. Sie werden unter Wasserzugabe
Werk-Trockenmörtel automatisch dosiert und gemischt,
Werk-Frischmörtel so dass am Mischerauslauf auf der
Sollfugendicke: 10 bzw. 12 mm Fugendicke: Baustelle verarbeitungsfähiger Mörtel
1 bis 3 mm entnommen werden kann. Bei Mehr-
kammer-Silomörtel darf das Mischungs-
verhältnis baustellenseitig nicht verän-
Bild 1 Merkmale von Mauermörteln dert werden.
120 Mauermörtel und Putz 5 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
1.4 Mörtelarten
INFO
In DIN V 18580/DIN EN 998-2 werden drei Mörtelarten unter- Die Kalksandsteinindustrie empfiehlt, bei der Herstellung von
schieden: Planstein-Mauerwerk Dünnbettmörtel mit Zertifikat zu verwen-
den. Die vom Dünnbettmörtel-Hersteller empfohlene Zahn-
nn Normalmauermörtel (NM) schiene, üblicherweise auf dem Mörtelsack abgebildet, ist zu
verwenden.
nn Dünnbettmörtel (DM)
Tafel 1 Rezeptmörtel (Normalmauermörtel); Zusammensetzung und Mischungsverhältnis in Raumteilen (aus DIN V 18580 Anhang A)
V 20000-412
– 1 – – 1 6
IIa M5
– – – 2 1 8
III M 10 – – – – 1 4
1)
Die Werte des Sandanteils beziehen sich auf den lagerfeuchten Zustand.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 5 Mauermörtel und Putz 121
erwerk kann sehr wesentlich durch den Steinkontakt (Absau- Bedeutung. Für den Verbund der Mauersteine und damit für
gen von Anmachwasser) beeinflusst werden. Daher muss bei die Zug-, Biegezug- und Schubbeanspruchbarkeit des Mauer-
NM und LM auch eine bestimmte Fugendruckfestigkeit nach- werks ist eine ausreichende Haftscherfestigkeit zwischen Mau-
gewiesen werden. Bei DM ist die Mörteldruckfestigkeit wegen ermörtel und Mauerstein erforderlich. Sie wird mit einem euro-
der dünnen Fuge für die Mauerwerksdruckfestigkeit kaum von päischen Prüfverfahren nachgewiesen (Tafel 2).
Tafel 2 Anforderungen an Mauermörtel (außer Rezeptmörtel)1) nach DIN V 18580 bzw. DIN EN 998-2
M 2,5 M5 M 10 M 20 M5 M5 M 10
Druckfestigkeit D
2,5 5 10 20 5 5 10
DIN EN 1015-11 [N/mm²]
Fugendruckfestigkeit D,F
DIN 18555-9 [N/mm²]
Verbundfestigkeit
Charakteristische Anfangsscher- fvk0
0,04 0,08 0,10 0,12 0,08 0,20
festigkeit (Haftscherfestigkeit)2) [N/mm²]
DIN EN 1052-3
Querdehnungsmodul Eq
– 7.500 15.000 –
DIN 18555-4 [N/mm²]
Längsdehnungsmodul El
– 2.000 3.000 –
DIN 18555-4 [N/mm²]
Wärmeleitfähigkeit 10,tr
– 0,184) 0,274) –
DIN EN 1745 [W/(m · K)]
Verarbeitbarkeitszeit tv
– – – 4
DIN EN 1015-9 [h]
Korrigierbarkeitszeit tk
– – – 7
DIN EN 1015-9 [min]
Prüfalter für Festmörteleigenschaften: 28 d; Festigkeiten: Mindestwerte; Normalmauermörtel NMI (M1): Keine Anforderungen
1)
Für diese gelten die Anforderungen als erfüllt.
2)
Prüfung darf ohne Vorbelastung an 5 Prüfkörpern erfolgen: fvk0 = 0,8 · fvo
3)
Der d-Wert bei Erstprüfung ist mit ±10 % Grenzabweichung einzuhalten.
4)
Bei Nachweis 10,tr nach DIN EN 1745 wenn d > 700 bzw. > 1.000 kg/m3
122 Mauermörtel und Putz 5 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Bild 2 Anmischen von Dünnbettmörtel Bild 3 Mörtelauftrag mit Mörtelschlitten Bild 4 Versetzen von KS -R-Plansteinen
in Dünnbettmörtel
Die Verwendung von Normalmauermörtel der Gruppe I ist nach „Abschneiden“ mit der Kelle
DIN EN 1996-1-1/NA unzulässig. Die Gruppen III und IIIa wei- und nach dem Ansteifen:
sen eine sehr hohe Festigkeit auf und sollten daher für Außen- Glattstreichen mit einem
schalen (Verblendschalen) von zweischaligem Mauerwerk nicht abriebfreien Schlauchstück
eingesetzt werden. Für die meisten Anwendungsfälle ist NM IIa
am besten geeignet.
Fuge
Fuge
Bei Verblendschalen hat der Mauermörtel
die Aufgabe, gemeinsam mit dem Mauer-
Holzbrettchen
stein eine geschlossene Fläche zu bilden,
die den Witterungsbeanspruchungen wi-
dersteht. Deshalb muss der Mauermörtel
besonders gut am Stein haften. Andern-
falls bilden sich Spalten zwischen Stein
und Fugenmörtel, so genannte Flanken- Bild 6 Nachträgliche Verfugung, Steinbreite 105 mm
abrisse, die das Eindringen von Nieder-
schlagswasser in das Mauerwerk fördern
und damit seine Dauerhaftigkeit beein-
trächtigen. Richtige Ausführung
INFO
Für Sichtmauerwerk, vor allem für Ver-
blendmauerwerk, ist wegen der gleich-
mäßigen und ggf. besonders auf den
Anwendungsfall abgestimmten Zusam- Falsche Ausführung
mensetzung Werk-Trockenmörtel zu em
pfehlen.
2. Putz
Putz ist ein an Wänden und Decken aufgetragener Belag aus nn Schaffung von ebenen Oberflächen als Sichtflächen oder
Putzmörtel oder Beschichtungen mit putzartigem Aussehen. Untergrund für Anstriche, Tapeten, Beschichtungen
Putzmörtel ist ein Gemisch aus Bindemittel, Gesteinskörnung,
ggf. Zusätzen und Wasser. nn Beständigkeit gegen langzeitig einwirkende Feuchtigkeit in In-
nenräumen (Innenwand- und Deckenputze in Feuchträumen)
Putz wird ein- oder mehrlagig in bestimmter Dicke aufgebracht.
Die Lagen eines Putzes (Unter-, Oberputze), die in ihrer Gesamt- nn Ausreichende mechanische Beanspruchbarkeit bzw. Abrieb-
heit und in Wechselwirkung mit dem Putzgrund die Anforderun- festigkeit (z.B. Sockelputz, Treppenhauswände, Außenwand-
gen an den Putz erfüllen, werden als Putzsystem bezeichnet. putz als Träger von Beschichtungen – z.B. Kellerwandputze
Bewährte Putzsysteme sind in DIN 18550 [7] für Außen-, In- – oder mit erhöhter mechanischer Beanspruchung)
nen- und Leichtputze (außen) tabelliert. In den Tafeln 3 und 4
sind Mörtelgruppen und zuzuordnende Druckfestigkeitskatego- nn Witterungsschutz, vor allem Feuchteschutz (Regenschutz)
rien aufgeführt. Putz erreicht seine endgültigen Eigenschaften
erst durch Verfestigung am Bauteil. nn Ästhetisch ansprechende Oberflächenausbildung
(z.B. Struktur, Farbe)
Grundsätzlich ist zwischen Innen- und Außenputz sowie zwi-
schen Putzen (Putzarten) für verschiedene Anforderungen zu
unterscheiden. 2.2 Technische Regelwerke
Entspricht der Putzmörtel DIN EN 998-1, wird er mit einem nn Einlagenputzmörtel für außen (OC)
CE-Kennzeichen versehen.
nn Sanierputzmörtel (R)
Putzmörtel, die auf der Baustelle zusammengesetzt und ge- 2.4.3 Anforderungen / besondere Eigenschaften
mischt werden. Neben Putzen, die allgemeinen Anforderungen genügen, gibt es
Putze mit besonderen Eigenschaften, die zusätzlichen Anforde-
rungen genügen. Sie sind nachfolgend aufgeführt.
INFO
Aufgrund der größeren Qualitätsschwankungen sind Werk- und
Baustellenmörtel nicht zu empfehlen. Wasser hemmende, Wasser abweisende Putze/Putzsysteme
für Anforderungen nach DIN 4108-3 (Schlagregenschutz)
Das Putzsystem muss nach DIN 18550 aufgebaut sein. Die
Die Putzmörtel werden als Sack- oder Siloware auf die Baustel- den Regenschutz im Wesentlichen bewirkende(n) Putzlage(n)
le geliefert. Zur Aufstellung der Baustellensilos sind die Hin- muss/müssen den Anforderungen der Klassen W0 bis W2 nach
weise der Mörtelhersteller zu beachten, siehe Abschnitt 1.8. DIN EN 13914-1 genügen [10].
Tafel 5 Kriterien für wasserabweisende Putze und Beschichtungen nach DIN 4108-3 bei Prüfung nach DIN EN ISO 151481) aus [11]
1)
Siehe hierzu auch DIN 18550
Mit diesen Anforderungen soll erreicht werden, dass eingedrun- nen der Druckfestigkeitsklassen 8 sollte jedoch die Mindest-
genes Wasser durch Kapillartransport und Diffusion wieder ab- druckfestigkeit für CS IV nicht wesentlich überschritten werden.
trocknen kann. Die Anforderung gilt für Putzsysteme; bei zweila-
gigem Außenputz also für das System aus Unter- und Oberputz.
INFO
Sockelputze sowie Kellerwandaußenputze sind im erdberühr-
Außensockelputz ten Bereich immer abzudichten. Der Putz dient als Träger der
Außensockelputze müssen ausreichend fest, Wasser abwei- vertikalen Abdichtung [7, 13].
send und widerstandsfähig gegen kombinierte Einwirkung von
Feuchte und Frost sein, z.B. mineralische Putze Kategorie CS IV.
Auf leichteren und weicheren Wandbaustoffen (Steine der Fes
tigkeitsklasse C8) sollten jedoch Außensockelputze (Unter- Wärmedämmputz / -putzsysteme
putze) der Kategorie CS III nach DIN EN 998-1 (Druckfestigkeit Wärmedämmputzsysteme werden zur Verbesserung der Wärme-
3,5 bis 7,5 N/mm2) mit hydraulischen Bindemitteln aufgebracht dämmung von einschaligen Außenwänden eingesetzt. Sie sind
werden (Tafel 6). Die Druckfestigkeit mineralischer Oberputze in DIN 18550-1 und EN 998-1 genormt und bestehen aus einem
soll mindestens 2,5 N/mm2 betragen. Organische Oberputze wärmedämmenden Unterputz (Wärmedämmputz) mit leichten
müssen der Mörtelgruppe P Org 1 entsprechen. wärmedämmenden Zuschlägen, z.B. expandiertes Polystyrol,
und einem Wasser abweisendem Oberputz im Außenbereich.
Bei Wärmedämm-Verbundsystemen sind für den armierten Un- Der Wärmedämmputz muss einen Rechenwert der Wärme-
terputz bzw. die Armierungsschicht die systemzugehörigen Kom- leitfähigkeit von höchstens 0,2 W/(m·K) aufweisen. Die Putz
ponenten (Mörtel, Gewebe) zu verwenden. dicke muss mindestens 20 mm und soll in der Regel höchs
tens 100 mm betragen.
Im Sockelbereich können für den Oberputz sowohl organisch
gebundene Putze, z.B. Kunstharzputze nach DIN 18558, als
auch mineralische Putze eingesetzt werden. Mineralische Put- Putze mit besonderen Anforderungen an Schall-, Brand- und
ze auf Wärmedämmplatten werden nach dem heutigen Stand Strahlenschutz
der Technik in Anlehnung an DIN 18550 in der Mörtelgruppe Die Dicke dieser Putze richtet sich nach den jeweiligen Anfor-
CS II (Mindestdruckfestigkeit 2,5 N/mm2) ausgeführt [12, 13]. derungen.
Kellerwandaußenputz Akustikputz
Kellerwandaußenputze als Träger von Beschichtungen müssen Akustikputze sind sehr hohlraumreich und absorbieren Schall-
aus Mörteln mit hydraulischen Bindemitteln der Kategorie CS IV energie. Sie reduzieren die Schallreflexion und den Schallpegel
nach DIN EN 998-1 hergestellt werden. Bei Mauerwerk aus Stei- und verkürzen die Nachhallzeit. Die Putze werden nach Schall-
absorptionsklassen eingeteilt (siehe [7]).
Tafel 6 Anforderungen an den Regenschutz von Außenputzen nach DIN 18550-1 aus [11]
I II III
Geringe Schlagregenbeanspruchung Mittlere Schlagregenbeanspruchung Starke Schlagregenbeanspruchung
Bezeichnung Außenputz Mindestens Mindestens
nach DIN 4108-3 ohne besondere Anforderung wasserabweisender Außenputz wasserabweisender Außenputz
Mindestens zu erfüllende Anforderungskategorien für die Wasseraufnahme der Putze1)
Putz nach DIN EN 998-1 W0, W1, W2 W2 W2
Putz nach DIN EN 15824 W1, W2, W3 W2, W3 W2, W3
1)
Die Kriterien gelten dann als erfüllt, wenn mindestens eine Putzlage des Außenputzsystems die Anforderungen erfüllt.
128 Mauermörtel und Putz 5 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Dünnlagenputz
Dünnlagenputzmörtel besteht aus mineralischen Bindemitteln, 2.5.2 Prüfen und Vorbereiten des Putzgrundes
ggf. mit organischen Zusätzen zur Verbesserung der Dehnfä- Der Putzgrund Kalksandstein-Mauerwerk muss den Ausfüh-
higkeit. Das Wasserrückhaltevermögen und die Haftungseigen- rungsregeln der DIN EN 1996-1-1/NA und den Anforderungen
schaften sind auf die jeweilige Putzdicke abgestimmt. Die Putz- der DIN 18550-1,2 genügen. Für einen guten und dauerhaften
mörtel werden als Innenputz angewendet. Die mittlere Dicke Haftverbund des Putzes auf dem Putzgrund ist dessen Beschaf-
von Dünnlagenputzen beträgt bis zu 6 mm, die Mindestdicke fenheit von wesentlicher Bedeutung.
(an jeder Stelle!) 3 mm [15]. Im Vergleich dazu müssen einla-
gige Innenputze aus Werk-Trockenmörtel eine mittlere Putzdi- Der Putzgrund muss nach DIN 18550-1, 18550-2 in Anleh-
cke von 10 mm und eine zulässige Mindestdicke (nur an ein- nung an DIN 18350 eben, tragfähig, formstabil und frei von
zelnen Stellen) von 5 mm aufweisen. Verunreinigungen sein. Diese Anforderungen werden von re-
gelgerechtem KS-Mauerwerk erfüllt. Darüber hinaus muss der
Putzgrund bei der Putzausführung staubfrei, trocken und frost-
INFO frei sein und mindestens +5 °C Untergrund- und Lufttempera-
Dünnlagenputze sind Bekleidungen ohne die Möglichkeit eines tur aufweisen.
Ebenheitsausgleichs zwischen Untergrund und Bekleidung. Da-
mit wird von der Annahme der fortschreitenden Genauigkeit Deshalb muss der Putzausführende vor dem Beginn der Putz-
mit dem Ausbau abgewichen, wie sie der DIN 18202 [16] zu- arbeiten den Putzgrund gemäß VOB/C-ATV: DIN 18350 [9] prü-
grunde liegt. In diesem Fall reichen die üblicherweise vom Roh- fen. Bedenken müssen ggf. angemeldet werden. Die Prüfungen
bauer geschuldeten Ebenheitsanforderungen (DIN 18202, sind im gewerkeüblichen Rahmen vorzunehmen. Der Auftrag-
Tabelle 3, Zeile 5: e 5 mm bei 10 cm Messpunktabstand) nehmer kann davon ausgehen, dass ordnungsgemäß nach DIN
nicht aus. Dies gilt sinngemäß auch für Fliesenbekleidungen EN 1996-1-1/NA hergestelltes Mauerwerk den Anforderungen
im Dünnbettverfahren. Die Anforderungen an die fertige (ver- genügt.
putzte) Wand sind dann bereits an die rohe Wand (Mauerwerk)
zu stellen: e 3 mm bei 10 cm Messpunktabstand) [17]. Die Ebenheitsanforderungen der DIN 18202, d.h. eine Eben-
Fachgerecht hergestelltes KS-Planstein- und KS XL Mauerwerk heit 5 mm bei 10 cm Messpunktabstand an der rohen Wand,
erfüllen diese Voraussetzung. sind ohne weitere Vereinbarung an jeder Stelle einzuhalten.
a) b)
Bild 9 Arbeitsschritte beim Verputzen einer Wand; a) Auftrag des Putzmörtels; b) Glätten des Putzes
130 Mauermörtel und Putz 5 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
che Mörtelgruppe oder Mörtel vergleichbarer Zusammensetzung entsprechen. Es werden überwiegend gips- oder anhydritgebun-
verwendet werden. dene Putze angewendet. Bei Putzsystemen nach DIN V 18550,
Tabelle 3, ist kein Nachweis erforderlich. Innenwandputze für
Mineralische Putze sind vor zu schneller Austrocknung zu schüt- Feuchträume müssen langzeitig gegen Feuchte beständig sein.
zen und nötigenfalls durch Benetzen mit Wasser feucht zu halten. Deshalb dürfen Putzsysteme aus Gips-Putztrockenmörtel dort
nach DIN EN 13279 nicht verwendet werden. Häusliche Küchen
Nach Fertigstellung von Innenputzen sind die Räume häufig kurz- und Bäder sind keine Feuchträume. Wandbekleidungen und Be-
fristig zu lüften (Querlüftung empfehlenswert), um überschüssige läge (z.B. keramische Fliesen) auf Putz mit direkter Wasserbe-
Feuchte abzuführen.“ [7] lastung, wie Duschkabinen und Wannenbereiche, erfordern be-
sondere Feuchteschutzmaßnahmen. Die Putzflächen sind vor
Risse in begrenztem Umfang sind nicht zu beanstanden, wenn Aufbringen der Bekleidung fachgerecht abzudichten. Wird zu-
sie den technischen und optischen Wert des Putzes nicht beein- sätzlich eine rückseitige Durchfeuchtung des Putzes vom Putz-
trächtigen. Putzbewehrungen vermindern die Gefahr von Riss- grund her ausgeschlossen, so ist in diesen Fällen auch Gips-
bildungen im Putz. Konstruktionsbedingte Rissbildungen (z.B. putz anwendbar.
durch Durchbiegungen von Decken und Unterzügen sowie starke
Verformungen tragender Bauteile) können mit Putzbewehrungen Die Dicke der meist einlagigen Innenputze beträgt (mittlere
nicht verhindert werden. Ist eine Putzbewehrung notwendig, so Dicke/Mindestdicke):
ist diese straff und faltenfrei in die zugbelastete Zone, in der
Regel in der oberen Hälfte der Putzlage einzulegen. nn Allgemein: 15 mm/10 mm
nn Innenwandputz für Räume üblicher Feuchte einschließlich Innenputze auf Gipsbasis werden in einem Arbeitsgang aufge-
häuslicher Küchen und Bäder bracht. Zweischichtiges Verputzen mit Gipsputzmörteln ist nicht
zu empfehlen, da durch Kristallisation der ersten Putzschicht
nn Innenwandputz für Feuchträume (z.B. gewerbliche Küchen) die Haftung der Folgeschicht beeinträchtigt wird.
2.5.5 Außenputze
Außenputze müssen als „Gebäudehaut“ den dauerhaften
Schutz der Außenbauteile vor Witterungseinflüssen, vor allem
den Feuchteschutz (Regen, Schlagregen) gewährleisten.
3. Fliesenbekleidungen
Fliesen können auf KS-Mauerwerk sowohl im Dünn- als auch eines deckenden Spritzbewurfs mit Zementmörtel CS IV (P III)
im Dickbettverfahren verlegt werden. Sofern die Ebenheitsto- nach DIN 18550 auf das KS-Mauerwerk empfohlen.
leranzen des KS-Mauerwerks es zulassen, können die Flie-
sen direkt mit einem flexiblen Fliesenkleber angeklebt werden.
Dünnbettverfahren nach DIN 18157
Zementgebundene Mörtel für die Dünn- und Dickbettverlegung Bei der Fliesenverlegung im Dünnbettverfahren werden die Flie-
sowie Fliesenkleber werden im Allgemeinen aus vorgemischten sen in ein dünnes, wenige Millimeter dickes Mörtelbett verlegt.
Werk-Trockenmörteln hergestellt. Bei planebenem Mauerwerk aus KS-Plansteinen oder KS XL
können die Fliesen im Dünnbettverfahren auch direkt auf das
Die allgemeinen Anforderungen an den Untergrund nach DIN Mauerwerk geklebt werden.
18157:2017 sind zu beachten. Insbesondere darf sich der Un-
tergrund nach dem Anbringen der Fliesen nur noch begrenzt Die DIN 18157 mit ihren drei Teilen [19] unterscheidet folgende
verformen. Spätere Schwind- und Kriechverformungen können Verfahren:
zum Abscheren des Fliesenbelags führen. In der Regel ist ei-
ne Wartezeit nach DIN 18157 von sechs Monaten einzuhal- nn Floating-Verfahren
ten. Die Einschränkung der DIN 18157 auf die hydraulisch ge- Der hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel wird in zwei Ar-
bundene Putze P II und P III als Untergrund für Fliesenbeläge beitsgängen auf das KS-Mauerwerk aufgebracht. Im ersten
ist nach neuen Erkenntnissen überholt. Im Bereich häuslicher Arbeitsgang wird mit einer Glättkelle eine dünne Schicht des
Feuchträume, wie z.B. in Bädern und Küchen, können Fliesen Dünnbettmörtels auf das Mauerwerk aufgezogen. Auf die fri-
auch auf Gipsputz verlegt werden. sche Schicht wird im zweiten Arbeitsgang der Dünnbettmörtel
in der für die Abkämmung erforderlichen Menge aufgetragen
Grundsätzlich sind alle Flächen, auf denen eine direkte Feuchte- und mit einem Zahnspachtel abgekämmt. Die Fliesen müs-
belastung zu erwarten ist, abzudichten. Besondere Sorgfalt er- sen in das frische Mörtelbett eingeschoben und angeklopft
fordert die Abdichtung von Bewegungsfugen zwischen Wand und werden, bevor der Dünnbettmörtel eine Haut bildet.
schwimmendem Estrich, da hier mit größeren Verformungen in-
folge der trocknungsbedingten Schwindvorgänge (z.B. Schüs- nn Buttering-Verfahren
seln) zu rechnen ist. Der hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel wird auf die Rück-
seite der Fliese in der erforderlichen Menge gleichmäßig auf-
getragen und vor der Hautbildung auf das KS-Mauerwerk an-
Dickbettverfahren nach DIN 18352:09/2016 gesetzt. Das Buttering-Verfahren wird bei ungleichmäßiger
Bei der Fliesenverlegung im Dickbettverfahren werden die Flie- Dicke der Fliesen bevorzugt.
sen in ein 15 bis 20 mm dickes Mörtelbett gelegt. Dafür ist ein
zementgebundener Mörtel einzusetzen. Der Mörtel muss gut
am Putzgrund haften. Die Empfehlungen des Putzmörtelherstel- Beide Verfahren können auch kombiniert werden, indem der
lers zur Verarbeitung und besonders zur Untergrundvorbehand- Dünnbettmörtel sowohl auf das KS-Mauerwerk als auch auf die
lung sind zu beachten. Von der KS-Industrie wird der Auftrag Fliesenrückseite aufgetragen wird.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 5 Mauermörtel und Putz 133
Literatur
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Konstruktion von Mauerwerksbauten. Teil 1-1: Allgemeine dustrieverband Werkmörtel e.V. 11-2014
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[3] DIN V 20000-412:2004-03 Anwendung von Bauprodukten meinsamer Technischer Ausschuss der Verbände
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– Teil 2: Ergänzende Festlegungen zu DIN EN 13914-2: [18] DIN EN 13914-2:2016-09 Planung, Zubereitung und Aus-
2016-09 für Innenputze führung von Innen- und Außenputzen – Teil 2: Planung und
[8] DIN EN 998-1:2003-09 Festlegungen für Mörtel im Mau- wesentliche Grundsätze für Innenputz
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12 Dünnbettverfahren – Teil 1: Hydraulisch erhärtende Dünn-
[9] DIN 18350:2016-09 VOB Vergabe- und Vertragsordnung bettmörtel; – Teil 2: Dispersionsklebstoffe; – Teil 3: Epo-
für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertrags- xidharzklebstoffe
bedingungen für Bauleistungen (ATV); Putz- und Stuckar-
beiten
Bildnachweise
Bild S. 118: KS-Quadro GmbH; Bild 9: Knauf;
Bild S. 130: Architekten Spiekermann/KS-ORIGINAL;
Bild S. 132: Stefan Meyer/KS-Bayern
1. Allgemeines
Die Bedeutung nachträglicher Befestigungen in Kalksandstein- Typische sicherheitsrelevante Anwendungen hingegen sind Fas-
Mauerwerk mit Dübeln nimmt im Bauwesen stetig zu. Die An- sadenunterkonstruktionen, Vordächer, Markisen, Rohrleitungen
wendungen für den Einsatz nachträglicher Befestigungen mit (Bild 2), Rolltorführungen, Lüftungskanäle, Kabeltrassen oder
Kunststoffdübeln oder Injektionsdübeln sind sehr vielfältig. Ein- abgehängte Decken.
richtungsgegenstände wie z.B. Hängeschränke, Regale, Spie-
gel, Bilder o.Ä. (Bild 1) werden im privaten Bereich in der Re- Mauerwerk aus Kalksand-Vollsteinen ist für nachträgliche Be
gel mit nicht zugelassenen Dübeln befestigt. festigungen mit Dübeln in der Regel sehr gut geeignet, da die ho-
hen Druckfestigkeiten der Mauerwerks-
steine hohe Haltewerte garantieren. So
können Kunststoffdübel aus Polyamid in
Kalksand-Vollsteinen unter Zuglast und
Querbelastung vergleichbare Tragfähig-
keiten wie in Normalbeton erreichen.
2. Dübelsysteme
Für nachträgliche Befestigungen an KS-Vollsteinen (Lochanteil tage zu vermeiden. Die Dübelhülse besitzt einen Kragen, der
< 15 %) oder KS-Lochsteinen (Lochanteil > 15 %) eignen sich die Soll-Einbaulage gewährleistet und verhindert, dass der Dü-
Kunststoffdübel und Injektionssysteme mit oder ohne Sieb- bel bei der Montage in das Bohrloch hineinrutscht.
hülse.
2.1 Kunststoffdübel 2.
2.2 Verbunddübel
am Bohrlochmund Mörtel aus, so wurde das Bohrloch ausrei- Injektionsdübel werden oft in Vorsteckmontage verwendet. Hier-
chend mit Mörtel verfüllt und die Montage korrekt ausgeführt. bei werden zuerst die Dübel gesetzt und anschließend, nach
Die erforderliche Wartezeit bis zum Aufbringen der Last ent- Ablauf der Aushärtezeit des Injektionsmörtels, das Anbauteil
spricht der angegebenen Aushärtezeit des Injektionsmörtels befestigt (Bild 4). Bei größeren Anbauteilen mit mehreren Be-
und ist von der Umgebungs- und Verankerungsgrundtempera- festigungspunkten wie z.B. Holzbalken kann dies aufgrund un-
tur abhängig. Je höher diese ist, desto kürzer ist in der Regel vermeidlicher Toleranzen problematisch werden. Hier muss
die Aushärtezeit, aber auch die Verarbeitungszeit, innerhalb dann der Dübel in Durchsteckmontage oder mittels einer Setz-
der die Verankerung zu montieren ist. schablone montiert werden.
Um in Lochsteinen die Mörtelmenge zu begrenzen, müssen bei Zugelassene Injektionsdübel, die in Durchsteckmontage ver-
zugelassenen Systemen Siebhülsen verwendet werden. Beim wendet werden können, sind speziell für diese Montageart ent-
Einpressen dringt der Injektionsmörtel durch die Maschen der wickelt und hinsichtlich unterschiedlicher Anbauteildicken auch
Siebhülse und passt sich dem Hohlraum im Mauerwerk an. Die bezüglich der Siebhülsenlänge flexibel.
Siebhülse bildet mit dem Mörtel und der Ankerstange eine Ein-
heit und darf nicht durch eine andere Siebhülse ausgetauscht Injektionsdübel tragen in Kalksand-Lochsteinen die Lasten
werden, da die Maschengröße und Mörtelzähigkeit aufeinan- überwiegend durch die mechanische Verzahnung des Mörtels
der abgestimmt sind. So wird die erforderliche Mörtelmenge mit dem Mauerwerk in den Untergrund ab (Bild 5). Werden
auf ein Minimum begrenzt und dennoch eine hohe Tragfähig- beim Bohren keine Hohlräume angeschnitten, werden die Las
keit gewährleistet (Bild 5). ten – wie in Vollsteinen – nur durch die Klebewirkung (den Ver-
bund) zwischen Mörtel und Bohrlochwand in den Mauerwerks-
verband abgetragen.
3. Sicherheitsanforderungen
Bei der Beurteilung einer Befestigung spielen Sicherheitsanfor- Neben den seit vielen Jahren bekannten Zulassungen des Deut-
derungen eine sehr große Rolle. Grundsätzlich wird zwischen schen Instituts für Bautechnik (abZ) sind für Kunststoffdübel
sicherheitsrelevanten und nicht sicherheitsrelevanten Anwen- und Verbunddübel auch europäische technische Bewertungen
dungen unterschieden. (ETA) verfügbar. Im Zuge der europäischen Harmonisierung wer-
den die deutschen Zulassungen (abZ) daher sukzessive durch
Eine sicherheitsrelevante Anwendung liegt dann vor, wenn beim die europäisch technischen Bewertungen (ETA) ersetzt.
Versagen der Befestigung Gefahr für Leib und Leben besteht
oder wesentliche wirtschaftliche Schäden zu erwarten sind. In Deutsche Zulassungen und europäische Bewertungen für
solchen Fällen dürfen nur Befestigungen verwendet werden, Kunststoffdübel und Injektionsdübel unterscheiden sich in drei
deren Brauchbarkeit durch eine allgemein bauaufsichtliche Punkten deutlich:
Zulassung (abZ) oder eine europäisch technische Bewertung
(European Technical Assessment – ETA) nachgewiesen ist. Al- nn im Bemessungskonzept,
ternativ kann die Brauchbarkeit auch durch eine Zustimmung
im Einzelfall oder Baustellenversuche geregelt werden. nn im zulässigen Anwendungsbereich und
Es ist unumstritten, dass Befestigungen von Fassadenunter- nn in der Definition des Verankerungsgrundes.
konstruktionen, Verankerungen von Sprinklersystemen oder
von abgehängten Decken als sicherheitsrelevant einzustufen
sind. Demgegenüber werden Befestigungen von Einrichtungs- Deutsche Zulassungen beruhen auf dem Bemessungskonzept
gegenständen (z.B. Hängeschränke, Regale, Lampen, Bilder) zulässiger Lasten, d.h., es wird nachgewiesen, dass die zu be-
oder von Installationsleitungen (Wasser, Sanitär, Heizung) in festigende Last F nicht größer ist als der zulässige Wert Fzul.
Privatgebäuden in der Regel als nicht sicherheitsrelevant ange-
sehen. Allerdings sollte auch hier überprüft werden, ob durch Demgegenüber basiert das europäische Konzept auf Teilsicher-
ein Versagen der Befestigung Menschenleben gefährdet sind heitsbeiwerten. Bei diesem ist nachzuweisen, dass der Bemes-
(z.B. durch das Herabfallen eines Küchenschranks auf ein Klein- sungswert der Einwirkung Ed geringer ist als der Bemessungs-
kind). Im Zweifelsfall sollten auch für diese Anwendungen zuge- wert des Widerstandes Rd.
lassene Dübelsysteme verwendet werden. Ansonsten können
solche Verankerungen nach handwerklichen Regeln ausgewählt Das europäische Konzept kann auf das deutsche zurückge-
und eingesetzt werden. Auch wenn hier keine Anforderungen an führt werden.
die Verankerung gestellt werden, sollten die Grundprinzipien,
die zugelassenen Dübeln zugrunde liegen, beachtet werden.
138 Befestigung 6 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Der im europäischen Nachweis verwendete Bemessungswert Mehrfachbefestigungen liegen definitionsgemäß dann vor, wenn
der Einwirkungen Ed entspricht der um den Lastteilsicherheits- die Last im Falle des Versagens oder aufgrund einer großen Ver-
beiwert F vergrößerten zu befestigenden Last F. Der Bemes- schiebung der Befestigung durch benachbarte Befestigungen
sungswert des Widerstandes Rd errechnet sich aus dem cha- aufgenommen werden kann.
rakteristischen Widerstand F Rk des Dübels geteilt durch den
Teilsicherheitsbeiwert M für das Material. Damit ergibt sich für Laut europäischer Definition ist diese Lastumlagerung automa-
tisch und ohne zusätzliche Nachweise gewährleistet, wenn die
Europa: Ed < Rd (3.1) beiden nachfolgenden Bedingungen erfüllt sind:
F · F < FRk /M (3.2)
F < FRk /(F · M ) (3.3) nn Das zu befestigende Bauteil wird mit mindestens drei Befes
tigungspunkten befestigt. (Ein Befestigungspunkt besteht
Deutschland: F < F Rk / ges = zul F (3.4) dabei aus mindestens einem Dübel.)
Weiterhin unterscheiden sich, vor allem bei Kunststoffdübeln, Bei einer Vergrößerung der Anzahl der Befestigungspunkte von
deutsche Zulassungen und europäische Bewertungen in der drei auf vier (oder mehr) darf der Bemessungswert der Einwir-
Definition des Anwendungsbereichs. Nach deutschen Zulas- kungen vergrößert werden und beträgt maximal 4,5 kN.
sungen ist die Anwendung von Kunststoffdübeln auf Mehrfach-
befestigungen von Fassadenbekleidungen beschränkt. In eu-
ropäischen Bewertungen entfällt zwar die Beschränkung auf INFO
Fassadenbekleidungen, allerdings ist die Anwendung nur für so Mauerwerk aus Vollsteinen ist ideal für sicherheitsrelevante
genannte redundante Systeme, also Mehrfachbefestigungen, Befestigungen.
erlaubt.
4.1 Kunststoffdübel mit deutscher bauaufsichtlicher Zulas- Der erforderliche Randabstand hängt davon ab, ob eine Auf-
sung last vorhanden ist oder nicht. Die notwendige Höhe der erfor-
derlichen Auflast ist in der Zulassung allerdings nicht geregelt.
In den Tafeln 1 und 2 sind stellvertretend für die Vielzahl zu- Teilweise kann eine Auflast auch ungünstig wirken. Es sollte
gelassener Kunststoffdübel beispielhafte Montagekenn- daher mindestens der Randabstand eingehalten werden, der
werte und Lasten zusammengestellt. Die zulässigen Lasten in sich ohne eine Berücksichtigung der Auflast ergibt. Dieser be-
KS-Lochsteinen gelten nur, wenn die Bohrlöcher im Drehgang trägt bei Dübeln mit einem Durchmesser von d = 10 mm zwi-
ohne Hammerwirkung erstellt werden. Diese Einschränkung hat schen 10 cm und 25 cm.
den Hintergrund, dass beim Bohren mit Hammerwirkung die
Stege der Lochsteine auf ihrer Rückseite deutlich stärker aus- Neben den Angaben in den Tafeln 1 und 2 verlangt die bauauf-
brechen können als beim Bohren im Drehgang (Bild 6). Grund- sichtliche Zulassung noch die Einhaltung einer Reihe weiterer
sätzlich aber ist das zulässige Bohrverfahren in der europä- Bedingungen. Die wichtigsten sind im Folgenden aufgeführt:
isch technischen Bewertung angegeben und bei der Montage
anzuwenden. nn Eine ständig wirkende Zuglast ist nur als Schrägzuglast zu-
lässig, die mit der Dübelachse einen Winkel von mindestens
10° bildet.
Tafel 1 Typische Kennwerte von Kunststoffdübeln mit allgemein bauaufsichtlicher Zulassung für KS-Vollsteine
Tafel 2 Typische Kennwerte von Kunststoffdübeln mit allgemein bauaufsichtlicher Zulassung für KS-Lochsteine
Kann die Lage von Stoßfugen z.B. wegen eines Putzes oder ei- Neben den Angaben in den Tafeln 3 und 4 verlangt die Zulas-
ner Wärmedämmung nicht bestimmt werden, dann ist die zu- sung noch die Einhaltung einer Reihe weiterer Bedingungen.
lässige Last der Dübel zu halbieren, sofern keine Lastumlage- Die wichtigsten sind im Folgenden aufgeführt:
rung auf mindestens zwei benachbarte Befestigungspunkte
möglich ist. nn Der Mörtel des Mauerwerks muss mindestens der Mörtel-
klasse M 2,5 nach DIN EN 998-2 bzw. Mörtelgruppe II nach
Die zulässigen Biegemomente sowie weitere Detailinformati- DIN V 18580 entsprechen.
onen zur Anwendung sind den jeweiligen Zulassungsbeschei-
den zu entnehmen. nn Die Werte für KS-Vollsteine gelten für die in der Zulassung
angegebenen Formate und Druckfestigkeiten sowie für alle
größeren Formate und/oder Druckfestigkeiten.
4.2 Kunststoffdübel mit europäischer Bewertung
(nach ETAG 020 [3]) nn Die Werte für KS-Lochsteine gelten nur für die Formate und
Lochbilder, die in der Zulassung beschrieben sind.
In den Tafeln 3 und 4 sind die wichtigsten Montagekennwerte
und Lasten von typischen Kunststoffdübeln mit europäischer nn Bei abweichenden Formaten und/oder Lochbildern sowie
Zulassung beispielhaft genannt. bei geringeren Druckfestigkeiten und/oder Rohdichten dür-
fen Versuche am Bauwerk durchgeführt werden.
Die Lastwerte in den Tafeln 3 und 4 gelten für das Bohrver-
fahren, das in der ETA angegeben ist. Drehbohren, wie in der nn Bei Anwendungen in KS-Lochsteinen muss die in Tafel 4
deutschen Zulassung verlangt, wird nicht mehr zwingend vor- angegebene Verankerungstiefe eingehalten werden. Ist
geschrieben. das nicht möglich, dürfen ebenfalls Versuche am Bauwerk
durchgeführt werden.
Außerdem werden in der europäischen Zulassung erstmals Tem-
peraturbereiche für die Anwendung angegeben. Der geringere nn Bei Mauerwerk ohne Vermörtelung der Stoßfugen ist der Be-
Wert entspricht der langzeitig im Mittel erlaubten und ertrag- messungswert der Tragfähigkeit F Rd = F Rk /M auf 2,0 kN zu
baren Temperatur, der höhere Wert darf auch kurzzeitig nicht begrenzen, um ein Herausziehen des Steins aus dem Mau-
überschritten werden. erwerksverband zu verhindern. Auf diese Begrenzung darf
verzichtet werden, wenn Mauersteine mit Nut-Feder-System
Nach europäisch technischen Bewertungen sind auch ständig verwendet werden oder das Mauerwerk mit Stoßfugenver-
wirkende Zuglasten erlaubt. Im Vergleich zu den Dübeln nach mörtelung ausgeführt wird.
deutscher Zulassung wurden die Dübel mit einer gültigen ETA
unter zentrischen Dauerlasten und erhöhten Temperaturen ge- nn Sind die Mauerwerksfugen nicht sichtbar, z.B. bei ver-
prüft und bewertet. putztem Mauerwerk, ist die charakteristische Tragfähigkeit
FRk nach Tafel 3 und 4 zu halbieren.
Tafel 3 Typische Kennwerte von Kunststoffdübeln mit europäisch technischer Zulassung für KS-Vollsteine
Dübel fischer SXR Hilti HRD Würth W-UR TOX SDF Sormat S-UP
ETA-07/0121 ETA-07/0219 ETA-08/0190 ETA-11/0100 ETA-12/0003
Dübelgröße 8 10 8 10 8 10 10 10
Bohrlochdurchmesser d0 [mm] 8 10 8 10 8 10 10 10
Durchgangsloch im Anbauteil df [mm] 8,5 10,5 8,5 11 8,5 10,5 10,5 10,5
Mindestbauteildicke [mm] 100 100 115 115 175 175 100 240
Minimaler Randabstand KS-Vollsteine [mm] 100 100 100 100 50 50 100 200
Minimaler Abstand zwischen Dübelgruppen 100 100 200 200 100 100 100 80
senkrecht zum Rand [mm]
Minimaler Abstand zwischen Dübelgruppen 100 100 400 400 100 100 100 80
parallel zum Rand [mm]
Mindeststeinfestigkeit [N/mm²] 10 20 10 20 10 20 10 12
Mindestabmessungen der Steine 240 x 115 x 71 240 x 115 x 113 248 x 175 x 498 240 x 115 x 71 240 x 115 x 71
Tafel 4 Beispiele für Kennwerte von Kunststoffdübeln mit europäisch technischer Zulassung für KS-Lochsteine
Dübel fischer SXR Hilti HRD Würth W-UR TOX SDF Sormat S-UP
ETA-07/0121 ETA-07/0219 ETA-08/0190 ETA-11/0100 ETA-12/0003
Dübelgröße 8 10 8 10 8 10 10 10
Bohrlochdurch-
messer d0 8 10 8 10 8 10 10 10
[mm]
Bohrlochtiefe
60 60 60 60/80 60 80 80 80
h1 [mm]
Verankerungs-
50 50 50 50/70 70 70 70 70
tiefe hnom [mm]
Durchgangs-
loch im Anbau- 8,5 10,5 8,5 11 8,5 10,5 10,5 10,5
teil df [mm]
Mindestbau-
100 100 110 115 115 115 100 240
teildicke [mm]
Minimaler
Randabstand 100 100 100 100 100 100 100 100
[mm]
Minimaler Ab-
stand zwischen
Dübelgruppen 100 100 200 200 100 100 100 80
senkrecht zum
Rand [mm]
Minimaler Ab-
stand zwischen
Dübelgruppen 100 100 400 400 100 100 100 80
52 20
20
52 52 20
73 47
47
73 47
Rand [mm] 20 31
2020
203131
31
10
1010
10
240
240
240
240
240
240
73 73
52
16
16
42 16
240
240
240
Temperatur-
115
115
115
115
115
115
47 73
47 73
24
24
24
32
32
32
42
42
bereich
47
44
4444
44 248
248
248
248 248
248
248
248
339
63
6363
63
63
6363
63
64
6464
64
60
6060
60
16 52 52 20
300
300
300
300
240
24 52 52 20
52 20
52 52 20
52 52 20
250
250
250
250
73 73 47
240 240 240 24020 31 10
73 73 47
47 73 73 47
47 73 73 47
47 73 73 47
52240
240
20 3120
10 31 10
20 31 10
20 31 10
115 16
240
44 240
240
240
240
240
240
240
240
115
115
16
16
16
240
240
240
47240
24
32
Steinbild
42
115
115
115
115
115
115
44
24
39 24
24
32
32
32
47 32
42
42
42
42
44
44
44
44 248 248 63 63 64 60
44 44 44 44 300 248
248 248 248 248 248 248 63 63
248
39
39
39
39
70
7070
70
36
36
36
138
138
138
240
240
240
Steinbild –
240
240
240
60 74
74
23 60 74
55115511
98
98
98
23 60
49
49
49
16
16
16
62
6262
62 111
111
111
111
23
498
498
498
498 480
480
480
480 373 26 248
55 60 25 30
3030
30 373 140
140
140
140
20
373 373
26 373
26 26
248 26 70 248
248 248
55 60 55
2560 25
55 60 25
55 60 25
20
20
20
20
70 70 70 70
36
Minimale
36
36
36
240 36
16 138
240
240
23 60 74
Außensteg- 23,5 51 23 16 20 –
138
138
138
16 240
138
240
240
240
240
240
240
23 60 74
23 60 74
23 60 74
23 60 74
49 98
51 51 51 51
49
dicke [mm]
98
98
98
98
49
49
49
62 111
16
16
16
498 480
62 62 62 62 111 111 30
111 111140
Steinfestigkeit 498 498 498 498 480 480 480
30
480
30 140 308140 30140 140
6 6 12 16 16 6/8/12/16
248
248
248
248 –
[N/mm²]
20
20
20
Charakteris-
240
240
240
20
52 52 20 20
20
52 20
20
240
52 52
240
240
240
240
240
240
240
52
142 Befestigung 6 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Tafel 5 Typische Kennwerte von Verbunddübeln mit allgemein bauaufsichtlicher Zulassung für KS-Vollsteine
Bohrlochdurchmesser d0 [mm] 12 14 10 12 10 14
Minimaler Achsabstand Dübelgruppe s [mm] 100 100 100 100 100 100
Minimaler Randabstand cmin [mm] 250 250 200 200 250 250
Steinfestigkeit [N/mm²] 12 12 12 12 12 12
Tafel 6 Typische Kennwerte von Verbunddübeln mit allgemein bauaufsichtlicher Zulassung für KS-Lochsteine
Bohrlochdurchmesser d0 [mm] 12 16 16 18 18 18
Minimaler Achsabstand Dübelgruppe s [mm] 100 100 100 100 100 100
Minimaler Randabstand cmin [mm] 200 200 200 200 200 200
Steinfestigkeit [N/mm²] 12 12 12 12 12 12
4.4 Injektionsdübel mit europäischer Bewertung Neben den Angaben in den Tafeln 7 und 8 verlangt die ETA
(nach ETAG 029 bzw. EAD 330076 [4, 5]) noch die Einhaltung einer Reihe weiterer Bedingungen. Die wich-
tigsten sind im Folgenden aufgeführt:
In den Tafeln 7 und 8 sind die wichtigsten Montagekennwerte
und Lasten von Injektionsdübeln mit europäisch technischer nn Der Mörtel des Mauerwerks muss mindestens der Mörtel-
Bewertung zusammengestellt. klasse M 2,5 nach DIN EN 998-2 bzw. Mörtelgruppe II nach
DIN V 18580 entsprechen.
Die Lasten gelten für das in der ETA angegebene Bohrverfah-
ren. Wird vom angegebenen Bohrverfahren abgewichen, kön- nn Die Werte für KS-Vollsteine gelten für Format und Druck-
nen Versuche am Bauwerk durchgeführt werden, um die den festigkeit, wie in der Zulassung angegeben, sowie für alle
charakteristischen Widerstand F Rk zu ermitteln. Die maximale größeren Formate und/oder Druckfestigkeiten.
Einwirkung auf einen Einzeldübel oder eine Dübelgruppe wird
durch die Ermittlung der maßgebenden Versagensart bestimmt. nn Die Werte für KS-Lochsteine gelten nur für Format, Druck-
Diejenige Versagensart, die den geringsten charakteristischen festigkeit und Lochbilder, die in der Zulassung beschrieben
Widerstand aufweist, wird für die Bemessung maßgebend. In sind.
den europäisch technischen Bewertungen sind jeweils die zu-
lässigen Temperaturbereiche angegeben. Auch die vorgeschrie- nn Bei abweichenden Formaten und/oder Lochbildern sowie
bene Probebelastung von 3 % der verbauten Dübel entfällt, bei geringeren Druckfestigkeiten und/oder Rohdichten dür-
da die Anwendung nur noch in Voll- und Lochsteine zugelas- fen Versuche am Bauwerk durchgeführt werden.
sen ist, die in der ETA aufgeführt sind. Diese Vorgehenswei-
se ist analog zu der bei Kunststoffdübel mit europäisch tech- nn Der Gewindedurchmesser der Ankerstange muss mindes
nischer Zulassung. tens 6 mm betragen.
Tafel 7 Typische Kennwerte von Verbunddübeln mit europäisch technischer Zulassung für KS-Vollsteine
Dübel fischer FIS V Chemofast STVK Mungo MIT-SE Hilti HIT HY 170
ETA-10/0383 ETA-12/0259 ETA-12/0544 ETA-15/0197
Dübelgröße M10/M12 M10/M12 M10/M12 M8/M10 /M12
Siebhülse nein nein nein nein
Bohrlochdurchmesser d0 [mm] 12/14 12 12 10/12/14
Bohrlochtiefe h1 [mm] 50–100 95 95 80
Verankerungstiefe hnom,min [mm] 50 90 90 80
Verankerungstiefe hnom,max [mm] 100 90 90 80
Durchgangsloch im Anbauteil df [mm] 14/16 k.A. k.A. k.A.
(Durchsteckmontage)
Durchgangsloch im Anbauteil df [mm] 12/14 12/14 12/14 9/12/14
(Vorsteckmontage)
Installationsdrehmoment Tinst [Nm] 4 2 2 5/8/10
Mindestbauteildicke [mm] siehe Stein 115 115 115
Minimaler Achsabstand [mm] 80 50 50 2401)/115
Minimaler Randabstand [mm] 100 50 50 115
Minimaler Abstand 240 200 200 2401)/115
zwischen Dübelgruppen [mm]
Gruppenfaktor – – – 2,0
Temperaturbereich 72 °C/120 °C 50 °C/80 °C 50 °C/80 °C 50 °C/80 °C
Steinfestigkeit [N/mm ] 2
10 12 12 12
Steinbezeichnung KS nach DIN EN 771-2 KS nach DIN EN 771-2 KS nach DIN EN 771-2 KS nach DIN EN 771-2
240 x 115 x 71 240 x 115 x 71 240 x 115 x 71 240 x 115 x 113
Charakteristische Tragfähigkeit [kN] 1,2 / 1,5 4,0 4,0 4,0
1)
In Richtung der Lagerfuge
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 6 Befestigung 145
Sind die Fugen des Mauerwerks nicht sichtbar (z.B. verputzte Nach DIN 18516 Teil 3 dürfen bei Fassaden aus Naturwerk-
Wand), sind die charakteristischen Tragfähigkeiten auf 75 % stein auch eingemörtelte Verankerungen verwendet werden.
abzumindern. Sind die Fugen des Mauerwerks sichtbar (z.B. Die erforderliche Dicke der tragenden KS Außenwand muss
bei einer unverputzten Wand) dürfen die in der Zulassung an- mindestens 24 cm bzw. mindestens die 1,5-fache Einbindetie-
gegebenen charakteristischen Tragfähigkeiten verwendet wer- fe des Mörtelankers betragen. Die Steindruckfestigkeitsklasse
den, wenn: der Steine der Tragschale (Voll- oder Lochsteine) beträgt min-
destens 12. Die Ankerabstände müssen weiterhin größer als
nn die Stoßfugen vermörtelt sind oder 300 mm und das Mauerwerk muss mit der Mörtelgruppe II aus-
geführt sein. Nach einem Gutachten von Professor Kirtschig
nn der minimale Randabstand cmin zu den Stoßfugen eingehal- ([6], 7/93) kann von dem in DIN 18516 Teil 3 angegebenen
ten wird. Format (maximal 2 DF) abgewichen werden, wenn das Mauer-
werk mit Stoßfugenvermörtelung ausgeführt und nur ein Mör-
telanker je Stein gesetzt wird. Dies gilt sowohl für KS-R-Block-
In allen anderen Fällen ist die Tragfähigkeit ebenfalls auf 75 % steine als auch für KS -R-Loch- und Hohlblocksteine.
zu reduzieren.
Die Ausführung von Fassadenbekleidungen aus Natursteinplat-
Die zulässigen Biegemomente, sowie weitere Detailinformati- ten setzt eine fachgerechte Planung voraus. Jede Platte wird
onen zur Anwendung, sind den jeweiligen Zulassungsbeschei- im Regelfall an vier Punkten befestigt. Vor dem Bohren der An-
den zu entnehmen. kerlöcher ist die Wärmedämmung auszuschneiden, nach dem
Einmörteln der Anker das ausgeschnittene Stück wieder ein-
zukleben. Die Vermörtelung der Anker ist mit Mörtel MG III vor-
zunehmen.
Tafel 8 Typische Kennwerte von Verbunddübeln mit europäisch technischer Zulassung für KS-Lochsteine
99
Minimaler Randabstand [mm] 100/120 100 125
230
230
238
1177
113
00
238
238
238
238
113
113
5.1 Zugbelastung
INFO
5.1.1 Herausziehen / Steinversagen Für KS-Elementmauerwerk gibt es Dübelsysteme, die Rand-
Die charakteristische Tragfähigkeit bei Steinausbruch oder He- abstände von 50 mm ermöglichen.
rausziehen eines Dübels ist stark vom Dübeltyp abhängig. Zu-
dem variiert diese abhängig von der Steinfestigkeit und der
Stegdicke des Kalksand-Voll- bzw. Kalksand-Lochsteins. Da- Für Kunststoffdübel kann die Tragfähigkeit für Steinausbruch
her kann diese Versagensart nicht ohne Weiteres berechnet linear im Verhältnis vom vorhandenen zum notwendigen Rand
werden. In [7] sind die Grundlagen für eine überschlägige Be- abstand reduziert werden:
rechnung gegeben. Der Wert ist aber in jedem Fall der ETA zu
entnehmen. Nach den Ausführungen in [8] hat die Höhe der NRk,c = N0Rk,c · (c1 /ccr ) (5.3)
Auflast keinen wesentlichen Einfluss auf die Herausziehlasten.
N0Rk,c : Charakteristische Tragfähigkeit in der Steinmitte,
wenn c1 ccr
5.1.2 Stahlversagen c1: Vorhandener Randabstand
Grundsätzlich hängt die Tragfähigkeit nur vom Querschnitt der ccr : Notwendiger Randabstand, um die charakteristische
Gewindestange bzw. der Schraube sowie von der Stahlfestig- Tragfähigkeit N0Rk zu erhalten
keit dieser ab. Die charakteristische Tragfähigkeit kann dann
wie folgt berechnet werden:
Der Wert ccr kann für Vollsteine zu ca. 1,5hef angenommen wer-
NRk,s = fuk · As (5.1) den. Für Lochsteine kann dieser derzeit nur experimentell er-
mittelt werden. Daher ist der entsprechende Wert immer einer
Der Wert fuk ist dabei die nominelle Stahlzugfestigkeit und As der ETA zu entnehmen.
minimale maßgebende Stahlquerschnitt unter Zugbelastung.
Da bei Schrauben, die in Kunststoffdübeln verwendet werden, 5.1.5 Einfluss des Achsabstandes bei Steinversagen
der maßgebende Querschnitt nicht immer einfach zu ermitteln Der Einfluss des Achsabstandes wird ebenfalls im Rahmen der
ist, wird die Tragfähigkeit ebenfalls in Versuchen ermittelt und Qualifizierungsversuche ermittelt. Daher wird in den aktuellen
in der ETA angegeben. technischen Spezifikationen (ETA) ein entsprechender Gruppen-
faktor gN mit angegeben. Dabei wird zwischen Gruppenfaktoren
gN,⊥ und gN,II unterschieden. Die Richtung senkrecht (⊥) oder
5.1.3 Herausziehen eines KS-Steins parallel (II) bezieht sich dabei auf die Anordnung der Gruppen
Die Herausziehlast eines Steins hängt von der zur Verfügung bezogen auf die Lagerfuge (siehe Bild 7).
stehenden Scherfläche ab. Damit ist der charakteristische Wi-
derstand vom Steinformat abhängig und davon, ob die Stoß- Die charakteristische Tragfähigkeit einer Gruppe ergibt sich
fugen vermörtelt sind oder nicht. Sind diese nicht vermörtelt, damit zu:
können nur die Lagerfugenflächen für AScher angesetzt werden.
Die Tragfähigkeit berechnet sich wie folgt: NgRk,c = N0Rk,c · gN,⊥ · gN,II (5.4)
smin
5.1.4 Einfluss des Randes bei Steinversagen
scr
Wenn sich die Gruppe im Bereich eines Randes befindet, kann 5.2.3 Herausziehen eines Steins
der Einfluss des Randes wie bei einem Einzeldübel berücksich- Die Ausführungen in 5.1.3 zum Herausziehen des Steins bei
tigt werden. Der vorhandene Randabstand ist dabei der mini- einer zentrischen Zugbelastung gelten auch für das Herauszie-
male Abstand zu den randnahen Dübeln der Gruppe. Das heißt: hen des Steins aus dem Verband infolge einer Querbelastung.
Die Abminderung durch den Rand (c1 /ccr ) wird auf die Gruppen-
tragfähigkeit NgRk bezogen.
5.2.4 Steinkantenbruch am Rand
Unter Querbelastung kann bei Vollsteinen der Stein durch
5.1.6 Einfluss von Fugen Steinkantenbruch versagen. Hierbei bildet sich ein typischer
Fugen können grundsätzlich wie Ränder behandelt werden. Ins- Bruchriss am Rand.
besondere bei nicht vermörtelten Stoßfugen ist das Verhalten
vergleichbar mit dem Verhalten am freien Rand. Um die Bemes- Die charakteristische Tragfähigkeit kann für Verbunddübel,
sung zu vereinfachen und aufgrund dessen, dass die Fugen theoretisch aber auch für Kunststoffdübel, in Vollsteinen wie
nicht immer sichtbar sind (z.B. verputztes Mauerwerk), wurde folgt berechnet werden:
eine vereinfachende Regelung getroffen.
VRk,c = c ·(dnom · f bk) 0,5 · c11,5 · (hnom /dnom) 0,2(5.6)
Für Kunststoffdübel darf bei sichtbaren Fugen die in der tech-
nischen Spezifikation angegebene charakteristische Tragfä- Der Faktor s berücksichtig die Querlastrichtung und beträgt
higkeit F Rk angesetzt werden. Voraussetzung ist, dass zu nicht in der Regel 0,25 bei Belastung zum freien Rand (siehe Bild 8)
vermörtelten Stoßfugen ein Abstand ccr eingehalten bzw. eine und 0,45 bei Belastung parallel zum freien Rand. Die Werte
Abminderung durch den Randabstand berücksichtigt wird. Glei- hnom und dnom sind die Länge und der Durchmesser des Dübels,
ches gilt für Verbunddübel. f bk die Steinfestigkeit und c1 der tatsächliche Randabstand. Es
ist zu beachten, dass c1 > cmin erfüllt sein muss. Bei Gruppen
Bei nicht sichtbaren Fugen muss (d.h. eine Montage des Dü- muss die Tragfähigkeit mit den Gruppenfaktoren gV,⊥ bzw. gV,II
bels in der Fuge kann nicht ausgeschlossen werden) die Trag- bzw. beiden berechnet werden. Die Vorgehensweise entspricht
fähigkeit auf 50 % reduziert (0,5F Rk) werden. derjenigen bei Zugbelastung.
Verbunddübel haben eine davon abweichende Regelung. Hier Bei Kunststoffdübeln ist zu beachten, dass VRk,c auf die He-
muss die Tragfähigkeit bei nicht sichtbaren Fugen nur auf 75 % rausziehlast limitiert NRk,p wird, da in der technischen Spezifi-
reduziert (0,75F Rk) werden. kation nur ein Wert F Rk für alle Lastrichtungen angegeben wird
und es theoretisch auch bei einer Querbelastung zu einem He-
rausziehen kommen kann.
5.2 Querbelastung
Für Lochsteine muss der Wert über Versuche ermittelt werden.
5.2.1 Lokales Steinversagen Eine Berechnung der charakteristischen Tragfähigkeit ist der-
Die charakteristische Tragfähigkeit bei lokalem Steinversagen zeit nur schwer möglich. Für senkrecht zum Rand belastete Ver-
ist stark vom Durchmesser des Dübels und der Steinfestigkeit bunddübel kann nach [9] für c1 > 100 mm eine Tragfähigkeit
und Stegdicke des Kalksand-Voll- bzw. Kalksand-Lochsteins ab- von VRk,c = 1,25 kN und für c1 > 250 mm eine Tragfähigkeit von
hängig. Daher kann diese Versagensart nicht ohne Weiteres VRk,c = 2,5 kN angenommen werden. Für eine Belastung paral-
berechnet werden. Der Wert wird daher immer in einer ETA an- lel zum freien Rand kann für c1 > 100 mm generell eine Trag-
gegeben. fähigkeit von VRk,c = 2,5 kN angenommen werden.
Der Wert fuk ist dabei die nominelle Stahlzugfestigkeit und As der
minimale maßgebende Stahlquerschnitt unter Zugbelastung.
Der Faktor s berücksichtigt die Querlastrichtung und beträgt Vh
in der Regel 0,35 bis 0,5.
6. Baustellenversuche
6.1 Allgemeines gungen notwendig. Allerdings sind der Versuchsablauf und der
Versuchsaufwand deutlich geringer.
Derzeit wird eine Empfehlung für die Durchführung und Aus-
wertung von Versuchen am Bauwerk mit Injektionsankern er- Die Last sollte bei den Versuchen rechtwinklig zur Oberfläche
arbeitet. Zukünftig kann bei Baustellenversuchen nach dieser des Verankerungsgrundes aufgebracht werden. Eine Einspan-
Empfehlung gearbeitet werden. Grundsätzlich sind dort drei nung am Dübel ist zu vermeiden. Der lichte Abstand der Ab-
Möglichkeiten für die Untersuchungen am Bau geregelt: stützung der Versuchseinrichtung auf dem Mauerwerk sollte
mindestens 150 mm betragen (für hef 75 mm). Bei großen
nn Auszugsversuche Verankerungstiefen muss im Einzelfall auch die Abstützweite
vergrößert werden.
nn Probebelastung
Bei den Auszugsversuchen ist diese langsam und stetig zu stei-
nn Abnahmeversuche gern, bis die Bruchlast erreicht wird (ca. 1 Minute). Bei der Pro-
bebelastung und dem Abnahmeversuch ohne Versagen muss
die Last stufenweise erhöht werden, bis die notwendige Pro-
Grundsätzlich können Dübel nur dann auf der Baustelle getes belast erreicht wird.
tet werden, wenn Dübel mit einer ETA verwendet werden, d.h.
Dübel, die durch eine europäisch technische Bewertung qua-
lifiziert wurden. Grund hierfür ist, dass auf der Baustelle der 6.3 Auswertung
Dübel unter Standard- und unter Kurzzeitbedingungen geprüft
wird. Im Bewertungsverfahren werden zusätzlich Einflüsse wie Die Auswertung der Auszugversuche erfolgt nach den in der ETA
erhöhte Temperatur, Feuchte, wiederholte Belastung usw. unter- angegebenen Verfahren. Zudem kann ein vereinfachtes Verfah-
sucht und beurteilt. Die durch solche Einflüsse geringen Trag- ren angewandt werden. Diese gilt jedoch nur für fünf oder mehr
fähigkeiten müssen berücksichtigt werden. Daher wird in den Versuche. Die charakteristische Tragfähigkeit ergibt sich dann
europäisch technischen Bewertungen eine Abminderung an- aus Gleichung (6.1):
gegeben, die bei der durch Baustellenversuche ermittelten Trag-
fähigkeit berücksichtigt werden muss. NRk = 0,5 · N1 · (6.1)
Der Wert N1 ist der Mittelwert der fünf kleinsten Werte aus al-
6.2 Durchführung len durchgeführten Versuchen. Der Faktor ist die Abminde-
rung, die sich aus weiteren ungünstigen Faktoren (z.B. Dauer-
Die Anzahl der zu untersuchenden Dübel sowie die Stelle, an last, erhöhte Temperatur usw.) ergibt. Dieser Faktor ist in der
der die Verankerungen geprüft werden müssen, sind durch den ETA angegeben.
Versuchsleiter oder Gutachter festzulegen und müssen an das
Bauwerk angepasst werden. Grundsätzlich sollen die ausge- Grundsätzlich kann immer eine statistische Auswertung vor-
wählten Prüfstellen repräsentativ sein, so dass zuverlässige genommen werden, wenn fünf oder mehr Versuche vorliegen.
Angaben über die charakteristische Tragfähigkeit des Dübels Die charakteristische Tragfähigkeit ergibt sich dann aus Glei-
für das gesamte Bauwerk vorliegen. Die Versuche sollten auch chung (6.2):
die ungünstigsten Bedingungen bei der anschließenden prak-
tischen Ausführung berücksichtigen. NRk = ( Num - ks · s) · (6.2)
Ist es möglich, Steine auszubauen oder stehen Steine für La- Der Wert Num ist der Mittelwert der Tragfähigkeit aller durch-
borversuche zur Verfügung, können die Versuche auch unter geführten Versuche, s die Standardabweichung der durchge-
Laborbedingungen durchgeführt werden. Um ungünstige Be- führten Versuche und ks der zugehörige Statistik-Faktor. Für
dingungen abzudecken, sind hier jedoch gesonderte Überle- fünf Versuche beträgt dieser 3,41, für zehn Versuche 2,57.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 6 Befestigung 149
Literatur
[1] Vogdt, F. U.: Außenwände. In: KALKSANDSTEIN – Pla- [6] Kirtschig, K.: Gutachten zu nichttragenden, unter Ver-
nungshandbuch. Planung, Konstruktion, Ausführung, wendung von Dünnbettmörteln hergestellten KS-Innen-
7. Auflage. Hrsg.: Bundesverband Kalksandsteinindustrie wänden mit nicht vermörtelten Stoßfugen, 27.4.1998
e.V., Hannover 2018 [7] Meyer, A.: Zum Tragverhalten von Injektionsdübeln in Mau-
[2] DIN EN 771-2: Festlegungen für Mauersteine – Teil 2: erwerk. Dissertation, Universität Stuttgart, 2005
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[4] Europäische Organisation für Technische Zulassungen: [10] Jäger, W.: Mauerwerk-Kalender 2012, Dübeltechnik pra-
ETAG 029, Metal injection anchors for use in masonry, xisnah, Teil 1: Grundlagen und Bemessungsbeispiele für
Brüssel, April 2013 Befestigungen in Mauerwerk, Verlag Ernst & Sohn, Ber-
[5] EAD 33-06.04/in preparation (Conversion from ETAG lin 2012
029) European Assessment Document, Brüssel, Febru-
ar 2014
Bildnachweise
Bild 1: Xella Deutschland GmbH;
Bild 2: Atelier Kinold; Bild S. 138: Erich Spahn;
Bild 6: Adolf Würth GmbH & Co. KG;
Bild S. 142: Heidelberger Kalksandstein GmbH
Kapitel 7 BEMESSUNG
1.1 Geschichtliche Entwicklung von Kalksandstein-Mauerwerk re 1984 erstmals eine Norm zur genaueren Bemessung von
Mauerwerk zur Verfügung. DIN 1053-2 enthielt erstmals ein Be-
Mauerwerk verfügt über eine lange Tradition und war schon im rechnungsmodell zur Bestimmung der Wandtragfähigkeit unter
Altertum eine anerkannte Bauweise. Aufgrund der hohen Druck- Berücksichtigung der Wandschlankheit (h/d) sowie des nicht
festigkeit wird Mauerwerk seit der Antike zum Abtrag vertikaler linearen Verhaltens von Mauerwerk. Darüber hinaus stand jetzt
Lasten verwendet. Durch die Entwicklung von bogenartigen ein Modell zur Ermittlung der Schubfestigkeit unter Berücksich-
Konstruktionen und Gewölben wurde Mauerwerk im römischen tigung der Steinzug- und Steindruckfestigkeit zur Verfügung. Mit
Reich zudem zur Überspannung von Öffnungen oder Räumen Einführung der 1990 überarbeiteten DIN 1053-1 [4] zur Berech-
erfolgreich eingesetzt, wenn der resultierende Bogenschub von nung und Ausführung von Rezeptmauerwerk wurde ein verein-
angrenzenden Bauteilen aufgenommen werden konnte. fachtes Berechnungsverfahren erarbeitet und damit eine ratio
nellere Bemessung von typischen Mauerwerksbauteilen auf
Bis Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde Mauerwerk haupt- Basis von zulässigen Spannungen ermöglicht. Die Ermittlung
sächlich aus klein- und mittelformatigen Steinen hergestellt, der zulässigen Spannungen erfolgte dabei mit Hilfe von Abmin-
welche mit Normalmauermörtel (mittlere Schichtdicke 12 mm) derungsfaktoren, die den Einfluss der Wandschlankheit und der
vermauert wurden. Aufgrund der hohen Maßhaltigkeit und der exzentrischen Lasteinleitung infolge einer Verdrehung von auf-
geschlossenen Steinoberseite der industriell hergestellten gelegten Stahlbetondecken berücksichtigten.
Kalksandsteine sowie der Weiterentwicklung der Mauermörtel
konnte bereits 1973 erstmals die Anwendung von Kalksand- Seit 1996 galt DIN 1053-1 [4] sowohl für Rezeptmauerwerk
steinen in Verbindung mit Dünnbettmörtel (mittlere Schichtdi- als auch für Mauerwerk nach Eignungsprüfung. Darüber hinaus
cke 2 mm) an einem 10-geschossigen Wohngebäude erprobt enthielt DIN 1053-1 wichtige Anforderungen für die Ausführung
werden. Um die Erstellung von Mauerwerkswänden zu beschleu- von Mauerwerk. Im Rahmen der damaligen Überarbeitung von
nigen, wurde damals wie heute auf die Stoßfugenvermörtelung DIN 1053-1 wurden die Bemessungsverfahren dem neuesten
weitgehend verzichtet. Zusätzlich wurde für den Anschluss von Erkenntnisstand angepasst. Bereits mit der Ausgabe 1990
Querwänden erstmals die Stumpfstoßtechnik angewendet. wurde das Anwendungsgebiet auf Mauerwerk mit Dünnbett-
Durch die Verwendung von großformatigen Kalksandsteinen mörtel erweitert. Für die Mehrzahl der einfachen Gebäude aus
(KS XL), die mit Hilfe von Versetzgeräten vermauert werden, Mauerwerk konnte unter Beachtung gewisser Anwendungs-
konnte die Bauzeit erheblich verringert werden. Damit wurde grenzen der statische Nachweis mit Hilfe eines vereinfach-
den steigenden Lohnkosten entgegengewirkt und durch die re- ten Berechnungsverfahrens durch die Einhaltung zulässiger
sultierende körperliche Entlastung des Maurers zur Humani- Spannungen erfolgen. Bei abweichenden Bedingungen oder
sierung der Mauerarbeiten beigetragen. Heutzutage sind Kalk- zur rationelleren Bemessung von Mauerwerk war es nunmehr
sandsteine in einer großen Vielzahl an Formaten erhältlich. möglich, einzelne Bauteile mit Hilfe eines „genaueren Berech-
nungsverfahrens“ nachzuweisen, wobei die Ausnutzung von
plastischen Tragfähigkeitsreserven bei exzentrischer Druck-
1.2 Stand der Normung beanspruchung seit 1996 durch eine Erhöhung der maximal
zulässigen Randspannung um den Faktor 4/3 gestattet wird.
Während die Sicherstellung der Tragfähigkeit von Mauerwerks- Die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Mauerwerksgebäuden
gebäuden in der Antike und im Mittelalter empirisch auf dem wurde durch einen globalen Sicherheitsbeiwert von gl = 2,0
Erfahrungsschatz des Baumeisters beruhte, stehen heutzuta- gewährleistet, der im vereinfachten Berechnungsverfahren be-
ge verschiedene Regelwerke zur Berechnung und Ausführung reits in den angegebenen zulässigen Spannungen enthalten
von Mauerwerk zur Verfügung. war. DIN 1053-1 galt nicht für die Bemessung von großforma-
tigen Kalksandsteinen (KS XL) mit Schichthöhen > 250 mm. normen. Die entsprechenden Regelungen, z.B. zur Berechnung
Für die Anwendung von KS XL (Schichthöhen bis 650 mm) wa- von Wind- und Nutzlasten, sind ebenfalls am 1. Juli 2012 bau-
ren daher bislang die Angaben der allgemeinen bauaufsicht- aufsichtlich eingeführt worden. In Tafel 1 sind die für den Stand-
lichen Zulassungen (abZ) zu beachten. sicherheitsnachweis von Mauerwerksgebäuden wichtigen eu-
ropäischen Vorschriften zusammengestellt.
Berücksichtigung der günstigen Wir- Tafel 2 Wichtige Steinarten und -bezeichnungen nach DIN 20000-402
kung einer Einspannung der Wände in
die Geschossdecken angegeben. Bezeichnung Kurz- Schicht Eigenschaften und Anwendungsbereiche
zeichen höhe
nn Bei Einhaltung der Randbedingungen [cm]
des vereinfachten Berechnungsver- a) Kalksandsteine: Lochanteil # 15 % der Lagerfläche
fahrens ist ein Querkraftnachweis in 1 KS-Vollsteine KS # 12,5 Für tragendes und nicht tragendes
Platten- und Scheibenrichtung nicht Mauerwerk in Normalmauermörtel versetzt
erforderlich (siehe Abschnitt 5.1 so-
2 KS -R-Block- KS -R > 12,5 Wie Zeile 1, zusätzlich mit Nut-Feder-System an
wie Abschnitt 5.5). Daher enthält das
steine # 25 den Stirnseiten; Stoßfugenvermörtelung kann
vereinfachte Berechnungsverfahren daher im Regelfall entfallen
hierzu auch keine Regelungen. Viel-
mehr wird – falls ein rechnerischer 3 KS-Plansteine KS P # 25 Wie Zeile 2, aufgrund höherer Anforderungen
KS -R-Plansteine KS -R P an die Abmaßklasse (Toleranzen) zum Verset-
Nachweis der Gebäudeaussteifung
zen in Dünnbettmörtel geeignet
erforderlich ist – auf das genauere Be-
rechnungsverfahren in DIN EN 1996- 4 KS-Fasensteine KS F # 25 Wie Zeile 3, jedoch mit beidseitig umlaufender
1-1/NA verwiesen. Fase an der Sichtseite von ca. 4 bis 7 mm
5 KS XL-Raster- KS XL-RE $ 50 Wie Zeile 3; Lieferung von Regelelementen der
nn Der Eurocode 6 enthält neue Nach- elemente1) # 62,5 Länge 498 mm sowie Ergänzungselementen
weisgleichungen für den Nachweis von der Längen 373 mm und 248 mm
Einzellasten und bei Teilflächenpres- 6 KS XL-Plan- KS XL-PE $ 50 Wie Zeile 3; Lieferung von werkseitig vorkonfek
sung (siehe Abschnitt 7). elemente1) # 65 tionierten Wandbausätzen mit Regelelementen
der Länge 998 mm
nn Der Eurocode 6 regelt grundsätzlich 7 KS XL-E-Plan- KS XL-E = 50 Wie Zeile 5, jedoch mit durchgehenden Installa-
zwar auch die Bemessung von be- elemente tionskanälen (KS -E-Steine)
wehrtem Mauerwerk, in Deutschland b) Kalksandsteine: Lochanteil > 15 % der Lagerfläche
ist jedoch nur eine stark eingeschränk
8 KS-Lochsteine KS L # 12,5 Für tragendes und nicht tragendes
te Anwendung der zugehörigen Rege-
Mauerwerk in Normalmauermörtel versetzt
lungen möglich.
9 KS -R-Hohl- KS L-R > 12,5 Wie Zeile 8, zusätzlich mit Nut-Feder-System an
blocksteine # 25 den Stirnseiten; Stoßfugenvermörtelung kann
daher im Regelfall entfallen
1.3 Begriffe
10 KS-Plansteine KS L P # 25 Wie Zeile 9, aufgrund höherer Anforderungen
1.3.1 Steinarten KS -R-Plansteine KS L-R P an die Abmaßklasse (Toleranzen) zum Verset-
Kalksandsteine werden in verschiedenen zen in Dünnbettmörtel
Eigenschaften für unterschiedliche An- c) Frostwiderstandsfähige Kalksandsteine 2)
wendungsbereiche angeboten (Tafel 2). 11 KS-Vormauer- KS Vm # 25 Kalksandsteine mindestens der Druckfestig-
Die verschiedenen Steinarten lassen sich steine keitsklasse 10, die frostwiderstandsfähig sind
durch folgende Kriterien unterscheiden: (mindestens Frostwiderstandklasse F1)
12 KS-Verblender2) KS Vb # 25 Kalksandsteine mindestens der Druckfestig-
nn Schichthöhe (Klein-, Mittel- und Groß- keitsklasse 16 mit höheren Anforderungen an
formate) die Abmaßklasse (Toleranzen) als Zeile 11 und
erhöhter Frostwiderstandsfähigkeit (mindestens
nn Lochanteil gemessen an der Lager Frostwiderstandklasse F2)
fläche (Vollsteine/Lochsteine) 1)
Im Markt sind unterschiedliche Marken bekannt.
2)
KS-Verblender werden regional auch als bossierte Steine oder mit bruchrauer Oberfläche angeboten.
nn Stoßfugenausbildung, z.B. R-Steine Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.
(mit Nut-Feder-System für Verarbei-
tung in der Regel ohne Stoßfugen
vermörtelung)
INFO
In der Praxis werden im Wesentlichen Tafel 4 Übliche Rohdichteklassen von Kalksandstein
die Steindruckfestigkeitsklassen (SFK)
12 und 20 verwendet. Rohdichteklasse 1,21) 1,4 1,61) 1,8 2,0 2,2
Klassengrenzen 1,01 bis 1,21 bis 1,41 bis 1,61 bis 1,81 bis 2,01 bis
[kg/dm3] 1,20 1,40 1,60 1,80 2,00 2,20
nn Dünnbettmörtel: 2 mm
nn Normalmauermörtel: 12 mm
Tafel 6 Bezeichnungen von Dünnbettmörtel nach DIN EN 998-2 und zusätzliche Anforderungen nach DIN V 18580 bzw. DIN V 20000-412
Tafel 7 Bezeichnungen von Normalmauermörtel nach DIN EN 998-2 und zusätzliche Anforderungen nach DIN V 18580 bzw.
DIN V 20000-412
Mörtelgruppen nach Mörtelklassen Mörtelgruppen nach DIN V 18580 bzw. DIN V 20000-412, zusätzliche Anforderungen
DIN V 18580 nach
Fugendruckfestigkeit 1) Charakteristische Mindesthaftscherfestigkeit
DIN V 20000-412 DIN EN 998-2
nach Verfahren Anfangsscherfestigkeit (Mittelwert) 3)
(Haftscherfestigkeit) 2)
Normalmauermörtel Normalmauermörtel I II III
(NM) (G) [N/mm2] [N/mm2] [N/mm2] [N/mm2] [N/mm2]
NM II M 2,5 1,25 2,5 1,75 0,04 0,10
NM IIa M5 2,5 5,0 3,5 0,08 0,20
NM III M 10 5,0 10,0 7,0 0,10 0,25
NM IIIa M 20 10,0 20,0 14,0 0,12 0,30
1)
Prüfung der Fugendruckfestigkeit nach DIN 18555-9 mit KS-Referenzsteinen
2)
maßgebende Verbundfestigkeit = charakteristische Anfangsscherfestigkeit • 1,2, geprüft nach DIN EN 1052-3
3)
maßgebende Verbundfestigkeit = Haftscherfestigkeit (Mittelwert) • 1,2, geprüft nach DIN 18555-5
1.3.11 Tragfähigkeit und Festigkeit ausschließlich als Wandbaustoff verwendet. Tragendes Mauer
Die Tragfähigkeit eines Bauteils ergibt sich aus den mecha- werk kommt vorwiegend für den Abtrag von vertikalen Bean-
nischen und physikalischen Eigenschaften eines Baustoffes spruchungen wie z.B. Eigenlasten oder Nutzlasten zum Einsatz.
und den geometrischen bzw. statischen Randbedingungen Bei zentrischer bzw. nahezu zentrischer Beanspruchung kön-
des untersuchten Bauteils. Die Festigkeit (z.B. Druckfestigkeit) nen Wände aus Kalksandstein hohe Normalkräfte aufnehmen,
eines Baustoffes stellt dabei eine Materialeigenschaft dar, aus so dass der Standsicherheitsnachweis in der Regel problemlos
der die Tragfähigkeit eines Bauteils berechnet wird. erbracht werden kann. Mit wachsender Schlankheit der Wän-
de sind zusätzlich Einflüsse nach Theorie II. Ordnung zu be-
rücksichtigen. Mauerwerkspfeiler sollen möglichst aus ganzen
1.3.12 Semiprobabilistisches und globales Sicherheits Steinen hergestellt werden und nicht durch Schlitze oder Ähn-
konzept liches geschwächt sein.
Durch die Einführung von Sicherheitsbeiwerten beim Nachweis
der Standsicherheit von Konstruktionen werden statistische Neben dem Abtrag von Vertikallasten dient Mauerwerk auch
Streuungen der Einwirkungen und des Tragwiderstands bei der zur Sicherstellung der Gebäudeaussteifung und somit zur Auf-
Berechnung von Gebäuden berücksichtigt. Während in der Ver- nahme von horizontalen Beanspruchungen – z.B. aus Wind,
gangenheit diese Unsicherheiten mit einem globalen Sicher- Erdbeben und Belastungen infolge einer ungewollten Gebäude-
heitsbeiwert auf der Einwirkungs- oder der Widerstandsseite schiefstellung. Zu diesem Zweck müssen Mauerwerksgebäu-
abgedeckt wurden, wird in den Normen der neueren Genera- de über eine hinreichend große Anzahl von ungeschwächten
tion mit auf der Einwirkungs- und Widerstandsseite verteilten Wandscheiben ausreichender Länge zur Aufnahme der resul-
Sicherheitsfaktoren gearbeitet. Dieses Vorgehen wird als semi- tierenden Horizontalbeanspruchung verfügen. Die Höhe der
probabilistisch bezeichnet, da für die verschiedenen Materialien Scheibenbeanspruchung der aussteifenden Wände wird auf
und Einwirkungen Teilsicherheitsbeiwerte unterschiedlicher Grö- Basis der technischen Biegelehre für näherungsweise ungeris-
ße in Abhängigkeit ihrer spezifischen Streuungen definiert sind. sene Wände bestimmt, so dass sich eine Aufteilung der Kräfte
entsprechend den vorhandenen Steifigkeiten ergibt. Darüber
hinaus erlaubt DIN EN 1996-1-1/NA eine Umlagerung von ma-
1.3.13 Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit ximal 15 % des Kraftanteils einer Wand auf die übrigen aus-
Die wichtigste Anforderung an bauliche Anlagen ist, dass sie steifenden Wandscheiben. Schwierig ist häufig der Nachweis
über eine ausreichende Standsicherheit gegenüber den ver- der Querkrafttragfähigkeit (Schub) von kurzen Wandabschnit-
schiedenen Einwirkungsszenarien verfügen, die während der ten oder Wänden mit geringer Auflast und gleichzeitiger hoher
geplanten Nutzungsdauer auftreten können. Diese Anforde- horizontaler Scheibenbeanspruchung, wenn diese beim Nach-
rung wird mit Hilfe einer Bemessung der Bauteile unter Verwen- weis berücksichtigt werden sollen. Wenn die ausreichende Ge-
dung von deterministischen Sicherheitsfaktoren gewährleistet. samtsteifigkeit des Gebäudes nicht sofort erkennbar ist und
Neben der Standsicherheit ist auch die Gebrauchstauglichkeit die Anforderungen von DIN EN 1996-1-1/NA hinsichtlich der
von Bauteilen und Bauwerken zu berücksichtigen. Dies betrifft konstruktiven Stabilitätskriterien nach Abschnitt 4.1 nicht er-
bei mineralischen Baustoffen wie z.B. Mauerwerk vor allem die füllt werden, muss ein genauer Nachweis der Aussteifung nach
Vermeidung von übermäßiger Rissbildung oder klaffenden Fu- Theorie II. Ordnung erfolgen.
gen bei geringer Bauteilausnutzung (unter Gebrauchslasten).
Die auf das Gebäude senkrecht zur Wandebene wirkenden ho-
rizontalen Lasten werden von der Fassade auf die Decken-
1.3.14 Charakteristischer Wert und repräsentativer Wert bzw. Dachscheiben übertragen und von dort in die aussteifen-
Der charakteristische Wert ist generell als Fraktilwert einer hy- den Wände weitergeleitet. Aufgrund der meist geringen Auflast
pothetischen unbegrenzten Versuchsreihe definiert. Wenn die kann die Standsicherheit von Giebelwänden unter Windein-
erforderlichen statistischen Grundlagen fehlen, werden charak- wirkung oft nur mit Hilfe der entsprechenden Tabellen zur
teristische Werte auch als Nennwert definiert. Der charakteri- Festlegung der maximal zulässigen Ausfachungsfläche nach
stische Wert einer Baustoffeigenschaft ist derjenige Wert, der DIN EN 1996-3/NA nachgewiesen werden.
mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit (bei Festigkeiten be-
trägt sie in der Regel 5 %) nicht unterschritten wird. Der cha- In der Regel werden Mauerwerkswände als stabförmige Bauteile
rakteristische Wert einer Einwirkung ist entweder als Mittelwert modelliert und auf Basis eines normalkraftbeanspruchten Er-
(Eigenlast) oder als Fraktilwert (oberer oder unterer) der zugrun- satzstabs nachgewiesen. Wände aus Mauerwerk mit geringer
de gelegten Verteilungsfunktion definiert. Der repräsentative Auflast bei gleichzeitig hoher Plattenbeanspruchung (z.B. Keller-
Wert einer Einwirkung ergibt sich durch Multiplikation des cha- wände unter Erddruck) können darüber hinaus mit Hilfe eines Bo-
rakteristischen Werts mit einem Kombinationsbeiwert . Ge- genmodells nachgewiesen werden. Ein anderes Anwendungsge-
nauere Angaben finden sich in DIN EN 1990/NA. biet des Bogenmodells sind Mauerwerkswände, bei denen der
planmäßige Lastabtrag in waagerechter Richtung erfolgt. Die An-
wendung des Bogenmodells ist jedoch nur möglich, wenn der re-
1.4 Tragverhalten von Bauteilen aus sultierende Bogenschub von einem Bauteil mit hoher Steifigkeit
Kalksandstein-Mauerwerk aufgenommen werden kann.
2.1 Grundlagen des semiprobabilistischen Teilsicherheits der vorgesehenen Nutzungsdauer diesen vorgegebenen Be-
konzepts ( Ed Rd) dingungen genügt.
Unter Sicherheit versteht man die allgemeine qualitative Anfor- Das Bemessungskonzept in DIN EN 1996-1-1/NA basiert im
derung an bauliche Anlagen. Durch technische Anforderungen Wesentlichen auf so genannten Grenzzuständen, in denen
z.B. an die Tragfähigkeit und die Gebrauchstauglichkeit, die das Tragwerk die gestellten Anforderungen nicht mehr erfüllt.
mit ausreichender Zuverlässigkeit zu erzielen sind, wird dieser Je nachdem, ob diese Anforderungen die Tragfähigkeit vor Er-
qualitativen Anforderung im Hinblick auf bestimmte technische reichen des rechnerischen Versagenszustandes oder die Nut-
Aspekte entsprochen. Dies kann z.B. dadurch erreicht werden, zungseigenschaften betreffen, wird unterschieden zwischen:
dass die einwirkenden Schnittgrößen aus äußeren Lasten an
jeder Stelle eines Tragwerks einen bestimmten Sicherheitsab- nn Grenzzustand der Tragfähigkeit (uls = ultimate limit state)
stand gegenüber dem aufnehmbaren Querschnittswiderstand
aufweisen. −− Verlust des globalen Gleichgewichts (kinematische Kette,
Gleiten, Umkippen)
Das Tragverhalten von Baukonstruktionen wird durch die wirk-
lichkeitsnahe Erfassung der Einwirkungen auf ein Tragwerk, ei- −− Bruch oder der bruchnahe Zustand von Tragwerksteilen
ner wirklichkeitsnahen Modellierung des Tragwerks und einem (Querschnittsversagen, kritische Dehnungszustände, Errei-
Berechnungsverfahren, das mit der Beschreibung der Einwir- chen der Traglast)
kungen und der Modellierung des Tragwerks konsistent ist, be-
schrieben. Unabhängig vom verwendeten Modell zur Beschrei- −− Stabilitätsversagen (Knicken)
bung des Tragverhaltens und vom verwendeten Baustoff muss
nach DIN EN 1990 ein Tragwerk derart entworfen und ausge- −− Materialermüdung
führt sein, dass die während der Errichtung und Nutzung mög-
lichen Einwirkungen mit definierter Zuverlässigkeit keines der nn Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
nachstehenden Ereignisse zur Folge haben: (sls = serviceability limit state)
nn Beschädigung anderer Bauteile oder Einrichtungen und Aus- −− Übermäßige Formänderungen (z.B. Durchbiegungen)
stattungen infolge zu großer Verformungen des Tragwerks,
nn Beschädigung durch ein Ereignis in einem zur ursprüng- Durch die Einführung von Sicherheitsbeiwerten beim Nachweis
lichen Ursache unverhältnismäßig großen Ausmaß. der Standsicherheit von Konstruktionen können die stets vor-
handenen Streuungen von Einwirkungen und Tragwiderstand
bei der Berechnung von Gebäuden berücksichtigt werden. Ei-
Ein Tragwerk muss so bemessen werden, dass seine Tragfä- ne hinreichende Tragwerkszuverlässigkeit kann beispielswei-
higkeit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit während se erreicht werden, indem die einwirkenden Schnittgrößen
E aus äußeren Lasten an jeder Stelle
eines Tragwerks einen bestimmten Si-
cherheitsabstand gegenüber dem auf-
Giebelwand nehmbaren Tragwiderstand R (z.B. Quer-
schnittstragfähigkeit) aufweisen. Dabei
gilt ein Gebäude als „sicher“, wenn der
Giebelwand Bemessungswert der Einwirkung Ed den
Außenwand im maximal aufnehmbaren Bemessungs-
Obergeschoss
wert des Widerstandes Rd zu keinem
Lastkonzentration Zeitpunkt während der geplanten Nut-
zwischen den zungsdauer überschreitet:
Fenstern
Hoch belasteter
Ed Rd (2.1)
Wandabschnitt
Da die Streuungen der Einwirkungen
Hoch belastete
und des Widerstandes unterschiedliche
Innenwand Größenordnungen aufweisen, hat man
sich im Zuge der Erarbeitung der euro-
Keller- päischen Normen darauf verständigt, die
außenwand Keller-
außenwand anzusetzenden Sicherheitsbeiwerte auf
bei voller beide Seiten von Gleichung (2.1) zu ver-
Anschüttung
teilen, um eine möglichst gleichmäßige
Versagenswahrscheinlichkeit unter ver-
Bild 3 Wichtige Bauteile und wesentliche Nachweisstellen im Mauerwerksbau
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 7 Bemessung 159
Auf der Einwirkungsseite wird zwischen Steinroh- Wichte Charakteristisches Wandflächengewicht (ohne Putz) [kN/m2] für
dichteklasse MW Wanddicke t [cm]
zeitlich veränderlichen Einwirkungen
(RDK) 1) [kN/m3]
Q, wie z.B. Wind oder Nutzlasten, und 7 10 11,5 15 17,5 20 24 30 36,5
ständigen Einwirkungen G, wie z.B. dem 1,2 14 – 1,40 1,61 2,10 2,45 2,80 3,36 4,20 5,11
Konstruk tionseigengewicht, unterschie-
1,4 16 – 1,60 1,84 2,40 2,80 3,20 3,84 4,80 5,84
den. Während das Eigengewicht eine ver-
gleichsweise geringe Streuung aufweist, 1,6 16 – 1,60 1,84 2,40 2,80 3,20 3,84 4,80 5,84
variieren veränderliche Einwirkungen 1,8 18 1,26 1,80 2,07 2,70 3,15 3,60 4,32 5,40 6,57
sehr stark, weshalb sie mit einem deut-
2,0 20 1,40 2,00 2,30 3,00 3,50 4,00 4,80 6,00 7,30
lich höheren Teilsicherheitsbeiwert zu
beaufschlagen sind. Für den Nachweis 2,2 22 – – 2,53 3,30 3,85 4,40 5,28 6,60 8,03
der Standsicherheit unter einer sehr sel- 2,4 24 – – 2,76 3,60 4,20 4,80 5,76 7,20 8,76
ten auftretenden außergewöhnlichen Ein-
2,6 26 – – 2,99 3,90 4,55 5,20 6,24 7,80 9,49
wirkungskombination (z.B. Brand) oder
1)
unter Erdbebeneinwirkung dürfen die Bei Verwendung von Mauersteinen der RDK # 1,4 in Dünnbettmörtel reduziert sich das rechnerische
Wandflächengewicht um 1,0 kN/m3 · t [m].
Teilsicherheitsbeiwerte auf der Einwir-
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.
kungs- und der Widerstandsseite redu-
ziert werden.
Tafel 9 Flächenlast von Putzen nach DIN EN 1991-1-1/NA
Kalk-, Kalkgips- oder Gipsputz als Dünnlagenputz (2 • 5 mm) Kalk-, Kalkgips- oder Gipsputz (2 • 10 mm)
Kalk-, Kalkgips- oder Gipsputz als Dünnlagenputz (2 • 5 mm) Kalk-, Kalkgips- oder Gipsputz (2 • 10 mm)
370
345 370
350 345 325 350 330
350 350 310 330
325 310 295
300 285 300
[cm]
[cm]
295 265
300 285 300
[cm]
[cm]
250 250 265
Wandhöhe
Wandhöhe
250 250
Wandhöhe
Wandhöhe
200 200
200 200
150 150
150 150
Maximale
Maximale
100 100
Maximale
Maximale
100 100
50 50
50 50
0 0
0 7 10 10 11,5 0 7 10 10 11,5
7 10 10 11,5 7 10 10 11,5
RDK 2,0 RDK 1,2 RDK 1,4 RDK 1,4 RDK 2,0 RDK 1,2 RDK 1,4 RDK 1,4
RDK 2,0 RDK 1,2 RDK 1,4 RDK 1,4 RDK 2,0 RDK 1,2 RDK 1,4 RDK 1,4
Dicke des Mauerwerks [cm] Dicke des Mauerwerks [cm]
Dicke des Mauerwerks [cm] Dicke des Mauerwerks [cm]
Bild 5 Grenzhöhen typischer nicht tragender KS-Wandkonstruktionen mit Dünnbettmörtel bei einem zulässigen Gesamtgewicht von
max. 5 kN/m
kungskombinationen beim Nachweis der Gebäudeaussteifung keit vom zu führenden Nachweis. Der Bemessungswert der
folgende Lastkombination analysiert werden: Druckfestigkeit fd nach DIN EN 1996/NA bestimmt sich zu:
Die anzusetzenden charakteristischen Einwirkungen, aus de- Der Beiwert berücksichtigt festigkeitsmindernde Langzeitein-
nen sich die benötigten Schnittgrößen ergeben, können den flüsse auf das Mauerwerk und wird im Allgemeinen zu 0,85 ge-
verschiedenen Teilen von DIN EN 1991 entnommen werden. setzt. Für den Nachweis außergewöhnlicher Einwirkungen gilt
= 1,0.
Für eine genauere Berechnung ist es möglich ausführlichere
Einwirkungskombinationen nach DIN EN 1990 [11] anzusetzen Der Bemessungswert der Schubfestigkeit f vd wird nach
(siehe hierzu auch [12]). DIN EN 1996-1-1/NA folgendermaßen ermittelt:
Der Bemessungswert des Tragwider- Tafel 12 Teilsicherheitsbeiwerte auf der Einwirkungsseite für den Nachweis im Grenz
standes Rd ergibt sich nach DIN EN 1996- zustand der Tragfähigkeit nach DIN EN 1990/NA
1-1/NA unter Verwendung von charakteris-
tischen Werten der Festigkeiten dividiert Einwirkung Ungünstige Günstige Außergewöhnliche
durch den Teilsicherheitsbeiwert M für Wirkung Wirkung Bemessungssituation
das Material. Allgemein bezeichnet Rd Ständige Einwirkung (G) G,sup = 1,35 G,inf = 1,00 GA = 1,00
den Bemessungswert der aufnehmbaren z.B. Eigengewicht, Ausbaulast, Erddruck
Schnittgröße: Veränderliche Einwirkung (Q) Q,sup = 1,50 Q,inf = 0,00 QA = 1,00
z.B. Wind-, Schnee-, Nutzlasten
fk f vk
Rd = R • ; (2.8)
M M
Tafel 13 Teilsicherheitsbeiwerte M für Baustoffeigenschaften gemäß DIN EN 1996-1-1/NA
mittlung nach DIN EN 1996-1-1/NA mit den Beiwerten K, und Der Maximalwert der charakteristischen Biegezugfestigkeit von
ergibt. Die Anwendung der Gleichungen (3.1) und (3.2) ist somit Mauerwerk mit der Bruchebene senkrecht zu den Lagerfugen
in Deutschland ohne Vorteil; vielmehr kann die charakteristische fxk2,max kann Tafel 17 entnommen werden. Die Bestimmung des
Mauerwerksdruckfestigkeit von Mauerwerk aus Kalksandstei- Bemessungswerts der Biegezugfestigkeit erfolgt unter Berück-
nen sowohl im vereinfachten als auch im genaueren Berech- sichtigung des Teilsicherheitsbeiwerts M nach Tafel 13. Der An-
nungsverfahren den Tafeln 14 bis 16 entnommen werden. satz eines Dauerstandsfaktors ist in diesem Fall nicht erforderlich.
oder Grifftaschen
Der Beiwert berücksichtigt die Art der Bruchebene senkrecht
zu den Lagerfugen Vollsteine ohne Grifflöcher 0,200 0,240 0,320 0,400 0,560
Stoßfugenvermörtelung ( = 1,0 für ver- oder Grifftaschen
fxk2,max [N/mm2]
mörtelte Stoßfugen; = 0,5 für unver-
1)
Auf Anfrage regional lieferbar
mörtelte Stoßfugen).
164 Bemessung 7 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
3.4 Zentrische Zugfestigkeit parallel zur Lagerfuge Die charakteristische Schubfestigkeit f vk ergibt sich als kleins-
ter Wert für f vlt aus nachfolgenden Beziehungen:
Unter bestimmten Beanspruchungen erfährt Mauerwerk Zugbe-
anspruchungen parallel zur Lagerfuge. Diese treten beispiels- f vk = min f vlt1 ; f vlt2 (3.4)
weise bei der Berechnung von Silos oder bei Zwangsbeanspru-
chungen infolge Verformungsbehinderung im Mauerwerk auf.
Die Zugfestigkeit der Steine und der geregelte Verband des 3.6.1 Scheibenschub
Mauerwerks ermöglichen die Aufnahme von Zugspannungen Die Schubfestigkeit von Mauerwerk unter Scheibenbeanspru-
parallel zur Lagerfuge. Die Zugfestigkeit des Mörtels in der chung ergibt sich aus der maximalen Tragfähigkeit der Steine
Stoßfuge wird dabei vernachlässigt. Für die Bemessung im oder der Lagerfuge, wobei unterschiedliche Versagensme-
Grenzzustand der Tragfähigkeit wird die Zugfestigkeit von Mau- chanismen (Reibungsversagen, Steinzugversagen sowie ggf.
erwerk parallel zur Lagerfuge nicht angesetzt. Bei Versagen auf Schubdruckversagen und Fugenversagen durch Kippen der Ein-
Zug sind zwei Versagensmechanismen möglich (Bild 7). zelsteine) zu berücksichtigen sind.
Für die zentrische Zugfestigkeit darf auf der sicheren Seite lie- Die Schubfestigkeit unter Scheibenbeanspruchung bestimmt
gend der Wert der charakteristischen Biegezugfestigkeit paral sich bei Reibungs- oder Steinzugversagen nach dem von Mann/
lel zur Lagerfuge Abschnitt 3.3 angesetzt
werden.
a) b)
Müller [3] entwickelten Versagensmodell aus dem Gleichge- Dd Bemessungswert der zugehörigen Druckspannung
wicht an einem aus der Wand herausgelösten (kleinen) Ein- an der Stelle der maximalen Schubspannung.
zelstein (Bild 8). Dabei wird eine Übertragung von Schubspan- NEd
nungen über die Stoßfuge generell ausgeschlossen, da diese Für Rechteckquerschnitte Dd =
entweder unvermörtelt ausgeführt wird oder der Mörtel infolge A
Schwinden vom Stein abreißen kann. Aufgrund der fehlenden A = t • lc,lin
Spannungen an den Stoßfugen müssen zur Einhaltung des Mo- überdrückte Querschnittsfläche
mentengleichgewichtes am Einzelstein an der Steinober- und
der Steinunterseite unterschiedlich gerichtete Normalspan-
nungen wirken.
lc,lin
3
= • 1 - 2 •
2
ew
l
• l l
überdrückte Wandlänge
Für die Bestimmung der Schubfestigkeit von Mauerwerkswän- MEd
eW = ; die Exentrizität in Wandlängstrichtung
den nach den Gleichungen (3.5) und (3.6) wird grundsätzlich NEd
von einer über die überdrückte Querschnittsfläche gemittelten MEd Bemessungswert des einwirkenden Momentes in Wand-
vorhandenen Normalspannung Dd ausgegangen. Zur Berück- längsrichtung
sichtigung der ungleichmäßigen Spannungsverteilung in den La- NEd = 1,0 • NGk; im Regelfall ist die minimale Einwirkung
gerfugen wird in DIN EN 1996-1-1/NA bei Scheibenbeanspru- maßgebend
chung ersatzweise ein abgeminderter Reibungsbeiwert von
‘ = /(1+ ) = 0,4 und eine abgeminderte Haftscherfestig- Der kleinere der beiden Werte f vlt1 und f vlt2 ist für f vk einzusetzen.
keit f vk0 angesetzt. Bei größeren Normalspannungen ist zusätz-
lich ein Versagen der Steine auf Zug oder auch auf Druck mög- Bei Ansatz der Haftscherfestigkeit f vk0 ist bei rechnerisch ge-
lich (Gleichung (3.7)). rissenen Querschnitten zusätzlich ein Randdehnungsnachweis
zu führen.
Reibungsversagen
Bei vermörtelten Stoßfugen: 3.6.2 Plattenschub
Bei Plattenschubbeanspruchung ist im Allgemeinen nicht mit
f vlt1 = f vk0 + 0,4 • Dd (3.5) einem Versagen der Steine infolge Überschreitung der Steinzug-
oder Steindruckfestigkeit zu r echnen, weshalb diese Versagens-
Bei unvermörtelten Stoßfugen: arten für den Nachweis unter Plattenschubbeanspruchung unbe-
rücksichtigt bleiben können. Zur Ermittlung der Schubfestigkeit
f vlt1 = 0,5 • f vk0 + 0,4 • Dd (3.6) findet daher lediglich das Kriterium Reibungsversagen Berück-
sichtigung. Des Weiteren treten bei Plattenschub ungleichmäßige
Normalspannungen in der Lagerfuge nicht auf, so dass mit dem
Steinzugversagen tatsächlichen Reibungsbeiwert zwischen Stein und Mörtel von
Die charakteristische Schubfestigkeit von Mauerwerk bei Stein- = 0,6 gerechnet werden kann. Basierend auf dieser Grundlage
zugversagen (gilt für vermörtelte und unvermörtelte Stoßfugen) ermittelt sich der Maximalwert der charakteristischen Schubfes
ergibt sich zu: tigkeit bei Plattenbeanspruchung gemäß DIN EN 1996-1-1/NA
folgendermaßen:
Dd
f vlt2 = 0,45 • f bt,cal • 1 + (3.7)
f bt,cal nn Vermörtelte Stoßfugen:
Tafel 19 Charakteristische Steinzugfestigkeit fbt,cal in Abhängigkeit von der Steinsorte und der Druckfestigkeitsklasse nach DIN EN 1996-1-1/NA
Tafel 20 Verformungskennwerte von Kalksandstein-Mauerwerk mit Normalmauermörtel und Dünnbettmörtel nach DIN EN 1996-1-1/NA
Für die Aussteifung eines Gebäudes sind stets mindestens L- oder U-förmige Aussteifungselemente, die sich durch hö-
drei Wandscheiben, deren Wirkungslinien sich nicht in einem here Steifigkeiten auszeichnen. Der Nachweis dieser Ausstei-
Punkt schneiden und die nicht alle parallel angeordnet sind, fungselemente muss nach dem genaueren Berechnungsver-
sowie eine schubsteife Deckenscheibe (oder ein statisch nach- fahren gemäß DIN EN 1996-1-1/NA (Abschnitt 5.5.3) erfolgen.
gewiesener Ringbalken) erforderlich. Lage und Richtung der Zusammengesetzte torsionssteife Querschnitte aus Wänden
Wandscheiben sollten zudem so gewählt werden, dass die Ver- bezeichnet man als Aussteifungskerne.
drehung des Gebäudes um seine vertikale Achse gering bleibt.
Ferner sollten Wandscheiben derart angeordnet werden, dass Bei großer Nachgiebigkeit der aussteifenden Bauteile müssen
Zwangbeanspruchungen der Geschossdecken vermieden wer- deren Formänderungen bei der Schnittgrößenermittlung berück-
den. Bild 9 zeigt einige Beispiele für günstige und ungünstige sichtigt werden. Für vertikale Tragglieder ist nach DIN EN 1996-
Anordnungen von Wandscheiben. Vereinbarungsgemäß neh- 1-1/NA (Abschnitt 5.4) ein Nachweis nach Theorie II. Ordnung
men dabei Wandscheiben nur Lasten in Richtung ihrer starken (Knicksicherheitsnachweis) erforderlich, wenn der Schnittgrö-
Achse auf, da ihre Biegesteifigkeit bei der Bemessung um die ßenzuwachs infolge der Tragwerksverformungen größer ist als
schwache Achse vernachlässigt wird. Ferner wird angenommen, 10 % der Schnittgrößen nach Theorie I. Ordnung. Die Berück-
dass Stützen und in der Regel auch Pfeiler und kurze Wandab- sichtigung der Einflüsse nach Theorie II. Ordnung darf entfallen,
schnitte aufgrund ihrer geringen Biegesteifigkeit ebenfalls nicht wenn die lotrechten aussteifenden Bauteile in der betrachteten
zur Aussteifung beitragen. Richtung die folgenden Bedingungen (Gleichung 4.1) erfüllen
und die lotrecht aussteifenden Bauteile annähernd symmetrisch
Werden mehrere Wandscheiben schubfest miteinander ver- angeordnet sind oder keine maßgebende Torsionsbeanspru-
bunden (z.B. durch Aufmauerung im Verband), so entstehen chung auftritt.
htot •
NEd
El 0,2 + 0,1 • n für n < 4
0,6 für n 4
(4.1)
mit
htot Gesamthöhe des Tragwerks ab
der rechnerischen Einspannebene
Statisch ausreichend Gut Mögliche Variante, Gut NEd Summe aller charakteristischen
Ausdehnung nicht ganz Vertikallasten (gk + qk) des
bei Erwärmung zwängungsfrei Gebäudes in Höhe der rechneri
schen Einspannebene (F = 1,0)
EI Summe der Biegesteifigkeit aller
lotrechten aussteifenden Bauteile
im Zustand I, nach der Elastizitäts
theorie, die in der betrachteten
Fehlende Aussteifung Fehlende Aussteifung Fehlende Aussteifung Geringe Aussteifung
Richtung wirken
gegen Verdrehen gegen Verdrehen in Längsrichtung gegen Verdrehen
n Anzahl der Geschosse ab der
rechnerischen Einspannebene
Bild 9 Günstige und ungünstige Anordnung von Wandscheiben im Grundriss (nach [14])
Bei der räumlichen Steifigkeit ist da-
rauf zu achten, dass alle tragenden und
aussteifenden Wände mit den Decken
NEd
kraftschlüssig verbunden sind. Nach
DIN EN 1996-1-1/NA müssen die Wand-
scheiben entweder durch Reibung (Stahl-
betondecken) oder Zuganker (z.B. bei
Holzbalkendecken) an die Deckenschei-
be angeschlossen sein.
1
NEd NEd
100 htot Im Allgemeinen ist die Verwendung von
Trennlagen bei KS-Mauerwerk am Wand-
kopf unter den Decken nicht erforderlich.
Lediglich bei Deckenauflagern in Eckbe-
reichen (Aufschüsseln) und/oder unter
NEd der obersten Geschossdecke können die-
se notwendig werden.
det man zwischen zwei-, drei- und vierseitig gehaltenen sowie c) Wand vierseitig gehalten
c) Wand vierseitig gehalten
frei stehenden Wänden.
·h
·h
nn
(Querwand) zug- und druckfeste
Wänden
1
5
1
5
kein Verband erforderlich Verbindung (z.B. Verband)
lw
lw
nn b 30 · t bei vierseitig gehaltenen
t
Wänden
auszusteifende
Wand
Die aussteifenden Wände müssen dar aw 3 · t aw > 3 · t
über hinaus folgende Anforderungen er-
füllen (Bild 13): a) Beidseitig angeordnete Querwand b) Einseitig angeordnete Querwand
h'1
Wand, mindestens aber 11,5 cm
h
h'
h'2
nn Im Bereich von Tür- und Fensteröff-
nungen gelten für die Länge der aus-
steifenden Wände die Bedingungen
nach Bild 13 c, d
auszusteifende Wand
aw 3 · t
Stumpf gestoßene Wände sind als zwei- Es gilt: 1. Edelstahl-Flachanker 30 cm lang, Ankerdicke t = 0,75 mm.
seitig gehalten zu bemessen. Falls in 2. Aus baupraktischen Gründen wird empfohlen, generell Edelstahl-Flachanker
Ausnahmefällen die auszusteifende einzulegen. Die Anschlussfuge ist zu vermörteln.
Wand drei- oder vierseitig gehalten be- 3. Für den Bereich B gilt: 1 Flachanker alle 25 cm entspricht 2 Ankern alle 50 cm.
messen werden soll, ist die in Bild 14 an- 2 Geschosse 4 Geschosse
gegebene Regelausführung zu beachten. 33 33 33 Ng+q,k 70 kN/m 70 kN/m Ng+q,k 150 kN/m
22
300
INFO Loch Ø7 A
Grundsätzlich können alle Wandan- Edelstahl-Flachanker
250
hs 2,75 m
hs 2,75 m
5.1 Allgemeines und Anwendungsgrenzen Bei der Berechnung nach dem vereinfachten Verfahren werden
folgende Näherungen getroffen:
Grundlage jeder Tragwerksbemessung ist es, die Einwirkungen,
die auf ein Bauwerk und seine Bauteile wirken, wirklichkeitsnah nn Auf einen rechnerischen Nachweis der Aussteifung des Ge-
zu erfassen und deren sicheren Abtrag in den Baugrund nach- bäudes darf verzichtet werden, wenn die Geschossdecken
zuweisen. Dabei ist je nach Beanspruchungsart der Wände zwi- als steife Scheiben ausgebildet sind bzw. statisch nachge-
schen Platten- und Scheibenbeanspruchung zu unterscheiden. wiesene, ausreichend steife Ringbalken vorliegen und wenn
Einwirkungen in Richtung der Wandebene erzeugen eine Schei- in Längs- und Querrichtung des Gebäudes eine offensichtlich
benbeanspruchung, wohingegen Einwirkungen quer zur Mittel- ausreichende Anzahl von genügend langen aussteifenden
fläche zu einer Plattenbeanspruchung führen (Bild 16). Wänden vorhanden ist, die ohne größere Schwächungen und
ohne Versprünge bis auf die Fundamente geführt werden. Bei
Für die Bemessung von Mauerwerkswänden stehen im Euro- Elementmauerwerk mit einem planmäßigen Überbindemaß
code 6 zwei Berechnungsverfahren zur Verfügung: lol < 0,4 · hu ist bei einem Verzicht auf einen rechnerischen
Nachweis der Aussteifung des Gebäudes die ggf. geringere
nn das vereinfachte Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/ Schubtragfähigkeit bei hohen Auflasten zu berücksichtigen.
NA [7], Die Entscheidung für oder gegen einen Aussteifungsnach-
weis obliegt dem planenden Ingenieur. Ist bei einem Bau-
nn das genauere Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-1-1/ werk nicht von vornherein erkennbar, dass dessen Ausstei-
NA [6]. fung gesichert ist, so ist ein rechnerischer Nachweis der
Biege- und Querkrafttragfähigkeit der zugehörigen Bauteile
in Scheibenrichtung nach dem genaueren Verfahren nach
Die Grundlagen beider Berechnungsverfahren sind identisch. DIN EN 1996-1-1/NA zu führen. Gegebenenfalls ist hierbei
Die gleichzeitige Verwendung in einem Gebäude ist zulässig. auch ein Nachweis der kombinierten Beanspruchung zu füh-
ren. Der Nachweis der vertikalen Tragfähigkeit darf aber trotz-
Die Anwendung der genaueren Berechnungsverfahren nach dem nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren geführt
DIN EN 1996-1-1/NA ist gegenüber den vereinfachten Berech- werden.
nungsverfahren insbesondere in zwei Fällen zu empfehlen. Zum
einen kann es angewendet werden, wenn die Randbedingungen nn Der Einfluss von Windlasten senkrecht zur Wandebene von
zur Anwendung des vereinfachten Berechnungsverfahren nicht tragenden Wänden kann vernachlässigt werden, wenn eine
eingehalten sind, zum anderen können teilweise erheblich hö- ausreichende horizontale Halterung am Wandkopf und -fuß
here rechnerische Tragfähigkeiten bei Biegebeanspruchung er- gegeben ist.
zielt werden. Demgegenüber steht allerdings eine ggf. recht auf-
wändige Schnittgrößenermittlung, da sowohl die Berechnung nn Bestimmte Beanspruchungen, z.B. Biegemomente aus
der Knotenmomente als auch die rechnerische Berücksichti- Deckeneinspannungen, ungewollte Ausmitten beim Knick-
gung von Windlasten erforderlich ist. nachweis, Wind auf tragende Wände sind nicht gesondert
nachzuweisen, sondern sind durch den Sicherheitsabstand,
Die vereinfachten Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/ der dem Berechnungsverfahren zugrunde liegt, oder durch
NA ermöglichen den statischen Nachweis eines Großteils aller im konstruktive Regeln und Grenzen abgedeckt. Voraussetzung:
Mauerwerksbau auftretenden Problemstellungen auf der Basis Es treten in halber Geschosshöhe der Wand nur Biegemo-
von Bemessungsschnittgrößen im Grenzzustand der Tragfähig- mente aus der Deckeneinspannung oder -auflagerung und
keit innerhalb kürzester Zeit und ohne großen Aufwand. Wesent- aus Windlasten auf.
licher Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass die auf die Wand
einwirkenden Biegebeanspruchungen aus Lastexzentrizität und nn Greifen abweichend von den vorherigen Randbedingungen
Windeinwirkungen in stark vereinfachter Form bei der Bemes- an tragenden Wänden größere horizontale Lasten an, so ist
sung Berücksichtigung finden, so dass auf die Ermittlung dieser der Nachweis nach DIN EN 1996-1-1/NA mit dem genaueren
Einwirkungen verzichtet werden kann. Im Gegensatz zur Vorgän- Berechnungsverfahren zu führen.
gernorm DIN 1053-1 darf dieses Verfahren nun auch bei nicht
vollständig auf der Wand aufliegenden Deckenscheiben angewen- nn Ein Versatz der Wandachsen infolge einer Änderung der
det werden. In Sonderfällen kann ein detaillierterer Nachweis von Wanddicken gilt dann nicht als größere Ausmitte, wenn der
Einzelbauteilen nach dem genaueren Verfahren erfolgen, obwohl Querschnitt der dickeren tragenden Wand den Querschnitt
die übrigen Bauteile mit den vereinfachten Berechnungsverfah- der dünneren tragenden Wand umschreibt.
ren nachgewiesen werden.
Aufgrund der genannten Randbedingungen ist die Anwendung
Bei Einhaltung der Anwendungsgrenzen des vereinfachten Be- des vereinfachten Verfahrens nur unter bestimmten Vorausset-
rechnungsverfahrens und der nachfolgend genannten Randbe- zungen zulässig. Die Voraussetzungen für die Anwendung des
dingungen ist kein Nachweis ausreichender Querkrafttragfähig- vereinfachten Verfahrens sind:
keit erforderlich. DIN EN 1996-3/NA enthält daher auch keine
Regelungen zum Querkraftnachweis. nn Die Anwendungsgrenzen nach Tafel 21 sind eingehalten
(siehe auch Bild 15).
Gebäudehöhe darf bei geneigten Dächern das Mittel von Tafel 21 Anwendungsgrenzen für das vereinfachte Berechnungs-
First- und Traufhöhe gelten. verfahren nach DIN EN 1996-3/NA
h
t t t t t
Bild 15 Voraussetzungen für die Anwendung des vereinfachten Berechnungsverfahrens gemäß DIN EN 1996-3/NA [7]
172 Bemessung 7 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Der übliche Mauerwerksbau im Hochbau wird in aller Regel in- wurde die maximal zulässige Verformung der Stahlbetonde-
nerhalb des genannten Anwendungsbereichs des vereinfach- cke im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit (GZG) nach
ten Berechnungsverfahrens liegen. DIN EN 1992-1-1/NA berücksichtigt. Die Begrenzung der Biege-
schlankheit lf /d der Stahlbetonbauteile limitiert in Abhängigkeit
Es gelten darüber hinaus die Einschränkungen bezüglich der der statischen Nutzhöhe d der Decke und damit der Decken-
Gebäudehöhe, der Deckenstützweite und der Schlankheit dicke h die maximale Deckenspannweite lf . Die daraus resul-
(siehe Abschnitt 5.2). tierenden maximalen Deckenspannweiten wurden für die Ver-
gleichsberechnungen der beiden Nachweisverfahren angesetzt.
5.2 Erweiterung der Anwendungsgrenzen für Des Weiteren wurden voll aufliegende (a/t = 1,0), mindestens
größere Wandhöhen 16 cm dicke Stahlbetondecken (Festigkeitsklasse C20/25)
mit Fußbodenaufbauten Dgk 1,50 kN/m² zugrunde gelegt.
Geänderte Anforderungen an moderne Wohngebäude mit Wän- Die teilweise Einspannung der Wand in die Decke ist auf der
den aus Kalksandstein-Mauerwerk führen heutzutage häufig sicheren Seite liegend mit M = 1/16 · wd · h² berücksichtigt,
zu Wandhöhen 2,75 m. Eine Bemessung nach dem verein- wobei der charakteristische Wert des Winddrucks bzw. -sogs
fachten Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/NA [7] ist mit einem aerodynamischen Außendruckbeiwert von cpe,10 = 0,8
dann entsprechend Tafel 21 nicht mehr möglich. Die Wände ermittelt wurde. Damit werden die Druckbereiche B, C, D und
wären damit nach dem genaueren Berechnungsverfahren nach E abgedeckt. Der Bereich A mit erhöhtem aerodynamischem
DIN EN 1996-1-1/NA [6] zu bemessen, was einen erheblich hö- Außendruckbeiwert liegt an den Wandecken im Bereich von
heren Aufwand für den Tragwerksplaner bedeutet. Daher wur- haltenden Querwänden und ist damit nicht bemessungsrele-
den in einem Forschungsvorhaben [16] die Anwendungsgrenzen vant. Auf den Ansatz von Kombinationsbeiwerten bei der Er-
des vereinfachten Berechnungsverfahrens nach DIN EN 1996- mittlung der Einwirkungen wurde auf der sicheren Seite lie-
3/NA untersucht. Mittels einer systematisch durchgeführten gend verzichtet.
Parameterstudie konnte gezeigt werden, dass für Kalksand-
steinwände im Regelgeschoss unter praxisüblichen Randbe-
dingungen und Eingangsparametern eine Bemessung nach 5.3 Knicklänge und Schlankheit
dem vereinfachten Berechnungsverfahren auch bei größeren
Wandhöhen gegenüber den Ergebnissen nach dem genaueren Für den Knicksicherheitsnachweis von Druckstäben ist es im All-
Berechnungsverfahren auf der sicheren Seite liegt. Wenn die gemeinen ü blich, die Lagerungsbedingungen an den Stabenden
Bemessung mit dem stark vereinfachten Berechnungsverfah- über die Knicklänge hef zu erfassen und damit das Knickpro-
ren nach DIN EN 1996-3/NA Anhang A mit den normativ defi- blem auf den so genannten Eulerfall II des gelenkig gelagerten
nierten zusätzlichen Anwendungsgrenzen erfolgt, können die Ersatzstabes zurückzuführen. Dieses Prinzip lässt sich auch auf
Forschungsergebnisse unverändert auch auf das stark verein- mehrseitig gehaltene Wände übertragen. Da im Mauerwerks-
fachte Nachweisverfahren übertragen werden. bau das Ausknicken der Wände im Allgemeinen nur zwischen
den Geschossdecken erfolgen kann, genügt es, dem Knicksi-
Außenwände mit mittleren bis hohen charakteristischen Druck- cherheitsnachweis die lichte Geschosshöhe h zwischen den
festigkeiten können demnach zukünftig bei Wandhöhen von bis Decken zugrunde zu legen.
zu 3,60 m auch nach dem vereinfachten
und dem stark vereinfachten Nachweis-
verfahren bemessen werden. Innenwän- Tafel 22 Erweiterte Anwendungsgrenzen (lichte Wandhöhe im Regelgeschoss) für
de können im Rahmen der untersuchten Kalksandsteine im vereinfachten Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/NA
Randbedingungen generell mit einer lich-
ten Wandhöhe bis zu 3,60 m vereinfacht Bauteil Steinfestigkeitsklasse Wanddicke Lichte Wandhöhe
nachgewiesen werden. Die maximalen Mörtelart t h
lichten Wandhöhen für die Berechnung [mm] [m]
nach dem vereinfachten und stark ver- 12
einfachten Nachweisverfahren sind Ta- Tragende Innenwände Normalmauermörtel 115 3,60
fel 22 zu entnehmen. Dünnbettmörtel
12
Als statische Systeme für die Decken Normalmauermörtel
175 3,00 1)
wurden jeweils Einfeld- und Durchlauf-
Tragende Außenwände
trägersysteme im Regelgeschoss über- 12
und 150 2,90 1)
prüft. Es wurden keine Beanspruchungen Dünnbettmörtel
zweischalige
in Scheibenrichtung und nur die für das Haustrennwände KS XL, KS XL-E, KS P
vereinfachte Berechnungsverfahren zu- 20 150 3,60
lässigen Horizontallasten untersucht. Dünnbettmörtel
mit
hef Knicklänge
h Lichte Geschosshöhe
2 Abminderungsbeiwert nach Tafel 23
hef
= Schlankheit (5.2)
t
• h 2 2 Wand Wand
1 + 3 • 2
3 • b‘ (5.3) t
Bild 17 Einspannung von Geschossdecken und deren Auswirkung auf die Knicklänge
174 Bemessung 7 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
2 • h 2 renden übereinstimmt. Die Abminderung der Traglast infolge
1 + 4 • Knicken und/oder Lastexzentrizitäten erfolgt dabei über den
b (5.4)
Traglastfaktor :
h NRd = • A • fd (5.9)
Für 4 • >1
b
mit
b
hef = 4 • (5.5) fd Bemessungswert der Druckfestigkeit des Mauerwerks
2 nach Abschnitt 2.4.
Bei Wandquerschnitten 0,1 m2, ist die Bemessungs-
mit druckfestigkeit des Mauerwerks fd mit dem Faktor 0,8 zu
b, b‘ Abstand des freien Randes von der Mitte der aussteifen- verringern. Dies berücksichtigt den Einfluss von Fehlstel-
den Wand bzw. Mittenabstand der aussteifenden Wand len bzw. Steinen geringerer Festigkeit, die für den Nach-
nach Bild 18. Ist die Wand im Bereich des mittleren Drit- weis g emauerter Pfeiler (wegen des fehlenden Lastumla-
tels der Wandhöhe durch vertikale Schlitze der Ausspa- gerungspotenzials) eine größere Auswirkung haben als bei
rungen geschwächt, so ist für t die Restwanddicke ein- der Bemessung von Wandquerschnitten.
zusetzen oder ein freier Rand anzunehmen. Unabhängig A Bruttoquerschnittsfläche eines Wandabschnittes
von der Lage eines vertikalen Schlitzes oder einer Aus- Traglastfaktor nach Abschnitt 5.5.2 oder 5.5.3
sparung ist an ihrer Stelle ein freier Rand anzunehmen,
wenn die Restwanddicke kleiner als die halbe Wanddicke
oder kleiner als 115 mm ist. Bei zentrisch belasteten Wänden und Pfeilern liegt im Regelfall
3, 4 Anpassungsfaktor zur Berücksichtigung von verminder- keine planmäßige E xzentrizität infolge von Beanspruchungen
ten Überbindemaßen um die starke Achse vor, wie dies z.B. bei Windscheiben und/
2 Abminderungsbeiwert nach Tafel 23 oder Wänden der Fall ist, die als Auflager von Unterzügen die-
nen. Die vorhandenen Exzentrizitäten um die schwache Achse,
z.B. durch Deckeneinspannungen und Verformungen nach The-
5.4 Nachweisformat und Bemessungswert der orie II. Ordnung, werden – solange man die Anwendungsgren-
einwirkenden Normalkraft zen des vereinfachten Berechnungsverfahrens einhält – durch
den Traglastfaktor erfasst.
Die Tragfähigkeit von Wänden mit zentrischer und exzentrischer
(vertikaler) Druckbeanspruchung gilt nach DIN EN 1996-3/NA Der Eurocode 6 sieht im vereinfachten Berechnungsverfah-
als nachgewiesen, wenn die einwirkende Bemessungsnormal- ren zwei Möglichkeiten vor, den Traglastfaktor zu bestimmen.
kraft NEd den Bemessungswert der aufnehmbaren Normalkraft
NRd nicht überschreitet:
5.5.2 Traglastfaktor nach DIN EN 1996-3/NA, Anhang A
NEd NRd(5.6) (stark vereinfachte Ermittlung)
In DIN EN 1996-3/NA ist in Anhang A ein stark vereinfachtes
Vereinfachend genügt es, die maximale innerhalb der Wand Berechnungsverfahren für unbewehrte Mauerwerkswände
auftretende Normalkraft NEd, der kleinsten aufnehmbaren NRd bei Gebäuden mit höchstens drei Geschossen geregelt. Für
gegenüberzustellen. Die Ausnutzung der Wand kann jedoch den Traglastfaktor (dort cA genannt) gilt für Mauerwerk mit
erhöht werden, wenn der Nachweis an der jeweiligen Bemes- Druckfestigkeiten fk 1,8 N/mm2 bei voll aufliegender Decke:
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 7 Bemessung 175
1,0 1,0
1,ZD = 1,6 · lf /6 DIN EN 1996-3/NA 4.2.2.3
0,9 0,9 (NA.5)
Traglastfaktor und 2
0,8 1,ZD = 0,9 0,8 DIN EN 1996-3/NA Anhang A
Traglastfaktor 1
0,7 0,7
0,6 0,6
0,5 0,5
0,4 0,4
0,3 0,3
1,DD = 0,33
0,2 0,2
0,1 0,1
0,0 4,2 0,0
0 1 2 3 4 5 6 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28
Stützweite lf = hef / t
Bild 19 Traglastfaktor Φ1 für Zwischendecken (ZD) und Dach Bild 20 Traglastfaktor Φ2 (nach Abschnitt 5.5.3) im Vergleich
decken (DD) in Abhängigkeit von der Deckenstützweite lf zu dem Traglastfaktor Φ (nach Abschnitt 5.5.2) bei
(gilt für fk 1,8 N/mm2 und a/t = 1,0) vollaufliegender Decke
= 0,50 für 18 einer Deckenverformung bei Endauflagern auf Außen- oder In-
= 0,40 für 18 und fk < 1,8 N/mm2 und lf > 5,5 m nenwänden und wird in Abhängigkeit von der Deckenstützwei-
= 0,33 für 18 < 21 und für Decken te lf und der charakteristischen Mauerwerksdruckfestigkeit fk
mit geringen Lasten, insbesondere Dachdecken berechnet. Bei teilweise aufliegenden Decken wird die Exzen-
trizität der Auflast ebenfalls über den Traglastfaktor erfasst.
Zusätzlich zu den Bedingungen nach Abschnitt 5.1 gelten bei
Anwendung des stark vereinfachten Verfahrens folgende wei- Für fk 1,8 N/mm² gilt:
tere Anwendungsbedingungen:
lf a
nn Die Wände sind rechtwinklig zur Wandebene in horizontaler
1 = 1,6 – 6 0,9 • t (5.11)
Richtung gehalten, und zwar entweder durch die Decken und
das Dach oder durch geeignete Konstruktionen, z.B. Ringbal- mit
ken mit ausreichender Steifigkeit. lf Stützweite der Decke, bei zweiachsig gespannten Decken
ist lf die kürzere der beiden Stützweiten
nn Die kleinste Gebäudeabmessung im Grundriss beträgt min- a/t Verhältnis von Deckenauflagertiefe zur Dicke der Wand; bei
destens 1/3 der Gebäudehöhe. KS-Mauerwerk mit voll aufliegender Decke ist a/t = 1,0
nn Die lichte Geschosshöhe ist nicht größer als 3,0 m. (Diese Bei Decken über dem obersten Geschoss (Dachdecken) mit
Bedingung ist im Regelfall durch die Allgemeinen Anwen- geringen Auflasten gilt 1 = 0,333.
dungsgrenzen nach Tafel 21 ohnehin eingehalten. Nur bei
Außenwänden mit t 24 cm ist die Geschosshöhe zusätzlich Wird die Traglastminderung infolge Deckenverdrehung durch
zu überprüfen.) konstruktive Maßnahmen, z.B. Zentrierleisten mittig unter dem
Deckenauflager, vermieden, so gilt unabhängig von der Decken-
stützweite 1 = 0,9 · a/t bei teilweise aufliegender Deckenplat-
5.5.3 Traglastfaktor nach DIN EN 1996-3/NA 4.2.2.3 te und 1 = 0,9 bei voll aufliegender Deckenplatte.
Kann der Nachweis mit der stark vereinfachten Ermittlung
des Traglastfaktors nicht erbracht werden, ist die weitgehend Den Verlauf der Traglastminderung von Mauerwerkswänden in
an DIN 1053-1 bzw. -100 angelehnte vereinfachte Ermittlung Abhängigkeit der Deckenstützweite für Decken in einem Zwi-
nach DIN EN 1996-3/NA, 4.2.2.3 anzuwenden. Der maßge- schengeschoss zeigt Bild 19.
bende Wert für den Traglastfaktor bei annähernd gleicher
Normalkraftbeanspruchung über die Wandhöhe ergibt sich für
die Wandbemessung aus dem kleineren der beiden Traglast- b) Traglastfaktor 2 zur Berücksichtigung des Einflusses der
faktoren 1 und 2. Eine gleichzeitige Berücksichtigung von Wandschlankheit
1 und 2 ist aufgrund der unterschiedlichen Nachweisstellen Der Traglastfaktor 2 dient zur Berücksichtigung des Schlank-
(Wandmitte, Wandkopf/-fuß) nicht erforderlich. heitseinflusses (Momente nach Theorie II. Ordnung) auf die
Tragfähigkeit der Wand. Er wird ermittelt mit:
= min (1 ; 2 ) (5.10)
2
a hef
2 = 0,85 • – 0,0011 • (5.12)
t t
a) Traglastfaktor 1 zur Berücksichtigung des Einflusses
der Deckenverdrehung Eine sehr wichtige Voraussetzung bei Anwendung des Traglast-
Bei der Bestimmung der aufnehmbaren Normalkraft wird im ver- faktors 2 ist, dass in halber Geschosshöhe nur Biegemomente
einfachten Berechnungsverfahren von einem annähernd zentri- aus Knotenmomenten infolge Deckeneinspannung und aus
schen Lastangriff am Wandkopf ausgegangen. Der Traglastfak- Windlasten vorhanden sind. Greifen größere horizontale Las-
tor 1 berücksichtigt eine exzentrische Lasteinleitung infolge ten (z.B. infolge Fahrzeuganprall oder Menschengedränge) an
176 Bemessung 7 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
oder werden vertikale Lasten am Wandkopf mit größerer plan- c) Tragfähigkeitstabellen für das vereinfachte Berechnungs-
mäßiger Exzentrizität (um die schwache Achse) eingeleitet, ist verfahren
der Knicksicherheitsnachweis mit dem genaueren Berechnungs- In Tafel 25 ist eine auf Grundlage des vereinfachten Berech-
verfahren zu führen. nungsverfahrens ermittelte Tragfähigkeitstabelle angegeben.
Mit Hilfe der Wanddicke t, der lichten Höhe h, der Deckenspann-
Bild 20 zeigt den Verlauf der Traglastminderung von Mauer- weite lf sowie der Art der Deckenauflagerung kann dort ein Tafel-
werkswänden in Abhängigkeit der Schlankheit. wert abgelesen werden, mit welchen nach Gleichung (5.13) die
zulässige aufnehmbare Normalkraft nRd in kN je lfd. m schnell
und wirtschaftlich bestimmt werden kann.
Tafel 25 Tabellenwerte zur Berechnung der zulässigen Normalkraft nRd [kN/m] nach DIN EN 1996-3/NA – vereinfachtes Berechnungsverfahren
Weitere Anwendungsbedingungen:
nn Charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit fk 1,8 N/mm2
nn Abminderung der Knicklänge durch flächenaufgelagerte Stahlbetondecken ist bereits integriert (Annahme: zweiseitige Halterung)
1)
Nicht zulässig, da Mindestauflagertiefe nicht eingehalten
2)
Nicht zulässig, da h > 12 · t
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 7 Bemessung 177
5.6 Nachweis der Mindestauflast Soll der Nachweis zur Überprüfung trotzdem geführt werden,
muss der charakteristische Wert der ständigen Einwirkungen
In DIN EN 1996-3 ist für windlastbeanspruchte Wände als zu- NGk größer als die mit der rechten Gleichungsseite berech-
sätzliche Anwendungsbedingung ein Nachweis der Mindest- nete Mindestauflast sein. Beim Ansatz der ständigen Einwir-
wanddicke für tragendes Mauerwerk enthalten, der gemäß Na- kungen dürfen neben dem Eigengewicht der Stahlbeton-Dach-
tionalem Anhang in Deutschland nicht geführt werden muss. decke auch Attiken mit angesetzt werden. Der Nachweis ist
Stattdessen wird gemäß A2-Änderung zum Nationalen Anhang zudem in Wandmittenhöhe zu führen, so dass das Eigenge-
für Wände, die als Endauflager für Decken oder Dächer dienen wicht der halben Wand – bei Kalksandstein-Mauerwerk in der
und durch Wind beansprucht werden, ein ergänzender Nach- Regel MW = 14,0 kN/m3 – 20,0 kN/m3 – zuzüglich Putz eben-
weis in ähnlicher Form gefordert. Danach darf der Nachweis der falls angerechnet werden darf. Auch ständige Lasten des Dach-
Mindestauflast vereinfacht nach Gleichung (5.14) in Wandmit- aufbaus dürfen angesetzt werden.
tenhöhe erfolgen, sofern kein genauerer Nachweis erfolgt. Ist
dieser Nachweis nicht erfüllt, können die betreffenden Wände Die nachfolgende vereinfachte Nachweisgleichung (5.14) wurde
bzw. Wandabschnitte auf der sicheren Seite liegend als nicht- in Tafel 26 ausgewertet. Die minimal erforderliche Auflast nGk
tragende Außenwände bemessen und ausgeführt werden. [kN/m] für verschiedene Wandhöhen und Wanddicken kann dort
in Abhängigkeit der Windzone sowie der Gebäudehöhe H direkt
In üblichen Fällen wird der Nachweis wenn überhaupt nur bei abgelesen werden. Ausbaulast und Putz wurden hierbei zur Ver-
parallel zu langen Wandabschnitten ohne Öffnungen span- einfachung auf der sicheren Seite liegend nicht berücksichtigt.
Tafel 26 Minimal erforderliche Auflast [kN/m] in Abhängigkeit der Windlast sowie der Wanddicke nach DIN EN 1996-3/NA
Windlast1) Minimal erforderliche Auflast [kN/m] bei einer Wandhöhe von h [m]
Bei einer Gebäudehöhe H in den Grenzen von
wd 2,50 2,75
Wanddicke t [cm] Wanddicke t [cm]
H 10 m 10 m < H 18 m [kN/m2]
15,0 17,5 20,0 15,0 17,5 20,0
WZ 1 Binnenland – 0,6 5,0 4,2 3,7 6,0 5,1 4,5
WZ 2 Binnenland WZ 1 Binnenland 0,8 6,6 5,6 4,9 8,1 6,8 5,9
WZ 3 Binnenland;
WZ 2 Küste und WZ 2 Binnenland 1,0 8,3 7,0 6,1 10,1 8,6 7,4
Inseln der Ostsee
WZ 4 Binnenland WZ 3 Binnenland 1,1 9,1 7,7 6,7 11,1 9,4 8,2
WZ 2 Küste und
– 1,2 9,9 8,4 7,3 12,1 10,3 8,9
Inseln der Ostsee
WZ 3 Küste und
– 1,3 10,8 9,1 7,9 13,1 11,1 9,7
Inseln der Ostsee
WZ 4 Binnenland;
– WZ 3 Küste und 1,4 11,6 9,8 8,6 14,1 12,0 10,4
Inseln der Ostsee
WZ 4 Küste Nord- und Ost-
– 1,5 12,4 10,5 9,2 15,1 12,8 11,1
see und Inseln der Ostsee
WZ 4 Küste
WZ 4 Inseln der Nordsee Nord- und Ostsee und 1,7 14,1 12,0 10,4 17,1 14,5 12,6
Inseln der Ostsee
Die Bemessungswindlast wd wurde mit einem Teilsicherheitsbeiwert für die Windlast von Q = 1,5 sowie einem aerodynamischen Außendruckbeiwert von
1)
cpe,10 = 0,8 ermittelt. Damit werden die Druckbereiche B, C, D und E abgedeckt. Der Bereich A mit erhöhtem aerodynamischem Außendruckbeiwert liegt in
üblichen Fällen nur an den Wandecken im Bereich von haltenden Querwänden und ist für die Ermittlung der erforderlichen minimalen Auflast nicht bemessungs-
relevant.
178 Bemessung 7 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
h teröffnungen vorhanden sind und eine seitliche Halterung der
= 1,0 • NGk,Decke + •t •l •MW Außenwand durch Querwände nicht gegeben ist.
2
3 • wk • Q • h 2 • l
(5.14)
h 5.7 Nachweis bei Querkraftbeanspruchung
16 • a –
300 Bei üblichen Hochbauten, welche den Anwendungsbereich des
vereinfachten Verfahrens nach DIN EN 1996-3/NA erfüllen, ist
mit ein Nachweis der Querkrafttragfähigkeit nicht erforderlich. Dies
NGk Charakteristischer Wert der ständigen Einwirkungen gilt sowohl für Außenwände unter Plattenschub, da die Auf-
NGk,Decke
Charakteristischer Wert der ständigen Einwirkungen nahme von Windeinwirkungen bei Gebäudehöhen 20 m kon-
am Wandkopf (z. B. aus der Dachdecke, Attika und struktiv abgedeckt ist, als auch für Mauerwerkswände unter
ggf. Ausbaulasten) Scheibenschub, welche der Gebäudeaussteifung dienen. Vo-
h Lichte Wandhöhe raussetzung für den Entfall des rechnerischen Aussteifungs
MW Wichte des Mauerwerks nachweises ist, dass sich der das Tragwerk planende Ingenieur
wk Charakteristische Windlast davon überzeugt, dass für die Gebäudeaussteifung eine offen-
Q Teilsicherheitsbeiwert für die veränderliche Einwir- sichtlich ausreichende Anzahl genügend langer Wandscheiben
kung nach Tafel 12 vorhanden ist. Bei Kellerwänden deckt der Nachweis der Bie-
l Wandlänge getragfähigkeit auch den Nachweis gegen Plattenschub ab.
a Deckenauflagertiefe (bei voll aufliegender Decke ist
a = t zu setzen)
5.8. Einzellasten und Teilflächenpressung
Es kann gezeigt werden, dass der Nachweis bei Kalksandstein- Werden Wände und Pfeiler vertikal auf Druck beansprucht und
Mauerwerk (Rohdichteklasse 1,4) in den Windzonen 1 und 2 erfolgt dabei die Einleitung der Belastung punktuell und nicht
im Binnenland und damit fast überall in Deutschland bei den über den gesamten Wandquerschnitt verteilt, so kann man bei
üblichen Wanddicken t 17,5 cm selbst im ungünstigsten Fall der Bemessung den günstigen Effekt des mehrachsigen Span-
(Ansatz eines 1 m breiten Stahlbetondeckenstreifens ohne Be- nungszustandes über eine Erhöhung der zulässigen Teilflächen-
rücksichtigung von Putz und Ausbaulasten) immer eingehalten pressung in Rechnung stellen. Die Erhöhung der Tragfähigkeit
ist. Auch bei Wanddicken von 15 cm mit einem spezifischen gilt nur bei Mauerwerk aus Vollsteinen und ist bei Mauerwerk
Wandgewicht von MW = 20 kN/m3 (KS-Planelemente und Plan- mit reduziertem Überbindemaß (lol < 0,4 · hu) nicht zulässig.
steine) ergibt sich bei einer Deckenauflast von 5,0 kN/m und
einer Wandhöhe von 2,75 m die vorhandene Normalkraft in Bei der Verwendung von Mauerwerk aus Kalksandsteinen ist
Wandhöhenmitte zu 9,1 kN/m, so dass der Nachweis auch aufgrund der hohen Mauerwerksdruckfestigkeiten im Regel-
hier selbst im ungünstigsten Fall in den Windzonen 1 und 2 in fall kein Nachweis der Teilflächenpressung erforderlich. Jedoch
aller Regel erfüllt ist. Nur in den Windzonen 3 und 4 sowie in kann beim Einsatz von Zentrierleisten durch die konzentrierten
den Küstenbereichen und auf den Inseln ist ggf. ein zweiach- Lasten eine Nachweisführung nach DIN EN 1996-1-1/NA erfor-
siger Lastabtrag der Decken mit entsprechend größeren Auflas derlich werden.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 7 Bemessung 179
nn Nachweis der Teilflächenpressung (s. Abschnitt 7) mentes MEwd um die starke Achse und dem maßgebenden Be-
messungswert der einwirkenden Normalkraft NEd. Im Regelfall
ist für den Nachweis der Mindestwert der einwirkenden Nor-
Bei Beanspruchung der Wand um die schwache Achse wird malkraft ( NEd = 1,0 · NGk) bemessungsrelevant. Diese Verfah-
die Wandbemessung im Bereich von Wandkopf und Wandfuß rensweise unterscheidet sich nur dahingehend gegenüber den
als Regelbemessung bezeichnet. Für den Nachweis der Knick- Regelungen in DIN 1053-1, dass der Nachweis und damit die
sicherheit in halber Geschosshöhe ist neben der planmäßigen Schnittgrößenermittlung jetzt auf Bemessungswertniveau er-
und der ungewollten Ausmitte in halber Wandhöhe auch der Ein- folgt. Nach DIN 1053-1 wurde die Bemessung oftmals auf Ge-
fluss des Kriechens sowie der Verformungen nach Theorie II. brauchslastniveau durchgeführt, was zu nicht konservativen
Ordnung zu berücksichtigen. Für den Knicksicherheitsnachweis Ergebnissen führte. Über die anzusetzenden Lastkombinati-
ist eine genauere Ermittlung der anzusetzenden Knicklänge hef onen hinaus gibt es hinsichtlich der Schnittgrößenermittlung
in Abhängigkeit der Steifigkeit von Wand und Decke möglich. keine Unterschiede, so dass an dieser Stelle auf eine Beschrei-
Grundsätzlich können die auftretenden Schnittgrößen nach bung der dem Kragarmmodell zugrunde liegenden Annahmen
Theorie II. Ordnung aber auch an einem Rahmensystem mit verzichtet wird. Bei der Bestimmung der Querkrafttragfähig-
wirklichkeitsnahen Steifigkeiten ermittelt werden. Die Berech- keit einer Mauerwerksscheibe nach DIN EN 1996-1-1/NA An-
nung der Lastausmitten am Wand-Decken-Knoten sollte mit Hil- hang K.2 (1) kann für die Ermittlung der einwirkenden Schnitt-
fe einer geeigneten Modellbildung nach den anerkannten Re- kräfte eine günstig wirkende Einspannung der Wandscheibe in
geln der Technik erfolgen. Der Einfluss der Deckenverdrehung die anschließenden Decken – mit den daraus resultierenden
auf die Ausmitte der Lasteintragung in die Wände ist dabei zu rückdrehenden Momenten an den Enden der Scheibe – be-
berücksichtigen. rücksichtigt und die Wand geschossweise betrachtet werden.
Bei Beanspruchung der Wand um die starke Achse (Ausstei- Für den Nachweis der Querkrafttragfähigkeit gilt, dass der Be-
fungsscheiben) können die Schnittkräfte nach DIN EN 1996-1- messungswert der einwirkenden Querkraft V Ed kleiner oder
1/NA mit Hilfe zweier verschiedener Modelleermittelt werden: gleich dem minimalen Bemessungswert des Querkrafttrag-
widerstandes VRdlt ist. Neben den Versagensarten Reibungs-
nn Ermittlung der Schnittgrößen anhand eines Kragarmmodells und Steinzugversagen sind wegen der Erweiterung des Anwen-
mit Einspannebene in Höhe der Kellerdecke dungsbereichs auf verminderte Überbindemaße sowie Steine
mit größerer Höhe als Länge zusätzlich noch die Versagens-
nn Ermittlung der Schnittgrößen unter Berücksichtigung von modi Schubdruckversagen und Fugenversagen durch Klaffen
Rückstellkräften und Einspannwirkungen der Wandscheiben der Lagerfugen zu berücksichtigen.
in die anschließenden Decken
Im Falle der Anwendung des genaueren Berechnungsverfahrens
nach DIN EN 1996-1-1/NA für die Nachweise im Grenzzustand
Bei überwiegend in Wandlängsrichtung biegebeanspruchten der Tragfähigkeit gilt die Gebrauchstauglichkeit als erfüllt, wenn
Querschnitten, insbesondere bei Windscheiben, errechnet sich bestimmte Bedingungen unter Berücksichtigung eines linear-
nach dem Kragarmmodell die einwirkende Exzentrizität aus elastischen Materialverhaltens eingehalten sind. Diese sind
dem Quotienten des Bemessungswerts des einwirkenden Mo- weiterführender Literatur zu entnehmen.
180 Bemessung 7 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
24
2
e • h • he • bc (7.1)
75 30 5
75 30 5 NEd,min
• t
a) mit
t Wanddicke
KS -U-Schale Betonquerschnitt b/t = 35/14 cm he Höhe der Anschüttung
h Lichte Höhe der Kellerwand
e Wichte der Anschüttung
24 bc Abstand zwischen aussteifenden Querwänden oder
anderen aussteifenden Elementen
1,00 48 1,00 48
NEd,min Bemessungswert der kleinsten vertikalen Belas
tung der Wand in halber Höhe der Anschüttung
= 20 für bc 2 h
= 60 - 20•bc / h für h < bc < 2•h
innen
= 40 für bc h
175 35
Beton C20/25 Zu beachten ist, dass der Nachweis ggf. auch im Bauzustand
Betonstahl B 500
zu führen ist, bei dem die volle Auflast aus Eigenlast der Ober-
geschosse noch nicht wirkt.
Bild 24 Aussteifende Stahlbetonstützen unter Verwendung von Des Weiteren ist die Tragfähigkeit gegen maximale Normal-
KS -U-Schalen kraftbeanspruchung in halber Wandhöhe NEd,max bei einer Last
exzentrizität von e = t / 3 nachzuweisen:
t • fd • bc
NEd,max
KS,
KS,mindestens
mindestensSFK
SFK12,
12,Mörtelgruppe
MörtelgruppeII II 3 (7.2)
Druck
Druck
mit
Schub
fd nach Abschnitt 2.4
Schub
Druck
Druck Der vereinfachten Berechnungsmethode wurde ein Erddruck-
Zug
Zug beiwert von 1/3 zugrunde gelegt. Nach DIN EN 1996-1-1/
Zug
Zug
Stahl-Bewehrung
NA kann ein Nachweis von Kellerwänden mit einem beliebigen
Stahl-Bewehrung
Schub
Schub Erddruckbeiwert geführt werden.
Modellvorstellungen
Bodenbrücke
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 7 Bemessung 183
Druckzone
Sturzhöhe
7,1
Kalksandstein – Flachsturz t
la Lichte Weite lw la
60
60
60
º
2 ·
º
Stützweite l = lw + la
3
fertigten Zuggurt und einer örtlich hergestellten Druckzone aus rechnungen der Hersteller. Die Bemessung erfolgt durch einen
Mauerwerk oder Beton. Oberhalb des Flachsturzes bildet sich Vergleich zwischen der vorhandenen Einwirkung und der in Ab-
ein Druckbogen aus (Bild 25). Der Bogenschub wird durch die hängigkeit der Sturzgeometrie (Stützweite und Sturzhöhe) an-
im Flachsturz liegende Bewehrung (Zuggurt) aufgenommen. gegebenen zulässigen Gleichstreckenlast:
Die Zuggurte von Flachstürzen (h 12,5 cm) bestehen aus Bemessung von vor Ort hergestellten Stürzen
KS -U-Schalen mit Stahlbetonkern. Diese müssen mindestens Werden Stürze vor Ort aus KS -U-Schalen bewehrt und mit Ort-
11,5 cm breit und 6 cm hoch sein. Es dürfen mehrere Flach- beton verfüllt hergestellt, z.B. bei Sichtmauerwerk mit Sturzhö-
stürze nebeneinander angeordnet werden, wenn die Druckzo- he 24 cm, so erfolgt die Bemessung nach DIN EN 1992-1-1/NA.
ne in ihrer Breite sämtliche Zugglieder erfasst. Je Zugglied ist
eine Bewehrung von mindestens 1 Stab Ø 8 mm erforderlich.
Der maximale Stabdurchmesser ist auf 12 mm begrenzt. Für 7.2.2 KS-Fertigteilstürze nach Zulassung
die Betondeckung der Bewehrung gelten die Regelungen in Als Alternative zu Flachstürzen kommen im Hintermauerbereich
DIN EN 1992-1-1/NA bzw. die darüber hinaus gehenden Fest- KS-Fertigteilstürze zur Anwendung, deren Nennlängen zwischen
legungen in der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung. Auf 1 m und 2 m liegen. Bei diesen Stürzen ist im Vergleich zu den
eine Schubbewehrung darf in Flachstürzen verzichtet werden. Flachstürzen die Übermauerung aus KS XL (Druckzone mit ver-
mörtelter Stoßfuge) Bestandteil des Sturzes.
Die Auflagertiefe von Flachstürzen auf dem Mauerwerk muss
mindestens 11,5 cm betragen. Die Auflagerpressungen sind Die KS-Fertigteilstürze werden im Herstellwerk so gefertigt,
nachzuweisen. Die Oberseite von Flachstürzen ist rau auszubil- dass der gesamte Zwischenraum zwischen der Oberkante der
den und vor dem Aufmauern sorgfältig von Schmutz zu reinigen. Wandöffnung und der Decke bereits ausgefüllt ist. Eine Anpas-
Die Druckzone aus Mauerwerk ist im Verband mit vermörtelten sung der Sturzhöhe an die örtlichen Gegebenheiten auf der
Stoß- und Lagerfugen, mit Steinen mindestens der Festigkeits- Baustelle, beispielsweise durch eine weitere Übermauerung,
klasse 12 sowie mindestens mit Mörtelgruppe II herzustellen. ist nicht mehr erforderlich. Die Montage der Stürze erfolgt im
Zuge des Versetzens der KS XL ebenfalls mit einem Versetzge-
rät, so dass es zu keiner Unterbrechung des Arbeitsablaufes
Nachweis mit Bemessungstafeln kommt. Hierdurch kann auch im Wandöffnungsbereich die rati-
Die Bemessung des Flachsturzes erfolgt mit Hilfe von Bemes- onelle Herstellung von KS XL-Mauerwerk erreicht werden.
sungstafeln auf der Grundlage typengeprüfter statischer Be-
184 Bemessung 7 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
8. Bauliche Durchbildung
8.1 Vorbemerkungen Bauteils vorliegt, der in der Bemessung der Tragkonstruktion ge-
sondert zu berücksichtigen ist. Sie sollten grundsätzlich nicht
Die bauliche Durchbildung ist in DIN EN 1996-1-1/NA [6] gere- durch Stürze oder andere tragende Bauteile einer Wand gehen.
gelt, wohingegen in DIN EN 1996-2/NA [9] Angaben zur Aus- Die Abminderung für Druck-, Schub- und Biegetragfähigkeit in-
führung gemacht werden. Teilweise überschneiden sich die Re- folge vertikaler Schlitze und Aussparungen darf vernachlässigt
gelungen aber auch, so dass in jedem Fall beide Normteile zu werden, wenn diese Schlitze und Aussparungen nicht tiefer als
beachten sind. tch,v sind. Dabei sollte als Schlitz- und Aussparungstiefe die Tie-
fe einschließlich der Löcher gelten, die bei der Herstellung der
Schlitze und Aussparungen erreicht wird. Werden die Grenzen
8.2 Schlitze und Aussparungen überschritten, sollte die Tragfähigkeit auf Druck, Schub und Bie-
gung mit dem in Folge der Schlitze und Aussparungen reduzierten
Als Schlitze werden längliche Einschnitte in flächigen Bautei- Mauerwerksquerschnitt rechnerisch geprüft werden.
len verstanden (Bild 28). Handelt es sich dabei um kleine ge-
drungene Einschnitte, spricht man von Aussparungen. Schlitze Vertikale Schlitze und Aussparungen sind auch dann ohne Nach-
und Aussparungen können während der Herstellung des Bau- weis zulässig, wenn die Querschnittsschwächung, bezogen auf
teils oder nachträglich hergestellt werden. 1 m Wandlänge, weniger als 6 % b eträgt und die Wand nicht drei-
oder vierseitig gehalten nachgewiesen wird. Hierbei müssen ei-
Grundsätzlich ist bei Schlitzen und Aussparungen zu unterschei- ne Restwanddicke nach Tafel 28, Spalte 4 und ein Mindestab-
den, ob ein maßgebender Einfluss auf das Tragverhalten des stand nach Spalte 6 eingehalten werden. Die Festlegungen gelten
nur für tragende Wände. Schlitze und Aus-
sparungen in Schornsteinwangen sind un-
Maße in mm zulässig. L ängere horizontale Schlitze am
Schlitz mit unbegrenzter
t Wandkopf sollten zur Vermeidung von Riss-
Länge
bildung und Abplatzungen nicht unmittel-
bar unter dem Deckenauflager angeordnet
werden, dürfen aber nur 40 cm unterhalb
400
hu
sung des Mauerwerks zu berücksichtigen.
keine Horizontal- oder
Schlitz-
Öffnung tiefe T2
Schrägschlitze
Öffnung
Horizontale und schräge Schlitze sind für
eine gesamte Schlitztiefe von maximal
Schlitz- dem Wert tch,h ohne gesonderten Nach-
tiefe
weis der Tragfähigkeit des reduzierten
Mauerwerksquerschnitts
4,5 cm lol 0,4 · hu auf Druck,
Schub und Biegung zulässig, sofern ei-
400
115
Schlitzlänge Öffnung B1 120 Schlitz- Ausmitte der einwirkenden charakteristi-
T2 80 breite B1
schen Lasten (ohne Berücksichtigung der
Kriechausmitte und der Stabauslenkung
Bild 28 Nachträglich hergestellte horizontale und schräge Schlitze (links); nachträglich nach Theorie II. Ordnung) dürfen rechne-
hergestellte vertikale Schlitze und Aussparungen (rechts)
50,0 cm
62,5 cm
50,0 cm
Tafel 28 Zulässige Größe tch,v vertikaler Schlitze und Aussparungen ohne rechnerischen Nachweis nach DIN EN 1996-1-1/NA
1 2 3 4 5 6 7
Wanddicke Nachträglich hergestellte Schlitze Mit der Errichtung des Mauerwerks hergestellte Schlitze und Aussparungen
und Aussparungen 1)
Maximale Tiefe 2) Maximale Breite Verbleibende Maximale Breite 3) Mindestabstand der
tch,v (Einzelschlitz) 3) Mindestwanddicke Schlitze und Aussparungen
[mm] [mm] [mm] [mm] [mm] von Öffnungen untereinander
115–149 10 100 – –
150–174 20 100 – –
175–199 30 100 115 260
zweifache
200–239 30 125 115 300 Schlitzbreite Schlitzbreite
bzw. 240
240–299 30 150 115 385
300–364 30 200 175 385
risch höchstens bis zum Schwerpunkt des Tafel 29 Zulässige Größe tch,h horizontaler und schräger Schlitze ohne rechnerischen Nach-
Gesamtquerschnittes entstehen. Generell weis nach DIN EN 1996-1-1/NA
sind horizontale und schräge Schlitze in
den Installationszonen nach DIN 18015-3 Wanddicke Maximale Schlitztiefe tch,h 1)
anzuordnen. Die Tafel 29 enthält ent- [mm] [mm]
sprechende Grenzwerte für t ch,h . So-
fern die Schlitztiefen die in Tafel 29 an- Unbeschränkte Länge 2) Länge 1.250 mm 3)
gegebenen Werte überschreiten, sollte
115–149 – –
die Tragfähigkeit auf Druck, Schub und
Biegung mit dem infolge der horizontalen 150–174 – 0 2)
und schrägen Schlitze reduzierten Mau-
erwerksquerschnitt rechnerisch überprüft 175–239 0 2) 25
werden.
240–299 15 2) 25
300–364 20 2) 30
8.3 Überbindemaß
365 20 2) 30
Die Forderung nach der Einhaltung des 1)
Horizontale und schräge Schlitze sind nur zulässig in einem Bereich 0,4 m ober- oder unterhalb der
Überbindemaßes (Tafel 30) wird durch Rohdecke sowie jeweils an einer Wandseite. Sie sind nicht zulässig bei Langlochziegeln.
die Ausführung des Mauerwerks im 2)
Die Tiefe darf um 10 mm erhöht werden, wenn Werkzeuge verwendet werden, mit denen die Tiefe ge-
Verband gewährleistet, wenn die Stoß- nau eingehalten werden kann. Bei Verwendung solcher Werkzeuge dürfen auch in Wänden 240 mm
und Längsfugen übereinander liegender gegenüberliegende Schlitze mit jeweils 10 mm Tiefe ausgeführt werden.
3)
Mindestabstand in Längsrichtung von Öffnungen 490 mm, vom nächsten Horizontalschlitz zweifache
Schichten mindestens mit dem Überbin- Schlitzlänge
demaß l ol 0,4 · h u bzw. l ol 45 mm
(der größere Wert ist maßgebend) ange-
ordnet werden (Bild 29). Das Überbinde-
maß lol darf bei Elementmauerwerk bis Tafel 30 Überbindemaß lol in Abhängigkeit von der Steinhöhe
auf 0,2 · hu bzw. lol 125 mm reduziert
werden, wenn dies in den Ausführungs- Steinhöhe hu Regelfall Mindestüberbindemaß
unterlagen (z.B. Versetzplan oder Positi- [cm] lol = 0,4 • Steinhöhe [cm] lol [cm]
onsplan) ausgewiesen ist und die Aus- < 11,3 5 4,5
wirkungen in der statischen Berechnung
11,3 / 12,3 5 0,4 • Steinhöhe = 5
berücksichtigt sind. Das in der statischen
Berechnung und den Ausführungsunter- 23,8 / 24,8 10 0,4 • Steinhöhe = 10
lagen angegebene erforderliche Über- 49,8 20 0,25 • Steinhöhe = 12,5
bindemaß ist einzuhalten und durch die
62,3 25 0,2 • Steinhöhe = 12,5
Bauleitung zu kontrollieren. Gerade in Be-
186 Bemessung 7 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
reichen von Fensterbrüstungen, Öffnungen und dem Eintrag von Der Wandaufbau muss daher grundsätzlich aus großformatigen
Einzellasten in das Mauerwerk ist auf die Einhaltung des Über- Elementen mit den Regelabmessungen erfolgen. Für den Län-
bindemaßes zu achten. Insbesondere ist bei folgenden Punk- genausgleich dürfen Passelemente verwendet werden. Diese
ten das Überbindemaß zu beachten: können vorgefertigt oder auch auf der Baustelle zugeschnit-
ten werden.
nn Bei reduzierten Überbindemaßen ergeben sich bei hohen
Auflasten ggf. Auswirkungen auf die Querkrafttragfähigkeit Der erforderliche Höhenausgleich erfolgt bei Elementmauer
in Scheibenrichtung. werk durch maximal je zwei Ausgleichsschichten aus Aus-
gleichselementen oder nicht gelochten Vollsteinen der glei-
nn Die Lastausbreitwinkel ergeben sich aus dem Tangens von chen oder einer höheren Festigkeitsklasse am Wandfuß und/
Überbindemaß und Steinhöhe (Tafel 30). oder Wandkopf. Die unterste und/oder oberste Ausgleichs-
schicht darf aus Kalksand-Wärmedämmsteinen als Kimm-
nn Bei drei- bzw. vierseitiger Halterung der Wand müssen bei steine bestehen, wenn in der jeweiligen allgemeinen bauauf-
der Ermittlung der Knicklänge die Anpassungsfaktoren 3 sichtlichen Zulassung der Kalksand-Wärmedämmsteine die
und 4 berücksichtigt werden. Verwendung bei Elementmauerwerk zugelassen ist. Die Breite
der Ausgleichselemente muss entsprechend der geforderten
Ausführung als Einsteinmauerwerk der Wanddicke entspre-
8.4 Längen- und Höhenausgleich chen. Anderenfalls sind die Druckfestigkeiten für Verbands-
mauerwerk anzusetzen. Die jeweils maßgebenden Überbin-
Die Steine bzw. Elemente einer Schicht müssen die gleiche demaße sind auch bei den Ausgleichsschichten einzuhalten.
Höhe haben. An Wandenden und unter Einbauteilen (z.B. Stür-
ze) ist eine zusätzliche Lagerfuge in jeder zweiten Schicht zum Es dürfen auch Kalksand-Wärmedämmsteine mit geringerer
Längen- und Höhenausgleich (Bild 30) zulässig, sofern die Festigkeit als die der Planelemente eingebaut werden. In die-
Aufstandsfläche der Steine mindestens 115 mm lang ist und sem Fall wird beim Standsicherheitsnachweis die Festigkeit
Steine und Mörtel mindestens die gleiche Festigkeit wie im üb- der Kimmsteine an der betreffenden Nachweisstelle – in der
rigen Mauerwerk haben. In Schichten mit Längsfugen darf die Regel am Wandfuß – maßgebend. Dort ist dann die vorhan-
Steinhöhe nicht größer als die Steinbreite sein. Abweichend da- dene Mauerwerksdruckfestigkeit für Elementmauerwerk unter
von muss die Aufstandsbreite von Steinen der Höhe 150 mm Berücksichtigung der Druckfestigkeitsklasse der Kimmsteine
mindestens 115 mm betragen. anzusetzen. Beim vereinfachten Berechnungsverfahren nach
DIN EN 1996-3/NA ist die so ermittelte Mauerwerksdruckfes
Bei der Verwendung von Passsteinen und -elementen zum tigkeit für den gesamten Nachweis anzusetzen.
Längenausgleich von Wänden ist zu beachten, dass auch in
diesen Bereichen immer das jeweils maßgebende Überbin-
demaß eingehalten wird. 8.5 Verbandsmauerwerk
Um die höheren Mauerwerksdruckfestigkeiten bei KS XL-Mauer Verbandsmauerwerk ist Mauerwerk mit zwei oder mehr Stein-
werk ansetzen zu dürfen, sind bei Elementmauerwerk einige reihen nebeneinander in jeder oder in jeder zweiten Schicht. In
weitere konstruktive Ausführungsregeln hinsichtlich der Anord- der Vergangenheit wurden vornehmlich die Formate 2 DF und
nung von Passelementen und Ausgleichsschichten zu beachten. 3 DF dafür verwendet.
Anderenfalls gelten die Festigkeitenvon Planstein-Mauerwerk.
Die Kalksandsteinindustrie bietet für jede Wanddicke geeignete
Steinformate für die Verarbeitung als Einsteinmauerwerk (Wand-
dicke = Steindicke) an. Mit der Ausweitung der Produktpalette
hat die Bedeutung des Verbandsmauerwerks im Bereich des
11,5 cm
Neubaus nahezu keine Bedeutung mehr.
INFO
Bei Verbandsmauerwerk ist das Überbindemaß nicht nur in
Wandlängsrichtung, sondern auch im Wandquerschnitt einzu-
1 halten.
Werden Maßnahmen zur Zentrierung der Lasteinleitung von De- Bei Ringankern und Ringbalken handelt es sich um stabförmige
cken vorgesehen, darf auch bei Stützweiten von mehr als 6 m Bauglieder, die der Aufnahme von Aussteifungskräften und Ho-
rizontallasten dienen. Sie werden z.B. mit ausbetonierten und
bewehrten KS -U-Schalen hergestellt.
bö bö
Wandlänge l
2
bö > · h: Ringanker erforderlich
3
bei bö > 0,40 · l
Geschosshöhe h
Geschosshöhe h
bö bö bö bö
Wandlänge l Wandlänge l
2 2
bö > · h: Ringanker erforderlich bö < · h: Ringanker erforderlich
3 3
bei bö > 0,40 · l bei bö > 0,60 · l
Bild 32 Kriterien für die Anordnung von Ringankern in tragenden und aussteifenden Wänden mit Öffnungen
Geschosshöhe h
bö bö
Wandlänge l
50 cm1)
50 cm1)
2
bö < · h: Ringanker erforderlich
3
bei bö > 0,60 · l
1)
Bewehrung, die in diesem
Bereich liegt, ist auf die
Ringankerbewehrung
anrechenbar.
bewehrter
Ringbalken
Bild 34 Konstruktive Maßnahmen zur Zentrierung der Deckenauflagerkraft am Beispiel der Außenwand unter einer Dachdecke
a) Gleitlager mit eingelegtem Styropor-Randstreifen an der Wandinnenseite, b) Verformungslager mit Zentrierstreifen zwischen
Wand und Decke
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 7 Bemessung 189
8.7.1 Ringanker men kann und gleichzeitig die Übertragung der Querkräfte ge-
Nach DIN 1053-1 mussten alle Außenwände und diejenigen In- währleistet, ist ein Ringbalken entbehrlich.
nenwände, die der Abtragung der Aussteifungskräfte dienen,
Ringanker erhalten, wenn nachstehende Randbedingungen vor- Unterschiedliche Verformungen zwischen tragenden Wänden
liegen. Vergleichbare Regelungen sind im Eurocode nicht ent- und der Dachdecke können nach DIN 18530:1987-03 [18] ab-
halten. Es empfiehlt sich jedoch, die bewährten Regeln bei der geschätzt werden. Ist danach mit Rissen zu rechnen, so ist die
Planung zu berücksichtigen. Dachdecke möglichst reibungsfrei auf den Wänden zu lagern.
In diesem Fall ist ggf. auch ein Gleitlager mit Ringbalken unter
nn Bauten mit mehr als zwei Vollgeschossen der Dachdecke erforderlich.
nn Anordnung von Gleitschichten unter Deckenauflagern von Die Kimmschicht am Wandfuß in Normalmauermörtel minde-
Decken (Bild 34a) stens der NM III dient primär zum Ausgleich von Unebenheiten
der Rohdecke, zur Höhenanpassung der aufzumauernden Wand-
scheibe an das Baurichtmaß sowie zur Erstellung eines plan
Ringbalken sind für die auf sie entfal-
lenden Windlastanteile sowie zur Be-
rücksichtigung von Lotabweichungen auf
eine Horizontallast von 1/100 der Verti-
kallast zu bemessen. Bei Ringbalken un-
ter Gleitschichten sind die verbleibenden
Reibungskräfte aus der Decke zusätzlich
als Zugkräfte zu berücksichtigen. Ring-
balken müssen derart biegesteif ausge-
führt werden, dass im auszusteifenden
Mauerwerk keine unzulässigen Durchbie-
gungen und Rissbildungen auftreten. Die
Weiterleitung der Auflagerkräfte der Ring-
balken in die aussteifenden Wände ist
statisch nachzuweisen.
8.9 Stumpfstoßtechnik
Bild 37 Anwendung von Edelstahl-Flachankern bei der KS-Stumpfstoßtechnik Der KS-Stumpfstoß, ohne den Bauablauf
störende Verzahnung der Wände, eröff-
net für Planung und Ausführung Freiräu-
me – auch bei Anwendung von mecha-
Es gilt: 1. Edelstahl-Flachanker 30 cm lang, Ankerdicke t = 0,75 mm. nischen Versetzgeräten (Bilder 35 bis
2. Aus baupraktischen Gründen wird empfohlen, generell Edelstahl-Flachanker
einzulegen. Die Anschlussfuge ist zu vermörteln.
40). Diese Bauweise hat sich seit mehr
3. Für den Bereich B gilt: 1 Flachanker alle 25 cm entspricht 2 Ankern alle 50 cm. als 30 Jahren bewährt. Aus bauprak-
tischen Gründen wird daher auch bei
2 Geschosse 4 Geschosse statisch angesetzter zweiseitiger Halte-
33 33 33 Ng+q,k 70 kN/m 70 kN/m Ng+q,k 150 kN/m
rung empfohlen, konstruktiv Edelstahl-
Flachanker in die Lagerfugen einzulegen.
22
hs 2,75 m
A
A 500 B
250
8.9.1 Anwendungsbereich
A B
Grundsätzlich können alle Wandan-
schlüsse stumpf gestoßen werden. Es
A B
EG EG wird jedoch empfohlen, die Außenecken
140 140
KG1) KG1) von Kelleraußenwänden – auch unter An-
240 240 nahme zweiseitiger Halterung – aus kon-
1)
Kelleraußenwandecken sind im Verband zu mauern. struktiven Gründen immer miteinander zu
verzahnen. Alle übrigen Wandanschlüsse
Bild 38 KS-Stumpfstoßtechnik, Regelausführung bei Annahme einer drei- oder viersei- (auch Außenecken von Wänden ohne Erd-
tigen Halterung der tragenden Wand (Schichthöhe 25 cm) [3] druck) können stumpf gestoßen werden.
nn
fläche auf der Geschossdecke.
aussteifende Wand
nn Vereinfachter Einsatz von mechani
schen Versetzhilfen und Gerüsten.
Temperatur- weicher Streifen z.B. Styropor Ungedämmte Dachdecken dehnen Einbau von Gleitschichten
schwankungen und verkürzen sich in Folge von Tem- bzw. Gleitlagern
peraturschwankungen. Gering belas-
tetes Mauerwerk kann diese einge- Einbau der Gleitschichten bzw.
Decke leiteten Verformungen häufig nicht -lager zwischen Dachdecke und
rissefrei aufnehmen. Wand
Deckenleiste bzw.
Kellenschnitt bei Putz Zur oberen Halterung der Wand
Gleitschicht sind bewehrte Ringbalken erfor-
bewehrter derlich.
Ringbalken
Literatur
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schweig 1978 bindung mit: DIN EN 1996-2/NA:2012-01
[2] Kirtschig, K.: Zur Tragfähigkeit von Mauerwerk bei mittiger [10] DIN 4172:2006-08 Maßordnung im Hochbau
Druckbeanspruchung, Mitteilungen aus dem Institut für [11] DIN EN 1990:2010-12 Eurocode 0: Grundlagen der Trag-
Baustoffkunde und Materialprüfung der Technischen Uni- werksplanung mit DIN EN 1990/NA:2010-12
versität Hannover, Heft 31, Hannover 1975 [12] Graubner, C.-A.; Brehm, E.: Analyse der maßgebenden
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+ A2:2015-01 Nachweisverfahrens von DIN EN 1996-3/NA für hohe Wän-
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Konstruktion von Mauerwerksbauten, Teil 3: Vereinfachte Darmstadt 2014
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bauten; in Verbindung mit: DIN EN 1996-3/NA:2012-01 von erddruckbelasteten Kellerwänden. Forschungsbericht
+ A1:2014-03 + A2:2015-01 DGfM Deutsche Gesellschaft für Mauerwerksbau, Berlin
[8] DIN EN 1996-1-2:2011-04: Eurocode 6: Bemessung 2006
und Konstruktion von Mauerwerksbauten, Teil 1-2: Trag- [18] DIN 18530:1987-03: Massive Deckenkonstruktionen für
werksbemessung für den Brandfall; in Verbindung mit: Dächer. Planung und Ausführung
DIN EN 1996-1-2/NA:2013-06
Bildnachweise
Bild S. 150: Ojo Images; Bild S. 178, Bild S. 179: Csaba Mester;
Bild S. 193: Erich Spahn
1. Einleitung
Der Mauerwerksbau ist eine äußerst leistungsfähige und weise sind bei Stahlbetonkonstruktionen im Innenbereich von
sichere Bauweise zur Errichtung eines Gebäudes. In Abhän- Gebäuden Rissweiten bis 0,4 mm zulässig. Bei Putzen sind so
gigkeit von der Festigkeit und Rohdichte der verwendeten Mau- genannte Haarrisse bis 0,2 mm unbedenklich. Auch bei Mau-
ersteine sowie der Mörtelart können alle Anforderungen an Trag- erwerk lassen sichtbare Risse in einer Wand noch nicht den
fähigkeit, Wärmeschutz, Brandschutz und Schallschutz erfüllt Schluss zu, dass ein Mangel oder gar ein Schaden vorliegt. In
werden. Bis zur Hochhausgrenze und darüber hinaus ist Mau- der Regel handelt es sich um optische Auffälligkeiten. Durch
erwerk flexibel einsetzbar und erfordert keine lange Arbeitsvor- das Herstellen des Mauerwerks mit einer Vielzahl von Steinen
bereitung. Dabei können spontane Planungsänderungen pro- sind ohnehin Sollrisse in den Lager- und Stoßfugen vorhanden,
blemlos umgesetzt werden. Zudem werden Mauerwerkssteine wodurch konstruktionsbedingt etwaige Zwangsspannungen mi-
in der Regel aus kurzfristig regional verfügbaren Baustoffen oh- nimiert werden. Für eine Wandoberfläche ohne störende Risse
ne lange Lieferwege hergestellt. ist weiterhin auch die Ausführung der Wandbeschichtung fest-
zulegen.
Ein Mauerwerksbau kann aus unterschiedlichen Mauersteinen
mit differenzierten Eigenschaften erstellt werden. Im Allgemei- Im Hinblick auf die Beurteilung einer Beeinträchtigung durch
nen wird er – unabhängig von der verwendeten Mauersteinart Rissbildungen gilt der Grundsatz, dass diese unter gebrauchs-
– in Kombination mit Stahlbetonbauteilen errichtet. Das un- üblichen Bedingungen wie Betrachtungsabstand und Beleuch-
terschiedliche Verformungsverhalten der Baustoffe und Bau- tungsbedingungen zu beurteilen sind. Die Beurteilung der Aus-
teile – insbesondere während der abklingenden Feuchtedeh- wirkung von Rissen auf die Funktionstüchtigkeit des Bauteils
nung – muss bereits bei der Planung berücksichtigt werden. orientiert sich am jeweiligen Anforderungsprofil: Bei Rissen im
Auch lastabhängige Verformungen und periodisch wiederkeh- Innenbereich kann z.B. von Bedeutung sein, ob Luftdichtheit
rende thermische Längenänderungen von Bauteilen können oder Schallschutz der betroffenen Wand beeinträchtigt sind.
durch konstruktive Maßnahmen bei entsprechender Planung Bei Außenwänden stellt sich meist die Frage, ob durch eine
schadlos aufgenommen werden. Rissbildung die Schlagregenschutzfunktion und Dauerhaftig-
keit des Putzes beeinträchtigt sind [1].
Sollten bei Gebäuden aus mineralischen Baustoffen trotzdem
Haarrisse auftreten, sind diese für die Funktion des Gebäudes Nachfolgend sind Ursachen für das Entstehen von Rissen im
und der Bauteile in der Regel nicht von Bedeutung. Beispiels- Mauerwerk dargelegt und Hinweise zu deren Minimierung ge-
geben.
Durch Quellen, Schwinden, Kriechen können Baustoffe wie Be- auf, wenn Steine mit hoher Einbaufeuchte vermauert werden
ton und Mauerwerk eine Formänderung erfahren. Die Formän- und anschließend austrocknen. Durch die ungleiche Austrock-
derung wird durch Alter, Größe und Umgebungsbedingungen nung über den Querschnitt entstehen Eigenspannungen, und
des Bauteils beeinflusst. Kann sich ein Bauteil hinsichtlich zwar Zugspannungen in den äußeren, stärker austrocknenden
der Formänderung nicht frei verformen, kommt es häufig zu Bereichen und Druckspannungen im Kernbereich.
Rissen.
Die Größe der entstehenden Spannungen ist im Wesentlichen Relaxation ist der zeitabhängige Spannungsabbau bei kon-
abhängig von stanter Dehnung. Beispielsweise wird in einem Bauteil eine
Ausgangsspannung durch konstante Temperaturdehnung her-
nn der Größe der Formänderungen, vorgerufen. Diese Ausgangsspannung verringert sich infolge
von Relaxation (innerer Spannungsabbau) nach einer gewissen
nn dem Behinderungs- und Einspanngrad, Zeit auf eine wesentlich geringere Endspannung.
nn den Steifigkeitsverhältnissen der miteinander verbundenen Kritisch sind Zugspannungen oder Scher- bzw. Schubspan-
Bauteile mit Elastizitäts- und Schubmodul, nungen, weil die Zugfestigkeit und die Schubbeanspruchbarkeit
von Mauerwerk im Vergleich zur Druckfestigkeit relativ gering
nn dem Spannungsabbau infolge Relaxation. sind. Risse im Bauteil entstehen dann, wenn die Spannungen
die entsprechende Festigkeit überschreiten bzw. die vorhan-
denen Dehnungen größer als die Bruchdehnung werden.
3. Formänderungen
Bauwerke und deren Bauteile (z.B. Mauerwerk) verformen sich 3.1 Wärmedehnung
in Abhängigkeit der Belastungssituation und aus lastunabhän-
gigen Einwirkungen. Bild 2 gibt eine Übersicht über Formände- Maßänderungen durch Wärmeeinwirkung bzw. Temperaturän-
rungen (Dehnungen) im Mauerwerk. derung werden als Wärmedehnung bezeichnet. Die Wärmedeh-
nung T ergibt sich aus der jeweiligen Temperaturänderung T
Der Oberbegriff Dehnung für ein Bauteil umfasst sowohl Ver- in K und dem stoffspezifischen Wärmeausdehnungskoeffizi-
kürzen (Stauchen) als auch Verlängern (Strecken) als bezogene enten T in 1/K:
Längenänderung mit der „Einheit“ [mm/m = ‰], z.B. = -0,3 ‰
entspricht 0,3 mm Verkürzung je Meter Bauteillänge. T = T ∙ T
Rechenwerte, d.h. im Allgemeinen zutreffende Formänderungs- Der Koeffizient T muss versuchsmäßig bestimmt werden und
werte, sowie Angaben zum Bereich möglicher Kleinst- oder gilt näherungsweise für Mauerwerk im Temperaturbereich von
Größtwerte finden sich in DIN EN 1996-1-1/NA, Tabelle NA.13 -20 °C bis +80 °C als konstant.
[2] und einem ständig aktualisierten Beitrag im Mauerwerk-
Kalender [3]. In [4] werden die Formänderungen von Mauer- Rechenwerte und Wertebereiche für den Wärmeausdehnungs-
werk sowie entsprechende Prüfverfahren ausführlich behandelt. koeffizienten sind in Tafel 1 angegeben. Die zur Berechnung
der Wärmedehnung erforderliche Tem-
peraturdifferenz T muss für den jewei-
ligen Anwendungs- und Betrachtungsfall
Dehnung festgelegt werden. Als Bezugstemperatur
wird zumeist die Herstellungstemperatur
des Bauteils bzw. der Bauteile gewählt.
lastabhängig lastunabhängig
3.2 Feuchtedehnung
kurzzeitig langzeitig Wärmedehnung Feuchtedehnung
0,2
[4] angegeben.
s
Bild 3 Zeitlicher Verlauf von Schwind- (s) und Kriechdehnung (k) bei Mauerwerk, Formänderungen mit elastischer Deh-
konstantes Lagerungsklima nung steigen mit der Spannung an und
gehen bei Entlastung wieder auf Null
zurück. Im Mauerwerk ist nach Erstbe
Schwinden von Mauerwerk ist bedeutungsvoller als dessen lastung bereits ein geringer Anteil an bleibender Dehnung (plas
Quellen, weil es im Allgemeinen mit rissgefährdenden Zugspan- tische Dehnung) enthalten, welcher nach vollständiger Entlas
nungen verbunden ist. Hygrisches Schwinden oder hygrisches tung erhalten bleibt.
Quellen, also durch Wasserabgabe bzw. -aufnahme, treten bei
allen Mauersteinen sowie bei Mauermörtel auf.
3.4 Kriechen
Der zeitliche Verlauf des Schwindens (Bild 3) wird beeinflusst
durch Die Formänderung unter langzeitiger Lasteinwirkung wird als
Kriechen bezeichnet. Im Allgemeinen wird unter Kriechen die
nn die Mauerwerksart, Formänderung (Verkürzung) in Beanspruchungsrichtung ver-
standen. Die Kriechzahl = k,t /el ist der Verhältniswert von
nn den Anfangsfeuchtegehalt der Mauersteine beim Vermauern, Kriechdehnung k,t zu elastischer Dehnung el. Die Kriechzahl
ist im Gebrauchsspannungsbereich näherungsweise konstant.
nn das Schwindklima (relative Luftfeuchte, Luftbewegung), Das Kriechen ist überwiegend irreversibel.
nn die Bauteilgröße. Wesentliche Einflüsse auf den zeitlichen Verlauf des Kriechens
sind
Mörtelfuge Die Einflüsse auf den zeitlichen Verlauf des Kriechens können
bislang nicht ausreichend quantifiziert werden. Bei näherungs-
Mauerstein weise konstanten Klimabedingungen und konstanter Belastung
ist das Kriechen nach etwa drei Jahren weitgehend beendet.
Prinzipdarstellung stark überzeichnet Analog zur Endschwinddehnung sind in Abhängigkeit der Mau-
ersteinart die Rechenwerte in Tafel 1 angegeben.
Tafel 1 Kennwerte für Kriechen, Quellen oder Schwinden und Wärmedehnung nach DIN EN 1996-1-1/NA, Tabelle NA.13
Mit dem derzeitigen Kenntnisstand über das Verformungsver- Der Unterschied der Formänderungen zwischen zwei Bauteilen
halten von Mauerwerk und die aus den behinderten Formände- oder die Formänderung innerhalb eines Bauteilquerschnitts bil-
rungen entstehenden Spannungen lassen sich praktische Fälle den das wichtigste Kriterium für die Risssicherheit. Der Form-
von Bauteilkombinationen lediglich näherungsweise hinsicht- änderungs- bzw. Dehnungsunterschied wird aus der Formände-
lich ihrer Risssicherheit beurteilen. Diese Näherung ist schon rungsdifferenz der gedanklich getrennten Bauteile ermittelt.
allein dadurch begründet, dass die bauseitigen Bedingungen
nicht, bzw. nicht genau bekannt und erfassbar sind. Das be- Beispiel: Kalksandstein-Verblendschale auf Kelleraußenmau-
trifft z.B. die Eigenschaften des Mörtels im Mauerwerk, den erwerk
Einfluss der Witterungsbedingungen auf Festigkeits- und Form
änderungseigenschaften aber auch den Einspanngrad bzw. die nn Annahme Schwinden Verblendschale: s,V = -0,3 mm/m
Größe der Formänderungsbehinderungen durch die Verbindung
mit benachbarten Bauteilen. nn Annahme Schwinden Kelleraußenwand: s,K = -0,1 mm/m
IW und AW im Verband
AW
GD
IW AW
Riss
Richtung Zugspannung Riss
GD
IW
AW: Außenwand
IW: Tragende Innenwand
GD: Geschossdecke c
Bild 5 Verformungsfall V1: Die Innenwand verkürzt sich gegenüber der Außenwand.
Die Formänderungsunterschiede zwischen Außen- und Innen- 4.1.1 Verformungsfall V1: Die Innenwand verkürzt sich
wand führen deshalb zu Spannungen, in der Regel zu Zug- bzw. vertikal gegenüber der Außenwand
Schubspannungen. Diese entstehen in derjenigen Wand, die Dies ist der Fall bei schwindenden Innenwänden sowie Außen-
sich gegenüber der angebundenen Wand verkürzen „will“ (Bil- wänden, die wenig schwinden ggf. sogar quellen (Mauerzie-
der 5 und 6). Die relative Verkürzung kann durch Belastungsun- gel). Wird der Verformungsunterschied zwischen Innen- und
terschiede (Kriechverformungen), vor allem aber durch Schwin- Außenwand zu groß, so entstehen Risse in der Innenwand, die
den bzw. irreversibles Quellen verursacht werden. vom Außenwandfußpunkt schräg ansteigend nach innen ver-
laufen (Bild 5).
Große Temperaturunterschiede im maßgebenden Kernbereich
der Außenwände treten wegen der heute erforderlichen hohen Daher sind beispielsweise die Mauerwerks-Kombinationen: Au-
Wärmedämmung nicht mehr auf. Die Größe der entstehenden ßenwände in Leichtziegelmauerwerk, Innenwände in Kalksand-
Spannungen bzw. das Rissrisiko hängen im Wesentlichen ab stein- bzw. Leichtbetonsteinmauerwerk (Leichtbetonvollsteine)
von der Größe des Verformungsunterschiedes zwischen Innen- hinsichtlich Rissrisiko genauer zu analysieren.
und Außenwand und der Art der Verbindung der beiden Wände,
d.h. vom Behinderungsgrad sowie den Steifigkeitsverhältnissen.
4.1.2 Verformungsfall V2: Die Außenwand verkürzt sich
Grundsätzlich sind die im Folgenden aufgezeigten zwei Verfor- vertikal gegenüber der Innenwand
Innenwand (IW) und Außenwand (AW) im Verband
mungsfälle V1 und V2 zu unterscheiden. Dies ist der Fall, wenn die Innenwand nur wenig schwindet, ggf.
sogar quillt (Mauerziegel) und die Außenwand dagegen sehr
Ansicht stark schwindet, z.B. Bimsmauerwerk (Bild 6).cq
Innenwand (IW) und Außenwand (AW) im Verband Riss
( el, k)
Ansicht
Riss Riss
Riss
Fenster Fenster
Innenwand (IW) und Außenwand (AW) im Verband s, ( ) IW
Riss Riss
Ansicht Grundriss
Fenster Innenwand
Fenster
Riss IW
Riss
Grundriss Innenwand AW
Riss Riss
Fenster Fenster
Außenwand IW
AW
Grundriss Innenwand
Außenwand
AW AW
Bild 6 Verformungsfall V2: Die Außenwand verkürzt sich gegenüber der Innenwand.
Außenwand
200 Mauerwerksgerechte Konstruktion 8 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Durch das starke Schwinden bzw. Verkürzen der Außenwand wand und Außenwänden. Die Trennwand wird bis zur Außenflä-
kommt es zu einer Lastumlagerung auf die Innenwand. Die Au- che der Außenwand durchgeführt, die Außenwand wird an die
ßenwand „hängt“ sich an der Innenwand auf. Wird die Haftzug- Trennwand mittels Stumpfstoßverbindung angeschlossen. Ein
festigkeit zwischen Stein und Mörtel in der Lagerfuge, bzw. in weiterer Vorteil liegt hiermit darin, dass die Längen der Außen-
Einzelfällen auch die Zugfestigkeit der Mauersteine überschrit- wandabschnitte geringer sind.
ten, so entstehen annähernd horizontal verlaufende Risse in
der Außenwand. Diese werden im Allgemeinen im Anbindungs-
bereich zur Innenwand relativ fein verteilt, in größerem Abstand 4.2 Rissbildung im Mauerwerk in Verbindung mit Stahlbeton-
davon als wenige größere Risse auftreten. Die Risse finden sich decken
vorzugsweise in vorgegebenen „Schwachstellen“, vor allem im
Bereich von Öffnungen. Das Entstehen der Risse kann zusätz- Bei der Risssicherheit aus Längenänderung in horizontaler
lich befördert werden aus Deckendurchbiegung mit der Ver- Richtung wird hauptsächlich das Zusammenwirken der Mau-
drehung am Endauflager und damit exzentrischer Beanspru- erwerkswand mit anbindenden Stahlbetondecken betrachtet.
chung der Wand. Dabei spielen äußere vertikale Lasten eine wesentliche Rolle.
Je kleiner die Auflast auf eine Mauerwerkswand ist, umso grö-
ßer ist das Rissrisiko aus Längenänderung in horizontaler Rich-
4.1.3 Maßnahmen zur Erhöhung der Risssicherheit tung. Das ist besonders bei Dachdecken und längeren nicht
nnWahl von Mauerwerks-Kombinationen mit geringem Formän- tragenden Wänden von Bedeutung.
derungsunterschied 0
Es werden drei Situationen genauer beschrieben:
nn Wahl – soweit möglich – günstiger Steifigkeitsverhältnisse
von Innen- und Außenwand. Im Verformungsfall V1 sollen die nn Verformungsfall H1: Längsverformung der Wand gegenüber
Innenwand möglichst steif (hoher E-Modul, großer wirksamer der Decke oder anschließenden Wänden
Wandquerschnitt) und die Außenwand möglichst nachgiebig
sein. Folge: Die Innenwand zwingt der Außenwand rissunwirk- nn Verformungsfall H2: Längsverformung der Geschosssdecke
sam einen hohen Anteil ihrer Verformung (Verkürzung) auf. in Wandlängsrichtung
nn Gleiche Setzungen des Baugrunds unter dem Baukörper. nn Verformungsfall H3: Längsverformung der Dachdecke in
Dies kann erreicht werden, indem die Gründungskörper auch Wandlängsrichtung
unter dem Gesichtspunkt des Set-
zungsverhaltens festgelegt werden;
ggf. ist ein Baugrundingenieur einzu-
schalten.
Eine Verkürzung der Wände gegenüber Bild 8 Verformungsfall H1: Verkürzung der Wände gegenüber den Geschossdecken
den Decken ist schematisch in Bild 8
dargestellt. Gründe für eine Verkürzung
können Schwinden der Mauerwerkswand
und/oder eine Abkühlung nach Herstel- Ansicht Spannungsverlauf im Kennzeichnendes
Wandbereich bei I/2 Rissbild
lung sein. Risse treten bei einer Verkür- l
zung der Wand gegenüber der Decke von
mehr als 0,2 mm/m auf [5], siehe auch -
Rissgefahr
- L
Bild 10 Verformungsfall H2: Verkürzung der Decken in Wandlängsrichtung Bild 11 Risbildung infolge Verkürzung
der Decken in Wandlängsrichtung
4.2.2 Verformungsfall H2 – horizontale Verkürzung der Decke tig geringer Längenänderung des Fundamentes oder der un-
gegenüber der Wand teren Geschossdecke auf Schub beansprucht, was auch im
Im Verformungsfall H2 verkürzen sich die Geschossdecken ge- typisch diagonalen Rissverlauf erkennbar ist (Bilder 13 und 14).
genüber dem Mauerwerk, woraus in diesem Fall horizontale
Risse im oberen Bereich der Wandecke entstehen können. Die geringe Auflast oberhalb der Dachdecke hat einen erheb-
Der geringen Auflast wegen ist hier das oberste Geschoss be- lichen Einfluss auf das Rissrisiko des tragende Außen- und In-
sonders gefährdet. Das Rissbild (Bilder 10 und 11) ähnelt sehr nenmauerwerks. Die Auflast von nur einem Geschoss kann
den Rissen aus Aufschüsseln der Dachdecke und wird daher bereits ausreichen, um z.B. die Verdrehungen im Bereich von
oftmals allein darauf zurückgeführt. Decken-Endauflagern zu minimieren und trocknungs- oder tem-
peraturbedingte Spannungen im Mauerwerk zu überdrücken.
Die Schubkraft in der Fuge ist wegen der geringen Auflast nicht Riss
übertragbar, durch Rissbildung werden dann die Zwangsspan-
nungen abgebaut.
nn Dehnungsdifferenz E : ±0,4 mm/m
Verkürzung bzw. +0,2 mm/m Verlän-
gerung
L
nn Verschiebewinkel = l/h: -1/2.500
bis +1/2.500rad
Bild 14 Verformungsfall H3: Verformung der Dachdecke gegenüber der Wand;
Da = Dachdecke, Du = Decke unter Da, MW = Mauerwerkswand
4.2.4 Verformungsfall H4 –
ungedämmte Dachdecken
In diesem Fall ist die Dachdecke mög-
Stahlbetonringbalken
Stahlbetonringbalken Stahlbetonringbalken
lichst reibungsfrei auf den Wänden zu la-
Stahlbetonringbalken
gern, damit nur geringe Schubkräfte auf
Verkürzung durchVerkürzung
Schwindendurch Schwinden Verlängerung durch
Verlängerung diese übertragen werden. Eine solche
Erwärmen durch Erwärmen
Funktion kann eine „Gleitfuge“ überneh-
men, bei der zwei Bauteile durch eine
Gleitschicht voneinander getrennt sind,
welche eine gegenseitige Verschiebung
ohne große Reibung ermöglicht.
4. Große Überbindelängen
Von Bedeutung für die Zugbeanspruchung und damit auch für
die Minimierung des Rissrisikos z.B. einer Verblendschale ist
Dämmung
der Mauerwerkverband. Eine halbsteinige Überbindung (Bild 21)
Dach-
decke
ist stets anzustreben, weil sie die größtmögliche Scherkraft
Halb- übertragende Fläche zwischen Stein und Mörtel ergibt.
b 10 mm fertigteil 10 mm b 10 mm
d d 5. Großer Verhältniswert Wandhöhe zu Wandlänge
Soweit möglich, sollten lange Wände mit geringer Wandhöhe
R 500 vermieden werden, weil in diesem Falle die größten Zugspan-
nungen auftreten. Gegebenenfalls sind lange Wände, z.B. bei
nicht tragenden Wänden, in Abschnitte zu unterteilen.
6. „Kurze“ Wandabschnitte
Die Ausbildung von kurzen Wandabschnitten durch geschoss-
hohe Fenster- oder Türöffnungen sowie die bewusste Anord-
Bild 18 Trennschicht zur Aufnahme der Schwindverkürzung der nung von stumpf gestoßenen oder aus Schallschutzgründen
Stahlbetondecke im obersten Geschoss unter Beibehal- „durchgeführten“ Wänden sind als spannungsabbauende Maß-
tung der oberen Halterung nahmen nützlich.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 8 Mauerwerksgerechte Konstruktion 205
Bild 19 Lagern von Steinen mit Schutz gegen Niederschlag Bild 20 Bei sehr hohen Außentemperaturen sind die Steine
vorzunässen
Verformungen von Stahlbetondecken sind so zu begrenzen, Im Allgemeinen erfolgt heute der Nachweis von Plattentrag-
dass angrenzende Bauteile (wie leichte Trennwände, Vergla- werken mit Hilfe von FEM-Programmen. Betrachtet man dabei
sungen) nicht beeinträchtigt werden. DIN EN 1992-1-1 [9] gibt auch den Zustand II (gerissener Beton) sowie Langzeitverfor-
für Durchbiegungen, die angrenzende Bauteile beschädigen kön- mungen aus Kriechen und Schwinden, so ist die ermittelte Ver-
nen, unter quasi-ständiger Einwirkungskombination einen Richt- formung um ein Vielfaches größer als bei einer rein elastischen
wert der Begrenzung von 1/500 der Stützweite an. Betrachtung mit ungerissenem Querschnitt. Nach Bild 22 [10]
ist je nach Bewehrungsgrad ein Erhöhungsfaktor von 3,5 bis
Der Nachweis des Grenzzustandes der Verformung ist über den 9 zu erwarten. Darüber hinaus haben der w/z-Wert, die Nach-
Nachweis der Begrenzung der Biegeschlankheit oder rechne- behandlung und die Art der Belastung wesentlichen Einfluss
rischen Verformungsbetrachtung möglich – siehe DIN EN 1992- auf die tatsächlich auftretende Verformung. Aufgrund der vie-
1-1- 7.4.2 und 7.4.3 [9]. len stark streuenden Einflussfaktoren auf die reale Durchbie-
gung ist eher von einer Abschätzung als von einer Berechnung
der Verformungen zu sprechen.
Diagonalrisse
Stützgewölbe
Horizontalrisse
(Abriss zwischen Trennwand und Decke)
Bild 23 Riss in nicht tragender Trennwand infolge Durchbiegung der unteren Geschoss Bild 24 Rissbildung in nicht tragender
decke (Aufstandsfläche) Trennwand infolge Durchbiegung
der unteren Geschossdecke
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 8 Mauerwerksgerechte Konstruktion 207
3. Verwendung kleinformatiger Steine und eines Normalmau- Bei größeren Deckenspannweiten eine Trennlage
R 500 auf der Stb. Rohdecke verlegen, um einen
ermörtels mit niedrigem Elastizitätsmodul: größere Verfor- evt. Abriss unterhalb des Fertigfußbodens zwangs-
mungsfähigkeit (Duktilität) der Mauerwerkswand weise vorzugeben.
Durchlaufdecke
weicher Streifen,
z.B. Polystyrol
Montagestützen
l1 l2
Bild 28 Rissbildung infolge großer Deckendurchbiegung Bild 29 Einlage weicher Streifen zur
Lastzentrierung
5.2 Verdrehung der Decke am Auflager Zum Zentrieren der Deckenlast auf die Mauerwerkswand ist
das Einlegen eines weichen Dämmstreifens empfehlenswert
Die Durchbiegung der Decke führt zu einer Lageveränderung (Bilder 29 und 30).
in Deckenmitte und einem Drehwinkel an den Auflagern. Infol-
ge großer Deckendurchbiegungen kann es bei geringer Auflast Falls Schwind-, Temperaturverformungen und eine große De-
zum Abriss zwischen Stahlbeton und Mauerwerk oder in der ckendurchbiegung gleichzeitig auftreten, können spezielle
darunter liegenden Lagerfuge kommen (Bild 28). Bei Außen- Verformungslager für eine mittige Lastzentrierung angeordnet
wänden werden diese Risse vom Wärmedämm-Verbundsystem werden. Ein Ringbalken ist dann nicht erforderlich, wenn die
bzw. Fassadensystemen überdeckt und sind daher in der Re- auftretenden Querkräfte vom Verformungslager aufnehmbar
gel unproblematisch. sind (Bild 31).
Dämmung
Decke
Verformungslager
mit Querkraft-
übertragung
Bild 30 Beispiel für Einlage weicher Streifen und Bitumenbahnen Bild 31 Konstruktive Maßnahmen zur Zentrierung der Deckenauf-
lagerkraft am Beispiel der Außenwand unter einer Dach-
decke – Verformungslager mit Zentrierstreifen zwischen
Wand und Decke
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 8 Mauerwerksgerechte Konstruktion 209
5.3 Verdrehung der Dachdecke durch Aufschüsseln bahn R 500 (nach DIN EN 13969 in Verbindung mit DIN V
20000-202) tritt der planmäßige Sollriss in der Fuge zwi-
Die Verdrehung am Auflager von Dachgeschossdecken ist um schen Mauerwerk und Stahlbetondecke auf.
ein Vielfaches größer als im Regelgeschoss, da hier ohne auf-
gehende Wände eine wesentlich geringere rissüberdrückende 2. Besondere Maßnahmen, um das Aufschüsseln der Beton
Auflast vorhanden ist. decke zu verhindern (Bild 33)
Als Folge entstehen Risse in der ersten Steinschicht unter der nn durch Auflast , z.B. Dachstuhl
Decke oder im Bereich ecknaher Öffnungen. Der Ortbeton der
Dachdecke bildet einen größeren Haftverbund mit der obersten nn Stahlbetonüberzug (Unterzug) für erhöhte Biegesteifigkeit
Steinreihe, so dass sich nur mit Einlage einer Trennschicht der
Riss hierhin verlagern lässt (Bild 32). nn Sollbruchstelle durch getrennte obere Bewehrung
(„drillweiche Ecke“)
5.3.1 Maßnahmen zur Erhöhung der Risssicherheit nn Zugstütze zur unteren Konstruktion
Verbund des Ortbetons mit dem Mauerwerk Kein Verbund des Ortbetons mit dem Mauerwerk
Risse in den Lagerfugen des Mauerwerks unter der Decke Risse zwischen Dachdecke und Mauerwerk
Bild 32 Eckabhebung der Dachdecke – Risse im Mauerwerk und zwischen Mauerwerk und Decke
Ein weiterer Grund für Risse im Mauerwerk können zu große siko sehr klein ist, damit sind jedoch auch besondere Aufwen-
Setzungsunterschiede im Baugrund sein. dungen und erhebliche Kosten verbunden. Hier ist vom Planer
ein Optimum zwischen Rissrisiko und Kostenaufwand heraus-
Ursache für ungleichmäßige Setzungen unterhalb der Gründung zuarbeiten. Bereits in der Planungsphase sollte in Abhängig-
können ungleichmäßige Baugrundverhältnisse sein, Lastkon- keit der Einflussfaktoren die Notwendigkeit von Gebäudetrenn-
zentrationen über Gründungsbereichen oder Veränderungen in- fugen überprüft werden.
folge von Anbauten oder Nachbargebäu-
den (Bodenaushub, Tiefe und Art der
Gründung, evt. Grundwasserabsenkung).
Als seltene Fälle, aber mit sehr großer
Konstruktive
Auswirkung, sind die Gründung auf ge- Einsturz bzw.
Schäden
Absturz
störtem Baugrund (z.B. Bergbaugebiet), 100
die Unterspülung infolge von Hochwas- starke Schäden
170
ser und Erdbeben bekannt. leichte/mittel 200 29,3 %
Schäden 250 6,7 %
300
In heute üblicher Bauweise werden die mittel bis
Gründungsbauteile (Bodenplatte und Kel- starke 400
Architektonische Schäden
Gebäudetrennfuge
7.1 Abstand von Gebäudedehnungsfugen in diesem Bereich
anordnen
Verformungsbetrachtungen sollten grundsätzlich schon ab Ge-
bäudelängen von etwa 20 m unternommen werden. In der Re- Trennung versetzter Gebäudekörper
gel sind bei außengedämmten Konstruktionen größere Abstän- Gebäudetrennfuge
de der Gebäudetrennfugen möglich. Grundlage für die Planung in diesem Bereich
anordnen
von Gebäudetrennfugen ist zunächst die Wahl der Wandkon-
struktion für die tragenden Innen- und Außenwände in Verbin-
Trennung versetzter Gebäudekörper
dung mit den angrenzenden Massivbauteilen aus Stahlbeton.
Wegen der außen angeordneten Dämmung bei KS-Funktions- Bild 37 Trennung versetzter Gebäudekörper mit Gebäudetrenn-
wänden sind Temperatureinwirkungen auf den gesamten Bau- fugen
212 Mauerwerksgerechte Konstruktion 8 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
körper gering. Praxisbeispiele aus den letzten 20 Jahren zeigen, den. Die zu erwartenden Schwind- und Temperaturverformungen
dass bei günstiger Grundrissplanung mit geeigneten Maßnah- von Kalksandstein-Mauerwerk und Stahlbeton sind in den Ta-
men zur Mauerwerksausbildung und sorgfältiger Bauausfüh- feln 3 und 4 dargestellt.
rung deutlich größere Gebäudelängen ohne Gebäudetrennfu-
gen möglich sind. Der in DIN EN 1996/NA angegebene Rechenwert der Feuchte-
dehnung von Kalksandsteinen (Schwindmaß) s∞ = -0,2 mm/m
Zu beachten ist, dass bei gegliederten Gebäudeformen (z.B. bezieht sich auf Prüfergebnisse an wasservorgelagerten Stei-
L-, T- oder Z-förmige Grundrisse) das zu erwartende Rissrisiko nen. Ein Schwindmaß von -0,1 mm/m ist daher in vielen Fällen
infolge der unterschiedlichen Formänderungen im Übergang der baupraktisch erreichbar, da in der Regel auf Baustellen trockene
einzelnen Gebäudeteile grundsätzlich durch Dehnungsfugen mi- bzw. evt. nur oberflächenfeuchte Steine verarbeitet werden.
nimiert werden muss (siehe Bilder 36 und 37). Risserzeugend wirken vor allem Dehnungsdifferenzen der ein-
zelnen Bauteile und nicht die absolute Verformung eines Einzel-
Ausgehend von den Festpunkten (z.B. Aussteifungswänden, bauteils. Daher ist die Kombination von Kalksandsteinwänden
Aufzugsschächte und Treppenhäuser) können mit Hilfe von und Betondecken bei sorgfältiger Analyse der möglichen Ver-
Schwind- und Temperaturkennwerten die zu erwartenden Län- formungsdifferenzen im Regelfall eine Konstruktion mit verhält-
genänderungen von Dachdecken und Wänden abgeschätzt wer- nismäßig geringer Rissneigung der einzelnen Bauteile.
2,0 m
anspruchung durch entsprechend aus-
1 3 Zusatzanker je m Wandhöhe beidseits
gebildete Fugen voneinander getrennt von Dehnungsfugen (DF) und an Gebäude-
werden. Zur Unterteilung eignen sich ecken
beispielsweise Stahlbetonstützen oder 1
Stumpfstöße an Querwände.
Auflagerwinkel
8.1.1 Verformungsfall HV1: Zweischa-
lige Außenwände mit Verblendschale
Bei zweischaligen Außenwänden treten
in der Regel sehr unterschiedliche Ver-
formungen der beiden Mauerwerksscha-
len auf. Fugen-
dichtstoff
Detail A
Die Innenschale verformt sich im Wesent-
lichen durch Kriechen und Schwinden;
nennenswerte temperaturbedingte Ver-
Hinterfüllmaterial
formungen sind wegen der weitgehend
konstanten Raumtemperatur nicht zu er-
warten. Die Außenschale (Verblendscha- Bild 39 Verblendschalen mit horizontaler Dehnungsfuge
214 Mauerwerksgerechte Konstruktion 8 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Bild 40 Frisches Mauerwerk ist vor Regen und Frost zu schützen 1. Herstellen der Verblendschalen bei günstiger Außen-
temperatur
Soweit möglich, sollen die Verblendschalen bei niedriger Au-
le) ist unmittelbar den klimatischen Einflüssen, d.h. Tempera- ßentemperatur hergestellt werden. Dadurch werden die jah-
tur- und Feuchteänderungen, ausgesetzt. Die Verblendschale reszeitlich bedingte Abkühlung unter die bei der Erstellung des
sollte sich deshalb weitgehend unbehindert von der Innenscha- Mauerwerks vorherrschende Temperatur und damit die zug-
le verformen können. Die notwendige Verankerung zwischen spannungserzeugende Temperaturverformungen klein gehal-
beiden Schalen ist in Richtung Wandhöhe und -länge so weich ten. Gleichzeitig verringert sich im Allgemeinen auch das Risiko
auszuführen, dass sie nicht zu wesentlichen Verformungsbe- einer zu schnellen und zu starken Austrocknung. Durch diese
hinderungen führt. würde ein zu hohes Anfangsschwinden im äußeren Mörtel-Stein-
Bereich hervorgerufen, was den Haftverbund zwischen Mörtel
Die Verformungen der Verblendschale werden jedoch durch die und Stein und damit auch die Zugbeanspruchbarkeit des Mau-
notwendige Auflagerung und ggf. auch durch das seitliche An- erwerks beeinträchtigt.
binden an Nachbarbauteile (weiterführende Verblendschalen
oder z.B. Stützen) behindert. Durch diese Verformungsbehinde- 2. Schutz vor ungünstigen Witterungseinflüssen
Halbsteinige
rungen entstehen Zugspannungen in der Verblendschale, die ab Die Verblendschalen sollen zumindest bis zum Alter von einer
Überbindung
einer bestimmten Wandlänge bzw. einem gewissen Verhältnis- Woche nach dem Herstellen vor Regen (Schlagregen) und zu
wert Wandlänge/Wandhöhe im mittleren Bereich der Wandlänge schnellem und starkem Austrocknen ausreichend geschützt
nahezu horizontal verlaufen. Die Höhe dieser Zugspannungen werden. Dies kann z.B. durch Abdecken mit Folien erfolgen,
hängt ab von der Größe der Formänderungen (Schwinden, Wär- Bild 40. Frühzeitiges starkes Durchfeuchten der Mauerwerks-
medehnung), dem Zug-E-Modul des Mauerwerks parallel zu den wände vergrößert das spätere Schwinden bei Austrocknung.
Lagerfugen, dem Behinderungsgrad (im Auflagerbereich) sowie
dem Spannungsabbau durch Relaxation. 3. Konstruktive Bewehrung
Anordnen von konstruktiver Bewehrung in den Lagerfugen be-
Durch ein einfaches Berechnungsverfahren [8], das theoretisch Konstruktive
sonders rissempfindlicher Bereiche bei Verblendschalen, z.B.
Bewehrung
und versuchsmäßig ausreichend begründet ist, lassen sich die Brüstungen (Bild 41).
Halbsteinige
Überbindung
* 0,6 m * 0,6 m
Dehnungsfugen
DF
Halbsteinige (einseitig oder
Überbindung Konstruktive zweiseitig)
Bewehrung
DF DF
* 0,6 m * 0,6 m
Bild 41 Brüstungsbereiche
Konstruktive von Verblendschalen
Bewehrung Dehnungsfugen
DF
(einseitig oder
zweiseitig)
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 8 Mauerwerksgerechte Konstruktion 215
Literatur
[1] Gänßmantel, J.: Klassifizierung, Beurteilung und Instand- [7] König, G.; Fischer, A.: Vermeiden von Schäden im Mau-
setzung gerissener Putze und Fassaden, Dormettingen erwerk- und Stahlbetonbau. Darmstadt: Bundesminister
[2] DIN EN 1996-1-1:2010-12: Eurocode 6: Bemessung und für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, 1991 – Ab-
Konstruktion von Mauerwerksbauten. Teil 1-1: Allgemeine schlussbericht
Regeln für bewehrtes und bewehrtes Mauerwerk; in Ver- [8] Schubert, P.: Zur rissfreien Wandlänge von nichttragenden
bindung mit: DIN EN 1996-1-1/NA:2012-05 Mauerwerkwänden. In: Mauerwerk-Kalender 13 (1988),
[3] Schubert, P.: Eigenschaftswerte von Mauerwerk, Mauer- S. 73–488, Verlag Ernst & Sohn, Berlin
steinen, Mauermörtel und Putzen. In: Mauerwerk-Kalen- [9] DIN EN 1992-1-1: 2004 – Eurocode 2: Bemessung und Kon-
der 35 (2010), S. 3–25, Verlag Ernst und Sohn, Berlin struktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken –
[4] Schubert, P.: Schadensfreies Konstruieren mit Mauer- Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für
werk, Teil 1: Formänderungen. In: Mauerwerk-Kalender den Hochbau
27 (2002), S. 313–331, Verlag Ernst und Sohn, Berlin [10] Minnert, Jens: Verformung von Stahlbetonbauteilen. In:
[5] Pfefferkorn, W.; Klaas, H.: Rißschäden an Mauerwerk. In: Konstruktiver Ingenieurbau 04/2017
Schadenfreies Bauen, Band 7, 3. überarbeitete Auflage, [11] DGfM Merkblatt „Nichttragende innere Trennwände aus
Fraunhofer IRB-Verlag, Stuttgart 1996 Mauerwerk“, Berlin 2017
[6] DIN 18530:1987-03: Massive Deckenkonstruktionen für [12] Engel, J.; Lauer, C.: Charakteristische Kennwerte und
Dächer; Planung und Ausführung Homogenbereiche – Bewertung von Böden im Erd- und
Grundbau. In: Konstruktiver Ingenieurbau 01/2017
Bildnachweise
Bild S. 194: Erich Spahn; Bild S. 205 unten: Csaba Mester;
Bild 30: Frank Purtak; Bild S. 210 unten: Andreas Friese;
Bild S. 212 unten: Wohnungsgenossenschaft Kleefeld-Buchholz/
Daniel Junker/KS-ORIGINAL
Bild 11, Bild 13, Bild 19, Bild 20, Bild 24:
Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.
Kapitel 9 ABDICHTUNG
1. Einleitung
Kalksandstein-Mauerwerk ist grundsätzlich feuchtebeständig. steht durch Lüftungsvorgänge bei wärmerer Außenluft in kühlen
Steine und Mörtel brauchen nicht zwingend in allen Situati- Untergeschossräumen. In den kühlen Räumen wird die warme
onen eine schützende, wasserdichte Schicht. So schützt z.B. Außenluft abgekühlt und kann dadurch weniger Wasserdampf
zweischaliges Verblendmauerwerk hervorragend gegen Schlag- speichern. Der in der Luft enthaltene überschüssige Wasser-
regen. Bei erdberührten Wänden müssen nicht alle Mauer- dampf kondensiert als Wasser an den kühlen Bauteiloberflä-
werksbauteile durch Abdichtungen geschützt werden. Ständig chen. Dieses Tauwasser muss sich nicht unmittelbar zeigen,
feuchte, von Erdreich umgebene Grundmauern bleiben in der da es in der Regel vom Untergrund absorbiert wird. Für die Ent-
Regel dauerhaft gebrauchstauglich. stehung von Schimmelpilzen muss jedoch nicht zwingend Tau-
wasser vorhanden sein. Bereits eine hohe relative Luftfeuch-
Räume in Untergeschossen neuer Gebäude werden, selbst tigkeit genügt für die Bildung von Schimmelpilzen. Es ist daher
wenn sie nicht als Wohnräume dienen, häufig hochwertig ge- nicht nur auf eine korrekte Abdichtung der erdberührten Bau-
nutzt. Dort werden auch feuchteempfindliche Gegenstände ge- teile zu achten, sondern auch auf das richtige Lüftungsverhal-
lagert, wie Papier oder Kleider, die schon gegenüber höherer ten der Nutzer.
Luftfeuchtigkeit empfindlich sind. Solche Nutzungen benötigen
Bauwerksabdichtungen an den erdberührten Bauteilen, die da-
für sorgen, dass außerhalb des Gebäudes anstehendes Erd- Maßnahmen gegen Feuchtigkeit aus anderen Ursachen
reich kein Wasser oder auch nur Feuchtigkeit in die Innenräu-
me abgeben kann. Die Abdichtungsnormen regeln nicht Maßnahmen gegen ande-
re Feuchtigkeitsquellen, geben aber Hinweise dazu. Bei einer
Bauwerksabdichtungen sind notwendig, wenn Raumnutzung, die eine trockene Raumluft erfordert, soll Feuch-
tigkeitsbildung aus z.B. Tauwasser bei sommerlichem Lüften
nn nur durch die Abdichtung die beabsichtigte Nutzung der Räu- vermieden werden (Bild 1).
me im Gebäudeinneren ermöglicht wird oder
DIN 18533-1 [1] enthält beispielhaft Hinweise zu Maßnahmen,
nn die Bauteile durch Abdichtungen vor Schäden zu schützen die über die Anforderungen der Abdichtung hinausgehen, wie
sind. z.B. Wärmedämmung, Beheizung, Belüftung der Räume oder
Raumlufttrocknung.
Zur benötigten Trockenheit der Raumluft sind aber in der Regel Im Folgenden wird ausschließlich auf die Abdichtung von erdbe-
zusätzliche Maßnahmen vorzusehen, um die gerade im Som- rührten Bauteilen im KS-Mauerwerksbau eingegangen.
mer auftretende, hohe Luftfeuchtigkeit zu vermeiden. Diese ent-
35 100
30
80
Wasserdampfgehalt der Luft [g/m3]
25
Relative Luftfeuchte [%]
60
20
30 ºC/60 % r.F. Þ 21,5 ºC/100 % r.F. 30°C
60 % r. F.
15
25 ºC/60 % r.F. Þ 16,5 ºC/100 % r.F. 40
10
20 ºC/50 % r.F.
Þ 9,3 ºC/100 % r.F.
20 21,5°C
5 100 % r. F.
0 0
–10 –5 0 +5 +10 +15 +20 +25 +30
Temperatur [ºC]
Bild 1 Das Carrier-Diagramm (Willis Haviland Carrier) zeigt den Zusammenhang zwischen der Temperatur und der Kapazität von Luft auf,
Wasser in Gasform (Wasserdampf) aufzunehmen. Mit steigender Temperatur steigt auch die Wasserdampfkapazität. Bei gleich-
bleibendem Wasserdampfgehalt und sich ändernden Temperaturen ändert sich die relative Luftfeuchte, die das Verhältnis zwi-
schen vorhandenem und dem aufnehmbaren Wasserdampf beschreibt (links). Das hat zur Folge, dass bei sommerlichem Lüften
kühle Untergeschosse von innen feucht werden (rechts).
218 Abdichtung 9 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
2. Regelwerke
Im Juli 2017 wurden die neuen Abdichtungsnormen DIN 18531 struktionen, die in den Normen nicht abschließend geregelt
bis DIN 18535 [1 bis 16] veröffentlicht. Die einzelnen Teile die- sind. Die Risiken von Schäden hängen in erster Linie von der
ser Normenreihe regeln die Abdichtung verschiedener Gebäu- Zuverlässigkeit einer Bauart oder -weise ab, die wiederum von
debereiche bzw. Situationen (siehe Bild 2) und ersetzen weite der Planung und der Ausführung bestimmt wird. Regelwerke
Teile der alten Abdichtungsnormen aus der Reihe DIN 18195. sollen dazu Hilfestellungen geben, können aber nicht eine De-
Die ebenfalls neu herausgegebene DIN 18195 [17] legt daher tailplanung ersetzen. Diese muss sich im Konkreten mit den
nur noch Begriffe sowie Abkürzungen und Bezeichnungen für tatsächlich zu erwartenden Einwirkungen über die übliche Nut-
die Anwendung der Normen für die Abdichtung von Bauwerken zungsdauer auseinander setzen. Das kann dazu führen, dass
(DIN 18531 bis DIN 18535) fest und trifft keine inhaltlichen bestimmte Vorschläge aus Regelwerken ausgewählt und über-
Regelungen mehr. nommen werden, aber auch dazu, dass andere als die darin
enthaltenen Details auszuwählen sind und damit von Regel-
Die Abdichtungen von erdberührten Bauteilen sind in der Rei- werksangaben abgewichen wird, um einerseits die uneinge-
he der DIN 18533 [7 bis 9] geregelt. In Teil 1 [7] werden die schränkte Gebrauchstauglichkeit, die Verwendungseignung si-
grundsätzlichen Festlegungen getroffen. Die Regelungen zu cherzustellen und andererseits wirtschaftlich zu handeln und
bahnenförmigen Abdichtungsstoffen werden in Teil 2 festge- so übermäßige Kosten zu vermeiden. Im Gebäudebestand sind
legt [8]. In Teil 3 [9] werden die flüssig zu verarbeitenden Ab- nach DIN 18533-1 [7] die Abdichtungsnormen nur anzuwen-
dichtungsstoffe behandelt (Bild 2). den, wenn die in ihnen geregelten Verfahren angewendet wer-
den können. Damit sind Vernunftsaspekte angesprochen, denn
Neben DIN 18195 existiert weiterhin Beiblatt 2 zu DIN 18195 die Normen sollen nicht angewendet werden müssen, wenn da-
[18], das Hinweise zur Kontrolle und Prüfung der Schichtdicken zu Bauteile abgebrochen und ersetzt werden müssten. Dazu
von flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen gibt. ein Beispiel: Das nachträgliche Einfügen einer Abdichtung un-
ter einer bestehenden Bodenplatte ist mit einem sehr großen
Die in den Abdichtungsnormen geregelten bahnenförmigen Aufwand verbunden. Alternative Maßnahmen, die den Feuch-
Stoffe beziehen sich auf DIN SPEC 20000-202 [20]. Allerdings tigkeitsschutz für die vorgesehene Nutzung ebenfalls herstel-
werden zur Vereinfachung wesentliche Anforderungen der über- len können, sollen damit ermöglicht werden, ohne dass diese
geordneten europäischen Regelwerke in den nationalen Nor- in der Norm explizit behandelt werden.
menteilen zitiert.
Bauwerksabdichtungen sind häufig nach ihrem Einbau für ei-
Die Abdichtungsnormen sind nicht für Bauteile anzuwenden, die ne Wartung oder Erneuerung nur schwer oder überhaupt nicht
wasserundurchlässig sind. Sie gelten daher nicht für Boden- zugänglich. Die Regeln der Abdichtungstechnik zielen deswe-
platten, die schon von sich aus einen ausreichenden Schutz gen insbesondere für den erdberührten Bereich auf eine hohe
entweder gegen Bodenfeuchte oder gegen drückendes Was- Zuverlässigkeit und die langfristige Gebrauchstauglichkeit ab.
ser bieten. Für solche Betonbauteile enthält die WU-Richtli- Dies erklärt die erhöhten Anforderungen z.B. an die Stoffe im
nie [21] maßgebliche Hinweise. Zudem existieren Verfahren, Hinblick auf Rissüberbrückungseigenschaften, die erhöhten An-
die in der Abdichtungsnorm nicht umfassend, sondern nur bei- forderungen an Schichtdicken und Lagenzahl, den relativ ho-
spielhaft beschrieben sind und die als Sonderlösungen oder hen Aufwand im Bereich von Verwahrungen und erhöhte Anfor-
Sonderkonstruktionen bezeichnet werden. Diese Begriffe deu- derungen an die Qualität des abzudichtenden Untergrunds, die
ten nicht erhöhte Risiken an, sondern sind Synonyme für Kon- Kontrolle und den Schutz der Abdichtungen.
DIN 18195
Abdichtung von Bauwerken – Begriffe
DIN 18531
Teil 1 bis 5 DIN 18532
DIN 18533 DIN 18534 DIN 18535
Abdichtung von Dächern Teil 1 bis 6
Teil 1 bis 3 Teil 1 bis 6 Teil 1 bis 3
Abdichtung von
sowie von Balkonen, Abdichtung von Abdichtung von Abdichtung von
befahrbaren Verkehrs-
Loggien und Lauben- erdberührten Bauteilen Innenräumen Behältern und Becken
flächen aus Beton
gängen
3.1 Wassereinwirkungsklasse W1-E (Bodenfeuchte) lässigen Rahmenbedingungen errichtet werden, dauerhaft kein
Wasser ableiten.
3.1.1 Wassereinwirkungsklasse W1.1-E:
Bodenfeuchte und nicht drückendes Sickerwasser Wenn Dränanlagen errichtet werden, sollen sie nach der gegen-
in stark durchlässigen Baugrund wärtigen Regelwerksituation so dimensioniert werden, dass ver-
Die geringste Wassereinwirkungsklasse W1.1-E aus Boden- gleichsweise große Wassermengen abgeleitet werden können.
feuchte (an Bodenplatten und erdberührten Wänden) und nicht Man merkt schnell, dass die Rahmenbedingungen für Dränan-
drückendes Sickerwasser (an erdberührten Wänden) liegt nach lagen aus einer Zeit stammen, in der es üblich war, nicht nur
normativer Zuordnung nur vor, wenn das Gelände über dem Be- das heute zulässige, wenige Sickerwasser abzuleiten, sondern
messungswasserstand liegt und der Baugrund – und auch das die deutlich größeren Mengen aus Schichtenwasser und Ober-
Verfüllmaterial des Arbeitsraums – aus stark durchlässigem Bo- flächenwasser. Die logische Frage, die sich hier aufdrängt, lau-
den besteht. DIN 18533 [7 bis 9] fordert eine Durchlässigkeit tet, wozu Dränanlagen überhaupt noch gebraucht werden, wenn
> 10 -4m/s. Davon kann bei Sand und sandigen Kiesen ohne sie – nach den Voraussetzungen der neuen Abdichtungsnorm
Schluffanteile ausgegangen werden (Bild 3). errichtet – dauerhaft trocken bleiben. Sicher nicht für den Re-
gelfall, wohl aber in einzelnen Ausnahmen, in denen besondere
Bedingungen vorliegen. Diese sind aber dann so speziell, dass
3.1.2 Wassereinwirkungsklasse W1.2-E: normative Festlegungen fehl am Platz sind. Daher sind die Rah-
Bodenfeuchte und nicht drückendes Sickerwasser menbedingungen der Wassereinwirkungsklasse W1.2-E jeweils
in schwach durchlässigem Baugrund kritisch zu hinterfragen.
Nach normativer Festlegung kann von der geringsten Wasserein-
wirkung an den sonst gegen Druckwasser zu schützenden Bau- Da dauerhaft funktionierende Dränanlagen nach den Anforde-
teile (oberhalb des Bemessungswasserstandes) auch ausge- rungen der DIN 4095 [22] sowohl bei der Errichtung als auch
gangen werden, wenn bei schwach durchlässigen Böden (z.B. beim Betrieb aufwändig sind und zusätzliche Betriebsrisiken
Lehm, Schluff, Ton, aber auch schon bei Sanden mit Schluffan- bergen, weiterhin kaum noch planmäßig zu berücksichtigendes
teilen) eine dauerhaft funktionsfähige Dränung nach DIN 4095 Dränwasser entsorgt werden kann, sind meistens genauere Un-
[22] das sonst theoretisch mögliche Stauwasser ableitet (Was- tersuchungen und Planungen erforderlich, um die tatsächlich zu
sereinwirkungsklasse W1.2-E) (Bild 4). erwartende Wassereinwirkung an den erdberührten Bauteilen
festzustellen. Wie bereits beschrieben, kann nach den Einwir-
Dabei bildet mittlerweile die Entsorgung des Dränwassers das kungen an Bodenplatten und den erdberührten Außenwänden
0/10/60/0
größte Problem. Dieses darf regelmäßig nicht mehr in die öf- differenziert werden. Nur kommt es dann auf die Umsetzung
fentliche Kanalisation abgeleitet werden, obwohl es sich nicht an, damit nicht doch durch unglückliche Umstände zumindest
um Grund- oder Schichtenwasser handelt, sondern ausschließ- in Teilbereichen Druckwasser unter Bodenplatten durch Sicker-
lich um Sickerwasser und damit um verzögert abgeleitetes, wasser entsteht.
auf den verfüllten Arbeitsraum eines Gebäudes auftreffendes
Niederschlagswasser. Wenn aber kein Grundwasser, Schich-
tenwasser oder aus einer größeren Umgebung über die Gelän- 3.2 Wassereinwirkungsklasse W2-E (Druckwasser)
deoberfläche zum Gebäudesockel strömendes Oberflächen-
wasser ansteht, sondern nur Niederschlagswasser in kleinen Eine Differenzierung der Wassereinwirkung nach der Entste-
Mengen sickert und so üblicherweise nicht an den Wandfuß hungsart ist grundsätzlich nicht sinnvoll, da die physikalischen
gelangen kann, bedeutet das, dass Dränanlagen, die unter zu- Eigenschaften des Wassers und die Anforderungen an die Ab-
Baukörper Baukörper
Bild 3 W1.1-E: Einwirkung an erdberührte Bauteile: Nicht drü- Bild 4 W1.2-E: Einwirkung an erdberührte Bauteile: Stauwas-
ckendes Sickerwasser, Bodenfeuchte ser mit Dränung = Nicht drückendes Sickerwasser,
Bodenfeuchte
220 Abdichtung 9 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
dichtung nicht davon abhängt, woher das Wasser kommt, das mit nicht zu dränendem, drückendem Sickerwasser zu rech-
auf die Abdichtung drückt, sondern ob überhaupt und wie stark nen ist, kann nach der Druckwasserintensität unterschieden
es einen Druck ausübt. Die frühere Unterscheidung nach der werden. Beispiele für Druckwasser gemäß W2-E sind in Bild 5
Entstehungsart, also ob Druckwasser durch Stauwasser und dargestellt.
Grund- oder Schichtenwasser vorliegt, wurde deswegen weit-
gehend aufgehoben. Bei einer mäßigen Einwirkung bis 3 m Wassersäule liegt die
Wassereinwirkungsklasse W2.1-E vor und bei höheren Was-
Grundsätzlich darf aber nur Druckwasser aus Stauwasser durch serdrücken als 3 m die Wassereinwirkungsklasse W2.2-E. In
eine Dränung abgemindert werden, nicht aber Druckwasser DIN 18533-1:2017-07 [7] werden für beide Wassereinwirkungs-
durch Schichtenwasser oder Grundwasser. Dränungen sind nur klassen Situationsbeispiele genannt.
bei Sickerwasser in schwach durchlässigem Baugrund oberhalb
10/60/0 Dämmung 0/12/80/0
des Bemessungswasserstands Dämmung
(aus Grund- 0/10/60/0
oder Schichten-
wasser) zulässig. Daher wird auch zukünftig eine Differenzie- 3.3 Wassereinwirkungsklasse W3-E
rung nach der
60 %Entstehungsart notwendig bleiben. Das gilt ins-
von Dämmung 0/12/80/0
besondere, wenn im Detail zu klären ist, welche Einwirkungen Die Wassereinwirkungsklasse W3-E beschreibt Abdichtungen
an Bodenplatten tatsächlich vorliegen oder ob Stauwasser zur
schwimmender Estrich
auf erdüberschütteten Decken von z.B. unterirdischen Tief-
Vermeidung von auf
(direkt Druckwasser durch eine Dränung abgeleitet
Wärmedämmung) garagen. Dabei dürfen sich die Anforderungen an diese Ab-
werden darf – insofern keine anderen Maßnahmen ergriffen
0/22/0/22 dichtungen von denen an andere Dächer, die in der Norm für
werden, die Druckwasser aus Sickerwasser sicher vermeiden. Dachabdichtungen von genutzten und nicht genutzten Dächern
Estrich 0/22/0/22 DIN 18531 [1 bis 5] oder von befahrenen Verkehrsflächen aus
Kommen die Untersuchungen zu den Verhältnissen im Bau- Beton nach DIN 18532 [6] nicht wesentlich unterscheiden.
grund zum Ergebnis, dass entweder mit Grund-, Schichten- oder
bewehrter Beton (Stahlbeton)
0/22/0/22
60 % von Dämmung
Aufgefüllter Boden 0/12/80/0 Baukörper Baukörper
20/40/60/0
schwimmender Estrich
(direkt auf Wärmedämmung)
0/22/0/22
Anstehender Boden
30/40/50/15
Estrich 0/22/0/22
KMB mind.
3 mm Baukörper Baukörper
Aufgefüllter Boden
20/40/60/0
Raum mit
geringen
Anforderungen
AnstehenderanBoden
Trockenheit
30/40/50/15
150
Bild 5 Beispiele für Druckwasser nach W2-E: a) Grund- und Schichtenwasser, b) Schichtenwasser auf Wand, c) Schichtenwasser auf
300
Wand150)
(mind. und Boden, d) Schichtenwasser auf Bodenplatte
KMB mind.
3 mm
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 9 Abdichtung 221
3.4 Wassereinwirkungsklasse W4-E daraus resultierende Wechselwirkung bzw. Kraft, die Wasser
unabhängig von der Schwerkrafteinwirkung transportiert, wird
Sockel- und Wandfußpunktabdichtungen durch Meniskeln beschrieben. An den Enden von Kapillaren en-
In Klasse W4-E werden die oberen Ränder von Abdichtungen det auch der kapillare Transport, aus Kapillaren kann kapillar
erdberührter Wände beschrieben, also die Sockelzonen. Diese transportiertes Wasser nicht frei austreten und Pfützen bilden.
werden als ein Bereich definiert, der von 20 cm unter Oberkan-
te Gelände bis 30 cm über Oberkante Gelände reicht. Die normative Festlegung zu Mauerquerschnittsabdichtungen
zum Schutz gegen aufsteigende Feuchtigkeit beruht auf der An-
nahme, dass Beton gegenüber Wasser kapillaraktiv ist. In der
Mauerquerschnittsabdichtungen ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, dem Zeitraum, in dem die
In der Wassereinwirkungsklasse W4-E werden auch Mauerquer- Festlegung zu Mauerquerschnittsabdichtungen getroffen wur-
schnittsabdichtungen geregelt. Dabei ist zu unterscheiden nach de, hatten Mauersteine und Beton ähnliche kapillare Leitfä-
solchen Abdichtungen, die an der Rückseite von schlagregenbe- higkeiten.
anspruchten Verblendmauerwerk von oben kommendes Wasser
an den Fußpunkten nach außen leiten (Fußpunktabdichtungen) Zweifelsohne werden Mauersteine bei Kontakt mit kapillar ge-
und nach Mauerquerschnittsabdichtungen, die innerhalb von bundenem Wasser feucht. Heutiger Konstruktionsbeton weist
(tragenden) Wandquerschnitten gegen von unten einwirkende, aber regelmäßig gegenüber Wasser keine nennenswerte Ka-
kapillar aufsteigende Feuchtigkeit schützen sollen. pillarität auf und lässt bei üblichen Bauteildicken Wasser auf
kapillarem Wege nicht durch. Theoretisch könnte daher auf ei-
Fußpunktabdichtungen zweischaliger Wände sind Gegen- ne Mauerquerschnittsabdichtung verzichtet werden. Der Ein-
stand des Nationalen Anhangs (NA) zu DIN EN 1996, Teil 2 bau ist aber dennoch zu empfehlen, da z.B. feuchtigkeitsemp-
[23, 24]. Diese Art von Abdichtungen wird in der Abdichtungs- findliche Stoffe in Wandaufbauten oder Fußbodenschichten so
norm nur unter dem Gesichtspunkt des oberen Abschlusses eingebaut werden, dass lang anhaltend einwirkende Baufeuch-
von Wandabdichtungen geregelt, nicht aber unter denen, die te aus dem Beton der Bodenplatte Schäden hervorrufen kann.
in DIN EN 1996-2 NA enthalten sind. Dies ist jedoch unabhängig von der äußeren Wassereinwirkung.
Mauerquerschnittsabdichtungen können auch sinnvoll sein, um
Mauerquerschnittsabdichtungen können nicht gegen von unten übermäßige Feuchte im Mauerwerk zu reduzieren, die während
einwirkendes, drückendes Wasser schützen, da dieses die Ab- der Bauzeit in die Baustelle gelangt. Aber weder Baufeuchte,
dichtungen umfließen würde. In Wassereinwirkungsklasse W2-E noch Tagwasser sind Regelungsgegenstand der Abdichtungs-
ist die Abdichtung an der Außenseite von Bodenplatten und erd- norm, die ausschließlich Abdichtungen gegen von außen ein-
berührten Wänden auszuführen. Das gilt nicht in Fällen, in de- wirkendes Wasser regelt.
nen die Norm nicht anzuwenden ist, z.B. bei wasserundurch-
lässigen Betonkonstruktionen. Gegen aufsteigende Feuchtigkeit gedachte Mauerquerschnitts-
abdichtungen und Abdichtungen auf Bodenplatten sind formal
Auf der Bodenplatte angeordnete Abdichtungen können aus- nicht erforderlich, wenn die Abdichtung auf der Feuchtigkeitsein-
schließlich gegen kapillar aufsteigende Feuchtigkeit wirken. Da- wirkung zugewandter Seite, nämlich außerhalb des Bauwerks,
zu genügen aber bereits Trennungen von Kapillaren, die Wasser angeordnet wird. Sie sind nach DIN 18533-1 [7] nur in Verbin-
transportieren können, da der kapillare Wassertransport eine dung mit Wassereinwirkungsklasse W1-E und Abdichtungen auf
Wechselwirkung zwischen der elektrostatischen Eigenschaf- der Bodenplatte anzuwenden.
ten der Wassermoleküle und der Kapillarwandungen ist. Die
222 Abdichtung 9 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
In DIN 18533-1 [7] wird an die Abdichtungsschicht die Anforde- Tafel 1 Rissklassen typischer Abdichtungsuntergründe nach
rung gestellt, dass diese zu erwartenden Rissbildungen bzw., DIN 18533-1:2017-07
wenn bereits Risse vorhanden sind, die zu erwartenden Riss-
breitenänderungen des Untergrundes aufnehmen kann und Riss- Rissbildung/ Typischer Abdichtungsgrund1)
durch die Rissbildungen bzw. Rissbreitenänderungen nicht maß- klasse Rissbreiten-
gebend beschädigt wird. In Abhängigkeit typischer Abdichtungs- änderung
untergründe sind die folgenden Rissklassen definiert: (Tafel 1) [mm]
5. Raumnutzungsklassen
Die Abdichtungsnorm DIN 18533 [7 bis 9] unterscheidet nach me oder Räume zur Lagerung von feuchteempfindlichen Gütern,
der Nutzung von Räumen, die von erdberührten Bauteilen um- wozu auch Abstellräume in Untergeschossen von Wohngebäu-
fasst sind. Wenn aber Abdichtungen dicht sind und gegen von den zählen. Schon dafür können Zusatzmaßnahmen erforder-
außen einwirkendes Wasser schützen, ist ihr Beitrag geleistet: lich werden, die für die RN3-E vorzusehen sind.
Mehr als eine dichte Abdichtung geht nicht.
In Gebieten mit langjährigem Baubestand können die Erfah- nn der verfüllte Arbeitsraum z.B. mit gering durchlässigen Be-
rungen an der Nachbarbebauung hilfreich sein. Das BWK-Merk- lagschichten aus üblichen Pflasterbelägen abgedichtet ist.
blatt M 8 fordert aber weitere Informationen zur zukünftigen
Dämmung
224 0/10/60/0
Abdichtung 9 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Dämmung 0/10/60/0
Oberflächenwasser Oberflächenwasser versteht sich als Niederschlagswasser, das auf
eine (auch größere) umgebende Fläche gelangt und durch eine Ge-
fällegebung zum Objekt auf der Geländeoberfläche hinläuft. Dazu ist
anzumerken, dass die DIN 18533-1 in Abschnitt 8 Maßnahmen for-
dert, die verhindern sollen, dass Oberflächenwasser auf den Gebäu-
Baukörper
Baukörper desockel einwirkt.
Unter diesen Aspekten erscheinen Kiesrandstreifen in neu- Lichtschächte, Lichthöfe und außen liegende Treppenabgän-
em Licht. Insbesondere dann, wenn vor die Außenwände par- ge oder vergleichbare Geländeabsenkungen dürfen nicht so
allel zu deren Oberfläche durchlässige Schutzschichten z.B. gestaltet sein, dass aus der Umgebung Oberflächenwasser in
aus Noppenbahnen gestellt werden, da hierdurch Wasser von diese gelangen kann. Dazu sind deren Ränder gegenüber dem
oben schnell abgeleitet wird und sich weiter unten vor der Kel- umliegenden Gelände höher liegend auszuführen.
lerwand stauen kann. Wird dagegen in Situationen mit gering
durchlässigem Boden auf einen Kiesstreifen verzichtet und wer- Entwässerungen aus z.B. Regenfallleitungen sollten nicht offen
den nicht strukturierte Schutzschichten verwendet, ist die tat- an Sockelzonen enden. In der Nähe von Türen, insbesondere mit
sächliche Wassereinwirkung an den erdberührten Bauteilen niveaugleichen Schwellenausbildungen, dürfen keine offenen
oberhalb des Bemessungswasserstand regelmäßig wesent- Ausleitungen von Regenfallleitungen liegen, weil Spritzwasser
lich geringer als nach normativer Festlegung anzunehmen ist. oder Wasseranstau z.B. bei Schnee und von oben kommendes
Schmelzwasser zu Schäden im Gebäudeinnern führen können.
Auch ist nach dem Zustand der Bauphase und der späteren Nut-
zungsphase zu differenzieren. Während der Bauphase kann in Versickerungseinrichtungen dürfen die Wassereinwirkung auf
die noch offene Baugrube schnell Niederschlagswasser von der erdberührte Bauteile dann nicht erhöhen, wenn deren Abdich-
Geländeoberfläche eindringen, häufig verstärkt durch auf dem tung nicht gegen Druckwasser ausgelegt ist.
Gelände gelagerten Erdmassen, deren Oberflächen zur Baugru-
be geneigt sind. Ist aber der Arbeitsraum verfüllt und gemäß
DIN 18533-1 Abschnitt 8 [7] das Gefälle der Geländeoberfläche 6.4 Kellerlichtschächte und Außentreppen bei Druckwasser
so ausgebildet, dass das Niederschlagswasser vom Gebäude ab-
geleitet wird, wird die in den verfüllten Arbeitsraum eindringende Die zurückgezogene Abdichtungsnorm DIN 18195 forderte,
Niederschlagsmenge erheblich reduziert bzw. gegen Null gehen. dass Kellerlichtschächte sowie bewitterte Außentreppen bei
Druckwassereinwirkung wasserdicht an das Gebäude anzu-
schließen sind und Niederschlagswasser aus dem Schacht
6.3 Vermeidung unnötig hoher Wassereinwirkung bzw. von der Treppenoberfläche und dem unteren Podest durch
ein rückstausicheres Entwässerungssystem abzuleiten ist. Da
Die Abdichtungsnorm weist drauf hin, dass Oberflächenwas- in vielen Fällen Lichtschächte und Außentreppen unterhalb
ser, also Niederschlagswasser, das auf einer größeren Fläche der Rückstauebene liegen, muss ein eigens dafür zu installie-
mmung 0/10/60/0 um das Gebäude nieder regnet und aufgrund der Geländenei- rendes Entwässerungssystem mit Pumpe, die unterbrechungs-
gung zum Gebäude hin fließt, durch Maßnahmen vom Gebäu- frei funktionieren muss, Niederschlagswasser ableiten. Wei-
desockel und damit vom verfüllten Arbeitsraum fern zu halten terhin sollte die Pumpe nicht im Gebäude, sondern außerhalb
ist. Dazu können muldenförmige Geländeoberflächen oder an- in einem Schacht angeordnet sein. Diese Lösung ist nicht nur
dere Maßnahmen geeignet sein, die an der Geländeoberfläche bei Herstellung und Instandhaltung kostenintensiv, sie birgt
ablaufendes Wasser vom Gebäudesockel weg und um das Ge- auch Betriebsrisiken.
bäude herumleiten (Tafel 3).
Im Gegensatz dazu lässt die jetzige Ab-
Tafel 3 Wasserführung auf dem Gelände zur Vermeidung unnötig hoher Einwirkung von dichtungsnorm auch zu, dass z.B. durch
Oberflächenwasser die Geländegestaltung und Abdeckungen
Niederschläge nicht in Lichtschächte
Bauliche Situation Beschreibung oder auf Treppen gelangen können. Dann
kann auf eine Entwässerung verzichtet
Gefälle zum Gebäude ist zu
werden. Damit finden die inzwischen häu-
vermeiden. Bei einer Neigung
der Geländeoberfläche zum figen Lösungen von Kellerlichtschachtab-
Gebäude besteht das Risiko deckungen aus transluzenten Stoffen Be-
Baukörper
Baukörper von Überflutung der Sockel rücksichtigung,
Baukörper die zu Lüftungszwecken
zone und Wasserschäden auf Lücke montiert werden.
durch über Türschwellen ein-
dringendes Oberflächenwas- Dennoch bleibt zu überlegen, welchen
ser. Vorteil Kellerlichtschächte ergeben sol-
len. Licht kommt nicht in nennenswerten
Mengen im Untergeschoss an, zu Lüf-
tungszwecken gibt es einfachere und
Auf Bergseiten kann ein Ge- technisch bessere Lösungen, Flucht-
gengefälle mit Seitenneigung wege bieten sie in der Regel nicht. Al-
von der Bergseite kommendes
ternativ könnten Standardlichtschächte
Wasser um das Gebäude um-
leiten.
einfach entfallen und gegen Lüftungssy-
Baukörper Baukörper
Baukörper
steme ersetzt werden. Dann kann auch
kein Wasser durch Öffnungen unterhalb
der Geländeoberfläche eindringen. Ge-
nauso sollten außenliegende Zugänge
in Untergeschosse kritisch auf ihren tat-
sächlichen Nutzen in Bezug zu Aufwand
und Risiken betrachtet werden.
226 Abdichtung 9 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
6.5 Außenwandflächen mit kunststoffmodifizierten Bitumen- beschichtungen hergestellt werden. Diese sollen keine größere
dickbeschichtungen (PMBC/KMB) Rundung als 2 cm haben, um Trocknungsprobleme zu vermei-
den. Mit der Ausrundung soll erreicht werden, dass die Ab-
Als Abdichtung von erdberührten Bauteilen können KMB (Kunst- dichtung an der Kehle nicht versehentlich mit der Kelle durch-
stoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen) gewählt werden. trennt wird. In Abhängigkeit der Herstellerangaben sind PMBC
Die Bezeichnung wird wegen der europäischen Stoffnormen in auf einem durch Voranstrich vorbereiteten Untergrund zu ver-
Englisch ausgedrückt, daher heißen diese Abdichtungsstoffe arbeiten.
nun Polymer Modified Bituminious thick Coatings (PMBC).
PMBC werden seit Jahrzehnten mit gutem Erfolg verwendet. Untergründe von Abdichtungen müssen frostfrei und trocken
Fehler beruhen in der Regel auf Problemen bei Vorbehandlung sein, trennende Substanzen oder Schmutz sind in Abhängig-
und Ausführung, insbesondere aber auf fehlerhafter Nachbe- keit der Einwirkungsklasse zu entfernen. Dabei ist grundsätz-
handlung, etwa unzureichender Durchtrocknung der Abdich- lich zu empfehlen, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen,
tungsschicht vor der Verfüllung des Arbeitsraums. damit Abdichtungen fest anhaften und nicht unterläufig sind.
Untergrund
Kalksandstein-Mauerwerk, insbesondere solches aus Planstei-
nen und Planelementen, ist als Untergrund für PMBC sehr gut
geeignet. Unterputze und egalisierende Kratzspachtelungen
sind in der Regel nicht erforderlich. Die allgemeinen Anforde-
rungen an die Untergründe von Abdichtungen wie Frostfreiheit
und Oberflächentrockenheit müssen erfüllt werden.
INFO
Kalksandstein-Mauerwerk ist als Untergrund für PMBC sehr
gut geeignet.
gungen, an Übergängen sowie Anschlüssen Schichtdicken ge- brechende Maßnahme eine Schüttung aus kapillarbrechenden
messen werden. Weiterhin soll durch den Materialverbrauch im Stoffen, z.B. Sand ohne Schluffanteile, Kies oder Schotter, der
Bezug zur Fläche die mittlere Schichtdicke kontrolliert werden. Dicke von 15 cm angeordnet wird. Allerdings wird in den mei-
sten Fällen bereits der Beton der Bodenplatte Wasser nicht ka-
Bis zum Erreichen der Regenfestigkeit muss die Fläche vor Re- pillar leiten und ist technisch mindestens gleichwertig zu einer
geneinwirkung geschützt werden. Wasserbelastung und Frost Schüttung unterhalb der Platte.
einwirkung sind bis zur Durchtrocknung der Abdichtungsschicht
auszuschließen. Unter der Annahme, dass der Beton der Bodenplatte kapillar
aktiv ist, kann in Raumnutzungsklasse RN2-E auf ihr eine Ab-
Da Schutzschichten erst angebracht und Arbeitsräume verfüllt dichtung verlegt werden. In Wassereinwirkungsklasse W1.1-E
werden dürfen, wenn die PMBC ausreichend durchgetrocknet können auch Estrichbahnen (EB) verlegt werden, wozu norma-
ist, muss die Durchtrocknung überprüft werden. Wegen un- tiv Polymerbitumenbahnen mit Aluminiumverbundträgereinlage
vermeidlicher Dickenschwankungen sowie klimaabhängigen der Dicke von 0,9 mm gefordert werden. Aus Zuverlässigkeits-
Trocknungsgeschwindigkeiten kann dazu kein fester Zeitraum überlegungen sind diese Bahnen in Wassereinwirkungsklas-
vorgegeben werden. Die Durchtrocknung kann z.B. an einer Re- se W1.2-E nicht zugelassen. Allerdings wird dabei unterstellt,
ferenzprobe (z.B. ein in der Baugrube gelagerter Mauerstein) dass Dränanlagen doch nicht so zuverlässig funktionieren wie
durch Schnittprüfungen festgestellt werden. Auch sind solche angenommen. Unterstellt man aber die dauerhafte Funktions-
Prüfungen an der Stirnfläche von Bodenplatten unterhalb der tüchtigkeit, liegt an der Oberseite der Bodenplatte die gleiche
Kante möglich, die für die Überlappung des Übergangs not- Einwirkung wie bei Klasse W1.1-E vor.
wendig ist.
Die durchgetrocknete Schicht ist grundsätzlich durch eine 6.6.2 Sonderfall Bodenflächen in Wassereinwirkungsklasse
Schutzschicht gegen mechanische Beschädigung zu schützen. W2-E, schwach durchlässiger Baugrund oberhalb des Bemes-
Diese kann z.B. aus den Dämmplatten einer Perimeterdämmung sungswasserstandes
bestehen. Bei strukturierten Schutzlagen, z.B. Noppenbahnen, Wassereinwirkungsklasse W2-E beschreibt die Druckwasserein-
erhöht sich die Flächendruckspannung, da der Erddruck nicht wirkung an die Außenseiten von erdberührten Wand- und Bo-
über die Gesamtfläche, sondern nur über den anliegenden Teil denflächen. Dabei wird scheinbar nicht nach diesen Flächen
auf die Abdichtung übertragen wird – das Beschädigungsrisi- differenziert.
ko steigt, solange nicht zwischen solchen Bahnen und der Ab-
dichtung eine drucklastverteilende Schutzschicht angeordnet DIN 18533 [7 bis 9] hat sich vom Grundgedanken verabschie-
wird, z.B. ein ausreichend dickes Vlies. Dieses trägt zudem da- det, den Abdichtungsaufwand nach der Entstehungsart, also
zu bei, dass durch die Verdichtung der Arbeitsraumauffüllung der Herkunft der Wassereinwirkung, zu differenzieren. Unter
die möglicherweise nach unten geschobene Schutzlage die Ab- den Gesichtspunkten der Anforderung an eine Abdichtung ist
dichtung nicht beschädigt. das nachvollziehbar. Denn für diese ist der Ursprung nicht von
Bedeutung. Wenn flüssiges Wasser an der Abdichtung ansteht,
ist es nicht entscheidend, ob dies Stauwasser oder Schichten-
6.6 Abdichtung von Außenbauteilen mit Bahnen bzw. Grundwasser ist.
Wenn die Wartezeiten bis zur Durchtrocknung von PMBC oder Dennoch verbleibt auch im System der neuen Norm ein wesent-
die Frost- und Niederschlagsempfindlichkeit des frisch verarbei- licher Unterschied. Durch Dränanlagen darf ausschließlich drü-
teten Materials den geplanten Bauablauf verzögern könnten, ckendes Sickerwasser, nicht aber Schichtenwasser und Grund-
sind bahnenförmige Abdichtungen auch bei der geringen Was- wasser, zu nicht drückendem Sickerwasser und Bodenfeuchte
sereinwirkungsklasse W1-E sinnvoll. DIN 18533 [7 bis 9] führt reduziert werden. Wie bereits ausgeführt, sind Maßnahmen zur
dazu auch Kaltselbstklebebahnen auf. Vermeidung unnötig hoher Einwirkungen zu ergreifen, so dass
für den Regelfall an Dränanlagen auch in gering durchlässigem
Bahnen sind wegen der industriellen Produktion gleichmäßig Baugrund kein Druckwasser ansteht. Die sich daraus erge-
dick. Sie haben aber den Nachteil, dass bei der Verarbeitung benden Einwirkungen an erdberührte Wandflächen und die Un-
Fehlstellen an Nähten, Durchdringungen und an den Anschlüs- terseiten von Bodenplatten sind in Tafel 4 dargestellt.
sen an andere Bauteile entstehen können, die von außen nicht
immer bemerkbar sind. Daher ist eine sorgfältige Ausführung Selbstverständlich ist an Flächen mit Druckwassereinwirkung
an allen Stellen erforderlich. An Übergängen auf wasserun- eine geeignete Abdichtung notwendig. An Flächen, an denen
durchlässige Betonbauteile schließt die Abdichtungsnorm adhä- lediglich Bodenfeuchte und damit nur eine kapillare Wasserein-
sive Verbindungen aus. Sie fordert hier Klemmkonstruktionen. wirkung vorliegt, ist das jedoch nicht so. Das bedeutet nicht,
dass nicht auch diese Flächen abgedichtet werden können. Sie
müssen aber unter bestimmten Voraussetzungen nicht gleich-
6.6.1 Bodenflächen in Wassereinwirkungsklasse W1-E artig wie die erdberührten Wände geschützt werden.
Wenn der Baugrund stark wasserdurchlässig ist und die Grün-
dung oberhalb des Bemessungswasserstandes liegt, wirkt auf Die Entscheidung, an welcher Fläche welche Wassereinwirkung
die Unterseite der Bodenplatte ausschließlich Bodenfeuchte vorliegt, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe der Planung und
als Kapillarwasser ein. unter der Berücksichtigung möglicher handwerklicher Unvoll-
kommenheiten und der Tatsache zu treffen, dass die Bauteile
In Raumnutzungsklasse RN1-E kann auf eine Abdichtung ganz nach Fertigstellung des Gebäudes und während der Nutzung
verzichtet werden, wenn unterhalb der Bodenplatte als kapillar- in der Regel nicht mehr zugänglich sind.
228 Abdichtung 9 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Baukörper
Baukörper
Baukörper
Baukörper
Baukörper
Baukörper
60 % von Dämmung 0/12/80/0
schwimmender Estrich
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
(direkt auf Wärmedämmung) 9 Abdichtung 229
0/22/0/22
Estrich 0/22/0/22
PMBCAufgefüllterW1-E,
Boden2.1-E, RN1-E bis R1-E bis Baukörper
(KMB)20/40/60/0 W4-E RN3-E R3-E
Andererseits soll eine zu hohe Anforderung, die in konkreten Material gebetteten Grundleitungen besteht darüber hinaus
Fällen nicht realistisch ist,
KMBnicht
mind.dazu führen, dass Gebäude die Gefahr von Druckwasser bei Fehlstellen insbesondere bei
mit sehr hohem Aufwand3nachträglich
mm gegen Druckwasser ge- Grundleitungen, die Niederschlagswasser von Dächern ablei-
schützt werden müssen, wo dies nicht erforderlich ist [27]. ten, aber auch bei Rückstau aus dem Kanalnetz. Daher sollten
Sammelleitungen innerhalb von Untergeschossen und durch
Raum mit
Eine Zusammenfassung, welche flüssig zu verarbeitenden Ab-
geringen deren Außenwände geführt werden.
Anforderungen
dichtungsstoffe bei welchen Kombinationen von Wasserein-
an Trockenheit
wirkungs-, Raumnutzungs- und Rissklasse eingesetzt werden Die Gefahr von Schäden an in Erdreich verlegten Abwasserlei-
können zeigt Tafel 5. Die Anwendungsbereiche bahnenförmiger tungen ist durch die Verdichtung des umgebenden Erdreichs
Abdichtungsstoffe werden in Tafel 6 zusammenfassend dar- auch bei richtiger Bettung größer als bei der Verlegung in Innen-
gestellt. räumen. Wenn Leitungen unter Bodenplatten beschädigt wur-
den, sind sie für Instandsetzungen nur unter hohem Aufwand
mit Durchbrechen der Bodenplatte und ggf. erforderlichem Teil-
6.7 Grundleitungen unter Bodenplatten abbruch von darauf stehenden Wänden zugänglich.
150
In Bild 7 sind die Bedingungen dargestellt, unter denen unter Grundleitungen sollten daher nicht nur bei gering durchlässigem
Bodenplatten Druckwasser aus Sickerwasser entstehen kann. Baugrund oberhalb des Bemessungswasserstandes, sondern
grundsätzlich auf ein unvermeidbares Mindestmaß beschränkt
Neben dem Risiko von partieller Druckwassereinwirkung schon werden, z.B. als Verbindung untergeschossiger Bodenabläufe
durch kleine Sickerwassermengen entlang von in durchlässigem in Pumpensümpfe.
6.8 Detailausbildung wenn der Untergrund nach dem Auftragen rissfrei bleibt oder
vorhandene Risse sich dann nur sehr wenig aufweiten. Anschlie-
6.8.1 Übergänge von Abdichtungen auf ßend ist die Abdichtung in durchgehender Schicht mindestens
WU-Betonkonstruktionen 15 cm an der Stirnfläche der Bodenplatte nach unten zu füh-
Bei geringer Wassereinwirkung der Klasse W1-E genügt es, die ren. Dieser Aufwand ist zwar hoch, aber angesichts der Tatsa-
Abdichtungsschicht aus PMBC an der Stirnfläche der Boden- che zu rechtfertigen, dass die Stellen entweder nicht oder nur
platte um 10 cm nach unten zu führen (Bild 8). Dabei muss die mit hohem Aufwand für eine Instandhaltung zugänglich sind.
Abdichtungsschicht durchgehend dicht sei. Die zuvor genann-
ten Hinweise zu vorstehenden Kanten und zu Kehlen sind zu DIN 18533 [7 bis 9] sieht den Übergang ausschließlich an
beachten. In dieser Klasse ist es nach normativer Festlegung der senkrechten Stirnfläche der Bodenplatte vor. Unter tech-
nicht zwingend erforderlich, Maßnahmen gegen die Unterläu- nischen Aspekten gibt es aber keinen Grund, eine nicht unter-
figkeit der Abdichtung zu ergreifen. Aus Zuverlässigkeitsüber- läufige, fest anhaftende PMBC auch an anderen Betonoberflä-
legungen sind aber auch bei der geringen Wassereinwirkungs- chen gleichartig anzuschließen. Es gibt also keine technische
klasse die im Folgenden erläuterten Maßnahmen zu empfehlen, Notwendigkeit, an z.B. weit vorstehenden Bodenplatten die Ab-
die bei der Wassereinwirkungsklasse W2-E erforderlich sind. dichtung über weite Strecken nach außen zu führen, nur um
sie dann an der senkrechten Fläche anzuschließen. Haftet die
Seit Jahrzehnten werden PMBC auf Wandflächen an die Stirn- Abdichtung an der Oberfläche fest an und ist nicht hinterläu-
flächen von Bodenplatten angeschlossen und haben sich in der fig, spielt es keine Rolle, ob der Übergang senkrecht oder waa-
Praxis bewährt. Adhäsive Übergänge sind hier grundsätzlich im gerecht liegt. Genauso kann der Übergang an einer höher lie-
Vorteil, da diese besser Ungleichmäßigkeiten des Untergrunds genden Stelle sein, wenn z.B. aus Zuverlässigkeitsgründen im
als Klemmkonstruktionen mit langen und ebenen Stahlschie- Druckwasser der untere Teil von Außenwänden aus wasserun-
nen ausgleichen können. Die Dichtheit gegen Druckwasser ist durchlässiger Betonkonstruktion erstellt wird und nur darüber
bei Systemen, bei denen die Klebemassen schon die Abdich- liegende Teile aus z.B. Kostengründen gemauert werden. Die-
tung bilden, gut und zuverlässig herstellbar. ser Fall ist normativ nicht vorgesehen, selbstverständlich ist
aber auch hier ein Übergang im Bereich der Wand möglich (Bil-
Für den festen Verbund zwischen Abdichtung und Beton, den der 8 und 9).
Druckwasser nicht unterlaufen kann, ist der Untergrund mecha-
nisch abtragend vorzubehandeln, etwa durch Schleifen, Strah- Grundsätzlich könnten auch Bitumenbahnen adhäsiv ohne
len oder Fräsen. Der Untergrund muss ausreichend trocken Klemmkonstruktion angeschlossen werden. Die dauerhafte
sein und in Abhängigkeit zu den Herstellerangaben ein Voran- Anhaftung hat sich bei Bitumenverbundabdichtung an Dächern
strich oder eine Grundierung erhalten. Die Abdichtungsnorm in der Praxis bewährt. Bitumenbahnen können zwar in der Flä-
lässt eine Vorbehandlung des Untergrunds mit einer minera- che zuverlässig und dauerhaft dicht sein, stellen aber an den
lischen Dichtschlämme nur in Wassereinwirkungsklasse W1-E Anschlüssen deutlich höhere Anforderungen an den Verarbeiter.
zu, nicht aber in W2-E, weil unterstellt wird, dass bei eventu- Diese können Übergänge auf Beton praktisch nicht auf Dicht-
ellen Rissen in der Bodenplatte die MDS bricht und durch Brü- heit prüfen. Wegen der eingeschränkten Zuverlässigkeit auf-
che Wasser sickern kann. Deswegen soll die flüssig zu verar- grund der senkrechten Anordnung und schwierigen Verarbei-
beitende Abdichtung unmittelbar auf dem Beton aufgetragen tungsbedingungen im Arbeitsraum geht die Norm von einer nur
werden. Praktisch spricht aber nichts gegen eine Untergrund- eingeschränkten Dauerhaftigkeit aus und schließt deswegen
vorbehandlung mit einer mineralischen Dichtungsschlämme, adhäsive Übergänge aus. Der Übergang von Bitumenbahnen
Schutzlage
Kunststoffbahn
PMBC
PVC-Fugenband
Außenüberhang
15 cm
15 cm
WU-Stahlbeton-Bodenplatte WU-Stahlbeton-Bodenplatte
Bild 8 Adhäsiver Übergang einer Abdichtung aus PMBC auf die Bild 9 Übergang einer Abdichtung aus Kunststoffbahnen auf die
Stirnfläche einer Betonbodenplatte. Der Untergrund ist Stirnfläche einer Betonbodenplatte mit Einbauteilen, z.B.
mechanisch abtragend vorzubehandeln. Er muss aus- mit in die Bodenplatte einbetonierten, außenliegenden
reichend trocken und nach Systemerfordernis grundiert und mit der Abdichtung kompatiblen Fugenbändern.
worden sein. Vor der Verfüllung des Arbeitsraums muss
das System durchgetrocknet sein.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 9 Abdichtung 231
auf wasserundurchlässige Betonkonstruktionen ist bei Druck- Die Sockelzone umfasst nicht nur den Bereich unmittelbar ober-
wassereinwirkung ab Klasse W2-E nur mit Klemmkonstrukti- halb der Geländeoberkante, sondern auch einen 20 cm breiten
onen oder, insbesondere bei Kunststoffbahnen, mit Einbau- Streifen darunter, damit Bauarten in der Sockelzone an darun-
teilen möglich. ter fortführende Abdichtungen angeschlossen werden können.
Das ist notwendig, weil in der Sockelzone auch Stoffe zuläs-
Bei Klemmkonstruktionen sind Bahnen in einer ausreichenden sig sind, z.B. faserverstärkte, flüssig zu verarbeitende Kunst-
Dicke mit Stahlschienen der Dicke von 6 mm und einer Höhe stoffabdichtung (FLK), die nicht für darunterliegende Wandbe-
von ca. 6 cm mit Maschinenschrauben im Durchmesser von reiche normiert sind.
z.B. M 12 in Abständen zwischen 7,5 und 15 cm so fest ein-
zupressen, dass alleine der Anklemmdruck die Dichtheit des Grundsätzlich sieht die Norm die Verarbeitung von Abdichtungs-
Rands und die notwendige Nichthinterläufigkeit sicherstellt. Al- schichten auf festen und damit mineralischen Untergründen
lerdings verbleibt die Gefahr, dass z.B. an Unebenheiten durch vor, lässt aber die Verarbeitung auf Dämmstoffen zu, die z.B.
z.B. Schalplattenstöße oder Entmischungen im Beton der An- an Stirnflächen von Decken anbetoniert sind. Dennoch kann
schluss unterläufig bleibt. unter Berücksichtigung besonderer Maßnahmen die Sockelab-
dichtung, außerhalb der normativen Festlegung, auch auf nicht
massiven Untergründen ausgeführt werden [28].
6.8.2 Sockelabdichtungen
Der obere Rand von Abdichtungen erdberührter Wände ist in Bei zweischaligem Mauerwerk mit Verblendern aus Kalksand-
Klasse W4-E geregelt. Am einfachsten ist es, die Abdichtung stein sollte allerdings in Bereichen, in denen mit Tausalzeinwir-
hinter einer Bekleidung von außen nicht sichtbar aufzukanten. kung zu rechnen ist, z.B. an Gehwegen, die Abdichtung nicht
Das ist auf der Außenseite von z.B. Kalksandstein-Mauerwerk, nur unterhalb oder nur bis auf Höhe des Geländes geführt wer-
das außenseitig zum Wärmeschutz durch Perimeterdämmplat- den, sondern die Spritzwasserzone des Verblendmauerwerks
ten eines Wärmedämm-Verbundsystems bekleidet wird, mög- durch eine Abdichtung zur Vermeidung von Gefügeschäden
lich. Auch kann die Abdichtung hinter einer Verblendschale an durch Salze geschützt werden. Diese kann entweder beklei-
der Außenseite der hinteren Wandschale hoch geführt werden. det werden oder bei geeigneten Abdichtungen z.B. aus mine-
ralischen Dichtschlämmen verputzt werden (Bilder 10 und 11).
WDVS
Tragschale
Sockel-
putz Verblend-
30 schale Abdichtung
(mind. 15)
KS-Wärme-
dämmstein
z.B. Ausgleichs-
Perimeter- Wohn- mörtel NM III
30
Dämmung raum
Dichtungs- ü
schlämme
10
und/oder
Sockelputz
Abdichtung mit
Schutzschicht
Kelleraußenwand
Unbeheizter
Keller
Maße in cm Maße in cm
Bild 10 Beispiel für Fußpunktausbildung Bild 11 Beispiel für Fußpunktausbildung bei zweischaligem Mauerwerk
bei KS-Mauerwerk mit WDVS
232 Abdichtung 9 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
0/10/60/0
Tafel 7 Konstruktive Lösungen zur Ausführung von Fußpunktdetails gemäß Klasse W4-E
Sockelputz
0/10/60/0
PMBC
Schutzlage
Steinformat
Abdichtung hinter Sockelbekleidung (z.B. Naturstein) KS-Außenwand mit WDVS: Höhe 25 cm
Abdichtung hinter Sockelbekleidung (z.B. Naturstein) Bei Wärmedämm-Verbundsystemen kann die Abdichtung hinter ei- cm
Breite 17,5
ner Perimeterdämmung hochgeführt werden. Neben den üblichen
Sockelausbildungen mit Perimeterdämmplatten sind auch Beklei-
dungen aus z.B. Werksteinen möglich, deren Traganker durch die
Abdichtung hindurch mit dem tragenden Mauerwerk verbunden
werden.
Steinformat
Höhe 12 cm
Breite 17,5 cm
mmung 0/10/60/0
Dämmung 0/10/60/0
Tafel 7 Verblendschale,
Konstruktive Entwässerung
Lösungen über OK Gelände
zur Ausführung von Fußpunktdetails gemäß Klasse W4-E Fortsetzung
Dämmung 0/10/60/0
Dämmung 0/10/60/0
INFO INFO
Der obere Abdichtungsrand der Sockelzone soll 30 cm ober- Als Querschnittsabdichtung bei Kalksandstein-Mauerwerk
halb des Geländes geplant werden und im Endzustand, also kann eine besandete Bitumendachbahn (z.B. R 500) verwen-
nach Fertigstellung der Außenanlagen, eine Aufkantungshöhe det werden.
von 15 cm einhalten.
Mauer-
sperr-
bahnMDS MDS MDS MDS
Tagwasser Tagwasser Tagwasser
Mauersperrbahn Mauersperrbahn
Grundsätzlich können als Dränschichten Schüttungen verwen- Um Stauwasser im Kies zu vermeiden, werden zur Verringe-
det werden (z.B. Mischfilterschüttungen aus Kies-Sandmischun- rung des Fließwiderstandes Dränleitungen eingesetzt. Diese
gen ohne schluffige oder gar tonige Feinbestandteile). Die Ab- müssen nicht die Anforderungen an geschlossene Grundlei-
dichtungsnorm fordert allerdings Schutzschichten auf der dem tungen einhalten.
Verarbeitungsuntergrund abgewandten Seite der Abdichtung.
Bei der Verwendung von Schüttungen als Dränschicht sind da- Um den Wasserzutritt aus dem Filterpaket zu ermöglichen, wer-
her unmittelbar vor der Abdichtung zunächst Schutzschichten den entweder allseitig oder zumindest in der oberen Hälfte ge-
aufzustellen, wozu z.B. Perimeterdämmplatten geeignet sind. lochte Rohre verwendet.
Wenn Dränschichten auch Schutzschichten für die Abdichtung Zur Vermeidung von Schmutzablagerungen von kleinen Men-
der Kelleraußenwand sind und unmittelbar vor der Abdichtung gen von unvermeidlich eingeschwemmten Feinbestandteilen
angeordnet werden, müssen sie so beschaffen sein, dass sie auf den Sohlen der Dränrohre sollten größere Gegengefällestre-
die Abdichtung nicht beschädigen. Flächendräne vor Keller- cken vermieden werden. DIN 4095 [22] sieht ein Mindestgefäl-
wänden bestehen aus matten- oder plattenförmigen Bautei- le von (nur) 0,5 % vor. Damit werden große Höhendifferenzen
len, ggf. aber auch aus Dränsteinen. Bei letzteren soll das Be- zwischen dem Hoch- und dem Tiefpunkt vermieden, was in der
schädigungsrisiko der Abdichtung durch eine Schutzlage, z.B. Regel zu unwirtschaftlich hohen Streifenfundamenten unter
ein Vlies, gering gehalten werden. Häufig sind die Dränschich- den Bodenplatten führte. Diese geringe Gefällegebung ist bei
ten selbst nicht filterfest, d.h. dass sich Erdbestandteile in die Stangenware einfacher sicherzustellen als bei für die landwirt-
Dränschichten einmischen. Dann sind sie z.B. mit Geotextil- schaftliche Dränung (oder Bewässerung) vorgesehener Rollen-
bahnen abzudecken. ware mit Endlosdränschläuchen, die nicht mit einem kontinu-
ierlichen Gefälle verlegt werden können.
Wechselwirkung Dränwasser und Baugrund Daher sollte auch der Aspekt der Wechselwirkung und der Form-
Wie bereits ausgeführt, soll die durch Dränanlagen abzulei- beständigkeit des Bodens unter Berücksichtigung der durch die
tende Wassermenge möglichst gering gehalten werden. Dabei Dränung zugeleiteten Wassermenge berücksichtigt werden. Ob
geht es nicht nur um die Begrenzung der Wassermenge in die die in DIN 4095 [22] geforderte Maßnahme genügt, den Drän-
Vorflut, sondern auch um die Gefahr der Wechselwirkung zwi- graben nicht tiefer als die Fundamentsohle zu legen, hängt von
schen Wasser und der Beschaffenheit des Bodenmaterials un- der zufließenden Wassermenge ab. Ist diese gering, genügt sie.
ter der Gründung. Bei (unzulässigerweise) durch Oberflächenwasser und Schich-
tenwasser größeren Mengen besteht aber die Gefahr, dass das
Dränungen werden regelmäßig in gering durchlässigem Bau- Erdreich auch unterhalb der Gründung aufweicht. Um sicher zu
grund vorgesehen, der feinkörnig und damit gegen wechselnde gehen, sollten Drängräben nicht nur nicht tiefer als Fundament-
Wassergehalte nur bedingt formbeständig ist. Es ist allgemein sohlen liegen, sondern höher, damit vor den Fundamenten ein
bekannt, dass lehmiger Boden matschig wird, wenn Wasser zu- Puffer für Feuchtigkeit verbleibt. Entgegen DIN 4095 [22] können
geleitet wird. Das passiert auch am unteren Ende einer senk- Dränleitungen auch höher als die Bodenplatte gelegt werden,
rechten Dränanlage, da der Ringdrän Wasser nur ableitet, aber wenn die erdberührten Bauteile bis auf die Höhe, an der Druck-
nicht absaugt. In horizontaler Richtung wird Wasser überwie- wasser anstehen kann, gegen Druckwasser abgedichtet werden
gend durch das hydraulische Gefälle gegen den Durchdringungs- oder aus gegen Druckwasser bemessenen wasserundurchläs-
widerstand des Kieses sickern können, so dass unterhalb von sigen Betonkonstruktionen bestehen. Auch dadurch erhöht sich
Dränleitungen mit stehendem Wasser zu rechnen ist (solange die Sicherheit gegen Wechselwirkungen aus Sickerwasser und
Niederschlagswasser über Flächendräne vor den Außenwän- aufweichendem Boden unter einer Gründung. Damit relativiert
den an deren Fußpunkte gelangt). sich zwar die Bedeutung von Dränanlagen. Diese können aber
noch immer sinnvoll sein, z.B. wenn Fensteröffnungen in Unter-
Wenn Wasser bis unter die lastableitende Gründung gelangt, geschossen vor Stauwasser geschützt werden sollen. Bei um-
kann dort feinkörniger Boden aufweichen. Liegt zwischen der laufenden Gräben, die unterhalb der Brüstungshöhe bleiben,
Unterkante der Gründung und dem feinkörnigen Boden grob- können alternativ zur Dränung Bodenabläufe eingesetzt werden,
körniges Material, z.B. aus Kies, und ist dieser nicht durch ein die Niederschlagswasser unmittelbar aufnehmen und ableiten.
Geotextil vom Boden getrennt, kann aufgeweichter Boden in
die Hohlräume des Kieses ausweichen.
7. Innenraumabdichtungen
Aus KS-Mauerwerk errichtete Wände von Innenräumen mit Du- In Badezimmern im Wohnungsbau werden immer häufiger ni-
schen oder Badewannen brauchen im üblichen Wohnungsbau veaugleiche Duschen eingebaut oder gar private „Wellnessoa-
nicht zwingend eine Abdichtung, solange neben dem KS-Mauer- sen“ eingerichtet. Damit wird die Wassereinwirkung an der Bo-
werk auch die übrigen Materialien des Wandquerschnitts, z.B. denfläche erheblich größer. Hier sind die Fußbodenbereiche
der Putz, feuchtebeständig sind und die Wassereinwirkung so abzudichten, die dann der Wassereinwirkungsklasse W2-I zu-
gering ist, dass ggf. vom Untergrund aufgenommenes Wasser zuordnen sind.
wieder schadensfrei austrocknen kann. Die neue DIN 18534
[34] fasst seit langem in der Praxis erprobte, aber auch ver- Innenraumabdichtungen sind mit den seit langem üblichen,
gleichsweise neue, jedoch ebenfalls schon bewährte Bauweisen flüssig zu verarbeitenden Abdichtungen im Verbund mit Fliesen-
von Innenraumabdichtungen zusammen. Kalksandstein-Mauer- und Plattenbelägen möglich. Diese werden als AIVF bezeichnet.
werk mit feuchteunempfindlichen Putzen, z.B. Kalkzementput- Üblich sind z.B. kunststoffmodifizierte, mineralische Dichtungs-
zen, zählen zu Untergründen, auf denen bei üblichen Wasserein- schlämmen, auf die Fliesenbeläge unmittelbar aufgeklebt wer-
wirkungen im Wohnungsbau sogar an Wandflächen in Duschen den. Diese Bauart wurde um bahnenförmige (AIV-B) und plat-
(Wassereinwirkungsklassen W0-I bis W1-I) unter bestimmten tenförmige Verbundabdichtungen (AIV-P) erweitert.
Voraussetzungen auf eine Innenraumabdichtung verzichtet wer-
den kann. Dazu dürfen keine feuchteempfindlichen Stoffe vor-
handen sein, die durch in den Untergrund eindringendes Was-
ser geschädigt werden können.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 9 Abdichtung 239
Literatur
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nutzte und genutzte Dächer – Anforderungen, Planungs- von Innenräumen und von Behältern und Becken
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Balkonen, Loggien und Laubengängen – Teil 4: Nicht ge- struktion von Mauerwerksbauten – Teil 2: Planung, Aus-
nutzte und genutzte Dächer – Instandhaltung wahl der Baustoffe und Ausführung von Mauerwerk; Deut-
[5] DIN 18531-5:2017-07 Abdichtung von Dächern sowie von sche Fassung EN 1996-2:2006 + AC:2009
Balkonen, Loggien und Laubengängen – Teil 5: Balkone, [24] DIN EN 1996-2/NA:2012-01 Nationaler Anhang – Natio-
Loggien und Laubengänge nal festgelegte Parameter – Eurocode 6: Bemessung und
[6] DIN 18532:2017-07 Abdichtung von befahrbaren Verkehrs- Konstruktion von Mauerwerksbauten – Teil 2: Planung,
flächen aus Beton Auswahl der Baustoffe und Ausführung von Mauerwerk
[7] DIN 18533-1:2017-07 Abdichtung von erdberührten Bau- [25] BWK Merkblatt M 8 Ermittlung des Bemessungsgrundwas-
teilen – Teil 1: Anforderungen, Planungs- und Ausführungs- serstandes für Bauwerksabdichtungen. Bund der Ingeni-
grundsätze eure für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau
[8] DIN 18533-2:2017-07 Abdichtung von erdberührten Bau- – (BWK) e.V., Sindelfingen/Aachen
teilen – Teil 2: Abdichtung mit bahnenförmigen Abdich- [26] DIN 18130-1:1998-05 Baugrund, Untersuchung von Bo-
tungsstoffen denproben, Bestimmung des Wasserdurchlässigkeitsbei-
[9] DIN 18533-3:2017-07 Abdichtung von erdberührten Bau- werts – Teil 1: Laborversuche
teilen – Teil 3: Abdichtung mit flüssig zu verarbeitenden [27] Über die tatsächliche Durchlässigkeit von Baugrund und
Abdichtungsstoffen daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen zur Wasserein-
[10] DIN 18534-1:2017-07 Abdichtung von Innenräumen – wirkung auf erdberührte Bauteile siehe das Referat von
Teil 1: Anforderungen, Planungs- und Ausführungsgrund- Prof. Dr. Wolfgang Krajewski auf den Aachener Bausach-
sätze verständigen Tagen 2017: Krajewski, W.: Welche Was-
[11] DIN 18534-2:2017-07 Abdichtung von Innenräumen – sereinwirkung liegt tatsächlich an der Unterseite von Bo-
Teil 2: Abdichtung mit bahnenförmigen Abdichtungsstoffen denplatten in gering durchlässigem Baugrund vor? Refe-
[12] DIN 18534-3:2017-07 Abdichtung von Innenräumen – rat auf den Aachener Bausachverständigentagen 2017
Teil 3: Abdichtung mit flüssig zu verarbeitenden Abdich- [28] Sous, S.; Wilmes, K.; Zöller, M.: Dauerhaftigkeit von Ab-
tungsstoffen im Verbund mit Fliesen und Platten (AIV-F) dichtungen auf nicht-massiven Untergründen im Sockelbe-
[13] DIN 18534-4:2017-07 Abdichtung von Innenräumen – reich. Forschungsbericht AIBau Aachener Institut für Bau-
Teil 4: Abdichtung mit Gussasphalt oder Asphaltmastix schadensforschung gGmbH, März 2016, www.aibau.de
[14] DIN 18534-5:2017-07 Abdichtung von Innenräumen – [29] DIN EN 1996-1-1/NA:2012-05 Nationaler Anhang – Natio-
Teil 5: Abdichtung mit bahnenförmigen Abdichtungsstoffen nal festgelegte Parameter – Eurocode 6: Bemessung und
im Verbund mit Fliesen und Platten (AIV-B) Konstruktion von Mauerwerksbauten
[15] DIN 18534-6:2017-07 Abdichtung von Innenräumen – [30] DIN EN 13969:2007-03 Abdichtungsbahnen – Bitumen-
Teil 6: Abdichtung mit plattenförmigen Abdichtungsstoffen bahnen für die Bauwerksabdichtung gegen Bodenfeuchte
im Verbund mit Fliesen und Platten (AIV-P) und Wasser – Definitionen und Eigenschaften, Deutsche
[16] DIN 18535:2017-07 Abdichtung von Behältern und Be- Fassung EN 13969:2004+A1:2006
cken – Teil 1 bis 3 [31] DIN 18336:2016-09 VOB Vergabe- und Vertragsordnung
[17] DIN 18195:2017-07: Abdichtung von Bauwerken – Be- für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Ver-
griffe tragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Abdichtungs-
[18] DIN 18195 Beiblatt 2:2017-07 Abdichtung von Bauwer- arbeiten
ken – Beiblatt 2: Hinweise zur Kontrolle und Prüfung der [32] DIN EN 14909:2012-07 Abdichtungsbahnen – Kunststoff-
Schichtdicken von flüssig verarbeiteten Abdichtungsstoffen und Elastomer-Mauersperrbahnen – Definitionen und Ei-
[19] DIN SPEC 20000-201:2015-08 Anwendung von Baupro- genschaften
dukten in Bauwerken – Teil 201: Anwendungsnorm für Ab- [33] DIN EN 14967:2006-08 Abdichtungsbahnen – Bitumen-
dichtungsbahnen nach Europäischen Produktnormen zur Mauersperrbahnen – Definitionen und Eigenschaften
Verwendung in Dachabdichtungen [34] DIN 18534 Abdichtung von Innenräumen – Teile 1 bis 4
[20] DIN SPEC 20000-202:2016-03 Anwendung von Baupro- Ausgabe Juli 2017, Teile 5 und 6 August 2017
dukten in Bauwerken – Teil 202: Anwendungsnorm für Ab-
Bildnachweise
Bild S. 216, Bild S. 221, Bild 6: Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.
Kapitel 10 WINTERLICHER
WÄRMESCHUTZ
Prof. Dr.-Ing. Martin H. Spitzner, Hochschule Biberach und
Ingenieurbüro für Energie Bauphysik Projekte, München,
Dipl.-Ing. Christoph Sprengard,
Stand: 01/2018 Forschungsinstitut für Wärmeschutz e. V., München
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 10 Winterlicher Wärmeschutz 241
1. Überblick
Die energiesparrechtlichen Mindestanforderungen, die in der schutz einzelne Bauteile (z.B. Wände, Decken, Fenster, Boden,
Energieeinsparverordnung verankert sind, beziehen sich auf das Dach) und ist vor allem hygienisch begründet. Hier geht es in
Gebäude als Ganzes, d.h. auf die Kombination aus Gebäude- erster Linie um die Vermeidung von Tauwasser und Schimmel-
hülle und Anlagentechnik. Rein bauteilbezogene Anforderungen, pilzwachstum, sowie um den hygienischen und thermischen
z.B. an den Dämmwert, werden in der EnEV nur noch bei der Schutz der Nutzer. Der bauliche Mindestwärmeschutz ist über
Sanierung einzelner Bauteile in Bestandsimmobilien gestellt. bauaufsichtlich verpflichtend eingeführte Normen geregelt, und
Die Mindestanforderungen der Energieeinsparverordnung wer- damit unumgänglich und in jedem Fall geschuldet. Zumindest
den in der Fachbroschüre „Kalksandstein Energieeinsparver- bei flächigen Außenbauteilen wird er in der Praxis ohnehin meist
ordnung 2016“ [3] dargestellt. deutlich übertroffen, weil die Bauteile anderenfalls gar nicht
den heutigen Ansprüchen an die Energieeinsparung, dem mo-
Im Gegensatz zur EnEV, die auf das komplette Gebäude ein- dernen Komfortbedürfnis und der aktuell üblichen Bauqualität
schließlich Haustechnik zielt, betrachtet der bauliche Wärme- genügen würden.
242 Winterlicher Wärmeschutz 10 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Die beiden wichtigsten deutschen Normenreihen zum baulichen Anwendungstypen (inklusive deren Untergruppen) und die
Wärme- und Feuchteschutz und zur Energieeinsparung in Ge- korrespondierenden Piktogramme von Bedeutung.
bäuden sind die Normenreihen DIN 4108 und DIN V 18599.
Daneben sind viele der grundlegenden bauphysikalischen Be- nn DIN 4108-11 wird zukünftig Anforderungen an bauliche Kle-
rechnungsverfahren für die Gebäudehülle in internationalen bebänder und Klebemassen und die zugehörigen Prüfver-
Normen beschrieben, auf die von den deutschen Normen nur fahren beschreiben.
noch verwiesen wird.
nn DIN 4108 Beiblatt 2 beschäftigt sich mit der Vermeidung
Die wichtigsten Normen und physikalischen Größen rund um von Wärmebrücken. Im Rahmen des EnEV-Nachweises stellt
bauliche Wärmedämmung und klimabedingten Feuchteschutz das Beiblatt dar, welche konstruktiven oder zahlenmäßigen
in Gebäuden mit Formelzeichen und Einheiten sind im Anhang Anforderungen von Bauteilanschlüssen einzuhalten sind,
zusammengestellt (Tafeln A1 und A2). damit beim Wärmedurchgang durch die Gebäudehülle ein
verminderter pauschaler Wärmebrückenzuschlag angesetzt
werden darf. Seit 2018 gibt es zwei verminderte pauschale
2.1 Normenreihe DIN 4108 „Wärmeschutz und Energie- Wärmebrückenzuschläge, den bisherigen 0,05 W/(m2∙K) für
einsparung in Gebäuden“ die Kategorie A (Merkhilfe: A wie „alt“) und einen noch wei-
ter verminderten von 0,03 W/(m2∙K) für die neu eingeführte
Die einzelnen Teile der eher bauteilbezogenen Normenreihe Kategorie B (Merkhilfe: B wie „besser“).
DIN 4108 konzentrieren sich auf verschiedene bauphysika-
lische Aspekte der Gebäudehülle. Dafür legen sie Grundlagen,
Anforderungswerte und teilweise auch die erforderlichen Nach- 2.2 Normenreihe DIN V 18599 „Energetische Bewertung von
weisverfahren fest: Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und Primärenergie-
bedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und
nn DIN 4108-2 beschreibt die Mindestanforderungen an den Beleuchtung“
baulichen Wärmeschutz. Diese betreffen sowohl flächige
Bauteile als auch den Bereich von Wärmebrücken. In die- Die Vornormenreihe DIN V 18599 beschäftigt sich mit der ener-
sem Normenteil werden die Anforderungen an den sommer- getischen Bewertung des gesamten Gebäudes, von den Grund-
lichen Wärmeschutz sowie ein zugehöriges vereinfachtes lagen und der Beschreibung der Bilanzierung in Teil 1 über die
Nachweisverfahren definiert. energetische Bewertung der Gebäudehülle in Teil 2, der Hei-
zungs-, Warmwasser-, Lüftungs- und Klimatechnik sowie der
nn DIN 4108-3 behandelt den klimabedingten Feuchteschutz, Beleuchtung in den Teilen 3 bis 9 sowie 11. Teil 10 der Nor-
das so genannte Glaser-Verfahren sowie zugehörige Anfor- menreihe legt die anzusetzenden Nutzungsprofile für Gebäude
derungen und Rechenverfahren. und Anlagentechnik fest. Die Normenreihe wird ergänzt durch
derzeit drei Beiblätter.
nn DIN 4108-4 tabelliert wärme- und feuchteschutztechni
sche Kennwerte, die für Berechnungen zu verwenden Die frühere inhaltliche und begriffliche Konzentration im Nor-
sind. Für den Fall, dass Nennwerte nach europäischen menwerk auf den Wärmeverlust im Winter ist sprachlich in-
Produktnormen, nationalen oder europäischen Produktzu- zwischen ersetzt durch den allgemeineren Bezug auf Wärme-
lassungen vorliegen, werden in DIN 4108-4 Vorgaben zur transport oder Wärmetransfer, um die Normen auch für den
Umrechnung der Nennwerte in Bemessungswerte gegeben. sommerlichen Wärmeeintrag anwenden zu können. Formulie-
International vereinheitlichte Materialkennwerte finden sich rungen, Formelzeichen und viele Gleichungen gelten dann so-
in DIN EN ISO 10456. wohl für winterliche Wärmeausträge als auch für sommerliche
Wärmeeinträge. In der Normenreihe DIN V 18599 werden (er-
nn DIN 4108-6 stellt, zusammen mit DIN V 4701-10 und deren wünschte und unerwünschte) Wärmeeinträge in den Raum als
Beiblatt 1, ein alternatives energetisches Bewertungsverfah- Wärmequellen, (erwünschte und unerwünschte) Wärmeausträ-
ren für Wohngebäude zur Verfügung. Für die Zwecke der EnEV ge aus dem Raum als Wärmesenken bezeichnet. Dies gewähr-
soll es in absehbarer Zeit durch ein ähnliches Tabellenver- leistet eine wertungsfreie, durchgehend logische Begrifflichkeit.
fahren, nämlich DIN V 18599 Beiblatt 3, abgelöst werden.
Die grundlegenden Berechnungs- und Bewertungsverfahren der
nn DIN 4108-7 gibt Anforderungen und Ausführungshinweise DIN V 18599 sind zu einem Teil bereits in CEN- bzw. ISO-Nor-
zur Luftdichtheit der Gebäudehülle. men aufgenommen, z.B. in die neue ISO-Normenreihe 52000ff.
übertragen worden. Die Verfahren und Bewertungsansätze der
nn DIN-Fachbericht 4108-8 erläutert verschiedene Aspekte DIN V 18599-Reihe sind allerdings nicht 1:1 in die ISO-Nor-
und Zusammenhänge zur Vermeidung von Schimmelwachs- menreihe übertragen, in einigen Bereichen weicht die Vorge-
tum in Wohngebäuden. hensweise der internationalen Norm sogar grundlegend von der
DIN V 18599 ab. Deshalb kann bei Anwendung dieser ISO-Nor-
nn DIN 4108-10 enthält die Anwendungstypen von Dämm- menreihe keine Identität des Ergebnisses und der Bewertung mit
stoffen inklusive zugeordneter Piktogramme, und listet je der EnEV erreicht werden, und die ISO-Normenreihe kann derzeit
nach Dämmstoff und Anwendungstyp die dafür erforderli- nicht für den EnEV-Nachweis in Deutschland verwendet werden.
chen Eigenschaftswerte der Dämmstoffe auf. Die Norm
dient den Dämmstoffherstellern als Grundlage zur Einstu- Eine genauere Beschreibung der Normenreihe DIN V 18599 er-
fung ihrer Produkte in die jeweiligen Anwendungstypen. Für folgt in der Fachbroschüre „KALKSANDSTEIN Energieeinspar-
den Bauanwender eines Dämmstoffes sind vor allem die verordnung 2016“ [3].
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 10 Winterlicher Wärmeschutz 243
2.3 Grundlegende ISO-Berechnungsnormen für die Gebäude- deutlich verschiedenen Innentemperaturen abgrenzen. Die ther-
hülle mische Gebäudehülle umgibt das beheizte Gebäudevolumen
lückenlos. (Ausnahme: Haustrennwände und -decken zwischen
Die grundlegenden bauphysikalischen Berechnungsverfahren gleichartig beheizten Bereichen werden nicht in der thermischen
für die Gebäudehülle sind seit vielen Jahren in internationalen Hüllfläche berücksichtigt, da ohne Temperaturunterschied kein
ISO-Normen verankert, die als DIN EN ISO vom Deutschen In- Wärmeverlust durch diese Bauteile auftritt.)
stitut für Normung übernommen sind und von den deutschen
Normen in Bezug genommen werden, z.B.: Alle beheizbaren Räume, auch wenn sie tatsächlich nur gelegent-
lich oder gar nicht beheizt werden wie Gästezimmer, Hobbyraum
nn DIN EN ISO 6946: U-Wert von opaken Bauteilen etc., zählen nach DIN 4108-2 zum beheizten Bereich. Die Ein-
stufung „beheizt“ gilt immer dann, wenn im betrachteten Raum
nn DIN EN ISO 10211: Numerische Berechnung von Wärme- eine Heizeinrichtung oder eine Heizfläche eingebaut ist oder ei-
brücken ne Beheizung über Raumverbund möglich ist. Als Raumverbund
definiert DIN 4108-2 einen offenen Verbund der aneinandergren-
nn DIN EN ISO 10077-1 und -2: U-Wert von Fenstern, Türen und zenden Räume, z.B. bei zum Wohnbereich offenen Treppenräu-
Abschlüssen men und Treppenabgängen. Offenstehende aber schließbare
(und erst recht geschlossene) Türen zählen ausdrücklich nicht
nn DIN EN ISO 12631: U-Wert von Vorhangfassaden als Raumverbund. Vollständig innenliegende Räume (innenlie-
gende Abstellkammern, innenliegendes WC etc.) sind über die
nn DIN EN ISO 13370: Wärmeübertragung über das Erdreich Bauteile, die sie vom beheizten Bereich trennen, indirekt beheizt
(Alternativ zum Verfahren der DIN EN ISO 13370 kann der und zählen ebenfalls zum beheizten Volumen. Ein zum Wohn-
vereinfachte nationale Ansatz mit Temperaturkorrekturfak- bereich abgeschlossenes Treppenhaus ohne Heizkörper kann
toren Fx verwendet werden, wie er sich sowohl in DIN 4108-6 wahlweise als indirekt beheizt (über die umschließenden Bau-
als auch in DIN V 18599-2 und in den vereinfachten Rand- teile – dann gehört es zum beheizten Bereich) oder als nicht be-
bedingungen nach DIN 4108 Beiblatt 2 wiederfindet.) heizt (dann liegt es außerhalb der thermischen Hülle) eingestuft
werden. Hat das Treppenhaus einen Heizkörper, dann zählt es
zum beheizten Bereich. Anbauten oder vorgelagerte Räume, die
2.4 Beheizter Bereich und thermische Gebäudehülle weder direkt noch über den Raumverbund beheizt werden kön-
nen, wie z.B. Garage, Schuppen, nicht beheizbarer Glasvorbau
Für den baulichen Wärmeschutz sind nur die wärmeübertra- (durch Türen vom beheizten Gebäudevolumen getrennt), sind
genden Bauteile der Gebäudehülle relevant. Das umfasst alle „nicht beheizt“ und liegen außerhalb der thermischen Hüllflä-
Innen- und Außenbauteile, die das beheizte Gebäudevolumen che. Die Überlegungen zur thermischen Gebäudehülle gelten in
gegen die Außenluft oder gegen unbeheizte Dachböden und Kel- gleicher Weise für die Hüllfläche, die im Sommer einen gekühl-
ler, Garagen, unbeheizte Anbauten, oder andere Bereiche mit ten Bereich gegen Außenluft bzw. gegen angrenzende, nicht ge-
kühlte Bereiche abgrenzt.
In diesem Abschnitt werden die relevanten Größen rund um 3.1 Wärmestrom, Widerstand
die Wärmedämmung von Bauteilen beschrieben. Die interna-
tional normierte Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizi- Der stationäre Wärmedurchgang (Transmission) durch ein ein-
enten (U-Wert) in DIN EN ISO 6946 wird in einem Beispiel schichtiges Bauteil besteht aus drei Phasen (Bild 2):
dargestellt. Für U- und -Werte (Psi-Wert, linearer Wärmedurch-
gangskoeffizient) anderer spezieller Bauteile, wie z.B. Fens- nn Wärmeübergang aus der Raumluft (mittels Luftströmung
ter, Vorhangfassaden und Wärmebrücken existieren ebenfalls und Wärmeleitung) und von den umgebenden Bauteilober-
genauere Berechnungsverfahren (DIN EN ISO 10211 bzw. flächen (mittels Wärmestrahlung zwischen den umgebenden
DIN EN ISO 10077). In der Energieeinsparverordnung (EnEV) Raumoberflächen und der betrachteten Fläche),
werden diese Normen als Berechnungsvorschrift in Bezug ge-
nommen. Alle wärmetechnischen Kennwerte für EnEV-Nachwei- nn Wärmetransport (bestehend aus den Transportphäno-
se sind hiernach zu bestimmen. Abweichungen von diesen Be- menen Wärmeleitung, Konvektion und Wärmestrahlung;
rechnungsverschriften stellen einen Planungsfehler dar. Eine zusammengefasst als Wärmeleitung) durch die Baustoff-
Ausnahme ist nur der „konstruktive Wärmedurchgangskoeffizi- schicht selbst und
ent“ von erdberührten Bauteilen: Er wird nicht nach der eigent-
lich für erdberührte Bauteile zuständigen DIN EN ISO 13370 nn Wärmeübergang (Wärmeabgabe) von der Außenoberfläche
berechnet, sondern nach DIN EN ISO 6946 – die laut ihrer ei- an die Außenluft, wiederum mittels Konvektion und Wär-
genen Aussage nicht für erdberührte Bauteile gilt; weshalb der meleitung, und an umgebende Oberflächen mittels Wärme-
konstruktive U-Wert auf einer entsprechenden Sonderregelung strahlung.
im deutschen Normenwerk beruht.
244 Winterlicher Wärmeschutz 10 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
In allen Phasen wird der Wärme (= Energie) ein gewisser Wi- Die Vorgänge beim Wärmetransport lassen sich gut mit der
derstand entgegengesetzt, den sie überwinden muss: den Analogie zum elektrischen Strom verdeutlichen: Der elek-
Wärmeübergangswiderstand auf der Innenseite (Rsi), den Wär- trische Strom entspricht dem Wärmestrom, der elektrische
medurchlasswiderstand der Baustoffschicht ( Ri), den Wärme Widerstand dem Wärmedurchlasswiderstand einer einzelnen
übergangswiderstand auf der Außenseite (Rse). Es handelt sich Baustoffschicht oder dem Wärmedurchgangswiderstand des
um eine Reihenschaltung von Widerständen. Wie beim elektri- ganzen Bauteils als Reihenschaltung von Widerständen. Die
schen Strom ist der Gesamtwiderstand die Summe der Einzel- elektrische Spannung entspricht der Temperaturdifferenz zwi-
widerstände, in der Wärmelehre bezeichnet als Wärmedurch- schen der warmen und der kalten Seite. Sie stellt das treibende
gangswiderstand, mit dem Formelzeichen RT mit dem Index T Potenzial dar, aufgrund dessen es überhaupt zum Wärmetrans-
für Transmission. port kommt: Herrscht auf beiden Seiten des Bauteils die glei-
che Temperatur, findet kein Wärmetransport statt.
Bauteile bestehen häufig aus mehreren Schichten (i = 1, 2,
3 ... n), deren individuelle Wärmedurchlasswiderstände Ri alle
in Reihe geschaltet sind; ihre Summe nennt man den Wärme- 3.2 Wärmedurchgangskoeffizient, U-Wert
durchlasswiderstand R des Bauteils (von Oberfläche zu Ober-
fläche). Sind die Schichten in sich jeweils homogen, d.h. inner- Üblich ist im Bauwesen die Verwendung des Wärmedurchgangs-
halb einer Schicht ändern sich die thermischen Eigenschaften koeffizienten U (U-Wert) des Bauteils; er ist der Kehrwert des
nicht, dann errechnet sich der Wärmedurchlasswiderstand je- Wärmedurchgangswiderstands (Tafel 1):
der Baustoffschicht als Quotient ihrer Schichtdicke (in Metern)
und der Wärmeleitfähigkeit des Materials (in W/(m·K))‚ aus 1 1
U = = [W/(m²·K)] (3.4)
dem sie besteht: RT di
Rsi +
i
li
+ Rse
di
Ri = [m²·K/W] für die i-te Schicht und (3.1)
li
Der U-Wert wird berechnet, indem die Wärmedurchlasswider-
di stände der einzelnen Schichten (jeweils Dicke geteilt durch die
R =
i
li
[m²·K/W] für die Summe aller Schichten
von Oberfläche zu Oberfläche. (3.2)
Wärmeleitfähigkeit) aufsummiert werden. Zur Summe werden
die Wärmeübergangswiderstände auf beiden Seiten des Bau-
teils (Wärmestromrichtung!) addiert, und vom Ergebnis wird der
R ist flächenspezifisch, mit der Einheit m²·K/W. Die Wärme Kehrwert gebildet (Tafel 2).
übergangswiderstände Rsi und Rse sind in DIN EN ISO 6946
tabelliert. Bei direktem Kontakt zwischen zwei Schichten tritt
kein Übergangswiderstand auf, z.B. zwischen der Außenseite INFO
der Kellerwand und dem Erdreich; dort ist Rse = 0. Der gesamte Der U-Wert gibt an, wie groß der Wärmedurchgang in Wattstun-
Wärmedurchgangswiderstand RT eines Bauteils ergibt sich zu: den pro Stunde und pro Quadratmeter des Bauteils ist, wenn
sich die Lufttemperaturen zu beiden Seiten um 1 Kelvin (ent-
di spricht 1 °C) unterscheiden. Je kleiner der U-Wert ist, umso
RT = Rsi + R +R
i
i se = Rsi + l +R
i i
se [m²·K/W](3.3) besser ist die Dämmwirkung des Bauteils.
Je größer der Wärmedurchlasswiderstand bzw. der Wärmedurch- Als Endergebnis ist der U-Wert auf zwei wertanzeigende
gangswiderstand ist, desto größer ist die Dämmwirkung der Stellen zu runden, in der Regel zwei Nachkommastellen
Baustoffschicht bzw. des Bauteils. (z.B. 0,23 W/(m2·K)). Dies entspricht der Genauigkeit der
Bemessungswerte der Wärmeleitfähig-
keit. Zwischenergebnisse, mit denen
innen Feststoff außen weitergerechnet wird, etwa für die Be-
rechnung eines -Werts, können mit
Strahlung Strahlung drei wertanzeigenden Stellen angege-
ben werden (z.B. 0,230 W/(m²∙K) bzw.
0,231 W/(m2·K)).
HT = U ∙ A [W/K] (3.5)
FINAL
FINAL
FINAL
FINAL
Tafel 1
FINAL
U-Werte von KS-Außenwänden (Beispiele)
44,0 10 0,20 0,22 0,28 0,30 Zweischalige KS-Außenwand mit Wärmedämmung und
Luftschicht
46,0 12 0,17 0,18 0,24 0,26 Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
0,01 m Innenputz = 0,70 W/(m∙K)
48,0 14 0,15 0,16 0,21 0,22 0,175 m Kalksandstein (RDK 1,8)1) = 0,99 W/(m∙K)
50,0 16 0,13 0,14 0,18 0,20 Wärmedämmstoff Typ WZ
Rse = 0,13 (m²∙K)/W
52,0 18 0,12 0,13 0,16 0,18 0,04 m Luftschicht
0,115 m2) KS-Verblendschale
54,0 20 0,10 0,11 0,15 0,16 (KS Vb RDK 2,0)
31,5 10 – – 0,28 0,30 Einschalige KS-Außenwand mit hinterlüfteter
Außenwandbekleidung
33,5 12 – – 0,24 0,26 Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
0,01 m Innenputz = 0,70 W/(m∙K)
37,5 16 – – 0,18 0,20 0,175 m Kalksandstein (RDK 1,8)1) = 0,99 W/(m∙K)
41,5 20 – – 0,15 0,16 Nichtbrennbarer
Wärmedämmstoff WAB
45,5 24 – – 0,13 0,14 Rse = 0,13 (m²∙K)/W
0,02 m Hinterlüftung
51,5 30 – – 0,10 0,11 0,01 m Fassadenbekleidung
47,5 10 – – – 0,34 Einschaliges KS-Kellermauerwerk mit außen liegender
Wärmedämmung (Perimeterdämmung)
51,5 14 – – – 0,26 Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
0,01 m Innenputz = 0,70 W/(m∙K)
53,5 16 – – – 0,24
0,365 m Kalksandstein (RDK 1,8)1) = 0,99 W/(m∙K)
57,5 20 – – – 0,20 Perimeterdämmung3)
Typ PW
61,5 24 – – – 0,18 Rse = 0 (m²∙K)/W
47,5 10 – – – 0,32 Einschaliges KS-Kellermauerwerk mit außen liegender
Wärmedämmung (Perimeterdämmung)
51,5 14 – – – 0,25 Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
0,01 m Innenputz = 0,70 W/(m∙K)
53,5 16 – – – 0,23
0,365 m Kalksandstein (RDK 1,4)1) = 0,70 W/(m∙K)
57,5 20 – – – 0,20 Perimeterdämmung3)
Typ PW
61,5 24 – – – 0,17 Rse = 0 (m²∙K)/W
Zur Berechnung der U-Werte sind ausschließlich Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit B anzusetzen.
1) 2)
Bei anderen Dicken oder Steinrohdichteklassen ergeben sich nur geringfügig andere U-Werte. 9 cm möglich, nach DIN EN 1996-2/NA
3)
Der Zuschlag U = 0,04 W/(m∙K) nach allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen ist bereits berücksichtigt.
246 Winterlicher Wärmeschutz 10 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Tafel 2 Berechnung des U-Werts von Außenwänden aus homogenen Schichten (Beispiele)
20 °C 20 °C i = 20 °Ci = 20 °C
i i 19,29 °C 19,29 °C si 19,24°C
si
19,24 °C
si si AußenputzAußenputz 19,35 °C 19,35 °C
19,36 °C 19,36 °C = 0,70 W/(m·K)
= 0,70 W/(m·K)
InnenputzInnenputz 18,41 °C 18,41 °C
= 0,70 W/(m·K)
= 0,70 W/(m·K)
InnenputzInnenputz AußenputzAußenputz
= 0,70 W/(m·K)
= 0,70 W/(m·K) (Leichtputz)
(Leichtputz)
Mauerwerk Mauerwerk
aus aus = 0,31 W/(m·K)
= 0,31 W/(m·K)
Kalksandstein
Kalksandstein
RDK 1,8 RDK 1,8 0 °C 0 °C Mauerwerk Mauerwerk
aus aus 0 °C 0 °C
= 0,99 W/(m·K)
= 0,99 W/(m·K) leichten wärme-
leichten wärme-
dämmenden dämmenden
Steinen Steinen
- 4,77 °C - 4,77 °C = 0,09 W/(m·K)
= 0,09 W/(m·K) - 4,47 °C - 4,47 °C
Wärmedämmung
Wärmedämmung
= 0,032 W/(m·K)
= 0,032 W/(m·K) se - 5 °C se - 5 °C se - 5 °C se - 5 °C
- 4,80 °C - e4,80 °C e - 4,80 °C -e 4,80 °C e
1,0 1,0
17,5 17,515 0,515 0,5 1,5 1,5 42,5 42,5 2,0 2,0
34,0 34,0 46,0 46,0
d = 0,34 m
d = 0,34 m d d
= 0,46 m = 0,46 m
U = 0,20 W/(m
U = 0,20
2
· K)W/(m2 · K) U =U0,20 W/(m
= 0,20
2
· K)W/(m2 · K)
Aufbau von innen nach außen: Aufbau von innen nach außen:
1 W W
Wand b) U = = 0,201 ≈ 0,20
m 2·K 0,015 m 0,425 m 0,02 m m 2·K m 2·K m 2·K
0,13 + + + + 0,04
W W W W W
0,70 0,09 0,31
m ·K m ·K m ·K
Berechnung des U-Werts mit Hilfe einer geeigneten Arbeitshilfe (z.B. [4])
Einschalige KS-Außenwand mit WDVS Monolithische Außenwand
Tafel 3 Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit und Richtwerte der Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl von ausgewählten Stoffen
nach DIN 4108-4 und DIN EN ISO 10456
Zur Berechnung des U-Werts werden für die Wärmeleitfähig- Der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit von KS-Wärme-
keit der Baustoffe nicht Messwerte oder Nennwerte verwen- dämmsteinen beträgt üblicherweise 0,33 W/(m·K).
det, sondern so genannte Bemessungswerte der Wärmeleit-
fähigkeit. Sie gelten für den langfristigen Gebrauchszustand
des Baustoffes und für baupraktisch zu erwartende Feuchte- INFO
gehalte. Messwerte hingegen werden an fabrikfrischem und Die Bemessungswerte für Mauerwerk aus Kalksandsteinen
trockenem Material ermittelt. sind in DIN 4108-4 tabelliert. Eine weitere Umrechnung durch
den Planer ist nicht erforderlich.
Der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit beinhaltet einen
Zuschlag zur Berücksichtigung des praktischen Feuchtegehalts
des Materials und des Alterungsverhaltens des Materials, sowie
ggf. Sicherheitszuschläge. Bemessungswerte bzw. der Weg zu 3.6 Wärmeleitfähigkeit von Dämmstoffen nach den
ihrer Ermittlung werden offiziell festgelegt und veröffentlicht. Die harmonisierten europäischen Normen DIN EN 13162 bis
Verwendung von Mess- oder Nennwerten stellt einen Planungs- DIN EN 13171
fehler dar. Tafel 3 listet eine Auswahl von Bemessungswerten
der Wärmeleitfähigkeit verschiedener Stoffe und Richtwerte In DIN 4108-4 ist beschrieben, wie bei Dämmstoffen für den
der Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl der Stoffe auf. Hochbau nach harmonisierten europäischen Produktnormen
der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit für die Anwen-
Die Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit für die Anwen- dung in Deutschland festgelegt wird.
dung in Deutschland sind nach folgenden Dokumenten zu er-
mitteln:
3.6.1 Nennwert der Wärmeleitfähigkeit
nn Für Bauprodukte mit CE-Zeichen: Die Umrechnung der vom Der Nennwert der Wärmeleitfähigkeit (declared value mit Index
Hersteller deklarierten Nennwerte (siehe z.B. Etikett) in Be- „D“) wird nach europäisch standardisierten Mess- und Statistik-
messungwerte erfolgt anhand der Vorgaben in DIN 4108-4: verfahren aus einzelnen Labormesswerten der Wärmeleitfähig-
2017-03. keit bestimmt und vom Hersteller oder von einem Prüfinstitut
festgelegt. Er stellt die vom Hersteller zugesicherte Eigenschaft
nn Für Bauprodukte ohne CE-Zeichen werden die Bemessungs- des gehandelten Dämm- oder Baustoffes dar, unter den in den
werte entnommen aus Messvorschriften genannten Laborbedingungen und für neues,
trockenes Material. Er ist immer auf dem Dämmstoffetikett bzw.
−− einer Zustimmungen im Einzelfall (Z.i.E., sofern erteilt) der in der Leistungserklärung des Herstellers angegeben.
Obersten Baubehörde des Bundeslandes,
geben – dann kann der Bemessungswert ohne weitere eigene 2018 in allen Bundesländern eingeführt werden. Bis dahin be-
Umrechnung direkt verwendet werden. steht 2018 eine Art Doppelzustand: In jenen Bundesländern,
welche die VVTB schon eingeführt haben, gelten die oben ge-
nannten Regelungen, und der Bemessungswert der Wärmeleit-
3.6.3 Zulassung versus Bauartgenehmigung fähigkeit errechnet sich gemäß DIN 4108-4 aus dem Nennwert
Die deutschen Rechtsvorschriften sehen seit Januar 2018 ei- (Tafel 4). In jenen Bundesländern, in welchen die VV TB noch
ne strikte Abgrenzung zwischen nationalen Anforderungen an nicht eingeführt ist, gelten übergangsweise und wie bisher die
Bauprodukte – soweit europarechtlich zulässig – und nationalen allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen weiter, inklusive
Regelungen für das Zusammenfügen von Bauprodukten zu bau- der darin festgelegten Bemessungswerte der Wärmeleitfähig-
lichen Anlagen, so genannte Bauarten, vor [6]. keit. In der Praxis wird es kaum zu Konflikten mit Bemessungs-
wert-Unterschieden zwischen beiden Verfahren kommen, weil
es sich bei den überwiegend eingesetzten Dämmstoffen um
INFO nicht-hygroskopische Materialien handelt und bei diesen auch
Europäisch harmonisierte Bauprodukte haben ihre produktbe- bisher schon derselbe Aufschlag vom Nenn- zum Bemessungs-
zogenen Anforderungen in der jeweiligen europäischen Pro- wert verwendet wurde wie jetzt in DIN 4108-4.
duktnorm geregelt, tragen ein CE-Zeichen und erhalten keine
zusätzliche allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) oder Nationale Anforderungen an europäisch nicht harmonisierte
Zustimmung im Einzelfall (Z.i.E.) mehr. Wärmedämmstoffe, also solche ohne CE-Zeichen, werden wei-
terhin in einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung (abZ)
oder in einer Zustimmung in Einzelfall geregelt (Z.i.E.). Anfor-
Europäisch harmonisierte Bauprodukte und Wärmedämmstoffe derungen an die Bauart, d.h. an das Zusammenfügen mehre-
werden seit Januar 2018 nur noch nach den Vorgaben ihrer rer Bauprodukte zu einem Bauteil, werden in allgemeinen oder
europäischen Produktnorm geregelt. Ihr Bemessungswert der einzelfallbezogenen Bauartgenehmigungen gestellt. Beide Funk-
Wärmeleitfähigkeit errechnet sich aus dem (vom Hersteller de- tionen können in einem gemeinsamen Bescheid des DIBt zu-
klarierten) Nennwert der Wärmeleitfähigkeit (Tafeln 3 und 4). sammengefasst werden, der dann eine Doppelfunktion hat.
Bestehende allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen von vor
Diese Vorgehensweise ist baurechtlich verankert in der der Mitte Juli 2017, die neben bauproduktbezogenen Regelungen
Musterverwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen auch bauartbezogene Regelungen beinhalten, erhalten diese
(MVV TB), und gilt ab Einführung der jeweiligen Verwaltungs- Doppelfunktion automatisch, ohne dass „Bauartgenehmigung“
vorschrift Technische Baubestimmungen (VV TB) im jeweiligen in der Zulassung explizit auftauchen muss.
Bundesland. Die VV TB soll spätestens im Laufe des Jahres
Tafel 4 Umrechnung von Nenn- zum Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit von europäisch harmonisierten Dämmstoffen
(Dämmstoffe mit CE-Zeichen) nach DIN 4108-4:2017-03 [7]
3.6.4 Umrechnung des Nennwerts in einen Bemessungswert dungsfällen auch mit dem Grundwasser. Deshalb werden an die
der Wärmeleitfähigkeit Dämmstoffe für diese Anwendung hohe Anforderungen gestellt
Die DIN 4108-4 nennt in ihrer Tabelle 2, Wärmedämmstoffe [5]. Der Vorteil der Perimeterdämmung ist, dass Tauwasseraus-
nach harmonisierten Europäischen Normen, als Ausgangswert fall auf der Innenseite der Kellerwand und des Kellerbodens ver-
den in den europäischen Dämmstoffnormen definierten Nenn- hindert, die Bauwerksabdichtung mechanisch geschützt, Wär-
wert der Wärmeleitfähigkeit lD. Er wird vom Hersteller deklariert mebrücken vermieden und die Energieverluste gesenkt werden.
und basiert auf eigenen Messungen des Herstellers (Eigenüber- Perimeterdämmungen sind unter bestimmten Randbedingungen
wachung) und fremden Messungen (Prüf- und Überwachungs- genormt oder in allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen
stelle), einer anschließenden statistischen Auswertung zum (abZ) bzw. Europäischen Technischen Zulassungen (ETA) so-
so genannten l90/90 -Wert, und einer Rundung auf zwei kenn- wie Bauartgenehmigungen geregelt.
zeichnende Stellen.
In ständig drückendem Wasser dürfen derzeit nur Schaumglas
Auf diesen Nennwert lD wird jeweils ein stoffgruppenspezi- (bis 12 m Tiefe) und XPS (bis 7 m Tiefe) eingesetzt werden.
fischer Zuschlag aufgeschlagen, um vom Nennwert zum Be- Außer bei Schaumglas muss der Bemessungswert der Wärme-
messungswert der Wärmeleitfähigkeit zu kommen. Nachdem leitfähigkeit für Perimeterdämmung feuchtekorrigiert werden,
der Einfluss der Materialfeuchte auf den Wärmedurchgang er- um den Feuchteeinfluss auf die Dämmung zu berücksichtigen.
heblich ist, orientiert sich die Unterscheidung zwischen den Bei expandiertem Polystyrol (EPS) und Polyurethan (PU) muss
Dämmstoffgruppen schwerpunktmäßig an der Frage, wie hy- der Feuchteeinfluss immer berücksichtigt werden, bei XPS nur
groskopisch der Stoff ist, aber auch z.B. an Überlegungen zur beim Einsatz im Grundwasser. Weitergehende Festlegungen
erreichbaren Gleichmäßigkeit der Herstellung. Den Zuschlägen finden sich in den entsprechenden Technischen Baubestim-
liegen umfangreiche Studien und Auswertungen mehrerer Eigen- mungen der Produkte und Bauarten.
und Fremdüberwacher von insgesamt mehr als 10.000 Mess-
werten verschiedener Hersteller zugrunde. Tafel 4 stellt die zu Unter der tragenden Gründungsplatte dürfen nur spezielle Qua-
verwendende Umrechnung nach DIN 4108-4:2017-03 dar und litäten von Schaumglas, XPS-Hartschaum und EPS-Hartschaum
gibt typische Wertebereiche der Nenn- und Bemessungswerte eingesetzt werden, die dafür geeignet und bauaufsichtlich zuge-
der Wärmeleitfähigkeit für die verschiedenen Dämmstoffe an. lassen sind. Unter Streifenfundamenten darf keine Dämmung
angeordnet werden, da die Dämmstoffe dafür nicht ausreichend
Gibt es für einen Dämmstoff eine harmonisierte europäische tragfähig sind. Die senkrechte Perimeterdämmung der erdbe-
Produktnorm, dann tragen die Produkte ein CE-Zeichen und der rührten Außenwand und die waagerechte Perimeterdämmung
Hersteller gibt den Nennwert lD der Wärmeleitfähigkeit in der unter einer lastabtragenden Bodenplatte/Sohlplatte können lü-
Leistungserklärung bzw. auf dem Dämmstoffetikett an. Gibt er ckenlos ineinander übergehen, d.h. das Prinzip „durchgehende
außerdem den Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit an, Dämmebene“ zur Verminderung von Wärmebrücken kann für
kann dieser vom Planer so übernommen und ohne weitere Um- so geplante Neubauten gut eingehalten werden. Die Wärmever-
rechnung weiterverwendet werden. Gibt der Hersteller den Be- luste an solchen lückenlosen Anschlüssen sind deutlich gerin-
messungswert nicht an, sondern nur den Nennwert, ist für die ger als bei perimetergedämmten Bodenplatten auf Streifenfun-
Umrechnung vom Nenn- zum Bemessungswert der Planer, Bau- damenten, bei denen das Streifenfundament notwendigerweise
unternehmer oder Bauherr zuständig. Der Nennwert muss mit die (im anderen Fall durchgehende) Dämmhülle unterbricht.
dem passenden Zuschlagsfaktor aus Tafel 4 multipliziert wer-
den (bzw. um den Mindestzuschlag erhöht werden, wenn der
Umrechnungsfaktor zu einer geringeren Erhöhung als der Min- 3.8 Wärmedurchlasswiderstand von Luftschichten
destzuschlag führen sollte).
Zur Berechnung des U-Werts eines Bauteils werden nicht nur
Wärmedurchlasswiderstände von Materialschichten, sondern
INFO auch von innenliegenden Luftschichten angesetzt. Tabellen
Die Verwendung von Nennwerten statt Bemessungswerten der und Formeln dazu finden sich in DIN EN ISO 6946. Die Norm
Wärmeleitfähigkeit von Wärmedämmstoffen für wärmeschutz- differenziert Lufträume in Bauteilen nach ihren Abmessungen:
technische Berechnungen stellt einen Planungsfehler dar.
nn Luftschichten, deren Breite und Länge jeweils mehr als das
Zehnfache ihrer in Wärmestromrichtung gemessenen Dicke
beträgt, und diese wiederum in
3.7 Perimeterdämmung
−− ruhende Luftschichten,
Als Perimeterdämmung wird die außenseitige Wärmedämmung
von erdberührten Bauteilen, wie Kellerwänden und Kellerböden −− schwach belüftete Luftschichten,
bezeichnet. Dabei wird der Wärmedämmstoff auf der Außen-
seite des Bauteils außerhalb der Bauwerksabdichtung ange- −− stark belüftete Luftschichten
bracht. Der Wärmedämmstoff ist in dieser Anwendung ständig
in Kontakt mit dem anstehenden Erdreich, mit Erdfeuchte und nn Luftspalten, deren Breite oder Länge mit ihrer Dicke ver-
Niederschlagswasser, dem Erddruck und bei manchen Anwen- gleichbar ist
252 Winterlicher Wärmeschutz 10 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Sehr schmale Luftspalte in Wärmestrom- Tafel 5 Bemessungswerte des Wärmedurchlasswiderstandes R und der äquivalenten
richtung, wie beispielsweise die kleinen Wärmeleitfähigkeit eq von ruhenden Luftschichten nach DIN EN ISO 6946, für an-
Spalte in der Nut-und-Federausbildung grenzende Oberflächen aus üblichen Baustoffen (Emissionskoeffizienten = 0,9
von Mauersteinen, mit Breite oder Länge beider angrenzenden Oberflächen)
deutlich kleiner als die Dicke, werden von
DIN EN ISO 6946 nicht erfasst. Dicke der Richtung des Wärmestroms
Luftschicht aufwärts horizontal abwärts
Luftschichten werden in DIN EN ISO R leq R leq R leq
6946 nach der Art ihrer Belüftung un- [mm] [m²·K/W] [W/(m·K)] [m²·K/W] [W/(m·K)] [m²·K/W] [W/(m·K)]
terschieden.
0 0,00 – 0,00 – 0,00 –
5 0,11 0,045 0,11 0,045 0,11 0,045
3.8.1 Ruhende Luftschicht, z.B. Finger- 7 0,13 0,054 0,13 0,054 0,13 0,054
spalt in zweischaligem Mauerwerk mit
10 0,15 0,067 0,15 0,067 0,15 0,067
Kerndämmung
Eine ruhende Luftschicht ist von der 15 0,16 0,094 0,17 0,082 0,17 0,082
Umgebung so abgeschlossen, dass der 25 0,16 0,16 0,18 0,14 0,19 0,13
Querschnitt eventuell vorhandener Öff-
50 0,16 0,31 0,18 0,28 0,21 0,24
nungen 500 mm2 pro Meter Länge nicht
überschreitet und kein Luftstrom durch 100 0,16 0,63 0,18 0,56 0,22 0,45
die Schicht möglich ist. Einzelne unver- 300 0,16 1,88 0,18 1,67 0,23 1,30
mörtelte Stoßfugen als Entwässerungs-
Für Luftschichtdicken zwischen den angegebenen Werten darf linear interpoliert werden.
öffnungen in Vormauerschalen erfüllen
diese Forderungen. Sind sie die einzigen
Öffnungen in der Vormauerschale, gilt die
Luftschicht dahinter als ruhend und darf
bei der Ermittlung des U-Werts vollstän- Tafel 6 Thermisch wirksame Schichten und Wärmeübergangswiderstände verschiedener
dig angesetzt werden. Der Fingerspalt bei Außenwandkonstruktionen
der Wärmedämmung wird in der Regel
als ruhende Luftschicht ausgebildet und Bauteil Systemskizze Thermisch Wärmeübergangs Luftschicht
trägt einen WärmedurchIasswiderstand wirksame widerstand
von R = 0,15 m2·K/W (bei 10 mm Dicke Schichten
außen innen
entspricht das der äquivalenten Wärme- Rse Rsi
leitfähigkeit 0,067 W/(m·K)) zum U-Wert
der wärmegedämmten Wand bei. Der
Wärmedurchlasswiderstand ruhender
Luftschichten ist je nach Dicke, Neigung KS-Außenwand mit
Wärmedämm- 0,04 0,13 –
und Wärmestromrichtung unterschied-
Verbundsystem
lich. Neigungen von über 60° gegenüber
der Waagerechten zählen als senkrech-
te, geringere Neigungen als waagerechte
Luftschicht. Die in der Norm tabellierten
Bemessungswerte der Wärmeleitfähig- Zweischalige
keit von Luftschichten berücksichtigen KS-Außenwand
neben dem Wärmetransport in der ste- mit Fingerspalt 0,04 0,13 ruhend
henden Luft selbst auch den Wärme- oder stehender
transport durch Wärmestrahlung (Infra- Luftschicht
rotstrahlung) und durch Luftbewegung
(Eigenkonvektion) innerhalb des Hohl-
raums. Wenn in einem Berechnungspro-
gramm für den U-Wert nur die Wärme- Hinterlüftete
leitfähigkeit der Schichten eingegeben KS-Außenwand 0,13 0,13 stark belüftet
werden kann, muss diese „rückwärts“ nach DIN 18516-1
als Quotient aus ihrer Dicke d und ihrem
Wärmedurchlasswiderstand R berechnet
werden:
Tafel 7 Bemessungswerte der Wärmeübergangswiderstände für die Berechnung des U-Werts nach DIN EN ISO 6946 für verschiedene Bau-
teile, für den Winterfall (Wärmestromrichtung von innen nach außen)
Besteht das Bauteil aus homogenen und inhomogenen Schich- nn Mittelwertbildung zwischen der unteren und oberen Grenze
ten, bzw. hat es unterschiedliche nebeneinanderliegende Be-
reiche (z.B. Sparren und Gefach bei Dachstühlen; Betonstützen nn Kehrwertbildung liefert den zutreffenden U-Wert des Bau-
in einer Mauerwerkswand), muss zur Berechnung des U-Werts teils
das so genannte „vereinfachte Verfahren“ nach DIN EN ISO
6946 angewendet werden. Die früher übliche, flächenantei-
lige Mittelung der U-Werte nebeneinanderliegender Bereiche Die Berechnung des U-Werts eines zusammengesetzten Bau-
ist nicht zulässig und stellt einen Planungsfehler dar: die flä- teils bzw. eines Bauteils aus homogenen und inhomogenen
chenanteilige Mittelung z.B. bei Sparren oder Stützen liefert zu Schichten nach DIN EN ISO 6946 erfolgt sinnvollerweise mit
niedrige und damit zu günstige U-Werte. einer Tabellenkalkulation oder einem Berechnungsprogramm
[4, 8]. Das vereinfachte Verfahren der Norm ist auf den ersten
Der Ablauf des vereinfachten Verfahrens ist wie folgt: Blick zwar nicht wirklich „einfach“, aber es ist sehr wohl erheb-
lich vereinfacht im Vergleich zu einer genauen, zwei- oder drei-
nn Berechnung eines flächenanteilig gemittelten R-Werts des dimensionalen Wärmebrückenberechnung, welche ansonsten
Bauteils, aus den jeweiligen R-Werten der nebeneinanderlie- zur Bestimmung des U-Werts eines solchen Bauteils eingesetzt
genden Bereiche, als obere Grenze des „wahren“ R-Werts, werden müsste. Nicht anwendbar ist das vereinfachte Verfah-
d.h. die Querwärmeleitung zwischen den benachbarten Be- ren, wenn die Dämmschichten eine Wärmebrücke aus Metall
reichen wird vollständig vernachlässigt enthalten oder nebeneinanderliegende Bereiche sehr unter-
schiedliche Wärmeleitfähigkeiten besitzen (z.B. Betonstützen
nn Berechnung des R-Werts des Bauteilaufbaus, wobei die zwischen Wärmedämmung). Genauere Werte des Wärmedurch-
Wärmeleitfähigkeiten der nebeneinanderliegenden inhomo- gangskoeffizienten erhält man durch numerische Verfahren
genen Bereiche innerhalb der jeweiligen Schicht flächen- nach DIN EN ISO 10211. Solche computergestützten Berech-
anteilig gemittelt werden, als untere Grenze des „wahren“ nungen sind zur Ermittlung der Oberflächentemperaturen an
R-Werts, d.h. die Querwärmeleitung zwischen den benach- Wärmebrücken und somit zur Bewertung des Kondensat- und
barten Bereichen wird maximiert. Schimmelrisikos erforderlich.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 10 Winterlicher Wärmeschutz 255
3.11 U-Wert-Korrekturen Bei der Planung von Gebäuden darf davon ausgegangen wer-
den, dass die spätere Ausführung fachgerecht (d.h. spalten-
Der berechnete Wärmedurchgangskoeffizient U ist entspre- frei) erfolgt. Bei fachgerechter Ausführung von Dämmarbeiten
chend der nachfolgenden Formel aus DIN EN ISO 6946 zu er- werden üblicherweise die vorgenannten Bedingungen eingehal-
höhen, um die Einflüsse der Luftspalte in der Dämmebene ten; somit ist in der Planung keine Korrekturnotwendigkeit für
(Index g für gaps), mechanischen Befestigungselementen (In- Luftspalte gegeben. Eine nachträgliche Korrektur des U-Werts
dex f für fasteners) und Unterlaufen von Umkehrdämmungen ist dann durchzuführen, wenn die Ausführung in dieser Hinsicht
durch Regen (Index r für rain) zu berücksichtigen. Für die Be- nicht fachgerecht erfolgte.
rechnung des Energiebedarfs wird dann der U-Wert UC inklu-
sive der Korrekturen verwendet. Die Korrekturen treten in der
Regel nicht gleichzeitig für dasselbe Bauteil auf, sondern kom- 3.11.3 U-Wert-Korrektur bei Umkehrdächern
men meist in unterschiedlichen Bauteilsituationen zum Tragen. Die Korrektur für das Unterlaufen der Umkehrdämmung durch
Ist die Gesamtkorrektur für alle drei Aspekte zusammen gerin- Regenwasser erfolgt nur dann, wenn der Effekt nicht schon
ger als 3 % des U-Werts im ungestörten Bereich, so braucht im Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffes
nicht korrigiert zu werden. enthalten ist. Abweichend vom Korrekturverfahren der DIN EN
ISO 6946 erfolgt in Deutschland die Bestimmung des Bemes-
Uc = U + ∆Ug + ∆Uf + ∆Ur [W/(m2·K)](3.13) sungswerts des Wärmedurchgangskoeffizienten nach den Fest-
legungen in den technischen Spezifikationen des betreffenden
Dämmstoffes bzw. Dachaufbaus, z.B. in einer allgemeinen bau-
3.11.1 U-Wert-Korrektur für mechanische Befestiger und aufsichtlichen Zulassung oder Bauartgenehmigung bzw. nach
punktuelle Wärmebrückeneinflüsse DIN 4108-2 Abschnitt 5.3.3.
Das U-Wert-Korrekturverfahren für punktförmige mechanische
Befestiger und andere punktförmige Wärmebrücken kommt in
Deutschland kaum zur Anwendung, z.B. weil deren Einfluss 3.11.4 Rse - bzw. Rsi - Korrektur bei Vorsprüngen
numerisch bestimmt und dann mittels Befestigeranzahl mal Nach DIN EN ISO 6946 dürfen Vorsprünge in ansonsten ebe-
-Wert eingerechnet wird, oder einzelne punktförmige Wärme- nen Oberflächen (z.B. überstehende Pfeiler) bei der Berech-
brücken beim EnEV-Nachweis vernachlässigt werden dürfen. nung des Wärmedurchgangswiderstandes vernachlässigt wer-
Genaueres hierzu erläutert Abschnitt 6. Hinweise zu den im den, wenn sie aus einem Material mit einer Wärmeleitfähigkeit
Energiebedarf vernachlässigbaren, punktförmigen Wärmebrü- von höchstens 2,5 W/(m·K) bestehen (entspricht Beton mit
cken finden sich in Abschnitt 5 sowie in DIN 4108 Beiblatt 2 [9]. 2 % Bewehrung). Ist die Wärmeleitfähigkeit des Vorsprungs
größer und das Bauteil nicht wärmegedämmt, wird der Vor-
sprung übermessen, aber dafür an der betroffenen Fläche der
3.11.2 U-Wert-Korrektur für Luftspalte in der Dämmebene Wärmeübergangswiderstand mit dem Verhältnis aus der pro-
Die Korrektur für Luftspalte in der Dämmebene kommt nicht jizierten Fläche und der abgewickelten Fläche des Vorsprungs
zum Tragen, wenn keine oder nur kleine, vereinzelte Luftspal- multipliziert.
te zwischen den Dämmplatten oder zwi-
schen den Dämmplatten und den angren-
zenden Baustoffen vorhanden sind. Dies
ist u.a. dann anzunehmen, wenn
4. Hygienischer Mindestwärmeschutz
Generell sind Gebäude so zu planen und zu bauen, dass ein als 80 % aufweist und dieser Zustand mindestens zwölf Stun-
ausreichender Mindestwärmeschutz flächiger Bauteile und den am Tag gegeben ist. Bei höheren Luftfeuchten sind kürze-
an Wärmebrücken gegeben ist. Die einzuhaltenden Anforde- re Zeiträume ausreichend. Das Vorliegen von flüssigem Was-
rungen sind in der bauaufsichtlich eingeführten technischen ser auf der Bauteiloberfläche ist nicht erforderlich. Schimmel
Baubestimmung DIN 4108-2 fixiert. Der bauliche Mindestwär- benötigt für sein Wachstum einen Nährboden mit passendem
meschutz soll die Gesundheit der Bewohner bzw. Gebäude- pH-Wert, das so genannte Substrat, sowie moderate Tempera-
nutzer durch ein hygienisches Raumklima schützen und die turen und genügend Feuchte. Die genauen Wachstumsgrenzen
Baukonstruktion vor Feuchteschäden bewahren. Dafür sind unterscheiden sich etwas von Schimmelart zu Schimmelart.
eine ausreichende Beheizung und ein hygienisch definierter Da eine geeignete Temperatur und ein passendes Substrat in
Mindestluftwechsel zum Abtransport der im Innenraum freige- der Regel in beheizten Gebäuden immer vorhanden sind, bleibt
setzten Feuchte sicherzustellen. Angesichts heutiger Ansprü- als Maßnahme zur Schimmelvermeidung nur die Vermeidung
che an Wohnkomfort, Hygiene, Schimmelfreiheit und Energie- von (Oberflächen-)Feuchte und Kapillarkondensation (Bild 5).
einsparung ist aber ohnehin ein deutlich besserer baulicher
Wärmeschutz anzustreben. Dieser wird bei funktionsgetrenn-
ter Bauweise immer durch dickere Dämmschichten bzw. durch 4.2 Mindestwärmeschutz flächiger Bauteile bei normal be-
Dämmschichten mit niedrigerer Wärmeleitfähigkeit erreicht. heizten Gebäuden
Ausgehend von vereinfachenden bauphysikalischen Modellbe- nn Der Mindestwärmeschutz muss überall eingehalten sein.
trachtungen kann Schimmelpilzwachstum bereits auftreten, Das gilt besonders auch für wärmeschutztechnisch ge-
wenn an mindestens fünf aufeinanderfolgenden Tagen die rela- schwächte Querschnitte wie Heizkörpernischen und Fens
tive Luftfeuchte an der Bauteiloberfläche einen Wert von mehr terstürze.
Wassergehalt der Luft in g/m3 bei diesem Grund muss der Wärmeeintrag
25 einer relativen Luftfeuchte von 80 %
durch diese Bauteile stärker reduziert
Wassergehalt der Luft in g/m3 bei
einer relativen Luftfeuchte von 50 % werden als bei speicherfähigeren Bau-
20
teilen. Als Unterscheidungskriterium
zwischen leichten und schweren Bau-
15
teilen wird eine flächenbezogene Mas-
se von 100 kg/m2 herangezogen. Der
10
Mindestwert des Wärmedurchlass-
widerstandes leichter Bauteile muss
5
R 1,75 m2·K/W betragen. Bei Rah-
men- und Skelettbauten, Holzständer-
0
-10 -5 0 5 10 15 20 25 30
bauten und Fassaden als Pfosten-Rie-
gel-Konstruktion gilt dieser Wert nur
Temperatur [°C] für den Gefachbereich, jedoch muss
das gesamte Bauteil zusätzlich einen
Bild 5 Zusammenhang zwischen Lufttemperatur, relativer Luftfeuchte (r.F.) und abso- mittleren Wärmedurchlasswiderstand
luter Luftfeuchte (Wassergehalt der Luft in g Wasser pro m3 Luft). Blaue Pfeile: von 1,0 m2·K/W einhalten.
bei Abkühlung von Luft mit 20 °C (z.B. an der Wandoberfläche) steigt die relative
Luftfeuchte auf 80 %.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 10 Winterlicher Wärmeschutz 257
Tafel 8 Mindestwerte des Wärmedurchlasswiderstandes flächiger Bauteile mit einer flächenbezogenen Masse 100 kg/m2, aus
DIN 4108-2 [10]
nn Bei transparenten und teiltransparenten Bauteilen (z.B. nn Die tabellierte Mindestanforderung von R 0,90 m2·K/W
Vorhangfassaden, Pfosten-Riegel-Konstruktionen, Glas- für Sohlplatten und erdberührte Kellerfußböden unter be-
dächer, Fenster, Fenstertüren und Fensterwände) müs- heizten Aufenthaltsräumen gilt nur für die äußeren 5 m der
sen opake Ausfachungen und Paneele mindestens einen Bodenplatte. Der weiter innen liegende Mittelbereich der
Wärmedurchlasswiderstand R 1,2 m2·K/W haben (d.h. Bodenplatte kann ungedämmt bleiben, da sich weiter innen
Up 0,73 W/(m2∙K)). Die Rahmen dürfen höchstens einen ein so genannter Wärmesee unter dem Gebäude ausbildet
Uf -Wert von Uf 2,9 W/(m²∙K) haben. Alle Gläser sind min- und der Wärmeverlust über das Erdreich an die Außenluft
destens als Isolierglas oder mit zwei Glasscheiben (z.B. Ver- auch bei einem ungedämmten Mittelbereich der Boden-
bundfenster, Kastenfenster) auszuführen. platte gering ist. Das Weglassen der Wärmedämmung im
Mittelbereich der Bodenplatte ist vor allem interessant bei
großen, niedrig beheizten Gebäuden wie z.B. Industrie- und
Lagerhallen, während bei normal beheizten Gebäuden häu-
fig die gesamte Bodenplatte durchgehend gedämmt wird,
weil die Verlegung einfacher ist und die fraglichen Flächen
klein sind.
258 Winterlicher Wärmeschutz 10 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Wärmebrücken sind Stellen in der thermischen Gebäudehül- im Bereich der angrenzenden flächigen „Regelbauteile“ (Ui · Ai)
le, an denen es zu einem örtlich erhöhten Wärmedurchgang abgezogen. Der verbleibende Betrag ist der lineare Wärme-
durch die Konstruktion kommt. Daraus resultieren örtliche Un- durchgangskoeffizient , welcher den durch den Wärmebrücken-
terschiede in der Temperatur der Innen- und der Außenober- effekt zusätzlich auftretenden Wärmedurchgang kennzeichnet.
flächen der Konstruktion. Im Winter kommt es an Wärmebrü-
cken zu einem erhöhten Wärmeverlust. Zusätzlich kann es zu
deutlich verringerten Innenoberflächentemperaturen kommen, INFO
und in der Folge zu Tauwasser- und Schimmelpilzbildung. Dies Mit zunehmender Wärmedämmung kommt der Planung und
gilt in gleicher Weise für Wärmebrücken. Deshalb sind sie aus Verminderung von Wärmebrücken eine wachsende Bedeutung
energetischer Sicht, vor allem aber aus Bauqualitäts- und Hygie zu.
negesichtspunkten zu vermeiden oder möglichst in ihrem Ein-
fluss zu begrenzen. Mit steigendem Dämmstandard kommt
den Wärmebrücken im Planungsprozess und bei der Bewertung Längenbezogene Wärmebrücken treten an den Anschlussstel-
eines Gebäudes eine zunehmende Bedeutung zu. Wärmebrü- len zwischen benachbarten Bauteilen auf. Je nach Bauweise
cken können sehr unterschiedliche Ursachen haben, die auch können sie sich deutlich bemerkbar machen, vor allem wenn
in Kombination miteinander auftreten können: auf die Verminderung der Wärmebrückenwirkung nicht beson-
ders geachtet wird. Die Bilder 7 und 8 vergleichen den Wärme-
nn Stoffbedingte Wärmebrücken ergeben sich aus einem durchgang im Bereich einer einbindenden Decke zwischen der
Wechsel der Baustoffe nebeneinanderliegender Bereiche, KS-Funktionswand mit Wärmedämmverbundsystem und einer
z.B. Betonstütze in einer Mauerwerkswand. monolithischen Bauweise. Der Vergleich erfolgt für zwei Kon-
struktionen mit annähernd identischem U-Wert der Außenwand.
nn Geometriebedingte Wärmebrücken finden sich beispielswei- Deutlich erkennbar ist die geringere Wärmebrückenwirkung bei
se an jeder Gebäudekante. der KS-Funktionswand.
Oft findet sich auch eine Kombination mehrerer Ursachen 5.2 Verminderung des Wärmebrückenverlusts nach DIN 4108
(Traufanschluss, Deckeneinbindung). Üblich ist deswegen die Beiblatt 2
Unterteilung entsprechend ihrer Geometrie in punkt-, linien-
und flächenförmige Wärmebrücken. Geometriebedingte Wär- Im Gegensatz zu flächigen Bauteilen werden an Wärmebrücken
mebrücken lassen sich nicht ganz vermeiden, aber in ihrer keine allgemeingültigen energetischen Mindestanforderungen
Auswirkung deutlich verringern. Zur Verminderung von Wärme- gestellt; es gibt auch keine verbindlichen Höchstgrenze für
brücken gilt generell die Empfehlung, die dämmende Schicht -Werte (eine hygienische Mindestanforderung wird sehr wohl
so vollständig und lückenlos wie möglich um das beheizte Ge- gestellt, nämlich die Pflicht zum Einhalten des Schimmelpilz-
bäudevolumen zu legen. Die dämmenden Schichten benach- kriteriums fRsi 0,70 der DIN 4108-2 !). Dennoch ergeben sich
barter Bauteile sollten lückenlos und ohne Dickenverminderung in der Regel „freiwillig“ eingegangene energetische Mindestan-
ineinander übergehen. Das Konstruktionsprinzip der durchge- forderungen daraus, dass im EnEV-Nachweis und/oder in der
henden Dämmebene kann bei Neubauten mit Kalksandstein Baubeschreibung bestätigt wird, die relevanten Wärmebrücken
und vorausschauender Planung gut eingehalten werden. Bei der würden dem Wärmebrückenbeiblatt DIN 4108 Beiblatt 2 bzw.
Bestandssanierung ist dies häufig nur mit erhöhtem Aufwand dessen Kategorie A oder B entsprechen. Dieses Beiblatt gibt
oder mitunter gar nicht mehr nachträglich möglich. Hier sind in Prinzipskizzen Planungs- und Ausführungsempfehlungen, wie
entsprechend angepasste Lösungen erforderlich. der Einfluss von Wärmebrücken energetisch und thermisch ver-
mindert werden kann. Dafür werden zwei Kategorien im Sinne
von Niveaus definiert, wobei die Kategorie A dem bisherigen
5.1 Energetische Charakterisierung von Wärmebrücken Beiblatt 2 entspricht (Merkhilfe: A wie „alt“) und die Kategorie
B einer weiter verbesserten Wärmebrückenvermeidung (Merk-
In energetischer Hinsicht werden linienförmige Wärmebrücken hilfe: B wie „besser“). Bezieht sich der Planer im EnEV-Nach-
durch den linearen Wärmedurchgangskoeffizienten (-Wert) weis oder in der Baubeschreibung auf Kategorie A oder B des
charakterisiert. Er gibt den Wärmedurchgang pro Meter Länge Beiblatts, wird das dort definierte Niveau der Wärmebrücken-
der Wärmebrücke und pro Kelvin Temperaturdifferenz an, der verminderung verbindlich.
zusätzlich zum Wärmedurchgang durch die benachbarten flä-
chigen Bauteile auftritt. Der -Wert (Psi-Wert) ist das längenbe- Generell muss ein Planer gemäß EnEV den Einfluss konstruk-
zogene Pendant zum U-Wert der flächigen Bauteile. Für punkt- tiver Wärmebrücken auf den Jahres-Heizwärmebedarf nach den
förmige Wärmebrücken wird der -Wert (Chi-Wert) verwendet. Regeln der Technik und den im jeweiligen Einzelfall wirtschaft-
lich vertretbaren Maßnahmen so gering wie möglich halten.
Zur Ermittlung des linearen Wärmedurchgangskoeffizienten Der zusätzliche Wärmedurchgang durch alle relevanten Wär-
wird zunächst mittels einer zweidimensionalen numerischen Be- mebrücken eines Gebäudes wird mittels eines Zuschlags auf
rechnung der stationäre Wärmedurchgang Q im gesamten Be- den U-Wert aller Hüllflächen des Gebäudes (UWB ) berücksich-
reich der Wärmebrücke ermittelt (Bild 6). Die Division des Wär- tigt. Dies kann im EnEV-Nachweis wahlweise detailliert oder
medurchgangs durch die angesetzte Temperaturdifferenz ergibt pauschalisiert erfolgen:
den thermischen Leitwert L. Hiervon wird der Wärmedurchgang
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 10 Winterlicher Wärmeschutz 259
U1
a i
A1
U2
A1
0,10 W/(m2·K) entspricht. Diese Vari- L : Thermischer Leitwert
U2
ante überbetont den Wärmebrücken- U : U-Wert
A : Fläche
einfluss. Bei Bestandsgebäuden mit Q : Wärmestrom
Innendämmung an mehr als 50 % der D = Dq: Lufttemperaturdifferenz
Außenwand und einbindenden Mas- A2 zwischen außen und innen
sivdecken beträgt der Zuschlag sogar a
UWB = 0,15 W/(m2∙K). Q
L= = L - U1 · A1 - U2 · A2
nn Reduzierter pauschaler Zuschlag: Bild 6 Skizze zur Berechnung des längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten
ein verringerter pauschaler Zuschlag
von UWB = 0,05 W/(m2∙K) bzw.
2
0,03 W/(m ∙K) ist zu wählen, wenn
die relevanten Wärmebrücken der Wärmestromdichte an der Außenoberfläche Material
Wärmestromdichte[W/m
an der
2 Außenoberfläche
] Material
Kategorie A bzw. B aus DIN 4108 [W/m2] Putz
Beiblatt 2 entsprechen. Durch die none
Wahl dieser Variante wird die entspre- Wärmedämmung
chende Kategorie aus dem Beiblatt Außenputz
KS-Mauerwerk
für die betreffenden Wärmebrücken
verbindlich. Betondecke
Thermohaut
Estrich
nn Kombinierter Zuschlag: Ist nicht für KS-Mauerwerk
alle gewählten Bauteilanschlüsse der
jeweils gewählten Kategorie A oder B Innenputz
ein Gleichwertigkeitsnachweis mög-
Betondecke
lich, so kann der Einfluss dieser nicht
gleichwertigen Bauteilanschlüsse zum Trittschalldämmung
pauschalen Zuschlag addiert werden
(Tafel 9). Dabei wird die Differenz zwi- Estrich
schen dem tatsächlichen -Wert und 12 10 8 6 4 2 0
dem Referenz--Wert mit der Länge
der jeweiligen Wärmebrücke multi-
pliziert, durch die Hüllfläche geteilt, Bild 7 Wärmestromdichten (nach links abgetragen) an der Außenoberfläche bei
und das Ergebnis zum pauschalen KS-Funktionswand mit WDVS im Bereich der einbindenden Decke
Zuschlag 0,05 bzw. 0,03 W/(m2∙K)
hinzugerechnet. Analog kann der zu-
sätzliche Einfluss von Wärmebrücken,
die gar nicht im Beiblatt 2 enthalten Wärmestromdichte an der Außenoberfläche Material
Wärmestromdichte[W/m 2
] Außenoberfläche
an der Material
sind, anhand deren -Wert, ihrer Län- [W/m2] Putz
ge und der Hüllfläche berechnet und none
auf den pauschalen Zuschlag addiert Monolithisches
Außenputz
Mauerwerk
werden.
Decken-
Mauerwerk
nn Detaillierter Wärmebrückenzuschlag: abmauerung
die - bzw. - Werte der linien- bzw. Innenputz
Wärmedämmung
punktförmigen Wärmebrücken werden
Vormauerwerk
detailliert ermittelt. Der detaillierte Betondecke
individuelle Wärmebrückenzuschlag Dämmstreifen
ist die Summe aus Länge der Wärme- Estrich
brücken bzw. -Wert mal Anzahl der Betondecke
punktförmigen Wärmebrücken, geteilt
durch die gesamte Hüllfläche des Ge- Trittschalldämmung
bäudes bzw. der Zone. Zahlenwerte
Estrich
für und können auch der Literatur 12 10 8 6 4 2 0
oder Wärmebrückenkatalogen, z.B.
dem KS-Wärmebrückenkatalog [11],
entnommen werden. Bild 8 Wärmestromdichten (nach links abgetragen) an der Außenoberfläche bei mono
lithischer Bauweise im Bereich der einbindenden Decke
260 Winterlicher Wärmeschutz 10 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Tafel 9 Möglichkeiten zur Berücksichtigung des zusätzlichen Wärmedurchgangs durch alle relevanten Wärmebrücken eines Gebäudes
(UWB ) im EnEV-Nachweis
Pauschaler Zuschlag Dieser pauschale Zuschlag entspricht einer Erhöhung der U-Werte aller Hüllflächenbauteile um
UWB = 0,10 W/(m²∙K) jeweils 0,10 W/(m²·K).
Überbetont in aller Regel den Wärmebrückeneinfluss
Reduzierter pauschaler Zuschlag Alle relevanten Wärmebrücken entsprechen mindestens Kategorie A aus DIN 4108 Beiblatt 2.
UWB = 0,05 W/(m²∙K)
Reduzierter pauschaler Zuschlag Alle relevanten Wärmebrücken entsprechen Kategorie B aus DIN 4108 Beiblatt 2.
UWB = 0,03 W/(m²∙K)
Kombinierter Zuschlag Nicht alle relevanten Wärmebrücken entsprechen mindestens Kategorie A aus DIN 4108 Beiblatt 2.
(pauschal + individuell) Die Wärmebrücken, die ungünstiger als Kategorie A sind, werden mit der Differenz ( - Ref, Kat.A) ∙ l
UWB = 0,05 W/(m²∙K) + ∙ li /A zwischen dem tatsächlichen -Wert und dem Referenzwert für Kategorie A, multipliziert mit ihrer
Länge l, in UWB eingerechnet.
Relevante Wärmebrücken, die gar nicht im Beibatt 2 enthalten sind, werden mit ∙ l in UWB ein
gerechnet.
Kombinierter Zuschlag Nicht alle relevanten Wärmebrücken entsprechen Kategorie B aus DIN 4108 Beiblatt 2.
(pauschal + individuell) Die Wärmebrücken, die ungünstiger als Kategorie B sind, werden mit der Differenz ( - Ref, Kat.B) ∙ l
UWB = 0,03 W/(m²∙K) + ∙ li /A zwischen dem tatsächlichen -Wert und dem Referenzwert für Kategorie B, multipliziert mit ihrer
Länge l, in UWB eingerechnet.
Relevante Wärmebrücken, die gar nicht im Beiblatt 2 enthalten sind, werden mit ∙ l in UWB ein
gerechnet.
Detailliert ermittelter Zuschlag - bzw. - Werte der linien- bzw. punktförmigen Wärmebrücken werden detailliert ermittelt.
Wärmebrückenzuschlag UWB = [ (i ∙ li ) + (j ∙ nj )]/A
Zahlenwerte für können selbst berechnet oder der Literatur oder Wärmebrückenkatalogen [11] ent-
nommen werden.
A ist die gesamte Hüllfläche des Gebäudes bzw. der Zone. Die abgemessene Länge der längen
bezogenen Wärmebrücken ist li . Die Anzahl, wie oft die jeweilige punktförmige Wärmebrücke auftritt,
ist nj.
Welche Wärmebrücken im Rahmen des energetischen Nach- stellen keine Festlegungen im Sinne des Baurechts dar. Auch
weises zu berücksichtigen sind, regelt die EnEV; Hinweise gibt wenn die Beispiele in erster Linie auf den Neubau abzielen, ge-
ebenfalls DIN V 18599-2:2016-10; eine detaillierte Auflistung ben die dargestellten Prinzipien wertvolle Hinweise für die Wär-
der zu berücksichtigenden und der vernachlässigbaren Wär- mebrückenverminderung bei der Bestandssanierung.
mebrücken enthält DIN 4108 Beiblatt 2:2018. Mindestens für
die Wärmebrücken Gebäudekanten, Laibungen (umlaufend)
von Fenstern und Türen, Decken- und Wandeinbindungen und INFO
Deckenauflager muss die Gleichwertigkeit der individuellen Lö- Bauteilanschlüsse bei funktionsgetrennter KS-Bauweise erfül-
sung mit der Beispiellösung im Beiblatt gegeben sein, je nach len problemlos die verbesserte Kategorie B. Die Empfehlung
gewähltem pauschalen Zuschlag der Kategorie A oder B. Die ist, für alle Wärmebrücken des Gebäudes die Einhaltung der
Gleichwertigkeit ist einzuhalten. Eine Pflicht, dies nachzuwei- Kategorie B anzustreben.
sen, gibt es aber für den öffentlich-rechtlichen Nachweis nicht.
Balkonplatten dürfen nur noch wärmetechnisch entkoppelt aus-
geführt werden. Andere linienförmige sowie nur einzeln auftre-
tende punktförmige Wärmebrücken brauchen im Wärmebrü- 5.3 Gleichwertigkeitsnachweis
ckennachweis im Rahmen der EnEV nicht berücksichtigt zu
werden. Erläuterungen zu den zu berücksichtigenden und der Für den Nachweis, dass eine konkret geplante oder ausgeführte
vernachlässigbaren Wärmebrücken finden sich auch in [9]. Anschlussausbildung zwischen Bauteilen gleichwertig ist zu den
Planungs- und Ausführungsempfehlungen der jeweiligen Kate-
Für Neubauten wird derzeit noch überwiegend das pau- gorie in DIN 4108 Beiblatt 2, gibt es zwei prinzipielle Vorge-
schale Verfahren mit reduziertem Wärmebrückenzuschlag hensweisen: den bildlichen und den rechnerischen Nachweis.
UWB = 0,05 W/(m∙K) genutzt. Die Konstruktionsbeispiele im
Beiblatt 2 sind als Empfehlungen sowie als Arbeitserleichte- Beim bildlichen Nachweis vergleicht der Planer seine Detail-
rung für den bildlichen Gleichwertigkeitsnachweis gedacht und planung visuell mit den Beispielzeichnungen im Beiblatt und
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 10 Winterlicher Wärmeschutz 261
prüft, ob das konstruktive Grundprinzip der Wärmebrückenver- dern die errechneten Höchstwerte bei Variation der Parame-
meidung und die Schichtdicken bzw. Wärmedurchlasswider- ter (Bauteildicken, Wärmeleitfähigkeitsspannen) der Beispiel-
stände der dafür wichtigen Baustoffschichten (Dämmstoffe, darstellungen.
Massivbaustoffe) eingehalten sind. Dabei geht man gedank-
lich die möglichen Wege der Wärme von innen nach außen ab Beide Nachweisvarianten sind gleichberechtigt und gleichwer-
und prüft, ob die Wärme auf diesen Wegen mindestens so viel tig, und können vom Planer für jede Wärmebrücke frei gewählt
Wärmedurchlasswiderstand in Form von Dämmschichten oder werden. Solange eines der beiden Nachweisverfahren einge-
dämmenden Baustoffen überwinden muss, wie in der Beispiel- halten ist, ist die Gleichwertigkeit gegeben. Eine Verpflichtung,
zeichnung dargestellt, und es keine „Abkürzungen“ für die Wär- dass sowohl der bildliche als auch der rechnerische Nachweis
me gibt. Ist dies gegeben, ist der Gleichwertigkeitsnachweis eingehalten sein müssen, besteht nicht und wäre nicht sinnvoll.
für diesen Anschlusspunkt erbracht. Lässt sich weder bildlich noch rechnerisch die Gleichwertigkeit
einer Anschlusslösung darstellen, ist das geplante Anschluss-
Sind das konstruktive Grundprinzip und/oder die Wärmedurch- detail wärmetechnisch zu verbessern, bis die Gleichwertigkeit
lasswiderstände der Schichten nicht eingehalten, oder weicht gegeben ist, oder es ist im EnEV-Nachweis ein alternativ nach
die Detailplanung grundlegend von der Darstellung im Beiblatt 2 Tafel 9 ermittelter, kombinierter Wärmebrückenzuschlag zu ver-
ab, muss ein rechnerischer Nachweis erfolgen. Dafür wird der wenden.
-Wert aus Wärmebrückenkatalogen [11] entnommen oder die
individuelle Wärmebrücke zweidimensional berechnet. Der so Ein Beispiel für den rechnerischen Gleichwertigkeitsnachweis
ermittelte -Wert darf nicht größer sein als der Referenzwert für für Kategorie B der DIN 4108 Beiblatt 2 für den Sockelan-
diese Anschluss-Situation für die jeweils gewählte Kategorie A schluss an den unbeheizten Keller bei einer KS-Funktionswand
oder B in DIN 4108 Beiblatt 2. Die Referenzwerte sind nicht mit KS-Wärmedämmstein, mit Hilfe des Wärmebrückenkatalogs
die -Werte der danebenstehenden Beispieldarstellungen, son- Kalksandstein, zeigt Tafel 10.
Tafel 10 Beispiel für den rechnerischen Gleichwertigkeitsnachweis für Kategorie B nach DIN 4108 Beiblatt 2
dKD
113
100
30 cm
40
unbeheizt
240
Überprüfung:
Dämmdicke Außenwand 100 mm = 180 mm
Dämmdicke Kellerdecke 100 mm = 120 mm
Länge flankierender Dämmung 500 mm = 300 mm
Höhe KS-Wärmedämmstein 113 mm = 113 mm
Dicke Kellerwand 240 mm = 300 mm
Þ Die Länge der flankierenden Dämmung auf der Kelleraußenwand ist geringer als in der
Beispielskizze aus DIN 4108 Beiblatt 2
Þ Bildlicher Gleichwertigkeitsnachweis ist nicht eingehalten.
Rechnerischer Ref,Kat.B = 0,15 W/(m·K) = 0,038 W/(m·K)
Nachweis
Þ Der individuelle -Wert des Bauteilanschlusses ist geringer als der Referenzwert Ref
nach DIN 4108 Beiblatt 2 für die Kategorie B
Þ Rechnerischer Gleichwertigkeitsnachweis ist eingehalten. Das Detail entspricht nach
DIN 4108 Beiblatt 2 der Kategorie B.
Þ Im EnEV-Nachweis darf ein pauschaler Wärmebrückenzuschlag von 0,03 W/(m²·K) angesetzt
werden, sofern alle anderen relevanten Wärmebrücken ebenfalls der Kategorie B entsprechen.
262 Winterlicher Wärmeschutz 10 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
5.4 Hygienische Mindestanforderung an die Oberflächen tigem Aufbau, die den Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2
temperatur bei Wärmebrücken (fRsi) bzw. nach Tafel 8 einhalten.
Bei Anschlussdetails zwischen Bauteilen muss der Oberflä- Ecken können ohne weiteren Nachweis als unbedenklich hin-
chentemperaturfaktor f Rsi im Bereich der Wärmebrücke beim sichtlich Schimmelpilzbildung angesehen werden, wenn sie
zwei- oder dreidimensionalen rechnerischen Nachweis mindes- aus Kanten gebildet werden, die ihrerseits unbedenklich hin-
tens 0,70 betragen. fRsi wird aus den angesetzten Lufttempe- sichtlich Schimmelpilzbildung sind (also obige Bedingungen
raturen innen und außen und der berechneten Temperatur an einhalten – anderenfalls ist die betroffene Kante ohnehin un-
der kältesten Stelle der Innenoberfläche bestimmt: zulässig), und die Dämmschichten im Bereich der Ecke unter-
brechungsfrei geführt sind. Erst wenn als viertes Element ei-
(usi – ue ) ne Störung oder Unterbrechung der Dämmebene hinzukommt,
fRsi = $ 0,70 [–] (5.1) wird ein numerischer f Rsi -Nachweis für die Ecke erforderlich,
(ui – ue )
z.B. bei einer Eckstütze gegen Außenluft unter einem vorsprin-
genden, unterseitig gedämmten Obergeschoss: Die Stütze
Bei den Standard-Randbedingungen nach DIN 4108-2 (in- durchdringt die Dämmebene und ist in diesem Fall als „Stör-
nen 20 °C und 50 % relative Luftfeuchte (r.F.); außen -5 °C, stelle“ anzusehen.
Wärmeübergangswiderstand innen 0,25 m2·K/W und außen
0,04 m2·K/W) entspricht dies einer kritischen Oberflächen-
temperatur von 12,6 °C. Diese Temperatur darf an der ungüns- INFO
tigsten Stelle nicht unterschritten werden. Der erhöhte Wärme- Neben der Einhaltung von fRsi zur Vermeidung von Schimmel-
übergangswiderstand innen, Rsi = 0,25 m²·K/W anstelle der pilzbildung ist für eine gleichmäßige Beheizung zu sorgen, so-
üblichen Werte, bildet den behinderten Wärmeübergang von wie eine ausreichende Belüftung der Räume und eine
der Raumluft auf die Wandoberfläche in der Nähe der Raum- ausreichende Belüftung der Innenoberfläche der Außenbautei-
kante oder hinter leichten Gardinen ab. Innerhalb der Flä- le sicherzustellen.
che von Fenstern, Fenstertüren, Türen etc. bleibt Rsi gemäß
DIN EN ISO 13788 bei 0,13 m2·K/W, weil von ungehinderter
Luftzirkulation ausgegangen wird. An Fenstern und Pfosten-Riegel-Konstruktionen ist Tauwasser
in geringen Mengen und kurzzeitig zulässig. Dies gilt, falls die
Unter stationären Verhältnissen hat die Raumluft überall den Oberfläche die Feuchtigkeit nicht absorbiert und verhindert wer-
gleichen absoluten Feuchtegehalt und die Luft unmittelbar an den kann, dass angrenzende Bereiche durchfeuchtet werden.
der Wandoberfläche nimmt die Temperatur der Wandoberflä- Deshalb gilt die Forderung fRsi 0,70 nicht innerhalb des Fens
che an. Wenn aber Raumluft von 20 °C und 50 % r.F. an der käl- terelements, wohl aber an der Einbaufuge des Fensters zum
testen Stelle der Innenoberfläche auf 12,6 °C abgekühlt wird, Baukörper und in der Fensterlaibung.
stellt sich dort eine relative Luftfeuchte von 80 % ein (Bild 5).
Dieser Wert gilt gerade noch als unkritisch hinsichtlich Schim- Bei Innendämmungen ist eine gründliche Vorab-Analyse der
melpilzwachstum. Der dimensionslose Temperaturfaktor f Rsi Feuchtesituation Pflicht. Innendämmungen sollten nicht ohne
stellt die einzuhaltende Anforderungsgröße der DIN 4108-2 für Konsultation eines versierten Bauphysikers eingebaut werden.
den Mindestwärmeschutz im Bereich von Wärmebrücken dar.
Er gilt nur für den rechnerischen Wärmebrückennachweis un- Durch schwere Vorhänge, Möblierung, Einbauschränke etc. wird
ter den vorgenannten, stationären Annahmen. der Wärmeübergang auf die raumseitige Außenwandoberfläche
reduziert. Es kommt zu einem größeren Wärmeübergangswider-
Bei einem Oberflächentemperaturfaktor von mindestens 0,70 stand Rsi und einer niedrigeren Innenoberflächentemperatur;
entfallen mindestens 70 % des Temperaturabfalls zwischen In- die Gefahr der Tauwasserbildung steigt.
nen- und Außenluft auf den Temperaturunterschied zwischen
Innenoberfläche und Außenluft, bzw. höchstens 30 % auf den
Temperaturunterschied zwischen Innenluft und Innenoberflä- INFO
che. Dabei wird an der Innenoberfläche sicherheitshalber mit Das Risiko der Schimmelpilzbildung an Wärmebrücken ist
einem erhöhten Wärmeübergangswiderstand von 0,25 m2·K/W umso geringer, je besser die flächigen Bauteile wärmege-
gerechnet statt der üblichen Werte, um den in der Nähe der dämmt sind.
Raumkante oder hinter Gardinen behinderten Wärmeübergang
auf die Wandoberfläche abzubilden (Tafel 11).
Dieser Einfluss von Schränken kann gemäß den Empfehlungen
Die Forderung fRsi 0,70 der DIN 4108-2 gilt für linienförmige des DIN-Fachberichts 4108-8 „Vermeidung von Schimmel-
Wärmebrücken zwischen zwei Bauteilen („Kanten“) und für wachstum in Wohngebäuden“ mittels eines größeren, äquiva-
punktförmige Wärmebrücken („Ecken“ zwischen drei flächigen lenten Wärmeübergangswiderstand Rsi,äq. abgebildet werden.
Bauteilen; kleinflächige Durchdringungen der Dämmebene). Er beinhaltet den normalen Wärmeübergang und den Wärme-
durchlasswiderstand des Schranks, und kann anstelle des üb-
Bei Einhalten der Empfehlungen der DIN 4108 Beiblatt 2, Kate- lichen Wärmeübergangswiderstandes Rsi für thermische Be-
gorie A oder B, für die Iinienförmigen Wärmebrücken („Kanten“) rechnungen verwendet werden:
kann man davon ausgehen, dass diese thermisch optimierten
Wärmebrücken bei sachgemäßer Nutzung des Gebäudes schim- nn hinter freistehenden Schränken: Rsi,äq. = 0,5 m2·K/W
melfrei bleiben. Ein gesonderter Nachweis muss nicht erfolgen.
Gleiches gilt für Kanten zwischen Außenbauteilen mit gleichar- nn hinter Einbauschränken: Rsi,äq. = 1 m2·K/W
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 10 Winterlicher Wärmeschutz 263
Tafel 11 Zweidimensionale Berechnung der Temperaturverteilung in der Raumecke bei KS-Funktionswand (Neubau) und monolithischer
Bauweise (Altbau im unsanierten Zustand); Berechnung von fRsi
Temperaturverteilung in der Raumecke bei KS-Funktions- Temperaturverteilung in der Raumecke bei monolithischer Temperatur
wand (Neubau) Bauweise (Altbau im unsanierten Zustand) [ºC]
i = 20 ºC 20
Außenputz si = 18,6 ºC i = 20 ºC
Rsi = 0,25 si = 16 ºC
= 0,70 Rsi = 0,25 18,75
m2 · K/W Außenputz
W/(m·K) f Rsi = 0,90 f Rsi = 0,62 m2 · K/W 17,5
= 1,0
si = 17,4 ºC si = 10,6 ºC
W/(m·K)
Innenputz 16,25
e = -5 ºC Innenputz
= 0,70 W/(m·K) e = -5 ºC = 0,51
Wärme- 15
W/(m·K)
dämmung Mauerwerk aus Mauerwerk 13,75
= 0,035 Kalksandsteinen - alt -
W/(m·K) RDK 1,8 = 0,4 12,5
= 0,99 W/(m·K) W/(m·K) 11,25
0,5 14 15 0,5 2 3 1,5
10
30 33,5
8,75
7,5
6,25
Raumseite Raumseite
5
3,75
2,5
qmin = 17,4 °C qmin = 10,6 °C 1,25
fRsi = 0,90 fRsi = 0,62
0
-1,25
-2,5
-3,75
-5
Aufbau von innen nach außen: Aufbau von innen nach außen:
0,5 cm Dünnlagenputz (Bemessungswert der Wärmeleit 1,5 cm Gipsputz (Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit
fähigkeit 0,70 W/(m·K)) 0,51 W/(m·K))
15 cm KS-Mauerwerk der RDK 1,8 (Bemessungswert der 30 cm „Altes“ Mauerwerk (angenommener Bemessungs-
Wärmeleitfähigkeit 0,99 W/(m·K)) wert der Wärmeleitfähigkeit 0,4 W/(m·K))
14 cm WDVS (Polystyrol EPS 035) (Bemessungswert der 2 cm Kalk-Zementputz (Bemessungswert der Wärmeleit
Wärmeleitfähigkeit 0,035 W/(m·K)) fähigkeit 1,0 W/(m·K))
0,5 cm Kunstharzputz (Bemessungswert der Wärmeleit
fähigkeit 0,70 W/(m·K))
Randbedingungen nach DIN 4108-2 (qi = 20 °C, qe = -5 °C; Rsi = 0,25 m²·K/W)
An jeder Stelle des Kastens, beim Anschluss an den Blendrah- 5.6 Einbaulage von Fenstern
men sowie beim Sturzanschluss ist fRsi 0,70 einzuhalten. Zu-
sätzlich ist in der Referenz-Einbausituation gemäß DIN 4108-2 Generell ist es wärmetechnisch vorteilhaft, wenn das Prinzip
Beiblatt 2 der Referenz--Wert für die Kategorie A oder B einzu- der durchgehenden Dämmebene gleichmäßig überall einge-
halten, wenn im EnEV-Nachweis ein pauschaler UWB ange- halten wird. Für den Fenstereinbau bedeutet dies bei KS-Funk-
setzt werden soll. tionswänden mit Wärmedämmverbundsystem bzw. zweischa-
lige KS-Außenwänden mit Wärmedämmung, dass das Fenster
Wärmetechnisch günstige Rollladenkästen haben in der Regel außen vor der tragenden Wand – d.h. in der Dämmebene –
eine möglichst dicke bzw. effektive Wärmedämmung zwischen montiert wird (Bild 9). Dabei ist es ausreichend, wenn die In-
Rollraum und Decke/Sturz, am Innenschenkel und über dem nenseite des Fensters flächenbündig mit der Außenseite der
Blendrahmen des Fensters, wobei die Dämmung den Blendrah- tragenden Wand ist. Als Befestigung am tragenden Mauerwerk
men möglichst weit überdecken sollte. Die Einbausituation von kommen Laschen und/oder Winkel zum Einsatz. Außenseitig
Rollladenkästen im Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) ist wird der Blendrahmen überdämmt. Diese Einbaulage reduziert
in der Regel etwas günstiger zu bewerten als die Einbausitua die Wärmebrücken in der Fensterlaibung erheblich. An der KS-
tion im monolithischen Mauerwerk. Meistens ist aufgrund der Tragschale kann die Befestigung der Winkel oder Konsolanker
Dämmdicke des WDVS eine außenseitige Überdämmung des einfach, sicher und wärmetechnisch optimiert erfolgen. Hier-
Kastens gewährleistet bzw. der Rollraum kann so weit nach für gibt es auch justierbare Lösungen, bei denen das Ausrich-
außen rutschen, dass die Dämmung der Innenschürze recht ten der Fenster in allen Raumrichtungen erfolgen kann. Die
dick ausfallen kann. Die Wärmebrückenwirkung der einbin- Einbauebene ist frei wählbar. Auskragungen bis 150 mm sind
denden Decke wird durch das WDVS stark vermindert. Auf ei- möglich. Die nachfolgenden Dichtungsmaßnahmen zwischen
ne ausreichende Dämmdicke des Kastens nach oben zur Be- Blendrahmen und Mauerwerk werden durch die Montageschie-
tondecke ist zu achten, um die Wärmeverluste an dieser Stelle nen nicht behindert.
zu minimieren.
Energetisch etwas ungünstiger als die Montage des Fensters
Analoges gilt für Rollladenkästen in zweischaligem Mauerwerk, in der Dämmebene ist die Montage des Fensters innerhalb der
wobei hier die Dämmschicht in der Regel nicht über die Außen- Rohbauöffnung (Bild 10). Diese Fensterlage lässt jedoch eine
seite des Kastens geführt wird. Bei schlanker tragender Innen- einfache, sichere und dauerhafte Befestigung in der Rohbau-
schale und kleiner Dämmdicke steht für den Kasten allerdings öffnung mittels handelsüblicher Rahmendübel zu. Zu beachten
nur wenig Platz zur Verfügung – entsprechend dünn muss dann ist hier, dass das Aussehen der Fassade durch die nur teilwei-
die Dämmung am Innenschenkel sein. Wärmetechnisch güns se sichtbaren Blendrahmen beeinflusst wird. Die Befestigung
tiger ist in diesem Fall die Verwendung eines Vorsatzkastens, der Fenster mittels Rahmendübel in der Rohbauöffnung ist bei
der als so genannter Linksroller eingebaut wird. Der Vorsatz- Hochlochziegeln mit dünnen Querstegen und großen Kammern
kasten tritt als gestalterisches Element in der Fassade auf. unter Umständen nur mit langen Spezialschrauben möglich.
Rahmendicke df
≤ 70 mm 80 mm 90 mm ≥ 120 mm
entspricht typischem Uf -Wert [W/(m ·K)]
2
2.5.1 Einschalige Außenwand, Fensteranschluss (seitlich), Fenster in Dämmebene
1,4 oder 1,3–1,2 1,1–1,0 0,9 oder
Uf größer kleiner
dAW
10 0,000 0,000 0,001 –
Dicke der 14 0,002 0,001 0,001 0,000
Außenwand-
18 0,004 0,004 0,003 0,001
dämmung
dAW [cm] 24 0,008 0,008 0,007 0,004
30 0,012 0,011 0,010 0,008
Hinweise
n Die Fensteröffnung ist mindestens 30 mm zu überdämmen (Überdämmung der Montagefuge 1 cm, Überdämmung des
Blendrahmens 2 cm).
n Der -Wert hängt in erster Linie von der Rahmendicke df ab. Ist diese bekannt, wird ohne Berücksichtigung von Uf oder
Uw für diese Rahmendicke abgelesen. Ist die Rahmendicke nicht bekannt, wird ersatzweise vom Uf -Wert des Rahmens
ausgegangen. Ist dieser ebenfalls unbekannt, kann er mit der Faustformel Uf ≈ Uw + 0,4 W/(m²·K) aus dem Uw -Wert des
Fensters abgeschätzt werden. Alternativ kann Uf mit der genauen Formel nach DIN EN ISO 10077-1 berechnet werden.
n Gilt für alle Dicken und alle Rohdichteklassen des KS-Mauerwerks
Rahmendicke df
≤ 70 mm 80 mm 90 mm ≥ 120 mm
2.5.6 Einschalige Außenwand, Fensteranschluss (seitlich), Fenster in Mauerwerksebene entspricht typischem Uf -Wert [W/(m ·K)] 2
6. Wärmebrücken in Kalksandstein-Mauerwerk
6.1 Verringerung der Wärmebrückenwirkung durch KS-Wärme- führt zu einer deutlichen Reduzierung der Wärmeverluste an der
dämmsteine Wärmebrücke (Bild 12). Ohne KS-Wärmedämmstein entspricht
der Anschluss der Kategorie A aus DIN 4108 Beiblatt 2. Mit KS-
Etwa 140 Detaillösungen mit zahlreichen Varianten für die Ver- Wärmedämmstein fällt der Anschluss in die Kategorie B aus
minderung von Wärmebrücken in Kalksandstein-Mauerwerk DIN 4108 Beiblatt 2 – und der längenbezogene Wärmedurch-
finden sich im Wärmebrückenkatalog Kalksandstein [11]. Der gangskoeffizient wird von 0,066 W/(m·K) ohne KS-Wärme-
Wärmebrückenkatalog ist unter www.
ks-waermebruecken.de abrufbar. Dort ist
ebenso eine detaillierte Berechnung des
Erde 30/40/55/10
KS-Wärmedämmstein 0/0/0/20
ISO-Kimmstein 0/0/0/20
Längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient
2.2.2 Einschalige Außenwand, Kellerdecke (Keller [W/(m·K)]
unbeheizt)
8 12 16 24
Hinweise
n Die deckenstirnseitige Sockeldämmung ist in einer Wärmeleitfähigkeit l 0,035 W/(m·K) auszuführen, bis höchstens 30 cm
über Geländeoberkante.
n Ein eventueller Rücksprung der Sockeldämmung gegenüber dem WDVS beträgt höchstens 4 cm.
n Die Sockeldämmung ist bis mindestens 30 cm unter Geländeoberkante herabzuführen.
n Die Dicke dBP der Bodenplattendämmung bezieht sich auf die Summe der Dicken der Wärme- und der Trittschalldämmung.
n Der -Wert darf in der EnEV-Berechung nicht mit dem Fx -Wert für den unteren Gebäudeabschluss beaufschlagt werden.
n Gilt für Dicken 17,5 cm und für Rohdichteklassen 2,0 des KS-Mauerwerks oberhalb des Kellers und für alle Dicken und
alle Rohdichten des KS-Mauerwerks im Keller.
dämmstein auf 0,038 W/(m·K) verbessert, dies ist eine Re- Das bedeutet, dass bei zweischaligem Mauerwerk mit Wärme-
duktion um gut 40 %. dämmung ohne und mit Hinterlüftungsebene bzw. mit vorge-
hängter hinterlüfteter Fassade (VHF) der U-Wert um den Ver-
Bild 12 zeigt den Temperaturverlauf an der Anschlussstelle, ankerungseinfluss korrigiert werden muss. Die Luftschichten
Bild 13 die längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten (Fingerspalt bzw. Hinterlüftungsebene) werden nicht zur Dicke
für den Kellerdeckenanschluss mit KS-Wärmedämmstein für der Dämmschicht hinzugezählt. Vor allem bei großen Dämmdi-
verschiedene Kombinationen aus Dicke der Außenwand- und cken im zweischaligen Mauerwerk steigt die Ankeranzahl pro
Kellerdämmung. m2 und damit der Wärmeverlust durch die Summe der Anker
an. Tafel 12 listet am Beispiel von Ankern mit einem punktbe-
zogenen Wärmedurchgangskoeffizienten = 0,00075 W/K auf,
6.2 Einfluss von mechanischen Befestigungsmitteln und bis zu welcher Anzahl an Luftschichtankern pro m² Wandfläche
Mauerwerksankern keine Korrektur des U-Werts erforderlich ist.
nn oder wenn die Wärmeleitfähigkeit eines Teils oder des Bild 14 Systemaufbau für zweischaliges Mauerwerk mit
ganzen Befestigungsteils kleiner als 1 W/(m·K) ist. Wärmedämmung
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 10 Winterlicher Wärmeschutz 267
Tafel 12 Ankerdichte, die ohne U-Wert-Korrektur für den Ankereinfluss möglich ist, für verschiedene U-Werte der ungestörten Wand.
Bei einer höheren Ankerdichte oder bei Ankern mit höherem -Wert ist der Einfluss der Anker im U-Wert zu berücksichtigen.
U-Wert der Wand Wärmebrückeneinfluss durch die Luftschichtanker ohne U-Wert-Korrektur bis zu Ankerdichte1) ohne
(ungestörter Bereich) (max. 3 % des U-Werts der ungestörten Wand) U-Wert-Korrektur bis zu
[W/(m²·K)] [W/(m²·K)] [Stück/m²]
0,125 0,0038 5
0,150 0,0045 6
0,175 0,0053 7
0,200 0,0060 8
0,225 0,0068 9
1)
Anzahl an Luftschichtankern pro m² bei zweischaligem Mauerwerk (Edelstahlanker, d = 4 mm mit -Wert 0,00075 W/K).
6.3 Wärmebrückenwirkung von Konsolen und Ankern bei nennenswerte Wärmebrückeneffekte entstehen. Bereits weni-
vorgehängten hinterlüfteten Fassaden ge Anker pro m2 können eine Erhöhung des U-Werts um 0,1
bis 0,2 W/(m²·K) oder mehr zur Folge haben. Generell ist zu
Bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden (VHF) wird die Dämm- empfehlen, thermisch getrennte Befestigungsteile einzuset-
schicht in regelmäßigen Abständen von den Befestigungstei- zen oder beim Anbringen der Befestigungsteile dafür zugelas-
len der vorgehängten Fassade durchstoßen. Je nach Art der sene thermische Trennlagen zwischen Konsole und Wand ein-
Fassade und Ausbildung der Befestigungsteile können dadurch zulegen. Die Wärmebrücken durch Konsolen und Anker sind in
Tafel 13 Vergleich von Konstruktionen mit punktförmigen Wärmebrücken: Einfluss auf den U-Wert
den U-Wert der Wandfläche mit der vorgehängten hinterlüfteten d) + e) Vorgehängte hinterlüftete Fassade:
Fassade einzurechnen, damit der Wärmebedarf des Gebäudes Es werden zwei Systeme betrachtet – eines mit einer
zutreffend berechnet werden kann. Die Berücksichtigung im U- Tragkonstruktion aus verzinktem Stahl (d) = und eines
Wert der Wand mit VHF kann explizit mittels der Anzahl der Ver- mit einer Aluminium-Tragkonstruktion (e). Beide Syste-
ankerungen und deren - bzw. -Werten erfolgen, sofern die me werden für das Rastermaß 0,75 · 0,75 m berech-
punktuellen bzw. längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizi- net, das entspricht einer mittleren Befestigeranzahl von
enten der Befestigungsteile bekannt sind oder vom Hersteller 1,78 Stück pro m2. Die Konsole wird durch ein L-Pro-
angegeben werden. fil gebildet und ist 60 mm lang. Die Schenkellänge be-
trägt 50 mm an der Wandoberfläche und 190 mm in
Die Richtlinie „Bestimmung der wärmetechnischen Einflüsse der Dämmebene. Außenseitig befindet sich ein Winkel-
von Wärmebrücken bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden“ profil zur Befestigung der Fassadenplatten. Die Schen-
[13] stellt entsprechende Werte für typische Verankerungssys kellänge beträgt beidseitig 45 mm. Dieses Profil wird als
teme zur Verfügung und bietet Bemessungsdiagramme zur Be- durchgehendes Profil betrachtet, was bedeutet, dass
rücksichtigung verschiedener Verankerungssysteme. sich an der Fassade alle 75 cm ein Winkelprofil befin-
det, das horizontal verläuft. Außenseitig wird auf die-
sem Profil eine Natursteinfassade der Dicke 4 cm an-
6.4 Vergleich der Wärmebrückenwirkung der Befestigung bei gebracht. Zwischen Konsole und Wandoberfläche wird
typischen Wandaufbauten eine thermische Trennung der Dicke 6 mm angeord-
net. Die thermische Trennung besteht aus einem druck-
Ausgangspunkt für den Vergleich der Wärmebrückenwirkungen festen und geschlossenzelligen PVC-Hartschaum und
der Befestigungen ist jeweils eine sehr gut wärmegedämmte wird nur durch die zur Befestigung der Konsole not-
Kalksandstein-Konstruktion, die aus einer tragende Innen- wendige Schraube unterbrochen. Eingesetzt werden
schale aus Kalksandsteinen hoher Rohdichte (Dicke 17,5 cm, Schrauben M8 aus Edelstahl mit der Verankerungs-
RDK = 2,0, = 1,1 W/(m·K)) und einer 20 cm dicken Wärme- länge 50 mm. Die beiden Systeme unterscheiden sich
dämmung mit einem Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit nicht nur in ihrem konstruktiven Material, sondern auch
von 0,032 W/(m·K) besteht. Eine Unterscheidung erfolgt für in der Dicke der eingesetzten Profile. Die Aluminium-
den äußeren Aufbau und für die Befestigungsteile. konsole ist 4 mm dick, die Stahlkonsole hingegen nur
2 mm. An den Winkelprofilen ist der Unterschied mit
a) Zweischaliges Mauerwerk: 1,5 mm bei Stahl gegenüber 2 mm bei Aluminium nicht
Betrachtet wird ein Aufbau mit Kalksandstein-Verblendmau- sehr groß. Zu beachten ist jedoch die bei Aluminium mit
erwerk der Dicke 11,5 cm mit Wärmedämmung (ohne Hin- 160 W/(m∙K) gegenüber Stahl mit 50 W/(m∙K) deutlich
terlüftung der Außenschale). Pro m2 werden neun Drahtan- größere Wärmeleitfähigkeit.
ker aus Edelstahl in die tragende Wand gesetzt. Die Anker
haben den Durchmesser 4 mm und werden in beiden Mau-
erwerksschalen mit einer Einbindetiefe von jeweils 50 mm
verankert.
b) Geklebtes Wärmedämm-Verbundsystem:
Bei tragfähigem, ebenen Untergrund (Ebenheitsabweichung
bis 1 cm) ist der Einsatz ausschließlich geklebter Systeme
möglich. Dies ist nicht nur besonders wirtschaftlich, sondern
vermeidet auch Wärmebrücken durch Befestigungselemente.
INFO
Ein ausschließlich geklebtes Wärmedämm-Verbundsystem,
wie es üblicherweise auf KS-Mauerwerk ausgeführt wird, weist
keine punktförmigen Wärmebrücken auf.
c) Gedübeltes Wärmedämm-Verbundsystem:
Das berechnete Wärmedämm-Verbundsystem ist ein gedü- Rote und gelbe Farben zeigen eine hohe örtliche Wärmestromdichte
beltes System mit handelsüblichen Kunststoffdübeln mit an, blaue und violette Farben eine niedrige. Nicht dargestellt sind die
einem Einstufungswert für von 0,002 W/K. Da für die Ein- Dämmschicht und die Fassadenplatten aus Naturstein. Trotz der Hin-
stufung von Dübeln der höchste -Wert bei verschiedenen terlüftung fließt auch durch die Natursteinfassade ein nennenswerter
Wärmestrom ab. Deutlich sichtbar werden die sehr hohen Wärme-
WDVS-Dicken herangezogen wird, kann der tatsächlich für stromdichten in der Metallkonstruktion, z. B. dort, wo sie die Kon-
eine Dämmdicke von 20 cm vorliegende Wärmeverlust eines struktion verlassen (vor allem am Winkelprofil). Die Fassade wirkt
Dübels geringer sein als der Einstufungswert. Die mit dem somit als Kühlkörper für die punktförmigen Wärmebrücken durch
Einstufungswert berechneten, zusätzlichen Wärmeverluste die Befestiger und verstärkt deren Wirkung.
liegen demnach auf der sicheren Seite. Angenommen wird
eine mittlere Dübelanzahl von 4,5 Dübeln pro m2. Bild 15 Vorgehängte hinterlüftete Fassade mit Aluminiumschie-
nen Wärmestromdichten an der Aluminiumschiene und
an der tragenden Innenschale aus Kalksandsteinen
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 10 Winterlicher Wärmeschutz 269
In Tafel 13 sind für die Dämmdicke 20 cm die U-Werte der ver- genauigkeit liegt. Damit würde sich selbst bei Berücksichti-
schiedenen Konstruktionen mit und ohne punktförmige Wärme- gung des Wärmebrückeneinflusses kein anderer U-Wert erge-
brücken aufgetragen. Der angegebene Unterschied U ist die ben. Beim gedübelten WDVS mit 4,5 Dübeln pro m2 beträgt
aufgrund der Wärmebrückeneffekte der Befestigungsmittel auf- die U-Wert-Erhöhung mit hier 6 % etwas mehr als bei den Luft-
tretende Erhöhung des (ungestörten) Wärmedurchgangskoeffizi- schichtankern. Besser eingestufte Dübel für WDVS würden zu
enten U. Diese Erhöhung ist im U-Wert zu berücksichtigen, wenn einem geringeren Wärmebrückeneinfluss führen.
sie größer als 3 % des U-Werts ohne Befestigungsmittel ist.
Sehr deutlich erhöhen die beiden Tragkonstruktionen für die
Bild 15 zeigt die Wärmestromdichten an den Profilen bei der vorgehängte hinterlüftete Natursteinfassade den U-Wert der un-
berechneten VHF-Konstruktion mit Aluminiumprofilen. Das aus- gestörten Bauteilfläche: Die Stahl-Tragkonstruktion erhöht den
schließlich geklebte Wärmedämm-Verbundsystem weist kei- U-Wert hier um gut 20 % von 0,15 auf 0,18 W/(m2·K). Alumini-
ne punktförmigen Wärmebrücken auf, daher ist keine Korrek- um als Material für die Tragkonstruktion erhöht den U-Wert hier
tur für Befestigungsteile erforderlich. Wie zu erwarten, ergibt um gut 45 % auf 0,22 W/(m2·K). Die Beispiele dokumentieren
sich bei den Konstruktionen mit Befestigungselementen für klar, welchen Einfluss die konstruktionsbedingten Wärmebrü-
die Luftschichtanker der geringste Einfluss auf den U-Wert cken haben. Bereits kleine -Werte punktueller Wärmebrücken
(hier: +4,7 %). Doch auch hier ist bereits das 3% -Kriterium und niedrige Anker- bzw. Dübeldichten können zu einem nen-
der DIN EN ISO 6946 überschritten, bis zu dem der Ankerein- nenswerten Anstieg des Wärmetransports führen. Vor allem bei
fluss vernachlässigt werden darf. Ursache dafür ist der nied- vorgehängten hinterlüfteten Fassaden ist der Wärmebrücken-
rige U-Wert der Ausgangswand sowie die hohe Dübelanzahl. Die einfluss der Befestigungen im U-Wert der Wandfläche zu be-
U-Wert-Erhöhung ist mit 0,007 W/(m²·K) allerdings so gering, rücksichtigen, um den Wärmebedarf des Gebäudes mit zutref-
dass sie in einigen Fällen − je nach U-Wert der Ausgangswand, fenden U-Werten richtig berechnen zu können.
aber nicht im gezeigten Beispiel − innerhalb der Rundungs-
7. Klimabedingter Feuchteschutz
Aus hygienischen Gründen und aus Komfortgründen sind be- nn Bei Neubauten muss eventuell vorhandene Baufeuchte in
hagliche, trockene Räume anzustreben. Feuchte Wände und der Anfangsphase durch erhöhtes Heizen und Lüften abge-
Decken können zu Schimmelpilzwachstum führen, was nicht führt werden, um Tauwasser oder Schimmelpilzbildung zu
nur unschön, sondern auch aufgrund der möglichen toxischen vermeiden. Üblicherweise rechnet man mit einer Zeitdauer
Wirkungen und Allergien zu vermeiden ist. In Räumen mit feuch- von etwa zwei Jahren, bis die Baufeuchte aus massiven Bau-
ten Bauteilen ist ein behagliches Raumklima kaum erreichbar. teilen ausgetrocknet ist.
Deshalb ist der Schutz der Außenbauteile gegen Feuchtigkeit
eine wichtige bauphysikalische Aufgabe:
Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl
: Der Widerstand, den ein Baustoff der
2% Diffusion von Wasserdampf entgegen-
Dieser -Wert ist dann auch für die Verdunstungsperiode bei- messtechnisch ermittelten sd -Werten 0,10 m wird in der Be-
zubehalten (Bild 18). rechnung als sd -Wert 0,10 m angesetzt, um eine mögliche
Messunsicherheit bei so kleinen sd -Werten aufzufangen.
Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke sd : Das
Verhalten von Baustoffschichten hinsichtlich Wasserdampfdif-
fusion wird durch die wasserdampfdiffusionsäquivalente Luft- 7.3 Bauteile, für die kein rechnerischer Tauwassernachweis
schichtdicke sd charakterisiert. Sie drückt aus, wie dick eine erforderlich ist
ruhende Luftschicht sein müsste, um den gleichen Widerstand
gegen Wasserdampfdurchgang zu haben wie die betrachtete In DIN 4108-3 sind Wand- und Dachbauteile angegeben, de-
Bauteilschicht (Bild 19). Der sd -Wert ist das Produkt aus der ren feuchtetechnische Funktionsfähigkeit aus der Erfahrung be-
Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl des Materials und kannt ist und für die kein weiterer Nachweis des ausreichend
der Dicke d der betrachteten Schicht, und ist damit keine Ma- niedrigen Tauwasserausfalls erforderlich ist.
terialeigenschaft, sondern eine Eigenschaft der konkreten Ma-
terialschicht. Die Norm unterteilt Materialschichten in folgende
Kategorien: Außenwände (Auswahl):
nn Außenwände aus einschaligem Mauerwerk, verputzt
nn Diffusionsoffene Schicht: Bauteilschicht mit einem sd -Wert
von weniger als 0,5 m nn Außenwände aus zweischaligem Mauerwerk, mit Wärme-
dämmung oder Wärmedämmung und Luftschicht oder nur
nn Diffusionshemmende Schicht: Bauteilschicht mit einem mit Luftschicht
sd -Wert zwischen 0,5 und 1.500 m
nn Außenwände aus Mauerwerk, raumseitig verputzt, mit hin-
nn Diffusionsdichte Schicht: Bauteilschicht mit einem sd -Wert terlüfteter Außenwandbekleidung
größer als 1.500 m
nn Außenwände aus Mauerwerk, verputzt, mit WDVS
Die früher üblichen bzw. umgangssprachlichen Bezeichnungen nn Außenwände aus Mauerwerk, verputzt, außenseitig mit an-
„Dampfbremse“ und „Dampfsperre“ sind nicht mehr normkon- gemörtelten Bekleidungen mit mindestens 5 % Fugenanteil
form. Für mehrschichtige, ebene Bauteile können die sd -Werte
der einzelnen hintereinanderliegenden Schichten addiert wer- nn Perimetergedämmte Kelleraußenwände aus Beton oder ein-
den, um den sd -Wert des ganzen Bauteils zu bestimmen. Die schaligem Mauerwerk
Wasserdampf-Übergangswiderstände an den Bauteiloberflä-
chen sind so klein, dass sie vernachlässigt werden. Die was- nn Perimetergedämmte Bodenplatten mit Abdichtung nach
serdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke einer Wärme- DIN 18195 bzw. DIN 18533, wenn die raumseitigen Schich-
dämmschicht liegt in der Größenordnung der einer massiven ten nicht mehr als 20 % des gesamten Wärmedurchlasswi-
Holzwand (Bild 19). derstandes des Bauteils ausmachen
Für außenseitig auf Bauteilen bzw. außenseitig von Wärmedäm- nn Wände in Holzbauart mit Mauerwerk-Vorsatzschale und
mungen vorhandene Schichten (z.B. Bahnen, Papiere etc.) mit raumseitiger Schicht mit sd 2 m
KS-Mauerwerk KS-Mauerwerk
RDK 1,4 RDK 1,8
d = 17,5 cm
KS-Mauerwerk
RDK 1,8 Polystyrol
Hartschaum
Polystyrol d = 14 cm
Hartschaum Nadelholz
(Weichholz)
Nadelholz
(Weichholz) d = 20 cm
Laubholz PE-Folie
(Hartholz)
nn Da das Kalksandstein-Mauerwerk selbst nur wenig zur Wär- Für die Austrocknung von KS-Innenwänden können aus Versu-
medämmung der Wand beiträgt, stellt eine eventuell lang chen unter ungünstigen Klimarandbedingungen (20 °C, 65 %
anhaltende Baufeuchte im Kalksandstein-Mauerwerk in der r.F.) näherungsweise folgende Anhaltswerte für die Zeit bis zum
Regel kein Problem dar, solange sie nicht über Anschlüs- Erreichen der Ausgleichsfeuchte abgeleitet werden:
se oder Einbindungen in feuchteempfindliche Bereiche ein-
dringt. nn Wände der Dicke 11,5 cm: etwa drei bis sechs Monate
nn Bei dämmenden Wandbildnern wie z.B. Porenbeton (Ähn- nn Wände der Dicke 24 cm: bis etwa zwölf Monate
liches gilt auch für porosierte Ziegel oder Leichtbetone)
sind WDVS mit wasserdampfdiffusionshemmender Wir- nn Bei Lochsteinen sowie bei praxisgerechten Klimarandbedin-
kung, wie z.B. mit EPS-Hartschaum, ungünstig. Die geringe gungen sind deutlich kürzere Austrocknungszeiten zu erwar-
Trocknungsmöglichkeit nach außen kann zu länger erhöhter ten [16].
8. Luftdichtheit
Eine möglichst luftdichte Ausführung der Gebäudehülle ist vor Hervorzuheben ist, dass die erforderliche Lüftung eines Ge-
allem aus Feuchteschutzgründen wichtig. Anderenfalls kann bäudes planmäßig über natürliche Lüftung (Fensterlüftung),
warme, feuchte Raumluft durch Undichtheiten der Gebäude- durch Lüftungseinrichtungen (z.B. Außenwanddurchlass, Lüf-
hülle nach außen strömen. Dabei kann es an kalten Stellen in- tungsgitter) oder durch mechanische Lüftung erfolgt. Der Luft-
nerhalb der Konstruktion zu Kondensatbildung und Schimmel- durchgang durch mehr oder weniger zufällige Undichtheiten ist
pilzwachstum kommen. Dies kann letztlich zur Schädigung oder zu stark abhängig von der momentanen Wind- und Luftdrucksi-
gar Zerstörung von Konstruktionsteilen führen. tuation, als dass eine sichere, ausreichende, energieeffiziente
Lüftung sichergestellt wäre.
Aber auch unter dem Aspekt der Energieeinsparung ist die
Luftdichtheit der Gebäudehülle zu sehen. Bei freier Lüftung Hinsichtlich der Luftdichtheit ist der Mauerwerksbau mit Kalk-
(Fensterlüftung) beträgt der Lüftungswärmeverlust bei gut ge- sandstein aufgrund seiner einfacheren und weniger fehleran-
dämmten Neubauten zwischen 30 und etwa 50 % der gesamt- fälligen Details im Vorteil gegenüber Leichtbauweisen. Beson-
en Wärmeverluste. Ähnlich wie bei den Wärmebrücken gilt auch ders hinzuweisen ist im Zusammenhang mit der Luftdichtheit
hier, dass der prozentuale Anteil der Lüftungswärmeverluste auf folgende Details:
mit zunehmender energetischer Qualität der Gebäudehüllflä-
che ansteigt. Dementsprechend ist darauf zu achten, dass nn Alle Bauteilanschlüsse im Dach- und Fensterbereich
die Gebäudehülle möglichst wenig ungeplante Undichtheiten
enthält, durch die ein unkontrollierbarer Luftwechsel stattfin- nn Alle Durchdringungen im Dach
det. Lüftungsanlagen (ohne, vor allem aber mit Wärmerückge-
winnung) können die Lüftungswärmeverluste reduzieren bei nn Abschlüsse von Mauerkronen (Abdeckelung von Lochsteinen
gleichzeitiger Sicherstellung einer guten Raumluftqualität und durch Mörtelauflage oder Verwendung gedeckelter Steine)
hohem Nutzerkomfort.
nn Alle offen zutage tretenden Lochkanäle der Mauersteine
(z.B. an Mauerkronen und unter Fensterbrettern) sind durch
eine Mörtelauflage abzudeckeln.
274 Winterlicher Wärmeschutz 10 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
INFO
Mauerwerksbereiche hinter abgehängten Decken, Spülkästen, Bei Sichtmauerwerk sind die Stoßfugen zu vermörteln, und das
Fußbodenleisten, Estrichaufbauten etc. sind vor Anbringen der Mauerwerk selbst ist sorgfältig zu erstellen.
Einbauten zu verputzen bzw. die Fugen sind zu verspachteln,
um die Luftdichtheit zu gewährleisten. Steckdosen in Mauer-
werk mit durchgehenden Elektrokanälen sind luftdicht einzu- Die Durchführung dieser Luftdichtheitsprüfung wird von der
setzen. Es empfiehlt sich, die Anschlüsse von Luftdichtheits- EnEV nicht gefordert, jedoch ist die ausreichende Luftdichtheit
folien an aufgehende Wandbereiche mechanisch zu sichern, eines Gebäudes eine vom Bauausführenden geschuldete Eigen-
z.B. durch eine Anpressleiste mit untergelegtem Kompriband, schaft des Gebäudes. Das Nachweisverfahren der EnEV sieht,
oder die Folie mit Rippenstreckmetall auf der Wand zu fixieren sozusagen als Bonus, reduzierte rechnerische Lüftungswärme-
und einzuputzen (Bild 20). verluste vor, wenn später eine Luftdichtheitsprüfung durchge-
führt und bestanden wird. Generell ist anzuraten, frühzeitig die
ausreichende Luftdichtheit der Gebäudehülle nachzuweisen –
INFO also zu einem Zeitpunkt, zu dem noch Nachbesserungen an
KS-Mauerwerk selbst ist luftdicht. Dies gilt bereits bei Verwen- der Luftdichtheitsebene möglich sind. Voraussetzung für die
dung von einseitigem Dünnlagenputz (mittlere Dicke 5 mm) Luftdichtheitsmessung ist aber, dass die luftdichte Schicht in-
oder bei Vermörtelung der Stoß- und Lagerfugen. Der Innen- nerhalb der thermischen Gebäudehülle fertiggestellt ist. Die
putz ist von Oberkante Rohdecke bis Unterkante Rohdecke zu Messung erfolgt hinsichtlich der Fenster, Türen und sonstiger
führen. Öffnungen im späteren Gebrauchszustand. Das heißt, dass die
in der thermischen Gebäudehülle liegenden Fenster und Au-
ßentüren geschlossen werden und nut-
zungsbedingte Öffnungen offen bleiben.
Eine Hilfestellung für die fachlich ein-
wandfreie Vorbereitung eines Gebäudes
für eine Luftdichtheitsmessung gibt bei-
spielsweise der Fachverband Luftdicht
heit im Bauwesen in [17].
Sparren Wärmedämmung
Die Überprüfung der Luftdichtheit der
Gebäudehülle erfolgt mit dem Differenz-
druckverfahren nach DIN EN ISO 9972
Luftdichtheits- (Blower-Door). Es gelten die folgenden
schicht Mindestanforderungen an den auf 50 Pa
Druckdifferenz bezogenen Prüfwert n50 :
Holzlattung
Raumseitige nn Für Gebäude ohne raumlufttechnische
Bekleidung Anlagen: n50 3,0 h -1
Anpresslatte Innenputz
nn Für Gebäude mit raumlufttechnischen
Vorkomprimiertes Anlagen: n50 1,5 h -1
Dichtungsband/Klebemasse KS-Mauerwerk
Bild 20 Luftdichter Anschluss an eine verputzte KS-Wand nach DIN 4108-7 [18]
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 10 Winterlicher Wärmeschutz 275
Die Bedeutung von Kellerräumen hat sich schon durch stei- verluste des Kellers ausreichend genau nach den Verfahren in
gende Grundstückspreise grundlegend verändert. War der Kel- DIN V 4108-6, DIN V 18599-2 und DIN EN ISO 13370 berech-
ler früher als Vorratslager und Abstellfläche genutzt, wird er net werden (Bild 21).
heute insbesondere im Einfamilienhausbau mehr und mehr in
den eigentlichen Wohnbereich mit einbezogen. Grundvoraus- Für die tägliche Praxis hat sich das vereinfachte Verfahren mit
setzung dafür sind trockene Wand- und Deckenflächen. Diese Temperaturkorrekturfaktoren Fx durchgesetzt, wie es in DIN V
müssen dauerhaft gegen von außen einwirkendes Wasser und 4108-6 und DIN V 18599-2 enthalten ist. Dafür wird der U-Wert
Feuchtigkeit von innen geschützt werden. Mit der Nutzung als des erdberührten Bauteils als so genannter „konstruktiver U-
Aufenthaltsraum steigen auch die Ansprüche des Bauherrn an Wert“ einfach aus Schichtenfolge des Bauteils, unter Vernach-
den Wohnkomfort und das Raumklima im Untergeschoss des lässigung des Erdreichs, bestimmt. Der äußere Wärmeüber-
Gebäudes. In diesem Fall müssen Außenwände und Bodenplat- gangswiderstand ist Null, da direkter Kontakt zum Erdreich
te einen entsprechenden Wärmeschutz aufweisen. besteht. Der Wärmetransport durch das Bauteil wird dann mit-
tels tabellierter Faktoren auf die äquivalente durchschnittliche
Für einzelne beheizte oder nur gelegentlich genutzte Räume Temperaturdifferenz korrigiert. Die Geometrie des beheizten
bietet sich aus wirtschaftlichen Gründen eine auf den einzel- Kellerbereichs geht über das charakteristische Bodenplatten-
nen Raum beschränkte Innendämmung an. Auch als Nachrüst- maß B’ ein. B’ ist das Verhältnis aus beheizter Kellerbodenflä-
lösung bei Nutzungsänderungen ist diese Ausführungsvariante che zum Umfang dieser Fläche.
prädestiniert, häufig als Ausbaureserve. Soll der größte Teil des
Kellers beheizt werden, ist eine Kelleraußendämmung (Perime- Ebenfalls wird vereinfachend für verschiedene Dämmsitua
terdämmung in Wand und Boden) sinnvoll. Der Vorteil der Peri- tionen unterschieden. So wird im Heizperiodenbilanzverfahren
meterdämmung ist, dass Tauwasserausfall auf der Innenseite der EnEV für alle Bauteile des unteren Gebäudeabschlusses
der Kellerwand und des Kellerbodens verhindert und die Bau- der Fx -Wert 0,6 angesetzt. Vereinfacht darf nach DIN V 18599-2
werksabdichtung mechanisch geschützt wird, Wärmebrücken ein Wert von 0,7 verwendet werden. Die Fx -Werte sind generell
vermieden bzw. vermindert werden, und die Dämmung in grö- nicht zutreffend und damit nicht anwendbar, wenn der sommer-
ßeren Dicken dimensionierbar ist, da im Kellerraum kein Platz liche Wärmeeintrag berechnet werden soll, d.h. bei gekühlten
verlorengeht. Auch, wenn zu Beginn keine hochwertige Keller- Gebäuden. Hier sind für erdberührte Bauteile die U-Werte und
nutzung geplant ist, ist es empfehlenswert, beim Bau des Ge- Verfahren nach DIN EN ISO 13370 zu verwenden.
bäudes von vorneherein eine Perimeterdämmung einzubauen.
Spätere Nutzungsänderungen sind dann problemlos möglich. Die Temperaturkorrekturfaktoren Fx sind aus DIN V 18599-2:
2016-10 [19] und aus [3] ersichtlich.
Der Wärmeverlust eines beheizten Kellers an das umliegende
Erdreich stellt einen viel komplexeren Vorgang dar als der Wär- Aufgrund der geringeren wirksamen Temperaturdifferenz bei
meverlust der übrigen Außenbauteile eines Gebäudes an die erdberührten Bauteilen im Vergleich zu Bauteilen an Außenluft,
Außenluft. Die Wärmeverluste hängen ab von der Beschaffen- die sich ja in den Fx -Werten ausdrückt, ist die Wärmedämmung
heit des Erdreichs (bindiger bzw. nichtbindiger Boden), dem des Untergeschosses weniger ergiebig als die gleiche Wärme-
Wärmeschutz der Außenbauteile, der Grundwassertiefe, der dämmung bei Bauteilen an Außenluft. Als Kompromiss aus En-
Kellertemperatur und den Abmessungen des Kellers. Neben ergieeinsparung, Komfort und Kosten werden derzeit Perime-
allgemeinen zwei- und dreidimensionalen numerischen Rechen- terdämmungen von etwa 12 cm Dicke als sinnvoll angesehen
verfahren (DIN EN ISO 10211) können die winterlichen Wärme- – bei Passivhäusern werden Perimeterdämmungen mit 20 bis
25 cm Dicke ausgeführt. Besondere Be-
achtung sollte der Reduzierung von Wär-
mebrücken im Bereich von Deckenaufla-
Beispiel Einfamilienhaus Beispiel Doppelhaushälfte gern und Fundamenten durch geschickte
(getrennter Nachweis je Wohneinheit)
Lösungen zukommen. Eine Hilfe dazu gibt
Beiblatt 2 zu DIN 4108 mit Prinzipskiz-
8,00 6,00 6,00
zen und Planungs- und Ausführungsemp-
fehlungen.
10,00
Anhang
Tafel A1 Die wichtigsten Normen rund um den baulichen Wärme- und Feuchteschutz
Grundlagennormen
DIN 4108-2 Wärmeschutz und Energieeinsparung in Mindestanforderungen an den Wärmeschutz von flächigen Bauteilen
Gebäuden – Mindestanforderungen an den und von Wärmebrücken (bauaufsichtlich eingeführt), Nachweisverfah-
Wärmeschutz ren für den sommerlichen Wärmeschutz (durch die EnEV in Bezug ge-
nommen)
DIN 4108-4 Wärmeschutz und Energieeinsparung in Ge- Zu verwendende Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit (für europä-
bäuden – Wärme- und feuchteschutztech- isch nicht-harmonisierte Dämmstoffe) bzw. Umrechnung vom Nennwert
nische Kennwerte zum Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit (für europäisch harmoni-
sierte Dämmstoffe) sowie Richtwerte der Wasserdampf-Diffusionswider-
standszahlen von Bau- und Dämmstoffen (weitere Werte siehe DIN EN
ISO 10456). Alternativ dürfen Bemessungswerte aus allgemeinen bau-
aufsichtlichen Zulassungen für den EnEV-Nachweis verwendet werden.
DIN EN ISO 10456 Baustoffe und Bauprodukte – Wärme- und Internationale „Schwester“-Norm zu DIN V 4108-4; enthält u.a. die
feuchtetechnische Eigenschaften – Tabel- -Werte für Beton, Holz, Holzprodukte
lierte Bemessungswerte und Verfahren zur
Bestimmung der wärmeschutztechnischen
Nenn- und Bemessungswerte
DIN V 4108-10 Wärmeschutz und Energieeinsparung in Ge- Anwendungstypen von genormten Dämmstoffen und dafür erforderliche
bäuden – Anwendungsbezogene Anforderun- Mindesteigenschaften. Alternative Festlegungen werden in produkt-
gen an Dämmstoffe – Werksmäßig herge- oder bauartspezifischen Technischen Bestimmungen getroffen.
stellte Wärmedämmstoffe
Ausführungsnormen
DIN 4108-7 Wärmeschutz und Energieeinsparung in Ge- Anforderungen und Prinzipskizzen zur luftdichten Ausführung der
bäuden – Luftdichtheit von Gebäuden, Anfor- Gebäudehülle
derungen, Planungs- und Ausführungsemp-
fehlungen sowie -beispiele
DIN 4108 Wärmeschutz und Energieeinsparung in Ge- Prinzipskizzen für den bildlichen Nachweis sowie -Referenzwerte für
Beiblatt 2 bäuden – Wärmebrücken – Planungs- und den rechnerischen Nachweis der Gleichwertigkeit von linienförmigen
Ausführungsbeispiele Wärmebrücken, nur bei Verwendung eines reduzierten pauschalen
Wärmebrückenzuschlags
DIN-Fachbericht Wärmeschutz und Energieeinsparung in Ge- Planungs- und Nutzungshinweise zur Vermeidung von Schimmel-
4108-8 bäuden – Teil 8: Vermeidung von Schimmel- pilzwachstum (Neubau, Bestand) für wohnungsübliche bzw. wohnungs-
wachstum in Wohngebäuden ähnliche Nutzung; Hinweise für die Planung und Nutzung von Heizungs-
und Lüftungssystemen; Vermeidung von Schimmel unter ganzheitlicher
Beachtung der Zusammenhänge (Bauphysik, Baukonstruktionen, Hei-
zung, Lüftung, Nutzung).
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 10 Winterlicher Wärmeschutz 277
Tafel A1 Die wichtigsten Normen rund um den baulichen Wärme- und Feuchteschutz Fortsetzung
DIN EN ISO 6946 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Standardwerte für Rsi und Rse, Formeln für R und U, Behandlung von
Wärmedurchgangskoeffizient – Berechnungs- Luftschichten, Berücksichtigung niedrigemittierender Oberflächen bei
verfahren Luftschichten, Korrekturwerte für den U-Wert
DIN EN ISO 10211 Wärmebrücken im Hochbau – Wärmeströme Vorgehensweise bei numerischen Berechnungen von zwei- und dreidi-
und Oberflächentemperaturen – Detaillierte mensionalen Wärmebrücken, Randbedingungen
Berechnungen
DIN EN ISO 13370 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden Detaillierte Berücksichtigung des Wärmetransports über das Erdreich
– Wärmeübertragung über das Erdreich – Be- (im Gegensatz zur vereinfachten Berücksichtigung über Fx -Werte, die
rechnungsverfahren aber nur für den Heizfall verwendet werden dürfen)
DIN EN ISO 13789 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden Wärmetransferkoeffizienten, detaillierte Berücksichtigung einiger
– Spezifischer Transmissionswärmeverlustko- Wärmetransportpfade
effizient – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 10077-1 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Rechnerische Bestimmung des U-Werts von Fenstern
Türen und Abschlüssen – Berechnung des
Wärmedurchgangskoeffizienten – Verein-
fachtes Verfahren
DIN EN ISO 10077-2 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Rechnerische Bestimmung des U-Werts von Fensterrahmen;
Türen und Abschlüssen – Berechnung des enthält u.a. auch Gleichungen für den Wärmedurchlasswiderstand
Wärmedurchgangskoeffizienten – Nume- von schmalen Luftspalten
risches Verfahren für Rahmen
DIN V 4108-6 Wärmeschutz und Energieeinsparung in Enthält u.a. das Monatsbilanzverfahren für die EnEV-Bilanzierung von
Gebäuden – Berechnung des Jahresheiz- Wohngebäuden sowie in Anhang D die dafür zu verwendenden Rand
wärme- und des Jahresheizenergiebedarfs bedingungen
DIN V 4701-10 Energetische Bewertung heiz- und raumluft- Berechnung der Anlagenaufwandszahl für Heizung, Lüftung und Warm-
technischer Anlagen – Heizung, Trinkwas- wasser für Wohngebäude im EnEV-Nachweis, primärenergetische
sererwärmung, Lüftung Bewertung
DIN 4701-10 Energetische Bewertung heiz- und raumluft- Diagramme für 71 Anlagenkombinationen zur Bestimmung der Anlagen-
Beiblatt 1 technischer Anlagen – Diagramme und Pla- aufwandszahl für Heizung, Lüftung und Warmwasserbereitung für Wohn-
nungshilfen für ausgewählte Anlagensysteme gebäude im EnEV-Nachweis
mit Standardkomponenten
DIN EN 13790 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden Berechnung des Energiebedarfs für Heizung und Kühlung, Nachfolger
– Berechnung des Heizenergiebedarfs der zurückgezogenen DIN EN 832
DIN V 18599-1 bis Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des Energiebedarfs von Wohn- und Nichtwohngebäuden
11 Berechnung des Nutz-, End- und Primärener- für die energetische Bewertung im Rahmen der EnEV
giebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung,
Trinkwarmwasser und Beleuchtung, Teile 1
bis 11
DIN EN ISO 9972 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden Messverfahren für die Luftdichtheit der Gebäudehülle („Blower-Door“-
– Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Messung); Nachfolgenorm für DIN EN 13829
Gebäuden – Differenzdruckverfahren
278 Winterlicher Wärmeschutz 10 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Tafel A2 Die wichtigsten physikalischen Größen, Formelzeichen und Einheiten rund um bauliche Wärmedämmung und klimabedingten
Feuchteschutz
Länge l, l m
Breite b m
Dicke d m
Höhe h m
Fläche A m²
Volumen V m³
Masse m kg
Dichte kg/m³
Celsius-Temperatur u, °C
Thermodynamische Temperatur T K
Wärmemenge Q J = Ws
Spezifische Wärmekapazität c J/(kg·K)
Wirksame Wärmespeicherfähigkeit Cwirk Wh/K
·
Wärmestrom F, Q Ws/s = Wh/h = W
Wärmestromdichte q W/m²
Wärmeleitfähigkeit l W/(m·K)
Thermischer Leitwert L W/(m·K)
Wärmedurchlasswiderstand R m²·K/W
Wärmeübergangswiderstand innen/außen Rsi, Rse m²·K/W
Wärmedurchgangswiderstand RT m²·K/W
Wärmeübergangskoeffizient h W/(m²·K)
Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) U W/(m²·K)
Längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient („Psi-Wert“) W/(m·K)
Punktbezogener Wärmedurchgangskoeffizient („Chi-Wert“) W/K
Temperaturfaktor an der Innenoberfläche fRsi –
Hemisphärischer Emissionsgrad –
Strahlungsaustauschgrad E –
Luftwechsel n h-1
Wasserdampfteildruck p Pa
Wasserdampfsättigungsdruck pS Pa
Relative Luftfeuchte %
Massebezogener / Volumenbezogener Feuchtegehalt um, uV M.-% / Vol.-%
Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl µ –
Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke sd m
Tauwassermasse, flächenbezogen mc kg/m²
Verdunstungsmasse, flächenbezogen mev kg/m²
Wasseraufnahmekoeffizient w kg/(m²·h0,5)
Wasserdampf-Diffusionskoeffizient D m²/h
Wasserdampf-Diffusionsdurchlasswiderstand Z m²·h·Pa/kg
Wasserdampf-Diffusionsstromdichte g kg/(m²·h)
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 10 Winterlicher Wärmeschutz 279
Literatur
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daten: Gesamtausgabe, Mai 2017 Energieeinsparung in Gebäuden – Teil 8: Vermeidung von
[2] Statistisches Bundesamt, www.destatis.de, 2017 Schimmelwachstum in Gebäuden
[3] Maas, A.: Kalksandstein Energieeinsparverordnung [13] FVHF-Richtlinie: Bestimmung der wärmetechnischen Ein-
2016, Hrsg.: Bundesverband Kalksandsteinindustrie flüsse von Wärmebrücken bei vorgehängten hinterlüfteten
e.V., Hannover 2016 Fassaden, Berlin 1998
[4] Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V. (Hrsg.): [14] Holm, A.; Sedlbauer, K.; Radon, I.; Künzel H. M.: Einfluss
KS-EnEV-Nachweisprogramm für Wohngebäude, Hannover der Baufeuchte auf das hygrothermische Verhalten von
2018 (kostenfreier Download unter www.kalksandstein.de) Gebäuden, IBP Mitteilung 29, 2002
[5] Pfundstein, M.; Gellert, R.; Spitzner, M. H.; Rudolphi, A.: [15] Künzel H. M.: Austrocknung von Wandkonstruktionen
Dämmstoffe – Grundlagen, Materialien, Anwendungen. mit Wärmedämm-Verbundsystemen. In: Bauphysik 20
Edition Detail, Institut für internationale Architektur- (1998), Heft 1, Seite 18–23
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Berlin, 07.07.2017 Kalender 13 (1988), S. 473–488
[7] DIN 4108-4:2017-03: Wärmeschutz und Energie-Einspa- [17] Beiblatt zur DIN EN 13829, Wärmetechnisches Verhal-
rung in Gebäuden – Teil 4: Wärme- und feuchteschutz- ten von Gebäuden – Bestimmung der Luftdurchlässig-
technische Bemessungswerte keit von Gebäuden – Differenzdruckverfahren, Ausgabe
[8] FIW München: U-Werte zusammengesetzter Bauteile nach 4/Mai 2015. Hrsg.: Fachverband Luftdichtheit im Bauwe-
DIN EN ISO 6946. Berechnungsprogramm. Download un- sen e.V., Kassel 2015
ter: www.fiw-muenchen.de. München 2012 [18] DIN 4108-7:2011-01: Wärmeschutz und Energie-Einspa-
[9] DIN 4108 Beiblatt 2:2006-03 und E DIN 4108 Beiblatt rung in Gebäuden – Teil 7: Luftdichtheit von Gebäuden –
2:2017-11: Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Ge- Anforderungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen
bäuden – Wärmebrücken – Planungs- und Ausführungs- sowie -beispiele
beispiele [19] DIN V 18599-2: Energetische Bewertung von Gebäuden
[10] DIN 4108-2:2013-02: Wärmeschutz und Energie-Einspa- – Berechnung des Nutz-, End- und Primärenergiebedarfs
rung in Gebäuden – Teil 2: Mindestanforderungen an den für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Be-
Wärmeschutz leuchtung – Teil 2: Nutzenergiebedarf für Heizen und Küh-
[11] Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V. (Hrsg.): len von Gebäudezonen
KS-Wärmebrückenkatalog online (kostenfreier Download
unter www.ks-waermebruecken.de)
Bildnachweise
Bild S. 240, Bild S. 255: Atelier Kinold;
Bild 17: Netter BauArt/Gerhard Illig/KS-ORIGINAL
1. Einleitung
Ein behagliches Raumklima wird neben der Raumluftqualität bereits von Beginn der Planung an zu berücksichtigen, ist vor die-
vor allem durch einen Faktor bestimmt – die Temperatur. Der sem Hintergrund bei den am Bau Beteiligten nicht in gleichem
Begriff, der in diesem Zusammenhang verwendet wird, ist die Maße vorhanden wie im Falle des winterlichen Wärmeschutzes.
thermische Behaglichkeit. Sie stellt das Hauptkriterium für ein
behagliches Raumklima dar und ist somit ein wesentliches Angesichts des sich abzeichnenden Klimawandels, welcher vo-
Qualitätsmerkmal von Aufenthaltsräumen in Wohn- und Nicht- raussichtlich zu einer weiteren Zunahme von Extremwetterereig-
wohngebäuden. nissen wie sommerlichen Hitzeperioden führen wird, ist abzu-
sehen, dass die Bedeutung des sommerlichen Wärmeschutzes
Eine angemessene thermische Behaglichkeit im Winter wird weiter zunehmen wird.
bereits seit etlichen Jahren über die Mindestanforderungen
an den baulichen Wärmeschutz und die Anforderungen an den Vor diesem Hintergrund wird dem Thema des sommerlichen
energiesparenden Wärmeschutz der Wärmeschutzverordnung Wärmeschutzes im vorliegenden Planungshandbuch erstmals
bzw. der Energieeinsparverordnung sichergestellt. ein eigenes Kapitel gewidmet. Zunächst werden die grundle-
genden Zusammenhänge und Einflussparameter dargestellt
Die thermische Behaglichkeit in den Sommermonaten ist mit und die Nachweisverfahren erläutert. Darauf aufbauend wird
Anforderungen und Nachweisverfahren für den sommerlichen anhand von Berechnungsbeispielen die Anwendung der Nach-
Wärmeschutz hingegen erst seit der EnEV 2007 Bestandteil weisverfahren veranschaulicht und der Einfluss verschiedener
des Ordnungsrechts. Das Bewusstsein für die Erfordernisse des Parameter, wie z.B. der Wärmespeicherfähigkeit der Bauteile,
sommerlichen Wärmeschutzes sowie die Notwendigkeit, diesen anschaulich dargestellt.
nn Wärmespeicherverhalten des betrachteten Raums: Es soll- Alternativ kann im Zuge der detaillierten Planung des Gebäu-
ten Speichermassen (mit direktem Kontakt zur Raumluft) des eine genaue Berechnung der zu erwartenden sommerlichen
zur Verfügung stehen, um tagsüber den Anstieg der Raum- Raumtemperaturen mittels einer dynamischen Gebäudesimu-
temperatur wirksam zu begrenzen. lation vorgenommen werden. Soll damit auch der Nachweis
des ausreichenden sommerlichen Wärmeschutzes gemäß
nn Baulicher Wärmeschutz (U-Wert) der Außenbauteile DIN 4108-2 bzw. EnEV erfolgen, sind die in der Norm aufgelis
teten, standardisierten Berechnungsrandbedingungen und An-
nahmen zu verwenden, damit die Rechenergebnisse mit den
Diese Aspekte sind vom Planer in der Gebäudekonzeption und zahlenmäßigen Mindestanforderungen der Norm verglichen wer-
der Planung zu berücksichtigen, und es sind entsprechende den können. Bei Wohngebäuden mit einem grundflächenbezo-
Vorkehrungen zu treffen, um möglichst durch bauliche Maß- genen Fensterflächenanteil des kritischen Raums 35 % und
nahmen einen angenehmen thermischen Komfort im Sommer Rollläden an den Ost-, Süd- und Westfenstern kann generell auf
im Gebäude zu ermöglichen, und einen Kühlenergiebedarf zu eine Nachweisführung verzichtet werden. Der sommerliche Min-
vermeiden oder gering zu halten. destwärmeschutz gilt dort pauschal als eingehalten.
282 Sommerlicher Wärmeschutz 11 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Die Begrenzung der direkten Sonneneinstrahlung in den Raum Der Einfluss beträgt im Massivbau nur wenige Zehntel Grad
ist die wichtigste Maßnahme zur Wahrung einer angenehmen und im Leichtbau bis zu etwa ein Grad. Dies liegt darin be-
Raumtemperatur im Sommer. Dies ist bereits bei der Grund- gründet, dass der Energieeintrag durch die (gut gedämmten)
konzeption des Gebäudeentwurfs vom Planer zu berücksich- opaken Bauteilflächen völlig unerheblich ist gegenüber jenem
tigen. Am einfachsten ist dies durch angemessene (nicht zu durch die Fenster.
große) Fensterflächen und außenliegende Sonnenschutzvor-
richtungen zu erreichen. Im sommerlichen Wärmeschutz liegen klare Vorteile der
KS-Funktionswand mit außenliegender Wärmedämmung. Auf-
Besonders gefährdet hinsichtlich sommerlicher Überhitzung grund der viel größeren Speichermasse der KS-Außen- und In-
sind Räume, bei denen eine starke Sonneneinstrahlung (z.B. nenwände kommt es im Sommer in Gebäuden in Massivbau-
große Süd- bis Westfenster) und geringe Speichermassen (z.B. weise signifikant seltener, oder gar nicht, zu unangenehmen
Großraumbüros, Räume mit abgehängter Decke, Räume mit we- Überhitzungserscheinungen als in Gebäuden in Leichtbauweise.
niger oder leichten Innenbauteilen, Räume im Dachgeschoss)
zusammenkommen. Bei innengedämmten Bauteilen wird die
Wärmespeicherfähigkeit des Bauteils durch die Innendämmung INFO
vom Raum abgekoppelt, das Bauteil steht nicht mehr als Wär- Hinsichtlich des sommerlichen Wärmeschutzes kann die Mas-
mepuffer im Raum zur Verfügung. Abgehängte Decken, dicke sivbauweise mit schweren Wänden (RDK 1,8) in Kombina
Teppiche etc. haben einen ähnlichen Effekt. Es sollte darauf tion mit Betondecken pauschal als „schwere Bauweise“ nach
geachtet werden, dass genügend schwere Bauteile mit direkter DIN 4108-2 bewertet werden. Die schwere KS-Bauweise wirkt
Raumanbindung als Speichermasse verbleiben. sich hinsichtlich des sommerlichen Wärmeschutzes positiv
aus, erleichtert die Nachweisführung deutlich und trägt erheb-
Einen praktisch vernachlässigbaren Einfluss auf die sommer- lich zur Steigerung der thermischen Behaglichkeit bei.
liche Raumtemperatur hat die Materialart der Wärmedämmung.
3.1 Überblick Das vereinfachte Verfahren beruht auf dem Vergleich eines so
genannten vorhandenen Sonneneintragskennwerts Svorh mit
Für den Nachweis steht in der Norm ein einfaches Handrechen- einem zulässigen Höchstwert Szul. Der vorhandene Sonnen-
verfahren, das so genannte Sonneneintragskennwertverfahren, eintragskennwert wird in Abhängigkeit von der Fensterfläche,
zur Verfügung, welches trotz seiner Einfachheit eine gute Über- dem Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung, der Abmin
einstimmung mit einer aufwändigeren Gebäudesimulation auf- derung durch Verschattungseinrichtungen, und der Grundflä-
weist. Es handelt sich um ein Nachweisverfahren mit standar- che des Raums bestimmt. Für Szul werden Teilkennwerte für
disierten Randbedingungen. verschiedene Aspekte des betrachteten Raums addiert. Das
Verfahren kann verschieden hohe Nachtlüftungen sowie den
Es ist anwendbar für übliche Raumsituationen in Wohngebäu- Einfluss von passiver Kühlung abbilden.
den und typische Aufenthaltsräume in Nichtwohngebäuden.
Nicht anwendbar ist das Sonneneintragskennwertverfahren,
wenn die nachzuweisenden Räume oder Raumbereiche in Ver- INFO
bindung mit Doppelfassaden oder transparenten Wärmedämm- Ein Nachweisprogramm zum sommerlichen Wärmeschutz fin-
systemen (TWD) stehen. Auch im Fall von sehr hohen Räumen det sich unter www.kalksandstein.de/downloads
(z.B. Hallen) oder mehrgeschossigen, nicht abgetrennten Raum-
situationen kann die Anwendung nicht empfohlen werden. Für
solche Situationen kann der sommerliche Wärmeschutznach- Der Nachweis des sommerlichen Mindestwärmeschutzes nach
weis mittels einer dynamischen Gebäudesimulation erfolgen. DIN 4108-2 kann einfach mit Hilfe des KS-Nachweisprogramms
Dafür listet die Norm zu verwendende, standardisierte Rechen- zum sommerlichen Wärmeschutz [1] geführt werden.
randbedingungen auf.
Für den Nachweis wird generell nur der kritische Raum betrach- 3.2 Ausnahmen von der Nachweisführung
tet. Ist dort die Anforderung eingehalten, gilt die Einhaltung auch
für alle anderen Räume des Gebäudes. Bestehen Zweifel, wel- Bei Wohngebäuden mit einem grundflächenbezogenen Fenster-
cher der Räume der kritische ist, weist man die zwei oder drei flächenanteil des kritischen Raums 35 % und Rollläden an
ungünstigsten Räume nach. den Ost-, Süd- und Westfenstern darf generell auf einen rech-
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 11 Sommerlicher Wärmeschutz 283
nerischen Nachweis verzichtet werden. Ähnliches gilt für Räu- Tafel 1 Typische Standardwerte und Spannen für den Gesamt-
me hinter unbeheizten, zum Aufenthaltsraum hin abgeschlos- energiedurchlassgrad von Gläsern, für die Vordimensio-
senen Glasanbauten, wenn der unbeheizte Glasvorbau einen nierung (Die Verwendung produktspezifischer Werte wird
Sonnenschutz mit einem Abminderungsfaktor FC 0,35 und empfohlen, vor allem bei Sonnenschutzglas.)
Lüftungsöffnungen im obersten und untersten Glasbereich hat,
die zusammen mindestens 10 % der Glasfläche ausmachen, Glas g-Wert g-Wert
und der dahinterliegende nachzuweisende Raum nur über den Standardwert Spanne ca.
Glasvorbau belüftet wird. Einfachglas 0,87 –
Doppelverglasung mit 0,75 –
Nicht geführt werden kann der Nachweis nach dem vereinfach- Luftzwischenraum
ten Verfahren bei Räumen mit Doppelfassaden oder transpa-
renten Wärmedämmsystemen (TWD). Zweischeiben-Isolierglas 0,60 0,53 bis 0,72
Dreischeiben-Isolierglas 0,50 0,46 bis 0,55
Sonnenschutzglas zweifach 0,40 0,27 bis 0,48
3.3 Ablauf des Verfahrens
Sonnenschutzglas dreifach 0,25 0,16 bis 0,34
Der vorhandene Sonneneintragskennwert S vorh des ungüns-
tigsten Raums darf den zulässigen Wert Szul für diesen Raum
nicht überschreiten, d.h. die Einhaltung folgender Forderung nn Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung g: gemäß Her-
ist nachzuweisen: stellerangabe (g = g); übliche Standardwerte für eine über-
schlägige Abschätzung finden sich in Tafel 1.
Svorh Szul (3.1)
nn Abminderungsfaktor FC der Verschattungseinrichtung: An-
Der Nachweis ist erbracht, wenn Svorh Szul zutrifft. Werden haltswerte für die Abminderungsfaktoren FC von fest instal-
im Rahmen des sommerlichen Wärmeschutznachweises die lierten Verschattungseinrichtungen werden in Tabelle 7 der
Planungsdaten des Gebäudes geändert, wie z.B. g-Werte oder DIN 4108-2 (Tafel 2) genannt; Vorsprünge und bauliche Ver-
Fenstergrößen, müssen diese Änderungen auch in die Berech- schattungen dürfen alternativ nach DIN V 18599-2 berück-
nung des Energiebedarfs im Winter (EnEV-Nachweis) übernom- sichtigt werden.
men werden.
nn Gesamtenergiedurchlassgrad g tot : fasst den Gesamtener-
Für die Nachweisführung des sommerlichen Wärmeschutzes giedurchlassgrad der Verglasungen g und den Abminde-
mit dem Sonneneintragskennwertverfahren kann wie folgt vor- rungsfaktor FC der Verschattungseinrichtungen zusammen;
gegangen werden: g tot = g · FC. Anstelle der Anhaltswerte für g und FC können
produktspezifische Herstellerangaben für g tot verwendet
nn Fensterflächen und Nettogrundfläche des Raums ermitteln werden.
Tafel 2 Anhaltswerte für Abminderungsfaktoren Fc von fest installierten Sonnenschutzvorrichtungen in Abhängigkeit vom Glasererzeugnis
nach DIN 4108-2 [2] Tabelle 7
Sonnenschutzvorrichtung1) Fc
g 0,40 (Sonnenschutzglas) g 0,40
zweifach dreifach zweifach
Ohne Sonnenschutzvorrichtung 1,00 1,00 1,00
Innenliegend oder zwischen den Scheiben2)
Weiß oder hoch reflektierende Oberflächen mit geringer Transparenz3) 0,65 0,70 0,65
Helle Farben oder geringe Transparenz4) 0,75 0,80 0,75
Dunkle Farben oder höhere Transparenz 0,90 0,90 0,85
Außenliegend mit Fensterläden, Rollläden
Fensterläden, Rollläden, ¾ geschlossen 0,35 0,30 0,30
Fensterläden, Rollläden, geschlossen5) 0,155) 0,105) 0,105)
Außenliegend mit Jalousie und Raffstore, drehbaren Lamellen
Jalousie und Raffstore, drehbare Lamellen, 45° Lamellenstellung 0,30 0,25 0,25
Jalousie und Raffstore, drehbare Lamellen, 10° Lamellenstellung5) 0,205) 0,155) 0,155)
Außenliegend mit Markisen, parallel zu Verglasung4) 0,30 0,25 0,25
Außenliegend mit Vordächern, Markisen allgemein, freistehenden Lamellen6) 0,55 0,50 0,50
1)
Die Sonnenschutzvorrichtung muss fest installiert sein. Übliche dekorative Vorhänge gelten nicht als Sonnenschutzvorrichtung.
2)
Für innen- und zwischen den Scheiben liegende Sonnenschutzvorrichtungen ist eine genaue Ermittlung zu empfehlen.
3)
Hoch reflektierende Oberflächen mit geringer Transparenz: Transparenz 10 %. Reflexion 60 %
4)
Geringe Transparenz: Transparenz < 15 %
5)
Fc -Werte für geschlossenen Sonnenschutz dienen der Information und sollten für den Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes nicht verwendet werden.
Ein geschlossener Sonnenschutz verdunkelt den dahinterliegenden Raum stark und kann zu einem erhöhten Energiebedarf für Kunstlicht führen, da nur ein
sehr geringer bis kein Einfall des natürlichen Tageslichts vorhanden ist.
6)
Dabei muss sichergestellt werden, dass keine direkte Besonnung des Fensters erfolgt. Dies ist näherungsweise der Fall, wenn
– bei Südorientierung der Abdeckwinkel 50° ist;
– bei Ost- und Westorientierung der Abdeckwinkel 85° ist, 115° ist.
Der Fc -Wert darf auch für beschattete Teilflächen des Fensters angesetzt werden. Dabei darf F S nach DIN V 18599-2:2011-12, A.2 nicht angesetzt werden.
Zu den jeweiligen Orientierungen gehören Winkelbereiche von 22,5°. Bei Zwischenorientierungen ist der Abdeckwinkel 80° erforderlich.
Der Abdeckwinkel ist der Winkel vom Rand der Glasfläche zur äußersten Spitze des Vordachs/des Vorsprungs/der Markise.
Tafel 3 Anteilige Sonneneintragskennwerte zur Bestimmung des zulässigen Sonneneintragskennwerts nach DIN 4108-2 [2] Tabelle 8
3.5.1 Klimaregion Eine schwere Bauart darf pauschal angesetzt werden, wenn
DIN 4108-2 enthält eine Klimakarte zur Zuordnung des Stand- die folgenden Kriterien erfüllt sind:
orts zu einer der Sommerklimaregionen, welche auf den aktu-
ellen Testreferenzjahren basiert. Die Sommerklimaregionen nn Stahlbetondecke
werden mit A, B und C bezeichnet. Kann die Zuordnung aus
der Karte nicht eindeutig erkannt werden, wird die höhere der nn Keine hohen Räume und keine abgehängte oder thermisch
beiden fraglichen Klimaregionen genommen (B statt A, C statt getrennte Decke
A oder B). Die Karte beruht auf dem Zusammenwirken der Ein-
flussgrößen Lufttemperatur und solare Einstrahlung und be- nn Massive Außen- und Innenbauteile mit einer flächenanteilig
rücksichtigt die Adaption des Menschen an das in seiner Ge- gemittelten Rohdichte 1.600 kg/m3
gend vorherrschende Sommerklima (Bild 1).
München
Freiburg
Lindau Berchtesgaden
Für alle berücksichtigungsfähigen Schichten werden jeweils Bauart Wirksame Wärmespeicherfähigkeit C wirk /
Dicke, Rohdichte, spezifische Wärmekapazität und Fläche mul- Nettogrundfläche AG
tipliziert, und für alle Raumumschließungsflächen aufsummiert.
Leichte Bauart C wirk / AG < 50 Wh/(m²·K)
Die so ermittelte wirksame Wärmespeicherfähigkeit Cwirk des
Raums wird auf die Nettogrundfläche AG des Raums bezogen, Mittlere Bauart C wirk / AG = 50–130 Wh/(m²·K)
um die Bauart des Raums einzustufen, siehe Tafel 5.
Schwere Bauart C wirk / AG > 130 Wh/(m²·K)
3.5.3 Nachtlüftung
Bei Ein- und Zweifamilienhäusern kann standardmäßig die Mög- 3.5.4 Weitere Fenstereigenschaften
lichkeit zur erhöhten Nachtlüftung angenommen werden. Ist ei- In Szul werden als weitere Fenstereigenschaften des kritischen
ne Lüftungsanlage vorhanden, so kann die erhöhte Nachtlüf- Raums das eventuelle Vorhandensein von Sonnenschutzglas
tung angesetzt werden, wenn ein nächtlicher Luftwechsel von mit g 0,40, einer Fensterneigung zwischen 0° und 60° ge-
n = 2 h -1 sichergestellt ist. genüber der Horizontalen sowie einer Fensterausrichtung nach
Norden berücksichtigt. Sind in dem nachzuweisenden Raum
Besteht die Möglichkeit eine geschossübergreifende Nachtlüf- Fenster mit unterschiedlicher Verglasung, Fensterneigung und
tung zu nutzen, z.B. über ein angeschlossenes Atrium, Treppen- -orientierung vorhanden, so kann nach DIN 4108-2 Tabelle 8
haus oder eine Galerieebene, kann eine hohe Nachtlüftung an- eine flächenanteilige Ermittlung erfolgen. Für vom Gebäude
gesetzt werden. Ist eine Lüftungsanlage vorhanden, so kann selbst verschattete Fenster ist gemäß DIN 4108-2 Tabelle 8
die hohe Nachtlüftung angesetzt werden, wenn ein nächtlicher eine Bestimmung der FS -Werte nach DIN V 18599-2:2011-12
Luftwechsel von n = 5 h -1 sichergestellt ist. möglich.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 11 Sommerlicher Wärmeschutz 287
2,885
2,13/1,01
1,635/1,01
nn schwer (Variante I, Bauteilaufbauten
3,01
siehe Tafel 7) Fenster Süd
2,26/2,26
nn mittel (Variante II, Bauteilaufbauten
siehe Tafel 8)
nn leicht (Variante III, Bauteilaufbauten Bild 3 Beispielräume für den sommerlichen Wärmeschutznachweis (Wohnen und
siehe Tafel 9) Arbeiten)
288 Sommerlicher Wärmeschutz 11 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Tafel 7 Beschreibung der Bauteile für Variante I, KS-Außenwände mit KS-Innenwänden und Stahlbetondecken (schwere Bauart)
Tafel 8 Beschreibung der Bauteile für Variante II, KS-Außenwände mit leichten Innenbauteilen und Holzbalkendecken (mittlere Bauart)
Tafel 9 Beschreibung der Bauteile für Variante III, leichte Außen- und Innenbauteile mit Holzbalkendecken (leichte Bauart)
Tafel 11 Ermittlung des zulässigen Sonneneintragskennwerts Szul anhand der anteiligen Sonneneintragskennwerte Sx
genübergestellt. Bei Wohngebäuden darf ein Anforderungswert nn Weitere für die thermisch-dynamische Simulation rele-
von 1.200 Kh/a und bei Nichtwohngebäuden von 500 Kh/a vante Randbedingungen entsprechen den Vorgaben der
nicht überschritten werden. DIN 4108-2:2013-02, Abschnitt 8.4 „Anforderungen an
Randbedingungen für thermische Gebäudesimulationen“.
Dem Gebäudestandort Sommerklimaregion B ist als Bezugs-
wert die operative Innentemperatur 26 °C zugeordnet. Für die
Simulation wird für die Klimaregion B das Testreferenzjahr Tagesverlauf der Innenraumtemperatur
TRY-Zone 4 (2011) als Normaljahr zugrunde gelegt [3]. Im Zuge Die Verläufe der berechneten operativen Innenraumtempera-
der thermisch-dynamischen Simulation erfolgt die Berechnung turen und der Außentemperatur für die drei Bauartvarianten
der sich im Raum einstellenden operativen Innenraumtempera- als Ergebnis der thermisch-dynamischen Gebäudesimulation
tur stundenweise für den Verlauf eines Jahres in Abhängigkeit sind in Bild 4 für das betrachtete Wohnzimmer ohne und mit
des Außenklimas, des Sonnenstandes und der Fassadenorien- erhöhter Nachtlüftung dargestellt. Hier ist aus dem errechne-
tierung, der Sonnenschutzeinrichtungen, der thermischen Spei- ten Temperaturverlauf des gesamten Jahres eine sommerhei-
chermassen, des Luftwechsels und der internen Wärmelasten. ße Periode herausgegriffen (14. bis 18. August), da diese die
auftretenden Maximaltemperaturen enthält.
auftretenden Übertemperaturgradstun-
den auswirkt. Der Vergleich von Bild 5
Wohnen (ohne Nachtlüftung) mit Bild 6 zeigt andererseits, dass durch
erhöhte Nachtlüftung die auftretenden
40
Übertemperaturgradstunden deutlich
reduziert werden können. Bei schwerer
35 Bauart und erhöhter Nachtlüftung tritt
34,1 °C
im Raum Wohnen nur noch eine sehr ge-
ringe Überschreitung der Bezugstempera-
Temperatur [°C]
Bezugswert 26 °C 30,6 °C
30 tur auf (Nulllinie hier bei 1.200 Kh/a). Im
28,7 °C
Arbeitszimmer überschreitet die opera-
25 tive Temperatur die Bezugstemperatur zu
keinem Zeitpunkt. Das verdeutlicht den
Vorteil hoher Speichermassen. Je mas-
20 siver die Konstruktion ist, desto gerin-
ger sind die Übertemperaturgradstunden.
15
14. Aug. 15. Aug. 16. Aug. 17. Aug. 18. Aug.
Tafel 13 stellt die vorhandenen und die
zulässigen Übertemperaturgradstunden
gegenüber. Die Gegenüberstellung ver-
Wohnen (erhöhte Nachtlüftung) deutlicht nochmals den Vorteil hoher
Speichermassen und einer erhöhten
40
Nachtlüftung für die sommerliche ther-
mische Behaglichkeit.
35
33,3 °C
4.4 Vergleich der Ergebnisse
Temperatur [°C]
Bezugswert 26 °C
30 29,4 °C
27,4 °C Die Zusammenstellung aller Berech-
25 nungsergebnisse ist in Tafel 14 enthal-
ten. Im Vergleich zwischen den beiden
Nachweisverfahren liefert das verein-
20 fachte Sonneneintragskennwertverfah-
ren hinsichtlich der Beurteilung des som-
15 merlichen Wärmeschutzes eher strenge
Beurteilungen. Somit ist sichergestellt,
14. Aug. 15. Aug. 16. Aug. 17. Aug. 18. Aug.
dass Beurteilungen des sommerlichen
Wärmeschutzes nach dem vereinfachten
Nachweisverfahren „auf der sicheren Sei-
Variante I, schwere Bauart Variante II, Variante III,
Außenlufttemperatur mittlere Bauart leichte Bauart
te“ liegen.
1.800 1.800
Übertemperaturgradstuden [Kh/a]
Übertemperaturgradstuden [Kh/a]
1.600 1.600
Nachweis nicht erfüllt Nachweis nicht erfüllt
1.400 1.400
1.200 1.200
1.000 1.000
800 800
600 600
400 400
200 200
0 0
Variante I Variante II Variante III Variante I Variante II Variante III
schwer mittel leicht schwer mittel leicht
Bild 5 Übertemperaturgradstunden für die betrachteten Räume Bild 6 Übertemperaturgradstunden für die betrachteten Räume
und Bauart-Varianten ohne Nachtlüftung und Bauart-Varianten mit erhöhter Nachtlüftung
Tafel 14 Gegenüberstellung der Berechnungsergebnisse der thermischen Simulation sowie der Berechnung nach dem vereinfachten
Verfahren und Beurteilung nach DIN 4108-2:2013 [3]
OHNE NACHTLÜFTUNG
Anforderung DIN 4108-2 Bauart
Variante I schwer Variante II mittel Variante III leicht
Wohnen Svorh = (8,41 • (0,58 • 0,5)) / 26,77 = 0,091
Vereinfachtes Verfahren: nicht erfüllt nicht erfüllt nicht erfüllt
Eintragskennwerte Svor < Szul 0,091 > 0,061 0,091 > 0,054 0,091 > 0,043
Thermische Simulation: erfüllt erfüllt nicht erfüllt
Grenzwert max. 1.200 Kh/a 338 Kh/a 790 Kh/a 1.638 Kh/a
Arbeiten Svorh = (2,15 • (0,58 • 0,5)) / 8,68 = 0,072
Vereinfachtes Verfahren: erfüllt nicht erfüllt nicht erfüllt
Eintragskennwerte Svor < Szul 0,072 < 0,077 0,072 > 0,070 0,072 > 0,059
Thermische Simulation: erfüllt erfüllt erfüllt
Grenzwert max. 1.200 Kh/a 35 Kh/a 376 Kh/a 762 Kh/a
ERHÖHTE NACHTLÜFTUNG
Anforderung DIN 4108-2 Bauart
Variante I schwer Variante II mittel Variante III leicht
Wohnen Svorh = (8,41 • (0,58 • 0,5)) / 26,77 = 0,091
Vereinfachtes Verfahren: erfüllt nicht erfüllt nicht erfüllt
Eintragskennwerte Svor < Szul 0,091 < 0,100 0,091 > 0,090 0,091 > 0,075
Thermische Simulation: erfüllt erfüllt erfüllt
Grenzwert max. 1.200 Kh/a 57 Kh/a 285 Kh/a 882 Kh/a
Arbeiten Svorh = (2,15 • (0,58 • 0,5)) / 8,68 = 0,072
Vereinfachtes Verfahren: erfüllt erfüllt erfüllt
Eintragskennwerte Svor < Szul 0,072 < 0,116 0,072 < 0,106 0,072 < 0,091
Thermische Simulation: erfüllt erfüllt erfüllt
Grenzwert max. 1.200 Kh/a 0 Kh/a 118 Kh/a 322 Kh/a
294 Sommerlicher Wärmeschutz 11 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
An einem weiteren Beispiel wird der Einfluss der Wärmespei- weise, rot = leichte Bauweise) dargestellt. Der auf diese Weise
cherfähigkeit auf die sommerliche thermische Behaglichkeit besonders anschauliche Komfortvergleich zeigt, dass auch in
demonstriert [4]. Es handelt sich um ein Einfamilienhaus mit den kritischen Räumen bei massiver Bauweise ein überdurch-
elf Räumen, welches für zwei Bauarten (schwer, Kalksand- schnittlicher Komfort gemäß Kategorie I praktisch ganzjährig
stein; leicht, Holzbau) und jeweils drei energetische Niveaus gegeben ist, während bei leichter Bauart unter sonst gleichen
(EnEV 2016, KfW-Effizienzhaus 55 und KfW-Effizienzhaus Randbedingungen die Komfortgrenzen sehr häufig deutlich über-
40) mittels dynamischer Gebäudesimulation verglichen wird. schritten werden.
Parameter und Nutzungsrandbedin-
gungen entsprechen wie oben denen
der DIN 4108-2 bzw. der DIN V 18599,
Standort (Klimadatei) ist Potsdam.
Einfamilienhaus leicht, EH 40
ist bei schwerer Bauart ein überdurch- 32
schnittlicher thermischer Komfort prak- 38
tisch ganzjährig gegeben, während bei 30 Einfamilienhaus schwer, EnEV 2016
[°C]
28
Einfamilienhaus leicht, EnEV 2016
vergleichsweise häufig deutlich über-
Maximale
34 Einfamilienhaus leicht, EH 55
schritten werden [4].
Maximale Operativtemperatur
26 Einfamilienhaus leicht, EH 40
32
Soll der sommerliche Wärmeschutz in
24
einem Gebäude höheren Ansprüchen ge- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
30
nügen als nur die Mindestanforderungen Raumnummer
gemäß DIN 4108-2 einzuhalten, kann ei-
ne Komfortbewertung auf Stundenbasis 28
24
22
20
18
16
5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Gleitender Mittelwert der Außentemperatur [ºC]
Bild 9 Beispiel: Komfortbewertung auf Stundenbasis gemäß DIN EN ISO 15251 für
alle elf Räume des Beispiel-Einfamilienhauses, für zwei Bauarten (schwer, mit
Kalksandstein und leicht, z.B. Holzbau) und jeweils drei energetische Niveaus
(EnEV 2016, KfW-Effizienzhaus 55 und KfW-Effizienzhaus 40) nach [4]
6. Zusammenfassung
Bestimmend für den sommerlichen Wärmeschutz ist die direkte Im üblichen Geschosswohnungsbau ist die Nachweisführung
Sonneneinstrahlung in den Raum; sie hängt von der Fenster- mit dem vereinfachten Sonneneintragskennwertverfahren voll-
fläche, dem Sonnenschutz, und von der Ausrichtung und Kon- kommen ausreichend. Wird dabei der Nachweis erst einmal
zeption des Gebäudes ab. nicht eingehalten, empfehlen sich Maßnahmen wie z.B. eine er-
höhte Nachtlüftung oder der Einsatz einer Glas-Sonnenschutz-
Kombination mit niedrigem g tot -Wert, um das vereinfachte Nach-
INFO weisverfahren doch zu bestehen. Hierdurch wird gleichzeitig der
Bauweisen mit hohen wirksamen Speichermassen und eine sommerliche Wärmeschutz für die Benutzer verbessert. Bei
erhöhte Nachtlüftung wirken sich positiv auf den sommer Nichteinhaltung der zu vergleichenden Sonneneintragskenn-
lichen Wärmeschutz aus und können die thermische Behag- werte kann über eine thermisch-dynamische Gebäudesimu-
lichkeit für die Nutzer erheblich verbessern. lation ein günstigeres Bewertungsergebnis erzielt werden. Im
Vergleich zum vereinfachten Nachweisverfahren ist die Simu-
lation aufwändiger sowie zeit- und kostenintensiver. Dafür er-
laubt sie, Einflussfaktoren genauer abzubilden, und gestattet
eine detaillierte sommerliche Komfortbewertung.
Literatur
[1] Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V. (Hrsg.), KS- aus Kalksandstein. In: Mauerwerk 17 (2013), Heft 2,
Nachweisprogramm zur Berechnung des sommerlichen S. 77–87
Wärmeschutzes (kostenfreier Download über die KS- [4] Schlitzberger, S; Kempkes, C.; Maas, A.; Schäfers, M.:
Homepage www.kalksandstein.de) Einfluss der Wärmespeicherfähigkeit auf Heizwärmebe-
[2] DIN 4108-2:2013-02 Wärmeschutz und Energie-Einspa- darf und thermischen Komfort. In: Baupyhsik 39 (2017),
rung in Gebäuden – Teil 2: Mindestanforderungen an den Heft 1, S. 57–63
Wärmeschutz
[3] Fux, V.; Schäfers, M.; Pekrul, O.: Neufassung von DIN Bildnachweis
4108-2 – Sommerlicher Wärmeschutz mit Konstruktionen Bild S. 280: photographee.eu/AdobeStock
Kapitel 12 BRANDSCHUTZ
1. Einleitung
1.1 Bedeutung des Brandschutzes derung bei feuerbeständig. Anlagentechnik (z.B. Löschanlagen)
wird in der Regel baurechtlich als zusätzlicher Schutz eingestuft
Der Brandschutz wird ausführlich in allen 16 Landesbauord- bzw. bei Sonderbauten zur Reduzierung des Risikos einer Brand-
nungen (LBO) geregelt. Die generelle Forderung der Muster- weiterleitung eingesetzt. Bei der Anlagentechnik wird aber auch
bauordnung (MBO [1]) lautet: als Restrisiko und frühzeitigem Löschen akzeptiert, dass eine
Anlage nicht 100 %ig funktioniert. Eine 100 %ige Funktions
„Bauliche Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu ändern sicherheit wäre nur durch die Ausführung von redundanten An-
und instand zu halten, dass lagen möglich. Statistisch gesehen haben z.B. Sprinkleranla-
gen eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 3 bis 5 %.
nn der Entstehung eines Brandes und der Ausbreitung von Feuer
und Rauch (Brandausbreitung) vorgebeugt wird und Versicherungen setzen voraus, dass die baurechtlichen Brand-
schutzanforderungen erfüllt sind und fordern dann ggf. zusätz-
nn bei einem Brand die Rettung von Menschen und Tieren sowie liche Maßnahmen, um Sachschäden bei einem Risiko zu mini-
mieren und damit die Sachkosten im Brandfall zu senken. Dies
nn wirksame Löscharbeiten möglich sind.“ gilt insbesondere für eine Nutzung mit hohen Risiken und ho-
hen Sachwerten, z.B. im Industriebau.
6. Anlagentechnik
Sonstiges
Elektrizität
und unbekannt
39 %
Standsicherheit von tragenden Bauteilen im Brandfall bedeu- 16 %
tet, dass ein Bauteil ab der dem Klassifizierungszeitpunkt fol-
genden Minute versagen darf, z.B. in der 91. Minute der Anfor- Bild 1 Schadensursachen [2]
298 Brandschutz 12 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Tafel 1 Statistische Auswertung der Brandentstehungshäufigkeit in Wohngebäuden aus kann, auch wenn man selbst Hab und
der Einsatzstatistik der Berufsfeuerwehr Hamburg in Anlehnung an [3] Gut nicht verloren hat. Die Versicherung
kann zwar den materiellen Schaden weit-
Brandhäufigkeiten am Beispiel von Wohngebäuden in Hamburg gehend ausgleichen, sie kann aber nicht
Erinnerungsstücke ersetzen und insbe-
Anzahl der Wohnungen 783.116 Anzahl der Brände
Gesamtwohnfläche 62.649.280 sondere keine Personenschäden unge-
In Wohnungen 1.117 schehen machen. Bei Personenschäden
Anzahl der Gebäude 196.967
Außerhalb von Wohnungen 923 ermittelt immer auch die Staatsanwalt-
Statistische Häufigkeit von Bränden (Mittelwert) schaft und prüft, ob gegen geltende Vor-
In Wohnungen je 1.000 1,43 In Wohnungen je 1.000 m² 0,0178
schriften verstoßen wurde und ob es da-
Wohnungen und Jahr für Verantwortliche gibt.
2. Bauaufsichtliche Anforderungen
Für Baustoffe werden Zusatzanforderungen gestellt die z.B. mit 2.3.2 Gebäude normaler Art und Nutzung
Im Bereich der Gebäude normaler Art und Nutzung wird nach
nn nichtbrennbar, Gebäudearten bzw. Gebäudeklassen unterschieden. Nach ein-
heitlich geltendem Baurecht erfolgt die Einteilung der Gebäu-
nn im Wesentlichen nichtbrennbar, de nach Vollgeschossen. Die Brandschutzanforderungen wer-
den in Abhängigkeit von der Anzahl der Geschosse festgelegt.
nn mindestens schwerentflammbar, Diese Einteilung ist in Abhängigkeit von der Anleiterbarkeit bei
einem Feuerwehreinsatz definiert. Dazu werden die Begriffe
nn mindestens normalentflammbar Vollgeschoss und Höhe herangezogen. Teilweise werden an
Hochhäuser (OFF 22 m) Brandschutzanforderungen getrennt
über eine „Hochhausrichtlinie“ gestellt.
umschrieben werden.
Gebäudeklassen
1 2 3 4 5
Gebäude, Gebäude Sonstige Gebäude Gebäude Sonstige Gebäude,
freistehend einschließlich unterirdische Gebäude
OFF 1) 7 m OFF 7 m OFF 7 m > 7 m OFF 13 m OFF > 7 m2)
3) 2
3)
2 NE 400 m 2 3)
2 NE 400 m 2 – je NE < 400 m –
Feuerwehreinsatz mit Steckleitern Feuerwehreinsatz mit Drehleiter
Fensterbrüstung < 8 m alternativ: zweiter baulicher Rettungsweg
Hochhäuser1)
mind. 1 Aufenthaltsraum
> 22 m über OFF
OFF
OFF
OFF
OFF
OFF
>>>>22
22
>22
22
22
mm
m
mm
OFF
OFF
OFF <<<<22
OFF
OFF 22
<22
22
22mm
m
mm
OFF
OFF
OFF
OFF <<<<13
OFF 13
<13
13m
13mm
m
m
OFF
OFF
OFF
OFF
OFF
<<<<77<
77m
m
7
mmm OFF
OFF
OFF
OFF
OFF
<<<<77<
77m
m
7
mmm
GOK
GOK
GOK
GOKGOK==== = GOK
GOK
GOK
GOKGOK==== = GOK
GOK
GOK
GOKGOK==== = GOK
GOK
GOK
GOK
GOK==== = GOK
GOK
GOK
GOKGOK==== =
±±±±0,00
0,00
0,00
±0,00
0,00 ±±±±0,00
0,00
0,00
0,00
± 0,00 ±±±±0,00
0,00
0,00
0,00
± 0,00 GOK
GOK
GOK
GOK ====±±=
GOK ±±0,00
0,00
0,00
0,00
± 0,00 ±±±±0,00
0,00
±0,00
0,00
0,00 ±±±±0,00
0,00
±0,00
0,00
0,00
8mm
8m
8
1)
Oberkante Fertigfußboden
2)
Siehe Tafel 4
3)
Nutzungseinheit
Tafel 4 Gebäudeklassen nach Musterbauordnung MBO 2.3.3 Gebäude besonderer Art oder Nutzung (Sonderbauten)
In den Landesbauordnungen werden die baulichen Anlagen be-
Gebäude- Beschreibung sonderer Art oder Nutzung nur im Grundsatz behandelt.
klasse1)
1 Freistehende Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m mit In der MBO werden Sonderbauten wie folgt definiert:
nicht mehr als zwei Nutzungseinheiten von insgesamt
400 m2 „Sonderbauten sind Anlagen und Räume besonderer Art oder
Nutzung, die einen der nachfolgenden Tatbestände erfüllen:
Freistehende landwirtschaftlich genutzte Gebäude
2 Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m mit maximal zwei 1. Hochhäuser (Gebäude mit einer Fußbodenhöhe des obers
Nutzungseinheiten von insgesamt 400 m2 ten Aufenthaltsraums über Gelände von mehr als 22 m)
3 Sonstige Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m
4 Gebäude mit einer Höhe > 7 m bis zu 13 m und
2. Bauliche Anlagen mit einer Höhe von mehr als 30 m
Nutzungseinheiten mit jeweils 400 m2
3. Gebäude mit mehr als 1.600 m2 Grundfläche des Geschos
51) Sonstige Gebäude einschließlich unterirdischer ses mit der größten Ausdehnung, ausgenommen Wohnge
Gebäude
bäude und Garagen
1)
In einigen Landesbauordnungen ist eine Höhenbegrenzung OFF < 22 m bzw.
22 m aufgenommen. Hochhäuser sind Sonderbauten. 4. Verkaufsstätten, deren Verkaufsräume und Ladenstraßen
Nach MBO ist mit „Höhe“ gemeint: das Maß der Fußbodenoberkante des eine Grundfläche von insgesamt mehr als 800 m2 haben
höchstgelegenen Geschosses, in dem ein Aufenthaltsraum möglich ist, über
der Geländeoberfläche im Mittel.
5. Gebäude mit Räumen, die einer Büro- oder Verwaltungs
Nach MBO ist mit den Flächenangaben gemeint: Die Grundflächen der Nut- nutzung dienen und einzeln eine Grundfläche von mehr als
zungseinheiten sind die Brutto-Grundflächen; bei der Berechnung der Brutto-
Grundflächen bleiben Flächen in Kellergeschossen außer Betracht. 400 m2 haben
8. Schank- und Speisegaststätten mit mehr als 40 Gastplät Für diverse Sonderbauten wurden und werden Muster-Sonder-
zen in Gebäuden oder mehr als 1.000 Gastplätzen im Frei vorschriften erarbeitet (Tafel 5). Die Richtlinien/Verordnungen
en, Beherbergungsstätten mit mehr als 12 Betten und Spiel berücksichtigen jeweils die besonderen Gegebenheiten.
hallen mit mehr als 150 m2 Grundfläche
Da die Mustervorschriften im Internet unter www.is-argebau.de
9. Gebäude mit Nutzungseinheiten zum Zwecke der Pflege oder veröffentlicht und damit allgemein verfügbar sind, stellen sie
Betreuung von Personen mit Pflegebedürftigkeit oder Be den Stand der Technik dar. Trotzdem führen einzelne Bundeslän-
hinderung, deren Selbstrettungsfähigkeit eingeschränkt ist, der auch diese Regeln wiederum einzeln ein und nehmen zusätz-
wenn die Nutzungseinheiten lich Änderungen bzw. Modifikationen vor. Maßgebend ist daher
a) einzeln für mehr als 6 Personen zunächst immer die eingeführte Regel des Bundeslandes; der
oder Rest liegt im Ermessen der örtlichen Bauaufsichtsbehörde. Bei
b) für Personen mit Intensivpflegebedarf bestimmt sind, veralteten Regeln sollte es leicht sein, den Stand der Technik
oder – Mustervorschrift – umzusetzen. Dies sollte man auch unbe-
c) einen gemeinsamen Rettungsweg haben und für insge dingt dann tun, wenn die Mustervorschrift höhere Anforderun-
samt mehr als 12 Personen bestimmt sind gen stellt, weil damit der Stand der Technik abgedeckt wird und
die Entwicklung gerade in diesem Bereich weiter fortschreitet.
10. Krankenhäuser Beispielsweise haben Sonderbauten gegenüber früher einen we-
sentlich höheren Installationsgrad im Bereich der Lüftung und
11. Sonstige Einrichtungen zur Unterbringung von Personen so Elektrotechnik. Damit wurde das Brandrisiko vergrößert. Außer-
wie Wohnheime dem werden zunehmend verschiedene Nutzungen in einem Ge-
bäude zusammengefasst, so dass auch hierdurch das Brand-
12. Tageseinrichtungen für Kinder, Menschen mit Behinderung risiko anders und komplexer zu beurteilen ist.
und alte Menschen, ausgenommen Tageseinrichtungen ein
schließlich Tagespflege für nicht mehr als zehn Kinder Als Beispiel sei die Muster-Industriebau-Richtlinie (Fassung
Juli 2014) in Verbindung mit DIN 18230-1:2010-09 – Baulicher
13. Schulen, Hochschulen und ähnliche Einrichtungen Brandschutz im Industriebau – erwähnt. Die Norm DIN 18230
ermöglicht die Brandschutzbemessung von Industriebauten für
14. Justizvollzugsanstalten und bauliche Anlagen für den Maß den konkreten Einzelfall. Mit Hilfe der Norm werden die tatsäch-
regelvollzug lich anzusetzenden Brandlasten aufgrund der Nutzung für ein
konkretes Industriegebäude in Abhängigkeit von den Abmes-
15. Camping- und Wochenendplätze sungen des Gebäudes und der Ventilation sowie der abweh-
renden Brandschutzmaßnahmen bestimmt. Mit den Ergebnis-
16. Freizeit- und Vergnügungsparks sen werden dann die Brandschutzanforderungen an Bauteile
festgelegt. Es wird die „rechnerisch erforderliche Feuerwider-
17. Fliegende Bauten, z.B. Zelte, soweit sie einer Ausführungs standsdauer (erf tF)“ ermittelt, aus der sich die „Brandschutz-
genehmigung bedürfen klassen I bis V“ ergeben. Innerhalb eines umfassenden Brand-
schutzkonzepts werden insbesondere brandschutztechnische
18. Regallager mit einer Oberkante Lagerguthöhe von mehr als Anforderungen an Wände ermittelt, die das Industriegebäu-
7,50 m de in Brandabschnitte (BA) und auch in Brandbekämpfungs-
abschnitte (BBA) unterteilen. Das kann zu feuerhemmenden
19. Bauliche Anlagen, deren Nutzung durch Umgang oder Lage Wänden, zu feuerbeständigen oder auch zu Brandwänden füh-
rung von Stoffen mit Explosions- oder erhöhter Brandgefahr ren. Im Bereich der Brandwände (im Prinzip: feuerbeständig
verbunden ist bzw. F 90-A mit Stoßbeanspruchung) gibt es die Besonderheit,
dass für Brandwände auch die Eigenschaften feuerhemmend
20. Anlagen und Räume, die in den Nummern 1 bis 19 nicht auf (F 30) oder F 120, jedoch mit Stoßbeanspruchung, gefordert
geführt und deren Art oder Nutzung mit vergleichbaren Ge werden kann. Gemäß Landesbauordnungen und der nationalen
fahren verbunden sind“ DIN 4102-3 sind Brandwände feuerbeständig (F 90). Daraus
folgt, dass Brandwände, geprüft nach DIN 4102-3, immer die nn Bauteile, deren tragenden und aussteifenden Teile aus
Anforderung feuerhemmend (F 30) weit auf der sicheren Seite brennbaren Baustoffen bestehen und die allseitig eine
liegend erfüllen. Allerdings ist eine Reduzierung der Wanddicke brandschutztechnisch wirksame Bekleidung aus nichtbrenn-
trotzdem meist nicht möglich, weil überwiegend die Stoßbean- baren Baustoffen (Brandschutzbekleidung) und Dämm-
spruchung für die Bemessung maßgebend ist. Die Erfüllung stoffe aus nichtbrennbaren Baustoffen haben
der Anforderung „Brandwand mit der Feuerwiderstandsklas-
se F 120“ ist jedoch gesondert nachzuweisen, siehe auch Ab-
schnitt 4.6. 2.4.2 Wände (allgemein)
In Tafel 6 sind wesentliche Brandschutzanforderungen nach
In Anlehnung an DIN 18230 können auch für andere Gebäude MBO für Wände zusammengefasst – unterteilt nach Gebäude-
als Industriebauten Brandlasten ermittelt werden und im Rah- klassen gemäß Tafel 4 soweit tabellarisch möglich. Ergänzende
men von Brandschutzkonzepten tatsächlich erforderliche Feu- Erläuterungen und Ausnahmen sind in Fußnoten angegeben.
erwiderstandsdauern von Bauteilen ermittelt werden. Der Weg
führt immer mehr zu einer ingenieurmäßigen Bemessung von Gebäudeabschlusswände stellen für den Mauerwerksbereich
Bauteilen im Brandfall, weil für die heutigen modernen Son- ein wichtiges Anwendungsgebiet dar. Es ist zu beachten, dass
derbauten die Brandschutzanforderungen mit Einzelvorschrif- der Begriff „Gebäudeabschlusswand“ nicht in allen Bundes-
ten nicht mehr zu regeln sind. ländern ausdrücklich definiert wird. In einigen Fällen wird der
Anwendungsbereich im Bereich der Brandwände oder Außen-
Als Beispiel eines komplexen Sonderbaues kann ein Einkaufs- wände umschrieben.
zentrum mit Versammlungsstätte im Bereich von Gastronomi
schen Bereichen sowie mit Großgarage und Büro-/Verwaltungs-
einheiten genannt werden. 2.4.3 Erläuterungen zu Außenwänden
Die Beurteilung von Außenwänden führt immer wieder zu Pro-
Bei einer Zusammenstellung der Richtlinien und Verordnungen blemen in der Praxis. Sie werden daher in der MBO § 28 ent-
für Sonderbauten der Bundesländer wird deutlich, dass es wich- sprechend definiert.
tig ist, die richtige bzw. maßgebende Brandschutzanforderung
zu bestimmen und damit wirtschaftliches Bauen zu ermögli- (1) Außenwände (tragend und nicht tragend) – und (nicht tra-
chen. gende) Außenwandteile tragender Außenwände wie Brüs
tungen und Schürzen – sind so auszubilden, dass eine
Die Zusammenhänge zwischen Bauordnung und Brandschutz- Brandausbreitung auf und in diesen Bauteilen ausrei-
forderung werden in Bild 2 verdeutlicht. chend lang begrenzt ist.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 12 Brandschutz 303
Diese Anforderung gilt als erfüllt wenn alle Baustoffe in nn mehr als zwei Geschosse überbrückende Solaranla-
den genannten Bauteilen aus nichtbrennbaren Baustoffen gen an Außenwänden.
bestehen und keine Hohlräume aufweisen.
Tafel 6 Brandschutzanforderungen an Wände und Decken nach MBO (Stand: Mai 2016)
Gebäudeklasse 1 2 3 4 5
OFF 7 m OFF 13 m
Anzahl Nutzungseinheiten 2 NE
Brutto-Geschossfläche Für alle NE: Für jede NE:
BGF 400 m2 BGF 400 m2
Freistehende – Sonstige – Sonstige
Gebäudeart Gebäude, freiste- Gebäude Gebäude, inkl.
hende land- oder unterirdischer
forstwirtschaft- Gebäude
liche Gebäude
Bauteile – Baustoffe
– – – – –
Dach
– F 30-B1) F 30-B1) F 60-BA1) F 90-AB1)
Gebäudeabschluss BW7) BW BW BW BW
Unterteilung in BW
Brandabschnitte von F 60-BA F 60-BA F 60-BA F 60-BA + M
Brandwände11) als 40 m F 90-A10)
Unterteilung in BW
Brandabschnitte mit – – – –
BGF 10.000 m3 F 90-AB11)
Bekleidung, Einbauten,
Notwendige Dämmstoffe, Putze, A A A A A
Treppenräume11) Unterdecken
Bodenbeläge ohne
B1 B1 B1 B1 B1
Gleitschutzprofile
Außenwände – – – – –
Bodenbeläge ohne
– – – – –
Gleitschutzprofile
Tafel 6 Brandschutzanforderungen an Wände und Decken nach MBO (Stand: Mai 2016) Fortsetzung
Gebäudeklasse 1 2 3 4 5
OFF 7 m OFF 13 m
Anzahl Nutzungseinheiten 2 NE
Brutto-Geschossfläche Für alle NE: Für jede NE:
BGF 400 m2 BGF 400 m2
Freistehende – Sonstige – Sonstige
Gebäudeart Gebäude, freiste- Gebäude Gebäude, inkl.
hende land- oder unterirdischer
forstwirtschaft- Gebäude
liche Gebäude
Bauteile – Baustoffe
Keller F 30-B F 30-B F 90-AB F 90-AB F 90-AB
Anforderungen:
1)
Wenn darüber Aufenthaltsräume möglich sind
2)
Ausgenommen: Fensterprofile, Fugendichtung, brennbare Dämmstoffe in nichtbrennbaren geschlossenen Profilen der Außenwandkonstruktionen
3)
Einschließlich Unterkonstruktionen und Dämmstoffen; mit geeigneten Maßnahmen auch in normalentflammbar möglich
4)
Für Außenwandkonstruktionen mit geschossübergreifenden Hohl- und Lufträumen und hinterlüftete Außenwandbekleidungen müssen gesonderte
Maßnahmen getroffen werden.
5)
Ausgenommen sind Wohngebäude der Gebäudeklasse 1 und 2
6)
Maßgebend sind tragende und aussteifende Bauteile
7)
Nur zwischen landwirtschaftlich genutztem Teil und Wohnteil
8)
Ausgenommen sind nichtbrennbare Außenwände von Treppenräumen und die, die an diese Außenwände anschließende Gebäudeteile nicht gefährden.
9)
Wenn der umbaute Raum des landwirtschaftlich genutzten Gebäudes und Gebäudeteiles 2.000 m3 ist
10)
Wände geschossweise versetzt zulässig, wenn in Verbindung mit Decken in F 90-A und ohne Öffnungen und unterstützende Bauteile in F 90-A und
Außenwände in der Breite des Versatzes ober- oder unterhalb F 90-AB und keine senkrechte Brandübertragung in andere Brandabschnitte möglich ist
11)
Ohne Öffnungen, ausgenommen in inneren Brandwänden mit Einschränkungen, M = Stoßbeanspruchung 3.000 Nm
12)
Nicht innerhalb von Wohnungen oder NE mit einer Grundfläche 200 m2 bzw. innerhalb von Büro- oder Verwaltungsnutzung mit einer Grundfläche 400 m2
13)
Öffnungen sind zulässig in Wohngebäuden der Gebäudeklasse 1 und 2; innerhalb derselben NE 400 m2 und 2 Geschosse; auf die Nutzung erforderliche
Zahl sowie Größe beschränkt und Abschlüsse entsprechend der Feuerwiderstandsfähigkeit der Decke
14)
Ausgenommen offene Gänge als notwendige Flure und Balkone als Bestandteil des zweiten Rettungswegs
15)
Fahrschachtwände mit brennbaren Baustoffen benötigen eine schachtseitige Bekleidung aus A in ausreichender Dicke; Öffnungen sind so herzustellen, dass
eine Brandausbreitung in andere Geschosse ausreichend lange verhindern wird.
16)
Gilt nur für Räume, die nicht an andere Räume oder Rettungswege angrenzen; nicht in Treppenräumen
306 Brandschutz 12 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
2.5 Verwendbarkeitsnachweise Die MVV TB fasst nunmehr die früher in den Bauregellisten
und in der Liste der Technischen Baubestimmungen enthal-
2.5.1 Grundlagen tenen technischen Regeln zusammen. Sie erläutert zudem alle
In der MBO werden folgende Definitionen für Bauprodukte und in der MBO definierten Anforderungen an das Brandverhalten
Bauarten festgelegt. von Baustoffen und zur Feuerwiderstandsdauer von Bauteilen
und klärt damit die Aufgaben und Schutzziele.
Die europäischen Prüf- und Klassifizierungsnormen dienen in 1. eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ)
erster Linie dazu, erforderliche Prüfungen in Europa zu verein- MBO § 18 oder
heitlichen und damit die Anzahl der Prüfungen zu reduzieren.
Das nationale Sicherheitsniveau wird jedoch derzeit nicht har- 2. ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (abP)
monisiert. Die nationalen Brandschutzanforderungen an Bau- MBO § 19 oder
werke sind in der MVV TB festgelegt.
3. eine Zustimmung im Einzelfall (Z.i.E.) MBO § 20
Weitere Erläuterungen hinsichtlich Brandschutz sind den fol-
genden Abschnitten zu entnehmen. als Verwendbarkeitsnachweis haben. Davon ausgenommen
sind Bauprodukte nach MVV TB Teil D.
Bauprodukte dürfen für die Errichtung, Änderung und Instand- Weitere Angaben können der MBO und der MVV TB entnommen
haltung baulicher Anlagen nur verwendet werden, wenn sie für werden. Die MVV TB wird mindestens jährlich aktualisiert. Die
den Verwendungszweck jeweils aktuelle Fassung steht unter www.dibt.de zur Verfügung.
2.5.2 Verwendbarkeitsnachweise im nationalen Verfahren bekannt gemacht. Ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeug-
nis wird von einer anerkannten Prüfstelle erteilt, wenn die Ver-
Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) wendbarkeit durch Prüfungen nachgewiesen ist.
Das DIBt erteilt eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
für nicht geregelte Bauprodukte ohne CE-Kennzeichnung, wenn
deren Verwendbarkeit im Sinne des § 16b Abs. 1 (MBO) nach- Nachweis der Verwendbarkeit von Bauprodukten im Einzelfall
gewiesen ist. Die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung wird (Z.i.E.)
widerruflich und für eine bestimmte Frist erteilt, die in der Re- Mit Zustimmung der obersten Bauaufsichtsbehörde im Einzel-
gel fünf Jahre beträgt. Die Zulassung kann mit Nebenbestim- fall dürfen Bauprodukte auch verwendet werden, wenn ihre Ver-
mungen erteilt werden, die bei der Ausführung zu beachten sind. wendbarkeit im Sinne der MBO nachgewiesen ist.
Wenn Gefahren (s. MBO) nicht zu erwarten sind, kann die obers
Allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (abP) te Bauaufsichtsbehörde im Einzelfall erklären, dass ihre Zustim-
Bauprodukte, die nach allgemein anerkannten Prüfverfahren be- mung nicht erforderlich ist. Hierfür gibt es das Verfahren der
urteilt werden, bedürfen anstelle einer allgemeinen bauaufsicht- nicht wesentlichen Abweichung. Dieses wird Länderweise un-
lichen Zulassung nur eines allgemeinen bauaufsichtlichen Prüf- terschiedlich gehandhabt.
zeugnisses. Diese Bauprodukte werden in Teil C der MVV TB
Tafel 7 Bauaufsichtliche Benennungen für Baustoffe und Klassifizierungen nach DIN EN 13501-1 bzw. DIN 4102-1
Bauaufsichtliche Anforderung Nationale Klasse Europäische Klasse nach DIN EN 135011)2) Zusatzanforderungen
nach DIN 4102-1
Bauprodukte, ausgenommen Lineare Kein Rauch Kein brennendes
lineare Rohrdämmstoffe Rohrdämmstoffe Abfallen/Abtropfen
A A1 A1L X X
Nichtbrennbare Nicht-
A1
Baustoffe brennbar A2 – s1,d0 A2L – s1, d0 X X
A2
B – s1,d0 BL – s1,d0
B X X
C – s1,d0 CL – s1,d0
A2 – s2,d0 A2L – s2,d0
A2 – s3,d0 A2L – s3,d0
B – s2,d0 BL – s2,d0
B1 – X
B – s3,d0 BL – s3,d0
C – s2,d0 CL – s2,d0
C – s3,d0 CL – s3,d0
Schwer
entflammbar A2 – s1,d1 A2L – s1,d2
A2 – s1,d2 A2L – s1,d2
B – s1,d1 BL – s1,d1
B1 X –
B – s1,d2 BL – s1,d2
C – s1,d1 CL – s1,d1
C – s1,d2 CL – s1,d2
2. Übereinstimmungszertifikat
(MBO § 23). Tafel 8 Bauaufsichtliche Benennung für Bauteile und Klassifizierung gemäß DIN 4102-2
nn der Nachweis nach DIN EN 1996-1-2/ Bauaufsichtliche Benennung Bauteile Benennung Bauaufsichtlicher
NA geführt werden. Nachweis
Feuerhemmend nicht tragende W 30 abP1)
Feuerbeständig Außenwände W 90
Bei nicht genormten Bauprodukten muss Feuerhemmend Türen, Tore T 30 abZ
entweder Feuerbeständig T 90 ETA, DIN EN
Vorkehrungen gegen Über Lüftungsleitungen L 30, L 60, abP
nn eine allgemeine bauaufsichtliche tragung von Feuer und Rauch L 90, L 120
Zulassung (abZ) oder Vorkehrungen gegen Über Klappen in K 30, K 90 abZ, ETA
tragung von Feuer und Rauch Lüftungsleitungen
nn ein allgemeines bauaufsichtliches Feuerhemmend Verglasungen F 30 abZ
Prüfzeugnis (abP) oder Feuerbeständig – undurchlässig F 90
Keine gesonderte Benennung Verglasungen G 30, G 60, abZ
nn eine Zustimmung im Einzelfall (Z.i.E.), – durchlässig G 90, G 120
Vorkehrungen gegen Über Rohrabschottungen R 30, R 60, abZ/abP
tragung von Feuer und Rauch – brennbar R 90, R 120
bei Bauarten entweder – nichtbrennbar
Vorkehrungen gegen Über Kabelabschottungen S 30, S 60, abZ
nn eine allgemeine Bauartgenehmigung tragung von Feuer und Rauch S 90, S 120
oder Vorkehrungen gegen Über Installations- I 30, I 60, abP, ETA
tragung von Feuer und Rauch schächte, -kanäle I 90, I 120
nn eine vorhabenbezogene Bauartgeneh- Funktionserhalt Funktionserhalt E 30, E 60, abP, ETA
migung von elektrischen E 90, E 120
Kabelanlagen
vorgelegt werden. abP: allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis, erstellt durch eine anerkannte Zertifizierungsstelle
abZ: allgemeine bauaufsichtliche Zulassung, erstellt durch das DIBt
ETA: European Technisch Approval
KS normativ geregelt (sonst abP)
1)
KS-Wände mit F 30- oder F 90-Klassifizierung erfüllen auch die Anforderungen der entsprechenden
W-Klassifizierung.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 12 Brandschutz 309
In Tafel 7 erfolgt die Gegenüberstellung der bauaufsichtlichen sätzlichen Angaben zur Klassifizierung zusammengefasst. In
Benennung für Baustoffe mit DIN 4102-1 und nach DIN EN Tafel 11 erfolgt die Verknüpfung der bauaufsichtlichen Benen-
13501-1. nungen für Wände mit DIN 13501-2 und in Tafel 12 für Son-
derbauteile.
In Tafel 8 erfolgt die bekannte Verknüpfung der bauaufsicht-
lichen Benennungen für Bauteile mit DIN 4102 und in Tafel 9 Da in Deutschland weiterhin neben der europäischen Klasse
für Sonderbauteile. In Tafel 10 sind Erläuterungen der euro- die nationale Klasse verwendet werden darf, werden zuneh-
päischen Klassifizierungskriterien für Bauteile und der zu- mend die bauaufsichtlichen Begriffe verwendet.
Tafel 10 Erläuterungen der Klassifizierungskriterien und der zusätzlichen Angaben zur Klassifizierung des Feuerwiderstands
nach DIN EN 13501-2, DIN EN 13501-3 und DIN EN 13501-4
Tafel 11 Bauaufsichtliche Benennung und Klassifizierung von Wänden nach DIN EN 13501-2
Trotz der Anforderung in der MBO über die „Ausbreitung von Feu- Im Rahmen von Baugenehmigungsverfahren werden mittlerwei-
er und Rauch“ ist festzustellen, dass es keine rauchgasdichten le in den meisten Bundesländern Brandschutznachweise bzw.
Bauteile gibt. In den Bauordnungen gibt es lediglich Anforderun- Brandschutzkonzepte gefordert. In fast allen Bundesländern
gen an dichte Türen oder rauchdichte Türen oder Rauchschutz- werden Sonderbauten ohne Brandschutzkonzepte nicht mehr
türen. Die Definitionen sind in den einzelnen Bundesländern genehmigt. Dies ist dort bereits in den Bauordnungen bzw. Bau-
teilweise unterschiedlich. Unter dichten Türen werden in der vorlagenverordnungen geregelt. In diesen Ländern ist auch ge-
Regel lediglich Türen mit Doppelfalz und dreiseitiger Dichtung regelt, was ein Brandschutzkonzept enthalten soll.
verstanden. Unter rauchdichten Türen werden Rauchschutztü-
ren nach DIN 18095 verstanden. Für Rauchschutztüren nach Brandschutzkonzepte werden in vielen Beiträgen, u.a. in [5, 6],
DIN 18095 wird nachgewiesen, dass bestimmte Grenzwerte ei- vorgestellt und ausführlich erläutert. Daher werden an dieser
ner Leckrate bis zu einer Temperaturbeanspruchung von 200 °C Stelle nur die wesentlichen Punkte zusammengefasst. Brand-
nicht überschritten werden. Die Klassifizierung lautete bisher schutzkonzepte werden in der Regel für Sonderbauten und für
„RS“, die neue ist jetzt „SM -C“, siehe Tafel 12. Das Schutzziel Gebäude mit Abweichungen von den bauaufsichtlichen Vor-
ist, dass ein Mensch hinter einer derartigen Tür ohne Atemge- schriften erarbeitet.
rät mindestens 10 min. überleben kann. Also auch diese Türen
sind nicht „dicht“ gegen Rauchgase. Normale Brandschutztüren Ein Brandschutzkonzept berücksichtigt in Abstimmung mit dem
T 30 oder T 90 erfüllen keine Anforderungen hinsichtlich einer Architekten, dem Bauherren, der Bauaufsicht, der Feuerwehr
Rauchdichtigkeit. Sie erfüllen nur dann diese Anforderungen, und ggf. dem Versicherer:
wenn sie zusätzlich nach DIN 18095 geprüft wurden. Europä-
isch werden in DIN EN 14600 die Anforderungen und Klassifi- nn die Nutzung (hohe Brandlasten, geringe Brandlasten, erfor-
zierungen geregelt. Die Prüfung erfolgt nach DIN EN 1634-3. derliche Rettungswege in Abhängigkeit von den Personen)
und
Wände ebenso wie Decken sind nicht rauchdicht, weil die Leis
tungskriterien in DIN EN 13501 bzw. DIN 4102 keine direkten nn die Bauweise (z.B. brennbar oder nichtbrennbare Baustoffe
Beurteilungskriterien für diesen Gesichtspunkt enthalten. Die bzw. Massivbau oder Leichtbau).
Forderungen der Landesbauordnungen, der Entstehung und
Ausbreitung von Feuer und Rauch vorzubeugen, werden durch
die Leistungskriterien der Normen erfüllt, d.h. mit einer Klas- Wesentlich ist immer der Nachweis des Personenschutzes. Mit
sifizierung nach DIN EN 13501 oder DIN 4102 wird auch die einem objektspezifischen Brandschutzkonzept wird für das jewei-
Anforderung, dem Durchtritt von Rauch vorzubeugen, nachge- lige Einzelgebäude die objektiv wirtschaftlichste Brandschutz-
wiesen. Dies gilt damit auch für unvermörtelte Stoßfugen ge- lösung ermöglicht. Für die Erarbeitung dieser wirtschaftlichen
mäß DIN EN 1996-1-1/NA. Zudem kann aufgrund von Prüfer- Lösungen sind jedoch langjährige und intensive Kenntnisse
fahrungen festgestellt werden, dass beidseitig mit mindestens sowohl des baulichen als auch des abwehrenden Brandschut-
10 mm dickem Putz verputzte Mauerwerkswände hinsichtlich zes und selbstverständlich der Vorschriften erforderlich. Der
der Rauchgase bessere Werte zur Leckrate erzielen als Rauch- Brandschutznachweis wird nach Definition der Bauaufsicht im-
schutztüren. Durch beim Brand auftretende Risse werden je- mer dann erstellt, wenn keine Abweichungen erforderlich sind
doch immer Rauchgase in einem gewissen Umfang durchtreten. und nur die Erfüllung der Brandschutzanforderungen nachge-
wiesen wird. Auch im vereinfachten Genehmigungsverfahren ist
ein Papier zum Brandschutz als Dokumentation zu erstellen.
INFO Im genehmigungsfreien Bereich, insbesondere des Wohnungs-
Für eine geforderte Rauchgasdichtigkeit, z.B. für Computerräu- baus, bestätigt der Architekt (Entwurfsverfasser) durch seine
me mit Datensicherung, müssen im Einzelfall gesonderte kon- Unterschrift, dass der Brandschutz den gesetzlichen Vorschrif-
struktive Maßnahmen und Beurteilungen erfolgen. ten entspricht. Er steht damit in der Verantwortung, sofern kein
Brandschutzsachverständiger beauftragt wird.
Tafel 12 Bauaufsichtliche Benennung von Sonderbauteilen und Klassifizierung gemäß DIN EN 13501-2 – Auszug aus der Bauregelliste 2012/2
Sonderbauteil
Bauaufsicht- Feuerschutz- Rauch- Kabel- Rohrabschot- Lüftungs- Brandschutz- Entrau- Entrauchungs- Instal- Elek- Abgas- Brand- Fahrschachttüren
liche Anfor- abschlüsse schutz- ab- tungen leitungen klappen chungs- klappe lations- trische anlagen schutz- in feuer-
derungen türen1) schot- in Lüftungs- leitung schächte Leitungs- vergla- widerstands-
ohne mit tungen leitungen und anlagen sungen2) fähigen Fahr-
Rauch- Rauch- -kanäle mit Funk- schachtwänden6)
schutz schutz tionser-
halt
EI 30 (i } o)
Cxx10) und Gxx5)
MA11) multi
feuer- C..1) C..Sm1) EI 60-C/U4) (veh0i } o)-S (veh0i } o)-S (ve-h0) S,*7) (ve8)- h09), (veh0i (i } o)-O
hemmend multi i } o) } o) oder
S,*7) EI 60
Cxx10) (i } o)
MA11) multi und Gxx5)
multi i } o) } o) oder
S,*7) EI 90 (i } o)
Cxx10) und Gxx5)
MA11) multi
Rauchdicht Sm-C..1) – – –
und selbst-
schließend
1)
Festlegungen zur Lastspielzahl für die Dauerfunktionsprüfungen werden noch getroffen.
2)
Brandschutzverglasungen nach dieser Tabelle sind nicht als feuerhemmend, hochfeuerhemmend oder feuerbeständig zu verwenden; Brandschutzverglasungen, bei denen eine Übertragung von Feuer und
Wärme über eine bestimmte Dauer (Feuerwiderstandsdauer) verhindert wird, werden gesondert klassifiziert.
3)
Für die Abschottung von brennbaren Rohren oder Rohren mit einem Schmelzpunkt < 1.000 °C; für Trinkwasser-, Heiz- und Kälteleitungen mit Durchmessern 110 mm ist auch die Klasse El...-U/C zulässig.
4)
Für die Abschottung mit nichtbrennbaren Rohren mit einem Schmelzpunkt 1.000 °C
5)
Anwendung der Klasse in Verbindung mit G nur bei festen Brennstoffen; Rußbrandbeständigkeit G mit Angabe eines Abstandes in mm zu brennbaren Baustoffen (gemäß Prüfung)
6)
Fahrschachtabschlüsse nach dieser Tafel zum Einbau in feuerhemmende, hochfeuerhemmende oder feuerbeständige Fahrschachtwände erfüllen die Anforderungen an den Raumabschluss und sind nach
DIN EN 81-58 zu klassifizieren; eine Übertragung von Wärme wird nicht behindert; die konstruktiven Randbedingungen nach Bauregelliste A Teil 1, Anlage 6.1 sind sinngemäß zu beachten.
7)
Je nach vorgesehener Verwendung: 500 Pa, 1.000 Pa oder 1.500 Pa
8)
Je nach vorgesehener Verwendung: vew, vedw, ved
9)
Je nach vorgesehener Verwendung: how, hodw, hod
10)
Je nach vorgesehener Verwendung: c300, c10.000
11)
Die Anwendung ist in Entrauchungsanlagen zulässig, die manuell ausgelöst oder entsprechend DIN EN 12101-8, Abschnitt 3.26 automatisch ausgelöst und manuell übersteuert werden.
311
312 Brandschutz 12 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
3. Brandschutznormen
3.1 Grundlagen und Verwendbarkeitsnachweise A 2 unterschieden. Die Baustoffklasse A 1 charakterisiert die
klassischen Baustoffe, die nicht brennen, z.B. Kalksandsteine.
Gemäß MVV TB dürfen für die Erstellung von Verwendbarkeits- In die Baustoffklasse A 2 werden diejenigen Baustoffe einge-
nachweisen sowohl nationale als auch europäische Brandprü- reiht, die den klassischen Baustoffen ähneln, aber einen gewis-
fungen zugrunde gelegt werden. Entscheidend ist jedoch, dass sen Anteil brennbarer Bestandteile enthalten, z.B. EPS-Leicht-
in der Baupraxis Verwendbarkeitsnachweise für die geweilige betone. Als Grenzwert zwischen den beiden Klassen wird die
Bauart vorliegen. Entflammung zugrunde gelegt.
nn Zustimmung im Einzelfall (Z.i.E.), Bauteilen und Sonderbauteilen wird in DIN 4102-2 der Begriff
der Feuerwiderstandsklasse zugeordnet. Feuerwiderstands-
nn Allgemeine Bauartgenehmigung, klassen werden in Abhängigkeit von der Zeit (30 min. bis
180 min.) definiert, in der Bauteile die Anforderungen an den
nn Vorhabenbezogene Bauartgenehmigung. Brandschutz – Tragfähigkeit, Raumabschluss, Temperaturkrite-
rium – erfüllen. Bauteile werden Feuerwiderstandsklassen F 30
bis F 180 zugeordnet. Für Bauteile und Sonderbauteile gelten
Wenn die Baustoffe und Bauarten in den Normen nicht geregelt unterschiedliche Abkürzungen, siehe Tafel 9.
sind und auch in den dann erforderlichen Verwendbarkeitsnach-
weisen keine Regeln zum Brandschutz enthalten sind, dürfen Für einige Sonderbauteile, wie z.B. Brandwände, gibt es kei-
diese Bauarten nur dort eingesetzt werden, wo keine Anfor- ne Abkürzungen. Komplextrennwände werden lediglich in ei-
derungen an den Brandschutz gestellt werden, z.B. Gebäude- ner Fußnote von DIN 4102-3 erwähnt, weil derartige Anforde-
klasse 1. Es reicht nicht, nur Prüfberichte oder Datenblätter rungen nur im Versicherungsbereich und nicht bauaufsichtlich
vorzulegen. Zudem sind nach Erstellung auch Erklärungen zur erhoben werden.
Übereinstimmung der Ausführung mit den Verwendbarkeits-
nachweisen durch die ausführenden Firmen zur Dokumentati-
on einzureichen. Damit ist dann eindeutig die Verantwortlichkeit 3.3 Europäische Prüfnormen
und Haftung geregelt. Vorlagen derartiger Erklärungen können
den einschlägigen Fachinformationen entnommen werden. 3.3.1 Baustoffe
Für den Nachweis des Brandverhaltens harmonisierter Bau-
stoffe (Bauprodukte) wie Kalksandsteine und damit der Bau-
3.2 Nationale Prüfnormen stoffklassen gelten die europäischen Prüfverfahren, weil die bis-
herigen Prüfverfahren in den einzelnen europäischen Ländern
3.2.1 Grundlagen sehr unterschiedlich waren. Die Prüfungen erfolgen nach unter-
Die für Mauerwerk nach Eurocode 6 nicht mehr gültige Ge- schiedlichen Normen, die Bezeichnungen der Baustoffklassen
samtnorm DIN 4102 enthält die Grundlagen für die Definiti- (Euroklassen) sind in Tafel 7 zusammengefasst.
on der bauaufsichtlichen Begriffe hinsichtlich Brandschutz so-
wie die sich daraus ergebenen Anforderungen. DIN 4102 setzt Kalksandsteine und Mörtel (mit organischen Bestandteilen
sich aus etwa 20 Teilen zusammen und ist im Wesentlichen bis zu 1 M.-%) wurden gemäß Entscheidung der Europäischen
eine Prüfnorm. Hiervon ausgenommen ist DIN 4102-4, die ge- Kommission in die höchste europäische Klasse A 1 nach
normte und klassifizierte Baustoffe, Bauteile und Sonderbau- DIN EN 13501-1 eingestuft.
teile zusammenfasst und mögliche Anwendungen sowie Aus-
führungsdetails in brandschutztechnischer Hinsicht darstellt.
DIN 4102-4:2016 gilt hinsichtlich der Ausführungsdetails er- 3.3.2 Bauteile und Sonderbauteile
gänzend zum Eurocode 6 auch für Mauerwerk. Auch für die Prüfung des Brandverhaltens von Bauteilen gelten
in Europa andere Prüfverfahren. In Tafel 13 ist der derzeitige
Stand der Normen zusammengefasst und den vergleichbaren
3.2.2 Baustoffe nationalen Normen gegenübergestellt.
Nicht harmonisierte Baustoffe (Bauprodukte) werden national
gemäß DIN 4102-1 in die Baustoffklassen A (nichtbrennbar) Europäische Prüfnormen enthalten in der Regel für die Prüfer-
und Baustoffklasse B (brennbar) klassifiziert. Die einzelnen gebnisse nur einen direkten Anwendungsbereich, der sehr ein-
Klassen werden noch weiter unterteilt, siehe Tafel 7. Bau- geschränkt ist. Eine Extrapolation der Prüfergebnisse sowie ein
aufsichtlich wird die Baustoffklasse A nicht unterteilt. Brand- erweiterter Anwendungsbereich sind nur möglich, wenn eine so
schutztechnisch werden jedoch die Baustoffklassen A 1 und genannte EXAP-Norm erstellt wurde, d.h. Extrapolationsregeln
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 12 Brandschutz 313
Tafel 13 Europäische Prüfnormen mit Gegenüberstellung der vergleichbaren Norm nach DIN 4102 (Stand: September 2013)
für den erweiterten Anwendungsbereich vorhanden sind. Für tra- Als Prüfkurve für die Brandprüfungen an Bauteilen mit üblicher
gende Mauerwerkswände muss daher DIN EN 15080-12 ange- Gebäudenutzung ist weltweit die ISO-Kurve festgelegt worden.
wendet werden, wenn der Anwendungsbereich des Eurocode 6 Sie entspricht der ETK nach DIN 4102-2. Die Brandraumtem-
nicht eingehalten ist und allgemeine bauaufsichtliche Zulas- peratur geht bis 30 min. auf ca. 850 °C und dann weiter bis
sungen mit vergleichbaren Regeln erforderlich sind. 90 min. auf etwa 1.050 °C. Für Ölbrände sowie Tunnelbrän-
de wurde u.a. die Hydrocarbonkurve bis 1.100 °C festgelegt.
3.3.3 Erläuterung der Prüf- und Klassifizierungsnormen DIN EN 1364-1 regelt die speziellen Anforderungen zur Prüf-
DIN EN 1363 beinhaltet die Grundlagen zur Durchführung von durchführung von nicht tragenden Wänden und DIN EN 1365-1
Brandprüfungen an Bauteilen, u.a. die Brandraumkurven. Die- von tragenden Wänden. Im (deutschen) bauaufsichtlichen Ver-
se entsprechen den bisher in Deutschland verwendeten Prüf- fahren darf entweder nach deutscher oder europäischer Prüf-
kurven, siehe Bild 3. Lediglich die Bezeichnungen haben sich norm geprüft werden. Wird nach nationaler (deutscher) Prüf-
geändert, aus Brandbeanspruchung wurde Einwirkung und die norm geprüft, darf das Prüfergebnis allerdings nur national
Einheitstemperaturzeitkurve (ETK) heißt jetzt „ISO-Curve“. weiter verwendet werden. Die europäischen Prüfnormen für
Mauerwerkswände unterscheiden sich von DIN 4102 nur wenig.
Ein Feuer wird im Allgemeinen durch vier Brandphasen cha- Die Unterschiede haben bei der Prüfung von Mauerwerkswän-
rakterisiert, der Zündphase, und dem Schwelbrand, d.h. der den keinen wesentlichen Einfluss auf die Prüfergebnisse und da-
Brandentstehung sowie dem „flash over“ und der Erwärmungs- mit auch keinen maßgebenden Einfluss auf die Klassifizierung.
phase, d.h. dem Vollbrand. Der Entstehungsbrand wird maß-
geblich durch das Baustoffverhalten beeinflusst und entwickelt DIN EN 1363-2 enthält das Prüfverfahren zum Nachweis von
sich bis etwa 300 °C. Brandwänden.
NM II 3,3
KS-Vollsteine
NM IIa 3,0
Dabei ist: KS-Blocksteine
NEd,fi der Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft NM III, IIIa 2,6
im Brandfall: NEd,fi = fi ∙ NEd = 0,7 ∙ NEd KS-Plansteine
mit fi = 0,7 (DIN EN 1996-1-2) KS-Fasensteine DM 2,2
NEd der Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft aus KS-Planelemente
der Kaltbemessung KS-Plansteine (SFK 28)
hef die Knicklänge der Wand KS-Fasensteine (SFK 28) DM 2,6
t die Wanddicke KS-Planelemente (SFK 28)
316 Brandschutz 12 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
4.1 Grundlagen
Fertigung
4.1.1 Definitionen nach dem Baurecht 1
für Wandarten Wohnung I
2
Im Sinne des Baurechts und auch nach
1,0
DIN EN 1996-1-2, werden die in einem 4
I
Bauwerk vorhandenen Wände brand- 1
> 1,0
schutztechnisch in verschiedene Arten 1 1
eingeteilt. Neben der Unterscheidung
in tragend und nicht tragend erfolgt die
Trennung in raumabschließend und nicht- Wohnung II
raumabschließend: 3
1 1
nn Tragende, raumabschließende Wände III
sind überwiegend auf Druck bean- 2
II
1,0
spruchte Bauteile, die im Brandfall 4 3 3
die Tragfähigkeit gewährleisten müs- 2
sen und außerdem die Brandübertra- Wohnung III
gung von einem Raum zum anderen
Büro Lager
verhindern, z.B. Treppenraumwände, 1 Tragende, raumabschließende Wände
Wohnungstrennwände, Wände zu I bis III: Brandabschnitte
2 Tragende, nichtraumabschließende Wände
Rettungswegen oder auch Brandab-
3 Nicht tragende, raumabschließende Wände Deckenspannrichtung
schnittstrennwände. Sie werden im
Brandfall nur einseitig vom Brand be- 4 Pfeiler
ansprucht.
nn Nicht tragende Wände sind Bauteile, die auch im Brandfall Das vorteilhafte Verhalten von Kalksandstein-Mauerwerk im
überwiegend nur durch ihr Eigengewicht beansprucht wer- Brandfall ergibt sich aus dem Baustoff und dem Herstellungs-
den und auch nicht der Knickaussteifung tragender Wände verfahren der Kalksandsteine. Wände aus Kalksandsteinen
dienen; sie müssen aber auf ihre Fläche wirkende Wind- haben einen vergleichsweise hohen Kristallwassergehalt. In
lasten auf die tragenden Bauteile abtragen. Nicht tragende den hydraulischen Reaktionsprodukten, die während des Här-
Wände sind zur Klassifizierung in brandschutztechnischer tungsprozesses von Kalksandsteinen in Dampf-Härtekesseln
Hinsicht grundsätzlich raumabschließend. entstehen, wird Kristallwasser in den chemischen Bindungen
eingebunden. Aufgrund der Porenstruktur von Kalksandstein
nn Stürze über Wandöffnungen sind für eine dreiseitige Brand- wird außerdem freies, nicht gebundenes Wasser eingelagert.
beanspruchung zu bemessen.
In Kalksandsteinwänden stellt sich beim Austrocknen, abhän-
nn Brandwände und Komplextrennwände sind raumabschlie- gig von der Nutzung und den klimatischen Bedingungen, ein re-
ßende Bauteile, an die erhöhte Anforderungen hinsichtlich lativ geringer Restfeuchtegehalt ein. Im Brandfall werden bei
des Brandschutzes gestellt werden. Kalksandstein das freie und das gebundene Kristallwasser ab-
gebaut, bevor die Baustoffstrukturen angegriffen werden. Im
Temperaturbereich zwischen 300 °C bis 500 °C ergibt sich im
In Bild 4 werden die einzelnen Wandarten anhand von Gebäu- Brandfall sogar eine Zunahme der Festigkeit. Ein wesentlicher
degrundrissen verdeutlicht. Eingriff in die Kalksandstein-Struktur erfolgt im Laufe eines
Brandes erst bei Temperaturen ab 600 °C.
INFO
Kalksandsteine verbrauchen im Brandfall freies und gebunde-
nes Kristallwasser bevor die Baustoffstrukturen angegriffen
werden. Zunächst ergibt sich im Brandfall sogar eine Zunahme
der Festigkeit.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 12 Brandschutz 317
1.000 T [°C]
KS P 20/DM T10 1.200
900 1.000
t = 150 mm
800
800
Querschnittstemperatur [°C]
T30 600
400
700 200
0
600 T50
10 50 100 150 (Oberfläche)
500 30
Feuerseite
Messstellen-
400 abstand
zur Feuerseite
300 T100 [mm]
200
150 mm
T150
100
0
0 30 60 90 120 150 180 210 240
Prüfdauer [min.] Temperaturverlauf im Wandquerschnitt
nach 150 Minuten
erwerk zudem der Ausnutzungsfaktor fi für Voll- und Block- 4.3 Nicht tragende Trennwände
steine sowie Planelemente eingeführt. Der Ausnutzungsfaktor
fi deckt eine volle kalte Bemessung nach DIN EN 1996-1-1 4.3.1 Nicht tragende, raumabschließende Wände
und DIN EN 1996-3 ab, siehe auch Abschnitt 3.5. Nicht tragende, raumabschließende Kalksandsteinwände kön-
nen
Raumabschließende Wände können in einigen Bundesländern nn zur Sicherung von Rettungswegen im Bereich von Flurwän-
auch als Gebäudeabschluss- bzw. Gebäudetrennwand anstel- den notwendiger Flure oder notwendiger Treppenräume
le einer Brandwand eingesetzt werden, siehe auch Abschnit-
te 4.5 und 4.6. eingesetzt werden.
4.2.2 Tragende, nichtraumabschließende Wände Da raumabschließende Wände zur Klassifizierung per Definition
Tragende, nichtraumabschließende Wände sind tragende In- nur einseitig vom Brand beansprucht werden, müssen Durch-
nenwände innerhalb eines Brandabschnittes. Diese Wände führungen bzw. Öffnungen brandschutztechnisch verschlos-
werden häufig brandschutztechnisch nicht beachtet. Sie sind sen werden.
für die Tragfähigkeit eines Gebäudes im Brandfall jedoch ent-
scheidend. Diese Wände werden im Brandfall zweiseitig vom Die Angaben gelten für Kalksandsteinwände, die von Rohde-
Brand beansprucht. Sie weisen nach DIN EN 1996-1-2/NA ei- cke bis Rohdecke spannen. Werden raumabschließende Wän-
ne definierte Breite (Länge) b 1,0 m auf. de z.B. an Unterdecken angeschlossen, so muss auch für die-
sen Anschluss und die Unterdecke ein brandschutztechnischer
An derartige Wände werden keine Anforderungen hinsichtlich Verwendbarkeitsnachweis vorliegen.
des Raumabschlusses gestellt, so dass auch an die Fugen-
dichtung keine zusätzlichen Anforderungen gestellt werden. DIN EN 1996-1-2/NA enthält wenig zu nicht tragenden Wän-
den, weil DIN EN 1996-1-1 und DIN EN 1996-3 sich vorwiegend
Im Rahmen des europäischen Forschungsvorhabens wurden zu- mit tragendem Mauerwerk befassen. So ist lediglich die Tabel-
sätzliche Pfeilerprüfungen mit vierseitiger Brandbeanspruchung le NA.B.2.1 mit den Werten für die EI-Klassifizierungen 30 bis
durchgeführt, die dann auf Wände mit zweiseitiger Brandbean- 180 min. enthalten. Die Werte gelten für Wandhöhen h 6 m
spruchung extrapoliert wurden, um auch für diese Wände die und für Schlankheiten c = hef /tef 40 nicht tragender Wände.
volle Auflast nach Eurocode 6 im Brandfall regeln zu können.
INFO
4.2.3 Tragende Pfeiler bzw. tragende, nichtraum Raumabschließende Kalksandsteinwände, tragend oder nicht
abschließende Wandabschnitte tragend, erfüllen die raumabschließende Wirkung auch mit un-
Tragende Pfeiler in Außenwänden, z.B. Fensterpfeiler, werden vermörtelten Stoßfugen.
im Brandfall mehrseitig (bis zu vierseitig) beansprucht. DIN EN
1996-1-2/NA definiert außerdem Außenwandabschnitte mit ei-
ner Breite (Länge) < 1,0 m als nichtraumabschließend. Es wird Die unvermörtelten Stoßfugen dürfen gemäß DIN EN 1996-
davon ausgegangen, dass im Brandfall das Feuer z.B. aus Fens 1-2 bei Steinen mit Nut-Feder-Ausbildung eine Breite bis zu 5
tern schlägt und derartige Wandabschnitte daher mehrseitig mm haben, ohne dass in brandschutztechnischer Hinsicht ein
brandbeansprucht werden. Putz erforderlich ist.
Da es sich um tragende Bauteile handelt, muss die Stand Bei Wänden aus Steinen mit glatten, unvermörtelten Stoßfu-
sicherheit auch im Brandfall gewährleistet werden. Aufgrund gen darf auf einen Putz ebenfalls verzichtet werden, wenn die
der mehrseitigen Brandbeanspruchung werden brandschutz- Stoßfugenbreite höchstens 2 mm beträgt. Nur Wände mit un-
technisch die höchsten Anforderungen gestellt. vermörtelten, glatten Stoßfugen mit einer Breite von mehr als
2 mm und weniger als 5 mm müssen mindestens einseitig mit
Es wurden zahlreiche Kalksandsteinpfeiler mit unterschied 1 mm dickem Putz versehen werden, um die Feuerwiderstands-
lichen Lastniveaus vierseitig brandbeansprucht geprüft. dauer hinsichtlich des Raumabschlusses zu erfüllen.
Die Ergebnisse sind in DIN EN 1996-1-2/ NA Tabelle NA.B.2.4 In der Praxis werden nicht tragende Wände aus architekto-
zusammengefasst. nischen, Montage- und Kostengründen gern mit Stahlstützen
oder Stahlprofilen ausgesteift. DIN 4102-4 regelt ergänzend zu
DIN EN 1996-1-2/NA weiterhin, dass die aussteifenden Bau-
teile in ihrer aussteifenden Wirkung mindestens der entspre-
chenden Feuerwiderstandsklasse angehören müssen. In Bild 6
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 12 Brandschutz 319
INFO
Bei Steinen mit Nut-Feder-Ausbildung gelten alle Klassifizie- Türen
rungen – Tabellenwerte – auch für unvermörtelte Stoßfugen bis Die erforderliche Feuerwiderstandsklasse für die Einbauten ist
5 mm Breite. im Einzelfall zu überprüfen. Beispielsweise werden für raumab-
schließende feuerbeständige Wände in der Regel nur feuerhem-
mende Türen gefordert. Im Einzelfall werden auch keine An-
forderungen gestellt, z.B. bei den früheren feuerbeständigen
4.3.2 Schachtwände Flurwänden in Hamburg.
Schachtwände zur Abtrennung von Leitungsschächten können
mit Kalksandstein-Mauerwerk ohne Probleme verschlossen Im Industriebau wird dagegen immer die gleiche Anforderung
werden. Sie sind in der Regel nicht tragende Wände, die nach der Trennwand auch an den Verschluss von Öffnungen gestellt.
Abschluss der Installationsarbeiten gesetzt werden. Wichtig Dies gilt auch für Türen, d.h. feuerbeständige Wand mit feu-
ist hierbei zu klären, welche haustechnischen Anlagen – Ka- erbeständiger Tür, hochfeuerhemmende Wand mit hochfeu-
bel, Rohre, Lüftung – in dem Schacht verlaufen und ob die erhemmender Tür und feuerhemmende Wand mit feuerhem-
Brandschutzmaßnahmen horizontal mittels Abschottung oder mender Tür. Aber auch hier gibt es wiederum eine Ausnahme:
vertikal mittels qualifizierten Schachtwänden erstellt werden. Für hochfeuerbeständige (oder feuerbeständig mit 120 min.
Durchführungen durch die Wände sind entweder mit Abschot- Feuerwiderstand) Wände und Wände mit 180 min. Feuerwi-
tungsmaßnahmen nach abZ oder gemäß Leitungsanlagen-Richt- derstand werden nur feuerbeständige Türen gefordert, weil es
linie (LAR) zu verschließen, siehe Abschnitt 4.3.3. Bei Lüftungs- bei der Erarbeitung der Richtlinie keine entsprechenden Türen
leitungen, die mit einer Brandschutzklappe aus dem Schacht gab. Brandschutztüren in Schachtwänden müssen die gleiche
geführt werden, sind die Schachtwände, insbesondere die er- Brandschutzqualität wie die Wand aufweisen. Bei Schächten
forderliche Dicke, in Abhängigkeit von der tatsächlichen Brand- ohne horizontale Abschottung müssen die Türen vierseitig um-
schutzklappe festzulegen. In Abhängigkeit vom Fabrikat und laufende Dichtungen aufweisen.
320 Brandschutz 12 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
tere Anschlussmöglichkeiten wurden in [9] bearbeitet. Diese – werden ebenfalls nichtbrennbare Baustoffe in Fassadenbe-
sind inzwischen ebenfalls normativ in DIN 4102-4 geregelt. reichen gefordert. Wichtig ist es, die Anforderungen hinsicht-
lich von Oberflächen und von Außenwandbekleidungen zu be-
achten, siehe Abschnitt 4.4.4.
4.3.5 Stürze und Ringbalken
Stürze werden aus KS -U-Schalen, überwiegend jedoch als
KS-Flachstürze oder als KS-Fertigteilstürze eingebaut. Der 4.4.2 Nicht tragende Außenwände und nicht tragende Teile
brandschutztechnische Nachweis für vorgefertigte Stürze wur- tragender Außenwände
de für die Feuerwiderstandsklassen F 30 bis F 90 und teilwei- Für nicht tragende Außenwände der Feuerwiderstandsklassen
se F 120 erbracht. E 30 bis E 90 (i o) und bei abgeminderter Außenbrandkur-
ve ef (o i) können ohne jeden weiteren Nachweis die Anga-
ben von nicht tragenden Kalksandsteinwänden der Feuerwi-
INFO derstandsklassen EI 30 bis EI 90 nach DIN EN 1996-1-2/NA
Die Feuerwiderstandsklasse F 90 ist bereits ab einer Sturzbrei- zugrunde gelegt werden. Die Planungssicherheit ist damit in je-
te von 115 mm möglich. dem Fall gegeben, weil nach DIN EN 1363-2 geringere Tempe-
raturen an der Außenseite gefordert werden, vergleiche Bild 3.
dicke deckung
h
h smin cmin
smin
Tafel 16 Seitliche Wandanschlüsse für nicht tragende Innenwände unter Berücksichtigung von Statik, Brand- und Schallschutz
Anschlüsse im eigenen Wohnbereich Starr gehalten Schalltechnisch biegesteif und Anschlussfuge voll vermörtelt
dicht mit NM oder DM
Stumpfstoßanker
T = 0,75 mm
durch Maueranker und voll Bei Baustoffen mit unter- EI 90 ab Wanddicke
flächig satt vermörtelte An- schiedlichem Verformungsver- 100 mm und
Mauerwerk schlussfuge mit NM oder DM halten oder nicht vollflächiger Wanddicke 70 mm mit
mit NM Vermörtelung ist ggf. eine Ent- beidseitig 10 mm Putz;
oder DM kopplung und Undichtigkeit an- sonst EI 60
zunehmen.
Mörtelgruppen:
NM II bis NM III
Dünnbettmörtel
Stumpf- durch Mauerwerksanker und bei Einlage von z.B. Kork-, Schmelzpunkt 1.000 °C
stoßanker nachgiebiger Füllung mit Mineralfaserstreifen, bzw. Rohdichte 30 kg/m3
Mineralfaserstreifen des Streifen aus bitumen
Stumpfstoßanschlusses imprägnierter Wollfilzpappe2) Lagesicherung erforderlich,
EI 90 ab Wanddicke
Schalltechnisch dicht 100 mm und
Wohnungs- Wanddicke 70 mm mit
trennwand
mit beidseitigem elastischem beidseitig 10 mm Putz;
Nicht tragende Innenwand
Flächenbezogene Masse
Fugendichtstoff sonst EI 60
< 200 kg/m2
1)
Die Klassifizierung des Wandanschlusses entspricht der Klassifizierung der Wand, wenn die angegebenen Bedingungen eingehalten werden.
Nicht tragende raumabschließende Wände EI nach DIN EN 13501-2
2)
Der Putz ist bei entkoppelten Anschlüssen mit einem Kellenschnitt zu trennen und nachträglich z.B. mit Acryl zu schließen.
Tafel 17 Obere Wandanschlüsse für nicht tragende Innenwände unter Berücksichtigung von Statik, Brand- und Schallschutz
≤ 30 mm
die Wand kann 4-seitig bzw. Als trennendes Bauteil nur Schmelzpunkt 1.000 °C
Stahlwinkel
≥ 20 mm 3-seitig gehalten sein, mit geeignet mit zusätzlichem Rohdichte 30 kg/m3
Dämmschicht einem freien vertikalen Rand Fugendichtstoff in der An-
schlussfuge Lagesicherung durch Stahlwinkel,
EI 90 ab Wanddicke 100 mm
und Wanddicke 70 mm mit beid-
seitig 10 mm Putz; sonst EI 60
mit Auflast infolge Kriechen Bei Wänden mit Schall- EI 90 ab Wanddicke 100 mm
≤ 20 mm NM II, und Schwinden der Stahlbe- schutzanforderungen sollte und Wanddicke 70 mm mit beid-
Leichtmörtel tondecke 2) diese Ausführungsvariante seitig 10 mm Putz; sonst EI 60
oder Putz gewählt werden.
die Wand kann 4-seitig bzw.
3-seitig gehalten sein, mit
einem freien vertikalen Rand
Anschlussfuge vollständig
durch NM II, Leichtmörtel
oder Putz ausgefüllt
1)
Nicht tragende raumabschließende Wände EI nach DIN EN 13501-2
2)
Bei Wandlängen > 5 m sollte dieser Anschluss mit dem Tragwerksplaner abgestimmt werden.
0 30 50 70 80 90 100 cm
0 30 50 70 80 90 100 cm
Wärmedämm-Verbundsysteme
Wenn bei Außenwänden Wärmedämm-
Verbundsysteme (WDVS) verwendet wer-
den, ist die jeweilige LBO zu beachten.
In Abhängigkeit von den Gebäudeklassen
bzw. Vollgeschossen dürfen entweder
schwerentflammbare Dämmschichten –
z.B. Baustoffklasse B 1 nach DIN 4102-1
– oder müssen nichtbrennbare Dämm-
schichten – z.B. Baustoffklasse A nach
DIN 4102-1 – eingesetzt werden (Ausnah-
meregelung bis zu zwei Vollgeschosse:
normalentflammbar). In der Regel müs-
sen bei Gebäuden außer Hochhäusern
und einigen Sonderbauten die Dämm-
schichten oder Außenwandbekleidungen
aus mindestens schwerentflammbaren
Baustoffen bestehen, vergleiche auch a) Zweischalige Gebäudetrennwand mit nicht- b) Zweischalige Gebäudetrennwand über Dach
Abschnitt 2.5.3. brennbarer Dämmschicht auf den Sparren (über geführt
dem Wandkopf bis unter die Dachpfannen)
Zu den Wärmedämm-Verbundsystemen
gehören grundsätzlich allgemeine bau- Bild 7 Gebäudeabschlusswand aus Kalksandstein-Mauerwerk im Dachbereich
aufsichtliche Zulassungen (abZ), in de-KALKSANDSTEIN.
nen in Abhängigkeit von der Dämmart DETAILSAMMLUNG
und der Dämmschichtdicke u.a. für denDETAIL
Sturzbereich
4.6.3.11 spezielle se entsprechen. Häufig sind Brandwände oder feuerbeständige
KALKSANDSTEIN.
brandschutztechnische Ausführungen oder zusätzlich Brandrie- Wände bzw. hochfeuerhemmende Wände zu errichten. Es gibt
gel gefordert werden können. DETAILSAMMLUNG
GEBƒUDETRENNWAND, ZWISCHENSPARRENDƒ MMUNG
die Möglichkeit, anstelle von feuerbeständigen Wänden sogar
KS-MAUERWERK ZWEISCHALIG
DETAIL
M 1:10 4.6.3.11 die Kombination feuerbeständig + feuerhemmend (F 90-AB +
F 30-B) einzusetzen.
GEBƒUDETRENNWAND, ZWISCHENSPARRENDƒ MMUNG
KS-MAUERWERK ZWEISCHALIG
4.4.5 Zweischalige Außenwände M 1:10
Aufgrund der höheren Wärmeschutzanforderungen nach der Kalksandsteinwände lassen sich in den hier beschriebenen An-
EnEV werden zunehmend zweischalige Kalksandsteinwände wendungsfällen vorteilhaft und wirtschaftlich einsetzen. Der
mit Dämmschichtdicken > 100 mm ausgeführt. In der Regel brandschutztechnisch erforderliche Putz – ()-Wert der Tafeln 22
ist der Schalenzwischenraum heute ganz mit Dämmstoff (ggf. bis 28 – ist bei zweischaligen Trennwänden jeweils nur auf den
mit Fingerspalt) ausgefüllt. In Zusammenarbeit mit der Bau- Außenseiten der Schalen, nicht zwischen den Schalen, erfor-
aufsicht wurden hierzu Regeln für Gebäude der Gebäudeklas- derlich. In Bild 7 sind zwei Beispiele zur möglichen Ausführung
sen 4 und 5 erarbeitet, wenn insbesondere brennbare Däm- der Wandarten dargestellt.
mungen verwendet werden. Die im Einzelfall einzuhaltenden
Regelungen sind DIN 4102-4 bzw. den geltenden bauaufsicht-
lichen Regelungen (MVV TB, Allgemeine bauaufsichtliche Zu- 4.5.2 Reihenhäuser
lassungen) zu entnehmen. Aus Schallschutzgründen werden bei Reihenhäusern zweischa-
lige Haustrennwände hoher Rohdichte mit durchgehender Trenn-
fuge gebaut.
4.5 Gebäudetrennwände – Gebäudeabschlusswände
Aus brandschutztechnischer Sicht werden bei derartigen Wän-
4.5.1 Grundlagen den je nach Lage im Gebäude und nach Landesbauordnung
Die Begriffe Gebäudeabschluss- und Gebäudetrennwand sind in unterschiedliche Anforderungen gestellt. Es können Gebäu-
den Landesbauordnungen erläutert. Gebäudetrennwände sind detrennwände zur Bildung von 40 m langen Brandabschnitten
in ausgedehnten Gebäuden alle 40 m zu errichten, um Brandab- oder Gebäudeabschlusswände gefordert werden.
schnitte (BA) zu bilden. Gebäudeabschlusswände sind bei Ge-
bäuden, die weniger als 2,5 m von der Grundstücksgrenze ent- Zweischalige Haustrennwände/Gebäudeabschlusswände aus
fernt errichtet werden, und bei aneinander gereihten Gebäuden Mauerwerk mit oder ohne Dämmschicht/Luftschicht sind Wän-
auf demselben Grundstück herzustellen. de, die nicht miteinander verbunden sind und daher keine An-
ker besitzen. Bei tragenden Wänden bildet jede Schale für sich
Gebäudetrennwände sind in der Regel als Brandwände mit feu- jeweils das Endauflager einer Decke/eines Daches, siehe auch
erbeständigen Türen auszubilden. In Ausnahmefällen dürfen in Bild 7.
einigen Bundesländern feuerbeständige Wände der Feuerwi-
derstandsklasse REI 90 oder EI 90 nach DIN EN 1996-1-2/NA Für Wohngebäude mit nicht mehr als zwei Wohnungen und bis zu
oder sogar nur hochfeuerhemmende Wände eingesetzt werden. zwei Vollgeschossen in offener Bauweise bzw. für Wohngebäude
geringer Höhe sind anstelle von Brandwänden oder feuerbestän-
Gebäudeabschlusswände müssen nach den bauaufsichtlichen digen Wänden – je nach Landesbauordnung – auch Gebäude-
Bestimmungen je nach Lage der Gebäude, Anzahl der Ge- abschlusswände zulässig, die von innen nach außen feuerhem-
schosse und Nutzung einer bestimmten Feuerwiderstandsklas- mend und von außen nach innen feuerbeständig sein müssen.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 12 Brandschutz 325
Bei versetzter Gebäudeanordnung werden in den nicht über- nächsten überspringt oder weitergeleitet wird. Problematisch
lappenden Bereichen der Gebäude an der Grundstücksgrenze ist auch, wenn Dächer belüftet werden und die Lüftungsschlit-
Brandwände oder feuerbeständige Wände jeweils mit feuerbe- ze sich aufgrund von Dachüberständen bereits auf dem ande-
ständiger Aussteifung gefordert. Auf der Grundlage der alten ren Grundstück befinden, weil die Außenwand auf der Grenze
Richtlinien für die Verwendung brennbarer Baustoffe im Hoch- steht. Der gemäß Bauordnung festgeschriebene Nachbarschutz
bau mussten bei derartigen Gebäuden muss brandschutztechnisch sichergestellt werden.
4.5.3 Grenzbebauung
Bei einer Grenzbebauung sind die Anfor-
derungen an die Ausführungsdetails von
Brandwänden im Dachbereich üblicher-
weise bekannt und bautechnisch relativ
einfach lösbar. Bei Reihenhäusern mit
übergreifenden Dächern, versetzten Hö- Stahlblechwinkel
hen, durchlaufenden Ortgängen oder gie-
belständig angeordneten Reihenhäusern
müssen die Ausführungsdetails rechtzei-
tig geplant werden. Auf diese Details wur-
de früher häufig nicht geachtet. Dies hat Traufe Ortgang
bei Bränden dazu geführt, dass das Feu-
Min. Dämmstoff, nichtbrennbar
er auf die unmittelbar angrenzenden Ge- Brandwand Schmelzpunkt * 1.000° C,
bäude übergegriffen hat. Rohdichte * 30 kg/m3
Das Ziel muss sein, dass das Feuer von Bild 9 Dachanschlüsse – Traufe, Ortgang – bei Gebäudeabschlusswänden bei Grenz
einem Gebäude nicht zum angrenzenden, bebauung (Beispiele)
326 Brandschutz 12 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Bild 10 Durch Brand verformte Stahl- Bild 11 Durch einen Brand verkohlte Holzkonstruktion vor einer unversehrten Kalksand
konstruktion vor unversehrter steinwand; wegen ungetrennten Dachanschlüssen wurde das Feuer weitergeleitet.
Kalksandsteinwand
Komplextrennwand
~ 3.000
Brenner
h/2 = 1.500
4.000 Nm
Ganz wichtig ist hierbei, dass die Stoß-
2.000
beanspruchung ein reines Prüfkriterium
Brandwand
3.000 Nm
1.500
ist, siehe auch Bild 12. Diese Stoßbe-
anspruchung muss nicht durch einen zu-
h 3.000
sätzlichen statischen Nachweis belegt
werden. Die Wand ist durch Prüfung und
Klassifizierung „Brandwand“ nachgewie-
sen und erfüllt damit das Stoßkriterium.
h/2 1.500
Dies gilt auch für dreiseitig gehaltene
nicht tragende Wände mit freiem obe-
O.K.F. Halle
ren Rand. Nur die statisch-konstruktiv
zur Halterung der Ränder erforderlichen
angrenzenden Bauteile müssen die An-
forderung „feuerbeständig“ (Feuerwider-
standsdauer 90 Minuten) erfüllen.
Presse
1.500 Längsschnitt
4.6.2 Anforderungen an Brandwände
nach den Landesbauordnungen
Für Brandwände ist nicht nur entschei-
dend, dass sie den Prüfanforderungen Bild 12 Prüfanordnung für Brandwände und Komplextrennwände nach den Prüfnormen
entsprechen, sondern auch, dass sie in
der Praxis richtig angeordnet und ausge-
führt werden. Brandwände werden u.a.
auf Grundstückgrenzen, zur Trennung be-
stimmter Gebäude, z.B. „sonstige Ge-
bäude“ oder zur Bildung von Brandab-
schnitten in bestimmten Abständen, Produktion Produktion
erforderlich.
Endfertigung
Brandwand
grundrisses (Beispiel) dargestellt, wo
Brandwände gefordert werden.
BW
BW
nicht verloren. Dies wurde in [12] nachge-
wiesen und in den früher für diese Steine BA 1 BA 2 BA 1 BA 2
erforderlichen allgemeinen bauaufsicht-
lichen Zulassungen entsprechend be-
stätigt. Heute erfüllen auch KS-Wärme- b) Brandschutztechnisch einseitig d) Doppelbrandwände
dämmsteine alle Anforderungen nach ausgesteifte Brandwand
DIN EN 771-2 bzw. DIN 20000-402 und Konstruktive
dürfen daher wie alle anderen Kalksand- Nachweise erforderlich
steine ohnehin im gesamten Anwen-
dungsbereich von DIN EN 1996 verwen- F 90 < F 90 < F 90 < F 90
det werden.
BW
BW
BW
BA 1 BA 2 BA 1 BA 2
4.6.3 Anschlüsse von Brandwänden
Alle in DIN 4102-4 Abschnitt 9.8 aufge-
führten Anschlüsse dürfen auch bei tra-
BW = Brandwand F 90 = Feuerwiderstandsdauer > 90 min. (feuerbeständig)
genden und nicht tragenden Brandwän-
den ausgeführt werden. Entsprechend
DIN 4102-4 ist es ausreichend, wenn die Bild 14 Aussteifungsmöglichkeiten von Brandwänden (Beispiele)
Anschlussfugen vollfugig mit Mörtel nach
DIN EN 1996-1-1 bzw. DIN EN 1996-3
oder Beton nach DIN EN 1992-1-1 ver-
füllt werden.
um 60 % verkleinert
238
248
248
12
12
125
113
12
2
12
12
125
113
238
248
248
12
12
125
113
12
2
12
12
B Brandwände mit KS XL
Dünnbettmörtel Dünnbettmörtel
obere Halterung erforderlich 2) zulässig ohne obere Halterung 1)
*498
*498
*498
*498
2
1)
Oberer Wandanschluss nach Tafel 17
2)
Obere Halterung durch aufliegende Geschossdecke (REI 90)
Brandwand
Brandwand
Bild 17 Brandwände im Dachbereich – Industriebau; Auszug aus: Bayerische Versicherungskammer München, Brandwände und Öffnungen
in Brandwänden, Anforderungen und Ausführung
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 12 Brandschutz 331
Wohngebäude ) 2 VG ) 2 Whg.
mit höchstens zwei Wohnungen und bis zu Hölzerne Dachlatten
zwei Vollgeschossen in offener dürfen nicht übergreifen.
Bauweise.
Wärmedämmung
Wände ohne Öffnungen, die vom nichtbrennbar
Gebäudeinneren die Anforderung der (Baustoffklasse A,
Feuerwiderstandsklasse F 30-B und Schmelzpunkt *1.000 $C,
Rohdichte * 30 kg/m3),
vom Gebäudeäußeren die der Feuer- 2. VG raumbeständig
widerstandsklasse F 90-B erfüllen.
1. VG
Wohngebäude ) 3 VG
Hölzerne Dachlatten
mit bis zu drei Vollgeschossen. dürfen nicht übergreifen.
Wärmedämmung
nichtbrennbar
(Baustoffklasse A,
3. VG Schmelzpunkt * 1.000 $C,
Rohdichte * 30 kg/m3),
2. VG raumbeständig
1. VG Wände feuerbeständig (F 90),
öffnungslos und
insgesamt so dick
wie Brandwände
Gebäude > 3 VG
mit mehr als drei Vollgeschossen
Gebäude mit erhöhter Brandgefahr.
Als erhöht brandgefährlich gelten in der Regel Brennbare Bauteile
Industriegebäude (abhängig von der Art der dürfen nicht in die
* 30 cm
Brandwand eingreifen
Produktion oder Lagerung). 4. VG oder über diese
3. VG hinwegführen.
2. VG
Gebäude mit
erhöhter Brandgefahr 1. VG Brandwand
Gebäude ...
* 30 cm * 30 cm
mit Dachaufbauten
(z.B. Dachgauben) * 30 cm
oder Öffnungen
* 1,25 m * 1,25 m
(z.B. Dachfenster
in der Dachhaut)
(s. LBO)
Bild 18 Brandwände im Dachbereich – Wohnungsbau (Länderunterschiede möglich), Auszug aus: Bayerische Versicherungskammer München,
Brandwände und Öffnungen in Brandwänden, Anforderungen und Ausführung
332 Brandschutz 12 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Anordnung von mind. 50 cm über Dach des höheren Gebäudes Bei Brandwänden in Dachgeschossen im
Komplextrennwänden Wohnungsbau wird es als ausreichend
Bauteile dürfen weder in Komplextrennwände
betrachtet, dass bei gemeinsamer Brand-
eingreifen, noch diese überbrücken.
wand die dem Feuer abgelegene Seite
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 12 Brandschutz 333
als ausreichende Aussteifung angesetzt wird, weil der Holz- nicht tragende Kalksandsteinwände, Rohdichte 1,6, mit Dünn-
dachstuhl im Brandbereich verbrennt. Damit wirken im Brand- bettmörtel in den Lagerfugen, bis zu einer Wandhöhe von 6 m
fall keine zusätzlichen Zwangskräfte auf die Brandwand. Die als Komplextrennwände geprüft und eingestuft. Weitere Nach-
nur einseitig durch den Holzdachstuhl im nicht Brandbereich weise sind [13] zu entnehmen.
gehaltene Giebelwand bleibt stehen, d.h. die Standsicherheit
und der Raumabschluss wird gewährleistet. Nachgewiesen ist
dies durch den 3. Stoß der Stoßbeanspruchung auf die frei- 4.7.3 Öffnungen in Komplextrennwänden
stehende Wand in der Brandprüfung. Außerdem wurde für 6 m Öffnungen in Komplextrennwänden sind auf das für die Nutzung
hohes, nicht tragendes Kalksandstein-Mauerwerk sogar mit des Gebäudes unbedingt notwendige Maß zu beschränken.
mehr als vier Stößen auf die freistehende Wand die Standsi-
cherheit und der Raumabschluss nachgewiesen. In der Praxis Pro Geschoss dürfen nicht mehr als vier Öffnungen (einschließ-
wurde diese Funktionstüchtigkeit auch bei den großen Stadt- lich Schlupftüren) mit insgesamt 22 m2 Fläche vorhanden sein.
bränden sowie im 2. Weltkrieg in den Städten nachgewiesen. Feuerbeständige Brandschutzverglasungen sollen nur dann ein-
gebaut werden, wenn dies aus zwingenden Gründen für einen
Zur Aussteifung von Brandwänden können feuerbeständige Betriebsablauf erforderlich ist, da die Stoßfestigkeit 200mal
Kalksandsteinwände eingesetzt werden. Alternativ kann die geringer als bei Komplextrennwänden ist.
Aussteifung durch feuerbeständige Stahlbetonstützen oder feu-
erbeständige, bekleidete Stahlstützen erfolgen. Ansonsten wurde von den Versicherungen akzeptiert, dass nur
feuerbeständige Türen oder Tore eingebaut werden, weil es bis-
her keine Zulassungen für Feuerschutzabschlüsse mit 180 min.
4.7 Komplextrennwände Feuerwiderstand gibt. Da also bisher keine Anforderung be-
stand, wurde von den Türherstellern auch nicht geprüft. Bei
4.7.1 Grundlagen höheren Brandlasten werden jetzt jedoch vereinzelt hochfeuer-
Komplextrennwände sind Wände, die versicherungstechnisch beständige Türen oder Tore bzw. solche mit einer Feuerwider-
definiert sind. Die Bestimmungen der Sachversicherer sind in standsdauer von 120 min. gefordert. Dies wird im Einzelfall in
Tafel 19 zusammengefasst. Besonders ist zu beachten, dass Abstimmung mit der Versicherung festgelegt.
die Feuerwiderstandsdauer von 180 min. auch für die ausstei-
fenden Bauteile gefordert wird und damit das gesamte Gebäu-
de eine Feuerwiderstandsdauer von 180 min. aufweisen muss. 4.8 Sonstige Anwendungen mit Kalksandstein
Komplextrennwände müssen zudem unversetzt durch alle Ge-
schosse gehen. Bauteile dürfen in diese Wände weder eingrei- 4.8.1 Bekleidungen aus Kalksandstein-Mauerwerk für Stahl-
fen noch diese überbrücken. bauteile
DIN 4102-4 enthält Angaben zu Bekleidungen für Stahlbauten
Die vorstehenden Anforderungen werden häufig nicht beach- u.a. aus Mauerwerk.
tet. Dann ist die Wand selbst von ihrer Ausführung her zwar ei-
ne Komplextrennwand, aber das Gesamtsystem funktioniert Die Angaben in Tafel 20 gelten für statisch bestimmt oder unbe-
nicht. Damit ist dann auch der Versicherungsschutz verloren stimmt gelagerte, auf Biegung beanspruchte, bekleidete Stahl-
bzw. besteht erst gar nicht. träger nach DIN EN 1993-1-1 mit maximal dreiseitiger Brandbe-
Da Komplextrennwände im Baurecht
nicht aufgeführt sind, werden sowohl in Tafel 20 Mindestdicke dM in mm in der Ausmauerung von Stahlträger mit Putzbekleidung
DIN 4102-4 als auch in DIN EN 1996-1-2/ der Untergurte1) nach DIN 4102-4
NA keine Angaben zu derartigen Bautei-
len gemacht. Auch europäisch existiert Platten oder Hohldielen nach DIN 4102-4 Mindestdicke dM2)3) der Ausmauerung
eine solche Anforderung nicht. Lediglich Abschnitt 5.4 bis 5.6 für die Feuerwiderstandsklasse-Benennung
das Prüfverfahren ist in einer Fußnote der Mauerwerk nach DIN EN 1996-2 aus F 30-A F 60-A F 90-A F 120-A F 180-A
deutschen Norm DIN 4102-3 beschrie- Kalksandsteinen nach DIN EN 771-2
ben. Daher gibt der Verband der Sachver- in Verbindung mit DIN 20000-402 50 50 50 70 115
sicherer (VdS) Broschüren heraus [10],
aus denen von den Versicherern aner- 30 Klemmbefestigung
der Putzträger
kannte Nachweise entnommen werden
50
können.
1 2
dM dM
D
ø 5
D
Kalksandstein-Mauerwerk d Bügel d
D A 500 D
Nach den Angaben der Sachversicherer
Abstandhalter ø 5,
[10] werden derzeit 36,5 cm (einschalig) 2 bis 3 Stück je Breite
bzw. 2 x 24 cm (zweischalig) dicke Kalk-
sandsteinwände mit Normalmauermörtel 1)
Die Mindestputzdicken d und D für den Bereich der Untergurte sind den Angaben nach DIN 4102-4, Ta-
II, IIa oder III auch ohne Vermörtelung der belle 90 zu entnehmen.
2)
Bei hohen Trägern können aus Gründen der Standsicherheit ggf. größere Dicken notwendig werden.
Stoßfugen als Komplextrennwände ein- 3)
Lochungen von Steinen dürfen nicht senkrecht zum Trägersteg verlaufen.
gestuft. Außerdem wurden 24 cm dicke,
334 Brandschutz 12 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Tafel 21 Mindestbekleidungsdicke d in mm von Stahlstützen mit U/A 300 m -1 mit einer Bekleidung aus KS-Mauerwerk nach DIN 4102-4
Die ()-Werte gelten für Stützen aus Hohlprofilen, die vollständig ausbetoniert sind, sowie für Stützen mit offenen Profilen, bei denen die Flächen zwischen den Flan-
schen vollständig ausbetoniert, vermörtelt oder ausgemauert sind.
anspruchung. Eine dreiseitige Brandbeanspruchung liegt vor, ten in der ARGEBau entwickelt und als Muster-Richtlinien ver-
wenn die Oberseite der Träger durch Stahlbetonplatten oder öffentlicht:
Hohldielen mit jeweils der mindestens geforderten Feuerwider-
standsklasse vollständig abgedeckt ist. nn Muster-Richtlinie über brandschutztechnische Anforderun-
gen an Leitungsanlagen (Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie
Die Angaben in Tafel 21 gelten für bekleidete Stahlstützen nach MLAR). Fachkommission Bauaufsicht der Bauministerkon-
DIN EN 1993-1-1 mit weniger als vierseitiger Brandbeanspru- ferenz
chung. Bekleidungen aus Kalksandstein-Mauerwerk müssen
im Verband errichtet werden und die angegebenen Mindest nn Muster-Richtlinie über die brandschutztechnischen Anforde-
dicken besitzen. Lochungen von Steinen dürfen nicht senkrecht rungen an Lüftungsanlagen (MLüAR)
zur Stützenlängsachse verlaufen. Die Bekleidung darf unmit-
telbar am Stahl anliegen. Die Bekleidungen sind durch einge- nn Muster-Richtlinie über brandschutztechnische Anforderun-
legte Stahlbügel mit einem Durchmesser 5 mm mindestens gen an Hohlraumestriche und Doppelböden (HohlrER).
in Abständen von 250 mm in der Bekleidungsmitte zu beweh-
ren. Diese Bewehrung ist nicht erforderlich, wenn die Stützen nn Richtlinie über automatische Schiebetüren in Rettungswe-
in ganzer Höhe in Wände nach DIN EN 1996-1-2/NA eingebaut gen (AutSchR)
werden und die an den Stützen vorbeigeführten Wandteile mit
der in Tafel 21 angegebenen Mindestdicke durch Verband mit nn Richtlinie über elektrische Verriegelungssysteme von Türen
den angrenzenden Wandteilen verbunden sind. in Rettungswegen(EltVTR)
nach DIN EN 13501-2 – oder feuerhemmende Kabelkanäle – von Kalksandstein-Mauerwerkswänden muss lediglich die Grö-
I 30 nach DIN 4102-11 bzw. EI 30(vehoi ↔ o) – einzubauen. ße der Aussparung ausreichend sein, denn Massivwände haben
keine Hohlräume, die Zusatzmaßnahmen erfordern. Alternativ
Neben den bereits beschriebenen Brandschutzmaßnahmen werden die Leitungen gemäß der LAR eingebaut und der Rest-
gibt es außerdem Kabelkanäle oder -schächte zum Funktions- querschnitt in einer Kalksandsteinwand nur vermörtelt, siehe
erhalt von Kabelanlagen. Diese Kabel dienen zum Betreiben von auch Bild 20. Außerdem ist der Brandschutz von massiven Kalk-
Sicherheitsanlagen im Brandfall, z.B. Sicherheitsbeleuchtung, sandsteinwänden höher als erforderlich. Noch wichtiger als die
Druckerhöhungspumpe von Steigleitungen der Löschwasserver- Gewerke übergreifende Planung ist die brandschutztechnische
sorgung oder Sprinkleranlagen, zum Betrieb von Entrauchungs- Baubegleitung während der Ausführung, um brandschutztech-
anlagen etc. Schächte können mit Kalksandstein-Mauerwerk nische Mängel schon bei Erstellung des Gebäudes zu verhin-
erstellt werden. Hier muss nur sichergestellt werden, dass auf dern. Eine nachträgliche Beseitigung von Brandschutzmängeln
der Rückseite nicht mehr als 80 °C Temperaturerhöhung auf- oder das Nachrüsten von Brandschutzmaßnahmen ist wesent-
tritt. Dies wird z.B. für 90 min. mit einer 150 mm dicken Kalk- lich kostenintensiver als die Berücksichtigung der notwendigen
sandsteinwand sichergestellt. Maßnahmen bei Planung und Ausführung.
Brennbare Brennbare
Beschichtung 2 mm Beschichtung 2 mm
15 mm
160 mm
160 mm
50 mm
80 mm 80 mm
Bild 20 Regeldetails zur Durchführung von nichtbrennbaren Rohren auf der Grundlage M-LAR
336 Brandschutz 12 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Zum Abschluss der Sachversicherung und ggf. auch der Be- Im Wohnungsbau stellt die bauweisenspezifische Brandlast
triebsunterbrechung wird das jeweilige Brandrisiko abgeschätzt, einen wesentlichen Anteil dar. In einem mehrgeschossigen
welches die Prämie beeinflusst. Das Brandrisiko setzt sich zu- Wohnungsbau mit einer durchschnittlichen Wohnnutzfläche
sammen aus der Nutzung sowie dem Gebäude selbst. Die Nut- von etwa 800 m2 kann sich die Brandlast bei unterschiedli-
zung ist kaum zu beeinflussen, weil dem Mieter einer Wohnung chen Konstruktionsarten bis zum Faktor 4 unterscheiden. So
nicht vorgeschrieben werden kann, welche Einrichtung – Möbel, sind in einem Massivbau die zwei- bis vierfach geringeren Men-
Gardinen etc. – er verwenden darf. In einem Industriebetrieb gen an brennbaren Stoffen gegenüber einem Holzbau möglich
ergibt sich die Nutzung ohnehin aus dem jeweiligen Gewerbe. [14] und [15].
Hier haben die Versicherungen lediglich Einfluss darauf, wie
groß Abschnitte mit besonders gefährlichen Stoffen hinsicht- Durch die Bauweise wird nicht nur die Höhe der Brandlasten
lich Brandentstehung, Brandlasten, Brandweiterleitung oder und damit das Brandrisiko wesentlich beeinflusst, sondern auch
auch explosiven Stoffen sein können. die Sanierungskosten. Ein Massivbau hat in der Regel geringere
Sanierungskosten, weil nach einem Brandfall wesentliche Teile
Beim Bauwerk ist zu beachten, dass die im Gebäude vorhan- weiter bzw. wieder verwendet werden können. Außerdem wird
denen Baustoffe – brennbar/nichtbrennbar – hinsichtlich des der Brand allein durch die Massivbauweise begrenzt.
Brandverhaltens einen wesentlichen Einfluss auf das Brandrisi-
ko haben. Das im Gebäude vorhandene Brandrisiko ist primär Ein weiterer Gesichtspunkt ist, dass die Eintrittshäufigkeit eines
abhängig von den Brandlasten und die Brandlasten bestimmen Brandes neben der mobilen Brandlast ebenfalls von der Bau-
maßgeblich den Brandverlauf hinsichtlich weise abhängt. Insgesamt betrachtet ist somit der Werterhalt
einer Massivbauweise günstig. Die Versicherungen haben frü-
nn Brandentstehung bzw. Brandentwicklung, her bei der Massivbauweise wesentliche Rabatte in den Prä-
miensätzen gewährt. Nach Öffnung des Versicherungsmarktes
nn Brandausbreitung, fielen diese Anreize durch Rabattierung aber weg, weil eine
Massivbauweise ohnehin als Standard vorausgesetzt wurde.
nn Entstehung eines „flashovers“ (schlagartige Entzündung Mittlerweile setzt jedoch wieder ein Umdenken ein, weil gemäß
aller brennbaren Materialien), d.h. Vollbrand. dem aktuellen Bauordnungsrecht bauliche Erleichterungen im
Brandschutz ermöglicht werden. Damit wird das Brandrisiko
wieder größer und die Schadensminimierung wird in den Ver-
Internationale Untersuchungen bestätigen, dass das Brand- antwortungsbereich der Versicherungen verschoben. Die Bau-
geschehen umso kritischer ist, je größer der Anteil der brenn- ordnungen geben nur noch Mindeststandards vor, so dass der
baren und brandschutztechnisch ungeschützten Bauteile im bewährte deutsche Sicherheitsstandard eindeutig reduziert
Gebäude ist. In Bild 21 ist die Zusammensetzung der Brand wird. Die Massivbauweise und damit auch die Kalksandstein-
lastanteile in einem Gebäude dargestellt. Bauweise gewährt weiterhin den bisherigen, gewohnt sicheren
Standard, so dass damit zukünftig auch wieder Rabatte mög-
lich werden könnten.
Gesamtbrandlast
Nutzungsspezifische Brandlast
Ausstattung, Möbel, Lagergüter etc.
Bauweisen- Konstruktions-
spezifische neutrale
Brandlast Brandlast
Im Folgenden sind die tabellarischen Steine Mindestwanddicke [mm] zur Einstufung in die Feuerwiderstandsklasse
Brandschutznachweise nach DIN EN Mörtel EI 30 EI 60 EI 90 EI 120 EI 180
1996-1-2/NA zusammengefasst. Die Ta-
KS-Lochsteine1)
bellenwerte gelten für Kalksandsteine
KS-Hohlblocksteine1)
nach DIN EN 771-2 in Verbindung mit DIN KS-Vollsteine1) 115 175
20000-402. Bei Verwendung von KS-Fa- KS-Blocksteine1) (115) (140)3)
sensteinen gelten die Werte für die Auf-
NM, DM
standsbreite (Wanddicke abzüglich Fase). 115
KS-Fasensteine2) (115)
KS-Planelemente 100
Bei Ansatz einer verputzten Wandfläche (100)
– () -Werte in den Tabellen – ist ein ge- DM 175
eigneter Putz mit einer Mindestdicke von (115)
KS-Bauplatten 70 70 100
10 mm auf beiden Seiten einer einscha-
DM (50) (70) (70)
ligen Wand bzw. auf der Außenseite ei-
ner zweischaligen Wand aufzutragen. Es Die ()-Werte gelten für Wände mit geeignetem beidseitigem Putz
können z.B. Gipsputzmörtel B 1 bis B 6 1)
2)
Auch als Plansteine
Abzüglich Fase
nach DIN EN 13279-1, Kalk- und Kalk-Ze- 3)
Bei Planstein-Mauerwerk mit Putz beträgt die Mindestwanddicke 115 mm
mentputze aus Werktrockenmörtel nach
DIN EN 998-1 oder Wärmedämmputz
mörtel nach DIN EN 998-1 verwendet
Tafel 23 Tragende, raumabschließende Wände (REI) ohne Nachweis des Ausnutzungs
werden.
faktors
DM
1)
Abzüglich Fase
Tafel 25 Tragende, nichtraumabschließende Pfeiler und Wände L < 1,0 m (R) ohne Nach-
weis des Ausnutzungsfaktors
5.4 Tragende Wände mit Nachweis des Ausnutzungsfaktors 6,fi Mörtel-Kombination mit den Tafeln 23 bis 25 nicht möglich
ist, muss der Ausnutzungsfaktor 6,fi nach Abschnitt 3.5 er-
Wenn die Mindestwanddicke ohne Nachweis nicht eingehal- mittelt und die Mindestwanddicke mit den Tafeln 26 bis 28
ten werden kann oder die Ermittlung für die vorhandene Stein- bestimmt werden.
Tafel 26 Tragende, raumabschließende Wände (REI) mit Nachweis des Ausnutzungsfaktors a6,fi
Tafel 27 Tragende, nichtraumabschließende Wände L 1,0 m (R) mit Nachweis des Ausnutzungsfaktors a6,fi
Tafel 28 Tragende, nichtraumabschließende Pfeiler und Wände L < 1,0 m (R) mit Nachweis des Ausnutzungsfaktors a6,fi
Die Mindestwanddicke von Brandwänden nach DIN EN 1996- Komplextrennwände sind nicht in DIN EN 1996-1-2 geregelt.
1-2/NA kann für Kalksandstein-Mauerwerk in Abhängigkeit der Die Mindestwanddicken und weitere einzuhaltende Randbedin-
Steinrohdichte mit Tafel 29 ermittelt werden. Hierbei ist zwi- gungen ergeben sich aus dem jeweils aktuellen Merkblatt der
schen ein- und zweischaligen Brandwänden zu unterscheiden. Sachversicherer. Ergänzend wurden für 240 mm dicke Komplex-
trennwände aus Kalksandstein-Mauerwerk weitergehende Un-
tersuchungen durchgeführt und mit entsprechenden Gutach-
ten hinterlegt.
KS-Lochsteine1) 2 x 200
0,9 300
KS-Hohlblocksteine1) (2 x 175)
KS-Vollsteine1)
KS-Blocksteine1)
1,4 240 2 x 175
NM, DM
KS-Plansteine
1,8 175 2 x 150
DM
200 2 x 175
KS-Planelemente
1,8 mit aufliegender Geschossdecke (mindestens REI 90) als obere Halterung
DM
175 2 x 150
Die ()-Werte gelten für Wände mit geeignetem beidseitigem Putz
1)
Auch als Plan- und Fasensteine (abzüglich Fase)/Planelemente
alle KS-Steine
keine 365 2 x 240
NM II
KS-Vollsteine
KS-Blocksteine SFK 12
240 –
RDK 1,8
NM III
KS-Plansteine
KS-Planelemente SFK 12
240 –
RDK 1,6
DM
340 Brandschutz 12 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Normen
[N1] DIN 4102-2:1977-09 – Brandverhalten von Baustoffen [N15] DIN EN 1996-3/NA:2012-01: Nationaler Anhang – Na-
und Bauteilen; Bauteile, Begriffe, Anforderungen und tional festgelegte Parameter – Eurocode 6: Bemessung
Prüfungen und Konstruktion von Mauerwerksbauten – Teil 3: Ver-
[N2] DIN 4102-3:1977-09 – Brandverhalten von Baustoffen einfachte Berechnungsmethoden für unbewehrte Mau-
und Bauteilen; Brandwände und nichttragende Außen- erwerksbauten
wände, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen [N16] DIN EN 1996-1-2:2011-04: Eurocode 6: Bemessung
[N3] DIN 4102-4:2016-05 – Brandverhalten von Baustoffen und Konstruktion von Mauerwerksbauten – Teil 1-2: All-
und Bauteilen – Teil 4: Zusammenstellung und Anwen- gemeine Regeln – Tragwerksbemessung für den Brand-
dung klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbau- fall
teile [N17] DIN EN 1996-1-2/NA:2013-06: Nationaler Anhang – Na-
[N4] DIN EN 1363-1:2012-10: Feuerwiderstandsprüfungen tional festgelegte Parameter – Eurocode 6: Bemessung
– Teil 1: Allgemeine Anforderungen; Deutsche Fassung und Konstruktion von Mauerwerksbauten – Teil 1-2: All-
EN 1363-1:2012 gemeine Regeln – Tragwerksbemessung für den Brand-
[N5] DIN EN 1363-2:1999-10: Feuerwiderstandsprüfungen – fall
Teil 2: Alternative und ergänzende Verfahren; Deutsche [N18] DIN EN 13501-1:2010-01: Klassifizierung von Baupro-
Fassung EN 1363-2:1999 dukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten – Teil 1:
[N6] DIN EN 1364-1:2015-09 - Feuerwiderstandsprüfungen Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen
für nichttragende Bauteile – Teil 1: Wände; Deutsche zum Brandverhalten von Bauprodukten; Deutsche Fas-
Fassung EN 1364-1:2015 sung EN 13501-1:2007 + A1:2009
[N7] DIN EN 1365-1:2013-08: Feuerwiderstandsprüfungen [N19] DIN EN 13501-2:2010-02: Klassifizierung von Baupro-
für tragende Bauteile – Teil 1: Wände; Deutsche Fas- dukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten – Teil 2:
sung EN 1365-1:2012 + AC:2013 Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwi-
[N8] DIN EN 1366-4:2010-08: Feuerwiderstandsprüfungen derstandsprüfungen, mit Ausnahme von Lüftungsanla-
für Installationen – Teil 4: Abdichtungssysteme für gen; Deutsche Fassung EN 13501-2:2007 + A1:2009
Bauteilfugen; Deutsche Fassung EN 1366-4:2006 + [N20] DIN EN 14600:2006-03: Tore, Türen und zu öffnende
A1:2010 Fenster mit Feuer- und/oder Rauchschutzeigenschaften
[N9] DIN EN 1634-3:2005-01: Prüfungen zum Feuerwider- – Anforderungen und Klassifizierung; Deutsche Fassung
stand und zur Rauchdichte für Feuer- und Rauchschutz- EN 14600:2005
abschlüsse, Fenster und Beschläge – Teil 3: Prüfungen [N21] DIN EN 15080-12:2011-04: Erweiterter Anwendungs-
zur Rauchdichte für Rauchschutzabschlüsse; Deutsche bereich der Ergebnisse aus Feuerwiderstandsprüfungen
Fassung EN 1634-3:2004 – Teil 12: Tragende Mauerwerkswände; Deutsche Fas-
[N10] DIN EN 1991-1-2:2013-08: Eurocode 1: Einwirkungen sung EN 15080- 12:2011
auf Tragwerke – Teil 1-2: Allgemeine Einwirkungen – [N22] DIN EN 15254-2:2009-10:Erweiterter Anwendungsbe-
Brandeinwirkungen auf Tragwerke; Deutsche Fassung reich der Ergebnisse aus Feuerwiderstandsprüfungen –
EN 1991-1-2:2002 Nichttragende Wände – Teil 2: Mauersteine und Gips-
[N11] DIN EN 1991-1-2/NA:2010-12: Nationaler Anhang – Wandbauplatten; Deutsche Fassung EN 15254-2:2009
National festgelegte Parameter – Eurocode 1: Einwir- [N23] DIN 18550-1:2018-01 – Planung, Zubereitung und Aus-
kungen auf Tragwerke– Teil 1-2: Allgemeine Einwir- führung von Außen- und Innenputzen – Teil 1: Ergän-
kungen– Brandeinwirkungen auf Tragwerke zende Festlegungen zu DIN EN 13914-1:2016-09 für
[N12] DIN EN 1996-1-1:2013-02: Eurocode 6: Bemessung Außenputze
und Konstruktion von Mauerwerksbauten – Teil 1-1: All- [N24] DIN 18550-2:2018-01 – Planung, Zubereitung und Aus-
gemeine Regeln für bewehrtes und unbewehrtes Mauer- führung von Außen- und Innenputzen – Teil 2: Ergän-
werk; Deutsche Fassung EN 1996-1-1:2005 + A1:2012 zende Festlegungen zu DIN EN 13914-2:2016-09 für
[N13] DIN EN 1996-1-1/NA:2012-05: Nationaler Anhang– Na- Innenputze
tional festgelegte Parameter – Eurocode 6: Bemessung [N25] DIN EN 771-2:2015-11 – Festlegungen für Mauersteine
und Konstruktion von Mauerwerksbauten – Teil 1-1: All- – Teil 2: Kalksandsteine; Deutsche Fassung EN 771-
gemeine Regeln für bewehrtes und unbewehrtes Mau- 2:2011+A1:2015
erwerk, Änderung A1 2013-07 [N26] DIN 20000-402:2017-01 – Anwendung von Baupro-
[N14] DIN EN 1996-3:2012-12: Eurocode 6: Bemessung und dukten in Bauwerken – Teil 402: Regeln für die Verwen-
Konstruktion von Mauerwerksbauten – Teil 3: Verein- dung von Kalksandsteinen nach DIN EN 771-2:2015-11
fachte Berechnungsmethoden für unbewehrte Mauer-
werksbauten; Deutsche Fassung EN 1996-3:2006 +
AC:2009
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 12 Brandschutz 341
Literatur
[1] Musterbauordnung – MBO (Fassung November 2002, zu- weis des deutschen Sicherheitsniveaus unter Berücksich-
letzt geändert 13.05.2016) tigung bauaufsichtlicher Erfordernisse April 2013, DIBt,
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ma 4/2003 a-Hn zum Brandverhalten von Anschlüssen nichttragender
[3] Hosser, D., Schneider, U.: Statistische Ermittlung der Brandwände und nichttragender F30-F90-Wände aus
Brandhäufigkeit in mehrgeschossigen Wohngebäuden, Kalksandsteinmauerwerk an Massivdecken (30.10.08)
Forschungsbericht T 1292, IRB Verlag 1984 [10] VdS 2234:2012-07: Brandwände und Komplextrennwän-
[4] Verordnung (EU) Nr. 305/2011 des europäischen Parla- de – Merkblatt für die Anordnung und Ausführung. Hrsg.
ments und des Rates vom 9. März 2011 zur Festlegung Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft
harmonisierter Bedingungen für die Vermarktung von Bau- e.V. (GdV)
produkten und zur Aufhebung der Richtlinie 89/106/EWG [11] Brandschutzatlas. FeuerTRUTZ GmbH, Köln
des Rates [12] HAHN Consult: Gutachtliche Stellungnahme Nr. 20006
[5] Hahn, Chr.: Mauerwerk-Kalender ab 1995 zum Brandverhalten von Kalksand-Wandkonstruktionen
[6] Hahn, Chr.: Brandschutzplanung – Lästiges Übel oder Bei- unter Verwendung von KS-ISO-Kimmsteinen (21.12.01)
trag zum kostengünstigen Bauen? – In: BBauBl 44 (1995) [13] HAHN Consult: Gutachtliche Stellungnahme Nr. 11078 –
10 Hn/Ma zum Nachweis der Eignung von Mauerwerkswän-
[7] HAHN Consult: Forschungsbericht Nr. 28049.1 – Hn/Br/ den aus Kalksand-Vollsteinen als Komplextrennwände
Ma Brandschutz mit Kalksandstein-Mauerwerk Nachweis (15.03.2013)
für KS-Wände und KS-Pfeiler bei Bemessung nach DIN [14] The SFPE Handbook of Fire Protection Engineering. Nati-
EN 1996-1-1 und DIN EN 1996-3 ohne Berücksichtigung onal Fire Protection Association, Quincy, Massachusetts,
eines nationalen Anhangs ECSPA European Calcium Sili- 2nd Edition, ISBN 0-87765-354-2
cate Producers Association, September 2012 [15] Wilmot, R.T.D.: United Nations Fire Statistics Study. World
[8] HAHN Consult: Schlussbericht zum Forschungsvorhaben Fire Statistics Centre Bulletin, Geneva Association, Genf
Nr. 25004 – Hn/Br – Validierung des Eurocodes EC 6-1-2 Sept. 1999
– Bemessung von Mauerwerk im Brandfall – zum Nach-
Bildnachweise
Bild S. 303: Heidelberger Kalksandstein GmbH
Bild S. 296, Bild 10, Bild 11, Bild 15: Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.
Kapitel 13 SCHALLSCHUTZ
1. Einleitung
INFO
Schallschutz ist baubar – allerdings nur,
wenn er von Anfang an in die Gesamtpla-
nung integriert ist.
344 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
2. Schalltechnische Grundlagen
2.1 Grundbegriffe 16 Hz und 20 kHz, wobei die Frequenz die Anzahl der Schwin-
gungen pro Sekunde angibt und mit Hz [1/s] bezeichnet wird.
Unter Schall werden mechanische Schwingungen verstanden, Die Bauakustik berücksichtigt den Frequenzbereich zwischen
die sich in gasförmigen, festen oder flüssigen Medien ausbrei- 50 Hz und 5 kHz. Bei der Schallausbreitung in Luft spricht man
ten. Hörbarer Schall liegt im Frequenzbereich zwischen etwa von Luftschall. Das ist die am häufigsten betrachtete Form,
da sie direkt vom Gehör wahrgenom-
men werden kann und für die Wahrneh-
mung von Geräuschen und für Lärmbe-
lästigungen verantwortlich ist. In der
Bauakustik spielt der Körperschall eine
30 – 40 wichtige Rolle, da die Schallübertragung
85 – 95
zwischen zwei Räumen maßgeblich über
den Baukörper (trennende und flankieren-
de Bauteile) erfolgt. Die Schwingungen
der Bauteile führen zur Abstrahlung von
Luftschall, so dass auch Körperschall zu
40 – 50 70 – 80 einem Hörereignis führt. Für die Ausbrei-
tung des Körperschalls sind die Bauteil-
eigenschaften und Bauteilverbindungen
ausschlaggebend. So gilt im Massiv-
bau, dass schwere Bauteile schwerer zu
40 – 50 25 – 30 Schwingungen angeregt werden können
und deshalb schalltechnisch günstiger
sind als leichte Bauteile. Fluidschall tritt
in der Bauakustik innerhalb flüssigkeits-
gefüllter Rohrleitungen auf und ist z.B.
bei der Übertragung von Geräuschen der
80 – 90 100 – 110 90 – 100 Sanitärinstallation oder von Heizungsan-
75 – 85
lagen zu berücksichtigen.
Gegenüber der beschriebenen Laborsituation muss bei realen „Die für die Schalldämmung der trennenden Bauteile angege-
Gebäuden beachtet werden, dass die Schallübertragung zwi- benen Werte gelten nicht für diese Bauteile allein, sondern für
schen zwei Räumen (Bild 4) nicht mehr nur über das trennende die resultierende Dämmung unter Berücksichtigung der an der
Bauteil selbst (Direktübertragung), sondern auch über die flan- Schallübertragung beteiligten Bauteile und Nebenwege im ein-
kierenden Bauteile stattfindet (flankierende Übertragung, auch gebauten Zustand; dies ist bei der Planung zu berücksichtigen.“
S: Fläche des
trennenden Bauteils
Raum 1
Außenwand
Senderaum Empfangs- Boden
1 2 raum
2 2
Eingangsdaten
n Geometrie der
Räume Schalldämm-Maß R‘w
Berechnung mit dem
1 Direkte Schallübertragung über das n Trennbauteil (Rw) KS-Schallschutzrechner zwischen Raum 1 und
trennende Bauteil Raum 2
n Flanken (Rw)
2 Schalllängsleitung über die n Stoßstellen (Kij)
flankierenden Bauteile
Die Messungen werden frequenzabhängig durchgeführt. In der Auch hier kann nach DIN EN ISO 717-1 [9] der Einzahlwert, der
Planungspraxis und für die schalltechnische Beurteilung von bewertete Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w heißt, ermittelt
Bauteilen werden zur Vereinfachung in der Regel jedoch so werden. DnT,w kann als Maß für den Schallschutz zwischen Räu-
genannte Einzahlwerte verwendet. Die Ermittlung der Einzahl- men betrachtet werden, da hier die erreichte Pegeldifferenz
werte beruht auf dem Bezugskurvenverfahren, das für die Luft- zwischen zwei Räumen – und nicht ein trennendes Bauteil – in
schalldämmung in DIN EN ISO 717-1 [9] beschrieben wird. Die Bezug genommen wird. R‘w und DnT,w können folgendermaßen
gemessenen Terz- oder Oktavwerte der Kenngröße werden mit ineinander umgerechnet werden:
der Bezugskurve verglichen. Diese repräsentiert aus der histo-
rischen Entwicklung heraus ursprünglich die Schalldämmung DnT,w = R‘w + 10 lg(0,32 V/S) [dB] (2.3)
einer 25 cm dicken Vollsteinwand. Bei Messungen in Terzbän-
dern werden für den Vergleich die Werte von 100 bis 3.150 Hz mit
herangezogen. Die aus dem Vergleich ermittelte Einzahlangabe V Volumen des Empfangsraums
trägt zur Unterscheidung von den frequenzabhängigen Größen S Fläche des trennenden Bauteils
stets den Index w. So ergibt sich aus dem frequenzabhängigen
Schalldämm-Maß R das bewertete Direktschalldämm-Maß Rw Für quaderförmige, nicht gegeneinander versetzte Räume kann
und aus R‘ das bewertete Bauschalldämm-Maß R‘w. dafür auch vereinfachend geschrieben werden:
2.3 Spektrum-Anpassungswerte
Tafel 3 Kennzeichnende Größen zur Beschreibung der schalltechnischen Eigenschaften von genannt. Sie hängt von der flächenbe-
Bauteilen (Luftschall-, Trittschall- und Flankendämmung) zogenen Masse und der Biegesteifigkeit
des Bauteils ab. Wenn die Grenzfrequenz
Kenngröße Bauteil Messnorm unterhalb von etwa 200 Hz liegt, spricht
Rw Bewertetes Trennbauteile (Wände, Decken)
man von biegesteifen Bauteilen, falls
Schalldämm-Maß DIN EN ISO 10140 sie oberhalb von etwa 1.600 Hz liegt,
Fenster, Fassadenelemente, Teile 1, 2, 4, 5 [7] von biegeweichen Bauteilen. Wände aus
Türen, Verglasungen
Kalksandstein zählen zu den biegestei-
Dn,e,w Bewertete Element- Elemente, z.B. Rollladen- DIN EN ISO 10140 fen Bauteilen.
Norm-Schallpegel kästen, Lüftungskanäle, Teile 1, 2, 4, 5 [7]
differenz Lüftungselemente
ΔRw Verbesserung des Vorsatzschalen, Wärmedämm- DIN EN ISO 10140 INFO
bewerteten Verbundsysteme, Teile 1, 2, 4, 5 [7] Für die schalltechnische Dimensionie-
Schalldämm-Maßes schwimmende Estriche rung mit Einzahlwerten kann das bewer-
Dn,f,w Bewertete Norm- Mehrschalige, leichte DIN EN ISO 10848 tete Schalldämm-Maß Rw einschaliger
Flankenschallpegel Flankenbauteile Teile 1 – 4 [11] Bauteile in Abhängigkeit von der flä-
differenz chenbezogenen Masse angegeben wer-
Ln,w Bewerteter Norm-Tritt- Decken, Treppen, Podeste DIN EN ISO 10140 den. Diese ist somit die maßgebliche
schallpegel Teile 1, 3, 4, 5 [7] Größe für die akustischen Eigenschaften
massiver Bauteile.
ΔLw Bewertete Trittschall Deckenauflagen, z.B. schwim- DIN EN ISO 10140
minderung mende Estriche, Bodenbeläge Teile 1, 3, 4, 5 [7]
Kij Stoßstellendämm-Maß Bauteilverbindungen DIN EN ISO 10848 In einer so genannten Massekurve kann
Teile 1 – 4 [11]
dieser Zusammenhang für Mauerwerk
aus Kalksandstein dargestellt werden. Zu
berücksichtigen ist dabei die gesamte flä-
Tafel 4 Kennzeichnende Größen zur Beschreibung der schalltechnischen Gebäudeeigen- chenbezogene Masse der Wand, die sich
schaften (Luft- und Trittschalldämmung) aus der Rohdichteklasse, der Art der Ver-
mauerung und den aufgebrachten Putz-
Kenngröße Übertragung über Messnorm schichten ergibt.
R’w Bewertetes Trennbauteile DIN EN ISO 16283-1 [8]
Bauschalldämm-Maß (Wände, Decken)
2.4.2 Zweischalige massive Bauteile
R’45°,w Bewertetes Fassaden, Fassadenbauteile, DIN EN ISO 16283-3 Mit zweischaligen Bauteilen kann gegen-
Bauschalldämm-Maß Fenster
über einschaligen Bauteilen gleicher flä-
L’n,w Bewerteter Decken, Treppen, Podeste DIN EN ISO 16283-2 [12] chenbezogener Masse eine deutlich hö-
Norm-Trittschallpegel here Schalldämmung erreicht werden.
Zweischalige Konstruktionen eignen sich
deshalb besonders für solche Bereiche,
Tafel 5 Kennzeichnende Größen zur Beschreibung des Schallschutzes im Gebäude in denen hohe Schalldämm-Maße er-
reicht werden sollen. Bei Haustrennwän-
Kenngröße Schutz gegen: Messnorm den sind zweischalige Konstruktionen mit
biegesteifen Schalen und durchgehenden
Luftschallübertragung DIN EN ISO 16283-1 [8]
innerhalb des Gebäudes Trennfugen die übliche Ausführung, da
Bewertete Standard-
DnT,w
Schallpegeldifferenz
sie bei fehlerfreier Ausführung sehr hohe
Luftschallübertragung von DIN EN ISO 16283-3 Schalldämm-Maße ermöglichen.
außen (Außenlärm)
L’nT,w Bewerteter Standard- Trittschallübertragung DIN EN ISO 16283-2 [12] Bei zweischaligen Außenwänden sind die
Trittschallpegel Schalen wegen der nach DIN EN 1996/NA
Dn,w Bewertete Norm- Luftschallübertragung DIN EN ISO 16283-1 [8] einzubauenden Luftschichtanker zwar
Schallpegeldifferenz innerhalb des Gebäudes in Zusammenhang mit nicht vollständig getrennt, dennoch er-
bei Trennflächen < 10 m2 DIN 4109-4 [32] reichen solche Wände eine deutlich hö-
here Schalldämmung als einschalige Au-
ßenwände.
3.1 Die Erwartungen der Bewohner 3.3 Objektive Kriterien für den Schallschutz
Lärm belästigt und belastet. Je nach Art, Intensität und Einwir- 3.3.1 Grundlagen und Zusammenhänge
kungsdauer des Lärms ergeben sich unterschiedliche Lärmwir- Im Gegensatz zur DIN 4109 mit ihrem quasi historisch überlie-
kungen, die von der zeitweiligen Belästigung bis hin zur dauer- ferten Schallschutzniveau können durchaus nachvollziehbare
haften gesundheitlichen Beeinträchtigung führen können (Bild 7). Kriterien für die Festlegung von Anforderungen benannt wer-
den. Objektiv quantifizierbar ist der Schutz der Vertraulichkeit.
In einer zunehmend von Lärm erfüllten Umwelt steigt das Be- Wenn das gesprochene Wort im Nachbarbereich verstanden
dürfnis, zumindest in den eigenen vier Wänden noch seine Ru- wird (oder man selbst ungewollt die Worte der Nachbarn ver-
he finden zu können. Werden Bauherren danach befragt, welche steht), ist die Vertraulichkeit nicht mehr gegeben. Die Sprach-
Anforderungen eine Wohnung erfüllen soll, dann wird regelmä- verständlichkeit ist somit ein wichtiges Kriterium zur Festle-
ßig ein guter Schallschutz ganz an vorderer Stelle genannt. gung und Beurteilung eines ausreichenden Schallschutzes. In
Dieses elementare Anliegen findet regelmäßig seinen Nieder- der VDI-Richtlinie 4100 erfolgt deshalb die Bestimmung des
schlag in Untersuchungsergebnissen, wenn Bewohner zum er- notwendigen Schallschutzes zwischen Räumen aufgrund von
wünschten Schallschutz ihrer Wohnungen befragt werden. So Sprachverständlichkeitskriterien.
zeigt eine Trendbefragung aus dem Jahr 2008 [13] dass über
70 % der Bevölkerung sich in ihrer Wohnung durch Lärm gestört Tafel 6 zeigt beispielhaft die Sprachverständlichkeit in Abhän-
fühlen (Bild 8) und für 61 % Lärmbelästigungen sogar ein Um- gigkeit von der vorhandenen Schalldämmung. Weitere objek-
zugsgrund sind (Bild 9). tive Kriterien, die in der VDI-Richtlinie 4100 genannt werden,
sind die Hörbarkeit von Geräuschen und deren Störwirkung.
Mehrere Untersuchungen unter Bewohnern verschiedener euro-
päischer Länder ergaben, dass erst ein deutlich höherer Schall- Der Zusammenhang zwischen der Sprachverständlichkeit und
schutz, als er in den Mindestanforderungen festgelegt ist, als den maßgeblichen Einflussgrößen (Schallpegel der Sprache,
zufriedenstellend oder gut empfunden wird. Fläche des Trennbauteils, Volumen und Halligkeit des Emp-
fangsraums, Grundgeräuschpegel im Empfangsraum) kann
nach [15] analytisch hergeleitet und dargestellt werden. Von be-
3.2 Der eigene Wohnbereich sonderer Bedeutung ist dabei der Einfluss des Grundgeräuschs.
4,8 %
Konzentrations- 7,8 %
fähigkeit 10,7 %
Stimmungslage 27,5 %
Nervosität
23,0 % 38,7 %
Schlaf Blutdruck
45,6 %
41,6 %
Lernfähigkeit Herztätigkeit
Stark bis sehr stark Ja, ich bin bereits umgezogen
Etwas Ja, ich habe bereits darüber nachgedacht
Verdauung Aggressivität Kaum Ja, generell für mich ein Umzugsgrund
Gar nicht Nein, für mich kein Umzugsgrund
Bild 7 Auswirkungen und Störungen bei Bild 8 Wie sehr fühlen Sie sich in Ihrer Bild 9 Würden Sie aufgrund von Lärm-
zu viel Lärm Wohnung/Ihrem Haus durch belästigung einen Umzug in
Lärm belästigt? [13] Erwägung ziehen? [13]
350 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Tafel 6 Wahrnehmung von Sprache aus der Nachbarwohnung bei Tafel 7 Bewertetes Schalldämm-Maß R’w und das Durchhören von
unterschiedlicher Schalldämmung zwischen den Wohnun Sprache, (nach [16])
gen, abendlicher A-bewerteter Grundgeräuschpegel 20 dB,
üblich große Aufenthaltsräume (nach [20])
Sprachverständlichkeit Erforderliches bewertetes Schall-
dämm-Maß R'w [dB]
Sprache mit angehobener Sprechweise A-bewerteter A-bewerteter
Bewertetes
Grundgeräuschpegel Grundgeräuschpegel
Bauschalldämm-Maß im im nicht
20 dB 30 dB
zwischen den Allgemeinen Allgemeinen verstehbar
Wohnungen verstehbar nicht Nicht zu hören 67 57
verstehbar Zu hören, jedoch nicht 57 47
zu verstehen
R‘w horizontal 53 56 59
Teilweise zu verstehen 52 42
[dB] vertikal 54 57 60 Gut zu verstehen 42 32
nicht mehr zu hören ist, führt dieselbe Schalldämmung bei In Zusammenhang mit [17] kommen entsprechende Untersu-
einem Grundgeräuschpegel von nur noch 20 dB dazu, dass die chungen in [14] zu dem Ergebnis, dass beim Luftschallschutz
Sprache nun zu hören aber nicht zu verstehen ist. 20 dB ent- eine Abstufung nicht unterhalb von 3 dB und bei einer sehr ho-
sprechen einem üblichen Grundgeräuschpegel in Wohnungen hen angestrebten Schallschutzqualität deutlich über 3 dB lie-
zur ruhigen Abendzeit. gen sollte.
Typische A-bewertete Grundgeräuschpegel liegen nach [17] bei Diesem Ansatz folgt z.B. die VDI-Richtlinie 4100 von 2007 [20],
folgenden Werten: deren Schallschutzstufen für den erhöhten Schallschutz sich
beim Luftschallschutz um 3 bzw. 6 dB von den Mindestanfor-
nn Nachtgrundpegel in Mehrfamilienhäusern mit hohem Schall- derungen der DIN 4109 unterscheiden. Auch die VDI-Richtlinie
schutz in ruhiger Wohnlage: 15 bis 20 dB von 2012 [21] verfolgt bei den ersten beiden Stufen des er-
höhten Schallschutzes diese Abstufung, allerdings auf der Ba-
nn Tagesgrundpegel in Mehrfamilienhäusern mit hohem Schall- sis von Standard-Schallpegeldifferenzen DnT,w . In der dritten
schutz in ruhiger Wohnlage: 20 bis 25 dB Stufe des erhöhten Schallschutzes wird dann ein Unterschied
von 5 dB vorgesehen.
nn Nachtgrundpegel in Wohnungen mit erhöhter Außenlärm
belastung: 25 bis 30 dB Für den DEGA-Schallschutzausweis werden gleich von Anfang
an größere Abstufungen gewählt: 4 dB mehr gegenüber den
nn Nachtgrundpegel in Wohnungen mit hoher Außenlärm Mindestanforderungen der DIN 4109 und danach 5-dB-Stufen
belastung: 30 bis 40 dB für die nachfolgenden Schallschutzklassen.
den in VDI 4100 und im DEGA Schallschutzausweis verwendeten arbeitung der DIN 4109 aus dem Jahr 1989 [2, 23–25] fin-
Abstufungen zwischen den Schallschutzstufen.“ den sich die aktuellen Anforderungen in DIN 4109-1:2016
und 2018 [26, 35].
nn DIN 4109 Schallschutz im Hochbau: nn Veröffentlichungen der Deutschen Gesellschaft für Akustik
In jahrzehntelanger Tradition finden sich die Anforderungen an (DEGA):
den baulichen Schallschutz in der DIN 4109. Nach der Über- Über die Normen und Regelwerke hinaus gibt es einige Schrif-
ten, die Stellung zum baulichen Schallschutz beziehen: Me-
Tafel 8 Anforderungen und Empfehlungen zum baulichen Schallschutz [dB]
Trittschallübertragung Treppen 53 58 46 46 58 53 46
Luftschallübertragung Tür:
272) 272) 372) 322) – – – – – –
Treppenhaus – Flur
Luftschallübertragung Tür:
372) 372) – –3) – – – – – –
Treppenhaus – Aufenthaltsraum
Anforderungen/Empfehlungen
Gebäudetechnische Anlagen 30 30 – 27 30 30 25 30 27 24
Luftschallübertragung
horizontal im eigenen Wohn – – 40/47 47 – – – 485) 525) –
bereich (Wände ohne Türen)
Luftschallübertragung
59
(unterstes Geschoss)
57 67 67 57 63 68 65 69 73
Luftschallübertragung
62
Reihen-/Doppelhaus
morandum der DEGA BR 0101 [37], in welchem zum Verhält- nn Die Anforderungen an den Schallschutz nach DIN 4109 stim-
nis von DIN 4109 und den anerkannten Regeln der Technik men mit der Erwartungshaltung der Bewohner nicht überein.
Stellung genommen wird, und DEGA-Empfehlung 103: Schall-
schutz im Wohnungsbau – Schallschutzausweis [18]. nn Fehler werden in Planung und Ausführung gemacht, z.B. un-
günstige Anordnung von schutzbedürftigen und nichtschutz-
Die aktuelle Situation belegt, dass die Festlegung von Schall- bedürftigen Räumen, falsche Dimensionierung der flankie-
schutzanforderungen kontrovers und mit unterschiedlicher In- renden Bauteile, Körperschallbrücken bei zweischaligen
tention gesehen wird. Einen Überblick über den Geltungsbe- Haustrennwänden und schwimmenden Estrichen.
reich einzelner Regelwerke enthält Tafel 9.
nn Gesundheitsschutz
3.6 Schallschutz und Rechtsprechung
nn Vertraulichkeit bei normaler Sprechweise
3.6.1 Grundsätzliches
Ca. 20 % aller Baustreitigkeiten vor Gericht werden im Bereich nn Schutz vor unzumutbaren Belästigungen
des Schallschutzes ausgetragen. Die Gründe hierfür sind:
nn Die Vereinbarungen über den geschuldeten Schallschutz Damit folgt die DIN 4109-1:2016 den Intentionen der DIN 4109:
sind unklar. 1989, die das in ähnlicher Art und Weise formuliert hat. Im
Tafel 10 Anforderungen Luft- und Trittschall der DEGA-Empfehlung 103 für die einzelnen Schallschutzklassen
Schallschutzklasse
F E D C B A A*
Luftschall Wände/Decken R‘w [dB] < 50 50 53/54 57 62 67 72
Trittschall Decken, Treppen, Balkone L‘n,w [dB] > 60 60 53 46 40 34 28
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 13 Schallschutz 353
Unterschied zur Vorgängernorm benennt DIN 4109-1:2016 ex- Schallschutz für Komfortwohnungen
plizit schon im Titel („Schallschutz im Hochbau – Mindestan- Die Einhaltung der (Mindest-) Anforderungen nach DIN 4109
forderungen“), dass es in dieser Norm um Mindestanforde- schließt nicht grundsätzlich ein, dass in jedem Fall auch den
rungen geht. Ansprüchen der a.a.R.d.T. Rechnung getragen wurde.
Allgemein anerkannte Regeln der Technik (a.a.R.d.T.) Der Bundesgerichtshof (BGH) führt in ein em Urteil vom
Hinweise zu den privatrechtlichen Anforderungen gibt die Verga- 14.06.2007 [19] zum vertraglich geschuldeten Schallschutz
be- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) Teil B [39] in: beim Bau einer Doppelhaushälfte hierzu aus:
nn § 4 Nr. 2 (1): „Der Auftragnehmer hat die Leistung unter eige- „Können durch die vereinbarte Bauweise bei einwandfreier, den
ner Verantwortung nach dem Vertrag auszuführen. Dabei hat anerkannten Regeln der Technik hinsichtlich der Bauausführung
er die anerkannten Regeln der Technik und die gesetzlichen entsprechender Ausführung höhere Schallschutzwerte erreicht
und behördlichen Bestimmungen zu beachten.“ werden, als sie sich aus den Anforderungen der DIN 4109 erge-
ben, sind diese Werte unabhängig davon geschuldet, welche Be-
nn § 13 Nr. 1: „Der Auftragnehmer hat dem Auftraggeber seine deutung den Schalldämm-Maßen der DIN 4109 sonst zukommt.“
Leistung zum Zeitpunkt der Abnahme frei von Sachmängeln
zu verschaffen. Die Leistung ist zur Zeit der Abnahme frei von In den letzten Jahren haben sich für einige Bereiche der Bau-
Sachmängeln, wenn sie die vereinbarte Beschaffenheit hat technik standardmäßige Grundkonstruktionen durchgesetzt.
und den anerkannten Regeln der Technik entspricht. Ist die Der Einsatz dieser Konstruktionen kann als üblich erwartet
Beschaffenheit nicht vereinbart, so ist die Leistung zur Zeit werden und kann bewirken, dass höhere Schalldämmwerte er-
der Abnahme frei von Sachmängeln, reicht werden, als in der DIN 4109 gefordert sind. Dies betrifft
vor allem den Einsatz zweischaliger Haustrennwände (siehe z.B.
−− wenn sie sich für die nach dem Vertrag vorausgesetzte, sonst [37] oder [40]). Da der Einsatz derartiger Konstruktionen mitt-
lerweile als allgemein anerkannte Regel der Technik betrach-
−− für die gewöhnliche Verwendung eignet und eine Beschaffen- tet wird, gelten auch die mit ihnen zu erreichenden schalltech-
heit aufweist, die bei Werken der gleichen Art üblich ist und die nischen Kennwerte als allgemein anerkannte Regel der Technik.
der Auftraggeber nach der Art der Leistung erwarten kann.“
Wenn also z.B. eine zweischalige Haustrennwand (Kalksandstein,
2 ∙ 20 cm, RDK 2,0) als Konstruktion vereinbart wurde, ist die-
In erster Linie wird sich die Ordnungsgemäßheit der Leistung se in der Lage, mängelfrei (bei vollständiger Trennung der Scha-
an den vertraglichen Regelungen orientieren. Erfahrungsge- len) ein Schalldämm-Maß R‘w = 72 dB zu erbringen. Falls sie
mäß fehlen diese im Bereich des baulichen Schallschutzes oft lediglich R‘w = 67 dB erreicht, erfüllt sie zwar den erhöhten
oder sind unbestimmt. Es gilt dann: Geschuldet wird eine Pla- Schallschutz nach dem noch nicht zurückgezogenen Beiblatt
nung und Ausführung nach den a.a.R.d.T.. Diese können schrift- 2 [24] zu DIN 4109:1989, ist aber dennoch nicht mängelfrei.
lich fixiert sein, müssen es aber nicht. Auch müssen sie nicht
zwangsläufig mit geltenden DIN-Normen oder anderweitigen Re- Zusätzlichen Diskussionsstoff liefert das schon genann-
gelwerken übereinstimmen. Im Zweifelsfall hat, mit Hilfe von te BGH-Urteil vom 14.06.2007, wenn es feststellt, die
Sachverständigen, das Gericht den geschuldeten Schallschutz DIN 4109:1989 definiere lediglich Mindestanforderungen des
nach den a.a.R.d.T. festzusetzen. Schallschutzes und entspreche nicht den anerkannten Regeln
der Technik. Kann der Erwerber einer Wohnung nach dem Ver-
trag eine Ausführung erwarten, die einem üblichen Qualitäts-
INFO und Komfortstandard entspricht, dann ist nicht auf die Schall-
Gewährleistungsfälle treten immer wieder auf, wenn für Wohnob- dämm-Maße der DIN 4109 abzustellen, da diese eben nicht
jekte mit gehobenem Komfort („Komfortwohnungen“, „gehobene den heute üblichen Qualitäts- und Komfortstandard wiederge-
Ansprüche“, „qualitativ hochwertige Ausstattung“ etc.) lediglich ben, sondern lediglich Mindestanforderungen zur Vermeidung
der Mindest-Schallschutz nach DIN 4109 eingehalten wird. Hier unzumutbarer Belästigungen.
geht es um die Frage, ob stattdessen ein erhöhter Schallschutz
zu erbringen sei und wie hoch dieser ggf. anzusetzen wäre. Weiterhin heißt es vom BGH zum Mindestschallschutz der DIN
4109:1989 (mit Bezug auf den Mehrgeschoss-Wohnungsbau)
354 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
in einem Urteil aus dem Jahr 2009 [41], dass „…diese Werte in Leicht können mit den neuen Berechnungsverfahren auch Pla-
der Regel keine anerkannten Regeln der Technik für die Herstel- nungsvarianten durchgespielt werden, aus denen sich die Wirk-
lung des Schallschutzes in Wohnungen sind, die üblichen Quali- samkeit einzelner Maßnahmen erkennen lässt.
täts- und Komfortansprüchen genügen.“
[43], [44]. Im Wesentlichen kann jedoch davon ausgegangen Diese Ansicht hat sich aber noch nicht generell durchgesetzt.
werden, dass im Massivbau ein Schallschutzniveau So wird zwar bei vielen Kostenbetrachtungen ein möglicher
Wohnflächenverlust mit „spitzem Griffel“ erfasst und in die
nn entsprechend Beiblatt 2 zu DIN 4109: 1989 ohne Mehrkos Schallschutzkosten mit eingerechnet, auf der Habenseite fehlt
ten und aber oft die Wertsteigerung, die durch höheren Schallschutz
entsteht. Bewusstseinsbildung tut hier Not.
nn die Schallschutzstufe II der VDI 4100: 2007 mit geringen
Mehrkosten gegenüber den Mindestanforderungen der DIN
4109 realisiert werden kann. INFO
Die Schallschutzqualität muss zu einem zentralen Wertgegen-
stand des Wohneigentums werden.
In der ganzen Kostendiskussion hat sich allerdings noch nicht
ausreichend herumgesprochen, dass zu einer guten Wohnung
auch ein guter Schallschutz gehört. Hellhörige Wohnungen las- 80 % aller Mieter sind bereit, in einen besseren Schallschutz
sen sich schon jetzt schlecht vermieten oder verkaufen. Guter mehr zu investieren, wenn sie überprüfbare Qualitätsstandards
Schallschutz muss deshalb als eine wertsteigernde und zu- vorfinden. Vor diesem Hintergrund ist aufmerksam zu beobach-
kunftssichere Investition betrachtet werden. ten, wie sich Akzeptanz und Verbreitung des DEGA-Schallschutz-
ausweises [18] entwickeln.
4.1 Regelwerke für den Schallschutz in Gebäuden, die ganz oder teilweise dem
Aufenthalt von Menschen dienen und für den Schallschutz von
Grundsätzlich muss bei Regelwerken unterschieden werden, schutzbedürftigen Räumen in Kommunal- und anderen Zweck-
ob sie Anforderungen an den Schallschutz oder Nachweisver- bauten. Die Anforderungen dieser Norm an zu schützende Räu-
fahren enthalten. Beispielsweise ist die harmonisierte europä- me berücksichtigen die Vertraulichkeit bei normaler Sprechwei-
ische Schallschutznorm EN 12354-1 ein Regelwerk, das keine se und den Schutz vor unzumutbaren Belästigungen.
Anforderungen an den Schallschutz enthält, sondern nur Nach-
weisverfahren festlegt. Dies ist auch richtig so, weil Anforde- Die Anforderungen innerhalb eines Gebäudes gelten nur dem
rungen national gestellt werden. Weiterhin gibt es Regelwerke Schutz vor Schallübertragung aus einem fremden Wohn- oder
wie z.B. die VDI-Richtlinie 4100, die zwar Anforderungen ent- Arbeitsbereich. Der eigene Wohn- oder Arbeitsbereich ist
halten, aber keine Nachweise selbst regeln, sondern dazu auf nicht Gegenstand der Anforderungen. Eine Ausnahme sind in
andere Regelwerke verweisen. Die DIN 4109 ist das klassische DIN 4109-1 die Anforderungen an maximal zulässige A-bewer-
Beispiel für ein Regelwerk, welches sowohl Anforderungen als tete Schalldruckpegel in schutzbedürftigen Räumen in der ei-
auch Nachweisverfahren regelt und damit den Schallschutz genen Wohnung, erzeugt von raumlufttechnischen Anlagen im
komplett behandelt. eigenen Wohnbereich. Ergänzend zu dieser Regelung werden in
einem informativen Anhang Empfehlungen für maximal zuläs-
Den Geltungsbereich der jeweiligen Regelwerke enthält Tafel 9. sige Schalldruckpegel im eigenen Wohnbereich gestellt, die von
Vergleichende Zahlenwerte der Anforderungen enthält die Ta- heiztechnischen Anlagen im eigenen Bereich erzeugt werden.
fel 8. Die Anforderungen aus der DEGA Empfehlung 103 ent-
hält Tafel 10.
Vorgesehenes Schallschutzniveau
In DIN 4109-1 heißt es: „Es kann nicht erwartet werden, dass
4.1.1 Festlegung von Anforderungen in DIN 4109-1 Geräusche von außen oder aus benachbarten Räumen nicht
Die DIN 4109 ist nicht das einzige Regelwerk für den baulichen mehr bzw. als nicht belästigend wahrgenommen werden, auch
Schallschutz, aber sie ist das einzige Regelwerk, das die bau- wenn die in dieser Norm festgelegten Anforderungen erfüllt wer-
aufsichtlichen Anforderungen und Nachweise festlegt. Hinzu den. Daraus ergibt sich insbesondere die Notwendigkeit, gegen-
kommt, dass sie über den bauaufsichtlichen Bereich hinaus seitig Rücksicht zu nehmen.“
noch das maßgebende Instrument für die bauakustische Pla-
nung darstellt. Mit dieser Formulierung und der Absicht, den Gesundheits-
schutz sicherzustellen, Vertraulichkeit bei normaler Sprech-
weise zu wahren und unzumutbare Belästigungen zu vermei-
Anwendungsbereich und Zweck den, ist offensichtlich, dass der Schallschutzanspruch der DIN
In der DIN 4109-1 werden Anforderungen festgelegt, die zur 4109 ein Niveau definiert, das nicht grundsätzlich ungestörtes
Wahrung des Gesundheitsschutzes notwendig sind. Sie gelten Wohnen gewährleistet.
356 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Beim Schallschutz innerhalb eines Gebäudes mit Wohnungen Nach dem heute vorherrschenden Verständnis ist das Beiblatt 2
und Arbeitsräumen geht es in DIN 4109-1 ausdrücklich nur um nicht in der Lage, für den Luftschallschutz in Geschosshäusern
den Schutz gegen Schallübertragung aus einem fremden Wohn- mit Wohnungen und Arbeitsräumen einen wirklichen erhöhten
oder Arbeitsbereich. Der eigene Wohn- und Arbeitsbereich ist Schallschutz zu definieren.
nicht Gegenstand der Anforderungen. Als einzige Ausnahme
von diesem Prinzip sind in DIN 4109-1 zum ersten Mal Anfor-
derungen an die maximalen Schallpegel raumlufttechnischer 4.1.3 Das Normenpaket der DIN 4109
Anlagen im eigenen Wohnbereich festgelegt worden. Schutz-
bedürftige Räume sind Aufenthaltsräume wie z.B. Wohnräume 4.1.3.1 Aktuelle Normungssituation
(einschließlich Wohndielen und Wohnküchen), Schlafräume (ein- Infolge der Umsetzung der europäischen Schallschutznormung
schließlich Übernachtungsräumen in Beherbergungsstätten), ist die DIN 4109:1989 komplett überarbeitet worden. Im Ju-
Bettenräume in Krankenhäusern und Sanatorien, Unterrichts- li 2016 wurde die Neufassung des vollständigen Normenpa-
räume in Schulen, Hochschulen und ähnlichen Einrichtungen, kets der DIN 4109 als Weißdruck veröffentlicht. Aufgrund von
Büroräume, Praxisräume, Sitzungsräume und ähnliche Arbeits- Widersprüchen zwischen der neuen Schallschutznorm und
räume. Nicht zu den schutzbedürftigen Räumen zählen Kü- der zeitgleich überarbeiteten Verkehrslärmschutzverordnung
chen, Bäder, Toiletten, Flure oder Haustechnikräume. Darüber (16. BImSchV) wurden bereits im Januar 2017 zu DIN 4109-1
hinaus regelt die DIN 4109-1 die schalltechnischen Anforde- und DIN 4109-2 die Änderungsblätter E DIN 4109-1 [33] und
rungen an Beherbergungsstätten (Hotels), Schulen sowie Kran- E DIN 4109-2 [34] veröffentlicht. Nach Abschluss der Einspruchs-
kenanstalten und Sanatorien. phase zu diesen beiden Entwürfen, wurden die Änderungen im
Rahmen einer konsolidierten Neufassung der beiden betrof-
Für die in den letzten Jahren zunehmend errichteten „Senio- fenen Normen als DIN 4109-1:2017-11 [35] und DIN 4109-
renheime“ bleibt es in der DIN 4109-1 offen, welche Anforde- 2:2017-11 [36] neu herausgegeben.
rungen gestellt werden. In [45] wird dazu folgendermaßen Stel-
lung genommen: Bei den Anforderungswerten selbst gibt es gegenüber DIN
4109:1989 keine wesentlichen Änderungen. Lediglich beim
„Die in DIN 4109:1989-11, Tab. 3 gestellten Anforderungen de- Trittschall wurde eine geringe Absenkung der Normtrittschall-
cken bereits eine Vielzahl von Situationen ab, können jedoch pegel und bei der Luftschalldämmung in Doppel- und Reihen-
niemals vollständig sein und alle denkbaren, unterschiedlichen häusern eine moderate Erhöhung der Werte vorgesehen. Eini-
Situationen erfassen. Durch Vergleich der unbekannten Situati- ge Anforderungswerte werden in Tafel 8 dargestellt.
on mit der bekannten Situation lässt sich die passende Anfor-
derung ermitteln. Dass die DIN 4109 lediglich die Mindestanforderungen regelt,
ist für das Bauen mit Kalksandstein von untergeordneter Be-
Die Bewohner von Seniorenwohnungen wohnen langfristig (also deutung, da die verfügbaren bautechnischen Lösungen die Ein-
nicht nur Tage oder Wochen) in ihren Wohnungen im Senioren- haltung unterschiedlichster Schallschutzniveaus erlauben.
wohnheim und wollen dort ebenso vor unzumutbaren Belästi-
gungen durch Schallübertragung geschützt sein und erwarten
die gleiche Vertraulichkeit, wie die Bewohner in einem Mehrfa- 4.1.3.2 Struktur der DIN 4109
milienhaus. Dies gilt auch und besonders für Pflegezimmer, de- Die DIN 4109-1 legt Anforderungen fest und definiert, wie die
ren pflegebedürftige Bewohner besonders benachteiligt sind, Erfüllung der Anforderungen nachzuweisen ist. Um dieser Auf-
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 13 Schallschutz 357
gabe gerecht zu werden, gliedert sich die neue DIN 4109 in fol- nischen Nachweis heißt es in Anhang A 5.2/2, dass dieser
gende vier Teile (Bild 10): nach DIN 4109-2 in Zusammenhang mit den zugehörigen Bau-
teilkatalogen (DIN 4109-31 bis DIN 4109-36) erfolgen kann,
nn DIN 4109-1: Mindestanforderungen [35] oder dass alternativ für Bauteile des Massivbaus Beiblatt 1 zu
DIN 4109:1989-11 herangezogen werden kann, sofern es sich
nn DIN 4109-2: Rechnerische Nachweise der Erfüllung der nicht um Mauerwerk aus schalltechnisch ungünstigen Lochstei-
Anforderungen [36] nen handelt.
nn DIN 4109-31 bis DIN 4109-36: Daten für die rechnerischen Durch diese Festlegung wird DIN 4109:1989 Beiblatt 1 auch
Nachweise des Schallschutzes (Bauteilkatalog) [6] und weiterhin für die schalltechnischen Nachweise im Massivbau
[27–31] (Luftschall und Trittschall jeweils in Mehrfamilienhäusern und
zwischen Reihen- und Doppelhäusern, Außenlärm, gebäude-
nn DIN 4109-4: Bauakustische Prüfungen [32] technische Anlagen etc.) als alternatives Nachweisverfahren
zu DIN 4109-2 zugelassen. Somit stehen für die rechnerischen
Nachweise im Massivbau gemäß MVV TB auf breiter Front zwei
Jeder Teil dieser Norm behandelt eigenständig und ausschließ- Möglichkeiten zur Auswahl.
lich einen bestimmten Aspekt der Schallschutznormung. Nach-
folgend werden die Grundzüge der einzelnen Teile vorgestellt. DIN 4109:1989 Beiblatt 1 wurde im Wesentlichen in der Zeit
zwischen 1975 und 1985 erarbeitet und war für die Planung
damals üblicher Bauweisen (Grundrisssituationen, Baustoffe,
INFO Bauelemente etc.) ausgelegt. Sie entspricht in vielen Bereichen
Die neue DIN 4109 liefert mit den Teilen 2 und 31 bis 36 auf nicht mehr dem aktuell anerkannten Stand der Technik und
Grundlage der europäischen Berechnungsverfahren der DIN EN ist für heutige Bauweisen nur eingeschränkt anwendbar. Es
12354 [3, 46–50] einen systematischen und vollständigen An- ist seit vielen Jahren bekannt, dass die Nachweisverfahren im
satz für die bauakustische Planung, der weit über die Möglich- zurückgezogenen Beiblatt 1 in verschiedenen Situationen zu
keiten der bisherigen DIN 4109:1989 und ihrer Beiblätter deutlichen Fehleinschätzungen in der schalltechnischen Dimen-
hinausgeht und seit langem Stand der Technik ist. sionierung von Bauteilen führen (z.B. bei einschaligen Trennbau-
teilen mit leichten flankierenden Bauteilen oder beim Trittschall
von Treppenläufen). Daraus resultieren erhebliche Haftungsri-
siken für den Planer, da in privatrechtlicher Hinsicht immer die
4.1.3.3 Stand der bauaufsichtlichen Einführung der DIN 4109 vereinbarte Beschaffenheit geschuldet ist und diese im Be-
Die Grundlage für die bauaufsichtliche Einführung technischer reich des Schallschutzes im Zweifelsfall mit einer Messung
Regelwerke bildet die Musterverwaltungsvorschrift Tech- überprüft wird.
nische Baubestimmungen (MVV TB), die den Bundesländern
als Vorlage für die durch die jeweilige Landesbauordnung ein- Im Gegensatz zu den alten Nachweisverfahren in Beiblatt 1
geführte Verwaltungsvorschrift technische Baubestimmungen ermöglichen die aktuellen Nachweisverfahren in DIN 4109-2
(VV TB) dient. In der MVV TB vom 31.08.2017 finden sich zusammen mit dem Bauteilkatalog in DIN 4109-31 bis
unter Abschnitt A5 die Regeln zur Grundanforderung Schall- DIN 4109-36 eine zielgerichtete und wirtschaftliche Dimensi-
schutz. Dort ist eine bauaufsichtliche Einführung der neuen onierung aller an der Schallübertragung beteiligten Bauteile.
Schallschutznorm DIN 4109:2016-7 nur für den Teil 1 der Unter Fachleuten besteht Einigkeit darüber, dass diese Verfah-
Norm „Mindestanforderungen“ vorgesehen. Zum schalltech- ren den aktuell anerkannten Stand der Technik darstellen. Aus
diesem Grund werden die Nachweisver-
fahren aus DIN 4109:1989 nachfolgend
nicht weiter behandelt. Von deren Anwen-
DIN 4109-31: dung im Rahmen schalltechnischer Nach-
DIN 4109 Teil 1:
Mindestanforderungen Rahmendokument weise wird abgeraten.
DIN 4109-32:
Massivbau
INFO
DIN 4109 Teil 2:
Rechnerische Nachweise der Erfüllung der DIN 4109-33: Die Rechenverfahren nach DIN 4109-2
Anforderungen Holz-, Leicht- und Trockenbau und DIN 4109-31 bis DIN 4109-36 stel-
len den aktuellen Stand der Technik dar
DIN 4109-34:
Vorsatzkonstruktionen
und ermöglichen eine zielgerechte und
DIN 4109 Teil 31 bis 36: vor massiven Bauteilen wirtschaftliche Schallschutzplanung im
Daten für die rechnerischen Nachweise Massivbau. Sie sind unter Fachleuten all-
des Schallschutzes (Bauteilkatalog) DIN 4109-35: gemein anerkannt und haben sich be-
Elemente, Fenster, Türen,
reits seit vielen Jahren in der Planungs-
Vorhangfassaden
praxis etabliert. Deshalb empfiehlt die
DIN 4109 Teil 4: DIN 4109-36: Kalksandsteinindustrie für bauaufsichtli-
Bauakustische Prüfungen Gebäudetechnische Anlagen che Schallschutznachweise zukünftig
ausschließlich die Verwendung dieser
Verfahren.
Bild 10 Gliederung der DIN 4109:2016-07
358 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Für die Ermittlung der Sicherheitsbeiwerte stehen zwei Mög- ren verbalen Schallschutzzuweisungen nicht mehr mit denjeni-
lichkeiten zur Verfügung: gen der alten Richtlinie übereinstimmen. Während die alte SSt I
mit den Mindestanforderungen der alten DIN 4109:1989 über-
nn Eine detaillierte Unsicherheitsrechnung, die das Zusammen- einstimmte, beschreibt die neue SSt I bereits einen gegenüber
wirken und die Fortpflanzung der einzelnen Unsicherheitsan- der DIN 4109:1989 erhöhten Schallschutz. Somit behandelt
teile berücksichtigt. die neue VDI-Richtlinie nur noch den erhöhten Schallschutz.
nn Eine vereinfachte Ermittlung der Unsicherheit durch Fest- Unterschieden werden drei Schallschutzstufen (SSt I, II und III),
legung eines pauschalen Sicherheitsbeiwerts. Beim Luft- die alle einen gegenüber der DIN 4109 erhöhten Schallschutz
schallschutz konnte dieser Wert anhand umfangreicher Un- beschreiben. Während die DIN 4109 und die VDI 4100:2007
tersuchungen für übliche Wohngebäude mit 2 dB ermittelt ihre Anforderungen auf schutzbedürftige Aufenthaltsräume wie
werden. Das berechnete Bauschalldämm-Maß R‘w wird also Wohn- und Schlafräume begrenzen, sind bei der VDI 4100:2012
um 2 dB vermindert, bevor es mit dem Anforderungswert ver- alle Räume einer Wohnung mit mindestens 8 m2 Grundfläche
glichen wird. einbezogen, also z.B. auch größere Badezimmer.
4.1.6 Veröffentlichungen der Deutschen Gesellschaft gebaut werden kann. Allerdings ist im Einzelfall zu klären, ob
für Akustik (DEGA) das damit vorgegebene Schallschutzniveau in allen Belangen
Über die Normen und Regelwerke hinaus gibt es einige Schrif- unstrittig ist. Der auf einem solchen Niveau vorgesehene Schall-
ten, die Stellung zum baulichen Schallschutz beziehen: schutz sollte in eine widerspruchsfreie Vertragsgestaltung ein-
gebunden sein. Im Zweifelsfall sollte ein höherer Schallschutz
nn Memorandum der DEGA BR 0101 [37], in dem zum Verhält- vorgesehen werden.
nis von DIN 4109 und den anerkannten Regeln der Technik
Stellung genommen wird Bezüglich des Schallschutzes ist die Beratungspflicht des Pla-
ners/Architekten ernst zu nehmen. Bauherrenwünsche, gesetz-
nn DEGA-Empfehlung 103: Schallschutz im Wohnungsbau – liche Vorgaben und Wirtschaftlichkeit sind zu erörtern und in
Schallschutzausweis [18] die Planung beider Festlegung des Schallschutzes einzubin-
den. Über die Festlegungen sind klare und widerspruchsfreie
nn Memorandum der DEGA BR 0104 [42]: Schallschutz im vertragliche Vereinbarungen zu treffen.
eigenen Wohnbereich
Insbesonders, wenn nur die Mindestanforderungen der DIN
4109 realisiert werden sollen, sind für das Abweichen von
Die DEGA-Empfehlung 103 wurde 2009 veröffentlicht. Sie be- einem üblichen Standard strenge Maßstäbe anzulegen. Vom
schreibt ein Konzept zur Klassifizierung von Wohneinheiten mit- BGH heißt es dazu [41]: „Kann der Erwerber nach den Umstän-
tels Schallschutzklassen. Die sieben Schallschutzklassen (Ta- den erwarten, dass die Wohnung in Bezug auf den Schallschutz
fel 10) werden als Ergänzung der Schallschutzanforderungen üblichen Qualitäts- und Komfortstandards entspricht, dann muss
der Norm DIN 4109 definiert. Im Wesentlichen werden folgende der Unternehmer, der hiervon vertraglich abweichen will, deut-
Ziele verfolgt: lich hierauf hinweisen und den Erwerber über die Folgen einer
solchen Bauweise für die Wohnqualität aufklären.“
nn Schaffung eines mehrstufigen Systems zur differenzierten
Planung und Kennzeichnung des baulichen Schallschutzes Der heutzutage durchschnittlich erreichte Schallschutz im Woh-
zwischen Raumsituationen unabhängig von der Art des Ge- nungsbau liegt über den Werten der DIN 4109. Um dieser Tatsa-
bäudes che und dem Schutzbedürfnis der Bewohner Rechnung zu tra-
gen, sollte ein Schallschutz über dem Standard der DIN 4109
nn Entwicklung eines Punktesystems auf dieser Basis zur ein- vorgesehen werden.
fachen Kennzeichnung des Schallschutzes von ganzen Woh-
neinheiten oder Gebäuden Erhöhter Schallschutz muss dann realisiert werden, wenn vom
Nutzungszweck erkennbar ist, dass es sich um höherwertige
Wohnungen, wie z.B. Eigentums- und Komfortwohnungen han-
Die Anforderungen der einzelnen Schallschutzklassen für Luft- delt.
und Trittschallschutz enthält Tafel 10. Die aktuelle Situation
belegt, dass die Festlegung von Schallschutzanforderungen In der Baupraxis kann das höhere Qualitätsniveau einer Woh-
kontrovers und mit unterschiedlicher Intention gesehen wird. nung unmittelbar mit einem höheren Schallschutz in Verbindung
gebracht werden (siehe [22] und Abschnitt 3.3.2).
Da die Frage nach der Auslegung des Schallschutzes im eigenen
Wohnbereich zunehmend an Bedeutung gewinnt, hat die DEGA Die Festlegung der Zahlenwerte für einen erhöhten Schallschutz
2015 im Memorandum BR 0104 drei Qualitätsstufen und die kann letztlich nicht allgemeingültig, sondern nur objektbezogen
zugehörigen Kennwerte für den eigenen Wohnbereich empfoh- getroffen werden, da der geschuldete Schallschutz aus recht-
len, die für verschiedene Raumsituationen angegeben werden. licher Sicht stets im Einzelfall zu ermitteln ist. Orientierung kön-
Außerdem enthält dieses Memorandum Planungshinweise für nen die Vorschläge geben, wie sie z.B.in der VDI 4100 oder der
den Schallschutz im eigenen Wohnbereich. Die empfohlenen DEGA-Empfehlung 103 veröffentlicht wurden. Auf internationaler
Werte werden auszugsweise in Tafel 19 genannt. Normungsebene wird als ISO-Norm zurzeit ein Klassifizierungs-
schema für den Schallschutz von Wohnungen erarbeitet, das
zukünftig für die Einstufung der Schallschutzqualität herangezo-
4.2 Hinweise zur Festlegung des Schallschutzniveaus gen werden könnte [52]. Ein Schallschutz auf dem Niveau des
Beiblatts 2 zu DIN 4109:1989 sollte für einen erhöhten Schall-
Wie das Schallschutzniveau im konkreten Fall festgelegt wer- schutz nicht in Betracht gezogen werden, da er sich nach aktu-
den soll, kann nicht allgemeingültig ohne Berücksichtigung der eller Einschätzung nicht ausreichend vom Mindestschallschutz
aktuellen Umstände definiert werden. Einige Hinweise können unterscheidet. Ein erkennbarer Qualitätsunterschied gegenüber
jedoch gegeben werden: den Anforderungen der DIN 4109 liegt dann vor, wenn der Luft-
schallschutz um mindestens 3 dB ( R‘w 56 dB horizontal, R‘w
Die gesetzlich festgelegten Anforderungen der DIN 4109 sind 57 dB vertikal) verbessert wird. Dies wird in der Empfehlung
Mindestanforderungen, die zufriedenstellende akustische Be- der Kalksandsteinindustrie vorgeschlagen (Tafel 8).
dingungen nicht zwangsläufig sicherstellen.
Die Höhe des geschuldeten Schallschutzes kann sich auch
Vor dem Hintergrund der aktuellen Rechtsprechung ist eine aus der gewählten Konstruktion ergeben, so dass im Sinne ei-
schwindende Akzeptanz gegenüber den (Mindest-) Anforde- ner mängelfreien Leistung der Schallschutz geschuldet wird,
rungen der DIN 4109 festzustellen. Das bedeutet aber nicht, der von der gewählten Konstruktion in fehlerfreiem Zustand
dass nun grundsätzlich nicht mehr nach diesen Anforderungen erwartet werden kann. Im Urteil des BGH vom 14. Juni 2007
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 13 Schallschutz 361
[19] heißt es dazu: „Ist eine Bauweise nicht vereinbart worden, den ebenfalls in einem informativen Anhang Angaben zur „Er-
so kann der Bauunternehmer sich zudem nicht auf Mindestan- mittlung von Kenngrößen zur Planung des Schallschutzes“ ge-
forderungen nach DIN 4109 zurückziehen, wenn die von ihm ge- geben. Damit sind ebenfalls die nachhallzeitbezogenen Größen
wählte Bauweise bei einwandfreier Ausführung höhere Schall- gemeint. Die VDI 4100:2012 hat diese nachhallzeitbezogenen
dämm-Maße ergibt.“ Größen zur Grundlage ihrer Schallschutzstufen für den erhöh-
ten Schallschutz gemacht. Auch bei der in der Erarbeitung be-
Für die Luftschalldämmung bei Reihen- und Doppelhäusern findlichen ISO-Norm zur Klassifizierung des Schallschutzes von
sollte die Abstufung gegenüber dem Mindestschallschutz der Wohnungen [52] werden diese nachhallzeitbezogenen Größen
DIN 4109 mindestens 5 dB betragen, da sich gezeigt hat, dass zugrunde gelegt. Es soll deshalb auf beide Beschreibungsme-
die erkennbaren Qualitätsstufen bei höherer Schalldämmung thoden im Rahmen der bauakustischen Planung eingegangen
größer anzusetzen sind [14]. Ausgehend von DIN 4109-1 mit werden.
R’w = 62 dB für Haustrennwände zu Aufenthaltsräumen, unter
denen mindestens ein Geschoss (erdberührt oder nicht) des
Gebäudes vorhanden ist, kommt man dadurch als Empfehlung Planung mit R‘w
auf R’w 67 dB. Das ist mehr als von der VDI 4100:2012 in R‘w ist für die Luftschallübertragung die primäre Berechnungs-
der SSt I (DnT,w 65 dB) vorgesehen. Gut dimensionierte, aus- größe im Berechnungsmodell der DIN 4109-2. Sie ergibt sich
reichend schwere, zweischalige Haustrennwände sind in der direkt als Endergebnis der Prognoseberechnung und steht nach
Lage, dieses Niveau zu erreichen oder zu überschreiten. Ein- Berücksichtigung eines Sicherheitsabschlags (Vorhaltemaß) un-
schränkungen sind bei nicht unterkellerten Gebäuden im Erd- mittelbar zum Vergleich mit den Anforderungen zur Verfügung.
geschoss zu beachten. Zu berücksichtigen ist aus rechtlicher
Sicht, dass diejenige Schalldämmung geschuldet wird, die die
vereinbarte Konstruktion mängelfrei erbringen kann. Das kön- Planung mit DnT,w
nen im Einzelfall mehr als die empfohlenen 67 dB sein. Die bewertete Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w als Kenn-
größe für die Beschreibung des Schallschutzes zwischen zwei
Räumen kann im Anschluss an die Berechnung von R‘w aus die-
INFO ser Größe errechnet werden. Sie muss nicht in einer separa-
Zusammengefasste Empfehlungen: ten Prognoserechnung ermittelt werden (siehe Abschnitt 2.2,
Gleichung (2.4))
nn DIN 4109 reicht meist nicht aus. Durchschnittlich erreichte
Schallschutzwerte im Wohnungsbau liegen heutzutage über Für unterschiedlich große Volumina der Empfangsräume kann
DIN 4109. sich bei gleicher Schalldämmung der Bauteile eine sehr unter-
schiedliche Schallpegeldifferenz ergeben, so dass auch der
nn Erkennbare Qualitätsunterschiede liegen gegenüber realisierte Schallschutz unterschiedlich wahrgenommen wird
DIN 4109 beim Luftschallschutz um mindestens 3 dB höher. (Bild 6).
nn Beratungspflicht des Planers/Architekten ist ernst zu neh- Im Planungsprozess geht der Planer den Weg vom Schallschutz
men. Bauherrenwünsche sind zu erörtern. zur Gebäudekonstruktion und zur bauakustischen Dimensionie-
rung der einzelnen Bauteile. Er hat die Aufgabe, aus dem erfor-
nn Erhöhter Schallschutz kommt insbesondere bei Eigentums- derlichen DnT,w die erforderlichen schalltechnischen Eigenschaf-
und Komfortwohnungen zum Tragen. Bei zweischaligen Rei- ten der Bauteile abzuleiten, um die Erfüllung der Anforderungen
henhaustrennwänden ist ein R‘w von 67 dB zu empfehlen. sicherzustellen. Er muss deshalb die Schallschutzgröße so
„übersetzen“, dass sie ihm die erforderliche Schalldämmung
nn Eine mängelfreie Ausführung ist geschuldet. Das kann im liefert, die von den Bauteilen zu erbringen ist. Das notwendige
Einzelfall, wenn das Bauteil mehr kann als der vereinbarte bewertete Bauschalldämm-Maß R‘w , welches der Bauteildimen-
Schallschutzwert, zu höheren Anforderungen führen. sionierung zugrunde gelegt wird, ergibt sich durch
nn Das Planungsziel für den Schallschutz muss für alle Beteilig mit
ten, vom Fachingenieur bis zum Makler, eindeutig definiert S Trennwandfläche
werden. V Raumvolumen
KS-Schallschutzrechner implementiert ist. Analog wird bei der Werte zwischen 52 und 58 dB ergeben, obwohl das vorhan-
Realisierung des Trittschallschutzes verfahren. dene Bauschalldämm-Maß R‘w in allen betrachteten Fällen
53 dB beträgt (Umrechnung mit Gleichung 2.3).
Bei der planerischen Umsetzung des neuen Schallschutzkon-
zepts sind einige Punkte zu beachten: nn Im Sinne des Schallschutzes muss der Nachweis für die
jeweils ungünstigste Situation erbracht werden: bei Schall
nn Der vorhandene Schallschutz (DnT,w) hängt von der Übertra- übertragung zwischen unterschiedlich großen Räumen vom
gungsrichtung ab. Die Schalldämmung (R’w) nicht. größeren in den kleineren Raum, bei unterschiedlich lauten
Räumen vom lauteren in den leiseren Raum.
nn Bei gleicher Schalldämmung der übertragenden Bauteile er-
gibt sich je nach Volumen des zu betrachtenden Empfangs- nn Die Übertragungsrichtung spielt bei der vertikalen Schall
raums ein unterschiedliches DnT,w. Unterschiedliche DnT,w er- übertragung keine große Rolle, da die Räume innerhalb eines
geben sich trotz gleicher Konstruktionen auch dann, wenn Wohngebäudes üblicherweise gleich hoch sind. Bei üblichen
sich bei versetzten Räumen die gemeinsame Trennfläche Raumhöhen von etwa 2,5 m muss das zu planende R‘w um
ändert. Tafel 11 zeigt als Beispiel, dass sich für das DnT,w je etwa 1 dB größer als das erforderliche DnT,w sein.
nach Raumvolumen und Grundrisssituation unterschiedliche
nn Diese Aussage gilt allerdings nur bei
gleichen übereinanderliegenden Grund-
Tafel 11 Vergleich von R’w und DnT,w bei horizontaler Übertragung für verschiedene Raum
situationen
rissen. Bei versetzten Räumen können
sich je nach Größe der verbleibenden
Raumbeschreibung Kleiner Empfangsraum, Großer Empfangsraum, (gemeinsamen) Trennbauteilfläche er-
(Raumhöhe 2,5 m) Raumtiefe 2,5 m Raumtiefe 5 m hebliche Unterschiede ergeben.
Trennwandlänge Versetzter Trennwandlänge Versetzter
4m Grundriss 4m Grundriss nn Bei der horizontalen Übertragung kann
Trennfläche S 10 m² 5 m² 10 m² 5 m²
als Abschätzung für kleinere Emp-
fangsräume (Raumtiefe etwa 3 m)
Grundfläche 10 m² 10 m² 20 m² 20 m²
DnT,w ≈ R‘w angesetzt werden. Bei grö-
Raumvolumen V 25 m³ 25 m³ 50 m³ 50 m³
ßeren Empfangsräumen (Raumtiefe
R‘w 53 dB 53 dB 53 dB 53 dB etwa 6 m) kann DnT,w ≈ R‘w + 3 dB ab-
DnT,w 52 dB 55 dB 55 dB 58 dB geschätzt werden.
5.1 Die Schallschutznorm DIN EN 12354 als Grundlage der nn DIN EN 12354-4: Schallübertragung von Räumen ins Freie
Berechnungsverfahren in DIN 4109-2 [48]
nachweis auf das so genannte „Vereinfachte Modell“ der DIN nn DIN 4109-32; Schallschutz im Hochbau – Teil 32: Daten für
EN 12354-1 zurückgegriffen wird: Die gesamte Berechnung die rechnerischen Nachweise des Schallschutzes (Bauteilka-
wird nicht frequenzabhängig (wie im „Detaillierten Modell“), talog) – Massivbau [6]
sondern mit Einzahlwerten durchgeführt. Bei den genannten
Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass für den Massiv- nn DIN 4109-33; Schallschutz im Hochbau – Teil 33: Daten für
bau im Vereinfachten Modell eine Prognosegenauigkeit wie im die rechnerischen Nachweise des Schallschutzes (Bauteilka-
Detaillierten Modell erreicht wird. talog) – Holz-, Leicht- und Trockenbau [28]
Harmonisierte Prüfverfahren und Rechenmethoden berührten Die Teile 2 und 31 bis 36 der DIN 4109 liefern somit einen
Konzept und Inhalt der DIN 4109:1989 und deren Beiblatt 1 systematischen und vollständigen Ansatz, der weit über die
so weitgehend, dass eine komplette Überarbeitung notwen- Möglichkeiten der bisherigen DIN 4109:1989 hinausgeht und
dig wurde. nicht nur in der Fachöffentlichkeit seit langem anerkannt ist.
Sie stellen für die Bemessung (Prognose) des Schallschutzes
Betroffen vom Umstellungsdruck war vor allem der Massivbau, grundsätzlich den allgemein anerkannten Stand der Technik dar.
da dort alle bisherigen Bauteildaten auf der Basis von R‘w -Wer-
ten nicht mehr verwendet werden konnten und für die Stoßstel-
lendämm-Maße ebenfalls nicht auf Vorhandenes zurückgegrif- 5.2.2 Rechenverfahren für die Luftschalldämmung
fen werden konnte. Neue Werte mussten in beiden Fällen erst Die Rechenverfahren in DIN 4109-2 folgen im Wesentlichen
ermittelt und verifiziert werden. den physikalisch nachvollziehbaren Gegebenheiten [3]. Das
Grundprinzip ist einfach: Berücksichtigt werden alle Schall
Die für das neue DIN 4109-Konzept benötigten Inhalte der DIN übertragungswege, deren einzelne Beiträge zur gesamten
EN 12354 wurden – konform mit europäischen Normungsge- Schallübertragung aufsummiert werden. Jeder Weg kann un-
pflogenheiten – für die nationale Anwendung aufbereitet und abhängig von den anderen Wegen behandelt und berechnet
in die einzelnen Teile der DIN 4109 [6, 27–31, 36] eingearbei- werden. Bild 12 zeigt die zu berücksichtigenden Wege für die
tet. Die in DIN 4109-2 enthaltenen Rechenverfahren und die Schallübertragung über das Trennbauteil und die flankierenden
im Bauteilkatalog DIN 4109, Teile 31 bis 36, enthaltenen Bau- Bauteile.
teildaten entsprechen sinngemäß einem „Nationalen Anwen-
dungsdokument (NA)“, wie es von den Eurocodes bekannt ist. Besondere Beachtung wird der flankierenden Übertragung bei-
gemessen. Bild 13 zeigt, dass bei der üblichen Übertragungs
Im Folgenden werden nur noch die in DIN 4109 enthaltenen situation (ein Trennbauteil, vier flankierende Bauteile) insgesamt
Angaben behandelt. dreizehn verschiedene Übertragungswege zu berücksichtigen
sind. Davon entfallen zwölf Wege auf die flankierende Über-
tragung.
5.2 DIN 4109
Für jeden dieser Übertragungswege kann ein eigenes Schall-
5.2.1 Normenkonzept der DIN 4109 für die Berechnung dämm-Maß ermittelt werden. Die resultierende Schalldämmung
des Schallschutzes R‘ w unter Berücksichtigung aller flankierenden Wege ergibt
Die Überarbeitung der DIN 4109:1989 führte für die Berech- sich dann durch „energetische“ Addition der einzelnen Schall-
nung des Schallschutzes zu einem völlig neuen Normenkon- dämm-Maße (Bild 14).
zept. Im Einzelnen liegen mit der DIN 4109:2016 für die rech-
nerischen Nachweise folgende Normteile vor (Bild 10): Es ist klar, dass diese Berechnung unter praktischen Bedin-
gungen nicht von Hand, sondern mit Hilfe geeigneter Berech-
nn DIN 4109-2 Schallschutz im Hochbau – Teil 2: Rechnerische nungsprogramme durchgeführt wird (siehe Abschnitt 5.3).
Nachweise der Erfüllung der Anforderungen [36] Schon an dieser Stelle zeigt sich, welcher Vorteil sich durch
den vorliegenden Berechnungsansatz ergibt: Der Anteil jedes
nn DIN 4109-31; Schallschutz im Hochbau – Teil 31: Daten für Übertragungsweges an der Gesamt-Schalldämmung kann ein-
die rechnerischen Nachweise des Schallschutzes (Bauteilka- zeln betrachtet werden und bezüglich seines Einflusses auf das
talog) – Rahmendokument [27] Endresultat beurteilt werden. Für jeden einzelnen Übertragungs-
364 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Fd flankierenden Bauteil
dämm-Maße und Stoßstellendämm-Maße) für die Berech-
im SR)
nung
5.2.3.2 Direktschalldämmung
n n n
Allgemeines
R‘w = –10 lg 10 –RDd,w /10
+
F = f = 1
10 –RFf,w /10 +
f = 1
10 –RDf,w /10 +
10
F = 1
–RFd,w /10
[dB] (5.2)
Die Direktschalldämmung eines Bauteils
ist die maßgebliche Eigenschaft zur Be-
R‘w Bauschalldämm-Maß schreibung seiner schalltechnischen
RDd,w Direktschalldämm-Maß des Trennbauteils Leistungsfähigkeit (Bild 11). Sie kann
RFf,w , RDf,w und RFd,w Flankenschalldämm-Maße entweder direkt aus dem Bauteilkatalog
der DIN 4109 (Teile 31 bis 36) oder aus
Prüfzeugnissen entnommen werden. Bei
Bild 14 Berechnung des Bauschalldämm-Maßes R‘w nach DIN 4109-2 Bauteildaten, die nicht aus dem Bauteil-
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 13 Schallschutz 365
katalog stammen und für bauaufsichtliche Nachweise verwen- kierenden Bauteilen für die Flankendämmung berücksichtigt
det werden sollen, ist ein allgemeines bauaufsichtliches Prüf- werden. Wie Vorsatzschalen zur Verbesserung der Flankendäm-
zeugnis (abP) erforderlich. Zu berücksichtigen ist, dass die in mung eingesetzt werden können, zeigt Gleichung (5.5). Weitere
den informativen Anhängen der europäischen Berechnungs- Ausführungen zur Behandlung von Vorsatzkonstruktionen fin-
normen genannten Daten nicht als verbindliche Angaben zu den sich in Abschnitt 7.3 (WDVS) und Abschnitt 6.1.3.1 (Vor-
betrachten sind. Sie haben vielmehr beispielhaften, unverbind- satzschalen).
lichen Charakter, so dass je nach Anwendungsbereich vom
Nutzer selbst definierte oder auf nationaler Ebene vereinbarte
Bauteildaten verwendet werden können. Die in DIN 4109-32 Von Laborbedingungen zu Gebäudebedingungen
enthaltenen Daten für die Schalldämmung massiver Bauteile (In-situ-Korrektur)
wurden im Rahmen umfangreicher Forschungsvorhaben (z.B. Mit der so genannten In-situ-Korrektur (in situ =„am Ort“) wird
[4]) ermittelt. Sie sind im Rahmen der Schallschutznachweise dem physikalischen Phänomen Rechnung getragen, dass die Di-
der DIN 4109 verbindlich. rektschalldämmung eines massiven trennenden Bauteils nicht
nur von den Bauteileigenschaften selbst abhängt, sondern auch
Im Massivbau spielt die Direktschalldämmung einschaliger Bau- von der Einbausituation des Bauteils. Je nach Art der Ankopp-
teile eine besondere Rolle, da sie nicht nur zur Beschreibung der lung an benachbarte Bauteile, die von starrer Anbindung bis
direkten Schallübertragung über ein trennendes Bauteil, son- zu völliger Entkopplung (z.B. durch Trennfugen oder elastische
dern auch zur Ermittlung der flankierenden Übertragung (siehe Zwischenschichten) reichen kann, wird vom trennenden Bau-
hierzu Abschnitt 5.2.3.4) benötigt wird. Außerdem ist sie Aus- teil in unterschiedlichem Maße Schallenergie auf die benach-
gangspunkt für die Ermittlung weiterer relevanter Eigenschaf- barten Bauteile weitergeleitet. Durch diese Weiterleitung wird
ten wie der Schalldämmung von Bauteilen mit Vorsatzkons die Luftschallabstrahlung des Bauteils verändert, so dass sich
truktionen oder entkoppelter Bauteile. Auf solche Aspekte wird auch seine Direktschalldämmung ändert. Sie wird also von der
nachfolgend eingegangen. Einbausituation beeinflusst. Dieser Effekt kann bei völliger Ent-
kopplung eines Bauteils von der umgebenden Gebäudestruktur
zu einer Verminderung der Direktschalldämmung bis zu etwa
Vorsatzkonstruktionen 6 dB führen. Diese Abhängigkeit von der Einbausituation wird
Häufig werden vor einschaligen Bauteilen Vorsatzkonstrukti- durch die so genannte In-situ-Korrektur bei der Berechnung der
onen wie z.B. Vorsatzschalen vor einschaligen Wänden, ab- realen Schalldämmung berücksichtigt.
gehängte Unterdecken unter oder schwimmende Estriche auf
massiven Decken angebracht. Solche Vorsatzkonstruktionen Im üblichen Massivbau können die Verhältnisse durch eine ty-
verändern die Schalldämmung der einschaligen massiven pische Einbausituation beschrieben werden, die in DIN 4109-32
Grundbauteile. Die Änderungen können je nach akustischer bereits in den Schalldämm-Maßen der massiven einschaligen
Auslegung in Form von Verbesserungen oder auch Verschlech- Bauteile enthalten ist. Für solche Bauteile muss für übliche
terungen der Schalldämmung des einschaligen Grundbauteils Einbausituationen also keine In-situ-Korrektur mehr durchge-
berücksichtigt werden. führt werden, da sie in den Massekurven bereits berücksichtigt
ist. Das gilt auch für die KS-Massekurve, wie sie in Abschnitt
Die Wirkung einer Vorsatzschale wird durch die so genannte Ver- 5.2.3.3 und Bild 15 beschrieben wird.
besserung des bewerteten Schalldämm-Maßes Rw beschrie-
ben. Die messtechnische Ermittlung dieser Größe erfolgt nach
DIN EN ISO 10140-1/Anhang G [7]. Gegenüber der Handhabung Entkoppelte Bauteile
in der bisherigen DIN 4109:1989 kann nun die Schalldämmung Eine Ausnahme von diesem vereinfachten Vorgehen bilden die-
der Gesamtkonstruktion gemäß DIN 4109-2 aus dem Schall- jenigen Einbausituationen, bei denen massive einschalige Bau-
dämm-Maß der massiven Wand und der Verbesserung Rw ad- teile an mehr als einer Kante von den umgebenden Bauteilen
ditiv zusammengesetzt werden.
65
Rw,Dd = Rw + Rw [dB] (5.3)
60
mit 55
Rw,Dd Direktschalldämmung des Trenn-
50
bauteils mit Vorsatzkonstruktion
Rw Schalldämm-Maß der Grundkon- 45
struktion 40
Rw Verbesserung des bewerteten
35
Schalldämm-Maßes durch die 100 200 300 400 500 700
Vorsatzkonstruktion Flächenbezogene Masse m’ [kg/m2]
entkoppelt sind. Eine Entkopplung liegt z.B. bei Trennfugen vor schaligen, biegesteifen Wänden und Decken das bewertete
oder wenn (leichte) massive Bauteile durch Entkopplungsstrei- Schalldämm-Maß R‘w (unter Berücksichtigung einer mittleren
fen von den umliegenden Bauteilen entkoppelt werden. Unter- flankierenden Übertragung) ermittelt werden. Diese Kenngrö-
schiedliche Fälle von Stoßstellenausbildungen mit Trennfugen/ ße ist auf der Basis europäisch harmonisierter Normen aber
Entkopplungen werden in Tafel 12 dargestellt. Als akustisch nicht mehr zulässig. Benötigt wurde also eine neue Massekur-
entkoppelt ist eine Bauteilkante nur dann zu betrachten, wenn ve auf der Basis von R w -Werten (ohne Flankenwege gemes-
das trennende Bauteil im Bereich der entkoppelten flankie- sen!). Aufgrund umfangreicher Prüfstandsmessungen wurde
renden Bauteile endet. Durchlaufende Trennbauteile dürfen eine Datenbasis gewonnen (Tafel 13), aus der eine neue, ab-
wie starr angebundene Bauteile behandelt werden. Wenn min- gesicherte Massekurve für Kalksandstein-Mauerwerk generiert
destens zwei solcher entkoppelter Kanten vorliegen, ist das werden konnte. Die Massekurve in Bild 15 wird durch folgende
Schalldämm-Maß des trennenden Bauteils nach unten zu kor- Gleichung beschrieben:
rigieren. Die dafür im Rahmen der DIN 4109-32 vorgesehene
m‘ges
Korrektur kann je nach flächenbezogener Masse der entkop-
pelten Bauteile und der Anzahl der entkoppelten Kanten bis zu
Rw = 30,9 lg m‘0 - 22,2 [dB] (5.4)
6 dB betragen. Im KS-Schallschutzrechner (Abschnitt 5.3) wird
diese Korrektur bereits berücksichtigt. mit der Bezugsgröße m‘0 = 1 kg/m2
1)
Bei Baustoffen mit unterschiedlichem Verformungsverhalten ist immer ein akustisch wirksamer Trennriss (= Entkopplung) entsprechend den Beispielen 2 bis 4
anzunehmen.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 13 Schallschutz 367
Tafel 13 Direktschalldämm-Maße Rw (ohne Flankenwege) von Die zusätzliche Berücksichtigung der Stoßstelleneigenschaf-
Kalksandsteinwänden1) der RDK 2,02) entsprechend ten sorgt für eine exaktere Prognose der bauakustischen Ei-
Massekurve (Bild 15) genschaften eines Gebäudes und liefert der bauakustischen
Planung neue Ansätze zur Optimierung des baulichen Schall-
Wanddicke Flächenbezogene Direktschall- schutzes.
t Masse m‘ dämm-Maß
[cm] [kg/m²] Rw
[dB] Die Gleichung (5.5) ist insofern wesentlich, als sie über die rei-
ne Berechnung hinaus verdeutlicht, was getan werden muss,
7 153 45,3 um zu einer möglichst hohen Flankenschalldämmung (und da-
10 210 49,6 mit zu einer geringen flankierenden Übertragung) zu kommen:
11,5 238,5 51,3 nn Die (Direkt-)Schalldämmung der flankierenden Wände (Ri
15 305 54,6 und Rj) sollte möglichst hoch sein, da sie unmittelbar in die
Flankendämmung eingeht.
17,5 352,5 56,5
20 400 58,2 nn Das Stoßstellendämm-Maß Kij sollte ebenfalls möglichst
24 476 60,5 hoch sein.
30 590 63,4
nn Vorsatzkonstruktionen (z.B. Vorsatzschalen oder schwim-
1)
Jeweils zzgl. 2 · 10 mm Putz (= 2 · 10 kg/m²) mende Estriche) entlang des Flankenweges erhöhen die
2)
Bei anderen RDK oder Putzdicken ergeben sich abweichende flächenbe- Flankendämmung um Rij,w (siehe hierzu auch Gleichung
zogene Massen. Bei RDK 2,2 ergeben sich etwa 1,3 dB höhere Schall-
(5.3))
dämm-Maße als bei RDK 2,0.
Gleichung (5.5) zeigt aber auch, dass eine kleine Fläche Ss des
5.2.3.4 Flankenschalldämmung trennenden Bauteils die Flankendämmung mindert und damit
Durch das Rechenverfahren der DIN 4109-2 rückt die flankieren- den Anteil der flankierenden Übertragung an der Gesamtdäm-
de Schallübertragung in den Mittelpunkt des Interesses. Dies mung erhöht. Das kann sich bei der Planung der Schalldäm-
wird allein schon dadurch deutlich, dass von den dreizehn im mung in Übertragungssituationen mit kleinen Trennflächen als
Regelfall zu berücksichtigenden Übertragungswegen zwölf die problematisch herausstellen.
flankierende Übertragung betreffen.
DIN 4109-1 schreibt deshalb in den Fällen, bei denen die ge-
Insgesamt lässt sich für jeden der zwölf Flankenwege das Flan- meinsame Trennfläche < 10 m2 ist oder es keine gemeinsame
kenschalldämm-Maß Rij,w für die Übertragung von einem Bau- Trennfläche (z.B. diagonale Übertragungssituationen) gibt, vor,
teil (i) auf ein Bauteil (j) wie folgt beschreiben: dass die Anforderung an die bewertete Norm-Schallpegeldif-
ferenz Dn,w (siehe Abschnitt 2.2) gestellt wird. Es gelten dafür
Ri,w Rj,w Ss die Anforderungswerte für R‘w . Bei den rechnerischen Nach-
Rij,w = + + Rij,w + Kij + 10 lg [dB] (5.5)
2 2 l0 · lf weisen in DIN 4109-2 und den messtechnischen Nachweisen
in Gebäuden nach DIN 4109-4 wird diese Regelung entspre-
mit chend umgesetzt.
Ri,w Direktschalldämm-Maß des flankierenden Bauteil
bzw. Rj,w auf der Sende- bzw. Empfangsseite
Rij,w Verbesserung der Schalldämmung durch Vorsatz- INFO
schalen auf den Bauteilen des Flankenweges auf Im Falle gemeinsamer Trennflächen < 10 m2 wird die Anforde-
der Sende- und/oder Empfangsseite rung in DIN 4109-1:2016-07 an Dn,w gestellt, was dem Ansatz
Kij Stoßstellendämm-Maß einer Mindesttrennbaufläche von 10 m2 entspricht.
Ss Trennwandfläche
lf Gemeinsame Kantenlänge von Trenn- und Flanken-
bauteil
l0 = 1 m2 Bezugslänge 5.2.4 Schalldämmung zweischaliger Haustrennwände nach
DIN 4109-2 und DIN 4109-32
Man erkennt, dass auch bei der Flankendämmung die 5.2.4.1 Akustisches Verhalten zweischaliger Haustrennwände
Direktschalldämmung der beteiligten Bauteile eine wichtige Akustisch kann die zweischalige Haustrennwand im einfachsten
Rolle spielt. Dazu kommt die flankierende Schallübertragung Fall wie ein Feder-Masse-System betrachtet werden, bei dem
über die Knotenpunkte von Bauteilen hinweg („Stoßstellen“), die Massen m‘1 und m‘2 durch die beiden Wandschalen und
die durch das so genannte Stoßstellendämm-Maß Kij charak- die Feder s‘ durch die Steifigkeit des Schalenzwischenraums
terisiert wird. Kij wird damit zu einer zentralen Größe für die Be- (Dämmschicht) gebildet wird (Bild 16).
rechnung der Schallübertragung im Gebäude.
368 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Die Resonanzfrequenz f0 [Hz] dieses Schwingungssystems kann gaben, die schon in Beiblatt 1 zu DIN 4109:1989 enthalten
berechnet werden durch waren und mit denen eine fehlerfreie Ausführung und die Ein-
haltung der Anforderungen gewährleistet werden soll.
f0 = 160 s‘
(
1
+
1
m‘1 m‘2 ) [Hz]
(5.6) Neben den bisher genannten Einflussgrößen, die sich aus den
grundsätzlichen physikalischen Betrachtungen für die zweischa-
mit lige Konstruktion ergeben, spielen für das praktische Verhal-
m‘1 ten die konstruktiven Vorgaben des Gebäudes eine wesent-
und Flächenbezogene Massen der Wandschalen in kg/m2 liche Rolle. Bild 18 zeigt, dass die Schallübertragung über die
m‘2 Wand allein nur in denjenigen Stockwerken wirklich zum Tra-
s‘ Dynamische Steifigkeit der Dämmschicht im Schalen gen kommt, in denen keine zusätzliche flankierende Übertra-
zwischenraum in MN/m3 gung erfolgt. Im Dachgeschoss muss in diesem Zusammenhang
die Übertragung über das Dach und im Fundamentbereich die
Übertragung über eine gemeinsame Bodenplatte oder ein ge-
Der prinzipielle Verlauf der Schalldämmung der zweischaligen meinsames Fundament zusätzlich berücksichtigt werden (siehe
Konstruktion mit drei charakteristischen Frequenzbereichen hierzu die Ausführungen zur Berechnung der Schalldämmung
wird in Bild 17 dargestellt und mit der Schalldämmung einer in Abschnitt 5.2.4.3). Oft spielen diese Flankenwege sogar die
gleichschweren einschaligen Wand verglichen. Hauptrolle und vermindern die Schalldämmung der zweischa-
ligen Konstruktion in den betroffenen Stockwerken erheblich.
Für die Dimensionierung der zweischaligen Wand heißt das dem-
nach: die Resonanzfrequenz f 0 ist so tief wie möglich zu legen,
damit der Einbruch der Schalldämmung im interessierenden 5.2.4.2 Geringere Schalldämmung bei unvollständiger
bauakustischen Frequenzbereich keinen Schaden anrichtet Trennung
und damit gleichzeitig ein möglichst großer Teil des Frequenz- Im untersten Geschoss wird eine vollständige Trennung der
bereichs von der Verbesserung durch die Zweischaligkeit pro- Schalen aus baupraktischen Gründen oft nicht ausgeführt.
fitiert. Eine übliche Dimensionierung sieht vor, dass f 0 80 Hz Durchgehende Bodenplatten, Fundamente oder Außenwände
gelegt wird. bewirken eine Kopplung der Schalen und vermindern dadurch
die bei vollständiger Trennung erreichbare Schalldämmung. Der
ungünstigste Fall für die Schalldämmung einer durch Schalen-
INFO und Fugenausbildung festgelegten Haustrennwandkonstrukti-
Eine hohe flächenbezogene Masse der beiden Wandschalen on ergibt sich, wenn der Keller als so genannte „Weiße Wanne“
und eine weiche Zwischenschicht führen zu einer tiefen Lage ausgeführt wird, d.h. Bodenplatte und Kelleraußenwände nicht
der Resonanzfrequenz f0 und somit zu einem hohen Schall- getrennt sind. In diesem Fall ist sogar die Schalldämmung im
dämm- Maß einer zweischaligen Haustrennwand. Erdgeschoss vermindert.
Bild 16 Zweischalige Wand als Bild 17 Schalldämmung einer zweischaligen und einer gleichschweren einschaligen Wand
Feder-Masse-System
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 13 Schallschutz 369
Im Wesentlichen sind die in Tafel 14 dargestellten Fälle zu un- 50 mm beträgt und der Fugenhohlraum mit Mineralwolledämm-
terscheiden: platten nach DIN EN 13162, Anwendungskurzzeichen WTH nach
DIN 4108-10 ausgefüllt wird, können die Zuschlagswerte Rw,Tr
Fall 1 Durchlaufende Bodenplatte in denjenigen Situationen um 2 dB erhöht werden, in denen die
Fall 2 Getrennte Bodenplatten, gemeinsames Fundament Schallübertragung über Fundament und Bodenplatte keine sig
Fall 3 Getrennte Bodenplatten, getrennte Fundamente nifikante Rolle spielt.
Fall 4 Vollständige Trennung
In DIN 4109-32 wird darauf hingewiesen, dass bei Fugenhohl-
räumen größer 30 mm eine Dämmstoffdicke von 30 mm ausrei-
Unvollständige Trennung liegt dabei für die Fälle 1 bis 3 vor. chend ist. Ein ungedämmter Fugenhohlraum ist nicht zulässig.
5.3 KS-Schallschutzrechner
INFO
Angesichts des Umfangs der Berechnungsverfahren für Schall- Durch die einfache Handhabung, die exakte Ermittlung der
schutznachweise nach DIN 4109-2 ist es naheliegend, dafür Flankendämmung sowie schnelle Variantenvergleiche mit dem
ein geeignetes Berechnungsprogramm einzusetzen. Auf der KS-Schallschutzrechner (www.kalksandstein.de) kann ein
Grundlage der Vorgaben der DIN 4109-2 wurde deshalb für schneller, sicherer Nachweis mit einer effektiven Schwachstel-
Kalksandstein eine eigene Software – der KS-Schallschutz- lenanalyse betrieben werden.
rechner [53] – entwickelt.
Der KS-Schallschutzrechner ermöglicht neben der Berechnung Der KS-Schallschutzrechner beinhaltet ein umfangreiches Pro-
der Luftschalldämmung in Mehrfamilienhäusern (in horizon- grammhandbuch (Manual) in dem alle Grundlagen der Rechen-
taler und vertikaler Richtung) die Berechnung des Trittschall- module sowie deren Handhabung und Bedienung ausführlich
schutzes. Darüber hinaus kann die Luftschalldämmung zwei- erläutert sind.
schaliger Haustrennwände sowie der Schallschutz gegenüber
Außenlärm berechnet werden. Alle Berechnungen erfolgen mit Beim Nachweis des Luftschallschutzes einschaliger Bauteile ist
Einzahlwerten, so wie es im Rahmen der DIN 4109-2 vorgese- es von besonderer Bedeutung neben der Schallübertragung in
hen ist. Die Eingangsdaten stammen aus dem Bauteilkatalog horizontaler Richtung (Wände) immer auch die vertikale Über-
der DIN 4109 (Teile 31 bis 36). Der Anwendungsschwerpunkt tragungsrichtung (Geschossdecken) zu berücksichtigen, da die-
liegt im Massivbaubereich. Mit Hilfe des KS-Schallschutzrech- se oft bemessungsrelevant im Hinblick auf die Auslegung der
ners können aber auch mehrschalige Leichtbauteile, als Trenn- flankierenden Bauteile sind.
bauteil oder als Flanke, in die Berechnung einbezogen werden.
Ein Dimensionierungsbeispiel mit dem KS-Schallschutzrech-
Damit sind Schallschutznachweise nach DIN 4109 für die we- ner für den Fall der horizontalen Schallübertragung zeigt Tafel
sentlichen dort definierten Anforderungskenngrößen sowie die 15. Variiert werden dabei die Eigenschaften des Trennbauteils
relevanten Gebäudetypen möglich. und der flankierenden Bauteile. Außerdem wird die Bauteilver-
bindung an der Außenwand alternativ starr oder akustisch ent-
koppelt betrachtet. Die resultierende Schalldämmung R‘w un-
terscheidet sich bei den einzelnen Varianten um bis zu 5 dB.
Bei den angegebenen R‘w -Werten wurde zur Berücksichtigung
der Unsicherheiten vom Berechnungsergebnis ein Abschlag
Tafel 14 Zweischaligkeitszuschlag Rw,Tr für zweischalige Haustrennwände in Abhängigkeit von der Fundamentausbildung und der Raumsitua-
tion (flankierende Bauteile mit mittlerer flächenbezogener Masse m’t,m = 300 kg/m2)
Räume direkt über der Räume direkt über den Räume direkt über den Räume mindestens 1 Etage
Bodenplatte Bodenplatten Bodenplatten über dem Fundament
DRw,Tr = + 6 dB
DRw,Tr = + 6 dB Es konnten deutlich höhere Wer- DRw,Tr = + 12 dB 1)
te gemessen werden [55], jedoch
Bei durchgehenden Außenwänden wurde wegen der noch geringen DRw,Tr = + 9 dB 1) Bei durchgehenden Außenwänden
(m‘ 575 kg/m²) im Keller: Datenmenge eine Erhöhung des (m‘ 575 kg/m²) im Keller:
DRw,Tr = + 3 dB Zuschlags um 3 dB noch nicht DRw,Tr = + 9 dB 1)
vorgenommen.
Keller
beheizt
24 cm
m’ 575 kg/m²
1)
Bei einem Schalenabstand 50 mm und Ausfüllung des Schalenzwischenraums mit Mineralwolledämmplatten (Typ WTH gemäß 4108-10) darf der Zuschlags-
wert Rw,Tr um 2 dB erhöht werden.
KALKSANDSTEIN.
DETAILSAMMLUNG
DETAIL 1.6.3.13
KG-INNENWAND-FUNDAMENT, BODENPLATTE DURCHLAUFEND
BODENPLATTE INNENGEDÄMMT, KS-MAUERWERK ZWEISCHALIG,
KS-WÄRMEDÄMSTEIN
M 1:10
KALKSANDSTEIN.
DETAILSAMMLUNG
DETAIL 3.3.3.11
GESCHOSSDECKE-INNENWAND
HAUSTRENNWAND, KS-MAUERWERK ZWEISCHALIG
M 1:10
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 13 Schallschutz 371
Horizontale Übertragung über Wohnungstrennwand 2,5 m · 5 m = 12,5 m2, Werte mit Sicherheitsabschlag von 2 dB
Wohnungstrennwand1) Boden2) Außenwand1) Innenwand1) R’w
Decke [dB]
d RDK d d RDK Kopplung d RDK Kopplung
[cm] [cm] [cm] [cm]
24 1,8 54,0
24 2,0 55,1
18 17,5 1,8 starr 11,5 1,8 starr
24 2,2 56,1
30 2,0 57,3
24 2,0 56,0
20 2,0 starr 20 2,0
30 2,0 58,3
24 2,0 24 starr 56,1
11,5
24 2,2 17,5 1,8 entk.3) 1,8 57,1
30 2,0 24,0 59,0
1)
Inkl. 10 mm Putz
2)
Boden mit 45 mm schwimmendem Estrich
3)
Wohnungstrennwand läuft bis Außenkante durch und die Außenwand ist planmäßig entkoppelt.
Tafel 16 Dimensionierung mit dem KS-Schallschutzrechner, Variationsrechnung vertikale Übertragung in einem Eckraum (4 x 5 m = 20,0 m2);
Werte mit Sicherheitsabschlag von 2 dB
Ein guter Schallschutz muss planerisch und konstruktiv rich- Schallschutzes aufgezeigt. Für die Beispielrechnung (Bild 19)
tig ausgeführt werden. wurden folgende Bedingungen gewählt:
INFO
RDK 1,8 RDK 2,0 RDK 2,21)
Die Wohnungstrennwand muss in ein
schalltechnisches Gesamtkonzept ein 70
eigener Wohnbereich benachbarte Wohnungen
gebunden werden und kann nicht isoliert
betrachtet werden. 60 57,7 58,7
56,4 56,5
52,2 53,3
54,6 54,3 55,4
51,1 52,5 53,6
50 47,9 48,9
46,7
Der Einfluss der Flankenü bertragung
kann mit Hilfe der erläuterten Rechen-
R'w / DnT,w [dB]
40
verfahren detailliert beschrieben werden.
Die Einbindung der Trennwand in das bau-
30
akustische Gesamtkonzept lässt sich
leicht erkennen, wenn unterschiedliche
Varianten für Trennwand und Flanken- 20
bauteile durchgespielt werden. Hier ist
die Dimensionierung mit dem KS-Schall- 10 1 115 1 1 175 1 1 20 1 1 24 1 1 30 1
40
1 1 1 1 1
7 7 7 7 7
11 11 11 11 11
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 13 Schallschutz 373
liche Forderung lässt sich aus den dargestellten Verhältnissen nn Bei vertikaler Übertragung über die Wohnungsdecke hinweg
ableiten: kann das Prinzip der erhöhten Stoßstellendämmung gezielt
eingesetzt werden: Wenn die Festlegungen für die flankie-
nn Die flankierenden Bauteile sollen eine hohe Direktschalldäm- renden Außen- und Innenwände getroffen worden sind, kann
mung aufweisen. Im Massivbau wird eine hohe Direktschall- die flankierende Übertragung über diese Bauteile dadurch zu-
dämmung durch eine große flächenbezogene Masse erreicht. sätzlich vermindert werden, dass die Trenndecke möglichst
Vorteilhaft sind dabei hohe Rohdichten, um die Wanddicken schwer ausgeführt wird. Eine größere flächenbezogene Mas-
trotz großer flächenbezogener Massen so klein wie möglich se sorgt hier für eine höhere Stoßstellendämmung (Bild 12:
zu halten. Diese Aussage gilt gleichermaßen für Innenwände Weg Ff). Als günstig erweisen sich aus schalltechnischer
wie für Außenwände. Sicht Stahlbetondecken von mindestens 20 cm Dicke.
Wenn im Gegensatz zur biegesteifen Verbindung gelegentlich Aus akustischer Sicht stellt sich die Frage, wie die derzeitige
versucht wird, den Knotenpunkt als Stumpfstoß mit Trennfu- Stumpfstoßkonstruktion noch betriebssicherer und einfacher
ge (und Dämmmaterial in der Fuge) auszuführen, dann han- ausgeführt werden kann. Die Stumpfstoßtechnik, auf die im
delt es sich um eine schalltechnisch riskante Lösung. Selbst heutigen Baubetrieb nicht mehr verzichtet werden kann, muss
wenn durch vollständige Abdichtung der Fuge eine ausreichende dauerhaft und in allen Situationen anwendungssicher sein. Die
Direktschalldämmung über das trennende Bauteil erreicht wird, vorgesehene Lösung folgt dem in Bild 21 dargestellten Prinzip.
ist das Problem in Form der flankierenden Übertragung vorpro-
grammiert. Die durchlaufende flankierende Wand wird nicht Die Wohnungstrennwand durchstößt die Außenwand vollstän-
mehr im Knotenpunkt von der Trennwand festgehalten. Die dig. Für den Wärmeschutz entstehen dabei keine nachteiligen
flankierende Übertragung über diese Wand steigt dramatisch Auswirkungen, da die Außenwand als Kalksandsteinwand stets
an. Dies wird üblicherweise als ein schalltechnischer Scha- mit einer außenseitigen Wärmedämmung versehen ist.
densfall bezeichnet.
Schalltechnisch dagegen entsteht eine gegen Ausführungsfeh-
Unter diesem Aspekt ist erkennbar, dass die schalltechnische ler und mechanische Belastungen unempfindliche Konstruk-
Funktionsfähigkeit des Stumpfstoßes davon abhängt, dass die tion. Wie die Untersuchungen in [57] zeigen, ist auch dieser
schalltechnisch biegesteife Anbindung sorgfältig und dauer- Stoß schalltechnisch gleichwertig zur biegesteifen Variante aus
haft hergestellt wurde. Unter baupraktischen Bedingungen wird Bild 20 zu betrachten. Rechnerisch kann er im Rahmen des
es aber nicht mit völliger Sicherheit zu vermeiden sein, dass neuen Berechnungsverfahrens deshalb wie der herkömmliche
es zum Abreißen zwischen beiden Bauteilen kommt. Wie ver- T-Stoß angesetzt werden. Wenn es bei dieser neuen Stumpf-
schiedene Messungen in Prüfständen und Gebäuden gezeigt stoßlösung auch zum Abreißen zwischen Außen- und Wohnungs-
haben, muss dann damit gerechnet werden, dass der biege- trennwand kommen sollte, verbessert sich die Flankendäm-
steife Anschluss nicht mehr ausreichend funktioniert und die mung über die Außenwand sogar, da die Schallübertragung
Schallübertragung über das flankierende Bauteil zunimmt. Of- über die abgerissene Verbindung behindert oder sogar verhin-
fensichtlich ist es dazu nicht erforderlich, dass die Fuge voll- dert wird.
ständig getrennt wird.
Variante 1: Stumpfstoß, wenn Außenwandlänge 1,25 m Variante 2: „Durchführen“, wenn Außenwandlänge 1,25 m
Variante 1a: Stumpfstoß, Variante 1b: Stumpfstoß, Variante 2a: „Durchführen“, Variante 2b: „Durchführen“,
akustisch kraftschlüssig akustisch entkoppelt akustisch kraftschlüssig akustisch entkoppelt
Fenster- Fenster-
öffnungen öffnungen
1,25 m
1,25 m
> 1,25 m
> 1,25 m
Fenster- Fenster-
öffnungen öffnungen
Akustische Trennung ist anzu- Diese Ausführung Die bauübliche handwerkliche Die planmäßige schalltech-
setzen bei mangelhafter hand- ist nicht zu empfehlen. Ausführung neigt zu einem nische Entkopplung ist
werklicher Ausführung und Bau- Eine Verschlechterung akustischen Abriss bei hohen Anforderungen
stoffen mit unterschiedlichem der Schalldämmung ist Þ Schalltechnische (R‘w 57 dB) zu empfehlen.
Verformungsverhalten. möglich. Verbesserung!
Bild 22 Ausführungsvarianten der Stoßstelle zwischen Außenwand und Wohnungstrennwand unter Berücksichtigung der Baupraxis
376 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Innenwände:
flankierende
Übertragung
horizontal
und vertikal
Außenwand:
Außenlärm
Außenwand:
flankierende
Übertragung
vertikal Vorteilhaft: Die außen liegende Wärmedämmung
schwere flankierende Außenwand beeinflusst die Flankendämmung nicht!
Bild 23 Einbindung der Außenwand in Bild 24 Flankierende Übertragung Bild 25 Flankierende Übertragung (ver-
das schalltechnische Gebäude- (vertikal) über die Außenwand tikal) über die Außenwand mit
konzept außenseitiger Wärmedämmung
(WDVS)
Die konstruktive Trennung von Wärmeschutz (z.B. WDVS) und wicht, so dass dadurch keine Minderung der Schalldämmung
Schallschutz (durch die Massivwand) erweist sich schalltech- zu berücksichtigen ist.
nisch als sinnvoll.
Kritisch ist bei offenen Fugen vielmehr der direkte Schalldurch-
Die massive Wand muss keine wärmedämmende Funktion über- gang, der die Schalldämmung erheblich mindern kann. Der in
nehmen und kann deshalb schwer sein. Für die Flankendäm- Gleichung (5.4) angegebene Zusammenhang zwischen flächen-
mung kann die gesamte Masse der massiven Wand genutzt bezogener Masse m‘ und bewertetem Schalldämm-Maß Rw der
werden. Ausreichend schwere Wände mit WDVS oder Verblend- Wand setzt einen Aufbau voraus, der keine sichtbar bleibenden
schale sind damit in der Lage, auch erhöhten Anforderungen offenen Fugen aufweist.
an die Luftschalldämmung und damit auch an die flankieren-
de Übertragung gerecht zu werden. Die Wand muss im schalltechnischen Sinne abgedichtet wer-
den, z.B. mit Putz. Zu beachten ist dabei die Vorgabe der Mau-
Der Zielkonflikt zwischen Schall- und Wärmeschutz ist durch erwerksnorm DIN EN 1996/NA, die vorschreibt, dass bei Mau-
die funktionale Trennung beider Bereiche aufgehoben. Während erwerk ohne Stoßfugenvermörtelung bei nicht knirsch verlegten
beim Außenlärm eine differenzierte Betrachtung der Verhält- Steinen mit Fugenbreiten > 5 mm die Fugen an der Außenseite
nisse erforderlich ist, um richtige Festlegungen für das WDVS beim Mauern mit Mörtel verschlossen werden müssen.
zu treffen (siehe Abschnitt 7.4), ist dies bei der flankierenden
Schallübertragung nicht erforderlich. Untersuchungen belegen, dass für eine ausreichende schall-
technische Abdichtung von Wänden mit unvermörtelten Stoß
fugen bereits dünne Putze auf beiden Seiten ausreichend sind.
6.1.2 Ausführungsfragen bei einschaligen Wänden mit In [56] wird anhand von Laboruntersuchungen für eine KS-
Schallschutzanforderungen Wand (17,5 cm KS-Vollsteine, unvermörtelte Stoßfugen mit
Bei der Ausführung einschaliger Wände sind wesentliche As- Nut-Feder-System) gezeigt, dass mit beidseitigem Dünnlagen-
pekte zu berücksichtigen. Das aus der flächenbezogenen Mas- putz (mittlere Dicke ca. 5 mm) die schalltechnische Dichtig-
se zu erwartende Schalldämm-Maß (siehe Massekurve) einer keit hergestellt werden kann. Bei dickeren Putzschichten steigt
Mauerwerkswand kann nur dann erreicht werden, wenn nicht die Schalldämmung dann nur noch entsprechend dem Mas-
Installationen, Fugen, Schlitze oder Undichtigkeiten die Schall- sezuwachs an, ohne dass schalltechnisch die Dichtigkeit wei-
dämmung verringern. ter erhöht würde.
mit Nut- und Feder-System ausgestattet sind. Falls diese Ver- mer wieder zu beobachten ist. Lassen sich Schlitze für die Was-
mörtelung nicht erfolgt, muss die Wand durch einen vollflächig serinstallation nicht vermeiden, so müssen die erforderlichen
haftenden Putz bzw. durch eine entsprechende Beschichtung Schlitze bereits bei der Planung berücksichtigt und als gemau-
gegen unmittelbaren Schalldurchgang abgedichtet werden. erte Schlitze ausgeführt werden. Die Restwand darf nicht be-
schädigt oder undicht sein. Ihre flächenbezogene Masse zum
Wird bei einer schalltechnisch undichten Rohbauwand ein schutzbedürftigen Raum hin soll mindestens 220 kg/m2 betra-
Wand-Trockenputz durch Einbau von Gipskartonplatten mit ein- gen. In DIN 4109-36 heißt es: „Die Verlegung von Leitungen in-
zelnen Gipsbatzen oder -streifen an der Wand befestigt, ist mit nerhalb massiver Wände oder Decken ist auch bei Verwendung
einer Verringerung der Schalldämmung gegenüber nass ver- schalldämmender Ummantelungen wenn möglich zu vermeiden.“
putzten Wänden zu rechnen. Bei Verwendung von Trockenput-
zen muss die Wand schalltechnisch dicht sein bzw. vor dem Auf- Aus akustischer Sicht gelten die zuvor schon erläuterten Bedin-
bringen des Trockenputzes z.B. durch Zuspachteln der Fugen gungen bei zusammengesetzten Bauteilen. Im Unterschied zu
abgedichtet werden. Trotz dieser Maßnahmen ist bei Trocken- Steckdosen oder anderen kleinen Einbauten ist hier aber die
putz mit Gipsbatzen oder Ähnlichem mit Verschlechterungen Teilfläche mit verringerter Schalldämmung größer und die ver-
zu rechnen. Vollflächig angesetzter Trockenputz auf schalltech- bleibende Wanddicke kleiner, so dass die resultierende Schall-
nisch abgedichteten Wänden ist dagegen problemlos. dämmung verringert wird. Wird z.B. in einer 9 m2 großen Wand
(d = 240 mm, m‘ > 410 kg/m2, R‘w = 53 dB bei einer mittle-
ren flächenbezogenen Masse der Flankenbauteile von etwa
6.1.2.2 Trennwände mit Installationen und Einbauten 300 kg/m2) ein Schlitz von 100 mm Breite und 100 mm Tie-
Schlitze und Einbauten wie z.B. Elektroinstallationen verrin- fe über die gesamte Höhe der Wand angebracht, so sinkt die
gern die Wanddicke und damit die flächenbezogene Masse der resultierende Schalldämmung um 0,5 dB. Würde der Schlitz
Wand im Bereich der Einbaufläche, so dass die dort verblei- dagegen mit 150 mm Tiefe und 150 mm Breite ausgeführt,
bende Restwand eine verringerte Schalldämmung aufweist. so würde die resultierende Schalldämmung der Wand um ca.
Formal kann eine solche Wand mit Einbauten wie ein zusam- 2 dB vermindert werden. Damit wäre die Einhaltung der Schall-
mengesetztes Bauteil mit Teilflächen unterschiedlicher Schall- schutzanforderungen nach DIN 4109 an eine Wohnungstrenn-
dämmung betrachtet werden, für das die resultierende Schall- wand (erf. R‘w 53 dB) nicht mehr gegeben. Bei der Verlegung
dämmung berechnet werden kann (siehe Gleichung 7.3). von Abwasserleitungen in Wandschlitzen sollte die flächenbe-
zogene Masse der Restwand zum schutzbedürftigen Raum hin
mindestens 220 kg/m2 betragen. Bei einer Wohnungstrenn-
Steckdosen wand von 240 mm Dicke (Steinrohdichte 1,8) entspräche dies
Messungen in einem Prüfstand zeigen, dass selbst mehrere einer Restwanddicke von ca. 130 mm bzw. einer maximal mög-
Steckdosen aufgrund ihrer kleinen Teilfläche und der ausrei- lichen Schlitztiefe von ca. 110 mm.
chend hohen Restdämmung der hinter dem Dosenbereich ver-
bleibenden Wand bei Wohnungstrennwänden (m‘ > 410 kg/m2)
die resultierende Schalldämmung nicht verringern. Körperschallisolierung bei Rohrleitungen
Bei der Unterputzverlegung von Rohrleitungen besteht das
schalltechnische Hauptproblem neben einer möglichen Min-
INFO derung der Schalldämmung vor allem in der verstärkten Über-
Auch bei beidseitiger Installation von Steckdosen muss nicht tragung von Leitungsgeräuschen. Ohne vollständige und sorgfäl-
mit einer Minderung der Schalldämmung gerechnet werden, tig ausgeführte Körperschallisolierung in Form von geeigneten
sofern die Öffnungen für die Steckdosen von beiden Seiten se- Rohrummantelungen besteht nämlich die Gefahr, dass die auf
parat ohne durchgehende Bohrung hergestellt werden [58]. den Rohrwandungen vorhandenen Schwingungen über Körper-
Bei Kalksandsteinen mit durchlaufenden Kanälen (KS -E-Stei- schallbrücken auf die Wand übertragen werden. Eine verstärk
ne) sind die Elektrodosen mit Gipsbatzen einzusetzen. te Weiterleitung der Installationsgeräusche und in der Regel
eine Überschreitung der für Wasserinstallationen zulässigen
Schallpegel sind die Folge.
Zählerschränke
Zählerschränke, die z.B. im Geschosswohnungsbau in Trep- INFO
penraumwände eingebaut werden, führen bei dichter Ausfüh- Unterputzverlegung von Rohrleitungen benötigt eine sorgfältig
rung der Zählerschranktür nach Untersuchungen von Karl Gö- ausgeführte Körperschallisolierung in Form von geeigneten,
sele zu einer Verringerung der Schalldämmung von etwa 1 bis lückenlos angebrachten Rohr ummantelungen. Körperschall-
2 dB. Zur Einhaltung der Anforderung an die Luftschalldäm- brücken bewirken eine verstärkte Weiterleitung der Installati-
mung kann es erforderlich sein, die Zählerschränke ohne Ver- onsgeräusche und in der Regel eine Überschreitung der für
ringerung des Wandquerschnitts einzubauen oder an anderer Wasserinstallationen zulässigen Schallpegel.
Stelle zu planen.
Komponenten der Sanitärinstallationen vor die Wand. Die Vor- ben, dass sich zwischen den Varianten „mit KS-Wärmedämm-
wandinstallation stellt deshalb die einzige schalltechnisch sinn- stein“ und „ohne KS-Wärmedämmstein“ kein Unterschied im
volle und zeitgemäße Installationsweise dar. Die Verlegung von bewerteten Schalldämm-Maß ergibt. Der messtechnische Nach-
Leitungen in Wandschlitzen dagegen ist hochgradig durch Kör- weis erfolgte an einer 11 m2 großen, 24 cm dicken Wand aus
perschallbrücken gefährdet. KS-Steinen KS -R P 1,8 – 8 DF, jeweils mit und ohne unterste
Lage aus KS-Wärmedämmsteinen der Rohdichteklasse 1,2.
Rechnerisch zeigt sich, dass die KS-Wärmedämmsteine auch
INFO bei 24 cm dicken Wänden der RDK 2,0 zu keiner merkbaren Ver-
Nur mit geeigneten körperschallentkoppelnden Produkten minderung der Schalldämmung führen. Sofern sich der Wärme-
(Nachweis durch Prüfzeugnisse!) und bei absolut fehlerfreier dämmstein komplett in der Ebene des schwimmenden Estrichs
(d.h. körperschallbrückenfreier) Verlegung der Leitungen ist befindet, kann auch bei höheren RDK eine Auswirkung auf die
eine Unterputzmontage verantwortbar. Schalldämmung vermieden werden.
In diesem Zusammenhang weist die DIN 4109-1 als werkver- 6.1.3 Einschalige Wände mit besonderen Eigenschaften und
tragliche Voraussetzung zur Erfüllung des zulässigen Schall- Anforderungen
druckpegels darauf hin, dass die verantwortliche Bauleitung Neben der einschaligen Wohnungstrennwand sind in der
benannt und zu einer Teilabnahme vor Verschließen bzw. Ver- Baupraxis noch andere Wände von Bedeutung, die sich durch
kleiden der Installation herangezogen werden muss. Weitere De- besondere Eigenschaften bzw. Anforderungen auszeichnen.
tails regelt ein ZVSHK-Merkblatt [59]. Dieses Merkblatt enthält
in einem umfangreichen Anhang schalltechnische Planungs-
und Ausführungshinweise für verschiedene Bereiche der Sani- 6.1.3.1 Trennwände mit biegeweichen Vorsatzschalen
tärinstallation sowie darüber hinaus auch für Heizungsanlagen Biegeweiche Vorsatzschalen werden vor massiven einschaligen
und raumlufttechnische Anlagen. Es stellt damit eine wirkungs- Wänden angebracht, um deren Schalldämmung zu verbessern.
volle Hilfestellung zur Bewältigung der vielfachen schalltech- Die Schalldämmung der Gesamtkonstruktion kann nach Glei-
nischen Aufgaben im Installationsbereich dar. chung (5.3) berechnet werden. Das Grundprinzip besteht da-
60 min.
Rohdichte als das restliche KS-Mauerwerk auf. Aus schalltech- Bild 36 verdeutlicht, dass die Lage der Resonanzfrequenz ent-
nischer Sicht
30 bisstellt
50 sich die Frage, ob dadurch die Schalldäm- scheidend für die Wirkung der Vorsatzschale ist. Aus bauaku-
mung der30 gesamten Wand 500
vermindert wird. Eine rechnerische stischer Sicht sollte diese so tief wie möglich liegen (Empfeh-
bis 50 500 min.
Überprüfung und Untersuchungen im Prüfstand [60] an zwei lung: f 0 50 Hz), damit die Verbesserung der Schalldämmung
60 min. 20 min.
bis auf die unterste Steinlage identischen Wandaufbauten erga- in einem möglichst großen Frequenzbereich zur Geltung kommt
min.
60
60
Vorsatzschale aus Gipskartonplatten nach DIN 18180, Dicke 12,5 oder 15 mm Aus
60 min.
1 führung nach DIN 18181 oder aus Spanplatten nach DIN 68763, Dicke 10 bis 16 mm;
30 bis 50 500
30 bis 50 500
mit Hohlraumfüllung1); Unterkonstruktion an schwerer Schale befestigt2)
500 min.
20min.
bis
20 50
Ausführung wie Zeile 1, jedoch Holzstiele (Ständer) mit Abstand 20 mm vor schwerer
30
2
min.
Schale freistehend
60
30
30 bis
bis 50
50
50 500
500 min.
60 50
Vorsatzschale aus Gipskartonplatten nach DIN 18180, Dicke 12,5 oder 15 mm und Fas-
20
angesetzt
5030
30 bis 50 500
1)
Faserdämmstoffe nach DIN 4108-10 i.V.m. DIN EN 13162, Typ WAB Nenndicke 40 bis 60 mm, längsbezogener Strömungswiderstand Ξ 5 kN · s/m4
2)
Bei den Beispielen nach Zeilen 1 und 2 können auch Ständer aus Blech-C-Profilen nach DIN 18183-1 verwendet werden.
40bis 50
3)
Faserdämmstoffe nach DIN 4108-10 i.V.m. DIN EN 13162, Typ WAP, Nenndicke 40 mm, s’ 5 MN/m3
50 30
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 13 Schallschutz 379
Tafel 18 Verbesserung des bewerteten Schalldämm-Maßes Rw die Vorsatzschale mit dem kleineren Rw -Wert nur mit ihrem
durch Vorsatzschalen (auch schwimmende Estriche) in halben Wert anzusetzen.
Abhängigkeit von der Resonanzfrequenz
Biegeweiche Vorsatzschalen können mit dem KS-Schallschutz-
Resonanzfrequenz f0 der Vorsatzschale Rw rechner berücksichtigt werden.
[Hz] [dB]
80
6.1.3.2 Trennwände im eigenen Wohn- und Arbeitsbereich
100 nach Zwar werden an den Schallschutz im eigenen Wohn- und Ar-
125 Gleichung (6.1) beitsbereich keine bauaufsichtlichen Anforderungen gestellt,
aber dennoch ist Schallschutz dafür ein Thema. Deshalb wer-
160 den von verschiedenen Seiten Empfehlungen gemacht, die für
200 -1 Wände ohne Türen in Tafel 19 wiedergegeben sind.
250 -3
Falls für Wände im eigenen Wohnbereich Schallschutzanforde-
315 -5 rungen geplant werden, sollten die betreffenden Wände mit ei-
ner ausreichend hohen flächenbezogenen Masse geplant wer-
400 -7
den. Hinweise zur Auslegung solcher Wände in KS-Bauweise
500 -9 finden sich in Bild 19. Es gelten sinngemäß die Ausführungen
630 bis 1.600 - 10
für Wohnungstrennwände.
> 1.600 5.000 -5 Wenn solche Wände als nicht tragende innere Trennwände aus-
geführt werden sollen, sind die oberen Deckenanschlüsse und
nn Für Resonanzfrequenzen unter 200 Hz beträgt der Mindestwert von Rw
0 dB. die seitlichen Wandanschlüsse besonders zu beachten. Bei-
nn Für Resonanzfrequenzen, die zwischen den tabellierten Frequenzwerten spiele für solche Anschlüsse enthalten die Tafeln 20 und 21.
liegen, können die Werte für Rw durch Interpolation ermittelt werden. Falls sich Türen in den Wänden befinden, können die in Tafel 19
nn Rw bezeichnet das bewertete Schalldämm-Maß der Bezugswand/Bezugs
decke.
genannten Empfehlungen nicht eingehalten werden.
Tafel 20 Seitliche Wandanschlüsse für nicht tragende Innenwände unter Berücksichtigung von Statik, Schall- und Brandschutz
Anschlüsse im eigenen Wohnbereich Starr gehalten Schalltechnisch biegesteif und Anschlussfuge voll vermörtelt
dicht mit NM oder DM
Stumpfstoßanker
T = 0,75 mm
durch Maueranker und voll Bei Baustoffen mit unter- EI 90 ab Wanddicke
flächig satt vermörtelte An- schiedlichem Verformungsver- 100 mm und
Mauerwerk schlussfuge mit NM oder DM halten oder nicht vollflächiger Wanddicke 70 mm mit
mit NM Vermörtelung ist ggf. eine Ent- beidseitig 10 mm Putz;
oder DM kopplung und Undichtigkeit an- sonst EI 60
zunehmen.
Mörtelgruppen:
NM II bis NM III
Dünnbettmörtel
Stumpf- durch Mauerwerksanker und bei Einlage von z.B. Kork-, Schmelzpunkt 1.000 °C
stoßanker nachgiebiger Füllung mit Mineralfaserstreifen, bzw. Rohdichte 30 kg/m3
Mineralfaserstreifen des Streifen aus bitumen
Stumpfstoßanschlusses imprägnierter Wollfilzpappe2) Lagesicherung erforderlich,
EI 90 ab Wanddicke
Schalltechnisch dicht 100 mm und
Wohnungs- Wanddicke 70 mm mit
trennwand
mit beidseitigem elastischem beidseitig 10 mm Putz;
Nicht tragende Innenwand
Flächenbezogene Masse
Fugendichtstoff sonst EI 60
< 200 kg/m2
1)
Die Klassifizierung des Wandanschlusses entspricht der Klassifizierung der Wand, wenn die angegebenen Bedingungen eingehalten werden.
Nicht tragende raumabschließende Wände EI nach DIN EN 13501-2
2)
Der Putz ist bei entkoppelten Anschlüssen mit einem Kellenschnitt zu trennen und nachträglich z.B. mit Acryl zu schließen.
Tafel 21 Obere Wandanschlüsse für nicht tragende Innenwände unter Berücksichtigung von Statik, Schall- und Brandschutz
≤ 30 mm
die Wand kann 4-seitig bzw. Als trennendes Bauteil nur Schmelzpunkt 1.000 °C
Stahlwinkel
≥ 20 mm 3-seitig gehalten sein, mit geeignet mit zusätzlichem Rohdichte 30 kg/m3
Dämmschicht einem freien vertikalen Rand Fugendichtstoff in der An-
schlussfuge Lagesicherung durch Stahlwinkel,
EI 90 ab Wanddicke 100 mm
und Wanddicke 70 mm mit beid-
seitig 10 mm Putz; sonst EI 60
mit Auflast infolge Kriechen Bei Wänden mit Schall- EI 90 ab Wanddicke 100 mm
≤ 20 mm NM II, und Schwinden der Stahlbe- schutzanforderungen sollte und Wanddicke 70 mm mit beid-
Leichtmörtel tondecke 2) diese Ausführungsvariante seitig 10 mm Putz; sonst EI 60
oder Putz gewählt werden.
die Wand kann 4-seitig bzw.
3-seitig gehalten sein, mit
einem freien vertikalen Rand
Anschlussfuge vollständig
durch NM II, Leichtmörtel
oder Putz ausgefüllt
1)
Nicht tragende raumabschließende Wände EI nach DIN EN 13501-2
2)
Bei Wandlängen > 5 m sollte dieser Anschluss mit dem Tragwerksplaner abgestimmt werden.
nn die schalltechnischen Eigenschaften der verwendeten Eine möglichst geringe Anregung der Installationswand wird
Installationen, auch dadurch erreicht, dass sie eine möglichst hohe flächen-
bezogene Masse besitzt und damit der Anregung einen großen
nn die Montagebedingungen der Installationen (Ankoppelung Widerstand entgegensetzt.
an den Baukörper),
Nach DIN 4109-36 muss die für die schalltechnischen Nach- 6.1.4.2 Körperschall
weise für Installationsgeräusche herangezogene massive Mus Der in schutzbedürftigen Räumen von Aufzügen verursachte
terinstallationswand eine flächenbezogene Masse von mindes Schalldruckpegel wird in der Regel durch Körperschalleinleitung
tens 220 kg/m² aufweisen. in das Gebäude verursacht. Maßnahmen gegen Körperschall
erzeugung und Körperschallübertragung stehen bei der Lärm-
Die genannte Forderung wird beispielsweise erfüllt von ei- minderung deshalb im Vordergrund. Die Körperschalleinleitung
ner 11,5 cm dicken Wand mit RDK 1,8 und beidseitiger Putz- erfolgt an den Schnittstellen des Aufzugs mit dem Gebäude.
schicht. Die Direktschalldämmung einer solchen Wand beträgt
Rw = 50 dB. Während eines Betriebszyklus können unterschiedliche Auf-
zugskomponenten an der Körperschallerzeugung beteiligt sein.
Untersuchungen in Installationsprüfständen belegen, dass In VDI 4100:2007 heißt es dazu: „Treten störende Geräusche
Mauerwerkswände in Verbindung mit schalltechnisch günstigen durch den Betrieb sonstiger haustechnischer Anlagen auf, ist
Installationen auch mit einer geringeren flächenbezogenen Mas- im Regelfall eine mangelhafte Körperschalldämmung zwischen
se als 220 kg/m2 in der Lage sind, die Anforderungen der der Anlage und dem Bauwerk die Ursache. Daher ist bei der Pla-
DIN 4109-1 zu erfüllen. Dies sollte allerdings stets durch aus- nung und Ausführung derartiger Anlagen immer die körperschall-
sagekräftige Prüfungen nachgewiesen werden. gedämmte Aufstellung, Aufhängung oder Befestigung aller kör-
perschallführenden Anlagenteile eine Grundvoraussetzung für
ausreichenden Schallschutz neben der Auswahl geräuscharmer
INFO Anlagen und Anlagenbauteile.“
Während die flächenbezogene Masse der Installationswand
auf die Übertragung des von Sanitärinstallationen verursach-
ten Körperschalls in den hinter der Installationswand liegenden 6.1.4.3 Geräuschübertragung
Raum einen signifikanten Einfluss hat, gilt dies für die Übertra- Aus Kostengründen und zur Minimierung des Raumbedarfs wer-
gung in den diagonal nach unten gelegenen Raum nicht mehr den heute Aufzugsanlagen in Wohngebäuden in der Regel ohne
in demselben Maße. Bei kleiner werdender flächenbezogener Triebwerksraum ausgeführt. Die Aufzugstechnik muss dann voll-
Masse wächst nämlich die Stoßstellendämmung zwischen Ins- ständig innerhalb des vorhandenen Aufzugschachtes angeord-
tallationswand und Boden an und wirkt damit in gewisser Wei- net werden. Für die Körperschallübertragung ins Gebäude sind
se der stärkeren Anregbarkeit der Wand entgegen. Die in die Schachtwände deshalb die maßgebliche Schnittstelle. Ne-
DIN 4109-36 für massive Installationswände vorausgesetzte ben der konstruktiven Auslegung der Schachtwände (einscha-
flächenbezogene Masse von mindestens 220 kg/m2 ist für die- lige oder zweischalige Konstruktion, flächenbezogene Masse)
se Übertragungssituation deshalb nicht zwingend geboten, ist ihre Anordnung in Bezug auf schutzbedürftige Räume von
aber zu empfehlen. entscheidender Bedeutung. Zu berücksichtigen ist darüber hin
aus noch die Schallübertragung über die an den Schachtwän-
den angekoppelten flankierenden Bauteile, insbesondere die
Geschossdecken.
6.1.4 Schallschutz bei Aufzugsanlagen
Geräusche von Aufzugsanlagen können als Luftschall abge- Bereits bei der Gebäudeplanung können durch eine schalltech-
strahlt oder als Körperschall in das Gebäude eingeleitet werden. nisch günstige Anordnung des Aufzugsschachts die Voraus-
In schutzbedürftigen Räumen sind deshalb störende Einwir- setzungen für einen guten Schallschutz geschaffen werden.
kungen möglich, die den Anforderungen der DIN 4109-1 unter- Schutzbedürftige Räume sollten nicht unmittelbar neben Auf-
liegen und deren Nichteinhaltung immer wieder zu Beanstan- zugsschächten oder Triebwerksräumen angeordnet werden. Dies
dungen und Streitfällen führt. ist z.B. der Fall, wenn der Schacht ins Treppenhaus integriert
ist (siehe Bild 27, Situation a) oder wenn sich Pufferräume ohne
Schallschutzanforderungen zwischen schutzbedürftigen Räumen
6.1.4.1 Luftschall und dem Aufzugsschacht befinden (siehe Bild 27, Situation d).
Luftschallabstrahlung von Schaltgeräten vor dem Schacht oder Ungünstiger ist es, wenn Schachtwände unmittelbar an schutz-
Geräusche von Türbewegungen sind so zu begrenzen, dass bedürftige Räume angrenzen (siehe Bild 27, Situationen b und c).
sie in benachbarten schutzbedürftigen Räumen keine unzuläs-
sigen Störungen hervorrufen. Notwendige Schallschutzmaßnah-
men zwischen Aufzugsvorraum und schutzbedürftigem Raum 6.1.4.4 Lärmminderungsmaßnahmen
(z.B. die Schalldämmung von Wohnungseingangstüren) können Die Geräuschproblematik bei Aufzugsanlagen ist derjenigen bei
aus den A-bewerteten Schalldruckpegeln von Schalt- und Tür- Installationsgeräuschen (siehe Abschnitt 6.1.3.3) vergleich-
geräuschen abgeleitet werden. Nach VDI 2566 [51] darf der bar, bei denen erst das Zusammenspiel geeigneter sanitär-
maximal zulässige A-bewertete Schalldruckpegel im gesam technischer und baukonstruktiver Festlegungen zu einem stim-
ten Schacht 75 dB(A) nicht überschreiten. Das ist bei den üb- migen Konzept zur Einhaltung der vorhandenen Anforderungen
lichen schweren Schachtwänden (siehe Abschnitt 6.1.4.8) in führt. So genügt es auch hier nicht, Maßnahmen an der Auf-
der Regel unproblematisch, da deren Luftschalldämmung aus- zugsanlage oder am Gebäude separat zu planen und auszu-
reichend hoch ist. führen. Vielmehr müssen die Maßnahmen im Zusammenhang
betrachtet werden. Der Schallschutz bei Aufzugsanlagen sollte
von Anfang an bei der Planung berücksichtigt werden, da nach-
trägliche Maßnahmen nahezu unmöglich sind oder mit hohem
Aufwand und damit hohen Kosten verbunden sind.
384 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Grundsätzlich sind bei der Planung und Ausführung der erfor- grund. Behandelt werden sowohl aufzugstechnische als auch
derlichen Maßnahmen zur Lärmminderung folgende Aspekte bauseitige Aspekte des Schallschutzes:
zu berücksichtigen:
nn Anhaltswerte für die Geräuschemission im Schacht (Luft- und
nn Planung der Grundrisse: schalltechnisch günstige Lage des Körperschallpegel), vor Schachttüren und im Fahrkorb,
Aufzugschachtes gegenüber schutzbedürftigen Räumen
nn Empfehlungen für den baulichen Schallschutz (Luft- und Kör-
nn Schallschutzmaßnahmen an der Anlagentechnik: geräusch- perschalldämmung) zur Einhaltung der maximal zulässigen
arme Komponenten der Anlage und Entkopplung der körper- Geräuschimmissionswerte in schutzbedürftigen Räumen,
schallerzeugenden Komponenten gegenüber dem Gebäude
nn Auslegungshilfen für die körperschalldämmende Aufstellung
nn Bauakustische Maßnahmen: Auslegung der Schachtwände von Betriebsmitteln und
und der daran angekoppelten flankierenden Bauteile
nn Hinweise für die Messung der Geräusche im Aufzugsschacht,
im Fahrkorb, vor Schachttüren und in Aufenthaltsräumen so-
Ein wesentliches Potenzial der möglichen Geräuschminderung wie zum baulichen Schallschutz an ausgeführten Anlagen
kann durch anlagentechnische Maßnahmen in Form von ge- und Gebäuden.
räuschgünstigen Komponenten und Entkopplungsmaßnahmen
sowie einer sorgfältigen Montage ausgeschöpft werden. Unter-
suchungen in [62] zeigen anhand von gemessenen Schalldruck- Da bei der bauakustisch notwendigen Auslegung nach wie vor
pegeln von 23 Aufzugsanlagen unterschiedlicher Hersteller in große Unsicherheiten herrschen, beschränkt sich diese Richt-
vergleichbarer Baukonstruktion eine Bandbreite von 12 dB. linie bei den Maßnahmen zum baulichen Schallschutz auf all-
Diese große Streuung wird „weitestgehend auf die eingesetzten gemeine Planungsgrundsätze und Vorschläge für die Ausfüh-
Aufzugsprodukte und deren Ausführungsqualität“ zurückgeführt. rung (siehe Abschnitt 6.1.4.8).
Aufzugs- Aufzugs-
schacht schacht
Zusätzlich anschließende
Deckenkonstruktionen
mindestens 580 kg/m2,
z.B. 250 mm StB-Decke
a) Bausituation A nach VDI 2566 – Aufzugsschacht ins b) Bausituation B1 nach VDI 2566 – Aufzugsschacht
Treppenhaus integriert grenzt an schutzbedürftige Räume
Nicht schutzbedürftiger
Schachtwand zweischalig, je Raum
Schale mindestens 380 kg/m2,
je Schale Wandaufbau 2 nach Schachtwand mindestens
Tafel 22 490 kg/m2, Wandaufbau
3 oder 4 nach Tafel 22
Schachtwand mindestens
490 kg/m2, Wandaufbau
3 oder 4 nach Tafel 22
Aufzugs- Aufzugs-
schacht schacht
c) Bausituation B2 nach VDI 2566 – Aufzugsschacht grenzt an d) Bausituation C nach VDI 2566 – zwischen schutz-
schutzbedürftige Räume – Ausführung mit schallbrückenfreier Fuge bedürftigen Räumen und dem Aufzugsschacht befinden
sich nicht schutzbedürftige Räume
Tafel 22 Wandkonstruktionen zur Erfüllung der Anforderungen nach schutz liegen, oder ob sich schutzbedürftige Räume direkt über
VDI 2566:2004-05 Fundament und Bodenplatte befinden. In den meisten Fällen
wird das Fundament als gemeinsames Fundament ausgebildet
Wand- Bauteilbeschreibung Flächenbezogene (Bild 30), möglicherweise noch mit durchgehender Bodenplat-
aufbau Rohdichteklasse RDK Wanddicke d Masse m‘ te. Damit ergibt sich eine starke Körperschallbrücke zwischen
[–] [cm] [kg/m2] den beiden Schalen.
1 1,8 24 > 380
Bild 31 zeigt, dass für den über die Wandschalen und das ge-
2 2,0 20 > 380 meinsame Fundament gehenden Übertragungsweg für die Räu-
3 1,8 30 > 490 me im Erdgeschoss zusätzlich zur Stoßstellendämmung am
Fundament noch zweimal die Stoßstellendämmung zwischen
4 2,2 24 > 490
Wandschale und Boden zu berücksichtigen ist. Die Schallüber-
5 1)
2,0 30 > 580 tragung auf diesem Weg wird dadurch gegenüber dem direkten
1)
Mit einseitig 10 mm Putz
Übertragungsweg unmittelbar über den Hohlraum so klein, dass
sie in der Gesamtbilanz nicht berücksichtigt werden muss. Für
die im Untergeschoss liegenden Räume dagegen entfallen die-
se zusätzlichen Stoßstellen, so dass die starke Körperschall-
brücke in Form des gemeinsamen Fundaments voll zum Tragen
INFO kommt. Dies ist dann unbedenklich, wenn im Fundamentbe-
Um eine möglichst gute Schalldämmung zu erzielen und reich keine schutzbedürftigen Räume an die Haustrennwand
die Sicherheit der Ausführung zu verbessern, wird empfohlen, angrenzen (was im UG meistens erfüllt ist). Eine ähnlich schäd-
die Trennfuge mindestens 4 cm dick auszuführen und in den liche Wirkung als Körperschallbrücke ergibt sich übrigens, wenn
Hohlraum vollflächig Mineralwolledämmplatten nach DIN EN die zweischalige Haustrennwand im Kellergeschoss nur ein-
13162, Anwendungskurzzeichen WTH nach DIN 4108-10, schalig ausgeführt wird. Die dadurch verursachte starke Kopp-
Dicke 40/35 mm, einzubringen. lung beider Wandschalen macht sich im Erdgeschoss durch ei-
ne drastische Minderung der Schalldämmung bemerkbar.
Die Erhöhung des Schalenabstandes wirkt sich günstig auf den Eine vergleichbare Situation findet man bei solchen Doppel-
Schallschutz aus. Dies gilt nicht bei üblichen Schalenabstän- und Reihenhäusern, die auf die Unterkellerung verzichten. Dies
den im untersten Geschoss, wenn die Fußpunkte der Schalen ist mittlerweile zu einer häufigen Ausführungsvariante gewor-
(z.B. durch gemeinsame Bodenplatten und/oder Fundamente) den. Das gemeinsame (bzw. unvollständig getrennte) Funda-
gekoppelt sind (siehe hierzu auch Abschnitt 5.2.4.3). Hier wirkt ment liegt nun im Erdgeschoss-Bereich. Damit wird das Schall-
sich die Erhöhung der flächenbezogenen Masse der Schalen brückenproblem in den Bereich der schutzbedürftigen Räume
deutlicher aus als eine Erhöhung des Schalenabstandes. verlagert (Bild 32). Eine Abschätzung der hier vorliegenden
Körperschallübertragung zeigt, dass diese nun gegenüber der
Direktübertragung dominiert.
6.2.3 Unterkellerte und nicht unterkellerte
Doppel- und Reihenhäuser Prinzipiell kommen für den Fundamentbereich die in Tafel 14
Für die Einhaltung der Anforderungen ist es entscheidend, ob dargestellten konstruktiven Lösungen in Frage. Diese unter
(wie noch in Beiblatt 1 zu DIN 4109:1989) von unterkellerten scheiden sich hinsichtlich der Körperschallübertragung, was
Gebäuden ausgegangen wird, bei denen im Kellergeschoss kei- in DIN 4109-2 in den unterschiedlichen Werten für den Zwei-
ne schutzbedürftigen Räume mit Anforderungen an den Schall- schaligkeitszuschlag berücksichtigt wird.
Bild 28 Dachanschluss bei einer zwei- Bild 29 Zwischendeckenanschluss einer Bild 30 Fundamentanschluss einer
schaligen Haustrennwand ohne zweischaligen Haustrennwand zweischaligen Haustrennwand
durchlaufende Dachlatten
(Brandschutz der LBO beachten)
KALKSANDSTEIN.
DETAILSAMMLUNG
388 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
nn Haustrennwand mit hoher flächenbezogener Masse der Für unterschiedliche zweischalige Haustrennwände können
Wandschalen (Kalksandstein, z.B. mit d = 24 cm und RDK nach Tafel 24 die bewerteten Schalldämm-Maße R‘w in Abhän-
1,8) gigkeit vom Zweischaligkeitszuschlag Rw,Tr ermittelt werden.
Diese Werte gelten für Kalksandstein-Mauerwerk in Normal-
nn Flankierende Wände (Innen- und Außenwände) ebenfalls mit mauer- und Dünnbettmörtel mit einem Schalenabstand von
möglichst hoher flächenbezogener Masse (Kalksandstein mindestens 3 cm. Eine Erhöhung des Schalenabstandes wirkt
mit d = 17,5 cm und RDK 1,8) sich günstig auf das Schalldämm-Maß aus. Die jeweils anzuset-
zenden Werte für Rw,Tr können Tafel 14 entnommen werden.
nn Nicht tragende Innenwände, die auf der Bodenplatte stehen, Nach Abschnitt 5.2.4.3 und Gleichung (5.7) wäre in Tafel 23
ebenfalls schwer (z.B. 11,5 cm und RDK 1,8) noch der Korrekturwert K zur Berücksichtigung der flankie-
renden Übertragung über massive flankierende Bauteile zu be-
nn Auf einen schwimmenden Estrich auf der Bodenplatte kann rücksichtigen, da er im Nachweisverfahren vorgesehen ist. Die-
aus schalltechnischen Gründen auf keinen Fall verzichtet ser wird hier (und genauso in der vorhergehenden Tafel 23) zur
werden. Vereinfachung mit K = 0 dB angesetzt. Dies entspricht den Ver-
hältnissen in üblicher KS-Bauweise, wenn die einzelnen Scha-
nn Sollten es die aktuellen Verhältnisse erlauben, kann durch len der Haustrennwand eine flächenbezogene Masse bis etwa
eine geeignete Grundrissanordnung auch dafür gesorgt wer- 300 kg/m² haben. Bei mehr als 300 kg/m2 wäre bei üblicher
den, dass schutzbedürftige Räume nicht unmittelbar an die KS-Bauweise der Korrekturwert mit 1 dB anzusetzen. Im kon-
Haustrennwand angrenzen. kreten Planungsfall sollte mit den genannten Methoden, wie
sie auch im KS-Schallschutzrechner implementiert sind, die An-
wendung des Korrekturwerts überprüft werden.
Für eine getrennte Bodenplatte wurde in Tafel 14 sicherheits-
halber nur derselbe Zweischaligkeitszuschlag vorgesehen wie Eine Zusammenstellung von Beispiellösungen für bewertete
für eine gemeinsame Bodenplatte. Trotz dieser vorsichtigen Be- Schalldämm-Maße R‘w zweischaliger KS-Haustrennwände in
messung können in praktischen Fällen deutlich bessere Wer- Abhängigkeit vom Zweischaligkeitszuschlag Rw,Tr findet sich
te erreicht werden, so dass die Trennung der Bodenplatte ei- in Tafel 24.
ne schalltechnisch günstige Option darstellt.
bewehrter Beton
1 244) 1
Wichtig ist eine schalltechnisch dichte innenseitige Verkleidung Besondere Sorgfalt erfordert das Betonieren der Stahlbetonde-
der Dachkonstruktion, z.B. durch Gipskartonplatten, nicht aber cken, damit dort keine Körperschallbrücken entstehen. Rohr-
durch Nut- und Federschalung, die keine ausreichende schall- leitungen dürfen nicht durchgeführt werden.
390 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
m’ 575 kg/m²
DETAILSAMMLUNG
2 x 15 cm 1) 2,0 530 68 65 62
DETAIL 3.3.3.11
2 x 17,5 cm 1)
1,8 580 GESCHOSSDECKE-INNENWAND 69
HAUSTRENNWAND, KS-MAUERWERK ZWEISCHALIG
66 63
M 1:10
2 x 17,5 cm 1)
2,0 630 70 67 64
2 x 20 cm 1) 1,8 680 71 68 65
2 x 20 cm 1)
2,0 740 72 69 66
2 x 24 cm 1)
1,8 810 73 70 674)
7. Außenlärm
len Korrekturwerts lässt eine differenzierte Bemessung des (C und C tr) nach DIN EN ISO 717-1 der für die Verwendung vor-
Schallschutzes gegenüber Außenlärm, unter Berücksichtigung gesehenen Bauteile zu beachten, wenn es sich bei Außenlärm
der spezifischen Schallspektren und spezifischen frequenzab- um auffällige Spektren handelt, z.B. Verkehrslärm mit tieffre-
hängigen Schalldämmung der an der Schallübertragung beteili- quenten Schallanteilen.“
gten Bauteile nicht zu. Dies kann z.B. mit Hilfe von bauteilspe-
zifischen Spektrums-Anpassungswerten erfolgen. Dazu findet Auf die Handhabung der Spektrum-Anpassungswerte bei Au-
sich in DIN 4109-2 die folgende informative Anmerkung: ßenwänden mit WDVS wird in Abschnitt 7.4.3 eingegangen.
nn Außenwand Kalksandstein 17,5 cm, Das gemäß Gleichung 7.1 ermittelte er-
RDK 2,0 mit WDVS: forderliche gesamte Schalldämm-Maß
Rw (Wand) = 56 dB nach Massekurve R’w,ges ist anschließend noch nach Glei-
Kalksandstein (Gl. (5.4)) chung (7.2) mit dem Korrekturwert K AL
hinsichtlich der Fassadenfläche und der
WDVS mit Verbesserung der Schalldämmung DRw = 2 dB
Grundfläche des Empfangsraums zu kor-
Rw (Wand + WDVS) = (56 + 2) dB = 58 dB rigieren.
nn Fenster:
Rw (Fenster) = 35 dB
KAL = 10 lg ( Ss
0,8 · SG ) [dB] (7.2)
Fensterflächenanteil 30 %
mit
nn Resultierende Schalldämmung der Außenwand mit Fenstern nach Gl. (7.4): Ss Vom Raum aus gesehene gesamte
–58 –35
Fassadenfläche
Rw,ges = -10 lg 0,7 · 10 10 + 0,3 · 10 10 = 40 dB SG Grundfläche des Raums
Ein einfaches Beispiel für den Nachweis zeigt Bild 34. Im vor-
INFO liegenden Fall wird die resultierende Schalldämmung von den
Die Anforderung gilt immer an das gesamte Außenbauteil. Fenstern bestimmt. Die schalltechnische Leistungsfähigkeit
Wenn dieses aus verschiedenen Teilflächen mit unterschiedli- der Wand kommt nicht zum Tragen.
cher Schalldämmung – und ggf. auch unterschiedlicher Orien-
tierung – besteht, z.B. aus einer Wand mit Fenstern und Für Fenster- und Türelemente kann die resultierende Schalldäm-
Einbauten wie Rollladenkästen und Lüftungseinrichtungen, mung in eingebautem Zustand von den Einbaufugen beeinflusst
dann sind die einzelnen Teilflächen mit ihrer jeweiligen Schall- werden. DIN 4109-2 enthält Regelungen, wie bei schalltech-
dämmung einzubeziehen. nisch kritischen Einbausituationen die Fugen bei der Berech-
nung zu berücksichtigen sind. Kritische Einbausituationen
liegen vor, wenn Fenster- oder Türelemente im Bereich einer
Im Zuge der Planung wird deshalb zuerst die resultierende Dämmebene eingebaut werden.
Schalldämmung der gesamten Außenbauteilfläche errechnet.
Dazu werden für die Gesamtfläche Ss der gesamten Bauteilflä-
che die Teilflächen Si der einzelnen Elemente mit ihren jewei- 7.3 Zweischalige massive Außenwände
ligen bewerteten Schalldämm-Maßen Ri,w berücksichtigt, so
dass sich die resultierende Gesamtdämmung R w,ges des Au- Derzeit ist die nach DIN 4109-2 vorgesehene Berechnung der
ßenbauteils wie folgt ergibt: Schalldämmung zweischaliger Außenwände nach DIN EN 1996/
NA nicht möglich, da für die Luftschallverbesserung RDd,w von
–Ri,w
1 n massiven biegesteifen Verblendschalen aus Mauerwerk oder
Rw,ges = -10 lg
Ss S · 10
i = 1
i
10
[dB] (7.4) Vorsatzschichten aus Beton mit Luftschicht oder Dämmschicht
noch keine abgesicherten Angaben vorliegen. Ersatzweise wird
deshalb für zweischalige Außenwände mit Luftschicht für die
Zu beachten ist bei dieser Rechnung, dass mit den Schall- Ermittlung der Schalldämmung der gesamten Konstruktion in
dämm-Maßen Ri,w immer die Direktschalldämmung der ein- Abschnitt 4.4.4. der DIN 4109-32 folgendes Verfahren vorge-
zelnen Elemente gemeint ist. Auch die resultierende Ge- schlagen:
samtdämmung R w,ges beschreibt damit zuerst einmal nur die
Direktschalldämmung der gesamten Außenbauteilfläche. Zur Er- „Bei zweischaligen Konstruktionen mit Luftschicht oder mit Kern-
füllung der Anforderungen muss aber ein Bauschalldämm-Maß dämmung aus mineralischen Faserdämmstoffen darf das bewer-
R‘w,ges betrachtet werden. Das bedeutet, dass für die Gesamt tete Schalldämm-Maß RDd,w aus der Summe der flächenbezo-
übertragung des Außenlärms in den Empfangsraum außer der genen Massen der beiden Schalen […] ermittelt werden. Das so
direkten Schallübertragung auch die Übertragung über flankie- ermittelte bewertete Schalldämm-Maß Rw darf um 5 dB erhöht
rende Bauteile berücksichtigt werden muss. Die Flankenüber- werden. Wenn die flächenbezogene Masse der auf die Innenscha-
tragung kann prinzipiell nach den Methoden der DIN 4109-2 le der Außenwand anschließenden Trennwände größer als 50 %
(siehe Abschnitt 5.2.3.4, Gleichung (5.5)) berechnet werden der flächenbezogenen Masse der inneren Schale der Außenwand
und wird zu der nach Gleichung (7.3) berechneten Direktüber- beträgt, darf das Schalldämm-Maß Rw um 8 dB erhöht werden.“
tragung addiert. Der Anteil der flankierenden Übertragung ist
im Einzelfall zu prüfen. Er ist in vielen Fällen unbedeutend und Bei Sandwich-Elementen aus Beton oder bei Mauerwerk mit
braucht deshalb meistens nicht berechnet zu werden. einer Kerndämmung, die unter Verwendung von Hartschaum-
stoffen hergestellt werden, wird in DIN 4109-32 übergangs-
Wenn jedoch biegesteife Fassadenbauteile (z.B. aus Mauer- weise vorgesehen, dass das bewertete Schalldämm-Maß RDd,w
werk) mit anderen biegesteifen Teilen des Empfangsraums (z.B. aus den flächenbezogenen Massen beider Schalen abzüglich
Decken oder Trennwänden) verbunden sind, kann die Flanken 2 dB ermittelt wird.
übertragung zur gesamten Schallübertragung beitragen. Rech-
nerisch muss sie dann berücksichtigt werden, wenn zur Erfül-
lung der Anforderungen das Schalldämm-Maß Ri,w des massiven 7.4 Einschalige Außenwände mit WDVS
Außenbauteils mehr als 50 dB und das gesamte bewertete Bau-
schalldämm-Maß R‘w,ges mehr als 40 dB betragen soll. 7.4.1 Außenwand zwischen Schall- und Wärmeschutz
Erhöhte Anforderungen an den Wärmeschutz können bei Mau-
Aus dem notwendigen Schalldämm-Maß der gesamten Fassa- erwerk durch konstruktive Maßnahmen realisiert werden. Als
de kann nicht unmittelbar auf die benötigte Schalldämmung grundsätzliche Möglichkeiten kommen dabei in Frage:
der einzelnen Bauteile geschlossen werden. Eine schlechtere
Schalldämmung des einen Bauteils kann (in gewissen Gren- nn Verringerung der Steinrohdichte
zen) durch eine bessere Schalldämmung eines anderen Bau-
teils ausgeglichen werden. So ist es die planerische Aufgabe, nn Vergrößerung der Wanddicke
die Zusammenstellung der einzelnen Bauteile so vorzunehmen,
dass sich hinsichtlich der Flächenanteile und Schalldämm-Ma- nn Mehrschichtige Aufbauten
ße der einzelnen Bauteile die geforderte resultierende Schall-
dämmung des gesamten Bauteils ergibt. Ein Beispiel für die nn Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS)
mögliche Dimensionierung einzelner Bauteile bei vorgegebener
Anforderung an die Gesamtdämmung findet sich in Tafel 30.
394 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Die aus wärmetechnischen Gründen erforderlichen Maßnah- Unterhalb der Resonanzfrequenz verhält sich die Konstruktion
men haben erfahrungsgemäß immer auch Auswirkungen auf wie eine gleichschwere einschalige Konstruktion. Die Schall-
den Schallschutz. Wesentlich ist dabei, dass sich wärmetech- dämmung steigt mit der Frequenz an, wie es für eine einscha-
nische und schalltechnische Belange oftmals konträr verhalten, lige Wand zu erwarten ist. Im Frequenzbereich um f 0 wird auf-
so dass wärmetechnische Verbesserungen zu teilweise signifi- grund der großen Schwingungsamplituden die Schalldämmung
kanten schalltechnischen Verschlechterungen führen können. drastisch vermindert. Oberhalb von f0 hingegen kann die Schall-
Ursache solcher Verschlechterungen sind akustische Resonan- dämmung gegenüber der gleichschweren einschaligen Kon-
zen der Wand- oder Steinstruktur, die bei den oben genannten struktion deutlich verbessert werden. Entscheidend ist also
wärmetechnischen Maßnahmen verstärkt in Erscheinung tre- die Lage der Resonanzfrequenz. Da die (flächenbezogene) Mas-
ten und die Direktschalldämmung mindern. Es besteht somit se der Wand sehr viel größer ist als diejenige der Putzschicht,
zwischen schall- und wärmetechnischen Anforderungen ein Ziel- kann sie bei der Berechnung der Resonanzfrequenz vernach-
konflikt. Die genannten Resonanzerscheinungen mindern oft lässigt werden. Für f 0 gilt dann:
auch die Flankendämmung.
s‘ [Hz] (7.5)
f0 = 160
m‘
INFO
Vor allem treten immer wieder Probleme mit der Flanken
dämmung bei solchen Außenwänden auf, die aus wärme mit
technischen Gründen leicht (und damit bezüglich der Flanken- s‘ Dynamische Steifigkeit der Dämmschicht in MN/m3
dämmung zu leicht) gemacht wurden. m‘ Flächenbezogene Masse der Putzschicht in kg/m2
Putzschicht R
einschalige
Dämmschicht massive Wand
mit WDVS einschalige 3 Frequenzbereiche:
Massivwand massive Wand
1 Kein Vorteil
2 Verschlechterung bei
Resonanzfrequenz f0
10...20 dB 3 Verbesserung
m1 m2
f0 Frequenz f
Feder-Masse-System 1 2 3
Resonanz-System
Bild 35 Wärmedämm-Verbundsystem als Bild 36 Schalldämmung R der einschaligen, massiven Wand ohne und mit WDVS
3 Frequenzbereiche: 1 Kein Vorteil
Feder-Masse-System
2 Verschlechterung
bei Resonanzfrequenz f0
3 Verbesserung
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 13 Schallschutz 395
sionierung sind vielfach allerdings auch Verbesserungen mög- Als Fazit ergibt sich für die reale Minderung von Außenlärm:
lich (siehe hierzu Abschnitt 7.4.4). Nach üblichem Verständnis
erscheint es sinnvoll, ein möglichst hohes bewertetes Schall- nn Das tatsächliche Geräuschspektrum spielt bei der Wirkung
dämm-Maß anzustreben. Für die praktische Anwendung stellt von WDVS eine Rolle.
sich die Situation jedoch etwas komplizierter dar. Ob das ge-
wählte WDVS den Schallschutz gegen Außenlärm tatsächlich nn Eine am Schallschutz orientierte Planung sollte die aktuelle
verbessern kann, hängt auch von der konkreten Lärmsituati- Geräuschsituation berücksichtigen.
on ab. Innerstädtischer Verkehrslärm z.B. hat seine dominie-
renden Geräuschanteile eher bei tiefen Frequenzen (Bild 37).
Offensichtlich ist das bewertete Schalldämm-Maß als alleiniges
Eine tief liegende Resonanzfrequenz – die ansonsten gewünscht Kriterium zur Auslegung des Schallschutzes nicht ausreichend.
wird – kann dann zur Erhöhung des über die gedämmte Au- Um die frequenzabhängigen Eigenschaften in der aktuellen Ge-
ßenwand übertragenen Schalls führen. Die Geräuschsituation räuschsituation besser berücksichtigen zu können, haben die
im Gebäude wird entgegen den Erwartungen möglicherweise europäischen Regelwerke dafür die so genannten Spektrum-An-
schlechter. Hier kann ein – eigentlich als ungünstiger bewer- passungswerte vorgesehen, die nach DIN EN ISO 717-1 als er-
tetes – WDVS mit härteren Dämmschichten im Endergebnis zu gänzende Zahlenwerte zum bewerteten Schalldämm-Maß an-
einem günstigeren Gesamtresultat führen. gegeben werden (Tafel 2).
Umgekehrt sind die Verhältnisse jedoch, wenn der vor der Au- Die Spektrum-Anpassungswerte – je nach Bedarf C oder C tr –
ßenwand anstehende Lärm durch mittlere und höhere Fre- können zum Wert des bewerteten Schalldämm-Maßes Rw ad-
quenzen geprägt wird (z.B. Schienenverkehrslärm, Straßenver- diert werden, um mit einem neuen Einzahlwert die schalldäm-
kehr bei hohen Geschwindigkeiten). Hier sind dann tatsächlich mende Wirkung einer Konstruktion gegenüber einer bestimmten
die WDVS mit weichen Dämmschichten auch im Endresultat Geräuschart zu charakterisieren. Als Beispiel zeigt Tafel 27 die
günstiger (Bild 38).
396 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Tafel 27 Spektrum-Anpassungswerte für eine einschalige, massive Wand ohne und mit 7.4.4 Schalltechnische Eigenschaften
WDVS, Beispiel von Wärmedämm-Verbundsystemen
Ein WDVS auf einer massiven einscha-
KS-Wand, d = 17,5 cm, RDK 1,8, geputzt, Fensterflächenanteil f = 30 %, ohne WDVS: ligen Außenwand kann akustisch als Vor-
satzschale betrachtet werden, die das
Einzahlangaben Rw (C, Ctr) = 51 (-1, -2) dB Schalldämm-Maß R w der Trägerwand
verändert, was durch die so genannte
Tieffrequente Wirkung Rw + Ctr = 51 - 2 = 49 dB
Verbesserung des bewerteten Schall-
KS-Wand, d = 17,5 cm, RDK 1,8, geputzt, Fensterflächenanteil f = 30 %, mit WDVS: dämm-Maßes Rw beschrieben wird (si-
ehe hierzu Abschnitt 6.1.3.1). Zur Er-
Einzahlangaben Rw (C, Ctr) = 53 (-2, -7) dB mittlung von Rw existiert ein durch die
Zulassungen des DIBt [67] geregeltes
Tieffrequente Wirkung Rw + Ctr = 53 - 7 = 46 dB
Berechnungsverfahren, das in [68] aus-
führlich erläutert wird. Als Einflussgrößen
werden neben der Resonanzfrequenz
Auswirkungen eines tief abgestimmten WDVS auf die Schall- (siehe Gleichung (7.4)) die Trägerwand, die Verdübelung, die
dämmung einer einschaligen, massiven Wand. Klebefläche und (bei Dämmstoffen aus Mineralfaser) der Strö-
mungswiderstand des WDVS berücksichtigt.
Im bewerteten Schalldämm-Maß Rw verbessert sich die Schall-
dämmung durch das WDVS von 51 dB um 2 dB auf 53 dB. Hin- Ob durch WDVS eine Verschlechterung oder Verbesserung
sichtlich der Dämmung von städtischem Verkehrslärm dagegen des bewerteten Schalldämm-Maßes der Trägerwand zustan-
tritt eine Verschlechterung durch das WDVS von 49 dB um 3 dB de kommt, hängt von den Eigenschaften des gewählten Auf-
auf 46 dB ein. Das Beispiel verdeutlicht, dass die adäquate baus ab. Lange Zeit galten WDVS aufgrund steifer Wärme-
Berücksichtigung der Außenlärmspektren je nach Problemstel- dämmschichten (Hartschäume) als schalltechnisch kritisch.
lung zu unterschiedlicher Beurteilung der schalltechnischen Eig- Verschlechterungen des Schalldämm-Maßes bis maximal 10 dB
nung eines WDVS und zu unterschiedlichen konstruktiven Aus- sind im Vergleich zur unverkleideten Massivwand möglich. Be-
legungen führen kann. reits seit längerer Zeit sind Dämmschichten mit deutlich gerin-
gerer Steifigkeit verfügbar (Mineralfaserplatten, elastifizierte
Hartschäume), die eine tiefere Resonanzfrequenz erlauben. Da-
INFO mit sind dann auch Verbesserungen des Schalldämm-Maßes
Eine Ausrichtung nur am bewerteten Schalldämm-Maß Rw ent- möglich, die je nach Dämmmaterial, Putzschicht und Träger-
spricht zwar der derzeitigen Praxis, die auch dem Nachweis der wand deutlich über 10 dB liegen können. In den Zulassungs-
DIN 4109 für den Außenlärm entspricht, gewährleistet aber regeln des DIBt [67] wird das berechnete Rw auf den Bereich
nicht in jedem Fall den sinnvollsten Schallschutz gegen Außen- von -6 bis +16 dB begrenzt.
lärm.
INFO
Vielmehr ist in vielen Fällen von eher tieffrequent geprägten Ge- Die frühere Aussage, dass WDVS das bewertete Schalldämm-
räuschspektren auszugehen, so dass die gehandhabte Praxis Maß verschlechtern, ist mit heutigen Systemen nicht mehr
hier de facto zu Verschlechterungen führt. Eine auf schalltech- generell aufrecht zu erhalten.
nische Optimierung hin orientierte Planungsstrategie sollte die
genannten Kriterien mit einbeziehen.
Tafel 28 Korrekturwerte des bewerteten Schalldämm-Maßes von Kalksandstein-Außenwänden mit WDVS entsprechend den jeweiligen System-
zulassungen – Richtwerte 1) [69]
Geklebtes Polystyrol-WDVS -2 dB -1 dB
Mineralfaser-Lamellensystem -5 dB -5 dB
Tafel 29 Einfluss unterschiedlicher Fenster und WDVS auf die Schalldämmung der Außen-
wand; Wand: KS 17,5 cm, RDK 1,8 mit Innenputz, Fensterflächenanteil 30 %
Fenster
Rw (Fenster)
Fensterflächenanteil Beispiel 1: Rw (Fenster) = 40 dB Beispiel 2: Rw (Fenster) = 35 dB
b) Wand mit WDVS (Verbesserung + 4 dB) b) Wand mit WDVS (Verbesserung + 4 dB)
Rw,ges = 54 dB - 9 dB = 45 dB Rw,ges = 54 dB - 14 dB = 40 dB
Außenwand
Rw (Wand)
c) Wand mit WDVS (Verschlechterung - 4 dB) c) Wand mit WDVS (Verschlechterung - 4 dB)
Rw,ges = 46 dB - 3 dB = 43 dB Rw,ges = 46 dB - 7 dB = 39 dB
Bild 39 Wand mit Fenstern: Teilflächen
unterschiedlicher Schalldämmung
Die Wahl des Dämmsystems entscheidet also, ob erhöhte Wär- schiedliche WDVS und Fenster berücksichtigt werden. In der ma-
medämmung mit WDVS das Schalldämm-Maß verbessert oder thematischen Darstellung von Tafel 29 ist die durch die Fens
verschlechtert. ter verursachte Verminderung der Gesamtdämmung durch den
negativen zweiten Summanden erkennbar.
Anhand von R w kann die Auswirkung eines WDVS auf die
(Direkt)-Dämmung einer Wand wie folgt bestimmt werden: Im ersten Fall werden gute Fenster mit Rw = 40 dB angesetzt.
Wird nun die Wand mit einem WDVS versehen, durch welches
Rw, mit WDVS = Rw, ohne WDVS + Rw [dB](7.6) ihr Schalldämm-Maß auf R w = 54 dB erhöht wird, so ändert
sich Rw,ges gegenüber dem Ausgangszustand nur geringfügig auf
Die Werte von R w können der jeweiligen bauaufsichtlichen 45 dB. Wird stattdessen ein WDVS verwendet, durch welches
Zulassung der Dämmstoff-Hersteller entnommen werden. Bei- sich das Schalldämm-Maß der Wand auf 46 dB vermindert, so
spiele für Korrekturwerte finden sich in Tafel 28. verringert sich Rw,ges lediglich auf 43 dB. Änderungen der Schall-
dämmung der Außenwand durch ein aufgebrachtes WDVS wirken
sich demnach im resultierenden Schalldämm-Maß kaum aus.
7.4.5 Einfluss der Fenster bei Außenwänden mit WDVS
Wenn Außenbauteile aus mehreren Teilflächen mit unterschied- Zur gleichen Aussage, allerdings noch deutlicher, führt der zweite
licher Schalldämmung bestehen, müssen zur Ermittlung der Fall, bei welchem ein immer noch gutes Fenster mit Rw = 35 dB
gesamten Schalldämmung nach Gleichung (7.3) die einzel- angesetzt wird. Änderungen der resultierenden Schalldämmung
nen Teilflächen mit ihren jeweiligen Schalldämm-Maßen be- mit oder ohne WDVS liegen hier rechnerisch bei 0,5 dB.
rücksichtigt werden. Den häufigen Fall, dass die Gesamtflä-
che aus Wandfläche und Fensterflächen besteht, zeigt Bild 39. Als Fazit kann festgehalten werden:
Da Fenster üblicherweise eine deutlich niedrigere Schalldäm- nn Schwachstelle ist (bei genügend schwerer Massivwand) in
mung als die massive Außenwand haben, verringert sich die der Regel das Fenster.
resultierende Schalldämmung der gesamten Fläche gegenüber
der Schalldämmung der Wand ohne Fenster. So führt z.B. ein nn Änderungen der Schalldämmung der Außenwand durch
relativ gutes Fenster mit Rw = 35 dB und einem Fensterflächen- WDVS wirken sich in diesem Fall nur gering aus.
anteil von 30 % bei einer einschaligen Außenwand mit R w =
50 dB rechnerisch bereits zu einer Verminderung um 10,5 dB,
so dass Rw,ges auf 39,5 dB sinkt. Die geringere Schalldämmung Grundsätzlich kann mit der in Abschnitt 7.2 genannten Berech-
solcher Bauteile muss im Bedarfsfall durch eine entsprechend nungsmethode für jede beliebige Kombination aus Wand- und
höhere Schalldämmung der Wand ausgeglichen werden, damit Fensterflächen bei unterschiedlicher Qualität der Schalldäm-
insgesamt das geforderte resultierende Schalldämm-Maß der mung von Wand und Fenstern die resultierende Gesamtdäm-
Außenbauteile erreicht wird. mung ermittelt werden. Für die praktische Anwendung ist es
notwendig, für bestimmte Kombinationen einer bestimmten
Wird die Außenwand mit einem WDVS versehen, dann ist Fensterdämmung und einer bestimmten Wanddämmung den
auch in diesem Fall das resultierende Schalldämm-Maß zu be- maximal zulässigen Fensterflächenanteil zu kennen, damit die
stimmen. Anhand zweier Beispiele (Tafel 29) sollen die Aus- Anforderungen eines bestimmten Lärmpegelbereichs erfüllt
wirkungen des WDVS auf die resultierende Schalldämmung werden können. Beispielhaft zeigt Tafel 30 für ausgewählte
aufgezeigt werden, wobei zum Vergleich schalltechnisch unter- Kombinationen die zulässigen Fensterflächenanteile.
398 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Tafel 30 Zulässige Fensterflächenanteile in % zur Erfüllung der Anforderungen bei bestimmten Außenlärmpegeln für bestimmte Kombina
tionen der Schalldämmung der Fenster Rw,Fenster und der Schalldämmung der Außenwand R’w,AW
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
erf. R’w,ges erf. R’w,ges + KAL Rw,Fenster [dB] 25 30 32 35 37 40 42 45
[dB] [dB] R’w,AW [dB] Fensterflächenanteil in % 1)
50 25,3 80,6 100 100 100 100 100 100
30 30,9 57 25,5 80,7 100 100 100 100 100 100
60 25,5 80,7 100 100 100 100 100 100
50 7,8 24,8 39,5 80,1 100 100 100 100
35 35,9 57 8,0 25,4 40,3 80,6 100 100 100 100
60 8,0 25,5 40,4 80,7 100 100 100 100
50 2,2 7,1 11,4 23,1 37,3 78,6 100 100
40 40,9 57 2,5 7,9 12,5 25,1 39,9 80,4 100 100
60 2,5 8,0 12,7 25,3 40,2 80,6 100 100
50 0,5 1,6 2,5 5,1 8,2 17,3 29,3 71,9
45 45,9 57 0,7 2,4 3,7 7,5 11,9 24,0 38,5 79,5
60 0,8 2,5 3,9 7,8 12,4 24,8 39,5 80,1
50 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
50 50,9 57 0,2 0,6 1,0 1,9 3,1 6,2 10,0 20,5
60 0,2 0,7 1,1 2,2 3,6 7,1 11,4 23,1
1)
Annahmen für die Berechnung: siehe Erläuterung im Text
Den Angaben in Tafel 30 wurden für die Raumgeometrie des Empfangsraums folgende Annahmen zugrunde gelegt:
nn Fläche der Außenwand (bezogen auf den Empfangsraum) 5 m ∙ 2,5 m = 12,5 m²
nn Raumtiefe 4 m
Tafel 30 enthält in Spalte 1 die Anforderungen erf. R’w,ges gemäß Tafel 25. In Spalte 2 werden diese Werte in die Anforderungswerte für die
konkrete Raumsituation umgerechnet, indem der Korrekturwert KAL nach Gl. (7.2) mit einer Verminderung um 1,1 dB und die Unsicherheit mit
einer pauschalen Erhöhung von 2 dB berücksichtigt werden. Insgesamt ergibt sich damit für die Anforderungswerte in Spalte 2 gegenüber
Spalte 1 jeweils eine Erhöhung um 0,9 dB. Um die Anforderungen nach Spalte 2 zu erfüllen, werden in Spalte 3 für jeden Lärmpegelbereich
die zuvor beschriebenen 3 Außenwandvarianten (R‘w,AW = 50 / 57 / 60 dB) und in den Spalten 4 bis 11 die unterschiedlichen Fensterquali-
täten (Rw,Fenster = 25 … 45 dB) zugrunde gelegt. Die Tabellenwerte geben für die jeweilige Kombination von Wand und Fenster an, mit welchem
maximal zulässigen Fensterflächenanteil die Anforderungen eingehalten werden können.
Es zeigt sich erwartungsgemäß, dass der Fensterflächenanteil mit zunehmender Schalldämmung der Fenster erhöht werden kann. Es zeigt
sich außerdem, dass bei den gewählten Außenwandkonstruktionen die Schalldämmung der Wand (unter Berücksichtigung von WDVS bzw. Ver-
blendschale) kaum Einfluss auf den Fensterflächenanteil hat, so dass offensichtlich die Fensterqualität die maßgebende Größe darstellt.
Für andere als die hier beispielhaft dargestellten Bauteil- und Raumeigenschaften empfiehlt sich im Einzelfall eine Berechnung mit dem
KS-Schallschutzrechner.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 13 Schallschutz 399
8. Schallabsorption
Die Fähigkeit eines bestimmten Materials oder einer bestimm- Amit Tohne
ten Konstruktion, Schall zu absorbieren, wird durch den so L = 10 lg = 10 lg [dB] (8.2)
Aohne Tmit
genannten Schallabsorptionsgrad charakterisiert. Er ergibt
sich aus dem Verhältnis der nicht reflektierten zur auffallenden
Schallenergie. Bei vollständiger Absorption (d.h. es wird keine
Schallenergie reflektiert) hat er den Wert 1. Bei vollständiger INFO
Reflexion (d.h. es wird nichts absorbiert) gilt = 0. Der Schall Eine Verdoppelung der Absorptionsfläche führt im Raum zu
absorptionsgrad ist frequenzabhängig und wird nach DIN EN einer Pegelminderung von 3 dB.
ISO 354 [70] im Hallraum bestimmt.
0,8
4
8.2 Einsatz von Schallabsorbern 4
0,6
3 Prüfschall:
Rauschen in Terzbandbreite
Übliche Baustoffe, Bauteile oder Kon- 0,4
struktionen absorbieren nie vollstän- 3 2
dig und besitzen frequenzabhängige 0,2
2
Absorptionsgrade. Für praktische An- 1 1
Empfangsfilter: Terzfilter
wendungen sind Art und Fläche bzw. An-
100 250 500 1.000 2.000 4.000 Hz
zahl der Absorber so zu wählen, dass im
Frequenz f
gewünschten Frequenzbereich die benö-
tigte äquivalente Absorptionsfläche zur
400 Schallschutz 13 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
8.3 Schallabsorption mit KS-Wänden und 6 cm Luftspalt ohne und mit Mineralwolleinlage lassen
sich jedoch hohe Schallabsorptionsgrade mit recht verschie-
Übliches Mauerwerk aus Kalksandstein besitzt aufgrund der schall- denartigen Frequenzverläufen verwirklichen. Messwerte des fre-
harten Oberfläche nur geringe Absorptionsgrade im Bereich von quenzabhängigen Schallabsorptionsgrades werden für einige
= 0,01 bis 0,06. Für schallabsorbierende Zwecke ist es des- schallabsorbierende Konstruktionen aus Kalksandstein-Mau-
halb nicht interessant. Zusammen mit einer vorgemauerten erwerk in Tafel 31 dargestellt.
Schale aus KS-Lochsteinen mit durchgehender Querlochung
Literatur
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[7] DIN EN ISO 10140: Akustik–Messung der Schalldämmung [24] DIN 4109 Beiblatt 2:1989-11: Schallschutz im Hochbau
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[8] DIN EN ISO 16283-1: 2014-06: Akustik – Messung der einen erhöhten Schallschutz – Empfehlungen für den
Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen am Bau Schallschutz im eigenen Wohn- und Arbeitsbereich
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[9] DIN EN ISO 717-1:2013-06: Akustik – Bewertung der DIN 4109 aus Werten des im Labor ermittelten Schall-
Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen – Teil 1: dämm- Maßes Rw
Luftschalldämmung (ISO 717-1:2013); Deutsche Fassung [26] DIN 4109-1:2016-07: Schallschutz im Hochbau – Teil 1:
EN ISO 717-1:2013 Mindestanforderungen
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21 (1999), H. 4, S. 167–170 zes (Bauteilkatalog) – Rahmendokument
[11] DIN EN ISO 10848: Akustik – Messung der Flankenüber- [28] DIN 4109-33:2016-07: Schallschutz im Hochbau – Teil 33:
tragung von Luftschall und Trittschall zwischen benach- Daten für die rechnerischen Nachweise des Schallschut-
barten Räumen in Prüfständen – Teil 1 bis Teil 4 zes (Bauteilkatalog) – Holz-, Leicht- und Trockenbau
[12] DIN EN ISO 16283-2: 2016-05: Akustik – Messung der [29] DIN 4109-34:2016-07: Schallschutz im Hochbau – Teil 34:
Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen am Bau Daten für die rechnerischen Nachweise des Schallschut-
– Teil 2: Trittschalldämmung (ISO 16283-2:2015); Deut- zes (Bauteilkatalog) – Vorsatzkonstruktionen vor mas-
sche Fassung EN ISO 16283-2:2015 siven Bauteilen
[13] Trendbefragung für Immobilienscout 24, Infofact 03/2008 [30] DIN 4109-35:2016-07: Schallschutz im Hochbau – Teil 35:
[14] Alphei, H.; Hils, T.: Welche Abstufung der Schalldämm-Ma- Daten für die rechnerischen Nachweise des Schallschut-
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sinnvoll? In: wksb, H. 59, 2007 fassaden
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mung zwischen Wohnungen sein? In: Bauphysik (1988), Daten für die rechnerischen Nachweise des Schallschut-
H. 3, S. 72–76 zes (Bauteilkatalog) – Gebäudetechnische Anlagen
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 13 Schallschutz 401
[32] DIN 4109-4:2016-07: Schallschutz im Hochbau – Teil 4: bericht zum BBR-Forschungsvorhaben BBR Z 6-5.4-02.19,
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[33] E DIN 4109-1/A1:2017-01: Schallschutz im Hochbau – [55] Fischer, H.-M.; Scheck, J.; Schneider, M.: Vorläufiges Ver-
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[34] E DIN 4109-2/A1:2017-01: Schallschutz im Hochbau – Haustrennwänden aus Kalksandstein unter Berücksichti-
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[35] DIN 4109-1:2018-01: Schallschutz im Hochbau – Teil 1: [56] Fischer, H.-M.: Stellungnahme zur Schalldämmung ein-
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[37] DEGA Memorandum: Die DIN 4109 und die allgemein an- Kalksandsteinmauerwerk bei unterschiedlicher Knoten-
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März 2011 meinschaft für Bauphysik e.V. an der Fachhochschule
[38] VERORDNUNG (EU) Nr. 305/2011 DES EUROPÄISCHEN Stuttgart/Hochschule für Technik
PARLAMENTS UND DES RATES vom 9. März 2011 zur [58] Fischer, H.-M.: Stellungnahme zur Luftschalldämmung
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89/106/EWG des Rates [59] ZVSHK-Merkblatt und Fachinformation „Schallschutz“. Zen-
[39] Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB), tralverband Sanitär Heizung Klima, Sankt Augustin 2003
Teil B: Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausfüh- [60] Fischer, H.-M.: Beurteilung des Einflusses von KS-ISO-
rung von Bauleistungen, Ausgabe 2009 Kimmsteinen auf die Schalldämmung von KS-Mauerwerk,
[40] Urteil OLG München vom 19.05.2009, Az.9 U 4198/08, Stuttgart 2000
nicht rechtskräftig [61] DIN EN ISO 10052: 2010-10: Akustik – Messung der Luft-
[41] BGH-Urteil vom 04.06.2009, Az. VII ZR 54/07 schalldämmung und Trittschalldämmung und des Schalls
[42] DEGA-Memorandum BR 0104: Schallschutz im eigenen von haustechnischen Anlagen in Gebäuden – Kurzverfahren
Wohnbereich, Deutsche Gesellschaft für Akustik, Berlin, (ISO 10052:2004 + Amd 1:2010); Deutsche Fassung EN
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[43] Gösele, K.; Kandel, L.; Linhardt, A.: Schallschutzkosten [62] Meier, A.: Baulicher Schallschutz für Aufzugsanlagen, Fort-
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1991 [63] Fischer, H.-M.: Stellungnahme zum zu erwartenden Schall-
[44] Kötz, W.-D.: Kosten des Schallschutzes im Wohnungsbau dämm-Maß einer zweischaligen Haustrennwand aus
– Beispiele für kostengünstige Lösungen. In: Zeitschrift Kalksandstein, Stuttgart 2007
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[45] Kutzer D.: Schallschutz von Seniorenheimen – Schreiben den von Doppel- und Reihenhäusern – Schalltechnische
vom 16.9.2009 und 30.9.2009 an den Bundesverband Anforderungen, Bauweisen und Nachweisverfahren. Mit-
Kalksandsteinindustrie e.V. teilungsblatt Nr. 255 der Arbeitsgemeinschaft für zeitge-
[46] DIN EN 12354-1:2017-11: Bauakustik – Berechnung der mäßes Bauen e.V. 2017
akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus Bauteileigen- [65] Fluglärmgesetz, Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm, vom
schaften – Teil 2: Trittschalldämmung zwischen Räumen 31. Oktober 2007, BGBI Jahrgang 2007 Teil I Nr. 56,
[47] DIN EN 12354-1:2017-11: Bauakustik – Berechnung der S. 2550–2556
akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus Bauteileigen- [66] Meier, A.: Schallschutz gegen Außenlärm in DIN 4109 – An-
schaften – Teil 3: Luftschalldämmung gegen Außenlärm forderungen und Hintergründe, Bauphysik 39, Heft 4, 2017
[48] DIN EN 12354-1:2017-11: Bauakustik – Berechnung der [67] Beschlussbuch des DIBt, SVA B2 Schalldämmung und
akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus Bauteileigen- Schalldämmstoffe, Beschluss-Nr. 3.22
schaften – Teil 4: Schallübertragung von Räumen ins Freie [68] WDV-Systeme zum Thema Schallschutz, Technische
[49] DIN EN 12354-5:2009-10: Bauakustik – Berechnung der Systeminfo 7 des Fachverbands Wärmedämm-Verbund-
akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus den Bau- systeme e.V., Januar 2013
teileigenschaften – Teil 5: Installationsgeräusche [69] Vogdt, F. U.: Außenwände. In: Kalksandstein. Planungs-
[50] DIN EN 12354-6:2004-04: Bauakustik – Berechnung der handbuch. Planung. Konstruktion. Ausführung. Hrsg.:
akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus den Bau- Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V., 6. Auflage,
teileigenschaften – Teil 6: Schallabsorption in Räumen Hannover 2013
[51] VDI 2566, Blatt 1:Schallschutz bei Aufzugsanlagen mit [70] DIN EN ISO 354: Akustik – Messung der Schallabsorp
Triebwerksraum (2011-04), Blatt 2: Schallschutz bei Auf- tion in Hallräumen (ISO 354: 2003); Deutsche Fassung
zugsanlagen ohne Triebwerksraum (2004-05) EN ISO 354:2003
[52] ISO/CD 19488: Acoustics – Acoustic classification
scheme for dwellings, 2016
[53] Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V. (Hrsg.):
Bildnachweise
KS-Schallschutzrechner (kostenloser Download über
Bild S. 342: janvier/AdobeStock
www.kalksandstein.de)
Bild S. 343 oben und unten: lezek glasner/AdobeStock; Bild 37: pixabay
[54] Maack, J.: Schallschutz zwischen Reihenhäusern mit un-
vollständiger Trennung, Abschlussbericht mit Anhang Prüf- Bild S. 354: Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.
Kapitel 14 UMWELT UND GESUNDHEIT
1. Nachhaltigkeit
1.1 Veranlassung
1.2 Entwicklung 10
4,6 %
5
1.2.1 Ressourcenschonung 0
Energieverbrauch Strom Wärme Verkehr insgesamt
Die Notwendigkeit der Ressourcenschonung lässt sich am
Beispiel des Energieverbrauchs veranschaulichen. Allein in
Deutschland betrug der Primärenergieverbrauch 2016 insge- Bild 2 Primärenergieverbrauch in Deutschland: Prognose der
samt 539,6 Mio. t Steinkohleeinheiten SKE das entspricht Anteile der Erneuerbaren Energien im Jahre 2020 für
13.383 PJ (Petajoule) bzw. 3,7175 Bill. Kilowattstunden oder die Bereiche Strom, Wärme und Verkehr [3]
in Zahlen
3.717.500.000.000 kWh.
insgesamt 15,0 % geschätzt (Bild 2), insbesondere getragen
Damit ist der Primärenergieverbrauch gegenüber dem Vorjahr durch den Bereich der Stromerzeugung [3].
um 1,1 % angestiegen. Dies liegt im Wesentlichen an der küh-
len Witterung im Jahr 2016. Bereinigt um den Klimaeinfluss Die Bundesregierung strebt auf der Grundlage der EU-Richtlinie
erhöhte sich der Primärenergieverbrauch gegenüber dem Vor- für Erneuerbare Energien eine Reduzierung des Primärenergie-
jahr um 0,6 % [2]. verbrauchs gegenüber dem Verbrauch von 2008 bis zum Jahr
2030 um 30 % und bis zum Jahr 2050 um 50 % an. Dies be-
Dieser Verbrauch verteilt sich auf die verschiedenen Energie- trifft alle Sektoren der Energienutzung: die Energiegewinnung,
träger – Mineralöl, Steinkohle, Braunkohle, Erdgas, Kernener- -umwandlung, den -transport sowie die Nutzung durch den End-
gie, Erneuerbare Energien und sonstige Energieträger (Bild 1). verbraucher [3].
bis zum Jahr 2030 um mindestens 40 % und bis zum Jahr 2050
wirt- um 80 bis 95 % gegenüber 1990 gemindert werden [10]. In
schaftlich Reserven
Anlehnung daran hat sich Deutschland als mittelfristiges Ziel
eine CO2-Minderung von mindestens 55 % bis 2030 bzw. min-
destens 70 % bis 2040 gegenüber dem Niveau vom Jahr 1990
derzeit
Ressourcen auferlegt, um zur Erfüllung der europäischen Klimaschutzziele
unwirt- einen erheblichen Beitrag zu leisten [10].
schaftlich
Vergleicht man die Entwicklung der energiebedingten CO2-Emis-
sionen ausgewählter Länder bezogen auf das Jahr 1990, zeigt
sich im internationalen Vergleich trotz Wirtschaftswachstum
eine deutliche Reduktion der CO2-Emissionen in Deutschland
(Bild 7). In den Bereichen Wohngebäude und Verkehr ist jedoch
Zunehmender Grad ein Anstieg der CO2-Emissionen im Vergleich zum Ausgangs-
der geologischen Sicherheit
jahr 1990 zu verzeichnen. Dies ist bei Wohngebäuden auf den
Zuwachs an zu beheizender Fläche und beim Verkehr auf den
Bild 3 Reserven und Ressourcen [7] höheren PKW-Bestand zurückzuführen (Bild 8).
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 14 Umwelt und Gesundheit 405
Beleuchtung Mechanische
1,7 % Energie 0,7 %
Verkehr Industrie Sonstige
29,5 % 29 % Prozesse
14,7 %
Warmwasser
14,4 %
Raum-
Haushalte Gewerbe,
wärme
25,8 % Handel,
68,5 %
Dienstleistungen
15,7 %
Bild 5 Endenergieverbraucher 2015 [11] Bild 6 Anteile der Anwendungsbereiche des Endenergie
verbrauchs im Haushalt 2015 [15]
Afrika
Wohnbevölkerung
der Technik und der Energiepreisentwick- 90
CO2-Emissionen
Deutschland
So wurde beispielsweise die Energie-
einsparverordnung (EnEV) 2016 im Ver- 60 Großbritannien
gleich zur EnEV 2014 um durchschnittlich 50
Russland
25 % verschärft. Weitere Reduzierungen
Bevölkerung
50
sind im Rahmen des wirtschaftlich Ver- 21 %-Marke
tretbaren mit folgenden Eckpunkten ge-
40 0
plant: Nach dem derzeitigen Stand der
1990 1995 2000 2005 2010 2015
Diskussion sollen das Energieeinspa-
rungsgesetz (EnEG), die Energieeinspar- 30 1.500
verordnung (EnEV) und das Erneuerbaren- Bild 7 1990
Entwicklung
92 94 der96energiebedingten
98 2000 02CO2-Emissionen
04 06 2008 im Vergleich zum Ausgangs-
Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) im jahr 1990 [16]
GebäudeEnergienGesetz GEG 2018 zu-
sammengefasst werden. Dazu gibt es
derzeit einen noch nicht verabschiedeten
4.500
Entwurf, in dem neu zu errichtende Ge-
85
bäude der öffentlichen Hand ab 2019
Bevölkerung bzw. PKW-Bestand [Mio.]
1.3 Dimensionen der Nachhaltigkeit schen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) einen
ersten Kriterienkatalog zur ganzheitlichen Betrachtung und Be-
Die Nachhaltigkeit setzt sich aus den drei klassischen Dimen- wertung von Nachhaltigkeitsaspekten für Gebäude entwickelt.
sionen zusammen (Bild 9): Die Steckbriefe und Indikatoren werden in regelmäßigen Ab-
ständen konsolidiert, um so einen aktuellen Stand der Tech-
nn Ökonomie, nik für die Nachhaltigkeitsbewertung abzubilden. Mit Einführung
des Leitfadens von 2011 wurde für den Neubau von Bundes-
nn Ökologie und baumaßnahmen das „Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen
für Büro- und Verwaltungsgebäude BNB“ verbindlich eingeführt.
nn Sozio-Kulturelles. Bei der Anwendung des BNB gilt es, die im Leitfaden Nachhal-
tiges Bauen gestellten Anforderungen einzuhalten.
INFO
Bei der Bewertung der Nachhaltigkeit sind die drei Dimensio- 1.4.1 Ökologische Qualität
nen Ökonomie, Ökologie und Sozio-Kulturelles immer als Wirkungen auf die globale und lokale Umwelt
gleichwertig zu betrachten. nn Treibhauspotenzial (Global Warming Potential – GWP) zur
Beschreibung des Beitrags von Emissionen zur Erwärmung
der bodennahen Luftschichten (Klimawandel)
Bereits im Jahr 2001 wurde der Leitfaden Nachhaltiges Bau-
en durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadt- nn Ozonschichtabbaupotenzial (Ozone Depletion Potential –
entwicklung (BMVBS) für die Bauvorhaben im Verantwortungs- ODP) zur Beschreibung der Bildung des Ozonlochs
bereich des BMVBS verbindlich eingeführt. Auf Initiative der
Deutschen Bauindustrie wurde der Runde Tisch Nachhaltiges nn Ozonbildungspotenzial (Photochemical Ozone Creation
Bauen eingerichtet, der durch das BMUB (ehemals BMVBS) Potential – POCP) zur Beschreibung der bodennahen
moderiert wird und bei dem es in regelmäßigen Sitzungen zum Ozonbildung (Sommersmog)
fachlichen Austausch seiner Mitglieder kommt. In den Jahren
2011, 2013 und 2015 wurde der Leitfaden Nachhaltiges Bau- nn Versauerungspotenzial (Acidification Potential – AP) zur
en mit Neuauflagen fortgeschrieben [20]. Das Bundesministe- Beschreibung des Einflusses von saurem Regen
rium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung BMVBS (heute das (Waldsterben)
BMUB) hat in einer zweijährigen Zusammenarbeit mit der Deut-
nn Überdüngungspotenzial (Eutrofication Potential – EP) zur
Beschreibung der Überdüngung von Böden und Gewässern
Ökonomie Sozio-
Kulturelles
Ressourceninanspruchnahme
nn Primärenergiebedarf (PE) zur weiteren Reduzierung des Pri-
märenergieverbrauchs bei gleichzeitiger Entkopplung vom
Wirtschaftswachstum, Senkung des Gesamtprimärenergie-
bedarfs bei gleichzeitiger Erhöhung des Anteils an erneuer-
barer Primärenergie
nn Sicherheit zur Erhöhung des subjektiven Sicherheitsgefühls nn Wärme- und Tauwasserschutz zur Minimierung des Wärme-
beim Nutzer bedarfs, bei Sicherstellung einer hohen thermischen Behag-
lichkeit und Vermeidung von Bauschäden
nn Zugänglichkeit zur Erhöhung der Integration und Akzeptanz nn Rückbau, Trennung und Verwertung zur Einsparung von De-
eines öffentlichen Gebäude in der Gemeinschaft ponieraum, wertvollen Rohstoffen und Energiebedarf im
Herstellungsprozess
nn Mobilitätsinfrastruktur mit dem Ziel der Unterstützung und
besseren Vernetzung verschiedener Verkehrsträger und so- nn Widerstandsfähigkeit gegen Naturgefahren zur Abschätzung
mit Verminderung von CO2-Emissionen und Adaption der Widerstandsfähigkeit von Gebäuden ge-
genüber in der Natur vorkommenden Extremwetterereignis-
sen
1.4.5 Prozessqualität von 22,5 % und die Prozessqualität mit einem Anteil von 10 %
Planung in der Gesamtbewertung berücksichtigt. Die Standortqualität
nn Projektvorbereitung wird lediglich zur Information mitgeführt, ohne in die Bewertung
einzufließen. Auf der Grundlage des daraus resultierenden Ge-
nn Integrale Planung samterfüllungsgrads kann dann ein Gebäude gemäß BNB zerti-
fiziert werden. Ab einem Erfüllungsgrad von 80 % wird das Zer-
nn Komplexität und Optimierung der Planung tifikat Gold, ab 65 % Silber und ab 50 % Bronze erreicht. Diese
Aggregation auf einen Einzahlwert ist politisch gewollt, wissen-
nn Ausschreibung und Vergabe schaftlich jedoch derzeit nicht begründbar [21].
1.4.6 Standortmerkmale
nn Risiken am Mikrostandort durch von Menschen induzierte Zur Objektivierung einer Bewertung müssen insbesondere die
Katastrophen und natürliche Gefahren ökonomischen und ökologischen Einflussfaktoren über den ge-
samten Lebenszyklus eines Gebäudes von der Wiege bis zur
nn Verhältnisse am Mikrostandort zur Begrenzung von Ver- Bahre (cradle to grave) erfasst werden (Bild 10).
kehrslärm und anderen Umwelteinwirkungen (Feinstaub,
ozonbildende Stickoxide und andere Emissionen) Die Zielsetzung ist es, die Lebenszyklusaufwendungen – seien
sie ökonomischer oder ökologischer Natur – zu minimieren. Ins-
nn Quartiersmerkmale zur Erhöhung des Images eines Stand- besondere durch die Senkung der Lebenszykluskosten bietet
orts und zur Minimierung von Synergie- und Konfliktpoten- sich die Chance, ggf. höhere Investitions- oder Planungskos-
zialen ten durch Einsparungen bei den Betriebskosten refinanzieren
zu können (Win-Win-Situation). Die Einbeziehung der Lebenszy-
nn Verkehrsanbindung zur Berücksichtigung der Erreichbarkeit klusbetrachtung ist als eine neue Stufe der Qualität des Bau-
für die Objekt-Nutzer sowie der Anbindung der Objekt-Nutzer ens zu sehen.
an das Umfeld, z.B. durch öffentlichen Personennahverkehr
nn Anliegende Medien/Erschließung
Abriss Errichtung
Diese Indikatoren bilden die Grundlage des BNB. Mit dem BNB
stellt das BMUB für alle interessierten Kreise eine Methode
zur Bewertung von Büro- und Verwaltungsbauten frei zur Verfü-
gung. Die Bewertungsmethodik wurde auch auf Gebäude ande-
rer Nutzungsszenarien übertragen, indem Kriteriensteckbriefe
und Bewertungsmaßstäbe an die jeweilige Nutzungsart ange-
passt wurden. Somit ist eine Bewertung nach BNB inzwischen
auch für Wohn-, Unterrichts- und Laborgebäude sowie für Au-
Modernisierung Nutzung
ßenanlagen möglich. Für die Bewertung nach dem BNB-Prinzip
wird das Gebäude unabhängig vom Nutzungsszenario im Hin-
blick auf die Ökonomie und die Ökologie über einen Betrach-
Instandsetzung
tungszeitraum von 50 Jahren bewertet [21].
2. Planungsphase
In der Planungsphase kommen der ökonomischen Lebens- wie einen Kostenanschlag bis zur Kostenfeststellung berech-
zyklusbetrachtung (Life-Cycle-Costing – LCC) und der ökolo- net. Für die Investitionskostenermittlung liegen bereits für die
gischen Lebenszyklusbewertung (Life-Cycle-Assessment – LCA) frühe Planungsphase langjährige Erfahrungen sowie umfang-
besondere Bedeutung zu. Ziel ist es, die Aufwendungen und reiche Instrumente und Tabellenwerke vor, um diese mit rela-
Wirkungen des Gebäudes über seine gesamte Nutzungsdau- tiv hoher Genauigkeit und Sicherheit ermitteln zu können. Auf
er zu minimieren. der Grundlage des Endenergiebedarfs eines Gebäudes und den
Angaben im Steckbrief 2.1.1 „Gebäudebezogene Kosten im Le-
benszyklus“ des BNB für die verschiedenen Energieträger kön-
2.1 Ökonomische Lebenszyklusanalyse nen die Energiekosten in der Betriebsphase eines Gebäudes
bestimmt werden. Des Weiteren können anhand der Nutzungs-
2.1.1 Eingangswerte dauern von Bauteilen, die seitens des BMUB veröffentlicht sind
Bei der ökonomischen Lebenszyklusanalyse werden die Inves- (www.nachhaltigesbauen.de), die Instandsetzungszeitpunkte
titionskosten, die nach DIN 276 in Kostengruppen zusammen- und -kosten ermittelt werden. Für die Berechnung des Kapital-
gefasst werden (Tafel 1), sowie die Baunutzungskosten nach bzw. Barwerts enthält der Steckbrief 2.1.1 vorgegebene Preis-
DIN 18960 ermittelt (Tafel 2). steigerungsraten und den anzusetzenden Kalkulationszinssatz.
8 120
Ausführungsqualität, der konkreten Beanspruchung und den
Bei der Barwertberechnung
7 AP: Übersäuerungspotenzial
wurden die Investitionskosten für Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen beeinflusst wird.
GWP: Treibhauspotenzial 100
die Herstellung und Instandsetzung sowie die Betriebskosten Die technische Lebensdauer ist deshalb in der angegebenen
6 PEges: Primärenergiebedarf gesamt
unter Berücksichtigung des zeitlichen Anfalls für einen Betrach- Spanne unter Berücksichtigung folgender Einflussgrößen sinn-
80
PEges [MJ/(m²·a)]
0 nn 0
Anforderungen an das handwerkliche Geschick
INFO 0 10 20 30 40 50 60 70
Eine maßvolle Erhöhung der Wärmedämmstoffdicke
Dämmstoffdicke [cm] über das nn Exposition (Klima, Umwelt etc.)
Optimum hinaus führt lediglich zu einer geringfügigen Ände-
rung der Annuität. Im Hinblick auf die Unsicherheit der Energie- nn Nutzungsintensität
kostenpreisentwicklung bieten somit höhere Wärmedämm-
stoffdicken zusätzliche Sicherheit. nn Inspektions- und Wartungsintervalle
nn Reparaturfreundlichkeit
Unter dem Betrachtungszeitraum versteht man den Ansatz der Als Beispiel für ästhetischen Verschleiß sind Fliesenbeläge
Nutzungsdauer des Gesamtgebäudes im Rahmen der Lebens- und Sanitärobjekte zu nennen, deren technische Lebensdau-
zyklusbetrachtung. Dabei können für Gebäude unterschied- er durchaus 100 Jahre betragen kann, die aber bereits deut-
licher Nutzung die Ansätze nach Tafel 3 und Tafel 4 zugrunde lich früher – aufgrund des sich ändernden Geschmacks – ei-
nen Austausch erfahren können.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 14 Umwelt und Gesundheit 411
Tafel 3 Nutzungsdauer von Gebäuden nach [24] Zunächst ist die Zielsetzung zu formulieren. Eine Lebenszy-
bzw. [20] (Bundesbauten) klusbewertung im Sinne eines Baustoffrankings, bei dem ein
Kilogramm oder ein Kubikmeter des einen Stoffes mit einem
Nutzungsart Gesamtnutzungsdauer [a] anderen Stoff verglichen wird, greift zu kurz. Wie bereits be-
Wohnen 60 schrieben, spielt insbesondere die technische Lebensdauer
Verwaltung 50 bzw. Nutzungsdauer eine maßgebende Rolle. Deshalb kann
Gewerbe 40 frühestens auf Baukonstruktionsebene ein sinnvoller erster
Industrie 20 Variantenvergleich erfolgen. Eine technische Gleichwertigkeit
Forschung 30 der untersuchten Konstruktionen – z.B. im Hinblick auf Wär-
Lehre und Ausbildung 40 me-, Brand- oder Schallschutz – ist eine weitere wichtige Vo-
raussetzung. Bei einer ökologischen Lebenszyklusbewertung
Bundesbauten 100
sollte der Variantenvergleich auf Gebäudeebene erfolgen, da
viele Einflussfaktoren – z.B. der Reinigungsaufwand, Energie-
Tafel 4 Nutzungsdauer von anderen Gebäuden nach [24] effizienz oder der Wasserbedarf bzw. das Abwasseraufkommen
– nicht allein von einer Baukonstruktion abhängig sind und erst
Bauweise Gesamtnutzungsdauer auf Gebäudeebene berücksichtigt werden können.
[a] bei
geringem mittlerem hohem Als Systemgrenze ist das Gesamtgebäude festzulegen. Dar
Installationsgrad Installationsgrad Installationsgrad über hinaus müssen Abschneidekriterien definiert werden, um
zu einer einheitlichen Bewertung zu kommen. Hier können bei-
Massiv 60 50 40
spielsweise Stoffströme unberücksichtigt bleiben, wenn der
Gemischt 50 40 30
Einfluss auf die Sachbilanz kleiner als 1 % der gesamten Mas-
Leicht 40 30 20
se des Gebäudes ist [28].
2.2.1 Verfahren
Die ökologische Lebenszyklusbewertung – auch Ökobilanz ge- 2.2.2 Eingangswerte
nannt – stellt eine Abschätzung der mit einem Produkt ver- Die Wirkungsabschätzungen unterschiedlicher Bauprodukte
bundenen Umweltaspekte und der produktspezifischen poten- werden in den Umweltproduktdeklarationen (engl. Environmen-
ziellen Umwelteinwirkungen dar. Eine Ökobilanz nach DIN EN tal Product Declaration EPD) unter Ansatz einheitlicher System-
ISO 14040 ff. [27] gliedert sich in folgende Schritte: grenzen ermittelt. Die Kalksandsteinindustrie hat als einer der
ersten Hersteller für Bauprodukte bereits Mitte der 1990er
nn Festlegung des Ziels und des Untersuchungsrahmens Jahre beispielhaft gehandelt, indem die Anfertigung einer Öko-
(Systemgrenzen) bilanz für den Baustoff Kalksandstein vorangetrieben wurde
[29]. Andere Bauproduktehersteller zogen nach, und zum heu-
nn Sachbilanz von relevanten In- und Output-Strömen eines tigen Zeitpunkt ist die Ökobilanz aus der Bereitstellung von In-
Produktsystems formationsgrundlagen von Baustoffen und -materialien durch
den Hersteller nicht mehr wegzudenken. Der Bundesverband
nn Wirkungsabschätzung zur Beurteilung der mit diesen Kalksandsteinindustrie e.V. stellt für sein Produkt eine Umwelt-
In- und Outputs verbundenen potenziellen Umweltwirkungen kennzeichnung vom Typ III zur Verfügung [30].
8 120
AP: Übersäuerungspotenzial giebedarf in der Nutzungsphase infolge
7
GWP: Treibhauspotenzial 100 von Transmissionswärmeverlusten durch
6 PEges: Primärenergiebedarf gesamt die Außenwandkonstruktion berücksich-
80 tigt. Im Vergleich zur ökonomischen Op-
PEges [MJ/(m²·a)]
5
timierung der Konstruktion zeigt sich,
4 60 dass beim wirtschaftlichen Optimum (vgl.
Bild 11) das ökologische Optimum noch
3 nicht gleichermaßen erreicht wird.
40
2
U = 0,15 W/(m²·K) U = 0,09 W/(m²·K) U = 0,07 W/(m²·K)
20
1 INFO
0 0 Bei zukünftig steigenden Energiekosten
0 10 20 30 40 50 60 70 und höheren Wärmedämmstoffdicken
zeigen Kalksandsteinwände mit Wärme-
Dämmstoffdicke [cm]
dämm-Verbundsystemen weiterhin eine
ökologisch positive Bilanz.
Bild 12 Bestimmung der optimalen Dämmstoffdicke eines WDVS auf KS-Mauerwerk in
Abhängigkeit ökologischer Wirkungskategorien
3. Errichtungsphase
Tafel 5 Natürliche Radioaktivität von Baustoffen [31]: Kalksandstein ist ein unbedenk- 3.3 Transport
licher Baustoff
Kalksandsteine werden in Deutschland
Baustoff Konzentration Exhalationsrate in knapp 80 Produktionsstätten regio-
der Radionuklide [Bq/(m2 · h)] nal hergestellt. Hieraus ergibt sich ein
[Bq/kg] dichtes Netz von Kalksandstein-Werken
226
Ra 232
Th 222
Rn 230
Rn und damit kurze Transportwege mit Ent-
fernungen von ca. 40 bis 60 km vom je-
Natursandstein 10 10 1,0 170 weiligen KS-Werk. Kurze Transportwege
Porphyr 40 22 3,3 150 bedeuten geringe Umweltbelastungen so-
Kalksandstein 10 15 0,9 90
wie niedrige Transportkosten und eine si-
Ziegel/Klinker 50 15 0,2 30
chere Terminierung der Anlieferung.
Naturbims 60 50 1,5 180
Hüttenschlacke 75 20 0,6 110
Stein mit Flugaschezusatz 80 60 1,2 190
Beton 50 10 1,1 70 3.4 Verarbeitung
Gasbeton 20 15 1,0 60
Naturgips 5 15 0,2 30 Für den modernen Kalksandstein-Mauer-
Chemiegips werksbau gibt es vielfältige Rationalisie-
nn Apatit 20 15 0,4 150 rungsansätze, die auch die Verarbeitung
nn Phosphorit 260 15 24,1 80 erleichtern. Dazu zählen für das kräfte-
schonende Mauern von Hand die Griffhil-
Empfohlener Grenzwert # 130 # 130 # 5,0 # 1.850
fen, um gesundheitlichen Schäden vor-
zubeugen, das Nut-Feder-System sowie
entsprechende Mörtelschlitten für Dünn-
führen. Die Radonkonzentration in der Bodenluft ist den geolo- bett- und Normalmauermörtel. Die Ausformungen der Kalksand-
gischen Formationen entsprechend sehr unterschiedlich. Anga- stein-Zweihandsteine erweisen sich als ergonomisch beson-
ben zu regionalen Radonbelastungen können [32] entnommen ders günstig. Durch diese Griffhilfen „hängen“ die Steine an
werden. Bei hoher Radonkonzentration sind präventive Maß- den Fingern.
nahmen empfehlenswert. Dazu gehören z.B. der Einbau einer
durchgehenden Bodenplatte statt der Anordnung von Streifen- Kalksandsteine mit einer bauüblichen Feuchte und einem Ge-
fundamenten, ein dichtes Kellermauerwerk, ein sorgfältiges Ab- wicht von mehr als 25 kg werden entsprechend den Anforderun-
dichten von Leitungsdurchführungen im Erdreich und eine na- gen der Berufsgenossenschaft mit Versetzgeräten verarbeitet.
türliche oder mechanische Belüftung der Kellerräume. Hier bieten die Kalksandsteine mit Nut-Feder-System besonde-
re Vorteile, da sie ein passgenaues oberflächenebenes Mau-
ern gewährleisten.
3.2 Herstellung
Kalksandsteine werden entweder werkseits passgerecht zuge-
Kalksandsteine erweisen sich im Vergleich zu anderen Wand- schnitten oder bauseits durch Knacken oder Nass-Sägen an-
bildnern in ökologischer Hinsicht als besonders günstig. Kalk gepasst. Hierdurch wird die Staubentwicklung für den Verarbei-
und Sand werden nach Zugabe von Wasser gepresst und durch ter deutlich reduziert.
Dampfdruck gehärtet. Emissionen entstehen lediglich bei der
Dampferzeugung für die Dampfhärtekessel (Autoklaven), die Auch beim Anmischen des Mörtels lässt sich die Staubbildung
mit einer vergleichsweise niedrigen Temperatur von ca. 200 °C minimieren, indem zunächst das Anmachwasser eingebracht
betrieben werden. und der Trockenmörtel anschließend beigefügt wird. Näheres
ist den Verarbeitungshinweisen der Mörtelanbieter zu entneh-
men. Neue Entwicklungen setzen in der Mörteltechnologie gänz-
INFO lich auf staubarme Produkte.
Das Produkt Kalksandstein ist umwelt-neutral und unschädlich
für das Grundwasser. Für das nachträgliche Bearbeiten, wie z.B. das Anlegen von Ka-
belkanälen, sind Fräsen mit Staubabsaugung zu verwenden. Da-
rüber hinaus ist auf Kalksandstein-Bausysteme hinzuweisen,
Da in sehr vielen Fällen das emissionsarme Erdgas verwendet die mit einer durchgehenden Lochung für die Elektrokabelver-
wird, sind der Energiebedarf und die damit gekoppelten Emis- legung versehen sind.
sionen von Luftschadstoffen für die Produktion von Kalksand-
steinen gering.
INFO
Des Weiteren wurde durch Beregnungsversuche im Rahmen Das Kalksandstein-Bausystem erfüllt alle Anforderungen an
eines Forschungsvorhabens nach [33] festgestellt, dass bei den Arbeitsschutz.
der Auslaugung von Kalksandsteinen stets sehr geringe Kon-
zentrationen an Salzen und Schwermetallen auftreten.
414 Umwelt und Gesundheit 14 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
4. Nutzungsphase
INFO
Zielsetzung eines Energiekonzepts muss es sein, durch passive
baukonstruktive Maßnahmen den Energiebedarf zu reduzieren,
um auf aufwändige Anlagentechnik verzichten zu können.
Nach dem Erneuerbare-Energie-Wärme-Gesetz EEWärmeG Ein vollflächiger Innenputz erfüllt die Funktion der Luftdicht-
2011 ist zur Deckung des Heizwärme- bzw. Kühlbedarfs beim heitsebene auch bei Kalksandstein-Mauerwerk ohne Stoßfu-
Neubau bis zu einem bestimmten Prozentsatz die Nutzung Er- genvermörtelung.
neuerbarer Energie vorgeschrieben. Dabei gilt stets das Wirt-
schaftlichkeitsgebot.
INFO
Baukonstruktionen atmen nicht: Die auf dem Wege der Diffu-
sion abführbare Feuchtigkeitsmenge beträgt weniger als ein
4.1.1 Heizenergiebedarf Hundertstel derjenigen Feuchtemenge, die durch einen Luft-
Gedämmte Außenwandkonstruktionen aus Kalksandstein sind wechsel abgeführt werden kann.
in besonderem Maße geeignet, alle Anforderungen an den bau-
lichen Wärmeschutz zu erfüllen. Hierdurch kann der Heizwär-
mebedarf bis auf einen Passivhausstandard – mit weniger als Geregelte Außenwandluftdurchlässe (ALD) sorgen für einen
15 kWh/(m2·a) – oder auf einen Nullheizenergie-Standard re- Mindestluftwechsel und begrenzen gleichzeitig den Luftvolu-
duziert werden. menstrom. Ist eine maschinelle Lüftung vorgesehen, sollte im
Variantenvergleich der Einsatz von Anlagen mit Wärmerückge-
winnung geprüft werden.
4.1.2 Warmwasserversorgung
Die Unterstützung der Warmwasserversorgung mit solarther-
mischen Anlagen ist in vielen Fällen wirtschaftlich. 4.1.5 Beleuchtung
Die Energieaufwendungen für eine künstliche Beleuchtung kön-
nen durch eine Optimierung der Tageslichtnutzung minimiert
4.1.3 Kühlung werden. Für eine ausreichende Tageslichtversorgung in die Tie-
Gebäude aus Kalksandstein-Mauerwerk weisen aufgrund der fe des Raums hinein sind insbesondere die oberen Fensterflä-
hohen speicherfähigen Masse bezüglich des sommerlichen chen von Bedeutung. Durch die Ausbildung deckengleicher Un-
Wärmeschutzes besonders günstige Eigenschaften auf. Die terzüge kann auf die Stürze verzichtet werden.
Temperaturamplitude im Tag-Nacht-Rhythmus einer Hitzeperi-
ode wird erheblich reduziert. So werden Übertemperaturgrad- Lichtlenksysteme, automatisch dimmende Regeltechnik oder
stunden minimiert, und man kann vielfach auf eine Klimatisie- präsenzabhängige Steuerungstechnik führen darüber hinaus
rung verzichten. Positiv wirkt sich hier eine möglichst effektive zu einer weiteren Reduzierung des Strombedarfs.
Nachtlüftung aus.
INFO
4.1.4 Lüftung Lebenszyklusanalysen zeigen: Mit gedämmten Wandkonstruk-
Hauptsächlich aus hygienischen Gründen ist ein Mindestluft- tionen aus Kalksandstein-Mauerwerk lassen sich Energieauf-
wechsel bei Hochbauten unbedingt erforderlich. Dieser Min- wand und Emissionen minimieren.
destluftwechsel kann in Form einer freien oder ventilatorge-
stützten Lüftung sichergestellt werden.
on der Nachhaltigkeit. Die Erhaltung der menschlichen Gesund- Im Folgenden sollen die Bereiche der thermisch-hygrischen Be-
heit und die Behaglichkeit bestimmen in hohem Maße die Leis haglichkeit und der akustischen Behaglichkeit vertiefend be-
tungsfähigkeit des Menschen. handelt werden.
nn Optische und visuelle Behaglichkeit nn Wärmeleitung an berührten Flächen, z.B. Füßen, Händen
(Wahrnehmung durch Sehsinn) und Gesäß
60
+3 Heiß
40
+2 Warm
30
+1 Etwas warm
20
0 Neutral
10
-1 Etwas kühl
8
-2 Kühl 6
5
Es zeigt sich, dass auch bei einer neu- Bild 13 Vorausgesagter Prozentsatz an Unzufriedenen (PPD) in Abhängigkeit vom
tralen durchschnittlichen Bewertung ei- mittleren Votum PMV
ner großen Personengruppe ein Anteil an
Unzufriedenen verbleibt.
INFO
Operative Temperatur Durch die hohe speicherfähige Masse erweisen sich massive Bauarten, wie mit Kalk-
Wesentliche Randbedingung für das Be- sandstein-Mauerwerk, gegenüber leichten Bauarten auch beim sommerlichen Wär-
haglichkeitsempfinden ist die operative meschutz als deutlich günstiger. Die Tag-Nacht-Temperaturamplituden werden
Temperatur. Die operative Temperatur er- reduziert. Damit wird auch die Überhitzung in den Tagesstunden verringert.
gibt sich als arithmetisches Mittel der
Lufttemperatur und der mittleren Tem-
peratur der umgebenden Bauteiloberflä-
chen.
i + Θsi
0 = (4.1) 28
2
27
mit:
nur für kurze Zeiträume
0 = Operative Temperatur [°C]
Operative Temperatur im Raum To [ºC]
26
i = Lufttemperatur [°C]
Θsi = Mittlere Temperatur 25
der umgebenden
24 Optimum
Bauteiloberflächen [°C]
23
+2,50 m
+1,70 m
1 2 3 4 5 6
+0,00 m
21 22 23 21 22 23 21 22 23 21 22 23 21 22 23 21 22 23 [°C]
Bild 15 Beispiele für vertikale Temperaturprofile bei verschiedenen Heizsystemen nach [34]: 1 Idealer Temperaturverlauf, 2 Radiator an
Innenwand, 3 Radiator an Außenwand, 4 Deckenheizung, 5 Wandheizung, 6 Fußbodenheizung
Lufttemperaturschichtung Strahlungstemperatur-Asymmetrie
Eine Lufttemperaturschichtung bzw. ein ungewöhnlich großer Die Behaglichkeit eines Menschen hängt auch von der Strah-
vertikaler Lufttemperaturgradient zwischen Nackenhöhe und lungstemperatur-Asymmetrie ab. Am empfindlichsten reagiert
Fußgelenkhöhe sitzender Personen kann zur Beeinträchtigung der Mensch auf Strahlungstemperaturunterschiede, die durch
der thermischen Behaglichkeit führen. Eine von unten nach warme Decken und kalte Wände verursacht werden. Demge-
oben zunehmende Temperatur wird dabei als unangenehmer genüber werden kühle Decken und warme Wände innerhalb ge-
empfunden, als eine von oben nach unten zunehmende Tem- wisser Grenzen als angenehm empfunden.
peratur. Im ersten Fall sollte die Temperaturdifferenz zwischen
Knöchelhöhe 0,1 m und Kopfhöhe eines Sitzenden 1,1 m nach Bild 16 gibt den Prozentsatz von Menschen an, die sich bei
DIN 1946-2 nicht mehr als 2 K bzw. nach DIN EN ISO 7730 einer Strahlungstemperatur-Asymmetrie unzufrieden fühlen.
nicht mehr als 3 K betragen.
Durch eine hohe Wärmespeicherkapazität der Bauteile, wie sie
In Bild 15 sind Beispiele für vertikale Temperaturprofile bei ver- bei Kalksandsteinen gegeben ist, wird die Strahlungstempera-
schiedenen Heizsystemen angegeben. tur-Asymmetrie vermindert.
60 60 60 60
40 40 40 40
20 20 20 20
10 10 10 10
6 6 6 6
4 4 4 4
Luftfeuchte
Mittlere Luftgeschwindigkeit [m/s]
0,4
% Neben der Raumlufttemperatur bestimmt die relative Luftfeuch-
10
= tigkeit das Behaglichkeitsempfinden (Bild 18). Bei einer rela-
Tu
0,3 tiven Luftfeuchtigkeit von unter 35 % trocknen die Schleimhäu-
20
%
%
te der Atmungsorgane aus. Hohe Luftfeuchten werden ebenfalls
Tu = 40 als unbehaglich empfunden. Zudem besteht die Gefahr der
Tu =
0,2 Schimmelpilzbildung oder gar der Bildung von Tauwasser an
0 % Bauteilinnenoberflächen.
Tu = 6
70
Die Wärmeableitung W1 bzw. W10 gibt die flächenbezogene Wär-
60 memenge an, die in einem Zeitraum von 1 bzw. 10 Minuten
50
behaglich von einer Prüfwärmequelle auf einen Fußbodenaufbau über-
tragen wird.
40
Die Wärmemenge, die bei kurzer Berührung in das berührte Me- Tafel 7 Kategorien des Umgebungsklimas nach DIN EN 7730
dium – z.B. den Bodenbelag – zu- bzw. abfließt, wird durch den
Wärmeeindringkoeffizienten b beschrieben – auch Wärmebe- Kategorie A Kategorie B Kategorie C
harrungsvermögen oder Temperaturträgheit genannt:
Vertikaler Lufttemperatur
unterschied 1,1 und 0,1 m
= c · · (4.7) <2 <3 <4
über dem Fußboden
[°C]
c = Spezifische Wärmespeicherkapazität [kJ/(kg·K)]
= Rohdichte [kg/m³] Oberflächentemperatur-
bereich des Fußbodens 19 bis 29 19 bis 29 19 bis 31
= Wärmeleitfähigkeit [W/(m·K)]
[°C]
Asymmetrie der
Kategorien des Umgebungsklimas Strahlungstemperatur [K]
Zusammenfassend lassen sich nach DIN EN ISO 7730 drei Ka- nn Warme Decke <5 <5 <7
nn Kühle Wand < 10 < 10 < 13
tegorien des Umgebungsklimas A bis C definieren, die die Hö-
nn Kühle Decke < 14 < 14 < 18
he des Komforts widerspiegeln. Dabei bietet Kategorie A den
nn Warme Wand < 23 < 23 < 35
höchsten Komfort. In Tafel 7 sind die verschiedenen Tempera-
turrandbedingungen nach DIN EN 7730 definiert. Für neu zu er-
richtende Gebäude wird das Umgebungsklima B, für Bestands-
gebäude Umgebungsklima C empfohlen. Für Sonderbauten ist
Umgebungsklima A als Empfehlung zu verstehen. auftretenden störenden Geräusche aus der eigenen Wahrneh-
mung zu verbannen, schaltet der Andere ganz gezielt diese ru-
In Abhängigkeit von der Nutzung können hieraus für Räume in higen Umgebungsgeräusche aus seinem Bewusstsein aus und
unterschiedlichen Gebäudetypen Gestaltungskriterien abgelei- ersetzt sie durch Kopfhörer, um sich bei Schalldruckpegeln am
tet werden. Beispiele hierfür bietet die DIN EN ISO 7730. Mit Ohr von über 100 dB behaglich zu fühlen.
massiven Bauarten – wie Gebäude mit Kalksandstein-Mauer-
werk – lassen sich diese Kriterien aufgrund der hohen spei- Wie in [40] beschrieben, hat der Schallschutz in Gebäuden ei-
cherfähigen Masse problemlos erreichen. ne große Bedeutung für die Gesundheit und das Wohlbefinden
des Menschen. Besonders wichtig ist er im Wohnungsbau, da
die Wohnung dem Menschen einerseits zur Entspannung und
4.2.2 Akustische Behaglichkeit zum Ausruhen dient, andererseits aber auch den privaten Be-
Die akustische Behaglichkeit wird durch das damit erzielte reich gegenüber den Nachbarn und der Umwelt abschirmen soll.
Wohlbefinden charakterisiert, das hauptsächlich über den Ge- Genauso wichtig ist Schallschutz in den Industrie- und Verwal-
hörsinn vermittelt wird. Etwa 76 % der Deutschen fühlen sich tungsbereichen, in denen laute und leise Tätigkeiten gleichzei-
durch Lärm gestört (Bild 19), wobei als Hauptlärmquelle von tig ausgeübt werden.
den meisten Deutschen der Straßenverkehr angegeben wird,
gefolgt vom Nachbarschaftslärm (Bild 20). Die Art der akus- Durch die hohe Rohdichte und die damit erzielbare hohe flä-
tischen Reizaufnahme kann sehr unterschiedlich sein [38]. chenbezogene Masse von Kalksandsteinwänden lassen sich
Während der Eine durch die Nutzung von Ohrstöpseln die Stil- die Anforderungen nach DIN 4109 einschließlich der Anforde-
le sucht, um die außerhalb seiner Behaglichkeitsvorstellungen rungen an einen erhöhten Schallschutz problemlos erfüllen.
2% [%]
60
8% 54 %
50
23 %
40 %
40
27 %
30
21 % 21 %
20 17 %
Gar nicht 40 %
gestört/belästigt 10
Etwas gestört/belästigt
Mittelmäßig gestört/belästigt 0
Stark gestört/belästigt Straßen- Nach- Industrie- Flug- Schienen-
Äußerst gestört/belästigt verkehr barn und Gewerbe verkehr verkehr
Bild 19 Wahrgenommene Lärmbelästigung in Deutschland 2014 Bild 20 Wahrgenommene Lärmbelästigung in Deutschland 2014
[39] nach Lärmquellen [39]
420 Umwelt und Gesundheit 14 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
nn Vermeidung von Schimmelpilzbildung Die DIN 4108-2 definiert hierzu einen einzuhaltenden Tempe-
raturfaktor fRsi :
nn Sicherstellung der Raumluftqualität
Θsi – Θe
fRsi = 0,7 (4.8)
Θi – Θe
4.3.1 Brandschutz
Zielsetzung des Brandschutzes ist es u.a., im Brandfall Leib mit
und Leben zu retten. Der Brandschutz stellt somit die höchste fRsi = Temperaturfaktor an der Bauteilinnenoberfläche
Stufe des Gesundheitsschutzes dar. In brandschutztechnischer Θsi = Maßgebende minimale Temperatur an der Bauteilinnen-
Hinsicht lassen sich mit Kalksandsteinwänden alle Anforde- oberfläche [°C], z.B. im Bereich von Wärmebrücken
rungen nach DIN 4102 sowie der Landesbauordnung erfüllen. Θi = Lufttemperatur [°C] (Θi = 20 °C nach DIN 4108-2)
Mehr dazu in [41]. Θe = Außenlufttemperatur [°C] (Θe = -5 °C
nach DIN 4108-2)
Schneider und Oswald stellen in [42] fest, dass der Brand-
schutz wesentlich von der Bauart – Holz- oder Massivbau – be-
stimmt wird (Tafel 8). Sofern der Nutzer ordnungsgemäß lüftet und heizt, also eine
relative Feuchte von wi < 50 % nicht überschritten wird und die
Lufttemperatur Θi 20 °C beträgt, ergibt sich hieraus, dass
Tafel 8 Statistische Daten über Brandhäufigkeiten, Brandtote
die Oberflächentemperatur Θsi mindestens 12,6 °C beträgt. Da-
und Gebäudeschäden im Wohnbau nach [42]
mit stellt sich an der Oberfläche eine maximale relative Feuch-
te von wsi 80 % ein; das schließt die Gefahr einer Schimmel-
Risikodaten Schweiz Bauart Prozentueller pilzbildung aus.
Vergleich
[%]
Maßnahmen des winterlichen Wärmeschutzes führen zu einer
Eintrittshäufigkeit 2,780 Massivbau 100 Erhöhung der Bauteilinnenoberflächentemperatur. Kalksand-
[Brände/(105 a m2)] 4,465 Holzbau 160 stein-Außenwände, die dem derzeitigen Anforderungsniveau an
Schadensausmaß1) 0,114 Massivbau 100 den winterlichen Wärmeschutz (= Anforderungen nach EnEV)
[€/(m2 a)] 0,281 Holzbau 247 entsprechen, führen zu Wandinnenoberflächentemperaturen,
Brandopfer 0,028 Massivbau 100 die weit über die Anforderungen des Mindestwärmeschutzes
[1/(106 m2 a)] 0,079 Holzbau 282 nach DIN 4108-2 hinausgehen. Damit ist auch bei nicht voll-
1)
ständig zu vermeidenden konstruktiven bzw. geometrischen
Schäden, die infolge Brand am Gebäude auftreten
Wärmebrücken eine ausreichende Sicherheit gegeben. Hierbei
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 14 Umwelt und Gesundheit 421
ist auf die wärmetechnisch optimierten Ausführungsdetails der Tafel 9 Ziel- und Richtwerte verschiedener Substanzgruppen
Kalksandsteinindustrie und auf Beiblatt 2 der DIN 4108 hin- nach [47]
zuweisen, die zu einer deutlichen Reduzierung des Wärmebrü-
ckeneinflusses führen [43, 44]. Substanzgruppe Zielwerte Richtwerte
[µg/m³] [µg/m³]
Alkane und Alkene 50 200
4.3.3 Sicherstellung der Raumluftqualität
Im Hinblick auf die Sicherstellung der Raumluftqualität ist ins- Aromaten 50 200
besondere auf die Anforderungen bezüglich Terpene/Sesquiterpene 20 200
Chlorierte Kohlenwasserstoffe 10 50
nn Kohlendioxyd (CO2),
Ester und Ketone 10 100
nn Formaldehyd und
Aldehyde C5 – C10 20 50
Hierzu werden verschiedene Ziel- und Richtwerte für VOC in In- Reinigung
nenräumen angegeben. Beispielhaft sind in Tafel 9 die Ziel- Untersuchungen der Oberfinanzdirektion Hannover zeigen, dass
und Richtwerte nach [47] dargestellt. der Reinigungsaufwand bei Verwaltungsgebäuden bis zu 30 %
der Baufolgekosten im Gebäudebetrieb betragen kann.
Es wird somit eine Begrenzung des Summenwerts für leichtflüch-
tige organische Verbindungen von 200 µg/m3 vorgeschlagen. Kalksandsteinwände lassen sich auch als Sichtmauerwerk pro-
blemlos reinigen. Bei bewittertem KS-Sichtmauerwerk sind die
Kalksandsteine bestehen aus rein natürlichen Stoffen, so dass Empfehlungen der Kalksandsteinindustrie für Beschichtungen
eine Beeinträchtigung der Innenraumluftqualität ausgeschlos- und Imprägnierungen zu beachten, um natürliche Verunreini-
sen werden kann. Insbesondere bei den anderen Materialien gungen oder Veralgungen zu reduzieren.
des Innenausbaus sollte jedoch auf die Wahl emissionsfreier
Produkte geachtet werden. Für die Bewertung von VOC-Emis-
sionen aus Bauprodukten wurden seitens des Umweltbundes- Instandhaltung
amtes UBA und des Deutschen Instituts für Bautechnik DIBt Eine turnusmäßige Instandhaltung erhöht die technische Le-
Verfahren zur Klassifizierung entwickelt. bensdauer von Konstruktionen erheblich. Aufgrund der Robust-
heit sind Kalksandsteinwände instandhaltungsfrei. Beschich-
tungen oder Imprägnierungen sowie Dämmmaßnahmen als
Wärmedämm-Verbundsystem oder vorgehängte hinterlüftete
Bekleidung erfordern eine turnusmäßige Inspektion und War-
tung.
422 Umwelt und Gesundheit 14 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
5. Lebenszyklusende
Die gesetzliche Regelung zur Verwertung und Beseitigung von nn Verwendung von sortenreinem KS-Material (Produktionsab-
Bau- und Abbruchabfällen erfolgt durch mehrere miteinander in fälle) für die erneute Kalksandsteinproduktion,
Verbindung stehende Gesetze, Verwaltungsvorschriften, Regeln
und Richtlinien. Relevant für Deutschland sind u.a.: nn Wiederverwendung von Kalksandsteinen aus Abbruch von
Bauwerken bzw. aus fehlerhaften Steinen aus dem Produk-
nn Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) tionsprozess (Forschungsbericht Nr. 80 der Forschungsver-
einigung Kalk-Sand e.V.),
nn Vollzugshinweise der deutschen Länderarbeitsgemeinschaft
Abfall (LAGA-Empfehlungen) nn Eignung von Kalksandstein-Bruchmaterial zum Recycling
in der Baustoffindustrie (Forschungsbericht Nr. 97 der For-
nn Abfallverzeichnis-Verordnung, hier werden unter der Katalog schungsvereinigung Kalk-Sand e.V.),
nummer 17 als „Bau- und Abbruchabfälle“ enthaltene Abfall-
arten nach Tafel 10 genannt nn Einfluss von anhaftenden anderen Baustoffen an KS-Recy-
cling-Splitt auf die Qualität von KS-Recyclingsteinen,
nn Gewerbeabfallverordnung (GewAbfV, vom 18. April 2017) als
gesetzliche Grundlage der Getrennthaltung zur ordnungsge- nn Verwendung von ursprünglichem KS-Material für den Be-
mäßen und schadlosen sowie möglichst hochwertigen Ver- ton- und Stahlbetonbau, den Straßenbau und die erneute
wertung (auch bei Bauabfällen) KS-Produktion,
nn Entsprechende Gerichtsurteile auf deutscher und europä- nn Eignung von rezykliertem Kalksandstein-Mauerwerk für
ischer Ebene Tragschichten ohne Bindemittel (Forschungsbericht Nr. 111
der Forschungsvereinigung Kalk-Sand e.V.),
Tafel 10 Bau- und Abbruchabfälle nach deutscher Abfallartenver- nn Ressourceneffizienz in der Kalksandsteinindustrie (For-
zeichnis-Verordnung schungsbericht Nr. 122 der Forschungsvereinigung Kalk-
Sand e.V.).
Abfallart EU-Abfallarten-
verzeichnis Nr.
Beton, Kalksandstein 17 01 01 Ergebnisse dieser Forschungsvorhaben sind u.a., dass
Ziegel 17 01 02
Fliesen & Keramik 17 01 03 nn aus KS-Mauerwerk-Recycling-Bruchmaterial erneut KS-Mau-
Holz 17 02 01 ersteine herstellbar sind,
Glas 17 02 02
Kunststoff 17 02 03 nn sich die optische Qualität von Kalksandsteinen mit Recy-
clingzuschlag von der ursprünglich gewohnten weißen Farbe
Bitumengemische, Kohlenteer und 17 03
teehaltige Produkte des Kalksandsteins in eine grau-braune Färbung ändert und
Metalle 17 04
nn die Druckfestigkeit der Steine um ca. 10 % reduziert wird,
Boden, Steine & Baggergut 17 05
was jedoch bei der hohen Druckfestigkeit von Kalksandstei-
Dämmmaterial und asbesthaltige Baustoffe 17 06
nen keine Einschränkung bedeutet.
Baustoffe auf Gipsbasis 17 08
Sonstige Bau- & Abbruchabfälle 17 09
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 14 Umwelt und Gesundheit 423
Beispiel 2: Expandierter Polystyrol-Hartschaum Für genutztes EPS in Verbundkonstruktionen, wie z.B. bei WDVS,
Das technische Recycling von expandiertem Polystyrol-Hart- wurden in [48] Trennmethoden für den technischen Rückbau
schaum (EPS) ist vollständig entwickelt und wird derzeit um- entwickelt, die eine ausreichende Qualität für die Wiederver-
gesetzt. Das rückgeführte EPS, das hauptsächlich aus Ver- wendung gewährleisten.
packungsmaterial oder sortenreinem, unverschmutztem
Verschnitt von Baustellen besteht, wird zu kleinen Fraktionen Darüber hinaus ist darauf hinzuweisen, dass es bereits mehrere
zerkleinert und unter Wasserdampf in neue EPS-Produkte ge- allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen für Wärmedämm-Ver-
formt. Dieser Prozess verläuft ohne chemische Prozesse, so bundsysteme gibt, in denen das Aufdoppeln der Systeme mit
dass er mehrmals hintereinander stattfinden kann. Neusystemen geregelt wird. Somit kann auf ein vorhandenes
intaktes Wärmedämm-Verbundsystem ein weiteres hersteller-
Dagegen wird aus Bauwerken rückgebautes EPS derzeit nur gleiches System aufgebracht werden, um z.B. den baulichen
in geringen Mengen in den Wiederverwendungsprozess über- Wärmeschutz deutlich zu verbessern.
führt. Gründe dafür sind die Materialverschmutzungen, z.B.
mit mineralischem Kleber oder Bitumen. Die anfallenden
EPS-Bauabfälle werden in der Regel in speziellen Verbrennungs- Beispiel 3: Künstliche Mineralfaser (KMF)
anlagen thermisch verwertet. Eine weitere Verwertungsmöglich- Bislang existierte für beim Rückbau von Gebäuden angefallene
keit ist das Einbringen von EPS-Kügelchen in den Boden zur KMF als Entsorgungsweg nur die Beseitigung auf Deponien. Die
Bodenauflockerung. Rückführung von KMF in den Herstellungsprozess ist derzeit
laut Literaturangaben (wecobis, EPDs) theoretisch möglich und
Für die in Zukunft sortenrein zu trennenden Fraktionen an soll zukunftsnah auch in der Praxis zur Anwendung kommen. Um
EPS-Bauabfällen kann als Entsorgungsweg die energetische KMF in den Produktionskreislauf zurückzuführen, muss das Ma-
Verwertung, das Downcycling (z.B. Einsatz in Betonen, Ziegel- terial bei Gebäudeabbruch selektiv zurückgebaut werden. Die
porosierung, Bodenauflockerung), aber auch die Rückführung größte Herausforderung besteht gegenwärtig noch in der Entfer-
für die Wiederverwendung genannt werden. nung von Stör- und Schadstoffen des Abbruchmaterials sowie
in der Bestimmung und Trennung der verschiedenen Mineral-
Darüber hinaus sind erste labortechnische Anlagen zu nen- faserarten. Für die Rückführung der KMF in den Herstellungs-
nen, die expandierten Polystyrol-Hartschaum in Styrol zurück- prozess werden an der TU Berlin derzeit technisch machbare,
wandeln können. Diese Anlagen arbeiten derzeit jedoch noch effiziente und vor allem wirtschaftliche Aufbereitungstechnolo-
nicht in industriellem Maßstab. gien entwickelt und erprobt [49].
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14.24 (in Bearbeitung)
Bildnachweise
Bild 9: Deutscher Bundestag; Bild S. 407: Heidelberger Kalksandstein GmbH;
Bild S. 414: Erich Spahn; Bild S. 420: Andreas Friese
Durch die umfangreiche Formatpalette und die breite Spanne gaben im Wohn- und Industriebau ist Kalksandstein aufgrund
der Festigkeits- und Rohdichteklassen des Kalksandsteins bie- seiner umweltgerechten Herstellung und seiner spezifischen
tet Kalksandstein-Mauerwerk vielfältige Anwendungsmöglich- Eigenschaften auch für besondere Anwendungsbereiche vor-
keiten im Hoch- und Tiefbau. Neben den klassischen Bauauf- züglich geeignet.
1. Kalksandstein im Erdreich
Seit Jahrzehnten haben sich Fundamentmauerwerke aus Kalk- siver Medien. Kalksandsteine hoher Steinrohdichteklassen –
sandstein in den deutschen Heide- und Moorgebieten hervorra- Vollsteine –, die im Fundamentbereich üblicherweise Verwen-
gend bewährt. Der Kalksandstein hat sich im Laufe von mehr dung finden, sind deutlich widerstandsfähiger als Lochsteine.
als 100 Jahren als solider, dauerhafter Mauerstein für den Fun-
damentbau etabliert. Es bestehen daher keine Bedenken, wenn Kalksandsteine über
längere Zeit hin im Erdreich oberhalb oder unterhalb des Grund-
Ohne Abdichtung ist KS-Mauerwerk auch dann außerordent- wasserspiegels eingesetzt werden – vorausgesetzt es liegen
lich beständig, wenn es ungeschützt im Erdreich angeordnet keine aggressiven Medien (Wässer bzw. Böden) vor und es wer-
wird und wenn es ganz oder teilweise im Grundwasser steht. den geeignete Mauermörtel (mind. NM III) verwendet.
In einer über 20 Jahre laufenden Versuchsreihe wurde das Ver-
halten und die Widerstandsfähigkeit von unverputztem Kalk- Es wird empfohlen:
sandstein-Mauerwerk untersucht. Die Versuchswände befan-
den sich im Grundwasserbereich, in der Wasserwechselzone nn für ungeschütztes Mauerwerk im Erdreich grundsätzlich
(Überschwemmungsgebiet) sowie oberhalb des Grundwasser- KS-Vollsteine der Festigkeitsklasse 20 einzusetzen und
spiegels. Die Auswertungen nach jeweils 2, 5, 10 und 20 Jah-
ren ergaben, dass bei den Wandteilen sowohl unterhalb als nn im Frostbereich frostwiderstandsfähige KS-Vollsteine
auch oberhalb des Grundwasserspiegels die Steindruckfestig- zu verwenden.
keiten nahezu unverändert hoch blieben. Optische Schäden
oder Gefügestörungen sind bei nicht aggressivem Wasser in
keinem Fall aufgetreten. Keller werden seit fast 100 Jahren aus Kalksandstein gebaut.
Im Laufe der Zeit haben sich die Anforderungen an die Abdich-
Bei wechselndem Grundwasserstand ist die Beanspruchung tung von Kellerräumen in Folge der höherwertigeren Nutzung
deutlich größer als bei konstantem Grundwasserpegel. Neben geändert. Die Anordnung der Abdichtung auf der Erdseite ist da-
der optischen Beschaffenheit ist die Steindruckfestigkeit ein her heute allgemein üblich und stellt die Regel der Technik dar.
wichtiges Hilfsmittel zur Bewertung der Einwirkungen aggres-
2. Kabelabdeckungen
Die Verwendungsfähigkeit von Mauersteinen für die Abdeckung starken Korrosionsbeanspruchungen der Auslaugungsversuche
von Hoch- und Niederspannungskabeln im Erdreich hängt we- im Feuchtelagergerät mit erheblichem Temperaturwechsel und
sentlich davon ab, ob aus den Steinen durch in das Erdreich starker Tauwasserbildung auf den Proben erfolgten keine stär-
eindringende Feuchtigkeit Salze herausgelöst werden, die auf keren Abtragungen oder örtliche Anfressungen an Blei und Alu-
Blei bzw. Aluminium angreifend wirken. In einer umfangreichen minium. Die Lebensdauer von Kabelmänteln oder dergleichen
Versuchsreihe der Materialprüfanstalt Berlin-Dahlem wurden zur aus diesen Metallen wird nicht herabgesetzt, so dass Kabelab-
Absicherung bereits vorliegender guter Erfahrungen mit Kalk- deckungen aus Kalksandsteinen besonders geeignet sind. Für
sandstein Langzeit-Prüfungen zur Untersuchung dieser Krite- diese Zwecke sind seit Jahrzehnten von der Deutschen Post
rien durchgeführt. Es wurden Blei- und Aluminiumbleche bis zu und von Versorgungsunternehmen überall im Land Kalksand-
einer Versuchsdauer von einem Jahr Lösungen ausgesetzt, die steine mit Erfolg eingesetzt worden, vorzugsweise als KS-Voll-
aus Kalksandstein unter Feuchteeinwirkung (z.B. Regen) was- steine im Format DF/NF.
serlösliche Stoffe transportierten. Selbst unter den besonders
428 Spezielle Anwendungsbereiche 15 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
3. Aggressive Medien
Wässer und Böden können Mauerwerk und Beton angreifen, Tafel 1 Einteilung der Wasserhärte nach dem Wasch- und
wenn sie freie Säuren, Sulfide (Salze des Schwefelwasser- Reinigungsmittelgesetz
stoffes), Sulfate (Salze der Schwefelsäure), bestimmte Ma-
gnesiumsalze (Magnesiumsulfat und Magnesiumchlorid), Am- Härtebereich [°dH] [mmol/l]
moniumsalze und bestimmte organische Verbindungen (Fette,
Öle) enthalten [1]. weich 0 – 8,4 0 – 1,5
Hartes Wasser enthält größere Mengen an Erdalkalisalzen, vor- Bei der Untersuchung von Wässern vorwiegend natürlicher Zu-
wiegend gelöste Ca- und Mg-Salze. Weiches Wasser enthält we- sammensetzung werden nach DIN 4030 die folgenden Werte/
nig Erdalkalisalze. Eigenschaften bestimmt:
nn pH = 7 neutral nn Magnesium
nn Sulfat
Saure Wässer, d.h. Wässer mit freien Säuren – pH < 7 –, grei-
fen Mauerwerk und Beton an. nn Chlorid
4. Strahlenschutz in Gebäuden
Der vorbeugende Schutz vor technisch erzeugter Strahlung ge- Das Zeitalter der Kommunikation führt zu dem immer stär-
winnt zunehmend an Bedeutung. Gerade die Tatsache, dass keren Wunsch, den Datentransfer jederzeit, überall und in un-
Gefährdungspotenziale und Risiken für den Menschen noch beschränkter Menge durchzuführen. Die extremen Zuwachs-
nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht sind, führt zu Un- raten im Mobilfunk haben bis 2017 zu mehr als 130 Millionen
sicherheit und ist gleichzeitig Anlass für die Entwicklung von Mobilfunkanschlüsse in Deutschland geführt [3]. Kabellose Ge-
Schutzmaßnahmen. räte im Bereich der Bürokommunikation, aber auch im moder-
nen Haushalt finden sich immer häufiger.
Der Strahlenschutz in Gebäuden dient in der Regel dem Schutz
vor elektromagnetischen Wellen oder gar dem Schutz vor radio Die Funktionstüchtigkeit dieser Geräte wie z.B. W-LAN Router
aktiver Strahlung. oder Bluetooth hängt vom ungestörten Senden und Empfan-
gen des Signals ab. Im Bereich der Medizintechnik sowie in
sensiblen Bereichen der Datenverarbeitung wird dagegen be-
4.1 Das elektromagnetische Spektrum wusst auf abschirmende Wirkung der raumumschließenden
Bauteile gesetzt. In diesen Bereichen kann bei unzureichender
Das elektromagnetische Spektrum (Tafel 3) umfasst die Ge- Abschirmung, der Betrieb dieser Anlagen durch „fremde Wel-
samtheit aller elektromagnetischen Wellen. Maßeinheit für die len“ gestört werden.
Frequenz ist Hertz. 1 Hertz = 1 Schwingung pro Sekunde. Der
Bereich unterhalb 30.000 Hertz wird als niederfrequentes Feld
bezeichnet, oberhalb 30.000 Hertz als hochfrequentes Feld. 4.2 Elektromagnetische Strahlung
Das hochfrequente Feld wird weiter unterteilt in nicht ionisie-
rende Strahlung und ionisierende Strahlung (i.W. radioaktive Die elektromagnetischen Felder werden anhand ihrer Frequenz,
Strahlung). Zur hochfrequenten nicht ionisierenden Strahlung Feldstärke und Signalform in eine Reihe von Haupt- und Unter-
sind auch infrarote und ultraviolette Strahlung zu zählen. bereichen eingeteilt. Von besonderer Relevanz ist dabei der Be-
430 Spezielle Anwendungsbereiche 15 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
reich von etwa 10 kHz bis ca. 300 GHz, da er u.a. die Betriebsfre- Die erforderliche Dicke wird nach Gleichung (1) der DIN 6812
quenzen von Rundfunk, Fernsehen, Mobilfunk und Radar umfasst. ermittelt. Eventuell vorhandene Bausubstanz darf bei der Be-
stimmung der Abschirmung berücksichtigt werden. Die „äqui-
Untersuchungen von Prof. Dr.-Ing. Pauli [4] für Kalksandsteine valente Bleischichtdicke“ ist abhängig von der Rohdichte und
der RDK 1,8 zeigen, dass für typische Mobilfunkfrequenzen Dicke des Baustoffes sowie der maximalen Röhrenspannung.
(GSM 900 / GSM 1800, DECT, UMTS) bereits bei einer Wand-
( )( ) ( )
dicke von 17,5 cm eine Schirmdämpfung von 40 bzw. 70 % er- b c d
( )( )( )
-0,83 -0,70 1,1
4.3 Radioaktive Strahlung
1,81 80 0,5
xm = 192 · · ·
Der Schutz vor radioaktiver Strahlung ist besonders im Bereich 1 100 1
der Medizintechnik relevant. Für den baulichen Strahlenschutz
ist die DIN 6812 [6] zu beachten. Die Bemessung der erfor- xm = 64 mm
derlichen Abschirmung (Bleischichtdicke) erfolgt in Abhängig-
keit von der Nutzstrahlung, der Kategorie des Raums sowie Gewählt: KS-Bauplatte, d = 70 mm.
dem Abstand zwischen Brennfleck und
zu schützendem Aufenthaltsraum je nach
Tafel 4 Konstanten zur Ermittlung der äquivalenten Bleischichtdicke [mm] nach DIN 6812,
Geräteleistung.
Tabelle 17 [6]
Tafel 5 Schutzschichtdicken bei Mauerwerk aus Kalksandstein (RDK 2,0) [mm] ermittelt
INFO nach Gleichung (1) der DIN 6812 [6]
Die äquivalente Bleischichtdicke ist am
homogenen Querschnitt zu ermitteln. Baustoff/Dichte Dicke der Äquivalente Schichtdicke aus Kalksandstein [mm]
Der Einsatz von KS-Vollsteinen ist des- Schutzschicht bei maximaler Röhrenspannung [kV]
halb grundsätzlich zu empfehlen. Da Blei [mm] 50 100 150 200 2501) 3001)
Vollsteine nach DIN V 20000-402 einen Kalksandstein 0,5 83 58 76 69 65 59
Lochanteil von bis zu 15 % der Lagerflä- RDK 2,0; ange- 1 177 102 134 115 105 96
che aufweisen dürfen, wird empfohlen, setzt wird der un- 2 – 179 237 194 171 156
das Lochbild konkret festzulegen. Even- tere Grenz- 3 – 250 330 262 227 207
tuelle Grifftaschen und Dollenlöcher sind wert von 4 – 316 – 325 277 253
ρ = 1,81 kg/dm3. 5 – – – – 324 296
zu verfüllen, Stoßfugen zu vermörteln.
1)
Für Störstrahlung sind die Werte für 200 kV maßgebend.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 15 Spezielle Anwendungsbereiche 431
5. Beschuss-Sicherheit
In sicherheitsrelevanten Bereichen von Gebäuden, wie Spar- Baden-Württemberg. Dabei werden nach DIN EN 1522 [8] sie-
kassen und Banken, Militärgebäuden, Verwaltungsgebäuden ben Beanspruchungsarten für die Beschussprüfungen zugrun-
u.a., werden an die einzelnen Bauteile hohe Anforderungen de gelegt. Durch die Beurteilung des Beschussbildes auf der
bzgl. der Beschuss-Sicherheit gestellt. Die Grundlage für den Rückseite der Prüfwand: kein Durchschuss in Verbindung mit
Einsatz von Kalksandstein in diesen Gebäuden schaffen Unter- „Splitterabgang (S)“ oder „kein Splitterabgang (NS)“ ergeben
suchungen zur Beschuss-Sicherheit von KS-Wänden vom Be- sich 14 Widerstandsklassen:
schuss-Amt Ulm [7].
nn FB1 NS bis FB7 NS
Die Prüfungen erfolgten nach den Prüfungsbedingungen für den
Beschuss angriffhemmender Stoffe des Landeskriminalamtes nn FB1 S bis FB7 S
nn FB7 NS mit 24 cm
Bei ungeeigneten Witterungsbedinungen wie z.B. Frost dürfen Entsprechend VOB-C:DIN 18330 Mauerarbeiten, Abschnitt
Mauerarbeiten nur in Abstimmung mit dem Auftraggeber und 3.2.6 darf Mauerwerk aus Kalksandstein nicht abgesäuert
bei der Ergreifung besonderer Maßnahmen durchgeführt wer- werden. Dies ist besonders bei Sicht- und Verblendmauerwerk
den (VOB-C:DIN 18330, Abschnitt 3.1.2) [9]. Auch in DIN EN zu beachten.
1996-2/NA Abschnitt 3.6.3 NA.3 [10] wird gefordert, dass bei
Frost nur unter besonderen Schutzmaßnahmen gearbeitet wer- Die umweltschädliche Wirkung von chloridhaltigen Tausalzen ist
den darf. Der Einsatz von Frostschutzmitteln ist nicht zuläs- bekannt. Bei dem Einsatz auf Baustellen können diese hoch-
sig; gefrorene Baustoffe dürfen nicht verwendet werden. Der aggressiven Salzlösungen zusätzlich zur Zerstörung von Bau-
Einsatz von Salzen zum Auftauen ist ebenfalls nicht zulässig. teilen aus Mauerwerk und Beton und zur beschleunigten Kor-
rosion der Stahleinlagen führen. In DIN EN 1996-2/NA wird auf
diese Gefahr besonders hingewiesen. Der Zerstörungsprozess
INFO als physikalischer und chemischer Vorgang wird durch den kom-
Das Mauern bei Frost bedarf nach VOB-C: DIN 18330 grund- binierten Angriff der beim Auftauen entstehenden wässrigen
sätzlich der Zustimmung des Auftraggebers und darf nach Salzlösungen, die in Geschossdecken und Wandaufbauten ein-
DIN EN 1996/NA nur unter besonderen Schutzmaßnahmen dringen, und den in der hiesigen Klimazone üblichen Frost-
durchgeführt werden. Das frische Mauerwerk ist vor Frost zu Tau-Wechsel ausgelöst. Das kann bereits bei geringen Chlo-
schützen. ridkonzentrationen zu mehr oder weniger starken Schäden am
Mauerwerk führen. Daher sind Arbeitsplätze und Arbeitsflächen
auf der Baustelle auf keinen Fall mit Tausalzen, sondern me-
Das frische Mauerwerk ist vor Frost rechtzeitig zu schützen, z.B. chanisch oder unter Verwendung von Wasserdampflanzen von
durch Abdecken. Auf gefrorenem Mauerwerk darf nicht weiter- Eis und Schnee zu befreien. Im Streu- und Spritzbereich beste-
gemauert werden. Durch Frost oder andere Einflüsse beschä- hender Gebäude sind ebenfalls keine Tausalze zu verwenden.
digte Teile von Mauerwerk sind vor dem Weiterbau abzutragen. Weiterhin besteht die Gefahr, dass Ausblühungen im Mauer-
Von einigen Mörtelherstellern werden so genannte Wintermörtel werk auftreten, die zu Folgeschäden in Putz und Anstrich füh-
angeboten. Dieser Begriff bezieht sich nicht auf die Verwend- ren können.
barkeit bei Frost. Er ist so zu verstehen, dass die Rezeptur des
Mörtels auf die im Winterhalbjahr vorherrschenden Witterungs-
bedingungen geändert wurde. Entsprechende Schutzmaßnah- INFO
men und sonstige vorbereitende Arbeiten für das Mauerwerk Das Reinigen des KS-Verblendmauerwerks mit Salzsäure ist
und die zu verarbeitenden Mauersteine sind auch bei Verwen- nach VOB-C:DIN 18330 nicht zulässig. Auch der Einsatz von
dung dieser Mörtel erforderlich. Salzen zum Abtauen ist nicht zulässig (DIN EN 1996-2/NA).
Dies gilt für Baustellen und bestehende Gebäude.
0°
0°
Bild 1 Lagern von Stein und Mörtel Bild 2 Frisches KS-Mauerwerk ist vor Regen und Frost zu
schützen.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 15 Spezielle Anwendungsbereiche 433
7. Erdbebensicherheit
Deutschland ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, ten am Standort zu erwartenden Erdbeben einen vollständig
den USA oder Japan aufgrund der gemessenen Intensitäten und schadensfreien Zustand des Bauwerks zu garantieren. Ziel ist
der Erdbebendauer ein so genanntes Schwachstbebengebiet. es, Menschenleben zu schützen und sicherzustellen, dass die
für die öffentliche Sicherheit und Infrastruktur wichtigen bau-
Die Einführung des Eurocode 8 verzögert sich weiterhin, da lichen Anlagen funktionstüchtig bleiben.
noch nicht alle Randbedingungen zur Erstellung des Nationalen
Anhangs geklärt sind. Die derzeit immer noch gültige nationale Übertragen auf Mauerwerksbauten bedeutet dies, dass es beim
Erdbeben-Norm DIN 4149 [11] gilt für Entwurf, Bemessung und „Bemessungserdbeben“ durchaus zu Rissen kommen darf. Die-
Konstruktion baulicher Anlagen des üblichen Hochbaus in deut- se Risse dürfen jedoch nicht die Standsicherheit des Gebäu-
schen Erdbebengebieten (Bild 3). Hauptziel ist der Schutz von des gefährden.
Menschenleben durch die Sicherstellung der Standsicherheit
im Falle eines Erdbebens. Bei Erdbeben handelt sich um einen Seit 2005 werden in DIN 4149 die Aspekte des erdbeben-
Extremlastfall (außergewöhnlichen Bemessungsfall). Die Be- gerechten Entwurfs von Bauwerken stärker berücksichtigt.
messungsphilosophie zielt nicht darauf ab, bei dem schwers- Entwurfsgrundsätze für Grundriss, Aufriss und konstruktive
Ausbildung werden in [12] gegeben.
8. Einbruchhemmung
Tafel 8 Zuordnung der Widerstandsklassen von einbruchhemmenden Bauteilen zu Massivwänden nach [17]
9.1 Übliche Baufeuchte Für die Austrocknung von Innenwänden können nach einer Ver-
öffentlichung von Schubert [20] näherungsweise folgende An-
Das Austrocknungsverhalten von einer Baustoffschicht und haltswerte genannt werden:
Bauteilen ist insbesondere dann wichtig, wenn von der betref-
fenden Baustoffschicht Aufgaben bezüglich des Wärmeschut- nn d = 11,5 cm : 3 bis 6 Monate,
zes zu übernehmen sind. Untersuchungen [19] kamen zum d = 24 cm : bis 12 Monate.
Ergebnis, dass der rechnerisch ermittelte U-Wert bei monolithi-
schen Wänden aus „dämmenden Mauersteinen“ z.T. erst nach nn Die Untersuchungen wurden unter ungünstigen Klimarand-
zwei bis drei Jahren erreicht wird. Im Gegensatz dazu nehmen bedingungen durchgeführt (20 °C/65 % rel. Luftfeuchte).
die bei KS-Funktionswänden meist verwendeten Dämmstoffe Bei Lochsteinen sowie bei praxisgerechten Klimarand
(z.B. EPS-Hartschaum oder hydrophobierte Mineralfaserplat- bedingungen sind deutlich kürzere Austrocknungszeiten zu
ten) praktisch kein Wasser auf, so dass der Wärmeschutz von erwarten.
KS-Außenwänden von Anfang an gewährleistet ist.
Generell ist in der Austrocknungsphase zu beachten, dass ein Diese Untersuchungen von Schubert werden weitgehend bestä-
erheblicher Teil der Baufeuchte nicht an die Außenluft, sondern tigt durch eigene Austrocknungsversuche neueren Datums, in
an den Innenraum abgegeben wird. In dieser Zeit ist es daher die auch Innenputze mit einbezogen werden. Bei den verwen-
erforderlich, den Luftwechsel zu erhöhen, um die Baufeuchte deten Dispersionsputzen war der Ausgangsfeuchtezustand mit
über Lüftung nach außen abzuführen. ca. 6 M.-% festgelegt worden (Bild 5). Für die Austrocknungs-
versuche wurden wassergesättigte Steine unter Laborbedin-
gungen verwendet.
436 Spezielle Anwendungsbereiche 15 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Masseänderung [M.-%]
Legende:
sich abzeichnenden Klimawandels ist 14 KS Vb-20-1,8-NF ohne Putz
davon auszugehen, dass Extrem-Ereig- KS Vb-20-1,8-NF mit 10 mm Kalkputz
nisse wie Überflutungen in der Zukunft 12
KS Vb-20-1,8-NF mit 2 mm Dispersionsputz
zunehmen werden [22]. Dies hat zur 10
Folge, dass Gebäude in hochwasser-
gefährdeten Regionen zunehmend von 8
Hochwasserereignissen betroffen sein 6
werden und dabei bisweilen bis ins Ober-
geschoss überflutet werden können [23]. 4
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Fra- 2
ge der Eignung von Baustoffen für den
Einsatz innerhalb dieser Regionen. 0
0 40 80 120 160 200 240 280 320 360 400 440
Die Hochwasserschutzfibel [24] zählt Lagerungszeit [d]
Kalksandstein im Gegensatz zu anderen
Bauweisen zu den gut geeigneten Bau-
stoffen bei der Gefahr einer Hochwas- Bild 5 Einfluss von Putzen auf das Austrocknungsverhalten von Kalksandsteinen
serbeanspruchung. In einem Forschungs- (Austrocknung über 2 Flächen, Klima: 20 °C/65 % rel. F.)
projekt an der RWTH Aachen wurden die
mechanischen Eigenschaften von Mauer-
werk bei Wasserbeaufschlagung bis zur Sättigung und anschlie- tersuchungen von Schubert in [21] werden durch die Berech-
ßender Rücktrocknung untersucht [25]. Dabei wurden die fol- nungen in [26] bestätigt. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse
genden Ergebnisse festgestellt: in [26], dass Hochwassergeschädigte Bauteile aus Kalksand-
stein-Mauerwerk mittels natürlicher Belüftung getrocknet wer-
nn Die Beaufschlagung mit Wasser bis zur Sättigung beeinflusst den können. Die zum Abtransport der anfallenden Feuchte er-
die Festigkeits- und Steifigkeitseigenschaften von Kalksand- forderlichen Luftwechselraten können in beheizten Räumen in
steinen und Kalksandstein-Mauerwerk nur geringfügig. der Regel durch eine Fensterlüftung gewährleistet werden. Ei-
ne Beschleunigung der Trocknung von Kalksandstein-Mauer-
nn Nach Rücktrocknung erreichen Kalksandsteine und Kalk- werk ist durch maschinelle Trocknungsverfahren wie z.B. Kon-
sandstein-Mauerwerk mindestens die Festigkeitseigenschaf- densationslufttrocknern oder Infrarotflächenheizungen (in der
ten welche im Ausgangszustand vorhanden waren. Anfangsphase) gut möglich. Beim Einsatz von Infrarotflächen-
heizungen ist jedoch darauf zu achten, dass nur Geräte verwen-
det werden, die zu Oberflächentemperaturen auf dem Mauer-
Untersuchungen zum Trocknungsverhalten durchfeuchteter Bau- werk von maximal 40 °C führen [23].
teilen wurden neben [21] auch in [26] durchgeführt. Die Un-
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 15 Spezielle Anwendungsbereiche 437
Literatur
[1] DIN 4030-1:2008-06 Beurteilung betonangreifender Wäs- [16] Nach fünf Minuten gibt der Einbrecher auf!, Hrsg.: Pro-
ser, Böden und Gase; Grundlagen und Grenzwerte gramm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des
[2] DIN 38409-6:1986-01 Deutsche Einheitsverfahren zur Bundes (ProPK) und Stiftung Deutsches Forum für Krimi-
Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchung; Summa- nalprävention (DFK), Berlin/Stuttgart, 2006
rische Wirkungs- und Stoffkenngrößen (Gruppe H); Härte [17] DIN EN 1627:2011-09/NA Fenster, Türen Abschlüsse –
eines Wassers (H 6) Einbruchhemmung – Anforderungen und Klassifizierung
[3] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/3907/ [18] www.k-einbruch.de/fenster
umfrage/mobilfunkanschluesse-in-deutschland/ [19] Holm, A.; Sedlbauer, K.; Radon I.; Künzel H.M.: Einfluss
[4] Pauli, P.; Moldan, D.: Reduzierung hochfrequenter Strah- der Baufeuchte auf das hygrothermische Verhalten von
lung, 2. kompl. überarbeitete und erweiterte Auflage 2003 Gebäuden, IBP Mitteilung 29, 2002
[5] Bleigleichwert, Rechenhilfe zur Ermittlung der äquiva- [20] Schubert, P.: Zur rissfreien Wandlänge von nicht tragen
lenten Bleischichtdicke nach DIN 6812. Bezug über den Mauerwerkwänden. Berlin: Ernst & Sohn – In: Mauer
KS-Homepage. werk-Kalender 13 (1988), S. 473–488
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300 kV – Regeln für die Auslegung des baulichen Strah- Berlin: Ernst & Sohn – In: Das Mauerwerk, Heft 3 (2003)
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[7] Prüfzeugnisse zur Beschusssicherheit von KS-Wänden, – ein kurzer Überblick über den Wissensstand mit histo-
Beschussamt Ulm, 30.10.2001 rischem Kontext. Mauerwerk 17, Heft 5, 2013
[8] DIN EN 1522:1999-02 Fenster, Türen, Abschlüsse – [23] Alfes, C.; Schäfers, M.: Bauphysikalische und mecha-
Durchschußhemmung – Anforderungen und Klassifizie- nische Aspekte von Mauerwerk nach Flutkatastrophen.
rung. Deutsche Fassung EN 1522:1998 Mauerwerk 18, Heft 5, 2014
[9] DIN 18330:2016-09 VOB Vergabe- und Vertragsordnung [24] Hochwasserschutzfibel – Objektschutz und bauliche Vor-
für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertrag- sorge. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtent-
bedingungen für Bauleistungen (ATV) – Mauerarbeiten wicklung (BMVBS), Berlin, Juli 2013
[10] DIN EN 1996-2:2010-12 Eurocode 6 Bemessung und [25] Brameshuber, W.; Graubohm, M.: Instandsetzung wasser-
Konstruktion von Mauerwerksbauten. Teil 2: Planung, beaufschlagter Mauerwerksbauteile – Einfluss einer Was-
Auswahl der Baustoffe und Ausführung von Mauerwerk serbeaufschlagung auf Eigenschaften von Mauerwerk und
in Verbindung mit: DIN EN 1996-2/NA: 2012-01 Bauteilbekleidungen, Austrocknungsmaßnahmen und de-
[11] DIN 4149:2005-06 Bauten in deutschen Erdbebengebie- ren Wirkung. Institut für Bauforschung der RWTH Aachen
ten im Auftrag des Bundesamtes für Bauwesen und Raum-
[12] Meskouris, K.; Butenweg, Chr. Gellert, Chr.: Erdbeben- ordnung, Bonn, Az. Z6-10.07.03-04.12. Forschungsbe-
sicheres Bauen, Hrsg.: Bundesverband Kalksandstein richt F917. Aachen, 02.07.2007
industrie e.V., Hannover, 2008 [26] Otto, F.; Klatecki, M.; Schäfers, M.: Optimierung von Aus-
[13] MINEA, Programm für den Nachweis von Mauerwerks- trocknungsprozessen hochwassergeschädigter Bauteile
bauten nach DIN 4149, SDA-engineering GmbH, Herzo- unter Berücksichtigung der gängigen Trocknungsverfah-
genrath, 2010 ren zur Sicherung des Gebäudebestandes und zur Ver-
[14] „Bei jedem ist etwas zu holen“ – Einbruch-Report 2017 meidung von Sekundärschäden durch Feuchtemigration
der deutschen Versicherungswirtschaft, GDV, April 2017 in Bauteile sowie innerhalb von Wohnungen. Fraunhofer
[15] Initiative für aktiven Einbruchschutz „Nicht bei mir!”, Pres- IRB, Verlag C.H. Beck, 2009
semitteilung vom 23.05.2008
Bildnachweise
Bild S. 426: Tiberius Gracchus/AdobeStock;
Bild S. 431: Universität der Bundeswehr München
STICHWORTVERZEICHNIS
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch Stichwortverzeichnis 439
Stichwortverzeichnis
A B
Abdichtung 28, 54f., 77, 132, 180, 216ff., Bauart, leichte, mittlere, schwere 50, 56, 60, 63, 250f.,
251, 271f., 320, 329, 390, 427 283ff., 297f., 416, 419f.
Abdichtungsstoff 218f., 226, 229, 239, 335 Baufeuchte 13, 115, 221, 269, 272f., 435
Abfangkonstruktion 50, 52, 213 Bauplatte 15f., 27, 101, 111, 115f., 337, 430
Absorption 50, 345, 399 Bauproduktenverordnung 13, 24, 56, 306, 308
Algen 65, 98 Bauregelliste 67f., 299, 306, 311
Anker 29, 33, 43ff., 47, 49, 52ff., 68, 70f., Baurichtmaß 27f., 154f., 189
102, 105f., 110ff., 123, 145, 148, 167, Bauschalldämm-Maß 345, 359, 362, 364, 379, 392f.
169, 189f., 207, 213, 232, 264, 266f., –, bewertetes 346, 348, 350, 361
268f., 320, 322ff. 348, 380f. Bauschutt 390
Anschluss 51, 66, 93, 105f., 109, 112f., 151, 189, Baustelleneinrichtung 30
200, 226f., 230f., 234f., 251, 261, 264f., Baustellenmörtel 46, 89, 119f., 123, 126
273f., 306, 318f., 320, 322f., 325, 328, Brandverhalten 17, 114, 298, 302, 306f., 312f.,
332, 374, 379ff. 315, 317, 334, 336, 340
–, gleitender 110f. Baustoffklasse 49, 60, 72, 75, 77, 105, 111,
–, oberer 257, 329 312, 319ff., 324, 331
–, seitlicher 110ff. Bausystem 15, 29, 33, 413
–, starrer 110, 366, 372 Bauteil 21f., 72, 101f., 105ff., 170ff., 179f.,
Anschüttung 158, 180, 182 184, 195ff., 269ff., 281f., 286ff., 297ff.,
Anstrich 77, 84, 88, 91, 93, 95f., 115, 343ff., 354ff., 360ff., 377ff., 392f., 397ff.,
125, 130f., 432 409f., 417, 429, 431f., 434ff.
Arbeitsgerüst 32 –, erdberührtes 217ff., 222ff., 235, 238, 243, 257, 275
Arbeitsraum 30, 180f., 219, 223ff., 236f., –, flankierendes 344ff., 352, 354, 357f., 361, 363ff.,
239, 346, 356, 384 369f., 372ff., 379, 382ff., 388f., 393
Arbeitstechnik 28, 33 Befestigung 54, 59, 67, 70f., 74, 105, 109f.,
Arbeitsvorbereitung 28f., 33, 195 134ff., 264, 268f., 383
Attikaabdeckung 87, 96 –, nachträgliche 135f.
Aufbrennsperre 129 –, sicherheitsrelevante 138ff.
Aufstandsfläche 54, 186, 190, 206 Befestigungselement 67, 70, 255, 266, 268f.
Ausfachungsfläche 101ff., 157, 189 Behaglichkeit 38, 241, 281f., 291f., 294f.,
Ausgleichsschicht 28, 30, 186 407, 414ff., 419
Auskratzen 89, 123 Bekleidungselement 67ff., 73f.
Außenecke 32, 169, 189f. Belastung 77, 101, 106, 109f., 115, 121f.,
Außenlärm 34, 37, 41, 43, 73, 347f., 350f., 357f., 138, 142, 147f., 155, 157, 178,
362, 370f., 375f., 391ff., 398 182f., 197f., 201, 206, 315
Außenlufttemperatur 40, 291f., 416, 420 –, körperliche 29, 32
Außenputz 39, 42, 50, 54f., 60, 63, 74, 125ff., –, zentrische 171
131f., 245f., 263, 267, 288f., 430 Belüftung 52, 217, 222, 252f., 256, 262, 413, 436
Außensichtmauerwerk 83f., 87f., 91 Bemessung 13, 24, 26, 33, 71, 108f., 144, 146f.,
Außensockelputz 127 151ff., 210, 302, 318, 337ff., 433,
Außenwand 33ff., 188f., 191, 195, 198ff., 226f., 232ff., –, Schallschutz 358, 362f., 385, 388, 392
244ff., 251ff., 258ff., 270ff., 288ff., 302ff., Bleischicht 430
370ff., 392ff., 412, 416f., 420, 435 –, nach Eurocode 6 13, 152, 306, 315, 340
–, Brandschutz 38, 312, 321ff. –, nach vereinf. Berechnungsverfahren 170ff.
–, durchgehende 370 –, nach genauerem Berechnungsverfahren 179
–, nicht tragende 13, 101ff., 177, 211, 303, 308ff., 321 Bemessungswert 21f., 39, 49, 58f., 63, 72,
–, tragende 13, 37, 145, 171, 211, 303, 321 140, 159ff., 242, 244f.,
–, zweischalige 42ff., 83f., 171f., 213, 233, 245, 247ff., 263, 268, 276
252, 264, 272, 304, 324, 348, 393 –, Wärmedurchlasswiderstand 25, 49, 73, 173, 244,
Außenwandbekleidung 39, 42, 61ff., 67ff., 72ff., 245, 251ff., 261f., 271, 277f.
269, 271, 273, 303ff., 321, 324f. –, Wärmeleitfähigkeit 21f., 39, 49, 58f., 63, 69, 72,
Aussparung 174, 184f., 320, 335 120f., 125, 127, 243ff., 247ff.,
Aussteifung 78, 101, 156f., 166ff., 170, 261, 263, 266, 268, 276, 278,
179ff., 325, 329, 333 378, 409, 419
Austrocknung 73, 94f., 130, 187, 191, 195, –, Wärmeübergangswiderstände 244, 252ff., 262
211, 214, 272f., 435f. Beschichtung 50, 55, 65f., 77, 88, 93ff., 99,
Austrocknungszeit 273, 435 125ff., 237, 335, 377, 411, 421
Beschuss-Sicherheit 431
Beschuss-Widerstandsklassen 431
Betrachtungsabstand 90f., 195
440 Stichwortverzeichnis KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
DIN 20000-402 13, 15ff., 21, 23f., 27, 35, 83, 87, Energieeinsparung 241f., 247, 256, 273, 275f.
153f., 248, 328, 333f., 337, Energieeinsparverordnung (EnEV) 38, 40, 63, 241ff., 249,
340, 430, 433 255, 258, 260f., 264,
Direktschalldämm-Maß 34f., 107, 116, 346, 358, 266, 274ff., 277, 281, 283,
364, 367, 373 294f., 324, 405, 414, 420
Drahtanker 44f., 106, 268 Energieverbrauch 403
Dränung 219f., 223, 236ff. Gesamt-, 241
Druckfestigkeit, charakteristische 26, 162f., End-, 404f.
Druckfestigkeitsklasse 15ff., 21, 127, 153f., 166, 186 Primär-, 403f., 406
Druckwasser 219f., 223, 225, 227ff., 235ff. Entkoppelte Bauteile 365f., 379
Druckzone 22, 28, 30, 183 Entkoppelt 112f., 260, 322f., 351, 370f.,
Dübel 40, 45, 55f., 58, 60ff., 68, 110, 375, 379, 380f., 382
116, 131, 135ff., 266ff. Entlüftungsöffnung 69
Dübelanker 43, 45, 266f. Entwässerung 52, 55, 225, 232f.
Dübelteller 56, 58 Entwässerungsöffnung 50, 52f., 55, 131, 252
Dünnbettmörtel 15f., 19ff., 25ff., 29ff., 35, 45f., 54, Erdbeben 157, 166, 210, 222, 433
102ff., 108ff., 112, 115f., 119ff., 128, Erdbebeneinwirkung 159
132, 151, 153, 155f., 159, 161ff., 166, Erdbebensicherheit 433
172, 190, 197f., 204, 246, 248, 317, 320, Ergänzungselement 15, 21, 27, 153
322, 329, 333, 380, 388, 390, 431 Eurocode 6/(EC6) 13, 24, 37, 101f., 152f., 166, 170,
Dünnformat 16, 153 172, 174, 306, 312, 314f.
Dünnlagenputz 34f., 107, 128ff., 161, 263, Europäische Technische Zulassung (ETA) 38, 56, 59, 61,
274, 376, 388ff. 67, 131, 135, 137, 140f., 144ff.
Durchbiegung 111, 114f., 130, 156, 158, Europäische Technische Bewertung 249, 251, 302, 308
189, 206, 208
Durchdringung 49, 51, 223, 227f., 238, 262, 272f.
E Fachwerkkonstruktion 105
Fasenstein 15f., 45, 84, 153, 315, 337ff.
Ebenheit 16, 57f., 68, 128f., 156 Fassade, vorgehängte hinterlüftete 67, 73, 101, 253, 266ff.
Ebenheitsanforderungen 128 Fassadenbekleidung 39, 72f., 76,
Edelstahl-Flachanker 29, 32, 169, 189f. 138, 145, 245
Eigengewicht 101, 109, 152, 156, 159, 161, 177, 316 Fassadenunterkonstruktion 135, 137
Eigenlast 37, 47, 67f., 71, 106, 157, 182 Fenster, Sonnenschutz 281ff., 291, 295
Eigenspannung 38, 166, 195 Fensterbank 87, 93, 96
Einbau, nachträglicher 320 Fensterflächenanteil 38, 63, 281ff., 290, 392, 396ff.
Eignungsprüfung 73, 120, 151, 161 Feuchte, baupraktische 29
Einbaubereich 108ff., 116 Feuchtebedingungen 76
Einbaufeuchte 195 Feuchte- und Witterungsschutz 37, 40, 50, 60, 64, 73, 125
Einbaulage 135, 235, 254, 264 Feuchteaufnahme 204
Einbauschränke 262f. Feuchtedehnung 166, 195f., 198, 205, 212
Einbauteil 186, 230f. Feuchtegehalt 40, 65, 94f., 197, 222, 226,
Einbruchhemmung 434 249, 262, 278, 412
Einhandstein 29 Feuchteschutz, klimabedingter 38, 64, 242, 248,
Einsteinmauerwerk 26, 87, 163, 186 253f., 269f., 276, 278
Einwirkung 37, 48, 50, 65, 68, 71, 74, 77, 137f., Feuchtigkeitsaufnahme 93
144, 152, 156ff., 160, 165, 170, 172, feuerbeständig 297ff., 301f., 308, 310f., 319f., 324ff.
183, 191, 195f., 211, 218ff., 222, 225, feuerhemmend 299, 301ff., 308, 310f., 319,
227f., 233, 309, 314, 358, 383, 427 324f., 334f.
–, außergewöhnliche 161 Feuerwiderstandsklasse 35, 38, 77, 107, 302, 308,
–, Bemessungswert 137f., 158f., 160ff., 167, 174, 315 312, 315, 318ff., 324f.,
–, charakteristische 161 331, 333f., 337ff.
– , horizontale 166, 168 Fingerspalt 39, 46, 49, 245, 252, 266, 324
–, ständige 161, 174, 178 Flächengewicht 159
–, veränderliche 159, 161, 178 Flächenbezogene Masse 41, 50, 107, 112f., 256f., 322f.,
–, kombinierte 127 346ff., 359, 363, 365ff., 373, 375ff.,
Einwirkungskombination 114, 159ff., 163, 180, 206 379ff., 387f., 390, 393f., 418f.
Elektroinstallation 15, 92, 115, 274, 320, 377 Flankendämmung 348, 361, 365, 367, 370, 372ff., 394
Elektrokanäle 274 Fliese 55, 60, 77, 92, 128, 130, 132,
Emission 65, 241, 404ff., 413f., 421 238, 288f., 379, 422
Endkriechzahl 166, 198 Folie 88, 94f., 111, 214, 271, 274
442 Stichwortverzeichnis KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Kerndämmung 43, 50, 252, 272, 393 KS-Wandkonstruktion 33ff., 47, 64, 93f., 161,
Kiesstreifen 41, 53, 225, 236 166, 273, 414, 431, 435
Kimmschicht 25, 30, 186, 189f. KS-Wärmedämmstein 21f., 28, 30, 48, 53f., 186,
Klimaregion 283ff., 290ff., 287, 294 231, 248f., 261, 265f.,
Klimaschutz 241, 403f. 328, 378, 389
Knicklänge 156, 168, 172f., 176, Kühlung 38, 63, 242, 277, 281ff., 287, 290, 414
179, 186f., 315 Kunststoffdübel 135ff., 144, 146f., 267f.
Knicksicherheitsnachweis 166f., 172, 176, 179 Kurzbezeichnung 308, 314
Komfort 114f., 256, 269, 273, 275, 281,
294, 350, 353, 407, 419
Komfortwohnung 353, 360f.
Komplextrennwand 312, 316, 327, 332f., 339 L
Konstruktionseigengewicht 159
Konvektion 243f., 252, 272, 415, 418 Lagerfuge 29, 31f., 44f., 54, 84, 103, 109,
Körperschallübertragung 382f., 387f. 115, 122, 128, 144, 146, 154ff.,
Korrigierbarkeitszeit 121f., 155 162ff., 179f., 183, 186, 189ff., 200,
Kreuzverband 84, 86 204, 207ff., 214, 274, 333
Kriechdehnung 197, 205 Lagerfugendicke 28, 122, 155, 164, 204
Kriechen 108f., 113, 115, 179, 195ff., Lagerung (von Produkten) 14, 26, 30, 77, 88,
206f., 211, 213, 315, 323, 381 124, 204, 436
Kriechzahl 197 Landesbauordnung 13, 24, 37f., 41, 45, 60, 69, 72,
Kristallwasser 316 297, 299ff., 306, 308, 310,
KS XL 15f., 20f., 25f., 29, 35, 103f., 120, 324ff., 357, 420
128, 132, 151ff., 155f., 163, 172, Längen- und Höhenausgleich 26, 186
183, 186, 190, 329, 337ff. Lasteinleitung 151, 175, 187, 317
KS XL-Planelement 15f., 20, 25ff., 31, 44f., 101, 103, Läuferverband 46, 84, 86f.
107, 153, 156, 166, 315, 337ff. Lebenszyklus 41, 407ff., 414, 422
178, 186, 226, 317f. leichtentflammbar 302, 307
KS XL-Rasterelement 15, 21, 25ff., 101, 107, 153 Liste der technischen Baubestimmungen 152, 299, 306
KS-Außenwandkonstruktionen 40, 42, 76f., 252, Lochanteil 15ff., 26, 135, 153, 163, 430
272, 409, 414 Luftdichtheit 38, 43, 55, 195,
KS-Bausystem 15, 33 242, 273f., 276f.
KS-Fasenstein 15f., 20, 45, 84, 153, 315, 337 Luftfeuchte 40, 77, 197, 217, 256, 262, 269
KS-Fertigteilsturz 22, 27f., 183, 321 278, 415, 418, 435
KS-Flachsturz 22, 27f., 182f., 321 Luftschicht 39, 42f., 46, 49f., 52, 55, 74,
KS-Haustrennwand 31, 34f., 171f., 243, 321, 76, 245, 251f., 256, 266, 269,
324, 348, 352f., 361, 271, 277, 324, 393, 399, 406
367ff., 385ff., 390 –, ruhende 251f., 253, 270
KS-Hohlblockstein 15, 17, 102f., 145, 153f., 163, –, schwach belüftete 251ff.
165f., 180, 315, 337ff., –, stark belüftete 251ff.
KS-Kimmstein 21f., 27, 31, 186 Luftschichtanker 44f., 47, 122, 266f., 269, 348
KS-Lochstein 15ff., 45, 101, 135ff., 153f., Lüftungsöffnung 49, 55, 283
162, 273f., 315, 317, 337ff.,
357, 400, 427, 435
KS-Planstein 15, 19, 25f., 28, 44f., 54, 88,
103f., 120, 122, 128, 132, 153, M
155, 162f., 178, 186, 226,
315, 318, 337ff. Maße 15f.
KS-Produktion 422 Masse, flächenbezogene 41, 50, 107, 112f., 256f.,
KS-Schallschutzrechner 64, 345f., 354, 362, 366, 322f., 346ff., 359, 363, 365ff., 373,
369ff., 379, 388, 398 375ff., 379ff., 387f., 390, 393f., 418f.
KS-Sichtmauerwerk 76, 83ff., 96, 105, 421 Massekurve 346, 348, 365ff., 376, 392, 394, 398
KS-Stein 18, 146f., 338f., 378 Maßgenauigkeit 25, 75, 116
KS -U-Schale 23, 105, 108f., 110, 168, Maßordnung 16, 25, 153
181ff., 187, 202, 321 Maßtoleranz 119, 122
KS-Verblender 15ff., 43, 46, 50, 55, 74, 76, Mauerabdeckung 78
78, 83ff., 87ff., 91, 93, 96, Mauerlehre 28f., 32
123f., 153f., 231, 266f., 411 Mauermörtel 87, 89f., 119ff., 128, 151,
KS-Vollstein 15f., 21, 45, 101, 135ff., 142ff., 196f., 204, 427, 433
146f., 153, 156, 163, 186, 285, Mauerstein 13, 23f., 28, 33, 35, 47, 53, 115, 119,
337ff., 376, 398, 427, 430 121ff., 140, 159, 162f., 166, 195ff.,
KS-Vormauerstein 15, 17, 46, 83ff., 87, 153f. 200ff., 204, 221, 227, 252, 272f.,
KS-Wand, frei stehende 78, 93 422, 427, 432f., 435
444 Stichwortverzeichnis KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Sichtmauerwerk 15, 28, 42, 46, 50, 52, 74ff., Stoßstelle 343, 345, 354, 358, 364,
83ff., 101f., 105, 115, 119, 366f., 373, 375, 387
122f., 183, 186, 274, 376, 421 Stoßstellendämm-Maß 348, 363f., 367, 373
Sickerwasser 219f., 223f., 228f., 235 Strahlenschutz 127, 412, 429f.
–, nicht drückendes 219, 227, 236, 238 Strahlung 37, 429, 244
–, drückendes 220, 223f., 227 –, elektromagnetische 429
Sockelanschluss 261 –, radioaktive 429f.
Sockelbereich 53, 62, 93, 125, 127, 131, 222, 232f. Stumpfstoß 190, 213, 320, 366, 373ff.
Sockelputz 53, 55, 125, 127, 231ff. Stumpfstoßtechnik 31, 33, 151, 169,
–, wasserabweisender 41, 53 189f., 200, 374
Sollfugendicke 119, 122 Sturz 22f., 28, 47, 52, 61, 116, 128,
sommerlicher Wärmeschutz 37f., 281ff. 182ff., 186, 264, 316, 321, 414
Sonneneinstrahlung 38, 89f., 93, 281f., 295 Stütze 23, 78, 102, 106, 114, 167, 214,
Sonneneintragskennwert 282ff., 287, 290f., 295 254, 262, 312f., 329, 334
Sonneneintragskennwertverfahren 281ff., 287, 290, Systemergänzung 15, 21
292, 295
Sonnenschutzvorrichtung 38, 64, 282, 284
Speichermasse 65, 256, 261, 282, 286,
291f., 284f. T
Spektrum-Anpassungswert 347, 371, 392, 395f.
Sprachverständlichkeit 349f., 407 Tapete 125, 130
Spritzbewurf 47, 129, 131f. Tausalz 54, 231, 432
Spritzwasser 38, 41, 73, 225 Tauwasser 38, 50, 64, 66, 217, 241,
–, -beanspruchung 53 262, 269, 272, 418
–, -bereich 41, 53, 231 –, -ausfall 40, 251, 253f., 270ff., 275
–, -schutz 40f. –, -bildung 38, 40, 64f., 73, 258, 262, 269f., 427
Standsicherheit 37, 47, 56, 60, 67, 71, 78, –, -nachweis 271f.
101, 106, 109, 115, 157, –, -schutz 407
166, 180, 189, 433 Teilflächenpressung 153, 178f.
Standsicherheit (Brandschutz) 297f., 318, 320, 332f. Teilsicherheitsbeiwert 59, 103, 115f., 137f., 152,
Standsicherheitsnachweis 37, 58, 60, 71, 152, 157, 159ff., 163, 177f.
157ff., 164, 186 Temperatur 37f., 41, 63, 77, 94, 96, 140, 142,
Stauwasser 219f., 224, 227f., 236ff. 148, 156, 187, 217, 244, 247, 256,
Steckdose 92, 274, 320, 334, 377 258, 262f., 265, 278, 281, 291f.,
Steifigkeit, räumliche 166ff., 189 294f., 314, 316f., 321, 413, 415ff.
Steinart 13, 15f., 84f., 108, –, maßgebende 420
153, 162, 165, 317 –, -änderung 38, 114, 123, 196
Steindruckfestigkeit 16, 33, 151, 154, –, -faktor 40, 262, 278, 420
162, 165, 427, 433 –, -zeitkurve (ETK) 314
Steindruckfestigkeitsklasse 15, 26, 45, 74f., 78, Toleranzen 15f., 137, 153, 155, 166
145, 154, 163, 433 Trennfuge 31, 35, 324, 348, 365f.,
Steinformat 14ff., 28f., 85, 138, 146, 370, 373f., 385, 387ff.
153, 186, 201, 435 Trennschicht 112f., 191, 200, 203f.,
Steinhöhe 16, 25f., 28, 84, 103, 207, 209, 322f., 380f.
122, 152ff., 163, 185f. Trennwand, nicht tragende 27, 30, 34f., 101, 106ff.,
Steinoberfläche 46, 85, 87, 95, 97 160, 171, 206f., 213,
Steinrohdichte 17, 33, 59, 116, 154, 318ff., 322f., 380f.
339, 377, 393, 427 Trennwandzuschlag 159f.
Steinrohdichteklasse 15, 35, 39, 49, 63, 72, 75, Treppenraumwand 316, 377, 386
78, 107, 154, 159, 245, Trittschall 344, 349, 352, 356ff.
339, 389, 435 Trittschalldämmung 266, 288f., 291, 344, 347f.,
Steinsäge 31 352, 362f., 371
Steinsorte 15, 162, 166 Trittschallschutz 350, 358, 360, 362, 370f.
Steinzugfestigkeit 162, 165f., 201 Trockenrohdichte 15, 17, 120f., 155
Stoßbeanspruchung 301f., 305, 309f., 326f., 332f. Tropfkante 65, 87, 96
Stoßfuge, unvermörtelte 53, 88, 147, 155, 163, 165,
252, 310, 318f., 333, 376
Stoßfugenausbildung 16, 103, 154
Stoßfugenvermörtelung 34, 102f., 116, 140, U
145, 152, 180
–, ohne 15, 25, 27ff., 33, 43, 55, 102ff., U-Wert 34, 38ff., 49, 63, 72,
108f., 128, 140, 142, 151, 258ff., 263, 266ff., 275,
153ff., 317, 376, 414, 431 277f., 281, 343ff., 435
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch Stichwortverzeichnis 447
Bildnachweis
Bild S. 438: Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.
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