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KALKSANDSTEIN

PLANUNGSHANDBUCH

Planung, Konstruktion, Ausführung


www.kalksandstein.de 7. Auflage
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Planung, Konstruktion, Ausführung

Ein Nachschlagewerk für Architekten, Ingenieure,


Bauausführende und Studierende.
2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch. Planung, Konstruktion, Ausführung

KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
Planung, Konstruktion, Ausführung
Hrsg. Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.,
Entenfangweg 15, 30419 Hannover, Telefon 05 11/2 79 54-0
www.kalksandstein.de
www.facebook.com/kalksandstein

Auflage 7 – Stand 05/2018

BV-902-18/01

Redaktion:
Dipl.-Red. B. Büttner, Hannover
Dipl.-Ing. B. Diestelmeier, Dorsten
Dipl.-Ing. W. Grethe, Hannover
Dipl.-Ing. R. Herz, Ludwigshafen
Dipl.-Ing. O. Roschkowski, Haltern am See
Dr.-Ing. M. Schäfers, Hannover
Dipl.-Ing. A. Schlundt, Hannover
Dipl.-Ing. P. Schmid, Röthenbach
Dipl.-Ing. H. Schulze, Buxtehude
Dipl.-Ing. N. Schumann-Jäkel, Duisburg
Dipl.-Ing. D.-C. Worthmann, Durmersheim

Cover: Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.

Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, jedoch ohne Gewähr.

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung

Gesamtproduktion und
© by Verlag Bau+Technik GmbH, Düsseldorf
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch. Planung, Konstruktion, Ausführung 3

die Digitalisierung des Lebens im Allgemeinen sowie der Arbeitswelt


im Speziellen hat eine Vielfalt der Informationskanäle und eine per-
manente Verfügbarkeit des Wissens hervorgebracht, wie sie noch vor
wenigen Jahrzehnten kaum vorstellbar war.

Gerade diese Fülle der Möglichkeiten erfordert heute aber auch ein
hohes Maß an Ordnung und Verlässlichkeit der Inhalte, weshalb die
Kalksandsteinindustrie ihr anerkanntes Standardwerk „KALKSAND-
STEIN – Planungshandbuch. Planung, Konstruk­tion, Ausführung“ in
einer komplett überarbeiteten und aktualisierten 7. Auflage heraus-
gibt. Architekten und Ingenieure, aber auch Bauausführende, Stu-
dierende und alle anderen am Bau Beteiligten finden darin fachlich
abgesicherte Informationen und innovative Lösungsansätze für die
Herausforderungen des modernen Bauens.

Für die Neuauflage wurde in allen Kapiteln die kontinuierliche Weiter-


entwicklung der Normen und Regelwerke eingepflegt, sodass der Nut-
zer des Planungshandbuchs sicher sein kann, tatsächlich auf dem
neuesten Stand der Technik zu arbeiten. Beispielsweise berücksich­
tigt das Planungshandbuch durchgehend die Ende 2017 veröffentlich-
te Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (VV TB), die
die bisher geltenden Bauregellisten und die Liste der Technischen Bau-
bestimmungen ersetzt. Der Abschnitt zur Abdichtung beruht jetzt auf
der neuen DIN 18533, grundlegende Veränderungen gab es außer-
dem beim Schallschutz, der vollständig auf Basis der neuen DIN 4109
beschrieben wird.

Gerade der Schallschutz zeigt, wie die bewährte Bauweise mit Kalk- Dipl.-Kfm. Roland Meißner
sandstein auf steigende Ansprüche und Fortschritte im modernen Geschäftsführer Bundesverband
Kalksandsteinindustrie e.V.,
Bauen reagieren kann. Denn neben der hohen Rohdichte, die auch im
Hannover
differenzierten Schallschutznachweis ein wichtiges Kriterium bleibt,
bieten speziell funktionsgetrennte KS-Außenwände verschiedene
Möglichkeiten für schallschutzoptimierte Bau- und Anschlussdetails im Sinne der neuen Norm. Andere zukunftweisende Aspekte
des Kalksandsteins sind die sehr tragfähigen, aber schlanken und damit flächensparenden Bauteile, der gute Brandschutz des
nicht brennbaren Materials oder der zeitgemäße Wärmeschutz durch die funktionsgetrennte Bauweise.

Die wichtigste Bauaufgabe der nächsten Jahre und Jahrzehnte ist aber wohl die Schaffung des dringend benötigten Wohnraums
in der gebotenen Schnelligkeit und auf einem bezahlbaren Niveau. Ein Schlüssel dafür kann Kalksandstein durch seine Poten-
ziale für wirtschaftlich zu errichtende, nachhaltige Gebäude sein. Klein- und mittelformatige Kalksandsteine im traditionellen
Mauerwerksbau stehen hierfür ebenso zur Verfügung wie großformatige Elemente für die zeitsparende Verarbeitung mit Versetz-
geräten. Systembauweisen mit klar definierten Regelformaten oder individuell vorkonfektionierte Wandbausätzen ohne Baustel-
lenzuschnitt weisen den Weg zum seriellen Planen und Bauen, das Kosten minimiert, ohne die gestalterische Freiheit und das
architektonische Niveau einzuschränken.

Ein so verstandenes modernes Bauen wird in hohem Maße digital unterstützt sein. Für uns bedeutet dies nicht nur, dass Sie
dieses KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch wahlweise als gedrucktes Werk sowie als PDF mobil auf dem Tablet oder stationär
an Ihrem Arbeitsplatzcomputer lesen können. Es beinhaltet auch, dass wir unter www.kalksandstein.de weitere Einzelbroschü-
ren zu speziellen Themen, Berechnungstools wie den KS-Schallschutzrechner oder den KS-Wärmebrückenkatalog sowie Videos
zu Herstellung und Eigenschaften von Kalksandstein zur Verfügung stellen.

An der Erarbeitung der 7. Auflage des Planungshandbuchs und der weiterführenden Materialien haben sich eine Vielzahl von
Experten aus Wissenschaft und Baupraxis als Autoren oder Redaktionsmitglieder beteiligt, denen wir für ihre engagierte Arbeit
herzlich danken.

Viel Erfolg mit dem neuen Planungshandbuch wünscht Ihnen

Roland Meißner Hannover, im Mai 2018


4 Inhalt KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Kapitel 1: Kalksandstein (Stand 01/2018)


Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.

1. Kalksandsteine nach DIN EN 771-2................................. 13 6. Mauerwerks- und systemgerechte Planung................... 25


1.1 Verwendung von Kalksandsteinen in Deutschland 6.1 Planung.................................................................. 25
nach DIN 20000-402.............................................. 13 6.2 Bauweise ohne Stoßfugenvermörtelung.................... 27
6.3 Vertikale Wandausbildung, Höhenausgleich.............. 28
2. Herstellung........................................................................... 14 6.4 Querschnittsabdichtung von
Kalksandsteinwänden............................................. 28
3. Kalksandsteinprodukte...................................................... 15 6.5 Fenster und Türöffnungen in
3.1 Bezeichnung........................................................... 15 Kalksandstein-Mauerwerk....................................... 28
3.2 Steinarten.............................................................. 15
3.3 Physikalische Eigenschaften von Kalksandstein........ 16 7. Rationelle Verarbeitung..................................................... 28
3.4 Kalksandsteine für die Verarbeitung 7.1 Arbeitsvorbereitung................................................. 28
mit Normalmauermörtel.......................................... 18 7.2 Arbeitstechniken..................................................... 28
3.5 Kalksandsteine für die Verarbeitung
mit Dünnbettmörtel................................................. 19 8. Wirtschaftliche KS-Wandkonstruktionen........................ 33
3.6 Bauteile zur Systemergänzung................................. 21
9. Zusammenfassung............................................................. 34
4. Grundlagen für die Verwendung....................................... 24
Literatur........................................................................................... 35
5. Kennzeichnung.................................................................... 24

Kapitel 2: Außenwände (Stand 01/2018)

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Frank Ulrich Vogdt, TU Berlin, Dipl.-Ing. Michael Schober, TU Berlin

1. Anforderungen..................................................................... 37 4.3 Baurechtliche Regelung........................................... 56


1.1 Standsicherheit...................................................... 37 4.4 Komponenten......................................................... 57
1.2 Brandschutz........................................................... 38 4.5 Systemeigenschaften.............................................. 60
1.3 Wärmeschutz.......................................................... 38 4.6 Details................................................................... 66
1.4 Feuchte- und Witterungsschutz................................ 40
1.5 Schallschutz........................................................... 41 5. Einschaliges KS-Mauerwerk mit hinterlüfteter
1.6 Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit............... 41 Außenwandbekleidung...................................................... 67
1.7 Wirtschaftlichkeit.................................................... 41 5.1 Konstruktionsprinzip............................................... 67
5.2 Entwicklung............................................................ 67
2. Konstruktionsübersicht...................................................... 42 5.3 Baurechtliche Regelung........................................... 67
5.4 Komponenten......................................................... 68
3. Zweischaliges KS-Mauerwerk mit Wärmedämmung.... 43 5.5 Eigenschaften..........................................................71
3.1 Konstruktionsprinzip............................................... 43
3.2 Entwicklung............................................................ 43 6. KS-Mauerwerk ohne Wärmedämmung........................... 74
3.3 Baurechtliche Regelung........................................... 43 6.1 Konstruktionsübersicht............................................74
3.4 Komponenten......................................................... 43 6.2 Eigenschaften..........................................................74
3.5 Eigenschaften......................................................... 47 6.3 Anwendungsbereiche.............................................. 75
3.6 Details................................................................... 50
7. Frei stehende KS-Wände................................................... 78
4. Einschaliges KS-Mauerwerk mit Wärmedämm- 7.1 Standsicherheit...................................................... 78
Verbundsystem.................................................................... 55 7.2 Gebrauchstauglichkeit............................................. 78
4.1 Konstruktionsprinzip............................................... 55 7.3 Witterungsschutz.................................................... 78
4.2 Entwicklung............................................................ 56
Literatur........................................................................................... 80
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch Inhalt 5

Kapitel 3: Sichtmauerwerk (Stand 01/2018)


Prof. Dr.-Ing. Manfred Prepens

1. Planung und Ausschreibung............................................. 83 7. Beschichtungen und Imprägnierungen von


KS-Sichtmauerwerk........................................................... 93
2. Einflüsse auf die Gestaltung von KS-Sichtmauerwerk... 85 7.1 Optisches Erscheinungsbild..................................... 93
2.1 Steinart und Steinformat......................................... 85 7.2 Schutz des Verblendmauerwerks............................. 93
2.2 Steinoberfläche...................................................... 87 7.3 Geeignete Beschichtungen und Imprägnierungen...... 94
2.3 Mauerverband........................................................ 87 7.4 Anforderungen........................................................ 94
2.4 Verfugung............................................................... 87 7.5 Vorbereitung und Schutz des Untergrundes.............. 95
2.5 Oberflächenbehandlung........................................... 88 7.6 Verarbeitung........................................................... 96

3. Anlieferung der Verblender................................................ 88 8. Reinigung von KS-Verblendmauerwerk........................... 96


8.1 Leichte Verschmutzungen und kleinere Flächen........ 96
4. Mörtel und Verfugung......................................................... 89 8.2 Stärkere Verschmutzungen und größere Flächen....... 97
4.1 Nachträgliche Verfugung.......................................... 89 8.3 Chemische Reinigungsmittel.................................... 98
4.2 Fugenglattstrich...................................................... 89 8.4 Algen- oder Moosbelag............................................ 98

5. Abnahme und Beurteilung von KS-Sichtmauerwerk..... 91 9. Erneuerung von Beschichtungen und


5.1 Eindeutige Beschreibung......................................... 91 Imprägnierungen................................................................ 99
5.2 Musterbauteile....................................................... 91 9.1 Beschichtungen...................................................... 99
5.3 Abnahme und Beurteilung....................................... 91 9.2 Imprägnierungen..................................................... 99
5.4 Betrachtungsabstand.............................................. 91
Literatur........................................................................................... 99
6. Elektroinstallation bei KS-Innensichtmauerwerk.......... 92

Kapitel 4: Nicht tragende Wände (Stand 01/2018)


Univ.-Prof. Dr.-Ing. Carl-Alexander Graubner, Technische Universität Darmstadt,
Dr.-Ing. Michael Schmitt, bauart Konstruktions GmbH & Co. KG, Lauterbach

1. Einführung und Überblick................................................101


1.1 Vorbemerkungen................................................... 101
1.2 Nicht tragende Außenwände (Ausfachungsflächen)... 101
1.3 Nicht tragende Innenwände................................... 101

2. Nicht tragende Außenwände (Ausfachungsflächen)...102


2.1 Vereinfachter Nachweis nach DIN EN 1996-3/NA.... 102
2.2 Erhöhte Werte der Ausfachungsfläche für
Mauerwerk mit Normalmauermörtel....................... 102
2.3 Erhöhte Werte der Ausfachungsfläche für
Mauerwerk mit Dünnbettmörtel............................. 102
2.4 Anschlüsse an angrenzende Bauteile..................... 105

3. Nicht tragende innere Trennwände


nach DIN 4103-1................................................................. 106
3.1 Vereinfachter Nachweis nach DIN 4103-1 und
DGfM-Merkblatt.................................................... 106
3.2 Nachweis nach DIN EN 1996-3/NA........................ 109
3.3 Befestigung an angrenzende Bauteile..................... 109
3.4 Beschränkung der Deckendurchbiegung................. 111
3.5 Vorteile massiver nicht tragender
innerer Trennwände............................................... 114
3.6 Schadensfreie Ausführung..................................... 115
3.7 Nicht tragende Innenwände aus
KS-Bauplatten BP7............................................... 115

Literatur.........................................................................................117
6 Inhalt KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Kapitel 5: Mauermörtel und Putz (Stand 01/2018)


Prof.-Dr. Sylvia Stürmer, Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung

1. Mauermörtel......................................................................119
1.1 Definition, Aufgaben.............................................. 119
1.2 Technische Regelwerke......................................... 119
1.3 Lieferformen......................................................... 119
1.4 Mörtelarten.......................................................... 120
1.5 Anforderungen...................................................... 120
1.6 Allgemeine Anwendung.......................................... 122
1.7 Mörtel für Sichtmauerwerk.................................... 122
1.8 Bauseitige Lagerung, Mörtelsilos........................... 124

2. Putz.....................................................................................125
2.1 Definition, Aufgaben.............................................. 125
2.2 Technische Regelwerke......................................... 125
2.3 Lieferformen......................................................... 126
2.4 Einteilung der Putze.............................................. 126
2.5 Ausführung von Putz............................................. 128

3. Fliesenbekleidungen........................................................132

Literatur.........................................................................................133

Kapitel 6: Befestigung (Stand 01/2018)


Prof. Dr.-Ing. Jan Hofmann, MPA Universität Stuttgart

1. Allgemeines.......................................................................135 5. Bemessung von Dübeln in Kalksandsteinen................146


5.1 Zugbelastung........................................................ 146
2. Dübelsysteme....................................................................135 5.2 Querbelastung.......................................................147
2.1 Kunststoffdübel.................................................... 135
2.2 Verbunddübel....................................................... 136 6. Baustellenversuche..........................................................148
6.1 Allgemeines.......................................................... 148
3. Sicherheitsanforderungen...............................................137 6.2 Durchführung........................................................ 148
6.3 Auswertung.......................................................... 148
4. Dübel für sicherheitsrelevante Befestigungen.............139
4.1 Kunststoffdübel mit deutscher bauaufsichtlicher Literatur.........................................................................................149
Zulassung............................................................ 139
4.2 Kunststoffdübel mit europäischer Bewertung ......... 140
4.3 Injektionsdübel mit deutscher bauaufsichtlicher
Zulassung............................................................ 142
4.4 Injektionsdübel mit europäischer Bewertung .......... 144
4.5 Mörtelankersysteme............................................. 145
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch Inhalt 7

Kapitel 7: Bemessung (Stand 01/2018)


Univ.-Prof. Dr.-Ing. Carl-Alexander Graubner, Technische Universität Darmstadt,
Dr.-Ing. Michael Schmitt, bauart Konstruktions GmbH & Co. KG, Lauterbach

1. Einführung und Stand der Normung..............................151 5. Bemessung nach dem vereinfachten Berechnungs-
1.1 Geschichtliche Entwicklung von verfahren in DIN EN 1996-3/NA:2012-01................... 170
Kalksandstein-Mauerwerk..................................... 151 5.1 Allgemeines und Anwendungsgrenzen.....................170
1.2 Stand der Normung............................................... 151 5.2 Erweiterung der Anwendungsgrenzen
1.3 Begriffe................................................................ 153 für größere Wandhöhen..........................................172
1.4 Tragverhalten von Bauteilen aus 5.3 Knicklänge und Schlankheit....................................172
Kalksandstein-Mauerwerk..................................... 157 5.4 Nachweisformat und Bemessungswert
der einwirkenden Normalkraft.................................174
2. Sicherheitskonzept und Einwirkungen..........................158 5.5 Ermittlung des Tragwiderstandes (Bemessungs-
2.1 Grundlagen des semiprobabilistischen wert der aufnehmbaren Normalkraft).......................174
Teilsicherheitskonzepts ( Ed # Rd)........................... 158 5.6 Nachweis der Mindestauflast..................................177
2.2 Charakteristische Werte der wesentlichen 5.7 Nachweis bei Querkraftbeanspruchung...................178
Einwirkungen im Mauerwerksbau........................... 159 5.8. Einzellasten und Teilflächenpressung......................178
2.3 Bemessungswert der Einwirkungen und
zugehörige Einwirkungskombinationen.................... 160 6. Bemessung von Aussteifungsscheiben nach dem
2.4 Bemessungswert des Tragwiderstandes genaueren Berechnungsverfahren nach
von Mauerwerkswänden........................................ 161 DIN EN 1996-1-1/NA:2012-05......................................179

3. Festigkeits- und Verformungseigenschaften................162 7. Bemessung von Kellerwänden und


3.1 Allgemeines.......................................................... 162 weiteren Bauteilen............................................................180
3.2 Charakteristische Druckfestigkeit.......................... 162 7.1 Kelleraußenwände................................................ 180
3.3 Charakteristische Biegezugfestigkeit...................... 163 7.2 Vorgefertigte Stürze.............................................. 182
3.4 Zentrische Zugfestigkeit parallel zur Lagerfuge....... 164
3.5 Haftscherfestigkeit und Reibungsbeiwert............... 164 8. Bauliche Durchbildung.....................................................184
3.6 Charakteristischer Wert der Schubfestigkeit........... 164 8.1 Vorbemerkungen................................................... 184
3.7 Verformungseigenschaften.................................... 166 8.2 Schlitze und Aussparungen.................................... 184
8.3 Überbindemaß...................................................... 185
4. Aussteifung von Gebäuden und 8.4 Längen- und Höhenausgleich................................. 186
Schnittgrößenermittlung.................................................166 8.5 Verbandsmauerwerk............................................. 186
4.1 Räumliche Steifigkeit............................................. 166 8.6 Deckenauflager..................................................... 187
4.2 Aussteifung tragender Wände................................ 168 8.7 Ringanker und Ringbalken..................................... 187
8.8 Wandanschlüsse................................................... 189
8.9 Stumpfstoßtechnik................................................ 190

Literatur.........................................................................................192

Kapitel 8: Mauerwerksgerechte Konstruktion (Stand 01/2018)

Dr.-Ing. Frank Purtak, Geschäftsführer Trag Werk Ingenieure, Dresden

1. Einleitung...........................................................................195 5. Rissbildung infolge Durchbiegung von


Stahlbetondecken.............................................................206
2. Entstehen von Zwangsspannungen und Rissen...........195 5.1 Nicht tragende Trennwände ober- und unterhalb
von Stahlbetondecken........................................... 206
3. Formänderungen...............................................................196 5.2 Verdrehung der Decke am Auflager......................... 208
3.1 Wärmedehnung..................................................... 196 5.3 Verdrehung der Dachdecke durch Aufschüsseln...... 209
3.2 Feuchtedehnung................................................... 196
3.3 Elastische und plastische Dehnung........................ 197 6. Rissbildung infolge von Baugrundeigenschaften.........210
3.4 Kriechen............................................................... 197
7. Gebäudegliederung durch Fugen...................................211
4. Rissbildung durch Längenänderung..............................198 7.1 Abstand von Gebäudedehnungsfugen.................... 211
4.1 Rissbildung bei Verwendung unterschiedlicher
Wandbaustoffe..................................................... 198 8. Dehnungsfugen in Ausfachungswänden und
4.2 Rissbildung im Mauerwerk in Verbindung mit Verblendschalen................................................................213
Stahlbetondecken................................................. 200 8.1 Rissbildung durch Längenänderung
4.3 Rechnerische Beurteilung der Risssicherheit.......... 205 in vertikaler und horizontaler Richtung.................... 213

Literatur.........................................................................................215
8 Inhalt KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Kapitel 9: Abdichtung (Stand 01/2018)


Prof. Dipl.-Ing. Matthias Zöller, AIBau, Aachen

1. Einleitung...........................................................................217 6. Planung und Ausführung der Abdichtung.....................223


6.1 Voruntersuchungen............................................... 223
2. Regelwerke........................................................................218 6.2 Wassereinwirkungen............................................. 223
6.3 Vermeidung unnötig hoher Wassereinwirkung......... 225
3. Einwirkung aus Wasser....................................................219 6.4 Kellerlichtschächte und Außentreppen
3.1 Wassereinwirkungsklasse W1-E (Bodenfeuchte)...... 219 bei Druckwasser................................................... 225
3.2 Wassereinwirkungsklasse W2-E (Druckwasser)....... 219 6.5 Außenwandflächen mit kunststoffmodifizierten
3.3 Wassereinwirkungsklasse W3-E............................. 220 Bitumendickbeschichtungen (PMBC/KMB)............. 226
3.4 Wassereinwirkungsklasse W4-E............................. 221 6.6 Abdichtung von Außenbauteilen mit Bahnen........... 227
6.7 Grundleitungen unter Bodenplatten........................ 229
4. Einwirkung aus dem Abdichtungsuntergrund 6.8 Detailausbildung................................................... 230
(Rissklassen).....................................................................222 6.9 Dränmaßnahmen.................................................. 235

5. Raumnutzungsklassen....................................................222 7. Innenraumabdichtungen..................................................238
5.1 Raumnutzungsklasse RN1-E.................................. 222
5.2 Raumnutzungsklasse RN2-E.................................. 222 Literatur.........................................................................................239
5.3 Raumnutzungsklasse RN3-E.................................. 222

Kapitel 10: Winterlicher Wärmeschutz (Stand 01/2018)


Prof. Dr.-Ing. Martin H. Spitzner, Hochschule Biberach und Ingenieurbüro für Energie Bauphysik Projekte, München,
Dipl.-Ing. Christoph Sprengard, Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. München

1. Überblick............................................................................241 5. Wärmeschutz und Schimmelpilzvermeidung


bei Wärmebrücken...........................................................258
2. Normen zum baulichen Wärmeschutz..........................242 5.1 Energetische Charakterisierung von Wärmebrücken.. 258
2.1 Normenreihe DIN 4108 „Wärmeschutz und 5.2 Verminderung des Wärmebrückenverlusts nach
Energieeinsparung in Gebäuden“........................... 242 DIN 4108 Beiblatt 2.............................................. 258
2.2 Normenreihe DIN V 18599 „Energetische Bewertung 5.3 Gleichwertigkeitsnachweis..................................... 260
von Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und 5.4 Hygienische Mindestanforderung an die
Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Oberflächentemperatur bei Wärmebrücken (fRsi)...... 262
Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung“.......... 242 5.5 Rollladenkästen.................................................... 263
2.3 Grundlegende ISO-Berechnungsnormen 5.6 Einbaulage von Fenstern....................................... 264
für die Gebäudehülle............................................. 243
2.4 Beheizter Bereich und thermische Gebäudehülle.... 243 6. Wärmebrücken in Kalksandstein-Mauerwerk..............265
6.1 Verringerung der Wärmebrückenwirkung
3. Von der Wärmeleitfähigkeit zum U-Wert......................243 durch KS-Wärmedämmsteine................................. 265
3.1 Wärmestrom, Widerstand...................................... 243 6.2 Einfluss von mechanischen Befestigungsmitteln
3.2 Wärmedurchgangskoeffizient, U-Wert..................... 244 und Mauerwerksankern......................................... 266
3.3 Wärmemenge, Abschätzung der Brennstoff- 6.3 Wärmebrückenwirkung von Konsolen und Ankern
einsparung durch energetische Bauteilsanierung.....247 bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden.............. 267
3.4 Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit...............247 6.4 Vergleich der Wärmebrückenwirkung der
3.5 Wärmeleitfähigkeit von Kalksandstein-Mauerwerk Befestigung bei typischen Wandaufbauten............. 268
nach harmonisierten europäischen Normen............ 249
3.6 Wärmeleitfähigkeit von Dämmstoffen nach den 7. Klimabedingter Feuchteschutz.......................................269
harmonisierten europäischen Normen 7.1 Diffusion von Wasserdampf................................... 269
DIN EN 13162 bis DIN EN 13171........................... 249 7.2 Kennwerte für die Wasserdampfdiffusion................270
3.7 Perimeterdämmung............................................... 251 7.3 Bauteile, für die kein rechnerischer
3.8 Wärmedurchlasswiderstand von Luftschichten........ 251 Tauwassernachweis erforderlich ist.........................271
3.9 Wärmeübergangswiderstände................................ 253 7.4 Konstruktive Hinweise............................................272
3.10 U-Wert von Bauteilen aus homogenen und 7.5 Austrocknungsverhalten von Mauerwerkswänden.....272
inhomogenen Schichten........................................ 254
3.11 U-Wert-Korrekturen............................................... 255 8. Luftdichtheit......................................................................273

4. Hygienischer Mindestwärmeschutz...............................256 9. Wärmeübertragung über das Erdreich..........................275


4.1 Vermeiden von Schimmelpilzwachstum.................. 256
4.2 Mindestwärmeschutz flächiger Bauteile Anhang..........................................................................................276
bei normal beheizten Gebäuden............................. 256
Literatur.........................................................................................279
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch Inhalt 9

Kapitel 11: Sommerlicher Wärmeschutz (Stand 01/2018)


Prof. Dr.-Ing. Martin H. Spitzner, Hochschule Biberach und Ingenieurbüro für Energie Bauphysik Projekte, München

1. Einleitung...........................................................................281 5. Beispiel EFH in unterschiedlichen Bauarten und


unterschiedlichem energetischen Niveau.....................294
2. Sommerlicher Wärmeschutz
von Aufenthaltsräumen...................................................281 6. Zusammenfassung...........................................................295

3. Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes Literatur.........................................................................................295


mit dem Sonneneintragskennwertverfahren
nach DIN 4108-2..............................................................282
3.1 Überblick.............................................................. 282
3.2 Ausnahmen von der Nachweisführung.................... 282
3.3 Ablauf des Verfahrens........................................... 283
3.4 Vorhandener Sonneneintragskennwert................... 283
3.5 Zulässiger Sonneneintragskennwert....................... 283

4. Beispiel: Vergleichsrechnungen
zum sommerlichen Wärmeschutz.................................287
4.1 Beispielräume....................................................... 287
4.2 Nachweis mit dem vereinfachten
Sonneneintragskennwertverfahren......................... 290
4.3 Nachweis mittels thermisch-dynamischer
Gebäudesimulation............................................... 290
4.4 Vergleich der Ergebnisse....................................... 292

Kapitel 12: Brandschutz (Stand 01/2018)


Dipl.-Ing. Christiane Hahn, ö.b.u.v. Sachverständige für Brandschutz, Braunschweig/Hamburg

1. Einleitung...........................................................................297 4. Baulicher Brandschutz mit


1.1 Bedeutung des Brandschutzes.............................. 297 Kalksandstein-Mauerwerk..............................................316
1.2 Sicherheitskonzept............................................... 297 4.1 Grundlagen........................................................... 316
1.3 Brandschäden...................................................... 297 4.2 Tragende Wände....................................................317
1.4 Haustechnik......................................................... 298 4.3 Nicht tragende Trennwände................................... 318
1.5 Kalksandstein-Mauerwerk..................................... 298 4.4 Außenwände......................................................... 321
4.5 Gebäudetrennwände – Gebäudeabschlusswände.... 324
2. Bauaufsichtliche Anforderungen....................................299 4.6 Brandwände......................................................... 326
2.1 Grundlagen........................................................... 299 4.7 Komplextrennwände.............................................. 333
2.2 Musterbauordnung (MBO)...................................... 299 4.8 Sonstige Anwendungen mit Kalksandstein.............. 333
2.3 Definition Gebäude............................................... 299 4.9 Haustechnische Aspekte....................................... 334
2.4 Bauprodukte – Wände........................................... 302 4.10 Versicherungstechnische Aspekte.......................... 335
2.5 Verwendbarkeitsnachweise.................................... 306
2.6 Rauchdichte Bauteile............................................ 310 5. Zusammenfassung des tabellarischen
2.7 Brandschutznachweise, Brandschutzkonzepte........ 310 Brandschutznachweises von KS-Konstruktionen.........337
5.1 Grundlagen........................................................... 337
3. Brandschutznormen.........................................................312 5.2 Nicht tragende Wände........................................... 337
3.1 Grundlagen und Verwendbarkeitsnachweise........... 312 5.3 Tragende Wände ohne Nachweis
3.2 Nationale Prüfnormen........................................... 312 des Ausnutzungsfaktors........................................ 337
3.3 Europäische Prüfnormen....................................... 312 5.4 Tragende Wände mit Nachweis
3.4 Bauteil-Klassifizierungen nach DIN EN 13501-2 des Ausnutzungsfaktors a6,fi.................................. 338
(Kurzbezeichnungen)............................................. 314 5.5 Brandwände......................................................... 339
3.5 Brandschutzbemessung nach 5.6 Komplextrennwände.............................................. 339
DIN EN 1996-1-2/NA............................................. 315
Normen.........................................................................................340

Literatur.........................................................................................341
10 Inhalt KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Kapitel 13: Schallschutz (Stand 01/2018)


Prof. Dr.-Ing. Heinz-Martin Fischer

1. Einleitung...........................................................................343 5. Bemessung des Schallschutzes und


der Schalldämmung.........................................................362
2. Schalltechnische Grundlagen.........................................344 5.1 Die Schallschutznorm DIN EN 12354 als Grundlage
2.1 Grundbegriffe....................................................... 344 der Berechnungsverfahren in DIN 4109-2............... 362
2.2 Schalldämmung und Schallschutz.......................... 345 5.2 DIN 4109............................................................. 363
2.3 Spektrum-Anpassungswerte.................................. 347 5.3 KS-Schallschutzrechner..........................................370
2.4 Schalltechnisches Verhalten massiver Bauteile...... 347
6. Hinweise zur Planung und Ausführung..........................372
3. Schallschutz zwischen Wunsch und Wirklichkeit........349 6.1 Einschalige Wände.................................................372
3.1 Die Erwartungen der Bewohner.............................. 349 6.2 Zweischalige Haustrennwände............................... 385
3.2 Der eigene Wohnbereich........................................ 349
3.3 Objektive Kriterien für den Schallschutz................. 349 7. Außenlärm.........................................................................391
3.4 Anforderungen und Empfehlungen.......................... 351 7.1 Anforderungen...................................................... 391
3.5 Zahlenmäßige Festlegungen des Schallschutzes..... 352 7.2 Nachweise............................................................ 392
3.6 Schallschutz und Rechtsprechung.......................... 352 7.3 Zweischalige massive Außenwände........................ 393
3.7 Die Umsetzung von Schallschutz-Anforderungen..... 354 7.4 Einschalige Außenwände mit WDVS....................... 393
3.8 Kosten des Schallschutzes.................................... 354
8. Schallabsorption...............................................................399
4. Anforderungen an den baulichen Schallschutz............355 8.1 Begriffe................................................................ 399
4.1 Regelwerke........................................................... 355 8.2 Einsatz von Schallabsorbern.................................. 399
4.2 Hinweise zur Festlegung des Schallschutzniveaus... 360 8.3 Schallabsorption mit KS-Wänden........................... 400
4.3 Planungsgrundlagen des Schallschutzes
mit den Kenngrößen R’w und DnT,w.......................... 361 Literatur.........................................................................................400

Kapitel 14: Umwelt und Gesundheit (Stand 09/2017)

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Frank Ulrich Vogdt, Dipl.-Ing. Juliane Nisse, TU Berlin

1. Nachhaltigkeit...................................................................403 4. Nutzungsphase.................................................................414
1.1 Veranlassung........................................................ 403 4.1 Minimierung von Energieaufwendungen
1.2 Entwicklung.......................................................... 403 und Emissionen.....................................................414
1.3 Dimensionen der Nachhaltigkeit............................. 406 4.2 Behaglichkeit.........................................................414
1.4 Schutzziele und Indikatoren................................... 406 4.3 Gesundheit........................................................... 420
1.5 Lebenszyklusbetrachtung...................................... 408 4.4 Minimierung weiterer Aufwendungen
in der Nutzungsphase........................................... 421
2. Planungsphase..................................................................409
2.1 Ökonomische Lebenszyklusanalyse....................... 409 5. Lebenszyklusende............................................................422
2.2 Ökologische Lebenszyklusbewertung..................... 411 5.1 Regelung.............................................................. 422
5.2 Verfahren............................................................. 422
3. Errichtungsphase..............................................................412
3.1 Rohstoffgewinnung............................................... 412 Literatur.........................................................................................424
3.2 Herstellung........................................................... 413
3.3 Transport.............................................................. 413
3.4 Verarbeitung......................................................... 413
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch Inhalt 11

Kapitel 15: Spezielle Anwendungsbereiche (Stand 01/2018)


Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.

1. Kalksandstein im Erdreich..............................................427

2. Kabelabdeckungen...........................................................427

3. Aggressive Medien...........................................................428

4. Strahlenschutz in Gebäuden...........................................429
4.1 Das elektromagnetische Spektrum........................ 429
4.2 Elektromagnetische Strahlung............................... 429
4.3 Radioaktive Strahlung........................................... 430

5. Beschuss-Sicherheit.........................................................431

6. Mauern im Winterhalbjahr und Absäuern


des Mauerwerks................................................................432

7. Erdbebensicherheit...........................................................433
7.1 Anforderungen an Mauerwerksbaustoffe................ 433
7.2 Erdbebennachweis................................................ 433

8. Einbruchhemmung...........................................................434

9. Austrocknungsverhalten von KS-Mauerwerk...............435


9.1 Übliche Baufeuchte............................................... 435
9.2 Durchfeuchtung infolge von Extrem-Ereignissen
wie Hochwasser.................................................... 436

Literatur.........................................................................................437

Stichwortverzeichnis

Stichwortverzeichnis...................................................................439

Bildnachweise
Bild S. 5: Dariusz Jarzabek/AdobeStock; Bild S. 6: KS-Quadro GmbH;
Bild S. 9: photographee.eu/AdobeStock;
Bild S. 11: Tiberius Gracchus/AdobeStock
Kapitel 1 KALKSANDSTEIN

Stand: 01/2018 Bundesverband Kalksandsteinindustrie e. V.


KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 13

1. Kalksandsteine nach DIN EN 771-2

Als am 5. Oktober 1880 ein Patent zur Erzeugung von Kalksand- Regeln für die Verwendung in Deutschland auf Grundlage der
steinen an Dr. Michaelis in Berlin erteilt wurde, konnte niemand Landesbauordnungen und der Verwaltungsvorschrift Technische
ahnen, welcher Erfolg dieser Entwicklung beschieden sein wür- Baubestimmungen (VV TB) sind für Kalksandsteine in der Norm
de. Die Formgebung durch Pressen und die Hochdruckdampf- DIN 20000-402 [2] festgelegt.
härtung ermöglicht bereits seit mehr als 120 Jahren eine in-
dustrielle Kalksandstein-Produktion. Im Jahre 1900 wurden Dort sind alle wesentlichen Merkmale (Leistungen) aufgeführt,
rund 300 Mio. Steine und 1905 bereits 1 Mrd. Kalksandsteine die für die Verwendung in Deutschland in der Leistungserklä-
produziert. Durch die schnelle Marktverbreitung und das Ver- rung zu deklarieren sind. Gleichzeitig werden die deklarierten
trauen zu diesem Mauerstein erschien bereits 1927 die erste Leistungen für die Anwendung nach DIN EN 1996/NA (Euro-
Ausgabe der deutschen Kalksandsteinnorm DIN 106. Im Jahr code 6) [3] klassifiziert, so dass Kalksandsteine auch nach
2005 löste die europäisch harmonisierte Kalksandsteinnorm DIN 20000-402 die traditionelle Bezeichnung erhalten und in
DIN EN 771-2 die nationale Produktnorm ab. Auf dieser Grund- die bekannten Steinarten, Druckfestigkeits- und Rohdichteklas-
lage werden Kalksandsteine nunmehr mit einer Leistungserklä- sen sowie Formate eingeordnet werden können. Ist eine Ein-
rung versehen und mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet. gruppierung nach DIN 20000-402 nicht möglich, muss für die
betreffenden Steine eine Bauartgenehmigung (früher Anwen-
Kalksandsteine sind Mauersteine, die aus den natürlichen Roh- dungszulassung) vorliegen.
stoffen Kalk, kieselsäurehaltigen Zuschlägen (Sand) und Was-
ser hergestellt, nach intensivem Mischen verdichtet, geformt Kalksandsteine gehören damit zu den wenigen harmonisier-
und unter Dampfdruck gehärtet werden (Bild 1). Für die Zu- ten Bauprodukten, für die allein die Angaben in der Leistungs-
schläge sollen Gesteinskörnungen nach DIN EN 12620 ver- erklärung ausreichen, um alle Anforderungen gemäß den Lan-
wendet werden. Die Verwendung von Gesteinskörnungen nach desbauordnungen zu erfüllen. Die VV TB und DIN 20000-402
DIN EN 13055-1 ist, mit Ausnahme von Blähglas und Kessel- fordern keine zusätzlich einzuhaltenden Eigenschaften. Der
sand, zulässig, soweit hierdurch die Eigenschaften der Kalk- Verwender kann bei Planung, Bemessung, Ausschreibung und
sandsteine nicht ungünstig beeinflusst werden. Bestellung allein durch Bezugnahme auf DIN 20000-402 und
die dort verwendeten Bezeichnungen sicherstellen, dass Kalk-
Kalksandsteine werden für tragendes und nicht tragendes sandsteine nach DIN EN 771-2 in Deutschland auch verwendet
Mauerwerk vorwiegend für die Erstellung von Außen- und In- werden dürfen. Diese Angaben reichen zudem aus, um Kalk-
nenwänden verwendet. Für tragende und nicht tragende Au- sandsteine nach DIN EN 1996/NA bemessen und ausführen
ßenwände sowie für tragende Innenwände gilt in Deutschland zu können. Gleichzeitig erübrigt sich für den Verwender auch
DIN EN 1996/NA, für nicht tragende Innenwände DIN 4103-1. die aufwändige Überprüfung von Leistungserklärungen (Bild 2).

1.1 Verwendung von Kalksandsteinen in Deutschland INFO


nach DIN 20000-402 Mit Angabe der Bezeichnung von Kalksandsteinen nach
DIN 20000-402 auf dem Lieferschein bestätigt der Hersteller,
Entsprechend der Bauproduktenverordnung erhalten Kalksand- dass die CE-gekennzeichneten Kalksandsteine nach DIN EN
steine nach DIN EN 771-2 [1] eine Leistungserklärung und wer- 771-2 im Sinne der Landesbauordnungen und auf Grundlage
den CE-gekennzeichnet. Die CE-Kennzeichnung regelt jedoch der VV TB in Deutschland verwendet werden dürfen.
nur das „Inverkehrbringen“ harmonisierter Bauprodukte. Die

DIN EN 771-2
Kalksandsteine

DIN 20000-402
Regeln für die Verwendung von
Kalksandsteinen nach DIN EN 771-2

DIN EN 1996/NA
Eurocode 6 – Bemessung und
Konstruktion von Mauerwerksbauten

Bild 1 Die Rohstoffe: Kalk, Sand und Wasser Bild 2 Verwendbarkeit von Kalksandsteinen
14 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

2. Herstellung

Die wesentlichen Stationen der 1 Kalk-


1
sandstein-Produktion sind (Bild12 3): 2
3
1 3
1 Kalk und Sand aus den heimischen
1
4 4
1 1
2 Reaktoren
Abbaustätten werden im Werk 5
1
in
5
Si-
los gelagert. Die Rohstoffe werden im
Mischungsverhältnis Kalk : Sand = Wasser
1 : 12 nach Gewicht dosiert, intensiv
miteinander gemischt und über eine Sand Sand Sand Kalk
Förderanlage in Reaktoren geleitet.
Nachmischer
2 Hier löscht der Branntkalk unter Zuga- Steinpressen
be von Wasser zu Kalkhydrat ab. Ge- Mischer
gebenenfalls wird das Mischgut dann 1
3
Dime
im Nachmischer auf Pressfeuchte ge-
bracht. Dampferzeuger

3 Mit vollautomatisch arbeitenden Pres-


sen werden die Steinrohlinge geformt
und auf Härtewagen gestapelt (Bild 4).

4 Es folgt dann das Härten der Roh-


1
4
linge unter geringem Energieaufwand Dampf-Härtekessel
bei Temperaturen von ca. 200 °C un-
ter Wasserdampf-Sättigungsdruck, je
nach Steinformat etwa vier bis zwölf
Stunden. Der Vorgang ist von der Na-
1
5
tur abgeschaut. Beim Härtevorgang
Lagerplatz
wird durch die heiße Wasserdampfat-
mosphäre Kieselsäure von der Ober-
fläche der Quarzsandkörner angelöst.
Die Kieselsäure bildet mit dem Bin-
demittel Kalkhydrat kristalline Binde- Bild 3 Herstellung von Kalksandstein
mittelphasen – die CSH-Phasen –, die
auf die Sandkörner aufwachsen und
diese fest miteinander verzahnen. Die beim Herstellungs- 5 Nach dem Härten und Abkühlen sind die Kalksandsteine
prozess gebildeten Strukturen aus Kalk, Sand und Wasser gebrauchsfertig, eine werksseitige Vorlagerung ist nicht er-
sind dafür verantwortlich, dass der Kalksandstein ein festes forderlich.
Gefüge hat. Es entstehen keine Schadstoffe (Bild 5).

Bild 4 Nach dem Mischen werden die Rohlinge gepresst. Bild 5 Das Härten der Rohlinge erfolgt in Dampf-Härtekesseln.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 15

3. Kalksandsteinprodukte

Von der Kalksandsteinindustrie wird eine Tafel 1 Wichtige Steinarten und -bezeichnungen nach DIN 20000-402
Vielzahl an Formaten für die Handvermau-
erung und für das Mauern mit Versetzge- Bezeichnung Kurz- Schicht­ Eigenschaften und Anwendungsbereiche
rät angeboten. Das KS-Bausystem um- zeichen höhe
fasst neben den Steinformaten für die [cm]
Erstellung von Mauerwerk nach DIN EN a) Kalksandsteine: Lochanteil # 15 % der Lagerfläche
1996/NA auch Bauteile zur Systemer- 1 KS-Vollsteine KS # 12,5 Für tragendes und nicht tragendes
gänzung sowie Sonderprodukte. Mauerwerk in Normalmauermörtel versetzt
2 KS -R-Block- KS -R > 12,5 Wie Zeile 1, zusätzlich mit Nut-Feder-System an
Die KS-Palette zur Herstellung von tra-
steine # 25 den Stirnseiten; Stoßfugenvermörtelung kann
genden und nicht tragenden Wänden daher im Regelfall entfallen
reicht von traditionellen, kleinforma-
tigen Kalksandsteinen zur Handvermau- 3 KS-Plansteine KS P # 25 Wie Zeile 2, aufgrund höherer Anforderungen
KS -R-Plansteine KS -R P an die Abmaßklasse (Toleranzen) zum Verset-
erung über mittelformatige Voll- und Loch-
zen in Dünnbettmörtel geeignet
steine bis zu großformatigen Elementen
mit Nut-Feder-System zum maschinellen 4 KS-Fasensteine KS F # 25 Wie Zeile 3, jedoch mit beidseitig umlaufender
Versetzen. Fase an der Sichtseite von ca. 4 bis 7 mm
5 KS XL-Raster- KS XL-RE $ 50 Wie Zeile 3; Lieferung von Regelelementen der
Mit KS-Bauplatten werden schlanke nicht elemente1) # 62,5 Länge 498 mm sowie Ergänzungselementen
tragende Wände hergestellt. Besonders der Längen 373 mm und 248 mm
wirtschaftlich sind zudem KS-Plansteine 6 KS XL-Plan- KS XL-PE $ 50 Wie Zeile 3; Lieferung von werkseitig vorkonfek­
und KS-Planelemente, die mit Dünnbett- elemente1) # 65 tionierten Wandbausätzen mit Regelelementen
mörtel verarbeitet werden. KS -E-Steine der Länge 998 mm
ermöglichen – auch nachträglich – die 7 KS XL-E-Plan- KS XL-E = 50 Wie Zeile 5, jedoch mit durchgehenden Installa-
Verlegung von Elektroinstallation ohne elemente tionskanälen (KS -E-Steine)
Schlitzen und Fräsen. Steine zur Erstel- b) Kalksandsteine: Lochanteil > 15 % der Lagerfläche
lung von Sichtmauerwerk runden die Pa-
8 KS-Lochsteine KS L # 12,5 Für tragendes und nicht tragendes
lette ab.
Mauerwerk in Normalmauermörtel versetzt

Alle Kalksandsteine sind nach DIN EN 9 KS -R-Hohl- KS L-R > 12,5 Wie Zeile 8, zusätzlich mit Nut-Feder-System an
771-2 mit dem CE-Kennzeichen verse- blocksteine # 25 den Stirnseiten; Stoßfugenvermörtelung kann
daher im Regelfall entfallen
hen. Anhand der in der Leistungserklä-
rung deklarierten wesentlichen Merkmale 10 KS-Plansteine KS L P # 25 Wie Zeile 9, aufgrund höherer Anforderungen
werden die Steine nach DIN 20000-402 KS -R-Plansteine KS L-R P an die Abmaßklasse (Toleranzen) zum Verset-
für die Verwendung in Deutschland ein- zen in Dünnbettmörtel
gestuft und bezeichnet. c) Frostwiderstandsfähige Kalksandsteine 2)
11 KS-Vormauer- KS Vm # 25 Kalksandsteine mindestens der Druckfestig-
steine keitsklasse 10, die frostwiderstandsfähig sind
3.1 Bezeichnung (mindestens Frostwiderstandklasse F1)
12 KS-Verblender2) KS Vb # 25 Kalksandsteine mindestens der Druckfestig-
Die Bezeichnung der Kalksandsteine er- keitsklasse 16 mit höheren Anforderungen an
folgt nach DIN 20000-402. Sie setzt sich die Abmaßklasse (Toleranzen) als Zeile 11 und
zusammen aus der Steinsorte, der DIN- erhöhter Frostwiderstandsfähigkeit (mindestens
Hauptnummer, der Steinart, der Stein- Frostwiderstandklasse F2)
druckfestigkeitsklasse, der Steinrohdich- 1)
Im Markt sind unterschiedliche Marken bekannt.
teklasse und dem Format-Kurzzeichen. 2)
KS-Verblender werden regional auch als bossierte Steine oder mit bruchrauer Oberfläche angeboten.
Ab dem Format 4 DF ist zusätzlich die Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.
Wanddicke anzugeben. Anstelle des For-
mat-Kurzzeichens dürfen auch die Ma-
ße in der Reihenfolge Länge/Breite/Höhe
angegeben werden. Die Breite entspricht Steindruck- Steinroh- Wanddicke
der Wanddicke (Bild 6). festigkeits- dichte- (bei Steinen
Steinsorte KS-Norm Steinart klasse klasse Format mit Nut-Feder-
System an den
Stirnflächen)
3.2 Steinarten Kalksandstein DIN 20000-402 – KS L-R P 12 – 1,4 – 8 DF (240)
Kalksandsteine werden in verschiedenen
Eigenschaften für unterschiedliche An-
Hohlblockstein Plan- mind. 1,21 bis 248 x 240 x 248 mm
wendungsbereiche angeboten. Bei der mit Nut-Feder- stein 12 N/mm2 1,40 kg/dm3
Unterscheidung der Steinarten sind nach System Trockenroh- 240 mm
DIN 20000-402 verschiedene in der Leis­ dichte
tungserklärung deklarierte Merkmale zu
beachten (Tafel 1, Bilder 7 bis 13). Bild 6 Bedeutung der Kurzzeichen (Beispiel)
16 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

3.2.1 Maße
Kalksandsteine halten die in DIN 20000-
402 angegebenen Mindest- und Höchst-
maße ein. Hierbei wird unterschieden in
Sollmaße von Klein- und Mittelformaten
(Voll-, Loch-, Block-, Hohlblock-, Plan- und
Fasensteine) sowie Sollmaße von groß-
formatigen Planelementen (KS XL). Für
KS-Bauplatten gelten gesonderte Abmes-
sungen.

Die Kalksandsteinindustrie bietet für je-


den Anwendungsfall das richtige Steinfor-
mat an. Alle Steinformate entsprechen
den Anforderungen in DIN 20000-402
sowie DIN 4172 „Maßordnung im Hoch-
bau“. Sie werden in der Regel als Viel-
faches vom Dünnformat (DF) angegeben
(Ausnahme: NF = Normalformat).

INFO
Die regionalen Lieferprogramme sind zu
beachten.

3.2.2 Grenzabmaße (Toleranzen) 3.3 Physikalische Eigenschaften von Kalksandstein


Kalksandsteine sind durch das Herstellverfahren sehr maßge-
nau. Die in der Leistungserklärung deklarierte Abmaßklasse Die physikalischen Eigenschaften von Kalksandsteinen wer-
nach DIN EN 771-2 muss gemäß DIN 20000-402 für die Ver- den in DIN 20000-402 anhand der deklarierten wesentlichen
wendung mit Dünnbettmörtel mindestens T3 und für die Ver- Merkmale klassifiziert.
wendung mit Normal- oder Leichtmauermörtel mindestens T1
entsprechen (Tafel 2). Für KS-Verblender sind die Grenzabmaße
der Klasse Tm in DIN 20000-402 angegeben. 3.3.1 Druckfestigkeitsklasse
Die Steindruckfestigkeit wird in N/mm2 angegeben. Kalksand-
steine sind in den Druckfestigkeitsklassen 4 bis 60 genormt.
3.2.3 Form und Ausbildung In der Praxis werden im Wesentlichen die Druckfestigkeitsklas-
Ein weiteres wichtiges Kriterium zur Einordnung von Kalksand- sen 12 und 20 hergestellt (Tafel 3).
steinen in die verschiedenen Steinarten nach DIN 20000-402
ist die Unterscheidung hinsichtlich Form
und Ausbildung. Hierzu gehören bei-
spielsweise die folgenden Kriterien: Tafel 2 Grenzabmaße von Kalksandsteinen

nn Lochanteil bezogen auf die Lager­ Maße KS und KS -R KS -R P und KS XL KS Vb1)


fläche (Vollsteine/Lochsteine)
Abmaßklasse T1 T3 Tm
nn Stegdickensumme (Lochsteine) Steinlänge und -breite
Mittelwerte Soll ±2 mm Soll ±2 mm Soll ±1 mm
nn Anordnung und Ausbildung von Griff- Einzelwerte Mittel ±2 mm Soll ±3 mm Mittel ±1 mm
hilfen, Grifflöchern und Hantierlöchern
Steinhöhe
Mittelwerte Soll ±2 mm Soll – Soll ±2 mm
nn Anordnung und Ausgestaltung von Einzelwerte Mittel ±2 mm Soll ±1,0 mm Mittel ±2 mm
Lochbildern (Lochreihenanzahl,
Stegdicken, Lochdurchmesser) Ebenheit und
– 1,0 mm –
Planparallelität
nn Stoßfugenausbildung 1)
KS-Verblender mit strukturierter Oberfläche haben eine oder zwei bossierte bzw. bruchraue Sichtflächen.
(Nut-Feder-System) Die Anforderungen an die Grenzabmaße gelten nicht für die Richtung senkrecht zur strukturierten Ober-
fläche.
nn Kantenausbildung (Fasensteine)
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 17

Für die Zuordnung in die Druckfestig- Tafel 3 Übliche Druckfestigkeitsklassen von Kalksandstein
keitsklassen nach DIN 20000-402 muss
die nach DIN EN 772-1 geprüfte und in Druckfestigkeitsklasse1) 102) 12 162) 20 282)
der Leis­tungserklärung deklarierte mitt-
lere Druckfestigkeit noch auf die in Mittlere Mindestdruckfestigkeit fst 12,5 15,0 20,0 25,0 35,0
[N/mm2]
Deutschland maßgebende Druckfes­-
1)
tigkeit unter Berücksichtigung des Form- Entspricht auch dem kleinsten zulässigen Einzelwert bei einer Prüfung
2)
Nur auf Anfrage regional lieferbar
faktors und des Faktors für den lufttro-
ckenen Zustand umgerechnet werden.

Tafel 4 Übliche Rohdichteklassen von Kalksandstein


3.3.2 Rohdichteklasse
Die Steinrohdichte wird in kg/dm³ an- Rohdichteklasse 1,21) 1,4 1,61) 1,8 2,0 2,2
gegeben. Der in der Leistungserklärung Klassengrenzen 1,01 bis 1,21 bis 1,41 bis 1,61 bis 1,81 bis 2,01 bis
deklarierte Wertebereich der Brutto-Tro- [kg/dm3] 1,20 1,40 1,60 1,80 2,00 2,20
ckenrohdichte wird nach DIN 20000-402 1)
Nur auf Anfrage regional lieferbar
der zugehörigen Rohdichteklasse zuge-
ordnet (Tafel 4).

Voll- und Blocksteine sind dabei den Rohdichteklassen  1,6 Frost-Tau-Wechseln, wobei die Temperatur im Verlauf der Prü-
zuzuordnen, Loch- und Hohlblocksteinen den Rohdichteklas- fung zwischen -15 °C und +20 °C wechselt. Zudem müssen
sen  1,6. Ob Steine der Rohdichteklasse 1,6 zu den Voll- oder KS-Vm mindestens die Druckfestigkeitsklasse 10 und KS-Vb
Lochsteinen zu zählen sind, ist abhängig vom prozentualen mindestens die Druckfestigkeitsklasse 16 aufweisen.
Lochanteil der Steine. In der Praxis werden im Wesentlichen
die Rohdichteklassen 1,4 bis 2,2 hergestellt.
INFO
Die Frostwiderstandsklasse wird in der Leistungserklärung ge-
3.3.3 Frostwiderstand mäß DIN EN 771-2 nur bei Kalksandsteinen für ungeschütztes
Kalksandsteine für ungeschütztes Mauerwerk, die der Wit- Mauerwerk deklariert.
terung ausgesetzt sind (z.B. in der Verblendschale von zwei-
schaligem Mauerwerk), müssen frostwiderstandsfähig sein.
Die Einstufung in Vormauersteine und Verblender erfolgt nach
DIN 20000-402. Bei KS-Vormauersteinen (Vm) muss mindes­ 3.3.4 Brandverhalten
tens die Frostwiderstandsklasse F1 und bei KS-Verblendern Kalksandsteine nach DIN 20000-402 entsprechen der Brand-
(Vb) mindestens die Frostwiderstandklasse F2 deklariert sein. verhaltensklasse A1 (nichtbrennbar) und werden entsprechend
Dies entspricht einer extremen Beanspruchung von 25 bzw. 50 deklariert.
18 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

3.4 Kalksandsteine für die Verarbeitung mit Normalmauermörtel

DF NF 2 DF

113
71
52

0 0 0
11 24 11 24 11 24
5 5 5

3 DF 4 DF 5 DF
113

113

113
0
17 24 24 0 24 30
0
5 0 24 0

Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.

Bild 7 Beispiele von KS-Steinen zur Verarbeitung mit Normalmauermörtel

KS-Verblender, glatt

DF NF 2 DF 113
71
52

0 0 0
11 24 11 24 11 24
5 5 5

3 DF 4 DF 5 DF
113

113
113

0
17 24
0 24
0 24
0 24
0 30
5

KS-Verblender, bruchrau KS-Verblender, bossiert

DF NF 2 DF DF NF 2 DF
113

113
71

71
52
52

0 0 0 0 0
95 24
0
95 24 95 24 95 22 95 22 95 22
/10 /10 /10 /10 /10 /10
5 5 5 5 5 5

Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.

Bild 8 Beispiele von KS-Produkten für Sicht- und Verblendmauerwerk, zur Verarbeitung mit Normalmauermörtel
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 19

4 DF (240) 5 DF (300) 6 DF (365)


113

113

113
24 8 30
0 24 0 24
8 36
5 8
24

Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.

Bild 9 Beispiele von KS -R-Steinen (h = 113 mm), zur Verarbeitung mit Normalmauermörtel

3.5 Kalksandsteine für die Verarbeitung mit Dünnbettmörtel

4 DF (240) 5 DF (300) 6 DF (365)


123

123

123
24 8
0 24 30
0 8 36
24 5 8
24

4 DF (115) 5 DF (150) 6 DF (175) 7 DF (200)


248

248

248

248

8
11 24 24
8 8
5 15
0 17 24 20 24
8
5 0

8 DF (240) 10 DF (300) 12 DF (365)


248

248

248

24 8
0 24 30 8
0 24 36 8
5 24

8 DF (115) 10 DF (150) 12 DF (175)


248

248

248

8 8
49 49 8
49
11 15 17
5 0 5

Steine mit einem Gewicht bis zu 25 kg lassen sich von Hand mauern.
Bei größerem Einzelsteingewicht werden Versetzgeräte eingesetzt.
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.

Bild 10 Beispiele von KS -R-Plansteinen (h = 123 mm bzw. 248 mm), zur Verarbeitung mit Dünnbettmörtel
20 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

248/373
248/373

3
37 3
8/ 37
d 24 d 8/
24

Wanddicke d = 1151), 175, 240 mm Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten. 1)


Nur für nicht tragende Wände

Bild 11 Beispiele von KS-Fasensteinen, zur Verarbeitung mit Dünnbettmörtel

498/623/648
498/623/648

8 8
99 99

15
11 0
10 15
0 )
498/623/648
498/623/648

8
99
8 99

17 20
5 0
498/623/648
498/623/648

8 8
99 99

30
24 0/3
0 65

1)
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten. Im Markt sind unterschiedliche Marken bekannt. Nur für nicht tragende Wände

Bild 12 Beispiele von KS XL-Plan­elementen, zur Verarbeitung mit Dünnbettmörtel


KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 21

Regelelement Ergänzungselemente

1/1 3/4 1/2


498/623

498/623

498/623
8
49 3
37 8
d d d 24

d = 1001), 115, 150, 175, 200, 240, 300, 365 mm


Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.
1)
Im Markt sind unterschiedliche Marken bekannt. Nur für nicht tragende Wände

Bild 13 Beispiele von KS XL-Rasterelementen, zur Verarbeitung mit Dünnbettmörtel

3.6 Bauteile zur Systemergänzung 3.6.2 KS-Wärmedämmsteine


KS-Wärmedämmsteine sind wärmetechnisch optimierte Kalk-
Die Bauteile zur Systemergänzung runden das Lieferprogramm sandsteine nach DIN EN 771-2 und DIN 20000-402, die un-
ab und ermöglichen somit die Erstellung von Wänden aus einem ter Verwendung eines natürlichen Leichtzuschlags hergestellt
Baustoff. werden. Sie werden in der Regel als Vollstein in der Druckfes­
tigkeitsklasse  20 und einem Bemessungswert der Wärme-
leitfähigkeit   0,33 W/(m·K) angeboten, regional auch mit
3.6.1 KS-Kimmsteine anderen Steineigenschaften. Die verbesserten wärmeschutz-
KS-Kimmsteine sind Ergänzungssteine nach DIN EN 771-2 und technischen Kennwerte werden laufend von unabhängigen Prüf-
DIN 20000-402, die in unterschiedlichen Höhen zum Höhen- stellen überwacht (Bild 15).
ausgleich am Wandfuß bzw. am Wandkopf eingesetzt werden
(Bild 15). KS-Wärmedämmsteine werden an geometrisch bedingten
Wärmebrücken wie z.B. Wandfußpunkten von Außen- und In-

KS BP7 KS XL-RE (100) KS XL-PE (100)


248

8
49

71

KS BP10
498/623
498/623

8
99
248

8)
24 8
3/ 49
( 37
498
10 10 10
0 0 0

Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.

Bild 14 KS-Produkte für nicht tragende Wände nach DIN 4103


22 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

nenwänden über nicht beheizten Kel-


lern, Fundamentplatten oder belüfteten KS-Höhenausgleichs- bzw. KS-Kimmsteine KS-Wärmedämmsteine (wärmetechnisch optimierte
in unterschiedlichen Höhen h Kalksandsteine)1) mit einem Bemessungswert der
Kriechkellern eingesetzt. Wärmeleitfähigkeit l  0,33 W/(m·K)

3.6.3 KS-Stürze
Als vorgefertigte Bauteile zur Öffnungs-
überdeckung werden vorgefertigte KS-
Stürze nach allgemeiner bauaufsicht-
licher Zulassung angeboten (Bild 16). 8

1132)
49 8
8/
h
49
24
d d
Es wird unterschieden zwischen KS-
Flachstürzen (h  12,5 cm), deren Druck- 1)
Im Markt sind unterschiedliche Marken bekannt.
2)
zone (Übermauerung) auf der Baustelle Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten. Andere Höhen auf Anfrage

hergestellt wird, und KS-Fertigteilstürzen


(h > 12,5 cm) (Bild 17). Bild 15 KS-Kimmsteine und KS-Wärmedämmsteine

Sturzbreite Sturzhöhe Nennlänge


d = [mm] [mm] [mm]
115
71
175
115 1.000
150 bis
175 113 3.0001)
2)
1)
0 200
.00 240
–3
00
/1.0
75 1003)*)
71/113/123

8
115
875
150
123 bis
175
3.0002)
200
d 240

1) 3)
Abgestuft in 250 mm-Schritten Nur für nicht tragende Wände
2) *)
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten. Abgestuft in 125 mm-Schritten Auf Anfrage

Bild 16 KS-Flachstürze nach allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung (abZ)

00 00
2.0 2.0
0 0– 00–
1.0 1.0
248–498

248–498

Lieferbar in verschiedenen Wanddicken und Längen.


Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.

Bild 17 KS-Fertigteilstürze nach allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung (abZ)


KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 23

3.6.4 KS -U-Schalen 3.6.5 KS -E-Steine


KS -U-Schalen sind Kalksand-Formsteine nach DIN EN 771-2 KS-Produkte nach DIN EN 771-2 und DIN 20000-402 mit durch-
und DIN 20000-402, die aus anwendungstechnischen Grün- gehenden vertikalen Installationskanälen (  60 mm) im Ab-
den von der Form eines geschlossenen Mauersteins abweichen. stand von 12,5 bzw. 25 cm werden als KS -E-Steine bezeich-
Sie werden z.B. für Ringbalken, Stürze, Stützen und Installa­ net. Sie sind so im Verband zu mauern, dass über die gesamte
tionsschlitze im Mauerwerk verwendet. KS -U-Schalen werden Wandhöhe eines Geschosses durchgehende Kanäle entste-
als Ergänzung für tragendes und nicht tragendes Mauerwerk hen. In diese Kanäle können nach Fertigstellung der Wände
sowie für Verblendmauerwerk angeboten (Bild 18). von der oberen Decke her Leerrohre für die Installation einge-
zogen werden. Der Vorteil dieser Bauweise ist, dass Installa-
tionsleitungen nicht eingefräst werden müssen, sondern ge-
schützt in der Wand liegen (Bild 19).

1151) 32 5 150 37 5 175 35


50 75 105
32 5 37 5 35
240

240

240
175

175

175
65

65

65
0
11 24 24
0 0
5 15
0
17
5 24 5)
1
(1

200 37 5 240 45 300 52 5


125 150
37 5 45 195
52 5
240

240

240
175

175

175
65

65

65

0
20
0 24 24
24
0
30
0 0 0
24

365 52 5
260
52 5
240
175
65

1)
Als Bewehrung sind korrosionsgeschützte Stähle einzusetzen.
36
5 Regional können die Wandungsdicken der KS -U-Schalen unterschiedlich sein.
0
24 Dadurch verändern sich u.U. die lichten Innenmaße.
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.

Bild 18 KS -U-Schalen
248

498

498

8
d 24
8
3 49
37
d d
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.

Bild 19 Beispiele von KS-Produkten mit durchgehenden Installationskanälen (KS -E-Steine)


24 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

4. Grundlagen für die Verwendung

Grundlage für das Inverkehrbringen von Kalksandsteinen ist die Gemäß VV TB ist die im Mauerwerksbau bei Bemessung und
Bauproduktenverordnung (BauPVO) [4]. Diese gilt europaweit Anwendung einzuhaltende Technische Regel der Eurocode 6
für alle Bauprodukte mit europäisch harmonisierter Norm. Die (DIN EN 1996/NA) mit den verschiedenen Teilen und Natio-
für Kalksandsteine geltende Norm DIN EN 771-2 wird in der je- nalen Anhängen. Gleichzeitig sind nach VV TB die für Mauer­
weils aktuellen Fassung im Amtsblatt der Europäischen Kom- steine geltenden Anwendungsnormen – für Kalksandsteine
mission bekannt gemacht und gilt dann unmittelbar in allen DIN 20000-402 – zu beachten.
Mitgliedsländern.
Hintergrund ist, dass nicht alle nach DIN EN 771-2 herstell-
Auf dieser Grundlage erhalten alle Kalksandsteine eine Leis­ baren Kalksandsteine auch die in Deutschland geltenden Bau-
tungserklärung und werden mit dem CE-Kennzeichen versehen. werksanforderungen erfüllen. Daher legt DIN 20000-402 fest,
welche der in DIN EN 771-2 definierten wesentlichen Merkmale
CE-gekennzeichnete Bauprodukte dürfen zwar ohne zusätzliche in der Leistungserklärung mindestens zu deklarieren sind und
Anforderungen im Markt bereit gestellt, aber nicht ohne weitere welchen Wert die deklarierten Leistungen erfüllen müssen. Für
Verwendungsregeln in Bauwerken auch verwendet werden. Die Produkte, die diese Anforderungen nicht erfüllen, muss ge-
Festlegung der Bauwerksanforderungen obliegt im Gegensatz mäß den Landesbauordnungen eine Bauartgenehmigung (frü-
zum Inverkehrbringen von harmonisierten Bauprodukten den her Anwendungszulassung) des Deutschen Instituts für Bau-
einzelnen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. technik vorliegen.

Grundlage der Anforderungen an Bauprodukte zur Verwen- Kalksandsteine werden in DIN 20000-402 zudem für die An-
dung in Bauwerken sind in Deutschland gemäß den Landes- wendung nach DIN EN 1996/NA klassifiziert. Sind alle Anfor-
bauordnungen die bauaufsichtlich eingeführten Technischen derungen an die wesentlichen Merkmale erfüllt und sind die
Baubestimmungen. Diese sind in der vom Deutschen Institut Steine entsprechend klassifiziert, darf für die betreffenden Kalk-
für Bautechnik (DIBt) herausgegebenen Verwaltungsvorschrift sandsteine die in Deutschland bekannte Bezeichnung verwen-
Technische Baubestimmungen (VV TB) aufgelistet. det werden (Bild 6).

5. Kennzeichnung

Wegen der umfangreichen Deklarationspflicht in der Leistungs- Planung, Bemessung, Ausschreibung und Bestellung von Pro-
erklärung und im CE-Kennzeichen ist die Einordnung von Kalk- dukt und Qualität in der deutschen Baupraxis mit einem über-
sandsteinen nach DIN 20000-402 aufwändig und für den Ver- schaubaren Aufwand möglich.
wender ohne detaillierte Kenntnisse nur schwer zu leisten. Die
deutsche Kalksandsteinindustrie nimmt die Einstufung ihrer
Produkte nach der nationalen Anwendungsnorm daher bereits INFO
im Vorfeld selbst vor. Die deutsche Kalksandsteinindustrie hält – zusätzlich zur
CE-Kennzeichnung – an der bewährten und etablierten Kurz-
Die zusätzliche Bezeichnung nach DIN 20000-402 auf Liefer- kennzeichnung nach DIN 20000-402 fest.
schein, Beipackzettel und/oder auf der Verpackung gibt dem
Verwender in bekannter Form die notwendigen Hinweise für die
Verwendung. Bei Kalksandsteinen, die diese Bezeichnung tra- Neben den bauaufsichtlich relevanten Aspekten ist mit der Klas-
gen, braucht der Verwender daher nicht mehr selbst zu über- sifizierung von Kalksandsteinen nach DIN 20000-402 durch
prüfen, ob CE-gekennzeichnete Kalksandsteine nach den Lan- den Hersteller damit sicher gestellt, dass Kalksandsteine auch
desbauordnungen in Deutschland auch verwendbar sind. Die in der Praxis einfach und für alle Beteiligten leicht überschau-
prägnante und bewährte Bezeichnung nach DIN 20000-402 bar im Mauerwerksbau nach DIN EN 1996/NA (Eurocode 6)
vereinfacht zudem ganz wesentlich den Umgang mit Kalksand- verwendet werden können.
steinen in der Baupraxis. Erst durch diese Bezeichnung ist die
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 25

6. Mauerwerks- und systemgerechte Planung

Die Steinlängen und die Steinhöhen der


Kalksandsteine entsprechen der oktame-
trischen Maßordnung nach DIN 4172. Ab-
weichende Wanddicken, z.B. 15 cm und
20 cm, aber auch die klassischen 30 cm
dicken Wände durchbrechen dieses Ras­
ter. In DIN 4172 „Maßordnung im Hoch-
bau“ sind Rohbau- Richtmaße festgelegt,
die vom „Meter“ (m) und „Achtelmeter“
(am = 1/8 m = 12,5 cm) abgeleitet sind.
Es wird deshalb auch vom „oktametri-
schen Raster“ (12,5er-Raster) gespro-
chen. Diese Rohbau-Richtmaße gelten
für alle Längen-, Breiten- und Höhen-
maße im Bauwesen. Sie sind Vielfaches
des Achtelmeters (n • 12,5 cm) und als
Planungsmaße für den Architekten von
Bedeutung. Für Ausführungspläne wer-
den Nennmaße benötigt, die abhängig Bild 20 KS -R-Blocksteine für Normal- Bild 21 KS -R-Plansteine für Dünn­bett­-
von der Bauweise (mit oder ohne Fugen) mauermörtel mörtel
differenziert werden (Bild 25).

6.1.1 KS -R-Steine
INFO Wesentliche Kennzeichen der KS -R-Steine für die Verarbeitung
Kalksandsteine mit Nut-Feder-System entsprechen ebenso wie mit Normalmauermörtel (Bild 20) sind die Stirnflächenausbil-
Kalksandsteine mit glatten Stirnseiten der Maßordnung der dung mit Nut- Feder-System für das Mauern in der Regel ohne
DIN 4172. Stoßfugenvermörtelung und die ergonomisch gestalteten Griff-
hilfen für das Mauern der Steine von Hand.

KS -R-Steine mit h = 25 cm Schichthöhe werden als KS-Block-


6.1 Planung steine bezeichnet.

Neben den Randbedingungen, die sich aus den Rohbau-Richt-


maßen ergeben, sollten bei heute üblichem Mauerwerk aus mit- 6.1.2 KS -R-Plansteine
tel- oder großformatigen Kalksandsteinen, die systembedingten Die hohe Maßgenauigkeit (Höhentoleranz ± 1,0 mm) von KS -R-
Eigenschaften der jeweiligen KS-Produkte bereits in der Pla- Plansteinen (KS -R P) ermöglicht besonders ebenflächiges und
nung berücksichtigt werden, um das hohe Wirtschaftlichkeits­ sauberes Mauerwerk. Die einfache Verarbeitung und der geringe
potenzial modernen KS-Mauerwerks auszuschöpfen. Deshalb Mörtelbedarf sind Merkmale für das Versetzen in Dünnbettmör-
werden diese Eigenschaften nachfolgend aufgezeigt, bevor all- tel (Bild 21). Die charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit
gemeine Empfehlungen zur mauerwerksgerechten Planung ge- nach DIN EN 1996/NA für Mauerwerk mit Dünnbettmörtel ist
geben werden. gegenüber Mauerwerk in Normalmauermörtel erhöht.

Bild 22 Anlegen der Kimmschicht Bild 23 Vermauern von KS XL-Raste­r - Bild 24 Vermauern von KS XL-Plan-
elementen elementen
26 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Beispiel Steindruckfestigkeitsklasse 20:


Kalksandstein mit Planstein mit
Normalmauermörtel Dünnbettmörtel
nn fk
= 8,1 N/mm2 für Mauerwerk mit
Normalmauermörtel MG Ila

113
125
nn fk = 10,5 N/mm2 für Mauerwerk mit Dünnbettmörtel

250

248
12
113
125
6.1.3 KS XL
KS XL sind großformatige Kalksandsteine, die mit Schicht-

12

2
höhen von 50 cm bzw. 62,5 cm geliefert werden. Die Länge

113
125
der jeweiligen Regelelemente beträgt je nach System 50 cm
(KS XL-Rasterelemente = KS XL-RE) oder 100 cm (KS XL-Plan-

248
250

12
elemente = KS XL-PE).

125

113
KS XL werden nur mit Dünnbettmörtel verarbeitet. Die charak-

12

2
teristische Mauerwerksdruckfestigkeit für KS XL ist gegenüber
Plansteinen nochmals erhöht (Tafel 6). Das Versetzen erfolgt
mit einem Minikran. Bild 25 Schichtmaß

Die Wände werden aus Regelelementen der Höhen 50 cm und/


oder 62,5 cm und der Längen 50 cm (KS XL RE) bzw. 100 cm Tafel 5 Mindestüberbindemaße
(KS XL-PE) hergestellt. Zum Längen- und Höhenausgleich kom-
men Passelemente und/oder Ausgleichs­elemente zum Einsatz. Überbindemaß lol in Abhängigkeit von der Steinhöhe
Steinhöhe Regelfall Mindestüberbindemaß
Die Anwendung von KS XL ist seit Einführung von DIN EN 1996/ hu lol  =  0,4 •  lol
NA normativ geregelt. Weitere bauaufsichtliche Nachweise oder Steinhöhe
Herstellererklärungen sind nicht erforderlich. [cm] [cm] [cm]
< 11,3 5 $ 4,5
Auch bei KS XL mit Schichthöhen von 50 cm bzw. 62,5 cm soll
11,3 / 12,3 5 ^5
$ 0,4 • Steinhöhe =
das Überbindemaß von lol  0,4 • Steinhöhe der Regelfall sein.
Da dies aber nicht an allen Stellen baupraktisch ausführbar 24,8 10 ^ 10
$ 0,4 • Steinhöhe =
ist, ist in DIN EN 1996/NA auch die Reduzierung des Überbin- ^ 12,5
49,8 20 $ 0,25 • Steinhöhe =
demaßes bis zu lol  0,2 • Steinhöhe  12,5 cm geregelt (Ta-
62,3 25 ^ 12,5
$ 0,2 • Steinhöhe =
fel 5, Bilder 23 und 24).

INFO
Eine Verringerung des Regelüberbindemaßes von KS XL ist in
hu

der statischen Bemessung der Wände zu berücksichtigen. Das


Überbindemaß ist dann in den Ausführungsplänen anzugeben.
Änderungen auf der Baustelle sind mit dem Statiker abzustim-
men. lol

Beim Einsatz der Versetzgeräte ist insbe­


sondere der Bauzustand zu beachten. Tafel 6 Charakteristische Druckfestigkeit fk [N/mm2] von Einsteinmauerwerk
Gegebenenfalls sind Montagestützen aus Kalksand-Plansteinen und Kalksand-Planelementen mit Dünnbettmörtel
zur Abstützung der Decke nach Anwei-
sung des Statikers zu setzen, da wäh- Dünnbettmörtel DM Planelemente Plansteine
rend des Bauzustandes höhere Ver- Steindruckfestigkeitsklasse
KS XL KS XL-E KS P KS L-P
50,0

kehrslasten auftreten können als im KS XL-N KS -R P KS L-R P


Nutzungszustand (Bild 26). Bei der La-
10 – – – 5,0
gerung von Steinpaketen auf den Zwi-
schendecken ist ebenfalls zu prüfen, ob 12 9,4 7,0 7,0 5,6
hierdurch ungünstige Lastfallkombinati- 16 11,2 8,8 8,8 6,6
onen entstehen.
20 12,9 10,5 10,5 –
62,5

Die Verfahrbarkeit der Versetzgeräte ist 28 16,0 – 13,8 –


sicherzustellen. Um dies zu gewährleis­ KS XL: KS-Planelement, ohne Lochung
ten, wird von der Bauleitung vor Beginn KS XL-E: KS-Planelement mit einem Lochanteil # 15 %
des Mauerns ein Ablaufplan für die Bau- KS P: KS-Planstein mit einem Lochanteil # 15 %
KS L-P: KS-Planstein mit einem Lochanteil > 15 %
stelle erstellt, in dem die Reihenfolge der
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 27

Montagestützen

Bild 26 Erforderliche Montagestützen Bild 27 Vorgefertigte KS-Flachstürze Bild 28 KS-Fertigteilstürze für groß-
sind in Abstimmung mit dem zur schnellen und rationellen formatiges Mauerwerk
Statiker zu setzen. Öffnungsüberdeckung

zu erstellenden Wände festgelegt wird. Zusätzlich ist im Ab- 6.1.4 KS-Bauplatten (KS BP)
laufplan das Umsetzen des Versetzgerätes zu berücksichtigen. Für nicht tragende innere Trennwände nach DIN 4103-1 [5]
können KS BP eingesetzt werden. KS-Bauplatten sind Kalk-
sandsteine nach DIN EN 771-2 und DIN 20000-402 mit Regel-
KS XL-Planelemente (KS XL-PE) höhen von 248 mm und einer Dicke < 115 mm, die bei einer
Kennzeichnend für KS XL-PE (siehe Bild 24) ist die Anlieferung Dicke von 70 mm mit einem umlaufenden Nut-Feder-System
als kompletter Wandbausatz mit objektbezogenem Versetzplan, ausgebildet sind. Die Stoßfugen der KS-Bauplatten werden in
der aus dem Grundriss entwickelt ist. der Regel vermörtelt.

Die optimierten Versetzpläne werden vom Hersteller erstellt,


nachdem die Planungsunterlagen vorliegen. Die Pass- und Aus- 6.2 Bauweise ohne Stoßfugenvermörtelung
gleichselemente werden bereits werkseitig passgenau zuge-
schnitten. Ein Sägen auf der Baustelle ist daher nicht erforder- In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde ausschließ-
lich. Lediglich das Ablängen der Kimmsteine erfolgt bauseits. lich Mauerwerk mit Normalmauermörtel und Stoßfugenvermör-
telung ausgeführt. Die standardmäßig angesetzte Fugendicke
Es besteht dadurch keine Bindung an ein bestimmtes Raster. betrug daher 1 cm. Die Steinlänge glatter Steine entspricht da-
Der gesamte Bausatz – inklusive der erforderlichen Elemente her dem Bauricht­maß abzüglich der Fugendicke (z.B.: 24 cm)
zum Höhen- und Längenausgleich sowie ggf. passgenaue Gie- (Bild 29).
belelemente – wird zusammen mit dem Versetzplan auf die
Baustelle geliefert.
250 250 250
125 125 125 125 125 125 12
KS XL-Rasterelemente (KS XL-RE)
Voraussetzung für eine optimale Anwendung von KS XL-RE
(Bild 23) ist die konsequente Planung im oktametrischen
(12,5 cm) Raster.
10 240 10 240 10 2 248 2
Die üblichen Wandlängen im beliebig Vielfachen von 12,5 cm
sind möglich. Die Beschränkung auf Regelelemente250 (1/1) mit
250 250 250
50 cm Länge und zwei Ergänzungs­elemente (3/4)125mit 125
37,5 cm
125 125 125 125 125 125
Länge und (1/2) mit 25 cm Länge erleichtern Lagerhaltung und
Disposition.

Planänderungen können kurzfristig auf der Baustelle umgesetzt


10 240 10 240 10 2 248 2 248 2
werden. Erforderliche Elemente zum Höhen- und Längenaus-
gleich können auf der Baustelle hergestellt werden. Dadurch [mm]
ergibt sich eine kurze Vorlaufzeit bis zum Baubeginn.
Bild 29 Baurichtmaße von Mauerwerk mit und ohne
Stoßfugenvermörtelung
28 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Heute werden im Mauerwerksbau in der Regel Steine mit Nut- 6.4 Querschnittsabdichtung von Kalksandsteinwänden
Feder-System ohne Stoßfugenvermörtelung angewandt. Die
Ausführung des Mauerwerks ohne Stoßfugenvermörtelung ist Als Querschnittsabdichtung für Kalksandsteinwände im Kel-
in DIN EN 1996/NA geregelt. Die Steine werden knirsch anein­ ler (Erddruckbeanspruchung) werden die in DIN 18533-3 ge-
ander gereiht. normten, mineralischen Dichtungsschlämme (MDS) empfohlen.
Die nach DIN EN 1996/NA ebenfalls zulässigen Bitumendach-
Sinnvollerweise erfolgt daher die Planung für die Wandlängen bahnen mit Rohfilzeinlage (R 500) sind für eine Dünnbettfuge
im Baurichtmaß (12,5 cm-Raster). Hinsichtlich der Höhenmaße nicht geeignet. Bei Verwendung der R 500 ist die Abdichtung
ergeben Steinhöhe und Lagerfugendicke das Schichtmaß, das nur in der Dickbettfuge unterhalb der Kalksandsteinwand mög-
stets ein Vielfaches von 12,5 cm und somit das Rohbau-Richt- lich. Andere Mauersperrbahnen benötigen ein allgemeines bau-
maß darstellt. aufsichtliches Prüfzeugnis.

6.3 Vertikale Wandausbildung, Höhenausgleich 6.5 Fenster und Türöffnungen in Kalksandstein-Mauerwerk

Bei Planstein-Mauerwerk erfolgt der Toleranz- und Höhenaus- Fenster- und Türöffnungen werden rationell durch Stürze (KS-
gleich in der Regel am Wandfuß. Das Aufmauern der Wände Flachstürze u.a. für Sichtmauerwerk oder KS-Fertigteilstürze)
beginnt mit einer Höhenausgleichsschicht aus Normalmauer- überdeckt. In der Druckzone über Flachstürzen sind die Stoß-
mörtel der Mörtelgruppe III, Dicke d = 1 bis 3 cm, und KS-Kimm- fugen unabhängig von Mörtelart und Stirnseitenausbildung
oder KS-Wärmedämmsteinen. Die Mörtelschicht dient neben grundsätzlich zu vermörteln. Fenster- und Türöffnungen las-
dem Höhenausgleich der Wand zur Herstellung eines planebe- sen sich auch mit deckengleichen Unterzügen überspannen.
nen Niveaus in Längs- und Querrichtung und dem Ausgleich von Geschosshohe Öffnungen können mit entsprechenden, darauf
Unebenheiten in der Betondecke (Bild 22). abgestimmten Tür- und Fensterelementen ausgeführt werden
(Bilder 27 und 28).

7. Rationelle Verarbeitung

Aus der zuvor beschriebenen, breiten Produktpalette der Kalk- bei der Vermauerung mit Hand mit geringster Anstrengung
sandsteinindustrie kann für jeden Anwendungszweck das pas- die größte Menge, wenn die Arbeitshöhe zwischen 60 und
sende Produkt gewählt werden. Eine gute Arbeitsvorbereitung, 90 cm über Tritthöhe ist.
moderne Arbeitstechnologien sowie systemgerechte KS-Ergän-
zungsbauteile ermöglichen eine rationelle Verarbeitung und ei- nn Richtiges, überlegtes Abstellen der Mauersteine und Mör-
nen schnellen Baufortschritt (Bild 30). telkübel an der Arbeitsstelle

nn Kübel 40 cm hoch über Trittfläche aufbocken, um unnötige


7.1 Arbeitsvorbereitung Bewegungen und Ermüdung zu vermeiden

Der Arbeitsplanung und Arbeitsvorbereitung kommt bei der Ra- nn Mauerlehren für das Anlegen von Ecken und Öffnungen ein-
tionalisierung besondere Bedeutung zu. setzen, um die ständige Unterbrechung des Arbeitsrhythmus
durch das Benutzen der Wasserwaage zu vermeiden
Auf den Baustellen, in den Betrieben und in den Planungsbüros
geht es darum, die Kontinuität der Arbeitsabläufe zu sichern. nn Wahl der jeweiligen Mauertechnik und der Steinformate in
Dazu einige Regeln: Abhängigkeit von Gebäudeart und -größe, Platzangebot für
Versetzgeräte und Wandzuschnitt
nn Objektunterteilung in Ausführungsabschnitte

nn Materialbedarfslisten, unterteilt nach Ausführungsabschnit- 7.2 Arbeitstechniken


ten, die Baustoffhändler und Polier erhalten, so dass der Ab-
ruf direkt erfolgen kann 7.2.1 Mauern von Hand
In einem Merkblatt [6] der Bauberufsgenossenschaft über das
nn Rechtzeitig die richtigen Mengen abrufen, die Kontinuität Handhaben von Mauersteinen sind Gewichtsobergrenzen für
und Produktivität sichern durch aktiven Einsatz von Kurbelbö- Einhand- und Zweihandsteine für das Vermauern von Hand fest-
cken, Arbeitsbühnen oder Rollgerüsten. Ein Maurer leistet gelegt.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 29

nn Die Länge der KS -R-Steine beträgt vor-


zugsweise 25 cm.

nn Bei hohen Rohdichteklassen, z.B. 2,0


für Wände mit hohen Anforderungen
an den Schallschutz, werden zum Bau-
system passende KS -R-Steine mit
Schichthöhe h = 12,5 cm angeboten.
Mörtelschlitten Versetzgerät

Steine, die mehr als 25 kg Verarbeitungs-


gewicht aufweisen, müssen mit Versetz-
gerät verarbeitet werden.

7.2.2 Mauern mit Versetzgerät


Mauerlehren Rollgerüst Das Mauern mit einem auf den Geschoss-
decken verfahrbaren Versetzgerät huma-
nisiert und rationalisiert die Baustelle.
Mit dem Versetzgerät werden großforma-
33 33 33 tige KS XL mit einer Greifzange versetzt.
Mit zwei Hüben entsteht so eine Wand-
22

300 fläche bis zu 1 m2 oder 1,25 m2, je nach


Loch Ø 7
System. Bei hoher Leistung ist die kör-
perliche Belastung der Maurer trotzdem
Edelstahl-Flachanker gering und die Kontinuität des Arbeitsab-
Steintrennsäge
laufes sichergestellt (Bild 32).

Zunächst wird der Dünnbettmörtel mit


einem geeigneten Mörtelschlitten aufge-
zogen, dann werden die Steine versetzt
Bauplatten-Anker
und ausgerichtet. Der Materialnachschub
für Steine, Pass- und Ergänzungssteine,
Mörtel und Anker muss gewährleistet
sein.
Wandschlitzsäge
Wichtig ist in jedem Fall eine gute Arbeits-
vorbereitung, da nur optimale Ergebnisse
Dünnbettmörtel erreicht werden, wenn einige Grundvo-
raussetzungen erfüllt sind. Dazu gehört
die lückenlose Transportkette von der
Produktion bis zur Verwendungsstelle.

Die kürzesten Taktzeiten werden erzielt,


Mauerwerksbewehrung Steinknacker wenn die Steinpakete zwischen Ver-
setzgerät und Mauer abgestellt werden
(Bild 31). Die Steine werden systemge-
Bild 30 Geräte und Zubehör für die Rationalisierung auf der Baustelle recht angeliefert. Das Absetzen erfolgt
auf vorbereitetem, ebenem Untergrund,
das Umsetzen auf der Baustelle mit
Die maximal zulässigen Verarbeitungsgewichte von Einhandstei- einem Steinkorb. Gegebenenfalls ist eine zusätzliche Abstüt-
nen, einschließlich der baupraktischen Feuchte, sind in Abhän- zung der Rohbaudecke zur Aufnahme der Las­ten aus Versetz-
gigkeit von der Greifspanne gerät und Steinstapel erforderlich.

nn max. 6 kg bei einer Greifspanne von 75 bis 115 mm und


7.2.3 KS-Mauerwerk ohne Stoßfugenvermörtelung
nn max. 7,5 kg bei einer Greifspanne von 40 bis 75 mm. Beim Mauerwerk ohne Stoßfugenvermörtelung werden KS -R-
Steine und KS XL knirsch auf der mit Mörtel vorher aufgezo-
genen Lagerfuge aneinander gereiht. Das an den Stirnflächen
Die maximal zulässigen Verarbeitungsgewichte von Zweihand- der Steine vorhandene Nut- Feder-System erleichtert es dem
steinen sind auf max. 25 kg beschränkt. Die Gewichtsobergren- Maurer, ebene Wandflächen zu erstellen. Ein Verkanten der
ze von 25 kg hat Konsequenzen auf die Steinformate. Steine wird vermieden und das Mauerwerk ist bereits in der
30 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Steuereinheit
mit Stein Wand
120 cm

Arbeitsraum
100 cm

Steinlagerung
und Mörtel
230 cm

m Steinlagerung falsch!
5,00
r= UNNÖTIGES SCHWENKEN VERMEIDEN!

Bild 31 Optimale Baustelleneinrichtung mit kurzen Wegen

Rohbauphase optisch dicht. Bei Steinen mit Nut-Feder-System


lassen sich so ebene Wandflächen erzielen.

In Ausnahmefällen kann es erforderlich sein, die Stoßfugen zu


vermörteln, u.a. bei

nn Druckzone von Flachstürzen,

nn ggf. bei Kelleraußenwänden, in Abhängigkeit von der


Lastabtragung,

nn einschaligem Mauerwerk ohne Putz, bei dem Anforderungen


an die Wanddichtigkeit oder den Schallschutz bestehen,

nn ggf. bei nicht tragenden inneren Trennwänden.

7.2.4 Ausgleichsschicht bzw. Kimmschicht


Das Aufmauern der Wände beginnt mit einer Anlegeschicht
aus Normalmauer­mörtel der NM III, Dicke d = 1 bis 3 cm, und
KS-Kimm- und/oder KS-Wärmedämmsteinen. Die Mörtelschicht
dient neben dem Höhenausgleich der Wand, zur Herstellung
eines planebenen Niveaus in Längs- und Querrichtung und
zum Ausgleich von Unebenheiten in der Betondecke (Bilder 33
bis 36).

Das genaue Anlegen der Ausgleichsschicht ist insbesondere bei


Mauerwerk mit Dünnbettmörtel wichtig. Die Ausgleichsschicht
muss vor dem Weitermauern ausreichend erhärtet sein. Im fach-
gerechten, exakten Anlegen der Ausgleichsschicht liegen erheb-
liche Rationalisierungspotenziale beim Aufmauern der Wand.
Bild 32 Versetzgerät
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 31

7.2.5 Mörtelauftrag
Der Mörtel wird zweckmäßigerweise mit
dem Mörtelschlitten aufgetragen, das
Mauerwerk ist ggf. vorzunässen. Mör-
telschlitten lassen sich für Normal- und
Dünnbettmörtel in der gewünschten Fu-
gendicke genau einstellen und reduzie-
ren Mörtelverluste. Für Dünnbettmörtel
ist die vom Mörtelhersteller empfohlene
Zahnschiene zu verwenden. Die Breite
des Auftragswerkzeugs muss der Wand-
dicke entsprechen (Bild 39).

Die Lagerfuge wird in Abhängigkeit von


der Witterung etwa 2 m vorgezogen und
die Steine werden in Reihenverlegetech-
nik knirsch aneinander gereiht. Gegebe-
nenfalls werden die Steine anschließend
mit einem Gummihammer ausgerichtet.

Bild 33 Mörtel auf die Betonsohle Bild 34 Kimmsteine ins Mörtelbett Der gleichmäßige, vollflächige Mörtelauf-
auftragen verlegen trag bei Einsatz von Mörtelschlitten er-
möglicht ein lückenloses Versetzen der
Steine. Bei zweischaligen Haustrenn-
wänden hat das fachgerechte Aufziehen
des Dünnbettmörtels den Vorteil, dass
kein Mörtel in die Trennfuge fällt und die
Schalldämmung somit erhalten bleibt.

7.2.6 Pass- und Ergänzungssteine


Für Mauerwerk werden Pass- und Ergän-
zungssteine zu Beginn der Mauerarbeiten
jeweils für eine Wand aus Standardstei-
nen hergestellt:

nn mit einem Steinspaltgerät, vorzugswei-


se bei Mauerwerk mit Normalmauer-
mörtel, oder

nn mit einer Steinsäge, vorzugsweise bei


Mauerwerk mit Dünnbettmörtel (we-
gen der exakten Schnittkante, z.B. im
Bild 35 Kimmsteine in Querrichtung Bild 36 Kimmsteine in Längsrichtung Bereich der Stoßfuge).
ausrichten ausrichten

Bei KS XL-PE werden Ausgleichselemente


und/oder geschnittene Passelemente
systemgerecht vom Hersteller mitgelie-
fert.

7.2.7 Stumpfstoßtechnik
Die liegende Verzahnung bedeutet in vie-
len Fällen eine Behinderung beim Auf-
mauern der Wände, bei der Bereitstel-
lung der Materialien und beim Aufstellen
der Gerüste. Stumpf gestoßene Wände
vermeiden diese Nachteile.

Bei der Bauausführung ist zu beachten,


dass die Stoßfuge zwischen Längswand
und stumpf gestoßener Querwand voll
32 Kalksandstein 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Bild 37 Anreißen der zu erstellenden Bild 38 Mörtel für Anschlussfuge Bild 39 Auftragen des Mörtels für die
Wand auftragen Lagerfuge

Bild 40 Versetzen eines XL-Elements Bild 41 Vollfugiger Stumpfstoßanschluss Bild 42 Versetzen der folgenden
mit Dünnbettmörtel vor dem Elemente
Abstreichen

mit Normalmauer- oder Dünnbettmörtel vermörtelt wird. Die Ver- Innerhalb kürzester Zeit ist das Mauerlehrensystem aufgestellt.
mörtelung ist ggf. auch aus statischen und schalltechnischen Der Maurer setzt die Steine gegen die Öffnungslehren, da-
Gründen wichtig. Aus baupraktischen Gründen wird empfohlen, bei entfällt das zeitaufwändige schichtweise Einloten der Lai-
den stumpfen Wandanschluss durch Einlegen von Edelstahl- bungen. Die Öffnungsmaße werden exakt eingehalten und Ab-
Flach­ankern in die Mörtelfuge zu sichern. Es wird jedoch em­p ­ weichungen wie beim Arbeiten mit der Wasserwaage werden
fohlen, die Außenecken von Kelleraußenwänden – auch unter vermieden.
Annahme zweiseitiger Halterung – aus konstruktiven Gründen
immmer miteinander zu verzahnen (Bilder 37 und 41).
7.2.9 Arbeitsgerüste
Kurbelböcke, Arbeitsbühnen und Rollgerüste ermöglichen das
7.2.8 Mauerlehren Arbeiten in der je nach Körpergröße der Maurer günstigen Ar-
Bei Verwendung von Eck- und Öffnungslehren kann auf das beitshöhe zwischen 60 und 90 cm über Tritthöhe und sind Vor­
Vorziehen der Ecken und auf Abtreppungen verzichtet werden. aussetzung für hohe Arbeitsleistung bei geringstmöglicher kör-
Die Schnur lässt sich jederzeit einfach und exakt verstellen. perlicher Belastung und Ermüdung.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 33

8. Wirtschaftliche KS-Wandkonstruktionen

Der Bedarf an Wohnraum ist in den vergangenen Jahren konti- lung und mit Dünnbettmörtel. Kalksandsteine mit hoher Stein-
nuierlich angestiegen. Insbesondere in den Ballungsgebieten druckfestigkeit und Steinrohdichte sind damit bestens geeig-
fehlen hunderttausende neuer Wohnungen vor allem im Be- net für schlanke, tragende Wände – auch bei Anforderungen
reich des kostengünstigen Bauens. Knappes Bauland und ho- an den Schallschutz. Kalksandstein-Außenwände tragen auf-
he Grundstückspreise verteuern hingegen das Bauen. Die ra- grund des Konzepts der Funktionstrennung besonders auch bei
tionelle Nutzung der Grundflächen wird daher immer wichtiger. steigenden Anforderungen an den baulichen Wärmeschutz zu
Schlanke KS-Wände vergrößern bei gleichen Gebäudeaußen- besonders wirtschaftlichen Gebäuden bei. Beispiele für wirt-
maßen die Wohn- und Nutzfläche gegenüber Gebäuden mit schaftliche KS-Wandkonstruktionen für verschiedene Anwen-
dickeren Wandkonstruktionen um bis zu 7 %. Alternativ kann dungsbereiche sind in den Tafeln 7 und 8 zusammengefasst.
bei gleich bleibender Wohn- und Nutzfläche das Gebäudevolu-
men reduziert werden. Dies führt zu einer erheblichen Verbes- Das bewährte KS-Bausystem rationalisiert und humanisiert
serung der Wirtschaftlichkeit. den Mauerwerksbau bei hoher Qualität und berücksichtigt öko-
logische Aspekte.
Werden nicht tragende Wände durch hochbelastbare, tragende
KS-Wände, d = 11,5 cm, ersetzt, können ggf. auch die Decken Das KS-Bausystem umfasst wie zuvor beschrieben systemge-
durch die geringeren Stützweiten schlanker dimensioniert wer- rechte Mauersteine und Ergänzungsprodukte, berücksichtigt
den. Die Deckendurchbiegung wird somit reduziert und die Riss- Arbeitsvorbereitung und Arbeitstechniken, ermöglicht die mau-
sicherheit weiter erhöht. Tragende Wände, die nicht durch Quer- erwerksgerechte Planung und Wandoptimierung und die Be-
wände ausgesteift sind, sind als zweiseitig gehaltene Wände messung von schlanken Wänden. Es bietet damit die Grundla-
zu bemessen. DIN EN 1996/NA bietet dazu die Bemessungs- ge für die Planung und Errichtung technisch hochwertiger und
grundlagen und regelt neben der traditionellen Ausführung auch gleichzeitig kostengünstiger Gebäude. Spezifische KS-Service-
Mauerwerk mit Stumpfstoßtechnik, ohne Stoßfugenvermörte- leistungen und komplette Systemlösungen runden das KS-Bau-
system ab.
Art und Dicke des
Art und Dicke des mineralischem Fasemin
Dämmstoffs undDämmstoffs
Putzart und Putzart stoff RDd,w = -2 stof
dB b
Hartschaumdämmst Hart
Wohnungstrennwände
Wohnungstrennwände
34 Kalksandstein
Außenwände RDd,w = Rs,w + RR
Außenwände Dd,w
Dd,w
= Rs,w + RDd,w 1 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch
RDK 2,0: R = 56 dB RDK 2,0: R = 56 dB RDK 2,0: R =
4
56 dB RDK 1,8: Rw2,0:
RDK
4=RDK
58,8
Rw 1,8:
=dB56RdB
w =RDK
58,82,0:
dB Rw =RDK
58,22,0:
dB Rw =RDK
58,22,0:
dB Rw =RDK
63,42,0:
dB
RDK 2,0: Rw = 56 dB RDK 2,0: Rw = 56 dB
w RDK
w 2,0: Rw = 56 dB w RDK 2,0: Rw = 56 dB
7
10
15
7
10
15
16 16
17,5 17,5
20 20
22 22
24 24
30 30

9. Zusammenfassung

Tafel 7 Außenwände
Schalldämm-Maße RRwDd,w
Außenwände
Außenwände
Beispiele für KS-Wandkonstruktionen: =RDd,w
bzw. Rs,w=R+Dd,w
Rw,2RRund
s,w
=Dd,w
+RR + RDd,w
Wärmedurchgangskoeffizienten
s,w Dd,w U
RDK 2,0:
RDKR2,0:
RDK
w = 56
R2,0:
w =
dB56
Rw =
dB56RDK
dB 2,0: w = 56
RDKR2,0:
RDK w =
dB56
R2,0: Rw =
dB56
RDK
dB 2,0:
RDKR2,0:
RDK
w = 56
R2,0:
w =
dB56
Rw =
dB56 dB
RDK 2,0:
RDKR2,0:
RDK
w = 56
R2,0:
w =
dB56
Rw =
dB56 dB
Außenwände Außenwände RDd,w = Rs,w R+Dd,w RRs,wDd,w
R=Dd,w += RRDd,w + R = Rs,w + R1Dd,w 1 1
Außenwände Außenwände s,w RDd,w Dd,w
1
20 17,5 20 17,5 20 17,5 20 17,511,5 14 17,5 11,5 14 17,5
11,5 14 24
17,5 11,5 14 2417,5 1 20 1 1 20 1 30
RDK 2,0: RRDK
w = 56 dB
RDK
2,0: Rw =2,0: RdB
56RDK =2,0:
RDK 562,0:
dB
wR=w56
RRDK = dB
RDK
56
2,0: RdB
w = 56RDK
2,0: RdB =2,0:
RDK 562,0:
R
dB
RDK=w56
w R dB
RDK
2,0:
= 56 RdB2,0:
w = 56 RdB
RDK
= 562,0:
dB RRDK
w = 56 dB
RDK
2,0: Rw =2,0:
56 RdB = 562,0:
RDK dB Rw = 56 dB
4
7
w w w w
4 10
15 4
7
16
17,5
7 37,5 37,5 37,5 37,5 44 44 44 44
Zweischalige Haustrennwände
Zweischalige Haustrennwände
20
22
1024 10
15
30

15 Außenwände
U = 0,15 W/(m2U·K)= 0,15 W/(mU2·K)
= 0,15 W/(m2U·K)= 0,15 W/(m ·K) W/(m2U·K)= 0,15 W/(m
U =20,15 2
U = a)·K)
0,15mitW/(m 2U = 0,15 W/(m2·K)
·K)a) mit Unterkellerung
Unterkellerung b) ohne Unterkellerung
b) ohne Unterkellerung
(Bodenplatte
16 16
5 17,5 17,5  R =  4 dB, je nach  R = 0 dB R = + 5 bis 8 
dBR bei = + 5 bis 8RDK
dB 1,8:
bei R’  67
w,2 RDK dB
1,8: R’w,2  67 dB = 67 2,0:
RDK 2,0: R’w,2 RDK dB R’w,2 = 67 dB
 RDd,w =  4 dB, je nach
Außenwände  R
Dd,wAußenwändeDd,w R = 0 dB 
= Rs,w +Dd,wRDd,w RDd,wDd,w= Rs,w + RDd,w Dd,w
20 20 Art und Dicke des Art und Dicke des Dd,w mineralischem Faserdämm-
mineralischem Faserdämm-
22 22 RDK 2,0: Rund
Dämmstoffs w = 56 dBRDK 2,0:
Dämmstoffs
Putzart RDK
und RPutzart
= 56
w2,0: RwdB
= 56 dBRDK 2,0:
RDK w2,0:
= 56
Rstoff RRwDd,w
dB= =56
-2 dBRDK
bei 2,0:
dBstoff RDd,wRDK
R
=w-2=dB
2,0:
56bei
dB
Rw = 56 dBRDK 2,0: Rw = 56 dB
24 24 Hartschaumdämmstoff Hartschaumdämmstoff
30 30
Wohnungstrennwände
Wohnungstrennwände 4
7
4
7
10
15
10
15
1 1 1 1 1 1
4
7 4 4 4
RDKdB
RDK 1,8: Rw = 58,8 1,8: RwRDK
= 58,8
2,0:dB RDKdB
Rw = 58,2
20 2,0:
17,5 R
20 20 = 58,2
w RDK
17,5 2,0:
17,5 dBRw = 63,4
RDK 2,0:
20 dB17,5Rw20
20 =RDK
63,4
17,5 dBRw 11,5
2,2:
17,5
16
17,5 RDK
= 61,8 2,2:
14dB
11,5 14Rw =
11,5
17,5
16
17,5 61,817,5
17,5
14 dB 11,5 11,5
14 11,5
17,5
14 17,5
14 17,5
20 20
10 7 7 7 22 22
15 10 10 10 24 24
16 15 15 15 30 30
17,5
20
16
17,5
16
17,5
16
17,5
37,5 37,5
1 37,5 1 1 37,5 137,5
1 37,5 1 1 44 44
1 44 44 44 44
22 20 20 20

4
24
30 20 22
24 17,5 20
22
24
22
24 20
17,5 17,5 20
20 17,5
17,5 20 20
17,5 17,5
11,5 2014 11,5
17,5 1411,517,514 11,5
17,5 17,5 141411,5
11,5 17,5
17,51411,517,514 11,5
17,5 14 17,5
30 30 30

U = 0,15
U = 0,15
W/(m
U = W/(m
0,15
2
·K) W/(m
2
·K) 2·K) U = 0,15
U = 0,15
W/(m
U = W/(m
0,15
2
·K) W/(m
2
·K) 2·K)
U = 0,15
U = 0,15
W/(m
U = W/(m
0,15
2
·K) W/(m
2
·K) 2·K)
U = 0,15
U = 0,15
W/(m
U = W/(m
0,15
2
·K) W/(m
2
·K) 2·K)
7

2.
10

U-Wert37,5[W/(m37,5 K)] 37,5 37,5 0,1544 0,15 0,151)44 0,151)


15
16
17,5
37,5
37,5 37,5 37,5 44 44 4444 44 44
 RDd,w=R+Dd,w
5 bis
=R+Dd,w
85dB
bis
= +bei
85dBbisbei
8 dB bei
20
 RDd,w =R 4=dB,
R je
4 =dB,
nach
 je nachje nach RDd,w =R0Dd,w
4 dB, dB=R0Dd,w
dB= 0 dB
Rohdichteklasse [–] 2 2,0 2,0 2,0 2,0
22
24 Dd,w Dd,w

·K)Art=und ArtDicke
2 und Art
UDicke
des
=und
2 des
Dicke =des U4 =mineralischem
= mineralischem
mineralischemFaserdämm- 42·K)
Faserdämm-
Faserdämm- 20 4 20 4
30
215 215 15 15 20 20
U = 0,15 W/(mU = 0,152
·K)UW/(m
= 0,15 W/(m
·K) UU==20,15
·K)
0,15W/(m
W/(m 2
U = 20,15
·K) UW/(m0,15 U
·K)W/(m
= 0,15 ·K)
0,15W/(m
UW/(m ·K)·K)
2 2
0,15 UW/(m
= 0,15 2
UW/(m
·K) =U0,15 ·K)W/(m
= 20,15 U W/(m ·K)U·K)
2 2
= 0,15 W/(m0,15 W/(m
·K) ·K)
0,15 W/(m
Direktschalldämm-Maß [dB] Dämmstoffs s,w
RDämmstoffs = Putzart
56,0
Dämmstoffs
und und Putzart Rs,w = 56,0
und Putzart Rs,w stoff
stoff RDd,w= 63,0
=stoff
R-2 dB
Dd,w
=Rbei
 -2 dB= bei
(Summe
Dd,w
-2 dBaus
bei Vor- und Hintermauerschale)
 RDd,w =  4dB, je=nach
R dB,=jenach
4 RRDd,w
dB, je = 0 dB RDd,w
nach RDd,w = 0 dB
= 0dB  RDd,w = + 5 bis
RDd,w 8 dB
RDd,w = +bei
5RDd,w
bis 1=8 +dB5 bei
bis
 R8 dB= bei Hartschaumdämmstoff
+ 5 bis 81dB bei Hartschaumdämmstoff
Hartschaumdämmstoff
RDd,wDickeRRdes
=Art 
Dd,w + R
s,w
4Dd,w
Dd,w [dB] Dd,w=  4 dB, je nach
RDd,w = ± =40mineralischem
mineralischem
dB
Faserdämm-
Dd,w
R1Dd,w = + 5 bis 8 (bei 1 mineralischem Faserdämmstoff)
Art und Art und
und Dicke des DickeArt
20 desund Dicke des20
17,5 17,5 20Wohnungstrennwände
Wohnungstrennwände 17,5
Wohnungstrennwände 20 mineralischem
Faserdämm-
17,5
11,5 Faserdämm-
14 mineralischem
17,5 11,5Faserdämm-
14
Nicht 17,5
11,5tragende
14 17,5 Nicht
Trennwände 11,5 14 17,5
4
7
Dämmstoffs und Putzart
gegen Dämmstoffs
Außenlärm Dämmstoffs und
und Putzart Putzart und Putzart
Dämmstoffs je Art/Dickestoff v. Dämmstoff
RDd,w =stoff u.Rbei
-2 dB
 Putz
stoff
Dd,w
= -2R dB systemabhängig
=stoff
bei
Dd,w
-2 dBbei
RDd,w = -2 dB bei RDd,w = -2 (beitragende Trennwände
Hartschaumdämmstoff)
RDK37,51,8:
RDKR1,8:RDK
w = 58,8
R1,8:
w = 58,8
dB
Rw Hartschaumdämmstoff
= dB
58,8
RDKdB2,0:
RDKR2,0:
RDK= 58,2w = 58,2
dB
Rw = dB58,2
RDK
RHartschaumdämmstoff
2,0: dB44
2,0:
RDKR2,0:
RDK
= 63,4
R2,0:
w = 63,4
dB
Rw = dB
63,4
RDKdB44
2,2:
RDKR2,2:
RDK
w = 61,8
R2,2:
w = 61,8
dB
RRww ==RDK
dB
61,8 dB Rw = 40 dB
10
15
16
4 4
37,5 4
Hartschaumdämmstoff
37,5 Hartschaumdämmstoff
37,5 w 44 w 44 RDK 1,2: 40 dB1,2: a) u
Schalllängsleitung [dB] horizontal Rw,1 = 56,0 Rw,1 = 56,0 = 56,0
7 7 7
17,5
20
10
15
10
15
10
15 Rw,1 = 56,0 RDK R1,4:
w,1 R w =RDK
44 dB1,4: Rw = 44 dB
Wohnungstrennwände
22
Wohnungstrennwände
Wohnungstrennwände
16
Wohnungstrennwände
16 16

und vertikal (nur Hintermauerschale)


24
17,5 17,5 17,5
30

U= 0,15 1RDK 1,8:2W/(m


Rw1 =RDK
43 1,8:
12·K)dBU =R0,15
=1 43 dB 2RDK
·K) 1,8: Rw =RDK 47,51,8:
dB Rw = 47,5 dB
=W/(m ·K)=2458,2
U =RDK
0,15 W/(m
U 20
=R 0,15
=·K)2,0:
W/(m1 2·K)20 U =10,15U= W/(m
0,15 ·K)
W/(m ·K)30U RDK
= 0,15U =W/(m
0,15= ·K) W/(m
20 20
2 20
2 2 2
24 1=2,0: 12,0: 30 24 24
R = 61,8w dB
22 22 22
RDK 1,8: RRDK
w = 58,8
1,8:RDK
dB
Rw =1,8:
24
58,8RwRDK
RDK
dB
24
58,8
2,0:
1,8:dB
RRDK
wR
24
w = 58,8
2,0: dB
RwdB 58,2 RDK
wdB
RDK 58,2 RdB
R=
RDK
w 63,4
w = RDK
2,0:
58,2dB =2,0:
RwdB 63,4RRDK= 63,4
RDK
wdB 2,2:
2,0:R
dB
Rw w==61,8
RDK 63,4dB
2,2: RdB
w =2,2:
61,8R RDK
wdB 61,8
2,2:dB
44wdB RDK
4
RDK 2,0: Rw =RDK 2,0: Rw = 44 dB RDK 2,0: Rw =RDK 49 dB2,0: Rw = 49 dB
30 30 30
7
10
15
16 RDd,wje=nach
 RDd,w =  4 dB, je nach RDd,w =  4dB, 0 dB 0 RdB
 RDd,w =  Dd,w
= + 5 bis 8 dB bei RDd,w = + 5 bis 8 dB bei
17,5
20
Art und Dicke des
Zweischalige ArtHaustrennwände
und Dicke des mineralischem Faserdämm- mineralischem Faserdämm-
22
Zweischalige Haustrennwände stoff RDd,w = -2 dB bei stoff RDd,w = -2 dB bei
Dämmstoffs und PutzartDämmstoffs und Putzart
24
30

a) mit Unterkellerung
a) mit Unterkellerung b) ohneHartschaumdämmstoff
b) ohne Unterkellerung Unterkellerung
(Bodenplatte (Bodenplatte
getrennt) getrennt)
Hartschaumdämmstoff
1,8: R’w,2 RDK
67 dB
RDKWohnungstrennwände R’w,2  67 dB RDK 2,0: R’w,2 = RDK
1,8:Wohnungstrennwände 2,0: R’w,2 = 67 dB
67 dB
Wohnungs- 4 Nicht
4

trennwände RDK 1,8: Rw = 58,8 dB


RDK 1,8:
RDKRw 2,0:
= 58,8
Rw =dB58,2 dB RDK
RDK 2,0: Rw =
2,0:
58,2
Rw dB
= 63,4 dB
RDK 2,0:RDK
Rw =2,2:
63,4RwdB
= 61,8 dB
RDK 2,2: tragende
Rw = 61,8 dB
7 7
4 10 10
7 15 15
10 16 16

Trennwände
15 17,5 17,5
16 20 20
17,5 22 22
20 24 24
22 30 30
4
24
7
30
10
15
16
17,5 24 24 24 1 20
1 11
20 20
1 1 30 30 30 1 124 1
124 24
1 1
20
22
24
30

24 24 24 1 20
24 11 Zweischalige
20 1Zweischalige
1 20Zweischalige
Haustrennwände
11 Haustrennwände
3020 Haustrennwände
1 30 30 1 24
30 1 1 241 1724 11 247 1 10 10
a) mita)Unterkellerung
mita)Unterkellerung
mit Unterkellerung b) ohne
b) ohne
Unterkellerung
b) ohne
Unterkellerung
Unterkellerung
(Bodenplatte
(Bodenplatte
(Bodenplatte
getrennt)
getrennt)
getrennt)
Rohdichteklasse
Zweischalige Haustrennwände
Zweischalige
Zweischalige RDK 1,8:
1,8 Haustrennwände
[–] Zweischalige
Haustrennwände
Haustrennwände RDK
2,0R’1,8:
RDK
w,2 R’67
1,8: dB
R’67
w,2  dB
w,2  67 dB
2,0 RDK
2,2 2,0:
RDKR’ w,2 =
2,0:
RDK R’67
2,0: =
dB
R’67
w,2 =
dB67 dB Direktschalldämm- Direktschalldämm-
w,2 Rohdichte-

4 15 4 15 4 20 klasse [–] Maß2) [dB] Maß2) [dB]


a) mit Direktschalldämm-
Unterkellerung
a) mit
a) mit Unterkellerung a) mit =1558,5
Rw Unterkellerung
15 Unterkellerung
w =
Rb) 58,2
b) ohne Unterkellerung
ohne b) ohne Rw4b)=ohne
(Bodenplatte
Unterkellerung 63,0
20Unterkellerung
20 20(Bodenplatte
getrennt)
(Bodenplatte w = 61,8
Rgetrennt)
Unterkellerung getrennt) getrennt)
(Bodenplatte
Maß
RDK 1,8: R’2)
w,2[dB]
RDK 67RDK
1,8: dB
R’w,21,8:
 67R’RDK 67 dB
dB 1,8:
w,2 R’w,2RDK
 672,0:
dB R’ w,2 =2,0:
RDK 67RDKdB
R’w,22,0:
= 67 dB= 67
R’RDK
w,2 2,0:dB
R’w,2 = 67 dB 1,2 – Rw = 40,9
4
7
4
7
24
4
7
24 1
Nicht tragende Trennwände
Nicht tragende Trennwände
20 1 20 1 30
1 30 1 1,4
24 1 1
Kelleraußenwände –24 1
Kelleraußenwände Rw = 43,1
10 10 10

1,8 R = 41,9 R = 46,7


15 15 15
16
17,5
20
16
17,5
20
16
17,5
20
RDK
RDK 1,2: Rw = 40 dB 1,2: R w = 40 dB a) unbeheizt a) unbeheizt w b) beheizt b) wbeheizt
Zweischalige Haustrennwände
ZweischaligeRDK
Haustrennwände RDKdB 1,4: Rw = 44 dB 2,0 Rw = 43,4 Rw = 48,2
22 22 22
4
7
24
30
24
30
24
30 1,4: Rw = 44
10
RDKa)1,8: RDK 1,8:a)Rmit
mitRUnterkellerung
w = 43 dB w = 43 dBRDK 1,8: Rb)
Unterkellerung wohne
RDK
=ohne
47,5 1,8: Rw = 47,5
dB
Unterkellerung dB Unterkellerung
b) ohne
(Bodenplatte getrennt)
(Bodenplatte getrennt)
15
16 Unterkellerung
RDK 2,0:dB
Rw =1,8:
44 R’
dBRDK RDK 2,0: =Rw67= dB
49 dB2,0:RDK RDKdB 1,8: Rw = 61 dB RDK dB 1,4: Rw = 61 dB
2,0:
dBRRDK
w = 49 dBR’ R’ 1,8: = 61
= 67RwdB RDK 1,4: Rw = 61
17,5
20
22
RDKRDK
2,0:1,8:
Rw =R’44 dB
 67 RDK w,2  67 2,0:
mit Unterkellerung
w,2 RDK
(Bodenplatte
w,2 getrennt) w,2 unbeheizt beheizt
24
30

15 415 154 15154 15 20 420 20420 204 20


4

4
7
10
15
Zweischalige Kelleraußenwände
15 4 15 15 4 15 4 15 15 4 4 2020 4 20 4 20 20 4
7

Haustrennwände 15 20Nicht
15 Nicht 20 Trennwände 20
16
10
15
16
17,5
20
22
tragende
Nicht
tragende
Trennwände
tragende
Trennwände Kelleraußenwände
Kelleraußenwände
Kelleraußenwände
17,5 24

RDK 1,2:
RDKR1,2:
RDK R1,2:
w = 40w = Rw =
dB40 dB40 dB a) unbeheizt
a) unbeheizt
a) unbeheizt b) beheizt
b) beheizt
b) beh
20 30
22
24
30

Nicht tragende
NichtTrennwände
Nicht tragende
tragende NichtTrennwände
Trennwände tragende Trennwände RDK 1,4:
RDKR1,4:
RDK R1,4:
w = 44w = Rw =
dB44 dB44
KelleraußenwändedB Kelleraußenwände
Kelleraußenwände Kelleraußenwände
RDK 1,8:
RDKR1,8:
RDK R1,8:
w = 43w = Rw =
dB43 dB43 dB RDK 1,8:
RDKR1,8:
RDK R1,8:
w = 47,5 Rw = dB
w = 47,5
dB 47,5 dB
RDK 1,2: RRDK = 40
1,2:RDK
dB =1,2:
40RR
RwR2,0: =44
RDK
dB R40 dB
1,2: a) unbeheizt
RwdB= 40 dBRDK RDKa)R2,0:
a) unbeheizt
2,0: unbeheizt
RDK a)
Rwunbeheizt b) beheizt
RDK 1,8:
RDK Rb)
b) Rbeheizt
w = 61
1,8:
RDK beheizt
w =
dB61
1,8: Rw =dB61b)dB
beheizt RDK 1,4:
RDKR1,4:
RDK
w = 6
R1
R2,0:
w = 49w =
dB49 =
dB49 dB
w RDK 2,0:
RDK RDK 2,0:
w = 44w =dB w =
dB 44
w
RDK 1,4: RRDKw = 44
1,4:RDK
dB Rw =1,4:
44 R =
RDK
dB
w 44 dB
1,4: R w = 44 dB
4 RDK
7 Rw1,8:
= 43RRDK 41,8:RDK
= 47,5 Rw =1,8:
dB 4 4 36,5 16 36,5
RDK 1,8: RRDK
w = 43
1,8:RDK
dBRw7=1,8:
43 RdB
15 RDK
w = 431,8:
15 dB wdB
15 15 10RwRDK
47,5 = 47,5
dB 1,8:dB
20 Rw 10
= 47,5 dB
20 20 20 36,5 16 36,5
RDK 2,0: RRDK
w = 44
2,0:RDK
dBRw =2,0:
44 RdB
RDK
w RDK
dB Rw2,0:
= 442,0: = 44RRDK= 49
wdB 2,0:RDK
dB Rw =2,0:
49 RdB dB RDK
= 492,0:
RDK
w Rw = 1,8:
49 dB w = 61
RRDK dB
RDK
1,8: Rw =1,8:
61 RdB = 611,8:
RDK
w dB Rw = 61RDK
dB 1,4: RRDK
w = 61 dB
RDK
1,4: Rw =1,4:
61 RdB = 611,4:
RDK
w dB Rw = 61 dB
2. U = 0,15 W/(m3) .K)= 0,15 W/(m2.K)
2U
Rohdichteklasse [–]
Nicht tragende Trennwände 1,8
Nicht tragende Trennwände 2,0 U-Wert [W/(m K)] 2,04
Kelleraußenwände Kelleraußenwände 0,19 mit Perimeterdämmung
mit Perimeterdämmung
Direktschalldämm-Maß [dB] Rw,2  67RDK 1,2: Rw = R 67 1,2: Rw = 40 Rohdichteklasse [–] a) unbeheizt1,8 b) beheizt 1,4 b) beheizt
4 4 4
7
10
15
7
10
15
7
10
15 40 RDK
w,2dB a) unbeheizt
dB
Direktschalldämm- Rw = 64,1 Rw = 60,5
16 16 16

Schalllängsleitung [dB]
17,5
20
22
17,5
20
22
17,5
20
22
Rw,1 = 52,4 RDK 1,4: Rw = R 44 =RDK
w,1dB 57,71,4: Rw = 44 dB
4
7 horizontal undRDKvertikal
24
30 1,8: Rw = 43 dBRDK 1,8: Rw = 43
24
30
24
30 RDKdB 1,8: Rw = 47,5 dB RDK 1,8: Rw = 47,5MaßdB 2)
[dB]
10
RDK 2,0: Rw = 44 dBRDK 2,0: Rw =2)44 RDKdB 2,0: Rw = 49 dBRDK 2,0: Rw = 49 dB RDK 1,8: Rw = 61 dBRDK 1,8: Rw = 61 dB RDK 1,4: Rw = 61 dBRDK 1,4: Rw = 61 dB
14 cm Dämmstoff  = 0,024 W/(m.K)
15
16
17,5
1) Direktschalldämm-Maße gelten auch für die horizontale und vertikale Schalllängsleitung.
Perimeterdämmung  = 0,036 [W/(m2.K)] mit Zuschlag U nach abZ von 0,04 [W/(m2.K)]
20
22
24
3)
30

n Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten. n Die Direktschalldämm-Maße Rw nach DIN 4109-2:2016-07
36,5 36,5gelten
36,5 nur in Ver- 16
7 7 7 10 10 10
n Sofern nicht anders angegeben, wurden bei den Wandkonstruktionen Wärme- bindung mit beidseitigem Dünnlagenputz (d = ~ 5 mm) oder einseitigem Putz
dämmstoffe mit l = 0,032 W/(m·K) verwendet. (d = ~ 10 mm) oder mit Stoßfugenvermörtelung.
4
U = 0,1
U
7
n7 Aus Gründen
7 der7Winddichtigkeit
7 ist auf10der Innenseite
10 der
10 Außenwände
10 ein n Die Direktschalldämm-Maße
36,5 36,5 36,5 Rw beschreiben
36,5 16 die Leistungsfähigkeit
36,5
16 16
36,5 eines
16 Bau- 36,5
36,5
mit Perim
mit
10
15
16
17,5
20
Putz aufzubringen. teils ohne Berücksichtigung der Flankenübertragung. Für die vertikale und ho-
n Sofern die Erhöhung des Wandflächengewichts durch beidseitigen Putz (2 x rizontale Schalllängsleitung im InnerenU des Gebäudes 2. ist mit Rw,1
2. zu rechnen.
.K) W/(m2.K)
22
24
30 = 0,15 W/(m
U = 0,15K)UW/(m
= 0,15 W/(m
K) U = 20,15
10 mm ~ 20 kg/m2) erforderlich ist, ist dies in den Zeichnungen angegeben. mit Perimeterdämmungmit Perimeterdämmung
mit Perimeterdämmung mit Perimeterdämmung

7 7 10 10 36,5 36,5 16 36,5 16 36,5

U = 0,15 W/(m2.K) U = 0,15 W/(m2.


KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 1 Kalksandstein 35

Kalksandstein hat sich seit mehr als 120 Jahren als Wand- Mit einer breiten Palette von Kalksandsteinen verschiedener
baustoff für Wohn- und Nichtwohngebäude etabliert. Er wird Formate und unterschiedlicher Druckfestigkeiten und Rohdich-
ausschließlich aus den natürlichen Rohstoffen Sand, Kalk und teklassen bietet die Kalksandsteinindustrie für nahezu jede
Wasser hergestellt. Kalksandsteine sind vollständig norma- Bauaufgabe das passende Produkt.
tiv erfasst. Es bedarf deshalb keiner weiteren Dokumente wie
Zulassungen, Herstellererklärungen oder Ähnlichem. Auf der Systemgerechte Mauersteine und Ergänzungsprodukte, ratio-
Grundlage der europäisch harmonisierten Produktnorm DIN EN nelle Verarbeitungstechnologien sowie schlanke und hochleis-
771-2 und der nationalen Anwendungsnorm DIN 20000-402 tungsfähige KS-Wandkonstruktionen bilden die Grundlage für
sind sowohl die Deklaration als auch die Anwendung von Kalk- qualitativ hochwertiges und gleichzeitig kostengünstiges Bauen.
sandstein in Deutschland eindeutig geregelt.

Tafel 8 Anwendungsbereiche und Besonderheiten der einzelnen KS-Wanddicken


Literatur
Mauer- Anwendungs- Besonderheiten
werksdicke bereich
[cm] [1] DIN EN 771-2:2015-11 Festlegun­
Nicht tragende in- gen für Mauersteine – Teil 2: Kalk-
Wohnflächengewinn und Kostenersparnis
7 nere Trennwand sandsteine; Deutsche Fassung
Feuerwiderstandsklasse EI 60 (F 60-A)
nach DIN 4103-1 EN 771-2:2011+A1:2015
Nicht tragende Feuerwiderstandsklasse EI 90 (F 90-A) (bei RDK  1,8 [2] DIN 20000-402:2017-01 Anwen-
10 innere Trennwand unter Verwendung von Dünnbettmörtel oder RDK 1,2 mit dung von Bauprodukten in Bau-
nach DIN 4103-1 2 x 10 mm Putz), Wohnflächengewinn und Kostenersparnis werken – Teil 402: Regeln für die
Tragende Innen- Wohnflächengewinn und Kostenersparnis durch schlanke, Verwendung von Kalksandsteinen
11,5 wand nach tragende Innenwand Feuerwiderstandsklasse R 90 (F 90) nach DIN EN 771-2:2015-11
DIN EN 1996/NA (Wand beidseitig beflammt)
[3] DIN EN 1996/NA (Eurocode 6):
Tragende Innen-
Wohnflächengewinn und Kostenersparnis durch schlanke, Bemessung und Konstruktion von
schale einer zwei-
schaligen Außen-
tragende Innenschale Mauerwerksbauten
Die hohe Rohdichte wirkt sich günstig auf den vertikalen [4] VERORDNUNG (EU) Nr. 305/2011
wand nach DIN EN
und horizontalen Schallschutz aus. DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS
1996/NA
Statischer Nachweis nach den vereinfachten Berechnungs- UND DES RATES vom 9. März 2011
15 Außenwand mit
methoden nach DIN EN 1996-3/NA ist möglich.
WDVS zur Festlegung harmonisierter Be-
Zweischalige 2 x 15 cm und beidseitiger Dünnlagenputz bei RDK 1,8: dingungen für die Vermarktung von
Haustrennwand R’w,2 = 67 dB (erhöhter Schallschutz nach Beibl. 2 Bauprodukten und zur Aufhebung
(mit Unterkelle- DIN 4109), zweischalige Brandwand (REI-M 90) nach der Richtlinie 89/106/EWG des Ra-
rung) DIN 4102-4 bei RDK 2,0 tes
RDK  1,8 und Verwendung von Dünnbettmörtel, bei KS XL [5] DIN 4103-1:2015-06: Nichttra-
Einschalige
zusätzlich mit aufliegender REI 90 (F 90)-Geschossdecke gende innere Trennwände – Teil 1:
Brandwand
als konstruktive obere Halterung
Anforderungen und Nachweise
Standard-Außenwand bei mehrgeschossigen Gebäuden
Außenwand mit [6] BGI 695 (bisher Z/H 1/610), Merk-
17,5 Statischer Nachweis nach den vereinfachten Berechnungs-
WDVS
methoden nach DIN EN 1996-3/NA ist möglich.
blatt Handhaben von Mauerstei-
Zweischalige Haus- 2 x 17,5 cm und beidseitiger Dünnlagenputz bei RDK 1,8:
nen, Fachausschuss Bau, Oktober
trennwand (mit R’w,2  67 dB (erhöhter Schallschutz nach Beibl. 2 1992
Unterkellerung) DIN 4109), zweischalige Brandwand (REI-M 90)
Wohnungs- Mit beidseitig 10 mm Putz bei RDK 2,0: Direktschalldämm-
trennwand Maß Rw = 58,2 dB
Einschalige Feuerwiderstandsklasse REI-M 90
Brandwand RDK 2,0 und Verwendung von Dünnbettmörtel
20
2 x 20 cm mit RDK 2,0 und mindestens 4 cm dicke Trenn-
Zweischalige Haus-
fuge mit Dämmschicht, Fundamentplatte getrennt auf ge-
trennwand (ohne
meinsamen Fundament und beidseitigem Dünnlagenputz:
Unterkellerung)
R’w,2 = 67 dB
Wohnungs- Mit beidseitig 10 mm Putz bei RDK 2,2 hervorragender
trennwand Schallschutz möglich: Direktschalldämm-Maß Rw = 61,8 dB
Gut geeigneter Untergrund für das Aufbringen von Bitumen­
24
dickbeschichtung ohne zusätzliche Putzschicht und als
Kelleraußenwand
sichtbar bleibendes Mauerwerk innen mit verschlämmten
Fugen Bildnachweise
Gut geeigneter Untergrund für das Aufbringen von Bitumen- Bild S. 12, Bild 1, Bild 4, Bild 5, Bild S. 16,
dickbeschichtung ohne zusätzliche Putzschicht und als Bild S. 17, Bild 7, Bild 8, Bild 9, Bild 10, Bild 11,
sichtbar bleibendes Mauerwerk innen mit verschlämmten Bild 12, Bild 13, Bild 14, Bild 15, Bild 16, Bild 17,
30/36,5 Kelleraußenwand Bild 18, Bild 19, Bild 20, Bild 21, Bild 22, Bild 23,
Fugen. 30 cm Wanddicke mit RDK 2,0 auch als Wohnungs-
trennwand bei hohen Schallschutzanforderungen; Bild 24, Bild 27, Bild 28, Bild 32, Bild 33, Bild 34,
Bild 35, Bild 36, Bild S. 31, Bild 37, Bild 38,
Direktschalldämm-Maß Rw = 63,0 dB
Bild 39, Bild 40, Bild 41, Bild 42, Bild S. 33:
RDK = Steinrohdichteklasse Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.
Kapitel 2 AUSSENWÄNDE

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Frank Ulrich Vogdt, TU Berlin,


Stand: 01/2018 Dipl.-Ing. Michael Schober, TU Berlin
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 37

1. Anforderungen

Von der Kalksandsteinindustrie wird bereits seit Jahrzehnten


erfolgreich das Konzept der KS-Funktionswand verfolgt. Kenn-
zeichnend ist die konsequente funktionale Trennung zwischen
der tragenden Schicht aus KS-Mauerwerk, der Wärmedämmung
und dem dauerhaften Witterungsschutz. Die aus diesem An-
satz resultierende individuelle Anpassungsfähigkeit von KS-Au-
ßenwänden erweist sich vor allem bei steigenden Anforderun-
gen – z.B. im Bereich des Wärme- oder Schallschutzes – als
zukunftsorientiert.

Als baulich prägender Bestandteil der Gebäudehülle sind (tra-


gende) Außenwände den vielfältigsten Einwirkungen und Bean-
spruchungen ausgesetzt, zu nennen sind:

nn Eigenlasten und Nutzlasten

nn Winddruck- und Windsoglasten

nn Schnee- und Eislasten

nn Temperatur- und Feuchtewechsel


Durch die Vielzahl der möglichen Konstruktionsvarianten bie-
nn Schlagregen ten funktionsgetrennte KS-Außenwände die Möglichkeit, für je-
den einzelnen Anwendungsfall individuell optimierte Lösungen
nn Sonnen-/UV-Strahlung auszuführen.

nn Außenlärm
1.1 Standsicherheit
nn Chemische Beanspruchung durch Schadstoffe oder
Reinigungsmittel Die Standsicherheit der Außenwandkonstruktion muss dau-
erhaft gewährleistet sein (Musterbauordnung MBO §12 [1]
nn Vandalismus und Landesbauordnungen LBO). Die Planung und Ausführung
von Mauerwerk sind durch Eurocode 6 [2] (DIN EN 1996-1-1
bis DIN EN 1996-3 mit jeweils Nationalem Anhang/NA) gere-
Aus diesen Einwirkungen leiten sich zunächst Anforderungen in gelt. Der Nachweis der Standsicherheit kann bei Einhaltung
statischer, bauphysikalischer und baukonstruktiver Hinsicht ab, konstruktiver Begrenzungen im vereinfachten Verfahren nach
die durch die Außenwandkonstruktion erfüllt werden müssen: DIN EN 1996-3/NA oder im genaueren Verfahren nach DIN EN
1996-1-1/NA erfolgen. Dabei sind neben den Eigen- und Nutz-
nn Standsicherheit lasten sowie den Winddruck- bzw. Windsoglasten im Hinblick
auf die Dauerhaftigkeit und Gebrauchstauglichkeit auch mög-
nn Brandschutz liche Zwängungsspannungen aus hygrothermischer Beanspru-
chung zu berücksichtigen.
nn Winterlicher und sommerlicher Wärmeschutz

nn Feuchte- und Witterungsschutz

nn Schallschutz

nn Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit

In Verbindung mit diesem primär bautechnisch orientierten An-


forderungsprofil müssen Außenwandkonstruktionen weiteren
zentralen Bedingungen und Erfordernissen genügen:

nn Hygiene und Gesundheitsschutz

nn Ökologie

nn Wirtschaftlichkeit

nn Ästhetik
38 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

1.2 Brandschutz schutz, der klimabedingte Feuchteschutz sowie die Luftdicht-


heit:
Der Gegenstand der bauaufsichtlichen Regelungen zum Brand-
schutz ist in erster Linie der Personenschutz im Brandfall. Die nn Winterlicher Wärmeschutz
Anforderungen an die erforderlichen Baustoff- und Feuerwider- Ziel des winterlichen Wärmeschutzes nach DIN 4108-2 ist
standsklassen ergeben sich in Abhängigkeit von der Gebäude- die Gewährleistung einer ausreichenden raumseitigen Ober-
klasse unmittelbar aus den Vorgaben der Landesbauordnungen. flächentemperatur der Gebäudehülle, bei der eine Gefährdung
Der Nachweis eines ausreichenden Brandschutzes erfolgt un- durch Tauwasser- oder Schimmelpilzbildung ausgeschlossen
ter Berücksichtigung von DIN EN 13501 [3] und der verblei- werden kann.
benden nationalen Normteile von DIN 4102 [4] sowie mit der
konkreten Tragwerksbemessung des KS-Mauerwerks im Brand- nn Sommerlicher Wärmeschutz
fall nach DIN EN 1996-1-2/NA. Mit den in DIN 4108-2 festgelegten Anforderungen an den
sommerlichen Wärmeschutz soll eine für die Nutzer unzu-
Von besonderer Bedeutung für Außenwände ist darüber hinaus mutbare Erhöhung der Raumtemperatur durch die Sonnen-
die Vermeidung einer Brandausbreitung über die Fassadenflä- einstrahlung ausgeschlossen werden. Maßgebend sind u.a.
che. Die diesbezüglich ergänzenden und auch baukonstruktiv der Fensterflächenanteil, der Gesamtenergiedurchlassgrad
konkretisierenden Vorgaben sind für zweischaliges KS-Mauer- der Verglasung und die Effektivität von Sonnenschutzvorrich-
werk der DIN 4102-4 und für Wärmedämm-Verbundsysteme tungen sowie insbesondere die Wärmespeicherfähigkeit der
mit Europäischer Technischer Bewertung (ETA) sowie für hin- Bauteile und die Möglichkeit einer erhöhten Nachtlüftung.
terlüftete Außenwandbekleidungen der Muster-Verwaltungs- So kann z.B. durch massive Bauteile mit hoher Wärmespei-
vorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) [5] zu ent- cherfähigkeit (wie bei Wänden aus KS-Mauerwerk) ein gro­ßer
nehmen. Für Wärmedämm-Verbundsysteme mit allgemeiner Teil der am Tag eingetragenen Energie aufgenommen, zeit-
bauaufsichtlicher Zulassung (abZ) gelten die konkreten Zulas- verzögert in den Nachtstunden wieder abgegeben und damit
sungsbestimmungen zur Ausführung. der Temperaturverlauf in den tageszeitlichen Spitzen deut-
lich gedämpft werden. Ziel der Anforderungen ist es, durch
geeignete bauliche Maßnahmen – hier bereits im Sinne der
1.3 Wärmeschutz Energieeinsparverordnung – auf eine aktive Kühlung (Klima-
tisierung) verzichten zu können.
Die Anforderungen an den winterlichen und sommerlichen Wär-
meschutz sind festgelegt in: nn Klimabedingter Feuchteschutz
Durch den klimabedingten Feuchteschutz nach DIN 4108-2
nn DIN 4108 [6] und DIN 4108-3 soll neben der Vermeidung von Tauwas-
ser- und Schimmelpilzbildung der Schutz gegen direkt ein-
nn Energieeinsparverordnung (EnEV) [7] wirkenden Schlagregen (einschließlich Spritzwasser) si-
chergestellt werden. Eine detaillierte Darstellung ist dem
Abschnitt 1.4 zu entnehmen.
Für die KS-Funktionswand wird durch die klare funktionale Tren-
nung zwischen dem KS-Mauerwerk und der Wärmedämmung nn Luftdichtheit
die tages- und jahreszeitliche Temperaturamplitude in der tra- Mit der Luftdichtheit nach DIN 4108-7 soll eine ungewollte Luft-
genden Schicht im Vergleich zu anderen Konstruktionen erheb- strömung durch die Gebäudehülle (Infiltration) als signifikante
lich reduziert (Bild 1). Dies führt zu geringeren Zwängungs- und Beeinträchtigung des Wärmeschutzes verhindert werden. Die
Eigenspannungen und damit zu einer höheren Risssicherheit. Luftdichtheit eines Gebäudes kann mit dem Differenzdruck-
Des Weiteren ergibt sich in der kalten Jahreszeit eine deut- Verfahren (Blower-Door-Test) vor Ort geprüft werden. In Bezug
liche Erhöhung der Temperatur an den Bauteilinnenoberflä- zum Wärmeschutz nach Energieeinsparverordnung darf bei
chen. Das erhöht die Behaglichkeit für die Nutzer und verhindert einer erfolgreichen Prüfung ein geringerer rechnerischer Lüf-
eine Schimmelpilz- oder Tauwasserbildung an den Innenoberflä- tungswärmeverlust im Nachweisverfahren angesetzt werden.
chen. Zentraler Kennwert des baulichen
Wärmeschutzes ist in diesem Zusam-
menhang der Wärmedurchgangskoeffi-
zient (U-Wert), typische U-Werte für KS- a i a i
Außenwände sind Tafel 1 zu entnehmen. 30 30
25 i = +20 ºC 25 i = +20 ºC
Temperatur [°C]

Temperatur [°C]

20 20
15 si= +8,4 ºC 15 si= +17,9 ºC
1.3.1 Anforderungen nach DIN 4108 10 10
5 5
In DIN 4108 sind Mindestanforderungen 0 0
an den Wärmeschutz definiert, bei de- -5 -5
-10 -10
ren Einhaltung zunächst nur feuchte- -15 -15
bedingte Gefährdungen und unzumut- -20 -20
0 50 100 150 200 250 0 50 100 150 200 250 300
bare Bedingungen für die Nutzer sowie Dicke d [mm] Dicke d [mm]
Schädigungen der Baukonstruktion aus-
geschlossen werden sollen. Geregelt
sind in diesem Zusammenhang der win- Bild 1 Minimale Innenoberflächentemperatur Θsi sowie jahreszeitlich bedingte
terliche und der sommerliche Wärme- Temperatur­änderung des KS-Mauerwerks mit und ohne Wärmedämmung
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 39

FINAL
FINAL
FINAL
FINAL
Tafel 1
FINAL
U-Werte von KS-Außenwänden (Beispiele)

Dicke Dicke U [W/(m²∙K)] Wandaufbau


des der  [W/(m∙K)]
Sys- Dämm-
tems schicht
[cm] [cm] 0,022 0,024 0,032 0,035
29,5 10 0,20 0,22 0,29 0,31 Einschalige KS-Außenwand mit Wärmedämm-Verbundsystem
Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
33,5 14 0,15 0,16 0,21 0,23 0,01 m Innenputz  = 0,70 W/(m∙K)
0,175 m Kalksandstein (RDK 1,8)1)  = 0,99 W/(m∙K)
35,5 16 0,13 0,14 0,19 0,20 Wärmedämmstoff Typ WAP
39,5 20 0,11 0,11 0,15 0,16 0,01 m Außenputz  = 0,70 W/(m∙K)
Rse = 0,04 (m²∙K)/W
43,5 24 0,09 0,10 0,13 0,14

49,5 30 0,07 0,08 0,10 0,11

41,0 10 0,19 0,21 0,27 0,29 Zweischalige KS-Außenwand mit Wärmedämmung


Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
43,0 12 0,16 0,18 0,23 0,25 0,01 m Innenputz  = 0,70 W/(m∙K)
0,175 m Kalksandstein (RDK 1,8)1)  = 0,99 W/(m∙K)
45,0 14 0,14 0,16 0,20 0,22 Wärmedämmstoff Typ WZ
47,0 16 0,13 0,14 0,18 0,19 0,01 m Fingerspalt R = 0,15 (m²∙K)/W
0,115 m2) KS-Verblendschale  = 1,1 W/(m∙K)
49,0 18 0,11 0,12 0,16 0,17 (KS Vb RDK 2,0)1) oder
verputzte KS-Vormauer-
51,0 20 0,10 0,11 0,15 0,16 schale
Rse = 0,04 (m²∙K)/W
55,0 24 0,09 0,09 0,12 0,13

44,0 10 0,20 0,22 0,28 0,30 Zweischalige KS-Außenwand mit Wärmedämmung und
Luftschicht
46,0 12 0,17 0,18 0,24 0,26 Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
0,01 m Innenputz  = 0,70 W/(m∙K)
48,0 14 0,15 0,16 0,21 0,22 0,175 m Kalksandstein (RDK 1,8)1)  = 0,99 W/(m∙K)
50,0 16 0,13 0,14 0,18 0,20 Wärmedämmstoff Typ WZ
Rse = 0,13 (m²∙K)/W
52,0 18 0,12 0,13 0,16 0,18  0,04 m Luftschicht
0,115 m2) KS-Verblendschale
54,0 20 0,10 0,11 0,15 0,16 (KS Vb RDK 2,0)
31,5 10 – – 0,28 0,30 Einschalige KS-Außenwand mit hinterlüfteter
Außenwandbekleidung
33,5 12 – – 0,24 0,26 Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
0,01 m Innenputz  = 0,70 W/(m∙K)
37,5 16 – – 0,18 0,20 0,175 m Kalksandstein (RDK 1,8)1)  = 0,99 W/(m∙K)
41,5 20 – – 0,15 0,16 Nichtbrennbarer
Wärmedämmstoff WAB
45,5 24 – – 0,13 0,14 Rse = 0,13 (m²∙K)/W
0,02 m Hinterlüftung
51,5 30 – – 0,10 0,11 0,01 m Fassadenbekleidung
47,5 10 – – – 0,34 Einschaliges KS-Kellermauerwerk mit außen liegender
Wärmedämmung (Perimeterdämmung)
51,5 14 – – – 0,26 Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
0,01 m Innenputz  = 0,70 W/(m∙K)
53,5 16 – – – 0,24
0,365 m Kalksandstein (RDK 1,8)1)  = 0,99 W/(m∙K)
57,5 20 – – – 0,20 Perimeterdämmung3)
Typ PW
61,5 24 – – – 0,18 Rse = 0 (m²∙K)/W
47,5 10 – – – 0,32 Einschaliges KS-Kellermauerwerk mit außen liegender
Wärmedämmung (Perimeterdämmung)
51,5 14 – – – 0,25 Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
0,01 m Innenputz  = 0,70 W/(m∙K)
53,5 16 – – – 0,23
0,365 m Kalksandstein (RDK 1,4)1)  = 0,70 W/(m∙K)
57,5 20 – – – 0,20 Perimeterdämmung3)
Typ PW
61,5 24 – – – 0,17 Rse = 0 (m²∙K)/W
Zur Berechnung der U-Werte sind ausschließlich Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit B anzusetzen.
1) 2)
Bei anderen Dicken oder Steinrohdichteklassen ergeben sich nur geringfügig andere U-Werte. 9 cm möglich, nach DIN EN 1996-2/NA
3)
Der Zuschlag U = 0,04 W/(m∙K) nach allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen ist bereits berücksichtigt.
40 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

1.3.2 Anforderungen nach Energieeinsparverordnung maximal 5 M.-% bei Holz bzw. um maximal 3 M.-% bei Holz-
Mit dem Wärmeschutz nach Energieeinsparverordnung (EnEV) werkstoffen.
sollen insbesondere die Ziele des Umweltschutzes – und hier
konkret der schonende Umgang mit begrenzten Ressourcen so-
wie die kontinuierliche Reduzierung des Schadstoffausstoßes INFO
– im Bauwesen umgesetzt werden, die gleichzeitig auch zur Schon bei Einhaltung des Mindestwärmeschutzes sind alle
Senkung der Betriebskosten beitragen. Mit diesen Zielen kön- KS-Außenwandkonstruktionen (Tafel 1) hinsichtlich der Was-
nen zwei zentrale Anforderungen der Energieeinsparverordnung serdampfkondensation unkritisch und bedürfen nach DIN
benannt werden: 4108-3 keines Nachweises für den Tauwasserausfall im Wand­
innern.
nn Begrenzung des Jahres-Primärenergiebedarfs
Durch die effektive Kombination der wärmeschutztechni­
schen Gestaltung der Gebäudehülle mit den Möglichkeiten
(und Erfordernissen) der technischen Gebäudeausrüstung ist 1.4.2 Vermeidung von Tauwasserbildung und Schimmelpilz­
der jährliche Energiebedarf auf einen zielorientierten Höchst- gefährdung auf der raumseitigen Wandoberfläche
wert zu begrenzen. Um Tauwasserbildung auf der raumseitigen Oberfläche von Au-
ßenbauteilen zu vermeiden, muss durch eine ausreichende Wär-
nn Begrenzung des Transmissionswärmeverlustes medämmung sichergestellt sein, dass die Oberflächentempera-
Der auf die wärmeübertragende Umfassungsfläche bezogene tur die Taupunkttemperatur nicht unterschreitet. Der Nachweis
spezifische Transmissionswärmeverlust ist – als eigenstän- erfolgt unter Annahme von standardisierten Klimarandbedin-
dige Anforderung an die bauliche Gestaltung – ebenfalls auf gungen. Nutzungsbedingte Beeinträchtigungen (wie ein stark
einen vorgegebenen Höchstwert zu begrenzen, d.h., dass die behinderter Wärmeübergang durch Möblierung oder Vorhänge)
Gebäudehülle im Mittel der einzelnen Bauteile (Dach, Außen- sollten dabei entsprechend berücksichtigt werden.
wände, Fenster, etc.) einen hohen baulichen Wärmeschutz
aufweisen muss. Umfangreiche Untersuchungen (z.B. [9]) zeigen, dass auch
ohne sichtbaren Tauwasseranfall bereits eine oberflächen-
nahe relative Luftfeuchte ab zeitweise 80 % ausreichend ist,
Bei der Ermittlung des für die bauliche Energieeffizienz maß- um Schimmelpilzbildung zu fördern. Zusätzlich zur Vermeidung
gebenden U-Werts ist der Einfluss etwaiger Beeinträchtigun- von Tauwasserbildung wird deshalb in DIN 4108-2 die folgende
gen durch Wärmebrücken – z.B. infolge von Verankerungen mit Anforderung gestellt:
Dübeln, Konsolen, Wandhaltern etc. – zu berücksichtigen, so-
fern sich durch diese Bewertung eine Korrektur um mehr als si - e
fRsi =  0,7 [–] (1.1)
3 % ergeben sollte. Weitergehende konstruktive Vorgaben zur i - e
Vermeidung von Wärmebrücken können u.a. dem Beiblatt 2
zu DIN 4108 und dem KS-Wärmebrückenkatalog [8] entnom- mit
men werden. fRsi Temperaturfaktor für die Bauteiloberfläche
si Erforderliche raumseitige Oberflächentemperatur [°C]
i Innenlufttemperatur [°C] (i = 20 °C bei einer relativen
1.4 Feuchte- und Witterungsschutz Raumluftfeuchte i  50 %)
e Außenlufttemperatur [°C] (e = -5 °C)
Der Feuchte- und Witterungsschutz von Außenwandkonstrukti-
onen ist zu verstehen als Schutz vor:
Grundlage ist unter der Voraussetzung eines sachgerechten
nn Tauwasserbildung im Wandinnern (DIN 4108-3) Heiz- und Lüftungsverhaltens auch hier die Annahme von stan-
dardisierten Klimarandbedingungen. Mit diesem Ansatz wird in
nn Tauwasserbildung und Schimmelpilzgefährdung auf der DIN 4108-2 explizit formuliert, dass die raumseitige Oberflä-
raumseitigen Wandoberfläche (DIN 4108-2) chentemperatur – auch im Bereich von Wärmebrücken – durch-
gängig mindestens 12,6 °C betragen muss, damit sich an der
nn Schlagregen und Spritzwasser (DIN 4108-3) raumseitigen Oberfläche eine relative Luftfeuchte von nicht
mehr als 80 % einstellt und so die Gefahr von Schimmelpilz-
bildung ausgeschlossen werden kann. Hinweise zum sachge-
1.4.1 Begrenzung der Tauwasserbildung im Wandinnern rechten Nutzerverhalten können z.B. [10] und [11] entnom-
Es ist nachzuweisen, dass das ggf. in der Tauperiode (Winter- men werden.
monate) im Innern von Außenbauteilen anfallende Tauwasser in
der Verdunstungsperiode (Sommermonate) wieder ausdiffundie- Die notwendige raumseitige Oberflächentemperatur wird durch
ren kann. Gleichzeitig ist die anfallende Tauwassermenge auf den normativ geforderten Mindestwärmeschutz im normalen
1,0 kg/m2 bei kapillar wasseraufnahmefähigen Bauteilschich- Flächenbereich gewährleistet. Da die Oberflächentemperatur
ten und auf 0,5 kg/m2 bei kapillar nicht wasseraufnahme­ über die gesamte Gebäudehüllfläche eingehalten werden muss,
fähigen Bauteilschichten zu begrenzen. Dabei dürfen Baustoffe, ist jedoch der Einfluss von ggf. vorhandenen geometrisch oder
die mit Tauwasser in Berührung kommen, nicht geschädigt konstruktiv bedingten Wärmebrücken (z.B. durch Verankerungs-
werden. Für Konstruktionen aus Holz oder Holzwerkstoffen elemente) zu erfassen und durch eine wärmeschutztechnisch
muss deshalb die Erhöhung des massebezogenen Feuchte- optimierte Gesamtgestaltung und Detailausbildung auf ein un-
gehaltes begrenzt werden, zulässig ist eine Erhöhung um kritisches Maß zu minimieren.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 41

1.4.3 Schutz vor Schlagregen und Spritzwasser Die KS-Funktionswand bietet die wesentlichen Voraussetzungen
Nach DIN 4108-3 werden die Beanspruchungsgruppen I (ge- für einen guten Schallschutz gegen Außenlärm und zwischen
ringe Schlagregenbeanspruchung) bis III (starke Schlagregen- benachbarten Wohnungen, da mit einer hohen flächenbezo-
beanspruchung) definiert in Abhängigkeit von genen Masse des KS-Mauerwerks sowohl ein hohes Schall-
dämm-Maß erreicht als auch die flankierende Schallübertra-
nn regionalen klimatischen Bedingungen (Regenmenge und gung minimiert werden kann.
Windstärke),

nn örtlicher Lage (windgeschützt oder windausgesetzt) sowie 1.6 Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit

nn Gebäudeart (Hochhaus oder Flachbau). Im Hinblick auf die Gebrauchstauglichkeit sind insbesondere die
Beanspruchungen durch Temperatur- und Feuchtewechsel be-
züglich möglicher Eigen- und Zwängungsspannungen zu berück-
In DIN 4108-3 werden Beispiele genormter Wandkonstruktionen sichtigen. Wie in Bild 1 gezeigt, wird im Vergleich zu anderen
angegeben, die den Anforderungen an die jeweiligen Beanspru- Konstruktionen die tages- und jahreszeitliche Temperaturam-
chungsgruppen genügen, ohne andere Konstruktionen mit ent- plitude der tragenden Schicht durch die funktionale Trennung
sprechend gesicherter, praktischer Erfahrung auszuschließen. von der außen liegenden Wärmedämmung erheblich reduziert
Zu diesen Beispielen gehören u.a.: und damit die Risssicherheit deutlich erhöht.

nn Zweischaliges KS-Mauerwerk Die Dauerhaftigkeit von KS-Mauerwerk kann als bekannt vo-
rausgesetzt werden und wird auch durch die Beständigkeit ge-
nn Einschaliges KS-Mauerwerk mit allgemein bauaufsichtlich genüber UV-Beanspruchung und möglichem chemischen Angriff
zugelassenem Wärmedämm-Verbundsystem – z.B. durch Luftschadstoffe oder Reinigungsmittel – bestimmt.
Für die Wärmedämmung und den Witterungsschutz mit Baupro-
nn Einschaliges KS-Mauerwerk mit hinterlüfteter Außenwand­ dukten nach Norm oder nach allgemeiner bauaufsichtlicher Zu-
bekleidung nach DIN 18516 lassung liegen ebenfalls umfassende positive Erfahrungen zur
Dauerhaftigkeit vor.

Für den Spritzwasserbereich ( 30 cm über Geländeoberkan-


te) sind besondere konstruktive Maßnahmen zu ergreifen, wie 1.7 Wirtschaftlichkeit
z.B. eine Ausführung mit durchgängig wasserabweisenden So-
ckelputzen. Darüber hinaus ist zu empfehlen, an den Gebäu- Die Wirtschaftlichkeit ist nicht nur unter dem Aspekt der Mini-
deaußenflächen einen ca. 50 cm breiten und 20 cm tiefen mierung der Erstinvestitionskosten, sondern insbesondere un-
Kiesstreifen anzuordnen, um die Bildung von Spritzwasser bei ter Berücksichtigung der Nutzungsphase – unter Einbeziehung
Niederschlägen und eine damit auch einhergehende Verschmut- u.a. der Heizenergie- und Instandhaltungskosten – im Lebens-
zung der Oberfläche zu reduzieren. zyklus zu betrachten.

Das Konzept der KS-Funktionswand bietet vor diesem Hinter-


1.5 Schallschutz grund kostengünstige Möglichkeiten, hochdämmende Konstruk-
tionen zu erzielen, die eine hohe Dauerhaftigkeit aufweisen
Die bauaufsichtlichen Anforderungen an den Schallschutz ge- und durch eine schlanke Konstruktion Nutzflächengewinne er-
gen Außenlärm beziehen sich auf den Gesundheitsschutz nach möglichen.
jeweiliger Landesbauordnung und sind in
DIN 4109 [12] in Abhängigkeit von der
Nutzung des Gebäudes und dem maß-
geblichen Außenlärmpegel geregelt.

Maßgebend für die Direktschalldämmung


von massiven Außenwandkonstruktionen
ist das Mauerwerk. Der Einfluss zusätz-
licher Bauteilschichten auf das dies-
bezüglich kennzeichnende bewertete
Schalldämm-Maß ist jedoch nachzuwei-
sen (z.B. bei Wärmedämm-Verbundsyste-
men aufgrund des Resonanzverhaltens).
Für die Ermittlung der horizontalen oder
vertikalen Schalllängsleitung innerhalb
des Gebäudes wird bei funktionaler Tren-
nung dagegen nur die tragende Schicht
betrachtet, die Bauteilschichten der Wär-
medämmung und des Witterungsschut-
zes tragen nicht zur Schalllängsleitung
bei.
42 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

2. Konstruktionsübersicht

Im Allgemeinen können KS-Außenwand- Tafel 2 Anwendungsbereiche von KS-Außenwandkonstruktionen


konstruktionen entsprechend Bild 2 und
Bild 3 und gemäß Tafel 2 differenziert KS-Außenwandkonstruktion Anwendung
werden. Beheizte Gebäude Sonderfälle
Zweischalige KS-Außenwand
Um dem Anspruch an ein hohes Wärme-
nn mit Wärmedämmung X
schutzniveau gerecht zu werden, sollten nn mit Wärmedämmung und Luftschicht X
bei beheizten Gebäuden nur die fol- nn mit Luftschicht X
genden Konstruktionen eingesetzt wer-
Einschalige KS-Außenwand
den:
nn mit Wärmedämm-Verbundsystem X
nn mit Wärmedämmung und hinterlüfteter Außenwandbekleidung X
nn Zweischaliges KS-Mauerwerk mit nn mit Innendämmung X
Wärmedämmung
Einschalige KS-Außenwand ohne Wärmedämmung
(verputzt oder Verblendmauerwerk) X
nn Einschaliges KS-Mauerwerk mit
Wärmedämmung

−− KS-Außenwand mit Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) – können KS-Außenwände ohne Wärmedämmung eingesetzt


werden. Dabei kann zwischen folgenden Konstruktionen un-
−− KS-Außenwand mit hinterlüfteter Außenwandbekleidung terschieden werden:

−− KS-Kelleraußenwand mit Perimeterdämmung nn Zweischaliges KS-Mauerwerk mit Luftschicht


(ohne Wärmedämmung)

Bei Gebäuden mit niedrigen Innentemperaturen oder Bauwer- nn Einschaliges KS-Mauerwerk mit Außenputz
ken ohne Anforderungen an den Wärmeschutz – wie z.B. Wirt-
schafts- und Industriegebäude oder landwirtschaftliche Bauten nn Einschaliges KS-Verblendmauerwerk

Zweischaliges KS-Mauerwerk Zweischaliges KS-Mauerwerk Zweischaliges KS-Mauerwerk


Zweischalig
Zweischaliges KS-Mauerwerk

mmung mit Wärmedämmung mit Wärmedämmung mit Wärmedämmung mit Wärmedämmung mit Wärmedämmung
icht und verputzter und Luftschicht mit Luftschichtund verputzter
mit Wärmedämmung mit Wärmedämmung
Vormauerschale mit Wärmedämmung Vormauerschale
und Luftschicht und verputzter
Einschaliges KS-Mauerwerk Einschaliges KS-Mauerwerk
Vormauerschale
Einschalig
Einschaliges KS-Mauerwerk

k mit KS-Mauerwerk mit KS-Kelleraußenwand KS-Mauerwerk mit KS-Mauerwerk mit KS-Kelleraußenwand


undsystem hinterlüfteter mit Perimeterdämmung Wärmedämm-Verbundsystem hinterlüfteter mit Perimeterdämmung
KS-Mauerwerk mit
Außenwandbekleidung KS-Mauerwerk mit KS-Kelleraußenwand Außenwandbekleidung
mit verputzt als
Wärmedämm-Verbundsystem hinterlüfteter mit Perimeterdämmung Innendämmung Sichtmauerwerk
Außenwandbekleidung

Bild 2 KS-Außenwandkonstruktionen für beheizte Gebäude Bild 3 KS-Außenwandkonstruktionen für


Sonderfälle
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 43

3. Zweischaliges KS-Mauerwerk mit Wärmedämmung

3.1 Konstruktionsprinzip Bei dieser Konstruktion besteht eine klare funktionale Tren-
nung der einzelnen Bauteilschichten. Die Innenschale ist Teil
Zweischalige KS-Außenwände (zweischalige Wände mit Vorsatz- des Tragwerks und zugleich Wärmespeicher. Sofern das Mauer-
schale nach DIN EN 1996-1-1) bestehen aus einer tragenden werk der Innenschale ohne Stoßfugenvermörtelung ausgeführt
Innenschale und einer nichttragenden Außenschale, die beide wird, dient der Innenputz der Luftdichtheit. Die Außenschale
aus KS-Mauerwerk erstellt werden und durch den Schalenzwi- übernimmt die Aufgaben des Witterungsschutzes. Die Wärme-
schenraum getrennt sind (Bild 4). Die Außenschale kann als dämmung im Schalenzwischenraum bestimmt im Wesentlichen
KS-Verblendschale oder als verputzte Vorsatzschale ausgeführt den Wärmeschutz. Die beiden massiven Schalen zusammen er-
werden. Die baukonstruktive Unterscheidung erfolgt mit Bezug geben den besonders guten Schutz gegen Außenlärm.
zum Schalenzwischenraum wie folgt:

nn Zweischaliges KS-Mauerwerk mit Wärmedämmung (früher 3.2 Entwicklung


gebräuchliche Bezeichnung: „Kerndämmung“)
Konstruktionen mit zweischaligem Mauerwerk sind bereits aus
nn Zweischaliges KS-Mauerwerk mit Wärmedämmung und Luft- dem römischen Reich bekannt (siehe Vitruv: „De Architetura
schicht Libri Decem“, 2. Buch).

Zweischaliges KS-Mauerwerk hat sich


aufgrund der hohen Dauerhaftigkeit seit
vielen Jahrzehnten im Wohnungs- und
Verwaltungsbau vor allem in Gegenden
mit hoher Schlagregenbeanspruchung
hervorragend bewährt.

3.3 Baurechtliche Regelung

Zweischaliges Mauerwerk wird durch


DIN EN 1996-1-1 und DIN EN 1996-2 mit
jeweils Nationalem Anhang (NA) geregelt.
Hier ist insbesondere auf die detaillierten
Festlegungen für die Planung und Ausfüh-
rung im Anhang NA.D von DIN EN 1996-2/
NA zu verweisen.

Für die Dämmstoffe gelten die Rege-


lungen der DIN 4108-10 für den Anwen-
dungsbereich WZ (Dämmung von zwei-
schaligen Wänden, Kerndämmung).

Für einzelne Konstruktionskomponen-


ten können darüber hin­aus allgemeine
bauaufsichtliche Prüfzeugnisse oder all-
gemeine bauaufsichtliche Zulassungen
(z.B. für Anker oder für Dämmstoffe) er-
forderlich werden.

3.4 Komponenten

3.4.1 Tragende KS-Innenschale


Innenputz
Die mindestens 115 mm dicke Innenscha-
Tragende KS-Innenschale le ist als Teil des Tragwerks im vereinfach-
Wärmedämmung ten Verfahren mit gewissen konstruktiven
Begrenzungen nach DIN EN 1996-3/NA
Dübelanker mit oder im genaueren Verfahren nach DIN EN
Klemmscheibe 1996-1-1/NA zu bemessen. Aufgrund der
hohen spezifischen Wärmekapazität dient
KS-Verblender die tragende Innenschale zudem als aus-
gleichender Wärmespeicher insbesondere
für den sommerlichen Wärmeschutz. Da-
rüber hinaus resultiert aus der hohen Roh-
Bild 4 Systemaufbau zweischaliges Mauerwerk mit Wärmedämmung dichte ein ebenfalls hoher Schallschutz.
44 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

7
7
7
5 5
7
h  10 m 10 m < h  18 m 18 m < h  25 m
h  10 m 10 m < h  18 m 18 m < h  25 m

Bild 5 Erforderliche Ankeranzahl im Binnenland in Abhängigkeit von der Gebäudehöhe und Windlastzone

3.4.2 Anker Tafel 3 Mindestanzahl der Anker je m2 Wandfläche nach


Die nichttragende Außenschale ist mit der tragenden Innenscha- DIN EN 1996-2/NA
le nach DIN EN 1996-2/NA durch Anker aus nicht rostendem
Stahl zu verbinden, deren Verwendung durch eine allgemeine Gebäudehöhe Windzonen Windzone 4 Windzone 4
bauaufsichtliche Zulassung ggf. in Verbindung mit DIN EN 845-1 1 bis 3, Küste der Nord- Inseln der
geregelt ist. Windzone 4 und Ostsee und Nordsee
Binnenland Inseln der Ostsee
Für Drahtanker, die in Form und Maßen DIN EN 1996-2/NA h  10 m 7 1) 7 8
Anhang D, Bild NA.D.1 entsprechen, ist die Mindestanzahl der
10 m < h  18 m 7 2) 8 9
Drahtanker je Quadratmeter Wandfläche in Abhängigkeit von
3)
der Höhe der Wandbereiche über dem Gelände und der Wind- 18 m < h  20 m 7 8 
lastzone in Tabelle NA.D.1 festgelegt (Tafel 3 und Bild 5). Zu- 1)
In Windzone 1 und Windzone 2 Binnenland: 5 Anker/m2
2)
sätzlich müssen an freien Rändern der Außenschale – wie im In Windzone 1: 5 Anker/m2
3)
Ist eine Gebäudegrundrisslänge < h/4 : 9 Anker/m2
Bereich von Dehnungsfugen, an Gebäudekanten, am oberen Windzonen nach DIN EN 1991-1-4/NA
Ende sowie umlaufend um Wandöffnungen – drei Drahtanker An allen freien Rändern (von Öffnungen, entlang von Dehnungsfugen und
je Meter Randlänge angeordnet werden (Bild 6). Nach Land- an den oberen Enden der Außenschalen) sind zusätzlich zu dieser Tafel drei
kreisen sortierte Windlastzonen werden durch das Deutsche Drahtanker je m Randlänge anzuordnen.

Institut für Bautechnik (DIBt) unter http://www.dibt.de/de/


Service/Dokumente-Listen-TBB.html („Zuordnung der Windzo- Dehnungsfuge
nen nach Verwaltungsgrenzen“) zur Verfügung gestellt.

Der lichte Abstand der beiden Schalen (d.h. die Dicke des
Schalenzwischenraums) darf nach Norm höchstens 150 mm
betragen. Der vertikale Abstand der Drahtanker soll höchstens
500 mm, der horizontale Abstand höchstens 750 mm betra- am oberen Ende
gen. der Außenschale

Für größere Schalenabstände können Luftschichtanker mit an-


derer Form (z.B. profilierte Flachstahlanker) nach den Anwen-
dungsregelungen der jeweiligen Zulassung verwendet werden.
So sind derzeit Schalenabstände bis zu 250 mm möglich. Für
großformatige KS XL-Planelemente ist zudem ein vertikaler Ab-
stand der Anker bis zu 650 mm geregelt. entlang von
Dehnungsfugen
Luftschichtanker zum Einlegen (Tafel 4) werden beim Aufmau- an Öffnungen an Gebäudeecken
ern in die Lagerfugen der Innenschale eingelegt. Für Mauerwerk
mit Normalmauermörtel ist dabei mindestens die Mörtelgrup- Bild 6 Anordnung zusätzlicher Draht­anker (3 Stück je m) nach
pe NM IIa erforderlich. Für Planstein-Mauerwerk mit Dünnbett- DIN EN 1996-2/NA
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 45

mörtel werden entsprechend profilierte


Flachstahlanker verwendet.
Dübelhülse
Mauerwerk
Ist das Einlegen der Anker in den Lagerfu- 1
15
gen nicht möglich, können Luftschichtan- 2
50
ker zum Eindübeln (Tafel 5 und Bild 7) ein- t 11
5
gesetzt werden. Nach den Zulassungen 60
sind dabei für die Innenschale KS-Voll-
steine der Steindruckfestigkeitsklasse Bohrlochtiefe
 12 mit Normalmauermörtel  NM II
oder Dünnbettmörtel erforderlich. Dü-
Mauerwerk
belanker dürfen nicht in die Lager- oder
Stoßfuge gesetzt werden. Der Abstand
Dübelhülse 12 Drahtanker, vormontiert
der Dübel zu den Steinrändern muss min-
8 4
destens 30 mm betragen.
~ 55 Alle Maße in mm
Bei zweischaligen Außenwänden werden
in der Regel Klemmscheiben auf die An-
ker aufgeschoben, die den Dämmstoff in Bild 7 Dübelanker mit Klemmscheibe im eingebauten Zustand (links) und als Prinzip-
seiner Lage fixieren. skizze (rechts)

Tafel 4 Luftschichtanker zum Einlegen beim Aufmauern

Schalen­abstand 40 bis 150 mm 100 bis 170 mm 100 bis 200 mm 120 bis 200 mm  200 mm > 200 bis 250 mm

Tragschale Voll-/Lochsteine Voll-/Lochsteine Voll-/Lochsteine Voll-/Lochsteine Voll-/Lochsteine Voll- /Lochsteine


mit Normalmauer­ mit Normalmauer­ mit Normalmauer­ mit Normalmauer- mit Normalmauer­ mit Normalmauer-
mörtel IIa oder III mörtel IIa/III mörtel IIa oder III, mörtel IIa /III mörtel  NM IIa mörtel IIa oder III
oder oder KS-Plansteine/ oder oder
KS-Plansteine / KS-Plan-/KS-Fasen­ KS-Planelemente KS-Plan-/KS-Fasen­ KS-Plansteine /
KS-Planelemente steine/KS-Plan­ mit Dünnbett- steine/KS-Plan­ KS-Plan­elemente
mit Dünnbett- elemente mit mörtel elemente mit mit Dünnbett­
mörtel Dünnbettmörtel Dünnbettmörtel mörtel

Ankerlänge 103 bis 213 mm 250 bis 320 mm 250 bis 340 mm 280 bis 360 mm 275 bis 350 mm 380 bis 400 mm
2) 1)
Beispiele für Z-17.1-1062 Z-17.1-633 Z-17.1-463 Z-17.1-888  Z-17.1-825  Z-17.1-1155 2)
1)
Zulassungen (Bever GmbH) (Bever GmbH) 1) (Gebr. (Bever GmbH) (Bever GmbH); (Bever GmbH);
Bodegraven bv) Z-17.1-822, Z-17.1-1142 1),
Anlage 11) (H & R GmbH)
(H & R GmbH)
1)
Vormauerschale nur in Normalmauermörtel NM IIa zulässig
2)
Auch für Vormauerschalen aus Plan- oder Fasensteinen in Dünnbettmörtel zulässig
Bei Anforderungen an den Brandschutz (Gebäudeklasse nach Landesbauordnung) sind ggf. vorhandene Einschränkungen zur Verwendung von Dämmstoffen in den
abZ zu beachten.

Tafel 5 Luftschichtanker zum Eindübeln in die Tragschale

Max. Schalenabstand > 150 bis 200 mm > 200 mm bis 250 mm

Tragschale Vollsteine, SFK  12 mit Normalmauermörtel  NM IIa, Vollsteine, SFK  12 mit Normalmauermörtel  NM IIa,
Dünnbettmörtel oder Leichtmauermörtel der Gruppe LM 36 Dünnbettmörtel oder Leichtmauermörtel der Gruppe LM 36

Ankerdurchmesser 4 mm 4 mm

Bohrer­durchmesser 8 mm 8 mm

Bohrlochtiefe  60 mm  60 mm

Beispiele für Z-17.1-825 mit Dübeln nach Z-21.2-1009 (Bever GmbH); Z-17.1-1138 mit Dübeln nach Z-21.2-1009 (Bever);
Zulassungen Z-17.1-822, Anlage 2 mit Dübeln nach Z-21.2-1732 Z-17.1-1142 mit Dübeln nach Z-21.2-1732 (H&R GmbH)
(H&R GmbH)

Bei Anforderungen an den Brandschutz (Gebäudeklasse nach Landesbauordnung) sind ggf. vorhandene Einschränkungen zur Verwendung der Dämmstoffe und
Dübel in den abZ zu beachten.
46 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

3.4.3 Wärmedämmung Perlite-Granulat – verwendet werden. Der Dämmstoff muss


Unabhängig von der Konstruktionsart (Wärmedämmung mit den Schalenzwischenraum vollständig ausfüllen und ausrei-
oder ohne Luftschicht) sind Dämmstoffe für den Anwendungs- chend verdichtet werden, um eine nachträgliche Setzung zu
bereich WZ nach DIN 4108-10 bzw. mit entsprechender allge- verhindern.
meiner bauaufsichtlicher Zulassung zu verwenden.

Verwendung finden vorwiegend Dämmplatten: 3.4.4 Luftschicht


Auf die Anordnung einer Luftschicht zusätzlich zur Wärmedäm-
nn aus Mineralwolle (auch als Matten) mung wird mit Ausnahme eines ggf. arbeitstechnisch erfor-
derlichen „Fingerspaltes“ üblicherweise verzichtet. Wird eine
nn aus expandiertem (EPS) oder extrudiertem (XPS) Luftschicht angeordnet, muss die Dicke mindestens 60 mm be-
Polystyrol-Hartschaum tragen. Die Dicke darf bis auf 40 mm vermindert werden, wenn
der Fugenmörtel mindestens an einer Hohlraumseite abgestri-
nn aus Polyurethan-/Polyisocyanurat-Hartschaum (PUR/PIR) chen oder Dünnbettmörtel unter Einsatz eines Mörtelschlittens
verwendet wird. Die Luftschicht darf nicht durch Mörtelbrücken
nn aus Phenolharz-Hartschaum (PF) unterbrochen werden und ist insofern durch geeignete Maßnah-
men (wie dem genannten Einsatz eines Mörtelschlittens) ge-
gen herabfallenden Mörtel zu schützen.
Die Dämmplatten sind ausreichend zu fixieren, so dass eine
gleichmäßige Schichtdicke sichergestellt ist. Das heißt auch,
dass bei zweischaligen Außenwänden mit Wärmedämmung und 3.4.5 KS-Verblendschale
Luftschicht die Luftschicht nicht durch Unebenheiten der Wär- In der Regel wird die Außenschale in Form von Verblendmauer­
medämmung eingeengt werden darf. Um Wärmeverluste in den werk aus frostwiderstandsfähigen KS-Verblendern bzw. KS-Vor-
Stoßbereichen dauerhaft zu verhindern, sind Dämmplatten aus mauersteinen ausgeführt und ist Witterungsschutz und Ge-
Mineralwolle dicht zu stoßen und Dämmplatten aus Hartschaum staltungselement zugleich. Als Mauerwerksverband ist ein
mit Stufenfalz bzw. Nut und Feder auszubilden oder in ver- Läuferverband mit halbsteiniger Überdeckung zu empfehlen,
setzten Lagen zu verlegen. da auf diese Weise die Zugfestigkeit der Verblendschale er-
höht wird.
Neben festen Dämmstoffen können auch (nachträglich) lose
eingebrachte/eingeblasene Dämmstoffe mit allgemeiner bau- Die Verfugung der KS-Verblender soll kantenbündig mit der
aufsichtlicher Zulassung – wie z. B. Mineralwolle-, EPS- oder Steinoberfläche, z.B. als konkav zurückliegender Fugenglatt­
strich, oder als nachträgliche Verfugung
ausgeführt werden (Bild 8), so dass ein
sich bei Schlagregen bildender Wasser-
film auf der Oberfläche ungehindert ab-
Richtige Ausführung fließen kann.

INFO
Gerade für die KS-Verblendschale ist die
Lieferform Werktrockenmörtel dem Bau-
stellenmörtel vorzuziehen:
15 bis 20 mm Fugenglattstrich Fugenglattstrich
Nachträgliche Verfugung nn Gleich bleibend hohe Qualität und
Sicherheit durch Gewährleistung einer
Ungünstige Ausführung
genaueren Dosierung der Mörtelaus-
gangsstoffe und damit einfache Hand-
habung auf der Baustelle

nn Abstimmung auf das jeweilige Saug-


verhalten der KS-Verblen­
der und da-
mit höhere Sicherheit gegen „Mörtel-
Falsche Ausführung verbrennen“

nn Höhere Mörtel-Haftscherfestigkeit und


damit hoher und schneller Haftver-
bund

nn Einfachere Logistik durch gleichzeitige


Lieferung von Steinen und Mörtel

Bild 8 Fugenausbildung bei Sichtmauerwerk


KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 47

Nach [13] bietet der Fugenglattstrich aufgrund der geringeren


Anfälligkeit gegenüber Verarbeitungsfehlern im Vergleich zu ei- Gesamte Wanddicke
ner nachträglichen Verfugung eine höhere Schlagregensicher- 435
heit. Durch das Glätten wird die Verfugung verdichtet und damit
die mögliche Wasseraufnahme im Bereich der Fuge reduziert.
Verblendschalen mit Dicken < 105 mm sind daher prinzipiell
mit Fugenglattstrich auszuführen.

Da der Fugenglattstrich die „Regelausführung“ nach VOB DIN


18330 darstellt, muss eine abweichende Ausführung mit nach-
träglicher Verfugung über die Leistungsbeschreibung zudem
ausdrücklich vereinbart werden.

3.4.6 Verputzte Vorsatzschale


Alternativ zum Verblendmauerwerk kann die Außenschale des
zweischaligen Mauerwerks auch als verputzte Vorsatzschale Oberputz als
ausgeführt werden (Bild 9). Da der außen liegende Putz die Kratzputz
Wandkonstruktion vor Schlagregen schützt, werden keine An-
forderungen an die Frostwiderstandsfähigkeit der Mauersteine Unterputz
mit aufgerauter 115 150 150
gestellt. Oberfläche
415
Spritzbewurf
Vorsatzschalen sind vertikal nicht, z.B. durch eine Geschoss- warzenförmig
decke, überdrückt, so dass thermische und hygrische Bean- mit Zementmörtel P III
spruchungen zu größeren Verformungen führen können. Der
Putzmörtel muss diese Verformungen schadensfrei aufneh-
men können. Besonders geeignet sind deshalb Putzmörtel bzw.
Putze mit niedrigem Zug-Elastizitätsmodul sowie hoher Zug-
bruchdehnung und Zug-Relaxation (d.h. hohem Spannungsab-
bau). Infrage kommen Leichtputzmörtel nach DIN EN 998-1
bzw. DIN EN 13914-1 und DIN 18550-1, auch mit Faserbeweh-
rung. Die erforderlichen Dehnungsfugen in der Vorsatzschale
sind dabei im Putz zu übernehmen.
10 10
(5) (15)
3.5 Eigenschaften 20 Maße in mm

3.5.1 Standsicherheit
Aufgrund der hohen Druckfestigkeit der Kalksandsteine kann Bild 9 Verputzte Vormauerschale
die tragende Innenschale sehr schlank ausgeführt werden. Die
Mindestdicke beträgt nach DIN EN 1996-1-1 + NA 115 mm.

Die nichttragende Außenschale hat nur ihre Eigenlast aufzuneh-


men und muss eine Dicke von mindestens 90 mm aufweisen.
Dünnere Außenschichten sind als Bekleidungen definiert und
nach DIN 18515 nachzuweisen und auszuführen.

Sind größere Tür- und Fensteröffnungen zu überbrücken oder


befinden sich mehrere Öffnungen mit schmalen verbleibenden
Pfeilern in der Außenwand, muss die Auflagerpressung unter-
halb der Stürze nachgewiesen werden. Aufgrund der horizonta-
len Verankerung in der Innenschale durch die Luftschichtanker
sind beim statischen Nachweis keine Abminderungen wegen
Knickgefährdung zu berücksichtigen. Nur bei schmalen Pfei-
lern zwischen zwei Öffnungen ist ein Nachweis unter Berück-
sichtigung der Schlankheit h/d (Öffnungshöhe zu Schalendicke)
notwendig.

Die Aufnahme der Windsog- bzw. Winddruckkräfte ist durch


die vorgegebene Anordnung der Anker ohne weiteren Nach-
weis gewährleistet.
48 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Tafel 6 Höhenabstand der Abfangung von Verblendschalen Zur Begrenzung der Beanspruchungen
muss die Höhe der Außenschale be-
Dicke der Außenschale Maximale Höhe Maximaler Überstand Höhenabstand der grenzt werden, so dass nach DIN EN
über Gelände über Auflager Abfangung 1996-2/NA folgende Abfangungen er-
forderlich werden (Tafel 6 und Bild 10):
9,0 cm  d < 10,5 cm  20,0 m  1,5 cm  ca. 6,0 m
10,5 cm  d < 11,5 cm  25,0 m  1,5 cm  ca. 6,0 m nn Außenschalen mit einer Dicke
d = 11,5 cm unbegrenzt  3,8 cm  d/3  2 Geschosse t = 115 mm
Sollten in Höhenabständen von 12 m
d = 11,5 cm unbegrenzt  2,5 cm  ca. 12,0 m
abgefangen werden. Sie dürfen bis zu
25 mm über ihr Auflager überstehen.
Werden sie alle 2 Geschosse abgefan-
gen oder sind sie nicht höher als 2 Ge-
Detail A
schosse, dürfen sie bis zu 38 mm über
ihr Auflager überstehen.

nn Außenschalen einer Dicke von


ca. 6 m

Verblend-
Trag- t  105 mm bis t < 115 mm
schale Dürfen bis zu einer Höhe von maximal
schale
25 m über Gelände geführt werden und
sind in Höhenabständen von ca. 6 m
A
Abfang- abzufangen. Bei Gebäuden mit bis zu
Konstruktion 2 Vollgeschossen darf ein Giebeldrei-
eck bis 4 m Höhe ohne zusätzliche Ab-
ca. 6 m

Dehnungs-
fuge fangung ausgeführt werden. Sie dürfen
bis zu 15 mm über ihr Auflager über-
stehen.
Detail B
B nn Außenschalen mit einer Dicke von
t  90 mm bis t < 105 mm
Verblend- Dürfen bis zu einer Höhe von maximal
schale
20 m über Gelände geführt werden und
Außenschale t  9,0 cm t < 10,5 cm Trag-
Gesamthöhe  20 m über Gelände schale sind ebenfalls in Höhenabständen von
ca. 6 m abzufangen. Bei Gebäuden mit
Außenschale t  10,5 cm t  11,5 cm KS-Wärme-
Gesamthöhe  25 m über Gelände ü  1,5 cm dämmstein bis zu 2 Vollgeschossen darf auch hier
ein Giebeldreieck bis 4 m Höhe oh-
ne zusätzliche Abfangung ausgeführt
werden. Sie dürfen bis zu 15 mm über
ihr Auflager überstehen. Wie oben er-
wähnt, müssen die Fugen bei Verblend-
Keller-
bzw.  2 Geschosse bzw.  2 Geschosse

außenwand mauerwerk dieser Dicke mit Fugenglatt­-


strich ausgeführt werden.
H  12 m

Für die erforderliche Abfangung der Au-


Detail C ßenschale werden vielfältige Standard-
konstruktionen – überwiegend mit ty-
A Verblend- pengeprüfter statischer Berechnung
H  12 m

schale – angeboten, die in zunehmendem Ma-


Trag- ße durch spezialisierte Ingenieurabtei-
schale lungen bei den Herstellerfirmen objektbe-
H  12 m: ü  2,5 cm KS-Wärme- zogen bemessen und komplett mit dem
H  2 Geschosse ü  3,8 cm dämmstein erforderlichen Montagezubehör angelie-
fert werden. Die Verankerung erfolgt vor-
C zugsweise im Bereich der Decken oder
von Betonstützen und Querwänden.

Keller- Zur Reduzierung der Zwängungsspan-


Außenschale 11,5 cm
außenwand nungen und damit der Rissgefährdung
aus hygrothermischen Einwirkungen wird
die Anordnung von horizontalen und verti-
kalen Dehnungsfugen in der Außenscha-
Bild 10 Randbedingungen zur Ausführung von zweischaligen Außenwänden nach le erforderlich (siehe Abschnitt 3.6.1).
DIN EN 1996-2/NA
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 49

3.5.2 Brandschutz dung von Dämmstoffen mit sehr geringer Wärmeleitfähigkeit


Aufgrund der Nichtbrennbarkeit von Kalksandsteinen (Baustoff- (z. B. Phenolharz-Hartschaum oder PUR-Hartschaum) und/oder
klasse A1 nach DIN 4102-1 bzw. DIN EN 13501-1) können mit von zugelassenen Ankern empfohlen, die Dämmstoffdicken bis
Außenwänden aus zweischaligem KS-Mauerwerk bei Verwen- 200 mm (bzw. bis 250 mm für nichtbrennbare Dämmstoffe) er-
dung von ebenfalls nichtbrennbaren Dämmstoffen im Scha- möglichen (vgl. Tafel 4 und Tafel 5).
lenzwischenraum unabhängig von der Gebäudeklasse alle gel-
tenden brandschutztechnischen Anforderungen problemlos Bei zweischaliger Konstruktion und vollständiger Ausfüllung
eingehalten werden. Ohne geplante Luftschicht im Schalen- des Schalenzwischenraums mit Dämmstoff ist der äußere
zwischenraum kann dabei auch auf die Anordnung von horizon- Wärmeübergangswiderstand mit 0,04 m2·K/W anzusetzen.
talen Brandsperren verzichtet werden. Bei Ausführung mit Luftschicht ist nach DIN EN ISO 6946 je
nach Größe der Lüftungsöffnungen zwischen „schwach belüf-
Bei Verwendung von schwerentflammbaren Dämmstoffen bis zur teten“ und „stark belüfteten“ Luftschichten zu unterscheiden.
Gebäudeklasse GK 5 oder von normalentflammbaren Dämm- Mit den bisher üblichen Größen der Lüftungsöffnungen (d.h.
stoffen bis zur Gebäudeklasse GK 3 sind zur Verhinderung ei- nach DIN 1053-1) ergaben sich meist „stark belüftete“ Luft-
ner Brandausbreitung ggf. Einschränkungen (wie die Begrenzung schichten. In diesen Fällen ist der Wärmedurchlasswiderstand
der Dämmstoffdicke) oder zusätzliche konstruktive Anforderun- der Außenschale nicht in die Berechnung des U-Werts einzube-
gen (wie die Anordnung von horizontalen Brandsperren bei ge- ziehen. Für den äußeren Wärmeübergangswiderstand darf der
schossübergreifendem Schalenzwischenraum in den Gebäude- gleiche Wert wie für den inneren Wärmeübergangswiderstand
klassen GK 4 und GK 5) zu beachten. (im Allgemeinen 0,13 m2·K/W) angesetzt werden.

Für die Ermittlung der Feuerwiderstandsdauer sind die baukon- Im Hinblick auf den Wärmeschutz stellen Konsolanker für die
struktiven Gegebenheiten (primär Dicke und Ausnutzungsfak- Abfangung der Außenschale bei Durchdringung der Dämmstoff-
FINAL
FINAL
tor) des KS-Mauerwerks der tragenden Innenschale maßge-
bend, eine ggf. brandschutztechnisch erforderliche Putzschicht
schicht Wärmebrücken dar, deren Einfluss anhand des punkt-
förmigen Wärmedurchgangskoeffizienten  (chi) in Abhängigkeit
wird gleichwertig durch die Außenschale ersetzt. Fugendicht­ von den baukonstruktiven Gegebenheiten konkret zu ermitteln
stoffe oder Fugendichtungsbänder der Baustoffklasse B1 ist. Durch umfassende Wärmebrückenberechnungen am Fach-
(DIN 4102-1) sowie Dämmstoffe der Baustoffklassen B1 oder gebiet Bauphysik und Baukonstruktionen der TU Berlin [14]
B2 (DIN 4102-1) im Schalenzwischenraum haben keinen abmin­ konnte nachgewiesen werden, dass sich dieser Einfluss durch
dernden Einfluss auf die Einstufung. die Optimierung der Formgebung der Konsolanker deutlich ver-
ringern lässt.

3.5.3 Wärmeschutz Für den sommerlichen Wärmeschutz wirkt die tragende Innen-
Um besonders hochwärmedämmende Konstruktionen – z.B. schale als hohe speicherfähige Masse, da sie über die Wärme-
für den Passivhausstandard – zu erzielen, wird die Verwen- dämmung vom Außenklima weitgehend abgekoppelt ist. Durch

Tafel 7 U-Werte von zweischaligen KS-Außenwänden mit Wärmedämmung bzw. mit Wärmedämmung und Luftschicht

Dicke Dicke U [W/(m²∙K)] Wandaufbau


des der  [W/(m∙K)]
Sys- Dämm-
tems schicht
[cm] [cm] 0,022 0,024 0,032 0,035
41,0 10 0,19 0,21 0,27 0,29 Zweischalige KS-Außenwand mit Wärmedämmung
Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
43,0 12 0,16 0,18 0,23 0,25 0,01 m Innenputz  = 0,70 W/(m∙K)
0,175 m Kalksandstein (RDK 1,8)1)  = 0,99 W/(m∙K)
45,0 14 0,14 0,16 0,20 0,22
Wärmedämmstoff Typ WZ
47,0 16 0,13 0,14 0,18 0,19 0,01 m Fingerspalt R = 0,15 (m²∙K)/W
0,115 m2) KS-Verblendschale  = 1,1 W/(m∙K)
49,0 18 0,11 0,12 0,16 0,17 (KS Vb RDK 2,0)1) oder
51,0 20 0,10 0,11 0,15 0,16 verputzte KS-Vormauer-
schale
55,0 24 0,09 0,09 0,12 0,13 Rse = 0,04 (m²∙K)/W
44,0 10 0,20 0,22 0,28 0,30 Zweischalige KS-Außenwand mit Wärmedämmung und
Luftschicht
46,0 12 0,17 0,18 0,24 0,26 Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
0,01 m Innenputz  = 0,70 W/(m∙K)
48,0 14 0,15 0,16 0,21 0,22 0,175 m Kalksandstein (RDK 1,8)1)  = 0,99 W/(m∙K)
50,0 16 0,13 0,14 0,18 0,20 Wärmedämmstoff Typ WZ
Rse = 0,13 (m²∙K)/W
52,0 18 0,12 0,13 0,16 0,18  0,04 m Luftschicht
0,115 m2) KS-Verblendschale
54,0 20 0,10 0,11 0,15 0,16 (KS Vb RDK 2,0)
Zur Berechnung der U-Werte sind ausschließlich Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit B anzusetzen.
1) 2)
Bei anderen Dicken oder Steinrohdichteklassen ergeben sich nur geringfügig andere U-Werte. 9 cm möglich, nach DIN EN 1996-2/NA
50 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

instationäre Wärmestromberechnungen sowie praktische Mes- höht werden. Wenn die flächenbezogene Masse der auf die In-
sungen wurde nachgewiesen, dass die gelegentlich geäußerte nenschale der Außenwand anschließenden Trennwände größer
Vermutung nicht zutrifft, dass bei Konstruktionen mit einer voll- als 50 % der flächenbezogenen Masse der inneren Schale der
ständigen Ausfüllung des Schalenzwischenraums mit Dämm- Außenwand beträgt, darf das Schalldämm-Maß Rw um 8 dB er-
stoff ein Wärmestau in der Außenschale entstehen würde. Die höht werden.“
Temperaturunterschiede zwischen hinterlüfteten und nicht hin-
terlüfteten Außenschalen sind sowohl im Sommer wie auch im Bei Sandwich-Elementen aus Beton oder bei Mauerwerk mit
Winter bei ansonsten gleichen Randbedingungen gering. Viel- einer Kerndämmung, die unter Verwendung von Hartschaum-
mehr wird die sommerliche Erwärmung durch die Absorption stoffen hergestellt werden, wird in DIN 4109-32 übergangs-
der Sonnenstrahlung und damit durch die Farbe der Fassade weise vorgesehen, dass das bewertete Schalldämm-Maß RDd,w
bestimmt. Helle Fassaden – wie sie bei KS-Verblendmauerwerk aus den flächenbezogenen Massen beider Schalen abzüglich
gegeben sind – wirken sich dabei besonders günstig aus, weil 2 dB ermittelt wird.
sie ein hohes Rückstrahlvermögen (Albedo) aufweisen.

3.5.6 Dauerhaftigkeit und Gebrauchstauglichkeit


3.5.4 Feuchte- und Witterungsschutz Die Dauerhaftigkeit und Gebrauchstauglichkeit von zweischa-
Nach DIN 4108-3 kann auf einen dampfdiffusionstechnischen ligen Außenwänden aus KS-Mauerwerk ist im Zusammenhang
Nachweis verzichtet werden, da bei zweischaligen Außenwän- mit den bekannten Eigenschaften im besonderen Maße gege-
den aus KS-Mauerwerk mit Wärmedämmung unabhängig vom ben durch
Vorhandensein einer Luftschicht eine Gefährdung durch Tau-
wasser oder Schimmelpilzbildung ausgeschlossen ist. Voraus- nn die Dehnungsfugenausbildung in der Außenschale, mit der
setzung ist – wie bei allen Außenkonstruktionen – die Vermei- Zwangsbeanspruchungen aus hygrothermischer Einwirkung
dung von kritischen Wärmebrücken. minimiert werden,

Im Hinblick auf den Schlagregenschutz können zweischalige nn die Verwendung von KS-Verblendern, die die Frostwider-
Außenwände aus KS-Mauerwerk in der höchsten Beanspru- standsfähigkeit der Verblendschale gewährleisten und
chungsgruppe III nach DIN 4108-3 verwendet werden. Bei einer
Außenschale aus KS-Verblendern wird Feuchtigkeit, die durch nn die robuste Konstruktion mit hohem Widerstand gegenüber
Schlagregenbeanspruchung in die äußere Zone der Verblend- jeder Form von mechanischer Beanspruchung wie Stoß und
schale eindringt, durch die Kapillarität des Baustoffes verteilt Perforation.
und nach dem Ende der Regenphase durch Diffusionsvorgänge
wieder an die Außenluft abgegeben. Zur Erhöhung der Schlagre-
gensicherheit kann ggf. eine dampfdiffusionsoffene hydropho- Mit den baustofflichen und baukonstruktiven Eigenschaften er-
bierende Beschichtung auf die Verblendschale aufgebracht wer- gibt sich für zweischalige KS-Außenwände eine sehr hohe Le-
den, die gleichzeitig einer örtlich vorhandenen Veralgungsgefahr bensdauer mit nur geringen Wartungs- und Instandhaltungs-
entgegen wirkt – z.B. bei Standorten mit hohem Baumbestand. aufwendungen.
Bei einer Vorsatzschale aus KS-Mauerwerk mit Außenputz wird
der Schlagregenschutz durch das Putzsystem gewährleistet.
3.5.7 Gestaltung
Um ggf. eindringende Feuchtigkeit aus der Konstruktion ablei- Die Außenschale wird überwiegend großflächig erstellt und z.B.
ten zu können, dürfen in der KS-Verblendschale oben und un- durch Fugen, Fenster- und Türöffnungen oder Versätze struktu-
ten Lüftungs- bzw. Entwässerungsöffnungen angeordnet wer- riert. Durch die Ausführung in Sichtmauerwerk kann die Bauart
den. Das gilt auch für Brüstungsbereiche sowie für die Bereiche des (traditionell handwerklichen oder ingenieurmäßigen) Mauer-
über Türen oder Fenstern. werksbau visuell transportiert werden, für die gewünschte Ge-
staltung steht eine Vielzahl von frostwiderstandsfähigen Kalk-
sandsteinen zur Verfügung. Bei einer Ausführung mit Außenputz
3.5.5 Schallschutz kann wiederum auf die Möglichkeiten der aktuellen Putzmör-
Derzeit ist die nach DIN 4109-2 vorgesehene Berechnung der teltechnik in ihren vielfältigen Varianten von Farbgebung und
Schalldämmung zweischaliger Außenwände nach DIN EN 1996/ Oberflächenstruktur zurückgegriffen werden.
NA nicht möglich, da für die Luftschallverbesserung RDd,w von
massiven biegesteifen Verblendschalen aus Mauerwerk oder
Vorsatzschichten aus Beton mit Luftschicht oder Dämmschicht 3.6 Details
noch keine abgesicherten Angaben vorliegen. Ersatzweise wird
deshalb für zweischalige Außenwände mit Luftschicht für die 3.6.1 Dehnungsfugen in der Außenschale
Ermittlung der Schalldämmung der gesamten Konstruktion in Anordnung der Dehnungsfugen
Abschnitt 4.4.4. der DIN 4109-32 folgendes Verfahren vorge- Da die Außenschale den klimabedingten Einwirkungen unmittel-
schlagen: bar ausgesetzt ist, wird zur Begrenzung der Zwangsbeanspru-
chungen auf ein hinsichtlich von Rissbildungen unkritisches
„Bei zweischaligen Konstruktionen mit Luftschicht oder mit Kern- Maß eine Unterteilung durch Dehnungsfugen erforderlich. Über
dämmung aus mineralischen Faserdämmstoffen darf das be- die Höhe ist der Abstand der horizontalen Dehnungsfugen durch
wertete Schalldämm-Maß RDd,w aus der Summe der flächenbe- die Vorgaben der DIN EN 1996-2 + NA zur Abfangung (s.o.)
zogenen Massen der beiden Schalen […] ermittelt werden. Das festgelegt.
so ermittelte bewertete Schalldämm-Maß Rw darf um 5 dB er-
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 51

dass die Außenschale unterhalb von Zwischenabfangungen


genügend Ausdehnungsmöglichkeiten nach oben hat, um Ver-
formungsbehinderungen durch die Abfangkonsolen zu vermei-
den.

Ausführung der Dehnungsfugen


Für die Ausführung von Dehnungsfugen haben sich folgende
Varianten bewährt:

nn Offene Vertikalfugen können bei Verwendung von Dämmplat-


ten des Anwendungstyps WZ nach DIN 4108-10 oder mit all-
gemeiner bauaufsichtlicher Zulassung ausgeführt werden.
Die zulässige Fugenbreite ist auf 15 mm begrenzt.

nn Geschlossene Fugen mit Fugendichtstoff (Bild 12) sind in Pla-


nung und Ausführung durch DIN 18540 geregelt. Als Mate-
rialien haben sich ein- und zweikomponentige Systeme aus
Polysulfid, Silikon-Kautschuk, Polyurethan oder Acryldisper-
sion bewährt. Soweit erforderlich, sind (systemgebunden)
Primer oder Sperrgrund zu verwenden. Der Dichtstoff wird
in vielen RAL-Farben angeboten und ist in der Regel nicht
Bild 11 Ausführung einer Dehnungsfuge an einer Gebäudekante überstreichfähig. Die maximale Dehnfähigkeit beträgt bezo-
mit spritzbarem Fugendichtstoff gen auf die Fugenbreite 25 %, die Fugen sind entsprechend
zu dimensionieren. Auf die im Vergleich zum KS-Mauerwerk
kürzeren Instandhaltungszyklen von Dichtstoffen ist hinzu-
Über die Länge ist eine Unterteilung durch vertikale Dehnungs- weisen.
fugen erforderlich
nn Geschlossene Fugen mit vorkomprimierten und imprägnier-
nn bei langen Mauerwerksscheiben im Abstand von 6 bis 8 m, ten Fugendichtungsbändern (Bild 13) aus Schaumstoffen
sind in DIN 18542 geregelt. Je nach Dichtungsband beträgt
nn im Bereich von Gebäudeecken oder -kanten (Bild 11) und die maximale Dehnung zwischen 30 und 50 % bezogen auf
die Fugenbreite. In der Anwendung haben sich Fugendich-
nn bei großen Fenster- und Türöffnungen in Verlängerung der tungsbänder als vergleichsweise dauerhaft und wartungs-
senkrechten Laibungen. freundlich erwiesen, sie können ggf. auch leicht ausge-
tauscht werden.

Umfangreiche Untersuchungen zur Ermittlung der rissfreien Zum optischen Verschluss von Fugen sind auch Abdeckprofile
Wandlänge wurden von Schubert ([15] bis [19]) durchgeführt, geeignet, die in die Fuge eingeklemmt oder eingeklebt werden.
der Nachweis kann explizit mit diesem Ansatz in Abhängigkeit Bei eingeklemmten Abdeckprofilen muss die vorgegebene Pres-
von den folgenden Parametern geführt werden: sung ausreichen, um ein Herausfallen des Profils bei Vergrö-
ßerung der Fuge oder Kontraktion des Profils zu verhindern –
nn Zugfestigkeit und Zugelastizitätsmodul des Mauerwerks in z.B. infolge Temperaturabnahme.
Wandlängsrichtung

nn Schwindmaß und temperaturbedingte


Längenänderung m
m
12 0
–2 –4
20
m

Wandhöhe der Außenschale m 0


m

nn m m
20
12

m
5–
m

6–
m

1
Behinderungsgrad am Wandfuß der
2

nn
1

weichelastische
6–

Außenschale alterungsbeständige
Schaumstoffschnur imprägniertes
Fugendichtungsband

Für die durch Dehnungsfugen struktu- spritzbarer


Fugendichtstoff
rierte Außenschale ist auf ungehinder-
te Verformungsmöglichkeiten in der
ganzen Fläche zu achten. So sind z.B.
unterhalb von auskragenden Balkonplat-
ten oder im Anschluss an angrenzende
Bauteile oder Durchdringungen ausrei- Bild 12 Dehnungsfuge mit spritzbarem Bild 13 Dehnungsfuge mit imprägnier­
chend dimensionierte Fugen anzuord- Fugendichtstoff tem Fugendichtungsband aus
nen. Ebenfalls ist darauf zu achten, Schaumstoff
52 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

3.6.2 Abfangung der Außenschale Verankerungen für Verblendmauerwerk Einsatzbereich


Abfangungen (Bild 14) sollen im Allgemeinen nicht sichtbar
sein. Für die Überbrückung von Fenstern oder Türen können Einzelkonsole Höhenjustierbare
Stürze verschiedener Ausführungen passend zum Sichtmauer- Abfangung von
werk in die Fassade eingegliedert werden. Das ist auch über geschlossenen
weiten Öffnungen möglich. Alternativ zu den häufig verwendeten Wandflächen
vorgefertigten KS-Stürzen können z.B. für verdeckte Sturzabfan-
gungen mit Roll- und Grenadierschicht spezielle Rollschichthal-
ter mit Längsbewehrung eingesetzt werden, die mit den Kon-
solankern verbunden werden.

Bei der Ausführung von zweischaligem Mauerwerk mit Luft-


schicht und planmäßiger Be- und Entlüftung dürfen die erfor-
derlichen Konsolanker die Luftschicht nicht oder nur unwesent-
lich beeinträchtigen.

Für Abfangungen wird eine Vielzahl von Standardkonstrukti-


onen von verschiedenen Herstellern angeboten (Bilder 15 und Winkelkonsole Höhenjustierbare
Abfangung über
16), die Verankerung erfolgt mit zugelassenen Schwerlastdü- Öffnungen
beln oder Ankerschienen vorzugsweise im Bereich der Decken
oder von Betonstützen und Querwänden.

3.6.3 Belüftung und Entwässerung der Außenschale


Auf eine planmäßige Belüftung oder Entwässerung kann nach
DIN EN 1996 prinzipiell verzichtet werden. Bei verputzten Vor-
satzschalen sind die diesbezüglich notwendigen Lüftungs- bzw.
Entwässerungsöffnungen im Gegenteil sogar schädlich. Bei die-

Einzelkonsolanker mit Höhenversatz Höhenjustierbare


Abfangung über
Ankerschiene
 50 mm

Öffnungen mit
Höhenversatz

Konsolanker
Dehnungsfuge
Auflagertiefe
bzw. Überstand
nach Tafel 6

Bild 14 Zwischenabfangung
Auflagerwinkel Einfache Abfan-
gung über Öff-
nungen, ohne
Verschluss des
Schalenraums

Dehnungsfuge
horizontal Dehnungsfuge
vertikal

Bild 15 Abfangkonstruktion für Eckbereich mit höhenverstell- Bild 16 Übersicht unterschiedlicher Abfangkonstruktionen
baren Konsolankern
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 53

vermörtelten) Stoßfugen oder mit Kunststoff-Formteilen. Falls


entsprechende Öffnungen vorgesehen werden, ist in der Pra-
xis festzustellen, dass bei sachgerechter Planung und Ausfüh-
rung keine Ablaufspuren auftreten Bei einer lose eingebrach-
Maueranschluss- ten Dämmung (Schüttung) kann durch nicht rostende Lochgitter
anker aus Edelstahl zudem sichergestellt werden, dass der Dämmstoff nicht aus-
rieseln kann.
Attika-Verblendanker

Gleitfolie 3.6.4 Fußpunktausbildung der KS-Verblendschale


Ankerschiene Der Fußpunkt von zweischaligem Mauerwerk ist sorgfältig zu
planen und auszuführen. Dabei sollten die folgenden Hinweise
und Empfehlungen beachtet werden (Bild 18):

Sockel
Grundsätzlich ist die Ausbildung eines Sockels mit wasserab-
weisendem Sockelputz oder Dichtungsschlämme zu empfeh-
len. Der Sockelbereich ist einer erhöhten Spritzwasserbean-
spruchung ausgesetzt und mindestens 10 cm über Gelände
Bild 17 Attikaanschluss zu führen. Bei entsprechender Einfärbung (Pigmentierung) des
Putzes bzw. der Dichtungsschlämme sind Eindunklungen weni-
ger störend, die sich aufgrund der erhöhten Feuchtebeanspru-
ser Variante dürfen nicht frostwiderstandsfähige Mauersteine chung ergeben.
verwendet werden, für die jedoch im Bereich der Öffnungen
mit einer erhöhten Feuchte- und insofern auch Frostbeanspru- Um die Höhe des Spritzwasserbereichs weitestgehend auf
chung zu rechnen wäre. den Sockel beschränken zu können, ist es sinnvoll, einen
Kiesstreifen (ca. 50 cm breit und 20 cm tief) vor dem Ver­
In KS-Verblendschalen dürfen oben und unten Lüftungs- bzw. blendmauerwerk anzuordnen. In diesen Fällen kann unter Um-
Entwässerungsöffnungen angeordnet werden. Die konkrete La- ständen auf einen Sockelputz verzichtet werden (siehe Bild 18
ge und die Fläche dieser Öffnungen werden nicht in DIN EN links). Wenn harte Beläge, Erdreich oder Rasen direkt an den
1996-1-1 und DIN EN 1996-2 oder den Nationalen Anhängen Sockelbereich anschließen, ist in jedem Fall die Anordnung
geregelt, jedoch kann DIN 1053-1 entsprechende Hinweise ge- eines wasserabweisenden Sockelputzes oder einer Dichtungs-
ben. Die Ausführung erfolgt entweder in Form von offenen (un- schlämme vorzusehen.

Tragschale
Verblend- Verblend-
schale Abdichtung schale

KS-Wärme-
dämmstein
Ausgleichs-
mörtel NM III
 30
 30

ü ü Dichtungs-
 10

schlämme
 10

und/oder
Sockelputz

Keller-
außenwand

Abdichtung mit
Schutzschicht

Unbeheizter
Keller
Maße in cm

Bild 18 Beispiel für Fußpunktausbildung


54 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Ein Herabführen der Verblendschale bis unter Gelände ist zwar DIN 18533 [20] (in Verbindung mit DIN (SPEC) 20000-202) fol-
möglich, da aber mit deutlich erhöhter Feuchte- sowie Frost- gende Bahnen eingesetzt werden:
beanspruchung und auch erhöhter Verschmutzung zu rechnen
ist, wird eine besonders sorgfältige Planung und Ausführung nn Bitumen-Dachbahnen mit Rohfilzeinlage (R 500)
notwendig. nach DIN EN 14967

Unbedingt zu vermeiden ist der Kontakt des Mauerwerks mit nn Bitumen-Dachdichtungsbahnen (G200DD/PV200DD)
Tausalzen, da hier die Struktur geschädigt wird. nach DIN EN 14967

nn Kunststoff- und Elastomerbahnen nach DIN EN 14909:


Wärmedämmung
Zur wirksamen Reduzierung von Wärmebrücken wird in −− ECB-Bahnen (bitumenverträglich)
DIN 4108, Beiblatt 2 empfohlen, die Wärmedämmung von der
Oberkante der Kellerdecke 30 cm (z.B. 18 cm Decke + eine −− PIB-Bahnen (bitumenverträglich)
Mauerwerksschicht mit ca. 12,5 cm Höhe) nach unten zu füh-
ren. Alternativ zum Herabführen der Wärmedämmung kann ober- −− PVC-P-Bahnen (nicht bitumenverträglich)
halb der Stahlbetondecke ein optimierter KS-Wärmedämmstein
mit   0,33 W/(m·K) eingesetzt werden, der bis zur Steinfes­ −− PVC-P-Bahnen (bitumenverträglich)
tigkeitsklasse SFK 20 angeboten wird. Die Wärmedämmung ist
in jedem Fall bis zur Deckenunterkante, also bis auf die Keller- −− EVA-Bahnen (bitumenverträglich)
außenwand herabzuführen.
−− EPDM-Bahnen (bitumenverträglich)
Unterhalb der geeigneten Abdichtungsfolie ist im Schalenzwi-
schenraum eine abgeschrägte Hartschaumplatte einzustellen, −− FPO-Bahnen (bitumenverträglich)
die als Rücklage für die Abdichtungsfolie dient.
nn PMBC (kunststoffmodifizierte Dickbeschichtungen)
Bei beheizten Kellern ist eine außen liegende Perimeterdäm-
mung so weit wie möglich hochzuführen, zu befestigen (z.B.
durch flächige Verklebung) und vor Beschädigungen zu schüt- Die Abdichtungsfolie ist ohne Verklebung bis zur Vorderkan-
zen. Es empfiehlt sich, die Perimeter-Dämmplatten am oberen te der Verblendschale zu führen. Dies wird in der Praxis meist
Ende abzuschrägen und ca. 5 bis 10 cm unter Gelände enden nicht ausgeführt, da die schwarzen Abdichtungsfolien optisch
zu lassen. Ein Überlappungsbereich von außen liegender Pe- störend sind. Bewährt hat es sich, die Abdichtungsfolie auf ei-
rimeterdämmung und Wärmedämmung im Schalenraum von ne rissüberbrückende mineralische Dichtungsschlämme (mit
ca. 10 cm ist zu empfehlen. allgemeinem bauaufsichtlichen Prüfzeugnis – abP) aufzulegen

Abdichtung
Die Abdichtungsfolie ist im Schalenraum
mit Gefälle nach außen zu verlegen, an
der Innenschale hoch zu führen und zu
befestigen. Die Befestigung (ca. 30 cm
Klebemörtel
über Gelände) erfolgt in der Regel durch
Ankleben z.B. mit Montagekleber oder
durch punktuelles Andübeln von Klemm- Wärmedämmschicht
leistenstücken. Dies ist völlig ausrei-
chend, da die Abdichtungsfolie nach der Armierungsschicht
Montage der Dämmstoffplatten in der La-
ge fixiert ist. Ein Einbinden der Abdich-
Außenputz
tungsfolie in die Lagerfugen der Innen- Innenputz
schale ist nicht erforderlich und bei z.B.
großformatigem Planstein-Mauerwerk
mit Dünnbettmörtel baupraktisch nicht
durchführbar. Zudem würde der Verbund KS-Mauerwerk
des tragenden Mauerwerks durch die Ab-
dichtungsfolie gestört werden.

Die Abdichtung an der Außenseite der


Tragschale und entlang der Aufstandsflä-
che der Vormauerschale ist so auszubil-
den, dass ein Abrutschen des KS-Mau-
erwerks sicher auszuschließen ist. Die
erste Ankerlage ist so tief wie möglich
anzuordnen. Als Abdichtung dürfen nach Bild 19 Wandaufbau KS-Mauerwerk mit Wärmedämm-Verbundsystem
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 55

und ca. 2 cm vor der Vorderkante der Verblendschale enden nn Die Entwässerungsöffnungen sind oberhalb der Abdichtung
zu lassen. Mit der mineralischen Dichtungsschlämme (MDS), des Schalenraums in der untersten Verblender-Schicht an-
die über die komplette Dicke der Verblendschale gezogen zuordnen.
wird, wird die Abdichtung des Schalenraums mit der Vertikal­
abdichtung (nach DIN 18533) verbunden. Dabei ist ein Über- nn Sofern bei Konstruktionen mit Luftschicht die Entwässe-
lappungsbereich von ca. 10 cm einzuhalten [21]. Zur Haftver- rungsöffnungen am Fußpunkt gleichzeitig als Lüftungsöff-
besserung (z.B. im Übergang zu einer kunststoffmodifizierten nungen dienen, sind sie mindestens 10 cm über Gelände
Dickbeschichtung (PMBC) oder eines Sockelputzes) ist das Ab- anzuordnen.
streuen der Dichtungsschlämme im noch frischen Zustand mit
Sand zu empfehlen. nn Nach DIN 18533 ist die Entwässerung unterhalb Gelände
möglich, wenn sie in eine versickerungsfähige Verfüllung
erfolgt und die Stöße der Bahnen verklebt sind. Mit einer
Entwässerung höheren Durchfeuchtung der unteren Schichten des Ver­
Auf eine planmäßige Entwässerung kann verzichtet werden und blendmauerwerks ist dabei zu rechnen. Erhöhte Frostbean-
wird in der Regel auch verzichtet. Falls dennoch Entwässerungs- spruchung sowie optische Beeinträchtigungen können die
öffnungen vorgesehen werden, sollten die folgenden Hinweise Folge sein.
berücksichtigt werden:

4. Einschaliges KS-Mauerwerk mit Wärmedämm-Verbundsystem

4.1 Konstruktionsprinzip Der Schutz vor direkten Witterungseinwirkungen erfolgt durch


den Außenputz oder durch eine angemörtelte Bekleidung (z.B.
Die derzeit marktüblichen Wärmedämm-Verbundsysteme keramische Fliesen oder Naturwerksteinplatten).
(WDVS) werden – neben den verwendeten Baustoffen – in
der Regel nach dem System der Verankerung unterschieden
(Bild 20):

nn Ausschließlich teil- bis vollflächig


verklebte WDVS (Bild 21)
WDVS

nn Mit Dübeln befestigte und zusätzlich


verklebte WDVS (Bild 22)
verklebt und Schienen-
Verankerung

verklebt verdübelt befestigung


nn Über Schienen befestigte und zusätz-
lich verklebte WDVS (mit Schienenbe-
festigung) mindestens i.d.R.
teilflächig vollflächig
i.d.R. 40 % 100 %

Aufgrund der hohen Druckfestigkeit des


Dämmung

KS-Mauerwerks können die tragenden EPS- Mineralwolle- EPS- Mineralwolle- EPS- Mineralwolle-
Hartschaum Lamellen Hartschaum Platten Hartschaum Platten
Außenwände sehr schlank ausgeführt
werden, so dass sich ein deutlicher Nutz-
flächengewinn ergibt. Bei hoher Roh- Kunstharzputz Kunstharzputz Kunstharzputz –
dichte sind gleichzeitig der Schallschutz (organischer – (organischer – (organischer
Putz) Putz) Putz)
sowie der sommerliche Wärmeschutz ge-
Beschichtung

mineralischer mineralischer mineralischer mineralischer mineralischer mineralischer


währleistet. Dünnputz Dünnputz Dünnputz Dünnputz Dünnputz Dünnputz
mineralischer mineralischer mineralischer mineralischer mineralischer mineralischer
Sofern das Mauerwerk ohne Stoßfugen- Dickputz Dickputz Dickputz Dickputz Dickputz Dickputz
vermörtelung ausgeführt wird, dient der keramische keramische keramische
Innenputz der Luftdichtheit. Bekleidung/ – Bekleidung/ Bekleidung/ – –
Riemchen Riemchen Riemchen

Durch die Wärmedämmung kann ein ho-


her Wärmeschutz bis hin zum Passiv-
hausstandard realisiert werden. Bild 20 Übersicht der marktüblichen Wärmedämm-Verbundsysteme
56 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

nnWDVS mit ETA


a) a)
Oberputz Mit den Bewertungsdokumenten (EAD,
Oberputz
bewehrter formuliert bis 2013 als Leitlinien –
bewehrter Unterputz ETAG) werden relevante Eigenschaften
Unterputz Mineralwolle- und die diesbezüglichen Nachweisver-
Polystyrol dämmung
fahren für Bauprodukte in Bezug zum
Klebemörtel Dübel (Dübelteller
oberhalb des
Verwendungszweck benannt. Welche
teilflächig
Gewebes) Eigenschaften konkret erreicht wer-
tragendes den, geht aus der Europäischen Tech-
KS-Mauerwerk Klebemörtel
teilflächig nischen Bewertung (ETA, formuliert
bis 2013 als europäische technische
b) b) Zulassung – ebenfalls ETA) des Bau-
Oberputz produkts hervor. Für „Außenseitige
Dübel (Dübelteller
unterhalb des Wärmedämm-Verbundsysteme mit
bewehrter Gewebes) Putzschicht“ existiert als Grundlage
Leichtputz
des Bewertungsverfahrens die ETAG
004 [26]. Mit der europäischen tech-
tragendes nischen Bewertung ist zunächst nur
KS-Mauerwerk das Inverkehrbringen und Handeln ge-
regelt. Für die Verwendung von WDVS
mit ETA und Dämmstoffen aus expan-
Bild 21 Teilflächig verklebtes WDVS Bild 22 Teilflächig verklebtes und diertem Polystyrol oder Mineralwol-
mit EPS-Dämmplatten verdübeltes WDVS mit le in Deutschland ist der Anhang 11
Mineralwolle-Dämmplatten der Mus­ter-Verwaltungsvorschrift Tech-
nische Baubestimmungen (MVV TB)
4.2 Entwicklung zu beachten, der die notwendigen Regelungen mit umfas-
senden Vorgaben zur Standsicherheit, zum Brandschutz und
Bereits in den 50er Jahren wurden erste Wärmedämm-Ver- zur Gebrauchstauglichkeit sowie ergänzenden Hinweisen zum
bundsysteme entwickelt [22]. Seit mehr als 50 Jahren wird Schall- und Wärmeschutz enthält.
die Weiterentwicklung derartiger Systeme auf der Basis von ex-
pandiertem Polystyrol-Hartschaum (EPS) in großem Umfang ein- nn WDVS mit abZ
gesetzt. Seit Mitte der 70er Jahre kommen WDVS mit Dämm- Für WDVS mit wesentlichen Abweichungen von der ETAG 004
platten aus Mineralwolle und mineralischen Dickputzsystemen erfolgt der Nachweis der Verwendbarkeit durch eine allgemei-
zur Anwendung. ne bauaufsichtliche Zulassung. Eine wesentliche Abweichung
ist in diesem Zusammenhang z.B. der Einsatz von Dämm-
Aktuell werden jährlich mehr als 40 Mio. Quadratmeter WDVS stoffen, die nicht den harmonisierten Dämmstoffnormen ent-
ausgeführt [23] und im Wohnungs- und Verwaltungsbau bis in sprechen. Im Rahmen der Novellierung der Rechtsvorschrif-
den Hochhausbereich sowohl für den Neubau als auch für die ten erfolgt aktuell eine formale Neuorientierung unter der
Sanierung und Modernisierung eingesetzt. genannten Definition von WDVS als „Bausatz aus zusam-
mengefügten Komponenten“ (und damit als „Bauprodukt“
Untersuchungen zum Langzeitverhalten [24] von ausgeführten und nicht mehr als „Bauart“). Zentrale Anforderungen an
WDVS im Alter zwischen 29 und 45 Jahren zeigten im Vergleich das WDVS (wie z.B. zur Dauerhaftigkeit) sind dabei auch im
zu Außenwänden mit Putz nach DIN 18550 deutschen Zulassungsverfahren durch die ETAG 004 geprägt.

nn eine geringere Schadenshäufigkeit,


Es ist anzumerken, dass der durch das Urteil des Europäischen
nn einen vergleichbaren Wartungsaufwand und Gerichtshofs (EuGH) vom 16.10.2014 in der Rechtssache
C-100/13 zum freien Warenverkehr für Bauprodukte initiierte
nn eine entsprechend hohe Dauerhaftigkeit. Anpassungsprozess derzeit noch nicht gänzlich abgeschlos-
sen ist. Insofern können die Konsequenzen im Rahmen die-
ses Beitrags noch nicht im vollen Umfang dargestellt werden.
4.3 Baurechtliche Regelung Perspektivisch möglich ist z.B. die Einführung von allgemeinen
Bauartgenehmigungen anstelle von allgemeinen bauaufsicht-
Wärmedämm-Verbundsysteme werden nach der Bauprodukten- lichen Zulassungen für WDVS als „Bauart aus zusammenge-
verordnung (BauPVO) [25] aktuell als „Bausätze aus zusam- fügten Bauprodukten“.
mengefügten Komponenten“ und damit – auch im Sinne der
Musterbauordnung (MBO) – als „Bauprodukte“ definiert. Kenn- In Ergänzung zur bauaufsichtlichen Regelung sind zudem die
zeichnend für die baurechtliche Regelung ist die Unterscheidung folgenden Normen, die nicht Teil der eingeführten technischen
zwischen Wärmedämm-Verbundsystemen mit europäischer Baubestimmungen sind, zu nennen:
technischer Bewertung (ETA – European Technical Assessment)
nach europäischen Bewertungsdokumenten (EAD – European nn Mit DIN 18345 als Teil der VOB – Teil C werden vertragliche
Assessment Document) und Wärmedämm-Verbundsystemen Grundlagen zur Ausführung sowie zur Leistungsbeschrei-
mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung (abZ). bung geregelt.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 57

4.4 Komponenten

4.4.1 Tragender Untergrund


Der Untergrund für Wärmedämm-Ver-
bundsysteme muss tragfähig (standsi-
cher), trocken, staub- und fettfrei sowie
ausreichend eben sein.

Wände aus KS-Mauerwerk gelten ohne


weiteren Nachweis auch für ausschließ-
lich verklebte WDVS als ausreichend
tragfähig. Beim Bauen im Bestand ist
bei der Verwendung von ausschließlich
verklebten Systemen durch stichproben-
artige Haftzugversuche nachzuweisen,
Bild 23 Mehrfamilienhaus aus KS-Mauerwerk mit WDVS aus dem Jahr 1968 dass die Wandoberfläche eine Abreiß­
festigkeit von mindestens 0,08 N/mm2
(= 80 kN/m2 = 80 kPa) aufweist.
nn DIN EN ISO 9229 beinhaltet weder Anforderungen noch Be-
messungsgrundlagen, sondern dient vielmehr der Begriffs- An die erforderliche Ebenheit e des Untergrundes sind – als
bestimmung und ist für baupraktische Belange ohne größe- Stichmaß bezogen auf eine Messlänge von 1 m – folgende An-
re Bedeutung. forderungen zu stellen:

nn DIN 55699 beinhaltet Verarbeitungsvorgaben als Grundlage nn Verklebte Systeme: e  10 mm


der europäischen und nationalen Bewertungs- und Zulas-
sungsbestimmungen. nn Verdübelte und verklebte Systeme: e  20 mm

nn Mit DIN EN 13499 und DIN EN 13500 werden ebenfalls nur nn Systeme mit Schienenbefestigung: e  30 mm
allgemeine Anforderungen mit Bezug zu den Bewertungs-
und Zulassungsregelungen formuliert.
Bei fachgerecht ausgeführtem KS-Mauerwerk werden stets die
höchsten Anforderungen an die Ebenheit – nämlich die für die
Da die Eigenschaften von WDVS wesentlich durch die Abstim- Verwendung von ausschließlich verklebten WDVS – problem-
mung der Komponenten – wie z.B. in der Kombination von los eingehalten.
Dämmung und Unterputz oder Unterputz und Gewebeeinlage
– definiert werden, dürfen nur systemkonforme Komponenten
verwendet werden. Der Austausch einzelner Komponenten au- 4.4.2 Verankerung
ßerhalb der eindeutig formulierten Zulassungsbestimmungen Ausschließlich verklebte WDVS mit EPS-Dämmplatten werden teil-
ist unzulässig, die allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen oder vollflächig verklebt. Bei der teilflächigen Verklebung erfolgt
sind in diesem Sinne als „geschlossene System-Zulassungen“ der Kleberauftrag entweder mit einem Flächenanteil von ca.
zu verstehen. Im Hinblick auf die Detailgestaltung wird durch die 40 % nach der Wulst-Punkt-Methode (Bild 24) auf der Dämm-
Systemanbieter In Ergänzung zu Zulassungsbestimmungen eine plattenrückseite oder mit einem Flächenanteil von ca. 60 %
Vielzahl bewährter Konstruktionsdetails in Form von Verarbei- durch ein maschinelles, mäanderförmiges Aufspritzen des Kle-
tungsrichtlinien, technischen Merkblättern etc. herausgegeben. bemörtels (Bild 25) auf den tragenden Untergrund. Bei ebenen

Klebefläche mind. 1 cm dick KS-Mauerwerk


A-A
A ca. 5 cm  10 cm
b  10 cm

50/60 cm
ø 10 cm

b  10 cm

A
100 cm/120 cm Dämm-
platten
Dämmplatte

Bild 24 Teilflächige Verklebung nach der Wulst-Punkt-Methode Bild 25 Teilflächiger maschineller


Kleberauftrag
58 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Untergründen ist häufig auch eine vollflächige Verklebung im neralwolle) oder mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung
Kammbett zulässig, jedoch zeigen Erfahrungen, dass die Wulst- verwendet. Durch die Zulassung kann u.a. eine höhere Quer-
Punkt-Methode oder der mäanderförmige Auftrag hinsichtlich zugfestigkeit oder eine geringere Wärmeleitfähigkeit als nach
der erforderlichen Klebefläche eine höhere Ausführungssicher- Norm nachgewiesen werden.
heit aufweisen.
nn EPS-Dämmplatten
Ausschließlich verklebte WDVS mit Mineralwolle-Lamellen wer- Bei verklebten sowie verdübelten und verklebten WDVS wer-
den in der Regel vollflächig verklebt. Dabei ist der Klebemörtel den derzeit Dämmplatten aus expandiertem Polystyrol-Hart-
ausreichend in die Dämmplattenrückseite „einzumassieren“, schaum (EPS) bis zu einer maximalen Dicke von 400 mm
um einen hinreichenden Verbund zum hydrophobierten Dämm- verwendet. Die Querzugfestigkeit muss mindestens 80 kPa
stoff zu erzielen. Zunehmend werden vorbeschichtete Lamel- betragen oder bei nach MVV TB eingeschränkter Anwendung
len angeboten, die auch für eine teilflächige Verklebung – z.B. alternativ der Stufe TR 100 nach DIN EN 13163 entsprechen.
mit maschinellem, mäanderförmigem Klebemörtelauftrag auf Bei Systemen mit Schienenbefestigung werden Dämmplat-
den tragenden Untergrund mit einem Flächenanteil von mindes­ ten bis zu einer maximalen Dicke von 200 mm verwendet,
tens 50 % – zugelassen werden. Bei höherer Windsogbeanspru- die eine Querzugfestigkeit von mindestens 150 kPa aufwei-
chung wird nach den jeweiligen Zulassungsbestimmungen eine sen müssen (alternativ: Stufe TR 150 mit eingeschränkter
zusätzliche Verdübelung erforderlich (z.B. im Gebäuderandbe- Anwendung).
reich mit Windsoglasten von in den Zulassungen „alter“ Nor-
mung definierten -1,6 kN/m2 bis -2,2 kN/m2). Eine Variante sind Dämmplatten aus expandiertem und zusätz-
lich elastifiziertem Polystyrol-Partikelschaum, die bei WDVS
Bei verdübelten und verklebten WDVS richtet sich die Anzahl der gemäß allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung ggf. alterna-
erforderlichen Dübel u.a. nach der Güte des tragenden Unter- tiv eingesetzt werden dürfen. Elastifizierte EPS-Dämmplatten
grundes. Hier erweist sich KS-Mauerwerk als besonders trag- weisen eine geringere Steifigkeit auf, so dass sich eine Ver-
fähiger Untergrund. Im Hinblick auf die Windsogbeanspruchung besserung der schallschutztechnischen Eigenschaften erge-
ist darüber hinaus der Dübelkopfdurchzug durch den Dämmstoff ben kann. Im Vergleich zu nicht elastifizierten EPS-Dämmplat-
bemessungsrelevant. Maßgebend sind neben der Art und der ten ist jedoch gleichzeitig auch die Querzugfestigkeit reduziert.
Dicke des Dämmstoffes der Durchmesser und insbesondere die
Lage des Dübeltellers. Umschließt der Dübelteller das Beweh- Eine Weiterentwicklung hinsichtlich des Wärmeschutzes sind
rungsgewebe des Putzes, wird ein höherer Durchzugwiderstand die seit geraumer Zeit erhältlichen (grauen) Dämmplatten,
erzielt als bei Anordnung des Dübeltellers unterhalb des Gewe- die durch den Zusatz von Grafit- oder Aluminiumpartikeln ei-
bes direkt auf der Dämmstoffoberfläche. Hieraus ergibt sich ne geringere Wärmestrahlungsübertragung im Zwickelbereich
für den Nachweis der Standsicherheit die WDVS-Versagenslast der Polystyrolkügelchen aufweisen. Dadurch wird der Bemes-
nach europäischer technischer Bewertung sowie der abgeleite- sungswert der Wärmeleitfähigkeit auf bis zu 0,032 W/(m·K)
te Bemessungswert des WDVS-Widerstandes oder die WDVS- verringert. Ohne diesen Zusatz erreichen (weiße) Dämmplat-
Lastklasse nach allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung. ten einen Bemessungswert von 0,035 W/(m·K).

Nur bei tragenden Untergründen mit größeren Unebenheiten nn Mineralwolle-Dämmplatten


werden WDVS mit Schienenbefestigung verwendet, für Polysty- Bei verdübelten und verklebten WDVS ist derzeit die Verwen-
rol-Dämmplatten mit Schienen aus PVC und für Mineralwolle- dung von Dämmplatten aus Mineralwolle mit liegender Faser
Dämmplatten mit Schienen aus Aluminium. Die Dämmplatten bis zu einer maximalen Dicke von 340 mm zugelassen. Die
werden zusätzlich punktuell verklebt. Querzugfestigkeit muss mindestens 14 kPa (d  340 mm)
bzw. 5 kPa (d  200 mm) betragen oder bei nach MVV TB
Im Vergleich zu rein verklebten Systemen ist die Verarbeitung eingeschränkter Anwendung alternativ der Stufe TR 20 bzw.
von zusätzlich verdübelten Systemen arbeits- und damit lohn- TR 5 nach DIN EN 13162 entsprechen. Bei Systemen mit
kostenintensiver. Aufgrund der hohen Tragfähigkeit und Eben- Schienenbefestigung werden Dämmplatten bis zu einer ma-
heit von KS-Mauerwerk wird weder eine zusätzliche Verdübe- ximalen Dicke von 200 mm verwendet, die Querzugfestig-
lung noch die Ausführung von Schienensystemen erforderlich. keit muss hier mindestens 14 kPa betragen (alternativ: Stufe
Es können somit rein verklebte WDVS mit EPS-Dämmplatten TR 20 mit eingeschränkter Anwendung). Angeboten werden
oder Mineralwolle-Lamellen empfohlen werden. Dämmplatten mit einem Bemessungswert der Wärmeleitfä-
higkeit bis zu 0,035 W/(m·K).

4.4.3 Wärmedämmung nn Mineralwolle-Lamellen


Für Wärmedämm-Verbundsysteme werden weit überwiegend Bei verklebten WDVS werden derzeit Mineralwolle-Lamel-
len mit stehender Faser bis zu einer maximalen Dicke von
nn EPS-Dämmplatten, 400 mm verwendet. Die Querzugfestigkeit muss mindestens
80 kPa betragen oder bei nach MVV TB eingeschränkter An-
nn Mineralwolle-Dämmplatten oder wendung alternativ der Stufe TR 100 nach DIN EN 13162 ent-
sprechen. Bei verdübelten und verklebten WDVS werden La-
nn Mineralwolle-Lamellen mellen bis zu einer maximalen Dicke von 200 mm verwendet,
die eine Querzugfestigkeit von mindestens 80 kPa aufweisen
müssen (alternativ: Stufe TR 80 bei eingeschränkter Anwen-
nach den harmonisierten Dämmstoffnormen (DIN EN 13163 dung). Aktuell erreichen die Lamellen einen Bemessungswert
[27] für expandiertes Polystyrol und DIN EN 13162 [28] für Mi- der Wärmeleitfähigkeit von 0,040 W/(m·K).
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 59

Die geforderten Werte der Querzugfestigkeit der Dämmstoffe Deshalb wird durch das DIBt für eine notwendige Zulassungsver-
sind nach den deutschen Zulassungsbestimmungen für WDVS längerung ggf. eine Zusammenstellung der jeweils ausgeführten
als Mindestanforderung an jeden Einzelwert einer Prüfserie de- Objekte vom Systemanbieter angefordert. Eine entsprechende
finiert und ergänzen die Regelungen der harmonisierten euro- Regelung ist zum Teil explizit in den Zulassungsbestimmungen
päischen Dämmstoffnormen, da in diesen mit der TR-Klassifi- für diese WDVS enthalten. Darüber hinaus ist zu beachten, dass
zierung die Angabe nur von Mittelwerten festgelegt ist. Gemäß gerade bei vergleichsweise neuen Dämmstoffen zum Teil be-
dem oben genannten EuGH-Urteil ist eine derartige nationale sondere Anforderungen an die abgestimmte Materialwahl der
„Nachregelung“ der Normung (hier als Forderung an den Kleinst- systemzugehörigen Kleber und Putzsysteme gestellt werden
wert anstelle des Mittelwerts) als unzulässig zu werten. Um das (z.B. bei Mineralschaum-Dämmplatten aufgrund ihrer hohen
bisherige Sicherheitsniveau von WDVS beizubehalten, muss Steifigkeit oder bei Phenolharz- und Polyurethan-Dämmplatten
eine Anpassung der für den Verwendbarkeitsnachweis erfor- zur Vermeidung irreversibler feuchtebedingter Verformungen).
derlichen Teilsicherheitsbeiwerte erfolgen. Bei Ansatz nur der
Mittelwerte (d.h. ohne Kenntnis der statistischen Größen zur Unabhängig vom verwendeten Dämmstoff sind die Dämmplat-
Streuung der Bauprodukteigenschaften) wird eine Erhöhung der ten dicht gestoßen im Verband zu verlegen (Bild 26). Dies gilt
Teilsicherheitsbeiwerte gegenüber dem bislang angewandten auch für Bauwerkskanten, an denen eine verzahnte Verlegung
Verfahren der Kleinstwertbetrachtung unumgänglich. Diese auszuführen ist. Stoßfugen im Bereich der Ecken von Wand-
Anpassung korrespondiert mit der aktuell durch die Muster- öffnungen sind unzulässig (Bild 27). In Ausnahmefällen nicht
Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen vorgege- dicht gestoßene Fugen sind nachträglich vollständig und ma-
benen signifikanten Einschränkung der Anwendung von WDVS terialgleich zu verfüllen.
mit ETA und Dämmstoffen nach TR-Klas-
sifizierung, z.B. hinsichtlich der Reduzie-
rung der „zulässigen“ Windlasten für ver-
klebte WDVS. Falsch Richtig

Weitere allgemeine bauaufsichtliche Zu-


lassungen liegen aktuell z.B. für WDVS
mit Dämmplatten aus Mineralschaum,
Phenolharz oder Polyurethan vor:
Gebäudekante
Gebäudekante

nn Mineralische Dämmplatten mit einer Kreuzfuge T-Fuge


maximalen Dicke von 300 mm be-
stehen aus einer hochaufgeschäum-
ten Calciumsilikatmischung und sind
durchgehend hydrophobiert. Der Be-
messungswert der Wärmeleitfähigkeit
beträgt bis zu 0,042 W/(m·K). Die Be-
festigung erfolgt durch Verdübelung
und Verklebung.

nn Mit Phenolharz-Dämmplatten in einer Bild 26 Verlegung von WDVS-Dämmplatten im Verband bzw. mit Verzahnung
maximalen Dicke von 200 mm kann
der Bemessungswert der Wärmeleit-
fähigkeit auf bis zu 0,021 W/(m·K)
reduziert werden. Die Befestigung er- Falsch Richtig
folgt ebenfalls durch Verdübelung und
Verklebung.

nn Polyurethan-Dämmplatten mit einer


maximalen Dicke von 300 mm errei-
chen einen Bemessungswert der Wär-
meleitfähigkeit von 0,024 W/(m·K).
Die Befestigung erfolgt durch Verkle-
bung oder durch Verdübelung und Ver-
klebung.

Anders als bei den seit langer Zeit ge-


bräuchlichen Dämmstoffen liegen für
WDVS mit diesen Dämmplatten und auch
für WDVS mit Mineralwolle-Dämmplatten
bzw. Mineralwolle-Lamellen mit einer Di-
cke von mehr als 200 mm derzeit nur we- Bild 27 Stoßfugenfreie Verlegung von WDVS-Dämmplatten im Bereich von Wand-
nige praktische Langzeiterfahrungen vor. öffnungsecken
60 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

4.4.4 Putzsysteme
In überwiegender Anzahl werden Wärme-

~
0

20
40
dämm-Verbundsysteme ausgeführt, bei

0
~
Diagonale
denen der Witterungsschutz durch einen Zusatzgewebe
Außenputz erfolgt. Die diesbezüglichen
Putzsysteme bestehen aus einem Unter-
putz mit Gewebeeinlage und einem Ober- Gewebebewehrung

ü  100
putz, ein wesentliches Unterscheidungs-
merkmal ist die Art des Bindemittels:

nn Mineralisch gebundene Putze auf Ba-


sis von Kalk-Zement oder Zement

nn Organisch gebundene Putze als u.a.


Maße in mm
−− Kunstharzputz,
Bild 28 Erforderliche Überlappung der Glasgewebebewehrung sowie diagonale Zusatz­
−− Dispersionsputz bewehrung im Eckbereich von Wandöffnungen
(aus Polymerdispersion),

−− Silikonputz (aus Silikonharzemulsion und Polymerdispersion) kann jedoch eine Aufteilung in Einzelfelder notwendig werden.
Im Einzelnen sind hier die systemspezifischen Vorgaben der all-
−− Silikatputz (aus Kali-Wasserglas und Polymerdispersion) gemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen zu beachten.

Weitere Unterschiede bestehen hinsichtlich der Dicke der Putz- 4.5 Systemeigenschaften
systeme (Dünn- oder Dickputze mit Einfluss insbesondere auch
auf den Schallschutz) und der Art der Ausführung und der resul- 4.5.1 Standsicherheit
tierenden Oberflächenstruktur (z.B. als Glatt-, Rau- oder Kratz- Der Nachweis der Standsicherheit von Wärmedämm-Verbund-
putz). systemen wird für den in den Zulassungsbestimmungen defi-
nierten Anwendungsbereich im Rahmen des Zulassungsver-
Kennzeichnend für die Putzsysteme sind u.a. die produktspe- fahrens systembezogen erbracht. Unter anderem ergeben sich
zifischen Eigenschaften hinsichtlich des notwendigen Feuch- hieraus die Anforderungen an
te- und Witterungsschutzes. Hier ergeben sich häufig gegen-
läufige Tendenzen. Ein in dampfdiffusionstechnischer Hinsicht nn den Untergrund (Beschaffenheit, Abreißfestigkeit, Eben-
günstiges Putzsystem mit geringer dampfdiffusionsäquivalenter heit, etc.),
Luftschichtdicke sd weist in der Regel eine höhere Wasserauf-
nahme w auf und umgekehrt. Auch aus diesem Grund wird der nn die Verankerung (Befestigungsart, Klebeflächenanteil,
Außenputz als Systembestandteil im Zusammenhang mit dem Anzahl der Dübel, etc.),
Dämmstoff in den Zulassungsbestimmungen exakt festgelegt.
nn die WDVS-Komponenten (Querzugfestigkeit, Abreißfestig-
Die Gewebeeinlage aus Textilglass-Gittergewebe hat – vergleich- keit, etc.).
bar mit der Bewehrung im Stahlbeton – in erster Linie die Funk-
tion, vorhandene Zugkräfte aufzunehmen und unvermeidliche
Rissbildungen auf ein hinsichtlich der Rissbreite und der Riss- Wie bereits erwähnt, kann aufgrund der Qualität des KS-Mauer­
verteilung systemverträgliches Maß zu begrenzen. Beim Auf- werks die Verwendung von rein verklebten WDVS mit EPS-
bringen des Unterputzes ist zu beachten, dass die Gewebe- Dämmplatten oder Mineralwolle-Lamellen empfohlen werden.
einlage glatt und faltenfrei sowie ohne Hohllagen zu verlegen
ist und nicht geknickt werden darf. Das Textilglas-Gittergewe-
be soll etwa im äußeren Drittelspunkt der Unterputzdicke an- 4.5.2 Brandschutz
geordnet werden. Die Gewebebahnen sind mit einer Überlap- Die Anforderungen der Landesbauordnungen an die Baustoff-
pungsbreite von mehr als 100 mm auszuführen. Im Bereich klasse der Wärmedämm-Verbundsysteme richten sich nach der
von Fens­ter- bzw. Türöffnungen sind die Öffnungsecken mit dia­- Gebäudeklasse und sind der Tafel 8 zu entnehmen.
gonal ausgerichteten, ausreichend großen
Gewebestreifen (ca. 400 mm · 200 mm)
zusätzlich zu bewehren (Bild 28). Tafel 8 Brandschutzanforderungen an Wärmedämm-Verbundsysteme

Eine Unterteilung der Putz-/WDVS-Fläche Bauprodukt (Bauart) Baustoffanforderung


durch Dehnungsfugen zur Vermeidung un-
Gebäudeklassen Hochhäuser
zulässiger Zwangbeanspruchungen ist in
der Regel nicht erforderlich, bei Verwen- 1 bis 3 4 und 5
dung von Fliesen oder Platten z.B. aus
WDVS normalentflammbar schwerentflammbar nichtbrennbar
Keramik oder Naturstein als Bekleidung
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 61

Die überwiegend verwendeten WDVS mit Putz und einer Wär- nichtbrennbaren Mineralwolle-Lamellen oder Mineralwolle-
medämmung aus expandiertem Polystyrol-Hartschaum oder Dämmplatten auszuführen. Vorgesetzt – in der Dämmstoff-
aus Mineralwolle können exemplarisch anhand der aktuellen ebene – montierte Fenster sind zusätzlich seitlich in den
Zulassungsbestimmungen brandschutztechnisch wie folgt klas- Laibungen nichtbrennbar einzufassen. Alternativ können
sifiziert werden: umlaufende Brandriegel in mindestens jedem zweiten Ge-
schoss angeordnet werden. Bei Dämmstoffdicken von mehr
nn Normalentflammbare WDVS mit mindestens normalent- als 300 mm ist aktuell in einzelnen Zulassungen die nicht-
flammbaren EPS-Dämmplatten brennbare Ausbildung der Stürze und Laibungen geregelt.

nn Schwerentflammbare WDVS mit schwerentflammbaren EPS- −− Zusätzliche konstruktive Anforderungen beziehen sich auf
Dämmplatten und zusätzlichen konstruktiven Brandschutz- die EPS-Dämmplatten (z.B. zur Begrenzung der Rohdichte
maßnahmen (Bilder 29 bis 31): und zur Verwendung von Klebemörteln und Klebeschäumen)
und auf die Art und Ausführung der Putzsysteme (z.B. zur
−− Brandbeanspruchung von außen: Als Schutz sind bei Dämm- Gewebeeinlage und zur Putzdicke).
stoffdicken bis zu 300 mm drei umlaufende Brandriegel im
Bereich bis zur Decke über dem 2. Obergeschoss und ggf. nn Normal-/schwerentflammbare WDVS mit normal-/schwer­
zusätzlich unterhalb z.B. eines – in wesentlichen Bestand- entflammbaren Mineralwolle-Dämmplatten/Mineralwolle-
teilen – brennbaren Daches anzuordnen. Diese Brandrie- Lamellen
gel müssen aus Mineralwolle-Lamellen (nicht brennbar und
nicht glimmend mit einer Rohdichte zwischen 60 kg/m3 nn Nichtbrennbare WDVS mit nichtbrennbaren Mineralwolle-
und 100 kg/m3 und einer Querzugfestigkeit von mindes­ Dämmplatten/Mineralwolle-Lamellen und zusätzlichen kons­-
tens 80 kPa) oder Mineralwolle-Dämmplatten (nicht brenn- truktiven Brandschutzmaßnahmen (Begrenzung der Roh-
bar und nicht glimmend mit einer Rohdichte von mindes­ dichte und des PCS-Brenn-Werts der Mineralwolle sowie Ein-
tens 90 kg/m3 und einer Querzugfestigkeit von mindes­ schränkungen in der Kombina­tion der Putzsysteme).
tens 5 kPa) jeweils aus Steinfasern (Schmelzpunkt min­
destens 1.000 °C) bestehen. Bei Dämmstoffdicken von
mehr als 300 mm ist (zusätzlich) die Ausführung einer Eine zusammenfassende Darstellung der konstruktiven Brand-
nichtbrennbaren Außenwandbekleidung (z.B. eines nicht- schutzmaßnahmen ist in [29] enthalten. Detaillierte Vorgaben
brennbaren WDVS) im Erdgeschoss und im 1. Oberge- für WDVS mit abZ sind den jeweiligen Zulassungsbestimmungen
schoss erforderlich. zu entnehmen, mit Einschränkungen übereinstimmende Rege-
lungen für WDVS mit ETA enthält Anhang 11 der Muster-Ver-
−− Brandbeanspruchung aus den Fensteröffnungen: Als Schutz waltungsvorschrift Technische Baubestimmungen. Im Rahmen
sind bei Dämmstoffdicken zwischen 100 und 300 mm ab der Zulassungsbestimmungen können derzeit auch alternati-
dem 3. Obergeschoss die Stürze oberhalb aller Fenster aus ve Brandschutzmaßnahmen geregelt werden. Beispiel ist bei

max. 1,0 m Brandriegel (Höhe mindestens 200 mm) gegen Brandbeanspruchung von außen
Z-BR
Unterhalb nn aus
nichtbrennbaren Mineralwolle-Lamellen (oder alternativ: Mineralwolle-
brennbarer Dämmplatten) aus Steinfasern
Bauprodukte
nn 1.
– 3. Brandriegel mit mineralischem Klebemörtel vollflächig angeklebt und
(z.B. Dach)
zusätzlich mit zugelassenen WDVS-Dübeln verdübelt

nn Zusatz-Brandriegel
unterhalb brennbarer Bauprodukte, nur angeklebt, wenn
keine Verdübelung infolge Windsoglasten zusätzlich erforderlich wird

Sturzschutz (Höhe mindestens 200 mm) gegen Brandbeanspruchung aus


Außenwandöffnungen
3. BR
In Höhe Decke nn Sturzschutz
oberhalb jeder Öffnung im Bereich über dem 3. Brandriegel bei
1. Geschoss Dämmstoffdicken zwischen 100 und 300 mm
über OKG
max. 8,0 m nn Nichtbrennbare Mineralwolle-Lamellen (oder Mineralwolle-Dämmplatten) aus
Steinfasern seitlich jeweils mindestens 300 mm überstehend

nn Mit
mineralischem Klebemörtel vollflächig angeklebt und ggf. zusätzlich mit
zugelassenen WDVS-Dübeln verdübelt
2. BR
In Höhe Decke nn Gewebeeinlage des Putzsystems im Kantenbereich mit Gewebeeckwinkeln
1. Geschoss max. 3,0 m verstärkt
über OKG
nn In
der Dämmstoffebene montierte Fenster sind dreiseitig nichtbrennbar
1. BR max. 0,9 m (oberhalb/links/rechts) einzufassen
Oberkante Gelände

Bild 29 Schwerentflammbare WDVS mit EPS (d  300 mm) – Ausbildung mit umlaufenden Brandriegeln sowie Schutz der Fensteröffnungen
62 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

max. 1,0 m Brandriegel (Höhe mindestens 200 mm) gegen Brandbeanspruchung von außen
Z-BR
Unterhalb nn aus
nichtbrennbaren Mineralwolle-Lamellen (oder alternativ: Mineralwolle-
brennbarer Dämmplatten) aus Steinfasern
Bauprodukte
(z.B. Dach)
nn 1.
– 3. Brandriegel mit mineralischem Klebemörtel vollflächig angeklebt und
max. 0,5 m zusätzlich mit zugelassenen WDVS-Dübeln verdübelt

nn Zusatz-Brandriegel
unterhalb brennbarer Bauprodukte, nur angeklebt, wenn
keine Verdübelung infolge Windsoglasten erforderlich wird

Brandriegel (Höhe mindestens 200 mm) gegen Brandbeanspruchung aus Außen-


3. BR wandöffnungen
In Höhe Decke
1. Geschoss nn Zusätzliche
Brandriegel mindestens in jedem 2. Geschoss im Bereich über
über OKG dem 3. Brandriegel bei Dämmstoffdicken zwischen 100 und 300 mm
max. 8,0 m
nn Nichtbrennbare Mineralwolle-Lamellen (oder Mineralwolle-Dämmplatten) aus
Steinfasern

nn Mit
mineralischem Klebemörtel vollflächig angeklebt und ggf. zusätzlich mit
2. BR zugelassenen WDVS-Dübeln verdübelt
In Höhe Decke
1. Geschoss max. 3,0 m nn Gewebeeinlage des Putzsystems im Kantenbereich mit Gewebeckwinkeln ver-
über OKG
stärkt
1. BR
max. 0,9 m
Oberkante Gelände

Bild 30 Schwerentflammbare WDVS mit EPS (d  300 mm) – Ausbildung alternativ nur mit umlaufenden Brandriegeln

max. 1,0 m Nichtbrennbare Außenwandbekleidung im 1. und 2. Geschoss gegen Brandbean-


Z-BR spruchung von außen
Unterhalb
brennbarer nn Ausführungeiner nichtbrennbaren Außenwandbekleidung (z.B. eines nicht-
Bauprodukte brennbaren WDVS) oberhalb des Sockelbereichs bis zur Höhe der Decke über
(z.B. Dach) dem 2. Geschoss mindestens auf 6 m

Brandriegel (Höhe mindestens 200 mm) gegen Brandbeanspruchung von außen


nn Ausbildungder Brandriegel mit nichtbrennbaren Mineralwolle-Lamellen (oder
Mineralwolle-Dämmplatten) aus Steinfasern wie bei schwerentflammbaren
WDVS mit EPS-Dämmplatten und einer Dämmstoffdicke bis 300 mm
nn Aufden 1. Brandriegel kann bei Ausführung eines nichtbrennbaren WDVS im
2. BR
In Höhe Decke 1. und 2. Geschoss mit gleicher Dämmstoffdicke und ohne Versprung durch­
3. Geschoss gehendem Putzsystem verzichtet werden
max. 3,0 m
über OKG
1. BR Sturzschutz (Höhe mindestens 200 mm) gegen Brandbeanspruchung aus Außen-
Unterkante wandöffnungen
WDVS 1.
nn Sturzschutz oberhalb jeder Öffnung im Bereich über dem 2. Brandriegel
max. 6,0 m nn Nichtbrennbare
Mineralwolle-Lamellen aus Steinfasern seitlich jeweils mindes­
tens 300 mm überstehend
nn Mit mineralischem Klebemörtel vollflächig angeklebt
nn Gewebeeinlage des Putzsystems im Kantenbereich mit Gewebeeckwinkeln
max. 0,9 m
verstärkt
Oberkante Gelände
nn Fensterbündig mit oder hinter der Rohbaukante montiert (Die Montage der
Fenster in der Dämmstoffebene ist mit zusätzlichen konstruktiven Randbedin-
gungen ggf. zulässig.)

Bild 31 Schwerentflammbare WDVS mit EPS (d > 300 mm) – Ausbildung mit nichtbrennbarer Außenwandbekleidung unten und
umlaufenden Brandriegeln sowie Schutz der Fensteröffnungen
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 63

FINAL
Tafel 9 U-Werte von einschaligen KS-Außenwänden mit Wärmedämm-Verbundsystem

Dicke Dicke U [W/(m²∙K)] Wandaufbau


des der  [W/(m∙K)]
Sys- Dämm-
tems schicht
[cm] [cm] 0,022 0,024 0,032 0,035
29,5 10 0,20 0,22 0,29 0,31 Einschalige KS-Außenwand mit Wärmedämm-Verbundsystem
Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
33,5 14 0,15 0,16 0,21 0,23 0,01 m Innenputz  = 0,70 W/(m∙K)
0,175 m Kalksandstein (RDK 1,8)1)  = 0,99 W/(m∙K)
35,5 16 0,13 0,14 0,19 0,20 Wärmedämmstoff Typ WAP
39,5 20 0,11 0,11 0,15 0,16 0,01 m Außenputz  = 0,70 W/(m∙K)
Rse = 0,04 (m²∙K)/W
43,5 24 0,09 0,10 0,13 0,14

49,5 30 0,07 0,08 0,10 0,11

Zur Berechnung der U-Werte sind ausschließlich Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit B anzusetzen.
1)
Bei anderen Dicken oder Steinrohdichteklassen ergeben sich nur geringfügig andere U-Werte.

WDVS mit EPS-Dämmplatten der Schutz vor Brandbeanspru- Dübel zeichnen sich durch einen geringen Wärmeverlustkoef-
chung aus den Fensteröffnungen durch die Ausführung des fizienten  (chi) aus, der den Dübel-Zulassungen entnommen
Putzsystems mit einer zusätzlich vorgelegten Gewebeschlau- werden kann. Der Nachweis muss nach dem in den Zulassungs-
fe im Sturzbereich bei Verwendung von entsprechend zuge- bestimmungen angegebenen Algorithmus erbracht werden. In
lassenen Dämmplatten. Ebenfalls geregelt ist hier ggf. die Tafel 10 wird – in Abhängigkeit vom Wärmeverlustkoeffizienten
Ausführung von vertikalen Brandriegeln zur Überbrückung von der Dübel und von der Dämmstoffdicke – die Dübelanzahl an-
Brandwänden, die in durchlaufende Außenwände einbinden. gegeben, ab der ein Nachweis des Wärmebrückeneinflusses
erforderlich wird. Bei ausschließlich verklebten WDVS, deren
Für eine umfassende Darstellung der brandschutztechnischen Ausführung gerade bei Außenwänden aus KS-Mauerwerk prin-
Anforderungen an WDVS zur Vermeidung eines Brandüber- zipiell zu empfehlen ist, erfolgt systembedingt keine Abminde-
schlags im Bereich von Gebäudeabschluss- und Gebäudetrenn- rung des Wärmeschutzes.
wänden wird auf die Ausführungen im Kapitel Brandschutz die-
ses Planungshandbuches verwiesen. Bei üblicher Fassadengestaltung ist nach Energieeinsparverord-
nung EnEV der Nachweis eines ausreichenden sommerlichen
Die brandschutztechnisch vergleichbare Klassifizierung von Wärmeschutzes erforderlich und mit dem in DIN 4108-2 be-
WDVS mit anderen Dämmstoffen ergibt sich jeweils aus den schriebenen Verfahren zu führen. Nur bei einem vergleichswei-
konkreten Zulassungsbestimmungen, so können z.B. Mineral­ se geringen Fensterflächenanteil kann in Abhängigkeit von der
schaum-Dämmplatten ebenfalls für nichtbrennbare WDVS ein- Orientierung der Fenster auf diesen Nachweis verzichtet wer-
gesetzt werden. den. Ziel der Anforderungen ist es, durch geeignete bauliche
Maßnahmen – z.B. durch eine schwere Bauart mit hoher spei-
Die Feuerwiderstandsdauer des tragenden Untergrundes wird cherfähiger Masse – unzumutbare Temperaturen zu vermeiden
durch die baukonstruktiven Gegebenheiten des KS-Mauerwerks und damit auf eine aktive Kühlung verzichten zu können. Auf-
definiert, bei Verwendung von nichtbrennbaren Dämmstoffen grund der hohen Wärmespeicherfähigkeit von Außenwänden
kann das WDVS als Ersatz für eine ggf. brandschutztechnisch aus KS-Mauerwerk ergeben sich bei Verwendung von WDVS
erforderliche Putzschicht angesetzt werden. – und ebenso bei hinterlüfteten Außenwandbekleidungen und

4.5.3 Wärmeschutz Tafel 10 Dübelanzahl n je m2, ab der eine rechnerische Berücksichtung des punktuellen
Die Anforderungen an den winterlichen Wärmebrückeneinflusses erforderlich ist (Regelung in WDVS-Zulassung)
Wärmeschutz sind mit Wärmedämm-Ver-
bundsystemen problemlos erfüllbar, da χP 60  d  100 100 < d  150 d > 150
eine Vielzahl von Dämmstoffen mit ge- [W/K] [mm] [mm] [mm]
ringer Wärmeleitfähigkeit und mit Dicken 0,008 n4 n4 n4
bis zu 400 mm angeboten wird.
0,006 n5 n4 n4
Der Wärmedurchgangskoeffizient der Au- 0,004 n7 n5 n4
ßenwandkonstruktion ist für WDVS mit
0,003 n9 n7 n5
Verdübelung und hoher Dübelzahl oder
bei Verwendung von thermisch ungüns­ 0,002 n  13 n9 n7
tigen Dübeltypen unter Berücksichti­gung 0,001 n  17 )1
n  171)
n  13
eines ggf. punktuell erhöhten Wärmever- 1)
Maximale Dübelanzahl ohne gegenseitige Beeinflussung
lustes zu ermitteln. Thermisch günstige
64 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

zweischaligem KS-Mauerwerk – günstige Voraussetzungen für 4.5.5 Schallschutz


diesen Nachweis, so dass auch aufwändige Sonnenschutzvor- Bei einer Außenwand mit Wärmedämm-Verbundsystem handelt
richtungen häufig entbehrlich werden. es sich um einen federgekoppelten Zwei-Massen-Schwinger
(Masse 1 = Putzsystem; Feder = Wärmedämmung und Veran-
kerung; Masse 2 = tragende Wandkonstruktion) mit einer je-
4.5.4 Feuchte- und Witterungsschutz weils konstruktionsabhängigen Resonanzfrequenz. Unter be-
Die Anforderungen an den klimabedingten Feuchteschutz wer- stimmten Bedingungen (d.h. bei steifer Verankerung, steifer
den hinsichtlich der Vermeidung von Tauwasser- und Schimmel- Wärmedämmung oder leichtem Putzsystem) kann die Reso-
pilzbildung durch die Verwendung von Wärmedämm-Verbund- nanzfrequenz im bauakustisch relevanten Bereich liegen und
systemen auf Außenwänden aus KS-Mauerwerk problemlos damit zu Einbrüchen des Schalldämm-Maßes führen. Durch
erfüllt. Bei Systemen mit Mineralwolle-Dämmplatten kommen die Verwendung von Mineralwolle-Dämmplatten oder elastifi-
in der Regel – auch aus brandschutztechnischen Gründen – mi- zierten EPS-Dämmplatten kann bei größerer Dämmstoffdicke
neralisch gebundene und damit dampfdiffusionsoffene Putz- demgegenüber auch eine deutliche Verbesserung des Schall-
systeme zur Anwendung. Bei Systemen mit EPS-Dämmplatten schutzes erzielt werden.
können dampfdiffusionsdichtere organisch gebundene Putzsys­
teme eingesetzt werden, da Polystyrol gegenüber Mineralwol- Die Veränderung des bewerteten Schalldämm-Maßes ist durch
le einen ca. 20- bis 50-fach größeren Dampfdiffusionswider- einen Korrekturwert zu berücksichtigen, der nach bauaufsicht-
stand aufweist. licher Zulassung als vereinfachter „Pauschalwert“ festgelegt
oder alternativ mit einem differenzierten Berechnungsverfah-
Um einem gerade im Zusammenhang mit hochdämmenden ren bestimmt werden kann (Tafel 11). In diese Berechnung ge-
WDVS häufig formulierten Missverständnis vorzubeugen: Au- hen u.a. die folgenden Faktoren ein:
ßenwände „atmen“ nicht. Bei üblichen Gebäude- und Bauteilab-
messungen ist die durch Lüftung abgeführte Feuchtigkeitsmen- nn Korrektur in Abhängigkeit von der Resonanzfrequenz des
ge gegenüber der auf dem Wege der Dampfdiffu­sion durch die WDVS
Außenwand transportierten Wassermenge (ob mit oder ohne
WDVS) etwa 100-fach größer. Voraussetzung ist bei energe- nn Korrektur für den Anteil der Klebe­fläche
tisch angestrebter dichter Gebäudehülle selbstverständlich die
Einhaltung eines angemessenen Mindestluftwechsels über die nn Korrektur für das bewertete Schalldämm-Maß der Träger-
Fenster mittels Stoßlüftung, so dass dank des hohen Wärme- wand
schutzes der Außenwände eine Gefährdung durch Tauwasser-
oder Schimmelpilzbildung sicher ausgeschlossen werden kann. nn Bei Mineralwolle-Dämmplatten oder Mineralwolle-Lamellen
zusätzliche Korrektur für den längenbezogenen Strömungs-
Im Hinblick auf den Schlagregenschutz können WDVS unter al- widerstand
len in DIN 4108-3 formulierten Beanspruchungen eingesetzt
werden. Die verwendeten Putzsysteme genügen bei zugelas- nn Gegebenenfalls Korrektur zur Berücksichtigung der Verdü-
senen WDVS auch den höchsten Ansprüchen in der Beanspru- belung
chungsgruppe III an wasserabweisende Putze:

nn Wasseraufnahmekoeffizient: w  0,5 kg /(m2 · h0,5) Bei der Ermittlung der horizontalen oder vertikalen Schalllängs-
leitung im Gebäude kann der Einfluss eines WDVS vernachläs-
nn dampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke: sd  2,0 m sigt werden, es wird nur die Wandkonstruktion aus KS-Mauer-
werk berücksichtigt.
nn Begrenzung des Produkts w · sd : w · sd  0,2 kg /(m · h0,5)
Die Berechnung des Schalldämm-Maßes der gesamten Wand-
konstruktion einschließlich WDVS (oder auch z.B. von zweischa-
Detaillierte Angaben zu den Unter- und Oberputzen (oder ligem KS-Mauerwerk) wird durch den KS-Schallschutzrechner
„Schlussbeschichtungen“) können den Zulassungsbestim- [30] ermöglicht.
mungen entnommen werden.

Tafel 11 Korrekturwerte Rw für das bewertete Schalldämm-Maß bei Verwendung eines WDVS – Beispiel (WDVS mit elastifizierten EPS-
Dämmplatten auf 17,5 cm KS-Außenwand, RDK 1,8)1)

Korrekturwerte Rw für das bewertete Schalldämm-Maß


bei Verwendung eines WDVS1)
ausschließlich verklebt Klebeflächenanteil verklebt und verdübelt Klebeflächenanteil
40 % 60 % 40 % 60 %

Dynamische Steifigkeit der Dünnputz (10 kg/m2) +3 dB +2 dB 0 dB -1 dB


Dämmstoffplatten s‘ = 5 MN/m3 Dickputz (20 kg/m2) +8 dB +7 dB +3 dB +2 dB
Dynamische Steifigkeit der Dünnputz (10 kg/m2) 0 dB -1 dB -2 dB -3 dB
Dämmstoffplatten s‘ = 10 MN/m Dickputz (20 kg/m2)
3
+3 dB +2 dB 0 dB -1 dB
1)
Die konkret anzusetzenden Korrekturwerte sind gemäß der abZ des gewählten WDVS zu bestimmen.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 65

4.5.6 Dauerhaftigkeit und Gebrauchstauglichkeit Feuchtegehalts im Putzsystem, da bei einem entsprechend


Für den Nachweis der Dauerhaftigkeit werden im Rahmen des geringen Feuchtegehalt die für das Wachstum der Algen not-
Zulassungsverfahrens Prüfungen sowohl an den Einzelkompo- wendigen Voraussetzungen fehlen. Ziel ist dabei insbesondere
nenten als auch am Gesamtsystem zum Einfluss klimatisch auch der umweltschonende Verzicht auf den derzeit gebräuch-
bedingter Einwirkungen durchgeführt. Dabei ist insbesonde- lichen – und wirkungsvollen – Einsatz von den Oberputzen bei-
re die Bauteilprüfung nach ETAG 004 zu nennen, bei der eine gefügten Biozioden.
Prüfwand mit Wärmedämm-Verbundsystem (Fläche  6 m2 mit
Fensteröffnung) einer definierten hygrothermischen Beanspru- Ursächlich für einen hohen Feuchtegehalt sind die im Bereich
chung durch Simulation von Klima-Wechselzyklen (Hitze-Regen- des WDVS direkt anfallende Niederschlagsmenge sowie der
und Wärme-Kälte-Zyklen) ausgesetzt wird. Anschließend wird Ausfall von Oberflächentauwasser. Durch konstruktive Maß-
das WDVS visuell im Hinblick auf Schädigungen untersucht nahmen kann zunächst die Beanspruchung durch Regen deut-
und die Haftzugfestigkeit zwischen dem Unterputz und dem lich verringert werden. Beispiele sind
Dämmstoff ermittelt.
nn ein ausreichender Dachüberstand,
In Ergänzung zu den nationalen Zulassungsbestimmungen wird
häufig die Stoßfestigkeit und der Schutz vor Perforation nach nn die Anordnung von Tropfkanten und
ISO 7892 überprüft und entsprechend den angegebenen Bean-
spruchungsgruppen bzw. Nutzungskategorien eingestuft: nn die Verhinderung von stehendem Wasser in Nischen und
Rillen.
nn Gruppe I: Leicht zugänglicher Bereich in Erdbodennähe
ohne Schutz gegen Stöße mit harten Gegenständen (jedoch
ohne anormal hohe Beanspruchung) Zur Vermeidung von Tauwasserbildung auf der Oberfläche durch
eine Abkühlung unter die Taupunkttemperatur werden aktuell
nn Gruppe II: Bereich mit Stoßeinwirkung aus geworfenen oder die folgenden Lösungsansätze verfolgt:
gestoßenen Gegenständen, im Regelfall unter 5 m Gebäu-
dehöhe nn Einfärbung der Oberflächen mit dunklen Farben zur Erhöhung
der Strahlungsenergiegewinne bei gleichzeitiger Erhöhung
nn Gruppe III: Bereich, in dem eine Stoßeinwirkung unwahr- der Speichermasse (z.B. durch eine dickere Putzschicht)
scheinlich ist, im Regelfall über 5 m Gebäudehöhe (jedoch bzw. der spezifischen Wärmespeicherkapazität (ggf. unter
sollte im Bereich von Balkonen die Beanspruchungsgrup- Nutzung latent wärmespeichernder Systeme)
pe II zugrunde gelegt werden)
nn Einsatz von infrarotreflektierenden Beschichtungen, die
durch eine geringere langwellige Emission die Strahlungs-
Diese Ergebnisse werden in den europäischen technischen wärmeabgabe in den Nachthimmel reduzieren
Bewertungen angegeben oder sind beim Anbieter gesondert
zu erfragen.
Zur weitgehenden Minderung der Aufnahme von oberflächen-
Primär wirksame Maßnahme zum Schutz vor Algen (und Flech- nah anfallender Feuchte im Putzsystem und einer möglichen
ten) ist die dauerhafte Begrenzung des oberflächennahen Verschmutzung werden bereits seit längerem Oberputze bzw.
66 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Beschichtungen mit mikroglatter Oberfläche eingesetzt (z.B. 4.6 Details


hydrophobierend wirkende und wasserdampfdiffusionsoffene
Silikonharz-Beschichtungen mit „Lotus-Effekt“). Neuentwick- Für den Schutz von (Gebäude-) Ecken und Kanten im Bereich
lungen im Bereich der Beschichtungssysteme mit mikrostruk- der Fenster- bzw. Türlaibungen können Eckschutzgewebe oder
turierter Oberfläche basieren ebenfalls zum Teil auf bionischen Eckschutzprofile (Winkel aus Kunststoff oder korrosionsbestän-
Wirkmechanismen zur beschleunigten Ableitung von Regen und digem Metall mit/ohne werkseitig applizierten Gewebestreifen)
insbesondere Tauwasser. Alternativ wird über die Verwendung verwendet werden (Bild 32). Durch die Anordnung einer zwei-
von mineralisch gebundenen Dickputzen mit hohem Sorptions- ten Gewebeeinlage kann zudem die Stoßfestigkeit in beson-
vermögen diskutiert. ders gefährdeten Bereichen (wie z.B. Hofdurchfahrten) weiter
erhöht werden.

4.5.7 Gestaltung Gebäudedehnungsfugen in der tragenden Konstruktion sind im


Insbesondere bei Dickputzsystemen wird die gesamte Struk- Wärmedämm-Verbundsystem durchgehend aufzunehmen (Bil-
turvielfalt traditioneller Putzsysteme – vom Glattputz bis zum der 33 und 34). Die Ausführung erfolgt mit systemspezifischen
Kratzputz – angeboten. Bei der Verwendung von Glattputzen ist Fugenschlaufenprofilen mit angearbeitetem Textilglas-Gitterge-
jedoch darauf hinzuweisen, dass bei gleicher Rissbreite Rissbil- webe. Soweit systemkonform, können alternativ imprägnierte
dungen häufiger als optisch störend empfunden werden als bei und vorkomprimierte Fugendichtungsbänder oder Fugendicht-
raueren Putzstrukturen und sich Gerüstlagen eher abzeichnen. stoffe mit seitlichen Schutzprofilen eingesetzt werden.

Die angebotene Farbvielfalt wird mit pigmentierten Oberputzen Im Bereich von Anschlüssen an angrenzende Bauteile – wie
oder durch zusätzliche Farbbeschichtungen erzielt. Um tempe- z.B. beim Blendrahmenanschluss – sind ebenfalls Systemlö-
raturbedingte Zwängungsspannungen zu begrenzen, sollte der sungen zu verwenden, z.B. mit spezieller Anputzleiste und Fu-
Hellbezugswert der Oberflächen 20 nicht unterschreiten (es gendichtungsband. Fenstersohlbänke sind mit einer seitlichen
sind also möglichst helle Oberflächen anzustreben) und bei Aufkantung sowie Unterschnitt im Laibungsbereich des WDVS
in der Fläche unterschiedlich verwendeten Farbtönen nicht zu anzuschließen. Dabei ist insbesondere bei Aluminium-Sohlble-
stark differieren. Durch den Einsatz von neu entwickelten Be- chen auf eine Schiebestoßausbildung zu achten, um eine zwän-
schichtungssystemen wird jedoch auch die Nutzung von dunk­ gungsfreie Verformungsmöglichkeit zu gewährleisten.
len Farbtönen unterhalb dieses Grenzwerts möglich. Da der
Hellbezugswert jedoch nur das sichtbare Spektrum der Solar- Bei allen Anschlüssen und Fugen muss der erforderliche Schutz
strahlung berücksichtigt, ist in diesem Fall zusätzlich der TSR- vor einer Hinterläufigkeit oder Hinterströmung des WDVS dau-
Wert zu Bewertung heranzuziehen. Der TSR-Wert beschreibt erhaft gewährleistet sein.
das Reflexionsverhalten über das gesamte Spektrum (Total So-
lar Reflectance) und sollte nach derzeitigem Erkenntnisstand In Form von Verarbeitungsrichtlinien, technischen Merkblättern
nicht weniger als 25 betragen [31]. etc. werden durch die Systemanbieter eine Vielzahl bewährter
Konstruktionsdetails herausgegeben, die über die Angaben in
Abweichend von der „klassischen“ Variante mit Putz ergeben den allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen hinausgehen.
sich mit keramischen Bekleidungen oder Naturwerksteinbeklei- Im Hinblick auf die Vermeidung von Wärmebrücken ist zudem
dungen in unterschiedlichen Formaten weitere vielfältige Ge- auf Beiblatt 2 zu DIN 4108 und die wärmeschutztechnisch op-
staltungsmöglichkeiten. timierten KS-Details zu verweisen [32].

Eckprofil mit angearbeiteter


Gewebebewehrung
 100 mm

Hinterfüllschnur
Überlappung der

Dichtstoff
nach DIN 18540
KS-Mauerwerk oder KS-Mauerwerk
Bewehrung

imprägniertes
Wärme- Dichtungsband Wärme-
dämmung dämmung Fugenschlaufen-Profil
Fugenprofil mit angearbeiteter
Putzsystem (nicht rostender Putzsystem Gewebebewehrung
Stahl)

Bild 32 Kantenprofil mit werkseitig an- Bild 33 Dehnungsfugenausbildung mit Bild 34 Dehnungsfugenausbildung mit
gearbeitetem Gewebestreifen Dichtstoff Dehnungsfugenprofil
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 67

5. Einschaliges KS-Mauerwerk mit hinterlüfteter Außenwandbekleidung

5.1 Konstruktionsprinzip 5.2 Entwicklung

Das baukonstruktive System (Bild 35) besteht aus den auf- Hinterlüftete Außenwandbekleidungen sind in Form von klein-
einander abgestimmten Komponenten der hinterlüfteten Au- formatigen Schiefer- oder Holzschindel-Bekleidungen bereits
ßenwandbekleidung (oder auch vorgehängten hinterlüfteten seit dem Mittelalter bekannt. Zeugen dieser Bauweise finden
Fassade) mit einer Verankerung im tragenden Untergrund aus sich beispielsweise in der Eifel, im Harz, in Thüringen und in
KS-Mauerwerk: Sachsen. Dabei sind bis heute die Deckungsbilder, wie die
„Deutsche Deckung“, die „Wabendeckung“ oder die „Schablo-
nn Bekleidung mit Befestigung an der Unterkonstruktion nendeckung“, traditionell überliefert. Hinterlüftete Außenwand-
bekleidungen mit großformatigen Platten aus z.B. Naturwerk-
nn Unterkonstruktion mit Verankerung im tragenden Untergrund stein oder Keramik werden seit dem 20. Jahrhundert verwendet.

nn Wärmedämmung Aktuell kann im Hinblick auf die Anwendungsbereiche in erster


Linie zwischen den kleinformatigen Bekleidungen in überwie-
nn Hinterlüftung zwischen Bekleidung und Wärmedämmung gend handwerklicher Tradition auf Unterkonstruktionen aus Holz
für den Ein- und Zweifamilien-Hausbau und den großformatigen
Bekleidungen auf Unterkonstruktionen aus vorwiegend Alumi-
Kennzeichnend für hinterlüftete Außenwandbekleidungen sind nium für den mehrgeschossigen Wohnungs- und insbesonde-
neben dem guten dampfdiffusionstechnischen Verhalten die re Verwaltungsbau unterschieden werden.
Gestaltungsvielfalt durch die vielfältigsten Formate und Werk-
stoffe der Bekleidung sowie die vergleichsweise einfachen Mög-
lichkeiten der Reinigung und der ggf. gewünschten späteren 5.3 Baurechtliche Regelung
Demontage und Umgestaltung der Bekleidung. Dabei besteht
ein wesentliches Konstruktionsprinzip in den zwängungsfreien Ein wesentliches Kriterium für die baurechtliche Einordnung von
Verformungsmöglichkeiten sowohl der Unterkonstruktion als hinterlüfteten Außenwandbekleidungen ist das Format der Be-
auch der Bekleidungselemente durch die Anordnung von Fest- kleidungselemente:
und Gleitpunkten.
nn Für großformatige Bekleidungselemen­
te gelten die Bestimmungen der
DIN 18516 [33]. In der Regel erfolgt
der Nachweis der Verwendbarkeit
im Zusammenhang mit den Befesti-
gungselementen durch eine allgemei-
ne bauaufsichtliche Zulassung (abZ)
KS-Mauerwerk oder eine europäische technische Be-
wertung (ETA).
Verankerungselemente

Festpunkthalter nn Kleinformatige Bekleidungselemente


(bis 0,4 m2 Fläche und bis 5,0 kg
Thermische Entkopplung
Eigenlast) oder brettformatige Be-
Dämmstoffschicht kleidungselemente (bis 0,3 m Breite
und mit Unterstützungsabständen
Verbindungselemente
bis 0,8 m) sind nicht Gegenstand der
Gleitpunkthalter DIN  18516. Bei einer Befestigung
nach allgemein anerkannten Regeln
der Technik benötigen diese Beklei-
dungselemente nach der Muster-Ver-
waltungsvorschrift Technische Baube-
stimmungen (bzw. der Bauregelliste
C) hinsichtlich der Standsicherheit
keinen Verwendbarkeitsnachweis.

Grundlagen für den Nachweis der Ver-


Unterkonstruktion
wendbarkeit der Unterkonstruktion sind
Hinterlüftungsraum in Verbindung mit der DIN 18516 die Be-
stimmungen der jeweils baustoffbezo-
Befestigungselemente
genen Normen, d.h. aktuell vorwiegend
Bekleidung der (bauaufsichtlich) eingeführten Euro-
codes. Für niet- und schraubenartige Ver-
bindungselemente erfolgt der Nachweis
gemäß der Muster-Verwaltungsvorschrift
Bild 35 Konstruktionselemente von vorgehängten hinterlüfteten Außenwandbekleidungen Technische Baubestimmungen (bzw. der
68 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Bauregelliste A, Teil 2) durch ein allgemeines bauaufsichtliches 5.4.2 Verankerungselemente


Prüfzeugnis (abP). Die für die mechanische Verankerung der Unterkonstruktion
überwiegend verwendeten Dübel bestehen aus einer Dübelhül-
Die Verankerung der Unterkonstruktion erfolgt überwiegend mit se aus Kunststoff und einer Dübelschraube aus nichtrosten-
Dübeln, alternativ mit Ankerbolzen oder Injektionsankern, für dem Stahl oder bei Einhaltung besonderer Korrosionsschutz-
die jeweils eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung oder maßnahmen aus galvanisch verzinktem Stahl, alternativ können
eine europäische technische Bewertung erforderlich ist. Aus- Ankerbolzen oder Injektionsanker eingesetzt werden. Falls kei-
genommen sind die in DIN 18516-3 geregelten Varianten der ne Unterkonstruktion erforderlich sein sollte (wie bei Beklei-
„direkten“ Verankerung von Bekleidungen aus Naturwerkstein dungen aus Naturwerkstein mit eingemörtelten Ankern nach
ohne Unterkonstruktion. DIN 18516-3), erfolgt die Verankerung der Bekleidungsele-
mente unmittelbar durch die Trag- und Halteanker.
Für die Dämmstoffe gelten die Bestimmungen der DIN 4108-10
für den Anwendungsbereich WAB (Außendämmung der Wand
hinter Bekleidung). 5.4.3 Unterkonstruktion und Verbindungselemente
Die Unterkonstruktion ist das baukonstruktive Bindeglied zwi-
schen der Bekleidung und dem tragenden Untergrund und muss
5.4 Komponenten alle Einwirkungen aus den Eigenlasten, dem Windsog und dem
Winddruck dauerhaft übertragen. Unterkonstruktionen werden
5.4.1 Tragender Untergrund überwiegend aus Metall (Aluminium oder selten nichtrostendem
Der tragende Untergrund dient der Verankerung der Unterkon- Stahl) hergestellt (Bild 36). Bei geringeren Anforderungen – vor-
struktion, bei Verwendung von Dübeln ist die Tragfähigkeit in wiegend für kleinformatige Bekleidungselemente – werden Un-
den aktuellen Zulassungsbestimmungen in Form von charak- terkonstruktionen aus Holz verwendet (Bild 37).
teristischen Werten in Abhängigkeit vom Verankerungsgrund
angegeben. Ein wesentliches Konstruktionsprinzip von Metall-Unterkon-
struktionen ist die zwängungsfreie Aufnahme der thermisch
bedingten Verformungen, die durch die Ausbildung von Fest- und
INFO Gleitpunkten gewährleistet wird. Für die Anwendung existieren
Wände aus KS-Mauerwerk sind als tragender Untergrund sehr vielfältige Systemlösungen mit unterschiedlich gestalteten Trag-
gut geeignet und ermöglichen mit geringer Dübelanzahl wirt- profilen und Wandhaltern (oder seltener auch Abstandsdübeln),
schaftlich günstige Systemlösungen. die auf die jeweiligen Bekleidungselemente abgestimmt sind.
Als Verbindungsmittel zwischen den Tragprofilen und Wand-
haltern werden vorwiegend Nieten verwendet, die sich an den
An die Ebenheit des Untergrunds werden bei hinterlüfteten Au- Fest- und Gleitpunkten schnell und nachprüfbar setzen lassen.
ßenwandbekleidungen deutlich geringere Anforderungen als bei
Wärmedämm-Verbundsystemen gestellt, da durch die Veranke- Bei Holz-Unterkonstruktionen werden sowohl Zweifach- als auch
rungselemente und die Unterkonstruktion auch ein größerer To- Dreifachlattungen ausgeführt, als Verbindungsmittel zwischen
leranzausgleich einfach möglich ist. Ein Vorteil, der wegen der den Trag- und Konterlatten werden Holzschrauben oder Son-
handwerklich problemlos zu gewährleistenden Ebenheit von dernägel eingesetzt.
KS-Mauerwerk jedoch nicht ausgenutzt werden muss.

Unterkonstruktion: Holz
Dämmstoff: Mineralwolle
senkr. Schnürabstand
waager. Schnürabstand
150 mm
Üb

5 mm
er
de
ck
u
ng

Bild 36 Aluminium-Unterkonstruktion Bild 37 Holz-Unterkonstruktion, hier:


mit Wandhaltern Zweifachlattung mit klein-
formatiger Bekleidung in
Rhombus-Schablonen-Deckung
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 69

5.4.4 Wärmedämmung Trennung der Wandhalter vom Untergrund mit einer wärmedäm-
Die Wärmedämmung muss – bei in der Regel geschossüber­ menden Unterlagscheibe z.B. aus geschlossenzelligem Hart-PVC
greifendem Hinterlüftungsraum – aus nicht brennbaren Dämm- (Bild 40) minimiert werden. Eine neue Entwicklung sind Wand-
stoffen bestehen. Verwendet werden unkaschierte oder vlieska- halter mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung, die eine
schierte Dämmplatten aus Mineralwolle mit Wärmeleitfähigkeiten thermische Trennung in ihrem tragenden Querschnitt aufweisen.
vorwiegend zwischen 0,032 W/(m·K) und 0,040 W/(m·K), die für
den Anwendungsbereich WAB nach DIN 4108-10 geregelt sind. Bei geringeren Anforderungen an den Brandschutz, d.h. unter
der Voraussetzung einer nicht geschossübergreifenden Hinter-
Die Dämmplatten sind durchgehend wasserabweisend, die mög- lüftung, können nach jeweiliger Landesbauordnung in den Ge-
liche werkseitige Kaschierung mit einem dampfdiffusionsof- bäudeklassen 1 bis 3 normalentflammbare Dämmstoffe und
fenen Glasvlies dient als zusätzlicher Witterungsschutz wäh- in den Gebäudeklasse 4 und 5 schwerentflammbare Dämm-
rend der Bauphase, zudem wird durch ein schwarzes Glasvlies stoffe verwendet werden. Die geschossweise erforderliche und
erreicht, dass bei Bekleidungen mit offenen Fugen der Dämm- vollständige Unterbrechung der Hinterlüftung ist jedoch mit er-
stoff optisch nicht erkennbar ist. heblichen Problemen hinsichtlich des erforderlichen Feuchte-/
Wasserdampftransports verbunden. Insofern ist dieser Ansatz
Die Verlegung der Dämmplatten erfolgt grundsätzlich dicht ge- mit Ausnahme von eingeschossigen Gebäuden als Sonderfall
stoßen im Verband (Bild 38). Dabei muss die Wärmedämmung zu werten, z.B. für den räumlich bedingten (und detailliert zu
auch an angrenzende Bauteile und insbesondere an die Un- planenden) Einsatz von „Vakuum-Isolations-Paneelen (VIP)“ mit
terkonstruktion dicht angepasst werden, um Wärmebrücken äußerst geringer Wärmeleitfähigkeit. Darüber hinaus ist zu be-
zu vermeiden. Die Dämmplatten sind hohlraumfrei zum Unter- rücksichtigen, dass mit dieser Ausführung von den Vorgaben
grund zu verlegen, um eine Hinterströmung durch die Außen- der VOB – Teil C (hier DIN 18351) zur Verwendung ausschließ-
luft zu verhindern. lich von Mineralwolle-Dämmplatten abgewichen wird.

Die Dämmplatten werden überwiegend mechanisch mit Dämm-


stoffhaltern aus Kunststoff befestigt. Im Mittel sind fünf Dämm- 5.4.5 Hinterlüftung
stoffhalter pro m2 zu setzen, für neu entwickelte Dämmplatten Nach DIN 18516-1 ist für den Hinterlüftungsraum zwischen
wird jedoch eine Reduzierung der Anzahl angestrebt. Um eine der Bekleidung und der Wärmedämmung eine Mindesttiefe von
unzulässige Komprimierung der Dämmstoffdicke am Befesti- 20 mm ausreichend, die örtlich auf 5 mm reduziert werden
gungspunkt zu verhindern, sind vorzugsweise Dämmstoffhal- darf. Bei der Ausbildung von offenen Fugen zwischen den Be-
ter mit Tiefenanschlag einzusetzen (Bild 39). kleidungselementen sollte jedoch im Hinblick auf den Witte-
rungsschutz eine erhöhte Mindesttiefe von 40 mm eingehal-
Bei ausreichend tragfähigem Untergrund – wie KS-Mauerwerk – ten werden. Im Hinblick auf den Brandschutz ist die maximale
können die Dämmplatten auch mit (mineralischen) Bauklebern Tiefe bei geschossübergreifender Hinterlüftung auf 50 mm für
vorzugsweise im Wulst-Punkt-Verfahren fixiert werden. Die Quer- Unterkonstruktionen aus Holz und 150 mm für Unterkonstruk-
zugfestigkeit muss in diesem Fall mindestens 1 kPa betragen. tionen aus Metall begrenzt.

Bei der Ermittlung des Wärmedurchgangskoeffizienten der ge- An den Kopf- und Fußpunkten der hinterlüfteten Außenwandbe-
samten Außenwandkonstruktion ist der Einfluss der der Veran- kleidung sind Be- und Entlüftungsöffnungen von 50 cm2/(lfd. m
kerung der Unterkonstruktion zu berücksichtigen [34]. Punk- Fassadenlänge) anzuordnen, die mit so genannten Insektengit-
tuelle Beeinträchtigungen können hier durch die thermische tern oder Ähnlichem gesichert werden sollten.

Aluminium PVC-hart Alum


d1

8 40 100 8

Bild 38 Anordnung von Bild 39 Dämmstoffhalter mit Bild 40 Maßnahmen zur Minimierung
Dämmstoffhaltern Tiefenanschlag des Wärmebrückeneinflusses
von Wandhaltern (aus [35])
70 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

5.4.6 Bekleidung und Befestigungselemente Tafel 12 Gebräuchliche Materialien für Bekleidungselemente


Neben den traditionell kleinformatigen Bekleidungselementen
(aus z.B. Holz oder Schiefer) wird eine Vielzahl von Werkstoffen Werkstoff Anwendung
angeboten, die in ihren gebräuchlichsten Anwendungen in Ta- der Bekleidung
großformatig kleinformatig brettformatig
fel 12 zusammengestellt sind.
Metall x x –
Die Befestigung erfolgt in Abhängigkeit vom Werkstoff und vom Naturwerkstein x x –
Format der Bekleidungselemente sowie von der Unterkonstruk- Keramik x x –
tion:
Tonstrangelemente x x x

nn Klein- und brettformatige Bekleidungselemente mit tradi­ Faserzement x x x


tionellen Deckungsbildern oder in Form von Schalungen Holzzement x – x
werden überwiegend auf Holz-Unterkonstruktionen verwen- Faserverstärktes x x x
det, die Befestigung erfolgt mit Schrauben, Schraubnägeln Harzkomposit
oder Haken.
Hochdruck-Schicht- x x x
pressstoff (HPL)
nn Für großformatige Bekleidungselemente werden in der
Regel Metall-Unterkonstruktionen eingesetzt. Die Befes­ Verbundwerkstoff x x x
tigung kann u.a. mit Klammern (wie Bild 36) oder Nieten
(Bild 41) oder nicht sichtbar mit rückseitig gesetzten Hin-
terschnittankern (Bild 42) erfolgen. Zur zwängungsfreien die justierbar und in Plattenebene zweiachsig zwängungsfrei
Befestigung von z.B. Faserzementtafeln mit Nieten erfolgen in die Tragprofile der Unterkonstruktion eingehängt werden.
die Bohrungen zunächst in den Faserzementtafeln und an-
schließend als Stufenbohrung mit einer Bohrlehre in den nn Die Befestigung von großformatigen Bekleidungselementen
Tragprofilen der Unterkonstruktion. Durch die Bohrlehre wird aus Naturwerkstein kann bei Verwendung einer Metall-Un-
ein zentrischer Sitz des Niets im größeren Bohrloch der Fa- terkonstruktion nach DIN 18516-3 sichtbar mit Schrauben
serzementtafel und damit eine zwängungsfreie Aufnahme (Bild 43) oder nicht sichtbar mit Nutlagerung (Bild 44) er-
der hygrothermischen Verformungen der Bekleidung gewähr- folgen. Davon abweichend können mit allgemeiner bauauf-
leistet. Bei Verwendung von Hinterschnittankern mit allge- sichtlicher Zulassung wiederum Hinterschnittanker (Bild 45)
meiner bauaufsichtlicher Zulassung (u.a. für Faserzement, – bei dann möglichen geringeren Dicken der Naturwerkstein-
Keramik und HPL) werden die erforderlichen Gleitpunkte platten – in Verbindung mit Agraffen verwendet werden. Die
durch die Verbindung mit speziellen Agraffen ausgebildet, eher traditionelle Variante ist die Direktverankerung der Na-

Montage
ohne
Nietsetz-
lehre

Fest-
punkt
Dämm-
schicht

Montage
mit
Nietsetzlehre Gleitpunkt

Bild 41 Sichtbare Nietbefestigung von großformatiger Bekleidung Bild 42 Nicht sichtbare Befestigung von großformatiger Beklei-
dung mit Hinterschnittdübeln
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 71

Profilband
aus EPDM
Unterlegscheibe aus EPDM
Unterleg-
scheibe
Trichterscheibe aus EPDM aus nicht
rosten-

 1,5
dem Stahl

 1,5  10
1,5 1,5
 15
1
2 d
  10  10  10
Profilsteg
d Ankersteg
 30

Bild 43 Sichtbare Schraubbefestigung Bild 44 Nicht sichtbare Befestigung mit Bild 45 Nicht sichtbare Befestigung in
von Naturwerksteinbekleidungen Profilstegen den Bekleidungsplatten mit
Hinterschnittdübeln

turwerksteinplatten ohne Unterkonstruktion mit eingemör- 5.5 Eigenschaften


telten Trag- und Halteankern.
5.5.1 Standsicherheit
nn Großformatige Bekleidungselemente aus Metall, die meist Der Nachweis der Standsicherheit erfolgt objektbezogen für
kassettenförmig profiliert sind, um ihre Biegesteifigkeit den Grenzzustand der Tragfähigkeit und für den Grenzzustand
zu erhöhen, werden mit Nieten oder häufig auch hängend der Gebrauchstauglichkeit unter Ansatz der Vorgaben der
befestigt. Dabei werden sowohl sichtbare als auch nicht DIN 18516. Bei Verwendung von großformatigen Bekleidungs-
sichtbare Varianten angeboten. Die oberen Befestigungs- elementen sind in der Bemessung die Lagerungsbedingungen
punkte dienen zur Aufnahme der Eigenlast sowie der in Abhängigkeit vom Steifigkeitsverhältnis zwischen der Beklei-
Windlasten, die unteren nur zur Aufnahme der Windlasten. dung und der Unterkonstruktion zu berücksichtigen. Zwangsbe-
Durch die hängende Befestigung ist eine zwängungsfreie anspruchungen aus behinderter hygrothermischer Verformung
Verformungsmöglichkeit gewährleistet. Um störende Ge- werden durch das Konstruktionsprinzip der zwängungsfreien
räuschentwicklungen infolge von Reibung bei temperatur- Verformungsmöglichkeit mittels Fest- und Gleitpunkten ausge-
bedingter Ausdehnung oder Verkürzung zu vermeiden, wer- schlossen. Aufgrund der vielfältig systemabhängigen Parame-
den die Einhängebolzen mit einer Kunststoffbeschichtung/ ter wird der Nachweis häufig von den Systemanbietern als Ser-
Kunststoffummantelung versehen. viceleistung angeboten.

Hinsichtlich der Einwirkungen infolge Windbeanspruchung


Neben den hier exemplarisch genannten Befestigungsarten wird zeigten Untersuchungen im Windkanal und in situ, dass auf
eine Vielzahl von Varianten angeboten, zum Teil werden die Be- den Ansatz erhöhter Windsoglasten im Gebäuderandbereich
Belüftungsspalt

festigungsmittel auch als punktuelle Gestaltungselemente für verzichtet werden kann, wenn eine dauerhaft wirksame verti-
die Fassaden eingesetzt. kale Windsperre im Bereich der Gebäudekanten (Bild 46) ange-
Belüftungsspalt

Bild 46 Vertikale Windsperre im Bereich von Gebäudekanten zur Reduzierung der Windsoglasten im Randbereich [35]
72 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

ordnet wird und die Außenwandbekleidung eine ausreichende Die Brandsperren müssen über mindestens 30 Minuten ausrei-
Durchlässigkeit aufweist. Eine diesbezügliche Regelung wurde chend formstabil sein (z.B. aus Stahlblech mit einer Dicke von
mit einer Begrenzung der Luftschichtdicke in DIN EN 1991-1-4 mindestens 1 mm) und im tragenden Untergrund in Abständen
und den zugehörigen Nationalen Anhang aufgenommen. von höchstens 60 cm verankert werden. Unterkonstruktionen
aus brennbaren Baustoffen sind im Bereich der Brandsperren
vollständig zu trennen. Die Größe von Öffnungen in den Brand-
5.5.2 Brandschutz sperren ist auf 100 cm2/(lfd. m Fassadenlänge) begrenzt. Die
Die Vorgaben der Landesbauordnungen zur Baustoffklasse der Öffnungen können als gleichmäßig verteilte Einzelöffnungen
Einzelkomponenten sind unter Einbeziehung der zusätzlichen oder als durchgehender Spalt angeordnet werden.
Anforderungen bei geschossübergreifender Hinterlüftung (d.h.
im Regelfall bei mehrgeschossigen Bauten) in der Tafel 13 dar- Nicht erforderlich sind diese horizontalen Brandsperren
gestellt.
FINAL nn bei Außenwänden ohne Öffnungen,
Als ergänzende konstruktive Anforderung zur Verhinderung einer
Brandausbreitung sind nach den Regelungen im Anhang 6 der nn wenn durch die Fensteranordnung eine Brandausbreitung
Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen in im Hinterlüftungsraum ausgeschlossen ist (z.B. bei durch-
jedem zweiten Geschoss horizontale Brandsperren im Hinter- gehenden Fensterbändern) oder
lüftungsraum zwischen dem tragenden Untergrund und der Be-
kleidung anzuordnen. Bei üblicherweise außenliegender Wärme- nn bei Verwendung von ausschließlich nichtbrennbaren Bau-
dämmung genügt der Einbau zwischen den Dämmplatten und stoffen für alle Bauteile, wenn der Hinterlüftungsraum im
der Bekleidung, wenn der Dämmstoff im Brandfall formstabil Laibungsbereich von Öffnungen umlaufend im Brandfall
ist und einen Schmelzpunkt von mehr als 1.000 °C aufweist. über mindestens 30 Minuten formstabil verschlossen ist.

Tafel 13 Brandschutzanforderungen an die Komponenten von Der Hinterlüftungsraum mit einer maximal zulässigen Tiefe von
hinterlüfteten Außenwandbekleidungen 50 mm (bei Holz-Unterkonstruktionen) bzw. 150 mm (bei Me-
tall-Unterkonstruktionen) darf zudem nicht über eine Brand-
Bauprodukt Baustoffanforderung wand geführt werden. Als entsprechend erforderliche vertikale
(Bauteil) Brandsperre ist der Hinterlüftungsraum mindestens in Brand-
Gebäudeklassen
wanddicke mit einem im Brandfall formstabilen Dämmstoff mit
1 bis 3 4 und 5 Hochhäuser einem Schmelzpunkt von mindestens 1.000 °C zu schließen.
Bekleidung normal­ schwer­ nichtbrennbar
entflammbar entflammbar Die Einstufung der Feuerwiderstandsdauer der Außenwand er-
Unter- normal­ schwer­ nichtbrennbar folgt anhand der baukonstruktiven Gegebenheiten des KS-Mau-
kons­truktion entflammbar entflammbar1) erwerks, die hinterlüftete Außenwandbekleidung ist in ihrem
brandschutztechnischen Einfluss wie eine Putzschicht zu be-
Wärme­ nicht­- nichtbrennbar2) nichtbrennbar2)
dämmung brennbar2) 3) rücksichtigen.
1)
Die Verwendung von normalentflammbaren Baustoffen (z.B. stabförmige
Unterkonstruktionen aus Holz) ist zulässig, wenn die Brandausbreitung
„ausreichend lang begrenzt ist“. 5.5.3 Wärmeschutz
2)
Gilt nicht für die Dämmstoffhalter. Mit hinterlüfteten Außenwandbekleidungen können auch die
3)
Nach Empfehlung FVHF e.V.
höchsten Anforderungen an den winterlichen Wärmeschutz er-

Tafel 14 U-Werte von einschaligen KS-Außenwänden mit hinterlüfteter Außenwandbekleidung

Dicke Dicke U [W/(m²∙K)] Wandaufbau


des der  [W/(m∙K)]
Sys- Dämm-
tems schicht
[cm] [cm] 0,022 0,024 0,032 0,035
31,5 10 – – 0,28 0,30 Einschalige KS-Außenwand mit hinterlüfteter
Außenwandbekleidung
33,5 12 – – 0,24 0,26 Rsi = 0,13 (m²∙K)/W
0,01 m Innenputz  = 0,70 W/(m∙K)
37,5 16 – – 0,18 0,20 0,175 m Kalksandstein (RDK 1,8)1)  = 0,99 W/(m∙K)
41,5 20 – – 0,15 0,16 Nichtbrennbarer
Wärmedämmstoff WAB
45,5 24 – – 0,13 0,14 Rse = 0,13 (m²∙K)/W
0,02 m Hinterlüftung
51,5 30 – – 0,10 0,11 0,01 m Fassadenbekleidung
Zur Berechnung der U-Werte sind ausschließlich Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit B anzusetzen.
1)
Bei anderen Dicken oder Steinrohdichteklassen ergeben sich nur geringfügig andere U-Werte.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 73

5.5.4 Feuchte- und Witterungsschutz


 40 mm  20 mm Außenwände aus KS-Mauerwerk mit hin-
terlüfteter Außenwandbekleidung erwei-
sen sich hinsichtlich des Schutzes vor Tau-
wasserbildung als besonders geeignet,
Nagel da der Dampfdiffusionswiderstand von in-
(Befestigungsmittel) nen nach außen signifikant abnimmt und
offene Fuge der durch Diffusion transportierte Was-
 10 mm serdampf im Hinterlüftungsraum sicher
abgeführt werden kann. Mit diesem Me-
überdeckte Fuge chanismus des Wasserdampftransports
Bekleidung ergeben sich auch für die Austrocknung
von Baufeuchte günstige Bedingungen.
Der Schutz vor Schimmelpilzbildung wird
bei Vermeidung von Wärmebrücken durch
den hohen Wärmedurchlasswiderstand
Bild 47 Fugenausbildung bei hinterlüfteten Bekleidungen (aus [35]) und die entsprechend hohen raumseitigen
Oberflächentemperaturen gewährleistet.

füllt werden, da durch die Dimensionierung der Unterkonstruk­ Der Schutz vor Schlagregen und Spritzwasser erfolgt im Zusam-
tion und der Verankerung nahezu jede beliebige Dämmstoffdi- menwirken der Bekleidung mit der Hinterlüftung. Durch die Be-
cke eingesetzt werden kann. Wie bereits oben ausgeführt, sind kleidung wird die Menge der eindringenden Feuchte begrenzt,
dabei punktuelle Beeinträchtigungen im Bereich der Veranke- durch die Hinterlüftung wird diese Feuchte in Form von Was-
rung, soweit nicht durch konstruktive Maßnahmen zur ther- serdampf in kurzer Zeit nach außen abgeführt.
mischen Trennung ausgeschlossen, bei der Ermittlung des Wär-
medurchgangskoeffizienten zu berücksichtigen. Bei traditionellen kleinformatigen Bekleidungselementen erfolgt
der Witterungsschutz im Bereich der Fugen durch die notwen-
Im Hinblick auf den sommerlichen Wärmeschutz erweisen sich dige Überdeckung (Bild 47). Bei großformatigen Bekleidungs-
Außenwände aus KS-Mauerwerk mit hinterlüfteten Außenwand- elementen sind offene Fugen möglich, wenn die Fugenbreite
bekleidungen aufgrund der Wärmeabfuhr durch die Hinterlüf- maximal 10 mm beträgt und der Abstand der Bekleidung zur
tung der Bekleidung, der außen liegenden Wärmedämmung und Wärmedämmung gegenüber den Mindestanforderungen nach
der innen liegenden hohen speicherfähigen Masse als beson- DIN 18516-1 auf 40 mm erhöht wird. Unter diesen Vorausset-
ders günstig. Auf Grundlage der Ergebnisse von aktuellen Un- zungen ist die eindringende Feuchte von vernachlässigbarer
tersuchungen erscheint perspektivisch zudem die Nutzung der Größenordnung, da bei Verwendung von hydrophobierten Mine-
im Hinterlüftungsraum anfallenden Wärme zur energetischen ralwolle-Dämmplatten lediglich ein 3 bis 4 cm breiter Streifen
Gebäudeoptimierung möglich. im Fugenbereich bis zu einer Tiefe von ca. 1 mm durchfeuch-
tet und die Feuchte nach Beendigung
der Regenphase durch Dampfdiffusi-
Tafel 15 Untersuchungsergebnisse der Schalldämmung vorgehängter hinterlüfteter Fas-
on schnell abgeführt wird. Aus diesem
saden nach DIN 52210 [36] (Grundkonstruktion: 24 cm KS-Mauerwerk, einseitig
verputzt mit Rw = 54 dB) Grund können hinterlüftete Außenwand-
bekleidungen auch mit offenen Fugen in
Nr. Fassadenbekleidung Fugen Unter- Mineralwolle- Rw,P der höchsten Beanspruchungsgruppe III
konstruktion dämmung gemäß DIN 4108-3 verwendet werden.
Material Formate [mm] offen geschl. Alu Holz 6 cm 12 cm [dB]
1 Faserzement, X X X 62 5.5.5 Schallschutz
600 x 300
2 4,5 mm X X X 64 Umfangreiche Eignungsprüfungen [36]
an Außenwänden aus KS-Mauerwerk zei-
3 Faserzement, X X X 62
2.500 x 1.110 gen, dass mit einer hinterlüfteten Außen-
4 8 mm X X X 62 wandbekleidung eine nochmals deutliche
5 Aluminium- X X X 62 Verbesserung der Direktschalldämmung
Sandwich, 2.513 x 1.120 gegen Außenlärm erreicht werden kann.
6 4 mm X X X 62

7 X X X 60
In Tafel 15 sind die Untersuchungsergeb-
Keramik, 8 mm 592 x 592 nisse für eine Wand aus 24 cm KS-Mau-
8 X X X 63 erwerk (einseitig verputzt) angegeben,
Tonstrang- die ohne zusätzliche Bekleidung ein be-
9 200 x 390 X X X 1) 64
platten wertetes Schalldämm-Maß R w = 54 dB
10 Aluminium, 630 x 4.480 X X X 66 aufweist. Mit den untersuchten Ausfüh-
bandbeschich- rungsvarianten der hinterlüfteten Außen-
11 tet, 2 mm 1.228 x 4.480 X X X 64 wandbekleidung wurde eine Verbesse-
1)
rung des Schalldämm-Maßes zwischen
8 cm Dämmstoffdicke
6 und 12 dB erreicht.
74 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Für die Ermittlung der horizontalen oder vertikalen Schalllängs- phylaxe durch eine gezielte Oberflächenbehandlung und entspre-
leitung im Gebäude wird nur die tragende Schicht aus KS-Mau- chend auf das diesbezügliche WTA-Merkblatt [37] zu verweisen.
erwerk berücksichtigt, der Einfluss einer hinterlüfteten Außen-
wandbekleidung kann vernachlässigt werden. Ein weiterer systembedingter Vorteil ist neben der geringen
Wartungsintensität die vergleichsweise einfache Demontier-
barkeit, sei es zum Austausch von einzelnen Bekleidungsele-
5.5.6 Dauerhaftigkeit und Gebrauchstauglichkeit menten oder im Hinblick auf die im Sinne eines angestrebten
Die Dauerhaftigkeit der traditionell eingesetzten metallischen, „Lifecycle“ perspektivisch steigenden Anforderungen an die
mineralischen oder organischen Baustoffe kann als bekannt Baustofftrennung in der Phase eines zukünftigen Rückbaus
vorausgesetzt werden, Angaben zum Schutz (vornehmlich be- und die anschließende Wiederverwendung.
zogen auf Metall und Holz) enthält die DIN 18516.

Für den Nachweis der Verwendbarkeit von „neuen“ Baupro- 5.5.7 Gestaltung
dukten für die Bekleidung und Befestigung werden in den Zu- Die großen Gestaltungsmöglichkeiten von hinterlüfteten Außen-
lassungsverfahren umfassende Untersuchungen zum Einfluss wandbekleidungen werden durch die Material- und Formvielfalt
insbesondere von klimatisch bedingten Einwirkungen durchge- der Bekleidungselemente und ihrer Befestigung bestimmt. Zu-
führt, so z.B. für Faserzementtafeln nach harmonisierter euro- nehmend werden auch Kombinationen mit Wärmedämm-Ver-
päischer Normung. bundsystemen oder mit zweischaligem Mauerwerk eingesetzt.

Hinterlüftete Außenwandbekleidungen können konkret auf die Als Systemlösung bieten hinterlüftete Außenwandbekleidungen
örtlich gegebenen Beanspruchungen abgestimmt werden, so die Möglichkeit, andere Elemente in der Fassade zu integrieren.
dass z.B. ein sehr hoher Widerstand gegenüber Stößen mit har- So können z.B. Photovoltaik- oder Solarthermie-Module einge-
ten oder weichen Gegenständen oder Perforation gewährleistet fügt werden, wenn die Verwendbarkeit als großformatiges Be-
werden kann. Vorteilhaft im Hinblick auf die Erhaltung des ge- kleidungselement durch eine allgemeine bauaufsichtliche Zulas-
wünschten Erscheinungsbildes ist die Möglichkeit, die Beklei- sung (oder durch eine Zustimmung im Einzelfall) nachgewiesen
dung bei Bedarf wiederholt reinigen zu können. Bezüglich des wird. Darüber hinaus können auch nicht sichtbare Blitzschutz-
Schutzes vor Vandalismusschäden, insbesondere in Form von einrichtungen (unter Nutzung der vorhandenen Metall-Unter-
Graffiti, ist in diesem Zusammenhang auf die wirkungsvolle Pro- konstruktion) ausgeführt werden [38].

6. KS-Mauerwerk ohne Wärmedämmung

6.1 Konstruktionsübersicht destens zwei Steinreihen gleicher Höhe aufweisen, zwischen


denen eine durchgehende und schichtweise versetzte Längs-
Bei Gebäuden mit niedrigen Innentemperaturen oder Bauwer- fuge (Schalenfuge) verläuft. Die Längsfuge ist ebenso wie die
ken ohne Anforderungen an den Wärmeschutz können Außen- Lager- und Stoßfugen kraftschlüssig und hohlraumfrei zu ver-
wände aus KS-Mauerwerk ohne Wärmedämmung eingesetzt mörteln, die Dicke sollte im Hinblick auf den Witterungsschutz
werden: entsprechend den vormaligen Bestimmungen der DIN 1053-1
20 mm betragen. Die Mindestwanddicke richtet sich nach der
nn Einschaliges KS-Mauerwerk mit Außenputz Schlagregenbeanspruchung gemäß DIN 4108-3 und beträgt
310 mm bei geringer Beanspruchung bzw. 375 mm bei mitt-
nn Einschaliges KS-Verblendmauerwerk lerer Beanspruchung. Für eine hohe Beanspruchung wird ein-
schaliges Sichtmauerwerk nicht als Beispiel in der DIN 4108-3
nn Zweischaliges KS-Mauerwerk mit Luftschicht aufgeführt.

Bei einschaligem Verblendmauerwerk gehört die Verblendung


6.2 Eigenschaften zum tragenden Querschnitt. Nach DIN EN 1996-1-1 ergibt sich
der Tragwiderstand aus der im Querschnitt verwendeten nie­
Für verputztes einschaliges KS-Mauerwerk können Kalksand- drigsten Steindruckfestigkeitsklasse.
steine ohne besondere Anforderungen an den Frostwiderstand
verwendet werden, da der Witterungsschutz durch den Außen- Die Verfugung ist auch hier gemäß Abschnitt 3.4.5 als Fugen-
putz erfüllt wird. Der Außenputz ist dabei primär auf die nach glattstrich (oder als nachträgliche Verfugung) kantenbündig mit
DIN 4108-3 definierte Schlagregenbeanspruchung einzustellen. der Oberfläche der KS-Verblender auszuführen.

Bei einschaligem KS-Verblendmauerwerk (Bild 48) wird der Bei hohen Anforderungen insbesondere an den Witterungs-
Witterungsschutz durch die außen liegende Steinreihe aus schutz kann zweischaliges KS-Mauerwerk mit Luftschicht (oh-
frostwiderstandsfähigen KS-Verblendern und die Schalenfuge ne Wärmedämmung und in der Regel mit KS-Verblendschale)
bestimmt. Nach DIN EN 1996-1-1 muss jede Mauerschicht min- verwendet werden. Im Hinblick auf die Eigenschaften und die
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 75

6.3 Anwendungsbereiche

6.3.1 Wirtschaftsbauten
Für Wirtschaftsbauten wie Industriehal-
len, Werkstattgebäude usw. eignen sich
Kalksandsteine besonders gut (Tafel 16).
Kalksandsteine sind

nn robust, dauerhaft beständig und mit


harter Oberfläche widerstandsfähig
auch gegen mechanische Beanspru-
chungen im Industriebereich,

nn wegen ihrer hohen Steindruckfestig-


keitsklassen von üblicherweise 12
oder 20 für hochbelastbares Mauer-
werk geeignet,

nn wegen ihrer hohen Maßgenauigkeit


und ihrer planebenen Oberflächen für
sichtbar bleibendes Mauerwerk au-
ßen und innen anwendbar,

nn nicht brennbar – Baustoffklasse A


nach DIN 4102 bzw. europäische
Klasse A1 oder A2-s1,d0 nach DIN EN
13501-1 – und erfüllen damit auch
hohe Brandschutzanforderungen in
 2 cm  2 cm wirtschaftlichen Wanddicken und sind

nn hoch schalldämmend bei hohen Stein-


rohdichteklassen (z.B. RDK 2,0).

6.3.2 Landwirtschaftliche Bauten


Wände von Ställen (und in geringerem
Umfang auch von anderen landwirtschaft-
4 DF
3 DF 2 DF 4 DF (240) 2 DF (240) lichen Bauten) unterliegen erheblichen
Anforderungen hinsichtlich ihrer Belast-
½ 2 DF ½ 3 DF ½ 2 DF 2 DF barkeit und Dauerhaftigkeit.

Mechanische Belastbarkeit
Der starke Bewegungsdrang der Tiere
setzt mechanisch belastbare Baustoffe
voraus, die in der Lage sind, statische
31 cm 37,5 cm
und insbesondere dynamische Beanspru-
chungen aufzunehmen. Das betrifft zum
Beispiel Schweineställe oder Pferdestäl-
Bild 48 Ausführungsbeispiele für einschaliges Verblendmauerwerk le, in denen die Wandflächen durch grö-
ßere harte Stöße, z.B. durch Hufschlag,
punktuell hoch beansprucht werden.

konstruktive Ausbildung ist mit Ausnahme der Wärmedämmung Diesen Anforderungen werden Wände aus KS-Mauerwerk
auf die Ausführungen in Abschnitt 3 zu verweisen. durch ihre hohe Festigkeit in hohem Maße gerecht. Aufgrund
der glatten Oberflächen der Kalksandsteine sind zudem Verlet-
Da Sichtmauerwerk und sichtbar bleibendes Mauerwerk keine zungen der Tiere, die bei rauer Oberfläche auftreten können,
Industrieprodukte sind, liegt der optische Reiz in der handwerks- nicht zu erwarten.
gerechten Verarbeitung. Nicht die Beschaffenheit der einzelnen
Steine entscheidet, sondern die ästhetische Gesamtwirkung Glatt verputztes KS-Mauerwerk bietet hervorragenden Schutz
der Fläche. Die Anforderungen an das Erscheinungsbild sind vor Ankauen bzw. Befressen durch alle Tiere, insbesondere Rin-
deshalb vom Planer eindeutig zu definieren. der, Pferde und Schweine.
76 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

1

1 175

2

Tafel 16 KS-Außenwandkonstruktionen für Wirtschaftsbauten, Beispiele

30 Konstruktion Anwendungsbereich

30 Einschalige KS-Außenwand Unbeheizte Gebäude, z.B. landwirtschaftliche Gebäu-


mit hinterlüfteter Bekleidung de mit Außenklimabedingungen, die Fassaden­
1
● 175 10 bekleidung aus Holzschindeln, Faserzementplatten,
innen: KS-Sichtmauerwerk (RDK 2,0), Leichtmetallplatten o.Ä. bietet viele Möglichkeiten
1
● gestrichen, Fugen raumseitig winddicht einer modernen Fassaden­gestaltung.

4 verspachtelt
außen: hinterlüftete Bekleidung nn Hoher Regenschutz
1
● nn Hoher Schallschutz
1 U = 2,39 W/(m2·K)

175

175
175 14
2
● Einschalige KS-Außenwand Niedrig beheizte Gebäude, konstante Temperatur-
115
mit hinterlüfteter Bekleidung und Wärmedämmung und Feuchtebedin­gungen, z.B. Werkstattgebäude,
2
● Produktionsstätten, Verkaufsmärkte
30 innen: KS-Sichtmauerwerk (RDK 2,0),

5
gestrichen, Fugen raumseitig winddicht nn Wärmeschutz
30
verspachtelt nn Hoher Regenschutz
1
● Dämmschicht  = 0,035 W/(m·K) nn Hoher Schallschutz
außen: hinterlüftete Bekleidung
1
● 175 10
U = 0,31 W/(m2·K)
175 10

4 175 15


4
Zweischalige KS-Außenwand mit Wärmedämmung Niedrig beheizte Gebäude, konstante Temperatur-
175 und Luftschicht und Feuchtebedin­gun­gen, z.B. Werkstattgebäude,

3
175 Produktionsstätten, Verkaufsmärkte
innen: KS-Mauerwerk (RDK 2,0),
2 gestrichen, Fugen raumseitig winddicht nn Wärmeschutz
● verspachtelt nn HoherRegenschutz
2
● 175 14 Dämmschicht  = 0,035 W/(m·K) nn HoherSchallschutz
115 Luftschicht  4 cm (stark belüftet) nn Robuste Wandoberflächen
175 14 außen: Sichtmauerwerk aus
115 KS-Verblendern (RDK 2,0), imprägniert

5 4
175
U = 0,31 W/(m2·K)
10 115

5
175 10

175 10 Zweischalige KS-Außenwand Beheizte Gebäude, konstante Temperatur- und


mit Wärmedämmung Feuchtebedingungen, z.B. Gebäude mit hohen Innen-

4 temperaturen, vorzugsweise Büro- und Verwaltungsge-
innen: KS-Mauerwerk (RDK 2,0), bäude, landwirtschaftliche Gebäude mit hohen Innen-

4
175 15 verputzt temperaturen (z.B. Schweineställe)
Dämmschicht  = 0,035 W/(m·K)
175 15 außen: Sichtmauerwerk aus nn Hoher Wärmeschutz
KS-Verblendern (RDK 2,0), imprägniert nn Hoher Regenschutz
nn Hoher Schallschutz

3
U = 0,22 W/(m2·K) nn Robuste Wandoberflächen


3 175 14
115
175 14
115

5 Einschalige KS-Außenwand mit WDVS Beheizte Gebäude, konstante Temperatur- und Feuch­
tebedingungen, z.B. Gebäude mit hohen Innentempe-

5
4 innen: KS-Mauerwerk (RDK 2,0), raturen, vorzugsweise Büro- und Verwaltungsgebäude,
175 verputzt landwirtschaftliche Gebäude mit hohen Innentempe­
10 115 außen: WDVS mit Putzbeschichtung raturen (z.B. Schweineställe)
4
175  = 0,032 W/(m·K)
10 115 nn Hoher Wärmeschutz
U  = 0,20 W/(m2·K) nn Hoher Regenschutz
175 15 nn Hoher Schallschutz

175 15


3


3
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 77

Beständigkeit bei der Reinigung und Verwendbarkeit von Für Stallgebäude mit hohen relativen Luftfeuchten im Innern
Anstrichen und Beschichtungen sind hochgedämmte KS-Außenwandkonstruktionen (einscha-
Von großer Bedeutung für die Tierhaltung ist die Stallhygiene liges KS-Mauerwerk mit Wärmedämm-Verbundsystem oder hin-
sowohl durch ein gutes Stallklima als auch durch die erforder- terlüfteter Außenwandbekleidung sowie zweischaliges KS-Mau-
liche Reinhaltung. Stetig wiederkehrende Reinigung und Des- erwerk mit Wärmedämmung) besonders geeignet.
infektion sind ausschlaggebend für die Gesundheit der Tiere.
Hierfür sind glatte Wandflächen notwendig, die auch einer wie-
derholten Einwirkung von Wasser und Desinfektionsmitteln oh- Brandschutz von Ställen
ne Schäden widerstehen und unempfindlich sind gegen die stän- Der Brandschutz spielt bei landwirtschaftlichen Bauten eine
dige Belastung durch die in der Stallluft enthaltenen Gase (NH3, große Rolle, zumal die Tiere selbst im Brandfall ihre gewohnte
H2S, CO2) in Verbindung mit Staub oder hoher (Luft-) Feuchte. Umgebung nicht verlassen. Die Kalksandsteine sind nicht
brennbar und sind der Baustoffklasse A1 nach DIN 4102 bzw.
Das KS-Mauerwerk ist ein hervorragend geeigneter Untergrund der europäischen Klasse A1 oder A2-s1,d0 nach DIN EN 13501-1
für Anstriche, Beschichtungen oder Fliesen. Die Wände sind so zuzuordnen. Damit bieten KS-Wände mit hoher Feuerwider-
leichter zu reinigen und zu desinfizieren. Bei Anstrichen müssen standsklasse den notwendig hohen Brandschutz.
die Fugenbereiche zwischen den Steinen sauber ausgebildet
und glatt gestrichen sein. Zur besseren Reinigung können un-
verputzte Kalksandsteinwände auch mit einem elastischen Ab- Anforderungen bei der Lagerung von landwirtschaftlichen
dichtungssystem versehen werden. Verschiedene Hersteller von Nebenprodukten
bauchemischen Produkten bieten hier erprobte Lösungen an. Bei der Lagerung und dem Umschlagen von landwirtschaftlichen
Nebenprodukten wie Jauche, Gülle und Silagesickersäften sind
In Schweineställen sollten die Wände stets bis zu einer Hö- u.a. die Vorgaben der folgenden Regelungen einzuhalten:
he von ca. 1,25 m durch Anstriche oder Beschichtungen ge-
schützt werden. Die Stoffe müssen toxisch unbedenklich sein. nn Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (WHG) [39]
Das ist durch Prüfzeugnisse der Hersteller nachzuweisen. Bei
der Reinigung der Wände ist darauf zu achten, dass Anstriche nn Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefähr-
bzw. Beschichtungen nicht in Folge ungeeigneter Düseneinstel- denden Stoffen (VAwS) [40] und die diesbezüglichen Verwal-
lung oder eines zu hohen Drucks des Hochdruckreinigers ab- tungs- und Ausführungsvorschriften der Bundesländer
gelöst werden.

Gemäß den Anforderungen des Wasserhaushaltsgesetzes müs-


Chemische Beständigkeit sen Anlagen zum Lagern und Abfüllen von Jauche, Gülle und Si-
In umfangreichen praxisnahen Untersuchungen der Kalksand- lagesickersäften (JGS-Anlagen) so beschaffen sein, dass der
steinindustrie wurde die hohe Beständigkeit von Kalksand- bestmögliche Schutz der Gewässer vor Verunreinigung oder
steinen gegenüber Düngemitteln und aggressiven Medien sonstiger nachteiliger Veränderung ihrer Eigenschaften erreicht
nachgewiesen, wie sie in der Landwirtschaft vorkommen. Die wird. Dies gilt für den Bau und die Unterhaltung dieser Anla-
Ergebnisse stimmen mit den Erfahrungen aus dem jahrzehn- gen gleichermaßen.
telangen Praxiseinsatz von KS-Wänden in der Landwirtschaft
sehr gut überein. So ist KS-Mauerwerk weitgehend beständig Grundsätzlich ist in Bereichen, die im Geltungsbereich des
gegen Gülle, z.B. aus der Schweinemast. WHG liegen, die Abdichtung von KS-Mauerwerk mit geeigneten
bauchemischen Produkten erforderlich.

Stallklima
Das Klima in geschlossenen Ställen mit steuerbaren raumkli-
matischen Anlagen – Schweineställe für Mast und Ferkelauf-
zucht, Geflügelställe für Mast und Eierproduktion – wird durch
eine Reihe von Einflussfaktoren bestimmt, u.a. durch:

nn Temperatur und relative Feuchte der Außen- und Innenluft

nn Wärmeleistung und Wasserdampfabgabe der Tiere

nn Regelung der Lüftung

nn Wärmeschutz der Außenwände und des Daches

Schwere Wände aus KS-Mauerwerk haben einen stabilisie-


renden Einfluss auf das Raumklima und dämpfen Wärme- und
Feuchteschwankungen. Das ist besonders im Sommer von Be-
deutung: Die hohe Wärmespeicherfähigkeit wirkt wie eine na-
türliche Klimaanlage. Bild 49 Rohbau eines Maststalls
78 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

7. Frei stehende KS-Wände

Frei stehende Wände werden weder seitlich durch Querwände 7.2 Gebrauchstauglichkeit
oder Stützen, noch oben durch anschließende Decken- oder
Ringbalken gehalten. Dies trifft z.B. für Einfriedungen und Brüs­ Zur Minimierung der Rissgefährdung aus hygrothermischer
tungen zu. Zwangsbeanspruchung sollten die Einzelwandlängen frei ste-
hender Wände (ohne zusätzliche Aussteifung) 6 bis 8 m nicht
überschreiten.
7.1 Standsicherheit

Die Ermittlung der Eigen- und Horizontallasten erfolgt gemäß 7.3 Witterungsschutz
DIN EN 1991-1-1/NA [41] und DIN EN 1991-1-4/NA [42]. Für die
Windlastannahmen sind die Windlastzone, die Geländekatego- Für unverputzte frei stehende Wände sind KS-Verblender zu
rie und die Höhenlage der Bauteile über Gelände zu beachten. wählen.

Ohne Aussteifung und ohne Auflast ergibt sich nach [43] bei Ver- Frei stehende Wände müssen an der Mauerkrone gegen Regen-
wendung von KS-Blocksteinen (Steinrohdichteklasse 2,0) mit wasser geschützt werden. Hierfür eignen sich Natursteinplat-
einer Schichtmaßhöhe 25 cm exemplarisch für die Windlast- ten, Mauerabdeckungen aus vorgefertigten Aluminiumprofilen,
zone 2 die folgende zulässige – und in der Regel wenig prakti- Betonfertigteile, Dachziegel etc. Dabei ist auf einen ausrei-
kable – Anzahl von Steinschichten: chenden Überstand sowie die Ausbildung von Abtropfkanten
(Bild 50) zu achten.
nn Wanddicke 17,5 cm: 1 Steinschicht
Rollschichten aus Mauerwerk haben sich als obere Abdeckung
nn Wanddicke 24 cm: 2 Steinschichten von frei stehenden Wänden nicht bewährt, da insbesondere der
Fugenmörtel durch die starke Regenbeanspruchung in der Dau-
nn Wanddicke 30 cm: 3 Steinschichten erhaftigkeit gefährdet ist.

nn Wanddicke 36,5 cm: 5 Steinschichten


Tafel 17 Aussteifung frei stehender Wände aus KS mit bzw. ohne oberen Querriegel bei
einer Höhe über Gelände von 0 bis 8 m1)
Die Angaben gelten für eine Kronenhöhe
der Wände bis zu maximal 8 m über Ge- Wanddicke Wandhöhe Empfohlener Aussteifungspfeiler
ländeoberkante. Abstand
Stahlprofil Stahlbeton-
d h a
(statisch querschnitt
Sollen frei stehende Mauerwerkswände erforderlich)3) b/d 4)
höher gemauert werden, sind diese Wän- [cm] [m] [m] [cm/cm]
de durch Pfeiler und ggf. zusätzlich durch
mit oberem Querriegel
biegesteife Querriegel auszusteifen. Oh-
ne Riegel gilt die Wand als dreiseitig ge- 1,50 5,50 I 120 35/12
halten. Mit einem zusätzlichen biegestei- 2,00 4,00 I 120 40/12
11,52)
2,50 3,50 I 120 45/12
fen Querriegel als Wandkrone kann von
3,00 3,00 I 120 50/12
einer vierseitigen Halterung ausgegan-
gen werden. Zur Aussteifung eignen sich 2,00 5,50 I 180 30/18
Stahlprofile oder Stahlbetonpfeiler. Da- 2,50 4,50 I 180 35/18
17,5
3,00 3,50 I 180 40/18
mit werden die in Tafel 17 angegebenen
3,50 3,00 I 180 45/18
Wandhöhen ausführbar.
2,50 8,00 I 240 30/24
3,00 6,50 I 240 35/24
24
3,50 5,50 I 240 40/24
4,00 5,00 I 240 45/24
ohne oberen Querriegel
1,00 3,50 I 120 20/12
11,52) 1,50 3,00 I 120 30/12
2,00 2,00 I 120 40/12
1,50 3,50 I 180 20/18
17,5 2,00 2,50 I 180 30/18
2,50 2,00 I 180 40/18
2,00 5,00 I 240 20/24
24 2,50 4,00 I 240 25/24
3,00 3,00 I 240 30/24
1)
Die Angaben gelten für ein Mischprofil der Geländekategorien I–II (Regelprofil im Binnenland) der Wind-
lastzone 2.
2)
Mindestens Steindruckfestigkeitsklasse 12
3)
Bild 50 Frei stehende KS-Wand mit Aus konstruktiven Gründen werden größere Stahlquerschnitte empfohlen.
4)
Bewehrung gemäß statischem Nachweis
Aussteifungen
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 79
80 Außenwände 2 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

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KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 2 Außenwände 81

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www.kalksandstein.de) nach DIN EN 1996/NA; Gutachten 120243 von 06/2013
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lar Reflectance, 2014

Bildnachweise
Bild S. 36, Bild S. 37 unten: Csaba Mester; Bild S. 41: Walter Graf;
Bild S. 47 unten: Architekten Spiekermann/Frank Vinken/KS-ORIGINAL;
Bild 15, Bild 16: Halfen; Bild S. 79: Andreas Friese

Bild S. 37 oben, Bild S. 43, Bild 7, Bild 11, Bild 23, Bild S. 65, Bild S. 68,
Bild S. 75, Bild 49, Bild 50: Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.
Kapitel 3 SICHTMAUERWERK

Stand: 01/2018 Prof. Dr.-Ing. Manfred Prepens


KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 3 Sichtmauerwerk 83

KS-Sichtmauerwerk mit glatter oder strukturierter Oberfläche Innensichtmauerwerk


bietet eine Fülle von gestalterischen Möglichkeiten, speziell Für Innensichtmauerwerk spielt die Frostwiderstandsfähigkeit
auch in Kombination mit anderen Baustoffen, wie Holz, Glas der Steine üblicherweise keine Rolle. Spezielle Verblendsteine
und Beton. Das feine Fugennetz gliedert die Sichtmauerwerks- für Innensichtmauerwerk gibt es nicht, so dass hier im Einzelfall
flächen maßstäblich und unaufdringlich. KS-Sichtmauerwerk zu entscheiden ist, ob KS-Verblender, KS-Vormauersteine oder
kann unbehandelt bleiben, farblos imprägniert oder deckend Kalksandsteine ohne besondere Anforderungen (Hintermauer-
gestrichen werden. steine) – letztere bei geringeren optischen Anforderungen – zur
Anwendung kommen. Regional werden auch Kalksandsteine mit
Sowohl bei Außen- als auch bei Innenwänden wird KS-Sicht- höheren optischen Anforderungen für Innensichtmauerwerk mit
mauerwerk als Gestaltungselement eingesetzt. der Bezeichnung „IS“ angeboten.

Außensichtmauerwerk Tafel 1 Außen- und Innensichtmauerwerk – Unterschiede


Nach DIN EN 1996-2/NA [1] sind frostwiderstandsfähige Kalk-
sandsteine nach DIN 20000-402 [2] zu verwenden und zwar Außensichtmauerwerk Innensichtmauerwerk
Verblendmauerwerk von ein- und Innensichtmauerwerk mit hohen
nn KS-Verblender (KS Vb) oder KS-Vormauersteine (KS Vm) für zweischaligen Außenwänden optischen Anforderungen
zweischaliges Mauerwerk mit oder ohne Wärmedämmung,
Verblendmauerwerk für Industrie- Sichtbar belassenes Innenmau-
nn KS-Verblender (KS Vb) oder KS-Vormauersteine (KS Vm) für bauten und Bauten in der Land- erwerk mit geringen optischen
wirtschaft Anforderungen, z.B. in unter­
einschaliges Außensichtmauerwerk,
geordneten Räumen

nn KS-Verblender (KS Vb) bei Kellereingangsmauern, Stütz- und


Gartenmauern, stark strukturiertem Mauerwerk, Schorn-
steinköpfen und ähnlichen Anwendungsbereichen.

1. Planung und Ausschreibung

Der Begriff Sichtmauerwerk ist nicht eindeutig definiert, und es ben werden. Zu empfehlen ist, dass in der Leistungsbeschrei-
kann sehr Unterschiedliches darunter verstanden werden. Ein- bung neben Mustersteinen auch eine Musterfläche vereinbart
heitliche Kriterien für das optische Erscheinungsbild von Sicht- wird. Mit Hilfe einer solchen Musterfläche können Steine, Mau-
mauerwerk gibt es nicht. Um Missverständnisse zwischen Pla- erverband und Verfugung festgelegt und abgestimmt werden.
nern, Bauunternehmern und Bauherren zu vermeiden, muss
daher die erwartete Leistung – das Sichtmauerwerk – in der Leis- Die konstruktive Ausführung von Mauerwerk dagegen ist in Nor-
tungsbeschreibung möglichst vollständig und eindeutig beschrie- men, Richtlinien und Merkblättern eindeutig beschrieben.
84 Sichtmauerwerk 3 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Bild 1 Sichtmauerwerk aus glatten KS-Verblendern im Bild 2 Sichtmauerwerk aus bruchrauen KS-Verblendern,
Format NF Format NF

Bild 3 Sichtmauerwerk aus bossierten KS-Verblendern, Bild 4 Sichtmauerwerk aus KS-Fasensteinen, außen in Verblen-
Format NF, weißer Fugenmörtel derqualität und mit vermörtelten Stoßfugen

Konstruktive Ausführung Von der Tradition her gibt es weiterhin Regeln und Festlegun-
Sicht- und Verblendmauerwerk wird nach der Mauerwerks- gen bei den Mauerverbänden, z.B. bei Läuferverband, Kreuz-
norm DIN EN 1996/NA [1] ausgeführt sowie nach VOB/C:ATV verband, Blockverband.
DIN 18330 [3] ausgeschrieben und abgerechnet.

Festgelegt sind:

nn Die Soll-Dicken der Fugen mit Stoßfu- Tafel 2 Übersicht über verschiedene Anwendungsbereiche und die entsprechenden Stein-
gen = 1 cm und Lagerfugen = 1,2 cm arten

nn Das Überbindemaß beträgt minde- Anforderungen an die Steine Steinart Anwendungsbereich, Beispiele
stens das 0,4-fache der Steinhöhe. Hohe optische Anforderungen, KS-Verblender (KS Vb); Verblendmauerwerk von ein- und
Bei Schichthöhen unter 12,5 cm gilt Frostwiderstandsfähigkeit mit oder ohne Anstrich zweischaligen Außenwänden
lol  4,5 cm. oder Imprägnierung
Normale optische Anforderun- KS-Verblender (KS Vb); Außensichtmauerwerk für Indus-
nn Die Begrenzung der zulässigen Maß- gen, Frostwiderstandsfähigkeit KS-Vormauersteine triebauten und Bauten in der
abweichungen der Steine und des (KS Vm) Landwirtschaft
Sichtmauerwerks
Hohe optische Anforderungen, KS-Verblender (KS Vb); Innensichtmauerwerk in Wohn­
jedoch keine Anforderungen an mit oder ohne Anstrich bereichen und repräsentativen
die Frostwiderstandsfähigkeit Gebäuden
Diese Festlegungen sind konstruktiv be-
gründet und betreffen sowohl Sichtmauer- Geringe optische Anforderun- Kalksandsteine (auch Sichtbar belassenes Innenmauer-
werk als auch Hintermauerwerk, das ver- gen, keine Anforderungen an nicht frostwiderstands­ werk in untergeordneten Räumen,
putzt wird. Sie sagen jedoch wenig über die Frostwiderstandsfähigkeit fähige), vorzugsweise mit Kellermauerwerk, Industriebauten
Anstrich oder Schlämme und Bauten in der Landwirtschaft
das optische Erscheinungsbild aus.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 3 Sichtmauerwerk 85

2. Einflüsse auf die Gestaltung von KS-Sichtmauerwerk

Einflüsse auf die Gestaltung von KS-Sichtmauerwerk sind


INFO
nn Steinart und Steinformat KS-Verblender und KS-Vormauersteine haben herstellungsbe-
dingt jeweils nur eine kantensaubere Kopf- und Läuferseite.
nn Steinoberfläche Das ist beim Vermauern durch entsprechendes Drehen der
Steine zu berücksichtigen. Bei erhöhten Anforderungen, wie
nn Mauerverband z.B. beidseitigem Ein-Stein-Sichtmauerwerk, kann es erforder-
lich sein, auf der Baustelle eine gewisse Anzahl von Steinen
nn Verfugung auszusortieren.

nn Oberflächenbehandlung
Verblendsteine gibt es in sehr unterschiedlichen Formaten, vom
DF (Schichthöhe 6,25 cm) und NF (Schichthöhe 8,3 cm) zum
2.1 Steinart und Steinformat 2 DF (Schichthöhe 12,5 cm) und größeren Formaten, z.B. 4 DF
(115) (Schichthöhe 25 cm).
Für Sichtmauerwerk sind hochwertige Verblendsteine zu verwen-
den. Sofern das Sichtmauerwerk nicht deckend gestrichen wird, Hierbei ist zu berücksichtigen: Je größer das Steinformat ist,
sind die Verblendsteine für ein Gebäude nur von einem Werk zu desto stärker fallen Unregelmäßigkeiten bei den Steinen oder
beziehen, da sonst Farbunterschiede nicht zu vermeiden sind. insbesondere beim Mauerverband auf. Bei großformatigen Ver-
blendsteinen sollten daher der Mauerverband, die Eckausbil-
Weiterhin sollten die Liefermengen so disponiert werden, dass dungen sowie das Einpassen der Tür- und Fensteröffnungen in
sie für einen Bauabschnitt oder zumindest für einen Wand- den Mauerwerksverband geplant werden.
abschnitt ausreichen, da auch geringe Unterschiede von Pro-
duktionscharge zu Produktionscharge nicht ganz auszuschlie-
ßen sind.
86 Sichtmauerwerk 3 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Kreuzverband Blockverband Läuferverband, besonders günstig mit Halb­


stein-Überbindung

Binderverband Holländischer Verband Wilder Verband

Gotischer Verband mit Läufer-Binder-Schichten Gotischer Verband – Abwandlung Gotischer Verband – Abwandlung als Zickzack-
Verband

Gotischer Verband – Abwandlung mit Läufer- Märkischer Verband mit Läufer-Binderschichten Märkischer Verband – Abwandlung
schichten

Jeder Grundverband kann durch Verschieben


der Schichten abgewandelt werden.

Märkischer Verband – Abwandlung als Zick- Märkischer Verband – Abwandlung mit Läufer-
zack-Verband schichten

Bild 5 Mauerverbände für Sicht- und Verblendmauerwerk, Beispiele


KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 3 Sichtmauerwerk 87

2.2 Steinoberfläche
INFO
Durch die Wahl der Steinoberfläche – glatt oder strukturiert Für Außensichtmauerwerk sind frostwiderstandsfähige KS-Ver-
(bruchrau, bossiert oder gefast) – lassen sich sehr unterschied- blender und KS-Vormauersteine nach DIN 20000-402 und vor-
liche gestalterische Wirkungen erreichen (siehe Bilder 1 bis 4). zugsweise Werk-Trockenmörtel zu verwenden.

Für Innensichtmauerwerk ohne Anforderungen an die Frostwi-


2.3 Mauerverband derstandsfähigkeit sollten bei hohen optischen Anforderungen
ebenfalls KS-Verblender oder KS-Vormauersteine verwendet
Sichtmauerwerk von Verblendschalen oder Einsteinmauer- werden. Bei geringeren optischen Anforderungen, z.B. bei Kel-
werk mit einer Steinreihe je Schicht wird meist im Läuferver- lermauerwerk, Industrie- und Wirtschaftbauten, können auch
band ausgeführt. Zur Verbes­serung der Risssicherheit ist ein Kalksandsteine ohne besondere optische Anforderungen zur
Mauerverband mit halbsteiniger Überdeckung einem Verband Anwendung kommen.
mit viertelsteiniger Überdeckung vorzuziehen (Beispiel Bild 5).
Verblendsteine für ein Gebäude sollten nur von einem Werk
bezogen werden, da sonst Farbunterschiede nicht zu vermei-
2.4 Verfugung den sind. Weiterhin empfiehlt es sich, die Liefermengen so zu
disponieren, dass sie für einen Bauabschnitt oder zumindest
Die Art der Verfugung hat ebenfalls großen Einfluss auf das Er- für einen Wandabschnitt ausreichen.
scheinungsbild. Die nachfolgend dargestellten Ausführungsva-
rianten können zur Anwendung kommen. Eventuelle Mängel an den Steinen müssen bei der Anlieferung,
in jedem Fall jedoch vor der Verarbeitung dem Lieferanten ange-
zeigt werden. Keinesfalls sollten Steine verarbeitet und erst spä-
2.4.1 Nachträgliche Verfugung ter reklamiert werden.
Die nachträgliche Verfugung führt zu glatten Fugen. Der Fugen-
mörtel wird nach Fertigstellung der Sichtmauerwerksfläche in ei- Ein langfristig einwandfreies Erscheinungsbild von KS-Sicht-
nem separaten Arbeitsgang eingebracht. Dadurch kann die Mör- mauerwerk setzt voraus, dass das Mauerwerk handwerksge-
telfugenfarbe unabhängig vom Mauermörtel gewählt werden. recht erstellt wird. Es ist auch auf eine wirksame Ableitung des
Regenwassers zu achten. Horizontale und schräge Mauer-
Fugenfarbe: Die Farbe des Fugenmörtels bestimmt den Kon- werksflächen sind mit wasserundurchlässigen Materialien ab-
trast zwischen Steinen und Fugen. Weiße Verblendsteine mit zudecken. Fensterbänke und Attikaabdeckungen sollten mit
weißen Mörtelfugen ergeben ein flächig wirkendes Sichtmau- Überstand und Tropfkante ausgeführt werden.
erwerk. Steine und Fugen treten in der Fläche optisch stark
zurück. Bei dunklem Fugenmörtel und hellen Steinen sind die
einzelnen Steine und Schichten deutlicher abzulesen. Außen-
schalen mit Dicken < 105 mm müssen nach DIN EN 1996-2/NA 2.4.3 Geschlämmtes Mauerwerk
grundsätzlich mit Fugenglattstrich ausgeführt werden. Geschlämmtes Mauerwerk wird häufig bei Kellermauerwerk,
in Nebenräumen oder bei Industriebauten als preisgünstige
Form des Sichtmauerwerks (sichtbar belassenes Mauerwerk)
2.4.2 Fugenglattstrich mit Abstrichen an das optische Erscheinungsbild ausgeführt.
Der Fugenglattstrich ergibt im Allgemeinen halbrund geformte
Fugen. Der Mauermörtel wird beim Aufmauern des Sichtmauer- Durch das Schlämmen mit einem Quast beim Aufmauern ent-
werks mit einem Schlauch oder einem Fugholz glattgestrichen. steht ein mehr oder weniger „rustikales Sichtmauerwerk“, das
88 Sichtmauerwerk 3 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

anschließend mit einem deckenden Anstrich versehen werden Bei deckenden Anstrichen wirkt das Sichtmauerwerk flächig.
kann. Wirtschaftlich erstelltes Planstein-Mauerwerk mit unver- Der Kontrast zwischen Steinen und Fugen tritt in der Fläche
mörtelten Stoßfugen erhält durch Schlämmen eine optisch ge- deutlich zurück. Leichte Verschmutzungen beim Erstellen des
schlossene Oberfläche. Sichtmauerwerks oder Unregelmäßigkeiten der Verfugung sind
weniger auffällig.

2.5 Oberflächenbehandlung Eventuelle Mängel an den Steinen müssen bei der Anlieferung,
in jedem Fall jedoch vor der Verarbeitung dem Lieferanten an-
Sichtmauerwerk kann aus optischen Gründen farblos imprä- gezeigt werden. Keinesfalls sollten Steine verarbeitet und erst
gniert oder mit einem deckenden Anstrich versehen werden. später reklamiert werden.

Auf witterungsbeanspruchtem KS-Außensichtmauerwerk sind


nur Beschichtungen und Imprägnierungen geeignet, die die Was-
serdampfdurchlässigkeit gegenüber dem unbehandelten Stein
nicht erheblich vermindern (siehe auch Abschnitt 7.4.1). Des-
halb sollten für KS-Außensichtmauerwerk nur lmprägniermittel
und Beschichtungssysteme angewendet werden, die vom Her-
steller des Beschichtungssystems ausdrücklich für KS-Außen-
sichtmauerwerk als geeignet angegeben sind.

Eine farblose Imprägnierung verändert das Erscheinungsbild


des Sichtmauerwerks nicht, sie bewirkt jedoch einen gewis-
sen Selbstreinigungseffekt und wirkt insbesondere bei Ver-
blendsteinen mit strukturierten Oberflächen einer Verschmut-
zung entgegen. Nach Regen trocknet das Sichtmauerwerk an
der Oberfläche gleichmäßig und schnell ab, unterschiedliche
Feuchtigkeit tritt optisch nicht in Erscheinung.

3. Anlieferung der Verblender

Die Verblender werden im Allgemeinen mit Folien geschützt Die Entladestellen auf der Baustelle sind so vorzubereiten, dass
und auf Paletten angeliefert. Das gewährleistet eine schonen- die angelieferten Steine auf einem befestigten ebenen Unter-
de Behandlung beim Be- und Entladen und schützt die Stein- grund abgesetzt werden können. Für den Weitertransport auf
pakete vor Verschmutzung. Der Transport zur Baustelle erfolgt der Baustelle sind Krangreifer zu empfehlen (Bild 6).
mit Kranfahrzeugen.

Bild 6 Die Lagerung von Steinen und Mörtel erfolgt witterungsgeschützt auf tragfähigem, ebenem Untergrund.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 3 Sichtmauerwerk 89

4. Mörtel und Verfugung

Die Steine entziehen dem frischen Mörtel einen Teil des An- Das Auskratzen der Fugen soll mit einem Holzbrettchen erfol-
machwassers. Damit der Mörtel nicht aufbrennt, muss der Mör- gen, Bild 7. So werden Beschädigungen an den Steinkanten
tel ein auf die Saugcharakteristik der Kalksandsteine abge- vermieden und es wird eine gleichmäßige Fugentiefe erreicht.
stimmtes Wasserrückhaltevermögen haben.
Der Fugenmörtel wird in einem späteren Arbeitsgang hohlraum-
Für KS-Sichtmauerwerk müssen die Mörtel frei sein von Salzen, frei so eingebracht, dass die Fugen mit der Vorderkante der
Lehmanteilen und anderen organischen oder anorganischen Steine bzw. des Mauerwerks bündig abschließen.
Verunreinigungen, die zu Ausblühungen oder Verfärbungen des
Sichtmauerwerks führen können. In der Praxis gut bewährt ha-
ben sich Werk-Trockenmörtel. 4.1.1 Ausführung
Die Fugen des Sichtmauerwerks werden gesäubert und gründ-
Für KS-Sichtmauerwerk ist die Lieferform Werk-Trockenmör- lich vorgenässt. Danach wird der erdfeuchte bis plastische Fu-
tel dem Baustellenmörtel aus folgenden Gründen vorzuziehen: genmörtel mit einer Fugenkelle hohlraumfrei eingebracht und
verdichtet. Dabei werden die Lager- und Stoßfugen gut mitein-
nn Gleich bleibend hohe Qualität und Sicherheit durch Gewähr- ander verbunden. Es ist auf eine gute Flankenhaftung des Mör-
leistung einer genaueren Dosierung der Mörtelausgangs- tels an den Steinen zu achten.
stoffe und damit einfache Handhabung auf der Baustelle
Es ist darauf zu achten, dass der Fugenmörtel nicht über die
nn Einheitliche Farbe der Fugen Verblendsteine gewischt wird. Bei weißem Fugenmörtel ist da-
rauf zu achten, dass nicht durch ungeeignetes Werkzeug Stahl-
nn Abstimmung des Wasserrückhaltevermögens auf das Saug- abrieb die weißen Fugen dunkel verfärbt. Es sollte z.B. eine Fug-
verhalten der jeweiligen Kalksandstein-Verblender und damit kelle aus nicht rostendem Stahl verwendet werden.
höhere Sicherheit gegen das „Aufbrennen“ des Mörtels

nn Hoher und schneller Haftverbund 4.1.2 Nachbehandlung


Um ein gleichmäßiges Fugenbild zu erzielen, sollte die nach-
nn Einfachere Logistik durch gleichzeitige Lieferung von Steinen trägliche Verfugung nur bei günstiger trockener Witterung aus-
und Mörtel geführt werden. Das frische Sichtmauerwerk ist vor starkem
Regen und starker Sonneneinstrahlung zu schützen und bei
sommerlicher trockener Witterung mit Wasser zu besprühen.
4.1 Nachträgliche Verfugung

Nach VOB/C ATV DIN 18330 ist die Ausführung mit Fugenglatt- 4.2 Fugenglattstrich
strich die Regelausführung. Dies ist bei Ausschreibung bzw.
Angebot zu beachten. Außenschalen von zweischaligem Ver- Das Sichtmauerwerk wird vollfugig erstellt. Beim Fugenglatt­
blendmauerwerk mit Dicken < 105 mm dürfen nur mit Fu- strich sind die Fugen in ihrer ganzen Tiefe „aus einem Guss“,
genglattstrich ausgeführt werden. das heißt, der Mauermörtel ist gleichzeitig auch der Fugenmör-
tel. Hierbei handelt es sich um eine technisch einwandfreie und
Bei der nachträglichen Verfugung beträgt die Mindestdicke der sehr wirtschaftliche Technik, bei der jedoch vorauszusetzen ist,
Außenschale 105 mm. Die Fugen sind mindestens 1,5 cm tief dass die Maurer die Technik des Fugenglattstrichs beherrschen
und flankensauber beim Aufmauern „auszukratzen“. und ein optisch einwandfreies Fugenbild erstellen können.

Fugen bei Sichtmauerwerk

1. Fugen auskratzen 2. Fassaden- 5. Säubern/Nachbehandlung


reinigung
3. Vornässen
15 mm 4. Verfugen
Fuge

Fuge

Holzbrettchen

Bild 7 Nachträgliche Verfugung, Steinbreite  105 mm Bild 8 Nachträgliche Verfugung


90 Sichtmauerwerk 3 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

INFO
Sichtmauerwerk unterliegt rohstoffbedingt gewissen farbli-
„Abschneiden“ mit der Kelle chen Schwankungen. Handwerksgerecht erstelltes Sichtmau-
und nach dem Ansteifen: erwerk lebt von diesen kleinen hinzunehmenden Unregel­ -
Glattstreichen mit einem
abriebfreien Schlauchstück
mäßigkelten und sollte z.B. nicht mit einer Fliesenbekleidung
verglichen werden.

Die konstruktive Ausführung von Mauerwerk ist in Normen,


Richtlinien und Merkblättern eindeutig beschrieben.

Für die gestalterische Erscheinungsform von Mauerwerks-


Sichtflächen gibt es jedoch keine verbindlichen Regeln.

Die Anforderungen, die an das Erscheinungsbild des Sichtmau-


erwerks gestellt werden, sind daher im Voraus vom Planer/
Bauherrn so eindeutig zu beschreiben, dass die ausgeschriebe­
ne Leistung sicher kalkuliert, ausgeführt und abgenommen
werden kann.
Bild 9 Fugenglattstrich
Zu empfehlen ist, dass in der Leistungsbeschreibung neben
Mustersteinen auch eine Musterfläche vereinbart wird. Mit Hil-
Für diese Technik muss der Mauermörtel eine gute Verarbeit- fe einer solchen Musterfläche können Steine, Mauerverband
barkeit und ein günstiges Wasserrückhaltevermögen besitzen. und Verfugung festgelegt und abgestimmt werden.
Beim Hervorquellen aus den Fugen darf der Mörtel nicht an den
Steinen herunter laufen und diese verschmutzen. Gut bewährt Bei der Beurteilung von Sichtmauerwerk spielen ein angemes-
haben sich die auf KS-Sichtmauerwerk eingestellten Werk-Tro- sener Betrachtungsabstand, die Größe und die gestalterische
ckenmörtel (Bild 9). Gesamtwirkung der Sichtmauerwerksfläche eine Rolle.

4.2.1 Ausführung
Beim Aufmauern wird der herausquellen­de Mauermörtel nach 4.2.2 Nachbehandlung
Beginn des Ansteifens mit einem Fugholz oder Schlauchstück Das frische Sichtmauerwerk muss vor starkem Regen und star-
– ggf. über ein Fugeisen gezogen – glattgestrichen und dabei ker Sonneneinstrahlung geschützt werden und ist bei sommer-
verdichtet. licher, trockener Witterung mit Wasser zu besprühen.

Bedingt durch diese Technik ergibt sich eine leicht gerundete


Fuge, die die Steinkanten verbindet.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 3 Sichtmauerwerk 91

5. Abnahme und Beurteilung von KS-Sichtmauerwerk

5.1 Eindeutige Beschreibung

Um Sichtmauerwerk eindeutig zu definie-


ren, sind die Anforderungen, die an das
Erscheinungsbild des Sichtmauerwerks
gestellt werden, im Voraus vom Planer
eindeutig zu beschreiben. So kann die
ausgeschriebene Leistung vom Bauunter-
nehmer sicher kalkuliert und ausgeführt
werden. Danach kann die erbrachte Leis-
tung nach Fertigstellung vom Planer und
vom Bauherrn weitgehend objektiv beur-
teilt und abgenommen werden.

Sichtmauerwerk ist im wahrsten Sinne


des Wortes „Ansichtssache“. Ein einfa-
cher Hinweis in der Leistungsbeschrei-
bung auf Sichtmauerwerk reicht nicht
aus, wie sich immer wieder in der Pra-
xis herausstellt.

5.2 Musterbauteile

Weil Sichtmauerwerk sehr unterschied-


lich ausgeführt werden kann und sich je-
der unter Sichtmauerwerk etwas sehr
Unterschiedliches vorstellen kann, ist
grundsätzlich zu empfehlen, dass bereits in der Leistungsbe- nn Sichtmauerwerk muss entsprechend DIN EN 1996/NA [1]
schreibung neben Mustersteinen auch eine Musterfläche ver- konstruktiv einwandfrei ausgeführt werden. Es unterliegt
einbart wird. durch die wechselnden Eigenschaften der Rohstoffe (Sande),
der Oberflächenstruktur, des Farbtons der Steine und des
Mit Mustersteinen allein kann oft nur ein unvollständiger Ein- Mörtels gewissen Schwankungen. Im Allgemeinen haben
druck vom erwarteten Sichtmauerwerk wiedergegeben werden. diese keinen Einfluss auf die Gesamtwirkung der Wandfläche
Wenn aus wirtschaftlichen Gründen keine Musterwand errich- oder des Gebäudes. Handwerks­gerecht erstelltes Sichtmau-
tet wird, so ist zu empfehlen, eine zu Beginn errichtete, etwa erwerk lebt von diesen kleinen Unregelmäßigkeiten und ist
5 m2 große Sichtmauerwerksfläche als Musterfläche zu ver- z.B. nicht mit einer Fliesenbekleidung zu vergleichen.
wenden und zu vereinbaren.
nn Bei der Beurteilung von Sichtmauerwerk spielt ein angemes-
Nur mit Hilfe einer solchen Musterfläche können Verblender, sener Betrachtungsabstand eine wichtige Rolle, der abhän-
Mauerverband und Verfugung eindeutig festgelegt und abge- gig ist von der Größe und der gestalterischen Gesamtwirkung
stimmt sowie ggf. ohne großen finanziellen und zeitlichen Auf- der Sichtmauerwerksfläche.
wand geändert oder korrigiert werden.

Die Musterfläche sollte vom Planer, vom Bauherrn und vom 5.4 Betrachtungsabstand
Bauunternehmer gemeinsam abgenommen werden. Alle am
Bau Beteiligten wissen im Voraus, was sie zu liefern bzw. zu Bei großflächigem Außensichtmauerwerk ist ein Betrachtungs-
erwarten haben. Die Musterfläche bildet den Maßstab für die abstand von ca. 5 m bis 10 m als angemessen anzunehmen.
Beurteilung des weiter zu errichtenden Sichtmauerwerks und Das gilt insbesondere auch dann, wenn sich zwischen Betrach-
ist nach allgemeiner Erfahrung eine gute – oft die einzige von ter und Gebäude ein Garten oder Vorgarten befindet. Kleinere
allen akzeptierte – Möglichkeit, späteren Streitigkeiten bei der Unregelmäßigkeiten an den Steinen oder an den Fugen sind in
Beurteilung und Abnahme des Sichtmauerwerks aus dem We- solchen Fällen aus diesem Abstand nicht zu erkennen, beein-
ge zu gehen. Dies gilt besonders auch für sichtbar belasse- trächtigen das Erscheinungsbild des Gebäudes nicht und sind
nes Mauerwerk, das mit einem Anstrich versehen werden soll. daher nicht zu beanstanden.

Bei Sichtmauerwerk im Bereich von Haus­eingängen und Terras-


5.3 Abnahme und Beurteilung sen ist der Betrachtungsabstand geringer anzunehmen, weil der
Betrachter üblicherweise dichter an das Gebäude herantritt.
Die nachfolgenden Ausführungen enthalten einige Kriterien, die
für die Abnahme und Beurteilung von handwerklich erstelltem Gleiches gilt auch für Sichtmauerwerk in Räumen, insbeson-
Sichtmauerwerk zu beachten sind: dere in Wohnräumen. Hier sollte ein Betrachtungsabstand je
nach Größe der zu beurteilenden Wandfläche von 2 m bis 5 m
angenommen werden.
92 Sichtmauerwerk 3 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

6. Elektroinstallation bei KS-Innensichtmauerwerk

Die Ausführung der Elektroinstallation erfordert bei Innensicht- Fugen bleiben hierfür etwa 25 mm tief ausgekratzt und werden
mauerwerk eine gewisse Vorplanung, um möglichst günstige nach dem Verlegen der Leitungen mit Fugenmörtel geschlossen.
Leitungsführungen zu erreichen; dann lässt sie sich jedoch
ohne Schwierigkeiten durchführen. Bei der Verlegung sind die Ähnlich wird bei Wänden verfahren, die einseitig verfliest sind.
VDE-Bestimmungen – z.B. VDE 0100 – zu beachten. Die Elt-Leitungen werden auf der später verfliesten Seite – bei
geklebten Fliesen im Verlauf der Fugen – verlegt und zu den
Vorzugsweise sollte bei Innensichtmau­er­werk die Elektroinstal- Steckdosen und Schaltern durch die Wand geführt.
lation mit Kunststoffmantelleitungen NYM erfolgen. Vor dem
Verlegen der Leitungen sollten die Rohbauarbeiten abgeschlos- Bewährt haben sich außerdem bei Büro-, Verwaltungs- und In-
sen sein, so dass sich die Handwerker – Maurer und Elektriker dustriebauten u.a. Stahl-Türzargen mit Kabelkanal und Aus-
– nicht gegenseitig behindern. lässen für Schalter und Steckdosen sowie auch sichtbare Lei-
tungsführungen mit oder ohne Kunststoffkanäle.
Die Zuleitungen vom Zählerkasten bzw. vom Stromkreisvertei-
ler werden auf der Rohbetondecke verlegt. Dabei werden die Eine weitere Möglichkeit ist das Einmauern von Installations-
Leitungen durch Installationsrohre – z.B. Kunststoffpanzerrohr rohren (leicht oder mittelschwer) in mindestens 24 cm dicke
– oder etwa 2 cm hohe Kanäle aus Kunststoffen zweckmäßi- Wände und das anschließende Einziehen der NYM-Leitungen.
gerweise vor Beschädigungen geschützt. Die Kanäle und In­
stallationsrohre werden durch geschüttete oder weich federn- Bei Lampenanschlüssen an Sichtbetondecken werden Elt-Lei-
de Dämmungen überdeckt. tungen auf der Rohdecke verlegt und entweder durch ein ein-
betoniertes Installationsrohr oder durch ein Bohrloch – von un-
Die NYM-Leitungen werden z.B. in Türlaibungen bis auf die Hö- ten gebohrt – durch die Decke zum Lampenanschluss geführt.
he der Steckdosen oder Schalter hochgeführt und durch eine
Horizontalbohrung zu den Schalterdosen geführt. Die Leitun- Grundsätzlich sind für Elt-Installationen bei Sichtmauerwerk nur
gen sind im Endzustand später durch Türfutter und Bekleidun- Schalter-Klemmdosen zu verwenden. Diese sind tiefer als übli-
gen abgedeckt. che Klemmdosen und ermöglichen das Verklemmen der Leitun-
gen. Das Ausbohren bzw. Ausfräsen für die Schalter- und Steck-
Zuleitungen zu Schaltern oder Steckdosen, die sich nicht im Be- dosen erfolgt durch übliche Dosensenker. Es können aber auch
reich einer Türöffnung befinden, erfolgen durch Einlegen der Lei- spezielle KS-Steckdosen-Steine verwendet werden, die sich in
tungen in die Mörtelfugen im Verlauf des Mauerverbandes. Die den Verband harmonisch einfügen.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 3 Sichtmauerwerk 93

7. Beschichtungen und Imprägnierungen von KS-Sichtmauerwerk

Deckende Anstriche und farblose Imprägnierungen vermindern


die Feuchtigkeitsaufnahme des KS-Sichtmauerwerks bei Re-
gen und Schlagregen. Sie wirken dadurch einer Verschmut-
zung entgegen.

KS-Verblendmauerwerk für witterungsbeanspruchte Bauteile


wird aus frostwiderstandsfähigen Verblendern erstellt. Unter der
Voraussetzung, dass das Mauerwerk entsprechend den allge-
mein anerkannten Regeln der Technik erstellt wird, ist das Mau-
erwerk ohne weitere Maßnahmen frostwiderstandsfähig. Es be-
darf aus Gründen der Frostbeständigkeit keiner Beschichtung
oder Imprägnierung. Es ist jedoch unbedingt darauf zu achten,
dass die Bauteilanschlüsse im Dach-, Fenster- und Sockelbe-
reich so ausgeführt werden, dass Regenwasser ordnungsge-
mäß abgeleitet wird und nicht in größeren Mengen in die Wand-
konstruktion eindringen kann.

Kalksandsteine haben die Eigenschaft, Feuchtigkeit kapillar zu


leiten. Horizontale und gering geneigte Mauerwerksflächen soll-
ten daher mit wasserundurchlässigen Materialien abgedeckt
werden, z.B. Wandkronen frei stehender Wände, Attiken sowie
außen liegende Fensterbänke.

KS-Verblendmauerwerk kann wahlweise unbehandelt bleiben


oder mit einer deckenden Beschichtung bzw. einer farblosen
Imprägnierung versehen werden. Durch die Behandlung von
KS-Sichtmauerwerk kann werden in deutlich geringerem Umfang in die Poren der Stei-
ne eingespült, sie werden vielmehr vom Regenwasser fortge-
nn das optische Erscheinungsbild individuell gestaltet und spült. Damit ist ein gewisser Selbstreinigungseffekt verbunden.
gleichzeitig
Eine Verbesserung der Frostbeständigkeit des Mauerwerks –
nn ein Schutz vor Verschmutzungen und Niederschlägen wie z.B. durch Putze – ist durch Beschichtungen und Impräg-
geschaffen werden. nierungen nicht zu erreichen. Beide sind nicht in der Lage und
haben auch nicht die Aufgabe, Konstruktions- oder Ausfüh-
rungsmängel zu überdecken.
7.1 Optisches Erscheinungsbild

Deckende Beschichtungen werden auf Kalksandstein überwie- INFO


gen weiß oder in hellen Farbtönen ausgeführt. Sie lassen das Bei deckenden Beschichtungen muss der Untergrund einwand-
Mauerwerk insgesamt heller und flächiger erscheinen, ohne frei sein.
die Mauerwerksstruktur zu überdecken.

Die Mörtelfugen treten optisch in der Flä­che zurück. Farbige Die außen auf das Verblendmauerwerk aufgebrachten Impräg-
Beschichtungen sind im Prinzip auch möglich, jedoch ist bei nierungen und Beschichtungen unterliegen hohen Witterungs-
dunk­len Beschichtungen zu beachten, dass sich besonnte Flä- belastungen und müssen starkem Schlagregen, Frost und
chen stärker aufheizen und es dadurch zu größeren Verformun- intensiver Sonneneinstrahlung widerstehen. Die gesamte Wand-
gen kommt. konstruktion einschließlich Imprägnierung oder Beschichtung
muss einwandfrei funktionieren. Eine langjährige Funktionsfä-
Farblose Imprägnierungen sind nicht filmbildend und belassen higkeit und optische Wirkung der Beschichtungen und Impräg-
dem Mauerwerk das natürliche Aussehen der Steine und der nierungen setzt voraus
Mörtelfugen. Nach Beregnung trocknet imprägniertes Verblend-
mauerwerk schnell und gleichmäßig an der Oberfläche ab und nn die richtigen Baustoffe (frostwiderstandsfähige Kalksand-
bleibt hell. steine),

nn auf Kalksandstein abgestimmten Mörtel,


7.2 Schutz des Verblendmauerwerks
nn technisch und bauphysikalisch einwandfreie Konstruktionen,
Durch die deckende Beschichtung oder eine farblose Imprägnie-
rung kann, z.B. in ungünstiger Lage eines Gebäudes, einer früh- nn ausreichende Dachüberstände,
zeitigen Alterung und Verschmutzung des Verblendmauerwerks
entgegengewirkt werden. Beschichtungen und Imprägnierun- nn handwerksgerechte Anschlüsse,
gen vermindern die Feuchtigkeitsaufnahme des Verblendmau-
erwerks bei Regen und Schlagregen erheblich. Staubpartikel nn für KS-Verblendmauerwerk geeignete Beschichtungssysteme.
94 Sichtmauerwerk 3 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

7.3 Geeignete Beschichtungen und Imprägnierungen Beschichtungen und Imprägnierungen können die Austrocknung
des einmal feucht gewordenen Mauerwerks mehr oder weni-
Folgende Beschichtungssysteme und Imprägnierungen sind für ger stark behindern. Bei dichten Beschichtungen und Impräg-
KS-Verblendmauerwerk geeignet, sofern die nachfolgend auf- nierungen kann sich das Verblendmauerwerk in den oft feuch-
geführten Anforderungen erfüllt werden und die Hersteller die ten Herbstwochen nach und nach mit Feuchtigkeit anreichern,
Eignung ausdrücklich bestätigen: gibt diese aber nicht schnell genug wieder ab, so dass zu Be-
ginn der Frostperiode das Mauerwerk einen maximalen Feuch-
nn Farblose Imprägnierungen, außen: Kieselsäure-Imprägnier- tigkeitsgehalt hat und damit erhöhter Frostbeanspruchung aus-
mittel, Silikon-, Silan- und Siloxan-Imprägniermittel gesetzt ist.

nn Deckende Beschichtungen, außen: Dispersions-Silikatfar- Bei Mauerwerk ohne Beschichtung oder mit günstiger Beschich-
ben, Silikon-Emulsionsfarben, Kunststoff-Dispersionsfarben, tung oder Imprägnierung dagegen trocknet das Mauerwerk zwi-
Siloxanfarben schenzeitlich immer wieder aus, so dass ein kritischer Feuch-
tegehalt nicht erreicht wird. Es ist dann nicht mit Frostschäden
zu rechnen.
Andere Beschichtungssysteme z.B. für Sanierungen sollten nur
verwendet werden, sofern der Hersteller die Eignung auf das Kennwerte für die Austrocknungsbehinderung des Mauerwerks
Objekt bezogen bestätigt und das Austrocknungsverhalten des durch Beschichtungen oder Imprägnierungen sind
Mauerwerks nicht entscheidend reduziert wird.
nn Wasserdampfdurchlässigkeit und
Alle als außen anwendbar genannten Systeme sind auch innen
anwendbar. Bei Innenbeschichtungen können auch Dispersions- nn Austrocknungsbehinderung.
farben nach DIN EN 13300 – Kunststoff-Dispersionsfarben für
innen – verwendet werden.
7.4.1 Wasserdampfdurchlässigkeit
Ein Teil der Austrocknung des Mauerwerks erfolgt durch Was-
7.4 Anforderungen serdampfdiffusion. Die Bestimmung der Wasserdampfdurchläs-
sigkeit von Baustoffen erfolgt nach DIN EN ISO 12572.
Beschichtungen und Imprägnierungen für KS-Verblendmauer-
werk müssen folgende Anforderungen erfüllen: Zur Beurteilung von Beschichtungen auf KS-Verblendmauer-
werk wird zweckmäßigerweise der sd -Wert zur Bewertung her­
nn Haftfestigkeit und Kälteelastizität: angezogen werden.
Wichtig ist eine hohe Haftfestigkeit der deckenden Beschich-
tung auf dem Untergrund. Beschichtungen und Imprägnie-  0,1 m: sehr gut
rungen dürfen bei niedrigen Temperaturen sowie bei feuch- bis 0,2 m: gut
ter Witterung nicht abblättern oder reißen und auch nicht zu bis 0,3 m: befriedigend
Span­nungen auf dem Untergrund führen. bis 0,4 m: ausreichend
> 0,4 m: unbefriedigend
nn Alkalibeständigkeit:
Insbesondere frisches KS-Mauerwerk ist alkalisch (pH-Wert Bei dieser Bewertung ist berücksichtigt, dass Beschichtungen
≈ 13). Beschichtungsstoffe und Imprägniermittel müssen da- eine Lebensdauer von etwa zehn Jahren haben und dann er-
her in hohem Maße alkalibeständig sein. neuert oder aufgefrischt werden müssen. Nach einer weiteren
Wiederholungsbeschichtung ist dann ggf. ein Entfernen der Alt-
nn Hohe Wasserdampfdurchlässigkeit und günstiges Austrock- beschichtung notwendig.
nungsverhalten

INFO
Durch Schlagregenbeanspruchung sowie Undichtigkeiten im Auch bei einer Wiederholungsbeschichtung sollte sd  0,40 m
Bereich der Bauteilanschlüsse dringt Feuchtigkeit in die Wand- sein.
konstruktion ein und wird durch die Kapillarität der Baustoffe
verteilt und gespeichert. Ausschlaggebend dafür, dass keine
Schäden an Beschichtungen und am Mauerwerk auftreten, ist
ein möglichst geringer Feuchtegehalt im Mauerwerk zum Zeit- 7.4.2 Austrocknungsbehinderung
punkt der Frostbeanspruchung. Dies gilt selbst bei hoher Frost- Für die Beurteilung der Eignung von Imprägnierungen und Be-
beanspruchung. schichtungen ist die Prüfung auf Austrocknungsbehinderung
sehr aussagefähig. Die Prüfung erfolgt üblicherweise an Stein-
Untersuchungen zur Frage der Frostwiderstandsfähigkeit von proben im Format NF, die auf einer Läuferseite beschichtet oder
Beschichtungen und Mauerwerk haben gezeigt, dass es für imprägniert und nach Wasserlagerung fünfseitig mit wasser-
KS-Verblendmauerwerk einen „kritischen Feuchtegehalt“ gibt. dampfundurchlässiger Folie abgedichtet sind. Die Austrocknung
Dieser liegt bei etwa 80 % der maximalen Wasseraufnahme. der Steinproben kann nur über die „Außenläuferseite“ erfolgen.
Wird er überschritten, ist bei gleichzeitig hoher Frostbeanspru-
chung mit Schäden zu rechnen. Wird er unterschritten, kommt
es nicht zu Frostschäden.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 3 Sichtmauerwerk 95

Bei günstigen Beschichtungen dagegen trocknet das Mauer-


werk in den regenfreien Zeiten rasch wieder so weit aus, dass
der kritische Feuchtegehalt unterschritten wird und damit die
Frostbeanspruchung in der Frostperiode deutlich geringer ist.

7.5 Vorbereitung und Schutz des Untergrundes

Verblendmauerwerk ist grundsätzlich während der Bauphase


vor Verunreinigung und übermäßiger Wasserbelastung zu schüt-
zen, z.B. durch Abdecken mit Folie. Hinweis: Der Schutz vor Nie-
derschlagswasser – mit dem üblicherweise gerechnet werden
muss – und dessen Beseitigung ist nach VOB/C:ATV DIN 18299
[4] eine Nebenleistung und damit vom Maurer durchzuführen.

Eventuell vorhandene Verunreinigungen, wie Mörtelspritzer und


Staub, sind vor Beginn der Malerarbeiten zu entfernen. Fehlstel-
len im Mauerwerk, wie Hohlstellen, Fugenabrisse über 0,2 mm
Breite und vertikal oder horizontal verlaufende Risse, sind aus-
zubessern. Zu berücksichtigen ist, dass farblose Imprägnierun-
gen optische Mängel nicht überdecken.

Bei deckenden Beschichtungen können Beschädigungen am


Der Verlauf der Austrocknung wird als Kurve aufgetragen. Ver- Mauerwerk durch Verspachteln mit einem speziell dafür geeig-
glichen werden beschichtete bzw. imprägnierte Steinproben neten Reparaturmörtel saniert werden.
mit Vergleichsproben ohne Beschichtung oder Imprägnierung.

Für die Beurteilung von Imprägnierungen ist der sd -Wert weni- INFO
ger gut geeignet. Das Mauerwerk ist so zu erstellen, dass es nicht gereinigt wer-
den muss. Da Säuren und andere starke chemische Reini-
Als gut geeignet ist eine Beschichtung oder Imprägnierung dann gungsmittel die Steinoberflächen angreifen können, ist auf
einzustufen, wenn sie die Austrocknung kaum oder nicht behin- diese Mittel bei Kalksandstein-Mauerwerk zu verzichten. Ein
dert oder sie sogar beschleunigt. „Absäuern“ mit Salzsäure führt bei Kalksandstein-Mauerwerk
zu Schäden und ist nach VOB/C:ATV DIN 18330 nicht zulässig.

Beispiel
Die Austrocknungskurve Bild 10 der
Steinprobe mit der Beschichtung A4 ist
nahezu deckungsgleich mit der Kurve
100
der Steinprobe ohne Beschichtung. Die-
se Beschichtung behindert die Austrock- Anstrich
(bezogen auf die Anfangsfeuchte = 100 %)

nung nicht. Bei der Beschichtung A5 da- 90


gegen verläuft die Austrocknungskurve A5
sehr flach und die Austrocknungsbehin- 80
derung ist so stark, dass der eingangs
beschriebene „kritische Feuchtegehalt“
% Restfeuchte

70
(80 %) nicht einmal bei Beendigung der A1
Messungen nach 160 Tagen unterschrit-
ten wurde. 60
A2
ohne
Übertragen auf die Praxis bedeutet das, 50 A9
dass Sichtmauerwerk, das z.B. im Herbst
nach einer längeren Regen­periode durch- A4
40
feuchtet wird und mit dieser Beschich-
tung versehen ist, in den regenfreien Zei-
ten nicht austrocknet. Die Beschichtung 30
schließt die Feuchtigkeit ein. Bei wieder- 0 20 40 60 80 100 120 140 160
holter Beregnung kann sich der Feuch- Austrocknung nach Tagen
tegehalt „aufschaukeln“, in Extremfäl-
len sogar bis zur vollständigen Sättigung
des Verblendmauerwerks. Zu Beginn der Bild 10 Austrocknung durch Beschichtungen, Klima: 4 °C/70 % rel. Feuchte (A1 = Acryl-
Frostperiode ist dadurch das Mauerwerk Siloxanfarbe, A2 und A4 = Dispersions-Silikatfarbe, A5 = Polymerisatharzfarbe,
erhöhter Frostbeanspruchung ausgesetzt. A9 = Acrylat)
96 Sichtmauerwerk 3 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

7.6 Verarbeitung bei denen die einzelnen Schichten stofflich aufeinander abge-
stimmt sind. Beschichtungen mit hydrophoben Grundierungen
7.6.1 Farblose Imprägnierungen (Imprägnierungen) haben sich in der Praxis gut bewährt.
Farblose Imprägnierungen können bereits kurz nach Fertigstel-
lung des Gebäudes aufgebracht werden – bei trockener, nie- Der Grundanstrich als vollwertige Imprägnierung kann unmittel-
derschlagsfreier Witterung und Temperaturen über 5 °C. Der bar nach Fertigstellung des Gebäudes aufgebracht werden. Das
Untergrund muss „handtrocken“ (Augenschein) und genügend Gebäude ist dadurch sofort gegen Verschmutzung geschützt.
saugfähig sein, um die ausreichende Menge Wirkstoff aufzuneh- Der deckende Anstrich kann dann zu einem späteren Zeitpunkt
men (ca. 500 bis 800 cm3/m2 Wandfläche, wobei der untere erfolgen.
Wert für glatte Steine, der obere Wert für KS-Struktur gilt). Als
besonders wirksam hat sich das Aufbringen durch Fluten mit In den ersten drei Wochen nach Aufbringen sind Beschichtun-
entsprechenden Geräten erwiesen. Das Verblendmauerwerk gen empfindlich gegen erhöhte Feuchtigkeit im Untergrund und
sollte von unten nach oben imprägniert werden. Das ist insbe- gegen Frosteinwirkung. Beschichtungen sollten daher unbedingt
sondere bei wässrigen Imprägnierungen notwendig, um Lauf- bei trockenem, niederschlagsfreiem Wetter und bei Tempera-
spuren zu vermeiden. Auf Imprägnierungen können zu einem turen über 5 °C verarbeitet werden.
späteren Zeitpunkt auch Beschichtungen aufgebracht werden.
Hierbei ist jedoch auf Systemverträglichkeit zu achten. Außerdem sollten sie frühestens drei Monate nach Fertigstel-
lung des Verblendmauerwerks aufgebracht werden, wenn das
Mauerwerk genügend ausgetrocknet ist, nicht mehr mit Setzun-
7.6.2 Deckende Beschichtungen gen oder Verformungen zu rechnen ist und die Hersteller nicht
Deckende Beschichtungen bestehen im Allgemeinen aus einem andere, weitergehendere Angaben machen.
Grundanstrich und zwei Deckanstrichen. Grundsätzlich sollen
nur geschlossene Beschichtungssysteme verwendet werden,

8. Reinigung von KS-Verblendmauerwerk

Sichtmauerwerk aus Kalksandsteinen sollte so sauber herge- recht erstellt wird, richtige und einwandfreie Baustoffe zur An-
stellt und anschließend geschützt werden, dass es nicht ge- wendung kommen und die Bauteilanschlüsse technisch und
reinigt werden muss. Ein Absäuern von Kalksandstein-Mauer- bauphysikalisch einwandfrei ausgeführt werden.
werk ist nicht zulässig und kann im ungünstigen Fall sogar zu
deutlichen optischen Beeinträchtigungen führen.
INFO
Ein langfristig einwandfreies Erscheinungsbild von KS-Sicht- Auf eine wirksame Ableitung des Regenwassers ist besonders
mauerwerk setzt voraus, dass das Mauerwerk handwerksge- zu achten. Horizontale und schräge Mauerwerksflächen sollten
mit wasserundurchlässigen Materialien abgedeckt werden.
Fensterbänke und Attikaabdeckungen sollten mit Überstand
und Tropfkante ausgeführt werden.

8.1 Leichte Verschmutzungen und kleinere Flächen

Leichte Verschmutzungen lassen sich bei frisch erstelltem Ver-


blendmauerwerk einfach und wirksam mechanisch wie folgt
entfernen:

nn Erhärtete Mörtelspritzer lassen sich z.B. mit einem Spachtel


leicht abstoßen.

nn Mörtelspritzer und leichte Verschmutzungen lassen sich auf


kleinen bis mittleren Flächen schonend durch Abschleifen
(mit einem halbierten oder geviertelten KS-Verblender, einem
Stück Porenbeton oder mit Glas- oder Sandpapier mittlerer
Bild 11 Reinigung mit Hochdruckreiniger mit ausreichendem Ab- Körnung) von Hand oder mit einem Schwingschleifer entfer-
stand zum Mauerwerk nen.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 3 Sichtmauerwerk 97

Tafel 3 Reinigungsmethoden

Art der Reinigung Geeignet für Ausführung Ergebnis


Leichte Verschmutzungen und kleine Flächen
Trockenreinigung mit Verschmutzungen, jedoch Schleifen von Hand per Schleifklotz, bei Schonende Reinigung, gutes Ergebnis
Schleifpapier nicht für fett- und ölhaltige größeren Flächen mit Maschineneinsatz und schneller Arbeitsfortschritt, glatte
Ablagerungen sowie Sprühlack (Schwingschleifer). Geeignet sind Schleif- Steinoberflächen
papiere mit feiner bis mittlerer Körnung.
Trockenreinigung mit Verschmutzungen auf kleine- Schleifen von Hand. Der entstehende Staub Schonende Reinigung, gutes Ergebnis
Porenbetonstück oder ren bis mittelgroßen Flächen, kann anschließend abgefegt werden. und schneller Arbeitsfortschritt, glatte
Reinigungsstein jedoch nicht für fett- und öl- Steinoberflächen
haltige Ablagerungen sowie
Sprühlack
Nassreinigung mit normale Ablagerungen und Verdünnung mit Wasser ca. 1:200, bei Schonende Reinigung, gutes Ergebnis,
Haushaltsreiniger Verschmutzungen starker Verschmutzung auch unverdünnte auch bei älteren Ablagerungen
(Tenside, Seife, Citrat) Anwendung. Auftragen mit der Wurzelbürste,
gründlich nachspülen mit Wasser. Bei der
Reinigung größerer Flächen ist das Schmutz-
wasser aufzufangen.
Reinigung mit Tensid- fett- und ölhaltige Ablage- Auftragen des Reinigers mit der Wurzel- Schonende Reinigung, gutes Ergebnis,
lösung (z.B. Alkutex rungen und Verschmutzungen bürste, gründlich nachspülen mit Wasser. auch bei älteren Ablagerungen
Schmutzlöser) Bei der Reinigung größerer Flächen ist das
Schmutzwasser aufzufangen.
Stärkere Verschmutzungen und große Flächen
Nassreinigung mit großflächige, stärkere Ver- Zu reinigen sind geschlossene Flächen, kei- Gutes Ergebnis und schneller Arbeits-
Hochdruckreinigung, schmutzungen, Verstau- ne eng begrenzten Bereiche. Es ist darauf zu fortschritt
Dampfstrahlreinigung bungen, Vergrünungen, z.B. achten, dass durch entsprechende Düsenein-
auf älterem Verblendmauer- stellung und genügend große Entfernung der
werk sowie bei Verblendmau- Düse vom Mauerwerk der Wasser- bzw. Was-
erwerk aus bruchrauen oder serdampfstrahl nicht die Steinoberflächen
bossierten Steinen oder die Fugen beschädigt. Die Reinigungs­
intensität sollte vorab an einer Probefläche
getestet werden.
Chemische Reinigungsmittel für hartnäckige und ältere Verschmutzungen
Schwache Säurekom- kalkhaltige Ablagerungen und Auftragen mit der Wurzelbürste, gründlich Gutes Ergebnis und schneller Arbeits-
bination (z.B. Alkutex Verschmutzungen, jedoch nachspülen mit Wasser. Bei großen Flächen fortschritt
Combi WR, 6%ige nicht für fett- und ölhaltige kann auch mit Reinigungsgeräten gearbeitet
Essigsäure) Ablagerungen sowie Sprühlack werden. Die Reinigungsintensität ist vorab an
einer Probefläche zu testen.
Steinreiniger auf Basis (bedingt) die Reinigung kalk- Verdünnung mit Wasser 1:3, Auftragen mit Das Mittel kann den Fugenmörtel an-
organischer Ameisen- haltiger Ablagerungen und Ver- der Wurzelbürste Die Reinigungsintensität ist lösen; ein so entstehender Schleier ist
säure (z.B. ASO Stein- schmutzungen vorab an einer Probefläche zu testen. durch Abspülen mit Wasser nicht mehr
reiniger) zu entfernen

8.2 Stärkere Verschmutzungen und größere Flächen Die Dampfstrahlreinigung hat sich bei größeren Flächen sowie
bei Verblendmauerwerk aus bruchrauen oder bossierten Stei-
Bei stärkeren Verschmutzungen z.B. auf älterem Verblendmau- nen gut bewährt.
erwerk ist eine Nassreinigung zu empfehlen, wobei geschlosse-
ne Flächen, also keine eng begrenzten Bereiche gereinigt wer-
den sollten. Mit folgenden Reinigungsmethoden wurden gute INFO
Ergebnisse erzielt: Bei Verblendmauerwerk ist darauf zu achten, dass durch ent-
sprechende Düseneinstellung und genügend große Entfernung
nn Nassreinigung mit klarem Wasser unter Zusatz eines Netz- der Düse vom Mauerwerk der Heißwasserstrahl bzw. der
mittels, das die Oberflächenspannung des Wassers herab- Dampfstrahl nicht so stark ist, dass die Steinoberflächen ange-
setzt, und mit einer Wurzelbürste. Möglich ist auch die Reini- griffen werden.
gung mit einem Hochdruckreiniger. Die Reinigungsintensität
ist vorab an einer Probefläche zu testen.
Anmerkung: Grundsätzlich ist die Reinigungsintensität an einer
nn Dampfstrahlreinigung bzw. Heißwasser-Hochdruckreinigung, Probefläche zu testen. Bei Anwendung eines Hochdruckreini-
wobei ebenfalls dem Wasser ein technisches Netzmittel zu- gungsgeräts mit Kaltwasser ist der Reinigungseffekt geringer.
gegeben werden sollte.
98 Sichtmauerwerk 3 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

verschmutzt gereinigt

Bild 12 Reinigungseffekt, Beispiel


Reinigung mit Schleif­papier,
Körnung 140

8.3 Chemische Reinigungsmittel

Nur bei hartnäckigen und älteren Verschmutzungen sollten che-


mische Reinigungsmittel verwendet werden. Hierzu werden von
der chemischen Industrie spezielle, für KS-Verblendmauerwerk
geeignete Steinreiniger angeboten, die meist aus organischen
Säuren bestehen. Möglich ist auch eine Reinigung mit 6%iger
Essigsäure.

Da die säurehaltigen, chemischen Reinigungsmittel die Ober-


fläche der Steine aufrauen und dadurch den Farbeindruck ver-
ändern können, sollte grundsätzlich die Reinigung an einer Pro-
befläche ausprobiert werden.

Das Mauerwerk ist vor einer Reinigung gründlich vorzunässen


und nach der Reinigung gründlich nachzuspülen.

Nach einer Reinigung mit chemischen Reinigungsmitteln emp-


fiehlt es sich, das Verblendmauerwerk zu imprägnieren oder
deckend zu streichen.

INFO
Da chemische Reinigungsmittel die Oberfläche der Steine auf-
rauen und dadurch den Farbeindruck verändern können, sollte
grundsätzlich die Reinigung an einer Probefläche ausprobiert
werden, insbesondere dann, wenn das Mauerwerk nach der
Reinigung nicht deckend gestrichen wird.

8.4 Algen- oder Moosbelag

Tritt z.B. nach langen Schlechtwetterperioden auf KS-Verblend-


mauerwerk ein störender grünlicher Belag aus Algen oder Moo-
sen auf, kann dieser mit einem Algen tötenden Mittel behan-
delt und nach Abtrocknen bei kleineren Flächen abgebürstet
oder bei größeren Flächen durch eine Dampfstrahlreinigung
entfernt werden. Die gereinigten Flächen sollten anschließend
mit einer farblosen Imprägnierung nachbehandelt werden, um
einer erneuten Moosbildung vorzubeugen.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 3 Sichtmauerwerk 99

9. Erneuerung von Beschichtungen und Imprägnierungen

Hochwertige Beschichtungen und Imprä-


gnierungen behalten ihre Funktion und
optische Wirkung über einen langen Zeit-
raum.

9.1 Beschichtungen

Die Lebenserwartung von Beschichtun-


gen beträgt etwa zehn Jahre. Danach ist
oft ein Auffrischungsanstrich erforder-
lich.

Soll bei einer Erneuerung ein anderes Be-


schichtungssystem verwendet werden,
ist die Systemverträglichkeit zu prüfen.
Stark verwitterte oder abblätternde Be-
schichtungen müssen vor Erneuerung
mechanisch oder mit Hilfe geeigneter Ab-
beizpasten und anschließender Dampf-
strahlreinigung entfernt werden.

9.2 Imprägnierungen

Die Lebenserwartung von Imprägnierun-


gen liegt bei etwa zehn bis fünfzehn Jah-
ren. Bei einer Erneuerung sollte das glei-
che System wie für die Erstimprägnierung
verwendet werden, da auf diese Weise
Systemverträglichkeit gewährleistet ist.

Die Verarbeitung der Beschichtungen und


Imprägnierungen erfolgt nach den Her-
stellerrichtlinien.

Literatur

[1] DIN EN 1996-2:2010-12 Eurocode 6: Bemessung und


Konstruktion von Mauerwerksbauten. Teil 2: Planung, Aus-
wahl der Baustoffe und Ausführung von Mauerwerk; in Ver-
bindung mit DIN EN 1996-2/NA:2012-01
[2] DIN 20000-402:2017-01 Anwendung von Bauprodukten
in Bauwerken – Teil 402: Regeln für die Verwendung von Bildnachweise
Kalksandsteinen nach DIN EN 771-2:2015-11 Bild S. 82, Bild S. 90, Bild S. 91, Bild S. 92: Peter Frese;
[3] DIN 18330:2016-09 VOB Vergabe- und Vertragsordnung Bild S. 83, Bild S. 98 unten: Csaba Mester;
Bild S. 85 links oben: Cirkel;
für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertrags- Bild S. 85 links unten, Bild S. 98 oben: Ninette Schumann-Jäkel;
bedingungen für Bauleistungen (ATV) – Mauerarbeiten Bild S. 87 links, Bild S. 93: Staats&Petter/Csaba Mester/KS-ORIGINAL;
[4] DIN 18299:2016-09 VOB Vergabe- und Vertragsordnung Bild S. 87 rechts, Bild S. 88 oben, Bild S. 95: Xella Deutschland GmbH;
Bild S. 99: Atelier Kinold
für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertrags-
bedingungen für Bauleistungen (ATV) – Allgemeine Rege- Bild 1, Bild 2, Bild 3, Bild 4, Bild S. 85 rechts, Bild 8, Bild 11, Bild 12:
lungen für Bauarbeiten jeder Art Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.
Kapitel 4 NICHT TRAGENDE WÄNDE

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Carl-Alexander Graubner,


Technische Universität Darmstadt,
Dr.-Ing. Michael Schmitt,
Stand: 01/2018 bauart Konstruktions GmbH & Co. KG, Lauterbach
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 4 Nicht tragende Wände 101

1. Einführung und Überblick

1.1 Vorbemerkungen 1.3 Nicht tragende Innenwände

Entsprechend ihrer Definition dürfen nicht tragende Wände kei- Nicht tragende Innenwände sind Raumtrennwände, die keine
ne Lasten aus anderen Bauteilen aufnehmen oder weiterleiten. statischen Aufgaben für die Gesamtkonstruktion, insbesondere
Sie müssen jedoch in der Lage sein, auf sie selbst einwirkende die Gebäudeaussteifung, zu erfüllen haben. Sie können entfernt
Belastungen – z.B. infolge Eigengewicht oder Wind – auf andere werden, ohne dass die Standsicherheit des Gebäudes beein-
tragende Bauteile abzutragen. Demzufolge sind aussteifende trächtigt wird. Die Standsicherheit der nicht tragenden Innen-
Wände, welche ausschließlich der Aussteifung tragender Wän- wände selbst ist durch die Verbindung mit den an sie angren-
de dienen, ebenfalls tragende Wände und können nicht mit den zenden Bauteilen (Querwände oder gleichwertige Maßnahmen
nachfolgenden Regelungen beschrieben werden. und Decken) gegeben, sofern die zulässigen Grenzlängen (frü-
her: Grenzabmessungen) der Wände (siehe Tafeln 7, 8 und 12)
Grundsätzlich ist zwischen nicht tragenden Außenwänden (z.B. nicht überschritten werden.
Giebelwände oder Ausfachungswände bei Stahlbetonskelett-
bauten) und nicht tragenden Innenwänden (z.B. Trennwände) Nicht tragende KS-Innenwände werden in Wohngebäuden sowie
zu unterscheiden. Im Eurocode 6 – DIN EN 1996 [1], [2] – sind in Stahl- und Stahlbetonskelettbauten als Zwischen- oder Aus-
Regelungen für nicht tragende Außen- und Innenwände zu fin- fachungswände ausgeführt. Sie werden auch bei Gebäuden mit
den. Nicht tragende innere Trennwände sind darüber hinaus großen Deckenspannweiten – z.B. Schulen, Verwaltungsgebäu-
auch in DIN 4103-1 [3] geregelt. de, Krankenhäuser, Hallen- und Wirtschaftsbauten – eingesetzt.

Die Wände werden aus klein- und mittelformatigen KS-Vollstei-


1.2 Nicht tragende Außenwände (Ausfachungsflächen) nen oder KS-Lochsteinen oder besonders rationell aus groß-
formatigen KS XL Plan-/Rasterelementen oder KS-Bauplatten
Nicht tragende Außenwände sind Bauteile, die in vertikaler KS BP erstellt. Bei entsprechender Ausbildung erfüllen sie die
Scheibenrichtung überwiegend durch ihr Eigengewicht bean- hohen Anforderungen an den Brand- und Schallschutz oder
sprucht werden. Sie müssen die auf ihre Fläche wirkenden auch an den Wärme- und Feuchtigkeitsschutz. Ihr hohes Wär-
Windlasten sicher auf die angrenzenden tragenden Bauteile, mespeichervermögen – besonders bei Steinen hoher Rohdichte
z.B. Wand- und Deckenscheiben, Stahl- oder Stahlbetonstüt- – gewährleistet ein ausgeglichenes Raumklima und guten som-
zen und -unterzüge, abtragen. merlichen Wärmeschutz. Nicht tragende KS-Innenwände kön-
nen mit Putz versehen oder als Sichtmauerwerk erstellt wer-
Nicht tragende KS-Außenwände können entsprechend den an den. In Kombination mit Holz, Sichtbeton, Stahl oder anderen
sie gestellten Anforderungen u.a. einschalig oder mehrschalig, Baustoffen werden so gestalterische Akzente gesetzt.
verputzt oder unverputzt, mit zusätzlicher Wärmedämmung,
mit vorgehängter Fassade ausgeführt werden. Sind in nicht tra-
genden Außenwänden Fenster- oder Türöffnungen vorgesehen,
die die Stabilität und Lastabtragung der Wand beeinträchtigen,
wird ein statischer Nachweis der Wand erforderlich.
102 Nicht tragende Wände 4 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

2. Nicht tragende Außenwände (Ausfachungsflächen)

2.1 Vereinfachter Nachweis nach DIN EN 1996-3/NA 2.3 Erhöhte Werte der Ausfachungsfläche für Mauerwerk mit
Dünnbettmörtel
Bei vorwiegend windbelasteten, nicht tragenden Außenwän-
den ist nach DIN EN 1996-3/NA Anhang C [2] kein gesonderter Nach DIN EN 1996-1-1 [1] können Ausfachungsflächen mit Hil-
Nachweis erforderlich, wenn fe eines Verfahrens mit Biegemomentenkoeffizienten nachge-
wiesen werden. In Deutschland ist die Anwendung dieses Ver-
nn die Wände an den angrenzenden Bauteilen vierseitig gehal- fahrens mit den in [1] angegebenen Parametern gemäß dem
ten sind (z.B. durch Verzahnung, Versatz oder Anker) und zugehörigen Nationalen Anhang jedoch nicht zulässig, da die in
EC 6 angegebenen Biegemomentenkoeffizienten die begrenzte
nn die Größe der Ausfachungsflächen Aw = h·l nach Tafel 1 ein- Rotationskapazität vom Mauerwerk nicht hinreichend abde-
gehalten ist, wobei h die Höhe und l die Länge der Ausfa- cken. Daher wurde in verschiedenen Forschungsvorhaben an
chungsfläche bezeichnet. der Technischen Universität Darmstadt – z.B. [5] und [6] – ein
vereinfachtes Nachweisverfahren zur Bestimmung der im Grenz-
zustand der Tragfähigkeit aufnehmbaren Beanspruchungen für
Zur Ermittlung des Seitenverhältnisses der Ausfachungsflächen nicht tragende Wände entwickelt, welches gleichzeitig auch die
sind die lichten Maße des Ausfachungsmauerwerks zwischen Angabe zulässiger Ausfachungsflächen in Abhängigkeit einer
den angrenzenden tragenden Bauteilen (Stützen, Riegel usw.) Einheitswindbelastung erlaubt.
zu verwenden. Die angegebenen Höhen über Gelände beziehen
sich auf die Oberkante der jeweiligen Ausfachungsfläche. Eine Das Berechnungsmodell beruht auf einer umfangreichen wis-
Stoßfugenvermörtelung ist entsprechend DIN EN 1996-3/NA senschaftlichen Forschungsarbeit zur Beanspruchbarkeit nicht
auch bei zweiachsigem Lastabtrag nicht zwingend erforderlich, tragender Wände und einer in diesem Zusammenhang entwi-
wenn das Überbindemaß lol  0,4 · hu ist. ckelten Nachweismethodik zur Bestimmung der sich einstel-
lenden Schnittgrößenverteilung. Grundgedanke ist die Bestim-
mung eines dimensionslosen Tragfähigkeitskoeffizienten Yw,
2.2 Erhöhte Werte der Ausfachungsfläche für Mauerwerk mit welcher die verschiedenen Einflussgrößen beinhaltet. Neben
Normalmauermörtel den direk­ten Effekten aus Wandgeometrie, Lagerungsbedin-
gungen und Verhältnis der Biegezugfestigkeiten in horizontaler
Die in den Normen, z.B. auch in DIN EN 1996-3/NA [2] ange- und vertikaler Richtung beinhaltet der Tragfähigkeitskoeffizient
gebenen Größtwerte von Ausfachungsflächen nicht tragender auch die Einflüsse aus dem anisotropen Verformungsverhalten
KS-Außenwände dürfen nach Kirtschig [4] bei Verwendung von von Mauerwerk. Mit der entwickelten Nachweismethodik ist es
Kalksandsteinen der Höhe hu = 238 mm (KS-Blocksteine und möglich, die Tragfähigkeit biegebeanspruchter Ausfachungs-
KS-Hohlblocksteine) und einem Überbindemaß von lol  0,4 ∙ hu wände einfach und praxisnah unter Verwendung weniger Ma-
vermauert mit Normalmauermörtel NM III und Stoßfugenver- terialkenngrößen zu bestimmen.
mörtelung, überschritten werden. Die Steine sind vorzunässen.
Es bleibt festzuhalten, dass das entwickelte Nachweisverfahren
Unter diesen Voraussetzungen sind in einigen Fällen – siehe die Berücksichtigung eines sich in vielen Fällen einstellenden
Tafel 2 – auch dreiseitig gehaltene Wände mit oberem freiem Membranspannungseffektes auf der sicheren Seite liegend
Rand als Ausfachungsfläche realisierbar. vernachlässigt. Damit ergeben sich bei bestimmten Randbe-
dingungen mit diesem Nachweisverfahren zum Teil auch klei-
nere Ausfachungsflächen als nach den Normen. In diesen Fäl-
len sollten daher die in den Tafeln 1 und 2 angegebenen Werte
verwendet werden.

Tafel 1 Zulässige Größtwerte der Ausfachungsfläche von nicht tragenden Außenwänden ohne rechnerischen Nachweis nach
DIN EN 1996-3/NA

Alle Stein-Mörtel-Kombinationen nach DIN EN 1996-3/NA, ohne Stoßfugenvermörtelung


Wanddicke Größte zulässige Werte 1), 2) der Ausfachungsfläche Aw in m2 bei einer Höhe über Gelände von
t
0 m bis 8 m 8 m bis 20 m 3)
[mm]
h / l  0,5 h / l = 1,0 h / l  2,0 h / l  0,5 h / l = 1,0 h / l  2,0
4) 4) 4)
115  3)
8 / 11  12 / 16  8 / 11  --- --- ---
150 8 / 11 4) 12 / 16 4) 8 / 11 4) 5 / 7 4) 8 / 11 4) 5 / 7 4)
175 14 20 14 9 13 9
240 25 36 25 16 23 16
 300 33 50 33 23 35 23
1)
Bei Seitenverhältnissen 0,5 < h/l < 2,0 dürfen die größten zulässigen Werte der Ausfachungsflächen geradlinig interpoliert werden.
2)
Die angegebenen Werte gelten für KS-Mauerwerk mit Normalmauermörtel mindestens NM IIa und Dünnbettmörtel.
3)
In Windlastzone 4 nur im Binnenland zulässig
4)
Bei Verwendung von Kalksandsteinen (Festigkeitsklasse  12) dürfen die größeren Werte verwendet werden.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 4 Nicht tragende Wände 103

Tafel 2 Erhöhte Größtwerte der Ausfachungsflächen von nicht tragenden Außenwänden mit Normalmauermörtel

KS-Blocksteine und KS-Hohlblocksteine mit Steinhöhen hu = 238 mm, mit Stoßfugenvermörtelung, NM III
Wanddicke Erhöhte Größtwerte1) der Ausfachungsfläche Aw [m²] bei einer Höhe über Gelände von
t 2)
0 m bis 8 m 8 m bis 20 m 3)
[mm] h / l  0,5 h / l = 1,0 h / l  2,0 h / l  0,5 h / l = 1,0 h / l  2,0
4-seitig gehalten; lol  0,4 · hu
115 11 16 11 – – –
150 11 16 11 7 11 7
175 22 20 22 13 13 13
240 38 36 38 25 23 25
 300 60 54 60 38 35 38
3-seitig gehalten; oberer Rand frei; lol  0,4 · hu
175 8 10 16 – – –
240 16 20 30 10 12 18
 300 25 30 45 16 20 28
1)
Bei Seitenverhältnissen 0,5 < h/l < 2,0 dürfen die größten zulässigen Werte der Ausfachungsflächen geradlinig interpoliert werden.
2)
Für andere Wanddicken dürfen die Zwischenwerte geradlinig interpoliert werden.
3)
In Windlastzone 4 nur im Binnenland zulässig

Das Berechnungsmodell benötigt als Eingangsgrößen zur Be- In Tafel 3 werden die zulässigen Ausfachungsflächen für Mau-
stimmung der aufnehmbaren Beanspruchung von Ausfachungs- erwerk aus KS-Plansteinen und KS XL (hu und lu  248 mm)
wänden lediglich die Biegezugfestigkeiten des Mauerwerks mit Dünnbettmörtel und Überbindemaßen lol /hu  0,4 an-
senkrecht und parallel zur Lagerfuge. Für den eigentlichen Nach­- gegeben. Für ein Überbindemaß von 0,2  lol /hu < 0,4 sind
weis auf Grundlage des Teilsicherheitskonzepts sind diese Ma- die Werte um 50 % abzumindern. Eine Stoßfugenvermörte-
terialkenngrößen als 5 % -Quantilwerte anzusetzen. Dabei ist lung ist nicht erforderlich. Die Materialkenngrößen der Stein-
besonders vorteilhaft, dass durch die Verwendung der Biege- Mörtel-Kombinationen stammen aus [7] (f tk1 = 0,2 N/mm²;
zugfestigkeit parallel zur Lagerfuge eine Reihe von Einflussgrö- t = f tk1/f tk2  1,11) und die Ausfachungsflächen wurden in An-
ßen – z.B. das Überbindemaß, die Steingröße und die Art der lehnung an [8] ermittelt. Für die Berechnung der Bemessungs-
Stoßfugenausbildung – integral erfasst werden. Die zulässige windlast nach DIN EN 1991-1-4/NA [9] wurden die folgenden
Ausfachungsfläche ergibt sich mit Hilfe des Tragfähigkeitskoef- in den überwiegenden Fällen geltenden Faktoren verwendet:
fizienten Yw und der Biegezugfestigkeit f tk1 senkrecht zur Lager-
fuge. Letztere wird üblicherweise vernachläs­sigt, darf aber nach wd = Q • cpe,10 • qp • = 1,5 • 0,8 • qp(2.2)
DIN EN 1996-1-1/NA [1] bei Mauerwerk aus KS XL, KS XL-E und
KS XL-N mit Dünnbettmörtel, welches nur durch zeitweise ein- mit
wirkende Lasten rechtwinklig zur Oberfläche beansprucht wird, Q Teilsicherheitsbeiwert für Windeinwirkung auf der
mit f tk1 = 0,2 N/mm2 angenommen werden. Einwirkungsseite nach DIN EN 1990/NA [10]
cpe,10 Aerodynamischer Außendruckbeiwert für vertikale
Nach dieser Nachweismethodik ergibt sich für die zulässige Wände für den Bereich D nach DIN EN 1991-1-4/NA [9]
Ausfachungsfläche: qp Vereinfachter charakteristischer Böengeschwindigkeits-
druck nach DIN EN 1991-1-4/NA [9]
ftk1 1 1
Aw = t 2 •  •  • w •Yw (2.1)
t M d
In Tafel 3 sind für verschiedene Lagerungsbedingungen sowie
mit verschiedene Verhältnisse h/l die zulässigen Ausfachungsflä-
Aw Ausfachungsfläche chen in den folgenden Anwendungsbereichen angegeben:
t Wanddicke
ftk1 Vertikale Biegezugfestigkeit Windzone 1: Gebäudehöhe h bis 18 m
ftk2 Horizontale Biegezugfestigkeit Windzone 2: Gebäudehöhe h bis 10 m
t Biegezugverhältnis: t = ftk1 /ftk2
Yw Bezogene Traglast in Abhängigkeit von: Lagerungsbedin- Für die Anwendung in anderen Windzonen (z.B. WZ 2 mit
gungen, h/l, t h > 10 m, WZ 3 und WZ 4) müssen die in Tafel 3 angegebenen
M Teilsicherheitsbeiwert auf der Widerstandsseite: M = 1,5 Ausfachungsflächen mit dem entsprechenden Faktor k wd aus
wd Bemessungswert der Windlast Tafel 4 multipliziert werden. Für die Windzone WZ 1 und Gebäu-
dehöhen h  10 m können die in Tafel 3 angegebenen Ausfa-
104 Nicht tragende Wände 4 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Tafel 3 Erhöhte Größtwerte der Ausfachungsflächen von nicht tragenden Außenwänden mit Dünnbettmörtel

KS-Plansteine und KS-XL, KS XL-E und KS XL-N ohne Stoßfugenvermörtelung mit Dünnbettmörtel, mit Überbindemaß lol  0,4 · hu
  Erhöhte Größtwerte 1) der Ausfachungsflächen Aw0 in m2
  in den Windzonen WZ 1 bis h  18 m und WZ 2 (Binnenland) bis h  10 m 2)
4-seitig gehalten; seitlich gelenkig gelagert
Wanddicke Verhältnis h / l (Verhältnis der Wandhöhe zur Wandlänge) 3)
t
[mm] 0,30 0,50 0,75 1,00 1,50 2,00
115 11,7 7,4 6,1 5,9 6,4 7,2
150 19,9 12,5 10,3 10,0 10,8 12,2
175 27,0 17,0 14,0 13,6 14,7 16,6
200 35,3 22,2 18,3 17,8 19,2 21,7
240 50,9 32,0 26,4 25,6 27,7 31,2
300 79,5 50,0 41,3 40,0 43,3 48,8
365 117,6 74,1 61,1 59,2 64,1 72,2
4-seitig gehalten; seitlich eingespannt
Wanddicke Verhältnis h / l (Verhältnis der Wandhöhe zur Wandlänge) 3)
t
[mm] 0,30 0,50 0,75 1,00 1,50 2,00
115 11,8 7,8 7,7 8,5 10,5 12,5
150 20,0 13,3 13,1 14,4 17,8 21,3
175 27,3 18,1 17,8 19,7 24,3 28,9
200 35,6 23,6 23,3 25,7 31,7 37,8
240 51,3 34,0 33,5 37,0 45,7 54,4
300 80,1 53,2 52,4 57,8 71,4 85,0
365 118,6 78,7 77,5 85,5 105,7 125,8
3-seitig gehalten; oberer Rand frei; seitlich gelenkig gelagert
Wanddicke Verhältnis h / l (Verhältnis der Wandhöhe zur Wandlänge) 3)
t
[mm] 0,30 0,50 0,75 1,00 1,50 2,00
115 3,0 2,7 2,9 3,3 4,5 5,8
150 5,2 4,5 4,9 5,6 7,6 9,8
175 7,1 6,2 6,6 7,6 10,3 13,4
200 9,2 8,0 8,6 10,0 13,5 17,5
240 13,3 11,6 12,4 14,3 19,4 25,2
300 20,7 18,1 19,4 22,4 30,3 39,4
365 32,4 28,3 30,3 35,0 47,4 61,5
3-seitig gehalten; oberer Rand frei; seitlich eingespannt
Wanddicke Verhältnis h / l (Verhältnis der Wandhöhe zur Wandlänge) 3)
t
[mm] 0,30 0,50 0,75 1,00 1,50 2,00
115 4,6 5,0 5,5 6,1 7,5 9,2
150 7,9 8,4 9,3 10,4 12,8 15,7
175 10,7 11,5 12,7 14,1 17,5 21,3
200 14,0 15,0 16,6 18,4 22,8 27,9
240 20,1 21,6 23,8 26,5 32,8 40,1
300 31,5 33,7 37,3 41,5 51,3 62,7
365 49,2 52,6 58,2 64,8 80,2 98,0
1)
Bei Überbindemaßen 0,2  lol /hu < 0,4 sind die zulässigen Größtwerte der Ausfachungsflächen um 50 % abzumindern.
2)
In anderen Windzonen ist der Tabellenwert mit dem Faktor kwd nach Tafel 4 zu multiplizieren.
3)
Zwischenwerte dürfen geradlinig interpoliert werden.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 4 Nicht tragende Wände 105

chungsflächen noch mit dem Faktor 4/3 Tafel 4 Faktor kwd für die Umrechnung der Windlast in andere Windlastzonen nach
erhöht werden (siehe Tafel 4). DIN EN 1991-1-4/NA [9]

zul AW = AW0 • k wd(2.3) Windzone Faktor kwd für die Bemessungswindlast


bei einer Gebäudehöhe h in den Grenzen von
mit h  10 m 10 m < h  18 m 18 m < h  25 m
AW0 Ausfachungsfläche für WZ 1 bis
1 Binnenland 1,33 1,00 0,89
h = 18 m und WZ 2 (Binnenland)
bis h = 10 m nach Tafel 3 2 Binnenland 1,00 0,80 0,73
kwd Faktor zur Umrechnung der zu­ Küste 1) und Inseln der Ostsee 0,80 0,67 0,62
lässigen Ausfachungsflächen in
andere Windzonen nach Tafel 4 3 Binnenland 0,80 0,73 0,62
1)
Küste  und Inseln der Ostsee 0,62 0,57 0,50
4 Binnenland 0,73 0,57 0,50
Wesentlichen Einfluss auf die Größe der
zulässigen Ausfachungsfläche hat ei- 1)
Küste  der Nord- und Ostsee 0,53 0,47 0,42
ne vorhandene seitliche Einspannung und Inseln der Ostsee
der Ausfachungsfläche. Falls diese La- Inseln der Nordsee 2) 0,47 – –
gerungsbedingung angenommen wird,
1)
so ist die seitliche Einspannung in die Zur Küste zählt ein 5 km breiter Streifen, der entlang der Küste verläuft und landeinwärts gerichtet ist.
2)
Auf den Inseln der Nordsee ist der Böengeschwindigkeitsdruck für Bauwerke über 10 m in Abhängigkeit
aussteifenden Bauelemente konstruktiv der Höhe zu ermitteln (siehe DIN EN 1991-1-4/NA [9]).
sicherzustellen.

2.4 Anschlüsse an angrenzende Bauteile es ist eine dreiseitige Halterung mit freiem oberen Rand an-
zunehmen.
Nicht tragende Außenwände müssen in den sich aus den vor-
stehenden Tafeln ergebenden Abständen horizontal gehalten Nicht tragende Außenwände und ihre Anschlüsse müssen so
werden. Werden die Größtwerte der Ausfachungsflächen über- ausgebildet sein, dass sie die auf sie wirkenden Windlasten
schritten, kann eine Zwischenhalterung durch andere Maß- auf die angrenzenden tragenden Bauteile sicher abtragen; die-
nahmen erreicht werden, z.B. mit Hilfe von Stahlprofilen in se Forderung wird bei den Konstruktionsbeispielen (Bilder 1
C- oder I-Form. Werden die Wände nicht bis unter die Decke und 2) erfüllt. Für den Anschluss der Wand kann auf einen sta-
oder den Unterzug gemauert, sind für eine vierseitige Halte- tischen Nachweis an angrenzende Bauteile verzichtet werden,
rung am Wandkopf entsprechende Riegel, z.B. aus Stahl oder wenn diese Verbindungen offensichtlich unter Einhaltung der
Stahlbeton bzw. ausbetonierte KS -U-Schalen, erforderlich oder üblichen Sicherheiten ausreichen. Bei den Wandanschlüssen

Ankerschiene Holzstiel einer


vertikal/horizontal KS-Sichtmauerwerk Fachwerkkonstruktion
verschiebbarer
Flachstahlanker

Kalkmörtel Dreikantleiste

Gleithülse
Fugendichtung

Alle Stahlteile sind korrosionsgeschützt


auszuführen.
Dämmschicht Winkel aus
nicht rostendem Stahl
Bei Anforderungen an den Brandschutz:
Befestigung am Holzstiel
Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1.000° C, über Schrauben
Rohdichte ≥ 30 kg/m3

Bild 1 Beispiel für einen gelenkigen Wandanschluss an eine Bild 2 Wandanschluss von KS-Sichtmauerwerk an eine
Stahl­betonstütze mit Ankerschienen bei Verwendung von Holzfachwerkkonstruktion
Normalmauermörtel
106 Nicht tragende Wände 4 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

ist zu beachten, dass infolge der Verformungen keine Zwän- mit Drahtankern aus nicht rostendem Stahl an die Innenschale
gungsspannungen auftreten können. angeschlossen. Die Mindestanzahl der Drahtanker je m2 Wand-
fläche ist DIN EN 1996-1-1/NA zu entnehmen. Andere Ankerfor-
Einflüsse, die aus den Formänderungen angrenzender Bauteile men (z.B. Flachstahlanker) sind zulässig bei entsprechendem
resultieren, z.B. durch Längenänderungen oder nachträgliches Nachweis der Brauchbarkeit, z.B. durch eine allgemeine bau-
Durchbiegen weitgespannter Tragkonstruktionen sowie Form- aufsichtliche Zulassung. Bei nicht flächiger Verankerung der Au-
änderungen der Wände selbst infolge von Witterungs- und Tem- ßenschale (linienförmige oder geschossweise Verankerung) ist
peratureinflüssen, sind bei der Wahl der Anschlüsse zu berück- die Standsicherheit entsprechend nachzuweisen.
sichtigen.
Der obere Anschluss der nicht tragenden Außenwand an die tra-
Der seitliche Anschluss an angrenzende Bauteile erfolgt in der genden Bauteile sollte sinngemäß wie der seitliche Anschluss
Regel gleitend und elastisch gleitend ausgeführt werden. Entsprechend Art und Spannwei-
te der tragenden Konstruktion erfolgt im Bereich des oberen
nn durch Einführen der Wand in eine Nut, Wandanschlusses ein Toleranzausgleich, im Allgemeinen von
ca. 2 cm. Der Hohlraum ist mit Mineralwolle auszufüllen und
nn durch übergreifende Stahlprofile oder Ankersysteme in korro- gegen Schlagregenbeanspruchung abzudichten. Dadurch wird
sionsgeschützter Ausführung. vermieden, dass die tragenden angrenzenden Bauteile durch
Formänderungen und nachträgliches Durchbiegen unbeabsich-
tigte Lasten und Spannungen auf die nicht tragenden Außen-
Zwischen nicht tragenden Außenwänden und angrenzenden wände übertragen.
Bauteilen werden z.B. Streifen aus Mineralwolle o.Ä. eingelegt,
äußere und innere Fugen sind elastoplas­tisch oder mit Fugen- Am unteren Anschluss werden die Horizontalkräfte aus Wind-
bändern abzudichten. Bei zweischaligen Wänden wird die Wand- lasten zwischen der nicht tragenden Außenwand und dem tra-
schale verankert, die für die Bestimmung der Größe der Ausfa- genden Bauteil durch Reibung auf die tragende Konstruktion
chungsfläche herangezogen wird, im Normalfall die Innenschale. abgeleitet. Dies ist bei der Auswahl von Feuchtesperrschichten
Die Außenschale wird entsprechend DIN EN 1996-1-1/NA [1] zu berücksichtigen.

3. Nicht tragende innere Trennwände nach DIN 4103-1

3.1 Vereinfachter Nachweis nach DIN 4103-1 und nn Sie müssen zum Nachweis ausreichender Biegegrenztragfä-
DGfM-Merkblatt higkeit eine horizontale Streifenlast qh,k nach Abschnitt 3.1.2
aufnehmen, die 0,9 m über dem Fußpunkt der Wand angreift.
3.1.1 Anforderungen
Nicht tragende KS-Innenwände und ihre Anschlüsse müssen nn Sie können auch Funktionen zur Sicherung gegen Absturz
so ausgebildet sein, dass sie Anforderungen nach DIN 4103-1 übernehmen (s. Abschnitt 3.1.3).
[3] erfüllen.

nn Sie müssen statischen – vorwiegend ruhenden – sowie stoß-


artigen Belas­tungen, wie sie im Gebrauchszustand entste-
hen können, widerstehen. qk
h – 1,65

nn Sie müssen, neben ihrer Eigenlast einschließlich Putz oder


Bekleidung, die auf ihre Fläche wirkenden Lasten aufnehmen
≥ 0,30

und auf andere Bauteile, wie Wände, Decken und Stützen,


abtragen.
h

0,30
1,65

nn Sie müssen leichte Konsollasten aufnehmen, deren Wert qh,k


qk  0,4 kN/m beträgt (Lastanordnung siehe Bild 3). Bil-
0,90

der, Buchregale, kleine Wandschränke u.Ä. lassen sich so


an jeder Stelle der Wand unmittelbar in geeigneter Befes­ Horizontallast qh,k
Konsollast qk
tigungsart anbringen. Eine Überlagerung des Lastfalls „Kon- qh,k = 0,5/1,0 kN/m
sollasten“ mit anderen Lastfällen ist nicht erforderlich.

nn Sie dürfen sowohl bei weichen als auch bei harten Stößen
nicht zerstört oder örtlich durchstoßen werden. Bild 3 Statische Belastungen nach DIN 4103-1 [3]
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 4 Nicht tragende Wände 107

KS BP7 KS XL-RE (100) KS XL-PE (100)


248

8
49

71

KS BP10

498/623

498/623
8
248

8) 99
/ 24
3 73 8
8( 49
49
10
0
10 10
0 0
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.

Bild 4 KS-Produkte für nicht tragende Wände < 115 mm

nn Wenn Trennwände durch Windkräfte beansprucht werden, steinprodukte angeboten (Bild 4). Die Lasten nicht tragender
z.B. in Hallenbauten mit großen, häufig offenstehenden Trennwände auf Decken dürfen vereinfachend über einen flä-
Toren, ist hierfür neben den nachfolgenden Nachweisen auch chig anzusetzenden Zuschlag auf die charakteristische Nutz-
der Nachweis nach Abschnitt 2 für nicht tragende Außenwän- last berücksichtigt werden. Die in Tafel 5 angegebenen Wer-
de erforderlich, wobei der Lastfall „Windlast“ nicht mit den te gelten dabei für leichte Trennwände mit einem zulässigen
anderen Lastfällen (z.B. Konsollast) zu kombinieren ist. Gesamtgewicht von bis zu 5 kN/m. Schwerere Trennwän-
de (> 5 kN/m) müssen gemäß DIN EN 1991-1-1/NA [11] als
Linienlasten in der statischen Berechnung der Decken berück-
Nicht tragende innere Trennwände sind auch mit Wand­dicken sichtigt werden.
t < 115 mm zulässig. Hierfür werden spezielle Kalksand­

Tafel 5 Technische Daten für nicht tragende KS-Wände mit Linienlasten  5 kN/m

Eigenschaft Einheit Produkte


Wanddicke [mm] 70 100 100 115
Steinbezeichnung – KS BP7 KS BP10 KS BP10 KS L
Steinrohdichteklasse – 2,0 1,2 1,4 1,4
Maximale Wandhöhe bei Linienlast nach [m]
DIN EN 1991-1-1/NA ( 5 kN/m)
mit Dünnlagenputz (d = 2 · ca. 5 mm) 3,45 3,70 3,25 2,85
Statik 1)
mit beidseitigem Putz (d = 2 · 10 mm) 3,10 3,30 2,95 2,65
Zuschlag zur Verkehrslast der Decke nach [kN/m2] 1,2 1,2 1,2 1,2
DIN EN 1991-1-1/NA
Bewertetes Direktschalldämm-Maß Rw nach [dB]
DIN 4109-2:2016-07
Schallschutz 1)  
mit Dünnlagenputz (d = 2 · ca. 5 mm) 44 42 44 46
mit beidseitigem Putz (d = 2 · 10 mm) 45 43 45 47
Feuerwiderstandsklasse nach DIN EN 1996-1-2/NA
Brandschutz
mit Dünnlagenputz (d = 2 · ca. 5 mm) – EI 60 EI 90 EI 90 EI 120
mit beidseitigem Putz (d = 2 · 10 mm) EI 90 EI 90 EI 90 EI 120
1)
Die Ermittlung der Wandflächengewichte bzw. flächenbezogenen Masse der Wände ist in DIN EN 1991-1-1/NA und DIN 4109 unterschiedlich geregelt.
Anmerkung: Wenn die maximalen Wandhöhen überschritten werden, ist ein Nachweis durch Ansatz einer Linienlast auf der Decke möglich. Wände mit höherem
Wandeigengewicht (z.B. 115 mm dicke Wände der RDK 2,0) können alternativ zum Ansatz als Linienlast auch durch erhöhte Deckenzuschläge nach [12] berück-
sichtigt werden.
108 Nicht tragende Wände 4 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

3.1.2 Einbaubereiche (drei- oder vierseitig), einer möglichen vertikalen Auflast sowie
Entsprechend der Nutzung der Räume, zwischen denen die der Wanddicke und der verwendeten Steinart durch umfang-
nicht tragenden KS-Innenwände errichtet werden sollen, sind reiche Versuche ermittelt. Diese werden seit Jahrzehnten im
beim Nachweis der Biegegrenztragfähigkeit in Abhängigkeit Mauerwerksbau angewendet und haben sich allgemein bewährt.
vom Einbaubereich unterschiedlich große horizontale Streifen-
lasten anzusetzen. Nach DIN 4103-1 [3] werden die Einbaube- Bei dem Lastfall „mit Auflast“ handelt es sich dabei nicht um
reiche wie folgt definiert: eine planmäßige Auflast, z.B. aus darüber stehenden Wänden,
sondern um einen ungewollten Lastabtrag der Decke infolge
Kriechens und Schwindens. Werden die Trennwände an der
Einbaubereich 1: Deckenunterkante voll vermörtelt, kann bei der Ermittlung der
Bereiche mit geringer Menschenansammlung, z.B. Wohnungen, zulässigen Wandlängen vom Lastfall „mit Auflast“ ausgegan-
Hotel-, Büro-, Krankenräume und ähnlich genutzte Räume ein- gen werden [14].
schließlich der Flure:
Bei dreiseitiger Lagerung ist zu unterscheiden, ob sich der
qh1,k = 0,5 kN/m freie Rand an der Wandseite oder am Wandkopf befindet. Bei
Wandhöhen h > 6 m ist stets ein statischer Nachweis erfor-
derlich. Freie Wandlängen l > 12 m sollten vermieden werden
Einbaubereich 2: [14]. Bei Verwendung von Kalksandsteinen mit Wanddicken
Bereiche mit großer Menschenansammlung, z.B. größere Ver- t  < 115 mm ist Mörtelgruppe III oder Dünnbettmörtel erfor-
sammlungsräume, Schulräume, Hörsäle, Ausstellungs- und Ver- derlich; bei t  115 mm genügt Mörtelgruppe IIa.
kaufsräume sowie ähnlich genutzte Räume. Hierzu zählen auch
stets Trennwände zwischen Räumen mit einem Höhenunter- Die in den Tafeln 7 und 8 aufgeführten Grenzmaße gelten für
schied der Fußböden  1,00 m: ein Überbindemaß lol  0,4 · hu, da ein kreuzweiser Abtrag der
auf die nicht tragende Wand wirkenden horizontalen Linienlast
qh2,k = 1,0 kN/m vorausgesetzt wird.

Bei Anwendung von Tafel 7 ist für KS-Mauerwerk mit Dünn-


3.1.3 Absturzsicherung bettmörtel eine Stoßfugenvermörtelung nicht erforderlich [16].
Bei absturzsichernden Wänden sind die Horizontallasten nach
DIN EN 1991-1-1/NA [11] gemäß Tafel 6 anzusetzen. Die hori- Bei KS-Mauerwerk mit Normalmauermörtel darf bei Anwendung
zontalen Nutzlasten sind in Absturzrichtung in voller Höhe und von Tafel 7 auf eine Stoßfugenvermörtelung verzichtet werden,
in der Gegenrichtung mit 50 % mindestens jedoch 0,5 kN/m wenn der Lastabtrag ausschließlich über die kürzere, vertika-
anzusetzen. le Richtung erfolgt. Das ist gegeben, wenn bei vierseitig oder
dreiseitig mit einem freien vertikalen Rand gehaltenen KS-In-
Damit ist bei den meisten absturzsichernden Wänden in Abhän- nenwänden die zulässigen Wandlängen  12 m betragen oder
gigkeit des Einbaubereichs die gleiche Horizontalbelastung an- die Wandlänge größer als die doppelte Wandhöhe ist.
zusetzen wie bei üblichen nicht tragenden inneren Trennwänden
mit geringer oder großer Menschenansammlung. Die Bemes- Bei Anwendung von Tafel 8 für dreiseitig gehaltene Wände mit
sung der Wände kann in diesen Fällen entsprechend vorgenom- oberem freiem Rand gelten die Werte nur für Vermauerung
men werden und führt zu den gleichen Ergebnissen. mit Stoßfugenvermörtelung (Normalmauermörtel oder Dünn-
bettmörtel).

3.1.4 Grenzmaße Bei Überschreitung der zulässigen Wandlängen können die


Die Grenzabmessungen gemauerter nicht tragender Innenwände Wandflächen durch Aussteifungsstützen z.B. aus Holz, Stahl
wurden in [13], [14] und [15] in Abhängigkeit der Lagerungsart oder Stahlbeton unterteilt werden.

Der Planer muss entscheiden, ob die in


Tafel 6 Horizontale Nutzlasten bei absturzsichernden Trennwänden den Tafeln 7 und 8 angegebenen Grenz-
längen tatsächlich ausgenutzt werden.
Einbaubereiche (Beispiele) Horizontale Bei Wandhöhen > 4,50 m wird empfoh-
Nutzlast qh,k len, solche Wände durch horizontale Trag­
[kN/m] elemente zu unterteilen (z.B. horizontale
nn Räume, Flure und Treppen in Wohn- und Bürogebäuden 0,5 Riegel aus ausbetonierten KS -U-Scha-
nn Arztpraxen ohne schweres Gerät len mit Bewehrung). Insbesondere bei
nn Hotelzimmer, Betten-, Stations- und Aufenthaltsräume in Krankenhäusern Wandlängen > 6 m ist die Risssicherheit
nn Verkehrs- und Parkflächen einschließlich Zufahrtsrampen
nach Schubert [17] abzuschätzen und die
(Anprall muss durch konstruktive Maßnahmen ausgeschlossen werden.)
Verformungsverträglichkeit der nicht tra-
nn Alleanderen Flure, Arbeitsflächen, Versammlungsräume und Flächen mit 1,0 genden inneren Trennwände und der an-
Personen­ansammlung einschließlich Treppen und Zugänge grenzenden Bauteile zu beurteilen.
nn Kindertagesstätten, Schulen, Restaurants, Sporthallen, Theater, Kinos

nn Konzertsäle, Terrassen und Eingangsbereiche für große Menschen­ 2,0 Vermeintliche Unstimmigkei­ t en der
ansammlungen Grenzlängen zwischen vierseitig und drei-
nn Tribünen einschließlich Treppen und Zugänge
seitig gehaltenen Wänden sind vor allem
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 4 Nicht tragende Wände 109

auf die Art der Belastung (Linienlast ge- Tafel 7 Zulässige Wandlängen [m] nicht tragender Trennwände mit und ohne Auflast bei
nerell in 90 cm Höhe über Wandfuß) und vierseitiger bzw. dreiseitiger Halterung, vertikaler Rand frei
unterschiedlich große Biegefes­tigkeiten
des Mauerwerks senkrecht und paral- Einbau- Wandhöhe Wanddicke [mm]
lel zur Lagerfuge zurückzuführen (unter- bereich [m]
50 70 100 115/ 175/ 240
schiedliche Auswirkungen).
150 200
Zulässige Wandlänge [m]
3.2 Nachweis nach DIN EN 1996-3/NA Vierseitige 2,5 3 5 7
Halterung 3 3,5 5,5 7,5
1 3,5 4 6 8 10 12 12
In DIN EN 1996-3/NA [2] ist im Anhang B 4 – 6,5 8,5
ein weiteres Verfahren für die Bemes- 4,5 – 7 9
sung von nicht tragenden Innenwänden > 4,5 – 6 – – – – 12 12
enthalten. Das Verfahren baut auf den 2,5 1,5 3 5 6
Regelungen in DIN 4103-1/DGfM-Merk- 3 2 3,5 5,5 6,5
blatt [3, 15] auf und liefert mit den Ta- 2 3,5 2,5 4 6 7 12 12
ohne 4 – 4,5 6,5 7,5
feln 7 und 8 vergleichbare Werte. Ent- 4,5 – 5 7 8
sprechend den Anwendungsbedingungen Auflast
> 4,5 – 6 – – – – 12 12
nach DIN EN 1996-3/NA [2] gilt das Ver- 2,5 5,5 8
fahren für Wanddicken t  115 mm im Vierseitige 3 6 8,5
Einbaubereich 1. Die von Kirtschig auf Halterung 3,5 6,5 9 12 12 12 12
1 4 – 9,5
der Grundlage von DIN 4103-1 veröf-
4,5 – –
fentlichten und seit Jahrzehnten in der
> 4,5 – 6 – – – – 12 12
Praxis ausschließlich angewendeten Be-
2,5 2,5 5,5 8
messungstabellen sind damit nunmehr 3 3 6 8,5
für Wanddicken t  115 mm im Einbau- 3,5 3,5 6,5 9 12 12 12
bereich 1 – insbesondere auch hinsicht- 2 4 – 7 9,5
lich der von Kirtschig nachgewiesenen 4,5 – 7,5 10
mit Auflast1)
aufnehmbaren Stoßbelastung – auch nor- > 4,5 – 6 – – – – 12 12
mativ bestätigt. 2,5 1,5 2,5 3,5
Dreiseitige
3 1,75 2,75 3,75
Halterung 3,5 2 3 4 5 8 12
1
4 – 3,25 4,25
3.3 Befestigung an angrenzende 4,5 – 3,5 4,5
Bauteile > 4,5 – 6 – – – – 8 12
2,5 0,75 1,5 2,5 3
3.3.1 Allgemein 3 1 1,75 2,75 3,25
Die nicht tragenden Innenwände erhalten 3,5 1,25 2 3 3,5 6 12
2 4 – 2,25 3,25 3,75
ihre Standsicherheit durch geeignete An- ohne 4,5 – 2,5 3,5 4
schlüsse an die angrenzenden Bauteile. Auflast
> 4,5 – 6 – – – – 6 12
Die Anschlüsse müssen so ausgebildet 2,5 2,75 4
sein, dass die Formänderungen der an- Dreiseitige
3 3 4,25
Halterung 3,25 4,5 6 8 10 12
grenzenden Bauteile sich nicht negativ 3,5
1 4 – 4,75
auf die nicht tragenden Innenwände aus-
4,5 – –
wirken können (siehe z. B. Bild 5).
> 4,5 – 6 – – – – 10 12
2,5 1,25 2,75 4
Werden die nicht tragenden Innenwän- 3 1,5 3 4,25
de nicht bis unter die Decke gemauert, 3,5 1,75 3,25 4,5 6 8 12
z.B. bei durchlaufenden Fensterbändern, 2 4 – 3,5 4,75
so ist zunächst einmal von einem freien 4,5 – 3,75 5
mit Auflast1) > 4,5 – 6 – – – – 8 12
Rand auszugehen. Die KS-Innenwände
können dann als ausreichend gehalten 1)
Unter Auflast wird hierbei verstanden, dass die Wände an der Deckenunterkante voll vermörtelt sind und
angesehen werden, wenn die Wandkro- die darüber liegenden Decken infolge Kriechens und Schwindens sich auf die nicht tragenden Wände
zum Teil absetzen können. Ganz allgemein gilt, dass das Verfugen zwischen dem oberen Wandende und
nen mit durchlaufenden Aussteifungsrie- der Decke mit Mörtel geringer Festigkeit eher zu empfehlen ist als das Dazwischenlegen von stark nach-
geln z.B. aus Stahlbeton (ausbetonierte giebigem Material. Dies gilt insbesondere dann, wenn davon ausgegangen werden kann, dass nach dem
KS -U-Schalen) oder aus Stahlprofilen ge- Verfugen in die Trennwände keine Lasten mehr aus Verformung infolge Eigengewichts der darüber liegen­
halten werden. den Bauteile eingetragen werden. Das Vermörteln der Anschlussfuge zwischen nicht tragender Wand
und Stahlbetondecken soll daher möglichst spät erfolgen.
Bei KS-Mauerwerk mit Dünnbettmörtel darf generell auf eine Stoßfugenmörtelung verzichtet werden.
In diesem Fall können die Grenzmaße
aus Tafel 7 oder 12 bei vier- oder dreisei- Dies gilt auch bei Verwendung von Normalmauermörtel mit statisch zulässigen Wandlängen  12 m oder
bei Wänden mit Wandlängen größer als die doppelte Wandhöhe. Für Wanddicken von 50 und 70 mm so-
tiger Halterung (ein freier vertikaler Rand) wie 100 mm unter Auflast im Einbaubereich 2 gelten die angegebenen Grenzmaße bei Verwendung von
entnommen werden. Ist innerhalb einer Normalmauermörtel der NM III (trockene Kalksandsteine sind vorzunässen) oder Dünnbettmörtel.
nicht tragenden KS-Innenwand eine Öff- Bei Wanddicken  115 mm ist Normalmauermörtel mindestens der Mörtelgruppe IIa (trockene Kalksand-
steine sind vorzunässen) oder Dünnbettmörtel zu verwenden.
nung angeordnet, gilt die Wand im Regel-
110 Nicht tragende Wände 4 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Tafel 8 Zulässige Wandlängen [m] nicht tragender innerer Trennwände ohne Auflast bei delt, ist ein Nachweis in der Regel jedoch
dreiseitiger Halterung, oberer Rand frei nicht erforderlich.

Dreiseitige Einbau- Wandhöhe Wanddicke [mm] Zusätzlich zu den statischen Gesichts-


Halterung 1) bereich [m] punkten sind oft bauphysikalische Be-
50 70 100 115/ 175/ 240
150 200 lange (Schall- und Brandschutz) für die
Zulässige Wandlänge [m] Befes­tigung der nicht tragenden Wände
an angrenzende Bauteile maßgebend.
2 3 7 8 8
2,25 3,5 7,5 9 9
2,5 4 8 10 10
3 5 9 10 10 12 12 3.3.2 Starrer (eingespannter) Anschluss
1 3,5 6 10 12 12 Starre Anschlüsse werden (Bild 6) durch
4 – 10 12 12 Verzahnung, durch Ausfüllen der Fuge
4,5 – 10 12 12 zwischen nicht tragender Innenwand und
> 4,5 – 6 – – – – 12 12 angrenzendem Bauteil mit Mörtel oder
durch gleichwertige Maßnahmen wie An-
2 1,5 3,5 5 6 8 8 ker, Dübel oder einbindende Stahleinla-
2,25 2 3,5 5 6 9 9
gen hergestellt. Sie können ausgeführt
2,5 2,5 4 6 7 10 10
ohne
3 – 4,5 7 8 12 12 werden, wenn keine oder nur geringe
Auflast 2 Zwängungskräfte aus den angrenzenden
3,5 – 5 8 9 12 12
4 – 6 9 10 12 12 Bauteilen auf die Wand zu erwarten sind.
4,5 – 7 10 10 12 12 Starre seitliche Anschlüsse bleiben im
> 4,5 – 6 – – – – 12 12 Regelfall auf den Wohnungsbau mit
1)
Wandlängen  5,0 m und geringen De-
 ie obere Halterung kann durch einen Ringbalken hergestellt werden. In diesem Fall gelten die Werte
D
der Tafel 7.
ckenspannweiten beschränkt. Die An-
schlussfugen zwischen Innenwänden und
Die Stoßfugen sind generell zu vermörteln.
angrenzenden Bauteilen sind mit Mörtel
Für Wanddicken  100 mm ist Normalmauermörtel der NM III (trockene Kalksandsteine sind vorzunässen)
oder Dünnbettmörtel zu verwenden.
satt, Mineralwolle o.Ä. auszufüllen, um
Bei Wanddicken  115 mm ist Normalmauermörtel mindestens der NM IIa (trockene Kalksandsteine sind die schall- und brandschutztechnischen
vorzunässen) oder Dünnbettmörtel zu verwenden. Anforderungen zu erfüllen.

fall an dieser Stelle vertikal als nicht gehalten. Es ist ein freier 3.3.3 Gleitender (gelenkiger) Anschluss
vertikaler Rand anzunehmen. Raumhohe Zargen oder Stahlpro- Gleitende Anschlüsse sind insbesondere dann auszuführen,
file in U- oder I-Form oder auch ausbetonierte KS -U-Schalen wenn mit unplanmäßigen Krafteinleitungen in die nicht tra-
gelten bei entsprechender Ausbildung als seitliche Halterung. genden Innenwände durch Verformung der angrenzenden Bau-
teile zu rechnen ist und diese zu erhöhten Spannungen führen
Während die Wandscheiben selbst als nachgewiesen gelten, können. Gleitende Anschlüsse werden durch Anordnung von
wenn die Grenzmaße nach den Tafeln 7, 8 und 12 eingehalten Stahlprofilen oder Nischen, eventuell in Verbindung mit einer
sind, ist die Aufnahme der Belastungen durch die Anschlüsse Gleitfolie, hergestellt (siehe Bilder 7 und 8). Bei Anschlussfu-
nachzuweisen. Sofern es sich um bewährte Anschlüsse han-

Vertikalschnitt Anschluss mit Verzahnung Anschluss mit Ankern

Draufsicht Draufsicht
tragende Wand

Mörtelfuge schwimmender
Stahlbeton- Estrich nicht tragende Wand
decke Mörtel Mörtel

Anker aus
Bei größeren Deckenspannweiten eine Trennlage nicht rostendem
R 500 auf der Stb. Rohdecke verlegen, um einen Flachstahl
evt. Abriss unterhalb des Fertigfußbodens zwangs-
weise vorzugeben.

Bild 5 Wandanschluss im Fußpunkt Bild 6 Wandanschlüsse seitlich (starr)


KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 4 Nicht tragende Wände 111

Draufsichten a) b) c)
Stahlträger
Fugenabdichtung
Stahlprofil KS-Bauplatte Mineralwolle
Stahlträger Gleitschicht,
Stahlträger z.B. Folienstreifen

Gleitschicht,
Mineralwolle
Gleitschicht, z.B. Folienstreifen
Bauplatten-Anker KS-Bauplatte
z.B. Folienstreifen
als Federanker

Stahlbeton-Stütze Fugendichtung
Dämmschicht
b) d)
Bei Anforderungen an den Brandschutz: Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1000 $C, Rohdichte * 30 kg/m3
Fugenabdichtung
Stahlbeton-Stütze Fugendichtung
Stahlprofil KS-Bauplatte Stahlbeton-StützeMineralwolle Fugendichtung

senkrecht/horizontal verschiebbarer
Mineralwolle Maueranschlussanker
Bauplatten-Anker KS-Bauplatte
als Federanker Gleithülse
senkrecht/horizontal verschiebbarer
senkrecht/horizontal verschiebbarer Maueranschlussanker
Maueranschlussanker Dämmschicht
Gleithülse
mmschicht Bei Anforderungen an den Brandschutz:
Gleithülle
rungen an den Brandschutz: Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1000 $C, Rohdichte * 30 kg/m3 Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1000 $C,
Dämmschicht
Rohdichte * 30 kg/m3
Dämmschicht
Dämmschicht Bei Anforderungen an den Brandschutz:
Bei Anforderungen
Bei Anforderungen an den
anBrandschutz:
den Brandschutz: Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1.000
Baustoffklasse ºC, Rohdichte
A, Schmelzpunkt $C,30 kg/m3
> 1000 
Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1000 $C, Rohdichte * 30 kg/m3
Rohdichte * 30 kg/m 3

Bild 7 Seitliche Wandanschlüsse (gleitend)

gen, die mit Mineralwolle ausgefüllt werden, ist der Schallschutz 3.4 Beschränkung der Deckendurchbiegung
besonders zu beachten.
Wenn durch zu große Durchbiegungen der Stahlbetondecke
Die Profiltiefe ist so zu wählen, dass auch bei einer Verformung Schäden an nicht tragenden Innenwänden entstehen können,
der angrenzenden Bauteile die seitliche Halterung sichergestellt so ist die Größe dieser Durchbiegungen durch gezielte Maß-
bleibt. Beim Anschluss im Fußpunktbereich (Trennwand/Stahl- nahmen zu beschränken oder es sind andere bauliche Vorkeh-
betondecke) ist zur Abkopplung beider Systeme ohne Profil ei- rungen zur Vermeidung derartiger Schäden zu treffen. Der Nach-
Stahlträger
ne besandete Bitumendachbahn R 500 – insbesondere bei gro­ weis der Beschränkung der Deckendurchbiegung kann durch
ßen Deckenspann­weiten – vorzusehen (siehe Bild 5). die Begrenzung der Biegeschlankheit geführt werden.
Gleitschicht,
z.B. Folienstreifen
Schnitt Ansicht Schnitt

a) Drei- bzw. vierseitig gehaltene Wand, b) Drei- bzw. vierseitig gehaltene Wand, c) Dreiseitig gehaltene Wand,
a)oberer
Stahlprofil
Rand außen
gehaltenliegend
(Stahlprofil) oberer Rand gehalten (Federanker) oberer Rand frei

Stahlbeton-Stütze Fugendichtung
) 30 Stahl ) 30
* 20 * 20

Dichtstoff

b) Stahlprofil innen liegend


senkrecht/horizontal verschiebbarer
Maueranschlussanker
Dämmschicht
Gleithülle
Federanker Bei Anforderungen an den Brandschutz:
) 30 Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1000 $C,
Stahlwinkel
* 20Dämmschicht
Dämmschicht Rohdichte * 30 kg/m3
65 x 6
Bei Anforderungen
Bei Anforderungenan den
anBrandschutz:
den Brandschutz: Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1.000 ºC, Rohdichte  30 kg/m3
a ) 600
Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1000 $C,
Rohdichte * 30 kg/m3
Bild 8 Deckenanschlüsse (gleitend)

Dämmschicht
Bei Anforderungen an den Brandschutz:
Baustoffklasse A, Schmelzpunkt > 1000$ C,
3
112 Nicht tragende Wände 4 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Tafel 9 Seitliche Wandanschlüsse für nicht tragende Innenwände unter Berücksichtigung von Statik, Brand- und Schallschutz

Anschlussdetail Statik Schallschutz Brandschutz 1)


Fuge

Anschlüsse im eigenen Wohnbereich Starr gehalten Schalltechnisch biegesteif und Anschlussfuge voll vermörtelt
dicht mit NM oder DM
Stumpfstoßanker
T = 0,75 mm
durch Maueranker und voll­ Bei Baustoffen mit unter- EI 90 ab Wanddicke
flächig satt vermörtelte An- schiedlichem Verformungsver-  100 mm und
Mauerwerk schlussfuge mit NM oder DM halten oder nicht vollflächiger Wanddicke 70 mm mit
mit NM Vermörtelung ist ggf. eine Ent- beidseitig 10 mm Putz;
oder DM kopplung und Undichtigkeit an- sonst EI 60
zunehmen.
Mörtelgruppen:
NM II bis NM III
Dünnbettmörtel

Anschlüsse im eigenen Wohnbereich Gelenkig gehalten Schalltechnisch weitest­gehend Dämmschicht


entkoppelt nichtbrennbar
Dämmschicht
durch in Ankerschiene bei Einlage von z.B. Kork-, Schmelzpunkt  1.000 °C
Mauerwerk eingelegte Maueranker Mineralfaserstreifen, bzw. Rohdichte  30 kg/m3
mit NM Streifen aus bitumen­
oder DM imprägnierter Wollfilzpappe2) Lagesicherung erforderlich,
EI 90 ab Wanddicke
Zweiteiliger
Anker, z.B. Schalltechnisch dicht  100 mm und
Vermörtelung System Halfen Wanddicke 70 mm mit
oder elastische für Normalmauer- mit beidseitigem elastischem beidseitig 10 mm Putz;
Fugendichtmasse oder Dünnbett- Fugendichtstoff sonst EI 60
nach DIN 52460 mörtel

Anschlüsse im eigenen Wohnbereich Gelenkig gehalten Schalltechnisch weitest­gehend Dämmschicht


Wandanker entkoppelt nichtbrennbar
beweglich durch Wandanker
bei Halteankern und Einlage Schmelzpunkt  1.000 °C
von z.B. Kork-, Mineralfaser- Rohdichte  30 kg/m3
Bewegliche streifen, bzw. Streifen aus
Maueranker bitumenimprägnierter Wollfilz- Lagesicherung erforderlich,
für DM-Mauer- Halteanker pappe2) EI 90 ab Wanddicke
beweglich
werk  100 mm und
durch Halteanker Schalltechnisch dicht Wanddicke 70 mm mit
beidseitig 10 mm Putz;
mit beidseitigem elastischem sonst EI 60
Fugendichtstoff

Anschlüsse an Gelenkig gehalten Schalltechnisch weitest­gehend Dämmschicht


Wohnungstrennwand entkoppelt nichtbrennbar

Stumpf- durch Mauerwerksanker und bei Einlage von z.B. Kork-, Schmelzpunkt  1.000 °C
stoßanker nachgiebiger Füllung mit Mineralfaserstreifen, bzw. Rohdichte  30 kg/m3
Mineralfaserstreifen des Streifen aus bitumen­
Stumpfstoßanschlusses imprägnierter Wollfilzpappe2) Lagesicherung erforderlich,
EI 90 ab Wanddicke
Schalltechnisch dicht  100 mm und
Wohnungs- Wanddicke 70 mm mit
trennwand
mit beidseitigem elastischem beidseitig 10 mm Putz;
Nicht tragende Innenwand
Flächenbezogene Masse
Fugendichtstoff sonst EI 60
< 200 kg/m2

1)
Die Klassifizierung des Wandanschlusses entspricht der Klassifizierung der Wand, wenn die angegebenen Bedingungen eingehalten werden.
Nicht tragende raumabschließende Wände EI nach DIN EN 13501-2
2)
Der Putz ist bei entkoppelten Anschlüssen mit einem Kellenschnitt zu trennen und nachträglich z.B. mit Acryl zu schließen.

Empfehlungen für die Ausführung von nicht tragenden Innenwänden:


nn Wände grundsätzlich auf eine Trennschicht (z.B. R 500) stellen
nn Seitliche Anschlüsse an Treppenhaus- und Wohnungstrennwände akustisch entkoppelt ausführen, wenn die flächenbezogene Masse der nicht tragenden
Trenn­wände < 200 kg/m² beträgt
nn Seitliche Anschlüsse untereinander vermörtelt, schalltechnisch biegesteif (kraftschlüssig) ausführen
nn Bei kraftschlüssiger Ausführung der oberen Anschlussfuge ist Mörtel geringer Festigkeit (z.B. Leichtmörtel oder Putz) zu wählen.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 4 Nicht tragende Wände 113

Tafel 10 Obere Wandanschlüsse für nicht tragende Innenwände unter Berücksichtigung von Statik, Brand- und Schallschutz

Anschlussdetail Statik Schallschutz Brandschutz 1)


Fuge

Oberer Rand nicht gehalten Schalltechnisch entkoppelt Dämmschicht


und dicht nichtbrennbar

die Wand ist 3-seitig zu mit beidseitigem Schmelzpunkt  1.000 °C


halten Fugendichtstoff Rohdichte  30 kg/m3
≤ 30 mm
die Stoßfugen sind grund- Lagesicherung durch Dichtstoff,
sätzlich zu vermörteln EI 90 ab Wanddicke  100 mm
Dichtstoff und Wanddicke 70 mm mit beid-
seitig 10 mm Putz; sonst EI 60
Die Fugen müssen dicht ausge-
stopft werden. Für EI 30 mind.
50 mm; für EI 60 mind. 60 mm
und für EI 90 und „Brandwände“
mind. 100 mm Breite der jewei-
ligen Wanddicke.

Oberer Rand gehalten Schalltechnisch entkoppelt Dämmschicht


und nicht dicht nichtbrennbar

≤ 30 mm
die Wand kann 4-seitig bzw. Als trennendes Bauteil nur Schmelzpunkt  1.000 °C
Stahlwinkel
≥ 20 mm 3-seitig gehalten sein, mit geeignet mit zusätzlichem Rohdichte  30 kg/m3
Dämmschicht einem freien vertikalen Rand Fugendichtstoff in der An-
schlussfuge Lagesicherung durch Stahlwinkel,
EI 90 ab Wanddicke  100 mm
und Wanddicke 70 mm mit beid-
seitig 10 mm Putz; sonst EI 60

Oberer Rand gehalten Schalltechnisch entkoppelt Dämmschicht


und dicht nichtbrennbar

≤ 30 mm die Wand kann 4-seitig bzw. mit beidseitigem Schmelzpunkt  1.000 °C


3-seitig gehalten sein, mit Fugendicht­stoff Rohdichte  30 kg/m3
Federanker einem freien vertikalen Rand Federanker
reknaredeF
Lagesicherung erforderlich,
EI 90 ab Wanddicke  100 mm
und Wanddicke 70 mm mit beid-
seitig 10 mm Putz; sonst EI 60
Die Stoßfugen mit Federanker sind zu
vermörteln.
Oberer Rand gehalten Schalltechnisch biegesteif
und dicht

mit Auflast infolge Kriechen Bei Wänden mit Schall- EI 90 ab Wanddicke  100 mm
≤ 20 mm NM II, und Schwinden der Stahlbe- schutzanforderungen sollte und Wanddicke 70 mm mit beid-
Leichtmörtel tondecke 2) diese Ausführungsvariante seitig 10 mm Putz; sonst EI 60
oder Putz gewählt werden.
die Wand kann 4-seitig bzw.
3-seitig gehalten sein, mit
einem freien vertikalen Rand
Anschlussfuge vollständig
durch NM II, Leichtmörtel
oder Putz ausgefüllt

1)
Nicht tragende raumabschließende Wände EI nach DIN EN 13501-2
2)
Bei Wandlängen > 5 m sollte dieser Anschluss mit dem Tragwerksplaner abgestimmt werden.

Empfehlungen für die Ausführung von nicht tragenden Innenwänden:


nn Wände grundsätzlich auf eine Trennschicht (z.B. R 500) stellen
nn Seitliche Anschlüsse an Treppenhaus- und Wohnungstrennwände akustisch entkoppelt ausführen, wenn die flächenbezogene Masse der nicht tragenden
Trenn­wände < 200 kg/m² beträgt
nn Seitliche Anschlüsse untereinander vermörtelt, schalltechnisch biegesteif (kraftschlüssig) ausführen
nn Bei kraftschlüssiger Ausführung der oberen Anschlussfuge ist Mörtel geringer Festigkeit (z.B. Leichtmörtel oder Putz) zu wählen.
114 Nicht tragende Wände 4 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Die Schlankheit biegebeanspruchter Bauteile mit normalen An- in technische und soziokulturell-funktionale Qualitäten einge-
forderungen nach Abschnitt 7.4.2 von DIN EN 1992-1-1/NA teilt werden. Zu den technischen Qualitäten von Trennwänden
[18], die mit ausreichender Überhöhung der Schalung herge- aus Kalksandstein gehören neben den Vorzügen im statisch-
stellt werden, darf nicht größer sein als lf /d  K·35. konstruktiven Bereich vor allem die Vorteile in den bauphysi-
kalischen Disziplinen des Brand-, Schall- und Wärmeschutzes.
Bei Deckenplatten, an die höhere Anforderungen gestellt wer- Die soziokulturell-funktionalen Qualitäten werden durch das
den, weil sie beispielsweise nicht tragende Innenwände zu tra- entstehende Komfortniveau bestimmt. Hierzu gehören der ther-
gen haben, sollte die Schlankheit wie folgt begrenzt werden: mische, visuelle und akustische Komfort sowie die Qualität der
Innenraumluftqualität.
lf 150 lf 2
 K 2 • bzw. d  2 (3.1) Die massive Bauweise von Trennwänden aus Kalksandsteinen
d lf K  • 150
 mit ihrer homogenen Struktur aus Steinen und Mörtel zeichnet
sich insbesondere durch hervorragende Stabilität aus. Hierzu
mit zählt auch die herausragende Tragfähigkeit bei angehängten
lf Stützweite der Decke [m] Konsollasten einschließlich der Dübelverankerung von Lasten,
d Statische Höhe des biegebeanspruchten Bauteils [m] die beispielsweise durch schwere angehängte Küchenschrän-
K Beiwert zur Berücksichtigung der verschiedenen statischen ke entstehen. Durch die Wahl massiver Trennwände ergeben
Systeme nach Tafel 11 sich zudem erhebliche Vorteile hinsichtlich der Gebrauchstaug-
lichkeit, da bei der Verwendung identischer Materialien für tra-
Auch Verformungen, die angrenzende Bauteile des Tragwerks gende und nicht tragende Außen- und Innenwände neben einem
beschädigen könnten, sind in der Regel zu begrenzen. Für die einheitlichem Putzgrund auch gleiche Verformungseigenschaf-
Durchbiegung unter quasi-ständiger Einwirkungskombination ten der Wände gegeben sind. Hierdurch wird in hohem Maße
nach Einbau dieser Bauteile kann die Begrenzung 1/500 der zur Vermeidung von Rissbildungen beigetragen.
Stützweite angenommen werden.
In Bezug auf die bauphysikalischen Eigenschaften zeigen sich
In DIN EN 1992-1-1/NA sind in Abschnitt 7.4.2 weitere Glei- die Vorteile von Kalksandstein-Mauerwerk vor allem im vorbeu-
chungen zur Berechnung der zulässigen Biegeschlankheit an- genden baulichen Brandschutz. Die bauordnungsrechtlichen
gegeben, in welche neben der Betondruckfestigkeit auch der Anforderungen an das Brandverhalten von Baustoffen und an
Längsbewehrungsgrad der Stahlbetonplatte eingeht. Es darf je- den Feuerwiderstand der Wände werden vollumfänglich erfüllt.
doch davon ausgegangen werden, dass unter Einhaltung dieser Trennwände aus Kalksandstein-Mauerwerk sind nicht brennbar
zulässigen Biegeschlankheiten die bereits erläuterte Begren- und können damit auch nicht selbst zu einem Brand beitragen.
zung der Verformung von 1/500 der Stützweite eingehalten ist. Bei normgerechter Ausführung der Wandanschlüsse an die an-
grenzenden Bauteile wird der geforderte Feuerwiderstand pro-
blemlos erfüllt. Alle Brandschutzeigenschaften von Kalksand-
3.5 Vorteile massiver nicht tragender innerer Trennwände stein-Mauerwerk sind zudem seit langem normativ geregelt
und bedürfen keiner weiteren Prüfzeugnisse oder Bescheini-
Nicht tragende Innenwände aus Kalksandstein, die auch als gungen. Im Brandfall wirken sich die Materialeigenschaften von
Trennwände bezeichnet werden, zeichnen sich durch viele Vor- Kalksandstein-Mauerwerk zudem positiv auf das Sicherheits-
teile gegenüber anderen Bauweisen aus. Diese Vorteile können niveau der Gebäude aus, da der Entstehung und Ausbreitung
in Anlehnung an die Nachhaltigkeitsbewertung von Bauwerken von Rauch vorgebeugt wird.

Auch bei anderen Schadensszenarien


Tafel 11 Beiwert K in Abhängigkeit der statischen Systeme nach DIN EN 1992-1-1/NA [18] kann der günstige Beitrag einer massiven
Bauweise mit Kalksandsteinen genutzt
Statisches System K werden. So wird beispielsweise bei Ein-
Frei drehbar gelagerter Einfeldträger; gelenkig gelagerte einachsig oder zwei­ 1,0
tritt eines Hochwasserereignisses das
achsig gespannte Platte materielle Schadensausmaß deutlich
verringert. Die erforderliche Trocknung
Endfeld eines Durchlaufträgers oder einer einachsig gespannten durchlaufenden 1,3 massiver Kalksandsteinwände ist erheb-
Platte; Endfeld einer zweiachsig gespannten Platte, die kontinuierlich über einer
lich günstiger als eine Kompletterneue-
längeren Seite durchläuft
rung durchfeuchteter Verkleidungs- und
Mittelfeld eines Balkens oder einer einachsig oder zweiachsig gespannten Platte 1,5 Dämmmaterialien bei Konstruktionen
Platte, die ohne Unterzüge auf Stützen gelagert ist (Flachdecke) 1,2
in Leichtbauweise. Zudem widerstehen
(auf Grundlage der größeren Spannweite) massive Trennwände absichtlichen oder
unabsichtlichen Beanspruchungen, z.B.
Kragträger 0,4 durch Vandalismus, deutlich besser.

Anmerkungen: Ein weiterer bauphysikalischer Vorteil


Die angegebenen Werte befinden sich im Allgemeinen auf der sicheren Seite. Genauere rechnerische
zeigt sich im Hinblick auf die energe-
Nachweise führen zu dünneren Bauteilen. Für zweiachsig gespannte Platten ist in der Regel der Nachweis
mit der kürzeren Stützweite zu führen. Bei Flachdecken ist in der Regel die größere Stützweite zugrunde tische Qualität des Gebäudes. Massive
zu legen. Die für Flachdecken angegebenen Grenzen sind weniger streng als der zulässige Durchhang von Trennwände aus Kalksandstein-Mauer-
1/250 der Stützweite. Erfahrungsgemäß ist dies ausreichend. werk sind aufgrund ihrer hohen Masse
und Trägheit bei Temperaturänderungen
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 4 Nicht tragende Wände 115

in der Lage, thermische Energie zu puffern. Sie können zusätz- nn Die Mauerwerksbewehrung wird in die Lagerfugen eingelegt
liche Wärme- bzw. Kälteenergie aufnehmen, speichern und erst und hat den Zweck, die Bogentragwirkung zu stärken und
zeitverzögert im Tag-Nacht-Rhythmus wieder abgeben. Auch hin- Risse zu verhindern oder zumindest so zu verteilen, dass sie
sichtlich des akustischen Komforts schützt die Trennwand aus unschädlich sind [19].
Kalksandstein-Mauerwerk den Nutzer vor Schallbelästigungen
aus anderen Wohnbereichen in hohem Maße. Die große Roh- nn Bei der Anordnung von Schlitzen sind die Angaben in DIN EN
dichte von Kalksandsteinen ist ausschlaggebend für die gute 1996-1-1/NA [1] zu beachten.
schallschutztechnische Qualität der Gebäude.
nn Die Schlitztiefe ist generell zu berücksichtigen. Im üblichen
Für das Wohlbefinden und insbesondere die Gesundheit der Fall sollte diese von der Wanddicke t abgezogen werden
Nutzer ist die Innenraumluftqualität in Gebäuden von entschei- und die Wand anschließend mit dem reduzierten Wandquer-
dender Bedeutung. Trennwände aus Kalksandstein-Mauerwerk schnitt bemessen werden.
sind zur Sicherstellung einer hohen Innenraumluftqualität her-
vorragend geeignet. Dies gilt insbesondere, weil Trennwände nn Schlitze für Elektroinstallationen sind mit dafür geeigneten
aus Kalksandstein unbehandelt auch als Sichtmauerwerk aus- Geräten zu sägen oder zu fräsen, damit das Gefüge des Mau-
geführt werden können und in anderen Fällen auch die heute erwerks nicht zerstört wird und die Standsicherheit gewähr-
verfügbaren Ausbaumaterialien (Spachtelmassen, Putze, An- leistet bleibt. Nach Verlegen der Elektroinstallation lassen
striche etc.) emissionsarm sind. Vor allem ältere Menschen sich diese Schlitze problemlos mit Putz schließen.
und Kinder gelten als besonders empfindlich hinsichtlich ei-
ner Belas­tung der Innenraumluft mit Schadstoffen biologischer
(Schimmelpilze, Milben etc.) oder chemisch-physikalischer Her- 3.7 Nicht tragende Innenwände aus KS-Bauplatten BP7
kunft (Faserstäube, Lösungsmittel, Halogene etc.). Ein erheb-
licher Teil an potentiellen Schadstoffquellen in Gebäuden kann Schlanke nicht tragende Innenwände aus KS-Bauplatten mit
bereits in der Planungsphase vermieden werden, indem bei der 70 mm Dicke haben sich seit vielen Jahren im Wohnungsbau,
Auswahl von Baumaterialien emissionsarme Produkte in Ver- aber auch in Büro- und Wirtschaftsbauten, im Schul- und Kran-
bindung mit Trennwänden aus Kalksandstein-Mauerwerk ge- kenhausbau bewährt. Durch ihr günstiges Format und das Nut-
wählt werden. Feder-System lassen sie sich äußerst rationell versetzen. Durch
die Verarbeitung mit Dünnbettmörtel gelangt während der Her-
stellungsphase zudem wenig Baufeuchte in den Rohbau. Stoß-
3.6 Schadensfreie Ausführung und Lagerfugen sind zu vermörteln. KS-Bauplatten sind auch
für den nachträglichen Einbau, für Ausbauten und Sanierungen
Zur schadensfreien Ausführung nicht tragender Innenwände im Baubestand sehr gut geeignet.
sind folgende Konstruktions- und Ausführungshinweise zu be-
achten: Auch für nicht tragende Innenwände kann alternativ das bereits
in Abschnitt 2.3 erläuterte Bemessungsverfahren der Tech-
nn Begrenzung der Deckendurchbiegung durch Einhalten einer nischen Universität Darmstadt [5], [6] angewandt werden, um
Grenzschlankheit (siehe Abschnitt 3.4) erforderlichenfalls größere Wandlängen ausnutzen zu können.
Jedoch ist bei nicht tragenden Innenwänden eine direkte Be-
nn Verringerung der Deckendurchbiegung aus Kriechen und rechnung der Wandlänge nicht möglich, da die bezogene Trag-
Schwinden durch Beachtung der Ausschalfristen und sorgfäl- last Yw von der absoluten Wandhöhe h und gleichzeitig über
tige Nachbehandlung des Betons nach DIN EN 1992-1-1/NA das Seitenverhältnis von der Wandlänge l abhängt, so dass ei-
[18]. Bei kurzen Ausschalfristen sind wirksame Notstützen ne iterative Berechnung erforderlich ist.
zu setzen.
Nachfolgende Gleichung gibt die maximale Länge der Wand in
nn Nicht tragende Innenwände möglichst spät, d.h. nach Aus- Abhängigkeit der einwirkenden Horizontallast an.
schalen der Geschossdecken, aufmauern und ggf. verput-
zen. Um feuchtebedingte Verformungen gering zu halten, 1 ftk1 1 t 2
sollten auf der Baustelle die Materialien – Mauersteine, Bau- lmax = • • • •Yw (3.2)
qh,d t M h
platten – trocken gelagert bzw. vor starker Durchfeuchtung
geschützt werden.
mit
nn Durchbiegungen der unteren Decke können bei nicht tra- l Wandlänge [m]
genden Innenwänden zu einer Lastabtragung als Gewölbe qh,d
Horizontale Holmlast = qh,k · Q
oder Biegeträger führen. Es wird empfohlen, die Innenwände ftk1
Vertikale Biegezugfestigkeit
als selbsttragend (z.B. als Dünnbettmauerwerk) auszubil- ftk2
Horizontale Biegezugfestigkeit
den. Zudem sollte die Wand auf eine Trennlage R 500 aufge- t Biegezugverhältnis: t = ftk1 / ftk2
mauert werden. Yw Bezogene Traglast in Abhängigkeit von: Lagerungs­
bedingungen, h, h/l, t
nn Bei großen Deckenstützweiten können weitere Maßnahmen, M Teilsicherheitsbeiwert auf der Widerstandsseite:
z.B. eine Bewehrung der Wand zur Erhöhung der Risssicher- M = 1,0
heit, erforderlich werden. Q Teilsicherheitsbeiwert auf der Einwirkungsseite: Q = 1,0
h Wandhöhe [m]
t Wanddicke [m]
116 Nicht tragende Wände 4 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Damit können 70 mm dicke Wandbauplatten alternativ zur Er- Bei Türüberdeckungen bis etwa 1 m Breite werden die Platten
mittlung nach den Tafeln 7 und 8 entsprechend nachgewiesen ohne Sturz fortlaufend verlegt und vermörtelt (Bild 9). Während
werden. Da die Wandbauplatten nur als nicht absturzsichernde der Bauphase wird empfohlen, die Bauplatten im Öffnungsbe-
Trennwände eingesetzt werden (Nachweis der Gebrauchs­ reich mit einem horizontal angeordneten Kantholz zu unterstüt-
tauglichkeit), ist im Schadensfall die Auswirkung gering. Vor zen. Vom Arbeitsablauf rationeller ist es jedoch, raumhohe Öff-
diesem Hintergrund ist ein Teilsicherheitsbeiwert von M = 1,0 nungen mit entsprechend ausgebildeten Türzargen vorzusehen.
ausreichend (siehe [20]). In diesem Fall kann bei der Ermittlung der Grenzmaße von ei-
ner vertikalen Halterung der nicht tragenden Innenwand aus-
In Tafel 12 sind für den Haupteinsatzbereich (Einbaubereich 1 – gegangen werden.
siehe Abschnitt 3.1.2) die zulässigen Wandlängen für Kalksand-
stein-Wandbauplatten KS BP7 mit einer
Wanddicke von t = 70 mm in Dünnbett-
mörtel mit Stoßfugenvermörtelung ohne Tafel 12 Erhöhte Wandlängen nicht tragender Innenwände aus KS-Bauplatten BP7
Auflast angegeben. Die Werte gelten für
ein Überbindemaß von lol / hu  0,2 und Wanddicke t = 70 mm, Überbindemaß lol /hu  0,2, Dünnbettmörtel,
charakteris­tische Biegezugfes­tigkeiten mit Stoßfugenvermörtelung
v o n f t k 1 = 0 , 3 4  N / m m 2 u n d
Wandhöhe Zulässige Wandlänge [m]
f tk2 = 0,49 N/mm2, die in [20] ermittelt
[m]
wurden. 4-seitig gehalten, 3-seitig gehalten,
seitlich gelenkig gelagert seitlich gelenkig gelagert;
Weitere Vorteile von Wänden aus KS-Bau- freier seitlicher Rand
platten sind:
2,5 12,0 12,0
Einbaubereich
nn Hohe Beständigkeit, unempfindlich 1 3,0 12,0 12,0
gegen Feuchtigkeit
3,5 12,0 12,0
nn Flächengewinn durch geringe Wand-
dicken 4,0 12,0 12,0

 4,5 12,0 12,0


nn Glatte ebene Wandflächen mit hoher
Maßgenauigkeit

nn Hohe Eigenstabilität der Wände be-


reits bei der Erstellung
Türöffnung Raumhohe Öffnung
nn Gute Tragfähigkeit für Konsollasten
und für Dübel

nn Freie Grundrissgestaltung wegen rela-


tiv geringer Wand­flächengewichte, die
bei üblichen Einsatzgebieten im Woh-
nungsbau als Zuschlag zur Verkehrs-
last bei der Decken­dimensionierung
berücksichtigt werden können.

nn Hohe Steinrohdichte, bereits bei 7 cm Durch raumhoch angelegte Türöffnungen in nicht tragenden Wänden kann der
Dicke mit einem Direkt­schalldämm- zusätzliche Arbeitsaufwand für die Stürze eingespart werden. Bei üblicher Ausführung
erfolgt der Höhenausgleich unter der Decke durch abgelängte, hochkant stehende,
Maß Rw 046 dB (RDK 2,0 zzgl. 2 ·
vermauerte Platten. Schmale Zuschnittplatten sind zu vermeiden.
10 mm Putz) für guten Schallschutz
auch innerhalb der Wohnungen

nn Sicherer Brandschutz, nichtbrennbar;


EI 60 ab 70 mm Dicke Bild 9 Türöffnungen
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 4 Nicht tragende Wände 117

Literatur

[1] DIN EN 1996-1-1:2013-02 Eurocode 6: Bemessung und [12] Röser, W.; Gusia, W.: Gutachten Deckenzuschläge für
Konstruktion von Mauerwerksbauten. Teil 1-1: Allgemeine nicht tragende Wände aus Kalksandstein; Aachen 2005
Regeln für bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk; in Ver- + A1:2015-05
bindung mit DIN EN 1996-1-1/NA:2012-05 + A1:2014- [13] Kirtschig, K.: Gutachtliche Stellungnahmen zur Tragfähig-
03 + A2:2015-01 keit von nichttragenden KS-Innenwänden. Hannover Mai
[2] DIN EN 1996-3:2010-12 Eurocode 6: Bemessung und 1988, Oktober 1986, Januar 1992, Januar 1993, Mai
Konstruktion von Mauerwerksbauten. Teil 3: Vereinfachte 1998
Berechnungsmethoden für unbewehrte Mauerwerks- [14] Kirtschig, K.; Anstötz, W.: Zur Tragfähigkeit von nicht-
bauten; in Verbindung mit DIN EN 1996-3/NA:2012-01 tragenden inneren Trennwänden in Massivbauweise. –
+ A1:2014-03 + A2:2015-01 In: Mauerwerk-Kalender 11, S. 697–734, Verlag Ernst &
[3] DIN 4103-1:2015-06: Nichttragende innere Trennwände Sohn, Berlin 1986
– Teil 1: Anforderungen und Nachweise [15] DGfM Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Woh-
[4] Kirtschig, K.: Gutachtliche Stellungnahme zur Größe der nungsbau e.V.; ZDB Zentralverband Deutsches Baugewer-
Ausfachungsflächen von nichttragenden Außenwänden be (Hgg.): Nichttragende innere Trennwände aus Mauer-
unter Verwendung von großformatigen Kalksandsteinen. werk; Berlin, 2. Auflage 2017
Hannover Juli 1993 [16] Kirtschig, K.: Gutachten zu nichttragen­den, unter Ver-
[5] Richter, L.: Tragfähigkeit nichttragender Wände aus Mau- wendung von Dünnbettmörteln hergestellten KS-Innen-
erwerk, Dissertation, Technische Universität Darmstadt, wänden mit nichtvermörtelten Stoßfugen, 27.4.1998
2009 [17] Schubert, P.: Zur rissfreien Wandlänge von nicht tragen­
[6] Graubner, C.-A.; Richter, L.: Nichttragende Wände aus den Mauerwerkswänden. – In: Mauerwerk-Kalender 13,
Mauerwerk; Forschungsbericht F01-06; Juni 2008 S. 473–488, Verlag Ernst & Sohn, Berlin 1988
[7] Brameshuber, W., Saenger, D.: Forschungsbericht F 7066 – [18] DIN EN 1992-1-1:2011-01 + A1:2015-03 Eurocode 2: Be-
Erarbeiten einer elektronischen Datenbank zu Biegezug­ messung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spann-
fes­tigkeitsversuchen an Mauerwerk aus Kalksandstei- betontragwerken, Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsre-
nen sowie Auswertung der Daten; Aachen, 28.11.2011 geln und Regeln für den Hochbau; in Verbindung mit
[8] Graubner, C.-A.; Richter, L.: Nichttragende Wände aus DIN EN 1992-1-1/NA:2013-04 + A1:2015-12
Mauerwerk; Forschungsbericht F01-08; September 2008 [19] Mann, W.; Zahn, J.: Bewehrtes Mauerwerk zur Lastabtra-
[9] DIN EN 1991-1-4:2010-12 Eurocode 1: Einwirkungen auf gung und zur konstruktiven Rissesicherung, N. V. Bekaert
Tragwerke Teil 1-4: Allgemeine Einwirkungen – Windlasten; S. A., 1996
in Verbindung mit DIN EN 1991-1-4/NA:2010-12 [20] Graubner, C.-A.; Brehm, E.; Schmitt, M.: Bericht – Nicht-
[10] DIN EN 1990:2010-12 Eurocode 0: Grundlagen der tragende Innenwände aus Kalksandstein – Wandbauplat-
Tragwerksplanung; in Verbindung mit DIN EN 1990/ ten KS P7; Frankfurt, 2011
NA:2010-12
[11] DIN EN 1991-1-1:2010-12 Eurocode 1: Einwirkungen auf
Tragwerke Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen – Wichten,
Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau; in Verbindung
mit DIN EN 1991-1-1/NA:2010-12

Bildnachweise
Bild S. 100: Dariusz Jarzabek/AdobeStock; Bild S. 101: Erich Spahn

Bild 4: Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.


Kapitel 5 MAUERMÖRTEL UND PUTZ

Prof.-Dr. Sylvia Stürmer,


Stand: 01/2018 Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 5 Mauermörtel und Putz 119

1. Mauermörtel

1.1 Definition, Aufgaben für Mauerwerk nach DIN EN 1996/NA verwendet werden, wo-
bei sich in der Praxis die Verwendung mit DIN V 18580 durch-
Mauermörtel ist ein Gemisch aus Gesteinskörnung(en) (Zu- gesetzt hat. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieses
schlag, Sand), Bindemittel(n) sowie ggf. Zusatzstoffen und Zu- Buches wurden Anwendungsnorm und Restnorm grundlegend
satzmitteln. überarbeitet. Zukünftig soll DIN 20000-412 als alleinige An-
wendungsnorm mit allen erforderlichen Regelungen für die Ver-
Mauermörtel werden zur Herstellung der Lager-, Stoß- und wendung von Mauermörtel in Deutschland herangezogen wer-
Längsfugen im Mauerwerk sowie zum nachträglichen Verfu- den. Die Norm DIN 18580 soll dann nur noch Regelungen für
gen verwendet. Wesentliche Aufgaben des Mauermörtels sind auf der Baustelle hergestellte Normalmauermörtel (Baustellen-
der Ausgleich der Maßtoleranzen der Mauersteine, deren kraft- mörtel) enthalten, die in DIN 20000-412/DIN EN 998-2 nicht
schlüssige Verbindung und ein funktionsgerechter Fugenab- geregelt sind.
schluss bei Sichtmauerwerk. Er trägt insofern maßgeblich zum
Tragverhalten des Mauerwerks und bei Sichtmauerwerken zum
Witterungsschutz bei. 1.3 Lieferformen

Zu unterscheiden sind:
1.2 Technische Regelwerke

Mauermörtel sind europäisch harmonisiert in DIN EN 998-2 Werkmörtel


[1] genormt. Um Mauermörtel nach DIN EN 998-2 für Mauer- Werkmörtel sind im Mörtelwerk oder außerhalb unter werkmä-
werk nach DIN EN 1996/NA [2] verwenden zu können, muss ßigen Bedingungen aus Ausgangsstoffen nach DIN V 18580/
nach VV TB die zugehörige Anwendungsnorm DIN V 20000-412 DIN EN 998-2 zusammengesetzte Mörtelmischungen.
[3] beachtet werden. Da bauaufsichtlich in Deutschland für
die Verwendung jedoch zusätzliche Anforderungen an Mauer- Der Werkmörtelanteil beträgt heute etwa 80 bis 90 %. Durch
mörtel bestehen, die nicht nach DIN EN 998-2 deklariert wer- die werkmäßige Herstellung ist eine hohe Gleichmäßigkeit der
den können, müssen für die jeweilige deutsche Mörtelgruppe Eigenschaftswerte erreichbar und eine gezielte Optimierung für
deutlich höhere Mörteldruckfestigkeiten eingehalten werden, den jeweiligen Anwendungsfall möglich. Bei Werkmörteln gibt
als dies in Deutschland üblich ist. Daher darf nach VV TB al- es folgende Lieferformen:
ternativ auch die so genannte Restnorm DIN V 18580 [4] für
die Verwendung berücksichtigt werden. Nach dieser Norm sind nn Werk-Trockenmörtel
zusätzliche Prüfungen des Mörtels erforderlich, deren Ergeb- Ein fertiges Gemisch aller trockenen Ausgangsstoffe, dem
nisse der Hersteller gemäß VV TB Abschnitt D.3 als freiwillige bei der Aufbereitung auf der Baustelle nur noch Wasser zu-
Angaben zum Produkt angeben kann und deren Korrektheit in gemischt werden darf, um eine verarbeitbare Konsis­tenz zu
einer technischen Dokumentation darzulegen sind. Für die Pra- erreichen. Werk-Trockenmörtel wird im Silo oder in Säcken
xis ist es daher in der Regel ausreichend, wenn der Herstel- auf die Baustelle geliefert.
ler bescheinigt, dass die Anforderungen an den Mörtel nach
DIN V 18580 eingehalten sind. nn Werk-Vormörtel
Ein Gemisch aus Gesteinskörnungen (Zuschlägen) und Kalk
Mauermörtel nach DIN EN 998-2 kann somit entweder mit sowie ggf. weiteren Zusätzen. Auf der Baustelle werden Ze-
der Anwendungsnorm oder mit der Restnorm in Deutschland ment (nach Herstellerangabe) und Wasser zugegeben. Werk-
Vormörtel ist vor allem in Norddeutsch-
land verbreitet.

nn Werk-Frischmörtel
Normalmauermörtel (NM) Leichtmörtel (LM) Dünnbettmörtel (DM) Gebrauchsfertiger Mörtel in verarbeit-
d  1.500 kg/m3 d < 1.500 kg/m3 d  1.300 kg/m3 barer Konsistenz, der in Fahrmischern
auf die Baustelle geliefert, dort in Mör-
Gesteinskörnungsarten nach DIN EN 13139
telkübeln entladen wird und in der Re-
Größtkorn: 1,0 mm gel 36 Stunden verarbeitbar ist. Eine
bauseitige Wasserzugabe ist nicht zu-
NM II, II a, III, III a LM 21, LM 36 NM III
lässig!
nach Rezept
nach Eignungsnachweis
Baustellenmörtel nn Mehrkammer-Silomörtel
In einem Silo sind in getrennten Kam-
Werkmörtel mern die Mörtelausgangsstoffe enthal-
Werk-Vormörtel ten. Sie werden unter Wasserzu­gabe
Werk-Trockenmörtel automatisch dosiert und gemischt,
Werk-Frischmörtel so dass am Mischerauslauf auf der
Sollfugendicke: 10 bzw. 12 mm Fugendicke: Baustelle verarbeitungsfähiger Mörtel
1 bis 3 mm entnommen werden kann. Bei Mehr-
kammer-Silomörtel darf das Mischungs­-
verhältnis baustellenseitig nicht verän-
Bild 1 Merkmale von Mauermörteln dert werden.
120 Mauermörtel und Putz 5 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Baustellenmörtel Kennzeichnung der Dünnbettmörtel:


Baustellenmörtel wird auf der Baustelle aus den angeliefer- Unternehmen, die Dünnbettmörtel herstellen und die Anforde-
ten, trocken und sauber zu lagernden Ausgangsstoffen herge- rungen des RAL-Gütezeichens Werktrockenmörtel erfüllen sowie
stellt. Er darf nur als Normalmauermörtel hergestellt werden, entsprechend gekennzeichnet sind, erhalten mit der Erfüllung
siehe Abschnitt 1.4. Die Ausgangsstoffe müssen mit Waagen der Anforderungen des Gütesicherungssystems „KS-Dünnbett-
oder Zumessbehältern abgemessen werden. Wird die Mörtelzu- mörtel“ das Recht, zusätzlich – neben dem RAL-Gütezeichen
sammensetzung nach Tafel 1 eingehalten, sind keine weiteren WTM – die Produkte mit dem Bildzeichen des BVKSI (KS-Logo)
Nachweise erforderlich. Andernfalls und stets bei Normalmau- bzw. mit dem Bildzeichen KS-XL zu kennzeichnen.
ermörtel der Gruppe IIIa ist eine Erstprüfung mit dem Mörtel
durchzuführen und es sind die Anforderungen der DIN V 18580 Die speziellen Anforderungen im Güte­sicherungssystem KS-
einzuhalten. Dünnbettmörtel sind in den Anforderungen an die „Überwa-
chung und Zertifizierung von KS-Dünnbettmörteln“ beschrieben.

1.4 Mörtelarten
INFO
In DIN V 18580/DIN EN 998-2 werden drei Mörtelarten unter- Die Kalksandsteinindustrie empfiehlt, bei der Herstellung von
schieden: Planstein-Mauerwerk Dünnbettmörtel mit Zertifikat zu verwen-
den. Die vom Dünnbettmörtel-Hersteller empfohlene Zahn-
nn Normalmauermörtel (NM) schiene, üblicherweise auf dem Mörtelsack abgebildet, ist zu
verwenden.
nn Dünnbettmörtel (DM)

nn Leichtmörtel (LM) Leichtmörtel (LM) sind Werk-Trocken- oder Werk-Frischmör-


tel mit leichten Gesteinskörnungen (Leichtzuschlägen) ggf.
auch mit Anteilen von Gesteinskörnungen mit dichtem Gefü-
Normalmauermörtel (NM) sind Baustellen- oder Werkmörtel aus ge. Die Trockenrohdichte der Leichtmörtel muss kleiner als
Gesteinskörnungen mit in der Regel dichtem Gefüge und einer 1.500 kg/m3 sein. Sie werden nach der Wärmeleitfähigkeit
Trockenrohdichte d  1.500 kg/m³. Normalmauermörtel kön- 10,tr in die Gruppen LM 21 (10,tr = 0,21 W/(m·K)) und LM 36
nen als Rezeptmörtel (ohne Zusätze) nach Tafel 1 hergestellt (10,tr = 0,36 W/(m·K)) eingeteilt. Die beiden Gruppen unter-
werden. Wegen der langjährigen Erfahrung mit diesen Mörteln scheiden sich zudem nach Trockenrohdichte ( d   700 bzw.
sind weniger Eigenschaftsnachweise erforderlich. Sobald bei 1.000 kg/m3) und Querdehnungsmodul.
Rezeptmörteln Zusätze verwendet werden, müssen Eignungs-
prüfungen durchgeführt werden.
1.5 Anforderungen
Die Normalmauermörtel werden nach steigender Mindestdruck-
festigkeit in die Gruppen I, II, IIa, III und IIIa eingeteilt. Normal- Die Anforderungen an Mauermörtel in DIN V 18580/DIN EN
mauermörtel der Gruppe I ist für tragendes Mauerwerk nach 998-2 sind in Tafel 2 zusammengestellt. Sie müssen zusam-
DIN EN 1996-1-1/NA nicht zulässig. men mit weiteren Anforderungen im Rahmen einer Erstprüfung
und der werkseigenen Produktionskontrolle (WPK) nachgewie-
Dünnbettmörtel (DM) sind Werk-Trockenmörtel aus Gesteins- sen werden. Dadurch werden – sachgerechte Verarbeitung
körnungen mit in der Regel dichtem Gefüge und einem Größt- vorausgesetzt – die angestrebten Mörteleigenschaften im
korn von 1,0 mm. Sie werden der Gruppe NM III zugeordnet. Mauerwerk gewährleistet. Von besonderer Bedeutung für die
Die Trockenrohdichte liegt im Allgemeinen über 1.500 kg/m3. Mauerwerksfestigkeit sind die Druck- und Haftscherfestigkeit
des Mauermörtels. Die Druckfestigkeit des Mörtels im Mau-

Tafel 1 Rezeptmörtel (Normalmauermörtel); Zusammensetzung und Mischungsverhältnis in Raumteilen (aus DIN V 18580 Anhang A)
V 20000-412

Mörtelgruppe Mörtelklasse nach Luftkalk Hydraulischer Hochhydraulischer Zement Sand1) aus


DIN EN 998-2 Kalk Kalk (HL5), Putz- und natürlichem
Mauerbinder (MC5) Gestein
NM Kalkteig Kalkhydrat (HL2)
1,5 – – – 1 8
– 2 – – 1 8
II M 2,5
– – 2 – 1 8
– – – 1 – 3

– 1 – – 1 6
IIa M5
– – – 2 1 8

III M 10 – – – – 1 4
1)
Die Werte des Sandanteils beziehen sich auf den lagerfeuchten Zustand.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 5 Mauermörtel und Putz 121

erwerk kann sehr wesentlich durch den Steinkontakt (Absau- Bedeutung. Für den Verbund der Mauersteine und damit für
gen von Anmachwasser) beeinflusst werden. Daher muss bei die Zug-, Biegezug- und Schubbeanspruchbarkeit des Mauer-
NM und LM auch eine bestimmte Fugendruckfestigkeit nach- werks ist eine ausreichende Haftscherfestigkeit zwischen Mau-
gewiesen werden. Bei DM ist die Mörteldruckfestigkeit wegen ermörtel und Mauerstein erforderlich. Sie wird mit einem euro-
der dünnen Fuge für die Mauerwerksdruckfestigkeit kaum von päischen Prüfverfahren nachgewiesen (Tafel 2).

Tafel 2 Anforderungen an Mauermörtel (außer Rezeptmörtel)1) nach DIN V 18580 bzw. DIN EN 998-2

Normalmauermörtel (NM) Leichtmauermörtel (LM) Dünnbettmörtel (DM)

Mörtelgruppe nach DIN V 18580


Prüfgröße Kurz-
II IIa III IIIa LM21 LM36 DM
Prüfnorm zeichen
Mörtelklasse nach DIN EN 998-2

M 2,5 M5 M 10 M 20 M5 M5 M 10

Druckfestigkeit D
2,5 5 10 20 5 5 10
DIN EN 1015-11 [N/mm²]

Fugendruckfestigkeit D,F
DIN 18555-9 [N/mm²]

Verfahren I D,FI 1,25 2,5 5,0 10,0 2,5 –

Verfahren II D,FII 2,5 5,0 10,0 20,0 5,0 –

Verfahren III D,FIII 1,75 3,5 7,0 14,0 3,5 –

Druckfestigkeit bei Feuchtlagerung D,f  70 % vom


– – – – –
nach (DIN 18555-3) [N/mm²] Istwert D

Verbundfestigkeit
Charakteristische Anfangsscher- fvk0
0,04 0,08 0,10 0,12 0,08 0,20
festigkeit (Haftscherfestigkeit)2) [N/mm²]
DIN EN 1052-3

Haftscherfestigkeit (Mittelwert) HS


0,10 0,20 0,25 0,30 0,20 0,50
DIN 18555-5 [N/mm²]

 1.500  700  1.000


3)
Trockenrohdichte d

DIN EN 1015-10 [kg/m³] max. Abweichung

+10 % vom Istwert

Querdehnungsmodul Eq
–  7.500  15.000 –
DIN 18555-4 [N/mm²]

Längsdehnungsmodul El
–  2.000  3.000 –
DIN 18555-4 [N/mm²]

Wärmeleitfähigkeit 10,tr
–  0,184)  0,274) –
DIN EN 1745 [W/(m · K)]

Verarbeitbarkeitszeit tv
– – – 4
DIN EN 1015-9 [h]

Korrigierbarkeitszeit tk
– – – 7
DIN EN 1015-9 [min]

Prüfalter für Festmörteleigenschaften: 28 d; Festigkeiten: Mindestwerte; Normalmauermörtel NMI (M1): Keine Anforderungen
1)
 Für diese gelten die Anforderungen als erfüllt.
2)
 Prüfung darf ohne Vorbelastung an 5 Prüfkörpern erfolgen: fvk0 = 0,8 · fvo
3)
 Der d-Wert bei Erstprüfung ist mit ±10 % Grenzabweichung einzuhalten.
4)
 Bei Nachweis 10,tr nach DIN EN 1745 wenn d > 700 bzw. > 1.000 kg/m3
122 Mauermörtel und Putz 5 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Bild 2 Anmischen von Dünnbettmörtel Bild 3 Mörtelauftrag mit Mörtelschlitten Bild 4 Versetzen von KS -R-Plansteinen
in Dünn­bettmörtel

Mit zunehmender Verformungsfähigkeit der Mauermörtel in der


Lagerfuge quer zur vertikalen Belastung des Mauerwerks ver- INFO
ringert sich die Mauerwerksdruckfestigkeit. Deshalb wird eine Eine planmäßige Lagerfugen­dicke von 2 mm ist bei Dünnbett-
gewisse „Mindeststeifigkeit“ des Mörtels verlangt, die durch ei- mörtel im Hinblick auf Ver­arbeitung und Verbund vorzusehen.
nen ausreichend hohen Querdehnungsmodul nachzuweisen ist.

Bei Dünnbettmörtel besteht wegen der dünnen Fuge die Ge-


fahr, dass von den Mauersteinen zuviel Mörtelwasser abge- 1.7 Mörtel für Sichtmauerwerk
saugt wird. Um das zu vermeiden, müssen die Dünnbettmörtel
ein hohes Wasserrückhaltevermögen aufweisen. Zur Gewähr- Kalksandstein-Sichtmauerwerk mit Normalmauermörtel soll mit
leistung ausreichend langer Verarbeitbarkeitszeit eines ange- Mörtel der Gruppe IIa in einem Arbeitsgang mit Fugenglattstrich
rührten Gebindes (Sack) und genügender Zeit, um den Mauer- hergestellt werden (Bild 5), da so am ehesten die vollständige
stein nach dem Mörtelauftrag in die richtige Position zu bringen Vermörtelung der Mörtelfugen sichergestellt wird.
(Korrigierbarkeitszeit), sind entsprechende Mindestzeiten für
Dünnbettmörtel nachzuweisen, siehe Tafel 2. Die Bilder 2 bis Es kann auch das nachträgliche Verfugen angewendet werden.
4 zeigen das Mischen, das Aufbringen von DM und das Verset- Dazu wird der Fugenmörtel kurze Zeit nach dem Vermauern
zen von Plansteinen.

1.6 Allgemeine Anwendung

Die Verwendung von Normalmauermörtel der Gruppe I ist nach „Abschneiden“ mit der Kelle
DIN EN 1996-1-1/NA unzulässig. Die Gruppen III und IIIa wei- und nach dem Ansteifen:
sen eine sehr hohe Festigkeit auf und sollten daher für Außen- Glattstreichen mit einem
schalen (Verblendschalen) von zweischaligem Mauerwerk nicht abriebfreien Schlauchstück
eingesetzt werden. Für die meisten Anwendungsfälle ist NM IIa
am besten geeignet.

Außer Normalmauermörtel darf auch Dünnbettmörtel in der Au-


ßenschale von zweischaligem Mauerwerk verwendet werden.
Für diese Bauart sind Luftschichtanker mit einer allgemeinen
bauaufsichtlichen Zulassung (abZ) zu verwenden.

Bei Anwendung von NM und LM beträgt die Sollfugen­dicke nach


DIN EN 1996-1-1/NA 12 mm für die Lagerfuge und 10 mm für
die (planmäßig vermörtelte) Stoßfuge. Die Anwendung von Dünn-
bettmörtel setzt eine entsprechend geringe Maßtoleranz der
Mauersteine in der Steinhöhe von ±1,0 mm voraus. Die Dicke der
Lager- und Stoßfugen muss nach DIN EN 1996-1-1/NA zwischen
1 und 3 mm betragen. Bild 5 Fugenglattstrich
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 5 Mauermörtel und Putz 123

an der Außenseite ca. 15 mm tief aus-


gekratzt. Die offene Fuge wird nachträg- Fugen bei Sichtmauerwerk
lich mit dem erdfeuchten bis schwach
plastischen Fugenmörtel fachgerecht ge-
1. Fugen auskratzen 2. Fassaden- 5. Säubern/Nachbehandlung
schlossen, Bild 6. reinigung
3. Vornässen
Die Form der Mörtelfuge darf den Ab-
15 mm 4. Verfugen
fluss von Niederschlagswasser nicht be-
hindern, Bild 7.

Fuge

Fuge
Bei Verblendschalen hat der Mauermörtel
die Aufgabe, gemeinsam mit dem Mauer-
Holzbrettchen
stein eine geschlossene Fläche zu bilden,
die den Witterungsbeanspruchungen wi-
dersteht. Deshalb muss der Mauermörtel
besonders gut am Stein haften. Andern-
falls bilden sich Spalten zwischen Stein
und Fugenmörtel, so genannte Flanken- Bild 6 Nachträgliche Verfugung, Steinbreite  105 mm
abrisse, die das Eindringen von Nieder-
schlagswasser in das Mauerwerk fördern
und damit seine Dauerhaftigkeit beein-
trächtigen. Richtige Ausführung

Mauermörtel für Verblendschalen wer-


den daher in ihrer Zusammensetzung
auf das Saugverhalten der Steine ab-
gestimmt. Dabei wird das Wasserrück-
haltevermögen durch Zusatzstoffe und/
15 bis 20 mm Fugenglattstrich Fugenglattstrich
oder Zusatzmittel, wie z.B Methylzellulo-
se, eingestellt. Die Produktempfehlungen Nachträgliche Verfugung
des Mörtelherstellers müssen beachtet
Ungünstige Ausführung
werden.

INFO
Für Sichtmauerwerk, vor allem für Ver-
blendmauerwerk, ist wegen der gleich-
mäßigen und ggf. besonders auf den
Anwendungsfall abgestimmten Zusam- Falsche Ausführung
mensetzung Werk-Trockenmörtel zu em­
pfehlen.

Der Mauermörtel in Verblendschalen


muss ausreichend druckfest und gleich-
zeitig genügend verformungsfähig sein.
Da Verblendschalen weniger vertikal be-
lastet sind, sind Verformungen – z.B. in- Bild 7 Fugenausbildung bei Sichtmauerwerk
folge Temperaturänderung – größer als
in belastetem Mauerwerk. Die Formän-
derungen führen ggf. auch zu Dehnungen
mit Zugbeanspruchung, die von Mauer- INFO
steinen und Fugenmörtel aufgenommen Die Lieferform Werk-Trockenmörtel ist dem Baustellenmörtel aus den nachfolgend
werden müssen. Verformbare Mauermör- genannten Gründen in jedem Fall vorzuziehen:
tel mit geringem Elastizitätsmodul wir­-
ken sich günstig auf die Risssicherheit n Gleichbleibend hohe Qualität durch genaue Dosierung der Mörtelausgangsstoffe
aus. Der Mörtel muss andererseits aus- und damit einfache Handhabung auf der Baustelle
reichend fest und beständig gegen Wit-
terungsbeanspruchung sein, insbesonde- n Anpassung an das Saugverhalten der Kalksandstein-Verblender und damit höhere
re gegen Frosteinwirkung. Daher werden Sicherheit gegen „Mörtelverbrennen“ und Flankenabrisse
im Allgemeinen Mauermörtel der Normal-
mauermörtel der Gruppe IIa empfohlen. n Höhere Mörtel-Haftscherfestigkeit: hoher und schneller Haftverbund
Mauern bei Frost ist nur unter besonde-
124 Mauermörtel und Putz 5 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

ren Schutzmaßnahmen (z. B. Einhausen) erlaubt. Frostschutz-


mittel und der Einsatz von Salzen sind nicht zulässig. Alle Maß-
nahmen sind nach VOB/C:DIN 18330 mit dem Auftraggeber
abzustimmen [5].

Werk-Trockenmörtel können eingefärbt werden und ermöglichen


damit die gezielte Herstellung eines gewünschten Erscheinungs-
bildes der Verblendschale.

Für besonders durch Schlagregen beanspruchtes Mauerwerk


können die Mörtel, ähnlich wie Putze, hydrophobiert werden.
Dazu werden den Mörteln hydrophobierende Zusätze, wie z.B.
Stearine, zugemischt.

Werkseitig hydrophobierte Kalksandstein-Verblender sind mit


darauf abgestimmten Mörteln zu verarbeiten.

Bild 8 Der Werk-Trockenmörtel ist vor Witterungseinflüssen zu


1.8 Bauseitige Lagerung, Mörtelsilos schützen.

Mauermörtel, die als Sackware angeliefert werden, sind sicher


geschützt vor Witterungseinflüssen und Bodenfeuchtigkeit tro- sicher sein. In Abstimmung mit der Bau-Berufsgenossenschaft
cken zu lagern, Bild 8. ist vereinbart, dass der Besteller des Mörtels für den sicheren
Stellplatz verantwortlich ist. Wesentliche Kriterien für einen
Der Frischmörtel ist in den Mörtelkübeln wirksam vor Bereg- standsicheren Stellplatz sind ein tragfähiger Untergrund und
nung und Verdunstung zu schützen. ein ausreichender Sicherheitsabstand zu Böschungen. Für die
Silostellung ist zudem der Mindestabstand zu Strom führen-
Bei der Anlieferung der Mörtel im Silo sind die Hinweise des den Freileitungen zu beachten. Da das Silo auch in Zeiten an-
Mörtelherstellers zur Aufstellung der Silos zu beachten [6]. geliefert wird, in denen die Baustelle nicht besetzt ist, muss
Insbesondere muss der Stellplatz für das Transportsilo stand­ der Standplatz gesichert zugängig und eindeutig markiert sein.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 5 Mauermörtel und Putz 125

2. Putz

2.1 Definition, Aufgaben Aufgaben von Putzen/Putzsystemen:

Putz ist ein an Wänden und Decken aufgetragener Belag aus nn Schaffung von ebenen Oberflächen als Sichtflächen oder
Putzmörtel oder Beschichtungen mit putzartigem Aussehen. Untergrund für Anstriche, Tapeten, Beschichtungen
Putzmörtel ist ein Gemisch aus Bindemittel, Gesteinskörnung,
ggf. Zusätzen und Wasser. nn Beständigkeit gegen langzeitig einwirkende Feuchtigkeit in In-
nenräumen (Innenwand- und Deckenputze in Feuchträumen)
Putz wird ein- oder mehrlagig in bestimmter Dicke aufgebracht.
Die Lagen eines Putzes (Unter-, Oberputze), die in ihrer Gesamt- nn Ausreichende mechanische Beanspruchbarkeit bzw. Abrieb-
heit und in Wechselwirkung mit dem Putzgrund die Anforderun- festigkeit (z.B. Sockelputz, Treppenhauswände, Außenwand-
gen an den Putz erfüllen, werden als Putzsystem bezeichnet. putz als Träger von Beschichtungen – z.B. Kellerwandputze
Bewährte Putzsysteme sind in DIN 18550 [7] für Außen-, In- – oder mit erhöhter mechanischer Beanspruchung)
nen- und Leichtputze (außen) tabelliert. In den Tafeln 3 und 4
sind Mörtelgruppen und zuzuordnende Druckfestigkeitskatego- nn Witterungsschutz, vor allem Feuchteschutz (Regenschutz)
rien aufgeführt. Putz erreicht seine endgültigen Eigenschaften
erst durch Verfestigung am Bauteil. nn Ästhetisch ansprechende Oberflächenausbildung
(z.B. Struktur, Farbe)
Grundsätzlich ist zwischen Innen- und Außenputz sowie zwi-
schen Putzen (Putzarten) für verschiedene Anforderungen zu
unterscheiden. 2.2 Technische Regelwerke

Mineralische Putzmörtel nach DIN EN 998-1 [8] werden auf Ba-


INFO sis natürlicher Rohstoffe hergestellt.
Einlagig aufgetragene Putze sind in der Regel Untergründe zur
weiteren Bearbeitung. Bei höheren Anforderungen sind auf den DIN EN 998-1 gilt für im Werk hergestellte Putzmörtel aus an-
Grundputz z.B. zusätzliche Wandbeläge (Vliese, Gewebetape- organischen Bindemitteln für Außen- und Innenputz. Die Norm
ten) oder fachgerecht aufgebaute Beschichtungen nach enthält Definitionen und Anforderungen.
DIN 18550-2 mit Grundierung, (Gewebe-, Vlies-) Spachtelung
und Beschichtung bzw. Anstrich aufzubringen. In Abstimmung Entspricht der Putzmörtel DIN EN 998-1, so darf er mit einer
mit dem Bauherren ist frühzeitig ein abgestimmtes Oberflä- CE-Kennzeichnung versehen und verwendet werden.
chensystem (Grundputz, Beschichtung, Wandbeläge) festzule-
gen und auszuschreiben. DIN V 18550 [7] enthält die handwerklichen Ausführungsre-
geln und die anerkannten Regeln der Technik für das Verputzen.

Tafel 3 Putzmörtel und Anwendungsmöglichkeiten

Bezeichnung Beschreibung Übliche Druckfestigkeits­ Anwendungs- Ehemalige Putzmörtelgruppen


kategorie nach DIN EN 998-1 beispiele nach DIN V 18550
Mörtel mit Luftkalk (CL) Putzmörtel mit Luftkalk (Kalk­ CS I Denkmalpflege PI
hydrat) als Hauptbindemittel
Mörtel mit hydrauli­ Putzmörtel mit Hauptbindemittel CS I/CS II Außenbereich, PI
schem Kalk (NHL, HL) hydraulischer Kalk (NHL, HL) Denkmalpflege
Kalk-Zementmörtel Putzmörtel, der die Bindemittel CS II/CS III Außenbereich, P II
Baukalk (Kalkhydrat) und Sockelbereich
Zement enthält
Zementmörtel Putzmörtel mit Hauptbinde­mittel CS III/CS IV Außenbereich P III
Zement (Sockel, Keller-
außenwände)

Tafel 4 Klassifizierung der Eigenschaften von Fest-Putzmörtel – DIN EN 998-1

Eigenschaft Kategorien Eigenschaftswerte


Druckfestigkeit im Alter von 28 Tagen CS I 0,4 bis 2,5
[N/mm²] CS II 1,5 bis 5,0
CS III 3,5 bis 7,5
CS IV 6
Kapillare Wasseraufnahme W0 nicht festgelegt
[kg/(m²·min0,5)] W1 c  0,40
W2 c  0,20
Wärmeleitfähigkeit T1  0,1
[W/(m·K)] T2  0,2
126 Mauermörtel und Putz 5 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

2.4 Einteilung der Putze


INFO
Neben den europäischen Normen DIN EN 13941-1 für Außen- 2.4.1 Eigenschaften/Verwendungszweck
putz und DIN EN 13491-2 für Innenputz gelten in Deutschland Nach den Eigenschaften und/oder dem Verwendungszweck las-
zusätzlich die Normen DIN 18550-1 und DIN 18550-2 für die sen sich die Putzmörtel wie folgt unterscheiden:
„Planung, Zubereitung und Ausführung von Außen- und Innen-
putzen“ mit „Ergänzenden Festlegungen zu DIN EN 13914-1 nn Normalputzmörtel (GP)
und DIN EN 13914-2“. Auf diese deutschen Normen wird auch
in der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) nn Leichtputzmörtel (LW)
für Putz- und Stuckarbeiten DIN 18350 [9] Bezug genommen.
nn Edelputzmörtel (CR)

Entspricht der Putzmörtel DIN EN 998-1, wird er mit einem nn Einlagenputzmörtel für außen (OC)
CE-Kennzeichen versehen.
nn Sanierputzmörtel (R)

2.3 Lieferformen nn Wärmedämmputzmörtel (T).

Putzmörtel werden heute in der Regel als Werk-Trockenmörtel


hergestellt, maschinell gemischt, gefördert und verarbeitet. Die Die Kurzzeichen beziehen sich auf die englische Bezeichnung
Werk-Trockenmörteltechnologie gewährleistet hohe Gleichmä- im Rahmen der europäischen Normen.
ßigkeit und erlaubt die gezielte Zusammensetzung der Putz-
mörtel auf besondere Bedingungen des Putzgrundes oder der
Verarbeitung. Deshalb empfiehlt sich die vorzugsweise Anwen- 2.4.2 Bindemittelart
dung von Werkputzmörteln. Werkputzmörtel wird als Werktro- Nach der Bindemittelart wird unterschieden in
ckenmörtel fertig auf die Baustelle geliefert. Dort wird er durch
Zugabe von Wasser und Mischen auf eine Verarbeitungs-Kon- nn Putze mit mineralischen Bindemitteln (mineralische Putze)
sistenz gebracht. Als Werkfrischmörtel wird er fertig gemischt aus Putzmörteln nach DIN EN 998-1 und DIN EN 13279-1
auf die Baustelle gebracht. Er ist ohne weitere Arbeitsschritte (Gipsbinder und -trockenmörtel). Die Putze werden in DIN V
sofort verarbeitbar. 18550 nach Mörtelart (Bindemittelart) in Putzmörtelgruppen
– wie bisher – eingeteilt, jedoch ohne die bisherigen Anforde-
Putzmörtel können im Sonderfall auch aus Werkmörtel oder rungen an die Druckfestigkeit, Tafel 3. Diese ist mit anderen
als Baustellenmörtel hergestellt werden. Eigenschaften in DIN EN 998-1 nach Kategorien klassifiziert,
Tafel 4.
nn Werkmörtel
nn Putze mit organischen Bindemitteln (Kunstharzputze). Für
Zu den Werkmörteln gehören auch werkmäßig hergestellte diese sind Beschichtungen mit putzartigem Aussehen nach
Kalk-Sand-Werk-Vormörtel. Dieser Mörtel kommt als Kalk- DIN 18558 zu verwenden. Sie werden in die Typen
Sand-Vorgemisch auf die Baustelle, wo ihm Wasser und wei-
tere Bestandteile (z.B. Zement) nach Angabe des Lieferwerks −− P Org 1 – Anwendung als Außen- und Innenputze und
zugegeben werden.
−− P Org 2 – Anwendung als Innenputz unterschieden.
nn Baustellenmörtel

Putzmörtel, die auf der Baustelle zusammengesetzt und ge- 2.4.3 Anforderungen / besondere Eigenschaften
mischt werden. Neben Putzen, die allgemeinen Anforderungen genügen, gibt es
Putze mit besonderen Eigenschaften, die zusätzlichen Anforde-
rungen genügen. Sie sind nachfolgend aufgeführt.
INFO
Aufgrund der größeren Qualitätsschwankungen sind Werk- und
Baustellenmörtel nicht zu empfehlen. Wasser hemmende, Wasser abweisende Putze/Putzsysteme
für Anforderungen nach DIN 4108-3 (Schlagregenschutz)
Das Putzsystem muss nach DIN 18550 aufgebaut sein. Die
Die Putzmörtel werden als Sack- oder Siloware auf die Baustel- den Regenschutz im Wesentlichen bewirkende(n) Putzlage(n)
le geliefert. Zur Aufstellung der Baustellensilos sind die Hin- muss/müssen den Anforderungen der Klassen W0 bis W2 nach
weise der Mörtelhersteller zu beachten, siehe Abschnitt 1.8. DIN EN 13914-1 genügen [10].

Die Anwendung von Außenputzen bei unterschiedlichen Schlag-


regenbeanspruchungen in Deutschland ist in DIN 4108-3 gere-
gelt. Die Anforderung an wasserabweisende Putze enthält Ta-
fel 5. Anforderungen an den Regenschutz von Außenbauteilen
sind in Tafel 6 beschrieben.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 5 Mauermörtel und Putz 127

Tafel 5 Kriterien für wasserabweisende Putze und Beschichtungen nach DIN 4108-3 bei Prüfung nach DIN EN ISO 151481) aus [11]

Kriterien Wasseraufnahmekoeffizient Wasserdampfdiffusionsäquivalente Produkt


für den Ww Luftschichtdicke Ww ∙ sd
Regenschutz [kg/(m2∙h0,5)] sd [m] [kg/(m∙h0,5)]
Wasserabweisend  0,5  2,0  0,2

1)
Siehe hierzu auch DIN 18550

Mit diesen Anforderungen soll erreicht werden, dass eingedrun- nen der Druckfestigkeitsklassen  8 sollte jedoch die Mindest-
genes Wasser durch Kapillartransport und Diffusion wieder ab- druckfestigkeit für CS IV nicht wesentlich überschritten werden.
trocknen kann. Die Anforderung gilt für Putzsysteme; bei zweila-
gigem Außenputz also für das System aus Unter- und Oberputz.
INFO
Sockelputze sowie Kellerwandaußenputze sind im erdberühr-
Außensockelputz ten Bereich immer abzudichten. Der Putz dient als Träger der
Außensockelputze müssen ausreichend fest, Wasser abwei- vertikalen Abdichtung [7, 13].
send und widerstandsfähig gegen kombinierte Einwirkung von
Feuchte und Frost sein, z.B. mineralische Putze Kategorie CS IV.
Auf leichteren und weicheren Wandbaustoffen (Steine der Fes­
tigkeitsklasse  C8) sollten jedoch Außensockelputze (Unter- Wärmedämmputz / -putzsysteme
putze) der Kategorie CS III nach DIN EN 998-1 (Druckfestigkeit Wärmedämmputzsysteme werden zur Verbesserung der Wärme-
3,5 bis 7,5 N/mm2) mit hydraulischen Bindemitteln aufgebracht dämmung von einschaligen Außenwänden eingesetzt. Sie sind
werden (Tafel 6). Die Druckfestigkeit mineralischer Oberputze in DIN 18550-1 und EN 998-1 genormt und bestehen aus einem
soll mindestens 2,5 N/mm2 betragen. Organische Oberputze wärmedämmenden Unterputz (Wärmedämmputz) mit leichten
müssen der Mörtelgruppe P Org 1 entsprechen. wärmedämmenden Zuschlägen, z.B. expandiertes Polystyrol,
und einem Wasser abweisendem Oberputz im Außenbereich.
Bei Wärmedämm-Verbundsystemen sind für den armierten Un- Der Wärmedämmputz muss einen Rechenwert der Wärme-
terputz bzw. die Armierungsschicht die systemzugehörigen Kom- leitfähigkeit von höchstens 0,2 W/(m·K) aufweisen. Die Putz­
ponenten (Mörtel, Gewebe) zu verwenden. dicke muss mindestens 20 mm und soll in der Regel höchs­
tens 100 mm betragen.
Im Sockelbereich können für den Oberputz sowohl organisch
gebundene Putze, z.B. Kunstharzputze nach DIN 18558, als
auch mineralische Putze eingesetzt werden. Mineralische Put- Putze mit besonderen Anforderungen an Schall-, Brand- und
ze auf Wärmedämmplatten werden nach dem heutigen Stand Strahlenschutz
der Technik in Anlehnung an DIN 18550 in der Mörtelgruppe Die Dicke dieser Putze richtet sich nach den jeweiligen Anfor-
CS II (Mindestdruckfestigkeit 2,5 N/mm2) ausgeführt [12, 13]. derungen.

Kellerwandaußenputz Akustikputz
Kellerwandaußenputze als Träger von Beschichtungen müssen Akustikputze sind sehr hohlraumreich und absorbieren Schall-
aus Mörteln mit hydraulischen Bindemitteln der Kategorie CS IV energie. Sie reduzieren die Schallreflexion und den Schallpegel
nach DIN EN 998-1 hergestellt werden. Bei Mauerwerk aus Stei- und verkürzen die Nachhallzeit. Die Putze werden nach Schall-
absorptionsklassen eingeteilt (siehe [7]).

Tafel 6 Anforderungen an den Regenschutz von Außenputzen nach DIN 18550-1 aus [11]

Beanspruchungsgruppe nach DIN 4108-3

I II III
Geringe Schlagregenbeanspruchung Mittlere Schlagregenbeanspruchung Starke Schlagregenbeanspruchung
Bezeichnung Außenputz Mindestens Mindestens
nach DIN 4108-3 ohne besondere Anforderung wasserabweisender Außenputz wasserabweisender Außenputz
Mindestens zu erfüllende Anforderungskategorien für die Wasseraufnahme der Putze1)
Putz nach DIN EN 998-1 W0, W1, W2 W2 W2
Putz nach DIN EN 15824 W1, W2, W3 W2, W3 W2, W3
1)
Die Kriterien gelten dann als erfüllt, wenn mindestens eine Putzlage des Außenputzsystems die Anforderungen erfüllt.
128 Mauermörtel und Putz 5 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Brandschutzputz Dünnlagenputz versehene Wand abgestimmt sein. Ebenso


Übliche Gips- und Kalkzementputze verlängern die Feuerwider- müssen bei der Planung der Elektro- und Heizungsinstallation
standsdauer von Mauerwerk und anderen Bauteilen. Brand- Schächte und Hohlräume eingeplant werden, da selbst dünne
schutzputze werden speziell für den Brandschutz von Stahl- und Leitungen nicht mehr auf dem Mauerwerk verlegt werden dür-
Stahlbetonkonstruktionen entwickelt und enthalten minera- fen. Auch Putzprofile an Bauteilanschlüssen oder an Ecken sind
lische Leichtzuschläge, z.B. Vermiculite (Blähglimmer). Zu Anfor- auf die geringen Putzdicken abzustimmen.
derungen an Putz als Brandschutzbekleidung siehe DIN 4102.

2.5 Ausführung von Putz


Strahlenschutzputz
Strahlenschutzputz enthält Baryt als Zuschlagkomponente und 2.5.1 Putzgrund
erhöht die Abschirmung gegen Röntgenstrahlung. DIN EN 1996/NA sowie zusätzliche Empfehlungen der
Kalksandstein-Industrie
nn Die Lagerfugen sind vollständig mit Mauermörtel auszufül-
Magnetputz len. Die Solldicke beträgt bei Mauerwerk mit Normalmauer-
Magnetputze bestehen aus acrylharzgebundenen Metallsan- mörtel 12 mm. Bei Planstein-Mauerwerk mit Dünnbettmör-
den und werden als Unter- oder Dekorputz in Büroräumen ein- tel beträgt die Solldicke 2 mm.
gesetzt.
nn Die Stoßfugen dürfen nach DIN EN 1996-1-1/NA bis zu einer
Breite von 5 mm unvermörtelt bleiben. Breitere Stoßfugen
Sanierputz sind beidseitig mit geeignetem Mauermörtel beim Vermau-
Sanierputzmörtel sind Mörtel mit hoher Porosität und gerin- ern zu schließen.
gem Wasserdampfdiffusionswiderstand sowie verminder-
ter kapillarer Leichtfähigkeit. Sie werden zur Sanierung von
feuchtem, salzbelastetem Mauerwerk eingesetzt. Hinweise für
Sanierputzsysteme enthält das WTA-Merkblatt „Sanierputz­- INFO
sys­teme“ [14]. Sie sind in DIN EN 14391-1 und DIN 18550-1 Bei Dünnlagenputz ist es vorteilhaft, unvermörtelte Stoßfugen
geregelt. vor dem Putzauftrag zu verspachteln.

Dünnlagenputz
Dünnlagenputzmörtel besteht aus mineralischen Bindemitteln, 2.5.2 Prüfen und Vorbereiten des Putzgrundes
ggf. mit organischen Zusätzen zur Verbesserung der Dehnfä- Der Putzgrund Kalksandstein-Mauerwerk muss den Ausfüh-
higkeit. Das Wasserrückhaltevermögen und die Haftungseigen- rungsregeln der DIN EN 1996-1-1/NA und den Anforderungen
schaften sind auf die jeweilige Putzdicke abgestimmt. Die Putz- der DIN 18550-1,2 genügen. Für einen guten und dauerhaften
mörtel werden als Innenputz angewendet. Die mittlere Dicke Haftverbund des Putzes auf dem Putzgrund ist dessen Beschaf-
von Dünnlagenputzen beträgt bis zu 6 mm, die Mindestdicke fenheit von wesentlicher Bedeutung.
(an jeder Stelle!) 3 mm [15]. Im Vergleich dazu müssen einla-
gige Innenputze aus Werk-Trockenmörtel eine mittlere Putzdi- Der Putzgrund muss nach DIN 18550-1, 18550-2 in Anleh-
cke von 10 mm und eine zulässige Mindestdicke (nur an ein- nung an DIN 18350 eben, tragfähig, formstabil und frei von
zelnen Stellen) von 5 mm aufweisen. Verunreinigungen sein. Diese Anforderungen werden von re-
gelgerechtem KS-Mauerwerk erfüllt. Darüber hinaus muss der
Putzgrund bei der Putzausführung staubfrei, trocken und frost-
INFO frei sein und mindestens +5 °C Untergrund- und Lufttempera-
Dünnlagenputze sind Bekleidungen ohne die Möglichkeit eines tur aufweisen.
Ebenheitsausgleichs zwischen Untergrund und Bekleidung. Da-
mit wird von der Annahme der fortschreitenden Genauigkeit Deshalb muss der Putzausführende vor dem Beginn der Putz-
mit dem Ausbau abgewichen, wie sie der DIN 18202 [16] zu- arbeiten den Putzgrund gemäß VOB/C-ATV: DIN 18350 [9] prü-
grunde liegt. In diesem Fall reichen die üblicherweise vom Roh- fen. Bedenken müssen ggf. angemeldet werden. Die Prüfungen
bauer geschuldeten Ebenheitsanforderungen (DIN  18202, sind im gewerkeüblichen Rahmen vorzunehmen. Der Auftrag-
Tabelle 3, Zeile 5: e  5 mm bei 10 cm Messpunktabstand) nehmer kann davon ausgehen, dass ordnungsgemäß nach DIN
nicht aus. Dies gilt sinngemäß auch für Fliesenbekleidungen EN 1996-1-1/NA hergestelltes Mauerwerk den Anforderungen
im Dünnbettverfahren. Die Anforderungen an die fertige (ver- genügt.
putzte) Wand sind dann bereits an die rohe Wand (Mauerwerk)
zu stellen: e  3 mm bei 10 cm Messpunktabstand) [17]. Die Ebenheitsanforderungen der DIN 18202, d.h. eine Eben-
Fachgerecht hergestelltes KS-Planstein- und KS XL Mauerwerk heit  5 mm bei 10 cm Messpunktabstand an der rohen Wand,
erfüllen diese Voraussetzung. sind ohne weitere Vereinbarung an jeder Stelle einzuhalten.

Bei der Ausführung von Bekleidungen ohne die Möglichkeit


Die geringen Putzdicken müssen jedoch bereits bei der Planung eines Ebenheitsausgleichs (z.B. Dünnlagenputz, Fliesen im
berücksichtigt werden. Sonderbauteile wie Rollladenkästen, Dünnbettverfahren) muss bereits der Putzgrund (das Mauer-
Stürze, Türzargen sowie die Fensterlaibung, müssen auf den werk) erhöhte Anforderungen an die Ebenheit erfüllen [17].
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 5 Mauermörtel und Putz 129

Bei Dünnlagenputzen sind Ausbrüche aus dem Stein und of-


INFO fene Fugen vor dem Putzauftrag fachgerecht zu schließen [15].
Erhöhte Anforderungen an die Ebenheit der Rohbauwand (z.B. Schlitze für Elektro- oder Sanitärleitungen müssen ebenfalls
wie bei einer flächenfertigen Wand nach DIN 18202, Tabelle 3, vorab mit Mörtel verschlossen werden. Vor dem Putzauftrag
Zeile 6) sind vom Planer zu beschreiben. müssen die vermörtelten Ausbesserungsstellen trocknen. Bei
Materialwechsel im Putzgrund müssen Armierungsputze oder
-spachtel mit Gewebe eingesetzt werden. Die Laibungen von
Wichtige Prüfungen betreffen die Saugfähigkeit, den Feuchte- Fenstern und Türen sind vor dem Verputzen der Wandflächen
zustand und die Putzgrundtemperatur. Auf nasse Wandflächen herzustellen.
darf nicht geputzt werden. Auf augenscheinlich feuchtes Kalk-
sandstein-Mauerwerk mit ausreichender Saugfähigkeit kann
geputzt werden. Im Zweifelsfall ist eine Probefläche anzulegen. INFO
Werden Glattstriche an den Laibungen für den Einbau von
Zur Herstellung einer fachgerechten Putzoberfläche ist ein Fenstern gefordert, so sind diese nach VOB/C:ATV DIN 18330
gleichmäßiger und nicht zu stark saugender Untergrund erfor- [9] besondere Leistungen und daher besonders zu beschrei-
derlich. Im Regelfall ist bei Kalksandstein-Mauerwerk keine be- ben.
sondere Putzgrundvorbereitung wie z.B. eine „Aufbrennsperre“
oder Haftvermittler erforderlich. Die üblichen Putze aus Werk-
Trockenmörtel haften gut am Untergrund und weisen ein er-
höhtes Wasserrückhaltevermögen auf. Bei Materialwechseln 2.5.3 Allgemeine Ausführungsregeln
im Mauerwerk oder bei besonderen Witterungsbedingungen, „Der Mörtel für die einzelnen Putzlagen ist von Hand oder mit ei-
z.B. bei großer Hitze oder starkem Wind, kann eine Aufbrenn- ner Maschine möglichst gleichmäßig dick aufzubringen und eben-
sperre sinnvoll sein. In jedem Fall ist die Ausführungsempfeh- flächig zu verziehen oder zu verreiben. Die folgende Lage darf
lung des Putzmörtelherstellers zu beachten. erst aufgebracht werden, wenn die vorhergehende ausreichend
trocken und so fest ist, dass sie eine neue tragen oder eine neue
Bei der Anwendung von Aufbrennsperren ist die Dosierungs- an ihr haften kann. Die Standzeit beträgt mindestens einen Tag
empfehlung der Hersteller einzuhalten. Zu hohe Konzentrati- je mm Putzdicke. Bei feuchten und kalten Witterungsverhältnis-
onen oder sich überlappende Auftragszonen können die Putz- sen ist die Standzeit entsprechend zu verlängern.
haftung beeinträchtigen.
Auf einen Haftmörtel oder einen Spritzbewurf darf die erste Putz-
lage erst aufgetragen werden, wenn der Mörtel ausreichend er-
INFO härtet ist, frühestens jedoch nach einem Tag.
Bei baustellengemischten Putzmörteln ist ein Spritzbewurf er-
forderlich. Die Oberfläche des Unterputzes ist, soweit erforderlich, aufzu-
rauen. Vor Aufbringen des Oberputzes ist der Unterputz ggf. je
nach Mörtelart und der Witterung entsprechend anzunässen.
Über die allgemeine Putzgrundvorbehandlung für Innenputze
hinausgehend erfordert der Putzgrund für Dünnlagenputze eine Werden Putzlehren aus Mörtel angelegt, so müssen sie aus dem
größere Sorgfalt. So müssen überstehende Fugenmörtel oder gleichen Mörtel bestehen wie der auszuführende Putz. Bei Ein-,
von Betondecken ablaufende Zementsteinläufer, so genannte Zu- und Beiputzarbeiten sowie bei Ausbesserungen soll die glei-
Betonnasen, entfernt werden.

a) b)

Bild 9 Arbeitsschritte beim Verputzen einer Wand; a) Auftrag des Putzmörtels; b) Glätten des Putzes
130 Mauermörtel und Putz 5 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

che Mörtelgruppe oder Mörtel vergleichbarer Zusammensetzung entsprechen. Es werden überwiegend gips- oder anhydritgebun-
verwendet werden. dene Putze angewendet. Bei Putzsystemen nach DIN V 18550,
Tabelle 3, ist kein Nachweis erforderlich. Innenwandputze für
Mineralische Putze sind vor zu schneller Austrocknung zu schüt- Feuchträume müssen langzeitig gegen Feuchte beständig sein.
zen und nötigenfalls durch Benetzen mit Wasser feucht zu halten. Deshalb dürfen Putzsysteme aus Gips-Putztrockenmörtel dort
nach DIN EN 13279 nicht verwendet werden. Häusliche Küchen
Nach Fertigstellung von Innenputzen sind die Räume häufig kurz- und Bäder sind keine Feuchträume. Wandbekleidungen und Be-
fristig zu lüften (Querlüftung empfehlenswert), um überschüssige läge (z.B. keramische Fliesen) auf Putz mit direkter Wasserbe-
Feuchte abzuführen.“ [7] lastung, wie Duschkabinen und Wannenbereiche, erfordern be-
sondere Feuchteschutzmaßnahmen. Die Putzflächen sind vor
Risse in begrenztem Umfang sind nicht zu beanstanden, wenn Aufbringen der Bekleidung fachgerecht abzudichten. Wird zu-
sie den technischen und optischen Wert des Putzes nicht beein- sätzlich eine rückseitige Durchfeuchtung des Putzes vom Putz-
trächtigen. Putzbewehrungen vermindern die Gefahr von Riss- grund her ausgeschlossen, so ist in diesen Fällen auch Gips-
bildungen im Putz. Konstruktionsbedingte Rissbildungen (z.B. putz anwendbar.
durch Durchbiegungen von Decken und Unterzügen sowie starke
Verformungen tragender Bauteile) können mit Putzbewehrungen Die Dicke der meist einlagigen Innenputze beträgt (mittlere
nicht verhindert werden. Ist eine Putzbewehrung notwendig, so Dicke/Mindestdicke):
ist diese straff und faltenfrei in die zugbelastete Zone, in der
Regel in der oberen Hälfte der Putzlage einzulegen. nn Allgemein: 15 mm/10 mm

nn Einlagig, Werk-Trockenmörtel: 10 mm/5 mm


2.5.4 Innenputze
Die Putzmörtel müssen DIN EN 998-1, DIN EN 13279 (Gips- nn Dünnlagenputz: 5 mm/3 mm
Putztrockenmörtel) bzw. DIN 18558 (Kunstharzputze) entspre-
chen.
Spachtelungen bis 3 mm sind keine Putze und werden hier
Bei Innenputzen werden unterschieden: nicht behandelt.

nn Innenwandputz für Räume üblicher Feuchte einschließlich Innenputze auf Gipsbasis werden in einem Arbeitsgang aufge-
häuslicher Küchen und Bäder bracht. Zweischichtiges Verputzen mit Gipsputzmörteln ist nicht
zu empfehlen, da durch Kristallisation der ersten Putzschicht
nn Innenwandputz für Feuchträume (z.B. gewerbliche Küchen) die Haftung der Folgeschicht beeinträchtigt wird.

Dünnlagenputze werden von Hand oder maschinell nach den


Der Innenputz soll dem Mauerwerk eine ebene und abriebfeste Angaben der Putzhersteller aufgebracht.
Oberfläche geben. Er soll mit dem flächendeckenden und naht-
losen Auftrag die für den Wärme- und Schallschutz wichtige Dünnlagenputz dient in der Regel als Untergrund für eine Tape-
Luftdichtigkeit der Wand sicherstellen. te bzw. für ein strukturloses Malervlies. Bei Dünnlagenputzen
ist keine zweilagige Ausführung üblich. Diese können in der Re-
Bei Innenwandputzen aus mineralischen Bindemitteln für üb- gel nicht direkt überstrichen werden.
liche Anforderungen (z.B. Träger von Tapeten, Anstrichen) müs-
sen die Putzmörtel der Kategorie CS II oder DIN EN 13279 Haarrisse infolge nicht völlig vermeidbarer Putzgrundverfor-
mungen können von Dünnlagenputzen wegen der geringen Putz-
dicke nicht ohne weitere Maßnahmen überbrückt werden. Dies
ist vor allem dann der Fall, wenn auf eine Tapete bzw. ein struk-
turloses Malervlies, die bereits in gewissem Maße rissüber­
brückend wirken, verzichtet werden soll und durch eine glatte,
gestrichene Putzoberfläche ersetzt wird. Die Angaben der Putz-
hersteller sind zu beachten.

Die gewünschte Oberflächenbeschaffenheit muss bei der Pla-


nung beschrieben werden. Dazu werden in DIN EN 13914-2 vier
Qualitätsstufen Q1 bis Q4 angegeben [18].

Bei einlagigen Putzen der Qualitätsstufe Q2 sind bei geglätteten


und abgeriebenen Oberflächen als Endbeschichtung mindes­
tens mittel bis grob strukturierte Tapeten oder entsprechend
mit grober Lammfellrolle aufgetragene gefüllte Anstriche aus-
zuführen. Die Qualitätsstufen Q3 und Q4 sollten (bei Verzicht
auf Tapeten) mit zweilagigem Putz ausgeführt werden. Die zwei-
te Putzlage ist deutlich später als die erste Putzlage aufzubrin-
gen. Bei den Stufen Q3 und Q4 ist immer Rücksprache mit dem
Putzhersteller aufzunehmen.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 5 Mauermörtel und Putz 131

2.5.5 Außenputze
Außenputze müssen als „Gebäudehaut“ den dauerhaften
Schutz der Außenbauteile vor Witterungseinflüssen, vor allem
den Feuchteschutz (Regen, Schlagregen) gewährleisten.

Sie stellen gleichzeitig die sichtbare Außenfläche dar und sol-


len den Anforderungen des Bauherrn an Farbe und Oberflä-
chenstruktur genügen.

Außenputze bestehen in der Regel aus zwei Putzlagen: dem


Unterputz und dem Oberputz, der im Allgemeinen aus Edelput-
zen hergestellt wird. Der Oberputz bestimmt in der Hauptsache
das optische Erscheinungsbild. Der Witterungsschutz wird vom
Unter- und Oberputz gemeinsam gewährleistet.

Unterputze aus Werk-Trockenmörtel können in der Regel ohne


besondere Putzgrundvorbehandlung aufgebracht werden. All-
gemein anerkannte Regel der Technik ist es, den Unterputz in
zwei Arbeitsgängen – frisch in frisch – aufzubringen.

Bei farbigen Edelputzen – mit Ausnahme der Putzweise Kratz-


putz – sollte grundsätzlich ein Egalisationsanstrich vorgesehen
und in Ausschreibung und Angebot aufgenommen werden. Die
Ausführung kann dann, im Einvernehmen mit dem Bauherrn, Bild 10 Kalksandstein-Mauerwerk mit Wärmedämm-Verbund­
davon abhängig gemacht werden, ob der gewünschte Eindruck system (WDVS)
einen solchen Anstrich erfordert. Dies gilt auch für Oberputze
von Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS). Diese bestehen
aus Kleber (und/oder Dübeln) Wärmedämmstoffschicht(en),
Gesamte Wanddicke
Unterputz mit Armierungsgewebe und Außenputz, Bild 10.
435

Es dürfen nur bauaufsichtlich zugelassene WDVS (nach AbZ


oder ETA) verwendet werden, bei denen in der allgemeinen
bauaufsichtlichen Zulassung (abZ) die einzelnen Systemkom-
ponenten, so auch der Putz, genau beschrieben sind. Davon
darf nicht abgewichen werden, z.B. durch Austausch einzelner
Komponenten, wie des Außenputzes. Da diese Außenputze und
auch ihre Verarbeitung in der abZ bzw. ETA festgelegt sind, wird
hier nicht weiter darauf eingegangen.

Für den Sockelbereich gelten besondere Anforderungen, sie-


he 2.4.3.

Beim Verputzen von zweischaligem Kalksandstein-Mauerwerk, Oberputz als


Kratzputz
Bild 11, sind die im Vergleich zu dem üblicherweise belasteten
Mauerwerk größeren Verformungen des Putzgrundes zu beach- Unterputz
ten. Die Verblendschalen sind nicht vertikal, z.B. durch eine mit aufgerauter 115 150 150
Geschossdecke, belastet, so dass thermische und hygrische Oberfläche
415
Beanspruchungen zu größeren Verformungen führen können. Spritzbewurf
Der Putzmörtel muss diese Verformungen schadensfrei auf- warzenförmig mit Zementmörtel P III
nehmen können. Besonders geeignet sind deshalb Putzmör-
tel bzw. Putze mit niedrigem Zug-Elastizitätsmodul, hoher Zug-
bruchdehnung und Zug-Relaxation (hoher Spannungsabbau).
Infrage kommen dafür Leichtputze, auch mit Faserbewehrung,
und leichte Armierungsputze mit Gewebeeinlage.

Dehnungsfugen in der Vormauerschale sind im Putz fortzuset-


zen. Entwässerungsöffnungen sind nicht erforderlich und müs- 10 10
(5) (15)
sen, sofern vorhanden, vor dem Putzauftrag mit Mörtel ver- 20 Maße in mm
schlossen werden.

Bild 11 Geputzte Außenschale (Vormauerschale) von zweischa-


ligem Außenmauerwerk – empfohlener Putz: Leichtputz
(DIN V 18550)
132 Mauermörtel und Putz 5 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

3. Fliesenbekleidungen

Fliesen können auf KS-Mauerwerk sowohl im Dünn- als auch eines deckenden Spritzbewurfs mit Zementmörtel CS IV (P III)
im Dickbettverfahren verlegt werden. Sofern die Ebenheitsto- nach DIN 18550 auf das KS-Mauerwerk empfohlen.
leranzen des KS-Mauerwerks es zulassen, können die Flie-
sen direkt mit einem flexiblen Fliesenkleber angeklebt werden.
Dünnbettverfahren nach DIN 18157
Zementgebundene Mörtel für die Dünn- und Dickbettverlegung Bei der Fliesenverlegung im Dünnbettverfahren werden die Flie-
sowie Fliesenkleber werden im Allgemeinen aus vorgemischten sen in ein dünnes, wenige Millimeter dickes Mörtelbett verlegt.
Werk-Trockenmörteln hergestellt. Bei planebenem Mauerwerk aus KS-Plansteinen oder KS XL
können die Fliesen im Dünnbettverfahren auch direkt auf das
Die allgemeinen Anforderungen an den Untergrund nach DIN Mauerwerk geklebt werden.
18157:2017 sind zu beachten. Insbesondere darf sich der Un-
tergrund nach dem Anbringen der Fliesen nur noch begrenzt Die DIN 18157 mit ihren drei Teilen [19] unterscheidet folgende
verformen. Spätere Schwind- und Kriechverformungen können Verfahren:
zum Abscheren des Fliesenbelags führen. In der Regel ist ei-
ne Wartezeit nach DIN 18157 von sechs Monaten einzuhal- nn Floating-Verfahren
ten. Die Einschränkung der DIN 18157 auf die hydraulisch ge- Der hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel wird in zwei Ar-
bundene Putze P II und P III als Untergrund für Fliesenbeläge beitsgängen auf das KS-Mauerwerk aufgebracht. Im ersten
ist nach neuen Erkenntnissen überholt. Im Bereich häuslicher Arbeitsgang wird mit einer Glättkelle eine dünne Schicht des
Feuchträume, wie z.B. in Bädern und Küchen, können Fliesen Dünnbettmörtels auf das Mauerwerk aufgezogen. Auf die fri-
auch auf Gipsputz verlegt werden. sche Schicht wird im zweiten Arbeitsgang der Dünnbettmörtel
in der für die Abkämmung erforderlichen Menge aufgetragen
Grundsätzlich sind alle Flächen, auf denen eine direkte Feuchte- und mit einem Zahnspachtel abgekämmt. Die Fliesen müs-
belastung zu erwarten ist, abzudichten. Besondere Sorgfalt er- sen in das frische Mörtelbett eingeschoben und angeklopft
fordert die Abdichtung von Bewegungsfugen zwischen Wand und werden, bevor der Dünnbettmörtel eine Haut bildet.
schwimmendem Estrich, da hier mit größeren Verformungen in-
folge der trocknungsbedingten Schwindvorgänge (z.B. Schüs- nn Buttering-Verfahren
seln) zu rechnen ist. Der hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel wird auf die Rück-
seite der Fliese in der erforderlichen Menge gleichmäßig auf-
getragen und vor der Hautbildung auf das KS-Mauerwerk an-
Dickbettverfahren nach DIN 18352:09/2016 gesetzt. Das Buttering-Verfahren wird bei ungleichmäßiger
Bei der Fliesenverlegung im Dickbettverfahren werden die Flie- Dicke der Fliesen bevorzugt.
sen in ein 15 bis 20 mm dickes Mörtelbett gelegt. Dafür ist ein
zementgebundener Mörtel einzusetzen. Der Mörtel muss gut
am Putzgrund haften. Die Empfehlungen des Putzmörtelherstel- Beide Verfahren können auch kombiniert werden, indem der
lers zur Verarbeitung und besonders zur Untergrundvorbehand- Dünnbettmörtel sowohl auf das KS-Mauerwerk als auch auf die
lung sind zu beachten. Von der KS-Industrie wird der Auftrag Fliesenrückseite aufgetragen wird.
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 5 Mauermörtel und Putz 133

Literatur

[1] DIN EN 998-2 Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau [10] DIN EN 13914-1:2016-09 Planung, Zubereitung und Aus-
– Teil 2: Mauermörtel; Deutsche Fassung 2016 führung von Innen- und Außenputzen – Teil 1: Außenputz
[2] DIN EN 1996-1-1:2010:12 Eurocode 6: Bemessung und [11] Leitlinien für das Verputzen von Mauerwerk und Beton. In-
Konstruktion von Mauerwerksbauten. Teil 1-1: Allgemeine dustrieverband Werkmörtel e.V. 11-2014
Regeln für bewehrtes und unbewehrtes Mauerwerk in Ver- [12] Merkblatt: Wärmedämm-Verbundsysteme im Sockel- und
bindung mit DIN EN 1996-1-1/NA:2012-05. erdberührten Bereich 10/2000; Herausgeber GTA – Ge-
[3] DIN V 20000-412:2004-03 Anwendung von Bauprodukten meinsamer Technischer Ausschuss der Verbände
in Bauwerken – Teil 412: Regeln für die Verwendung von [13] Richtlinie Fassadensockelputz/Außenanlage. Hrsg.: Fach-
Mauer­mörtel nach DIN EN 998-2:2003-09 (Vornorm) verband der Stuckateure für Ausbau und Fassade Baden-
[4] DIN V 18580:2007-03 Mauermörtel mit besonderen Ei- Württemberg, Verband Garten-, Landschafts- und Sport-
genschaften (Vornorm) platzbau Baden-Württemberg e.V., 2013
[5] DIN 18330:2016-09 VOB Vergabe- und Vertragsordnung [14] WTA-Merkblatt 2-9-04/D Sanierputzsysteme, Hrsg.: Wis-
für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertrags- senschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bau-
bedingungen für Bauleistungen (ATV); Mauerarbeiten werkserhaltung und Denkmalpflege e.V., München
[6] Merkblatt Aufstellbedingungen für Transportsilos. Indus- [15] Merkblatt Dünnlagenputz im Innenbereich. Hrsg.: Deut-
trieverband Werktrockenmörtel e.V., Duisburg scher Stuckgewerbebund u.a., Berlin 09/2012
[7] DIN 18550:2018-01: Planung, Zubereitung und Ausfüh- [16] DIN 18202:2013-04 Toleranzen im Hochbau – Bauwerke
rung von Außen- und Innenputzen – Teil 1: Ergänzende Fest- [17] Ertl, R.: Toleranzen im Hochbau – Kommentar zur
legungen zu DIN EN 13914-1:2016-09 für Außenputze; DIN 18202. Verlag Rudolf Müller, Köln 2006
– Teil 2: Ergänzende Festlegungen zu DIN EN 13914-2: [18] DIN EN 13914-2:2016-09 Planung, Zubereitung und Aus-
2016-09 für Innenputze führung von Innen- und Außenputzen – Teil 2: Planung und
[8] DIN EN 998-1:2003-09 Festlegungen für Mörtel im Mau- wesentliche Grundsätze für Innenputz
erwerksbau – Teil 1: Putzmörtel; Deutsche Fassung 2010- [19] DIN 18157 Ausführung keramischer Bekleidungen im
12 Dünnbettverfahren – Teil 1: Hydraulisch erhärtende Dünn-
[9] DIN 18350:2016-09 VOB Vergabe- und Vertragsordnung bettmörtel; – Teil 2: Dispersionsklebstoffe; – Teil 3: Epo-
für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertrags- xidharzklebstoffe
bedingungen für Bauleistungen (ATV); Putz- und Stuckar-
beiten

Bildnachweise
Bild S. 118: KS-Quadro GmbH; Bild 9: Knauf;
Bild S. 130: Architekten Spiekermann/KS-ORIGINAL;
Bild S. 132: Stefan Meyer/KS-Bayern

Bild 2, Bild 3, Bild 4, Bild 8, Bild S. 124 unten:


Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.
Kapitel 6 BEFESTIGUNG

Prof. Dr.-Ing. Jan Hofmann,


Stand: 01/2018 MPA Universität Stuttgart
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 6 Befestigung 135

1. Allgemeines

Die Bedeutung nachträglicher Befestigungen in Kalksandstein- Typische sicherheitsrelevante Anwendungen hingegen sind Fas-
Mauerwerk mit Dübeln nimmt im Bauwesen stetig zu. Die An- sadenunterkonstruktionen, Vordächer, Markisen, Rohrleitungen
wendungen für den Einsatz nachträglicher Befestigungen mit (Bild 2), Rolltorführungen, Lüftungskanäle, Kabeltrassen oder
Kunststoffdübeln oder Injektionsdübeln sind sehr vielfältig. Ein- abgehängte Decken.
richtungsgegenstände wie z.B. Hängeschränke, Regale, Spie-
gel, Bilder o.Ä. (Bild 1) werden im privaten Bereich in der Re- Mauerwerk aus Kalksand-Vollsteinen ist für nachträgliche Be­
gel mit nicht zugelassenen Dübeln befestigt. fes­tigungen mit Dübeln in der Regel sehr gut geeignet, da die ho-
hen Druckfestigkeiten der Mauerwerks-
steine hohe Haltewerte garantieren. So
können Kunststoffdübel aus Polyamid in
Kalksand-Vollsteinen unter Zuglast und
Querbelastung vergleichbare Tragfähig-
keiten wie in Normalbeton erreichen.

In Kalksand-Lochsteinen werden wegen


der hohen Festigkeit der Steinstege
ebenfalls relativ große Traglasten er-
reicht. In diesen Fällen hängt die Tragfä-
higkeit jedoch wesentlich von der Anzahl
der vom Dübel aktivierten Steinstege so-
wie der Dicke des Außensteges ab.

In den folgenden Abschnitten werden die


für Befestigungen in Kalksandstein geeig-
Bild 1 Befestigung von Treppen- Bild 2 Innensichtmauerwerk aus neten Dübelsysteme beschrieben, ihre
geländern an KS-Mauerwerk Kalksandstein mit befestigten Anwendungsbedingungen zusammenge-
Installationsleitungen stellt und das Wirkprinzip erklärt.

2. Dübelsysteme

Für nachträgliche Befestigungen an KS-Vollsteinen (Lochanteil tage zu vermeiden. Die Dübelhülse besitzt einen Kragen, der
< 15 %) oder KS-Lochsteinen (Lochanteil > 15 %) eignen sich die Soll-Einbaulage gewährleistet und verhindert, dass der Dü-
Kunststoffdübel und Injektionssysteme mit oder ohne Sieb- bel bei der Montage in das Bohrloch hineinrutscht.
hülse.

Kunststoffdübel werden auch für Verankerungen von Vorsatz-


schalen bei zweischaligem Mauerwerk eingesetzt [1]. Vorteil
von Kunststoffdübeln gegenüber Injektionssystemen ist, dass
die Montage relativ einfach ist und keine Wartezeiten für das 1.
Aushärten des Mörtels notwendig sind. Vorteil der Injektions-
systeme sind die in der Regel höheren Tragfähigkeiten und die
Anwendung als Einzelbefestigung.

2.1 Kunststoffdübel 2.

Kunststoffdübel bestehen aus einer Dübelhülse und einer Stahl-


schraube als Spreizelement. Man unterscheidet zwischen all-
gemein bauaufsichtlich (abZ) bzw. europäisch technisch zu-
gelassenen (ETA) Dübeln. Die Dübelhülsen bauaufsichtlich
zugelassener Kunststoffdübel bestehen meist aus Polyamid 3.
(PA). Die vom Hersteller mitgelieferte Schraube bildet zusam-
men mit der Dübelhülse eine Befestigungseinheit und darf in
keinem Fall ausgetauscht werden. Die Länge und Geometrie
von Schraube und Kunststoffhülse sind exakt aufeinander ab-
gestimmt, um ein optimales Spreizverhalten bei der Montage
zu gewährleisten sowie ein Mitdrehen des Dübels bei der Mon- Bild 3 Montage eines Kunststoffdübels
136 Befestigung 6 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Für die Dübelhülsen nicht bauaufsichtlich zugelassener Kunst-


stoffdübel werden neben Polyamid auch andere Kunststoffe
wie z.B. Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE) verwendet.
Als Spreizelement können – je nach Herstellerempfehlung –
1.
Holzschrauben oder Spanplattenschrauben verwendet werden.

Bild 3 zeigt beispielhaft die Montage eines Kunststoffdübels.


Dieser wird in der Regel in Durchsteckmontage gesetzt, d.h.
der Dübel wird durch das zu befestigende Anbauteil hindurch
gesteckt und die Schraube von Hand oder mit Hilfe eines Elek-
2.
troschraubers eingeschraubt, bis der Schraubenkopf auf dem
Anbauteil aufliegt.

Beim Eindrehen der Schraube in die Hülse wird der Kunst-


stoff der Dübelhülse verdrängt und gegen die Bohrlochwand
gepresst. Der Dübel ist richtig verankert, wenn sich die Dübel-
3.
hülse nach dem vollständigen Eindrehen der Schraube weder
dreht noch ein leichtes Weiterdrehen der Schraube möglich ist.
Ein Überdrehen der Schraube ist bei hochwertigen Produkten
in der Regel nicht möglich, da in diesem Fall ein sicherer Halt
nicht mehr gewährleistet werden kann.
4.
In Vollsteinen werden Zuglasten ausschließlich durch Reibung
zwischen Dübelhülse und Bohrlochwand übertragen. In Loch-
steinen können Reibungskräfte nur im Bereich der angeschnitte-
nen Stege übertragen werden. Zusätzlich wird ein Teil der aufge-
brachten Zuglast durch die mechanische Verzahnung zwischen
der Dübelhülse und den durchbohrten Steinstegen übertragen.
5.

2.2 Verbunddübel

Injektionsdübel (Verbunddübel) bestehen aus einem Befesti-


gungsteil (Gewindestange oder einer Innengewindehülse) und Bild 4 Montage eines Injektionsdübels als Vorsteckmontage
dem Injektionsmörtel. Der Mörtel wird in der Regel in Kartu-
schen (Mörtel und Härter) geliefert. Als Bindemittel kommen
Kunstharze oder eine Mischung aus Kunstharz und Zement (Hy-
bridsysteme) zur Anwendung.
Vollstein

Für Lochsteine sind Kunststoff- oder Metallsiebhülsen notwen- Gewindestange


dig, um die erforderliche Mörtelmenge in KS-Lochsteinen zu be-
grenzen, so dass nicht der gesamte Hohlraum mit Mörtel ge- d0
füllt werden muss. Bild 4 zeigt beispielhaft die Montage eines
Injektionsdübels in einem Vollstein. In der Kartusche sind das Mörtel
Harz und der Härter stets in getrennten Kammern und einem für
die jeweilige Mörtelart speziellen Mengenverhältnis enthalten.

Der Mörtel wird mit Hilfe eines Auspressgerätes in das Bohr-


loch injiziert. Während dieses Vorgangs werden Harz und Härter
Lochstein
in einem festen Mischungsverhältnis ausgepresst und in einer Gewinde-
Mischwendel (dem so genannten Statikmischer) an der Spitze Siebhülse stange
der Kartusche vollständig miteinander vermischt. Die ersten
Hübe beim Auspressen sind daher zu verwerfen, da das vorge- d0
gebene Mischungsverhältnis noch nicht eingehalten wird. Der
Härter und das Harz vermischen sich in der Mischwendel und
härten dort, z.B. während einer Arbeitspause, aus. Die Kartu- Mörtel
sche kann dann nach Aufsetzen einer neuen Mischwendel wei-
terverwendet werden, wobei die ersten Hübe beim Auspressen hnom
wieder zu verwerfen sind.
h1

Nach dem Injizieren der erforderlichen Mörtelmenge wird das


Befestigungsteil (Gewinde- bzw. Verankerungsstange) mit ei-
ner leichten Drehbewegung in das Bohrloch eingedrückt. Tritt Bild 5 Injektionsdübel in KS-Vollstein und KS-Lochstein
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 6 Befestigung 137

am Bohrlochmund Mörtel aus, so wurde das Bohrloch ausrei- Injektionsdübel werden oft in Vorsteckmontage verwendet. Hier-
chend mit Mörtel verfüllt und die Montage korrekt ausgeführt. bei werden zuerst die Dübel gesetzt und anschließend, nach
Die erforderliche Wartezeit bis zum Aufbringen der Last ent- Ablauf der Aushärtezeit des Injektionsmörtels, das Anbauteil
spricht der angegebenen Aushärtezeit des Injektionsmörtels befestigt (Bild 4). Bei größeren Anbauteilen mit mehreren Be­-
und ist von der Umgebungs- und Verankerungsgrundtempera- fes­tigungspunkten wie z.B. Holzbalken kann dies aufgrund un-
tur abhängig. Je höher diese ist, desto kürzer ist in der Regel vermeidlicher Toleranzen problematisch werden. Hier muss
die Aushärtezeit, aber auch die Verarbeitungszeit, innerhalb dann der Dübel in Durchsteckmontage oder mittels einer Setz-
der die Verankerung zu montieren ist. schablone montiert werden.

Um in Lochsteinen die Mörtelmenge zu begrenzen, müssen bei Zugelassene Injektionsdübel, die in Durchsteckmontage ver-
zugelassenen Systemen Siebhülsen verwendet werden. Beim wendet werden können, sind speziell für diese Montageart ent-
Einpressen dringt der Injektionsmörtel durch die Maschen der wickelt und hinsichtlich unterschiedlicher Anbauteildicken auch
Siebhülse und passt sich dem Hohlraum im Mauerwerk an. Die bezüglich der Siebhülsenlänge flexibel.
Siebhülse bildet mit dem Mörtel und der Ankerstange eine Ein-
heit und darf nicht durch eine andere Siebhülse ausgetauscht Injektionsdübel tragen in Kalksand-Lochsteinen die Lasten
werden, da die Maschengröße und Mörtelzähigkeit aufeinan- überwiegend durch die mechanische Verzahnung des Mörtels
der abgestimmt sind. So wird die erforderliche Mörtelmenge mit dem Mauerwerk in den Untergrund ab (Bild 5). Werden
auf ein Minimum begrenzt und dennoch eine hohe Tragfähig- beim Bohren keine Hohlräume angeschnitten, werden die Las­
keit gewährleistet (Bild 5). ten – wie in Vollsteinen – nur durch die Klebewirkung (den Ver-
bund) zwischen Mörtel und Bohrlochwand in den Mauerwerks-
verband abgetragen.

3. Sicherheitsanforderungen

Bei der Beurteilung einer Befestigung spielen Sicherheitsanfor- Neben den seit vielen Jahren bekannten Zulassungen des Deut-
derungen eine sehr große Rolle. Grundsätzlich wird zwischen schen Instituts für Bautechnik (abZ) sind für Kunststoffdübel
sicherheitsrelevanten und nicht sicherheitsrelevanten Anwen- und Verbunddübel auch europäische technische Bewertungen
dungen unterschieden. (ETA) verfügbar. Im Zuge der europäischen Harmonisierung wer-
den die deutschen Zulassungen (abZ) daher sukzessive durch
Eine sicherheitsrelevante Anwendung liegt dann vor, wenn beim die europäisch technischen Bewertungen (ETA) ersetzt.
Versagen der Befestigung Gefahr für Leib und Leben besteht
oder wesentliche wirtschaftliche Schäden zu erwarten sind. In Deutsche Zulassungen und europäische Bewertungen für
solchen Fällen dürfen nur Befestigungen verwendet werden, Kunststoffdübel und Injektionsdübel unterscheiden sich in drei
deren Brauchbarkeit durch eine allgemein bauaufsichtliche Punkten deutlich:
Zulassung (abZ) oder eine europäisch technische Bewertung
(European Technical Assessment – ETA) nachgewiesen ist. Al- nn im Bemessungskonzept,
ternativ kann die Brauchbarkeit auch durch eine Zustimmung
im Einzelfall oder Baustellenversuche geregelt werden. nn im zulässigen Anwendungsbereich und

Es ist unumstritten, dass Befestigungen von Fassadenunter- nn in der Definition des Verankerungsgrundes.
konstruktionen, Verankerungen von Sprinklersystemen oder
von abgehängten Decken als sicherheitsrelevant einzustufen
sind. Demgegenüber werden Befestigungen von Einrichtungs- Deutsche Zulassungen beruhen auf dem Bemessungskonzept
gegenständen (z.B. Hängeschränke, Regale, Lampen, Bilder) zulässiger Lasten, d.h., es wird nachgewiesen, dass die zu be-
oder von Installationsleitungen (Wasser, Sanitär, Heizung) in festigende Last F nicht größer ist als der zulässige Wert Fzul.
Privatgebäuden in der Regel als nicht sicherheitsrelevant ange-
sehen. Allerdings sollte auch hier überprüft werden, ob durch Demgegenüber basiert das europäische Konzept auf Teilsicher-
ein Versagen der Befestigung Menschenleben gefährdet sind heitsbeiwerten. Bei diesem ist nachzuweisen, dass der Bemes-
(z.B. durch das Herabfallen eines Küchenschranks auf ein Klein- sungswert der Einwirkung Ed geringer ist als der Bemessungs-
kind). Im Zweifelsfall sollten auch für diese Anwendungen zuge- wert des Widerstandes Rd.
lassene Dübelsysteme verwendet werden. Ansonsten können
solche Verankerungen nach handwerklichen Regeln ausgewählt Das europäische Konzept kann auf das deutsche zurückge-
und eingesetzt werden. Auch wenn hier keine Anforderungen an führt werden.
die Verankerung gestellt werden, sollten die Grundprinzipien,
die zugelassenen Dübeln zugrunde liegen, beachtet werden.
138 Befestigung 6 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Der im europäischen Nachweis verwendete Bemessungswert Mehrfachbefestigungen liegen definitionsgemäß dann vor, wenn
der Einwirkungen Ed entspricht der um den Lastteilsicherheits- die Last im Falle des Versagens oder aufgrund einer großen Ver-
beiwert F vergrößerten zu befestigenden Last F. Der Bemes- schiebung der Befestigung durch benachbarte Befestigungen
sungswert des Widerstandes Rd errechnet sich aus dem cha- aufgenommen werden kann.
rakteristischen Widerstand F Rk des Dübels geteilt durch den
Teilsicherheitsbeiwert M für das Material. Damit ergibt sich für Laut europäischer Definition ist diese Lastumlagerung automa-
tisch und ohne zusätzliche Nachweise gewährleistet, wenn die
Europa: Ed < Rd (3.1) beiden nachfolgenden Bedingungen erfüllt sind:
F · F < FRk /M (3.2)
F < FRk /(F · M ) (3.3) nn Das zu befestigende Bauteil wird mit mindestens drei Befes­
tigungspunkten befestigt. (Ein Befestigungspunkt besteht
Deutschland: F < F Rk / ges = zul F (3.4) dabei aus mindestens einem Dübel.)

nn Der Bemessungswert der Einwirkungen Sd pro Befestigungs-


Die Werte für FRk und M sind vom Verankerungsgrund bzw. dem punkt muss auf 3 kN begrenzt werden.
Dübelsystem selbst abhängig und in der technischen Bewer-
tung angegeben. Der Teilsicherheitsbeiwert F hängt von der nn Der verwendete Dübel muss eine Zulassung für Mehrfach-
Art der Belastung ab und beträgt F = 1,35 für ständige Lasten befestigungen besitzen.
bzw. F = 1,50 für veränderliche Lasten.

Weiterhin unterscheiden sich, vor allem bei Kunststoffdübeln, Bei einer Vergrößerung der Anzahl der Befestigungspunkte von
deutsche Zulassungen und europäische Bewertungen in der drei auf vier (oder mehr) darf der Bemessungswert der Einwir-
Definition des Anwendungsbereichs. Nach deutschen Zulas- kungen vergrößert werden und beträgt maximal 4,5 kN.
sungen ist die Anwendung von Kunststoffdübeln auf Mehrfach-
befestigungen von Fassadenbekleidungen beschränkt. In eu-
ropäischen Bewertungen entfällt zwar die Beschränkung auf INFO
Fassadenbekleidungen, allerdings ist die Anwendung nur für so Mauerwerk aus Vollsteinen ist ideal für sicherheitsrelevante
genannte redundante Systeme, also Mehrfachbefestigungen, Befestigungen.
erlaubt.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied


zwischen deutschen und europäischen
Zulassungen für Kunststoff- und Injek-
tionsdübel liegt in der Definition der
Steine. Während deutsche Zulassungen
für den Verankerungsgrund auf die je-
weilige Norm verweisen, z.B. für KS-Voll-
steine und KS-Lochsteine auf DIN 771-2
[2], ist das aus europäischer Sicht nicht
mehr ohne Weiteres möglich.

In Europa gibt es eine sehr große Viel-


falt an Mauerwerksbaustoffen, Stein-
formaten und Lochbildern. Da in den
europäischen Normen für Mauerwerks-
lochsteine in der Regel keine detaillierten
Angaben über das Lochbild gemacht wer-
den, können keine allgemeinen Angaben
zur Tragfähigkeit für z.B. Kalksand-Loch-
steine gemacht werden. In den europä-
ischen Bewertungen sind daher alle Voll-
und Lochsteine beschrieben, für die der
Dübel zugelassen ist. Die angegebenen
Werte bei Lochsteinen gelten daher auch
nur für die Steine, die in der Zulassung
beschrieben und aufgeführt sind. Dies
betrifft vor allem die Angaben hinsicht-
lich des Formats, der Druckfestigkeit und
des Lochbildes (d.h. Größe und Vertei-
lung der Hohlräume).
KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 6 Befestigung 139

4. Dübel für sicherheitsrelevante Befestigungen

4.1 Kunststoffdübel mit deutscher bauaufsichtlicher Zulas- Der erforderliche Randabstand hängt davon ab, ob eine Auf-
sung last vorhanden ist oder nicht. Die notwendige Höhe der erfor-
derlichen Auflast ist in der Zulassung allerdings nicht geregelt.
In den Tafeln 1 und 2 sind stellvertretend für die Vielzahl zu- Teilweise kann eine Auflast auch ungünstig wirken. Es sollte
gelassener Kunststoffdübel beispielhafte Montagekenn- daher mindestens der Randabstand eingehalten werden, der
werte und Lasten zusammengestellt. Die zulässigen Lasten in sich ohne eine Berücksichtigung der Auflast ergibt. Dieser be-
KS-Lochsteinen gelten nur, wenn die Bohrlöcher im Drehgang trägt bei Dübeln mit einem Durchmesser von d = 10 mm zwi-
ohne Hammerwirkung erstellt werden. Diese Einschränkung hat schen 10 cm und 25 cm.
den Hintergrund, dass beim Bohren mit Hammerwirkung die
Stege der Lochsteine auf ihrer Rückseite deutlich stärker aus- Neben den Angaben in den Tafeln 1 und 2 verlangt die bauauf-
brechen können als beim Bohren im Drehgang (Bild 6). Grund- sichtliche Zulassung noch die Einhaltung einer Reihe weiterer
sätzlich aber ist das zulässige Bohrverfahren in der europä- Bedingungen. Die wichtigsten sind im Folgenden aufgeführt:
isch technischen Bewertung angegeben und bei der Montage
anzuwenden. nn Eine ständig wirkende Zuglast ist nur als Schrägzuglast zu-
lässig, die mit der Dübelachse einen Winkel von mindestens
10° bildet.

nn Bei Anwendungen in Lochsteinen darf die Verankerungstiefe


nur überschritten werden, wenn der Einfluss des Tieferset-
zens auf die zulässige Last durch Versuche am Bauwerk
überprüft wird.

nn Der Abstand der Dübel zu Stoßfugen muss mindestens


30 mm betragen.

Bild 6 Unterschiedliche Vorschädigung durch Dreh- und


Hammerbohren

Tafel 1 Typische Kennwerte von Kunststoffdübeln mit allgemein bauaufsichtlicher Zulassung für KS-Vollsteine

Dübel fischer SXR Hilti HRD -U Würth W-UR


Dübelgröße 8 10 10 14 8 10
Bohrlochdurchmesser d0 [mm] 8 10 10 14 8 10
Bohrlochtiefe h1 [mm] 60 60 80 85 80 80
Verankerungstiefe hnom [mm] 50 50 70 70 70 70
Durchgangsloch im Anbauteil df [mm] 8,5 10,5 10,5 14,5 8,5 10,5
Mindestbauteildicke [mm] 115 115 115 115 115 115
Minimaler Achsabstand [mm] 100 100 100 250 100 100
Minimaler Randabstand [mm] 250 250 250 400 250 250
Zulässige Tragfähigkeit [kN] 0,4 0,6 0,6 0,6 0,4 0,6

Tafel 2 Typische Kennwerte von Kunststoffdübeln mit allgemein bauaufsichtlicher Zulassung für KS-Lochsteine

Dübel fischer SXR Hilti HRD Würth W-UR


1) 1)
Dübelgröße 8 10 10 14 8 10
Bohrlochdurchmesser d0 [mm] 8 10 10 14 8 10
Bohrlochtiefe h1 [mm] 60 60 80 85 80 80
Verankerungstiefe hnom [mm] 50 50 70 70 70 70
Durchgangsloch im Anbauteil df [mm] 8,5 10,5 10,5 14,5 8,5 10,5
Mindestbauteildicke [mm] 115 115 115 115 115 115
Minimaler Achsabstand [mm] 100 100 100 250 100 100
Minimaler Randabstand [mm] 250 250 250 400 250 250
Zulässige Tragfähigkeit [kN] – 0,4 0,4 0,6 – 0,4
1)
Dübel haben keine abZ.
140 Befestigung 6 KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch

Kann die Lage von Stoßfugen z.B. wegen eines Putzes oder ei- Neben den Angaben in den Tafeln 3 und 4 verlangt die Zulas-
ner Wärmedämmung nicht bestimmt werden, dann ist die zu- sung noch die Einhaltung einer Reihe weiterer Bedingungen.
lässige Last der Dübel zu halbieren, sofern keine Lastumlage- Die wichtigsten sind im Folgenden aufgeführt:
rung auf mindestens zwei benachbarte Befestigungspunkte
möglich ist. nn Der Mörtel des Mauerwerks muss mindestens der Mörtel-
klasse M 2,5 nach DIN EN 998-2 bzw. Mörtelgruppe II nach
Die zulässigen Biegemomente sowie weitere Detailinformati- DIN V 18580 entsprechen.
onen zur Anwendung sind den jeweiligen Zulassungsbeschei-
den zu entnehmen. nn Die Werte für KS-Vollsteine gelten für die in der Zulassung
angegebenen Formate und Druckfestigkeiten sowie für alle
größeren Formate und/oder Druckfestigkeiten.
4.2 Kunststoffdübel mit europäischer Bewertung
(nach ETAG 020 [3]) nn Die Werte für KS-Lochsteine gelten nur für die Formate und
Lochbilder, die in der Zulassung beschrieben sind.
In den Tafeln 3 und 4 sind die wichtigsten Montagekennwerte
und Lasten von typischen Kunststoffdübeln mit europäischer nn Bei abweichenden Formaten und/oder Lochbildern sowie
Zulassung beispielhaft genannt. bei geringeren Druckfestigkeiten und/oder Rohdichten dür-
fen Versuche am Bauwerk durchgeführt werden.
Die Lastwerte in den Tafeln 3 und 4 gelten für das Bohrver-
fahren, das in der ETA angegeben ist. Drehbohren, wie in der nn Bei Anwendungen in KS-Lochsteinen muss die in Tafel 4
deutschen Zulassung verlangt, wird nicht mehr zwingend vor- angegebene Verankerungstiefe eingehalten werden. Ist
geschrieben. das nicht möglich, dürfen ebenfalls Versuche am Bauwerk
durchgeführt werden.
Außerdem werden in der europäischen Zulassung erstmals Tem-
peraturbereiche für die Anwendung angegeben. Der geringere nn Bei Mauerwerk ohne Vermörtelung der Stoßfugen ist der Be-
Wert entspricht der langzeitig im Mittel erlaubten und ertrag- messungswert der Tragfähigkeit F Rd = F Rk /M auf 2,0 kN zu
baren Temperatur, der höhere Wert darf auch kurzzeitig nicht begrenzen, um ein Herausziehen des Steins aus dem Mau-
überschritten werden. erwerksverband zu verhindern. Auf diese Begrenzung darf
verzichtet werden, wenn Mauersteine mit Nut-Feder-System
Nach europäisch technischen Bewertungen sind auch ständig verwendet werden oder das Mauerwerk mit Stoßfugenver-
wirkende Zuglasten erlaubt. Im Vergleich zu den Dübeln nach mörtelung ausgeführt wird.
deutscher Zulassung wurden die Dübel mit einer gültigen ETA
unter zentrischen Dauerlasten und erhöhten Temperaturen ge- nn Sind die Mauerwerksfugen nicht sichtbar, z.B. bei ver-
prüft und bewertet. putztem Mauerwerk, ist die charakteristische Tragfähigkeit
FRk nach Tafel 3 und 4 zu halbieren.

Tafel 3 Typische Kennwerte von Kunststoffdübeln mit europäisch technischer Zulassung für KS-Vollsteine

Dübel fischer SXR Hilti HRD Würth W-UR TOX SDF Sormat S-UP
ETA-07/0121 ETA-07/0219 ETA-08/0190 ETA-11/0100 ETA-12/0003
Dübelgröße 8 10 8 10 8 10 10 10

Bohrlochdurchmesser d0 [mm] 8 10 8 10 8 10 10 10

Bohrlochtiefe h1 [mm] 60 60 60 60/80 80 80 80 80

Verankerungstiefe hnom [mm] 50 50 50 50/70 70 70 70 70

Durchgangsloch im Anbauteil df [mm] 8,5 10,5 8,5 11 8,5 10,5 10,5 10,5

Mindestbauteildicke [mm] 100 100 115 115 175 175 100 240

Minimaler Randabstand KS-Vollsteine [mm] 100 100 100 100 50 50 100 200

Minimaler Abstand zwischen Dübelgruppen 100 100 200 200 100 100 100 80
senkrecht zum Rand [mm]

Minimaler Abstand zwischen Dübelgruppen 100 100 400 400 100 100 100 80
parallel zum Rand [mm]

Temperaturbereich 50 °C/80 °C 50 °C/80 °C 50 °C/80 °C 50 °C/80 °C 50 °C/80 °C

Mindeststeinfestigkeit [N/mm²] 10 20 10 20 10 20 10 12

Mindestabmessungen der Steine 240 x 115 x 71 240 x 115 x 113 248 x 175 x 498 240 x 115 x 71 240 x 115 x 71

Charakteristische Tragfähigkeit [kN] 2,0 2,5 2 3 1,5 3,5 1,5 6,0


KALKSANDSTEIN – Planungshandbuch 6 Befestigung 141

Tafel 4 Beispiele für Kennwerte von Kunststoffdübeln mit europäisch technischer Zulassung für KS-Lochsteine

Dübel fischer SXR Hilti HRD Würth W-UR TOX SDF Sormat S-UP
ETA-07/0121 ETA-07/0219 ETA-08/0190 ETA-11/0100 ETA-12/0003
Dübelgröße 8 10 8 10 8 10 10 10
Bohrlochdurch-
messer d0 8 10 8 10 8 10 10 10
[mm]
Bohrlochtiefe
60 60 60 60/80 60 80 80 80
h1 [mm]
Verankerungs-
50 50 50 50/70 70 70 70 70
tiefe hnom [mm]
Durchgangs-
loch im Anbau- 8,5 10,5 8,5 11 8,5 10,5 10,5 10,5
teil df [mm]
Mindestbau-
100 100 110 115 115 115 100 240
teildicke [mm]
Minimaler
Randabstand 100 100 100 100 100 100 100 100
[mm]
Minimaler Ab-
stand zwischen
Dübelgruppen 100 100 200 200 100 100 100 80
senkrecht zum
Rand [mm]
Minimaler Ab-
stand zwischen
Dübelgruppen 100 100 400 400 100 100 100 80
52 20
20
52 52 20

parallel zum 240


240
240
240
52 52

73 47
47
73 47
Rand [mm] 20 31
2020
203131
31
10
1010
10
240
240
240
240
240
240

73 73
52

16
16
42 16

240
240
240
Temperatur-
115
115
115
115
115
115

47 73
47 73
24
24
24

32
32
32
42
42

50 °C/80 °C 50 °C/80 °C 50 °C/80 °C 50 °C/80 °C 50 °C/80 °C


9 44
39 44
44

bereich
47
44
4444
44 248
248
248
248 248
248
248
248
339

63
6363
63
63
6363
63
64
6464
64
60
6060
60
16 52 52 20

300
300
300
300
240
24 52 52 20

52 20

52 52 20

52 52 20

250
250
250
250

73 73 47
240 240 240 24020 31 10
73 73 47

47 73 73 47

47 73 73 47

47 73 73 47
52240
240

20 3120
10 31 10
20 31 10
20 31 10
115 16

240
44 240

240

240

240
240

240

240

240

115

115
16

16

16

240

240

240

47240
24

32

Steinbild
42
115

115

115