Sie sind auf Seite 1von 231

GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND

Folge 1 – Guten Appetit

Anna: Hallo. Hier sind wir wieder.


Ardhi: Anna, …
Anna: Ardhi und …
Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Heute und die nächsten Male geht es um ein zentrales Thema in unserem Le-
ben.
Ardhi: Nein, es geht nicht um die Liebe …
Anna: Oh!
Ardhi: … sondern um … Genau: Essen. Jemand macht Essen. Er kocht.
Anna: Oder sie kocht. Meistens kocht ja die Frau.
Ardhi: Aber viele Männer kochen besser als die Frauen.
Anna: So ein Unsinn!
Ardhi: Ähm … wissen Sie, was für Geräusche das waren?
Ardhi: Jemand schneidet Gemüse, ich glaube, er schneidet Zwiebeln.
Anna: „Die Zwiebel“.
Ardhi: Jemand brät Zwiebeln an …
Anna: … und rührt um.
Ardhi: „Etwas anbraten“ …
Anna: … und „umrühren“.
Ardhi: Ich brate Zwiebeln an und rühre um.
Anna: Ardhi brät Zwiebeln an und rührt um. Na, was wird das wohl?
Ardhi: Das kann ich dir sagen: trennbare und nicht trennbare Verben.
Anna: (ironisch) Mmmm … klingt gut. Ist das ein neues Rezept?
Ardhi: Na ja, neu ist es nicht, aber gut. Liebe Hörerinnen und Hörer, Sie kennen die-
ses Rezept vielleicht schon.
Anna: Warum heißt es bei „umrühren“: „Ich rühre um“.
Ardhi: Aber bei „bekommen“: „Ich bekomme“.
Anna: Wir sagen Ihnen noch ein paar Beispiele. Bitte hören Sie auf die Betonung.
Wo ist der Akzent?
Ardhi: „Bekommen“: Wir bekommen heute Abend Gäste. Ich werde kochen.
Anna: „Einkaufen“: Und wer kauft ein?
Ardhi: Na, du.
Anna: Aha.
Anna: „Aufräumen“: Und wer räumt vorher die Wohnung auf?
Ardhi: Na, du.
Anna: Aha. „Abwaschen“: Und wer wäscht das Geschirr ab?
Ardhi: Na, du.
Anna: „Verreisen“: Und wer verreist heute und ist leider nicht da?
Ardhi: Na, du.
Anna: Genau.
Ardhi: Äh … Halt, du bleibst hier.
Anna: Also, liebe Hörerinnen und Hörer, wie ist das: Wenn die Vorsilbe …
Ardhi: (wichtigtuerisch) … das Präfix!
Anna: Also: wenn die Vorsilbe betont ist, …
Ardhi: - wie bei einkaufen -
Anna: … trennt man sie dann vom Verb oder nicht?

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 1 – Guten Appetit

Aufgabe

Anna: Wenn die Vorsilbe betont ist, trennt man sie vom Verb:
Ardhi: Einkaufen: Du kaufst ein.
Anna: Man sagt auch: Das ist ein „trennbares Verb“. Und wenn die Vorsilbe nicht be-
tont ist, bleibt das Verb „ganz“: verreisen: Ich verreise heute.
Ardhi: Tja, schade, dass du nicht da bist. Ich werde Wiener Schnitzel mit Kartoffelsa-
lat machen! Für den Kartoffelsalat habe ich ein Rezept von meiner Mutter.
Anna: Ich dachte, Frauen kochen nicht so gut wie Männer!
Ardhi: Na ja, meine Mutter schon.
Anna: Und was ist das für ein Rezept?
Ardhi: Ein altes Familienrezept: Kartoffelsalat für zwei Personen:

Mutter: Sie brauchen:


1 Pfund Kartoffeln

Anna: Ein Pfund Kartoffeln, also fünfhundert Gramm (500 g).

Mutter: 1 Zwiebel
1 Tasse Gemüsebrühe

Ardhi: Die Gemüsebrühe. Das ist eine klare Suppe, eine Bouillon aus Gemüse.
Anna: Gemüsebrühe.

Mutter: 3 Gewürzgurken

Anna: Gewürzgurken. Die „Gurke“ - das ist ein längliches, grünes Gemüse. Man isst
es meistens als Salat – „der Gurkensalat“.
Ardhi: Und eine „Gewürzgurke“ ist eine Gurke in Salzwasser oder Essigwasser mit
Gewürzen.

Mutter: 1 Eigelb

Anna: Das „Eigelb“, also das Gelbe, das in einem Ei ist.

Mutter: Salz und Pfeffer


Essig und Öl

Anna: Salz, Pfeffer


Essig und Öl

Mutter: Kochen Sie die Kartoffeln in der Schale bis sie weich sind.

Anna: Die Schale. Das ist die äußere Haut von einer Frucht oder einem Gemüse.
Ardhi: „In der Schale kochen“. Wenn man die Schale wegmacht, heißt es: „schälen“.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 1 – Guten Appetit

Mutter: Schälen Sie die Kartoffeln und übergießen Sie sie mit der heißen Ge-
müsebrühe.

Ardhi: Übergießen.
Anna: Nicht trennbar.
Ardhi: Hä, was?
Anna: Ich meine: „man übergießt die Kartoffeln mit der Gemüsebrühe“ – das
heißt: Man schüttet Gemüsebrühe auf die Kartoffeln.

Mutter: Schneiden Sie die Zwiebel und die Gewürzgurken.


Geben Sie die klein geschnittene Zwiebel und die Gewürzgurken zu
den Kartoffeln.
Mischen Sie Salz und Pfeffer mit dem Essig und geben Sie anschlie-
ßend das Öl dazu.
Übergießen Sie die Kartoffeln mit dem Essig und Öl.
Geben Sie am Schluss das rohe Eigelb dazu.

Ardhi: „Das rohe Eigelb“ – also das Ei wurde nicht gekocht, es ist roh.
Anna: Man „gibt das Eigelb dazu“. Also: man gibt das Eigelb zu den übrigen Sachen.
„Etwas dazugeben“.

Mutter: Dazu passt: gebratenes Fleisch oder gebratener Fisch.

Ardhi: Oder, für Vegetarier: gebratenes Gemüse oder Spiegeleier.


Anna: „Das Spiegelei“.
Ardhi: „Der Spiegel“ und „das Ei“.
Anna: Das ist ein gebratenes Ei, das aussieht wie ein … äh Spiegel …
Ardhi: Wollen wir das Rezept noch mal zusammen wiederholen?
Anna: Sie müssen jetzt begeistert „Ja“ sagen.
Ardhi: Was meinst du?
Anna: Sie wollen.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Ardhi: Also zuerst kommt das: Die Kartoffeln schälen. Man …

Anna: Man schält die Kartoffeln.

Ardhi: Dann: Die Zwiebel schneiden. Man ...

Anna: Man schneidet die Zwiebel.

Ardhi: Danach: Salz, Pfeffer und Essig mischen. Man …

Anna: Man mischt Salz, Pfeffer und Essig.

Ardhi: Anschließend: Die Kartoffeln übergießen … Man ü…

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 1 – Guten Appetit

Anna: Man übergießt die Kartoffeln – nämlich mit dem Essig.

Ardhi: Noch ein Eigelb dazugeben. Man gibt …

Anna: Man gibt ein Eigelb dazu.

Ardhi: Und jetzt noch: Umrühren. Man …

Anna: Man rührt um.

Ardhi: Und was macht Anna am Schluss mit dem schmutzigen Geschirr?
Sie w… Richtig! Sie wäscht es ab.
Anna: Falsch! Sie wirft es auf Ardhi.
Ardhi: Aber Annalein, was machst du denn? Ich hab doch nur Spaß gemacht! Hör
doch auf. Das ist nicht mehr lustig! Uaah!

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 2 – Bioloaden oder Supermarkt

Anna: Hallo, herzlich willkommen bei:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Diese Folge heißt:
Ardhi: „Bioladen oder Supermarkt?“
Ardhi: Du, Anna, wo kaufst du immer ein?
Anna: Ich? Ich kaufe meistens im Supermarkt ein. Da wo ich wohne, gibt es sogar
zwei Supermärkte. Und du?
Ardhi: Ich gehe meistens in einen Bioladen.
Anna: Echt? In einen Bioladen? (ironisch) Also, Äpfel aus biologischem Anbau? Brot
ohne Chemie? Alles ganz, ganz gesund?
Ardhi: Ja. Ich kaufe dort ein, weil ich gesund leben möchte.
Anna: Aha, so wie die Frau, die wir gleich hören werden. Marion war nämlich in ei-
nem Bioladen und hat eine Kundin gefragt, warum sie dort einkauft.
Ardhi: Die Frau kauft dort ein, weil sie gesund leben möchte.
Anna: Sie sagt es aber anders. Hören Sie bitte zu.

Marion: Ich wollte Sie fragen, warum Sie im Bioladen einkaufen und nicht im
Supermarkt.
Frau: Wegen der Gesundheit. Ich hab´ ein paar Bücher gelesen … und dann
kommt man halt hierher.

Anna: Warum kauft sie im Bioladen ein? Wegen …

Aufgabe

Ardhi: … wegen der Gesundheit. Die Gesundheit -


Anna: Wegen „der Gesundheit“. „Wegen“ mit Genitiv, man hört es aber auch mit Da-
tiv.
Ardhi: Zum Beispiel: Wegen „des Geldes“, aber auch: wegen „dem Geld“.
Anna: Genau: Wegen des Geldes! Ich kaufe nicht im Bioladen ein, weil dort alles so
teuer ist. Die Lebensmittel sind einfach teurer als in anderen Läden.
Ardhi: Man kann aber in einem Bioladen auch billig einkaufen. Sogar billiger als in
einem „normalen“ Laden.
Anna: Das glaube ich nicht.
Ardhi: Hören wir doch noch mal die Frau. Sie kauft im Bioladen billiger ein als in ei-
nem normalen Laden. Wie macht sie das?

Marion: Das Essen hier ist aber teurer ...


Frau: Ja, also, manche Leute sagen, das ist teurer, weil sie hier Fleisch kau-
fen wollen, aber dann kauf´ ich halt das, was günstiger ist. Man kann ja
hier auch Gemüse kaufen, Kartoffeln, das ist dann billiger als Fleisch
beim Metzger.

Ardhi: Die Frau kauft im Bioladen billiger ein als in einem normalen Laden. Wie
macht sie das?

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 2 – Bioloaden oder Supermarkt

Aufgabe

Ardhi: Sie kauft das, was günstiger, also was billiger ist. Sie kauft zum Beispiel
Gemüse.
Anna: Denn Gemüse ist günstiger als Fleisch.
Ja, aber dann muss man ja Vegetarier werden …
Ardhi: Das ist sowieso gesünder.
Anna: Gesund, gesünder, am gesündesten. Ich esse aber gerne Fleisch.
Ardhi: Ich ja auch. Ich esse eben manchmal Biofleisch aus dem Bioladen. Norma-
lerweise kauft man ja Fleisch in einer Metzgerei. Man sagt auch: beim Metz-
ger.
Anna: Oder im Supermarkt.
Ardhi: Und wo kauft man normalerweise Brot?

Aufgabe

Ardhi: In einer Bäckerei. Man kann auch sagen: beim Bäcker.


Anna: Oder im Supermarkt.
Ardhi: Und wo kauft man normalerweise Gemüse?

Aufgabe

Ardhi: In einem Lebensmittelgeschäft oder Lebensmittelladen.


Anna: Mhm.
Ardhi: Warum sagst du jetzt nicht: „Oder im Supermarkt“?
Anna: Ich kaufe nicht nur im Supermarkt ein.
Ardhi: Ach so. Ich dachte, du liebst Supermärkte.
Anna: Nein, aber ich finde sie praktisch. Und sie sind günstiger als deine „Bioläden“.
Ardhi: Das sind nicht „meine Bioläden“. Ich finde nur, dass … Ach, machen wir wei-
ter.
Anna: Na gut. Marion hat die Frau im Bioladen noch Folgendes gefragt: „Und es be-
kommt Ihnen gut, das Essen hier?“
Ardhi: Sicher kennen sie das Verb „etwas bekommen“, also „etwas kriegen“.
Anna: Zum Beispiel: Ich bekomme Hunger, wenn ich noch länger über Essen spre-
chen muss.
Ardhi: Du bekommst schon noch etwas zu essen, nach der Sendung.
Anna: (seufzt) Na gut.
Ardhi: Man kann aber auch sagen: „Jemandem bekommt etwas“ oder: „Jemandem
bekommt etwas gut“. Das bedeutet:
Anna: Er verträgt es. Es tut ihm gut.
Ardhi: Bekommt der Frau das Essen aus dem Bioladen? Hören Sie bitte zu.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 2 – Bioloaden oder Supermarkt

Marion: Und es bekommt Ihnen gut, das Essen hier?


Frau: Ja, ja. Mir und meiner Tochter. Die hat Neurodermitis und … sobald sie
was Ungesundes gegessen hat, aus dem Supermarkt, hat sie gejuckt
und gekratzt. Und hier, das vertragen wir. Also, ich bin hundertprozen-
tig überzeugt.

Anna: Vertragen die Frau und ihre Tochter das Essen aus dem Bioladen?

Aufgabe

Ardhi: Ja, sie vertragen das Essen aus dem Bioladen. Und das ist besonders wichtig
für die kleine Tochter der Frau.
Anna: Sie hat nämlich Neurodermitis. Das ist eine Hautkrankheit.
Ardhi: Wenn das kleine Mädchen etwas aus dem Supermarkt isst, juckt ihre Haut
und sie muss sich kratzen.
Anna: Sie verträgt also das Essen aus dem Supermarkt nicht, ihre Krankheit wird da-
von schlimmer.
Anna: Na ja, gut, das Essen im Bioladen ist vielleicht gesünder. Aber es ist viel prak-
tischer im Supermarkt einzukaufen.
Ardhi: Was ist denn da so „praktisch“?
Anna: Na ja, wenn ich zum Beispiel ein Kilo Kartoffeln und ein Pfund Äpfel möchte,
dann nehme ich das einfach. Ich muss nichts sagen.
Ardhi: Liebe Hörerinnen und Hörer, helfen Sie Anna bitte. Was kann man alles sa-
gen, wenn man ein Pfund Äpfel will? Ein Pfund – das ist ein halbes Kilo.
Anna: Also hör mal, was soll denn das?
Ardhi: (unbeirrt) Die Verkäuferin fragt Sie also: Was bekommen Sie? Und Sie antwor-
ten:

Aufgabe

Ardhi: Ich möchte bitte ein Pfund Äpfel.


Anna: Oder: Ich bekomme ein Pfund Äpfel, bitte.
Ardhi: Geben Sie mir bitte ein Pfund Äpfel.
Anna: Oder: Ich hätte gern ein Pfund Äpfel.
Ardhi: Na bitte, du kannst es doch.
Anna: Natürlich kann ich es!
Ardhi: Aber du hast doch gesagt …
Anna: Ich habe doch nicht gesagt, dass ich das nicht sagen kann, sondern …
Ardhi: Doch, das hast du aber gesagt.
Anna: Nein!
Ardhi: Doch.
Anna: Nein nein nein nein nein nein …

Regie: Also, könntet ihr jetzt bitte die Wiederholung machen?

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 2 – Bioloaden oder Supermarkt

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Der Supermarkt – die Supermärkte

Ardhi: Der Supermarkt – die Supermärkte

Anna: Der kleine Laden – die kleinen Läden

Ardhi: Der kleine Laden – die kleinen Läden

Anna: Das Essen ist gesünder.

Ardhi: Das Essen ist gesünder.

Anna: Gemüse ist günstiger als Fleisch.

Ardhi: Gemüse ist günstiger als Fleisch.

Anna: Wir vertragen das Essen.

Ardhi: Wir vertragen das Essen.

Anna: Uns bekommt das Essen.

Ardhi: Uns bekommt das Essen.

Anna: Ich bekomme ein Pfund Äpfel, bitte.

Ardhi: Ich bekomme ein Pfund Äpfel, bitte.

Anna: Auf Wiederhören, bis zum nächsten Mal!


Ardhi: Auf Wiederhören!

Anna: Na, bravo. Unsere Hörer denken jetzt, dass ich noch nicht mal einkaufen kann.
Ardhi: Aber du hast doch auch gesagt, dass du …
Anna: Unsinn, ich habe nur gesagt, dass ich nicht so gerne …

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 3 – Keine Currywurst für Ardhi

Anna: Hallo, hier ist wieder:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören: „Keine Currywurst für Ardhi“.
Ardhi: Ein blöder Titel.
Anna: Wieso? Unser Thema ist doch gesundes und ungesundes Essen. Du gehst
doch jetzt immer im Bioladen einkaufen.
Ardhi: Ja, sicher …
Anna: Ein Bioladen ist ein Geschäft mit Produkten aus biologischem Anbau. Zum
Beispiel: Obst und Gemüse ohne chemische Pflanzenschutzmittel.
Ardhi: Oder Milch. Normalerweise verändert man die Milch, damit sie nicht so schnell
sauer wird. Man homogenisiert und pasteurisiert sie. Biomilch, also die Milch,
die es im Bioladen gibt, wird nicht verändert.
Anna: (skeptisch) Na ja, „Bioessen“ ist vielleicht gesund, aber schmeckt es denn
auch gut?
Ardhi: Also, wenn du mich fragst: Mir schmeckt es. Dir muss es ja nicht schmecken.
Anna: Hören wir doch mal eine Kundin in einem Bioladen.
Ardhi: Okay. Liebe Hörerinnen und Hörer: Was sagt die Kundin? Sagt sie:
Anna: Das Essen schmeckt nicht, weil es gesund ist.
Ardhi: Oder sagt sie: Das Essen schmeckt ihr gut.
Anna: Hören Sie jetzt die Kundin.

Frau: Also, mir schmeckt’s, weil ich weiß, das ist gesund. Und vieles
schmeckt auch einfach besser. Die Milch … da schmeckt der Kaffee,
mit … mit Biomilch und nicht mit einer homogenisierten, pasteurisierten

Ardhi: Was meint die Kundin?


Anna: A: Das Essen schmeckt nicht, weil es gesund ist.
Ardhi: Oder B: Das Essen schmeckt ihr gut.

Aufgabe

Ardhi: (triumphierend) Die Antwort ist - B! Das Essen schmeckt ihr gut. Und es
schmeckt ihr nicht nur gut, es schmeckt ihr auch besser. Ich merke auch einen
Unterschied zwischen Essen aus dem Bioladen und Essen aus dem Super-
markt. Ich finde, es schmeckt ganz unterschiedlich.
Anna: Also, ich merke auch einen Unterschied: Das Essen aus dem Bioladen ist teu-
rer als das Essen aus dem Supermarkt.
Ardhi: Ignorantin!
Anna: Besserwisser! … Ähm … ja … wir kommen zurück zum Interview.
Ardhi: Ja, ähm … Sie hören jetzt zwei Kinder. Merken die beiden einen Unterschied
zwischen dem Essen aus dem Bioladen und dem Essen aus dem Super-
markt?
Anna: Oder schmeckt ihnen beides gut?

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 3 – Keine Currywurst für Ardhi

Marion: Schmeckt euch das Bioessen besser als das vom Supermarkt? Oder ist
das egal?
Junge: Hm, es ist eigentlich egal. Ja, also, es ist manchmal schön, wenn man
mal aus … vom Supermarkt Essen macht, aber das Essen schmeckt
auch gut. Man merkt also keinen Unterschied.
Marion: Merkst du auch keinen Unterschied?
Mädchen: Auch nicht. Schmeckt beides gut.

Ardhi: Merken die Kinder einen Unterschied zwischen dem Essen aus dem Bioladen
und dem Essen aus dem Supermarkt?

Aufgabe

Anna: Nein, sie merken keinen Unterschied. Den Kindern schmeckt beides gut. Hast
du gehört, Ardhi?
Ardhi: Na ja, Kinder! Kindern schmecken sowieso Pommes Frites am besten.
„Pommes mit Ketchup oder Majo“!
Anna: Pommes Frites mit Ketchup oder Mayonnaise. Schmeckt dir das nicht?
Ardhi: Wie bitte? Pommes?
Anna: Äh … also nicht?
Ardhi: Ich liebe Pommes mit Ketchup und Mayo. Und natürlich Currywurst1.
Anna: Ardhi und … Currywurst? Diese fette Wurst mit scharfer Currysoße. Ganz un-
gesund!
Ardhi: Stell dir vor, Ruhrgebiet …
Anna: Das Ruhrgebiet ist eine Gegend in Deutschland mit viel Industrie.
Ardhi: Ein dunkler, kalter Tag im November …
Anna: Wie romantisch!
Ardhi: Eine hell erleuchtete Wurstbude …
Anna: Eine Wurstbude – das ist ein Kiosk, wo man Wurst und Getränke und so ver-
kauft.
Ardhi: … und eine heiße, rote „Currywurst“. Na ja, jetzt esse ich keine Currywurst
mehr. Das ist ungesund. Mir fehlt sie nicht.
Anna: Hm, Currywurst mit Soße. Die Soße schmeckt scharf und salzig und auch ein
bisschen süß …
Ardhi: Und man hat sie immer auf der Jacke.
Anna: Du vielleicht!
Ardhi: Machen wir jetzt noch das Spiel?
Anna: Okay. Also: Einer sagt eine Speise oder ein Getränk und der andere sagt, wie
es schmeckt.
Ardhi: Also, zum Beispiel: Wie schmecken Tränen?
Anna: Wie bitte? Tränen? Also das, was aus den Augen kommt, wenn man weint.
Oder ist das ein neues Getränk?
Ardhi: Tränen schmecken salzig. Und wie schmeckt Honig?

Aufgabe

1
die Wurst, die Würste: Nahrungsmittel aus Fleisch und Gewürzen

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 3 – Keine Currywurst für Ardhi

Anna: Honig schmeckt süß. Wie schmeckt … Pfeffer?

Aufgabe

Ardhi: Pfeffer schmeckt scharf. Wie schmeckt … Essig?

Aufgabe

Anna: Essig schmeckt sauer.


Ardhi: Und wie schmeckt Pils?

Aufgabe

Anna: Pilze? Hm, Pilze schmecken nicht süß und nicht salzig, sie schmecken …
neutral.
Ardhi: Falsch!
Anna: Warum?
Ardhi: Ich habe nicht gefragt: Wie schmecken Pilze? Sondern: Wie schmeckt Pils?
Anna: Ach Pils! Du meinst das Bier!
Ardhi: Genau. Pils trinkt man vor allem in Norddeutschland. Es schmeckt bitter.
Anna: Du, Ardhi, gibt es im Bioladen auch Bier?
Ardhi: Klar. Es gibt dort alles, Tee, Kuchen, Marmelade, Nudeln ... alles Bio.
Anna: Und das schmeckt?
Ardhi: Ja. Ich kann ja mal ein Bioessen machen … und dich einladen.
Anna: Na ja, warum nicht?
Ardhi: Vertragen wir uns wieder? Kein Streit mehr?
Anna: Na gut. Wir vertragen uns wieder.
Ardhi: Dann machen wir jetzt ...
Anna: … das Essen?
Ardhi: Nein, die Wiederholung.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Mir schmeckt das Essen.

Ardhi: Mir schmeckt das Essen.

Anna: Vieles schmeckt auch besser.

Ardhi: Vieles schmeckt auch besser.

Anna: Die Soße schmeckt scharf.

Ardhi: Die Soße schmeckt scharf.

Anna: Sie merken keinen Unterschied.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 3 – Keine Currywurst für Ardhi

Ardhi: Sie merken keinen Unterschied.

Anna: Das war’s wieder mal. Tschüs, bis zum nächsten Mal!
Ardhi: Tschüs!

Ardhi: Was soll ich denn kochen? Was möchtest du? Gemüse mit Reis oder Nudeln
mit Soße oder …
Anna: Vielleicht … Currywurst?
Ardhi: Currywurst? Du meinst also tatsächlich diese fette, ungesunde …
Anna: Ja, genau die! Und dazu …
Ardhi: … fette, salzige, ungesunde …
Anna: Hm … Pommes mit Ketchup und Majo!
Ardhi: Ja.

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 4 – Im Restaurant

Anna: Hallo, herzlich willkommen bei:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören die Folge:
Ardhi: „Im Restaurant“.
Anna: Ardhi hat mich für heute Abend zum Essen eingeladen. Ich bin schon ge-
spannt, was er kochen wird.
Ardhi: Was schmeckt dir überhaupt nicht?
Anna: Hm … Spinat schmeckt mir nicht. Dieses langweilige Gemüse mit den großen
grünen Blättern. Uah.
Ardhi: Gut, also keinen Spinat.
Anna: Sie hören jetzt Sprecher, die Ihnen sagen, was ihnen schmeckt und was nicht.
Sie können es auch gleich nachsprechen, wenn Sie wollen.

Sprecher: Nudeln mit Tomatensoße

Aufgabe

Ardhi: Das schmeckt ihr.

Sprecher: Kartoffelsuppe

Aufgabe

Anna: Das schmeckt ihm nicht.

Sprecher: Sauerkraut

Aufgabe

Ardhi: Das schmeckt ihr nicht.

Sprecher: Schokoladeneis

Aufgabe

Anna: Das schmeckt ihm. Du, Ardhi, was willst du denn für mich kochen?
Ardhi: Hm … vielleicht eine Suppe … und dann … Gemüse mit Reis.
Anna: Mhm, Gemüse, Suppe … klingt gut. Dann kochen zwei.
Ardhi: Wieso zwei? Willst du auch kochen?
Anna: Nein, du kochst und die Suppe kocht.
Ardhi: Ach so, ja: „Man kocht Essen“. Also: Man macht Essen.
Anna: Und: „Das Essen kocht“.
Ardhi: Also: Das Essen wird sehr heiß, so dass Dampf aufsteigt.
Anna: Kochen - da gibt es doch ein Sprichwort … so einen klugen Satz … Den hat
meine Großmutter oft gesagt, ähm …: „Es wird nichts so heiß gegessen, wie
es gekocht wird.“
1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 4 – Im Restaurant

Ardhi: Mhm, das kenn ich auch: „Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht
wird.“
Anna: Was meinen Sie, was will man damit sagen?

Aufgabe

Ardhi: „Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“ Das bedeutet: Am
Anfang sieht es immer schlimmer aus, als es ist.
Anna: Und dann gibt’s doch noch was mit „kochen“ …
Ardhi: Meinst du vielleicht: „Er kocht innerlich vor Wut“?
Anna: Ja, das meine ich. Wie könnte man das anders ausdrücken?

Aufgabe

Ardhi: „Er kocht innerlich vor Wut.“ Also: Er wird innerlich so heiß wie eine Suppe, die
kocht. Das heißt: Er ist wütend. Er ist ärgerlich. Aber er zeigt es nicht.
Anna: Und mit Suppe kenn ich auch noch was: „Er findet immer ein Haar in der Sup-
pe“.
Ardhi: „Er findet immer ein Haar in der Suppe“ – Was könnte das heißen?

Aufgabe

Ardhi: „Er findet immer ein Haar in der Suppe“: Er ist sehr kritisch. Er findet immer
etwas, was ihm nicht passt.
Anna: Ja, liebe Hörerinnen und Hörer, davon handelt auch die Szene im Restaurant,
die Sie gleich hören werden. Dem Gast schmeckt einfach nichts, er ist sehr
kritisch. Aber er sagt es nicht. Er denkt es nur.
Ardhi: Der Kellner sagt auch nicht, was er denkt. Er ist wütend, weil der Gast ihm zu
wenig Trinkgeld gibt. Normalerweise gibt man in Deutschland dem Kellner un-
gefähr 10 Prozent vom Preis als Trinkgeld.
Anna: Hören Sie jetzt also den Gast und den Kellner.
Ardhi: Und Sie hören nicht nur das, was die beiden sagen, sondern auch, was sie
denken.

Gast: Guten Tag.


Kellner: Guten Tag. Was darf ich Ihnen bringen?
Gast: Die Karte bitte.
Kellner: Bitte schön, die Karte. Äh, wissen Sie schon, was Sie trinken wollen?
Gast: Ja, äh, bringen Sie mir bitte ein Glas Apfelsaft.
Kellner: Hier, bitte, einen Apfelsaft.
Gast: Bringen Sie mir bitte ein Schnitzel mit Kartoffelsalat und vorher eine
Suppe, bitte.
Kellner: Hier, bitte schön, eine Suppe.
Kellner: Und, hat die Suppe geschmeckt?
Gast: (er denkt) Die Suppe hat nicht geschmeckt. Sie war zu salzig. Und der
Apfelsaft ist zu kalt.
(er sagt) Danke, sehr gut.
2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 4 – Im Restaurant

Kellner: Hier, bitte schön, das Schnitzel.


Kellner: Hat es geschmeckt?
Gast: (er denkt) Es hat nicht geschmeckt. Das Schnitzel war zu hart. Und der
Kartoffelsalat war zu sauer.
(er sagt) Danke, es hat ausgezeichnet geschmeckt, sehr gut. Bringen
Sie mir bitte die Rechnung?
Kellner: Bitte schön, die Rechnung.
Gast: 14,80. Machen Sie bitte 15.
Kellner: (er denkt) So ein Idiot! Er hat mir so wenig Trinkgeld gegeben. Hoffent-
lich kommt er nie wieder!
(er sagt) Vielen Dank der Herr. Auf Wiedersehen, bis zum nächsten
Mal.
Gast: (er denkt) Bis zum nächsten Mal? Ich komme sicher nie wieder her.
(er sagt) Ja, bis zum nächsten Mal. Auf Wiedersehen.

Anna: Na, dem Gast hat es wirklich nicht geschmeckt. „Zu salzig“, „zu sauer“, „zu
hart“…
Ardhi: Wie ist das bei Ihnen? Kann man in einem Restaurant ehrlich sagen, wenn es
nicht geschmeckt hat?
Anna: Und wenn ja: Wie würde man das sagen?

Aufgabe

Anna: Der Gast war sicher zu kritisch, aber auch zu höflich. Man kann in einem Re-
staurant in Deutschland sagen, wenn es nicht geschmeckt hat. Zum Beispiel:
Ardhi: (wie ein arroganter Oberkellner) „Hat es Ihnen geschmeckt?“
Anna: (etwas zögernd) „Na ja, ehrlich gesagt, nein. Die Suppe war zu salzig. Und
das Schnitzel … etwas zu hart.“
Ardhi: (vornehm) „Oh, das tut mir leid. Ich werde es dem Koch sagen.“
(wieder normal) Du, Anna, weißt du was? Ich hab Hunger.
Anna: Ich auch. Äh, was machen wir da?
Ardhi: Wir gehen essen. Kochen dauert viel zu lange.
Anna: Okay! Tschüs.

Regie: Halt, Halt, Halt, die Wiederholung!

Anna + Ardhi: Oh … ach ja … genau.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Ähm, wir üben schon mal fürs Restaurant. Ardhi ist der Kellner und ich bin der
Gast. Und Sie können nachsprechen, was Sie wollen. Okay?

Ardhi: Guten Tag. Was darf ich Ihnen bringen?

Anna: Die Karte, bitte.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 4 – Im Restaurant

Ardhi: Wissen Sie schon, was Sie trinken wollen?

Anna: Bringen Sie mir bitte ein Glas Apfelsaft.

Ardhi: Hat es Ihnen geschmeckt?

Anna: Danke, es hat ausgezeichnet geschmeckt.

Ardhi: Oder:

Anna: Ehrlich gesagt, die Suppe war zu salzig.

Ardhi: Das tut mir leid.

Anna: Bringen Sie mir bitte die Rechnung.

Anna: Tschüs, bis zum nächsten Mal!


Ardhi: Tschüs!

Ardhi: Und, wo möchtest du hingehen?


Anna: Ich möchte gern bayerisch essen.
Ardhi: Und ich möchte italienisch essen!
Anna: Ach nein, dann lieber griechisch!
Ardhi: Nein, griechisch war ich erst gestern. Ich würde gern indonesisch essen ...
Anna: Aber das ist doch so scharf, gehen wir lieber thailändisch … äh, das ist noch
schärfer …

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 5 – Der Rattenfänger von Hameln – Teil A

Ardhi: Hallo, herzlich willkommen bei „Grüße aus Deutschland“.


Anna: Hallo. Herzlich willkommen.
Ardhi: Was ist denn mit dir los? Du klingst so ... so matt. Bist du krank?
Anna: Ach Ardhi, mir ist schlecht. Ich hab einen Schock.
Ardhi: Wieso, was ist denn passiert?
Anna: Ach ...
Ardhi: Du zitterst ja. Hast du Fieber? –
Anna: Nein Ardhi, ich bin gesund. Es ist etwas anderes.
Ardhi: Was ist denn los?
Anna: Also gut, heute Morgen, ich liege noch im Bett, da höre ich plötzlich ein komi-
sches Geräusch in meinem Zimmer …
Ardhi: Diebe1? Einbrecher2?
Anna: Nein, schlimmer!
Ardhi: Ein Mörder3?
Anna: Viel schlimmer!
Ardhi: Noch schlimmer? Das gibt’s doch gar nicht.
Anna: Eine Ratte! Uuuh ...
Ardhi: Was?
Anna: Eine Ratte! In meinem Zimmer!
Ardhi: Aber Anna, das ist doch nur ein kleines Tier mit einem langen Schwanz, wie
eine Maus. Das ist doch nicht so schlimm.
Anna: Doch, das ist schlimm. Das ist furchtbar, ganz schrecklich, eine Katastrophe!
Ardhi: Und? Hast du sie gefangen? Ratten muss man fangen.
Anna: Ich und eine Ratte fangen? Was denkt der sich eigentlich? Nein, ich habe sie
natürlich nicht gefangen!
Ardhi: Was hast du dann gemacht? Bist du auf einen Stuhl gestiegen und hast ge-
schrien?
Anna: Nein, ich konnte nichts machen. Es war so furchtbar. Ich bin im Bett geblieben
und habe mich nicht mehr bewegt.

(Rap)
Diebe, Einbrecher, ein Mörder? - Nein.
Diebe, Einbrecher, ein Mörder? - Nein, schlimmer.
Schlimmer? - Ja, eine Ratte! Iih!
Eine Ratte? - Ja, eine Ratte. Es war furchtbar, ganz schrecklich, widerlich.
Ach komm! - Es war furchtbar, ganz schrecklich, entsetzlich.
Ratten sind schön, klug und nützlich. - Ratten sind hässlich, dumm und ekelhaft.
Ratten sind schön, klug und nützlich. - Ratten sind hässlich, dumm und ekelhaft,
furchtbar, ganz schrecklich, widerlich, entsetzlich.

Ardhi: Und was ist dann passiert?


Anna: Ich glaube, sie ist aus dem Zimmer gelaufen. Ich habe sie dann nicht mehr
gesehen. Uahh, war das schlimm!

1
der Dieb, -e: jd., der einem anderen etwas wegnimmt
2
der Einbrecher, -: jd., der mit Gewalt in eine fremde Wohnung, ein fremdes Haus hineingeht, um
etwas wegzunehmen
3
der Mörder, -: jd., der einen anderen Menschen tötet

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 5 – Der Rattenfänger von Hameln – Teil A

Ardhi: Und warum hast du so eine Angst vor Ratten?


Anna: Ich finde sie ekelhaft!
Ardhi: Ach Anna, eine einzige Ratte. Ich kenne eine Geschichte, da waren Hunderte
von Ratten, nein: Tausende. Sie waren überall, auf den Straßen, in den Häu-
sern ...
Anna: Oh wie furchtbar! Wo war das denn?
Ardhi: In der Stadt Hameln im Norden von Deutschland.
Anna: Ach so, du meinst diese Geschichte mit dem Rattenfänger. Aber das ist ja
schon lange her.
Ardhi: Ja, das ist eine Sage, also eine Geschichte aus dem 16. Jahrhundert.
Anna: Wie ging die Geschichte denn? Ich hab sie schon fast vergessen …
Ardhi: Also, die Ratten waren überall, auf den Straßen, in den Häusern. Eines Tages
kam ein junger Mann in die Stadt. Er wollte mit dem Bürgermeister4 sprechen.
Anna: Der Bürgermeister, das ist so was wie der Chef einer Stadt, der Chef der
Stadtverwaltung. Okay, der junge Mann wollte mit dem Bürgermeister
sprechen. Und was war dann?
Ardhi: Endlich hatte der Bürgermeister Zeit für ihn.

Junger Mann: Guten Tag.


Bürgermeister: Guten Tag. Setzen Sie sich doch. Was kann ich für Sie tun, jun-
ger Mann?
Junger Mann: Ich kann etwas für Sie tun. Ich kann Ihnen helfen.
Bürgermeister: So?
Junger Mann: Sie haben doch das Problem mit den Ratten.
Bürgermeister: Ja. Das ist ein großes Problem ...
Junger Mann: Ich bin Rattenfänger. Ich kann alle Ratten fangen.
Bürgermeister: Sie können die Ratten fangen? Und was möchten Sie dafür ha-
ben?
Junger Mann: Ich möchte dafür ... 1000 Taler.

Anna: 1000 Taler? Wie viel ist das wohl in Euro …?


Ardhi: Ich weiß nicht, aber das war sicher viel Geld.
Anna: Und was hat der Bürgermeister dann gesagt?

Bürgermeister: Gut. Sie bekommen 1000 Taler, wenn Sie alle Ratten fangen.
Junger Mann: In Ordnung. Bald wird es keine Ratte mehr geben in Hameln.

Anna: Und wie ging die Geschichte weiter?


Ardhi: Der junge Mann ging auf die Straße. Er holte eine Flöte aus der Tasche und
spielte eine Melodie.
Anna: Also, der Mann spielte auf seiner Flöte und dann sind alle weg gelaufen oder?
Ardhi: (ungeduldig) Nein!
Anna: (tut verwundert) Nein?
Ardhi: Die Ratten kamen aus den Häusern und liefen zu dem jungen Mann.
Anna: Uah... schrecklich!
Ardhi: Er spielte auf seiner Flöte und ging an die Weser.

4
der Bürgermeister, -: der Chef der Stadtverwaltung

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 5 – Der Rattenfänger von Hameln – Teil A

Anna: Die Weser das ist ein Fluss.


Ardhi: Der junge Mann ging also an die Weser. Und die Ratten folgten ihm.
Als er an der Weser war, ging er ins Wasser.
Anna: Und die Ratten folgten ihm?
Ardhi: Mhm. Die Ratten folgten ihm ins Wasser und ertranken.
Anna: Waren sie alle tot?
Ardhi: Alle!
Anna: Nicht schlecht. Und … der junge Mann war nun reich.
Ardhi: Nein.
Anna: Nein? Warum denn nicht?
Ardhi: Weil ... Oh, die Sendung ist gleich zu Ende.
Anna: Oh, schade.
Ardhi: Jetzt kommt aber noch: die Wiederholung.
Anna: Für Sie zum Nachsprechen.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Die Ratten folgten dem Mann.

Ardhi: Die Ratten folgten dem Mann.

Anna: Er ging an die Weser.

Ardhi: Er ging an die Weser.

Anna: Er war an der Weser.

Ardhi: Er war an der Weser.

Ardhi: Was ist denn mit dir los?


Was ist denn los?
Diebe?
Einbrecher?
Ein Mörder?
Nein, schlimmer!
Noch schlimmer?
Das ist doch nicht so schlimm.
Doch, das ist schlimm.
Das ist furchtbar!
Ganz schrecklich!!
Eine Katastrophe!!!
Ratten sind ekelhaft!

Ardhi: Tschüs, bis zum nächsten Mal.


Anna: Tschüs.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 5 – Der Rattenfänger von Hameln – Teil A

Anna: Du, Ardhi, ich kann jetzt nicht nach Hause gehen. Die Ratte ...
Ardhi: Soll ich mitkommen?
Anna: Mitkommen? Hm, weißt du was? Du kannst ja jetzt erst mal alleine hingehen
und ich komm dann nach.
Ardhi: Aber ...
Anna: Hier ist der Schlüssel ...

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 6 – Der Rattenfänger von Hameln – Teil B

Anna: Hallo, hier ist wieder:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“. Hallo!
Anna: Heute hören Sie Teil B der Folge:
Ardhi: Der Rattenfänger von Hameln.
Ardhi: Na, geht es dir wieder besser, Anna?
Anna: Ja, danke, es geht. Liebe Hörerinnen und Hörer, ich hatte nämlich eine Ratte1
in meinem Zimmer und ... Ja, Sie wissen schon, (angewidert) Ratten sind die-
se kleinen Tiere mit dem langen Schwanz. (noch angewiderter) Sie fressen
Abfall aus Mülltonnen und …
Ardhi: Anna liebt nämlich Ratten.
Anna: Ach du ... erzähl lieber mal die Geschichte weiter.
Ardhi: Okay.
Anna: Wir erzählen Ihnen vorher kurz, was bisher geschah.
Ardhi: Es ist eine Geschichte aus dem 16. Jahrhundert. Damals gab es in der Stadt
Hameln ganz viele Ratten.
Anna: Furchtbar!
Ardhi: Eines Tages kam ein junger Mann nach Hameln. Er ging zum Bürgermeister.
Anna: Mhm ... zum Bürgermeister. Das ist der Chef der Stadtverwaltung.
Ardhi: Der junge Mann sagte zum Bürgermeister, dass er die Ratten fangen könne.
Anna: Der Bürgermeister wollte dem jungen Mann dafür 1000 Taler geben.
Ardhi: Das ist viel Geld!
Anna: Der junge Mann ging durch die Straßen der Stadt und spielte auf seiner Flöte.
Eine Flöte ist ein kleines Musikinstrument mit hohen Tönen gibt. Der junge
Mann spielte also auf einer Flöte.
Ardhi: Da kamen die Ratten und liefen hinter ihm her. Er führte sie aus der Stadt an
einen Fluss, die Weser.
Anna: Dort ertranken die Ratten.
Ardhi: Sie waren alle tot. Keine einzige blieb am Leben.
Anna: Danach ging der junge Mann wieder zum Bürgermeister, um sein Geld zu
holen.
Ardhi: Und so geht die Geschichte weiter:

Junger Mann: Guten Tag.


Bürgermeister: Guten Tag. Setzen Sie sich doch. Was kann ich für Sie tun,
junger Mann?
Junger Mann: Ich ... ja ... alle Ratten sind jetzt tot.
Bürgermeister: Ja, zum Glück.
Junger Mann: Ja, das war wirklich schlimm. So viele Ratten.
Bürgermeister: Ich danke Ihnen. Und die Stadt Hameln dankt Ihnen.
Junger Mann: Bitte, bitte.
Bürgermeister: So, jetzt muss ich leider weg. Hat mich sehr gefreut.
Junger Mann: Ja, aber .... das Geld ...
Bürgermeister: Welches Geld?
Junger Mann: Die 1000 Taler. Sie wollten mir doch 1000 Taler geben, wenn
ich die Ratten fange.

1
die Ratte, -n: kleines Tier mit langem Schwanz, wie eine Maus, aber größer

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 6 – Der Rattenfänger von Hameln – Teil B

Bürgermeister: 1000 Taler? Sind Sie verrückt geworden, junger Mann? 1000
Taler? In unserer Kasse ist nichts. Die Stadt ist arm. Wir haben
kein Geld!
Junger Mann: Sie haben aber doch gesagt ...
Bürgermeister: Was hab’ ich gesagt?
Junger Mann: Sie müssen mich doch bezahlen! Ich habe meine Arbeit getan!
Bürgermeister: Ich habe niemals von 1000 Talern gesprochen. Und jetzt
entschuldigen Sie mich. Ich muss gehen.
Junger Mann: Aber das können Sie doch nicht machen. Das ist Betrug2! Das,
das geht doch nicht ...

Anna: Na so was!
Ardhi: Der Bürgermeister hat wohl gedacht: Die Ratten sind weg, das Geld
bleibt hier.
Anna: Aber das ist Betrug!
Ardhi: Tja, der Bürgermeister hat einfach gelogen.
Anna: Und was hat der junge Mann gemacht?
Ardhi: Er ging traurig weg.
Anna: Das ist ja wirklich Betrug! Unglaublich!
Ardhi: Ganz ruhig, Anna, ganz ruhig. Machen wir lieber die Übung.
Anna: Na gut. Liebe Hörerinnen und Hörer, jetzt sollen Sie den Bürgermeister spie-
len, (wieder empört) diesen Betrüger, diesen … diesen …
Ardhi: Sprechen Sie dem Bürgermeister einfach nach. Also:
Anna: Zuerst sagt der Bürgermeister zu dem jungen Mann:

Bürgermeister: Guten Tag. Setzen Sie sich doch.

Bürgermeister: Was kann ich für Sie tun, junger Mann?

Anna: Sie versuchen nun schnell, das Gespräch zu beenden, bevor die Rede auf
das Geld kommt. Sie sagen:

Bürgermeister: So, jetzt muss ich leider weg. Hat mich sehr gefreut.

Anna: Der junge Mann erinnert Sie an Ihr Versprechen3. Sie gehen in die Offensive
und sagen:

Bürgermeister: Sind Sie verrückt geworden, junger Mann?

Anna: Und Sie sagen noch:

Bürgermeister: Ich habe niemals von 1000 Talern gesprochen!

Anna: Schließlich beenden Sie das Gespräch, indem Sie sagen:

2
der Betrug: die bewusste Täuschung, die Lüge
3
das Versprechen, -: Man sagt jemandem, dass man etwas sicher tun wird, man verspricht es ihm

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 6 – Der Rattenfänger von Hameln – Teil B

Bürgermeister: Und jetzt entschuldigen Sie mich. Ich muss gehen.

Anna: Wenn Sie also Politiker oder vielleicht … Manager werden wollen, dann wis-
sen Sie ja jetzt, wie man das macht.
Ardhi: Die Geschichte geht aber noch weiter.
Anna: Stimmt.
Ardhi: Eines Tages kam der junge Mann zurück.
Anna: Er kam wieder nach Hameln.
Ardhi: Er hatte sich als Jäger verkleidet.
Anna: Ein Jäger, das ist jemand, der Tiere jagt und dann tötet. Jäger ist ein Beruf.
Ardhi: Und: „sich verkleiden“ bedeutet: Man zieht etwas an, was man normalerweise
nicht trägt. Die Menschen verkleiden sich zum Beispiel im Karneval.
Anna: Der junge Mann hatte sich also als Jäger verkleidet.
Ardhi: Er hatte einen roten Hut auf und eine grüne Jacke an.
Anna: So konnte ihn niemand erkennen.

Er ging durch die Straßen und spielte eine schöne Melodie auf seiner Flöte. Da ka-
men alle Kinder aus den Häusern. Es waren ungefähr 130 Kinder. Sie liefen hinter
dem interessanten jungen Mann her. Er führte sie aus der Stadt zu einem Berg. Das
war das Letzte, was man von ihnen sah. Kein einziges Kind ist zurückgekehrt.

Anna: 130 Kinder weg, verschwunden4. Na ja, zum Glück ist es ja nur eine
Geschichte.
Ardhi: Das ist wirklich passiert.
Anna: Du lügst!
Ardhi: Nein, ich lüge nicht.
Anna: Quatsch.
Ardhi: Doch, wenn ich’s dir doch sage. Ich habe es gelesen.
Anna: Was?
Ardhi: Es gibt mehrere historische Texte. In einem heißt es z.B. … warte mal … hier:
„Im Jahr 1284, am Tage Johannis und Pauli, verloren die Hamelner 130
Kinder ..."
Anna: … sie verloren 130 Kinder … Wie kann man so viele Kinder verlieren? … Von
wann ist der Text?
Ardhi: Er wurde kurz nach 1284 geschrieben. Und in einem anderen Text steht, dass
ein junger Mann mit einer Flöte 130 Kinder aus der Stadt geführt hat.
Anna: Na so was!
Ardhi: Ja, das ist Fakt: In Hameln sind im Jahre 1284 130 Kinder verschwunden.
Anna: Und was ist mit ihnen passiert? … Oh … ähm … die Wiederholung.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Der junge Mann ging durch die Straßen.

Ardhi: Der junge Mann ging durch die Straßen.

4
verschwinden, verschwindet, verschwand, ist verschwunden: weggehen oder plötzlich weg sein

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 6 – Der Rattenfänger von Hameln – Teil B

Anna: Die Kinder liefen hinter ihm her.

Ardhi: Die Kinder liefen hinter ihm her.

Anna: 130 Kinder sind verschwunden.

Ardhi: 130 Kinder sind verschwunden.

Anna: Kein einziges Kind ist zurückgekehrt.

Ardhi: Kein einziges Kind ist zurückgekehrt.

Anna: Beim nächsten Mal hören wir, was mit den Kindern passiert ist. Tschüs!
Ardhi: Auf Wiederhören.

Anna: Und? Was ist nun mit den Kindern passiert?


Ardhi: Ich sag’s dir nächstes Mal.
Anna: Nein, jetzt.
Ardhi: Nächstes Mal.

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 7 – Der Rattenfänger von Hameln – Teil C

Anna: Hallo. Hier sind wir wieder mit:


Ardhi: Grüße aus Deutschland. Hallo!
Anna: Sie hören Teil C der Folge:
Ardhi: „Der Rattenfänger von Hameln“.
Ardhi: Falls Sie die ersten beiden Teile nicht gehört haben, hier noch mal kurz die
Geschichte.
Anna: Es ist eine Sage, also eine alte Geschichte. Sie stammt aus dem 16.
Jahrhundert. Die Geschichte geht so: In der Stadt Hameln gab es ganz viele
Ratten.
Ardhi: (ganz Lehrer) „Die Ratte“ – das ist ein kleines Tier mit einem langen
Schwanz, sieht aus wie eine Maus, aber größer. Ratten sind sehr intelligente
und soziale Tiere und sie …
Anna: (ungerührt) Interessant. Na ja, wie gesagt, in Hameln gab es sehr viele Rat-
ten. Eines Tages kam ein junger Mann nach Hameln. Er tötete alle Ratten,
indem er sie in einen Fluss führte.
Ardhi: Man sagt, dass sie ertrunken sind. Aber das ist Unsinn. Ratten können sehr
gut schwimmen. Und sie …
Anna: Ardhi ist Experte für Ratten. Na ja, so hat jeder seine Interessen … Erzähl
doch mal bitte das Ende der Geschichte.
Ardhi: Na gut. Die Stadt Hameln bezahlte den Rattenfänger aber nicht für seine Ar-
beit. Deshalb führte der Mann alle Kinder, die in Hameln wohnten, aus der
Stadt. Er und die Kinder kamen niemals zurück.
Anna: Übrigens: Ein Teil der Geschichte wahr: Es sind tatsächlich im 13.
Jahrhundert 130 Kinder aus Hameln verschwunden. Sie waren einfach weg.
Niemand weiß, was damals geschah.
Ardhi: Aber heute kommen zwei Experten für dieses Thema zu uns.
Anna: Wie bitte?
Ardhi: Ah und da kommen sie auch schon! Ich stelle Ihnen unsere Gäste erst einmal
vor: Herr Prof. Dr. Fiedler von der Universität Freiburg ...

Fiedler: Guten Tag.

Ardhi: ... und Herr Prof. Dr. Markstein von der Universität München.

Markstein: Grüß Gott.

Ardhi: Herr Prof. Fiedler, wie ist Ihre Theorie? Wohin sind die Kinder oder Jugendli-
chen gegangen?

Fiedler: Die Jugendlichen wollten vermutlich Land kolonisieren. Sie sind nach ...
Markstein: Entschuldigen Sie, aber ...
Fiedler: Lassen Sie mich das doch nur noch zu Ende sagen, Herr Kollege.
Markstein: Na gut.
Fiedler: Und weil sie nicht ohne ...
Markstein: Also, da bin ich anderer Meinung.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 7 – Der Rattenfänger von Hameln – Teil C

Ardhi: Ja? Herr Prof. Markstein?

Markstein: Die Jugendlichen sind zu einem Berg in der Nähe von Hameln
gegangen. Und dort sind sie ...
Fiedler: Entschuldigen Sie, aber ...
Markstein: Einen Moment noch.
Fiedler: Bitte.
Markstein: Sie sind am Johannistag aus der Stadt gegangen, um ein Johannisfeu-
er zu machen.

Anna: Der Johannistag ist am 24. Juni. Zu dieser Zeit ist auch der längste Tag des
Jahres und das feiert man. Man macht ein Feuer und tanzt. Dieses Fest heißt:
„Sonnwendfeier“.
Ardhi: Äh…und dann?

Markstein: Die Jugendlichen haben dieses Fest immer auf einem großen Felsen in
der Nähe von Hameln gefeiert.

Anna: Ein Fest auf einem Felsen – nicht schlecht. Ein Felsen ist ein sehr großer
Stein, äh…wie ein kleiner Berg..

Markstein: Und auf diesem Felsen geschah die Katastrophe.

Ardhi: Ähm, was für eine Katastrophe?

Markstein: Dort ist ein großes, tiefes Loch, das „Teufelsloch“. Ein Sumpfloch.

Anna: Ein Sumpfloch? Das klingt nicht gut! Ein Sumpf ist ein Gebiet mit nassem,
sehr weichem Boden.
Ardhi: Ach, und Sie meinen ...

Markstein: Ja. Sie sind in das Loch gefallen. Alle.

Anna: Die armen Kinder!


Ardhi: Aber … aber warum denn?

Markstein: Der Felsen war nass. Und es war neblig1.

Anna: Es war neblig … Oh je. Bei Nebel sind die Wolken so tief, dass man fast nichts
mehr sieht.

Markstein: Und wegen des Nebels und ...


Fiedler: Waren Sie etwa dabei, Herr Kollege? Ich denke, dass ...
Markstein: Also, da bin ich anderer Meinung. Es ist doch so, dass ...
Fiedler: Lassen Sie mich das nur noch zu Ende sagen. Also ich denke, dass ...

1
neblig, der Nebel: bei Nebel sind die Wolken so tief, dass man fast nichts mehr sieht

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 7 – Der Rattenfänger von Hameln – Teil C

Markstein: Einen Moment noch. Also, ...


Fiedler: Entschuldigen Sie, aber ...

Ardhi: Tja, das war’s mal wieder. Vielen Dank, meine Herren, dass Sie hier waren.
So, äh … jetzt wissen wir es.
Anna: Ja ... jetzt wissen wir es.
Ardhi: Und jetzt? Ah ... die Wiederholung.
Anna: Gut.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Auf einem großen Felsen.

Ardhi: Auf einem großen Felsen.

Anna: Sie haben ein Fest gefeiert.

Ardhi: Sie haben ein Fest gefeiert.

Anna: Es gibt dort ein tiefes Loch.

Ardhi: Es gibt dort ein tiefes Loch.

Anna: Es war neblig.

Ardhi: Es war neblig.

Anna: Und nun noch mal zu unseren Experten: die beiden haben sich ja ganz
gerne gegenseitig unterbrochen2, z.B. so:
Ardhi: Also, da bin ich anderer Meinung.
Ich denke, dass ...
Entschuldigen Sie, aber ...
Anna: Wenn man sich nicht unterbrechen lassen will, kann man sagen:
Ardhi: Lassen Sie mich das nur noch zu Ende sagen.
Einen Moment noch. Also, ...
Anna: Tja, liebe Hörerinnen und Hörer, wir wissen jetzt wenigstens, dass die Ge-
schichte von dem Rattenfänger nicht wahr ist, es ist eine Sage.
Ardhi: Den Begriff „Rattenfänger“ gibt es bis heute. Das ist jemand, der andere Leute
dazu bringt, etwas zu tun, was sie gar nicht wollen. Man sagt dazu auch
„Demagoge“.
Anna: Also: Vorsicht vor den Rattenfängern von heute. Tschüs!
Ardhi: Tschüs!

2
unterbrechen, unterbricht, unterbrach, hat unterbrochen; jdn unterbrechen: jdn. stören, während er
spricht

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 7 – Der Rattenfänger von Hameln – Teil C

Anna: Warum hast du mir eigentlich nicht gesagt, dass die Experten kommen?
Ardhi: Ich wollte es dir ja sagen, aber du ...
Anna: Das finde ich nicht fair. Ich wusste gar nichts.
Ardhi: Aber ich konnte es dir nicht sagen, weil ...
Anna: Du kannst doch nicht einfach Experten einladen und mir nichts sagen!

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 8 – Urlaub und Reisen

Anna: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer, herzlich willkommen bei:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören:
Ardhi: „Urlaub und Reisen“.
Anna: Ach ja … Urlaub und Reisen … einfach mal abhauen …
Ardhi: Man fährt mit dem Auto oder dem Zug ...
Anna: Oder man fährt mit einem Schiff ...
Ardhi: … oder man fliegt.
Anna: Sie hören heute ein Interview mit Gerlinde, einer jungen Frau. Wir haben sie
gefragt:
Ardhi: Fährst du im Urlaub normalerweise weg?

Gerlinde: Ich flieg’ immer weg im Urlaub. Deutschland ist immer so nass und kalt,
und dann geh’ ich immer ins Reisebüro und meistens krieg’ ich dann
irgendwelche Schnäppchen und dann düse ich ab in die Sonne.

Anna: Fährt Gerlinde im Urlaub normalerweise weg?

Aufgabe

Ardhi: Ja, Gerlinde fährt immer im Urlaub weg.


Anna: Genauer gesagt, sie fliegt weg.
Ardhi: Liebe Hörerinnen und Hörer, haben Sie auch verstanden, was Gerlinde noch
gesagt hat? Wie bitte? Nicht alles? Was machen wir denn da? ... Ah, ich
hab’s. Kennen Sie eigentlich Sherlock Holmes?
Anna: Sherlock Holmes, der berühmte Detektiv? Was soll das?
Ardhi: Deutsch zu verstehen ist wie die Arbeit von Sherlock Holmes.
Anna: Das war mir neu.
Ardhi: Zuerst konzentriert sich Sherlock Holmes auf die Fakten, die er schon kennt.
Anna: (verständnislos) Aha …
Ardhi: Probieren wir das doch gleich mal aus. Konzentrieren Sie sich bitte auf die
Wörter, die Sie schon kennen.

Gerlinde: Ich flieg’ immer weg im Urlaub. Deutschland ist immer so nass und kalt,
und dann geh’ ich immer ins Reisebüro und meistens krieg’ ich dann
irgendwelche Schnäppchen und dann düse ich ab in die Sonne.

Ardhi: Wahrscheinlich haben Sie diese Wörter schon gekannt:

Aufgabe

Ardhi: Im Urlaub - immer wegfliegen


Anna: Deutschland - nass und kalt - und: in die Sonne. Dieses Wort haben Sie viel-
leicht noch nicht gelernt, aber Sie haben es wahrscheinlich verstanden: „das
Reisebüro“.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 8 – Urlaub und Reisen

Ardhi: Warum haben Sie dieses Wort verstanden? Was haben Sie gemacht?

Aufgabe

Ardhi: Wahrscheinlich haben Sie es wie Sherlock Holmes gemacht und kombiniert.
Anna: (genervt, für sich) „Sherlock Holmes!“ „Kombiniert!“
Ardhi: (würdevoll ) Wie bitte?
Anna: (spielt eifrige Schülerin) Ja, also, das Wort „Reisebüro“ besteht aus: „Die Rei-
se“ und „das Büro“. „Das Reisebüro“ ist also ein Büro, in dem man Reisen bu-
chen kann.
Ardhi: (zufrieden) Hhm. Und was bedeutet „buchen“?
Anna: Man sagt: „Eine Reise buchen“, das bedeutet: Man lässt zum Beispiel einen Platz im
Flugzeug reservieren und ein Zimmer in einem Hotel. Man kann aber auch nur einen Flug buchen,
also: man kauft ein Ticket fürs Flugzeug.
Ardhi: Gut, Watson.
Anna: Meint der mich? Dr. Watson war doch Sherlock Holmes Assistent? Das würde
Ardhi gefallen: ich als seine Assistentin!
Ardhi: Gerlinde hat ein Wort gesagt, das Sie wahrscheinlich nicht kennen:
Anna: Und da hilft Ihnen auch „kombinieren“ nicht viel, hier können Sie nur raten1:

Gerlinde: ... und dann geh’ ich immer ins Reisebüro und meistens krieg’ ich dann
irgendwelche Schnäppchen ...

Ardhi: „Das Schnäppchen“: Das ist etwas, was man billig bekommt oder kriegt. Nor-
malerweise ist es teurer.
Anna: „Das Schnäppchen“. Das ist gesprochene, saloppe Sprache. „Offiziell“ sagt
man:
Ardhi: „Das Sonderangebot“.
Anna: Gerlinde bekommt also im Reisebüro oft Sonderangebote.
Ardhi: Und dann „düst sie ab in die Sonne“.
Anna: Das ist auch gesprochene, saloppe Sprache. Was meint Gerlinde wohl
damit? Sie hat gesagt: In Deutschland ist es nass und kalt …
Ardhi: Und dann „düst sie ab in die Sonne“.

Aufgabe

Anna: „In die Sonne“ kann nur heißen: „in den Süden“, „in ein südliches Land“. Und
„abdüsen“ heißt wohl: „fliegen“ oder „wegfliegen“.
Ardhi: Und dann fliegt sie in den Süden. So, jetzt sollen Sie den nächsten Fall lösen.2
Anna: Sie sollen den nächsten Fall lösen. Sind wir hier in einem Detektivroman oder
was? Langsam geht mir das auf die Nerven.

Ardhi: Was hast du gesagt, Watson?


Anna: Du bist ein großer Detektiv, Ar... äh ... Holmes.

1
raten, rät, riet, hat geraten: versuchen, eine Frage zu lösen
2
einen Fall lösen: einen Fall lösen: ein Kommissar löst einen Kriminalfall, d.h., er findet den Täter

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 8 – Urlaub und Reisen

Ardhi: Danke, Watson.


Anna: (trocken) Bitte. Liebe Hörerinnen und Hörer, jetzt kommen wir noch mal zu
Gerlinde. Gerlinde war einmal im Urlaub in Kalabrien, das ist eine Region in
Italien. Wir wollten wissen, warum gerade Kalabrien.

Gerlinde: Oh, das ist ganz einfach. Ich arbeite ja hier am Goethe-Institut und un-
ser Kantinenwirt, der Bruno, der kommt aus Kalabrien. Und jeden Tag
beim Mittagessen hat er mir von seinem Land vorgeschwärmt.

Ardhi: Bruno ist der Kantinenwirt des Goethe-Instituts.


Anna: Aus welchen beiden Wörtern besteht: „der Kantinenwirt“?

Aufgabe

Ardhi: „Die Kantine“ – das ist ein Raum zum Essen in einer Firma.
Anna: Und „der Wirt“. Das ist der Chef eines Restaurants, einer Kneipe oder eben
einer Kantine.
Ardhi: Der Kantinenwirt Bruno kommt aus Italien, aus Kalabrien. Er ist dort geboren.
Jetzt lebt er in Deutschland. Er hat Gerlinde jeden Tag von seinem Land vor-
geschwärmt. Deshalb ist sie nach Kalabrien gefahren.
Anna: „Jemandem von etwas vorschwärmen“. Das heißt: Erzählen, was es dort alles
für schöne, wunderbare Dinge gibt. Bruno hat Gerlinde also jeden Tag beim
Mittagessen von Kalabrien vorgeschwärmt.
Ardhi: Danke, Watson.
Anna: (für sich) Ardhi glaubt, er ist ein großer Detektiv – er sollte vielleicht mal zum
Arzt gehen, was meinen Sie?
Ardhi: Wie bitte?
Anna: Ähm ... Holmes, ich glaube, jetzt ist die Wiederholung dran.
Ardhi: Gut, gut.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Ardhi: Liebe Hörerinnen und Hörer, wir haben den Fall gelöst, wir haben alle Fragen
beantwortet. Sehen wir uns das noch mal an.
Anna: (stöhnt) Geht das schon wieder los!

Ardhi: (bedeutungsvoll) Die erste wichtige Frage war:


Wo bucht Gerlinde ihre Reisen? Wissen Sie noch, wo?

Anna: (leicht genervt) Im Reisebüro.


Ardhi: (zufrieden) Ja! (bedeutungsvoll)
Und wohin fliegt Gerlinde immer im Urlaub?

Anna: (leicht genervt) In den Süden. Oder: In ein südliches Land.


Ardhi: (noch zufriedener) Genau! (bedeutungsvoll)

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 8 – Urlaub und Reisen

Und woher kommt Bruno?

Anna: (genervt): Aus Kalabrien. Oder: Aus Italien.


Ardhi: (zufrieden) Sehr richtig! (bedeutungsvoll) Und die schwierigste Frage war:
Wann hat Bruno Gerlinde von Kalabrien erzählt?

Anna: (sehr genervt): Jeden Tag beim Mittagessen.


Ardhi: (sehr sehr zufrieden) Genau! Alles klar, Watson? (würdevoll) Liebe Hörerinnen
und Hörer, Watson und ich, Holmes, danken Ihnen für Ihre Hilfe. Auf Wieder-
hören.
Anna: Tschüs.

Anna: Du Ardhi, warum dieses Theater mit Holmes und Watson?


Ardhi: Na, das soll die Lerner motivieren.
Anna: Na gut, aber beim nächsten Mal bin ich Holmes und du Watson.
Ardhi: Nein, nein, das geht nicht, weil ...
Anna: Was? Ach. Und ob das geht!

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 9 – Urlaub für Singles

Anna: Hallo, hier ist wieder:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“. Hallo.
Anna: Sie hören: „Urlaub für Singles“.
Was hast du da?
Ardhi: Ich habe ein paar Fotos mitgebracht.
Anna: Was für Fotos?
Ardhi: Urlaubsfotos.
Anna: Oh je, das hab ich befürchtet1. Urlaubsfotos!
Ardhi: Hier schau mal ... das bin ich in Paris, vor dem Eiffelturm.
Anna: (ironisch) Das hätte ich ja nie erraten.
Ardhi: Und hier bin ich in Athen. Schau, ich und die Akropolis.
Anna: Mhm.
Ardhi: Und hier bin ich in ... (Anna gähnt) Willst du die Fotos überhaupt sehen?
Anna: Ja, äh …
Ardhi: Oder willst du meine Fotos lieber hören?
Anna: Wie bitte? Fotos hören?
Ardhi: Ja, ich spiele Melodien aus den Ländern, in denen ich schon war.
Anna: Ach so. Und die Hörer und ich raten, wo du warst.
Ardhi: Genau. Hier ist das erste Lied.
Anna: Aha, du warst in … Spanien.
Ardhi: Ja. Und jetzt das zweite.
Anna: Du warst auch schon in … Russland.
Ardhi: Ja. Und das dritte.
Anna: Und du warst in … Irland. Schön. Da möchte man gleich tanzen.
Ardhi: Tanzen? Äh, hier ist noch ein Lied.
Anna: Hm?
Ardhi: Italien.
Anna: Ach, Italien!
Ardhi: Und wir gehen jetzt auch nach Italien. Gerlinde, die Sie jetzt im Interview hören
werden, war nämlich auch dort. Gerlinde ist 30 Jahre alt und arbeitet als
Sachbearbeiterin.
Anna: Sie arbeitet also in einem Büro.
Ardhi: Gerlinde war in einem Hotel auf einem Felsen am Meer. Es gab kein Dorf in
der Nähe.
Anna: Äh … und abends?

Marion: Also, du warst sicher viel schwimmen, hast Ausflüge gemacht. Was
hast du abends gemacht?
Gerlinde: Abends gab’s ein Animationsprogramm. Dadurch, dass wir da oben auf
dem Felsen waren, weit und breit war kein Dorf …

Ardhi: Es gab ein „Animationsprogramm“.


Anna: Zum Beispiel: 10 Uhr: Gymnastik, 12 Uhr: Volleyball-Spielen am Strand, 19
Uhr: Karaoke und danach: Tanz.

1
befürchten, etw. A: Sorge haben, dass etw. Negatives kommt; etw. Unangenehmes ahnen

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 9 – Urlaub für Singles

Ardhi: Das wäre ja nichts für mich. Termine! Und das im Urlaub!
Anna: Gerlinde hat es Spaß gemacht. Sie nennt zwei Beispiele aus dem Animations-
programm. Welche?

Gerlinde: Abends gab’s ein Animationsprogramm, dadurch, dass wir da oben auf
dem Felsen waren, weit und breit war kein Dorf. Und dann gab’s da ein
italienisches Animationsteam und die haben jeden Tag ... haben die
sich was einfallen lassen. Mal eine italienische Operette oder ein Tanz-
abend ...

Anna: Was gab es im Animationsprogramm?

Aufgabe

Ardhi: Eine italienische Operette und einen Tanzabend.


Anna: Ein „Animationsteam“ hat das Programm gemacht.
Ardhi: Das Team hat „sich jeden Tag etwas einfallen lassen“.
Anna: Sie kennen vielleicht: „Mir fällt etwas ein“. Also, „ich habe einen Gedanken,
eine Idee“.
Ardhi: Und „Ich lasse mir etwas einfallen“, bedeutet das Gleiche: „Ich bin offen für die
Ideen, die kommen“.
Anna: Also: Das Team hatte jeden Tag neue Ideen.
Ardhi: „Das Team hat sich jeden Tag etwas einfallen lassen“. So wie wir!
Anna: Ja, ja. „Das Team“, das „Animationsprogramm“, „Ideen“ …
Ardhi: Das sind internationale Wörter.
Anna: Das sind Wörter, die es in vielen Sprachen gibt. Solche Wörter helfen Ihnen
beim Verstehen. Du, Ardhi, warst du auch schon mal allein im Urlaub? Ohne
Freunde oder Familie?
Ardhi: Na klar, schon öfter.
Anna: Und … hast du dich da nicht einsam oder traurig gefühlt?
Ardhi: Nein, ich war zwar allein, aber nicht einsam.
Anna: Aha. „Allein“ – „einsam“: Das bedeutet etwas Ähnliches. Aber eines der beiden
Wörter ist ein bisschen negativ, das andere ist neutral. Welches ist neutral?

Aufgabe

Ardhi: „Allein“ - das ist eher neutral.


Anna: „Einsam“ – das ist ein bisschen negativ. Zum Beispiel:
Ardhi: Niemand ist da! Ich bin ja so einsam!
Anna: Aber du warst ja nicht einsam.
Ardhi: Ich? Nein. Ich habe immer nette Leute kennen gelernt.
Anna: Aha.
Ardhi: Man muss sich natürlich etwas einfallen lassen, man muss Ideen haben. Dann
kann man mit anderen ins Gespräch kommen.
Anna: „Mit jemandem ins Gespräch kommen“, das bedeutet: mit jemandem anfangen
zu sprechen, jemanden kennen lernen.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 9 – Urlaub für Singles

Ardhi: Gerlinde war auch allein im Urlaub, denn sie ist zurzeit Single.
Anna: Wie ist Gerlinde mit anderen ins Gespräch gekommen?

Marion: War das nicht problematisch, als Frau alleine?


Gerlinde: Nein, eigentlich überhaupt nicht. Das war ein ganz ein kleines Hotel,
und wir waren zu acht, also fünf Single-Frauen und drei Single-Männer
und dann lernt man sich natürlich am Strand kennen, spätestens wenn
man Leute sucht fürs Volleyball-Spielen. Und da kommt man dann ganz
schnell ins Gespräch und äh … ja, gleich am ersten Tag eigentlich …
Und dann ist man dann so die ganze Zeit zusammen, dann tut man sich
schon zusammen. Also, einsam ist da niemand.

Ardhi: Wie hat Gerlinde Leute kennen gelernt?

Aufgabe

Ardhi: Gerlinde hat jemanden zum Volleyball-Spielen gesucht.


Anna: So ist sie mit anderen ins Gespräch gekommen.
Ardhi: Sie hat vielleicht gesagt: Hallo, haben Sie Lust mit mir Volleyball zu spielen?
Anna: Vielleicht waren aber auch ganz junge Leute am Strand. Dann würde man „du“
sagen. Wie würde man fragen, wenn es mehrere sind? Hallo …

Aufgabe

Ardhi: Hallo, habt ihr Lust mit mir Volleyball zu spielen?


Anna: Und jetzt kommt noch die Wiederholung. Ein paar wichtige Sätze zum Nach-
sprechen für Sie.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Das Team hat sich etwas einfallen lassen.

Ardhi: Das Team hat sich etwas einfallen lassen.

Anna: Man kommt schnell ins Gespräch.

Ardhi: Man kommt schnell ins Gespräch.

Anna: Gerlinde war allein im Urlaub.

Ardhi: Gerlinde war allein im Urlaub.

Anna: Ich bin ja so einsam!

Ardhi: Ich bin ja so einsam!

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 9 – Urlaub für Singles

Anna: Tschüs, bis zum nächsten Mal.


Ardhi: Tschüs.

Anna: Du, Ardhi?


Ardhi: Ja?
Anna: Wie bist du jetzt wirklich mit den Leuten ins Gespräch gekommen?
Ardhi: Och, ich habe einfach gesagt: Hallo, schöne Frau, haben wir uns nicht schon
mal gesehen?
Anna: Ach Quatsch. Du lügst.
Ardhi: Stimmt. Also gut, ich habe gesagt: Entschuldigung, könnte ich bitte mal Feuer
haben?
Anna: Aber … du rauchst doch gar nicht.
Ardhi: Ach so, ja, stimmt … Also, ich habe gesagt …

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 10 – Wohin im Urlaub?

Anna: Hallo.
Ardhi: Hallo.
Anna: Hier ist wieder:
Ardhi: „Grüße aus Deutschland“ mit dem Thema:
Anna: „Wohin im Urlaub?“
Ardhi: Ach, Urlaub, Reisen … ach ja … man nimmt sein Zelt und …
Anna: Wie bitte? Zelt? Camping? Oh nein!
Ardhi: Hm, was dann?
Anna: Man lässt ein Zimmer in einem Hotel reservieren …
Ardhi: (verwundert) Ach? Ein Zimmer reservieren lassen? Im Hotel? Du willst also
nicht zelten? Kein Camping?
Anna: Nein. Und dann fliegt man … in den sonnigen Süden.
Ardhi: Oder in den kühlen Norden.
Anna: Na ja, wenn man unbedingt will.
Ardhi: Sie hören jetzt Stefan.
Anna: Stefan ist 23 Jahre alt und Student.
Ardhi: Er hat seinen Urlaub in Norwegen verbracht.
Anna: Norwegen – was kann man da wohl machen?

Stefan: Ja, in Norwegen ist die Landschaft besonders interessant und reizvoll.
Es gibt halt sehr klare Seen und Gebirge und Schnee und Sonne. Alles
gemischt. Und man kann dort zelten, wo man will, und wandern und
schwimmen gehen.

Ardhi: Was kann man in Norwegen machen?

Aufgabe

Anna: Man kann dort zelten, wandern und schwimmen gehen.


Ardhi: Das ist doch schön! Auf nach Norwegen!
Anna: Ja, ja später. Erst hören wir Stefan noch einmal.
Ardhi: Mit welchen Wörtern beschreibt Stefan die Landschaft?

Stefan: Ja, in Norwegen ist die Landschaft besonders interessant und reizvoll.
Es gibt halt sehr klare Seen und Gebirge und Schnee und Sonne. Alles
gemischt. Und man kann dort zelten, wo man will, und wandern und
schwimmen gehen.

Anna: Erinnern Sie sich an ein Wort oder zwei? Die Landschaft ist …

Aufgabe

Ardhi: Die Landschaft ist „interessant“ und „reizvoll“.


Anna: „Reizvoll“ bedeutet:
Ardhi: Schön und interessant, attraktiv.
Anna: Zum Beispiel: Er hat eine reizvolle Aufgabe.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 10 – Wohin im Urlaub?

Ardhi: Oder: Er hat eine reizvolle Frau.


Anna: Oder auch: Sie hat einen reizvollen Mann.
Ardhi: Nein, das sagt man nicht.
Anna: Nein? Warum denn nicht?
Ardhi: Man sagt: Sie hat einen interessanten Mann.
Anna: Aha ... Das ist ja interessant. Aber zurück zu Norwegen. Stefan hat gesagt:
Die Landschaft ist besonders reizvoll.
Ardhi: Das bedeutet: Sie ist sehr reizvoll.
Anna: Es gibt dort „sehr klare Seen. Und Gebirge und …“
Ardhi: „Schnee und Sonne“. Ja, das ist wirklich reizvoll.
Anna: Komm, hören wir jetzt Gerlinde.
Ardhi: Na gut. Gerlinde war im Süden, in Italien. Es hat ihr dort sehr gut gefallen.
Anna: Aber Gerlinde drückt das ganz anders aus als Stefan.

Gerlinde: Also, es war … einfach supergut … total so wildromantisch, felsig, (ein)


tolles blaues Meer und dann natürlich die italienische Pasta, hm, köst-
lich.

Ardhi: „Supergut“ und „toll“.


Anna: Das bedeutet: „sehr gut“, „sehr schön“.
Ardhi: Und „total wildromantisch“, das ist: sehr, sehr wild und romantisch. „Super“,
„toll“, „total“ …
Anna: Das sind Wörter, die vor allem junge Leute benutzen.
Ardhi: Hören Sie Gerlinde jetzt bitte noch mal.
Anna: Mit welchem Wort beschreibt sie die „Pasta“, also die italienischen Nudeln?

Gerlinde: Also, es war … einfach supergut … total so wildromantisch, felsig, (ein)


tolles blaues Meer und dann natürlich die italienische Pasta, hm, köst-
lich.

Ardhi: Die Pasta war …

Aufgabe

Ardhi: … „köstlich“!
Ardhi: Ach, übrigens, Italien. Goethe war auch in Italien.
Anna: Ich weiß.
Ardhi: Da gibt es doch dieses berühmte Gedicht ...
Ardhi: Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen?
Anna: Ach, das kenne ich: Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen?
Ardhi: Im dunklen Laub1 die Gold-Orangen glühen2?
Anna: Das bedeutet so ungefähr: Goldfarbene Orangen leuchten zwischen den
dunklen Blättern.
Ardhi: Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, …
Anna: Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, …

1
das Laub: Blätter
2
glühen: Feuer, das nur noch ein bisschen brennt, glüht. Auch: poetisches Bild für kräftige rote Farbe

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 10 – Wohin im Urlaub?

Ardhi: … und … äh … und ich nicht weiß, wie’s weitergeht.


Anna: Und Ardhi nicht weiß, wie’s weitergeht. Super! Sag’s bitte noch mal.
Ardhi: Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen?
Im dunklen Laub die Gold-Orangen glühen?
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
und ich nicht weiß, wie’s weitergeht.
Anna: Das Gedicht entstand während Goethes Italienreise von 1786 bis 1788.
Ardhi: Zwei Jahre Urlaub! Das fand Goethe sicher super!
Anna: Ja, und er fand Italien auch ganz toll.
Ardhi: Es hat ihm total gut dort gefallen.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Die Wiederholung.


Die Landschaft war reizvoll.

Ardhi: Die Landschaft war reizvoll.

Anna: Das Essen war köstlich.

Ardhi: Das Essen war köstlich.

Anna: Es gibt klare Seen.

Ardhi: Es gibt klare Seen.

Anna: Ein tolles blaues Meer.

Ardhi: Ein tolles blaues Meer.

Anna: Komm Ardhi, wir sagen das Gedicht noch mal.


Ardhi: Was, das Zitronengedicht? Na gut.
Anna und Ardhi: Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen?
Im dunklen Laub die Gold-Orangen glüh’n?
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
und ich nicht weiß, wie’s weitergeht.
Anna: Du alter Romantiker.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 11 – Warum verreisen wir?

Anna: Hallo! Hier ist wieder:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“. Hallo.
Anna: Heute mit der Folge: „Warum verreisen wir?“
Ardhi: Platon in seinem berühmten „Kratylos“ hat schon gesagt, dass ...
Anna: Platon? Kratylos? Was redet Ardhi da? Was ist denn los, Ardhi?
Ardhi: Bei uns geht es doch heute auch um Griechenland.
Anna: Griechenland, ja sicher. Aber doch nicht das Griechenland Platons, sondern
das Reiseland von heute.
Ardhi: (kommt ins Schwärmen) Ja, sicher: die Akropolis, der Parthenon, die …
Anna: (unterbricht) Also, mit dir fahre ich sicher nicht in Urlaub. Steine anschauen!
Ich möchte schwimmen, spazieren gehen, gut essen …
Ardhi: Tja, es gibt eben viele Gründe, um zu reisen. Für mich ist es wichtig, dass ich
irgendwie etwas Neues lerne, wenn ich irgendwo bin.
Anna: „Irgendwie, irgendwo“ – Kannst du das vielleicht irgendwie genauer erklären?
Ardhi: Nein. Aber wir können jetzt ja mal irgendwas hören. Vielleicht Stefan.
Anna: Okay. Sie hören jetzt gleich Stefan, einen Studenten. Er hat bei seinen Reisen
vor allem dies gelernt: Man kann sein Leben auch anders gestalten.
Ardhi: Man kann sein Leben auch anders gestalten. Also: Man kann auch anders
leben.

Stefan: … Aber dann lernt man ja doch dort auch Leute kennen und man merkt:
Aha, die leben irgendwie anders. Die verhalten sich doch irgendwie et
was anders in ihrem Alltag. Da denkt man dann schon drüber nach, wie
man selbst so sein Leben gestaltet. Und merkt plötzlich, es gibt schon
andere Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten und merkt, aha, das ist
ja auch ganz schön oder interessant, wie die das machen. Und … das
ist eine große Bereicherung. Also, dort … merkt man, das eigene Leben
kann man irgendwie viel vielfältiger … leben.

Anna: Haben Sie es gemerkt? Das Wort „Leben“ kam fünfmal vor.
Ardhi: Das Wort „anders“ oder „andere“ kam dreimal vor. Es sind also sehr wichtige
Wörter. Solche Wörter nennt man „Schlüsselwörter“. Es sind die Schlüssel zu
einem Text.
Anna: „Die Leute in anderen Ländern leben anders.“
Ardhi: „Sie verhalten sich etwas anders in ihrem Alltag“
Anna: „Sich verhalten“ – das bedeutet: sich benehmen, handeln.
Ardhi: Und „der Alltag“: das sind die ganz normalen Tage, an denen man arbeitet,
einkauft usw. - das tägliche Leben.
Anna: „Die Leute verhalten sich irgendwie anders in ihrem Alltag.“ Stefan sagt „ir-
gendwie“, weil er nicht konkret sagt, wie. Irgendwie.
Ardhi: Er hat gesagt: Es gibt auch andere Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten, zu
planen.
Anna: Stefan findet das positiv. Hören Sie noch mal bitte, wie er das ausdrückt.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 11 – Warum verreisen wir?

Stefan: Und merkt plötzlich, es gibt schon andere Möglichkeiten, sein Leben zu
gestalten und merkt, aha, das ist ja auch ganz schön oder interessant,
wie die das machen. Und … das ist eine große Bereicherung. Also, dort
… merkt man, das eigene Leben kann man irgendwie viel vielfältiger …
leben.

Ardhi: Das „Andere“ gefällt Stefan: Es ist „schön“ oder „interessant“.


Anna: Es ist „eine Bereicherung“.
Ardhi: „Die Bereicherung“.
Anna: Sie kennen vielleicht das Adjektiv?
Ardhi: „Reich“. Eine Bereicherung ist etwas, was das Leben reich macht. Damit meint
Stefan aber nicht Geld. Man kann auch innerlich reich sein.
Ardhi: So, aber jetzt zurück nach Griechenland.
Anna: Äh, zu ... Platon?
Ardhi: Nein, zu Gerlinde.
Anna: Ach so.
Ardhi: Gerlinde hat einmal ihren Urlaub in Griechenland verbracht.
Anna: Gerlinde ist Single, sie hat zurzeit keinen Freund oder Mann.
Ardhi: Sie und andere Singles haben gemeinsam ein Segelboot1 gemietet2.
Anna: Ein Segel, das ist ein großes Tuch, das am Boot befestigt ist. Wenn der Wind
in das Segel bläst, fährt das Boot.
Ardhi: Sie sind mit dem Segelboot an der Küste entlang gefahren. Und da hatte Ger-
linde ein schönes Erlebnis.
Anna: Das „Erlebnis“ – hören Sie in diesem Wort ein bekanntes Wort?

Aufgabe

Ardhi: Das Leben. Das Leben ist voll von Erlebnissen.


Anna: Man kann auch sagen: voll von Ereignissen.
Ardhi: Was wir erleben, macht unser Leben interessant.
Anna: Es gibt schöne und schlimme Erlebnisse.
Ardhi: Gerlindes Erlebnis war schön – Sie hören es sicher schon an ihrer Stimme.
Anna: Sie hat nämlich etwas ganz Besonderes gesehen. Was hat sie gesehen?

Gerlinde: Oh ja, also, ich hatte ganz ein tolles Erlebnis. Das war letztes Jahr im
Herbst. Da bin ich nach Griechenland geflogen. Da waren wir auch lau-
ter Singles, ungefähr zwölf, und dann hatten wir 'n Schiff gemietet, so 'n
kleines Segelboot, und sind dann um den Berg Athos rum ... Und plötz-
lich … waren zwei Delfine3 neben uns, neben dem Segelboot. Und die
sind so synchron neben uns her geschwommen und das war einfach …
woah … ganz toll. Wirklich, es war wirklich eins der schönsten Erlebnis-
se, die ich hatte.

1
das Segel, -: ein großes, dreieckiges Tuch an einem Boot; wenn der Wind in das Segel bläst, fährt
das Boot
2
mieten, etw. A: etw. gegen Bezahlung benutzen, z.B. auch: eine Wohnung mieten
3
der Delfin, -e: großes Tier, das im Wasser lebt, aber Luft zum Atmen braucht; gehört zur Familie der
Wale; Delfine begleiten oft Schiffe und springen neben ihnen her

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 11 – Warum verreisen wir?

Ardhi: Was hat Gerlinde im Wasser gesehen?

Aufgabe

Anna: „Zwei Delfine.“


Ardhi: Das sind diese großen Tiere, die im Wasser leben. Sie kommen oft ganz nahe
an Boote heran, um zu spielen.
Anna: Ah, die kleinen Süßen! Jetzt kommt noch die Wiederholung – für Sie zum
Nachsprechen.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Die Leute verhalten sich etwas anders.

Ardhi: Die Leute verhalten sich etwas anders.

Anna: Ihr Alltag ist etwas anders.

Ardhi: Ihr Alltag ist etwas anders.

Anna: Sein Leben gestalten.

Ardhi: Sein Leben gestalten.

Anna: Sie hatte ein schönes Erlebnis.

Ardhi: Sie hatte ein schönes Erlebnis.

Ardhi: Wir wünschen Ihnen viele schöne Erlebnisse.


Ardhi und Anna: Tschüs!

Anna: Du, Ardhi, was war dein schönstes Erlebnis im Urlaub?


Ardhi: Mein schönstes Erlebnis? Äh … also ich war mal am Meer und bin mit einer
Freundin Segelboot gefahren.
Anna: Und?
Ardhi: Ja und dann, plötzlich, ist sie ins Wasser gefallen …
Anna: Was? Das ist ja schlimm!
Ardhi: Na ich hab sie ja wieder rausgeholt.
Anna: Ja und dann?
Ardhi: Dann hat sie sich bei mir bedankt.
Anna: Ja und wie?
Ardhi: Nein, also das erzähle ich jetzt nicht.
Anna: (brummt enttäuscht)

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 12 – Findest du mich schön?

Anna: Hallo, herzlich willkommen bei:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören die Folge:
Ardhi: „Findest du mich schön?“
Ardhi: Es geht um das Thema „Aussehen“ - „das Aussehen“.
Anna: Das Verb ist auch: „aussehen“. Wie sehe ich aus?
Ardhi: Du siehst hübsch aus.
Anna: Danke. Ein anderes Beispiel: Er sieht gut aus, also: er ist attraktiv.
Ardhi: Wer?
Anna: Äh … irgendwer.
Ardhi: (etwas enttäuscht) Ach so. (etwas trotzig) Na ja, ich finde das bei einem Mann
sowieso nicht wichtig.
Anna: Was?
Ardhi: Na, das Aussehen.
Anna: Warum nicht?
Ardhi: Weil Frauen bei einem Mann die inneren Werte1 wichtig finden und nicht das
Aussehen.
Anna: Was sind denn die „inneren Werte“ für dich?
Ardhi: Na, Geld!
Anna: Hör mal!
Ardhi: Nein, war doch nur ein Witz. Ich meine zum Beispiel Intellekt und ... Humor.
Die inneren Werte, das ist das Positive an jemandem, ein guter Charakter.
Anna: Die inneren Werte sind wichtig, klar. Aber wie ist es mit dem Aussehen? Mari-
on hat einige Frauen gefragt:
Ardhi: Wie wichtig ist dir das Aussehen bei einem Mann?
Anna: Wir hören zuerst Sabine. Sie ist zwanzig Jahre alt. Ardhi, sag vorher bitte noch
mal deine These.
Ardhi: Also: Ich glaube, dass Frauen das Aussehen bei einem Mann nicht wichtig
finden.
Anna: Und was meint Sabine?

Marion: Sabine, wie wichtig findest du denn das Aussehen bei einem Mann?
Sabine: Wenn mir jemand gut gefällt, dann will ich ihn auch kennen lernen ...
Also, ich find’s schon wichtig. Dann kommen die inneren Werte. Die
sind dann, danach wichtiger, aber vorher kommt’s mir schon auf’s
Aussehen an.

Anna: Was meint Sabine? Ist ihr das Aussehen eines Mannes wichtig?

Aufgabe

Anna + Ardhi: Ja, das Aussehen ist ihr wichtig. - Nein, das Aussehen ist ihr nicht
so wichtig. Ähm ...
Anna: Ja, Sabine hat gesagt, dass ihr das Aussehen wichtiger ist.
Ardhi: Nein, sie hat gesagt, dass ihr die inneren Werte wichtiger sind.

1
der Wert, -e: die Qualität

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 12 – Findest du mich schön?

Anna: Hm, ich glaube, wir haben beide Recht. Für Sabine ist Beides wichtig. Hören
wir sie noch mal.

Marion: Sabine, wie wichtig findest du denn das Aussehen bei einem Mann?
Sabine: Wenn mir jemand gut gefällt, dann will ich ihn auch kennen lernen ...
Also, ich find’s schon wichtig. Dann kommen die inneren Werte. Die
sind dann, danach wichtiger, aber vorher kommt’s mir schon auf’s
Aussehen an.

Ardhi: Sabine hat gesagt: Dann, also nach dem Kennenlernen, sind ihr die inneren
Werte wichtiger.
Anna: Aber vorher ist ihr das Aussehen sehr wichtig.
Ardhi: Es kommt ihr also vorher auf das Aussehen an – na so was!
Anna: Ja, es kommt ihr auch auf das Aussehen an.
Ardhi: Sie kennen sicher das Verb „ankommen“.
Anna: Können Sie einen Satz mit dem Verb „ankommen“ bilden?

Aufgabe

Ardhi: Ein Satz mit „ankommen“ ... hm ... Zum Beispiel: Der Zug kommt um 10 Uhr
an. Und „ankommen auf“ bedeutet ...
Anna: Ach, das können Sie sicher gleich selbst erraten. Hören Sie mal zu: Ardhi,
fährst du am Wochenende weg?
Ardhi: Hm ... es kommt darauf an, ob du mitfährst.
Anna: Was? Es kommt darauf an, ob ich ...? Ähm ... würdest du bitte ein ernsthaftes
Beispiel nehmen?
Ardhi: War doch ernsthaft.
Anna: Nein, du musst antworten: „Es kommt auf das Wetter an“.
Ardhi: Das ist nicht ernsthaft. Das Wetter ist mir egal.
Anna: Na ja, jedenfalls ... haben Sie vielleicht schon verstanden, was das bedeutet:
„Es kommt auf das Wetter an.“

Aufgabe

Anna: Es hängt vom Wetter ab. Es ist wichtig, wie das Wetter ist.
Ardhi: Es kommt auf das ... ähm ... Wetter an.
Anna: Und „jemandem ankommen auf“ bedeutet: „jemandem wichtig sein“.
Ardhi: Es kommt ihr auf das Aussehen an.
Anna: Das Aussehen ist ihr wichtig.
Ardhi: Na ja, das ist bei ihr so, weil ... weil sie noch jung ist.
Anna: Na gut, dann hören wir noch eine andere Frau, Marlies. Sie ist 48 Jahre alt.

Marion: Wie wichtig ist dir das Aussehen bei einem Mann?
Marlies: Ich brauch irgendeinen Grund, auf einen Mann zuzugehen, und da
spielt das Aussehen eine große Rolle.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 12 – Findest du mich schön?

Anna: Hast du gehört, Ardhi? Das Aussehen spielt eine große Rolle. Es ist ihr also
sehr wichtig!
Ardhi: Aber das gibt’s doch nicht!
Anna: Überlegen Sie mal bitte, was Marlies genau meint, wenn sie Folgendes sagt:
„auf einen Mann zugehen“.

Marion: Wie wichtig ist dir das Aussehen bei einem Mann?
Marlies: Ich brauch irgendeinen Grund, auf einen Mann zuzugehen, und da
spielt das Aussehen eine große Rolle.

Anna: Was meint Marlies, wenn sie sagt: Sie braucht einen Grund, um auf einen
Mann zuzugehen?

Aufgabe

Ardhi: Marlies braucht einen Grund, um einen Mann anzusprechen, um mit ihm in
Kontakt zu treten.
Anna: Tja, und wie ist es bei Ihnen? Ist Ihnen das Aussehen wichtig? Oder kommt es
Ihnen auf die inneren Werte an?
Ardhi: Also, mir kommt es bei einer Frau auf die inneren Werte an. Mir ist das Ausse-
hen nicht wichtig.
Anna: Das glaub’ ich nie im Leben!
Ardhi: Und worauf kommt es Ihnen an?

Aufgabe

Anna: Leider können wir Ihre Meinung dazu nicht hören. Schade. Na, dann machen
wir jetzt die Wiederholung.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Es kommt mir auf das Aussehen an.

Ardhi: Es kommt mir auf das Aussehen an.

Anna: Es kommt auf das Wetter an.

Ardhi: Es kommt auf das Wetter an.

Anna: Es kommt darauf an, wie das Wetter ist.

Ardhi: Es kommt darauf an, ob Anna mitfährt.

Anna: Ardhi, denk bitte an die Leute, die das jetzt nachsprechen sollen.

Ardhi: Ähm ... Es kommt darauf an, wie das Wetter ist.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 12 – Findest du mich schön?

Anna: Dann kommen die inneren Werte.

Ardhi: Dann kommen die inneren Werte.

Anna: Auf jemanden zugehen.

Ardhi: Auf jemanden zugehen.

Anna: Ein Grund, um auf einen Mann zuzugehen.

Ardhi: Ein Grund, um auf einen Mann zuzugehen.

Anna: Tschüs.
Ardhi: Tschüs.

Ardhi: Du, Anna?


Anna: Mhm.
Ardhi: Findest du eigentlich, dass ich ... äh ... gut aussehe?
Anna: Wie bitte?
Ardhi: Ähm, ja, findest du mich schön?
Anna: (lacht)
Ardhi: Da gibt´s nichts zu lachen. Also: Ja?
Anna: Sag ich dir das nächste Mal. Okay?

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 13 – Vollbärte und Bierbäuche

Anna: Hallo. Hier ist wieder:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“. Sie hören: „Vollbärte und Bierbäuche“.
Anna: (gewollt heiter) Ja, wie der Titel schon sagt: Es geht um „das Aussehen“.
Wenn jemand zum Beispiel gut aussieht, ist er attraktiv oder hübsch.
Ardhi: Ich glaube ja, dass die meisten Frauen das Aussehen bei einem Mann nicht
wichtig finden.
Anna: Aber alle Frauen, die wir bisher gefragt haben, finden das Aussehen bei einem
Mann wichtig.
Ardhi: Wir haben aber noch nicht alle Frauen gehört!
Anna: Das dauert ungefähr eine Million Jahre. Gut, dann hören wir jetzt mal Gerlinde.
Sie ist 33 Jahre alt.

Marion: Wie wichtig ist dir eigentlich das Aussehen bei einem Mann?
Gerlinde: Bei einem Mann?

Ardhi: Haben Sie gehört? Sie fand schon die Frage merkwürdig1.
Anna: Hören wir mal weiter.

Gerlinde: Inzwischen, mit 33, ist mir das Äußere eigentlich … nicht mehr so
wichtig.

Anna: „Das Äußere“.


Ardhi: Oder: „das Aussehen“. Das Äußere ist ihr nicht wichtig.
Anna: Na ja, das stimmt nicht ganz. Gerlinde hat – mit anderen Worten – gesagt:
Früher war ihr das Aussehen sehr wichtig. Und jetzt, mit 33, ist es noch ein
bisschen wichtig.
Ardhi: So so.
Anna: Ja. Mit welchen Wörtern relativiert Gerlinde das, was sie sagt?

Gerlinde: Inzwischen, mit 33, ist mir das Äußere eigentlich … nicht mehr so
wichtig.

Aufgabe

Anna: Da waren die Wörter: „inzwischen“, „eigentlich“, „nicht mehr“ und „so“. Hören
wir uns das noch mal an.

Gerlinde: Inzwischen, mit 33, ist mir das Äußere eigentlich … nicht mehr so
wichtig.
Marion: Was heißt „nicht mehr so“ - ein bisschen wichtig schon noch?
Gerlinde: Also, generell hab’ ich was gegen Vollbärte2 und Bierbäuche3.

1
merkwürdig: seltsam, ungewöhnlich
2
der Vollbart, die Vollbärte; der Bart: Haare, die im Gesicht eines Mannes wachsen; ein Vollbart be-
deckt fast die ganze untere Hälfte des Gesichts
3
der Bierbauch, die Bierbäuche: ein dicker Bauch, der vom vielen Biertrinken kommt

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 13 – Vollbärte und Bierbäuche

Ardhi: „Der Vollbart“ und „der Bierbauch“.


Anna: Sie kennen sicher das Wort „Bart“, also die Haare, die einem Mann im Gesicht
wachsen.
Ardhi: Bei einem Vollbart bedecken die Haare den unteren Teil des Gesichts.
Anna: Es gibt Frauen, die mögen gerne Vollbärte. Aber ich glaube, keine Frau mag
Bierbäuche.
Ardhi: Meinst du? Was könnte das heißen: „der Bierbauch“?

Aufgabe

Anna: Ein Bierbauch ist ein dicker Bauch. Oft kommt er vom vielen Biertrinken.
Ardhi: Mag Gerlinde Vollbärte und Bierbäuche? Haben Sie das verstanden?

Aufgabe

Anna: Nein, Gerlinde mag sie nicht.

Gerlinde: Also, generell hab´ ich was gegen Vollbärte und Bierbäuche.

Ardhi: „Etwas haben gegen jemanden oder etwas.“


Anna: Das bedeutet: „etwas oder jemanden nicht mögen“. Zum Beispiel:
Ardhi: Schau mich doch nicht so böse an. Hast du etwas gegen mich?
Anna: Nein, ich habe nichts gegen dich.
Ardhi: Na, da bin ich aber froh!
Anna: Wir hören gleich noch Natalie. Sie ist 23.
Ardhi: Für Natalie ist vor allem die Ausstrahlung eines Mannes wichtig.
Anna: Welche zwei Wörter hören Sie in dem Wort:
Ardhi: Die „Ausstrahlung“?

Aufgabe

Anna: „Aus“ und „der Strahl“.


Ardhi: „Strahl“ kennen Sie vielleicht aus dem Wort „Sonnenstrahl“. Natalie spricht
jetzt über die Ausstrahlung eines Mannes.
Anna: Verstehen Sie, was sie damit meint?

Natalie: ... gerade auch 'ne Ausstrahlung, dass derjenige halt irgendwie 'ne ge-
wisse Ausstrahlung hat, die ihn interessant macht. Ob das jetzt ist, weil
... wegen dem netten Lächeln oder interessanten Aussehen oder ... 'ner
interessanten Tätigkeit, irgendwas, also ... irgendwas, was einen halt an
dieser Person besonders fasziniert, denk’ ich mal.

Ardhi: „Die Ausstrahlung eines Menschen“ – das bedeutet?

Aufgabe

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 13 – Vollbärte und Bierbäuche

Anna: „Die Ausstrahlung eines Menschen“ - das bedeutet: seine Wirkung auf andere
Menschen. Man meint hier eine positive Wirkung. Jemand, der eine Ausstrah-
lung hat, ist interessant für die anderen.
Ardhi: Hören Sie noch mal Natalie.

Natalie: ... gerade auch 'ne Ausstrahlung, dass derjenige halt irgendwie 'ne ge-
wisse Ausstrahlung hat, die ihn interessant macht. Ob das jetzt ist, weil
... wegen dem netten Lächeln oder interessanten Aussehen oder ... 'ner
interessanten Tätigkeit, irgendwas, also ... irgendwas, was einen halt an
dieser Person besonders fasziniert, denk’ ich mal.

Anna: Und jetzt die Wiederholung - wie immer für Sie zum Nachsprechen.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Das Äußere ist mir nicht wichtig.

Ardhi: Das Äußere ist mir nicht wichtig.

Anna: Gerlinde hat etwas gegen Bierbäuche.

Ardhi: Gerlinde hat etwas gegen Bierbäuche.

Anna: Die Ausstrahlung eines Mannes ist wichtig.

Ardhi: Die Ausstrahlung eines Mannes ist wichtig.

Anna: Bis dann! Tschüs!


Ardhi: Auf Wiederhören!

Ardhi: Du, Anna, du wolltest mir doch heute was sagen.


Anna: Was denn?
Ardhi: Na, ob du mich schön findest.
Anna: Ähm ... du, Ardhi, schau ... bei ...
Ardhi: Jetzt komm!
Anna: Bei einem Mann ist nicht nur das Aussehen wichtig, auch das Ansehen4 ist
sehr, sehr, sehr wichtig.
Ardhi: (ist enttäuscht)

4
das Ansehen: die Achtung, das Prestige, die Wertschätzung

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 14 – Ardhis Traumfrau

Anna: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer.


Ardhi: Hier ist wieder „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Mit:
Ardhi: (liest ab:) „Ardhis Traumfrau“. (er stutzt) Was? Was ist denn das für ein blöder
Titel? Wer hat sich denn den …
Anna: (unterbricht) Unser Thema ist „das Aussehen“, also die äußere Erscheinung
eines Menschen.
Ardhi: Marion hat zwei junge Männer …
Anna: Äh, was ?
Ardhi: … Marion hat zwei junge Männer gefragt: Wie wichtig ist dir das Aussehen
einer Frau?
Anna: Ich glaube, für einen Mann ist das Aussehen einer Frau sehr wichtig.
Ardhi: Nein, so wichtig ist das Aussehen nicht.
Anna: Na, dann hören wir doch mal Peter und Christian.
Ardhi: Ist ihnen das Aussehen einer Frau wichtig?
Anna: Wenn Sie Peter und Christian gleich hören, verstehen Sie sie vielleicht nicht
so gut. Die Beiden sprechen nicht sehr deutlich und es ist ziemlich laut, denn
sie sind in einer Cafeteria. Konzentrieren Sie sich nur auf das, was Sie wissen
wollen: Ist Peter und Christian das Aussehen einer Frau wichtig oder nicht so
wichtig?

Peter: Natürlich spielt’s 'ne Rolle1, ist ganz klar. Aber sie muss halt jetzt nicht
so die Traumfrau sein, mit dem Traumkörper oder so. Im ersten Mo-
ment ... man muss ja auch Leute irgendwie kennen lernen oder auch
ansprechen, wenn man sich halt irgendwo trifft. Da muss halt auch das
Äußerliche stimmen, es muss halt zusammenpassen.
Christian: Das Aussehen find’ ich jetzt auch nicht so wichtig. Ich muss mich halt in
sie verlieben. Ich mein’, das hat sicherlich auch was mit dem Aussehen
zu tun. Ich sag’ mal, wenn ... wenn irgendjemand besser aussieht, dann
verlieb’ ich mich da leichter.

Ardhi: Finden Peter und Christian das Aussehen einer Frau wichtig?

Aufgabe

Anna: Na also. Das Aussehen der Frau ist für beide sehr wichtig.
Ardhi: Nein, das Aussehen der Frau ist Beiden nicht so wichtig.
Anna: Dann sag mal die Sätze, in denen die Beiden das gesagt haben.
Ardhi: Gerne. Also: Peter hat - so ungefähr - gesagt: „Sie muss keine Traumfrau mit
einem Traumkörper sein.“
Anna: „Die Traumfrau“, „der Traumkörper“, „das Traumpaar“ - Hollywood lässt grü-
ßen. Sie kennen sicher das Wort: „der Traum“.
Ardhi: Ja, und was ist nun eine Traumfrau?

1
eine Rolle spielen: hier: wichtig sein

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 14 – Ardhis Traumfrau

Aufgabe

Anna: Eine Traumfrau ist eine ideale Frau. Eine Frau, von der die Männer träumen.
Ardhi: Ja, sie träumen vielleicht von einer idealen Frau. Aber die gibt es doch sowie-
so nicht.
Anna: Und was hat Christian deiner Meinung nach gesagt?
Ardhi: Er hat gesagt: „Ich finde das Aussehen auch nicht so wichtig“.
Anna: Aber Peter hat doch am Anfang gesagt: „Natürlich spielt das Aussehen eine
Rolle.“ Also: Es ist wichtig.
Ardhi: Ja, am Anfang! Aber dann ...
Anna: Genau, dann hat er noch gesagt: Wenn er jemanden anspricht, dann muss
„das Äußerliche stimmen“.
Ardhi: Na ja ...
Anna: Und Christian hat - so ungefähr - gesagt: Wenn jemand gut aussieht, also
wenn jemand attraktiv ist, dann verliebt er sich leichter.
Ardhi: „Sich verlieben“ - das bedeutet ... ähm ... also, wenn Sie jemanden kennen
lernen und merken, Ihnen wird heiß und kalt und ... Ihr Herz klopft und im
Bauch ist so ein komisches Gefühl und … und …
Anna: Hunger?
Ardhi: Ach.
Anna: Also: Wenn jemand gut aussieht, verliebt Christian sich leichter. Es hat also
etwas mit dem Aussehen zu tun.
Ardhi: „Zu tun haben mit“ -
Anna: Das heißt: Es gibt einen Zusammenhang. Aber ich würde jetzt schon gerne
wissen, wer von uns Beiden Recht hat. Ähm, liebe Hörerinnen und Hörer, bitte
entscheiden Sie.
Ardhi: Sie hören Peter und Christian noch einmal.
Anna: Ist Peter und Christian das Aussehen einer Frau sehr wichtig? Ardhi sagt nein,
ich sage ja.

Peter: Natürlich spielt’s 'ne Rolle2, ist ganz klar. Aber sie muss halt jetzt nicht
so die Traumfrau sein, mit dem Traumkörper oder so. Im ersten Mo-
ment ... man muss ja auch Leute irgendwie kennen lernen oder auch
ansprechen, wenn man sich halt irgendwo trifft. Da muss halt auch das
Äußerliche stimmen, es muss halt zusammenpassen.
Christian: Das Aussehen find’ ich jetzt auch nicht so wichtig. Ich muss mich halt in
sie verlieben. Ich mein’, das hat sicherlich auch was mit dem Aussehen
zu tun. Ich sag’ mal, wenn ... wenn irgendjemand besser aussieht, dann
verlieb’ ich mich da leichter.

Aufgabe

Anna und Ardhi: Aha, ich habe Recht, weil ...


Anna: Tja, also, ich glaube, wir haben beide Recht.
Ardhi: Glaub ich auch.

2
eine Rolle spielen: hier: wichtig sein

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 14 – Ardhis Traumfrau

Anna: Und jetzt, liebe Hörerinnen und Hörer, dürfen Sie Ardhi interviewen. Okay,
Ardhi?
Ardhi: Aye, aye, Sir.
Anna: Fragen Sie Ardhi bitte, ob ihm das Aussehen einer Frau wichtig ist.

Aufgabe

Anna: Du, Ardhi ist dir das Aussehen einer Frau wichtig? Sie können auch sagen: Ist
für dich das Aussehen einer Frau wichtig?
Ardhi: Nein, es ist mir nicht so wichtig. Für mich spielt eher die Ausstrahlung einer
Frau eine Rolle.
Anna: „Die Ausstrahlung einer Frau“ - etwas vage Antwort, na ja. Jetzt fragen Sie
bitte, ob er eine Traumfrau hat.

Aufgabe

Anna: Du, Ardhi, hast du eine Traumfrau?


Ardhi: Na ja, also, ich glaube, jeder Mann hat eine Traumfrau, nicht, ein Idealbild.
Aber die Frauen, in die ich mich verliebe, die sind keine Traumfrauen, nein,
nein, nein. Das müssen sie auch gar nicht sein.
Anna: Na, zum Glück. Fragen Sie Ardhi jetzt bitte, in welche Frauen er sich verliebt.

Aufgabe

Anna: Du, Ardhi, in welche Frauen verliebst du dich?


Ardhi: Hm … ja, ich verliebe mich in Frauen, die sich so mögen, wie sie sind. Die sich
nicht immer selbst kritisieren ... Und die spontan sind.
Anna: Klingt ja gut. Hoffentlich war er auch ehrlich3.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Ardhi: Und jetzt noch die Wiederholung.


Anna: Peter und Christoph haben es nicht so deutlich gesagt, aber ich glaube, das
Aussehen ist ihnen schon wichtig. Das drückt man so aus:
Das Aussehen spielt eine wichtige Rolle.

Ardhi: Das Aussehen spielt eine wichtige Rolle.

Anna: Das Äußerliche muss stimmen.

Ardhi: Das Äußerliche muss stimmen.

Anna: Ich verliebe mich dann leichter.

Ardhi: Ich verliebe mich dann leichter.

3
ehrlich sein: nicht lügen

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 14 – Ardhis Traumfrau

Anna: Es hat etwas mit dem Aussehen zu tun.

Ardhi: Es hat etwas mit dem Aussehen zu tun.

Anna: Na, zum Glück gibt es auch Männer wie Ardhi …


Ardhi: Ja?
Anna: (ironisch) Für die das Aussehen einer Frau gar nicht wichtig ist.
Ardhi: Höre ich da Ironie?
Anna: Ironie? Nie!
Ardhi: Dann is ja gut. Tschüs.
Anna: Tschüs.

Anna: Du, Ardhi?


Ardhi: Ja.
Anna: Wer ist denn jetzt deine Traumfrau?
Ardhi: Aber das spielt doch keine Rolle.
Anna: Kenne ich sie?
Ardhi: Du musst doch nicht alles wissen! Du sagst mir ja auch nicht, wer dein Traum
mann ist und überhaupt ...
Anna: Das bist du!
Ardhi: Jetzt weiß ich`s.

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 15 – Finde ich mich schön?

Anna: Hallo, herzlich willkommen zu:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“. Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer.
Anna: Sie hören die Folge: „Finde ich mich schön?“ Marion hat eine Frau und einen
Mann gefragt:
Ardhi: Bist du mit deinem Aussehen zufrieden? Also: Magst du dein Aussehen?
Findest du dich selbst attraktiv?
Anna: Was meinen Sie: Wie würden die meisten Frauen auf diese Frage antworten?
Und was würden die meisten Männer antworten?

Aufgabe

Anna: Hören Sie jetzt erst einen Mann, Peter, und dann eine Frau, Gerlinde. Sind die
Antworten so, wie Sie gedacht haben?

Marion: Wie ist das mit deinem eigenen Aussehen? Bist du damit zufrieden?
Peter: Na ja, im Großen und Ganzen eigentlich schon. Aber ... gut, natürlich,
jeder hat Fehler und so, aber ... Perfekt bin ich nicht.
Gerlinde: Mit diesen fast 10 Kilo Übergewicht fühl’ ich mich schon hässlich
... Dass ich jetzt tatsächlich seit Anfang des Jahres dreimal in
der Woche zum Sport flitze1. Eigentlich hasse ich Sport!

Anna: Peter ist „im Großen und Ganzen“, also im Prinzip, mit seinem Aussehen
zufrieden. Er mag sich, so wie er ist.
Ardhi: Gerlinde ist mit ihrem Aussehen nicht zufrieden, „sie fühlt sich hässlich“, sie
fühlt sich nicht schön.
Anna: Die Antworten der beiden sind genauso, wie die Statistik es sagt:
Ardhi: Männer wissen, dass sie nicht perfekt sind, aber sie akzeptieren ihre Fehler
leichter.
Anna: Frauen akzeptieren ihre Fehler nicht so leicht.
Ardhi: Hören Sie noch mal Gerlinde. Warum fühlt sie sich hässlich?

Gerlinde: Mit diesen fast 10 Kilo Übergewicht fühl’ ich mich schon hässlich
... Dass ich jetzt tatsächlich seit Anfang des Jahres dreimal in
der Woche zum Sport flitze2. Eigentlich hasse ich Sport!

Ardhi: Warum fühlt Gerlinde sich hässlich?

Aufgabe

Anna: Weil sie „Übergewicht“ hat.


Ardhi: „Das Gewicht“ ist das, was man wiegt. Ich wiege z.B. 72 kg3.
Anna: Das Übergewicht ist das, was man zu viel wiegt. Gerlinde hat 10 kg
Übergewicht.
1
flitzen, ugs.: laufen
2
flitzen, ugs.: laufen
3
kg: das Kilogramm

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 15 – Finde ich mich schön?

Ardhi: Gerlinde glaubt, dass sie 10 kg Übergewicht hat. Also, ich finde sie nicht zu
dick.
Anna: So?
Ardhi: Ja. Aber 50 %4 der deutschen Frauen sind mit ihrem Gewicht nicht zufrieden.
Anna: Und ich habe gelesen, dass bei Mädchen zwischen 13 und 18 Jahren nur
jedes vierte Mädchen mit seinem Gewicht zufrieden ist.
Ardhi: Gerlinde geht ja sogar dreimal in der Woche zum Sport, obwohl sie Sport
hasst, also überhaupt nicht mag.
Anna: Na ja, das Ideal für Frauen ist ja auch: immer jung und schlank zu sein.
Ardhi: Na, und das Ideal für Männer ist: immer stark und erfolgreich sein. Ist das
besser?
Anna: Weiß ich nicht. Ich bin ja kein Mann.
Ardhi: Du, ich würde gern ein Spiel mit dir machen.
Anna: Okay. Was für ein Spiel?
Ardhi: Ich fange Sätze an und du beendest sie spontan.
Anna: Hach …
Ardhi: Na komm. Zum Beispiel so: Ich fühle mich ...
Anna: ... wohl.
Ardhi: Genau.

Aufgabe

Ardhi: Ich bin zufrieden mit ...


Anna: ... meinem Leben.
Ardhi: Ich fühle mich ...
Anna: ... zu dick.
Ardhi: Ich hasse ...
Anna: ... solche Spiele.
Ardhi: Was?
Anna: Ähm … ich hasse … humorlose Leute.
Ardhi: Also weiter: Ich liebe ...
Anna: ... die Berge, gutes Essen und ... ähm … nette Männer.
Ardhi: So, so.
Anna: Und jetzt, liebe Hörerinnen und Hörer, dürfen Sie spontan die Sätze beenden.

Aufgabe

Ardhi: Ich bin zufrieden mit ...


Ich fühle mich ...
Ich hasse ...
Ich liebe ...
Anna: Viele Frauen sind unglücklich, wenn sie nicht so aussehen, wie das
Idealbild. Sind also Frauen, die so sind wie das Idealbild, glücklicher?
Ardhi: Wir hören jetzt Gerlinde dazu.
Anna: Zwei Wörter sind besonders wichtig, um sie zu verstehen:

4
%: das Prozent

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 15 – Finde ich mich schön?

Ardhi: „Das Selbstwertgefühl“.


Anna: Aus welchen Wörtern besteht: „Selbstwertgefühl“?

Aufgabe

Ardhi: „Selbst“, „der Wert“ und „das Gefühl“. Das Gefühl für den Wert, den man selbst
hat. Mit anderen Worten: Man weiß, dass man wertvoll ist, dass man wichtig
ist.
Anna: Das zweite Wort ist:
Ardhi: „Das Selbstvertrauen“.
Anna: Aus welchen Wörtern besteht: „Selbstvertrauen“?

Aufgabe

Ardhi: „Selbst“ und „das Vertrauen“. Das Vertrauen in sich selbst. Mit anderen
Worten: Man glaubt an sich und seine Fähigkeiten.
Anna: Hören Sie jetzt Gerlinde. Eine ihrer Freundinnen ist sehr hübsch, sehr schön.
Was sagt Gerlinde: Diese Frau mag sich. Oder: Diese Frau mag sich nicht.

Gerlinde: Ich hab’ eine Freundin, die ist eine der hübschesten Frauen, die ich
kenne, und trotzdem ist ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen
gleich null. Also ... hat das eine mit dem anderen wenig zu tun.

Anna: Was hat Gerlinde gesagt: Ihre Freundin mag sich.


Ardhi: Oder: Ihre Freundin mag sich nicht.

Aufgabe

Anna: Sie mag sich nicht.


Ardhi: „Ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen sind gleich null.“
Anna: Also, sie hat kein Selbstvertrauen und kein Selbstwertgefühl.
Ardhi: Gerlinde meint deshalb: „Das eine hat mit dem anderen wenig zu tun.“
Anders gesagt: Nur weil man schön ist, geht es einem noch nicht gut.
Ardhi: Übrigens: Das Wort „hässlich“ hat mit dem Wort „hassen“ zu tun. Jemand der
sich liebt, kann also gar nicht hässlich sein.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Die Wiederholung.


Peter ist mit seinem Aussehen zufrieden.

Ardhi: Peter ist mit seinem Aussehen zufrieden.

Anna: Sie geht dreimal in der Woche zum Sport.

Ardhi: Sie geht dreimal in der Woche zum Sport.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 15 – Finde ich mich schön?

Anna: Sie fühlt sich hässlich.

Ardhi: Sie fühlt sich hässlich.

Anna: Das Selbstwertgefühl von Gerlindes Freundin.

Ardhi: Das Selbstwertgefühl von Gerlindes Freundin.

Anna: Tschüs, bis zum nächsten Mal!


Ardhi: Tschüs!

Anna: Du, Ardhi.


Ardhi: Ja.
Anna: Woher kennst du eigentlich Gerlinde?
Ardhi: Na, vom Sport.
Anna: Was, du machst Sport?
Ardhi: Ja, zweimal in der Woche.
Anna: Ich dachte, du hasst Sport?
Ardhi: Ja, schon, aber findest du nicht, dass mein Bauch zu dick ist? Ich muss was
dagegen tun!
Anna: Ach, Ardhi.

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 16 – Hülya

Anna: So, da sind wir wieder mit:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“. Hallo!
Anna: Sie hören heute die Folge: „Hülya“.
Ardhi: Hülya ist eine junge Sängerin und Liedermacherin. Ein „Liedermacher“ ist
jemand, der seine Lieder selbst schreibt.
Anna: Hülyas Eltern kommen aus der Türkei. Sie sind noch vor Hülyas Geburt nach
Deutschland gekommen und haben hier Arbeit in einer Fabrik gefunden.
Ardhi: Hülya ist also zusammen mit ihren neun Geschwistern hier in Deutschland
aufgewachsen, also in einer richtigen Großfamilie. Sie hat schon sehr früh die
Musik für sich entdeckt und Gitarrespielen gelernt.
Anna: Sie hat angefangen, eigene Lieder zu schreiben, zuerst auf Englisch, denn
das war die Sprache der aktuellen Musik. Dann hat Hülya aber auch ihre
Muttersprache entdeckt und türkische Lieder geschrieben. Nur auf Deutsch zu
schreiben, das hat sie sich lange Zeit nicht getraut.
Ardhi: Also, sie hatte nicht den Mut, auf Deutsch zu schreiben. Denn Deutsch war für
sie erst einmal nicht die richtige Sprache für Musik. Aber dann hat sie ihre
Meinung geändert. Hören Sie Hülya.

Hülya: Ja, ich hab’ deutsche Liedermacher gehört, die auch sehr soulig und
sehr gefühlvoll singen konnten mit der deutschen Sprache und das hat
mich zunächst mal motiviert. Also, da hab ich gedacht, ja, wenn …
wenn das so geht, dann trau’ ich mich auch in Deutsch zu schreiben.

Anna: Hülya „traut sich“ jetzt, ihre Lieder auch auf Deutsch zu schreiben. Wir werden
später noch eines dieser Lieder hören.
Ardhi: Die Inhalte von Hülyas Liedern sind religiös. Hülya ist ja Muslimin, ihre
Religion ist der Islam. Und Hülya lebt auch streng nach den Regeln des Islam.
Anna: Sie hält also die Regeln exakt ein. Das heißt zum Beispiel: Sie betet mehrmals
am Tag, sie hält den Ramadan ein, das ist eine Fastenzeit, usw.
Ardhi: Hülya ist verheiratet und hat ein kleines Kind. Das Interview mit ihr entstand
vor dieser Zeit. Damals machte sie gerade Karriere als Sängerin, hatte viele
Auftritte, hatte mehrere CDs aufgenommen … also ein ganz anderes Leben.
Anna: Hat Hülya da auch schon nach den Regeln des Islam gelebt? Ich stelle mir das
schwierig vor.
Ardhi: Hören wir Hülya dazu.

Marion: Und lebst du auch nach den Regeln?


Hülya: Ähm ... nicht ganz. Ich glaube zumindest … äh, an den Islam oder an
den Koran, aber bin nicht so streng, wie es viele sind. Also, ich nehm’s
schon alles sehr locker, eigentlich.
Marion: Aber du bist religiös. Hab’ ich das richtig verstanden?

Hülya: Ich bin … also von meinem inneren Glauben her sehr religiös, ich
glaube an einen Gott, ja … ja, das ist für mich ganz normal. Also, für
mich ist es einfach da.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 16 – Hülya

Anna: Hat Hülya auch früher nach den Regeln des Islam gelebt?

Aufgabe

Ardhi: Ja, aber nicht so streng, nicht so genau.


Anna: Sie hat gesagt:
Ardhi: „Ich nehme es locker.“
Ardhi: „Locker“ - viele Dinge können locker sein. Was zum Beispiel?

Aufgabe

Ardhi: Zum Beispiel … ein lockerer Zahn. Wenn er nicht mehr fest sitzt.
Anna: Und … ein lockerer Kuchen.
Ardhi: Hmm, wenn er leicht ist und nicht so fest.
Anna: Oder … eine lockere Atmosphäre -
Ardhi: Eine freie, entspannte Atmosphäre. Nicht formell.
Anna: Hülya hat zwar nicht streng nach den Regeln gelebt, aber sie hat immer an
Gott geglaubt.

Hülya: Ich bin … also von meinem inneren Glauben her sehr religiös, ich
glaube an einen Gott, ja …

Anna: Auch Hülyas Lieder sind ein Gespräch mit Gott. Eines dieser Lieder wollen wir
Ihnen jetzt vorstellen.
Ardhi: In diesem Lied kommt das Wort „Sinne“ vor. Es gibt die „fünf Sinne“. Einer
davon ist zum Beispiel das Sehen … Welche Sinne gibt es noch?

Aufgabe

Ardhi: Das Sehen …


Anna: … mit den Augen.
Ardhi: Das Hören …
Anna: … mit den … Ohren.
Ardhi: Das Riechen …
Anna: … mit der … Nase.
Ardhi: Das Tasten oder Fühlen …
Anna: … mit der … Haut, mit den Händen.
Ardhi: Und das Schmecken …
Anna: … mit der … Zunge. Und der sechste Sinn: Telepathie, Hellsehen …
Ardhi: Hören Sie nun bitte ein paar Zeilen aus dem Lied:

Anna: „Ich gehe im Dunkeln, irre hin und her.“


Ardhi: „Ich irre hin und her“ - das bedeutet: Ich gehe hin und her, ohne Orientierung.
Ich weiß nicht mehr, wo ich bin.
Anna: Also: „Ich gehe im Dunkeln, irre hin und her. bis ein Fenster sich öffnet
in dein unendliches Meer.“
Ardhi: „Unendlich“ - ohne Grenze, ohne Ende.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 16 – Hülya

Anna: „Ich fühl mich geborgen, dort in deiner Kraft.“


Ardhi: „Sich geborgen fühlen“ – Das bedeutet: Man fühlt sich sicher und wohl.
Anna: „Wenn ich gehe, geh’ ich nur mit dir.
Du riechst wie der Morgen,
bist die Sonne der Nacht.
Du öffnest die Sinne.
Wenn ich liebe, lieb’ ich nur in dir.
Ich leb’ in der Wiege deines Meeres.“
Ardhi: „Die Wiege“: Das ist ein Bett für Kinder, das schaukelt. Dann schlafen sie
besser ein. Hoffentlich.
Anna: Hören Sie jetzt das Lied. Übrigens, wenn Sie mehr über Hülya wissen
möchten, hier ihre Internet-Adresse: www.huelya.de
Ich buchstabiere: www.h-u-e-l-y-a.de
Ardhi: Und wir sagen schon mal:
Ardhi + Anna: Tschüüüs!

Anna: Du, Ardhi, was ist für dich der sechste Sinn?
Ardhi: Na ja, wenn ich etwas spüre, was ich gar nicht weiß.
Anna: Was meinst du damit?
Ardhi: Ja, das … würde ich jetzt auch gern wissen.

(Lied)1
Ich gehe im Dunkeln, irre hin und her, bis ein Fenster sich öffnet in dein unendliches
Meer. Ich fühl´ mich geborgen, dort in deiner Kraft.
Wenn ich gehe, geh’ ich nur mit dir.
Ich fühl´ mich geborgen, nur in deiner Kraft. Du riechst wie der Morgen, bist die
Sonne der Nacht. Du öffnest die Sinne.
Wenn ich gehe, geh’ ich nur mit dir.
Ich fühl´ mich geborgen, nur in deiner Kraft. Du riechst wie der Morgen, bist die
Sonne der Nacht. Du öffnest die Sinne.
Wenn ich liebe, lieb’ ich nur in dir.
Leb’ in der Wiege deines Meeres, leb’ in der Wiege deines Meeres, leb’ in der Wiege
deines Meeres, leb’ in der Wiege deines Meeres,

1
Das Lied „Wenn ich gehe“ ist ein religiöses Lied. Es erzählt in verschiedenen Bildern von der
Begegnung mit Gott.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 17 – Bist du öfter hier?

Anna: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer. Hier ist wieder:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören die Folge:
Arhdi: „Bist du öfter hier?“
Anna: Wir sprechen heute über das Kennenlernen. Wie kommen Frauen und Männer
miteinander in Kontakt?
Ardhi: Jochen erzählt jetzt, wie er mit Frauen in Kontakt kommt. Er ist 20 und findet,
dass man Frauen am leichtesten „in der Disko“, also in Diskotheken kennen-
lernt. Heute sagt man auch „Club“.
Anna: Und Sie liebe Hörer: Bitte merken Sie sich einen Satz, den man sagen kann,
wenn man eine Frau kennenlernen will. Vielleicht brauchen Sie den ja noch
mal, man weiß ja nie …

Franzis: Wie … wie machst du das, wenn du ein Mädchen siehst oder eine jun-
ge Frau, die dir gefällt, und du möchtest mit ihr in Kontakt kommen?
Jochen: Ja, also ich bin eigentlich da ganz normal. Ich hab’ nicht so irgendwel-
che coolen Sprüche drauf, muss ich ehrlich sagen. Ich geh’ halt einfach
ganz normal hin, wenn mir jemand gefällt. Ich sag’ einfach „Hallo“ und
komm einfach mit normalen Fragen, was man einfach sagt, so ins Ge-
spräch: „Bist du öfters hier?“ oder so. Und natürlich: „Möchtest du was
mit mir trinken?“ Ganz normal einfach. Also, ich hab keine besonders
coolen Sprüche drauf, ich denk, so was zieht auch nicht. Und auch
nichts irgendwie total Verrücktes.

Anna: Also liebe Hörer: Sie sehen eine tolle Frau in der Disko. Was könnten Sie zu
ihr sagen?

Aufgabe

Ardhi: „Hallo. Bist du öfter hier?“


Anna: Oder:
Ardhi: „Möchtest du was mit mir trinken?“
Anna: Wenn Sie schon etwas älter sind und eine Frau zum Beispiel in einer Bar ken-
nenlernen möchten, könnten Sie sagen:
Ardhi: „Darf ich Sie zu einem Glas Wein einladen?“
Anna: Jetzt dürfen Sie Ardhi nachsprechen, liebe Hörer. Und bitte dabei möglichst
charmant lächeln.
Ardhi: Darf ich Sie zu einem Glas Wein einladen?
Anna: Ja, gerne.
Ardhi: Für Jochen ist es wichtig, ganz normal zu sein. Er hat „keine coolen Sprüche
drauf“, also so was wie: „Hi, schönes Kind! Kannst du mir den Weg in deine
Wohnung zeigen?“
Anna: Hier ist ein Stadtplan, Süßer. Ciao!
Ardhi: Na, so was!
Anna: Also, ich mag nur schüchterne Männer. Männer, die ein bisschen ängstlich
und scheu sind.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 17 – Bist du öfter hier?

Ardhi: Ja? Aber ... stell dir mal vor, ein netter, schüchterner Mann sitzt neben dir.
Anna: Mhm.
Ardhi: Aber nichts passiert, weil er nicht den Mut hat, dich anzusprechen.
Anna: So wie bei dir … äh ... bei Oliver?
Ardhi: Ähm … ja … Hören wir mal, wie er in Kontakt mit Frauen kommt.

Franzis: Wie machst du das zum Beispiel, wenn dich ein Mädchen interessiert,
was machst du da?
Oliver: Nichts.
Franzis: Gar nichts?
Oliver: Ne, ich geh nicht drauf zu.
Franzis: Du gehst nicht auf sie zu?
Oliver: Ne.
Franzis: Du bist zu schüchtern oder?
Oliver: Ja, also in dem Moment schon. Da wart’ ich auf den ersten Schritt von
ihr.
Franzis: Gibt’s das, dass die Mädels den ersten Schritt machen? Schon, oder?
Oliver: Gibt’s, auf jeden Fall, ja.

Ardhi: Wie lernt Oliver Frauen kennen?

Aufgabe

Anna: Er wartet auf den ersten Schritt von der Frau.


Ardhi: Er wartet also, bis die Frau auf ihn zugeht, bis die Frau ihn anspricht. Na, dann
viel Spaß beim Warten, Oliver!
Anna: Also, ich kann mir ja nicht vorstellen, den ersten Schritt zu machen.
Ardhi: Ja, leider!
Anna: Wie bitte?
Ardhi: Äh, nichts, nichts.
Anna: Aber wenn Sie, liebe Hörerinnen, den Mut haben, einen Mann anzusprechen,
zum Beispiel … auf einer Studentenparty: Was könnten Sie sagen?
Ardhi: Studenten untereinander sagen meistens „du“.

Aufgabe

Ardhi: Sie könnten zum Beispiel sagen:


Anna: Hast du Lust zu tanzen? Oder: „Studierst du auch Germanistik?“
Ardhi: Und wenn Sie zum Beispiel bei einer Cocktailparty sind, könnten Sie sagen:
Anna: „Ich kenne nur wenige Leute hier. Geht es Ihnen auch so?“
Ardhi: Na, ist doch gar nicht so schwierig, oder?

Anna: Nein, für euch Männer natürlich nicht, wenn wir Frauen alles machen.
Ardhi: Na ja, Emanzipation!
Anna: Und … ähm, wenn man den Mann dann näher kennenlernen möchte ...
Ardhi: Ja?

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 17 – Bist du öfter hier?

Anna: Ähm … wie macht man das?


Ardhi: Tja, dieses Problem haben wir Männer auch.
Anna: Dann hören wir doch mal, wie Melanie das gemacht hat.
Ardhi: Melanie war auf einer Party und hatte den Mut, einen Jungen anzusprechen.
Sie hat „sich getraut“, einen Jungen anzusprechen.

Melanie: Also, das war das erste Mal, wo ich mich bei einem Jungen wirklich ge-
traut habe, ihn anzusprechen und wo ich mir dachte, es würde sich
auch lohnen, dass ich ihn anspreche.
Marion: Mhm.
Melanie: Deshalb …
Marion: Und er hat gut reagiert?
Melanie: Ja, ein Junge, glaub’ ich, hat da nie was dagegen, wenn die Frau den
ersten Schritt macht.

Ardhi: Melanie wollte den Jungen wiedersehen und deshalb hat sie ihm etwas „ver-
sprochen“1.
Anna: Melanie hat ihm etwas versprochen. Sie hat ihm also gesagt, dass sie etwas
Bestimmtes tun wird.
Ardhi: Was hat Melanie dem Jungen versprochen?
Anna: Achten Sie bitte auf das Schlüsselwort, ein wichtiges Wort, das Melanie
mehrmals sagt.

Melanie: Ich hab’ ihm halt versprochen, dass ich ihm irgendwann noch ganz,
ganz viele Witze erzähle, weil, wir haben uns auch so über diese lustige
Schiene irgendwie kennen gelernt, weil … er mag auch Witze, und
dann hab’ ich halt angefangen, Witze zu erzählen. Dann hab’ ich halt
behauptet, ich würde so voll viele Blondinenwitze kennen ...

Anna: Haben Sie das „Schlüsselwort“ gehört?

Aufgabe

Ardhi: „Witze“.
Anna: „Der Witz“ – das ist eine kurze, lustige Geschichte.
Ardhi: Melanie hat dem Jungen versprochen, ihm ganz viele „Blondinenwitze“ zu er-
zählen. Hach, Tricks haben die Frauen drauf!
Anna: Blondinenwitze …
Ardhi: ... das sind Witze über Blondinen, blonde Frauen. Ein Beispiel: Wie kann man
eine Blondine am Montag zum Lachen bringen2?
Anna: Keine Ahnung.
Ardhi: Man erzählt ihr am Freitag vorher einen Witz.
Anna: Sehr witzig.

1
versprechen, versprach, hat versprochen, jdm. etw. A: jdm. sagen, dass man etw. sicher tun wird
2
jdn. zum Lachen bringen: etw. sagen oder machen, dass der andere lacht

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 17 – Bist du öfter hier?

Ardhi: Ja, und das Witzigste ist, dass Melanie auch blond ist. Melanies „Trick“ hat auf
jedenfalls funktioniert, denn sie ist jetzt mit dem Jungen zusammen.
Anna: Sollte ich mir vielleicht die Haare blond färben?
Ardhi: Wie bitte?
Anna: Nichts, nichts (sie räuspert sich). Die Wiederholung!

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Er ist schüchtern.

Ardhi: Er ist schüchtern.

Anna: Er wartet auf den ersten Schritt von ihr.

Ardhi: (etwas kläglich) Er wartet auf den ersten Schritt von ihr.

Anna: Aber sie wartet auf den ersten Schritt von ihm.

Ardhi: (mutlos) Ach so, sie wartet auf den ersten Schritt von ihm.

Anna: Sie hat ihn angesprochen.

Ardhi: Sie hat ihn angesprochen.

Anna: Sie hat ihm etwas versprochen.

Ardhi: Sie hat ihm etwas versprochen.

Ardhi: Tschüs.
Anna: Tschüs!

Anna: Du, Ardhi!


Ardhi: Mhm?
Anna: Mm … ich kenne auch einen Blondinenwitz.
Ardhi: Erzähl!
Anna: Warum sind Blondinenwitze so kurz?
Ardhi: Ähm … ich weiß nicht.
Anna: Damit die Männer sie leichter verstehen können! Gut, gell3! (sie lacht)
Ardhi: Ha, ha, ha, ha.

3
… gell, süddeutsch für: nicht wahr?

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 18 – Traumpartner

Anna: Herzlich willkommen zu einer weiteren Folge von:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Die Folge hat den Titel:
Ardhi: „Traumpartner“.
Anna: Liebe Hörerinnen und Hörer, was ist Ihnen wichtig an einem Partner? Wie soll-
te sie oder er sein?
Ardhi: Zum Beispiel: Sie sollte treu sein.
Anna: Das bedeutet: Sie sollte immer ihn, also den einen, lieben.
Ardhi: Oder:
Anna: Er sollte Geld haben.
Ardhi: Aha!
Anna: Was „aha“?
Ardhi: Hm, nur so: „aha“. Ähm … welche Eigenschaften sollte sie oder er haben? Wie
sollte sie oder er sein?
Anna: Suchen Sie vielleicht gerade einen Partner? Dann haben wir später noch ei-
nen Tipp für Sie.
Ardhi: Jetzt hören wir Ute. Sie hat im Moment keinen Partner, aber sie weiß genau,
wie „er“ sein sollte.
Anna: Er sollte zum Beispiel „unberechenbar“ sein.
Ardhi: „Unberechenbar“ – was könnte das bedeuten?

Ute: Ja, kann’ ich jetzt eigentlich nur mit Eigenschaften kommen wie zum
Beispiel spontan, unberechenbar – das fasziniert mich sehr – dann lus-
tig, sehr humorvoll, das wären eigentlich so die Haupt... und Treue na-
türlich, das wünscht sich, glaub’ ich, jede Frau.
Marion: „Unberechenbar“ - das find’ ich interessant.
Ute: Ja, weil ich denke, wenn ich kalkulieren kann, was er tut, wann er was
tut, dann wird das auf Dauer sehr schnell langweilig und so finde ich
das wirklich faszinierend, wenn ich das nicht von vornherein weiß, was
er tun wird.

Anna: Wie könnte man das umschreiben:


Ardhi: „Er ist unberechenbar“?

Aufgabe

Ardhi: Man weiß vorher nicht, was er tun wird.


Anna: „Er ist unberechenbar.“
Ardhi: Ute findet das „faszinierend“. Oder: „Das fasziniert sie“ - das findet sie sehr
interessant.
Anna: Und was fasziniert junge Männer? Hören wir Peter und Christian.
Ardhi: Für Ute waren diese Eigenschaften wichtig: „spontan“, „unberechenbar“, „treu“
und „humorvoll“.
Anna: „Humorvoll“ – ist das auch für die beiden Jungen wichtig?

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 18 – Traumpartner

Marion: Ähm, hast du eine Vorstellung, wie deine Partnerin sein sollte?
Erster Junge: Ähm … also … äh, so rein äußerlich hab’ ich eigentlich keine
konkreten Vorstellungen. Aber sie sollte halt meine Art von Hu-
mor haben und auch irgendwie ähnliche Interessen, müssen
nicht die gleichen sein, aber irgendwie muss schon 'n gleiches
Niveau an Interessen sein ...
Zweiter Junge: So meine … Partnerin müsste eigentlich also vor allem halt mit
mir auf einer Wellenlänge sein, gleiche Hobbys sein, ich müsste
mit ihr halt gut reden können und auch über alles. Dann … ähm
… müsste sie Spaß verstehen, sie muss über mich lachen kön-
nen, ich muss über sie lachen können ...

Ardhi: „Humorvoll“ – ist diese Eigenschaft auch für die beiden Jungen wichtig?

Aufgabe

Anna: Ja, ihre Partnerin sollte humorvoll sein.


Ardhi: Anders gesagt: Sie sollte „Humor haben“ oder „sie müsste Spaß verstehen“.
Anna: Du, Ardhi, eines haben unsere Hörerinnen und Hörer vielleicht nicht verstan-
den.
Ardhi: Was denn?
Anna: Der zweite Junge hat gesagt: „Meine Partnerin müsste mit mir auf einer Wel-
lenlänge sein.“
Ardhi: „Die Wellenlänge“ – das ist ein Wort aus der Physik.
Anna: Man kennt es zum Beispiel vom Radio: Damit man etwas hört, müssen der
Sender, also die Radiostation, und der Empfänger, also zum Beispiel Sie, auf
der gleichen Wellenlänge, auf der gleichen Frequenz, sein. Die Wellenlänge
misst man in Hertz. Das kann doch kein Zufall1 sein: wie in der Liebe - da geht
es auch ums „Herz“.
Ardhi: Na ja, die Maßeinheit „Hertz“ wurde eigentlich nach dem deutschen Physiker
Heinrich Hertz benannt. Er lebte im 19. Jahrhundert. Seinen Namen schreibt
man übrigens auch anders, mit te-zet.
Anna: Pfhh, Kleinigkeiten …
Ardhi: Und „zwei Menschen auf einer Wellenlänge“ - das ist dann … wie bei uns.
Anna: Wie bei uns?
Ardhi: Ja also, ähm, wir können zum Beispiel „tiefgründige Gespräche“ führen, also
über ernste, schwierige Dinge reden.
Anna: Ja, manchmal können wir auch „tiefgründige Gespräche“ führen.
Ardhi: Aber wir können auch zusammen lachen.
Anna: Na ja, manchmal.
Ardhi: Wir sind also - manchmal - auf einer Wellenlänge.
Anna: Verstehe.
Ardhi: So viel zu … zur Physik.
Anna: Glaubst du, dass das die Basis für Liebe ist?
Ardhi: Die Physik? … Ähm, ich glaube, eher die Biologie.

1
der Zufall, -fälle: etw. geschieht, ohne, dass man es plant

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 18 – Traumpartner

Anna: Nein, ich meine doch die gleiche Wellenlänge!


Ardhi: Ich glaube schon. Aber hören wir doch noch Gitti und Josef dazu.
Anna: Okay.
Ardhi: Gitti und Josef kommen aus verschiedenen Dörfern. Sie haben sich deshalb
Briefe geschrieben, sie hatten einen „Briefwechsel“.
Anna: Ja, und jetzt sind sie verheiratet.
Ardhi: Tja, liebe Hörerinnen und Hörer: War es die gleiche Wellenlänge oder waren
es die Hormone2? Das können Sie jetzt entscheiden.
Anna: Also Ardhi!

Gitti: Was mich an Josef damals fasziniert hat, war, dass man mit ihm auch
über tiefgründige Dinge sprechen konnte.
Franzis: Und was hat dich an Gitti fasziniert?
Josef: Ja, auch die guten Unterhaltungen, der schöne Briefwechsel, der vo-
rausgegangen ist … Und außerdem ist sie ein schönes Mädchen.

Ardhi: „Ein schönes Mädchen.“ Aha, also doch die Hormone!


Anna: Nein! Er hat doch gesagt: „Außerdem ist sie ein schönes Mädchen.“
Ardhi: Na gut, also neben all dem anderen ist sie auch noch ein schönes Mädchen.
Anna: Das hat er so schön gesagt!
Ardhi: Ach, das hörst du doch bestimmt auch oft.
Anna: Aber nicht vom Richtigen.
Ardhi: Ach ja?

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Ah, die Wiederholung.


Ardhi: Wenn Sie noch Ihren Traumpartner suchen, könnten Sie in einer Zeitungsan-
nonce zum Beispiel das schreiben:

Anna: Du solltest treu sein.

Ardhi: Du solltest treu sein.

Anna: Und du solltest humorvoll sein.

Ardhi: Und du solltest humorvoll sein.

Anna: Bist du unberechenbar?

Ardhi: Bist du unberechenbar?

Anna: Das fasziniert mich.

Ardhi: Das fasziniert mich.

2
das Hormon, -e: chemischer Stoff im Körper, z.B. Östrogen, Adrenalin usw.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 18 – Traumpartner

Anna: Tschüs, bis zum nächsten Mal!


Ardhi: Tschüs, bis zum nächsten Mal!

Anna: Du, Ardhi, wir haben den Hörern nicht gesagt, wie man den richtigen Partner
findet.
Ardhi: Also: Man schreibt alle Eigenschaften3, die man sich wünscht, auf eine Liste.
Anna: Ja. Und diese Liste sollte man immer bei sich tragen und von Zeit zu Zeit le-
sen. Na ja.
Ardhi: Darf ich deine Liste mal kurz sehen?
Anna: Warum?
Ardhi: Aha, du hast also eine!
Anna: Zeig mir erst deine.
Ardhi: Och, nö, lieber nicht.
Anna: Du hast also auch eine!
Ardhi: Na ja, nur zu … zu … zu zu zu … Forschungszwecken4. Es ist so: Man muss
ja alles empirisch5 …
Anna: Ja, ja, verstehe …
Ardhi: Nein, es ist nicht so wie du denkst, weil … weil … weil …
Anna: Weil was?

3
die Eigenschaft, -en: ein bestimmtes Merkmal; so wie jd. ist
4
die Forschung: das wissenschaftliche Arbeiten; zu Forschungszwecken: um etw. zu erforschen, also
wissenschaftlich zu untersuchen
5
empirisch: durch Erfahrung

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 19 – Verliebt

Ardhi: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer!


Anna: Hallo! Sie hören eine weitere Folge von:
Ardhi: „Grüße aus Deutschland“. Diese Folge heißt:
Anna: „Verliebt“.
Ardhi: Du, Anna?
Anna: Ja, Ardhi?
Ardhi: Wann warst du eigentlich das letzte Mal so richtig verliebt?
Anna: Och … ähm … ich bin verliebt.
Ardhi: Ach! … Ähm … und darf ich fragen … in wen du verliebt bist?
Anna: In d... ähm … äh … äh, den kennst du nicht.
Ardhi: Ähm … aber … aber du … bist doch nicht mit dem zusammen, oder? Ich mei-
ne, ihr seid … ihr seid doch kein Paar?
Anna: Nein, wir sind nicht zusammen. Er weiß ja nicht, dass ich in ihn verliebt bin.
Ardhi: Na ja ... hm ... ich finde, du solltest es ihm sagen. Sonst quälst du dich doch
nur rum.
Anna: Was tu ich?
Ardhi: Dich quälen oder dich rumquälen, na, leiden, Schmerzen haben.
Anna: Ja, aber ... wie sagt man so was?
Ardhi: Na zum Beispiel: „Du, ich hab’ mich in dich verliebt.“
Ardhi: Oder: „Ich bin total in dich verliebt.“
Anna: Nein, das ... das kann ich nicht sagen.
Ardhi: Aber das bringt dir doch nichts. Das nützt dir nichts, wenn du nichts sagst.
Anna: Nein, nein ... nein, da quäl’ ich mich lieber weiter rum.
Ardhi: Aber du ...

Regie: Könntet ihr zwei Süßen jetzt bitte mit dem Interview anfangen?

Ardhi: Was? Wie? ... Äh, ja. Liebe Hörerinnen und Hörer: Sie hören jetzt ... ähm … ja
genau: Jochen. Er ist 20 Jahre alt.
Anna: Das Interview mit ihm führte Franzis Cramer.
Ardhi: Jochen hat seine Traumfrau kennengelernt. Aber da gab es ein Problem …

Franzis: Also, dann war, mit anderen Worten, die Traumfrau noch nicht dabei?
Jochen: Ähm, doch, eigentlich schon. Aber die hab ich nicht gekriegt.
Franzis: Also … wie war das dann? Wie hast du versucht, sie ...
Jochen: Oh, des war ganz heiß1, eigentlich. Also, die war bei mir in der Stufe, in
der Schule ...
Franzis: In der Jahrgangsstufe2?

1
heiß, hier ugs.: aufregend
2
die Jahrgangsstufe, -en: Einteilung in der Schule, im ersten Jahr ist man z.B. in der ersten Stufe usw.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 19 – Verliebt

Jochen: Ja, genau, genau. Und ich war eigentlich … ich hab’ die halt … als ich
sie das erste Mal gesehen hab’, hab’ ich gewusst, die Frau ist meine
Traumfrau. Und als ich sie dann kennengelernt hab’ und so, klar, ganz
normal, erst mal locker kennenlernen und so … Und dann hat sie …
wurde sie mir halt immer sympathischer … Dann … das Problem war,
dass sie einen Freund hat. Und da hab’ ich natürlich auch gedacht, das
kann ich nicht bringen, der sagen: „Hey, ich will … ich möchte eigentlich
mit dir zusammen sein“, aber sie hat einen Freund.

Ardhi: Jochen hat in der Schule seine Traumfrau kennengelernt. Aber was war das
Problem?
Anna: Das Problem war, dass ...

Aufgabe

Ardhi: Das Problem war, dass sie einen Freund hat.


Anna: Oder besser: dass sie einen Freund hatte.
Ardhi: Jochen wollte der Frau gerne sagen: „Du, ich möchte mit dir zusammen sein“.
Aber er hat gedacht: „Das kann ich nicht bringen.“
Anna: So drücken es vor allem Jugendliche aus. Jochen meint damit:
Ardhi: Das kann ich nicht machen, ihr meine Liebe zeigen. Das geht nicht.
Anna: Was würden Sie in so einer Situation machen?
Ardhi: Würden Sie sagen, dass Sie mit ihr – oder mit ihm – zusammen sein möch-
ten?
Anna: Oder würden Sie nichts sagen?
Anna: Wie würden Sie sich entscheiden? Ich würde …

Aufgabe

Anna: Ich würde nicht sagen, dass ich verliebt bin. Ich würde versuchen, ihn zu ver-
gessen.
Ardhi: Nicht mehr an ihn denken? Ich glaube, das geht nicht.
Anna: Na und du?
Ardhi: Ich? … Also … eigentlich sollte man sagen, was man fühlt.
Anna: Was heißt „eigentlich“?
Ardhi: Na ja, das ist nicht immer so einfach. Also wenn ich Jochen wäre …
Anna: Und wenn du du wärst?
Ardhi: Dann … vielleicht nicht.
Anna: (seufzt)
Ardhi: Ähm … ja. Jochen hat sich schließlich dafür entschieden, der Frau zu sagen,
was er fühlt. Und was war dann?

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 19 – Verliebt

Jochen: Ich hab’ mich dann im Endeffekt3 doch dazu entschieden, weil, mir
bringt es ja auch nichts, wenn ich mich rumquäl’ … und ja, sie hat mir
dann so gesagt: „Ja, eigentlich würde ich, wenn ich keinen Freund hätte
…“ usw. Auf jeden Fall hat sie natürlich ihren Freund nicht für mich ver-
lassen.

Ardhi: Sie hat ihren Freund nicht verlassen.


Anna: Anders gesagt:

Aufgabe

Ardhi: Sie ist nicht von ihrem Freund weggegangen. Sie ist bei ihm geblieben.
Anna: Es ist aber trotzdem noch etwas Schönes entstanden: Jochen hat einen Rap
für die Frau gemacht.
Ardhi: Hier ein paar Zeilen aus dem Rap:
„Du bist die Frau meiner schlaflosen Nächte.
Und auch wenn ich dich manchmal belächle …“
Anna: „Jemanden belächeln“ oder: „über jemanden lächeln“.
Ardhi: „Und auch wenn ich dich manchmal belächle,
weiß ich, ich kann mich nie mit dir messen4.“
Anna: „Man kann sich mit jemand anderem nicht messen“, bedeutet: Man ist nicht so
gut wie der andere.
Ardhi: „Ich kann mich nie mit dir messen.
Und eigentlich wollt ich dich vergessen.
Ich hab es tausendmal versucht, doch ich kann es nicht.
Du bist tief in meinem Herzen, dein Wesen, dein Körper, dein Gesicht.“
Anna: „Das Wesen“ - das ist das Innere von jemandem, sein Charakter, das, was
typisch für ihn ist.
Ardhi: „Dein Wesen, dein Körper, dein Gesicht.
Dieser Text - was ich fühl.
Und der ist nur für dich.“

(Rap)
Du bist die Frau meiner schlaflosen Nächte.
Und auch wenn ich dich manchmal belächle,
weiß ich, ich kann mich nie mit dir messen.
Und eigentlich wollt ich dich vergessen. Wollt ich dich vergessen, …gessen,
…gessen …
Ich hab’ es tausendmal versucht, doch ich kann es nicht.
Du bist tief in meinem Herzen, dein Wesen, dein Körper, dein Gesicht.
Dieser Text - ist was ich fühl.
Und der ist nur für dich, nur für dich …

3
im Endeffekt, ugs.: schließlich
4
sich mit jemandem messen“: sich mit jemandem vergleichen, um zu sehen, wer besser ist. Jochen
meint, er kann sich nicht mit seiner Traumfrau messen, denn sie ist sowieso besser als er.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 19 – Verliebt

Anna: Das war also einer der ersten Raps von Jochen Weber. Inzwischen sind noch
viele andere entstanden.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Ardhi: Und jetzt machen wir noch: die Wiederholung.


Anna: Zuerst zwei Ausdrücke, die vor allem junge Leute oft benutzen. Der erste be-
deutet: „Das nützt mir nichts“.

Ardhi: Das bringt mir nichts!

Anna: Der zweite Ausdruck bedeutet: „Das kann ich nicht machen“.

Ardhi: Das kann ich nicht bringen.

Anna: Er möchte mit ihr zusammen sein.

Ardhi: Er möchte mit ihr zusammen sein.

Anna: Er liebt ihr Wesen.

Ardhi: Er liebt ihr Wesen.

Anna: Sie hat Ihren Freund nicht verlassen.

Ardhi: Sie hat Ihren Freund nicht verlassen.

Anna + Ardhi: Liebe Hörerinnen und Hörer, wir verlassen Sie auch nicht. Tschüs!

Ardhi: Ich weiß was: Du schickst dem Typen, in den du verliebt bist, eine SMS. Du
hast doch ein Handy.
Anna: Ja. Und?
Ardhi: Du schreibst einfach: „ILD“.
Anna: „ILD“?
Ardhi: I-L-D. Ich liebe dich. I-L-D. ILD.
Anna: Tolle Idee.
Ardhi: Oder am besten: „ILDA“.
Anna: Und was soll das A am Schluss?
Ardhi: Och, na ja, das könnte ein Name sein, der mit A anfängt, zum Beispiel ...
Anna: Ein Name mit A? Wer kann das sein?
Ardhi: Na, komm, so schwer ist das doch nicht. A wie ...
Anna: Anton? Alexander?
Ardhi: Du kommst schon noch drauf ...
Anna: Hm ... mit A ...

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 19 – Verliebt

5
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 20 – Partnerschaft

Anna: Hallo, herzlich willkommen zu:


Ardhi: Grüße aus Deutschland.
Anna: Diese Folge heißt: „Partnerschaft“.
Ardhi: In einer „Partnerschaft“ machen Menschen etwas gemeinsam. Es gibt zum
Beispiel Geschäftspartner.
Anna: Aber es gibt auch Partner in der Liebe. Wenn zwei Menschen als Liebespaar
zusammen sind, spricht man auch von einer Partnerschaft.
Ardhi: Was ist wichtig für eine gute Partnerschaft – in der Liebe?
Anna: Wir hören zuerst Liane und Wolfgang. Sie sind seit 25 Jahren verheiratet.
Ardhi: Unsere Frage an Liane war: Worauf soll eine junge Frau, die einen Partner
sucht, achten?
Anna: Anders gesagt: Worauf soll sie besonders schauen?
Ardhi: „Auf etwas achten“ - denken Sie an die Zahl acht: etwas von acht Seiten, also
ganz genau anschauen.
Anna: Acht Seiten? Also: vorne, hinten, links … (murmelt im Hintergrund ganz leise
weiter: rechts, oben, unten oder was?)
Ardhi: Also Lianes Antwort war: Eine junge Frau soll auf „respektvolles Verhalten“
achten.
Anna: Was meint Liane damit?

Marion: Zum Beispiel, was würdest du einer jungen Frau raten, die gerade auf
Partnersuche ist und … äh … ja, worauf sollte sie achten bei den Män-
nern?
Liane: Ja, das kann ich ganz genau sagen: auf respektvolles Verhalten. Und
das fängt damit an, ob man jemand … das ist eben Tradition, traditio-
nell, dass mir jemand 'ne Tür aufmacht, in den Mantel hineinhilft, dass
er mir 'ne Autotür aufmacht … ähm, ja, dass er mich einfach respektiert.
Und wenn ich das an einem Mann merke, dann merk’ ich an einem
Mann ganz viel sehr schönes Potenzial, um auf ihn bauen zu können.

Ardhi: „Respektvolles Verhalten“ - was meint Liane damit? Können Sie ein Beispiel
sagen?
Anna: Respektvolles Verhalten ist, wenn der Mann …

Aufgabe

Anna: Respektvolles Verhalten ist, wenn der Mann der Frau die Tür aufmacht. Oder
wenn er ihr in den Mantel hilft.
Ardhi: Ich finde nicht, dass ich eine Frau respektiere, wenn ich ihr in den Mantel hel-
fe. Sie kann doch selbst ihren Mantel anziehen.
Anna: Ich weiß, hier denken viele Männer so. Aber ich finde es schön, wenn ein
Mann mir … äh … die Autotür aufmacht. Das zeigt, dass er auf mich achtet.
Ardhi: Ich finde es nicht so wichtig, auf dich zu achten. Denn du bist erwachsen. Ich
finde es wichtiger, dich zu achten.
Anna: Moment, das müssen wir erklären. „Auf jemanden achten“ bedeutet: „auf je-
manden schauen“.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 20 – Partnerschaft

Ardhi: Und „jemanden achten“ bedeutet: „jemanden respektieren“, „jemanden ehren“.


Anna: Und du achtest mich? Du respektierst also meine acht Seiten?
Ardhi: Zeig mir mal deine acht Seiten.
Anna: Hm, das hättest du wohl gerne!
Ardhi: Ja. (er wartet kurz, vergeblich) Na gut, dann eben nicht. Dann hören wir jetzt
Wolfgang, Lianes Mann.
Anna: Worauf soll ein junger Mann achten, wenn er eine Partnerin sucht?

Marion: Und was würdest du einem jungen Mann raten, der eine Partnerin
sucht?
Wolfgang: Im Grunde auch, dass zuerst einmal die Achtung voreinander gegeben
ist, das merkt man ja doch sehr schnell.

Anna: Worauf soll ein junger Mann besonders achten? Auf …

Aufgabe

Ardhi: Auf „die Achtung voreinander“. Er soll also darauf achten, dass jeder den an-
deren achtet.
Ardhi: Und was ist wichtig, wenn man schon in einer Partnerschaft ist?
Anna: Dazu hören wir jetzt Gitti und Josef. Sie sind seit 10 Jahren verheiratet.
Ardhi: Gitti findet vor allem zwei Dinge wichtig für eine gute Partnerschaft.

Franzis: Jetzt stellt euch vor, heute eine Zwanzigjährige, ein Achtzehnjähriger …
Was würdet ihr ihnen empfehlen, worauf sollen sie achten und was sol-
len sie auf gar keinen Fall tun?
Gitti: Konflikte nicht scheuen, sondern ansprechen und sich Zeit füreinander
nehmen, für’s Gespräch. Das ist, denk’ ich, auch etwas, was wichtig ist.
Und was ich auch wichtig finde, Freunde zu haben. Ich denk, jede Frau,
jeder Mann darf mal mit ihrer Freundin, seinem Freund auch vielleicht
über Partnerschaftssachen reden.

Ardhi: Gitti hat zwei Tipps für eine gute Partnerschaft. Welche?

Aufgabe

Anna: Erstens: „Konflikte nicht scheuen“.


Ardhi: Das bedeutet: Wenn man verschiedener Meinung ist, sollte man auch streiten.
Anna: Und zweitens: „Freunde haben“.
Arhdi: Also nicht immer nur mit dem Partner zusammen sein.
Anna: Gitti findet es auch gut, wenn man mit Freunden über seinen Partner spricht.
Zum Beispiel wenn es Probleme gibt.
Ardhi: Also, ich weiß nicht. Ich glaube, ich hätte dann kein Vertrauen zu meiner Part-
nerin.
Anna: Warum?

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 20 – Partnerschaft

Ardhi: Weil es Dinge gibt, die nur die beiden Partner etwas angehen. Wenn aber jetzt
der eine von den beiden mit Dritten darüber redet, kann man sich in der Part-
nerschaft doch nicht mehr sicher sein und frei fühlen, oder?
Anna: Aber sie spricht doch mit Freunden.
Ardhi: Trotzdem.
Anna: Hm ... Was meinen Sie: Ist das gut für eine Partnerschaft?
Ardhi: Oder kann es das Vertrauen zerstören?

Aufgabe

Anna: Hören wir jetzt noch Josef. Er empfiehlt, sich gegenseitig nicht zu verletzen.
Ardhi: Das bedeutet: Er gibt den Rat, einander nicht weh zu tun. Denn auch mit Wor-
ten kann man jemanden schwer verletzen.

Franzis: Ja, was empfiehlst du, Josef?


Josef: Ich empfehle, dass man immer versucht, sich gegenseitig nie so zu ver-
letzen, dass man Vertrauen zerstört. Ähm … ich denk’ mir, da ist das
Porzellan1 ein schönes Bild: ein Teller, der zerbrochen ist, den kann
man zwar wieder kleben2, aber der ist nie mehr so schön, wie es ein
Teller ist, der nicht zerbrochen ist.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Ach, die Wiederholung.


Worauf soll sie achten?

Ardhi: Worauf soll sie achten?

Anna: Die Achtung voreinander.

Ardhi: Die Achtung voreinander.

Anna: Ein respektvolles Verhalten.

Ardhi: Ein respektvolles Verhalten.

Anna: Einander nicht verletzen.

Ardhi: Einander nicht verletzen.

Anna: Das Vertrauen nicht zerstören.

Ardhi: Das Vertrauen nicht zerstören.

1
das Porzellan: weißes Material, aus dem Geschirr, z.B. Teller und Tassen, macht
2
kleben, hier: etw., was kaputt ist, mit einem Klebstoff, also einem chemischen Stoff, wieder zusam-
mensetzen

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 20 – Partnerschaft

Anna + Ardhi: Auf Wiederhören.

Anna: Was machst du denn da?


Ardhi: Na, ich will dir in den Mantel helfen.
Anna: Aber du hast doch vorhin gesagt, du achtest mich und deshalb hilfst du mir
nicht in den Mantel.
Ardhi: Ja, aber wenn es dir doch so wichtig ist.
Anna: Ach, du willst nur meine acht Seiten sehen, stimmt’s?
Ardhi: Du merkst aber auch alles.
Anna: Natürlich.

4
GRÜSSE AUS
Folge 21 – Die Geschenke

Anna: Hallo, herzlich willkommen bei „Grüße aus Deutschland“. Sie hören heute die
Folge: „Die Geschenke“.
Ardhi: Fröhliche Weihnachten!
Anna: Hallo, Ardhi. Ja sag mal, was willst du denn mit den ganzen Tüten?
Ardhi: Hab´ noch ein paar Weihnachtsgeschenke gekauft ...
Anna: Ach so, ja klar! Ist da auch ein Geschenk für mich dabei?
Ardhi: Lass das! Du kriegst dein Geschenk schon noch.
Anna: Und was hast du alles gekauft?
Ardhi: Ja, zum Beispiel hier ... eine CD.
Anna: Was ist es denn für eine?
Ardhi: Och, mit verschiedenen Heavy-Metal-Bands. Kennst du sicher nicht.
Anna: Ne, die kenne ich bestimmt nicht! Heavy Metal!
Ardhi: Und dann habe ich hier noch einen Mixer.
Anna: (ironisch) Einen Mixer, ein Gerät für die Küche. Ein „praktisches“ Geschenk.
Und was hast du da noch?
Ardhi: Eine DVD.
Anna: „Mon Oncle“ von Tati, also „Mein Onkel“. Das ist doch dieser alte französische
Film ... Da gibt es doch so eine Szene, wo ...
Ardhi: Ein Buch mit Gedichten von Goethe.
Anna: Poesie von Goethe, aha.
Ardhi: Und dann noch das:
Anna: Boah! Inline-Skates! Nicht schlecht. Für die nicht sportlichen Menschen unter
Ihnen: das sind Schuhe mit Rädern unten dran. Damit kann man dann durch
die Straßen rollen.
Ardhi: Ja, ich finde Inline-Skating total gut.
Anna: Wem schenkst du denn das alles?
Ardhi: Also: Meiner Mutter und meinem Vater natürlich, dann meiner kleinen Schwes-
ter ...
Anna: ... die inzwischen auch schon 18 Jahre alt ist ...
Ardhi: ... meinem Onkel, der ist nämlich Weihnachten bei uns. Ja, und dann noch
meinem besten Freund.
Anna: Und wem schenkst du was? Ach, warte, ich rate mal. Raten Sie mit? Also,
wem schenkst du etwas? Deiner Mutter, deinem Vater, deiner „kleinen“
Schwester ...
Ardhi: ... meinem Onkel und meinem besten Freund.
Anna: Okay. Also, was meinen Sie: Wem schenkt Ardhi den Mixer? Den Mixer
schenkt er bestimmt …

Aufgabe

Anna: Den Mixer schenkt er bestimmt seiner Mutter.


Ardhi: Und das Buch mit den Goethe-Gedichten?
Anna: Hm, das Buch schenkt er wahrscheinlich ...

Aufgabe

Anna: Das Buch schenkt er wahrscheinlich seinem Vater.

1
GRÜSSE AUS
Folge 21 – Die Geschenke

Ardhi: Und die DVD mit dem Film „Mon Oncle“?

Aufgabe

Anna: Das ist doch klar! Das Video schenkt er seinem Onkel.
Ardhi: Und die Inline-Skates?
Anna: Hm... wer ist da noch: seine Schwester ... und sein Freund ...
Ardhi: Und an Geschenken habe ich noch die Inline-Skates und die Heavy Metal-CD.
Anna: Aha, die Inline-Skates …

Aufgabe

Anna: Die Inline-Skates schenkt er sicher seiner Schwester. Und die CD mit Heavy
Metal schenkt er ...

Aufgabe

Anna: Seinem besten Freund natürlich. Wer sonst hört sich schon so etwas an?
Ardhi: Alles falsch!
Anna: Wie „alles falsch“?
Ardhi: Meinem besten Freund schenke ich den Gedichtband.
Anna: Ach!
Ardhi: Meiner kleinen Schwester schenke ich das Video „Mon Oncle“.
Anna: Ach so? Und ... was schenkst du deinem Onkel?
Ardhi: Den Mixer.
Anna: Ja, aber ... was schenkst du dann deiner Mutter?
Ardhi: Meiner Mutter schenke ich die Inline-Skates.
Anna: Die Inline ... aha ... und ähm, ja deinem ... ähm ...
Ardhi: Meinem Vater? Dem schenke ich die Heavy-Metal-CD.
Anna: Aha ... Aber … aber warum denn? Haben sie sich das gewünscht?
Ardhi: Nein, aber das ist etwas, was sie sich selbst nicht kaufen würden. Deshalb
muss ich es ihnen schenken. Die Sachen machen ihnen bestimmt Spaß.
Anna: Na ja, wenn du meinst ... Jedenfalls hast du die Geschenke schon. Mir steht
der ganze Stress noch bevor.
Ardhi: Und gerade jetzt, kurz vor Ende des Jahres. Da gibt es doch in der Arbeit im-
mer besonders viel zu tun!
Anna: Das stimmt. Warum feiert man Weihnachten denn Ende Dezember und nicht
… ähm zum Beispiel … Anfang Februar?
Ardhi: Hm, ich weiß nicht so genau ... aus Tradition ...

Geist: Darf ich etwas dazu sagen?

Anna: Wo kommen Sie denn so plötzlich her?

Geist: Von draußen.

2
GRÜSSE AUS
Folge 21 – Die Geschenke

Anna: „Von draußen“ - sehr geistreich1. Woher soll er sonst kommen?


Ardhi: Entschuldigen Sie, aber wir sind gerade auf Sendung. Was wollen Sie denn?
Und wer sind Sie eigentlich?

Geist: Ein Spezialist für Tradition.

Ardhi: Ja, das ist ja sehr interessant, aber wir müssen jetzt hier wirklich weiterma-
chen und ...
Anna: Ardhi, lass mal! Ähm, Sie wollten etwas zu unserer Frage sagen? Wir wollten
doch wissen, warum man Weihnachten Ende Dezember feiert.

Geist: Ganz einfach. In dieser Zeit ist die Sonnenwende2.

Anna: Stimmt. Ende Dezember ist der kürzeste Tag im Jahr. Diese Zeit heißt „Son-
nenwende“.

Geist: Schon die Religionen vor dem Christentum feierten diese Zeit.

Anna: Und warum hat man die Sonnenwende wohl gefeiert?


Ardhi: Weil danach die Tage wieder länger werden.

Geist: Als das Christentum nach Europa kam, konnte es die Traditionen der
anderen Religionen nicht beseitigen.

Anna: Na klar, die Leute wollten ihre Traditionen behalten – das kann ich verstehen.

Geist: So vermischten sich christliche und nichtchristliche Bräuche3

Ardhi: Die Bräuche, also die Traditionen, haben sich vermischt.


Anna: Und was ist mit den ... Huch, wo sind Sie denn?
Ardhi: Komisch, ich habe auch nicht gesehen, wie er gegangen ist.
Anna: Äh ... Na ja, dann he … die Wiederholung.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Wem schenkst du etwas?

Ardhi: Ich schenke meiner Mutter und meinem Onkel etwas.

Anna: Wie bitte? Wem schenkst du etwas?

Ardhi: Meiner Mutter und meinem Onkel.

1
geistreich: klug und witzig; Anna macht hier ein Wortspiel: „der Geist“ bedeutet sowohl „ein überirdi-
sches Wesen“ als auch „der Verstand“
2
die Sonnenwende: im Winter ist das der kürzeste Tag des Jahres, im Sommer der längste
3
der Brauch, die Bräuche: Rituale, die es in der Tradition der verschiedenen Völker gibt

3
GRÜSSE AUS
Folge 21 – Die Geschenke

Anna: Wem schenkst du den Mixer?

Ardhi: Den Mixer schenke ich meinem Onkel.

Anna: Ach, und was schenkst du deiner Mutter?

Ardhi: Meiner Mutter schenke ich die Inline-Skates.

Anna: Tschüs, bis zum nächsten Mal.


Ardhi: Tschüs.

Anna: Du, Ardhi? Was schenkst du denn mir?


Ardhi: Dir schenke ich ... (flüstert)
Anna: Was schenkst du mir? Ich verstehe dich nicht.
Ardhi: Ein Hörgerät4!
Anna: Ein Hörgerät! Um besser zu hören? Du bist gemein, echt!

4
das Hörgerät, -e: ein kleiner Apparat, mit dem man besser hören kann

4
GRÜSSE AUS
Folge 22 – Die Weihnachtsmütze

Ardhi: Hallo, herzlich willkommen bei „Grüße aus Deutschland“.


Anna: Hallo. Sie hören heute: „Die Weihnachtsmütze“.
Anna: Hach, ich liebe Weihnachten! Endlich mal gemütlich mit der Familie feiern. Ich
habe schon unser Studio dekoriert: mit vielen kleinen Weihnachtsmännern aus
Schokolade und mit Lichterketten … (sie summt zufrieden, während Ardhi re-
det)
Ardhi: Weihnachen geht mir so auf die Nerven! Dieser ganze Stress ... und diese kit-
schigen1 Lichterketten und die blöden Weihnachtsmänner überall, sogar hier,
im Studio ...
Anna: „Kitschige Lichterketten und blöde Weihnachtsmänner“! Na, sag mal! Und ich
wäre jetzt am liebsten auf einem Weihnachtsmarkt.
Ardhi: Muss das sein? Na gut. Wenn du unbedingt willst ... Simsalabim!
Ardhi: Ein Weihnachtsmarkt in München.
Anna: Wow!
Ardhi: Kleine Buden mit Weihnachtsschmuck und Spielzeug.
Anna: Hm, es riecht nach Lebkuchen, das ist ein rundes Gebäck mit Gewürzen …
Ardhi: ... heißen Würstchen ...
Anna: Und nach Glühwein - das ist heißer, süßer Rotwein. Der macht schön warm,
wenn es draußen kalt ist.
Ardhi: Und man hört …
Anna: … Weihnachtsmusik.
Ardhi: Nein. Marion.

Marion: Feiern Sie Weihnachten?


Frau: Ja.
Marion: Und warum feiern Sie?

Ardhi: Also, ich glaube, die meisten Menschen haben schon vergessen, warum man
überhaupt Weihnachten feiert.
Anna: Das glaube ich nicht.
Ardhi: Sollen wir wetten2? Also ich sage, dass die meisten Leute Weihnachten feiern,
weil … na ja, weil man es immer schon gefeiert hat, aus Tradition eben.
Anna: Und ich sage, dass die meisten Leute Weihnachten feiern, weil sie gläubig
sind, weil sie religiös sind … Ja, weil es Teil der christlichen Religion ist.
Ardhi: Gut, worum wetten wir?
Anna: Hm ... wenn ich gewinne, musst du eine Weihnachtsmütze3 aufsetzen.
Ardhi: Für Sie liebe Hörerinnen und Hörer: Das ist eine total alberne rote Mütze mit
einem Zipfel.
Anna: Phhh.
Ardhi: Und wenn ich gewinne, dann … ähm … darf ich die Lichterketten hier im Stu-
dio ausmachen.

1
kitschig: geschmacklos
2
wetten, um etw. A: hier: Anna sagt etw., Ardhi sagt etw. anderes und wer am Schluss Recht hat, hat
die Wette gewonnen
3
die Weihnachtsmütze, -n: eine rote Mütze wie sie der Weihnachtsmann bzw. der Nikolaus trägt, eine
Mode zur Weihnachtszeit
1
GRÜSSE AUS
Folge 22 – Die Weihnachtsmütze

Anna: Was? Meine Lichterketten? Für Sie, liebe Hörerinnen und Hörer: Das sind vie-
le kleine Lampen, die wunderschön leuchten. Na gut, die Wette gilt. Also: Ard-
hi sagt: aus Tradition, ich sage: aus religiösen Gründen. Passen Sie bitte auf,
wer von uns die Wette gewinnt. Hier ist Nummer eins:

Marion: Feiern Sie Weihnachten?


Frau: Ja.
Marion: Und wie?
Frau: Immer mit der Familie.
Marion: Und warum feiern Sie?
Frau: Ähm … ich glaub´, hauptsächlich aus traditionellen Gründen, nicht so
sehr aus religiösen, sondern einfach ... Tradition.
Marion: Und sind Sie gläubig4?
Frau: Schwierig zu beantworten. Ich glaube an was Übernatürliches5 oder ´ne
höhere Kraft oder an Gott, aber jetzt nicht im Sinne der Kirche6, würd e
ich sagen.

Ardhi: Anna hat gewettet, dass die meisten Menschen Weihnachten aus religiösen
Gründen feiern.
Anna: Und Ardhi hat gewettet, dass die meisten Leute Weihnachten aus traditionel-
len Gründen feiern.
Ardhi: Wer bekommt also den ersten Punkt, liebe Hörerinnen und Hörer?

Aufgabe

Ardhi: Genau, ich.


Anna: Äh, und warum?

Aufgabe

Ardhi: Die junge Frau glaubt zwar an Gott oder an eine höhere Kraft, aber nicht im
Sinne der Kirche.
Anna: Also: Sie ist gläubig, aber nicht so wie die Kirche den Glauben versteht. Sie
hat ihren eigenen Glauben. Na gut, aber jetzt kommt die Nummer zwei:

Marion: Feiern Sie Weihnachten?


Mann: Ja.
Marion: Und wie?
Mann: Auch mit der Familie, also mit Eltern und Verwandten, aus Tradition und
aus ... ähm ... ja, auch mehr, weil´s schön ist und weniger aus religiö-
sen Gründen.

Ardhi: Wer bekommt jetzt einen Punkt?

4
gläubig: jd., der an Gott glaubt, ist gläubig
5
das Übernatürliche: das, was außerhalb unserer Erfahrung liegt oder was man nicht mit dem Ver-
stand erklären kann
6
im Sinne der Kirche: so wie die Kirche es sagt, interpretiert
2
GRÜSSE AUS
Folge 22 – Die Weihnachtsmütze

Aufgabe

Anna: Hm … Ardhi.
Ardhi: Und warum?

Aufgabe

Ardhi: Tja, der junge Mann feiert Weihnachten auch nicht aus religiösen Gründen ...
Aber, Anna, du hast ja noch eine Chance. Hier ist Nummer drei:

Marion: Feiern Sie Weihnachten?


Frau: Äh, ja.
Marion: Und wie?
Frau: Zu Hause, mit meinem Mann und mit Freunden. So ganz gemüt-
lich.
Marion: Sie essen zusammen und so?
Frau: Ja, wir essen zusammen und gehen dann später in die
Christmette und ... ja.

Anna: Die Christmette: das ist die Messe in der Kirche am Heiligen Abend, also am
24. Dezember. Hören wir weiter.

Marion: Sie essen zusammen und so?


Frau: Ja, wir essen zusammen und gehen dann später in die Christmette und
... ja.
Marion: Warum feiern sie es eigentlich? Glauben Sie daran? Also glauben Sie
an die Geburt Christi7 ...?
Frau: Ja. Ja, tu ich.

Anna: Feiert die Frau Weihnachten aus traditionellen Gründen oder aus religiösen?
Wer bekommt jetzt den Punkt?

Aufgabe

Anna: Ich!
Ardhi: Oh, und warum?

Aufgabe

Anna: Die Frau glaubt an die Geburt Christi. Also sie glaubt, dass Jesus Christus als
Sohn Gottes geboren wurde.
Anna: Deswegen feiert sie Weihnachten.
Ardhi: Ähm, wie steht es jetzt, liebe Hörerinnen und Hörer? Aha, zwei zu eins für
mich. Danke.

7
die Geburt, -en: wenn ein Baby auf die Welt kommt; die Geburt Christi: die Geburt von Jesus Chris-
tus
3
GRÜSSE AUS
Folge 22 – Die Weihnachtsmütze

Anna: Hören wir Nummer vier:

Marion: Feiern Sie Weihnachten?


Mann: Natürlich. Immer.
Marion: Und warum?
Mann: Weil das Jesus’ Geburt ist.
Marion: Und Sie glauben daran, dass Jesus geboren8 wurde?
Mann: Natürlich ...

Anna: Wer bekommt den Punkt?

Aufgabe

Ardhi: Anna.
Anna: Und warum?

Aufgabe

Anna: Der junge Mann feiert Weihnachten, weil er an die Geburt Christi glaubt.
Ardhi: Damit steht es jetzt ... oh: zwei zu zwei, unentschieden. Hören wir uns noch
die Nummer fünf an:

Marion: Und Sie? Feiern Sie Weihnachten?


Frau: Eigentlich schon, ja.
Marion: Und warum eigentlich? Glauben Sie?
Frau: An Gott meinen Sie? Ja, tu ich.
Marion: Und deshalb feiern Sie das auch, oder?
Frau: Ich weiß nicht. Ich bin so erzogen worden. Von der Familie her und
deswegen ...

Anna: Und wer bekommt jetzt den Punkt?

Aufgabe

Anna und Ardhi: Hm ...


Anna: Also sie ist gläubig. Sie glaubt an Gott.
Ardhi: Ja, aber sie feiert, weil sie in der Familie so erzogen9 wurde, weil ihre Eltern
mit ihr immer gefeiert haben.
Anna: Aber sie war sich nicht ganz sicher, warum sie feiert.
Ardhi: Tja, was meinen Sie?
Anna: Wer hat die Wette gewonnen?
Ardhi: Ach, ich weiß was: Du machst die Lichterketten aus und ich setze die Weih-
nachtsmütze auf.
Anna: Gut.
Ardhi: Ah, endlich dunkel!
8
geboren werden: auf die Welt kommen
9
erzogen werden, Passiv von: jdn. erziehen: jdm. sagen, was er tun darf und was nicht, jdn. formen
4
GRÜSSE AUS
Folge 22 – Die Weihnachtsmütze

Anna: Hast du die Mütze auf?


Ardhi: Ja klar.
Anna: Aber ich sehe dich jetzt nicht mit der Mütze. Ich mach mal kurz die Lichterkette
wieder an, ja?
Ardhi: Das gilt10 nicht. Das ist gegen die Regel. Dann nehme ich die Mütze wieder
ab.
Anna: Nein, das gilt nicht, weil …

10
Das gilt nicht!: Das ist gegen die Regeln, das kann ich nicht akzeptieren!
5
GRÜSSE AUS
Folge 23 – Ramadan und Weihnachten

Ardhi: Hallo!
Anna: Hallo! Sie hören die Sendung:
Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Herzlich willkommen zur Folge:
Ardhi: „Ramadan und Weihnachten“.
Anna: Weihnachten und auch Ostern sind die größten christlichen Feste. In Deutsch-
land sind 68 Prozent der Bevölkerung Christen. Aber welche großen Feste
haben andere Religionen, die es auch in Deutschland gibt?
Ardhi: Zum Beispiel sind 3,2 Prozent der Menschen, die in Deutschland leben, Mos-
lems oder Muslime. Das sind über 3 Millionen Menschen.
Anna: Was machen sie an Weihnachten? Die meisten kommen aus der Türkei, es
gibt aber auch 250 000 Muslime, die deutscher Abstammung sind.
Ardhi: Wir haben heute Ayse bei uns zu Gast. Ayse kommt aus der Türkei und ist
Muslimin. Ihr Mann, Klaus, ist Deutscher. Die beiden leben in München.
Anna: Ayse spricht zwar gut Deutsch, aber sie traut sich leider nicht, im Radio
Deutsch zu sprechen.
Ardhi: Deshalb habe ich ein tolles neues Übersetzungsprogramm1 für PCs2 mitge-
bracht.
Anna: Wie bitte? Ein Übersetzungsprogramm für PCs? Aber du kannst doch überset-
zen, du kannst doch ein bisschen Türkisch.
Ardhi: Na ja schon, aber der Computer kann das viel besser. Lass mich nur machen.
Anna: Na gut.
Ardhi: Hier habe ich noch eine Soundkarte. Moment ... So, jetzt können wir die Über-
setzung sogar hören.
Anna: Na, da bin ich ja gespannt.
Ardhi: Also, ich stelle jetzt mal eine Frage: Ayse, welches große islamische Fest fei-
ert ihr?

Ayse: (türkischer Text)

Computerstimme: Ich – und – Mann – mein – Klaus - feiern - Ramadan

Ardhi: Was war denn das?


Anna: Na, dein „tolles“ Übersetzungsprogramm!
Ardhi: Aber, wie kann denn das sein? In der Beschreibung3 stand doch …
Anna: Was hat Ayse wohl gemeint? Die Frage war: Welches große islamische Fest
feiert ihr?

Computerstimme: Ich – und – Mann – mein – Klaus - feiern - Ramadan

Aufgabe

1
das Übersetzungsprogramm, -e: ein Programm, das von einer Sprache in eine andere übersetzt
2
der PC, die PCs, Abk.: der Personal Computer
3
die Beschreibung, -en: eine Erklärung, wie etwas funktioniert

1
GRÜSSE AUS
Folge 23 – Ramadan und Weihnachten

Anna: Ayse meinte natürlich: Ich und mein Mann feiern Ramadan oder den Rama-
dan. Genauer gesagt: Das Ende des Ramadan. Der Ramadan ist ein islami-
scher Fastenmonat.
Ardhi: Man „fastet“, wenn man nichts isst.
Anna: Fasten. Hören wir Ayse.

Ayse: (türkischer Text)

Computerstimme: Vorher – im – Monat – Ramadan – fasten – wir

Aufgabe

Anna: Vorher, im Monat Ramadan, fasten wir. Oder: Wir fasten vorher, im Monat
Ramadan.
Ardhi: Ja, ähm ... im Islam fastet man einen Monat, genau 30 Tage im Jahr. Konkret
heißt das: Man darf erst etwas essen und trinken, wenn es dunkel wird.
Anna: Ardhi, könntest du bitte das Nächste selbst übersetzen, unsere armen Höre-
rinnen und Hörer ...
Ardhi: Na gut.
Anna: Wie feiert man das Ramadanfest eigentlich, Ayse?

Ayse: (türkischer Text)

Ardhi: Die Feier fangen wir mit einem gemeinsamen Gebet4 in der großen Moschee
in München an. Also sie beten zusammen in der Moschee. Ach, jetzt weiß
ich, wo der Fehler am PC liegt ... Moment ...
Anna: Und was macht ihr danach, Ayse?

Ayse: (türkischer Text)

Computerstimme: Danach – wir – mit – Freunden – essen – und – trinken

Anna: Wie heißt es korrekt? Danach ...

Aufgabe

Anna: Danach essen und trinken wir mit Freunden. Würdest du jetzt bitte übersetzen,
Ardhi!!
Ardhi: Ach, na gut.
Anna: Ayse, dein Mann, Klaus, ist Deutscher. Feiert er Weihnachten?

Ayse: (türkischer Text)

4
das Gebet, -e; beten: zu Gott sprechen

2
GRÜSSE AUS
Folge 23 – Ramadan und Weihnachten

Ardhi: Oh nein, er feiert nicht mehr Weihnachten, seit er Moslem geworden ist. Das
war ein Jahr, bevor wir geheiratet haben. Aber wir besuchen seine Eltern zu
Weihnachten und wir essen zusammen.
Anna: Das gemeinsame Essen ist ja anscheinend überall wichtig, egal ob Ramadan
oder Weihnachten.

Ayse: Und was esst ihr?

Ardhi: Also, bei uns gibt es am Heiligen Abend nur eine Kleinigkeit, Wurstbrot oder
so. Das große Essen gibt es bei uns erst am Tag nach dem Heiligen Abend,
am 25. Dezember.

Ayse: Und warum?

Ardhi + Anna: Äh ... aus Tradition.


Ardhi: Ja, ich habe mal gelesen, dass die Christen früher, vor Weihnachten einen
Monat lang gefastet haben, vom 25. November bis zum 25. Dezember.
Anna: Aha, die Christen haben also auch gefastet, früher. Aber dann, am 25. De-
zember ...
Ardhi: Wenn man einen Monat nichts gegessen hat ... also, theoretisch ...
Anna: Dann gibt es:
Ardhi: Gänsebraten mit Klößen und Rotkraut.
Anna: Klöße sind nämlich Kartoffelbällchen.
Ardhi: Hm. Und Rotkraut ist roter Kohl, also Gemüse. Aber noch mal zurück zum Hei-
ligen Abend. Also wir essen zusammen ...
Anna: ... Wurstbrot ...

Ayse: Und was macht ihr dann?

Anna: Dann zünden wir die Kerzen am Weihnachtsbaum an.


Ardhi: Und dann kommt die Bescherung.
Anna: Die „Bescherung“ bedeutet: man gibt sich die Weihnachtsgeschenke.
Ardhi: Wir singen auch am Heiligen Abend.

Ayse: Was singt ihr denn?

Ardhi: Na zum Beispiel: „Leise rieselt der Schnee“.

Ayse: Oh das kenne ich. Komm wir singen zusammen!

Ardhi: Gut, aber erst der Text:


Leise rieselt der Schnee.
Anna: Leise rieselt der Schnee: Was könnte „rieseln“ bedeuten?

Aufgabe

Anna: „Rieseln“ bedeutet hier: langsam fallen.

3
GRÜSSE AUS
Folge 23 – Ramadan und Weihnachten

Ardhi: Still und starr ruht der See.


Anna: Still und starr ruht der See – Warum „ruht“ der See wohl „still und starr“?

Aufgabe

Anna: Weil er zugefroren ist. Das Wasser ist zu Eis geworden.


Ardhi: Weihnachtlich glänzet der Wald.
Anna: Glänzen, das bedeutet: funkeln, glitzern.
Ardhi: Freuet euch, das Christkind kommt bald.
Anna: Wer ist das Christkind?

Aufgabe

Anna: Der kleine Jesus.


Ardhi: So, liebe Hörerinnen und Hörer, jetzt gibt es etwas ganz Besonderes ...
Anna: Einen Chor mit Ihnen und mit Ayse aus der Türkei.
Ardhi: Und mit Anna und mir aus München.
Hier noch mal der Text:
Leise rieselt der Schnee
Still und starr ruht der See
Weihnachtlich glänzet der Wald
Freuet euch, `s Christkind kommt bald.
Ardhi: Tschüs, bis zum nächsten Mal.
Anna: Tschüs.

Leise rieselt der Schnee


Still und starr ruht der See
Weihnachtlich glänzet der Wald
Freuet euch, `s Christkind kommt bald.

Bald ist heilige Nacht.


Chor der Engel5 erwacht.
Hört nur, wie lieblich6 es schallt7
Freuet euch, `s Christkind kommt bald.

5
der Engel, -: im christlichen Glauben ein Wesen, das im Himmel, bei Gott wohnt; auf bildlichen Dar-
stellungen haben Engel meistens Flügel wie die Vögel
6
lieblich: hier: schön, harmonisch
7
schallen, alt: klingen

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 24 – Fröhliche Weihnachten

Anna: Hallo, schön dass Sie wieder dabei sind bei:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören die Folge:
Ardhi: „Fröhliche Weihnachten“.
Anna: Weihnachten ist das große Fest im Jahr. Aber es gibt auch immer mehr Men-
schen in Deutschland, die Weihnachten nicht feiern.
Ardhi: Warum, zum Beispiel, feiert dieser junge Mann nicht?
Anna: Vorher noch ein Wort: „getauft“. Man tauft ein Baby. Durch diese Zeremonie
gehört es zur christlichen Kirche. Es ist getauft.

Marion: Feiern Sie Weihnachten?


Mann: Überhaupt nicht. Die ganze Familie feiert nicht.
Marion: Äh, haben Sie noch nie gefeiert?
Mann: Doch, früher als ich klein war. Jetzt nicht mehr. Bestimmt seit zehn Jah-
ren nicht mehr.
Marion: Und warum nicht?
Mann: Hat sich so ergeben. Nicht gläubig, nicht getauft, gar nichts. Muss man
auch nicht Weihnachten feiern.
Marion: Und fehlt Ihnen nichts?
Mann: Nö, eigentlich nicht.

Anna: Warum feiert der junge Mann nicht Weihnachten?

Aufgabe

Ardhi: Weil er nicht getauft ist. Und weil er auch nicht gläubig ist.
Anna: Also, er glaubt nicht an Gott. „Der Glaube“ – „an Gott glauben“, „gläubig sein“.
Ardhi: (lehrerhaft) Ja, da hab ich ein paar Zahlen …
Anna: (trocken) Fein.
Ardhi: Also: 68 Prozent der Menschen, die in Deutschland leben, gehören zur christ-
lichen Kirche. 28 Prozent haben keine Religion.
Anna: Es gibt aber auch Christen, die Weihnachten nicht feiern.
Ardhi: Warum feiert diese Frau nicht?

Frau: Weil ich diesen ganzen Rummel nicht mehr mitmache. Der Sinn des
Festes geht dabei total verloren.

Ardhi: „Der Rummel“ ist eigentlich eine Kirmes, ein Volksfest mit Karussells und
so.
Anna: Aber was meint die Frau wohl hier mit „Rummel“?

Aufgabe

Ardhi: Rummel bedeutet hier: ungefähr 3456 Menschen, die alle gleichzeitig in einem
Geschäft stehen und nach einem Weihnachtsgeschenk suchen.
Anna: Etwas kürzer: der Trubel.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 24 – Fröhliche Weihnachten

Ardhi: Die Frau hat noch gesagt: Der Sinn, also die Bedeutung des Festes „geht ver-
loren“.
Anna: Auch zum Beispiel ein Schlüssel kann „verloren gehen“, nämlich dann, wenn
man ihn „verliert“. Dann ist er weg.
Ardhi: „Der Sinn des Festes geht verloren“.
Anna: Anders gesagt:
Ardhi: Das Fest verliert seinen Sinn.
Anna: Hören wir die Frau noch mal.

Frau: Weil ich diesen ganzen Rummel nicht mehr mitmache. Der Sinn des
Festes geht dabei total verloren.

Ardhi: Ach, ich kann sie verstehen ...


Anna: Ach komm, Ardhi, alter Weihnachtsmuffel!
Ardhi: Jetzt muss ich auch noch einen Baum kaufen. Für meine Eltern.
Anna: Hach, einen Weihnachtsbaum. Schön!
Ardhi: Warum kann man die armen Bäume nicht einfach im Wald lassen?
Anna: Also, ohne Weihnachtsbaum würde mir etwas fehlen!
Ardhi: Ja, die Arbeit, ihn zu schmücken1. Das versteh ich sowieso nicht, warum man
an einen schönen Baum blöde bunte Kugeln hängen muss.
Anna: Ha ha ha. Aber ... ähm, warum stellt man eigentlich einen Baum ins Zimmer?
Ach du liebe Zeit! Haben Sie mich erschreckt!

Geist: Man stellte schon immer Zweige, die auch im Winter grün sind, an
Weihnachten ins Zimmer. Man glaubte, dass sie eine gute Kraft haben
und böse Geister abwehren.

Ardhi: Der Herr hat uns schon mal besucht. Er ist ein „Spezialist für Tradition“.
Anna: Wie war das mit den grünen Zweigen?
Ardhi: Ich hab’ nicht zugehört.
Anna: Man hat doch immer schon an Weihnachten grüne Zweige ins Zimmer gestellt.
Und dann war da noch was mit „bösen Geistern“...
Ardhi: Was könnte das bedeuten: „der Geist“?

Aufgabe

Ardhi: „Der Geist“ bedeutet: Vernunft, Klugheit, Intellekt.


Anna: Aber nein. Hier geht es geht doch um „böse Geister“.
Ardhi: Na, dann erklär´s du. Ich glaube nicht an „Geister“. Ich glaube nur an „den
menschlichen Geist“.
Anna: Also: Ein Geist, das ist jemand, der ... der eigentlich schon tot ist, aber der
trotzdem noch irgendwie ... äh ... da ist ... oder so ...
Ardhi: Ach so, und man glaubte früher, dass die grünen Zweige eine gute Kraft ha-
ben und böse Geister abwehren. Damit sie nicht kommen und einen holen!

1
schmücken jdn./etw.: hier: dekorieren, z.B. mit Kerzen und bunten Kugeln

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 24 – Fröhliche Weihnachten

Anna: Genau: „Böse Geister abwehren“ – was heißt das?

Aufgabe

Anna: „Böse Geister abwehren“, das heißt: sich vor bösen Geistern schützen.

Geist: Ja, ja.

Ardhi: Tja. Klar, früher musste man „Geister abwehren“. Der Winter war eine lange,
dunkle Zeit. Das hat den Menschen Angst gemacht.
Anna: Und welche Geister wehren wir heute ab? Mit Bäumen im Zimmer und mög-
lichst viel Stress und Trubel?
Ardhi: Hm … vielleicht die Geister in uns. Und die kommen immer, wenn wir nichts zu
tun haben, wenn Stille ist …

Geist: Da haben Sie Recht.

Ardhi: Oh, danke.

Geist: Ich muss Ihnen noch von den Raunächten erzählen.

Anna: Raunächte? „Rau“ ist doch das Gegenteil von ...

Aufgabe

Anna: Das Gegenteil von ... „glatt“.


Ardhi: Rau heißt aber auch: kalt und windig.
Anna: Hu, klingt ungemütlich. Und was sind nun die Raunächte?

Geist: Das sind die zwölf langen Nächte vom 24. Dezember bis zum 6. Janu-
ar. Früher glaubte man, dass in diesen Nächten die Geister der Toten
herumwandern.

Ardhi: Aha. Schon wieder Geister!

Geist: In dieser Zeit deutete2 man Träume, machte Orakel ...

Anna: „Träume deuten“ – das heißt: sagen, was ein Traum bedeuten könnte.
Ardhi: Und „ein Orakel machen“ – das bedeutet: in die Zukunft sehen.

Geist: Am Silvesterabend traf man sich und machte viel Krach, um die bösen
Geister zu vertreiben. Man trommelte, musizierte, schoss …

Anna: Fast genauso wie heute. Was macht man an Silvester? Möglichst viel Krach.

2
deuten, etw. A: interpretieren, erklären

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 24 – Fröhliche Weihnachten

Ardhi: Na ja, wenn man damit die Geister vertreibt! Aber das Wichtigste sind natür-
lich die guten Wünsche.
Anna: Du glaubst an Wünsche?
Ardhi: Na ja, am Beginn jeder Realität steht ein Wunsch.
Anna: „Am Beginn jeder Realität steht ein Wunsch“ – woher er das wieder hat?
Anna: Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr.
Ardhi: Fröhliche Weihnachten, liebe Hörerinnen und Hörer! Und ein glückliches neu-
es Jahr.
Anna: Frohe Weihnachten, Ardhi, und ein gutes neues Jahr.
Ardhi: Danke, Anna. Alles Gute im neuen Jahr.

Geist: Und auch ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr.

Anna: Hui, weg ist er ... komisch ...


Ardhi: Das war doch nur ein Trick von dem Typen! Der will dir imponieren3.
Anna: Also Ardhi!
Ardhi: Das kann ich auch. Tschüs!
Anna: Hm, was Ardhi kann, kann ich auch. Tschüs.

3
imponieren, jdm.: Eindruck auf jdn. machen, weil man ihm gefallen will

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 25 – Struwwelpeter und Schneewittchen

Anna: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer.


Ardhi: Herzlich willkommen bei „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören die Folge:
Ardhi: „Struwwelpeter und Schneewittchen“.
Anna: Heute geht es bei uns um Kinderbücher und Erziehung1.
Ardhi: „Die Erziehung“ – das ist … ähm … Das ist … Ja, man sagt einem Kind, was
es tun darf und was nicht.
Anna: Man erzieht es.
Ardhi: Jemanden erziehen, erzog, hat erzogen. Und: Die Erziehung.
Ardhi: Ich habe ein altes Kinderbuch mitgebracht: „Der Struwwelpeter2“
Anna: Ah, „Der Struwwelpeter“!
Ardhi: In dem Buch sind lauter schreckliche Geschichten. Zum Beispiel die von Kon-
rad.
Anna: Was war mit ihm?
Ardhi: Er hat oft am Daumen gelutscht.
Anna: Der Daumen, das ist einer der Finger, der dickste.
Ardhi: Konrad hat oft am Daumen gelutscht, also er hat den Daumen in den Mund
gesteckt.
Anna: Na und?
Ardhi: Hast du etwa am Daumen gelutscht, Anna?
Anna: Nein, ich doch nicht!
Ardhi: Dein Glück. Hör mal zu.

Konrad, sprach die Frau Mama, ich geh aus und du bleibst da.
Sei hübsch ordentlich und fromm,3 bis nach Haus ich wieder komm.
Und vor allem, Konrad, hör, lutsche nicht am Daumen mehr.

Ardhi: Die Mutter geht weg und Konrad steckt schnell den Daumen in den Mund.

Fort geht nun die Mutter und - wupp den Daumen in den Mund.

Anna: Und wie geht es weiter?


Ardhi: Auf einmal kommt ein Schneider herein.
Anna: Na so was! Ein Schneider? Wo kommt der denn her?
Ardhi: Ein Schneider ist jemand, der Kleidung macht.
Anna: Zuerst schneidet er mit einer Schere den Stoff zurecht und dann näht er die
Stücke zusammen.
Ardhi: Der Schneider schneidet mit einer Schere dem Jungen die Daumen ab.

1
die Erziehung, jdn. erziehen: jdm. sagen, was er tun darf und was nicht, jdn. formen; die Kinderer-
ziehung
2
Der Struwwelpeter: Titel eines bekannten alten Kinderbuchs; eine Sammlung verschiedener Ge-
schichten
3
fromm: hier: brav, folgsam

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 25 – Struwwelpeter und Schneewittchen

Als die Mutter kommt nach Haus, sieht der Konrad traurig aus. Ohne Daumen steht
er dort, die sind alle beide fort.

Anna: Und das ist ein Buch für Kinder? Das hat ihnen doch Angst gemacht!
Ardhi: Ja, das sollte ihnen ja auch Angst machen.
Anna: Man wollte, dass es ihnen Angst macht?
Ardhi: Ja. Das ist ein Buch aus der „schwarzen Pädagogik“.
Anna: „Schwarze Pädagogik“ - was ist das?
Ardhi: Ach, jetzt reg dich doch nicht auf. Das sind Texte aus dem 18. und 19. Jahr-
hundert.
Anna: Und was für Texte sind das?
Ardhi: Da geht es immer darum, wie man Kinder erzieht. Die Kinder sollten damit er-
zogen werden.
Anna: Aha, die Kinder sollten damit erzogen werden!
Ardhi: Sei still!
Anna: Wie? Ich soll still sein? Wie redest du mit mir?
Ardhi: Setz dich!
Anna: Aber ich sitze doch schon ...
Ardhi: Komm her!
Anna: Hör auf!
Ardhi: Na okay, gut. Aber siehst du, so war das. Das Kind sollte immer genau das
tun, was die Eltern wollten.
Anna: Und sicher glaubten alle, dass das gut für die Kinder ist.
Ardhi: Klar.
Anna: Und wie ist es heute? Macht ein Buch wie „Der Struwwelpeter“ den Kindern
auch heute noch Angst?

Marion: Kennt ihr den Struwwelpeter? Das ist ein altes … `n altes Kinderbuch.
Und da sollten Kinder erzogen werden, mit diesem Buch. Da hat man
ihnen auch Angst gemacht, mit diesen Geschichten. Habt ihr das mal
gelesen?
Christina: Also, ich hab’s gelesen.
Marion: Und wie fandest du’s?
Christina: Ich fand’s immer ganz lustig. Also Angst hat’s mir nicht gemacht.
Francesca: Ich hab’s auch schon gelesen.
Marion: Und hat’s dir auch keine Angst gemacht?
Francesca: Mm. Manchmal hab ich aber Angst vor dieser Hexe4 von Schneewitt-
chen5. Immer noch jetzt.

Ardhi: Macht der Struwwelpeter den Kindern auch heute noch Angst?

Aufgabe

Anna: Nein, der Struwwelpeter macht den Kindern heute keine Angst mehr.

4
die Hexe: Märchenfigur, die zaubern kann; hier: eine böse Frau
5
Schneewittchen: Titel eines Märchens, einer Geschichte

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 25 – Struwwelpeter und Schneewittchen

Ardhi: Aber einem der Mädchen macht etwas anderes Angst:


Anna: Die „Hexe“ aus dem Märchen6 „Schneewittchen“. Mit „Hexe“ meint das kleine
Mädchen eine böse Königin. Eine Königin ist zum Beispiel Queen Elizabeth
von England … äh … (schnell) aber das ist natürlich keine böse Königin …
Ardhi: In Märchen, also in Fantasiegeschichten, gibt es aber oft eine böse Königin.
Die Königin in diesem Märchen hat eine Stieftochter. Das ist die Tochter ihres
Mannes. Sie heißt Schneewittchen.
Ardhi: Schneewittchen ist schöner als die Königin. Deshalb versucht die Königin,
Schneewittchen zu töten. (brummelt) Das ist natürlich ein Grund.
Anna: Tja, aber Schneewittchen bleibt am Leben und kommt zu den sieben Zwergen.
Ardhi: „Der Zwerg“ – das ist eine Figur aus dem Märchen.
Anna: Zwerge sehen aus wie erwachsene Menschen, aber sie sind sehr klein. Und
sie haben Zipfelmützen auf dem Kopf und …
Ardhi: Du kennst dich ja gut aus mit Zwergen.
Anna: Ja, sicher. Im Garten meiner Eltern steht einer, ein Gartenzwerg. Aus Plastik.
Den kenne ich sogar persönlich.
Ardhi: Ich verstehe.
Anna: Jedenfalls: Schneewittchen lebt bei den sieben Zwergen. Da kommt eines Ta-
ges die Königin.
Ardhi: Sie hat sich verkleidet, also andere Kleider angezogen, so dass Schneewitt-
chen sie nicht erkennt.
Anna: Sie gibt Schneewittchen einen vergifteten Apfel.
Ardhi: „Vergiftet“ – das bedeutet, es ist Gift darin. Wenn man Gift nimmt, stirbt man.
Anna: Und so geht die Geschichte weiter.
Ardhi: Ein wichtiges Wort ist jetzt: „die Hälfte“. Das ist ein halbes Stück, ein Teil.

„Was willst du?“ fragte Schneewittchen. Die Königin sagte: „Ich habe schöne Äpfel.
Komm, ich schenk dir einen.“ „Vielen Dank“, antwortete das Mädchen, „aber ich darf
nichts annehmen“. Darauf sagte die Königin: „Hast du Angst, dass er vergiftet ist?
Schau, ich schneide ihn in zwei Hälften. Nimm du die eine Hälfte, die rote, und ich
esse die andere Hälfte, die weiße.“ Aber nur die rote Hälfte des Apfels war vergiftet.
Schneewittchen nahm den Apfel, biss7 hinein und fiel sofort tot um.

Anna: Die Königin hat auch von dem vergifteten Apfel gegessen. Warum ist sie nicht
gestorben?

Aufgabe

Ardhi: Nur die eine Hälfte des Apfels war vergiftet, die rote. Die Königin nahm die
andere Hälfte, die nicht vergiftet war.
Anna: Möchten Sie kurz mal die böse Königin sein? Und ähm … Ardhi spielt
Schneewittchen.
Ardhi: Oh, ohoho!

6
das Märchen, -: eine Fantasiegeschichte, eine erfundene Geschichte; Kindern erzählt man Märchen
7
beißen, beißt, biss, hat gebissen: in einen Apfel (hinein-)beißen – ein Stück vom Apfel essen

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 25 – Struwwelpeter und Schneewittchen

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Sie sagen zu Schneewittchen:


Komm, ich schenke dir einen schönen Apfel.
Komm, ich schenke dir einen schönen Apfel.

Ardhi: Nein danke, ich darf nichts annehmen.

Anna: Sie sagen:


Hast du Angst, dass er vergiftet ist?
Hast du Angst, dass er vergiftet ist?

Ardhi: Ja.

Anna: Sie sagen:


Nimm du die eine Hälfte und ich esse die andere.
Nimm du die eine Hälfte und ich esse die andere.

Ardhi: Okay.
Anna: Natürlich ist Schneewittchen gar nicht tot und am Schluss bekommt sie auch
noch einen Prinzen8.
Ardhi: Das ist der Sohn eines Königs. Klar, was sonst?
Ardhi + Anna: Und so lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.
Ardhi: Tschüs.
Anna: Tschüs.

Anna: Hier, Ardhi, magst du die Hälfte von meinem Apfel? Was ist? Was schaust du
so?
Ardhi: Nein danke, Eva. Ich möchte gerne im Paradies bleiben.
Anna: Ach, Adam, das ist ja langweilig ...

8
der Prinz, -en: der Sohn eines Königs

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 26 – Rotkäppchen und der böse Wolf

Anna: Hallo.
Ardhi: Hallo.
Anna: Hier ist …
Ardhi: … „Grüße aus Deutschland“ ...
Anna: … mit: „Rotkäppchen und der böse Wolf“.
Ardhi: Rotkäppchen und der böse Wolf – das sind Figuren aus einem Märchen. Ein
Märchen ist eine Fantasiegeschichte, die fast immer so beginnt:
Anna: „Es war einmal …“
Ardhi: In einem Märchen gibt es immer Gute und Böse und es endet fast immer gut.
Die Guten gewinnen und die Bösen werden bestraft, klare Sache.
Anna: Heute erzählt man vor allem Kindern Märchen, aber früher haben sich auch
die Erwachsenen Märchen erzählt, an langen, dunklen Abenden …
Ardhi: … ohne Fernseher und ohne PC.
Anna: Die Geschichte vom Rotkäppchen ist aus einer Märchensammlung. Das ist so
etwas wie eine Anthologie. Zwei Brüder, die Gebrüder Grimm, haben alle Mär-
chen, die sie gehört haben, aufgeschrieben.
Ardhi: Vorher hat man sich die Märchen ja nur erzählt, jetzt konnte man sie auch le-
sen. Übrigens haben sich die beiden Brüder auch wissenschaftlich mit Spra-
che beschäftigt. Und einer der beiden, Jacob Grimm ist der Begründer der
deutschen Philologie, also der Germanistik.
Anna: Das alles war Anfang des 19. Jahrhunderts. Die „Kinder- und Hausmärchen“
der Gebrüder Grimm erschienen zwischen 1812 und 1815.
Ardhi: Das Märchen vom Rotkäppchen geht so: Es war einmal ein Mädchen, das
immer eine rote Kappe, eine rote Mütze trug. Deshalb nannte man es Rot
käppchen.
Anna: Eines Tages ging das Mädchen durch einen Wald. Es wollte jemanden besu-
chen. In diesem Wald lebte aber auch ein Wolf.
Ardhi: Ein Wolf - das ist ein wildes Tier. Es sieht aus wie ein Hund, nur viel gefährli-
cher. Das Mädchen ging also durch den Wald. Wen wollte es dort besuchen?

Ein kleines Mädchen geht durch das Wäldchen.


Es hat bunte Blumen in der Hand und ein rotes Käppchen an.
Die kranke Oma1 wohnt im Wald. Sie wartet, denn das Enkelkind2 kommt bald.
Vor dem Wolf hat es keine Angst. Sagt mal, wie heißt das Mädchen?

(Lied)
Ein kleines Mädchen geht durch das Wäldchen,
bunte Blumen in der Hand, rotes Käppchen hat es an.
Kranke Oma wohnt im Wald, wartet, Enkelkind kommt bald.
Vor dem Wolf hat’s keine Angst, sagt mal, wie das Mädchen heißt.

Anna: Wen wollte das Mädchen im Wald besuchen?

1
die Oma: liebevoll für: die Großmutter
2
das Enkelkind/der Enkel: das Kind des eigenen Kindes

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 26 – Rotkäppchen und der böse Wolf

Aufgabe

Ardhi: Seine Oma oder seine Großmutter. Kinder sagen zu ihrer Großmutter meis-
tens „Oma“ oder „Omi“.
Anna: Und zu ihrem Großvater „Opa“ oder „Opi“.
Ardhi: Aber während das Mädchen noch unterwegs war, kam der Wolf zur Großmut-
ter und … hat sie … gegessen … sozusagen. Zum Abendessen.
Anna: Bei Tieren sagt man aber nicht „essen“, sondern „fressen“. Er frißt, er fraß, er
hat gefressen. Und so geht das Märchen weiter.

Der Wolf fraß die Großmutter, zog ihre Kleider an und legte sich in ihr Bett. Kurze
Zeit später kam Rotkäppchen. Das Mädchen setzte sich ans Bett und sah den ver-
kleideten Wolf an. Dann sagte es:
„Großmutter, warum hast du so große Augen?“
„Damit ich dich besser sehen kann“, sagte der Wolf.
„Und, Großmutter, warum hast du so große Ohren?“
„Damit ich dich besser hören kann“, antwortete der Wolf.
„Aha“, sagte das Mädchen. „Aber warum hast du so eine große Nase?“
„Damit ich dich besser riechen kann“, meinte der Wolf.
„Und, Großmutter, warum hast du auf einmal so einen großen Mund?“
„Damit ich dich besser fressen kann.“

Anna: Liebe Hörerinnen und Hörer, jetzt dürfen Sie einmal böse sein und den Wolf
spielen. Ardhi hilft Ihnen.

Rotkäppchen: „Großmutter, warum hast du so große Augen?“

Ardhi: Damit ich dich besser ...

Aufgabe

Ardhi: Damit ich dich besser sehen kann.

Rotkäppchen: „Großmutter, warum hast du so große Ohren?“

Aufgabe

Ardhi: Damit ich dich besser hören kann.

Rotkäppchen: „Aber warum hast du so eine große Nase?“

Aufgabe

Ardhi: Damit ich dich besser riechen kann.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 26 – Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen: „Und, Großmutter, warum hast du auf einmal so einen großen


Mund?“

Aufgabe

Ardhi: Damit ich dich besser fressen kann.


Ja, so war das mit dem Rotkäppchen und dem großen, bösen Wolf.
Anna: Nein! Du hast ja das Ende nicht erzählt. Das Märchen geht doch gut aus,
es hat ein gutes Ende. Also: Der Wolf fraß das kleine Mädchen und dann …
äh …
Ardhi: (ironisch) Na toll! Ein wirklich gutes Ende!
Anna: Ja, aber das war doch noch nicht das Ende. (für sich) Wie war das noch
gleich?
Ardhi: Stimmt! Da kamen doch noch sieben Zwerge und der Wolf hat auch die noch
gefressen und dann …
Anna: Nein! Da kam niemand mehr. Das ist doch ein anderes Märchen. Das Rot-
käppchen hat irgendwie noch gelebt und …
Ardhi: Ach, jetzt weiß ich es: Der Wolf hat noch sieben kleine Ziegen gefressen und
einen Apfel, aber der Apfel war vergiftet und …
Anna: Aber nein, Ardhi, du bringst alles durcheinander. Es war so: Rotkäppchen hat

(Lied)
Ein kleines Mädchen geht durch das Wäldchen,
bunte Blumen in der Hand, rotes Käppchen hat es an.
Kranke Oma wohnt im Wald, wartet, Enkelkind kommt bald.
Vor dem Wolf hat’s keine Angst, sagt mal, wie das Mädchen heißt.

Anna: Das Mädchen heißt bestimmt Anna.


Ardhi: Ach, dann bin ich aber auch der böse Wolf.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 27 – Was liest du gerne?

Ardhi: Hallo! Hier ist: „Grüße aus Deutschland“.


Anna: Mit der Folge:
Ardhi: Was liest du gern?
Ardhi: Wir hören heute, was Kinder und Jugendliche gerne lesen. Zuerst Linda. Sie
ist 14 Jahre alt.
Anna: Marion hat sie gefragt:
Ardhi: „Hast du ein Lieblingsbuch?“
Anna: Liebe Hörerinnen und Hörer, was ist ein Lieblingsbuch?

Aufgabe

Anna: Ein Lieblingsbuch ist ein Buch, das einem besonders gut gefällt.
Ardhi: Und jetzt hören Sie Linda und Marion.

Marion: Hast du auch ein Lieblingsbuch?


Linda: Ähm, ja, das ist von der Brigitte Plobel: „Ciao Bella“.

Ardhi: „Ciao Bella“, noch nie gehört. Kennst du das, Anna?


Anna: Nein. Aber wir können ja Linda fragen, was das Thema ist. Man fragt zum Bei-
spiel so:
Ardhi: Worum geht es in dem Buch?

Marion: Und worum geht es da?


Linda: Also, da geht es um ein Mädchen, das einen Jungen … ähm … am
Strand kennen lernt. Also, das ist in Italien.

Anna: Worum geht es in dem Buch? Es geht um …

Aufgabe

Anna: Es geht um ein Mädchen, das einen Jungen kennen lernt.


Ardhi: „Es geht um“ – worum?
Anna: Man kann auch so fragen:
Ardhi: Wovon handelt das Buch?
Anna: Das Buch handelt von einem Mädchen, das einen Jungen kennenlernt. Viel
leicht kennen Sie das Nomen „die Handlung“: das Geschehen, die Ereignisse
in einem Buch, einem Film oder einem Theaterstück.
Ardhi: (gelangweilt) Ach so, die Handlung ist eine Liebesgeschichte.
Anna: Willst du nicht wissen, was dann passiert?
Ardhi: Nein. Das endet immer schlecht.
Anna: Hm! Hast du schlechte Erfahrungen gemacht?
Ardhi: Och … (brummelt etwas)
Anna: Na ja, ich will jedenfalls wissen, wie die Handlung ist. Wie könnte man fragen?

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 27 – Was liest du gerne?

Aufgabe

Anna: „Und was passiert dann?“


Ardhi: Oder: Und was geschieht dann?
Anna: Oder:
Ardhi: Und wie geht es weiter?
Anna: Und jetzt Marions Frage und Lindas Antwort:

Marion: Und was passiert dann?


Linda: Ja, also, die kommen dann zusammen und dann am Schluss ... muss
sie aber ja wieder zurück nach Deutschland fahren, weil dann der Ur-
laub vorbei ist. Und dann ... sind sie irgendwie wieder auseinander ge-
gangen, also …

Anna: Wie geht es weiter? Kommen der Junge und das Mädchen zusammen?

Aufgabe

Anna: Ja, sie kommen zusammen, aber nur bis ihr Urlaub zu Ende ist.
Ardhi: Hab ich doch gleich gesagt.
Anna: Männer! (sie stöhnt) Jetzt hören wir Francesca. Sie ist acht.
Ardhi: Sie erzählt von ihrem Lieblingsbuch „Prinzessin Sarah“.
Anna : Hm ... eine Prinzessin! Das ist die Tochter eines Königs.

Marion: Francesca, liest du auch gerne?


Francesca: Mhm, ich lese gerne.
Marion: Hast du auch ein Lieblingsbuch?
Francesca: Ja, „Prinzessin Sarah“. Also, da ist ein Mädchen, das … ähm … ihr Va-
ter fährt nach Indien und da ist sie in einem Internat1 und ... und dann
stirbt ihr Vater und dann verliert er das ganze Geld ...

Ardhi: Warum gefällt ihr Prinzessin Sarah so gut?

Francesca: Weil die immer zu jedem so nett war.


Marion: Möchtest du auch so sein wie die?
Francesca: Na ja, aber ich mag jetzt nicht ganz, ganz, ganz, ganz reich sein. Ich
mag normal sein, so wie ich bin. Bin ich schon zufrieden.

Anna: Warum gefällt ihr Prinzessin Sarah so gut?

Aufgabe

Ardhi: Weil Prinzessin Sarah zu jedem so nett war.


Anna: Marion will jetzt wissen, wie Francesca auf die Idee kam, dieses Buch zu le-
sen. Sie fragt:
1
das Internat, -e: Schule, in der die Schüler auch wohnen

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 27 – Was liest du gerne?

Ardhi: Wie bist du auf dieses Buch gekommen?

Marion: Wie bist du denn auf dieses Buch gekommen2? Haben deine Eltern dir
das geschenkt?
Francesca: Mm. Ich hab´s mir von der Christina ausgeliehen, weil … ich hab ein-
mal, wo ich im Hof gespielt hab ...

Anna: Wie ist Francesca auf dieses Buch gekommen? Hat sie es von ihren Eltern?

Aufgabe

Anna: Nein, sie hat das Buch von einem anderen Mädchen, Christina, ausgeliehen.
Das heißt, Francesca hat das Buch nach einiger Zeit an Christina zurückge-
geben.
Ardhi: „Wie bist du auf dieses Buch gekommen?“
Anna: „Kommen auf“ mit Akkusativ.
Ardhi: Du, Anna, wie würdest du das Wort „Ungerechtigkeit“ erklären?
Anna: Hm ... „die Ungerechtigkeit“, also „die Ungerechtigkeit“ ... ähm … wie würden
Sie das Wort erklären?

Aufgabe

Ardhi: Und jetzt hören Sie, wie Francesca „Ungerechtigkeit“ erklärt.

Francesca: Und die hat was über Gerechtigkeit, nee, Ungerechtigkeit geredet ...
Marion: Weißt du, was das ist?
Francesca: Ja.
Marion: Ungerechtigkeit?
Francesca: Ja, weiß ich.
Marion: Was denn?
Francesca: Wenn was ungerecht ist, zum Beispiel, wenn ... wenn meine Lehrerin
zum Beispiel meinem Nachbarn in der Schule ´ne Schokolade gibt und
mir nicht, das ist ungerecht.

Ardhi: Man hat schon ganze Bücher über Ungerechtigkeit geschrieben. Dabei ist es
so einfach: Es ist ungerecht, wenn die Lehrerin nur Francescas Nachbarn
Schokolade gibt und ihr nicht – tja, was kann man da noch sagen?
Anna: Da bleibt uns nur noch: die Wiederholung. Wir sagen Ihnen noch mal die Fra-
gen, die man stellen kann, wenn man etwas über ein Buch oder einen Film
wissen will.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Hast du ein Lieblingsbuch?

2
kommen, kam, ist gekommen, auf etw. A: etw. finden; die Idee haben, etw. zu tun

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 27 – Was liest du gerne?

Ardhi: Hast du ein Lieblingsbuch?

Anna: Worum geht es in dem Buch?

Ardhi: Worum geht es in dem Buch?

Anna: Wovon handelt das Buch?

Ardhi: Wovon handelt das Buch?

Anna: Und was passiert dann?

Ardhi: Und was passiert dann?

Anna: Und wie geht es weiter?

Ardhi: Und wie geht es weiter?

Anna: Wie bist du auf das Buch gekommen?

Ardhi: Wie bist du auf das Buch gekommen?

Anna: Übrigens: Francesca hat uns so viel erzählt, dass sie ganz vergessen hat,
dass sie in einem Tonstudio ist.
Ardhi: Plötzlich hat sie aber gemerkt, dass alles aufgenommen wird, dass alles, was
sie sagt, auf den Computer gespielt wird.
Anna: Etwas aufnehmen, etwas wird aufgenommen.

Linda: Das wird jetzt grad alles aufgenommen.


Marion: Es wird alles aufgenommen.
Francesca: Das wird alles aufgenommen?
Christina: Ja alles. Das ist grad alles aufgenommen worden.
Francesca: Oh Gott! Wird das jetzt immer noch aufgenommen?
Linda: Na, ist ja egal!
Francesca: Nee. Aufgenommen!

Ardhi: Du Anna, ich glaub, wir sind auch aufgenommen worden.


Anna: Was? Wie bitte? Von wem denn?

Regie: Vom großen bösen Wolf aus der Regie.

Anna: Das ist ein richtig böser Wolf.

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 28 - Fantasie

Ardhi: (zögernd) Hallo, liebe Hörerinnen und … Hörer, hier ist … Dings ähm … „Grü-
ße aus Deutschland“ mit … mit der Folge … (leise) Du Anna, wo sind denn die
Manuskripte? Was muss ich denn jetzt sagen?
Anna: (leise) Weiß nicht. Sag einfach irgendwas. Du hast doch genug Fantasie.
Ardhi: (zögernd) Ja, also … Sie hören jetzt also die Folge … „Fantasie“.
Ardhi: Die Fantasie, genau, … ähm …(raschelt suchend mit Blättern, leise zu sich)
Eben waren die Manuskripte doch noch da … Das gibt´s doch nicht …
Anna: (ergreift die Initiative) Ähm, ja … jeder Mensch hat Fantasie. Wenn wir …
wenn wir träumen zum Beispiel. Oder wenn wir … kreativ sind. Wenn wir zum
Beispiel ein Bild malen oder … etwas Gutes kochen oder …
Ardhi: (geistesabwesend) Ja ja, sicher … (ihm fällt etwas ein) Du, Anna, war unser
Thema heute nicht „Jugendliche und Medien“?
Anna: (verwirrt) Jugendliche und …? (fasst sich wieder) Hach, das passt ja supergut
zu Fantasie!
Ardhi: (zweifelnd) Ja?
Anna: Ja ja, die Medien … Da … gibt es welche, die regen ja nicht unbedingt die
Fantasie an … finde ich jedenfalls.
Ardhi: Meinst du das Fernsehen?
Anna: Ja, zum Beispiel. Fernsehen macht fantasielos und dick!
Ardhi: Äh, entschuldige Anna, aber du spielst doch auch in Fernsehfilmen mit. Ich
hab da vor kurzem erst eine Serie gesehen, in der du …
Anna: Aber das ist doch was anderes!
Ardhi: (ratlos) Ach so?
Anna: (verunsichert) Und … äh … und überhaupt … (erinnert sich wieder) Ach, ich
glaube, hier sollte jetzt ein Interview kommen.
Ardhi: (erleichtert) Ja, du hast Recht. Ja, ähm, liebe Hörererinnen und Hörer, hören
Sie jetzt bitte ein kurzes Interview mit einem jungen Mädchen, Christina. Was
macht sie am liebsten in ihrer Freizeit?

Marion: Kannst du sagen, was du am liebsten machst: Lesen, fernsehen, ins


Kino gehen oder am Computer … ein Spiel machen? Oder ist das
gleich?
Christina: Also, Lesen, glaub’ ich, ist an erster Stelle und dann danach kommen
so langsam, glaub’ ich, erst mal Fernseher und Kino zusammen und
dann, glaub’ ich, Computer.

Ardhi: Was macht Christina am liebsten? Was kommt an erster Stelle?

Aufgabe

Anna: Lesen kommt an erster Stelle. Christina liest am liebsten. Wow!

Marion: Was ist das Schöne am Lesen?


Christina: Ich kann es mir selber vorstellen.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 28 - Fantasie

Ardhi: „Ich kann es mir selber“- oder „selbst“ „vorstellen“ -


Anna: Was könnte das bedeuten?

Aufgabe

Ardhi: „Ich kann es mir selbst vorstellen“ – das bedeutet: Ich kann mir meine eigenen
Bilder dazu machen.
Anna: (launig) Ja, und das passt ja auch gut zu unserem Thema „Fantasie“. Zum Le-
sen braucht man Fantasie, weil da eben noch nicht alles „fertig“ ist …
Ardhi: (will sie ärgern) … wie zum Beispiel bei einem … Fernsehfilm.
Anna: (schnell) Ja, ähm … beim Lesen muss man sich seine eigenen inneren Bilder
machen. Und … ja, das erklärt auch, warum vor allem kleinere Kinder so ger-
ne Geschichten hören oder lesen. Kinder haben ja meistens sehr viel Fanta-
sie.
Ardhi: Aber wenn sie dann älter werden … so ab … 12 ungefähr, wird das Lesen für
viele weniger wichtig.
Anna: Ja, da werden Filme wichtiger und Computer natürlich und … na vor allem der
Kontakt mit anderen. Da schreibt man dann lieber SMS auf dem Handy oder
… diskutiert in Chatrooms … usw.
Ardhi: Ist ja auch ganz normal.
Anna: Ach, ich hab eine Idee. Für alle Leute unter und über 12. Damit können wir
unsere Fantasie trainieren …
Ardhi: (abwesend) Ja ja ja … (raschelt wieder suchend) Wo ist denn nur dieses Ma-
nus… He, warum verbindest du mir die Augen? Jetzt seh ich doch nichts
mehr.
Anna: Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, können die Augen jetzt auch schließen.
Wir machen eine Reise mit Hilfe der Fantasie.
Ardhi: Und wie?
Anna: Ich lese einen Text – den hab ich zufällig dabei - und wir stellen uns alles vor.
Wir erfinden Bilder zu dem Text. Es sind meistens Motive aus Märchen, aus
Fantasiegeschichten.
Ardhi: (unglücklich) Muss das sein?
Anna: Das macht Spaß, du wirst sehen … äh hören … hören und sehen … Also:
(feierlich ) Lass uns mit unsrer Fantasie auf eine Reise gehen!“
Ardhi: (seufzt ergeben) Na gut.
Anna: „Wir werden neue Sterne, andre, bunte Sonnen sehn,
Aus grünem Eis, mit roter Luft und Wiese, völlig blau.
Da kommt ein klitzekleiner Mann und dort ´ne riesengroße Frau.
Es war einmal – komm, wir träumen uns hier fort
Übers wilde, weite Meer an einen wundervollen Ort.
Wir bauen uns ein Floß, damit fahren wir herum
Mit sieben weisen Greisen, die nicht sprechen, sie sind stumm.“
Ardhi: (stellt es sich vor) Also: Meer … okay … ein Floß, ein flaches Schiff aus
Baumstämmen, na gut. Aber „sieben greise Weise“? Äh … „sieben weise
Greise“? Ich weiß nicht … ich hab ja nichts gegen ältere Männer. Ich hab auch
nichts gegen weise, also sehr kluge alte Männner … Aber eigentlich wär ich
lieber mit dir allein …

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 28 - Fantasie

Anna: (unbeirrt) „In einem dunklen Wald, an einem stillen See


Schaun wir in die Zukunft bei einer guten Fee.“
Ardhi: (erfreut) Eine Fee? Das klingt schon besser. Eine schöne Frau, die zaubern
kann … Ich seh sie direkt vor mir …
Anna: (räuspert sich) „Die sieben Weisen springen auf, ziehn lachend in die Berge.
Und hör, auf einmal singen sie: Wir sind die sieben Zwerge.“
Ardhi: Zwerge, das sind wieder kleine Männer, also klitzekleine Männer. Die treiben
sich gern in Märchen rum.
Anna: „Die Fantasie ist eine Macht in unsern kleinen Händen.
Wer nur von andern Welten träumt, wird diese nicht verändern.“
Ardhi: Stimmt. Immer nur träumen, das verändert doch nichts …
Anna: „Die Fantasie ist eine Macht in unsern kleinen Händen
Nur wer von andern Welten träumt, wird diese hier verändern.“
Ardhi: Also was jetzt?
Anna: (von innerem Feuer beseelt) Ich glaube, nur so, mit mehr Fantasie können wir
die Probleme auf der Welt lösen. Nur so können wir die Welt verändern!
Ardhi: (trocken) Mhm, sag das mal den Politikern.
Anna: (entschlossen) Ja, und nicht nur denen. Wir alle müssten unsere Fantasie viel
mehr nutzen.
Ardhi: Ja, sicher. Jetzt nehm ich aber erst mal die Augenbinde ab.
Anna: Nein, halt!
Ardhi: (erschrocken) Was ist denn jetzt schon wieder?
Anna: Jetzt stellen wir uns alle mal einen Sänger vor …
Ardhi: Warum?
Anna: Er sitzt an einem Klavier, einem Piano …
Ardhi: Ja, aber …
Anna: Stell es dir einfach mal vor.
Ardhi: Mhm. Und jetzt?

(Lied)
„Lass uns mit unsrer Fantasie auf eine Reise gehen!
Wir werden neue Sterne, andre, bunte Sonnen sehn
Aus grünem Eis, und roter Luft mit Wiesen, völlig blau
Da kommt ein klitzekleiner Mann und dort ´ne riesengroße Frau.
Es war einmal – komm, wir träumen uns hier fort
Übers wilde, weite Meer an einen wundervollen Ort.
Wir bauen uns ein Floß, damit fahren wir herum
Mit sieben weisen Greisen, die nicht sprechen, sie sind stumm.
In einem dunklen Wald, an einem stillen See
Schaun wir in die Zukunft bei einer guten Fee.
Die sieben Weisen springen auf, ziehn lachend in die Berge
Und hör, auf einmal singen sie: Wir sind die sieben Zwerge.
Es war einmal, so fangen alle Märchen an –
Wir Kinder wissen ganz genau, was man da lernen kann.
Da ist die Welt nicht mehr so grau, da ist sie bunt und schön
So eine wunderbare Welt hat jeder in sich drin.
Nicht alles ist schon vorgemalt, man kann es neu erfinden

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 28 - Fantasie

Es geht ganz leicht, du musst nicht mal die Augen dir verbinden.
Die Fantasie ist eine Macht in unsern kleinen Händen.
Wer nur von andern Welten träumt, wird diese nicht verändern.“
Die Fantasie ist eine Macht in unsern kleinen Händen
Nur wer von andern Welten träumt, wird diese hier verändern.“

Anna: Der Text und die Musik von dieser „Fantasie“ waren von Ari Mog.
Ardhi: Übrigens: Auch Radiohören soll ja seeeehr gut für die Fantasie sein.
Anna: (bestätigend) Mhm. Auf Wiederhören!
Ardhi: Auf Wiederhören!

Anna: Komm Ardhi, wir gehen nochmal auf eine Reise mit unserer Fantasie.
Ardhi: Okay, aber ohne Greise und Zwerge.
Anna: Na gut. Aber den Sänger nehmen wir mit.
Ardhi: Nein.
Anna: Warum nicht?
Ardhi: Der sieht viel zu gut aus.
Anna: Aber du hast ihn doch nur in deiner Fantasie gesehen.
Ardhi: Nein, in deiner. Und da sah er verdammt gut aus.
Anna: (verträumt) Ja, stimmt.
Ardhi: Na also. Der Sänger bleibt hier.
Anna: Och schade …

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 29 – Wohngemeinschaft

Ardhi: Hallo, hier ist wieder „Grüße aus Deutschland“.


Anna: Hallo, hier ist wieder „Grüße aus Deutschland“.
Ardhi: Herzlich willkommen.
Anna: Herzlich willkommen.
Ardhi: He, warum sagst du denn immer dasselbe wie ich?
Anna: Warum sagst du denn immer dasselbe wie ich ... äh ...
Ardhi: Hm.
Anna: Äh … ach … Entschuldigung, ich bin wohl nicht ganz konzentriert ...
Ardhi: Was ist denn los?
Anna: Ich suche doch eine Wohnung ...
Ardhi: Ja, ich weiß. Gar nicht so einfach, oder?
Anna: Allerdings. Die Mieten in München sind ja so hoch! Das ist viel zu teuer für
mich.
Ardhi: Hm ... dann miete doch nur ein Zimmer. Zum Beispiel in einer Wohngemein-
schaft1.
Anna: Wie bitte? Ich soll ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft mieten? Ich?
Ardhi: Wieso? Ich lebe doch auch in einer WG. „WG“ ist die Abkürzung für Wohnge-
meinschaft.
Anna: Na ja, du! Ich möchte nicht mit fremden Menschen zusammenwohnen.
Ardhi: Hör dir doch erst mal das Interview mit Anne an. Sie lebt in einer WG.

Marion: Anne, du lebst in einer Wohngemeinschaft. Warum eigentlich? Warum


lebst du nicht alleine?

Ardhi: Stopp! Denken Sie bitte kurz nach: Aus welchen Gründen lebt jemand in einer
WG?

Aufgabe

Anna: Jetzt hören Sie Anne.

Anne: Ich wohne in einer Wohngemeinschaft, weil’s schöner ist, als alleine zu
wohnen, und weil dann immer jemand da ist, wenn man nach Hause
kommt, und auch weil man dann nicht so viel Miete zahlen muss.

Ardhi: Hast du gehört?


Anna: Nein, nein, ich … äh, ich hab’ nicht zugehört. Ach, Ardhi, das hat doch keinen
Sinn, ich muss …
Ardhi: Na, dann hören wir das Gleiche noch mal.

Anne: Ich wohne in einer Wohngemeinschaft, weil’s schöner ist, als alleine zu
wohnen, und weil dann immer jemand da ist, wenn man nach Hause
kommt, und auch weil man dann nicht so viel Miete zahlen muss.

1
die Wohngemeinschaft, -en: mehrere Leute, die sich eine Wohnung oder ein Haus teilen; oft leben
Studenten in einer Wohngemeinschaft

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 29 – Wohngemeinschaft

Ardhi: Findest du das nicht gut?


Anna: Ach, Ardhi, das ist doch nur was für Studenten!
Ardhi: Ja, es stimmt schon, dass besonders viele Studenten in WGs wohnen. Ich
glaub’, ungefähr … ein Viertel aller Studenten wohnt in einer WG.
Anna: Das habe ich auch mal gelesen: ca. 26 Prozent aller Studenten leben in WGs.
Und ich bin eben keine Studentin mehr!
Ardhi: Aber in Annes Wohngemeinschaft ist nur sie Studentin. Die anderen arbeiten.
Das gibt es auch.

Marion: Seid ihr alle Studenten?


Anne: Nur ich bin Studentin. Die anderen … ähm … arbeiten beide. Der Ste-
fan ist Anwalt und arbeitet in einer Kanzlei2 und der Erwin macht Markt-
forschung.

Ardhi: Hörst du?


Anna: Ja, ja ...
Ardhi: Stefan ist Anwalt.
Anna: Rechtsanwalt. Er ist Jurist. Ein Rechtsanwalt vertritt seinen Mandanten zum
Beispiel vor Gericht.
Ardhi: Und Erwin macht Marktforschung.
Anna: „Die Marktforschung“, das bedeutet: Die Analyse des Marktes3. Ein Marktfor-
scher untersucht zum Beispiel, ob man ein bestimmtes Produkt in einem an-
deren Land verkaufen kann, ob es dafür einen Markt, also Käufer gibt.
Ardhi: Also: Stefan ist Anwalt und Erwin macht Marktforschung. Oder: Erwin ist
Marktforscher.

Marion: Seid ihr alle Studenten?


Anne: Nur ich bin Studentin. Die anderen … ähm … arbeiten beide. Der Ste-
fan ist Anwalt und arbeitet in einer Kanzlei4 und der Erwin macht Markt-
forschung.

Anna: Also, Anne, Stefan und Erwin wohnen zusammen in einer Wohnung, in einer
Wohngemeinschaft.
Ardhi: Erwin hat die Wohnung gemietet. Er ist der Mieter. Und was sind Anne und
Stefan?

Anne: Der Erwin hat die Wohnung gemietet und wohnt hier schon ... schon
ziemlich lang, schon 15 Jahre. Und … ähm … der Stefan und ich, wir
sind die Untermieter vom Erwin. Und wir haben eben jeder ein Zimmer
in dieser Wohnung gemietet.

Anna: Was sind Anne und Stefan?

2
die Kanzlei, -en: das Büro eines oder mehrerer Anwälte
3
der Markt, die Märkte: die Leute, die etwas kaufen wollen; ein Marktforscher untersucht z.B. wie man
in einem bestimmten Land ein Produkt gut verkaufen kann
4
die Kanzlei, -en: das Büro eines oder mehrerer Anwälte

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 29 – Wohngemeinschaft

Aufgabe

Ardhi: Sie sind „die Untermieter“. Können Sie sagen, was ein Untermieter ist? Sie
hören erst noch mal Anne.

Anne: Der Erwin hat die Wohnung gemietet und wohnt hier schon ... schon
ziemlich lang, schon 15 Jahre. Und … ähm … der Stefan und ich, wir
sind die Untermieter vom Erwin. Und wir haben eben jeder ein Zimmer
in dieser Wohnung gemietet.

Anna: Na, können Sie sagen, was ein Untermieter ist?

Aufgabe

Ardhi: „Ein Untermieter“ ist jemand, der ein Zimmer in einer Wohnung gemietet hat.
Anna: „Der Untermieter“ - …
Ardhi: … „der Mieter“. Und wie heißt der, der eine Wohnung vermietet?

Aufgabe

Anna: „Der Vermieter“.


Anna: Du, Ardhi, wie hoch ist die Miete eigentlich normalerweise für ein Zimmer?
Ardhi: Was ein Zimmer kostet? Ich glaube, Anne zahlt 300 Euro.
Anna: Warm oder kalt?
Ardhi: Warm.
Anna: Hm, das ist nicht teuer!
Ardhi: Was könnte das bedeuten: „Die Miete kostet 300 Euro warm“?

Aufgabe

Ardhi: Die Miete kostet 300 Euro mit Nebenkosten. Die Nebenkosten sind Wasser,
Gas, Strom und so weiter.
Anna: Und was bedeutet dann: „Die Miete kostet 300 Euro kalt“?

Aufgabe

Ardhi: Die Miete kostet 300 Euro ohne Nebenkosten.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Die Wiederholung. Sprechen Sie uns bitte nach.

Ardhi: Warum lebst du in einer WG?

Anna: Weil man nicht so viel Miete zahlen muss.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 29 – Wohngemeinschaft

Ardhi: Wie hoch ist die Miete?

Anna: Die Miete kostet 300 Euro.

Ardhi: Ist das mit Nebenkosten?

Anna: Ja. Das Zimmer kostet 300 Euro warm.

Anna: Nächstes Mal ...


Ardhi: ... hören wir, ob du eine Wohnung gefunden hat.
Anna: Mal sehen.
Ardhi: Tschüs.
Anna: Tschüs.

Anna: (empört) Stell dir vor, ich hab mir eine Wohnung angeschaut, die hat 1000 Eu-
ro gekostet! Kalt. Und nur zwei kleine Zimmer! Die haben doch einen Vogel!
Ardhi: Tja, dann musst du eben mehr arbeiten.
Anna: Danke für den Tipp!
Ardhi: Bitte, bitte.

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 30 – Relativ

Anna: Hallo! Hier sind wir wieder mit:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“. Hallo.
Anna: Sie hören die Folge:
Ardhi: (liest ab) „Relativ“. (verärgert) Schon wieder so ein Titel!
Ardhi: Die Wohngemeinschaft, kurz gesagt „WG“ – das bedeutet:
Anna: Mehrere Personen in einer Wohnung, aber keine Familie.
Ardhi: Anne, eine Studentin, wohnt mit Stefan und Erwin zusammen in einer Wohn-
gemeinschaft.
Anna: Arme Anne – sie wohnt mit zwei Männern zusammen!
Ardhi: Wieso „arme Anne“?
Anna: Sie muss wahrscheinlich immer die ganze Wohnung putzen. Männer sind
doch nicht so ordentlich.
Ardhi: Was?
Anna: Männer sind nicht so ordentlich, sie putzen nicht gerne.
Ardhi: Das stimmt nicht. Es gibt viele ordentliche Männer. Ich zum Beispiel bin or-
dentlicher als die meisten Frauen.
Anna: So, so ...
Ardhi: Mhm … und viele Männer kochen auch besser.
Anna: Hören wir mal Anne. Was meint sie: Sind Frauen ordentlicher als Männer?

Marion: Merkst du einen Unterschied, ob man mit Männern zusammenwohnt


oder mit Frauen? Zum Beispiel: Sind Frauen ordentlicher als Männer?
Anne: Nein, das würd’ ich nicht sagen. Also, in meiner letzten WG … ähm
…waren eigentlich die Frauen nicht ordentlicher als der Mann. Und
meine jetzigen Mitbewohner sind auch ordentlich.

Ardhi: Was meint Anne: Sind Frauen ordentlicher als Männer?

Aufgabe

Ardhi: Anne meint, dass Frauen nicht ordentlicher als Männer sind. Danke, Anne!
Anna: Unglaublich: ordentliche Männer. Was ist eigentlich das Gegenteil zu „ordent-
lich“? Ganz einfach ...

Aufgabe

Ardhi: „Unordentlich“.
Anna: Du, Ardhi, mich würde interessieren, wie Anne, Erwin und Stefan das Putzen
organisieren.
Ardhi: Fragen wir doch zuerst man unsere Hörerinnen und Hörer: Wie würden Sie
das Putzen organisieren? Würden Sie vielleicht an einem Tag alle gemeinsam
die ganze Wohnung putzen?
Anna: Würden Sie einen Plan machen oder keinen? Würden Sie vielleicht eine Putz-
frau bezahlen?
Ardhi: Oder einen Putzmann?
Anna: Einen Putzmann – na, das möchte ich sehen! Also: Wie würden Sie das Put-
zen organisieren?

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 30 – Relativ

Ardhi: Ich würde …

Aufgabe

Ardhi: Hören wir jetzt Anne. Wie organisieren sie, Stefan und Erwin das Putzen?

Marion: Habt ihr einen Plan, wer wann putzt oder … macht das jeder, wie er
will?
Anne: Wir haben eigentlich keinen Plan und eigentlich putzt jeder immer ir-
gendwann, wenn er denkt, dass es dreckig ist. Und eigentlich ist es
auch relativ1 sauber bei uns.

Anna: Haben Sie gehört, wie sie das Putzen organisieren? – Gar nicht!
Ardhi: Jeder putzt, wenn er denkt, dass es schmutzig ist. Ich finde das gut!
Anna: Anne hat ja auch gesagt: „Es ist relativ sauber bei uns“. Relativ!
Ardhi: Alles ist relativ.
Anna: Was für einen klugen Kollegen ich doch habe!
Ardhi: „Sauber – schmutzig“ ... Anne hat aber gar nicht „schmutzig“ gesagt, sondern
ein anderes Wort. Hören Sie noch mal relativ gut zu, bitte.

Marion: Habt ihr einen Plan, wer wann putzt oder … macht das jeder, wie er
will?
Anne: Wir haben eigentlich keinen Plan und eigentlich putzt jeder immer ir-
gendwann, wenn er denkt, dass es dreckig ist. Und eigentlich ist es
auch relativ sauber bei uns.

Anna: Welches andere Wort hat Anne gesagt für „schmutzig“?

Aufgabe

Ardhi: Dreckig.
Anna: Dreckig verwendet man eher in der gesprochen Sprache. Und wie machen sie
es eigentlich mit dem Essen? Kochen sie zusammen oder wie machen
sie das?
Ardhi: Hören wir mal.

Marion: Kocht ihr denn abends oder am Wochenende auch zusammen?


Anne: Ja, manchmal kochen wir auch zusammen. Oder einer kocht und die
anderen dürfen mitessen.

Anna: Also, kochen sie jetzt zusammen oder nicht?

Aufgabe

Ardhi: Ja, sie kochen manchmal zusammen.

1
relativ: verhältnismäßig, wenn man es mit etw. anderem vergleicht; nicht absolut

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 30 – Relativ

Anna: Oder „einer kocht und die anderen dürfen mitessen“. Wahrscheinlich kocht sie
und die Männer essen.
Ardhi: Sie hat aber nicht gesagt: Eine kocht und die anderen dürfen mitessen; sie hat
gesagt: Einer kocht und die anderen dürfen mitessen. Also kocht ein Mann!
Anna: Hören Sie nicht auf ihn. Die maskuline Form nimmt man auch dann, wenn man
beide Geschlechter meint.
Ardhi: Und was kochen sie so?
Anna: Na, wahrscheinlich Spaghetti.
Ardhi: Was kochen Anne und Stefan?

Anne: Ich koch’ immer Nudeln. Und der Stefan kocht immer Fertigpizza.
Marion: Echt?
Anne: Oder Päckchensuppe oder irgendwas Fertiges.

Anna: Was kochen Anne und Stefan?

Aufgabe

Ardhi: Anne macht immer Nudeln ...


Anna: ... also Spaghetti, sag ich doch!
Ardhi: ... und Stefan „Fertigpizza“, das heißt Pizza, die schon fertig ist, die man nur
noch im Ofen etwas bäckt.
Anna: Und „Päckchensuppe“, also Suppe im Päckchen, die schon fertig ist, bäh.
Ardhi: Na ja, Stefan ist doch Anwalt ...
Anna: Das heißt: Rechtsanwalt, Jurist.
Ardhi: ... und er hat sicher wenig Zeit. Und keine Frau, die für ihn kocht!
Anna: Wie bitte? Das sagst du? Ich dachte, Männer kochen so gut! Besser als die
Frauen!
Ardhi: War ja nur ein Scherz.
Anna: Hahaha, sehr witzig!
Ardhi: Nicht? Na dann ... machen wir die Wiederholung.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Stefan macht immer Fertigpizza.

Ardhi: Findest du den Satz wichtig?


Anna: Ja.

Ardhi: Stefan macht immer Fertigpizza.

Anna: Sie putzen, wenn es dreckig ist.

Ardhi: Sie putzen, wenn es dreckig ist.

Anna: Es ist „relativ sauber“ bei ihnen.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 30 – Relativ

Ardhi: Es ist relativ sauber bei ihnen.

Anna: Frauen sind ordentlicher als Männer.

Ardhi: Männer sind ordentlicher als Frauen.

Anna: Tschüs, bis zum nächsten Mal.


Ardhi: Tschüs.

Anna: Du, Ardhi, du hast am Schluss etwas anderes gesagt als ich!
Ardhi: Ich habe nur die Wahrheit gesagt.
Anna: Die Wahrheit? Die gibt es nicht. Alles ist relativ!
Ardhi: Ach, was für eine kluge Kollegin ich doch habe!
Anna: Tja, tja, tja!

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 31 – Münchhausen – Teil A

Ardhi: ... ja, und damals, in Afrika, da hab’ ich geschwitzt! Da war es heiß, wochen-
lang über 50 Grad! Die Sonne schien Tag und Nacht und ...
Anna: So, so, die Sonne schien auch nachts. Interessant!
Ardhi: Ja, ja, und man konnte … man konnte im Sand Eier braten und Teewasser
kochen und ...
Anna: So ein Unsinn! Was erzählst du da für Geschichten! Oh, hallo, liebe Hörerin-
nen und Hörer.
Ardhi: Hallo. Hier ist wieder „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Heute mit Teil A der Folge:
Ardhi: „Münchhausen“. Das ist der Name eines Mannes, der …
Anna: Du, Ardhi ...
Ardhi: Ja?
Anna: Ich habe eine Idee. Wer von uns Unsinn redet, muss einen Euro zahlen. Und
am Schluss gehen wir von dem Geld essen.
Ardhi: Nein, das können wir nicht machen. Da wirst du ja arm!
Anna: Wieso ich? Du hättest eigentlich schon einen Euro zahlen müssen!
Ardhi: Was? Das ist aber nicht fair von dir!
Anna: Ich habe ja gesagt: du hättest einen Euro zahlen müssen. Du musst jetzt noch
nicht zahlen. Erst beim nächsten Mal.
Ardhi: Nett von dir, Anna.
Anna: Ja, so bin ich.
Ardhi: Wo waren wir eigentlich? ... Ach ja, Münchhausen. Herr Münchhausen lebte
im 18. Jahrhundert.
Anna: Dieser Mann machte eine Reise nach Russland. Mit welchem Verkehrsmittel
macht er wohl die Reise nach Russland, damals, im 18. Jahrhundert?

Aufgabe

Anna: Vielleicht mit einer Kutsche, das ist ein Wagen, der von einem Pferd gezogen
wird.
Ardhi: Das wäre möglich gewesen. Aber Münchhausen hat sich auf ein Pferd gesetzt
und ist nach Russland geritten. Reiten, ritt, ist geritten.
Anna: Er hat später eine Geschichte über seine Reise geschrieben.
Ardhi: Diese Geschichte heißt: „Guten Morgen auf dem Friedhof“.
Anna: Ein komischer Titel. Denn „der Friedhof“ ist …

Aufgabe

Anna: Ein Friedhof ist ein Ort, wo die Toten begraben werden. Na, das kann ja heiter
werden!
Ardhi: Münchhausen besuchte Russland im Winter. Es lag Schnee und ein kalter
Wind blies. Münchhausen fror.
Anna: Was bedeutet das: Er fror?

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 31 – Münchhausen – Teil A

Aufgabe

Anna: Münchhausen fror, ihm war kalt.


Ardhi: Frieren, fror, hat gefroren.
Anna: Münchhausen ritt also auf seinem Pferd durch das winterliche Russland. Eines
Abends gab es ein Problem. Was war das Problem? Hören wir seine Ge-
schichte.

Münchhausen: Guten Morgen auf dem Friedhof


Meine erste Reise nach Russland machte ich mit meinem Pferd
mitten im Winter. Das war ganz schön dumm und leichtsinnig,
werdet ihr sagen. Ein so kaltes Land besucht man doch nicht in
der kältesten Jahreszeit – und dann noch mit einem Pferd!
Aber ihr müsst wissen: Im Herbst sind die Straßen in Polen und
Russland schlecht vom Regen und im Frühling und Sommer sind
sie staubig und trocken. Nein, nein, der Winter war gar nicht
schlecht. Nur hatte ich mich nicht warm genug angezogen, ich
hatte nur einen dünnen Mantel dabei. Ein eiskalter Wind blies,
und ich fror jeden Tag mehr. Überall lag Schnee, so viel Schnee,
dass ich oft nichts sah, keinen Baum, keinen Weg, nichts, nur
Schnee. Es war so kalt, dass mir das Blut im Körper gefror.
Eines Tages wurde es sehr spät, es war schon dunkel, und ich
fand kein Dorf, kein Gasthaus, nichts, um zu schlafen. Den gan-
zen Tag hatte ich keinen Menschen gesehen, den ich nach dem
Weg hätte fragen können. Ich war todmüde und fast erfroren, als
ich vom Pferd stieg und es an einer Baumspitze festband, die
aus dem Schnee herausschaute.

Anna: Eines Abends hatte Münchhausen während seiner Reise ein Problem. Was
war das Problem?

Aufgabe

Ardhi: Eines Abends fand Münchhausen nichts, um zu schlafen, kein Dorf, kein Gast-
haus …
Anna: Münchhausen konnte auch nicht einfach jemanden fragen: „Entschuldigen Sie
bitte, wo ist denn hier ein Gasthaus?“
Ardhi: Denn: Er hatte den ganzen Tag keinen Menschen gesehen, den er nach dem
Weg hätte fragen können.
Anna: Er hatte also nicht die Möglichkeit gehabt, jemanden nach dem Weg zu fra-
gen. Er hatte niemanden gesehen, den er nach dem Weg hätte fragen kön-
nen.
Ardhi: Seine Situation war gefährlich, denn es war Winter und eiskalt.
Anna: „Eiskalt“ – wie könnte man das mit anderen Worten sagen?

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 31 – Münchhausen – Teil A

Aufgabe

Ardhi: Sehr kalt. Oder: So kalt, dass überall Eis war. Wenn es kalt ist, gefriert das
Wasser und wird zu Eis.
Anna: Wie heißt das in Ihrer Muttersprache?
Ardhi: „Das Wasser gefriert“?

Aufgabe

Anna: Das Wasser gefriert -


Ardhi: … gefrieren, gefror, ist gefroren.
Anna: Münchhausen fror.
Ardhi: Und weil er so lange draußen war, war er fast erfroren.
Anna: Was könnte das bedeuten:
Ardhi: „Er war fast erfroren“?

Aufgabe

Anna: Es war so kalt, dass er fast tot war. Er war fast erfroren.
Ardhi: Erfrieren, erfror, ist erfroren.
Anna: Aber Münchhausen fror nicht nur, er war auch todmüde, denn er war den gan-
zen Tag schon unterwegs.
Ardhi: „Todmüde“ -
Anna: Wie kann man das anders sagen?

Aufgabe

Ardhi: Sehr, sehr müde. So, und jetzt ziehen Sie bitte Ihren Mantel an, denn gleich
wird es sehr kalt.
Anna: Wir hören uns jetzt die Sätze mit diesen frostigen1 Wörtern noch mal an:
„frieren“, „gefrieren“ und „erfrieren“.

Münchhausen: Ein eiskalter Wind blies, und ich fror jeden Tag mehr.

Münchhausen: Es war so kalt, dass mir das Blut im Körper gefror.

Münchhausen: Ich war todmüde und fast erfroren, als ich vom Pferd stieg und es
an einer Baumspitze festband, die aus dem Schnee heraus
schaute.

Anna: Äh ... wie bitte, er band das Pferd an einer Baumspitze fest? Also am oberen
Teil von einem Baum?
Ardhi: Ja.
Anna: Aber das ist doch Unsinn!

1
frostig: sehr kalt

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 31 – Münchhausen – Teil A

Ardhi: Das war eben ein kleiner Baum. Und der Schnee lag sehr hoch.
Anna: Hm …
Ardhi: Und wie die Geschichte weitergeht, hören Sie beim nächsten Mal. Tschüs.
Anna: Tschüs.

Anna: Du, Ardhi ...


Ardhi: Ja.
Anna: Warum hast du keinen Unsinn mehr erzählt?
Ardhi: Ich hab’ dir doch schon gesagt, ich erzähle nie Unsinn.
Anna: Jetzt haben wir kein Geld für’s Essen!
Ardhi: Dann musst du eben selbst kochen.
Anna: Oh, keine Lust.
Ardhi: Tja, dann weiß ich auch nicht …

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 32 – Münchhausen – Teil B

Anna: Hallo, hier ist wieder:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“, mit Anna ...
Anna: Und mit Ardhi.
Ardhi: Hallo!
Anna: Und als Studiogast: Baron1 Münchhausen.

Münchhausen: Guten Tag.

Ardhi: Guten Tag, Herr Münchhausen. Äh, Herr Baron Münchhausen. (zu den Hö-
rern) „Baron“ ist ein Adelstitel. Das ist so, als würde ich „Ardhi von Engel“ hei-
ßen. (zu sich) Hm, klingt ganz gut.

Münchhausen: Guten Tag.

Ardhi: Zuerst möchte ich Sie unseren Hörern kurz vorstellen. Sie wurden 1720 in Bo-
denwerder geboren, das ist im Norden von Deutschland.
Anna: Und Sie sind ... äh ... waren Autor, Herr Münchhausen?

Münchhausen: Nein, nein!

Ardhi: Er war beim Militär.

Münchhausen: Ich konnte schon immer gut schießen2.

Anna: Na, dann war er ja genau richtig beim Militär.


Ardhi: Herr Münchhausen, Sie waren in Riga stationiert und nahmen am Krieg gegen
die Türken teil. Sie kamen erst nach 12 Jahren nach Hause zurück.
Anna: Oh je, er war im Krieg – da hatte er bestimmt schlimme Erlebnisse.
Ardhi: Sie haben Ihren Freunden Erlebnisse erzählt, die Sie in fernen Ländern hat-
ten. Aber Sie haben nicht realistisch erzählt, sondern Ihre Geschichten waren
wie ... wie ein Traum, voller Fantasie. Warum?

Münchhausen: Es war kein Traum, es war Realität.

Anna: Das glaube ich nicht. Sie werden doch auch „Lügenbaron“ genannt!
Ardhi: „Lügen“, das heißt: nicht die Wahrheit sagen. Aber Herr Münchhausen, Sie
wollten nicht lügen, sondern einfach nur interessante Geschichten erzählen,
stimmt’s?
Anna: Für mich sind das Lügen.
Ardhi: Vielleicht wollten die Leute gar nicht die Wahrheit hören, sondern Geschich-
ten?

Münchhausen: Könnt ihr euch die Situation vorstellen? Was hättet ihr gemacht?
1
der Baron, -e: ein Adelstitel
2
schießen, schießt, schoss, hat geschossen: eine Schusswaffe, z.B. einen Revolver gebrauchen

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 32 – Münchhausen – Teil B

Anna: Also, ich hätte es anders gemacht als Sie. Ich hätte die Wahrheit erzählt.

Münchhausen: Ich aber nicht.

Anna: Ich schon.

Münchhausen: Ich aber …

Ardhi: Ähm ... Sie werden uns ja heute noch eine Ihrer Geschichten erzählen, Herr
Münchhausen.
Anna: Hören Sie gut zu, da können Sie was fürs Leben lernen!
Ardhi: Die Geschichte spielt in Russland, im Winter. Herr Münchhausen machte eine
Reise durch Russland, und zwar mit seinem Pferd.
Anna: Aha, eine Reise durch Russland im Winter, mit einem Pferd3. (ironisch) Klar,
ein Wagen ist nichts für einen Mann. Ein richtiger Mann reitet!
Ardhi: Eines Abends fand er nichts, um zu schlafen. Kein Dorf, kein Gasthaus, nichts.
Er sah nichts als Schnee. Und er war sehr müde.
Anna: Schlimme Lage! Aber ich glaube, er wird es überleben.
Ardhi: Münchhausen legte sich auf seinen Mantel in den Schnee und schlief ein.
Er schlief vor Müdigkeit sofort ein.
Anna: Wie könnte man das anders ausdrücken: „Er schlief vor Müdigkeit sofort ein“?

Aufgabe

Ardhi: Zum Beispiel: Er schlief sofort ein, weil er sehr müde war.
Anna: Oder auch: Er war müde und deshalb schlief er sofort ein.
Ardhi: Und jetzt hören wir von Herrn Münchhausen, was passiert ist. Wo wachte er
wieder auf?

Münchhausen: Dann legte ich mich mit meinen Pistolen unter dem Arm auf mei-
nen Mantel und schlief vor Müdigkeit sofort ein. So eine eisige
Nacht überlebt normalerweise niemand. Ich aber schlief tief und
fest. Und als ich aufwachte, war es schon hell. Und ihr könnt
euch meine Freude vorstellen: die Sonne schien!
Ich rieb mir die Augen, schaute auf die Seite, nach vorne, nach
hinten. Träumte ich noch? War ich noch gar nicht wach? Wisst
ihr, wo ich lag? Ich lag mitten auf dem Friedhof, mitten im Dorf.
Es war kein Traum, es war Realität.

Anna : Na, wo wachte Münchhausen auf?

Aufgabe

Ardhi: Auf einem Friedhof.


Anna: Uah … auf einem Friedhof, wo die Toten liegen.
3
das Pferd, -e: ein Tier, auf dem man reitet

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 32 – Münchhausen – Teil B

Ardhi: Und wo war der Friedhof?

Aufgabe

Ardhi: Der Friedhof war mitten in einem Dorf. Münchhausen wachte also am Morgen
in einem Dorf auf.
Anna: Er wachte auf. Und was tut man beim Aufwachen? Machen Sie das doch bitte
mal:
Ardhi: Reiben4 Sie sich bitte die Augen. Dann schauen Sie bitte auf die Seite, nach
vorne und nach hinten. Äh, natürlich nur, wenn Sie nicht gerade mit dem Auto
fahren. Münchhausen wachte also am Morgen auf und die Sonne schien. Es
war warm. Und wie war es am Abend vorher gewesen?

Aufgabe

Ardhi: Es war eiskalt - oder sehr kalt - gewesen. Herr Münchhausen, würden Sie bitte
diese Stelle noch mal erzählen?
Anna: Oh nein!

Münchhausen Dann legte ich mich mit meinen Pistolen unter dem Arm auf mei-
nen Mantel und schlief vor Müdigkeit sofort ein. So eine eisige
Nacht überlebt normalerweise niemand. Ich aber schlief tief und
fest. Und als ich aufwachte, war es schon hell. Und ihr könnt
euch meine Freude vorstellen: die Sonne schien!
Ich rieb mir die Augen, schaute auf die Seite, nach vorne, nach
hinten. Träumte ich noch? War ich noch gar nicht wach? Wisst
ihr, wo ich lag? Ich lag mitten auf dem Friedhof, mitten im Dorf.
Es war kein Traum, es war Realität.

Ardhi: Tja, warum lag er auf dem Friedhof? Wie war er in das Dorf gekommen?
Am Abend vorher hatte er doch kein Dorf gesehen.
Anna: Und warum hat er beim Aufwachen nicht zuerst nach vorne geschaut?
Ardhi: Fragen über Fragen. Die Antworten gibt es beim nächsten Mal.
Anna: Heute gibt es aber noch die Wiederholung.
Ardhi: Sie können wie immer nachsprechen.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Münchhausen hat Lügen erzählt.

Ardhi: Münchhausen hat Lügen erzählt.

Anna: Ich hätte die Wahrheit erzählt.

4
sich etw. (A) reiben, reibt, rieb, hat gerieben: die Hand auf einer Körperstelle hin- und herbewegen

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 32 – Münchhausen – Teil B

Ardhi: Ich hätte die Wahrheit erzählt.

Anna: Er schlief vor Müdigkeit sofort ein.

Ardhi: Er schlief vor Müdigkeit sofort ein.

Anna: Er rieb sich die Augen.

Ardhi: Er rieb sich die Augen.

Anna: Er schaute auf die Seite.

Ardhi: Er schaute auf die Seite.

Anna: Es war kein Traum, es war Realität.

Ardhi: Es war kein Traum, es war Realität.

Münchhausen: Ich danke Ihnen.

Ardhi: Bitte.

Münchhausen: Hat mich sehr gefreut.

Ardhi: Du magst ihn wohl nicht besonders, den Herrn Münchhausen?


Anna: Was heißt nicht besonders, er ist mir total unsympathisch.
Ardhi: Warum denn?
Anna: Ich glaube, er ist arrogant und cholerisch. Und er lügt!
Ardhi: Ich habe mal gelesen, dass man oft die Menschen nicht mag, die einem ähn-
lich sind.
Anna: Was soll das heißen?
Ardhi: Ooch…nichts. Ich hab’ ja nur gelesen …
Anna: Willst du damit sagen, dass ich arrogant und cholerisch bin?!! Willst du das
damit sagen?!!
Ardhi: Nein, nein, ich wollte doch nur ...
Anna: Du!

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 33 – Münchhausen – Teil C

Anna: Hallo.
Ardhi: Hallo, hallo! Hier ist wieder: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören heute Teil C der Folge „Münchhausen“.
Ardhi: Baron1 Münchhausen lebte im 18. Jahrhundert und ist bekannt geworden, weil
er fantasievolle Geschichten erzählt hat.
Anna: Man könnte auch sagen: weil er Lügen erzählt hat. Aber hören Sie sich ruhig
den dritten Teil seiner „Geschichte“ an.
Ardhi: Münchhausen war auf einer Reise nach Russland. Er machte die Reise mit
seinem Pferd2.
Anna: (spöttisch) Er ritt also auf seinem Pferd.
Ardhi: Es war Winter. Überall lag Schnee und es war eiskalt. Eines Abends fand er
nichts, um zu schlafen. Er sah kein Haus, kein Dorf, nichts.
Anna: Doch: Schnee.
Ardhi: Er konnte nicht mehr weiter. Er band sein Pferd an einer Baumspitze fest, da-
mit es nicht weglief.
Anna: So, so, er band das Pferd nicht an einem Baum fest, sondern an einer Baum-
spitze. Fällt Ihnen etwas auf?
Ardhi: Es war ja auch alles voller Schnee ...
Anna: Und der Schnee lag so hoch ...
Ardhi: ... dass man nur noch die Baumspitze sah.
Anna: Was ist das wohl: „eine Baumspitze“?

Aufgabe

Ardhi: „Die Baumspitze“, das ist ganz oben an einem Baum. Der obere Teil von ei-
nem Baum.
Anna: Er band sein Pferd also an dieser Baumspitze fest, legte sich in den Schnee
und schlief ein.
Ardhi: Als er wieder aufwachte, schien die Sonne. Und er sah, dass er mitten in ei-
nem Dorf lag, auf einem Friedhof.
Anna: Er lag auf einem Friedhof, dort wo die Toten liegen.
Ardhi: Er lag auf einem Friedhof, neben der Kirche.
Anna: Wie war er wohl dahin gekommen?
Ardhi: Das hören wir gleich. Vorher noch ein Wort: „die Kirchturmspitze“.
Anna: Aus wie vielen Wörtern besteht dieses Wort?

Aufgabe

Anna: Das Wort besteht aus drei Wörtern:


Ardhi: „Die Kirche“ ...
Anna: ... „der Turm“ ...
Ardhi: ... und „die Spitze“.
Anna: Und was könnte das heißen: die Kirchturmspitze?

1
der Baron, -e: ein Adelstitel
2
das Pferd, -e: ein Tier, auf dem man reitet

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 33 – Münchhausen – Teil C

Ardhi: Denken Sie mal an „die Baumspitze“.

Aufgabe

Anna: Der obere Teil von einem Kirchturm. Aber was war denn nun mit dieser Kirch-
turmspitze?
Ardhi: Also: Münchhausen lag morgens auf einmal auf einem Friedhof, mitten in ei-
nem Dorf.

Münchhausen: Aber das war doch unmöglich! Ich hatte mich doch neben dem
Baum schlafen gelegt. Und mein Pferd! Wo war mein Pferd? Ich
hatte es doch am Abend neben mir angebunden! Hat mich je-
mand hierher getragen? War das alles Hexerei? Ich verstand die
Welt nicht mehr. Plötzlich hörte ich ein bekanntes Geräusch über
mir. Das war doch mein Pferd! Ihr werdet es nicht glauben, das
arme Tier! Es hing, na, was meint ihr? Es hing hoch oben an der
Kirchturmspitze, am Wetterhahn. Es wieherte, zappelte mit allen
vier Beinen und wollte runter zu mir. Wie zum Teufel war es auf
diesen Kirchturm gekommen? Habt ihr eine Idee?

Ardhi: Wer hing da oben an der Kirchturmspitze?

Aufgabe

Anna: Das Pferd hing an der Kirchturmspitze.


Ardhi: Es hing an der Kirchturmspitze am „Wetterhahn“.
Anna: „Der Hahn“ ist ein männliches Huhn. Und „der Wetterhahn“ ist ein Hahn aus
Metall, der sich drehen kann. So kann man sehen, woher der Wind kommt.
Ardhi: Hören wir diese Stelle gleich noch mal.
Anna: Och, wenn’s unbedingt sein muss.

Münchhausen: Plötzlich hörte ich ein bekanntes Geräusch über mir. Das war
doch mein Pferd! Ihr werdet es nicht glauben, das arme Tier! Es
hing, na, was meint ihr? Es hing hoch oben an der Kirchturmspit-
ze, am Wetterhahn. Es wieherte, zappelte mit allen vier Beinen
und wollte runter zu mir. Wie zum Teufel war es auf diesen Kirch
turm gekommen? Habt ihr eine Idee?

Ardhi: Na, wie war das Pferd wohl da hoch gekommen?


Anna: Ich weiß es!
Ardhi: Ja?
Anna: Jemand ist nachts gekommen und hat das Pferd mitgenommen.
Ardhi: Aha, und dann?
Anna: Er wollte Münchhausen ärgern und hat das Pferd auf den Kirchturm gebracht.
Ardhi: Und wie?

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 33 – Münchhausen – Teil C

Anna: Hm ... er hat es hochgezogen, mit einem Seil3, ganz langsam, Zentimeter für
Zentimeter.
Ardhi: Und woher kam plötzlich der Kirchturm?
Anna: Ähm, der ... den hat Münchhausen vorher nicht sehen können, denn er war
ganz weiß, wie der Schnee um ihn herum.
Ardhi: Ach ja?
Anna: Mhm.
Ardhi: Gleich werden wir wissen, was wirklich passiert ist.

Münchhausen: Langsam verstand ich, was passiert war. Das ganze Dorf hatte
unter Schnee gelegen, als ich abends hier ankam, so fest hatte
es geschneit. Die Baumspitze war gar keine Baumspitze, son-
dern der Wetterhahn auf dem Kirchturm.
Das habe ich natürlich in der Dunkelheit, und weil so viel Schnee
lag, nicht erkennen können. In der Nacht hat sich dann das Wet-
ter plötzlich geändert. Es wurde warm, und der Schnee schmolz4.
Zentimeter für Zentimeter war ich im Schlaf tiefer und tiefer ge-
sunken, bis ich dann auf dem Friedhof neben der Kirche zwi-
schen den Gräbern lag, kalt zwar, aber lebendig.

Anna: Ah ja, ganz logisch!


Ardhi: Haben Sie alles verstanden, liebe Hörerinnen und Hörer? Also: Das Dorf hatte
unter Schnee gelegen. Und Münchhausen hatte das Pferd an der Kirchturm-
spitze angebunden. In der Nacht ging der Schnee weg, er schmolz. Und am
Morgen lag Münchhausen auf dem Boden. Das Pferd aber war angebunden
und hing deshalb oben am Kirchturm.
Anna: Wenn Sie wollen, können Sie die Sätze aus der Geschichte auch nachspre-
chen:

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Das hatte er in der Dunkelheit nicht gesehen.

Ardhi: Das hatte er in der Dunkelheit nicht gesehen.

Anna: Plötzlich hat sich das Wetter geändert.

Ardhi: Plötzlich hat sich das Wetter geändert.

Anna: Der Schnee schmolz.

Ardhi: Der Schnee schmolz.

3
das Seil, -e: eine dicke, feste Schnur
4
schmelzen, schmilzt, schmolz, ist geschmolzen; der Schnee schmilzt: der Schnee wird zu Wasser

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 33 – Münchhausen – Teil C

Anna: Auf einmal lag er auf dem Friedhof.

Ardhi: Auf einmal lag er auf dem Friedhof.

Anna: Aber das Pferd hing noch am Kirchturm.

Ardhi: Aber das Pferd hing noch am Kirchturm.

Anna: Tja, dumm gelaufen5. Wie das Pferd da wieder runterkommt, erfahren Sie in
der nächsten Folge. Tschüs.
Ardhi: Tschüs.

Anna: Du, Ardhi ...


Ardhi: Du, Anna ... wenn du noch einmal „Du, Ardhi“ zu mir sagst, dann bind’ ich dich
ganz oben an der Kirchturmspitze fest.
Anna: Wieso? Ich hab’ ja nur gesagt: „Du, Ardhi“ …

5
dumm gelaufen, ugs.: etwas ist nicht gut gegangen und nun gibt es Probleme

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 34 – Münchhausen – Teil D

Ardhi: Hallo. Hier ist wieder mal: „Grüße aus Deutschland“.


Anna: Hallo. Sie hören heute Teil D der Folge:
Ardhi: „Münchhausen“.
Anna: Baron1 Münchhausen lebte im 18. Jahrhundert. Er erzählte gern fantasievolle
Geschichten. Eine dieser Geschichten ging so:
Ardhi: Münchhausen war mit seinem Pferd2 ...
Anna: … das ist ein Tier zum Reiten …
Ardhi: Er war auf einer Reise durch Russland. Eines Abends war er im Schnee ein-
geschlafen.
Anna: Als er am Morgen aufwachte, war der meterhohe Schnee weg, er war ge-
schmolzen. Aber wo war das Pferd?
Ardhi: Das Pferd hing oben am Kirchturm. Münchhausen hatte es am Abend an ei-
nem kleinen Baum angebunden, oben an der Baumspitze. So konnte es nicht
weglaufen.
Anna: Am Morgen aber, als der Schnee weg war, sah Münchhausen, dass der Baum
gar kein Baum war, sondern der obere Teil des Kirchturms, die Kirchturmspit-
ze. Und da hing das Pferd nun.

Münchhausen: Könnt ihr euch die Situation vorstellen? Was hättet ihr gemacht?
Wie kommt mein Pferd wieder auf die Erde? Um Hilfe rufen? Auf
den Turm klettern? Und dann?

Anna: Du Ardhi, was hättest du in dieser Situation gemacht?


Ardhi: Also, ich wäre auf den Turm geklettert. Und du?
Anna: Ich? Hm ... ich hätte laut um Hilfe gerufen.
Ardhi: „Ich wäre geklettert“ – „sie hätte gerufen“.
Anna: Liebe Hörerinnen und Hörer, Sie wissen sicher, wann man „hätte“ und wann
man „wäre“ nimmt.
Ardhi: Zum Beispiel: Ich bin nach Hause gefahren.
Anna: Und: Ich wäre nach Hause gefahren.
Ardhi: Ich bin ins Bett gegangen.
Anna: Und ich ...

Aufgabe

Anna: Und ich wäre ins Bett gegangen.


Ardhi: Ich habe an dich gedacht.
Anna: Und ich ...

Aufgabe

Anna: Und ich hätte an dich gedacht.


Ardhi: Schade, dass sie nur an mich gedacht hätte. Aber sie hat wohl nicht.

1
der Baron, -e: ein Adelstitel
2
das Pferd, -e: ein Tier, auf dem man reitet

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 34 – Münchhausen – Teil D

Anna: Wie bitte?


Ardhi: Och nichts, he. Kommen wir zurück zu Münchhausen: Wie hätten Sie das
Pferd vom Kirchturm geholt? Ich hätte … Oder: ich wäre …

Aufgabe

Ardhi: Also, wie war das, Anna? Du hättest um Hilfe gerufen. Und was dann?
Anna: Ähm, dann ...? Dann ... äh, wären ein paar „starke Männer“ gekommen.

Regie: Und was hätten die Männer getan?

Anna: Ähm ... sie hätten … äh ... sie hätten das Pferd vielleicht durch ein Fenster
nach innen gezogen.

Regie: Gezogen? Ein Pferd?

Anna: Nein?

Regie: Das Fenster wäre zu klein gewesen.

Anna: Ach, da hat die Regie auch wieder Recht. Hm ... dieses blöde Fenster ... Jetzt
fällt mir nichts mehr ein ... ach, jetzt bin ich ratlos ...
Ardhi: Ha! Das wollte ich schon immer mal erleben: Du und ratlos. Normalerweise ist
sie das nämlich nie.
Anna: „Ratlos“ – was meint er damit?
Ardhi: „Sie ist ratlos“?

Aufgabe

Ardhi: Sie weiß nicht mehr weiter. Sie weiß nicht, was sie tun soll. Sie ist ratlos.
Anna: Aber Münchhausen war nicht ratlos. Wie holte er das Pferd vom Kirchturm?
Achten Sie jetzt bitte besonders auf die Wörter, die irgendwie mit Schießen3
zu tun haben.

Münchhausen: Jeder wäre ratlos gewesen. Ich aber nicht. Ich konnte schon im-
mer gut schießen. Also nahm ich meine Pistole, zielte auf die
Schnur, mit der ich mein Pferd angebunden hatte, und schoss.
Das Pferd fiel auf seine Beine und war froh, wieder Boden unter
den Füßen zu haben. Zufrieden und glücklich haben wir unsere
abenteuerliche Reise fortgesetzt.

Ardhi: Wie hat Münchhausen das Pferd vom Kirchturm geholt?


Anna: Er nahm seine Pistole …
Ardhi: Und was tat er dann?
3
schießen, schießt, schoss, hat geschossen: eine Schusswaffe, einen Revolver, eine Pistole usw.
gebrauchen

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 34 – Münchhausen – Teil D

Aufgabe

Anna: Er schoss.
Ardhi: Er schoss auf die Schnur, mit der er das Pferd angebunden hatte. Und das
Pferd fiel auf seine Beine.
Anna: Na, bravo!
Ardhi: Du bist wohl kein Fan von Münchhausen?
Anna: Nicht so. Hatte er etwa Fans?
Ardhi: Ja, er wurde ziemlich bekannt, weil er so fantasievoll erzählen konnte.
Anna: Aber er hat die Geschichten nur erzählt, nicht aufgeschrieben.
Ardhi: Ja, aber jemand anderes schrieb die Geschichten auf. Und sie wurden Best-
seller4.
Anna: Und dabei hat er nur Lügen5 erzählt.
Ardhi: Tja, diese „Lügen“ sind in 20 Sprachen übersetzt worden. Und es gibt auch
Filme über Münchhausen.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Jetzt noch die Wiederholung.


Er hatte das Pferd angebunden.

Ardhi: Er hatte das Pferd angebunden.

Anna: Er schoss auf die Schnur.

Ardhi: Er schoss auf die Schnur.

Anna: Was hättet ihr gemacht?

Ardhi: Was hättet ihr gemacht?

Anna: Jeder wäre ratlos gewesen.

Ardhi: Jeder wäre ratlos gewesen.

Münchhausen: Ich aber nicht!

Anna: Oh, Herr Münchhausen, gut dass Sie da sind. Ich will Ihnen nämlich auch eine
Geschichte erzählen.

Münchhausen: So, jetzt muss ich leider weg. Hat mich sehr gefreut.

Anna: Halt, hier geblieben!


Ardhi: Ähm, tschüs dann, ich muss jetzt leider auch weg.

4
der Bestseller, -: ein Buch, das sich sehr gut verkauft
5
die Lüge, -n: Ggs. zu: die Wahrheit

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 34 – Münchhausen – Teil D

Anna: Hör zu! Einen Moment noch, Ardhi. Also: Meine erste Reise nach Afrika mach-
te ich nicht auf einem Pferd, sondern auf einem Kamel6.
Ardhi: So, so.
Anna: Es war sehr heiß und ich hatte nicht genug Wasser bei mir. So gab ich mei-
nem Kamel Zitronenlimonade.
Ardhi: Schmeckt sowieso besser.
Anna: Plötzlich aber änderte sich das Wetter. Es wurde kalt. Ein eiskalter Wind blies.
Ardhi: Na so was!
Anna: Da sah ich, dass mein Kamel auf einmal ganz dick war.
Ardhi: Äh, warum?
Anna: Die Limonade im Kamel war gefroren. Sie war zu Eis geworden.

Münchhausen: Unmöglich!

Anna: Das arme Kamel! Könnt ihr euch die Situation vorstellen? Was hättet ihr ge-
macht?
Ardhi: Also, Anna ...
Anna: Jeder wäre ratlos gewesen. Ich aber nicht. Ich hängte das Kamel mit einer
Schnur an eine Baumspitze, mit dem Kopf nach unten. Bald kam das Eis wie-
der heraus.
Ardhi: So ein Blödsinn!
Anna: Ich machte kleine Stücke aus dem Eis und verkaufte sie an die Leute. Seitdem
gibt es in Afrika Zitroneneis.
Ardhi: Also, komm, jetzt reicht’s aber... Tschüs.
Anna: Tschüs!

Ardhi: Du, Anna weißt du was? Ich schreib’ deine Geschichten auf und das wird dann
bestimmt auch ein Bestseller.
Anna: Und wie schaut’s mit dem Geld aus?
Ardhi: Na ja, das teilen wir uns.
Anna: Äh, warum? Das sind doch meine Geschichten und du schreibst sie nur auf.
Ardhi: Was heißt „nur“? Wenn ... wenn ich sie nicht aufschreiben würde, dann wür-
dest du gar nichts kriegen.
Anna: Ja, aber ohne meine Geschichten kannst du ja gar nichts schreiben!
Ardhi: Ach komm!
Anna: Ja.

6
das Kamel, -e: ein Tier mit zwei Höckern, also zwei Erbebungen auf dem Rücken; man reitet in der
Wüste darauf

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 35 – Gefällt es dir in der Schule?

Anna: Hallo, herzlich willkommen zu:


Ardhi: Grüße aus Deutschland. Hallo!
Anna: Diese Folge heißt: „Gefällt es dir in der Schule?“.
Ardhi: Heute geht es um die Schule. Wir hören drei junge Leute, die aufs Gymnasium
gehen. Man kann auch sagen: Sie gehen ins Gymnasium.
Anna: Das Gymnasium – das ist in Deutschland die höchste Schulart. Wenn man das
Gymnasium abschließt, kann man an einer Universität studieren.
Ardhi: Der Abschluss an einem Gymnasium heißt „das Abitur“.
Anna: Man macht das Abitur am Ende der 12. Klasse.
Ardhi: Wir hören jetzt Ute. Sie geht aufs Gymnasium, in die 12. Klasse. Sie macht
also bald Abitur. Was gefällt ihr nicht in der Schule?

Marion: Gefällt es dir in der Schule?


Ute: Ja, zum Teil mehr, zum Teil weniger.
Marion: Und was gefällt dir weniger?
Ute: Weniger der Stress, der durch das viele Lernen entsteht. Und mehr ge-
fällt mir einmal, dass ich auf jeden Fall jeden Tag meine Freunde sehen
kann und zum anderen, dass ich in gewisser Art und Weise gefordert
bin.

Anna: Was gefällt ihr nicht in der Schule?

Aufgabe

Ardhi: Der Stress, der durch das viele Lernen entsteht.


Anna: Oder einfach: „der Stress“.
Ardhi: Aber Ute sieht das auch positiv. Sie hat gesagt: „Mir gefällt, dass ich in gewis-
ser Art und Weise gefordert bin.“
Anna: „Etwas fordern“ heißt: etwas verlangen.
Ardhi: Zum Beispiel: Die Arbeiter fordern mehr Geld.
Anna: Und „gefordert sein“ …
Ardhi: … hm … zum Beispiel: Hier im Studio bin ich gefordert. (er steigert sich beim
Sprechen) Also, ich muss mich anstrengen, mich konzentrieren, gut sprechen.
Anna: (tut erschrocken) Ach du liebe Zeit! Diese Arbeit fordert wirklich viel von dir.
Ardhi: (seufzt) Ja.
Anna: Aber so ein ganz kleines bisschen Spaß macht es dir doch auch, oder nicht?
Ardhi: Na ja, so ein ganz kleines bisschen …
Anna: Jetzt aber zurück zu unserem „ernsten“ Thema: die Schule. Melanie geht auch
aufs Gymnasium, in die 10. Klasse. Fragen Sie sie bitte, ob es ihr in der Schu-
le gefällt.

Aufgabe

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 35 – Gefällt es dir in der Schule?

Marion: Gefällt es dir in der Schule?


Melanie: Ja … schon. Also so im Großen und Ganzen schon. Also, eben wegen
den Freundinnen auch … Und also … es macht eigentlich Spaß. Also
ich seh’ jetzt Schule nicht unbedingt so als … im Moment noch nicht
als ernst, so richtig, und es macht schon noch viel Spaß.
Marion: Mhm. Ernst wird’s dann erst vor dem Abitur?
Melanie: Schon, und auch nächste Klasse, also, da hab ich schon 'n bisschen
Angst auch davor.

Anna: Die letzten zwei Jahre vor dem Abitur ist man in der „Kollegstufe“.
Ardhi: In der Kollegstufe gibt es die „Leistungskurse“, kurz: „LKs“. Die heißen wahr-
scheinlich so, weil man da viel „Leistung“ bringen muss.
Anna: Bestimmt. „Leistung bringen“ bedeutet nämlich so was wie: seine Arbeit gut
machen.
Ardhi: Man muss für die Leistungskurse zwei Fächer wählen. Der Unterricht in den
zwei LKs ist viel intensiver als in den anderen Fächern.
Anna: Und was für Fächer kann man wählen?
Ardhi: Alle. Aber man kann nicht alle miteinander kombinieren. Die meisten Schüler
wählen Mathematik, Biologie, Englisch oder Deutsch.
Anna: Melanie hat etwas Angst vor der Kollegstufe.
Ardhi: Hat sie Angst, weil sie nicht weiß, was „auf sie zukommt“. Weil sie nicht weiß,
wie es sein wird?
Anna: Oder hat sie Angst, weil sie weiß, was auf sie zukommt?

Melanie: Also, da hab ich schon ein bisschen Angst auch davor, also …
Marion: Weil man da immer mehr Leistung bringen muss, oder?
Melanie: Ja, und ich weiß auch noch gar nicht, was auf mich zukommt. Also, ich
bin mir nicht sicher, ob meine Leistungskurswahl jetzt genau das Rich-
tige für mich war oder so … also … das wird spannend.
Marion: Was hast du gewählt?
Melanie: Ähm … Mathematik und Biologie. Das wird sehr lustig.

Ardhi: „Das wird sehr lustig“ – das meint Melanie hier ironisch, so in dem Sinn: „Das
kann ganz schön schwierig werden“.
Anna: Hat Melanie Angst, weil sie weiß, was auf sie zukommt?
Ardhi: Oder, weil sie es nicht weiß?

Aufgabe

Anna: Weil sie nicht weiß, was auf sie zukommt.


Ardhi: Wir hören jetzt einen Jungen, der schon in der Kollegstufe ist.
Anna: Und wie sieht er die Schule? Was ist die Schule für ihn?

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 35 – Gefällt es dir in der Schule?

Marion: Wie gefällt es dir in der Schule?


Junge: Also, ich persönlich geh gern zur Schule. Ist auf jeden Fall besser als
arbeiten. Und wenn man halt mal keine Lust hat, dann geht man halt
mal nicht. So schlimm … so wild ist es auch nicht. Wenn man halt ein
mal die Woche keine Lust hat, dann geht man halt mal nur in die LKs
oder in die wichtigen Sachen. Und von daher … ist eigentlich wie ein
Hobby.
Marion: Schule ist ein Hobby!
Junge: Ja, natürlich. Ja, das ist ein Teil meines Lebens und von daher … ich
muss ja irgendwo Spaß dran haben.

Anna: Na so was! Wenn er keine Lust hat, geht er nicht in die Schule!
Ardhi: Klar. Er ist ja schon 18.
Anna: Und wie ist die Schule für ihn?

Aufgabe

Ardhi: Die Schule ist für ihn wie ein Hobby.


Anna: Na, ich weiß nicht!
Ardhi: Deine Arbeit ist doch auch wie ein Hobby! Du sitzt mit einem netten Mann im
Studio und musst nur reden.
Anna: Ja, ja, eigentlich sollte ich dafür noch zahlen.

Regie: Zahlen? Super! Gute Idee!

Ardhi: Hoppla, wen haben wir denn da in der Leitung?


Anna: Na, gut! Dann geh’ ich jetzt. Ich bin ja auch schon 18.
Ardhi: Äh, wart mal! Jetzt darfst du Leistung bringen!
Anna: Bei der Wiederholung?
Ardhi: Genau.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Sie geht aufs Gymnasium.

Ardhi: Sie geht aufs Gymnasium.

Anna: Sie macht bald Abitur.

Ardhi: Sie macht bald Abitur.

Anna: Die Schule macht ihr Spaß.

Ardhi: Die Schule macht ihr Spaß.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 35 – Gefällt es dir in der Schule?

Anna: Aber sie ist auch gefordert.

Ardhi: Aber sie ist auch gefordert.

Anna: Sie muss Leistung bringen.

Ardhi: Sie muss Leistung bringen.

Anna + Ardhi: Tschüs!

Ardhi: Jetzt denken sicher ein paar von unseren Hörern, die Sendungen hier sind
auch nur unser Hobby!
Anna: Ja, und sie machen die Übungen nicht.
Ardhi: Oder … oder sie schalten das Radio aus.
Anna: Aber wir merken alles!
Ardhi: Das wissen sie nur nicht!

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 36 – Was möchtest du werden?

Ardhi: Hallo, hier ist: „Grüße aus Deutschland“.


Anna: Hallo! Sie hören die Folge:
Ardhi: „Was möchtest du werden?“
Ardhi: Liebe Hörerinnen und Hörer, welche Entscheidung ist eine der wichtigsten im
Leben?

Aufgabe

Anna: Äh ... wen man heiratet.


Ardhi: Na ja, das auch. Ich meine aber was anderes.
Anna: Wen man nicht heiratet. Äh … welchen Beruf man wählt.
Ardhi: Genau. Aber wie findet man den richtigen Beruf?
Anna: Tja ...
Ardhi: Melanie zum Beispiel macht in zwei Jahren das Abitur, also den höchsten
Schulabschluss. Aber sie weiß schon, was sie „werden möchte“, was sie be-
ruflich machen möchte.

Marion: Weißt du schon, was du werden möchtest?


Melanie: Also ich interessiere mich sehr stark für Chemie und … ähm … Labor
und solche Sachen ... Also, ich will Ausbildung dann wahrscheinlich
machen, nach dem Abitur, für chemisch-technische Assistentin.

Ardhi: Sie möchte eine Ausbildung zur „chemisch–technischen Assistentin“ machen.


Anna: Was macht eine chemisch–technische Assistentin eigentlich genau?
Ardhi: na ja ... Labor und so ...
Anna: ... und so.
Ardhi: Mhm.
Anna: Na ja, hören wir Melanie weiter. Vielleicht sagt sie ja ein paar Wörter, durch die
dieser Beruf deutlicher wird.

Melanie: Also, ich hab schon früh gemerkt, dass mir solche Sachen eben Spaß
machen, so rumexperimentieren und so … Und dann, ähm, hab’ ich
auch vor vier Jahren ein Mikroskop geschenkt bekommen und das
mach’ ich sehr sehr gerne, also allgemein solche Sachen. Ich hätte
nichts gegen Genforschung und so … also … Aber Hauptsache keine
Tierversuche, weil … das würd’ ich … das könnt’ ich nicht übers Herz
bringen, also, einem Tier irgendwie weh zu tun oder irgendwas ihm
anzutun. Das könnt’ ich zum Beispiel überhaupt nicht.

Anna: Na, ist der Beruf, von dem Melanie spricht, etwas klarer geworden? Sie hat ein
paar Dinge gesagt, die zu diesem Beruf gehören.

Aufgabe

Ardhi: „Das Mikroskop“. Man arbeitet mit dem Mikroskop.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 36 – Was möchtest du werden?

Anna: „Die Genforschung“. Man macht Genforschung. Man experimentiert mit den
Genen. Das sind diese kleinen Teilchen, durch die ein Kind zum Beispiel aus-
sieht wie sein Vater – oder wie der Postbote.
Ardhi: „Der Tierversuch“. Melanie will keine Tierversuche machen. Man testet zum
Beispiel Medikamente an Tieren.
Anna: Oh je, das wär’ nichts für mich.
Ardhi: Für mich auch nicht. Und Melanie hat auch Probleme damit. Sie hat gesagt:
„Ich könnte es nicht übers Herz bringen, einem Tier weh zu tun“.
Anna: „Etwas nicht übers Herz bringen“
Ardhi: Melanie will damit sagen: Sie kann keine Tierversuche machen, weil ihr die
Tiere leid tun. Na, vielleicht findet sie ja etwas ohne Tierversuche.
Anna: Ja, hoffentlich!
Ardhi: Aber nun zu Björn. Er hat die Schule beendet und möchte gerne eine Ausbil-
dung in Mediengestaltung machen.
Anna: Er „überbrückt“ die Zeit zwischen jetzt und der Ausbildung.
Ardhi: „Überbrücken“ - welche zwei Wörter hören Sie da?

Aufgabe

Ardhi: „Über“ und „die Brücke“.


Anna: „Die Zeit überbrücken“ – das bedeutet: man möchte etwas Bestimmtes ma-
chen, was aber erst in der Zukunft möglich ist. Bis dahin macht man etwas
anderes.
Ardhi: Und wie überbrückt Björn die Zeit?

Björn: Ich möchte erst eine Ausbildung machen, ähm … auch als Medienge-
stalter im Tonstudio oder im Filmstudio am liebsten … Und ich arbeite
im Moment also Teilzeit in einem Tonstudio, auch … ähm, um die Zeit
zu überbrücken zwischen jetzt und meiner Ausbildung.

Anna: Was macht Björn im Moment?

Aufgabe

Ardhi: Er arbeitet in einem Tonstudio.


Anna: Nämlich in unserem. Huhu, Björn!
Ardhi: Er ist nicht mehr da. Er arbeitet doch Teilzeit, ein paar Stunden am Tag.
Anna: Stimmt. Jedenfalls: Dann macht er eine Ausbildung zum Mediengestalter.
Ähm …Mediengestalter - was ist denn das genau?
Ardhi: Na ja, ... was mit Medien ... Radio, Fernsehen …
Anna: Ja, ja, so schlau bin ich auch!
Ardhi: Na also!
Anna: (etwas unzufrieden) Hm … Na ja, dann hören wir jetzt eben Oliver. Er geht auf
eine bestimmte Art von Schule. Wie heißt diese Schulart?

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 36 – Was möchtest du werden?

Oliver: Ja gut, also, ich heiß’ Oliver Kay, ich bin 19 Jahre alt und geh’ auf die
Friedrich-Oberlin-FOS für Sozialwesen in Pasing in die 11. Klasse. Al-
so, ich mach meinen Abschluss nächstes Jahr.
Franzis: Was ist denn eine FOS?
Oliver: Eine FOS ist eine fachspezifische Schule mit dem Ziel zum Abitur. Ist
jetzt nicht so … ähm … sagen wir, hoch bewertet wie das Allgemeinabi-
tur, man kann nicht auf eine Universität gehen, man kann auf Fach-
hochschulen später studieren … Und es gibt 10 verschiedene Richtun-
gen, technisch, Wirtschaft, Gestaltung und Sozialwesen.

Anna: Auf was für eine Art Schule geht Oliver?

Aufgabe

Ardhi: Oliver geht auf eine FOS, eine Fach-ober-schule. Wenn man den Abschluss
auf einer FOS macht, kann man danach an einer Fach-hoch-schule studieren,
kurz: an einer FH. Warum fragst du nicht, was das ist? (eingebildet) Das weiß
ich nämlich.
Anna: (genervt) Und was ist eine FH?
Ardhi: An einer FH bereitet man sich ganz konkret auf bestimmte Berufe vor. Des-
wegen muss man auch viele Praktika machen. An einer Universität ist das
Studium allgemeiner und theoretischer.
Anna: (gelangweilt) Ah ja.
Ardhi: Auf der FOS muss man aber auch schon viele Praktika machen. In einem
Praktikum arbeitet man ein paar Wochen oder Monate lang ohne Bezahlung.
Die Arbeit hat mit dem späteren Beruf zu tun.
Anna: Oliver geht auf die FOS für Sozialwesen, für soziale Berufe. Deshalb hat er
sein erstes Praktikum in einem Kindergarten gemacht.
Ardhi: Den Kindern hat das sicher gefallen: ein Mann, der sich mit ihnen beschäftigt.
Meistens arbeiten ja Frauen im Kindergarten.
Anna: Und hat Oliver das Praktikum gefallen?

Franzis: Als junger Mann im Kindergarten ist ja ungewöhnlich. Wie war das für
dich?
Oliver: Es war sehr schön, in erster Linie war’s sehr schön, auch sehr anstren-
gend, weil es auch für die Kinder was ganz Ungewöhnliches ist …

Ardhi: Hat es Oliver im Kindergarten gefallen?

Aufgabe

Anna: Ja, sehr. Aber es war auch anstrengend.


Ardhi: „Etwas ist anstrengend“ - bedeutet: etwas macht müde, etwas fordert die gan-
ze Energie.
Anna: Wie zum Beispiel die Wiederholung!

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 36 – Was möchtest du werden?

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Was möchtest du werden?

Ardhi: Was möchtest du werden?

Anna: Er macht eine Ausbildung zum Mediengestalter.

Ardhi: Er macht eine Ausbildung zum Mediengestalter.

Anna: Er arbeitet Teilzeit.

Ardhi: Er arbeitet Teilzeit.

Anna: Das Praktikum war anstrengend.

Ardhi: Das Praktikum war anstrengend.

Anna: Tschüs.
Ardhi: Tschüs.

Anna: Du, Ardhi?


Ardhi: Ja?
Anna: Was wolltest du früher werden?
Ardhi: Hm … Musiker. Na ja, ich weiß auch nicht, wie ich darauf gekommen bin. Die
verdienen ja nichts, sind furchtbar sensibel und kompliziert … Und du? Was
wolltest du werden?
Anna: Schauspielerin. (seufzt) … Die sind doch hysterisch und narzisstisch und le-
ben wie die Nomaden … Du, ich muss los. Tschüs!.
Ardhi: Tschüs. Und viel Spaß bei deinem Theaterstück heute Abend!
Anna: Danke, wird ich haben. Und dir viel Glück für dein Gitarrenkonzert.
Ardhi: Danke!

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 37 – Zivildienst

Anna: Liebe Hörerinnen und Hörer, hier ist wieder:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören die Folge:
Ardhi: „Zivildienst“.
Anna: Die meisten jungen Männer werden nach dem Schulabschluss erst mal zum
Militär eingezogen1.
Ardhi: Also, hier ist es momentan so: Wenn man nicht zum Militär will, muss man „Zi-
vildienst“ machen. Man muss mehrere Monate lang im sozialen Bereich arbei-
ten.
Anna: Wir hören heute Jochen, der Zivildienst macht. Franzis Cramer hat mit ihm
gesprochen.
Ardhi: Jochen musste sagen, warum er nicht zum Militär will. Für seine Entscheidung
war ein Mensch besonders wichtig. Wer war das?

Jochen: Mein Opa war ja im Krieg und ich hab’ dann auch drauf verwiesen, dass
ich … ähm … nicht diese Erfahrung machen möchte und dass ich auch
nicht bereit bin, andere Leute zu töten, für irgendwelche Sachen, die
mir der Staat vorgibt.

Ardhi: Welcher Mensch war wichtig für Jochens Entscheidung?

Aufgabe

Anna: Sein „Opa“ - also sein Großvater. Denn sein Opa war im Krieg.
Ardhi: Jochen will „nicht diese Erfahrung machen“. Er will also den Krieg nicht erle-
ben.
Anna: Und er will nicht andere Menschen töten.
Ardhi: Diese Gründe wurden akzeptiert und jetzt macht Jochen Zivildienst in Mün-
chen.
Anna: Die Abkürzung klingt nett: Jochen ist „Zivi“.
Ardhi: Ja, und er wohnt mit drei anderen Zivis zusammen in einer „WG“ -
Anna: … in einer Wohngemeinschaft2. Also er teilt sich mit den anderen Zivis eine
Wohnung.
Ardhi: Jochen hilft behinderten Menschen.
Anna: Wenn jemand zum Beispiel nicht gehen kann oder nicht gut sieht, dann hat er
eine Behinderung.
Ardhi: Wie hilft Jochen den behinderten Menschen? Wie unterstützt er sie?
Anna: Vielleicht können Sie sich ein, zwei Dinge merken.

1
Sie werden zum Militär eingezogen: sie müssen zum Militär gehen
2
die Wohngemeinschaft: mehrere Leute teilen sich eine Wohnung oder ein Haus

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 37 – Zivildienst

Jochen: Ja, das heißt, ich fahr’ mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu Leuten, die
irgendwelche Behinderungen haben und die zu Hause leben, und un-
terstütze die Leute in den alltäglichen Verrichtungen und Dingen, die sie
halt nicht können … Ähm, es beschränkt sich nicht nur auf Haushalt
machen oder spazieren gehen oder einkaufen. Man macht halt einfach
die Dinge, die die Leute brauchen. Und oft sind das alte Leute und die
freuen sich natürlich auch, wenn sie jemanden zum Reden haben und
wenn sie auch mal rauskommen, weil sie oft nicht mehr allein spazieren
gehen können.

Ardhi: Wie unterstützt Jochen die behinderten Menschen? Wie hilft er ihnen? Er …

Aufgabe

Ardhi: Er macht den Haushalt.


Anna: Er kauft ein.
Ardhi: Er geht mit den Leuten spazieren.
Anna: Er redet mit ihnen.
Ardhi: Er macht Dinge, die die Leute brauchen.
Anna: Jochen unterstützt die Leute gerne, aber manchmal findet er die Arbeit auch
„bedrückend“.
Ardhi: Das kommt von dem Verb „drücken“.
Anna: Stellen Sie sich vor, Sie tragen einen schweren Sack, mit … mit Steinen drin.
Spüren Sie, wie er auf den Schultern drückt?
Ardhi: Was kann das dann bedeuten: „etwas ist bedrückend“? Hören wir Jochen.

Franzis: Jetzt … machst du gerne diese Arbeit mit den Behinderten oder be-
drückt es dich manchmal?
Jochen: Ja, bedrückend ist es manchmal schon, das muss ich sagen. Aber ich
meine, man kann daran nichts ändern und das, was man macht, da hilft
man den Leuten ja auch auf gewisse Weise.

Anna: Was kann das bedeuten: „Es ist bedrückend“?

Aufgabe

Ardhi: „Etwas ist bedrückend“: es macht traurig. Wenn man traurig ist, fühlt man sich
wie mit einer Last auf den Schultern.
Anna: Jochen will auch später nicht im sozialen Bereich arbeiten. Er möchte „Wer-
bung und Marktkommunikation“ studieren. „Die Werbung“: das ist …
Ardhi: … zum Beispiel: (reklamemäßiger, aber seriöser Ton) „Information, Intelligenz,
Ideen: Grüße aus Deutschland – Und Sie wissen mehr.“
Anna: Oder (verführerisch): „Grüße aus Deutschland – die Sendung mit dem gewis-
sen Etwas. (kokett) Für Männerohren viel zu chic.“

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 37 – Zivildienst

Ardhi: (räuspert sich) Ja … äh … also das jedenfalls will Jochen studieren. „Markt-
kommunikation“ ist so was Ähnliches: Der Markt, das bedeutet hier: die Leute,
die etwas kaufen sollen … äh … wollen.
Anna: Werbung und Marktkommunikation studiert man an einer „FH“, an einer Fach-
hochschule. Aber was ist das Problem für Jochen?

Jochen: Aber die haben nur 25 Plätze pro Semester frei. Und da weiß ich nicht,
ob ich reinkomme, aber versuchen kann ich’s mal.
Franzis: Hunderte von Bewerbern wahrscheinlich …
Jochen: 600, glaub ich, auf 25 Stellen.
Franzis: Oh je.

Ardhi: Was ist das Problem?

Aufgabe

Anna: Es gibt nicht genug Plätze pro Semester.


Ardhi: „Ein Semester“ dauert ein halbes Jahr. Man nimmt also jedes halbe Jahr nur
25 Bewerber auf. Bewerber, das sind Leute, die dort studieren möchten.
Anna: Es gibt 600 Bewerber pro Semester! Na, wir wünschen dir auf jeden Fall viel
Glück, Jochen!
Ardhi: Man kann an eine FH, wenn man vorher den Abschluss an einer FOS ge-
macht hat.
Anna: Puh, diese vielen Abkürzungen! FOS und FH ...
Ardhi: Zivi und WG ...
Anna: Uni, Prof und Studis ...
Ardhi: Und O-Saft, bitte schön.
Anna: Orangensaft? Bitte sehr. (Sie schenkt ein.)
Ardhi: Danke.
Anna: Jochen hat seinen Zivildienst bald hinter sich. Wie denkt er über diese Zeit?
Eher positiv oder eher negativ?

Jochen: … man wird dann auch hilfsbereiter, denk’ ich, und wird nicht mehr so
sehr auf sich selbst fixiert, durch den Job. Ich will jetzt nicht sagen, dass
ich ein anderer Mensch geworden bin, aber irgendwas nimmt man im-
mer mit. Alle Erfahrungen prägen einen ja …
Franzis: Ja.
Jochen: Und … ich find’s auf jeden Fall, ich denk’, ich nehm’ was Positives mit.

Ardhi: Jochen denkt positiv über diese Zeit. Er meint, die Erfahrungen haben ihn ge-
prägt.
Anna: Das bedeutet: Die Erfahrungen haben ihn geformt. Sie haben ihn verändert.
Ardhi: Die Erfahrungen haben ihn geprägt.
Anna: Jochen ist zum Beispiel „hilfsbereiter“ geworden.
Ardhi: „Hilfsbereit“.
Anna: Welche zwei bekannten Wörter hören Sie?

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 37 – Zivildienst

Aufgabe

Ardhi: „Die Hilfe“ und „bereit“.


Anna: Jochen ist jetzt also eher bereit, anderen zu helfen.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Hilfe! Die Wiederholung!


Ardhi: Bin schon da.

Anna: Die Arbeit ist manchmal bedrückend.

Ardhi: Die Arbeit ist manchmal bedrückend.

Anna: Seine Erfahrungen haben ihn geprägt.

Ardhi: Seine Erfahrungen haben ihn geprägt.

Anna: Er unterstützt die Leute im Haushalt.

Ardhi: Er unterstützt die Leute im Haushalt.

Anna: Er ist hilfsbereiter geworden.

Ardhi: Er ist hilfsbereiter geworden.

Anna: Tschüs!
Ardhi: Tschüs.
Anna: Du, Ardhi.
Ardhi: Mhm?
Anna: Findest du mich bedrückend?
Ardhi: Bedrückend? Nein. Ich find’ dich sogar entzückend3.
Anna: Das ist nett von dir.
Ardhi: Ja, hab’ ich aber nur gesagt, weil sich’s reimt4.
Anna: Du bist fies5!
Ardhi: Hilfe!

3
entzückend: reizend, sehr nett
4
sich reimen: wenn Wörter oder Silben ähnlich klingen, reimen sie sich, z.B. Hose – Rose. Reime
verwendet man häufig in der Poesie
5
fies, ugs.: gemein, böse

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 38 – Der Wandergeselle

Anna: Liebe Hörerinnen und Hörer, herzlich willkommen bei:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören heute:
Ardhi: „Der Wandergeselle“.
Ardhi: Stellen Sie sich einmal vor, Sie gehen eine Straße entlang … Auf einmal
kommt Ihnen ein junger Mann entgegen.
Anna: Der junge Mann sieht aus als käme er direkt aus dem Mittelalter. Er hat
schwarze Kleidung an und einen großen, schwarzen Hut auf. Über der Schul-
ter trägt er einen langen Stock, an dem ein kleines Päckchen aus Stoff hängt.
Ardhi: Sie sprechen den Mann an und fragen ihn, was er für merkwürdige Kleidung
trägt. Und er antwortet:

Timo: Das ist unsere traditionelle Arbeitskleidung, die die Handwerker tragen.

Anna: Aha, er ist Handwerker – ein Handwerker arbeitet körperlich. Es gibt viele
Handwerksberufe.
Ardhi: Der junge Mann heißt Timo. Bestimmt ist Ihnen aufgefallen, dass er leichten
Dialekt spricht …
Anna: Allerdings!
Ardhi: … und zwar Schwäbisch. Das spricht man im Südwesten von Deutschland.
Timo ist 26 und von Beruf Zimmermann.
Anna: Zimmerleute arbeiten mit Holz. Sie machen zum Beispiel das Dach von einem
Haus.
Ardhi: Timo hat drei Jahre lang eine Ausbildung in einem Betrieb gemacht. Er hat
dort mitgearbeitet und alles Wichtige gelernt. An einem Tag in der Woche
musste er auch in die Schule gehen, in die „Berufsschule“. Am Ende der drei
Jahre hat er Prüfungen gemacht. Und jetzt ist er „Geselle“.
Anna: Als Geselle könnte er sich ja jetzt eine feste Arbeit suchen, eine Stelle. Aber
er wollte lieber wandern.
Ardhi: Früher sind alle Handwerksgesellen drei Jahre lang durch die Welt gewandert.
Und wo sie Arbeit gefunden haben, sind sie eine Weile geblieben. Und es gibt
tatsächlich junge Handwerker, die das heute noch so machen.
Anna: Eine Weltreise – nicht schlecht. Aber erst mal braucht man dafür doch Geld.
Ardhi: Ja, man geht mit fünf Euro los.
Anna: Ach du liebe Zeit! Na ja, aber wenn man Arbeit hat, kann man ja dann Geld
verdienen.
Ardhi: Nein. Oft arbeiten die Wandergesellen nur gegen Kost und Logis.
Anna: Was könnte das bedeuten: „gegen Kost und Logis arbeiten“?

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 38 – Der Wandergeselle

Marion: Also, du arbeitest im Ausland nur gegen Kost und Logis.


Timo: Wenn’s kein deutscher Arbeitgeber1 ist. Wenn’s ein deutscher Arbeit-
geber ist, sag’ ich mir natürlich, der verdient deutsches Gehalt, da kann
ich auch mein Gehalt verlangen. Aber wenn ich jetzt für zum Beispiel
einen einheimischen Bergbauern arbeite, dem ist die Hütte abgebrannt2
und ich sag’, dem helfe ich jetzt zwei, drei Wochen, die Hütte wieder
aufzustellen, dann ist das ganz einfach Ehrensache3, dass man sagt,
für Übernachtung und Essen, das reicht dann schon. Und das Mitein-
ander in der Familie gibt einem mehr als jedes Geld, das man verdient
in dieser Zeit.

Anna: „Gegen Kost und Logis arbeiten“ – das bedeutet:

Aufgabe

Ardhi: Man bekommt für seine Arbeit die Übernachtung, also einen Platz zum Schla-
fen, und das Essen.
Anna: Dann kann ihn jeder fragen, ob er für ihn arbeitet. Er muss ihm nur Kost und
Logis geben.
Ardhi: Genau.
Anna: Also liebe Hörerinnen und Hörer, wenn Sie gerade ein Haus bauen und Hilfe
brauchen: Schauen Sie doch mal, ob nicht gerade ein junger Mann mit einem
schwarzen Hut vorbeikommt.
Ardhi: Timo ist „das Miteinander“ in einer Familie, also das Zusammenleben, wichti-
ger als Geld.
Anna: Aber was ist, wenn er keine Arbeit findet? Mit fünf Euro in der Tasche?
Ardhi: Tja, da gibt´s nur eins, was man tun kann …

Marion: Und wenn du jetzt in einem Land oder in einer Stadt keine Arbeit findest
– wie machst du das dann? Wovon lebst du dann? Wo schläfst du?
Was isst du?
Timo: Ja, das lernen wir ganz am Anfang, wie man reist, ohne dass man ei-
genes Geld hat. Man muss die Mitmenschen fragen und von der Gunst
der Mitmenschen leben. Das heißt, man frägt, ob man vielleicht abends
bei jemandem übernachten darf, man frägt Bäckereien, ob sie vielleicht
`ne Kleinigkeit übrig haben abends oder am Wochenende. Man geht zu
Metzgereien und frägt, ob die vielleicht ein Wurststückchen übrig haben
Marion: Ist das schwierig für dich?
Timo: Ich hab gelernt, viel zu reden ...

1
der Arbeitgeber, -: jd., der Arbeit vergibt, der andere Leute bei sich oder für sich arbeiten lässt., z.B.
ein Betrieb
2
abbrennen, brannte ab, ist abgebrannt; die Hütte ist abgebrannt: es gab Feuer in einem Haus und
jetzt ist das Haus zerstört
3
die Ehrensache; wenn man zu jdm. sagt, „das ist doch Ehrensache“, meint man: Das ist doch selbst-
verständlich. Du kannst dich auf mich verlassen.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 38 – Der Wandergeselle

Ardhi: Was macht ein Wandergeselle, wenn er keine Arbeit findet?


Anna: Ein Wort, das mit „f“ anfängt.

Aufgabe

Ardhi: „Fragen“. Er fragt seine „Mitmenschen“, also die anderen Menschen, ob er


zum Beispiel bei ihnen übernachten kann. Timo hat allerdings gesagt: „er
frägt“. Das ist Dialekt, steht also so nicht in Ihrer Grammatik …
Anna: Hm … ich fräge … äh ich frage mich, warum Timo das macht. Ich meine, Er-
fahrung im Beruf kann er doch auch hier bekommen.
Ardhi: Ja, aber wenn man in anderen Ländern arbeitet, bekommt man noch viel mehr
Erfahrung. Wenn man in Rumänien Häuser baut, in Indonesien und Brasilien –
da lernt man eine Menge.
Anna: Ja, klar. Und man sieht die ganze Welt … Ähm, können das auch Frauen ma-
chen?
Ardhi: Ja, sicher. Aber eben nur Handwerkerinnen.
Anna: (enttäuscht) Ach so.
Ardhi: Timo hat auch eine Freundin, die natürlich nicht mit ihm durch die Welt wan-
dert. Er hat mir ihr fast nur Kontakt über E-Mail.
Anna: Hm … Das ist sicher nicht einfach.

Marion: Auf Wanderschaft begegnen dir ja auch viele andere Frauen … Ähm,
ist das für dich kein Problem?
Timo: Die Frage werd ich oft gefragt. Und … ich sag mal, am Anfang die Zeit,
die ist sehr interessant, weil man wirklich immer angeguckt wird und im
Mittelpunkt steht, viele Frauen einen ansprechen …

Ardhi: „Im Mittelpunkt“ – wo ist das?

Aufgabe

Anna: In der Mitte, im Zentrum.


Ardhi: Und „man steht im Mittelpunkt“ bedeutet dann:

Aufgabe

Ardhi: Man steht im Zentrum des Interesses, alle interessieren sich für einen.
Anna: Timo hat allerdings bald gemerkt, dass die Frauen sich gar nicht so sehr für
ihn als Menschen interessieren.

Timo: Ist aber später nicht mehr so interessant. Man sieht, die meisten Frauen
sprechen einen nur wegen dieser auffälligen4 Kleidung an und auch
selber im Mittelpunkt zu stehen in der Öffentlichkeit5.

4
auffällig: etw., was man sofort sieht, weil es ungewöhnlich, nicht normal ist
5
die Öffentlichkeit: hier: die Leute draußen auf der Straße

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 38 – Der Wandergeselle

Anna: Timo hat bestimmt viel gelernt bei dieser „Reise“, über seinen Beruf, über an-
dere Menschen und über sich selbst.
Ardhi: Wir wollten noch wissen, was seine wichtigste Erfahrung war.

Marion: Was hast du gelernt? Was hast du Besonderes erfahren?


Timo: Ähm, was man als Allererstes lernt, ist dass Menschen, die nichts ha-
ben, am meisten geben. Menschen, die wenig besitzen, sehr, sehr of-
fen sind gegenüber anderen Menschen, die nichts besitzen, so wie wir.

Ardhi: Menschen, die wenig haben, die wenig besitzen, geben am meisten.
Anna: Menschen, die arm sind, sind besonders offen gegenüber anderen Menschen,
die auch nichts haben.
Ardhi: Das überrascht mich nicht. Und Sie?
Anna: Tschüs!
Ardhi: Tschüs.

Anna: Du Ardhi, hättest du nicht Lust so was zu machen?


Ardhi: Was denn? Ach wie der Zimmermann, so …
Anna: Ja, genau!
Ardhi: ... in der Welt herumreisen? Doch, das klingt eigentlich schon interessant.
Würd’ ich mal gern machen.
Anna: Hier hast du fünf Euro. Kannst gleich losgehen. Tschüs.

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 39 – Studieren in Deutschland

Anna: Hallo und herzlich willkommen zu „Grüße aus Deutschland".


Ardhi: Hallo! Sie hören die Folge: „Studieren in Deutschland“.
Anna: Liebe Hörerinnen und Hörer, wir geben Ihnen dieses Mal Informationen zum
Studium an deutschen Universitäten.
Ardhi: Vielleicht überlegen Sie ja selbst, ein Studium an einer deutschen Universität
zu beginnen?
Anna: Wer kann denn überhaupt an einer deutschen Universität studieren?
Ardhi: Ja, also … man muss gewisse Voraussetzungen mitbringen. Anders gesagt:
Man muss bestimmte Bedingungen erfüllen. Die Voraussetzung – etwas, was
man vorher haben oder können muss.
Anna: Na gut, man muss gewisse Voraussetzungen mitbringen. Aber welche?
Ardhi: Da ist zum Beispiel der Schulabschluss. Die deutschen Universitäten akzeptie-
ren nicht jeden Schulabschluss.
Anna: Und wo kann man sich da informieren?
Ardhi: Im Internet nachschauen. Also unter dieser Internetadresse können Sie sehen,
ob ihr Schulabschluss hier akzeptiert wird: www.daad.de.
Anna: Und dann?
Ardhi: Dann muss man sich durchklicken zu: „Voraussetzungen zur Zulassung“. Und
da sind alle Informationen, übrigens auch auf Englisch und Spanisch … Aber
das brauchen Sie ja nicht, liebe Hörerinnen und Hörer.
Anna: (leise und spöttisch) Ardhi ist heute ja besonders nett. Vorsicht! Gleich will er
Ihnen was verkaufen.
Ardhi: (hat nichts gehört) Eine weitere Voraussetzung zur Zulassung sind Deutsch-
kenntnisse.
Anna: „Die Zulassung“ - das bedeutet: die Erlaubnis an einer Universität zu studie-
ren. Ist es eigentlich egal, wo man Deutsch gelernt hat?
Ardhi: Ja. Da gibt es zum Beispiel das Goethe-Institut mit seinen anspruchsvollen1
Kursen …
Anna: „Das Goethe-Institut mit seinen anspruchsvollen Kursen“? - Sag mal, geben
die dir noch Extrageld dafür, dass du hier Werbung2 machst?
Ardhi: Also hör mal! Äh … wie gesagt, das Goethe-Institut mit seinen anspruchsvol-
len Kursen und seiner wunderbaren Sendung „Grüße aus Deutsch…“
Anna: Liebe Hörerinnen und Hörer, nach unserer kleinen Werbepause geht es nun
weiter mit Informationen zum Studium in Deutschland.
Ardhi: Ja, äh … eine weitere Voraussetzung ist: Man muss nachweisen, dass man
ein Jahr lang sein Studium finanzieren kann.
Anna: Also, dass man genug Geld zum Leben hat.
Ardhi: Und wenn man alle äußeren Voraussetzungen mitbringt, dann …
Anna: (gespannt) Ja?
Ardhi: … dann wird es besonders schwierig.
Anna: (erstaunt) Ach!
Ardhi: Welches Studienfach wählt man?

1
anspruchsvoll: auf hohem Niveau, schwierig und gleichzeitig sehr gut
2
die Werbung: die Reklame. Wenn man etw. verkaufen will, macht man es bekannt und sagt, dass es
gut ist: man macht Werbung

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 39 – Studieren in Deutschland

Anna: Na ja, das Fach, das einen interessiert. Zum Beispiel Slavistik oder … Medizin
oder …
Ardhi: Aber da kann es trotzdem Probleme geben. Hören Sie nun Stefan. Er studiert
das Fach Elektrotechnik und spricht jetzt über sein erstes Jahr an der Univer-
sität.
Anna: Welches Problem hatte Stefan mit seinem Fach?

Stefan: Äh … vom Studium her, vom Fachlichen her, war's doch anders als er-
wartet. Es war wesentlich anspruchsvoller, als man sich das so
eigentlich vorgestellt hatte. Oder wie man das zumindest von anderen
Leuten aus anderen Studienfächern gehört hat.
Erwin: Also, Elektrotechnik ist ein sehr schwieriges Fach?
Stefan: Ich würd’ nicht unbedingt sagen, schwierig, es ist ein sehr spezielles
Fach. Also man braucht gewisse Voraussetzungen dafür, die man ein-
fach von Haus aus3 mitbringen muss, sonst tut man sich richtig schwer.

Anna: Welches Problem hatte Stefan mit seinem Fach?

Aufgabe

Ardhi: Es war anders als erwartet.


Anna: Also: anders als er vorher gedacht hatte.
Ardhi: Es war anspruchsvoller, schwieriger als erwartet.
Anna: Na ja, es ist ja bekannt, dass man in naturwissenschaftlichen Fächern, also in
… Physik, Informatik oder Elektrotechnik, besonders viel lernen muss. Es ist
ziemlich stressig.
Ardhi: Die geisteswissenschaftlichen Fächer dagegen, zum Beispiel Philosophie oder
… Germanistik, folgen noch dem „Humboldtschen Bildungsideal“.
Anna: Puh, das müssen wir erklären. Also: Humboldt war ein Politiker und Gelehrter.
Er lebte Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts. Für Humboldt sollte Bil-
dung universal sein, also sehr vieles umfassen.
Ardhi: Ihm waren vor allem die Sprachen und die antike Kunst wichtig. Während des
Studiums soll man genug Zeit haben, auch andere Fächer kennen zu lernen.
Man soll Zeit haben zu forschen, also etwas über ein bestimmtes Thema he-
rauszufinden. Man soll das machen können, was einen interessiert.
Anna: So ein Studium dauert natürlich auch länger. Normalerweise ungefähr fünf
Jahre. Und manche Studenten haben den Begriff „forschen“ … vielleicht etwas
falsch verstanden und ihr Studium in Cafés und Discos verlegt.
Ardhi: (leicht genervt) Ach, immer die gleiche Kritik! Die Idee ist doch wichtig.
Und die Idee von Humboldt war, dass das Studium die ganze Persönlichkeit
eines Menschen bildet, dass es seinen Charakter formt. Also den Menschen
nicht eng, sondern weit macht. Nicht Spezialisierung, sondern universale Bil-
dung.
Anna: Das ist ja alles sehr schön, aber wir leben in einer anderen Zeit als Humboldt.
Man studiert heute aus anderen Gründen. Hören wir dazu Philipp.

3
Voraussetzungen, die man von Haus aus mitbringt: hier: Wissen, das man vorher schon, in der
Schule, erworben hat, und eine Begabung für das Fach

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 39 – Studieren in Deutschland

Philipp: Die Ausbildung an der Universität wird zunehmend als kurze Über-
gangsphase4, bevor man endlich arbeiten kann, gesehen, und nicht
mehr als Lebensabschnitt5, in dem man einmal sich selber weiterentwi-
ckelt und einfach das lernt, was man gerne lernen will. Sondern man
lernt das, was man braucht, um nachher einen Job zu haben, wo man
Geld verdienen kann.

Anna: Warum will man heute studieren?

Aufgabe

Ardhi: Um später einen Job zu haben, wo man Geld verdienen kann. Na, zum Glück
sind nicht alle so. Philipp studiert Geschichte – weil er sich weiterentwickeln
will, weil er sich positiv verändern möchte.
Anna: Ja, und dann hat er sechs Jahre lang studiert und vier Jahre lang promoviert
und sich weiterentwickelt … Und dann findet er keine Arbeit. Ist das positiv?
Ardhi: Ich glaube, dass man genau solche Menschen braucht, in der Politik zum Bei-
spiel … Menschen, die nicht nur Spezialwissen haben, sondern die universal
denken können. Aber sich entwickeln braucht auch Zeit.
Anna: Na, wenn du meinst. Aber für diejenigen, die kürzer studieren wollen, gibt es
auch eine andere Möglichkeit …

Studentin: Genau. Ich werde jetzt im Sommer mit dem „Bachelor of Science“ fertig
und möchte meinen Master in Frankreich machen.

Anna: Das war eine Studentin der Informatik. Sie studiert an einer deutschen Univer-
sität, aber in einem internationalen Studiengang
Ardhi: (ironisch) Da kann man schon nach drei Jahren den Bachelor machen.
Anna: Ja, und nach weiteren zwei Jahren den Master. Und: Man muss kein Deutsch
können, weil die Studiensprache Englisch ist.
Ardhi: Ja, aber dafür hat man viel Stress und keine Zeit für sich.
Anna: Aber dafür wird der Abschluss überall akzeptiert.
Ardhi: Na ja, ich bin ja eher für das traditionelle Studium. Auf jeden Fall können Sie
sich informieren unter: www.campus-germany.de. Sie finden dort alle Universi-
täten, Hochschulen und alle Fächer, die man studieren kann.
Anna: Ich sag’s noch mal: www.campus-germany.de
Ardhi: Und jetzt noch eine ganz traditionelle Wiederholung mit viel Zeit zum Nach-
sprechen.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Das Studium war anders als erwartet.

4
die Übergangsphase, -n: eine Phase, in der etw. zu Ende ist und etw. anderes noch nicht angefan-
gen hat
5
der Lebensabschnitt, -e: ein Zeitraum im Leben, in dem man normalerweise eine bestimmte Entwick-
lung durchmacht, z.B. ist die Kindheit ein Lebensabschnitt

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 39 – Studieren in Deutschland

Ardhi: Das Studium war anders als erwartet.

Anna: Das Fach ist anspruchsvoll.

Ardhi: Das Fach ist anspruchsvoll.

Anna: Man muss gewisse Voraussetzungen mitbringen.

Ardhi: Man muss gewisse Voraussetzungen mitbringen.

Anna: Noch mehr Informationen zum Studium in Deutschland bekommen Sie übri-
gens noch in den Folgen „Zwischen Job und Studium“ und „Studentenleben –
die Zimmersuche“.
Ardhi: (werbemäßig) Tja, Hörer von „Grüße aus Deutschland“ wissen mehr!
Anna und Ardhi: Tschüs!

Anna: Du, Ardhi, jetzt sag schon, wie viel hast du für die Werbung bekommen?
Ardhi: Für welche Werbung?
Anna: „… anspruchsvolle Kurse“ „… diese wunderbare Sendung“ …
Ardhi: Ja, wir sind doch auch wunderbar.
Anna: So so.
Ardhi: Na einer muss es doch mal sagen, oder?

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 40 – Zwischen Job und Studium

Anna: Hallo. Hier ist wieder:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören:
Ardhi: „Zwischen Job und Studium“.
Anna: Unser heutiges Thema ist: Wie finanzieren Studenten in Deutschland ihr
Studium. Also: Wovon leben sie? Und an einigen Universitäten gibt es auch
Studiengebühren, man muss für das Studium etwas zahlen.
Ardhi: Ein Teil der Studenten bekommt BAFÖG. Das ist ein bestimmter monatlicher
Betrag für die Studenten, deren Eltern nicht viel verdienen. Allerdings ist das
BAFÖG zur Hälfte ein Darlehen – das heißt, man muss die Hälfte des Geldes
später zurückzahlen.
Anna: Aber besser als nichts.
Ardhi: Stimmt. Wir hören jetzt einen Studenten, der BAFÖG bekommt. Kann er von
diesem Geld leben?

Erwin: Und man kann davon gut leben?


Student: Na, nur von BAFÖG eben, wie gesagt, nicht. Also man muss schon
noch - gerade in München, wo das so teuer ist, hier alles - muss man
noch selber verdienen. Und ich bin eben auch noch ein bisschen auf
die Hilfe meiner Eltern angewiesen.

Ardhi: Kann dieser Student vom BAFÖG leben?

Aufgabe

Anna: Nein, nur vom BAFÖG kann er nicht leben. Und deshalb verdient der Student
selbst noch etwas dazu, also er arbeitet.
Ardhi: Und er ist auch auf die Hilfe seiner Eltern angewiesen.
Anna: Wie könnte man das anders ausdrücken: „Er ist auf die Hilfe seiner Eltern
angewiesen“?

Aufgabe

Ardhi: Das bedeutet: Er braucht die Hilfe seiner Eltern.


Anna: „Angewiesen sein auf etwas oder jemanden.“
Ardhi: Wir hören jetzt zwei andere Studenten, Stefan und Laurent. Sind die beiden
auch auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen?

Erwin: Die Zimmer sind ja ziemlich teuer in München … ähm … Wie


funktioniert generell auch die Finanzierung des Studiums?
Stefan: Also, da würde ich fast sagen, ohne Eltern ist es schwierig. Es kommt
auf den Studiengang zumindest an. Wenn man … bei Elektrotechnik
hat man wenig Zeit zum Arbeiten. Weil … ich bin halt auf meine Eltern
angewiesen und ohne würde es auch gar nicht funktionieren hier in
München.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 40 – Zwischen Job und Studium

Erwin: Ja … ähm … War das bei dir ähnlich?


Laurent: Bei mir was das ähnlich. Ich hab’ zuerst auch bei meinen Eltern
gewohnt und bin auch dann zu Anfang des Studiums ausgezogen zu
Hause … Hatte den Vorteil, dass ich schon länger bei einer größeren
Firma gearbeitet hab’ nebenbei, auch während der Schule schon, und
das konnte ich also jetzt während dem Studium dann als Werkstudent
eben noch intensiver quasi betreiben. Und dadurch finanziere ich mir
eben auch mein Studium.

Ardhi: Sind Stefan und Laurent auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen?

Aufgabe

Anna: Ja, sie sind auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen.
Ardhi: Stefan finanziert sein Studium also mit Hilfe seiner Eltern.
Anna: Der zweite Student, Laurent, finanziert sein Studium noch auf andere Weise.
Haben Sie verstanden was er macht?

Aufgabe

Ardhi: Er arbeitet in einer Firma.


Anna: Er arbeitet als „Werkstudent“. Das sind Studenten, die in einem Betrieb, einer
Firma, regelmäßig qualifizierte Arbeiten machen.
Ardhi: In einigen Fächern, besonders in technischen Fächern, ist es aber nicht so
einfach, noch zu arbeiten. Man hat wenig Zeit neben dem Studium.
Anna: In anderen Fächern ist das leichter.
Ardhi: Hören wir Anne. Sie studiert Romanistik.

Marion: Du bist jetzt nicht den ganzen Tag und jeden Tag an der Uni?
Anne: Ja, also ich kann mir meine Kurse wählen. Deswegen kann ich … hab’
ich auch an manchen Tagen frei oder ich hab mal einen Vormittag frei
oder mal einen Nachmittag. Und deswegen kann ich mir die Zeit relativ
frei einteilen und … und oft, wenn ich erst später Uni hab’, dann kann
ich noch vormittags arbeiten.

Ardhi: Anne muss nicht den ganzen Tag an der Uni sein. Warum?

Aufgabe

Anna: „Sie kann sich ihre Kurse wählen.“


Ardhi: Und deshalb „kann sie sich die Zeit frei einteilen“. Sie kann also selbst
bestimmen, wann sie was macht.
Anna: An manchen Tagen hat sie auch ganz frei, sie muss gar nicht an die Uni.
Ardhi: „Sie hat frei.“
Anna: Eine weitere Möglichkeit, sein Studium zu finanzieren, nennt uns jetzt Micha.
Er studiert Musik an der Musikhochschule München.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 40 – Zwischen Job und Studium

Micha: Und dann ich habe hier eine … eine Scholarship von DAAD1.
Erwin: Heißt das Stipendium2?
Micha: Stipendium genau.

Anna: Micha hat ein Stipendium – eine bestimmte Summe Geld, die er nicht
zurückgeben muss.
Ardhi: Eine wichtige Adresse für alle, die in Deutschland studieren möchten, ist:
www.campus-germany.de.
Anna: Und was findet man da?
Ardhi: Zum Beispiel Adressen für Stipendien.
Anna: Finden unsere Hörerinnen und Hörer da auch etwas über Jobs?
Ardhi: Ja, dort sind alle Adressen, wo man Jobs findet, unter „Arbeiten“. In manchen
Fällen können auch ausländische Studenten BAFÖG bekommen. Das können
Sie nachlesen unter: www.bafoeg.bmbf.de.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Die Wiederholung.


Er ist auf die Hilfe seiner Eltern angewiesen.

Ardhi: Er ist auf die Hilfe seiner Eltern angewiesen.


Formatiert: Schriftart: (Standard)
Arial, 10 pt, Schriftart für komplexe
Anna: Sie kann sich ihre Kurse wählen. Schriftzeichen: Arial, 10 pt
Formatiert: Schriftart: (Standard)
Arial, 10 pt, Schriftart für komplexe
Ardhi: Sie kann sich ihre Kurse wählen. Schriftzeichen: Arial, 10 pt, Deutsch
(Deutschland), Nicht Hochgestellt/
Anna: Sie kann sich die Zeit frei einteilen. Tiefgestellt
Formatiert: Schriftart: (Standard)
Arial, 10 pt, Schriftart für komplexe
Ardhi: Sie kann sich die Zeit frei einteilen. Schriftzeichen: Arial, 10 pt, Nicht
Hochgestellt/ Tiefgestellt
Anna: Sie hat an manchen Tagen frei. Formatiert: Schriftart: (Standard)
Arial, Schriftart für komplexe
Schriftzeichen: Arial, Deutsch
Ardhi: Sie hat an manchen Tagen frei. (Deutschland)
Formatiert: Schriftart: (Standard)
Anna: Tschüs, liebe Hörerinnen und Hörer! Arial, 10 pt, Schriftart für komplexe
Schriftzeichen: Arial, 10 pt
Ardhi: Tschüs, liebe Hörerinnen und Hörer!
Formatiert: Schriftart: (Standard)
Arial, 10 pt, Schriftart für komplexe
Ardhi: Wenn ich das so höre, würde ich gern noch mal studieren … Philosophie oder Schriftzeichen: Arial, 10 pt, Deutsch
so … Man kann sich die Zeit frei einteilen … (Deutschland), Nicht Hochgestellt/
Tiefgestellt
Anna: Ja, und nach dem Studium hat man dann ganz oft frei.
Ardhi: Warum? Formatiert: Schriftart: (Standard)
Arial, 10 pt, Schriftart für komplexe
Schriftzeichen: Arial, 10 pt, Nicht
Hochgestellt/ Tiefgestellt
1
der DAAD, Abk. von: Deutscher Akademischer Austauschdienst: der DAAD fördert u.a. ausländische
Formatiert: Schriftart: (Standard)
Studenten in Deutschland und deutsche Studenten im Ausland Arial, Schriftart für komplexe
2
das Stipendium, die Stipendien: Geld, das man für seine Ausbildung bekommt, wenn man bestimmte Schriftzeichen: Arial, Deutsch
Voraussetzungen erfüllt, wenn man z.B. besonders in seinem Fach ist (Deutschland)

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 40 – Zwischen Job und Studium

Anna: Weil man keine Arbeit findet.


Ardhi: Ha ha, sehr witzig.
Anna: Das ist überhaupt nicht witzig.
Ardhi: Mm.
Anna: Ne.

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 41 – Studentenleben. Die Zimmersuche

Anna: Guten Tag, liebe Hörerinnen und Hörer.


Ardhi: Guten Tag. Herzlich willkommen zu „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören die Folge: Studentenleben: die Zimmersuche.
Anna: Heute sprechen wir über ein Problem, das viele Studenten an deutschen Uni-
versitäten kennen: die Suche nach einem Zimmer oder einer Wohnung.
Ardhi: (räuspert sich) Wenn man neu in eine Stadt kommt zum Studieren, braucht
man natürlich als erstes mal ein Zimmer. Aber wie findet man das? Also, das
findet man … äh … Das ist ja blöd, wenn ich selbst die Fragen stelle und dann
beantworte. Du, Anna, könntest du bitte wieder so tun, als wüsstest du
nichts1?
Anna: Alter Macho! Na ja, für dich tu ich doch alles. Also: Wie findet man denn ein
Zimmer?
Ardhi: Nun - hören wir mal einen Studenten aus Vietnam, der gerade ein Zimmer
sucht. Er studiert in einer anderen Stadt, möchte aber in München ein Prakti-
kum machen.
Anna: Ein Praktikum machen – das heißt: eine Zeitlang in einem Betrieb mitarbeiten,
meistens ohne Bezahlung, ohne Geld zu bekommen. Oft ist ein Praktikum Teil
des Studiums. Der Student stand gerade vor dem Infoboard der Universität
München.
Ardhi: In jeder Universität gibt es Infoboards mit wichtigen Informationen. Dort hän-
gen zum Beispiel auch Zimmerangebote.
Anna: „Zimmerangebote“ – Leute bieten Zimmer an.
Ardhi: Ein Zimmer kann man aber auch finden, indem man sich beim Studentenwerk
erkundigt, also indem man beim Studentenwerk nachfragt. (leise) He, Anna!
Anna: Aua!
Ardhi: Was ist das Studentenwerk?
Anna: Was ist denn das Studentenwerk?
Ardhi: Ja, das ist eine Organisation, die Studenten hilft. Das Studentenwerk hat zum
Beispiel Wohnheime2 für Studenten.
Anna: Man erkundigt sich also beim Studentenwerk nach einem Zimmer?
Ardhi: Ja. Aber was ist das Problem bei den Wohnheimen?
Anna: Liebe Hörerinnen und Hörer, hören Sie den Studenten aus Vietnam. Und du
Ardhi, kauf dir einen Fragecomputer!

Erwin: Wie findet man hier ein Zimmer, wenn man neu anfängt?
Student: Wenn man neu anfängt … äh, gibt es sehr viele Möglichkeiten … äh …
Wenn man sofort ein Zimmer haben möchte, dann macht man es so
wie ich jetzt momentan …
Erwin: Ja. Sie suchen gerade?
Student: Ich suche momentan ein Zimmer, weil ich hier in München ein Prakti-
kum mache, suche ich kurzfristig … kurzfristig ein Zimmer. Ähm … aber
wenn man… man könnte sich auch beim Studentenwerk … erkundi-
gen3, die haben ziemlich … sehr viele Wohnangebote. Allerdings sind
1
so tun als wüsste man nichts: vorgeben, nichts zu wissen; sich unwissend stellen, obwohl man es in
Wirklichkeit weiß
2
das Wohnheim, -e: ein großes Haus mit vielen Zimmern, in denen z.B. Studenten wohnen können
3
sich erkundigen, erkundigte sich, hat sich erkundigt: fragen

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 41 – Studentenleben. Die Zimmersuche

die Zimmerzahlen in München momentan sehr begrenzt und deswegen


wird man wahrscheinlich nicht sofort ein Zimmer bekommen.

Ardhi: Liebe Hörerinnen und Hörer, was ist das Problem bei den Wohnangeboten des
Studentenwerks?

Aufgabe

Ardhi: „Die Zahl der Zimmer ist begrenzt.“ Es gibt also nicht für jeden sofort ein Zim-
mer, einfach, weil es nicht genügend gibt.
Anna: (ironisch) Na toll! Die armen Studenten! Und … wie ist es eigentlich in so ei-
nem Studentenwohnheim?
Ardhi: Weiß ich nicht, keine Ahnung.
Anna: Ich soll doch fragen!
Ardhi: Ach so … ja ja … ähm … hören wir dazu Christoph. Was könnte das bedeu-
ten: „multikulti“?

Christoph: Also es ist multikulti hoch drei, es ist bunt gemischt … Und hier zieht
einer aus und da zieht die nächste ein und ... Also, ich hab’ das eigent-
lich nur immer als großen Schmelztiegel4 in Erinnerung. Also, ich hatte
'ne Freundin, die da gewohnt hat, und es waren … hier waren Perser
und da waren Ukrainer und da sind Chinesen eingezogen und da sind
die Franzosen ausgezogen und da sind die Spanier dann gekommen
und ... also es war eine ganz tolle Sache, weil man eben auch viel Kon-
takt mit … ähm … Leuten von ganz woanders her hat.

Ardhi: Was meint Christoph, wenn er sagt: Es ist dort „multikulti“?

Aufgabe

Anna: Er meint, dass es international ist.


Ardhi: Man bekommt Kontakt zu Menschen aus aller Welt.
Anna: Und wenn man noch keinen Platz im Wohnheim hat? Wo sucht man dann?
Ardhi: Man muss sich privat ein Zimmer suchen.
Anna: Ist das nicht schwierig?
Ardhi: Christoph hat sehr schnell ein Zimmer gefunden und zwar so:

Christoph: Ähm … ich hab’ festgestellt5, es gibt im Internet eigentlich die besten
Angebote.

Ardhi: Und hier hat Christoph nachgeschaut: www.studenten-wg.de. Studenten aus


dem Ausland können sich bei den Studentenwerken auch nach dem Service-
paket erkundigen.

4
der Schmelztiegel, -: eigtl, ein Topf, in dem man etw. schmilzt, also flüssig macht, in dem sich auch
verschiedene Substanzen mischen; hier fig.: eine Situation, in der Menschen aus verschiedenen
Ländern zusammenleben
5
feststellen, stellte fest, hat festgestellt: herausfinden, bemerken, erkennen

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 41 – Studentenleben. Die Zimmersuche

Anna: Soll ich jetzt wieder die Frage stellen? - Was ist denn das Servicepaket?
Ardhi: Also: Im Servicepaket bekommt man ein bis zwei Semester6 lang ein Zimmer
in einem Wohnheim, kulturelle Angebote, Essen in der Mensa7, zum Teil auch
Sport- und Sprachkurse und auch andere Hilfen.
Anna: Und was kostet das?
Ardhi: Im Moment so zwischen 150 und 350 Euro im Monat.
Anna: Nicht schlecht!
Ardhi: Ja, wenn du überlegst … oft kostet allein das Zimmer schon 300 Euro. Und so
hat man alles zusammen.
Anna: Und wo findet man die Studentenwerke?
Ardhi: Man kann sich bei der Universität erkundigen. Oder …
Anna: ... man schaut ins Internet.
Ardhi: Genau. Unter: www.studentenwerke.de
Anna: Wobei kann das Studentenwerk denn noch helfen?
Ardhi: Zum Beispiel einen Job zu finden.
Anna: Aha.
Ardhi: Eine wichtige Organisation für Studenten ist auch noch der AstA.
Anna: Das ist die Vertretung der Studenten. Der AStA setzt sich für die Interessen
der Studenten ein und hilft ihnen.
Ardhi: Ausländische Stundenten können sich hier nach allem erkundigen: Visum, Fi-
nanzen, aber auch Tipps für Kultur, Kontakte und so weiter. Am besten sucht
man unter dem Stichwort „ASTA“ im …
Anna: … Internet.
Ardhi: (eifrig) Und hier noch eine wichtige ...
Anna: (trocken) Internetadresse?
Ardhi: Speziell für ausländische Studenten gibt es noch Informationen unter:
www.internationale-studierende.de
Anna: Aber jetzt reicht´s mit den Adressen.
Ardhi: Und hier noch ein Tipp einer Informatik-Studentin, wenn man mal nicht weiter
weiß:

Studentin: Ansonsten: einfach fragen, fragen. Wenn man sich viel an der Universi-
tät aufhält, dann lernt man auch die Leute kennen und so kriegt man
die ganzen Informationen am besten mit.

Anna: Wie spricht man die anderen Studenten an? Mit „du“ oder „Sie“?
Ardhi: Was meinen Sie, liebe Hörerinnen und Hörer?

Aufgabe

Ardhi: Normalerweise spricht man andere Studenten mit „du“ an.


Anna: Und Professoren spricht man am besten so an: „Frau“ oder „Herr Professor“
und dazu den Namen.
Ardhi: Noch Fragen?
Anna: Nein, nein, nein, die Zahl meiner Fragen ist begrenzt.

6
das Semester, -: ein halbes Studienjahr
7
die Mensa, die Mensen: Ort, wo Studenten billig essen können, wie eine Kantine

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 41 – Studentenleben. Die Zimmersuche

Ardhi: Na dann - die Wiederholung.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Man kann sich beim Studentenwerk erkundigen.

Ardhi: Man kann sich beim Studentenwerk erkundigen.

Anna: Die Zahl der Zimmer ist begrenzt.

Ardhi: Die Zahl der Zimmer ist begrenzt.

Anna: Die besten Angebote gibt es im Internet.

Ardhi: Die besten Angebote gibt es im Internet.


Bis zum nächsten Mal!
Anna: Tschüs!

Ardhi: Du, Anna?


Anna: Hm?
Ardhi: Was hat dir denn in deinem Studium eigentlich am besten gefallen?
Anna: Hm … die Studenten.
Ardhi: So, so. Na gut, dass ich da nicht dabei war.
Anna: (lacht)

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 42 – Rollentausch

Anna: Hallo, herzlich willkommen!


Ardhi: Herzlich willkommen bei: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören: „Rollentausch“. Liebe Hörerinnen und Hörer, Sie fragen sich jetzt si-
cher, was dieser Titel bedeutet.
Ardhi: Der Rollentausch - die Rollen tauschen.
Anna: Rollen gibt es im Theater, zum Beispiel: Er spielt die Rolle des Hamlet.
Ardhi: „Rolle“ ist aber auch ein Wort aus der Soziologie, der Wissenschaft vom sozialen
Leben.
Anna: In der Soziologie sagt man, dass jeder Mensch verschiedene Rollen im Leben
hat.
Ardhi: Eine Frau hat zum Beispiel in einer Familie die Rolle der Mutter, der Hausfrau und
der Freundin des Mannes.
Anna: Und ihr Mann hat zum Beispiel diese Rollen: Er ist Vater, Partner der Frau und
er verdient das Geld. Wir wollen Ihnen heute ein Ehepaar vorstellen: Conny und
ihren Mann Bernd.
Ardhi: Conny und Bernd sind seit sechs Jahren verheiratet und haben drei kleine Kinder.
Eigentlich eine ganz normale Familie.
Anna: Aber etwas ist anders bei ihnen:
Ardhi: Conny und Bernd haben die Rollen in der Familie getauscht. Conny, die Frau,
geht in die Arbeit und verdient das Geld. Und Bernd, der Mann, ist zu Hause.
Anna: Er ist zu Hause und macht dort alle Arbeiten. Zum Beispiel: die Kinder waschen
und anziehen, Essen machen, Geschirr spülen, putzen ...
Ardhi: Kurz gesagt: Er kümmert sich um die Kinder und um den Haushalt. „Sich küm-
mern um jemanden oder etwas.“
Anna: So etwas ist auch heute noch ungewöhnlich. Was würden Sie Conny und Bernd
gerne dazu fragen?

Aufgabe

Ardhi: Hören wir nun Conny und Bernd selbst.


Anna: Warum haben sie die Rollen getauscht?

Marion: Conny, du gehst in die Arbeit und verdienst das Geld und du, Bernd, küm-
merst dich um die Kinder und um den Haushalt. Warum habt ihr die Rollen
getauscht?
Conny: Weil ich unbedingt wieder arbeiten wollte.
Bernd: Ja, der Hauptgrund war, Conny wollte arbeiten und ich finde, dass sie auch
die Möglichkeit haben muss, arbeiten zu können. Ich habe die ganze Zeit
gearbeitet, während Conny unser erstes Kind, die Amanda, zu Hause be-
treut hat. Und jetzt muss sie eine Chance haben, finde ich.

Anna: Warum haben Conny und Bernd die Rollen getauscht?

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 42 – Rollentausch

Aufgabe

Ardhi: Weil Conny wieder arbeiten wollte.


Anna: Conny wollte „unbedingt“ wieder arbeiten.
Ardhi: Das bedeutet: Es war ihr sehr wichtig, wieder zu arbeiten.
Anna: Sie wollte unbedingt wieder arbeiten. Liebe Hörerinnen und Hörer, wie reagieren
Sie eigentlich auf den Rollentausch von Conny und Bernd? Finden Sie es normal
oder sind Sie erstaunt? Finden Sie es schlecht oder finden Sie es toll?
Ardhi: Wie reagieren Sie?

Aufgabe

Ardhi: Ich finde es toll. Also, ich bin fast ein bisschen neidisch1 auf Bernd.
Anna: Neid? Warum?
Ardhi: Ich würde auch gerne zu Hause bei den Kindern bleiben. Aber Frauen wollen
meistens, dass der Mann das Geld verdient.
Anna: Das glaube ich gar nicht, dass die meisten Frauen so denken. Aber, Ardhi, ich
bin wirklich erstaunt ... ja, ich bin überrascht.
Ardhi: Du bist erstaunt? Warum?
Anna: Ich dachte immer, alle Männer wollen arbeiten und Karriere machen. Aber das
stimmt gar nicht.
Ardhi: Na ja, es gibt eben auch andere Männer.
Anna: Hören wir jetzt, wie andere Leute reagieren, wenn sie von dem Rollentausch hö-
ren

Marion: Es ist ja ungewöhnlich, was ihr da macht. Wie reagieren denn die anderen
Leute in eurer Umgebung darauf? Was sagen die so dazu?
Conny: Ganz unterschiedlich. Da war Erstaunen und Ungläubigkeit und dann auch
so was wie Neid da. Neid bei den Männern, dass sie gesagt haben: Ei-
gentlich toll, zu Hause zu bleiben und nicht zu arbeiten. Und Neid auch bei
den Frauen, die gesagt haben: Toll, du musst nicht auf deine Karriere ver -
zichten.

Anna: Na, reagieren die Leute ähnlich wie Sie? Oder ganz anders?
Ardhi: Die Reaktion der Leute war: Erstaunen – „das Erstaunen“.
Anna: Kennen Sie das Adjektiv dazu?

Aufgabe

Ardhi: „Erstaunt.“ Die Leute sind erstaunt, dass Conny und Bernd die Rollen getauscht
haben. Das kommt nicht so oft vor. Dann war da noch: „der Neid“
Anna: Kennen Sie das Adjektiv?
1
neidisch sein, auf jdn.: ein anderer hat etw., was man auch will: man ist neidisch auf ihn

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 42 – Rollentausch

Aufgabe

Ardhi: „Neidisch.“ Die Frauen sind neidisch auf Conny, denn sie würden auch gerne ar-
beiten.
Anna: Und noch eine Reaktion hat Conny genannt:
Ardhi: „Die Ungläubigkeit.“
Anna: Wie könnte dazu das Adjektiv sein:
Ardhi: „Die Ungläubigkeit“?

Aufgabe

Ardhi: „Ungläubig.“
Anna: Sie kennen sicher das Verb, das darin steckt:
Ardhi: „Glauben.“ Die Leute können nicht glauben, dass Bernd zu Hause ist.
Anna: Sie reagieren ungläubig.
Ardhi: Hören wir die Reaktionen der Leute noch mal.
Anna: Achten Sie diesmal besonders auf Folgendes:
Ardhi: Was sagen die Frauen zu Conny?

Conny: Da war Erstaunen und Ungläubigkeit und dann auch so was wie Neid da.
Neid bei den Männern, dass sie gesagt haben: Eigentlich toll, zu Hause zu
bleiben, nicht zu arbeiten. Und Neid auch bei den Frauen, die gesagt ha-
ben: Toll, du musst nicht auf deine Karriere verzichten.

Anna: Die Frauen sagen zu Conny: „Toll, du musst nicht auf deine Karriere verzichten.“
Ardhi: „Auf etwas verzichten“ bedeutet: Etwas nicht machen, was man gerne machen
würde.
Anna: Aber Conny muss nicht auf ihre Karriere verzichten. Sie kann Karriere machen.
Also: sie kann in ihrer Arbeit viel Erfolg haben.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Ardhi: Die Wiederholung.

Anna: Conny wollte unbedingt wieder arbeiten.

Ardhi: Conny wollte unbedingt wieder arbeiten.

Anna: Bernd kümmert sich um die Kinder.

Ardhi: Bernd kümmert sich um die Kinder.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 42 – Rollentausch

Anna: Conny muss nicht auf ihre Karriere verzichten.

Ardhi: Conny muss nicht auf ihre Karriere verzichten.

Anna: Tschüs, bis zum nächsten Mal.


Ardhi: Tschüs.

Anna: Du, Ardhi, du würdest also auf deine Karriere verzichten?


Ardhi: Ja. Ich würde wirklich lieber zu Hause bleiben.
Anna: Also, ich würde lieber arbeiten.
Ardhi: Ja, dann wären wir ja das ideale Paar! Allerdings ... ich hätte dann kein eigenes
Geld ...
Anna: Tja, wenn du mich ganz lieb bittest, bekommst du Geld von mir - vielleicht ...
Ardhi: Na also, nein, dann lieber nicht!

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 43 – Ardhi und der Kindergarten

Anna: Hallo. Hier ist:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland.“ Sie hören die Folge: „Ardhi und der Kindergarten“.
(für sich) Was? Wer nur immer diese Titel aussucht …
Anna: Wir sind auch heute wieder zu Gast bei Conny und Bernd, einem Ehepaar,
das die Rollen1 in der Familie getauscht hat. Und das bedeutet:
Ardhi: Die Frau, Conny, arbeitet und verdient das Geld.
Anna: Und der Mann, Bernd, ist zu Hause. Er kümmert sich um die drei kleinen Kin-
der und um den Haushalt.
Ardhi: Früher war Conny zu Hause und hat sich um Amanda gekümmert. Das ist die
älteste Tochter. Aber dann wollte Conny wieder arbeiten.
Anna: Conny erzählt nun, was sie besonders gut an ihrer neuen Situation findet. Was
ist das Wichtigste an dem, was Conny sagt?

Conny: Ich geh’ morgens aus dem Haus und kann dann den ganzen Tag an die
Arbeit denken. Ich muss nicht daran denken: Hm ... vielleicht hat die
Amanda Husten, vielleicht soll ich doch den Arzt anrufen? Oder: Ah,
jetzt muss sie aber schlafen und dann muss ich gleichzeitig noch das
und das machen und die Wäsche aufhängen … Ich kann den ganzen
Tag nur an die Arbeit denken. Und abends komm’ ich zurück. Das ist
ganz schön. Ich muss mich nicht auf zwei und drei Sachen konzentrie-
ren, sondern nur auf eine.

Anna: Denken Sie bitte kurz nach: Wie haben Sie gemerkt, was „das Wichtigste“ ist?

Aufgabe

Anna: Vielleicht haben Sie gemerkt, dass Conny das Gleiche mehrmals sagt. Oder
Sie haben gemerkt, dass Conny bestimmte Wörter stark betont, also etwas
lauter und kräftiger spricht.
Ardhi: Hören Sie bitte Conny noch mal und achten Sie wieder auf das Wichtigste.

Conny: Ich geh’ morgens aus dem Haus und kann dann den ganzen Tag an die
Arbeit denken. Ich muss nicht daran denken: Hm ... vielleicht hat die
Amanda Husten, vielleicht soll ich doch den Arzt anrufen? Oder: Ah,
jetzt muss sie aber schlafen und dann muss ich gleichzeitig noch das
und das machen und die Wäsche aufhängen … Ich kann den ganzen
Tag nur an die Arbeit denken. Und abends komm’ ich zurück. Das ist
ganz schön. Ich muss mich nicht auf zwei und drei Sachen konzentrie-
ren, sondern nur auf eine.

Anna: Na, das Wichtigste gehört?

1
die Rolle, -n: hier: die Funktion, die Aufgabe, die man hat

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 43 – Ardhi und der Kindergarten

Aufgabe

Ardhi: Conny kann den ganzen Tag an die Arbeit denken. Sie muss nicht an die Kin-
der und den Haushalt denken.
Anna: Das heißt: Sie kann sich auf eine Sache konzentrieren.
Ardhi: Sie kann „an die Arbeit denken“. Oder: Sie kann „sich auf die Arbeit konzent-
rieren“.
Ardhi: Conny findet jedenfalls diese Lösung gut.
Anna: „Die Lösung“, „etwas lösen“: Zum Beispiel: eine Mathematikaufgabe lösen.
Ardhi: Oder: „ein Problem lösen“.
Anna: Das Problem war: Conny wollte wieder arbeiten, aber: wohin mit den Kindern?
Die Lösung war: Bernd bleibt zu Hause.
Ardhi: Bernd ist auch zufrieden mit dieser Lösung. Er findet sie auch gut.
Anna: Warum findet Bernd diese Lösung gut?

Marion: Und wie ist das für dich, Bernd, bist du auch zufrieden mit dieser Lö-
sung?
Bernd: Also, ich bin zufrieden mit dieser Lösung. Ich fühl’ mich auch sehr
glücklich, so viel Zeit für die Kinder zu haben, auch viel mehr Zeit für
mich zu haben ...

Anna: Warum ist Bernd zufrieden mit dieser Lösung?

Aufgabe

Ardhi: Weil er jetzt mehr Zeit hat, für sich und für seine Kinder.

Marion: Und wie ist das für dich, Bernd, bist du auch zufrieden mit dieser Lö-
sung?
Bernd: Also, ich bin zufrieden mit dieser Lösung. Ich fühl’ mich auch sehr
glücklich, so viel Zeit für die Kinder zu haben, auch viel mehr Zeit für
mich zu haben ...

Anna: Amanda, die Älteste, geht schon in den Kindergarten. Bernd hat sie gefragt,
ob sie es schön findet, dass er sie in den Kindergarten bringt.

Amanda: Ja, ich … ich find's schön, dass … dich in Kindergarten bring mich ...

Anna: Amanda ist klein. Sie macht noch Fehler. Wie würde man das richtig sagen?
Ardhi: Ja, ich finde es schön, dass du …

Aufgabe

Ardhi: Ja, ich finde es schön, dass du mich in den Kindergarten bringst.
Anna: Das hast du aber schön gesagt, kleiner Ardhi!

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 43 – Ardhi und der Kindergarten

Ardhi: Ha ha, sehr witzig!


Anna: Ardhilein, magst du jetzt vielleicht ein paar Ausdrücke wiederholen?
Ardhi: Nein!
Anna: (für sich) Ein schwieriges Kind. Gut, dann eben nicht.
Ardhi: Doch!!!
Anna: Na also, geht doch.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Conny kann den ganzen Tag an die Arbeit denken.

Ardhi: Conny kann den ganzen Tag an die Arbeit denken.

Anna: Sie muss sich nicht auf zwei, drei Sachen konzentrieren.

Ardhi: Sie muss sich nicht auf zwei, drei Sachen konzentrieren.

Anna: Bernd ist zufrieden mit dieser Lösung.

Ardhi: Bernd ist zufrieden mit dieser Lösung.

Anna: Jetzt singt Amanda für Sie noch ein bekanntes Lied.

Amanda: Alle meine Entchen


schwimmen auf dem See,
schwimmen auf dem See,
Köpfchen in das Wasser,
Schwänzchen in die Höh’.

Anna: Tschüs, bis zum nächsten Mal.


Ardhi: Tschüs.

Ardhi: Kommst du mit in den Kindergarten?


Anna: Nö, ich will nicht!
Ardhi: Ach, komm doch mit!
Anna: Will aber nich! Will aber nich! So ein Kindergarten!!!
Ardhi: Und das soll eine seriöse Sendung sein!

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 44 – Ladies first

Anna: Hallo.
Ardhi: Hallo.
Anna: Hier ist:
Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Mit der Folge: „Ladies first“.
Anna: Conny, Bernd und ihre drei kleinen Töchter sind eigentlich eine ganz normale
Familie. Aber etwas ist anders:
Ardhi: Conny, die Frau, geht in die Arbeit. Und ihr Mann, Bernd, ist zu Hause, bei den
Kindern.
Anna: Das ist immer noch etwas Besonderes, etwas Ungewöhnliches.
Ardhi: Deshalb wollen wir heute über „Rollenbilder“ sprechen.
Anna: Rollen – das sind in der Soziologie die verschiedenen Funktionen1, die ein
Mensch hat.
Ardhi: In der Soziologie ist es zum Beispiel auch eine Rolle, eine Frau oder ein Mann
zu sein. Tja …
Anna: Von jeder Rolle hat man ein bestimmtes Bild, also wie man in dieser Rolle sein
soll. Das nennt man „Rollenbild“.
Ardhi: Man hat solche „Rollenbilder“ natürlich auch von Männern und Frauen.
Anna: Du meinst: von Frauen und Männern. Die Frauen kommen zuerst. Ladies first!
Ardhi: Ja, also: Bei uns geht es heute darum: Was ist für uns männ... äh … weiblich
und was männlich?
Anna: Du, Ardhi, warum heißt es eigentlich „weiblich“? Das Substantiv ist doch
„Frau“.
Ardhi: „Weiblich“ kommt von „Weib“. Das ist das alte Wort für „Frau“.
Anna: Ach stimmt.
Ardhi: Es gibt „die Frau“ und „weiblich“. Und es gibt „das Weib“ und dazu das Adjek-
tiv „weibisch“ – das hat aber heute eine negative Bedeutung.
Anna: „Weibisch“ ist: Wenn ein Mann etwas tut, was (ironisch) „richtige Männer“ nor-
malerweise nicht tun.
Ardhi: Das Wort „weiblich“ ist dagegen neutral oder positiv.
Anna: Was ist für Sie „weiblich“? Was assoziieren Sie mit „Frau“?

Aufgabe

Anna: „Weiblich“ … äh … intuitiv und sensibel.


Ardhi: Intuitiv und sensibel – (zweifelnd) Ah ja. Und was ist für Sie „männlich“, liebe
Hörerinnen und Hörer?

Aufgabe

Ardhi: „Männlich“: ähm … aktiv und … selbstbewusst.


Anna: Aktiv und selbstbewusst – (zweifelnd) Ah ja. Und nun das Interview mit Conny.
Ardhi: Aber wir wollten doch zuerst Bernd hören!
Anna: Ich finde es aber besser, wenn Conny zuerst kommt. Also bitte.
Ardhi: Aber ...
1
die Funktion, -en: hier: die Aufgabe

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 44 – Ladies first

Anna: Also: Conny geht in die Arbeit und Bernd ist bei den Kindern zu Hause. Davon
erzählt Conny jetzt.

Conny: Und manchmal sagen mir Frauen: „Ja, aber kann dein Mann das denn?
Kocht er denn den Kindern was Vernünftiges zu essen? Und zieht er
die auch warm genug an?“ Dann merk’ ich, wie viele Frauen das ihren
Männern gar nicht zutrauen, vielleicht. Denn daran denk’ ich nie.

Ardhi: Na toll! Wir haben nichts erklärt. Unsere Hörer haben wahrscheinlich nichts
verstanden.
Anna: Sie haben bestimmt fast alles verstanden. Stimmt’s?
Ardhi: Aber sie haben vielleicht nicht verstanden, was das heißt: „jemandem etwas
zutrauen“.
Anna: So? Du meinst sie haben das nicht verstanden? Du traust ihnen ja nicht viel
zu!
Ardhi: Doch ich traue ihnen viel zu – ich weiß, dass sie gut in Deutsch sind. Wenn sie
Conny jetzt noch mal hören, werden sie bestimmt verstehen, was das heißt:
„jemandem etwas zutrauen“.

Conny: Und manchmal sagen mir Frauen: „Ja, aber kann dein Mann das denn?
Kocht er denn den Kindern was Vernünftiges zu essen? Und zieht er
die auch warm genug an?“ Dann merk’ ich, wie viele Frauen das ihren
Männern gar nicht zutrauen, vielleicht. Denn daran denk’ ich nie.

Ardhi: Viele Frauen glauben also nicht, dass ein Mann gut für die Kinder sorgen
kann. Sie trauen es einem Mann nicht zu. Schade!
Anna: Hören wir jetzt, was Bernd dazu meint.
Ardhi: Ähm, wollten wir nicht vorher über die Umfrage sprechen?
Anna: Ich finde es aber jetzt besser, wenn wir gleich Bernd hören.
Ardhi: Dann mag ich nicht mehr!
Anna: Sei doch nicht albern!
Ardhi: (seufzt) Ach … Frauen sind intuitiv und sensibel.
Anna: (seufzt) Und Männer sind aktiv und selbstbewusst.
Anna + Ardhi: Ach ja!
Anna: Na gut, dann eben zuerst die Umfrage …
Ardhi: Ja. 75 Prozent der Männer finden es gut, wenn ein Mann zu Hause bleibt, bei
den Kindern. Aber nur 2 Prozent aller Männer machen es auch.
Anna: Warum bleiben so wenige Männer zu Hause, bei den Kindern?
Ardhi: Bernd wird gleich zwei Gründe sagen, zwei Faktoren.
Anna: Hören Sie nun Bernd.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 44 – Ladies first

Bernd: Es ist einmal ein materieller Punkt. Frauen verdienen weniger. Frauen
sind in der Regel in den schlechteren Positionen, haben nicht die Kar-
rieremöglichkeiten, die Männer haben. Äh, das ist ein ganz wichtiger
und wesentlicher Faktor. Der andere ist das Rollenbild, das Männer von
sich haben. Ein Mann, der Wäsche wäscht, der Essen kocht, der ein-
kauft, der Kindern den Popo sauber macht, das stimmt nicht immer
überein mit dem Bild, das Männer von sich haben. Es ist also eine Anti-
Macho-Welt ... und viele erfahren das auch als weibisch, als ... ja, un-
männlich. Ich denke, dass das so die Hauptfaktoren sind.

Anna: Der eine Grund ist: Die Frau verdient oft weniger Geld als der Mann.
Ardhi: Der andere Grund ist: Die Männer denken, dass sie nicht mehr männlich wir-
ken, wenn sie die Hausarbeit machen. Das Rollenbild von einem Mann ist an-
ders.
Anna: Können Sie die beiden Gründe noch mal mit eigenen Worten sagen?

Aufgabe

Anna: Man kann es zum Beispiel so sagen:


Ardhi: Erster Punkt: Frauen verdienen weniger. Zweiter Punkt: Viele Männer finden
es unmännlich, zu Hause zu bleiben.
Anna: Oder:
Ardhi: Erstens: Materieller Grund. Zweitens: Rollenbild eines Mannes.
Anna: Bernds Satz war ungefähr so:
Ardhi: Ein Mann, der sich um die Kinder kümmert – „das stimmt nicht überein mit
dem Bild, das viele Männer von sich haben.“
Anna: Anders gesagt:
Ardhi: Das passt nicht zu dem Bild, das viele Männer von sich haben.
Anna: Was kann denn das für ein Bild sein? Äh … Macho? Einsamer Cowboy? Oder
... was gibt es denn noch für Helden2?

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Die Wiederholung.


Sie trauen es ihren Männern nicht zu.

Ardhi: Sie trauen es ihren Männern nicht zu.

Anna: Was ist für Sie „weiblich“?

Ardhi: Was ist für Sie „weiblich“?

Anna: Ein materieller Grund.

Ardhi: Ein materieller Grund.


2
der Held, -en: eine mutige Person, die andere Menschen rettet; Anna verwendet das Wort hier iro-
nisch

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 44 – Ladies first

Anna: Das stimmt nicht mit dem Bild überein.

Ardhi: Das stimmt nicht mit dem Bild überein.

Anna + Ardhi: Tschüs!

Ardhi: Äh … Ladies first.


Anna: Nein, nein, du zuerst.
Ardhi: Nein du, du bist doch ...
Anna: Na, mach schon, du zuerst.
Ardhi: Nein ...
Anna: Also, okay.
Anna + Ardhi: Tschüs!

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 45 – Arbeit, Alltag und so weiter

Ardhi: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer. Herzlich willkommen zu: „Grüße aus
Deutschland“.
Anna: Sie hören heute:
Ardhi: (liest) „Arbeit, Alltag und so weiter.“ (murmelt) Ach du liebe Zeit!
Anna: Conny und Bernd sind verheiratet und haben drei kleine Kinder. Weil Conny
gern wieder arbeiten wollte, haben sie beschlossen, dass Bernd, der Mann, zu
Hause bei den Kindern bleibt. Liebe Hörerinnen und Hörer, was würden Sie
lieber machen? Würden Sie lieber zu Hause bleiben oder würden Sie lieber in
die Arbeit gehen?

Aufgabe

Ardhi: Ich würde lieber zu Hause bleiben.


Anna: Würde dir die Arbeit nicht fehlen?
Ardhi: Nein, ich glaube nicht, dass ich die Arbeit vermissen würde.
Anna: Ich glaube, ich würde die Arbeit vermissen. Und die Kollegen würden mir auch
fehlen.
Ardhi: „Ich vermisse etwas oder jemanden“. Das bedeutet: Etwas oder jemand fehlt
mir. (schüchtern) Du, Anna, vermisst du mich, wenn … wenn ich mal nicht da
bin, meine ich.
Anna: Also, Ardhi, du würdest mir sehr fehlen …
Ardhi: (erleichtert) Das wollte ich hören.
Anna: Wen sollte ich sonst ärgern?
Ardhi: Einen Charme hat diese Frau!
Anna: Äh … liebe Hörerinnen und Hörer, Bernd, Connys Mann ist also zu Hause, bei
den Kindern. Fragen Sie ihn doch bitte, ob er die Arbeit vermisst.

Aufgabe

Bernd: Im Augenblick vermisse ich die Arbeit noch nicht. Aber vielleicht hängt
das damit zusammen, dass ich erst ein halbes Jahr jetzt zu Hause bin.
Äh … vielleicht, wenn du die Frage in einem Jahr noch einmal stellst …
äh, würde ich anders antworten und sagen: Ja, ab und zu würd’ ich
doch ganz gerne auch … äh … wieder arbeiten. Aber im Augenblick
genieße ich die andere Welt, die ich früher eben nur abends, eine
Stunde und am … äh … Wochenende gehabt habe … Und das ist in
zwischen mein Alltag und das find’ ich schön.

Anna: Vermisst Bernd die Arbeit?

Aufgabe

Ardhi: Nein. Er vermisst die Arbeit nicht.


Anna: Genauer gesagt:
Ardhi: Im Augenblick vermisst er die Arbeit noch nicht.
Anna: Er hat gesagt:

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 45 – Arbeit, Alltag und so weiter

Ardhi: „Im Augenblick genieße ich die andere Welt.“


Anna: Das bedeutet: Er hat Freude an der „anderen Welt“ … „Die andere Welt“ - das
klingt wie der Titel von einem Science-Fiction-Roman …
Ardhi: Hm … so wie: „Abenteuer auf dem Mars“ oder: „Leben in einer anderen Gala-
xie“…
Anna: Was könnte man noch sagen für „andere Welt“? Was meint Bernd damit?

Bernd: Im Augenblick vermisse ich die Arbeit noch nicht. Aber vielleicht hängt
das damit zusammen, dass ich erst ein halbes Jahr jetzt zu Hause bin.
Äh … vielleicht, wenn du die Frage in einem Jahr noch einmal stellst …
äh, würde ich anders antworten und sagen: Ja, ab und zu würd’ ich
doch ganz gerne auch … äh … wieder arbeiten. Aber im Augenblick
genieße ich die andere Welt, die ich früher eben nur abends, eine
Stunde und am … äh … Wochenende gehabt habe … Und das ist in
zwischen mein Alltag und das find’ ich schön.

Ardhi: „Ich genieße die andere Welt.“


Anna: Was meint Bernd wohl damit?

Aufgabe

Ardhi: „Die andere Welt“ – das ist das Familienleben. Das ist das Leben mit den Kin-
dern.
Anna: Das Leben zu Hause.
Ardhi: Normalerweise sind die Männer nur abends und am Wochenende zu Hause.
Anna: Für Bernd ist jetzt das Leben zu Hause sein „Alltag“.
Ardhi: „Der Alltag“ - das ist das tägliche Leben.
Anna: Also die Arbeit, der Haushalt, das, was man jeden Tag macht.
Ardhi: Mögen Sie Ihren Alltag? Ist er interessant? Oder stressig? Oder ist er langwei-
lig?
Anna: Sagen Sie einfach spontan alles, was Ihnen dazu einfällt.

Aufgabe

Ardhi: Also „Alltag“: äh ... grau, langweilig. Stress in der Arbeit. Wann kommt endlich
das Wochenende? Jeden Tag das Gleiche ...
Anna: Stopp! Das ist ja deprimierend!
Ardhi: Ja, das finde ich auch.
Anna: Kannst du auch anders?
Ardhi: Wie anders?
Anna: Kannst du deinen Alltag auch positiv sehen?
Ardhi: Positiv? Positiv … (räusper) … also: „Alltag“: … hm … bunt, interessant und
vielfältig. Spannend wie ein Krimi! Ich bin zufrieden mit meiner Arbeit und …
Anna: (entzückt) „Bunt, vielfältig, spannend“ - Na fühlst du dich nicht gleich viel woh-
ler?
Ardhi: (nicht sehr überzeugt) Ja ja.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 45 – Arbeit, Alltag und so weiter

Ardhi: Wir haben auch Conny gefragt, wie sie ihren Alltag findet. Sie ist jetzt den
ganzen Tag in der Arbeit.

Conny: Jetzt ist mein Leben viel … viel bunter, viel vielfältiger und ich merk’
auch, ich bin viel zufriedener, viel ausgeglichener. Und ich hab’ auch
mehr Energie als ich’s früher hatte, viel mehr.

Ardhi: Und auch Bernd findet seinen Alltag spannend und vielfältig.
Anna: Das bedeutet: aufregend und abwechslungsreich.
Ardhi: Er erzählt jetzt von Leonie. Das ist eine seiner Töchter. Sie ist ein Jahr alt.
Was hat Leonie zum ersten Mal in ihrem Leben gemacht?

Bernd: Ich kann auch immer spannende Sachen erzählen. Heute, zum Bei
spiel, hab’ ich erzählen können, dass Leonie drei oder vier Schritte ge-
laufen ist. Zum ersten Mal in ihrem Leben. Na, das ist spannend!

Anna: Was hat Leonie zum ersten Mal in ihrem Leben gemacht?
Ardhi: Sie ist …

Aufgabe

Ardhi: Sie ist zum ersten Mal in ihrem Leben gelaufen. Na, das ist wirklich spannend!
Anna: Und wir machen jetzt – nicht zum ersten Mal in unserem Leben ...
Ardhi: ... und bestimmt nicht zum letzten Mal - die Wiederholung.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Bernd vermisst die Arbeit nicht.

Ardhi: Bernd vermisst die Arbeit nicht.

Anna: Ihm fehlt die Arbeit nicht.

Ardhi: Ihm fehlt die Arbeit nicht.

Anna: Er genießt die andere Welt.

Ardhi: Er genießt die andere Welt.

Anna: Sein Alltag ist spannend.

Ardhi: Sein Alltag ist spannend.

Anna: Und jetzt hören Sie ein Lied von Amanda, der ältesten Tochter.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 45 – Arbeit, Alltag und so weiter

Amanda (singt): Fuchs, du hat die Gans gestohlen.


Gib sie wieder her,
Gib sie wieder her!
Sonst wird dich der Jäger holen,
mit dem Schießgewehr.
Sonst wird dich der Jäger holen,
mit dem Schießgewehr.

Anna: Tschüs.
Ardhi: Tschüs.

Ardhi: Du, Anna, weißt du, was ich jetzt mache?


Anna: Nö.
Ardhi: Ich geh’ jetzt in die Arbeit.
Anna: Du bist doch hier in der Arbeit.
Ardhi: Ja schon, aber ich fühl’ mich hier wie zu Hause.
Anna: Ja gut, dann geh arbeiten, koch was und ruf mich an, wenn das Essen fertig
ist. Tschüs!

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 46 – Der Faschingsverein

Anna: Hallo, herzlich willkommen zu ...


Ardhi: Ja, herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer! Wir begrüßen Sie wieder
sehr herzlich zu ... „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Liebe Hörerinnen und Hörer, wenn Sie sich jetzt fragen: „Spinnen1 die jetzt to-
tal?“, dann haben Sie in gewisser Weise sogar Recht.
Ardhi: Ja, liebe Hörerinnen und Hörer, unser Thema ist nämlich … ähm … wir sind
heute bei einem Faschingsverein und … Dürfte ich mal um Ruhe bitten? Ah,
wunderbar!
Anna: Ja, dann darf ich Ihnen erst mal Herrn Huber vorstellen: Er ist Vorsitzender2
eines „Faschingsvereins“ – wir werden Ihnen gleich erklären, was das ist.

Huber : Helau, liebe Hörerinnen und Hörer!

Ardhi: Helau, äh, hallo, Herr Huber. Helau ist ein Gruß, den man während des Fa-
schings sagt.
Anna: „Der Fasching“, so heißt das Fest hier im Süden von Deutschland. In anderen
Gegenden heißt es auch „der Karneval“.
Ardhi: Man feiert Karneval am Ende des Winters, vor der Fastenzeit. Und die beginnt
40 Tage vor Ostern. Ostern ist das höchste christliche Fest.
Anna: Und „Fasten“ bedeutet: Nichts oder weniger essen. Fasten gibt es in den meis-
ten Religionen.
Ardhi: Aber auch in Frauenzeitschriften. Da heißt es dann: „eine Diät machen“.
Anna: Im Christentum jedenfalls war der Karneval eine Möglichkeit, vor der Diät …
äh vor dem Fasten noch mal so richtig zu feiern und viel zu essen.
Ardhi: Das ist aber nur ein Aspekt vom Karneval, der christliche. Aber ursprünglich ist
das ein heidnisches Fest.
Anna: „Ein heidnisches Fest“, das ist ein Fest aus der Zeit vor dem Christentum.
Ardhi: Man hat sich im Februar scheußliche3 Masken aufgesetzt und viel Lärm ge-
macht, um den Winter zu vertreiben. Der Fasching ist auch heute noch laut,
wie Sie hören.
Anna: Und es hilft. Der Winter geht und der Frühling kommt.
Ardhi: Diese Tradition, mit den scheußlichen Masken und so, gibt es in manchen Ge-
genden heute noch.
Anna: Und sonst verkleidet man sich. „Sich verkleiden“.
Ardhi: Jemand verkleidet sich zum Beispiel als Clown: Er zieht eine viel zu große Ho-
se an, bemalt sein Gesicht und setzt eine rote Nase aus Plastik auf.
Anna: Apropos rote Nase: Herr Huber, Sie tragen eine blaue Nase …

Huber: Ja, und 'ne blaue Mütze und 'ne Jacke mit silbernen Knöpfen.

Anna: Und … ähm … als was sind Sie verkleidet?

1
spinnen, spinnt, spann, hat gesponnen: hier ugs. für: verrückt sein
2
der/die Vorsitzende, -n: Chef, Leiter
3
scheußlich: hässlich, fürchterlich

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 46 – Der Faschingsverein

Huber: Ja, das ist die Verkleidung von unserem Faschingsverein. Wir tragen
alle die blaue Nase und die blaue Mütze.

Ardhi: Herr Huber, Sie sind ja auch Vorsitzender dieses Faschingsvereins, also der
Chef …

Huber: Ja, „der Chef“, das ist gut … wenn’s nur so wär ... (er lacht)

Ardhi: Ein Verein, das ist glaub´ ich, etwas typisch Deutsches.
Anna: Ja, so zirka 60 Prozent der Deutschen sind in einem Verein. Sie sind Mitglie-
der eines Vereins, also: Sie gehören zu einem Verein. Und ein Verein …
Ardhi: Das ist eine Gruppe, die sich regelmäßig trifft. Es gibt eigentlich für fast alles
einen Verein, zum Beispiel den Tierschutzverein …
Anna: „Den Tierschutzverein“ - ähm … das ist ein Verein zum Schutz der Tiere.
Ardhi: Es gibt Gesangs- und Sportvereine …
Anna: … und Faschingsvereine.

Huber: Ja, unser Verein heißt „Frohsinn“.

Ardhi: „Der Frohsinn“ … so, so. Das ist ein … ein etwas altmodisches Wort für: die
Fröhlichkeit. Ja, Herr Huber, man sieht ja auch, dass Sie fröhlich sind, mit die-
ser blauen Nase und so …

Huber: Früher hatten wir ja rote Nasen …

Anna: … und rote Hüte?

Huber: Woher wissen Sie das? Ja, manche aus unserem Verein tragen noch
die roten Nasen, aber sehr viele schon die blauen.

Anna: Aber in der Fastenzeit tragen Sie dann keine Nasen und Mützen mehr?

Huber: Nein, auf keinen Fall.

Ardhi: Und … was macht ein Faschingsverein so?

Huber: Wir organisieren Faschingsfeste, was denn sonst?

Anna: Und was gibt es da alles bei diesen Festen?

Huber: Zuerst mal viel Musik. Und dann kommt unser Prinzenpaar.

Anna: Der Prinz – das ist der Sohn eines Königs. So wie … Prinz Charles von Eng-
land, zum Beispiel.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 46 – Der Faschingsverein

Ardhi: Das Prinzenpaar im Fasching, das sind ein Mann und eine Frau, die sich als
Prinz und Prinzessin verkleidet haben.
Anna: Das ist aber noch nicht alles.

Huber: Und Mitglieder von uns halten die Büttenreden.

Ardhi: „Die Büttenreden“: Das sind Reden, in denen man die Politik und die Politiker
kritisiert - natürlich auf lustige Weise.
Anna: Die Redner sind verkleidet und so, mit Maske, könnnen sie alles sagen, was
sie wirklich denken.

Huber: Ja, das ist paradox4, aber die Wahrheit ist ja oft ein Paradox.

Anna: Sehr weise.


Ardhi: Was haben Sie denn da für eine Maschine in der Hand?

Huber: Das ist ein Tuschomat. Wenn ich da draufdrücke, dann hört man 'nen
Tusch. Moment … Wenn bei 'nem Fest jemand was Wichtiges
sagt oder was Lustiges, dann kommt ein Tusch.

Anna: Zum Beispiel?

Huber: Der Deutschen liebster Ball ist immer noch der Faschingsball.

Ardhi: Ja, sehr … äh … lustig. „Der Ball“ hat nämlich zwei Bedeutungen: einmal das
runde Ding zum Fußballspielen und dann auch noch: „das Fest“. Vielen Dank,
Herr Huber.

Huber: Ja, bitte, gern.

Ardhi: Ja, und wir machen jetzt noch das lustige Faschingsquiz.

Quiz

Anna: Wo heißt der Karneval „Fasching“?


Ardhi: Im Süden von Deutschland. Wann feiert man Karneval oder Fasching?
Anna: Im Februar. Oder: Am Ende des Winters. Vor der Fastenzeit.
Ardhi: Und wie heißt das, wenn man sich etwas anderes anzieht als normalerweise?
Also zum Beispiel eine rote Nase aufsetzt? Man …
Anna: Man „verkleidet sich“. Wie sagt man heute für „Frohsinn“?
Ardhi: Die Fröhlichkeit. Wie nennt man eine Gruppe, die sich regelmäßig trifft, um et-
was Bestimmtes zu machen?

Anna: Verein. Der Verein. Und wie nennt man die Leute, die in einem Verein sind?
Ardhi: Die Mitglieder eines Vereins. Das Mitglied, die Mitglieder. Vielen Dank, liebe
Hörerinnen und Hörer!

4
paradox: widersprüchlich

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 46 – Der Faschingsverein

Anna + Ardhi: Tschüs, Ciao und Helau!

Anna: „Der Deutschen liebster Ball ist immer noch der Faschingsball.“ Was für ein
Satz!
Ardhi: Das stimmt doch gar nicht: Der Deutschen liebster Ball ist immer noch der
Fußball.
Anna: Ha, typisch Männer!
Ardhi: Phh, Weiber!
Anna: Gockel!5
Ardhi: Hühner!
Anna: Meerschweinchen!6

5
der Gockel, süddeutsch für: der Hahn
6
das Meerschweinchen, -: kleines Nagetier

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 47 – Fasching und Karneval

Anna: Hallo!
Ardhi: Hallo, hier ist: Grüße aus Deutschland!
Anna: Sie hören: „Fasching und Karneval“. Alaaf, helau!
Ardhi: Das war ein Faschingsgruß.
Anna: Wir haben nämlich gerade Fasching. Das ist ein Fest Ende Februar. Man zieht
sich lustige Kostüme an und feiert.
Ardhi: Man feiert vor allem am Rosenmontag und am Faschingsdienstag, auch Fast-
nacht genannt. An diesen beiden Tagen feiert man zum Beispiel in München
auf der Straße. Hören wir uns das mal an.
Anna: Helau!
Ardhi: Was macht der junge Mann, den wir gleich hören, beim Faschingsfest?

Marion: Warum seid ihr heute hier?


Junger Mann: Weil hier ist so lustig.
Marion: Was ist hier so lustig?
Junger Mann: Lustig, zum Beispiel, heute ist Fasching, man muss eintausend
Kusse nehmen.1
Marion: Was muss man?
Junger Mann: Kusse.
Marion: Küsse? Haben Sie geküsst?
Junger Mann: Einhundert oder zweitausend Kusse.
Marion: Ach du liebe Zeit. Sind Sie da nicht schon müde?
Junger Mann: Aber ich habe eine Freundin.
Marion: Ah, das geht aber nicht mit den Küssen.
Junger Mann: Doch, doch. Will ich auch Ihnen eine Kusse nehmen.
Marion: Nein, nein, lieber die Freundin.
Junger Mann: Ah, heute ist Fasching, egal!
Marion: Und was sagen Sie zu den Küssen?
Junge Frau: (lacht) Keine Ahnung.
Marion: Macht das nichts aus am Fasching? An Fasching ist`s mal an-
ders, gell.
Junge Frau: Ja.
Marion: Danke.

Anna: Was macht der junge Mann beim Faschingsfest?

Aufgabe

Ardhi: Er küsst alle Frauen.

11
Der junge Mann kommt aus einem anderen Land und spricht noch nicht perfekt Deutsch. Er feiert
Fasching, indem er die Frauen auf der Straße küsst. Er sagt, dass er „eintausend Kusse nehmen“ will.
Er meint damit, dass er eintausend Küsse geben will. Er wollte auch Marion einen Kuss geben, aber
sie wollte nicht. Vielleicht weil der junge Mann seine Freundin dabei hatte?

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 47 – Fasching und Karneval

Anna: Na ja, er will tausend Küsse haben. Aber das heißt nicht, dass die Frauen das
auch wollen.
Ardhi: Tja, er versucht es eben mal.
Anna: Viel Glück, Junge!
Ardhi: Fasching feiert man übrigens im Süden von Deutschland. Westlich - am Rhein
– heißt es „Karneval“. Und im Norden von Deutschland … Ach hören Sie
selbst, liebe Hörerinnen und Deutschland.
Anna: Sie hören eine Frau aus dem hohen Noaden, aus Hamburch.

Marion: Gibt es das auch in Hamburg?


Frau: Nicht so sehr, nein, wir haben das auch schon, dass man zum Fa-
sching geht, aber … also, so zum Beispiel heute Nachmittag würde
man in Hamburg jetzt arbeiten, ganz einfach.
Marion: Oh.
Frau: Ja, also so schön haben wir’s im Norden nicht. Aber ich bin ja Gott sei
Dank hier.

Ardhi: Was machen die Leute in Hamburg an Fasching?

Aufgabe

Ardhi: Sie arbeiten. Das liegt daran, dass der Norden Deutschlands überwiegend
„evangelisch“ oder „protestantisch“ ist.
Anna: Fasching oder Karneval feiert man nämlich eher in katholischen Gegenden.
Ardhi: Ich finde es immer lustig, wie die Leute hier sich verkleiden.
Anna: Ja, zum Beispiel hat sich ein Mann als Wikinger verkleidet.
Ardhi: Die Wikinger waren Nordgermanen, die in Skandinavien lebten.
Anna: Der Mann hatte Hörner auf dem Kopf und eine starke Männerbrust – aus Plas-
tik.

Marion: Entschuldigung, aus welcher Höhle kommen Sie denn?


Frau: Wir, wir kommen aus dem Wikingerland Röhrmoosia.
Marion: Warum gerade Wikinger?
Frau: Ja, das war das Einzige, was ihm gepasst hat, glaube ich.
Mann: Das Einzige, was gepasst hat.
Marion: Aber das ist ja auch wunderschön. Steht Ihnen sehr gut.
Mann: Danke, danke
Frau Aber der hat auch Erfolg gehabt bei den Frauen, das war unglaublich.
Mann: Die Frauen, die haben meine Brust befühlt … Scheinbar ist das was
Besonderes.

Anna: Warum hat er sich als Wikinger verkleidet?

Aufgabe

Anna: Weil es das Einzige war, was ihm gepasst hat.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 47 – Fasching und Karneval

Ardhi: Das bedeutet: Alles andere, was er tragen wollte, war ihm zu klein oder zu
groß. Nur die Männerbrust aus Plastik hat ihm gepasst, also war genau richtig.
Anna: Aber er hatte ja auch Erfolg bei den Frauen.
Ardhi: Ja, die Frauen fanden es gut.
Anna: Du, Ardhi, du musst dich auch als Wikinger verkleiden, dann hast du ganz viel
Erfolg bei den Frauen.
Ardhi: Hm, hab ich auch so.
Anna: Ardhi, der Faschingsverein! Die Herren stehen draußen.
Ardhi: Oh je, die wollen beide ein Interview geben.
Anna: Liebe Hörerinnen und Hörer, ein Faschingsverein ist eine Gruppe, die Fa-
schingsfeste organisiert. Leider haben sich die Leute gestritten.
Ardhi: Herr Meier wollte, dass alle Mitglieder der Gruppe im Fasching rote Nasen aus
Plastik aufsetzen.
Anna: Und Herr Huber wollte, dass alle Mitglieder blaue Nasen aus Plastik tragen.
Tja das ist ein großes Problem! (resigniert) Hören Sie selbst.

Meier: Wir hatten schon immer rote Nasen!


Huber: Aber wir brauchen blaue. Das ist modern!

Anna: Aber Sie, liebe Hörererinnen und Hörer, können diesen Streit beenden. Ich sa-
ge Ihnen, was Sie zu den beiden Herren sagen sollen:

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Sagen Sie bitte zu Herrn Huber:


Man kann auch mit einer roten Nase lustig sein.

Ardhi: Man kann auch mit einer roten Nase lustig sein.

Huber: Ja, aber blau ist mal was anderes!

Anna: Und zu Herrn Meier:


Man kann auch mit einer blauen Nase Fasching feiern.

Ardhi: Man kann auch mit einer blauen Nase Fasching feiern.

Meier: Na ja, aber bei deiner Schnapsnase2 …

Anna: Zu Herrn Meier:


Passt Ihnen die blaue Nase vielleicht nicht?

Ardhi: Passt Ihnen die blaue Nase vielleicht nicht?

Meier: Doch, doch. Ich kann sie ja mal aufsetzen.


Huber: Bitte schön.

2
die Schnapsnase: die blaurote Nase von jdm., der zu viel Alkohol getrunken hat

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 47 – Fasching und Karneval

Meier: Passt.

Anna: Und zu Herrn Huber:


Mit einer roten Nase hat man Erfolg bei den Frauen.

Ardhi: Mit einer roten Nase hat man Erfolg bei den Frauen.

Huber: Ach so. Na, dann setz ich sie mal auf.
Meier: Bitte schön. Steht Ihnen gut. Sieht gut aus.
Huber: Finden Sie?

Anna: Na, dann ist ja alles wieder gut.


Ardhi: Vielen Dank, liebe Hörerinnen und Hörer.
Anna: Helau!
Ardhi: Alaaf!

Ardhi: Du, Anna, was machen wir jetzt?


Anna: Na, wir gehen zum Fasching!
Ardhi: Zum Fasching ? A... aa... aber du weißt: Da muss man küssen!
Anna: Darum will ich ja hin ...
Ardhi: Ach, so, so, so, so ...
Anna: … mit dir, Ardhi!

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 48 – Da hilft die Blasmusik

Ardhi: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer!


Anna: Sie hören:
Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Mit der Folge:
Ardhi: „Da hilft die Blasmusik.“
Anna: Einmal im Jahr, Ende September, feiert man in München 14 Tage lang ein
großes Fest, das Oktoberfest. Das Besondere an diesem Volksfest sind nicht
nur die vielen Karussells, sondern vor allem die „Bierzelte“. Das sind sehr
große Zelte, so groß wie Häuser. Die Bierzelte gehören den Münchner
Brauereien. In einer Brauerei macht man … natürlich Bier.
Ardhi: Auf dem Oktoberfest gibt es zirka 10 Bierzelte mit Platz für je 6000 - 8000
Menschen. Das hört sich dann so an.

(Gesang im Bierzelt)
Die Hände zum Himmel und lasst uns fröhlich sein. Wir klatschen zusammen und
keiner ist allein.

Ardhi: In der Mitte eines Bierzeltes ist eine Bühne. Dort spielt eine Blaskapelle1 ...
Anna: .. und spielt Blasmusik.
Ardhi: Die Leute sitzen an Tischen auf langen Holzbänken. Das heißt, viele stehen
eigentlich auf den Bänken und tanzen zur Musik. Oder sie schunkeln.
Anna: „Schunkeln“ – das bedeutet: Man hängt sich im Sitzen bei seinem Nachbarn
ein und wiegt sich im Takt der Musik nach rechts und nach links.
Ardhi: So kommt man ganz leicht in Kontakt mit fremden Menschen.
Anna: Natürlich schunkelt man nicht nur, sondern isst auch etwas, meistens Brat-
huhn und dazu eine Breze.
Ardhi: Die Breze: das ist ein salziges Gebäck.
Anna: Wenn Sie so etwas bestellen wollen, müssen Sie der Kellnerin ins Ohr
schreien:
Ardhi: „Ein halbes Huhn und eine Breze, bitte!“
Anna: Dazu trinkt man Bier aus Ein-Liter-Gläsern. Man sagt dazu:
Ardhi: „Eine Maß Bier“. Sie fragen sich jetzt sicher: Wie kann jemand einen Liter Bier
trinken oder noch mehr?
Anna: Das frage ich mich auch. Manche Leute trinken sogar vier Maß Bier oder
mehr!
Ardhi: Na, da hilft die Blasmusik.
Anna: (lacht)
Ardhi: Man singt gemeinsam mit der Blaskapelle einen Trinkspruch und dann – trinkt
man.
Anna: Bei einem Trinkspruch trinkt man auf das Wohl und die Gesundheit von allen,
jedenfalls so ungefähr.
Ardhi: Zum Beispiel bei einer Hochzeit: Prost! Auf das Brautpaar! Auf dem Ok-
toberfest trinkt man auf etwas ganz Wichtiges in Bayern: auf die Gemütlichkeit.
Anna: „Gemütlich“ bedeutet: angenehm, bequem.

1
die Blaskapelle: ein Orchester mit vielen Blasinstrumenten, also Trompeten, Posaunen usw. Blaska-
pellen spielen meist folkloristische Musik

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 48 – Da hilft die Blasmusik

Ardhi: Eine gemütliche Wohnung zum Beispiel ist warm, freundlich, mit bequemen
Möbeln. Man fühlt sich dort wohl.
Anna: „Gemütlich“ bedeutet auch: „langsam“ …
Ardhi: (langsam und ruhig) … ruhig, ohne Stress. Man kann zum Beispiel gemütlich
spazieren gehen, gemütlich Kaffee trinken …
Anna: (ruhig) … gemütlich arbeiten …
Ardhi: Wenn es der Chef nicht sieht …
Anna: Jedenfalls: Man trinkt „auf die Gemütlichkeit“ und das klingt dann so:

(Gesang im Bierzelt)
Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit! Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit!
Oans, zwoa, drei, gsuffa!

Anna: Ooans zwooa drei ksuffa -


Ardhi: – das heißt: „eins, zwei, drei – austrinken“. Und dann trinken alle. Und das alle
fünf Minuten.
Anna: (ironisch) Alle fünf Minuten - sehr gemütlich.
Ardhi: Na ja, und das machen dann ungefähr jedes Jahr 6 Millionen Menschen. So
viele besuchen nämlich jährlich das Oktoberfest.
Anna: Kein Wunder, dass ältere Bayern das Oktoberfest nicht mehr so schön finden.
Wie zum Beispiel dieser Herr:

Bayer: Es ist bei Weitem nicht mehr so wie früher, nicht mehr gemütlich, nicht
mehr so angenehm.

Ardhi: Wie war es früher auf dem Oktoberfest?

Aufgabe

Anna: Früher war es gemütlich und angenehm. Aber warum geht er dann noch aufs
Oktoberfest?
Ardhi: Es ist eben Tradition.

Bayer: Tradition ist wichtig, find’ ich. Feste Verhaltensweisen weiterzugeben an


die nächste Generation. Sonst wird das alles so öd und leer, unser
Dasein.

Ardhi: Für diesen Mann ist Tradition wichtig. Denn: „Sonst wird alles so öd und leer,
unser Dasein“.
Anna: „Öd und leer“: so beschreibt man zum Beispiel eine Landschaft, in der es
nichts Schönes gibt, keinen Baum, keine Pflanzen, kein Wasser …
Ardhi: Der Mann meint also: Wenn es keine Tradition mehr gibt, wird das Leben so
langweilig wie eine leere Landschaft. Öd und leer .
Anna: Ich glaube aber, viele jüngere Besucher kommen nicht wegen der Tradition.
Was macht zum Beispiel diese junge Frau auf dem Oktoberfest?

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 48 – Da hilft die Blasmusik

Junge Frau: Ja, einfach nur feiern, einfach nur genießen, neue Leute kennen
lernen, internationale Leute kennen lernen, einfach nur Spaß
gemeinsam haben, was man so, ohne Oktoberfest auf der …
Einkaufsstraße nicht hat – da gehen die Leute einfach stur an einem
vorbei …

Anna: Was macht die junge Frau auf dem Oktoberfest?

Aufgabe

Anna: Feiern, Spaß haben, Leute kennen lernen.


Ardhi: Ja, sie meint, normalerweise, auf der Straße, ist es anders: „Da gehen die
Leute stur an einem vorbei“ - man schaut den anderen nicht an. Man nimmt
keinen Kontakt auf.
Anna: „Stur sein“ bedeutet auch: eigenwillig sein, keine Kompromisse machen.
Ardhi: Man sagt: „ein sturer Mensch“. Sicher kennen Sie auch so jemanden.
Anna: (leise) Klar, hier direkt neben mir.
Ardhi: (räuspert sich) Das hab ich jetzt nicht gehört.
Anna: Na dann: Ein Prosit der Gemütlichkeit!
Ardhi: Auf die … Wiederholung!

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Eine Maß Bier, bitte.

Ardhi: Zwei Maß Bier, bitte.

Anna: Was? Zwei? Na ja, mit der Blasmusik …


Ardhi: Du kriegst doch auch eine Maß.
Anna: Sehr nett. Äh:
Ein halbes Huhn und eine Breze, bitte.

Ardhi: Ein halbes Huhn und eine Breze, bitte.

Anna: Es ist nicht mehr gemütlich.

Ardhi : Es ist nicht mehr gemütlich.

Anna: Die Leute gehen stur vorbei.

Ardhi: Die Leute gehen stur vorbei.

Anna: Und jetzt sag doch bitte mal auf Bayerisch – wegen der Tradition: Also
tschüs, Leute!
Ardhi: Oiso Servus, Leit.2

2
bayerisch für: Also tschüs, Leute!

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 48 – Da hilft die Blasmusik

Anna: Wie? Oisosevusleit?


Ardhi: Des miass ma no üben.
Anna: Wie bitte?
Ardhi: Das müssen wir noch üben.
Anna: Ah gäh.3
Ardhi: Ho,ho,ho, nicht schlecht.
Anna: Freili4.

3
bayerisch für: Das finde ich nicht!
4
bayerisch für: Ja, natürlich,

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 49 – Oktoberfest früher und heute
Formatiert: Rahmen: Kasten:
(Einfache einfarbige Linie, Automatisch,
0,5 pt Zeilenbreite)

Anna: Hallo!
Ardhi: Servus beinand. Diese Folge heißt:
Anna: „Oktoberfest früher und heute“.

(Gesang im Bierzelt)
Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit!

Anna: Das war eine bayerische Blaskapelle. Sie spielt auf dem Oktoberfest. Einmal
im Jahr findet in München das größte Volksfest der Welt statt.
Ardhi: Das erste Oktoberfest war 1810. Damals war die Hochzeit vom späteren baye-
rischen König Ludwig I. mit Prinzessin Therese.
Anna: Weil das also ein traditionelles Fest ist, tragen viele Leute auch heute noch
traditionelle bayerische Kleidung.
Ardhi: Die traditionelle Kleidung einer bestimmten Gegend nennt man: „die Tracht“.
Die bayerische Tracht sieht so aus:
Anna: (wie bei einer Modenschau) Der bayerische Mann trägt eine Hose aus sand-
braunem Leder.
Ardhi: Leder ist die Haut von Tieren.
Anna: Die Hose geht bis knapp übers Knie, kann aber auch kürzer sein. Dazu trägt
der echte Bayer Wollstrümpfe in Naturweiß und ein weißes Hemd.
Ardhi: (fährt im gleichen Tonfall fort) Die bayerische Frau trägt ein Dirndl. Das ist ein
Kleid ohne Ärmel, bevorzugt in den Farben flieder, marineblau, rosé oder fla-
schengrün. Unter dem Kleid trägt sie eine weiße Bluse mit Spitzen …
Anna: … und einem sehr tiefen Dekolleté.
Ardhi: Na ja, wenigstens heute. Das Dekolleté ist, glaube ich, nicht so sehr traditio-
nell.
Anna: (warnend) Aber Vorsicht! Nicht jede Frau, die ein Dirndl trägt, ist eine Bayerin.
Auch viele Touristinnen tragen auf dem Oktoberfest ein Dirndl.
Ardhi: Also, ich finde das sehr schön …
Anna: Ja?
Ardhi: Ja … ähm … weil … sie lernen ja so das Land viel besser kennen … von in-
nen … sozusagen …
Anna: (ironisch) Es ist schön, dass dir die Touristinnen … äh dass dir der Tourismus
so wichtig ist. Vielleicht solltest du Reiseleiter werden.
Ardhi: Eine gute Idee. Jedenfalls: eine echte Bayerin erkennt man heute nur noch an
der Sprache. Und das klingt dann so:

Bayerin: Also, heit samma do, weil ma mit de Enkelkinder Karussell fahren wol-
len, seit um halbe elfe. Und dann war ma beim Antnessen und jetzt
fahrn ma no oan, zwoamal und dann gemma wieda hoam.

Ardhi: Sie hat gesagt: Wir sind hier, weil wir mit den Enkelkindern Karussell fahren
wollen.

Anna: „Die Enkelkinder“, das habe ich verstanden! Das sind die Kinder von ihren Kin-
dern.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 49 – Oktoberfest früher und heute
Formatiert: Rahmen: Kasten:
(Einfache einfarbige Linie, Automatisch,
Ardhi: Ja? Was hat sie denn noch gesagt? 0,5 pt Zeilenbreite)
Anna: Sie hat gesagt: „Wir waren beim Antnessen.“
Ardhi: Und was heißt das?
Anna: Ähm …
Ardhi: Na, Das isst du doch auch gerne. Ein Tier, das auf dem Wasser lebt ...
Anna: Ach, Ente. Sie haben gebratene Ente gegessen!
Ardhi: Genau. Ein traditionelles Essen.
Anna: Die Karussells sind jedenfalls nicht mehr traditionell. Die sind ganz modern,
voller Hightech.
Ardhi: Es gibt aber auch ganz alte Karussells auf dem Oktoberfest. Marions Mutter
stellt uns jetzt eins vor. Wie alt ist es?

Marions Mutter: Also, wir stehen hier vor einem original bayerischen Karussell,
das nennt sich Krinoline. Ganz besonders schön ist es, dass hier
noch 'ne Original-Blaskapelle dazu spielt, zu diesem Karussell
und ich würde sagen, dieses ganze Ding ist bestimmt schon
hundert Jahre alt. Ein echtes Stück bayerische Tradition auf dem
Oktoberfest. Eigentlich müsste jeder mal damit fahren.
Marion: Dann fahren wir doch mal!
Marions Mutter: Du fährst alleine! Jetzt reicht mir das schon!

Ardhi: Na, wie alt ist dieses Original-Karussell?

Aufgabe

Anna: Wahrscheinlich ist es 100 Jahre alt.


Ardhi: Dieses Karussell aus Holz fährt ganz langsam, ganz gemütlich.
Anna: Ich möchte aber nicht mal damit fahren. Das Karussell dreht sich nämlich lang-
sam und schaukelt dabei.
Ardhi: Es gibt auch noch andere Traditionen auf dem Oktoberfest. Zum Beispiel das:

Ansager: Es gehört zur Allgemeinbildung, einmal im Flohzirkus gewesen zu sein.


Der ersten Reihe zeige ich jetzt den Floh selbst. Ab der zweiten Reihe
reichen sie den Floh bitte schön durch. Sollte der Floh nicht zappeln,
bitte anhauchen, dann zappelt er wieder.

Ardhi: Ein Flohzirkus1. Der Floh, die Flöhe. Ein Floh ist ein ganz kleines Tier, ein Pa-
rasit. Es lebt auf Menschen und anderen Tieren und trinkt ihr Blut.
Anna: Das hab ich gar nicht gesehen. Ein Flohzirkus?
Ardhi: Der Flohzirkus ist ja auch ganz klein. Zweimal am Tag setzt der junge Mann
vom Flohzirkus die Flöhe auf seinen Arm. Und dann trinken sie.
Anna: Iiih!

5 der Flohzirkus: der Floh, die Flöhe: ein ganz kleines Tier, ein Parasit; lebt auf Menschen und Tieren.
Wenn man einen Floh hat, juckt es und man muss sich kratzen. In einem Flohzirkus machen die Flöhe
Kunststücke.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 49 – Oktoberfest früher und heute
Formatiert: Rahmen: Kasten:
(Einfache einfarbige Linie, Automatisch,
Ardhi: So werden sie ganz stark. Bis zu wie viel Gramm kann ein Floh ziehen? 0,5 pt Zeilenbreite)

Ansager: Bis zu 35 Gramm kann so ein kleiner Floh ziehen und vorwärts bewe-
gen. Wollten wir Menschen dies im Verhältnis leisten, müssten wir ei-
nen schweren Güterzug auf den Schienen wegziehen können.

Ardhi: Bis zu wie viel Gramm kann ein Floh ziehen?

Aufgabe

Ardhi: Bis zu 35 Gramm. Das wäre so, wie wenn ich einen ganzen Zug ziehen wür-
de.
Anna: Dann musst du eben mehr Blut trinken, dann wirst du auch ganz stark. (Sie
kichert.)

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Die Leute tragen bayerische Tracht.

Ardhi: Die Leute tragen bayerische Tracht.

Anna: Sie fahren mit den Enkelkindern Karussell.

Ardhi: Sie fahren mit den Enkelkindern Karussell.

Anna: Der Floh kann bis zu 35 Gramm ziehen.

Ardhi: Der Floh kann bis zu 35 Gramm ziehen.

Anna: Das war´s für heute. Wir sagen … Mist, mich juckt’s2!
Ardhi: Aber hier sind doch keine Flöhe.
Anna: Aber mich juckt es trotzdem.
Ardhi: Da hilft nur Blasmusik.
Anna: Das wollt ich ja grad sagen …
Anna und Ardhi: Servus3!

2
mich juckt’s/es juckt mich: ein unangenehmes Gefühl auf der Haut, so dass man sich kratzen muss
3
bayerisch für: Tschüs!

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 50 – Umweltschutz und Technik

Anna: Hallo! Hier ist:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“. Hallo!
Anna: Mit der Folge: „Umweltschutz und Technik“.
Ardhi: Sie hören heute Armin von Greenpeace zu unserem Thema.
Anna: Erst einmal etwas zu Armin: Woher kommt er?

Armin: Ich bin hier ... Münchner, Bayer ... ich versuch’ zwar hier Hochdeutsch
zu reden ...

Anna: Armin kommt aus München und ist ein richtiger Bayer.
Ardhi: Armin ist bei Greenpeace, der bekannten Umweltschutzorganisation.
Anna: Die Umwelt – das ist alles um uns herum, also die Natur, aber auch unser gan-
zer Lebensraum.
Anna: Greenpeace arbeitet für den Umweltschutz, will also die Umwelt schützen.
Damit unser Lebensraum erhalten bleibt und nicht kaputt geht.
Ardhi: Armin arbeitet schon lange bei Greenpeace. Wie lange ist er schon bei Green-
peace aktiv?

Armin: Ähm … na ja also, ich bin jetzt ... ja, muss ich nachrechnen ... 37 Jahre
alt und ungefähr 19 Jahre ... 18 Jahre bei Greenpeace aktiv. Ja, hinzu
gekommen bin ich … ja … als ganz junger Mensch, einfach weil ich
Greenpeace superstark fand ...

Ardhi: Wie lange ist Armin schon bei Greenpeace aktiv?

Aufgabe

Anna: 18 oder 19 Jahre lang.


Ardhi: Armin fand Greenpeace schon als Jugendlicher „superstark“.
Anna: Das ist umgangssprachlich für: „sehr gut“. Wie würden Jugendliche von heute
das umgangssprachlich sagen?

Aufgabe

Ardhi: „Cool“, ...


Anna: … „geil“ ...
Ardhi: ... oder: „supergeil“.
Anna: Und etwas „ältere“ Leute, wie Armin oder ... Ardhi würden sagen:
Ardhi: (räuspert sich) „Toll“, „klasse“ oder „stark“.
Anna: Es gibt aber auch Leute, die finden Umweltschutz gar nicht toll.
Ardhi: Ja, sie sagen, dass Umweltschützer gegen Technik, gegen … Technologie
sind …
Anna: Stimmt das? Ist zum Beispiel Greenpeace gegen Technologie?
Ardhi: Hören wir Armin.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 50 – Umweltschutz und Technik

Armin: Greenpeace hat auch … äh ... oft schon ganz neue Technologien ent-
wickelt. Nehmen Sie zum Beispiel heute den FCKW-freien Kühlschrank,
nur mal als kleines Beispiel. Also, dass hier keine Fluorchlorkohlenwas-
serstoffe enthalten sind, die die Ozonschicht zerstören. Ähm ... hier hat
Greenpeace in Ostdeutschland den ersten deutschen Kühlschrank
bauen lassen, komplett frei von FCKW und FKW, den ... Klimakillern.

Ardhi: Ist Greenpeace gegen Technologie?

Aufgabe

Anna: Nein. Aber die Technologie sollte gut für die Umwelt sein.
Ardhi: Armin spricht zum Beispiel von einem Kühlschrank. In einem Kühlschrank
bleiben die Lebensmittel kalt.
Anna: Normalerweise erzeugen Kühlschränke FCKW.
Ardhi: FCKW zerstört die Ozonschicht, es macht sie kaputt.
Anna: Dieser Kühlschrank ist „FCKW-frei“ oder: „ohne FCKW“.
Ardhi: FCKW-frei. Man kann das Wort „frei“ auch an andere Wörter hängen, zum
Beispiel: alkoholfreies Bier.
Anna: Das ist ...
Ardhi: Ein „contradictio in adiecto“.
Anna: Ardhi meint: Das ist „ein Widerspruch in sich“.
Ardhi: Alkoholfreies Bier ist nämlich …

Aufgabe

Anna: … Bier ohne Alkohol.


Ardhi: Aber, ob alkoholfrei oder nicht: Bier muss kühl sein.
Anna: Genau: Kühlschrank. Greenpeace hat also diesen Kühlschrank gebaut und ...
Ardhi: Nein, Greenpeace hat ihn nicht selbst gebaut, sondern hat ihn bauen lassen.
Anna: Ach so, Greenpeace hatte die Idee und eine Firma hat den Kühlschrank ge-
baut.
Ardhi: Genau. Greenpeace hat diesen Kühlschrank also bauen lassen.
Anna: Und hat damit neue Technologien entwickelt. Hören wir noch mal Armin.

Armin: Greenpeace hat auch äh ... oft schon ganz neue Technologien entwi-
ckelt. Nehmen Sie zum Beispiel heute den FCKW-freien Kühlschrank,
nur mal als kleines Beispiel.

Ardhi: Greenpeace hat neue Technologien …

Aufgabe

Ardhi: Greenpeace hat neue Technologien entwickelt.


Anna: Weil FCKW die Ozonschicht zerstört. Die Ozonschicht das ist … also das ist
das, was um die Erde herum ist und … äh … immer mehr Löcher bekommt.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 50 – Umweltschutz und Technik

Ardhi: (ironisch) Superstarke Erklärung.


Anna: Mach´s erst mal besser. Hören wir noch mal Armin.

Armin: Also, dass hier keine Fluorchlorkohlenwasserstoffe enthalten sind, die


die Ozonschicht zerstören. Hier hat Greenpeace in Ostdeutschland den
ersten deutschen Kühlschrank bauen lassen, komplett frei von FCKW
und FKW, den … Klimakillern.

Ardhi: Was macht FCKW mit der Ozonschicht? Es ...

Aufgabe

Anna: Es zerstört die Ozonschicht.


Ardhi: Denn FCKW ist ein Klimakiller! Hähähä!
Anna: Jetzt lachst du noch. Jedenfalls gibt es noch viele andere Beispiele für Tech-
nologie, die für den Umweltschutz entwickelt wurde..
Ardhi: Ja, zum Beispiel alle Technologie, die natürliche Energie für den Strom nutzt.
Zum Beispiel Sonne, Wind und Wasser. Mit Sonne, Wind und Wasser und
moderner Technologie kann man vielleicht in Zukunft viele Probleme lösen.
Anna: Umweltschutz und Technologie ist also kein „contradictio in adiecto“.
Ardhi: Du bist heute wieder voll cool, Anna.
Anna: So cool wie unsere Wiederholung?
Ardhi: Noch viel cooler.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Greenpeace hat neue Technologien entwickelt.

Ardhi: Greenpeace hat neue Technologien entwickelt.

Anna: Man hat einen Kühlschrank bauen lassen.

Ardhi: Man hat einen Kühlschrank bauen lassen.

Anna: Er ist FCKW-frei.

Ardhi: Er ist FCKW-frei.

Anna: FCKW zerstört die Ozonschicht.

Ardhi: FCKW zerstört die Ozonschicht.

Anna: Tschüs, bis zum nächsten Mal.


Ardhi: Tschüs.

Ardhi: Du, Anna, ich fühl mich jetzt richtig schlecht nach dieser Sendung ...

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 50 – Umweltschutz und Technik

Anna: Warum?
Ardhi: Jetzt trau’ ich mich gar nicht mehr, in meinen Ferrari zu steigen ...
Anna: Du meinst wohl das Ding mit den zwei Rädern, dein Fahrrad, oder?
Ardhi: Och!

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 51 – Annas Hose

Anna: Hallo!
Ardhi: Hallo! Hier ist: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Mit der Folge: „Annas Hose“.
Ardhi: Hä? Aber unser Thema ist doch …
Anna: (unterbricht ihn) Erklär ich gleich. Du kennst doch meine blaue Hose ...
Ardhi: Ähm ... welche?
Anna: Na, die hellblaue!
Ardhi: Ähm, ja ...
Anna: Jedenfalls, die war mir zu weit. Ich hab’ doch drei Kilo abgenommen.
Ardhi: Echt, du bist dünner geworden?
Anna: (verwundert) Ja. Hast du das etwa nicht bemerkt?
Ardhi: (hat natürlich nichts bemerkt) Äh … ja, doch, doch … irgendwie schon … ja …
Anna: Jedenfalls ... Ich war bei einem Schneider und wollte die Hose enger nähen
lassen. Aber das hätte 40 Euro gekostet!
Ardhi: Was? So viel?
Anna: Ja. Und da hab’ ich mir lieber eine neue Hose gekauft. Eine Jeans. Schau!
Ardhi: Mhm, schön.
Anna: Und die hat 50 Euro gekostet. Nur 10 Euro mehr! Unglaublich!
Ardhi: Zeig mal, woher die kommt ... aha: ”Made in Indonesia” ...
Anna: Genau. Und damit sind wir auch schon bei unserem eigentlichen Thema: Glo-
balisierung und Umweltschutz.
Ardhi: Ja, (räuspert sich) sehr … ähm elegant. (gewollt locker und launig) Na, dann
hören wir doch jetzt mal zu diesem Thema Armin von Greenpeace.
Anna: Er spricht über die Globalisierung der Industrie und der Märkte. Also darüber,
dass heute international produziert, gekauft und verkauft wird.
Ardhi: Achten Sie bitte auf das Wort „das Gegengewicht“.

Armin: Viele Probleme sind global miteinander verbunden. Und es ist wichtig,
dass es Organisationen gibt, die international tätig sind. Weil man heute
auch ein … Gegengewicht aufbauen muss gegenüber auch der Globa-
lisierung der Märkte, gegenüber der Globalisierung der Industrie. Das
ist für mich eine sehr wichtige Motivation, warum ich mich bei Green-
peace engagiere, weil Greenpeace international tätig ist.

Anna: „Das Gegengewicht“ war ein wichtiges Wort. Stellen Sie sich eine alte Waage
vor, um etwas zu wiegen, zum Beispiel … Äpfel.
Ardhi: Also keine Menschen, die abnehmen wollen, so wie An…
Anna: (unterbricht ihn beleidigt) So eine alte Waage für Äpfel hatte zwei Waagscha-
len. In die eine Schale kamen die Äpfel und in die andere kam … ein „Gegen-
gewicht“. So wusste man, welches Gewicht die Äpfel haben, wie viel sie wie-
gen.
Ardhi: Aber was meint wohl Armin, wenn er sagt: Man muss ein „Gegengewicht auf-
bauen“?

Aufgabe

Anna: Armin meint zum Beispiel: Man braucht eine zweite Kraft, die die Industrie, die
Produktion kontrolliert. Eine solche Kraft sieht er in Greenpeace.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 51 – Annas Hose

Ardhi: Greenpeace ist international tätig. Das bedeutet: Greenpeace arbeitet auf der
ganzen Welt.
Anna: Man benutzt den Begriff „tätig sein“ auch gerne in Bewerbungsbriefen1, damit
man nicht immer schreiben muss: „Ich arbeitete“.
Ardhi: Zum Beispiel: „Ich war fünf Jahre lang in der Marktforschung tätig“. Wie könnte
man Folgendes anders sagen:
Anna: „Ich arbeite jetzt in der Industrie.“

Aufgabe

Ardhi: „Ich bin jetzt in der Industrie tätig.“


Anna: Dann war da noch das Wort „Märkte“.
Ardhi: „Der Markt, die Märkte“.
Anna: Das bedeutet hier: Alle Firmen und Personen, die etwas kaufen wollen. Okay,
die Märkte und die Industrie sind heute global.

Armin: Viele Probleme sind global miteinander verbunden. Und es ist wichtig,
dass es Organisationen gibt, die international tätig sind. Weil man heute
auch ein … Gegengewicht aufbauen muss gegenüber auch der Globa-
lisierung der Märkte, gegenüber der Globalisierung der Industrie. Das
ist für mich eine sehr wichtige Motivation, warum ich mich bei Green-
peace engagiere, weil Greenpeace international tätig ist.

Anna: Aber warum ist es Armin so wichtig, dass auch Greenpeace international, also
in vielen Ländern gleichzeitig tätig ist?
Ardhi: Hm … nehmen wir zum Beispiel … deine neue Hose.
Anna: Okay.
Ardhi: Die Jeans kommt doch von einer Firma in den USA …
Anna: Ja, von Le...
Ardhi: Pst, keine Werbung!
Anna: Hm, warum eigentlich keine Werbung? Ein Sponsor täte unserer Sendung
ganz gut.
Ardhi: Ähm … die Baumwolle2 für die Hose kommt vielleicht von einem Feld in ...
China.
Anna: Ich dachte „Made in Indonesia“!
Ardhi: Moment. Man pflückt die Baumwolle und schickt sie dann nach ... in die Tür-
kei.
Anna: In die Türkei?
Ardhi: In der Türkei macht man aus der Baumwolle Stoff.
Anna: Und weiter?
Ardhi: Dann transportiert man den Stoff nach Indonesien.
Anna: Endlich!
Ardhi: Und in einer Fabrik in Indonesien färbt man den Stoff blau.
Anna: Und dann näht man die Jeans in Ungarn.

1
der Bewerbungsbrief, -e: ein offizieller Brief, den man schreibt, wenn man sich um eine Stelle be-
wirbt, wenn man eine Arbeitsstelle haben möchte
2
die Baumwolle: Pflanze, aus der man Kleidung macht

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 51 – Annas Hose

Ardhi: Ja, und eines Tages liegt sie dann bei Kar...
Anna: Pst, keine Werbung!
Ardhi: Äh ... eines Tages liegt die Jeans in einem Kaufhaus in München.
Anna: Sie lag. Jetzt sitzt sie hier, mit mir.
Ardhi: Ja, und sie sitzt gut, also sie passt gut.
Anna: Danke.
Ardhi: Jedenfalls ... deine Hose hat mehr von der Welt gesehen als du. Sie ist ca.
50.000 Kilometer gereist.
Anna: 50.000 Kilometer? Äh … und so produziert man billiger?
Ardhi: Anscheinend. Das ist eben Globalisierung.
Anna: Aha, jetzt verstehe ich. Es wird in so vielen Ländern produziert. Und sicher
nicht immer zu guten und fairen Bedingungen.
Ardhi: Ja, oft ist die Arbeit in den Fabriken sehr hart. 12 Stunden Arbeit für ein paar
Cent.
Anna: Oder man muss mit giftigen Substanzen, mit Chemikalien arbeiten, die gefähr-
lich sind, für die Menschen und für die Umwelt.
Ardhi: Umweltschutz heute bedeutet also: global denken.
Anna: Klar, die Probleme für die Menschen und die Natur sind ja global miteinander
verbunden, man kann sie nicht mehr voneinander trennen. Sie sind „miteinan-
der verbunden“.
Ardhi: Es ist eben alles mit allem verbunden.
Anna: Tja, und nach diesem gewichtigen Satz jetzt noch:
Ardhi: Die Wiederholung.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Alles ist mit allem verbunden.

Ardhi: Alles ist mit allem verbunden.

Anna: Die Globalisierung der Märkte.

Ardhi: Die Globalisierung der Märkte.

Anna: Greenpeace ist international tätig.

Ardhi: Greenpeace ist international tätig.

Anna: Ich bin in der Marktforschung tätig.

Ardhi: Ich bin in der Marktforschung tätig.


Anna: Auf Wiederhören!
Ardhi: Auf Wiederhören!

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 51 – Annas Hose

Anna: Du, Ardhi, hast du wirklich nicht bemerkt, dass ich abgenommen habe?
Ardhi: Ähm, na ja ...
Anna: Typisch Mann! Sieht gar nichts.
Ardhi: Doch, natürlich! Ich sehe doch auch, dass deine Jeans gut sitzt.
Anna: Aber das kannst du gar nicht sehen, weil ich ja sitze!
Ardhi: Ich geb’s auf.

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 52 – Umweltschutz für alle?

Anna: Hallo, herzlich willkommen bei: Grüße aus Deutschland.


Ardhi: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer. Sie hören die Folge: „Umweltschutz für
alle?“
Anna: Liebe Hörerinnen und Hörer, in Ländern wie England, Frankreich oder
Deutschland ist Umweltschutz, und vor allem Klimaschutz, ein wichtiges
Thema geworden. Unter „Klimaschutz“ versteht man Maßnahmen gegen die
Erderwärmung, also die Erwärmung der Erde durch Emissionen.
Ardhi: Bisher gab es viele Länder, die damit gar nichts zu tun hatten, denn sie hatten
nur wenig Industrie.
Anna: Dazu gehören zum Beispiel viele afrikanische Länder, Länder, die ärmer sind
als die reichen Industrienationen.
Ardhi: Aber ärmere Länder wollen natürlich Industrie haben. Denn Industrie bringt
Wohlstand – na ja, für einen Teil der Menschen.
Anna: Was könnte das bedeuten:
Ardhi: „Der Wohlstand“? „Wohl“ bedeutet „gut“, „angenehm“.
Anna: Und: „Stand“ –
Ardhi: … das kommt von: „stehen“.
Anna: Armin von Greenpeace1 sagt Ihnen jetzt, was „Wohlstand“ bedeutet.

Armin: Also ich persönlich kann absolut verstehen, dass jeder Mensch wo er
auch lebt einen Wohlstand will, oder auch zunehmenden Wohlstand
will, dass er sich auch mal ein Auto kaufen kann oder einen Fernseher
oder mal einen Urlaub machen kann. Das verstehe ich …

Anna: Wie könnte man das umschreiben2: „der Wohlstand“?

Aufgabe

Ardhi: Zum Beispiel: Man hat genug Geld.


Anna: Man kann sich vieles kaufen.
Ardhi: Armin sprach von „zunehmendem Wohlstand“. Das bedeutet:
Anna: Der Wohlstand wird größer.
Ardhi: Und wenn der Wohlstand zunimmt, also immer größer wird - was ist man
dann?
Anna: Dann ist man „reich“.

Ardhi: Sie kennen das Wort „zunehmen“ vielleicht schon, wenn Sie die Sendung „Annas Hose“
gehört haben.
Anna: Also, entschuldige mal, Ardhi, aber meine alte Hose war mir zu weit!
Ardhi: Na ja …
Anna: Ich bin nämlich dünner geworden! Ich hab’ abgenommen und nicht zugenom-
men!
Ardhi: Ach ja, ähm ... na, ist ja egal.
Anna: Das ist doch nicht egal!!!
1
Greenpeace: eine Organisation, die die Natur schützen will
2
umschreiben, umschrieb, hat umschrieben: mit anderen Worten sagen

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 52 – Umweltschutz für alle?

Ardhi: Jedenfalls ... ähm ... Was bedeutet „zunehmen“ noch?

Aufgabe

Ardhi: „Zunehmen“ heißt auch:


Anna: „Dicker werden“.
Ardhi: Am Anfang haben Sie schon Armin von Greenpeace gehört, der Umwelt-
schutzorganisation.“
Anna: Armin spricht jetzt über Rohstoffe.
Ardhi: Eigentlich sind viele der ärmeren Länder reich – wenn sie „Rohstoffe“ haben.
Anna: Wie kann man das umschreiben: „der Rohstoff“?

Armin: Ähm … wenn wir alle immer mehr … verbrauchen an Rohstoffen, trifft’s
uns alle. Ich sag’ mal, Erdöl gibt es nur eine bestimmte Zeit lang, Kohle
gibt es nur eine bestimmte Zeit lang, Holz gibt es nur eine bestimmte
Zeit lang. Äh … auch Wasser kann man nicht unendlich … ähm …
abschöpfen, vergiften, Chemikalien reinleiten.

Ardhi: Erdöl und Kohle sind „Rohstoffe“.


Anna: Was sind „Rohstoffe“?

Aufgabe

Anna: „Rohstoffe“ - Stoffe, wie sie aus der Erde kommen, zum Beispiel Erdöl3, Koh-
le4, Erdgas.
Ardhi: Wir „verbrauchen“ die Rohstoffe, also wir nehmen sie zum Beispiel für die
Industrie.
Anna: Das Dumme ist nur, dass sie dann eines Tages weg sein werden.
Ardhi: Wir haben schon viel Erdöl und Kohle verbraucht. Irgendwann gibt es diese
Rohstoffe nicht mehr.
Anna: Armin möchte, dass die Länder, die jetzt immer mehr Industrie bekommen,
den Umweltschutz dabei nicht vergessen.
Ardhi: Aber die ärmeren Länder möchten natürlich ihre Rohstoffe auch nutzen. Dabei
ist für sie der Umweltschutz im Moment nicht so wichtig.
Anna: Wir haben eine junge Frau gefragt, was sie dazu meint.
Ardhi: Die junge Frau spricht von den „westlichen Vorstellungen von Umweltschutz“.
Anna: Sie meint all das, was man in Westeuropa für den Umweltschutz tut.

Ardhi: Sind diese Ideen für die ganze Welt gut? Was meint die junge Frau?

Junge Frau: Ich denk’ mal, man kann aber nicht unsere westliche Vorstellung
von Umweltschutz und … Klimaschutz und … ich weiß nicht was,
einfach auf die ganze Welt projizieren. Die einzelnen Länder
müssen ihre eigene Entwicklung haben ...

3
das Erdöl: schwarzer, flüssiger Rohstoff, den man zum Heizen und für Motoren benutzt
4
die Kohle, -en: schwarzer Brennstoff, meist zum Heizen

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 52 – Umweltschutz für alle?

Ardhi: Die westlichen Vorstellungen oder Ideen von Umweltschutz – sind die gut für
die ganze Welt?

Aufgabe

Anna: Die junge Frau meint: nein.


Ardhi: Sie hat gesagt: Die einzelnen Länder müssen ihre eigene Entwicklung haben.
Sie müssen ihren eigenen Weg gehen.
Anna: Was meinen Sie, liebe Hörerinnen und Hörer? Sollen alle Länder ihre eigene
Entwicklung haben?
Ardhi: Oh je, eine schwierige Frage. Machen wir lieber: die Wiederholung.
Anna: Ja, du hast Recht. Da kann man nichts falsch machen.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Jeder will zunehmenden Wohlstand.

Ardhi: Jeder will zunehmenden Wohlstand.

Anna: Kohle ist ein Rohstoff.

Ardhi: Kohle ist ein Rohstoff.

Anna: Wir verbrauchen die Rohstoffe.

Ardhi: Wir verbrauchen die Rohstoffe.

Ardhi: Jetzt warten sicher alle, dass wir was sagen.


Anna: Aber wir sagen nichts.
Ardhi: Wir haben ja schon so viel gesagt. Wir haben fast alle Wörter verbraucht.
Anna: Ja, wir haben fast keine Wörter mehr. Wir haben alle ver…

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 53 – Das kaputte Faxgerät

Anna: Hallo, herzlich willkommen zu:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören die Folge: „Das kaputte Faxgerät“
Anna: Wir hören heute Sabine. Sie arbeitet in einer Gruppe von „Amnesty Internatio-
nal“ mit und erzählt von ihrer Arbeit.
Ardhi: Amnesty International kümmert sich um Menschen, die aus politischen
Gründen verfolgt werden oder bereits im Gefängnis sind. Oft muss Amnesty
International sehr schnell sein, um jemandem zu helfen.
Anna: Sabine und eine andere Frau sollten zum Beispiel ganz schnell Informationen
über einen Mann nach Brüssel, zur EU, faxen. „Faxen“ oder „ein Fax schi-
cken“. Analog dazu sagt man auch:
Ardhi: „Mailen“ oder „eine E-Mail schicken“. Sie wollten also ein Fax nach Brüssel
schicken. Sabine erzählt jetzt in der Gruppe, wie es weiterging.

Sabine: Wir haben es am Dienstagnachmittag geschrieben und am Mittwoch in


der Frühe musste es da sein. Und dann haben wir es im Büro geschrie-
ben. Ja, und dann war das Faxgerät kaputt. Das war dann sechs Uhr
abends ...
Frau: Das ist immer so.
Sabine: Ja, echt. Es war sechs Uhr abends und wir waren fertig, wir wollten
nach Hause, wir haben ja drei Stunden da gesessen, ja, und dann
ging das Faxgerät nicht.

Anna: Na, was ist passiert?

Aufgabe

Ardhi: Das Faxgerät war kaputt. Es hat nicht funktioniert. Es ging nicht.
Anna: Man sagt zum Beispiel auch: der Fernseher geht nicht, die Uhr geht nicht, das
Radio geht nicht ...
Ardhi: Doch, das Radio geht. Sie hören uns doch, oder?
Ardhi: „Es geht nicht“, bedeutet auch: „Es ist nicht möglich“. Zum Beispiel: Kannst du
morgen Abend zum Essen zu mir kommen?
Anna: Warte mal ... ja, das geht. Da habe ich Zeit.
Ardhi: Das geht? Aber normalerweise ...
Anna: Soll ich einen Wein mitbringen?
Ardhi: Nein, nein, nein, ich….. ich habe alles da ... Aber … ähm … na, das können
wir ja später noch besprechen, ähm ... Also: Das Faxgerät war kaputt und äh...
Anna: ... und die Informationen für die EU mussten am nächsten Morgen dort sein.
Ardhi: Ja, und es war sechs Uhr abends. Was tun?
Anna: Hm … vielleicht einen Reparaturdienst anrufen. Damit jemand kommt, um das
Gerät zu reparieren.
Ardhi: Aber ein Reparaturdienst hat um diese Zeit nicht mehr auf, das heißt, er hat
nicht mehr geöffnet.
Anna: Stimmt, der hat schon zu, also er hat schon geschlossen. Das geht also nicht.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 53 – Das kaputte Faxgerät

Ardhi: Ein Laden zum Beispiel kann „aufhaben“ oder auch „auf sein“ und „zuhaben“
oder „zu sein“.
Anna: Wohin soll Sabine gehen, um das Fax zu schicken? Was soll sie machen?
Ardhi: Haben Sie eine Idee?

Aufgabe

Anna: Jetzt hören Sie, was Sabine gemacht hat.

Sabine: Und dann haben ein paar Leute gesagt, ich soll doch mal zur Post ge-
hen, am Hauptbahnhof, die hat noch auf, und einfach da das Fax los-
schicken. Ja, dann bin ich zur Post gegangen, da gibt’s keine Faxgerä-
te. Dann haben sie mich zum Internet-Shop geschickt, da gibt’s natür-
lich nur Internet und ich musste ja was durchfaxen, Papiere.
Dann hat mir jemand gesagt: Bei dem und dem Schreibwarengeschäft
kann man faxen, dann bin ich da hin, da war schon zu. Inzwischen
war’s ja halb acht. Dann hab’ ich ... dann hab’ ich alle möglichen Leute
aus meiner Gruppe angerufen, die natürlich nicht da waren ...

Anna: Warum konnte Sabine nirgends faxen? Was war auf der Post?
Ardhi: Auf der Post gab es keine Faxgeräte.
Anna: Auf der Post hat man sie zu einem Internet-Shop geschickt. Also, man hat
gesagt, sie soll zu einem Internet-Shop gehen. Und was war im Internet-
Shop?

Aufgabe

Ardhi: Im Internet-Shop gab es auch keine Faxgeräte.


Anna: Und was war mit dem Schreibwarengeschäft?

Aufgabe

Ardhi: Das Schreibwarengeschäft hatte schon zu, es hatte geschlossen.


Anna: Dann hat sie Leute aus ihrer Gruppe angerufen. Aber ...

Aufgabe

Ardhi: Aber die Leute waren nicht zu Hause.


Anna: Sabine konnte das Fax aber doch noch wegschicken.
Ardhi: Ja, zum Glück. Sie ist ins Büro von Amnesty International zurückgefahren.
Anna: Und dort war inzwischen jemand, der das Fax-Gerät reparieren konnte.
Ardhi: Das ist ja noch mal gut gegangen!
Anna: Glück gehabt!

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Ardhi: Und jetzt noch die Wiederholung.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 53 – Das kaputte Faxgerät

Anna: Sabine wollte ein Fax schicken.

Ardhi: Sabine wollte ein Fax schicken.

Anna: Das Faxgerät ging nicht.

Ardhi: Das Faxgerät ging nicht.

Anna: Sie soll zur Post gehen.

Ardhi: Sie soll zur Post gehen.

Anna: Man hat sie zur Post geschickt.

Ardhi: Man hat sie zur Post geschickt.

Anna: Auf Wiederhören.


Ardhi: Auf Wiederhören.

Anna: Oh, ich sehe gerade in meinem Terminkalender, es geht morgen leider doch
nicht mit dem Essen.
Ardhi: Nein, das geht nicht, dass du wieder absagst.
Anna: Ach geh, Ardhi.
Ardhi: Was, ach geh? Na gut, dann geh’ ich eben.
Anna: Ach komm!
Ardhi: Ja … was? Soll ich jetzt kommen oder gehen? Ach, ist doch egal, dann geh’
ich halt ... und morgen komm’ ich wieder. Tschüs.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 54 – Die Gedanken sind frei

Ardhi: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer, herzlich willkommen zu „Grüße aus
Deutschland“.
Anna: Hallo! Sie hören heute:
Ardhi: „Die Gedanken sind frei“.
Anna: Das ist der Titel eines bekannten Liedes. Sie dürfen dieses Lied heute mit
Ardhi zusammen singen.
Ardhi: Das heißt, Anna und ich wollen es heute mit Ihnen zusammen singen.
Anna: Ne du, das kannst du vergessen. Ich kann nicht singen.
Ardhi: Ach komm, das Lied ist nicht schwierig.
Anna: Gut kannst du das!
Ardhi: Das ist ein Lied aus dem 18. Jahrhundert.
Anna: Schon ganz schön alt.
Ardhi: Achim von Arnim und Clemens Brentano haben es in ihre Liedersammlung
„Des Knaben Wunderhorn“ aufgenommen.
Anna: „Des Knaben Wunderhorn“ – das bedeutet – so ungefähr – … also ähm …
Horn ist ein Blasinstrument … mit magischen Kräften, … das einem Jungen
gehört.
Ardhi: (erstaunt) Ach ja?
Anna: (nicht sehr überzeugt) Ja, klar, äh … (wieder sicher) Und das war ein Buch mit
Volksliedern. Es erschien zwischen 1806 und 1808, zur Zeit der Romantik.
Ardhi: Das Lied „Die Gedanken sind frei“ hat man bis heute nicht vergessen.
Zum Beispiel hat Sophie Scholl in Briefen an ihre Freunde über dieses Lied
geschrieben.
Anna: Sophie Scholl war eine Studentin, die zur Zeit des Nationalsozialismus in Mün-
chen lebte. Sie war in der Gruppe „Die weiße Rose“.
Ardhi: Diese Gruppe wollte etwas gegen den Nationalsozialismus tun. Sie hat heim-
lich Texte gegen Hitler geschrieben und verteilt.
Anna: Man hat das Lied auch bei den so genannten „Montagsdemonstrationen“ ge-
sungen. Jeden Montag haben Bürger in der DDR, im damals sozialistischen
Ostdeutschland, demonstriert.
Ardhi: Sie wollten unter anderem das „Recht auf Meinungsfreiheit“, also, dass man
denken und glauben darf, was man will.
Anna: „Das Recht auf Meinungsfreiheit.“
Ardhi: Das gab es in der Vergangenheit oft nicht.
Anna: Ich denke aber, auch heute noch gibt es Gründe, dieses Lied zu singen.
Ardhi: Genau! Wir singen es gleich.
Anna: (schnell) Äh, ich meine … den Text zu kennen.
Ardhi: Der Text ist voller Symbole, er sagt vieles nicht direkt.
Anna: Klar, das Lied ist schon alt. Da musste man die Dinge in Bildern, indirekt aus-
drücken.
Ardhi: Der Text geht so: „Die Gedanken sind frei. Wer kann sie erraten?“
Anna: „Etwas erraten“ – vielleicht kennen Sie „raten“. Fügt man er- hinzu, dann wird
daraus: „erraten“. Das heißt: „etwas herausfinden“. Etwas erraten: errät, erriet,
hat erraten.
Ardhi: „Sie fliehen vorbei ...“
Anna: Heute würde man sagen: „Sie laufen vorbei“.
Ardhi: „... wie nächtliche Schatten.“

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 54 – Die Gedanken sind frei

Anna: Also, wie Schatten in der Nacht.


Ardhi: „Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen.“
Anna: Ein Jäger ist jemand, der Tiere jagt und sie tötet.
Ardhi: Er „erschießt“ die Tiere, also er tötet die Tiere mit einem Gewehr.
Anna: Erschießen, erschoss, hat erschossen.
Ardhi: „Es bleibet dabei“, also: es bleibt dabei, es ändert sich nicht. „Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei.“
Anna: Mit dem Lied will man also sagen: Niemand, keine Regierung, keine Institution
der Welt darf einem sagen, was man denken soll.
Ardhi: Es gibt ein Recht auf Meinungsfreiheit.
Anna: Sprechen Sie nun bitte noch mal Satz für Satz nach, damit Sie auch gut mit
singen können:
Ardhi: Die Gedanken sind frei.
Wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen.
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei.
So, und jetzt singen wir das Lied mal zusammen.
Anna: Oh je! Singen! Aber nur im Chor. Einen Moment bitte, Ardhi.

Frauen: Was ist denn hier los? Was sollen wir hier?

Anna: Singen!
Ardhi: Ah, ein ganzer Frauenchor! Okay, sind Sie bereit, liebe Hörerinnen und Hörer?
Seid ihr auch bereit, Mädels?

Frauen: Ja!

Ardhi: Ich singe es einmal vor und dann singen wir alle zusammen, okay?

Frauen: Okay … Ja

Ardhi: Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?


Sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen.
Es bleibet dabei: die Gedanken sind frei.
Alle: Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen.
Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei.

Anna: Puh, geschafft


Ardhi: Was hast du denn? Du kannst doch singen!
Anna: (wenig überzeugt) Na ja …

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 54 – Die Gedanken sind frei

Ardhi: (lehrerhaft) Bei Wörtern wie „erraten“ können Sie, liebe Hörerinnen und Hö-
rer, gut die Wortbildung im Deutschen sehen.
Anna: Sie können sehen, wie Wörter „gemacht“ werden.
Ardhi: Mit der Vorsilbe „er-“ zum Beispiel gibt es viele wichtige Verben.
Anna: Also zum Beispiel … „etwas finden“ und „etwas erfinden“, also etwas Neues
entwickeln.
Ardhi: Fallen Ihnen noch andere Verben mit „er-“ ein?

Aufgabe

Anna: Zum Beispiel: „jemanden erkennen“. „Kennen – erkennen.“ Ich erkenne dich.
Du bist Ardhi.
Ardhi: Ja, stimmt. Ein anderes Beispiel: „etwas erklären“. „Klären – erklären.“ Erklär
mir bitte, warum du nicht allein singen wolltest.
Anna: Ganz einfach: Weil ich unsere Hörer nicht erschrecken wollte. „Jemanden er-
schrecken“. Schließlich sollen sie auch beim nächsten Mal wieder zuhören.
Ardhi: Ich verstehe. (mit gefährlicher Stimme) Aber wir machen jetzt noch etwas ganz
Schreckliches:
Anna: Die Wiederholung.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Die Meinungsfreiheit.


Ardhi: Die Meinungsfreiheit.
Anna: Das Recht auf Meinungsfreiheit.
Ardhi: Das Recht auf Meinungsfreiheit.
Anna: Wer kann sie erraten?
Ardhi: Wer kann sie erraten?
Anna: Kein Jäger kann sie erschießen.
Ardhi: Kein Jäger kann sie erschießen.

Anna: Tschüs, bis zum nächsten Mal.


Ardhi: Tschüs.

Ardhi: Du Anna, was denkst du gerade?


Anna: Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?
Ardhi: Hm ... lass mich raten ... Du denkst: Was ist das für ein netter Mann hier ne-
ben mir? Stimmt’s?
Anna: Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger ...
Ardhi: Jetzt sag schon, Anna.
Anna: Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei!

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 55 – Amnesty International

Anna: Hallo!
Ardhi: Hallo!
Anna: Hier sind wir wieder mit:
Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Diese Folge heißt:
Ardhi: „Amnesty International“.
Anna: Es geht heute um Amnesty International, eine Organisation, die sich für die
Menschenrechte engagiert.
Ardhi: Bei Amnesty International mitzuarbeiten bedeutet: Recherchieren, Briefe an
Politiker schicken, Artikel für Zeitungen schreiben usw.
Anna: Tausende von Menschen auf der ganzen Welt arbeiten in ihrer Freizeit für
Amnesty International.
Ardhi: Anders gesagt: Sie sind „ehrenamtliche Mitglieder“. Das heißt, sie bekommen
kein Geld für ihre Arbeit.
Anna: Ein „Ehrenamt“ ist ein Amt, eine Tätigkeit, die man ohne Bezahlung macht.
Zum Beispiel, wenn man sich in seiner Freizeit um Kinder in einem Sportver-
ein kümmert.
Ardhi: Man ist dann ein „ehrenamtliches Mitglied“.
Anna: Wir haben zwei junge Frauen gefragt, warum sie ehrenamtlich für Amnesty
International arbeiten. Hören wir zuerst Anja.
Ardhi: Was findet Anja gut an der Arbeit für Amnesty International?

Anja: Man muss ja auch sehen, wir sind ja alles ehrenamtliche Mitglieder, wir
sind nicht ausgebildet, wir haben die verschiedensten Berufe. Aber je-
der kann trotzdem was tun, er kann was tun, er kann was dazu beitra-
gen, dass die Situation zumindest für einen einzelnen Menschen besser
wird.

Ardhi: Was findet Anja gut an der Arbeit für Amnesty International?

Aufgabe

Anna: Sie findet gut, dass jeder etwas tun kann.


Ardhi: Jeder kann etwas tun. Es hängt nicht davon ab, was man gelernt hat oder wel-
chen Beruf man hat.
Anna: Das war das Wichtigste bei dem, was Anja gesagt hat, die „Essenz“: Jeder
kann etwas tun.

Anja: Man muss ja auch sehen, wir sind ja alles ehrenamtliche Mitglieder, wir
sind nicht ausgebildet, wir haben die verschiedensten Berufe. Aber je-
der kann trotzdem was tun, er kann was tun, er kann was dazu beitra-
gen, dass die Situation zumindest für einen einzelnen Menschen besser
wird.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 55 – Amnesty International

Ardhi: Jetzt hören Sie Sabine. Auch sie erzählt, warum sie bei Amnesty International
ist.
Anna: Drei Wörter sind besonders wichtig, um Sabine zu verstehen: „Damals“, „jetzt“
und „tun“. Es sind Schlüsselwörter.
Ardhi: „Damals“, „jetzt“ und „tun“.

Sabine: Wir haben so 'ne schlimme Geschichte hinter uns, da, im Dritten Reich.
Also, ich hab’ das ja nicht mehr miterlebt, aber man weiß das ja jetzt
alles. Und ich hab’ mir immer gedacht, also … damals hätte man doch
etwas dagegen tun müssen. Und … Ja, es gibt viele solche Länder, wo
immer noch solche Zustände herrschen wie bei uns damals ... Und jetzt
kann ich’s tun, also sollt’ ich das tun.

Ardhi: „Damals“
Anna: Haben Sie verstanden, welche Zeit Sabine damit meint?

Aufgabe

Anna: Damals – das ist die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Die Zeit der
Diktatur unter Hitler. Man sagt auch: Das Dritte Reich.
Ardhi: Das ist „damals“. Das ist die Zeit, die Sabine nicht mehr „miterlebt“ hat.
Anna: Das heißt: Sie war nicht dabei, weil sie damals noch nicht geboren war.
Ardhi: Sie hat diese Zeit nicht mehr miterlebt.
Anna: Und „jetzt“ – das ist natürlich die heutige Zeit. Auch heute gibt es einigen Län-
dern Diktaturen.
Ardhi: Weil Sabine die schlimme Geschichte ihres Landes kennt, sagt sie: Man muss
heute etwas tun.
Anna: Man muss heute den Menschen helfen, die in einer Diktatur leben.
Ardhi: Hören Sie Sabine bitte noch mal.

Sabine: Wir haben so 'ne schlimme Geschichte hinter uns, da, im Dritten Reich.
Also, ich hab’ das ja nicht mehr miterlebt, aber man weiß das ja jetzt
alles. Und ich hab’ mir immer gedacht, also … damals hätte man doch
etwas dagegen tun müssen. Und … Ja, es gibt viele solche Länder, wo
immer noch solche Zustände herrschen wie bei uns damals ... Und jetzt
kann ich’s tun, also sollt’ ich das tun.

Anna: Das war das Wichtigste, was Sabine gesagt hat:


Ardhi: Es war früher notwendig, etwas gegen die Diktatur zu tun, aber man hat es
nicht getan.
Anna: Anders gesagt:

Sabine: Damals hätte man doch etwas dagegen tun müssen.

Ardhi: Jetzt ist es möglich, etwas zu tun. Deshalb ist es für Sabine eine Pflicht, eine
Aufgabe, etwas zu tun.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 55 – Amnesty International

Anna: Anders gesagt:

Sabine: Und jetzt kann ich’s tun, also sollt’ ich das tun.

Ardhi: Und jetzt kommt noch die Wiederholung.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Wir sind nicht dafür ausgebildet.

Ardhi: Wir sind nicht dafür ausgebildet.

Anna: Wir sind ehrenamtliche Mitglieder.

Ardhi: Wir sind ehrenamtliche Mitglieder.

Anna: Sabine hat das Dritte Reich nicht miterlebt.

Ardhi: Sabine hat das Dritte Reich nicht miterlebt.


Falls Sie sich für Amnesty International interessieren, hier eine Internet-
Adresse: www.amnesty.de.
Anna: Ich buchstabiere: www.a-m-n-e-s-t-y.de
Ardhi: Wenn Sie sofort dazu beitragen wollen, dass die Situation für einzelne Men-
schen besser wird, dann können Sie im Internet unter dieser Adresse nachse-
hen: www.eilpetitionen.de
Anna: Hier finden Sie Berichte über Gefangene und Briefe an Regierungsbehörden1.
Die brauchen Sie nur noch runterzuladen2 und wegzuschicken.
Anna: Tschüs, bis zum nächsten Mal.
Ardhi: Tschüs.

Ardhi: Heute waren wir richtig seriös, findest du nicht?


Anna: Ja, doch.
Ardhi: Gut so. Sonst denken die Hörer noch, wir sind immer albern.
Anna: Ja ja, wir sind schließlich keine Clowns.
Ardhi: Ja, eben.

1
die Behörde, -n : Ort der Verwaltung; z.B. das Arbeitsamt, das Einwohnermeldeamt usw. sind Be-
hörden
2
runterladen/herunterladen, lädt herunter, lud herunter, hat heruntergeladen, etwa: Informationen,
Formulare usw. aus dem Internet holen und auf dem PC speichern

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 56 – Ardhi, der Rebell

Anna: Hallo! Hier sind wir wieder mit „Grüße aus Deutschland“.
Ardhi: Hallo! Sie hören:
Anna: (etwas ratlos) Ähm … „Ardhi, der Rebell“.
(verunsichert) Unser Thema ist ja eigentlich …äh … die Arbeit von Amnesty
International … Die große Menschenrechtsorganisation.
Ardhi: Für Amnesty International arbeiten, bedeutet vor allem: Briefe schreiben.
Anna: Briefe an die Menschen in den Gefängnissen, um ihnen Mut zu machen.
Ardhi: Und Briefe an Politiker mit der Bitte, die Gefangenen frei zu lassen.
Anna: Leider bekommt man nicht immer Antwort auf die Briefe.
Ardhi: Und wenn man schreibt und schreibt und keine Antwort bekommt, wie fühlt
man sich da? Wie kann man dieses Gefühl beschreiben?

Aufgabe

Ardhi: Man fühlt sich mutlos oder entmutigt, also ohne Mut.
Anna: Man mag nicht mehr!
Ardhi: Man ist enttäuscht.
Anna: Oder, in der gesprochenen Sprache: Man ist „frustriert“.
Ardhi: Anders gesagt: „Es ist frustrierend“.
Anna: Von diesem Gefühl sprechen jetzt auch Anja und Sabine von Amnesty Interna-
tional.

Anja: Wobei, manchmal ist es natürlich schon sehr frustrierend, wenn man
jeden Monat 'n Brief schreibt, dann bald nicht mehr weiß, was man
schreiben soll.
Sabine: Es ist halt auch 'ne gewisse Zähigkeit erforderlich. Und es ist nicht im-
mer superspannend, was wir hier machen, ja, zäh muss man sein und
... durchhaltewillig.

Anna: Wie muss man sein, wenn man bei Amnesty International mitarbeitet?
Ardhi: Es ist eine gewisse Zähigkeit erforderlich, also: man braucht eine gewisse Zä-
higkeit.
Anna: Anders gesagt: Man muss „zäh“ sein. Das Adjektiv „zäh“ findet man normaler-
weise in einem anderen Kontext:
Ardhi: „Das Fleisch ist zäh.“ Man braucht gute Zähne, um es zu essen.
Anna: Oder: „Das Leder“ - das Material aus dem Schuhe sind – „ist zäh“, es ist sehr
fest.
Ardhi: Wenn man aber sagt: Ein „zäher Mensch“, meint man etwas anderes.
Anna: Wie ist ein „zäher Mensch“?

Aufgabe

Ardhi: „Ein zäher Mensch“: Man kann ihn nicht entmutigen.


Anna: Er ist vielleicht manchmal frustriert, aber er gibt nicht auf, er macht immer wei-
ter.

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 56 – Ardhi, der Rebell

Ardhi: Er kann „durchhalten“, das bedeutet: Er macht immer weiter und er kann war-
ten, auch wenn es schwierig ist.
Anna: Hören Sie jetzt bitte noch mal Anja und Sabine.

Anja: Wobei, manchmal ist es natürlich schon sehr frustrierend, wenn man
jeden Monat 'n Brief schreibt, dann bald nicht mehr weiß, was man
schreiben soll.
Sabine: Es ist halt auch 'ne gewisse Zähigkeit erforderlich. Und es ist nicht im-
mer superspannend, was wir hier machen, ja, zäh muss man sein und
... durchhaltewillig.

Ardhi: Man muss also zäh sein und durchhaltewillig, denn ... Hm ...
Anna: Was ist denn, warum sprichst du nicht weiter?
Ardhi: Eigentlich möchte ich nicht immer nur das sagen, was hier im Manuskript
steht. Ich würde gerne meine eigene Meinung dazu sagen.
Anna: Aber Ardhi, das geht doch nicht. Die Autorin muss doch diese Sendung so
gestalten, dass unsere Hörer etwas dabei lernen. Wir können doch nicht ein-
fach so spontan ...
Ardhi: Ich möchte zu diesem Thema aber auch gerne sagen, was ich denke.
Anna: Na gut, fang an. Was denkst du?
Ardhi: Ähm … ja...
Anna: Wir warten.
Ardhi: Ach, ich würde jetzt lieber Musik hören. Von The Gimmicks.
Anna: Das ist eine Münchner Band.
Ardhi: Das Rebellenlied.
Anna: Das Rebellenlied. Klar … was sonst?!
Ardhi: Was ist los? Geht der CD-Player nicht mehr oder was?

Marion Was ist denn hier los?

Anna: Oh je, unsere Autorin ist gekommen.


Ardhi: Ich würde jetzt gerne diese Musik weiterhören. Klaus, würdest du bitte ...
Anna: Ardhi, das bringt doch nichts, wenn du jetzt hier ...

Marion Was ist hier eigentlich los?

Ardhi: Ich finde es frustrierend, dass wir oft nur das sagen dürfen, was du denkst.
Wie zwei Papageien: Lora, Lora!

Marion: Das ist nun mal deine Arbeit, Ardhi. Jeder von uns ist für etwas anderes
ausgebildet. Du für Musik und Sprechen ...

Ardhi: Aber so eine Sendung sollte Teamwork sein, finde ich. Jeder sollte etwas zur
Sendung beitragen.

Marion: Dann brauchen wir viel mehr Zeit! Aber wir haben keine Zeit! Du hast ja
noch nicht miterlebt, wie schnell ich schreiben muss ...

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 56 – Ardhi, der Rebell

Ardhi: Ja, aber mal dürfen wir spontan sprechen und mal nicht, und ich verstehe
nicht, warum.

Marion Das liegt eben an den Themen.

Ardhi: Dann nimm doch andere Themen.

Marion: Ich finde diese Themen aber wichtig, zum Beispiel die Menschenrech-
te. Es passieren so viele schlimme Dinge, darüber muss man doch
auch sprechen.

Ardhi: Aber man kann doch auch anders darüber sprechen und ...

Marion: Ardhi, wir sprechen später darüber. Okay?

Ardhi: Nein, ich finde, wir müssen das jetzt klären ...

Anna: Merkwürdig …. Haben Sie es auch gehört? Ich glaube, In der Diskussion eben
waren nur Ausdrücke, die Sie in anderen Sendungen gelernt haben. Was war
da alles? Ähm … Sie können gerne gleich nachsprechen, das ist immer gut.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Aber Ardhi, das geht doch nicht!

Ardhi: Geht der CD-Player nicht mehr?

Anna: Ardhi, das bringt doch nichts!

Ardhi: Ich finde es frustrierend!

Ardhi: Jeder sollte etwas zur Sendung beitragen.

Marion: Du hast es ja noch nicht miterlebt wie schnell ich schreiben muss.
Zum Beispiel die Menschenrechte.

Anna: Gibt es Ardhis Rebellion nur in der Fantasie von Marion, unserer Autorin?
Damit Sie die Wörter wiederholen? Und was ist das, was ich jetzt sage? Sind
das meine eigenen Gedanken oder sind das die Gedanken der Autorin? Gibt
es mich überhaupt? (kläglich) Oh je ... Tschüs.
Ardhi: Tschüs!

Ardhi: Was ist denn los? Warum schaust du denn so?


Anna: Du, Ardhi, vielleicht gibt es uns gar nicht.
Ardhi: Häh? Wie bitte?
Anna: Woher weißt du, dass es dich gibt?

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 56 – Ardhi, der Rebell

Ardhi: Wenn es mich nicht geben würde, würde ich jetzt hier nicht zu dir sprechen,
oder?
Anna: Vielleicht ist das, was du jetzt sprichst, nur die Fantasie unserer Autorin.
Ardhi: Nein, nein, nein, nein! Ich habe ich habe meine eigenen Gedanken und einen
freien Willen. Das zeige ich dir jetzt.
Anna: Und wie?

Marion Ardhi steht auf und geht.

Ardhi: Ich stehe jetzt auf und gehe. Das ist mein freier Wille. Schau!

Marion Die Musik wird lauter.

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 57 – Der Nachtvogel – Teil A

Anna: Hallo, hier sind wir wieder mit:


Ardhi: Hallo.
Anna: Ähm, hier ist wieder:
Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Teil A der Folge „Der Nachtvogel“.
Anna: Ja, Ardhi, was ist denn mit dir los? Du hast ja eine ganz dicke Backe1!
Ardhi: Ach, ich hab’ Zahnschmerzen2.
Anna: Oh je, Zahnschmerzen. Und warum gehst du nicht zum Zahnarzt?
Ardhi: Zum Zahnarzt? Ähm, weil es ... weil ich ... keine Zeit habe! Wir müssen doch
jetzt die Sendung machen und ...
Anna: Aber Ardhi, dann gehst du eben gleich nach der Sendung zum Zahnarzt.
Ardhi: Aber dann muss ich einkaufen und dann muss ich noch ...
Anna: Ardhi!?
Ardhi: Ja?
Anna: Hast du etwa Angst vor dem Zahnarzt?
Ardhi: Angst? Was ist das?
Anna: Die Angst, die Ängste. Man kann auch sagen: die Furcht. Und jemand, der oft
Angst hat, ist ängstlich. Man kann auch sagen, er ist …
Ardhi: Ja, ja, aber ich habe keine Angst. Es ist nur ... Äh, was machst du da am Com-
puter?
Anna: Schau mal, hier im Internet. Ich habe das Wort „Angst“ eingegeben. Über
300.000 Einträge! Und hier, eine Homepage: www.ich-habe-angst.de
Ardhi: Mhm, ganz interessant. Aber können wir jetzt mit der Sendung anfangen?
Anna: Wovor Menschen alles Angst haben ... Angst vor Spinnen, Angst vor Mäusen
...
Ardhi: Zeig mal ... Angst vor dem Chef … na ja … Angst vor der Dunkelheit … he,
Angst vor Frauen ... na so was!
Anna: Wovor kann man noch alles Angst haben? Fällt Ihnen noch etwas ein? Wovor
haben Menschen Angst? Sie haben Angst vor …

Aufgabe

Anna: Das Mädchen, das wir gleich hören werden, hat zum Beispiel Angst vor Schul-
aufgaben.

Marion: Lucy, wenn du Angst hast, wovor hast du dann Angst?


Lucy: Vor Schulaufgaben, zum Beispiel.
Marion: Wenn du nicht gelernt hast, oder?
Lucy: Ja, auch wenn ich gelernt hab’. Egal. Ich hab’ immer Angst vor Schul-
aufgaben.

Anna: Lucy hat also Angst, dass sie die Prüfungen nicht schafft.
Ardhi: Och, die Arme.
Anna: Ja, sei froh, dass du nicht weißt, was Angst ist.
Ardhi: (murmelt etwas Unverständliches)
1
die Backe, -n: die Wange, Teil des Gesichts
2
der Zahn, die Zähne: das, womit man beißt

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 57 – Der Nachtvogel – Teil A

Anna: Jetzt erzählt Leo von seiner Angst.

Marion: Leo, hast du manchmal Angst?


Leo: Ja, nicht oft, aber schon.
Marion: Und wovor hast du dann Angst?
Leo: Also, wenn ich alleine zu Hause bin und draußen alles dunkel ist, und
es klopft jemand an der Türe von außen oder klingelt … Und dann hab
ich halt Angst, dass der jetzt einfach einbricht in die Wohnung und so …
Und … ja, eigentlich nur davor.

Ardhi: An der Tür klopfen ...


Und an der Tür klingeln ...
Anna: Wovor hat Leo Angst, wenn jemand an der Tür klopft oder klingelt?

Leo: … Und dann hab ich halt Angst, dass der jetzt einfach einbricht in die
Wohnung und so …

Anna: „In eine Wohnung einbrechen“ – das heißt: jemand öffnet ein Fenster oder ei-
ne Tür von einer fremden Wohnung mit Gewalt, weil er etwas wegnehmen,
also stehlen will.
Ardhi: Leo hat also Angst, dass jemand …

Aufgabe

Ardhi: Leo hat Angst, dass jemand in die Wohnung einbricht.


Anna: Es gibt eine Geschichte von einem Jungen, der auch Angst hatte, wenn er
abends allein zu Hause war. Die Geschichte heißt: „Der Nachtvogel“ und ist
von Ursula Wölfel.
Ardhi: Kenn’ ich nicht.
Anna: Macht nichts. Du wirst gleich den ersten Teil dieser Geschichte hören.

Der Nachtvogel
Ein Junge hatte immer große Angst, wenn er nachts allein in der Wohnung sein
musste. Seine Eltern gingen oft am Abend fort.

Anna: Ach, das kenne ich. Als ich ein Kind war, habe ich dann Geräusche gehört und
gedacht, dass jemand in der Wohnung ist.
Ardhi: Es war, als ob jemand in der Wohnung wäre?
Anna: Ja, genau: Es war, als ob jemand in der Wohnung wäre.
Ardhi: Ja, das kenne ich auch.
Anna: Aber du hattest natürlich keine Angst.
Ardhi: Äh … nein.
Anna: Schön für dich. Der Junge dagegen hatte große Angst.

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 57 – Der Nachtvogel – Teil A

Dann konnte der Junge vor Angst nicht einschlafen. Er hörte etwas rauschen, und
das war, als ob jemand im Zimmer atmete. Er hörte ein Rascheln und ein Knacken,
und das war, als ob sich etwas unter seinem Bett bewegte. Aber viel schlimmer war
der Nachtvogel.

Anna: „Der Nachtvogel“ – das ist ein Fantasiename. Der Junge hat den Vogel so ge-
nannt.
Ardhi: Und was ist das für ein Vogel?
Anna: Versuchen Sie bitte, sich jetzt beim Hören den Vogel vorzustellen.
Ardhi: Wie sieht der Vogel aus? Wie groß ist er? Welche Farbe hat er?

Aber viel schlimmer war der Nachtvogel. Der Junge sah ihn immer ganz still draußen
auf der Fensterbank sitzen, und wenn unten ein Auto vorüberfuhr, schlug der Vogel
mit den Flügeln und der Junge sah den riesigen Schatten von den Flügeln an der
Zimmerdecke.

Anna: Uah, für mich ist der Vogel sehr groß und dunkel.
Ardhi: Na ja, so groß kann er ja nicht sein, wenn er Platz auf der Fensterbank hat.
„Die Fensterbank“ - das ist ein Metall- oder Holzbrett vor dem Fenster.
Anna: Ja, aber seine Flügel sind sehr groß, sie sind riesig.
Ardhi: Nein, nicht die Flügel, sondern der Schatten3 der Flügel ist riesig. Auch ein
ganz kleiner Vogel hat einen großen Schatten, wenn das Licht von unten
kommt.
Anna: Trotzdem, für mich ist der Vogel groß und gefährlich, wenn er so mit den Flü-
geln schlägt, wenn er die Flügel bewegt … uah. Und … und weil’s so schön
gruselig4 war, hören wir die Stelle noch mal:

Aber viel schlimmer war der Nachtvogel. Der Junge sah ihn immer ganz still draußen
auf der Fensterbank sitzen, und wenn unten ein Auto vorüberfuhr, schlug der Vogel
mit den Flügeln und der Junge sah den riesigen Schatten von den Flügeln an der
Zimmerdecke.

Anna: Aber du verstehst das ja nicht. Du hast ja vor nichts Angst.


Ardhi: Nicht einmal vor der Wiederholung!
Anna: Wenn Sie wollen, können Sie die Sätze nachsprechen.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Wovor hast du Angst?

Ardhi: Wovor hast du Angst?

Anna: Ardhi hat Angst vor dem Zahnarzt.

3
der Schatten, -: das schwarze Bild, das man von einem Ding oder Lebewesen sieht, wenn Licht von
der anderen Seite darauf scheint
4
gruselig: etw. ist gruselig: es macht einem Angst, ist aber auch spannend

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 57 – Der Nachtvogel – Teil A

Ardhi: (räuspert sich) Ich habe keine Angst vor dem Zahnarzt.

Anna: Er hat Angst, dass jemand in die Wohnung einbricht.

Ardhi: Er hat Angst, dass jemand in die Wohnung einbricht.

Anna: Nächstes Mal hören Sie, wie die Geschichte mit dem Nachtvogel weitergeht.
Ardhi: Wir danken an dieser Stelle sehr herzlich dem Verlag Beltz & Gelberg, dass
wir diese spannende Geschichte hier in der Sendung verwenden dürfen.
Anna: Tschüs.
Ardhi: Tschüs.

Anna: Na, wie geht’s mit dem Zahn?


Ardhi: Och, ich glaub’, schon etwas besser ...
Anna: Du willst also nicht zum Zahnarzt gehen?
Ardhi: Ich hab’ dir doch schon gesagt, dass ich keine Zeit habe und dass ich nachher
noch ...
Anna: … Angst habe.

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 58 – Der Nachtvogel – Teil B

Anna: Hallo, hier ist wieder:


Ardhi: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Mit der Folge „Der Nachtvogel“, Teil B.
Ardhi: Hallo.
Anna: Oh je, Ardhi, deine Backe1 ist ja noch dicker als das letzte Mal.
Ardhi: Finde ich nicht.
Anna: Und du willst auch heute nicht zum Zahnarzt gehen?
Ardhi: Du weißt doch, dass ich keine Zeit habe.
Anna: Ach ja, stimmt! Ardhi hat keine Angst vor dem Zahnarzt - er hat nur keine Zeit!
Bei uns in der Sendung geht es jedenfalls um das Thema „Angst“. Sie hören
zuerst ein Interview mit einem Mädchen und einem Jungen.
Ardhi: Dann hören Sie den zweiten Teil der Geschichte „Der Nachtvogel“.
Anna: Aber zuerst das Interview. Lucy hat Angst vor Schulaufgaben. Das sind die
Tests, die man während eines Schuljahres schreibt. Man sagt auch: Man
schreibt eine Arbeit.

Marion: Was tust du denn gegen die Angst?


Lucy: Also, vor Schulaufgaben geh ich auf den Flur und … ähm … rede mir
gut zu und atme tief durch. Und dann geh’ ich wieder rein und dann
schreib’ ich einfach die Arbeit.

Anna: Lucy „redet sich gut zu“. Wenn man jemandem gut zuredet, sagt man zum Bei-
spiel:
Ardhi: „Keine Angst! Es wird schon werden!“
Anna: Und Lucy atmet tief durch … Ach ja, das mache ich auch immer, wenn ich flie-
gen muss.
Ardhi: Wieso?
Anna: Ich habe Angst vor dem Fliegen.
Ardhi: Was? Du?
Anna: Ja. Ich atme dann auch immer tief durch. Einatmen ...
Ardhi: (atmet ein)
Anna: … und wieder ausatmen ...
Ardhi: (atmet heftig aus)
Anna: Nein, nicht so!
Ardhi: Ich platze doch sonst.
Anna: Ganz sanft ... Du atmest ein ... und atmest aus ... Es gibt nur deinen Atem,
sonst nichts ...
Anna: Das tiefe Atmen ist ganz wichtig. Denn wenn man nicht tief atmet, sondern
flach, wird die Angst noch schlimmer.
Ardhi: Ach ja, man hat dann oft so ein enges Gefühl in der Brust.
Anna: „Eng“ – das Gegenteil ist: …

Aufgabe

Ardhi: „Weit“. Eng und weit.

1
die Backe, -n: die Wange, Teil des Gesichts

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 58 – Der Nachtvogel – Teil B

Anna: Die Wörter „Angst“ und „eng“ kommen aus derselben Wortfamilie.
Ardhi: Hören wir als Nächstes einen Jungen, Leo. Er hat Angst, wenn er abends al-
lein zu Hause ist und jemand an der Wohnungstür klingelt.
Anna: Er bildet sich dann ein, dass das ein Einbrecher ist.
Ardhi: Ein Einbrecher, das bedeutet …

Aufgabe

Anna: Ein Dieb, ein Krimineller - ein Einbrecher.


Ardhi: Leo bildet sich ein, dass das ein Einbrecher ist.
Anna: Man bildet sich etwas ein, wenn man etwas Bestimmtes glaubt, was aber nicht
wahr ist.
Ardhi: Leo bildet sich dann ein, dass das ein Einbrecher ist.
Anna: Was meinen Sie, was sollte Leo gegen seine Angst tun? Was würden Sie ihm
raten?

Aufgabe

Anna: Hören Sie jetzt Leo. Was macht er gegen seine Angst?

Marion: Und was machst du dann, wenn du so Angst hast?


Leo: Dann schalt’ ich eigentlich immer den Fernseher ein oder mach’ Musik
oder spiel’ am Computer …
Marion: Kannst du mit jemandem über deine Angst reden?
Leo: Ja, mit Freunden, oft, und mit Eltern halt.
Marion: Und nützt das was?
Leo: Ja, doch.

Ardhi: Was macht Leo alles gegen seine Angst?


Anna: Wir sagen Ihnen Stichwörter, damit Sie leichter antworten können. Zum Bei-
spiel: Fernseher – einschalten.
Ardhi: Leo …

Aufgabe

Anna: Leo schaltet den Fernseher ein.


Ardhi: Musik - machen
Anna: Leo …

Aufgabe

Ardhi: Leo macht Musik.


Anna: Computer – spielen.
Ardhi: Er …

Aufgabe

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 58 – Der Nachtvogel – Teil B

Anna: Er spielt am Computer. Oder: Er macht ein Computerspiel.


Ardhi: Freunde und Eltern – reden.
Anna: Er …
Ardhi: Er redet mit Freunden und mit seinen Eltern. Er redet mit ihnen über seine
Angst.
Anna: Das finde ich toll! Leo redet über seine Angst. Das tun nicht viele Männer!
Ardhi: Ach ja, zu einem Jungen sagt man oft: „Ein richtiger Junge hat keine Angst!
Stell dich doch nicht so an!“2
Anna: „Stell dich doch nicht so an“ – anders gesagt: Sei doch nicht so ängstlich, sei
nicht so kompliziert!
Ardhi: Hören wir jetzt, wie die Geschichte „Der Nachtvogel“ weitergeht.
Anna: Der Junge in dieser Geschichte hatte auch immer Angst, wenn seine Eltern
abends fortgingen.
Ardhi: Er sah dann immer einen großen Vogel. Der Vogel saß draußen, vor seinem
Fenster, und schaute durch die Fensterscheibe herein. Der Junge nannte ihn
„Nachtvogel“.

Der Junge erzählte seinen Eltern von der Angst. Aber sie sagten nur: „Stell dich doch
nicht an! Du bildest dir das alles nur ein3.“
Und sie gingen immer wieder am Abend fort, weil sie den Vogel nicht sehen konnten,
weil sie das alles nicht glaubten.

Anna: Jetzt kommt gleich mehrmals das Wort „schellen” vor. Was bedeutet „schel-
len“?
Ardhi: Sie können es sicher durch den Kontext verstehen.

Einmal war der Junge wieder allein und es schellte an der Wohnungstür.
Der Junge wurde steif vor Angst. Wieder schellte es. Es schellte und schellte. Dann
war es still, lange Zeit war es ganz still.

Anna: „Schellen“ - das heißt:


Ardhi: „Klingeln“.
Ardhi: Bevor wir weiterhören, zwei Wörter: Ein Vogel hat „Krallen“ …
Anna: ... an seinen Füßen.
Ardhi: Und einen „Schnabel“ ...
Anna: .... zum Fressen.

Dann kratzte etwas an der Hauswand. Das war der Vogel! Jetzt kletterte er mit sei-
nen Krallen an der Mauer hoch. Jetzt war er an der Fensterbank. Und jetzt schlug er
mit seinem Schnabel an die Scheibe. Einmal, zweimal, immer wieder, immer lauter,
und gleich würde das Glas zerbrechen, gleich würde der Vogel ins Zimmer springen.

Anna: Gleich wird der Vogel im Zimmer sein. Und was tut der Junge?
Ardhi: Das hören Sie das nächste Mal.
Anna: Und jetzt hören Sie noch:

2
Stell dich doch nicht so an!: Sei doch nicht so ängstlich/ungeschickt/kompliziert …!
3
sich etw. (A) einbilden, bildete sich etw. ein, hat sich etw. eingebildet: in der Fantasie sehen

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 58 – Der Nachtvogel – Teil B

Anna + Ardhi: Die Wiederholung.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Lucy atmet tief durch.

Ardhi: Lucy atmet tief durch.

Anna: Leo schaltet den Fernseher ein.

Ardhi: Leo schaltet den Fernseher ein.

Anna: Er spielt am Computer.

Ardhi: Er spielt am Computer.

Anna: Du bildest dir das nur ein.

Ardhi: Du bildest dir das nur ein.

Anna: Auf Wiederhören, bis zum nächsten Mal.


Ardhi: Auf Wiederhören.

Anna: Du, Ardhi, wovor hast du am allerallermeisten Angst auf der ganzen Welt?
Ardhi: Ich ... ähm … vo... vor dir, Anna. Lasst mich schnell raus hier! Die will mich
fressen!

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 59 – Der Nachtvogel – Teil C

Anna: Hallo! Hier sind wir wieder!


Ardhi: (gedämpft) Hallo. Hier ist „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Sie hören heute Teil C der Folge: „Der Nachtvogel“.
Ardhi: (gedämpft) In der Geschichte „Der Nachtvogel“ geht es um Angst. Sie hören
heute den dritten Teil. Vorher erzählt aber noch ein Mann von seiner Angst.
Anna: Na, und du? Hast du immer noch Zahnschmerzen?
Ardhi: Ja, leider.
Anna: Und du willst immer noch nicht zum Zahnarzt gehen?
Ardhi: Och … ist nicht nötig …
Anna: Na, wie du meinst. Dann hören wir jetzt Roland.
Ardhi: Roland hatte als Jugendlicher immer Angst vor der Höhe.
Anna: Er hatte also Angst, wenn er zum Beispiel auf einem Berg oder einem Turm
war.

Marion: Es gibt ja sicher etwas, wovor Sie Angst haben. Wovor haben Sie
Angst?
Roland: Ich kann eigentlich nur darüber berichten, wovor ich Angst hatte: das
war einfach vor der Höhe. Ich habe einfach ein ungutes Gefühl gehabt,
ein flaues Gefühl im Magen und das hatte ich eigentlich aber nur bis
zum 15. Lebensjahr, dann war’s vorbei.

Anna: Roland hatte ein flaues Gefühl im Magen, also im oberen Bauch.
Ardhi: „Ein flaues Gefühl“ – das ist so ein Gefühl, als ob einem ein bisschen schlecht
wäre.
Anna: Wie spürt man seine Angst eigentlich noch?
Ardhi: Ja, zum Beispiel: Man zittert vor Angst.
Anna: Man kann auch vor Kälte zittern: Brrrr. Woran merkt man noch, dass man
Angst hat?

Aufgabe

Anna: Zum Beispiel: Man schwitzt vor Angst. Es ist einem so heiß, dass einem der
Schweiß, also Wasser, den Körper herunterläuft.
Ardhi: Das Herz klopft ganz stark.
Anna: Man kann vor Angst nicht einschlafen.
Ardhi: Roland erzählt jetzt, was er gegen seine Angst vor der Höhe gemacht hat.
Anna: Das Wort „klettern“ ist dabei wichtig. Was könnte das heißen?

Roland: Aber ein Freund von mir hat zu mir gesagt, einfach nur in den Bergen
herumlaufen, das ist langweilig. Komm doch mit, bei uns gibt es Kletter-
kurse oder die Möglichkeit zu klettern. Und er hat mich dann mitge -
nommen in die Jugendabteilung des Alpenvereins. Dann haben wir ei
nen Ausflug gemacht an den Gardasee, sind dann auf Berge gegan-
gen, ich habe angefangen zu klettern und das war das große Erlebnis.
Marion: Auf einmal war die Angst weg?
Roland: Am Anfang natürlich nicht. Denn man hängt dann am Felsen und blickt
hinunter in die Tiefe …
1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 59 – Der Nachtvogel – Teil C

Ardhi: Roland ist auf einen Berg geklettert. Verstehen Sie, was das heißt?

Aufgabe

Anna: „Klettern“ bedeutet: auf einen Berg steigen und dabei auch die Hände benut-
zen.
Ardhi: Ein Freund hat Roland in die Jugendabteilung des Alpenvereins mitgenom-
men. Der Alpenverein ist eine Organisation, die die Natur in den Alpen
schützt.
Anna: Und man kann dort auch klettern lernen.
Ardhi: Aber was hat Roland die Angst genommen? Denn er hatte beim Klettern ja
immer noch Angst.
Anna: Was hat Roland die Angst genommen? Zwei Dinge waren wichtig.

Roland: Aber die Angst ist dann langsam weggegangen, weil ich gemerkt habe,
einmal, ich war gesichert, ich war angeseilt, dann hatte ich meine Ka-
meraden um mich, die dafür gesorgt haben, dass mir nichts passiert.
Und ich glaube, diese Sicherheit und die Kameradschaft der anderen
hat mir dann langsam die Angst genommen. Und jetzt gibt es die nicht
mehr und ich klettere weiterhin.

Ardhi: Was hat Roland die Angst genommen?


Anna: Das Erste hat mit einem Gegenstand zu tun.

Aufgabe

Ardhi: Roland war angeseilt, also er hing an einem Seil, an einem Strick.
Anna: Das Zweite hat mit Menschen zu tun.

Aufgabe

Ardhi: Seine Kameraden haben Roland die Angst genommen. Also: die anderen
jungen Leute, die mit ihm geklettert sind.
Anna: So ist also Rolands Angst weggegangen.
Ardhi: In der Geschichte „Der Nachtvogel“ geht es auch um Angst.
Anna: Ein Junge hatte immer Angst, wenn seine Eltern abends weggingen. Er sah
dann immer einen großen Vogel vor seinem Fenster.
Ardhi: Eines Abends waren seine Eltern wieder einmal weg. Da kam wieder der
Nachtvogel und schlug mit seinem Schnabel1 an das Fenster.

Einmal, zweimal, immer wieder, immer lauter, und gleich würde das Glas zerbrechen,
gleich würde der Vogel ins Zimmer springen. Der Junge packte die Blumenvase vom
Tisch neben dem Bett. Er schleuderte sie zum Fenster. Das Glas zersplitterte. Wind
fuhr ins Zimmer, dass der Vorhang hoch an die Wand schlug, und der Vogel war fort.

1
der Schnabel, die Schnäbel: ein Vogel frisst mit seinem Schnabel

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 59 – Der Nachtvogel – Teil C

Anna: Haben Sie alles verstanden? Nicht alles? Dann noch mal etwas langsamer.
Ardhi: „Der Junge packte die Blumenvase vom Tisch neben dem Bett.“
Anna: „Die Blumenvase“ – das ist:

Aufgabe

Anna: Das ist ein Gefäß mit Wasser für Blumen.


Ardhi: Er packte die Blumenvase.
Anna: Was kann man noch sagen für das Wort: „packen“?

Aufgabe

Ardhi: Zum Beispiel: „nehmen“. Er nahm die Blumenvase.


Ardhi: „Etwas packen“ bedeutet: etwas schnell nehmen und festhalten.
Anna: Man kann auch jemanden packen, zum Beispiel:
Ardhi: Hilfe! Anna hat mich am Arm gepackt!
Anna: Ein blöderes Beispiel konntest du nicht finden?
Ardhi: Wieso ich? Na ja, gut. Also: „Er schleuderte die Blumenvase zum Fenster.“
Anna: Was kann man noch für das Wort „schleudern“ sagen?

Aufgabe

Ardhi: Werfen. Er warf die Blumenvase zum Fenster.


Anna: Und was passiert, wenn man eine Vase gegen ein Fenster wirft?

Aufgabe

Ardhi: Die Fensterscheibe geht kaputt.


Anna: Oder, etwas schöner ausgedrückt:
Ardhi: Das Glas zersplittert.
Anna: Das Glas zerbricht in tausend Stücke.
Ardhi: „Wind fuhr ins Zimmer.“
Anna: Wie kann man das noch anders sagen?

Aufgabe

Ardhi: Zum Beispiel: Wind kam ins Zimmer.


Anna: „Der Vorhang schlug hoch an die Wand.“
Ardhi: Was ist ein „Vorhang“?

Aufgabe

Anna: „Der Vorhang“ - ein Sichtschutz, ein Stoff vor dem Fenster. Damit man nicht
ins Zimmer schauen kann.
Ardhi: Hören wir jetzt diese Stelle noch mal.

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 59 – Der Nachtvogel – Teil C

Der Junge packte die Blumenvase vom Tisch neben dem Bett. Er schleuderte sie
zum Fenster. Das Glas zersplitterte. Wind fuhr ins Zimmer, dass der Vorhang hoch
an die Wand schlug, und der Vogel war fort.

Anna: Puh, das war aufregend, nicht war?


Ardhi: Aber was war das nun wirklich, dieser Nachtvogel? Und ist er noch einmal ge-
kommen?
Anna: Das erfahren wir …
Ardhi: … nächstes Mal.
Anna: Und jetzt: die Wiederholung.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Anna: Roland hatte Angst vor der Höhe.

Ardhi: Roland hatte Angst vor der Höhe.

Anna: Er ist auf einen Berg geklettert.

Ardhi: Er ist auf einen Berg geklettert.

Anna: Das hat ihm seine Angst genommen.

Ardhi: Das hat ihm seine Angst genommen.

Anna: Tschüs.
Ardhi: Tschüs.

Ardhi: Du, Anna.


Ardhi: Ja?
Ardhi: Kennst du einen guten Zahnarzt?
Anna: Klar! Meiner. Meiner ist gut.
Ardhi: Aha, ja, aber er hat vielleicht keinen Termin frei, oder?
Anna : Ach, bestimmt. Ich geb’ dir gleich die Telefonnummer ...

4
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 60 – Der Nachtvogel – Teil D

Ardhi: Taramtaram, hallo, herzlich willkommen zu „Grüße aus Deutschland“.


Anna: Sie hören die Folge „Der Nachtvogel“, Teil D.
Ardhi: Taramtaramtaramtamta …
Anna: Ja, Ardhi. Warst du etwa beim Zahnarzt?
Ardhi: Sieht man das?
Anna: Na klar, deine dicke Backe ist weg.
Ardhi: Mhm!
Anna: Du siehst ja auf einmal richtig hübsch aus!
Ardhi: Mhm! (Er räuspert sich.)
Anna: Ardhi hatte nämlich Zahnprobleme.
Ardhi: Na ja, der Zahn musste raus.
Anna: Und, war’s schlimm?
Ardhi: Na ja ... es hat schon weh getan, aber ... eigentlich war die Angst vor dem
Zahnarzt viel schlimmer.
Anna: Ja, ich glaube, das ist oft so … Angst kann uns blockieren, so dass wir gar
nichts mehr machen können.
Ardhi: Durch Angst kann man aber auch aktiv und kreativ werden.
Anna: Hören wir noch mal Ausschnitte aus den Interviews der letzten drei Teile. Lu-
cy, Leo und Roland haben erzählt, was sie machen, wenn sie Angst haben.
Ardhi: Lucy hat Angst vor Schulaufgaben, vor Tests.

Lucy: Also, vor Schulaufgaben geh ich auf den Flur und … ähm … rede mir
gut zu und atme tief durch. Und dann geh’ ich wieder rein und dann
schreib’ ich einfach die Arbeit.

Anna: Leo hat Angst, wenn er abends allein zu Hause ist.

Marion: Kannst du mit jemandem über deine Angst reden?


Leo: Ja, mit Freunden, oft, und mit Eltern halt.
Marion: Und nützt das was?
Leo: Ja, doch.

Ardhi: Roland hatte Angst vor der Höhe. Deshalb fing er an auf Berge zu klettern,
also auf Berge zu steigen.
Anna: Am Anfang war das natürlich sehr schwierig für ihn, aber zwei Dinge haben
ihm geholfen.

Roland: Aber die Angst ist dann langsam weggegangen, weil ich gemerkt habe,
einmal, ich war gesichert, ich war angeseilt, dann hatte ich meine Ka-
meraden um mich, die dafür gesorgt haben, dass mir nichts passiert …

Ardhi: Der Junge in der Geschichte „Der Nachtvogel“ hat auch etwas gemacht, um
seine Angst zu vertreiben1, um seine Angst loszuwerden.

1
vertreiben, vertreibt, vertrieb, hat vertrieben, jdn./etw.: jdn. fortschicken; etw. tun damit jd./etw. weg-
geht, verschwindet

1
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 60 – Der Nachtvogel – Teil D

Anna: Der Junge hat also seine Angst vertrieben, so dass sie nicht mehr da war. Wie
er das gemacht hat, erfahren Sie heute im Schluss der Geschichte.
Ardhi: Und das ist bisher passiert:
Anna: Ein Junge hatte immer große Angst, wenn seine Eltern abends weggingen und
ihn allein ließen. Er hörte dann komische2 Geräusche, ein Knacken und ein
Rascheln. Und er sah einen großen Vogel vor seinem Fenster, den Nachtvo-
gel.
Ardhi: Eines Abends war der Junge wieder allein. Da klingelte es an der Wohnungs-
tür. Der Junge machte aber nicht auf, weil er Angst hatte. Dann hörte der Jun-
ge, wie der Nachtvogel am Fenster klopfte. Der Junge warf eine Blumenvase
und warf auf den Vogel. Die Fensterscheibe zerbrach und der Vogel war fort.
Der Junge hatte ihn vertrieben. Der Vogel war also fort. Da kommen die Eltern
des Jungen zurück. Wie reagieren sie?

Auf der Straße unten hörte der Junge seine Eltern rufen. Er rannte auf den Flur, er
fand im Dunkeln sofort den Lichtschalter und den Knopf vom Türöffner. Er riss die
Wohnungstür auf und lief den Eltern entgegen. Er lachte, so froh war er, dass sie da
waren. Aber sie schimpften. Ihre schönen Ausgehkleider waren nass vom Blumen-
wasser. „Was soll denn das wieder heißen?“, fragte der Vater. „Jetzt ist die Scheibe
kaputt!“ „Und mein Mantel! Sieh dir das an!“, rief die Mutter.

Ardhi: Der Junge war sehr froh, dass seine Eltern jetzt da waren. Und wie reagierten
seine Eltern?

Aufgabe

Ardhi: Die Eltern schimpften.


Anna: „Schimpfen“ bedeutet: man ist über jemanden wütend und spricht laut mit ihm.
Ardhi: Die Eltern schimpften, weil ihre Kleider nass waren und weil die Fensterschei-
be kaputt war.
Anna: Tja, warum wohl waren ihre Kleider nass?

Aufgabe

Ardhi: Weil der Junge die Blumenvase aus dem Fenster geworfen hat. Und die Eltern
standen wohl gerade unter dem Fenster.
Anna: Oh je! Diese beiden Wörter sind für das Folgende wichtig: „Das Schellen“.
Ardhi: Das heißt: „das Klingeln“. Und: „die Stange“: das ist ein langer Stock aus Holz
oder Metall.
Anna: Die Eltern erzählen jetzt, was sie erlebt haben.
Ardhi: Sie standen vor dem Haus. Was haben sie zuerst gemacht? Und was haben
sie dann gemacht?

2
komisch: hier: merkwürdig, undefinierbar

2
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 60 – Der Nachtvogel – Teil D

„Der Nachtvogel war am Fenster“, sagte der Junge. „Der Nachtvogel hat mit seinem
Schnabel3 ans Fenster gepickt.“
„Unsinn!“, sagte der Vater. „Wir hatten den Schlüssel vergessen und du hast das
Schellen nicht gehört. Darum haben wir mit einer Stange vom Bauplatz4 an dein
Fenster geklopft.“

Ardhi: Die Eltern hatten den Schlüssel vergessen. Was haben sie zuerst gemacht?

Aufgabe

Anna: Sie haben erst geschellt oder geklingelt.


Ardhi: Aber der Junge hat nicht aufgemacht.
Anna: Dann haben sie mit einer Stange ans Fenster des Jungen geklopft.
Ardhi: Aber für den Jungen gibt es den Nachtvogel wirklich. Leider können seine El-
tern das nicht verstehen.
Anna: Wenn Sie jetzt den Schluss der Geschichte hören: Was würden Sie sagen: Ist
das eher ein „Happy End“ oder eher nicht?

„Es war der Nachtvogel, wirklich!“, sagte der Junge. „Der Nachtvogel war es!“
Aber die Eltern verstanden das nicht. Sie gingen immer wieder am Abend fort und
ließen den Jungen allein. Er hatte immer noch Angst, er hörte immer noch das Rau-
schen und Rascheln und Knacken. Aber das war nicht so schlimm.
Denn der Nachtvogel kam nie mehr wieder, den hatte er vertrieben. Er selbst hatte
ihn vertrieben, er ganz allein.

Wiederholung mit Nachsprechpausen

Ardhi: Die Wiederholung.

Anna: Die Eltern ließen den Jungen allein.

Ardhi: Die Eltern ließen den Jungen allein.

Anna: Die Eltern schimpften.

Ardhi: Die Eltern schimpften.

Anna: Der Nachtvogel kam nie mehr wieder.

Ardhi: Der Nachtvogel kam nie mehr wieder.

Anna: Er allein hatte ihn vertrieben.

Ardhi: Er allein hatte ihn vertrieben.

3
der Schnabel, die Schnäbel: ein Vogel frisst mit seinem Schnabel
4
der Bauplatz, -plätze: ein Ort, wo man z.B. gerade ein Haus baut

3
GRÜSSE AUS DEUTSCHLAND
Folge 60 – Der Nachtvogel – Teil D

Anna: Tschüs, bis zum nächsten Mal.


Ardhi: Und wenn Sie mal so einen blöden Nachtvogel sehen ...
Anna: ... dann nehmen Sie doch einfach eine schöne, große Blumenvase …
Ardhi: …und dann: ...
Anna: Ups ...
Ardhi: Um Gottes willen! Das war der Computer! Oh, das gibt Ärger …

Das könnte Ihnen auch gefallen