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4
Der
Frühjahr 2001
3 Zu diesem Heft
4 Aller Anfang ist schwer!
Stand und Perspektiven des Blaue Welt Archivs
7 Schattenreiter
Anmerkungen zum Stadtrundgang
10 Flucht ins Paradies?
Situationsbeschreibung von AsylbewerberInnen
12 Wut und Trauer zu Widerstand
Böttcher-Demo in Magdeburg
14 Diskussion
20 Kommunisten gegen die SED
Die unbekannte Opposition in der DDR
24 Geht die Ökologie wieder dahin, woher
sie gekommen ist?
Esoterik in der Öko-Szene
26 Wahlfrust
OB-Wahlen in MD
31 Das Tagebuch der Sabine Unze
Ein journalistisches Glanzstück der Volksstimme
32 «Alle Kriterien guter Sabotage»
Die Hacker der WEF-Datenbank über das Ziel ihrer Aktion
36 Termine
Zu diesem Heft
So - das erste Jahr des Störenfried ist voll! Übrigens: falls ihr Euch nicht so recht an
Leider reichen unsere Einnahmen aus Wer- die Massen auf der Böttcher-Demo (siehe
bung und Verkauf noch nicht aus, um das Titelbild) erinnert, können wir Euch beru-
Jubiläum mit einem zünftigen Pressefest zu higen. Wir haben da per Bildbearbeitung die
feiern. Jedoch hat es unser Vertrauen in uns Zukunft etwas vorweggenommen. Jetzt liegt
selbst gestärkt, so daß wir es jetzt wagen, es an uns, die Entwicklung dahingehend
Euch auch ein „Störenfried“-Abo anzubie- voranzutreiben ;-)
ten - siehe dazu nebenstehenden Kasten.
In dieser Ausgabe sind einige Rubriken zu Viel Spaß dabei wünschen:
kurz gekommen (Zeitungsschau, Kurzbe-
Eure Störenfriede
richte von Aktionen, KULTur...), jedoch liegt
das auch daran, daß zum einen langsam
eine Diskussion zwischen den Magdeburger Der Störenfried im Abo
Gruppen zustande kommt, der wir vorran-
Wer in Zukunft immer aktuell informiert
gig Platz einräumen wollten, zum anderen
sein will, der kann unsere Kollektion
fehlten natürlich auch oft die Berichte der
journalistischer Laienkunst auch im Abo
an verschiedenen Aktionen Beteiligten. Es
beziehen. Dafür braucht ihr euch nun
liegt auch maßgeblich an Euch, über wel-
maximal noch bis zum Briefkasten
che Aktionen wir berichten...
schleppen - und seid trotzdem über den
Auf der anderen Seite wollen wir auch
Stand der Vorbereitungen zur Weltrevo-
nicht alles veröffentlichen, was bei uns so
lution informiert. Allerdings hat das
an Zuschriften eintrudelt. Speziell über ei-
auch seinen Preis: zusätzlich zu den
nen Leserbrief, der uns kürzlich erreichte,
Kopierkosten von 1,50 kommen noch die
gab es einige Diskussionen - veröffentliche
für die deutsche Pest in Höhe von 1,10
oder nicht? Üben wir jetzt Zensur aus? Letzt-
Deemurks. Macht nach Adam Ries und
lich haben wir uns entschieden, es nicht zu
beide Augen zugedrückt ‘nen Zehner
tun. In dem Brief geht es zwar um durch-
für’s Jahresabo.
aus relevante Themen, wie die Manipulati-
on durch Medien, Produktivitätszwang... Ist Euch zu wenig? Dann könnt ihr na-
und Sinn und Unsinn des Widerstandes da- türlich auch nach Gutdünken mehr Koh-
gegen. Anschließend wird der Schreiber of- le rüberwachsen lassen und damit - ohne
fen antisemitsch, schwadroniert weiter vom weitere eigene Anstrengungen - das Er-
„Deutschsein“ und daß es „jedem Deutschen starken der revolutionären Klasse in
im Blut“ liege, „etwas zu tun.“ um sich im Magdeburg beschleunigen.
gleichen Atemzuge von der „schwarzen und Das Geld dann einfach als Schein(e) -
braunen Pest“ zu distanzieren, die ihm den notfalls auch Briefmarken - an die Adres-
„Lebensraum streitig macht“. Wir meinen se auf der letzten Umschlagseite schik-
ziemlich gefährlicher Unsinn, der zeigt, wie ken und schon kommt das Magdeburger
Unzufriedenheit mit den derzeitigen Zu- Zentralorgan für Agitprop bequem ins
ständen nicht automatisch eine bessere Al- Haus.
ternative zuwege bringt.
Editorial 3
Aller Anfang ist schwer!
Stand und Perspektiven des Blaue Welt Archivs
Es war irgendwann Ende Februar. Die Eröff- bzw. Themengebiete sind jetzt eh fest, auch
nung des Blaue Welt Archivs schon zweimal wenn die eine oder der andere damit nicht
verschoben, ließen wir ein wenig die Köpfe übereinstimmt - seid bitte in diesem Punkt
hängen. In Anbetracht des Chaos, das sich in nicht zu kritisch mit uns. Wir haben entspre-
unseren Beständen befand und natürlich chend inhaltlicher Zielrichtung und Bestand
auch in Anbetracht der schwindenden Finanz- sieben Themengebiete mit diversen (Unter-
reserven drohte unsere Hoffnung nun end- )Schwerpunkten festgelegt. Um das ganze
gültig in Enttäuschung umzuschlagen. Ent- denn komplett zu machen, brauchten wir für
täuschung über das Miteinander, Enttäu- die Nummerierung der Ordner noch Buchsta-
schung über mehr als ein halbes Jahr Arbeit, ben, so dass, falls ihr euch im Archiv mal se-
die einfach nicht rund werden wollte. hen lasst (jeden Mittwoch von 17:00-19:30),
Es war Ende Februar und wir wussten: jetzt euch das nebenstehend aufgeführte System
oder nie! Das Eröffnungsdatum wurde fest- erwartet.
gelegt, eine Aktionswoche geplant. Und als
wenn eine dicke Wolkendecke plötzlich ein
paar wärmende Sonnenstrahlen freigibt, be- A - Soziale Bewegungen
gannen wir uns zu bewegen. Und mit der Be- B - Internationales
wegung kam Schwung und endlich auch ein C - Antifaschismus / Antirassismus
wirkliches Miteinander. Wir intensivierten D - Antimilitarismus
unsere Treffen, wir frühstückten sonntags ge- E - Repression
meinsam, und wir gingen daran, auch die letz- F - Gender
ten Zeitschriften, Broschüren, Flugblätter G - Ökologie
oder Berichte unseres Bestandes in einer Da- H - Medizin
tenbank zu erfassen. I - Regionales
Doch das Erfassen ist bekanntlich nur eine
Seite der Medaille, wohl bedachte Ordnung
und entsprechende Kategorisierung die an- Innerhalb der Themen bzw. Schwerpunkte
dere. Lange haben wir darüber diskutiert: al- haben wir uns an eine alphabetische Grund-
phabetische Sortierung oder willkürliche Ver- ordnung gehalten, wobei Einzelausgaben von
gabe von Ordnernummern? Kategorien, ja Zeitschriften bzw. einzelne Broschüren oder
oder nein? Wenn ja, dann welche? Na und Berichte in separaten Ordnern von A-Z
überhaupt, nach welchem System wollten wir zusammengefasst sind. Wir hoffen damit ei-
beschriften und die Ordner kennzeichnen? nen Weg gefunden zu haben, der es ermög-
Alles offene Fragen, die wohl von zehn Men- licht, auch ohne konkrete Vorstellungen im
schen zehn verschiedene Meinungen hervor- Bestand zu stöbern. Denn wir denken, dass
bringen ohne das jemand irgendwie von sich gerade diese “ungeplante” Informations-
behaupten könnte, recht zu haben. aufnahme wichtig ist, sei es wenn man einen
Reden wir nicht weiter über diesen Ent- Bericht über die Castortransporte vor vier
scheidungsprozeß, denn die Kategorien Jahren liest oder einen erschütternden Be-
4 Magdeburg
richt über die Folterung von Kurden in der so dass man sich den Artikel auch auf Disket-
Türkei. te wieder mit nach Hause nehmen kann.
Wer dagegen ganz bestimmtes sucht, dem Soweit also die Theorie. Was davon realisiert
können wir natürlich auch helfen. Wie schon wird habt auch ihr in der Hand – ihr, die
erwähnt haben wir unsere Bestände, zumin- LeserInnen des „Störenfried“. Helft uns, in-
dest alle Titel mit Zusatzinformationen wie dem ihr das Archiv in Eurem Freundeskreis
Herausgeber, Untertitel, Erscheinungsort bekannt macht und vor allem: Kommt selbst
usw., komplett in die Datenbank eingegeben mal vorbei! Entweder zu unseren regulären
(immerhin 435 Titel mit insgesamt 1758 Aus- Öffnungszeiten, zu unseren Veranstaltungen
gaben). Hier kann dann mittels Volltextsuche (geplant ist pro Monat ein Vortrag und ein
und Filter das Gesuchte, sofern es vorhanden Film) bzw. - falls ihr mitarbeiten wollt - zu
ist, extrahiert werden. An Hand der angege- unseren Treffen jeden Mittwoch ab 19:30 Uhr.
benen Ordnernummer ist ein Finden im Re- Außerdem besteht die Möglichkeit, für Re-
gal dann auch keine Hürde mehr. Derzeit cherchen einen separaten Termin zu verein-
haben wir über 20 Zeitschriften abonniert. baren. Und wenn ihr darüber hinaus noch Zeit
Zudem hoffen wir, in Zukunft das eine oder habt, dann schreibt uns, was ihr von unse-
andere Abo gesponsort zu bekommen. Viel- rem Projekt haltet und macht Verbesserungs-
leicht gibt es ja unter Euch Leute, die uns da vorschläge! Denn: Ein breites Interesse ist
unterstützen wollen, indem sie uns ein Abo einfach die beste Motivation, die ihr uns
ihrer Lieblingszeitschrift zur Verfügung stel- geben könnt.
len. Aber auch Altbestände, die eventuell ir- Wer uns finanziell unterstützen kann und
gendwo ein tristen Dasein im Keller fristen, will – wir sind über jede Spende dankbar.
wären von uns von Interesse.
Genau genommen stehen wir mit dem Er-
Ich möchte das Blaue Welt Archiv
reichten erst am Anfang. Langfristig wollen
wir nicht nur den Durchblick bezüglich unser mit einer (einmaligen/monatli-
Zeitschriftentitel und Ausgaben haben, son- chen) Spende in Höhe von:
dern wollen auch in den Zeitschriften direkt
nach Artikeln, Autoren und Schlagwörtern DM unterstützen.
suchen können. Und uns ist klar, dass da noch
jede Menge Arbeit auf uns wartet ... Unsere Bankverbindung:
Ist dann erst ein größerer Datenbestand
diesbezüglich angelegt, dann folgt dieser Empfänger: Wabe e.V.
Schritt, wie nicht anders zu erwarten, auf Konto-Nr.: 382 531 46
unserer Internetseite (Adresse). Ziel muss es BLZ: 810 532 72
sein, dass man von Zuhause, der Uni oder dem (Stadtsparkasse Magdeburg)
Internetcafe bequem seine Recherchen in Kennwort: Blaue Welt Archiv
unserem Archiv machen kann. Ist man fün-
dig, düst man einfach an einem Mittwoch Falls eine - steuerlich absetzbare -
Abend ins Archiv und hat dort Zugriff auf den Spendenquittung gewünscht wird,
gewünschten Artikel. Wir haben einen Scan- bitte Adresse auf der Überweisung
ner da (vielleicht auch irgendwann einen Ko- vermerken!
pierer, falls jemand einen für uns übrig hat!),
Magdeburg 5
Veranstaltungsmarathon im Archiv
Neben der Bereitstellung von Informationen Mit dem
in Schriftform sollen regelmäßig stattfindene Archiv ha-
öffentliche Veranstaltungen ein zweites ben wir
Standbein unseres Archivs sein. Bereits vor übrigens
der „offiziellen“ Eröffnung gab es z.B. eine auch eine
Informationsveranstaltung zu Rechtsradika- kleine
lismus in Osteuropa am Beispiel Rußland und Ausstel-
Rumänien, einen Erich-Mühsam-Abend mit lung zu
dem Magdeburger Liedermacher Gregor Hau- Zwangsar-
se, verschiedene Filmveranstaltungen... beit in
Die Eröffnung feierten wir am 24. März mit Magde-
einem delikaten Büffet und Liedern, die uns burg wäh-
Gregor auf vielfachen Wunsch nochmals dar- rend der
bot. Anschließend begann unsere Aktions- Nazizeit
woche mit einem antifaschistischen Stadt- eröffnet, Kazimierz Smolem
rundgang (siehe dazu den nebenstehenden die wäh-
Bericht), einem Vortrag zu Antisemitismus in rend unserer Öffnungszeiten besichtigt wer-
der DDR (dazu wird es im nächsten Stören- den kann.
fried einen Artikel geben), dem Shoa-Film so- Noch in diesem Monat (27.4.) wird ein Kom-
wie mit einem Bericht von Kazimierz Smolem, munist aus Magdeburg, der für seine Über-
einem Überlebenden von Auschwitz. Die Be- zeugung in der DDR (!) im Gefängnis saß, über
teiligung war nicht immer so, wie wir uns das den Widerstand der illegalen KPD gegen das
vielleicht gewünscht hätten. Aber mit dem Honecker-Regime berichten. Für Mai (19.5.)
Liederabend wie auch der Auschwitzbericht ist ein Vortragsabend zu den Hintergründen
von Smolem gab es auch zwei Veranstaltun- von BSE geplant, im Juni (15.6.) haben wir
gen, bei denen das Zuschauerinteresse unse- Andreas Graf, einen Historiker aus Berlin, zu
re Kapazitäten übertraf. Gast, der über sein Forschungsprojekt “Anar-
chisten gegen Hitler” berichten wird und im
Gregor Hause singt Lieder von Erich Mühsam Juli ist ein Veranstaltung zum
Thema “Neoliberale Restruk-
turierung des städtischen Rau-
mes” mit Jürgen Mümken aus
Kassel geplant. Zudem werden
wir wenigstens einmal im Mo-
nat einen Film zeigen. Wer im
Übrigen immer aktuell über un-
sere Veranstaltungen infor-
miert werden will, kann sich
durch eine Mail an blaue-welt-
archiv@web.de in unseren Ver-
teiler aufnehmen lassen.
6 Magdeburg
Schattenreiter
Randbemerkungen zum Antifa-Stadtrundgang
Anlässlich der Eröffnung des Blaue Welt Ar- Unbill zur Kenntnis genommen. Der Herr
chivs wurde eine Aktionswoche veranstaltet, machte ein betroffenes Gesicht, versicherte
zu der unter anderem auch ein antifaschisti- eilfertig, "wir sind nicht gegen sie, sondern
scher Stadtrundgang am 25. März gehörte. für sie hier", und bestieg wieder seine Ben-
Ein normaler Mensch denkt sich nichts Böses zinkutsche.
dabei, leider leben mitten unter uns aber auch Wir begannen unseren Stadtrundgang und
Menschen, denen eine pathologische Neigung die aufrechten Ordnungshüter folgten uns in
zum Übereifer in die Wiege gelegt worden sein gebührendem Abstand. Schließlich gesellte
muss. sich noch eine blütenweiße Benzinkutsche
Was war geschehen? Pünktlich zum bekann- der Marke Volkswagen Golf zu uns, deren ab-
ten Zeitpunkt um 14.00 Uhr trafen sich die getönte Scheiben unsere Fantasie anregten.
Interessierten in der Leiterstraße. Leider er- Was machen wohl drei erwachsene Männer
schienen aber nur sehr wenige, was wohl an am Wochenende gemeinsam in so einem Ge-
dem extrem schlechten Wetter mit Schnee fährt - ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
und der Zeitumstellung zur Sommerzeit lag. Wir erreichten die erste Gedenkplatte und
Mit leichter Verspätung traf auch die Polizei das schwanenweiße Gefährt hielt unter Miss-
ein. Ein junger, dynamischer Beamter sprang achtung der Straßenverkehrsordnung mitten
lächelnd aus seinem Gefährt und erkundigte auf der Fahrbahn. Einer der drei Insassen stieg
sich nach dem Charakter der Vorstellung. aus, setzte ein entschlossenes Gesicht auf und
Nun, da wir alle charakterfeste Menschen gab sich sichtlich Mühe, ernst genommen zu
sind und trotz des unpünktlichen Eintreffens werden. Er holte Messingplättchen aus sei-
der Kavallerie noch freundlich waren, wurde ner Tasche, stellte sich als "Herr Wagner" vor
der nette Herr eingeladen, doch mitzukom- und sprach einen Teilnehmer des Stadt-
men. Leider lehnte er die Teilnahme an der rundgangs namentlich an.
gratis dargebotenen Fortbildungsmaßnahme Leider aber vergaß er dabei, dass das richti-
ab und dies wurde natürlich mit leidlicher ge Leben nicht so planbar ist wie ein schlech-
Magdeburg 7
ter Fernsehkrimi. Da klappt immer alles: der Neueingänge
Kripobeamte ist immer der Gute, sein
Selbstbewusstsein lässt die Bösen erzittern Anstelle der Vorstellung einzelner Zeitschrif-
und am Ende gewinnt er. Nun aber wurde er ten wollen wir Euch diesmal eine kurze -
durch ein Hupen und das laute Schimpfen und mit Sicherheit auch unvollständige -
eines anderen Verkehrsteilnehmers aus sei- Inhaltsübersicht der jüngsten Neueingän-
nen Träumen gerissen. Ein energischer Auto- ge an Zeitschriften im Archiv geben. Viel-
fahrer ließ sich von "doch, ich darf hier ste- leicht findet ihr ja die eine oder andere The-
hen, dass ist eine polizeiliche Maßnahme" matik, die euch interessiert.
nicht einschüchtern und der Mann, der sich iz3w, Nr.252-4/01: Kurswechsel und Wech-
nach einem alten Handwerksberuf nannte, selkurse – Asien nach dem Kalten Krieg,
stieg in sein Auto und ließ den Schimpfen- Gefängnisse in der Türkei, Bewegung in den
den passieren. Philippinen, Kino in Vietnam, Korruption im
Wir zogen weiter, ungeachtet des Versuches Kapitalismus, Tourismus in Burma. Off Li-
des Herrn Wagner uns davon zu überzeugen, mits, Nr.30-2/01: zwischen Einwan-
wie wichtig und notwendig es doch sei, dass derungsgesetz und offenen Grenzen –
er uns genauestens beobachte. Uns war kalt Legalisierungsdebatte, Realpolitik und
und wir hatten keinerlei Lust, uns weiter auf Familiengeschichte, Situationsberichte aus
derartig widerliche Weise belästigen zu las- Spanien, Usa, Europa, Belgien, Frankreich
sen und so kehrten wir in einer Wirtschaft usw., DNA-Zwangstest, Residenzpflicht-
ein, danach trachtend, unsre klammen Kno- prozesse. Geheim, Nr.1-3/01: Dossier über
chen und Gemüter mit heißem Kaffee zu wär- die Dienste im Umfeld von Joseph Fischer,
men. Während wir also unser Wochenende Geheime Aktionen gegen die DDR, Brenn-
genossen, kurvte draußen ein eifrig suchen- punkt Kongo. Unbequem, Nr.44-3/01:
der Herr mit seinen zwei Begleitern herum. Kontrolle der Polizei, Mobbing in der Schu-
Was uns jedoch wunderte, war die Tatsa- le, Castor-Berichte u.a. Frauensolidarität,
che, dass vor nicht ganz einem halben Jahr Nr.75-1/01: Frauengesundheit internatio-
die gleiche Veranstaltung, die noch einem viel nal, Der Multis neue Kleider, Politischer Is-
größeren Kreis lange bekannt war, mit einer lam, Prostitution. Interim, Nr.522-3/01:
ungleich größeren Personenzahl für die Hans- Castor-Berichte u.a. Terre des Femmes, 1/
Böckler Stiftung durchgeführt wurde, aller- 01: Keine Besserung in Afghanistan, Sexu-
dings ohne Beschattung. Man stelle sich vor, elle Folter an Frauen in der Türkei, Die Kam-
in der freien Wirtschaft wagte es ein Entschei- pagne “Männer setzen Zeichen in Hamburg.
dungsträger, ungefähr zehn Angestellte über GID, Nr.144-3/01: Grüne Gentechnologie
zwei Stunden völlig umsonst Benzin und Ar- – Es grünt so grün, Landwirtschaft und Le-
beitskraft verschwenden zu lassen. Was war bensmittel, Politik und Wirtschaft, Mensch
denn nun der Sinn dieser Aktion? Ist dies der und Medizin. Forum Recht, 1/01: Armee
erste Schritt, Gewerkschafter systematisch zu abschaffen, Zivildienstleistende benachtei-
bespitzeln? Lieber Herr Püchel, suchen sie ligt, Dienstpflicht statt Wehrpflicht, Berufs-
sich doch bitte in Zeiten knapper Kassen et- soldatin, Totale Kriegsdienstverweigerung,
was sparsamere und umsichtigere Mitarbei- Europäische Grundrechtscharta. Der Fun-
ter. Und im übrigen gilt, besonders für Men- ke, Nr.32-4/01: Vom Crash zur Krise, In-
schen mit Handwerksnamen: Schuster, bleib formationsgesellschaft: Per Klick ins Para-
bei deinen Leisten.
8 Zeitungsschau
dies, Vorsicht Strahlung. Die Mitbestim- gentum ist Diebstahl – über die
mung, 3/01: Riskante Renditen? – Globalisierung des Verbrechens, El Salvador
Produktivkapital in Arbeitnehmerhand, Im – Kriegsverbrecher als Nothelfer. Marxisti-
Osten nichts Neues? – Klischees auf dem sche Blätter, 2/01: Neue Technik – neue
Prüfstand, Zukunftsdebatte – Frank Bsirske Gesellschaft? Gegenstandpunkt, 1/01: Ein
will in die Offensive. Südwind, 3/01: Bra- strategisches Gut hat seinen Preis – Zur po-
silien – Der Weltsozialgipfel von Porto litischen Ökonomie des Erdöls, Vom Nutzen
Alegre, Starke Frauen – Das Matriarchat in und Nachteil der Spekulaion auf den tota-
Yünnan / China, Menschenrechte – Wie sich len Markt – Neues von der “New Economy”.
Nigeria der Vergangenhei stellt, Lateiname- Analyse & Kritik, Nr.448-3/01: Tödliche
rika – Was der Dollar bringt. Die Rote Hil- Kettenreaktion – Krise auf dem Balkan, Di-
fe, 1/01: Schwerpunkt Militarismus und gitaler Infoladen startet durch, BGS auf dem
Repression, Der Kronzeuge hat seine Schul- Weg zur Bundespolizei. Graswurzel-
digkeit getan – Urteil im Berliner RZ-Ver- revolution, Nr.257-3/01: Schule und Staat
fahren, Ein Staat sieht rot – Repressions- – eine Spurensuche zur Entschulung und
welle in der Türkei, Staatsverunglimpfung Entstaatlichung von Bildung, “Ich glaube
wird schwieriger – Überraschendes vom nicht an die Nation” – GWR-Interview mit
Bundesverfassungsgericht und Bundesge- Zoran Solomun zur Situation in Serbien. Di-
richtshof. rekte Aktion, Nr.144-2/01: Gegen jede
Konkret, 3/01: 68 und die Folgen, u.v.a. Form von Herrschaft, Moderne Sklaverei,
Einblick, 6/01: Wechselfieber dämpfen, Betriebsverfassungsgesetz – viel Lärm um
ver.di, Zweifelhafte Solidarität.
Land & Freiheit, Nr.49-3/01:
Ciapas, EZLN-Comunicados,
Oaxaca, YaBasta@net.de. epd,
Nr.5-3/01: Themen-
schwerpunkt Belletristik,
Massenbewegung in Afrika für
Menschenrechte, mehr deut-
sches Engagement für die Ver-
einten Nationen. Arbeiter-
stimme, Nr.131-3/01:
Scharpings Kriegslügen im Bal-
kankrieg, Zu den Ereignissen in
Davos. a n i f a s c h i s t i s c h e
Nachrichten, Nr.7-3/01: Neu-
es Meldesystem für rechte
Straftaten, Ergebnisse der franz. Kommu- nichts, Markt Arbeit und (Neo-)Leberalis-
nalwahlen. Angehörigeninfo, Nr.243-3/ mus. Roter Morgen, 3/01: Weil sie einen
01: Besuch bei Christian Klar JVA Bruchsal, Betriebsrat gründen wollten – fristlos ent-
Solidarität mit Monika Haas. Ö-Punkte, 3/ lassen, Aufruf 7. Treffen Internationaler
01: Schwerpunkt Direct Action. Medico In- GewerkschafterInnen. Express, 2/01: Ge-
ternational rundschreiben, Nr.1-01: Ei- werkschaften Inland/Debatte, Betriebs-
spiegel, Europa/Internationales, Rezension.
Zeitungsschau 9
Flucht ins Paradies?
Situationsbeschreibung der AsylbewerberInnen aus
Schönebeck und Calbe-Ost
Wir flüchteten aus unseren Heimatlän- einmal fünf Stunden am Tag in Betrieb
dern vor Krieg, Folter, Hunger und der ist. Ebenso fehlt in beiden Heimen ein
Willkür der staatlichen Machtorgane. In Platz für die Kinder zum Spielen, so dass
Deutschland hofften wir auf ein politi- sie gezwungen sind, in den Fluren der
sches Asyl und ein ruhiges und sicheres Anlage zu spielen, was eine enorme Ge-
Leben. Jedoch ist unser Alltag sehr räuschkulisse verursacht.
schwierig. Die Probleme, die wir im all- Die Ausländerbehörde, das Sozialamt,
täglichen Umgang mit den Mitarbei- sowie das Arbeitsamt, sind die Behörden,
terInnen der Behörden haben, sowie der mit denen wir am häufigsten konfrontiert
Lebenssituation in den Heimen möchten sind. Aufgrund der Residenzpflicht - ein
wir nachfolgend schildern. Die Schilde- fragwürdiges Gesetz, welches einmalig in
rungen, insbesondere zur Situation in Europa ist - dürfen wir den Landkreis
den Heimen, lassen familienspezifische Schönebeck nicht verlassen. Jedoch sind
Probleme außen vor. die Möglichkeiten der individuellen Ent-
Als erstes möchten wir über die Situati- faltung dort sehr beschränkt. So möch-
on in den Gemeinschaf tsunterkünf ten ten wir zum Beispiel in der Volkshoch-
(GU) Schönebeck und Calbe-Ost berich- schule Magdeburg ein Deutschkurs bele-
ten, da dies die Orte sind, in denen wir gen, um unsere Integration voranzu-
die meiste Zeit des Tages verbringen. In treiben. Ebenso fehlt es in Schönebeck
der GU Schönebeck sind etwa 70 Perso- an einer Beratungsstelle für Flüchtlinge.
nen untergebracht. Sie leben meist zu Fahren wir aber nach Magdeburg um dort
viert in kleinen Zimmern. Teilweise sind eine aufzusuchen, und werden von der
die Fenster der Zimmer undicht, sowie die Polizei bzw. dem BGS kontrolliert, ist die
Toiletten sind in einem schrecklichen Konsequenz eine Anzeige wegen Versto-
Zustand, eine funktioniert nur. Trotz der ßes gegen das Ausländergesetz. So ent-
Einstellung einer Reinigungskraft, die für steht in der (deutschen) Öffentlichkeit
die sanitären Bereiche verantwortlich ist, der Eindruck, als wären die Auslän-
sind die Toiletten in keinem hygienischen derInnen kriminell.
Zustand. Von den Duschen sind nur drei Bei Krankheit sind wir auf Grund des
in Ordnung, der Rest defekt. In den Kü- Aslybewerberleistungsgesetz (AsylbLG)
chen reicht die Anzahl der Herdplatten gezwungen, uns vor Besuch eines Arztes
für so eine große Zahl von Bewoh- beim Sozialamt einen Krankenschein zu
nerInnen nicht aus, so dass dort immer besorgen. Im Gegensatz zu Städten wie
ein starkes Gedränge herrscht. Magdeburg, schicken uns die Sach-
In der GU Calbe-Ost verhält es sich ähn- bearbeiterInnen des Sozialamtes
lich wie in Schönebeck. Hinzuzufügen ist Schönebeck erst zum Arzt, und wenn die-
aber die Tatsache, dass die Heizung nur ser die Notwendigkeit einer Behandlung
von 17:00 Uhr bis 22:00 Uhr, also gerade
10 Magdeburg
bestätigt, müssen wir zum Sozialamt zu- Ebenfalls werden wir beim Arbeitsamt
rück und den Krankenschein holen. ungerecht behandelt. Der Deutsche Bun-
Diese Diskriminierung dulden wir nicht destag hat im letzten Jahr beschlossen,
mehr! dass Asylbewerberlnnen, die sich länger
Die Sozialhilfe, die im Gegensatz zu als ein Jahr in Deutschland aufhalten, ar-
deutschen Sozialhilfeempfängerlnnen beiten dürfen. Wir erhalten vom Arbeits-
geringer ausfällt, wird uns alle zwei Wo- amt jedoch nicht einmal Anträge, die wir
chen ausgezahlt. Wir unterschreiben für dem Arbeitgeber vorlegen können.
den Erhalt einer bestimmen Summe bei
12 Magdeburg
Interesse der Medien an
diesen Aktionen war al-
lerdings gering. Zum
einen lag das sicher an
der nicht ausreichend
betriebenen Öffentlich-
keitsarbeit, zum ande-
ren allerdings daran,
daß es in der letzten
Zeit - glücklicherweise
- keine größeren Über-
fälle oder Nazi-Aufmär-
sche wie in den letzten
Jahren gab, die die
überregionalen Medien
nach Magdeburg ge-
lockt hätten. zur eher deeskalierenden Strategie der Ein-
Dennoch ist die Demonstration gerade satzleitung, die ihn immer wieder zurück-
wegen ihrer Wirkung in der lokalen politi- pfeifen mußte. So schlug Hartmann eine
schen Szene ein Erfolg gewesen. Sie hat halbe Stunde nach Beginn der Demonstra-
deutlich gezeigt, daß linksradikale und tion der Einsatzleitung wegen kleiner Ran-
militante Antifa-Politik durchaus Veranke- geleien und einiger Flaschenwürfe die Auf-
rung unter Jugendlichen in Magdeburg hat lösung des Zuges vor. Ob er alle tausend
(über die Hälfte der DemonstrantInnen ka- TeilnehmerInnen festnehmen oder lieber vor
men aus Magdeburg und näherer Umge- Ort verprügeln wollte, bleibt sein Geheim-
bung) - ein Fakt, den einige Bündnis- nis.
partnerInnen im BgR gern leugnen würden. Die Festgenommenen wurden in der Nacht
So waren unter anderem die PDS-Jugend freigelassen. Dank der guten Arbeit des Er-
und die eingeladenen Stadtverwaltungs- mittlungsausschusses der Magdeburger Ro-
vertreter bei einem ohne die autonomen ten Hilfe konnten alle Festgenommenen
Gruppen organisiertem "Bunt statt Braun"- versorgt und betreut werden. Auch die Zu-
Konzert schwer entsetzt, als die Band sammenarbeit zwischen dem 1998 gegrün-
"Tocotronic" staatlichen Rassismus kritisier- deten Arbeitskreis Antifaschismus Magde-
te, den Nazis allgemein mehr Haue wünsch- burg (AKA) und dem seit über einem hal-
te und das Publikum dies auch noch begei- ben Jahr in Magdeburg sehr aktiven "Auto-
stert beklatschte. nomen Zusammenschluß" (AZ) war trotz
Während der Demonstration gab es wäh- einiger Differenzen konstruktiv. Insgesamt
rend mehrfacher polizeilicher Übergriffe ca. läßt die Situation der unabhängigen anti-
20 Festnahmen; ein grün-weißer Erfolg, der faschistischen und autonomen Gruppen auf
mit einigen verletzten BeamtInnen bezahlt eine Fortsetzung kontinuierlichen politi-
wurde. Die repressive Linie des Führers der schen Engagements linksradikaler Gruppen
eingesetzten Bereitschaftspolizei - er heißt in Magdeburg hoffen.
nicht nur Hartmann, sondern möchte es Alex Sessin
auch sein - stand scheinbar im Widerspruch Arbeitskreis Antifaschismus Magdeburg
Magdeburg 13
Bereits für die letzte Ausgabe des Störenfriedes war der nachfolgende Beitrag vom AKA ge-
dacht. Leider erhielten wir ihn erst lange nach Erscheinen, da die Email-Kommunikation
schief gelaufen war. Darin wird Bezug auf den Bericht zur Anti-NPD-Demo aus dem „Stören-
fried“ #2 genommen. Obwohl sich u.U. einige Probleme mit der letzten Demo geklärt haben,
drucken wir die Kritik des AKA - ebenso wie eine Erwiderung von einer Frau aus dem AZ - ab.
Hiermit möchten wir, die Mitgliederinnen Uns war von Anfang an klar, daß sich auf
und Mitglieder des Arbeitskreis Antifaschis- dieser Ebene keine linksradikale Position
mus (AKA) Magdeburg, zur Behauptung “der vertreten ließe, jedoch organisatorische und
AKA hätte im Einvernehmen mit der Polizei infrastrukturelle Belange (Demoanmeldung,
die Sitzblockaden aufgelöst” aus der letz- Bühne, Musikanlagen) auf andere, institu-
ten Ausgabe des Störenfrieds (2.Ausgabe - tionelle Organisationen übertragen werden
d.Red.) Stellung nehmen. Wir sind der Mei- konnten, da so die Möglichkeiten der Ver-
nung, daß die Demonstration gegen den bzw. Behinderung des Nazi-Aufmarsches
NPD-Aufmarsch am 17. Juni 2000 nicht los- vielfältiger und sicherer seien.
gelöst von den Ereignissen am 27. Februar Der 27. Februar endete für die Nazis auf
und am 17. April 1999, sowie den Diskus- dem Domplatz, da ihre Klage scheiterte und
sionen im “Magdeburger Bündnis gegen somit das Demonstrationsverbot bestehen
Rechts”, betrachtet werden können. Die An- blieb. Der Arbeitskreis Antifaschismus rief
meldung eines Nazi-Aufmarsches durch zu einer eigenständigen linksradikalen De-
Steffen Hupka in Magdeburg für den monstration auf, an der etwa 1000 Menschen
27.02.99 sorgte nicht nur in der links-auto- teilnahmen, was, angesichts einer gleich-
nomen Szene für Wirbel. Um den Protest auf zeitig stattfindenden Protestaktion in
eine breitere Ebene zu tragen, initiierte der Wurzen (bei Leipzig), durchaus als Erfolg zu
AKA das “Bündnis gegen Rechts”, bestehend bewerten ist. Der Zug endete in der Veran-
aus Gewerkschaften, Parteien, Kirche, Ver- staltung des BgR’s auf dem Alten Markt.
einen, autonomen AntifaschistInnen u.a. Während des anschließenden Konzertes
kam es immer
wieder zu Über-
griffen seitens
der Polizei gegen
Autonome, aber
auch Mitglie-
derInnen von
Parteien und
Gewerkschaften.
Für dieses Verhal-
ten gab es im
14 Diskussion
Nachhinein noch Schelte für die Polizei. ter Weg. Da dies erstens nicht die Demo-
Da die NPD, und vor allem ihr Landeschef route der Faschos war (auch ein herankom-
Hupka, diese Niederlage nicht auf sich sit- men an den Ort der Abschlußveranstaltung
zen lassen wollten, meldeten sie für den 17. mit so vielen Leuten wäre unmöglich gewe-
April erneut eine Demonstration an. Same sen) und zweitens das BgR diesmal nicht
procedure as every year: das BgR traf sich, bereit war, auch nur eines ihrer Fahrzeuge
es wurden Gegenstrategien entwickelt und bzw. eine einflußreiche Persönlichkeit in
diskutiert und letztendlich einigte man sich der Nähe der Kreuzung zu lassen, sondern
auf eine Bündnisdemonstration mit an-
schließendem Straßenfest in Stadtfeld. Da
sowohl der NPD-Aufzug wie auch die BgR-
Demo teilweise über die gleiche Route ver-
liefen, wurden sie von der Polizei zeitlich
getrennt. Als die Demonstration an der
Kreuzung Ernst-Reuter-Allee/Otto-von-Gue-
ricke-Straße anhielt, begannen immer mehr
Jugendliche, vor allem Punks, die Kreuzung
zu besetzten. Da aber das BgR auf eine di-
rekte Konfrontation mit den Nazis verzich-
ten wollte, setzte ein nicht geringer Teil der
DemonstrantInnen den Weg in Richtung
Stadtfeld fort. Nach den Erfahrungen vom
27. Februar mit der Polizei, versuchten wir,
die Jugendlichen dazu zu bewegen, die
Kreuzung zu räumen. Auf unsere Bitte, den
Teil der Demo, der jetzt schon unter den
Bahnhofsbrücken angekommen ist, zu stop-
pen, um die Demo nicht in autonome Ju- weiter in Richtung Bahnhof zog, forderten
gendliche und liberale Erwachsene zu spal- wir die DemonstrationsteilnehmerInnen auf,
ten, gab man uns nur das Zugeständnis, ei- die Kreuzung zu räumen. Ein weiterer Grund
nen Lautsprecherwagen sowie einige Ord- dafür war der Altersdurchschnitt. Der
ner an der Kreuzung zu lassen, der Rest psyschichen und physischen Belastung bei
werde wie geplant in Richtung Fachhoch- einer Festnahme, sowie dem Aufenthalt im
schule weitergehen. Daß die Polizei die Gefängnis, sind 14-jährige Kids überhaupt
Punks “nur” von der Kreuzung wegdrängte nicht gewachsen.
und nicht in Gewahrsam nahm, war im vor- Stattdessen wäre es sinnvoller gewesen, so
hinein nicht abzusehen. schnell wie möglich die Demonstration über
Kommen wir nun zu der Demo am 17. Juni die Bühne zu bringen, um dann in kleinen
2000. Von den 450 DemonstratInnen stell- Gruppen die Nazis anzugreifen.
ten linke Jugendliche mit etwa 250 Teil- November 2000
nehmerInnen den größten Teil. Auch hier Arbeitskreis Antifaschismus Magdeburg
kam es wieder zu einer Besetzung, diesmal
an der Kreuzung Ernst-Reuter-Allee/Brei-
Diskussion 15
Am Anfang war da der Grundgedanke der Anarchie,
der Freiheit, der Selbstverwirklichung...!
Zu einem unserer Ziele gehörte das “Wek- Es ist verdammt noch mal Scheissegal ob
ken” der Gesellschaft, die daraus folgende Punk, Autonomer, Die Gruppe-Mensch, AZ-
Abschaffung des Kapitalismus. Doch was Mensch, AKA-Mensch (...) oder einfach auf-
haben wir den Bürgis zu bieten? Eine Szene gewachter Bürgi! Einfach nur Scheissegal!
in der es ähnliche Schichten gibt, wie in Wie wollen wir anarchistisch leben, wenn wir
ihrer eigenen selbsterschaffenen kleinen es nicht mal schaffen, in den eigenen Rei-
Bürgiwelt. Wenn wir es nicht mal bei uns hen Zusammenhalt aufzubauen?? Also bin
gebacken bekommen, JEDEN, aber auch ich der Meinung, dasz einige Menschen ihr
wirklich JEDEN einzelnen als “gleichwertig” Denken und Handeln mA ganz flux überar-
anzusehen, toleranter zu sein und keine beiten sollten. Denn alleine war gestern!
Schichten entstehen zu lassen, mit welchem An sich kämpfen wir alle für die gleiche
Recht wollen wir unserer Gesellschaft zei- Sache, zwar mit unterschiedlichen Mitteln
gen, dasz unser Leben besser ist? Denn das und Zielen, aber ohne Zusammenhalt kön-
wäre gelogen, mag sein, dasz es so die nen wA gleich einpacken! Trotzdem halten
Bürgis überzeugt, “anarchistisch” zu den- immA noch einige an Vorurteilen fest, zum
ken und zu handeln, da sich ja nix ändert! Beispiel: die Punks sind weiterhin die Bö-
Die “Groszen” bleiben sauber und die Klei- sen, die immA Stresz machen (...) !
nen werden mit Vorurteilen überhäuft und Jetzt weiss ich auch, was meinereiner unter
später mit Füszen getreten! Da leben Men- bürgernaher Arbeit zu verstehen hat!!!
schen in einem “Punker-Haus” und die an- Für Solidarität in den eigenen Reihen! -
deren in einem ”Autonomen-Haus”, alles mehr zu verlangen scheint mir vorerst zu
fein säuberlich getrennt, genauso wie die unrealistisch.
Deutschen lieber unter ihresgleichen leben. Und übrigens: Die Sitzblockade ist keine
Es scheint zu den “Grundbedürfnissen” des strafbare Handlung. Das Bundesverfas-
Menschen zu gehören, unter ”seinesglei- sungsgericht hat das Sit-in mit Beschluss
chen” zu leben... Wir haben da nur eine klei- vom 15.Januar 1995 als legitime Form des
ne Unwichtigkeit vergessen: politischen Protests (ziviler Ungehorsam)
Wir sind alle “unsresgleichen”!! gebilligt.
16 Diskussion
Manchmal ist weniger mehr...
Gedanken zur aktuellen Situation der Szene in MD
Im letzten Störenfried (S.8f) haben „einige diversen Treffen ständig zugegen - nur fra-
Autonome aus MD“ über die durchaus er- ge ich mich desöfteren, wozu das ganze
freulichen Entwicklungen in der Magdebur- letztendlich gut sein soll. Sicher ist es not-
ger Szene berichtet. wendig, den Faschos oder dem Atomstaat
Dem kann ich durch- aktiv entgegenzutreten, sich mit Flüchtlin-
aus zustimmen. gen oder Obdachlosen zu solidarisieren, je-
Gleichwohl bin ich der doch hat das auf längere Sicht nur Sinn,
Meinung, daß wir der- wenn man auch weitergehende Ziele ver-
zeit noch allzuviele folgt.
Möglichkeiten ver- Klar, wir wollen alle irgendwie den Kapi-
schenken. Zwar fin- talismus abschaffen. Aber was an dessen
den derzeit in Magde- Stelle treten soll, wie wir das erreichen
burg so viele Veran- könnnen, welche veränderten Bedingungen
staltungen und Aktio- existieren usw. - dafür interessiert sich
nen statt, wie schon kaum jemand ernsthaft. Theoretische Ar-
seit 10 Jahren nicht mehr. Dennoch glaube beit (damit meine ich mehr, als die berühmt-
ich, daß wir das Tempo ein wenig herunter- berüchtigte Diskussion aus dem hohlen
fahren sollten und uns darauf konzentrie- Bauch heraus) findet
ren sollten, daß das derzeitige Niveau sta- praktisch nicht statt, ob-
bilisiert wird. wohl es Veranstaltungen
Auch die Magdeburger Szene krankt m.E. zu verschiedensten The-
an einer weitverbreiteten Krankheit unter men gibt.
Linken: hektischer Aktionismus ohne er- Zudem ist es an der Zeit,
kennbares Ziel. Es finden meist nur Aktio- sich endlich wieder ein-
nen in den klassischen Bereichen (Antifa, mal intensiv einer - wenn
Anti-Atom, nicht der - entscheiden-
Anti-Krieg, den Stütze des kapitali-
Anti...) stischen Systems zu wid-
statt, die men - der Ökonomie.
vorrangig Ohne Arbeit in Betrieben,
bestimmte Büros, Arbeitsämtern, ... bleibt letztendlich
Mißstände jede Aktivität gegen das System nur Kos-
bekämpfen, metik.
j e d o c h Auch denke ich, daß es wichtig ist, sich
kaum eige- immer wieder die Frage zu stellen, was ich
ne Perspek- eigentlich erreichen will? Steht Aufwand
tiven lie- und Nutzen im halbwegs vertretbaren Ver-
fern. Ein Plenum oder Vorbereitungstreffen hältnis zueinander? Soll heißen - fruste ich
hetzt das andere, viele sind als mich und meine GefährtInnen bei einer
VertreterInnen verschiedener Gruppen auf Aktion mit absehbaren geringen Erfolgsaus-
Diskussion 17
sichten nicht mehr, klassische Bestätigung des Vorurteils, daß
als ich auf der an- es ohne nicht ginge, liefere, hat jede noch
deren Seite irgend- so eindrucksvolle Argumentation keinen
jemanden mobili- Sinn. Derzeit zeigt „die Linke“ oft nur ein
sieren kann? Zum Bild chronischer Unzuverlässigkeit und or-
Beispiel haben für ganisierter Verantwortungslosigkeit. Ab-
mich Flugiaktionen sprachen werden fast grundsätzlich nicht
nur Sinn, wenn ich eingehalten, Termine ständig verschwitzt,
mir eine bestimm- gemeinsame Beschlüsse nicht ausgeführt,
te Zielgruppe aus- da ohnehin keiner mehr weiss, was vor zwei
geguckt habe, und Wochen festgelegt wurde, und, und, und...
diese mit meinem Zu diesem Dilemma kommt noch ein Klima
Text (und auch des Mißtrauens gegenüber Menschen, die
Layout) konkret vom Aussehen oder ihrem Eindruck nicht
anspreche. Das heißt, ich muß Vorschläge in das Szeneraster passen. Sicher sollte man
machen, wie die kritisierte Situation zu än- nicht zu vertrauensselig sein, Paranoia ist
dern ist, anstelle die Standard-Parolen auf- sicher nicht das letzte, was der Staatsschutz
zulisten. Oft habe ich den Eindruck, daß erreichen will.
viele Texte einfach aus den selben „Text- Natürlich will ich die in der letzten Zeit
bausteinen“ zusammengesetzt sind, die geleistete Arbeit nicht einfach für nichtig
zwar richtige und wichtige Sachen fordern, erklären. Es gab erfreuliche Fortschritte, nur
ohne zu sagen, wie ich dahin komme. Die müssen wir aufpassen, daß das ganze keine
Abschaffung des Kapitalismus oder offene Eintagsfliege wird. Alles in allem wollte ich
Grenzen für alle zu fordern ist schlicht Non- damit zum Ausdruck bringen, daß wir un-
sens, wenn ich das nicht mit der Lebens- bedingt eine erkennbare Kontinuität in un-
wirklichkeit der Leute verbinde, die ich für sere Arbeit bringen müssen, damit sich mit-
eine gemeinsame Sache gewinnen will. telfristig unser Handeln nicht nur auf Rea-
Das ist vor allem auch deshalb wichtig, gieren beschränkt, sondern sich auch wie-
wenn wir aus dem Szenemief herauskom- der Perspektiven abzeichnen...
men wollen. Demos können einfach keine Califax
mobilisierende Wirkung über den üblichen
Kreis hinaus erreichen, wenn die Hälfte der
TeilnehmerInnen auf Grund ihres Alk-Pegels
schlicht nicht mehr zurechnungsfähig ist
und ein Großteil damit beschäftigt ist,
rechts und links der Demo eine ansehnli-
che Urinspur zu hinterlassen.
Viel wichtiger ist m.E. aber, daß wir den
Leuten, die wir erreichen wollen, unsere
Vorstellungen - soweit das unter heutigen
Bedingungen geht - auch vorleben. Wenn
ich die Abschaffung von Bürokratie und
Hierarchien fordere und gleichzeitig die
18 Diskussion
“Rock gegen Rechte Gewalt”
aber dafür Gewalt gegen Antifa- und Obdachlosengruppen?
Vor dem Beginn der Veranstaltung im Rahmen der Konzertreihe “Rock gegen rechte Ge-
walt” in Berlin im Velodrom wurden Gruppen, die seit Jahren gegen Rechtsextremismus
aufmerksam machen und vor allem dagegen kämpfen, regelrecht diskriminiert.
Der Veranstalter hatte es den Antifa- und Obdachlosengruppen untersagt, ihre Flugblät-
ter und andere Publikationen vor dem Veranstaltungsort zu verteilen. Sie wurden an-
schließend von den Sicherheitskräften zum nächstgelegenen S-Bahnhof geleitet, denn
nur die Organisatoren hätten die Exklusivrechte zum Verteilen von Informationsmateriali-
en. Leben wir nicht in einem Land der Meinungs- und Pressefreiheit – vielleicht haben sich
ja die falschen Leute am falschen Ort befunden, um auf die realen Probleme hinzuweisen.
Diese Reaktion zeigt doch, dass sich die Prominenz hinter der Bezeichnung “Rock gegen
rechte Gewalt” versteckt, aber in Wirklichkeit keine Ahnung hat, wie es in der Realität
aussieht. Der Widerspruch an sich steckt doch im Verteilverbot von Flugis, die zu einer
Demonstration gegen die NPD-Zentrale in Berlin Köpenick aufruft.
Wer zeigt nun wirklich den Widerstand gegen das rechte Gesindel – die Menschen, die
wie auch immer mitten im Leben stehen oder die Menschen, die in einer heilen Welt leben?
Bücherkiste 19
Kommunisten gegen die SED
Die unbekannte Opposition in der DDR
1990 trat die DDR der BRD bei. Die DDR, die Na klar. Großgeworden bin ich in Magdeburg
einmal als eine Alternative zum Kapitalismus - Einschulung, Pionierverband, Sport. Ich
galt, ging mit wehenden Fahnen zurück in hatte immer schon viel Interesse an Ge-
den Kapitalismus. Die Bevölkerung wollte das schichte. Neben Sport bestimmte Lesen den
ja – so die Standardantwort. Alltag mit. Mein Klassenlehrer – ein Altkom-
In den bundesdeutschen Massenmedien gibt munist – weckte in mir Interesse am aktuel-
es nur eine Form der Opposition in der DDR, len politischen Geschehen. Mit 12 Jahren las
die Opposition von bekannten Schriftstellern, ich erstmals das Manifest von Marx. Ein be-
eindruckendes Büchlein. Dadurch erhielt ich
Liedermachern und Pfaffen. Es gab aber auch
erste Denkanstöße. Fragen wurden gestellt,
eine Opposition der Arbeiter, der ”kleinen
die ich nicht beantworten konnte. Weitere
Leute”. Sie kritisierten die wirklich Herr-
Schriften folgten: Lenins ”Staat und Revoluti-
schenden im „Arbeiter- und Bauern-Staat“, on”, ”Die Pariser Kommune” usw. Die Wider-
die Bonzen und Bürokraten. Und sie kritisier- sprüche in der Gesellschaft waren für mich
ten die Entwicklung von links, von kommu- ein treibender Faktor, mich auch mit den
nistischen Positionen aus. Auch in Magde- Klassikern auseinander zusetzen. Die Ereig-
burg arbeitete illegal bis Anfang der 80er Jah- nisse in China (Kulturrevolution) und Albani-
re eine Zelle der KPD. In einem Interview mit en waren weitere wichtige Impulse. Die 68-
B. aus Magdeburg wollen wir über die Aktivi- Revolte ging auch an der DDR nicht spurlos
täten der unbekannten Opposition in der DDR vorbei. In vielen Ländern rebellierte die Ju-
mehr erfahren. gend. Die Entwicklungen in der Sowjetunion,
Polen, DDR usw. führten in eine bürokrati-
Störenfried: Eine kommunistische Opposition in
sche Sackgasse.
der DDR, darüber haben die meisten Menschen
noch nie etwas gehört, geschweige denn gele- Die DDR mit ihrer moskauhörigen Politik
sen. Wie kommt das? forderte geradezu eine distanzierte und kriti-
sche Haltung ihr gegenüber heraus. Etwa
B.: Der wohl wichtigste Grund ist der: diese
1970 kam es zur Gründung einer Jugendgrup-
Opposition wollte eine sozialistische Gesell-
pe in Magdeburg, die sich an die „Black Pan-
schaftsordnung, die auch tatsächlich eine ist.
ther“ anlehnte. Es bestanden auch organisa-
Eine Gesellschaft, in der die arbeitenden
torische Verbindungen zu den Panthers in
Menschen tatsächlich das Sagen haben, in
den USA. Diese Gruppierung mit dem Namen
der sie tatsächlich regieren. Das Ziel einer
”Weiße Panther”, umfasste ca. 100 Jugendli-
klassenlosen Gesellschaft, darüber wurde
che und beeinflusste in der ganzen DDR etwa
doch faktisch in der DDR nicht mehr offen
2000 Jugendliche. In Vorbereitung eines
diskutiert. Für die SED-Führung war der Er-
Kongresses in Budapest flog jedoch die Grup-
halt ihrer Macht und Privilegien das Entschei-
pe auf und es kam zu einer Reihe von Verhaf-
dende. Sie wollten bis zum Sankt-Nimmer-
tungen. Infolge von Verrat und Zersetzung
leinstag weiter regieren.
zerfiel diese Jugendgruppe immer mehr.
Könntest du einmal über Deinen Werdegang Einige Aktivisten gründeten dann noch die
berichten, wie du zur illegalen KPD kamst? ”Kommune 13” in Buckau, die sich dann
später ”Progressive Jugend” nannte.
20 Historie
Was habt ihr damals eigentlich so gemacht? durch innerparteiliche Opposition die SED nach
Habt ihr nur Bücher gelesen und diskutiert? ”links” zu drücken?
Keineswegs. Theorie war wichtig, aber nicht Die Gründung einer solchen Organisation kam
vorherrschend. Wir wollten einmal Trotzki nicht über Nacht und wurde auch nicht am
studieren und das konnten wir nicht. Der grünen Tisch ausgedacht. Die Gründung war
Grund war der, niemand hatte ein Buch von eine Notwendigkeit, um die Ziele einer neuen
Trotzki. Literatur, die im Westen relativ ein- Gesellschaftsordnung zum Tragen zu bringen.
fach zu bekommen war, die gab es hier nicht. Der Sozialismus kann nur existieren, wenn er
Ich selber hatte immer meine Mao-Fibel am nach vorn strebt. Nicht die Selbstentfaltung
Mann und war seinerzeit ein richtiger Mao- ihrer Mitglieder stand aber auf der Tagesord-
Fan. Einige Male diskutierten wir über China, nung im SED-Staat, sondern Gängelung und
über die Kulturrevolution und Mao, kamen Bevormundung. Der SED-Führungsapparat
aber zu keiner einheitlichen Linie. Und wie wollte das ganze Land auf ”ewig und drei
das so ist in einer Jugendbewegung, spielten Tage” beherrschen. Eine sozialistische Weiter-
Sex und Drogen auch bei uns eine wichtige entwicklung der DDR sahen wir nicht mehr.
Rolle. Wie auch im Westen gehörten bei uns Unsere Aufgabe sahen wir darin, eine solche
auch Gruppensex und Experimente mit Dro- Entwicklung wieder in Gang zu bringen. Dazu
gen eben dazu. bedurfte es einer Organisation der
Bewusstesten, d.h. einer Partei.
Wo habt ihr denn den Stoff hergehabt?
„Richtige“ Drogen gab es nur im Westen, hier Wie habt ihr politisch gearbeitet?
wurde viel experimentiert. ”Brauns Flecken- Die Bedingungen waren von Anfang an sehr
wasser” wurde geschnüffelt, bestimmte Pilze schwer. Wir konnten nur illegal arbeiten.
wurden gesondert behandelt, gebrannt, ge-
DDR-Ausgabe der KPD-Zeitung „Roter Morgen“
raucht usw. Mit der Zeit nahmen diese Dinge
jedoch immer mehr überhand und die Politik
trat in den Hintergrund. Interessantes fand
ich später in meinen Stasi-Akten über diese
Zeit. Daraus ging z.B. hervor, dass diese Ent-
wicklung nicht so spontan vor sich ging, wie
wir damals glaubten. Das MfS förderte mit
allen Mitteln eine solche Entwicklung, um die
Bewegung zu zersetzen. Der einsetzende
offensichtliche Zerfall der Bewegung in die
Subkultur und ins Unpolitische brachte aber
auch die Entwicklung der Aktivisten hin zu
einer politischen Organisation auf die Bahn.
In dieser Zeit existierten bereits Kontakte zur
KPD/ML. Wir diskutierten, studierten ihre
Literatur. Mitte der 70er Jahre kam es dann
zur Gründung der KPD/ML-Sektion DDR. Eine
der vielen Zellen in der DDR entstand in Mag-
deburg.
Historie 21
Radio Tirana wurden von den Vopos gefun-
den.
Ein breites Feld der Betätigung war die
Betriebsarbeit. Gerade hier fanden wir auch
am meisten Gehör, konnten relativ ungestört
mit den Kolleginnen und Kollegen diskutie-
ren. Sie verstanden unsere Sprache. Die The-
men betrafen sie und die Forderungen waren
die ihren. Ich glaube gerade hier haben wir
auch am meisten bewirkt.
Historie 23
Geht die Ökologie wieder dahin,
woher sie gekommen ist?
1866 legte Ernst Häckel als erster in seinem Rassismus? Ökologisch voll OK!
Werk “Generelle Morphologie der Organis- Damit wären wir schon voll in dem Dilem-
men” die wissenschaftliche Definition des ma, dem sich linke Öko-AktivistInnen heut-
Ökologiebegriffs als “Wissenschaft von den zutage wieder vermehrt stellen müssen.
Beziehungen des Organismus zur umgeben- Nach dem emanzipativen Schub, den die
den Außenwelt” dar. In seiner natur- Ökologie gerade mit den 68’ern erleben
spirituellen, sog. monistischen Theorie be- durfte, sind nunmehr verstärkt Tendenzen
zog er sich zum einen auf Darwins Evoluti- zu beobachten, dass konservative und neo-
onstheorie, nach der sich alle Arten durch faschistische Kreise mit vorgeblich ja in der
Variation und Selektion zu höheren Formen ‘linken’ Ecke stehenden ‘Ökos’ erfolgreich
weiterbilden, zum anderen auf den Panthe- zusammenarbeiten. Hubert Weinzierl sei
ismus, der in jeder Naturerscheinung ein hier genannt. Der ehemalige BUND-Vorsit-
göttliches Prinzip sieht. zende, der jetzt in der “Nachhaltigkeits-
komission” des Bundeskanzlers sitzt, be-
Darf’s der Mensch oder die trachtet Menschen aus dem Trikont als “La-
‘Natur’ sein? wine”, die alles zerstört.
Zuerst soll eine Frage aufgeworfen werden: Mensch und Natur als Einheit - dies ist eins
Soll das ökologische System der Zweck des der wichtigsten Dogmen für bestimmte öko-
politischen Handelns sein oder ist es der logische Kreise. Dies heißt, dass Naturge-
Mensch? Wenn es das ökologische System setze auch für Menschen zu gelten haben.
sein soll, müssen sich diejenigen, die das Das erste, welches in den Sinn kommt, ist
behaupten, mit ganz eigenen Fragen be- das “Recht des Stärkeren” nach Darwins
schäftigen: Wie schaffe ich es, wieder ein- Evolutionstheorie. Schließlich gehört Selek-
fach nur in meinem ökologischen System tion dazu, wenn sich die Art weiterentwik-
zu funktionieren? Wie verhindere ich, dass keln will. Bei Haeckel, selbst Schüler von
weiter Medikamente (insbesondere für über- Darwin, hört sich das dann folgenderma-
völkerte Dritte-Welt-Staaten) hergestellt ßen an: “Direkt wohltuend wirkt als künst-
werden, wo doch ‘Auslese’ das oberste Prin- licher Selektionsprozess auch die Todesstra-
zip der Natur ist? Oder wie befördere ich fe.... Wie durch sorgfältiges Ausjäten des
diese ‘Auslese’, wenn sich doch so viele da- Unkrauts nur Licht, Luft, und Bodenraum
gegen sträuben? Wie verhindere ich, dass für die edlen Nutzpflanzen gewonnen wird,
der Mensch, der doch die destruktive Kraft so würde durch unnachsichtige Ausrottung
im ökologischen System ist (widersetzt sich aller unverbesserlichen Verbrecher nicht al-
- zumindest teilweise - dem ‘Auslese’- Prin- lein dem besseren Teil der Menschheit der
zip, vermehrt sich unkontrolliert, greift in Kampf ums Überleben erleichtert, sondern
den Evolutionsprozess ein etc.), sich aus- auch ein vorteilhafter künstlicher Züch-
breitet? Welches sind die Kriterien, nach de- tungsprozess ausgeübt werden” .
nen “lebenswerter Mensch” und “nicht le- Neofaschistische Kreise bemerken in di-
benswerter Mensch” unterschieden wird? versen Internetforen, dass die Ausrottung
Keine Fragen für Öko-AktivistInnen? der Tasmanischen Menschen natürlich war,
24 Thema
da schließlich “stärkere Menschen” kamen. Blutes, und die Veränderung ihrer geistigen
Ökologisch voll OK! Der ehemalige ÖDP-Vor- und schöpferischen Kraft ist nur die Wir-
sitzende Gruhl sieht positiv in die ökologi- kung der Änderung ihrer rassischen Grund-
sche Zukunft der Nördlichen Hemisphäre. lage.” Das erste Zitat ist aus dem Buch von
“Die Völker vermehren sich hier nur wenig Guggenberger/Schweidlenka namens “Bio-
... Der Bildungsstand scheint ausreichend.” regionalismus. Bewegung für das 21. Jahr-
Dass alles rosig (vielleicht auch arisch?) hundert”, das zweite aus Hitlers “Mein
wird, ist allerdings voraussetzungsvoll: die Kampf”. Da sieht mensch den Spruch ‘re-
Abwehr “der Einwanderungsflut aus allen gionale Wirtschaftskreisläufe fördern’ doch
Teilen der Welt” . Wenig verwunderlich gleich in ganz anderem Licht.
scheint da die vermehrt auftretende For-
derung nach einem Nichteingreifen, z.B. bei Und nun?
Hungerkatastrophen in Afrika. Die ‘Natur’ Letztendlich haben alle eines gemein. Dem
wird das Problem schon lösen. Und was sagt Menschen wird die Fähigkeit zur Selbst-
denn Konrad Lorenz, ein Verhaltensforscher, reflektion, zu Kreativität, schöpferischem
der auch in großen Teilen der Um- Handeln und zur Selbstbestimmtheit abge-
weltbewegung anerkannt ist, zu AIDS? “Ge- sprochen. Der Mensch ist nichts weiter als
gen Überbevölkerung hat die Menschheit ein höher entwickeltes Tier, das im ökolo-
nichts Vernünftiges unternommen. Man gischen System zu funktionieren hat. Sprü-
könnte daher eine gewisse Sympathie für che wie die vom Menschen als ‘schlimmstem
AIDS bekommen. Eine Bedrohung, die die Raubtier’, das es auf der Erde gibt, kursie-
Menschheit immerhin dezimieren, immer- ren ja selbst in der Linken. Nicht negiert
hin von anderen bösartigen Unternehmun- werden darf allerdings, dass wir von der Erde
gen abhalten könnte.” abhängig sind (aber wer träumt nicht vom
Replikator mit Energie, die kontrollierbar ist
Herzlich willkommen beim aus Star Trek). Doch wie bekommen wir es
Heimatschutz! hin, Mittel nicht nur zu schonen, sondern
Eine Spielart der Ökologie ist der Bio- weitestgehend zu erhalten?
regionalismus: “Bioregionalisten sind über- Wenn ein emanzipativer ökologischer An-
zeugt, das die Zerstörung bioregionaler satz gefunden werden soll, kann Umwelt-
Identität mit gleichzeitiger Einebnung kul- politik nicht abseits von einer Kritik an be-
tureller und ethnischer Unterschiede zu ei- stehenden ökonomischen und politischen
ner globalen Vermassung in einer seichten, Herrschaftsverhältnissen stehen bleiben.
von den großen kapitalistischen Zentren be- Denn diese ist geprägt von der Ausbeutung
herrschten Einheitszivilisation führt, die des Menschen und der Natur. Und ohne dass
wurzellose, heimatlose und in letzter Kon- diese Verhältnisse gebrochen werden, kann
sequenz nicht mehr verantwortungsfähige auch kein sinnvoller Umgang des Menschen
Menschen ‘erzeugt’.” mit der Natur gefunden werden. Mit Ulrike
Ein anderes Zitat: “Völker, die auf die Er- Meinhof gesagt: “Politisierung heißt Aufklä-
haltung ihrer rassischen Reinheit verzich- rung über Machtverhältnisse, über Besitz-
ten, leisten damit auch Verzicht auf die Ein- verhältnisse, über Gewaltverhältnisse.”
heit ihrer Seele in all ihren Äußerungen. Stefan Fulz
Die Zerrissenheit ihres Wesens ist die natur-
jungdemokratInnen-junge linke
notwendige Folge der Zerrissenheit ihres
Thema 25
Wahlfrust
Alle Jahre wieder das gleiche Problem: wen ster ins Haus und bald soll auch schon wie-
sollen wir die nächsten Jahre über unsere der der Bundestag neu besetzt werden.
Geschicke bestimmen lassen? Sympathisch Soll diesmal wieder die PDS unterstützt
sind sie ja alle nicht, aber besser das gerin-
werden, wird sich sicher so mancheR fra-
gere Übel wählen, als wenn es gleich ganz gen? Schließlich hängen von deren Wahler-
folg die ihr zur Verfü-
gung stehenden Gel-
Lied der Parlaments-Angestellten
der ab, an deren Tropf
Sei dankbar, Volk, den Edlen die dich leiten, man ja selbst hängt...
der Obrigkeit, die stets dein Heil bedenkt. Aber genau das ist das
Willst du dir selber dein Geschick bereiten,
Problem. Mit Sicher-
bald wär die Karre in den Sumpf gelenkt.
Was weißt denn du, was für dein Wohlsein nötig ist? heit ist die PDS noch
Das Volk gehorche, weil es brägenklötig ist. das geringste Übel.
Der höhern Einsicht füge dich beizeiten, Jedoch ist die PDS mit
und frag nicht lang, warum der Staat dich hängt. ihrer „Ankommen in
der Bundesrepublik“
dick kommt oder gar die Rechtsextremen schon sehr weit vorangeschritten, in ihrem
ins Parlament einziehen. Jedoch beklagen Drang zur Regierungsbeteiligung hat sie so
inzwischen auch immer häufiger Parteien- manche Kröte geschluckt, die ihr vor ein
forscher, daß kaum noch Unterschiede zwi- paar Jahren noch keiner zugetraut hat. Die
schen den einzelnen Parteien auszumachen Frage bleibt: was bringt es politisch, wenn
seien. Die Amerikanisierung der politischen die PDS mehr Stimmen bekommt? Letztend-
Landschaft ist inzwischen auch schon weit lich haben die Wahlen vor allem eine legiti-
vorangeschritten. Letztendlich hat das matorische Funktion für das herrschende
Wahlkampf-Marketing der Kandidaten mehr politische System der sogenannten „parla-
Einfluß auf den Wahlausgang, als deren mentarischen Demokratie“. Eine Beteili-
politisches Programm (so es außer ein paar gung an ihr bedeutet immer auch, die Spiel-
populistischen
Schlagwörtern über- Vertraue, Volk, den Bonzen der Parteien,
haupt eins gibt). geborgen ist dein Glück in ihrem Schoß.
Wenn du sie wählst, wolln alle dich befreien,
Bis dato hat so
wenn sie gewählt sind, melken sie dich bloß.
mancheR Linke immer Stell dir doch vor, wenn niemand dich regieren soll,
wieder die PDS ge- wovon dein Bonze dann noch existieren soll.
wählt, wenn auch mit Der ganze Landtag müßt vor Hunger schreien.
„Bauchschmerzen“. Selbst die Abortfrau wäre arbeitslos.
Die Landtagswahlen
brachten nocheinmal eine hektische Mobi- regeln des Systems zu akzeptieren. Regeln,
lisierung der Linken, jedoch vorrangig, um an deren Ausarbeitung man selbst nicht
die DVU aus dem Landtag fernzuhalten - mit beteiligt war und die vor allem dazu die-
bekanntem Ergebnis. Nun stehen Magde- nen, die Verhältnisse zu stabilisieren.
burg die Wahlen für den Oberbürgermei-
26 Thema
Gerade die Hoffnungen, die so mancher es uns gelingt, mit eigenen, direkt-demo-
in den Regierungswechsel auf Bundesebe- kratisch basierten Strukturen Alternativen
ne gesetzt hatte, sind gründlich enttäuscht aufzubauen, können wir diese Menschen für
worden. Durch die personellen Verquickun-
gen zwischen SPD und Ge-
werkschaften ist es letzt- Sie haben nichts im Kopf als Paragraphen.
endlich zu einer fast Die Bonzen sind, o Volk, die Jungs im Skat,
verhängen Steuern über dich und Strafen,
widerstandsfreien Durch- und wenn du aufmuckst, dann ist’s Hochverrat.
setzung neoliberaler Dog- Sie merken nie, wenn alles auf der Kippe steht,
men gekommen, die unter sie merken immer, wo noch eine Krippe steht,
einer CDU-Regierung so doch du, o Volk, du kannst geruhsam schlafen.
nicht möglich gewesen Die Bonzen wachen ja, es wacht der Staat.
wäre.
Daher kann es m.E. der- Erich Mühsam, 1930
zeit für uns keine Veran-
lassung geben, sich an diesem „Humbug“ Alternativen jenseits von Markt und Staat
(siehe dazu das Gedicht von Erich Mühsam) gewinnen.
zu beteiligen. Wir sollten den ganzen Rum- L., FAU Magdeburg
mel zwar durchaus nutzen, unsere Positio-
nen darzustellen, und dessen wahren Cha-
rakter bloßzustellen, Partei ergreifen soll- Anzeige
ten wir aber nur für uns selbst.
Immer mehr Menschen scheinen zu begrei-
fen, daß das Ganze im Grunde eine große
Verarschung darstellt. Die jüngsten Wahlen
in Baden-Würtemberg, Rheinland-Pfalz und
Hessen haben einen Trend bestätigt, der
sich gerade seit Beginn der 90er Jahre ab-
zeichnet. Bis dahin gab es beispielsweise bei
Kommunalwahlen in Hessen nie eine Wahl-
beteiligung unter 75%, seitdem aber ist die-
se kontinuierlich geschrumpft - bis auf 50%
bei den letzten Wahlen im März diesen Jah-
res. Bei den Landtagswahlen in BW sank die
Beteiligung auf 62,6% (gegenüber 67,6%
1996), in Rheinland Pfalz gar auf 62,1% ge-
genüber 71% bei den Wahlen 1996.
Sicher bedeutet die Wahlenthaltung der
meisten keine aktive Stellungnahme für
eine andere Politik. Sie dürfte aber mit Si-
cherheit Ausdruck einer tiefsitzenden Un-
zufriedenheit der Menschen auch im west-
lichen Teil Deutschlands sein. Aber nur wenn
Thema 27
Es langt:
Wir wollen unsern Willi wiederhaben!
Die Demokratie fordert ihren Tribut: Schon So fällt es uns diesmal noch schwerer als
wieder müssen die mündigen Bürgerinnen ohnehin, eine Wahlempfehlung zugunsten
von Magdeburg den aufrechten Gang üben eines Kandidaten auszusprechen. Zwar hat
– den an die Urne nämlich. Dabei haben sie sich CDU-Kandidat Pfeifer mit seinem Auf-
es diesmal besonders schwer, fehlt doch ruf zur „Demo für BMW“ ins Gespräch ge-
unser ewiger Favorit beim Rennen um den bracht, nur fürchten wir, daß das alleine
Posten des Magdeburger Oberhäuptlings: nicht ausreichen wird, dem amtierenden
Willi P. Das trifft nicht zuletzt uns, die politischen „Höchstleistungssportler“ (Pol-
Schreiberlinge vom „Störenfried“ besonders te über Polte) auch nur annähernd das Was-
hart, wird uns doch so ein journalistischer ser zu reichen. Auch wenn der FWGler
Dauerbrenner genommen. Beyerling sogar täglich im Verein für die An-
Da tröstet es uns auch nur wenig, daß un- siedlung der Bayern in „unserer Stadt“ de-
ser „Vollblutkommunalpolitiker“ (Volksstim- monstrieren will - all diese Versuche, unse-
me über Polte) der Politik nicht gänzlich adé re Gunst zu gewinnen, sind bis dato kläg-
sagt. Schließlich ist nach seinem Rückzug lich gescheitert. Die anderen Kandidaten
von der erneuten Bewerbung um den Chef- sind genauso farblos geblieben, wie erwar-
posten in der Bördemetropole noch mal ein tet. Auch der ewige Oberprimaner Paqué
„Ruck durch ihn gegangen“, an dem Roman kann trotz seines Herkunfts-Bonus’ und sei-
Herzog sicher seine helle Freude gehabt ner - quasi in die Wiege gelegten - „Extro-
habe. Jedoch will er nun nur noch seinen vertiertheit“ kaum punkten, auch wenn er
Geburtsweiler Neigripp heimsuchen. Es wird den gemeinen Magdeburgern schon lange
sicher so manchen Ureinwohner des idylli- vor der Konkurrenz sein Konterfei an jeder
schen Dörfchens erfreuen, wenn anstelle des Ecke präsentierte.
Dorfkonsums nun sicher bald ein Village- Uns bleibt darum wieder einmal nichts an-
Carré Erlebniseinkäufe direkt beim Erzeu- deres übrig, als wieder mal zu empfehlen,
ger ermöglicht und bei der Eröffnung der sich an den Brüdern und Schwestern jen-
Dorfkirmes hauptstädtisch geschulte Reden seits des nun nicht mehr ganz so eisernen
erklingen werden – uns kann das kaum in Vorhangs zu orientieren, die mit ihren Wahl-
unserer Trauer bremsen. beteiligungen bei den letzten Landtags-
bzw. Kommunalwahlen Vorlagen geliefert
Sie woll(t)en
alle nur das haben, die es ersteinmal zu unterbieten gilt!
eine: unser
Bestes.
Politik bizarr 29
auf 30% sinken wird. Vielleicht sollten sich
Grüne Hoffnungsträger? die auch in Sachsen-Anhalt abhängenden
Kein Wunder, daß die Politiker der ande- Arbeitslosen um eine Stelle in diesen Werk-
ren Parteien so blaß aussehen. Sind doch hallen bemühen? Dazu bedarf es nur ein paar
nach Ansicht des Hamburger Politologen Neger aufzuklatschen - das passt prima ins
Joachim Raschke die Grünen die „Partei der Weltbild des Ministers und bringt nicht nur
Bessergebildeten“. Daß auch die - bis dato eine neue Unterkunft, sondern auch einen
dem linken Parteiflügel zugerechnete - Job!
neue Parteichefin Claudia Roth zu den ganz
Schlauen gehört, meint der neue Vorstands-
sprecher Fritz Kuhn, der Professor Raschke Aber Durchaus Sozial
eine Wette um »eine Kiste guten Rotwein« So wird mensch sicher demnächst das
anbot, daß die (bald ehemalige?) Namenskürzel des Sicherheitsdienstes ADS
Menschenrechtsaktivistin Roth sich pro- buchstabieren, der u.a. auch für Ruhe und
blemlos in die Machtpolitik der derzeitigen Ordnung im hiesigen Citycarré sorgt. Leider
Parteispitze um Fischer einfügen werde. sind sie immer wieder gezwungen, jugend-
Womit er wiedermal eindrucksvoll unter lichen Rumtreibern Hausverbot wegen
Beweis gestellt hat, daß ausgeprägter Rea- geschäf tsschädigender Konsumverwei-
litätssinn und Bildung durchaus zusammen gerung zu erteilen. Vorwürfen seitens ver-
gehören. ständnisloser Eltern, daß dabei unverhält-
nismäßig hart vorgegangen würde, tritt das
Management jedoch entschlossen entgegen.
Phantasie an die Macht! Schließlich habe man schon immer eine star-
Dieser alte Traum aller Alternativen scheint ke soziale Ader gezeigt: „Wir dulden sogar
in Niedersachsens Justizministerium jeden- Landstreicher in unserem Gebäude.“, ver-
falls Realtität geworden zu sein. Nachdem kündet der verhinderte Sozialarbeiter Mälzer
Minister Pfeiffer (SPD) vor einiger Zeit mit in der „Volksstimme“.
der Topfsitzthese zur Erklä-
rung des spezifisch ostdeut-
schen Hangs zum Rechtsra-
dikalismus glänzte, bewies er
unlängst wieder seinen Ein-
fallsreichtum. „Jeder An-
staltsleiter“ in den Knästen
Niedersachsens solle ein
„Unternehmer“ werden, der
die Gewinne aus der Maloche
der Knackis in die Schaffung
neuer Arbeitsplätze stecken
solle. Ganze „Werkhallen“
sollen auf diese Weise entste-
hen und dafür sorgen, daß
schon 2004 die Arbeitslosen-
rate unter den Einsitzenden
30 Politik bizarr
Journalistisches Glanzstück:
Das Tagebuch der Sabine Unze
Daß sie ihren Preis für gehobenen Journa- tion landet. Trost gibt es aber von der Mutti
lismus nicht umsonst bekommen haben, be- daheim, die ihrem „Schwejk“ (wenn das der
wiesen wieder einmal die KollegInnen von arme Hasek
der „Volksstimme“. Mit dem sicheren Ge- wüßte) Mut
spür für die Story verpflichteten sie das zuspricht.
exerzierwütige Landfräulein Sabine U. aus Aber nicht
Meitzendorf, ihre Erlebnisse während der nur die phy-
Grundausbildung zur Schützin Arsch im sischen An-
letzten Glied brühwarm für die sensations- forderungen
gierige LeserInnenschaft aufzuschreiben. waren hart -
Leider erweckten ihre Berichte nur zu oft ebenso wur-
den Anschein, daß die nun kriegsdienst- de sie stän-
würdigen Frauen beim Bund - wie nur zu dig zu intel-
oft befürchtet - den körperlichen Anstren- lektuellen
gungen nicht gewachsen seien. Schon nach Höchst-
wenigen Tagen beim Bund lag sie mit Er- leistungen
kältung darnieder. Jedoch litt sie weniger getrieben.
unter dem Schnupfen, den sie sich bei der So lernte Rekrutin S. neben „Kompaß-
harten Feldausbildung zugezogen hatte, zahlen“ auch, daß sie „keine Befehle anzwei-
sondern darunter, daß sie nicht mit raus feln“ dürfe und - sicher auch ganz praktisch
zum Frühsport durfte („Nur ich darf wie- in der heimatlichen Dorfdisko zu verwerten:
der einmal nicht mitmachen!“) und krank- „Wie habe ich mich zu verhalten, wenn ich
heitsbedingt keine Chance hatte, das be- auf eine unbekannte Person treffe.“ Jedoch
gehrte „Schwimmabzeichen“ abzulegen. zeigte sie bei der Sani-Ausbildung immer
Schließlich gelang es ihr doch noch, nach- wieder typisch weibliche Emotionen: „Wenn
dem all ihre Verletzungen und Krankheiten ich die Bilder von Verletzten sehe, hoffe ich
ausgeheilt waren, an der Ausbildung auf doch, dass niemand so schwer verletzt wird.“
dem Felde der Ehre teilzunehmen. Wie „alle“ Unerklärlicherweise bricht auf einmal ihre
ist auch sie „total aufgedreht“, weil es „zur Berichterstattung in der „Zeitung mit Herz“
Sturmbahn geht.“ Aber auch hier versagt ab. So werden wir wohl nie erfahren, wie es
sie: Sie hängt „wie ein nasser Sack an der der Hauptgefreiten (oder inzwischen schon
Mauer“, wie die Volksstimme etwas reiße- Fahnenjunkerin?) Unze ergangen ist. Uns
risch titelte. Zwar würde schon brennend
schaffte sie noch interessieren,
das „erste Hinder- ob es ihr
nis, die ‘Hühner- schließlich doch
leiter’“ (hat sie ja noch gelungen ist, die
schließlich von Kindesbei- Errungenschaften der westlichen Zivi-
nen an gelernt), jedoch verletzt sie sich da- lisation auch beispielsweise den Balkan-
bei, so daß sie wieder auf der Krankensta- völkern näher zu bringen.
Politik bizarr 31
«Alle Kriterien guter Sabotage»
Die Hacker der WEF-Datenbank über das Ziel ihrer
Aktion, ihre politischen Motive und ihr Networking
auf globaler Ebene
Während der Tagung des WEF in der letzt auf Grund fehlender eindeutiger
Schweiz im Februar letzten Jahres gelang Beweise mußte er allerdings bereits eine
es deren Gegner auf Grund der immens Woche später wieder freigelassen werden.
verschärften Sicherheitsvorkehrungen Wir möchten an dieser Stelle ein bemer-
zwar nicht, den Tagungsverlauf wirkungs- kenswertes Interview veröffentlichen, das
voll zu blockieren. Jedoch hatten sie im wir den Webseiten der Schweizer
SonntagsZeitung vom 11.02.2001
(www.sonntagszeitung.ch) entnom-
men haben. Sie schreibt selbst über
das Zustandekommen des Interviews:
Über einen Mittelsmann gelang es der
SonntagsZeitung, Kontakt zu den
Hackern der WEF-Daten aufzuneh-
men. Die Redaktion kennt die Hacker
nicht, ein persönliches Treffen war
unmöglich. Die Fragen des Interviews
mussten schriftlich gestellt werden.
Die Antworten kamen schriftlich und
in Englisch zurück. Auf Grund der
Umstände und verschiedener Hinwei-
Netz einen wichtigen Erfolg zu verbuchen. se geht die SonntagsZeitung davon
Mit relativ einfachen Mitteln gelang es aus, dass die Hacker selbst die Fragen
ihnen, in den WEF-Computer einzudrin- beantwortet haben. Angesichts des gros-
gen und Zugriff auf dessen Datenbank- sen öffentlichen Interesses entschloss
programm zu erlangen. Auf diese Weise sich die SonntagsZeitung, das unter un-
konnten Handynummern, E-Mail-Adres- üblichen Umständen geführte Interview
sen, Kreditkartennummern und weitere zu veröffentlichen.
gespeicherte sensible Daten über die Pro- Wir möchten diesen interessanten Text
minenten kopiert werden. unseren LeserInnen nicht vorenthalten,
Wochen darauf kam es zur ersten Fest- da über die Hintergründe der Aktion in
nahme - ein Mitglied der anarcho-syndi- den hiesigen Medien nicht oder nur sehr
kalistischen Gewerkschaft FAU-CH und verzerrt berichtet wurde.
engagierter Globalisierungsgegner. Auf SonntagsZeitung: Wer sind Sie?
der Festplatte seines Computers fanden
Hacker: Wir sind ein Kollektiv, das sich
sich Datenspuren der CD, die die Hacker Virtual Monkeywrench nennt. Wir arbeiten
mit den Daten gebrannt hatten. Auf in wechselnder Zusammensetzung. In die-
Grund vielfältiger Proteste und nicht zu- sem Fall waren vier Leute beteiligt. Aber
32 Woanders gelesen
was heisst schon Kollektiv? Gehören nicht keit Gottes ist der erste Schritt zum Sturz
alle, die mit uns leben, lieben und mit uns seines Throns.
in Internetforen Probleme diskutieren,
ebenfalls dazu? Was war das Ziel Ihrer Aktion?
Hacker: Für uns Hacker ist es wichtig, alle
Wann kam es zur Attacke gegen das WEF? Information offen zu legen und in einem
Hacker: Irgendwann im Jahr 2000. weiteren Sinn die Mächtigen und die Macht
zu attackieren. Wir sind gegen «private
Wo befanden sich die WEF-Daten? areas». Deshalb wollten wir an die
Hacker: Man könnte sagen, sie lagen im Benutzernamen und Passwörter ran - und
Schaufenster und boten sich selbst an. plötzlich hatten wir stapelweise Informatio-
nen.
Wie sind Sie ins System eingedrungen?
Hacker: Eindringen kann man das nicht Was ist Ihre politische Haltung?
nennen. Wir benutzten keine speziellen Hacker: Eine Art Synthese zwischen Anar-
Hilfsmittel, bloss Standardsoftware. Und wir chismus und Hacker-Ethik. In unseren Au-
änderten nichts an der Sicherheitskonfi- gen ist geistiges Eigentum illegitim, es dient
guration. Sie könnten auch jemanden fra- den Interessen der Mächtigen und stört die
gen, wie er in einen offenen Hof spaziert Zusammenarbeit. Es gibt andere Formen,
sei. wie etwa die freien Softwareprojekte im
Internet zeigen. Hervorragende Software
Wieso haben Sie die erbeuteten Daten nicht wird dort ohne Copyright entwickelt und
benutzt, um Störaktionen gegen die Mächti- gehört allen. Die Idee von freier Software
gen der Welt durchzuführen?
Hacker: Die Veröffentlichung der Daten
scheint ja schon ziemlich beunruhigend zu
sein. Das WEF sorgt sich darum, den Scha-
den zu begrenzen: Man muss Tausende von
Kreditkarten sperren, Telefonnummern und
E-Mail-Adressen ändern. Alle möglichen
Ermittlungsdienste kommen ins Spiel. Die
Organisatoren des WEF müssen sich vor
ihren Mitgliedern rechtfertigen. Klar, wir
hätten von multinationalen Konzernen auch
ein paar Millionen Dollar abzocken können.
Bloss: Es hätte das System nicht verändert.
Ein Manager geht, der nächste kommt. In
unseren Augen kann eine Veränderung nur
stattfinden, wenn eine wachsende Zahl von
Leuten diese Mechanismen nicht mehr un-
terstützt und jede Art von Hierarchie zu-
rückweist. Die Veröffentlichung der Daten
erfüllt alle Kriterien guter Sabotage: Das gut
geölte Laufen der Maschine wird gestört,
Autoritäten verlieren Einfluss und werden
unterminiert. Die Entdeckung der Fehlbar-
Woanders gelesen 33
richtet sich gegen den Eigentumsbegriff. Das Internet ist immerhin einer der Haupt-
Jeder kann sie benutzen. Via Copyleft wer- motoren der Globalisierung.
den Leute daran gehindert, sie zu miss- Hacker: Technologie ist nie gut oder böse.
brauchen, um Profit zu machen. Das Ideal Es kommt darauf an, wie sie benutzt wird.
vom freien Zugang gilt nicht nur bei Das Internet eröffnet die Möglichkeit, Infor-
Computersoftware. Die Idee funktioniert mation weltweit zu teilen.
auch in der Gesellschaft. Es sollte allen
möglich sein, von natürlichen, ökonomi- Haben Sie keine Angst vor der Polizei?
schen und sozialen Ressourcen zu profitie- Hacker: Klar, die Polizei ist ein
ren. furchteinflössender Apparat. Aber das ist
kein Grund, nicht Widerstand zu leisten.
Sie sind gegen den Kapitalismus und gegen
die Globalisierung? Was Sie getan haben, ist mehr als Wider-
Hacker: Was heisst Globalisierung? Bedeutet stand: Das Schweizer Strafrecht stellt das
es, die Patente und Urheberrechte auszu- Eindringen in fremde Datenverarbeitungs-
weiten gemäss dem Abkommen über den systeme unter Strafe.
Schutz geistigen Eigentums der WTO? Auf Hacker: Eigentum ist Diebstahl. Wir hoffen,
Druck der Pharma- und der Musikindustrie dass wir nicht entdeckt werden, bis nichts
wird versucht, geistiges Eigentum weltweit mehr zum Stehlen übrig ist. Überhaupt:
zu schützen. Wir wollen diese Anstrengun- Haben wir etwas gestohlen oder bloss etwas
gen stören, öffentliches Eigentum zu priva- gefunden?
tisieren. Kapitalismus basiert auf der Maxi-
mierung von Profiten, auf Wettbewerb und Wieso haben Sie Ihre Erkenntnisse nicht wäh-
auf Privatbesitz von Wissen und Ressourcen. rend des WEF veröffentlicht?
Das passt nicht zu unserer Vision einer Welt, Hacker: Unser Ziel ist es nicht, das
in der Information und andere Güter unent- Weltwirtschaftsforum zu verhindern, son-
geltlich geteilt werden. dern die Machtstrukturen zu unterminieren.
Die Welt wird nicht besser, wenn das Forum
Ist Hacken nicht auch eine globale Kultur?
nicht stattfindet. Die Welt ändert sich nur,
Hacker: Hacken bedeutet: Alles aus den wenn Haltungen wie Anpasserei und Füg-
Computern rauszubekommen. Das heisst: samkeit überwunden werden.
Elegante Programme zu schreiben. Nur die
Massenmedien verstehen das nie. Was dachten Sie, als Sie die Daten sahen?
Sicherheitsbarrieren zu durchbrechen, Hacker: Wir wunderten uns darüber, dass
heisst korrekterweise Cracken. Im vorlie- solche Daten einfach auf der Strasse liegen.
genden Fall haben wir weder gehackt noch Es war auch interessant, die Dinge aus einer
gecrackt. Wir unterstützen Kommunikation Perspektive zu sehen, die wir nicht haben
und Networking auf globaler Ebene. Aber sollten: Aus dem Innern eines Privatclubs
wir sind völlig gegen die globale Durchset- der Reichen.
zung von Regeln, die einigen wenigen Profit
bringen und Millionen von Menschen töten. Haben Sie schon andere Hacks oder Cracks
gemacht?
Finden Sie das Internet cool?
Hacker: Diesmal war es nicht nötig,
Hacker: Glauben Sie an Gott? Sicherheitsbarrieren zu durchbrechen. Aber
wir haben das auch schon getan. Noch nie
34 Woanders gelesen
erhielten wir so viele private Daten auf ein- Hacker: Eine Welt mit selbstbestimmten
mal. Menschen, die sich nichts und niemandem
unterordnen wollen. Freie Software, freie
Wen haben Sie schon angegriffen? Liebe!
Hacker: Wir haben eine ähnliche CD vom
CIA - sind Sie interessiert? Was ist Ihre Haltung zu den Aktionen, die auf
der Strasse gegen das WEF stattgefunden
Gehören Sie einem Hacker-Netzwerk an? haben? Im Vergleich zu Ihrer Aktion war
Hacker: Es ist für uns wichtiger, eine ge- deren Wirkung marginal.
meinsame politische Haltung zu haben als Hacker: Wieso sollte deren Wirkung margi-
gemeinsame Mittel. Klar ist es nötig, Erfah- nal gewesen sein? Änderungen passieren
rungen auszutauschen, aber wir gehören nicht in der virtuellen, sondern in der rea-
keinem speziellen Netzwerk an. len Welt. Die Aktivisten in der Schweiz ha-
ben immerhin viele Menschen dazu ge-
Aus welchen Ländern stammen Sie? bracht, auf der Strasse Widerstand zu lei-
Hacker: Wen interessierts? sten.
In welchem Alter sassen Sie zum ersten Mal Wie denken Sie über das Polizeiaufgebot in
an einem Computer? Davos?
Hacker: Unterschiedlich. (Ihre Frage hat Hacker: Die Tatsache, dass wir virtuell ins
soeben einen internen Austausch von Le- WEF reinspaziert sind, heisst nicht, dass das
benserfahrungen angeregt.) Polizeiaufgebot in Davos nicht Angst ge-
macht oder totalitär gewirkt hätte.
Welches Alter und Geschlecht haben Sie?
Hacker: Unterschiedlich. Haben Sie noch Was Sie getan haben, war kriminell. Haben
mehr so interessante Fragen? Sie kein schlechtes Gewissen?
Hacker: Unser Gewissen richtet sich nicht
Was ist Ihr grösster Traum? nach den Gesetzbüchern.
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Woanders gelesen 35
ine - Termine - Termine - Termine - Termine - T
36 Termine
26.4., Innenstadt 1.Mai - Kampf- und Feiertag der Arbeiter-
Infos über: AntiCastorMD@gmx.de klasse
mit diversen Alternativen: Abhängen und
"Arbeit, Arbeit, Arbeit"
Würstchenessen mit dem DGB auf dem alten
Anhand von verschiedenen Texten wollen
Markt in MD, revolutionäre Maidemo Berlin
wir uns mit den Ursachen beschäftigen,
oder:
weshalb "Arbeit" in unserer Gesellschaft
zentraler gesellschaftlicher Bezugspunkt Wer kämpft, kann verlieren...
ist. Wir wollen versuchen, aus der Kritik an 6. Revolutionäre Mai-Demo Dessau
Lohnarbeit einen emanzipatorischen Begriff Dienstag, 1.5., 14.00 Uhr Theaterplatz
von Arbeit als selbstbestimmtem Tätigsein (Nähe Hbf.)
zu entwickeln. Nicht zuletzt soll das
Frauen gegen Gewalt in europäischen
Seminar Tipps und Tricks vermitteln, wie
Ländern
mit den alltäglichen Zumutungen, Arbeit
Gewaltfreiheit als Bedingung von politi-
"zu beschaffen" sinnreich widerständisch
schen und sozialen Menschenrechten
umgegangen werden kann.
bes-Tagung mit Britta Ferchland - MdL, Eva
Wochenendseminar der
von Angern
jungdemokratInnen-junge linke zur Zukunft
Einewelthaus, Schellingstr. 3-4
der Arbeit und zum Arbeitsbegriff, JH
Mittwoch, 9.5., 18.00 Uhr
Wittenberg
27.-29.04.2001 Tania La Guerillera
Kubanisch/Bolivianische Doku über eine
Geheimdienste abschaffen!
Mitstreiterin Che Guevaras, die in
Montage-Cafe: Radikaldemokratischer
Eisenhüttenstadt aufgewachsen ist.
Themenabend
Freitag, 11.5., 19.00 Uhr, Blaue Welt Archiv,
Montag, 30.4., 19.00 Uhr im Thiembuktu
Thiemstr. 13
1.Mai-Camp Dessau
Stationen eines Lebens zwischen
mit folgenden Veranstaltungen:
Deutschland und Israel
Drogen und Gesellschaft
Emanuel Klemperer berichtet von seinem
Sonnabend, 28.4., 16.00 Uhr
Moderne Reformen oder politische Selbstauf-
Schicksal als jüdischer Intellektueller
gabe? Montag, 14.5., 19.00 Uhr, Blaue Welt Archiv,
Wohin treibt der Sozialismusbegriff? Thiemstr. 13
Diskussionsveranstaltung mit Andre Brie, Schicksal und Herrschaft
Dieter Klein (angefr.)... Zusammenhang zwischen der
Sonntag, 29.4., 15.00 Uhr Respiritualisierung der Gesellschaft durch
Der Atomkonsens, der alles spaltet. Esoterik und New Age und dem politischen
Diskussionsveranstaltung mit Rechtsextremismus.
VertreterInnen von der Anti-Atom-Initiative bes-Seminar in Kooperation mit der
und den Grünen antifaschistischen Zeitschrift: ”Der Rechte
Montag, 30.4., 15.00 Uhr Rand”.
Kritik der Warengesellschaft Einewelthaus, Schellingstr. 3-4
Infoversanstaltung zur Wert-/Arbeitskritik Donnerstag, 17.5., 17.30 Uhr
mit Ernst Lohoff, Gruppe Krisis
Montag, 30.4., 19.00 Uhr
Termine 37
Aktionstage für die Abschaffung der Freitag, 8.6., 19.00 Uhr, Blaue Welt Archiv,
Residenzpflicht Thiemstraße 13
17.-19. Mai 2001 (bundesweit)
„Anarchisten gegen Hitler“
Judentum und jüdische Geschichte in Anarchisten, Anarcho-Syndikalisten,
Deutschland Rätekommunisten in Widerstand und Exil.
Seminar der AG Antifa/Antira im Stura Halle Buchvorstellung mit dem Herausgeber
und der Heinrich Böll Stiftung Andreas Graf, anschliessend Diskussion.
Verpflegung/Unterkunft ca. 40 DM Gemeinsame Veranstaltung von BWA und
18./19.Mai, Moses Mendelssohn Akademie FAU
(MMA) in Halberstadt, Beginn 14.00 Uhr Freitag, 15.6., 19.00 Uhr, Blaue Welt Archiv,
Thiemstraße 13
BSE und kein Ende...
Ursachen, Hintergründe, Perspektiven "schools out"
Vortrag mit Daniel Elborg, freier Journalist Warum gibt es Noten? Sind sie vielleicht gar
aus Frankfurt/Main "objektiv"? Und weshalb können
Sonnabend, 19.5., 18.00 Uhr im Blaue Welt SchülerInnen eigentlich nicht über die
Archiv Lehrinhalte selbst bestimmen? Warum
haben die SchülerInnenvertretungen so
Kontrollieren - Abstrafen - Einsperren -
wenig zu sagen? Welche Funktion hat
Ausschließen
Schule in unserer Gesellschaft eigentlich
Symbolische Politik mit realen Folgen
überhaupt?
Warum "muss" eigentlich "Strafe sein"?
Wochenendseminar der
Anhand verschiedener Beispiele wollen wir
jungdemokratInnen-junge linke zu Schule
die Politikfelder der "Inneren Sicherheit"
und Schulkritik
sowie die Entwicklung in den letzten Jahren
15.-17.06.2001
kritisch unter die Lupe nehmen.
Wochenendseminar der Noten abschaffen!
jungdemokratInnen-junge linke Diskussionsveranstaltung der
25.-27.05.2001 jungdemokratInnen-junge linke zur
Zeugnisausgabe, anschließend
Radikaldemokratisches Freak-Wochenen-
SchülerInnen-Schools-out-Party bis zum
de
nächsten Morgen
Das lange Wochenende für EinsteigerInnen
Mittwoch, 27.06. AJZ Dessau
in die linke politische Arbeit; Themen:
Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, Warum
organisieren? Was ist Radikaldemokratie, Anmerkung
und was hat das mit Sozialismus zu tun? Wir möchten Euch an dieser Stelle wie-
Und was sonst so interessiert zum Ewig- der aufrufen, uns rechtzeitig Eure Ter-
Diskutieren. Eine Veranstaltung der mine zukommen zu lassen - Kontakt-
jungdemokratInnen-junge linke. adressen findet Ihr auf der letzten Um-
2.-3.06. in der JH Magdeburg schlagseite. Am günstigsten für uns ist
Land and Freedom natürlich eine Zusendung per Mail, da-
Eindrucksvoller Spielfilm (1994) des brit. mit sparen wir uns das mühselige Ab-
Regisseurs Ken Loach über den spanischen tippen.
Bürgerkrieg 1936-39 Redaktionsschluß für die nächste
Ausgabe ist der 15.Juni 2001.
38 Termine
Kontaktadressen:
AG Junge GenossInnen Freie ArbeiterInnen Union MD
Gerhart-Hauptmann-Str. 18 (Anarchistische
39108 Magdeburg Gewerkschafts-
Tel.: 0391/7333251 oder 0391/7317056 initiative)
Fax: 0391/7346152 c/o MAGMA, Postfach 1751, 39007 MD
Email: djannack@crosswinds.net Email: faumd@fau.org
Kontakte 39
Kontakt:
Der Störenfried
c/o Blaue Welt Archiv
Thiemstraße 13
39104 Magdeburg
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