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Die Arbeitskleidung
Die Lagerkleidung einmal verteilt ein halbes Jahr. ‘’Zwischen Männer- und
Frauenkleidung gab es keinen Unterschied. Außer den Holzschuhen und
Gummigaloschen gehörte zur Arbeitskleidung Unterwäsche, Watteanzug,
Arbeitshandschuhe, Flaßlappen, Bettzeug, Handtuch und ein Stück von einem
Barren abgehackte Seife, die streng nach Sodium roch’’ (Müller 2009:50)
Die Holzschuhe hatten nur eine Holzsohle. Das Gesicht war aus grauen
Sackteinen mit einem schmalen Lederstreifen rund und rund. Entlang des Leder
streifens wurde das Tuch and die Sohte genagelt. Nach dem Plan der
Lagerleitung wurden Holzschuhe benötigt ein halbes Jahr dauern. Aber nach
nur drei oder vier Tagen war das Tuch an den Fersen abgerissen. ‘’ In
Holzschuhen kann man die Zehen nicht biegen. Man hebt die Füße nicht vom
Boden, man schiebt die Beine. Vom Schlurfen werden sie kniesteif. Es war eine
Erleichterung, wenn die Holzsohlen an den Fersen abrissen, die Zehen wurden
etwas freier, und man konnte das Knie besser biegen.’’ (Müller 2009 :49)
Die meiste Zeit ist der erhaltene Watteanzug sehr gut, aber wenn es feuchtwar
die Watte war mit Regen und Schnne getränkt und blieb Wochenlang nass und
die Männer waren eiskalt. ‘’ Der Watte anzug hieß Pufoaika, ein
Steppdeckenanzug mit Längswülsten. Die Pufoaika-Hose hatte einen
Keilschnitt für dicke Bäuche und enge Fesseln mit Schnüren an den Knöcheln.
Nur vorne am Bauch war ein Knopf und rechts und links zwei Hosentaschen.
Die Pufoaika-Jacke war sackförmig mit Stehkragen, genannt RubaschkaKragen,
und hatte Manschetten mit einern Knopf am Arm, vorne eine Knopfreihe und
seitlich zwei draufgesetzte viereckige Taschen. Als Kopfbedeckung hatten
Männer wie Frauen’’ ( Müller 2009 : 51)
‘’Nichts, was WIr hier im Lager bekommen hatten, hatte Knöpfe. Die
Unterhemden, die langen Unterhosen hatten jeweils zwei Bändchen zum
Verknoten. Das Kopfkissen hatte zweimal zwei Bändchen. In der Nacht war das
Kopfkissen ein Kopfkissen. Am Tag war das Kopfkissen ein Leinwandsack, den
man für alle Fälle, also fürs Stehlen und Betteln, bei sich trug.’’ (Müller
2009:23)
Der Hunger
Man kann sagen, dass der Hunger den Menschen physisch oder
psychisch betreffen kann. In Atemschaukel schildert Herta Müller den Hunger
aus mehreren Perspektiven und immer bleibt er lebenswichtig.
Obwohl Sie hart arbeiteten, gab ihnen die Lagerleitung nur Brot zu essen.
‘’Die Brotration bekamen wir morgens für den ganzen Tag. Wie die meisten
gehörte ich zu den 800-Gramm-Kandidaten es war die Normalration. 600
Gramm gab es für sie Leichtarbeit auf den Lagergelände [..]. Und 1000 Gramm
bekanten wenige, es war die Ausnahme für Schwerstarbeit’’ (Müller 2009 :84).
Fenja, die in dem Lager das Brot verteilt, ist auch eine Komplizin des
Hungerengels. Alle verstellen sich, lächeln sie an, nur um mit ihr auf gutem Fuß
zu stehen. Sie wiegt jeden Stück des Brotes und alle hoffen, dass sie ihnen ein
bisschen mehr gibt. Doch das passiert nie.
‘’Das frischgeschnittene Brot sieht gleich aus. Bis abends ist jede Scheibe
anders getrocknet,eckig gerade oder Trocknens krumm. Aus der Optik des
Trocknens kommt das Gefühl, dass dein alle, auch wenn sie nicht tauschen. Und
beim Tauschen wird das Gefühl stimuliert. Man wechselt von einer optischen
Täuschung zur anderen. ‘’ (Müller 2009 :94)
1 Schaufehub = 1 Gramm Brot
Es ist das Hauptmotiv und beeinflusst die Handlung der Figuren. In den Roman
ist der Hungerengel am häufigsten. Der Hungerengel wird personifiziert und
bekommt menschliche Eigenschaften. Der Hungerengel sitzt immer mit am
Tisch, wenn die Insassen des Lagers die karge Ration Brot verzehren, die ihnen
die "Brotoffizierin".
Wie in fast jedem Werk mit der Lagerthematik, auch hier wird der physische
Hunger sehr stark dargestellt. Er wird durch einen bösen Engel, den
Hungerengel, personifiziert, der allgegenwärtig ist. Er quält die deportierten Tag
und Nacht. Im Laufe der Zeit hat er immer größere Macht über sie. Er stiehlt
ihnen zuerst „nur“ die physische Kraft, doch später auch die moralische
Grundsätze.
Später der Hunger wird zunehmend schlimmer. Alles erinnert Leo an das Essen.
Er sieht es überall und riecht es überall. Träume quälen Leo, er träumt von
Essen
Treffen waren verboten. ‘’Wir gingen zum Bassin mit allen anderen
schwimmen. Erst bei den Schwitzkästen trafen wir uns. Damals, kurz vor dem
Lager und genauso nach meiner Heimkehr bis 1968, als ich das Land verließ,
hätte es für jedes Rendezvous Gefängnis gegeben. Mindestens fünf Jahre, wenn
man mich erwischt hätte. Manche hat man erwischt. Sie kamen direkt aus dem
Park oder Stadtbad nach brutalen Verhören ins Gefängnis. Von dort ins
Straflager an den Kanal. Heute weiß ich, vom Kanal kehrte man nicht zurück.
Wer trotzdem wiederkam, war ein wandelnder Leichnam. Vergreist und
ruiniert, für keine Liebe auf der Welt mehr zu gebrauchen. Und in der Lagerzeit
- im Lager erwischt, wär ich tot gewesen’’ (Müller 2009: 9).
Literaturverzeichnis :