KULTURELLE INTERFERENZEN
IN DER ZIRKUMPONTISCHEN ZONE
UND KONTAKTE MIT IHREN NACHBARGEBIETEN
PRÄHISTORISCHE ARCHÄOLOGIE IN SÜDOSTEUROPA
BAND 30
Herausgegeben
von
BERNHARD HÄNSEL
und
WOLFRAM SCHIER
Institut für Prähistorische Archäologie
der Freien Universität Berlin
BAND 30
DER SCHWARZMEERRAUM
VOM NEOLITHIKUM
BIS IN DIE FRÜHEISENZEIT
(6000–600 V. CHR.)
KULTURELLE INTERFERENZEN
IN DER ZIRKUMPONTISCHEN ZONE
UND KONTAKTE MIT IHREN NACHBARGEBIETEN
Herausgegeben von
VASSIL NIKOLOV
und
WOLFRAM SCHIER
ISBN 978-3-89646-599-3
ISSN 0723-1725
Kein Teil des Buches darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, CD-ROM, DVD, Inte rnet oder einem
anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages Marie Leidorf GmbH reproduziert werden
oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Druck und Produktion: druckhaus köthen GmbH & Co. KG, Köthen
Vorwort
Der vorliegende Band vereint die Beiträge einer Tagung gleichen Titels, die vom 16. bis 20. Mai 2012 in Varna, Bul-
garien stattgefunden hat. Sie wurde von einem der Unterzeichneten organisiert und stellte das dritte Humboldt-Kolleg
dar, das sich der prähistorischen Archäologie des Schwarzmeerraumes widmete. 2007 hatte ein erstes Humboldt-Kol-
leg zu dieser Thematik im georgischen Tbilissi stattgefunden, 2010 folgte die zweite Tagung in der moldavischen
Hauptstadt Chişinău. In Varna wurde – gegenüber den beiden vorangegangenen Tagungen – der chronologische
Rahmen bis etwa 6000 v. Chr. erweitert, um das Frühneolithikum des westpontisch-ostbalkanischen Raumes einzu-
schließen. Im Untertitel der Tagung wurde wiederum ein etwas anderer Akzent gesetzt, in dem der Fokus auf Wech-
selwirkungen zwischen den ans Schwarze Meer grenzenden Regionen und Kontakte in ihre Nachbarräume gelegt
wurde, womit sich der geographische Bezugsrahmen erweiterte.
Die Vorbereitung des Kollegs wurde unter Mitwirkung von Dr. Krum Bacvarov (Sofia) verwirklicht. Vor Ort un-
terstützten Dr. Vladimir Slavcev (Varna) und Mag. Nikolaj Hristov (Provadia) die Organisation des Kollegs. Für
die reibungslose Organisation und überaus gastfreundliche Aufnahme im Tagungsparkhotel Persey mit seinem
malerischen Schwarzmeerblick möchten wir Frau Prolet Vasileva und weiteren ungenannten Helferinnen und Hel-
fern herzlich danken.
Knapp zwei Drittel der in Varna präsentierten Vorträge wurden zur Publikation eingereicht und sind im vorliegenden
umfangreichen Band enthalten. Sie lassen sich in mehrere Gruppen gliedern. Drei Beiträge (B. Govedarica, O. Höck-
mann und H. Todorova) haben in großräumiger, teils diachroner Perspektive den Schwarzmeerraum im Blick und
behandeln Phänomene von übergeordneter Bedeutung.
Eine größere Zahl von Artikeln behandelt Beziehungen zwischen zwei Teilgebieten, wie etwa Thrakien und die
nordwestpontischen Gebiete (V. Becker, R. Krauß), die nordpontischen Steppengebiete in ihren Beziehungen zum
westlichen Schwarzmeerraum (N. Kotova, A. Reingruber u. J. Rassamakin), Kontakte und Vergleiche zwischen dem
Westpontikum und dem Karpatenbecken (F. Gogăltan, K. Fischl u. R. Krauß, W. Schier) oder Verbindungen zwischen
Anatolien und Ägäis sowie dem Ostbalkan und Westpontikum (C. Lichter, Z. Tsirtsoni).
Eine dritte Gruppe von Beiträgen stellt neue Forschungsergebnisse zu einzelnen Fundorten oder Kleinräumen vor.
Dazu gehören natürlich die Aufsätze zum Gräberfeld von Varna und der Varna-Kultur (V. Leusch, E. Pernicka u. R.
Krauß, V. Slavchev, K. Dimitrov u. M. Etzel, Y. Boyadziev, V. Petrova), aber auch die Vorstellung neuer Forschungsergeb-
nisse aus Provadia (V. Nikolov) und Akladicheiri bei Chernomorets (M. Lyuncheva u. M. Klasnakov, Th. Rehren, P.
Leshtakov u. P. Penkova) sowie die Studie über steinerne Streitäxte aus kupferzeitlichen Gräberfeldern NO-Bulga-
riens (K. Boyadziev).
Zwei Artikel nehmen sozioökonomische Phänomene der Kupfer- bzw. Frühbronzezeit mit Bezug auf theoretische
Modelle in den Blick, nämlich der Beitrag von M. Ivanova und jener von J. Müller und A. Windler zur Entstehung
sozialer Ungleichheit.
Eine letzte Gruppe von Beiträgen schließlich rundet das chronologische Spektrum des vorliegenden Bandes über die
Frübronzezeit (K. Leshtakov u. Z. Tsirtsoni, R. Gleser, S. Alexandrov u. E. Kaiser) bis hin zur späten Bronze- und
Eisenzeit ab (E. Kaiser u. E. Sava, R. Echt, B. Teržan).
Nicht nur geographisch und chronologisch, sondern auch thematisch fächert der Band ein breites Spektrum auf,
das von chrono-typologischen Ansätzen über kulturhistorische und sozialarchäologische Fragestellungen bis hin zur
Archäometallurgie, Wirtschafts- und Landschaftsarchäologie reicht.
Aus verschiedenen Gründen hat sich die Publikation des Bandes leider verzögert. Den Autorinnen und Autoren,
die noch 2015 die Möglichkeit zu Korrekturen und kleineren Ergänzungen hatten, danken wir für ihre kooperative
Geduld. M. Hegewisch übernahm das Layout des Bandes und zusammen mit K. Winger die Redaktion. So sind wir
überzeugt, dass die Publikation der Humboldt-Tagung in Varna einen repräsentativen Querschnitt der überaus leben-
digen und vielfältigen Forschungsaktivitäten zur Archäologie des Schwarzmeerraumes widerspiegelt.
Leider war es der Grande Dame der bulgarischen Archäologie, Henrieta Todorova, nicht vergönnt, das Erscheinen des
Tagungsbandes mit ihrem Beitrag zu Klimawandel und Kulturkollaps zu erleben. Wir möchten diesen Tagungsband
ihrem Andenken widmen.
Berlin and Sofia, Juli 2016 Vassil Nikolov und Wolfram Schier
Die Teilnehmer des Humboldt-Kollegs in Varna am 16.–20. Mai 2012
Inhalt
Vorwort ............................................................................................................................................................................ 5
Blagoje Govedarica
Das Phänomen der balkanischen Kupferzeit .................................................................................................................. 11
Clemens Lichter
Das Schwarze Meer vom 7. bis zum 4. Jt. v. Chr.: Trennfläche oder Verkehrsweg zwischen Anatolien und
Südosteuropa? ................................................................................................................................................................. 23
Olaf Höckmann
Prähistorische Schifffahrt im Schwarzen Meer ............................................................................................................... 45
Raiko Krauß
Das entwickelte Frühneolithikum an der Unteren Donau und die Neolithisierung des nordwestpontischen Raumes ... 53
Wolfram Schier
Uivar „Gomila“ und der Übergang vom Spätneolithikum zur Kupferzeit im südöstlichen Karpatenbecken im
Vergleich zur Unteren Donau und dem westlichen Schwarzmeergebiet ......................................................................... 75
Viktoria Petrova
Varna culture: an autonomous phenomenon or a local version of the Kodzhadermen-Gumelnitsa-Karanovo VІ
cultural complex .............................................................................................................................................................. 123
Vassil Nikolov
A fifth millennium BC town in the context of the Western Black Sea coast: Provadia-Solnitsata.................................. 129
Yavor Boyadzhiev
The radiocarbon dates from the Varna Eneolithic Cemetery and the problem of the absolute chronology of the
Eneolithic period in Bulgaria .......................................................................................................................................... 183
Kamen Boyadzhiev
Battle axes in Chalcolithic cemeteries from northeastern Bulgaria and the western Black Sea Coast ..................... 193
Thomas Zimmermann
Frühmetallzeitliche Metallurgie und Chronologie entlang der türkischen Schwarzmeerküste. Zwei Themen – ein
Diskurs ............................................................................................................................................................................ 215
Matthias Thomas
Die chronologische Stellung der spätkupferzeitlichen Siedlung von Drama-Merdžumekja im Vergleich mit anderen
Tellsiedlungen in Thrakien .............................................................................................................................................. 225
Valeska Becker
Nachweise von Bezügen zwischen Thrakien und dem Nordwestpontikum an Hand von Kleinfunden aus Drama,
Südostbulgarien ............................................................................................................................................................... 243
HenrietaTodorova †
Klimawandel und Kulturkollaps ..................................................................................................................................... 259
Nadja S. Kotova
The contacts of the Eastern European steppe people with the Balkan population during the transition period from
Neolithic to Eneolithic ..................................................................................................................................................... 311
Zoï Tsirtsoni
The end of the Balkan Chalcolithic: a viewpoint from the South ................................................................................... 339
Ralf Gleser
Neue siedlungsarchäologische Daten zur frühesten Bronzezeit an der unteren Tundža ................................................. 371
Kathleen McSweeney, Krum Bacvarov, Vassil Nikolov, Desislava Andreeva, Clive Bonsall
Infant burials in Early Bronze Age Bulgaria: A bioarchaeological appraisal of funerary behaviour .............................. 391
Maria Ivanova
Stop and go: die Ausbreitung kaukasischer Metallformen in Osteuropa in der ersten Hälfte des 3. Jt. v. Chr. .............. 403
Florin Gogâltan
Die Beziehungen zwischen Siebenbürgen und dem Schwarzmeerraum in der Kupfer- und am Anfang der Bronzezeit
(ca. 3500–ca. 2500 v. Chr.) .............................................................................................................................................. 417
Tanya Hristova
Relations between the Bulgarian lands and the Northwestern Pontic region during the Late Bronze Age (according
to the metal finds data) .................................................................................................................................................... 467
Rudolf Echt
Von Basarabi bis Bayern. Die Donau als Achse zwischen Pontikum und Mitteleuropa während der Hallstattzeit ....... 493
Biba Teržan
Helme als Trophäe bei den Skythen ................................................................................................................................ 515
Clemens Lichter
Zusammenfassung
Der Beitrag diskutiert die kulturellen Verbindungen über das Schwarze Meer zwischen dem Westpontischen Raum
und der türkischen Nordküste in den vorbronzezeitlichen Kulturabschnitten. Auf der Basis der verfügbaren Indizien
kommt der Autor zu dem Schluss, dass das Schwarze Meer und das Marmarameer über lange Abschnitte der Vorge-
schichte eine Kulturgrenze markierten. Für die Kulturentwicklung entscheidende Impulse erhielt Südosteuropa lange
Zeit über die Ägäis.
Abstract
The paper discusses the cultural connections between the Westpontic and the Turkish Black Sea coast during the
pre-Bronze Age periods. On the basis of the evidence available, the author comes to the conclusion, that the Black
Sea marked a cultural border throughout a long period within prehistory. It is via the Aegean that Southeast Europe
was given the impulse crucial for the cultural development over a long period of time.
Die Schwarzmeerregion – das spiegelt nicht zuletzt diese Konferenz wider – ist in den letzten Jahren in den Fokus
der verschiedenen archäologischen Disziplinen gerückt.
Der besondere Reiz sich mit dieser Region auseinanderzusetzen ist nicht zuletzt dadurch begründet, dass hier
ganz unterschiedliche Kulturräume aufeinander treffen und das Schwarze Meer mit seiner scheinbaren geographi-
schen Geschlossenheit und den Kontaktmöglichkeiten entlang der Küsten zugleich ein hervorragendes Studienobjekt
darstellt. Zusätzliche Popularität gewann der Raum schließlich auch durch die von populärwissenschaftlicher Seite
vorgetragene „Sintfluthypothese“ im Schwarzen Meer.
Hauptaugenmerk des folgenden Beitrags sind die möglichen Beziehungen zwischen dem west- und dem südponti-
schen Raum in den vorbronzezeitlichen Kulturabschnitten. Deren Charakter und Intensität – und das wird im Folgen-
den näher erläutert und begründet – dürfte weitgehend überschätzt worden sein.
Verkehrsweg Meer
Es bleibt eine zu diskutierende Frage, seit wann das Schwarze Meer als Verkehrsweg genutzt wurde. Allgemein ist
zwar eine frühe Befahrung der Ozeane belegt – in der benachbarten Ägäis oder im östlichen Mittelmeerraum konnte
die Nutzung des Wasserweges mindestens seit dem 10. Jt. v. Chr. durch verschiedene Indizien nachgewiesen werden.
Im Hinblick auf die besonderen Voraussetzungen, die bspw. Ägäis (Broodbank 2000; 2006) oder Adria (Forenbaher
2009) bieten und diese schon früh zu Verkehrswegen werden ließen, sind dort gemachte Beobachtungen jedoch nicht
auf die Schwarzmeerregion zu übertragen. Denn die Ägäis war ein ausgesprochener Gunstraum für die frühe Schiff-
fahrt. Nähe und Sichtbarkeit der Inseln zueinander machten ein „Inselhopping“ möglich. Hingegen ist das Navigieren
im Schwarzen Meer weitaus schwieriger: Hier fehlen Inseln und es herrscht gegenüber der Ägäis ein raueres, für die
frühe Schifffahrt ungünstigeres Klima.
Aus indirekten Indizien kann abgeleitet werden, dass die Träger der neolithischen und chalkolithischen Kulturen
zumindest im ostbalkanischen Küstenbereich Schifffahrt betrieben. Das zeigen in Siedlungen gefundene Reste von
Zur „Sintflut“ im Schwarzen Meer: Yanko-Hombach 2007; Yanko-Hombach et al. 2007.
Ägäis: Melischer Obsidian z. B. aus epipaläolithischen Fundzusammenhängen in der Franchthi-Höhle (Torrence 1986; Perlès
1992); Kreta: mittelpaläolithische Funde auf Kreta belegen eine Befahrung des Mittelmeers vor 130.000 a (Strasser 2010); östl.
Mittelmeerraum: Besiedlung Zyperns im akeramischen Neolithikum (Peltenburg et al. 2000; Vigne/Cucchi 2005).
24 Clemens Lichter
Hochseefischen. Bootsmodelle und -darstellungen belegen ferner die Existenz von Wasserfahrzeugen (Höckmann
1996; 2003; Frey 1991). Für den Bereich der türkischen Schwarzmeerküste fehlen entsprechende Belege bislang,
jedoch spricht nichts dagegen, auch hier von einer Nutzung und Befahrung des Küstenbereichs auszugehen. Dass
die an der bulgarischen Schwarzmeerküste aufgefundenen Wasserfahrzeuge jedoch tatsächlich als transpontische
Verkehrsmittel gedient haben (z. B. Frey 1991, 195–201; Höckmann 2010, 345; Thissen 1993, 220), darf bezweifelt
werden, taugen diese Fahrzeuge doch zu kaum mehr als für Fahrten in Binnengewässern oder Unternehmungen im
unmittelbaren Küstenbereich. Insgesamt fällt auf, dass die spärlichen Indizien für vorbronzezeitliche Schifffahrt im
Z. B. Funde von Schwertfisch- und Delphinknochen im frühchalkolithischen Techirghiol (Dobrudscha/Rumänien) (Höckmann
2003, Anm. 88); Delphinknochen aus der frühbronzezeitlichen Siedlung von Urdoviza (Porojanov 1991, 110). Weitere, ebenfalls
nicht quantifizierbare Belege hierzu aus Durankulak (Heinrich 1998; s. a. Manhart 1998, 220). Nach Isotopenuntersuchungen
mehrerer Skelette aus Durankulak und Varna (Honch et al. 2006) wurde überwiegend auf terrestrische Nahrungsressourcen zu-
rückgegriffen, marine Ressourcen spielten bis auf einige Ausnahmen anscheinend nur eine untergeordnete Rolle.
Bei den Ausgrabungen in İkiztepe und Dündartepe gefundene Muschelschalen belegen eine – wenn auch vorläufig nicht quanti-
fizierbare – Nutzung der Ressourcen des Meeres.
In diesem Zusammenhang sei auch an eine frühere Deutung der reichen Kenotaphe des Gräberfeldes von Varna erinnert, wonach
diese für ertrunkene Seefahrer aus der lokalen Herrenschicht angelegt wurden (Todorova 1978b, 143).
Das Schwarze Meer vom 7. bis zum 4. Jt. v. Chr. 25
Schwarzen Meer meist mit Verweisen auf Belege aus dem 2. Jt. v. Chr. bzw. die Zeit der griechischen Schwarzmeer-
kolonisation im 1. Jt. v. Chr. angereichert werden (z. B. Höckmann 2010).
Forschungsgeschichte
Die Erforschung eines prähistorischen transpontischen Beziehungsgeflechts kann auf eine längere Tradition zu-
rückblicken. Stefan Przeworski entwarf bereits in den 1930er-Jahren eine Skizze der – wie er es nannte – „Handels-
beziehungen zwischen Vorderasien und Osteuropa“, die er nicht zuletzt durch Seeverkehr auf dem Schwarzen Meer
bestimmt sah: „Zumindest seit dem letzten Viertel des 3. Jt. v. Chr. ist der Aufschwung der Küstenschifffahrt längs
der Nordküste Kleinasiens vorauszusetzen, denn in der bemalten Keramik Ostrumäniens der Stufe Cucuteni B (seit
2200 v. Chr.) treten figürliche Motive auf, die dem Iranischen Kunstkreise viel früher geläufig sind. Die Vermittlung
von Transkaukasien, wo sie in der Töpferei von Kizil Vank vorkommen, ist anzunehmen. Allmählich dürften die
kleinasiatischen Seefahrer die südrussische Steppe erreicht haben. Dort erstanden sie den baltischen Bernstein, der
dann nach Hisarlik II gebracht wurde, um über die altassyrischen Handelsniederlassungen des zentralen Hochlandes
nach Assyrien befördert zu werden. ... Die Existenz der Handelspunkte an der Dnjepr und Dnjestrmündung ist daher
für das 3. Jt. v. Chr. höchstwahrscheinlich; als solcher wäre die kupferzeitliche Ansiedlung von Usatovo bei Odessa
aufzufassen“ (Przeworski 1933, 84). Diese weniger durch konkrete materielle Belege als vielmehr durch allgemeine
Überlegungen und z. B. auch im Hinblick auf spätere Entwicklungen formulierten Zeilen, entsprachen durchaus dem
Zeitgeist.
Kurt Bittel wies in der zweiten Auflage seiner viel beachteten Publikation „Grundzüge der Vor- und Frühgeschichte
Kleinasiens“ auf die v. a. aus Alişar bekannt gewordenen, zentralanatolischen Fruchtständer hin, die an „ ... ähnliche
ost- und südosteuropäische Formen erinnern ...“ (Bittel 1950, 24–25). Gordon Childe (1956, 46) verglich z. B. Ritz-
muster auf Gefäßkeramik aus Büyük Güllücek mit frühbronzezeitlichen Keramikfunden aus Mihalic. Henkelaufsätze
aus Kyrillovo und Veselinovo sah er ebenfalls in Zusammenhang mit Henkelformen aus Büyük Güllücek und Alişar
(Childe 1957, 94). Eine Sichtweise, die auch Hamit Koşay (Koşay/Akok 1957) in der Vorlage der Funde aus Büyük
Güllücek vertreten hatte. Vladimir Dumitrescu (1970) – um noch ein weiteres Beispiel anzuführen – leitete von Dop-
pelspiralkopfnadeln sowie flachen Tonidolen trojanischen Typs Synchronismen zwischen dem frühbronzezeitlichen
Anatolien und der Gumelniţa-Kultur her.
Auch wenn die meisten dieser Synchronismen mit den Veränderungen in den chronologischen Systemen längst ad
acta gelegt sind, verdeutlicht der kleine Ausflug in die Forschungsgeschichte die grundsätzliche Bereitschaft, für die
Vorgeschichte einen regen kulturellen Austausch über das Schwarze Meer anzunehmen. Entsprechende Annahmen
finden sich im wissenschaftlichen Schrifttum bis heute. Bemerkenswert ist dabei die Spannweite der Deutungen,
die die Autoren im Ergebnis zu völlig gegensätzlichen Einschätzungen gelangen lässt: Während sich einige eher
zurückhaltend äußern, sehen andere die transpontischen Beziehungsstränge als zweifelsfrei erwiesen an. Ein Autor
interpretiert verschiedene Funde im nördlichen Zentralanatolien sogar als Zeugnisse für eine Anwesenheit balkani-
scher Bevölkerung. Der folgende Beitrag beleuchtet einige der in der Forschung nach wie vor diskutierten Indizien
für anatolisch-balkanische Beziehungen über das Schwarze Meer.
Aus der Beobachtung, dass sich in Balkanraum und Teilen Anatoliens zwischen dem 7. und dem 4. Jt. v. Chr. ähn-
liche Entwicklungen abzeichneten, prägte M. Garašanin den Begriff „Balkanisch-Anatolischer Kulturkomplex“, den
er für die Frühzeit durch die Existenz bemalter Keramik und in der Spätzeit durch das Auftreten schwarz polierter Ke-
ramik und doppelkonischer Gefäßformen gekennzeichnet sah (Garašanin 1997; 2000). Diese Auffassungen wurden
Kritisch gegenüber der These mykenischer Seefahrer im Schwarzen Meer: De Boer 2007.
Lichardus/Lichardus-Itten 1998, 115 „[...] sieht es so aus, als bestünden tatsächlich gewisse Beziehungen zwischen dem west-
pontischen Raum und der anatolischen Südküste des Schwarzen Meeres [...]“
Thissen 1993, 207 „[...] a decisive role in the traffic interrelating the various communities in Anatolia and Southeastern Europe
[...]“; Steadman 1995, 25 konstatierte „[...] convincing indications of interaction [...]“ zwischen Zentralanatolien und dem Balkan-
raum. Siehe auch Bauer 2006, 236: „In all periods, however, it can be seen as part of a broader tradition connected to the Balkans
and elsewhere around the Black Sea.”; J. Yakar (1985, 237–241) sah die vermeintlich balkanische Herkunft der zentralanato-
lischen ritzverzierten Keramik als gegeben an. Wie schon V. J. Fewkes (1936, 17 Anm. 52), der aus der Gefäßkeramik aus Alişar
deutliche Analogien zu Vinča und Starčevo herauslas, sieht R. Gorny (1995, 121, Abb. oben rechts) im Fundmaterial aus Alişar
Verbindungen bis in die Szakálhát-Gruppe Ungarns.
J. Yakar (2006, 812) schließt für İkiztepe Einwanderer aus Bulgarien/Rumänien sowie Südrussland und dem Kaukasus nicht aus,
was er durch Funde aus Gelveri, Köşk Höyük und Alişar belegt sieht; deutlich zurückhaltender: Yakar 2011, 300–301.
26 Clemens Lichter
für Teilgebiete oder einzelne Abschnitte von anderen Autoren bestätigt, wie die Begriffe „ägäisch-thrakischer Kom-
plex“ oder auch „thrakisch-anatolischer Komplex“ (Bakalakis/Sakallariou 1981, 39) zeigen. Ganz in diesem Sinne
werden Anatolien und der Balkanraum auch heute noch als ein Interaktionsraum klassifiziert (Özdoğan 1991, 220;
1996, 190). Forschungsgeschichtlich bedingt beruht unser Kenntnisstand zu den vorbronzezeitlichen Abschnitten in
Südosteuropa auf einer ungleich größeren Materialbasis als jener zu Anatolien. Nachdem bereits in den Anfängen
der Forschung deutlich geworden war, dass sich das zentralanatolische Fundmaterial nicht mit den Funden aus dem
syro-mesopotamischen Raum oder aus Kilikien vergleichen ließ, lag es auf der Hand, die Anbindung nach Südosteu-
ropa zu suchen. Ein Hemmschuh war ein Chronologiegerüst, das chalkolithisches Fundmaterial in Zentralanatolien
der Frühbronzezeit zuordnete (Orthmann 1963). Diese Fehleinschätzung beruhte auf der Verknüpfung der chalkoli-
thischen schwarz und dunkel polierten Keramikgattungen Zentralanatoliens mit der ostanatolischen Karaz-Keramik
der Frühbronzezeit (Özdoğan 1996, 194; Schoop 2005, 66–78). Aus dieser Forschungssituation heraus erklären sich
einige der gezogenen – mittlerweile als falsch erkannten – Schlüsse.
Einerseits ist unbestritten, dass Teile Anatoliens und Südosteuropas Gleichläufigkeiten in der Entwicklung zeigen.
Andererseits ist aber auch deutlich geworden, dass dieser Kommunikationsraum nicht in allen Richtungen und in
gleicher Weise genutzt wurde (Özdoğan 1993).
Jenseits aller methodischen und der durch die Quellenlage geprägten Beeinträchtigungen einer Betrachtung der
Beziehungen zwischen Anatolien und Südosteuropa ist ein weiterer Umstand zu berücksichtigen: Anatolien galt
bis in die 1950er Jahre aufgrund seiner scheinbaren Fundleere als unbesiedelte „Barriere“ zwischen Orient und Ok-
zident (Lloyd 1956, 52, bes. 59) oder wurde bestenfalls als Brücke und Durchzugsgebiet (Blegen 1956; Mellaart
1964, 3) nahöstlicher Elemente in die Ägäis und nach Südosteuropa betrachtet. In den letzten vier Jahrzehnten hat
die Forschung eine Fülle an neuen Befunden erbracht, wodurch die kulturelle Vielfalt und das eigene Gepräge des
prähistorischen Anatolien herausgestellt wurden (z. B. Özdoğan 2007a). Nicht zuletzt vor dem Hintergrund dieses
Paradigmenwechsels bei der Betrachtung Anatoliens, sind die Synchronismen mit der „außeranatolischen“ Welt einer
Überprüfung zu unterziehen.
Forschungsstand
Wie eine Zusammenschau der neolithischen Hinterlassenschaften an der bulgarischen Schwarzmeerküste zeigt
(Klasnakov 2010), liegen die frühneolithischen Plätze eher im Hinterland. Mit dem entwickelten und späten Neo-
lithikum wird auch der Küstenbereich besiedelt. Unmittelbar an der Küste liegende prähistorische Siedlungsplätze
sind erst aus dem Chalkolithikum, vor allem aber aus der Frühen Bronzezeit bekannt. Von den rund 40 bekannten
Fundstellen gehören ein Viertel in das Chalkolithikum, drei Viertel in die Frühe Bronzezeit. Die bekanntesten Plätze
in den Küstenbereichen liegen um die modernen Städte Varna und Sozopol (Angelova et al. 1995; Draganov 1995).
Schwankungen des Meeresspiegels wie auch tektonische Vorgänge haben dazu geführt, dass einige dieser Plätze
heute unterhalb des Meeresspiegels liegen (Stanimirov 2003).
Die materiellen Hinterlassenschaften von Fundstellen der Küstenregion zeigen ein vom Hinterland unterscheidba-
res kulturelles Gepräge. Die Unterschiede betreffen die materielle Kultur oder religiöse und kulturelle Aspekte. Be-
sonders markant tritt dies etwa bei der kupferzeitlichen Varna-Kultur zutage, die sich in mehrfacher Hinsicht von den
zeitgleichen Erscheinungen des Hinterlandes (Kodžadermen-Gumelniţa-Karanovo VI) unterscheidet10. Aber auch
in der Frühbronzezeit offenbart das Fundmaterial der Küstenstandorte Abweichungen gegenüber dem Hinterland
(Leshtakov 1994; Angelova/Draganov 2003). Ältere Studien zum Tierknochenmaterial der Küstenstandorte zeigen
mit einem Wildanteil von rund 2/3 gegenüber dem Hinterland ein anderes wild/domestiziert-Verhältnis (Manhart
1998; Ribarov 1991; 1994; Spassov/Iliev 1994), woraus abgeleitet wurde, dass Jagd und Fischfang an der Küste eine
größere Rolle als die Viehwirtschaft spielten. Vor dem Hintergrund der enormen Variabilität des Tierknochenmate-
rials aus den Siedlungen des Hinterlandes (Bréhard/Bălăşescu 2012) relativieren sich diese Angaben jedoch und die
vormals geäußerte Vermutung, den Unterschieden lägen naturräumliche Gegebenheiten zugrunde ist zumindest mit
einem Fragezeichen zu versehen.
Die Abweichungen in der materiellen Kultur bildeten den Tenor bei der Formulierung der westpontischen, sog.
„maritimen Interaktionssphäre (maritime interaction sphere)“ (Price 1993): R. Price sah deren Existenz bereits seit
Beginn des Neolithikums und vermutete als Auslöser in erster Linie die unterschiedlichen Neolithisierungszeitpunk-
te, wies zugleich aber auch auf mögliche, sich durch die Küstennähe ergebenden Außenkontakte hin. Eine Überle-
gung, die bereits früher angestellt wurde (Todorova 1978b) und die nach wie vor Popularität genießt (Ivanova 2008;
2012; Zmeykova 2008).
10
Z. B. Gefäßkeramik (siehe hierzu V. Petrova Beitrag in diesem Band); Schwergeräte (Todorova 1981); Bestattungssitten (Lichter
2001, bes. 129–132).
Das Schwarze Meer vom 7. bis zum 4. Jt. v. Chr. 27
Der Bereich der südlichen (türkischen) Schwarzmeerküste unterscheidet sich sowohl hinsichtlich der naturräumli-
chen Gegebenheiten, als auch der Forschungslage deutlich vom westpontischen Küstensaum. Die Gebirge verlaufen
hier küstenparallel, wobei Höhen bis zu 1000 m bereits in kurzer Distanz zur Küstenlinie erreicht werden. Die natür-
liche Barriere ist bis heute nur an wenigen Stellen von Verkehrswegen nach Inneranatolien durchbrochen. Das Kon-
tinentalklima des anatolischen Hochlandes, gekennzeichnet durch strenge Winter und geringe Niederschläge, steht in
krassem Gegensatz zum Niederschlagsreichtum der Schwarzmeerküste und deren milden Wintern.
Die natürlichen Gegebenheiten bewirken bis heute enorme kulturelle Unterschiede innerhalb weniger Kilometer,
so z. B. im Erscheinungsbild der Siedlungen, beim Hausbau, in den Feldbaumethoden oder etwa auch in der Tracht
(Meeker 1971).
Im Westteil, bei Bafra und Samsun, zeigt das Gelände bisweilen noch größere Ebenen – so insbesondere im Bereich
der Mündung des Yeşil- und des Kızıl Irmak, – in denen Feldbau in größerem Umfang möglich ist. Im Ostteil verläuft
das Pontusgebirge näher an der Küstenlinie. Schmelzwässer und ergiebiger Regen haben tiefe Täler und Schluchten
ausgebildet, größere ackerbaulich nutzbare Ebenen sucht man hier vergeblich.
Im Gegensatz zu den zahlreichen bekannten Fundstellen entlang der bulgarischen Schwarzmeerküste, ist die Zahl
auswertbarer Fundstellen an der südlichen Schwarzmeerküste deutlich geringer (Büyükakmanlar-Naiboğlu 2011)
und die Region ist bis heute in weiten Teilen archäologisch „terra incognita“ (Efe 1990, 99). In der Küstenregion
basiert die Periodisierung ausschließlich auf den Orten İkiztepe und Dündartepe. Die beiden Fundplätze geben jedoch
keine lückenlose Abfolge wieder und ihre Auswertung ruft Unstimmigkeiten hervor, so dass eine Chronologie mit
großen Unsicherheiten behaftet bleibt.
Der am westlichen Ufer des Kızıl Irmak gelegene, sieben Kilometer von der aktuellen Küstenlinie entfernt
liegende Fundplatz İkiztepe, wird seit 1974 untersucht. Das rund 6,5 ha große Areal besteht aus vier Hügeln, der
größte erhebt sich 29 m über die Ebene. Bislang sind nur die Grabungsperioden 1974–80 in zwei Endpublikationen
vorgelegt (Alkım et al. 1988; 2003); von den Kampagnen seit den 1980er Jahren liegen nur Vorberichte vor. Als
problematisch erweist sich die Kombination der Stratigraphie verschiedener Sondagen sowie das Festhalten der
Ausgräber an der Orthmann’schen Chronologie (Orthmann 1963). Dadurch weisen sie die meisten Schichtinhalte
der Frühbronzezeit und damit dem 3. Jt. v. Chr. zu. Diese Einordnung wurde bereits mehrfach in Zweifel gezogen
(z. B. Parzinger 1993; Thissen 1993; Lichter 2006; 2008; Zimmermann 2007). Ulf Schoop hat auf Basis der Ver-
öffentlichungen das stratigrafisch chronologische Gerüst einer umfassenden Überprüfung unterzogen und in fünf
Keramikkomplexe (AA–EE) neu geordnet (Schoop 2005, 307–314). Zahlreiche der mehreren Hundert, z. T. mit
Metallgeräten ausgestatteten Bestattungen (Bilgi 1984; 1990; 2001) sind vermutlich ebenfalls früher einzuordnen,
als von den Ausgräbern angegeben (Lichter 2008, 194–196). İkiztepe ist möglicherweise auch nicht unbedingt re-
präsentativ für die Kulturentwicklung an der türkischen Schwarzmeerküste, denn diesem Platz kommt durch seine
Lage im Mündungsgebiet des Kızıl Irmak, der natürlichen Hauptverbindung von Zentralanatolien zur Schwarz-
meerküste, eine Sonderstellung zu.
Der drei Kilometer südöstlich von Samsun, ebenfalls am Rand einer Mündungsebene gelegene Siedlungshügel
Dündartepe (Özgüc 1948; Thissen 1993) ist mit einem Durchmesser von rund 200 m und einer Stratigraphie von
rund 20 m kleiner dimensioniert als İkiztepe. Das keramische Fundmaterial von Dündartepe (Thissen 1993) lässt sich
noch am besten mit İkiztepe, Komplex DD vergleichen (Schoop 2005, 305–306). Auffällig waren die bei der kurzen
Grabungskampagne (Kökten et al. 1945) zahlreich zutage getretenen Kupferobjekte (Nadeln, Ringe, Flachbeile.
Lanzenspitzen, Dolche), die dem Metallreichtum in İkiztepe kaum nachstehen.
Das Fehlen verlässlicher Schichtabfolgen hat die Erstellung eines belastbaren Chronologiesystems für die Region
der türkischen Schwarzmeerküste bislang verhindert. Die Bezeichnung „precolonial“ für sämtliche prähistorischen
Hinterlassenschaften macht dieses Dilemma offensichtlich (Doonan 2004, 51), trägt allerdings nichts zu dessen Lö-
sung bei.
Im nördlichen Zentralanatolien ist die Situation nur wenig besser: auch dort fehlt bislang eine verlässliche vorbron-
zezeitliche Kultursequenz (Schoop 2005, 33–94), denn das Fundmaterial aus Alişar, Alaca Höyük, Büyük Güllücek
und Yarıkkaya, lässt sich vorerst nur zu einer lückenhaften, aus einzelnen, schwimmenden Sequenzen bestehenden
Abfolge zusammenfassen. Nichtsdestotrotz verknüpfen mehrere Form- und Zierelemente das Fundmaterial des Ke-
ramikkomplexes BB aus İkiztepe mit Büyük Güllücek (Schoop 2005, 325), auch wenn – möglicherweise eine Beson-
derheit der Schwarzmeerküste – in İkiztepe einzelne Elemente (z. B. randständige Henkel) fehlen. Die Orte an der
türkischen Schwarzmeerküste standen also mit dem Hinterland im Austausch, besaßen aber – wie erwartet und ihrer
Lage entsprechend – auch ihre Besonderheiten.
Absolutchronologisch gehören die von Schoop für den Fundplatz İkiztepe extrahierten vorbronzezeitlichen
Keramikkomplexe (AA–EE) möglicherweise dem 6. (AA), sicher jedoch dem 5. und 4. Jt. v. Chr. (BB–EE) an. Eine
genauere zeitliche Fixierung ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum möglich. Für einige der aus İkiztepe bekannt ge-
wordenen Grabinventare, konnte eine Datierung in das 4. Jt. v. Chr. wahrscheinlich gemacht werden (Lichter 2008).
28 Clemens Lichter
Oberflächenaufsammlungen bleiben aufgrund ihres Charakters und ihrer Aussagekraft hinsichtlich chronologischer
Fragestellungen nicht oder nur sehr eingeschränkt verwendbar und die ohnehin unsichere Chronologie tut ihr Übri-
ges. Trotz mehrerer Surveys in den letzten Jahren11 sind in Nordanatolien bislang keine Fundplätze dokumentiert,
die nachweislich und verlässlich dem Neolithikum zuzuweisen sind. Das gleiche gilt für das frühe Chalkolithikum,
während für das mittlere und das späte Chalkolithikum die Zahl der Fundstellen überschaubar bleibt. R. Matthews
(2007, 30) geht für diesen Abschnitt von einer dünnen Besiedlung aus, die sich nur an wenigen Plätzen mit Zugang
zu verschiedenen Rohmaterialien (z. B. Salz, Obsidian) konzentriert. Eine grundlegende Änderung tritt erst mit Be-
ginn der Bronzezeit ein: hier scheint es ausweislich der Funde zu einer deutlichen Zunahme der Siedlungstätigkeit
gekommen zu sein.
Handelt es sich also tatsächlich um eine im Neolithikum unbesiedelte und im frühen Chalkolithikum nur dünn
besiedelte Region (Matthews 2007), liegen die Siedlungsplätze nur unter mächtigen Kolluvien (Düring 2008), hat die
an der Schwarzmeerküste dichte Vegetation das Auffinden zahlreicher Fundstellen verhindert (Marro 2000) oder ist
nur das Fundmaterial noch nicht richtig identifiziert? Die Ursachen sind zweifellos vielfältig. Selbstverständlich ist
auch an der türkischen Schwarzmeerküste mit Verlusten durch Meeresspiegelschwankungen bzw. mit Fundplätzen
unterhalb des heutigen Meeresspiegels zu rechnen (Özdoğan 2007b; z. B. auch in Yenikapı/İstanbul: Kızıltan 2007;
2010). Orte wie Çamlıbel Tarlası (Schoop 2011) haben aber auch deutlich gemacht, dass eine auf große Siedlung-
shügel ausgerichtete Forschungsstrategie den Blick auf durchaus vorhandene kleine, nur wenige Jahrzehnte genutzte
Siedlungsplätze verstellt.
Auf formale Beziehungen im keramischen Fundmaterial (z. B. gehörnte Henkel, Weißbemalung) zwischen dem
nördlichen Zentralanatolien (z. B. Büyük Güllücek, İkiztepe-Komplex BB) und Fundinventaren der ostägäischen
Inseln (Tigani) wurde schon mehrfach hingewiesen (Furness 1956; zuletzt: Thissen 1993; Schoop 2005, 326–328).
Entsprechende Formen sind über Orman Fıdanlığı auch mit Westanatolien (Kumtepe IA, Gülpınar, Beşik-Sivritepe)
oder Fundplätzen auf vorgelagerten Inseln (Ayio Gala, Tigani) zu verbinden. Schoop fixiert diese Inventare in das
zweite Viertel des 5. Jt. v. Chr. Auch im Surveymaterial zeichnet sich der durch gehörnte Henkel charakterisierte Ab-
schnitt ab. Typologisch folgen Funde aus Nordwestanatolien und jene aus dem nördlichen Zentralanatolien letztlich
einer ähnlichen Entwicklung (Efe 1990, 99). Auf diese O-W-Achse entlang des nordanatolischen Hinterlandes, hatte
bereits Ch. Burney aufmerksam gemacht (Burney 1956). Dieser „Westkontakt“ nordanatolischer Fundplätze findet
im Nachweis von Obsidian aus der Provinz Cankiri in Ilıpınar (Bigazzi et al. 1995) einen weiteren Beleg.
Dafür, dass sich wesentliche Kommunikationsstränge im 5. Jt. zwischen dem nördlichen Zentral- und Nordwest-
anatolien erstreckten, sprechen nicht zuletzt die o. g. Beobachtungen. Diese sind für die Bewertung der Indizien hin-
sichtlich der transpontischen Kulturbeziehungen durchaus von Interesse, machen sie doch darauf aufmerksam, dass
Kontakte zwischen Zentralanatolien und Südosteuropa keinesfalls zwingend für eine Nutzung des Seeweges über
das Schwarze Meer sprechen. Grundsätzlich ist hier nämlich auch der „Umweg“ über Westanatolien und die Ägäis
in Betracht zu ziehen.
Archäologische Belege
Bei den Diskussionen um die Kulturbeziehungen zwischen dem nördlichen Zentralanatolien und dem Ostbalkan,
spielen Formvergleiche die entscheidende Rolle. Dies betrifft einerseits verschiedene Fundgattungen (Gefäßkeramik,
Figurinen oder Metallartefakte) aber auch Bestattungssitten oder die Bauweise. Dabei hatte man allerdings auf den
Vergleich ganzer Ensembles oder gar Abfolgen verzichtet, sondern sich auf die Betrachtung von Einzelelementen
beschränkt, wie die folgenden Beispiele zeigen.
Gefäßkeramik
Schüsseln mit Umbruch aus Dündartepe liegt laut Thissen (1993, 217) ein ähnliches Formkonzept zugrunde wie
jenen aus Karanovo VI (Todorova 1978a, pl. III–IV). Dabei handelt es sich aber um allgemeine Elemente wie dop-
pelkonische Gefäßform bei gerade verlaufender Wandung und kleiner Standfläche. Exakte Parallelen lassen sich
nicht benennen – im Gegenteil: Die für Dündartepe so typischen hochziehenden Henkel sucht man im westpontischen
Raum vergebens. Umgekehrt fehlen in Dündartepe die für den Ostbalkan typischen zusätzlichen Markierungen am
Umbruch und an den Rändern.
Ein weiterer Formvergleich betrifft die sog. Lappenschalen aus Büyükkaya, die mit Formen aus Karanovo V/Mar-
ica-Kontexten in Zusammenhang gebracht wurden (Parzinger 1993, 219). Einschränkend wies Parzinger darauf hin,
11
Surveykampagnen auf der Sinop-Halbinsel (Bauer 2006; Doonan 2004; İsin 1998), in Paphlagonien (Matthews 2007), in der
Provinz Kastamonou (Kuzucuoğlu et al. 1997; Marro et al. 1998; Marro 2000); Bezirk Cide, Provinz Kastamonou (Düring/Glatz
2010; Glatz et al. 2011; Düring et al. 2012) Bezirk Devrek, Prov. Zonguldak (Düring/Karauğuz 2009).
Das Schwarze Meer vom 7. bis zum 4. Jt. v. Chr. 29
dass es sich um einen über eine große Distanz geführten typologischen Vergleich handle, der einer stratigraphischen
Grundlage entbehre.
Weiße Inkrustation, im Ostbalkan seit der Marica-Kultur/Karanovo V verwendet und auch für KGK VI belegt,
findet durchaus Entsprechungen im Fundmaterial von Dündartepe (Thissen 1993, 217–218), ist aber auch schon aus
älteren Zusammenhängen aus Anatolien belegt.
Ähnlich verhält es sich auch mit der Verwendung von Graphit bei der Gefäßverzierung. Aus Alişar 14-12M ist eine
Graphit-geslippte Keramik bekannt, diese besitzt wegen der Zugehörigkeit der Alişar-Abfolge in das 4. Jt. vorläufig
keinen überzeugenden Zusammenhang mit graphitverzierter Keramik aus dem Ostbalkan.
Als Kronzeuge balkanisch-anatolischer Kulturbeziehungen über das Schwarze Meer wurde lange Zeit auch die
Keramik von Gelveri Güzelyurt gehandelt. Zunächst durch ein in den 1950er Jahren, heute im Museum in Ankara
aufbewahrtes Gefäß (Tezcan 1958; Schachermeyr 1962, 328) bekannt geworden, erwarb das Archäologische Muse-
um İstanbul in den 1970er Jahren zwei weitere Gefäße aus Gelveri (Abb. 2, 1–3). Der Fundplatz in der Tufflandschaft
Kappadokiens ist seit den 1990er Jahren durch eine kleine Sondage untersucht (Esin 1993). Charakteristisch für die
Gelveri-Keramik sind die an der Außenseite in Ritz- oder Eindruckzier und weißer Inkrustation angebrachten kurvo-
linearen und spiraloiden Muster, die sich mit unverzierten Bändern abwechseln und durch herabhängende Dreiecke/
Spitzbögen voneinander getrennt sind. Im Spiralfuß bleiben dreieckige Aussparungen frei. Die Verzierung wird an
Ober- und Unterseite durch ein Band eingerahmt. Bereits Schachermeyr (1962, 328) sah Parallelen zur Gumelniţa Kul-
tur und vertrat die Ansicht, es handle sich um einen Import aus dem Balkanraum12. M. Özdoğan (1991, 220) verglich
die Keramik aus Gelveri mit Marica und Gumelniţa. J. Makkay klassifizierte diese Keramik anhand der Oberflächen-
behandlung und der Verzierung als Precucuteni (Makkay 1993). Von Teilen der südosteuropäischen Forschung wird
dies nach wie vor rezipiert (Mantu 2000, 268) und als Parallelen werden u. a. die Kulturen Marica und Gumelniţa,
Vinča oder Butmir genannt (Özdoğan 1996, 192). Andere weisen auch auf Bezüge mit Sitagroi II–III Kontexten
sowie Spät-Vinča hin (Steadman 1995, 25). Das reiche, aus dem in Kappadokien gelegenen Fundort geborgene Ma-
terial spricht jedoch unzweifelhaft für lokale Produktion und widerlegt die Importhypothese. Für Gelveri Güzelyurt
typisch sind vor allem karinierte Schüsseln mit ein- oder ausgestelltem Oberteil, eine Form, die man im Precucuteni-
Fundgut vergeblich sucht. Dass das Fundmaterial aus Gelveri lokalen, d. h. anatolischen Ursprungs ist, legen z. B.
auch Gefäßformen aus der Konya-Ebene nahe: so z. B. karinierte Schüsseln mit konvexem ein- oder ausgestelltem
Oberteil in den jüngsten Schichten von Çatal Höyük Ost und Can Hasan 2A (Schoop 2005, 118–119; 134–136; s.
a. 226–228). Die in Gelveri Güzelyurt vertretenen Gefäßformen besitzen (Schoop 2005, 226–228) Entsprechungen
in Hacılar II/I- und klassischen Fikirtepe-Inventaren. Inkrustierter Furchenstich verbindet Gelveri ferner auch mit
Ilıpınar VIII und Yarımburgaz 4, was eine Einordnung in die Zeit um 6000/5800 v. Chr. nahe legt. Ritzdekor, u. a.
auch einstichgefüllte Bänder, haben in Anatolien zweifellos eine lange Tradition. Handelt es sich meist um lineare
Muster, sind aus frühchalkolithischen Fundzusammenhängen in Çatal Höyük auch kurvolinear und mit parallelen
Spitzbögen verzierte Scherben bekannt. Sollte sich dieser Synchronismus als richtig erweisen, fiele Gelveri als lokale
Variante des Frühchalkolithikums in die erste Hälfte des 6. Jt. v. Chr. und wäre damit um mehrere Jahrhunderte älter
als Precucuteni. Gelveri-Gefäße sind also weder Importe aus dem südosteuropäischen Raum, noch auf Anregun-
gen von dort entstanden, sondern das Ergebnis lokaler Produktion und liefern keinen Beleg für eine Verknüpfung
Zentralanatoliens mit dem Balkanraum.
Figurinen
L. Thissen (1993, 217) verglich ein Figurinenbruchstück aus Dündartepe (Abb. 3,3; s. a. Kökten et al. 1945, 375, pl.
LXVI,6; Alkım et al. 1988, pl. 101, 210) mit Figurinen aus Cucuteni A-Zusammenhängen. Die genaue Betrachtung
und der Vergleich mit der Plastik aus dem Bereich der Cucuteni-Tripolje-Kultur (Pogoševa 1986), ergibt aber jenseits
des Umstandes, dass es sich um ein ritzverziertes Figurinenbruchstück handelt, keine belastbaren Übereinstimmun-
gen, die eine Herleitung voneinander nahe legen.
Einen weiteren Bezug sieht Thissen (1993, 217) in mehreren Figurinen aus İkiztepe, Sounding F (Abb. 3,5; s. a.
Alkım et al. 1988, 216–218; 225 u. pl. 56, 1.6.7.9.10; 99, 100), die durch ihre gepiercten Ohren Analogien zum KGK
VI Typ zeigen. Bis auf dieses Detail lässt das Exemplar aus İkiztepe allerdings weder hinsichtlich der Verzierung
noch weiterer Elemente Parallelen zu den Figurinen aus dem westpontischen Raum erkennen.
In diesem Zusammenhang werden auch die beiden bereits von Mellaart genannten Fragmente aus Alişar Schicht
14M (23,5–21,2 m) und 12M (19,6–18 m) angeführt (Abb. 3, 1–2), die durch die je vier bzw. zwei Perforationen am
seitlichen Kopfbereich ebenfalls dieser Gruppe zugeordnet werden. Der anthropomorphe Charakter der Bruchstücke
aus Alişar kann bezweifelt werden: die weit vorragende Schnauze erinnert eher an ein Tier. Letztlich sind seitlich des
Kopfes angebrachte Perforationen kein Alleinstellungsmerkmal ostbalkanischer kupferzeitlicher Figuralplastik, wie
12
„[…] sofern das Gefäß nicht überhaupt erst durch einen türkischen Rückwanderer der modernen Zeit aus Bulgarien nach Gelveri
gelangte.“ (Schachermeyr 1962, 328).
30 Clemens Lichter
Abb. 2. Aus dem Kunsthandel angekaufte Gefäße aus Gelveri Güzelyurt: 1 Eingeritzte, inkrustierte, fortlaufende Spiralmotive in
Bändern, ausgefüllt mit Strichpunktreihen (Arch. Mus. İstanbul) (Esin 1993, 56 Abb. 10); 2 Eingeritzte, inkrustierte Spiraldekora-
tion; mit Einstichreihen ausgefült (Arch. Mus. İstanbul) (Esin 1993, 56, Abb.11); 3 Eingeritzte, inkrustierte Spiraldekoration
(Arch. Mus. Ankara) (Schachermeyr 1962, Abb. 81).
Das Schwarze Meer vom 7. bis zum 4. Jt. v. Chr. 31
Abb. 3. Figurinen aus Anatolien. 1 Alişar Schicht 14M (von der Osten 1937, Fig. 85 c 506); 2 Alişar Schicht 12M (von der Osten
1937, Fig. 85 e 1940); 3 Dündartepe (Kökten et al. 1945, 375 pl. LXVI,6); 4 Tavşanlı Beyköy/Kütahya (Aydıngün 2005, 139 Kat.
52); 5 İkiztepe, Sounding F (Alkım et al. 1988, Pl. LVI, 1).
32 Clemens Lichter
Abb. 4. Ringanhänger aus Anatolien, Griechenland und Varna. 1–6.8 Gold; 7 Blei (o. Maßstab); 1–3 „Anatolien“ Burton Y. Berry
Collection (nach Rudolph 1995); 4–5 Aravissos (nach Hansen 2007, Abb. 174); 6 Platomagoules (nach Hansen 2007, Abb. 174,
10); 7 İkiztepe (nach Bilgi 1984, 95 Fig. 18, 266); 8 Varna (nach Hansen 2007, Abb. 174, 3).
Funde aus anderen Regionen belegen, z. B. das Exemplar aus Kütahya Tavşanlı Beyköy (Abb. 3,4)13 oder aus Ftelia
auf der Kykladeninsel Mykonos (Sampson 2002, Pl. 22,1). Vor dem Hintergrund ihrer chronologischen Stellung sind
diese Vergleiche ebenfalls nur wenig überzeugend. Ist eine zeitliche Einordnung der Figurine aus İkiztepe Sondage F
in das ausgehende 5. Jt. v. Chr. möglich, so gehören die Stücke aus Alişar dem 4. Jt. v. Chr. an: die Verknüpfung und
die daraus gezogenen Schlussfolgerungen sind daher abzulehnen.
Metallobjekte
Ähnlich verhält es sich auch mit Belegen zu Geräten und Waffenformen. Thissen (1993, 208; 217 u. die dort
genannten Vergleiche) verweist auf angeblich typische Karanovo VI/Gumelniţa Kupfergeräte aus Dündartepe (vgl.:
13
Hierauf haben bereits Lichardus/Lichardus-Itten 1998, 116 hingewiesen. Weibliche Figurinen mit durchbohrten Ohren aus Ana-
tolien in FB-Kontexten: z. B. Korfmann 1979, 196.
Das Schwarze Meer vom 7. bis zum 4. Jt. v. Chr. 33
Kökten et al. 1945, pl. LXVI:1–3): bei genauer Betrachtung sind diese schwerlich als Kontaktbelege zu akzeptieren.
Die zahlreichen aus den Gräbern in İkiztepe geborgenen Schwergeräte zeigen keine typologischen Entsprechungen
zu den Metallgeräten und -waffen des Ostbalkans (Lichardus/Lichardus-Itten 1998, 116). Ebensowenig lassen sich
die Griffplattendolche aus Ilıpınar mit den Griffzungendolchen aus İkiztepe vergleichen (Zimmermann 2008, Abb. 5
u.6). Umgekehrt sind bislang auch keine Vertreter aus der Metallindustrie des nördlichen Zentralanatolien aus dem
Ostbalkan bekannt (Lichter 2008), was jedoch nicht allein dem Umstand, dass sich die Bestattungsplätze Varna und
İkiztepe chronologisch kaum bis gar nicht überlappen, zugeschrieben werden kann.
Die Verbreitung der aus Südosteuropa hinreichend bekannten Ringanhänger im nördlichen Zentralanatolien
und der Schwarzmeerregion (Lichter 2008, 198; Zimmermann 2005; 2007) sind scheinbar der beste Beleg für
transpontische Beziehungen14. Ringanhänger (Abb. 4) lassen sich im Ostbalkan im Wesentlichen auf die 2.
Hälfte des 5. Jt. v. Chr. eingrenzen. Für die Zeit danach, sind sie dort bislang nicht nachgewiesen. Im Karpaten-
becken treten sie mit den Kulturen Tiszapolgár, Bodrogkeresztúr und Hunyadi halom in Erscheinung, d. h. eben-
falls in der 2. Hälfte des 5. Jt. v. Chr. ihr Auftreten in der ersten Hälfte des 4. Jt. v. Chr. ist durch neue absolute
Zeitansätze der Bodrogkeresztúr-Kultur (Csányi et al. 2010, bes. 263–266) vorerst in Frage gestellt. Nach der
traditionellen Vorstellung, die von einem Nacheinander der Kulturen Tiszapolgár und Bodrogkeresztúr ausgeht,
wären sie noch in der ersten Hälfte des 4. Jt. v. Chr. im Karpatenbecken belegt, kommen aber nach 3600 v. Chr.
dort ebenfalls nicht mehr vor. Mehrere Indizien sprechen mittlerweile dafür, dass die bekannten anatolischen
Exemplare – die fälschlicherweise lange Zeit sogar dem 3. Jt. zugeordnet wurden – im 4. Jt. anzusiedeln sind
(Lichter 2008, 198; Zimmermann 2007, 29–30). Der Fund einer Gussform für Ringanhänger im Schutt eines
verbrannten Hauses aus Çamlıbel Tarlası III (Schoop 2011, 59) belegt schließlich auch deren Herstellung in
Zentralanatolien in der Zeit um 3500 v. Chr., und damit zu einem Zeitpunkt, zu dem die Ringanhänger in Südost-
europa offensichtlich nicht mehr in Verwendung waren. Die vorläufig einzige bekannte Gussform für diese
Artefaktgruppe stammt somit aus einer angenommenen Peripherie der Verbreitung, wobei ein Import der Stücke
auszuschließen ist. Es spricht also vieles dagegen, dass die mit den Ringanhängern verbundenen Vorstellungen
das nördliche Zentralanatolien und die türkische Schwarzmeerküste über das Schwarze Meer erreicht haben,
diese könnten allenfalls über die Ägäis dorthin gelangt sein (Lichter 2008). Immerhin liefern Ringanhänger ei-
nen Beleg für den Transfer balkanischer Formen bzw. Ideenguts nach Anatolien. Das in diesem Zusammenhang
angeführte anthropomorphe Zierstück aus İkiztepe (Lichter 2008, Abb. 6,7) besitzt zwar mögliche Analogien
im Karpatenbecken (z. B. Moigrad und Ercsi), allerdings liefert auch dieser Vergleich letztlich keinen Beleg für
einen Transfer via Schwarzes Meer.
14
Entgegen der Erstpublikation zu den angeblichen „Hortfunden“ mit Ringanhängern aus der Gegend von Trabzon in der Burton
Y. Berry Collection (Rudolph 1978) wurden in einer späteren Publikation (Rudolph 1995) Gruppe 1 als „conceivably“ zusammen
gefunden (S. 26), während Gruppe 2 „probably came from several different assemblages“ (S. 35). Als Herkunftsangabe wird 1995
nicht mehr „Gegend von Trabzon“, sondern jeweils „Anatolia (?)“ (S. 26 u. 35) angegeben. Da Burton Y. Berry im Rahmen seiner
Tätigkeit im Diplomatischen Korps neben Istanbul auch nach Bukarest, Athen und Bagdad entsandt worden war (Rudolph 1995,
1), ist damit selbst die Herkunftsangabe „Anatolia“ zu bezweifeln.
34 Clemens Lichter
Abb. 5. Im Text genannte Fundplätze im Bereich der Marmara Region: 1 Aktopraklık; 2 Aşağı Pınar; 3 Baardere; 4 Barcın Höyük;
5 Demircihöyük; 6 Fikirtepe; 7 Galabovo; 8 Hoca Çeşme; 9 Ilıpınar; 10 Kanlıgeçit; 11 Karanovo; 12 Kumtepe; 13 Menteşe; 14
Mihalic; 15 Orman Fidanlığı; 16 Paradimi; 17 Pendik; 18 Sitagroi; 19 Toptepe; 20 Yarımburgaz; 21 Yenikapı.
Unsere Betrachtung beschränkte sich auf die vorbronzezeitlichen Kulturabschnitte: Für die Frühbronzezeit werden
ähnliche Beziehungsnetze über das Schwarze Meer angenommen und hier sieht die Bilanz ähnlich ernüchternd
aus15.
Mit einer gewissen Berechtigung könnte der Beitrag an dieser Stelle mit Verweis auf postglazialen Meeresspie-
gelanstieg, damit einhergehendem Landverlust und den sich daraus ergebenden Verlust an Evidenz, die allgemein
unzureichende Quellenlage sowie mit einem Appell die Situation durch moderne Ausgrabungen und Materialvorla-
gen – vor allem an der türkischen Schwarzmeerküste – zu verbessern, enden. Der Umstand, dass belastbare Belege
für eine Verknüpfung nordanatolischer und ostbalkanischer Fundkomplexe bislang fehlen, könnte letztlich aber auch
eine andere Ursache haben.
Die Marmara-Region
Das durch zwei Meerengen vom Schwarzen Meer bzw. dem Mittelmeer getrennte Marmarameer bildet keine natürli-
che Barriere zwischen Südosteuropa und Anatolien. Im Gegenteil: Dardanellen und Bosporus sind nicht nur verhält-
nismäßig leicht zu überwinden, sondern stellen darüber hinaus auch noch eine natürliche Verbindung von der Ägäis in
das Schwarze Meer her. Insbesondere wegen der geographischen Lage wurde – und zwar sowohl von Seiten der Dif-
fusionisten als auch der Migrationisten – der Marmara-Region eine bedeutende Rolle bei der Übermittlung wesentlicher
Elemente und Kulturimpulse zugesprochen (Yakar 1991, 225). Auf vielen Verbreitungskarten markiert die Marmara-Re-
gion eine Zone, durch die Europa für seine Kulturentwicklung wesentliche Impulse erhalten hat. Paradoxerweise setzten
die Unternehmungen zur Erforschung der Prähistorie in der Nordwesttürkei erst verhältnismäßig spät – Ende der 1970er
und Beginn der 1980er Jahre – ein (Özdoğan 2013, 170–172) (Abb. 5).
Auf der europäischen Seite des Marmarameeres sind hier zunächst Grabungen durch die Istanbuler Universität, z.
B. in der Höhle von Yarımburgaz und in Toptepe (Özdoğan 1999; 2013), sowie die seit 1993 durchgeführte Gemein-
schaftsunternehmung der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Institutes und der Istanbuler Univer-
sität in Asağı Pınar und Kanlıgeçit (Karul 2003; Parzinger/Schwarzberg 2005; Özdoğan/Parzinger 2012) zu nennen.
Im Zuge des U-Bahnbaus in İstanbul kamen weitere neolithische Funde zutage (Kızıltan 2007; 2010; Kızıltan/Polat
2013). Auf der asiatischen Seite des Marmarameeres haben die Grabungen in Ilıpınar und Menteşe am İznik-See
(Roodenberg 1995; Roodenberg/Thissen 2001; Roodenberg/Aplaslan-Roodenberg 2008; 2013) sowie in Barcın
(Yenişehir-Ebene) (Roodenberg et al. 2008; Gerritsen et al. 2013) unsere Kenntnis der prähistorischen Entwick-
lung bereichert. Ein weiterer wichtiger Fundplatz in der Diskussion um die Beziehungen zwischen dem Nordwesten
Anatoliens und Südosteuropa ist schließlich auch Orman Fidanlığı (Efe 1990; 2001) bei Eskişehir und seit wenigen
Jahren findet unter der Leitung von N. Karul von der Istanbuler Universität auch eine Ausgrabung in Aktopraklık am
Ulubat See statt (Karul/Avcı 2011; 2013).
Die chronologische Stellung einiger Plätze ist mittlerweile durch 14C-Daten geklärt. So gehört die Abfolge in
Ilıpınar (X–VB) der ersten Hälfte des 6. Jt. v. Chr. an (Ilıpınar X–VA: Roodenberg/Schier 2001; Ilıpınar VB: Thissen
2000). In diese Zeitspanne fallen auch die Phasen 7 und 6 des Fundplatzes Aşağı Pınar. Dessen jüngere Phasen (AP
5–AP 2) gehören der zweiten Hälfte des 6. Jt. und der ersten Hälfte des 5. Jt. v. Chr. an. AP 2 und 3 lassen sich anhand
des Fundmaterials mit dem an der Küste des Marmarameeres gelegenen Toptepe verbinden (Parzinger 2005).
Zunächst fällt auf, dass sich die Gleichzeitigkeit von Aşağı Pınar 7 (5900–5700 v. Chr.) und 6 (5730–5480 v.
Chr.) mit Ilıpınar im Fundmaterial nicht widerspiegelt und auch die zeitliche Überlappung von Aşağı Pınar 6 und
Yarımburgaz 4 ist den materiellen Hinterlassenschaften der beiden Orte nicht nachzuvollziehen. Demgegenüber spie-
geln sich im Fundmaterial deutliche Bezüge zwischen Yarımburgaz 4 und Ilıpınar. Die Fikirtepekultur (Seeher 2011),
bislang früheste neolithische Kulturerscheinung im Nordwesten, bleibt auf die Gebiete südlich und östlich des Mar-
marameeres bis in den Raum um Eskişehir beschränkt und ist im europäischen Teil der Türkei nur im Bereich der
heutigen Metropole İstanbul verbreitet (Kızıltan 2007; 2010; Kızıltan/Polat 2013), fehlt also in der Region nördlich
des Marmarameeres und in Thrakien (Özdoğan 2013, 194 bes. Anm. 22).
Umgekehrt lassen sich weder in Yarımburgaz noch in Ilıpınar Vertreter der in Aşağı Pınar 7/6 belegten Karanovo
I/II-Kultur nachweisen (Özdoğan 2011a, 667). Die materielle Kultur der Orte Innerthrakiens (Nikolov 2003), der
Küstenregion und Nordwestanatoliens unterscheidet sich also beträchtlich voneinander, und Importe waren bislang
nicht festzustellen.
15
Thissen (1993, 207 Anm. 2) sieht Ähnlichkeiten der Keramik Cernavodă III–II (weniger Cernavodă I) mit FB-Keramik aus
Dündartepe, Kavak, Alaca Höyük und einigen anderen zentralanatolischen Fundstellen um Ankara. Er verweist dabei allgemein
auf einstichverzierte Keramik, wobei die mit Fingernagel oder Muschel angebrachten Verzierungen im Bereich des größten Ge-
fäßdurchmessers liegen, sowie verschiedene Ähnlichkeiten bei den Gefäßformen und Handhaben. Andere Autoren verweisen auf
Ähnlichkeiten zwischen der Keramik aus Dündartepe oder der Region um Sinop und dem westpontischen Raum (Siedlung im
Hafen von Sozopol) (Bauer 2006; Doonan 2004, 66; Draganov 1995, 237–238; Özdoğan 1991, 217–225).
36 Clemens Lichter
Die in das 56. Jh. v. Chr. gehörende Phase Ilıpınar VB zeigt über Schalen mit kannelurverzierten Rändern und die
bereits erwähnten gehörnten Henkel zwar Anklänge an die Entwicklungen in Thrakien16, jedoch handelt es sich dabei
nur um Einzelelemente, die sich beim Vergleich des Gesamtensembles schnell relativieren.
Die aus dem südwestanatolischen Seengebiet bekannte bemalte Keramik findet durchaus Entsprechungen in den
frühneolithischen bemalten Kulturen des Balkanraumes, ist in Nordwestanatolien bislang aber unbekannt geblieben.
Keramikbemalung dürfte also auf anderen Wegen nach Südosteuropa gelangt sein. Hinzu kommt die Beobachtung,
dass sich die bemalte Keramik des Frühneolithikums in Bulgarien von West nach Ost verbreitete (Nikolov 2003, 42),
und sich die Neolithisierung Bulgariens offenbar von West nach Ost vollzog. Entscheidende kulturelle Impulse erhielt
Thrakien in dieser Zeit also offenbar nicht über Nordwestanatolien, sondern via Ägäis und südbalkanische Flusstäler
(Nikolov 1989; 2002). Schließlich gibt es zahlreiche Indizien, die belegen, dass sich die neolithische Lebensweise
über die Ägäis nach Südosteuropa ausgebreitet hat (Thissen 2000; Lichter 2005; Reingruber 2008, 611–616).
Zu diesem Bild passt letztlich auch, dass die Keramik der Fikirtepe-Kultur weder typologisch noch technologisch Paral-
lelen mit jener des thessalischen Frühneolithikums, der bislang ältesten im südöstlichen Europa, besitzt (Wijnen 1993).
Diese Verschiedenartigkeit nordwestanatolischer und thrakischer Inventare zeichnet sich auch an der Steingerätein-
dustrie ab (Gatsov 2008, 240–241; Gatsov/Nedelcheva 2011, 5).
Weitere, zweifellos aus Anatolien stammende, wesentliche und kennzeichnende Elemente des balkanischen Neo-
lithikums, lassen sich ebenfalls nicht unmittelbar aus Nordwestanatolien herleiten. Tonstempel/Pintaderen – ein ana-
tolische und balkanische Kulturen verbindendes Element – sind im zentralanatolischen Çatal Höyük, der Seenregion
und den Fundplätzen Westanatoliens fester Bestandteil der materiellen Kultur. Durch Mustervergleiche lassen sich
Verbindungen nach Thessalien und Südosteuropa herstellen (Lichter 2011). Aus der Fikirtepe-Kultur ist bislang nur
ein einziges Exemplar bekannt, was zeigt, dass die Ausbreitung dieser Fundgruppe nach Südosteuropa offenbar eben-
falls nicht über die Marmara-Region führte.
Die Verbreitung der beiderseits des Marmarameeres auftretenden Kulttischchen (Schwarzberg 2005a, 266, Fig.
6) widerspricht dieser Feststellung nur scheinbar. Wie die nähere Betrachtung zeigt, handelt es sich bei den jeweils
in Nordwestanatolien und Thrakien verbreiteten Exemplaren nämlich um unterschiedliche Typen, die zudem auch
verschiedenen Zeitstufen angehören (Schwarzberg 2005b, 283 Abb. 20; 284 Abb. 21; 294 Abb. 25; 299 Abb. 30; 300
Abb. 31). Es gibt also keine Anzeichen, die für eine Ableitung der südosteuropäischen Exemplare aus Nordwestana-
tolien sprechen könnten.
Auch andere, beiderseits des Marmarameeres belegte Formengruppen, zeigen bei der näheren Betrachtung Un-
terschiede, die eher gegen eine unmittelbare Verwandtschaft sprechen: So zeichnen sich z. B. die Knochenlöffel aus
Karanovo (Höglinger 1997, 157–160) durch die separate Arbeitung der Laffe mit dreieckiger Umrissform gegenüber
jenen aus Ilıpınar aus (Marinelli 1995, 132–133; s. hierzu auch Nandris 1971, 71).
Ein weiteres Beispiel für die Unterschiede zwischen Nordwestanatolien und Thrakien betrifft schließlich auch das
Erscheinungsbild der Siedlungen: Siedlungsgrundrisse zeigen in Anatolien seit dem 6. Jt. die Tendenz Häuser aneinan-
dergebaut um einen freien Platz anzulegen, was sich an mehreren Beispielen sehr gut illustrieren lässt (Özdoğan 2011b).
Vergleichbare Siedlungsgrundrisse sind – vielleicht mit Ausnahme von Aşağı Pınar – in Südosteuropa unbekannt.
Wie sich zeigt, hat die Einführung neuer Elemente von Anatolien nach Südosteuropa ihren Weg nicht via Marmara
Region nach Ostthrakien genommen, wie man zunächst vermuten könnte. Stattdessen mehren sich die Indizien, dass
für die Frühzeit eine Route via Westanatolien und die Ägäis bedeutend war (s. o.), die im weiteren Verlauf auch ent-
lang des südlichen Randes des Rhodopengebirges verlief (Efe 1990, 113; 2000, 176; 2001). In beiden Fällen bildeten
die Täler von Struma und Vardar die wesentlichen Achsen nach Norden.
Für das 5. Jt. v. Chr. fehlt in Nordwestanatolien vorläufig das Datenmaterial um entsprechende Vergleiche anzustel-
len. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang der Hinweis, dass sich der kupferzeitliche KGK VI-Kulturkomplex
nicht auf Gebiete südlich des Marmarameeres erstreckt (Verbreitungskarte: Fol/Lichardus 1988, 85 Abb. 43) und sich
im Fundmaterial auch keine Bezüge nach Süden abzeichnen (s. Beitrag V. Becker in diesem Band). Aus dem 4. Jt. steht
vorläufig nur der Friedhof in Ilıpınar (IV) zur Verfügung, allerdings besteht für diese Zeit eine Fundlücke in Thrakien.
Erst im Verlauf des 3. Jt. v. Chr. wandelt sich das Bild: trojanisches Formengut lässt sich im thrakischen Raum bele-
gen: so z. B. durch Depata in Bulgarien (Spanos 1972; Podzuweit 1979, bes. 93–97) oder auch Gefäße aus Galabovo
(Panajotov et al. 1991, Fig. 18–20). Illustriert wird dies nicht zuletzt auch durch die spätfrühbronzezeitliche Siedlung
von Kanlıgeçit bei Kırklareli (Özdoğan 2003; Özdoğan/Parzinger 2012). Die Umfassungsmauer der kleinen Anlage
ist an der NW-Ecke mit einem monumentalen Torbau versehen. Im Innenraum befinden sich Megaronbauten. Im
Hinblick auf Planung, Baureste und Funde erinnert dieser Platz an trojanische Siedlungen der Bronzezeit. In Thrakien
ist dieser Siedlungsgrundriss jedoch ein Fremdkörper und mit den dort etwa aus Ezero oder Junacite bekannten Sied-
lungsgrundrissen nicht zu vergleichen. Als Erbauer vermuten die Ausgräber Kolonisten anatolischer Herkunft.
16
Thissen 2008, 100: „[…] Karanovo II, II/III, III are a far cry from Ilıpınar VB [...]“
Das Schwarze Meer vom 7. bis zum 4. Jt. v. Chr. 37
Abb. 6. Renfrews „chronological fault line“ (Renfrew 1971). Die Abbildungsunterschrift in einer späteren Publikation (Renfrew
1973, 105 Fig. 21): “The fault line in prehistoric Europe: the basic links of the traditional chronology are snapped and Europe is
no longer directly linked, either chronologically or culturally, with the early civilizations of the Near East.”
Eine Kulturgrenze?
Ohne zu sehr ins Detail zu gehen – die kulturellen Unterschiede zwischen Nordwestanatolien und Ostthrakien in
der Urgeschichte könnten Gegenstand eines gesonderten Beitrages sein – sollen die wenigen Beispiele genügen,
um deutlich zu machen, dass die Marmara-Region zwischen Südosteuropa und Anatolien und letztlich auch das
Schwarze Meer über lange Abschnitte der Vorgeschichte eine Kulturgrenze markierten, die sich erst im Verlauf der
Frühbronzezeit auflöste. Dies betrifft, wie gezeigt, sowohl die materielle Kultur als auch die Siedlungsanlage. Zu
anderen Elementen liegen vorerst keine belastbaren Daten vor. Selbstverständlich handelt es sich dabei keinesfalls
um eine Grenze im historischen Sinn, sondern um eine Zone zwischen zwei Verbreitungsräumen, deren kulturelle
Ausrichtungen über einen langen Zeitraum nicht aufeinander Bezug nehmen.
Diese Grenzzone ist durchaus Veränderungen in Raum und Zeit unterworfen: sie bleibt nicht konstant sondern
verschiebt sich immer wieder geringfügig. Nichtsdestotrotz folgen die Gebiete diesseits und jenseits unterschiedli-
chen Konzepten und durchlaufen in der materiellen Kultur typologisch auch unterschiedliche Entwicklungen. Eine
gegenseitige Beeinflussung/Einflussnahme lässt sich beim gegenwärtigen Forschungsstand nicht erkennen. Allge-
meine Erscheinungen (neolithische Lebensweise; schwarz polierte Keramik; Verwendung von Arsenkupfer) belegen
keine wechselseitigen Beziehungen, handelt es sich doch um Erscheinungen, die in einem weitaus größeren Raum
stattfinden, so dass deren Existenz in beiden Gebieten keinen zwingenden Beleg für eine Übermittlung über die Mar-
mara-Region darstellt.
Die im Neolithikum und Chalkolithikum bestimmenden Beziehungssysteme werden offenbar erst mit der entwick-
elten Frühbronzezeit, d. h. seit der 2. Hälfte des 3. Jt. v. Chr., aufgebrochen.
Die Verwendung und schließlich die Kalibration der 14C-Daten seit den späten 1960er und frühen 1970er Jahren,
hat zu dramatischen Veränderungen in den damaligen Chronologiesystemen geführt. Durch Synchronismen mit dem
vorderasiatischen Raum und Ägypten abgesicherte bronzezeitliche Kulturen des östlichen Mittelmeerraumes und
der Ägäis wurden hiervon kaum beeinträchtigt und auch das Beziehungsgeflecht der europäischen Kulturen unter-
einander erfuhr hierdurch nur unwesentliche Veränderungen: die europäischen Kulturen verlagerten sich en bloc,
wodurch u. a. etwa auch die Vorreiterstellung des Orients in der Metallurgie in Frage gestellt wurde (Renfrew 1969).
Entlang einer von Colin Renfrew (1970a, bes. 288 ff u. 291 Fig. 4; 1970b, 204; 1971; 1973, 103) als „chronological
fault line“ bezeichneten Zone (Abb. 6) waren die Veränderungen dramatisch. Ein Vergleich der sich im Chronolo-
giesystem ergebenden Veränderungen mit den aus der Geologie bekannten Verwerfungszonen, hatte diese Begriff-
38 Clemens Lichter
lichkeit angeregt. Rückblickend und mit der Distanz von vier Jahrzehnten betrachtet, ist Renfrews „chronological
fault line“ kaum mehr als eine forschungsgeschichtliche Episode, die ihre „Existenz“ in erster Linie der Anwendung
unterschiedlicher Methoden der Zeitbestimmung verdankte17. Auf der einen Seite eine Zone, für die mit Hilfe histo-
rischer Daten aus Ägypten und Mesopotamien über Synchronismen und Kontaktfunde eine einigermaßen verlässli-
che Chronologie gewonnen werden konnte. Auf der anderen Seite eine Zone, bei der die archäologisch-historische
Methode zur absoluten Zeitbestimmung mit enormen Unsicherheiten behaftet ist, was zu Fehleinschätzungen führte.
Verlässliche absolute Zeitansätze sind hier nur auf Basis naturwissenschaftlicher Verfahren zu gewinnen. So gesehen,
handelt es sich nicht um eine „chronological“, sondern um eine „methodological fault line“ (Thorpe/James 1987,
4). Mit anderen Worten: Die Fehleinschätzung, die dem Chronologiesystem vor der Anerkennung der kalibrierten
14
C-Daten zugrunde lag, findet ihre Ursache letztlich in der Schwierigkeit, die Räume diesseits und jenseits der
„fault line“ durch Kontaktfunde, Importe oder Formvergleiche ganzer Fundensembles verlässlich miteinander zu
verbinden. Renfrews „fault line“ zeichnet die Nahtstelle zwischen einer Region, die auf der Basis verschiedener Syn-
chronismen und mithilfe komparativer Stratigraphien mit Ägypten und Vorderasien verbunden werden kann auf der
einen, und einem Raum, dessen materielle Hinterlassenschaften sich so sehr davon unterscheiden, dass sie sich mit
typologischen Vergleichen allein nicht mehr miteinander verbinden lassen, auf der anderen Seite18. So gesehen gibt
Renfrews „chronological fault line“ im Bereich des Schwarzen Meeres und des Marmarameeres nichts anderes als die
grobe Skizzierung der oben beschriebenen Kulturgrenze zwischen Nordwestanatolien und Thrakien wieder.
Die auf vielen Verbreitungskarten zur Ausbreitung der bäuerlichen Lebensweise eingezeichneten Pfeile über das
Marmarameer und die Meerengen sollten also – zumindest vorerst – getilgt werden. Die mit der Ausbreitung des Neo-
lithikums über die Ägäis vermutlich aber auch auf vorneolithische Netzwerke zurückgehenden Beziehungsstränge
blieben für lange Zeit prägend. Die geringe Attraktivität des nördlichen Zentralanatolien und der türkischen Schwar-
zmeerküste für neolithische Bauern, eine hieraus resultierende dünne Besiedlung der Region über weite Strecken des
Chalkolithikums, haben diese Kulturgrenze an der nördlichen Peripherie Anatoliens lange Zeit bewahrt. Zweifellos
wird man im Rahmen neuer Funde und Befunde in Zukunft erneut über diese Frage nachzudenken haben.
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17
Renfrew 1970b, 204: “[…] The chronological „fault line“ comes at the edge of these historically dated regions – in a curve
running from the west Mediterranean and Italy through Jugoslavia and Bulgaria to the Black Sea. Outside the historically dated
areas, which this line encloses, the entire chronology before about 1300 B.C. is transformed[…]”. Der Begriff „chronological fault
line“ hat bisweilen auch zu Missverständnissen geführt, wie die Übersetzung als „die chronologische Linie der Fehlerhaftigkeit”
(Panajotov 1989, 86) zeigt.
18
Renfrew bezog sich, wie auch die Abbildungsunterschrift deutlich macht (Renfrew 1970a, 291 Fig. 4), dabei ausschließlich auf
Zeitansätze nach 3000 v. Chr., die durch den Einsatz kalibrierter 14C-Daten im Vorderen Orient und der Ägäis nur unwesentlich
beeinträchtigt wurden, im Balkanraum und Europa allerdings zu dramatischen Verschiebungen führten.
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