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Heft 548
Öffentliche Förderung
des Sports
Eine ordnungspolitische Analyse
Von
Mathias Langer
asdfghjk
Duncker & Humblot · Berlin
Heft 548
Von
Mathias Langer
asdfghjk
Duncker & Humblot · Berlin
Nach Aristoteles beflügelt ein gesunder Körper einen gesunden Geist – der erste
Marathonläufer brach nach seiner Ankunft in Athen tot auf dem Marktplatz zu-
sammen. Coubertins Olympismus schreibt dem Sport eine völkerverbindende und
friedensstiftende Wirkung zu – Thomas Bernhard sieht die Bedeutung des Sports
für Regierungen in seiner Eigenschaft die Massen zu unterhalten, zu benebeln und
zu verdummen begründet.
Die Diskussion um die Gemeinwohlpotentiale des Sports führt zur grundsätz-
lichen Frage nach der Rechtmäßigkeit und Ausgestaltung der öffentlichen Sport-
förderung. Die Beantwortung kann aber nur aus der übergeordneten Perspektive
der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung gelingen. Dies hat mich dazu bewogen,
eine ordnungspolitische Analyse der öffentlichen Sportförderung durchzuführen
und darauf aufbauend Vorschläge für eine zielführende und mit den Grundsätzen
der marktwirtschaftlichen Ordnung zu vereinbarenden Förderung zu entwickeln.
Dafür, daß die Zweifel an der ordnungspolitischen Legitimität der öffentlichen
Sportförderung nicht zu meiner eigenen Verzweifelung führten, sondern im aristo-
telischen Sinne „in richtiger Weise zur Erlangung rechter Erkenntnis“ erfolgten,
habe ich zahlreichen Personen zu danken.
Zuvorderst gilt mein Dank meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Frank Dau-
mann, der mir ein „produktives Zweifeln“ im Rahmen großzügig gewährter Frei-
räume und einer freundschaftlichen Zusammenarbeit ermöglichte. Nicht zuletzt
aufgrund seiner steten Diskussionsbereitschaft und fürsorglichen Ermunterung
gelang die zügige Verfassung der Abhandlung. Ebenso bedanke ich mich bei Herrn
Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Oberender, der nicht nur bereitwillig das Korreferat über-
nahm, sondern schon in seinem wirtschaftstheoretischen Seminar mein Interesse
an ordnungspolitischen Fragestellungen weckte.
In Momenten überwiegender Verzweiflung war es gut, auf moralische Stützen
bauen zu können. Für verständnisvollen Zuspruch, fruchtbare Diskussionen und
Ansporn, die Arbeit voranzutreiben, danke ich Christoph Brauner, Arnd Fischer,
Dr. Philipp Hoffmann und Jörg Kulzer. Wolfgang Schäff und Sebastian Schöne
gebührt darüber hinaus mein besonderer Dank für die sorgfältige Durchsicht des
Manuskripts, Daniela Eichhorn für ihre liebevolle Unterstützung.
Mein größter Dank gilt meinen Eltern, die mich auf meinem Lebensweg stets
uneingeschränkt unterstützten und mir aufmunternd und mit unermeßlicher Geduld
zur Seite standen. Ihnen ist diese Arbeit gewidmet.
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
Ordnungspolitische Analyse
der ökonomischen Rechtfertigungsansätze
einer öffentlichen Sportförderung 130
I. Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
V. Wachstumsexternalitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
D. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
6. Kapitel
2. Zielgenauigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
a) Sport für alle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
b) Ausmaß sportlicher Aktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
c) Erreichung Bedürftiger und Mitnahmeeffekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
d) Verteilungswirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
D. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
7. Kapitel
8. Kapitel
Fazit 265
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269
Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288
Abbildung 3: Sportausgaben des Bundes von 1965 bis 2002 (nominal, in Millionen
Euro) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
Abbildung 4: Sportausgaben der Länder (mit Stadtstaaten) von 1965 bis 2002 (nomi-
nal, in Millionen Euro) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
Abbildung 5: Sportausgaben der Kommunen von 1965 bis 2002 (nominal, in Millio-
nen Euro) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
Abbildung 6: Sportausgaben der Kommunen von 1965 bis 2002 (nominal und real, in
Millionen Euro) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
Abbildung 15: Die fünf gesellschaftlichen Bereiche mit der höchsten Zahl der aktiv
Beteiligten im Jahr 1998 (in Prozent der deutschen Bevölkerung über
14 Jahre) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147
Abs. Absatz
AO Abgabenordnung
Art. Artikel
Aufl. Auflage
Bd. Band
BHO Bundeshaushaltsordnung
BRD Bundesrepublik Deutschland
BVerfGE Bundesverfassungsgerichtsentscheid
bzw. beziehungsweise
ca. circa
DFB Deutscher Fußball-Bund
DFL Deutsche Fußball Liga
d. h. das heißt
DSB Deutscher Sportbund
ebda. ebenda
Ed(s). Editor(s)
EG Europäische Gemeinschaft
EGV Vertrag der Europäischen Gemeinschaft
et al. et alii
etc. et cetera
EuGH Europäischer Gerichtshof
f. folgende
ff. fortfolgende
FISAS Finanz- und Strukturanalyse der Sportvereine
Fn. Fußnote
GG Grundgesetz
GWB Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
HGrG Haushaltsgrundsätzegesetz
Hrsg. Herausgeber
i. d. R. in der Regel
Jg. Jahrgang
Kap. Kapitel
2 Langer
LVerf Landesverfassung
Mio. Million(en)
No. Number
NOK Nationales Olympisches Komitee
Nr. Nummer
RStV Rundfunkstaatsvertrag
S. Seite
Tsd. Tausend
u. a. und andere, unter anderem
UEFA Union des Associations Européennes de Football
usw. und so weiter
vgl. vergleiche
Vol. Volume
vs. versus
z. B. zum Beispiel
Der aus der römischen Antike stammende Spruch „panem et circenses“1 scheint
bis heute nichts von seiner Gültigkeit verloren zu haben. Der Sport hat sich zu
einem wichtigen Teil der Unterhaltungsindustrie entwickelt, der regelmäßig nicht
nur Tausende von Zuschauern in die Sportarenen zieht, sondern auch ein Millio-
nenpublikum bei Fernsehübertragungen erreicht. Der große gesellschaftliche Stel-
lenwert des Sports zeigt sich heutzutage aber nicht nur am Interesse der Bevölke-
rung an sportlicher Unterhaltung, sondern gerade auch in der auf vielfältige Weise
und über alle Bevölkerungsschichten hinweg selbst aktiv ausgeübten sportlichen
Betätigung. Umfangreichen Industrien war es möglich, sich rund um das Wirt-
schaftsgut Sport zu etablieren, wodurch der Bereich des Sports zu einem in seiner
volkwirtschaftlichen Bedeutung nicht zu unterschätzenden Wirtschaftssektor ange-
wachsen ist.
Dabei zeigt sich, daß die Bereitstellung des Sportangebotes nicht ausschließlich
auf privater Initiative basiert. Vielmehr ist eine beträchtliche staatliche Aktivität
zur Förderung des Sports auszumachen, die über die letzten Jahrzehnte stark zuge-
nommen hat und von Politikern aller Couleur betrieben wird. Somit scheinen Poli-
tiker bis heute auf „Brot und Spiele“ als politisches Instrument zu vertrauen.
Allerdings leben wir heute in der Bundesrepublik Deutschland in einem markt-
wirtschaftlich ausgerichteten System. Die nach dem Zweiten Weltkrieg vorgenom-
mene ordnungspolitische Grundsatzentscheidung für eine marktliche Steuerung
des Wirtschaftsprozesses bedingt eine zurückhaltende Rolle des Staates.2 Primäre
Aufgabe des Staates ist in der Schaffung und der Durchsetzung eines Ordnungsrah-
mens zu sehen, der die Funktionsfähigkeit des Markt- und Wettbewerbsprozesses
gewährleistet.
Insofern offenbart sich ein Spannungsverhältnis zwischen politischer Opportu-
nität hinsichtlich der öffentlichen Sportförderung und dem ordnungspolitischen
Anspruch resultierend aus dem Bekenntnis zum marktwirtschaftlichen System.
Die Frage nach der ordnungspolitischen Legitimation der öffentlichen Sportförde-
rung liegt auf der Hand.
Zur Grundsatzentscheidung für die Soziale Marktwirtschaft siehe beispielsweise die Bei-
2
träge in Stützel et al. (1981), S. 39 ff., zu den Aufgaben des Staates siehe ebda., S. 173 ff., für
einem knappen Überblick Cassel / Rauhut (1998).
2*
Die vorliegende Analyse will sowohl das Phänomen „Sport“ als auch die Maß-
nahmen der Sportförderung in ihrer gesamten Vielfalt berücksichtigen. Dies setzt
ein gewisses Abstraktionsniveau voraus, das zu eventuellen Unschärfen im Detail
führen kann. Diese werden aber billigend in Kauf genommen, da die Vielfalt des
Sports eines seiner entscheidenden Charakteristika ist, die ordnungspolitische Ana-
lyse eine ganzheitliche Betrachtung erfordert und schließlich eine entsprechende
Vorgehensweise den aktuellen Stand der Diskussion erweitern kann.
Es sei an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Anwendung des
ökonomischen Instrumentariums auf den Bereich des Sports in keinerlei Weise als
ökonomischer Imperialismus zu verstehen ist.6 So sollen die in dieser Abhandlung
aus ordnungspolitischer Perspektive gewonnenen Erkenntnisse keinesfalls die Be-
funde anderer Wissenschaftsdisziplinen, die sich aus einem anderen Blickwinkel
mit dem Phänomen „Sport“ beschäftigen, verdrängen, sondern nur gleichberech-
tigt neben ihnen stehen dürfen. Wenn darüber die Diskussion mit anderen Fachwis-
senschaftlern angeregt werden kann, ist ein weiteres Ziel dieser Arbeit erreicht.
Schließlich verliert die wissenschaftliche Spezialforschung nur dann nicht ihren
Sinn, wenn „der Weg [ . . . ] von der ,Diversitas‘ spezialisierter Forschung zur Uni-
versitas Literarum führt.“7
Um so wichtiger erscheint es, zu Beginn dieser wissenschaftlichen Abhandlung
die relevanten methodischen und terminologischen Grundlagen darzulegen. Hierzu
werden im zweiten Kapitel dieser Abhandlung das ihr zugrundeliegende erfah-
rungswissenschaftliche Verständnis der Nationalökonomie sowie die eingenom-
mene sozialwissenschaftliche Position umrissen, ehe der Untersuchungsgegenstand
konkretisiert wird. Ferner wird, um anzutreffende Mißverständnisse vorweg aus-
zuräumen, der vorgestellte ökonomische Ansatz zur Analyse des Untersuchungs-
gegenstandes gerechtfertigt.
Bevor die ordnungspolitische Beurteilung erfolgen kann, ist vorab die konkrete
Ausgestaltung der öffentlichen Sportförderung in der Bundesrepublik Deutschland
zu skizzieren. Dies erfolgt im dritten Kapitel. Neben knappen historischen und
rechtlichen Aspekten steht vor allem die Frage einerseits nach Form, Ausmaß und
Trägern der Förderung sowie andererseits nach strukturellen und wirtschaftlichen
Gegebenheiten im Bereich des Sports im Vordergrund der Darstellung.
Um die öffentliche Sportförderung einer ordnungspolitischen Bewertung zu
unterziehen, bedarf es zunächst der Aufstellung eines Beurteilungsschemas. Als
ein solches wird im vierten Kapitel ein ordnungspolitischer Referenzrahmen ent-
wickelt. Bezugspunkt der Beurteilung bildet das Leitbild der Marktwirtschaft, des-
sen Heranziehung zu begründen und das inhaltlich mit seinen zentralen Steue-
rungs- und Ordnungselementen darzustellen ist. Auf dieser Basis können dann die
konkreten ordnungspolitischen Beurteilungskriterien abgeleitet werden. Dabei sind
folgende Arbeit gerecht zu werden. Somit kann festgehalten werden, daß die fol-
genden Ausführungen dem methodischen Werturteil des Verfassers entsprechen.
ziale Erscheinungen unter dem Aspekt der Knappheit betrachtet.11 Die Knappheit
ergibt sich aus individuellen Zielen, die mit vorhandenen Gütern nicht hinreichend
realisiert werden können. Da die vorhandenen Güter verschiedenen Verwendungs-
zwecken zugeführt werden können, eröffnen sich den Individuen Handlungsalter-
nativen, deren Auswahl bei entsprechendem Handeln Auswirkungen auf die
Knappheitsbedingungen und damit die individuelle Zielerreichung hat. Insofern
läßt sich als Erkenntnisobjekt der Ökonomie das menschliche Handeln in Verbin-
dung mit knappen Gütern zur Realisierung individueller Ziele formulieren.
Der Begriff des Gutes ist sehr allgemein zu fassen. Letztlich bezeichnet er „alle
Aspekte menschlicher Lebenssituationen, die unter dem Gesichtspunkt einer zu
treffenden Entscheidung einer Bewertung unterliegen. [ . . . ] Alles Handeln ist
eo ipso Güterverwendung.“12 Personengebundene Fähigkeiten und Fertigkeiten,
Zeit, Prestige oder Anerkennung stellen somit auch knappe Güter dar.
Im Mittelpunkt der Ökonomie steht also das im sozialen Kontext auftretende
Handeln unter Knappheitsbedingungen, wobei Handeln immer das Handeln eines
Individuums bedeutet. Die hierfür geeignete sozialwissenschaftliche Erklärungs-
methode gilt es nun zu erläutern.
1. Methodologischer Individualismus
11 Vgl. Albert (1978), S. 66. Der Gesichtspunkt der Knappheit ist somit nicht auf einen
bestimmten Bereich des sozialen Lebens beschränkt, wie etwa „die Wirtschaft“, sondern auf-
grund der Lebenssituation des Menschen überall anwendbar. Vgl. ebda., S. 65 ff.
12 Albert (1978), S. 65.
21 Zu den Vertretern des methodologischen Individualismus zählen vor allem Popper, Wat-
kins, Hayek, Menger, Mises, Buchanan, Weber. Zum Versuch einer Klassifikation der ver-
schiedenen holistischen und individualistischen Erklärungsmethoden siehe u. a. Meran
(1979), Gellner (1976), Vanberg (1975), insbesondere S. 251, Fn. 25, oder die kurze Über-
sicht in Ruckdäschel (2000), S. 38 ff.
22 Vgl. Ritsert (1976), S. 92 ff., Meran (1979), S. 39 f., S. 43 ff.
23 Vgl. Meran (1979), S. 42. Für die strenge Form spricht sich beispielsweise Hayek
(1976) aus.
2. Institutionalistischer Erklärungsansatz
Zur Erklärung des individuellen Verhaltens lassen sich der reduktionistische An-
satz und der anti-reduktionistische – oder auch institutionalistische – Ansatz unter-
scheiden. Der reduktionistische Ansatz füllt die Hypothesen über das Verhalten
von Individuen mit psychologischen Gesetzen aus.25 Alle soziologischen Gesetze
lassen sich demzufolge aus allgemeinen psychologischen Verhaltensgesetzen ab-
leiten. Da damit die Erklärung von Verhaltensänderungen im Zeitablauf nicht er-
möglicht wird,26 wie es aber die vorliegende Problematik der Untersuchung erfor-
dert, soll der Versuch, individuelles Verhalten mittels Rekurs auf psychologische
Gesetze zu erläutern, nicht weiterverfolgt werden.
Grundlage dieser Abhandlung ist der methodologische Individualismus in der
Ausprägung eines institutionalistischen Erklärungsansatzes.27 Auf psychologische
Hilfe zur Erklärung individuellen Handelns wird verzichtet, das Rationalitäts-
prinzip28 wird als allgemeines Gesetz zur Erklärung herangezogen.29 Von rationalem
Handeln ist dann zu sprechen, wenn ein Individuum in der gleichen Weise gehandelt
hätte, wären ihm, bei gleichem faktischen Informationsstand, sämtliche logischen
Implikationen seines Verhaltens bewußt gewesen.30 Unter der Prämisse dieses ratio-
nalen Handelns zur Erreichung der individuellen Ziele wird dann versucht, die Hand-
lung des Individuums vollständig logisch aus seiner Situation heraus zu erklären.31
24 Dies fußt auf einer logischen Unabhängigkeit von Sätzen über die Absichten und das
Verhalten von Individuen sowie von Sätzen über soziale Phänomene. Vgl. Meran (1979),
S. 36 f., oder Ritsert (1976), S. 98. Siehe auch Vanberg (1975), S. 257, der in diesem Zusam-
menhang von deskriptiver Emergenz spricht.
25 Dieser Position entspricht insbesondere der Ansatz Homans. Siehe beispielsweise
Homans (1972).
26 So ist nach Homans (1972), S. 81 f., S. 92, das zukünftige Verhalten von der Erfah-
rungsgeschichte des Individuums determiniert. Siehe hierzu die kritische Darstellung von
Daumann (1993), S. 18.
27 Für eine ausführliche Darstellung institutionalistischer Ansätze siehe Vanberg (1975),
S. 84 ff.
28 Zum Rationalitätsprinzip siehe Popper (1995c), S. 352 ff.
29 Vgl. Meran (1979), S. 45. Popper (1987), S. 123, schreibt: „Wir können Individualisten
sein, ohne den Psychologismus zu akzeptieren.“
30 Vgl. Watkins (1952 / 53b), S. 40.
Gegenstand der ökonomischen Betrachtung ist das Handeln von Menschen. Des-
halb bedarf es einer konkreten Vorstellung vom Menschen, die im Menschenbild
zum Ausdruck kommt. Dieses muß sich notwendigerweise auf die Darstellung der
für die Untersuchung relevanten Grundeigenschaften beschränken, zumal eine Er-
fassung des Seins und des Wesens des Menschen im Ganzen kaum leistbar ist.35, 36
Menschen zeichnen sich durch ihre Verschiedenartigkeit aus. Diese äußert sich
in unterschiedlichen geistigen und körperlichen Konstitutionen, die heterogene
Präferenzen und Handlungen nach sich ziehen. „Jedes Individuum ist mit einer
Vernunft geschaffen, die es erlaubt, Prioritäten und Ziele festzusetzen, Mittel aus-
zuwählen und Alternativen zwischen Zielen und Mitteln zu bewerten. Wir sind
ferner mit einem Willen geschaffen, der uns in die Lage versetzt, Maßnahmen zu
Konzept hat er im wesentlichen in zwei Aufsätzen (1995c, 1997) entwickelt. Siehe hierzu
auch Watkins (1952 / 53b). Zu einer aus wissenschaftstheoretischer Sicht wertenden Darstel-
lung im Vergleich mit alternativen institutionalistischen Zugängen bei Mises, Hayek oder
Weber siehe Daumann (1993), S. 19 ff.
32 Vgl. Popper (1995c), S. 352.
37Hoppmann (1990), S. 6.
38Vgl. Popper (1984e), S. 242 ff., zur Kritik am Determinismus. Hayek (1991), S. 20,
spricht diesbezüglich von „innerer Freiheit“, die „sich auf das Ausmaß, in dem ein Mensch in
seinen Handlungen von seinem bewußten Willen, von seiner Vernunft und seinen dauernden
Überzeugungen geleitet ist und nicht von Impulsen oder Umständen des Augenblicks [be-
zieht].“
39 Vgl. Kant (1966), S. 217 ff.
40 „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“, d. h., er betrachtet alle Menschen als Feinde
und führt einen ständigen Krieg gegen diese, weshalb die Menschen, um des gesellschaft-
lichen Friedens willen, in die Unfreiheit des totalen Staates, des Leviathan, geführt werden
sollen. So die Auffassung von Thomas Hobbes (1588 – 1679) in seinem Hauptwerk. Vgl.
Hobbes (1963).
41 Vgl. Smith (1923), S. 236. Als Vorläufer kann wohl B. Mandeville gelten, der in seiner
„Bienenfabel“ die These vertrat, daß das Streben des einzelnen nach seinem individuellen
Vorteil nicht zum Nachteil der Gemeinschaft führt, sondern vielmehr allen nützliche Ergeb-
nisse hervorbringen kann. Siehe hierzu beispielsweise Vanberg (1975), S. 8 – 12, Starbatty
(1999), S. 10 ff.
42 Zur unzulässigen Gleichsetzung des Individualismus mit Egoismus und Kollektivismus
mit Altruismus siehe Streit (1995), S. 10.
43 Vgl. Kerber (1991), S. 60. Besteht das Bestreben des Altruisten jedoch darin, den Nut-
zen anderer steigern zu wollen, so zeigt Starbatty beispielhaft, wie eigeninteressiertes Han-
deln dies besser als selbstloses zu leisten vermag. Vgl. Starbatty (1999), S. 18 ff.
44 Ein Beispiel wären Spendenaktionen zur Errichtung einer Sportanlage in einem Land
der Dritten Welt, an der sich zahlreiche Privatpersonen beteiligen. Ein Menschenbild, das
altruistisches Verhalten per se exkludierte, wäre folglich schon aufgrund empirischer Be-
obachtungen äußerst realitätsfern.
45 Vgl. Kerber (1991), S. 66 ff.
An dieser Stelle soll der Sport nicht aus einer essentialistischen Perspektive de-
finiert werden. Diese zielte darauf ab, die Sache selbst zu erklären, also das Wesen
des Begriffs „Sport“ herauszustellen. Dazu wäre es erforderlich, daß das Definien-
dum vollständig in seinem Wesen durch das Definiens beschrieben wird, womit es
zugleich einen Wahrheitsanspruch geltend macht. Eine solch erschöpfende Defini-
tion ist aber nicht zu leisten, da jede Beschreibung notwendig selektiv erfolgen
muß.49 Ferner impliziert die Darstellung des „Wesens“ eines Begriffs eine onto-
logische Sicht, die sich Begriffe als ideale Seiende vorstellt und die damit die
Sprache metaphysisch erhöht.50 Deshalb ist es hier das Ziel, mittels einer Nominal-
definition den Gebrauch des Wortes „Sport“ festzulegen und damit ein einheit-
liches Verständnis zu schaffen. Diese nominalistische Sichtweise dient also der
sprachlichen Vereinfachung und versucht, eine zweckmäßige Festsetzung des
Sprachgebrauchs zu liefern. Den Sinn einer Definition beläßt sie rein auf der
semantischen Ebene.51
49 Vgl. Popper (1987), S. 62. Zur Essentialismuskritik siehe ebda., S. 21 ff., S. 61 ff., so-
wie Popper (1992), S. 15 ff.
50 Vgl. Popper (1992), S. 15 ff.
51 Siehe hierzu Popper (1987), S. 23: „Nominalisten betrachten Worte nur als zur Beschrei-
bung nützliche Instrumente.“ (Hervorhebung im Original).
Bei einer ersten Annäherung an den Begriff „Sport“ wird deutlich, daß sich die-
ser durch eine Vielgestaltigkeit auszeichnet. Der Sport weist zahlreiche Erschei-
nungsformen auf, seine Teilbereiche sind durch Heterogenität gekennzeichnet. Es
wird in der Literatur immer wieder angeführt, daß deshalb auch noch keine all-
gemein anerkannte Definition vorliegt respektive nicht zu leisten ist.52 Folglich
kann an dieser Stelle auf eine solche nicht zurückgegriffen werden.
Die vielfältigen Erscheinungsformen des Sports werden insbesondere gegenwär-
tig in den Komposita, die mit dem Ausdruck „Sport“ gebildet werden können.
Diese lassen sich anhand verschiedener Kriterien in vielfältigen Klassifikations-
schemata systematisieren. Im Zusammenhang mit der hier relevanten Fragestel-
lung sind die Kriterien Ziel des Sports, Sportarten, Angebotsform sowie Qualifika-
tion der Sportakteure von Relevanz, wie die späteren Ausführungen noch zeigen
werden (vgl. Tabelle 1).53
Tabelle 1
Komposita des Begriffs „Sport“
Kriterium Komposita
Sportziel Aktiv Ausgleichssport, Fitneßsport, Gesundheitssport,
Berufssport, Leistungssport, Erholungssport
Passiv Zuschauersport
Sportart Anzahl Teilnehmer Mannschaftssport, Individualsport
Körperkontakt Körperkontaktsport, körperkontaktloser Sport
Ausübungsort Hallensport, Natursport, anlagengebundener
Sport, nicht anlagengebundener Sport
Akteursqualifikation Freizeitsport, Breitensport, Spitzensport
Angebotsform Selbstverwalteter Sport, fremdverwalteter Sport,
nichtverwalteter Sport, obligatorischer Sport
Alle die zu bildenden Ausdrücke stellen eine Vielzahl verschiedener Formen der
Sportausübung und Sportarten dar. Dies steht aber in keinem Widerspruch, eine für
alle diese anwendbare Definition zu geben.54 Um sie mit einer Definition zu erfas-
52 Zu dieser Sichtweise siehe u. a. die Ausführungen bei Grupe / Krüger (1995), S. 118,
Steinkamp (1983), S. 7. Vielfach findet sich auch die Auffassung, daß gerade aufgrund der
vielfältigen Erscheinungsformen eine Definition nicht für möglich gehalten wird. Siehe
hierzu u. a. Röthig (1992), S. 420, Waldhauser (1999), S. 53. Der Deutsche Sportbund hält
eine sachliche Festlegung für wenig sinnvoll. Vgl. Deutscher Sportbund (1980), S. 437.
53 Ähnlich Hockenjos (1995), S. 106 f. Zu den Komposita siehe auch Holzke (2001),
S. 154 ff.
54 Vgl. Holzke (2001), S. 154 ff.
55 Vgl. u. a. Heinemann (1998), Ketteler (1997), Röthig (1992), Carl et al. (1984), Stein-
kamp (1983), Deutscher Sportbund (1980). Eine wertende Darstellung verschiedener Be-
griffsbestimmungen findet sich auch in Holzke (2001), S. 91 ff., oder Bundesministerium der
Finanzen (1988), S. 127 ff.
56 Vgl. u. a. Röthig (1992), S. 421, Ketteler (1997), S. 73 f., Steinkamp (1983), S. 16 ff.,
Heinemann (1998), S. 34, Carl et al. (1984), S. 6 f.
57 Ebenso wie Schach ist auch Bridge 1999 vom IOC gemäß Art. 29 der Olympischen
Charta in die Olympische Bewegung aufgenommen worden.
58 So z. B. allgemeine Fertigkeiten für den Erfolg, Wettkampfvor- und -nachbereitung,
Talentfindung etc. Siehe hierzu die ausführliche Diskussion am Beispiel Schach bei Holzke
(2001), S. 92 ff.
59 Vgl. u. a. Heinemann (1998), S. 34, Steinkamp (1983), S. 26 ff., Röthig (1992), S. 421,
Ketteler (1997), S. 74, Carl et al. (1984), S. 8.
60 Wenngleich diese auch auf Wettkampfebene ausgeführt werden können.
61 Vgl. Holzke (2001), S. 103. Er gesteht aber ein, daß diese Tätigkeit der Vorbereitung
von Wettkämpfen dienen und somit in enge Verbindung mit diesem Merkmal gebracht wer-
den kann.
3 Langer
Dabei wird nicht der Anspruch erhoben, den Sprachgebrauch exakt abzubilden. Die
69
Frage nach der Richtigkeit der Definition kann somit nicht gestellt werden.
70 Vgl. Holzke (2001), S. 149 ff., S. 161 ff.
3*
71 Vgl. Wilkens (1996), S. 52 ff. Das Verbot der Gewinnausschüttung wird in der Literatur
als sogenannte non-distribution-constraint bezeichnet.
72 In gewissen Grenzen können immer auch Gewinne erwirtschaftet werden, was der Be-
griff „Not-For-Profit-Organisation“ treffender zum Ausdruck bringt. Vgl. Weisbrod (1988),
S. 16.
73 Vgl. Badelt (1997), S. 10 ff. Für einen Überblick über die verschiedenen möglichen
Typenbildungen siehe auch Weisbrod (1988), S. 9 ff., Schwarz et al. (2002), S. 19 ff.
74 Vgl. Wilkens (1996), S. 54 f.
den Interessen und dem Bedarf der Mitglieder orientieren.76 Da er zentraler An-
knüpfungspunkt der öffentlichen Sportförderung ist, werden seine Strukturen wei-
ter unten noch detailliert erörtert.
Es sei darauf hingewiesen, daß die Angebotsform des selbstverwalteten Sports
nach diesem Verständnis nicht ausschließlich vom Deutschen Sportbund (DSB)
mit seinen Mitgliedern und Mitgliedsorganisationen gekennzeichnet ist. Vielmehr
gibt es weitere Sportanbieter, die der selbstverwalteten Angebotsform zuzurechnen
sind, wie eben nicht im DSB organisierte selbstverwaltete Sportvereine. Da letztere
aber eine zu vernachlässigende Ausnahme bilden, steht im weiteren Verlauf der
selbstverwaltete Sport synonym für den DSB und alle ihm angeschlossenen Ak-
teure des Sports. Sollte eine Differenzierung innerhalb des selbstverwalteten Sports
zwischen dem DSB und seinen Nicht-Mitgliedern zur Erkenntnisgewinnung von-
nöten sein, wird darauf explizit hingewiesen.
Abbildung 1 verdeutlicht zusammenfassend nochmals die Angebotsformen des
Sports nach Organisationsstrukturen.
Nicht-Institu-
Institutionalisiert
tionalisiert
Freiwillig Obligatorisch
Nonprofit Forprofit
Privat Öffentlich
Mitglieder-
Fremdorientiert Fremdorientiert
orientiert
76 Damit zeichnet sich die Angebotsform des selbstverwalteten Sports durch Rolleniden-
tität der Anbieter und Nachfrager aus, da die Mitglieder der Sportorganisation das Angebot
organisieren und zugleich im Rahmen der Ausübung des Sports nachfragen, also sowohl die
Rolle des Produzenten als auch des Konsumenten einnehmen. Siehe hierzu beispielsweise
Nagel (2003), S. 2 f.
77 Für eine Definition des Begriffs „Sponsor“ bzw. „Sponsoring“ siehe Hermanns (1997),
S. 36 f., zu einer Entwicklung des Begriffsverständnisses Drees (1992), S. 13 ff.
78 Zum Begriff siehe Drees (1992), S. 7 f.; eine Abgrenzung des Mäzenatentums zum
Sponsoring nimmt Schalk (1993), S. 9 ff., vor.
79 Vgl. Kirsch / Kempf (2002), S. 255.
Dem Staat steht ferner offen, den Sport mittels Transferleistungen zu unter-
stützen. Zum einen können diese mittelbar erfolgen, d. h., der Staat verzichtet auf
Einnahmen, beispielsweise in Form von Steuervergünstigungen. Hiervon zu unter-
scheiden sind zum anderen unmittelbare Förderungen, die direkt in den öffent-
lichen Haushalten wirksam werden. Letztere sind weiter zu differenzieren in mo-
netäre und reale Transferleistungen. Unmittelbar aus den öffentlichen Haushalten
werden also einerseits Gelder an den Sport transferiert. Andererseits werden haus-
haltswirksam dem Sport Güter zur Verfügung gestellt, deren Kosten die öffentliche
Hand trägt. Diese können sowohl personelle als auch materielle Leistungen um-
fassen. Abbildung 2 verdeutlicht nochmals diese begrifflichen Festlegungen.
Art der
Förderung
Regulierungs-
Transferleistung
ansatz
Monetär-
Realtransfer
transfer
Direkter
Indirekter Finanzstrom
Finanzstrom
Die Erfassung der staatlichen Sportförderung zielt weitgehend auf direkte Fi-
nanzströme ab.82 Diese umfassen nach obigem Begriffsverständnis nur die un-
ler / Vogelsang (1979), S. 19, „jede Einschränkung der Gewerbe- und Vertragsfreiheit durch
solche staatlichen Eingriffe zu verstehen, die nicht die für alle geltenden Spielregeln der
Marktwirtschaft festlegen.“ Weite Definitionen können neben staatlichen Geboten und Ver-
boten auch die Subventionierung, Besteuerung oder Verstaatlichung umfassen. Siehe hierzu
Müller / Vogelsang (1979), S. 197 ff. Gerade die Bereiche Besteuerung und Subventionierung
werden in der vorliegenden Arbeit aber getrennt im Rahmen der staatlichen Transferleistun-
gen abgebildet, da sonst mit dem Begriff „Regulierung“ sehr ungleichartige Maßnahmen er-
faßt würden. Abzugrenzen von staatlicher Regulierung sind wettbewerbspolitische Bereichs-
ausnahmen bzw. kartellrechtliche Branchenfreistellungen. Hierbei handelt es sich um kartell-
rechtliche Ausnahmebereiche, d. h., Wirtschaftsbereiche, die von den generellen Regeln des
GWB ganz oder teilweise freigestellt sind. Vgl. Eickhof (1993), S. 205, sowie die dort ange-
gebene Literatur.
82 Vgl. Anders (1996), S. 365 ff.
Für die heute noch zu erkennende Idealisierung des Sports als nicht-wirtschaftliche
84
Tätigkeit sowie die Vorstellung vom Sport als einem „höheren Gut“ führt Madl (1994),
S. 151 ff., drei Gründe an: das griechische Vorbild des Sports mit seiner Verurteilung des Er-
werbsstrebens, dessen Fortschreibung in den Amateurklauseln sowie die Nähe des Sports zur
Religion.
„Kritische Theorie“ der Frankfurter Schule85 entwickelt hat. Aus Sicht der „Neuen
Linken“ sind Sportler zu Trägern von Leistungen geworden, die sich verkaufen
lassen. Die sportliche Spitzenleistung erscheint „als ein Erzeugnis, das zur Ware
verdinglicht und zum Verkauf angeboten werden kann.“86 Der Sportler und seine
sportliche Leistung werden zur attraktiven Ware degeneriert.87 Dies impliziert zu-
gleich, daß der „eigentliche“ Sport keine Ware sein kann. Denkt man dies kon-
sequent zu Ende, so kann aus Sicht der „Neuen Linken“ der Sport kein wirtschaft-
liches Gut sein.
Auf der anderen Seite werden die gleichen Argumente herangezogen, um sich
für eine Förderung des Sports durch den Staat auszusprechen. Es wird als öffent-
liche Aufgabe gesehen, den Sport um seiner selbst willen zu ermöglichen und hier-
für entsprechende Ressourcen bereitzustellen. Inwieweit ist nun also der Sport als
wirtschaftliches Gut zu verorten?
Ein wirtschaftliches Gut ist grundsätzlich durch zwei Charakteristika gekenn-
zeichnet: Nutzenstiftung und Knappheit.88 Diese Merkmale liegen beim Sport
zweifelsohne vor. Sportgüter stehen nicht allen potentiellen Konsumenten bis zur
Sättigungsgrenze zur Verfügung. Um Sport auszuüben oder sich als Zuschauer von
ihm unterhalten zu lassen, sind Inputfaktoren wie Sportmaterialien, Sportinfra-
struktur, Trainer oder auch der Sportler sui generis erforderlich.89 Der Konsum von
Sport, sei es aktiv oder passiv, dient den Menschen zu ihrer Bedürfnisbefriedigung.
Insofern stiften die knappen Güter den Menschen Nutzen, Sport ist als wirtschaft-
liches Gut zu beurteilen.
Mit der Erfüllung der Charakteristika von wirtschaftlichen Gütern ist jedoch
noch keine Aussage getroffen, inwieweit das Gut auf Märkten von privaten Insti-
tutionen angeboten werden sollte oder vom Staat bereitzustellen ist. Auch ist da-
mit keinerlei Forderung nach einer „Kommerzialisierung“ des Sports zu verste-
hen, wie auch immer dieser Terminus zu begreifen ist. Es bedeutet lediglich, daß
sich auch im Bereich des Sports die grundlegenden ökonomischen Probleme stel-
len und zu lösen sind. Hierunter fallen beispielsweise die ökonomischen Fragen
nach der Beseitigung der Knappheit, welche Sportgüter in welchen Mengen zu
erzeugen sind, wie diese zu bewerten sind oder von wem die Güter zu produzieren
sind. Zur Lösung solcher Fragen bietet sich der Blick aus der ökonomischen Per-
spektive an. Damit ist noch keine Aussage für oder gegen eine staatliche Förde-
rung getroffen.
89 Zur Produktion von Sport siehe Benner (1992) oder Kappler / Wadsack (1996), S. 80 ff.
Ebenso liegt ein Mißverständnis vor, was die Forderung nach staatlicher Unter-
stützung betrifft. Wäre der Sport kein wirtschaftliches Gut, wie in der populären
Auffassung oft behauptet wird, so würde daraus gerade nicht folgen, daß der Staat
unterstützend aktiv werden muß. Aus der Vorstellung, daß Sportgüter nicht knapp
seien und von jedem in beliebigem Maße nachgefragt werden könnten, bis die Sät-
tigungsmenge erreicht ist, ergäbe sich gerade keine Notwendigkeit für den Staat,
tätig zu werden. Bei Sport im Überfluß ist die Frage nach der Bereitstellung und
Förderung bedeutungslos.
Neben dieser konkreten Verortung des Sports als Wirtschaftsgut ist darüber hin-
aus auch aus wissenschaftstheoretischer Sicht ein Vorbehalt gegen eine Unter-
suchung des Sports mit Instrumenten und Methoden der Ökonomik abzuweisen.
Jedes soziale Phänomen läßt sich mit der hier vorgestellten Methodik der Öko-
nomik untersuchen.90 Damit ist auch das soziale Phänomen Sport einer ökono-
mischen Analyse zugänglich. Die Entscheidung darüber, gerade diesen Ausschnitt
der sozialen Wirklichkeit mit der Methodik der Ökonomik zu untersuchen, stellt
ein Werturteil des Wissenschaftlers dar. Eine solch normative Entscheidung ist
aber ganz im Sinne der Freiheit der Forschung und methodologisch unproble-
matisch.91
Es bleibt festzustellen, daß Sport ein wirtschaftliches Gut darstellt mit den dar-
aus resultierenden ökonomischen Problemen. Mit dieser Klärung scheint die öko-
nomische Perspektive zur Analyse der öffentlichen Sportförderung als gerecht-
fertigt. Diese kann nun angegangen werden.
Die aktuellen Strukturen im deutschen Sport sind nur im Kontext ihrer Entste-
hungsgeschichte verständlich. Diese bestimmt auch maßgeblich das Verhältnis von
Sport und Politik in Deutschland. Deshalb sollen die institutionellen Arrangements
im Sport sowie das Verhältnis von Sport und Politik auf Basis der historischen Ent-
wicklung skizziert werden.
Die Entwicklung des Turnens, der deutschen Variante des frühen Sports,1 war
eng mit der Entstehung von Clubs und der Organisationsform des Sports verbun-
1 Der heutige Sport in der Bundesrepublik Deutschland geht sowohl auf das zu Beginn des
19. Jahrhunderts von Friedrich Ludwig Jahn (1778 – 1852) begründete Turnen als auch auf
den. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Turnanstalt die Organisationsform für
den Sport dieser Zeit. Dort ging es zum einen um die Wehrertüchtigung der jungen
Männer für den Kampf gegen Napoleons Truppen und damit für nationale Frei-
heit.2 Zum anderen bildeten die damaligen Sportclubs nach den erfolgreichen
Befreiungskriegen einen wichtigen Ort zur Stärkung der nationalen Identität und
waren damit Gegenstand der national-liberalen revolutionären Bewegung.3 Hier-
durch wurde die Turnbewegung aber zugleich nach den Siegen über Napoleon von
der Aristokratie der deutschen Staaten als für ihren Bestand gefährlich ein-
geschätzt, weshalb schon ab etwa 1819 das Turnen verboten und strafrechtlich
verfolgt wurde bzw. nur eine streng reglementierte Ausführung gestattet war.4
Folglich zogen sich die Sportclubs, wie auch weitere Clubs und Bewegungen des
Bürgertums, zurück von der politischen Bühne und nahmen Abstand von verdacht-
erregenden politischen Aktivitäten.5
In der Regierungszeit Kaiser Wilhelms II. (1888 – 1918) erfuhr die deutsche
Turn- und Sportbewegung um die Jahrhundertwende einen neuen Bedeutungs-
gewinn.6 Das Schulturnen wurde von staatlicher Seite massiv gefördert wie auch
die Verbreitung des Sports im allgemeinen. 7 Die Folge war die Gründung zahl-
reicher neuer Clubs sowie ein rapider Anstieg der Zahl der Mitgliedschaften. Der
Club in Form eines basisdemokratisch organisierten, freien und dauerhaften Zu-
sammenschlusses aktiver und passiver Mitglieder blieb die Normalform der Orga-
nisation. Er verstand sich als eine Gemeinschaft von Menschen gleicher Überzeu-
gungen und Interessen, die ihren Ausdruck in immer mannigfaltigeren sportlichen
Aktivitäten fanden, weit über das ursprüngliche „Turnen“ hinaus. Ehrenamtliches
Engagement gehörte hierzu ebenso wie der Gemeinschaftsgedanke oder bürger-
liche Solidarität.
Zu dieser Zeit war das Modell der nach wirtschaftlichen Grundsätzen von pri-
vaten Anbietern geleiteten Turnanstalten schon lange überholt. Der Staat hatte eine
bedeutende Rolle als Anbieter des Sports übernommen. Die Clubs und Verbände
5 Daran änderte auch das im Rahmen der gescheiterten bürgerlichen Revolution von 1848
nochmals kurzzeitige Aufleben der Sportclubs auf der politischen Ebene nichts. Zur Entwick-
lung des Sports siehe Langewiesche (1990).
6 Vgl. Langenfeld (1988), S. 26 ff.
waren darüber hinaus auf Spender angewiesen. Sie zeichneten sich jedoch weiter-
hin durch politische Neutralität aus.
Drastische Änderungen erfuhr die Sportorganisation im nationalsozialistischen
Deutschland. Bis 1933 war für den Sport seine staatliche Unabhängigkeit und die
Vielfalt seiner Organisationen charakteristisch, die unter anderem die bürgerliche
Turn- und Sportbewegung, die traditionsreiche Arbeitersportbewegung, kirchliche
Sportverbände oder Sportorganisationen für Juden umfaßte. Mit der Machtüber-
nahme durch die Nationalsozialisten wurde auch der Sport von deren Weltanschau-
ung durchdrungen. Sportorganisationen der Arbeiter und der Kirche wurden auf-
gelöst, die bürgerlichen Sportvereine „gleichgeschaltet“ und in einen Einheits-
sportverband, den Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen, zusam-
mengeführt.8 Dem „Führerprinzip“ entsprechend wurden Ämter nicht durch Wahl
von der Basis her, sondern von oben besetzt. Die demokratischen Strukturen gin-
gen damit verloren.9
Die Führung im totalitären Staat nutzte die Sportorganisation zu Zwecken der
politischen Massenindoktrination. Die Sportvereine dienten der Steigerung der Ar-
beitskraft und Wehrfähigkeit der Bevölkerung. Darüber hinaus kam dem Spitzen-
sport die Funktion der nationalen Repräsentation sowie der Demonstration der
Systemüberlegenheit zu. Mit der Ausrichtung der Olympischen Spiele 1936 in
Berlin gelang es, das Vertrauen der Welt in das totalitäre Regime zu gewinnen und
von den massiven Kriegsvorbereitungen abzulenken.10
„Nur vor diesem Hintergrund der Erfahrungen der totalen Unterwerfung des
Sports unter eine faschistische Sportpolitik und damit einer weitgehenden poli-
tischen Instrumentalisierung des Sports zwischen 1933 und 1945 läßt sich die
staatliche Sportpolitik erklären, die in der Bundesrepublik Deutschland seit 1949,
also seit ihrer Gründung verfolgt wurde.“11 Die daraus resultierenden institutionel-
len Arrangements im Sport sowie sein Verhältnis zur Politik gilt es nun zu zeigen.
12 Somit hatte auch der Sport vom „Nullpunkt“ zu beginnen. Vgl. Sorg (1955).
18 Vgl. Deutscher Sportbund (2003b). Für eine umfassende Darstellung des DSB siehe
Deutscher Sportbund (2003a), S. 17 ff.
25 Der Begriff der Subsidiarität geht auf die katholische Soziallehre zurück. Siehe hierzu
Nell-Breuning (1968).
ständig und ohne staatliche Steuerung ihre Belange regeln. Der Staat unterstützt
die Organisationen des selbstverwalteten Sports nur dort, wo sie ihre selbstgewähl-
ten Aufgaben alleine nicht bewältigen können.26 Er greift ein, wenn die Finan-
zierungsmöglichkeiten des Sports bereits erschöpft sind und der Sport dadurch in
seiner Funktionsfähigkeit gestört wird. Damit gesteht der Staat dem selbstverwal-
teten Sport zugleich zu, öffentliche Interessen zu verfolgen und „Träger öffent-
licher Belange“ zu sein.27
Die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Hinblick auf die Übernahme von
Aufgaben des Staates durch den Sport bei gleichzeitig subsidiärer Unterstützung
des Sports durch den Staat birgt allerdings Konfliktpotentiale bezüglich der Auto-
nomie des Sports.28 Aufgrund der verfassungsrechtlich garantierten Autonomie
des selbstverwalteten Sports stellt die finanzielle Förderung letztlich das zentrale
dem Staat zur Verfügung stehende Instrument zur Einflußnahme gegenüber dem
Sport dar. So wird die Autonomie zunehmend durch die Bereitstellung staatlicher
zweckgebundener Mittel eingeschränkt. Verbände erhalten die „öffentlichen
Zuschüsse mit der Begründung [ . . . ], die im öffentlichen Interesse liegenden Auf-
gaben zu erfüllen.“29
Verantwortlich für die Förderung des Sports ist die öffentliche Sportverwaltung
des Sports, die damit die „staatliche Seite des deutschen Sports bildet.“30 Nach
Auffassung des Staates bildet die öffentliche Sportverwaltung zusammen mit der
Selbstverwaltung des Sports die beiden Pfeiler der Sportverwaltung. Damit be-
ziehen sich auch alle Angaben im Sportbericht der Bundesregierung ausschließlich
auf den selbstverwalteten Sport. Andere Formen des Sportangebotes wie z. B. der
erwerbswirtschaftliche Sport finden keine Erwähnung.31
Die öffentliche Sportverwaltung wird entsprechend des föderativen Aufbaus der
Bundesrepublik Deutschland von Bund, Ländern und Kommunen getragen. Ihre
Erscheinungsform ist sehr vielfältig und differenziert, weshalb auf eine detaillierte
Beschreibung an dieser Stelle verzichtet werden soll. Bevor deren Förderaktivi-
täten nun näher dargestellt werden, gilt es, noch kurz die rechtlichen Grundlagen
für die öffentliche Sportförderung abzustecken.
4 Langer
36 Landesgesetz über die öffentliche Förderung von Sport und Spiel in Rheinland-Pfalz
(9.12.1974), Gesetz zur Förderung des Sports im Lande Bremen (5.7.1976), Gesetz zur För-
derung des Sports im Lande Berlin (12.10.1978). Zu einer näheren Kommentierung und Ana-
lyse der Gesetzestexte siehe Güldenpfennig (1980), S. 106 ff.
37 Gesetz über die Sportförderung im Land Brandenburg (10.12.1992), Thüringer
Sportfördergesetz (8.7.1994), Gesetz zur Sportförderung in Mecklenburg-Vorpommern (9.11.
2002).
38 Vgl. Güldenpfennig (1980), S. 146 f.
39 Art. 3c Abs. 1 LVerf Baden-Württemberg, Art. 140 Abs. 3 LVerf Bayern, Art. 32 LVerf
Berlin, Art. 35 LVerf Brandenburg, Art. 35a LVerf Bremen, Art. 62a LVerf Hessen, Art. 16
Abs. 1 LVerf Mecklenburg-Vorpommern, Art. 6 LVerf Niedersachsen, Art. 18 Abs. 3 LVerf
Nordrhein-Westfalen, Art. 40 Abs. 4 LVerf Rheinland-Pfalz, Art. 34a LVerf Saarland, Art. 36
Abs. 1 und 3 LVerf Sachsen-Anhalt, Art. 9 Abs. 3 LVerf Schleswig-Holstein, Art. 30 Abs. 3
LVerf Thüringen. Eine Darstellung und knappe Kommentierung der Sportförderklauseln bie-
tet Hölzl (2002), S. 42 ff.
40 Vgl. Hockenjos (1995), S. 20, S. 25 ff.
41 Folgende Regelungen aus dem EG-Vertrag haben eine Wirkung auf den Sport:
– Freizügigkeit der Arbeitnehmer (Art. 39),
Bei der Erfassung des Umfangs der staatlichen Sportförderung ergeben sich ins-
besondere zwei Problembereiche: die Abgrenzung der Sportförderung sowie die
Quantifizierung der Förderung.
Wie schon weiter oben erläutert, liegt kein einheitliches Verständnis von „Sport“
respektive den mit diesem Begriff beschriebenen Aktivitäten vor.44 Manchmal wer-
den Wandern, Fischen, Tanzen oder andere Aktivitäten dem Sport zugerechnet,
manchmal sind diese Aktivitäten aber auch ausgeschlossen. Insbesondere die
44 Vgl. 2. Kap., B. I.
4*
Im folgenden sollen für die einzelnen staatlichen Ebenen die Trägerschaft der
Sportförderung, qualitative Aspekte der unmittelbaren und mittelbaren Transfer-
leistungen sowie, soweit dies die oben gemachten Einschränkungen zulassen,
quantitative Aspekte der staatlichen Sportförderung dargelegt werden.
1. Bundesebene
45 Dies zeigt sich beispielsweise im Rahmen der Erfassung der Ausgaben der öffentlichen
Haushalte durch das Statistische Bundesamt, das die Ausgaben für Sport und Erholung auch
konsolidiert abbildet und im Aufgabenbereich „Sonstiges“ entsprechende Grenzfälle abbildet.
46 Vgl. Anders (1996), S. 368 f., Andreff (1996).
Innern als das für den Sport auf Bundesebene zuständige Bundesministerium eine
koordinierende Funktion (vgl. Tabelle 2). Dem Bundesministerium des Innern
nachgeordnet ist das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp), das sportwissen-
schaftliche Aufgaben fördert und koordiniert. Auf legislativer Ebene zeichnet der
Sportausschuß des Deutschen Bundestags für die Sportförderung verantwortlich.
Die unmittelbaren Zuwendungen des Bundes an den Sport sind äußerst facetten-
reich geartet, wie aus Tabelle 2 schon zu entnehmen ist.47 Einen wesentlichen Teil
der Förderung erfahren der Hochleistungssport respektive die jeweiligen Spitzen-
verbände.48 Trainingsstätten in Form von Leistungszentren und Stützpunkten, der
Sportstättenbau im allgemeinen, Sportgeräte, technische Hilfsmittel sowie qualifi-
zierte Personalausstattung werden mitfinanziert. Ferner beteiligt sich der Bund an
den Kosten der Talentsuche und -förderung, der medizinischen Betreuung der
Sportler sowie der sportwissenschaftlichen Forschung. Wettkampfteilnahmen und
die Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen werden ebenso finanziell unter-
stützt wie die international repräsentativen Organe der deutschen Sportselbstver-
waltung. Der Breitensport erfährt nur dort unmittelbare Transferzahlungen des
Bundes, wo die Maßnahmen von zentraler Bedeutung für die gesamte Bundesrepu-
blik Deutschland sind und von einzelnen Ländern nicht wirksam gefördert werden
können.49
Der Bund fördert den Sport mittelbar im Rahmen der Steuergesetzgebung.
Wenngleich die Entscheidungen über Steuererleichterungen auf Bundesebene ge-
troffen werden, sind davon nicht weniger die Länder und Kommunen betroffen,
die auf potentielle Steuereinnahmen verzichten müssen.50 Entscheidend für die
steuerrechtliche Behandlung von Vereinen des selbstverwalteten Sports ist der
Status der Gemeinnützigkeit.51 Wird die Gemeinnützigkeit dem Sportverein zu-
erkannt, kommt er in den Genuß zahlreicher steuerlicher Vergünstigungen.52 Die
diversen Steuererleichterungen gestalten sich im wesentlichen derart, daß der
47 Zur Sportförderpolitik und den Sportfördermitteln des Bundes siehe auch Büch (1999),
S. 169 ff., oder Schmidt (1987), S. 26 ff.
48 Einen umfassenden Überblick über die Sportförderung des Hochleistungssports durch
den Bund findet sich in Bundesministerium des Innern (2002), S. 27 ff.
49 Zu entsprechenden Maßnahmen des Bundes siehe Bundesministerium des Innern
(2002), S. 71 ff.
50 Dies ergibt sich aus der Steuerertragshoheit (Art. 106, 107 GG) und dabei insbesondere
aus den Gemeinschaftssteuern, d. h., solchen, deren Aufkommen Bund, Ländern und Ge-
meinden gemeinsam zusteht (Art. 106 III GG). So teilen sich Bund und Länder die Körper-
schaftssteuereinnahmen hälftig, die Umsatzsteuerverteilung entspricht aktuell einem Verhält-
nis von etwa 51,41 zu 46,52 zu 2,07 zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Auch wenn
die Gewerbesteuererträge grundsätzlich den Gemeinden zustehen, haben diese eine Gewer-
besteuerumlage an Bund und Länder zu leisten.
51 Das Gemeinnützigkeitsrecht ist in der Abgabenordnung geregelt: §§ 51 bis 68 AO.
52 Zur Besteuerung von Vereinen siehe Engelsing / Littkemann (2002), S. 55 ff., sowie die
dort angegebene Literatur. Allgemein zur steuer- sowie zivilrechtlichen Sonderstellung des
Sportvereins siehe Madl (1994), S. 7 ff.
Tabelle 2
Sportfördermittel und Sportförderaufgaben der Bundesregierung
nach Ressorts (Soll 2002, in Millionen Euro)
Summe 253,5
gemeinnützige Verein von der Körperschafts- und Gewerbesteuer befreit ist und
daß bei der Umsatzsteuer verschiedene Steuerermäßigungen gelten. Darüber hin-
aus kann der Verein Spendenquittungen ausstellen, womit der steuerliche Abzug
in Höhe von fast 53 Millionen Euro resultiert.57 Eine weitere Quantifizierung ge-
staltet sich aufgrund von Zurechnungsschwierigkeiten und Wirkungsinterdepen-
denzen äußerst problematisch und würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Es
bleibt aber festzuhalten, daß der quantitative Gesamtumfang der Sportförderung
durch den Bund erheblich höher liegen dürfte als dargestellt.
350
300
250
Mio. Euro
200
150
100
50
0
1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000
Jahr
Förderung des Sports Sportstätten Nettosportausgaben
2. Landesebene
57 Unter Annahme der von Heinemann / Schubert (1994), S. 276, ermittelten Höhe der
Spendeneinnahme von rund 132 Millionen Euro und einem durchschnittlichen Steuersatz von
40 Prozent ergibt sich eine mittelbare Transferleistung des Staates in Höhe von fast
53 Millionen Euro.
58 Ein gesonderter Ausweis der Förderung des Sports und Sportstätten erfolgt auf Bundes-
ebene erst seit 1970.
Deutschland (SMK).59 Sie behandelt seit ihrer ersten Konferenz 1977 Angelegen-
heiten des Sports der Länder mit überregionaler Bedeutung. Ihr gehören die 16 für
den Sport zuständigen Landesminister / -senatoren an. Als Gäste wirken der Bun-
desminister des Innern, der Deutsche Sportbund, kommunale Spitzenverbände wie
auch die Kultusministerkonferenz an der Beschlußfassung mit.
Tabelle 3
Ressortzuständigkeiten der Sportförderung in den Bundesländern
(Stand: Oktober 2004)
Bundesland Ressort
Baden-Württemberg Ministerium für Kultus, Jugend und Sport
Bayern Staatsministerium für Unterricht und Kultus
Berlin Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport
Brandenburg Ministerium für Bildung, Jugend und Sport
Bremen Senator für Inneres und Sport
Hamburg Behörde für Bildung und Sport
Hessen Ministerium des Innern und für Sport
Mecklenburg-Vorpommern Sozialministerium
Niedersachsen Ministerium für Inneres und Sport
Nordrhein-Westfalen Ministerium für Städtebau und Wohnen,
Kultur und Sport
Rheinland-Pfalz Ministerium des Innern und für Sport
Saarland Ministerium für Inneres, Familien, Frauen und Sport
Sachsen Staatsministerium für Kultus
Sachsen-Anhalt Ministerium für Gesundheit und Soziales
Schleswig-Holstein Innenministerium
Thüringen Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit
schiede und verschiedener Priorisierung im Detail lassen sich dennoch einige Ge-
meinsamkeiten über die Bundesländer hinweg erkennen.60 Ein Großteil der für die
Sportförderung bereitgestellten Landesmittel sind Zweckzuweisungen und Zu-
schüsse für den kommunalen wie auch den vereinseigenen Sportstättenbau. Ferner
bauen und unterhalten die Länder Leistungszentren und Trainingsstützpunkte, die
insbesondere der Nachwuchs- und Spitzensportförderung dienen. Sie bezuschussen
erforderliche Trainer und stellen die medizinische Versorgung bereit. Der Vereins-
sport erfährt eine laufende Förderung seines Übungsbetriebs durch Landesmittel,
die in aller Regel der Anschaffung von Sportgeräten, Finanzierung der Wettkampf-
teilnahme sowie zu einem bedeutenden Teil der Entlohnung, Aus- und Fortbildung
der Übungsleiter zufließen. Darüber hinaus fördern die Länder gezielt besondere
Zielgruppen und Projekte. Hier seien beispielhaft die direkten Zuwendungen an
die Landesverbände des Behindertensports, die sogenannten „Fan-Projekte“ zur
Betreuung von Anhängern einer Sportart oder andere Initiativen und Projekte für
den Sport mit Kranken, Arbeitslosen, Jugendlichen, Strafgefangenen oder Aus-
ländern genannt. Der Sport an Schulen und Hochschulen, im besonderen der Bau
entsprechender Sportstätten sowie die Besoldung von Lehrern und Dozenten, ist
ebenfalls Aufgabe der Länder.
Die Bundesländer verzichten auf Einnahmen aus den Sportwetten und Lotte-
rien zugunsten des Sports. Die Lotterien unterliegen in Deutschland der Länder-
hoheit. Für sie gilt das jeweilige Landesrecht, sie stehen unter staatlicher Auf-
sicht, ihre Organisation ist länderspezifisch, wenngleich immer von einer öffent-
lichen Beteiligung geprägt. Von den erwirtschafteten Beträgen sind umsatzabhän-
gige Zweckerträge bzw. Konzessionen an die Landeshaushalte oder direkt an
bestimmte Destinatäre mit gemeinnützigem Charakter abzuführen. Die Höhe und
Aufteilung sind entsprechend länderspezifischer Regelungen nicht einheitlich,
wenngleich neben sozialen und kulturellen Einrichtungen insbesondere der Sport
von diesen Geldern profitiert.61 So konnten 1998 kumuliert über alle Bundes-
länder rund 2,5 Milliarden Euro erwirtschaftet werden, die den gemeinnützigen
Destinatären, und unter ihnen in besonderem Maße den sportlichen, direkt zu-
geflossen sind bzw. für eine entsprechende Verwendung in die Landeshaushalte
eingestellt wurden.62
Ferner darf nicht übersehen werden, daß erhebliche Landesmittel für Perso-
nalkosten staatlicher Sportbehörden aufgebracht werden.63 Als ein Beispiel sei
nur der umfangreiche Polizeieinsatz bei Sportgroßveranstaltungen angeführt, ein
800
600
Mio. Euro
400
200
0
1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000
Jahr
Förderung des Sports Sportstätten
Badeanstalten Nettosportausgaben
Abbildung 4: Sportausgaben der Länder (mit Stadtstaaten) von 1965 bis 2002
(nominal, in Millionen Euro)65
64 Die Haushalte der Stadtstaaten rechnet das Statistische Bundesamt den Länderhaus-
halten zu.
65 Ein gesonderter Ausweis der Förderung des Sports und Sportstätten erfolgt auf Landes-
ebene erst seit 1970, ebenso werden Landesmittel für Badeanstalten erst seit 1970 ausge-
wiesen.
3. Kommunalebene
68 Vgl. Schmidt (1987), S. 19 ff. Zu einer detaillierten Darstellung der Arten kommunaler
Sportförderung siehe Hockenjos (1999).
Die Kommunen stehen den Vereinen ebenfalls durch die Beteiligung an Risiken
bei. Viele bieten die Übernahme von Ausfallbürgschaften oder die Abgabe von
Defizitgarantien an, die bei der Veranstaltung von Großsportereignissen von Rele-
vanz sind. Diese lassen sich als unmittelbare Transferleistungen verstehen.
Langfristig ist bei den kommunalen Sportausgaben ein Anstieg zu erkennen
(vgl. Abbildung 5). Die deutliche Steigerung der Sportförderung 1973 / 74 dürfte
in Zusammenhang mit der deutschen Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft
1974, der Anstieg 1992 mit der erstmals mit in die Rechnung aufgenommenen
Ausgaben der neuen Bundesländer stehen. 1965 verausgabten die Kommunen rund
249 Millionen Euro für den Sport. Dieser Wert belief sich zum Vergleich auf über
3,1 Milliarden Euro im Jahre 2002 und damit auf mehr als das Zwölffache. Werden
hiervon die unmittelbaren Einnahmen abgezogen, die weit über die Hälfte aus den
Badeanstalten resultieren, so ergibt sich ein kommunaler Zuschußbedarf von über
2,4 Milliarden Euro.
3500
3000
2500
Mio. Euro
2000
1500
1000
500
0
1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000
Jahr
Förderung des Sports Sportstätten
Badeanstalten Nettosportausgaben
69 Ein gesonderter Ausweis der Förderung des Sports und Sportstätten erfolgt auf Kom-
munalebene erst seit 1974. Für die Jahre 1965 bis 1973 wurde deshalb auf die von Hockenjos
(1995), S. 176 f., geschätzten Anteile auf Basis der Durchschnittswerte der Folgejahre zu-
rückgegriffen.
3500
3000
2500
Mio. Euro
2000
1500
1000
500
0
1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000
Jahr
nominal real
Quelle: Eigene Berechnung auf Basis Statistisches Bundesamt, Finanzen und Steuern (1965 – 2002),
Konsumentenpreisindex-Deflator.
70 Darin nicht enthalten sind die Ausgaben der Zweckverbände, die sich auf rund zehn
Millionen Euro beliefen.
71 Vgl. hierzu auch Bundesministerium des Innern (2002), S. 21.
Den größten Teil der öffentlichen Sportförderung tragen, vorbehaltlich der vor-
genommenen Abgrenzung der Quantifizierung, die Kommunen mit rund 78 Pro-
zent. Der Anteil der kommunalen Sportförderung war im Zeitablauf kontinuierlich
gestiegen, lag in den 80er Jahren auf deutlich über 80 Prozent und sank mit der
Wiedervereinigung wieder auf unter 80 Prozent. Unter einer partiellen Berücksich-
tigung der Ausgaben der Stadtstaaten, die in den dargestellten Werten in vollem
Umfang den Ländern zugerechnet sind, dürfte der Anteil der Kommunen aber
schon immer deutlich höher liegen. Eine leichte Relativierung ergibt sich unter
Berücksichtigung der mittelbaren Transfers in Form der von Bund und Land ge-
tragenen Steuervergünstigungen sowie des Einnahmeverzichts der Länder auf die
Lotterieeinnahmen zugunsten des selbstverwalteten Sports. Dennoch bestätigen
diese Werte die Sportförderung als primär kommunale Aufgabe in Deutschland.
4000
3500
3000
2500
Mio. Euro
2000
1500
1000
500
0
1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000
Jahr
Bund Länder Kommunen Nettosportausgaben gesamt
4000
3500
3000
Mio. Euro
2500
2000
1500
1000
500
0
1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000
Jahr
nominal real
Quelle: Eigene Berechnung auf Basis Statistisches Bundesamt, Finanzen und Steuern (1965 – 2002),
Konsumentenpreisindex-Deflator.
Zur Komplettierung der Sportförderung soll noch kurz die Sportförderung durch
die Europäische Union skizziert werden. Vergleichbar mit der Sportministerkon-
ferenz haben sich auf europäischer Ebene eine Europäische Sportministerkon-
ferenz sowie regelmäßige informelle Sportministerbegegnungen etabliert. Diese
wirken als Impulsgeber der europäischen Sport(förder)politik und legen deren
grundsätzliche Richtung fest. Die politischen Beschlüsse werden dann durch die
Europäische Kommission umgesetzt, die ferner als „Hüter der Verträge“ fungiert
sowie die Finanzmittel und Fonds und damit auch die Gelder für den Sport der
Europäischen Union verwaltet. Zuständig für den Sport bei der Kommission ist die
Generaldirektion Bildung und Kultur und dort im speziellen die 1998 eingerichtete
sogenannte „Sport Unit“.
Von der Unterstützung in der Doping-Problematik abgesehen, gibt es gegen-
wärtig kein direktes Sportförderprogramm der Europäischen Union. Eurathlon als
ein solches ist mangels rechtlicher Grundlage ausgelaufen.72 Eurathlon richtete
sich ausschließlich an Institutionen des selbstverwalteten Sports, Einrichtungen
der öffentlichen Sportverwaltung sowie Schulen und Hochschulen, die die Sport-
förderung zu ihren satzungsgemäßen Zielen zählen. Für die Förderung insbeson-
dere von integrationsfördernden Austauschprogrammen, der gemeinsamen Sport-
aus- und Weiterbildung sowie von sportlicher Betätigung im Interesse der Gesund-
heit standen 1997 zwei Millionen Euro für 175 Projekte zur Verfügung.
Auch wenn der Europäischen Union die rechtliche Basis zur Sportförderung
fehlt, d. h., sie weder über spezifische Kompetenzen noch finanzielle Mittel ver-
fügt, kann der Sport dennoch in übergreifenden Programmen und Aktionen mit-
gefördert werden.73 Des weiteren deklarierte die Europäische Union das Jahr 2004
zum Europäischen Jahr der Erziehung durch Sport und stellte dafür über elf Millio-
nen Euro zur Verfügung.74
Insgesamt bleibt die finanzielle Förderung des Sports durch die Europäische
Union im Vergleich zur nationalen öffentlichen Förderung kaum beachtenswert.
Im folgenden soll erörtert werden, wie der Staat durch regulierende Eingriffe in
den Markt zur Förderung des Sports beiträgt. Hierbei können nicht alle staatlichen
Regulierungen vollständig beschrieben werden, die sich auf das im Bereich des
Sports erzielte Marktergebnis positiv auswirken. Es sollen aber entsprechend der
Möglichkeiten eines Eingriffs in die Marktstruktur, das Marktverhalten oder das
Marktergebnis die drei zentralen Regulierungsansätze exemplarisch herausgegrif-
fen werden, um so zu verdeutlichen, daß die öffentliche Sportförderung weit über
staatliche Transferleistungen hinausreicht. Ein Eingriff in die Marktstruktur erfolgt
durch die Anerkennung nur eines Sportverbandes seitens des Staates, ein Eingriff
in das Marktverhalten durch die Duldung mittels Verbandsregeln geschaffener und
dem Bereich des Sports zuzurechnender Ausnahmebereiche und ein Eingriff in
das Marktergebnis im Rahmen der Sportberichterstattung im öffentlich-rechtlichen
Rundfunk.75
1. Ein-Verbands-Prinzip
73 Als mögliche Finanzierungsquellen wären hier der Europäische Fonds für Regionale
Entwicklung, der Europäische Sozialfonds, der Europäische Ausgleichs- und Garantiefonds
für Landwirtschaft oder die Gemeinschaftsinitiativen der Europäischen Union zu nennen.
Siehe hierzu auch Eulering (2001), S. 274.
74 Vgl. Europäisches Parlament / Europäischer Rat (2003).
75 Die Förderung des Sports über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk basiert zugleich auf
einem Eingriff in die Marktstruktur, da die Struktur des dualen Rundfunksystems weitgehend
staatlich determiniert und reguliert ist.
76 Bei der Frage nach den Wettbewerbern handelt es sich letztlich um das Problem der
Abgrenzung des relevanten Marktes. Siehe hierzu Oberender (1975).
5 Langer
83 Vgl. Vieweg (1990), S. 58, S. 61 ff., sowie die Ausführungen am Beispiel Fußball von
Parlasca (1993), S. 218 f.
neuen, nicht offiziell anerkannten Sportanbietern den Zutritt zum Markt erschwert
und damit die Anbieter des selbstverwalteten Sports vor Konkurrenten schützt.
Das Prinzip der staatlichen Anerkennung von nur einem Sportverband ist eine
Ursache für die Monopolstellung der Sportverbände.84
Verbunden mit der Monopolstellung der Sportverbände ist Marktmacht.85 Mit-
tels der Marktmacht können die Sportverbände Monopolrenten erzielen. Es findet
eine Umverteilung der Renten, sowohl von den Inputfaktoren der sportlichen Lei-
stungserstellung, insbesondere den Spitzensportlern, als auch von den Nachfragern
nach sportlichen Leistungen als Unterhaltungsgut, also den Konsumenten vor Ort
bzw. den Medien, statt.86 Gerade durch die Schaffung von Marktzutrittsschranken
fördert der Staat die Marktmacht der Verbände und unterstützt damit indirekt die
daraus resultierenden Konsequenzen in Form von sportlichen bzw. wirtschaftlichen
Regelungen durch die Sportverbände zur Erzielung von Monopolrente. Diese Re-
gelungen sollen nun explizit betrachtet werden.
Die Regelungen der Sportverbände sind sehr vielfältig und betreffen sowohl die
Input- als auch die Outputmärkte.87 Diese Regelungen greifen in Marktprozesse in
einer Form ein, wie sie anderen Marktteilnehmern staatlich nicht gestattet werden.
Somit werden den Sportverbänden durch relativ erweiterte Handlungsspielräume
privilegierte Marktverhaltensweisen zugestanden. Es werden dem Bereichs des
Sports zurechenbare Ausnahmebereiche akzeptiert bzw. definiert, die es den Sport-
verbänden ermöglichen, Marktmacht zu entwickeln. Dabei stehen zwei Bereiche
besonders in der Diskussion und haben schon staatliches Handeln nach sich ge-
zogen, weshalb diese näher zu beleuchten sind: die Vermarktung der Fernseh-
übertragungsrechte als auch Mobilitätsbeschränkungen der Spieler durch das
Transfersystem sowie durch Ausländerbegrenzungen.
Die Diskussion um die Vermarktung der Fernsehübertragungsrechte soll exem-
plarisch am Fußball dargestellt werden. Die Vermarktung der Übertragungsrechte
erfolgte bis 2001 durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB), seitdem durch die
neugegründete Deutsche Fußball Liga (DFL). Diese traten bzw. treten als Mono-
polisten auf und vermarkten die Rechte zentral. Dieses Vorgehen erfährt sowohl
von ökonomischer als auch juristischer Seite erhebliche Kritik, da die Fußball-
Bundesliga ein Vermarktungskartell bildet.88
Vgl. Franck (1995), S. 82 ff., Parlasca (1993), S. 98 ff., Kubat (1998), S. 49 ff.
85
86 Das Ausmaß der Umverteilung der Renten hängt dabei insbesondere von den Regelun-
gen ab, die von den jeweiligen Sportverbänden getroffen werden. Siehe hierzu Franck (1995),
S. 82 ff., Parlasca (1993), S. 105 ff., Kubat (1998), S. 49 ff.
87 Vgl. Franck (1995), S. 82 ff., Parlasca (1993), S. 105 ff., Kubat (1998), S. 49 ff.
5*
88 Vgl. Parlasca (1993), S. 140 ff., Hausmann (1994), Franck (1995), S. 110 ff., Klodt
(1998), Erning (2000), S. 141 ff. Zu einer etwas differenzierteren Sicht siehe Schellhaaß / En-
derle (1998).
89 Vgl. Erning (2000), S. 139 f., sowie allgemein zur Entwicklung der Vermarktung der
Übertragungsrechte ebda., S. 134 ff.
90 Zur Problematik der Branchenfreistellungen siehe Eickhof (1993) sowie die dort ange-
gebene Literatur.
91 EuGH C-415 / 93. Zum Inhalt siehe auch Büch (1998), S. 283 f.
92 Der belgische Profi-Fußballer Jean-Marc Bosman klagte beim EuGH gegen seinen da-
maligen Sportverein, den RFC Lüttich, der den beabsichtigten Wechsel Bosmans zum fran-
zösischen Verein US Dünkirchen verhinderte, indem er ihm trotz Beendigung seines Arbeits-
vertrages die für einen Wechsel erforderliche Freigabeerklärung gegenüber dem belgischen
Fußballverband verweigerte.
93 Vgl. Büch / Schellhaaß (1978), S. 257 ff., Büch (1998), S. 286 ff., Schellhaaß (1984).
95 Bis 1980 konnte in der Fußball-Bundesliga die Ablösesumme beliebig hoch angesetzt
werden. Da damit aber ein Verstoß gegen Art. 12 Abs. 1 GG, der die Freiheit der Arbeits-
platzwahl garantiert, vorlag, wurden daraufhin die Transferregelungen weniger restriktiv ge-
staltet, wenngleich sie immer noch wettbewerbsbeschränkende Elemente beinhalteten. Siehe
hierzu Parlasca (1993), S. 183 ff., sowie die dort angegebene Literatur.
Vereine uninteressant zu machen.96 Darin sah der EuGH einen Verstoß gegen die
im EG-Vertrag geregelte Arbeitnehmerfreizügigkeit. 97 Ablösesummen sind somit
nur noch bei Vereinswechseln während der Vertragslaufzeit statthaft.
Obgleich das Urteil in Verbindung mit einem Fußballspieler gefällt wurde, be-
zieht es sich auf alle professionellen Sportler, die wie jeder andere europäische
Arbeitnehmer zu bewerten sind, und hatte damit auch enorme Auswirkungen auf
die anderen Sportverbände.
In Verbindung mit der Transferregelung wurde im gleichen Urteil die bis dahin
bestehende Ausländerbegrenzung als rechtswidrig erklärt. Bis 1995 war den Ver-
einen lediglich der Einsatz einer im Rahmen der Ausländerklausel i. d. R. auf drei
Spieler beschränkten Anzahl ausländischer Spieler erlaubt. Damit sollte die natio-
nale Identität der Ligen gewahrt bleiben und der deutsche Nachwuchs vor auslän-
discher Konkurrenz geschützt werden.98 Auch hierin sah der EuGH einen Verstoß
gegen das Recht auf Freizügigkeit der Arbeitnehmer.99 Letztlich handelt es sich
bei den Ausländerklauseln um rein protektionistische Maßnahmen zum Schutz
deutscher Sportler, die somit ein auf freien Märkten aus dem Zusammenspiel von
Angebot und Nachfrage nach professionellen Sportlern sich einstellendes Markt-
ergebnis verhindern.100
Mit dem Urteil des EuGH zur Abschaffung der Mobilitätsbeschränkungen der
Sportler durch Transfersummen und Ausländerbeschränkungen ist ein wegweisen-
der Schritt unternommen worden, die unter anderem aus staatlichen Marktzutritts-
schranken resultierenden Marktregulierungen durch die Sportverbände zu unter-
binden und für mehr Wettbewerb zu sorgen.
3. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
100 Vgl. Parlasca (1993), S. 191 f., Frick / Wagner (1996), S. 613 f., Erning (2000), S. 184.
101 Zur dualen Rundfunkordnung im marktwirtschaftlichen Kontext siehe u. a. Bardt
(2002), Hoffmann-Riem (2000), Schellhaaß (2000), Knorr / Winkler (2000) oder die Beiträge
in Mestmäcker (1988), S. 161 ff.
102 BVerfGE 74, 297 (326).
107 So sendeten ARD und ZDF im Jahr 1998 gegenüber den privaten Rundfunkanstalten
SAT.1 und RTL jeweils die rund dreifache Stundenzahl an Sportberichten. Abgesehen vom
Deutschen Sportfernsehen (DSF) auf Rang zwei, lagen Eurosport auf Rang eins sowie die
weiteren öffentlich-rechtlichen Anbieter ZDF, ARD und deren Dritte Programme auf Rang
drei bis neun der „Top Ten“-Sender der Sportberichterstattung nach zeitlicher Dauer. SAT.1,
RTL und die weiteren privaten Rundfunkanstalten folgten dahinter. Zu diesen Zahlen siehe
Morhart (2000), S. 50 ff.
108 Vgl. Schauerte (2002), S. 85 ff.
Nach der vorangegangenen Darstellung der Förderung des Sports durch die ver-
schiedenen staatlichen Ebenen stehen nun die Sportanbieter im Fokus der Betrach-
tung. Dabei wird zunächst deren strukturelle Entwicklung und dann deren finanz-
wirtschaftliche Lage erläutert.
110 Für knapp über vier Millionen Euro konnten ARD und ZDF über vier Jahre lang
von 1999 bis 2003 von insgesamt 31 Sportarten berichten, während zur gleichen Zeit alleine
für einzelne Europameisterschafts-Qualifikationsspiele der Fußball-Nationalmannschaft ein
deutlich höherer Preis zu entrichten war. Siehe hierzu Morhart (2000), S. 57.
111 Das Recht auf unentgeltliche Kurzberichterstattung über Sportereignisse wird vom
Bundesverfassungsgericht (BVerfGE 97, 228) bezüglich berufsmäßig durchgeführter Ver-
anstaltungen verneint.
112 Vgl. Kruse (1991).
113 Vgl. Bardt (2002), S. 30 ff. Zur Werbung für Sportarten, die mit der Fernsehpräsenz
verbunden ist, siehe auch Kruse (1991), S. 59 ff.
114 Zu einer Kritik an der dualen Rundfunkordnung aufgrund der fehlenden Staats- und
Gruppenferne der binnenpluralistischen Rundfunkaufsicht und damit möglicher Einfluß-
nahmen auf Programminhalte siehe Knorr / Winkler (2000), S. 334 ff.
Die wirtschaftliche Situation der Sportanbieter, die hier differenziert nach den
Angebotsformen nichtverwalteter Sport, fremdverwalteter Sport und selbstverwal-
teter Sport zu betrachten ist, wird nicht nur von der gerade beschriebenen Förde-
rung durch die öffentliche Hand bestimmt, sondern auch von angebotsseitigen und
nachfrageseitigen Entwicklungen. Diese gilt es nun kurz darzustellen, wobei einige
allgemeine Trends im Sport den Überlegungen vorangestellt werden.
115 Zum gesellschaftlichen Wandel in Bezug auf den Freizeitbereich siehe Opaschowski
(1995), S. 13 ff., zu den wesentlichen Zukunftstrends Opaschowski (2001), S. 28 ff., speziell
zum Sport ebda., S. 152 ff.
116 Vgl. Dietrich / Heinemann / Schubert (1990), S. 15 ff.
117 Vgl. Veltins (2002), S. 8. Diese Aussage gilt sicherlich primär für den Bereich des
Breitensports.
121 Vgl. Opaschowski (1995), S. 138 ff., Deutsche Gesellschaft für Freizeit (1999), S. 34 ff.
122 Engelhardt / Heinemann (2001), S. 49, sprechen hier treffend von „Sport-Hopping“.
Zum allgemeinen Freizeittrend des „Sowohl-als-auch“ siehe Deutsche Gesellschaft für Frei-
zeit (1999), S. 31 ff.
123 Vgl. Brandmaier / Schimany (1998), Henze (1991).
2. Selbstverwalteter Sport
Zur Situation des selbstverwalteten Sports liegt gutes Datenmaterial vor: zum
einen in Form der Mitgliederstatistiken der Sportverbände, zum anderen durch
umfangreiche Untersuchungen zu den Sportvereinen, insbesondere den Finanz-
und Strukturanalysen der Sportvereine (FISAS). So waren im Jahr 2003
23.524.760 Mitglieder über die Landessportbünde sowie zusätzlich knapp 3,4
Millionen über weitere Mitgliedsorganisationen im DSB organisiert.125 Dies ent-
spricht einem Anteil von 28,5 Prozent respektive 32,6 Prozent der bundesdeut-
schen Bevölkerung.
Bei einer Betrachtung der Entwicklung der Mitgliederzahlen als auch der
Anzahl an Sportvereinen seit 1950 zeigt sich ein stetiges Wachstum (vgl. Abbil-
dung 9).126 Dieses setzte sich unabhängig des zusätzlichen Schubs durch die Auf-
nahme der Landessportbünde der fünf neuen Bundesländer 1990 fort. Die Anzahl
der Mitglieder ist bis zum Jahr 2003 um mehr als das Achtfache gegenüber 1950
gestiegen, die Anzahl der Vereine um 450 Prozent. Das durchschnittliche Wach-
stum der Mitgliedschaften liegt bei über vier Prozent per annum. Nach Jahren star-
ker Mitgliederzuwächse ist die Wachstumskurve seit Ende der 90er Jahre ab-
geflacht. Es sind aber weiterhin Zuwächse zu verzeichnen: im Jahr 2003 stieg die
Mitgliederzahl um 0,07 Prozent (2002: 0,22%), die Anzahl der Sportvereine er-
höhte sich um 0,39 Prozent (2002: 0,48%).127
Das Angebot und die Nachfrage nach Sportarten und deren Ausübungsformen
ist sehr vielschichtig. Die fünf mitgliederstärksten Fachverbände sind der Deutsche
Fußball-Bund (6,27 Mio. Mitglieder), der Deutsche Turner Bund (5,07 Mio.),
der Deutsche Tennis Bund (1,84 Mio.), der Deutsche Schützenbund (1,55 Mio.)
sowie der Deutsche Leichtathletik Verband (0,87 Mio.).128 Bezüglich des relativen
Mitgliederzuwachses lag im Jahr 2003 der Deutsche Verband für Modernen
Fünfkampf (21,63 %) vor der International Taekwon-Do Federation Deutschland
125 Vgl. Deutscher Sportbund (2003b). Die zusätzlich knapp 3,4 Millionen Mitglieder sind
teilweise in den Landessportbünden registriert und damit bedingt doppelt erfaßt. Grundsätz-
lich weisen die Verbandsstatistiken einige methodische Probleme auf, um die Zahl der kumu-
lativen Netto-Mitglieder zu bestimmen. Hierzu gehören Mehrfachmitgliedschaften, Zuord-
nungsschwierigkeiten und unterlassene Mitgliedschaftsmeldungen. Vgl. Hartmann-Tews
(1996), S. 95 ff., S. 105 f. Auch ist zwischen sportlich aktiven und passiven Mitgliedern zu
unterscheiden.
126 Vgl. Deutscher Sportbund (2003b). Der einmalige enorme Mitgliederrückgang im
Jahr 1991 resultiert aus der Datentransformation der Mitgliedschaften in den neuen Bundes-
ländern. Aufgrund des Aufbaus des bundesrepublikanischen Bestandserhebungsmodells
wird in diesen ein „statistischer“ Mitgliederrückgang von fast einer Million Mitgliedern
ausgewiesen.
127 Werden ausschließlich die über die Landessportbünde im DSB organisierten Mitglieder
berücksichtigt, so sanken im Jahr 2003 die Mitgliederzahlen. Der Rückgang belief sich auf
0,07 Prozent.
128 Vgl. Deutscher Sportbund (2003b).
(17,71 %) und dem Deutschen Sportakrobatik Bund (13,70 %).129 Von den im Rah-
men der FISAS 1996 befragten 3024 Sportvereinen bieten mehr als zehn Prozent
folgende Sportarten an: Fußball (32 % der Sportvereine), Turnen (32 %), Tisch-
tennis (17 %), Volleyball (14 %), Tennis (12%), Leichtathletik (11 %).130 Insgesamt
wurden mehr als 8000 Sportangebote genannt, die sich auf über 600 verschiedene
Angebotsformen verteilen. Darunter dominieren wettkampfbezogene Sportange-
bote, insbesondere Sportspiele, mit rund 85 Prozent. Innerhalb der nicht wett-
kampfbezogenen Sportangebote sind primär Fitneß-, Wellneß- und Gesundheits-
sportangebote vertreten. Darüber hinaus organisieren 87 Prozent der Sportvereine
zusätzliche außersportliche Angebote.131 Knapp die Hälfte aller Vereine hat min-
destens zwei Abteilungen, in denen die vielfältigen Angebote organisiert sind.132
30 200
180
25
160
140
Mitglieder (Mio.)
20
Vereine (Tsd.)
120
15 100
80
10
60
40
5
20
0 0
1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000
Mitglieder West (Mio.) Mitglieder gesamt (Mio.)
Vereine West (Tsd.) Vereine gesamt (Tsd.)
129 Im Vorjahr (2002) lag der Deutsche Golf Verband (7,7 %) vor dem American Football
Verband Deutschland (7,3 %) und dem Deutschen Rollsport und Inline-Verband (4,91 %).
Vgl. Deutscher Sportbund (2003b).
130 Vgl. Emrich / Pitsch / Papathanassiou (2001), S. 16, S. 207 f.
denzen entsprechend paßt auch der selbstverwaltete Sport sein Angebot an. Dazu
verfolgt er verschiedene Strategien, die zu einem vermehrt fremdorientierten An-
gebot und damit weg von der klassischen Mitgliederinteressenorientierung führen,
in anderen Fällen aber auch die Rückbesinnung auf die traditionelle Mitglieder-
orientierung forcieren.133
Betrachtet man die Nachfrager, also Nutzer des selbstverwalteten Sportange-
botes, nach soziodemographischen Merkmalen, so ist zunächst festzustellen, daß
Jugendliche im Alter von sieben bis 18 Jahren entsprechend ihrem Anteil an der
Wohnbevölkerung deutlich überrepräsentiert sind.134 Ferner sind Frauen weniger
in Sportvereinen zum aktiven Sporttreiben organisiert als Männer, wenngleich ihr
Anteil von gut zehn Prozent im Jahr 1950 auf 37,9 Prozent im Jahr 2003 gestiegen
ist. Deutlichere Unterschiede lassen sich hinsichtlich des Bildungsniveaus erken-
nen, das bei den Mitgliedern in Sportvereinen überdurchschnittlich hoch ist.135
Umgekehrt ausgedrückt sind untere soziale Schichten in Sportvereinen unterreprä-
sentiert.136
Im speziellen Fall der überrepräsentierten Jugendlichen nehmen in den 6. Klas-
sen in Nordrhein-Westfalen über vier Fünftel der Gymnasiasten an den Sportange-
boten der Vereine teil, während dies nur knapp 40 Prozent der Hauptschüler tun.137
Neben den Unterschieden im Bildungsniveau sind auch in dieser Gruppe deutlich
mehr Jungen als Mädchen im Sportverein organisiert, wenngleich die Diskrepanz
etwas geringer ausfällt als in der Gesamtbevölkerung.
Bezüglich des selbstverwalteten Sports ist festzuhalten, daß das offerierte Sport-
angebot sowohl in seiner Vielfalt als auch der Anzahl der Vereine quantitativ weiter
steigt, als auch die Zahl der Mitglieder der Sportverbände weiter zunimmt. Dabei
repräsentieren Sportvereine nur bedingt die Bevölkerung: Jugendliche, Männer
und höhere soziale Schichten dominieren.138
133 Für eine aktuelle Bestandsaufnahme bei den Sportvereinen siehe Nagel (2003). Zu ver-
schiedenen Szenarien der Entwicklung von Sportvereinen siehe die Beiträge von Schwier,
Bädeker, Jütting und Dieckert in Wopp (1996), S. 86 ff.
134 Vgl. Emrich / Pitsch / Papathanassiou (2001), S. 195 ff.
135 Siehe hierzu beispielsweise die Untersuchung im Großraum Köln, als deren Ergebnis
Sporttreibende in Vereinen die höchste Schulbildung haben im Vergleich zu Nutzern alter-
nativer Sportanbieter. Vgl. Mrazek (1988), S. 192 f. Hinsichtlich Jugendlicher im Land Nord-
rhein-Westfalen siehe Kurz et al. (1996), S. 82.
136 In einer aktuellen Untersuchung kommt Kellermann (2003) zu dem Ergebnis, daß Fuß-
baller nach Bildungsmaßstäben in der oberen Mittelschicht oder gar der Oberschicht zu ver-
orten seien. Siehe auch die Ergebnisse der Wohlfahrtssurvey nach Schöb (1999), S. 9 f., oder
Dietrich / Heinemann / Schubert (1990), S. 48; hinsichtlich Jugendlicher im Land Nordrhein-
Westfalen siehe Kurz / Sonneck (1996), S. 81.
137 Vgl. Brettschneider / Kleine (2002), S. 83 ff., wenngleich die Zahl der im Sportverein
aktiven Gymnasiasten im späteren Schulalter auf gut 54 Prozent in den zehnten Klassen fällt.
138 Vgl. Brettschneider / Kleine (2002), S. 87 ff.
3. Fremdverwalteter Sport
fremdverwalteten Sports mit in die Betrachtung ein, so hat dieser dem selbstver-
walteten Sport trotz aller Förderung seine traditionelle Monopolstellung bereits
strittig gemacht.
4. Nichtverwalteter Sport
145 Im Rahmen der Focus-Marktstudie (2002a), S. 8, liegt dieser Anteil gar bei über 70
Prozent.
146 Vgl. Veltins (2001), S. 8, Focus-Marktstudie (2002a), S. 9.
Abschließend soll noch kurz der Flächendeckungsgrad sowie der allgemeine Zu-
stand und die Betreiberschaft von Sportanlagen skizziert werden.
Es läßt sich feststellen, daß Sportanlagen eine breite räumliche Streuung haben
und flächendeckend über das gesamte Bundesgebiet vorhanden sind (vgl. Abbil-
dung 10). Mit ausschlaggebend hierfür ist der von der Deutschen Olympischen
Gesellschaft in Abstimmung mit dem DSB erarbeitete und 1960 verabschiedete
sogenannte „Goldene Plan“. Dieser legt Richtwerte für die Ausstattung von Kom-
munen verschiedener Größen mit Sportstätten fest und wurde zum Orientierungs-
rahmen der Sportförderpolitik im Sportstättenbau. Bereits nach 15 Jahren wurden
so 14.700 Sportplätze, 15.900 Sporthallen, 3.000 Hallenbäder, 2.400 Freibäder und
31.000 Kinderspielplätze durch die öffentliche Hand geschaffen.149
Anzahl Sportanlagen
741
7.401
14.723
21.353
3.943
7.935
3.095
3.978
4.408
22.027
1.667
10.189
2.719
1.852
18.556
6.096
4.036
100%
80%
60%
40%
20%
0% .
Berlin Bremen HessenVorp WestfalenPfalz
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Nordrhein
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Ba Bu
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w
c
M
Ø
dr
der Sportstätten in Anzahl und Qualität an das West-Niveau erreicht werden. Seit
1999 stellt hierfür auch der Bund umfangreiche Mittel bereit. Zusammen mit den
Aufwendungen der Länder und Kommunen flossen von 1999 bis 2003 über 200
Millionen Euro in rund 350 Projekte.150
Nach der aktuellen Sportstättenstatistik der Länder umfaßt die Grundinfrastruk-
tur 126.962 Sportstätten in D